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Full text of "Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich"

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Gesellschaft  fUr  die  Gescbichte  des  ProtestanüsniDS 


in  Oesterreich. 


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Unter  Mitwirkung  von 


Dr.  C.  A.  AVitz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautcnbcrgcr 

a.  k.  Oberkirchenrath  m  Wien  Superiotendent  in  Teschcn  Senior  In  Brtinn 

» 

.  herausgegeben  von 

Dr.  Georg  Loesohe 

k.  k.  ord.  Professor  in  Wien. 

Sechzehnter   Jahrgang. 


I.  Heft. 

Ausgegeben  am  1.  Februar  1895. 


Wien 

V  inz'tche  k.  u.  k-  Hof -Verlags-  und  UniversitätB  Buchhandlung  (Julius  Klinkhardl  &  Co.). 

Leipzig 

Julius    Klinkhardt. 
18  G  5. 


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THE  NEW  YORK 

PUBLIC  LIBRARY 

ASTOR,  LENOX  AND 
TILfil£N  FOUNDATIONS 
H  1927  i,  j 


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INHALT. 


Sehe 

1.  Luther's  Beziehungen  zu  Böhmen.  I.  Von  Robert  Fronius,  Vicar  in  Czernowitz  1 

2.  Die  Bedeutung  des  , Wittenberger  Ordinirlenbuches  1637—1560"  für  die 
Refoimations  Geschichtsforschung  Oesterreichs.  Von  Dr.  theol.  et  phil.  Georg 
Buckwald  in  Leipzig 29 

3.  Das  Evangelium  in  Gablonz  und  Umgebung.  Von  Lic.  theol.  Arthur  Schmidt, 
evang.  Pfarrer  in  Bielilz,  früher  in  Gablonz  n.  N 35 

4.  Aus  der  protestantischen  Zeit  der  Steiermark.  Stammbuchblätter  aus  den 
Jahren  1582 — 1616.  Mitgetheilt  von  Universiiäts- Professor  Dr.  y.  Loserth  in 
Graz 53 

Ö.    Bilder  aus  der  Zeit  der  Gegenreformation.   Von  Professor  Pr.  Scheichl  in  Linz       78 

6.  Oesterreichische  Exulanten,  die  Ahnen  des  deutschen  Kaiserhauses.  Von 
Pfarrer  Scheuffier  in  Lawalde  (Sachsen) 83 

7.  Dos  Evangelium  in  Gablonz  und  Umgebung.  Von  Lic.  theol.  Arthur  Schmidt, 
evaog.  Pfarrer  in  ßielitz,  früher  in  Gablonz  a.  N. 85 

8.  Bericht  des  Central -Vorstandes  Über  das  Vereinsjahr  1894 111 

9.  Mittheilung  der  veränderten  Statuten  der  Gesellschaft 113 

10.  Die  slovenischen  protestantischen  Bibelbücher   des  XVI.  Jahrhunderts.   Von 

Dr.  Th.  Ehe  in  Venedig 117 

11.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen  und  Lehrer  Oesterreichs 
aus  den  Wittenberger  Ordinirtenbücbern  seit  dem  Jahre  1573.  Von  Dr.  theol. 

et  phil,   Georg  Buch^vald  in  Leipzig 176 

12.  Schicksale  eines  Exulanten  aus  Oberösterreich    in    den  Jahren  1624 — 1628. 

Von  Pastor  Karl  Nutzhot n  in  Bissendorf  (Hannover) 209 

13.  Das  Evangelium  in  Gablonz  und  Umgebung.  Von  Lic.  theol.  Arthur  Schmidt, 
evang.  Pfarrer  in  Bielitz,  früher  in  Gablonz  a.  N 227 

14.  Bibliographie   über  die   einschlägigen    Erscheinungen   des  Jahres  1894   mit 
kurzen  Nachrichten.  Von  Dr.  Loesche 253 

15.  MittheiluDg  des  Central -Vorstandes 277 

16.  Personenregister 278 

17.  Ortsregister 282 


I. 

LrUther's  Beziehungen  zu  Böhmen. 

I. 

Lnther'8  Beziehungen  zu  den  U.traqaisten. 

Von  Robert  Fronius,  Vicar  in  Czcrnowitz. 

Als  die  Hammerschläge  Luther's  an  die  Schlosskirche  zu 
Wittenberg  fielen,  fanden  sie  lauten  Wiederhall  nicht  nur  im  Reiche, 
sondern  auch  in  den  heutigen  österreichischen  Ländern,  und  wie 
dort,  so  konnte  auch  hier  die  Centralgewalt  es  nicht  hindern,  dass 
5ich  nach  und  nach  immer  mehr  Herzen  der  neuen  und  doch  im 
Grunde  uralten  Lehre  anschlössen.  Wie  konnte  es  auch  anders  sein  1 
waren  doch  die  geistlichen  Zustände  wie  im  Reiche,  so  auch  hier 
unerträglich  geworden;  flammte  doch  auch  hier  in  den  edelsten 
Seelen  die  Sehnsucht  nach  einer  Reformation  und  waren  doch  auch 
hier  bereits  einzelne  Geister  als  kräftige  Vorboten  einer  neuen  Zeit 
aufgetreten. 

Keines  der  österreichischen  Länder  aber  war  für  die  Refor- 
mation so  vorbereitet,  wie  Böhmen.  Hier  hatten  die  Waldenser 
durch  zahlreiche  Anhänger  seit  dem  XIIL  Jahrhundert  schon  refor- 
matorische Gedanken  verbreitet.  Hier  hatte  in  der  zweiten  Hälfte 
des  XIV.  Jahrhunderts  Konrad  von  Waldhausen  in  Prag  mit  schonungs- 
loser Schärfe  g^en  die  Laster  der  Zeit  und  die  Unwürdigkeit  der 
Mönche  geeifert  und  überall  lebendiges,  werkthätiges  Christenthum 
gefordert.  Hier  hatte  sein  Amtsnachfolger  Johann  Mili£  von  Kremsier 
als  Bussprediger  und  Bdchtvater,  die  Gebrechen  und  Schwächen 
aller  Stände  geisselnd  und  auf  praktisches  Christenthum  dringend, 
unerhörte  Erfolge  erzielt.  Hier  war  der  Magister  parisiensis  Mathias 
von  Janow,  ein  Mann,  dem  sich  an  klarer  Erkenntniss  bis  dahin  im 
Abendlande  Niemand  an  die  Seite  stellen  konnte,  als  Prediger  und 

Jahr^ach  4«i  PioC«stantiimus  1896,  H.  I.  1 


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2 

Schriftsteller  gegen  einzelne  in  der  Kirche  eingerissene  Missbräuche 
aufgetreten.  Hier  endlich  hatte  Johann  Hus  alles  bisher  auf  religiösem 
Gebiete  Errungene  mit  fester  Hand,  zusammengefasst  und  war  so 
zum  Reformator  der  Sitten  und  des  Clerus  geworden.  Und  wenn 
er  auch  seine  reformatorischen  Bestrebungen  mit  dem  Tode  auf  dem 
Scheiterhaufen  büssen  musste,  so  konnten  doch  seine  Lehren  durch 
den  an  ihm  zu  Constanz  vollzogenen  ^Glaubensact*  nicht  ver- 
nichtet werden.  Sie  behielten  vielmehr  auch  nach  seinem  Tode  die 
Oberhand  und  trugen  ihre  Früchte.  Bald  gab  es  in  Böhmen  eine 
Reihe  von  religiösen  Parteien,  die  alle  mehr  oder  -weniger  seinen 
Grundsätzen  huldigten  und  aus  denen  im  Laufe  der  Zeit  zwei 
besonders  hervortreten:  die  Utraquisten  und  die  ^böhmischen 
Brüder*. 

Die  Utraquisten,  mit  denen  wir  es  zunächst  zu  thun  haben, 
waren  die  Geistesnachkommen  jener  gemässigten  Husiten,  welche 
den  Hauptnachdruck  auf  die  Freigebung  des  Kelches  legten,  im 
Uebrigen  neben  der  heiligen  Schrift  auch  die  Tradition  gelten  liessen 
und  nach  langen  Unterhandlungen  mit  Rom  endlich  durch  die  vom 
Baseler  Concii  gewährten  Compactaten  wieder  in  den  Schooss  der 
römischen  Kirche  aufgenommen  worden  waren.  Zur  Zeit,  als  Luther 
auftrat,  gehörte  der  grösste  Theil  Böhmens  ihnen  an.  In  Bezug  auf 
ihr  Glaubensbekenntniss  hatten  sie  seit  den  Tagen  des  Baseler 
Concils  keine  wesentlichen  Fortschritte  in  evangelischem  Sinne  ge- 
macht. Sie  unterschieden  sich  von  den  Katholiken  hauptsächlich 
dadurch,  dass  sie  vom  Papste  unabhängig  sein  wollten,  auf  freie 
Verkündigung  des  Wortes  Gottes  und  auf  Spendung  des  heiligen 
Abendmahles  unter  beiderlei  Gestalt  bestanden  und  von  den  Priestern 
Verzichtleistung  auf  weltliche  Herrschaft,  als  der  Quelle  vieler  Uebel, 
und  Bestrafung  der  Todsünden  verlangten.  Im  Uebrigen  hielten  sie 
es  mit  der  römischen  Kirche  nicht  nur  in  Bezug  auf  die  Glaubens- 
lehre, sondern  auch,  was  kirchliche  Gebräuche  und  Ceremonien  an- 
langte. Auf  der  einen  Seite  also  wollten  die  Utraquisten  Reformen  in 
rein  evangelischem  Sinne  und  Unabhängigkeit  von  Rom,  auf  der 
anderen  Seite  hielten  sie  an  römischen  Lehren,  Gebräuchen  und 
Einrichtungen  fest.  Es  war  das  eine  Halbheit,  welche  die  grösste  Schuld 
trug,  dass  der  Utraquismus  der  römischen  Kirche  gegenüber  so 
wenig  Erfolge  aufzuweisen  hatte.  Das  Kirchenregiment  führte  in  der 
utraquistischen  Kirche  ein  eigenes  Consistorium   mit  einem  Admini- 


3 

strator  an  der  Spitze,  dem  im  XVI.  Jahrhunderte  ein  Archidecanat 
und  44  Decanate  untergeordnet  waren  *),  Das  kirchliche  Leben  war 
durch  bis  in  s  Kleinste  gehende  Vorschriften  geordnet  und  geregelt 
worden.  Allein  bei  der  Schlaffheit  des  Kirchenregimentes  und  der 
^inneren  Fäulniss*  des  Utraquismus  war  an  eine  Aufrechthaltung 
der  Ordnung  nicht  zu  denken.  Dazu  kam  noch  ein  Uebelstand:  die 
Utraquisten  litten  beständig  Mangel  an  Priestern.  Seit  dem  Tode 
des  Erzbischofs  Konrad  gab  es  in  Prag  blos  zweimal  rechtmässig 
consecrirte  Bischöfe  —  den  in  Modena  seines  Amtes  entsetzten  Bischof 
Augustin  Lucian  und  den  ebenfalls  aus  Modena  kommenden  und 
wahrscheinlich  später  auch  excommunicirten  Bischof  von  Sidon, 
Philipp  de  Nova  Villa  —  und  die  Utraquisten  standen  in  fast  fort- 
währender Unterhandlung  mit  der  Krone  und  Rom  um  Einsetzung 
eines  solchen,  denn  nach  ihrem  LehrbegrifTe  konnte  nur  ein  recht- 
mässig geweihter  Bischof  dem  utraquistischen  Candidaten  die  Weihe 
ertheilen;  als  solcher  galt  ihnen  nicht  einmal  ihr  eigener  Admini- 
strator.' Die  utraquistischen  Cleriker  holten  sich  daher  ihre  Weihe 
in  der  Regel  aus  Italien,  wohin  sie  zur  Beendigung  ihrer  Studien 
gingen.  Die  italienischen  Bischöfe  vollzogen  diese  Weihe  aber  nur 
dann,  wenn  der  utraquistische  Candidat  das  heilige  Abendmahl  sub 
una  nahm,  den  Compactaten  entsagte  und  das  Versprechen  leistete, 
nach  seiner  Rückkehr  in  die  Heimat  das  heilige  Abendmahl  eben^ 
falls  in  römischer  Weise  zu  spenden.  Kam  nun  der  auf  diese  Weise 
zur  Weihe  gelangte  Priester  nach  Prag,  so  musste  er  vor  dem 
utraquistischen  Consistorium  Alles  widerrufen,  was  er  .  vor  seiner 
Ordination  dem  italienischen  Bischöfe  in  die  Hand  gelobt  hatte,  und 
versprechen,  nur  den  Willen  des  Consistoriums  als  massgebend  zu 
betrachten.  Als  aber  dieses  zweideutige  Spiel  der  utraquistischen 
Priester  in  Italien  bekannt  wurde,  weigerten  sich  die  Bischöfe,  die 
Weihe  an  den  utraquistischen  Candidaten  überhaupt  vorzunehmen, 
und  damit  stieg  die  Priesternoth  nur  noch  mehr.  Wenn  nun  wenigstens 
die  vorhandenen  Priester  ihren  Gemeinden  ein  gutes  Vorbild  gegeben 
und  ihre  Pflichten  erfüllt  hätten,  wäre  das  Uebel  erst  nicht  so  gross 
gewesen ;  aber  davon  war  ^  gar  keine  Rede,  im  G^entheil,  Zucht- 
losigkeit  war  das  charakteristische  Merkmal  der  damaligen  utra- 
quistischen  Cleriker;   und   dieser  Uebelstand   hatte  bereits  $o   weit 


>)  Czerwenka,  Gesch.  d.  ev.  K.  in  Böhmen.  II  (1870),  142. 


um  sich  gegriffen,  dass  nicht  nur  von  Seite  des  Adels»  sondern  auch 
von  Seite  des  Volkes  heftiger  Unwille  sich  dagegen  erhob.  Im  Jahre 
1619  richteten  zwei  böhmische  Ritter*)  an  die  Landstände  ein 
Schreiben  und  verlangten  dringend  amtlicherseits  die  Beseitigung  der 
schreienden  Sittenlosigkeit  unter  den  Priestern.  In  demselben  Jahre 
Hess  sich  auch  eine  Stimme  aus  dem  Volke  in  gleichem  Sinne  hören. 
Es  war  dies  Matthias  der  Einsiedler*),  der  aus  der  Gegend  von 
Saaz  stammte  und  früher  das  Kürschnergewerbe  betrieben  hatte. 
Nachdem  er  mehrere  Jahre  in  der  Einsamkeit  zugebracht,  ver- 
langte er  in  dem  oben  erwähnten  Jahre  in  einem  ausfuhrlichen 
Briefe  an  den  Bürgermeister  und  Rath  der  Stadt  Prag  die  Beseiti- 
gung der  herrschenden  Laster.  Bald  kam  er  selbst  in  die  Haupt- 
stadt und  begann  hier  ^in  Gasthäusern,  zuweilen  auf  Inseln  und 
Ufern*  das  Wort  Gottes  zu  predigen  und  die  Sünden  und  Laster 
zu  tadeln.  Seine  Predigten,  die  meist  Sittenlehren  des  Evangeliums 
enthielten  und  in  denen  er  gelegentlich  auch  den  Doctor  Martin 
Luther  lobte,  fanden  immer  grösseren  Anklang  beim  Volke.  Wohl 
blieb  Matthias  von  den  Prager  Priestern  nicht  unangefochten  und  die 
weltliche  Macht  wies  ihn  wiederholt  aus  der  Stadt,  aber  er  kehrte 
immer  wieder  zurück  und  Hess  sich  in  seinem  Werke  nicht  stören. 
So  standen  die  Verhältnisse  unter  den  Utraquisten,  als  die 
Kunde  von  Luther  und  seinem  Auftreten  zu  ihnen  drang.  Kein 
Wunder,  dass  er  bei  ihnen  sofort  grossen  Anklang  fand  und  dass 
sie,  obwohl  sonst  den  Deutschen  nicht  gerade  gewogen,  in  diesem 
Falle  ihre  Abneigung  überwanden  und  sein  Auftreten  sympathisch 
begrüssten.  Luther *s  L6hre  hatte  ja  so  viel  Aehnlichkeit  mit  der 
Hus'  und  bot  ihnen  Alles,  um  was  sie  seit  fast  hundert  Jahren 
in  fortwährendem  Kampfe  mit  Rom  gelegen:  das  heilige  Abend- 
mahl unter  beiderlei  Gestalt,  die  freie  Verkündigung  des  Wortes 
Gottes  in  der  Landessprache,  eine  Priesterordination,  bei  der  es 
keine  widerstrebenden  Bischöfe  gab  und  keine  Abschwörungseide 
geleistet  werden  mussten,  endlich  Prediger  in  nicht  geringer  Zahl 
und  Beseitigung  aller  anderen  herrschenden  Uebelstände.  Ueberdies 
war  ja  Luther  auch  gegen  das  sichtbare  Oberhaupt  der  i*ömischen 
Kirche,  gegen  den  Papst,  aufgetreten,  gegen  den  die  Utraquisten 
eine  inimer  entschiedenere  Abneigung  empfanden.  "" 


t)  Palacky,  G«ich.  v.  Böhmen,  V  (1865),  2,  406. 


Unter  diesen  Verhältnissen  darf  es  nicht  Wunder  nehmen, 
dass  schon  1518  der  utraquistische  Pfarrer  Johann  in  Deutschbrod, 
durch  Luther's  Schriften  gewonnen,  in  dessen  Sinne  predigte  und, 
der  ausdrücklichen  Anordnung  des  Consistoriums  entgegen,  alle 
Ceremonien  beim  Gottesdienste  abschaffte*).  In  gleichem  Sinne 
lehrten  aber  bald  auch  Andere;  so  Johann  MiruS,  ein  schon 
bejahrter,  utraquistischer  Priester,  der  Pfarrer  an  der  Kreuzkirche 
zu  Prag  gewesen  und  jetzt  wahrscheinlich  Professor  an  der  Prager 
Universität  war,  dann  der  Prediger  an  der  Bethlehemskirche, 
Martin,  femer  der  Prediger  bei  St.  Gallus,  Wenzel  Poöatek, 
u.  A.  m.  *).  Allein  bei  dieser  indirecten  Einwirkung  Luther's  auf  die 
religiösen  Verhältnisse  der  Utraquisten  blieb  es  nicht;  bald  nahm 
er  auch  directen  Einfluss  auf  ihr  religiöses  Denken  und  Thun,  indem 
er  in  persönliche  Beziehung  zu  ihnen  trat.  Der  erste  Anlass  dazu 
ward  von  utraquistischer  Seite  gegeben.  Am  16.  Juli  1519,  also 
unmittelbar  nach  der  Leipziger  Disputation,  schrieb  nämlich  der 
Pfarrer  am  Tein  in  Prag,  Johann  Poduska,  an  Luther  einen  Brief*). 
In  demselben  theilt  er  ihm  mit,  dass  Luther  ihm  wohl  bekannt  sei, 
wenn  auch  nicht  persönlich,  so  doch  aus  vielen  und  verschiedenen 
seiner  Tractate.  Am  meisten  bewundere  man  in  Böhmen  an  ihm, 
cass  er  trotz  so  vieler  Schmähungen  ganz  und  gar  kein  Bedenken 
trage,  Qiristi  und  der  Apostel  Lehre  frei  und  offen  zu  predigen. 
Er  beglückwünschte  ihn.  dass  er  ^das  einzige  endlich  einmal  auf- 
richtige lehre,  was  wirklich  zu  lehren  sei,  nämlich  das  lautere  Gesetz 
Christi  und  der  alten  Väter  und  keineswegs  mit  menschlichen  Zu- 
>atzen  vermengte  Theologie*.  Gott  habe  ihn  als  , Wächter  über  sein 
Volk  gesetzt*,  er  möge  darum  ^das  seinem  Heile  Nöthige  nicht 
verheimlichen,  sondern  an's  Licht  bringen*.  Wohl  werde  er  deshalb 
nicht  nur  in  Deutschland,  sondern  auch  in  Böhmen  Ketzer  gescholten. 
aber  er  möge  mit -Christus  diese  Schmach  gerne  tragen,  eingedenk 
des  Matthäischen  Wortes:  »Wenn  sie  den  Hausvater  Beelzebub 
genannt,  um  wie  viel  mehr  seine  Hausgenossen.*  Hilfe  von  oben 
•verde  ihm  nicht  fehlen;  seien  doch  auch  in  Böhmen  sehr  viele,  »die 
Tag  und  Nacht  für  ihn  beteten*.  Er  selbst  möge  nur  vorsichtig 
sein,  ,  damit  nicht,  während  er  Christum  vom  Antichrist  befreie,  er 

t)  Czerwenka,  II,  154. 

•)  Palacky.  V.  2,  406,  408. 

*)  Enders,  Dr.  M.  Lather's  Briefwechsel  II  (1887).  75. 


6 

selbst  von  diesem  ergriffen  werde,  denn  tausend  Arten  habe  dieser 
zu  schaden*.  Zum  Schlüsse  bittet  er  ihn  noch,  ein  unbedeutendes 
Geschenk,  bestehend  in  Messern,  als  ein  ,  Unterpfand  aufrichtiger 
Liebe  und  Wohlwollens*  zwischen  ihnen,  gefälligst  anzunehmen. 

Dieses  Schreiben  zeigt  deutlich,  dass  Luther's  Schriften  in 
Böhmen  bereits  Verbreitung  gefunden  und  dass  man  ihnen  dort 
Beachtung  und  Aufmerksamkeit  schenkte;  noch  weit  mehr  aber  legt 
für  das  eifrige  Interesse  der  Böhmen  an  Luther's  Person  und  Werk 
Zeugniss  ab  der  Brief*)  des  Probstes  des  Kaiser  Karls-Collegii  zu 
Prag,  Wenzel  Rozdalowsky's,  des  Gehilfen  des  PoduSka.  Dieses 
Schreiben  ist  vom  17.  Juli  datirt  und  wurde  offenbar  gleichzeitig 
mit  dem  Poduska's  iiberschickt.  RoSdalowsky  und  seine  Freunde 
hätten  sich  eben  mit  Luther  und  seinem  Thun  beschäftigt,  als  ein 
gewisser  Jacobus,  ein  Instrumentenspieleir,  ein  grosser  Verehrer  von 
Luther,  bei  ihnen  eingetroffen  und  ihnen  Alles  erzählt,  was  zwischen 
ihm  und  Eck  in  letzter  Zeit  öffentlich  geschehen  sei.  Er  könne  gar 
nicht  sagen,  wie  erfreulich  ihnen  diese  Mittheilung  gewesen,  nament- 
lich, dass  Luther  über  Eck  einen  ruhmvollen  Sieg  gewonnen.  Er 
beglückwünsche  ihn  darum  und  sage  Gott  Dank,  dass  er  ihn  erhalte 
und  über  seine  Feinde  triumphiren  lasse.  Jacobus  habe  ihm  auch 
mitgetheilt,  dass  er  (Luther)  grosses  Verlangen  nach  Hus'  Schriften 
trage,  um  sich  über  den  Märtyrer,  den  er  ,nur  nach  der  Meinung 
der  Menge  und  dem  schlecht  berathenen  Concil*  kenne,  aus  dessen 
eigenen  Schriften  ein  Urtheil  zu  bilden.  Er  sende  ihm  deshalb  <lessen 
Abhandlung  ,über  die  Kirche*,  und  zwar  um  so  lieber,  als  sie 
einige  Sätze  enthalte,  die  Luther  auf  der  Leipziger  Disputation  auch 
verthejdigt  habe.  Es  sei  das  wohl  ein  billiges  Geschenk,  aber  es 
werde  ihm  vielleicht  nicht  unerfreulich  sein,  zumal  es  seinen  Wunsch 
erfüllen  könne.  Zum  Schlüsse  fügt  er  noch  hinzu:  ,Was  einst 
Johannes  Hus  in  Böhmen  gewesen,  das  bist  Du,  Martin^  in  Sachsen. 
Wache  und  kämpfe  in  dem  Herrn  und  hüte  Dich  vor  den  Menschen  und 
lass*  den  Muth  nicht  sinken,  wenn  Du  Dich  Ketzer  und  excomniunicirt 
schmähen  hörst,  eingedenk  dessen,  was  Christus  gelitten,  was  die 
Apostel,  was  alle  auch  heute  leiden,  die  fromm  in  Christo  leben  wollen.  * 

Beide  Briefe  erhielt  Luther  erst  am  3.  October  (1619)  durch 
Vermittlung ')  des  kursächsischen  Hofes  und  er  mag  über  diese  herz- 

0  Enders,  II,  78. 
*)  Enders,  II,  183. 


liehe  Kundgebung  nicht  wenig  erfreut  gewesen  sein;  berichtet  er 
doch  gleich  davon  in  einem  an  Dr.  Johann  v.  Staupitz  an  diesem 
Tage  geschriebenen  Briefe  *).  —  Enders  behauptet  ■),  der  Inhalt  der 
beiden  Briefe  müsse  schon  vor  ihrer  Absendung  bekannt  geworden 
sein  oder  habe  man  dieselben  unterwegs  eröffnet.  Diese  Behauptung 
stützt  er  auf  die  Nachrichten,  die  Hieronymus  Emser  dem  katholi- 
schen Administrator  Johann  Zack  in  Prag  am  13.  August  brieflich 
^ab.  wahrscheinlich  am  meisten  auf  die  in  diesem  Schreiben  ent- 
haltene Mittheilung,  dass  »die  Böhmen,  während  Luther  in  Leipzig 
gekämpft,  für  ihn  öffentliche  Gebete  und  tägliche  Gottesdienste  ver- 
anstaltet hätten*  *).  Diese  Mittheilung  stimmt  nun  allerdings  mit  der 
in  Poduska-s  Schreiben  enthaltenen  Stelle:  ,Es  gibt  sehr  viele  in 
Böhmen,  die  Tag  und  Nacht  für  Dich  beten*,  inhaltlich  so  ziemlich 
überein  und  man  könnte  daraus  wohl  den  Schluss  ziehen,  dass 
Hieronymus  Emser  von  deni  Inhalte  der  beiden  Briefe  auf  irgend 
eine  Weise  Kenntniss  erhalten  habe.  Dieser  Schluss  ist  indess  gar 
nicht  nöthig,  wenn  man  eine  Bemerkung,  die  Dr,  Eck  bereits  am 
5.  Juli  auf  der  Leipziger  Disputation  Luther  gegenüber  machte,  in 
Betracht  zieht.  Eck  sagt  nämlich  hier:  ,Sein  verehrter  Gegner 
Lnthcr  möge  entschuldigen,  wenn  er  den  Böhmen  als  Feinden  der 
Kirche  feind  sei  und  wenn  er  ihrer  hier  gedenke,  da  Luther's 
Behauptungen  nach  seinem  bescheidenen  Dafürhalten  ihren  Irrthümern 
sehr  günstig  sein  und  sie  selbst,  wie  er  höre,  zu  denselben  Glück 
wiinschten*  *).  Danach  muss  also  bereits  vor  der  Leipziger  Disputa- 
tion oder  doch  in  den  Tagen  derselben  von  Seite  der  Böhmen  dem 
Wittenberger  Reformator  irgend  eine  Kundgebung  gemacht  worden 
sein.  Denn  Eck  kann  seinen  Ausspruch  wohl  nicht  auch  aus  Poduäka's 
oder  Rozdalowsky's  Briefe  geschöpft  haben,  da  ja  diese  erst  nach 
der  Leipziger  Disputation  am  16.  und  17.  Juli  geschrieben  wurden. 
Daraus  kann  man  aber  dann  auch  den  weiteren  Schluss  ziehen^ 
dass  Poduska  und  Roi^dalowsky  nicht  die  ersten  Böhmen  waren^ 
die  zu  Luther  in  persönliche  Beziehung  traten.  Vielleicht  lässt  sich 
die  Sache  auf  diese  Weise  erklären,  dass  während  der  Disputation 
einige   Böhmen   in  Leipzig   anwesend   waren,   unter   ihnen  vielleicht 


>)  Enders,  II,  183. 

«)  Enders,  II,  77. 

')  Köstlin,  Mart.  Liither,  Sein  Leben  und  seine  Schriften.   I  (1883),  276. 

«)  Köstlin,  I,  265. 


auch  jener  von  Rozdalowsky  erwähnte  Jacobus,  über  den  wir  sonst 
keine  Nachrichten  haben,  und  dass  diese  die  Gelegenheit  wahr- 
nahmen, um  Luther,  in  dem  sie  einen  Verbündeten  gegen  den  Papst 
erbUckten,  ihre  Sympathien  zum  Ausdrucke  zu  bringen  und  ihn  zu 
beglückwünschen.  Bei  der  Gelegenheit  mag  dann  auch  Luther  den 
Wunsch  geäussert  haben,  Hus  aus  seinen  eigenen  Schriften  kennen 
zu  lernen.  Es  ist  sehr  zu  bedauern,  dass  das  Antwortschreiben  an 
die  beiden  utraquistischen  Geistlichen  nicht  mehr  vorhanden  ist. 
Vielleicht  hätte  das  genaueren  Aufschluss  über  diesen  Punkt  geben 
können.  Dieses  Schreiben  war  in  Gegenwart  des  böhmischen  Boten 
und  in  Gemeinschaft,  mit  Luther  und  anderen  Wittenberger  Freunden 
von  Melanchthon  verfasst  worden  *).  Wahrscheinlich  sollte  es,  gut 
stilisirt,  denen  der  Böhmen  nicht  nachstehen ;  denn  diese  waren  nach 
Luther's  Urtheil  den  Gedanken  wie  dem  Stile  nach  erasmusartig  *). 
Dem  Boten  aus  Böhmen  gab  Luther  als  Gegengeschenk  zugleich 
seine  sämmtlichen  kleineren  Werke  mit*). 

So  war  eine  Verbindung  Luther's  mit  den  Utraquisten  einge- 
leitet, und  wenn  auch  Poduska  und  Rozdalowsky  für  Luther's  Sache 
zu  früh  starben  —  sie  erlagen  beide  der  im  Jahre  1520  in  der 
verheerendsten  Weise  in  Prag  auftretenden  Pest*)  — ,  so  musste  sie 
doch  ihre  Rückwirkung  haben,  und  diese  blieb  in  der  That  nicht 
aus.  Viele  junge  Böhmen  zogen  damals  der  Studien  halber  in  deutsche 
Universitätsstädte,  besonders  gerne  und  zahlreich  nach  Wittenberg, 
seit  sie  von  Luther  Kunde  hatten.  Bei  ihrer  Rückkehr  von  dort 
brachten  sie  nicht  selten  satirische  Schriften  *),  die  das  alte  Kirchen- 
wesen verspotteten  und  deren  es  damals  eine  grosse  Anzahl  gab, 
in  ihre  Heimat  mit.  Hier  übersetzten  sie  diese  meist  in's  Böhmische» 
verbreiteten  sie  eifrig,  untergruben  dadurch  den  alten  Glauben 
und  die  alten  kirchlichen  Einrichtungen  in  der  Heimat  noch  mehr 
und  bearbeiteten  so  negativ  den  Boden  für  die  Reformation;  anderer- 
seits verkündeten  sie  auch  begeistert  die  neue  evangelische  Glaubens- 
und Freiheitslehre,  die  sie  im  Auslande  ebenfalls  kennen  und  lieben 
gelernt,  und  schafften  so  auch  positiv  für  Luther's  Sache.  Wurden 
durch   solche   junge   Männer   namentlich   die   gebildeten   Kreise   für 


1)  Enders,  II,  201. 
«)  Enders,  II,  183. 
•)  Palacky,  V,  420. 
*)  Gindcly,  Gesch.  d.  böhm.  Br.,  I  (1868),  163. 


9 

Luther  gewonnen,  so  wirkten  die  aus  dem  Auslande  zahlreich 
herüberkommenden  Prädicanten,  die  von  den  adeligen  Herren  mit 
Vorliebe  in  den  ihnen  unterstehenden  Gemeinden  als  Pfarrer  an- 
gestellt wurden,  in  gleicher  Richtung  im  Volke.  Kurz,  eine  mächtige 
Bewegung  ging  durch's  ganze  Land  und  'brachte  die  Geister  in 
Aufregung.  In  der  Hauptstadt,  in  den  meisten  königlichen  und 
freien  Städten,  ja  in  vielen  Landgemeinden  wurde  in  Luther's  Sinne 
gepredigt.  Seine  Schriften  wurden  gerne  und  viel  gelesen,  ja  auch 
ins  Böhmische  übersetzt,  und  die  Frucht  solcher  Beschäftigung  war, 
dass  viele  utraquistische  Geistliche  bereits  die  Verehrung  der  Hostie 
einstellten  und  viele  Ceremonien  und  Feiertage  abschafften*).  Ja,  im 
Frühjahre  1520  war  die  lutherische  Partei  in  Prag  in  den  ton- 
angebenden Kreisen  soweit  erstarkt,  dass  sie  das^utraquistische  Consi- 
storium  durchwegs  mit  Leuten  ihrer  Gesinnung  besetzen  konnte'). 
Und  ein  Jahr  darauf  beriefen  einige  Ständemitglieder  Thomas  Münzer, 
einen  Schüler  Luther's  —  später  als  Prophet  der  Bauernkriege  und 
Apostel  der  , Wiedertäufer*  übel  berüchtigt  — ,  d'er  von  Zwickau 
uach  Saaz  gekommen  war,  in  die  Hauptstadt.  Hier  reichte  er  ^den 
Leib  und  das  Blut  des  Herrn  unter  beiden  Gestalten  dem  gemeinen 
Volke  beiderlei  Geschlechtes  in  der  Teynkirche  und  predigte  das 
Wort  Gottes  in  deutscher  und  lateinischer  Sprache  in  Bethlehem 
und  in  der  Frohnleichnamskirche.  Darauf  verpflegten  ihn  die  Herren 
auf  eigene  Unkosten  unter  den  Magistern  im  grossen  Collegium*  •). 
Münzer  wusste  durch  seine  Predigten  namentlich  die  unteren  Volks- 
classen  derartig  zu  fanatisiren,  dass  sie  die  Klöster  zu  St.  Jacob, 
St.  Clemens  und  Maria  Schnee  in  Prag  stürmten  und  Bilder  und 
Statuen  in  denselben  beschädigten  oder  zerstörten  *).  Die  Central- 
gewalt  aber,  die  von  der  römischen  und  einer  jeden  Neuerung  feind- 
lichen, utraquistischen  Partei  wiederholt  angegangen  wurde,  der 
lutherischen  Bew^nng  entgegenzutreten,  war  viel  zu  schwach,  um 
gegen  dieselbe  energische  Massregeln  durchfuhren  zu  können. 

Luther  selbst  scheint  es  sehr  darum  zu  thun  gewesen  zu  sein, 
die  Böhmen  für  sich  zu  gewinnen.  War  ihm  vordem  der  Name  eines 
, Böhmen*  nur  ein  arger  Schmähname  und  der  Vorwurf,  dass  er 
, böhmisches  Gift*  verbreite,  die  gehässigste  Verleumdung,  so  ändert 

>)  GJndely,  I,  165. 

>)  Czerwcnka,  II.  159. 

»)  Palacky,  V.  2.  442,  444 


10 

er  jetzt  seine  Meinung  hierüber.  Schon  auf  der  Leipziger  Disputation 
sagt  QT  offen,  unter  den  Sätzen  des  Hus  und  der  Böhmen  gebe  es 
manche  sehr  christliche  und  evangelische  und  diese  dürften  nimmer 
verdammt  werden ;  und  etwa  zwei  Monate  später  erklärt  er  in  einem 
Schreiben  an  Hieronymus  Emser  geradezu:  ,Ich  will,  wünsche,  bete, 
danke  und  freue  mich,  dass  meine  Lehren  den  Böhmen  gefallen*).* 
Im  Februar  1520  endlich,  wahrscheinlich  nachdem  er  die  ihm  aus 
Böhmen  überschickte  Schrift  des  Hus  ,über  die  Kirche*  gelesen 
hatte,  schreibt  er  an  Georg  Spalatin:  ^Unbewusst  habe  ich  bisher 
Alles  so  gelehrt  und  gehalten,  wie  Johannes  Hus ;  ebenso  unbewusst 
hat  auch  Johann  Staupitz  dasselbe  gelehrt :  kurz,  wir  sind  alle  Husiten, 
ohne  dass  wir  es  wussten,  sogar  Paulus  und  Augustin  sind  im  eigent- 
lichsten Sinne  des  Wortes  Husiten.  Siehe,  in  welche  Wunderlichkeiten 
sind  wir  ohne  irgend  einen  Führer  und  Lehrer  aus  Böhmen  gelangt ! 
Ich  w^eiss  vor  Entsetzen  nicht,  was  ich  denken  soll,  wenn  ich  das 
furchtbare  Gericht  Gottes  unter  den  Menschen  sehe,  dass  die  offen- 
kundige evangelische  Wahrheit  vor  mehr  als  hundert  Jahren  ver- 
brannt wurde,  also,  dass  sie  für  verdammt  gehalten  wird  und  das 
Bekenntniss  derselben  nicht  gestattet  ist*).* 

So  hatte  Luther  das  Vorurtheil,  das  er  früher  gegen  die 
Böhmen  und  die  husitische  Lehre  gehabt,  nun  vollständig  über- 
wunden  und  war  zu' einem  Freunde  derselben  geworden.  Das  be- 
weisen die  oben  angeführten  Aussprüche  und  das  zeigt  er  neuerdings 
im  Jahre  1522.  Im  März  dieses  Jahres  war  nämlich  der  16jährige 
König  Ludwig  nach  Prag  gekommen  und  versammelte  im  Juni  zum 
ersten  Male  seine  Stände.  An  diese  nun  richtet  Luther  ein  ausführ- 
liches  Schreiben,  datirt  vom  15.  Juli*).  Schon  bei  der  Begrüssung 
des  Königs  in  Prag  hatten  die  Vertreter  der  katholischen  Kirche 
denselben  gebeten,  die  , Ketzerei*  in  Böhmen  ausrotten  zu  wollen  *). 
Auch  jene  utraquistische  Partei,  die  von  jeher  zu  einem  Compromiss 
mit  Rom  geneigt  war,  und  bei  der  diese  Neigung  seit  dem  Eindringen 
lutherischer  Grundsätze  in  Böhmen  noch  gestiegen  war,  mag  nicht 
unthätig  geblieben  sein,    kurz:    es  verbreitete  sich  das  Gerücht  und 


1)  KöstUn,  I,  278. 
»)  Enders,  II,  34ö. 

»)  De  Wette,   Luther's  Briefe,   II  (1826),  225;    Enders,    III,   432.    Vgl.  MÖller- 
Kamerau,  Lehrb.  d.  Kirchengesch.,  III  (1894),  396  f. 
*)  Czerwenka,  II,  160. 


n_ 

drang  offenbar  auch  zu  Luther,  dass  einige  Utraquisten  lebhaft  den 
Anschluss  an  Rom  wünschten,  und  dass  auf  der  bevorstehenden 
Ständeversammlung  ein  Ausgleich  zwischen  beiden  nicht  ausge- 
schlossen sei.  Das  allein  schon  hätte  Luther  bei  seinem  Interesse 
für  die  Utraquisten  vielleicht  veranlasst,  an  die  Stände  in  Prag  zu 
schreiben.  Dazu  kam  aber  noch  ein  zweiter  Grund.  Luther  war  kurz 
vorher  heftig  angegriffen  und  ein  , Böhme*  und  ^Husite*,  dem  wohl 
nichts  Anderes  übrig  bleiben  werde,  als  nach  Böhmen  zu  fliehen, 
gescholten  worden,  und  zwar  von  keinem  Geringeren,  als  von  König 
Heinrich  VIII.  von  England.  Diese  vermeintliche  Beschimpfung 
musste  sich  Luther  übrigens  öfters  gefallen  lassen.  Es  scheint  seine 
Theilnahme  für  die  Böhmen  und  die  Verwandtschaft  seiner  Lehre 
mit  der  Hus'  bei  Manchen  Veranlassung  zu  dem  Glauben  gegeben 
zu  haben,  dass  er  aus  Böhmen  stamme.  So  lässt  z.  B.  Salat  in  seiner 
,History  martini  Luters  uss  Böhmen*  Luther  »dies  pestilentzisch 
grusam,  wütend  tier  nit  in  tütschen  Landen,  sundern  enmitten  in 
Böhmen*  geboren  sein,  als  der  Sohn  eines  , geborenen  Franzos  der 
vmra  erhebung  willen  einer  sect  uss  Frankrich  vertriben  worden*)*. 
Andere  bezeichneten  sogar  Prag  als  seine  Geburts-  und  Erziehungs- 
stadt *).  Aus  dem  Grunde  mag  auch  Luther  im  Februar  1520  Georg 
Spalatin  brieflich  Nachricht  von  seiner  Abstammung  und  Herkunft 
;,^egeben  haben*).  Diese  Verunglimpfung  von  Seite  des  englischen 
Königs  war  nun  auch  eine  Veranlassung  zu  dem  Schreiben  Luther's 
an  die  Stände*).  In  demselben  kommt  er  zunächst  auf  das  Gerücht 
zu  sprechen.  ,als  sollten  etliche  unter  ihnen  sich  unterstehen,  darob 
zu  sein,  dass  die  Böhmen  wiederumb  zum  schädlichen  Stuhl  der 
römischen  Tyrannei  fallen  sollten*.  Dann  behandelt  er  seine  Stellung 
zu  den  Böhmen:  Ehedem  sei  er  den  Böhmen  sehr  ungeneigt  gewesen; 
nun  aber  habe  er  ihren  , Ungehorsam  wider  die  Päpstischen  also 
gelobt*,  dass  der  Hass.  der  auf  ihrem  Namen  ruhe,  wohl  keinen 
mehr  getroffen,  als  eben  ihn.  Werde  er  doch  auch  heutigen  Tages 
gescholten,  dass  er  ein  Böhme  von  Geburt  sei  und  in  ihr  Land 
fliehen  wolle.  Zwar  wäre  er  herzlich  gerne  nach  Böhmen  gekommen, 


')  Archiv  für  die  Schweiz    Refürm.-Ge«ch.,  Bd.  I,  S.  2. 
>)  Enden,  II,  291,  Anmerkung  5. 
»)  Enders,  II,  293. 

*)  Derselbe  Gmnd   veranlasste  Luther  am  15.  Juli,  auch  an  Sebastian  Schlick, 
Grafen  von  Passau,  ein  Schreiben  zu  richten ;  siehe  darüber  im  III.  Theile  der  Arbeit. 


12 

um  sie  zu  sehen  und  ihren  Glauben  ,zu  erlernen*.  Allein  das  hätten 
ihm  die  Papisten  als  Flucht  vom  , Fähnlein*  auslegen  können,  und 
den  Triumph  gönne  er  ihnen  nicht.  Der  Name  der  Böhmen  erfreue 
sich  jetzt  sowohl  bei  den  j^fürnehmsten  Herren  deutscher  Nation  wie 
bei  dem  gemeinen  Mann*  eines  guten  Klanges  und  er  hoffe.  ,dass 
beide,  Deutschen  und  Böhmen,  durch  das  Evangelium  und  göttlich 
Wort  Einen  Sinn  und  Namen  überkommen  werden*.  Damit  es  dahin 
komme,  mögen  sie  durch  gottesfurchtige,  fromme  Prediger  dem  Volke 
das  Evangelium  rein  und  lauter  verkündigen  lassen  und  unter  ein- 
ander verträglich  sein.  Wegen  dem  Vorhandensein  von  Secten  mögen 
sie  sich  nicht  allzu  sehr  kränken.  Durch  ihren  Beitritt  zur  römischen 
Kirche  werde  dieses  Uebel  auch  nicht  beseitigt  werden.  Gebe  es 
doch  auch  in  Deutschland,  ,wo  des  Papstes  Tyrannei  regiert*,  Secten ; 
ja,  der  allerheiligste  Vater  zu  Rom  fördere  sogar  »mit  aller  Gewalt* 
dieselben  aus  Furcht,  dass  sie  eins  werden  möchten,  und  seinem 
Regiment  sei  doch  Uneinigkeit  und  Zwiespalt  auf  geistlichem  und 
weltlichem  Gebiete  am  günstigsten.  So  mögen  sie  sich  denn  getrost 
wider  »den  leidigen  Lästerstuhl  zu  Rom  setzen,  beide  Gestalt  des 
heiligen  Sacramentes  behalten  und  das  unschuldige  Blut  ihres  seligen 
Johannis  Hus  und  Hieronymi  von  Praga  sammt  ihrer  Lehre  nicht 
verdammen*.  Diese  zwei  Artikel  werde  der  Lästerstuhl  gewiss 
ernstlich  von  ihnen  fordern  und  ohne  Abschwörung  derselben  sie 
gar  nicht  aufnehmen.  Alle  aber,  die  diese  zwei  Artikel  verleugnen, 
verleugnen  Christi  und  wahrlich  er  (Luther)  und  die  Seinen  »wollen 
Johannem  Hus,  den  heiligen  Märthyrer  Christi,  vertheidigen  und 
wenn  auch  gleich  ganz  Böhmen,  da  Gott  für  sei,  seine  Lehre  ver- 
leugnete, so  soll  er  doch  unser  sein*.  So  bitte  er  sie  denn,  »zu 
verharren  im  Ungehorsam  des  Teufels*  und  dem  Evangelium,  das 
jetzt  wiederum  blühe,  keine  Unehre  durch  ihren  Abfall  zu  machen. 
Und  wenn  jetzt  bei  ihnen  auch  nicht  Alles  in  dem  Stande  sei,  wie 
es  wohl  hillig  sein  sollte,  so  könne  ja  Gott  auch  unter  ihnen  einen 
Paulus  erwecken,  der  gesund  mache,  was  jetzt  krank  sei.  Nur  der 
»gottlosen  römischen  Tyrannei*  sollen  sie  sich  nicht  unterwerfen. 

Nach  einer  RJittheilung  des  Joach.  Camerarius  soll  Luther  mit 
diesem  Schreiben  bei  den  Böhmen  keine  besonderen  Erfolge  erzielt 
haben  *).    Indess  trafen  auch  seine  Befürchtungen   nicht  ein.  Wie  in 


i)  Enders,  IV  (1891).  259. 


13 

früherer  Zeiten,  so  kam  auch  auf  diesem  Landtage  eine  Einigung 
zwischen  den  Utraquisten  und  der  römischen  Kirche  nicht  zu  Stande; 
und  wie  die  Verhältnisse  nun  einmal  lagen,  konnte  eine  solche 
überhaupt  nicht  mehr  gelingen.  Die  Utraquisten  waren  bereits  zu 
weit  gegangen  und  hatten  sich  schon  zu  viel  erkämpft,  als  dass  sie 
nun  alle  ihre  bisherigen  Errungenschaften  hätten  aufgeben  und  zur 
römischen  Kirche  zurückkehren  wollen.  Rom  aber  verlangte  bedin- 
gungslose Unterwerfung,  wenngleich  es  mitunter  den  Anschein  hatte, 
dass  es  Concessionen  nicht  abgeneigt  sei. 

Am  Schlüsse  des  vorangehenden  Schreibens  an  die  böhmischen 
Landstände  hatte  Luther  versprochen,  ,auf  eine  andere  Zeit  mehr 
und  weiter  davon  zu  schreiben*.  Das  hat  er  indess  nicht  gethan, 
offenbar  weil  er  vernommen  haben  musste,  dass  in  Böhmen  die 
Verhältnisse  für  ihn  und  seine  Sache  sich  günstiger  gestaltet  hatten. 
Dagegen  richtete  er  im  folgenden  Jahre  eine  Schrift  ,über  die  Ein- 
setzung von  Kirchendiener*  an  die  Vertreter  der  Prager  Gemeinde  *), 
die  weit  folgenreicher  und  berühmter  geworden,  als  sein  voran- 
gehendes Schreiben  an  die  Stände.  Diese  Schrift  zerfallt  in  zwei  Haupt- 
theile,  welche  die  Aufschrift  führen:  I.  „Abmahnung  die  papistische 
Weihe  zu  empfangen*  und  II.  , Priester  sein  ist  nicht  das,  was  Presbyter 
oder  Diener,  jener  muss  geboren,  dieser  gemacht  (erwählt)  werden*. 

Indem  Luther  im  ersten  Theile  dieser  Schrift  die  ^papistische 
Weihe*  beleuchten  und  deren  Verdammungswürdigkeit  öffentlich 
zeigen  will,  kommt  er  zunächst  auf  die  unleidlichen  Verhältnisse  zu 
sprechen,  unter  denen  die  Böhmen  besonders  schwer  seufzten.  Durch 
die  , Gewalt  der  römischen  Bischöfe*  und  , durch  harte  Noth*  seien 
sie  gezwungen,  jährlich  ihre  Cleriker  nach  Italien  zu  schicken,  die 
papistische  Weihe  zu  holen.  Das  bringe  aber  , grosse  Nachtheile 
und  Gefahren*  über  sie.  Abgesehen  von  den  Mühseligkeiten  und 
Kosten  der  grossen  Reise,  von  den  vielen  Krankheiten  und  schlechten 
Sitten,  die  sie  sich  in  Italien  holen,  würden  sie  dort  überdies  ge- 
zwungen, unter  , unehrenhaften  Bedingungen*  und  »mit  Verletzung 
des  Gewissens^  ihre  Weihe  zu  erkaufen.  Schlimm  sei  es,  derartige 
Hirten  dulden  zu  müssen,  ebenso  schlimm  aber,  dass  in  Folge  der 
Priesternoth  jeder  , beliebige  Taugenichts*  und  »Apostat*  zum  geist- 
lichen Amte  in  Böhmen  gelangen  könne,  und  dieses  voll  von  »frevel- 


»)  Dr.  M.  Luthcri  op.  Ut.  VI  (1872),  492—535. 


t 


14 

haften  und  ungelehrten*  Hirten  sei,  von  denen  einige  lehren,  was 
sie  wollen,  hier  das,  dort  jenes  predigen,  andere  das  Volk  betrügen, 
indem  sie  sich  für  Priester  ausgeben,  ohne  es  zu  sein;  andere  wieder 
ihre  Pfarren  kaufen,  andere  endlich  mit  Gewalt  eingedrängt  werden, 
und  nicht  selten  der  Nachfolger  gegen  den  Amtsvorgänger  offen 
auftrete.  So  sei  ,in  Böhmen  weder  Art  noch  Weise  eines  rechten 
Priesteramtes*  und  es  gleiche  jenem  Babylon,  von  dem  Jesaja 
schreibe,  dass  in  ihm  ,Pilosen  herumspringen  und  Käutze,  Ohreulen 
und  Hexen  singen*.  Dieser  greuliche  Zustand  müsse  ernstlich 
erwogen  und  entschieden  beseitigt  werden.  Er  empfehle  ihnen  lieber, 
keine  Priester  zu  haben,  als  solche  verruchte  und  gottlose,  wie  sie 
jetzt  hätten.  Viel  heilsamer  sei  es,  wenn  jeder  Hausvater  in  seinem 
Hause  das  Evangelium  vorlese  und  seine  Kinder  taufe  und  selbst, 
wenn  sie  ihr  Leben  lang  auf  das  heilige  Abendmahl  verzichten 
müssten.  Das  Nothwendigste  und  Wichtigste  sei  ja  doch  das  W^ort 
Gottes,  in  welchem  der  Mensch  lebe.  Nachdem  er  so  die  böhmischen 
Verhältnisse  eingehend  berührt  hat,  will  er  ihnen  auch  einen  all- 
gemeinen Grund  anführen,  aus  dem  sie  von  der  , papistischen  Weihe* 
ablassen  sollen.  Bei  der  römischen  Weihe  geschehe  nämlich  Alles 
in  der  ,grössten  und  gottlosesten  Verkehrtheit*.  Nach  der  heiligen 
Schrift  und  dem  Beispiel  der  Apostel  seien  im  Volke  ,  Diener  am 
Worte  Gottes*  einzusetzen;  denn  ohne  das  Wort  bestehe  nichts  in 
der  Kirche,  durch  das  Wort  allein  bestehen  alle  Dinge,  , Von  diesem 
Amte  aber  lassen  sich  die  Papisten,  wenn  sie  die  Weihe  vornehmen, 
nicht  einmal  träumen.*  Sie  wissen  ja  gar  nicht,  was  das  ,Wort* 
oder  das  ,Amt  am  Worte*  sei;  deshalb  , weihen  sie  an  Stelle  der 
Diener  am  Worte  Gottes  Opferer,  die  Messe  opfern  und  die  Beichte 
hören  sollen*.  Nicht  einer  aber  sei  zu  finden,  dem  bei  der  Weihe 
der  Auftrag  zutheil  geworden  wäre,  »die  Geheimnisse  Christi  aus- 
zuspenden,  das  Evangelium  zu  lehren  und  die  Kirche  Gottes  zy 
leiten*.  Ja,  soweit  sei  es  gekommen,  dass  die  zu  Weihenden  glauben, 
die  ,  Weihe*  bestehe  allein  in  der  Uebertragung  der  Macht  Christum, 
in  der  Messe  zu  opfern  und  Beichte  zu  hören,  Messe  und  Beichte 
seien  aber  , menschliche  und  gottlose  Erfindung  und  Lüge*.  Darum 
werde  durch  die  römische  Weihe  vor  Gott  keiner  weder  Priester 
noch  Diener.  Die  ,gelarvten  Bischöfe*  verleugnen  vielmehr  durch 
ihre  Aemter  und  Opfer  geradezu  Christus  selbst.  Christus  habe 
uns  von  unseren  Sünden  durch  das  einige  Opfer  seiner  selbst  erlöst ; 


15 


trotzdem  opfern  sie  täglich  in  der  Messe  an  unzähligen  Orten  Leib 
und  Blut  Christi  fiir  unsere  Sünden,  als  ob  ihnen  das  von  Christus 
dai^ebrachte  Opfer  nicht  genüge.  So  sei  es  denn  eine  ausgemachte 
Sache,  dass  man  » nirgends  weniger  die  heilige  Weihe  mittheile  und 
zu  Priestern  mache,  als  unter  der  Herrschaft  des  Papstes*,  und  es 
sei  Gewissenssache,  von  dieser  Weihe  abzulassen.  Ganz  besonders 
aber  sollten  die  Böhmen  sich  vor  derselben  hüten.  Rom  sei  ja  ihr 
erklärtester  P^eind  gewesen  und  sei  es* noch;  wenn  sie  trotzdem  die 
Weihe  von  dort  begehrten,  so  habe  es  den  Anschein,  als  ob  sie 
Hus'  und  ihre  eigene  Verdammung  vollkommen  billigten.  Auch 
aus  dem  Grunde  sollten  sie  in  Zukunft  von  ^  diesem  Sohne  der 
Verderbniss*   die  Weihe  weder  begehren  noch  empfangen. 

Im  zweiten  Theile  der  Schrift  kommt  Luther  zunächst  auf  den 
neutestamentlichen  Begriff  , Priester*  zu  sprechen.  Nach  dem  neuen 
Testamente  mache  nicht  ^das  Scheeren  und  das  äusserliche  Salben* 
zum  Priester.  Der  Priester  werde  gar  nicht  gemacht,  sondern  ge- 
boren, nicht  geweiht,  sondern  erschaffen.  Geboren  aber  nicht  nach 
dem  Fleische,  sondern  ^nach  dem  Geiste  aus  Wasser  und  Geist  im 
Bade  der  Wiedergeburt*.  Demnach  seien  überhaupt  ,alle  Christen 
Priester  und  alle  Priester  Christen*.  Die  römischen  Bischöfe,  diese 
, Larvenweiher*,  behaupteten  wohl,  der  Priester  sei  etwas  Anderes 
als  ein  Christ,  und  ohne  ihre  Salbung  und  Weihe  sei  keiner  Priester, 
selbst  der  heiligste  Christ  nicht;  dagegen  werde  durch  diese  jeder 
Priester,  selbst  wenn  er  gottloser  als  Nero  oder  Sardanapal  sei. 
Allein  eine  solche  Behauptung  sei  ihre  eigene  Erfindung  und  ein 
Anathema.  Christus,  der  erste  Priester  des  neuen  Testamentes,  habe 
weder  jene  Scheerung  und  Salbung,  noch  jenen  unauslöschlichen 
Charakter  und  jene  Maske  der  bischöflichen  Weihe  empfangen ;  und 
auch  seine  Apostel  und  Schüler  habe  er  zu  Priestern  gemacht  ohne 
alles  derartige  Maskenzeug.  Auch  hierin  verleugnen  die  römischen 
Bischöfe  Christus,  indem  sie  sich  nicht  nur  nicht  nach  seinen  Grund- 
sätzen halten,  sondern  diesen  geradezu  entgegenhandeln.  Dass  alle 
Christen  in  gleicher  Weise  Priester  seien,  das  erweist  Luther  dann 
sehr  ausfuhrlich  an  den  priesterlichen  Aemtem,  deren  er  sieben  auf- 
zählt und  bespricht:  1.  das  Wort  Gottes  lehren;  2.  taufen;  3.  weihen 
oder  darreichen  das  Brot  und  den  Wein ;  4.  die  Sünden  binden  oder 
lösen ;  5.  opfern ;  6.  für  Andere  beten ;  7.  urtheilen  und  entscheiden 
über  die  Lehre.  Alle  diese  Aemter  seien  allen  Christen  gemeinsam 


16 

und  alle  haben  das  Recht,  sie  auszuüben.  Einen  besonderen  Priester- 
stand gebe  es  demnach  nicht,  und  die  Bezeichnung  , Priester*  für 
die.  welche  das  Wort  Gottes  verkünden  und  die  Sacramente  ver- 
walten, sei  entweder  von  den  Heiden  oder  den  Juden  entlehnt  und 
-zum  grossen  Nachtheile  der  Kirche  gebilligt  worden.  Der  heiligen 
Schrift  gemäss  sollte  man  sie  richtiger  »Diener*,  , Diakonen*, 
, Bischöfe*,  , Haushalter*  oder  , Presbyter*  nennen.  Wenn  sie  das 
Alles  erwägen  und  beherzige*n  möchten,  dann  sei  es  mit  der  Noth. 
die  sie  bisher  gezwungen,  ,das  geschorene  Priesterthum  fast  zu 
erbetteln*  und  die  Unwürdigsten  davon  zu  ertragen,  vorüber:  denn 
nun  wüssten  sie  ja,  woher  sie  Priester  oder,  besser  gesagt,  ,  Diener 
am  Worte  Gottes*  nehmen  sollten:  aus  der  Hecrde  Christi  selbst 
und  nicht  sonst  woher.  Die  Gemeinde,  die  berechtigt  sei,  das  Priester- 
thum auszuüben,  habe  auch  das  Recht  der  Ordnung  halber,  dieses 
Amt  einem  oder  mehreren  zu  übertragen.  Sie  sollten  deshalb  nach 
vorausgegangenem  Gebete  einen  oder  mehrere,  welche  ihnen  eben 
würdig  und  geeignet  scheinen,  aus  ihrer  Mitte  auswählen,  die  An- 
gesehensten unter  ihnen  diese  durch  Handauflegen  bestätigen  und 
sie  dem  Volke,  der  Kirche  oder  Gemeinde  empfehlen.  Das  sollten 
dann  ihre  Bischöfe,  Diener  oder  Hirten  sein.  Es  sei  nun  nicht  noth- 
wendig,  dass  der  Landtag  diese  Art  der  Priestererwählung  sogleich 
in  ganz  Böhmen  einführe;  jede  Stadt  könne  das  besonders  ver- 
suchen, so  dass  das  Beispiel  der  einen  Nachahmung  bei  der  anderen 
fände.  Wohl  aber  möge  der  Landtag  darüber  berathen,  ob  diese 
Neuerung  in  Böhmen  anzunehmen  sei  oder  ob  nur  ein  Theil  sie  an- 
nehmen, der  andere  aber  die  Annahme  noch  verschieben  oder  ob 
man  sie  überhaupt  unbeachtet  lassen  wolle;  denn  zum  Glauben  sei 
Niemand  zu  zwingen.  Dass  diese  Neuerung  allen  und  sogleich  zu- 
sagen werde,  das  hoffe  er  wohl  selbst  nicht,  aber  es  genüge,  wenn 
einstweilen  auch  nur  wenige  den  Anfang  damit  machten.  Sollte  hin- 
gegen diese  Sache  doch  grössere  Fortschritte  machen,  dann  sei  es 
angezeigt,  dass  die  von  den  Gemeinden  gewählten  Bischöfe  aus  ihrer 
Mitte  in  eben  derselben  Weise,  wie  die  Gemeinden  Hirten  erwählen. 
Vorgesetzte  wählen,  welche  ihnen  , dienen  und  sie  besuchen  sollten, 
bis  Böhnfien  wieder  zum  gesetzmässigen  evangelischen  Archiepiskopat 
zurückkehre,  das  reich  sei  an  vielen  Aemtem  und  Kirchenvisitationen*. 
Sollten  sie  aber  noch  zu  , schwach  sein*,  diesen  freien  apostolischen 
Brauch   der  Priestereinsetzung   zu  versuchen,  so  könnten   sie   noch 


17 

eine  Zeitlang  von  papistischen  Bischöfen  Geweihte  annehmen,  ,etwa 
jenen  euren  Gallus  (nämlich  Gallus  Cahera)  und  seinesgleichen*,  die 
aa  Stellt  der  papistischen  Bischöfe  auswählen  und  bestätigen  Die- 
jenigen, welche  tauglich  und  den  Gemeinden  erträglich  wären,  in 
eben  der  oben  mitgetheilten  Weise  und  nach  der  Lehre  des  Paulus. 
Denn  bei  Paulus  sei  gewiss  derjenige  Bischof,  ,der  dem  Worte  vor- 
stehe, wie  euer  Gallus  ist,  obgleich  er  durch  Infula  und  Hirtenstab 
und  durch  andern  Stolz  und  Pomp  nicht  glänzt*.  Zu  etwas  Anderem 
könne  er  sonst  nickt  rathen.  Am  Schlüsse  seiner  Schrift  verspricht 
Luther  noch,  über  die  Verbesserung  der  Messe  und  über  die  Wieder- 
herstellung des  Gottesdienstes  zu  anderer  Zeit  vielleicht  selbst  ihnen 
zu  schreiben. 

Diese  Schrift  brachte  der  in  derselben  erwähnte  Gallus  öahera, 
ein  ehrgeiziger  und  charakterloser  Mann,  in  dem  Luther,  wie  selten 
in  einem  Menschen,  sich  getäuscht,  an  seine  Adresse  nach  Präg. 
Gallus  Öahera  war  in  der  böhmischen  Hauptstadt  als  der  Sohn  eines 
armen  Fleischhauers  geboren,  hatte  zu  Prag  auch  seine  ersten  Studien 
gemacht  und  an  der  dortigen  Universität  den  Magistergrad  «ich 
erworben.  Er  widmete  sich  hierauf  dem  geistlichen  Stande  und 
erhielt  seine  erste  Stelle  als  Pfarrer  in  Leitmeritz,  die  er  indess  nur 
kurze  Zeit  innehatte:  Streitigkeiten  mit  der  Gemeinde  veranlassten 
ihn.  Stelle  und  Stadt  zu  verlassen.  Sein  nächster  Aufenthaltsort  war 
Wittenberg,  wo  er  etwa  Mitte  Mai  1523  eingetroffen  sein  mag.  Hier 
näherte  er  sich  Luther,  wurde  mit  ihm  bekannt,  ja  erlangte  binnen 
kurzer  Zeit  dessen  ganzes  Vertrauen.  Dass  Luther  gerne  mit  Öabera, 
(kr  ihm  offenbar  die  genauesten  Nachrichten  über  die  kirchlichen 
Verhältnisse  Böhmens  gegeben  —  und  dass  er  mit  denselben  sehr 
vertraut  war.  zeigt  ja  diese  seine  Schrift  an  den  Rath  der  Prager 
Gemeinde  — .  verkehrte,  ist  bei  Luther's  Interesse  für  Böhmen  be* 
Reiflich.  Ueberdies  mag  Luther  grosse  Hoffnungen  bezüglich  der 
Reformation  Böhmens  auf  diesen  durch  glänzende  Gaben  ausge* 
zeichneten  Mann  gesetzt  haben.  Dennoch  i5,t  der  Einfluss  Öabera's 
auf  Luther  von  Manchen  *)  zu  gross  angeschlagen  worden.  Dass 
Cahera  allein  Luther  zu  der  Schrift,  deren  Ueberbringer  er  war, 
bewogen,  wie  behauptet  ■)  worden,  geht  als  unrichtig  hervor  schon 
aas  dem  Wortlaute   des  Schreibens,    mit  dem  Luther  jene   in  Rede  i 

h  Palacky,  V,  2,  510 f.;  Ginddy,  I,  167. 
s)  Gindely,  I,  167. 
Ubibuch  <!cft  Proteitantismas  3895.  H.  I.  2 


18 

stehende  Schrift  nach  Prag  schickte  *).   Dort  heisst  es  ausdrücklich : 
, Oftmals  und:  durch  Schreiben   vieler  bin  ich  ersucht  worden,   über 
die  Art  der  Berufung  und  Einsetzung  von  Kirchenhirten  Euch,  aus- 
gezeichnete  Männer,    zu   schreiben,    zuletzt   auch    durch    die   Liebe 
selbst  gedrängt,  konnte  ich  nicht  nein  sagen.*  Danach  dürfte  Luther 
von   mehreren  Seiten   aus  Böhmen  aufgefordert   worden   sein,   über 
die   fragliche   Angelegenheit   einen   Rath   zu   geben,   was   seine  Be- 
stätigung findet   auch  durch  Mathesius,    der   in   der  fünften  Predigt 
seiner  Luther-Historien  *)  sagt:   , Etliche  aus  dieser  Krön  Behem  be- 
gerten  auch  bericht  |  wie  sie  ihre  Kirchen  bestellen  |  drumb  Doctor 
(seil:  Luther)  an  den  Rath  zu  Prag   schribe  |  darinnen  er  alle  Welt 
vermanet  |  das  man  sich  für  des  Bapsts  Character  |  salb  unnd  mal- 
zeichen   hüten  |  und    zum    teglichen    meßhalten    unnd    unmüglicher 
Keuschheit  sich  in  keine  wege  niemand   wolle  verstricken   vnd   ver- 
binden lassen  |  ob  schon  die  Clerisey  ein  dispensation  zuließ  |  beyde 
gestalt   mit   dem    Leyen    zu    reichen.*     Nach    alldem   mag. Luther 
schon  vorher  zu  der  Abfassung  dieser  Schrift  halb  entschlossen  ge- 
wesen  sein    und    öahera   durch   seine  Schilderung    der   böhmischen 
Verhältnisse  und  durch  sein  Drängen  ihn  darin  noch  bestärkt  haben, 
so  dass  dieser  insoweit  die  letzte  Ursache  der  Schrift  geworden 
ist;    nur   so   kann   wohl   jene  Stelle    in  Luther*s  Brief   an   den    ein- 
gekerkerten    böhmischen    Rathsherrn    Burian     v.    Kornitz  •)     (vom 
27.  October  1524):  »Du  schwanke  dennoch  nicht,  da  jener  (Gallus) 
nicht  nur  die  Ursache  ist,   sondern  er   dazu   sogar   drängte,   dass 
die  in  Rede  stehende  Schrift  von  mir  verfasst  worden  ist*,  aufgefasst 
werden.  Auch  die  Behauptung,  dass  öahera  den  grössten  Theil  dieser 
Schrift  selbst  verfasst  habe  *),  ist  nicht  richtig.  Nach  Luther's  eigener 
Aussage  —  in  seinem  Briefe  an  Burian  v.  Kornitz  *)  —  stammt  von 
Luther  in  dieser  Schrift  der  , modus*,  das  ,dogma*  und  der  »discursus 
scripturae*.  Unter  , modus*  mag  Luther  wohl  die  von  ihm  empfohlene 
Art  der  Priesterberufung  und  Einsetzung  verstehen,  unter  »dogma* 
die  Glaubenslehren  und  unter  »discursus  scripturae*  die  Besprechung^ 
der  citirten  Schriftstellen.    Alles  Uebrige,  sagt  er  cbendort,  sei  von 
Gallus   (Cahera),    namentlich   alle   Ermahnungen,  welche   die  Schrift 


i)  Darauf  weist  schon  Czerwenka  hin. 

«)  1566,  S.  44  a. 

»)  Enders,  V  (1893),  41. 

«)  Gindely,  I,  176. 


19 

an  gewissen  Stellen  enthalte.  Danach  hat  also  öahera  verhältniss- 
massig  nur  geringen  Antheil  an  der  Abfassung  der  in  Rede  stehenden 
Schrift  und  das  Wesentlichste  derselben  rührt  von  Luther  selbst  her. 
In  einer  so  wichtigen  Angelegenheit,  wie  die  Berufung  und  Eit\- 
setzung  von  evangelischen  Geistlichen,  hat  es  diesen  jedenfalls  ge- 
drängt, den  Böhmen  selbst  zu  rathen,  ihnen  sein  Herz  auszuschütten. 
Dagegen  entspricht  es  sehr  dem  Charakter  eines  Cahera,  das  Gerücht 
zu  verbreiten,  als  sei  er  allein  Veranlasser,  ja  zum  grössten  Theile 
sogar  Autor  jener  Schrift  gewesen. 

Cahera  verliess  etwa  Anfang  August  desselben  Jahres  (1523) 
Wittenberg  und  begab  sich,  versehen  eben  mit  jener  Schrift  an  den 
Rath  der  Prager  Gemeinde  und  dem  sie  begleitenden  Schreiben 
Luther's.  nach  Prag.  Ob  ihn  nach  so  kurzem  Aufenthalte  in  Witten- 
berg die  Fortschritte  des  Lutherthums  in  Böhmen  bewogen,  in  die 
Heimat  zurückzukehren  *),  oder  ob  er  dafür  andere  Beweggründe 
hatte,  m«^  dahingestellt  bleiben.  Genug,  er  kam  zur  besten  Zeit 
nach  Prag.  Bei  der  nicht  lange  vorher  vorgenommenen  Neubesetzung 
der  Regierung  waren  die  hervorragendsten  Aemter  in  die  Hände 
Johann  v.  Wartemberg's  und  anderer  Utraquisten  gelangt.  Eine 
ähnliche  Umgestaltung  war  auch  im  Stadtrathe  vorgenommen  worden. ' 
Johann  Hlavsa  v.  Liboslav,  ein  der  Einführung  Luther's  Lehre  sehr 
geneigter  Utraquist')^  hatte  die'  einflussreiche  Stellung  des  Hof- 
richters,  ersten  Rathes  und  Bürgermeisters  erhalten.  So  lag  die 
^rösste  Macht  jetzt  in  den  Händen  der  Utraquisten,  und  zwar  solcher, 
die  einer  Umgestaltung  der  religiösen  Verhältnisse  im  Sinne  Luther's 
.^ehr  gewogen  wären.  Ueberhaupt  hatte  Luther  damals  schon  zahl- 
reiche Verehrer  unter  den  Utraquisten.  Das  zeigte  sich  deutlich  auf 
der  im  April  1523  auf  dem  Altstädter  Rathhause  abgehaltenen 
Synode  des  utraquistischen  Adels,  der  Städte,  Priester  und  Dechanten, 
wo  die  Mehrzahl  der  Versammelten  lutherisch  gesinnt  war.  Ein  noch 
deutlicherer  Beweis  aber,  wie  weit  die  Reformation  in  den  ton- 
angebenden Kreisen  damals  eingedrungen  war,  sind  die  Beschlüsse 
der  Gemeinde  vom  23.  Juli  1523,  durch  welche  Mathias  Korambus, 
(gewesener  Administrator,  und  drei  Prager  Pfarrer  aus  der  Stadt  ver- 
bannt wurden,  weil  sie  ,die  lutherisch  gesinnten  Prediger  öfTentlich 


«)  Cierwenka,  II,  172. 
«)  Gindely,  I,  168 

2* 


20 

geschmäht    und    hinterlistige  Anschläge  geschmiedet  hatten    gegen 
Alles,  was  auf  Wittenberg  bückte*  *).     * 

So  standen  die  Verhältnisse,  ak  öahera  in  Prag  eintraf,  gewiss 
für  ihn  und  sein  Vorhaben  sehr  günstig.  Am  29»  Jani  1528  war  der 
Administrator  des  utraquistischen  Consistoriums,  Wenzel  Sismanek, 
gestorben.  Am  24.  August  versammelten  sich  deshalb  die  Utra- 
quisten  zur  Neuorganisirung  ihres  Consistoriums.  Unter  den  gewählten 
Administratoren  befand  sich  Gallus  Gahera,  dem  überdies  von  der 
Prager  Gemeinde  bald  darauf  die  Teiner  Pfarre  übertragen  wurde. 
Wie  konnte  es  unter  den  obwaltenden  Verhältnissen  auch  anders 
sein!  Ihn  umgab  ja  der  Nimbus,  Luther's  Schüler  und  Vertrauter 
gewesen  zu  sein,  ihn  hatte  dieser  selbst  zum  Bischof  empfohlen  und 
für  ihn  redeten  überdies  seine  glänzenden  Gaben. 

Mit  einem  Male  war  also  Cahera  im  Mittelpunkt  des  utra- 
quistischen Clerus  und  Volkes;  wenn  einer,  so  konnte  er  jetzt  für 
Luther*s  Sache  in  Prag  und,  da  die  Hauptstadt  meist  massgebend 
für  dats  Land  war,  in  Böhmen  überhaupt  sehr  viel  thun.  Und  that- 
sächlich  hat  er  seine  Stellung"  benützt,  um  für  Luther^s  Sache  zu 
arbeiten:  in  seinen  Predigten  in  der  Teinkirche  hat  er  es  nie  unter- 
lassen, von  dem  , berühmten  Dr.  Martin  Luther,  diesem  Verkünder 
der  Wahrheit  und  des  Evangeliums*,  lobend  zu  sprechen,  auf  seine 
grossen  Thaten  hinzuweisen  und  aufzufordern,  für  dieses  auserwählte 
Rüstzeug  Gottes  zu  beten.  Seine  Predigten  wurden  gerne  gehört, 
fanden  immer  mehr  Anhänger,  und  von  Prag  aus  verbreitete  sich 
die  Neuerung  überall  hin,  wo  es  Utraquisten  gab,  umsomehr,  als 
gleichzeitig   geistliche   und    massgebende    weltliche    Persönlichkeiten 

Cahera  in  seinem  Beginnen  unterstützten.    So  arbeiteten  in  gleicher 

» 

Richtung  Georg  Smakal,  utraquistischer  Pfarrer  von  St.  Heinrich, 
dann  der  Prediger  an  der  Bethlehemskirche,  Martin,  der  zugleich 
Mitglied  der  Unität  war.  Unter  den  Laien  seien  erwälint  der  Stadt- 
kanzler Burian  v.  Kornitz,  der  spätere  Prager  Bürgermeister  Bdccius, 
ein  gelehrter  Humanist,  o.  A.  m.  •). 

Nachdem  Uahera's  bisheriges  Auftreten  so  grossen  Erfolg  hatte, 
konnte  er  daran  denken,  in  der  einmal  eingeschlagenen  Richtung^ 
einen  Schritt   weiter  zu  thun.    Am  2.  Februar  1524   tagte   mit   Er- 


1)  Czerwenka,  II,  170. 
«)  Gindely.  I,  169. 


21 

laabniss  des  Königs  unter  Vorsitz  des  Herzogs  Karl  v.  Münsterberg  *) 
eine    utraquistische   Versammlung    im    grossen    Saale    des    Karolin- 
gd>äudes ").  Zu  derselben  waren  alle  utraquistischen  Stände  Böhmens 
und  Mährens,  die  hervorragendsten  Cleriker,  die  bedeutendsten  Per- 
sönlichkeiten  Prags   und   Vertreter  der  Universität   geladen.    Dieser 
Versammlung  nun  legte  öahera  21  von  ihm  verfasste  Glaubens-  und 
Verfassungsartikel  zur  Berathung  und  Beschlussfassung  vor.  Zwanzifj 
derselben  wurden  als  für  alle  Zukunft  in  der  utraquistischen  Kirche 
geltend  angenommen:  den  21.  musste  er  jedoch  fallenlassen.  Diese 
Artikel  sind  zum  grössten  Theile   unter   lutherischem  Einflüsse   ent- 
standen; die  Einwirkung  von  dieser  Seite  zeigt  sich  namentlich  bei 
jenen,  die  über  die  Lehre   und   die  Ceremonien   handeln:    die  Bibel 
als  Norm  des  Glaubens  ist  Erwachsenen    wie  Kindern   freigegeben, 
die  Tradition  als  überflüssig  fallen  gelassen,  jedem  nach  dem  freien 
Evangelium    lehrenden   Priester   Schutz   zugesagt,    Hns'    Lehre    nur, 
insofeme  sie  nnit  der  Bibel  übereinstimmt,  empfohlen.  Die  Messe  fst 
wohl  beibehalten,    aber  bei  derselben   ist   die  Muttersprache  zu  ge- 
braacfaen  und  alle  überflüssigen  Ceremonien  sind  zu  entfernen.    Das 
hdltge  Abendmahl  ist  im  Glauben,  dass  Christi  Leib  und  Blut  vor- 
handen sei.  ohne  jede  weitere  Erklärung  und  Deutung   zu  spenden, 
die  Ausstellung   der  Ho.stie   dem  Gutdünken   der   einzelnen  Priester 
und  dem  Belieben  der  einzelnen  Gemeinden  überlassen.  Endlich  sind 
alle  überflüssigen  Ceremonien   aus  dem  Cultus   zu  entfernen  •).    Der 
21.  Artikel  handelte  von  der  Aufhebung  des  Cölibates  und  der  Zu- 
lassung der  Priesterehe*).    Obwohl  auch  von  öahera  entworfen  und 
verfasst,  Hess  dieser  doch  Andere  ihm  das  Wort  reden  und  ihn  be- 
fürworten;   er   selbst   verhielt   sich   ruhig   und   neutral   bei  der  Ver- 
handlung  über  denselben.    Ja,   als   derselbe   mit   grosser   Majorität, 
offenbar    als   zu    , lutherisch*,    voriäufig    abgelehnt    wurde,    brachte 
Cahcra  es  über  sich,  zu  erklären,   der  Artikel   rühre   gar   nicht   von 
ihm  her,    er  habe  ihn  vielmehr  nur  auf  Wunsch   \ieler  Personen    in 
den  Entwurf  aufgenommen. 


1)  Karl  r.  Mtetterberg  war  Verweser  des  Königreiches  Böhmen ;  über  ihn  siehe 
Jahrbach  1890,  S.  82  f.;   Gindely,  I,   181;  Köstlin,  I,  642;  Enders,  III  (1889).  ilO. 

«)  Gindely,  I,  170. 

■)  Czerwenka,  II,  173;  Gindely,  I,  170 f.;  Buchholz,  Gesch.  Ferdinands  I. 
IV  (laSS),  439. 

<)  Gindely.  I,  171. 


22 

Hatte  öahera  schon  in  dieser  Versammlung  bei  der  Verhand- 
lung über  den  21.  Artikel  seine  bessere  Ueberzeugung  —  wenn  er 
eine  solche   je  besessen   —   verleugnet   und   sich   nach  dem  Winde 
gedreht,    so  sollte   er   bald   einen   noch   glänzenderen  Beweis   einer 
seltenen  Charakterlosigkeit   geben.    Die  Beschlüsse  vom  2.  Februar 
(1524)  fanden  im  Volke  nur  wenig  Anklang,  ja  erregten  namentlich 
bei  der  streng  utraquistischen  Partei,  die  von  jeher  einen  Anschluss 
an  Rom  wünschte  und  an  dem  römischen  Ceremonienwesen  g^rossen 
Gefallen  fand,  geradezu  Anstoss.  Manche  sogar,  die  der  lutherischen 
Lehre  bisher  nicht  abhold  gewesen,  mögen   durch    diese  Beschlüsse 
wieder  zurückgeschreckt  worden  sein.  Kurz,  in  Prag  gewann  die  zu 
Rom  hinneigende,  streng  utraquistische  Partei  die  Oberhand.  Hlavsa 
wurde  am  13.  März  (1524)  seines  einflussreichen  Amtes  entsetzt  und 
an  seine  Stelle  wieder  der  jeder  religiösen  Neuerung  feindliche  Pasek 
eingesetzt.  Mit  dem  Fortschritte  der  Reformation  war  es  damit  vor- 
läufig zu  Ende.  Gahera  sah  ein,  dass  unter  diesen  Umständen  binnen 
Kurzem    die   Nothwendigkeit   an   ihn   herantreten   werde,    entweder 
seine  Stellung  oder  seine  Lehre  aufzugeben.   Er  opferte  die  letztere 
und    damit   auch    seine   früheren   Freunde,  vor  Allem   den,    dessen 
Empfehlung  er^mt  und  Stellung  verdankte:  Luther.    Am  17.  Mai 
(1524)  schon  beschloss  der  Prager  Rath  auf  Grund  eines  von  einer 
Commission    vorgelegten    Entwurfes   von    10   Artikeln:    ^Weil    der 
Mensch  im  lang  Gewohnten  verhärtet,  so  schnell  sich  nicht  ändern 
könne,    solle    keiner    den    anderen    mit    Gewalt    in    der    Religion 
zwingen*  *);  und  nun  wurden  die  alten  Ceremonien  im  Cultus,  wenn 
nicht  gerade  anbefohlen,  so  doch  gebilligt  und  empfohlen,  und  damit 
die  Beschlüsse  vom  2.  Februar   (1524)   im  Sinne  der  streng  utra- 
quistischen Partei   umgeändert,    öahera   gab   selbst   seine  volle  Zu- 
stimmung; charaktervolleren  Männern  aber,  wie  Martin,  dem  Prediger 
von  der  Bethlehemskirche,   und  18  anderen  Priestern   war    ^die  Er- 
füllung der  gegenwärtigen  Anordnungen  ein  Handeln  gegen  Gott,  ihr 
Gewissen  und  das  allgemeine  Beste*,  und  darum  verliessen  sie  Prag  *). 

Auf  dieser  Versammlung  hatte  Cahera  zum  ersten  Male  seine 
Wandlung  bewiesen.  Von  nun  an  trat  er  immer  mehr  als  Gegner 
seiner  früheren  Freunde  auf  und  suchte  sich  immer  grössere  Ver- 
dienste in  den  Augen  seiner  neuen  Genossen  zu  erwerben.  Auf  der 

1)  Buchholtz,  a.  a.  0„  IV,  440. 
«)  Palacky,  V,  2,  518. 


23 

Kanzel  der  Frauenliebkirche  (Teinerkirche)  fand  er  nun  nicht  genug 
Schmähnamen  fiir  Luther  und  sein  Werk  und  wollte  denselben  nur 
deshalb  besucht  haben,  um  ihn  besser  durchschauen,  seine  bösen 
Absichten  und  Reden  der  Welt  besser  offenbaren  und  ihn  selbst 
besser  bekämpfen  zu  können.  Mit  seinem  Genossen  Padek  im  Bunde 
bewaffnete  er  seine  neuen  Anhänger  und  veranlasste  am  9.  August 
1524^  einen  Aufstand,  bei  welchem  die  Häupter  der  lutherisch  Ge- 
sinnten: Bürgermeister  Briccius,  Stadtkanzler  Burian  v.  Komitz, 
Hlavsa  u.  A.  *)  ihrer  Stellen  entsetzt  und  verhaftet,  später  zwar 
wieder  in  Freiheit  gesetzt,  aber  aus  Prag  ausgewiesen  wurden*). 
M  t  dem  Prager  Domcapitel  setzte  sich  Cahera  auf  freundlichen  Fuss 
und  war  nun  eifrigst  bestrebt,  eine  Vereinigung  des  Utraquismus 
mit  Rom  herbeizuführen.  Ja,  im  Geiste  sah  er  diese  Einigung  bereits 
vollzogen  und  sich  vielleicht  schon  mit  der  erzbischöflichen  Krone 
geschmückt.  In  der  Fastenzeit  1525  schrieb  er  im  Namen  des 
Consistoriums  an  den  in  Ofen  weilenden  päpstlichen  Legaten:  »Es 
lie^t  uns  nichts  mehr  am  Herzen,  als  dass  wir  durch  die  Einheit 
des  Glaubens  und  durch  den  Gehorsam  gegen  den  päpstlichen  Stuhl 
beständig*  als  mit  der  Kirche  vereinigt  erfunden  werden.  Böhmen 
\sl  auf  dem  festen  Grunde  des  katholischen  Glaubens  aufgebaut,  alle 
Stürme  der  Ketzerei,  durch  welche  die  verschiedenen  Gegenden  des 
benachbarten  Deutschland  heimgesucht  wurden,  hat  unser  Vaterland 
bisher  wie  ein  unbeweglicher  Fels  überstanden  und  gebrochen  und 
wie  ein  Leuchtthurm,  aufgerichtet  inmitten  des  durch  Stürme  ge- 
•peitschten  Meeres,  trägt  es  allen  Schiffern  die  leuchtende  Fackel 
vor  und  zeigt  ihnen  den  sicheren  Hafen,  der  sie  vor  Schiffbruch 
schützt.  Wir  haben  das  Vertrauen,  dass  der  Gottesbau  vor  dem 
Zusammensturze  bewahrt  bleiben  wird,  und  sind  erst  unsere  Ab- 
geordneten bei  euch,  dann  werden  auch  die  Mauern  Jerusalems 
gebaut  werden  und  unsere  Füsse  werden  in  den  Vorhöfen  des  Herrn 
stehen  und  der  Gott  aller  Götter  wird  sich  in  Zion  zeigen  und  wir 
gehen  von  Kraft  zu  Kraft*).*  So  kam  durch  Öahera  »seit  dem  Auf- 


.'      >)  Gindely,  I,  176. 

>)  König  Ludwig,  von  Hlavsa  über  das  Geschehene  in  Kenntniss  geseUt,  drang 
viederholt  auf  Zurückberufung  der  Verbannten,  allein  seine  Anordnungen  wurden,  dank 
dem  Treiben  Cahera's  und  PaSek's,  nicht  befolgt.  Erst  Ferdinand  gelang  es,  die  Aus- 
gewiesenen wieder  nach  Prag  zu  bringen. 

«)  Czerwenka,  II,  179. 


24 

treten  des  Hus  und  der  durchgeführten  Trennung  Böhmens  von  Rom 
die  erste  Obedienzversicherung  aus  diesem  Lande  zu  dem  Gesichte 
des  römischen  Papstes  Hadrian  VI.*  *).  Tief  schmerzlich  muss  es 
Luther  berührt  haben,  als  er  von  Cahera's  Gesinnungswechsel  und 
seinem  Auftreten  gegen  ihn  und  seine  Freunde  Nachricht  erhielt. 
Schon  am  27.  October  1524  schreibt  er  deshalb  an  den  einge- 
kerkerten Burian  v.  Kornitz '),  tröstet  ihn  und  entschuldigt  sich 
zugleich  wegen  Cahera's  Empfehlung.  Was  höre  er  über  Gallus,  ruft 
er  aus,  so  habe  dieser  sein  ganzes  Vertrauen  getäuscht  und  Ver- 
wirrung angerichtet,  während  er  ihn  fiir  einen  Ehrenmann  gehalten. 
Habe  dieser  ihn  doch  mit  Macht  und  Eifer  dazu  gedrängt,  dass  er 
seine  Schriften  rasch  in's  Böhmische  übertragen  möchte.  So  sei  er, 
Armer,  getäuscht  worden  durch  dessen  Unredlichkeit.  Allein  noch 
hatte  Luther  bezüglich  Cahera's  nicht  alle  Hoffnung  aufgegeben.  Das 
beweist  der  Brief,  den  er  an  diesen  selbst  am  13.  November  1524 
schrieb.  In  ernst  väterlichem  Tone  ermahnt  er  ihn,  er  möge  auf- 
hören, Gott  und  Christo  sich  zu  widersetzen,  er  möge  umkehren, 
so  lange  er  Zeit  dazu  habe,  sei  er  doch  auch  ein  Mensch,  dessen 
Ende  vielleicht  heranrücke.  Glaube  er  denn  nicht,  dass  Christus 
zugleich  Gott  sei,  der  ihn  schützen  und  einst  auch  richten  werde. 
Wenn  er  seinen  Worten  folge,  werde  er  sich  freuen;  wenn  er  aber 
weiter  hartnäckig  bleibe,  möge  er  ^^ seine  Schuldenlast*  selbst  tragen  *). 
Begreiflicherweise  machte  dieses  Schreiben  auf  Uahera  gar  keinen 
Eindruck,  und  auch  Luther  muss  ihn  endlich  in  seiner  ganzen  Nichts- 
würdigkeit erkannt  haben,  sagt  er  doch  in  seinem  Schreiben  aa 
Nikolaus  Hausmann  vom  2.  Februar  1525:  »Gallum,  der  Böhmen 
Ungeheuer,  kenne  ich;  Gott  mache  dessen  Bemühungen,  der  unsei* 
so  gespottet  hat,    zunichte*).* 

Luther's  Wunsch  ging  jedoch  erst  im  Jahre  1529  in  Erfüllung. 
Zweimal  noch  wurde  uahera  bis  zu  diesem  Jahre  von  dem  Prager 
Stadtrathe  bei  Neubesetzung  des  Consistoriums  wieder  zum  Adnaini- 
strator  gewählt,  und  als  solcher  schritt  er,  trotz  des  strengen  Gebotes 
König  Ludwigs,  Ruhe  und  Frieden  zu  halten,  auf  dem  betretenen 
Pfade  weiter  fort.  Endlich  machte  König  Ferdinand  I.  seinem  Treiben 


»)  Gindely,  I,  181. 

«)  Enders,  V,  40. 

a)  Enders,  V,  49. 

*)  De  Wette,  Luther's  Briefe,  II.  621. 


25 

ein  Ende,  öahera  rüstete  sich  eben  am  9.  August  1529  für  den 
nächsten  Tag  zu  einer  Procession  zu  Ehren  des  heiligen  Laurentius, 
als  der  verhängnissvolle  königliche  Befehl  ihm  überbracht  wurde. 
Danach  hatte  er  »alsogleich,  noch  vor  Sonnenuntergang  die  Stadt, 
binnen  sechs  Tagen  aber  Böhmen  und  binnen  14  Tagen  die  Erb- 
länder  Ferdinands  zu  verlassen*.  Vielleicht  erinnerte  sich  Gahera 
jetzt  des  letzten  Briefes,  den  er  von  Luther  erhalten,  ist  doch  der 
von  ihm  über  diese  Begebenheit  in  den  Actenstücken  des  utraquisti- 
sehen  Consistoriums  gemachte  Bericht  ein  wahrer  Trauergesang  über 
die  Vergänglichkeit  alles  Irdischen  und  über  die  Willkür  der  Feinde. 
Der  kategorische  königliche  Befehl  Hess  nicht  daran  zweifeln,  dass 
Ferdinand  eine  Ausserachtlassung  desselben  strenge  ahnden  werde. 
Gahera  mag  deshalb  demselben  unverzüglich  Folge  geleistet  haben, 
so  dass  er  wohl  nicht  einmal  Zeit  zu  persönlichem  Abschiede  von 
seinen  Freunden  fand;  deshalb  richtete  er  ein  Schreiben  an  die 
Stände,  in  dem  er  sich  ^von  allen  ihm  zur  Last  gelegten  Beschuldi- 
gungen zu  reinigen  suchte  und  seinen  Glaubensgenossen  alles  Gute 
wünschte*  *).  Der  Schauplatz  seiner  nächsten  Thätigkeit  war  Nürn- 
berg, ^letn  nur  kurze  Zeit  Mit  der  Geistlichkeit  der  Stadt  in  Streit 
gerathen,  bekam  er  vom  Rathe  den  Auftrag,  ^bet  scheinender  Sonne* 
Nürnberg  zu  verlassen«  Er  zog  nun  nach  Schwabach,  aber  auch 
hier  Uieb  der  unbeständige  Mann  nur  vorübergehend.  In  Ansbach 
endlich  liess  er  sich  dauernd  nieder,  heiratete  und  wurde  —  Schänk- 
wirth  »). 

Die  traurigen  Erfahrungen,  die  Luther  mit  Cahera  gemacht, 
hatten  ihn  offenbar  tief  verstimmt  und  ihn  veranlasst,  mit  den  Utra- 
quistcn  jeden  weiteran  directen  Verkehr  abzubrechen.  Seine  Ein- 
wirkung auf  die  Utraquisten  war  aber  bereits  zu  tief  gegangen,  als 
dass  damit  nun  auch  jedes  Weiterschreiten  derselben  auf  dem  Wege 
der  Reformation  aufgehört  hätte.  Der  Utraquismus  ging  vielmehr 
zum  grössten  Theile  nach  und  nach  ganz  in 's  Lutherthum  ü^er. 

Schon  in  der  ersten  Zeit  von  Luther's  Auftreten  war  es  vor- 
gekommen, dass  junge  Böhmen  der  Studien  wegen  nach  Wittenberg 
gingen;  je  weiter  nun  Luther  auf  der  einmal  betretenen  Bahn 
vorwärts  schritt,  desto  grösser  wurde  auch  die  Zahl  der  in  Witten- 


1    Czerwenkji,  11,  19<>. 
«)  Czerwenka,  II.  195. 


26 

berg  studirenden  Böhmen  M.  Diese  kehrten  dann  meist  mit  lutherischen 
Anschauungen  in  die  Heimat  zurück  und  i\'irkten  hier  durch  Wort 
und  That  für  Luther.  Das  utraquistische  Consistorium  sah  sich  fort- 
während genöthigt.  Vorschriften  wegen  Aufrechthaltung  des  utra- 
quistif^chen  Glaubensbekenntnisses  zu  erlassen ;  diese  wurden  aber 
in  der  Regel  ganz  ignorirt.  Die  meisten  utraquistischen  Cleriker 
hatten  eben  die  neue  Gedankenströmung  in  sich  aufgenommen,  und 
was  von  dem  utraquistischen  Glaubensbekenntniss  eine  Prüfung  an 
der  heiligen  Schrift  nicht  bestand,  wurde  von  ihnen  einfach  fallen 
gelassen.  Immer  häufiger  zogen  sie  nach  Deutschland,  besonders 
gerne  nach  Wittenberg  und  Leipzig,  um  sich  dort  die  Ordination 
zu  holen.  In  ihren  Gemeinden  vereinfachten  sie  dann  den  Gottes- 
dienst, beseitigten  die  Messe,  die  vielen  Weihen,  die  Ceremonien 
und  die  aus  der  römischen  Kirche  herübergenommenen  Gebräuche, 
ja  legten  selbst  die  römische  geistliche  Kleidung  ab,  nahmen  dafür 
den  Lutherrock  an,  hielten  evangelische  Predigten  und  traten  in  den 
Ehestand,  Die  Compactaten  waren  für  die  Meisten  bereits  ein  über- 
wundener Standpunkt.  Das  Consistorium  aber  konnte  mit  seinen 
schärfsten  und  wiederholtesten  Verordnungen  dagegen  nichts  aas- 
richten. In  Folge  dessen  Hess  er  mit  der  Zeit  in  seinen  Bemühungen 
gegen  die  Neuerungen  bedeutend  nach.  Hatte  es  z.  B.  bis  etwa  1540 
eine  Reihe  von  Processen  gegen  verheiratete  Geistliche  gefuhrt,  so 
kamen  von  dieser  Zeit  an  solche  immer  weniger  vor,  obwohl  der 
verheirateten  Pfarrer  immer  mehr  wurden  •).  Oft  aber  erliess  es  seine 
Verordnungen  auch  nur  des  Scheines  wegen.  Denn  häufig  waren 
die  Consistorialräthe,  ja  selbst  die  Administratoren,  Anhänger  Luther's, 
wie  z.B.  Martin  v.  Klattau,  Johann  Mistopol,  Jobann  v.  Kolin,  Matthias 
Dworsky  u.  A.  m.  Diese  drückten  bei  der  Durchfuhrung  der  noch  in 
streng  utraquistischem  Geleise  sich  bewegenden  Bestimmungen  und 
Erlässe  des  Consistoriums  in  der  Regel  ein  Auge  zu,  wenn  sie  nicht 
geradezu  selber  Neuerungen  im  Sinne  Luther 's  offen  anregten.  So  ver- 
langte beispielsweise  Johann  Mistopol  auf  einer  Utraquistenversammlung 
im  Jahre  1543  die  Beseitigung  der  Messe,  der  Ausstellung  der  Hostie, 


1)  Vgl.  Foerstemann :  Album  Acadetniae  Vitebergensis  ab  a.  ehr.  MDII  usque 
%d  ft.  MDLX.  1841.  —  Selbst  die  Öechischen  Adeligen,  die  bis  dahin  fast  aasschliesslich 
an  italienischen  Universitäten  studirt  hatten,  gaben  nun  Wittenberg  den  Vonng  vor 
jenen.  Wolkan,  Gesch.  d.  deutsch.  Lit,  in  Böhmen  (1894),  S.  31. 

«)  Frind,  Kirch.-Gesch.  Böhmens.  IV  (1878),  109. 


27 

der  Processionen,  der  Gebete  für  die  Verstorbenen,  der  Anrufung  der 
Heiligen,  der  glänzenden  Beleuchtung  der  Kirchen,  des  vielen  Bingens 
nnd  Läutens,    der  Weihen  verschiedener  Gegenstände   u.  dgl.  m.  *). 

Aber  auch  unter  dem  Adel  stieg  die  Zahl  der  Anhänger 
Luther  s  immer  mehr.  Im  schmalkaldischen  Kriege  weigerten  sich 
die  vorgeschrittenen  Utraquisten,  dem  Könige  Hilfe  zu  leisten,  ja 
die  Prager  erklärten  geradezu,  ^würden  sie  wider  den  Kurfürsten 
Johann  Friedrich  ziehen,  der  mit  ihnen  den  gleichen  Glauben  bekenne 
und  schütze,  so  müssten «sie  sich  vor  Gottes  Rache  fürchten*  •).  Von 
den  freien  böhmischen  Städten  aber  stellten  sich  damals  nicht  weniger 
als  25  zu  Gunsten  des  Lutherthums  an  die  Seite  der  Prager*). 

So  starb  der  alte  Utraquismus  mehr  und  mehr  ab,  und  Luther's 
Ideen  fanden  immer  mehr  Ansehen  und  Anhang  im  Lande.  Wohl 
arbeitete  seit  dem  Jahre  1555  auf  König  Ferdinands  Veranlassung  Peter 
Canisius  init  zwölf  Jesuiten  in  Prag  der  neuen  Gedankenströmung 
entgegen,  allein  gerade  dieser  Umstand  trug  noch  mehr  dazu  bei, 
dass  der  Utraquismus  als  solcher  innerhalb  der  folgenden  Jahre  ganz 
im  Protestantismus  aufging ;  denn  je  kräftiger  die  Jesuiten  gegen  die 
evangelisch  Gesinnten  auftraten,  um  so  mächtiger  wirkte  der  Gegendruck 
und  drängte  auch  schwankende  und  bisher  unentschiedene  Gemüther 
in  s  lutherische  Lager.  Aber  auch  alle  anderen  Versuche  Ferdinands  L, 
die  Weiterentwicklung  der  evangelischen  Lehre  unter  den  Utraquisten 
zu  hindern  und  diese  mit  Rom  zu  versöhnen  und  zu  vereinen,  blieben 
erfolglos,  und  er  mag  am  Ende  seines  Lebens,  nach  fast  38jährigem 
Arbeiten  in  dieser  Richtung,  wohl  selbst  zur  Erkenntniss  gekommen 
sein,  dass  das  Lutherthum  ihm  über  den  Kopf  gewachsen  und  die 
evangelische  Lehre  in  Böhmen  unaufhaltsam  vorwärts  schreite. 

Unter  seinem  Sohne  und  Nachfolger  Maximilian  IL.  dem 
Josef  des  XVL  Jahrhunderts*,  ging  der  Process  der  Umwandlung 
des  Utraquismus  in  den  Protestantismus  seinen  sicheren  Weg  fort, 
and  unter  ihm  kam  diese  Umwandlung  endlich  auch  ofiiciell  zum 
Ausdrucke.  Bisher  hatten  nämlich  für  die  Utraquisten,  wenngleich 
der  grösste  Theil  von  ihnen  lutherisch  dachte  und  fühlte,  die  Com- 
pactaten  noch  zu  Recht  bestanden.  Am  3.  März  1567  nun,  auf  dem 
Landtage    zu   Prag,   wurden   diese  aufgehoben   und  für  ungiltig  er- 

»)  Cierwenka,  II,  247. 
>)  Czerwenka,  II,  260. 
*)  Frind,  IV,  108  f. 


28 

klärt  und  allen  auf  die  Bibel  sich  gründenden  Christen  Freiheit  des 
Bekenntnisses  zugestanden ').  Die  evangelisch  gesinnten  Utraquisten 
konnten  nun  daran  denken,  ihren  Glauben  in  einer  officiellen 
Bekenntnissschrift  zusammenzufassen  und  ihr  Kirchenwesen  zu  orga- 
nisiren.  Das  geschah  auch  im  Jahre  1575.  Auf  Veranlassung  der 
Stände  wurde  auf  Grund  der  Augustana  und  des  Brüderbekennt* 
nisses  eine  aus  25  Artikeln  bestehende  Confession,  die  sogenannte 
böhmische  Confession,  und  eine  eigene  Kirchenordnung  ausge- 
arbeitet *).  Diesen  versagte  zwar  Maximilian  II.  mit  Rücksicht  auf 
seine  Stellung  die  Bestätigung,  aber  das  hinderte  die  Evangelischen 
nicht  —  sie  hatten  ja  Freiheit  des  Bekenntnisses  zugesagt  erhalten  — . 
an  der  Confession  festzuhalten.  In  demselben  Jahre  endlich  setzten 
sie  beim  Kaiser  die  Errichtung  eines  eigenen  lutherischen  Consi- 
storiums  durch.  Damit  aber  legte  der  bei  weitem  grösste  Theil  der 
ehemals  dem  Utraquismus  zugethanen  Böhmen  das  bidier  in  annt- 
lidier  Wirksamkeit  noch  zur  Schau  getragene  Wesen  des  Utra- 
quismus auch  officiell  ganz  ab.  Das  utraquistische  Consistorium  aber, 
das  noch  fortbestand  und  in  letzter  Zeit  sich  Rom  sehr  genähert 
hatte ').  ja  abgesehen  von  der  Gestattung  des  Laienkelches  eigent- 
lieh  ganz  katholisch  geworden,  zählte  um  diese  Zeit  zu  seinen  An- 
hängern nur  etwa  15  Adelige,  einige  wenige  königliche  Städte*)  und 
die  Universität,  die  stets  zu  ihm  gehalten.  Bald  indess  wandte  sich 
auch  diese  bisher  so  treue  Freundin  von  ihm  ab  und  auch  vom 
Adel  und  den  Städten  wurden  mehrere  untreu,  so  dass  endlich  im 
Jahre  1589  nur  mehr  sieben  Städte  *)  die  Autorität  des  Consistoriums 
anerkannten  und  auch  diese  nur  dem  Namen  nach;  in  Wirklichkeit 
waren  auch  sie  bereits  von  lutherischen  Ideen  zersetzt  und  respec- 
tirten  die  wenigsten  Anordnungen  und  Vorschriften  derselben. 
Schliesslich  kündigten  die  wenigen  noch  vorhandenen  utraquistischen 
Pfarrer  ihrem  Consistorium  den  Gehorsam  und  begannen  die  Refor- 
mation Luthers  in  ihren  Gemeinden  durchzuführen.  Damit  schwand 
auch  der  letzte  kümmerliche  Rest  des  Utraquismus  —  er  war  völlig 
aufgegangen  in  dem  Lutherthume. 

i)  Ccerwenka,  II,  4Qi. 
<)  Cserwenka,  II,  458. 

*)  So  leistete  der  im  Jahre  1580  zum  Administrator  gewählte  Wenzel  BeneSow'sky 
dem  Erzbischofe  den  Eid  des  Gehorsams  (Czerwenka.  II,  489). 
«)  Czerwenka,  II,  483. 
*)  Czerwenka,  II,  495. 


II. 

Die  Bedeutung   des   „Wittenberger   Ordinirtenbuches 
1537 — 1560"  für  die  Reformations-Geßchichtsforschung 

Oesterreichs. 

Von  Dr.  thcol.  et  phil.  GEORG  BuCHWALD  in  Leipzig. 

Mit  Nachdruck  hat  Dr.  Georg  Rietschel  in  seiner  verdienst- 
vollen Schrift  , Luther  und  die  Ordination*  (2.  Ausg.  Wittenb.  1889) 
auf  ein  leider  fast  150  Jahre  völlig  vergessenes  Buch  hingewiesen. 
Er  schreibt  S.  25:  ,1m  Archiv  der  Wittenberger  Pfarrkirche  be- 
finden sich  die  gesamniten  Verzeichnisse  der  in  Wittenberg  ordinirten 
Geistlichen  bis  zur  Aufhebung  der  Wittenberger  Generalsuperinten- 
dentur  in  unserem  Jahrhundert.  Sie  enthalten  manches  interessante 
Material,  das  noch  nicht  verwerthet  ist,  zumal  von  1560  an  jeder 
Ördinand  eigenhändig  ein  kurzes  curriculum  vitae  oder  wenigstens 
seine  persönlichen  Verhältnisse  eingetragen  hat.* 

Es  ist  allerdings  in  hohem  Grade  bedauerlich,  dass  diese 
Wittenberger  Verzeichnisse  unbeachtet  und  unverwerthet  geblieben 
sind.  Das  ist  vielfach  mit  Schuld  daran,  dass  unsere  Kenntniss  der 
nicht  im  Vordergrunde  der  Schaubühne  der  Reformation  stehenden, 
aber  doch  in  ihrer  Gesammtheit  bedeutsamen  Geistlichen  und  Schul- 
männer jener  Zeit  zum  Theile  eine  recht  mangelhafte  ist.  Ebenso 
wie  die  Herausgabe  der  Universitätsmatrikel  Wittenbergs  bis  1560 
durch  Förstemann  und  die  Veröffentlichung  der  Wittenberger  Bacca- 
iaurei  und  Magistri  bis  1560  durch  Köstlin  unsere  Kenntniss  nach 
dieser  Seite  hin  vervollständigt  hat,  werden  dies  jene  Verzeichnisse, 
in  erster  Linie  das  älteste,  die  Jahre  1537 — 1560  umfassende,  thun. 

Mit  Freuden  folgte  ich  der  Aufforderung  Dr.  Rietschers,  dasselbe 
herauszugeben,  und  zu  grossem  Danke  sind  die  Freunde  reformations- 
i^eschichtUcher  Forschung  dem  opferwilligen  Verleger  verpflichtet »). 

^)  Es  ist  erschienen  unter  dem  Titel:  Wittenberger  Ordinirtenbuch  1537—1660, 
l«piig,  Georg  Wigaad,  1894. 


30 

Behufs  allgemeiner  Orientirung  über  jenes  älteste  Ürdinirten- 
buch  sei  auf  den  betreffenden.  Abschnitt  in  Rietschel's  genannter 
Schrift  S.  25  —  29  hingewiesen.  Die  folgenden  Zeilen  sollen  dazu 
dienen,  auch  in  den  Kreisen  Derer  das  Interesse  an  jenen  Documenten 
zu  wecken,  die  österreichische  Reformations-Geschichtsforschunor 
pflegen.  Denn  ohne  dieses  Interesse  würde  die  äusserst  wünschens- 
werthe  Herausgabe  der  weiteren  Ordinirtenbücher,  wenigstens  bis 
zur  Mitte  des  XVII.  Jahrhunderts,  sich  kaum  ermöglichen  lassen. 

Selbstverständlich  liegt  es  mir  ferne,  etwa  eine  Art  Auszug 
aus  jenem  Ordinirtenbuche  für  die  österreichischen  Lande  zu  geben. 
Das  wäre  ein  Ding  der  Unmöglichkeit.  Jeder,  der  das  Buch  nur 
eines  oberflächlichen  Blickes  würdigt,  wird  sehen,  dass  Beziehungen 
zwischen  Oesterreich  und  Wittenberg  auf  jeder  Seite 
reichlich  zu  finden  sind.  Nur  dieses  soll  in  Folgendem  an 
einigen  Beispielen  gezeigt  werden,  die  wir  an  unser  ^Jahrbuch*  an- 
knüpfen. 

Zu  Jahrgang  IV,  S.  85  f.,  citire  ich  folgende  Ordinations- 
eintrage : 

1549.  Feria  Quarta  post  Egidij  (4.  September)  per  dominum 
D.  Pomeranum:  Bonifatins  Zschipchen  von  Pirna,  Edituus  zum  Roten- 
wald,  Beruffen  gein  Arnstorff  zum  Pfarambt. 

1553.  Feria  Quarta  post  Oculj  (8.  März)  per  dominum  D. 
Pomeranum : 

Hieronimus  Beyer  vom  Lauben,  Custos  zur  Steinkirch,  Beruffen 
gein  Arnstorff  zum  Pfarambt  unter  Ferdinando. 

1553.  Feria  [Quarta?]  post  decollationis  S.  Johannis  Baptistae 
[30.  August.^]  per  dominum  D.  Pomeranum: 

Melchior  Schneyder  von  Pirna,  Baccalaureus  daselbst,  Beruffen 
gein  Arnstorff  zum  Pfarambt. 

1548.  Sabbatho  post  Jubilate  per  dominum  D.  Pomeranum 
(28.  April): 

Matthias  Sinder  vom  Freiberg,  Jeronimus  Stauden  Kinder 
Preceptor  zu  Steindal,  Beruffen  gein  Bensen  zum  Priesterambt. 

1553.  Feria  Quarta  Crispinj  per  dominum  D.  Pomeranum 
(25.  October): 

Johannes  Busch  von  Pirna,  Aus  dieser  Universität  beruffen 
gein  Bentzen    in  Behemen   zum  Priesterambt.   (Nach  Förstemann. 


31       ' 

.\lb.  Viteb.,    S.  248b.  war   der   Genannte   am  27.  September  1549 
als  Johannes  Busch  Birnensis  immatriculirt  worden)  *). 

1549.  Feria  [Quarta?]  post  Visitationis  Mariae  per  dominum 
D.  Pomeranum  [3.  Juli?]: 

Brictius  Lewel  von  KönigOwalde  bey  Aussigk  an  der  Eiben, 
Schulmeister  zu  Bensen,  Berufen  gein  Günterstorff  unterm  von 
Salhawsen  zum  Pfarambt. 

Zu  Jahrgang  V,  S.  116: 

1550.  Feria  [Quarta?]  post  Bartholomej  per  dominum  M.  Froe- 
schel  [27.   August?]: 

Georgias  Bemdt  von  Niderheinerstorff  im  Seuflfen,  Custos  zu 
Warmstorff,  doselbsthin  beruffen  zum  pfarambt,  unter  Ferdinand© 
und  Herrn  Jörgen  von  Schleinitz. 

Zu  ScheufTler's  Artikeln  ^Der  Zug  der  österreichischen  Geist- 
lichen nach  und  aus  Sachsen*  (Jahrg.  VI,  S.  127  AT.;  VII,  S.  188  ff. 
u.  s.  w.)  seien  folgende  Ordinationseinträge  citirt: 

Zu  Nr.  3.  1559.  Basilius  Camerhouer  Styrius  vocirt  gen 
Frigbergk  Dominica  vocem  Jucunditatis  (30.  April).  Vermuthlich 
identisch  mit  Försteniann,  Alb.,  S.  312a  (18.  Mai  1555):  Basilius 
Kunecker   Stirus. 

Zu  Nr.  7  4.  1543.  Feria  Quarta  post  Dominicam  ludica  per 
dominum  D.  Pomeranum  (14.  März): 

Petrus  Steinbrecher  von  Brandis,  Aus  dieser  Universität  be- 
nifen  gein  Bitzschen,  Bickel  und  Kemnitz  zum  Pfarambt. 

Zu  Nr.  133.  1549.  Feria  Quarta  post  Lamperti  per  dominum 
D.  Pomeranum  (18.  September): 

M.  Sebastianus  Starck  von  Meißen,  Aus  dieser  Universität  be- 
ruffen gein  Buchholtz  bey  St.  Annaberg  zum  priesterambt. 

Vgl.  Förstem.,  Alb.,  S.  204a  (Mai  1543):  Sebastianus  Starck 
Misnensis.  —  Köstlin,  Bacc.  und  Mag.  1548—1560,  S.  8  b  (30.  April 
1549):  M.  Sebestianus  Starkh  Mysnensis. 

Zu  Nr.  147.  1547.  Feria  Quarta  post  Prisce  per  dominum 
D.  Pomeranum  (19.  Jänner): 

Jacobus  Fidler  vom  Lauben,  Baccalaureus  auff  der  Schul  zu 
Fridlandt  in  der  Slesien  unter  den  von  Biberstein,  beruffen  gein 
Kunerstorff  zum  pfarambt. 


»)  Vgl.  hiexa  Jahrg.  VII,  S.  188. 


»2 

Zu  Nr.  Id2.  1553.  Fem  Quarta  post  Visitationis  Mariae  per 
D.  D.  Pomcranum  (5.  Juli): 

Matthias  Hake  von  der  Sitta,  Cantor  zur  Gabele,  dohin  be- 
ruffen  zum  Priesterambt. 

Zu  Nr.  17  7.  155;i.  Feria  Quarta  post  Letare  per  dominum 
D.  Fomeranum  (15.  März): 

Laurentius  Drescher  von  Gercka  in  Behmen,  Schulmeister  zu« 
Kemnitz.  dohin  beruffen  zum  Pfarambt. 

Zu  Nr.  178.  1554.  Feria  Quarta  post  Trinttatis  per  dominum 
Pomeranum  (23.  Mai) : 

M.  Caspar  Püberhardt  vom  Schneberg,  Aus  dieser  universitet 
beruflfen  auf  die  Gottisgab  zum  Predigambt. 

Vgl.  Köstlfn.  Bacc.  und  Mag.  1548—1560,  S.  7  a  (18.  Sep- 
tember  1548h  M.  Caspar  Eberartus  Snebergensis. 

Zu  Nr.  232.  1546.  F'eria  Quarta  Commemorationis  S.  Pauli 
per  dominum  D.  Pomeranum  (30.  Juni): 

Christophorus  Fridericus  von  Kirchberg,  Aus  dieser  Universitet 
beruffen  in  Joachims  Talh   zum  Priesterambt. 

Vgl.  Förstern.,  Alb,,  S.  193 a  (26.  Nov.  1541):  Christophorus 
Fridericus  Chirchbergensis.  —  Köstlin,  Bacc,  und  Mag.  1548 — 156(», 
S.  17  a  (27.  F'ebr.  läo^^i:  Christophorus  Fridericus  Kirchenbergensis 
gratis. 

Zu  Xr.  247.  1551,  Feria  Quarta  post  JubOate  per  dooiinum 
D.  Pomeranum  (11,  Mai): 

Michael  Kyben  ausm  Thal,  Cantor  zu  Wilstorff  bey  Dresen. 
Beruffen  doselhsthin  zum  Priesterambt. 

Zu  Nr.  24H.  1580.  Dominica  XVII  per  dominum  D.  Pome- 
ranum .'28.  September* : 

Ambrosius  F'Lscher  vom  Thalh,  Bürger  daselbst,  Berutttm  gein 
(rotteslob  zum  pfarambt. 

Zu  Nr.  291.    155S.  21.  September: 

W'olffgangus  «schuman.  mitwedensis,  vocirt  gehn  Ringethal. 

Ktn  besonderes  Capitel  wäre,  zu  zeigen,  welche  hervorragende 
Stelte  Joachimsthal  in  unserem  Ordinirtenbuche  einnimmt.  Seine 
Bedeutung  in  der  Reformations^eschichte  tritt  hier  sofort  in  die 
Augen.  In  chronologischer  Fol^^e  führen  wü-  die  aus  Joachimsthal 
^itammenden  oder  nach  Joachimsthal  berufenen  Ordinirtcn  von  1537 
bis  1560,  soweit  sie  nicht  schon  oben  berücksichtigt  worden  sind,  an. 


33 


Des  , Bürgers*  Ambrosius  Fischer  ,vom  Thal*  ist  schon  oben 
^dacht. 

Am   1.  Juni   1541  wurde  von  Bu^enhagen  ordinirt: 

»Andreas  Castner  von  der  Schlätha,  Bürger  im  Joachimsthalh, 
Beruffen  gen  Königswerde  zum  Pfarambt  unterm  WolflT  Schlicken 
von  Falkenaw.* 

Am  9.  November  1541  wird  durch  M.  Georg  Rörer  ordinirt! 
,Wuolffgangus  Schmatzner  von  Erberstorff  bey  Sant  Annaberg, 
Buergcr  in  S.  Joachims  Thal»  Beruffen  auf  die  Blatten  zum  Pfar- 
ambt. * 

M,  Johannes  Mathesius  wird  ordinirt  am  29.  März  1542 '). 

Am  6.  Februar  1544  wird  von  Bugenhagen  ordinirt: 

,M.  Christophorus  Fischer  vom  Thal,  Aus  dieser  Universitet 
beruffen  gegen  Jueterbogk  ins  Jungfrauen  Closter  zum  Predigambt.* 
Vgl.  Förstem.,  Alb.,  S,  185b  (22.  Nov.  1540):  Christophorus  Piscator 
ex  vallibus  Joachim!  (dazu  die  Notiz :  Superintendens  Ducatus  Lüne- 
burg). —  Köstlin.  Bacc.  und  Mag.  1538—1546,  S.  15  a  (25.  Jan.  1543) : 
Christophorus  Piscator  Vallensis  (dazu  die  Notiz:  Pastor  et  Super- 
intendens Hennepergensis). 

Am  13.  Juni  1548  wird  durch  Bugenhagen  ordinirt: 

,Bartholomeus  Reibolt  vom  Joachimstalh,  Cantor  zu  Brand  im 
Thalh,  dohin  beruffen  zum  Priesterambt.* 

Am  15.  August  desselben  Jahres  wird  gleichfalls  von  Bugen- 
hagcn  ordinirt: 

^Johannes  HirO  vom  TTialh,  Baccalaureus  zum  Caden,  Beruffen 
gein  Bresenitz  zum  Pfarambt.* 

Am  16.  Juli  1550  wird  von  Bugenhagen  ordinirt: 

Johannes  Salater  von  Embach,  Baccalaureus  im  Joachims 
Thalh,  .doselbsthin  beruffen  zum  Priesterambt,*  Vgl.  Förstem.,  Alb., 
S.  180  b  (5.  Juni  1540):  Johannes  Salaterus  de  Ernbach  ex  inferior! 
Bauaria. 

Unter  Feria  Quarta  post  ludica  1551  (18.  März)  ßnden  wir 
als  von  Bugenhagen  ordinirt  aufgezeichnet: 

jGregorius  vom  Joachims  Talh,  Aus  dieser  Universitet  beruffen 
zu  der  Dotterwiese  zum  Pfarrambt.*  Ob  dieser  identisch  ist  mit 
Förstern.,  Alb.,  S.  255b  (30.  April  1550):  Georgius  Busch  Vallensis? 


1)  Uebcr  das  Nähere  vgl.  Loesche,  J.  Mathesius,   I  (1895).  102  f. 
Jahrbuch  des  Procestantifma«  1895.  H.  I.  3 


34 

Am  6.  April  1552  wird  durch  Bugenhagen  ordinirt: 
,Georgius  Patzschka  auffm  Joachimsthalh,  Aus  dieser  Univer- 
sitet  beruflfen  gein  Luckenwalde  zum  Priesterambt. *  Vgl.  Förstern., 
Alb.,  S.  259  b  (26.  Sept.  1550):   Georgius  Bassianus  Joachimicus. 
Am  28.  December  1552  wird  durch  Bugenhagen  ordinirt: 
y  Bartholomäus  Beyer   auffm  Thalh,    Schulmeyster  aufm  Aber- 
tham,  Beruffen  gein  Ottenreutt  zum  Pfarambt.* 

Am  31.  Mai  1553  wird  durch  Bugenhagen  ordinirt: 
,  Andreas  Richter  auffm  Thalh,  Schulmeyster  auff  der  Bresenitza, 
Beruffen  gein  Maschaw  zum  Pfarambt.* 

Am  29.  November  1553  wird  durch  Bugenhagen  ordinirt: 
, Johannes  Fabritius   aufm   Thalh,    Schulmeister   zu   Toepelitz, 
Beruffen  gein  Schlackenwerde  zum  Priesterambt.* 

Am  29.  December  1557  wird  durch  Georg  Major  ordinirt: 
,M.  Christoff  Brenner  Ausm  Joachimsthal,  Aus  dieser  Univer- 
sität beruffen  gein  der  Czane  zum  Dyaconat.*  Vgl.  Förstern.,  Alb., 
S.  272  b  (17.  Dec.  1551):  Christophorus  Brennerus  Vallensis.  — 
Köstlin,  Bacc.  u.  Mag.  1548—1560,  S.  19  b  (5.  Aug.  1557):  Chri- 
stophorus  Brenner  ex  valle  Joachimica. 

Von  bedeutendem  Umfange  war  der  Zug  siebenbürgischer 
Studenten  nach  Wittenberg*).  Auch  dies  spiegelt  unser  Ordinirten- 
buch  in  interessantester  Weise  wieder.  Man  vergleiche  die  Ordinations- 
vermerke,  die  sich  an  den  im  Register  unter  Kronstadt  citirten 
Stellen  finden. 

Diese  Mittheilungen  werden  genügen,  die  Bedeutung  des 
, Wittenberger  Ordinirtenbuches  1537 — 1560*  für  die  Reformations- 
Geschichtsforschung  auch  der  österreichischen  Lande  zu  erweisen. 
Möge  die  Veröffentlichung  desselben  eine  derartige  Aufnahme  finden, 
dass  die  Herausgabe  auch  weiterer  Bände  ermöglicht  wird. 


1)  Vgl.  liiezu  auch  Album  Acadexniae  Vitebergensis   ab  a.  Ch.  MDII  usque  ad 
a.  MDCII.  Vol.  11.  1894.  S.  IX,  XI. 


III. 

Das  Evangelium  in  Gablonz  und  Umgebung. 

Von  Lic.  theoL   ARTHUR  SCHMIDT,  evang.  Pfarrer  in  Bielitz,   früher  in  Gablonx  a.  N. 

II.  Abschnitt. 

Die  Begründoiig  der  eyangelisohen  Qemeinde  Qablonz  zu  Beginn 

dea  XIX.  Jahrhunderts. 

1.  Das  Toleranzpatent  Josef  IL 

Nach    der    langen    Nacht    der    Bedrückung    ging    zuerst    den 
Protestanten    Schlesiens    das    Morgenroth    evangelischer    Glaubens- 
freiheit auf.  In  der  Altranstädter  Convention  vom  22.  August  1707 
wirkte  ihnen  der  Schwedenkönig  Karl  Xu.  Religionsfreiheit  aus,  so 
dass  sich  um  die  120  den  Evangelischen  zurückgegebenen  Kirchen, 
sowie  um  die  neu  erbauten  ^ Gnadenkirchen*    blühende   Gemeinden 
sammelten.  Auch  die  Protestanten  Galiziens,  die  noch  zum  polnischen 
Reiche  gehörten,  und  die  Bewohner  des  Ascher  Ländchens  erfreuten 
sich  der  Glaubensfreiheit.    Für  die  evangelische  Kirche  der  anderen 
österreichischen  Erblande  kam  erst  unter  Josef  II.  die  Stunde,    ,da 
die  Gebete,    Prophezeiungen,    Hoffnungen    und   Wünsche    der    ver- 
triebenen  österreichischen   Dulder   in  Erfüllung   gehen  sollten:    des 
Arnos   Comenius    Gebet,    dass   Gott  in   diesem   Lande    das   Evan- 
gelium wieder  einst  erwecken  möge,   die  Prophezeiung   des   letzten 
evangelischen   Pfarrers   in   Gmunden,   Daniel   Tanner:    »Wir  gehen 
jetzt,  aber  wir  werden  wiederkehren!*,   die  Hoffnung  der  frommen 
Exulantin  Maria  v.  Auer,   die  nach  ihrer  Niederlassung  in  Ulm  ein 
Stipendium  gründete  für  Theologen,  welche  sich  durch  Revers  ver- 
pflichten,   »dass,   wenn   einstens   die   evangelische  Lehre  in  Oester- 
reich  wiederum    würde    freien  Lauf   bekommen,    sie    sich   zur  Ver- 
kündigung derselben  in  diesem  Lande  auch  wollten  brauchen  lassen*, 
der  Wunsch   und   die  Zuversicht   des   letzten    evangelischen    Schul- 
st 


36 

rectors  in  Iglau,  Paulus  Austerlitzer,  der  in  Folge  der  Gegenrefor- 
mation am  16.  December  1622  sein  durch  13  Jahre  innegehabtes 
Schulamt  niedergelegt  mit  der  Bemerkung,  ,bis  Gott  das  exer- 
citium  religionis  wiederumb  verleihen  möchte*  '). 

Als  Kaiser  Josef  II.  den  Thron  bestieg,  ging  er  sogleich  daran, 
die  drückenden  Fesseln,  unter  denen  die  Evangelischen  schmachteten, 
zu  lösen.  Sein  Erlass  vom  30.  Juni  1781  hob  alle  , Religionspatente* 
für  immer  auf,  die  seit  Ferdinand  IL  zum  Nachtheile  der  Nicht- 
katholischen erschienen  und  noch  am  29,  November  1752  durch  Maria 
Theresia  erneuert  worden  waren.  ,  Alle  darin  anbefohlenen  Ausübungen 
sollten  eingestellt  und  in  keinem  Stücke,  ausser  dass  sie  (die  Nicht- 
katholischen) kein  öffentliches  Religionsexercitium  haben,  ein  Unter- 
schied zwischen  katholischen  und  protestantischen  Unterthanen  mehr 
gemacht  werden*).*  Endlich  am  13.  October  erschien  das  Toleranz- 
patent. Es  gewährte  den  Protestanten  wenig  im  Verhältniss  zu  dem, 
was  ihnen  geraubt  worden  war,  allein  es  gab  die  Grundlage  ab, 
auf  der  das  Gebäude  evangelischer  Glaubensfreiheit  in  Jahrzehnte 
langer  Arbeit  aufgeführt  werden  konnte.  Seine  Giltigkeit  erstreckte 
sieh  auf  alle  Österreichischen  Erbländer  und  stellte  die  Grundsätze 
fest,  unter  denen  die  Protestanten  ihres  Glaubens  leben  durften. 

Das  Toleranzpatent  erweckte  in  Böhmen  alsbald  neues  Leben. 
Im  Jahre  1781  schon  bildeten  sich  mehrere  evangelische  Gemeinden, 
hatten  doch  viele  im  Geheimen  der  reformatorischen  Lehre  ange- 
hangen; keinen  Augenblick  wollten  sie  länger  zögern,  sich  zum 
Evangelium  offen  und  ehrlich  zu  bekennen.  Neun  Jahre  nach  dem 
Toleranzpatente  <^ab  es  schon  42  evangelische  Gemeinden  in  Böhmen. 
Die  Deutschen  schlössen  sich  durchwegs  dem  augsburgischen,  die 
Tschechen  in  überwiegender  Mehrheit  dem  helvetischen  Bekenntnisse 
an.  Die  Zahl  der  Lutheraner  betrug  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
in  Böhmen  27.600  und  die  der  Reformirten  52.000.  Im  nordöst- 
lichen Theile  Böhmens  regte  sich  nach  Erlassung  des  Toleranz- 
patentes noch  nichts  •).  Die  treuen  Bekenner  des  Evangeliums  waren 
nach  Sachsen  und  Preussen  ausgewandert,  die  anderen  hatten  sich 
zur  katholischen  Kirche  bekehrt.  Hie  und  da  wohnten  Evangelische 


1)  Trauteoberger,  Gesch.  d.  evang    Ktrche  in  Oesterreicb,  S.  64. 
s)  Czerwenka,  Gesch.  d.  evang.  Kirche  in  Böhmen,  II,  S.  658« 
s)  Die    folgende    Darstellung    ist    nach    Aufzeichnungen    des    Gablonzer    Pfarr« 
archivs  gearbeitet.  * 


37 

mitten  in  katholischer  Umgebung,  aber  sie  wagten  es  nicht,  mit 
ihrem  Bekenntnisse  offen  hervorzutreten.  In  Folge  der  beständigen 
Kriegsunruhen  zu  Beginn  unseres  Jahrhunderts  wanderten  zahlreiche 
Evangelische  in  üesterreich  ein.  Die  Tuchmacher  ei  in  Reichenberg 
nahm  damals  einen  grossen  Aufschwung  und  beschäftigte  in  allen 
umliegenden  Orten  Tausende  von  Händen  damit,  auf  Handrädern 
Tuchgam  zu  spinnen.  Der  gute  Verdienst  zog  viele  evangelische 
Tuchmachergesel Icn  nach  Böhmen,  doch  mit  der  zunehmenden  Zahl 
wuchs  auch  der  Neid  der  Tuchmacherzunft  in  Reichenberg.  Als 
man  ihnen  die  Verleihung  des  Meisterrechtes  wehrte,  wanderten  sie 
nach  dem  zwei  Stunden  entfernten  Gablonz  aus,  wo  man  ihnen 
gerne  den  selbstständigen  Betrieb  ihres  Gewerbes  gestattete.  Der 
Besitzer  der  Herrschaft  Kleinskal,  Zacharias  Edler  v.  Römisch, 
leistete  den 'eingewanderten  Protestanten  allen  möglichen  Vorschub, 
war  doch  die  Verpflanzung  eines  so  wichtigen  Erwerbszweiges,  wie 
(iie  Tuchmachcrei,  für  Gablonz  von  grösster  Wichtigkeit '). 

2.  Der  erste  evangelische  Gottesdienst  in  Gablonz. 

Die  Zahl  der  Evangelischen  in  Gablonz  wuchs  allmälig  auf 
mehr  als  sechzig.  Viele  von  ihnen  liessen  sich  in  Gablonz  häuslich 
nieder  und  ehelichten  katholische  Frauen.  Nur  die  Söhne  durften 
nach  den  Bestimmungen  des  Toleranzpatentes  dem  evangelischen 
Vater  in  der  Religion  folgen  und  evangelisch  werden,  die  Töchter 
dagegen  mussten  katholisch  erzogen  werden.  Da  die  Evangelischen 
ihre  religiösen  Bedürfnisse  in  Gablonz  nicht  befriedigen  konnten, 
gingen  sie  einige  Male  des  Jahres  nach  den  benachbarten  sächsischen 
Gemeinden  Reichenau,  UUersdorf  und  Zittau,  um  dort  die  Predigt 
des  Gotteswortes  zu  vernehmen  und  das  heilige  Abendmahl  zu 
empfangen.  Oft  versammelten  sie  sich  zu  gemeinsamem  Gebete  und 
zur  Vorlesung  einer  Predigt  in  einem  zwischen  Gablonz  und  Reichen- 
berg liegenden  Walde,  bis  die  Polizeibehörde  diese  Versammlungen 
verbot.  Mancher  der  Glaubensgenossen  wünschte,  dass  in  Gablonz 
regelmässige  Gottesdienste  abgehalten  würden,  allein  es  fand  sich 
Niemand,  der  diese  Angelegenheit  in  die  Hand  genommen  hätte. 
Die  nächste  deutsche  evangelische  Gemeinde  Hermannseifen  bei 
Aamau    war   zu   weit   entfernt,   von   den   evangelischen  Gemeinden 


M  Jiger,  Dorfchronik,  S.  183. 


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tschechischer  Zunge  trennte  die  Gablonzer  Protestanten  die  Unkenntniss 
der  Sprache.  Da  fanden  die  bedrängten  Glaubensgenossen  Hilfe  von 
einer  Seite,  da  man  es  am  allerwenigsten  erwartet  hätte.  Die  duld- 
same katholische  Geistlichkeit  und  die  wohlgesinnte  Grundherrschaft 
Kleinskal  nahmen  sich  der  Verlorenen  an,  die  da  glichen  einer 
Herde  ohne  Hirten.  Dem  Senior  Johann  Molnar,  lutherischen  Pastor 
in  der  tschechisch-evangelischen  Gemeinde  Krschischlitz,  die  von 
Gablonz  etwa  sechs  Stunden  zu  Wagen  entfernt  ist,  gebührt  das 
Verdienst,  den  ersten  evangelischen  Gottesdienst  in  Gablonz  nach 
den  Tagen  der  Gegenreformation  gehalten  zu  haben.  Derselbe  fand 
unter  zahlreicher  Betheiligung  der  Protestanten  von  nah  und  fern 
am  29.  Juni,  am  Feste  Peter  und  Paul  des  Jahres  1820,  im  Speise- 
saale des  katholischen  Pfarrhauses  statt. 

Doch  lassen  wir  Pastor  Molnar  selbst  sprechen,  der  in  einem 
amtlichen  Berichte  an  die  evangelische  Superintendentur  A.  B.  in 
Prag  über  diesen  ersten  evangelischen  Gottesdienst  in  Gablonz 
Folgendes  ausfuhrt: 

,  Hochwürdiger  Herr,  insbesondere  hochzuverehrender  Herr 
Superintendent:  In  und  um  den  Markt  Gablonz  Bunzlauer  Kreises, 
Herrschaft  Klein-Skal,  hat  sich  eine  nicht  unbedeutende  Anzahl  von 
Ausländern  evangelischer  Religion  ansässig  gemacht.  Diese  ungefähr 
60  Familien  starken  Protestanten  waren  bey  dem  Mangel  einer 
eigenen  Religionsanstalt  genöthigt,  mit  vielem  Zeit-  und  Geldverlust 
und  anderen  Beschwerlichkeiten,  ihre  Andachten  ausserlands  gewöhn- 
lich nach  Ullersdorf  oder  Zittau  zu  verrichten,  auszugehen.  Die  gegen 
ihre  neuen  treuen  und  fleissigen  Unterthanen,  lauter  Handwerker 
und  Künstler,  liebreich  gesinnte  Grundobrigkeit  zu  Klein-Skal,  in 
Erwägung  dessen,  dass  der  Wille  Sr.  Majestät  sey,  keinen  seiner 
Unterthanen  des  Trostes  der  Religion  beraubt  zu  sehen,  hat  darauf 
angetragen,  dass  für  diese  auf  ihrem  Territorio  befindlichen  Pro- 
testanten wenigstens  ein  oder  zweymal  im  Jahre  ein  evangelischer 
Gottesdienst  in  dem  Markte  Gablonz  abgehalten  werde.  Daher  wurde 
dem  Unterzeichneten  von  dem  Herrn  Josef  Nigrini  Schul- 
districtsaufseher  und  Pfarrer  zu  Hochstadt  erst  durch 
eine  freundschaftliche  Zuschrift  des  HerrnPfarrers  zuPoniklay 
Franz  Hofmann  und  durch  eigenhändiges  liebreiches  Schreiben 
von  diesem  Willen  der  Klein-Skaler  Grundobrigkeit 
und  dem  Verlangen  der  evangelischen  Christen  zu  und  um  Gablonz 


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eme  zuverlässige  Nachricht  ertheilet.  Dieser  zufolge,  um  nicht  nur 
die  jährliche  Andacht  mit  diesen  evangelischen  Glaubensgenossen 
vorzunehmen,  sondern  auch  für  die  Zukunft  das  hierinfalls  Nöthige 
einzuleiten,  verfügte  sich  Unterzeichneter  persönlich  nach  Gablonz. 
Dieses  geschah  an  dem  von  selben  im  Voraus  bestimmten  29.  Juny 
d.  J.  als  dem  Feste  der  heiligen  Petrus  und  Paulus.  Die  Grund- 
obrigkeit hatte  zwar  wohlmeinend  zur  Abhaltung  dieser  Andacht 
die  katholische  Kapelle  zu  Seidenschwanz  oder  Hennersdorf  vor- 
geschlagen, nachdem  aber  dieser  Vorschlag  in  weiser  Hinsicht  auf 
die  Toleranzgesetze  von  der  dortigen  Geistlichkeit  nicht  angenommen 
wurde,  hatte  der  Herr  Pfarrer  zu  Schumburg  Franz  Neubart 
als  designirter  Pfarrer  zu  Gablonz,  mit  dem  Pfarradmini- 
strator Joseph  Haman,  die  ihm  Ehre  machende  Anstalt  getroffen, 
dass  diese  Andacht,  um  ungestört  vorgenommen  zu  werden,  in 
dem  Speisesaale  des  Pfarrhauses  abgehalten  werde.  Bey  diesem 
ersten  inGablonz  durch  den  Unterzeichneten  verrichteten 
Gottesdienst  fanden  sich  nicht  nur- die  dortigen  Protestanten,  sondern 
auch  gegen  50  Personen  aus  Reichenberg  ein,  an  welche  die  Nach- 
richt hiervon  gelangte.  Die  Versammelten  versicherten  einstimmig 
^em  Unterzeichneten,  dass  sich  zu  dieser  Andacht  kaum  der  dritte 
Theil  der  in  und  um  Gablonz  und  Reichenberg  befindlichen  evangel. 
Glaubensgenossen,  theils,  weil  viele  derselben  ihre  jährliche  Abenä- 
mahlsandacht  schon  im  Auslande  verrichtet  haben,  theils,  weil  sie 
eine  unbegründete  Besorgnis  einiger  Missliandlung  zurück- 
hielt, erschienen  sey;  sie  versicherten  annebst,  dass  sich  auch  in 
Liebenau,  Eisenbrod  und  anderen  nahen  Orten  mehrere  evangelische 
Familien  und  einzelne  Personen  befinden.  Wenn  man  alle  die  so 
vorhandenen  Familienhäupter  zusammennimmt,  so  fehlen  ihrer  schon 
nur  wenige  zu  einer  normalen  Summe  von  100  Familien,  für  welche 
ein  Bethaus  und  ein  Pastor  von  nöthen  wäre ;  oder  würde  sich  diese 
Anzahl  nicht  finden,  so  ist  es  doch  höchst  nothwendig  für  deren 
die  sich  wirklich  befinden,  religiöse  Bildung  zu  sorgen  und  einst- 
weilen eine  Filial-Kirche,  die  von  Kfzischlitz,  als  dem  nächsten 
Pastorate,  welches  nur  3  Meilen  von  Gablonz  entfernt  ist,  einzu- 
richten. 

In  dieser  Absicht  hatte  zwar  schon  der  Endesgefertigte  dem 
Klein-Skaler  Wirthschaftsamte  angedeutet,  dass  um  diesen  Zweck 
für  die  Gablonzer  evangelischen  Glaubensgenossen  zu  erreichen,   es 


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räthlich  wäre,  ihre  Zahl  auf  ein  Verzeichniss  zu  bringen,  um  dieses 
vom  Amt  bestätigte  Verzeichniss  als  ein  Document  der  h.  Landes- 
stelle vorlegen  zu  können,  hat  sich  um  dergleichen  Verzeichniss 
auch  an  den  löbl.  Magistrat  der  Stadt  Reichenberg  verwendet ; 
dennoch  erachtet  er  es  für  zweckmässiger,  wenn  die  hochlöbliche 
Landesstelle  hievon  berichtet,  angesucht  würde  von  allen  den  unn 
Gablonz  gelegenen  Wirthschaftsämtern,  mittelst  des  K.  Bunzlauer 
Kreisamtes  ein  genaues  Register  der  auf  ihren  Territorien  befind- 
lichen ansässigen  Protestantischen  Individuen  abzufordern. 

Diese  Sache  ist  wichtig;  und  daher  ersucht  Endesgefertigter 
Euer  Hochwürden  wollen  das  Nöthige  bey  den  betreffenden  Behörden 
einzuleiten  suchen.  Zu  dem  Ende  lege  ich  hier  gegen  Rückstellung 
auch  die  in  dieser  Angelegenheit  der  Gabionzer  Protestanten  ge- 
schriebenen Briefe  bey. 

Kfzischlitz,  den  18.  July  1820. 

Johann  Molnär. 

Pastor  allda  und  Senior.* 

Auf  diesen  amtlichen  Bericht  an  die  Superintendentur  lassen 
wir  das  Begleitschreiben  im  Wortlaute  folgen,  das  Pastor  Molnar 
dem  Berichte  zur  Ergänzung  und  Klarstellung  der  eigenartigen  Ver- 
hältnisse in  Gablonz  beifügt.  Es  lautet: 

, Hochwürdiger  Herr  Superintendent!  Was  Euer  Hochwürden 
aus  dem  über  die  in  Gablonz  sich  bildende  evangel.  Gemeinde  hier 
beyliegenden  officiellen  Berichte  nicht  ersehen  können,  zur  Ergänzung^ 
desselben  und  zur  privat  Kenntniss  füge  ich  noch  folgendes  zu :  Die 
in  Gablonz  seit  etlichen  Jahren  ansässigen  evangel.  Ausländer,  deren 
43  sind,  kamen  mcistentheils  als  ledige  hieher,  heurathethen  Katholische 
Weiber,  ebenso  auch  die  in  Reichenberg  und  lebten  ungestöhrt  wegen 
ihrer  Religion,  besonders  Hess  sie  die  Geistlichkeit  in  Ruhe,  weil  sie 
in  der  Hofnung  stand,  dass  sie  ihre  männlichen  Geschlechts 
Kinder  auch  in  der  Katholischen  Religion  erziehen 
lassen  werden.  Herr  Districts-Schulaufseher  Pfarrer  zu  Hochstadt 
Jos.  Nigrini  erfuhr  bey  der  Schul  Visitation,  dass  diese  Kinder  von 
Protestantischen  Eltern  herstammen;  ladete  einige  vor  sich,  und 
befragte  sie  über  ihre  Religion,  und  über  die  Erziehung  ihrer  Kinder 
in  Ansehung  der  Religion.  Sie  bekannten  frey,    dass  sie  evgl.  0>u- 


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fession  sind  und  da  sie  keine  eigene  Schulanstalt  haben,  dass  sie 
ihre  Kinder  in  die  Katholische  Schule  schicken.  Dieses 
gefiel  denn  Herrn  Visitator,  und  auf  die  Frage,  wo  sie  ihre 
Gottesdienste  verrichten  und  das  heil.  Abendmal  geniessen,  ant- 
worteten sie,  sie  seyen  gezwungen  zum  wenigsten  einmal  im  Jahre 
in  den  nächsten  evangel.  Kirchen  im  Auslande  diese  ihre  Andacht 
2u  verrichten :  Er  war  damit  nicht  zufrieden,  weil  sie  im  Lande  nun 
Gewissensfreyheit  geniessen,  so  mussten  sie  auch  von  einem  in- 
ländischen Pastor  mit  dieser  Religionssache  versehen  seyn.  Sie 
\vussten  nicht,  dass  sich  in  der  Nähe  ein  evangel.  Geistlicher  befinde, 
und  wenn  sie  es  auch  wussten,  weil  sie  sich  noch  für  schwach 
hielten,  indem  einer  vor  dem  andern  nichts  wusste,  einen  Pastor  zu 
sich  zu  holen,  und  wenn  er  angekommen  wäre,  ob  sie  ungestöhrt 
im  Orte  ihre  Andacht  verrichten  konnten.  Der  Herr  Visitator,  da 
er  ihre  Anzahl  in  der  Pfarre  erfuhr,  hat  einige  von  ihnen  neuerdings 
vorgerufifen,  und  ihnen  erzählt,  dass  sich  in  seiner  Nähe  gewiss 
ein  evangel.  A.  C.  Pastor  befinde  und  da  sie  sich  schon  genug  stark 
dazu  fühlten,  die  Gelegenheit  für  ihn  zu  bestreiten,  ersuchten  sie  den 
Herrn  Visitator  die  Güte  zu  haben,  es  zu  veranstalten,  damit  sie 
mit  Zeit  und  Geldverlust  und  Verlassung  ihrer  Wirthschaft  nicht 
gezwungen  würden  wegen  der  Religion  ausserlandes  aus  zu  <?ehen. 
Er  schrieb  daher  an  den  Herni  Pfarrer  zu  Ponikla,  das  was  der 
Brief  des  H.  Poniklaer  Pfarrers  enthält:  und  da  ich  auf  diesen  Brief 
dem  Herrn  Pfarrer  zu  Ponikla  antwortete,  so  wurde  diese  meine 
Antwort,  in  welcher  ich  den  Tag  bestimmte,  an  welchem  ich  in 
Gablonz  erscheinen  werde,  dem  Schumburger  Hen-n  Pfarrer,  dem 
Gablonzer  Administrator,  und  durch  diesen  der  Grundobrigkeit  mit- 
^etheilt.  Hierauf  erfolgte  dann  das  eben  hier  von  dem  Herrn  Schul- 
districtsaufseher  durch  einen  Geflissenen  mir  zngemittelte  Schreiben, 
liebst  einem  Briefe  des  Herrn  Neubart,  Pfarrer  zu  Schumburg,  aus 
dem  ich  dann  das  was  mich  betraf  in  diesem  Briefe  .  .  .  abkopirte. 
Ich  wurde  von  dem  Herrn  Pfarrer  zu  Schumburg  als  designirter 
Pfarrer  nach  Gablonz  so  wie  in  der  Nacht  um  11  Uhr  in  Gablonz 
im  Wirthshause  von  dem  Oberrichter  des  Marktfleckens  und  einigen 
vornehmeren  Bürgern  auf  das  freundschaftlichste  empfangen.  Früh 
versammelten  sich  nun  auch  einige  der  evangel.  Glaubensgenossen 
und  führten  mich  in's  Pfarrhaus  zu  dem  administrirenden  Herrn  Caplan 
Haman.   der   einen  hellen  Kopf  und   ein   wahrhaft  gutes  Herz 


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gegen  mich  äusserte,  mir  gleich  den  Saal  im  Pfarrhause,  wo  ich  die 
Andacht  verrichten  werde,  anzeugte,  und  den  von  dem  Wirthschafts- 
beamten  ihm  zugeschickten  Brief  vorgelesen.  Der  Oberrichter  auf 
Befehl  der  Obrigkeit,  bestellte  durch  einen  Geschworenen  alles,  was 
ich  befahl.  Es  wurde  ein  Tisch  wie  ein  Altar  angebracht  mit 
Kruzifix  und  Lichtern  geziert  und  die  Kniebank  gelegt.  Es  wurden 
auch  viele  Stühle  eingebracht  und  von  Brettern  Sitze  gemacht:  So 
dass  nur  einige  wenige  von  den  120  lauter  erwachsenen  Personen 
unter  welchen  nur  11  weiblichen  Geschlechtes  waren,  stehen  mussten. 
Im  Nebenzimmer  befand  sich  der  Wirthschaftsbeamte  der  Grund- 
obrigkeit, der  Marktrichter  und  andere  Honoratiores,  welche  alle 
durch  die  offen  gelassene  Thür  in  den  Speise-Saal  sahen.  Es  hätten 
sich  viele  von  den  Katholiken,  vielleicht  auch  zur  Störung 
dieser  Andacht  eingedrungen,  hätte  die  Obrigkeit  nicht  einen 
Polizeimann  an  die  Thüre  des  Pfarrhauses  gestellt.  Es  wurde  also 
diese  unsere  erste  evangelische  Andacht  in  aller  Ruhe  und  zur 
Freude  und  Zufriedenheit  aller  evangelischen  Glaubensgenossen  ab- 
gehalten. 

Nach  geendigtem  Gottesdienste  habe  ich  folgende  Fragen  an 
die  Versammelten  gethan.  1.  Ob  alle,  die  in  diesen  Gegenden 
evangelisch  gesinnt  sind,  sich  bei  der  heutigen  Andacht  eingefunden 
haben?  Worauf  mir  von  den  Gablonzern  und  Reichenbergem  ge- 
antwortet worden  dass  kaum  der  dritte  Theil  anwesend  sey.  2.  Ob 
sie  verlangen,  dass  in  die  Zukunft  von  mir  wenigstens  zweymal  des 
Jahres  der  Gottesdienst  bey  ihnen  abgehalten  würde.  Da  sie  auch 
diese  Frage  mit  Freudenthränen  bejahet  haben,  erklärte  ich  mich, 
dass  ich  es  willig,  aber  doch  ohne  Nachtheil  meiner  Kfzischlitzer 
Gemeinde  thun  wolle,  welches  am  füglichsten  an  katholischen  Fest- 
tagen, an  welchen  sie  als  ruhliebende  Staatsbürger  nicht  arbeiten 
dürfen,  und  zwar  im  Frühjahr  im  Monath  May  und  im  Herbst  im 
Monat  September,  wo  die  Tage  noch  genug  lang  und  die  Witterung 
noch  leidentlich  ist.  Wegen  des  Ortes  wo,  und  wegen  der  Tage, 
an  welchen  sie  sich  versammeln  sollen,  wolle  ich  noch  nichts  ent- 
scheiden; diess  werde  die  Zeit  lehren,  und  dass  sie  von  mir  davon 
immer  gehörige  Kenntniss  bekommen  werden. 

3.  Ob  sie  nicht  willens  wären,  alle  eine  Gemeinde  zu  bilden 
und  daher  wenige  einsichtsvolle  und  redliche  Männer  zu  ihren 
Repräsentanten  wählen,  und  durch  die  Obrigkeit  bestättigen  lassen. 


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Ja,  war  die  einstimmige  Antwort,  wir  wünschen  einen  ordentlichen 
Gottesdienst  zu  haben,  eine  Gemeinde  auszumachen  uud  unsere 
Repräsentanten  zu  haben. 

So  entliess  ich  die  Gemeinde  auseinander,  noch  mit  der  Mahnung, 
dass  sie  von  dem,  was  heut  hier  vorgegangen,  allen  abwesenden 
Bekannten  ev.  Mitchristen  Auskunft  geben,  damit  sie  sich  bey  der 
nächsten  Andacht  alle  in  Gablonz  einfinden  mögen. 

Nach  Mittagsmahl,  welches  ich  im  Pfarrhause  genossen,  um 
4  Uhr  erschien  in  diesem  Pfarrhause  mit  dem  Oberrichter,  einem 
Geschworenen  und  4  evangel.  Bürgern  der  Herr  Seibt,  Wirthschafts- 
beamte  von  Klein-Skal,  mit  welchem  ich  folgendes  abgethan  habe: 
1.  Dass  den  hiesigen  und  Reichenberger  Protestanten  die  Erlaubniss 
gctjeben  werde,  in  dem  Hause,  welches  sie  sich  wählen  werden, 
ihren  Gottesdienst,  bis  zur  förmlichen  Bildung  zu  einer  Gemeinde 
abzuhalten.  2.  Und  damit  sie  von  der  hohen  Landesstelle  die  Er- 
laubnis erhalten,  eine  Filial-Kirche,  oder  wenn  ihre  Anzahl  auf 
500  Personen  oder  100  Familien  sich  belaufen  sollte,  eine  förmlich 
evangelische  Kirchen  gemein  de  zu  bilden,  damit  von  allen  umliegenden 
Wirthschaftsämtern  die  Verzeichnisse  der  Protestanten  abgeführt 
und  von  diesen  Wirth§chaftsämtern  mir  zur  Benützung  übergeben 
werden.  Das  Klein-Skaler  Wirthschaftsamt  befahl  daher  auf  der 
Stelle  dem  anwesenden  Herrn  Kaplan  als  Pfarradministrator  des 
(gleichen  Verzeichniss  zu  verfassen  und  dem  Wirthschaftsamte  zur 
Bestätigung  zuzumitteln.  Hier  entspann  sich  die  Frage:  ob  auch 
die  Kinder  der  Protestanten  mit  in  diese  Liste  einzu- 
tragen scyn,  in  dem  ihre  Väter  durch  Heurath  mit 
katholischen  Weibern  eingewilligt  haben,  dass  sie  in 
der  katholischen  Lehre  erzogen  seyn  sollen.  Worauf  der 
Oberamtmann,  nachdem  ich  darüber  die  Gesetze  von  den  Eheverträgen 
und  Reversalien  ihnen  zu  Gemüthe  führte,  dem  Herrn  Pfarradmini- 
strator antwortete,  dass  nach  den  allein  gültigen  höchstenortes  dic- 
tirten  Gesetzen  gehalten  werden  soll :  wo  der  Vater  Protestant  ist, 
die  Kinder  seines  Geschlechtes  in  der  Religion  ihm  folgen  sollen. 
3.  Die  Auswahl  der  Eltesten  ist  von  dem  Wirthschaftsamte  auf- 
geschoben, und  festgesetzt  werden,  dass,  sobald  sie  die  Erlaubniss 
vom  H.  Gubcmio  erhalten  werden,  eine  Filiale  oder  eine  eigentliche 
Kirchengemeinde  formiren  zu  dürfen,  diese  Wahl  ohne  Anstand  und 
Bestättigung  vor  sich  gehen  werde. 


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Nun  ist  es  nur  daran  zu  thun,  ein  zuverlässiges  Verzeichniss 
dieser  Leute  zu  erheben,  und  sie  zählen,  und  dann  mit  Sicherheit 
ihr  Anliegen  der  hohen  Landesstelle  vorlegen  zu  können.  Das  Klein- 
Skaler  Wirthschaftsamt  will  es  schon  thun,  und  wie  es  scheint  es 
auch  wünscht/ 

Unter  den  im  amtlichen  Berichte  des  Pastors  Molnar  erwähnten 
Briefen  sind  wohl  diejenigen  zu  verstehen,  welche  dem  Pastor  Molnar 
von  dem  Herrn  Josef  Nigrini,  Schuldistrictsaufseher  und  Pfarrer 
zu  Hochstadt,  und  dem  Pfarrer  Franz  HofTmann  zu  Ponilda  ge- 
schrieben worden  sind,  ferner  das  von  Amtmann  Seibt  in  Kleinskal 
an  den  Pfarradministrator  Haman  in  Gablonz  gerichtete  Antwort- 
schreiben auf  die  Eingabe  des  letzteren  vom  28.  Juni  1820.  Diese 
Briefe  lagen  lange  Zeit  im  Superintendentiaiarchive  zu  Prag  und  wurden 
vom  Superintendenten  erst  am  28.  November  1838,  unmittelbar 
nach  der  Einweihung  des  evangelischen  Bethauses  in  Gablonz,  an 
den  ersten  Pfarrer  der  Gemeinde  zurückgestellt.  In  dem  Schreiben 
heisst  es  ausdrücklich:  , Zur  Geschichte  der  Entstehung  der  evangeli- 
schen Gemeinde  in  Gablonz  übersende  Ihnen  die  verlangten  Briefen 
des  Herrn  Hochstädter  Bezirksvicars  Josef  Nigrini  und  Herrn  Ober- 
amtmann Seibt  und  lege  noch  dazu  bey  einen  Brief  von  Pater  Hoff- 
mann, Pfarrer  zu  Ponikla,  welche  alle  Urkunden  ich  mit  vieler  Mühe 
ausgesucht  habe,  weil  das  Superintendentialarchiv  in  einer  grossen 
Unordnung  sich  befindet.* 

Nun  lassen  wir  die  wichtigen  Briefe  sammt  der  Eingabe  des 
Administrators  Haman  an  das  Wirthschaftsamt  in  Kleinskal,  welches 
aus  den  Kleinskaler  Archivacten  abgeschrieben  ist,  nach  der  Zeit 
der  Abfassung  auf  einander  folgen: 

,An  Herrn  Herrn  Johan  Molnar  würdigen  Pastor  in  Kfischlitz. 
Liebster  H.  Pastori  Der  Herr  Districts  Schul  Aufseher  und  Herr 
Pfarrer  von  Hochstadt,  hat  mir  mittelst  eines  beflüssenen  Bothen 
ein  Schreiben  zustellen  lassen,  worin  er  mich  ersuchet,  an  Sie  zu 
schreiben,  und  Sie  befragen,  ob  Sie  nicht  die  Gefälligkeit  haben 
möchten,  nacher  deutsch  Jablonze  zu  kommen,  und  mit  denen 
dortigen  Protestanten,  die  ohnfehlber  Auspurgischer  Confession  seyn, 
die  jahrliche  Andacht  verrichten  möchten,  und  das  zwar,  damit  sie 
nicht  gezwungen  wären  auser  Landes  zu  gehen,  was  doch  verbothen 
ist.  Wenn  Sie  es  über  sich  nehmen  wollten,  so  wollen  Sie  sich  die 
Gelegfenheit  nehmen,  die  Ihnen  bezahlet  wird,  und  denn  über  Hoch- 


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Stadt  dahin  reisen,  und  sich  bey  dem  H.  Pfarrer  aufhalten  möchten, 
der  Ihnen  die  Auskunft  von  allen  geben  könnte.  Jedoch  wollen  Sie 
ehender  den  Tag  bestimmen,  an  welchem  Sie  in  deutsch  Jablonze 
eintrefen  wollten,  und  diesen  Tag  dem  Herrn  Pfarrer  in  Hochstadt 
bekannt  machen,  den  er  wieder  nach  deutsch  Jablonze  berichten 
wird,  damit  sich  die  dortigen  leuthe  zur  Andacht  vorbereiten  möchten. 
Antworten  Sie  nur  gleich  kurz,  auf  dass  ich  auch  also  gleich  dem 
H  Pfarrer  in  Hochstadt  davon  den  Bericht  erstatten  möchte,  bin 
mit  aller  Achtung  des  Herrn  Pastors 

Ponikla,  den  2.  Juny  1820. 

ergebenster 

Fr.  Hoffmann, 
Pfarrer  in  Ponikla.* 

Von  Hochstadt 

,An  den  Hochwürdigen,  Geehrtesten  Herrn  Herrn  Johann 
Moinar  verdienstvollen  Pastor,  Senior  und  Schulaufseher  zu  Kfischlitz. 
Hochwürdiger,  Geehrtestcr  Herr!  Es  war  mir  sehr  angenehm  von 
dem  Poniklaier  Herrn  Pfarrer  meinem  guten  Nachbar,  und  geliebten 
Hen-a  Bruder  zu  vernehmen,  dass  Sic  sich  bereit  willig  zeigen,  den 
evangelischen  Glaubensgenossen  in  und  um  Gablonz  den  angesuchten 
Dienst  gütigst  zu  erweisen.  Ich  säumte  nicht  am  Freitage,  als  ich 
nach  Hause  kam  durch  einen  Geilissenen  von  Ihrer  Willfahrigkeit 
Nachricht  zu  ertheilen.  Man  ist  mit  der  Bestimmung  des  Tages  zur 
Andacht  sehr  wohl  zufrieden,  und  wird  Sie  zu  der  festgesetzten 
Zeit  mit  Vergnügen  erwarten.  Das  Uibrige  werden  Sie  aus  der 
mitgegebenen  Zuschrift  des  Schumburg^r  Herrn  Pfarr«^  entnehmen. 
Es  wird  mich  freuen  Sie  vor  dem  Feste  des  heil.  Petrus  und  Paulus 
^i  mir  zu  sehen,  ich  werde  Sie  zum  Mittagsmahle  erwarten,  wo 
Sie  dann  ganz  leicht  in  vier  Stunden  in  Gablonz  sich  einfinden 
»können.  Leben  Sie  wohl,  ich  bin  mit  Hochachtung  Euer  Hochwürden 
ergebener  Nigrini  Joseph,  k.  k.  Schuldistrictsaufseher 
Vicariatsverweser,  Pfarrer. 

Hochstadt,  den  11 !  Juny  1820.* 

yEuer  Hochwürden,  Gnädiger  Herr,  Herr  1  In  Gablonz  befinden 
sich  gegen  40  und  mit  der  umliegenden  Gegend  könnten  wohl  gegen 
^)  Protestanten    zu    dieser   Religioashandlung    zusammenkommen. 


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Nebst  dem  haben  sie  die  Güte  dem  Herrn  Senior  und  Schulaufseher 
ZU  melden,  er  wolle  eine  Gelegenheit  mit  sich  bringen,  den  Betrag 
und  die  Kosten  wollen  gerne  die  evangel.  Glaubensgenossen  tragen. 

Gablonz,  den  10.  Juny  1820. 

Franz*  Neubart, 

Pfarrer  zu  Schumburg.* 

, Löbliches  Amt.  Unterzeichneter  macht  die  geziemende  An- 
zeige, dass  derselbe  mit  der  ersten  Gelegenheit  den  Herrn  H.  Vicariats- 
verweser  dem  erhaltenen  Auftrag  gemäss,  den  ganzen  Hergang 
in  Betreff  der  Protestanten  schriftlich  mittheilte,  aber  bis  diese 
Stunde  noch  keine  Antwort  erhielt;  hiemit  auch  früher  sich  seiner 
Pflicht  nicht  entledigen  konnte,  welche  Massregeln  in  so  einer  be- 
denklichen Lage  von  Seite  des  hiesigen  Marktgerichtes  und  Unter- 
zeichneten getroffen  wurden,  um  der  Sache  die  beste  Wendung  zu 
geben.  Es  wären  nach  gemachter  Vorstellung  und  Bemerkung  der 
allgemeinen  Gährung  die  hier  ansässigen  Protestanten  gänzlich 
zufrieden,  wenn  man  ihnen  die  in  der  hiesigen  Pfarre  sich  befind- 
lichen geräumigen  Zimmer  einräumte,  die  auch  wirklich  schon  zum 
Empfang  für  den  H.  Pastor  vorbereitet  stehen  und  erst  hören  werde, 
was  derselbe  dazu  sagen  werde.  Auch  ist  geunss  Unterzeichneter 
von  derselben  Ueberzeugung  beseelt  und  wünscht  nichts  sehn- 
licher als  ein  Fortschreiten  in  der  Aufklärung  und 
Besserung,  auch  gewiss  alles  mögliche  dazu  beyträgt: 
um  diesem  schönen  Ziele  näher  zu  kommen;  aber  in 
der  gegenwärtigen  Lage  bey  dieser  Stimmung,  wenn 
es  in  einem  förmlichen  katholischen  Gotteshause  geschehen  sollte, 
Aufsehen  und  Wiedersetzlichkeit  zu  verhüten  sich  zu 
schwach  fühlt,  überlässt  derselbe  unverantwortlich  den  ganzen 
Hergang  der  Dinge  der  Einsicht  und  Verfugung,  Einem  löbl.  Wirth- 
schaftsamte. 

Gablonz,  den  28.  Juny  1820. 

Joseph  Hamann, 

« 

Administrator.  * 

Von  Kleinskai  Sr.  Wohlehrwürden  Herrn  P.  Joseph  Hamann, 
Pfarr- Administrator  zu  Gablonz.  j^ Wohlehrwürdiger  Herr!  Ich  habe 
Ihr  Vorhaben,  die  Andachtsübung  der  dortigen  Protestanten  in  dem 


47 


^peise-Saale  des  Pfarrhauses  verrichten  zu  lassen,  dem  gnädigen  Patron 
{gemeldet,  welcher  hiemit  ganz  einverstanden  ist.  Ein  Beweis  seiner 
aufgeklärten  Gesinnung  und  Liberalität  ist  die  Aeusse- 
rüng.  dass  er  den  Protestanten  für  künftige  Fälle  zu  ihrer  einmaligen 
Andachtsübung  im  Jahre  selbst  seine  Schloss-Kapelle  einräumen 
vr.^lle.  wenn  es  dem  H.  Pastor  und  diesen  evangelischen  Glaubens- 
genossen sonst  nicht  zu  entlegen  und  beschwerlich  ist.  Um  übrigens 
reden  Unfug  zu  verhüten,  werde  ich  morgen  früh  im  dortigen 
Vtarrhause  eintreffen.  Uebrigens  habe  ich  mit  wahrem  Bedauern 
vernommen,  dass  man  wider  die  Andachtsübung  dieser 
evangelischen  Glaubensgenossen  in  der  Kapelle  zu 
:*cidenschwanz  oder  Hennersdorf  ebenfalls  protestirt 
tat.  und  jeder  Unbefangene  wird  dieses  Mitleidsgefühl  mit  mir 
rheilen;  in  so  manchem  deutschen  Staate  ist  man  doch 
MÜeranter  —  und  ich  sage  nicht  zu  viel  —  menschen- 
freundlicher. 

Morgen  umarmt  Sie 

Ihr  aufrichtigst  ergebener 

Seibt.* 

Die  bisherigen  gedruckten  Berichte  über  den  ersten  evangelischen 
Gottesdienst  in  Gablonz  *)  geben  an,  dass  derselbe  am  29.  Juni  des 
Jahres  1818  zu  Lebzeiten  des  duldsamen  Pfarrers  Ultsch  stattgefunden 
hat.  Die  hier  angeführten  Urkunden,  welche  sich  im  Archive  des 
evangelischen  Pfarramtes  befinden,  stellen  diese  Angaben  dahin 
nchtig.  dass  der  erste  Gottesdienst  erst  im  Jahre  1820  stattgefunden 
bt.  nachdem  der  Pfarrer  Ultsch  bereits  gestorben  war.  Der  münd- 
lichen Ueberlieferung  mag  immerhin  zugestanden  werden,  dass  der 
mild  denkende  und  allseitig  geliebte  Pfarrer  Ultsch  dazu  beigetragen 
habt,  dass  es  so  schnell  zur  Abhaltung  eines  evangelischen  Gottes- 
dienstes in  Gablonz  gekommen  und  den  Protestanten  das  Speise- 
rimmer  des  katholischen  Pfarrhauses  eingeräumt  worden  ist. 

Wir  lassen  hier  auch  die  Namen  der  Evangelischen  folgen, 
cie  an  jenem  denkwürdigen  Tage  das  heilige  Abendmahl  gefeiert 
haben.  Sie  haben  ihre  Namen  eigenhändig  in  ein  Verzeichniss  ein- 
?:etragen,  dass  im  Pfarrarchive  hinterlegt  ist. 

*)  J*««".  Dorfchronik,  S.  184;  Benda,  Geschichte  der  Stadt  Gablonz,  S.  576  ft.; 
^tsstl  Geschichte  der  Kirche  und  Schule,  S,  97  ff. 


48 


Ver  zeich  nish  der  ;iin  211.  J  uny  1820  in  Deuts ch-Gablon  z 

im  (katholischen)  Pfarrhause  der    heiligen  Communion 

beyj^e wohnten  evangel.  Glaubensgenossen. 

1 .  Friedrich  Klotz,  t^ebürtig  aus  Prausnitz  ?  etablirt  in  Reichenbg. 
ein  Tuchmacher, 

2.  Wilhelm  Kretschmer  fjeb.  aus  Breslau  arbeit  in  Reichenberg. 
i\.  Carl  Claufs  von  Camen/,  arbeit  in  Reichenberg  ein  Tuch- 
macher, 

4.  Gottlieb  Kndrich  von  Camcnz  arbeit  in  Reichenberg  ein 
Tuchmacher. 

0.  Ferdinand  Roland  aus  Griinberg  arbeit  in  Rcichenberg  dito. 

tV  Carl  Gottlob  Uruchmann  aus  Oschatz  in  Reichenberg  dito 
in  Beisein  seiner  Frau. 

7.  C4rl  Ciottfried  Büdterbach,  arbeitet  in  Rcichenberg.  ein  Seiler. 

s.  Friedrich  Kortetzki. 

\y  Carl  Gottlob  (unleserlich). 

10.  Göttlich  Pietsch. 

11.  Gottlob  Siegert 

12.  Christoph  Seibt. 

15.  Gottfried  Kessner  von  Grünberg. 

14.  joh.  Christiaa  Moosdorf  aus  Tauche  Sattler  aus  Reichenbcrg. 
15    Friedrich  Ulrich  aus  NeuUaai. 

16.  Johann  Weber  von  Bernstadt. 

17.  Curl  Schurich  TuchscHeret  aus  Leipzig. 
l5^.  Johann  Krüger  ditCK 

19.  Carl  Fenzler  aus  Xiederedelsdorf  Tuchbereiter. 

20.  Johann  Gottlieb  Schultz. 

21.  Karl  Bergmann  aus  Dresden  elii  Tischler. 

i'2,  Karl  Richter    aus  Frauenstein   arbeit   Reichenberg,    Tuch- 
b^reitcr. 

23.  Fricdr.  Wilhelm  Bartsch  Tuchmacher. 

:f4.  Franz  Traugott  Meyer  aus  Görlitz  Uhrmacher  Reichenbcr«^. 

2ö.  Gottlieb  May  aus  Reichenbach. 

26.  Gottlieb  Beyer  aus  Görlitz. 

27.  Friedrich    Domeier   Tischler   bey    Herrn  Josei^  Kittel    geb. 
von  Hannover, 

2S.   Wilhe'm  Reiche  aas  Treu>tadt  Tuclimacher. 


49 

29.  Carl  Friedr.  Reiche  aus  Treustadt,  Tuchmacher. 

30.  Carl  Bönke  aus  Brieg  Tischjer  arbeit  Reichenberg. 

31.  Carl  Neumann  aus  Carlsberg  in  oberlaußift,  wohnhaflft  in 
Neuhartsdorf. 

32.  Friedrich  Reuther,  Tuchmacher. 

33.  Gottfried  Engelhardt  aus  Goldberg. 

34.  Christian  Heinrich  Ackermann,  Kunstweber  ausRuppersdorf. 

35.  Carl  Heinrich  Ackermann. 

36.  Henriette  Caroline  Ackermann. 

37.  Johann  Löschnerin. 

38.  Johanna  Sofia  Schönin. 

39.  Friedrich  Pulgrün  aus  Falkenbufg,  Tuchmacher. 

40.  Ludwig  Man  aus  Fälkenburg  dito. 

41.  Daniel  Saiice  Tuchbreiter  etabliert  in  Reichen berg. 

42.  Carl  Knoche  aus  Nordhausen  Tuchmacher. 

43.  Carl  Glitiky  aus  Merseburg,  Glaser. 

44.  Grottlieb  Hempel  aus  Scbmiedeberg  Tuchmacher  wohnhaft 
in  Reichenberg. 

45.  Cari  Jansen. 

Um  die  Besorgung  des  ersten  Gottesdienstes  haben  sich 
besonders  angenommen  die  Tuchmachermeister  Wilhelm  Koeppe, 
Carl  Kern  und  Gottfried  Zeitler  in  Gablonz.  Eines  Vorfalles,  der 
sich  anlässlicfa  des  ecsten  Gottesdienstes  am  29.  Juni  1820  ereignet 
hat,  müssen  wir  noch  gedenken.  Im  Jahre  1880  lebte  in  Gablonz 
der  87jährjge  Tuchmacher  Anton  Sachers,  der  am  Vormittage  jenes 
29.  Juni  1820  mit  unter  der  Menge  war,  die  sich  vor  dem  katholischen 
Pfarrhause  angesammelt  hatte,  als  der  evangelische  Gottesdienst  im 
Speisesaale  des  Pfarrhauses  abgehalten  wurde.  Anton  Sachers  hat 
dem  damaligen  evangelischen  Pfarrer  von  Gablonz,  Hermann  Rolle, 
mitgetheilt,  dass  es  ihm  gewesen  wäre,  es  sollte  Rebellion  werden. 
Derselbe  glaubwürdige  Gewährsmann  will  auch  mit  eigenen  Augen 
gesehen  haben,  wie  der  damalige  Marktvorsteher  Stracke  zwei  Kerle, 
welche  stören  gewollt,  bei  der  Brust  gepackt  und  mit  den  Worten 
ins  Pfarrhaus  gezogen  habe:  , Jetzt  kommt  herein,  dass  Ihr  hört, 
Aas  der  Pastor  lehrt.* 

Pfarrer  Max  Lampadius  berichtet  in  Benda's  Geschichte  der 
Stadt  Gablonz:    ,Wohl  warteten  Fäuste  und  Knittel   auf  die  Evan- 

Jahrfandi  des  ProUsUndnaas  1M6,  H.  I.  4 


50 

gelischen,  welche  sich  hier  nach  gemeinsamem  Zuge  zu  dem  lang- 
entbehrten Gotteswort  wieder  versammeln  wollten,  aber  der  da- 
malige wackere  Marktvorsteher  Stracke,  der  auch  den  Geist 
evangelischen  Glaubens  kannte,  nahm  zwei  Individuen,  die  eine 
besonders  drohende  Haltung  annahmen,  beim  Kragen,  nicht  um  sie 
als  Unruhestifter  unter  Schloss  und  Riegel,  sondern  in  das  Pfarr- 
haus zum  Gottesdienste  zu  fuhren.  Erst  sollten  sie  hören,  dann 
sollten  sie  schlagen.* 

Wenn  auch  Ressel  in  seiner  Geschichte  der  Kirche  und  Schule 
diesen  Bericht  zu  widerlegen  sucht,  so  dürfte  er  doch  in  der  Haupt- 
sache wahr  sein.  Sicherlich  aber  ist  die  Schilderung  in  Jäger's  Dorf- 
chronik richtig,  die  auch  Ressel  nicht  widerlegt  hat:  ^Einige  Zeloten 
aus  dem  Pöbel,  welche  die  Protestanten  für  verworfene  Menschen 
hielten,  sollen  nun,  von  blindem  Glaubenseifer  gestachelt,  auf  Störung 
dieses  Gottesdienstes  gesonnen  haben.  Darum  habe,  erzählt  man, 
der  Marktrichter  Wache  vor  die  Thüre  des  Pfarrhauses  gestellt;  er 
selber  belehrte  die  Leute  über  das  Unchristliche  ihres  Vorhabens  *).* 

3.  Die  Neubildung  der  evangelischen  Gemeinde. 

Johann  Molnar,  Pastor  und  Senior  in  Krschischlitz,  zugleich 
Schulaufseher  über  die  evangelischen  Schulen  im  nördlichen  Theile 
des  Königreiches  Böhmen,  Hess  sich  die  Neubildung  der  evangelischen 
Gemeinde  sehr  angelegen  sein.  Nach  dem  ersten  Gottesdienste  wurde 
vereinbart,  dass  in  Zukunft  zweimal  des  Jahres,  im  Frühling  und 
im  Herbste,  evangelische  Gottesdienste  in  Gablonz  abgehalten  werden 
sollten.  Zunächst  wurde  ein  Verzeichnis  der  evangelischen  Glaubens- 
genossen, die  in  Gablonz  und  Umgebung  wohnten,  zusammengestellt. 
Das  erste  Verzeichnis  vom  29.  Juni  1820  weist  43  in  Gablonz  an- 
sässige Familienhäupter  auf,  ein  anderes  zählt  auf  den  Herrschaften 
Kleinskal,  Morchenstern  und  Böhmisch- Aicha  136  ansässige  Gemeinde- 
mitglieder, dazu  etwa  60,  meist  Tuchmachergesellen,  die  sich  nur 
zeitweilig  auf  den  genannten  Herrschaften  aufhielten.  Durch  eine 
hohe  Präsidi'alverordnung  vom  20.  April  1821  wurde  den  Pro- 
testanten in  Gablonz  und  Umgebung  gestattet,  in  einem  Privathause, 

1)  Die  erste  richtige  Darstellung  jener  für  die  evangelische  Gemeinde  Gablonz 
so  wichtigen  Ereignisse  im  Jahre  1820  hat  auf  Grund  der  Aufzeichnungen  des  Pfarr- 
archivs Pfarrer  Hermann  Rolle  in  dor  „Rcichenberger  Zeitung*  vom  16.  und  27.  Juni 
1880  veröffentlicht. 


51 


der  scgenaimten  alten  Apotheke,  einige  Maie  des  Jahres  Gottes- 
dienst zu  halten;  davon  wurde  das  Wirthschaftsamt  in  Kleinskai 
verstäiMfigt  mit  dem  Beisatze,  ,  dasselbe  habe  darauf  zu  sehen,  dass 
dicso-  Gottesdienst  von  dem  Krschischlitzer  Pastor  Molnar,  den 
bestehenden  allerhöchsten  Toleranzvorschriften  gemäss  abgehalten 
und  dabei  jede  Unzukömmlichkeit  vermieden  werde*. 

In  Reichoiberg  wohnten  schon  im  Jahre  1821  ÖO  Evangdische. 
Diese  wandten  sich  an  den  evangelischen  Pfarrer  der  deutschen 
Gemeinde  Haber  bei  Leitmeritz  und  schlössen  mit  ihm  ein  Ueber- 
einkommen«  nach  welchem  er  ihnen  vier  Gottesdienste  im  Jahre 
abhalten  sollte.  Dafiir  verpflichteten  sie  sich,  ihm  nebst  der  Fahr- 
eelegenheit  und  Wegzehrung  den  Betrag  von  50  fl.  C.-M.  jährlich 
zu  entrichten.  Der  Pfarrer  von  Haber  hielt  auch  in  Gablonz  einige 
evangelische  Gottesdienste  ab.  Die  Abneigung,  die  einige  Zeit  in 
der  neugegründeten  Gemeinde  gegen  Pastor  Johann  Molnar  herrschte, 
ist  wohl  mit  darauf  zurückzufuhren,  dass  die  Gablonzer  Protestanten 
Deutsche  waren,  während  Pastor  Molnar  tschechischer  Abkunft  war. 
Indess  fand  bald  eine  Aussöhnung  zwischen  den  Gemeindemitgliedem 
in  Gablonz  und  dem  Krschischlitzer  Pfarrer  statt.  Im  Jahre  1827 
übertrug  der  Superintendent  A.  B.  in  Prag  gemäss  krcisämtlichen 
Erlasses  vom  4.  Mai.  Z.  4300,  die  Besorgung  der  geistlichen  An- 
gelegenheiten der  e\'angelischen  Glaubensverwandten  in  Gablonz, 
die  bisher  dem  Pfarrer  in  Haber  zugewiesen  waren,  dem  Krschisch- 
•itzer  Pastorate. 

Schon  im  Jahre  1821  tauchte  der  Plan  auf,  ein  eigenes  Gottes- 
Haus  zu  bauen.  Das  Kreisamt  in  Jungbunzlau  erklärte  aber,  die 
ßajbcwilligung  nicht  früher  ertheilen  zu  können,  bis  nicht  die  ent- 
sprechenden Mittel  fiu-  den  Bau  eines  Gotteshauses  ausgewiesen 
^eien.  Da  dies  aber  nicht  möglich  war,  so  unterblieb  die  Ausführung 
^es  gebeten  Planes.  Ein  Jahr  später  kaufte  die  Kirchengemeinde 
e*ne  am  Marktplatze  ^ele^ene  Baustelle  im  Ausmasse  von  15^", 
'J-adratkiaftcr  um  den  Preis  von  12^  fl.  C.-M..  welche  jedoch  spater 
niit  Aufzahlung  von  14^J  fl.  gegen  eine  bessere  und  gro fasere  um- 
;:etau5cht  wurde.  Wiederholt  schritt  man  um  die  Bewilligung  zum 
Baue  eines  ,Bethause<i*  ein,  denn  Kirchen  zu  bauen  war  ja  gemäss 
Ge^  Toleranzpatcntes  den  Protestanten  nicht  erlaubt.  D:e  ein- 
gereichten Baupläne  wurden  dreimal  als  unbrauchbar  zurückgeschickt, 
und  erst  im  Jahre  1^31  wurde  die  Baubewilligung  ertheiJt, 


52 

«Da  sich  gemäss  der  krebämtlich  gepflogenen  Erhebuhgren  die 
auf  dem  Dominio  Kleinskal,  Keichenberg  und  Morchenstern  befind^ 
liehen  augsburgischen  Confessionsverwandtenauf  150  Familien  belaufen  < 
so  wurde  denselben  gemäss  eines  herabgelangten  höchsten  Hof^ 
kanzleidecretes  vom  27.  Juli,  Z.  11.953,  die  Errichtung  eines  unted 
dem  Krschischlitzer  Pastorate  stehenden  Filialbethauses  zu  Gablonz 
bewilligt.  * 

Freilich  waren  noch  viele  und  grosse  Schwierigkeiten  zu  über^ 
winden,  ehe  der  Bau  begonnen  und  glücklich  zu  Ende  geführt 
werden  konnte,  allein  der  glückverheissende  Anfang  zur  Festigung 
der  neugegründeten  Gemeinde  war  gethan. 


IV. 
Aus  der  protestantischen  Zeit  der  Steiermark. 

Staxnmbuchblätter  aus  den  Jahren  1582 — 1616. 

Mitgetheilt  Ton   UniTersitäts  •  Professor  Dr.  J.  Loskrth   in   Graz. 

Die  Beziehungen   der  protestantischen   Glaubensgenossen   der 

Steiermark  zu  den  Hochschulen  in  Wittenberg,  Rostock  und  Tübingen 

Aaren  seit  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  ausserordentlich 

ebhafte  geworden-  Bei  dem  Mangel  geeigneter  Schulen  auf  heimat* 

iichem  Boden   schickte   der  protestantische  Adel  —  und   die   über- 

viegende  Mehrheit  des  Adels  war  protestantisch   —  seine  Söhne  an 

eine  oder  die  andere  der  genannten  Hochschulen.  Später  fand  man, 

da^s  die  beabsichtigten  Zwecke  in  vielen  Fällen  nur  nothdürftig,  in 

manchen   gar   nicht   erreicht   seien :   die  Jugend   kehrte  mit  grossen 

Ansprüchen  und  geringen  Erfolgen  in  die  Heimat  zurück.  Man  hielt 

'--s  für  besser,   im  Lande  selbst   eine  Schule   aufzurichten.    Als  man 

^aran  ging,  das   Schulwesen    für    die   Evangelischen   im   Lande   zu 

r^-anisiren,   hielt   man  sich   nicht  blos  an  deutsche  Vorbilder,    man 

»ar  auch  auf  das  Eifrigste  bemüht,  tüchtige  Kräfte  fiir  die  landschaft- 

:he  Schule  in  Graz  zu   gewinnen  und   scheute   zu  diesem  Zwecke 

e.-j>t  die    grössten   Opfer   nicht.     Da   gab   es   eine   Correspondenz 

'  s  lachen  der  Landschaft  und  den  Aemtem  an  den  genannten  Hoch- 

•  ::.ilen,  die  sich  zum  Glücke  wenigstens  noch  theilweise  erhalten  hat 

'i  einen  Einblick  in  diese  Beziehungen  gewährt.  Nur  einige  Proben 

^-  ^en  das  Gesagte  beleuchten.  Am  24.  Februar  1565  schreiben  die 

Verordneten    des    Herzogthums    Steiermark    an     den    Oberpfarrer 

ni  Superintendenten    der    Kirche   zu  Wittenberg,    sowie    an    den 

i<ector  und  Decan  der  Universität:   Ihr  bisheriger  Pastor  Balthasar 

^helchinus  sei  mit  Alters-  und  Leibesschwäche  beladen  und  konritr 

Jahrbndi  des  PioteaUafanna«  1986.  H.  11.  5 


J 


54 

seines  Amtes  nicht  mehr  walten.  Man  ersuche  daher,  sie  mit  zweien 
christlichen  gelehrten  Seelsorgern  Augsburger  Confession  zu  versehen. 

In  ähnlicher  Weise  wenden  sich  die  Verordneten  der  Landschaft 
am  1.  September  1579  an  die  Universität  Tübingen:  ^ Durch  die 
Berufung  ihres  bisherigen  Schulrectors  Philipp  Marbach  nach  Heidel- 
berg sei  dessen  Stelle  in  Graz  erledigt.  Man  bitte,  der  Landschaft 
eine  gelehrte  und  taugliche  Person  zu  bezeichnen,  die  durch  ein 
nüchternes  und  eingezogenes  Leben  ein  gutes  Beispiel  abgebe  und 
sich  mit  emsigem  Fleisse,  mit  Treue  und  unverdrossener  Arbeit  dem 
Schulwesen  widme.*  In  solcher  und  ähnlicher  Weise  erbeten,  kamen 
Jörg  Kymeus,  Thomas  Laschitz,  Jörg  Khuen,  Jeremias  Homberger, 
Hieronymus  Lauterbach,  Hieronymus  Osius  und  zahlreiche  andere 
Lehrer  in*s  Land.  Leider  war  die  getroffene  Wahl  nicht  immer  die 
glücklichste ;  nicht  selten  erschienen  eckige,  steife,  unglaublich  streit- 
süchtige Naturen,  die  allerorten  und  nicht  zuletzt  und  am  wenigsten 
bei  -ihren  eigenen  Glaubensgenossen  anstiessen.  Ich  will  hier  nicht 
einmal  den  vielberufenen  Jeremias  Homberger,  gewiss  einer  der 
galligsten  unter  den  streitbaren  Aposteln,  anfuhren.  An  seinen 
Vorgänger  Jakob  Khuen  schreiben  die  Verordneten :  Trotz  der  letzten 
Verwarnungen  hat  er  schon  wieder  die  Kanzel  benützt  und  gestern 
gegen  das  Ministerium  (d.  h.  gegen  seine  eigenen  unmittelbaren  Vor- 
gesetzten und  Glaubensgenossen)  mit  höchster  Verkleinerung  gepredigt 
und  sein  hitziges  Gemüth  ausgegossen.  Air  seine  Absicht  ist  dahin 
gerichtet,  dass  das  angefangene  Werk  mit  Erbauung  der  Kirchen 
und  Schulen  verhindert  und  kein  gelehrter  Mann  in's  Land  geschickt 
werden  sollte. 

Um  so  dankbarer  empfand  man  es,  wenn  man  auf  Männer  stiess, 
mit  denen  man  in  jeder  Weise  zufrieden  war;  man  unterliess  dann 
nicht,  der  Universität,  die  ihn  hieher  gesandt,  noch  besonders  zu 
danken.  In  einem  (leider  nicht  datirten)  Berichte  der  Verordneten  an 
die  Universität  Tübingen  lesen  wir:  ^Das  Evangelium  sei  auch  in 
diesem  Lande  siegreich  und  werde  mit  Eifer  gepredigt.  Thomas 
Laschitz,  der  bisher  die  Schule  im  Fürstenthum  Steier  mit  Eifer 
versehen  und  sich  gut  verhalten,  habe  aus  christlichem  Eifer  sich 
nach  Tübingen  begeben;  man  bitte,  ihm  Gelegenheit  zu  gewähren, 
die  dortigen  christlichen  Gebräuche  und  die  Einhaltung  der  Ordnung 
kennen  zu  lernen*).* 

^)  Alles  nach  den  Acten  des  steierischen  Landesarchives. 


oo 


Als  man  an  die  Ordnung  des  evangelischen  Kirchenwesens  schritt, 
ein  organisch  gegliedertes  Kirchenministerium  einsetzte,  eine  neue 
Schulordnung  aufrichtete,  da  wandte  man  sich  nach  Rostock  und 
i:e\vann  an  David  Chyträus  eine  treffliche  Kraft.  In  Oesterreich  war 
seine  Kirchenordnung  zeitweise  in  einen  , beschwerlichen*  Widerstand 
[gekommen,  wurde  aber  schliesslich  in  Kirchen,  Schlössern,  Häusern 
und  Gebieten  der  beiden  Stände,  der  Herren  und  Ritterschaft,  an- 
;;eaommen  und  erwies  sich  als  durchaus  brauchbar.  Nun  traten  die 
Verordneten  der  Steiermark  mit  ihm  in  Verbindung,  damit  er  auch 
tir  dieses  Land  eine  Kirchenordnung  aufrichte.  An  den  Herzog 
Aibrecht  von  Mecklenburg  wurde  die  Bitte  gerichtet,  Chyträus  ^zur 
Aufrichtung  des  angefangenen  christlichen  Werkes  der  Bestellung 
ler  Kirchen  und  Schulen*  in  Steiermark  zu  lassen.  Am  5.  Juni  1574 
schreiben  sie  ihm:  Ihr  wollet  noch  ferner  das  Beste  thun  und  die 
Sache,  die  wir  Euch  übersenden,  berathschlagen.  Da  es  ungewiss 
i>t,  ob  sich  Dr.  Chemnitzius  zu  uns  begeben  wird,  so  ist  unsere  Bitte, 
Euch  auf  ein  Jahr  hierher  zu  begeben,  die  Agenda  und  was  dazu 
[gehört,  anrichten  zu  helfen.  Besoldung  wollen  sie  ihm  1000  Gulden 
aussetzen,  dazu  eine  passende  Herberg,  Beheizung,  Wein  und  Getreide- 
Nach  einem  Jahre  wolle  man  ihn  auf  Landeskosten  entlassen  *) : 
»Darauf  sie  auf  herr  Davidt  Chytraeum,  welcher  derzeit  unter  andern 
i:elerten  leuten  ein  ansehenlicher  und  gelerter  und  fürtrefflicher  mann, 
§:eschlossen  .  .  und  ein  aigen  boten  zu  herrn  Chytraeo  abgefertigt  .  . 
der  nun  etliche  articl  als  anrichtung  des  consistorii,  Ordination 
•1.  d.^1.  mer  geschriben  .  .  .*  Chyträus  wurde  auch  in  der  Folge  von 
tiem  Consistorium  fleissig  consultirt.  Schon  am  24.  März  1574  wandten 
;ch  die  Verordneten  an  ihn  um  Auskunft  über  Philipp  Marbach 
ien  Jüngeren,  der  sich  bewegen  lassen  wollte,  nach  Graz  zu  gehen. 
In  Rostock  nahm  er  sich  mit  besonderem  Eifer  der  Studirenden  aus 
'^^r  Steiermark  an,  eine  Sache,  um  die  ihn  die  Landschaft  am 
-1.  März  1581  besonders  ersucht  hatte.  Zugleich  baten  sie  ihn,  er 
ni /chte  ihnen  einen  Magister  für  ihre  Schule  empfehlen.  In  Erwägung, 
•^ss  man  ihn  mit  manchem  beschwerlichen  Handel  beladen,  schicken 
^ie  ihm  28  Ducaten;   am  10.  Juni   dankt   er  für   den   guten  Willen, 

*)  Bei  diesem  Stücke,  das  wie  die  vorhergehenden  in  Manchem  unklar  ist,  möchte 
c^  scheinen,  als  ob  es  von  niederösterreichischen  Landesbehörden  ausgegangen  wäre.  Es 
*:amt  aber  mit  einem  zweiten  von  den  steierischen  Verordneten  ausgegangenen  Schrift- 
•'ackc  aberein. 

5* 


56 

den  sie  in  der  Steiermark  ihm  immer  erzeigt  hätten.  Er  werde  sich 
der  Steirer  gerne  annehmen  und  auf  die  Gesundheit,  das  Studium 
und  das  Leben  der  steierischen  Edelknaben  achten. 

Solch'  ein  steierischer  Edelknabe,  Johann  Jakob  von  Steinach, 
kam  1582  nach  Rostock;  denn  der  Verkehr  mit  den  genannten 
Hochschulen  blieb,  auch  nachdem  man  das  Schulwesen  geordnet  und 
eine  für  alle  innerösterreichischen  Lande  bestimmte  Kirchenagende 
angefertigt  hatte,  aufrecht.  Jahraus,  jahrein  begegnen  wir  Prädi- 
canten,  die  in's  Land  hereinkommen,  Studenten,  die  ^in's  Reich* 
hinausziehen,  jene,  um  hier  zu  lehren,  diese,  um  dort  zu  lernen,  oft 
auch  nur,  um  die  Stätten  aufzusuchen,  wo  Martinus  Luther  und  der 
^PraeceptorGermaniae*  gelehrt  hatten.  Danahm  der  , Edelknabe*  wohl 
ein  Stammbuch  mit  und  liess  sich  von  den  Lehrern  einen  und  den 
anderen  kräftigen  Spruch  eintragen.  Wie  glücklich  war  man,  wenn 
man  solch'  einen  Denkzettel  etwa  von  der  Hand  Melanthon's  erhielt; 
mit  welcher  Verehrung  ward  solch'  ein  Buch  in  der  Heimat  aut- 
genommen und  als  kostbare  Reliquie  weiter  vererbt !  Nur  wenig  der- 
artige Bücher  aus  jenen  kampfesfrohen  und  glaubenseifrigen  Zeiten 
sind  auf  uns  gekommen  und  mahnen  die  Nachkommen  hier  zu 
Lande  an  das  stürmische  und  sieghafte  Vordringen  der  neuen  Rich- 
tung und  an  den  schweren  Kampf  mit  dem  alten  Kirchenthum, 
darin  sie  erlag.  Solch'  ein  Buch,  in  seiner  Art  ein  Unicum,  liegt  vor 
uns.  Es  sind  nicht  mehr  die  ersten  Jahre  und  Jahrzehnte  der  Refor- 
mationszeit, die  in  den  Blättern  dieses  Stammbuches  an  unseren 
Augen  vorüberziehen;  denn  wenn  sie  auch  einen  Satz  vonMelanthon 
bringen,  der  seinem  guten  Herzen  und  seiner  Menschenfreundlichkeit 
alle  Ehre  macht,  so  ist  das  doch  nur  etwas  Zufälliges.  In  der  Haupt 
Sache  sind  es  schon  Epigonen,  die  zu  uns  sprechen,  die  Söhne  — 
wie  der  jüngere  Bugenhagen  —  der  Männer,  welche  der  ersten 
Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  ihren  Stempel  aufgedrückt  haben :  ein 
Leiser,  Selneccerus,  Caselius,  Maior,  Barths  Lauremberg,  die  beiden 
Chyträus,  Fladus  u.  A.  Auch  ist  der  Ton  schon  ein  gedämpfterer. 
Unter  den  Sinngedichten,  die  sich  unten  vorfinden,  ist  nur  selten 
eines,  das,  einer  Fanfare  gleich,  den  Gegner  zum  Kampfe  ruft ;  man 
könnte  eher  sagen,  ein  Zug  der  Resignation  zieht  durch  mehrere, 
und  es  ist  bezeiehnend,  dass  verhältnissraässig  die  meisten  sich 
das  Motto  wählen:  Bleibe  bei  uns,  Herr,  denn  es  will  Abend 
werden. 


57 


Da  dieses  Buch  in  seiner  Art  einzig  ist,  so  mag  es  gestattet  sein, 
(iarüber  noch  ein  Mehreres  zu  sagen  und  seinen  Inhalt  etwas  genauer 
zü  verzeichnen.  Herr  Custos  Dr.  A.  Schlossar  überliess  es  mir  bereit- 
vrillig,  sobald   er   erfuhr,  dass   ich  die  religiöse  Bewegung   in  Inner- 

sterreich  zum  Gegenstande  eingehender  Studien  gemacht  habe. 

Der  Cod.  1709,  erst  jüngstens  unter  die  Handschriften  der 
Grazer  Universitätsbibliothek  eingereiht,  enthält  die  Icones  novi  testa- 
menti  arte  et  industria  singulari  exprimentes  tum  evangeliorum 
-iominicalium  argumenta,  tum  alia  quam  plurima  in  evangelistarum 
et  apostolorum  scriptis  eximia.  Que  ne  muta  essent,  sua  quoque  tum 
Latina  quam  Germanica  carmma  singulis  iconibus  adiuncta  habent. 
C;im  brevi  quadam  artis  pictorie,  in  epistola  dedicatoria,  apologia. 
Cum  gratia  et  privilegio,  Francoturti  ad  Moenum,  1571.  Herausgeber 
st  der  bekannte  Buchhändler  Sigismund  Feyerabend.  Es  sind  also 
Bi::ier,  welche  die  Sonntagsevangelien  illustriren :  1.  Die  Geburt 
Christi.  2.  Die  Beschneidung.  3.  Der  zwölfjährige  Jesu  im  Tempel. 
4.  Die  Hochzeit  zu  Kana.  5.  Die  Heilung  des  Aussätzigen,  die  Er- 
•rankung  der  bösen  Geister  etc.  6.  Der  Sturm  auf  dem  Meere.  7.  Der 
^aemann.  8.  Während  Alles  schläft,  kommt  der  Feind.  9.  Abermals 
^er  Säemann.  10.  Die  Arbeiter  im  Weinberge  etc.  11.  Die  Prophezeiung 

•meons  (s.  2).  12.  Die  Heilung  des  Blindgeborenen.  13.  Christi 
•'-rsuchung.  Und  in  gleicher  Weise  finden  sich  noch  77  Bilder,  die 
r.nzelne  Scenen  aus  dem  Leben  Christi  zur  Darstellung  bringen.  Oft 

.nd  auf  einem  Blatte  sogar  zwei  oder  noch  mehr  derartige  Scenen 
-1  sehen.  Zu  jedem  Bilde  finden  sich  entsprechende  Erläuterungen 
■"•^  deutschen  und  lateinischen  Versen.  Das  letzte  Bild  ist  eine  Vignette : 
Hn^el  mit  ausgebreiteten  Flügeln,  zwei  Posaunen  an  den  Lippen 
Uitend,  stehen  auf  einem  Globus  (Verkündigung  des  Wortes  Gottes 
^n  die  ganze  Welt) ;  darüber  in  Wolken  Gott  Vater  schwebend,  im 
Hintergründe  Städte  und  Burgen;  dazu  die  Worte:  Getruckt  zu 
rVünkfurt  am  Mayn  |  durch  Martin  Lechler  |  in  Verlegung  Hieronymi 
ieyerabendh  |. 

Ueber  den  Ursprung  des  Buches  belehrt  die  Widmung.  Sie  ist 

:tn:htet  an  den  kursächsischen  Rath  Michael  Teuber,   Professor  in 

'  ttenberg,     Heinrich    Husen,    magdeburgischer    Kanzler,    Andreas 

'yiius  und  M.  Tilemann  (Stella)  und  erinnert  an  den  letzten  Auf- 
^"thalt  Maximilians  IL  beim  Reichstage  1570.  Bei  einem  Gastmahle, 
-A>  der  advocatus  primarius  von  Frankfurt,  Johannes  Fichardus,  gab. 


58  _ 

traf  er  mit  ihnen  zusammen.  Zum  Danke  für  die  daselbst  genossene 
Unterhaltung,  an  die  er  mit  überschwenglichen  Worten  erinneit, 
fasste  er  den  Plan,  Bilder  aus  den  Geschichten  des  neuen  Testamentes 
zu  verlegen;  der  Plan  schien  ihm  aus  manchen  Gründen  gut:  ^tenent 
oculoä  picturae,  quo  fit,  ut  paulatius  eciam  animam  afficiant*.  Er 
lasse  sich  nicht  schrecken  durch  das  Geschrei  der  Leute,  die  von 
HiUlern  nichts  wissen  wollen:  Quid,  inquiunt,  pictoria  nisi  frivolum 
otiosorum  hominum  inventum  est?  Quem  usum,  quid  utilitatis  ad 
communem  humanae  vitae  necessitatem  adfert . .?  Solche  Reden  fanden 
allerdings  bei  seinen  Gönnern  kein  Echo.  Die  ganze  Vorrede  enthält 
einen  Lobspruch  auf  die  bildenden  Künste,  vornehmlich  auf  die  Malerei. 

Wichtiger  aber  als  diese  Bilder  ist  für  uns  ein  anderes;  zwischen 
je  zwei  Bildern  sind  immer  ein  oder  mehrere  Blätter  leer  ge- 
blieben, und  diese  wurden  nun  von  dem  Besitzer  zu  Stammbuchblättern 
benützt. 

Wem  das  Buch  gehörte  ?  Sein  Besitzer  wird  an  mehreren  Stellen 
genannt.  So  heisst  es  an  einer:  Nobilissimo  atque  omatissimo  ado- 
lescenti  domino  Johanni  Jacobo  a  Steinach  Witebergae  scribebat 
Jacobus  Turnetus  M.  Scotus  S.  Mail  anno  1582.  Es  gehörte  also  einem 
steierischen  Hans  Jacob  von  Steinach,  in  eine  Adelsfamilie,  die  in 
allen  ihren  Yerzwtrigungen  fest  zum  Protestantismus  hielt.  Ein  Vetter 
unseres  Hans  Jacob  erzählt  uns  hierüber  —  ich  entnehme  den  Sach- 
verhalt der  ebenso  anmuthigen  als  lehrreichen  Erzählung  J.  v.  Zahns 
(Styriaca  S.  214)  —  eine  recht  artige  Geschichte  eines  Oheims  Jacob 
von  Steinbach,  des  Vaters  unseres  Hans  Jacob.  Als  1573  das  er-^- 
herzogliche  Paar  i  Karl  11.  und  seine  Gattin  Maria)  der  Jagd  weg-en 
nach  Steinach  kam,  merkte  die  Fürstin,  dass  die  schwere  Stunde 
der  Frau  Jacobs  sehr  nahe  sei,  und  harmlos  Hess  sie  merken :  ,  da 
die  Frau  nieder khumt  und  ein  Tochter  gebäre,  wolte  sie  auf  An- 
sprechen di^  aus  der  Tauf  heben*.  Nun  war  grosse  Verlegenheit. 
Allein  als  die  Fürstin  zum  Jai;en  auswärts  und  mittlerweile  ein 
Töchterlein  ankam,  ,hat  Herr  Jacob  diseSabinam  flugs  taufen  lassen, 
besorgend,  da  die  Fürstin  vom  Gejaid  käme  und  die  Tochter  aus 
der  Tauf  hebete.  dass  sie  auch  bäpstisch  müsst  getauft  werden.* 

Der  V^etter  unseres  Hans  Jacob,  Wolf  Andreas,  hat  sich  in 
seiner  Jugend  fleii^ig  in  der,  Welt  umgesehen.  Just  in  dem  Jahre, 
da  Hans  Jacob  an  deutschen  Hochschulen  weilt,  starb  Wolf  Andreas 
Vater  i  IÖJ52)  und  nun  zo^r  Wolf  aus,   »in  der  Fremd  was  zu  suchen* 


59 


Mit  wenig  Geld  schlägt  er  sich  durch ;  in  Innsbruck  schliesst  er  sich 
den  Edelknaben  seines  Landesfürsten  an,  des  Erzherzogs  Karl.  ^AIs 
blinder  Passagier*  geht  er  mit  nach  München  und  Ausgburg,  von  da 
nach  Linz,  macht  hierauf  eine  Reise  in  den  Orient  und  beschreibt 
air  das,  was  er  sah,  in  lebendiger  Weise. 

Wie  es  scheint,  hat  unser  Hans  Jacob  die  Steinach'sche  Reiselust 
!^eerbt.  Doch  muss  er  sich  ernstem  Studium  zugewandt  haben,  da 
wir  ihn  dreissig  Jahre  später  im  Pfalz-Neuburgischen  als  pfalzgräflichen 
Rath  und  Präfecten  des  Gymnasiums  Lauingen  wiederfinden,  ihn 
also  eine  Stellung  bekleiden  sehen,  die  weitgehende  Studien  erforderte. 
Dafür  spricht  nun  auch,  dass  die  meisten  der  Stammbuchsätze  in 
lateinischer,  viele  in  griechischer  Sprache  geschrieben  sind,  was  doch 
die  Kenntniss  dieser  Sprachen  seitens  des  Besitzers  voraussetzt.  Viel 
dankte  er  wohl  schon  dem  Magister  Georg  Moriz  aus  Nürnberg,  der 
in  Steier  eine  Schule  hielt.  Hier  fand  auch  Hans  Jacob  seinen  ersten 
Unterricht.  Die  weitere  Ausbildung  wird  er  an  der  landschaftlichen 
Schule  in  Graz  erhalten  haben.  Dann  zog  er  1582  nach  Deutsch- 
land. Heimgekehrt,  wird  er  sich  der  Verwaltung  der  väterlichen  Güter 
gewidmet  haben.  Im  September  1586  heiratete  er ;  in  seiner  Heimat 
im  Sinne  seiner  Glaubensgenossen  in  regster  Weise  thätig,  wanderte 
er  schliesslich  aus;  er  zog  nach  Neuburg  an  der  Donau  und  wurde 
pfalzgräflicher  Rath.  Seinen  Besitz  hatte  er  für  27.000  Gulden  an 
Leopold  Grafenauer  von  Oberdorf  verkauft. 

Das  also  war  der  Besitzer  des  Buches.  Doch  nun  von  diesem. 
Es  ist  in  Klein-Quart  (19  X  16  cm.),  nach  der  breiten  Seite  zu  öffnen, 
ein  schöner,  weisser  Lederband  mit  Goldschnitt  und  Blumenorna- 
inenten  darin.  Auf  den  äusseren  Seiten  der  beiden  Deckelblätter  finden 
J^ich  in  entsprechender  Vertiefung  und  prächtiger  Ausführung  die 
Bilder  Martin  Luther's  und  Philipp  Melanthon's.  Beide  Bilder 
'^nd  von  sprechender  Aehnlichkeit ;  Luther  stehend,  in  schwarzem 
Talar,  rother  (!)  Halsbinde  mit  weissem  Hemdkragen,  ein'aufgeschlagenes 
Buch  in  den  Händen  haltend,  in  dem  man  auf  der  zweiten  Seite 
5Jnten  noch  Mart ....  Lutero  lesen  kann.  Luther  ist  in  kräftigstem 
Alter  dargestellt,  das  Haar  allerdings  schon  gebleicht.  In  den  Ecken 
öes  Bildes  sind  Engel  angebracht,  Schilde  haltend,  auf  denen  übrigens 
nicht,  wie  ich  ursprünglich  meinte,  das  Steinach'sche  Wappen  an 
gebracht  ist,  denn  das  ist  von  drei  übereinander  liegenden,  von  nntrn 
nach  oben  kleineren  Steinen  gebildet. 


60 

Das  Bild  Melanthon's  ist,  da  es  auf  der  rückwärtigen 
Seite  angebracht  ist,  also  vor  Beschmutzung  u.  dgl.  besser  geschützt 
war,  auch  besser  erhalten  als  jenes  Luther's.  Es  stellt  Melanthon 
in  späterem  Mannesalter  vor.  Haupt-  und  Barthaar  sind  gebleicht, 
das  Gesicht  ist  ausserordentlich  ausdrucksvoll,  ernst  und  mild  zugleich. 
Er  ist  mit  dem  pelz  verbrämten  Doctormantel  bekleidet  und  hält  wie 
Luther  in  den  Händen  ein  aufgeschlagenes  Buch.  Der  bekannte  Satz 
Wenn  Gott  mit  uns,  wer  wird  gegen  uns  bestehen  (Si  Deus  nobiscum 
etc.),  ist  wenigstens  zum  Theile  noch  zu  lesen.  Die  sonstige  Aus- 
stattung des  Bildes  ist  jener  des  Lutherbildes  analog.  Die  Ecken 
der  Einbanddeckel  sind  auch  hier  reich  verziert.  Von  den  rothen 
Seidenbändern,  mit  denen  das  Buch  einstens  zugebunden  wurde, 
sind  nur  noch  Spuren  vorhanden.  Auf  dem  Rücken  befand  sich  der 
Titel:  Icones  novi  testamenti  .... 

So  viel  über  das  Aeussere  des  Buches.  Von  dem  Inhalte  des 
Stammbuches  geben  wir  in  den  folgenden  Blättern  nur  jene  Sätze 
wieder,  die  von  den  Schreibern  selbst  herrühren,  nicht  auch  die 
Citate,  weil  das  diesen  Aufsatz  noch  mehr  anschwellen  würde,  als 
es  ohnehin  schon  der  Fall  ist.  Eine  Ausnahme  wurde  nur  an  zwei 
bis  drei  Stellen  bei  kurzen  prägnanten  Aussprüchen  zugelassen. 

Was  die  Stammbuch -Inschriften  betrifft,  so  stammen  sie  aus 
den  Jahren  1582  — 1616.  Das  Stück,  das  von  Melanthon's 
eigener  Hand  sich  in  dem  Buche  findet,  rührte  allerdings  aus  früherer 
Zeit  her.  Es  war  ein  separates  Blatt,  das  der  Besitzer  des  Buches 
wohl  auf  seinen  Studienreisen  erworben  und  später  am  Ende  des 
Buches  eingeklebt  hat.  Es  hat  auch  ein  etwas  kleineres  Format  und 
war  ehedem  zweimal  gefaltet.  Die  Inschrift  ist  die  funfundachtzigste. 
Da  sie  aber  offenbar  die  älteste  ist.  heben  wir  sie  gleich  von 
vorne  heraus: 

Magnifice  et  Rector  et  clarissimi  domini  lectores  et  coUegae. 
Oro  propter  Deum,  ut  miserae  matronae  coniugi  doctoris  Leonarti 
aliquid  viatici  ex  publico  detis.  Philippus. 

Die  übrigen  Ein  Zeichnungen  wollen  wir  der  Reihe  nach  vor- 
nehmen : 

1.  Polycarpus  Leiser  zum  Bilde  'Christi  Geburt': 
Ad  Christum  puerum. 
Dilige  nos,  aeterne  puer,  rex  alte  polorum 

Illo,  quo  te  ardet  magnus  amore,  parens 


_    61_ 

In  studiis  nostris,  in  vitae  aevique  periclis 

Inque  illo,  cum  mors  imminet  atra,  die. 
Sis  bonus  et  praesens,  hostiliaque  arma  retundens, 

Neve  errare  sinas,  neve  perire  sinas. 
Te  sine  nuUa  salus,  tu  nos  ad  gaudia  transfer, 

Quae  verbo  tocies  sunt  repetita  tuo: 
Quorum  nee  sensum  nee  finem  percipit  ullus, 

Vitam  in  peccati  corpore  donec  agit. 

Polycarpus  Leiser  d.  pastor  Vitebergensis 
23  Apr.  anno  82  scribebat*). 

Polycarpus  Lyser,  geb.  zu  Winenden  im  Herzogthum  Württem- 
berg am  18.  März  1552,  studirte  in  Tübingen,  wirkte  als  Pfarrer  zu 
Gt'üersdorf  in  Oesterreich,  worauf  er  1576  als  Doctor  und  Theologiae 
Professor,  Assessor  Consistorii  und  Superintendent  nach  Wittemberg 
berufen  wurde.  Er  war  eifrig  um  die  Anfertigung  der  Concordien- 
formel  bemüht.  Ueber  seine  lit.  Bedeutung  s.  Jöcher,  Gelehrten- 
Icrxikon  II,  2630. 

2.  Vitus  Winshenius  zu  demselben  Bilde: 

Ad  filium  Dei  et  Mariae  virginis  : 
Est  pueris  brevis  ira,  bonis  placabilis  aetas, 
Haec  facile  ofifensam  deposuisse  solet. 
Tu  nobis  igitur  placabilis  omnibus  esto, 

Quo  melior  non  est  natus  in  orbe  puer. 

Scriptum  manu  Viti  Winshenij  P.  J.  U.  D. 

Witebergae  3.  Maij  anno  1582. 

Des  Vitus  (Ortel)  aus  Windsheim  in  Franken  gleichnamiger 

Vj!m,    geb.  zu  Wittenberg    1521,   wurde    1557    zu  Padua,    1560   zu 

V/ittenberg   Prof.  Juris.    1581    unterschrieb    er   das  Concordienbuch. 

S.  löcher,  1.  c. 

3.  Johannes  Schütz  zu  dem  Bilde  'Der  12jährige  Jesus  im 
Temper : 

Augustinus  libro  VI.  contra  Julianum  Pelagium.  Cap.  11:  Non 
tst  quemadmodum  etc.  .  .  .  Dazu  die  Verse: 

Aura  tonet,  sonet  unda  niaris.  fremat  orbis  et  orcus, 
Tu  limen  (?) ')  in  sertos  nos  tibi,  Christe,  legis. 

1582,  26  Aprihs  Witebergae  Joh.  Schütz. 

«)  Alte  Signatur  22./8.  1. 
«j  Cod.:  lamcß. 


62 

Johann  Schütz  von  Halle,  Magister  der  Philosophie,  des 
Flacianismus  verdächtig  1555  zu  Hohenstein  gefangen,  1577  Professor 
und  Kanzler  der  Akademie  in  Wittenberg,  starb  daselbst  1584. 
Jbcher.  1.  c.  IV.  373. 

4.  Johannes  Matthaeus  aus  Schmalkalden  zum  Bilde  .Die 
Hochzeit  zu  Kana*  schreibt  eine  Stelle  aus  Augustinus  de  Fide  ad 
Petriim. 

Unterschrift:   Johannes  Matthaeus  Smalcaldensis,  theologlac 

doGtor  et  professor  scribebat  hoc  Witebcrgae 

4  Maij  anno  domini  15S3. 

Job.  Matthäus   aus  Schmalkalden,   Professor   der  Theologie   in 

Wittenberg,  abgesetzt  1588,  starb  16  Tage  nach  seiner  Entlassung, 

Jocher,  1.  c.  ni,  287. 

5.  Levinus  BaJtus  in  Rostock  zu  demselben  Bilde  eine  Steile, 
aus  Herodot.  Darunter: 

Lux  petat  invidia,  fugiat  compassio  procul, 
Foelicem  invidia  miserum  compassio  signat. 

Unterschrift:    Levinus  Baltus  Rostockii  scribebat 
Kai.  Septembris  anni  1582. 

6.  Johannes  Frederus  zum  Sturm  auf  dem  Meere; 

E'^xfi'J  51«'  "övEs  (Bete  und  arbeite). 
Taulerus;  Ubi  crux,  ibi  lux; 

Übt  tentatio,  ibi  oratio. 
Quisquis  es  in  navi  cum  Christo,  fidere  Christo, 
Disce:  Nocere  tibi  nulla  procella  potest. 

Unterschrift:  Johannes  Frederus. 

Johannes   Freder,    geb.    1544   zu   Hamburg,    1587    Professor 

der  Beredsamkeit  zu  Rostock,   gab  David  Chytraei  Summa   heraus. 

7.  Salomon  Albertus  zum  Bilde:  Während  alle  schliefen: 
Vivendo  morimur,  moriendo  vivimus  in  te, 

Namque  tuae  massae  pars  quota  ,Christe,  sumus, 
E5)(cu  xai  Ttivet. 

Salomon  Albertus  D. 
Albert   Salomon    aus   Nürnberg,    Professor    der  Medicin    in 
Wittenberg,   berühmter  Anatom,    .suchte  sonderlich   die   Zergliede- 
rungskiinst  zu  befördern*.  S.  Jocher,  I,  210. 


63 


8.  Nicolaus  Selneccer   zum   Bilde    , Christus   straft   die   Ge- 
lehrten*: 

a  b 

Ubi  Simplex  et  compositum,  ibi  Dei  gratia  et  beneficium. 
a.  Vocatio.  b.  Invocatio. 

Unterschrift:    Nicolaus   Selneccerus  D. 

S.  Lipsiae  20  Sep.  1582 
1.  2.  3.  6  (sie). 
N.  Selneccer,  berühmter  Theologe,  studirte  zu  Wittenberg, 
wurde  1554  Magister,  1558  in  Dresden  Hofprediger,  1561  Professor 
der  Theologie  in  Jena,  1568  in  Leipzig  Superintendent,  1570  Professor 
in  Wittenberg,  1577  wieder  in  Leipzig,  1589  abgesetzt,  starb  1592. 
S.  Jöcher,  IV,  494. 

9.  Nicolaus   Thoterius  (sie)   zu    demselben   Bilde   citirt   eine 
Stelle  aus  Lyra  und  eine  Regula  Lesbia. 

Unterschrift:  Nicolaus  Thoterius  (Thoderius.^) 

scribebat  Vitebergae  anno  82,  28  Junii. 

10.  Andreas  Frankenberger  zu  dem  Bilde:  Christus  speist 
viele  Leute  citirt  eine  Stelle  aus  Paul,  ad  Tim.  4  cap. 

Unterschrift:    Andreas  Franckenberger 

scribebat  Wittembergae   24  Juni   anno  82. 

11.  Simon  Syderus  zum  letzten  Abendmahl: 
Vesper  adest,  ne  te  vagus  error  ducat  in  umbras. 
Lux  tua  sit  Christus,  caetera  noctis  erunt. 

Unterschrift:    Simon  Syderus  M.  verbi  divini  in  ecclesia 

Wittebergensi  minister  scribebat  15  Maij  1582. 

12.  Johannes  Caselius  zum  Bilde  Christus  vor  Pilatus: 

1582 

Joannes  Caselius 
Rostockii  pridie  Kai.  Septembris. 
Ueber  Johannes  CaseUus,  von  Maximilian  zum  Dichter  gekrönt, 
5.  Jöcher,  I,  1720. 

13.  Mag.  Jacobus  Turnetus   (zu   dem  Bilde   der  Kreuzgang 
Christi)  schreibt  zwei  Stellen  aus  Augustinus. 

Unterschrift:    Nobilissimo    atque    ornatissimo    adolescenti 

domino  Johann i  Jacobo  a  Steinach 
Witebergae  scribebat  Jacobus  Turnetus 
M.  Scotus  3  Maij  anno  1582. 


64 

14.  Simon  Pauli  aus  Schwerin  zu  demselben  Bilde: 
Aeternum  gemat  ille  miser,  qui  vulnera  Christi 

Despiciens  propriis  meritis  placare  furorem 
Molitur,  patris  aeterni,  quem  crimina  nostra 

Non  secus  ac  ignem  faciunt  andere  vorantem. 
Christe,  tibi,  qui  causa  fuit,  tot  obire  dolores, 

Vulnera,  mortis  onus,  Stygii  rabiemque  draconis, 
Si  genus  humanum  factis  placare  parentem 

Et  sibi  iusticiam  potuit  pietate  mereri? 
Magnae  est  amissam  molis  rcparare  salutem, 

Viribus  hanc  perferre  suis,  non  angelus  ullus 
Non  hominumve  potest  quisquam  sed,  Christe,  redemptor, 

Te  decuit  nostro  pro  crimine  solvere  poenam 
Atque  iram  patris  proprio  sedare  cruore. 

Quid  factis  tribuis,  scelerate  papista  salutem. 
In  cruce  cum  videas  Christum  profundere  vitam? 

I  blaspheme  gemens  et  praemia  digna  referto, 
Perpetuam  mortem,  Stygiae  tormenta  paludis, 

Et  nunquam  videas  (quo  non  est  tristius  ullum) 
Conspectum  lucemque  Dei  vitamque  beatum, 

Qui  tibi  quique  tuis  factis  adscribis  honorem 
Justiciae;  est  meritus  quem  Christus  morte  cruenta. 

Unterschrift:    Faciebat  et  scribebat  Rostockii  Idibus  Augusti 

Anno   a  nato  Jesu  Christo  1582   Simon  Pauli 
Sverinensis. 

Pauli    (Simon),    geb.    zu    Schwerin,    studirte   zu   Rostock    und 
Wittenberg.  Er  starb   1591.  Ueber  seine  Werke  s.  Jöcher,  III,  1313. 

Das  obige  Gedicht  enthält  einen  scharfen  Angriff  auf  die  Lehre 
von  den  guten  Werken  ('die  werke  helfen  nimmermehr',  P.  Speratus). 

15.  Johann  Maior  zu  dem  Bilde  Christus  am  Kreuze: 

Magnus  amor  Jesu ')  est  hostie  amore  mori. 

Unterschrift:  Johan  Maior  D. 

Ob  es  Johann  Maior  aus  Joachimsthal  in  Böhmen  ist,   dessen 
Jöcher,  III,  56  erwähnt,  muss  dahingestellt  bleiben. 


*)  Lesung  nicht  ganz  sicher. 


65 


16.  Michael  Teuber  bringt  zu  demselben  Bilde  einen  Spruch 
aus  Psalm  VIII. 

Unterschrift:    Micael   Teuberus   J.   U.    D.    scribebat 

Witebergae  anno  salutis  1582. 

Michael  Teuber  aus  Eisleben  war  Professor  juris  zu  Witten- 
berg; t  15.  Sept.  1586.  S.  Jöcher,  IV,  1074. 

17.  Johannes  Bugenhagen  zu   dem  Bilde  Christus  wird  mit 
Dornen  gekrönt: 

Est  pater  aeternus  magna  vi  motus  amoris, 

Ut  gnatum  mundo  mitteret  ipse  suum. 
Nil  valet  hie  ratio,  meritum  nil  iuris  habebit 
Credula  sed  capit  haec  munera  sola  fides. 
Dazu  einen  Spruch  aus  Bernhardus. 

Unterschrift:  Johannes  Bugenhagius  D.  scribebat 

5  Maij  anno  1582. 
Ueber  Bugenhagen   den  Jüngeren,    Professor   linguarum   orien- 
talium  zu  Wittenberg  und  Professor  der  Theologie,  s.  Jöcher,  I,  1472. 

18.  Matthaeus  Dresser  schreibt  zu  dem  Bilde  Auferstehung 
Christi : 

Recte  dictum  est,  dum  vivimus,  vivamus,  dummodo  haec  cura 
adhibeatur,  ut  auctori  et  domino  vitae  aliquando  transactae 
vitae  racionem  reddere  possimus. 

Unterschrift:    Matthaeus  Dresserus  Lips.  VII.  Idus  Maij 

anno  1582. 
Matth.  Dresser,    geb.  1536    zu  Erfurt,    studirte   hier   und   in 
»Vittenberg,    1560   Professor    der    griechischen    Sprache    in    Erfurt, 
1574  in  Jena,   1581  in  Leipzig,  starb  1607.  S.  Jöcher,  II,  218. 

19.  Johannes  Posslius  zu  demselben  Bilde: 

Insanus  est  qui  alteri  fortunam  tamquam  probrum  exprobrat, 
cum  nemo  hominum  sciat,  eciamsi  florens  sit,  an  ad  vesperam 
sit  eadem  fortuna  mansura. 

'OfToq  dvetSt^et  tijv  Suoru^ftijv  ßpoicp  iv5pi, 

'ATpexicD?  5cpp(i)v,  oOS'  dcvÖTjxo?  Icp'j. 
OöSeJp  yap  Tcavxcöv  aatp'  iTrforaTat  eOiuxeo^/Ttov, 
Ei  zOr/r^  d^  TctYfirjv  xoö  ypövou  r^oe  jiever. 

Unterschrift:  Johannes  Posse lius 

scribebat  Rostockii  anno  1582. 


66  _ 

Joh.  Possei,  ,ein  guter  Graecus*,  geb.  1528  zu  Parchim, 
1554  Professor  der  griechischen  Sprache  in  Rostock,  f  15  Aug.  1591. 
S.  Jöcher,  III,  1721. 

20.  Jacob  Praetorius  schrieb  zu  demselben  Bilde  eine  Stelle 
aus  Cic.  Tusc.  3. 

Unterschrift:  Jacobus  Praetorius  scribebat 

Rostockii  3.  Sept.  anno  82. 

21.  Balthasar  Schelhammer  zumBilde:  Die  Jünger  inEmmaus: 

Mane  nobiscum  Domine,  quia  advesperascit. 

Unterschrift :    Haec   scribebat    Balthasar   Schelhamer 

J.  U.  D.  et  iurid.  facultatis  Lipsiensis  Ordi- 
narius atque  professor  9  Maij  82. 

22.  Caspar  Strubius  zu  demselben  Bilde  die  Verse  Melan- 
thon's: 

Vespera  iam  venit,  nobiscum  Christe  maneto 
Extingui  lucem  nee  patiare  tuam. 

Dann:     "Opa  tö  jiiXXov  7i6XX'  ivaaipl^et  S-edg. 

Unterschrift:  Caspar  Strubius  D. 

scribebat  Witebergae  28  Maij  1582, 

23.  Michael  Barth  zu  dem  Bilde  ^Christus  erscheint  den 
Jüngern*  : 

Qui  dubius  Christi  latus  exploravit  apertum, 

Huius  perfodit  lancea  saeva  latus. 
*0  XptoToO  dTcopcov  zb  TiXeOpov  dEvotxiov  5Xaaaev, 

Toö5'  äijera  8tdb  TtXeup&v  Bpu^sv  öXty^. 
Thomas,  der. Christi  offne  seit 

Betast  und  sein  finger  dreinleit, 
Des  Seiten  ist  mit  einem  spiss 

Durchstochen  worden,  als  man  list. 

Unterschrift:   Michael  Barth  Annaebergensis  Philos.    et 

Medicinae   doctor    et    prof.   publ.   in   acad. 
Lipsiensi  scripsit  die  10  Maij  82. 

Er  starb  1584.  S.  Jöcher,  I,  815. 


67 

24.  Zu  demselben  Bilde  Andreas  Schato: 

Johan.  Stigel: 

nie  sapit,  quicunque  facit,  quodcunque  necesse  est 
Nee  stultas  venatur  opes:  sed  sustinet  omnem 

Aequo  animo  sortem,  certus  superare  ferendo, 
Certus  in  aeternae  patriam  migrare  salutis. 

Andreas  Schato  D. 
Witeb.  18  Maij  anno  etc.  82. 

Andreas  Schato,  geb.  zu  Torgau  1539,  Professor  der  Mathe- 
matik und  Physik  zu  Wittenberg,  f  1603.  S.  Jöcher,  IV,  227. 

25.  Petrus  Albinus  von  Schneeberg  zu  demselben  Bilde: 

Fide  Deo,  tua  caute  agas,  aliena  relinquas, 
Dissimules,  et  sunt  si  qua  ferenda  feras, 

Tela  venenatae  ne  eures  invida  linguae 
Tuque  tuam  rege,  die  pauca,  tacenda  tace. 

Sic  placidos  curret  facilis  tibi  vita  per  annos, 
Et  dabit  oranti  moUia  fata  Deus. 

Unterschrift:    s.  manu    Petr.  Albini   Nivemontii  Jll^  Electoris 

S(axonie)  histori.  prof.  W.  15  Kai.  Junii  anno  1582. 
Vel  (est })  invitis  invidis :  quod  per  ipvidos  liceat. 

Petrus  Albinus  von  Schneeberg,  ,ein  berühmter  Historicus*, 
ans  einem  1497  von  Max  I.  geadelten  Hause  stammend,  Professor 
-0T,76<ü^  zu  Wittenberg  und  chursächs.  Historiograph,  f  1698. 

26.  Dionysius  Widemann  zu  dem  Bilde  ^Der  gute  Hirt* 
bringt  eine  darauf  bezügliche  Stelle  aus  Cyprian  lib.  III,  Ep.  XIII. 
Et  si  pastores  multi  sumus  etc. 

Unterschrift:  Dionysius  Widemannus  illust.  d.  provincialium 

inclytae  Styriae  concionator  ad  Anasum  Neohusii 
15  Kai.  Dec.  anno  1582  scribebat. 

27.  Johannes  Limmerus  zu  dem  Bilde  , Bittet  und  es  wird 
Ruch  gegeben* : 

In  prece  sis  ardens  operasque  fideliter  urge. 

Dinget  eventum  cura  paterna  Dei. 
Cardo,  vigor,  finis  rerum  dependet  ab  ipso, 

Is  facili  expediet  numine  si  qua  volet. 


68 


Committenda  Deo  est  rerum  fortuna  tuarum 

Vola,  labor,  tua  sint  munia,  cura  Dei. 
(Wer  nur  den  lieben  Gott  lässt  walten  .  .  .) 

Unterschrift:  Johannes  Limmerus  Lutensis  J.  U.  D.  et  proC 

in  acad.  Witteberg  manu  propria  scripsit  anno 
d.  1582. 
Sperare  in  Christum,  vitae  tolerare  labores, 
Et  bene  posse  mori,  disce:  beatus  eris. 

28.  Johannes  Zanger  zu  demselben  Bilde  , Christus Lucae XVIII* 
dicit:  Oportet  semper  orare,  nee  defatigari. 

Unterschrift:   Joan.  Zangerus  J.  U.  D.    et  prof.  scribebat 

Witebergae  14  Maii  anno  1582. 
Ueber  Zanger  s.  Jöcher,  IV,   1149. 

29.  Plateanus  (Theodor)  zum  dem  Bilde  , Christi  Himmelfahrt* : 

Ascendit  ad  coelos,  sedet  ad  dexteram  patris, 
Et  intercedit  pro  nobis  filius  Dei, 
Dominus  noster  Jesus  Christus. 

Unterschrift:  Scribebat  Plateanus  Dominica  Ascens.  Dom.  anno  82. 

S.  Jöcher,   III,    1621.    Plateanus   schrieb   in  deutscher  Sprache 
eine  Arznei-Practica. 

30.  Heinrich  Brucaeus  zu  demselben  Bilde: 

Labor  vincit  omnia  improbus. 
Unterschrift :   Henricus  Brucaeus   scribebat   Rostockii 

10"  Augusti  a.  d.  1582. 

Brucäus,  geb.  1531  zu  Alst  in  Flandern,  Professor  der  Mathe- 
matik und  Medicin  in  Rostock,  f  1593. 

Sein  Wahlspruch  war :    Divina  praecedent,  humana  sequantur. 

31.  Wilhelm  Laurenberg h  zu  demselben  Bilde: 

ä  8er  (pp6v€c. 
Affectus  curari  nuUus  potest  manente  quae  ipsum   excitavit  causa. 

Galen. 

Unterschrift:   Wilhelmus  Laurenbergh  scribebat 

Rostochy  4  Sept.  a.  1582. 

Laurenberg,    Professor   der    Medicin   in    Rostock,    f  1612.    S. 
Jöcher,  III,  2306. 


69 

32.  Erasmus  Stockmann  zu  demselben  Bilde  hat  zwei  Citate 

aas  Seneca. 

Unterschrift:  Erasmus  St ocmannus  Hamburg,  scribebat 

Rostockii  4  Sept.  a.  1582. 
Stockmann,    geb.  zu  Hamburg  1544,    studirte  zu  Rostock  und 
vurde  1579  Professor  der  Physik  daselbst. 

33.  Andreas   Scheffer   zu    dem   Bilde   'Das   Gleichniss   vom 

A'einstock' : 

Justus  ut  palma  florebit. 

Unterschrift:    Andreas  Schefferus  J.  U.  D.    et    professor 

atque  hoc  tempore  Lips.  rector  scribebat  haec 
Lipsiae  die  10  Maij  anno  82. 
S  Jöcher.  IV,  231. 

34.  Franz  Faber   zu  dem  Bilde  'Pfingsten'  bringt   eine  Stelle 
ij>  Suidas. 

Unterschrift:    Franciscus  Faber   medicinae  D.  et  professor 

scripsit  Wittebergae  1582,  16  May. 

35.  Valentin  Esstich  (})  zu  dem  Bilde  'Jesus  lehrt  die  Jünger': 

Disce  pati  inque  malis  certum  sperare  salutem, 

Difficile  est  Christo  te  preeunte  nihil. 
Folgen  einige  griechische  (verklexte  und)  schwer  zu  lesende  Worte. 
Unterschrift:    Valentinus  Esst  rieh  (?),  d.  scribebat  Wittemberge 

pridie  Rogationum  anno  Christi  1582. 

36.  Christoph  Schwartz  schreibt  zu  dem  Bilde  Christus 
'':art  die  rechte  Liebe'  eine  Stelle  aus  Chrysost.  Hom.  4.  sup. 
'  tth.  1.  c.  die.  cur  hie.  Fidelis  non  modo  etc. 

Unterschrift:    Scriptum    manu   Christoph.    Suuartzii   eccl. 

Neohusianae  ad  Anasum  minist.  14  Kai.  Dec. 
anno  1582. 

37.  Wolfgang  Ortner  zu  dem  Bilde  'Die  Speisung  der  Vier- 
"nd'  einen  Satz  des  Hippokrates. 

Unterschrift:    Wolfgangus   Ortner   medicinae   doctor  et 

illustrium  procerum  Stiriae  in  tractu  Juden- 
burgensi  et  valle  Anasina  medicus  Ordinarius 
IX  Kai.  Juni   1591. 

i-.T^MÖt  d««  ProtestJUiüunus  1895,  H .  I!  ß 


1.' 


^    iK--f.,^:    i.'*.-  :tf'.    /-;    ■W^-.   rS'-iit  TJ«"   f2Ce  Baum   tr^t 

f./,^Afv.,-,/.^     J.t.-.'ÄiÄ;  Rt-chart  wribebat  Vite- 

r>n-^»e  priÖe  Kai.  Jonn  anno  15S2. 

■i'j     M'Mcij   '  (i'/tfi«'iä    «'Jir-ni/t    zu    dem   Bilde  "Der   getreue 

ttiii'^fa'ltHd      N;illian  Chytraeus  scribebat  Rostockii 
j.rlilic  Non.  Sept.  anno  82. 
i|'>lliHH  (  l.i'llHito,    'In  Jltinli;r    des  Folgenden,   seiner  Z«t    be- 

411  iMililt  In'limif  »111  dein  Hilde 'Werkheiligkeit' eine  Stelle 
■11)«  Mo-,. <  N»-hii« 

m>l>(  \  llVHrtuii«,  yrl«  U'.HO.  lööl  Professor  in  Rostock 
jjilyiHr  m  vlvt  »tk^n.  I\li  llU  tli'i  |>uilfil«ntischen  Bewegung  in  Stcier- 
\\yj,\\.  t»i;.,.li.m  ».Hl»;  i:»i'»-v>  K»»ll<-.  rtls  dir  Stande  ihn  nach  Oesterreich 
nwtX   '^t~\v\\\\Mi,  t'kix.u».  d.i'i  Sih»!Mc^«-n  iliisethst  lu  ordnen. 

4(  i  M,*>  ^1a.'"v\^U-:  -.^  .■.-ift-or'.Str't  IvöiT  ÄTJe  Stelle  Augu- 
V-w—  ^A  ■.-,....1+....   I;\^s..>.i.' 

'i  M^v- .v'V" '-      » -v.t,-».  V-t,- (.',•:  >;jt  i*   *cr3,  Rostochi: 

\-   ;i    ;■  .,  j:  .     .    ,       .1....V1;    .■.'.,     vw'f     .■>i-;r-^i,-JiS4:i>;fi   Scar.der 


71 

44.  Johannes  O  r  t  e  1  i  u  s  zu  demselben  Bilde  einen  griechischen 
Satz  (Sappho)  und  eine  Augustinusstelle. 

Widmung :  Nobilitatis,  eruditionis  ac  prudentiae  splendore 
viro  praestantissimo  D.  Johanni  Jacobo  a  Stein- 
ach etc.  consiliario  palatino  et  praefecto  Lauin- 
gano  etc.  scribebat  Johannes  Ortelius  ethices 
ac  oratoriae  prof.  publ.  Lauingae  anno  aerae 
Christ.  1616. 

45.  Heinrich  Camerarius   zu    dem   Bilde  ^Der   Herr  tröstet 
die  Jünger': 

Ex  Euripide:  oforiov  xai  ikmaxiov 

ferendum  et  sperandum. 

Scriptum   manu   Henrici   Camerarii 
mense  Septembri  anno  1582. 
S.  Jöcher.  I,  1592. 

46.  Georg  Cleminius  zu  dem  Bilde  'Christus  lobt  Johannes' 
bringt  eine  Stelle  aus  I  Tim.  1. 

Unterschrift:    Strenuo  etc.  .  .  .  Georgius  Cleminius  U.  J.  D. 

et   illustris  Gymn.  palat.  Lauingani   rector  ac 
Professor  pub.  25  Feb.  a.  C.  1616. 
S.  Jöcher,  I,  1955. 

47.  Eberhard   v.  Weihe    zu    dem   Bilde  'Martha   und  Maria': 

1582.  Latius  Imperium  caesare  Christus  habet. 

Eberartus    a   Weyhe   J.  U.  D.    ac   pand.    in 
acad.  Witeb.  professor  scrib.  III  May. 
Erbherr    auf   Bömen,    Sensenstein    und    Roda,    1580   Professor 
zu  Wittenberg,  siehe  Jöcher,  IV.   1922. 

48.  Caspar  Altonensis  (?)  zu  demselben  Bilde  mehrere  Bibel- 
stellen. 

Unterschrift:    Scribebat   W.    14  Juni    82 

Caspar  Altonensis  Coto  (}). 

49.  Endress  Forstenhuiser  zu  dem  Bilde  'Magdalena': 

In  manibus  domini  sorsque  salusque  mea. 

Unterschrift:    Endress  Forstenhuiser  U.  J.  D.  pal.  et  statuum 

provinc.     dominicatus     Nevburgici     advocatus 
scripsit  11  Nov.  a.  1615  Nevburgi  ad  Istrum. 

6* 


V2 

fill    l'rliiiriii   Mut;  '""'  Hilde    Die  Samariterin'  eine  Stelle: 
I>''  criK  c  et  afllictionibus  ccclesiae. 
l'iilnm  In  IM  :    1  Uci:  Kcribcbat  M.  Joh.  Hagius  W.  tunc  temporis 
friciiltiitls  phii.  decatius  anno  1582,  9  Juli, 
l'l'  l"li    Ihin''.  «If"!««-!!  in  J<icher,  11,   1315,  gedacht  wird? 
fil     (Jf.'it;  ClirlNt  mann    ku   dem  Bilde  »Andreas   folgt  dem 

riiis  nitiliU  vcritas  venltlata. 

Wlilimiiiu     Vli«  iiithilissimo  domino  Joh.  Jac.  a  Steinacb 

.  .         Si'ribrtut     Georgius    Christmannu« 

V.   I    n    *>Mi<riar.  paiat.  et   consistorii,   quod 

0x1  Nciibui};»  «d  lljniib.dircctor  10 Nov.  a.l61Ö. 

?'■'    I1»"''n*   IU'»(l»lH'>»*^r    ;«    v-emse.ben    Biide    eine    Stelle 

\\\t  \Utw\\   All  |S'm>-t<u.|. 

^"l•^\-^'.^^■■H     ^''^  '  f  '■  >    i'^i'ir-i-jser    D.    Superintendent 
\  ».■  •■;Ar.->  *.^;-^-;  Xf.i^-r^  Col."  Dec   1609. 
**    'wN'I'  !■*•.   t'iv-'^i'      V;  ^•^    r:  .-  äx  :ris  ;j  «c. 

\  •*.»-«! ""  -  '.       ».v""."-.-»   Vc     >:     --.-    r     sc-b.    Neiiburgi 

»I        ^"^    li .      •«.■•.-       '-y  V   ,•-<    liMW  .~.-=;  V-anümr  et 
,-  —    .--,  ,-.--*    .vs\.    .V      -i.v   i  ■•V?'    r>*:';;C"a'   :*t    ieficiamus, 

,  -    V  «^-'     ■*        V        •■.!.         -tL-i;  .        -  .        .-■;.;.-      ST--:      Höch- 

w  ■  'S    \.f\  v^    1"'-^  fc'■^■  jA.-r^  si'-Hferi 

•i,.    \.    •...-,. 

^^    "  ■.  ■  •     .  •  •  .  .       ti  -V*  -    .  '.'itMR    ec   — ArrvTrJin 

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-•!>.   tM.--C.-  rÄT-.T 


73 


57.  Matthäus  Vursenbecius  zum  Bilde  von  Zachäüs: 

Hospitio  excipias  nos  bone  Christe  tuo. 

Unterschrift:    Matthaeus  Vursenbecius 

Witemb.  1582,  30  April. 

58.  Mathias  Pauli  zu  demselben  Bild^: 

In  aeterna  memoria  erit  iustus. 

Unterschrift:    M.  Matthias  Pauli  eccl.  patriae  diaconus  anno 

ministerii  40,  aetatis  64,  salutis  1617  die  12.  Juli 
ofiiciosae  memoriae  ergo  haec  scripsit  Lauinge. 

59.  Stephan  Wexler  zu  demselben  Bilde: 

Vespera  nunc  venit,  nobiscum  Christe  maneto, 
Extinqui  lucem  nee  patiare  tuam. 

Unterschrift:    .  .  .  Scripsit  M.  Stephanus  W ex  1er us  pastor 

Lauingae  et  inspector  generalis  VI.  Jul.  anno 
separatae  salutis  1617. 

60.  Joh.    Grunius    zum   Bilde   *Ecce    homo'   eine   Stelle    aus 
jt'jaia  und  eine  aus  S.  Bernhard. 

Unterschrift:  Johannes    Grunius    Noribergensis    scribebat 

Witebergae  III  Non.  Jun.  1582. 

Joh.  Grün   von   Nürnberg,    1582  Professor    der  Philosophie   in 
Wittenberg.  S.  Jöcher,  II,  1211. 

61.  Friedrich   Konrad   Tuschelin    zu    demselben    Bilde    aus 
joh.  Wolff,  lib.  I,  lect.  memorab : 

Vitae,  que  sint,  condimenta  rogas.^ 
Labor,  dolor,  luctus, 
Inservire  dominis  superbis, 
Uxorum  tolerare  molestias, 
lugum  ferre  superstitionis, 
Quos  habemus  charos,  sepelire, 
Patriae  videre  interitum. 

Unterschrift:   .  .  .  Nobilissimo  .  .  .  scribebat  .  .  Pridericus 

Conrad.  Tuschelin  Bipontinus   L.  L.  D.  et 
pro  tempore  consil.  Pal.  Nevb.  anno  1615 11  Nov. 

D'un  beau  soleil  mon  ame  se  consume. 


74 

62.  Marcus  Valcntinus  Schindeler  zum   , Kindermorde*  eine 
hebräische  Stelle. 

Unterschrift :   M.  Valentinus  Schindeler  scribebat 

Witebergae  10.  May  a.  82. 

63.  Bernhard  Bungenstadt  zu   dem   Bilde  ^Diaconenwahl' : 

Omnium   habere   memoriam   et  in   nullo   penitus   errare  est  pocius 

divinitatis  quam  humanitatis. 

Unterschrift:   Bernhardus  Bungenstadt  J.  U.  D. 

scripsit  Rostockii  4  Sept.  anno  82. 

64.  Elias  Perotlus  zu  demselben  Bilde: 

Eo  omnis  vitae  nostrae  ratio  est  transmittenda,  ut  magnam  nominis 
nostri  famam   ex  maximis   in   rempublicam  meritis  coUatis   posteris 

relinquamus. 

Unterschrift:   Elias  Perotlus  (?)  J.  U.  D.  scribebat  haec 

Rostockii  IIL  Sept.  a.  1582. 

65.  Caspar  H  e  u  c  h  e  1  i  n  zum  Bilde  'Christus  wählt  die  Jünger' 
eine  Stelle  aus  I  Tim.  1. 

Unterschrift:   Caspar  Heuchelin  U.  J.  D.  concil.   et   pro- 

cancell.  observanciae  et  officii  ergo  scripsit  Nev- 
burgi  ad  Dan.  28.  Oct.  anno  redemptionis  1619. 

66.  Petrus  Apianus  zu  demselben  Bilde  eine  Stelle  aus  Psalm  37. 

Unterschrift:   Petrus  Apianus  D.  scribebat  Witebergae 

6.  Non.  Jul.  an.  82. 

67.  Philipp  Zohrer  zu  dem  Bilde  Tauli  Bekehrung': 

Domine  dirige  semitas  meas  etc. 

Unterschrift:   Philippus  Zorer  U.  J.  D.  et  Com.  Palat. 

Nevburgi  ad  Istrum  22.  Nov.  1615. 

68.  Christoph  Mumprecht   zu   demselben   Bilde   eine   Stelle 
aus  dem  Horologium  princip.  des  Antonius. 

Unterschrift:   .  .  .   scripsit   Christophorus   Mumprecht 

V.  J.  D.   consil.    Pal.   et   reip.   Lauinganae 
advocatus  3.  Mart.  anno  Christi  1616. 


75 

69.  Valentin  Schacht  zu  dem  Bilde  , Christus  wird   gegeisselt* 
eine  Stelle  aus  S.  Bernhard. 

Unterschrift:  Valentinus  Schachtius  scribebat  Rostockii 

25  Aug.  anno  82. 
S.  Jöcher,  IV,  205. 

70.  Georg  Zeaemann  zu  demselben  Bilde: 

In  silentio  et  spe  fortitudo  nostra. 
Unterschrift:  Georgius    Zeaeman    th.    doct.    et    Prof. 

Lauing.  scripsit  Neoburgi  Cal.  Dec.  1609. 
S.  Jöcher,  IV,  2161. 

71.  Bartholomaeus  Merclinus  zu  dem  Bilde  'Die  Weisen  aus 
dem  Morgenland': 

Bene  sperando  et  male  agendo  vita  transit  mortalium. 

Unterschrift:  Bartholomäus  Merclinus  Med.  D.  Lauingae 

exaravit  a.  1616.  27  April. 

72.  Johannes  Heilbrunner  zu  demselben  Bilde: 

Vespera  nunc  venit,  nobiscum,  Christe,  maneto 

Extingui  lucem  nee  patiare  tuam. 
Unterschrift :   Strenuo  ....  scripsit  Johannes  Heilbrunner 

U.  J.  D.  pro  tempore  consiliarius  palatinus 

Nevburgi  13  Nov.  1615. 

73.  Marcellus  Dietrich  zu  demBilde  eine  Stelle  ausProv.  XVI,  7. 

Unterschrift:  Marcellus    Dieterich    D.    cons.    Pal.    obser- 

vantiae   memoriae   et   amoris    ergo   scripsit 
Nevburgi  17  Nov.  anno  1615. 

74.  Melchior  Erasmus  zu  demselben  Bilde: 

Si  nisi  qui  propria  caelum  pietate  meretur 
Nemo  beatus  erit,  nemo  beatus  erit. 
Unterschrift :  Strenuo  .  .  .  scripsit   Melchior   Erasmus 

U.  J.  D.    et   consil.   pal.  Nevburgi  13  Nov. 
a.  1615. 

75.  Georg  Wolfgang  Silbermann   zu   dem  Bilde  Johannes' 
Taufe : 

Non  vis  nee  numerus,  sempcr  bona  causa  triumphat. 

Unterschrift:   .  .  .  scripsit  XVIII  Kai.  Dec.  1615   Georg 

Wolfgang  Silbermann  U.  J.  D.  F.  Pf.  Hof- 
und  Cammerrath. 


76 

76.  Martin  Heinrich  zu  demselben  Bilde:  Stellen  aus  I  Tim.  IV. 
Psalm  XXXI. 

Unterschrift:  Martinus   Henricus    prqf.   Wittebergensis 

scribebat  13  May  anno  Christi  1582. 
Dann  folgen  im  Anhang,  wo  bereits  die  Bilder  fehlwi: 

77.  Laurentius  Pancklow  J.  U.  D.: 

Quas  gratias  aut  quas  laades  domino  et  deo  nostro  Jesu  Christo 
exhibere  debeamus  nee  mens  nostra  potest  concipere  nee 
ling^a  proferre. 

Unterschrift:   Laurentius  Pancklow  J.  U.  D.  Rostocldi 

1582,  24  Julj. 

78.  Matth.  Fl(acius): 

Una  temporantia  totius  est  iocundae  salubrisque  vitae  moderatrix, 
nulla  calamitate  premetur,  qui  vitae  fundamentum  iecerit 
temperantiam. 

Unterschrift:   Matth.    Fl.    Med.   D.    et   Phys.   Aristotelis 

Professor  Rostockii  an.  82.  13  Aug. 
Matthias  Flacius  der  Jüngere,  s.  Jöcher,  II,  670. 

79.  Antonius  V  a  r  u  s  : 

Hippocrates. 

dtTzavxa  yap  8*era. 
Juppiter  est,  quodcunque  vides,  quodcunque  movetur. 

Unterschrift :  Antonius  Varus  Med.  D.  prof.  Jenae,  scribe- 
bat Nevbmgi  ad  Dan.  22  Oct.  1614. 
A.  Varus  starb  1637.  S.  Jöcher,  IV,  1459. 

80.  Ludwig   Schal lingr    Eine   Stelle   aus   Rom.  V.  3;    eine 
andere  aus  Ignatius. 

Unterschrift:  Ludowicus  Schalling  th.   d.   et  concionator 

aulicus  Saxonicus  .  .  .  scripsit  Neoburgi  ad 
Dan.  22.  Oct.   anno  toO  •freavS'püwrou    1614. 

8L  Joh.   Plane  US   eine   Stelle   aus  Psalm.  26.   und   Antonini 
imp.  rescriptum:  Neque  omnia,  neque  quovis  tempore,  neque  omnibus. 

Unterschrift:   Strenuo  .  .  .  M.  Johannes   Plancus   prof. 

Pal.  Lauingea  VI  Jd.  Maij  anno  salutis  1616. 


I 


Ti 

1599  Professor  am  Gymnasium  in  Lauingen,  1618  Rector  in 
Salzbach,  1627  der  Religion  wegen  entlassen,  wurde  er  nach  Nürn- 
berg berufen,  wo  er  1628  starb.  S.  Jöcher,  III,  1615. 

82.  And.  Jagenteufel  eine  Stelle  aus  Psalm  119,  3,  und  eine 
griechische  aus  Epiktet:  'ASuvaxov  XpTj|ia  etc. 

Unterschrift:   Vitebergae  scribebat  M.  Andreas  Jagen  teuffei 

diaconus  a.  a.  1582  Mense  Maio  die  XIII. 
Ueber  Jagenteuffel  s.  Jöcher,  II,  1831. 

83.  Christoph  Cellarius;  Sigillum  sapientiae  silentium. 

Si  Deus  elingues  faceret  quoscumque  bilingues 

Uno  saepe  die  centum  fieret  Zachariae. 
Unterschrift:   ....  scrib.  Lauingae  anno  1616  die  mort. 

Joh.  Bapt Christophorits  Cellarius. 

84.  Nicol.  Reinhardt:   Mane  nobiscum  domine  etc. 

Unterschrift:  Nicolaus  Reinhardt. 

Longicampi  8.  Oct.  1596. 

85.  Philippus  (Melanthon)  s.  oben  S.  60. 

86.  Georg  Mauricius:  Precatio  pii  regis  Josaphat  carmine 
'^eidita  a  clariss.  viro  D.  Joach.  Camerario. 

In  tenebris  nostrae  et  densa  caligine  mentis, 

Cum  nihil  est  toto  pectore  consilii: 
Turbati  erigimus  Deus  ad  te  lumina  cordis 
Nostra  tuamque  fides,  solius  orat  opem: 
Tu  rege  consiliis  actus  pater  optime  nostros, 
Nostrum  opus,  ut  laudi  serviat  omne  tibi. 
D.  Casparis  Peuceri  de  Q.  M. 
Gratia  pro  meritis  tibi,  magne  Philippe,  refertur, 

Qualis  ab  ingrato  redditur  orbe  piis. 

Ailatrant  rabidi  te  post  tua  fata  Molossi, 

Sed  tua  persistet  vindice  causa  Deo. 

Suo  Johanni  Jacobo  a  Steinach  scribebat  haec 
Georgius  Mauricius,  10.  Oct.  82. 
^^co  ac  Virtuti 
M-  U.  S.  A. 

Georg  Mauritius  von  Wittenberg,  geb.  1570  (?)  Eloquentiae 

rof.  und  Poeseos   zu  Altorf,    schrieb  Carmina,    eine  Komödie  vom 

"-lulwesen    in    deutschen  Reimen.    Er  starb  1631.    Das  kann  aber 

'jHI  jener  G.  Mauricius  nicht  sein,  der  das  obige  Gedicht  geschrieben. 


V. 
hililn    nun  der  Zeit  der  Gegenreformation. 

V.Ol   l'n>h><«>r  Hr.  Sl'HKICHL  in  Linz'). 
1. 

Untrrrichts\wesen. 
Oiv  .tV.;*'m.'i»i'  Votkvliitihin-;  \\r\t  dua-h  die  Rückbekehrung  einen 
li.;.«  -.».w  .■«^,*'t»»  Aovh  vvn  Utho;i^o;wr  Seite  wird  zugegeben 
'■\-.t  ..K  .'-.•  '.i:vuo«t»x-»  ^'^v^^^^v■r  -.sisx  ö.is  Schdi.ve?en  insbesondert 
...  '».s.;!,-»  v'»s(  MmVW«  \»v>h:\vtv-r.t  UMvV.-.en.  Nicht  a!s  ob  ctiva 
.;  ,,f  y.,.'--  -"••■*'  «v^^  SiHW  t*.«;  W-^V^'^-'.i.."^  ^iib:  hatten,  als  die 

V:'.^,  ..  i.  ■„^..^Vv'  Vt-  Vs -V^fiC. "V  '■^  rr,-;»;i.-rscbeii  G'auben? 
•.  s  *  *^  ,..•■,.  ;■■  V  <y--  W  ,■■■.-*  ki-.vr:  r.i-it*  li  ier  Thatsache, 
—  .    '■•    K  ..^-■■.■•' -■   \  .-•  i--«""-  .'■■,;    J^T  V.'>.Tf   -■■;*  X''~l-  jih-hur.derts 

,   .  ,   ..       ,     ■,,<i,"-,i-.,-,-S,ti.*ri-i-i;~j-aTidc' 


c, 


79 


darauf,  dass  seine  Kinder  dereinst  aus  der  ihm  so  theueren  Bibel 
,das  reine  Evangelium*  zu  schöpfen  im  Stande  wären. 

Es  gibt  für  die  Allgemeinheit  einer  wenn  auch  bescheidenen 
Volksbildung  noch  viele  andere  Belege.  So  vermerkten  es  die  katho- 
li>chen  Behörden  in  Niederösterreich  im  Jahre  1584  übel,  dass  die  Prä- 
dicanten  sogar  den  erwachsenen  Bauernknechten  Lesen  und  Schreiben 
beibrachten,  um  sie  dann  durch  ihre  Bücher  verfuhren  zu  können  *). 

Diese  Angst  um  die  Herrschaft  über  die  Gewissen  war  die 
Ursache,  dass  sich  die  katholische  Geistlichkeit  bis  in  das  XVIII.  Jahr- 
hundert hinein  wenig  um  die  Volksbildung  im  weiteren  Sinne  des  Wortes 
':ummerte.  , Damals,*  sagt  ein  streng  katholisch  gesinnter  Rechts- 
torscher*),  ,übersahmanim  frommen  Genüsse  der  siegreich  durch- 
^:^führten  Gegenreformation  über  der  Hervorhebung  der  stillen, 
beruhigen  Frömmigkeit  und  Sittlichkeit  im  Volke  die  Wichtigkeit 
es  Unterrichtes,  den  man  vielmehr  wegen  der  Ver- 
breitung neuer  Ansichten  als  gefährlich  fürchten  zu 
müssen  glaubte.* 

Wie  schwer  sich  Volksbildung  mit  der  Herrschaft  des  römischen 
Kirchenglaubens  in  jener  Zeit  vertrug,  sprach  der  Bischof  von  Seckau 
n  einem  Berichte  an  die  Mitglieder  der  Kammer  (datirt  vom  16.  Februar 
iT52i  mit  den  durch  ihre  Offenheit  geradezu  verblüffenden  Worten 
ius:  ,Alle  Schulen  sollten  auf  dem  Lande  gänzlich  auf- 
;ehoben  und  nur  einige  wen  ige  in  dem  einen  und  anderen 
Markt  unter  Aufsicht  der  Seelsorger  und  Missionarien 
Cc-stellt  werden,  weil  die  Kenntnis  des  Lesens  und  Schreibens  fast  die 
-  nzige  Quelle  ist,  wodurch  die  Bauern  das  Gift  einsaugen  und  wegen 
Abi^ang  genügsamer  Beurtheilungskraft  hartnäckig  in  demselben  ver- 
.arren,  weshalb  das  des  Lesens  unkundige,  windische  und  krainerische 
V):k  den  katholischen  Glauben  eifrig  bewahre.*  Ein  Glück,  dass 
-escr  , fromme*  Wunsch  wirklich  ein  solcher  geblieben  ist*). 

Aehnlich  war  der  Gedankengang  einiger  Salzburger  Gottes- 
^rlehrten,   die   da  meinten,    ,das  wirksamste  Mittel,  Ketzereien  aller 

^)  Wtedemann,  Geschichte  der  Reformation  und  Gegenreformation  im  Lande 
^'tr  der  Enns.  Prag  1879  ff.,  III.  426. 

*)  Bass,  Oesterreichs  Umbau  im  Verhältnisse  des  Reichs  zur  Kirche.  I.  Tlieil. 
•Ven  1862. 

*)  Kotschy,  Gedenket  der  Torigen  Tage!  Versuch  einer  Chronik  der  evange- 
:rcn  Kirchengemeinden  in  Obersteiermark  und  ihrer  Schulen;  nebst  einem  Rück- 
:ie  auf  ihre  Vorgeschichte  von  der  Reformation  bis  lur  Toleranz.  Vöcklabruck  1881. 


80 

Art  vor/ubciij^en,  bestdic  darin,  das  Lesen  selbst  physisch  unmöglich 
TU  machen'.  In  der  That  wurden  an  einigen  Orten  die  Schulen 
l^iuixlich  geschlossen.  Sogar  Erzbischof  Leopold  Firmian  war  mit 
die.«em  Vorganee  nicht  einverstanden.  ,Er  glaubte  nicht,  dass,  wer 
Ruhe,  Ordnung  und  i^ittlichkeit  hemtellen  woile,  dem  Volke  die  Mittel 
de»  Unterrichtes  rauben,  sondern  sie  vielmehr  vervielfältigen  müsse  '}.* 
Von  ganz  denselben  engherzigen  Beweggründen,  dieser  Be- 
sorgnis um  die  gefährdete  Herrschaft,  wird  auch  heutzutage  jener 
Theii  der  Priesterschaft  geleitet,  der  fast  alle  Einrichtungen  grund- 
sätzlich bekämpft,  welche  die  Volksbildung  zu  fördern  suchen.  Alles. 
was  .sich  nicht  in  den  Bahnen  bewegt,  welche  die  katholische  Geist- 
lichkeit vor7u:!eichncn  beliebt,  wird  auf  das  Heftigste  angefeindet. 
\"iclleicht  ist  dies  mit  ein  Grund,  warum  die  Zügel  der  Herrschaft 
über  die  Geister  den  Händen  des  katholischen  Priest erth ums,  trot; 
mancher  Ruckbildungserscheinungen,  mehr  und  mehr  entgleiten.  Die 
Zeiten  sind  eben  vorüber,  da  die  Kirche  allein  die  Trägerin  der 
Hildung  war.  Ks  wird  unvergessen  bleiben,  welch'  grosse  Verdienste 
lim  die  Bildung  und  GcNtltung  des  Mens^chcngeschlechtcs  sich  die 
KI-'steT  des  Mittelalters  envorben  haben.  Sie  waren  die  Burgen,  «o 
Ijeisliges  Streben  fast  allein  eine  Zufluchtsstätte  fand,  als  ringsum 
Alles  in  finstere  Nacht  getaucht  war.  Aber  von  der  Erinnerung  an 
diese  S'crdiensle  kann  man  nicht  ewig  jehren.  ,\Vas  du  ererbt  von 
denen  Vatcm  hast,  erwirb  es.  um  es  i,  besitzen*  —  das  gilt  auch 
hier.  Vnd  so  belegen  \*ergangenheii  und  Gegenwart  den  Erfahrungs- 
54t.-,  ,v!as5  die  eigentliche  Priesteraristokratie  zwar  die  Anfange  der  i 
Volksbildung  (Nrdert.  aber  mir  bis  auf  einen  gewissen  Punkt.  Dies« 
vi!  hernach,  wenn 's  möglich  ist,  unwartJclbar  festgehalten  werden';'. 


Auch  der  hi'herc  Unterricht  erfreute  sich  unter  Max  ü.  und 
Rud'-''f  II  einer  seltenen  Bi^the,  Fast  je^fes  Städtchen  und  selbst  viele 
^t.u^.te  hitcen  ihre  I^teinschi;>n.  Diese  niederen  Lateinschulen 
b'\i«ten  eine  Mrttci*tiife  lut^^chen  den  eigent'iiüien  Volk-sschulen  und 
»t.;n  h  htr^n  M:ttcUchu>n  Gjmr^s-eti.  Be*or.tiers  Böhmen  konnte 
«  ,-h   an   der   Wende   des   X\'I     v.rJ    X\"!I-  Jahrhunderts   günstiger 

Ktw-.-^bK^i.':    IB»    i<^    {a>:rkfcc -eben    >tind' 


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81 


."chul Verhältnisse  rühmen.  Müchel  *)  sieht  die  Ursachen  dieser  Blüthe 
omehmh'ch  in  drei  Dingen:  1.  In  der  gründlichen  Vorbildung  der 
Lehrer,  deren  Laufbahn  in  der  Regel  nicht  abgeschlossen  war,  wie 
lieutzutage.  Die  Mehrzahl  sah  sich  gewöhnlich  nach  einigen  Jahren 
um  andere  Stellungen  im  Leben  um.  Viele  wurden  Hochschullehrer. 
2.  Die  Geistlichkeit  nahm  auf  den  Unterricht  und  die  innere  Ein- 
ichtung  der  Schulen  keinen  Enfluss.  3.  Die  Aufsichtsbehörden  waren 
meist  der  ihnen  gestellten  Aufgabe  vollkommen  gewachsen. 

Die  Wechselbeziehung  zwischen  Mittelschule  und  Universität 
zeigte  sich  auch  darin,  dass  alle  Lehrerstellen  an  den  Stadtschulen 
ies  Landes  von  der  Universität  (Carolina)  aus  besetzt  wurden "). 

Nach  der  Rückbekehrung  traten  die  Jesuiten    fast  allenthalben 

ücses   reiche  Erbe  an.    Die   Prager  Hochschule,    nunmehr  Carolina- 

Fcrdinandea  genannt,  kam  ganz  in  ihre  Hände.  Freilich  wehrten  sich 

dtr  neue  Erzbischof  Harrach  und  die  Congregation  de  Propaganda 

nie  gegen  die  Anmassung  der  Jesuiten,  die  alle  anderen  geistlichen 

'>den  von  den  Professuren  ausschliessen  wollten.  In  diesem  Kampfe, 

ier  in  katholischen  Kreisen  viel  Aergemis  erregte,  spielten  namentlich 

cer  Jesuit  Lamormain,  der  Beichtvater  des  Kaisers,  und  der  Capuziner 

i'ater  Valerian  Magni  als  Gegner  der  Jesuiten  eine  bedeutsame  Rolle. 

IJer  Streit  endete  mit  dem  vollen  Siege  des  Jesuitenordens,  der  nun 

•einahe  auf  das  ganze  Unterrichtswesen  und  die  literarische  Bildung 

-er  Zeit  einen  verhängnisvollen  Einfluss  gewann.    In  einer  Richtung 

Her  brachten  die  Jesuiten  ein  fortschrittliches  Element  in  den  höheren 

•nterricht.    Dem  demokratischen  Zuge  folgend,  welcher  der  katho- 

^hen  Kirche  unleugbar  zu  hohem  Ruhme  gereicht,  ließen  sie  nun 

jcri  begabte  Jünglinge  aus  dem  Volke,  Söhne  nicht  freier  Personen, 

^m  Studium  an  der  Universität  zu*). 

Die  Jesuiten  haben  auf  dem  Gebiete  des  Mittel-  und  Hochschul- 
••esens  namentlich  in  dem  ersten  Jahrhunderte  ihrer  Wirksamkeit 
Kr<;prießliches  geleistet;  doch  lief  ihre  Lehrweise  vielfach  auf 
'Gedächtniskram  hinaus.  Besonders  eingehend  und  gründlich  betrieb 
nan  die  Sprachstudien,  vor  Allem  Latein.    Als  Kaiser  Ferdinand  II. 


>)  Müchel,  lieber  die  Einrichtung  und  den  Zustand  der  Schalen  Böhmens 
ii  Mährens,  besonders  als  Mittelschulen  betrachtet,  zur  Zeit  ihrer  Blüthe  unter  Rudolf  II. 
'm  Jahre  1076—1612.  Notizenblatt  Nr.  3.  1858. 

■)  G  i  n  d e  1  y,  Geschichte  d.  Gegenreform,  in  Böhmen.  Leipzig  1894.  S  149 und  156. 

»)  Gindely.  S.  136—194. 


L 


(m  Jnlirc  Mi'AH  mit  seiner  Gemahlin  das  Jesuitencollegium  zu  Praj 
bcnuclitc,  wurden  sie,  so  behauptet  man  wenigstens,  in  dreissig  ver- 
Äcliloilcncn  Sprachen  be;^rüi3t ').  Tüchtige  sprachliche  Schulung  wird 
Riich  hciiti^utagc  noch  von  berufener  Seite  den  Zöglingen  der  Jeswiten- 
Kymnimicn  nachj^crühmt.  Weniger  Lob  verdient  dagegen  die  eigentlich 
nrxtchlichc  Thaligkeit  der  Jesuiten  Die  einseitig  frömmelnde  Richtuns; 
l<oinilc  keine  (jntc  sittliche  Wirkung  auf  das  Gemüth  und  den  sittlichen 
Krnnt  der  anvertrauten  Zöglinge  ausüben.  Sie  merkten  gar  bald,  da^s 
AIIr»  nur  auf  den  Schein,  das  Aeußere,  hinziele.  Fromme  Heucheitri 
musste  vielfach  die  F'"olge  solcher  Erziehungskünste  sein. 

ICinc  küstliche,  vielleicht  etwas  übertriebene  Schilderung  der 
KnlartiiüK  und  des  Verfalles  der  Jesuitenerziehung  bietet  Johann 
JcniW  Ritter  vnn  HralfitÄ ').  Er  «■ar  um  1770  Zöghng  des  Jesuiten-| 
ciinviotc,'«  in  Trag,  ,Die  adeligen  Zöglinge,'  sagt  dieser  Gewährsmann.! 
.wurden  den  Icsiiilen  zur  Ausbildung  übergeben  ....  Dem  .an- 
scheine nach    waren   diese  Zöglinge   sehr   fromm.    Sie   beteten  viel 

h'rnicn  nher  wcnit; ;   ausser  Küchcniaiein  fast  nichts  Anderes 

Nicht  ein  rindiger  l'hilosoph  (Hörer  lier  Weltweisheit)  fand  sich, 
WpK'hcr  im  Stande  gewesen  wäre,  ein  Schreiben  auszufertigen,  ohne 
dÄ"««  dsntl  in  je-ler  /eile  so  \-icle  Fehler  als  Worte  gewesen  wären, 
\\'a<  «Iht  das  Küchenlatein  anl»elangt,  so  ist  es  wahr,  dass  der  erste 
K'<ile  Sohwlcr  aus  den  unteren  Classen  jeden  AugenWick  sich  ma 
jodom  Krann^kaniT-tiiMrihAn,  ja  seihst  mit  dem  Prior  der  Dominikaner 

in  ein  Liteinisi-ho*  licstHAoh   e::):asscn   konnte Während  de>i 

I'uvti»  wui\1on  von  einer  erh.hien  Kanzel  verschiedene  Lebens-' 
)i:<-«chK-l\len  wundovtamcT  Heiliger  Uat  vorgelesen,  z,  B.  wie  ein  solcher^ 
IletiCiH-  in  »einem  l.clien  sich  im  S^-hnee  oder  in  Domen  nactcti 
hiT.iiilwX'.-te,  ein  anderer  witNivT  auf  einer  hohen,  schlanken  Sauld 
»luivli  »i.-I*en  fahre  Is^lArtdig  a;i:'  ct-rem  Fusse  stand,  dem  Krähen, 
R.aN'iI  «od  andere  h-mm^i-si-he  V.'i^ei  drcse  ga:irc  Zeit  über  Nahrung 
■HiiHK<"^   ""*>'   '!"i   efsn;  li:;teiten      .  Solche  und  viele  ähnliche 

I le"ic'«->i;<'ndcn  mj"'"'tv'H  «ir  mit  demuir.igem  Herren  andächti,: 
.» ih  »im.  .^hne  r:n  W-ntchen  m-tenai-^er  sprechen  ru  dürfen.' 

•  .' H*#- l,  '■■-!  «l^.AvVe  ,1«»  r^Er*.*^  -i.sns  .r  O.j-rrToca-Lngun  mit  ;■; 
■  -.".T.  K'..\=''<  V  '■•  'Uv-f*  »♦iCM'-''^-  ■  '■  ''■■'  5SH.  36.  hi.  Jei  Schriften  ,i;t 
fc  r  -  n*  1.  •  ■»  n-'-tr  •*«*—  ••  Af.  \  h  »O  -•»■"  ^.      f-'^'fT  lipSfl.t;^;;:  inr  Beförderung 

».,,.■-,,...      ,.    |.  '^^       V-V,---; 


VI. 

Oesterreichische  Exulanten,  die  Ahnen  des  deutschen 

Kaiserhauses. 

Von  Pfarrer  SCHEÜFFLER  in  Lawalde  (Sachsen), 

Wenn  die  preussischen  Könige  und  deutschen  Kaiser  allezeit 
-in  theilnehnnendes  Herz  und  eine  offene  Hand  für  die  Evangelischen 
'  .^esterreichs  und  namentlich  einzelne  besonders  mühsam  um  ihre 
Plxistenz  ringende  Gemeinden  haben  und  wohl  kein  Jahr  vorüber- 
^eiien  lassen  ohne  eine  hochherzige,  fürstliche  Spende  an  die  öster- 
reichische Diaspora,    so    folgen    sie   ja   allerdings   der  alten  Ueber- 

ct'erung  des  Hauses  HohenzoUern,  die  evangelische  Kirche  überall 
'la  in  grossmüthigen  Schutz  zu  nehmen,  wo  sie  bedrängt  oder  arm 
•t.    Aber  sie  folgen    hierin    auch  einem  Zuge  der    Pietät  gegen 

Ire  Vorfahren. 

Dr.  Franz  Scheichl  in  Linz  sagt  (Jahrb.  1893,  154)  in  seinem 

erdienstvollen  Aufsatze  über  österreichische  Glaubensflüchtlinge : 
Nach  Sachsen  hatten  sich  Mitglieder  der  Herberstein,  Tattenbach, 
^rubenberg,  Räcknitz,  Zinzendorf  und  Gayersperg  gewandt.  Zwei 

eser  edlen  Häuser  zählen  zu  den  Ahnen  Kaiser  Wilhelms  11. 

Es    exilirte   Graf  Gotthard   zu    Tattenbach;    sein  Sohn    ist 

'jraf  Siegmund   Richard    von    Tattenbach;    dessen   Tochter   Gräfin 

hanna  Dorothea  vermählte   sich  am  1.  September  1693  mit  Graf 

H-inrich  XL  von  Reuss-Schleiz   (geb.   12.  April   1669,    f  1726). 

i^cren  Tochter  Luise  vermählte  sich  als  Witwe    nach   fünfjähriger 

-i^.derloser    Ehe    mit    Prinz    Christian    Wilhelm  von  Sachsen-Gotha 

1T43 — 1748)  am  6.  Jänner  1752  mit  Prinz  Johann  August  von  Sachsen- 

iotha  zu  Roda  (geb.  17.  Februar  1704,  f  8.  Mai  1767).  dem  älteren 
hruder  ihres  Gemahls.  Ihre  Tochter  zweiter  Ehe,  ebenfalls  Luise 
genannt  (geb.  9.  März  1756,  f  1.  Jänner  1808),  verheiratete  sich 
i.  Juni  1775  mit  Herzog  —  später  Grossherzog  —  Friedrich  Franz  L 

>n    Mecklenburg-Schwerin    (geb.    10.    December    1756, 


^4 

t  1.  Februar  1837).  Auch  auä  dieser  Ehe  entsprang  eine  Tochter 
Luise  [^'cb.  19.  November  1779.  f  4.  Jänner  1801).  seit  21.  October 
I7'J7  mit  Herzog  August  von  Sachsen-Gotha  (geb.  23.  November 
1772,  t  17,  Mai  lHi:2)  vermählt.  Dieselbe  war  durch  ihre  Tochter, 
wiederum  Luise  f;enannt,  die  reiche  Erbtochter  des  Gothaischen 
Hauses  (•;eb-  21.  Decembcr  1800.  f  20.  August  1831).  die  Schwieger- 
niutter  Herzog  Ernst  I.  von  Sach-i^en-Coburg-Saalfel  d,  seit 
12.  November  IWfi  Sachsen-Coburg-Gotha  fgeb.  S.Jänner  1784, 
t  29,  Jänner  1844).  Die  am  31.  Juli  1817  geschlossene  Ehe  wurde 
schon  182r>  gelcist.  nachdem  ihr  die  ?.wei  Sohne,  der  im  Jahri^ 
1893  verstorbene  Herzog  Ernst  II.  und  Prinz-Gemah!  Albreciit 
von  Grossbritannien  (geb.  2(i.  August  1819,  +  14.  December 
1801),  entsprossen  waren.  Dass  der  Letztere  durch  seine  und  der 
Königin  Victoria  älteste  Tochter  Victoria,  die  Kaiserin  Friedrich. 
der  Grossvater  Kaiser  Wilhelms  II.  ist,   ist  aligemein  bekannt. 

So  ist  also  Graf  Gotthard  von  Tattenbach,  der  österreichiach-- 
Kxulant,  des  dcut.<;chen  Kaisers  Vorfahr  im  neunten  Gliede.  , 

D;is  Gleiche  gilt  vom  gräflichen  Hause  Zinzendorf.  Graf  Maxi-I 
milian  Krasmus  v.  Zinzendorf- Pottendorf,  Erbland  Jägermeister  im 
Ocfilerreich,  gint;  16(il  um  des  Glaubens  willen  in  die  Verbannung. 
Er  siedelte  sich  ;^u  Oberbürg  bei  Nürnberg  an  und  starb  1672  zu 
Niirnberg.  Durch  seinen  Sohn  Georg  Ludwig  ist  er  der  Grossvatcr 
des  Stifters  der  Bruderkirche.  Seine  Tochter  Dorothea  Renate  ver- 
mählte sich  am  7.  März  1693  mit  dem  bereits  verwitweten  Grafen 
WoIfgangDietrichv.  CasteU  (geh,  6.  Jänner  1641).  Ihre  Tochter 
Sofie  Thcodora  (geb.  I.Juni  1703,  f  «.  Mai  177^!)  vermählte  sich  mit; 
Graf  Heinrich  XXIX.  von  Reuss-Ebersdorf  (geb.  1699.  f  1747. 
Zinzcndorfs  Schwager.  Bekanntlich  hatte  sie  sich  erst  mit  demi 
Grafen  Zin/.endorf  verlobt.  Derselbe  trat  sie  seinem  Freunde  und! 
nachmaligen  Schwager  ab.  Ihr  Sohn  war  Graf  Heinrich  XXIV,  e-.i| 
Kbersdorfigeb  1724,  f  13.Mail779);  dewenTochterGrafin  August»- 
(gcb.  19.  Janner  17.^7.  +  16.  November  18311  wurde  am  13.  Juni  1777 
die  iwatc  Gemahlin  des  Herzogs  Franz  zu  Sachsen-Cobura- 
Saalfeld  igeb.  15  Juli  17Ö0.  t  9-  December  1806]  und  die  Mutler 
de»  schon  i:cnannten  Herzogs  Ernst  1  von  Sachsen-Cobu  r  lT* 
Gotha.  Somit  ist  Zinzcndorfs  einst  exilirter  Grossvatcr  Kaiser 
Wtibclms  II.  Vorfthr  im  achten  Gliede. 


VII. 
Das  Evangelium  in  Gablonz  und  Umgebung^). 

V.n  Lic.  thcol.  ARTHUR  SCHMIDT,  cvang.  Pfarrer  in  Biclitz,  früher  in  Gablonz  a.  N. 

III.   Abschnitt. 

Der  Ausbau    der   evangelischen    Gemeinde   in  Gablonz   und   die 
Ausbreitung  des  Evangeliums  in  Nordböhmen. 

1.  Die   evangelische   Kirche   in   Gablonz. 

Trotz  der  herabgelangten  Erlaubniss  zur  Vornahme  des  Bethaus- 

-äues  machte  das  Oberamt  Kleinskal  sowie  andere  Behörden  grosse 

Schwierigkeiten,  die  überwunden  werden  mussten.  Am  24.  April  1832 

^urde  der  Kaufvertrag  über   den   noch  jetzt  der  evangelischen  Ge- 

'^einde  gehörigen  Kirchengrund  abgeschlossen.  Am  1.  August  1833 

am  vom  Oberamte  Kleinskal,    gezeichnet   vom  Amtmanne  Stelzig, 

jn  den  Gablonzer  evangelischen  Bethausvorstand  folgendes  Schreiben : 

, Infolge  herabgelangten  k.  kreisämtlichen  Missiv  vom  1 7.  July  d.  J. 

Z  S990  wird  demselben  bekannt  gemacht,    dass  nunmehr  der  Bau 

-^s  Gablonzer  Bethauses   nach    der   vom   k.  k.  Kreisingenieure   am 

'  jten  V.  M.  geschehenen  Aussteckung  der  Baustelle,  und  nach  dem 

Orts  genehmigten  Bauplane  ohne  Anstand  vorgenommen  werden 

nne.* 

Unter  schlichter  Feierlichkeit  wurde  der  Grundstein  zum  Baue 
?  Bethauses  am  4.  October  1833  gelegt.  Der  Bau  dauerte  nach 
reimaliger  Unterbrechung  fünf  Jahre.  Er  wurde  geleitet  von  dem 
^'^prüften  Maurermeister  Josef  Wörfel  in  Reichenberg  und  von  dem 
Zutimermeister  Marras  in  Gablonz.  Die  Kosten  des  Baues  beliefen 
"'^h  auf  13.718  fl.  7*/4  kr.  Es  wäre  der  Gemeinde  nicht  möglich 
gewesen,  diesen  Bau,  dessen  Kosten  so  hoch  waren,  zu  Ende  zu 
fahren,  wenn  nicht  das  evangelische  Ausland  sich  mit  Liebe  und 
The:lnahme  der  Noth   der  Gemeinde   angenommen   hätte.    Es  war 

')  Vgl.  Jahrbuch  1896,  S.  35  f. 

lahrbuch  des  PretettaotUraut  189$,  H.  U.  7 


90 

Silbermünzen,  sowie  ein  papierener  Geldschein.  Die  Opferfreudigkeit 
der  Evangelischen,  insbesondere  des  Marktricliters  Peter  Sarder,  des 
Tuclikaufmannes  Friedrich  Rohne  und  des  Webfabrikanten  Karl 
Hofmann,  die  hilfsbereite  Liebe  der  katholischen  Mitbürger,  der  j 
gl aub e n sb rüder! ich e  Beistand  des  Gustav-Adolf- Vereines  haben  sich 
vereinigt,  urn  dieses  Werk  zur  Ehre  Gottes  zu  vollenden.  Durch! 
freiwillige  Gaben  in  und  um  Gablonz  wurden  941  fl.  94  kr.  ge-i 
sammelt,  der  Gustav-Adolf- Verein  steuerte  256  fl.  70  kr.  bei,  aus 
der  Kirchencasse  wurden  245  (1.  76' ,  kr.  entnommen,  so  dass  diel 
Kosten  des  Baues  in  der  Höhe  von  1444  fl.  40'.',  kr.  vollständig, 
gedeckt  wurden.  1 

Die  noch  fehlanden  Glocken  beschaffte  der  um  die  Gemeindei 
besonders  hochverdiente  Pfarrer  Leopold  Petri.  der  im  Frühjahr  IStÜ^l 
seine  Stellung  antrat,  Die  beiden  Glocken,  von  dem  G  lock  engl  csser 
Karl  Jauk  in  Leipzig  geliefert,  wurden  am  24.  Mai  1864  geweiht. 
Die  grössere  Glocke  in  As  wiegt  T\  Centner  und  trägt  die  Inschrift: 
.Rüstet  euch  ihr  Christenleute.  Diese  Glocke  schenkte  der  evange-i 
lischen  Gemeinde  A.  C.  in  Gablonz  der  Frauenverein  in  Detmold  im 
Jahre  des  Herrn  l^^iJ'A.  I,  Co.  16.  13:  Wachet,  stehet  im  Glauben, 
seid  männlich  und  seid  stark.'  Die  andere  Glocke  in  Es.  3'/»  Centner 
schwer,  trägt  die  Aufschrift:  .Hallelujahl  Lobet  den  Herrnl  Durch 
Gaben  der  Liebe  von  nah  und  fern  wurde  diese  Glocke  von  der 
evangelischen  Gemeinde  A.  C.  zu  Gablonz  erworben  im  Jahre  lÖtiS 
Psalm  117:  Lobet  den  Herrn  alle  Heiden,  preiset  ihn  alle  Volker, 
denn  ?eine  Gnade  und  Wahrheit  waltet  über  uns  in  F_wigkeit.  Hatle- 
lujah.'  Die  Kosten  im  Betrage  von  1100  fl.  wurden,  wie  schon  die 
Inschriften  besagen,  durch  Sammlungen  in  und  um  Gablonz  bei 
Protestanten  und  Katholiken,  sowie  durch  Spenden  des  Frauen  vereine« 
zu  Detmold  gedeckt.  Der  Fabriksdirector  J.  ZoUinger  in  Tannwi^ld 
sammelte  für  die  Anschaft'ung  der  Glocken   157  Thaler. 

Im  Jahre  1868  wurden  die  granitenen  Werksteine  der  Kirche, 
welche  bisher  roh  zu  Tage  gelegen  halten,  mit  einem  Verputz  ver- 
sehen, eine  Arbeit,  die  der  Maurermeister  Josef  Schwarzbach  uiii 
den  Betrag  von  800  fl.  ausführte.  Auch  im  Inneren  der  Kirche  voUj 
zogen  sich  im  Laufe  der  Zeit  mannigfache  Veränderungen.  Zu  Pfingsten 
des  Jahres  1878  wurde  die  neue  Orgel  eingeweiht,  ein  vortreffliches 
zweimanualiges  Werk,  das  von  der  Orgel-  und  Harmoniiimfabrif: 
G.  F.  Steinmayer  &  Comp,    in  Oettingen  a.  R,    in  Baiern    um   der 


91 

Preis  von  4732  Mk.  ausgeführt  wurde.  Das  Jahr  1885  brachte  der 
Kirche  viele  Geschenke,  die  zur  Ausschmückung  des  Inneren  bei- 
tmgren.  Der  evangelische  Frauenverein  spendete  10  vierarmige  Wand- 
ieuchter  und  einen  kostbaren,  altgoldenen  Rahmen  für  das  von 
Professor  Haseroth  gemalte  und  gestiftete  Altarbild  , Christus  am 
Kreuze*.  Erich  Raehm  in  Wiesenthal  schenkte  zwei  Tafeln  zum 
Aufstecken  der  Liedernummern,  Wilhelm  Riedel  in  Polaun  neue  Seile 
für  die  Kronleuchter.  Heinrich  Mahla  spendete  einen  grossen  Altar- 
teppich, Presbyter -Cassier  Richard  Haasis  einen  Kronleuchter  aus 
geschliffenem  Glas,  Curator  Jakob  Mahla  einen  in  Sandstein  künst- 
lerisch ausgeführten  Taufstein. 

Die  auf  einer  Anhöhe  frei  stehende  Kirche  war  Wind  und 
Wetter  arg  ausgesetzt.  Wenn  auch  die  festen  granitenen  Mauern 
den  rauhen  Stürmen  des  Isergebirges  Trotz  boten,  so  litt  doch  der 
hölzerne  Thurm  sehr  unter  den  Unbilden  der  Witterung.  Da  seine 
Balken  in  Folge  des  eindringenden  Regenwassers  theilweise  morsch 
geworden  waren,  versetzte  ihn  jeder  heftige  Sturm,  sowie  das  Läuten 
^ler  Glocken  in  besorgnisserregende  Schwankungen.  Im  Inneren  der 
Kirche  nistete  sich  der  verheerende  Laufschwamm  ein  und  zerfrass 
fiie  hölzernen  Dielen  und  Bänke.  Alle  diese  Umstände  Hessen  in 
<ier  Gemeinde  den  Wunsch  rege  werden,  einen  neuen  steinernen 
Thurm  zu  bauen  und  die  Kirche  entsprechend  herzustellen.  Am 
I.März  1885  spendete  der  damalige  Küster  Josef  Knoreck,  anlässlich 
>einer  goldenen  Hochzeit,  den  ersten  Gulden  für  den  Thurmbau  und 
legte  damit  den  Grundstein  zum  Thurmbaufonde. 

Das  50jährige  Gedenkfest  der  Kircheinweihung,  das  am  21.  Octo- 
ber  1888  gefeiert  wurde,  brachte  dem  Baufonde  einen  bedeutenden 
Zuwachs.  Die  Vertreter  des  Gustav-Adolf-Vereines  brachten  Spenden 
niit,  die  Gebrüder  Mahla  spendeten  1000  fl.,  den  gleichen  Betrag 
gab  Richard  Haasis.  Durch  die  Bemühungen  des  damaligen  Pfarrers 
Dr.  Johanny  wuchs  der  Baufond  stetig.  Dem  Jahre  1891  blieb  es 
vorbehalten,  den  Plan  des  Kirchumbaues  der  Verwirklichung  nahe 
zu  bringen.  Am  1.  Juli  1891  zählte  der  Baufond  4575  fl.  und  mehr 
abi  10.000  fl.  waren  zur  gediegenen  Ausführung  des  Umbaues  noch 
nothwendig.  Der  Verfasser  sammelte  im  Vereine  mit  den  Presbytern 
mnerhalb  der  Gemeinde  und  bei  den  katholischen  Mitbürgern  der 
Stadt.  Auch  die  evangelischen  Gemeinden  Teschen,  Skotschau,  Bielitz 
und  Wien,  in  denen  ebenfalls  vom  Pfarrer  gesammelt  wurde,  trugen 


rcklilicti  Ifci.  Die  Stacitgtmeinde  Gablonz  ijab  (iOO  fl..  den  gleichen 
Hclrii^;  spcn elften  die  beiden  SparcasscD.  250  fl.  steuerte  die  liezirks- 
vcrlrcliiriK.  UtM  fl  die  böhmische  UnionbanV  bei.  Der  Gustav- Adolf- 
Vt;rein  bcwilltfilc  im  Citizen  für  den  Umbau  der  Kirche  80tl  fl,  Im 
April  1HSI2  widmelcn  die  Gebrüder  Malila  dem  Kirchbaufonde  noch- 
iiiaU  liHKI  n..  Hans  Bnller.  Theilhaber  des  Geschäftes  \V.  Klaar  h 
(iiiiilonzlieriin,  schunkte  der  Gemeinde  eine  grosse  Thurmuhr  mit  , 
vier  (liirchschcinciidcn  ZilTerblättem.  die  G;iU  fl.  kostete:  Wilhelm  ■ 
Klaar  in  liorlin  stiftete  die  noch  fehlende  grosse  Glocke  im  Werthc 
Von  l'JW  fl,  Hesonders  freute  es  die  Gemeinde,  an  der  Spitze  der 
Spender  Sc.  MaJcNtat  Kaiser  Franz  Josef  L.  der  lOU  fl.  yesclienk-t 
hatlc,  üu  liejirdsscn. 

Am  12.  April  l'^Üä  fasste  die  Gemeindevertretung  den  Beschluss,    | 
(Im  Umbau    der    Kirche   dem   Architekten    und    Baumeister  Anved   ' 
'rii.iiiicnis  in  <i.d>Ion/  /u  übergeben.    14  Tage  später  wurde  mit  der 
Abtrasiun«  .Ich  allen  Thurmes  begonnen.  Am  19.  Mai  1S92  feierte 
die  Gemeinde  im  engen  Kreise   das  Fest  der  Grundsteinlegung  des 
Thurmcs.  ]Jie  Milfjücder  des  l'rc.sbyteriums.  der  Gemeindevertretung. 
die  Si'huliiigend    mit    den  Lehrern,   sowie   viele  Gemeindeniitglieder 
bclhcili^tcn  sicli  an  derselben.     Die  Festpredigt  hielt  der  Verfa.«er  i 
auf  Grund  von  Kol.  3,   I7.    In   den  Grundsfein,   der   unterhalb  der  j 
linken,  den  S|>it/liogL'n    des  llauptthores  tragenden  Säule   eingefügt 
ist.  wurde  eint    luftdicht   verschlossene  Blechbüchse   mit    folgendem 
Inhi'.t^  hinterU'gl :   Uie  Griindunj^surkunde,    die  Geschichte   der  Ge- 
meinde   seit    IStil,    mehrere    Zeitungen,    zwei  Ansichten    der    alten 
KijA'hc  ans  den  _I.diirn   ISiil   nnd  li*>^y,  die  damals  giltigen  Münzen 
h'.S.u  I  tl  .lufw.ut?!.  nii'hrercKunslgegensIhndc  der  Gablonzer  Industrie, 
»«wu-  ailtf  die  tie^enstande.   welche  dem  Knopfe  des  alten  Thurmes 
C'lUiiimmeil  w>'t.;co  vvaien.   Der  Wortl.iut  der  Urkunde  ist  folgender: 

,L'ie  cv.iR};c'ischc  Kirchengcmeinde  Augsbiu^ischen  Bekennt- 
«■«'■c*  m  Gal'"«.-  a.  N..  weU-V.e  am  Ü'XJuni  1?20.  am  Feste  Peter 
wa.l  Vau':  ^iYii:n.!tflwiir\ieundin  einer  Ausdehnung  von  10-59 Quadral- 
>|yn*mtftCTn  *:■.,-  üenrVshauptnunnscharEe'.i  Gabtonz.  Trautenau  und 
runutt  vn""i<*;.  hat  heute  am  tt'.  Mai  tritugs  im  Jahre  des  Heils 
li't'J.  im  44  _*i*>re  vier  Ke^ier.:n^  ^r.  M.i^s:ät  des  Kaisers  Franz 
■  ■.»*  r  I .  H .i'-  (•,'.} Icrr  GtA\  Fr^nr  Xbr^a  »is  Äanhalter  von  Biihmen. 
'A<T  KMft'vi  .va.ier  vo«  \\>!V-sgrJn  als  IV^nrtshaupitnami.  Herr 
'.'-    Kui  >•.—  :'   i<  Bcr-rss.'S-^inn.  Herr  Ai-vf  P.«s^::t  als  Bur-er- 


93 

m-ister  der  Stadt  Gablonz  ihres  Amtes  walteten,  diesen  Gedenkstein 
in  feierlicher  Weise  versenkt  und  damit  den  Aufbau  des  neuen 
steinernen  Thurmes  und  die  Erneuerung  der  in  den  Jahren  1833 — 1838 
trbajtcn  evangelischen  Kirche  nach  den  vom  Herrn  Architekten 
Anved  Thamerus  angefertigten  Entwürfen  mit  Gebet  und  Segens- 
S)ruch  begonnen.  Und  der  Herr  unser  Gott  sei  uns  freundlich  und 
ordere  das  Werk  unserer  Hände  bei  uns,  ja  das  Werk  unserer 
Fiande  wolle  er  fördern  (Psalm  90,  17).  Das  Presbyterium  und  die 
'^  ertrctung  der  evangelischen  Kirchengemeinde  A.  B.  in  Gablonz  a.  N.* 

Die  Urkunde  ist  unterfertigt  vom  Pfarrer,  den  Mitgliedern  des 
Pre^byteriums  und  der  Gemeindevertretung,  sowie  den  evangelischen 
i-ehrern.  Mit  den  üblichen  Weihesprüchen  und  Hammerschlägen 
>:hioss  die  schlichte  Feier '). 

Im  September  desselben  Jahres  waren  die  Bauarbeiten  ferti^::- 
estellt,  nur  die  innere  Ausstattung  der  Kirche  fehlte  noch.  Altar 
nd  Kanzel  im  Preise  von  6Ü0  fl.  spendete  der  evangelische  Frauen- 
trcin  in  Gablonz.  Das  Elektricitätswerk  Mahla-Hofmann  &  Comp. 
'eilte  die  unentgeltliche  Beleuchtung  der  Kirche  und  der  Thurmuhr 
ur  25  Jahre  bei.  Die  Kosten  des  rückwärtigen,  auf  dem  Dachfirste 
tnndlichen  Thürmchens  im  Betrage  von  150  fl.  trug  Richard  Haasis. 
bie  grosse  Glocke,  welche  620  Kg.  wiegt,  wurde  bei  G.  A.  Jauk 
n  Leipzig  gegossen  und  trägt  die  Inschrift: 

^Diese  Glocke  spendeten  Herr  Wilhelm  und  Frau  Sophie  Klaar 
'n  l-erlin.  Gegossen  im  Jahre  des  Herrn  1893.*  Auf  der  anderen 
"eite  lesen  wir  die  Worte:  , Kommet  herzu,  lasset  uns  dem  Herrn 
:  hlocken  und  jauchzen  dem  Hort  unseres  Heils.  Psalm  95,  1.*  Da 
-  ich  die  kleine  Glocke  umgegossen  wurde,  läuten  die  Glocken  jetzt 
'  n  Dreiklange  F  .  As  .  C. 

Die  Glockenweihe  fand  am  17.  December  1892,  Nachmittags 
3  Uhr,  statt  und  wurde  vom  Superintendenten-Stellvertreter  Karl 
I-irnnitzer  aus  Töplitz  vollzogen.  Die  Einweihung  der  umgebauten 
Kirche  erfolgte  am  nächsten  Tage.  Die  Einweihungsrede  hielt  Super- 
ntendent-Stellvertreter  Karl  Lumnitzer  über  Philipper  4,  4.  Fünf 
i' irrer,  die  in  vergangenen  Jahren  das  Hirtenamt  an  der  Gemeinde 


^}  ^g^«  »^c»"  Thurmbau  der  evangelischen  Gemeinde  A.  B.  in   Gablonz  a.  N.*. 
-  Erinnerung   an    die  Grundsteinlegung    des    neuen  Kirchthurms    am  19.  Mai  1892. 
•i-^riuigegcben   von  Lic.  ihcol.  Arthur  Schmidt,    evang.  Pfarrer.     Im  Selbstverlag  der 
-arg.  Gemeinde  A.  B. 


,;       ■.- «.        J....»     '.'f    ■.-[^.■sitfiunn     '^niiriKi 

•,    .    _•--.(.  ,;i.i.!*^    ..>    rtU*  tu>  '.!.».«■.    UH  sn    ^rtafiiimusr  xw.""'    is^ 

/  -..   :.ii      irtt    /.»   •»'■tinÄ't   la   -.iir  Ture  seaLcr  "«.-"isarr.«?" 

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.j  .(.•-..1  f  A  •<•,*,  •:  ^*^j.  »M  '//rv,,  iTkV'x  Bdxaart!  Grieshamirrr 
lir  -  .<-.-'k-  M  I',  (/;-///*..»  '.;»):  \ji*^u\,^-i-.z'.  va  Meissen,  Pfarrer 
/■*'/  (    t''*tf--*''l"l"-'  ••■"  ^'  "it'"'''fti.  '''"-f  w:edcrhoii  Pfarradm:ni?trator 

'n\  \\.,\,u,ii,  iit.v,i.n.H  \ti,  uh'X  l'farrcr  Vir.  Erich  Johanny  aus  Wien. 
|(l».  |-'"l|ii'-lli.l  lil' II  il»f  '/(lapfurrpf  (ilicr  1.  Mose  28,  16  und  17. 
iiii'l  J    ^\'i->--i\\   Jl    1' III  ».  In  /,iliIrH<li  lii-siicIUes  Festmahl  beschloss 

||.  .  ii,  t--ii.lt.  |'l.|..|  ,"h^|  imfiliivAiIrtlf-VervIiic  und  mehrere  Freunile 
il' I   l*  .ii>.||iil>.  »|i>.iiil>.|>.ii    Hii  illi'V'iii  Tn^c   bedeutende  Beträge   ziT 

I  li„Miiri    >l-i     lt.iiia>  liiiM      t'li'   Klii'lir    ist    in    romanisch-nothischcm 

•(ii-  mit  l(  -itti  t  i;.  1..  |iiiu»tt.Vi»ll  «ii!«i;c1iihrl.  Der  Thurm  erreicht 
ttt  \\\  \\\  ,_ii  W  \....\\  ,iw  WAw  v\»»  4S  Met«T>.  Die  Kosten  diS; 
\  >s\l  ^^.      li.  li  y\\\  -y.  \\    0',:v. h.»  S\»w  ä.-rv  Itrschmkcn.  auf  I6.U>fl  ll  . 

\-        ...    ,-j^.-..i..     ..XV    ........ ti     »•.--.cn    ".-ftA_—  >t  .ri- 

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...   -  -     .     v^^^i,..-!.        ...         ;     ^  tfUtn      '■ 


95 

,Zu  unserem  künftigen  Seelsorger  haben  wir  den  Wohlehrwür- 
cigen  Herrn  Christian  August  Molnar,  zeitweiligen  Vicarius  an  der 
evangelischen  Kirchengemeinde  zu  Krschischlitz  einstimmig  berufen 
lind  ihm  die  anruhende,  von  ihm  angenommene  Vocation  überreicht. 
Bei  der  Wahl  dieses  unseres  künftigen  Seelsorgers  haben  wir's  für 
zweckmässig  befunden,  den  uns  bekannten  Herrn  Molnar,  dem  unsere 
Genieindeverhältnisse  bekannt  sind,  zu  berufen;  auch  fordert  es  von 
uns  das  Gefühl  der  Dankbarkeit,  die  wir  schon  seinem  würdigen 
Vater,  weiland  Herrn  Senior  Molnar,  dessen  Andenken  bei  uns  stets 
in  Segen  bleibt,  und  ihm  für  den  bisher  treulich  erwiesenen  geist- 
lichen Beistand  schuldig  sind.  Ferner  war  eigentlich  die  Besorgung 
und  Leitung  unserer  Gemeindeangelegenheiten  die  Haupttriebfeder 
dessen,  dass  unser  zeitheriger  Herr  Pastor  Johann  Molnar,  der  mit 
vielseitiger  eigener  Aufopferung  das  Wohl  unserer  Gemeinde  gesucht 
hat  und  sucht,  und  dem  wir  es  einzig  zu  verdanken  haben,  dass 
unsere  Religionsanstalt  den  Grund  gefasst  hat,  die  ihn  bewog,  zur 
Aushilfe  seiner  vielseitigen  und  getheilten  Amtsarbeiten  einen  Vicarius 
zu  berufen.* 

Die  Errichtung  des  Pastorates  zu  Deutsch-Gablonz  und  die 
Anstellung  eines  eigenen  Pastors  daselbst  wird  durch  ein  h.  k.  k. 
Gubernialdecret  vom  1.  December  1836,  Nr.  56.733,  bewilligt.  Die 
Gemeinde  war  jedoch  bei  der  Wahl  ihres  Pastors  nicht  nach  dem 
Ge?^etze  vorgegangen,  denn  gemäss  der  allerhöchsten  Entschliessung 
Sr.  k.  k.  Apostolischen  Majestät  vom  11.  Mai  1834  musste  jede 
Gemeinde  bei  der  Wahl  des  künftigen  Predigers  drei  Candidaten 
ccra  h.  k,  k.  Consistorium  vorschlagen.  Daher  bringt  der  Vorstand 
der  evangelischen  Kirchengemeinde  in  Deutsch-Gablonz  laut  Schreiben 
an  die  hochwürdige  Superintendentur  in  Prag  vom  12.  Februar  1837 
Christian  August  Molnar,  Vicarius  zu  Krschischlitz,  an  erster  Stelle 
:um  Vorschlag.  Das  k.  k.  Consistorium  bestätigt  mit  Erlass  vom 
3.  März  1837,  Nr.  73,  die  von  der  evangelischen  Kirchengemeinde 
-ü  Deutsch-Gablonz  getroffene  Predigerwahl.  Weil  der  Geschäftsgang 
stockt  und  das  Kirchencapital,  ^dessen  Interessen  zur  Dotirung  des 
Pastors  bestimmt  und  auch  in  das  commissionale  Protokoll  auf- 
:;er.ommen  waren,  erhoben  und  zur  völligen  Ausbauung  der  Kirche 
verwendet  worden  sind*,  nimmt  der  Vicarius  Molnar  unter  solchen 
Umständen  die  Vocation  nicht  an.  Das  h.  k.  k.  Consistorium  genehmigt 
n^iit  Decret  vom  7.  September  1837,  Z.  447,    ,dass   die  Anstellung 


iti; 

eines  eigenen  Pastors  in  Gablonz,  bis  die  Verhältnisse  der  Gemeinde 
.sich  günstiger  gestalten,  auf  sich  berulien  dürfe*. 

Indess  scheinen  sich  die  Verhältnisse  der  Gemeinde  schnell 
gebessert  zu  haben,  denn  schon  am  9.  Jänner  1838  bittet  Christian 
August  MoJnar  das  k.  k.  Consislorium  A.  B.  um  Entlassung  von 
seinem  Vicariatsposten  in  Krschischlitz  behufs  seiner  Anstellung  als^ 
Pastor  in  Deutsch-Gablonz.  Nun  legte  sich  wieder  die  Statthalterd 
in  Prag  ins  Mittel  und  verordnete  am  9,  April  1838,  Z.  12.754-. 
,So  lange  nicht  die  ursprünglich  ausgemitteite  und  genehmigte 
Dotation  Tür  den  Deutsch-Gablon^er  Pastor  sichergestellt  und  hierüber 
von  den  Vorstehern  der  betreffenden  akatholischen  Gemeinde  die 
rechtsformige  Urkunde  eingebracht  sein  wird,  kann  die  wirkliche 
Anstellung  eines  Pastors  nicht  erfolgen  u.  s.  w.' 

Nach  der  Dotationsurkunde  vom  6.  Mai  1838  verbürgen  die 
Vorsieher  und  Repräsentanten  der  evangelischen  Kirch  enge  mein  de 
im  Markte  Deutsch-Gablonz  unter  eigener  Dafiirhaftung  und  Verant- 
wortung im  Namen  und  Vollmacht  der  vereinigten,  sich  in  Deutsch- 
Gablonz  versammelnden  Kirchcngemeinde  A.  C.  die  für  den  aniu- 
stellenden  Pastor  ausgemitteite  Dolalion.  Diese  Dotationsurkunde 
wird  vom  Pastor  Johann  Molnar  in  Krschischlitz  in  einem  Schreiben 
an  die  k.  k.  Superintendentur  vom  16.  August  1838  k-räftig  befür- 
wortet. Nun  wurde  Chr  A,  ;\Iolnar  vom  k.  k.  Consistorium  A.  C. 
mit  Erlass  vom  19.  Februar  1838,  Z.  GO,  als  Pastor  an  der  neuen 
evangelischen  Kirchengemeinde  zu  Deutsch-Gablonz  angestellt  und 
in  dieser  Eigenschaft  von  der  h.  k.  k.  Landesstellc  mit  Erlass  vom 
19.  Juli.  Z.  32.069,  bestätigt.  Die  Installation  fand  am  20.  October 
183.'*,  am  Tage  der  Einweihung  des  Bethauses,  durch  den  Super- 
intendenten Kreitschy  aus  Prag   statt. 

Der  neugewählte  Pfarrer  bezog  einen  Gehalt  von  300  fl.  nebst 
40  fl.  für  Beheizung  und  40  fl.  Wohnungsmiethe.  Die  Aufbringung 
desselben  war  in  Folge  der  Verarmung  eines  grossen  Theiies  der 
Genjeinde  mit  grossen  Schwierigkeiten  verknüpft.  Wenn  Pastor  Molnar 
nicht  bedeutende  Unterstützungen  vom  Gustav- Adolf- Verein  bezogen 
hätte,  wäre  es  ihm  gar  nicht  möglich  gewesen,  mit  seiner  Familie 
in  Gablonz  zu  leben.  So  wandte  sich  Pastor  Molnar  ahne  die  Ver- 
mittlung der  verschiedenen  Behörden  unmittelbar  an  den  neu- 
gegründeten  Zweigverein  der  Gustav- Adolf-Stiftung  in  Löbau  i.  S. 
und  bat  inständig  um  Hilfe.    Die  Gaben,   die  ihm  gewährt  wurden. 


97 


:'':v^tn  auch  nicht  den  geordneten  Weg,  sondern  wurden  an  den 
S;;,mali<iten  Schuppan,  der  in  Zittau  in  Garnison  stand,  geschickt, 
von  dem  sich  Pastor  Molnar  sein  Geld  und  nebstbei  seine  Geistes- 
nahrung holte,  nämlich  den  im  Metternich'schen  Oesterreich  streng 
verpönten  .Sächsischen  Postillon*.  Da  las  er  über  die  Fortschritte 
der  Ronge 'sehen  Bewegung,  von  der  ja  auch  in  Deutschland  bedeu- 
tende Männer  Anfangs  Grosses  erwarteten.  Sein  kärglicher  Gehalt 
•:ani  nur  sehr  unregelmässig  ein,  weshalb  er  die  Unterstützungen 
'ies  Gustav-Adolf-Vereines  für  die  Gemeinde  auf  seinen  rückständigen 
Gehalt  an  sich  nahm.  Man  begreift  die  Noth  dieses  evangelischen 
geistlichen,  wenn  man  erfährt,  dass  der  reiche  Dechant  in  Reichenberg 
1  Tch  Bekehrung  wohlhabender  Evangelischer  auf  dem  Sterbebette  ihn 
'ch  um  die  Begräbnissgebühren  bringt. 

Wie  schwierig  damals  der  Verkehr  der  Evangelischen  Oester- 
rtichs  mit  dem  reichsdeutsch en  Gustav- Adolf- Vereine  war,  erhellt 
i  b  folgender  Mittheilung  des  Volksboten  der  , Gustav- Adolf-Stiftung 
in  Thüringen*  vom  Jahre  1849:  ,Am  9.  Februar  1847  kam  einErlass 
'>.%  e7angelischen  Consistoriums  in  Wien  an  alle  Superintendenten 
f  '.^enden  Inhaltes:  Es  sei  bekannt  geworden,  dass  der  schleswig'sche 
(i^'^tav-Adolf- Verein  beschlossen  habe,  einen  Prediger  mit  der  Sendung 
:j  beauftragen,  die  Bedürfnisse  evangelischer  Gemeinden  in  katholi- 
-riien  Ländern  näher  kennen  zu  lernen.  Deshalb  wurden  die  Super- 
ntendenten  angewiesen,  solchen  Schritten  auf  das  Entschiedenste 
J  begegnen.  Die  ihnen  unterstehenden  Pastorate  seien  namens  des 
vonsistoriums  emsth'ch  zu  warnen,  mit  solchen  ausländischen  Predigern 
nter  keinem  Vorwand  in  nähere  Verbindung  zu  treten,  sondern  bei 
•^  Vchen  Zumuthungen  sofort  eine  Anzeige  an  die  zuständige  politische 
l^ehorde  und  zugleich  an  das  Consistorium  zu  machen.*  Zur  näheren 
i'eieuchtung  der  damaligen  Verhältnisse  der  Gemeinde  Gablonz  und 
vres  Pfarrers  sei  nochmals  auf  den  bereits  angeführten  Reisebericht  *) 
Mn;xewiesen,  in  dem  es  unter  Anderem  heisst: 

,Wir  erinnern  uns  eines  Schreibens  des  Pfarrers  Molnar,  in 
'•'•elchem  er  seine  Klage  über  den  betrübenden  Zustand  seiner 
Gemeinde  ausspricht:  ,Ich  gestehe,  an  Glaubensfreudigkeit  fehlt's 
'^•ir  oft,  Niedergeschlagenheit   bemächtigt   sich   meiner.    Mein  Herr 

»)  jVolksbote  der  Gustav- AdolfStiftung  in  Thüringen",  1849,  Nr.  1.  Der  Reisc- 
'^ncht  erzählt  von  den   Verhältnissen  der   evangelischen  Gemeinden  Gablonz,   Krschi- 
^  :u  ond  Hermannseifen. 


'•wi  VI-  i-ir  »r  !,  "ii  i  xh  :^v:  /--s^  lä  Jtb  'zjh^  znc.  ci^s  ich  ihm 
fi'Tf-^  a  .»  a  ^r.  Kfi-'r-n  •i:-^-';  la-i  *cir-=i  Rdcb;  ct^ch  sein  rr.ocbte. 
U.h  }/■''■•'-'/.'!  '.f.r;i*:S;  »i^a  G^kreszirtea  izcr  tetm  irgendwo,  so 
WJ/'l  iri*r  ';.-;  iVi-::^  v'-n  i=i  i-zTh--rae^  i-i'zalztJi.  Weiche  Wurzeln 
(W  l'n;'*-*.''j^.  'lit  Fr^-rj-Ti^Eerei  -cd  ^r^silicfce  Ur.^ebcndenheit  hier 
^f/-"' u.-^/'^ii  ha'  '.rd  »i-i  .•i:e*r  drei  ci^s  kir.geaMschcn  Ice«Q  pflegten 
iin'l  f'mitf\ittt/.t':n.  m'-ihre  man  nicht  50  leicht  glai:hen:  O  möchten 
iifp*  lUf.  li':trt«i  (Je'it'rf.h^n  Brti^er  nicht  niu"  ieibliche  Mittel  reichen 
«'fft'I'-rn  >i  >'.h  'iin  »-rüiijen  Gia üben  ihrer  tre-Jcn  Vorsteher  darreichen 
^irfiii'^nl'  I-;*  tvllte  lln^  liair.als  so  vorkommen,  ajs  ob  »*tr  diese 
Kl.i(;'n  rti':lir  nh  den  Aii^druck  einer  verzagten  und  niedergebeugten 
fir-mitlli"<limti)'<n[{  aufzunehmen  hatten.  Allein  in  einem  von  dem 
fiaM'fn/'Ti'(cnidn'!cvf)r«Iande  nnd  dem  wackeren  Tuchmachermeister 
.'■ilimidl  fiiitiinlf:r/ctrlincten  Schreiben  Molnar's  vom  30.  August  des 
I.ilii'-*  «n  rli-n  (,'cniral vorstand  in  Leipzig,  welches  ich  in  diesen 
Tii!:!-!!  ■'■Ilmt  (»cictt'rn  habe,  fgrdcrte  er  uns  doch  auf,  diese  Klagen 
Hill  ijuKirr  Iteifiritnif*!!  anzuhören,* 

riiiKir  M'tlriiir  inusstc  wahrend  des  Weihnachtsfestes  und  Neu- 
|nhi«lf«lrii  lHl-l,'4ri  eine  scchswiichentliche  Gefängnissstrafe  zu  Jung- 
liiiii/lMit  riliiil/i'ii,  iln  er  Schriften  devitsclikatholischen  Inhaltes,  von 
Kmiir.-  liriiiiliK'Mil,  um  FreiiHMisch-Schlesien  mit  hereingebracht  und  an 
i'li!li;r  n''I(tuinlr,  nftli-l  atirh  evani;elische  Glaubensgenossen,  vertheilt 
linllc  I'Im  lMlli''ll«rhpr(;cintlichcr  hatte  die  Anzeige  gegen  ihn  erstattet. 
Hoiihii  ili.'  llrstLifiint;  frriiit;te,  Molnar  verliess  seine  Stelle  in  Gablonz, 
lU  -Hi-i  lii'ii  Ihin,  iliT  In  den  letzten  Jahren  alle  Geldangelegenheiten 
d>'i  liriiii'lii.li-  i-t'lli'.t  l>fion;t  hatte,  und  dem  ncugewählten  Gemeindt*- 
viiiolnnili-  Mrfilij;lM-itfn  .uiSi;cliroclien  wnren.  Das  Oberamt  Kleinskal 
(■■«•tlint  In  i-iiirm  ^ihioibcn  vom  27.  Februar  1848,  dass  Pastor 
Mdliiiu  ili-m  Mitikti'.i'ii'htf  in  (iahlonr  iwci  Siegel  bei  seiner  Abreise 
iilii'ii;i-l'i-M  h,ilii«  hic  Icl.-le  M^trikcncintragung  von  ihm  betrifft  ein 
Hr.:uil»iK,  v»m  i;l.  |->bnmr  lS4tt.  Am  29.  Mai  desselben  Jahres 
«■•liliilil  Mkiln>ii  nl<  mij;flwi>htler  l'a»iti>r  der  evangelischen  Ge- 
iiii'indi'  •»  tlvim<tni)*t'iU<n  »U-m  cvanL;clischen  Gemeindevorstande 
\n  \iK^<\"\-  tiiiil  «i-i)i1>>l  cin^  AbxN'hnui^i:  über  die  eingenommenen 
ti  >ii  >iiili');f!,K-i  \in  IS  l.iniifi  1^4^  vermeidet  der  Superintendent 
\  1  Kii4it>l'ik  tu  i')Mti««'l-.  tU«  dv-m  Tjstor  Molnar  unter  Einem 
i't«  \m»>i 'li"i  .^lUstvl  f'x  ['»«vic  di.T  l»eme:nde  Hermannseifen  zu- 
..-%>.   It  und 


IT 


99 

Nach  einer  kurzen  Pfarradministration  durch  den  Pfarrer  Paul 
Straka  in  Kowanetz  wurde  der  in  Wien  weilende  Candidat  der 
Theologie,  Georg  Hölzel,  zum  Pfarrer  der  Gemeinde  Gablonz  vor- 
^eschlaoren  und  mit  Erlass  des  h.  k.  k.  Consistoriums  vom  25.  30.  Mai 
1849,  Z.  285,  genehmigt.  Unter  ihm  sammelten  sich  die  Glaubens- 
cnossen  in  Reichenberg  und  bildeten  eine  eigene  Tochtergemeinde 
von  Gablonz.  Hölzel  richtete  regelmässige  Gottesdienste  in  Reichen- 
bcrj  ein.  Zu  seiner  Zeit  erfolgten  in  Reichenberg  und  Gablonz 
70  Uebertritte  von  der  katholischen  zur  evangelischen  Kirche.  Pfarrer 
[i-izel  wirkte  vom  1.  September  1849  bis  15.  Jänner  1854  in 
Gablonz.  Er  verwaltete  das  geistliche  Amt  leider  in  durchaus  un- 
uürdiger  Weise  und  entging  nur  durch  freiwillige  Amtsniederlegung 
einer  Disciplinaruntersuchung.  Als  letzte  von  ihm  vollzogene  und 
eingetragene  Amtshandlung  erscheint  eine  Beerdigung  am  11.  Jänner 
1S54.  Nach  dem  Taufbuch  vom  Jahre  1853,  Nr.  12,  S.  41,  ist  er 
der  Sohn  des  Webers  Michael  Hölzel  in  Neuberg  bei  Asch.  Hölzel 
wanderte  nach  Brasilien  aus  und  pastorirte  dort  mehrere  deutsche 
Niederlassungen.  Er  wirkte  zuerst  als  erster  Geistlicher  an  der 
deutschen  evangelischen  Gemeinde  zujoinville,  wo  die  Staatsregierung 
eine  evangelische  Kirche  und  ein  Pfarrhaus  gebaut  hatte.  Die  Nieder- 
lassung war  erst  kurz  vorher  in  sumpfigem,  mit  Urwald  bedecktem 
I-ande  angelegt  worden.  Von  dort  ging  er  nach  St.  Paolo,  kehrte 
aber  im  Jahre  1866  nach  Joinville  zurück  und  versah  daselbst  das 
jyeistliche  Amt  bis  zu  seinem  73.  Lebensjahre  *). 

Ein  Jahr  hindurch  besorgte  die  Pfarrverwesung  der  Senior  von 
Krschischlitz,  Johann  Molnar,  der  für  sechs  Monate  seinen  Vicar 
iriedrich  Johann  Molnar  nach  Gablonz  sandte.  Am  22.  October  1854 
A  irde  in  der  W^ohnung  des  Rechnungsführers  Friedrich  Rohne  in 
Gablonz  Gottlob  Stolze  einstimmig  zum  Pfarrer  gewählt  und  vom 
Consistoriura  mit  Vorbehalt  der  landesfürstlichen  Bestätigung  in  Folge 
Erlasses  vom  23.  November,  Z.  765,  angestellt.  Die  h.  k.  k.  böhmische 
Statthalterei  bestätigte  Gottlob  Stolze  als  Pfarrer  der  evangelischen 
Gemeinde  Gablonz  mit  Erlass  vom  22.  December  1854,  Z.  14.133, 
*o  dass  er  am  6.  Mai  1855  vom  Senior  Benesch  installirt  werden 
Konnte.  Seit  Molnar's  Abgang  hatte  die  Gemeinde  jegliche  Fühlung 
niit   dem   Gustav-Adolf-Vereine  verloren.    Unter  Stolze's  Amtswirk- 


*)  ,Die  deutsche  evangelische  Diaspora'',  heraosgegeben  von  Dr.  Borchard.  Gotha, 
1890.  1.  Heft. 


•  > 


1514U 


ino 

samkeit  blieben  die  Verhältnisse  recht  traurig.  Da.*!  Bethaus  stand  i 
nocli  immer  tinvollendet  da.  ein  Pfarrhaus  fehlte  ganz.  Die  Kinder  j 
besuchten  die  katholische  Schule  und  viele  wurden  ganz  katholiscUl 
erzogen.  Die  Zahl  der  Gemeindemitglieder  schmolz  in  Folge  von 
Auswanderungen  sehr  zusammen.  Das  Concordat  von  18ö5  lastete 
schwer  auf  den  evangelischen  Bewohnern  von  Gablonz.  Seit  1851' 
verlangte  die  katholische  Geistlichkeit  bei  Eingehung  einer  Mischehe 
den  sogenannten  Revers,  ein  von  zwei  Zeugen  unterfertigtes  schrift- 
liches Versprechen,  dass  alle  aus  der  Ehe  hervorgehenden  Kindtr 
katholisch  erzogen  werden  sollten.  Die  Angelegenheiten  nicht  nur 
der  rein  katholischen,  sondern  auch  der  gemischten  Ehen  kamen 
vor  das  katholische  Ehegericht.  Glocken  und  Gemeindefriedhofe 
wurden  alleiniges  Eigenthum  der  katholischen  Kirche.  Die  Glocken 
katholischer  Kirchen ,  die  früher  bei  evangelischen  Begräbnissen 
geläutet  hatten,  mussten  verstummen.  Evangelischen  Chri.sten  wurde 
nach  dem  Tode  in  der  geweihten  Erde  katholischer  Friedhöfe  kein 
Ruheplatz  gegönnt.  Erst  das  Frotestantenpatent  vom  Jahre  \^(<\ 
brachte  wieder  ein  frisches,  freudiges  Leben  in  den  Kreis  der  evan^re- 
lischen  Gemeinde  zu  Gablonz, 

Durch  den  Bau  des  Thurmcs  war  das  Toleranzbethaus  ir. 
jähre  ISdl  ?.ur  Kirche  umgestalte;  und  damit  auch  äusserlich  die 
Gleichberechtigung  mit  den  Katholiken  bekundet  worden.  Die  inneren 
Verhältnisse  der  Gemeinde  gaben  jedoch  zu  grosser  Besorgnis 
Anlass.  In  jener  Zeit  erfolgte  die  Loslösung  der  Tochtergemeinde 
Reichenberg  von  Gablonz.  die  beinahe  den  Untergang  der  Mutter- 
gemeinde  herbeigeführt  hätte,  sah  sich  doch  die  Gemeinde  Gabloni 
von  dner  Seeien^ahl  von  1300  auf  300  herabgedrückt.  Diese  m* 
Evangelischen  waren  nicht  im  Stande,  einen  eigenen  Pfarrer  zu  e^ 
halten.  In  Gablonz  waltete  Stolze  seines  Amtes  wdter.  obwohl  er 
mit  dem  Presbjtcrium  gänzlich  zerfallen  war  und  wiederholt  seine 
Absetzung  verlangt  wurde.  Der  gegen  ihn  bereits  eingeleiteten 
Disciplinaruntcrsuchung  entging  er  nur  durch  frci^villige  NiederlegansT 
seines  Amtes.  Der  k.  k.  Oberkirchen rath  in  Wien  enthob  ihn 
anf  sein  Gesuch  vom  5.  Deccmber  lSl52  seines  Amtes,  worauf  er 
am  14.  Decembcr  das  Pfarrarchiv  an  das  Presbj-terium  übergab 
Von  Senior  Kowarz  war  bereits  am  30.  October  1862  Johann 
Kopka.  Pfarrer  in  Hermann  seifen,  zum  Pfarrverweser  bestellt  worden, 
der   dieses   Amt   ein   Jahr  hindurch  versah.     Die  kirchlichen  Amts- 


101 


handlungen  besorgte  inzwischen  der  neugewählte  erste  Pfarrer  der 
Gemeinde  Reichenberg,  Gustav  Walter. 

Die  Gemeinde  stand  trostlos  in  höchster  Noth  da.    Die   lang- 

ahrigen  traurigen  Verhältnisse  hatten  einen  grossen  Theil  der  Ge- 
.Teindemitglieder  der  Kirche  gänzlich  entfremdet.  Alles  Gemeinde- 
rewusstsein  war  geschwunden,  die  Gemeindemitglieder  untereinander 
LTcspalten  und  uneins,  dazu  von  Reichenberg  verlassen  und  nun  gar 
ohne  Hirten  und  Führer.  Es  bot  sich  fast  kein  anderer  Ausweg, 
ais  zur  Tochtergemeinde  von  Reichenberg  herabzusinken,  eine  Möglich- 
f:e;t.  die  bei  der  ohnedies  zu  grossen  Ausdehnung  des  Reichenberger 
I'farrsprengels  besser  unerfüllt  blieb.  Mitten  in  dieser  Wüste  gab 
c>  eine  Oase,  die  das  Herz  der  Gemeindemitglieder  noch  erfreute, 
nämlich  die  neugegründete  evangelische  Schule,  die  unter  der  Leitung 
"  res  tüchtigen  Lehrers  sichtlich  gedieh.  Aber  auch  ihr  Bestand  war 
n  Folge  der  misslichen  Lage  der  Gemeinde   in  Frage    gestellt.    Es 

ar  ein  trauriger  Winter  von  1862  auf  1863.  Aber  mit  dem  be- 
... jmcnden  Frühjahre  kam  unerwartete  Hilfe  von  zwei  Seiten ;  die 
-:ne  aus  der  Gemeinde  selbst,  die  andere  vom  Gustav-Adolf- Verein, 

jf  den  die  Gemeinde  in  ihrer  Bedrängniss  ihre  hilfesuchenden  Blicke 
:*;worfen  hatte.  In  Böhmisch- Aicha,  einer  etwa  fünf  Wegstunden 
•on  Gablonz  entfernten  kleinen  Stadt,  hatten  sich  50  Evangelische 
/c>ammelt,     meist    Glaubensgenossen     aus    Deutschland     und     aus 

•rr  Schweiz.  Sie  erklärten  sich  bereit,  350  fl.  zum  Pfarrgehalte  bei- 

-5teuem,  wenn  jährlich  12  Gottesdienste  vom  evangelischen  Pfarrer 
Ti  Gablonz  abgehalten  würden.  250  fl.  brachten  die  Gemeinde- 
'Kt^^^ieder  auf  und  als  sich  auch  der  Centralvorstand  zu  Leipzig  zu 
::ner  dauernden  Beihilfe  zum  Unterhalte  des  Pfarrers  bereit  erklärte, 

'•nnte  man  wieder  zur  Wahl  eines  eigenen  Pfarrers  schreiten.  Am 
-^  März  1863    wurde   der   Pfarramtscandidat   Moriz  Leopold  Petri, 

tborcn  im  Jahre  1838  zu  Lemgo  im  Fürstenthume  Lippe,  gewählt. 
Er  hatte  die  Hochschulen  zu  Erlangen  und  Berlin  besucht,  wurde  in 
seiner  Heimat  ordinirt  und  hielt  am  17.  Mai  1863  seine  Antrittspredigt. 
^elne  Installation   wurde  am  11.  October  von  Senior  Benesch   voll- 

v^en.  Ihm  fiel  die  Aufgabe  zu,  die  Gemeinde  nach  so  langer  Zeit 

'sicheren  Schwankens  endlich  festen  Verhältnissen  entgegenzuführen. 
'^'farrer  Petri    mit    seinem    unerschütterlichen    Gottvertrauen,    seiner 

.^ermüdlichen  Schaffensfreudigkeit  und  jugendfrischen  Arbeitskraft, 
*'ar  so  recht  der  Mann,  um  einerseits  die  traurige  Lage  der  Gemeinde 

»hrfaach  de»  Pro(e»UncximQa  1B96.  H.  II.  k 


102_ 

KH  vcrlicuBcrn,  anticrerseits  wieder  evangelisches  Leben,  das  aus  den 
Keilieii    der   Gerne indemit^lieder   fast   gewichen   war,    zu   erwecken. 
/.imiicIiHt    i^alt    es,    den    Bestand    der  Gemeinde   für  die  Zukunft  zu 
■irhern.  L>ie  Zahl  der  GcmeindemitgÜeder  war  klein,  die  ausgiebige 
UntersllltKung  durch  die  Glaubens^'enossen  in  Böhmisch-Aicha  auch 
xwelfelhaft,    weil    die    bei  der  Firma  Schmitt  bediensteten  Famüien- 
httu]>ter  |r;icht  wieder  wegziehen  konnten.     Die  Kirche  befand   sich 
In  oehr  Thlcchtcm  Zustande,     Die  Pfarrerwohnung   kostete   jährlich 
|H0  fl.    Mictiic    und    die  Schale  war   in  einem  kleinen  und  feuchten 
Kiiiiine  uiiteißcbracht.    Es  gelang  lviat,  einen  geeigneten  Raum  für  | 
die  Scliulc   ju    beschaffen,    aber   nur   gegen   eine   Jahresmiethe    von  1 
IIMI  H,    l'iir  den  Lehrer  blieb  nur  eine  kleine  Stube  als  Wohnung,  | 
H  Kux«    \n\\^   und   ebenso    breit.     Die    Erbauung    eines    Pfarr-    und  1 
Schullinunes  war  darum  dringend  ^'eboten.    Sogleich  wurde  mit  der  i 
Sftmniluiiff   fiir   den    geplanten   Hau   begonnen,    im  Jahre  1S65    das  < 
Grliamlc   (»ercit*   im    Olierbau    vollendet   und  1866   gänzlich   fertig- 
Ki'ilellt.    Hie  Krnchtunp;  des  Tfarr-  und  Schulhauses   hat   sehr    viel] 
dnüU   b^■i^;^t ragten,    die  Zukunft    der   Gemeinde   sicherzustellen.    Der 
Kiii:lt*hiirm  stand  bis  18'">4  stumm  da.    Die  Benützung  des  katholi- 
«.thi«n    l»lockengeli>utei   bei   cv.ingelischen   Begräbnissen   wurde  ver- 
wciyrft.     Alu    eini-n    ilcr    an j; eschensten    Gemeindemitglicder,    der 
MmklriilHcr    l'i'ter   Sardcr.    starb   nnd   die   katholische  Geistlichkeit 
dA>i   GflAutf   vcr*.»>;lc.    schritt  l'larrcr  Petri   sofort  zur  Anschaffung 
i-wi«!«  tiWken. 

Wf  i.-v.\\\^<\\y<\\t  Gemeinde  Gabloni  zählte  1867  etwa  30<) 
Sifltn,  wi>viin  l[«l  am  iVl«  seihet  wohnten.  Die  Stadt  Gabloni 
h.iH*  lUmaU  "th>tV  «Ite  rwx  Gemeinde  gehörigen  Bezirke  oündestens 
irMVrtH)  t* inwiMim'i .  We  ^^<^1rt<^i'^dcmit^'iedc^  trieboi  Tuchmachcrei, 
i ilA")*mnen'i  \wA  (t'-t^haniid.  Rs  aiit  :?ö  reformirtc  Schweizer  ge- 
hoH«-  Jw  v,\n  f  tiiincin.V  «lern  a;-!r>Suri:i*cbeii  Bekenntnisse  an 
\\y\  tiom^>i>*-iM<' « nl^lf  .i»<  S»u-ri'=ohc  Kirchenbach  und  das  baierische 
»t."'«n,;l*>nh  p^"^ra^^■I^^  V^cr  V\-is:T^e.'i^',l  betrug  $00  fl.  und  etwa 
1>»1*  rt  S«.i;s.-',*«hi\-i  nK»*!  IPON'!  W.ihn.rnc-  A^ii^f^nntaglich  wurde 
I  .ou.-«»!!«^»!  o-'tVi'-n.  <n>  S'^ft'tier  'aioen  auch  Nachmittaigsgottes- 
,l..-tiMr  ttan,  Afi  «t^t  S^T>t»c^r.  h;e':  F'iaiTCT  Petri  in  Böhmisch- 
Vt."»»  \v*itip«Ji«-nM,  iV  -"^^.  ikr  Kirche  nbetacher  belief  sich  an  | 
.;iwl>n-i.-l<cn  ^•"•n!-»\.'''n  ••"  »>*'''^-  s,:;  3*^ — f.  an  Festtagen  auf 
tii*     n\^    i..-t^.-'(  «iti-Vn  1"'T    1  S\-'.V  i:''.i  .^  Majchen,  znsammen 


103 


6  Kinder.  Getraut  wurden  5  Brautpaare,  darunter  nur  ein  rein  evange- 
iisches.  Beerdigt  wurden  3  männliche  und  2  weibliche,  zusammen 
5  Personen.  An  der  Feier  des  heil.  Abendmahles  betheiligten  sich 
67,  und  zwar  36  Männer  und  31  Frauen. 

Am  1.  Jänner  1868  ging  Pfarrer  Petri  nach  Mansfelde  bei 
Friedeberg  in  der  Neumark,  später  wurde  er  Superintendent  in 
Küstrin  und  wirkt  gegenwärtig  in  gleicher  Eigenschaft  zu  Sorau  in 
Brandenburg.  Mit  Pfarrer  Petri  war  die  Sturm-  und  Drang- 
zeit, die  den  Bestand  der  Gemeinde  oft  bedroht  hatte,  glücklich 
beendet  und  viele  Jahre  friedlicher  Entwicklung  und  fortschreitenden 
Wachsthums  folgten  ihr.  Am  22.  December  1867  wählte  die  Gemeinde 
den  Predigtamtscandidaten  Otto  Bernhard  Grieshammer,  der  am 
2.  Februar  1868  seine  Stelle  antrat.  Grieshammer  ist  geboren  am 
10.  December  1840  zu  Rödern  bei  Radeberg  in  Sachsen  als  Sohn 
des  damaligen  v.  Klitzing 'sehen  Hüttenmeisters  G.  Grieshammer.  Er 
?tudirte  in  Leipzig  und  war  daselbst  zeitweiliger  Vorsitzender  des 
studentischen  Gustav-Adolf- V^ereines. 

Am  5.  Juli  1868  wurde  er,  nachdem  er  die  behördliche  Be- 
stätigung erlangt  hatte,  vom  Superintendenten  Benesch  ordinirt  und 
am  19.  Juli  vom  Pfarrer  Dr.  M.  Geissler  in  Reichenberg,  der  inzwischen 
die  Pfarrv'crwesung  besorgt  hatte,  in  Vertretung  des  erkrankten 
Superintendenten  in  sein  Amt  eingeführt.  Die  Gemeinde  erstarkte 
:nter  seiner  umsichtigen  Leitung  immer  mehr,  das  Verhältniss  zu 
cen  katholischen  Mitbürgern  gestaltete  sich  freundschaftlicher,  fo 
iass  die  Kirchhofsmauer,  die  bis  dahin  die  evangelischen  von  den 
riatholischen  Gräbern  geschieden  hatte,  niedergerissen  wurde.  Damals 
•vurde  auch  der  Verputz  der  Kirchenmauern  durchgeführt,  wozu 
Jberpfarrer  Zürn  zu  Lübben,  Provinz  Schlesien,  der  Gemeinde  von 
niehreren  Gustav-Adolf- Vereinen  den  Betrag  von  100  fl.  ausgewirkt 
■latte.  Grieshammer  richtete  während  der  Fastenzeit  regelmässige 
Abendgottesdienste  ein  und  schuf  auch  die  Predigtstation  Tannwald, 
vo  viermal  des  Jahres  gepredigt  wurde.  In  Böhmisch-Aicha  gab  es 
^iamals  20.  in  Tannwald  15  erwachsene  männliche  Gemeindemitgliedcr. 
Bernhard  Grieshammer  verliess  die  Gemeinde  Gablonz  im  Februar 
l'^TS  und  übernahm  die  Pfarrstelle  in  Neukirchen  bei  Freiberg  in 
Sachsen-  Seit  1880  wirkt  er  als  Oberpfarrer  in  Schandau  a.  E. 

Die  erledigte  Pfarrstelle  verwaltete  nun  vertretungsweise  Pfarrer 
Klemm   aus  Reichenberg,    bis   am    19.  Juni    1873   der   Predigtamts- 

8* 


KM 

.Mii,fi.!,.t  M..X  l.it.lwiL,'  Hriino  Lampadius  gewählt  wurde.  Er  ist  gf- 
Iliuii  >im  M.  Juni  1^46  ku  Leipzig  als  Sohn  des  Diacoaus  zu 
M  Nil-..lul,  \I  Williflm  l..»n>padius.  In  seiner  Vaterstadt  und  in 
liUiiiu'iii  l<t;tr  ri  irinc  thcoln^ischen  Studien  zurück.  Senior  Kovvarz 
rnliiU'  ilii)  .im  UH,  Sr-pii-iiiher  X^^TA  in  sein  Amt  ein.  Für  die  evange- 
li>.  hc  iiciui'iiiiU- (i.ihliin;.  wjr  d.imals  eine  traurige  Zeit  angebrochen, 
tili  t;.iii,.n  ri.iti1.iiiJ' Ijnnnaldcr  Bezirke  herrschte  in  Folge  der  an- 
li.iii.:ii.l.  n  AiIirirsI.iML^krit  rin  i;rosser  Nothstand,  von  dem  auch  die 
i..  iii.i».l.iliilt;li>-.lrr  aif;  ItPtr.itlcn  wurden.  Ferner  riss  der  Tod  in 
.liv-  K.ilu-  lii-i  lifin-H  l-vciiVLirliM-hen  manch"  schmerzliche  Lücke.  Mit 
i,.o>?.i  lliil.-nni-iii-  llilino  I  Am]i.»di\is;  die  ihm  anvertraute  Gemeinde 
.l-.uh  ,!u-c  )MiH.i»_L;'.ic-!.hi-n  T.ii;r,  11.»  die  alle  Orgel  sehr  schadhaft 
(,.«.M,l..i  \i.ii  n.i,l  nur  AwO'.-v-i^iis:!^  nicht  mehr  lohnte,  sammelte 
lis.ivi  \  .iiijv*.t,n»  hHV*  rt  j.-,!  Avi>,>.A:':i;r;i:  einer  neuen  Orgel,  die 
»..- ti  .-;,v..-\  -.  .*.-!!>  \i. 'u.>'i;i-i  :.,  Tr-i^er  1>7S  eingeweiht  wurde 
V,  '.:»,,.>  .,;,  ^  >■,».■  k.ii  ,-  vi,--.->-->.rr  Jc  ir\-ani:c'ii=chen  Gemeinde 
i  i;  .V      w:   l>".\i     ,  ■,■  _•  ii,---    i>    ^ ir(^~.~.vhre  cer  Stadt  Gabion;' 


105 


hcit  unter  den  Glaubensgenossen  um  sich,  dass  die  Gottesdienste  für 
einige  Zeit  eingestellt  werden  mussten.  Um  die  evangelische  Schule 
hat  sieb  Rolle  als  Schulleiter  ausserordentliche  Verdienste  erworben. 
Ausser  dem  Religionsunterrichte  ertheilte  er,  wie  seine  Vorgänjs^er, 
m  12  Stunden  wöchentlich  Unterricht  in  weltlichen  Gegenständen. 
Anerkennend  muss  femer  hervorgehoben  werden,  dass  er  die  grosse 
Muhe  nicht  scheute,  das  gänzlich  ungeordnete  Pfarrarchiv  in  muster- 
hafte Ordnung  zu  bringen.  Seine  eingehenden  Studien  über  die 
Geschichte  der  evangelischen  Gemeinde  Gablonz  veröffentlichte  er 
in  den  gedruckten  Jahresberichten  der  Gemeinde.  Pfarrer  Rolle  legte 
-ein  Amt  am  7.  März  1881  nieder  und  ging  nach  dem  einsamen 
Hoheneiche  oberhalb  von  Saalfeld  in  Sachsen-Meiningen.  Gegen- 
wärtig bekleidet    er   die    Oberpfarrstelle  in  Stift  Graba  bei  Saalfeld. 

Während  der  Pfarradministration  durch  Pfarrer  Julius  Ergenzinger 
aus  Reichenberg  feierte  die  Gemeinde  am  13.  October  1881  das 
lOujährige  Gedächtnissfest  des  Toleranzpatentes  Josef  II.  Am  Tage 
vorher  fand  eine  entsprechende  Schulfeier  statt,  Abends  wurden 
Kirche  und  Schule  wirkungsvoll  beleuchtet.  Den  Festgottesdienst 
?im  13.  October  hielt  Superintendent  Leopold  Petri.  Am  Abend 
vurde  eine  zahlreich  besuchte  Festversammlung  auf  dem  Schiess- 
hause abgehalten.  Am  9.  October  1881  wählte  die  Gemeinde  den 
r  i'arrer  Kowala  aus  Dalkau  in  Preussisch-Schlesien,  der  jedoch  die 
ijf  ihn  gefallene  Wahl  nicht  annahm.  Am  18.  Mai  1882  berief  die 
Gtmtinde  den  Reiseprediger  für  das  westliche  Seniorat  in  Böhmen, 
Karl  Schimek,  geboren  zu  Freistadt  in  Schlesien,  zum  Pfarrer.  Er 
h.'itte  zuletzt  die  erledigte  Pfarrstelle  in  Rumburg  verwaltet  und  war 
>chon  am  1.  Februar  zur  aushilfsweisen  Versorgung  der  Gemeinde 
'.ach  Gablonz  gekommen.  Am  10.  December  1882  wurde  er  von 
.Senior  Koch  aus  Eger  in  sein  Amt  eingeführt,  legte  jedoch  dasselbe 
^-reits  am  9.  Juli  1883  nieder.  Er  wirkt  gegenwärtig  als  Pfarrer 
ii  der   evangelischen  Gemeinde  zu  Vöcklabruck  in  Oberösterreich. 

In  demselben  Jahre  (am  10.  November)  feierte  die  Gemeinde 
-en  400jährigen  Geburtstag  Dr.  Martin  Luther's  mit  einer  Schulfeier 
T.d  einem  Festgottesdienste,  der  von  dem  Candidaten  Härtig  aus 
I-t:pzig  abgehalten  wurde.  Beleuchtung  der  Kirche  und  Schule  am 
Vorabende,  Choralblasen  vom  Kirchthurme  am  Morgen  des  Festes 
anzeichneten  auch  vor  der  katholischen  Gemeinde  die  Feier.  Das 
imalige  Presbyterium  im  Vereine  mit  Pfarrer  Ergenzinger  gab  sich 


» A' 


Ute 

alle  ertlcnkliclic  Mühe,  um  einen  tüchtigen  Seelsorger  für  dieGcmcinci; 
'II  gcivinncn.  liei  dem  herrschenden  Mangel  an  Pfarrern  meldete 
fllcli  jcdndi  lange  kein  geeigneter  Bewerber.  Drei  Gemeirdeversamm- 
Umuoii  mitl  IH  IVcsbyterialsitzungen  wurden  im  Jahre  1884  ab- 
gchallcii.  ein  Zeichen,  wie  sich  die  damaligen  Vertreter  der  Gemeinde 
dftR  Wtilil  derselben  angeie^jen  sein  liessen.  Am  8.  Juni  1884  wurde 
iler  ChiuIiiIhI  der  Theologie.  Erich  Johanny,  geboren  1861  als  Sohn 
den  Apothekers  Gustav  Johanny  zu  Bielilz  in  Oesterreichisch-Schlcsien, 
Kcwitlill  und  trat  sein  Amt  am  20.  August  an.  Er  hatte  die  Hoch- 
<icluilen  zu  Wien,  Zürich  und  Leipzig  besucht  und  auch  kurze  Zeit 
AHsihiirsweisc  als  I'reiligcr  und  Rcligionslehrer  in  Wien  gewirkt. 
Na»:hdeni  er  am  12.  Juli  18S5  von  Senior  Koch  in  sein  Amt  ein- 
j;erillirl  Wvirdcn  v^r.  arbeitete  er  im  Vereine  mit  einem  tüchtigen 
i'tcshyie>iinii.  amlesscii  Spit.-e  der  umsichtige  und  schaffensfreudige 
V\iialiir  J.ikob  Mahla  slitnii.  ^lnau^^;esctn  an  der  Hebung  der  Ge- 
mrinde.  V.r  Vfrmehne  itic  Zalil  der  Gintesdienste  in  Gablonz  dadurch. 
n.iw(  er  die  in  ^>n  leisten  J.»hien  abgestellten  Fastenaiidachtc:i 
w  leiVr  .^«fnahni.  I^urf h  lahlretclic  Geschcnte  von  Gcmeindemitgliedeni 
wiiHe  das  tnni-re  der  Kirihe  wiirJig  auügestattcL  Im  Jahre  1S85 
Iv>;i"iidfte  IV.  lAhannx  in  W-ewnthal  eine  Re.igionssiation,  wo  die 
evanjtyli'iihen  Kinvlct  Vi"«!!  Wiesenthal  und  Morcbenstem  in  einer 
Stnmle  ft-»'*v-henl!ioh  untorrichtet  «ur-^en.  Auch  mehrere  Predigl^orte 
in»  Ivtnrehii fft.  wie  Iwrlha:,  licbenaii  MaxdoTf  und  Morchcnstern. 
rirt  rt  in\  l.rtxMi.  IW  vrotJc^Hiienüie  ertreaien  sich  eines  gutei 
Heiwht'v.  vieVKathoiikon  «art-n  üiandij::?  Gaste  in  der  evangcÜscheti 
Kiivlir,  i«  Ir.it^'n  7<im  Pri^lcsJantTsm.is  über.  Die  ci-aageüschen 
ti!aiiIvnM.-<niov<HH  in  Tmutenftu.  «-e'cbc  h:F  öahin  nach  Hennanr.- 
vcifen  cin^tnifnrrt  »nron,  Mrrbten  <*te  Aitsptamin^  an  unci  wünschten, 
li.'h  ili'i  rvBn»;<*liv.h^n  li^rTTin.le  GaSirtiu  attruschiiesscn.  Am  1.  juii 
|SS^  y,^.h  i\n\  Pr*xl'\rri-iiim  ,1cm  Tiarr«  dw  Friaubniss  jährlich 
W'hv  VM-tttrodf -?«■<(•-  in  Tini»t«*i'Hi;  aMia-tcn  n:  dunen.  Von  da  an 
prtvh.K-rf  Pliiiffi  l"»!.  lolvinr.\  fej.vlmRs<:f:  in  Trautenau.  verrichtete 
.(.ixcIt'M  niii'h  .\miNhar.!'i<ri^<>»  hK  Tratirenau  im  Jahre  1SS9  a> 
|'.>.-ht''ri'"ni<'ii>.V  ^^'n  itiU'.w;  Kr«Mt:j:  wiirtie 

Omvti    •■mm    \ithn'.    "n.i    h".!*»   H,-»*tf':iini:sarheitco    wurde 

ISJ-r.  .i..,  1*1 .n.i  Nl-"Iv."^  ir  S:.n.:  c*^:-:     i-in  die  Emw-ji-ite 

dfi  iIi-tD'-itv'r  s'-'iiili.'  "■  i-h  ^Vn.  n  ti.V  ir  d,*:  Liemeindei-errreiun;;.— 
.■1-...1,-  V.M1,  4   'i>l    iwv  K-.. >■-»•.>..■■.     1-' .1."'    ir  die  Ge^ll-j:s,<iCTa^=e 


L 


107 


grenzenden  Kirchengrund  sechs  Verkaufsläden  zu  erbauen,  deren 
Erträgniss  der  Gemeindecasse  zufliessen  sollte.  Zur  Deckung  der 
Baukosten  und  der  schwebenden  Gemeindeschuld  wurden  16.000  fl. 
aufgenommen,  die  in  35  Jahren  bei  ö';«  Zinsen  und  l'/p  Abzahlung 
zurückerstattet  werden  sollen.  Der  Bau  wurde  dem  Architekten  und 
Baumeister  Arwed  Thamerus  übertragen,  der  ihn  bis  zum  1.  Juli 
1>89  fertigstellte.  Der  Bau  kostete  mit  den  nothwendig  gewordenen 
Nachtragsarbeiten  14.000  fl.  Die  Geschäftsläden  sind  gut  vermiethet 
und  werfen  jetzt  schon  ein  Reinerträgniss  von  200  fl.  jährlich  ab. 
Zu  Anfang  der  Achtziger-Jahre  gewann  der  Altkatholicismus  im  Iser- 
^ebirge  eine  immer  grössere  Verbreitung  und  auch  in  Gablonz  ent- 
stand eine  kleine  altkatholische  Gemeinde  Das  Verhältniss  der  Evange- 
lischen zu  den  Altkatholiken  gestaltete  sich  freundschaftlich,  so 
dass  den  Altkatholiken  die  evangelische  Kirche  für  die  Gottesdienste 
und  Amtshandlungen,  eine  Ciasse  der  evangelischen  Schule  zur  Er- 
theilung  des  Religionsunterrichtes  eingeräumt  wurde.  Während  der 
Wirksamkeit  Dr.  Johanny's  wurden  auch  mehrere  Feste  in  Gablonz 
gefeiert. 

Am  11.  April  1886  beging  die  evangelische  Gemeinde  den 
25jähngen  Gedächtnisstag  der  Erlassung  des  Protestantenpatentes 
iarch  einen  Festgottesdienst.  Am  24.  und  25.  J;ini  desselben  Jahres 
feierte  der  böhmische  Hilfsverein  der  Gustav-Adolf-Stiftung  sein 
hhresfest  in  Gablonz  unter  dem  Vorsitze  des  Barons  Riese-Stallburg. 
Die  Festpredigt  hielt  der  erste  Pfarrer  von  Prag,  Lic.  theol.  Färber. 
Am  21.  Octobcr  1888  wurde  das  50jährige  Gedächtnissfest  der 
Kirchweihe  feierlich  begangen.  Den  Oberkirchenraths- Präsidenten 
I>r.  Franz  aus  Wien,  Hofprediger  Dr.  Rogge  aus  Potsdam,  viele 
Vertreter  der  benachbarten  Gustav-Adolf-Vereine  und  Gemeinden 
konnte  Gablonz  damals  begrüssen.  Die  Festpredigt  hielt  der  Orts- 
pfarrer Dr.  Johanny.  Am  28.  April  1889  wurde  Dr.  Johanny  zum 
Püarrer  der  evangelischen  Gemeinde  Wien  gewählt,  hielt  am  28.  Juli 
iiber  IV.  Mose  6,  22 — 27,  seine  Abschiedspredigt  und  verliess  bald 
darauf  Gablonz,  um  in  dem  Vororte  Wiens,  Währing,  sein  neues  Amt 
anzutreten,  wo  er  noch  gegenwärtig  wirkt. 

Nur  kurze  Zeit  hindurch  wurde  die  Gemeinde  vertretungsweise 
von  Pfarrer  Ergenzinger  aus  Reichenberg  versorgt.  Am  8.  September 
18S9  wurde  der  Verfasser,  damals  Pfarrvicar  von  Troppau,  geboren 
am  30.  März  1866  als  Sohn  des  Goldarbeiters  Heinrich  Schmidt  zu 


108 

Tesclien  in  Üesttrr- Schlesien,  zum  Pfarrer  gewählt.  Er  hatte  iii 
Wien,  Jena,  Heidelberg  und  Krakau  Theologie  und  Philosophie 
studirt  und  über  ein  Jahr  als  selbstständiger  Vicar  das  Pfarramt  in 
Troppau  verwaltet.  Am  I.  November  1889  trat  er  sein  Amt  an 
wurde  am  30.  März  1890  vom  h.  k.  k.  Oberkirchen rathe  bestätigt 
und  am  29,  Juni  von  Senior  Rodewald  au.s  Karlsbad  feierlich  in'< 
Amt  eingeführt.  In  seine  Wirksamkeit  fällt  der  Umbau  der  evange- 
lischen Kirche  in  Gablonz,  Nachdem  der  äussere  Aufbau  der 
Gemeinde  vollendet  war,  mus.ste  an  dem  inneren  Ausbau  derselben 
um  so  eifri;;er  gearbeitet  werden.  Zur  Hebung  des  evangelischen  Ge- 
mcinschaftsbcwusstscins  veranstaltete  der  Verfasser  alljährlich  mehrere 
Familienabende  mit  Vorträgen,  meist  dem  Gebiete  der  KirchcTi- 
geschichte  entnommen ;  eine  Gemeindebiicherei  wurde  gegründet, 
aus  der  jedes  Gemeindemitgiied  sich  unentgeltlich  Bücher  entleihen 
konnte.  Der  Verbreitung  evangelischer  Zeitschriften  und  Sonntag-- 
blätter,  Gustav- Adolf- Kalender  und  Kirchen  Zeitungen  wurde  besondere 
Aufmerksamkeit  geschenkt.  Im  Jahre  1893  wurden  auch  Kinder 
gottesdienste  mit  Unt'envelsung  der  Kinder  in  Gruppen,  durch  fre- 
willige  Helfer  und  Helferinnen,  sowie  Unterredungen  mit  der  coti- 
firmirten  Jugend  eingerichtet.  Die  Zahl  der  Abend  gottesdienste  in 
der  Woche  wurde  vermehrt.  Auch  die  Tochtergemeinde  Trautenau 
entwickelte  sich  in  vielversprechender  Weise.  Ein  Männer-  und  Frauen- 
ortsverein der  Gustav- Adolf- Stiftung  wurde  gegründet.  Der  Ankauf 
eines  H.iuplatzes  fiir  ein  evangelisches  Kirchlein  am  Fusse  d« 
Gablenzberges  und  die  Sammlung  einer  bedeutenden  Bausumme 
wurde  durchgeführt. 

Um  uns  das  Wachsthum  der  evangelischen  Gemeinde  Gabion;* 
innerhalb  25  Jahren  zu  veranschaulichen,  wollen  wir  die  Ge 
meindcverhältnisse  von  18(57  ')  mit  denen  des  Jahres  1893  verg^leichen 
Die  Seelenzahl  ist  von  300  auf  1100  gestiegen,  davon  etwa  600  in 
Gablonz  selbst.  Die  Stadt  Gablonz  zählt  über  17,000.  die  nach 
Gablonz  eingepfarrten  Bezirke  mindestens  200.000  Einwohnet.  Die 
Gemeindcmitghedcr  sind  Handwerker,  Gürtler.  Glasarbeiter.  Geschäfts 
bedienstcle  und  Kaufleutc.  Im  Gottesdienste  wird  noch  immer  dos 
baicri 5 che  Gesangbuch,  dagegen  da.-^  sächsische  Kirchenbuch  gebraucht 
Der  vocati  lins  massige  Pfarrgehalt  beträgt  1200  fi.  und  freie  Wohnung 
Im    Jahre    l!?93   wurden    TS  Gottesdienste    gehalten,    imd    zwar 


I  Zeil  d«  ViKTittf  P«ri, 


109 


Gablonz  56,  Trautenan  7,  Böhmisch- Aicha  4,  Dessendorf  (früher 
Tannwald)  4,  Morchenstem  2,  Maxdorf  2,  Iserthal  2,  Liebenau  1. 
Die  Gottesdienste  in  Gablonz  werden  durchschnittlich  an  gewöhnlichen 
Sonntagen  von  100,  an  Festtagen  von  200  und  mehr  Andächtigen 
besucht.  Getauft  wurden  26  Knaben  und  21  Mädchen,  zusammen 
47  Kinder,  um  41  mehr  als  1867.  Getraut  wurden  3  Brautpaare 
^eichen  und  15  gemischten  Bekenntnisses,  zusammen  18,  um  13 
mehr  als  1867.  Beerdigt  wurden  12  männliche  und  12  weibliche, 
u^ammen  24  Personen,  um  19  mehr  als  1867.  An  der  Feier  des 
heiligen  Abendmahles  betheiligten  sich  260,  und  zwar  91  Männer 
nd  169  Frauen,  um  193  mehr  als  1867.  Von  1883  bis  1893  sind 
z'  Gablonz  und  Umgebung  135  Personen  von  der  katholischen  zur 
::vangelischen  Kirche  übergetreten,  dagegen  nur  24  aus  der  evange- 
ichen  ausgetreten. 

Für  den  Gustav- Adolf- Verein  wird  in  der  evangelischen  Ge- 
:i  einde  Gablonz  seit  Anfang  der  Sechziger-Jahre  gesammelt.  Die 
Onindung  des  nordböhmischen  Zweigvereines  der  Gustav-Adolf- 
^tiftung,  welche  am  6.  Juli  1890  in  Reichenberg  stattfand,  trug  viel 
^r  Hebung  der  Gustav-Adolf-Sache  bei.  Diesem  Zweigvereine 
s'chören  an:  Reichenberg  mit  den  Tochtergemeinden  Friedland  und 
Grottau.  Gablonz  mit  Trautenau,  Rumburg  mit  Wamsdorf,  Hermann- 
-ifen,  Aussig,  Heida  und  Böhmisch-Leipa.  Am  5.  Juli  1892  feierte 
ier  nordböhmische  Zweigverein  der  Gustav-Adolf-Stiftung  in  Gablonz 
cia  Jahresfest,  bei  dem  Pfarrer  Kurt  Grethen  aus  Prag  die  Fest- 
'jTzdv^t  hielt.  Während  beispielsweise  die  Gemeinde  im  Jahre  1865 
"i  5  2  für  den  Gustav- Adolf- Verein  steuerte,  wurden  1890  120  fl. 
?"  diesem  Zwecke  aufgebracht.  Sammlungen  für  arme  evangelische 
jtmeinden  werden  in  Gablonz  seit  Anfang  des  Bestehens  der  Ge- 
-  tinde  vorgenommen.  Auch  für  die  Heidenmission  wird  seit  der 
^n  Pfarrer  Petri  gegebenen  Anregung  im  Jahre  1863  nahezu  all- 
^lich  eine  Kirchencollecte  eingesammelt  und  der  Betrag  an  die 
-vangelisch-lutherische  Missionsgesellschaft  in  Leipzig  gesandt. 

Nachdem  schon  seit  mehreren  Jahren  eine  Vereinigung  evange- 
-:her  Frauen   zu   freier    Liebesthätigkeit    bestanden    hatte,    wurde 

•  1  Pfarrer  Johanny  am  12.  November  1884  ein  evangelischer 
•"rauenverein  gegründet,  dessen  Satzungen  mit  Erlass  der  k.  k. 
"  amlschen  Statthalterei  vom  10.  Februar  1885,  Z.  6695,  genehmigt 

•  rden.     Der  Verein   zählt   über  70  Mitglieder   und  entfaltet  durch 


HO 

Unterstützung  Armer  und  Kranker,  durch  Ausstattung  unbemittdtci 
Schulkinder  und  Confirmanden,  durch  Veranstaltung  einer  alljährliche^ 
Christbescherung  für  die  evangelische  Jugend  und  Anschaffung  ver^ 
schiedener  für  die  Kirche  nothwendiger  Gegenstände  eine  segens- 
reiche Thätigkeit. 

Ein  weiteres  Zeichen  des  regen  kirchlichen  Lebens  in  dq 
Gemeinde  ist  die  Begründung  des  , Kirchlichen  Anzeigers  für  diq 
evangelischen  Gemeinden  Gablonz  und  Reichenberg*,  der  vom  15.  Mara 
1887  an  von  den  Pfarrern  Dr.  Johanny  und  J.  Ergenzinger,  seit  dera 
15.  Juli  1889  von  Pfarrer  J.  Ergenzinger  allein  als  ,  Kirchlicher  An 
zeiger  für  die  evangelischen  Gemeinden  des  westlichen  Seniorat« 
in  Böhmen*  herausgegeben  wurde.  Das  Blatt  verfolgte  den  Zwecki 
das  Reich  Gottes  in  den  nord böhmischen  Gemeinden  ^ bauen  zj 
helfen  auf  der  Grundlage  eines  mehr  und  mehr  erstarkenden  evang 
tischen  Glaubens-  und  Gemeinschaftsbewusstseins*.  Da  das  Bla 
ausserhalb  von  Gablonz  und  Reichenberg  nur  ungenügende  Unter 
Stützung  fand,  musste  sein  Erscheinen  mit  dem  Jahrgange  1893 
eingestellt  werden. 

(Schluss  folgt.) 


VIII. 

Bericht  des  Central -Vorstandes  über  das  Vereins- 
jahr 1894. 

In  der  Sitzung  des  Central -Vorstandes  am  13.  Mai  1894  er- 
stattete der  Cassier  der  Gesellschaft,  Herr  Dr.  Ritter  von  Sääf, 
den  Bericht  über  die  Gebahrung  des  Vermögens  für  das  vergangene 
Vereinsjahr  unter  Vorlage  der  bezüglichen  Belege. 

I.  Einnahmen. 

A.  Saldo  vom  Jahre  1893 1483  fl.  13  kr. 

r  Eingegangene  Mitgliederbeiträge: 

Rückstände  bis  einschliessl.  1893  =  218  fl.  —  kr. 

pro  1894: 

61  Beiträge  ä  5  fl.  —  kr.  .  =  305  ,  —  , 

78         ,         a  3  ,    —  ,  .  =  234  ,  —  , 

2         ,         zusammen    .  .  «=      6  ,   16  , 

pro  1895,  1896  und  1897 : 

6  Beiträge  ä  5  fl.  —  kr.  .  =s  30  ,  —  , 

0  ,         ao,    —  ,  .«^  9,         » 

1  ,         ä  3  .    10  ,  .  =  _3^,_10^*_        805  .    26   . 

'-   Für  den  Verkauf  des  ,  Jahrbuches*  im  Buchhandel         62,    04   , 
Für  den  Selbst  verkauf  des  ,  Jahrbuches*  ...         16  ,    60   , 

-  An  Interessen  von  den  Einlagen  bei  der  All- 
gemeinen Depositenbank,  Buch  Nr.  21.047  und 
Nr.  26.696 53  ,    03   ^ 

Gesammteinnahme    .     .     2420  fl.  06  kr. 


IL  AiMgsbea. 

M  Jjtiir  |.t('/Mr|t  'Itr  Vier  Hefte  des  , Jahrbuches* , 
Jrtl)ii'..iiy  IH'H,  VeriicrKliin[;sKpesen  sammt  Mit- 
jj|lu(nkarl<:ii 418  fl.  12  kr. 

//    |(..ii.iiiii'<:<  .(li  <!ir  Mititrbeitcr  am   »Jahrbuch*      .       200   ,    05  , 

>l  J    Si  lii'i-ilitirrjejMindAiillicwahrung  desMobiliars, 

,lri  Ap.liivn  1.11(1  der  Hibüothek  pro  1894    .         80   ,    -  , 
^ '    Niir|ilr»ti''h|ifi«f  II  fltr  die  Ausstellung  des  ,Jahr- 

UwWh'   In  <liWj;(. 6   .    —  , 

.  '    l'ur    d.ia    l''iinni>iien   iler   Mitgliederbeiträge         25   >    24  , 
</     l-iir   (ii'liiiltiiMiaiiiilv.tlctit.    Torti,    Kanzleiaus- 

Uy.w.  .su-mpcl  u.  «,  w 37   ,    85  , 

i:cs;uHmt.»isj:aben    .     .       767  fi.  2C  kr. 
-Ivltl   Hi-iii  ,l.u  1  ii.iuhmru  vo«     ,     24^1  fl.  IW  kr. 

>»•   V »i t'Siii't   Hin    t  iu!p    IVvVUiIht 

|^'*.i  tm  K.-.1  v\»'t 10Ö2  S.  >0  vr. 

H'«-vv>tt  w.tuii  .»m  51    Ptvv.n'ivr  l>i4  bei  der 

Ir.  -  .,>^..vS  \r,   -ri  ■.■■*:         ...  443  tl    ilT  kr 

.     :;•■•, :^:>i  .     .     -     Uli  ,    47  , 

IVii   '-Uno   v"\.vviti     "■.(■.c    ;,>Ä  Xy^'Aic.-v^m    ir'.'z-  •  -jr  i  fui 


IX. 

Statuten  der  Gesellschaft  für  die  Geschichte  des 
Protestantismus  in  Oesterreich. 


Titel. 

§  1.  Die  Gesellschaft  führt  den  Titel  , Gesellschaft  für  die  Ge- 
schichte des  Protestantismus  in  Oesterreich*  und  hat  ihren  Sitz 
in  Wien. 

Zweck. 

§  2.  Zweck  der  Gesellschaft  ist  die  Erforschung,  Sammlung, 
Erhaltung,  Veröffentlichung  und  Bearbeitung  der  auf  den  Protestan- 
'smus  in  Oesterreich  bezüglichen  Denkmale,  Schriftstücke,  Druck- 
end Bildwerke,  Nachrichten  u.  s.  w. 

Zur  Förderung  dieser  Aufgabe  tritt  die  Gesellschaft  mit  wissen- 
schaftlichen Vereinen  des  Auslandes,  welche  ähnliche  Zwecke  ver- 
■^l^en,  in  Correspondenz. 

Die  regelmässigen  Publicationen  der  Gesellschaft  werden  in 
Gern  Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  die  Geschieht e  des 
Protestantismus  in  Oesterreich*  niedergelegt. 

Dieses  Jahrbuch  erscheint  in  vierteljährigen  zwanglosen  Heften 
V'jn  mindestens  drei  Druckbogen. 

Mittel. 

§  3.  Die  Einnahmen  der  Gesellschaft  bestehen  in  den  Beiträgen 
^  Mitglieder,  dem  Erlöse  aus  den  Publicationen,  dem  Ertrage  von 
Vorlesungen,  in  Geschenken,  Vermächtnissen  u.  s.  w. 


Gliederung. 

§  4.  Die  Gesellschaft  besteht  aus  Ehrenmitgliedern,  correspor 
dircndcn.  wirklichen  und  unterstützenden  Mitgliedern. 

E h r c n m  i 1 5j li e d  e  r  sind  Jene,  welche  in  Folge  hervoi 
raffender  Verdienste  um  die  Gesellschaft  der  Geschichte  des  Prc 
IcstantismuH  in  Üesterreich  zu  solchen  ernannt  werden, 

Correspondirende  Mitglieder  sind  Jene,  welche  regel 
mitssig  historische  Arbeiten  liefern.  Auch  können  Schriftsteller,  welch« 
ohne  der  Gesellschaft  anzugehören,  deren  Zwecke  durch  literarisch 
Arbeiten  dauernd  fördern,  zu  correspondirenden  Mitgliedern  emanij 
werden, 

Wirkliclie  Mitglieder  sind  Jene,  welche  regelniässi| 
historische  Arbeiten  liefern  und  den  Mitgliederbeitrag  von  3fl-ö.  W 
jahrlich  leisten. 

Gönner  sind  Jene,  welche  den  jährlichen  Beitrag  von  min 
dcstcns  5  tl,  Ö.  \V.  leisten,  ferner  Jene,  welche  als  Gründer  ein-  fii 
allemal  wenigstens  .'»0  fl.  i\  \V,  bettragen. 

Unterstützende  Mitglieder  sind  Jene,  welche  den  Abonot 
nwntsbetrag  von  3  fl.  ö,  \V,  fiir  das  Jahrbuch  bezahlen. 

Die  lOirenmitiilieder  ernennt  die  Generalversammlung  übe 
Antra^;  de?:  Cent  rata  U5)!chiisses  ohne  Discussion:  die  wirklichen  um 
ivrrcsp-^ndirendeii  Mttgiieder  ernennt  der  Ccntralausschuss  pe 
majora. 

Jedem  Mitg'iede  wind  eine  Jahreskarte  und  gegen  Eriag  voi 
10  fl.  .V  \V,  das  \iMn  PräMdcntcn,  einem  der  Mcepräsidentcn  um 
dem  Sccretkr  unterlcrti;;!«  Geseüpchafb^i-plom  ausgestcllL 

l^je  Jahreskarte  berechtis;!  Jum  unen: jc'.tlichen  Besuch  der  voi 
d«-  Geseüjvhaü  xxransraltcten  ViVtra-rc.  ihrer  Sammlungen  uin 
V«**mm^;:*ir'-n,  le.its  Mib:'ii>iä  ertia::  ausserxJem  ein  Exemplar  de 
refclmä^s^^cn  IV.S".:ca:i.>nen  j;Tat;s..  Do»  aneiit^ltlüen  Besuch  ihra 
Simn'i>.ingrti  j^fTstaUrt  die  t»c?^:ÄrHai:  a-Ki  Jenen,  welche  ihr  i 
«icm  betne'Vcidcrt  Jahre  dn  bcnebijrcs  G«5^cni;  iziter  50  fl.  ö.  \V| 
jremach!  baVn. 

I>ie  t>*ie;;<<r'Saft  <*r<eSt  .■^je  I?:.ö.mj;  von  Sectionen  (Zweig 
vcTfirh«\    m  .i«n  e;nre'ncii  Kr.V.irscem  an 


115 


Generalversammlung. 

§  5.  Mindestens  alle  drei  Jahre  findet  eine  Generalversamm- 
■':ng  statt,  zu  welcher  alle  Mitglieder  vierzehn  Tage  früher  durch 
ien  Centralausschuss  eingeladen  werden.  Die  Erscheinenden  sind 
beschlussfähig. 

Sämmtliche  Beschlüsse  werden  durch  absolute  Stimmenmehrheit 
.s'cfasst. 

Jedes  Mitglied  hat  Stimmrecht. 

Die  Generalversammlung  wird  in  der  Regel  mit  einem  histo- 
ri>chen  Vortrag  eröffnet;  sie  nimmt  den  Rechenschafts-  und  Cassa- 
.'»ericht  entgegen,  ernennt  die  Rechnungsrevisoren  und  wählt  alle 
-irei  Jahre  den  Centralausschuss. 

Selbstständige  Anträge  eines  einzelnen  Mitgliedes  werden  (ab- 
;*c>ehen  von  Fällen  der  Dringlichkeit)  nur  dann  berathen,  wenn 
?ie  acht  Tage  vorher  dem  Centralausschusse  schriftlich  mitgetheilt 
'Verden. 

Centralausschuss. 

§  6.  Die  Leitung  der  Gesellschaft  besorgt  ein  Ausschuss  (Vorstand) 
von  zwölf  Personen.  Dieser  wählt  aus  seiner  Mitte  durch  absolute 
cJr-inmenmehrheit  den  Präsidenten,  die  beiden  Vicepräsidenten,  den 
^^scretär,  Archivar  und  Cassier. 

Die  Vertretung  des  Vereines  nach  aussen  übernimmt  der 
^<isident,  in  dessen  Verhinderung  einer  der  Vicepräsidenten. 

Ausfertigungen  und  Bekanntmachungen  führen  die  Unterschrift 
-cb  Präsidenten  oder   eines  der  Vicepräsidenten    und   des  Secretärs. 

Der  Centralausschuss  erstattet  über  seine  Thätigkeit  jährlich 
cnen  Druckbericht  im  Jahrbuch  der  Gesellschaft. 

Die  Herausgabe  des  Jahrbuches  obliegt  dem  Präsidenten,  den 
-•Jen  Vicepräsidenten  und  dem  Secretär. 

Für  die  Cassagebahrung  ist  der  Cassier  verantwortlich.  An- 
-i^ungen  an  die  Cassa  sind  vom  Präsidenten  oder  einem  Vice- 
i;tidenten  und  einem  anderen  Vorstandsmitgliede  zu  unterzeichnen. 

Zur  Giltigkeit  einer  Vorstandssitzung  ist  die  Anwesenheit  der 
'-i  orität  der  in  Wien  domicilirenden  Mitglieder  nöthig. 


Statutenänderung. 

§  7.  Statutenänderungen  können  nur,  wenn  sie  von  mindestens 
24  Mitgliedern  scliiiftlich  verlangt  wurden,  in  der  Generalversamm- 
lung durch  Zweidrittel-Majorität  der  Anwesenden  beschlossen  werden. 
Zu  jeder  Statutenänderung  ist  die  Genehmigung  der  competentea 
Behörde  einzuholen, 

Auflösung. 

§  8.  Im  Falle  der  Auflösung  der  Gesellschaft  (welche  durch 
Drei  viertel -Majorität  der  in  der  Generalversammlung  Anwesenden 
beschlossen  werden  kann,  wenn  sie  vorher  von  mindestens  24  Mit- 
gliedern, unter  denen  sich  die  Majorität  der  Functionäre  befinden 
muss,  schriftlich  verlangt  wurde)  fallt  das  literarische  Eigenthum  der 
Gesellschaft  der  k.  k.  evangelisch-theologischen  Facultät  in  Wien,  das 
Baarvcrmögen  dem  Jubiläumsfonde  zu. 

Entscheidung  von  Streitigkeiten. 

§  9.  Streitigkeiten  innerhalb  der  Gesellschaft  werden  durcli 
ein  Schiedsgericht  ausgetragen,  wozu  jeder  streitende  Theil  zwei 
Schiedsrichter    bestimmt    und    diese    aus    ihrer   Mitte    den  Obmann 

wählen. 


4 


X. 


/ 


Die  slovenischen  protestantischen  Bibelbücher  des 

XVI.  Jahrhunderts. 

Von   Dr.  Th.  Elze   in  Venedig. 

Xachdem    Primus    Trüber  die    beiden    ersten   Büchlein    in 

^v.  epischer  Sprache  hatte  drucken  lassen  (1550),    hielt   er  zunächst 

:.it  weiterer  Arbeit  dieser  Art  stille.  Die  erfahrenen  Schwierigkeiten 

him  Druck  und   die  Höhe   der  dazu  erforderlichen  Kosten    mögen 

n  von  ferneren  Versuchen   abgeschreckt  haben.     Allein   in  Krain 

■:ir  das  Verlangen  nach  mehr  geweckt  und  man  wünschte  nament- 

h  eine  Uebersetzung  der  Postille  Luther's  ').  Davon  erfuhren  auch 

'  vci  .Männer,    welche   in    der   Folge   sehr   wichtig   fiir   die   Weiter- 

r.t.vicklung  der  slovenischen  und  der  krobatischen  Literatur  wurden, 

" 'cm  sie  dafür  sorgten,   dass   der  einmal   ausgestreute  Same  nicht 

n:rjchtbar  liegen  blieb.    Der  Eine  war  der  edle  Freiherr  Hans 

t-n.:7nad7,  welcher  von  der  Zeit  seiner  Landeshauptmannschaft  in 

^'    r  und   seiner  Feldhauptmannschaft   her,    mit  einer   besonderen 

"e:!nahme  für  die  slovenische  und  krobatische  Bevölkerung  erfüllt, 

oa!d  den  Wunsch   äusserte,    dass   ihr  die  Bibel  in   ihrer  Sprache 

:^;cben  werden   möchte.     Der   Andere   war  der   gewesene  Bischof 

"  T  Capo  d'Istria,   Peter  Paul  Vergerius,   ein   ehrgeiziger,   ein- 

^' chiger  und   nicht   ganz   wahrhafter   Mann  •).     Derselbe   hatte   in 

V  Schnurrcr,  Slav.  Bücherdnick  in  Württemberg,  Tüb.  1799,  S.  8. 

'-  Ucbcr  H.  Ungnad  vgl.  Schnurrer'i  ebengenanntes  Werk,  Tüb.  1799; 
*^'treT,e:e,  Urkondl.  Beitr.  zur  Gesch.  der  prot.  Literatur  der  Südslaven,  Wien,  1874; 
''^  E.ze.  D.  Univcrs.  Tübingen  u.  d.  Studenten  n.  Krain,  Tüb.  1877,  S.  26—31. 

•)  Ucber  Vergerius  vgl.:    Sixt,    P.  P.  Vergerius,  Braunschw.    1855;    Kausler 

^  >chof.t.  Briefwechsel  zw.  Christ.  Herz.    v.  Württemberg  u.  P.  P.  Vergerius.     (Bibl. 

^^^>  Lit.  Ver.   in  Stuttgart,  CXXIV).   Tüb.  1875  (namentlich  die  Einleitung  v.  Schott, 

'^1-42;;  Th.  Elze.  a.  a.  O.,  S.  25  f.;  Hubert,  Vcrgerios  publicistische  Thätigkeit  1893. 

j-Vh,ch  des  Proteftand^mus  181»,  H.  Ilt  u.  IV.  9 


T« 


_118_ 

Folge  seines  Uebertritts  zum  Protestantismus  sein  Bisthum  verlassen 
und  aus  Italien  flüchten  müssen,  hatte  sich  eini<^e  Jahre  in  Grau- 
bünden aufgehalten  und  war  dann  (1553)  nach  Wirtenberg  unter 
den  Schutz  des  Herzogs  Christoph  gekommen.  Hier  ergab  er 
sich  dem  von  Herrn  Ungnad  angeregten  Gedanken  an  eine  slove- 
nische  Bibelübersetzung,  und  erfragte  bald  den  Aufenthalt  des  einzigen 
bisherigen  Schriftstellers  in  windischer  (sl ovenischer)  Sprache,  Primus 
Truber's').  Von  da  an  blieb  die  Uebersetzung  der  heil.  Schrift  in 
diese  beiden,  zwar  nahe  verwandten,  aber  doch  verschiedenen  Sprachen 
das  eigentliche  letzte  Ziel  der  literarischen  Bestrebungen  beider 
Stämme,  deren  jedoch  nur  einer  es  ganz,  der  andere  nur  halb 
erreichte. 

Die  Krobaten  hatten  das  Glück,  dass  ihrer  Sache  ein  Mann, 
wie  Herr  Ungnad,  sich  annahm,  ein  Mann,  der  um  seiner  Ueber- 
zeugung  willen  freiwillig  allen  seinen  irdischen  Ehrenstellen  entsaj^t 
hatte  und,  frei  von  jeder  eiteln  Ruhmsucht,  nur  noch  diesem  einzigen 
Werke  diente  und  lebte,  der  sein  Leben  lang  nicht  ein  Mann  der 
Worte,  sondern  der  ernsten,  tüchtigen  That  war.  Sie  hatten  ausser- 
dem den  Vortheil,  dass  die  Slovenen  (Trüber)  die  Bahn  gebrochen 
hatten  und  vorangegangen  waren,  so  dass  sie  selbst  im  Anfang  nur 
diesen  zu  folgen  und  deren  Arbeiten  mit  leichterer  Mühe  in  ihre  Sprache 
zu  übertragen  brauchten').  Allein  die  politische  Lage  der  Krobaten 
war  von  derjenigen  der  Slovenen  in  den  österreichischen  Erbländern 
Krain,  Steiermark  und  Kärnten  sehr  verschieden,  und  die  Cultur- 
elemente,  welche  zur  Entwicklung  einer  National-Literatur  die  un- 
erlässliche  Vorbedingung  bilden,  waren  bei  ihnen  kaum  in  Anfangen 
vorhanden.  Auf  ein  Volk,  das  nicht  lesen  konnte,  wollte  man  durch 


*)  Däss  Triibcr  und  Vergerius  früher  einander  persönlich  gekannt  hahen, 
ist  nicht  wahrscheinlich,  wohl  aber  werden  sie  von  einander  gehört  haben.  Ohne 
Zweifel  kam  Vergerius  in  Tübingen  bald  in  Kenntniss  der  neuen  slovenischen  Bücher 
und  ihres  Verfassers,  dessen  gegenwärtigen  Aufenthalt  er  vielleicht  auch  hier,  etwa 
von  Garbis  oder  Tiffernus,  oder  aus  Südösterreich  erfuhr.  Denn  er  stand  fortdaaernd 
in  regem  brieflichen  Verkehr  mit  seiner  Heimat  Istrien  und  correspondirte  auch  nach 
Laibach  mit  dem  angesehenen  Kaufmann  Andr.  Foresto,  der  aus  Istrien  geburtig  und 
eines  der  (nichtgeistlichen)  Haupter  der  Laibacher  Protestanten  war. 

»)  M.  Klombner  schreibt  am  28.  Mai  1561  an  H.  Ungnad:  ^Er  (Pr.  Trüber) 
muss  mit  dem  krainerischen  Werk  vor(an)gehen.  Daraus  mag  man  mit  (ge)ringer 
Arbeit  in  die  Glagola  und  daraus  in  die  Cvriliza  drucken  treten.**  (Kostrenr  (^. 
a.  a.  O.  36.) 


119 


Bücher  wirken  *).  Dazu  wählte  man  Schriftzeichen,  deren  eine  Art, 
c:e  glagoiische,  schon  sehr  ausser  Gebrauch,  die  andere,  die  cyril- 
Ische,  hier  nie  sehr  in  Gebrauch  gekommen  war").  Die  Männer  aber^ 
'\ eiche  sich  mit  diesem  Werke  beschäftigten,  waren  demselben  nicht 
lüg   gewachsen"),    manche    von    ihnen    erfreuten    sich    nicht    des 


■ ) 


*)  Was  Klombner  an  Ungnad  12.  Dec.  1561  schreibt:   ^Herr  Primus  soll  hinnen 

-n  .in  Krain)  und  das  Wort  treiben,  .  .  so  wird  der  Druck  erst  giltig.  Es  muss  wahrlich 

lebendige  thätige  Wort  mitgehen;  es  kann  eines  ohne  das  andere  nii  wol  sein,  sonst 

it  es  eine  halbe  Sache",  —  das  gilt  für  die  Krobaten  in  weit  grösserem  Masse  als  für  die 

Krainer.  Wenn  auch  Gr.  Vlachovitsch  einmal  vor  dem  Ban  u.  a.  Grossen  und  sonst  predigte 

?i  sich  deren  Beifall  und  W^ohlwollen  erwarb,  so  war  das  gewiss  für  den  Protestan- 

'iimu5»  freudigst  zu  begrüssen,  aber  eine  eigene  prot.-krobat.  Literatur  Hess  sich  darauf 

r  .hl  begründen.     (Vgl.   Kostren6id,  a.   a.   O.   62,  recht  unvollständig,  dann  S.   171  f.) 

»)  Vgl.  Kostren6'5.  a.  a.  O.   191. 

*)  Schon  am  19.  März  1561  schrieb  Trüber  von  Urach  an  die  Laibacher  Freunde 
H.  Kisel,  L.  Budina,  U.  Koburger,  G.  Seyrl,  M.  Klombner,  A.  Foresto  u.  M.  Pregl): 
.Meine  grösste  Sorg  und  Anfechtung  zu  dieser  Zeit  ist  diese,  dass  ich  fürchte,  ich 
v^erie  mit  des  H.  Stephan  und  Anton  Dolmetschen  und  Orthographie  nicht  bestehen. 
II.  Stephan  ist  kein  Crobat,  kann  auch  nicht  perfect  windisch;  H.  Anton,  was  er 
.r^ibatiäch  dolmetscht  und  geschrieben,  kann  selber  nicht  wol  lesen.  Dem  ist  also.** 
Kiäin.  Land.-Arch.)  Als  später  Trüber  in  Krain  gehört  hatte,  dass  in  diesen  krobati- 
sc'.fn  Schriften  „viel  fabch"  sei  und  er  dies  nach  Urach  meldete,  gab  dies  Anlass  zu 
);rf>s5er  Aufregung,  indem  Herr  Ungnad  diesen  Tadel  grammatischer  und  orthographi- 

:rer  Unrichtigkeit  als  auf  die  „Substanz"  bezogen  ansah.  Auch  die  Aeusserung  und 
Ansicht  Trubcr'g,  dass  dies  krobatische  Werk,  insbesondere  die  Uebcrsetzung  besser 
'  Krain  gemacht  würde,  weil  hier  leichter  kundige  Männer  zu  bekommen  seien,  ver- 
irtrhte  der  jetzt  zu  einem  gehässigen  Gegner  Trüber'»  gewordene  Klombner  bei  Un- 
zt.lA  dahin,  dass  Traber  nur  darum  alles  in  Krain  haben  wolle,  um  der  alleinige  Herr 
■ir;iber  zu    sein,   obschon    dieser    von  dem  ganzen   krobatischen  Werke   sich  durchaus 

^s^'^g^  hatte.     Ein   lang  fortgesetzter  leidiger  Briefwechsel,   eine  halbgeheime  Reise 

(.^r^al's  tmd    Zwetzitsch's   nach   Krain   im  Auftrage    des  Herrn  Ungnad,  Verbitterung 

-'.:  Verwirnmg  waren  die  Folge  davon,  die  erst  nach   längerer  Zeit   wieder   schwand 

5   K^strenöiC,  a.  a.  O.).    Freilich   später  (28.  Juli  1563)   schrieb  Klombner  selbst  an 

'-r^ad:   .Der  Zwetzitsch  (Üebersetzer  mehrerer  neutestamentl.  Briefe)  meint,  er  wolle 

-.*^:  da«  neue  Testament  viel  geschicklicher  und  reiner  von  Neuem  einrichten^ ;  dann 
''-rit  die  Revision  der  krobatischen  Arbeiten  in  Istrien  vorgenommen  (seit  28.  Decbr. 
\'rj2'.  Koslrenöid,  a.  a.  O.  133  ff.);  später  wurden  die  Uebersetzungen  für  Herrn  Ungnad 

-  Krain  ausgeführt,  und  nicht  blos  krobatische  (z.  B.  das  1.  Buch  Mose.  Klombner'a 
'Ei'cf-  an  Ungnad  v.  11.  n.  25.  Nov.  1563,  bei  Kostrenöi6  S.  197  u.  201,  xu  mangcl- 

'-'•-  ▼.  6.  Dec,  S.  209),  sondern  auch  slovenische;  aber  freilich  war  dann  Herr  Klombner 
'  *:i£S  6n  Dirigent  und  das  vertheilende  Haupt,  so  dass  er  am  28.  Juli  1563  an  Herrn 

.'r^xd  ganz  im  btile  des  Vergerins)  schreiben  konnte:  ,,Ich  habe  dem  .Schulmeister  za 
*- .:  •:>  d  Bocboritsch")  auf  E.  Gn.  Wohlgefallen  den  Psalter  auferlegt  zu  vertiren,  damit  E.  Gn. 
'  z.*  rr-be  haben  seiner  Arbeit.*  (Das  Exccrpi  bei  Kostrendiö,  S.  184,  f.  hat  davon  nichts.) 

9* 


li.-.|-i(  \:i\\rv,  Uml  iiIli-N  rulitc  auf  Kinem,  Herrn  Ungn ad,  A..s 
(II.-4I  I  ril'if  iilclil  liiin;c  mich  Vollendung  des  krobatischen 
N.MII-II  I  r.il  iiiiM'iil-i  (^ilii^,'.  lbG2,  cyriil.  1563)  unerwartet  starb 
itiillll.  <\i\  i'iliiBili  niil  iluil  mich  der  jungen  krobatischen  Literatur 
ili-i  1  >li.>ii«lii  llt.  Um-  l''rkstcin  war  hinweggenommen,  das  Gebäude 
'^Mli  ■!•■  ,  iiiininu'n.  Noch  cischicnen  einige  üterarisclie  Nachklänge 
\\\\  Hi-iviiolniii^^  ti'iili  wurden  in  Krain  einige  erfolglose  Versuche 
»m  .\<  I  l  'i'Ik'i  "fl  ;iuii;  di-i  .\ltcn  Testaments  gemacht  (von  Juritschitsch', 
\w\\  .l,vi»  l^.iili-  mit  du>on  IcUtcn  Zuckungen  die  Sache  ein  Ende. 
Aii.l.".  riiiu  .«.  Ivi  vIcnSlovenen.  Ihr  Reformator  Pr.  Trüber 
WM  1  .;'m,  ;\  ,liM  |l,'.;»mi.ii-r  ihrer  Literatur.  Die  Vertreibung  de=- 
«I  "«V»  All«  .',.■»»  \  ,ii.'»';iikK'  ci:c«j;te  t^icse.  lüc  Liebe  zum  eigenen 
\  .^'\i-  .;i  liM  "!.>,  .»'vi  ihit'  \Vi<-i;e  st^nd  fern  von  der  Heimat  in  der 
1  ,, ■,*■-?,•  IV^  .l,,\-.r,i.-  v„;wm  ViOiK.^i^r  »n  s;e  her.in.  P.  P.  Vcrgerius 
.■■rt  l  ■>  >r  ■>:  v\;.'  \  \  i-'M'i,  .i.T  X»  e  ti'r*«-  u-n  s^ciner  Ucbcneuguns 
\\-,  .■  :>  ,1  '.■  V,-  ■>*■  lI^",».,^,-,l  1">.  cn  .•r-.^.  vi.'K-  \~e:;.~'ren  hi:te.  Aber  e.- 
W-i,     r  .  "  I    .,  .•  1  T.-X'    :  ■  :•,^    v  ,v\  ■,-•;-.  ~>;i.-7i  V. -.."<:;.    .--?    ihn    caru   tr:cl\ 

•  .'.  ,',■.-  .';,•  .-iv«'!"'"  K.  V-,-v.\ :  ;.  no."hf  tn  ..::=r  h.-^.:hi;l:ngenccn 
V  -iv  ■:;  I- ■''  Ai'V, ",■,■.  i,\T.  r.■.^■.  nx':  '.V'.  .::.  t^:  srhwÄ-  vcrhar;. 
^■^i-v  V  »!■■  ■  \-.,.  .V  ^   !■■■.■  V,-;-,  ■^  '  .,'',-r,~  :  '.  r.-';-7>^:;ij  vir   er  ;:;ew  .  i-rt, 

•  ■.-\   :■''•.    \-   i-.v     1    .•  '■oN-'',     •!■,■>';    .'i",-r,  :-r   ;;':-Tier..  ^^-■n  Hius  r,,ä 


121 


ihm   diese  zu   verdanken   hat,   besteht   nicht   in   seinen  literarischea 
Leistungen,   obschon   er   eine   grosse  Zahl   kleiner  Schriften   in  ver- 


Einmischung  in  die  polnischen  Religionsangelegenheiten  und  gegen  Vergerius  selbst 
l.tfjjte.  Verger  berichtete  (Wien  29.  ?  Februar  1658)  seinen  Misserfolg  an  Herzog 
Chri'^toph  und  meldete  ihm:  er  hoflfe,  binnen  vier  Tagen  abzureisen  und  zu  ihm  zuiück> 
zukehren  ;  er  werde  spät  kommen,  da  die  Wege  bereits  schlecht  zn  werden  beginnen 
urA  er  seiner  Gesundheit  wegen  in  einem  Wagen  fahren  müsse.  Seinerseits  schrieb 
K.  Maximilian  Wien,  3.  März  1668 :  Verger  sei  etliche  Tage  bei  ihm  gewesen,  habe 
ctzt  aber  seinen  Weg  wieder  heimwärts  genommen,  und  obwohl  derselbe  in  des 
Herzogs  Namen  allerlei  Anzeigen  und  Vermelden  gethan,  aber  mit  keinem  Credenz- 
schreiben  versehen  gewesen,  so  habe  er  dasselbe  alles,  wie  man  sagt,  ein  Ding  ein 
Ding  sein  lassen.  Inzwischen  kam  der  berüchtigte  Paul  Skalich  mit  Empfehlungsschreiben 
v>n  K.  Maximilian  bei  Herzog  Christoph  an,  der  nicht  wenig  erstaunt  war,  von  diesem 
Manne  zu  erfahren,  dass  Ve^erius  noch  nicht  so  bald  erscheinen  dürfte,  da  er  nach 
<ltT\  windischen  Landen  verreiset  sei.  Das  waren  also  die  .schlechten  Wege'',  von  denen 
Verger  erst  am  19.  April  1668  nach  Tübingen  heimkehrte.  In  der  That  war  dieser 
<iurch  Oesterreich,  Steiermark  und  Kärnten  nach  Krain  gereist  und  selbst  in  Istrien 
und  Cörz  gewesen.  In  Görz  und  Gradisca  hatte  er  sogar  gepredigt,  und  der  Patriarch 
V  in  Aquileja,  Giov.  Grimani  (der  selber  der  Ketzerei  verdächtigt  war),  hatte  für  den 
Fall  seines  Eintreffens  daselbst  Vorkehrungen  getroffen  (Gius.  de  Leva:  Giov.  Grimani 
»r.  den  Atti  del  R.  Istit.  Ven.  di  Scienze,  Lettere  ed  Arti,  Serie  V,  Tom.  VII,  p.  418, 
431,  461;  Ven.  1880 — 81).  Nach  Aquileja  war  Vergerius  nicht  gekommen,  aber  aus 
Kriin  kamen  später  (1669.^)  Klagen  an  Herrn  Uugnad:  dass  Verger  Trübem  beschuldige, 
er  habe  seine  (Verger's)  Uebersetzung  des  Neuen  Testaments  depravirt,  da  doch  Ver- 
■^eria^  selbst  die  krainische  (sloven.)  Sprache  nicht  verstehe;  er  habe  sich  gerühmt, 
wie  er  die  windische  (sloven.)  Bibel  bald  fertigen  wolle,  habe  vorgegeben,  was  davon 
bereits  vorhanden  sei,  sei  sein  Werk,  da  er  doch  an  dieses  Gebäude  keinen  Stein 
gelegt  habe ;  er  suche  nur  seinen  Nutzen  darunter  und  habe  das  zu  diesem  Werke  von 
ihm  erbettelte  Geld  in  seinen  eigenen  Nutzen  gezogen  u.  s.  w.  Unter  den  , allerlei 
Anzeigen*,  welche  Vergerius  in  Wien  dem  K.  Maximilian  gethan,  war  aber  auch  diese 
;;ev\'esen,  dass  Herzog  Christoph  im  vorigen  Jahre  einen  gewissen  Georg  von  Mitter» 
lurg  mit  einem  Briefe  und  60  Thalem  an  einen  Handelsmann  in  Laibach  geschickt, 
'ier  Bote  aber  Schreiben  und  Geld  nicht  Überantwortet,  sondern  für  sich  behalten  habe. 
I'iraufhin  hatte  K.  Maximilian  durch  die  Niederösterreichische  Regierung  an  Landes- 
verweser nnd  Vicedom  in  Krain  schreiben  lassen,  sie  möchten  den  genannten  Gcoig 
fragen  nnd  festnehmen  lassen.  Die  krainische  Behörde  übertrug  dieses  dem  Verwaltet 
•ier  GrafiKhaft  Mitterburg,  Jos.  Nicolitsch  zum  Waxenstein.  Aus  Mitterburg,  7  Apr.  1558 
antwortete  dieser  nach  Krain  zurück:  er  habe  den  Georg  Tschurtschik  bis  auf  Weiteres 
▼erhaften  Imssen;  derselbe  gebe  jedoch  an,  dass  er  60  fl.  rhn.  (also  nicht  Thaler)  dem 
Andr.  Foresto  in  Laibach  zugestellt  und  auch  die  Briefe  dahin  Überantwortet  habe, 
a-<ch  biete  er  für  seine  provisorische  Freilassung  100  Ducaten  Bürgschaft ;  derselbe  habe 
^'y  viel  und  mehr  Guts  in  Mitterburg.  Landesverweser  und  Vicedom  in  Laibach  Hessen  hierauf 
icn  Andr.  Foresto  vorladen,  der  auf  ihr  Befiragen  erklärte,  Geld  und  Briefe  richtig  von 
^eorg  ton  Mitterburg  empfangen  zu  haben.    Jene  meldeten  dies  Laibach,  6.  Mai  1668 


122 


schiedenen  Sprachen  verfasste,    sondern  darin,    dass   er,    wenngleich 
zunächst    nur   an    sich    denkend,    Trübem   aufs   Neue   zu    diesem 

«n    »lie  Nioilci österreichische  Regierung    mit   dem  Bemerken,    dass  Nicolitsch    den   ver 

bnfictcn  Cleojg  um  100  Ducaten  Hürgschaft  provisorisch  freigelassen  habe.  K.Maximilian 

iIumUc  »Inrauf  Wien,  23.  Juli   1558  die  ganze  Geschichte  unter  Beilage  der  Berichte  au- 

l.rtibach  und  MiUerburg  dem  Herzog  Christoph  mit,  der  gewiss  nicht  ohne  Elrstaunm 

den    Randhescheid    beischrieb:    , Weiss    von    diesem  Handel    nichts;    Vergerio    soll  ge 

schrieben    werden,    was    er    derwegen    mit    dem    König    von  Böhmen    geredet,    und   iu 

wessen  Namen,  damit  Ihrer  K.  W.  ein  sattes  zugeschrieben  werden  könne."    Vcrgeriu- 

antwv>rtete  hierauf  aus  Tübingen,   II.  August  1558:    er  habe  im  Mai  1557  Briefe  und 

50  Gulden  an   Freunde  in  seinem  Vaterlande   durch  Georg  von  Mitterburg   mit  einem 

Herz«>g].  Patente,    dass    Georg    ein    Diener  (famulus    et    minister)    des    Herzogl.  Rathts 

Ver^erius  sei,  geschickt,  um  zwei  der  slovenischen  Sprache  kundige  Diener  aus  seinem 

Yaterlande  zu  erhalten,  die  er  nothig  gehabt,  weil  er  gemeint  habe,  im  vorigen  Jahre 

«ach  IVIen    gehen    tu    müssen    (worüber   er   doch   eist    im  Octobcr    an  K.  Maximilian 

»chriebV     In  Wien    habe   er  im  März   die  Kon.  Würde    gebeten,  darüber   nachforschen 

«nd  Geld,  Hritfe  und  Patente  ihm  wiederscharien  zu  lassen.  Dazu  sei  des  Herzogs  Name 

t>icht  nothweii»iig  gewesen,  darum  (ideo"^  habe  er  nicht  denselben,  sondern  seinen  eigenen 

gebraucht,  utid  es  sei  ein   Inlhum  des  Kanzjers  oder  des  Schreibers,  dass  sie  statt  an 

^hn,  die  lUrichte  über  seine  Angelegenheil  an  den  Herzog  richten  zu  müssen  geglauh: 

hJiiren  (  ^.  Uebrigens  berichte  er  dem  Herzoge,  dass  er  kürzlich  (nuper)  Briefe  aus  dem 

V^aterlardc    von    seinen  Freunde«    erhalten  habe,    die    ihm    melden,    dass   jener  Gcors^ 

ihnen  endlich  (tandem  ')  das  Ge.d  und  alle  Schriften  übergebeu  habe  (was  ja  nach  dem 

•mtlicVien  Bcnoht  schon  seit  M^>nÄten  geschehen  war  V  Er  bitte  daher  den  Herzog,  dem 

Konige    rn    schreiben,    dass,  da  er  Geld    und  Briefe  wiedererlangt    habe,  Georg  seiner 

V<ürs:sohaft  entlassen  werde.  Er  selbst  schreibe  deshalb  an  dec  Vicekanxler  (des  Kön;i;-) 

i»r.d  bitte  diesen   auch,   dass  dem  Georg  weiter   nichts  ircschehe,  obwohl  er  sich  wen;^ 

freu    auty:e.uhri    habe    (licet    parnm    tidelirer    se   gessit   ';    aber  vielleicht   »ei  er  doicL 

Krankheit  oder  andere  latale  Umsrüri^e  (wie  es  ja  vorkomme)  verhindert  gewesen.  — 

So  wagte  Vorgcrius  seinem  Fürsten   m  schreiben,  der  dit  amtlichen  Berichte  in  Hinien 

batte.    Her7.->g  Christoph    schrieb  hierauf  von   Urach,   12.  Ang.  1558  in  K.  Maximil  an 

find  bedankt    sich   dnJür,   dass  er  sich    in   dieser  Sache    so  ^adig  erwiesen;    da  Geor^ 

von    Mitrerburg    Geld     urd    Briefe    richtig    überantwortet,    möge    er    demselben    seine 

Bürgsohnft  wieder  erinsson.    wie    denn    hieneben  Vergehos  an    des  Königs  Xlcekaniler 

schreibe.   .\ber  warum    hntte  Vergcr    diese    Sache    nicht    in    l^alhach    (bei  Foresto)   im 

Sprncoc  ^:<*brRohl,  stntl  seiner  hiisslichen  unwahren  Au^««treuungen  '  Es  scheint,   dass  er 

mit  so!cl  -m  Vci-sohweigen  lupleich  die  Rolle  eines  Diplomaten  spiden  "W^oUte,  wie  er 

ia    auch    seinem  Fürsten    anfttn^lich    die^^en    ganzen  Auslhig    nach    dem  Süden  and  dr-^ 

Aufcnthnlt   im   (.rorrischen   fnst  gRnr  verschwieg   (nur  beiiautig  am  16.  Juni  1558  we£;rn 

«ier    dnmut  ei  folgten  Verhafamg    seiner   Verwandten  und  Freunde    andeutete^  (Kaoslrr 

ti.  Schofi,  a    n.  O.,  S.  179.^  Aber  mit  diesem  Verschweißten  hinterging  er  ihn  rng'ci:r. 

wn))l   wjsfrnn.    da«»  der   Herzog   ru    seinem   Besuch   in   Istrien  und   Görz  nicht   die  E-n 

wii!ig<Mig    eriheili    luil^en   würde,     liier    mag    noch    an^refuhrt    werden,  was  Tmber  au< 

Kemi>t«*n.  2  jin.   l^^\0  an   K.  Maximilian  schreibt      ^Mit:  dem  Dolmetschen  der  Fi  ei 


123 

Werke  angeregt  und  ermuthigt,  fiir  dieses  die  Theilnahme  des  Herzogs 
Christoph  von  Wirtenberg  erworben  und  demselben  bei  manchen 
hervorragenden  Personen  Wohlwollen  und  Hilfe  gefördert  hat.  (Vgl. 
Schnurrer  21  f.)  Pr.  Trüber  setzte  seine  literarische  Thätigkeit 
noch  ein  Vierteljahrhundert  lang  fort  und  gab  seinem  Volke  das 
slovenische  Neue  Testament  (vollständig  1577)  und  den  Psalter 
(1566).  Hier  hatte  die  Literatur  eine  breitere  Basis  als  bei  den 
Krobaten,  denn  es  gab  einen  zahlreichen  gebildeten  Mittelstand  und 
das  Schulwesen  wurde  mit  grossen  Opfern  gepflegt,  gebessert  und 
aus^^edehnt.  Es  gab  Buchhandlung  und  Buchbindereien ;  Herr  Hans 
Kisel  gründete  eine  Papiermühle'),  Hans  Mannel  eine  Buch- 
druckerei (1575),  Männer,  wie  Seb.  Krell,  Georg  Juritschitsch, 
AdamBochoritsch,  Georg  Dalmatin,  Hans  Tulschak  u.  A., 
traten  in  Truber's  literarische  Fussstapfen.  Dem  Dalmatin  ver- 
danken die  Slovenen  ihre  vortreffliche  Uebersetzung  der  ganzen 
Bibel.  Als  dieselbe  in  Laibach  bei  Mannel  (1580)  gedruckt  werden 
sollte,  unterdrückte  die  landesfürstliche  Regierung,  um  das  zu  ver- 
hindern, die  Druckerei.  Sie  erschien  nach  einer  genauen  Revision 
durch  eine  in  Laibach  abgehaltene  Versammlung  kundiger  Theologen 
und  Philologen  (1581)  im  Ausland  (Wittenberg  1584).  Durch  die  Gegen- 
reformation (1598)  ward  mit  der  evangelischen  Kirche  in  Krain  auch  die 
krainische  Literatur  gewaltsam  ausgerottet.  Die  Bücher  wurden  wagen- 
ladungsweise zusammengeschleppt  und  verbrannt.  Mit  dem  Erlöschen 
ihrer  Flammen  lagerte  sich  eine  hundertjährige  Dunkelheit  über  das 
schone,  von  Türken  und  Jesuiten  verheerte  Land.  Einzelne  gerettete 
Bücher  aus  jener  vielverheissenden  Blüthezeit  des  Krainer  Landes  sind 
dem  ernster  denkenden  Nachkommen  kostbare  und  seltene  Reliquien, 
die  seine  offene  Bewunderung  und  wehmüthige  Verehrung  erwecken. 


in  die  Crobatische  sprach,  welches  der  Vergerius  na  in  das  viert  jar  außgibt,  würdt 
nichts  daraaO,  dan  er  halt  noch  bißher  an  der  Bibel  oder  ainigen  Buch  nicht  ain 
^ont  in  der  crobattischen  sprach  verdolmetschet,  ursach,  er  khan  weder  windisch  noch 
crobatisch  recht  reden,  vil  weniger  dolmetschen.  So  mag  er  auch  jemandts,  wicwol  er 
deswegen  iren  vilen  und  an  manigs  orth  mit  grossen  verhaissungen  geschriben,  der 
so.Iichs  wolt  oder  khändt  thon,  nicht  bekhumen ;  dauon  ain  andermaln  mehr.*'  (Vgl* 
U  Br«,  Magacin  IX,  128  flf.  Schnurrer  40.  Kausler  u.  Schott  150-164.  170  f.  182  f. 
NMi/enbl.  der  kais.  Akad.  der  Wissensch.  in  Wien  1852,  Nr.  13.) 

*)  Dies  ist  daraus  zu  schliessen,  dass  es  in  jener  Zeit  (z.  B.  1574)  Papier  mit 
dem  Kisel'schcn  Wappen  als  Wasserzeichen  gibt.  Die  Mühle  war  vielleicht  in  der 
Kisel'schen  Herrschaft  Kaltenbrunn  gelegen. 


l 


124 

N;h  li  ilifKcni  l.'(;lK-rl)lici;  ist  es  nöthig,  zu  Trüber  und  Ver- 
1' t'i  lii-i /mlirki^iikclircn ').  Nachdem  Vergerius  den  Aurenthaltsort 
l  I  mIht'"  misi^rfiusclit  hatte,  setzte  er  sich  mit  demselben  in 
Wiliiiiiluinr,  Am  li,  J.inuiir  lü'tö  schrieb  er  von  Göppingen  (wo  er  bei 
Hein  I'Ihmti  JiiKiib  Aiitlicii  wuhiite}  an  Herzog  Christoph :  .adornabo 
iir!;i>liimi  lU'  vcrsioiio  in  linfjiiam  Siavicam*.  An  Trüber  richtete 
IT  ilir  Aiifriiv;r,  t>b  er  sich  i^ctratie,  die  Bibel  in's  Slovenische  und 
\\\i  Kh'lulifdir  'u  iibersci/cii.  er  selbst  wolle  dann  dazu  mit  allen 
Kiitltm  lirhitriicli  sein.  Tniber  enviderte  verneinend,  denn  er 
^^■^«lol^^■  iiiilil  liricvhisch  umi  Hebräisch,  und  das  Slovenische  sei 
w\>it,iMti  inul  III  vcrschiodcnc  Mundarten  getheiit,  des  Krobatischen 
ntipT  «ri  fr  nid«  niiichtit;.  v\m  15,  Januar  15ÖÖ  meldete  Verger  von 
tt>>p|tltt({rn  tlcm  Ilcrioj;;  ,nunc  nihil  aliud  cogito.  quam  de  ador- 
natnU  vx-rw-iHP  in  liu^uam  Sl^ivomcam.  -  .  et  spero  me  brevi 
r«m  Icliviltr  .-unifv  tur.im';  doch  müsse  er  auf  einige  Tage 
Wft  W  Auxiir*  lieiwltv-h  («w^r  «icht  nach  Kempten,  aber)  nach  L'!m 
(;rh<^(.  ,\il^(  i\«n\T«Hmt  lili,  i;-it  n>c  s;:nt  ac;uvaturi  in  negotio 
Vv  iMittvti^,  CK  sj^CTi^  »ne  <U>^  i">«\juct-.;r.:ai  h'-ic  Goeppingam,  ubi 
>W*^  ft«t'.  W-«»  S4  Us  S;  >r,;v*r  iXv  o>-f«irten  Verger  und 
AM\tteA  «B  K'1«W  mi*  Vruber,  wv->>k  a^jcb  L^n^er  Theologen  zn- 
);«(;««  y»4»v*i  A»v*»  H*t*  «t^ti:?  svj:  Trib^r  a^iraEgÜch  aus  den 
A«ii:W!:^^y«*'*  t*j-i»».V5>,  Mäk  »t-.^  V^rr-,  ^rst^  ti^ea.  <iass  seine  Vn- 
Vv'WMwi^'.  .*«  4l*^A  ?'(y)K-JK-.i  .^x-o>,  rirw;  .^^-Ä■7^«l  crcü^en  Revisor 
*wt^(f>>-W*i  »"«vV«  t,v**!«-  »■iÄS*  c:i  sei  v^iTi-T^  h;^i!e,  eine  allen 
>3,M'*ih*'ft  \'«-«»fc»,JK-V  SArrts;-.rji>-'Sf  rr  >itsr"'"'Jf^  i:=^äe  wie  im 
IVohät**'ft"  v>  -le-  "*  1"^  Jvs-iJTiv-;'.' TW  V,;.rir  ";tsss  ä-^i  endlich  zu 
yks  t-^-tifc-onf  Iv^V^STft  vi*s>  <•:  vi«  V*>"1;  -u-.Vr.:  iiberniinDeii  wolle, 
•nyrt»;  tftinf,  i)>Wi  r»v  S(.-«'CTM'n  :Vv-c-o".  iiit  jra:  w-miisä  slov. , 
lrt*MK'^  »fvi  itp^1^4,"ih  "»w:  vn-p:  K T.i- «;t'>- r,  flu  ^'iR  ::^:mar:r."ydi  und 
KvthK'V.  (wV^  i't*^.  'i'i^ii  i::^"?-''*''*'""'-  '"^'  ■■■.'~'^'=*-~^-  s^^nrdSaT-.  tinnen, 
Kl^f***^  ^i'^*  «iKvM-  i»TiiS*i>.nninvr  titv!  irr  AiiC-v^  ii=*  Vsrjrcrius 
i«>ri  fJti  «ftVN-  ,\*f^jBhw  Jv  «witv"-  v.Ttviimrr  Jteirannreii  Geli  zu 
>MK,*«iWH  »•ii««>e  «i'HrHji^  ^  ri  ^,f  r  *i.i-,-t  ptn;'r  f^ncE  Bccec  nach 
V»*l^  "W*  ^'><'  '»^Vh^- T'cv-iJi':  «.rr  i^'.''.<n:.a  r.W- *-iL-=iri;  Ver  jjcrius 
\V%»i  5')«-    HO    ^^    Hc-Jflt      ,  ,'i'i'ir    |'-^    nun;  iiwiimr^a:  mies  ver- 

■     ■»•-1  y>!^jiifSrt   '^    'S**-!---      ■■'-    ■i'.      V    ,-.l'-   i    S.-r.^r:  ~fi    S!  i..  fS  r. 
-•E  .      ms    »If.    m     )I$     'iS    SÄ  ---v      -.KT.;    i.,-..^^,.-   iT-^    laaiiirt   r--,c:3. 


125 


tendi  Novum  Testamentum  in  linguam  Slavicam,  fuit  omnino  necesse, 
ut  Ulmam  venirem,  quo  avocarem  ad  me  pastorem  Campidunensis 
ecclesiae  (Trüber),  atque  cum  ipso  coram  conferrem.  Veni  itaque, 
contuli  quae  volui,  atquc  hodie  rursus  Goeppingam  redeo  cum 
Doctore  Fabri,  qui  mecum  est.  Negotium  versionis  bene  habet  feli- 
citerquef  procedet,  Deo  gratia*.  Scheidend  hatte  Verger  Trubern 
drei  handschriftliche  Aufsätze  mitgegeben,  welche  dieser  jedoch 
i:nterwegs  verlor,  darunter  einer,  quo  pacto  deberet  in  negotio  ver- 
sionis in  linguam  Slavicam,  ut  scilicet  Martini  Lutheri  versionem 
sequeretur,  donec  conferemus  cum  aliis  versionibus,  item  monebam, 
ut  ex  dominio  regis  duos  alios  ejusdem  linguae  peritos  a  d  m  e  mit- 
teret  etc.  Am  1.  April  1555  meldet  Verger  von  Stuttgart  dem 
Herzoge,  dass  ein  Cardinal  in  Rom  ihm  anzeige:  se  audivisse  me 
nunc  laborare  in  Novo  Testamento  in  linguam  Slavicam 
vertendo,  und  da  wolle  er  auch  eines  so  guten  Werkes  theilhaftig 
sein  und  einen  Geldbeitrag  geben.  Desgleichen  am  13.  Juli  1555 
von  Stuttgart:  ^quia  debemus  conferre  cum  pastore  Campiduncnsi 
totum  Matthaeum,  qui  jam  versus  est,  neque  ego  audeo  Campidu- 
num  ire.  statuimus  proxima  septimana  convenire  Blopirae*),  atque 
ilic  triduo  aut  quatriduo  subsistere  ad  gloriam  Dei.  Volumus 
vertere  etiam  Catechismum  d.  Brentii  et  aliquot  Psalmos.  Alle 
diese  Mittheilungen  Verger*s  an  den  Herzog  machen  den  Eindruck, 
cass  er  diesem  die  slovenische  Uebersetzung  als  sein  eigenes  Werk, 
^ich  selbst  als  den  Hauptfactor,  Trubern  aber  nur  als  einen  unter- 
geordneten Gehilfen  hinstellt,  während  es  ziemlich  klar  ist,  dass 
r.ach  der  Uebereinkunft  zu  Ulm  Trüber  der  Uebersetzer,  Vergerius 
höchstens  der  Revisor  mit  Zuratheziehung  der  Originalsprachen  war. 
Und  selbst  diesem  fühlte  er  sich  nicht  gewachsen,  denn  er  erkannte 
f-r  nothwendig,  sich  zwei  sprachkundige  Slovenen  aus  Krain  zu  ver- 
schreiben. Aber  die  Laibacher  Freunde  hatten  selbst  für  Trüber 
nur  einen  slovenischen  und  einen  krobatischen  Priester  auftreiben 
^^nncn,  und  auch  diese  halfen  zu  nichts.  Denn  Jener  starb,  als  er 
ydi  gerade  zur  Reise  bereitete;  der  Krobat  aber  kam,  brachte  sogar 
eine  handschriftliche  krobatische  Bibelübersetzung  mit,    die  er  nach 


«)  Blavbenren  in  Wirtenberg,  nicht  fem  von  Ulm.  Offenbar  hatte  Herzog  Christoph 
^"''cr  die  Reise  nach  Kempten  untersagt  und  dann  diejenige  nach  Ulm  missbilligt, 
vrnnuthlich  weil  ein  Aufenthalt  seines  Schützlings  in  diesen  Reichsstädten  ihm  leicht 
Verlegenheiten  hätte  bereiten  können. 


der  Vulgata  selbst  gemacht  zu  haben  behauptete,  war  jedoch  nicli 
zu  bewegen,  dieselbe  herzugeben  oder  selbst  länger  zu  bleiber 
sondern  kehrte  nach  vier  Tagen  mit  seiner  Bibel  wieder  nach  Di 
matien  zurück.  Inzwischen  hatte  Trüber  allein  fleissig  gearbeitc 
und  Anfangs  Juü  war  die  Uebersetzung  des  Matthäus  bereits  fertig 
Zur  Revision  kam  Trüber  mit  Vcrger  in  Blaubeuern  zusammcr 
und  auf  das  ungeduldige  Drängen  der  Krainer,  des  Htrm  Ungnat 
des  Vergerius  u.  A.  iiberliess  Trüber  dieses  einzelne  Evan^t 
lium  als  eine  Probe  der  ganzen  Arbeit  dem  Druck,  für  weiclie 
Vergerius  vom  Buchdrucker  Morhart  in  Tübingen,  weil  hier  d: 
Pest  herrschte,  eine  Presse  nach  Reutlingen  schaffen  Hess,  Nun  aht 
hielt  derselbe  es  entweder  unter  seiner  Würde,  die  Correctur  d< 
Druckbogen  zu  lesen,  oder  er  verstand  selbst  hiezu  nicht  genu 
slovenisch,  oder  vielleicht  war  beides  der  Fall;  kurz,  Vcrgeriu 
berief  den  Trüber  zur  Correctur  nach  Reutlingen,  was  er  vo 
Stuttgart,  8.  August  1555  dem  Herzog  mit  den  Worten  meldet 
.Keuthlingam  .  .  .  jussi  ad  me  venire  ministrum  ecclesiae  Camp 
dunensis  multo  peritiorem  me  in  ea  lingua,  qui  corrigat  ').  Atqu 
ita  hodie  (Deo  propitio)  ambo  se  conferimus  Reuthlingam  tantur 
propter  Slavica.*  So  sprach  er  also  von  Trüber  wie  ein  Herr  vo 
seinem  Diener,  der  nur  für  ihn  zu  arbeiten  und  Correctur  zu  lese 
habe,  und  das  in  demselben  Augenblick,    wo  er  dessen  sprachlich 


i)  Sixl,  welcher  für  Verger  sehr  mtein genommen  isl,  übersetit  dies  (S.  371 
„damit  er  meine  Arbeit  corriEire',  wodurch  der  Sinn  gänilich  geülscht  ist.  Alle 
illiigB  hat  Vergerius  (De  Gregor.  I,  A  6]  1566  Trubern  als  einen  „singulari  pietate  si^x 
eruditione  viruro"  beieichnet,  aber  erst  1ÖÖ9  sagt  er  {vgl.  'Inquisitor!,  f.  46  sq. 
,Poi  ho  fflito  tradur  TEvangelio  di  S,  Mstteo."  „Pio  M.  P.  Trubero  ha  tradotto 
Nuovo  Testamente"  .  .  (Diall.  IV,  f.  63);  „Vergerius  ante  tnennium  coepit  curar 
ul  in  linguaro  Sclavicam  Nov,  Test,  converl  eretur'  {»Khrend  er  2a.  Nov.  155 
s,  ob.,  dem  Herzoge  geschrieben  hatte:  coepimus  v  er  tere  u.  s.  w.).  Dasi  er  1&( 
IDella  dcclin.  del  Pap.,  A  &)  Trubern  einen  .valente  huomo"  nennt,  hat  für  die  hi 
geschilderten  Verhiiltnisse  keine  weitere  Bedeutung.  Wenn  aber  Vergerius  in  seinf 
Diall.  IV  (r.  63)  1559  einen  der  Unterredenden  sagen  laist:  .Weil  jene  (slov.)  Ueb< 
Setzung  nur  für  die  Krainer.  tCEmtner  und  die  Bewohner  einiger  ingrenicnden  Provinn 
sich  eigne!,  io  will  Vergerius  jetit  den  Versuch  machen,  die  verschiedenen  Dialecte  j 
verrchmeUen  und  eine  Uebersetzung  der  ganien  Bibel  lu  liefern,  die  auch  von  d 
übrigen  slaviaehen  StSmmen,  wenigstens  von  den  bedeutendsten  und  namentlich  v 
den  Dalmatinern,  verstanden  werden  kann'  (Schnurrer  23,  Sixt  879),  so  ist  dies  i 
Vergerius  sehr  charakteristisch,  (leilich  in  anderer  Weise,  als  es  bei  Sixt  nun  eii 
Seite  lang  lautet. 


127 

Uiiberlegenheit   anerkennen  musste,  um  die  daraus  erwachsende  Aus- 
übe vor  dem  Herzog  zu  rechtfertigen.  Und  als  er  am  18.  August  1555 

.  .>  Reutlingen  dem  Herzoge  den  ersten  Druckbogen  des  Matthäus 
schickte,  schrieb  er  wieder:  ^Adorno  una  catechismum  in  eadem 
jr.jjua.*  Während  er  in  Reutlingen  wochenlang  mit  einer  italienischen 
Arbeit  beschäftigt  zu  sein  am  23.  November  1555  von  dort  dem  Herzoge 

■neidete,  fugte  er  bei:    ,Coepimus  vertere  in  linguam  Slavicam 

c^nfessionem  fidei  Celsitudinis  Vestrae*).* 
Unter  solchen  Umständen  erschien: 

1.  TA  EVAN^ ,  GELI  S  VETIG  A  MA- 1  TEVSHA,  SD  AI 
PERVIZH  VTA  I  Slouenskijefigpreo^:  |  bernen.  |  EVANGELIVM 
D.  N.  lESU  I  Chrifti,  Authore  Matthaeo,  nunc  |  primum  verfum 
in  linguam  |  Schlauicam.  |  (Holzschnitt:  Ulr.  Morhart*s  Drucker- 
zdchen:  Das  triumphirende  Lamm  auf  dem  Drachen.)  MATTH. 
XXI.  I  Dabitur  genti  facienti  fructus  eins.  |  M.  D.  LV.  | 

Ein  Büchlein  von  92  Blättern  in  8^  —  Auf  der  Rückseite  des 

Titelblattes:  Od  S.  Mateusha  Lebna  S.  Jeronim  taku  pifshe  etc.  — 

'  Blätter :  slovenische  Vorrede :  Tei  praui  cerqui  Boshy  tiga  flouens- 

^a  Jefika    Milort:   inu   Myr   od  Buga   Ogheta   skusi   Jefufa  Cristufa 

rashiga  Ohranenica,  profTimo  etc.    Unterzeichnet:  Vashi  flushabniki 

li  bratie.  V.  T.  —  6  Blätter:  Summarij  vfeh  Capitolou.   —  Noch 

ne  Anrede  an  die  Slovenen,  bezüglich  des  Sprachlichen.  —  80  Blätter 

Text.  —  Auf  den  letzten  Blättern :  loh.  XX,  31 :  Haec  autem  scripta 

-int  etc.,    Setu   in  pag   piffanu  2C.     Matth.  XXIII,  14:   Et  praedica- 

bitur  etc.,   3nu   ia  (Suangelion  ic.   —   Schliesslich   ein  Wort   an   die 

i-eser,  welche   um    Fürbitte    für   das    unternommene  Werk   und  um 

Berichtigungen    des   Vorliegenden    gebeten  werden.  —   (S.  ausführ- 

:cher  bei  Kopitar  392  ff.) 

Obschon  Vergerius  zur  literarischen  Arbeit  dieses  Buches 
ichts  beigetragen  hatte,  erhob  er  doch  Anspruch  darauf,  in  dasselbe 
f'ie  in  zwei  andere  gleichzeitige  slovenische  Veröffentlichungen 
irnber's  seinen  Namen  als  Urhebers  und  Mitverfassers  zu  bringen, 
i^.ese  sind  der  vom  Vergerius  dem  Herzog  Christoph  erwähnte 
CATECHISMVS  I  Vslouenskim  Jefiku,  1555,  16««)  und  ABECE- 
IMRI=  1  VM  .  ENE  BVQVICE,  M.  D.  LV.  8' »).  Trüber  gab  dem 

*)  Von  dieser  Arbeit  ist  nichts  weiter  bekannt. 
*)  S.  Katechismen  Nr.  4. 
•)  Ebenda  Nr.  3. 


Ansinnen  Verger's  so  weit  nach,  dass  die  Vorreden  mit  den  Initialen 
V,  T.  —  N,  V,  T.  unterzeichnet  wurden.  Ja,  seine  Güte  ging  50 
weit,  dass  er  dem  Vcrgerius  das  unter  dessen  Namen  erscheinende 
Schriftchen  ENA  MOLI»  |  TOV ')  in  seinem  stavischen  TheOe  slove-  I 
nisch  machte,  während  er  die  RASGOVA=  |  RANGE  .  .  .  po  Antone 
Segnianine,  M.  D.  LV.,  8")  offenbar  nicht  corrigirte.  In  den  Vor- 
reden und  Anreden  seiner  eigenen  Schriften  hatte  er  stets  den  Aus- 
druck »wir*  (mi)  gebraucht,  freilich  nicht  so,  wie  Vergerius  den  ' 
Plural  (mehr  als  Plur.  majcstat.)  gebrauchte. 

Als  dies  Buch  erschienen  war,  drängte  Vergerius  Trübem, 
mit  der  Uebersetzung  immer  fortzufahren,  allein  Trüber  hielt  inne. 
um  erst  das  Urtheil  seiner  Landsleute  über  diese  Probe  zu  hörcTi 
Vermuthhch  haben  ihm  auch  die  mit  Vergerius  beim  Druck 
gemachten  Erfahrungen  missfallen  und  er  mag  auch  bald  genup 
von  dessen  eitelm  Gebaren,  als  Verfasser  dieser  slovenischen  Werke 
zu  gelten,  erfahren  haben.  Kurz  danach  (vor  ^uni  1557)  löste  er  die 
literarische  Verbindung  mit  diesem  gänzlich  auf,  indem  er  ihm  die 
Gründe  davon  schriftlich  erklärte*),  und  ging  seinen  Weg  allein 
weiter.  Von  nun  an  schrieb  er  .ich'  (iest)  statt  ,wir*  (mi). 

Nachdem  Trüber  aus  der  Heimat  günstige  Urtheile  über  1 
seine  Probe  erhalten  hatte,  griff  er  das  Werk  von  Neuem  an,  \er-  I 
besserte  noch  die  Uebersetzung  des  Matthäus  und  vollendete  im 
Herbst  1556  diejenige  der  übrigen  Geschichtsbücher  des  Neuen 
Testaments').  Vergerius,  von  seinen  Reisen  nach  Preussen  (I55P 
und  Graubünden  (1557)  am  17.  Juni  1557  nach  Tübingen  zurück- 
gekehrt, fand  dieselben  unter  der  Presse,  berichtete  am  gleichen 
Tage  darüber  an  den  Herzog  Christoph:  .Est  nunc  sub  prelo  Novuni 
Testamentum  slavice,  absolvetur  intra  duos  menses.  Interca  dum  cgo 
abfui,  d-  Primus  Truberus,  qui  vertit,  dedit  imprimendani 
praefationem  germanice*  und  erlaubte  sich  von  dieser  einen  Abzu; 

»)  S.  Gebetbücher  Nr.  1. 

•)  S.  Rilualbüchet  St.  t. 

*)  SchmuTci  41. 

')  Schnorrer  21.  —  Von  einer  Ceberwtiung  der  Tier  EvangelieB,  welch«  Unpia.i 
1655  >ns  Stewrmvk  an  VeTgerias  ichickte,  ist  weiter  nichti  bekannt,  ali  dass  dieser 
T.  Reallingen.  IS.  Ko«.  1555  dem  Henog  Chnscoph  davon  Nachricht  ^bt.  (Kani'er 
D.  Schott,  a.  «.  O..  S.  113.1 


129 


einzuschicken    mit    dem   Bemerken:    ,111.    V.   Dom.    dignare    legere, 
nam  si  quid  in  ea  corrigendum  esset,  adhuc  tempus  est*  *).  (!) 

2.  TA  PER  VI  DEIL  TL  |  GA  NOVIGA  TESTAMEN- 
TA,  !  VTIM  SO  VSI  SHTYRI  EVANGELISTI  INV  TV  DIA  | 
ne  tih  logrou,  fdai  peruizh  vta  Slouenskije*  |  fik,  Skufi  Primosba 
Truberia  fuei-  |  flu  preobernem.  ||  KAR  IE  VEZH  PER  TIM,  INV  | 
kadai  to  drugi  Deil  bode  dokonam,  tebi  ta  |  druga  (Iran  Letiga 
papy^  I  ria  povei.  ||  S)er  erft  falber  Zdi  be§  neiüen  Jeftament^,  |  barinn 
l'einb  bic  öier  ©uangetiften,  önb  ber  Sipo-  |  ftel  Ocfcfiid^t,  aufe  ben  für^^ 
nembften  önb  appxo^  \  biettcn  Satcinifdjen,  Icütfdjen  önb  SBälfd^en,  |  Sllten 
r»iib  9tetütn  Iranötationen,  in  bie  ge*  |  meine  Sßinbifd^c  '\pxa6),  jefeunb 
jum  crften  ma(  fleiffig  öcr^  [  bolmetf^t.  ||  S?nb  ttJQö  me^r  babe^,  önb 
loanimb  nur  bifcr  l^alber  teil  jefeunb  |  gebrucft  lüorben,  baröon  lüürbt  bir 
iie  I  crfte  Stcütfd^c  SBorreb  bifeö  |  99uc^g  fagen.  i|  TVBINGiE  ANNO  | 
M.  D.  LVIL  I  —  (in  4«). 

Es  gehört  zu  Truber's  schriftstellerischen  Eigenthümlichkeiten, 
lass  er  nicht  nur  lange  Titel  (die  zu  jener  Zeit  vielfach  üblich  waren), 
ndern  auch  eine  überreiche  Zahl  von  Beigaben  zum  Hauptwerke 
itibte.  So  enthält  auch  dieses  Buch,  wie  die  Rückseite  des  Titels  (in 
51  ovenisch  er  Sprache)  angibt,  deren  nicht  weniger  als  acht,  denen 
"^ich  dann  noch  ein  kurzes  Nachwort  anschliesst  *).  Diese  Stücke  sind : 
1.  eine  deutsche  Vorrede  (eno  Nembshko  predguuor)  —  10  Blätter  — 
--n  die  gottseligen  Christen  in  Crein,  Untersteier,  Kärnten,  Karst, 
Histerreich  und  in  der  Windischen  Mark  —  (sehr  interessant)  — , 
unterzeichnet:  Tübingen  den  9.  Juni  1557.  Primus  Trüber  Creiner. 
I>i:ese  deutsche  Vorrede  fehlt  in  manchen  Exemplaren.  Als  Epilog 
derselben  dient  ein  Gebet  in  windischer  Sprache  (2  Seiten).  —  Darauf 
">'.^t  für  Diejenigen,  welche  die  deutsche  Vorrede  in  einem  slo venischen 
Buche  entbehren  wollten,  ein  neues,  ganz  slovenisches  Titelblatt: 
TA  PP:RVI  DEIL  |  TIGA  NOVIGA  TESTA*  |  MENTA,  YTIM 
>0  VSI  SHTYRI  EVANGELI  |  fti,  inu  Diane  tih  logrou,  fdai 
Perv'izh  vta  |  Slouenski  Jefik  skufi  Primosha  Tru;*  |  beria,  fueiftu  preo- 1 
fernem.  ||  PER  TIM  IMASH,  OD  SPRED  |  en  kratig  Nauuk,  kai 
•  e  S.  Pifmu  ufebi  dershi,  Ta  Kolendar,  |  Inu  eno  dolgo  Predgunor, 

»)  Kansler  «.  Schott  142. 

*)  Eine  aasführliche  Beschreibung  dieses  Buches  findet  sich  bei  Schnurrer  24 — 28 
• '-d  bei  Kopitar  399—415.  —  Vgl.  S'.ov.  prot.  Pastillen  Nr.  1. 


>  j 


Vti  fc  raftopmi  vuzhe  vfi  po»  |  trebni  Articuii  oli  Shtuki  te  kerszhanske 
Vere,  Jnu  |  potlc  na  konzu.  eno  kratko  |  Postilla.  ||  Htimu  fe  ie  ta 
Syn  Bosliy  perkafal,  de  on  ta  Hudizheva  |  della  refuali.  1,  Joh,  3, 
(Holzschnitt:  Morhart's  Buchdriickerzeichcn,  das  triumphirende  LamiTJ 
auf  dem  Drachen.)  |  VTIBINGI.  |  Vtim  Leitu  po  Criftufeuim  Royftuu. 
M.  D.  LVII.  I  —  Dahinter  eine  Summe  der  ganzen  heiligen  Schritt 
{3  Blätter).  —  2.  Der  Kalender  für  1557,  etc.  (verfertigt  von  Professor 
Johann  Hildebraiid  in  Tübingen).  —  3.  Einige  Reime  (eni  Raimi. 
auf  den  Kalender  und  die  Festtage.  —  4.  Anzeige  der  vornehmsteii 
Zeitperioden  von  Adam  bis  1557,  —  5.  Register  der  Bücher  der 
Bibel  alten  und  neuen  Testaments.  —  6.  Eine  lange  (slovenischci 
Vorrede  mit  besonderem  Titel:  Tiga  nouiga  Teftamenta  ena  dolga 
Predguuor  —  22  Bogen  — .  in  welcher  die  fürnemsten  Hauptartikel 
des  christlichen  Glaubens  in  Ü'i  Capiteln  enthalten  sind.  Es  ist  dies 
eine  freie  Bearbeitung  und  Uebcrtragwng  von  Melanchthon's  ,Loc: 
communcs'.  welche  auch  selbstständig  ausgegeben  und  später  von 
Anton  Dalmata  und  Stephan  Consul  ins  Krobatische  über- 
setzt und  in  dieser  Sprache  ebenfalls  selbstständig  (als  eine  Einleitun;-  1 
in's  Neue  Testament)  15(j2  sowohl  mit  glagolischer  als  mit  cyrillischer 
Schrift  gedruckt  wurde:  Kdna  kratka  Kasumna  etc.,  Tübingen  15)VJ. 
4" '}.  —  7.  Nun  erst  S.  1 — 4:29  der  Text  der  vier  Evangelien  uiiJ 
der  Apostelgeschichte  (mit  Randsummarien  und  Parallelstellen).  — 
a.  Ein  Rejjister  über  alle  Sonn-  und  Festtags evangelien,  mit  kurzer 
Auslegung  derselben ;  d.  i.  eine  Postille  in  zwei  Theilen.  Diese  erschien 
1558  auch  separat  und  ward  ebenfalls  von  Anton  Dalmata  und 
Stephan  Consul  ins  Krobatische  übertragen  und  in  glagolischea 
und  cyrillischen  Lettern,  unter  dem  Titel  Postila,  Tübingen  1502  und  1 
1563,  gedruckt').  —  Zum  Schluss  ein  Nachwort  an  die  Leser,  worin  I 
ihnen  der  zweite  Theil  des  Neuen  Testaments  in  dieser  Uebersetzun;; 
{mit  Gottes  Gnade)  für  die  n;ichsten  Jahre  versprochen  wird. 
Hierauf  erschien  im  Jahre  1560: 
3.  TA  DRVGI  DEIL  |  TIGA  NOVIGA  TESTAMENTA 
VSEM  BUSH  IMEL  VSE  LIST\'  INV  PIS=  |  ma  tih  logrou 
Shrattdmi  inu  Saftopnimi  Islaga-  |  mi,  Sdai  Peruizh  is  mnogoterih 

>]  Schnurret  36  f.,  96—98.   —   SafofLt: 
')  S,  S!or.  prüt,  PostillFD  \r.  li  u,  Ib,  - 
RcgiMcr  B.   »uromaii^thcr  Inhalt,  Tub    1561, 


131 

lefikou,  vta  Slo=  |  uenski,  skufi  Primoslia  Truberia  Crainza,  |  üieiftu 
preobemem.  ||  5Det  anbei  t)ül&  I^eil  beS  nemen  |  aSintiiidjcn  lcftöiiieiit-5, 
barinn  mcrbcn  fein  ade  |  Spiftelit  Diib  ©cjcfirifften  ber  !q.  Slpofteln,  mit 
5iinima=  |  rien  önb  flirren  StuSIegiingeii.  ||  RO.  10.  PSAL.  19.  |]  Atqui 
in  omnem  terram  exivit  fonus  eorum,  &  in  fines  |  orbis  tcrrariim 
uerba  illorum.  [|  (Holzschnitt:  Morhart's  Buchdruckerzeichen ,  das 
triuinphirende  Lamm  auf  dem  Drachen,  mit  der  Umschrift 
VICTORIA.  II  VTIBINGl.  |  Vtim  Leitu  po  Criftufouim  Royftuu.  | 
,M.  D.  LX.  I 

Von  diesem  Buche  in  4°  finden  sich  ausführlichere  Beschreibungen 
bei  Schnurrcr  28  ff.  und  Kopitar  215  ff.  —  Es  hat  im  Ganzen  46 
HIatter  (XVIII  und  28)  und  (windische)  Randsammarien  in  deutscher 
Schrift.  —  Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes:  Vtetih  buquah  böte 
>,:ta  Pifma  poredu  imeili  (das  Vcrzeichniss  der  sämmtlichen  Episteln 
und  der  Offenbarung,  hier  jedoch  vorerst  nur  der  Text  des  Romer- 
bricfes),  dann:  Vi  tukai  sdai  leta  Lyft  htim  Rymlanom  drukan  imate, 
ls  vi  ta  zhas,  dotle  ty  drugi  vfi  drukani  bodo,  preoberite,  inii  lipu 
hranite'),  inu  molyte  fa  me.  [  —  a2 — ba  (7  S.)  Deutsche  Zuschrift') 
-.n  K.  Maximilian  mit  dem  Schluss:  „^atunt  Siilpingen  oiii  i-rftcil 
iiiij  Clanuflrij.  Anno  M.  D.  LX.  |  ®.  il.  5ßJ.  |  Sinbertfjenigfter  Güplaii.  | 
l-iimu3  Iruber  Greiner,  bet  G^riftÜdjen  fi'iri^en  ^u  kempim  ^a[(ot. "  j 

-  b  Rückseite  und  b2  Vorderseite:  SVMMA  S.  PAVLA  PISMA] 
HTIM  RYMLANOM.  |Lubi  Slovenci  etc.|  12Blätter:  PREDGVVOR 
ZHES  VSE  LYSTVE  |  S.  Paula.  |  —  PREDGVVOR  ZHES  TA 
L\'ST  I  Htim  Rymlanom.  |  —  S.  1 — 27:  der  slovenische  Text  des 
R'-merbriefes.  —  S.  28:  Sa  teim  böte  imeli  (aku  bug  hozhc  skorai) 
te  drugi  listi  s  Paula  inu  tih  drugih  Jogrou  vse  ner  poprei  ta  dua 
htim  Corintaricm.  —  Auf  der  vorletzten  Seite:  Holzschnitt:  Morhart's 
Buchdrucker  zeichen,  das  triumphirende  Lamm  auf  dem  Drachen, 
mit  der  Umschrift  VICTORIA.  ||  Darunter :  V  TIBINGI.  |  Na  Noviga 
Leita  Dan,  |  le  leta  Lyft  dokonan.  |  SBttm  Seitn  po  Etiftujenini 
>irti|"tuu-   I   M.  D.  LX.  |  (Die   vorletzte  Zeile   in   deutschen  Lettern) 

—  Die  letzte  Seite  leer. 

Vergcr  hatte  aus  gekränktem  Ehrgeiz  ausgesprengt,  dass 
Trüber     seine    (Vergcr's)    Uebersetzung     des    Neuen    Testaments 

■)  Um  später  das  Nachfolgende  dazu  binden  lusen  lu  können  (KopiUi). 
■)  Einen  tSnseien  Aastug  dariui  i.  bei  Schnairer,  ■.  a.  O. 


132 

.depravirt*  habe,  wie  früher  schon  mitgethdlt  wurde.  Er  hatte  dies 
nicht  blos  in  sprachlicher  Hinsicht  gemeint,  und  es  war  bei  dem 
Herzog  Christoph  mündlich  und  schriftlich  angebracht  worden  (ofTenbar 
auch  durch  Verger  selbst,  vielleicht  auch  durch  Andrea),  dass  in 
Truber's  gedruckten  windischen  Büchern  sich  unrichtige  Dolniet- 
schungen,  grosse  Irrthümer,  falsche  Auslegungen,  schwärmerische 
und  zwinglische  Meinungen  von  den  Sacramenten  und  der  Recht- 
fertigung befanden  ').  Dies  war  für  Trüber  wohl  die  eigentliche,  wenn 
auch  nicht  geradezu  ausgesprochene  Veranlassung,  dass  er  dieses  Buch 
dem  K,  Maximilian  xuschrieb.  wobei  er  ihn  bat,  neben  den  frommen  und 
sprachkundigen  Siovenen  sein  Patron  und  unparteiischer  Richter  seiner 
windischen  Bücher  sein  zu  wollen.  Ueber  Fehler  werde  er  sich 
gern  betehren  lassen,  Irrthümer  werde  er  in  jeder  Weise  öffentlich 
widerrufen  •).  Dieser  Zuschrift  vom  I.Januar  1560  hessTruber  am 
2.  Januar  1560  ein  Schreiben  an  K.  Maximilian  folgen'],  in  welchem 
er  von  jenen  Verdächtigungen  berichtet.  Er  habe  dies  zwar  mit 
Hilfe  des  Herrn  Ungnad  und  einiger  schrifthchen  Zeugnisse  (aus 
Kempten)  zum  Theil  schon  widerlegt,  doch  habe  ihm  der  Herzoo 
befohlen,  mit  dem  windischen  Druck  bis  auf  weiteren  Bescheid  inne 
zu  halten,  von  jedem  seiner  windischen  Bücher  ein  Exemplar  ein- 
zusenden und  über  deren  Inhalt  eine  kurze  Darlegung  beizuscbli essen, 
weiches  alles  der  Herzog  dem  Könige  iiberschicken  wolle.  Solches 
thue  er  hiemit  und  lege  auch  die  bereits  gedruckte  deutsche  Vorrede 
zur  Epistel  an  die  Römer  bei  (das  Uebrige  war  noch  nicht  fertig". 
Der  Konig  wolle  dies  alles  den  Landesobrigkeiten  in  Krain,  Unter- 
steier und  Kärnten  zuschicken,  dass  sie  sammt  ihren  (slov.)  Gelehrten 
und  Sprachkundigen  es  beurtheilen.  Einzelne  Druckfehler  möchten 
vorhanden  sein,  wie  in  allen  Büchern,  wenn  aber  sonst  alles  für 
recht  und  gut  erkannt  werde,  so  bitte  er  den  König,  dies  dem 
Herzoge    zu    berichten,    ihn    der    ungegründelen    Verdächtigung    zn 

I)  Tmbu'i  ächreibcD  >n  K.  Muimiliia  t.  Kempten,  2.  Jan.  1860  (_t.  nacfabcT;. 
—  Vgl.  Schnaner  42.  —  In  Krain  wurde  ein  staltUiJies  Zengniss  der  Lanilschaft  ki 
Tmbet  bereitet  {Schnürtet  41 ;  —  Traber's  Brief  an  die  Laibacher  Freunde  ».  Keinple?'. 
19.  Min  1Ö60;  —  Krain.  Land..Arch,; 

')  Auifülirlicher  bei  Schnorrer  29—31. 

')  Notueobl.  der  Icus.  Akad.  der  Wissensch.  in  Wien  I8ÖS,  Nt.  13  —  und  daiau. 
in  den  MlllheQ.  de*  hi^toi.  Ver.  f.  Knin  1653.  S.  33  f.  —  Hier  findet  sich  auch  ais 
Beüige  das  reriangte  ,  Register  and  lomarisehe  Venaichnos*,  weiches  dann  (wie  scbcD 
angegeben)  Tmbei   1561   im  Druck  erscheinen  iieiä. 


133 


entschuldigen  und  die  Sache  dahin  zu  befördern,  dass  ihm  die 
Druckerei  in  Tübingen  wieder  geöffnet  und  gestattet,  zugleich  auch, 
dass  er  insbesondere  für  die  krobatische  Bibelübersetzung  noch 
durch  einen  Krobaten  neben  dem  Stephan  Consul  unterstützt 
werde. 

Dieses  Schreiben  nebst  den  Büchern  und  der  kurzen  schrift- 
lichen Darlegung  ihres  Inhalts  (, Register*)  sandte  Herzog  Christoph 
an  den  König  Maximilian  mit  einem  eigenen  Schreiben,  welches  der 
König  am  31.  Januar  1560  erhielt  und  am  4.  Februar  1560  von 
Wien  dahin  beantwortete,  dass  er  das  Ueberschickte  richtig  em- 
pfangen habe,  und  werde  er  nach  dem  Wunsche  des  Herzogs  die 
Büchlein  durch  der  windischen  Sprache  und  der  h.  Schrift  Verständige 
prüfen  lassen  und  dann  mit  ehestem  darüber  berichten  *).  Am 
17.  Februar  1560  erhielt  der  Herzog  einen  Brief  des  Herrn  Ungnad 
von  Urach,  15.  Februar  1560,  womit  dieser  ihm  auch  den  Brief  eines 
achtbaren  Mannes  in  Wien  an  Trüber  mittheilte,  worin  derselbe  auch 
ein  wenig  über  dessen  windische  Uebersetzung  und  von  dem  Herrn 
Vergerio  schreibe.  Auch  Andere  aus  Krain  hätten  ihm  in  gleichem 
Sinne  geschrieben  (s.  Schnurrer  40),  dass  sie  Truber's  Uebersetzung 
für  gerecht  und  gut  halten,  aber  den  guten  Herrn  Vergerium  eines 
Dinges  beschuldigen,  ^das  ich  ihm  doch  nit  zutraue,  will  derhalben 
denselben  Personen  zuschreiben,  dass  sie  solches  in  seinem  Werth 
beruhen  und  den  Herrn  Vergerium  zufrieden  lassen,  denn  er 
entschuldigt  seie*.  (Original  im  k.  H.-  u.  St.-Arch.  zu  Stuttgart.) 
Schon  am  19.  Februar  1560  übersandte  K.  Maximilian  von  Wien 
dem  Herzoge  einen  beiliegenden  Bericht  über  Truber's  Bücher').  In 
diesem  Berichte,  dessen  Verfasser  nicht  genannt  war,  wird  gesagt, 
dass  die  Uebersetzung  der  Evangelien  recht  und  lauter  und  sammt 
den  Vorreden  und  Anhängen  heilig  und  christlich  sei  —  dass  die 
gebrauchte  Sprache  diejenige  der  Slovenen  in  Steiermark,  Kärnten 
und  Krain,  doch  mit  nicht  wenigen  Germanismen  gemischt  sei^ 
und  dass  die  angewandte  Orthographie  nicht  ganz  entspreche,  da 
besser  Luch  für  Luzh,  Chlouik  für  Zhlouik,  Ochak  für  Ozhak,  Chezt 


>)  Le  Bret,  Magazin  IX,  171.  —  Schnnrrer  31  f. 

*)  Le  Bret,  Magatin  IX,  172.  —  Scbnurrer  32.  —  Von  diesem  Briefe  gibt  es 
"irti  gleichzeitige  Abschriften  im  Krain.  Land.*Arch.  und  eine  gleichzeitige  Abschrift  in 
<ier  Tübinger  Bibliothek. 

JaMnich  des  ProCestaaCinn»  1806,  H.  UI  n.  IV.  |0 


134 

für  Zhaft  u.  s.  w.  zu  schreiben  sei  *).  Der  Herzog  übersandte  von 
Stuttgart  den  letzten  Februar  1560  Abschriften  des  Briefes  K.  Maxi- 
milian's  und  des  Gutachtens  an  Trüber,  meinte,  er  werde  wohl 
die  orthographischen  Mängel  zu  verbessern  wissen,  und  gestattete  ihm 
den  Weiterdrück  seiner  Bücher  in  Tübingen*).  Trüber  dankte  von 
Kempten,  8.  März  1560  dem  Herzog  für  seine  viele  Güte  und  Mühe  in 
dieser  Sache,  nahm  seine  Orthographie  gegen  das  Urtheil  des  Bericht- 
erstatters in  Schutz,  der  kein  Slovene  sei  [wie  er  ausdrücklich  er- 
beten habe),  sondern  ein  Beßyackh,  »mag  vielleicht  Herr  Doctor 
Scalichius  sein*  ■),  und  erklärte,  mit  dem  Druck  noch  so  lange  inne 
halten  zu  wollen,  bis  er  von  der  Landesobrigkeit  in  Krain  und  Unter- 
steier und  anderen  gelehrten  gottseligen  Krainern  und  Untersteirem 
lautern  und  wahrhaften  Bericht  über  seine  Dolmetschung  und  Ortho- 
graphie habe,  verhoffend,  dieselben  werden  sie  wohl  wie  bisher  für 
recht  und  verständlich  erkennen*).  Trüber  hatte  nämlich  inzwischen 
(schon  am  12.  Januar  1560  von  Kempten)  an  den  Landeshauptmann 
(Jak.  Frhr.  v.  Lamberg),    den  Landesverweser  (Jobst  v.  Gallenbergl 


*)  Von  diesem  Gutachten  („Tota  continentia  libri  hujus  Sclavonici"  elc.)  findet 
sich  eine  gleichzeitige  Abschrift  (meist  von  Truber's  Hand)  im  Krain.  Land.-Ärch.,  eirc 
andere  im  Laibacher  DomcapiteKArchiv,  eine  dritte  in  der  Tübinger  Bibliothek  (abgedruckt 
bei  Le  Bret,  a.  a.  O.  173,  fehlerhaft,  und  bei  Schnarrer  32~S4,  fehler  und  lückenbafr . 
und  das  Original  im  kais.  H.-  u.  St.-Archiv  in  Wien  (abgedruckt  im  NotUenbl.  der 
kais.  Akad.  der  Wissensch.  in  Wien  1852,  Nr.  13,  und  danach  in  den  Mitthcil.  des 
histor.  Vereins  f.  Krain  1853,  S.  37).  Auch  diesem  Abdrucke  des  Originals  ist  es  eigen 
ergangen.  Irgend  ein  Archivbeamter  hat  darunter  geschrieben:  ,Primus  Trüber*  unJ 
mit  der  Bezeichnung  „Ad  1660,  2.  Jänner"  versehen.  Mit  diesen  beiden  (Archiv*)  Notizen 
hat  es  Chmel  als  2.  Beil.  zu  Truber's  Brief  an  K.  Maximilian  v.  2.  Jan.  1860  (s.  ob.) 
im  Notizenblatt  abdrucken  lassen,  und  Sillem  (Primus  Trüber,  Erlangen  1861,  S.  42  f.f 
kommt  daher  auf  den  sonderbaren  Gedanken,  diesen  Bericht  für  eine  ^Rechtfertigung^- 
Schrift*  Truber's  anzusehen.  (!) 

•)  Original  und  zwei  gleichzeitige  Abschriften  (davon  eine  von  Truber's  Hand) 
im  Krain.  Land.-Arch. 

')  Ueber  Paul  Skalich  (eigentlich  Jelenchich),  den  Agramer  Schulmeisterssobn. 
der  Talent  genug  besass,  um  sich  auf  den  Namen  seiner  Mutter  (Skalichka)  zu  einem 
Nachkommen  der  fUrstl.  Familie  der  Skaliger,  zu  einem  Fürsten  de  la  Scala,  Mark- 
grafen von  Verona,  Hörgrafen  von  Hunn  hinaufzuschwindeln  und  Männer,  wie  König 
Maximilian,  Herzog  Christoph  von  Württemberg,  Herzog  Albrecht  von  Preussen,  Frhm. 
Hans  Ungnad  u.  A.,  zu  täuschen,  bis  er  endlich  enthüllt  wurde  und  im  Elend  endete; 
vgl.  J.  Voigt,  Paul  Skalich  (im  Berliner  Kalender  f.  1848),  Kausler  u.  Schott,  a.  a.  0., 
Th.  Elze,  D.  Univers.  Tübingen  u,  d.  Studenten  a.  Krain,  Tübingen  1877,  S.  8  £ 

*)  Copie  im  Krain.  Land.>Arch. 


135 

und  die  Verordneten  in  Krain  geschrieben  *),  ihnen  das  Vorgefallene 
berichtet  und  sie  gebeten,  ihm  ein  wahrheitgemässes,  stattliches 
Zeugniss  darüber  zu  senden,  dass  in  seinen  bisher  gedruckten  windi- 
schen Schriften  (die  er  beilegt)  kein  falsches  Dolmetschen  und  keine 
Schwärmerei  enthalten  sei,  dass  darin  alle  Artikel  der  Augsburgischen 
Confession  und  ihrem  Verstände  gemäss  gelehrt  werden,  und  dass 
sie  dem  armen  windischen  Volke  nützlich,  gut  und  verständlich  seien. 
Am  19.  März  1560  schrieb  er  nun  von  Kempten  aus  an  die  Freunde 
in  Laibach  •),  schickte  ihnen  das  Schreiben  des  Herzogs  vom  letzten 
Februar  1560  nebst  Abschriften  des  königlichen  Schreibens  (vom 
19.  Februar  1560),  des  (Skalich'schen)  Gutachtens  und  seiner  eigenen 
Antwort  an  den  Herzog  (vom  8.  März  1560)  und  bittet  sie,  bei  der 
Landesobrigkeit  und  der  Landschaft  anzuhalten,  dass  sie  bezeugen, 
seine  Sprache  und  Orthographie  sei  »dem  gemeinen  Mann  in  Krain 
verständlich  und  leslich*.  Bezüglich  des  Vorwurfs  der  Germanismen 
sagt  er,  er  hätte  ja  wohl  milost  für  gnada,  vafsania  für  trosht,  prid 
für  nuz,  shiuot  für  leben,  glos  für  shtyma  u.  s.  w.  setzen  können, 
wie  er  sich  denn  auch  etlicher  dieser  Worte  bedient  habe,  ,abcr  ich 
hab  bei  der  gemeinen  Creinerischen  sprach  bleiben  wollen*  ').  Am 
1.  April  1560  von  Kempten  sandte  Trüber  die  aus  Krain  ein- 
gegangenen Schreiben  und  Zeugnisse  an  Herrn  Ungnad*),  und  von 
da  ab  ging  es  nun  mit  dem  windischen  und  dem  krobatischen  Druck 
ungestört  vorwärts. 

Zunächst  folgte  1561  die  zweite  Lieferung  des  zweiten  Theiles 
Briefe)  des  Neuen  Testaments. 

4.  (Nov.  Test.  II,  b.)  —  1.  und  2.  Korinther,  Galater, 
Tüb.  1561,  4». 


>)  Original  im  Krain.  Land.'Arcb. 

')  Original  im  Krain.  Land.-Arch. 

s)  Kopitar  nnd  Andere  nach  ihm  haben  Trübem  immer  wieder  seine  Germa- 
r/.smeQ  Torgeworfen,  Dass  er,  aus  dem  Vaterlande  vertrieben,  in  Deutschland  die 
«'ovenische  Sprache  xuerst  in  Schrift  fixirte,  sollte  ihn  schon  an  und  für  sich  bei  jedem 
B-illgdenkenden  darüber  entschuldigen.  Obiger  Brief  zeigt  aber,  dass  nicht  er  diese 
germanisirenden  Ausdrücke  in  die  sloTenische  Sprache  eingeführt,  sondern  dass  er  sie 
iarin  Torgefonden  und  gerade  darum  beibehalten  hat  Das  mag  man  beklagen,  aber 
ihn  trifft  dann  nur  der  Vorwurf,  dass  er  in  zu  geringem  Grade  Purist  war.  Doch  wo 
:3t  jeweilen  die  Temünftige  Grenze  des  Purismus? 

*)  Tmber's  Brief  an  üngnad  v.  Kempten,  1.  April  1560;  Original  in  der  Tübing. 
Univcrs.-BibL,  abgedruckt  bei  KostrenÖiö,  S.  9  ff. 

10* 


136 

Von    diesem    Stücke   ist   kein   Exemplar   mehr   bekannt,    auch 
keine  Spur  davon  aufzufinden  gewesen  *). 

Noch  einmal,  zum  letzten  Male,  mischte  sich  um  diese  Zeit 
Vergerius  in  den  slavischen  Bücherdruck,  zwar  nicht  in  den 
slovenischen  (mit  dem  er  nichts  mehr  zu  thun  hatte),  sondern  in 
Herrn  Ungnad's  krobatischen  (mit  dem  er  eigentlich  gar  nichts  zu 
thun  hatte),  diesmal  aber  zum  Guten.  Im  Februar  1561  war  nämlich 
in  Ungnad's  Druckanstalt  zu  Tübingen  der  krobatische  Katechismus 
mit  glagolischen  Lettern  im  Druck  befindlich  (s.  Katechismen  4  a) 
und  man  hatte  dazu  eine  überlange  deutsche  Zuschrift  an  den 
K.  Maximilian  und  eine  krobatische  Epistel  des  Scalichius  gesetzt. 
Vergerius  bekam  einen  Abdruck  davon  in  die  Hände,  schrieb 
unter  des  Scalichius'  Epistel:  ^Statim  in  primo  folio  (vx  fex 
dumtaxat)  magna  apparet  ambitio,  sunt  enim  quinque  nomina  celebrata, 
et  aliqua  quae  non  sunt  vera,  recensentur ;  hocne  erit  docere  Croatos 
modestiam  et  humilitatem?  Utinam  Deus  aspiret  his  reptisl  metuo 
ne  faciat,  cum  fastum  et  ambitionem  odio  habeat.  Cur  non  liccat 
Christian©  homini  dicere  quod  sentiat?  Pe.  Pau.  Ver.*  und  schickte 
es  an  Herrn  U  n  g  n  a  d.  Darauf  ritt  er  selbst  sofort  nach  Stuttgart 
zum  Herzog.  (Truber's  Brief  an  die  Laibacher  Freunde  von  Urach. 
19.  März  1561;  —  Krain.  Land.-Arch.)  Der  Herzog  schrieb  sofort 
an  U  n  g  n  a  d :  die  Vorrede  zum  krobatischen  Katechismus  sei  zu  lang 
und  wäre  einfach  und  kurz  an  den  König  von  Böhmen  zu  stellen; 
er  solle  das  dem  Herrn  Primus  anzeigen,  der  werde  solches  wohl 
zu  verordnen  wissen.  Ungnad  entschuldigte  sich  darauf  von  Urach 
(7.  März  1561,  pr.  Stuttgart  9.  März  .1561)  beim  Herzoge:  er  habe 
die  Bogen  gerade  erhalten,  als  er  sein  letztes  Schreiben  an  ihn  ab- 
fertigen wollen,  da  habe  er  sie  eilends  beigelegt,  ohne  das  Deutsche 
nur  anzusehen.  Als  der  Bote  weg  gewesen,  habe  er  dies  gethan 
und  auch  ^desScalichj  Ceremonien  vernommen*.  Darauf  habe  er 
eilends  einen  Boten  an  Herrn  Stephan  nach  Tübingen  geschickt: 
er  (Ungnad)  wolle  in  der  Präfation  nit  stehn;  man  solle  mit  dem 
Druck  dieser  ersten  Quaterne  stillhalten,  ihm  alle  vorhandenen  Exem- 
plare zuschicken  und  etwa  ausgegebene  kaufweise  oder  wie  immer 
möglich  wieder  an  sich  bringen ;  er  wolle  darin  ungemeldet  sein  und 
in  der  Vorrede  solle  nichts  anderes  sein,  als  blos  einfach  und  kurz 


1)  Schnurrer  23;  Kopilar  401,  Anm.  1. 


137 

an  die  königliche  Würde ;  die  Ehre  gebühre  Gott  und  dem  Herzoge. 
Umgehend  (Stuttgart,  9.  März  1561)  antwortete  der  Herzog  an 
Ungnad:  Du  hast  recht  und  wohl  gehandelt  die  weitläufige  Präfation 
in  den  krobatischen  Katechismus  abzustellen  etc.  Du  wollest  dem 
Trüber  und  den  Andern  anzeigen,  dass  sie  uns  darin  auch  nit 
melden  wollen.  Denn  es  will  sich  nit  gebühren,  dass  in  Gottes  Sachen 
die  Menschen  auch  mit  sollen  eingezogen  werden.  (Beide  Briefe  im 
k.  Archiv  zu  Stuttgart.)  —  Natürlich  hatte  Herr  Ungnad  sofort 
auch  nach  Kempten  an  Trüber  geschrieben :  er  möge  sich  eilends 
nach  Tübingen  verfügen,  denn  es  sei  im  krobatischen  Drucke  in 
der  Vorrede  etwas  gefehlt.  Trüber,  der  schon  im  vorigen  Jahr 
von  der  Landschaft  in  Krain  als  Landschaftsprediger  in  Laibach  be- 
rufen war,  aber  nach  mancherlei  Verhandlungen  noch  auf  eine  Ent- 
scheidung wartete,  hatte  damals  seine  Stellung  in  Kempten  aufgegeben, 
den  Pfarrhof  für  den  Nachfolger  räumen  müssen  und  wusste  eben 
nicht,  wohin  mit  Weib  und  Kind.  Daher  zog  er  ungesäumt  mit 
den  Seinen  und  aller  Habe  in  sechs  Tagen  nach  Urach  und  von 
da  nach  Tübingen,  wo  er  dann  die  Druckangclegenheiten  ordnete. 
Man  druckte  damals  eben  auch  die  krobatische  Uebersetzung  des 
kleinen  Katechismus  Luther's  (s.  Katechismen  4e)  und  der  Predigt 
de  vocabulo  et  efficacia  fidei,  »tuelc^e  jtöO  ftücf^  (schreibt  Trüber)  fic^ 
nic^t  jufammcn  3n  ein  büc^I  raiimcn,  »arumfe  fpbt  \x  bcn  mein  3n  XVI  • 
(s.  Katechismus  4)  nid|t  laffen  boImetfd|en,  bct  ift  lenger  onb  nad|  notturft 
QU^elcgt*.  (Trüber  an  die  Freunde  in  Laibach  vom  19.  März  1561 ;  — 
Krain.  Land.-Arch.) 

Die  bisher  genannten  Stücke  des  slovenischen  Testaments  dienten 
den  beiden  bei  dem  Freiherrn  Hans  Ungnad  in  Urach  (Wirten- 
berg) befindlichen  krobatischen  Uebersetzern  Anton  Dalmata 
und  Stephan  Consul*)  als  Grundlage  ihrer  Uebersetzung  in's 
Krobatische,  in  welcher  sie  freilich  Trübem  bald  überholten.  Dieses 
krobatische  Neue  Testament  erschien  dann  in  Tübingen  1562  und 
1563,  sowohl  in  glagolischer  als  in  cyrillischer  Schrift.  Die  Titel  lauten : 

4a.  (Prvi  del  Novoga  Testamenta,  po  Antonu  Dalmatinu  i 
Stipanu  Iftrianu;  —  9  Zeilen  glagol.)  Darunter  deutsch:  2)ct  etft 
^Ib  I^t  bc§  netoen  le*  ]  ftamentg,  barinn  fein  bie  oier  ßtiangeliften  ünb 
ber  %s  I  poftel  @e]d)xd)t,  jcfet  jum  erftcn  mal  in  bie  ßro*  |  batifrf^e  ©ptac^ 

')  Ucbcr  Stephan  Consul  und  Anton  Dalmata  s.  bei  den  Katechismen. 


138 

Derbotmetjdit,  Diib  mit  |  ©lagolitcöen  SSut^ftaben  l  gettiicfl.  ||  V  Tubingi 
leto  od  Krstova  roiflua.  |  1 .  5  .  6  .  2.  |  —  Mit  sehr  interessanter 
deutscher  Vorrede  Truber's  an  König  Maximilian  (29  Seiten),  unter- 
zeichnet :  SBracf)  am  12  tag  Sanuorij  Stitno  ic.  1562.  |  g.  ÄÖn.  SRoi). ' 
SBnbert^Qnigiftct  ßaplan.  |  5ßtinmg  Itubet  Greinet,  tiet  3*'*  ^for^ 
gü  ^xad).  —  26  Blätter  (Titel,  Widmung,  Vorreden)  und  Text  206 
Blätter  in  4».  (Vgl.  Schnurrer  89  ff. ,  Kopitar  439  ff.— Auflage  SOOOEx.) 

id.  (Drugi  djal  Novoga  Tefhtamenta ;  —  5  Zeilen  glagol.) 
Darunter  deutsch :  33et  anber  1|qI6  t^eit  be#  nerocn  Iefta=  |  mmts, 
je§  jum  erften  in  bie  ©i:oba=  |  titdje  ©proi^  »erbolmetfe^,  |  tmb  mit 
©tagolifc^n  |  öudlftaben  gc^  |  tnirft.  |  (Bibelspruch,  4  Zeilen  glagol.) 
Shtampan  V Tubingi.  |  1.5,6.3.  |  — Die  (krobatischc)  Vorrede  ist 
von  Ant.  Dalmata,  Steph.  Istrian  und  Georg  Juritschitsch  unter- 
schrieben. —  Mit  Holzschnitten  illustrirt,  —  31  Seiten  (Titelblatt. 
Vorrede),  Text  2  Alphabete,  4  Bogen  in  4",  (Vgl.  Schnurrer  93  f.. 
Kopitar  444.  —  Auflage  1000  Ex.) 

4c.  {Prvi  6i\  novoga  Tefhtamenta,  —  po  Anton u  Dalmatinu 
i  Stipanu  Iftrianu ;  —  11  Zeilen  cyrillisch.)  Darunter  deutsch:  Ter 
erft  ^16  üt^cil  beä  neroen  Zt=  \  ftamentä,  imrinn  fein  bie  uier  Gnaii- 
geliften  |  mh  bet  Slpcftel  ®e5ii)ii:^t,  jegt  jum  erftenmol  in  bie  j  ttobotiid)!- 
©ptoc^  oerbofmetfi^t,  mh  mit  |  S^tuIijc^enSudjCtabcn  ]  gcttutft.  ||  V  Tubingi 
1 . 5  . 6  . 3.  I  —  2  Alphabete  9  Bogen  Text,  18  Seiten  Titel  und 
Vorrede,  in  4°.  —  Die  deutsche  Zuschrift  an  Wolfgang  Pfalzgrafcn 
bei  Rhein  ist  unterzeichnet:  Tübingen  ben  4.  aRaij  Slnno  JC.  63.  | 
fSroer  gütft.  &.  \  SJnbetttiänige  |  Ißtimnä  Itubet  Greinet,  Antonius 
33ütmQta,  Step^annS  ßoniul  §iftrianuä.  —  Darauf  dieselbe  Zuschrift 
krobatisch- cyrillisch,  aber  blos  von  den  beiden  Letzteren  unter- 
schrieben. —  (Vgl.  Schnurrer  94  f.,  Kopitar 452.  —  Auflage  1000  Ex.) 

4ä.  (Drugi  d^I  novoga  Tefhtamenta;  —  7  Zeilen  cyrillisch.) 
Darunter  deutsch :  3)er  onbet  ^atb  t^eil  bcS  nettien  Xef{a=  |  ments,  jf^ 
jum  erften  in  bie  Stoba^  |  ttfc^  @pca<^  ceibolmetfc^t,  |  tmb  mit  (Sqtu' 
lifc^n  I  aSn^ftaben  gc  [  tturft.  ||  (Bibelspruch,  4  Zeilen  cyrillisch,)  \ 
Shtampan  V  Tubingi.  |  1.5.6.3.  |  —  2  Alphabete  5  Bogen  3  Blatt 
Text  und  31  Seiten  Titel  und  Vorrede,  in  4*.  —  (Vgl.  Schnurrer 
95  f.,  Kopitar  452.  —  Auflage  1000  Ex.) '). 

<)  Ei  mag  hier  noch  bemerkt  werden,  äasi  auch  eine  Probe  au*  deo  Propheten 
(JesAiaii),    Uberietzt  von  Leoohard  Mercberiisch,    in   krobttlscher  Sprache    sowohl    mi' 


139 


Die  Verhältnisse  der  Männer,  in  deren  Händen  damals  diese 
literarische  Entwicklung  lag,  hatten  sich  um  diese  Zeit  eigenthümlich 
gestaltet  und  mannigfach  verwirrt  *).  Trüber,  seit  Juni  1560  als  Prediger 
nach  Laibach  berufen,  hatte  seine  bisherige  Isolirtheit  als  Schrift- 
steller und  zugleich  Verleger  inso^^^eit  aufgegeben,  als  er  wegen  des 
Druckes  und  Verlages  im  August  1560  mit  Herrn  Ungnad  in 
Verrechnung  getreten  war*).  Ungnad  seinerseits  hatte  aus  dem 
früher  erzählten  Vorfalle  mit  Scalichius  und  Vergerius  deutlich 
erkannt,  dass  er  für  seine  Anstalt  (zumal  bei  der  Entfernung  Tübingens 
von  Urach)  durchaus  eines  kundigen  und  zuverlässigen  Leiters  der- 
selben bedürfe,  und  suchte  nun  Trüber  dafür  zu  gewinnen.  Da 
diesem  der  sehnlich,  aber  ohne  Grund  erwartete  schliessHche  Bescheid 
aus  Krain  immer  länger  ausblieb,  nahm  er  nach  längerem  Zögern 
;noch  am  19.  März  1561  lehnte  er  ab)  den  Vorschlag  Ungnad's  und 
die  von  diesem  beim  Herzog  Christoph  von  Wirtenberg  ihm  er- 
betene Pfarrstelle  in  Urach  an.  Da  erschien  im  Mai  1561  der  von 
der  krainischen  Landschaft  besoldete  Procurator  Elias  Stotzinger  in 
Urach,  um  Tr  ubern  nach  Laibach  abzuholen.  Mit  diesem  zog  Trüber 
im  Juni  1561  in  sein  Vaterland,  nachdem  man  übereingekommen 
war,  dass  er  noch  einmal  zur  Ordnung  des  Druckwesens  in  Urach 
auf  einige  Zeit  dahin  zurückkehre,  was  er  auch  von  September  1561 
bis  Juni  1562  that.  Aber  der  ehrgeizige  und  intriguante  Steph. 
Consul,  der  sich  wohl  nur  ungern  unter  Trüb er's  Leitung  gefügt 
hatte,  wusste  dessen  Ansehen  durch  Verleumdungen  zu  untergraben 
und  sich  bei  Herrn  Ungnad  einzuschmeicheln.  Es  gab  Unannehm- 
lichkeiten und  Schwierigkeiten,  und  Trüber  sagte  sich  vom  kroba- 
tischen  Werke  los  (October  1562).  In  Laibach  selbst  entstanden 
Trabern  Gegner  unter  seinen  protestantischen  Freunden.  Der  ehr- 
geizige Klombner  fühlte  bald,  dass  er  künftighin  in  der  Leitung 
der  evangelischen  Kirche  Krains  nichts  mehr  zu  sagen  habe.  Er 
verhandelte  insgeheim  mit  Consul,  hetzte  schriftlich  bei  Ungnad 
und  bildete  in  Krsun  mit  einigen  protestantischen  Predigern  (nament- 


gbfoUschen  als  mit  iateinUchen  Lettern  1664  in  Tübingen  (Urach),  je  50  Ex.,  gedruckt 
«urde.  Doch  ist  davon  kein  Exemplar  bekannt.  (Vgl.  Schnurrer  69  ff.  EUe,  D.  Univ. 
Tübingen  n.  d.  Studenten  a.  Krain  66  f.) 

»)  VgL  hierüber  meine  Superintendenten  der  ev.  Kirche  in  Krain,  Wien  1863, 
S.  10  ff. 

')  Schnurrer  52. 


140 

.lieh  krobatischer  Abstammung)  eine  Partei  gegen  Trüber,  mit 
deren  Hilfe  er  die  Leitung  der  gesammten  literarischen  Thätigkcit 
des  Krainer  Landes  in  seiner  Hand  zu  vereinigen  suchte.  Trüber 
selbst  war  durch  seine  Amtsgeschäfte  in  der  Organisation  der  Kirche 
und  der  Gemeinden,  in  Predigten  und  geistlichen  Amtshandlungen 
so  in  Anspruch  genommen,  dass  ihm  kaum  Zeit  zu  literarischer 
Thätigkeit  übrig  blieb.  Die  wenigen  Augenblicke,  die  er  dafür  er- 
übrigte, widmete  er  der  Herstellung  einer  windischen  Kirchenordnung  M, 
die  fiir  ihn  und  die  evangelische  Kirche  seines  Vaterlandes  jetzt  das 
dringendste  Bedürfniss  war.  Aber  gerade  diese  gab  (wie  schon  früher 
erzählt  wurde)  Veranlassung  zu  seiner  abermaligen  Vertreibung  aus 
Krain  (Juli  1565). 

Herr  Ungnad  war  am  27.  December  1564  gestorben.  Seine 
Anstalt  hörte  auf.  Das  krobatische  Werk,  nun  ohne  Haupt,  ohne 
rechtes  Leben,  ohne  breitere  dauerhafte  Basis  im  Volk,  schlief  nach 
und  nach  ein  und  hatte  dann  ein  Ende.  Trüber  war  verbannt, 
aber  das  slovenische  Werk  ging  fort,  denn  seine  Grundlage  war  das 
slovenische  Volk  und  die  krainische  Landschaft.  Er  arbeitete  auch 
in  der  Ferne  weiter,  die  Besseren  der  Männer,  die  ihm  abwendig 
gemacht  worden  waren,  wandten  sich  nach  und  nach  seinem  Werke 
wieder  zu,  neue  Kräfte  wuchsen  (zum  Theil  unter  seinem  Schutze) 
heran  und  setzten  seine  Arbeit  fort,  in  freierer  und  besserer  Sprach- 
entwicklung den  Bahnbrecher  und  Führer  mit  der  Zeit  noch  über- 
treffend. 

Das  Nächste,  was  Trüber  der  OeflTentlichkeit  übergab,  nach- 
dem er  1565  in  Wirtenberg  (zu  Laufen  am  Neckar)  eine  neue 
Heimat  gefunden  hatte,  war  eine  slovenische  Uebersetzung  des 
Psalters  mit  ausfuhrlichen  Auslegungen.  Er  hatte  elf  Jahre  lang 
in  Kempten,  Urach  und  Laibach  über  denselben  gepredigt,  ihn  über- 
setzt und  das  Manuscript  war  1564  druckfertig.  Da  erfuhr  er,  dass 
Klombner  eine  gleiche  Uebersetzung  dem  Bochoritsch  auf- 
getragen habe  (wovon  früher  berichtet  wurde),  und  schrieb  darüber 
von  Laibach,  8.  Mai  1564  an  Herrn  Ungnad,  welcher  ihm  darauf 
antwortete :  dass  Klombner  dem  Schulmeister  zu  Gurkfeld  (Bochoritsch) 
eine  Uebersetzung  des  Psalters  aufgetragen,  sei  ohne  seinen  Befehl 
geschehen;    er  habe    auch    nicht    gewusst,   dass   Trüber    denselben 


1)  Vgl.  Ritualbüchcr  4. 


141 


dolmetsche ;  da  Trüber  ausser  der  angefochtenen  Kirchenordnung  nie 
etwas  zum  Druck  herausgeschickt  habe,  so  habe  er  erachtet,  dass 
wenn  ein  gutherziger  christlicher  Mann  etwas  Christliches  übersetze, 
namentlich  wenn  dies  recht  und  gut  befunden  werde,  dasselbe  wohl 
gedruckt  und  dadurch  die  Sache  gefördert  werden  möge,  denn  die 
Kirche  Gottes  sei  an  kein  End  und  Ort  gebunden,  wie  Trüber  baß 
wisse,  wie  denn  im  Reich  der  Psalter  auch  an  mehrern  Orten  von 
^gottseligen  Menschen  verdeutscht  und  gedruckt  worden  sei,  wie 
Trüber  auch  wisse  *).  Nach  einigen  anderen  derartigen  Weiterungen, 
Nachklängen  der  geschilderten  Missverhältnisse,  blieb  die  Sache  ruhen, 
bis  Ungnad  gestorben  und  Trüber  nach  Wirtenberg  gekommen 
war.  Hier  bereitete  dieser  sofort  sein  fertiges  Manuscript  zum  Druck, 
dessen  Vorrede  vom  1.  Januar  1566  datirt  ist. 

5.  Ta  Celi  Pfalter  Dauidou,  |  VTIM  SO  |  VSI  SHLATH 
VISSOKI  BOSHY  |  Nauuki,  Troshti,  Pryteshi.  Prerokovane,  Te  | 
lefufeue  inu  nega  Suete  Cerque,  Molytue,  Pro-  |  shne,  Huale  inu 
Sahuale,  etc.  Sdai  peruizh  vta  |  Slouenski  Jefik  Iftolmazhen,  inu 
kratku  fa-  |  ftopnu  Ifloshen,  skufi  PRIMO-  |  SHA  TRUBERIA  | 
Crainza.  |!  2)cT  gan^  ?ßfatter  |  in  bic  SlBinbifc^c  |  Sprach  jum  crftcn 
mal  öctboIntctj(^t,  Dnnb  |  mit  lurfeen  öcrftcnbigcn  ärgumcntcu  |  önb 
Sd)OÜen  erflärt.  ||  PSAL.  68.  ||  Increpa  feram  arundinis,  congrega- 
tionem  Tau-  |  rorum  inter  vitulos,  populos  conculcantes  pro- 
pter  Argentum,  Diffipa  gentes  quae  bella  volunt.  |  V  TIBINGL 
M.  D.  LXVI.  I 

Dieses  Buch  in  8^  besteht  aus  16  (incl.  Titelblatt)  ungezählten, 
2t>4  gezählten  und  wieder  8  ungezählten  Blättern  und  hat  sloveni- 
sche  Rand-Summarien  in  lateinischer  Schrift.  —  Die  Rückseite  des 
Titelblattes  ist  leer.  —  Dann  folgen  10  Blätter  deutsche  Zuschrift  *) 
an  die  Herren,  Grafen,  Freiherren,  Ritter,  Edelleute,  Bürger  und 
alle  gottseligen  Christen  in  Crain,  Untersteier,  Kärnten,  Görz,  der 
Windischen  Mark,  Metling,  am  Karst  und  in  Histcrreich,  der 
Augsburgischen  Confession  Verwandte.  Er  habe  diese  windische 
Verdolmetschung  seit  zwei  Jahren  völlig  fertig,  habe  den  Psalter 
nicht  nur  aus  eigenem  täglichen  Gebet  und  dem  Studium  der 
Commentare    gelernt,     sondern    auch    elf  Jahre    hintereinander    (in 

1)  Original  im  Krain.  Land.-Arch. 
*f  Schnarrer  117  f. 


-• 


<ru*r  ^yL^t   t-tt*«««   kam.     ,-V-:a    n^   mi'  fr.»    rrT^ri^   "äsrnru«   in 

t^/^r*fr,  ^ .  —  KI*cra--t  4  -iirsjger^'-'t*  Blirter  nrt  cn-r  sTovenischcn 
7jri^Jr.T,rZ:  Vvnn  B^-^-irw^^rhfra  T*n:':i:  Crsinji^cs  in-s  S'ouenom  od 
fci^a  ^ici^  Chrs«r.2$a  rsch  dobro  prDS?-jn,  e:c  :rvf  schlresst:  Vash 
vvth  brat  ^.  -  i'.'j.*r-abts5c  PrTm-.^h  Treiber  is  Rastrrf'rr  Das  folgende 
i«55^2ar..t^  B.att  ist  leer.  —  N:ni  b-e^'ns«!  die  gezahlten  Blätter, 
voo  d^Jien  z,inarr:st  EL  1 — 14  eine  V^rräie  zum  Psalter  enthält  : 
P/'Äi^'>vor  zhes  ta  p^alter  '  Lete  b-i-c  vkaterih  so  stu  inu  pelderset 
IfoIytCr-x  in 3  D-ihouskili  Pcisscn,  sapcssace.  etc  ;  Schluss:  Timu  bodi 
vfna  Zhaft  ve'-coma.  Amen.  :  —  BL  14  r:  leer.  —  BL  15 — 264: 
Text  der  Uebersctzun^  des  Psalters.  Jedem  Psaim  ist  eine  aus- 
führliche Inhaltsanzeige  Samma.  vorgesetzt.  —  BL  264*  schliesst: 
Vfte  ta  kar  sapo  ima.  Tu  hoali  [  Gospudi  Allelira.  ;  Tiga  Psalteria 
konej  I  —  Schliesslich  folgen  8  ungezählte  Blätter  mit  zwei  alpha- 
betiji^hcn  Registern,  nämlich  4  BIl. :  Regishter  Latinski  vfeh  Psalmou, 
kei  na  katerim  lystei  inu  platd  vfald  vietih  Buquah  se  naide  (nach 
den  lateinischen  Pszdmanfängen*,  und  4  Bll.:  Kratig  Regishter  inu 
Samerkane  od  zhes  vfaki  Pfalm  fuseb,  |  nornejh  gonori,  kadai  inu 
fakai  |  fe  ima  molyti  inu  brati  (nach  dem  Inhalt).  —  Zuletzt  folgt 
ein  kurzes  Druckfehler -Verzeichniss:  Errata,  kai  se  ie  V  druku  pre- 
gledalu. 


^)  Vielleidit  war  dieser  Möncli  ein  ^wisser  Lucas  a  Sittich  Canonic  Labac, 
welchem  (nach  gfltiger  Mtttheilong  des  Herra  Prot  Dr.  A.  Loschin  von  Ebengreutfa 
1a  Grax)  dat  in  der  UniTersitits-Bibliothek  zn  Olmutz  befindliche  Exemplar  dieses 
Werket  gehörte,  in  dem  an  der  betreffenden  Stelle  eine  gleichzeitige  Randnote  mit  dem 
heftigiten  pertiinUcheD  Angriffe  gegen  Tmber  als  Verftihrer  u.  s.  w.  beigeschrieben  ist 
«-  Di«  fcböne  deotiche  Vorrede  rerdiente  wohl  einen  aosfiihrUcheren  Auszug,  als  den 
hier  mit  Rücksicht  aaf  den  Raum  gegebenen,  znmal  sie  för  alles  Lehrhafte  anf  die 
folgende  längere  windische  Vorrede  rerweist  und  Tielleicht  das  schönste  Denkmal  des 
Charakters  ihres  Verfassers  und  eine  herrliche  Probe  seines  deutschen  Stiles  ist.  Mehr 
als  Schnurrer  gibt  auch  Sillem  (S.  72)  davon  nicht. 


143 

Diesem  Buche,  dem  einzigen  des  Alten  Testaments,  von 
welchem  Trüber  eine  slovenische  Uebersetzung  gegeben  hat,  Hess 
dieser  zunächst  (im  Januar  1567)  wieder  eine  Fortsetzung  derjenigen 
des  Neuen  Testaments  (U  c)  folgen,  welche  die  weiteren  Briefe  des 
Apostels  Paulus  enthält. 

6.  SVETIGA  PAV  |  LA  LISTVVI,  HTIM  |  EFESERIEM 

FILIPERIEM,  I  COLOSSERIEM,  TESSALONIHERIEM,  TI-  \ 
raoteu,  Titu  inu  Filemonu,  piffani,  fdai  per-  |  uizh  vta  Slouenski  lefyk 
tolmazheni,  inu  1  kratku  faftopnu  ifiosheni,  skufi  |  Primosha  Truberia  | 
Crainza.  ||  2)c§  ^eiligen  ?ßauli  Spiftdn,  bie  er  an  bie  |  ©p^cfer,  ?ß^iß|)pcr, 
ßoloffct,  I^effalonic^er,  Simotl^eum,  j  litum  önb  5ßt|ttcmoncm  gefdiribcn, 
jiim  er-  |  ftcn  ma^I  in  bie  2Binbifd|c  @prac^  tjcrbol-  |  metfc^t,  önb  mit 
furzen  tjcrftänbi-  |  gen  Slrgumcntcn  onb  Sd^o-  |  Ken  erflätet.  ||  Effa.  52. 
Rom.  15.  I  Quibus  non  est  annuntiatum,  videbunt:  |  Et  qui  non 
audierunt  de  eo,  intelligent.  i|  UTIBINGI,  |  M.  D.  LXVII.  | 

Dies  Buch  *)  in  4*  enthält  88  Bll.  mit  Randsummarien  in  deut- 
schen Lettern.  —  Die  Rückseite  des  Titelblattes  ist  leer.  —  3  Bll. 
deutsche  Zuschrift  an  die  gottseligen  Frauen,  Witwen  und  Jung- 
frauen in  Crein,  Untersteyr,  Kärnten  und  der  Grafschaft  Görz,  weil 
sie  durch  Einrichtung  von  Hausgottesdiensten  in  deutscher  und 
^^ndischer  Sprache  auf  ihren  Schlössern  und  Höfen  so  viel  Gutes 
für  die  Ausbreitung  des  Evangeliums  und  das  Lesen  der  windischen 
Sprache  gewirkt,  sich  um  seine  Rückberufung  in's  Vaterland  und 
die  Aufrichtung  des  Predigtamtes  in  Laibach  und  an  anderen  Orten 
besonders  bemüht  und  durch  Errichtung  und  Erhaltung  des  Armen- 
Fastens  vielfach  Hilfe  und  Segen  verbreitet  haben.  Den  Spott  der 
Lästerer,  ^dass  er  dieses  Buch  den  Weibern  dedicire  und  zuschreibe*, 
^volle  er  durch  der  Propheten  und  Apostel«  des  Herrn  Christi 
J-elbst  und  der  alten  Kirchenlehrer  Verhalten  beantworten  lassen. 
»Geschriben  zu  Dercndingen,  im  Monat  Januario,  Anno  1567.*  etc. 
»Primus  Trüber,  Pfar*  |  herr  daselbst.*  —  5 — 6  Blatt:  Slovenische 
Zuschrift  an  die  Krainer  und  Slovencn :  VSEM  CRAIN-  |  ZOM 
INV  SLOVENOM  I  myloft,  prauo  Vero,  inu  volnu  terplene,  |  od 
ß^ga  Ojheta,  skufi  Jefufa  |  Criftufa  proßim.  |  Zum  Schluss  (6  Bl  a, 
oben):  Molj'te  fa  me,  kakor  ieft  fa  vas.  Letu  pishem  is  Deren- 
^nge,   na  teh   trieb  Kraleu  dan,  vtim  leitu  po  Criflufeuim  Royftuu, 

0  Erwähnt  bei  Kopitar  401,  Anm.  1.  Noch  nirgends  beschrieben. 


144 

1567  I  Vash  vfeh  fueilli  |  Sliishaljnik  |  Primush  Trüber  |  Crainej, 
Darunter  eine  Holzschnitt- Arabeske.  Die  folgende  Seite  (6  Bl.  c" 
leer.  —  Nun  folgen  83  (richtig  82,  denn  die  Zählung  ist  mehrfach 
versehen)  gezählte  Blätter.  BI.  1  —  7:  Einleitung  zum  Brief  an  die 
Epheser;  OD  TIGA  MEI.  1  STA  EFESA.  |  Köpfe;  ARGVMENT 
S.  PAVLA  LYSTV  |  HTIM  EFESIOM.  1  —  Bl.  8  <?— 20  a  :  D( 
Brief  an  die  Epheser.  —  Bl.  20(^—24*  (Mitte):  PREDGVVOR 
ZHES  TA  LVST  S.  PAVLA  |  htim  Fiiipperiem.  j'  Üd  Imena,  Bo- 
gaftua  inu  diane,  tiga  Meifta  Filippos.  |  —  BI.  24^  (Mitte)  —  Bl.  32r 
Der  Brief  an  die  Philipper.  —  Bl.  33—34//  (oben):  SVF.TIGA 
PAV^  I  LA  LYST  PISSAN  |  htim  CoIolTeriem.  |1  Od  tiga  Meiila 
CoIofTa.  li  Kopfe:  PREDGVVOR  ZES  TA  LYST  |  HTIM  CO. 
LOSSERIEM  I  .  —  Bl.  34^  (Mitte)  —  41*:  Der  Brief  an  die  K.> 
losser.  —  Bl.  42a— 43«  (Mitte):  SVETIGA  PAV=  |  LA  PERVI 
LYST  PIS-  I  fan  htim  TelTaloniheriem.  .j  Od  Meifta  TefTalonica. 
Kopf  der  folgenden  Seite:  PREDGVVOR  ZHES  TA  LYST  |  .  - 
Bl,  43fl  (Mitte  —  ÖOd:  Der  1.  Brief  an  die  Thessalon  ich  er.  - 
Bl.  ölrt  — 5U  (Mitte):  TA  DRVGI  |  LYST  HTIM;  TES=  |  falon:- 
heriem.  J  ARGVMENT  INV  SVMMA  letiga  Lyftu.  [i  —  Bl.  öl- 
(Mitte)  —  55*:  Der  2.  Brief  an  die  Thessalonicher.  —  Bl.  56«  - 
58a  (Mitte):  PREDGVVOR  |  ZHES  TA  LYSTV  SVE=  |  tiga  Pauli 
Htimoteu  J  Du  inu  kai  ie  Timoteus  bil.  [  —  Bl.  57  (Zahl  vergessen); 
ARGVMENT,  SVMMA  INV  KRA-  |  tig  fapopadik  vfiga  per^wgi 
Ly-  I  ftti  Htimoteu.  |  —  Bl.  58a  (Mitte)  —  67*:  Der  1.  Brief  an 
Timotheus,  —  Bl.  68<i  — 68*  (Mitte):  ARGVMENT,  |  SVMM.^. 
KRATIG  SAPOPADIG  |  tiga  drugiga  Lyftu  Suetiga  Paula  [  Hü- 
motcu.  I  —  Bi.  08*  (Mitte)  —  74*:  Der  2.  Brief  an  Timotheus.  - 
Bl.  75«  —  76*  (Mitte):  PREDGVVOR  |  ZES  TA  LYST  SVE- 
TIGA I  Paula  timu  Titu  pilTan.  ;|  Du  ie  Titus  bil,  koku  fe  ie  der- 
shal,  ka-  I  dai  ie  vmerl.  '|  Bl.  76  (Zahl  vergessen):  ARGVMENT, 
SVMMA  INV  l  kratig  Sapopadig  letiga  vC-  |  ga  Lyftu.  |  —  Bl.  7>ii 
(Mitte)  —  SO-i:  Der  Brief  an  den  Titus.  —  Bl.  SO*  —  81a  (Mitte;- 
PREDGVVOR  1  INV  ARGVMENT,  KRATIG  Sapopadig  Suetiga 
Paula  Lyftu,  kir  ie  li-  |  mu  Filemonu  pilTal,  —  Bl.  Sic  (Mitte  — 
82*  (Mitte):  Der  Brief  an  den  Philemon.  —  Bl.  83  (richtig  82).i: 
Nachschrift  an  die  Krainer  und  Slovenen  :  ,Dofehmai,  ui  luhi 
Crainci  inu  Slouenci,  imate  utim  nashim  lefiku  1  ufe  Lyftuue  ian 
Pyfma  S.  Paula,    kakou  pag  Shaz   inu  blagu  tukai  ]  imate,    guishr-J 


145 

famiga  lefufa    fo    vfem    nega  Nebeskim  Blagum,    tu  |  fmo    uom  uti 

Predguuori  zhes  ta  perui  Lyfl:  htim  Rymlanom  poueidali.  |  Onu  ie  she 

en  Lyft  piflan  htim  ludom,  kateri  tudity  eni  menio  de  ie  S.  |  Paula, 

oli  kadar  ie  nekuliku  teshak,  inu  potreben,  de  fe  proufaftopi.    lest  | 

hozho  ta  ifli  fufeb  fobilno  islago,  aku  Bug  muimu  shiuotu  odlog  inu 

pa-  I  met  da,    drukari.     Inu   kir   te   liftuue  S.  Paula  inu  tih  logrou, 

taku  dolgu,  I  kafnu  inu  fufeb,  nekar  kmalu  ukupe,  ne  puflim  drukat, 

Tu  della  mu  le  |  teshku  dolgouane,  preganene,  fem  ter  tam  uleghene, 

de  ne  fem  nigdar  |  tulikain  pokoia  imel,    de  bi  letu  Boshye    pridnu 

inu  potrebnu   dellu   htimu  |  ifvelyzhanu,    bil   dokomal.    Inu   tudi   ne 

fem,   kakor   fdai   nemam   tulikain   de-  |  nariue,    kir  bi  tiga  Drukaria 

plazhal.   left  ne  fem  tudi  tih  Lyftou,    kir  |  fem  tolmazhil,    hotel  pu- 

ftiti  faleshati,    de  bi  ufi  kmalu   drukanu  bili,    fakai  |  ieft  fem  fe  bal, 

inj  she  fdai,    de  bi  poprei  ne  umerl,   bi  ufe    to(l)maghil,  |  inu  ty  kir 

sc  tolmazheni,    bi   tudi  po  mui  Smerti  ne  bili  tolmazheni,  etc.  |  Per 

tim  ima  tudi   vfaki   ueiditi,    de   fem  S.  Paul    fuih  Lyftou   nei   kmalu 

pif^  I  fal,  temuzh  po  zhafu  inu  po  redu,  S.  leronim  tudi  nei  to  Biblio 

kmalu  I  tolmazhil  inu   islagal,    Glih  taku  ty  drugi  ftari  inu  noui  Vu- 

zheniki,  ToU  |  raazhary  inu  PilTary,  ne  fo  kmalu,  temuzh  fufeb  po  rcdi 

tu  S.  Pifmu  if«  I  lagali.     Obtu  letu  muie   fufeb  drukane,    ment  oben 

brumen  faftopen  Kerf:=  |  jhenik  ne  bo  na  hudu  islagal.  Patehmal  raven 

ictih  fuetih  Lyftou,    fmo  |  inu  bomo  tudi  druge  pridne  Buquice  dru- 

kaii.  Proßite  Bogu  fa  |  me,  koker  ieft  ueden  fa  uas.  De  uas  fa  uolo 

Tuiga  Synu  0*=  |  baruie  pred  Papeshkim  Anticrishtouim  nu=  |  kum,  inu 

y»red  to  Tyransko,   Tursh-  |  ko  Voisko  inu   Oblaftio,  |  Amen.*  |  — 

Die  letzte  Seite  leer. 

Aus  diesem  seltenen,    nur  in  einem  Exemplare   (in  der  Univ.- 

Bibl.  zu  Göttingen)  bekannten  Buche  mag  hier   als   eine  Probe  der 

Leistung  Trübe r's  als  Bibelübersetzer  der  kurze  Brief  an  Philemon 

foWen  1 

,SVETIGA  PATLA  LYST  HTIMU  FILEMONV. 

9  Paulus  letnik  Criftufou  lefufou,  inu  Timoteus  nash  Brat,  File- 
»monu  timu  lubimu  inu  nashimu  rauenpomozhniku,  inu  tei  Appij 
»lubefimi,  inu  Arhippu  nashimu  Rauenuitefu,  inu  tei  Cerqui,  kir  ie 
»vtai  Hyshi.  Gnadu  inu  Myr  bodi  vom  od  Boga  nashiga  Ozheta,  inu 
,od  Gofpudi  lefufa  Criftufa.  Ieft  fahualim  muiga  Boga,  inu  fmiflim 
.vfclei  na  te  vtih  muih  molytuah,  potehmal  iest  flishim  od  te  tuie 
/lubefni   inu  Vere,    katero  ri   imash   pruti  Gofpudi  Icfufu,  inu  pruti 


146 

,vfem  Suetnikom,  de  ta  Vera,  katero  vkupe  imamo,  vtebi  bo  mozhna, 
,skufi  tu  fpofsnane  vfiga  dobriga,  kir  vi  imate  Voriftufu  lefufu.  Inu 
,mi  imamo  veliku  veffele  inu  velik  trosht  na  tui  lubefni,  sakai  ta 
,Serza  tih  Suetikou,  fo  skufi  tebc;  Brat  fpet  queku  perpraulena. 

,Sa  tega  volo,  nai  fi  imam  veliku  feuupane  Voriftufu  tebi  sapoue- 
,dati,  tu  kar  fe  tebi  fpodobi,  Taku  vfai  jeft  hozho  fa  volo  lubefni 
,le  profsiti,  Idr  fem  tak,  tu  ie,  lest  Paul  fem  ftar,  inu  fdai  tudi  letnik 
»lefufeu  Criftufeu.  Profsim  tedai  tebe  fa  muiga  Synu  Onefima,  kate- 
,riga  fem  iest  rodyl  vtih  muih  fuefah,  kateri  ie  bil  nekadai  tebi  ne- 
»priden,  fdai  pag  tthi  inu  meni  veliku  priden,  kateriga  ieft  tebi 
^nafai  poshlem,  Ti  pag  nega  koker  muie  ferze,  vfamiga  gori.  lest 
,fem  ga  hotel  per  febi  obdershati,  de  bi  on.bil  na  tuim  meiftu 
»meni  vtih  fuefah  tigu  Euangelia  flushil,  Oli  ieft  ne  fem  pres  tuie 
»vole  hotel  nishter  diati,  de  bi  ta  tuia  dobruta  ne  ||  bila  permorana. 
,temuzh  volna. 

,0n  ie  lohkei  fa  tiga  volo  en  zhas  od  tebe  shal,  de  ga  ve- 
,koma  fpet  gori  vfamesh,  nekar  vshe  vczh  koker  enigaHlapza,  temuzh 
,vezh  koker  eniga  HIapza,  eniga  lubiga  Brata,  fufeb  meni,  koku 
,  veliku,  vezh  tebi,  po  teim  Meffei,  inu  vtim  Gofpudi?  Akai  tedai  ti 
,mene  imash  fa  Touarisha,  taku  ga  vfemi  gori,  koker  menc.  Ie  li 
,tebi  kako  shkodo  fturil,  oli  ie  li  kai  dolshan,  tu  iftu  meni  raitai. 
,Ieft  Paul  fem  piflal  fmuio  roko,  ieft  hozho  plazhati.  Ieft  molzhim 
,kir  fi  ti  meni  fam  febe  dolshan.  la  lubi  Brat,  fturi  de  tebe  bom 
yVshiual  vtim  Gofpudi,  ohladi  tu  muie  ferze  vtim  Gofpudi,  Ieft  fem 
,na  tu  feuupane  te  tuie  pokorfzhim  tebi  püTal  fakai  ieft  veim,  de 
^bosh  vezh,  kar  ieft  prauim,  fturil.  Inu  per  tim  tudi  perpraui  meni 
^Erperge,  fakai  ieft  vupam,  de  skufi  vashne  proshne  bom  vom  shen- 
ykan.  Tebi  flushbo  spouedaio  Epafras  mui  Rauenietnik  Vorifhifu 
, lefufu,  Marcus,  Ariftarhus,  Demas,  Lucas,  muy  pomozhniki.  Ta 
yGnada  nashiga  Gofpudi  lefufa  Chriftufa  bodi  fuashim  Duhum.  Amen. 

jPiffan  in  Ryma  skufi  Onefima,* 

Bei  näherer  Vergleichung  ergibt  sich,  dass  dies  eine  sehr  wört- 
liche Uebertragung  der  deutschen  Uebersetzung  Luther's  in's  Slo 
venische  ist,  welche  andererseits  bei  der  Aufnahme  in  Dalmatins 
windische  (Gesammt-)  Bibel  (1584)  nur  die  nothwendigen  sprachlichen 
und  orthographischen  Veränderungen  erfahren  hat. 

Bald  darauf,  im  April  desselben  Jahres  (1567),  gab  der  uner- 
müdliche  Trüber    seinem   Volke    das    erste    slovenische   Kirchen- 


147 

gesangbuch  (s.  Gesangbücher  Nr.  1).  Dann  aber  trat  in  Folge 
von  Kränklichkeit  und  anderen  Umständen  eine  längere  Pause  seiner 
literarischen  Thätigkeit  ein,  in  welcher  nur  neue  Ausgaben  des  Ge- 
s:ingbuches  (a.  a.  O.),  einige  geisdiche  Lieder  (a.  a.  O.)  und  nochmals 
ein  (wohl  schon  früher  vorbereiteter)  Katechismus  (s.  Katechismen 
Xr.  7)  von  ihm  erschienen. 

Inzwischen  aber  war  sein  literarisch  tüchtigster  und  thätigster 
Schützling,  Schüler  und  Nachfolger,  Georg  Dalmatin*),  heran- 
:^ewachsen  und  beschäftigte  sich  sofort  auf  dem  Felde  der  Bibel- 
übersetzung. Von  ihm  erschien  zunächst  auf  diesem  Gebiete  die 
Uebersetzung  des  Jesus  Sirach  (Laibach  1575). 

7.  JESVS    SIRAH.    |   ALI    NEGOVE   BV-  |   quice 

Latinski  ECCLESI-  |  ASTICVS,)  sa  vfe  shlaht  ludy,  |  sufeb  sa 
Kerfzhanske  hishne  Ozhe  |  te  inu  Matere,  vflouenski  lesik  |  ftol- 
mazhene,  sueiflu  pregledane,  [  inu  s'red  enim  kratkim  nuz*  |  nim 
regishtrom,    sdai    per«  |   uizh    Drukane.    |    (Sleiltcr   SSfatt^^^^crat^.)  || 

lÄIeiner  fte^enber  yianUn^Qkxatfi.)  Jefu«  ;§ijrarf)  IBPinbifdj,  |  fampt 
furzen  argumcntcn  ö*  |  ber  aüt  ßopiter,  ön  einem  nufe*  |  liefen  regifter, 
10  am  enb  be^  |  büc^teinö  ju  finben  ift.  |  DRVKANV  VLVBLANI,  | 
Skusi  Joannefa  Mandelja.  |  M.  D.  LXXV.  | 

Dies  ist  das  erste  in  Krain  gedruckte  slovenische  Buch,  da 
Hans  Manne!  erst  im  Mai  des  Jahres  1575  seine  Druckerei  zu  Lai- 
bach eröffnet  hatte  *),  für  welche  vermuthlich  eine  Kisel'sche  Papier- 
fabrik das  Papier  lieferte  •).  Das  Werk  besteht  aus  6  ungezählten 
Blattern  und  (sammt  dem  Register)  241  paginirten  Seiten.  —  Das 
Titelblatt,  in  verzierten  Randleisten,  ist  auf  der  Rückseite  leer.  — 
Es  folgen  3*/,  BU.  deutsche  Widmung  Hans  ManneFs  an  Herrn  Hans 
Kisel  zum  Kaltenprunn  Ritter,  Obristen  Elrbtruchsess  der  Fürstlichen 
Grafschaft  Görtz,  Pfandinhaber  der  Herrschaft  Weixelberg,  Rom. 
Kais.  Maj.  Rath.  auch  Fürstl.  Durchl.  (Erzherzog  Karls)  Hofkammer- 


1)  Vgl.    meine  Schrift:   D.  Univer».  Tübingen  u.  d.  Studenten  a.  Krain.   S.  68 

".eren  Anna.  2    ich  hiemit   ausdrücklich   zurücknehme,   da  Dalmatin   in    der  Vorr.  zur 

Wind.  Bibel  1584  sich  als  Uebersetzer  dieses  Buches  nennt);    ferner:    Gesangbücher, 

>.  19  f.,  und  meine  Biographie  desselben  in  der  Allg.  deutschen  Biographie  IV,  712  f. 

»)  Dimite  ni,  189. 

*)  Unter  den  Acten  des  Krain.  Landes* Archivs  gibt  es  Papiere  aus  jener  Zeit 
•r^it  d^xn  Zeichen  des  Kisel 'sehen  Wappens. 


riUlix-Prlisiilfm,  Sc.  Gn  habe  zwar  als  ein  christlicher  Hausvater  vor 
ctllrhen  Jahren  dieses  holdselige  Handbüchtein  für  sein  windisches 
(ir-Ninde  vcrwiiidischen  lassen,  allein  es  sei  bisher  blos  in  seinem 
Ilaii^p  vcrhlicljcn  nnd  habe,  da  es  mit  dem  Abschreiben  schwer  und 
InnuNiini  »,uj;che,  blos  seinen  H.iusgcnossen  gedient.  Als  aber  er 
{Mimncl)  ein  Kxemplar  dieser  Translation  bekommen,  habe  er  es 
dmvh  rtlicbc  christliche  und  in  der  krainerischen  Sprache  erfahrene 
IVrnoiiirn  niil  FIciss  übersehen,  verbessern  und  {so  \-iel  möglich  ge 
wpiieii^  jiUfrdinjis  auf  die  gemeine  krainerische  Sprache  richten  und 
iitr  I*cl"'rderunj;  der  christlichen  Hauszucht  und  aller  löblichen  Tugend 
In  Oniok  vorfrrligcn  lassen.  Wenn  er  dasselbe  unter  Sr,  Gn.  Namen 
V-Oii{f  Itcp  Ivvti-ni  f4  aiihrnflid)  bDlmcticbrt,  t>nb  beriellw  für  e^en  gc 
ittlfntfl  n>ort*n"'*  nun  .illen  Windifchen  Christen  mittheile,  verhoffe  er. 
S  tin,  \v<T\!cn  .ils  em  eifriger  Befi^rderer  der  Gottseligkeit.  Zucht 
und  l-"hrK»ikc;l.  »lirviber  kein  un!niä>^ii;es  MtssfaÜen  tragen  u.  s,  w, 
'I\tlU)H  i'dtilvivt'  &fn  U.  Titi*!!*  ftnnn  lö7ö  ß.  (?.  |  onblert^nigct 
TWiKi  ■  4wn^  iWinwl.  ?*uriin  '  fnb  ^idÄ-rucfn  '  haieltit  |  —  Dann 
S  ;!«);r;Alislr'  li.»*.ieT  s\^ven:*che  V^irrede  Predg-j-jor  ;  darin  heisti 
r«  «I  A.  ,S.*  f-i;^  ^^'^•  !'>  >':ie  R:\;-,:-c<'  sjv^i.-b:;-j  is  tiga  Gcrthkiga 
WS^Va  wX.i'  >  v!.\  X  .;;;n*vi.  Nc"fhVi.  LsshÜ,  ina  drjgc  iesike. 
»Ci".--tl  ;t>*!  is  t.h  ■-■":  '!  V  ra*K\>  cr-insko  S^uiTis^Iiino  sueistu  pre- 
..'NttK*'**  fu  ».N —  tv^liVi:»  !•;■-  Äix    '.xr-ii!  I;r-'<ai  na  dan  dane. 

IX-*  ■. -^••■-r.s»  vVSrr^«:rTc  c>w^-s  Pwcies  b:  Georg  Dal- 
—  LI  ■•  '.  IV  Kfv.-i,v-c  -.i-^  vVt«».-*--  CS-  Ki^ii-rhrtfi  besorgte  für 
Kl'--  Vi-s-'  >i.,■csJ^-^■..v■5  A--i-  ?  .-ci  .riT*;-:  * .  Dis  Werk 
i  .-^  vu'.«  »  .*:v'  i"--«!«  o.r*i-  -ti-*.^-  r«  5«-  Z-.'—^z-^  scben  B:T>c;- 
.iCs.^'^^  T^  *>>•■  ->.-«■  -"*  '.■TTT-^r:  r  SV*  ,^tr  cr^  Hi.pter  dsr 
»U-M^^iT'»  ■  :.-■  .:..-  a  K-io  ,x-t  ;^;  c-ac;r  Hsrr-i  Hins  Kise: 
'Y  ^ifi-m  y.-jiic.  .',-■  T.-.o' x--  ii.-!r  >.ä:t  .^^.-(-^  ~iz.  den  ersten 
J^w.'^-l  .i.xv>  ■  V.  uit  1-"  !T<  V,  :  »  r  j  -XT  sr-ri;  .  ■"!"=  =  I  u-'-.i.-h 
*<>»•♦  i"*«.  ••-■  V  -  ,■■^^>I:s  '  ..S-,-^  ,--  *  r.«:  i.irrr  ;  -y;  i-ii  --.^^a  Hsj;  :- 
'Ifc.-* » ■•••r    vv     >.-'-^»ot     !'i    ",  ..■^,(?    .~  .■ -■  -  -    "  ;     rri::-      5er    sein? 


149 

Bezüglich  der  Sprache  darf  man  nicht  vergessen,  dass  Dalmatin 
in  seiner  frühesten  Jugend  ein  Schüler  des  Bochoritsch  in  Gurk- 
feld war,  erst  später  unter  dem  Einflüsse  Pr.  Trübe  r's  sich  bildete 
und  dass  sein  vorliegendes  Buch  vor  dem  Druck  durch  seinen  ehe- 
maligen Lehrer  Bochoritsch  nochmals  corrigirt  und  aus  dem 
Görzischen  möglichst  in  die  .gemeine  krainerische  Sprache*  gerichtet 
'.vurde. 

Das  folgende  Jahr  (1576)  brachte  von  Dalmatin  blos  seine 
prosaische  und  poetische  Bearbeitung  der  Passion  *),  dann  aber  er- 
schien wieder  der  alte  Trüber  mit  einer,  der  letzten  Fortsetzung  des 
Neuen  Testaments  {IIa), 

8.  NOVIGA  I  TESTAMENTA  |  PVSLEDNI  DEIL,  SO  S.  | 
Paula  htim  ludom,  S.  lacoba,  Petra,  Tan-  |  sha,  ludesha  liftuui,  inu 
S.  luana  Befodi-  |  uene,  Skratkimi  faftopnimi  Islagami,  |  Druguzh 
popraulen  inu  prepiflan  |  fdai  peruizh  drukan,  od  |  Primosha  Tru-  | 
beria.  ,|  Deut.  4.  Pfal.  119.  Efai.  8.  Apoc.  22.  |  Si  quis  appofuerit 
ad  haec  vel  diminue-  |  rit  de  verbis  libri  Prophetiae  huius,  appo- 
net  I  Deus  fuper  illum  piagas  fcriptas  in  hoc  li-  |  bro,  &  conferet 
partem  eius    ^  libro   vitae  &  |  ex   vrbe   fancta.  ||  2Paa   Ißlß  S[f)6il 

bes  neroen  |  Xcftamentö,  in  roetc^em  begriffen  finb,  bie  |  (Spifteln  bcß 
fieiligcn  Stpoftcfe  ?ßauU  jun  ^*  |  breem,  Stent,  Sacobi,  ^etti,  So^anni^,  | 
^sube,  \amht  ber  Cffenbaruitg,  mit  |  furfecn  öerftcnbigcn  Äufe-  |  tegungen.  H 
VTIBINGI,  I  M.  D.  LXXVII.  | 

Ein  Buch  in  8»,  von  XXX  (gezählten)  und  510  (gezählten)  Seiten 
und  20  (ungezählten)  Bll.  *).  —  Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes  eine 
kurze  slovenische  Anrede:  VSENf  BOSHYM  |  CRAINZOM  INU 
SLO=  I  uenom,  kir  bodo  lete  logerske  Bu^  |  que  brali,  Pomagai  | 
Bug.  I  etc.,  unterzeichnet:  VASH  STAR  PA-  |  ftyr  Trüber.  |  — 
Dann  folgen  X  (paginirte)  Seiten  deutsche  Zuschrift  an  die  Herren 
<-hristoph  Freiherrn  von  Aursperg  und  Nadlischegk,  Erbkämmerer 
in  Crein,  derzeit  Verwalter  der  Landshauptmannschaft  in  Crein,  — 
Andre  von  Aursperg,  Erbmarschall  in  Crein,  —  und  die  Jungherren 
Franz  Gall  zum  Lueg  und  Gallenstein,  und  Jakob  Call  zum  Graven- 
weg  und  Gallenstein.  —  „35a§  ic^  biefcn  legten  3^1  bcÄ  SReucn  ScftQ-- 
•nents  in  nnfercr  gemeinen  tüinbifc^n  ©prad^e  (tnelc^en  iä)  eud^  unb  euren 

0  Gesangbücher,  S.  24  f. 

-)  Vgl.  Schnurrer  119  ff.    —  Es  ist  von  Georg  Grnppenbach,  Morhart*s  Nach- 
Iger,  gedmckt 
Jahrboch  dcsProtetUntitmufl  1885,  H.  HI  u.  IV.  XI 


150 

€d)ulge{e[len,  Dor  ettid)en  Sauren,  noc^  bojumal,  ha  it)t  bä  unä  in 
lübingcn  ftubirtet '),  ^u  bebiciren  Wrivro^cn)  fo  (ongfom  unb  fpät  in 
!ErufI  gegeben,  finb  nid)!  aÜein,  büfe  ic^  bie  33al)rffeit  brfeniie,  meine 
([^ireten,  langwierigen  firanflieiten,  bog  MItet  unb  UnDennögen,  ben  ^nirf 
jii  uerlegen,  (onbetn  auc^  meine  SWac^Iäifigteit  unb  nreltlic^en  ©ejt^Tif 
idjulb;  etjriftuS  bei  §err  »ergebe  unb  oergeffe  mir  bie(e  uub  anbere 
meine  @tinbe.  Stmen."  —  Er  liabe  beabsichtigt,  das  ganze  Neue 
Testament  mit  den  Commentaren  in  ein  Buch  in  Fol.  zusammendrucker 
zu  lassen,  wollte  aber  die  schon  so  sehr  beschwerten  Landschaften 
nicht  um  die  Verlegung  ansprechen  und  lasse  daher  diesmal  allein 
diesen  Theil  drucken.  Und  da  man  jetzt  an  manchen  Orten  die  ganze 
Bibel  und  andere  Bücher  in  kleiner  Form,  wie  8*,  12*  und  16',  j.u 
drucken  pflege,  welches  den  Leuten  also  klein  angenehm,  so  möge 
man  auch  die  andern  Theile  des  Windischen  Neuen  Testaments,  die 
zuvor  in  4"  ausgegangen,  wieder  auflegen  und  (zu  diesem)  drucken. 
—  Dass  er  nun  gerade  ihnen  dieses  apostolische  Büchlein  zuschreibe, 
geschehe  aus  folgenden  Ursachen.  Nachdem  er  im  Land  Crein  auf 
der  Rastzhiz,  den  Freiherren  zu  Aursperg  gehörig,  im  Jahre  1Ö08 
geboren,  und  hernach  1530  zuerst  in  der  Grafschaft  Olli,  dann  in 
Crein  das  Evangelium  vom  Reich  Christi  und  den  Katechismus  in 
rechtem  Verstand  neben  Andern  (gleichwol  noch  bei  der  Messe)  zu 
pred^en  angefangen,  und  also  vor  der  ersten  Verfolgung  17  Jahre 
nach  einander  gepredigt,  seien  ihre  gottseligen  Voreltern  und  Ver- 
wandten nebst  Andern  dem  Evangelium  bdgcfallen.  Nachmals  »ie 
ihr  vor  10  Jahren  mit  euren  Brüdern  und  Vettern,  Wolf  Engelbrechi 
Freiherrn  zu  Aursperg  (der  jetzt  um  Christi  und  des  Vaterlande'^ 
willen  in  der  Türkei  leider  anderthalb  Jahr  gefangen  liegt),  und 
Trojan,  seinem  Bruder  (der  in  seinem  Beruf  im  fleissigen  Studiren  I 
zu  Padua  vor  8  Jahren  in  Christo  entschlafen),  die  freien  Küns^te 
und  Sprachen,  fiimemlicb  aber  den  rechten  Verstand  der  heiligen 
biblischen  Schrift  zu  lernen  von  euren  christlichen  Eltern  zu  uns 
gen  Tübingen  abgefertigt  worden,  habt  ihr  mich  allda  in  meiner 
Herberge,  nicht  wie  euren  Landsmann,  sondern  wie  euren  Vater  oll 
besucht  und  von  alten  Geschichten,  die  sich  in  unserm  Vaterlande 
zugetragen,    gefragt,    und  haben  also  Einer  dem  Andern  alle  Ehre. 


■)  Vgl.  me[ne  Scliiift;    D.  Univen.  Tüblngeii  u.  ä.  Studenten  b 
1877,  S.  67,  69,  71. 


i^ 


151 

Liebe,  Treue,  Freundschaft,  und  ehrliche  Gesellschaft,  wie  sich  denn 
Landsleuten    in    fremdem    Lande    gebührt,     erzeigt    und    bewiesen. 
Zudem  so  habt  ihr  euch  die  3  Jahre  lang,    als   ihr   bei   uns  zu  Tü- 
bingen  gewesen,    mit    fleissigem   Studieren   u.  s.  w.    also    gehalten, 
dass  Jeder  dadurch  erfreuet,    Jeder  aber   auch   durch   den  Tod  des 
weitberühmten  Herrn  Hörwart  Freiherrn  zu  Aursperg,  ihres  Vaters- 
bruders und  Vetters,    bekümmert  und  betrübt  worden  sei.    welchen 
M.  Christoph  Spindler  und  Herr  Jörg  Kisl  zum  Kaltenbrunn  lateinisch 
und  deutsch  wahrhaftig,    ordentlich  beschrieben  haben,    wovon  her- 
nach in  der  Windischen  Vorrede*)  mehr.  —  In  Betracht  nun,   dass 
er  (Trüber)   ein   Kind   und    , Erbhold*    ihres   Landes   sei,    dass   ihm 
und  den  Seinen  von  ihren  Voreltern,  von  ihnen  und  andern  Creinern 
viel  Gutes  widerfahren,    auch  in  seinen  drei  Verfolgungen  mit  Rath 
';nd  Hilfe  treulich  Beistand  geleistet  worden,  wolle  er  dieses  Büchlein 
in  ihrem  Namen  ausgehen  lassen.    Dazu  komme  noch,   dass  er  ver- 
nehme, dass  Etliche  aus  ,unserm*  Vaterlande,  ihres  und  dergleichen 
Standes  und  Alters,    die  von  Jugend   auf  beim  Evangelium  erzogen 
und  nachmals  in   fremde  Länder   auf  die   hohen   Schulen   geschickt 
wurden,  wenn  sie  erwachsen  wieder  anheim  kommen,  frei,  zuchtlos, 
freche,    grobe  , Pengel*,    Müssiggänger,    Säufer    werden,    und  sogar 
um  zeitlichen  Nutzens  willen  wieder  zum  Papstthum   fallen   und   die 
Rechtgläubigen  verfolgen.    Dagegen  will  er  warnen  und  ermahnen ; 
segnen  aber  u.  s.  w.   Diesen  Segen  haben  auch  eure  Voreltern  nun 
lange  Zeit.  Der  Herren  von  Auersperg  Geschlecht  ist  alt  bei  600  Jahre, 
wie   ihre  Stift-  und   Heiratsbriefe,    auch   das   alte  Steinmonumciit  in 
der  Ringmauer  des  Schlosses  Aursperg  bezeugen,  darauf  ein  Auerochs 
gehauen  und  geschrieben  ist,  dass  ein  Aursperger  mit  Namen  Hörwart 
im  1001  Jahr  nach  Christi  Geburt   das    ,ober  Geschloß*    zu   bauen 
angefangen  habe.  Dergleichen  der  Herren  Gallen  zum  Gallenberg  ist 
ein  altes,    ehrliches,    grosses  Geschlecht  u.  s.  w.  —  „®cjc^ri6cn  gu  I 
Xercnbingcn  ora  ctften  tag  apriüä,  |  noc^  G^rifti  gebart  im  |  1577. 3ar.  || 
trroer  ©naben  (Smueft  önb  |  bcr  ßrcinifc^en  aSJinbijdjen  |  ©eracin  @otte^  | 
Irctoer    tmb    bienfttt)iIU*  j  ger    ©eclforgcr,  |  ?ßrimu§  |  Strubcr."   |  — 
S.  XI— XXV  (paginirt)slovenische  Vorrede:  PREDGVVOR.  |  VSEM 


1)  Dieselbe  erwähnt  wohl  des  Krainischen  Gideon  und  Samson  ^Gospudi  Erbat ti 
Aarfpergaria  Capitaoa**  Tod,  aber  nicht  die  oben  angeführten  (lateinischen  und  deutschen) 
Schriften. 

11* 


152 

BOGABOIE.  I  ZHIM  CRAINZOM  INV  1  Slouenom,   od  Buga  skull 
Criftufa,  |  vfe  Dobru  molim.  |  etc.,    unterzeichnet:   M.  D.  LXXVII. 
Vash   fiieift   ftar  |  Paftyr  Trüber.  |    —  S.  XXVI— XXX   (paginirt): 
SA  VOLO    DE   LE=  |  TA   PAPYR   GILY   PRASEN  |  pres   Pifma   ' 
iie  Oftane,  fem  lete  |  beflede  |  perlushil.  |  etc.  —  S.  1 — 509  (paginirtlt    , 
Text.    —    S.   510    (nicht   paginirt),    oben:    VTIBINGI.  |  (Darunter:    | 
I  iolzschnitt :  Das  früher  Morharksche,  von  Georg  Gruppenbach  über-   ! 
nonuiiene  Buchdruckerzeichen:    Das   triumphirende   Lamm    auf  dem   , 
Drachen,    in  Medaillon   mit  Umschrift:    ECCE   AGNVS   DEI   QVl   ' 
TOLUT   —  PECCATA.    MUNDI.    lOAN.   1.  |  und   umgeben   von 
Arabesken.)  |   Unten;    M.  D.  LXXVI   (sie).  |  —   Es   folgen    18   un-   I 
gezählte  Blätter:    Register.    —    Dann   ein  (ungezähltes)  Blatt:    VSI   j 
I'RAVI   PRE'  I  roki,    logri    inu    Predigary,  |  fo    Euangelißi.   |  etc.,   i 
unterzeichnet :    Vash  Trüber.   |    —  Das  letzte  (ungzählte)    Blatt   hat   ! 
auf  der  Vorderseite:    ERRATA,  die  Rückseite  ist  leer.  ; 

Der  Gedanke,  welcher  Trübem  veranlasste,  dieses  Stück  de*  1 
Neuen  Testaments  nicht  wie  die  früheren  in  Quart,  sondern  ii  i 
Üctav  erscheinen  zu  lassen,  der  Gedanke  namltch  eines  U  ieder-  ' 
abdruckes  der  früheren  Stücke  in  handlicherem  Octavformat,  bei  i 
welchem  dann  dieses  letzte  Stück  mit  angefugt  werden  könnte,  ; 
verwirklichte  sich  einige  Jahre  später  (1582  —  s.  Nr,  11).  ! 

Inzwischen  erschienen  erst  noch  ein  paar  einzelne  Stücke  von 
Dalmatin's  Uebersetzung  des  Alten  Testaments.  Schon  während 
seines  Aufenhaltes  im  Tiffernum  zu  Tübingen  hatte  derselbe  das  1.  Buch 
Mose  übersetzt  und  diese  Uebersetzung,  übersehen  und  emendirt  von 
seinem  gleichzeitig  in  Tübingen  studirenden  Laibacher  Landsmann 
Andreas  Saviniz'),  von  Esslingen')  10.  Januar  1572  (pr.  29.  Man 
1572)  an  die  Krainische  Landschaft  als  ein  Zeichen  seiner  Dankbarkeit 
geschickt  und  mit  Saviniz  zugleich  unter  warmer  Empfehlung  Tru-  ■ 


*)  Andreas  Saviniz  aus  Lsibacb  studiite  gleichzeitig  mit  Dalmatin  in 
Tübingen,  half  doit  diesem  wie  dem  sllernden  Tniber  (1571)  bei  ihren  slovcDitchec 
Arbcileo,  predigte  und  unterielchnete  di<-  Coacordienfotmel  in  Ltiliach  1680,  <rar  (wohl 
sihoii  vor)  1579-95  Prediger  und  Dialtonas  in  S.  Canii.n  bei  Auenperg,  war  168!  i 
Mitglied  der  Revision sconreienz  der  Bibel  Dalmatin's,  deren  Reinscbiift  er  besorgte,  di 
er  zugleich  eine  selii  schätie  Handschrift  hatte,  und  schrieb  1695  eine  kleine  sIot. 
VL-rrede  in  Tiuber's  Uehersetmng  der  Postille  Luther's.  (Vgl.  Postilien  Nr.  4;  Erit. 
nie  Univers.  Tübingen,  S.  69:  Dimitt,  Gescb.  Krains,  III,  197.) 

•)  Die  Uaiversitai  war   damals  wegen  du  Fest,  seit  10.  Aug.  1571,    nach  E»- 
lingen  verlegt  (Stoll,  Magister. Promotionen  tu  Tübingen,  Slultg.  1766,  5.  41). 


153 

bers  (von  Derendingen,  16.  Januar  1572,  —  aUe  drei  Schreiben  im 
Krain.  Land.-Archiv)  um  Anstellung  in  der  vaterländischen  Kirche 
gebeten.  Diese  war  erfolgt,  er  hatte  an  seinem  Werke  weiter  ge- 
arbeitet und  betrieb  nun  (schon  21.  April  1575;  im  Hofteiding) 
bei  der  Landschaft  die  Revision  und  Drucklegung  seiner  Arbeit. 
Bochoritsch  revidirte  ihm  die  5  Bücher  Mose,  wie  früher  den 
Jesus  Sirach  (s.  Nr.  7)  und  später  die  Sprüche  Salomos  (s.  nachher 
Nr.  10):  Da  aber  die  Landschaft  zunächst  sich  auf  den  Bibeldruck 
nicht  einlassen  wollte,  Hanns  ManneP)  hingegen  Beschäftigung 
seiner  Druckerei  suchte,  und  Dalmatin  auf  die  Veröffentlichung 
seiner  Arbeit  im  Interesse  der  evangelischen  Kirche  dringen  musste, 
so  erschien  zunächst  (1578)  wenigstens  dieUebersetzung  des  Pentateuch. 

9.  BIBLIE;  |  TV  IE,  VSIGA  SVE^  |  TIGA  PISMA 
PERVI  DEIL,  VKA:^  |  TERIM  SO  TE  PET  MOSESSOVE 
BVQVE,  I  sdai  peruizh  is  drugih  iesikou  vta  Slouenski  sueiftu 
ftolmazhene,  |  sred  kratkimi  inu  potrebnimi  argumenti  zhes  vfak 
Capitul,  inu  }  saftopnimi  islagami  nekoterih  teshkeishih  befsed,  inu 
seno  I  potrebno  Slouensko  Predguuorio,  vkateri  ie  kratka  |  fumma, 
prid  inu  nuzh  letih  Büqui  sapo*  |  paden,  skusi  luria  Dal=^  |  matina.  || 
NA  KONZI  IE  TVDI  EN  RE-  |  gishter,  vkaterim  fo,  sa  Haruatou 
inu  drugih  Slouenou  volo  |  nekotere  Kranske  inu  druge  befsede  vnih 
iesik  ftol*  |  mazhene,  de  bodo  lete  inu  druge  nashe  |  Slouenske  Buque 
bule   I   saftopili.  |]  3?ie  Süutf   ©üt^cc    B)oft0,    fambf    kurzen  | 

Srflmnentrn,  t)nnb  not^tpenbtgen  ©i^olien.  ||  Joan:  5.  Cap.  ||  Praui  nash 
GOSPVD  inu  odreishenik  Criftus:  De  bi  vy  Mo^  |  sefsu  verouali, 
taku  bi  vy  guishnu  tudi  meni  verouali :  |  Sakai  on  ie  od  mene  pifsal.  || 
Arabesken-Zierath.)  |  DRVKANV  VLVBLANI  VTIM  |  leiti  po 
Criftufeuim  Roifluu  skusi  Joan=  |  nesa  Mandelza  |  M.  D.  LXXVIII,  | 

Ein  Buch  in  klein  Folio,  181  Bll.  •)  —  Nach  dem  Titelblatt  folgen 
2  Bll.  deutsche  Zuschrift  an  die  Grafen,  Freiherren,  Ritter,  die  von 
Adel,  Bürger,  und  alle  gottselige  Christen  in  Steier,  Kärnten,  Krain, 
Görz,  in  der  Windischen  Mark,  Metling,  Isterreich  und  am  Karst.  — 
Diese  Uebersetzung,  zu  welcher  er  auch  den  hebräischen  Text  ver- 
glichen habe,  würden  nicht  allein  Krainer,  Untersteirer,  Kärntner, 
sondern  auch  Krobaten,  Wesiaken  (Besiaken),  Isterreicher,  Karstner  u.  A. 

<)  Uebtrr  Hans  Mannel  s.  später  bei  Nr.  12. 

s)  Die  Beschreibung  dieses  Buches  folgt  hier  derjenigen  bei  Kopitar  429  f. 


I 


154 

verstehen.  —  Datum  Laybach  am  Tag  aller  Heiligen,  (f),  M.  Georgius 
Dalmatinus.  —  Dann  7  Bll.  slovenische  Vorrede,  —  der  Text,  — 
und  3  S.  Register,  vkaterim  fo  nekotere  Krainske  befsede  sa  Haruatou 
inu  drugih  Slouenzou  volo  vnih  iesik  ftolmajhene,  de  bodo  lete  inu 
dnige  nashe  buque  bule  saftopiti,  worin  200  krainische  (grösstenthäls 
gernianisirende)  Worter  durch  slovenische,  krobatische,  dalmatinische, 
istrische  u,  a.  Dialect-Ausdrücke  erklärt  werden  (zu  deren  Aufnahme 
sich  Trüber  nie  herbeilassen  wollte). 

Der  Text  dieses  Pcntateuchs  gehört  der  unrevidirten  Handschrift 
von  Dalmatin's  Uebersetzung  der  ganzen  Bibel  an  und  war  blos  von 
Adam  Bochoritsch  durchgesehen').  Er  ging  spater  mit  un- 
bedeutenden Veränderungen  (die  nicht  immer  Verbesseningen  waren' 
in  Dalmatin's  slovenische  Bibel  (1584)  über. 

Diesem  Buche  folgte  zunächst  (1580)  D  a  1  m  a  t  i  n's  (von 
Buchoritsch  revidirte)  Uebersetzung  der  Sprichwörter  Salomos, 
da  sein  erneuertes  Ansuchen  vom  16.  November  1578  wegen  Revi- 
sion und  Druck  seiner  Bibeltibersetzung  abermals  zu  keiner  bestimmten 
Entscheidung  geführt  hatte, 

10.  SALOMO=  I  NOVE  PRIPVVISTI,  [  tu  ie,  Kratki,  leiiii 
inu  vfem,  fta^  |  rim  inu  mladim  Ludern  potrebni  |  navuki,  skusi  luria 
Dalmatina  |  v  Slovenfzhino  tol=  |  mazheni.  |]  (Arabesken -Zierat h.i 
Prouerb.  1.  9.  |  Timor  Domini.  initium  sapientis.  [|  VLVBLANl. 
M.  D.  LXXX.  I 

Von  diesem  BUchlein  in  klein  Octav  ist  nur  ein  leider  defectes 
Exemplar  (in  Kopenhagen)  bekannt.  Dasselbe  besteht  aus  Titelblatt, 
d  ungezählten  und  56  gezählten  Blättern,  der  Rest  ist  weggerissen,  — 
Die  Rückseite  des  Titelblattes  ist  leer.  —  Die  folgenden  3  (ungezählten' 
Blätter  enthalten:  Predgwor  zhes  SalomonovePripuvisti.  |  —  BI,  1  — öü 
(gezählt):  Text.  —  Dieser  bricht  auf  Bl.  56^  mit  dem  Ende  d« 
1.  Verses  des  29.  Capitels  ab.  Man  kann  daher  das  Fehlende  des 
Textes  auf  6  BU.,  und  somit,  falls  ein  kldnes  Register  oder  Druck 
fehlerverzeichuiss  dabei  war,  den  ganzen  Defect  auf  1  Bogen  schätzen  'j. 
Der  Text  dieses  Buches  gehört,  wie  der  des  vorigen,  der  un- 
revidirten  Handschrift   von   Dalmatin's   Uebersetzung   der   ganzen 

')  Dimid.  in,  193,  Anm.  8. 

1)  So  (8  Bogen)  gibt  aach  Safafik  (S.  99)  an,  wohl  nach  Baumgarten'c  Nach 
richleii   von  merkw.  Bflchem,  lir,  475.  I 


155 

Bibel  an  und  war  blos  von  Ad.  Bochoritsch  durchgesehen  *)i 
Das  Werk  selbst  ist  das  letzte  in  Laibach  während  des  XVI.  Jahr- 
hunderts gedruckte,  denn  gegen  Ende  März  1580  wurde  die  Druckerei 
des  Manlius  von  der  erzherzoglichen  Regierung  gesperrt  und  ab- 
geschafft (s.  später  bei  Nr.  12). 

Doch  hatte  dieses  Buch  wenigstens  den  Erfolg,  dass  es  in  Ver- 
bindung mit  einem  wiederholten  (dritten)  Gesuche  Dalmatin's  vom 
22.  September  1580  um  den  Druck  der  windischen  Bibel,  Revision  seiner 
Uebersetzung,  Verhandlung  mit  dem  Buchdrucker  und  Erlangung  der 
Figuren  von  den  Herren  Ungnad  oder  aus  Frankfurt  die  Krainische 
Landschaft  bestimmte,  das  grosse  Werk  endlich  mit  Ernst  in  die  Hand 
zu  nehmen. 

Inzwischen  folgte  jedoch  noch  ein  hieher  gehöriger  Tübinger 
Druck  (1582),  nämlich  die  zweite  (Octav-) Ausgabe  von  Truber's 
Uebersetzung  des  Neuen  Testaments. 

11.  TA  CELI  NOVI  I  TESTAMENT  NASHI-  |  GA 
GOSPVDI  INV  ISVELI-  |  zharie  lefufa  Criftufa,  na  dua  maihina 
ddlla  I  resdilen,  vtim  ie  tiga  ftariga  Teftamenta  do-  |  polnene, 
Soma  inu  praua  Islaga,  drugujh  |  pregledan  inu  vkupe  drukan, 
skufi  I  Primofa  Truberia  Crain- 1  za  Rastzhizhe-  J  ria.  ||  M ATTH.  XXIIII.  || 
Et  predicabitur  (dicit  Chriftus)  hoc  Euange-  ]  lium  regni  in  vniuerfo 
orbe,    in   teftimonium   om  |  nibus    gentibus,    &   tunc    veniet   finis.  || 

Bas  ntro  ffitpamBnl  tjnfers  ^n^  \  vtn  onfe  Äeligmai^cra  Jef^ 
(E^rijli,  in  |  gtoen  firin  tl^cil  abgctt|cilt,  in  tt)e(^em  beö  alten  %e^  \  fta* 
mcnts  (grfüKung,  ©umma  ünb  rechte  |  Äufelcgung  Begriffen,  jum  anbern  | 
raot  öbcrfe^  tinb  jHfa-  |  men  getrucft.  i  VTIBINGI,  ||  M.  D.  LXXXII.  j 

Zweite  Auflage  der  früher  in  einzelnen  Stücken  (oben  2,  3,  4,  6,  8) 
erschienenen  Uebersetzung  des  Neuen  Testaments  von  Fr.  Trüber; 
2Th.  in  8*«).  (I.)  Der  1.  Theil,  XXXXVIII  und  613  (614)  paginirte 
Seiten,  enthält  die  Evangelien  und  die  Apoftelgeschichte.  Der  Haupt- 
titel des  Ganzen  bildet  zugleich  denjenigen  dieses  ersten  Theiles ;  die 
2.,  3.  und  4.  (bis  ,na*),  die  11.,  in  der  12.  die  Worte  in  der  Parenthese, 
die  15.,  16.  und  22.  Zeile  sind  roth.  Auf  der  Rückseite  des  Titelblattes 
ein  seitenlanges  slovenisches  Vorwort.  —  Dann  folgen  XXXIII  Seiten 
deutsche  Zuschrift  an  Herzog  Ludwig  von  Würtemberg.  Wir  Krainer, 


X)  DimtU,  Iir.  193,  Anm.  2. 
»)  Schnurrcr  122  flF. 


156 

Untersteirer,  Kärntner  und  Windischen,  die  wir  uns  mit  dem  gemeinen 
Landvolk  der  windischen  Sprache  bedienen,  haben  billig  Gott  zu 
danken.  Denn  vor  34  Jahren  gab  es  noch  keinen  Brief  oder  Register, 
viel  weniger  ein  Buch  in  unserer  Windischen  Sprache  zu  finden ;  man 
hielt  dafiir,  die  Windische  und  Ungarische  seien  so  grob  und  bar- 
barisch, dass  man  sie  weder  schreiben  noch  lesen  könne.  Jetzt  haben 
wir  nicht  allein  den  Katechismus  mit  dreierlei  kurzen  und  aus- 
führlichen Auslegungen,  auch  in  Reimen  und  Gesangsweis  sammt 
etlichen  Psalmen  und  der  hohen  Feste  geistlichen  Liedern, 
und  die  Haustafel  in  unserer  Windischen  Sprache,  sondern  wir  haben 
auch  das  ganze  Neue  Testament  zum  andernmal  gedruckt 
und  ausgegangen,  und  daneben  der  Apostel  Epistel  alle  sammt 
der  Offenbarung  Johannis  mit  verständigen  Auslegungen  von 
den  besten  Commentarien  der  alten  und  neuen  Scribenten  genommen, 
item  die  Locos  theologicos,  eine  Postille;  die  Augsburgi- 
sche, Würtembergische  und  Sächsische  Confessionen, 
die  Formulam  Concordiae,  eine  völlige  Kirchenordnung 
mit  dem  Examine  theologico,  den  ganzen  Psalter  mit  der  Auslegung 
und  andere  Bücher  mehr;  so  ist  auch  das  Alte  Testament  ver- 
dolmetscht und  durch  die  Krainerischen,  Steierischen  und  Karnerischcn 
Theologen  und  Prediger  durchgesehen  und  corrigirt,  das  wird  auch, 
will's  Gott,  bald  gedruckt,  desgleichen  die  Hauspostille  Lutheri.  — 
Und  diese  Bücher  werden  nicht  allein  in  Städten,  da  man  gemeine 
Schulen  hält,  sondern  auch  in  Dörfern  von  Bauern  und  ihren  Kindern 
gelesen,  daraus  sie  denn  alle  seligmachenden  Artikel  des  christlichen 
Glaubens  nach  der  h.  Schrift,  dem  Katechismus  und  der  Augsburgi- 
schen Confession  erlangt  haben.  Denn  ich  habe  aus  vielen  alten  und 
neuen  Scribenten,  sonderlich  aus  D.  Lutheri,  Herrn  Brentii, 
Melanthonis,  Urbani  Regij,  des  Herrn  Georgen  Fürsten 
von  Anhalt  und  ihresgleichen  Commentarien  das  Beste  genommen 
und  gestohlen,  verdolmetscht  und  in  die  obgemeldten  Windischen 
Bücher  eingesetzt.  —  So  viel  nun  diese  Translation  belangt,  so  habe 
ich  dies  Testament  bei  meiner  ersten  Dolmetschung  bleiben  lassen, 
denn  ich  darin  bei  diesem  andern  Durchlesen  nichts  unrechtes  ersehen, 
bin  auch  in  den  25  Jahren,  seit  ich  es  zu  dolmetschen  angefangen, 
von  Niemand  einigerlei  Falsität  beschuldigt  worden ;  ich  lasse  es  auch 
bei  der  vorigen  Orthographie,  weil  ein  Jeder,  wenn  er  auch  nicht 
Windisch  versteht,  danach  so  liest,  dass  es  jeder  zuhörende  Windische 


157 

Bauer  wohl  verstehen  kann  *) ;  und  ich  habe  es  dämm  jetzt  in  klein 
Forma  drucken  lassen,  dass  der  Text  in  Ein  Büchlein  zusammen- 
gebunden und  so  leicht  in  der  Hand  mit  in  die  Kirche  getragen 
werden  könne;  weil  das  aber  zu  unförmlich  und  dick  würde,  habe 
ich's  in  zwei  Theile  abtheilen  müssen  und  zu  dem  andern  kleinern 
Theil  die  Windische  Vorrede  (der  deutschen  in  der  Lehre  nicht  un- 
gleich), die  Summa  der  heiligen  Schrift,  den  Kalender  und  andere 
nothwendige  Stücke  hinzugethan.  —  Diesen  langen  Bericht  von  den 
Windischen  Uebersetzungen,  und  was  in  den  Windischen  Landen 
gepredigt  und  geglaubt  wird,  hab'  ich  darum  gethan,  dass  E.  F.  G. 
und  Derselben  Inspectores  der  Druckereien,  auch  alle  so  das  Win- 
dische nicht  verstehen,  wissen,  dass  in  jenen  Ländern  die  Lehre  von 
Christus  dem  Gekreuzigten  rein  und  lauter  gepredigt  und  geglaubt 
werde,  wie  denn  auch  alle  dortigen  Predicanten  die  Formula  Con- 
cordiae  unterschrieben  haben.  Es  ist  auch  bei  ihnen  keine  Secte, 
Calvinisten  noch  Flacianisten,  noch  andere,  wie  bei  den  Deutschen, 
entstanden,  ausser  dem  Papstthum,  von  dem  sie  Verfolgung  leiden. 
Vom  Nachtmal  des  Herrn  halten  und  glauben  sie  einfaltig  den  Worten 
Christi,  geben  Christo  seine  Ehre,  disputiren  nicht  viel  davon.  Zwar 
ehe  das  Evangelium  so  rein  und  öffentlich  bei  ihnen  gepredigt  wurde,- 
hatte  die  Wiedertäuferei  ziemlich  überhand  genommen;  aber 
seitdem  der  eine  Wiedertäufer,  der  sich  zwar  mit  Geberden,  Reden 
und  allem  Thun  ganz  andächtig  stellte,  in  der  Grafschaft  Cilli 
bei  Reichenburg  und  Drachenberg  seinen  eigenen  frommen 
Herrn,  Doctor  N.,  des  Bischofs  von  Salzburg  gewesenen  Hofmarschall, 
der  des  Herrn  Georg  von  Reichenburg  sei.  unterlassene  Witwe 
zur  Ehe  genommen,  gräulich  ermordet,  mit  dem  Fürgeben,  der  Geist 
habe  ihm  solches  befohlen,  denn  seines  Herren  Weib  sei  ihm,  nicht 
dem  Doctor,  von  Gott  geordnet  und  gegeben,  zu  Grätz  in  Steier 
im  Jahre  1545  mit  dem  Rade  gerichtet  worden,  ist  dadurch,  und 
zuvörderst  durch  die  Lehre  des  h.  Evangelii  diese  Secte  auch  bei 
den  Windischen  vergangen.  —  Dass  ich  aber  E.  F.  G.  dieses  Buch 
zuschreibe,  geschieht  aus  folgenden  drei  Ursachen.  1.  Durch  Ver- 
günstigung Herzog  Christophs  von  Würtemberg,  Ihres 
Vaters,  sind  die  oben  angezeigten  Windischen  Bücher  alle  zu 
Tübingen  gedruckt  worden  (welche  man  zu  Nürnberg  und 
Schwäbtsch-Hall,   auch   nur   den  ersten  kleinen  Katechismus  inr 

*)  Ein  derartiger  Versuch  aas  dem  Gesangbuch  gelang  noch  18G4  vollkommen. 


tl58 
Reimen  und  Gesangsweis  mit  einer  Predigt  von  der  Rechtfertigung 
vor  Gott,  zur  Zeit  des  Interim  zu  drucken  nicht  hat  gestatten  wollen), 
daneben  hat  derselbe  auch  zur  Cyrillischen  und  Krobatischen  Dol- 
metschung und  Druck  grosse  Hilfe  gethan,  mir  auch  alihier  nahe 
bei  der  Druckerei  sichere  Herberge  und  Unterhalt  verordnet ;  ebenso 

I  haben  E.  F.  G.    sowohl   bei    diesem  jetzigen,   wie   bd   dem    frühem 

ersten  Windischen  Druck  und  sonst   mit   grossen  Wohlthaten    gegen 
mich   gnädig   bewiesen,    auch   in   Ansehung   meines   hohen    kracken 
I  Alters    mir    zwei   Diaconos    aus   Ihrem   Stipendio   zu  Tübingen   ver- 

f  ordnet,    die   mir   die   Pfarrei    alihier    mit   Predigen    versehen    helfen. 

|_  '2.  Weil  E.  F.  G.  eine  besondere  Liebe  und  Lust  zu  den  übersetzten 

p  Windischen  Büchern  tragen,   deswegen  allerlei  Exemplare    dereelben 

I  aus  Krain   bringen   lassen,    mir   auch   aufgetragen   die  Formula  Con- 

I  cordiae,  sobald  sie  ausgegangen  war,  zur  Augsburgischen  Confession 

zu  verdolmetschen,  welches  ich  auch  gehorsam  verrichtet  habe,  wofür 
mir  gute  Belohnung  widerfahren  ist.  3.  Dass  E,  F.  G.,  wie  Ihr  gott- 
seiigster  Vater  gethan,  etliche  Krain cri sehe  Studiosos  in  Ihrem 
Stipendio  zu  Tubingen  nach  einander  erhält  und  studiren  lä.'^st. 
unter  denen  sind  auch  meine  zweiSöhne  erzogen,  und  Magistii, 
nachmals,  Gottlob,  taugliche  Kirchendiener  geworden.  —  Ilerenbingoi, 
am  etften  Wla)),  im  1582.  3af|t.  |  (£.  g.  @.  [  9inber  t^nigftcr,  |  ttciwr 
Kaplan  |  $timu3  Snibet,  Grei=  [  net,  ^fac^et  bafelbj't.  |  —  Dann  folgt: 
Register  Evangelion,  etc.  —  Oponimane  hbranu  tu  S.  Pismo.  Vsem 
Slouen  om,  pomagai  Bug.  —  S.  1—613  (paginirt):  Text.  —  Auf 
der  letzten  (614.,  nicht  paginirten)  Seite :  Hübsches  Holzschnitt-Porträt 
Primus  Truber's  in  rdcher  Zierath-Einfassung,  mit  der  Umschrift 
:-t  PRIMSV.TRV  — BERVS.  —  CARNIOLANVS.  :-S  —  ANNO. 
i^TATIS  LXXI I,  oben  darüber  im  Rahmen  1578 ;  unter  dem  Bilde: 
PSALMVS  XXI.  I  O  Domine,  Spes  mea  ä  juventute  mea,  ne  proij- 
cias  me  in  tempore  fenectutis,  cum  defuerit  virtus  |  mea,  ne  delinqua» 
me.  Anno  actatis  fuae  73.  fcri-  |  pfit  manu  fua.  | 

(2.)  —  Der  2.  Theil  enthält  die  Episteln,  die  Offenbarung  Jobannis, 
und  die  Beigaben.  —  Titelblatt: 

TA  DRVGI  I  DEIL  NOVIGA  TE=  |  STAMENTA  HTDI 
SO  VSA  I  Pifma  di  logrou  dniguzh  prcgledan  inu  |  vkupe  dnikan. 
od  Primosha  |  Truberia.  |{  ACTOR  .  X  |  Huic  Chriflo  omnes  Pro- 
phetae  teftimonium  |  ferunt,  quod  remiffionem  peccatorum  acceptu-  [ 


159 
rus  fit  per  nomen  eius,    Quifquis   crediderit  in  |  eum.  ||  I^BU  ailbßi: 

Ceil  its  itBiucu  Cb^  |  ftamentg,  in  bcm  [inb  alle  ©cfd^rifften  |  ber 
äpoftel,  üum  anbcrcn  öbcrfcf)cn  önb  |  jufammcn  gebrudt.  ||  (Zierath.)  ] 
\TIBINGI .  1  M.  D.  LXXXII.  | 

Die  1..  2.,  3.  (bis  ,htim*),  7.,  12.,  13.  (bis  ,iu*),  16.  Zeile  sind 
roth.  —  XXXII  Bll.  und  1—447  (paginirte)  Seiten.  —  Nauuk  od 
S.  Pisma.  —  Nauuk  od  vere  Voriftusa,  unterzeichnet :  vash  ftari  fueifti 
I^astyr,  Trüber.  —  Slovenische  Vorrede:  Trüber  od  Slouenom  slouu 
iemle.  —  Summe  der  ganzen  heiligen  Schrift  (Ta  Summa  etc.)  — 
Windischer  Kalender,  mit  eigenem  Titelblatt: 

TA  SLOVENS-  |  KI  KOLENDAR  KIR  |  VSELEI 
TERPI  INV  ENA  TABLA  |  per  nim,  Ta  kasche  inu  praui  ftu 
inu  duaffeti  |  Leit  naprei,  käkou  Nedelski  pushtab  bode  vfaku  | 
Leitu,  kuliku  Nedel  inu  Dni  od  Boshyza  do  Pufta.  |  Eni  Raimi,  ty 
prauio,  kudai  bode  dobru  Vreme.  Vfa=  |  ke  Quatri,  Ta  dalshi  dan, 
Ta  kratshi  Nozh,  Kadai  fo  |  Leitu,  Syma  Spomlat  inu  lefTen  fezheno, 
Kuliku  ie  |  Dni  venim  Leitu,  Kuliku  ie  Leit  karta  Sueitftoy,  En  | 
Regishter,  ta  praui,  Kuliku  ie  Bucqui  inu  Capitolou  |  vfiga  S.  Pifma, 
koku  fe  vfake  Bucque  Bu*  |  kouski  inu  Slouenski  imenuio,  |  kratku 

inu  dolgu,  I  Pifsheio.  ||  IKinbifdjcr  Haicubec,  unb  |  anbete  fachen 
bürte^.  I  (Zierath.)  |  VTIBINGI,  |  Vtim  Leitu  po  lefufouim  Criftu- 
fouim  Royftuu.  |  M.  D.  LXXXII.  | 

Dieses  Titels  1.,  2.,  3.,  16.,  17.,  19.  Zeile  sind  roth.  —  Der 
Kalender  umfasst  4  Bogen.  —  Nach  demselben  folgt  S.  1 — 447  der 
biblische  Text,  wieder  nach  einem  besonderen  Titelblatt: 

TA  DRVGI  I  DEIL  TIGA  NOVIGA  |  Teftamenta,  vtim 
fo  vfa  I  Pifma  tih  logrou.  ||  (Vignette:  Gruppenbach's  [früher  Mor- 
hart's]  Buchdruckerzeichen  in  kleiner  Form:  Das  triumphirende 
Lamm  [nach  rechts  gewendet]  auf  dem  Drachen.)  ||  VTIBINGI.  | 
M.  D.  LXXXI.  I  —  Am  Ende  steht  nochmals  die  Jahreszahl : 
M.  D.  LXXXII. 

Hieraus  ergibt  sich,  dass  die  einzelnen  Stücke  dieser  2.  Aus- 
^'abe  des  Neuen  ^Testaments  in  verschiedenen  Jahren  (1581—82) 
;?edruckt  wurden  und  durch  die  eigenen  Titelblätter  für  Separat- 
ausgaben eingerichtet  waren. 

Die  beiden  Theile  dieses  VVerkes  sind  bei  manchen  Exemplaren 
in  gleichzeitigem  Einband  zusammengebunden. 


160 


Was  Truber  im  letzten  Stücke  der  1.  Ausgabe  seiner  Ueber- 
setzuny  des  Neuen  Testaments  (1577)  angedeutet  und  durch  dessen 
Fnrmat  (in  8')  vorbereitet  hatte,  das  hat  er  nun  hier  ausgeführt. 
Wenn  er  dies  jetzt  (1581 — 82)  noch  that,  wo  ihm  schon  die  Revision 
(löai)  und  die  Absicht  der  Drucklegung  von  Dalmatin's  Ueber- 
set^img  der  j^anzen  Bibel  bekannt  war,  so  lasst  sich  vermuthen, 
dass  er  an  der  baldigen  Ausführung  dieser  Absicht  zweifelte,  oder 
dass  er  meinte,  seine  liandliche  Ausgabe  des  Neuen  Testamente 
werde  auch  neben  einem  grossen  Bibelwerk  (2  Bde.  in  Fol.)  noch 
immer  ihren  Platz  behaupten. 

Von  [grossem  Interesse  flir  die  Geschichte  der  slovcnischen 
Literatur,  insbesondere  der  literarischen  Thätigkeit  Trubers,  und 
der  Culturentwicklung  in  Krain  ist  die  Vorrede.  Welch  ein  Fort- 
schritt .seit  25  bis  30  Jahren!  Hatte  Truber  noch  in  seinem  Briefe 
von  Urach.  19.  März  1561  (s.  oben),  die  Laibacher  Freunde  mahnen 
müssen :  „bringt  bic  \)amxn  an,  twfe  fie  3rc  ßinber  minbijd)  leftmen 
leifn",  .'^o  konnte  er  jetzt  sagen  (s.  oben):  „3)ie(e  S8üct|et  roetben  nid« 
aKeiit  in  ©tobten,  ba  man  gemeine  ©d|ulen  fjäXt,  fonbem  auä)  in  3)örf cm 
Don  SSauttn  iinb  iljrcn  .ftinbern  gelefen."  So  war  denn  Alles  gut  vor- 
bereitet, das  gesteckte  Ziel  zu  erreichen.  Die  vorhandenen  einzelnen 
Bücher  des  Alten  Testaments  und  das  Neue  Testament  durften  nur 
unter  Ergänzung  der  [freilich  noch  grossen)  Lücken  zusammengestell: 
werden,  und  das  erstrebte  grosse  Werk  war  fertig. 

Dafür  sorgte  Dalmatin,  und  1584  erschien  dessen  windische 
Bibel  In  Wittenberg. 

12,  BIBLIA,  1  TV  IE,  VSE  SVE-  |  TV  PISMA.  STA- 
RIGA  I  inu  Noviga  Tellamenta,  Slo-  |  venski,  tolmazhena,  Ikusi 
IVRIA  DALMATINA.  j|  Bibel,  baa  iji,  bit  gan  1  fcc  ^eilige 
®[f)rifit,  aEßinbijc^.  |  (Kleiner  Zterath  von  drei  Blättern.)  |  ©cbcuAt 
in  bei-  Q;i)«i:fürniid}eii  |  BääfiiVtfea  ©tobt  aBittemberg,  |  butd»  ^n^ 
Srafit^  grbfn.  |  ANNO  M.  D.  LXXXIIIL  | 

Das  Werk  besteht  aus  2  Bdn.  in  Folio.  Das  Titelblatt  enthält 
obigen  Titel  in  reicher  Holzschnitt-Tafel;  oben  Gott  Vater  und  die 
Schöpfung,  auf  einer  Seite  die  Sintfluth,  darunter  Loth  mit  seinen 
Töchtern,  auf  der  anderen:  Mose  empfängt  die  Gesetztafeln, 
darunter  der  Thurnibau  zu  Babel;  unten  in  einem  leeren  Felde: 
Jcsa.  8.  i;  Ad  LEGEM    magis   &   ad  1  TESTIMONIVM.    Quod   fi 


161 


non    dixerint    iuxta    verbum  |  hoc:    non    erit    eis    matutina  |  lux. 
Hemm  auf  Schildern  des  Rahmens,    oben :    SBittcmberg.  | ,   zu  beiden 
Seiten:  Anno  Dni  —  15  .  84  | .  — 

(1.)  —  Der  1.  Band,  dessen  Titelblatt  der  oben  angegebene 
Haupttitel  bildet,  enthält  50  (incl.  Titelblatt)  ungezählte  und  334  ge- 
zahlte Blätter  mit  147  (grösseren)  Holzschnitten  und  hübschen  Initialen 
am  Anfang  der  Capitel  und  Psalmen.  Er  umfasst  die  Bücher  des 
Alten  Testaments  bis  zu  den  Propheten.  Die  Holzschnitte  stammen 
aus  den  Jahren  1550—1568  u.  s.  w.  und  sind  aus  den  deutschen 
Hibeiausgaben  jener  Zeit  bekannt;  es  befindet  sich  darunter  auch 
einer  in  Blattgrösse  (Schöpfung  der  Eva;  PB  1550). 

Nach  dem  Titelblatt  folgen  4  (ungezählte)  Bll.  deutsche  Vor- 
rede, gerichtet  an  die  Grafen,  Freiherren,  Ritter,  die  von  Adel, 
Burger  und  alle  gottseligen  Christen  in  Steier,  Kärnten  und  Crein, 
in  der  Windischen  Mark,  Metling,  Isterreich  und  Karst.  —  (Darin 
heisst  es  gegen  Ende:)  Nun  hat  Gott  uns  in  diesen  Landen  durch 
den  Ehrwürdigen  Primum  Truberum,  als  einen  geborenen 
Windischen,  nicht  allein  gezeigt,  wie  diese  (windische)  Sprache  mit 
lateinischen  Buchstaben  eben  so  wohl  als  andere  geschrieben  werden 
könne,  sondern  es  sind  auch  durch  ihn  und  Andere  etliche  biblische 
und  sonst  heilsame  Schriften,  nicht  ohne  Nutzen  der  Kirche  und 
Zunehraung  in  Lehre,  Zucht  und  Besserung  vieler  windischen  Chri- 
sten, in  unsere  gemeine  Sprache  gebracht  und  darin  geschrieben 
'.vorden.  Weil  aber  von  der  ganzen  Bibel  blos  das  Neue  Testa- 
ment und  der  Psalter  durch  Herrn  Primus  (ausser  den  fünf 
Büchern  Mosis,  Sprüchen  Salomonis  und  Sirach,  die  ich 
Dalmatin]  noch  vor  etlichen  Jahren  verwindischt  und  drucken 
lassen)  bisher  in  windischer  Sprache  verdolmetscht  worden,  und 
doch  die  andern  Bücher  des  Alten  Testaments  gleichermassen 
nützlich  und  nothwendig  sind,  bin  ich,  da  es  bisher  kein  Anderer 
gethan  hat,  aus  gottseligem  Eifer  und  besonderer  Liebe  zu  meinem 
Vaterlande  auf  Bitte  vieler  Christen  und  E.  G.  H.  und  E.  Befehl 
vermocht  worden,  die  ganze  heilige  Schrift  aus  den  Originalsprachen 
und  andern  Interpretibus,  namentlich  aus  Luther's  berühmter  Ver- 
deutschung, in  unsere  Sprache  zu  transfcriren.  Und  wiewohl  unsere 
Creinerische  Sprache,  auf  die  ich  hierin  als  ein  Creiner  fürnemlich 
gesehen,  sich  von  anderen  windischen  Dialecten  hierin  etwas  unter- 
scheidet,   so  habe   ich   doch   mit  der  Orthographie  und  Schreibung 


162 

der  Wörter  theils  durch  Beifügung  am  Rand,  theils  hinten  in  einem 
Register,    mich   beflissen,    dass   diese   meine  Verdolmetschung  nicht 
allein  in  Crein,   Untersteier   und  Kärnten,    sondern  auch  in  den  be- 
nachbarten Ländern    sowol    zur  Aufnehmung    der  Sprachen    selber, 
als  zur  Beförderung  reiner  Lehre  mit  Nutzen  gelesen  und  gebraucht 
werden  kann.  Wie  ich  denn  der  gänzlichen  Hoffnung  bin,  es  werden 
alle,    die   diese   verwindischte  Bibel   lesen   und   mit  Luther's  Ueber- 
setzung  und  den  Originalsprachen  vergleichen,  sich  dieselbe  so  wohl 
gefallen  lassen,  wie  die  Theologen,  Prediger  und  andern  christÜchen 
Personen,    welche    auf   E.  G.  H.   und   H.  Verordnung    diese    meine 
grosse  Mühe  und  Arbeit,  ehe  ich's  in  den  Druck  zu  geben  bewilligt, 
abgelesen,  abgehört,    ein  jedes  Wort  auf  die  Goldwage  gelegt  und 
wohl  erwogen  haben.   Dass  ich  aber  dieses  Werk  E.  G.  G.  und  E. 
sammtlich   und   sonderlich   zuschreibe,    dazu    hat    mich    nicht    allein 
E.  G.  H.  und  E.  gottseliger   Eifer   zum   reinen  unverfälschten  Wort 
Gottes  und   die   gnädige  Beförderung    dieses  Werkes  bewogen,    die- 
weil  die  Windische  Sprache,    in  welcher   dies  Buch   geschrieben  ist, 
wie  auch  die  reine  christliche  Lehre  in  diesen  drei  Landen  bei  den 
reformirten  Kirchen  in  Gebrauch  ist,    sondern    auch   die   vielfaltigen 
täglichen  Wohlthaten,    so  mir  und  andern  Kirchendienern  von  den- 
selben widerfahren.    —   Datum  |  SBittembcrg  am  fftetocn  Süt^tag  be» 
eingcunbcn  |  M.   D.  LXXXIIII.   Sarg.   |:   g.  @.  ^.  mb  ©.   |i  »nber* 
ttjcnigcr    gc^orfamer  ftirdjcnbicncr,    ||   SR.   ®corgiu8    SDalmattnu^.   |  — 
21  Bll.:    GMAIN  PREDGVVOR  |  ZHES  VSO  SVETO  BIBLIO.  . 
Sine   auöfü^rtid^e    bogmatifd^c '  SBorrcbc    gut   S3ibet     —    Am    Schluss : 
SAMERKANIE    ENIH    POTREB-   |   nih   fhtukou,    nakatere   imajo 
merkati,    ty,   kateri   bodo  |  leto   flovenfko   Biblio   brali   |  (eine   halbe 
Seite).  I  —  4V,  Bl.:  PREDGVVOR  ZHES  |  STARI  TESTAMENT,  j 
D.  M.  L.  I  eine  Ucberfefeung  öon  Sut^er'ö  SSonebe  auf  ba8  ?llte  Sefta^ 
ment.  —  V.  Bll. :  BVQVE  STARIGA  TE-  |  STAMENTA  XXIUI. 
SScrjeic^iiife  ber  Sucher  beS  Sitten  leftament«,   —   in   welchem    (ganz 
wie  bei  Luther)  unter  XXIIII  die  12  kleinen  Propheten  mit  Namen 
verzeichnet  (Dvanaift  mali  preroki,   s'imenom),  und  dann  auch  noch 
die  Titel    der    apokryphischen  Bücher   beigefügt   sind.    —    18  Bll.  : 
REGISTER  ZHES  VSO  BI*  |  BLIO,  VSEH  IMENITISHIH  IMEN. ' 
inu    potrebnilhih    navukou    inu    rizhy.  |  Eine   Art   Concordanz,    wie 
auch  die  deutschen  Bibeln  damaliger  Zeit  ein  „SRegiftcr  imb  ©umma* 
rifc^eg  SJerjcic^ui^  ber  fürnembften  Setirpuuctcn''  u.  s.  w.  mit  Anführung 


163 

der  betreffenden  Stellen  hatten.  —  1  BI.,  Vorderseite  leer,  Rück- 
seite:  blattgrosser  Holzschnitt  (die  Schöpfung  Eva's;  PB  1550). 
Gerade  so  hat  Luther's  Bibel  1541  ein  Blatt,  dessen  Vorderseite 
das  Vcrzeichniss  der  Bücher  des  Alten  Testaments  und  dessen 
Rückseite  einen  blattgrossen  Holzschnitt  (Gott  Vater  den  VV eltkreis 
schaffend)  zeigt.  —  Bl.  1—334  folgen  die  Bücher  des  Alten  Testa- 
ments bis  zum  Hohenliede  (einschliesslich).  —  Bl.  334  ^  (Mitte)  schliesst : 
Salomonove  Viffoke  pejfni  koncj.  |  —  Bl.  334  d  (letzte  Seite)  leer. 

(2.)  Der  2.  Band,  ohne  Haupttitel,  enthält  2  Abtheilungen,  jede 
mit  besonderem  Titelblatt  und  besonderer  Blattzählung,  von  denen  die 
erste  die  Propheten  und  die  Apokryphen,  die  zweite  das  neue  Testa- 
ment enthält. 

SVETI  I  PREROKI,  I  V  SLOVENSKI  |  lesik  tolmazheni,  | 
SKVSI  II  IVRIA  DALMATINA  |  (Arabeskenzierath)  ||  Actorum 
X.  I  lesufu  Criftufu  prizhovanje  dajo  vfi  Preroki,  de  |  fkus  njegovu 
Ime,  imajo  vfi  odpufzhanje  grehou  pre-  |  jeti,  kateri  v'njega 
verujo.  II  VVITEBERGiE  j  Anno  M.  D.  LXXXIIII.  | 

Dieser  Titel  steht  in  einer  schönen  Holzschnitteinfassung  (oben : 
Moses  empfangt  die  Gesetztafeln ;  zu  beiden  Seiten :  Opferung  Isaaks, 
Anbetung  der  Schlange;  unten:  Anbetung  des  Christkindes;  in  den 
Ecken:  die  symbolischen  Thiere  der  Evangelisten).  Die  2.,  6.,  7.  und 
11.  Zeile  desselben  sind  roth.  Die  Rückseite  des  Titelblattes  ist  leer. 
Dann  folgen  3  (ungezählte)  BIL:  PREDGVVOR  ZHES  |  VSE 
PREROKE.  I  —  Weiter  2  (ungezählte)  Bll.:  PREDGVVOR  ZHES 
PRE*  I  ROKA  lESAIA.  D.  M.  L.  |  Eine  Uebersetzung  von  Luther's 
Vorrede  auf  den  Propheten  Jesaia.  —  Die  letzte  Seite  leer.  — 
B!.  1  —  132:  die  Propheten.  Bl.  88^ — 94:  eine  Uebersetzung  von 
Luther'sVorrede  zum  12.  Cap.  Daniels.  —  Bl.  132  ^  (Mitte)  APOCRIPHA 
STARt  I  GA  TESTAMENTA:  TV  SO  TE  ]  Buqve,  kir  fe  drugimu 
S.  Pifma  glih  nedersh^,  ali  fo  vi^  j  ner  pridne  inu  dobre  brati,  kak6r 
slaili.  I  Darunter  das  Verzeichniss  der  VIII  Bücher,  dann  eine  Ueber- 
setzung von  Luthcr's  Vorrede  auf  das  Buch  Judith.  —  Auf  Bl.  210«: 
das  Gebet  Manasse.  Darunter:  VSEH  BVQVI  STARIGA  |  Tefta- 
menta  konez.  |  Samimu  GOSPVDV  Bogu  etc.  Amen.  —  Bl.  210^ 
letzte  Seite)  leer.  —  Auch  diese  Abtheilung  ist  mit  hübschen  Initialen 
und  mit  34  Holzschnitten  (von  FB  und  A.,  von  1558,  61  u  s.  w.) 
geschmückt.  Ihr  folgt  das  Neue  Testament: 


164 

NO  VI  TE^  I  STAMENT :  T  V  IE,  |  t^h  Svetih  Evangeliftou 
inu  I  Apoftolou,  Buqui  inu  |  Lyftuvi :  Slovenfki,  ||  SKVSI  ||  IVRIA 
DALMATINA.  ||  (Länglicher  Arabesken-Zierath)  ||  JESA  :  XÜ  ' 
Koku  fo  na  Gorrah  lubesnive  noge,  t^h  poflanih,  kate-  |  ri  myr 
osnanujo :  od  dobriga  predigujo,  isvelizhanje  osna-  |  nujo,  kateri 
pravio  k'  Zionu  :  Tvoj  Bug  je  Krajl.  ||  VVITEBERGiE.  ]  Exuidebant 
haeredes  Johannis  Cratonis.  ||  Anno  M.  D.  LXXXIIII.  | 

Dieser  Titel  steht  in  derselben  Holzschnitteinfassung  wie  der 
vorige;  die  1.,  2.,  7.,  8.,  12.  und  14.  (blos  die  Jahrzahl  unter  dem 
schwarzen  Strich)  Zeile  sind  roth;  die  Rückseite  des  Titelblattes  ist 
leer.  Auch  diese  Abtheilung  ist  mit  denselben  hübschen  Initialen  und 
mit  38  Holzschnitten  •)  ausgestattet,  von  denen  26  zur  Illustration 
der  Offenbarung  dienen,  während  bei  den  Evangelien  und  Episteln 
nur  die  Verfasser  (Johannes  2mal,  Paulus  4mal  (wiederholt)  dargestellt 
werden;  dieselben  stammen  meist  von  denselben  Künstlern  und  aus 
denselben  Jahren  (1558  u.  s.  f.)  wie  die  früheren.  Sie  besteht  aus 
(incl.  Titelblatt)  151  gezählten  und  8  ungezählten  Blättern  und  enthält 
ausser  dem  Text  auch  Uebersetzungen  von  Luther's  Vorreden  zum 
Neuen  Testament,  und  zu  einzelnen  Schriften  (wie  zum  Römerbrief, 
Hebräerbrief,  Brief  des  Jacobus,  zur  Offenbarung  des  Johannes,  u.  a.),  ein 
Verzeichniss  der  Perikopen,  und  zuletzt  ein  vergleichendes  Wörter- 
verzeichniss  des  Krainischen  und  der  benachbarten  Dialecte  ').  — Bl.  2 : 
PREDGWOR  ZHES  |  NOVI  TESTAMENT.  |  D.  M.  L.  |  Darunter 
das  Verzeichniss  der  Bücher  des  Neuen  Testaments :  BVQVE  NOVIGA 
TE«  I  STAMENTA.  |  —  Bl.  3:  EVANGELI  SKVSI  |  S.  Mattheusha 
sapiffan.  |  —  Das  geht  dann  so  weiter  mit  dem  Text,  welcher  mit  dem 
Ende  der  Offenbarung  auf  Bl.  Ibla  (Paginirung  fehlt)  schliesst.  Darunter 
steht  dann  noch :  S.  loannefa  Resodivenja  kon^z.  |1  NOVIGA  TESTA- 
MENTA  INV  I  Biblie,  tu  je,  vfiga  fvetiga  pifma,  kon^z.  ||  Saniimu 
Gofpudu  Bogu  bodi  vfa  zhaft  tar  hvala,  sdaj  |  ime  vekoma  dana. 
Amen.  |  —  Auf  Bl.  151  (Signatur  Cc)  Rückseite  folgt  zunächst  das 
Verzeichniss  der  Perikopen  (4  Seiten) :  REGISTER  |  TEH  EPISTEL 
INV  EVANGELIOV,  KATERI  j  SE  OB  NEDELAH.  etc.  —  Auf 
Cc  Rückseite  beginnt  dann  ein  vergleichendes  sprachliches  Wörter- 
verzeichniss   und    geht   (diese   Seite    und   6  BU.)   bis   zu   Ende    des 


i)  Bezeichnet  sind  mehrere  mit  f,  einer  mit  T,  einer  mit  MG,  einer  mit  IB  loöO. 
«)  Vgl,  Dalmatin's  windisch.  Pentat  euch  (Nr.  9). 


165 

Werkes.  REGISTER  |  Nekaterib  befcd,  katere,  (1)  Crajnfki,  (2)  Corolhki, 
3)  Slovenfki  ali  Besjäzh*  |  ki,  (4)  Hcrväzki,  Dalmatirrfki,  Iftrianfki, 
aii  Crafbki,  |  fe  drugäzhi  govor^.  |  Der  grösste  Theil  der  Zusammen- 
stellung dieser  Dialcctwörter  entfällt  auf  das  Krainische  und  Slovenischc 
oder  Besiakische).  —  Auf  der  letzten  Seite  unten  zum  Schkiss: 
KONEZ.  II  lDiäemfe«cg  |  Gedruckt,  Durch  Hans  Kraffts  Erben,  | 
ara  3ar  1584  |  — 

So  war  denn  endlich  das  anfängliche  Ziel  der  Begründer  des 
slovemschen  Schriftthams  erreicht  Wie  Primus  Trüber  mit  dem 
Evangeltum  Matthäi  begonnen  und  nach  und  nach  das  Neue  Testament 
^u  Stande  gebracht  hatte,,  so  hatte  Dalmatin  den  Pentateuch  und 
andere  einzelne  biblische  Bücher  als  Vorläufer  dem  ganzen  Bibelwcrk 
vorausgehen  lassen.  Jener  hatte  cme  schwerere  literarische  Arbeit  zu 
erfüllen,  dieser  bei  der  Ausführung  des  Bibeldrucks  grössere  Hinder- 
nisse zu  überwinden  gdiabt.  Zur  Errichtung  der  Mannel'schen 
Druckerei  (1575),  der  ersten  in  Krain,  hat  der  Druck  der  Dalmatinischen 
Bibelübersetzung  den  Anstoss  gegeben,  ihr  aber  auch  das  Ende 
bereitet  (1580). 

Schon  1572  hatte  Georg  Dalmatin  von  Tübingen,  wo  er 
seit  sechs  Jahren  studirte,  die  windische  Uebersetzung  des  I.  Buchs 
Mose  nach  Laibach  geschickt.  Im  selben  Jahre  noch  ward  er  hier 
Prediger  und  setzte  als  solcher  sehie  Arbeit  dfng  fort,  so  dasa  er 
am  21.  April  1575  b«n  Hofteiding  um  die  Verordnung  nachsucht, 
dass  seine  Uebersetiuog  durchgesehen  und  dann  gedruckt  werde, 
während  (offenbar  im  Zasammenhang'  damit)  6er  Bürger  und  Buchr 
Händler  H.  Mannel  gleichzeitig  um  die  Bewilligung  nachsuchte, 
auf  eigene  Kosten  eine  Buchdruckerei  errichten  zu  dürfen.  Obwohl 
dem  Letzteren  sein  Gesuch  als  unthunlich  und  als  dem  Gesnchsteller 
selbst  nicht  nützlich  zonäcbst  id€iA  bewilFigt  wurde,  war  Mannel's 
Druckerei  doch  schon  im  Mai  desselben  Jahres  thätig  und  im  August 
in  vollem  Gange,  während  damals  in  den  drei  innerösterreichischen 
Ländern  noch  keine  Landschafts-Druckerei  bestand.  Im  Jahre  1578 
hatte  Dalmatin  die  Uebersetzung  des  Pentateuch  beendigt,  für  dessen 
Druck  Hans  Mannel  der  Landschaft  einen  Voranschlag  vorlegte 
und  dann  das  Bach  druckte.  Im  folgenden  Jahre  (1579)  hatte 
Dalmatin  die  Uebersetzung  der  ganzen  Bibel  beendigt,  und  am 
26.  März  1580  pflog  die  Krainische  Landschaft  Verhandlungen  wegen 
des  Druckes  mit  Hans  Mannel,  der  derselben,  obschon  ihm  wenige 

Jahrbttcb  des  ProtestaaCkmisi  1895,  H.  III  u.  IV.  12 


166 

Tage  darauf  vom  Landesvicedom  verboten  worden  war,  ohne  sein 
Vorwissen  fortan  etwas  zu  drucken,  am  23.  April  1580  den  Ständen 
einen  Voranschlag  fiir  den  Druck  von  1500  Exemplaren  in  ,Sub- 
Medlan*  (Mittel-FoÜo ;  ein  Voranschlag  für  den  Druck  in  Gross-ÄIedian 
war  zu  hoch  befunden  worden)  um  3010  Gulden,  und  zugleich  ein 
Probeblatt  *)  vorlegte,  auch  vorschlug,  die  Herren  Ungnad  um  die 
, biblischen  Figuren*,  die  sie  früher  bei  ihrer  Druckerei  zu  Tübingen 
gehabt  und  nun  zu  Waidenstein  (in  Kärnten)  hätten,  zu  bitten. 
Hierauf  wurde  dem  Hans  Mannel  (»der  nit  in  der  Landschaft 
Schutz,  sondern  ein  Bürgersmann*)  vom  Vicedom  der  Druck  der 
windischen  Bibel  gänzlich  verboten  und  die  Druckerei  eingestellt. 
Nichtsdestoweniger  sandten  die  Verordneten  der  Krainischen  Stände, 
gemäss  des  in  Brück  an  der  Mur  am  22.  Februar  1578  getroffenen 
Uebereinkommens  der  drei  Länder  Steier,  Kärnten  und  Krain  bezüglich 
des  Druckes  der  windischen  Bibel,  am  25.  April  1580  Mannel's 
Voranschlag  und  Probeblatt  den  beiden  anderen  Ländern  zu.  Nach 
Dalmatin's  wiederholtem  Ansuchen  vom  22.  September  1580  und 
mancherlei  Verhandlungen  mit  den  Nachbarländern,  wobei  Tübingen 
oder  Frankfurt  als  Druckort  und  Laibach  als  Versammlungsort  einer 
vorgängigen  Revisions-Conferenz  in's  Auge  gefasst  wurden,  kam  die 
letztere  1581  zu  Stande  (24.  August  bis  22.  October),  und  zwar  in 
Laibach,  obschon  die  Steirer  bei  dem  Vorschlage  dieser  Stadt  an- 
fanglich den  Krainern  vorgeworfen  hatten,  dass  sie  damit  eine  ,Prae- 
roinenz*  suchten  (1).  Inzwischen  aber  berichtete  der  Bischof  von 
Laibach  am  12.  September  1581  über  diesen  Vorgang  an  den  Erz- 

1)  Dieses  Folio-Blatt  (wovon  1  Ex.  in  meinem  Besitze)  enthält  das  erste  Blati 
der  Genesis:  PERVE  BVQVE  MO-  |  SESSOVE,  GENESIS  IMENOVA-  |  nc,  ludouski 
Breshitb.  ||  J.  CAPITVL  |  (Holzschnitt:  Gott  die  Erde  scbaflfcnd;  im  Hintergni«a: 
Sündenfall  und  Vertreibung  aus  dem  Paradiese)  {.  Dann  folgt  der  Text.  Es  ist  von 
Interesse,  diess  Blatt  einerseits  mit  Dalmatin's  Pentateuch  (1578),  andererseits  mit  seiner 
vollständigen  Bibel  (1584)  zu  vergleichen.  Bei  Letzterem  ergibt  sich,  dass  die  1581 
stattgefundene  Revision  durch  die  Theologen«  und  Philologen^Conferenz  in  Laibach 
grösitentheils  die  Orthographie  u.  dgl.  betraf;  sie  führte  das  j  und  die  Accebte  ein. 
beschränkte  den  Gebrauch  des  Artikels  und  der  grossen  Anfangsbuchstaben,  vermehrte 
die  Randsummarien,  fflhrte  das  unterkrainisch-dialectische  u  fiir  o  durch  (z.  B.  nu^h 
für  nojh,  änderte  die  Ueberschrift  in  das  einfache :  Perve  Mofeifove  Baquc,  und  einigem 
Andere,  z.  B.  1580:  Duh  Boshij  ie  leita  nad  Vodami,  1584:  Duh  Boshji  fe  je  refproAerl 
zhes  vod^;  —  1580:  vfebi,  —  Seimo,  —  Vodee,  1584:  v'febi,  —  f^me,  —  vod^;  — 
1580:  de  lozhio  Dan  od  Nozhi,  1584:  de  lozhio  Dan  inu  Nuzh,  —  u.  s.  w.  (Vgl. 
Kopitar,  XXXVI  u.  Anm.) 


167 

herzog  Karl  nach  Graz,  dass  dies  Unternehmen  ,  unserer  heiligen 
katholischen  Kirche  und  deren  Klerisei  zu  grossem  Spott  und  Un- 
ehre, ja  auch  der  ganzen  Gemeinde,  so  bisher  noch  des  alten  katholischen 
Glaubens  gewesen,  zu  sonderm  Abbruch,  noch  mehrerer  Verkleinerung, 
Verführung  und  Abfall,  auch  zu  unwiderbringlichem  Nachtheil  und 
Schaden  gedeihen  würde*.  Daraufhin  verbot  der  Erzherzog  nicht 
blos  den  Bibeldruck  (den  er  als  ein  Regal  angesehen  wissen  wollte) 
in  Laibach  und  sogar  jeden  anderen  Druck  im  Lande  Krain,  sondern 
verbannte  auch  H.  Mannel  bei  Leibesstrafe  aus  allen  seinen  Erb- 
iändern  •).  Dalmatin  aber,  von  Nikodemus  Frischlin  (der  damals 
Schulrector  in  Laibach  geworden  war)  unterstützt,  betrieb  1582  den 
Bibeldruck  bei  den  Krainischen  Ständen  auf's  Neue,  der  dann  auch 
endlich  1583  unter  seiner  und  Bochoritsch's  persönlicher  Leitung 
in  Wittenberg  zu  Stande  kam*).  Dimitz,  III,  194 — 211,  berichtet  über 
die  Revisions-Conferenz  und  den  Bibeldruck  aus  den  Acten  so  ein- 
gehend und  genau,  dass  hier  darauf  verwiesen  werden  muss. 

*)  Derselbe  ging  nach  Ungarn,  wo  er  1583 — 84  in  Gissing,  1586  in  Warasdin, 
1687  in  Eberau,  1593  in  Schützing,  1605  in  Keresztur  druckte. 

*)  Von  den  hier  besprochenen  Büchern  gibt  es  Exemplare:  1.,  Ev.  Matthaet 
in  Wien;  —  2.  Nov.  Test.  I  in  Berlin,  Dresden,  London,  München,  Wien  (2  Ex.,  1  ohne 
die  deutsche  Vorrede,  1  ohne  die  Postille);    —    3.  Nov.  Test.  IIa  in  Laibach,  Wien; 

—  4.  Nov.  Test.  IIb.  (?)  —  4  a  u.  b.  Nov.  Test.  I  u.  II  (krob.-glag.)  in  Königsberg 
iStadtbibl.),  London,  München,  Kassel,  Stuttgart,  Tübingen,  Wien;  blos  4a  in  Dresden, 
Halle,  Laibach,  Rotenburg  a.  T.;  —  4c  u.  d.  Nov.  Test.  I  n.  II  (krob.-cyrill.)  in 
Berlin,  Dresden,  Laibach,  München,  Stuttgart,  Tübingen,  Wien  (Hofbibl.  u.  Discalceaten), 
Wolfcnbüttel ;  blos  4c  in  Petersburg;  —  5.  Psalter,  in  Laibach,  Olmütz  (v.  Trüber 
1566  an  H.  ConUill  (Concili?)  geschenkt,  Laibach,  9.  Juli  1568  in  Besitz  v.  Andr. 
Dernüsik),   Stuttgart ;  —  6.  Nov.  Test.  IIc  in  Göttingen ;  —  7.  Jesus  Sirah  in  Laibach ; 

-  8.  Nov.  T«$t.  Ild  in  Stuttgart;  —  9.  Pentateuch,  in  Gotha,  Wien;  —  10.  Sprichw. 
Jiai.  in  Kopenhagen;  —  11.  Nov.  Test.  I  u.  II,  2.  Aufl.,  in  Berlin,  Graz  (LycealbibK), 
Laibach,  Stuttgart;  —  12.  Die  ganze  h.  Schrift  (1584)  I  u.  II,  in  Bautzen  (Bibl.  der 
SersVa  Ma^ica),  Berlin,  Dresden,  Gotha,  Görz  (Lyc.-Bibl.),  Graz  (Lyc.Bibl.),  Halle, 
Uibach  (Lyc.Bibl.  u.  Museum),  Leipzig  (Stadtbibl.),  London  (Bibelgesellschaft),  Marburg 
'.  St.  (Gymn.-Bibl.).  München,  Olmütz,  Prag,  Pressburg  (ev.  Gymn.-Bibl.),  Stuttgart, 
Wien,  Wolfenbüttel,  auch  mannigfach  im  Privatbesitz. 

Wo  bei  Städten  die  Bibliotheken  nicht  besonders  genannt  werden,  sind  immer 
<Jie  Hanptbiliotheken  zu  verstehen ;  also  Wien :  Hofbiblioihek ;  Berlin,  Dresden,  München, 
Stuttgart:  die  kön.  öüentl.  Bibliotheken;  London:  British  Museum;  Tübingen,  HaUe, 
Olmütz:  die  Universitäts-Bibliotheken,  u.  s.  w.  Gewiss  sind  die  gegebenen  Nachweisungen 
«ler  Fandorte  nicht  vollständig,  trotz  aller  mühsamen  Nachforschungen,  für  deren  überaus 
gutige  und  lang  fortgesetzte  Unterstützung  ich  den  betreffenden  Bibliotheksvorständen, 
Beamten  und  Freunden  hiemit  bestens  danke. 

12* 


168 


Zasätzd  und  Berichtigungen  ^a  den  Aufsätzen  über  die  slovenischen 
protestantischen  Druckschriften  des  XVI.  Jahrhunderts. 

1.  Zusätze  zu  den  Postillen  (Jahrg.  1893). 

Während  des  Druckes  dieser  Aufsätze  über  die  slov.  prote^t. 
Literatur  des  XVI.  Jahrhunderts  ward  mir  im  Sommer  1894  zu  Graz  un- 
erwartet Gelegenheit,  im  Besitze  des  Herrn  Privatdocenten  Dr.  V.  Oblak 
daselbst  zwei  Postillen  zu  sehen,  deren  eine  ich  bis  dahin  nie  voll- 
ständig gefunden,  die  andere  aber  nur  aus  fremder  Angabe  kannte. 
Die  daraus  entstandenen  Unrichtigkeiten  bedürfen  hier  einer  nach- 
träglichen Correctur,  obschon  diese  bezüglich  der  Spangenberg'schen 
Postille  von  1578  seitdem  durch  Herrn  Friedr.  Ahn  in  seiner  hüb- 
schen Schrift  »Bibliographische  Seltenheiten  der  Truberliteratur* 
(Leipzig,  in  Commission  bei  O.  Harassowitz)  1894  bereits  erfolgt  ist. 

I.  Zu  meiner  Beschreibung  der  Spangenberg'schen  Po- 
stille von  1578  (s.  die  slov.  Protest.  Postillen,  Nr.  3,  im  , Jahrb.  des 
Protestantism.*,  1893,  S.  127  ff.)  ist  daher  Folgendes  zu  bemerken  : 
l .  Der  von  mir  (nach  dem  Stuttgarter  Exemplar)  als  Haupttitel  und 
zugleich  als  Titel  des  ersten  Theiles  angegebene  Titel  ist  derjenige 
des  dritten  Theiles,  als  welcher  er  nachher  (nach  Correctur  der  vor- 
handenen Druckfehler)  wieder  angeführt  werden  wird*  Der  Titel  des 
ersten  Theiles  lautet:  POSTILLA,  |  To  ie  |  KERSZHAN*  |  SKE 
EVANGELSKE  |  predige,  verhu  vfakiga  Nedek  |  skiga  Euangelia.  j 
OD  ADVENTA  DÖ  PASKE  |  aU  Velikenojhi.  |  SA  HISHNE 
GOSPODARIE.  [  Shole»  mlade  inu  preprofte  liudi.  |  Od  loan : 
Spangenberga,  na  vprasha*  |  nie^  inu  odgouor  isloshena.  |  PERVI 
DEL.  I  Sdai  peruizh,  verno  inu  su^o  Stolmazhena:  Inu  \  vpraui 
Slouenski  lewk  prepifana.  |  Anno,  M.  D.  LXXVIII.  (  Klemes  Stück 
des  oberen  Theiles  der  Titeleinfassung,  die  3.,  4.,  7.,  11.  u.  18.  Z., 
sowie  die  Jahreszahl  (nicht  das  Wort  Anno  und  das  Komma)  sind  roth 
gedruckt ;  über  der  letzteren  (nicht  in  der  Mitte)  eine  schwari&e  Linie. 
Die  Titeleinfassung  ist  (wie  btä  den  Titeln  der  folgenden  beiden 
Theile)  die  angegebene.  —  Die  slovenische  Vorrede  (Bl.  2u.  3  a)  ist 
unterschrieben :  Georgius  (nicht  Georg)  Jurishitsch.  —  Nach  der  leeren 
Seite  Bl.  4  6  folgt  (in  Herrn  Oblak's  Ebcemplar)  eine  deutsche  Zuschrift 
des  Druckers  und  Verlegers  H.  Manuel  an  Adel  und  Bürgerschaft, 
a,uch  alle  gottselige  Christen  in  Steyr,  KäraÜiexi  uad  Craio»  auch  in 
Görz,  Möttling,  Isterreich  und  Karst :  Weiland  M.  Sebastianu»  CretHus 


169 

E.E.Landschaft  desFürstenthumsCraiii  Christlicher  Kirchen  Pastor  habe 
Joh.  Spangenbergij  (Postille)  in  die  VVindische  Sprache  zu  *transferiren 
unternommen  und  den  ersten,  als  den  Wintertheil  in  Druck  lassen 
auscrehen,  sei  aber,  bevor  er  die  anderen  zwei  Theile  angefangenen 
habe,  verstorben.  Darauf  habe  die  Landschaft  in  Crain  verordnet 
und  auferlegt,  dass  ein  anderer  der  windischen  Sprache  wohlerfahrener 
Mitgesell  des  Crellij  die  überblieben en  zwei  Theile  nach  des  Crellij 
Orthographie  verdolmetsche  und  verfertige,  dass  dann  (:„Xo\t  ifjnen 
Mijl  BciDlft":)  noch  vor  zehn  Jahren  vollendet  und  also  bis  auf  diese 
Zeit  , anständig*  verblieben.  Weil  aber  er(Mannel)  erachte,  dass  diese 
\'er«.ion  den  Unter-Steyrern,  Unter-Marchern,  Karnern,  Yst erreichern, 
G()rzern,  ,Kharfltnern*  und  sonderlich  denen  in  der  Grafschaft  ^^Zylla* 
Cilli),  sowohl  als  den  Krainern  sonders  hochnützlich  sein  könne,  als  er 
ein  Exemplar  davon  bekommen,  habe  er  sich  darum  angenommen,  das- 
•^clbe  durch  gelehrte  und  sprachkundige  Leute  übersehen  und  corrigiren 
lassen,  auch  in  eigenem  Verlag,  mit  grosser  Mühe  und  Arbeit,  in  diesen 
verständlichen  und  wohlleserlichen  Druck  verfertigt  .  .  .  ißaiboc^,  ben 
'26  ?lprili«.  9tnno  1 578,  |  g.  ®.  tjnb  ^r.  SIuc^  g.  (£.  SB.  |  »nbcrttiemger  önb 
gehoriamcr  ;  3o^nncS  SWonnliug,  ©iic^*  |  trurfcr  bafelbft.  |  —  Dann  folgen 
1-136  gez.  BU.  Text.  Zuletzt:  AMEN.  Eine  Holzschnitt- Arabeske 
(schwarz  auf  weiss).  —  Trotz  der  Angabe  des  Verlegers  scheint  die 
Ortiiographie  nicht  die  Kreirsche  zu  sein,  wenigstens  sind  die  Bibel- 
texte in  dieser  zweiten  Ausgabe  des  ersten  (Krell'schen)  Theiles  nach 
Trüber 's  (recipirter)  Uebersetzung  sprachlich  revidirt  worden  *). 

2.  Der  zweite  Theil  hat  den  Titel :  POSTILLA,  |  To  ie  | 
KKRSZHAN-  |  SKE  EVANGELSKE  |  predige,  verhu  vfakiga, 
Xedel.  I  skiga  Euangelia.  |  OD  PASKE,  ALLl  VELIKE  |  Nozhi  do 
Aduenta.  I  SA  HISHNE  GOSPODARIE  |  Shole,  mlade  inu  preprofte 
iiudi.  I  Od  loan :  Spangenberga,  na  vprasha*  |  nie,  inu  odgouor  islo- 
si.ena.  |  DRVGI  DELL,  j  Sdai  peruizh,  verno  inu  sueifto  Stolmazhe 
na:  inu  upravi  Slouenski  iesik  |  prepifana.  |  —  Der  ganze  Titel  und 
t'ie  Titelein fassung  (dieselbe  wie  im  ersten  Theil)  schwarz.  — 
1—124  gez.  Bll.  Text,  inclusive  Ev.  am  26  S.  u.  Tr,,    schliesst  auf 

<)  Herr  Dr.  Oblalc  (dessen  hier  besprochenes  Exemplar  dieses  Werkes  leider 
T)3ch  London  in  das  Britische  Museum  gewandert  ist)  hat  seither  das  literarische  Ver- 
UjnUs  der  beiden  Uebersetzer  Krell  und  Juritschit  seh  in  einem  Aufsätze :  Prote- 
^tauske  postile  v  slovenskom  preycdn  (Matice  Slovenske  1894)  eingehend  dargelegt, 
we  er  auch  im  .Archiv  fUr  s-lavische  Philologie*  (XV,  459—468)  einen  interessanten 
Bericht  über  einige  in  Kärnten  vorhanden  gewesene  slov.  protest.  Bücher  gegeben  hat. 


170 

Bl.  214^;  dann:  AMEN.  Holzschnitt- Arabeske  (dieselbe  wie  im  ersten 
Theile,  nur  weiss  auf  schwarz);  darunter:  DRVKANO  VLIVBLANI 
SKOSIIJoannefa  Mandelza,  AnnojM.  D.  LXXVIII.  |  —  Bl.  214^  leer. 

3.  Der  dritte  Theil  hat  den  von  mir  früher  als  Titel  des  ersten 
Theiles  gehaltenen,  hier  von  seinen  Druckfehlern  gereinigten  Titel: 
POSTlLL/\,  I  To  ie  I  KERSZHAN^  |  SKE  EVANGELSKE 
predige,  verhu  Euangelia,  na  vfe  |  poglauite  Prasdnike,  skos  |  celo 
Leto.  I  SA  HISHNE  GOSPODARIE,  |  Shole,  mlade  inu  preprofte 
liudi.  I  Od  Joan:  Spangenberga,  na  vprasha*  |  nie,  inu  odgouor  islo- 
shena.  |  Sdai  peruizh,  verno  inu  sueifto  Stolmazhena:  Inu  |  vpraui 
Slouenski  lesik  prepifana.  |  Anno,  M.  D.  LXXVIII.  |  —  Dieselbe 
Titeleinfassung  wie  im  ersten  und  zweiten  Theil.  —  Die  1.,  3.,  4.,  S.u.  10.  Z. 
sowie  die  Jahrzahl  (nicht  das  Wort  Anno  und  das  folgende  Komma)  sind 
roth,  die  ober  der  Jahreszahl  (nicht  in  der  Mitte)  stehende  Linie  ist 
schwarz.  —  2—136  ge?.  BU.  Text,  darnach  Bl.  136^  zuletzt  (etwa  in 
der  Mitte  der  Seite):  Amen.  |  ^  \  Tebi  u.  s.  w.  (wie  S.  129  angegeben). 

II.  Herr  Dr.  V.  Oblak  war  auch  im  Besitze  eines  Exemplars  der 
Besyakischen  Postille  des  Ant.  Vramecz  (a.  a.  O.  S.  129  f.).  Es  ist  dies 
das  früher  in  Sv^tinje  befindliche  Exemplar,  während  dasjenige  des 
Klosters  Klanjec  seither  in  der  Zelle  eines  verstorbenen  Mönches 
abhanden  gekommen  sein  soll.  Eine  genauere,  gewiss  sehr  inter- 
essante Untersuchung  der  Sprache  dieses  Buches  und  seines  Ver- 
hältnisses zu  Juritschitsch's  eben  besprochener  Ueberset/.ung  der 
Spangenberg'schen  Postille  wäre  wünschenswerth.  Dasselbe  ist  von 
demselben  Buchdrucker  Joh.  Mannel  (der  1581  aus  Laibach  wegen 
des  beabsichtigten  Druckes  der  Windischen  Bibel  verbannt  worden, 
und  dann  als  wandernder  Buchdrucker  1583  —  84  in  Gissing,  158(5  in 
VVarasdin,  1587  in  Eberau,  1593  in  Schützing,  1605  in  Keres^tur 
thätig  war)  in  demselben  Format  (4®),  mit  denselben  Typen  und  der- 
selben Titeleinfassung  wie  jenes  eben  beschriebene  Werk  zu  Wa- 
rasdin  1586  gedruckt  worden. 

1.  Der  erste  Theil  enthält  die  Sonn-  und  Festtage  vom  1.  Advent- 
bis  (incl.)  26.  Sonntag  n.  Tr.  —  Der  Titel  und  das  Nächstfolgende 
fehlt  diesem  Exemplare,  das  mit  gez.  Bl.  10  (im  3.  Adventsonntag^ 
beginnt  und  dann  auf  gez.  Bl.  238 /&  schliesst.  Am  Schluss  (etwa  in 
der  Mitte  der  Seite):  FINIS.  |  Dann  eine  längliche  Holzschnitt- 
Arabeske,  darunter:  STAMPANO  V  SZLO-  |  BODNOM  KRALE- 
VOM  VARASV  I  Varafdine  po  luane  Manliufe.  |  M.  D.  LXXXVI. 


171 


2.  Der  Titel  des  zweiten  Theiles  lautet :  POSTILLA 
\'ESZDA  ZNO- 1  VICH  ZPRAVLENA  SZLO- 1  uenfzkim  iefzikom 
po  godoune  |  dni,  na  vfze  leto.  i|  PO  |  ANT:  VRAMCZV  SZ :  P.  | 
Doctoru.  IJ  Pfalmo  118.  j  Domine  greflus  meos  dirige.  !|  STAMPANO 


V  SZLOBODNOM  |  kralieuom  Varaffu  Varafdinu  |  M.  D.  LXXXVI. 
—  Die  2.,  3.,  7.  und  11.  Z.,  sowie  die  Jahrzahl  sind  roth,  die 
über  der  letzteren  stehende  Linie  ist  schwarz.  —  Nach  dem 
Titelblatt  stehen  2  ungez.  Blätter  mit  dem  Inhaltsverzeichniss : 
PREDECHTVA  OVA,  PO-  |  LECH  CZIRKVE  ZAGRE- 
BECHKE  KA-  |  lendarisma,  v  kniga  oui  dole  popifza-  |  na  ief/.u.  | 
Die  erste  Predigt:  Na  fuetoga  Andreafa  Apoftola  dun  .  .  .  v  lifztu  1; 
die  letzte:  Na  fzuete  Katalene  dun  .  .  .  v  lifztu  115.  |  —  Darauf:  1 — 78 
gez.  EU.  Text ;  der  Rest,  nach  dem  Inhaltsverzeichniss  zu  schliei^sen, 
etwa  bis  Bl.   116— .118  gehend,  fehlt. 

2.  Zusatz  zu  den  Gebetbüchern  (Jahrg.   1894). 

Eine  merkwürdige  Erscheinung  ist  ein  slovenisches  Gebetbuch 
aus  dem  XVIII.  Jahrhundert: 

KRISTIANSKE  |  BUKVICE,  |  V'KATEREM  \  SA  HISHNE 
GOSPODARJE  INV  |  GOSPODINJE,  TUDI  SA  DRUGE  | 
STANOVE  STAREH  INU  |  MLADEN  LUDI  |  MOLITVE  | 
SE  NAIDEJO  I  IS  I  PSALMOU  |  VKUP  SBRANE.  |  (Kleinej 
Holzschnitt-Arabeske.)  |  Skus  perpufhanie  Zaefarfke  Oblafti.  | 
V'ZELOVZI.  I  per  Ignaziu  Kleinmayrju  1784.  | 

Es  ist  in  modernem  grösseren  8*  gedruckt.  —  Des  Titelblattes 
2.,  8.  und  11.  Z.  sind  in  grösserer  und  rother  Schrift  gedruckt.  — 
Dann  folgen  3  (unpaginirte)  Blätter  mit  einer  slovenischen  Vorrede 
des  ungenannten  Herausgebers,  weiter  1 — 220  (paginirte)  Seiten  Text, 
schliesslich  2  (unpaginirte)  Blätter:  REGISTER. 

Dieses  Buch  (im  Privatbesitz  des  Herrn  Dr.  Oblak)  ist  nichts 
Anderes  als  ein  im  Anfange  der  Toleranzzeit  ,Mit  Erlaubniss  der 
Kaiserlichen  Regierung*  zu  Klagenfurt  veranstaltetcr,  mit  sehr  ge- 
ringen orthographischen  Aenderungen  •)  versehener  wörtlicher  Wieder- 
abdruck von  G.  Dalmatin's  Betbüchlein  Windisch,  Wittenberg  1584^ 

1)  Besonders  im  Anfange  des  Buches  werden  v  für  m,  z  für  ^  i<.  dgl.  m.  ge»etzt; 
<Ict  Unterschied  zwischen*/  und  /  ist  genau  beibehalten;  einige  Male  ist  ein  über- 
flü5-.ig  eiscfaeinendes  Wort  (wie  „Allelnja'  oder  dg),)  weggelassen  oder  zugesetzt,  so 
Mnd  auch  einmal  ein  paar  anwesentliche  Zeilen  auftger.'illen. 


172 

Tübingen  1595  (s.  Gebetbücher  Nr.  3  und  4).  Die  Wiedererscheinung 
dieses  Buches  nach  genau  200  Jahren  ist  um  so  mehr  bemerkens- 
werth,  als  es  in  Kärnten  (und  überhaupt)  nur  eine  einzige  windische 
protestantische  Gemeinde  gibt,  nämlich  in  Agoritschach  bei  Amoldstein. 

3,  Zusätze  zu  den  Ritual-  etc.  Büchern  (Jahrg.  1894). 

I.  Die  unter  Nr.  1  dieses  Aufsatzes  genannte  Schrift  RASGO- 
VARANGE  u.  s.  w.,  deren  Dialect  aus  Versehen  als  der  istrisch- 
slovenische  statt  der  istrisch-croatische  (cakavische)  bezdchnet  ist, 
gehört  streng  genommen  nicht  hieher.  Der  Wunsch,  dieses  von  mir 
hier  in  der  Markus-BiWiothek  entdeckte  Büchlein  bekannt  zu  machen, 
veranlasste  mich,  es  in  diese  Reihenfolge  aufzunehmen.  Zwar  hatte 
ich  Herrn  Dr.  Ljubi6  bei  seinem  Aufenthalte  in  Venedig  (1881)  von 
dieser  Entdeckung  Kenntniss  gegeben,  ihm  auch  die  Verwerthung 
derselben  gestattet,  aber  erst  jetzt  erfuhr  ich  in  Folge-  dieses  Aufsatzes, 
dass  dieses  Schriftchen  von  Prof.  M.  Valjavec  nach  einer  von  Ljubir 
gemachten  Abschrift  in  der  von  der  Agramer  Südslavischen  Akademie 
herausgegebenen  ,Starine*,  Bd.  XVII,  1885,  S.  232-  240  (doch  in  der 
Orthographie  der  Akademie),  abgedruckt  sei.  Die  ,  Starine*  sind  mir  nicht 
zugänglich;  anderweite  Nachricht  darüber  war  mir  nicht  zugekommen. 

IL  Dagegen  wurde  mir  unerwartet  der  Anblick  einer  bisher 
unbekannten  slovenischen  Kirchenordnung  zutheil,  welche  diesem 
Aufsatze  als  Nr.  7  beigefügt  werden  muss.  —  Auf  Mittheilung  und 
durch  gütige  Vermittlung  des  Herrn  Dr.  Oblak  erhielt  ich  aus  dem 
Besitze  des  Herrn  Prof.  I.  Milcetic  in  Warasdin  einen  Sammeltand 
in  8*  zur  Benützung,  welcher  folgende  Stücke  enthält:  1.  Schrift 
ohne  Titelblatt  (Agenda);  2.  Ta  kratki  Wirtemberski  Catechismus, 
VViteberg.  1585  (s.  Katechismen  Nr.  9);  3.  Ta  celi  Catehismus,  eni 
Psalmi  etc.,  Bitemberg.  1584  (s.  Gesangbücher  Nr.  5) ;  4,  Karfzhanske 
Lepe  Molitve,  ikusi  J.  Dalmatina,  VViteberg.  1584  (s.  Gebetbücher 
Nr.  3);  5.  Catehismus  sdveima  Islagama  (v.  Trüber).  Tibing.  1575 
(s.  Katechismen  Nr.  7.  —  Ein  anderes  Exemplar  dieses  Buches 
befindet  sich  in  der  Grazer  Universitäts-Bibliothek) 

Das  erste  Büchlein  dieses  Sammelbandes  ist  eine  Agende,  aber 
leider  ist  sein  Titelblatt  verbrannt,  und  der  Titel  nur  mit  moderner  Hand- 
schrift eingetragen.  Auf  Grund  dieser  Handschrift  lässt  sich  mit  Be- 
nützung der  geringen  Reste  der  Anfangsbuchstaben  der  Titelzeilen  etc. 
der  ursprüngliche  Titel  m  t  ziemlicher  Gewissheit  also  wieder  herstellen. 


173 

7.  AGENDA,  j  TV  JE  KOKV  SE  |  TE  LMENITISHE  | 
BOSHIE  SLVSHBE  OPRAV*  |  lajo  po  Wirtemberfki  Cer*  |  kovni 
ordnungi,  |  Slovenfki.  |l  l©irtE»nbcrgifdj«  Stcdjcnagcnb  |  ßDinbifri;.  || 
'Kleine  Holzschnitt -Arabeske.)  |  I.  Cor.  14.  |  Puftite  de  se  vfe 
poshtenu  |  iau  poredi  rovna.   '  M.  D.  LXXXV.  ( 

Dieses  Büchlein  in  8®  besteht  aus  nur  24  ungezählten  Blättern. 

-Titelblatt.    —    A2— C7Ä:    Text.    —   C8  (letztes  Blatt)  leer.  — 

Inhalt:    A2a:   KOKV  SE  |  IMA  KARSZHO-  |  VATI.  \  —  ASa: 

OD  NADLIGA  |  KARSZHOVANIA.  j  —  B3^:    KOKV  SE  IMA 

OB-  I  HAILV     DERSHATI.   [  OPOMINANIE   |    K'OBHAILV  | 

CRISTVSEVE  I  ve^herje.  |  —  B6./:   FORMA  TE  ABSOLVCIE.  | 

-  B7ö:    BESSEDE    SKATE-   |   RIMI    IE    CRISTVS    SVOIO  | 

Ve/herjo   gori   poftavil.    |    —    B  7/;:    SAHVALENIE    PO   S.  |  OB- 

HAILY.  I  etc.  etc.    —    BSa:    SHEGEN.  |  GOSPVD   shegnai   vas, 

:  iu  vas  obari  |  GOSPVD  refvejti  fvoje  oblizhje.  |  zhes  vas,    inu  vam 

l»di   miloftiv.  |  B8^:    GOSPVD    vsdigni    fvoje    oblizhie  |  zhes    vas, 

:u  vam   daj    vezhni    myr,    Amen.    ]    —    KOKV   IMA    EN    CER-  | 

KiJVM    SLVSHABNIK    NOVE   i    Sakonike    vkup    porozhiti.   |   — 

C 4. 7  (unten):    GMAIN    MOLITOV  |  po  Predigi.  |    —    CGd:    ENV 

KRATKV    O-  !   POMINANIE    INV  MOLITOV,  |  katere   fe  more 

vjr  Pogrebu  ludern  naprej  I  brati,  suffeb  kadar  nej  druge  Pogre-  |  bne 

i'^eJitje.  j  —  CH:   Ojha  nafh  etc.  —  GOSPVD  shegnai   vas   etc., 

Amen.  \  Agende  konez.  |  (Darunter   ein   kleiner  Holzschniit-Zierath : 

c:  je  Eichel  an  Ranken,  wie  deren  drei  als  Zierath  auf  dem  Titel  von 

G.  Dalmatin's  ^Karfzhanske  Lepe  Molitve*,  Witeberg.   1584  stehen.)  | 

"Darunter:)   DRVKANV  V'BITEBERGI  |  (darunter:)    Anno  1585.  | 

Diese  Agende  scheint  ein  kurzer,    praktischer  Auszug   aus  der 

i' 'i^enannten   , Kleinen  Wirtenbergischen  Kirchenordnung*    („Äirrf)en' 

cr^mung,    xoit    e^    mit    bzt   Sictc    ünb    Gercmonicn    im    gürftentl)umb 

iiirtembcrg   angeric^t  önb  geilten  werben  foü."    lübiitgen,   Ulr.  2Hor= 

Iwrt  1553;   Ulr.  SKor^art'^  SBme.  1555)  zu  sein,    mit  der  sie  vielfach 

^ui^ammenstimmt-    Doch   wäre   auch  Truber's   unterdrückte  Kirchen- 

''dnung  (s.  oben  Nr.  4)  zu  vergleichen.  Der  Autor  dieses  Büchleins 

bit  v,ie  derjenige  des  Brenzischen  Katechismus  Windisch   unbekannt. 

Der  gleichzeitige  Druck   beider  Schriften   in  Wittenberg  1585   steht 

Heilbar  mit  demjenigen  der  Bibel,   des  Gesangbuches  und  des  Bet- 

l'xh'eins   (s.  oben),    sowie    der    ^Arcticae    honilae    fucciffivae*    des 

Adam  Bochoritsch,  Wittenberg  1584  (sämmtlich  bei  J.  Krafft's  Erben) 


174 

in  Zusammenhang.  Bezüglich  der  Correctur  ist  wohl  an  die  beiden 
Jünglinge  Adam  Bochoritsch  d.  J.  und  Johann  Snoitschek  zu  denken, 
welche  schon  1583  beim  Druck  derDalmatin'schen  Bibel  mit  beschäftigt 
(Dimitz,  III,  202)  und  dann  in  der  berühmten  Schule  der  Schulpforte 
untergebracht  worden  waren,  wo  sie  am  6.  Januar  1584  inscribirt  wurden 
(s.  Dr.  Max  Hoffmann,  Pförtner  Stammbuch  1543—1893,  Berlin  1893. 
S.  48,  Nr.  97  und  98),  worauf  sie  in  Wittenberg  studirten. 


Nachwort. 

Mit  der  Geschichte  der  Reformation  in  Krain  seit  vielen  Jahren 
beschäftigt,  musste  ich  mich  mit  der  ihr  zugehörenden  Ijteratur 
genauer  bekannt  machen,  umsomehr,  als  die  slovenische  (windische! 
Landessprache  derselben  erst  ihre  Literatur  verdankt.  Die  Drucke 
der  betreffenden  Schriften  (1550 — 1595)  in  deutscher,  lateinischer, 
italienischer,  slovenischer  und  krobatischer  Sprache,  die  letzten  theils 
in  glagolischer,  theils  in  cyrillischer,  theils  in  lateinischer  Schrift 
gedruckt,  sind  jedoch  fast  alle  grosse  Seltenheiten  und,  wie  die 
Geschichte  ihrer  Verfasser,  ziemlich  unbekannt.  Die  trefflichen  Vor- 
arbeiten darüber  von  Schnurrer  (Slov.  Bücherdruck  in  Würtem- 
berg,  Tüb.  1799)  und  Kopitar  (Grammatik  der  slov.  Sprachein 
Krain  etc.,  Laib.  1808)  genügen  für  das  Ganze  nicht.  Dobrowsky- 
Hanka  (Slavin,  2.  Aufl.,  Prag  1834)  bringt  fast  nur  Auszüge  au? 
Schnurrer.  Safafik-Jireöek  (Geschichte  der  südslav.  Literatur, 
I,  Prag  1864)  gibt  in  Form  eines  Bücherkataloges  die  von  Ersterem 
gesammelten  und  hinterlassenen  Notizen,  ohne  die  berichtigenden 
und  ergänzenden  Forschungen  des  letzten  Menschenalters  zu  berück- 
sichtigen. Einige  Beiträge  zur  Kenntniss  dieses  Literaturfeldes  .«^ini 
zerstreut.  Unter  den  Schriftstellern,  welche  sich  damit  beschäftigen, 
gibt  es  jedoch  auch  solche,  die  ein  sonderbares  Wissen  zu  Markte 
bringen.  Man  lächelt,  wenn  die  ,sy mische*  Sprache  in  ,syrische* 
verwandelt  wird;  man  lächelt,  wenn  man  in  den  , Studien  derWürten- 
berg.  Geistlichkeit*  (I,  153 — 162)  die  Druckfehler  (?)  ,Tt^abatisch 
und  ,^!agolisch*  für  ,crobatisch'  und  ,glagolisch*  findet,  und  man 
schüttelt  den  Kopf,  wenn  Jahre  später  (1842)  ebenda  (XIV,  44! 
Ottmar  Sc hönhuth  abermals  ,tc;abatisch'  und  ,^Iago]isch'  schreibt. 
Aber  es  überschreitet  die  Grenze  des  Komischen,  wenn  (ISot') 
Ed.  Burdach:  , Herzog  Christoph  von  Würtenberg*,  Hamb.  1850. 
der  Welt  erzählt:    Vergerius  habe  die  heil.  Schrift  in  ,die  slavische 


175 

Sprache*  übersetzt,  und  auf  H.  Christoph's  Betrieb  sei  zu  Urach 
eine  Druckerei  errichtet  worden,  welche  evangelische  Schriften 
in  ,cyrulischer  oder  syrenischer,  croatischer  und  wendischer 
Sprache'  druckte,  Herr  Ungnad  aber,  vertrieben,  habe  sich  zu  Herzog 
Giristoph  geflüchtet,  um  der  Druckerei  in  Urach  vorzustehen  u.  dgl.  m. 
Und  was  zuletzt  D.  Hurban  in  der  ,Real-Encyklopädie  für  Theologie 
und  Kirche*  (2.  Aufl.,  XIV,  355  ff".)  über  die  krainische  Literatur 
des  XVI.  Jahrhunderts  erzählt,  ist  voll  Unrichtigkeit  und  Confusion. 
Sillems  ,Pr.  Trüber*  (1861)  war  unbrauchbar;  Kostrenßiö 
jUrkundl.  Beiträge*  (1874)  und  Dimitz  , Geschichte  Krains*,  III 
1875),  kamen  für  mich  zu  spät. 

Unter  solchen  Umständen  war  ich  veranlasst,  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  eigene  Forschungen  auf  diesem  Gebiete  zu  unternehmen, 
welche  viel  Zeit  und  Mühe  erforderten  und  dennoch  ohne  vielseitige 
Gefälligkeit  und  Beihilfe  wohlwollender  und  befreundeter  Männer 
kaum  zu  einem  befriedigenden  Resultate  gefuhrt  hätten.  Mit  dankbarem 
Gefühle  mag  ich  dieselben,  die  geschiedenen  und  die  noch  lebenden, 
i^em  hier  nennen;  in  Stuttgart:  W.  v.  Heyd,  —  in  Tübingen: 
K.  Klüpfel  und  Herm.  Kurz,  —  in  Leipzig:  O.  v.  Gebhard,  — 
m  Wolfenbüttel:  O.  v.  Heinemann,  —  in  Halle:  K.  Elze,  — 
in  Dresden:  E.  W.  Förstemann  und  Schnorr  v.  Karolsfeld,  — 
in  München:  H.  Simonsfeld,  —  in  Kopenhagen:  D.  West,  — 
in  Upsala:  Bibl.  Styffe,  —  in  Venedig:  Camillo  Conte  So- 
ranzo, —  in  Görz :  Mirosl.  Premrou, —  in  Laibach:  K.  Desch- 
mann,  Aug.  Dimitz,  Gottfr.  Muys  und  Fr.  Levstik,  —  in 
Graz:  J.  v.  Zahn,  V.  Oblak  und  Arn.  Luschin  v.  Ebengreuth, 
meinen  unermüdet  gütigen  und  hilfbereiten,  verehrten  Freund. 

Diese  Nebenproducte  weiter  greifender  Studien  habe  ich  um- 
somehr  sammeln  und  Mitstrebenden  nicht  vorenthalten  zu  sollen 
geglaubt,  als  sie  zusammen  mit  dem  bereits  1884  im  , Jahrbuch  für 
die  Geschichte  des  Protestantismus  in  Oesterreich*  (und  Sonder- 
abdruck) erschienenen  Aufsatze  über  die  ,SIov.  protest.  Gesangbücher 
des  XVI.  Jahrhunderts*  den  ersten  sicheren  Gesammtüberblick  über 
dieses  Literaturgebiet  gewähren.  Auch  fühle  ich  nach  fünfzigjähriger 
literarischer  Thätigkeit,  dass  noch  vor  Abschluss  der  beabsichtigten 
Hauptarbeit  die  Feder  der  müden  Hand  zu  entsinken  droht. 

Venedig,  im  November  1895. 

Th,  Elze. 


XL 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen 

und  Lehrer  Oesterreichs  aus  den  Wittenberger 

Ordinirtenbüchern  seit  dem  Jahre  1673. 

Von  Dr.  theol.  et  phil.  Georo  Buchwald  in  Leipzig. 

Im  11.  Jahrgange  dieses  Jahrbuches  (S.  158)  spricht  Pfarrer 
Sehe  uff  1er  den  Wunsch  aus:  ,es  möchte  einer  der  berufenen 
österreichischen  Brüder  eine  Zusammenstellung  der  österreichischen 
evangelischen  Geistlichen,  ähnlich  der  Kreyssig'schen,  wenigstens 
für  die  Zeit  seit  dem  Toleran^edicte,  veranstalten.  Noch  ver 
-dienstlicher,  freilich  schwieriger,  aber  doch  mit  vereinten  Kräften 
nicht  unmöglich,  wäre  es,  dieselbe  von  der  Reformation  an 
aufzustellen  * . 

Dem  hochverdienten  Pfarrer  Dr.  Kreyssig  ist  eine  wichtige 
Quelle  für  die  Kenntniss  der  Personalgeschichte  der  Geistlichen 
Sachsens  leider  entgangen,  deren  Erschliessung  Kreyssig's  ,  Album* 
vielfach  ergänzt  und  berichtigt.  Diese  Quelle  bilden  die  Witten- 
berger Ordioirtenbücher  (vgl.  Jahrb.  XVI,  29 ft*.).  Ohne  deren 
Erschliessung  würde  ein  ähnliches  Album  für  Oesterreich  gleichfalls, 
sicher  aber  in  noch  höherem  Grade  lückenhaft  werden. 

Von  den  Wittenberger  Ordinirtenbüchern  habe  ich  bisher  die 
ersten  drei  Bände  herausgegeben.  Diese  reichen  bis  zum  Jahre  1572'). 
Die  ungekürzte  Herausgabe  der  weiteren  Bände  begegnet  jedocli 
Schwierigkelten,  die  unüberwindbar  erscheinen.  Trotzdem  möchte  ich 
dieselben  nicht  bei  Seite  legen,  ohne  sie  für  die  Kenntniss  der  säch- 
sischen und  österreichischen  Geistlichkeit  ausgebeutet  zu  haben. 

Durch  die  Freundlichkeit  der  Redaction  ist  mir  in  diesem  und 
den  folgenden  Heften  der  Raum   zur  Verfügung  gestellt,   dessen  ich 

i)  Wittenberger  Ordinirtenbuch.  1637—1560,  18W;  1560—1572,  1895.  (Leipxig 
Georg  Wigand.) 


177 


^  dit  Mittheilungr  der  für  die  österreichischen  Lande  in  Betracht 
.nmenden  Ordinationseinträge  bedarf,  bei  denen  ich  auch  die  evange- 
_he  Lehrerschaft  Oesterreichs  berücksichtigen  zu  sollen  glaubte. 
^  ,:ch  die  aus  Oesterreich  stammenden,  aber  zunächst  ausserhalb 
^rterreichs  vocirten  Geistlichen  sind  aufgenommen,  da  bei  einer 
^  >sen  Anzahl  die  'Wahrscheinlichkeit  vorliegt,  dass  sie  später  ein 
.  -tüches  Amt  in    der  Heimat  übernommen  haben. 

Die  Mittheilungen  werden  nach  der  chronologischen  Folge  der 
r iiiirtenbücher   gegeben.    Ein  Personen-  und  Ortsverzeichniss   wird 
Schluss  bilden. 

Einen  wie  starken  Procentsatz  zu  den  in  Wittenberg  ordinirten 
gelischen  Geistlichen  Oesterreich  liefert,  wird  sich  am  leichtesten 
>  falgender  Tabelle  ergeben,  mit  der  dann  nur  die  Anzahl  der 
':T  bei  dem  betreffenden  Jahre  aufgeführten  Geistlichen  zu  ver- 
:  :hen  ist.  Der  Vollständigkeit  halber  beginnen  wir  mit  dem  Jahre  1 537 . 


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1624:  hört  die  Freizügigkeit  auf.  Es  wurden  in  W 


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8  Personen 
24 


.  110 

.  119 

.  103 

.  103 
.  91 
.  97 
.  81 

.  102 
.  76 
.  66 
.  70 

.      lO 

.     87 

.  125 

.  126 

.  121 

.  110 
.  25«) 
.  26«) 

Dss   Ordinirtenboch  dieser  beiden  Jahre  ist  unvollständig. 


1558 

1559 
1560 
1561 
1562 
1563 
1564 
1565 
1566 
1567 
1568 
1569 
1570 
1571 
1572 
1573 
1574 
1575 
1576 
1577 
1578 


ttenberg  ordinirt: 
,  87  Personen 
.  112 
.  100 
.  102 
.  96 
.  95 
.  102 
.  94 
.  109 
.  105 
.  98 
.  89 
.  94 
.  96 
.  113 
.  79 
.  64 
.  69 
.  53 
.  40 
.  38 


1&79 

:i7  Personen 

1G03 

.  72  Personen 

158(1   . 

35 

1604 

■  47 

1581 

34 

1605 

.  44 

1582 

32 

1606 

.  43 

15«:) 

33 

1607 

.  60 

1584 

48 

1608 

.  50 

1585 

42 

1609 

.  59 

15811 

47 

1610 

.  53 

1587 

37 

1611 

.  63 

158(1 

55 

1612 

.  42 

1590 

34 

1613 

.  46 

15111 

31 

1614 

.  49 

15(12 

31 

1615 

.  34 

1593 

35 

1616 

.  47 

1594 

36 

1617 

.  53 

15(15 

51 

1618 

.  B3 

1596 

02 

1619 

.  40 

1597 

58 

1620 

.  31 

1598 

64 

1621 

.  20 

1599 

Üd         , 

1622 

.  26 

1600 

70    , 

1623 

.  19 

KiOl 

75 

1624 

.  15 

1602 

73    '. 

15;3. 

1.  Ich  Abraham  Steinstock  von  Glischa  von  der  Bcr^kstad 
vnter  den  hern  Bausern  gelegen  in  Behm,  bin  6  Jhar  an  diesem  ortl 
in  die  schul  gangen,  nachmals  zum  Behmischen  Budeweis  auft"  de 
keiserlichen  Berckstadt  ein  Zeitlang  Schichtschreiber  gewest,  endlicl 
von  der  dorfschafft  Pischtin  so  vnter  dem  hern  Jacob  Skotzophsck 
gelegen  zum  predigampt  beruffen.  —  O.')  Widebr.*}  [15.  Januar.] 

2.  Ego  Martinus  Peipius  Boleslauiensis  ex  schola  Gorl 
censinm  Vittebergam  missus  disccndi  causa,  inde  Amouiam  profecti: 
sum  ibidemque  a  Magnifico  domino  a  Walstein  auocatus  sum  ad  munu 


1)  O.  =  Ordini 
•)  Dr.  Iheol.  Fr 
1674  nbgesetit. 


h  Widebram,  teil  1670  Ceneralsupeiinicndenl ;  am  15.  U: 


179 

docendi    in   ecclesia  Seiffensi  misitque   me   huc  Wittebergam.    —    O. 
Widebr.  Reminiscere.  [15.  Febr.] 

3.  Ego  Michael  Schiferdecher  Nariscus  prima  elementa 
literarum  &  institutionem  uerae  religionis  didici  in  superiore  palatinatu 
in  quodam  monasterio  Walderbach,  inde  in  patriam  rediens  in  scholam 
Islebiensem  me  contuli,  ibi  per  triennium  literis  operam  dedi,  ex 
schola  Islebiana  Witebergam  a  parentibus  missus  sum,  &  ibi  sumptibus 
parentum  per  biennium  sustentatus  a  docto  &  erudito  viro  domino 
M.  Johanne  Hagio  Ecclesiae  ciuitatis  Egrae  pastore  ad  pastorem  pagi 
Nebenicensis  uocatus  sum.  —  O.  Widebr.  Reminiscere.  [15.  Febr.] 

4.  Ego  Martinus  Kylian  Hradecenus  Boemus  prima  funda- 
mentsi  cum  literarum  tum  pietatis  in  sua  patria  accipiens  ad  ea  con- 
tinuanda  me  in  exteras  DEO  ductore  contuli,  inde  ueniens  Chradimij 
annum  et  Hradecij  alterum  exigens  a  D.  M.  Mathia  Molesino  (iam 
Professore  in  Academia  olim  celeberrima  Prag^si)  Praeceptore  suo 
coiendo,  sub  cuius  ferula  triennio  uixeram,  pro  famulo,  Reuerenter 
colendo  Domino  Magistro  Petro  Codicillo  a  Tuleckowa  nunc  sustinenti 
officium  Magnüici  Rectoris  in  vniversitate  Pragensi  missus,  ob  eodem 
pro  Studioso  Academiae  Pragensis  pronunciatus,  adiutus  sumptibus  a 
Reuerendo  uiro  ac  pio  D.  M.  Stephano  Kolaulio  Wisouiceno  (Sena- 
te..mm  in  ordine  primo  multos  annos  regenti  Rempublicam  Hradecij, 
piae  memoriae  iam  Moecenati  studiosorum  iuuenum  praestantissimo 
de  me  bene  merito)  annum  peregi.  Deinde  ad  gubemandam  scholam 
Jaromcrzensem  cum  consensu  Dominorum  Professonim  a  Magnifico 
Domino  Rectore  vniuers.  Prag.  Anno  1569  promotus  lUam  ad  volun- 
tatem  Dei  administrans  impeditus  sum,  a  Pastore  Ecclesiastico  suscepi 
Poedagogiam  apud  Nobilem  D.  Nicolaum  Rohowlat  a  Biela  etc.  Do- 
TT.ini  colendissimi  filium  &  aliorum  Nobilium  liberos  cum  in  funda 
mentis  literarum  tum  pietatis  per  integrum  annum  informaui.  Sed 
ab  eodem  uocatus  a  Senatu  Pardubicensium  eis  Albim,  Regni  Boemiae 
functionem  scholasticam  per  medium  annum  sustinui  non  frena  laxans 
discipulis  &  Aiino  71  Deo  dante  per  Senatum  virginem  Katherinam 
honestis  de  parentibus  ac  nobilium  genere  ortam  in  vxorem  duxi 
iliaque  in  Ciuitate  Pardubic  annum  cum  dimidio  pro  ciue  ordinato 
habitus  consummaui.  72  uero  Anno  a  honorando  viro  Domino 
.Magistro  Wittebergensis  Academiae  Jacobo  Camaeniceno  suspenso 
ab   officio  Ecclesiastico   annorum   uiginti  propter  purani   Religionem 


180 

quam  Zacae  coiitit,  pulso  in  exilium  accipiens  vocadonem  a  Domino 
Domino  Wencesilao  Berka  a  Lippa  &  sacramcnta  adnunistrandi 
uocationem  indc  habens  ad  munus  docendi  Euangelium  a  Senatu 
Guitatis  Morauiae  Mezeric  eis  Oslauam,  Witebei^am  Anao  salutis 
humanae  per  Christum  partae  propter  sacros  ordJnes  1573  missus  eo 
morabar  ad  quartam  partem  anni.  —  O.  Widebr.  [28.  März.] 

5.  Ego  Georgius  Fabri  Cemnicenais  de  finäius  Bohemiae 
puer  domi  a  parentibtis  et  in  scholis  a  ßdelibtis  praeceptoribus  uera 
pietatis  fundamenta  didict.  Postea  Dresdam  [vofectus  sum,  ubi  prae- 
ceptorem  habui  M,  Nicolamn  Coesium.  Tandem  in  Academiam 
Lypsensium  me  contuli-  Hinc  ad  functionem  scholasticam  in  oppidum 
Gurrauiam  sum  uocatus.  Inde  in  oppidum  Apoatolorum  portam  uocatus 
et  ibi  a  senatu  in  Ministerium  electus  sum.  —  O.  Widebr.  [28.  März] 

(i.  Ego  Thomas  Agilis  Tentobrodenus  a  prima  poeritia 
domi  a  parenübus  et  in  schola  a  fidelibus  Praeceptoribus  m  ucra 
pietate  primum  enutritns  et  edticatus  sum.  Tandem  adolescens  Hra- 
dezium  me  contuli.  Vb!  et  in  alüs  aliquot  Bohemia  lods  cum  in 
stüdiis  profectum  mediocrem  fedssem,  Güttebergae  ofütiDm  collegac 
in  instituenda  iuiientute  SDScepi.  Inde  Morauiam  profectus  in  oppido 
nominatim  Alba  EcdesJa  Rectoreni  scliolae  ^.  Postremo  et  in 
Praerow,  ubi  a  Senatu  et  a  Pastore  Joanne  Adelpbo  Aastino  coeterisque  1 
l'astoribus  ad  Miniiteriimi  Eaan^elij  l^CinK  uocatas  sam.  —  O. 
Widebr.  [2H.  März.) 

7.  Ego  Venceslaus  Albinus  Scutius  in  mea  patria  8  Annos, 
Coloniae  4,  Pragae  5  Annonim  literis  pietatis  et  honestatis  <^eram 
nauaui  et  inde  in  Montibus  Caesareae  Maiestatis  apud  Budeuioam 
in  officio  Notarius  in  fodinis  fiii  14  Annorum,  Postea  a  Nobilissimi> 
dominis  Strauch  a  Chlumek  et  in  Raginorees  vocatus  ad  Ministerium 
Pastoris  in  Hospozüi.  ~  O.  Widebr.  [8.  April.] 

^.  EgoMartinus  Holecius  Ostlyanua  oatione  ^amiSt  Oppid<> 
Pannoniae  inferioris  Ostiyan,  opeiam  dedi  bonis  literis  &  honestis 
moribus  per  quadrieonium  in  [»tria,  istbinc  prolectns  Trcbcldniuin, 
2  annos  egi,  postea  Tyropolim,  nbi  quoque  2  atmos,  delüac  Scbemi- 
nidum,  post  Barttphani  ö  annos,  oppida  qoae  sunt  inferioris  Pannoniae. 
Reuersus  in  patriam  rcgioien  scfaolae  ^ud  Sanboloete  soscepi  rcgen- 
dom  per  »paciam  vnios  annl.    Dehinc   in  coU^fimn  cdebre  Pragen^^e 


181 

me  contuli.  Vnde  a  Reuerendo  D.  Petro  Bendino  pastore  Holescho- 
uiensi  in  munus  Ecclesiasticum  vocatus  et  adoptatus  missusque  ab  eo 
Wittebergam.  —  O.  Widebr.  [25,  April.] 

9.  Ego  Christophorus  Rost  Sepusianus  Nouoforensis 
institutus  a  teneris  annis  in  scholis  per  Leonhardum  Sepusianum 
Patrem  meum  piae  memoriae  usque  ad  annum  15  aetatis  meae, 
Deinde  profectus  e  Marchionatu  Morauico  in  Boemiam  uersatus  sum 
in  Schola  Lithomericensi  per  spacium  anni,  Raudnicii  item  per  spacium 
anni  sub  praeceptore  Venceslao  Holarchio  Kosteleceno.  Inde  me 
contuli  Hradecium  et  ibidem  mansi  per  spacium  anni  pro  primo  sub 
praeceptore  Joanne  Raubalio  Zaleczeno.  Tandem  suscepi  officium  Can- 
toris  in  ciuitate  Policensi  &  deinde  officium  Rectoris  in  Oppido  Austensi. 
Abhinc  deinde  uocatus  sum  ad  ministerium  verbi  a  Magnifico  Domino 
D.  Hinecio  a  Waldstein  et  a  pastore  Syxto  Candido  Praheno  tali 
condicione,  ut  Subdiaconum  agam  apud  Syxtum  per  biennium,  — 
0.  Widebr.  [25.  April] 

10.  Ego  Georgius  Dobromiaensis  a  prima  pueritia  a 
parentibus  domi  et  a  fidelibus  praeceptoribus  in  schola  in  pietate  et 
initiis  uerae  doctrinae  instructus  sum.  Adolescens  in  aliquot  scholis 
in  Bohemia  versatus  sum.  Tandem  Pragae  in  Noua  ciuitate  apud 
aedem  Diui  Michaelis  Cantorem  egi.  Hinc  in  oppidulum  Lipnicz  me 
contuli,  Vbi  officio  Rectoris  scholae  functus,  tandem  a  generoso  D. 
Comi'te  Thurriano  ad  ministerium  Euangelij  vocatus  sum.  —  O. 
\Videbr.  [2.  Mai.] 

11.  Ego  Johannes  Hefflin  Witteberg:  initia  literanim  & 
'rhristianae  doctrinae  percepi  in  oppido  Hain  ad  Albim  sito,  hinc 
ablegatus  a  parentibus  in  celeberrimam  Academiam  Wittebergensem 
et  patriam  dulcissimam,  ibi  summa  diligentia  et  quantum  pro  virili 
potui  audiui  praecipua  fundamenta  sacrac  scripturae  et  artes  liberales. 
Contuli  deinceps  me  in  Austriam,  ubi  in  oppido  quodam  nomine 
Veklapnig  officio  cantoris  functus  sum,  ibi  a  Generoso  domino  Weich- 
hardo  libero  Barone  a  Polhaim  et  Ecclesia  Veklaprugensi  uocatus 
sum  ad  Diaconi  munus  suscipiendum.  —  O.  Widebr.  [3.  Mai.] 

12.  Ego  Michael  Seuberlich  Weidanus  ex  Silesia  Post- 
iuam  prima  artium  rudimenta  in  patria  didicissem  praeceptore  Gallo 
Holcy,    contuli  me  Bartpham,    ubi   per   spatium   anni   literis  incubuj. 

.'ahrbtjch  des  PreCMUntismui  1895.  H.  III  u.  IV.  |3 


182 

Deinde  in  schola  Schembvicensi  in  Montanis  Pannoniae  sita  triennium 
ingenuis  artibus  operam  posui.  Posthac  Vratislauiae  in  schola  Eli- 
sabethana annum  consumsi.  Tandem  in  Liuoniam  naui  proficiscens 
munere  scholastico  biennium  functus  siim.  Postremo  in  Silesiam  rediens 
a  Generoso  domino  domino  Bernhardo  P'reidentalensi  ad  Ecclesiae 
ministerium  uocatus  et  in  celeberrimam  hanc  Academiam  missus  sum.  — 
O.  Widebr.  [24.  Mai.] 

13.  Ego  Daphus  Pardubicenus  Boemus  primum  operam 
literis  dedi  Racouiae,  deinde  Pragae  in  parua  parte  per  triennium, 
tandem  uocatus  sum  ad  ministerium  Euangelii  in  ciuitatem  supra 
nominatam  Pardubicensem.  —  O.  Widebr.  [7.  Juni.] 

14.  Ego  Johannes  Braunerus  Julimontanus  Morauus  prima 
mea  fundamenta  literaria  et  semina  pietatis  in  patria  hausi.  Et  tandem 
relicta  patria  mea  Cracouiam  ad  uberiorem  bonarum  literarum  fructum 
capessendum  me  contuli  et  per  totum  septennium  ibidem  honesti's 
studijs  inuig^laui.  Inde  vero  rediens  in  patriam  conditionem  schola- 
sticam  Müglitij  mihi  oblatam  suscepi  eamque  pro  tenuitate  ingeniolt 
mei  fideliter  per  biennium  administraui.  Relicta  tandem  illa  conditione 
ad  exteras  nationes,  praesertim  in  superiorem  Germaniam  ad  perlu- 
strandas  Academias,  item  ad  uidendos  et  audiendos  viros  claros  pro- 
fectus  sum.  Reuersus  deinde  in  patriam  bene  praemeditatus  ex  multis 
uariisque  probatis  mihi  Optimum  quodque  genus  uitae  elegi,  vel  vt 
possem  agere  salutare  organon  Ecclesiae  CHRISTI,  per  quod  gloria 
nominis  diuini  apud  rudiores  innotescat,  illustretur  Ecclesiaeque  salus 
propagetur.  Ad  quod  Ecclesiae  ministerium  principio  a  Deo,  Patre 
domini  nostri  Jesu  CHRISTI  et  ab  lUustrissimo  Principe  Carolo  Prin- 
cipe Münsterbergensi  uocatus  sum.  —  O.  Widebr.  [7.  Juni.] 

15.  Ego  Seraphinus  G osnouic er u s  Leutschauiensis  prima 
elementa  liberalium  artium  et  praecipua  capita  Christianae  pietatis  in 
patria  didici.  Deinde  ab  inclyto  Senatu  Leutschauiensi  (quod  oppiduni 
est  Sepusiorum  ad  radices  Carpati  ac  paret  Serenissimis  regibus 
Hungariae)  in  Academiam  Witebergensem  sum  missus,  in  qua  cum 
annos  quatuor  et  menses  octo  continuos  studiis  operam  nauassem. 
ab  eodem  Senatu  reuocatus  ad  functionem  ministerii  in  Ecclesia 
Leutschauiensi.  —  O.  [21.  Juni.] 

16.  Ego  Simon  Taschnerus  Transyluanus  Coronensis  fateor 
me  prima  initia  liberalium  artium  in  patria  didicisse  operamque  inde- 


183 

!essam  huc  usque  ad  praesens  tempus  nauasse  profiteor,  quod  non 
ergo  modo,  uerum  id  et  a  praeceptoribus  meis  percontari  potest, 
uorum  vnus  in  praesentia  nunc  adest  etc.  Parentibus  natus  legitimis 
niagfnaque  cura  et  diligentia  educatus,  qui  magno  desiderio  conati 
sunt  me  retinere  in  iis  quibus  a  praeceptoribus  a  teneris  educabar  iam 
fcre  ad  annum  23  meae  aetatis.  Pastor  itaque  noster  vir  clarissimus, 
cui  tota  mea  vita  &  mores  perspectae  erant,  consilio  inito  cum  paren- 
tibus, ut  mitterer  in  Academiam  hanc  celeberrimam,  cui  placuit  sen- 
tentia,  huc  itaque  profectus  anno  1571  commoratusque  usque  ad 
innum  1573.  Grassante  autem  peste  eo  loco  supra  nominato  videlicet 
Corona  euocatus  est  pastor  et  praeceptor  fide  dignus  Jacobus  Melem- 
bei^enis  ex  hac  vita.  Cui  tandem  successit  Excellent.  vir  D.  D.  Petrus 
Bognerus  Coron.  cui  &  uitae  &  morum  integritas  mea  perspecta  est. 
Literas  vocationis  ad  me  transmisit.  —  O.  Pezel  *).  [19.  Juli.] 

17.  Ego  Georgius  Lupulus  Nissensis  prima  fundamenta 
bonanim  literarum  ieci  in  patria.  Postmodum  me  contuli  Wratislauiam, 
ioi  per  Annum  dedi  operam  literis.  Inde  profectus  sum  in  Vngariam. 
Ciuitatem  Epperies,  ibi  functus  sum  officio  Cantoris  ultra  biennium. 
Deinde  ueni  Wogstadium,  ubi  Ludimoderatoris  officio  functus  sum 
per  biennium.  Postea  a  Reuerendo  viro  Domino  Laurentio  Droseo 
pastore  Ecclesiae  Dei  eiusdem  loci  et  ab  inclito  Senatu  eiusdem 
(Jiuitatis  rite  ac  legittime  vocatus  sum  ad  Diuum  Ministerium.  — 
O.  Pezel.  [19.  Juli.] 

18.  Ego  Andreas  Kitzss  Torgensis  postquam  in  patria 
[jnma  pietatis  &  artium  liberalium  initia  percepissem,  a  senatu  patriae 
nieae  amplissimo  Vuitebergam  missus  ad  uberiorem  doctrinae  cultum 
capiendum  fui,  ubi  per  quinquennium  fere  operam  doctrinae  studijs 
oedi,  postea  a  M.  Laurentio  CoUino  Ludimoderatore  scholae  pro- 
uincialis  quae  est  in  oppido  Austriae  Ens  ad  labores  scholasticos  in 
Austriam  accersitus  sum  atque  inde  a  Generoso  &  nobili  viro  Dn. 
<Teorgio  Sigismundo  Schifero  Dn.  in  Freulingen  ad  ministerium 
Ecclesiae  uocatus.  —  O.  Pezel.  [2.  Aug.] 

19.  Ego  M.  Simon  Rubellag  Tribellensis  cum  in  patria 
;)rinna  pietatis  et   literarum   rudimenta  percepissem,    denique   consilio 

*)  Christoph   Pezel,    seit    1567   Schlossprediger   und   Professor   za   Wittenberg 
▼gl.   Herzog's  Realencykl.  2.  Anfl.  XI,  561  flf.). 

13* 


t  I    » "■» ; 


184 

parentum  P>ancofurtum  eis  Viadrum  ab  eis  studiorum  causa  missus 
SLim.  Vbi  cum  per  annos  plus  minus  nouem  artibus  liberalibus  et 
disciplinis  incubuissem,  diuina  gratia  et  prouidentia  praecedente  accidit 
ut  acciperem  conditionem  scholasticam  in  oppido  Bescko  ludirectoris. 
in  qua  cum  studijs  iuuentutis  per  triennium  praefuissem,  resignata 
condicione  et  tradita  inclyto  senatui  contuli  me  Witebergam  ad  übe- 
riorem  ingenij  cultum  capiendum.  Tandem  cum  aliquot  anni  quadrante!; 
audiuissem  professores  atque  aliquoties  quoque  exercitij  gratia  con- 
cionatus  in  templo  arcis  Christo  auxiliante  et  benedicente  vocatus 
ab  inclyto  senatu  Zittauiensi  ad  ministerium  uerbi  diuini.  —  O.  Pezel. 
[16.  Aug.] 

20.  Elias  Oppala  Philomathes,  Bytzinensis,  Namslaiiiae  6c 
Bregae  utrobique  triennio  artibus  Philosophicis  &  Theologiae  inuigilans 
in  Metropolin  Academiarum  Christianarum  quae  est  Vuitebergae,  veni, 
et  illic  ultra  semestre  commorans  uocatus  sum  in  munus  Ecclesiasticum 
Bytziniam,  oppidum  Sylesiae,  in  dioecesi  D.  Georgij  lilustrissimi 
Principis  Bregensis,  ut  auxiliarer  Alberto  Oppalae  parenti  septua- 
genario.  —  O.  Pezel.  [16.  Aug.] 

21.  Ich  Johannes  Zeuner  vom  Henichen,  welchs  bey  Fre}- 
bergk  gelegen,  bin  daselbst  von  Jugend  auf  in  die  schule  gegangen 
vnd  hernachmals  gen  Leipzigk  komen  vnd  2  Jar  in  der  thomserschuell 
gewesen  vnd  darnach  2  Jahr  zum  Henichen  Cantor  gewesen,  vnd 
darnach  von  dem  Edelen  wolgebohmen  herren  Ernst  von  schleyTiiz 
vnd  dem  pfarrherr  daselbst  zu  schluckenaw  zum  predigampt  beruffen.  — 
O.  Pezel.  [30.  Aug.] 

22.  Ego  Balthasar  Lumnitzer  Oppauiensis  prima  literarum 
fundamenta  ieci  Norimbergae  sub  praeceptore  M.  Geoi^a  Sella 
3  aut  ultra  annos,  cuius  Scholae  inspector  fuit  apud  Diuum  Laurentium 
doctissimus  uir  Jeronimus  Baumgartnerus.  Tandem  Bensauiatn  ad 
gubemationem  scholae  cui  etiam  unum  annum  praefui  uocatus  fui  ii 
Reuerendo  uiro  D.  Johanne  Schlegelio,  pastore  et  superintendente 
eiusdem  oppidi,  ad  functionem  pastoris  sum  uocatus.  —  O.  Pezel. 
[30.  Aug.] 

23.  Ego  Venceslaus  Tarnouini  Colinus  operam  nauaiii 
honestarum  artium  studijs  in  schola  Iglauiensi  per  quatuor  annos  & 
Brigae  per  spacium  unius  anni.   Tandem  uocatus  eram  Olsnam  et  ibi 


185 

per  annum  sustinui  munus  xoö  ouvIpyGu.  Tandem  me  Brodam  Hunno- 
nim  contulj  et  ibi  primo  cantoris  et  deinde  et  Ludimoderatoris  officium 
administraui.  Nunc  uero  uocatus  sum  a  Consulibus  oppiduli  Senicze, 
quod  situm  est  in  finibus  Morauiae  ad  docendum  Euangelium  & 
administrandum  Sacramenta.  —  O.  Pezel.  [27.  Sept.] 

24.  Ego  Christophorus  Frenzelius  Vuansensis  Silesius 
per  spacium  unius  anni  nauaui  operam  literis  Vratislauiae  &  per  spacium 
duorum  annorum  Brigae.  Tandem  uocatus  Tribouiam,  ubi  Cantoris 
officium  biennium  administraui.  Nunc  uero  a  Magnifico  domino  domino 
Joanne  a  Boskowitz  domino  in  Tribouia  Morauiensi  &  Hunstadt 
uocatus  sum  ad  docendum  Euangelium  &  administrandum  Sacramenta 
in  Villa  Conzendorff.  —  O,  Widebr.  [11.  Oct.] 

25.  Ego  Casparus  Breterus  Graupensis  prima  literarum 
fundamenta  ieci  in  patria.  Deinde  me  contuli  Schemnitium  in  Hun- 
,;^ariam  et  ibi  sexennio  operam  dedi  literis.  Tandem  uocatus  ab  Inclyto 
Senatu  Fronensi  Almann:  ad  offitium  Rectoris,  quod  administraui 
.sesquiquarto  anno.  Nunc  uero  ab  eodem  Senatu  ad  officium  Diaconi 
uocatus.  —  O.  Widebr.  [8.  Nov.] 

26.  Ich  Wenczeslaus  Schymko  von  Jegerndorff  geburtig 
ihn  Schlesien,  gewesener  Schulmeister  ihn  hartt  ihm  vngerlandt  vndt 
a!da  von  dem  Ehnvirdigen  herm  pastore  Vdalrico  Huebero  vndt  der 
,^anczen  gemein  ihm  dorff  hart  zum  predigampt  beruffen.  —  O. 
Widebr.  [8.  Nov.] 

27.  Ich  Mattheus  Hemisch  von  Krischow  geburdigk  ihn 
<iberlausitzer  Ihm  dorff  zur  Krebe  ein  Schulmeister  gewesen  vnd  her- 
nach von  dem  Edlen  vnd  Emuesten  Junckern  Casper  theinritz  zum 
Kulmen  vnd  von  Christoffen  von  gerdorff  zum  pittershein  zu  einem 
tiiencr  des  wort  gottes  ihn  das  hochwirdige  Ampt  der  pristerschafft 
Erkoren  vnd  beruffen.  —  O.  Widebr.  [8.  Nov.] 

28-  Ich  Valentinus  Tadler  von  der  Littaw  der  geburt  aus 
dem  Land  zu  Mehren  vnnd  gewesner  Sdiulmeyster  zu  der  Deutschen 
Hausen  vnnd  aide  von  dem  Ehrwirdigen  herm  Georgio  Blasko  pfar- 
berr  zu  der  Bodenstadt  in  Mehren  vnd  aus  befel  seiner  Obrigkeytt 
zu  einem  Diacono  auff  Rudelschaw  zum  predigampt  vocirt.  —  O. 
Widebr.  [8.  Nov.] 


i 


186 

29.  Ego  Adamus  Principis  patria  Theutobrodenus  a  teneris 
annis  in  scholam  ciuitatis  iglauiensium  a  parentibus  meis  commen 
datus  ibi  per  interuallum  trium  annorum  studüs  liberalibus  operam 
dedi,  quo  tempore  cantoris  offitium  Richardus  cognomine  kauffmj 
tenebat.  Huic  addictus  discipulus  semper  eram,  donec  discessit,  deinde 
Viennae  ciuitati  latine  &  Germanicae  phrasi  apud  M.  Leopoldt. 
leonem  cognomine  paululum  instructus.  Tandem  reuersus  in  patna 
scholae  Theutobrodensi  assidue  versatus  et  postea  anno  1573  a  generoso 
domino  praefecto  pagi  oppatouiensis  a  Domino  Vrbano  Sudyczio  a 
Modrzycz  &  a  Senioribus  huius  nominati  pagi  ad  ritus  sacri  Ministerii 
in  Ecclesiam  Oppatouiensium  legitime  vocatus.  —  O.  Widebr.  [22.  Nov.' 

30.  Ego  Wolphgangus  Steinninger  Formpacensis  funda 
menta  literarum  ieci  cum  in  patria  tum  in  Silesia  in  oppido  Gorlicensl 
sub  praeceptoribus  M.  Petro  Vincentio  et  M.  Laurentio  Ludovicd 
Leobergensi.  Postea  voluntate  et  consilio  parentum  et  superiorunj 
veni  Vitebergam,  vbi  biennium  nauaui  honestis  literis.  Tandem  a 
Generoso  D.  Heinrico  D.  a  Starchenwerg  in  Wiltperg,  Riedecklj 
vnndt  Lobenstein,  Rom.  Khays.  Maiest.  Reichs  Hoffrath  61.  uocatuj 
sum  ad  docendum  euangelium  Christi  et  administranda  sacrament3 
in  ecclesia  Galnewkirchen.  —    O.  Widebr.  [22.  Nov.] 

31.  Ego  Martinus  Schindeler  Pirnensis  cum  prima  lite 
rarum  fundamenta  in  patria  sub  humaniss :  viro  M.  Stephano  Tanne 
bergio  praeceptore  meo  charissimo  iecissem,  ab  Amplissimo  senati 
Pirnensi  in  hanc  inclytam  Academiam  Witebergensem  missus  ei 
stipendio  de  publico  bono  desumpto  nutritus  triennium  artibi: 
honestis  incubui  doctrinamque  verae  pietatis  hausi.  Postea  per  mensef 
nouem  in  oppido  Lauenstein  et  deinde  per  biennium  fere  in  oppidc 
Geusingk  iuuentutem  scholasticam  informaui.  Tandem  a  senatu  Monti- 
S.  Nicolai  uocatus  ad  docendum  euangelium  Christi  et  administrandi 
sacramenta  in  eo  loco.  —  O.  Widebr.  [22.  Nov.] 

32.  Ego  Petrus  Molitor  natus  in  oppido  in  valle  Diu 
Georgii  inferiore,  Fundamenta  literarum  prima  ieci  in  patria  et  ciuitate 
unum  milliare  distante  a  patria  Pontensi.  Postea  contuH  me  Witen 
bergam  &  ibi  quadriennio  operam  literis  dedi.  Illinc  uocatus  a  Senati 
montis  Diuae  Catharinae  ad  functionem  scholasticam  egi  ibi  trienniunn 
Ludimoderatorem.     Tandem   uocatus   a   Generosa   et   nobili   mulicr^ 


187 

Anna  a  Jahn  Domina  in  Ottowitz  &  OberleutmanstorfF  ad  ministerium 
Euangelij  in  Pagum  Oberleutmanstorff.  —  O.  Widebr.  [22.  Nov.] 

33.  Ego  Dauid  Pelerus  Schnebergensis  semina  pietatis  et 
bonarum  literarum  initia  didici  partim  in  patria,  partim  in  vallibus 
joachimicis.  Hinc  profectus  sum  versus  Magdeburgam,  ibique  versatus 
sum  per  triennium.  Denique  profectus  sum  in  Boemiam  et  Como- 
thauiae  functus  sum  officio  Cantoris  per  biennium,  postea  contuli 
me  in  oppidulum  Willomitz  ibique  rexi  scholam  per  annum.  Hinc 
ad  ministerium  sacrosanctum  a  Generoso  domino  Sebastian©  a  Lob- 
kowitz  domino  in  Hassenstein  in  oppidulo  Placensi  uocatus  sum  quod 
distat  milliari  uno  a  Cadana.  —  O.  Widebr.  [2.  Dec] 

34.  Ego  Johannes  Noscko  Lypschae  Zoh'ensis  Pannonius 
a  prima  pueritia  domi  a  parentibus  &  in  schola  a  fidelibus  prae- 
ceptoribus  in  vera  pietate  primum  enutritus  &  educatus  sum.  Tandem 
adolescens  Bartpham  me  contuli:  vbi  per  quadriennium  operam 
honestis  literis  nauaui,  sub  D.  Thoma  Fabri.  Passim  cum  in  aliis 
scholis  superioris  Pannoniae  mediocrem  profectum  studiorum  fecissem, 
tandem  in  Comitatu  Lyptodensi  Lypschae  Almanieali  officium  collegae 
in  instituenda  iuuentute  suscepi.  Inde  profectus  in  Comitatu  Zoliensi 
in  oppido  Ponyck  Rectorem  scholae  per  biennium  egi.  Vbi  a  pastore 
videlicet  Alberto  Seleczeno  et  senatu  ad  ministerium  Euangelii  legi- 
time sum  vocatus.  —  O.  Widebr.  [20.  Dec] 

35.  Ego  Christophorus  H o b n e r u s  Selecenus  ex  Pannonia 
prima  fundamenta  literarum  in  patria  ieci  Et  institutionem  verae 
religionis  Bartphae  versatus  per  triennium  sub  disciplina  D.  Leonardi 
Stöckclii  didici.  Rediens  Bartpha  vocatus  sum  a  senatu  ciuitatis 
Lipschae  Soliensis  ad  obeundam  prouinciam  scholasticam,  vbi  per 
^cxennium  et  vltra  in  erudienda  iuuentute  meae  fidei  commissa 
operam  impendi.  Postea  singulari  Dei  ordinatione  a  dicto  senatu 
legitime  vocatus  ad  suscipiendum  ministerium  Ecclesiasticum  (nempe 
ad  functionem  Diaconi).  —  O.  Widebr.  4.  Adv.  [20.  Dec] 

36.  Ego  Joannes  Faber  Iglauiensis  Morauus  a  pueritia 
'^cholae  paternae,  post  Lipsiae  annos  per  duos  scholae  publicae 
alumnus  fui.  In  patnam  reuersus  pueritiae  in  schola  annum  dimidium 
seruiui.  Vocatus  autem  ab  inclyto  senatu  Iglauiensi  ad  munus  docendi 
in  Ecclesia  pagi  Vuolferansii  huius  ditioni  subiacentis.  —  O.  Widebr. 
120.  Dec] 


15-4. 

37.  Ego  Joannes  Sabbathi  Althomitenus  prindpia  mea  in 
patria  primum  accepi,  tandem  a  parentibus  meis  commendatus  fui 
Domino  Joanni  Zabonio  tum  temporis  ludimoderatori  scholae  apud 
diuiim  Michaeiem  in  noua  duitatc  Pragensi.  Ab  illo  autem  contuli 
me  in  Marchionatum  Morauiensem  et  ibi  PrzizianouJae  fungebar 
officio  Cantoris  per  quinquennium  et  vocationem  a  senatu  legitimam 
accepi.  —  O.  Widebr.  [27.  Januar]. 

38.  Ego  Christophorus  Hermann  Gotleubensis,  posi- 
quam  prima  Grammatices  eiementa  in  patria  percepissem,  electione 
.senatus  in  scholam  lliustrissimi  principis  etc.  Misnensem  sum  missus, 
ibique  in  artibus  dictndi  sexennium  imbutus  Witebergam  me  contuli, 
ubi  opere  famulitio  apud  homines  honestos  in  aedibus  clarissimi  viri 
D.  D.  Christophori  Pecciii  sumptus  ad  uictum  nccessarios  habeu.« 
biennium  fere  studÜs  sacris  incubui,  et  ob  inopiam  studia  mea  cum 
continuare  non  possem.  paedagogum  apud  NobÜem  et  generosum 
uirum  Joannem  a  Kospot  Dominum  in  Kottaw  egi,  inde  uocatus  ad 
munus  Ecciesiasticum  a  generöse  et  nobiii  viro  Heinrico  a  BunaV 
in  pagTim  Eula,  —  O.  Frid.  Widebr,  [?  Febr.'),] 

.39  Ego  Johannes  Behem  Brigensis  S.  postquam  in  schoia 
patria  et  in  inclyta  vrbe  Vratislauia  biennium  semina  pietatis  et 
initia  artium  dicendi  percepissem,  a  parentibus  meis  in  hanc  Aca- 
demiam  missus  sum,  vbi  cum  per  triennium  vixissem,  in  Austriam 
profectus  sum  et  in  vico  Vualkcrskirchen  studia  discentium  informaui 
per  triennium.  Vocatus  autem  ad  munus  Diaconi  in  loco  praedicto.  — 
O.  Widebr.  [24.  Febr.] 

40.  Ego  Victorinus  Horke  Ninburgensis  Martini  Horkii 
lilius  dedi  operam  literis  Bernstadiac  in  Sylesiis  per  triennium.  Tan- 
dem rediens  ad  parentes  contuli  me  Zittauiam  et  ibi  uixi  sub  disd- 
püna  D.  Thobiae  Schnirer  item  per  triennium.  Bona  uenia  patriani 
repetens  ueni  l'ragam  et  ibi  accepi  condicionem  pedagogicam  apud 
Nobilissimam  D.  Margarctham  a  Stampach,  Ex  qua  condicione  uocatus 
sum  ad  ministerium  EuangeliJ  In  oppidum  Nepomuk  in  Boemüs  sub 
dicione  Gcnerosae  Dominae  a  Stellis  et  in  viridi  monte.  —  O. 
Widebr.  [28.  März.] 

')  Vgl.   „Jahrbuch*   1886,  S.  189. 


r 


189 

41.  Ego  Vitus  Laurentides  Ciuitatis  Albae  aquae  et 
Laurentii  Lucae  et  Margarithae  iilius,  semina  pietatis  et  bonarum 
artium  initia  partim  in  patriam  ab  his  praeceptoribus  sumsi:  Et 
primum  sub  Joanne  Rokycano,  item  deinde  sub  Joanne  Oxyopo 
Sabbateno  scholam  frequentare  incoepi.  Partim  in  aliis  locis  Boemiae 
uti  Turnowii  ibique  sub  Joanne  Hoczepniceno  tum  temporis  eiusdem 
Ciuitatis  scholae  rectoris  per  biennium  operam  literis  dedi.  Inde  post 
veni  Boemicam  Brodam  tum  temporis  Cypriano  Metello  Melniczeno 
iudlrectore  existente,  operam  literis  per  quatuor  annos  exhibui. 
Posthaec  officio  institutoris  puerorum  scholae  Benescouiemis  per 
biennium  functus  sum.  Inde  discedens  ueni  in  patriam  et  ab  ea 
dioccesi  ad  ministerium  Euangelii  vocatus.  —  O.  Widebr.  [4.  April.] 

42.  Ego  Nicolaus  Clarus  Habelschwerdensis  ex  comitatu 
Giacensi  Christophori  Clari,  ciuis  ibidem  et  pannifici  filius,  prima 
elementa  Grammatica  et  literarum  didici  in  patria.  Deinde  contuli 
me  Glaciam  et  ibi  per  duos  annos  permansi.  Dehinc  Goldbergam 
profectus  sum  et  ibi  fere  per  tres  anni  quadrantes  literis  operam  dedi. 
Denique  contuli  me  in  celeberrimam  Witebergensium  Academiam 
et  ibi  etiam  per  sesquiannum  bonis  artibus  et  Theologiae  studio 
incubui.  Illinc  discedens  patriam  repetii  et  sine  ulla  conditione  seu 
munere  ibi  vixi,  nisi  quod  me  ibi  per  duos  integros  annos  in  con- 
Gonando  cxercuerim,  instinctu  et  institutione  Reuerendi  viri  D.  M. 
Casparis  Elogii  Wratislauiensis  Pastoris  Habelschwerdensis.  Vocatus 
autem  sum  ad  Diaconum  Tribouiensem  in  Morauia.  —  O.  Widebr. 
[21.  April.] 

43.  Ego  Jacobus  Muckius  Budissinus  primum  pietatis  ele- 
menta percepi  in  patria.  Inde  peste  expulsus  Cracouiam  me  contuli 
Academiaeque  istius  biennium  ferme  alumnus  fui.  Inde  in  patriam 
rediens  consensu  parentum  et  amicorum  meorum  Vitebergam  me 
contuli,  vbi  et  totum  triennium  bonarum  artium  studis  incubui. 
Hinc  in  collegam  celeberrimae  scholae  Iglauiensis  vocatus  labores 
istius  scholae  fere  annum  sustinui.  Ac  inde  a  generosissimo  Domino 
Barone  Hinke  a  Waldstein  in  Pyrnitz  in  pastorem  pagi  Lithieis  vo- 
catus. —  O.  Widebr.  [28.  April.] 

44.  Ego  Johannes  Morawus  Natione  boemus  prima  funda- 
nienta  meorum  studiorum  ieci  in  patria  mea  et  ciuitate  Reginae 
Hradecae    ad    Albim,    inde    progressu    temporis    a   tutoribus    meis 


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190 

Itrlauiam  R.  D.  M.  Eberhardo  commendatus,  ubi  conttnuaui  mea 
studia,  postremo  omnium  ad  H.  D.  Paulum  Hemerka  Cziaslauinum 
pastorem  Canalium  fidcli  patrocinio  Gencrosi  domini  Hcrmanm 
Binhdaiiecky  de  Hodkow,  item  generosae  ac  piae  uiduae  D.  Eliza- 
bethae  Bohdaneczky  de  Nest^ow  et  D,  Conrado  Boh.  de  Hodkow 
adiunctiis.  —  O.  Widcbr.  [14.  Mai').] 

45.  Ego  Georg:  Crell  Lachensis  Austriacus  pietatis  et  bo- 
nanim  artium  initia  perccpi  in  schola  Spicensi,  ibi  trlennJo  operam 
dedi  literis,  postea  uocatus  ad  functionem  scholasticam  in  oppidiim 
Riedt.  in  qua  sudaui  quadriennium.  Tandem  a  nobiü  viro  D.  Jacobo 
Radt  a  Rcinprechtspölla  et  Streit wisen  et  a  Reuerendo  pastore 
eiusdem  Diocoesis  vocatus  ad  docendum  Euangelium.  —  O.  Widebr. 
[16.   Mai.] 

46.  Ego  Johannes  Fleischnerus  Neostadiensis  Misniae  primo 
in  patria  fundamenta  liberalium  artium  mediocriter  ieci,  Dein  per 
biennium  Freibergae,  annum  Lipsiae,  Wicnnae  triennium,  tandem  in 
Italia  et  Galüa,  sdlicet  Fatauii  et  Parrhisii  per  totum  quadriennium 
uersatus  sum.  Postremo  uocatus  sum  ad  Sacro.sanctum  Ministerium 
a  .senatii  oppidi  Austriae  Niclasburgii.  —  O.  Widebr.  [1,   Juni.] 

47.  Ego  Lcopoldus  Zcrer  ex  austria  de  Traissmaur  prim» 
fundamenta  literarum  in  patria  et  Cremsensii  ieci  sub  discipiina 
Johannis  Galiculi  et  veniens  in  pagum  Harascensii  et  ibi  scholasticam 
Condicionem  accepi,  ex  qua  condicione  a  pastore  meo  Laurentio 
Schulteti  Grokouiensi  ad  ministerium  Euangelü  vocatus  sum.  —  0. 
Widebr.  [1.  Juni.] 

48.  Ego  Johiannes  Tarci  Nouizoliensis  initia  bonaxum  artium 
imbibi  partim  in  patria,  partim  in  schola  Bartphensi.  tandem  vocatus 
in  fundum  valtis  dominorum,  ubi  triennio  in  erudienda  iuuentiite 
praefiii.  Oblata  vocacione  a  ministris  Ecclesiae  Nouizoliensis  Olassiiim, 
ibi  ut  munus  Ecciesiasticum  susciperem.    —   O.  Widebr.  [10.  Au^] 

49.  Ego  Georgius  Pithuss  Arzoniensis  initia  bonarum 
artium  imbibi  partim  in  patria,  partim  in  schola  Schebniciensi.  ubi 
uberiorem  cultum  ingemi  capiendi  causa  a  parentibus  missus  eram. 
biennium  fere  commoratus  ad  functionem  pacdagogicam  sum  a  domin'> 
Thoma  Schecher,  praefccto  montanorum  accersitus,  ubi  annum  integrum 

I)  Or.  hat  2.  Idu9  Jun.  Du  ist  wobi  sicher  ein  .SchTeibfehler. 


191 

transegissem,  uocatus.  sum  ad  munus  Ecclesiasticum  a  Magnifico 
Domino  Ladislao  Baltasar  de  Diarmokh  in  oppidum  eius  subditorum 
Strohar.  —  O.  Bugenhagen.  [10.  Aug.] 

50.  Ego  Martin  US  Radeuualdus  Pirnensis  honestarum 
artium  et  s.  Theologiae  Studiosus  in  patria  schola  a  Doctiss.  viro 
D.  Magistro  Tannebergio  in  primis  rudimentis  et  artium  triuialium 
tündamentis  informatus  autoritate  et  bono  consilio  parentum  in 
Academiam  celeberrimam  Vuitebergensium  missus  ibique  susten- 
tatione  et  alimentis  clarissimi  D.  Doctoris  Joannis  Hermanni  per 
triennium  uersatus  et  postea  per  dimidium  anni  in  Academia  Jenensi 
jictitans,  exorto  Flacianismo  post  obsidionem  Gotanam  in  patriam 
depulsus,  tandem  a  Tezenensium  Senatu  ex  iussu  Generosi  Domini 
Gimtheri  a  Buna  uocatus  ad  informationem  puerilis  aetatis.  ubi 
sexennium  fere  uitam  degens,  Deo  aeterno  prouidente  ad  munus 
Ecclesiasticum  uocatus  a  Reuerend:  D.  Joanne  Bersdorff  pastore  in 
Crisemsdorff  et  Olschitz  in  finibus  Silesiae  et  Bohemiae,  et  Senatu 
eiusdem  oppidi.  —  Ex.*)  Joh.  Bugenhagen.  O.  Casp.  Eberhard*). 
:12.  Sept.] 

51.  Ego  Nicolaus  Marci  Moschouiensis  Pannonius  funda- 
menta  pietatis,  artium  liberalium  et  honestatis  in  schola  patria  et 
Hartphensi  ieci.  Postea  propter  vberiorem  ingenii  fructum  conse- 
;-endum  contuli  me  Iglauiam,  vbi  per  triennium  vixi.  Inde  iussu 
parentum  meorum  profectus  sum  in  Academiam  Vittebergensem, 
vbi  per  annum;  et  Pragensem,  itidem  per  annum  mansi.  Praga  habui 
vocationem  a  senatu  Hradisstensi  ad  munus  scholasticum,  vbi  cum 
[jraeessem  iuuentuti  literariae,  ad  idem  munus  scholasticum  vocatus 
v-im  a  senatu  Hunobrodensi.  Ibi  cum  instruerem  pubem  scholasticam 
per  semestre,  vocatus  sum  ad  munus  diaconi  a  Reuerendo  viro  d. 
Benedicto  Cutschino  pastore  eiusdem  ciuitatis.  Testimonium  voca- 
tionis  habui  a  Magnifico  domino  domino  Theodorico  a  Kunowitz 
iomino  eiusdem  vrbis  et  a  communitate  eiusdem  districtus.  —  O. 
Eberhard.  [17.  Nov.] 

52.  Ich  Johanes  Felix  gepiertig  von  schlaciz  in  der  graw- 
^chaft  merhem  vnter  dem  hern  herrn  von  walschtein  vnd  auf  piecnicz 
^'elegen  vnd  bin  zu   trewicz  drei  gar  vnd  zu   zneim   peide   im   land 


')  Examinirt  durch. 

'i  Seit  1574  Generalsaper  inten  den  t.  Vgl.  Dietmann,  Sachs.  Priesterschaft  II,  53. 


192 

zu  merhern  gelegen  ein  gar  in  der  schuel  gewesen  und  nachmals 
pei  meinem  pruedern  der  decanus  zu  sedlczan  im  pehmerlant  ist. 
ain  zeit  lang  gewesen  vnd  von  ime  vnd  von  dem  Edlen  vnd  festen 
herrn  adani  varcziczky  von  pabienicz  vnd  auf  peczicz  zum  predig 
amt  peruefen  worden,  —  O.  Eberhard,  [1.  Dec] 

53.  Ego  Paulus  Saltzburger  Schnebergensis  prima  artium 
liberalium  fundamenta  in  patria  ieci,  postea  per  annum  honestis 
artibus  animum  excolui  in  schola  Hochstedeasi  exqua  schola  vicissim 
per  cognatos  meos  auocatus  Schnebergi  bonis  artibus  ac  honesti« 
moribuR  hactenus  operam  dedi.  Ex  hoc  loco  legitime  vocatusfui  ad 
diaconum  et  ministerium  verbi  diuini  in  Willomitz  a  Reuerendo 
domino  Andrea  Hermanno  pastore  illius  lod.  —  O.  Casp.  Eberhard. 
[15.  Dec-] 

1575. 

äi.  Kgo  Johannes  Palingenius  Guttebergenus  natlone 
Bohemus  iiiitia  liberalium  artium  una  cum  instttutione  uerae  religionis 
Christianae  sub  ludimoderatore  ächolae  Thoma  Ganimede  Miseno  in 
patria  sumpsi  ac  inde  ad  grandiora  studia  aspiranda  Viennam  me 
contuli  ac  iustum  tempus  quinquennii  ibi  ucrsatus,  inde  Pragam 
reuersus  studüs  operam  dando,  Ledecium  ad  rcgcndam  scholam 
profectus,  cui  per  annum  praefui  ac  tandem  in  Marchionatu  Morauico 
Prostannae  ac  Bystrzidi  eis  Olomuncium  Ludirector  extiti  ibique  a 
Capitaneo  Wrahouiensi  eaque  dioecesi  nee  non  Dioecesis  Pastore 
Joanne  Stezichoro  Chlumeczeno  ad  munus  Sacerdotii  sum  uocatus 
ac  in  oppido  VVrahouicze  pro  diacono  futurus.  —  O.  Eberhard.  [12.  Mai.] 

55.  Ego  Martinus  Philadelphus  Lanetsccnus  natione 
Bohemus,  cum  essem  aetatis  annorum  10,  magno  desiderio  affectu? 
cognitionem  litterarum  consequi  in  Boemiam  profectus  Pragae  et  in 
aliis  cinitatibus  operam  honestorum  studiorum  nauaui.  Tandem  in 
Marchionatiim  Morauicum  in  oppidum  Bystrzicze  ueni  et  per  totmn 
annum  offitio  Rectons  fungebar.  Postremo  vocationem  a  prüden 
tissimo  seiiatu  Bystrzicziensi,  cuius  oppidi  ecclesiae  uerbo  dtuino  in 
administratione  sacramentorum  inseruire  dcbeo,  accepi.  —  O.  Eberhard. 
[12.  Mai.J 

56.  Ego  Andreas  Kirsten  Tauchensis  natione  Misnicu= 
fundamenta  liberalium  ardum  et  uerae  religioais  jcci  in  schola  Sehne- 


193 


bergensi  sub  Ludirectore  Paulo  Obermeiero  per  quinquennium,  postea 
ut  super  illa  fundamenta  aedißcium  solidae  et  perfectae  eruditionis 
sjperstruerem,  contuli  me  in  Academiam  Witebergensem  ibique  per 
biennium  uersatus  sum.  Hinc  discedens  ad  Austriacos  me  contuli, 
ibi  scholasticam  conditionem  nactus  sum  apud  Reuerend.  uirum  Cas- 
parum  Raydt  pastorem  apud  S.  Michaelem.  Huic  cum  meam  dili- 
;^entiani  et  iidelitatem  probarem  in  erudienda  iuuentute,  uocatus  sum 
ab  ipso  ad  diaconum.  —  O.  Casp.  Eberhard.  [12.  Mai.] 

57.  Ego  Hieremias  Auenarius  Schonfelsensis  positis 
primus  rudimentis  sustentatione  et  alimentis  parentis  mei  in  inclytam 
Academiam  Vitebergensem  missus  fui  ibique  annos  4  continuos 
überalibus  artibus  operam  dedi,  inde  a  parente  meo  auocatus  suscipe 
functionem  ludimoderatoris  in  oppido  Schonfeld  non  procul  a  Schlacca- 
walda  dissito,  et  functo  illic  officio  per  triennium  vocatus  fui  a 
nobilibus  de  Kauffungen  in  Cutenbergk  ad  pastorem  in  pago  Milau 
sub  inspectione  R.  et  Clarissimi  viri  domini  Georgii  Languoit  Sacro- 
sanctae  theologiae  doctoris  et  superintendentis  Chemnicensis.  —  O. 
Eberhard.  [1.  Juni.] 

58.  Ego  Gregorius  Böttinger  Rochlicensis  Christianae 
religionis  et  liberalium  artium  initia  in  patria,  deinde  in  valle  Joa- 
chimica  sub  ludimoderatore  domino  Magistro  Michaele  Eringio  didici. 
Deinde  in  Austriam  proficiscens  in  oppidulis  Ernsprun  et  Pisnperg 
informandae  iuuentuti  per  decennhim  operam  dedi,  denique  a  vicinia 
n  pago  Pirpaum  prope  Crems  ad  parroetiam  vocatus.  —  O.  Casp. 
£berhard.  [1.  Juni.] 

59.  Ego  Casparus  Grumbigelius  Dippolswaldensis  cum 
ä  pueritia  bonarum  artium  studüs  in  patria  uersatus  et  postquam 
dd  altiora  perueni,  accessi  Halberstadiam,  ibi  per  triennium  operam 
dedi  literis,  Deinde  profectus  sum  in  Austriam  et  Velspurgii  functus 
sum  officio  scholastico,  a  quo  a  domino  Johanne  Judice  ad  functionem 
Diaconi  sum  uocatus.  —  O.  Casp.  Eberhard.  [8.  Juni.] 

60.  Ego  Elias  Donatus  Stolpensis  h'beralium  artium  Studiosus 
initia  feci  in  patria  nostra  cum  institutione  pietatis  et  religionis  sub 
-udimagistro  M.  Friderico  Zörlero  Dresdensi  per  triennium  didici. 
Tandem  a  Generoso  viro  Christophoro  a  Schleinitz  in  oppidum 
Rumborgensium  ad  ministerium  sum  uocatus.  —  O.  Casp.  Eberhard. 
:?.  Juni.] 


194 


61.  Ego  Christophorus  Grewinckell  Greuenhenichensis 
postquam  fundamenta  a  iuuentute  mea  partim  in  patria,  partim  uero 
in  schola  Witebergensi  hausi,  discedens  autem  contuli  me  in  Austriam 
et  nactus  ibi  Ludirectoris  conditionem  in  oppidulo  Durnholtz,  per 
annum  autem  mansi  ibi,  tandem  consilio  Joannis  Judicis  Senioris 
pastoris  atque  Superintendentis  Veldspurgensis  vocatus  sum  ad  Dia- 
conatum  Durnholtzensem  et  Neusiedlenscm.  —  O.  Eberhard.  [S.Juni.' 

62.  Ego  Andreas  Schupko  Priuidiensis  Pannonius  ad  radiceni 
Montanarum  Ciuitatum,  patre  defuncto,  authore  Deo  et  ex  consilio 
Matris  Annos  pueritiae  meae  in  primis  studiorum  artiumque  honestarum 
fundamentis  iaciendis  in  patria  peregi,  hinc  duce  Deo  et  fratre  mco 
natu  et  consilio  maiori  Martino  Schupka  Bartpham  concessi,  ubi 
partim  sub  sanctissimae  memoriae  D.  Leonhardo  Stöckelio,  partim 
uero  sub  successore  et  Genero  defuncti  D.  Thoma  Fabri  Nouisoliensi 
per  spatium  4  annorum  uixi.  Relicta  Bartpha  Wratislauiam  appuli. 
meque  studiosorum  Wratislauiensium  una  cum  praefato  fratre  Catha- 
logum  referre  passus  sum,  ac  Rectore  D.  Andrea  Wincklero  per 
integros  annos  5  studiis  operam  dedi.  Hinc  Zakoltzam  ad  munus 
Cantoratus  quod  sesquitertium  annum  gessi,  uocatus,  ex  cantoratu 
in  oppidum  Wyhel  ad  Vagum  in  Comitatum  Nitriensem  per  R.  Nico- 
laum  Miezer  praepositum  auocatus  sum  annos  6  omni  qua  potui 
ingeniique  vires  ferebant,  diligentia  et  fide  iuuentuti  profui.  Oblata 
tandem  per  R.  Andream  Soczolosky  ad  Diaconatum  Priuidiensem 
vocatione.  —  O.  Eberhard.  [15.  Juni.] 

63.  Ego  Matthaeus  Nagelius  Stolpensis  in  schola  patriae 
prima  latinae  et  graecae  literaturae  elementa  usus  clarissimo  uiro 
Luca  Albino  praeceptore  percepi.  Inde  uberioris  cultus  ingenii  causa 
capiendi  parentum  et  praeceptorum  consensu  et  autoritate  in  scholam 
Dresdensem  sub  disciplinam  clarissimi  et  doctissimi  uiri  d.  M.  Johannis 
Purgoldi  me  contuli.  Ibi  biennium  commoratus  Freibergam  discessi 
usus  clarissimis  et  doctissimis  uiris  D.  M.  Valentino  Apelle  et 
M.  Friderico  Zorlero  et  M.  Michaele  Hempelio  mediocres  in  artibuh 
et  Unguis  latina  et  graeca  progressus  feci,  ibique  quinquennium 
uersans  clarissimi  et  prudentissimi  uiri  D.  Mathaei  Rod  liberos  priuata 
institutione  imbui,  Tandem  et  in  hanc  Academiam  celeberrimam 
consilio  et  sumptibus  parentum  sum  missus,  vbi  annum  uersatu? 
testimonio  publico  Academiae   hinc  discedens   sum   ornatus  et  com- 


195 

mendatus  uiro  eruditione  praestantissimo  domino  M.  Martino  Tabor 
scholae  Goltbergensis  Rectori,  ibi  per  aliquot  septimanas  degens 
uocor  ab  inclyto  et  amplissimo  senatu  simul  et  Reuerendo  uiro 
D.  Martino  Todtenwolff  pastore  urbis  Tribouiae  Morauorum  ad 
docendum  Euangelium  domini  nostri  J.  C.  —  O.  Casp.  Eberhard. 
;13.  Juli.] 

64.  Ego  Paulus  Bor  sehe  Schlocknauiensis  in  schola  patriae 
imbutus  primis  literarum  rudimentis  de  consilio  parentum  meorum 
Dresdam  missus  sum,  ubi  per  anni  spatium  usus  fui  doctiss.  et  fideliss. 
praeceptoribus  D.  Tobia  Mostelio  et  Matthia  Schumanno.  Tunc 
Stetinum  proficiscens  usus  fui  R.  Joach.  Ricmanno.  Hinc  ad  munus 
cantoris  in  patriam  meam  sum  vocatus,  vbi  quadriennium  commo- 
ratus  et  ea  conditione  functus  sum.  Tandem  a  magistratu  superiore 
patriae  meae  vocatus  ad  ministcrium  Ecclesiasticum  in  ipsa  patria.  — 
f).  Eberhard.  [3.  Aug.] 

65.  Ego  Johannes  Bartusch  natus  in  terra  Sepusiensi  paren- 
t.büs  demente  Bartusch  in  oppido  Sperendorff  prope  Leutschouiam. 
Literis  operam  dedi  Bartphae  primo  sub  Leonhardo  Stekelio  et 
'ieinceps  Thoma  Fabri.  Dehinc  conferens  me  Wratislauiam  vixi  ibi 
'^'  scholis  et  Ecclesiis  ipsorum  quadriennium,  functus  sum  officio 
Ludirectoris  in  oppido  Austriaco  Gmünd  per  biennium.  Rediens 
Wratislauiam  vocationem  accepi  in  oppidum  Leutten  diocoesis  Wra- 
•sauiensis  sub  imperio  Georgii  Schellendorff  in  Hartmansdorff  et 
Leutten.  —  O.  Eberhard.  [24.  Aug.] 

66.  Ego  Salomon  Pisch  Grimicensis  de  finibus  Bohemiae 
p^er  domi  a  parentibus  et  in  scholis  a  fidelibus  praeceptoribus  uera 
pietatis  fundamenta  didici,  postea  primum  Dresdam  profectus  sum, 
-'ji  praeceptores  habui  M.  Steflfanum  Tannebergium  et  M.  Nicolaum 
Caesium.  Tandem  in  Academiam  Lipsiensem  me  contuli.  Hinc  ad 
'inctionem  Cantoris  in  ciuitate  Tecinensi  sum  uocatus.  Nunc  uero 
^'i  munus  docendi  Euangelii  ad  Diaconum  in  pago  Holschitz  uocatus. 
—  0.  Eberhard.  [13.  Sept.] 

67.  Ego  Christophorus  Gros  Joachimicus  fundamenta  pie- 
^^tis.  ünguanim  et  artium  bonarum  posui  in  patria.  Deinde  annos 
natus  16  contuli  me  studiorum  gratia  Freibergam,  postea  postquam 
iJoctiss.  et  Vcnerandus  Vir  M.   Fridericus   Zörlerus  Dresdam   Ludi- 


196 

rectoris  ibidem  officio  fungens  proficisceretur,  secutus  sum  hunc  et 
auditorem  fidelem  et  diligentem  tum  morigerum  me  praebui  per 
annum,  qui  me  etiam  ad  functionem  scholasticam  Regiopontanam 
oppidulum  citra  Albim  tribus  miUiaribus  a  Dresda  distans  situm 
promouit,  et  senatui  inclyto  commendauit.  Huic  scholae  cum  fructu 
et  vtilitate  Deo  iuuante  praefui  tres  annos  et  semestre.  Cum  autem 
pastori  meo  Hieronymo  Bhreme  (piae  memoriae)  de  improuiso  uita 
abrumperetur,  substitutus  est  alius  pastor,  nomine  Abrahamus  Riccius 
Polsnicensis,  quiutfacilius  sibi  esset  munus  docendi  et  uisitandi  aegrotos 
cooptauit  me  sibi  legitime  diaconum.  —  O.  Eberhard.  [4.  Oct.] 

68.  Ego  M.  Georgius  Bernhardus  Gilbertus  natus  in 
Libenuuerda  Misniae  oppido  uersatus  sum  per  sexennium  in  schola 
illustri  Misnensi  sub  Georgio  Fabricio  piae  memoriae  Anno  salutis 
1562  usque  ad  68,  inde  discedens  Cantoris  officio  functus  sum  in 
patria  mea  per  annum.  Postea  missus  a  patre  meo  M.  Mardno 
Gilberto  pastore  ac  superintendente  Libenuerdensi  in  Academiam 
Vitebergensem,  ibi  per  triennium  eius  sumptibus  uixi.  Post  patris 
autem  mei  obitum  liberos  Cl.  Viri  Domini  Doctoris  Wesenbecii 
institui  per  14  menses,  cuius  etiam  ope  et  commendatione  gradum 
adeptus  sum  Magisterii  sub  Domino  Licentiato  Bartholomaeo  Schön- 
born. Profectus  deinde  commendatione  D.  Wesenbecii  Vratislauiam 
scholae  aliquandiu  praefui.  donec  uocarer  in  Austriam  a  Reuerendo 
viro  domino  Martino  Regulo  socero  meo,  ubi  Ludimoderatoris  officio 
functus  sum  et  simul  condonando  me  exercui.  Cum  autem  ciues  in 
Austerlitz  oppido  Morauiae  pastore  destituerentur,  petierunt  a  me, 
ut  eorum  essem  concionator.  Acceptis  igitur  literis  uersus  Brigam, 
ut  ibi  in  ministerio  confirmarer,  ibi  fieri  non  potuit  propter  principis 
absentiam  qui  grauiter  accusatus  a  pontificiis  manus  imponere  iis 
qui  non  sunt  sub  sua  ditione  amplius  non  audet*).  Reuersus  igitur 
ad  praeceptores  meos  cum  literis  Brigensis  superintendentis  submisse 
petii  ut  me  ad  ordinationem  admitterent,  ne  propter  pontificios  ciues 
oppidi  supradicti  verbo  dei  et  Sacramentis  destituerentur.  —  0. 
Bernh.  Apitz.  [11.  Oct.] 

69.  ,  Ego  M.  Andreas  Pucherus  Dresdensis  fiindamenta 
artium  in  patria  ieci,   postea  Misenae  in   ludo  illustri  sub  disciplina 

>)  Diese  Stelle  ist  für  die  Geschichte  der  evangelischen  Ordination  Ton  beson- 
derer Wichtigkeit. 


197 

viri  optimi  et  clarissimi  Georgi  Fabricii  per  quadriennium  versatus, 
Witebergam  honestatus  senatus  mei  stipendio  ad  vberiorem  ingenii 
cultum  capiendum  discessi.  Inde  abiens  Misenae  praeceptoris  optime 
de  me  meriti  filios  domestica  doctrina  instruxi.  Argentoratum  deinde 
profectus  ad  philosophiam  Aristotelicam  et  graecarum  Uterarum 
studia  plenius  cognoscenda,  per  biennium  illic  comnioratus  Bacca- 
laureatus  et  Magisterii  titulo  et  insignibus  ornatus  sum.  Tandem  ad 
meos  domum  rediens  a  Generoso  et  illustri  D.  Hinrico  a  Starnberg 
Barone  in  arcem  Wiltperg,  ut  ibi  sibi  suisque  a  sacris  concionibus 
essem,  uocatus  sum.  —  Ex.  Job.  Bugenhagen,  Crellius.  —  O.  Bernh. 
Apitius.  [18,  Oct.] 

70.  Ego  Simon  Bohemus  Pratienus  dedi  operam  honestis 
artibus  per  sexennium  in  triuialibus  scolis,  per  biennium  Pragac, 
deinde  in  academia  Wienensi  per  unum  annum  sub  magnifico  domino 
rectore  Edero  et  Pragae  per  triennium  sub  magnifico  Rectore  M.  Petro 
Codicillo  et  M.  Mathia  ab  Haiek  quoque  rectore,  postea  transi  ad 
officium  pastoris  uocatus  in  Neustupono  [?]  ad  Diuam  Virginem.  — 
Ex.  Bugenhagen,  Grell.  —  O.  Bernh.  Apitz.  [18.  Oct.] 

7 1.  Ego  LucasHauboldus  Hainensis  ad  Albim  dedi  operam 
iiteris  in  Academia  Lipsensi  per  septennium,  sed  sub  seruitute,  deinde 
uocatus  in  scholam  Elsteruerdensem  ibique  duos  annos  iuuentutem 
institui  tum  in  Iiteris  tum  in  moribus.  Nunc  autem  iterum  uocatus 
in  diaconum  Satzaniae  in  diocoesi  Heinrici  a  Schleinitz.  —  O.  Bernh. 
Apitius.  [26.  Oct.] 

72.  Ich  Zacharias  Rhel  von  Michelspergh  vnter  dem  Graffen 
Moritz  Schliken  gelegen  bekenne  das  ich  daselbst  von  Jugendt  auflF 
in  die  schul  gangen,  Auch  zu  Luditz  vnd  Horabitz  in  behm,  endlich 
in  dem  Mark  Walzsch  vnd  Rudich  etlich  Jar  schuldiener  gewest  vnd 
darnach  von  dem  Erwirdigen  hern  Wolfgang  Kurbitzer  pfarrhem 
zum  Watzsch  vnd  Neuhotzelitz  mit  bewilligung  der  herrn  von  Vcze- 
iowicz  vnd  des  gantzen  Kirchspiels  zu  einem  Diacon  vnd  Kaplan 
befördert  vnd  berufen  worden.  —  O.  Martin  Obemdorfer.  [11,  Dec] 

1576. 

73.  Ego  Ghristophorus  Dieczinus  fundamenta  artium 
ieci  in  scholis  particularibus  in  patria  et  in   aliis  scholis  in  Boemia. 

Jahrbuch  des  Proteitantlsznoc  1895.  H.  Itl  u.  IV.  14 


198 


Deinde  in  Academia  Pragensi  per  annum  studui  Rectore  vniuersi- 
tatis  M.  Petro  Codicillo,  postea  rexi  scholam  in  oppido  Kralouicensi 
per  triennium.  Hinc  Deo  ordinante  a  Nobilissimo  viro  D.  Joanne 
Georgio  a  Schorenberg  et  in  Ronsperg  ad  ministerium  verbi  Dei 
uocatus  sunn  in  oppidulunn  Ronsperg  et  pagum  Meczler.  —  Ex.  Joh. 
Auenarius,  Mart.  Oberndorfer.  —  O.  [25.  Januar.] 

74.  Ego  Balthasar  Theodorus  Hertzbergensis  postquam 
fundamenta  a  iuuentute  mea  partim  in  patria,  partim  uero  in  schola 
lutrebocensi  hausi,  discedens  autem  contuli  me  in  Austriam  et  nactus 
ibi  conditionem  cantoris  in  oppidulo  Weissenkirchen,  ubi  per  annum 
permansi,  deinde  honeste  discessi  et  ad  hanc  Academiam  Wite- 
bergensem  me  contuli,  et  per  biennium  hie  uersatus  tandem  a  nobili 
Wilhelmo  Losem  ad  obeundum  munus  pastoris  in  pago  Alsdorff 
uocatus.  —  O.  Oberndorfer.  [29.  Febr.] 

75.  Ego  Petrus  Pragius  Nouisoliensis  Pannonius  prima 
artium  liberalium  fundamenta  Hausi  in  patria.  Inde  primum  ex  consilio 
parentum  et  amicorum  quorundam  missus  fui  Bartpham  ad  doctissi- 
mum  et  bene  de  Ecclesia  apüd  nos  meritum  D.  Thomam  Fabri 
generum  beatae  memoriae  Magni  illius  Stöckelii,  sub  cuius  disciplina 
non  mediocres  progressus  feci.  Inde  contuti  me  Schembnicium  ad 
D.  Martinum  Schwenglcrum.  Tandem  consih'o  parentum  et  praecep- 
torum  meorum  missus  sum  in  inclytam  hanc  Academiam  Witte- 
bergensem ut  ea  quae  in  patria  hauseram  assidua  lectione  et  con- 
uersatione  doctorum  scriptis  etiam  confirmarem.  Jam  oblata  mihi 
conditione  in  patria  me  examini  subieci.  —  O.  [21.  März.] 

76.  Ego  Georgius  Astronomi  Nouisoliensis  prima  artium 
liberalium  fundamenta  ieci  in  patria,  deinde  consilio  meorum  missus 
fui  ad  Doctissimum  virum  D.  Thomam  Fabri,  Ludirectorem  Bart- 
phensem  et  illic  triennium  fere  literis  piis  et  bonis  incumbens  reuersus 
eram  in  patriam  illicque  subcollaboratoris  functus  officio.  Consilio 
tandem  quorundam  missus  in  celeberrimam  hanc  Academiam  piis  et 
liberalibus  artibus  insudans  fere  semestre,  post  defectum  sumptuum 
et  iussu  D.  Reuerendi  Propastoris  nostri  Gregorii  Mclceri  qui  disce- 
dens patria  iniunxit,  ne  prius  mouerem  ex  hac  Academia  pedem 
nisi  ordinatus,  me  examini  subieci.  —  O.  [30.  März.] 


11)9 

77.  Ego  Paulus  Maior  Soproniensis  Pannonius  fundamenta 
pietatis  et  liberalium  artium  in  patria  a  doctissimo  viro  Francisco 
Hermanno  Mansfeldensi  ieci,  deinde  cum  uoluntate  parentum  meorum 
missus  sum  Vratislauiam,  ibi  praeceptori  meo  clarissi  uiro  D.  M.  Petro 
Vincentio  commendatus,  sub  cuius  disciplina  uixi  menses  fere  quin- 
decim,  deinde  cum  commendatione  perueni  ad  scholam  quae  Halae 
Saxonum  est.  Tandem  ut  continuarem  studia  mea  missus  sum  ad 
hanc  inclytam  Academiam.  Cum  autem  spes  mihi  esset,  ut  Ecclesiae 
Christi  seruire  possim,  reuocatus  ab  Academia  in  patriam.  Denique 
missus  sum  a  viris  prudentissimis  Zainacensibus  sub  ditione  Alde- 
biirgica  Vngariae,  vt  ordinationem  a  Reu:  viris  Academiae  Vuitte- 
bergensis  peterem.  —  O.  Bemh.  Apitz.  [4.  April.] 

78.  Ego  Stephanus  Lohaeus  Holfeldensis  Mag.  studiis 
liberalibus  a  teneris  in  Academiis  Vienense  et  Ingolstadiense  mentem 
excolui,  postea  per  septennium  officio  paedagogi  apud  viros  nobiles 
in  Austria  perfunctus.  Tandem  ab  inclytis  et  generosis  D.  Dominis 
Bemhardo  et  Johanne  Turzo  a  Bethemsdorff  liberis  Baronibus  ad 
ministerium  J.  Euangelii  sum  uocatus,  et  in  hanc  celeberrimam  Wite- 
bergensium  Academiam  missus,  ubi  per  anni  spatium  uersatus  et 
saniorem  doctrinam  hausi.  —  O.  Bernh.  Apitz.  [9.  Mai.J 

79.  Ego  Petrus  Henzelius  Kemnicensis  Boiemus  in  patria 
primum  et  deinde  in  schola  Pimensi  per  triennium  prima  initia  artium 
didici.  Postea  Magdeburgam  missus  sum  ad  excolendum  ingenium 
meum  uera  pietate,  ibi  triennium  operam  dedi  literis.  Postea  consilio 
parentum  meorum  discendi  causa  Wittebergam  me  contuli,  ubi  cursum 
Studiorum  meorum  in  liberalibus  artibus  per  triennium  habui.  Hinc 
in  Gruppis  ad  offitium  Ludimoderatoris  sum  uocatus,  ubi  per  triennium 
iuuentutis  studia  gubemaui.  Tandem  uero  a  Magnifico  ac  Generöse 
Domino  Casparo  a  Schönberg  ad  functionem  Ecclesiasticam  seu 
Diaconi  apud  Grauppenses  sum  vocatus.  —  Ex.  und  O.  Bugenhagen. 
[9.  Mai.] 

80.  Ego  Mathias  Ricelius  Nouozoliensis  ex  Metallicis 
sq)tem  ctuitatibus  Hungariae  in  praefata  patria  Nouizolii  fundamenta 
cum  pietatis  tum  artium  dicendi  hausi.  Deinde  iussu  parentum  Leut- 
schowiae  in  Sepusio  sub  Caspari  Crommeri  disciplina  per  triennium 
uersatus  ad  officium  Ludirectoris  Lypscham  Alemannorum  in  comitätu 
Lyptowiensi  sitam  uocatus  sum.  Postmodum  autem  per  biennium  in 

14* 


200 

officio  degens  ad  munus  Diaconi  a  Reuerendo  viro  D.  Gregorio 
Melczer  Propastore  Nouizoliensi  vocatio  mihi  oblata  est.  —  Ex.  und 
O.  Bugenhagen.  [23.  Mai.] 

81.  Ego  Mathias  Paruus  Mielnicenus  Boemus  fundamcnta 
cum  pietatis  tum  artium  libefalium  hausi  Zaczae  ciuitate  Boemica 
sub  praeceptore  Magistro  Venceslao  Henniocho  Lythmericio.  Tandem 
diuino  iuditio  vocatus  ad  offitium  Rectoris  scholae  Naepomucensis, 
ibi  rexi  scholam  annis  duobus.  Postea  inde  vocatus  diuiua  uoluntate 
et  suasu  Reuerendi  viri  Domini  Joannis  Stransky  suscipiendorum 
sacrorum  ordinum  in  celeberrimam  Academiam  Vittebergensem  sum 
profectus.  —  Ex.  u.  O.  Oberndorfer.  [31.  Mai.] 

82.  Ego  JohannesTurca  Egranus  prima  elementa  doctrinaeque 
catecheticae  Curiae  hausi  eademque  in  inclyta  Academia  Witebergensi 
pauIo  altius  excolere  coepi.  Vocatus  autem  ad  sacrosanctum  Dei 
ministerium  a  Reuerendo  D.  Laurentio  Codomanno  pastore  Ecclesiae 
Egranae  et  Reuerendo  ac  nobile  uiro  D.  Georgio  ab  Hanfmus  Egranae 
domus  Teutonicae  commendatore,  et  ab  Ecclesia  Milesana.  —  Ex. 
und  O.  Oberndorfer.  [20.  Juni.] 

83.  Ego  Vencesilaus  Crispus  Altaemythenus  in  patria 
mea  liberales  artes  doctrinaeque  caelestis  fundamenta  didici.  Deinde 
mortuo  iam  patre  consensu  amicorum  Pragam  me  contuli  et  in  Noua 
Ciuitate  apud  Diuum  Petrum  in  schola  versatus  sum.  Hinc  Raudniczium 
profectus  per  biennium  in  schola  pueros  instttui.  Postea  ueni  in 
ciuitatem  Lopnicz,  Rectorem  egi,  tandem  a  senatu  Lopnicensi  et 
Domino  Capitaneo  ad  Ministerium  Euangelii  uocatus  sum.  —  O. 
Oberndorfer.  [11.  JuU.] 

84.  Ejgo  Demetrius  Sybolthius  Pannonius  Primum  dei 
beneficio  fundamenta  caelestis  doctrinae  Thulnae  didici,  mox  Themes- 
uarinum  me  conferens  dicendi  artes  a  praeceptore  Stephano  Szegedinae 
hausi,  deinde  heraclae  Nobilium  Massayensium  liberos  domi,  postea 
Erdedini,  Zekelfaidae,  Azzalmiae,  tandem  suasu  amicorum  ope  diuina 
Wyttebergam  me  contuli  Anno  1559.  Philippum  immortalis  memoriae 
praeceptorem  communem  annum  audiui  ac  reliquis  non  minorisedulitate 
auditts  62  anno  egressus  in  Vngariam  primum  G3mlae  ludirectorem, 
deinde  Czepreglimi  in  bonis  Magnifict  D.  Nadasdy  cgi,  indea  postea 
primum  Zemptczinum  ex  uoluntate  Illustris  Comitis  Julii  a  Salmts  et 


201 

Xeaburg,  uocatus  nouissime  uero  a  Tyrnauiensibus.  —  O.  Oberndorfer. 
[11.  Juli.] 

85.  Ego  Adamus  Schwemmius  Steinensis  Silesius  vocatus 
ab  illustrissimo  principe  ac  domino  D.  CaroJo  Duce  Munsterbergensi 
etc.  ad  sancti  ministerii  functionem  in  oppido  Morauiae  Hoff.  Prima 
catecheticae  doctrinae  fundamenta  Olsnae  Silesiorum  didici.  Postea 
uero  Vratislauiam  studiorum  causa  profectus  triennium  ibidem  con- 
sumpsi,  donec  tandem  maioribus  studiis  aptus  in  celebrem  Academiam 
Witebergensem  me  contuli,  in  qua  biennium  uersatus  sum.  —  O. 
[11.  Juli.] 

86.  Ego  Joannes  Bartholomeides  natione  Sedesanus  fun- 
damenta honestanim  literarum  in  patria  ieci,  tum  temporis  ludirectore 
existente  Gallo  Vuodmano,  posthac  Brodam  Bohiemicalem  me  recepi  et 
istinc  per  quinquennium  commoratus  sum  sub  ferula  Magistri  Joannis 
Zahrobini,  inde  Glattouiae  per  biennium  commoratus  sum,  unde  in 
Pragensem  Academiam  ad  Clariss.  virum  D.  Jacobum  Codicillum  me 
contuli  et  hinc  ad  rectoratum  scholae  Jaromirensium  sum  remissus. 
Posthac  patriam  redii  et  inde  a  Cosouiensibus  huc  ordinum  sacrorum 
causa  remissus  sum.  —  O.  [22.  Aug.] 

87.  Ego  Georgius  Basti  Morauus  in  patria  fundamenta  ieci 
artium  primo  sub  Rectore  scholae  Jacobo  albino  Gutenbergeno,  inde 
in  patriam  Budeconicium  redii  et  istic  pietatem  et  doctrinam  de  Deo 
a  Venceslao  Zdarowicio  didici,  unde  a  patria  ad  ordinandum  huc 
Vittebergam  sum  missus.  —  O.  [22.  Aug.] 

88.  Ego  Jacobus  Lotge  Lipsiensis  initia  Literarum  didici 
in  patria  mea,  partim  in  schola  triuiali,  partim  in  Academia.  Postea 
ob  sumptuum  penuriam  cum  ibi  amplius  haerere  non  possem,  in 
Morauiam  me  contuli  atque  ibi  in  opido  Titzinensi  officio  cantoratus 
per  sesquitres  annos  praefui  atque  inde  a  senatu  promotus  sum  ad 
parochiam  Schönensem.  In  Academia  Lipsiensi  usus  sum  praeceptoribus 
D.  D.  Joan.  Pfeflingero,  D.  Joachimo  Camerario  piae  et  sanctae 
memoriae.  —  Ex.  und  Ord.  Obemdorfer  und  Grell.  [17.  Oct.] 

89.  Ego  Michael  Mocoschinus  ex  Vngaria  ea  parte  quae 
Vago  flauio  alluitur  ciuitate  Teutolypschensi,  honestis  parentibus 
natus  et  patre   quidem  Ministro  Ecclesiae  Christi  ibidem  fidelissimo 


202 

et  ab  ineunte  aetate  in  bonis  literis  et  fundamentis  doctrinae 
Christianae  vere  institutus  sum  a  D.  Petro  Baroschio  Rectore  scholae 
ibidem  triennium  et  eruditissimo  viro  D.  Thoma  Fabricio  Rectore 
scholae  Bartphanae  fundatae  quondam  a  doctissimo  uiro  D.  Leonarto 
Stöckelio  quinquennium.  Witebergam  uero  profectus  ut  et  studiis 
meis  extremum  actum  adderem  et  publicum  docendi  testimonium 
acciperem  uocatus  ad  officium  Diaconi  Ecclesiae  Teutolypschensis.  — 
O.  [7.  Nov.] 

90.  Ich  Lucas  Rosenkranz  von  Ölsnitz  im  voitlandt  vnter 
dem  hertzogk  churfursten  augusto  gelegen  bin  6  Jhar  daselbest  in 
die  Schul  gangen,  item  lij  jhar  zu  Leiptzig,  ij  Jhar  zu  naumpurgk, 
bin  hernach  Schulmeister  zu  marcheney  (-Marienei)  eine  meil  weges 
von  ölsnitz  gelegen  xiiij  jhar  gewessen,  nachfolgende  vonn  Edlen  vnd 
Ehrenuesten  Hans  von  Schimding  vffen  Schönwalt  zum  pfarherr 
berußen  worden.  —  Ex.  u.  Ord.  Bugenhagen  und  Oberndorfer. 
[6.  Nov.] 


XII. 

Schicksale  eines  Exulanten  aus  Oberösterreich  in  den 

Jahren  1624—1628. 

Von  Pastor  Kaxl  Notzhorx  in  Bissendorf  (Hannover). 

In  meiner  früheren  Pfarre  Hudemühlen,  am  Zusammenflusse 
der  Leine  und  Aller  in  Hannover  gelegen,  befinden  sich  im  Haus- 
archiv der  Herren  von  Hodenberg,  der  Patrone  über  die  genannte 
Stelle.  Papiere,  welche  die  Berufung  eines  aus  Oesterreich  ob  der 
Enns  vertriebenen  lutherischen  Pastors,  Namens  ZantmüUer,  betreffen. 
In  Folgendem  sollen  diese  Nachrichten  nebst  dem,  was  ich  durch 
mehrjährige  Nachforschung  habe  in  Erfahrung  bringen  können,  ver- 
öffentlicht werden. 

Magister  Martin  ZantmüUer,  aus  Pappenheim  an  der  Altmühl 
in  Franken  gebürtig,  war  vom  Consistorium  zu  Regensburg  geprüft 
und  am  28.  Februar  (alten  Stils)  1612  für  die  Pfarre  Lindach,  zwischen 
der  Stadt  Gmunden  und  dem  Kloster  Lambach  im  Traunviertel 
gelegen,  ordinirt  worden.  Die  Ordinationsurkunde  ist  in  Abschrift 
erhalten  und  lautet  folgendermassen : 

NosInclytaeReipub.Ratisbonensis  deputati  Consistoriales  salutem 
dicimus  omnibus  Lecturis. 

Gratias  agimus  Deo  et  aeterno  Patri  Domini  nostri  Jesu  Christi, 
quod  se  inde  usque  ab  initio  mundi  generi  humano  certis  testimoniis 
patefecit  et  verbum  suum  revelavit  ac  Ministerium  docendi  Evangelii 
instituit  et  servat;  ideoque  ut  deinceps  inter  nos  servet,  ardentibus 
votis  oramus. 

Cum  autem  mandaverit  vocari  et  ordinari  pastores  animarum 
ut  coliigat  sibi  Ecclesiam  aeternam  per  minister ium  Evangelii  per 
quod  vere  est  cfficax.  ut  scriptum  est :  Evangelium  est  potentia  Dei 
ad  salutem  omni  credenti.  ac  per  Organum  suum  electum  praeceperit 
explorare  prius  Ecclesiastici  muneris  Candidatos  quam  in  Pres- 
bv-terorum  ordinem  recipiantur  1.  Timoth.  3,  ne  ipsorum  vel  negli- 
gentia vel   affectata   ignorantia   vel   alia   culpa  Auditores   animarum 


204 

jacturam  faciant  et  sanguinem  eorum  de  manu  pastorum  Deus  requirat 
ut  Ezech.  3  severissime  comminatur :  Proinde  Nos  quibus  hie  com- 
mendata  est  ab  Ecciesia  pia  administratio  explorandi  doctrinam  et 
mores  ordinandorum  testamur  hunc  M.  Martinum  Zantmuel- 
lerum  Pappenhemiacum  attulisse  nobis  literas  quae  afHrmabant  eum 
verae  pietatis  amantem,  honestis  moribus  praeditum  et  vocatum  esse 
a  Nobilissimo  viro  Domino  Helmhardo  Haydn  a  Dorff 
et  Lindach  ad  ministerium  Ecclesiae  quae  coUigitur  ibidem  in 
Lindach:  Cum  igitur  habita  doctrinae  ipsius  exploratione  cogno- 
verimus,  eum  amplecti  summam  doctrinae  Christianae  comprehensam 
in  monumentis  prophetarum  et  apostolorum,  Augustana  Confessione 
ejusdemque  Apologia,  item  in  catechismis  Domini  D.  Lutheri  minore 
et  majore  et  articulis,  quibus  additae  sunt  subscriptiones  in  conventu 
Schmalcaldensi  et  in  formula  Concordiae  de  controversis  articulis 
anno  MDLXXX  edita  quam  Ecciesia  nostra  una  voce  et  uno  spiritu 
cum  Catholica  Ecciesia  Christi  profitetur  et  abhorrere  ab  omnibus 
phanaticis  (sie!)  opinionibus  damnatis  verbo  Dei  et  judicio  recte  sen- 
tientium:  Cumque  promiserit  in  doctrina  pia  constantiam,  in  officio 
diligentiam  et  in  moribus  honestatem,  commendavimus  ei  publica 
ordinatione,  per  manuum  Apostolico  ritu  impositionem,  frequente 
Ecclesiae  nostrae  conventu,  Ministerium  publice  docendi  Evangelium 
et  administrandi  Sacramenta  et  potestatem  fecimus  reliquas  hujus 
sacri  ministeril  functiones  in  nomine  sanctissimae  Trinitatis  exercendi. 

Precamur  autem  filium  Dei  qui  propterea  ascendit  in  Coelos 
ut  dona  det  hominibus  prophetas,  Apostolos,  pastores  et  doctores 
ut  hujus  jam  ordinati  Zantmuelleri  Ministerium  benigne  gubemet  et 
secundet.  Deinde  rogamus  omnium  ordinum  homines  pios  et  communi 
religionis  professione  nobis  conjunctos  ut  commendatum  sibi  hunc 
Zantmuellerum  habere  ad  gloriam  Filii  Dei  et  salutem  publicam 
omnibus  humanitatis  officiis  prosequi  favere  ac  defendere  velint  ut 
operam  Filio  Dei  in  pascendo  grege  sibi  commisso  sacra  fide  perpetua 
sedulitate  ac  constantia  praestare  possit. 

Datae  Ratisbona  sub  Ecclesiastici  Senatus  sigillo  Anno  recuperatae 
salutis  humanae  supra  millesimum  Sexcentesimum  duodecimo,  vigesimo 
octavo  mensis  Februarii  die. 

Ex  autographo 

subcripsit  Stephanus  Ccb: 

Senatus  Ecclesiastici  Secretarius. 


205 

Der  genannte  Freiherr  Helmhart  Haydn  oder  Hayden  gehört 
einer  oberösterreichischen  adeligen  Familie  an,  welche  die  Aus- 
breitung der  Reformation  in  jeder  Weise  begünstigte.  Es  war  der 
achte  und  letzte  Sohn  Sebald's  von  Hayden  (1511 — 1591)  von  dessen 
zweiter  Gemahlin  Anna  von  Wallowitz.  Stülz  in  seiner  Geschichte 
von  Vöcklabruck  (S.  97  Anm.)  erwähnt  eine  Beschwerdeschrift  vom 
Jahre  1601  gegen  Helmhart  Hayden  von  Lindach,  ,  welcher  des  hohen 
aufgesetzten  Pönfalls  ungeachtet  den  zur  Pfarr  Gmunden  und  anderen 
Kirchen  und  Filialen  gehörigen  Gottesdienst  verhindert,  dagegen 
de  novo  einen  sectischen  Praedicanten  (gleichwol  unter  dem  ver- 
meinten Schein  seiner  Jugend  verordneten  Praeceptorn)  aufgestellt 
hätte*.  Es  wären  ihm  deshalb  schon  früher  Unterthanen  angesetzt, 
d.  i.  mit  Beschlag  belegt,  der  Ansatz  aber  wieder  aufgehoben.  Der 
Beschwerdeführer,  Freiherr  Hanns  von  Haim  zum  Reichenstein,  An- 
walt der  Landeshauptmannschaft,  schlug  vor,  Hayden  in  das  kaiser- 
liche Schloss  in  Linz  zu  citiren.  Damit  stimmt,  was  der  Landes- 
hauptmann an  den  katholischen  Pfarrer  zu  Gmunden,  Philipp  Kegel, 
im  Jahre  1600  schreibt:  In  der  Filiale  Laakirchen  liefen  die  Bauern 
dem  Praedicanten  des  Hayden  zu  Lindach  zu  und  Hessen  die  katho- 
lische Kirche  leer  (Scheichl,  Aufstand  der  protestantischen  Salzarbeiter 
und  Bauern  im  Salzkammergut  1601  und  1602,  S.  29),  Im  Jahre  1604 
wurde  Daniel  Tanner  aus  Regensburg  von  Helmhart  Hayden  für 
die  Pfarre  Lindach  präsentirt  und  in  Altorf  am  10.  Juni  desselben 
Jahres  ordinirt.  Dort  blieb  er  vier  Jahre,  kam  dann  nach  Schwanen- 
stadt  und  1610  nach  Gmunden,  wo  er  bis  zur  Vertreibung  aller 
lutherischen  Prediger  aus  Oberösterreich  (1624)  wirkte.  Unter  dem 
1.  Februar  1611  präsentirte  Helmhart  Hayden  für  die  vacante  Pfarre 
in  Lindach  den  M.  Hieronymus  Lucius  aus  Augsburg,  den  er  ,zur 
Information  der  khindter*  gebraucht  habe*).  Lucius  wurde  am 
4.  Februar  des  genannten  Jahres  in  Regensburg  ordinirt.  Nach  nur 
einjähriger  Wirksamkeit  in  Lindach  folgte  ihm  dann  Martin  ZantmüUer. 

Letzterer  hielt  in  Lindach  zwei  Probepredigten  ab  und  wurde  dann 
mittelst  Schreibens  vom  11.  Februar  (alten  Stils)  1612  nach  Regens- 
burg zur  Ordination  empfohlen.  Nachdem  das  Schreiben  am  21.  Fe- 
bruar daselbst  präsentirt  war,  hielt  Zantmüller  am  26.  Februar 
Sonntag  Quinquagesimae)  seine  Ordinationspredigt  über  das  Sonn- 

i)  Diese  Nachricht,    sowie   die   des  folgenden  Absatzes   verdankt  der  Verfasser 
der  Gftte  des  Herrn  Conseniors  und  Pfarrers  J.  Friedrich  Koch  in  Gmunden. 


206 

tagsevangelium  Luc.  18,  31 — 43.  Thema  und  Theilung  seiner  Predigt 
lautete  mit  seinen  eigenen  Worten  folgendermassen :  ,  So  wollen  wir 
ohne  ferrern  eingang  dises  andere  stückh  vom  Blinden  in  3  pünctlein 
vmb  beßerer  nachrichtung  willen  kürtzlich  vnd  einfeltig  abtheilen: 
1.  wollen  wir  vernemmen,  wass  dises  armen  Mans  eilend  und  Zu- 
stand gewesen ;  2.  wie  er  sich  in  solchem  seinem  Creitz  vnd  trüebsal 
verhalten,  wie  er  Hilff  gesuchet  und  gebetten;  3.  wie  ihm  sey 
geholflfen  worden,  neben  angehengten  lehren,  trost  und  erinnerung 
waß  wir  bei  einem  ieden  stuckh  zu  lernen  vnd  zu  studiren  haben.* 

Helmhart  Hayden  nahm  nach  Hoheneck  (Genealogie  I,  S.  276) 
Susanna  Jöstlin  (Jöbstlin)  Freiherrin  von  Jöstlsberg  (Jöbstlsberg)  zur 
Frau   und   hatte   mit  ihr  zwei  Söhne:  Sebald  und  Hans   Christoph. 

Sebald  Hayden  hatte  zur  Gemahlin  Maria  Salome  v.  Geyrsperg 
und  wohnte  wie  sein  Vater  im.  Schlosse  zu  Lindach,  Sein  Bruder 
Hans  Christoph  hatte  im  Aigen  (Mittelding  zwischen  Dorf  und  Flecken) 
von  Reichenthal  bei  Freistadt  im  Mühlviertel  einen  Hof  (Czerny, 
Einige  Blätter  aus  der  Zeit  der  Gegenreformation  in  Oberösterreich, 
S.  140). 

Als  in  Folge  des  Reformationspatentes  Kaiser  Ferdinands  IL 
vom  4.  October  1624  sämmtliche  Prediger  und  Schulmeister  das 
Land  ob  der  Enns  verlassen  mussten,  gab  Sebald  von  Hayden  seinem 
langjährigen  Prediger  ZantmüUer  folgendes  Empfehlungsschreiben  mit 
auf  den  Weg: 

ICH  Sebald  Haydn  von  vnd  zu  Dorff  ^)  IntzerstorfT*)  vnd  Lin- 
dach im  Ertzhertzogthumb  Österreich  ob  der  Enß  önnbiete  allen 
vnnd  ieden  Geistlichen  vnnd  weltlichen,  was  würden  standts,  wesens 
oder  conditions  die  sein,  vnnd  hiemit  ersucht  werden,  einem  ieden 
seine  gebür  naeh,  mein  beflissene  willige  Dienst  vnd  alles  guths 
zuuor  vnd  gib  dennselben  hiemit  zuuernemmen,  das  nach  vor  drey- 
zehen  Jahren  der  Ehrwürdig  vnnd  wohlgelehrt  Herr  Magister  Martin 
ZandtmüUer,  in  meiner  aigenthumblichen  Kirchen  zu  Lindach,  wol- 
angeordneten  Christlichen  Ministerio,  zu  einem  Evangelischen  Prediger 
ordentlich  beruffen,  vnnd  in  bestallung  an :  vnd  auffgenommen  worden, 
in  solchen  seinen  Kirchendienst  vnnd  ordentlichen  vocation  hat  er 
das  H:  Evangelium  Christlich  nach  Prophetischer  vnd  Apostolischer 

>)  Stammsitz  der  Hayden  unweit  des  Klosters  Schlierbach. 
*)  Schloss    unweit   des   Klosters  Schlierbach     und    des    Marktes   Kirchdorf  im 
Traun  viertel. 


207 

Lehr,  wie  die  von  Articl,  zu  Articl,  in  der  Reinen  vnverfelschten 
Augspurgerischen  Confession  begriffen,  der  gemein  Gottes  fleissig 
beschaiden  vnd  vnuersaumblich  fürgetragen  vnd  die  hochwürdigen 
Sacramenta  nach  der  Einsatzung  Christi  administriret,  sich  auch 
sonsten  dise  Jahr  vnnd  Zeit  vber  in  seinem  Leben  vnnd  wandel 
Ehrlich  aufrichtig  vnd  fridferttig  ( .  wie  es  einem  Christlichen  Prediger 
aignet  vnd  gebürt . )  erzaigt  vnd  verhalten,  dahero  Ich  Ihme  bey 
diser  Kirchen  vnd  Gemain,  in  seiner  vocation  vnd  beruff  gern  lenger 
foviert  vnd  erhalten  hette, 

Die  weil  aber  vermügenns  durch  der  Rom:  Khais:  Mayest: 
vnsers  allergnedigsten  Erbherrn  vnd  Landt  fiirsten,  dato  dessen 
publicierten  Khay:  patents,  alle  Prediger  vnd  Schulmeister  vnder 
einem  abgeschafft,  vnd  Ihnen  Ihnnerhalb  Achttagen  bey  Vermeidung 
Leib,  haab  vnd  Gutts  Straff,  sich  außer  Landts  zu  begeben,  aufferlegt 
worden:  deme  dan  so  wol  Er  herr  M:  ZandtmüUer  als  betrübte 
Ständt  vnd  Ich  aller  vnderthenigst  voltziehen:  vnnd  solches  in 
Gottes  namen  gedulten  müssen,  doch  benebens  nicht  zweifeint  der 
AUmechtige  Gott,  in  dessen  bänden  es  alles  steht,  werde  vieller 
Christglaubigen  hertzliches  seufftzen  vnd  gebett,  gnediglich  erhören, 
vnd  sein  theures  wahres  seeligmachendes  Licht  Widerscheinen  lassen. 
Alß  ersucht  ich  demnach  hirmit  jedmeniglich,  hoch  vnd  Niderständts, 
beweglich  bittundt  sie  wollen  Ihme  herrn  M:  ZandtmüUer,  von  mein: 
auch  seines  ehrliches  verhalttens  wegen,  auf  begebende  gelegenheit, 
wie  sich  die  nach  Gottes  Willen  vnd  in  seinem  exilio  schleichen 
möcht,  inn  gnedigen,  gunstigen  vnnd  gutten  befelch  erhalten,  vnd 
mit  erspriesslicher  hilff  vnd  beföderung  diser  meiner  wolmeinenden 
Commendation  empfinden  vnd  genießen  lassen. 

Das  erbeuth  Ich  mich  hinwiderumb  der  Gebür  nach  dankhbar- 
lich  zu  beschulden.  Dessen  nun  zu  wahren  vhrkundt  gib  ich  Ihme 
herrn  M:  Martino  ZandmüUer  diß  Testimonium  mit  meiner  aigenen 
handt  vnderschrifft  auch  angebornen  vnd  hierangehangunden  Insigl 
becrefftigt.  Geschehen  in  schloß  Lindach  den  Sechzehenden  Octobris 
des  aintausent  Sechshundert  vier  vnd  zwainzigisten  Jahrs. 

Der  oben  bereits  erwähnte  Pfarrer  von  Gmunden,  M.  Daniel 
Tanner,  von  1628 — 1646  Prediger  in  seiner  Vaterstadt  Regensburg, 
hat  ein  jetzt  in  der  Hof-  und  Staatsbibliothek  zu  München  befind- 
liches Diarium  geschrieben.  In  demselben  findet  sich  S.  1017  ein 
übrigens  nicht  von  ihm  angefertigtes 


208 

Verzeichnüs    der  Prediger    und   Exulum    so   auss  dem 
Lanndt  Oesterreich  ob  der  Enss  Anno  1624  vertriben 

worden. 

Einige  derselben  werden  in  Raupach's  Presbyterologie  genannt. 
Diejenigen,  welche  auf  ihrer  Reise  in  Nürnberg  eine  Unterstützung 
erbaten  und  empfingen,  sind  in  v.  Soden 's  Kriegs-  und  Sitten- 
geschichte der  Reichsstadt  Nürnberg,  Theil  H,  S.  263  f.,  S,  293, 
S.  327,  S.  384,  S.  444  aufgeführt. 

Das  Verzeichniss  nebst  Nachschrift  lautet  so; 

Hausruck- Viertel. 

Dorff. 

1.  Bartholomeus  Risser. 

Bramkirchen. 

2.  Wolf  Kolowald  unnd 

3.  sein  Sohn  *). 

R  i  e  d  a  w. 

4.  M.  Philipp  Jakob  Huetstockh. 

Rayd. 

5.  Jacob  Schramm. 

Aistershaim. 

6.  Jacob  Hueber. 

Köppach. 

7.  M.  Johann  Georg  Jungmann. 

Huckenach. 

8.  M.  Christophorus  Keil. 

Bennewang. 

9.  Matthaeus  Busaeus. 

Bachmanning. 

10.  M.  Leopold  Mößlinger. 

Offenhausen. 

11.  M.  Matthias  Herpius. 


<)  M  Wolfgaog  Colewaldus,  ordinirt  für  Pramkirchen  am  23.  September  1634 
SU  Regensburg,  ist  identisch  mit  dem  BauemfÜhrer  Colibalt  im  Aafstande  von  1626. 
VgL  Mittheilixngen  des  Institutes  für  österr.  Geschichtsforschung.  Jahrg.  1884|  pag.  626. 


Stainakirchen. 

12.  Georgius  Staininger. 

13.  M.  Johann  Ticher. 

Gallspach. 

14.  Augustin  Krammauer. 

St.  Georgen. 
(Herrn  Jörgers  Freyhl.  Stiffts.) 

15.  Georg  Hadergasser. 

Tolet. 

16.  David  Walthcr. 

Michlbach. 

17.  Friederich  Jacobi. 

Watzenkirchen. 

18.  M.  Andreas  Hartmann, 

19.  Daniel  Xylander. 

20.  Wolfgang  Püchlcr. 

21.  Johann  Walther. 

Beuerbach. 

22.  M.  Clemens  Popp. 

23.  Gregorius  Berthold. 

24.  Johann  Hadei^asser. 

Natternbach. 

25.  M.  Huttenlojus. 

26.  Jacob  Rabus. 

Neumarkt, 

27.  Johann  RoOner. 

Grießkirchen. 

28.  M,  Johann  Simonis, 

29.  M.  Johann  FrenckhI. 

30.  Daniel  Müller. 

Wäldern. 

31.  Albertus  VoO. 

Krengelbach. 

32.  Andreas  Winckhler. 


210 

Efferding. 

33.  Samuel  Uebermann. 

34.  Heinricus  Snellius. 

35.  Erhard  Caesar. 

36.  Johann  Spangenberg. 

Holtzhausen. 

37.  Wolfgang  Koch. 

Offtering. 

38.  Cyriacus  Heß. 

Traun. 

39.  Martinus  Lamend. 

Traun- Vierteil. 

Gmunden. 

1.  M.  Daniel  Tanner. 

2.  Johann  Georg  WolfmüUer. 

Lindach. 

3.  M.  Martin  Zandmüller. 

Egenberg  an  der  Alm. 

4.  Pangratz  Kegel. 

Seisenburg. 

5.  Daniel  Kellerreuter. 

Müllgrueb. 

6.  M.  Christophorus  Grinesius. 

Klaufi. 

7.  M.  Johann  Zumpfius. 

St.  Georgen  bey  Forchdorff. 

8.  M.  Tobias  Mayer. 

Intzerstorff. 

9.  M.  Johann  Andreas  Brendel)^. 

Losensteinleuten. 

10.  Samuel  Grater. 

Gschwend. 

11.  Barthlme  Weiß. 


211 

Weissenburg. 

12.  Samuel  Hartmann. 

Steyer. 

13.  Johannes  Isingius. 

14.  Tobias  Schaidhauff«). 

15.  M.  Hieronymus  Weixelberger. 

Ennß, 

16.  M.  Johann  Haßelmayer. 

Stain. 

17.  M.  Wolfgang  Pauer. 

Stadelkirchen. 

18.  Paulus. 

SteinhauO. 

19.  Johann  Georg  Richter. 

Schleißheim. 

20.  David  Pleninger. 

Schernstein. 

21.  Johann  Knoderer. 

Leonstein. 

22.  Schranckh. 

Wilmspach. 

23.  M.  Heinricus  Schach. 

Marcktrenck. 

24.  Johann  Schlepper. 

Wellß. 

2ö.  M.  Andreas  Hafner. 
26.  M.  Johann  Conrad!. 

0  Nach  ZetI,  Chronik  der  Stadt  Steyer,  S.  34,  ist  der  „Predigant  Herr  Thobias 
Schaydthanflf*  am  22.  Juli  1624  wegen  einer  Predigt  gegen  die  Frohnleichnamsprocession 
nach  Linz  citirt,  fast  einen  Monat  gefangen  gehalten .  und  hernach  des  Landes  ver- 
diesen.  Nach  Stiere,  Bauernaufstand  1626,  S.  110,  wollte  man  den  Prediger  des  Guts- 
herrn Ton  Unterwallsee  (N.Oe.),  Tobias  Schaitterhaufen,  zum  Bauemprediger  gewinnen. 
"  lehnte  aber  „wegen  Unvermögenhett  seiner  Person*  ab. 


212 


y 
■'a- 


Irnhardting. 

27.  Andreas  Krener*). 

Schwannß"). 

28.  M.  Andreas  Steininger. 

29.  Johannes  Sutorius. 

30.  Petrus  Molterus. 

Buechheim. 

31.  Paulus  Haider. 

Fögglavruckh. 

32.  M.  Jeremias  Neobolus  alias  Newheller. 

Thalheim. 

33.  M.  Nicolaus  Olai. 

Gampern. 

34.  Johann  Tauber. 

Marckht  S.  Georgen. 

35.  Mauricius  Seifert. 

Franckhenmarckht. 

36.  Johannes  Faber. 

Feckhlamarckht. 

37.  Wilhelm  Schwaiger. 

Franckenburg  oder  Zwispaln. 

38.  M.  Christophorus  Steidelmayer. 

Neukirchen 
(fehlt). 

Ampfelwang. 
Georgius  Hämmerl. 

Lintzlburg. 
Cyriacus  Götz. 

Wagrain. 
Leonhard  Zitchger^). 


1 


>)  Endres  Grexner  bei  y.  Soden,  Geschichte  von  Nürnberg,  II.,  444. 
>)  Später  Schwanenstadt  genannt. 

*)   Leonhard    Zitscher,    gewesener   Pfarrer   in    der   Grafschaft   Starkeaborg   in 
Oesterreich,  bei  v.  Soden,  U,  29d. 


? 


213 

Annaberg,  unter  dem  Herrn? 

Aespen. 

L 1  n  t  z. 

M.  Daniel  Hitzler. 

M.  Johann  Mayer. 

M.  Johann  Rebmann. 

Mahland- Viertel. 

Gallneukirchen. 

1.  Augustin  Episcopus. 

Hagenberg. 

2.  N.  Hüller. 

Weinberg. 

3.  Christophorus  Trebsius. 

Schwertberg 
(fehlt). 

Tragein. 
M.  Johann  Faber. 

Zell. 
Johann  Wider. 

(Bergkirchen:  Johann  Vrlsperger. 
K^«w.uu^t*ov,**t      Müntzbach*):  M.  Valentinus  Lang, 

j  Altenburg:   Hieronymus  Pauli. 

Steyeregck. 
Christophorus  Gilbertus. 

Klam 

(fehlt). 

När  n 

(fehlt). 

Berg. 
M.  Johann  Gstetner. 

^)  Stieve,  Baueniaufstand,  berichtet  S.  31,  Anm.  9 :  Im  Tauf  buche  von  Mttii£> 
bach,  welches  dort  erhalten  ist,  wird  am  13.  Januar  1625  zu  der  Nachricht,  dass  ein 
Udermetster  beerdigt  worden  sei,  folgende  für  die  Stimmung  des  Volkes  bezeichnende 
Bemerkung  gemacht:  ,nnd  zwar  one  gesang  und  ceremonien,  wie  dan  die  obverzeich- 
3ete  alle  vom  14.  october  an  bis  zu  end  des  1624.  jares,  und  welche  künftig  sterben, 
werden  auch  nit  anders  begraben,  biß  ain  pfafT  herkommt;  alsdann  wird's  an  ain 
bnimeln  gehen  beim  grab,  als  wenn  hurniO  fligen  täten.* 

Jahrbuch  des  ProtesUtatitmus  18K,  H.  U\  u.  IV.  25 


214 

Freystatt. 
M.  Johann  Erhard, 

Johann  Holdmayer*). 

Lassberg. 
Leonhard  Fürsteneckher. 

Reichau. 
M.  Lucas  Vötterer. 

Kurtzen    Zwetl. 
Daniel  Engelhart. 

Hellmaßöd. 
Marcus  Kellerreutter. 

Reichenthall. 
Georgius  Vogl. 

Müll- Viertel. 

Grafschaft  Neuburg. 

1.  Johannes  Sartorius. 

Liechtenaw  (Herr  Hörlsperger). 

2.  Johann  Wilhelm  Hofmann. 

Eschlberg. 

3.  Hartman  Buttler. 

Oberwallsee. 

4.  Jacob  Hartmann. 

Ottensheim. 

5.  Andreas  Geyer  *). 

B  u  c  h  e  n  a  w, 

6.  Christophorus  Murvius. 


^)  Johann  Haltmaier  wurde  am  2.  März  1618  ordinirt.  Verzeichniss  der  zu 
Regensburg  Ordinitten  am  Schlüsse  des  Diariums  von  Tanner. 

*)  Bauernprediger  während  des  Aufstandes.  Vorher  in  Ottensheim  (1608 — 1623), 
dann  in  Ennsdorf  gegenüber  von  Steier,  trat  er  sein  Amt  als  Feldprediger  den 
3.  Juni  1626  an.  In  Steier,  Ebelsberg  und  Wels  entfaltete  er  eine  grossartige  Wirksam- 
keit, da  er  die  Gemttther  der  Bauern  zu  beschwichtigen  und  zu  leiten  verstand.  Ende 
August  wurde  er  von  dem  kaiserlichen  Oberst  Loebl  gefangen  genommen  und  wie  ein 
Rebell  verhört.  Auf  die  Verwendung  der  protestantischen  Adeligen  Hess  ihn  Loebl 
gegen  ein  Lösegeld  von  500  fi.  entkommen.  Er  stammte  aus  Gräfenthal  in  Sachsen- 
Meiningen.  Vgl.  Stleve,  Bauernaufstand. 


215 

Die  Nachschrift  hinter  dem  Exulantenregister  lautet: 

Summar(i)um  der  auß  dem  Lanndt  ob  der  Ennß  Exulierenten 
Evangelischen  Prediger. 

Lactantins^). 

Sic  moris  est  spiritibus  istis  contaminatis  et  perditis,  quibus 
veritas  et  nota  est  et  invisa,  ut  publicis  eos  odiis  prosequantur : 
vel  provinciis  exterminent:  aut  omnino  de  terra  auferant,  quos 
sibi  graves  sentiunt,  ne  sint,  qui  possint  eorum  nequitiam  exercere. 
Et  timent,  ne  a  nobis  revicti  manus  (dare  aliquando)  clamante  ipsa 
veritate  cogantur.  Justas  hi  impioruum  conatuum  aliquando  in  cen- 
soria  die,  cui  non  subrepere  fas  est,  justo  judici  poenas  pendent. 
Isidor.  Hb.  1.  de  sum.  bono: 

Quanto  propinquius  diabolus  finem  mundi  videt:  eo  crudelius 
persecutiones  exercet:  ut  qui  se  continuo  damnandum  conspicit, 
sibi  socios  multiplicet,  cum  quibus  gehennae  ignibus  addicatur. 

Von  den  genannten  111  Predigern  —  nach  anderen  Nach- 
richten waren  es  115  —  verliessen  die  meisten  auf  der  Donau  das 
Land  und  zogen  nach  Baiern.  Ihr  Ziel  war  zunächst  die  freie  Reichs- 
grafschaft Ortcnburg  bei  Passau,  dann  Regensburg  (Tanner's  Diarium 
erwähnt  die  dort  Verstorbenen)  und  Nürnberg  sowie  Augsburg. 

Ehe  wir  Martin  Zantmüller  auf  seiner  Wanderung   durch  Süd- 
und  Norddeutschland  folgen,   werfen   wir   noch   einen  Blick  auf  die 
Stellungnahme   seines   Patrons  und   dessen   Bruders   zu   der   so   ge- 
fährdeten Sache  des  Protestantismus.  Bereits  im  Anfange  des  Bauern- 
aufstandes von  1626   finden   wir  Hans  Christoph  Hayden  als  Ober- 
hauptmann der  Bauern.  Er  leitet  die  Belagerung  von  Freistadt  und 
nimmt  diese  Stadt   am   1.  Juli   im  Sturm  ein.     Sein   Bruder   Sebald 
wird  unter  dem  17.  Juli  auf  einem  Requisitionsscheine   der  Bauern- 
führer als  Oberhauptmann  im  Traunviertel  bezeichnet.  Nach  Stieve, 
l  154,  ^scheint  seine  Ernennung   ohne  sein  Wissen  geschehen  und 
tr  nie  in  das  ihm  zugedachte  Amt  eingetreten  zu  sein.    Dass  man 
Sebald  wählte,  rührte  wohl  daher,  dass  sein  Bruder  Hans  Christoph 
vor  Freistadt  befehligte  und  man  deshalb  seine  Bereitwilligkeit  voraus- 

9 

setzte*.  Am  16.  August  wurde  Freistadt  von  den  Kaiserlichen  unter 

*)  Freie  Citate  ans   Lactantius,    Divinarum   Instihitionum   Liber   V    De  Justitia, 
C»P.  XXI  u.  I. 

16* 


216 

dem  Obersten  Breuner  eingenommen   und   Hans  Christoph  Hayden 
tjefangen. 

Ueber  das  Schicksal  des  Letzteren  berichtet  Stieve  S.  315  f. : 
»Schon  bei  der  ersten  ,Execution'  (in  Linz  am  26.  März  1627,  wo 
Achaz  von  Wiellinger  das  Haupt  abgeschlagen  wurde)  hatte  auch 
Hans  Christoph  von  Hayden,  der  Eroberer  Freistadts,  enthauptet 
werden  sollen.  Er  war  indess  zu  spät  nach  Linz  gebracht  worden, 
um  ihn  noch  bekehren  zu  können,  und  auf  diese  Vervollständigung 
des  Sieges  ihrer  Kirche  wollten  die  Commissare  nicht  verzichten. 
Kurz  vor  der  zweiten  ,Execution'  hatte  dann  der  Wiener  Hof  Bericht 
eingefordert,  ob  Hayden  nicht  Freistadt  auf  eine  ihm  durch  Breuner 
gemachte  Zusage  der  Begnadigung  hin  übergeben  und  sich  so  der 
vom  Kaiser  gewährten  Verzeihung  theilhaftig  gemacht  habe,  und 
dadurch  war  Hayden  wiederum  dem  Richtschwerte  entgangen.  Noch 
im  November  1627  sass  er  in  Haft;  welches  Schicksal  er  später 
fand,  ist  nicht  ersichtlich.* 

Ueber  Sebalds  Betheiligung  am  Aufstande,  sowie  über  das 
Lebensende  Hans  Christophs  etwas  Authentisches  in  Erfahrung  zu 
bringen,  ist  mir  trotz  mehrfacher  Umfrage  bei  den  hervorragendsten 
Kennern  oberösterreichischer  Geschichte,  den  Herren:  Universitäts- 
professor Stieve,  Archivar  Dr.  Krackowizer,  Gymnasialprofessor  Edl- 
bacher, Pfarrer  J.  Friedrich  Koch  u.  A.,  nicht  gelungen;  doch  ver- 
danke ich  den  genannten  Herren  manchen  werthvollen  Fingerzeig 
in  dieser  Angelegenheit.  Der  katholische  Pfarrer  von  lindach,  Herr 
Franz  Honig,  theilte  mir  mit.  dass  im  Schlosse  Lindach,  dessen  Archiv 
vor  etwa  300  Jahren  (vielleicht  also  im  Bauemau&tande)  durch 
Feuer  zerstört  worden  sei,  sich  kein  Actenmaterial  mehr  vorlande, 
das  über  diese  Fragen  Aufschluss  geben  könnte.  Schloss  Lindach 
gehört  übrigens  gegenwärtig  einem  Evangelischen,  dem  Herrn 
D.  V.  Hombostel.  Ein  directer  Brief  an  den  Herrn  Gutsbesitzer 
Freiherrn  Eduard  v.  Hayden  zu  Dorff  bei  SchKerbacb  fand  keine 
Beantwortung.  Da  der  genannte  Herr,  wie  ich  später  erfuhr,  ebenso 
eifrig  dem  Papstthum  zugethan  ist,  wie  seine  Vorfehren  Kit  Luthers 
Lehre  Gut  und  Blut  einsetzten,  so  darf  ich  mich  über  sein  Sdiweigen 
nicht  wundem.  Die  Hoffnung,  betreffs  der  Hayden  doch  norfi  einmal 
etwas  Gewisses  zu  erfahren»  gebe  ich  darum  nicht  auf.  Vieüdcht 
trafen  diese  Veröffentlichuni^en  dazu  bei,  dass  die  noch  sciiweben« 
de»i   Fragen  end-^^iltf-^  ^el"st  werden 


217 

Nach  der  Vertreibung  der  lutherischen  Prediger  und  Schul- 
meister aus  Oberösterreich  im  October  des  Jahres  1624  erfahren 
wir  etwas  Genaues  über  ZantmüUer's  Schicksal  erst  aus  der  Stadt- 
rechnung von  Nürnberg  im  Jahre  1625,  wie  sie  in  der  Stark'schen 
Chronik  erhalten  ist,  bei  v.  Soden,  Kriegs-  und  Sittengeschichte 
der  Reichsstadt  Nürnberg.  Theil  II,  S.  293.  Es  heisst  dort  unter 
dem  12.  (22.)  Februar  1625:  Martin  ZandtmüUer,  gewesener  Hof- 
prediger zu  Lindach,  Adam  Winkler,  gewesener  Prediger  zu  Kreutz- 
bach,  und  Johann  Tauber,  vertriebener  Oesterreich'scher  Prediger, 
erhielten  zusammen  12  fl.;  Hans  Pölhammer,  gewesener  Schulmeister, 
bekam  nur  2  fl.  Ferner:  Bartholomäus  Weiss  aus  Eger,  des  Herrn 
von  Lossenstein  vertriebener  Hofprediger,  und  Georg  Fix  aus  Eger, 
gewesener  Pfarrherr  zu  Glum  in  Böhmen,  erhielten  am  16.  (26.)  Februar 
miteinander  8  fl.  Der  gewesene  Diacon  zu  Plau  in  Böhmen,  Matthäus, 
erhielt  2  fl.  Leonhard  Zitscher,  gewesener  Pfarrer  in  der  Grafschaft 
Starkenburg  in  Oesterreich,  bekam  am  19.  Februar  (1.  März)  ein 
Geschenk  von  4  fl.  Ferner:  Georg  Sartorius,  vertriebener  Pfarrer 
aus  dem  Lande  ob  der  Enns,  erhielt  am  16.  (26.)  März  ein  Geschenk 
von  4  fl. 

Die  hier  erwähnten  Leidensgefährten  ZantmüUer's  sind  uns  nicht 
ganz  unbekannt.  Im  dritten  Jahrgange  dieses  Jahrbuches,  S.  67  ff"., 
finden  wir  im  Verzeichnisse  der  zu  Altorf  ordinirten  Geistlichen 
unter  dem  11.  April  1617:  Joh.  Tauberius,  Galspachianus  Austriacus, 
diac.  Pichelensis  in  Austria.  In  dem  Verzeichniss  der  Exulanten 
in  Tanner's  Diarium  finden  wir  Traunviertel  Nr.  34:  Johann  Tauber, 
Pfarrer  von  Garapcrn.  Wenn  wir  dann  in  den  Matriculae  ordinan- 
dorum  von  Altorf  unter  dem  22.  November  1620  einen  Michael 
Foersterus,  diaconus  Pichelensis  in  Austria  sup.,  finden,  so  werden 
wir  folgern  dürfen,  dass  Johann  Tauber  von  1617 — 1620  Pfarrer  in 
Pichl  bei  Wels,  von  1620 — 1624  Pfarrer  in  Campern  gewesen  ist. 
Bartholomäus  Weiss,  Pfarrer  von  Gschwend,  wird  im  Diarium  unter 
Nr.  11  des  Traunviertels  aufgeführt,  Leonhard  Zitchger  als  Pfarrer 
von  Wagrain  gegen  Ende  des  Verzeichnisses  der  Exulanten  aus 
dem  Traunviertel.  Ein  Sartorius  findet  sich  ebendaselbst  als  Erster 
aus  dem  Mühlvicrtel,  allerdings  mit  dem  Vornamen  Johannes,  ge- 
wesener Pfarrer  in  der  Grafschaft  Neuburg.  Adam  Winkler,  gewesener 
Prediger  zu  Kreutzbach,  wird  nicht  identisch  sein  mit  Nr.  32  des 
Verzeichnisses    aus    dem    Hausruckviertel:    Andreas    Winckhler    zu 


218 

Krengelbach  (bei  Wels).  In  Tanner's  Verzeichniss  der  zu  Regens- 
burg Ordinirten  finden  wir  unter  dem  23.  Februar  1608  Jacobus 
Eckhard  und  unter  dem  4.  August  1615  Andreas  Götzius  Hasius 
als  ,  Hoffprediger  zu  Kreußbach*.  Vielleicht  ist  damit  Krausenbach 
im  Spessart  gemeint. 

Von  Nürnberg  kehrte  Zantmüller  nach  Regensburg  zurück. 
Dass  er  Frau  und  Kinder  hatte  und  sich  kümmerlich  durchschlagen 
musste.  erhellt  aus  dem  Schreiben  des  Kämmerers  und  Rathes,  so- 
wie des  Consistoriums  von  Regensburg,  wodurch  Zantmüller  Anfangs 
März  1627  , verursacht  wurde,  sich  an  andere  Ort  zu  begeben  und 
um  Dienst  zu  bewerben*.  Diese  beiden  Schreiben  lauten  wörtlich  so: 

1.  Wir  Cammerer  vnd  Rath  deß  heil.  Rom.  Reichs  Freyen 
Statt  Regenfpurg  fugen  hirmit  Meniglich,  nechst  Zulegung  feines 
gebürendt  ehrentituls,  auch  entbietung  vnferer  vnderthenigsten  freund- 
lichen vnd  gantz  willigen  Dienste  hirmit  Zu  vernemmen,  daß  nach 
jüngster  in  dem  Ertzhertzogthumb  Osterreich  ob  der  Enß  befchehe- 
ner  Religionsreformation  Zeiger  difes,  der  Ehrwürdig  wolgelerte 
M:  Marthin  Zantmüller  gewcster  Pfarrer  zu  Lindach  in  Österreich 
fich  neben  andere  Exulanten  hirher  begeben,  von  vnß  biß  zu  ver- 
hoffter  fernerer  vocation  vnd  beförderung  den  beyfitz  bittlich  er- 
langt, feithero  vnß  vmb  promotion  angelangt  vnd  gebetten. 

Ob  nun  wol  wir  Ime  M:  Zandtmüllem  in  anfehung  feines 
alhie  gefiirten  Gottfeligen,  stillen,  eingezogenen  vnd  exemplarifchen 
lebens  vnd  wandeis,  auch  bewuster  guten  qualitaten  vnd  gefchikhiich- 
keit  gern  befüdert  hetten,  So  ist  doch  der  Zeit  gott  Lob  vnfer 
Ministerium  erfetzt  und  crgentzt,  keine  gelegenheit  vorhanden  ge- 
wefen,  Ine  zu  befürdern,  vnd  dahero  er  vervrfacht  worden,  fich  an 
andere  ort  zu  begeben,  vmb  Dienst  zu  bewerben,  vnd  zu  verhoffter 
feiner  mehrem  befiiderung,  vnß  vmb  vnfere  Testimoniales  gehorsamb- 
lich zu  bitten,  Meniglich  erfuchent,  Sie  geruhen  Ihne  M:  Zandt- 
müllem, in  anfehung  obangezogener  feiner  gutten  Qualitäten,  Ihnen 
befohlen  vnd  commendirt  fein  zu  laden,  und  wo  nicht  zu  diensten 
zu  befördern,  doch  fich  fonsten,  gegen  Ihme  mitleidntUch  zu  er- 
weifen  vnd  nicht  zu  zweiffein,  Er  ZandtmüUer  werde  folche  gut- 
tbaten,  in  feinem  gebett  zu  gott  ingedenkh  fein,  wir  find  es  auch 
auff  alle  gelegenheit,  Ime  wieder  zubefchulden  erbiettig.  Signatum 
vnder  vnferm  Gemeiner  Stadt  hiefurgedruckhten  Secret  Infigel,  den 
3  Monatstag  Marty.  Nach  Christi  vnfers   lieben   Herrn   vnd   Seelig- 


219 

machers    heiligen     geburt,     Eintaufent,     Sechshundert     Siben    Vnd 
Zwaintzigisten  Jahrs. 

2.  Wir  eines  Erf.  Cammerers  vnd  Raths  deß  heyl:  Rom: 
Reichs  freyen  Stadt  Regen fpurg  verordtnete  Director  vnd  Con- 
iistoriales,  Bekennen  öffentlich,  vnd  thun  kundt  meniglich,  daß  der 
Ehrwürdig  vnd  wohlgelehrte  Herr  M:  Martin  ZandtmüUer  zu  LindacK 
in  Österreich  ob  der  Enns  gewester:  vnnd  wegen  der  dafelbsten 
furgenommenen  religionsreformation  dimittirter  Hoffprediger,  vor 
vns  erfchinen,  vnd  zu  erkennen  gegeben,  wasmaffen  er  Vorhabens 
vnd  entfchloffen,  zu  Vnterhait:  vnd  hinbringung  feiner,  auch  feines 
weibs  vnd  Kinder,  fich  anderßwo  vmb  dienst  zu  bewerben,  vnd 
derohalben  gebetten,  Ihme  feines  alhier  in  exilio,  geführten  thuns, 
Lebens  vnd  wandets,  glaubwürdige  Kundtschafft  zu  ertheilen. 

Wann  wir  dann  die  warheit  zu  befiirdern,  nicht  weniger  geneigt, 
als  fchuidig,  So  contestiren  wir  demnach  hiemit,  vnd  in  crafft 
difes,  das  gedachter  Herr  M:  Zantmüller  die  Zeit  feines  alhier  ge- 
habten Anwefens  vnnd  beyfitzes,  fich,  wie  einer  feines  gleichen 
geistlichen  Perfohn,  zustehet  vnd  gebürth,  wohl  vnd  vnclagbar  ver- 
halten, vnd  wir  Ihme  alfo,  de  integritate,  doctrinae  vitae  et  morum, 
wahres  Zeugnuß  geben  können.  Vnd  gelangt  hirauff  an  einen 
jeden,  Standes  gebür  nach  vnfer  fleißiges  bitten  voremanten  Herrn 
M:  Zandtmüllern  in  gutten  recommendat,  zu  haben,  vnd  Ihne  difer 
vTiferer  Kundtfchafft,  vnd  fürbitt  mit  erfprießlicher  promotion  oder 
milden  steur  vnd  handtraichung,  mitleidiglich  genüeffen  zu  laffen. 

Solches  würdet  nicht  allein  Er,  mit  feinem  eyferigen  Gebett, 
vnd  getrüwen  diensten,  wiederumb  vergelten  vnd  erfetzen,  fondern 
wir  (dndt  es  auch,  für  vnfere  Perfonen,  auff  begebendter  occafion, 
zu  bcschulden  geneigt,  vnd  erbiettig. 

Zu  vrkundt  ist  difer  brieff  mit  wohlermelts  Eines  Er.  Cammerers 
^Tid  Raths  confistorial  Secret  Infigel  verwahret  und  geben,  den 
achten  Monathstag  Martij  nach  Christi  vnfers  herrn  geburth,  im  ain-  i 

taufent  Sechshundert  Siben  vnd  Zwaintzigistem  Jahre. 

Somit  musste  sich  Zantmüller  mit  den  Seinen  wieder  in's 
Elend  begeben.  Er  kam  schliesslich  nach  Einbeck,  wo  er  eine  Zeit 
lang  Rector  war.  Dort  wurde  der  Landdrost  von  Grubenhagen, 
Marquard  von  Hodenberg,  auf  ihn  aufmerksam.  Obwohl  derselbe 
in  Osterode  am  Harze  seinen  amtlichen  Wohnsitz  hatte,  führten  ihn 
seine    Geschäfte    doch    häufig    nach    Einbeck,    weil    diese    Stadt   in 


220 

geistlicher  Hinsicht  mancherlei  Sonderrechte  beanspruchte.  Marquard 
von  Hodenberg  übte  mit  seinen  Brüdern  Levin  und  Wilhelm,  sowie 
seinen  Vettern  Wilhelm  und  Ortgies  von  Hodenberg  das  Patronats- 
recht  über  die  Pfarren  Hudemühlen  und  Eickeloh  aus,  beide  in  der 
Nähe  des  Zusammenflusses  von  Leine  und  Aller  in  anmuthiger 
Gegend  gelegen. 

Da  nun  der  bisherige  Pfarrer  von  HudemüMen,  Johann  Diinck- 
hörst,  im  Jahre  1628  verstorben  war,   Hess   es   sich   Marquard    von 
Hodenberg  besonders  angelegen  sein,  die  vacante  Pfarre  durch  einen 
tüchtigen  Prediger  wieder  zu  besetzen.     Stets   hatte  er   der   Kirche 
2u  Hudemühlen  seine  Fürsorge  gewidmet.   Nicht  nur  stiftete  er  für 
aie  eine  Glocke  und  Abendmahlsgeräthe,  auch  die  Armen  des  Kirch- 
spiels bedachte   er   durch  eine  jährlich   zu   vertheilende  Schenkung. 
Dass  er  ein  Mann  von  vielseitigen  Interessen  war,  beweist  auch  die 
von  ihm  verfasstc  Hodenberger  Chronik.  Am  7.  April  1563  geboren, 
hat  er  in  seiner  Jugend  grosse  Reisen  unternommen.  Als  Hofmeister 
des  Herzogs  Friedrich  von  Celle  besuchte   er   mit   ihm   Italien,    die 
Niederlande,  England  und  Schottland.  Nachdem  im  Jahre  1617  das 
Fürstenthum   Grubenhagen   dem    Herzog   Christian   zugefallen   war. 
wurde    bald    darauf  Marquard   zum   Landdrost  und   Hofrichter   für 
diese   Landschaft   ernannt.     Dass   er   treu   fiir   das  ihm  anvertraute 
Gebiet  sorgte,  beweist  unter  Anderem  auch  folgender  Vorfall:    Als 
Wallenstein  im  September  1625  bei  Allendorf  über   die  Werra   ge- 
gangen war,  plünderten  und  verwüsteten  seine  Schaaren  das  ganze 
(lebict  bis  nach  Göttingen  und  Einbeck.     Marquard  hatte   sich  von 
Osterode  nach  Allendorf  begeben  und   die  Landschaft  Grubenhagen 
dem  Schutze  Wallenstein 's   empfohlen.     Obwohl   er  von  Letzterem 
freundlich  empfangen  und  beschieden  war,  wurde  die  Gegend   von 
S^ilzderheldcn    und  Rotenkirchen    von    den    Kaiserlichen    doch    ge- 
plündert.    Als  der  Statthalter  dies  dem  Generalissimus  klagte,  liess 
Wallenstein  sogleich  15  Schuldige  auf  der  Hube  henken.  (Vgl.  auch 
l^nno  Klopp.  TiUy  im  30jähr  Kriege,  I.  280.) 

Auch  die  Brüder  Marquarvi  s  bekleideten  ausgesehene  Stellungen. 
Wilhelm  war  HofmarsK^all  zu  Celle  und  Hauptmann  von  Medingen 
und  Oldenstadt«  Levin  hatte  als  Rittmeister  in  dänischen  Diensten 
das  TretVen  bei  Seelze  nüt^emacht.  Während  in  demselben  die  An* 
(uhrer.  Herzog  Friedrich  \*on  Sachsen- Altenburg  und  der  General* 
Keuteiiat\t    Michael    \\>n  Oben  traut,    von  Tillys  Schaaren    getödtet 


221 

wurden  (4.  November  1625),  gelang  es  Levin  von  Hodenberg,  zu 
entkommen.  Nachdem  dann  Tilly  dem  König  Christian  IV.  von 
Dänemark  bei  Lutter  am  Barenberge  am  27.  August  des  folgenden 
Jahres  eine  furchtbare  Niederlage  beigebracht  hatte,  war  auch  das 
Furstenthum  Lüneburg  schutzlos  den  kaiserlichen  Schaaren  preis- 
gegeben. Auch  Haus  Hudemühlen  wurde  überfallen  und  ausgeplündert, 
obwohl  es,  wie  der  Merian*sche  Kupferstich  zeigt,  mit  Mauern  und 
Thürmen  wohl  versehen  und  ausserdem  durch  einen  Burggraben 
geschützt  war. 

Die  Briefe,  welche  Marquard  von  Hodenberg  wegen  der  Wieder- 
besetzung von  Hudemühlen  durch  Zantmüller  an  seine  Brüder  und 
Vettern  richtete,  sind  noch  erhalten.  Der  erste  derselben,  vom 
30.  September  1628  datirt,  lautet  folgendermassen : 

Mein  freundt-  brüder-  und  vetterliche  Dienste  zuvor.  Ehrwürdige 
WolEdle  Gestrenge  und  Warhaftige,  freundliche  liebe  Brüder  und 
respective  Gevettern.  Dieselbe  wißen  fich  fampt  und  fonders  freund- 
lich zu  entfmnen,  wie  daß  nach  tödtlichem  abgange  weylandt  unferes 
gewefenen  pfarherren  zur  Hudemühle  Ehrn  Johann  Dunckhorst  fei. 
bil3  anhero  wegen  des  eingefallenen  continuirlichen  krieges  Unwesens, 
folche  ftelle  wiederumb  mit  einer  anderen  düchtigen  perfon  zu  er- 
fetzen,  in  folchem  merckliche  Verhindernis  erreget  worden. 

Alß  aber  die  unumbgengkliche  hohe  notturpff  gleichwohl  er- 
fordert, das  dahier  eine  tüchtige  Perfon  bestellet  und  nach  wie  vor 
der  Gottesdienst  nach  Christlichem  Gebrauch  und  gewonheit  wieder 
aldar  angerichtet  und  gepfleget  würde.  In  maffen  Sie  auch  jüngst 
in  meiner  gegenwart  zu  Zell  hievon  erinnerungh  gethan  und  auff 
folche  wege  nebenst  mir  bedacht  zu  fein  fich  erkleret,  weill  ich  für 
meine  perfon  domalO  eines  mit  Nahmen  M:  Martinum  SandtmoUer 
nahmbhaftig  gemacht,  welcher  ein  gelarter  Mann,  in  Ebreifcher, 
Griechifcher  und  Lateinifcher  Sprache  erfahren,  ein  Magifter  artium 
liberalium  und  fonften  eines  guten  Lebens  und  Wandelß  ist,  der 
auch  albereits  an  die  16  Jahr  in  officio  neml.  bey  einem  Freyherrn 
in  Österreich  für  ein  Hoffprediger  gewefen,  für  weiniger  Zeit  aber 
wegen  der  reformation  derer  örter  neben  Anderen  vortrieben  und 
inß  elendt  gerahten  und  unlengst  zum  Rectore  in  der  Stadt  Eimbeck 
utfgenommen  worden  und  bißhero  uff  meine  recommendation  aldar 
Ach  endhalten,  welchen  fie  auch  hte  fchon  auff  eine  pharr  fich  zu 
einem  pharrer  begcret  haben,  Alß  habe  Ich   nun    denfelben   in   an- 


222 

fehungh  feiner  gefchicklichkeit,   auch   guten    gaben,    womit  Er    von 

dem  allmechtigen  begnadet  zu  obgevürtem  pfardienste  meines  theils 

geren  befordert  fehen  mögen.  So  habe  ich  Ihnn  hiemit  zu  den  Brüder 

und    Vettern    abfertigen    wollen,     Mit    freundtlichem    erfuchen,     Sie 

wollen  denfelben  foweit  ufnehmen,    allen  guten  Willen  und  beforde- 

rung  ihm  erweifen  undt  zur  Hudemühle  die  Probpredigt  thun  laflen 

und  dafern  er  Ihnen  also  wohl,   wie   ich  hoffen  will,   gefallen,    Ihm 

die  gelegenheit  der  pfar  und  waß  einkommen  bei  diefer  fei.    dorauf 

berichten  und  dann  wiederumb  von  allem  derofelben  meinung  undt 

wie   eß    allerfeits   Ihnen   beliebet   mir   überschreiben   und   zu    wiffen 

thun,  ob  in  dem  weitervorfahten  er  dorauff  instauriret   werden    foU 

und    weil   auch    nach    feinem   jetzigen    Zustande   Ich  demfelben   die 

Zehrung   auf   der   Hinreife   gutwillig   dargestrecket  alß   verfehe    Ich 

mich.  Sie  werden  nach  ihrer  discretion  auf  der  rückreife   ingleichen 

Ihn  domit  zu  bedencken  sich  belieben    laffen,   welches  den  Brüdern 

und    Vettern    Ich    hiemit    unvermeldet    nicht    laffen    wollen    Ihnen 

Brüder-    freundt    Vetterliche   angenehmbe   Dienste   zu   erzeigen    bin 

alzeit  williger.  Des  will  ich  Sie  hiemit  in  des  AUerhögsten  bewahrung 

zu  allen  gedeylichem  Wolwefen  getreulich  empfehlen. 

Datum  Osterode  am  30  7 bris  Ao  1628 

M:  V:  H. 

Den  Ehrwürdigen  woledlen,  Gestrengen  wahrhaften,  fämptlichen 
von  Hodenberg  zum  Hove  der  Hudemühlen  geb: 

Meinem  fli.  lieben  Brüdern  wie  den  respective  Gefetcm,  fampt 
und  fonders. 

Da  der  Bericht  der  Brüder  und  Vettern  von  Hodenberg  über 
Zantmütler  günstig  ausfiel,  so  richtete  Marquard  an  sie  folgendes 
Schreiben : 

Mein  freundt-  Bruder-  und  Vetterliche  Dienste  zuvor.  WolEdle 
Gestrenge  und  Vehste  freundliche  liebe  Brüder  und  respective 
Gefetters. 

Ich  habe  aus  derofelben  allerfeits  an  mich  gethanen  Antwort- 
fchreibens  gantz  gern  vernommen,  daß  fie  den  von  mir  nooiinirten 
und  praefentirten  zum  Pfarherm  unfer  Kirchen  zur  Hudemühlen 
Ehrf.  M.  Martinum  Sant moller  willig  aufgenommen,  die  Probpredi^t 
thun  und  feine  Perfon  und  Gabe  ihnen  femptlich  belieben  und  wol- 
gefallen  lalTen.  worauf  ich  ihm  den  auch  für  meine  Perfon  Iblchen 
Kirchdienst   damit   als  nunmehr   der   Eideste   Patron   verliehen  und 


223 

damit  investiret  habe,  Weill  den  ihr  mich  berichtet,  daß  erster 
Tao^e  Er  fich  hinüber  Verfüge  und  zu  demfelben  antretten  wolte 
und  deßwegen  ferner  bei  mir  umb  promotion  angehalten,  alß  habe 
ich  demfelben  auch  hierin  befürderiich  fein  und  die  Brüder  und 
Vettern  hiemit  freundt-  Bruder-  und  Vetterlich  erfuchen  wollen,  die- 
felbe  ihn  nun  femer  uff-  und  annehmen  und  nach  jetziger  feiner 
Gelegenheit  und  zustandt  in  allem  mögliche  Handtbietung  thun 
wollen,  Nicht  zweiffeilend,  er  werde  fich  hiergegen  nach  aller  Gebühr 
bezeigen  und  in  lehr  und  leben,  wie  einem  christlichen  Prediger 
und  Seelforger  geziemt,  demfelben  gemäß    und    fich    wol   verhalten. 

Sonst  seine  Antrettung  bei.  halte  ich  dafür,  daß  er  nun  sofort 
>ein  Ambt  mit  lehr  und  predigen  und  Reichung  der  heiligen  Sakrament 
^epürlich  anfange  und  vorrichte,  solte  das  etwa  von  Serenissimo 
Illustrissimo  U.  G.  F.  und  Herrn  mit  der  Introduction  wie  mit  Ehr. 
Johann  Dunckhorst  sei.  de  facto  geschehen,  verfahren  werden,  müssen 
wir  uns  darunter  gedulden,  dürffen  S.  F.  G.  uns  in  dem,  waß  wir 
bitten  und  protestiren,  aber  nicht  erhalten  können,  woll  nicht  wieder- 
setzen. Es  hat  aber  bei  jüngster  Ehr.  Johann  Dunckhorst  sei. 
geschehener  introduction  niemandt  von  uns  oder  der  Unseren  dabei 
^tin  wollen,  sondern  der  Specialis  zu  Ahlden  solches  allein  vor- 
richtet. 

Weill  Ihm  auch  schrifftliche  bestallung,  wie  sein  Antecessor 
bekommen,  von  nöthen  sein  will,  die  copia  aber  derselben  inüberfall 
undt  der  Ausplünderung  des  Hauses  nebenst  allen  brieffen  und  nach- 
richtung  der  beiden  Kirchen  zu  Hudemühlen  und  Ecklo  *)  und  andre 
Document  und  Fundation,  leider  durch  übellverwanmg  uns  abhanden 
kommen,  alß  köndte  man  von  ehegedachten  Johanns  Dunckhorst 
sei.  Wittibb  die  etwa  noch  selbige  Bestallung  im  originall  vorwahrt 
haben  mögte,  abfordern  und  diese  darnach  dirigiren  und  einrichten. 

Als  auch  vermelter  Ehr  Martinus  Santmoller  zu  Ueberpringung 
seiner  Frauen,  Kinder  und  weiniges  gerähtes  umb  eine  phur  bei  mir 
angehalten,  worzu  ich  aber  dieses  orts  nicht  rahten  können.  So  habe 
ich  für  gut  angesehen,  daß  er  eine  phur  zu  Eimbeck  bedingen  mögte 
mit  Verheiß,  das  selbe  von  uns  allesampt  belohnet  werden  solte, 
inmaßen  das  wir  Ehr  Johann  Dunckhorst  sei.  auch  Ihn  und  seine 
Haußfrau,  Kinder  und  geräthe  durch  ätzliche  Wagen  abholen  lassen 
baben.  habe  ich  meinem  Vorwalter   befohlen,   aldar  so  viell  es  mir 

>]  Eickeloh  unweit  Hudemühlen. 


224 

anlauffen  wolle,  abzustatten;  versehe  mich  auch,  daß  Sie  das  Ihrige 
darzu  thun  undt  es  daran  nicht  ermangeUi  lassen  werden. 

Der  Almechtige  stehe  zu  solchem  seinem  angenohmenen  geist- 
lichen Leben  mit  seinem  heiligen  Geiste  getreulich  bei,  daß  ehr  damit 
viell  Früchte  in  allen  denselben  Herzen,  so  Ihn  hören,  schaffe  und 
jenen  all  zu  ihrer  Seelen  Seligkeit  und  zum  ewigen  lebend  ge- 
reichen möge. 

Den  Brüdern  und  Vettern  habe  Ich  hiermit  ohnangefiigt  nicht 
lassen  wollen,  Ihnen  allerseits  Brüder-  Freundt-  Vetterliche  Grüsse 
tu  erzeigen,  bin  ich  stets  willig  und  Thue  Sie  in  des  AUerhögsten 
Ob^icht  zu  allem  wolstande  gnediglich  empfehlen. 

Osterode  am  28  8bris 

1628 
An  M.  V.  H. 

SdimptUche  gebrüder 
und  Vettern  vx>n  Hodenbergk. 

BcrtHl5  l>d  der  Einführung  des  Vorgängers  von  Zantmüller. 
dc^  J^^hAnn  Dunckhonit,  auf  die  Pfarre  zu  Hudemühlen  im  Jahre  1622 
\x  Af  eine  Mcinu«^\^r$chiedenheit  zwischen  den  Herren  von  Hoden- 
b<f^  unvi  ihit^m  l.Ande:>herm,  dem  Heriog  Christian  von  Braun- 
*v"h\X'C,j^4xncbur^,  der  ju^'cich  Riäicho'f  v*>n  Mmden  war.  entstanden. 
XWvUiMi  die  WHi  HvvknScrc  die  Kirche  ivt  Hudemühlen  als  ihre 
boxNndv^'C  HAU<acj4;x'r.c  in  der  W>:se  bcanspr42chen,  dass  die  dortigen 
rÄ:t:\\rcn  WN««  i>.r<«  <-ir.5::f^:whTt  ut>c  Ä-,>di  ihnen  allein  verpflichtet 
>Ä^\^o«  ^oic^n.  :5^^  j^b  Herr*^  Cr*rij<iÄa  ihiwai  am  29.  April  1622 
\v;,;.vl4  ;«  vc^-s^cJ^n,  *5äss  <=<^  4U5  Ljljcs  fccnc  gastlichen  Hoheits- 
*y\>,;-e  ^,T>.  i>cti,  A.^^  A*K*:ii  k<•.rx^  Tj^jCcioen  ag^enmachtig  anstellen 
x^.:ft"0'%.  OÄ'sss  '*';;^  Hovi^n^ir^-J^j:  *:^^"*  r^.fi-hrju^  öer  Geistlichen  Sache 
VNN  ^N>v^>>,sf<  '«n:*;  ono  \^:-r»  .^-e  x-kö^  rassaiier  Vertrages  vom  Jahre 
IXNC  ^t.:  j>n  Ä>  « Ay^^V^^^;^^^or,  4j>crj:^ye,  Rr  verlang  also,  dass 
xiiN  4ii>v..^c  ;of*A*k'  Tä^x^i  v^^r«  lYrr.  hescari^  nni  exD^efiihrt  werde, 
%s-i*  •ijr<'^r)t*i  *^  /M  »r.  :- »s-^YiTijV.j^n  kvanc«:  pÄSt^TT  ;3*.';3en  iniirde.  Sonst 
>>aN'  <*;   kv^-r,  K*;ro..  ^^fx-  K^^..cn^^.  irr.  l^nöc  he*ciad'<:  xu  erhalten. 

.V«vV    V*:  ;    v^vh^^^.    3w^    J^^^^-Tfr,  vnr*  Hv-oeubcn:   betreffe   der 

V»n»»»V 'nnc    /  v<^^'^^Iv•»•  X  ih:  vo-nvMnrJ?rhr<  Kernt  'tne5er  geltend  lu 


225 


Hochwürdiger  Durchl.  Hochgeborener  Fürst,  E.  F.  G.  sein 
jnserc  untcrthänige  gehorsame  undt  pflichtschuldige  Dienste  mit 
aüem  Flciße  zuvor. 

Gnädiger  Herr. 

Auf  E.  F.  G.  an  uns  abgangenes  gnediges  Schreiben  wegen 
ces  in  unser  Capelle  zur  Hudemühle  aufgestelleten  Pastore,  Ehr 
M.  Martini  ZahntmoUers  auch  desselben  Introduction  belangendt, 
sollen  und  können  deroselben  Wir  in  Unterthänigkeit  hinwieder 
unberichtet  nicht  lassen,  das  Wir  uns  allerseits  viell  zu  weinig 
erkennen,  diesfallD  E.  F.  G.  in  einige  wege  uns  zu  wiedersetzen.  Es 
ist  aber,  G:  Fürst  und  Herr,  mit  dieser  Capellen  oder  bedienung 
solches  phardienstes  solchergestalt  beschaffen,  das  solche  Cappelle 
von  unsern  Vorfahren  wolmeiniglich  fundiret,  auch  jederzeit  von 
denselben  die  Pastores  aldar  angenommen  und  bestellet  worden, 
zumahlen  in  selbiger  Kirche  niemandt  denn  wir,  unsere  Diener  und 
cinwohner  gehören  und  des  Gottesdienstes  darinnen  uns  gebrauchen. 
Da  denn  gedachte  unsere  Antecessores  die  Pfarherrn  an  selbigem 
orte,  wie  wir  auch  bishero  gethan,  auch  noch  ferner  thun  müßen, 
von  dem  Ihrigen  erhalten,  so  sie  fast  aus  dem  Munde  ersparrt,  er- 
halten und  ihre  besoldung  reichen  lassen.  Dannenhero  wir  uns  dieser 
befagnis  mit  annehmb-  und  uflstellung  des  pastoris  ferner  angemaßet 
haben.  Undt  daferen  nun  E.  F.  G.  bey  dero  gnedigen  fürnehmen 
plcibcn  und  etwa  diesen  Priester  bei  unserer  Capelle  zur  Hudemühle 
introducircn  lassen  würden,  können  und  wollen  wir  hierin  E.  F.  G. 
ins  nicht  opponiren.  Aber  da  es  möglich,  hctten  wir  gleichwohl 
E.  F.  G.  unterthänig  zu  bitten,  uns  bei  dieser  unserer  alten  Kirchen- 
Gerechtigkeit  gnedig  verbleiben  zu  lassen. 

Sonsten  gedachten  Pfarherren  Herkommens,  thuns  undt  lebens 
bctrcfifend,  weill  derselbe  bey  einem  Freyherm  in  Österreich  hiebevor 
für  einen  Hoflfprediger  bedienet  gewesen,  daselbst  vertrieben,  im 
e.xamine  woU  bestanden  und  reiner  gesunder  Lehr  befunden,  auch 
albcrcits  ordiniret  und  nach  der  Zeit  für  einen  Rectorem  zu  Eimbeck 
angenommen  worden  und  wie  allerseits  seine  testimonia  vermögen, 
J^ich  unsträflich  verhalten.  So  haben  wir  Ihnc  derowegen  zu  solcher 
beforderungh  an  unserem  Orte  uns  befohlen  sein  lassen  wollen,  ver- 
hofTen  auch,  das  Er  sich  hinfuro  in  seinem  Ambtte  ganz  unverweiD- 
lieh  bezeigen  werde,  Welches  E.  F.  G.  wir  in  unterthänigem  gehör- 


226 

samb  unvermeldct  nicht  lassen  sollen,  deroselben  wir  unterthänig 
(^ehorsamblich  zu  dienen  stets  willigk  und  pflichtschuldigk  sein.  Undt 
thun  dieselben  Göttlicher  gnediger  obacht,  Dero  aber  zu  Gnaden 
uns  unterthänig  empfehlen. 

Datum  Zell  am  13  Martii  Anno  1629. 

An  Semptliche  Gebrüder 

Seren.  Illstrm.  Undt  Vettern 

.  Christianum.  Von  Hodenbergk. 

Noch  im  Jahre  1629  starb  der  Gönner  Zantmüller's,  Marquard 
von  Hodenberg.  Sein  einziger  Sohn  Bodo  ist  der  Verfasser  des  in 
fast  allen  Gesangbüchern  stehenden  Liedes  ,Vor  deinen  Thron  tret' 
Ich  hiermit*.  Er  war  am  3.  April  1604  geboren,  wurde  Marschall 
beim  Herzog  Christian  Ludwig  zu  Braunschweig-Lüneburg  und  starb, 
wie  sein  Vater,  als  Landdrost  zu  Osterode  am  20.  September  1650. 

Wann  Zantmüller  in  Hudemühlen  gestorben  ist.  lässt  sich,  da 
die  Kirchenbücher  daselbst  erst  mit  dem  Jahre  1726  beginnen,  nicht 
ausmachen.  Sein  Nachfolger  Hans  Hinrich  Gutturpf  wurde  im  Jahre 
1655  eingeführt.  Von  Zantmüller  s  eigener  Hand  besitzen  wir  nur 
noch  eine  ,Quitt\mvj  auf  3  dicke  Thaler  Zins  von  40  Rthler  Capital 
Y\M^  dem  KirchenUmde  herrührend*  aus  dem  Jahre  1635.  DerVoU- 
st^mtt^jkeit  halber  m6g«  sie  hier  mitg«theilt  werden: 

Ich  M.  XUirttnu:!^  Zantmüller  dtser  Zeit  bestelter  Evangelischer 
rtnrvU^tr  «ur  Hudemühte  bekenne  mit  dtsem  sdidn.  das  Ich  von  der 
WolKvlieit  wie  Fhr  Vndt  Tu^ndtrekrben  Frauen  Catbarina  Sophia 
wn  Hvxlenberg.  eitter  gebocnen  wa  Bremer,  Wittib,  Anno  Christi 
1«^  Auf  Mich^teUs  S  dikhe  Re^AsthJuer  in  spcoe  wegen  deO  stukh 
UxK{e:i^  rum  Kirchen^Artett  gehört^:  m  recht  empfangen. 

Actum  ut  ^st^rju 

So»  KAtte  vier  jura^  v>^<r^':?cerTetc!usc^le  Exulant  Martin  Zant- 
Ä^'.et  ttvt  Wcib  Wfri  K*avk™  ÄJich  wecfcsel\>x^er  Wanderung  durch 
vU."*  whä  vk'^t  Gie<>e'**4  vk*  ^V^xV^ea  Krieges  TcihctitiL  Deutschland 
etNlv^  ut  N:sNw:<JtcV$ciÄ  <i'*e  c-AÄrace  J^'^-cä:sstatte  gefunden. 


XIII. 
Das  Evangelium  in  Gablonz  und  Umgebung^). 

Von  Lic.  theol.  ARTHUR  SCHMIOT,  evang.  Pfarrer  in  Bielitz,  früher  in  Gablonz  a.  N. 

3.  Schulgeschichte. 

Das  Jahr  1861  ist  für  die  evangelische  Gemeinde  Gablonz  von 
grosser  Bedeutung.  Das  alte  Toleranzbethaus  wurde  durch  den  Bau 
eines  Thurmes  in  eine  Kirche  umgestaltet  und  zu  gleicher  Zeit   die 
Gründung   einer   evangelischen   Schule    in  Angriff  genommen.     Bis 
zum  Jahre  1861  besuchten  die  evangelischen  Kinder  die  katholische 
Schule  und  wurden,   wie  es  natürlich   ist,    daselbst   im   katholischen 
Geiste  beeinflusst.  Der  Religionsunterricht,  welchen  der  evangelische 
Pfarrer  ertheilte,   konnte   diesen  Einfluss  nicht  beheben.    Sollte   die 
heranwachsende  Jugend   im    evangelischen    Geiste   erzogen    werden, 
so  musste  eine   evangelische  Schule   errichtet  werden.    Der  Mangel 
an  Geldmitteln  war  das  grösste  Hinderniss,  das  sich  der  Ausführung 
dieses  Planes   entgegenstellte.    Doch    die   Mittel    wurden    beschafft 
vornehmlich    durch    die    hilfsbereite    Bruderliebe    des    evangelischen 
Auslandes.   Der  Gustav-Adolf- Verein  nahm  sich  der  bedrängten  Ge- 
meinde fördernd   an.    Der  Chemnitzer   und   Zwickauer  Zweigverein 
erklärten   sich   bereit,    zur   Erhaltung   des  Lehrers   einen  jährlichen 
Beitrag  von  150  Thalern  zunächst   auf  fünf  Jahre  zu  leisten,   wenn 
die  Gemeinde  wenigstens  50  Thaler  jährlich  zu  diesem  Zwecke  auf- 
bringen würde.  Dieser  Schulbeitrag  war  unter  den  Gemeindemitgliedern 
bald  gezeichnet,  und  so  konnte  denn  die  langersehnte  evangelische 
Schule  unverzüglich  in's  Leben  gerufen  werden.   In  der  Person  des 
Lehrers  Ludwig  Franz  Scheibe,  gebürtig  im  Jahre  1836  zu  Trebsen 
bei  Grinuna  i.  S.,   erhielt   die  evangelische  Jugend   einen   tüchtigen 
und  gewissenhaften  Lehrer. 


0  Vgl.  ^Jahrbuch«  1895,  S.  85  f. 


228 

Im  Hintergebäude  des  am  oberen  Marktplatze  gelegenen 
Hauses  Nr.  423,  das  früher  als  Scheune  verwendet  worden  war, 
miethete  die  Gemeinde  um  den  Jahreszins  von  70  fl.  einen  dürftigen 
Raum  mit  der  Aussicht  auf  den  Friedhof,  der  als  Schulclasse  und 
zugleich  als  Lehrerwohnung  dienen  sollte.  Am  13.  October  1861 
begann  Lehrer  Scheibe  mit  12  Kindern  den  ersten  Unterricht.  Am 
20.  März  1862  genehmigte  auch  die  Statthalterei  von  Böhmen  die 
Errichtung  der  evangelischen  Schule  in  Gablonz.  Da  das  gemiethete 
Schulzimmer  feucht  und  ungesund  war,  wurde  alsbald  ein  anderes 
in  dem  der  Stadtgemeinde  gehörigen  Hause  Nr.  515  unterhalb  der 
Gärtnerei  des  Robert  Matuschek  für  den  jährlichen  Miethzins  von 
200  fl.  gemiethet.  Der  Aufwand,  welchen  die  Schule  im  ersten  Jahre 
ihres  Bestandes  erforderte,  betrug  1270  fl.  38*/,  kr.,  der  durch  eine 
Einnahme  von  1300  fl.  33»/.  kr.  gedeckt  wurde.  Am  28.  Mai  1864 
zeigte  Lehrer  Scheibe  dem  Presbyterium  an,  dass  er  vom  Stadtrath 
zu  Zwickau  i.  S.  an  die  dortige  St.  Moritzschule  berufen  worden 
sei.  Am  28.  Juni  hielt  er  den  letzten  Unterricht,  der  bis  zum 
5.  August  von  Pfarrer  Petri  fortgesetzt  wurde. 

Am  19.  August  desselben  Jahres  berief  das  Presbyterium  den 
bisherigen  Hilfslehrer  zu  Altmügeln  bei  Oschatz  i.  S.,  Jobann  Heinrich 
Eduard  Lugenheim,  geboren  1842  in  Kuhnitzsch  i.  S.,  als  Lehrer 
nach  Gablonz.  Kr  wirkte  an  der  evangelischen  Schule  vom  5.  Sep- 
tember 1864  bis  zum  6.  April  1868,  bis  er  als  Hilfslehrer  nach 
Dresden  abging.  In  diese  Zeit  fällt  der  Bau  eines  eigenen  Pfarr- 
und  Schulhauses,  der  von  Pfarrer  Petri  mit  bewunderungswürdiger 
Entschiedenheit  und  seltenem  Gottvertrauen  durchgeführt  wurde.  Da 
der  Ankauf  eines  Grundstückes  mit  einem  entsprechenden  Gebäude 
zu  grosse  Opfer  erforderte,  entschloss  sich  die  Gemeinde,  auf  ihrem 
eigenen  Grund  und  Boden  ein  Pfarr-  und  Schulhaus  zu  bauen.  Der 
Gemeinde  stand  damals  nur  die  Summe  von  2500  fl.  zur  Verfugung, 
die  aus  Beiträgen  der  Gustav-Adolf- Vereine  gesammelt  worden  war. 
Am  3.  Mai  1865  wurde  seitwärts  der  Kirche  unter  schlichter  Feierlich- 
keit der  Grundstein  zum  Pfarr-  und  Schulhause  gelegt.  Der  Bau 
wurde  nach  Plänen  des  Architekten  F.  Thyll  in  Reichenberg  aus- 
geführt und  die  Bauarbeiten  dem  Maurermeister  Josef  Schwarzbach 
und  dem  Zimmermeister  Jakob  Miksch  übertragen.  Die  nöthigen 
Ziegeln  wurden  der  Ziegelei  des  Grafen  Clam-Gallas  entnommen, 
der    den   Kaufpreis   mit  grösster   Bereitwilligkeit  auf   längere   Zeit 


229 


stundete.  Auch  dieser  Bau  konnte  nur  durch  die  thatkräftige  Unter- 
«^tützung  des  Gustav-Adolf-Vereines  zu  Ende  geführt  werden.  In  den 
Grundstein  wurde  eine  Blechbüchse  mit  einer  vom  Pfarrer  und  dem 
iVesbyterium  unterfertigten  Urkunde  vom  3.  Mai  1865  versenkt.  Beim 
l'mbau  der  Hausthüre  im  Jahre  1889  wurde  diese  Blechbüchse  aus- 
[jehoben  und  mit  einer  Denkschrift  des  Presbyteriums,  sowie  einem 
Berichte  über  die  letzten  25  Jahre  der  Gemeinde  wieder  an  den 
alten  Ort  zurückgelegt.  Schon  im  October  1865  stand  das  Haus 
unter  Dach  und  Fach,  wurde  jedoch  erst  im  Sommer  1866  seiner 
eigentlichen  Bestimmung  übergeben.  Pfarrer  Petri  legte  selbst  mit 
Hand  an's  Werk.  Tagelang  stand  er  beim  Bau,  um  die  Lieferung 
der  Baumaterialien  zu  überwachen.  Die  gesammte  Rechnungsführung 
iber  den  Bau  lag  in  seiner  Hand  und  wurde  von  ihm  auf  das  Ge- 
naueste besorgt.  Die  Baukosten  beliefen  sich  nach  Vollendung  des 
Hauses  auf  15.912  fl.  71*/«  kr.  Bis  Ende  des  Jahres  1867  war  die 
Bauschuld  vollständig  gedeckt. 

Das  geräumige  Pfarr-  und  Schulhaus  steht  nun,  durch  die 
Opferwilligkeit  der  Gemeindemitglieder  und  Unterstützung  der 
'jlaubensbrüder  erbaut,  in  der  Nähe  der  Kirche  und  entspricht  noch 
heute  vollkommen  seiner  Bestimmung.  In  das  Kriegsjahr  1866, 
velches  Gablonz  und  seinen  Bewohnern  manche  Bedrängniss  brachte, 
•^.el  die  Vollendung  des  Hauses.  Da  viele  Gemeindemitglieder  vor 
'^en  heranrückenden  Preussen  geflohen  waren,  und  auch  sonst  in 
Folge  des  Krieges  grosse  Verwirrung  herrschte,  sah  man  von  der 
feierlichen  Einweihung  des  Hauses  ab.  Die  ersten  Bewohner  desselben 
varen  preussische  Soldaten,  die  mehrere  Monate  hindurch  im  Hause 
'a^en. 

Am  19.  April  1868  berief  das  Presbyterium  den  Schulamts- 
candidaten  Alwin  Oskar  Böhme  aus  Penig  i.  S.,  der  schon  am 
-1.  April  sein  Amt  antrat  und  es  bis  Ostern  1872  innehatte.  Hier- 
^-uf  bezog  er  zu  seiner  weiteren  Ausbildung  die  Hochschule  zu 
I-cipzig.  erwarb  später  das  Doctorat  der  Philosophie  und  wirkt 
'gegenwärtig  als  Realschuloberlehrer  in  Reichenbach  i.  S.  Am  5.  Sep- 
tember 1871  wurde  Adolf  Scharf,  geboren  in  Hirschfelde  bei  Leipzig, 
DLsher  Hilfslehrer  zu  Lindenau  i.  S.,  als  zweiter  Lehrer  berufen.  Er 
ölieb  von  October  1871  bis  September  1873  an  unserer  Schule  und 
i^ng  als  Lehrer  an  die  evangelische  Schule  in  Graz,  Gleichzeitig  mit 
ihm  arbeitete  Wilhelm  Eduard  Voigt  von  März  bis  September  1872, 

Jahrbuch  des  Protestaatismus  1895,  H.IUa.lV.  ,  \Q 


2:)0 

der  jedoch  wegen  seiner  schwachen  Gesundheit  die  Stelle  wieder  ver- 
lassen musste.  Sein  Nachfolger  war  der  Schulamtscandidat  Friedrich 
Hermann  Biehl  aus  Heinichen  i.  S.,  der,  am  23.  November  1872 
gewählt,  von  Jänner  1873  bis  September  1874  in  Gablonz  weilte. 
Er  wurde  als  Lehrer  nach  Wiener-Neustadt  berufen. 

Durch  Ministerialerlass  vom  21.  Jänner  1873  erhielt  die  evange- 
lische Schule  zu  Gablonz  das  Oeffentlichkeitsrecht.  Den  Unterricht 
besorgte  ausser  den  Lehrern  auch  der  Pfarrer,  der  nicht  nur  den 
Religionsunterricht  ertheilte.  sondern  sich  auch  mit  einer  gewissen 
Stundenanzahl  wöchentlich  an  dem  Unterrichte  in  den  weltlichen 
Gegenständen  betheiligte.  Die  Schulleitung  lag  in  den  Händen  des 
Pfarrers.  Bei  der  geringen  Schülerzahl  gelang  es  leicht,  das  Lehrziel 
der  mehr  gegliederten  öffentlichen  Schule  zu  erreichen.  Am  16.  Sep- 
tember 1874  wählte  das  Presbyterium  den  bisherigen  Kirchschul- 
lehrer Ernst  Meier  in  Oberneuschönberg  i.  S..  geboren  in  Hertmanns- 
dorf  bei  Frauenstein  i.  S.,  der  vom  15.  October  1874  bis  Id.  Juli  1879 
an  der  hiesigen  Schule  wirkte.  Seine  Gattin,  die  aus  der  französischen 
Schweiz  gebürtig  war,  errichtete  in  Gablonz  mit  Genehmigung  der 
Statthalterei  eine  französische  Schule,  welche  sich  eines  zahlreichen 
Besuches  erfreute.  Zur  Erhaltung  des  zweiten  Lehrers,  der  nicht 
mehr  zu  entbehren  war.  wurden  wiederholt  freiwillige  Beiträg^e  in  der 
Gemeinde  gesammelt.  Am  13.  October  1877  wurde  der  Lehrer 
Julius  Slunicko  in  Kreuzberg  in  Oesterr.-Schlesien,  geboren  zu 
Humpoletz  in  Mähren,  berufen,  der  sein  Amt  vom  3.  März  1878  bis 
zum  Schlüsse  des  Schuljahres  1880  verwaltete.  An  Stelle  des  scheiden- 
den Ernst  Meier  wurde  am  5.  Mai  1879  der  Lehrer  an  der  evange- 
lischen Schule  in  Eger,  Eberhard  Fischer,  angestellt,  der  jedoch  schon 
am  12.  März  1880  seine  Kündigung  dnreichte.  In  der  Presbyterial- 
Sitzung  von  27.  April  1880  wurde  Philipp  Uhl.  Lehrer  an  der 
evangelischen  Schule  zu  Bodenbach,  gewählt,  der  bis  Juli  1881  in 
Gablonz  blieb.  Als  zweiter  Lehrer  wurde  am  26.  Juli  1880  Friedrich 
Mücke  aus  Kreuzberg  in  Oestcrr.-Schlesien,  der  eben  die  evang-elischc 
Lehrerbildungsanstalt  zu  Bielitz  verlassen  hatte,  gewählt.  Mit  Ende 
des  Schuljahres  1880  81  verliesscn  beide  Lehrer  Philipp  Uhl  und 
Friedrich  Mücke  den  Dienst  der  Gemeinde,  da  zwischen  dem  Lehrer 
Uhl  und  dem  Presbyterium  ein  arger  Zwiespalt   ausgebrochen    w^ir. 

Für  die  beiden  abgegangenen  Lehrer  wählte  das  Presbyterium 
am  28.  JuK    1881    den  Lehrer  Franz  Repp,   damals  an  der  evange- 


231 

lischen  Schule  in  Wels,  und  am  30.  August  Valentin  Popp  aus 
Bielitz.  Letzterer  reichte  schon  nach  wenigen  Monaten  in  Folge 
seiner  Kränklichkeit  seine  Entlassung  ein,  die  ihm  auch  am 
16.  Juni  1882  gewährt  wurde.  An  seine  Stelle  trat  Lehrer  Friedrich 
Mücke,  der  das  Schuljahr  1881/82  an  der  evangelischen  Schule  in 
Wels  gewirkt  hatte.  Am  26.  Juli  1884  kündigte  Lehrer  Repp  seine 
Stellung;  während  bisher  die  Lehrer  Mücke  und  Repp  einander 
-'leichgestellt  waren,  wurde  jetzt  die  Oberlehrerstelle  dem  Lehrer 
Mücke  übertragen.  Am  l.  August  1884  wurde  der  Lehramtscandidat 
Moritz  Oehler  aus  Hillersdorf  in  Oesterr. -Schlesien,  der  an  der  evange- 
lischen Lehrerbildungsanstalt   in  Bielitz  herangebildet  war,    berufen. 

Durch  zahlreiche  Spenden,  namentlich  durch  die  Güte  des 
Gönners  der  Gemeinde,  Regierungsrathes  Dr.  Freiesleben  in  Leipzig, 
wurde  die  Gemeinde  in  Stand  gesetzt,  ihre  Lehrerbücherei  zu  be- 
reichern. Dieselbe  wurde  auch  der  Gemeinde  zugänglich  gemacht, 
und  Oberlehrer  Mücke  zum  Bücherwart  gewählt.  Die  Schule  wurde 
durch  Einrichtung  eines  dritten  Lehrzimmers  erweitert,  und  neue 
Lehrmittel  im  Werthe  von  200  fl.  angeschafft.  Im  Jahre  1885  wurde 
das  Pfarr-  und  Schulhaus  einer  gründlichen  Erneuerung  unterzogen, 
und  auch  die  Schulräume  derart  ausgestattet,  dass  sie,  mit  Ausnahme 
der  Bänke,  allen  Anforderungen  eines  entwickelten  Schulwesens  ent- 
sprachen. Mitte  Juli  1887  verliess  Lehrer  Oehler  Gablonz  und  nahm 
eine  Lehrerstelle  in  seiner  Heimatsgemeinde  Hillersdorf  an.  Für  ihn 
^Hiirde  der  Schulamtscandidat  Karl  Müller  aus  Smolin  in  Galizien 
gewählt.  Bisher  hatte  der  Pfarrer  die  Schulleitung  innegehabt,  den 
Religionsunterricht  und  überdies  noch  in  12  Stunden  wöchentlich 
<itn  Unterricht  in  verschiedenen  weltlichen  Gegenständen  ertheilt. 
Da  sich  aber  unter  Pfarrer  Dr.  Johanny  die  Pfarramtsgeschäfte  in 
Folge  des  Wachsthums  der  Gemeinde,  insbesondere  in  Folge  der 
Neubegründung  der  Tochtergemeinde  Trautenau  und  mehrerer  Predigt- 
orte bedeutend  mehrten,  musste  der  Pfarrer  von  der  Ertheilung 
des  Unterrichtes  in  den  weltlichen  Fächern  befreit  werden. 

Die  beiden  Lehrer  konnten  nur  mit  grosser  Mühe  den  Unter- 
richt in  den  drei  Schulclassen  bewältigen;  das  Lehrziel  der  Bürger- 
^hule  konnte  unter  diesen  Verhältnissen  in  vielen  Lehi^egenständen 
nicht  erreicht  werden.  Daher  wurde  schon  in  der  Gemeindever- 
tretungs-Sitzung vom  12.  Februar  1888  über  die  Anstellung  eines 
dritten  Lehrers  verhandelt«  Damals  machte  man  auch  den  Vorschlag, 

16* 


freiwillige  Spenden  zur  Erhaltung  des  dritten  Lehrers  von  den 
Gemeindemitgliedern  zu  erbitten.  Am  11.  November  1888  beschloss 
die  Gemeindevertretung  endgiltig  die  Schaffung  einer  dritten  Lehrer- 
stelle. Da  man  aber  mit  der  Zeichnung  freiwilliger  Beiträge  schlechte 
Erfahrungen  gemacht  hatte  —  dieselben  wurden  nämlich  anfangs  regel- 
mässig, dann  aber  immer  lässiger  gezahlt  — ,  kam  man  überein,  die 
Gemeindebeiträge  um  33  Vi  Vo  zu  erhöhen.  In  demselben  Jahre  wurde 
aus  freiwilligen  Spenden  und  einem  Beitrage  des  Frauenvereines  von 
60  fl.  ein  Harmonium  für  die  Schule  angeschafft,  und  die  Lehrmittel- 
sammlung bedeutend  bereichert. 

Schon  am  27.  Jänner  1889  wurde  Karl  Wolf,  Lehrer  an 
der  evangelischen  Schule  in  Bielitz,  nach  Gablonz  berufen,  doch 
konnte  er  erst  am  1.  September  1889  sein  Amt  antreten,  das  er 
nur  ein  Jahr  hindurch  bekleidete.  Als  Pfarrer  Dr.  Johanny  nach 
Wien  abging,  wurde  die  Schulleitung  dem  Oberlehrer  Friedrich 
Mücke  übertragen.  Zum  Ortsschulinspector  wurde  in  der  Gemeinde- 
vertretungs-Sitzung vom  8.  September  1889  Curator-Stellvertreter 
Wilhelm  Gleiss  gewählt.  Da  mit  Ende  des  Schuljahres  1888,89  nicht 
nur  Lehrer  Wolf,  sondern  auch  Lehrer  Müller  Gablonz  verlicss, 
mussten  zwei  neue  Kräfte  gewonnen  werden.  Am  24.  Juli  1890 
wurden  von  der  Gemeindevertretung  angestellt  Emil  Kaisar,  aus  Alt- 
Bielitz  in  Oesterr.-Schlesien  gebürtig,  zuletzt  Oberlehrer  an  der  evange- 
lischen Schule  in  Görz,  und  Paul  Spandrzyk  aus  Mosty  bei  Teschen, 
Lehrer  an  der  öffentlichen  Schule  in  Engelsberg,  Bezirk  Reichenber^. 
Letzterer  kehrte  nach  Verlauf  eines  Jahres  wieder  an  seine  frühere 
Stelle  zurück,  und  für  ihn  wählte  man  am  15.  August  1891  Franz 
Kastinger  aus  Au  bei  Vöcldabruck  zum  Lehrer,  der  bisher  das  Amt 
eines  Unterlehrers  an  der  Schulvereinsschule  in  Senftenberg  ver- 
sehen hatte. 

Unterdessen  war  für  die  evangelische  Schule  in  Gablonz  eine 
schwere  Zeit  angebrochen.  Die  Anstellung  eines  dritten  Lehrers  be- 
lastete den  Gemeindehaushalt  doch  mehr,  als  man  früher  gemeint 
hatte:  auch  verursachte  der  beständige  Lehrerwechsel  der  Gemeinde 
empfindliche  AiTsgaben,  Desgleichen  wuchsen  die  anderen  Ausgaben 
der  Gemeinde,  so  dass  der  Gemeindehaushalt  in  den  letzten  drei 
Jahren  einen  Fehlbetrag  von  je  lOiH)  fl.  aufgewiesen  hatte.  In  der 
Gemeindcvertretun^s-Sitzung  vom  17.  Jänner  1S92  entrollte  der  Zah- 
m^ister   der  Gemeinde.    Richard  Haas'S>    ein  trauriges  Bild  von  der 


233 

Vennögenslage  der  Gemeinde  und  warf  die  ernste  Frage  auf,  ob 
die  weitere  Erhaltung  der  evangelischen  Schule  möglich  sein  werde. 
Die  Aufnahme  einer  Schuld  von  3000  fl.  zur  Deckung  des  Fehl- 
betrages der  letzten  drei  Jahre  wurde  einstimmig  beschlossen.  Die 
Schulfrage  wurde  hierauf  in  einer  öffentlichen  Sitzung  der  Gemeinde- 
vertretung vom  15.  Februar,  an  der  19  von  24  Gemeindevertretern 
und  34  Gemeindemitglieder  theilnahmen,  sowie  in  einer  besonderen 
Sitzung  der  Gemeindevertretung  vom  22.  Februar  1892  weiter  er- 
örtert. Dass  die  Ausgaben  der  Gemeinde  mit  den  Einnahmen  in's 
Gleichgewicht  gebracht  werden  müssten,  sah  Jedermann  ein.  Die 
Schulfrage  spitzte  sich  also  wie  in  vielen  anderen  Gemeinden  zu 
einer  Geldfrage  zu.  Mit  dem  Gedanken,  die  Schule,  welche  unter 
so  grossen  Opfern  30  Jahre  lang  erhalten  worden  war,  aufzulösen, 
konnte  sich  die  grosse  Mehrzahl  der  Gemeindevertreter  nicht  be- 
freunden ;  Heber  wollte  man  grosse  Opfer  bringen,  damit  die  Schule 
v.eiter  fortbestehen  könne.  Eine  in  der  Gemeinde  eingeleitete  Samm- 
lung ergab  den  Betrag  von  830  fl.  Die  Gemeindemitglieder  ver- 
pflichteten sich  zugleich,  diesen  Betrag  vorläufig  auf  drei  Jahre  hinaus 
zur  Erhaltung  der  Schule  aufzubringen.  Die  Jahresbeiträge  für  Kirche 
und  Schule  stiegen  demnach  von  1300  fl.  auf  2130  fl.,  so  dass  auf 
jedes  der  188  beitragenden  Mitglieder  der  Betrag  von  11  fl.  25  kr. 
entfiel.  Wenn  man  nun  bedenkt,  dass  die  Mehrzahl  der  unbemittelten 
Gemeindemitglieder  nur  1 — 5  fl.  jährlich  entrichtet,  so  dass  ver- 
naltnissmässig  wenige  Gemeindemitglieder  weit  höher  besteuert 
werden,  so  muss  man  dieser  ausserordentlichen  Opferwilligkeit  alle 
Anerkennung  zollen.  Jakob  und  Heinrich  Mahla  allein  spendeten 
iahrlich  für  die  Schule  200  fl.,  Richard  Haasis  50  fl.  Aber  auch 
diese  aussergewöhnlichen  Opfer  reichten  nicht  hin,  um  den  Fehl- 
betrag im  Gemeindehaushalte  zu  decken  und  die  aufgenommene 
Schuld  abzuzahlen,  daher  musste  sich  die  Gemeindevertretung  ent- 
schiiessen.  den  dritten  Lehrer  zu  entlassen  und  die  Schule  wieder  zu 
einer  zweiclassigen  mit  fünf  Jahrgängen  umzugestalten.  Die  evange- 
'i:>chen  Kinder  besuchen  bis  zum  11.  Jahre  die  evangelische  Schule 
und  gehen  dann  an  die  öffentliche  Bürgerschule  über.  Da  Lehrer 
Kastinger  alsbald  eine  Stelle  an  der  öffentlichen  Schule  zu  Prellen- 
kirchen  in  Niederösterreich  erhielt,  verliess  er  schon  am  1.  März  1892 
Gablonz.  Bis  zum  Ende  des  Schuljahres  theilten  sich  der  Pfarrer  und 
^ie  beiden  Lehrer  in  seine  Vertretune. 


234 

In  demselben  Jahre  reichte  Oberlehrer  Friedrich  Mücke  sein 
EntlassunsTssresuch  ein,  da  sich  ihm  eine  Unterlehrerstelle  an  der 
('>ffentlichen  Schule  in  Gablonz  bot.  In  der  Gemeindevertretungs- 
Sitzung  vom  1.  August  1892  wurde  ihm  die  erbetene  Entlassung 
aus  dem  Schuldienste  der  evangelischen  Gemeinde  ertheilt.  Die  Ge- 
meinde bedauerte  aufrichtig  den  Verlust  dieses  bewährten  Lehrers, 
der  11  Jahre  hindurch  mit  grossem  Erfolge  an  der  Erziehung  der 
evangelischen  Jugend  gearbeitet  hatte.  Es  ist  ja  begreiflich,  dass 
viele  evangelische  Lehrer,  von  der  Sorge  um  die  Zukunft  geleitet, 
den  Dienst  an  der  öffentlichen  Schule  dem  an  der  evangelischen 
vorziehen,  können  doch  die  wenigsten  evangelischen  Gemeinden  ihren 
Lehrern  eine  entsprechende  Altersversorgung  bieten.  Auch  bedroht 
die  Auflassung  einer  evangelischen  Schule  nach  der  anderen  be- 
ständig den  evangelischen  Lehrer  in  seiner  Lebensstellung. 

Am  30.  August  1892  übertrug  das  Presbyterium  dem  Lehrer 
Katsar  die  Schulleitung.  In  der  Sitzung  der  Gemeindevertretung 
vom  19.  Februar  1893  wurde  er  zum  definitiven  Oberlehrer  bestellt. 
Die  freigewordene  Lehrerstelle  wurde  mit  dem  Lehramtscandidaten 
Georg  Göhler  aus  Lomatzsch  i.  S.  besetzt,  der  am  1.  September  1892 
sein  Amt  antrat,  nach  Verlauf  eines  Jahres  jedoch  an  die  evange- 
lische Schule  nach  Wien  abging.  Für  ihn  berief  das  Presbyterium 
den  Lehramtscandidaten  Hermann  Krause  aus  Stargard  in  Pommern, 
der  seine  Lehrthätigkeit  mit  dem  1.  September  1893  begann  und 
noch  gegenwärtig  an  der  Schule  wirkt.  Die  Lehrmittelsammlung 
erfuhr  in  den  letzten  Jahren  wieder  eine  bedeutende  Bereicherung. 
Auch  die  innere  Einrichtung  der  Schule  wurde  gründlich  erneuert, 
insbesondere  aus  freiwilligen  Spenden  neue  zwei-  und  dreisitzige 
Bänke  angeschafft,  die  sich  ausgezeichnet  bewähren. 

4.  Verfassung  und  Verwaltung  der  Gemeinde. 

Als  am  29.  Juni  1820  der  erste  evangelische  Gottesdienst  in 
Gablonz  gehalten  wurde,  befanden  sich  bereits  43  Gemeindemitgliedcr 
am  Orte.  Sie  schlössen  sich  in  Folge  ihrer  Glaubensgemeinschaft 
enge  zusammen  und  wählten  zur  Leitung  ihrer  Angelegenheiten  vier 
Vorsteher.  So  finden  wir  im  Jahre  1825  als  , Vorstand  der  sich 
bildenden  Gemeinde  Gablonz*  die  Herren  Johann  Schmekel,  Christian 
Kessner,  Samuel  Geling  und  Johann  Friedrich  Schmidt  genannt. 
Seit  1830  stand  an  der  Spitze  der  Gemeinde  der  Tuchmachermeister 


235 

Karl  Sigismund  Schmidt,  der  sich  durch  seinen  rastlosen  Eifer  und 
durch  sein  unerschrockenes  Auftreten  in  den  Jahren  des  Bethaus- 
baues grosse  Verdienste  um  die  Gemeinde  erworben  hat.  Als  im 
Jahre  1831  die  Erbauung  eines  ,  unter  dem  Krschischlitzer  Pastorate 
stehenden  Filialbethauses*  bewilligt  wurde,  gehörten  zur  Gemeinde 
alle  Glaubensgenossen,  die  auf  den  Herrschaften  Kleinskai,  Reichen- 
berg und  Morchenstern  wohnten,  im  Ganzen  150  Familien;  Unter 
dem  1836  von  der  Statthalterei  genehmigten  , Pastorate*  zu  Deutsch- 
Gablonz  standen  alle  Evangelischen,  die  in  den  heutigen  Bezirken 
Reichenberg,  Kratzau,  Gabel,  Friedland,  Gablonz,  Tannwald,  Böhmisch- 
Aicha  und  Turnau  wohnten.  Diese  Bezirke  umfassen  einen  Flächen- 
raum von  20*41  Quadratmyriameter  =  37  Quadratmeilen.  In  Folge 
der  Abtrennung  der  Glaubensgenossen  in  Reichenberg  1861  wurden 
die  vier  ersten  Bezirke  zu  einer  eigenen  Gemeinde  vereinigt.  Gegen- 
wärtig umfasst  die  Gemeinde  die  Bezirkshauptmannschaften  Gablonz, 
Turnau,  Trautenau,  mit  Ausnahme  des  Gerichtsbezirkes  Marschen- 
dorf, und  die  Stadt  Liebenau  in  der  Bezirkshauptmannschaft  Reichen- 
berg. Nach  Vollendung  des  Bethausbaues  im  Jahre  1838  finden  wir 
ausser  dem  Pfarrer  Christian  August  Molnar  folgende  weltliche  Vor- 
steher der  Gemeinde:  Karl  Sigmund  Schmidt,  Vorsteher;  Samuel 
Geling  und  Friedrich  Rohne,  Repräsentanten ;  als  Beisitzer :  Johann 
Paul,  Andreas  Glaser,  Karl  Weidner  und  Karl  Lips. 

Durch  den  Erlass  des  Oberamtes  Kleinskal  vom  25.  Septem- 
ber 1847,  Z.  2054,  wird  die  Wahl  von  vier  Vorstehern  der  Gemeinde 
bestätigt  und  dieselben  zugleich  angewiesen,  »sich  ihren  neuen 
Berufspflichten  unverzüglich  zu  widmen*. 

Diese  vier  Vorsteher  sind:  Friedrich  Rohne,  Tuchmachermeister, 
erster  Vorsteher  und  Rechnungsführer;  Peter  Sarder,  Handelsmann, 
erster  Repräsentant ;  Wilhelm  Kretschmer,  Tuchmachermeister,  zweiter 
Repräsentant;  August  Schmidt, Tuchmachermeister,  dritter  Repräsen- 
tant. Als  das  Protestantenpatent  vom  8.  April  1861  in  Kraft  ge- 
treten war,  wurde  in  Gablonz  das  erste  Presbyterium  gewählt. 
Bei  der  Wahl  am  15.  December,  die  unter  dem  Vorsitze  des  Pfarrers 
Stolze  vollzogen  wurde,  einigte  man  sich  dahin,  10  Presbyter  zu 
wählen,  vorausgesetzt,  dass  auch  auswärtige  Mitglieder  in  dieser 
Körperschaft  Sitz  und  Stimme  annehmen.  Die  Glaubensgenossen  in 
Reichenberg  nahmen  an  der  Wahl  nicht  Theil.  In  dieses  erste 
Presbyterium  wurden  gewählt:  Friedrich  Rohne,  Peter  Sarder,  Karl 


236 

1  lnfiiiiiim,  Autjiist  Scliiiiidt,  Fritz  Meyer,  Josef  Geling,  Christian 
C/;irliicr,  lUircnfricd  Wagner,  Hugo  Rother  aus  Böhmiscb-Aicha  und 
Otto  Hirt  aus  I.iebcnau.  Anj^elegenheiten  wichtiger  Art.  wie:  An- 
hicllinig  der  l'farrcr,  Bewilligung  grosser  Ausgaben,  Prüfung  der 
Juliresrccliiumfjcn.  wurden  stets  vor  die  Gemeindeversammlung  ge 
briiclit,  itic  jährlich  mindestens  einmal  zusammentrat.  Nachdem  sicli 
die  GUubensgeiioBsen  in  Reiclienberg  abgetrennt  hatten,  wurde  die 
/.iihl  dtr  l'rcsbyter  auf  0  lierabgesetzt.  Friedrich  Rohne,  der  im 
Jjihre  1H47  tum  Vorsteher  und  Rechnungsführer  gewählt  worden 
war,  w,ir  der  cr.sle  Oirator  der  Gemeinde.  Leider  verwaltete  er 
dictfs  neue  Amt  nur  ein  Jahr,  denn  in  einem  Schreiben  vom  4.  Juli 
\M'J  erklärte  er,  sein  Curatoramt  in  Folge  seines  geschwächten 
Augenlichtes  und  der  Krankheit  seiner  Frau  niederlegen  zu  müssen. 
Als  ßOjfthrijier  Grci.>;  schied  er  von  dem  Felde  seiner  erspriesslichen 
und  verdienstvollen  TItätigkeit.  nachdem  er  nahezu  15  Jahre  lang 
ltt\  der  Spitie  der  Gemeinde  gestanden  hatte.  Sein  Nachfolger  war 
der  Fiihrik.inl  Karl  Hoffmann,  der  mit  einer  Unterbrechung  von  drei 
Jahr*«  10  J.dire  Uni;  die  Wurde  des  Curators  bekleidete.  In  den 
J.-»hn:n  l»**»'.' — 1S7S.  ferner  ISil» — l^-^ö  war  Emil  Müller  Curator. 
Kr  veffiijite  in  seiner  Figenschaft  als  Stadirath  von  Gablonz  und 
ijuile*  als  l»tudtaj;s-  und  Reichsrathsab^eordneter  iiber  einen  grossen 
l-'inAwt»,  ^en  er  oft  t\x  Gunsten  der  cvanseüschen  Gemeinde  Gablonz 
iku*^eüb<  h*t.  A1&  er  »ni  13,  IVcember  1^*'2  in  Wien  starb,  herrschte 
auftichtiiir  Tra»»*?  uottr  seinen  GJijbensjenossen  in  Gablonz  über 
d?«  «-hwetren  Veilu«,  tlen  \Üe  evoniietLsche  Gemeinde  erlitten  hatte. 
\\>«  1STJ>— ISX^t  vUnn  vv*n  l-'Si— I^^S*  bekleidete  Robert  Henke 
*!j«  Aart  vtps  Curil\>fs.  Vv>n  l^Sl  —  IS>i  stani  Leopold  Schömberg 

N»C^'>Ae«e«.  i.l>  tEw  Se*.'«Mih-  i-;T  G;-':.  ie  Kr'  urersrlegen  habe, 
♦öi»<ni^«»cG«M»c)**Jc*«m<;tui»t; :-  -.v.iv.-^  -s.i  <i.-;'.:;cie:ceGemei!icc;- 
^-«(tiv«w^  4ÄS  S^  -VlÄsbcJ««  i^^'■  -■«  i-Je  .'jJ:  ier  Pre^b>-tcr  nurdi 
w«  t-  **»"  S  «4-Wäd:.  i'Jtoi^«  0>:r  oc-jv!!  K:r!:!i<;=-.-e:fi>sung  vom 
V\  tVvNMUfcst  IS*1  «««^^«f  m  Jvr  G-.--r:c!fiv,--;v-;rtr^-,=-,^S;;i',T.g  vom 
ISi.  Utf«  i^SÖ  bcr^SkWiSci».  Jw  Jii^  .JvT  Gi;:rn;i3ii^.-!;r:rrtsr  i;ni  i> 
M  «Iwi«;«    a(hi  Jl«  t».*>««iK::fe;-.-'   N-i>  ■'  *  i-'  •^'  \'?cz\ir--trT:icr\.      Das 

^IbJ».».    vV'iUNr       VViJlKM»    O-i-'-vv     .'i:  i;-.-  ^--i/ •jrtr^'a-.     R-rh3:i 


237 

Haasis,  Cassier ;  Georg  Rod,  Schriftführer ;  Franz  Dahm,  Paul  Distel- 
barth in  Morchenstern,  Wilhelm  Knoreck  und  Arwed  Thamerus.  Das 
älteste  Mitglied  des  Presbyteriums  ist  Richard  Haasis,  der  dem 
Presbyterium,  von  einer  geringen  Unterbrechung  abgesehen,  seit  1869 
angehört  und  das  Amt  eines  Cassiers  in  der  aufopferndsten  Weise 
verwaltet.  Er  hat  als  erster  Presbyter  der  Gemeinde  Gablonz  am 
4.  April  1894  sein  25jähriges  Presbyterjubiläum  gefeiert  und  durch 
die  bereits  erwähnte  Diaconissenstiftung  neuerdings  bewiesen,  wie 
sehr  ihm  das  Wohl  der  Gemeinde  am  Herzen  liegt.  Jakob  Mahla 
kam  im  Jahre  1882  in's  Presbyterium  und  wurde  1884  zum  Curator 
gewählt. 

Im  Februar  1894  wurde  ihm  seitens  eines  evangelischen  Fürsten 
eine  hohe  Auszeichnung  zutheil,  indem  ihm  der  Grossherzog  von 
SachsenWeimar-Eisenach,  Karl  August,  in  Würdigung  seines  ver- 
dienstvollen Wirkens  in  der  evangelischen  Gemeinde  Gablonz  das 
Ritterkreuz  des  Hausordens  zum  weissen  Falken  oder  zur  Wachsam- 
keit verlieh.  Seit  dem  Jahre  1881  gehört  der  derzeitige  Ortsschul- 
inspector  Wilhelm  Gleiss  dem  Presbyterium  an.  Wilhelm  Knoreck 
wurde  1877  in's  Presbyterium  gewählt  und  verwaltet  die  Bau- 
an Gelegenheiten  der  Gemeinde.  Franz  Dahm,  Paul  Distelbarth  und 
Arwed  Thamerus  sind  erst  seit  dem  Jahre  1889  Mitglieder  des 
Presbyteriums.  Das  Schriftführeramt  verwaltete  vom  Jahre  1882  bis 
1S91  Presbyter  Adolf  Lehmann  mit  ausserordentlicher  Gewissen- 
haftigkeit. Seine  angegriffene  Gesundheit  und  sein  anstrengender 
Kaufmannsberuf  zwangen  ihn,  sein  Amt  im  Jahre  1891  niederzulegen 
und  eine  Wiederwahl  entschieden  abzulehnen.  Sein  Nachfolger  wurde 
Georg  Rod,  nun  das  jüngste  Mitglied  des  Presbyteriums. 


Zur  Bestreitung  der  Gemeindeauslagen  wurden  seit  1820  frei- 
willige Beiträge  eingehoben.  Da  die  Einnahmen  aus  den  freiwilligen 
Beiträgen  nicht  genug  ergiebig  waren,  fasste  man  in  der  Gemeinde- 
versammlung vom  22.  Juni  1879  folgenden  Beschluss:  Zur  Bestreitung 
der  für  Gottesdienste  und  Unterrichtszwecke  der  evangelischen  Ge- 
meinde erforderlichen  Mittel  sind  die  von  den  Gemeindemitgliedern 
zu  leistenden  Beiträge  bis  auf  Weiteres  nach  folgendem  Satze  zu 
bemessen,  die  einer  jährlichen  Ueberprüfung  durch  das  Presbyterium 


Hr- 


HtdurJen 


Verniägeiu  verh  äl 


Grn 


ul-rr 


efiiegeo :    Beitrage  bei  einem  jäl 


f  ,'idi  I  fi..  über  30l)~500  fl.  2  fi.. 
3  ,1,  ,iiH>—htiü  li.  ^  d.,  BÜÜ— 1000  fl.  6  fl.  H>00— li 
1200— I.VM)  fl.  10  fl..  ISOO— 2000  fl.  16  fl.  Bei  cmei 
KHikoiumcn  MeiU  e»  den  Gemeinde mitgliedern  iibcriassei 
thfeii  Jah«-««bciUag«  "U  bestimmen.  Jeder  Glaubensgenoa 
•ccli.%  Wnclicn  im  Kitrraptengel  aurhalt,  soll  nach  diesei 
tieticrt  werden  Bei  der  Berufung  des  zweiten  Lehrers  in 
wurden  diese  Ücitraßc  um  33'/,*/„  erhöht.  Im  Jahre  1 
die  BciCriigc  der  Mitgheder  durch  freiwillige  Zcichnun{ 
haltunR  der  Schule  von   1300  fl.  auf  2130  fl,  gesteigert, 

Eine  weitere  Kinnahme  der  Gemeinde  bilden  die  ] 
Bei  Begrilndvjiig  der  Schule  wurde  für  ein  Kind  ein  Sei 
(t  kr,  die  Woche  cio(j;chobcn,  das  lK6n  in  Folge  venu 
lugen  fllr  die  Beheizung  auf  8  kr.  erhöht  wurde,  so  dajj 
«nstiitl  2  fl.  88  kr.  nun  3  fl,  84  kr.  jährlich  zahlten.  ^ 
wird  fuf  die  evangelischen  Kinder  ein  Schulgeld  von  & 
ftndersg laubigen  ein  Schulgeld  von  12  fl.  jährlich  bezahl 
gebühren  kamen  frUher  dem  an  der  Gemeinde  angcsteU 
Lehrer  und  Kirchendiener  zu.  Bis  lum  Jahre  1865  wurde 
Stolgvhiihren  entrichtet  und  erst  in  der  Sitzung  des  I^ 
vom  2t>  -September  18(>5  ein  fe.itcr  Satz  eingeführt.  DJ 
roitgliedcr  wurden  je  nadi  ihren  Vcrmögensvcrhältnii 
Classcn  cingcthcilt  und  für  jede  Classe  eine  besonder« 
für  Jede  Amtshandlung  festgcsetxt.  Die  Gemcindeversai^ 
);i.  Februar  187<,>  fasste  den  Beschluss.  die  Stoigebi] 
Gcineiadecassc  fliesscn  eu  la^cn  und  sie  dem  Pfarrer ! 
dem  Lehrer  mit  40  fl,  jährlich  abxul<>sen.  Später  wur^ 
t:ebührcn«at:  noch  öfter  venodeit.  doch  werden  die  S 
noch  heute  in  die  Genieiodecasse  entrichtet.  | 

Durch  die  Kinaahmen  aus  dem  engen  Kreise  da 
iiiitglte^ler  allein  kann  die  Gemeinde  ihre  jährb'cfaco  grosri 
lünuner  besKeitco.  thr  steht  vtelmehr  hüfteich  sur  Seit^ 
Aiiolf- Verein,  der  »eil  mehr  denn  &0  Jahren  ihr 
uiitiiK^«  Freund  ^ebheben  ist.  Al^ihrikh 
deutcad«ol'citcrstut£tut}:«a  ein  und  ensogtichc  dndncfa 
der  A<Mi>^eR  Gv  Kirche 


239 


aus  dem  Aufwände  für  die  Gehälter  des  Pfarrers,  der  Lehrer  und 
des  Küsters,  für  die  Erhaltung  der  Gebäude  und  Bestreitung  der 
Kirchen-  und  Schulerfordernisse.  Der  erste  Pfarrer  der  Gemeinde 
bezog  ein  festes  Gehalt  von  380  fl.  C.-M.  nebst  Holz  und  Wohnungs- 
Zulage.  Gegenwärtig  beträgt  der  Pfarrgehalt  gemäss  der  Berufungs- 
urkunde 1200  fl.  nebst  200  fl.  Personalzulage  und  freier  Wohnung 
im  Pfarr-  und  Schuihause.  Das  Gehalt  des  ersten  Lehrers  belief  sich 
auf  380  fl.  festen  Einkommens  nebst  freier  Wohnung.  Aus  der  Sohul- 
casse  wurden  300  fl.  und  30  fl.  Holzgeld,  aus  der  Kirchencasse  50  fl. 
für  den  Kirchendienst  bezahlt.  An  Stolgebühren  und  für  den 
Organisten  dienst  in  Böhmisch- Aicha  nahm  der  Lehrer  rund  50  fl. 
jährlich  ein.  Gegenwärtig  bezieht  der  Oberlehrer  ein  Gehalt  von 
100  fl.,  der  Unterlehrer  ein  Gehalt  von  500  fl.;  beide  erhalten 
freie  Wohnung  im  Pfarr-  und  Schulhause.  Für  den  Kirchendienst 
wird  der  Betrag  von  50  fl.  aus  der  Gemeindecasse  entrichtet. 

Die  Einnahmen  und  Ausgaben  der  Gemeinde  von  einst  und 
jetzt  weisen  bedeutende  Unterschiede  auf.  Im  Jahre  1820  wurden 
zur  Bestreitung  der  Auslagen  für  den  ersten  Gottesdienst  von  den 
Glaubensgenossen  im  Markte  Deutsch-Gablonz  gesammelt  9  fl.  4  kr. 
C.-M.  Die  Ausgaben  betrugen  nach  dem  noch  vorhandenen  Rechnungs- 
buche 10  fl.  25  kr.  und  setzen  sich,  wie  folgt,  zusammen: 

Für  Abhaltung  des  Gottesdienstes fl.  6* — 

,     Hostien  und  Wein  zum  heil.  Abendmahl  .     .     .  ,  — 36 

,     zwei  Stück  Wachskerzen ,  — '48 

Dem  Kirchendiener  David  Kutschera  von  Krschischlitz  ,  1'52 

Für  einen  Stempelbogen  zur  Quittung ,  —'03 

,     verbrauchte  Schreibmaterialien ,  — '06 

,     Abfassung  dieser  Rechnung ,  1* — 


10 


25«) 


Nachdem  die  Schule  errichtet  und  die  Gemeinde  Böhmisch- 
Aicha  einbezogen-  war,  weist  der  Gemeindehaushalt  folgende  Ein- 
nahmen und  Ausgaben  auf:  Einnahmen  1811  fl.  17  kr.,  darunter 
625  fl.  95  kr.  Gemeindebeiträge.  Die  Ausgaben  beliefen  sich  auf 
1770  fl.  75  kr.     25  Jahre  später  (im  Jahre  1890)  betrugen  die  Ein- 


*)  Hier  obwaltet  offenbar  ein  Rechenfehler,   denn    die  richtige  Summe   der   an- 
geschriebenen Zahlen  ist  9  fl.  45  kr. 


240 


nahmen  der  Gemeinde  4254  fl.  20  kr.,  darunter  1367  fl.  25  kr. 
Gemeindebeiträge.  Für  Kirche  und  Gemeinde  wurden  ausgegeben 
2747  fl.  50  kr.,  für  die  Schule  2373  fl.  84  kr.,  so  dass  ein  Fehl- 
betrag von  867  fl.  14  kr.  zu  verzeichnen  war.  Im  Jahre  1893 
leisteten  die  Gemeindemitglieder  an  Gemeindebeiträgen  1359  fl.  60  kr., 
an  freiwilligen  Schulbeiträgen  817  fl.  Auf  eines  der  206  zahlenden 
Mitglieder  entfällt  somit  der  Betrag  von  10  fl.  50  kr. 

5.  Die  Abzweigung  der  evangelischen  Gemeinde 

Reichenberg. 

Da  Reichenberg,  eine  der  industriereichsten  Städte  Böhniens. 
in  der  Nähe  der  sächsischen  und  preussischen  Grenze  liegt,  ist  es 
natürlich,  dass  sich  daselbst  bald  eine  grosse  Anzahl  Protestanten, 
ihrem  Berufe  folgend,  niederlie^^s.  Sie  gehörten  zur  Gemeinde  Gablonz, 
lebten  jedoch  ohne  jede  engere  Verbindung  mit  ihren  Glaubens- 
brüdern in  dieser  Stadt.  Einmal  des  Jahres,  am  Charfreitag,  feierten 
sie  in  Gablonz  das  heilige  Abendmahl.  Die  übrigen  geistlichen  Amts- 
handlungen wurden  vom  Pfarrer  in  Gablonz  versehen.  Da  ihm  aber 
die  Fahrgelegenheit  vergütet  werden  musste,  vertheuerte  dies  alle 
Amtshandlungen  bedeutend.  Es  tauchte  daher  bald  aus  der  Mitte 
der  Protestanten  in  Reichenberg  der  Plan  auf,  eigene  Gottesdienste 
in  Reichenberg  abhalten  zu  lassen.  Friedrich  Weickelt  sammelte 
schon  1842  über  50  Unterscliriften  für  ein  Bittgesuch  um  Abhaltung 
evangelischer  Gottesdienste  an  jedem  zweiten  oder  dritten  Sonntage 
in  Reichenberg.  Am  25.  Juni  1842  wurde  dieses  Bittgesuch  an  das 
k.  k.  Kreisamt  überreicht,  in  dem  ausgeführt  wurde,  dass  etwa 
300  in  Reichenberg  und  Umgebung  wohnende  Glaubensgenossen 
zur  Gemeinde  Gablonz  gehören,  dorthin  Beiträge  leisten,  ohne  die 
Wohlthaten  des  geordneten  kirchlichen  Lebens  gemessen  zu  können. 
Die  Reichenberger  Glaubensgenossen  fühlten  das  Bedürfniss  nach 
regelmässiger  religiöser  Erbauung,  doch  sei  es  ihnen  einerseits  wegen 
der  grossen  Entfernung,  andererseits  wegen  ihres  Berufes,  der  ihnen 
eine  längere  Abwesenheit  von  Reichenberg  nicht  gestatte,  unmöglich, 
die  Gottesdienste  in  Gablonz  häufig  zu  besuchen.  Auch  sei  der 
Gablonzer  Pfarrsprengel  zu  gross,  denn  nicht  nur  die  Evangelischen 
der  Herrschaft  Reichenberg,  sondern  auch  die  der  Herrschaft  Grafen- 
stein gehörten  ihm  an.  Die  Evangelischen  in  Reichenberg  seien  auch 


241 

gewillt,  dem  Gablonzer  Pfarrer  eine  entsprechende  Entschädigung 
zu  bezahlen,  wodurch  sich  seine  bescheidenen  Einkünfte  erheblich 
vermehren  würden.  Im  Namen  der  übrigen  Glaubensgenossen  zeichnete 
die  Bittschrift:  Ernst  Friedrich,  Ernst  Seyffert,  Karl  Borel,  J.  M. 
Schossbeck,  Gottwald  Lier. 

Mit  Erlass  des  k.  k.  Kreisamtes  vom  3.  Juni  1843,  Z.  6406, 
wurde  die  Abhaltung  evangelischer  Gottesdienste  in  Reichenberg 
nicht  gestattet,  einestheils,  weil  eine  Deckung  für  die  erwachsenden 
Auslagen  nicht  vorhanden  sei,  anderentheils,  weil  die  Unterschriebenen 
nicht  als  Vertreter  sämmtlicher  Protestanten  der  Herrschaft  Reichen- 
berg gelten  könnten.  Weitere  Gesuche,  wie  das  am  15.  Juli  1844 
an  den  Erzherzog  Stephan  in  Prag  abgesandte,  wurden  von  der 
Oberbehörde  ebenfalls  abschlägig  beschieden.  Im  Jahre  1848  verliess 
Pfarrer  Johann  Molnar  Gablonz  und  Georg  Hölzel  wurde  vom 
2.  September  1849  an  sein  Nachfolger.  Da  den  Evangelischen  durch 
das  kaiserliche  Patent  vom  4.  März  1849  manche  Erleichterungen 
gewährt  worden  waren,  benützten  die  Glaubensgenossen  in  Reichen- 
berg die  günstigen  Verhältnisse,  um  das  k.  k.  Kreisamt  nochmals 
um  die  Gestattung  evangelischer  Gottesdienste  zu  ersuchen.  Der  den 
Protestanten  wohlwollende  Kreispräsident  Baron  Kotz  gab  ihnen 
mündlich  die  Erlaubniss.  Daraufhin  wählten  die  Evangelischen  einen 
Vorstand  und  sammelten  zur  Anschaffung  einer  beweglichen  Kanzel, 
eines  Altares  und  anderer  kirchlicher  Einrichtungen.  Am  21.  Juli  1850 
hielt  Pfarrer  Georg  Hölzel  evangelischen  Gottesdienst  in  Reichenberg, 
dtn  ersten  seit  mehr  als  200  Jahren.  Zu  diesem  Gottesdienste  hatte 
der  katholische  Pächter  des  Gemeindehauses  in  Reichenberg  den 
Saal  überlassen.  Auch  die  folgenden  Gottesdienste  wurden  in  diesem 
Räume,  der  sonst  nur  weltlichen  Vergnügungen  diente,  abgehalten. 
Durch  Erlass  des  h.  k.  k.  Consistoriums  in  Wien  vom  10.  März  1852 
wurde  die  Abhaltung  des  Gottesdienstes  in  einem  Tanzsaale,  da 
dies  der  Würde  der  feierlichen  Handlung  nicht  entspreche,  verboten 
und  die  Gemeinde  zugleich  aufgefordert,  geeignete  Schritte  zur 
Bildung  einer  eigenen  Tochtergemeinde  der  Muttergemeinde  Gablonz 
zu  unternehmen.  Ferner  sollte  die  Gemeinde  unverzüglich  einen 
anderen  Raum,  der  geeignet  sei,  darin  Gottesdienst  zu  halten, 
suchen.  Da  ein  .solcher  durchaus  nicht  zu  finden  war,  und  das  Con- 
sistorium  seinen  Erlass  trotz  aller  Bitten  nicht  zurückziehen  wollte, 
wurde  auf  Einschreiten  des  Consistoriums   durch   den  Bezirkshaupt- 


! 


242 

mann  .im  8    fänncr  iSÖi  die  Abhaltung  evangelischer  Gottesdienste 
strengstens   untersagt. 

Unterdessen  hatte  Hülzel  das  Pfarramt  in  Gablonz  niedergelegt,  ' 
und  Gottlob  Stohe  war  zum  Pfarrer  gewählt  worden.  Er  gab  in  , 
einem  Schreiben  vom  2-  Jänner  1854  seine  Absicht  kund,  regel- 
mässige Gottesdienste  in  Reichenberg  abzuhalten.  Es  wurde  mit  ihm 
vereinbart,  diiss  die  Reicheiiberger  Glaubensgenossen  zum  Pfarrgehalt 
300  fl.  beisteuern  und  überdies  dem  Pfarrer  für  die  Fahrgelegenheit 
3  fl.  vergüten  sollten.  Später  wurde  der  Beitrag  der  Evangelischen 
in  Reichenberg  auf  210  fl.  jahrlich  angesetzt.  Auch  die  Zusammen- 
fassung der  Reichenberger  Glaubensgenossen  zu  einer  Tochter- 
gemeinde von  Gablonz  wurde  beschlossen.  Nach  längeren  Verhand- 
Umgen,  sowie  Plänen  und  Vorschlägen  mancherlei  Art  gelang  es 
endlich,  im  Hause  des  Tischlermeisters  Neumann  in  der  Kratzauer- 
gassc  ein  grösseres  Zimmer  /,u  miethen.  Die  k.  k.  Statthalterei  in 
Prag  gestattete  den  Evangelischen  mit  Erlass  vom  29.  Mai  1856. 
Z,  23.739,  von  nun  an  in  einem  Miethraume  an  jedem  dritten  Sonn- 
tag durch  den  evangelischen  Pfarrer  von  Gablonz  Gottesdienst  ab- 
halten zu  lassen.  Die  Vorsteher  und  Ausschussmänner  der  Gemeinde 
Rcichenberg  hatten,  wie  aus  einem  Versammlungsberichte  vom 
1.  Jänner  1855  ersichtlich  ist,  ihre  einmülhige  Zustimmung  dazu  ge- 
geben, dass  abwechselnd  in  Gablonz  und  Reichenberg  evangelischer 
Gottesdienst  abgehalten  werde.  So  konnte  nach  langem  Ringen  die 
Einweihung  des  Retsaales  am  3.  August  1856  erfolgen.  Auch  die 
Glaubensbrüder  in  Sachsen  nahmen  warmen  Antheil  an  dieser  für 
die  Gemeinde  so  bedeutsamen  Feier,  indem  Zittau  die  Abendmahls- 
und Taufgeräthe,  Dresden  ein  Altarbild  und  Hohenstein  eine  blau- 
sammtene  Altarbekleidung  schenkten. 

In  den  Jahren  des  Kampfes  war  den  Reichenberger  Glaubens- 
genossen in  dem  Gustav-Adolf-Verein  ein  treuer  Helfer  zur  Seite 
gestanden.  Seit  1844  empfingen  sie  von  Leipzig  aus  Unterstützungen, 
da  auch  der  Vorsitzende  des  Centralvorstandes,  Dr.  Grossmann,  an 
dem  Gedeihen  der  kleinen  Gemeinde  lebhaften  Antheil  nahm.  Da 
der  Betsaal  in  Folge  der  stets  wachsenden  Zahl  der  Glaubens 
genossen  zu  klein  wurde,  fasste  die  Gemeindeversammlung  vom 
1.  August  1858  den  Beschluss,  Mittel  und  Wege  zur  Erbauung 
eines  eigenen  Gotteshauses  ausfindig  zu  machen  und  die  Gründung 
eines  Kirchbaufondes  sofort  in  Angriff  zu  nehmen.  Als  die  Eröffnung 


243 

der  Zittau  -  Reichenberger  Bahn  viele  evangelische  Beamte  nach 
Reichenberg  führte,  ging  man  daran,  eine  eigene  evangelische  Schule 
in  s  Leben  zu  rufen.  Durch  Unterstützungen  des  königl.  sächsischen 
Consistoriums  in  Bautzen  und  der  Zittau-Reichenberger  Eisenbahn- 
gesellschaft, sowie  des  Gustav-Adolf -Vereines  wurden  die  Gründungs- 
und Erhaltungskosten  für  die  Schule  aufgebracht.  Die  Gemeinde- 
versammlung vom  4.  December  1860  beschloss,  ein  Haus  sammt 
Garten  und  geräumigem  Hof  um  den  Preis  von  9500  fl.  anzukaufen, 
worauf  sofort  3000  fl.  gezahlt,  die  übrigen  6500  fl.  zum  Zinsfuss 
von  6Vo  als  Schuld  auf  dem  Grundstücke  haften  blieben.  Da  die  160 
zahlenden  Gemeindemitglieder  sehr  opferwillig  waren,  konnten  die 
Unterstützungen  des  Gustav-Adolf- Vereines  fast  alle  zurückgelegt 
werden,  so  dass  man  in  der  Gemeindecasse  über  einen  Betrag  von 
3800  fl.  verfügte.  Das  Gesuch  um  Bewilligung  einer  evangelischen 
Schule  in  Reichenberg  wurde  am  6.  August  1861  von  der 
\c.  k.  Statthalterei  genehmigt  und  hierauf  ein  Bittruf  um  Unterstützung 
an  die  Glaubensgenossen  Deutschlands  erlassen.  Bahnhof-Inspector 
Mieth  und  Dr.  August  Uchatzy,  der,  obwohl  Katholik,  sich  mit  voller 
Hingebung  der  Förderung  der  Gemeinde  widmete,  unternahmen 
mehrere  Reisen  zu  den  Gustav  -  Adolf- Vereinen  und  riefen  deren 
Hilfe  mit  grossem  Erfolge  an. 

Pfarrer   Gottlob   Stolze   stand    allen   diesen   Bestrebungen    der 
jungen  Tochtergemeinde,    da  er  in   ihnen    eine  schwere  Schädigung 
der  ohnedies  schwachen  Muttergemeinde  Gablonz  erblickte,  ablehnend 
gegenüber  und  bewahrte   diese  abweichende  Haltung   bis   zu  seiner 
Enthebung    als    Pfarrer    von    Reichenberg.     Sein    Verhältniss    zum 
Prcsbytcrium   in  Reichenberg  gestaltete  sich  immer  unerquicklicher, 
die  Streitigkeiten    zwischen  Reichenberg   und   Gablonz    nahmen   zu 
und   wurden   zum  Theile   in  geradezu  beleidigender  Weise  geführt. 
Endlich  wurde  Pfarrer  Stolze  von  der  kirchlichen  Oberbehörde  seines 
Amtes  in  Reichenberg  enthoben  und   hielt  am  17.  November  1861 
die  letzte   Predigt.    Nach   seiner  Absetzung   verrichteten   die  Amts- 
handlungen   abwechselnd    Zittauer    Geistliche,    während    die  Pfarr- 
verwesung in  der  Hand  des  Pfarrers  von  Hermannseifen,    Hermann 
Kupka,   lag.    Trotz  dieser  Streitigkeiten,    die  das   innere  Gemeinde- 
leben beeinträchtigten  und  auch  den  Ruf  der  Gemeinde  nach  aussen 
^hädigtcn,  machte  die  evangelische  Sache  in  Reichenberg  gewaltige 
Fortschritte.  Am  20.  October  1861  konnte  unter  schlichter  Feierlich- 


244 

keit  die  evangelische  Schule  eröffnet  werden,  nachdem  die  Gemeinde 
früher  den  Schulamtscandidaten  Johann  Müder  aus  Sachsen  zum 
Lehrer  gewählt  hatte. 

Mit  Erlass  vom  31.  October  1861  erhielt  die  Gemeinde  vom 
k.  k.  Oberkirchenrathe  in  Wien  den  Auftrag,  ein  eigenes  Presbyterium 
zu  wählen,  aber  sonst  in  dem  alten  Verhältnisse  zu  Gablonz  zu  ver- 
bleiben. Dieser  Beschluss  wurde  alsbald  ausgeführt,  ein  Localstatut 
entworfen  und  das  neugewählte  Presbyterium  durch  Pfarrrer  W.  Martius 
in  Prag  am  12.  Jänner  1862  feierlich  eingeführt.  Die  Namen  der 
Presbyter  sind:  A.  Auerbach,  M.  Burmann,  C.  Harnisch,  C.  Kilian, 
A.  Mieth,  R.  Sieber,  H.  T.  Stiepel,  J.  Ströhmer.  Nun  strebte  die 
bereits  mit  einer  Schule  versehene  Gemeinde  nach  vollkommener 
Loslösung  von  Gablonz.  Mit  einem  Schreiben  vom  1.  Februar  1862 
schritt  die  Gemeinde  um  Bewilligung  der  Selbstständigkeit  beim  hohen 
k.  k,  Oberkirchenrathe  ein.  Mit  dem  Presbyterium  in  Gablonz  wurden 
gleichzeitig  Unterhandlungen  gepflogen,  ob  Gablonz  nicht  in  das 
Verhältniss  einer  Zweiggemeinde  zu  Reichenberg  treten  wollte,  so 
bald  letzteres  seinen  eigenen  Geistlichen  gewählt  habe.  Doch  davon 
wollten  die  Gablonzer  Evangelischen  nichts  wissen,  umsoweniger,  als 
von  ihnen  die  bedeutende  Beitragsleistung  von  400  fl.  zur  Erhaltung 
des  evangelischen  Pfarrers  in  Reichenberg  verlangt  wurde.  Das 
Gablonzer  Presbyterium  widerstrebte  daher  nach  Kräften  einer  Ab- 
trennung der  Reichenberger  Glaubensgenossen,  weil  von  der  richtigen 
Erwägung  geleitet,  dass  von  Reichenberg  aus  eine  ausreichende  Ver- 
sorgimg  der  zahlreichen  Evangelischen  im  Isergebirge  wegen  der  zu 
grossen  Entfernung  sehr  erschwert  sei. 

Ende  Mai  1862  ging  eine  Abordnung  Reichenberger  Glaubens- 
genossen nach  Wien,  um  die  Genehmigung  der  Selbstständigkeit 
beim  hohen  k.  k,  Oberkirchenrathe  zu  erlangen.  Dieselbe  wurde 
ihnen  auch  nach  langen  Verhandlungen  mit  Erlass  vom  18.  Novem- 
ber 1S(>2,  Z.  IS05,  zugesprochen.  Unter  Leitimg  des  Oberpfarrers 
Mcnde  aus  Seidenberg  wählte  die  Gemeinde  am  14.  December  1802 
Gujitav  Walter,  Hiitspredig^er  in  Wds  in  Ober«5sterreich,  einen  ge- 
Ix^rencn  Württcmberger,  zxim  ersten  Pfarrer.  Am  17.  Jänner  1863 
tTÄt  er  sciu  Amt  an  und  x^urde  am  14,  Mai  desselben  Jahres  vom 
Su|>enntendcnien  Bcnesch  aus  Prag  in  sein  Amt  eingeführt.  Mit 
dieser  bcvicutxmj^fs vollen  Fe  er  wurde  auch  die  Einweihong  des  neuen 
l^et^AAlos  vcibundcn.  Pa  licr  alte  für  die  stetig  wachsende  Zahl  der 


245 

Protestanten  zu  klein  geworden  war,  hatte  die  Gemeinde  mit  Unter- 
stützung des  Bürgermeisters  L.  Ehrlich  ein  Nebengebäude  der  Spar- 
casse,  ein  ehemalfges  Wollmagazin,  gemiethet  und  am  Himmelfahrts» 
feste  1863  eingeweiht.  In  demselben  Jahre  traten  für  Harnisch, 
Kilian  und  Ströhmer  die  um  die  Gemeinde  hochverdienten  Männer 
R.  Hanewald,  L.  Reinhard  und  E.  Seyffert  ein. 

Die  Muttergemeinde  Gablonz,  für  welche  die  Lostrennung 
Reichenbergs  ein  schwerer  Schlag  war,  erholte  sich  unter  Leopold 
Petri's  thatkräftiger  Leitung  und  bildet  heute  ein  blühendes  Gemein- 
wesen. Aber  auch  die  Tochtergemeinde  Reichenberg  hat  sich  viel- 
verhcissend  entwickelt  und  mehrere  Zweiggemeinden  in's  Leben  ge* 
rufeiK  Die  Schule  wuchs  in  erfreulicher  Weise  und  zählte  schon  1863 
zweiCIassen  und  71  Kinder;  später  wurde  sie  zu  einer  dreiclassigen 
Schule  erweitert,  an  der  der  Pfarrer  und  drei  Lehrer  unterrichteten. 
Am  19.  October  1864  wurde  in  feierlicher  Weise  auf  dem  Linden- 
platze der  Grundstein  zur  evangelischen  Kirche  gelegt  und  am 
21.  October  1868  wurde  der  in  romanischem  Stile  ausgeführte 
prächtige  Bau  eingeweiht,  der  gegen  120.000  fl.  gekostet  hatte.  Der 
Gustav-Adolf-Verein,  Spenden  der  katholischen  Mitbürger  und  Bei- 
träge der  evangelischen  Gemeindemitglieder  haben  den  grössten 
Theil  der  Bausumme  aufgebracht.  Die  Kirchbauschuld  von  65.000  fl. 
hat  die  Gemeinde  bis  auf  den  geringen  Rest  von  5000  fl.  bereits 
be7ahlt. 

An  der  evangelischen  Gemeinde  Reichenberg  wirkten  folgende 
Pfarrer:  Gustav  Walter  1863—1865,  Dr.  Max  Geissler  1866—1870, 
Ludwig  Klemm  1870—1875,  Alfred  Bräuer  1876—1880,  Julius  Ergen- 
zinger  seit  1880. 

Von  Reichenberg  aus  rief  Pfarrer  Ergenzinger  mehrere  Predigt- 
stationen in's  Leben.  Für  die  Glaubensgenossen  in  Gabel  war  schon 
vorher  durch  Baron  v.  Palm  auf  Lauterbach  bei  Grossenhain  i.  S. 
dadurch  gesorgt  worden,  dass  er  in  seinem  unmittelbar  bei  Gabel 
gel^enen  Schlosse  Neu-Falkenburg  der  kleinen  Gemeinde  einen 
würdigen  Betsaal  einräumte  und  100  fl.  Unterstützung  zusagte.  Der 
erste  evangelische  Gottesdienst  wurde  im  Jahre  1870  gehalten.  Gegen- 
wärtig werden  die  Kosten  der  Gottesdienste  aus  einem  etwa  1400  fl. 
betragenden  Fonde  bestritten.  Grottau  wurde  durch  die  gründende 
Versammlung  der  Glaubensgenossen  vom  5.  December  1880  eine 
Filiale   von  Rcichenberg,    in   der  seit   1881    in    einem    gemietheten 

Jahrbuch  des  Protestantiuntts  1895,  H.  III  ii.  IV.  17 


246 

Gasthaussaale  regelmässige  Gottesdienste  abgehalten  werden.  Grottau 
wurde  im  Jahre  1893  eine  selbstständige  Tochtergemeinde  mit  einem 
eigenen  Presbyterium,  das  am  2.  Mai  1893  gewählt  wurde.  In  Fricd- 
land  hielt  Pfarrer  Et^enzinger  den  ersten  evangelischen  Gottesdienst 
am  5.  August  1883  in  der  alten  Turnhalle  im  .Oesterreichischen 
Hof,  die  später  zur  Abhaltung  der  Gottesdienste  gemiethet  wurde. 
In  Kürze  wird  auch  Friedland  eine  scibstständige  Tochtergemeinde 
Reichenbergs  werden.  In  Grottau  wie  in  Friedland  sind  bereits  Bau- 
plätze zur  Errichtung  evangelischer  Kirchen  angekauft;  jede  der 
beiden  Tochtergemeinden  besitzt  ein  bedeutendes  Baucapital  und  hofft 
mit  Unterstüzung  des  Gustav-Adolf-Verdnes  bald  zum  ersehnten 
Ziele  zu  gelangen.  Die  evangelische  Schule  in  Reichenberg  wurde 
im  Jahre  1892  aufgelöst,  da  die  Räumlichkeiten  völlig  unzulänglich 
waren  und  die  Schule  in  Folge  ihrer  ungünstigen  Lage  am  äussersten 
Ende  der  Stadt  von  verhäitnissmässig  wenigen  evangelischen  Kindern 
besucht  wurde.  In  demselben  Jahre  berief  das  Presbyterium  zur 
Unterstützung  des  Pfarramtes  den  Candidaten  der  Theologie,  Karl 
Waelzel,  als  Hilfsprediger  und  Religionslehrer  nach  Reichenberg,  dem 
im  Herbste  1893  der  Personalvicar  Erich  Stökl  folgte. 

6.  Die  Predigtorte  im  Isergebirge. 

Im  Jahre  1863  lebten  in  Böhmisch- Aicha  etwa  60  Evangelische, 
20  Männer  und  40  Frauen  und  Kinder,  Diese  vereinigten  sich  zur 
Bildung  einer  Zweiggemeinde  und  schlössen  sich  an  die  Mutter- 
gemeinde Gablonz  an,  ja  ihren  Bemühungen  war  es  hauptsächlich 
zu  verdanken,  dass  die  Gemeinde  Gablonz  nach  der  Loslösung 
Reichenbergs  als  scibstständige  Gemeinde  bestehen  bleiben  konnte, 
indem  diese  wenigen  Evangelischen  sich  zu  einem  jährlichen  Beitrage 
von  350  fl.  verpfiichteten,  gegen  die  Bedingung,  dass  der  Gablonzer 
Pfarrer  in  Böhmisch- Aicha  alljährlich  12  Gottesdienste  abhalte.  Der 
katholische  Fabriksbesitzer  Franz  Ritter  v.  Schmidt,  in  dessen  Fabrik 
sämmtliche  Evangelische  bescliäftigt  waren,  versprach  die  Miethe  i 
eines  Betsaales  mit  100  Ü.  jährlich  auf  drei  Jahre.  Die  Gemeinde 
richtete  mit  einem  Kostenaufwande  von  100  fl.  den  Betsaal  ein,  . 
schaffte  Altar,  Kanzel,  Bänke  und  Gesangbücher  an,  und  der  Central-  i 
vorstand  der  Gustav- Adolf  Stiftung  schenkte  eine  Kanzelbibel.  Die 
Herren  Rother,  Hesse,  Mulisch  und  Neunhöffer  wurden  als  Vertreter  j 


247 


der  Gemeinde    Böhmisch-Aicha    in    das    Presbyterium    zu    Gablonz 
hineingewählt. 

Am  25.  Mai  1863  hielt  Pfarrer  Lepold  Petri  in  Böhmisch-Aicha 
den  ersten  Gottesdienst  und  fuhr  von  da  an  regelmässig  alle  vier 
Wochen  hinaus.  Drei  Jahre  blieb  es  so;  allein  die  trüben  geschäft- 
lichen Verhältnisse  dieser  Zeit  äusserten  ihren  Einfluss  auch  auf 
diese  kleine  Gemeinde.  Da  die  Zahl  der  Gemeindemitglieder  im 
jähre  1863  nur  noch  30  betrug,  wäre  es  ihnen  nicht  möglich  ge- 
wesen,  die  festgesetzten  Beiträge  nach  Gablonz  zu  leisten,  wenn 
nicht  der  Vorsteher  der  Gemeinde,  Hugo  Rother,  der  sich  persönlich 
für  die  richtige  Zahlung  der  vereinbarten  Beitragssumme  verpflichtet 
hatte,  aus  seinen  eigenen  Mitteln  den  bedeutenden  Fehlbetrag  gedeckt 
hätte.  Da  kam  der  Krieg  des  Jahres  1866  zwischen  Oesterreich  und 
Preussen.  Hugo  Rother,  ein  geborener  Preusse,  sah  sich  in  Folge 
der  Anfeindungen  der  zum  Theil  tschechischen  Bevölkerung  von 
Böhmisch- Aicha  veranlasst,  am  I.Juli  desselben  Jahres  die  Stadt  zu 
verlassen  und  in  sein  Vaterland  (Preussen)  zurückzukehren.  Damit 
Har  auch  der  Bestand  der  Gemeinde  in  Frage  gestellt.  Die  kleine 
Zahl  Evangelischer,  welche  noch  übrig  blieb,  etwa  25  mit  Frauen 
und  Kindern,  wünschten  dringend,  das  Werk  nicht  untergehen  zu 
lassen,  und  erklärten  sich  bereit,  die  von  ihnen  bisher  geleisteten 
Beiträge  auch  ferner  zu  zahlen;  doch  betrug  die  Summe  derselben 
nur  etwas  über  100  fl.  Mit  dem  Presbyterium  in  Gablonz  wurde 
nun  das  Abkommen  getroffen,  dass  gegen  Zahlung  von  100  fl. 
jahrlich  und  Ersatz  der  Reisekosten  der  Pfarrer  von  Gablonz  in 
jedem  Jahre  acht  Gottesdienste  abhalten  sollte.  Unter  solchen  Um- 
ständen erklärte  sich  der  Fabriksbesitzer  Franz  Ritter  v.  Schmidt 
wieder  bereit,  für  fernere  drei  Jahre  die  Betsaalmiethe  zu  zahlen. 
Im  August  1866  wurde  die  Stadt  Böhmisch-Aicha,  die  ohnedies  durch 
<^en  Krieg  viel  gelitten  hatte,  von  einem  neuen  Unglücke  heim- 
J^esucht.  Gegen  Ende  dieses  Monates  brach  eine  furchtbare  Feuers- 
brunst aus,  die  binnen  Kurzem  32  Häuser  in  Asche  legte,  darunter 
auch  das  Haus,  in  welchem  sich  der  Betsaal  befand.  Glücklicherweise 
wurden  zwar  alle  Einrichtungsgegenstände  gerettet,  aber  der  gewölbte 
Betsaal  stürzte  zusammen  und  begrub  unter  seinen  Trümmern  den 
Hausbesitzer  mit  seinem  Knechte.  Die  Gottesdienste  wurden  vorläufig 
^n  ein  Privatzimmer  verlegt,  bis  Franz  Ritter  v.  Schmidt  in  än- 
crkennenswerther  Weise  der  kleinen  Gemeinde  ein  schönes,  geräumiges 

17* 


248 

Zimmer  in  einem  Fabriksgebäiide  unentgeltlich  iiberliess.  das  nun 
mit  Altar.  Kanzel.  Bänken  und  e'ner  Sacristei  versehen  wurde.  Der 
Fraiienverern  /.n  Detmold  spendete  der  Gemeinde  1866  auf  Bitten 
Pfarrer  I'etri's  75  Thaler  zur  Anschaffung  eines  Harmoniums;  zwei 
Jahre  vorher  hatte  der  Frauenverein  zu  Lübeck  33  fl.  zu  demselben 
Zwecke  gesandt.  Nach  Rother'sUebersiedlimg  übernahm  Karl  Heinrich 
Mulisch  die  Leitung  der  Gemeinde  und  besorgte  mit  grosser  Treue 
bis  zu  seinem  Tode  am  I.  Jänner  1882  alle  Angelegenheiten  der- 
selben. Am  8.  Jänner  1882  wurde  Otio  Pflug  zum  Vorsteher  gewählt, 
der  sein  Amt  trotz  seines  hohen  Alters  mit  seltener  l'flichttreue  und 
Opfcrwilligkeit  verwaltet.  Da  die  Beitragsleistung  der  Gemeinde- 
mitglieder an  Gablonz  sich  allmälig  von  100  auf  50  und  schliesslich 
auf  30  fl.  verminderte,  wurde  auch  die  Zahl  der  Gottesdienste  von 
8  auf  0  und  seit  dem  Jahre  1890  auf  4  herabgemindert.  Gegen- 
wärtig predigt  der  Gablonzer  Pfarrer  am  zweiten  Weihnachtsfeiertage, 
Ostermontag,  Pfingstmontag  und  einem  Sonnlage  vor  dem  Refor- 
mationsfeste in  Böhmisch- Aicha ;  am  Ostermontag  wird  stets  das 
heil,  Abendmahl  gefeiert.  Die  Zahl  der  Gemeindemitglieder  beläuft 
sich  auf  7  Männer  und  1.?  Frauen,  Trotz  dieser  geringen  Zahl 
steuern  sie  doch  alljährlich  für  den  Gustav-Adolf- Verein  etwa  12  fl. 
bei.  Die  Gottesdienste  sind  stets  sehr  gut  besucht. 

In  Tannwald,  einem  industriereichen  Orte  des  Isergebirges, 
über  zwei  Wegstunden  von  Gablonz  entfernt,  liessen  sich  Ende  der 
Sechziger-Jahre  mehrere  evangelische  Familien,  namentlich  reforrairte 
Schweizer,  nieder ;  daher  wurde  in  der  Presbyterialsitzung  vom 
13.  Jänner  1870  be?;chlossen,  den  Fabriksdirector  Zolünger  in  Tann- 
wald zu  ersuchen,  dass  er  die  Hand  zur  Abhaltung  von  Gottes- 
diensten für  die  zerstreuten  Glaubensgenossen  im  Isergebirge  biete. 
Pfarrer  Bernhard  Grieshammer  hielt  auch  1870  und  1871  viermal 
des  Jahres  an  katholischen  Feiertagen  gut  besuchte  Gottesdienste 
in  Tannwald  ab.  In  der  Gemeindeversammlung  vom  10.  November 
1872  sprach  der  Fabriksdirector  Karrer  den  Wunsch  aus.  dass  sechs 
evangelische  Gottet-dienste  in  Tannwald  abgehalten  werden,  ausser 
an  vier  katholischen  Feiertagen  auch  an  zwei  Sonntagen.  Die  daselbst 
wohnenden  Glaubensgenossen  erklärten  sich  bereit,  die  Kosten  für 
die  Fahrgelegenheit  zu  tragen.  Damals  wurde  auch  beschlossen,  in 
die  Berufungsurkunde  des  neu  zu  wählenden  Pfarrers  die  Verpflich- 
tung, in  Tannwald  Gottesdienste  abzuhalten,    aufzunehmen,     Pfarrer 


249 

Lampadius  nahm  sich,  seinem  Vorgänger  getreu,  eifrig  der  kleinen 
Gebirgsgemeinde  an.  Im  Jänner  1877  wurde  von  Ferdinand  Wagner 
in  Grottau  ein  Harmonium  um  den  Preis  von  180  fl.  bezogen.    Bei 
den  Evangelischen  in  Tannwald  hatte  Pfarrer  Lampadius  130  fl.  40  kr. 
I^^esammelt,   25  fl.  bewilligte  die  Muttergemeinde  in  einer  Versamm- 
lung vom   15.  März  zu  diesem  Zwecke.  Anfang  der  Achtziger-Jahre 
wurden  die  Gottesdienste,   die  bisher   in    der  öffentlichen  Schule  zu 
Tannwald  stattgefunden  hatten,  wegen  zu  geringen  Besuches  gänzlich 
eingestellt.     Es  machte   sich  damals   gegen   die  Muttergemeinde   in 
Gablonz  eine  derartige  Missstimmung  in  den  evangelischen  Kreisen 
Tannwalds  geltend,  dass  die  dortigen  Glaubensgenossen  in  einem  an 
das  Presbyterium  in  Gablonz  vom  6.  Mai  1882  gerichteten  Schreiben 
erklärten,    gar    keine    Beiträge    mehr    leisten    zu    wollen.      Pfarrer 
Dr.  Johanny   nahm   im  Jahre  1885   die  Gottesdienste   in  Tannwald 
wieder  auf,    verlegte   dieselben  aus   der    engen    Schulclasse    in    die 
geräumige    Turnhalle   und   bestimmte   auch   die   dortigen   Glaubens- 
genossen,  die  Vergütung  der  Fahrgelegenheiten  zu  tragen.  Die  Leitung 
cer  Gemeindeangelegenheiten   lag   in   den  Händen   des  Procuristen 
Johann  Samuel  Monnard,    eines  Schweizers,    der   am    18.  Juni  1887 
starb,  und    des  Fabriksdirectors   Otto  Pahl.     Als   die    altkatholische 
Gemeinde  im  Isergebirge  immer  mehr  erstarkte  und  im  Jahre  1890 
in  Dessendorf  ein  kleines,   aber  würdiges  Kirchlein   erbaute,    wurde 
beschlossen,    die   evangelischen   Gottesdienste    von    nun    an    viermal 
<ics  Jahres  in  der  altkatholischen  Kirche  zu  Dessendorf  abzuhalten. 
Der  Besuch  derselben  seitens  der  Evangelischen  wie  der  Altkatholiken 
i?t  ein  reger.  Otto  Pahl  starb  am  29.  Juli  1892  im  Bade  Nauheim, 
wo  er  Linderung  seines  schweren  Leidens  gesucht  hatte.     Für   ihn 
übernahm   die    Leitung   der   Zweiggemeinde    der    Fabrikant    Alfred 
Lüthy  in  Polaun,    der  gegenwärtig  auch  der  Gemeindevertretung  in 
Gablonz  angehört. 

Für  die  evangelischen  Glaubensgenossen  in  Morchenstern  und 
Maxdorf  richtete  Pfarrer  Dr.  Johanny  im  Jahre  1884  Gottesdienste 
ein,  die  an  jedem  Orte  zweimal  des  Jahres  stattfinden.  Die  kleine 
Gemeinde  in  Morchenstern,  deren  Leitung  der  Kaufmann  Paul  Distel- 
barth, seit  1889  auch  Presbyter  der  evangelischen  Gemeinde  Gablonz, 
inne  hat,  versammelt  sich  in  dem  Sängerzimmer  des  Gasthauses  »Zum 
schwarzen  Ross*.  Im  December  1893  wurde  durch  den  Vorstand 
des  evangelischen  Frauenvereines  das  erste  Mal  eine  Christbescherung 


260 

fiir  die  17  evangelischen  Kinder  von  Wiesenthal  und  Morchenstern 
iui  dein  obgenannten  Orte  veranstaltet. 

In  Maxdorf  wird  der  Gottesdienst  für  die  wenigen  dort  wohnen- 
den evangelischen  Familien   entweder   in  einem  Gasthaussaale   oder  i 
in  der  Wohnung  des  Fabriksbeamten  Karl  Geyer,    eines  Mitgliedes  | 
der  Gemeindevertretung  in  Gablonz,  abgehalten.    Der  erste  Gottes-  I 
dienst  fand  am  22.  September  1884  statt. 

An  der  Spitze  der  Evangelischen  in  Liebenau  stand  lange  Zeit 
ttcr  FabriksbesitKer  Friedrich  Ahrens,  zu  dessen  Lebzeiten  Pfarrer 
llr,  Johanny  daselbst  einige  Gottesdienste  abhielt.  Da  sich  seit  1889 
die  Zahl  der  Glaubensgenossen  in  Liebenau  auf  etwa  20  herab- 
gemindert hat,  und  kein  Mann  vorhanden  ist,  der  in  entschiedener 
Weilte  die  Leitun^if  der  kleinen  Gemeinde  in  die  Hand  nähme,  konnte 
der  Verfasser  kaum  einen  Gottesdienst  jährlich  zu  Stande  bringen. 
Als  im  Jahre  1S92  die  tschechisch  gesinnte  katholische  Geistlichkeit 
von  l.ichenau  sich  mancherlei  Uebergriffc  gegenüber  der  deutschen 
Htf\-ölker\ing  der  Stadt  erlaubte  und  sogar  von  der  Kanzel  herab 
RC}icn  die  De» Ischen  losioj;.  wuchs  die  Erbitterung  gegen  die 
katholische  Kirche  in  den  massgebenden  Kreisen  der  Bewohnerschaft. 
Im  llcrhstc  It'ilä  hielt  der  Verfasser  auf  eine  an  ihn  ergangöie 
l'inladunj;  hin  in  vier  geraumigen  Turnhalle  einen  Gottesdienst  ab, 
iWr  wn  ctwÄ  SW  Terstinen.  darunter  dem  Bürgermeister  mit  dem 
St.idtTAthc.  besucht  w»r.  Dieser  Gottesdienst  hatte  den  einen 
Krt'''li:.  i).»-«  Kild  darauf  der  tschechische  Hetzcaplan,  welcher  vor- 
^K■hnl;^■h  vl^'n  Stein  lies  Ansti^sses  irebildet  hatte,  von  der  geistlichen 
tVvoilvh.-n.io  CMifcrnl  «v.rde.  Diniit  «-ar  allerdings  das  Strohfeuer 
d(^  lv~i:o-*!<T«nj  tWd«i  IViMestJiniisn'.us  bei  den  Katholiken  Liebenaus 
«ilvwh.-n. 

Seit   IST»  »VTvifn  3«;!ch   in  Isertha!.  crier  deutschen  Fabriks- 
«>»,N^t\ ',«si.;«j;  .1.T  Ki:r,iJi  S.->.r;-.-,^t  m-itea   im   tschechischen    Sprach-  i 
jrv'-^»i^^'.   '■■<■  o!«*  ^^  V.n.itm   v,si    C3-  Biihitslaaon  Semil  do-  süd- 
«.Nv„;,-^i;«.h^n  V»N>j';.".;r^-*SAh:;;  ■rr.  T>«je  öst  Iser  Segt,  Gottesdienste  ' 
«lV"-'v%";.-i    i^-.'  V",^*"?i,-  .'wois^^c.'.v-.-'.Te  rjit  ^^  Scden.  Frauen  und 
Ki'.i.i  «*t  *-■■ .ät.-i\vy.?^.'<    .""^  .v-.sl  ^?s 'ihres  vcrsanarndn  sie  sich  im 
*<«.■■    -VI-;.-!   ö.-v  AiX^-'r.'-'-- .-:.  ripix-Ä^ines-   -.nii  d«  Wort  Gottes  zu  i 
Y-.w^-  vo.;  ,»v  S,-     .\S,-  ■.■  ••i\   ;.-rr":  y>?\Tsr"E;  Gestalten  lu  feiern.  Bis 
-.  -    tV  V '.vV».S  ^:.t;-.' ,-,--1  >  s.x-i-i,-   Tc^,-c- Kt",  Hess  an  der  Spitze  der 
*.,^V-:'.-,'      ^V-    'V  N^    '^  .-S,'.N;v,;,    r;^   -.B.r>.  Ba-rbd^  übergab  .er  d^e 


251 

Leitung   derselben   seinem  Nachfolger,    dem   Fabriksdirector  Robert 
Schmidt. 

Die  Pfarrer  der  evangelischen  Gemeinde  Gablonz  a.  N. 

1820 — 1836.  Johann  Molnar,  Pfarrer  und  Senior  zu  Krschischlitz. 

1836—1848.  Christian  Augnst  Molnar. 

1849—1854.  Georg  Hölzel. 

1854—1862.  Gottloh  Stolze. 

1863—1867.  Leopold  Petri. 

1868  —  1873.  Bernhard  Grieshammer. 

1873—1877.  Max  Lampadius. 

1877—1881.  Hermann  Rolle. 

1882—1883.  Karl  Schimek. 

1884—1889.  Dr.  Erich  Johanny. 

1889—1894.  Lic.  theol.  Arthur  Schmidt. 

Die  Vorsteher  und  Curatoren. 

1820 — 1826.  Johann  Schmekel,  Vorsteher  und  Rechnungsführer. 

1827 — 1829.  Friedrich  Schmidt,  Vorsteher  und  Rechnungsführer. 

1830 — 1846.  Karl  Sigismund  Schmidt. 

1847 — 186  L  Friedrich  Rohne,  Vorsteher  und  Rechnungsführer. 

1861 — 1862.  Friedrich  Rohne,  erster  Curator  der  Gemeinde. 

1862—1869.  Karl  Hoffmann. 

1869—1872.  Emil  Müller. 

1872—1875.  Karl  Hoffmann. 

1875-1879.  Robert  Henke. 

1879—1881.  Emil  Müller. 

1881—1882.  Leopold  Schömberg. 

1882—1884.  Robert  Henke. 

Seit  1884  Jakob  Mahla. 

Die  Lehrer. 

1861 — 1864.  Ludwig  Franz  Scheibe. 

1864 — 1868.  Johann  Friedrich  Eduard  Lugenheim. 

1868—1870.  Oskar  Alwin  Böhme. 

1870—1872.  Adolf  Scharf. 

1872—1873.  Hermann  Voiet. 


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XIV. 

Bibliographie    über    die    einschlägigen  Erscheinungen 
des  Jahres  1894  mit  kurzen  Nachrichten'). 

I.  FOr  das  Allgemeine. 
1.  Hamanismüs  und  Philosophie. 

R.  Burdach,  Vom  Mittelalter  zur  Reformation. 
Forschungen  zurGeschichte  der  deutschen  Bildung,  1.  H. 
(Erweiterter  Abdruck  aus:  »Ccntralblatt  für  Bibliothekswesen*.) 
XX,  137.  Halle  1893,  Niemeyer,  Mk.  4. 

Burdach  unterzieht  sich  der  schwierigen  Aufgabe,  den  Ueber- 
gang  vom  Mittelalter  zur  Neuzeit,  das  Emporkommen  der  neuen 
Bildung  zu  erforschen.  Im  Mittelpunkte  steht  Karl  IV.,  unter  dem 
»mit  dem  politischen  Schwerpunkte  des  Reiches  auch  der  der 
deutschen  Cultur  sich  verschiebt.  Von  ihm  dringt  der  Geist  neuer 
Ideale,  neuer  Kräfte  vor,  die  von  Böhmen  aus  sich  über  Deutsch- 
land verbreiten*. 

R.  Wolkan,  Der  Humanismus  in  Böhmen;  s.  unter 
»Böhmen*. 

A.  John,  Humanismus  und  Reformation  im  west- 
lichen Böhmen.  (, Zeitschrift  für  deutsche  Culturgeschichte*,  1893, 
177  ff.,  273  ff.) 

V.  Mayer,  Wolfgang  Lazius  als  Geschichtsschreiber 
Oestcrreichs.  Ein  Beitrag  zur  Historiographie  des  XVI.  Jahr- 
hunderts. Mit  Beiträgen  zur  Biographie.  IV,  91,  Innsbruck,  Wagner, 
Mk.  1-80. 

Mayer  weist  dem  Wiener  Humanisten  und  Hofhistoriographen 
«ne  höhere  Stellung  an,  als  ihm  bisher  vergönnt  wurde;  er  sei  für 

0  Die  im  ^Jahrbuch"  enthaltenen  Artikel  sind  nicht  nochmals  aufgeführt. 
^gl  mein  Referat  im  „Theolog.  Jahresbericht",  herausgegeben  von  H.  Holtzmann, 
Braiwfchweig,  Schwctschke  &  Sohn,  14,  1896,  246—304. 


254 

Oesterreich    das,    was  Aventin    für    Bayern,    der    erste   Geschichts- 
schreiber in  modernem  Sinne. 

Jurek,  Valentin  Meseficky  (Rector  in  Saaz,  f  1540) 
und  sein  Verhältniss  zu  Bohuslaw  v.  Lobkowitz.  (Vgl. 
Jahrbuch*  15,  205.)  »Öasopis  Matice  Moravske*  (Ztsch.  d.  Mähr.  M.), 
Brunn,  18  ].,  S.  31. 

Zum  Paracelsus -Jubiläum :  , Monatshefte  der  Comenius- 
Gesellschaft*,  3,  40. 

K.  Sudhoff,  Versuch  einer  Kritik  der  Echtheit  der 
Paracelsusschriften.  XIII,  722.  Berlin,  G.  Reimer,  Mk.   18. 

F.  Hartmann,  Th.  v.  Hohenstein,  sein  religiöser 
Standpunkt  und  seine  Stellung  zur  Reformation.  , Blatt, 
f.  württemb.  Kirchengesch.*,  Nr.  1,  1 — 8. 

F.  Hartmann,  Th.  Paracelsus.  Ein  Versuch,  die  in 
den  Schriften  v.  Th.  Paracelsus  verborgene  Mystik 
durch  das  Licht  der  in  den  Werken  der  Veden  ent- 
haltenen Weisheitslehren  anschaulich  zu  machen.  , Mittheil, 
d.  Ges.  f.  Salzb.  Landeskunde*,  34,  97 — 144. 

F.  Hartmann,  Th.  Paracelsus  als  Mystiker.  Aus: 
, Mittheil.  d.  Ges.  f.  Salzb.  Landeskunde*,  III,  55.  Leipzig, 
W.  Friedrich,  Mk.  2. 

K.  Gerster,  Th.  Paracelsus  als  Vorläufer  der 
hygienischen  Reformbewegung. 

L.  Schmued,  Dr.  Kahlbaum  üb^r  Paracelsus.  , Mittheil, 
d.  Ges.  f.  Salzb.  Landeskunde*,  34,  207. 

J.  Heidemann,  Bernh.  Thurneisser  zum  Thurn  (An- 
hänger des  Paracelsus).   ,AlIg.  Deutsche  Biogr,*,  38,  226—229. 

2.  Politisolie  Entwloklung. 

Dahlmann  -  Waitz,  Quellenkunde  der  deutschen 
Geschichte.  6.  Aufl.,  bearbeitet  von  E.  Steindorff.  XV,  730. 
Göttingen,  Dieterich  M.  11.  (S.  364—390.) 

Dahlmann- Waitz'  Werk  hat  sich  durch  Steindorff  s  aufopferungs- 
vollen Fleiss  aufs  Neue  in  seiner  Unentbehrlichkeit  befestigt.  Mit 
der  letzten  Auflage  verglichen  ist  die  neue  als  stark  vermehrte  zu 
bezeichnen.  In  der  allgemeinen  Ordnung  und  Gruppirung  schloss  sich 
Steindorff  eng  an  Waitz  an;  innerhalb  der  grösseren  Abtheilungen 
hat  er  Manches  geändert.    Auf  das  Register  ist  besondere  Sorgfalt 


255 

verwendet.  Da  die  von  Waitz  beibehaltenen  selbstständigen  Be- 
merkungen Dahlmann's  und  dessen  Vorwort  zur  zweiten  Auflage, 
ferner  die  Uebersicht  nach  Dsthlmann's  Eintheilung,  und  Waitz'  Vor- 
reden zu  seiner  Bearbeitung  in  die  neue  Auflage  nicht  aufgenommen 
«ind,  an  sich  lesenswerthe  Stücke,  so  behält  die  alte  Auflage  neben 
der  neuen  literarhistorischen  Werth,  zumal  in  der  letzteren  auch 
ältere  Quellensammlungen  beseitigt  sind,  die  nach  den  neueren  ein- 
schlägigen Veröffentlichungen  ihre  unmittelbare  Bedeutung  ein- 
gebüsst  haben. 

Zimmermann.  Zur  Charakteristik  der  neuesten 
Geschichtsschreiber  (Baumgarten  [vgl.  , Jahrbuch*  14,  101] 
und  V.  Bezold  [vgl.  , Jahrbuch*  12,  145]).  »Historisch-politische 
Blätter*   113,  1—5. 

L.  V.   Ranke,  Deutsche  Geschichte  im  Zeitalter  der 

Reformation.    6  Bde.,    7.  Aufl.,    VII,  351;    VI,  391;    XI,  435; 

\ai,  325;  VII,  383;  VII,  376.  Leipzig,  Duncker  u.Humblot,  Mk.  30. 

K.    Lamprecht,    Deutsche   Geschichte.    5.   Bd.    L    H. 

XIII,  358.  Berlin,  Gärtner.  Mk.  6. 

Lamprecht  behandelt  in  dem  neuen  Stücke  seines  grossen 
Werkes  die  Anfänge  Luthers. 

Th.  Lindner,  Geschichte  des  deutschen  Volkes. 
2  Bde.,  XII,  342 ;  X,  288.  Stuttgart,  Cotta,  Mk.  10. 

Lindner's  zunächst  bis  zum  Augsburger  Religionsfrieden  reichen- 
des Buch  ist  freudig  zu  bewillkommnen  als  der  seit  Langem  zum 
ersten  Male  von  einem  unserer  bedeutendsten  Geschichtsforscher 
unternommene  Versuch,  mit  Bewältigung  der  fast  verwirrenden 
Menge  der  Einzelarbeiten  eine  deutsche  Geschichte  zu  schreiben,  die 
nur  die  grossen  Gesichtspunkte  herausstellt  und  das  fiir  die  Ent- 
faltung Entscheidende  betont. 

G.  Wolf,  Der  Passauer  Vertrag.  ^N.  Archiv  f.  sächs. 
Gesch.*,  S.  237—282. 

Wolf  sucht  in  sehr  gediegener  Art  den  Beweis  zu  führen,  dass 
der  Passauer  Vertrag  für  Moritz  wie  für  Karl  V,  nur  die  Bedeutung 
einer  Entwicklungsstufe  hatte  und  erst  durch  Curfurst  Augusts 
Stellungnahme  die  Neugestaltung  Deutschlands  begründete. 

Hansen,  Nuntiaturberichte  aus  Deutschland,  nebst 
ergänzenden  Actenstücken.  Dritte  Abtheilung,  1572 
bis  1585.    II.    Der  Reichstag   zu  Regensburg  1576.    Der 


256 

Pacificationstag  zu  Köln  1579.  Der  Reichstag  zu  Augs- 
burg 1582.  XCHI,  679.  Berlin,  Barth,  Mk.  25. 

Der  zweite  Band  der  Nuntiaturberichtel572 — 1585,  von  Hansen 
herausgegeben,  enthält  die  Berichte  derjenigen  päpstlichen  Legaten 
und  Nuntien,  die  die  Interessen  der  Curie  auf  den  in  das  Pontificat 
Gregors  XIII.  fallenden  Reichstagen  zu  Regensburg  und  Augsburg, 
sowie  auf  dem  durch  Kaiser  Rudolf  IL  veranlassten  niederländischen 
Pacificationstage  zu  Köln  vertreten  haben.   Sie  unterrichten  uns  ein- 
gehend über  die  auf  den  beiden  Reichstagen  geführten  Kämpfe  um 
die  religiöse  Frage,  insbesondere  um  die  ferdinandeische  Declaration 
und  die  Freistellung,  ferner  über  die  Umstände,  welche  die  Spaltung 
der  niederländischen  Provinzen  und  ihre  Trennung  vom  Körper  des 
Reiches  herbeiführten.  Daneben  berühren  sie  die  ganze  bunte  Menge 
der   übrigen   Verwicklungen    religiöser   wie   politischer  Art,    die  auf 
diesen  drei  Versammlungen  zur  Erörterung   kamen.     Wohl   sämmt- 
liche  wichtigen  kirchenpolitischen  Fragen  dieses  Zeitraumes  werden 
in  den  Berichten  dieses  Bandes  behandelt  oder  wenigstens  gestreift, 
und  die  Stellungnahme  der  Curie  zu  diesen  Fragen  tritt   aus  ihnen 
klar  hervor.  Die  Ueberlieferung  der  einschlägigen  römischen  Acten  ist 
durchwegs  eine  recht  vollständige,  und  sie  befinden  sich  fast  sämmtüch 
im  vaticanischen  Geheimarchive.  Ein  verhältnissmässig  geringer  und 
leicht  zu  entbehrender  Bruchtheil   der  hier  in  Betracht  kommenden 
Correspondenzen  ist  nicht  auf  uns  gekommen.  Einige  für  Oesterreicli 
wichtige    Punkte    seien    daraus    hervorgehoben:    Cardinal   v.  Como 
(Tolomeo  Galli),  Staatssecretär  unter  Pius  V.  und  Gregor  XIII.,  schreibt 
am  23.  Juni  1576  an  den  Cardinallegaten  Joh.  Morone  über  religiöse 
Unruhen  in  Linz  und  Wien.  Ueber  Maximilian  IL  religiöse  Stellung  sind 
folgende  Angaben  bedeutsam:    S.  XXV:  Morone  empfing  (Juni  1576) 
von  den  Audienzen  bei  Maximilian  den  Eindruck»    dass  der  Kaiser 
geneigt  sei,  den  Wünschen  der  päpstlichen  Regierung  nachzukommen  ; 
mit  Freude    verzeichnet    er    die   Theilnahme    des    Kaisers    an    den 
gottesdienstlichen  Handlungen  und  mit  besonderer  Befriedigung  die 
Frömmigkeit  der  Kaiserin,  die  ihm  als  Säule  des  Glaubens  erschien. 
S.  XXXIII :  Morone  und  die  übrigen  Vertreter  der  katholischen  Kirche 
legten   besonderen   Werth  darauf,    den  Kaiser   zu    veranlassen,    die 
Sacramente  der  römischen  Kirche   zu  empfangen,   und   als  sein  Zu- 
stand die  ernsteten  Besorgnisse  erregte,    redete  ihn  die  Kaiserin  in 
Gemeinschaft  mit  dem  spanischen  Gesandten,  dem  Marquis  v.  Almazan, 


257 


zu  und  wandte  sich  an  Morone,  damit  auch  dieser  seinen  Einfluss 
:;eltend  mache.  Morone  that  das  in  der  Abschiedsaudienz  am 
7.  October  1576  und  gewann  den  Eindruck,  als  ob  der  Kaiser  willens 
sei,  die  Sterbesacramente  zu  empfangen.  Das  erwies  sich  als  Irr- 
thum.  Maximilian  war  dazu  durchaus  nicht  zu  bewegen ;  er  ver- 
weigerte es  auch  noch  am  12.  October  Morgens,  eine  Stunde  vor 
seinem  Tode,  als  seine  Schwester  A.  von  Bayern,  die  Gemahlin  des 
Herzogs  Albrecht,  und  der  Hofprediger  Bischof  Lambert  Gruter  von 
Neustadt  gemeinsam  auf  ihn  einwirkten.  Auf  alle  bezüglichen  Fragen 
s^ab  er  würdige,  aber  ablehnende  Antworten ;  er  erwähnt,  dass  er  seine 
Sünden  bereue  und  sich  mit  dem  Glauben  der  katholischen  Kirche 
in  Einklang  fühle;  den  Empfang  der  Sterbesacramente  lehnte  er 
ab  mit  den  Worten,  dass  er  gethan  habe,  was  nöthig  sei;  Weiteres 
sei  nicht  erforderlich.  Mit  dieser  Erklärung  schied  Maximilian  aus 
iera  Leben. 

Der  zweite  Band  des  grossen  Geschichtswerkes 
von  O.  Klopp)  über  den  30jährigen  Krieg.  , Histor.-polit 
Blatter',  113.  43-51.  (Vgl.   Jahrbuch*  15,  211.) 

Kroiherr,  War  die  Verletzung  des  Majestätsbriefes 
der  Grund  des  böhmischen  Aufstandes.^  ^Sbornik  histo- 
rickeho  krouzku*  (Magazin  d.  histor.  Cirkels),    Prag  1893,  1,  49. 

Mayr-Deisinger,  Die  Flugschriften  der  Jahre  1618 
bis  1620  und  ihre  politische  Bedeutung.  26  S., 
München  1S93. 

Unter  den  etwa  60  Festschriften  zum  Gustaf-Adolf-Jubiläum« 
lie  dichterischen  Ergüsse  und  die  Festspiele  ungerechnet,  finden 
'^ich  die  verschiedenen  Schattirungen  von  der  Auffassung  als  Gideon 
bis  zu  der  als  Attila.  Eine  Bereicherung  durch  neue  Stoffe  und 
Gesichtspunkte  ist  nur  vereinzelt  anzutreffen ;  da  dies  für  die  Schweden- 
zeit in  Oesterreich  besonders  gilt,  muss  hier  umsomehr  auf  das  im 
>Theol.  Jahresberichte*  a.  a.  O.  (S.  276—279)  Mitgetheilte  ver- 
wiesen werden. 

G.  Fischer,  Zur  Geschichte  des  Schwedeneinfalles 
!n  Vorarlberg   im   Jahre  1647.    39  S.  Feldkirch  (Vorarlberg). 

Dr.  A.  Rezek  und  J.  Svätek*),  DSjiny  öech  a  Moravy 
nove  doby.  Kniha  III. :  Vladafeni  cfsafe  a  kräle  Leopolda  I. 

•)  Die  Titel  und  Notizen  aus  der  tschechischen  Literatur  verdanke  ich  Herrn 
<>'anJ.  Stehlik. 


258 

Zwei  Theile.  418  und  452.  Prag,  Verlag  von  L.  Kober,  19  Hefte 
a  30  kr.  (Geschichte  von  Böhmen  und  Mähren.  III.  Buch:  Die 
Regierung  des  Kaisers  und  Königs  Leopold  I.  Erster 
Theil  von  Dr.  A.  Rezek,  zweiter  Theil  von  J.  Svätek.) 

Aus  dem  ersten  Theile  ist  besonders  die  Charakteristik  Leopolds, 
dann  die  Schilderung  des  öffentlichen  Lebens,  der  Staatsverwaltung 
und  der  nationalökonomischen  Verhältnisse  zu  erwähnen.  Aus 
öffentlich  nicht  genug  klargelegten  Gründen  übernahm  die  Fort- 
setzung des  Werkes  (den  zweiten  Theil)  J.  Svätek.  Dieser  zweite 
Theil  ist  wissenschaftlich  minderwerthig ;  das  äussert  sich  schon  an 
dem  beinahe  durchgängigen  Fehlen  von  kritischen  Anmerkungen, 
an  denen  der  erste  Theil  reich  ist. 

3.  Eiroliengesoliiolite. 

W.  Möller,  Lehrbuch  der  Kirchengeschichte.  Dritter 
Band:  Reformation  und  Gegenreformation.  Unter  Be- 
nützung des  Nachlasses  von  Dr.  W.  M.,  bearbeitet  von  G.  Kawerau, 
XVI,  440.  Freiburg  i.  B.,  Mohr,  Mk.  10. 

Das  Ereigniss  für  diesen  Paragraphen  ist  der  dritte  Band  von 
Möller's  Lehrbuch  der  Kirchengeschichte,  der  in  Wirklichkeit  als 
G.  Kawerau 's  Reformationsgeschichte  zu  bezeichnen  ist,  der  Tübinger 
theologischen  Facultät  gewidmet.  Er  entspricht  den  hohen  Er- 
wartungen, mit  denen  man  ihm  entgegensah,  und  ist  demgemäss 
einhellig  begrüsst  und  belobt  worden,  sowohl  in  Bezug  auf  den 
Inhalt,  als  die  Form,  die  Auswahl  des  Stoffes  und  der  Literatur, 
die  bewundernswerthe  Belesenheit,  die  Zusammenarbeitung  des 
Theologischen,  Politischen  und  Culturellen,  das  in's  Schwarze  treffende 
Urtheil.  In  dem  ganzen  Bande  stammt  nur  ein  kleiner  Passus  von 
Möller's  Hand ;  die  Hefte  seiner  Vorlesungen  wurden  wohl  verglichen, 
aber  kein  einziger  Abschnitt  ist  aus  ihnen  einfach  entlehnt:  ,Ich 
muss  für  Alles  die  eigene  Verantwortung  tragen.*  Der  Band  führt 
nur  bis  zum  Jahre  1648. 

Die  für  einen  Verfasser  angenehmste  Auisstellung  ist  im  All- 
gemeinen die  zu  grosser  Kürze,  die  man  auch  diesem  Werke  gegen- 
über machen  möchte.  Verfasser  beklagt  selbst,  dass  die  dem  Lehr- 
buche  zu  bewahrenden  Grenzen  nicht  gestatteten,  der  deutschen 
Localkirchengeschichte  und  dem  biographischen  Interesse  an  der 
grossen  Zahl  hervorragender  Personen,   von  denen  zu  handeln  war, 


r 


259 


mehr  Raum  zuzuwenden.  Dem  Referenten  liegt  in  dieser  Beziehung 
besonders  nahe  das  Bedauern,  dass  deshalb  die  österreichischen 
Kronländer  sehr  zu  kurz  kommen  mussten.  Freilich  sind  hier  auch 
die  Vorarbeiten  noch  sehr  unzureichend  und  zerstreut,  und  es  wird 
leider  noch  viel  Wasser  in  die  Donau  fliessen,  ehe  es  eine  die 
archivalischen  Schätze  ausbeutende  Geschichte  des  Protestantismus 
in  den  österreichischen  Gebieten  geben  wird. 

J.  Maurer,  Zur  Geschichte  der  josefinischen  Neue- 
rungen. ,Ztschr.  f.  kath.  Theologie*,  S.  391 — 399. 

Hans  Schütter,  Die  Reise  des  Papstes  Pius  VI.  nach 
Wien  und  sein  Aufenthalt  daselbst.  Ein  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  Beziehungen  Josefs  IL  zur  römischen  Curie.  Wien, 
Tempsky  (XIX,  229).  Mk.  4  60.  (Font,  rer  Austriac,  2.  Abth., 
Bd.  47,  1.  Hälfte.)  [Vgl  ,Lit.  Cent.-BI.*  1895,  14,  489.] 

J.  Gendry,  Les  d^buts  du  Josephisme  d^meles  entre 
Pie  VI   et  Joseph   IL     ,Röm.  Quart.  Sehr.*,   455—509. 

4.  Zur  SittengesoUohte. 

J.  Janssen,  Geschichte  des  deutschen  Volkes  seit 
dem  Ausgange  des  Mittelalters.  8.  Bd.  VIII,  LV,  719.  Frei- 
burg i.  B.,  Herder,  Mk.  10. 

Auch  im  verflossenen  Jahre  haben  Janssen-Pastor  wieder  eine 
Masse  wohlgeordneter  Zettelkasten  ausgeschüttet;  es  sei  in  Bezug 
auf  diese  seltsame  Art,  Culturgeschichte  zu  schreiben,  an  das  voriges 
Mal  Gesagte  (vgl.  ^Jahrbuch*  15,  214)  erinnert.  Dieser  achte  Band 
behandelt  die  volkswirthschaftlichen,  gesellschaftlichen  und  religiös- 
sittlichen Zustände,  Hexen  wesen  und  Hexen  Verfolgung.  Namentlich 
zu  diesem  letzten  Punkte  ist  eine  imposante  Fülle  scheusslichsten 
Stoffes  zusammengetragen. 

5.  Täufer. 

Loserth,  Der  Communismus  der  mährischen  Wieder- 
täufer im  XVI.  und  XVH.  Jahrhundert.  Aus:  , Archiv  fiir 
österr.  Gesch.  %  188  S.  Wien,  Tempsky,  Mk.  3-60. 

Loserth  hat  seine  Bearbeitung  der  Beck 'sehen  Hinterlassen- 
Schaft  (vgl.  , Jahrbuch*  13,  275,  353)  zum  Abschluss  gebracht.  Er 
vereinigt  in  dem  letzten  Bande  die  bisher  nicht  zur  Geltung  ge- 
kommenen Sammlungen,  die  meist  die  Beziehungen  der  Mährischen 


260 


zu  den  Täufern  in  anderen  Ländern,  dann  ihre  Stellung  in  Mähren 
selbst  betreffen.  Besonders  reichhaltig  sind  sie  für  das  innere  Leben 
der  Mährischen  Täufer,   ihr  Lehrsystem   und  ihre   communistischcn 
Lebensformen.     Nach   dieser  Seite  bin   stand   eine  ausserordentlich 
reichhaltige  Menge   von   Actenstücken,   Sendbriefen,   Lehrgebäuden. 
Handwerksordnungen  u.  dgl.  zu  Gebote,    auf  deren  Grundlag^e  eine 
gerechtere  Würdigung  der  Mährischen  Täufer  möglich  war,  als  man 
sie  noch  in  vielen  neueren  Büchern  findet.  Der  erste  Theil  schildert 
die   Huter'sche  Gemeinschaft   in   Mähren   von   ihrem  Entstehen   bis 
zu  ihrer  Vertreibung,  nachdem  sie  sich  unter  wechselvoUsten  Schick- 
salen   über   ein  Jahrhundert  behauptet   hatte.    (1.   Die   Parteiungen 
unter  den  Taufgesinnten   in  Mähren   von  Hubmaier's   bis   zu   Jakob 
Huter 's  Tode.    2.  Fortschritte   des   Anabaptismus  in   Mähren    nach 
dem  Tode  Jakob  Huter's.  Der  Kampf  gegen  die  , Gemeinschaft*  und 
die  zweite  grosse  Verfolgung  in  Mähren.   3.  Die  Wirksamkeit  Peter 
Riedemann 's  und  Lienhard  Lanzenstiers,  Peter  Walpot's  und  Hansel 
Kral's.    Die  glückliche  Zeit   der  Gemeinschaft    und  die  zweite  Ein- 
wanderung aus  der  Schweiz.  4.  Das  Ende  der  glücklichen  Zeit  der 
Täufer  in  Mähren,  die  Anfänge  der  katholischen  Reaction  in  Xicols- 
burg    und    die   Streitschriften   katholischer  Schriftsteller    wider    die 
Huter'sche   Gemeinschaft   [1583—1609].     5.    Die    Vertreibung    der 
Wiedertäufer  aus  Mähren.)  Der  zweite  Theil  ist  dem  Leben  und  der 
Lehre   der   Wiedertäufer  in  Mähren  gewidmet.     (Stimmen   der  Zeit- 
genossen über  Leben  und  Wandel  der  Wiedertäufer.  WeiterbÜdung 
ihrer  Lehre.  Der  Communismus.)  Das  Leben  und  die  ganze  Haltung 
der  Täufer  war   es,   die   ihnen  die  Sympathien  der  grossen  Massen 
gewann ;  ihr  feines  Benehmen  in  Mähren  bezeugen  auch  katholische 
Stimmen.  Der  Adel  des  Landes  sah  durch  die  täuferischen  Verwalter 
Haus  und  Hof,  Aecker  und  Wiesen,  die  ganze  Wirthschaft  am  besten 
versorgt  und  konnte  vor  Uebervortheilungen  unbedingt  sicher  sein. 
In   seinem   eigenen   Interesse  trat  er  nachdrücklich   gegen  die  Ver- 
treibung derselben  ein.     Im  ganzen  Lande  war  die  Pferdezucht  der 
Täufer  berühmt,  ihre  Aerzte  gesucht.  Ihr  Schulwesen  haben  sie  auf 
eine  verhältnissmässig  hohe  Stufe  gebracht ;  eifrige  Bibelfreunde,  be- 
nützten   sie   meist    das    kleine    Zwingli'sche,    in    Zürich    gedruckte 
Testament.  Manche  der  Täuferschriften,  z.  B.  des  Gabriel  Ascherham, 
dne  der  originellsten  Gestalten  unter  den  Separatisten  Mälirens.  ge- 
hören  zu   den   schönsten   deutschen   Prosaschriften   des   XVI.  Jahr- 


261 

Hunderts.  In  Bezug  auf  das  körperliche  Wohl  der  Jugend  findet  man 
bei  den  Täufern  Vorschriften,  die  der  heutigen  Schule  Ehre  machen 
würden.  Die  Beilagen  bringen  fünf  Stücke,  von  denen  das  erste  ein 
Beispiel  der  Sendbriefe  der  Täuferapostel  an  die  , Gemeinde*  gibt 
von  Claus  Felbinger,  1560);  die  übrigen  beweisen,  dass  die  (Züricher) 
Quelle,  aus  der  zuerst  die  täuferischen  Elemente  nach  Mähren  ein- 
strömten, bis  in  die  letzten  Zeiten  des  Bestandes  der  Mährischen 
Gemeinde  nicht  versiegte. 

Loserth,  Wiedertäufer  in  Steiermark.  , Mittheil,  des 
histor.  Ver.  f.  Steiermark*,  42,  118  —  157. 

II.  FQr  die  einzelnen  LHnder. 
Niederösterreich. 

M.  Mayr,  Der  Generallandtag  der  österreichischen 
Erbländer  zu  Augsburg,  December  1525  bis  März  1526. 
iZtschr.  d.  Ferdinandeums*,  3.  F.,  38,  1 — 154. 

Zu  den  gemeinsamen  Beschwerden  der  Erbländer,  die  in  Augs- 
burg 1525  laut  wurden,  gehören  —  wie  Mayr  belegt  —  auch  die 
in  Bezug  auf  Religion  und  Geistlichkeit,  das  Verlangen  der  Predigt 
des  reinen  Wortes  ohne  Zusatz,  Abschaffung  der  Missbräuche  bei 
^em  Clerus,  der  vielen  überflüssigen  Feiertage  u.  s.  w.  In  dem 
Schreiben,  das  der  Kaiser  nach  Schluss  dieses  Landtages  auf  Ferdi- 
nands Ansuchen  an  die  Tiroler  Landschaft  sandte,  beklagt  er  unter 
Anderem  die  starke  Ausbreitung  der  verdammten  Secte  des  Luther- 
thums  in  einigen  Erbländern  und  die  Missachtung  aller  dagegen 
gerichteten  kaiserlichen  und  landesfurstlichen  Mandate.  Mit  grossem 
Befremden  habe  er  vernommen,  dass  sich  die  Ausschüsse  von  Tirol 
und  anderen  Ländern  unterstanden  haben  sollen,  unter  dem  schein- 
baren Verlangen  nach  dem  Evangelium  durch  mehrfaches  Anlangen 
bei  Ferdinand  die  Erlaubniss  zur  Predigt  der  verführerischen  Lehren 
in  den  Erbländem  zu  erwirken,  und  dass  sie  ihm  in  Form  von 
Bitten  vorschreiben  wollen,  wie  mit  den  Predigern  verfahren  werden 
*oIle.  Er  habe  erwartet,  dass  seine  und  seines  Bruders  Befehle  bei 
ihnen  mehr  Ansehen  gehabt  hätten,  welch'  letzteren  zu  gehorchen 
er  ernstlich  mahnt,  da  er  seines  Bruders  Angelegenheiten  als  seine 
eigenen  betrachte. 

A.  Nicoladoni,  Casp.  Tauber.  , Allgemeine  deutsche 
Biographie*,  37,  423—429. 

Jahrbuch  d««  ProtesUntunous  1895,  H.  III  ii.  IV.  lg 


262 

(Hopf)  J.  Maurer,  Anton  Wolfradt,  Fürstbischof 
von  Wien  und  Abt  des  Benedictinerstiftes  Krems- 
münster,  Geh.  Rath  und  Minister  Kaiser  Ferdinands  IL 

III.  Abth.  Wien,  Holder,  80,  Mk.  1-20. 

In  diesem  neuen  Hefte  schildert  Maurer  Wolfradt  in  seiner 
bischöflichen  Wirksamkeit  bis  an  seinen  Tod,  ,ohne  Zweifel  ein 
bedeutender  Staatsmann  und  Kirchenfürst,  der  viel  geleistet  hat 
und  noch  mehr  hätte  leisten  können,  wenn  nicht  der  Tod  seiner 
Thätigkeit  zu  früh  ein  Ende  gesetzt  hätte*.  Uns  interessirt  besonders 
die  Schilderung  der  Gegenreformation  Wiens  (S.  33 — 37). 

A.Rauch,  Componist  und  Organist  der  drei  evange- 
lischen Landstände  des  Erzherzogthums  Oesterreich 
unter  der  Enns,  zu  Hernais  bei  Wien,  seit  1630  in  Oeden- 
burg.  Kümmerle,  Encyklopädie  d.  ev.  Kirchenmusik,  3,  6. 

K.  Saueracker.  Der  Protestantismus  im  Gerichts- 
bezirke Mödling.    ,Ev.  Kirch.-Ztg.  f.  Oest.*,  Nr.   16  f. 

Roethe,  H.  Christ.  Freiherr  v.  Teuffei.  , Allgemeine 
deutsche  Biographie*,  37,  789. 

V.  Zimmermann,  Aus  der  Wiener  Diaspora.  In:  Blanck- 
meister,  Gustav- Adolf-Stunden.  Leipzig,  Richter,  VIII,  357,  S.  300 
bis  309. 

K.  Käppel  und  V.  Pilecka,  Die  evangelische  Schule 
in  Wien  vom  Jahre  1794 — 1894.  Wien,  Verlag  der  evange- 
lischen Gemeinde  A.  B.  in  Wien.  80,  4*. 

I.  Die  evangelische  Schule  vom  Jahre  1794  bis  1850.  II.  Die 
evangelische  Schule  vom  Jahre  1850  bis  1870.  lü.  Die  Bürgerschule. 

IV,  Die  Uebernahme  der  Schule  in  die  Verwaltung  und  Leitung  der 
Gemeinde  A.  B.  Anhang:  Namen  und  Amtsdauer  der  Vorsitzenden 
des  Schulvorstandes  seit  dem  20.  Mai  1862;  der  Katecheten  und 
Religionslehrer;  der  Lehrer  an  den  evangelischen  Schulen.  Vorläufige 
Verabredungen  über  die  von  beiden  protestantischen  Gemeinden  zu 
errichtende  Schulanstalt.  Nachricht  von  der  gemeinschaftlichen  Schul- 
anstalt beider  protestantischen  Gemeinden.  Tabellarische  Uebersicht 
über  die  evangelischen  Schuianstalten. 

Oberösterreich. 

Zöhrer,  Oberösterreichs  Chronik.  224  und  192  S.  Linz, 
Zöhrci.  Mk.  2  u.  1*70. 


263 

Mit  feurigen  Zungen  preist  Zöhrer  sein  Oberös^terreich  und 
will  jedem  Bewohner  desselben  die  gleiche  Liebe  einflössen.  Schade, 
dass  er  in  seinem  engen  katholischen  Gesichtskreise  so  wenig  offene 
Augen  hat  für  die  grossen  geschichtlichen  Bewegungen  und  sich 
so  wenig  bemüht  hat,  die  Reformation  zu  verstehen  (vgl.  II,  40). 
Da  zu  Beginn  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  kaum 
ein  Zwanzigstel  der  Bevölkerung  noch  katholisch  war,  hätte  der 
Protestantismus  wohl  ein  eigenes  Capitel  verdient.  Aber  diese 
Ausstellungen  werden  dem  Verfasser  sehr  leicht  wiegen  gegenüber 
den  clericalen  Belobigungsschreiben,  die  er  dem  2.  Bande  voran- 
zudrucken für  gut  fand. 

A.  Czerny  (regul.  Chorherr  von  St.  Florian),  Die  Anfänge 
der  Reformation  der  Stadt  Steyr  1520 — 1527.  , Museum 
Francisco-Carolinum*,  S.   1 — 46. 

Zu  dem  bei  Zöhrer  vermissten  Capitel  liefert  der  Chorherr 
Czerny  einen  archivalischen  Beitrag :  Nicht  durch  eine  hervor- 
ragende Persönlichkeit,  sondern  durch  die  verderbliche  Thätigkeit 
des  Buchhandels  wurde  das  Gift  von  Luther's  Reformbewegung 
schnell  und  weit  in  Oberösterreich  verbreitet.  In  Steyr  steht  Bruder 
Calixt  im  Vordergrund;  Czerny  identificirt  ihn  mit  dem  Prediger 
in  Joachimsthal,  Amtsbruder  von  Mathesius  und  Steude.  Czerny 
bleibt  übrigens  die  Erklärung  nicht  schuldig,  wie  es  kam,  dass  die 
Drachenzähne  der  Religionsspaltung  in  ganz  Oberösterreich  gesät 
wurden;  sie  liegt  namentlich  in  der  , Verkommenheit*  desCIerus;  ,in 
Linz  herrschte,  wie  in  so  vielen  der  grössten  und  reichsten  Pfarren 
Oberösterreichs,  der  von  den  Ständen  oft  beklagte  Missstand,  dass  diese 
Pfarren  unter  einem  Oberpfarrer  standen,  die  die  besten  Einkünfte 
für  sich  einsackten,  diese  sehr  häufig  an  fremden  Orten  verzehrten 
ond  sich  um  die  Seelsorge  nicht  bekümmerten*.  ^Vicar  wurde  oft 
der,  der  es  am  wohlfeilsten  that.*  ,Auch  in  Oberösterreich  wird  über 
das  Treiben  der  Courtisanen  geklagt,  die  sich  in  Rom  Pfründen  durch 
Hcstcchungen  erschlichen.* 

Krones,  Georg  Erasmus  Freiherr  v.  Tschernembl. 
,Al!g.  deutsch.  Biogr.*,  38,  711—714. 

Den  Georg  Erasmus  Freiherr  v.  Tschernembl,  den  der  eben  ge- 
nannte Zöhrer  als  ,  ehrlicher  Geschichtsschreiber  und  gewissenhafter 
Chronist*  als  Vcrräthcr  und  Rebellen  brandmarkt,  kennzeichnet  der  be- 
^nnte  Historiker  und  Universitätsprofessor  Krones  in  Graz  als  den 

18* 


l(c|iIitniMrciLhcn  und  gewandten  calvinischcn  Vordermann  der  ober- 
'mtcrrcicliiNclicn  akatholiRchen  Stande,  den  feudalen  Autonomistcn. 
tlrK'ioii  hcwr^;licher  HIrck  nicht  blos  eine  politisch-confessionelle  Inter- 
i'isrnvctliindiinj;  mit  de»  Staats-  und  Glaubensgenossen  der  anderen 
lialiNliiiri^iscIicn  Lande,  sondern  auch  mit  den  ReUgionsverwandtcn  ii 
1  )eiit^clilnml  anstrebte.  Bei  der  ständischen  Audienz  in  Wien  (3,  III.  1 6101 
verfocht  er  das  Recht  des  vierten  Standes  auf  Glaubensfreiheit  und  den 
Aiiüimich  der  Protestanten  auf  die  Bekleidung  von  Landesämtem ;  1 6 1 8 
Vcrlas'^ie  er  ilas  Gutachten  der  oberösterreichischen  Stände  über  den 
tt>thnii«chcn  Krieg.  Nach  der  Schlacht  am  weissen  Berge  floh  er  in 
(lie(>bcrpfAb.  dann  nach  Wiirttembei^,  Heidelberg,  Genf,  wo  er  starb. 

ti.  K};:elhaaf,  Der  Aufstand  der  evangelischen 
Mauern  vHierosterreichs  im  Jahre  1636.  »Christliche  Welt*, 
IS.  4Ki  x>;I.   ^UhrbuchV  XIII  ,1 JW  .  9S. 

\..  v.  Xinwy^Mng.  WaKl-Gaisborn  und  Gosau.  »Bote 
Jp*  l^H^t -A-i.-Vcr.  *.  ITiiiririiTMi'.  4T,  J..  11.  146 — 150. 

Oi»n«iicn,  »Ar.g.  Kvan_-;,-l;:ih,  Kirchenicitg.*,  32.  749 — 751. 

i"  l'^^■'^  iho!";",  l^fi*r»i:e  Si^m  Oce^lenstndinm  Sal7- 
>irii:.v.-)i^;   1  «T!v^f-'t;.:Ti.-:c    Äs.rbsTi:,  Ma>T.  Xr«.  1^0.  4.  Heft. 

^"'■v^fc;:J>);j;c!  Tfr.   ;:rjir.teii    :ti   K'miÜd.    .Bote   de* 

1-  K.-..>.^  ,  !  ;  t.  T, t  :  i:  T.  H  i:  T.  t.  rcl  F  :n;;ructe  im  tath. 
N,s      ^'  :  v.■^    :*.r..-.p    Ir.    ?;.J»ivS.-r(v>csr,  ijujC -A-, -Stränden,  a.  a  L'. 

Kv  vfi  > >  ■  .  t  r,  r  r  ;;  (.,*;  Trrherrr.jr  tob  Steier- 
t»  s    V    /•    ,^       V    r-f  Is.lr     s.  tc  te:'--'T  ira: -.rn  ;IIiX\^.  Jahr- 

h--    ..■.i    .V     Kc..>    'v:  -v-^«    .-*i-,    m,-h;   Ak  .-.TanzEn   des  Re^^;5   . 
i.V-'i.-U  •"••I    "v***"-  .'    il*-     '■*^v..!i'Ti:   iir:  airer  Jcsiiprm  vomahn  ' 
■^      V         '^s-    "vV'iH"',".    -^n,     rtirt    e--j.pnrr    Henke    E^ewscr.' 
.•V   -■■:         .;,.   ...,^-.vM    .^...^   ^c.J•^:v^-    ■"-.•?■■    fciKi:    desVon;»  ±' 
■•  1.  >i.^-r^-  •    .v    ;;        X.-r,;  rtiwr  IrnnKn  Fllutes  h^t 


265 

, Wie  die  Stadt  Leoben  lutherisch  und  wieder  katho- 
lisch wurde.*  (, Gaben  des  Seckauer  kathol.  Pressvereines* 
T.  J.  1892.  S.  160.) 

Jesuitengeständnisse.  »AUg.  Evang.-luth,  Kirchenzeitg.*, 
18.  413—415.   19,  441—443.    (Zur  Gegenreformation  in  Salzburg.) 

K.  Grossmann,  Blicke  in  das  kirchliche  Leben  von 
Steiermark,  Kärnten  und  Krain.  In:  Blanckmeister,  Gast -Ad.- 
Stunden,  a.  a.  O.,  S.  309 — 333. 

J*  V.  Zahn,  Gedrucktes  und  Ungedrucktes  zursteier- 
märkischen  Geschichte  und  Culturgeschichte.  VII,  277. 
Graz,  Moser.  Mk.  360. 

V.  Zahn  hat  seine  seit  Jahren  an  verschiedenen  Orten 
abgedruckten  Abhandlungen  zur  Steiermärkischen  Geschichte  über- 
arbeitet und  in  Buchform  gesammelt.  , Manche  davon  können 
beanspruchen,  dass  sie  veraltete  und  irrige  Anschauungen  bessern 
oder  tilgen ;  andere  besprechen  Sectcn  und  Zustände,  die  Jahrhunderte 
markiren,  und  auf  die  noch  kein  Geschichtsbuch  zu  reden  gekommen; 
wieder  andere  heben  Persönlichkeiten  hervor,  die  der  Heimat  zur 
Zierde  gereichen.*  Uns  beschäftigen  die  Mittheilungen  ,aus  Wolfs 
Andreas  von  Steinach  Familienchronik* ;  denn  seine  ganze  Familie 
hielt  zum  Protestantismus;  sein  Sohn  Wolf  Sigmund  muss  1629 
vom  ^ Auswanderungspatente*  betroffen  worden  sein;  seine  Tochter 
Virginia  war  sicher  Exulantin  (vgl.  ^Jahrbuch*,  X,  95). 

Vertheidigung  des  Pfarrers  Mich.  Biberauer  in 
Graz  gegen  die  Anklage,  dass  er  durch  den  Besuch  s. 
Kirche  .  .  .  Katholiken  zum  Uebertritt  bewogen.  Proto- 
koll und  Vertheidigung  vom  17.  und  19.  November  1827. 
,Oest.  Protestant*,  17.  Jahrg.,  Nr.  10. 

Kärnten. 

A.  Lörcher,  Die  Familie  Lavenstein.  Ein  Bild  aus 
der  Zeit  der  Gegenreformation.  Calw  und  Stuttgart.  283.  Mk.  1. 

M.Joh.  Maximilian  Lavenstein,  Diakon  zu  Leonberg  in  Württem- 
berg, begann  am  15.  December  1716  sein  Haus-  und  Familienbuch 
zu  schreiben.  Es  ist  ^is  heute  erhalten  und  von  den  Nachkommen  dem 
Verfasser  zur  Verfügung  gestellt,  der  es  am  Schlüsse  seiner  darauf 
basirten  Darstellung  zum  Abdrucke  gebracht  hat. 


:^ 


266 


Erain. 

Elze,  Primus  Trüber,  ^AUgem.  deutsch.  Biograph.*,  38. 
(5G9--674. 

Ahn,  Bibliographische  Seltenheiten  der  Truber- 
Litcratur.  48  S.  Graz.  Leipzig,  Harassowitz.  Mk.  1'50. 

Als  die  protestantischen  Bücher  in  der  Gegenreformation  wagcn- 
weisc  verbrannt  wurden,  eine  geistreiche  Bekehrungsmassregel,  die  die 
frommen  Väter  der  Gesellschaft  Jesu  auch  in  Krain  bis  zum  Ende  des 
XVII.  Jahrhunderts  anwendeten,  entging  nur  eine  geordnete  Samm- 
lung von  lutherischen  Druckschriften  in  Krain  dem  heiligen  Feuereifer, 
die  ansehnliche  Bibliothek  der  krainischen  Landschaft  in  Laibach, 
deren  eigentlicher  Begründer  Primus  Trüber  selbst  gewesen  war.  Aber 
auch  dieser  letzte  Rest  ist  —  eine  sichtliche  göttliche  Fügung  — 
durch  die  Feuersbrunst  dahingerafft,  die  1774  das  Jesuitencollegium 
in  Laibach  einäscherte.  So  haben  sich  nur  zufallig  einige  wenige 
Werke  der  jungen  Nationalliteratur  der  Slovenen  erhalten.  Ein  solches 
bibliographisches  Unicum  ist  die  Spangenbergische  Postille,  übersetzt 
von  Krell  und  Jurischitsch,  aus  der  Laibacher  Druckerei  des  Johann 
Mannet  1578.  Bei  Gelegenheit  der  Beschreibung  derselben  erwähnt 
Ahn  auch  die  Werke  dieser  Periode,  die  die  Universitätsbibliothek 
in  Graz  besitzt,  da  es  Rarissima  sind.  So  Truber's  Neues  Testament. 
1.  Th.  von  l5o7:  das  croatische  Neue  Testament,  L  Th.  von  1562; 
der  Katechismus  Trüber 's  von  1575  (vgl.  , Jahrbuch*  1893.   14,  931. 

Th,  Elze,  Thomas  Chrön.  »Allg.  deutsch.  Biograph/,  38, 

i\ —  <v>. 

I\l7e  schildert  den  Fürstbischof  von  Laibach,  Sohn  eines 
tMotest antischen  Rathsherm,  Stadtriditers  und  Bürgermeisters  von 
Laibach,  als  Bckämpfer  der  Protestanten  in  Krain,  Zerstörer  der 
dorti<:rcn  cvang^clischcn  Kirche  und  Vemichter  der  dovenischen  Literatur 
seines  Jahrhunderts.  Das  Erg^ebniss  seines  Wirkens  war  die  Zer- 
st»Viin^  dor  Freiheiten  und  der  Verfassung  seines  Vaterlandes,  die 
abf^Mnte  Macht  des  l^ndesfiirsten,  die  Herrsdxaft  der  Jesuiten  und 
eine  hnnvicrtjiihrijire  geistige  Nacht  seines  Volkes, 

Tirol, 

1.  Hirn,  Pi<*  Tiroler  Landtage  znrZeit  der  grossen 
l^au  ernhewe^:  unij.  Ait<;  Jahrbuch  der  Leo-Gcssellschaft*.  Wien. 
St.  N\>rK-rt,iv.  i?S     IS^\^    Mk.  —-45. 


_267_ 

Hirn   gibt  einen  Beitrag  zu  einer  noch  nicht  vorhandenen  ge- 
nügenden Darstellung  der  Periode  des  Bauernkrieges  in  Tirol.  Auf  dem 
Tiroler  Landtage  von  1525  kam  ausser  den  Unruhen,  die  durch  das  neue, 
in  Unfähigkeit  und  Unkenntniss,  ausbeuterischem  Eigennutz  und  Gewalt- 
thätigkeit  hervorstechende  Regiment  zum  Ausbruch  gekommen  waren, 
die  Religionsfrage  zum  ersten  Male  auf  offenem  Landtage  zur  Sprache. 
Vor  Aller  Augen  lag  bereits  die  zunehmende  Ausbreitung  des  Luther- 
thums  und  auch  des  Täuferthums.  Die  Stände  halten  nun  hier  noch 
einmüthig   am  alten  Glaubensbekenntnisse  fest.     Sie  nehmen  keinen 
Anstand,  jeden  Abfallsversuch  streng  bestrafen  zu  lassen.    Daneben 
wird   die  Reform   des   geistlichen  Standes   für   nothwendig    erklärt. 
Als  nach  dieser  wichtigen  Tagung  der  Aufstand  in  hellen  Flammen 
ausbrach,    als  dessen  Grund   ausdrücklich  u.  A.    das  Verlangen  der 
Unterthanen    nach  der  Predigt  des   lauteren  Evangeliums  und  Hass 
gegen  den  Clerus  wegen  seiner  Selbstsucht  angegeben  war,  ergeben 
sich  die  106  Meraner  Artikel  des  Bauerncongresses  als  ein  Entwurf 
zu  einer  neuen  kirchlichen  wie  politischen  Verfassung  des  Landes.  In 
diesen  Meraner  Artikeln  fluthet  die  kirchliche  Bewegung  am  höchsten. 
Es  war   hauptsächlich   die  Festigkeit  des  Landesfürsten,    Erzherzog 
Ferdinand,    durch   die   diesen  Wogen  ein  Damm   entgegengeworfen 
wurde,  vor  Allem  in  Bezug  auf  die  kirchlichen  Institutionen  und  thun- 
lichste  Beschränkung  der  lutherischen  Bewegung.  Die  neue  Landes- 
ordnung von    1532    ist    denn    auch   besonders   in    dieser   Beziehung 
rückschrittlich;    freilich  blieb   die  Unterordnung  des  Clerus  in  welt- 
lichen Dingen  unter  die  weltliche  Behörde,    auch  die  Beschränkung 
der  Ansammlung  weltlichen  Gutes   in    kirchlicher  Hand.    Aber   im 
Allgemeinen  sind  in  Tirol,   im  Unterschied  zu  den  meisten  anderen 
Territorien,   bleibende   Erleichterungen    für   den  Bauernstand   durch 
seinen  Aufstand  errungen  worden. 

W.  Boeheim,  Philippine  Welser.  Innsbruck.  Museum 
Ferdinandeum.  67.  4*.  Mit  Illustr.  fl.  3'10. 

Da  man  verschiedentlich  von  evangelischen  Neigungen  der 
Philippine  Welser  lesen  kann,  sei  auf  Boeheim  verwiesen,  der  in  seinem 
parteilosen,  quellenmässigen  Buche  davon  nichts  weiss,  auch  sonst  den 
Legenden  über  die  von  der  Romantik  umsponnene  Erzherzogin  mehrfach 
zu  Leibe  rückt.  Um  so  schöner  ist  vielleicht  der  mit  Erfolg  gekrönte, 
unermüdliche  Eifer  der  Fürstin,  ,den  unglücklichen  Bischof  der  böhmi- 
schen Brüder,  Jan  Augusta,  und  den  Bruder  Jacob  Bilek,  deren  Kerker- 


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269 


XV.  Jahrhundert,  der  sechste  das  XVI.  Jahrhundert;  in  diesem 
letzten  fühlt  Wolkan  selbst  die  Stärke  seines  Werkes  liegen:  ,Die 
deutsche  Literatur  Böhmens  war  uns  Deutschen  in  Böhmen  fremd 
geworden,  ...  da  wollte  ich  nicht  zögern,  die  Darstellung  breiter 
anzulegen  und  öfter  die  Schriftsteller  selbst  zu  Worte  kommen  zu 
lassen.  In  Böhmen  ist  damals  jede  literarische  Erscheinung  unmittel- 
bar oder  mittelbar  durch  die  Reformation  beeinflusst.  In  den  Vorder- 
grund müssen  wir  die  Lyrik  stellen.  Am  reichsten  und  schönsten 
entwickelte  sich  das  Kirchenlied  bei  den  böhmischen  Brüdern.  Ihres 
Weisse  Lieder  sind  wie  wenig  andere  Gemeingut  der  protestantischen 
Kirche  geworden.  Zwischen  den  beiden  Richtungen  der  dichtenden 
Nachfolger  Luther's,  von  denen  die  Einen  das  didactische  Element 
einseitig  hervorhoben,  die  Anderen  durch  möglichste  Herablassung 
die  Jugend  zu  gewinnen  suchten,  steht  vermittelnd  Nie.  Herman, 
der  viele  geringerwerthige  Nachfolger  fand.  Die  bedeutendste  Er- 
scheinung der  Literatur  Böhmens  im  XVI.  Jahrhundert  ist  Mathesius 
dem  eine  treffliche  Würdigung  zutheil  wird).  Sein  Beispiel  ist  nicht 
ohne  grossen  Einfluss  auf  die  Prosa  seiner  Zeit  geblieben.  Auf  dem 
Gebiete  der  Gebetliteratur  ragt  Joh.  Habermann  hervor.  Bei  der 
fast  unübersehbaren  Fülle  theologischer  Schriften,  die  im  XVI.  Jahr- 
hundert in  Böhmen  entstanden,  blieb  der  weltlichen  Prosa  wenig 
Raum  zur  Entfaltung!*  Nur  als  Beweis  aufmerksamer  Leetüre  sei 
erwähnt,  dass  es  ein  Irrthum  ist,  Luther  sei  selbst  in  Joachimsthal 
gewesen  (S.  426) ;  von  den  S.  434  dem  Mathesius  zugeschriebenen 
Fabeln  ist  die  vom  Sperling  ihm  jedenfalls  zuzuweisen;  die  übrigen 
sind  Bearbeitungen  äsopischer. 

John,  s.  oben  S.  252. 

R.  Wolkan,  Die  Anfänge  der  Reformation  in 
Joachimsthal.  ,Mitth.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen*, 
32.  Jahrg.,  Nr.  3,  S.  273—299. 

Hier  schildert  Wolkan  die  Wirksamkeit  von  Egranus  und  Carl- 
stadt. Vgl.  die  Ergänzung  dazu  von  Kawerau  in  ,Theol.  Literatur- 
Zeitg.*  1895,  12,  315  f. 

(Amelung),  J.  Mathesius:  (Meusel's)  Kirchl.  Handlexikon, 
4.  498. 

Amelung,  J.  Mathesius,  ein  lutherischer  Pfarrherr 
des  XVI.  Jahrhunderts.  VIII,  284  S.  Gütersloh,  Bertelsmann. 
Mk.  3  60. 


270 

Amelung;  wollte  keine  im  engeren  Sinne  des  Wortes  wissenschaft- 
liche Biographie  liefern,  ja  er  hat  möglichst  von  der  Beifügung  wissen- 
schaftlichen Beweismateriaies  abgesehen;  er  richtet  sich  vor  Allem 
an  den  weiten  Kreis  derer,  die  fiir  die  Kirche  und  deren  Geschichte 
ein  warmes  Interesse  haben;  als  demüthiger,  lernbegieriger  Schüler 
hat  er  sich  zu  den  Füssen  der  Glaubenszeugen  aus  der  Jugendzeit 
unserer  Kirche  gesetzt  und  seine  Blätter  ausgehen  lassen,  um  den 
Kindern  eines  schwachgläubigen  und  zerfahrenen  Zeitalters  aus 
gesundem  Quellwasser  Stählung  zu  gewähren.  Wie  man  schon  danach 
vermuthet,  steht  Amelung  wesentlich  auf  dem  Standpunkte  des 
XVL  Jahrhunderts  und  des  Mathesius,  was  sich  namentlich  in  der 
Bcurthcilung  der  Reformirten  und  Täufer  in  peinlicher  Weise  geltend 
macht«  Amelung  durfte  die  seit  Jahrzehnten  gepflegten  eingehendsten 
Mathcsius-Studien  seines  Schwiegervaters,  des  treuen  Freundes  Vil- 
mÄr's,  Christ,  Malier,  benutzen,  l>estehend  in  einer  grossen  Mathesius- 
Bit^lios^raphie  und  einer  Menge  Exccrptc  und  Notizen.  So  bezeichnet 
Awclvm^'i^  Mathe^ius  einen  grossen  Fwtschritt  gegenüber  Ledder- 
h\v<e,  der  eigentlich  nur  die  alte  Schrift  des  Balthasar  Mathesius  aus- 
i;reschr\>tct  hatte. 

\Va5  Kin Feinheiten  betrink  so  hiess  Matbesus'  Mutter  nicht 
KAlhArinJt.  ^^^nJem  Christine  S,  1  ■;  statt  Gaus  Janus  ist  Ctsio  Janus 
7\\  icitcn  iS.  S-;  die  lijA^cn<3i::e<jchk:hte  fS,  4 — 9  in  Mittweida  ist  wie  bei 
den  mrt^itcn  WM^^^n^^cm  irrthumlich;  statt  Wach  lies  Vach  oder 
KäoNj^  'S.  :i'y :  i^ic  Vcrmu:hi:nc.  Freund  Burckhart,  der  Mathesius  an 
doA  i*iAt^n  SohiKk  cn-^pTAhl.  «fi  SpaUnn  gewesen  'S.  35^  ist  hinfällig. 
i^A  Nom  r«.nÄn><^  W^ioohoh  KcVannt  ist;  5:tait  l5oquin  /S,  73)  lies 
^^v\^n  n  .  ^i^'^j  A*^rt*<JSÄ:  X  utS  i<t  C.  Heidrich;  in  der  Bemerkung 
X  KS».  vU>c<  MÄthosiij^i  d}c  Kenurromg  des  öiientHdien  Brunnens 
>sNn  V'jntvT^ft  nioht  iroc^t^nT  <5ci.  «zhcim  eine  Verwechslung  mit 
1  nih^i  v*v; j}i?o^on,  X  ?tvS  tics  1ä?*S,  das  Datnm  S.  A3  ist  falsch: 
^ii  >\r<^'^n  mohi  wNrj  Xlfithrsui*  N^chkammcn.  a»  Aaoelcng  (S.  240) 
moiot  S.  V^4  8  N,>  1  HV"hrofT<rcir. ,  .ii^  Fabel  ,S.  ?>4»  Bt  nicht  von 
\l.mh<*^:«»v  ^vlaohi.  <^^^n^U•*••^.  n<4->nT>icth  'Mehrtach  jeh^  die  Kritik  an 
fMN«^hon  Anc«Ni'*n  *k^  XUthrsüis  v.t^  iihcr  Durers  Bfld  (S.  14  und 
N  1^  «i  «^on  ''t\;^  \»Ar.  1  n;V»o.  >  BciT*  a^»nt>;s  'S  lid.  Sehr  x'cnnisst 
>vtvN*o«  i\u  )<*k-^o  S^i  <'*ir»^:  Koihr  vnn  Combi naticmen :  in  Bezug 
%k}*  \iM,K^vMvv  »ti>,  W^.vrv*  >.  mi>5iK;4i-^^he  Stiuhrx  S.  It>^l9  .  über 
k\    \\'ss»oMx  .f.»    N.    .N.     nS<»-  \'r.rKo<x;«i    lurenm^siDT.    S.  76.    über 


271 

Dr.  Klein  als  Hochzeitsgast  (S.  90).  über  Steude's  musikalische 
Schwester  (S.  96)  etc.  Die  Unterlage  für  diese  Ausstellungen  findet 
man  in  des  Referenten  Werk  über  Mathesius  (Gotha,  Perthes),  das 
im  nächsten  Berichte  zur  Anzeige  zu  kommen  hat. 

Loesche,  Prosarium  Vallense.  ^Blätter  für  Hymnologie*, 
Nr.  1—12. 

Referent  macht  auf  eine  Handschrift  der  Rathhausbibliothek 
in  Joachimsthal  aufmerksam,  die  ein  Stück  der  dortigen  Agende 
aus  der  Reformationszeit  enthält,  in  der  sich  Nie.  Herman  als 
Schriftsteller  (Componist)  und  Schönschreiber  zugleich  hervorgethan 
hat.  Das  Eigenthümlichste  daran  ist  die  Wiederaufnahme  der  uralten 
Form  der  Prosen,  und  zwar  mit  dem  Inhalte  der  Evangelien- 
Perikopen. 

Nie.  Herman,  K  ümmerle's  Encyklopädie  der  evange- 
lischen Kirchenmusik.  3,  139. 

H.  Gradl,  Die  Reformation  im  Egerlande.  Nach  den 
Quellen  dargestellt.  Abdruck  aus  dem  ^Jahrbuch*.  Eger,  Götz,  V, 
266.  Mk.  5. 

W.  A.  Schmid,  Reformation  und  Gegenreformation 

in  Schlaggen wald.    ,Ev.  Kirchenztg.  f.  Oest.*,   10,    145 — 149. 

A.    Horci6ka,   Die  Lateinschule    in    Schlaggen  wald 

1554 — 1624.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Reformation  in  Prag. 

Prag,  32  S. 

Aus  dem  reichen  Stadtarchiv  von  Schlaggenwald,  das  leider, 
also  im  Unterschied  von  sehr  grossen  Archiven,  seine  Schätze  nicht 
zur  Benützung  versendet,  hat  Horöiöka  ein  Stück  bearbeitet,  hoffent- 
lich nur  als  Vorspeise.  Schlaggenwald  hat  zur  Zeit  seiner  Blüthe  ein 
rein  protestantisches  Gepräge  gehabt;  die  Lateinschule  daselbst  ist 
im  Zeichen  des  Protestantismus  in*s  Leben  gerufen  und  mit  der 
Wiedereinführung  des  Katholicismus  sang-  und  klanglos  eingegangen. 
Wahrscheinlich  ist  derStudienplan  der  Lateinschule  nach  demjoachims- 
thaler  angefertigt. 

A.  Bachmann,  Zach.  Theobald,  Geschichtsschreiber 
und  Theolog  aus  Schlaggen  wald.  »Allgem.  deutsch.  Biogr.*. 
37.  682. 

R.  H.  Vickers,  History  of  Bohemia.  Chicago. 
Vickers'   prächtig   ausgestattetes  Werk    verweilt   am   längsten 
hei  den  Husiten  und  , Brüdern*. 


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273 

J.  Reber,  Des  J.  A.  Comenius  Lebensregeln  (Regulae 
vitae)  mit  einem  einleitenden  Bericht  über  des  Comenius 
Aufenthalt  und  Thätigkeit  in  Elbing  vom  Jahre  1642 
bis  1648.  45.  Aschaffenburg,  Pr. 

K.  Reinhardt,  Die  Schulordnung  in  Comenius' 
Unterrichtslehre  und  die  Frankfurter  Lehrpläne(,Mitth. 
d.  Comenius-Gesellschaft*,  3,  16 — 44.) 

J.  Reber,  J.  Am.  Comenius  und  seine  Beziehungen 
zu  den  Sprachgesellschaften.  Denkschrift  zur  Feier 
des  vierteltausendjährigen  Bestandes,  des  Pegnes. 
Blumenordens  zu  Nürnberg.  61.  Leipzig,  Fock.  Mk.  1'50. 
lEbd.  1895.  S.  65.) 

Fr.  Sander,  Comenius,  Duraeus,  Figulus.  Nach 
Stammbüchern  der  Familie  Figulus  Jablonski.  (Ebd.  3, 
306-326.) 

Fr.  V.  Krones,  Karl  v.  Äierotin  und  sein  Tagebuch 
vom  Jahre  1591.  ^Ztschr.  f.  Culturgesch.*  (Steinhausen),  4.  F. 
II.  Bd.  1—31. 

[Er  ist  durch  seine  nahen  Beziehungen  zu  Comenius  bekannt. 
Ebd.  3.  337.] 

Auch  diesmal  sei  auf  den  reichen  Inhalt  der  ^Mittheilungen 
der  Comenius-Gesellschaft*  hingewiesen. 

F.  Svoboda.  Der  Prager  Landtag  vom  Jahre  1575. 
f,Ztschr.  f.  kath.  Theol.*,  17,  385—419.  18,  85—107.) 

A.  Gindely,  Geschichte  der  Gegenreformation  in 
Böhmen.  Nach  dem  Tode  des  Verf.  herausg.  von  Th.  Tupetz.  XI, 
532.  Leipzig,  Duncker  &  Humblot.  Mk.  12. 

Das  nachgelassene  Werk  Gindely's  erregt,  trotz  seiner  Breite 
und  mangelhaften  Durchführung,  die  angenehmste  Verwunderung,  denn 
er  hat  eine  halbe  Frontveränderung  vollzogen ;  der  Prager  Geschichts- 
professor und  Archivdirector  fuhrt  zum  Theil  eine  sehr  scharfe  Klinge 
gegen  die  Jesuiten  und  Behörden  der  Gegenreformation.  Allerdings 
ist  das  fiir  einen  ehrlichen  Mann,  der  an  der  Quelle  sitzt,  der  diese 
Acten  aus  dem  Statthalterei-  und  erzbischöflichen  Archiv  vor  sich 
hat,  nicht  anders  möglich.  Auch  die  heutige  Stellung  Böhmens  in 
der  Monarchie  empfangt  hier  ganz  eigenthümliche  Beleuchtung. 
Gindely  betont  die  Grausamkeit  des  Erzbischofs  (S.  195),  der  ehr- 
liche Frauen  zu  Concubinen  stempelt  und  in  die  Welt  hinausstösst; 


274 

iU\n%  1',  Lappiui^  prächtige  Phrasen  zu  drechseln  wusste,  aber  mit 
der  Noth  des  Volkes  kein  Erbarnnen  hatte  (S.  207);  dass  die 
bohniisclie  Literatur  durch  das  rohe  Gebahren  mit  der  Bibliothek 
der  llnitat  unersetzlichen  Schaden  erlitt  (S.  266).  Die  ^ maasslose 
Henschsucht*  der  Jesuiten  tritt  unverhüllt  hervor  (S.  178);  die 
Jesuiten  suchten  Zwang  und  Gewalt  jeder  Art  mit  den  Geboten  der 
Christ  Hohen  Religion  in  Einklang  zu  bringen.  Zurückgezogen  in  ihre 
Stube  und  von  den  Leiden  der  Welt  nicht  berührt,  kannten  sie  keine 
KucksiohtnÄhwe  ^S.  246  f.»  24^*» ;  sie  waren  ein  Gegenstand  tiefsten 
Uasj^Os^,  5^^  v>ft  sie  sich  aut  den  Strassen  Rozmitals  blicken  Hessen. 
tV^hen  die  Leute  \xy  ihnen  wie  \*or  der  Pest,  so  dass  der  Jesuiten- 
jvÄtvT  \uo  iU'Kchrvtnjj  auf  c:e  \Vinter?rcst  rcrschoben  wissen  wollte, 
>Ä<s,  vUun  vJ^e  lNenohT>cr  sick  ntcht  von  Haus  und  Hof  flüchten 
)s\'«ntr«  ,S  ;^M  l'^ie  r.k4i:<>Ä  JTvV.i:en  Getstiichen  waren  unter  dem 
\\x*l\\^\vs  jAhrrv-l^  ^v  i?>4  IX^e  ^FrisEScarten*  aber,  durch  Tod, 
A>v<x*A>SN'r,  *v  AVTaI  V.  *,s^  F  .  "/k^  crr- -^c  hed^;::tciiJ  ccj<Atct,  waren 
N\N  ^\,.:>i;5;  >>Ä^  s:!«e  oihcj^  ^oSi-::  v.x-  iiT  Gefahr  überall  dahin 
5^  Avv"^^  ^v"^  :^^-  v-NT  VL'^"5:-c  r^Äv^':::  r.-^jz:  Äirte  S.  -ÖT«.  EHe  Con- 
^vsAtsSis"^--  i  •;^•:v^^^,.r;5:vT.  V^j^ri^^rscir./^cirjnrr-^  '^berschrirtcn  alles 
Vjit,VK  SÄ?"  ^vr  w  •♦*  "vi'C^y^rrr  rr  5»  «r-Tsis:  ,5«!^  5:T:«s:esi  Jammer 
^»  V  ?  t .  'VO'-N  -s^N^  \  ^•'•  »  *  ftsc^V .  :r^'.rr»  iiÄÄT^ii^r  rtrc-racas  aber  erregten 
vv;  viuv  ;^^%\'<>-v  V,'Nv>v>*'  4.f','  x'jrsc'.ni.tr^rr  ,-trir  kiiscrlJcbeE  Rc^iroentc 
,i^fv>vr>S,Nr  X^v  it  ^^^tt  ,\i:^  ^•'i;.n?onj'  *rci£rw^  ötr  Ir-cjjs:i:n  stand 
'N  ^V**,  ,V"  •■»A'i.  v-v*  f  b-^r  ^Ni'nÄT^vrt.^:  Trjr-jcfurst  'w:ie  de  '•jisle*:. 
^v^Mr  v^  xvi>v  ,it 'M^   hn'vv^'V    **v»r  ^ lk^-.nr '  i-r  *  ^.i?sniir*cr  ccaa  Recht 


Uw 


275 


Seite  der  Regierung,  die  schonungslose  Ausbeutung  der  Bürger  und 
die  Entvölkerung  in  Folge  der  Verarmung  und  die  Gegenreformation 
i?t  die  reichste  Einnahmequelle  in  Böhmen  versiegt.  Ein  grosser 
Mangel  des,  wie  man  sieht,  hochwichtigen  Werkes  ist  das  Fehlen 
eines  Registers. 

K.  Schmertosch,  Ein  böhmischer  Exulant  in  Leipzig 
zur  Zeit  des  30jährigen  Krieges.  (Wissenscb.  Beilage  der 
,Leipz.  Ztg.*,  Nr.  102.) 

Cisaf,  Blutende  Kirchenkörper  (Kirchliches  Zeitbild 
aus  Oesterreich).   , Reform.  Kirchenzeitg.*,  13,  100 — 102. 

Haase,  Rybnik  in  Böhmen.  32.  Jahresber.d.Gust.-Ad.-Ver., 
S.  45—48. 

Dr.  Z.  Winter:  Ze  stary  Prahy,  Historick6  obräzky. 
Prag  1894,  J.  Otto.  227  S.  (,Aus  Alt-Prag.*)  In  14  culturhistori- 
<chen  Bildern  wird  das  Leben  aus  dem  XVI.  und  XVII.  Jahrhundert 
geschildert. 

Schmidt,  Die  Evangelischen  in  Gablonz  und  Um- 
c:ebung.  (In:  Blanckmeister,  Gust.-Ad.-Stunden,  S.  262 — 276.) 

F.  Tribauer.  Dichter  u.  Prediger  in  Iglau,  f  1501,  wohl  aus 
Iglau.  , Allgemeine  deutsche  Biographie*,  38,  595. 

Th.  Haase,  Nikoltschitz  in  Mähren.  (32.  Jahresbericht 
des  österr.  Gustaf-Adolf-Vereines,  S.  40 — 43.) 

Schlesien. 

G  Biermann,  Geschichte  des  Herzogthums  Tcschen. 
Zweite,  neubearbeitete  Auflage,  VII,  301.  Teschen,  Prochaska,  Mk.  6. 

Biermann's  unter  den  Geschichten  der  einzelnen  Kronländer 
hervorragende  ist  in  zweiter  Auflage  erschienen.  Er  behandelt 
natürlich  auch  unsere  Periode;  Herzog  Wenzel  (1540 — 1579)  wurde 
für  die  lutherische  Lehre  gewonnen;  sein  Sohn  Adam  Wenzel 
.1595—1617)  trat  zur  katholischen  Kirche  über. 

Galizien» 

H.  Jacobi,  Ein  Sonntag  in  Gillersdorf  und  Bara- 
nowka,  zwei  Filialgemeinden  in  Galizien.  (Bote  d.  Gust.- 
Ad.-Ver.  a.  Thüringen.  47.  J.  8,  102—110;  9,  128—133.) 

Manowski  und  Chmiel.  Album  stud.  univ.  Cracov. 


276 

Schrauf,  Regestrum  bursae  Hungarorum  Craco- 
viensis.  Das  Inwohnerverzeichniss  der  ungarischen  Studentencurse 
zu  Krakau  (1493—1558).  XXIII,  138  S.  Wien,  Holder,  M.  2-60. 

Istrien. 

Witz,  Zur  Geschichte  der  evangelischen  Kirche  in 
Tri  est.  (32,  Jahresbericht  des  österr.  Gust.- Adolf- Ver.,  S.  23—32.) 
Haase.  Pola  in  Istrien.  (Ebd.,  S.  43—45.) 


Ueber  die  heranzuziehenden  Kirchenzeitungen  Oesterreichs,  in 
denen  auch  die  Jahresberichte  der  einzelnen  Gemeinden,  sowie  die 
GustarAdolf-Vereins^Prcdigten  und  -Berichte  erwähnt  werden,  die 
meist  geschichtliche  Nachrichten  enthalten,  vgl.  , Jahrbuch*  1891. 
S,  155  f.  Doch  ist  dort  Folgendes  jetzt  zu  ändern: 

»Hlasy  ze  Siona*  wird   redigirt  von  Pfarrer  Sadek   in  Ranne. 

Warrer  S,  J.  Kaäjxar  ist  in  KönigL  Weinbergen  bei  Prag. 

Jednota*  ist  eingegangen. 

^Hus*  erscheint  in  12  Nummern,  fl.  1*50;  redigirt  von 
J.  Pchäek  in  Bily  Podol  bei  Caslau. 

^Cesky  bratr*  erscheint  in  24  Nummern,  fl.  2. 

Neu  htn£uzutu^en  sind: 

^Bratrskc  l-bty*,  herausgegeben  von  J,  Betka  in  Prag  (Organ 
der  Herrt\huter  Gemeindet 

^MUviv  khftstan*.  herausgegeben  von  A.  Adlof  in  Prag  (Organ 

der  bc>hmischea  Jun^angsvereine . 

Dr.  Loesche. 


XV. 
Mittheilung  des  Central -Vorstandes. 

Auf  Anr^^ng  desselben  hat  die  im  October  zu  Wien  ver- 
sammelte Generalsynode  beider  Bekenntnisse  folgende  Resolution 
nebst  Beschluss  gefasst: 

,Die  Generalsynode  anerkennt  die  Wichtigkeit  der  Gesellschaft 
fjr  die  Geschichte  des  Protestantismus  in  Oesterreich  auch  diesmal 
lind  befürwortet  bei  den  Pfarrämtern,  Presbyterien  und  Einzelnen  den 
Beitritt  zu  derselben.  Die  Generalsynode  legt  grosses  Gewicht  darauf, 
dass  der  Gesellschaft  Mittheilung  gemacht  werde  über  die  etwa  vor- 
handenen, auf  den  Protestantismus  sich  beziehenden,  Acten,  Urkunden, 
Zeichnungen,  Bücher,  Bilder,  Münzen,  Medaillen,  Siegel;  auf  Einsendung 
von  actenmässigen  Monographien  über  die  Geschichte  der  einzelnen 
Gemeinden,  Die  Synode  legt  grosses  Gewicht  darauf,  dass  der  histori- 
^hen  Gesellschaft  diejenigen  bezeichnet  werden,  die  geneigt  sind, 
:,egen  Honorirung  das  in  Landes-,  Bezirks-,  Gemeinde-,  Stadt-,  Schloss- 
i^nd  anderen  Archiven  befindliche  Material  im  Hinblicke  auf  die 
Geschichte  des  Protestantismus  zu  durchforschen,  bezw.  authentische 
Abschriften  anzufertigen.  Die  Synode  ersucht  den  Oberkirchenrath, 
^ie  Visitatoren  anzuweisen^  darauf  ihr  Augenmerk  zu  richten,  dass 
^ie  Pfarrarcbive  auch  rücksichtlich  der  älteren  Bestände  in  guter 
Ordnung  und  leicht  benutzbarem  Zustande  sich  befinden,  ferner  dahin 
zu  wirken,  dass  in  den  Jahresberichten  der  Pfarrämter  auch  über  den 
Zustand  des  betreffenden  Archivs,  bezw.  der  Kirchenbibliothek  Aus- 
tunft  ertheilt  wird.* 


J^hibuch  des  PffOtesUolismus  1895,  H.  UI  u.  IV.  19 


XVI. 


Albinus  P.  67. 

AI  brecht  vcn  Bayern  257. 

•—    von   Mecklenburg  55. 
Almazan  v.  256. 
Altonensis  C.  71. 
Andrea  124. 
Anna  von  Bayern  257. 
Aptanus  P.  74. 
Auer  V.  35. 

August  von  Sachsen-Gotha  84. 
Augusta  J.  267. 
Aursperg  Chr.  v.  149. 

~     H.  V.  151. 

—  Tr.  V.  150. 

—  W.  E.  V.  150. 
Austerlitzer  86. 
Bacmeister  70. 
Baltus  62. 

Barth  56,  66. 
Bassianus  34. 
Benesch  99,  103,  244. 
BeneSowsky  28. 
Berndt  31. 
Beyer  B.  34. 

—  H.  30. 
Biberauer  265. 
Biberstem  v.  31. 
Biehl  230. 
Bilek  J.  267. 
Blossius  70. 

Bochoritsch  123,  140,  148  f., 

173. 
Böhme  228. 
Boller  92. 


Personenregister  *) . 

Bräuer  104,  245. 
Bratfitz  82. 
Brenner  34,  216. 
Brenz  125,  156,  173. 
Briccius  20,  23. 
Rrucaeus  H.  68. 
Budina  119. 
Bugenhagen  30  f.,  32  fF. 

—  jun.  56,  65. 
Bungenstadt  74. 
Busch  30. 

Cahera  G.  17,  20,  24. 
Calixt  263. 
Calvin  157. 
Camerarius  H.  71. 

—  J.  12,  77. 
Camerhöfer  Bas.  31. 
Canisius  27. 
Carlstadt  269. 
Caselius  56,  63. 
Castell  v.  84. 
Castner  33. 
Cellarius  77. 
Chelßicky  268. 
Chemnitz  41,  55. 
Christian    von    Braunschweig 

224. 
Christian  IV.  von   Dänemark 

221. 
Christian  Wilhelm  August  von 

Sachsen  Gotha  83. 
Christmann  G.  72. 
Christoph    von    Württemberg 

118  f. 


Chrön  266. 

Chyträus  D.  65  f.,  62,  7(» 

—  N.  70. 
Cleminius  G.  71. 
Comenius  272. 
Consul  17,  119,  130,  137. 
Crell  Seb.  123,  168. 
Dalmata  A.  130,   137  f. 
Dalmatin  G,  123,    147.   149 
Dietrich  75. 

Drescher  32. 

Dresser  65. 

Dunckhorst  220  f. 

Duraeus  273. 

Dworsky  26. 

Bberhardt  32. 

Bck  6  f. 

Eckhard  218. 

Egranus  269.  i 

Ehrlich  245.  , 

Emscr  H.  7,  10. 

Enders  7. 

Erasmus  M.  75. 

Ergcnzinger  J.  94,   106.  lol 

110,  245. 
Ernst  I.  von  Sachsen  Gotha  S^ 

—  IT.  von  Sachsen  Gotli 
84. 

Esstich  69. 
Eyben  32. 
Fabor  69. 
Fabricins  34. 
Färber  107. 
Felbtnger  261. 


^)  In  das  Register  »ind  nicht  nufgeiK»mmen :  1.  die  Namen  S.  48 f.;  9.  die  S.  176-^202,  d«  d 
Verfasser  am  Schlosse  seiner  Aufaue  selbst  ein  Register  aurstellen  wird;  8.  die  Listen  S.  208— SU;  4  <f 
Veiseichniss  S   251  f. 


279 


Ferdinand  I.  23  f.,  27,  30. 

-  II.  36,  81,  206.  262, 
264. 

Feyerabend  57. 
Fidler  31. 
Figulus  273. 
Fumian  80. 
Fi^chird  57. 
Fischer  A,  32. 

-  Chr.  33. 

-  Eb.  230. 
Foc  217. 
Flacius  56,  157. 

-  jun.  76. 
Fürster  217. 
Forcsto  118  ff.,   123. 
FtjrstenhaiMr  71. 
Franckenberger  63. 
Fruit  I.  84. 

-  Friedrich  von  Mecklen- 
burg 83. 

~     Josef  I.  92. 
Fredenis  62. 
Fisiesleben  231. 
Friedrich  Chr.  32. 

-  von  Sachsen- Altenburg 
220. 

Friv.chlin  N.  167. 
Frocschcl  31. 
Gall  Fr.  v.   149. 

-  J.  V.   149. 
Ua'.lenberg  ▼.  134. 
Oa.  i  256. 

Oayersperg  ▼.  83,  206. 

Gti^ler  103,  245. 

G^crg  von  Anhalt  156. 

^ciss  232. 

-iler  234. 

^JTafcnauer  69. 

*Jri5s  70. 

*>egor  Xlir.   256. 

Oregorius  33. 

'^T-.thcn  109. 

^^^hammer  94.   103,  248. 

Grimani  121. 


Grunius  73. 
Gruppenbach  149. 
Gruter  257. 
Gutturpf  226. 
Haasis  91,  237. 
Habermann  269. 
Hadrian  VI.  24. 
HÄitig  105. 
Hag  72. 
Haman  39,  46. 
Harrach,  Erzbischof  81. 
Haseroth  91. 
Hasius  218. 
Hausmann  24. 
Hayden  E.  216. 

—  Seb.  V.  205  f. 
Haydn  H.  v.  204  f.,  206,  215. 
Heilbrunner  Heinr.  72. 

—  Jac.  72. 

—  Joh.  75. 

—  Ph.  72. 
Heinrich  VIII.  U. 

—  XXIX.  Reuss  84. 

—  M.  76. 
Herberstein  v.  82. 
Herman  N.  269,  271. 
Heuchelin  74. 
Hieronymus  von  Prag  12. 
Hirsch  33. 

Hlavsa  v.  19,  22  f. 
Hodenberg  v.  203,  219  f.,  226. 
HöUel  99,  241. 
Honig  216. 
Hofinann  Fr.  38. 

—  K.  90. 
Hohenbuch  72. 
Hornberger  J.  54. 
Hombostel  v.  216. 
Hus  H.  57. 

—  J.  2, 4, 6,  8, 10, 12, 24. 
Istrian  138. 

Jagenteufel  77. 
Janow  M.  v.  1. 
Jauk  G.  A.  93. 

—  K.  90. 


Jöstlsberg  v.  206. 
Johann  5. 

—  Friedrich  27. 
Johanny  E.  91,  94,  106,  109, 

231  f.,  249. 
Josef  II.  35,  105,  259. 
Juritschitsch  120,  169. 
Kaisar  232. 
Karl  II.,  Erzherzog  58  f. 

—  XII.  35. 
Kastinger  232. 
Kegel  205. 
Khuen  Jak.  54. 

—  Jörg  54. 
Kisl  H.  119. 

—  J.  151. 
Klaar  S.  93. 

—  W.  92  f. 
Klattau  v.  26. 
Klemm  103.  245. 
Klombner  119,  139. 
Knoreck  J.  91. 
Koburger  119. 
Koch  105  f. 

Kolin  v.  26. 
Korambus  19. 
Kornitz  v.  18,  20,  23. 
Kotz  201. 
Kowala  105. 
Kowarz  100,  104. 
Krause  234. 
Kreitschy  86,  96. 
Kristufek  98. 
Kupka  H.  243. 

—  J.  100. 
Kymeus  54. 
Lamberg  v.  134. 
Lamormain  81. 
Umpadius  49.  94,  104,  249. 
Laschitz  54. 
Lauremberg  56,  68. 
Lauterbach  54. 
Lavenstein  265. 

Lazius  253. 
Leiser  56.  60  f. 

19* 


280 


Leopold  I.  268. 

Lewel  31. 

Limmer  67. 

Lobkowitz  V.  254. 

Loebl  214. 

Lossenstein  v.  217. 

Lncian  A.  3. 

Lucius  206. 

Ludwig  von  Württemberg  166. 

—  von  Ungarn    10.  23  f. 
Lugenheim  228. 
Lumnitzer  93. 

Luther  1,  4  f.,  6  f.,  10  f.,  13, 
17,  20,  24  f.,  28.  66,  69  f., 
106,  107,  166,  161,  269. 

Magni  81. 

Mahia  H.  91. 

—  J.  91  ff.,  106. 
Major  G.  34. 

—  J.  66,  63. 
Manuel  147. 
Marbach  Ph.  64  f. 
Maria,  Erzherzogin,  68. 

—  Theresia  36. 
Martin  6,  20. 
Martius  244. 
Mathesius  263,  269. 
Matthias  von  Oesterreich  78. 
Matthäus  J.  62,  217. 
Matthias  der  Einsiedler  4. 
Maximilian  J.  67. 

—  II.  27  f.,  67,   63,  80, 
120,  132  f ,  136.  266. 

Meier  E.  280. 

Melanthon  66,  69  f.,  130, 166. 

Mende  244. 

Mercharitsch  138. 

Merclinus  L.  76. 

Meseficky  264. 

Mettemich  97. 

Miksch  89. 

MiUe  1. 

Mirnfi  6. 

Mistopol  26. 

Molnar  Chr.  A.  86, 94  ff.,  235. 


Molnar  J.  38  f.,  86, 94. 99, 241 . 

Morhart  126  ff. 

Moriz  69,  77. 

Morone  266. 

Müder  24  f. 

Mflchel  81. 

Mücke  230. 

MüUer  K.  231. 

Münsterberg  K.  v.  21. 

Münzer  Th.  9. 

Mumprecht  74. 

Mylius  67. 

Neubart  39,  41  f. 

Nigrini  38,  40  f. 

Novavilla  de  3. 

Obentraut  v.  220. 

Oehler  231. 

Ortelius  71. 

Ortner  69. 

Osius  64. 

Palm  V.  246. 

Pancklow  76. 

Paracelsus  254. 

Pafiek  22  f. 

Patzschka  34. 

Pauli  M.  73. 

—  S.  64. 
Perotlus  74. 

Petri90,  94.  101,106,  108  f., 

228,  247. 
Peucer  77. 
Pius  V.  266. 

—  VI.  269. 
Plancus  76. 
Plateanus  68. 
Po6itek  6. 
PoduSka  6,  7  f. 
Pölhammer  217. 
Popp  231. 
Posselt  92. 
Posslius  66  f. 
Praetorius  66. 
Pregl  119. 
Räcknitz  v.  83. 
Raehm  91. 


Rauch  262. 
Reibolt  33. 
Reichenburg  v.  157. 
Reinhardt  77. 
Reinhart  70. 
Repp  230. 
Reuss-Schleiz  83. 
Richter  34. 
RieseStallburg  107. 
Rodewald  108. 
Römisch  v.  37. 
Rörcr  33. 
Rogge  107. 
Rohne  90,  99. 
RoUe  49,  104. 
Ronge  97  f. 
RoSdalowsky  6  ff. 
Rudolf  II.  81,  266. 
Salat  11. 
Salater  33. 
Salhausen  v,  31. 
Salomon  62. 
Sarder  90,  102. 
Sartorius  217. 
Saviniz  152. 
Schacht  76. 
SchaUing  76. 
Scharf  229. 
Schato  67. 
Scheffer  69. 
Schelchinus  53. 
Schelhammer  66. 
Schimek  105. 
Schindeler  74. 
Schleinitz  v.  31. 
Schlick  Seb.  v.  11. 

—    W.  V.  33. 
Schmatzner  33. 
Schmidt  87,  236. 
Schneyder  30. 
Schütz  61  f. 
Schuman  32. 
Schuppan  97. 
Schwartz  69. 
Schwarzbach  90. 


281 


Selnecccr  N.  56,  63. 
Sc^tI  119. 
Silbennaon  75. 
Sicder  30. 
^iimanek  20. 
Sitta  ▼.  d.  32. 
^kalich  121,  134  f.,  139. 
Sianicko  230. 
.^makal  20. 
Snoitschek  174. 
Sptlatin  10  f. 
Spangenberg  J.  168  f. 
^pandrzyk  232. 
Speratns  64. 
S;:indkr  151. 
Stark  31. 
Siaude  30. 
StaupiU  ▼.  7,  10. 
^Jdoach  J.  J.  V.  56,  58  f., 
71,  77,  265. 

~    Sab.  V.  58. 

-    W.  A.  58,  265. 
Ncinmayer  90. 
Meinbrecher  31. 
Meilig  85  f. 
^lengl  92. 
^lephan  241. 
Stende  263. 
>'igel  67. 
^'ackmann  69. 
>'ockl  246. 
>\izc  89,  99  f..  242. 
M.tiinger  139. 
i^traka  99. 
S'nibius  66. 


63, 


Stubenberg  v.  82. 

Sydertis  63. 

Tanner  35,  205. 

Tannwald  90. 

Tattenbach  v.  82. 

Tauber  J.  217. 

Teuber  57,  65. 

Teuffei  262. 

Tham  272. 

Thamerus  92  f.,  107. 

Thoterius  63. 

Thun  Fr.,  Graf  92. 

Thumeisser  254. 

ThyU  228. 

Tilemann  57. 

Tilly  220  f. 

Tribauer  275. 

Trüber  117  ff.,  266. 

Tschemembl  v.  263. 

Tulschak  123. 

Tumetus  58,  63. 

Tuschelin  73. 

Uhl  230. 

Ultsch  47. 

Ungnad  H.  v.  117  f.,  132, 136. 

Urbanus  Rhegius  156. 

Varus  A.  76. 

Vergerios  117  f. 

Victoria  von  England  84. 

—     von  Preussen  84. 
Voigt  W.  E.  229. 
Vursenbec  73. 
V\raelzel  246. 
Waldhausen  v.  1. 
Wallenstein  220. 


Wallowitz  205. 
Walter  101,  244  f. 
Wartenberg  v.  19. 
Weihe  v.  71. 
Weiss  B.  217. 

—    J.  89. 
Weisse  M.  269. 
Welser  Philippine  267. 
Wenzel,  Herzog  275. 
Wcxler  73. 
Widemann  67. 
Widmann  v.  86. 
WielUnger  v.  216. 
Wilhelm  II.  82. 
Winckler  217. 
Windsheim  61. 
Wörfel  85. 
Wolf  K.  232. 
Wolfgang,  Pfalzgraf  bei  Rhein 

138. 
Wolfersgrün  v.  92. 
Wolfradt  262. 
Wnmatschka  89. 
Zanger  68. 
ZantmüUer  203. 
Zeaemann  75. 
iierotin  v.  273. 
Zinzendorf  v.  83  f. 
Zitscher  217. 
Zohrer  74. 
Zollinger  90. 
Zschipchen  30. 
Zürn  103. 
Zwetzitsch  119. 
Zwingli  132. 


Al«t  68. 

Akmügeln 

Alturt  77,  205,  217. 

AU  tan  Stadt  34. 

Annaberg  31. 

Ansbach  25. 

AquiUJR  121. 

Amstoif  30. 

Asch  35. 

Au  232. 

Auesbüig     m.     205,    815. 

26C. 
Aussig  31.  lO'J. 
Bnranuwka  275. 
llasel  2. 
lUutien  243 
Bensen  30  f. 
BerUn    101- 
Bickel  31. 

Dieliit  91,   106,  231. 
Biischen  31. 
Blaubeuren  125 
Bödenbach  230. 
Bohmiich-Aicha  50,  101,  109, 

235,  240  f. 
BöhmiBCh-Leipn  109. 
Borna  104. 
BrancleU  31. 
Btesenili  33  f. 
BuchhoU  33. 
Bunil; 


■.   40. 


xvn. 

Ortsregister*) 


Capo  d'Istiil  117. 
Chemnitz  31  f. 
Cöln  2. 
ConBlani  266. 
Dalkau  106. 
Deiendingen  161. 
Däsiendorf  109,  249, 
Detmold  90,  248. 
Deutschbrod  6. 
Dotterwiese  33. 
Drachenberg  167. 
Dresden  63,  228. 
BbeUberg  214. 
Eget  106,  217,  230 
Eickeloh  220- 
Einbeck  21B. 
Euenbrod  39. 
Eiileben  66. 
Embach  33. 
Engelsberg  232. 
Ennsdoif  2li. 
Erfurt  65. 
Erlangen  101,  104. 
Esilingen  152, 
Falkenau  33. 
FTankfurt  57,  155,  166. 
Freiberg  80  f.,  103. 
Freiland  3t. 
Frci&udt  105. 
Friedberg  103- 
Ptiedland   109,  S35,  246. 
Gabel  236,  246. 
Gabloni  3,  5  If..  65  ff.,  226 


Gampen  217. 

Gerka  33. 

Glllendorf  275. 

Glnm  217. 

Gmunden  35.  203. 

GeilcTsdorf  6t. 

Göppingen  120,   124. 

Gön  232. 

Gotlingen  220. 

Gosau  264.  I 

Gotlesgab  32. 

Gotieslob  32.  ! 

Graba  105.  j 

Gräfenthal  214. 

Gräti  157. 

Graa  9,  63  f.,  57,  t)7,  2^ 

Grimnia  227. 

Grossenhain  245. 

Grottau  109,  245. 

Grubenhagen  219. 

G«chwend  217. 

Güntcrdoif  31. 

Garkfeld  119,   149. 

Haber  61. 

HaUe  B.  d.  S.  62. 

Hamburg  62,  69. 


109. 


Heidelberg  64,   108. 
Heinichen  230.  j 

Hennersdcnr  39, 

iten37,  97  f.,  H« 


Kernall  262. 
Hilletsdorf  231. 


•)  Si.i 


983 


Hochstadt  38,  40  f. 
Uüheneiche  105. 
Hohenstein  62,  242. 
Hademfiklen  203. 
Hompoletz  230. 
Iglaa  36. 
hnsbnick  69. 
btxcrsdorf  206. 
hertb.1  106,   109,  260. 
i«na  63,  65,  76.  108. 

Joachifflstfaal  32  ff. 

JoinvJlle  99. 

jodenburg  69. 

jEterbock  33. 

JüigbraiEUu  61,  89,  98. 

Knden  33. 

Kambarg  104. 

Karlsbad  108. 

Kempten    124,    182f.,     135. 

140. 
Kircbberg  32. 
Kirchdorf  206. 
Kagenfnrt  171. 
Kleinskai  35, 44, 50,  52,  85  f., 

98,  235. 
Koaigswalde  31. 
Kuoigswerdm  33. 
KoviDctz  99. 
KrJcan  108,  275  f. 
Krauau  235. 
Kremsicr  1. 
Krengelbach  218. 
Kreotzbach  217. 
Xretttzberg  230. 

KnchischHu  38  f.,  50,  52.  86, 

94  ff,  99,  235. 
Köstrin  103. 
Kohnitzsch  228. 
KsocTsdorf  31. 
Uakirchcn  205. 
Laibach   118  f.,    135,   139  f., 

152,  167. 
uabcn  140. 
Uafcn  140. 
L^ttingen  70  f..  72  f. 


Leipzig  6  f.,  26,  63,^65  f.,  69, 

90,  98,  101,  103.   105  f.. 

228. 
Leitmerifz  17,  61. 
Lemgo  101. 
Leoben  265. 
Liebenaa  39,  106,  109,  288, 

250. 
Lindach  203,  206,  216. 
Linz    59,     206,    216,    256. 

263. 
Löbau  96. 
Lomatzsch  234. 
Luckenwalde  34. 
Lttbben  108. 
Lübeck  248. 

Lutter  am  Barenberge  221. 
Magdeburg  57. 
Mansfeld  103. 
Marschendorf  235. 
Maschau  34. 
Maxdorf  106,  109,  249. 
Medingen  220. 
Meissen  94,  104. 
Meran  267. 
Minden  224. 
Mitterburg  120  f. 
Mittweida  32. 
Modena  3. 
Morchenstern    50,    52,    106, 

235,  249. 
Mosty  232. 
München  69. 
Neapel  86. 
Neuberg  99. 

Neuburg  69,  71,  74  f.,  76. 
Neuhaus  67. 
Neukirchen  103. 
Niderheinersdorf  31. 
Nürnberg   62,    73,    77,    84, 

167,  216.  218,  251. 
Oberburg  84. 
Obemdorf  59. 
Oettingen  90. 
Oldenstadt  220. 


Opatowitz  98. 

Ortenburg  215. 

Oschatz  228. 

Osterode  220. 

Ottenreut  34. 

Ottensheira  214. 

Padua  61,  160. 

Pappenheim  203. 

Paolo,  St.,  99. 

Parchim  66. 

Passau  11,  216. 

Penig  229. 

Pichl  217. 

Pirna  30. 

Pisino  120. 

Plau  217. 

Pola  276. 

Polaun  91. 

Ponikle  38,  41  f. 

Potsdam  107. 

Prag  1,    3  f.,    7  flF.,    10  f.,  13, 

17  f.,  20,  22,  38.  41,  81  f., 

86.    89,   95  f.,    107.    109, 

244. 
Prellenkirchen  233. 
Radeberg  103. 
Regensburg  120,    203,    218, 

256. 
Reichenau  37. 
Reichenberg    27,    39  f.,    42, 

61  f.,  86,  89.  94,  97,  99, 

100,  103,   109,   167,  232, 

236,  240. 
Reichenthal  206. 
Reutlingen  126  f. 
Ringethal  82. 
Rödem  103. 
Saalfeld  105. 
Saaz  4,  9,  254. 
Salzburg  79,  157. 
Salzderhelden  220. 
Schandau  94. 
Schlackenwerth  34. 
Schlaggenwald  271. 
Schlierbach  216. 


284 


Schmalkalden  62. 

Schneeberg  32,  67. 

Schmnburg  39  f. 

Schwabach  25. 

SchwIbischHall  157. 

Schwanenstadt  205. 

Schwerin  64. 

Seckau  79. 

Seelze  220. 

Seidenberg  244.  . 

Seidenschwanz  30. 

Sidon  3. 

Skotschau  91. 

Smolin  231. 

Sorau  94,  103. 

Stargard  234. 

Steier  59.  69,  78,  117,  214. 

Steinach  58. 

Steindal  30. 

Steinkirch  30. 


Steyr  263. 

Stuttgart  125,  136. 

Sulzbach  77. 

Tannwald  103  f.,    109,    235, 

248. 
Teplitz  34. 

Teschen  91,   108,  232,  276. 
Töplitz  93. 
Torgau  67. 
Trautenau  87,  92,  100,  108  f., 

231. 
Trebsen  227. 
Triest  276. 
Troppau  107  f. 
Tübingen  53  f.,  61,  118,  128, 

134,  136,  139,  167,  172. 
Turnau  92,  235. 
Ullersdorf  37  f. 
Ulm  35,  124. 
Urach  119,    122.   13%  139  f. 


231 


106 


Vöcklabruck  105,  232. 
Wagrain  217. 
Waidenstein  166. 
WaldGaishorn  264. 
Warnsdorf  31,  109. 
Wels    78.    214.    217, 

244. 
Wien  91,  94,   97,   99. 

108,  120  f.,  133,231,256 
Wiener-Neustadt  230. 
Wiesenthal  91,  106. 
Windsheim  61. 
Winenden  61. 
Wittenberg  1,  7,  17.  20.  26 

29,  53, 57  f.,  61  f.,  63, 6.5  tt. 

70  f.,    73  f.,    76  f.,     1157 

173  f. 
Zittau  37  f.,  97,  104,  242. 
Zürich  106. 
Zwickau  9,  228. 


Druck  von  Köhler  ft  Hamburger,  Wiev-VI.  Mollard|^atte  41. 


JAHRBUCH 


Gesellscliaft  für  die  Geschichte  des  Protestantismos 

in  Oesterreich. 

Unter  Mitwirkung  Ton 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautenberger 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg  Loesohe 
Siebzehnter   Jahrgang. 


Wien 

e  k.  u.  k.  Hor-Verlagi-  und  UniTcnilüts-Buchhandlong  (Julius  Klinkhirdt  &  Co  ). 

Leipsig 

Julini    Klinkhirdt. 
1886. 


INHALT. 


1    Der  Briefwechsel  iwischen  FImHqs  und  Nidbnck.   Von  Dr.  Victor  BibI  in  Wien  1 

1  B«ii[ilge    lur   Keantniis    der   evangelischen  Geistlichen   un«   Lehrer   Oester- 
rtichs    aus     den    Wittenbei^er    OrdiniTtenbilchern    seit    dem    Jahre    1573. 

i'FortsetHing.)   Von  D.  Dr.    Gtorg  Suckwalä  in  Leiptig 25 

3.  Ueber  eine  Wiedertäufer- Handschrift  des  XVII.  JshrbUDdeiM.    (Fotltetiung.) 

i       Von   7X.    Ungtr,   UndeSBCchiv-Adjunct  in  Gt« 64 

ri  Bahmische  Pastoren,  in  Anhalt  otdinitt  1683—1609.  Von  Hrmrick  Bicktr, 

Putor  in    Lindao  (Anhalt) 72 

z.  Die  Wiener  Gemein  de- Den uncisnten  gegen  die  Evangelischen.  Von  Dr.  Karl 

Sikalk.  Cnstos  am  historischen  Museum  der  Stadi  Wien .        96 

6.  Gegenreformation   in   Steierroark.  Von  Dr.  ChriiHan  Mtyer,    känigl.   AichiVHt 

I.  C!use  a.  D.  in  München 97 

'.  Bildet   aas    der   Zeil   der  Gegenreformation.     (Fortielning.]     Von  Prüf.  Dr. 

Front  StJuichl  in  Lins 106 

i    UrkundUches    am    der    Toleranueit    in    Kürnlen.      Von    f   7"*-    '''■  Schmidt, 
I       ning.  Pfarrer  tu  St.  Ruprecht  bei  Villach  in  KHrnlen      .     .  .116 

I  9   Bericht  des  Centrsl- Vorstandes  Übet  das  Veteinsjahr  1895    ......     127 

\\'i.  Böhmische    Pastoren,    in   Anhalt   ordiaitl    1683—1609.   (Foi»etiung.)    Von 

Hiittritk  Btckir.   Pastor  in  Lindau  (Anhalt) 129 

'  11.   Beiträge  snr  Kennlniss  der  CTangelitchen  Geistlichen  und  Lehrer  Oesttrrcichs 
I       im  den  Wittenberger  OrdinirtenbUchein  seit  dem  Jahre  1673.  (Foit^etiung.) 

I        Von  D.   Dt.    Gterg  BtuHiBald  in  Leipiig 1Ö7 

IS.  Ueber  eine  WiedertMnfet-Handsch  rift  des  XVII.  Jahrhundetls ,  (Fociselzung.) 

Von   Tk.   Ungir,  Landesarchiv-Adjnnct  in  Grai 187 

13.   Ein     Exulantenieugniss     für     einen     Eiulanteo.     Von     Pfaner    Sckrufßtr    in 

Liwilde  (Sachsen) 205 

11.  Dil  Cotpu»  evangelicorum  und  die  öslerreichischen  Ptotestanlen  (1686  —  1764). 

Von  Fritdrith   Riissfnbtrgcr  in   Hermann  Stadt,  Siebenbifrgen 207 

lö.    Eine  böhmische  eT.ng.  Gesandtschaft  in  Berlin  1723.  Aus  dem  Unitatsarchiv, 
deponitt    im    kgl.  StaatsarchiT    lu    Posen.  Mitgelheilt    Ton   Dr.   J.  Kvaiiala, 

Professot  an   der  Universität  Dorpatjarje« ■      .      .      223 

Ifi.  Bibliographie   übet   die   eins  ch  lüg  igen   Erscheinungen   des  Jahics  1895   mit 

knrzen  Nachrichten.  Von    Dr.  Lattikr .227 

n    Nactatrige  und  Berichtigungen.  Von  Pfarrer  Fr.  Keck  in  Gmunden     ...     240 

li.  PcTHnenregictet        241 

19.  Ortiregister 245 

Ä.   Miitheilung 247 


■KaHÜMM 


■I  ■      I  V  u 


I. 

Der  Briefwechsel  zwischen  Fiacius  und  Nidbruck. 

Aus  den  Handschriften  gjjj  b,  i  und  k  der  k.  u.  k.  Hofbibliütkek  in  Wie». 

Herausgegeben,  eingeleitet  und  erläutert  von  Dr.  Victob  Bibl  in  Wien. 

Einleitung. 

Die  erste  Anr^^ng  zur  vorliegenden  Arbeit  verdanke  ich  der 
Liebenswürdigkeit  des  leider  zu  früh  verstorbenen  k.  u.  W.  Custos 
der  Wiener  HofbibHothck,  Herrn  Regierungsrathes  W.  HartI,  der  mich 
wf  die  überaus  reichhaltige  und  fiir  die  Geschichte  der  Magdeburger 
Centurien  wertvolle  Briefsammlung  des  kaiserlichen  Rathes  Caspar 
[.Nidbruck  aufmerksam  machte.  Bei  meinen  Vorstudien  zur  Bearbeitung 
''nid  theilweisen  Herausgabe  dieser  Correspondenz '),  die  in  den 
Handschriften  Nr.  9737  b,  i  und  k  der  Wiener  Hofbibliothek ')  ent- 
iialten  ist,  reifte  in  mir  der  Plan,  den  besonders  anziehenden  Brief- 
.»echscl  desselben  mit  Fiacius  Illyricus  (Matthias  Vlacich  aus  Albona) 
c'ff  Oeffeatlicbkeit  zu  übermitteln. 

Ich  bringe  im  Folgenden  41  Stücke  {26  von  Fiacius  an  Nid- 
^fuck  und  15  von  Nidbruck  an  Fladus)  aus  den  Jahren  1552  bis 
nXidbnick's  Todesjahr  1557.  Es  sollen  zunächst  einige  Bemerkungen 
«i>er  den  wesentlichen  Inhalt  der  Corrcspondenz  Raum  finden. 

Im  Jahre  1552  war  Fiacius  mit  zwei  grossen  kirchengeschicht- 
■ichcn  Arbeiten  beschäftigt :  einem  Katalog  der  Wahrheitszeugen  und 
iiner  Kirchengeschichte.  Die  erstere  war  nahezu  vollendet*),  die 
Mztcre  hatte  Jemand  auf  seine  Anregung  hin  begonnen  ') ;  er  selbst 
blatte  Material  gesammelt  und  war  sogar  nach  Italien  gereist,  um 
^  dortigen   Bibliotheken    zu    besuchen    und    Vergcrius    und    andere 

I')  Sie  befindet  »ich  in  Vorbereitung  tÜr  dCD  Drtick. 
<)  Der  Cod.  Nr.  10.364  (ebenda]  entfailt  ebenfalls  einige  Briefe  (in  Abschriß). 
•I  VgL  Nr.  1. 
*)  Vgl.  Nr.  3. 
MibodidBrcouiuiiiiiiEui  IS»   H.Iu.ll.  1 


gelehrte  Männer  für  seinen  Plan  Zugewinnen.  Zwei  oder  drei  versprachen 
ihm  Dante's  Monarchie ;  jedoch  blieb  es  bei  den  Versprechungen  % 

Flacius  mochte  wohl  bald  zur  Erkenntnis  gelangt  sein,  dass 
er  allein  dem  Riesenwerke  nicht  gewachsen  sei;  überdies  witterten 
die  „Papisten*  etwas,  und  die  Bibliotheken  schlössen  sich  ihm.  So 
musste  er  sich  denn  nach  Hilfe  umsehen.  Er  verfasste  zu  diesem 
Zwecke  eine  ausführliche  Darlegung  seines  Planes  *).  Der  Erste,  an  den 
Flacius  am  10.  November  1552  diesen  Plan  sammt  einem  Schreiben 
schickte,  wareinerseiner  ehemaligen  Wittenberger  Schüler,  der  einfluss^ 
reiche  Gesandte  am  österreichischen  Hofe,   Caspar  von  Nidbruck*) 

Durch  seine  glänzende  Stellung  als  Rath  Ferdinands,  Maximilian^ 
und  auch  Karls  V.'),  sowie  durch  seine  gelehrte  Bildung  und  sein^ 
Hinneigung  zur  evangeUschen  Richtung  stand  Nidbruck  in  regcrt 
Verkehr  mit  den  bedeutendsten  Männern  seiner  Zeit,  wie  Melanthon 
Calvin,  Bucer,  Camerarius,  Peucer,  Mathesius,  Sleidanus,  Vergeriuj 
und  mit  vielen  Fürsten,  wie  Ottheinrich  von  der  Pfalz  und  Christoph 
von  Württemberg.  Auf  seinen  vielen  Reisen,  die  er  seit  1550  *)  all 
Gesandter  im  Dienste  König  Maximilians  unternahm,  hatte  er  —  offeni 
bar  in  dessen  Auftrag  —  zahlreiche  Bibliotheken  besucht  und  rcicb 
liches  Material  gesammelt*). 

Flacius  trat  also  mit  diesem  der  evangelischen  Sache  rastloi 
dienenden  Hofmann  in  Verbindung,  der  von  sich  sagen  konntcj 
^quaecunqne  ego  in  Italia,  Gallia,  Polonia,  Hispania,  imo  in  Turcii 
inquirere  potero  (habeo  autem  in  iis  locis  amicos,  qui  operam  polUcil 
sunt),  lila  omnia  ad  promovendum  ecclestae  emolumentum  conferaol 
ad  vestrum  etiam  institutum  devovero')*.  Nidbruck  hatte  diesen  Bri^ 

I 

sammt  Plan  am  letzten  Februar  1553  erhalten  und  schon  am  nächstd 
Tage  schickte  er  ein  ausführliches  Schreiben  an  Flacius,  in  welchem  i 
der  Freude  über  den  rühmlichen  Zweck  des  Werkes  überschwen^ 
liehen  Ausdruck  gibt  und  seine  werkthätige  Unterstützung  verspricht  ^ 

t)  Vgl.  Nr.  5. 

*)  Vgl.  Nr.  1;  8.  auch  Prcger,  M.  Flacius  Illyricus  und  seine  Zeit.  1859 — 186 
n,  416  f. 

>)  Vgl.  die  gründliche  Literaturan  gäbe  beiLoesche,  Johann  Mathesius,  1895, 1, 191 

«)  Vgl.  Memoriale  fUr  Bruschius  ddo.  25.  März  1567;  k,  212. 

»)  Vgl.  N.  an  Melanthon  ddo.  25.  Nov.  1552;  k,  251. 

•)  Vgl.  Nr.  2 ;  s.  auch  Horawit«,  Siti.Bcr.  d.  kais.  Akad.  d,  Wissensch.  1874»  S.  3 1! 

»)  Vgl.  Nr.  33. 

«)  Vgl.  Nr.  2. 


Und  Nidbruck  hat  Wort  gehalten  I  Mit  einem  wahren  Feuer- 
eifer gibt  er  sich  dem  kühnen  Unternehmen  hin.  Der  nun  folgende 
rührige  Briefwechsel  bietet  ein  ungemein  anschauliches  Bild  von  seiner 
hervorragenden  Antheilnahme.  Unermüdlich,  theils  persönlich,  theils 
schriftlich,  wirbt  er  Hilfskräfte,  wie  Cassander,  Wouters,  Bale,  Schard, 
ßalduin,  H)^erius,  Oporinus,  Gesner,  Tanner,  Arien  etc.;  macht 
selbst  Vorschläge  zur  inneren  Ausgestaltung  des  Werkes  *) ;  verfasst 
ein  yConsilium  extemporale  in  scribenda  historia  ecclesiastica')* ; 
gibt  fortwährend  literarische  Winke ;  sendet  den  Basler  Buchdruckern 
handschriftliches  Material  zum  Druck,  um  Flacius  zu  entlasten'); 
kauft  an  allen  grösseren  Büchermärkten  ake  und  neue  Werke; 
besucht  einmal  über  hundert  Bibliotheken^);  schafft  endlich  eigenes 
und  fremdes  Material  nacji  Regensburg  zu  Gallus,  damit  es  die 
Centuriatoren  ungestört  benützen  könnten*). 

Auch  fUr  die  finanzielle  Unterstützung  sehen  wir  Nidbruck 
unausgesetzt  Sorge  tragen,  wenn  auch  nicht  in  dem  Maasse,  wie  er 
Aoilte ;  denn  seine  Stellung  erforderte  grossen  Geldaufwand  und  seine 
Familiengüter  wurden  im  Kriege  zerstört  •).  Flacius  selbst  bittet  Nid- 
bruck, seine  Mittel  vor  allem  auf  die  Bücherbeschaffung,  weniger  iiir 
Geldbcitr^c  zu  verwenden:  ^Te  nihil  de  tuo  conferre  velim  in 
personas  seu  operas,  rectius  in  conquisitionem  librorum  coUocaveris, 
cbi  habebis  amplissimam  exponendi  oocasionem,  etiam  si  ferme 
Crocsus  sis  ').* 

Darin  hat  nun  Nidbruck  die  reichste  Thätigkeit  entfaltet :  was 
Flacius  zu  seinen  Arbeiten  benöthigt,  sucht  jener  aufzutreiben.  Seme 
ausgedehnten  Beziehungen  benützt  er,  um  aus  allen  Ländern  Quellen 
zusammenzubringen:  Böhn^en,  Ungarn,  Polen,  Russland,  England, 
Frankreich,  Italien,  sogar  aus  der  Türkei.  Ueberaus  interessant 
gestalten  sich  seine  Nachforschungen  in  Böhmen,  Italien  und  Frank- 
reich. In  dem  diplomatisch  gebildeten  und  gelehrten  Burgunder 
Hubert  Languet')  fand  er  die  geeignete  Person  dazu. 

0  Vgl.  Nr.  2,  Nr.  4.  Nr.  6. 

')  Vgl.  Nr.  33. 

*)  Ebenda. 

*)  Vgl.  Nr.  9.  Nr.  10,  Nr.  12. 

•)  VgL  Nr.  20,  Nr.  24,  Nr.  26. 

«)  Vgl.  Nr.  9;  auch  N.  an  Taoner  dda.  16.  Juni  1665;  i,  242  b. 

')  Vgl.  Nr.  12. 

":>  Ueber  Langnet  Tgl.  Nr.  6,  n.  6. 

1* 


Zuerst  finden  wir  diesen  in  Böhmen,  wohin  er  sich  im  Herbste 
1553  begeben  hatte,  eifrig  bemüht,  tüchtige  Bundesgenossen  zu 
erlangen.  In  Prag  werden  u.  A.  die  beiden  Professoren  Matthäus 
Collinus  und  Thaddäus  Nemicus,  desgleichen  auf  seiner  Rückreise 
nach  Sachsen  in  Saatz,  Joachimsthal,  Schlaggenwald  zahlreiche 
reformatorisch  gesinnte  und  gelehrte  Männer  gewonnen*),  und  bald 
strömt  aus  Prag,  Königgrätz,  Saatz,  Nimburg,  Neubydzow  und  anderen 
Orten  reichliches  Material  herzu'). 

Zwei  Jahre  später  wird  Langtet  mit  der  Ausführung  eines 
von  Flacius  längst  gehegten  Planes*)  betraut.  Am  20.  Juli  1555*; 
reist  er  von  Augsburg  nach  Italien  ab  und  kehrt  erst  am  6.  De- 
cember  desselben  Jahres  zurück  •).  Die  Ausbeute  entsprach  keines- 
wegs den  ursprünglichen  Erwartungei^  und  bedeutenden  Kosten. 
Ausser  einigen  gedruckten  Werken  hatte  er  nichts  mitgebracht '). 
Der  grösste  praktische  Erfolg  lag  in  der  Anbahnung  von  Be- 
ziehungen zu  dem  bücherkundigen  Arien  und  dem  Mönche  Don- 
zellini ').  Nidbruck  hatte  Flacius  zu  spät  die  Mittheilung  gemacht, 
dass  in  Italien  andere,  viel  leistungsfähigere  Männer  für  ihn  thätig 
wären  •).  Er  meinte  ohne  Zweifel  die  beiden  Juristen  Georg  Tanner  *)! 
und  Georg  Aigmayr,  die  allerlei  Aufträge  für  Maximilian  und  auch| 
für  die  Centuriatoren  besorgten. 

Allerdings  kam  der  Misserfolg  nicht  unerwartet.  Als  Flacius  mitj 
Languet  wegen  der  Reise  nach  Italien  verhandelte,  trug  er  schon  Be-! 
denken,  ob  nicht  Frankreich,  vornehmlich  Paris,  wo  der  gelehrte  Tiliusi 
lebte,  ein  ergiebigeres  Reiseziel  darböte  ").  Als  Nidbruck,  der  bereits  eini 
Empfehlungsschreiben  vom  Kurfürsten  Ottheinrich  und  vom  Herzog 
Christoph  von  Württemberg  10  Goldgulden  für  Languet*s  Reis^ 
zu  Tilius   erwirkt  hatte"),   ihn  zur  Reise   nach  Frankreich  bewegen! 

»)  Vgl.  Languet  an  N.  ddo.  28.  Oct.  1553;  i,  43. 
«)  Vgl.  Briefe  des  Collinus.  bes.  ddo.  14.  Febr.  1555;  i,  169. 
•)  Vgl.  Nr.  7. 

*)  Vgl.  N.  an  Tanner  ddo.  26.  Juli  1655;  i,  244  b. 
^  Vgl.  Hainzel  an  N.  ddo.  9.  Dec.  1555;  i,  432. 
«)  Ebenda. 
T)  Vgl.  Nr.  36. 
8)  Vgl.  Nr.  33. 

*)  Tanner's  Beziehungen  zu  N.  werde  ich  demnächst  separat  behandeln, 
10)  Vgl.  Nr.  31. 
ti)  Vgl.  Nr.  33. 


wollte,  war  es  schon  zu  spät.  Nach  Languet's  Rückkehr  aus  Italien 
dachte  man  daran,  ihn  neuerdings  reisen  zu  lassen ;  doch  scheinen 
die  Geldmittel  gefehlt  zu  haben '),  ausserdem  hatte  Nidbruck  in  den 
Juristen  Sioaon  Schard,  Fran^ois  Baudouin  u,  A,  warme  Vertreter 
serner  Sache  gefunden '). 

So    viel   über  den  Inhalt  des  Briefwechsels.  Es   erübrigt  noch. 
Einiges  über  die  Herausgabe  zu  sagen.  Bei  der  Herstellung  des  Textes 
folgte    ich   der  uns  geläufigen  Orthographie  und  Interpunction.    Die 
in  dieser  Correspondenz  häufig  vorkommenden  geheimnisvollen  An- 
deutungen habe  ich   so  weit  als  möglich  aufzuhellen  gesucht.  Bei  Nid- 
bruck's  öffentlicher  Stellung  ist  es  nicht  zu  verwundem,  dass  er  ängst- 
lich jede  Entdeckung  seiner  Beziehungen  zu  Flacius  vermeiden  wollte. 
Daher  finden  wir  den  Namen  Flacius  lUyricus  höchst  selten  und  dafür 
die  Bezeichnung  ^amicus*   ,<fiXoq*  oder  ,9* ').  Auch  von  sich  selbst 
spricht  Nidbruck  oft   in    der  dritten  Person:   »amicus*,    ,ille   bonus 
vir*.    Besonders  deutlich  geht  dies  aus  Nr.  2  hervor,   wo  er  einmal 
rfas   bereits  ausgestrichene  „habeo  (quoque  scripta)*  in  ein  .habet* 
verwandelt  und    ,ille,    quem  novi*    hinzufügt*).   Die  Briefe  des  Fla- 
;  r>js   werden  höchst   selten   direct   an  Nidbruck   gesendet   und   sind 
!  ^ar  im   ersten  Briefe  (Nr.  1)  mit  seinem  wahren  und  vollen  Namen, 
ra    zweiten   (Nr.  3)   aber   nur   mehr   mit  111.  unterzeichnet.  Bei  den 
späteren    Briefen    ist    entweder    gar   kein   oder   ein   fingirter   Name 
I  idäpjntcr gesetzt,   wie   Theod.   Henetus,   Theod.    H.,   Th.  H.,    Petrus 
■  Pan,  Andreas  Petri,  Johannes  Hoppius,  Petrus  Hoppius,  P.  Oppius, 
i  fetrus  Hoperius.  Joh.  Tulius,  P.  P.,  P.  A.,  Petrus  Henius. 

Während  die  Briefe  des  Flacius,  theils  von  ihm  selbst,  theils 
von  einem  Schreiber,  vermuthlich  Marcus  Wagner '),  geschrieben, 
■ehr  gut  leserlich  sind,  haben  mir  die  meistens  von  Nidbruck  selbst 
flüchtig  hingeworfenen  Concepte  manche  Schwierigkeiten  bereitet. 
Einscbiebungen  und  Streichungen  einzelner  Worte  oder  ganzer  Sätze 
habe  ich,  weil  sie  zu  häufig  vorkommen,  nicht  angemerkt. 

Nr.  4,  nur  einzelne  unzusammenhangende  Punkte  zu  einem 
Schreiben  an  Flacius  enthaltend,  habe  ich  in  Regestform  mitgetheilt, 

1)  Vgl   Nr.  34,  Ni.  36. 

•)  Vgl.  Nr.  39. 

")  In  Nr.  4  i!l   ,Illyrico'  »ugestricbeD  nnd  dnrch  ,^tp*  ersetit, 

•)  Konwid.  <iet  diesen  Brief  ediit  hat  (siehe  unten),  h«t  diei  nicht  bemerkt. 

l  t)  N.ch  der  Schrift;  Tgl,  k.  219. 


desglnchen  Nr.  2,  weil  von  Horawitz,  der  eine  Gesammtedition 
plante,  in  den  Sitzungsberichten  der  kais.  Akademie  d.  Wissensch. 
76.  Bd.,  S.  319—324,  publidrt*)- 

Dagegen  habe  ich  die  drei  von  Schulte")  edirten  Briefe  (Nr.  1, 
Nr.  5  und  Nr.  40)  mit  Rücksicht  auf  ihre  Wichtigkeit,  die  Voll- 
ständigkeit, die  geringe  Verbreitung  der  Schrift  Schulte's  und  die 
stelleniveisc  Ungenauigkeit  in  der  Text  wiedergäbe  noch  einmal  hier 
aufgenommen. 

Nr.  1. 
Magdeburg.  10.  November  1552. 

Flacius  an  Nidbruck. 
Freude  über  die  Bereitwilligkeit,  sein  Geschichtswerk  zu  fordern. 
Plant  eine  grössere  Kirch  engeschichte  und  einen  Katalog  der  vor 
Luther  aufgetretenen  Wahrheitszeugen.  Will  eine  Sammlung  von 
Schriften  über  die  Waldenser  herausgeben.  Hofft  auf  Nidbrucks 
werkthätige  Unterstützung.  Larius'  Bücherschätze  seien  zu  verwerten. 
Bittet  um  Uebermittlung  von  Material. 

Handschriftlich  (Original):  b,  fol.  1,  auch  (Abschrift)  10.364, 
fol.  1  5;  Druck:  Schulte,  a.  a.  O.,  S.  60  f. 

Salutem  a  Domino  Jesu,  unico  omnium  pionim  servatore. 
Maximas  habeo  gratias  Deo,  quod  et  isthic  inveniantur  homines. 
qui  et  Christum  veramque  pietatem  curent  et  meum  historicum 
consilium  adluvare  cupiant '].  Nam  praeterquam  quod  etiam  de 
singulis  piis  [sicut  de  angelis  Christus  testatur)  maximopere  gau- 
dere  debemus,  etiam  spes  quaedam  maiorum  fructuum,  quos  tum 
ex  reliquis  tuis  piis  conatibus,  tum  etiam  ex  studio  iuvandi  nostrum 
laborem  consecvituros  spero,  suaviter  animum  meum  exhilarat. 
Nee  enim  dubito,  te  taientum  Domini  minime  (ut  plcrisque  iam 
moris  est)  in  terram  defossurum  esse,  sed  eo  strcnuc  negotiaturum, 
ut  quam  plurimum  lucri  advenienti  Domino  exhibere  possis.  Meum 

1)  Richtiglust  eilen  wäre  in  dieser  Publicuion :  Auf  S.  320  (Z.  7)  .liKanin''  in 
.linura";  nuf  S.  321,  n.  2  „quo  in  i]uali(>)  lempei  otiosi  illi  laginati.  Wahracbeinlich 
»ues"  in  „quo  inquinalj  f«e  scmpet  otiosi  illi  »iginalifque]  fneniot" ;  >uf  S.  322 
(Ictile  Z.)    „conscripta"    in     „comiirehenw*    und    auf  S.  323    (Z,  7  von  unten)    .rtrum 

')  Beiträge  zur  Entstehungsgeich.  d.  Magdebu^et  CcDtnrien.  Neisse  1877 
(Separatabdruck  aus  dem    XiX.  Jahr.-Ber.  d.  Philomattua). 

')  Also  hM  Fluctus  ichon  früher  Nidbrack  teine  Idee  mitgetheill. 


mp 


cf^o  institutum  bac  inctusa  charta ')  complexus  sum .  Praeter  maj- 
orem autem  illam  historiam,  cuius  ego  tantuin  matcriam  coUigere 
cupio,  alten  magis  idoneo  scriptionem  mandaturus  institui  etiam 
ac  propemodum  confecj  catalogum  omatum  eoriim,  qui  ante  D. 
Martinum  Luthenim  ptae  memoriae  contra  papani  eiusque  errores 
scripsenint,  tempus  et  articulos  eorum  annotavi.  Eum  brevi  aliquando 
Deo  volente  edam  *}.  Habeo  praeterea  quaedam  historica  iam  olim 
a  papistis  de  Waldcnsibus  scripta,  quae  simul  coiiiuncta  edam. 
Video  enim  iilos  potissimum  fiiissehisce  400  annis  illa  7000  piorum, 
qui  pure  Chmtum  adorantes  Romanum  Baal  detestati  sunt  *).  Quo 
porro  ordine  historia  maior  tractanda  slt'),  non  video  nisi  secun- 
dum  tempora.  Cupto  enim  eam  inde  a  Christi  resurrectione  incho- 
ari;  atque  adeo  iam  inchoata  est.  Indicatum  est  aliquid  de  ordine 
inclusa  schcda.  Quod  autem  indicas,  nosse  te  quendam '),  qui  nos 
et  libris  et  tndustria  ac  etiam  Opera  sua  esset  adiuturus,  rem  sane 
oppido*)  iucundum  indicas.  Vides  enim  id  opus  esse  ut  ingentis 
coiusdam  utilitatis,  ita  etiam  laboria  immensi,  quare  plurium  opera 
ac  subsidio  indiget.  Vide  ergo,  ut  quam  plurimos  icloneos  in  partem 
taboris  accersas. 

Woifgangum  Laziiun*)  Viennensem  multa  antiqua  scripta 
habere  audio  et  haud  gravatim  ea  aliis  quoque  litteratis  communi- 
care;  verum  quia  intelligo,  eum  a  veritate  alienum  esse,  arte  cir- 
cnmveniendus  esset.  Marsilius  Patavinus  *),  eximius  sane  scriptor, 
mihi  quoque  est;  habeo  etiam  eius  nondum  impressum  opusculuni 
de  transiatione  imperii  a  Graects  ad  Germanos ').  Si  quid  porro  bonus 
Sie  vir,  cuius  mentionem  fecisti,  coUegit  aut  etiam  deinceps  coUiget, 


■)  k.  316. 

*)  GcmciBt  iilCBtilogu*  teitiin  rerit  ■.(!■,  qui  anle  notiram  »ecalem 
itc]>m&rQnt  Pspae.  Cnm  praefatione  M.  Fl.  1 1 1.  3.  R  e  g.  19.  Kum.  U.  Reli- 

aigini    Baal,  8.   Ba».   per   J.    Oporinum 1666;    vgl.  Preger.  a.  a.  O.. 

IL  463. 

i)  VgL  o.  3. 

*)  Schalle  hat  eit. 

*)  VertDDiiilicb  Nidbnick  lelbii. 

•)  Schatte  bat  diei  Won  oli  unleierlich  bezeichnet. 

t)  Vgl.  Aichbach,  Goch.  d.  Wiener  Un>T.  III  (1888),  SOä  f. 

^  VgL  Lechlet,  Joh.  t.  Wicltf  etc.  1873.  I,  109  f. 

*)  Encbiea  in  J.  1666  bei  Oporinos  in  Baiel  all  Anhang  lar  Anlilogia 
?ipM  ecc ;  vgl.  Preget.  a.  a.  O..  II,  468  r. 


w\  « 


8 

sicut  summis  cum  precibus  oramus  et  obsecramus,  id  quaesumus,  ut 
nobis  in  tempore  mittatur.  Dominus  Jesus  te  ad  sui  nominis  gloriam 
et  miserorum  hominum  salutem  clementer  regat  et  conservet,  Amen. 
Magdeburgae,   10.  Nov.  anno  1552. 

Tuus  ex  animo  M.  Fl.  Illyricus. 

Beilage. 

Utile  esset  scribi  historiam  ecclesiasticam,  in  qua  ordine  per 
temporum  successionem  monstraretur,  quomodo  vera  ecciesia  eius- 
que  religio  ab  illa  prima  puritate  et  simplicitate,  quam  apostolorum 
tempore  habuit,  paulatim  successione  temporum  et  hominum  cres- 
centibus  falsitate  et  erroribus  declinavit  in  peius,  partim  ob  negli- 
gentiam  et  inscitiam,  partim  etiam  ob  malitiam  impiorum,  contra 
etiam  quomodo  subinde  per  aliquos  vere  pios  nonnihil  instaurata 
Sit,  atque  ita  veritatis  lux  iam  clarius  fulserit,  iam  tenebris  im- 
pietatis  augescentibus  obscurata  plus  minusve  sit,  quoad  tandem 
hisce  postremis  temporibus,  cum  deleta  ferme  penitus  veritas  esset, 
ingenti  Dei  beneficio  vera  pietas  penitus  sit  in  integrum  restituta.i 
Hac  enim  historia  vere  mönstrari  posset,  quod  omnibus  tempo- 
ribus fuerint,  qui  veritatem  hanc  religionis,  quam  iam  pii  amplec-l 
tuntur,  tenuerint  et  secuti  sint,  quod  inquam  semper  fiierintj 
Septem  milia  Antichristum  eiusque  abominationes  detestantium  et 
Christum  eiusque  pietatem  pure  amplectentium ;  qua  opera  tum; 
aliae  plurimae  consolationes  piis  pararentur,  tum  etiam  occurrereturl 
unico  ferme  isti  papistarimi  argumento,  qui  semper  clamitantj 
ecclesiam  Christi  veram  nunquam  defecisse,  sed  semper  omnibus 
temporibus  fuisse,  nostram  vero  ecclesiam  esse  novam,  nuper  ante 
annos  30  natam,  suam  semper  fuisse,  ergo  ipsos,  non  nos  essei 
illam  veram  catholicam  et  perpetuam  Dd  ecclesiam. 

Ad  hanc  porro  rem  praeter  alios  impressos  libros  hi  potissi-l 
mum  quaerendi  essent:  primum  agendae  vetustissimae,  quae  ante 
Gregorium  in  usu  fuerunt ;  deinde  inquisitiones  et  processus  contra 
pios  homines  ante  haec  tempora  facti;  tertio  scripta  a  piis  homi- 
nibus  contra  Antichristum  aut  eius  abominationes  composita,  quo- 
rum  multa  passim  adhuc  in  veteris  bibliothecis  inveniuntur ;  quarto 
libri  scripti  a  papistis  contra  recte  sentientes,  nam  et  ex  illis 
aliquid  sumi  posset,  quod  ad  historiam  faceret;  quinto  inspiciendae 
essent  chronicae  seu  annales  singulorum  locorum,  in  quibus  etiam 


certaminum  religionis  mentio  saepe  flt;  denique  explorandum  e 
senibus  esset,  an  meminerint,  se  audJsse  aliciibi  olim  aliquem  recte 
sentientem  aut  docentem  vel  in  tota  religione  vel  in  aliquibus  eius 
partibus  fuisse.  Hos  vero  autores  nominatim  habere  cupio:  In- 
quisitiones  Nicolai  Emerici ')  impressas,  Monarchiam  Dantis '), 
Caesarii  de  haeretids '),  libros  theologicos  Johannis  de  Vesalia*), 
Johannis  de  Janduno '),'  Arnold!  de  nova  viUa');  denique  omnia  ea, 
quae  quoquo  modo  vestigia  aliqua  illorum  7000  piorum  monstrare 
possent,  praesertim  autem  quaecunque  antiquiora  de  Waldensibus 
habere  possunt. 

Nr.  2. 
s.  1.  1.  März  1553. 

Nidbruck  an  Flacius. 
Lobt  den  Zweck  der  geplanten  Kirchengeschichte.  Wird  Fla- 
cius nach  Kräften  unterstützen.  Hat  seit  zwei  Jahren  viele  Bibliotheken 
besucht  und  Einiges  gesammelt.  Fragt,  wer  mithelfe.  Nicolaus  Gallus  ') 
ist  zum  Verfasser  geeignet.  Empfiehlt  für  die  Kirchengeschichte  nebst 
der  chronologischen  Ordnung  auch  eine  Eintheilung  nach  Materien. 
Drei  Haupttheile.  Ausheilung  der  Arbeit,  Pellicanus  •)  sollte  wegen 
seiner  Belesenheit  in  den  Vätern  mithelfen.  Versichert  nochmals 
seine  Antheilnahme.  Hofft,  die  Bücher  schätze  des  Lazius')  benutzen 
tu  können.  Flacius  möge  mit  ihm  nicht  direct  verkehren,  sondern 
durch   Gallus.  Er  sei  für  ihn  ein  livövujws.  Zuschrift  an  Gallus. 

Handschriftlich  (Concept) :  i,  fol.  23 ;  Druck :   Horawitz.  a.  a.  O. 

1)  Gemeint  ist  du  Werk  dei  ipanischen  GnmkIiiic)uisitoTS  Nicolaus  Eymeric 
,T  1399):  Directorium  Inquiiitorum  cani  commcntariis  Francisci 
!'cED*e,   Ven  1607;  vgl.  Rentch,  Index  der  lerbotenen   Bücher,  1883,  I.  14. 

*)  Die  eme  Aui^giibe  beiorgte  Oporinm  i.  J.  1659;  vgl  Reo^ch,  n.  a.  O.,  1,  SS7. 

■  )  OSenbar  der  .diLloga«  contra  haereticoi  sui  lemporii  el  etrores 
f'^rnin'    do  CiRercieiiKr Manche*  CBCMrin«  von  Heiiterbnch;  vgl.  Jöchet,  Gel.   Lei., 

!.  1543. 

•)  El  ist  der  aacb  im  ,Cat>toglll'  «iwahtile  Johann  von  Wesel,  eig.  Johann 
RochrMh  (t  1481);  Tgl.  Lechler,  «.  «.  O.,  II,  623  f. 

>,   Ueb«  Johannes  von  Jandan   (f  n«ch   1338);  vgl.  Lechler,   n.  a.  O.,   I,  107  f. 

•l  Arnold  von   ViUanova  (+  nm    1310);  vgl.  Reiuch,  a.  a.   O..   I,   24. 

i]   U«ber  Nicolais    Hahn;    vgl.  Heriog-Plitl-H»uct.   RealEncyklopadie,   IV,  743. 

•I   Conrad   Pellikan  [Künner,  g«i.  6.  AprÜ  1666);   ebenda  IX,  432  f. 

•)  Vgl.    I,  n.  8. 


10 

s,  1.  Nr.  3.  1.  October  1553. 

Flacius  an  Nidbruck. 

Hat  einen  befähigten  Schreiber  gefunden.  Wenigstens  500  fl. 
jährlich  für  vier  Hilfskräfte  erforderh'ch.  Dankt  für  Unterstützung. 
Das  Werk  habe  Jemand  im  Vorjahre  auf  seine  Anregung  hin  be- 
gonnen, der  Stil  gefalle  ihm  aber  nicht.  Bezeichnet  Stellen,  wohin 
Nidbruck  seine  Sendungen  richten  möge.  Bittet  um  Zusendung  von 
handschriftlichen  und  gedruckten  Werken,  vornehmlich  solchen  aus 
Böhmen,  die  er  edh-en  wolle.  Erwarte  aus  England  und  Böhmen 
altes  Material.  Bittet  um  Bekanntgabe  jener  Klöster  und  Bibliotheken, 
die  Nidbruck  besuchte. 

Handschriftlich  (Original):  b,  fol.  3. 

Adresse:  DoctissimoviroD.LeopoldoSchwibermaier,  suodomino. 
Serius  omnino  quam  par  fuisset,  vir  doctissime,  tuis  litteris 
prima  Martii^)  datis  respondeo,  tametsi  tuae  quoque  admodum 
tarde  mihi  redditae  sint;  sed  mora  ea  nihil  neglectum  opinor, 
et  tu  meas  occupationes  nosti,  ut  facüe  veniam  huic  peccato 
daturus  sis.  Sed  ad  rem.  Quod  ergo  ad  tllum  historicum  conatum 
attinet,  iam  in  eo  praecipue  sum  occupatus,  ut  idonei  homines  ad 
confidendum  id  opus  inveniantur,  sumptusque  eis  certi  constitu- 
antur.  Ac  bonam  spem  recte  conficiendi  negotii  habeo,  nam  et 
scriptorem,  hominem  pium,  stilo,  industria  ac  iudicio  valentenoi,  ut 
etiam  Gallus  noster  de  eo  iudicavit,  iam  habeo')  et  sumptuum  a 
quibusdam  principibus  aliqua  spes  affulsit.  Erunt  enim  necessarii 
ut  minimum  floreni  vel  thaleri  500  annuatim  in  sexennium,  quibus 
alantur  quatuor  homines,  unus,  qui  stilo  valeat  et  ea,  quae  scri- 
benda  erunt,  scriptione  complectatur,  duo,  qui  tantum  in  inquisitione 
materiarum  seu  lectione  occupentur  illique  scriptori  materias  iam 
paratas  suppeditent,  et  quartus,  qui  in  describendo  aliisque  vili- 
oribus  ministeriis  huic  conatui  inserviat.  Tibi  vero  et  isti  alten 
bono  viro  aliisque  piis  maximae  gratiae  habendae  erunt,  qui 
adiuvabitis  tum  librorum  inquisitione,  tum  et  alioqui  consflio  et 
quacunque  re  poteritis.  Credo,  si  praesentes  bellorum  turbae  con- 
quiescerent,  et  senior  dominus  ■)  sua  reciperet,  quod  protinus  opus 

Ö^Vgl.  Nr.  2. 

>)  Gottschalk  Prätorius;  vgl  Nr.  6,  n.  29. 

*)  Kurfürst  Johann  Friedrich  von  Sachsen;  vgl.  v.  Bezold,  Gesch.  d.  deutschen 
Reformation.  1890,  S.  772  f. 


11 

hoc  in  Domini  nomine  inchoaretur,  tametsi  iam  ferme  ante 
annum  quidam  meo  hortatu  incepit,  scd  stilus  eius  aHquanto 
tenajor  et  infirmior  est,  quam  veltem.  Quod  vero  iam  quosdam 
libros  poUiceris  te  missumm,  si  scires,  quo  mittendi  sint.  gaudeo, 
Kd  dulnto,  quem  tibi  locum  perscribam,  cum  ignorem,  in  qua 
orbis  terrarum  parte  nunc  agas ;  dicam  tamen  de  pluribus.  Ratis- 
bonae  est  M.  Nicolaus  Gallus '],  Augustae  D.  Johannes  Baptista 
Hdnzelius  Senator"),  Noribergae  M,  Hieronymus  Uesoldus'),  Lip- 
siae  D.  Sarceri[us*)  et]  Alesius  •)  aut  pharmacopola  Johannes 
Recait  in  via  Grimtca,  Vitebergae  M.  Sebastianus  Theo[doricus] "), 
Wicemii  gener.  Ad  homm  quendam  miseris  et  significaveris,  mea 
esse;  iUe  porro  recte  curabit.  Hosce  vero  qui  sequuntur  libros  te 
mihi  mitterc  velim.  Primum  quaecunque  habes  manuscripta  de 
Boemicis  controversiis  et  concilio  Constanticnsi  et  Basiliensi, 
multa  autem  te  habere  indicas  huius  generis. 

Atque  honim  libronim  niissionem  te  maturare  velim,  nam 
praeter  historicum  conatum  iam  etiam  illud  ago,  ut  omnino  Hussi- 
tarum  scripta  in  ordtne  redigantur,  et  simul  imprimantur  et  nactus 
som  iam  quaedam  non  pauca  *).  Deinde  mitte  et  illud  Magdeburgensis 
decani  de  vitiato  statu  curiae  Romanac  *)  et  si  quae  alia  ab  eo 
tempore  invenisti.  Curabo  enim  imprimi  ea  ad  publicam  utiütatem, 
sicut  hactcnus  non  pauca  tum  hie  edidi,  tum  Basileam,  ut  ederentur, 
misi.  Ha[beo]  et  ego  quaedam  eiusdem  generis.  quae  fortasse  cum 
isto  tuo  recte  simul  edentur.  Postremo  cupio  et  üla  tria  impressa 
opuscula  videre,  quae  polliceris:  Episcopi  Gurcensis  Balbi  de 
coronatione  ad  Carolum  V.  Imperatorem  *),  Dominici  de  Dominicis 

')  Vgl,  Nr.  2.  n.   1. 

')  Johuin  Baptiit  Heiniel,  Mitglied  d»  gebeimen  Ratlies  in  Augsburg;  vgl. 
ATg.  D.  Biogr.  VIII  (1878).  S.  S97. 

>)   VgL  Adelung,  Gel.  Lei..  I,   1794. 

*)  Die  Handschrift  iit  hier  stark  Terbandm,  doch  otfeabDr  Erasmus  Sarcerius; 
TjL  Lilentnr  bei  Loeiche,  HuheiiDi,  II.  290. 

tj  Ebenda  I,  134. 

^  Ueber  Sebaitianot  TheodoricD*,  Pntfesaor  der  Malhematib  in  Wiltenbptg, 
•gl  Jdcher,  Gel  Lei.,  IV,  1101. 

r)  Eiaiga  tob  Tbadd.  Nemicni;  vgl.  Lugnet  an  N.,  ddo.  28.  Oci.  1553:  i,  43. 

■)  Wer  Ider  gemeiiit  i«t,  vermocbte  ich  nicht  eu  eniiren. 

*)  Hieronymi  Balbi  Episopi  Gaic.  ad  Carolum  V.  iaip.  sempec  Augusium  de 
Coronatione  über.  BononUe,  1630;  »gl.  Awhbach,  a.  a.  O..  11  (1877),  S.  167. 


12 

Brixiensis  de  reformatione  Romanae  curiae  *),  Maphei  Vegii  Lan- 
densis  dialogum ").  Ex  libris  D.  Lazii  ■)  a  te  nominatis  nuUum 
proinde  optarim  videre,  quam  librum  epistolarum  historialium 
Pontificum  et  fundationes  monasteriorum ;  sed  an  simus  impetraturi, 
tu  forte  melius  nosti.  Nominavi  libros,  quos  te  mihi  mittere  cupio ; 
plures  autem  causae  sunt,  cur  id  primo  quoque  tempore  fieri 
optarim,  quas  etiam  superius  utcunque  attigi;  prima  quod  iam 
statim  darem  perlegendos  ei,  qui  scriptionis  operam  sustinebit; 
secunda,  quod  controversias  Boemicas  et  scripta  in  ordine  redigo; 
postrema,  quod  aliqua  ex  illis  curarem  imprimi.  Exspecto  eius- 
modi  vetera  etiam  monumenta  ex  Anglia  et  quibusdam  locis 
Boemiae;  nam  et  scripsi  in  eas  partes,  et  aliqua  mihi  spes  facta 
est,  ut  te  tanto  minus  pigere  debeat,  si  et  tu  tua  mittas.  Valde  autem 
optarim,  te  mihi  significare,  quaenam  monasteria  et  quas  biblio- 
thecas  inspexeris,  quo  ego,  qui  eodem  studio  delector,  non  sumam 
inanem  operam  iisdem  inspiciendis.  Saluta  illum  alterum  amicum» 
iuva  opus  Domini  strenue,  tuum  nomen  et  locum  et  bene  in  Do- 
mino Jesu  vale. 

Cal.  Octob.  1553*). 

Nr.  4. 
s.  1.  12.  October  1553. 

Nidbruck  an  Flacius. 

Wiederholt  seine  Dreitheilung.  Joh.  von  Turrecremata  *)  soll 
gelesen  werden.  Von  Bedeutung  wären  alle  Schismen,  besonders 
alle  Schriften,  welche  in  dem  Streit  zwischen  Kaiser-  und  Papstthum 
entstanden,  dann  die  Arbeiten  Carl  d.  Gr.  Flacius  soll  die  Biblio- 
theken des  Fugger  •),  Peutinger ')  und  der  Stadt  Augsburg  besichtigen,  in 
welchen  sich  auch  griechische  Kirchenschriftsteller  vorfinden.  Hainze! ') 

i)  Vgl.  Gestier's  Bibliothek  (Ausg.  1683),  S.  266. 

s)  Wohl  Maffeo  Vegio's  ,|De  miseria  et  felicitate  dialogus''  gemeint,  der  1530 
in  Frankfurt  anonym  erschien;  vgl.  Voigt,  Die  Wiederbelebung  des  dassiscben  Aker 
thums,  1893,  II,  39  f. 

•)  Vgl.  Nr.  1,  n.  8. 

^)  N.  hat  auf  der  Aussenseite  des  Briefes  bemerkt:  ^Calend.  Oct.  63,  Rec. 
9.  Januarii  1564. 

B)  Ueber  Juan  de  Torquemada,  Tgl.  Voigt,  Enea  Silvio  etc.  1856  I,  208  f. 

•)  Joh.  Jacob  Fuggcr;  vgl.  Allg.  D.  Biogr,  VUI  (1878),  S.  183. 

»)  Conrad  Peutinger;  vgl.  ebenda  XXV  (1887),  S.  661  f. 

»)  Vgl.  Nr.  3,  n.  6. 


13 

wird  ihm  dort  die  Werke  des  Nilus  zeigen,  der  u,  A.  den  Streit 
über  den  Primat  des  Papstes  behandelt.  Flacius  möge  den  ,Cata- 
logus'  ')  herausgeben,  um  zu  Nachforschungen  anzuregen.  Mit  dem 
Besuch  der  Bibliotheken  soll  Flacius  einen  Scholaren  oder  Höfling 
betrauen.  Durch  Intervention  des  Maximilian  oder  eines  Hofmannes 
könnte  Flacius  Bücher  aus  Bibliotheken  benützen,  die  ihm  sonst 
versagt  wären.  Die  Schriften  Carl  d.  Gr.  könnten  ebenfalls  durch, 
äudirende  beschaßt   werden.    In  Frankreich  finden  sich  einige  vor. 

Handschriftlich  (Concept):  i,  fol.  41. 

Adresse:  Huberto  Langueto  Burgundo, 

Nr.  5. 
s.  1.  28.  November  1553. 

Flacius  an  Nidbruck. 
Mit  Hubert  Languet   den  Plan   besprochen.     Kritisirt   die  von- 
I  N.  vorgeschlagene  Eintheilung  nach  Materien.    NothwendJgkeit  aus- 
;  reichender    Geldmittel    und   Arbeitskräfte.     Vergebliche    Bitten    um 
Unterstützung.  War  im  Vorjahre  in  Italien,  um  Vergerius  u.  A.  zu 
gewinnen.  Aussicht    auf  Erlangung   von  Quellen   aus  England.     N. 
soll  in  Ungarn  nachforschen  lassen.  Zur  Ausfuhrung  bedürfe  es  der 
Mitwirkung   vider.    Vier  Schreiber   nöthig.    Hofft   auf  Beitrage   von 
öttheinrich  und  Johann  Friedrich  Prätorius.  Schickt  den  ,Catalogus'. 
hx  gegen    einen    öffentlichen   Aufruf  zur   Unterstützung.     Kirchen- 
Geschichte    des    Aventiuus.     Lazius'    Bibliothek    sollte    ausgebeutet 
»erden.  Andere  wertvolle  Schriften.  N.  soll  sich  Schonung  auferlegen. 
Handschriftlich  (Original) :  b,  fol.  5;  Druck:  Schulte,  a.  a.  O., 
I  S,  V3  f 

S.  Docdssime  vir  et  fratcr  in  Domino  carissime,  ante  omnia 
j  maximopere  a  te  peto  et  contendo,  ut  hanc  meam  extemporanam 
scriptionem,  quoniam  nunc  diligentius  scribere  non  vacabat,  boni 
consulas.  Id  sane,  quod  optas,  perinde  ex  tali  atque  accuratiore 
ci^oscere  poteris.  Ad  Htteras  tuas  vere  primo  huius  anni  ad  me 
niissas ")  respondi  circiter  ante  duos  menses ')  inscriptasque  D. 
Leopoldo  Schwibermeier ')  Witebergam   ad  M.  Paulum  Ebenim  *),. 

■)  Vgl.  Nr.    1.   n.  3. 

')  Vß],  Nr.  2. 

')  Vgl.  Nt.  3. 

'j  Vgl.  Nr.  2;  Horavfiti,  a.  «,  0„  S.  324. 

[  f)  Vgl.  LitenlDT  bei  Loache,  Uitfaeiiu),  I.  198. 


14 


sicut  praeceperas,  misi  nee  dubitOp  te  iam  id  respoosum  vel  acce- 
pisse  vel  brevi  accepturum  esse.  Inde  ergo  prolixius  sententiam 
meam,  de  quibus  voluisti,  cognoscere  poteris.  Quod  porro  ad 
secundas  T.  H.  litteras  *)  attinet,  per  hunc  tuum  Hubertum  Bur- 
gundum ')  missas,  contuli  quidem  diligenter  cum  eo  de  toto  illo 
tiegotio,  sicut  praecepisti,  nee  dubito,  quin  ille  tibi  meos  sermoncs 
diligenter  perseripturus  sit*).  Verum  netuo  sanctovoto  utilissimoque 
eonatui  desim,  exponam  tibi  et  ipse  mearum  eogitationum  summam 
quam  brevissime  potero.  Primum  igitur,  quod  ad  ordinem  historiac 
in  quo  nonnihil  dissentimus  *),  attinet,  video,  utramque  rationem 
aliquid  eommodi  et  incommodi  prae  altera  habere.  Mea  illa  perpetua 
series  magis  quiddam  historieum  prae  se  ferret  plusquc  fidei 
haberet  quam  illa  tua,  quae  mere  7coX£(itxov  seriptum  ae  veluti 
ex  instituto  eontra  Papam  directum  efficeret.  Praetcrea  plura 
etiam  ^  utilissimaque  pervestigaret  et  exponeret,  quae  ad  Papam 
eiusque  controversias  nihil  attinerent,  quibusque  vix  in  altera 
forma  seripti  loeus  esse  possit.  Scio  enim  omnino  multa  varia 
eaque  utilissima  hincinde  ex  tenebris  erui  in  historiamque  rcfcrri 
posse,  quae  si  non  ad  eontroversias  eum  Papa,  at  certe  ad  alias 
haereses  refutandas  veritatemque  illustrandam  essent  plurimum 
profutura,  et  video  sane  proh  dolor  I  aetatem  nostram  haercsium 
feraeissimam,  nee  minus  nos  eontra  alias  pestes  quam  contra 
Papam  armari  oportere.  Contra  tua  ratio  ad  hoc  vel  in  primis 
utilior  esse  videretur,  quod  aliquanto  accuratius  prolixiusque  ma- 
culae  ac  errores  Antichristi  depingi  illustrarique  eo  ordine  possent. 
Vix  enim  videtur  illa  mea  historica  series  admissura,  ut  cum  tanto 
taedio  et  ordinis  temporum  perturbatione  prolixi  velut  catalogi 
certaminum  cum  Papa,  scriptorum  eontra  Papam,  reprehensionem 
eins  seelerum  subinde  repererentur  •)  ac  inculcarentur,  quae  tuus 
ordo,  dum  velut  in  communes  locos  singulas  historiae  partes 
coniieit,   summa   commoditate   reciperet.    Eminebunt  etiam  magis 


1)  Wohl  der  Brief,  zu  welchem  wir  in  Nr.  4  einen  kurzen  Entwurf  haben. 

*)  Ueber  den  hervorragenden  Diplomaten  Hubert  Languet  aus  Vitteaux  in 
Burgund  (gest.  1581),  vgl.  Waddington,  de  Huberti  Langueti  vita  1518—1681.  1888; 
Allg.  D.  Biogr.  XVII  (1883),  S.  692  f. 

•)  Vgl.  Languet  an  N.  ddo.  1.  Dec.  1563;  i,  64. 

*)  Vgl.  Nr.  2  und  Nr.  4. 

*)  Sehulte  hat  etiam  ausgelassen. 

>)  Seh.  h.  in  gerer  entnr. 


15 


singulae  materiae,  si  in  sua  loca  distribuantur,  quam  si  ad  tem- 
porum  seriem  subinde  aliis  aliae  admiscendae  erunt  ^).  Gratissimum 
sane  id  et  utilissimum  lectori  erit,  si  in  singulis  locis  sui  generis 
res  in  unum  congestas  simul  velat  in  cumulo  deprehendet,  alibi 
scilicet  probationem  v«rorum  dogmatum,  alibi  confutationem  fal- 
sonim,  alibi  vituperationem  morum  spiritualium  seu  cleri,  alibi 
caeremoniarum  acervum,  alibi  Schismata  et  bella  a  papis  excitata. 
Quare  si  contingere  id,  quod  caperem  quodque  utile  esset,  posset, 
atramque  sane  historiam  contexi  optarim,  prius  tarnen  illam  meam, 
qua  confecta  non  difiiculter  posset  illa  iam  comportata  materia 
in  istos  tuos  quasi  communes  quosdam ')  locos  partiri  et  distribui, 
sivG  id  quasi  indice  solummodo  quodam  faciendum  esset,  ut  lector 
in  priorem  historiam  remitteretur,  sive  res  integre  prolixeque  denuo 
exponendae  essent.  Atque  hactenus  de  ordine  operis.  Porro  quod 
ad  librorum')  necessariorum  «d  tale  institutum  copiam  attinet, 
qaaerendi  sane  illi  ex  omnfbvs  mundi  partibus  essent,  ad  quam 
qiiidem  rem  non  tantum  fidorum  hominum  ministerium,  sed  et 
sumptus  haud  contemnendi  essent  pemecessarü. 

Video  enim  etiam  mediocres  homines  vix  aliquid  laboris 
suscipcre  velle,  nisi  praesens  pecuniariaque  merces  eis  promittatur. 
Scripsi  hactenus  ad  multos  etiam  vere  pios,  ut  quidem  ego  statuo, 
homines  de  meo  conatu  petiique,  ut  me  in  investigatione  librorum 
iuvarent ;  nemo  tamen  ferme  hactenus  quicquam  opis  attuh't  prae- 
ter Tuam  H.  et  Palatinum  Otthonem*).  Superiore  anno  ea  de 
causa  in  Itaüam  eram  profectus,  ut  et  ipse  bibliothecas  Venetas 
inspicerem  et  Vergerium »)  aliosque  quosdam  pios  ac  doctos 
homines  ad  adiuvandum  hunc  conatum  excitarem.  PoUiciti  illi  qui- 
dem large  sunt,  ac  duo  seu  tres  quidem  etiam  nominatim  missuros 
sc  mihi  Dantis  monarchiam  •)  sero  pollicebantur,  verum  nemo  om- 
nium  Ulonim  quiquam  hactenus  vel  misit  vel  brevi  se  missurum 
esse  significavit.  AfTulserat  quaedam  spes  consequendi  ex  Anglia 


<)  Seil.  h.  essent. 
<)  Seh.  hat  quosdam  ausgelassen, 
s)  N.  (Hgt  ad  marg,  Libri  hinzu. 

*)  Uebcr  Ottheinrich  von  der  Pfalz,  vgl.  Allg.  D.  Biogr.  XXIV  (1887),  S.  713  f. 
fj  VgL  Hubert,  Vergerio's  publicistische  Thätigkeit  nebst  einer  Biographie  und 
tVoersicht,  1893. 

^  Vgl.  Nr.  1,  n.  12. 


-*.■•  «- 


16 

haud  pauca  vetera  monumenta  huic  nostro  instituto  necessaria  *). 
Cum  enim  catalogum  Balaei*)  percurrissem  totque  ibi  vetustissi- 
mosque  autores  ecclesiasticos  et  historicos  nobis  igpaotos  legissem, 
scripsi  ad  cum  una  cum  clarissimo  viro  D.  Doctore  Alesio  •),  cui 
aliqua  cum  eo  vetus  amicitia  intercesserat,  ac  re  exposita  pedi- 
mus,  ut  et  consilio  nos  iuvaret  et  libros  ad  eam  scriptionem  ne- 
cessarios  tum  indicaret,  tum  etiam,  si  posset,  mitteret.  Verum 
acciderunt  istae  turbae  subitae,  quae  nobis  omnem  spem  adipis- 
cendi  inde  quicquam  eiusmodi  scriptorum  praecidunt  *).  Spero 
tarnen  fore  aliquando,  ut  adhuc  ea  provincia  pium  magistratum 
habeat  nobisque  pateat.  Reliquum  ergo  esse  videtur,  ut  hie  in 
Germania  saltem  hoc  tempore  vetusta  monumenta  conquiramus. 
Ego  quidem  occasioni,  ubi  se  offerret,  minime  deero;  idem  et 
tuam  praestantiam  facere  et  gratissimum  et  utilissimum  est. 
Optarem  etiam  T.  H.  in  Hungariam  *)  ad  aliquos  industrios  homi- 
nes  scribere,  qui  eiusmodi  inquisitionem  adiuvarent,  tametsi  T.  H. 
haud  dubie  et  in  aliis  regionibus  suos  habeat,  quibus  id  recte 
demandare  possit.  Ne  vero  pius  iste  conatus  diutius  differatur. 
mihi  valde  placet,  ut  quoad  alia  scripta  conquirantur,  istis,  quae 
alioqui  extant  haberique  possunt,  utamur.  Semper  enim  facile 
erit  inventis  addere  et  ex  novis  autoribus,  si  quae  minus  recte 
scripta  fuerint,  corrigere.  Hactenus  de  librorum  inquisitione ;  quam 
tamen  ut  T.  H.  tanto  melius  adiuvare  possit,  mitto  ei,  ut  petiit, 
quosdam  catalogos  librorum,  qui  mihi  tanquam  necessarii  in 
mentem  venerunt.  lam  de  ratione')  aggrediendi  operis  pauca 
dicam.  Indico  sane  et  ego  verum  esse,  quod  T.  H.  scribit,  hunc 
nostrum  conatum  non  unius  hominis  esse,  sed  plures  oportere 
suas  operas  ad  conficiendum  tantum  opus  conferre '}.  ludico  etiam 


0  Vgl.  Nr.  3. 

s)  John  Bale,  später  Bischof  von  Ossory  (gest.  um  1563),  schrieb  u.  A.  ^Scrip- 
torum illustrium  maioris  quam  nunc  Angliam  et  Scotiam  vocant  cataiogum".  Ipswich, 
1548  (enthält  nur  fünf  Centurien),  Basel,  1657--1Ö59.  Vgl.  Jöcher,  Gel.  Lex.,  I,  722  f.: 
Ebert,  Allg.  Bibliogr.  Lex.,  S.  131;  Reusch,  a.  a.  O.,  I,  92  f. 

•)  Vgl.  Nr.  3,  n.  8. 

^)  Wohl  die  Verfolgungen  der  Protestanten  durch  Maria  i.  J.  1553;  vgl.  Froude 
History  of  England,  vol.  6. 

')  N.  hatte  sich  am  26.  Nov.  1553  an  Zabertinus,  Bischof  von  Grosswardein, 
gewendet;  i,  62. 

*)  N.  schrieb  ad.  marg.  ratio  operis. 

0  Vgl.  Nr.  2. 


17_ 

me  ad  eam  scriptionem  parum  aptum  esse,  quod  et  stUo  praesertim 
UnUc  htstoriae  necessarJo  destituar  et  labores  non  ita  multos 
perferre  possim  et  denique  in  tarn  varias  curas  tuendae  veritatis 
distrahar,  Quare  iudico  omnino  ncccssc  esse,  ut  cum  aliquo  domino 
agatur,  qui  mcdiocre  Stipendium  in  aliquot  annos  paucis  aliquot 
collegis  in  hoc  opcre  occupatis  constituat.  Puto  autem  debere  esse 
unum  inter  alios,  qui  et  eruditione ')  et  stÜo  valcret  eaque  omnia, 
quae  scriptione  comprehendenda  essent,  pcrtexeret.  duos  porro, 
(jui  raaterias  undique  conquircrent  et  comportarent  illique  scriptori 
In  ordinem  digerendas  apum  instar  apportarent,  quartum  denique 
tliis  tribus,  qui  scribae  tantum  officio  fungeretur,  hominem  levioris 
lioctrinae  addere  possemus.  Hi ')  quattuor  collegae  quingentis 
SoFcnis  annuatim   ractUime   ali  possent ').    et   ne   rem   plane   quae 

,  id  effectum  perducatur,  impossibilem  esse  putes,  iam  egi  cum 
Palatino  Otthone*}   Henrico,    qui   admodum   cupit  istam  historiam 

;  fonscribi  meque  uttro  ut  opus  promoveam,  hortatur  ac,  ut  spero, 
(adle  aÜquam  partem  sumptuum  suppeditabit,  nee  quidquam  nunc 
iiagis  in  hac  quidem  parte  opto  a  Deo,  quam  ut  Elector ')  in 
MB  vel  aliquatenus  rcdcat. 

Spero  enim  illum  promptissime  conatum  hunc  adiuturum 
«sc  pro  suo  crga  pictatem  et  littcras  studio.  Est  etiam  hie  ludi- 
fnagister,  nomine  Godescalcus  •),  homo  meo  sane  et  M.  Galli  iudi- 
00  ad  talem  scriptionem  admodum  idoneus.  Nam  et  stilum  habet 
<nm  fadlem,  tum  latinum,  tum  denique  et  gravem,  et  iudido 
mu'tum  valet  et  demum  laboris  plurimi  est;  taceo ')  enim  pietatem, 
quam  hie  quoque  pemecessariam  esse  nemo  dubitat.  Locutus  est 
cum  CO  tuus  Hubertus '),  qui  tibi  de  eo  haud  dubie  suum  iudidum 
pe^^cribet;  mittam  etiam  brevi  aliquod  eius  scriptum,  unde  de 
i^ornrnis  ingenjo  coniecturam  facere  possis.  Quare  in  hac  etiam  parte 
^t.  s  quid  consilii  aut  auxilii  omnino  invenire  potes.  Ego  quidem 
')Sch.  b.  condicione, 

')  Seh.  h.  Uli. 

')  Vgl.  Nr.  3. 
'1  Vgl.  ob,  o.    U. 
*|  Vgl.  Nr.   3,   n.  3. 

•■.  U.bCT  Pri-oriu«  (t  1673),  vgl.  Allg.  D.  Biogr.  XXVI.   (1888).  S.  513;  »gl. 
S..  J,  V  2. 

')Sch,  h.  taee. 
•)  Vjr.  ob.  n.  B. 


18_ 

ccrte  nieliorem  rationem  aggrediendi  negotii  non  video.  Utini 
iam  vel  ducentos  tantum  florenos  habere  pos^enus  pro  ipso  sei 
tore  cum  ')  uno  tantum  adiutore,  quoad  tiirbae  istae  in  melior 
statum  redigerentur,  Exspecto  quotidie  responsum  a  Palatino,  t 
quidcm  mihi  ex  ista  summa  nihil  plane  expeto  et  tarnen  libenl 
qtiacunqiie  rationc  potero  opus  adiuvabo.  Mitto  meum  catalogun 
quandoquidem  cum  tantopere  videre  cupis;  fortassis  etiam  bi 
typis  excudetur;  neque  enim  iam  quicquam  amplius  habeo,  qi 
addam.  Vide  tarnen,  obsecro,  ne  istud  exemplar  intereat,  quc 
alterum,  quod  adhuc  apud  me  est  quodque  brcvi  Basileam  miti 
cogito,  in  intinere  perierit,  istud  haberi  possit;  neque  enim  al 
ullum  habeo  ').  Quod  porro  ad  eius  praefationem  attinet,  cogil 
sane  et  ego  saepe  de  admonitione  ac  pelitione  ad  omnes  pios 
doctos  facienda,  ut  iuvarent  quacunque  ratione  possent  ist 
conatum,   praescrtim  autem  hbrorum  inquisitionem  *). 

Sed  illud  mc  rursus  ab  eo  consilio  absterret,  quod  expei 
sum  hactenus,  quam  parum  nostri  homines  tali  cura  affidan' 
cum  quidem  ad  non  vulgares  viros  ea  de  re  scripsissem.  Qu 
vereor,  ne  nihil  aüud  tali  publica  admonitione  efficiamus,  qt 
ut  papistas  de  nostro  consilio  praemoneamiis  et  ad  opprimei 
talia  monumenta  excitemus ;  quare  cogito  eiusmodi  admonitior 
modis  Omnibus  omittendum  esse.  Possumus  alioqui  privatis  litt 
illud  idem  agere  apud  eos,  quos  aliquid  posse  existimaverin 
Quodsi  tu  diversum  senlis.  amabo  fac  me  quam  primutn  de 
re  certiorem.  ne  prius  Basileam  cum  alia  praefatione  mittatur, 
animo  habeo,  ut  nuper  scripsi,  omnia  Eohetnica  seu  HussJ 
scripta  in  certos  tomos  redacta  imprimi  curare  ^),  si  modo  es 
qui  typographorum  egestatem  aliquo  munusculo  sublevarc  ve 
Nam  vix  alioqui  credo  eos  suo  sumptu  impressuros,  propte 
quod  minus  vendibilia  fore  videntur.  Quare  si  quae  eius  gen 
aut  habes  aut  adhuc  congregas,  fac  obsecro  ad  me  dek 
tametsi    et   alios  ad  historiam  neccssarios  ad  me  mitti  utile  es 

I)  Seh.  h.  ei. 

•)  Calal.  tesl.   vcril.;  vel,  Nr.   1,  n.  3. 

•)  Dieses  Manuacripl    ist    noch  auf  der  Hofbibl.  ta  Wien  Nr.   11.591  trhsl 
Anmerlt.  d.  Scb. 

*)  Vgl.  Nr.  i. 
*)  Vgl,  Nr.   3. 


19 

quod  quoquo  se  res  modo  habuerit,  mihi  eius  historiae  praccipua 
.-jra  incumbet.  Aventinus,  Bavaricus  historicus,  scripsit  duas  histo- 
tii^.  alteram  titulo  illustratam  Germaniam,  altcram  ccclesiasticam 
hi-torram');  utraque  adhuc  extat  apud  Bavanim');  Germ.iniam 
::ustralain  vult  brevi  curare  edi  princeps.  Sed  quia  qüat:d:mi  de 
;enealc^ia  ducum  Bavariae  putat  in  suum  praeiudicium  cadere 
;!0S5e,  ideo  tradidit  eam  6lio  iurispru dentis  Eckii')  corrii^cndam. 
Vcreor,  ne  corrigat  non  tantum  illa  genealogica,  sed  etiani  cccle- 
^iaslica,  ut  est  inimicissimus  verae  pietati,  et  sunt  plurima  eccle- 
-lasticain  ea  ipsa  historia,  ut  ex  primo  tomo  bibliothecae  Gesneri') 
i^'paret,  Quare  valde  optarim  Lazium  ')  vcl  T.  H.  nomine  regis ') 
pcterc  eius  sibi  copiam  fieri  et  utramque  quam  primum  de^cribere. 
Ecclesiasticam  sane  eius  hlstoriam  tibi  velpraecipue  conimr.'ndo, 
ii  videas,  ut  eam  nanciscaris,  quoquo  demum  modo  pott-^.  Est 
iri  aula  Bavari  consiliarius  meus  amicus,  nomine  Albertus  Kciffcn- 
'tm').  qui  fortassls  libenter  adiuvabit.  Optarim  sane  etiain  aliqua 
Lazii  describi,  si  sumptus  adessent.  Est  isthic  quidam  nomine  Lau- 
i^tius  Zadesius  '),  meus  gentilis,  quiproxima  aestatefuitartitini  deca- 
Mj.  Credo  eum  discipulos  habere  aut  alioqui  certe  familiäres  Fcliola- 
'ticos,  ut  facillimc  descriptionem  necessariorum  librorum  atiiiivare 
;.  'äsit.  Vereor  sane,  ne  non  possimus  ca  habere,  cum  volDerimus, 
iraccipuc autem  PontiBcumcpistolas ')  putarem  describcn  das,  lamctsi 
Tinia  istius  non  viderim.  Putas  tu,  vir  optime,  praedpua  scripta  et 
^ontroversias  posse  referri  ad  scismata;  est  istud  quidem  .iliquid, 
•tä  tarnen  ego  eas  controversias  et  pluris  facio  et  maiores  fuissc 
vito.  cum  falsa  Antichristi  dogmata  oppugnata  sunt,  ut  contro- 
ersiaHus.  Wiclef,  Valdensium,  qui  ferme  soli  hisce  400  annis") 

')  Ueber  Johann  Turmair  (f  1534)  und   seine  Schriften   vgl.  Alle-  D-  Ili'>i;r.   [ 
:-Z  j.  700  f. 

'i  apad  B.  h>l  Seh.  ansgel>ss«n. 

':  N.  tagte  ad.  matg.  hiuiu  Osw^ldoEckio.  Leonbardi  Eckii  (,.   "s. 
■'Conrad   Gesner's   Bibliotheca   universalis   erschien    1546—1  :>'l^;    vgl, 
^-,  l>.  Biogr.  DC  (1879).  S.  107  f. 

"  Vgl.  N.  1,  n.  8. 

''  König  Maximilian. 

':  Vgl.  Allß.  D.  Biogr.  XXVII  (1888),  S.  692. 

'i  Vgl.  Aschbach,  a.  a.  O.,  II,  387. 

'!  Vgl.  Nr.  2;  Horawiti  a.  a.  0.,  S.  323. 
i        'Sei.  h.  hoste  CCCC  anno.. 


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20 


puriorem  doctrinam  habuerunt.  Balaeus  ^)  dicit  quoque,  gravissima 

certamina   pro   puriore   religione   fuisse,    tum   in   Anglia,    quando 

primus   Gregorius    eo   suum  Pseudo-Augustinum  *)  misit,   tum   ali- 

quando  post,  cum  Bonifacius,   qui  alioqui  Germanorum  Apostolus 

a    multis   vocatur,    in  Germaniam    a  Papa   missus   est,   eos   enim 

veterem   sinceritatem    verae   religionis    in   papatum   in  hisce  regi- 

onibus   frustra  multis  etiam   sanguine  repugnantibus   commutasse. 

Hactenus   tumultuarie,    ut   ex  tempore  alteri  dictare  potui,    T.  H. 

meas    cogitationes   exposui,    alias    Deo   volente    idem    diligentius 

faciam.     A   tua   caritate  vero  illud  summis  plane  quibus  possum 

precibus  oro  atque  contendo:    primum   ut  pergas  sedulo  adiuvare 

istud  sanctissimum  institutum,  sicut  incepisti,  deinde  ut  tuae  vale- 

tudini   aliquanto  magis,   quam   hactenus   te   fecisse  audio,    parcas. 

ne   non   lente   sed   praecipitanter  festinando  minus,    quam  alioqui 

posses,  cursus  conficias  et  non  tarn  te  vita,  quam  ecclesiam  Christi 

fideli   ministro   et   nutricio  spolies.     Quare  vide')  obsecro  te  tum 

per  salutem  tuam,  per  Dei  gloriam  ac  ecclesiae  incolumitatem.  ut 

tuae  valetudinis  summam  curam  habeas.  Vale  in  Domino  Jesu  feliciter. 

4.  Cal.  Dec. 

T.  P.  deditus  Theod.  Henetus  *). 

Nr.  6 »). 
s.  1.  s.  a. 

Flacius  an  Nidbruck. 

Wünscht  die  ^Perspectiva*  des  Alhazen  und  alte  Agenden. 

Handschriftlich  (Original):  b,  fol.  7. 

Audio  Alhacis  perspectivam  •)  manu  Vogeli  descriptam  extare 
istic,  opinor  in  universitatis  bibliotheca.  Valde  optarim,  eam  mihi 
quam  primum  usui  dari,  quo,  quoniam  et  ipse  unum  exemplar 
habeo,  in  communem  utilitatem  iste  quoque  autor  prodiret.  Magno 


1)  Vgl.  ob.  n.  18. 

*)  Augustinus,  Bischof  von  Canterbury ;  vgl.  Wetzer  und  Weite,  Kirchenlexikon. 
I»  (1882),  1678 

•)  Seh.  h.  in  de. 

^)Tengnagelfiigthinzu:  quoties  nomen  Proteus  xnutatM.FIacins  Illyrtcus. 

^  Diesen  Brief  setzte  ich  hieher,  weil  in  den  folgenden  diePerspectiva  und 
die  Agenden  urgirt  werden. 

^  Gemeint  ist  ofifenbar  Thesaurus  opticae  des  Arabers  Alhazen  (1572  i^ 
Basel  gedruckt) ;  vgl.  Jöcher,  a.  a.  O.,  I,  272. 


21 


enim  id  fieret  non  tantutn  studiosorum,  sed  et  meclianicorum 
commodo.  Nescio,  an  monuerim  in  meo  catalogo  de  a^enda  vcteri, 
sed  valdc  operae  pretium  esset  eam  habere,  quae  ante  Gregorium 
in  usii  alicuius  celebris  ccclesiae  fuit.  Vale  I  Cura  amabo,  ut  quam 
primum  et  de  liac  re  et  de  aliis  omnibus  responsa  accipiamus. 

Nr.  7. 
s.  I.  23.  Februar  1554. 

Flacius  an  Nidbruck, 
N'idbruck   soll   Arnold  Arien    in   Italien    zum  Ausforschen   von 
Büchern  bewegen.  Es  soll  Jemand  nach  Italien  gesendet  werden,  z.  B. 
Hubert  Languet.  Wünscht  Handschriften  über  die  griechischen  Concile. 
Handschriftlich  (Concept):  i.  fol.  96. 
S.  Scripsi  nuper  prolixc  non  semel  ac  responsum  avide  expccto, 
sed  subinde  accidunt  aliqua,   quae   tibi   significare   operae   pretium 
est.  lam  illud  tantum  T.  H,  indicabo,  videre  mihi  valde  utile  fore, 
ul  cum  Amoldo  Arlenio  "),  qui  ante  Diegi ')  minister  fuit,  iam  autem 
vel  apud  Ferrariae  vel  Florcntiae  ducem  agit,  agatur,  ut  conquisi- 
I     tionem   libronim,   quos   ei  vel   nominatos   sigülatim  vel   in    genere 
[     indrcare  potes,   adiuvet;    habet    cnim    omnes   bibliothecas   Italicas 
notissimas.    Utinam   et  Romac   non   solum    bibliothecas,    sed   acta 
'     paparum  vetustiorum  inspicere   per   idoneuni   hominem   possemus  1 
j     t'tilc  esset  eius  rei  causa  tuum  Burgundum')   in  Italiam   mitterc, 
I     si  modo  sumptibus  abundaremus.  Tu  vide,  quid  tua  crumina  possit, 
r,atn  mea   est   tenuior.    ConcUia  Graeca   manu.scripta  habere  valde 
I     Jiile  esset.  Bene  in  Domino  vale!  23.  Februarii  54. 

Nr.  8*). 
s.  1-  s.   d. 

.  Flacius  an  Nidbruck. 

Hat  Nidbruck  seinen  Katalog  der  Wahrheitszeugen  gesendet, 
■^ii-arbeitung  eines  neuen,   ausfuhrlicheren  Planes.    Schickt  Nidbruck 

I  <)  UelwT  Arroldas  Arlenins  PetuJIai  (>ui  Herzogenbusch),  b<?kaiiTil  nli  IleraiH- 

j  E'Ui  griechiscbcT  Auloren,  ig],  Slinzing,  G.  Titinei's  Briefe  an  Bonif.  u.  Bae.  Amer- 
.  ^  !^c.,  Bonn,  1879,  S.  67  ti.  4. 

'i  Diego  Hnrtado  de  McDdou,  Graf  vod  TiBdillo.  kaj^.  Gesandter  in  Venedig* 
'Mfltscbe.  ».  ,.  O.,  11,  268. 

'1  VgL  Nr.  6,  n.  6. 

')  Ich  ieuie  den  Brief  bieher,  weil  Nr.  9  die  Antwort  daraaf  isi. 


I 

I 


I 


äae  seiner  kleinen  Arbeiten.  Empfiehlt  demselben  die  Ausforschung 
der  Werke  des  Aventinus.  Vielleicht  kann  Nidbruck  dieselben  von 
Georg  Römer  erhalten.  Nidbruck  möge  ihm  Bücher  zukommen  lassen. 
Für  G.  Prätorius  wäre  ein  jährliches  Stipendium  von  100  Thalem 
zu  bestimmen.  Wünscht  die  Perspcctiva  des  Alhazen  und  die  Schrift 
Karl  des  Grossen  gegen  die  Heiligen  Verehrung.  Werde  diesen  Sommer 
alte  Gedichte  gegen  den  Papst  drucken  lassen. 
Handschriftlich  (Original):  b,  fol.  31. 

S.  a  Domino,  unico  omnium  piorum  salvatore.  Eximie  vir 
et  patrone  observande !  Scripsi  ad  te  iam  temas  litteras '),  misi 
etiam  catalogum  meum '),  ex  quibus  omnibus  T.  E.  clare  et 
perspicue  mcam  sententiam  de  iis  omnibus,  de  quibus  cupivit.  in- 
telecturam  esse  non  dubito.  Quare  de  eadem  materia  porro  ad 
T.  P.  scribcre  non  opinor  necesse  esse,  quoad  T.  H.  novum  re- 
sponsum  videro.  Scripsi  quidem  aliquanto  prolixius  novam  consul- 
tationem  de  scriptione  istius  historiae  atque  fructibus  inde  ad 
ecclesiam  Dei  et  pios  proventuris ').  Quam  co  confeci,  ut  üs  dominis, 
quorum  opem  ad  hanc  rem  implorare  in  animo  habeo,  aliquanto 
plenius  et  clarius  totum  insdtutum  ac  consiUum  meum  proponere 
possim  eosque  tanto  fadlius  ad  talem  benignitatem  seu  libera.litatem  , 
pelliciam.  Eam  consultationcm  T.  H.  iam  non  misi,  quod  ipsa.  meum 
institutum  plus  satis  pernovit  ex  meis  littcris,  ut  supra  dixi,  quodque ' 
etiam  ad  promovendum  salutare  opus  sua  sponte  prona  ac  parata 
est;  mittam  tarnen  alias,  sl  eam  petieris.  Nunc  accipe  hie  brevem 
quidem,  scd  admodum  insignem  ac  ecclesiae  Dei  nccessariam  hi«- 
toriolam'),  a  mc  rudi  et  inepto  stilo  utcumquc  delineatum.  Flures 
haud  dubie  tales  ac  paene  infinitae  historiae  ex  vetustis  monumentis, 
si  diligentes  in  ea  re  homines  haberemus  sique  necessarii  sumptus 
adessent,  erui  posscnt,  quo  studiosius  et  tua  Caritas  et  omnes  boni 
hoc  pientissimum  opus  promovere  debent.  Habeo  deliberationem 
Friderici  Caesaris,  istorum  avi,  de  toUendis  Germanicae  ecclesiae 
oneribus   a  Curia   Romana   ipsis  impositis   Moguntiae  anno    1441 

')  Vgl,  Nr.  6.  Nr.  6,  Nr.  7. 

1)  Vgl.  Nr.  6.  0.  33. 

*}  Wahrscheinlich  tlie  im  Cod.  Germ.  Nr.  4110  b  der  MUnchetier  Staatsbibl, 
S.  131—1«;  ^1.  Preger,  a.  ».  O..  11,  417. 

«)  Wohl  die  Hiitorii  certaminum  inter  Rominos  Episcopos  c-1 
sextam  Cirthag.  Synodnm  etc„  gedr.  Basel,  1664;  »gl.  Preger,  a.  a,  O.,   II,  553. 


23 


habitam '),  de  qua  aliquid  parvum  in  fine  Clemangis ')  una  cum 
epistola  Friderid  legis,  eam  quoque  si  cupis  T.  H.  descriptum 
mittam.  Non  dubito  poiro  serio  te  id  agerc,  ut  übros  ad  eam 
scriptionem  necessarios  conquiras,  Scripsi  quoque  aüquoties  de 
Aventina  bibÜotheca  eiusquc  duobus  voiuminibus.  nempe  illustrata 
Gcnnaiiia  et  ecclcsiastica  historia  a  condito  orbe*),  quam  tibi  rem 
cordi  esse  non  dubito.  Monuit  vero  intcrea  me  amicus  quidam  de 
risdem  scriptis,  quod  tibi  iam  indicabo.  Est  Norimbergae  Senator 
quidam,  nomine  Georgius  Romanus,  homo  ut  non  studiosissimus 
pietatis,  ita  vetustorum  monumentorum,  quin  et  omnigenae  vetustae 
supellectilis  mirus  amator  et  indagator,  Is  adliuc  vivo  Aventino 
cuiavit  sibi  illustratam  Gcrmaniam  (cuius  summarium  indicem  in 
primo  tomo  bibliothecae  Conrad!  Gesneri '}  in  Johanne  Aventino 
'■tgae  potes),  nescio,  an  etiam  ecclesiasticam  historiam  describi; 
veri  sinüle  mihi  est,  cum  pro  suo  eiusmodi  rerum  studio  et  eccle- 
siasticam  histomm  habere  et  a  morte  Aventini  pleraque  vetusta 
moDumenta  ad  se  pertraxisse,  ex  quibus  Aventinus  suam  hii^toriam 
collegcrat.  Ab  eo  igitur  homine  cupio  te,  quacunque  demum  ratione 
potes,  vel  ad  paucos  menses  eas  historias  extorquere  et  statim 
describi  curare;  omnino  essent  ad  nostrum  institutum  mire  utiles. 
Non  puto  autem  tibi  eum  quicquam  tale  negaturum,  praesertim 
cum  tantum  negotii  nunc  vobis  cum  eo  senatu  sit  propter  istud 
commune  bellum.  Agc  igitur  Christo  favente  et  tenta  id  efficere, 
in  quo  profecto  non  parvum  momentum  totius  negotii  situm  est. 
Atque  de  hoc  hactenus.  Quod  autem  me  in  proximis  litteris  de 
Peutingerorum  *)  bibliotheca  monueras,  eius  quoque  rei  memincro. 
Libros  quos  ehismodi  colligis  cupio  te  ad  me  mittere.  Ego  tibi 
illud  contra  bona  fide  polliceor  me  id  acturum  et  Deo  volente 
effectanim,  ut  ca  scripta  vel  vivo  vel  mortuo  me  non  in  altcrius 
t>aaum.  quam  eius,  quem  quam  maxime  id  opus  adiuvare  posse 
3c  vellc  iotdlexero,  perveniant,  tametsi  et  iam  mihi  in  conficiendo 
nieo  catalogo  *),   quem  quotidie  non  inutili  acces?ione   augeo,  usui 

')  Vgl.  Voigt.  Eaea  SilTio,   I,  258  t. 
'  Vgl.  Geraer,  «.  ^  O..  S.  622  L 
'.  V0.  Kt.  5,  B.  37. 
■}  V^l.  ebenda  o.  41. 
*)  V(l.  Nr.  4.  D.  3. 
*)  VjL  Nt.  1.  n.  3. 


» — 


24 


esse  possent  tua  quoque  monumenta.  Id  etiam  sedulo  ago,  ut  omnes 
Hussitici  libri  in  ordinem  redigantur  *)  et  alii  etiam  veteres  contra 
Papam  imprimantur.  Scripseram  nuper  de  nostro  ludimagistro 
Godescaleo '),  quem  idoneum  esse  ad  talem  scriptionem  existimo. 
quod  et  stilo  et  pietate  et  iudicio  et  firma  valetudine  nciultique 
laboris  patiente  sit  praeditus.  Eius  tibi  orationem  tuus  Burgundus  •) 
nuper,  ut  credo,  misit,  unde  et  tu  de  eius  orationis  filo  iudicare 
possis.  Valde  optarim  nos  vel  illi  soli  conficere  posse  annuum 
Stipendium  ad  centum  thalerorum,  quo  abstractus  a  schola  huic 
rei  totus  vacaret.  Nam  si  modo  principium  aliquod  fecissemus,  ac 
opus  inchoatum  esset,  facilius  porro  auxilia  a  potentibus  impetra- 
remus.  Moverentur  enim  non  parum  ipso  quasi  aspectu  inchoati 
operis  fidemque  nobis  haberent  rem  serio  agi,  et  non  fiicum  solum- 
modo  quendam  ac  praetextum  extorquendae  pecuniae  eis  proponi. 
Quare  amabo,  si  et  tu  vel  consilium  vel  auxilium  nosti,  in  eo 
ecclesiae  Dei  ne  desis.  Res  profecto  longe  maxima  in  longe  minimo 
momento  hie  vertitur.  Nam  si  sane  usquam  principium  medio  plus 
est.  tum  profecto  in  primis  hie  iam.  Scripseram  nuper  de  Alhacis 
perspectiva*);  si  haberi  potest,  adhuc  eam  peto.  Curabo,  ut  in 
communem  usum  in  publicum  prodeat.  Librum  Caroli  Magni  contra 
sanctorum  invocationem  *),  nancisci  non  possum,  sed  videre  percupio; 
quare  amabo  mitte.  Curabo  Deo  volente,  ut  hac  aestate  multa 
poemata  vetusta  contra  Papam  Basileae  excudantur  •).  Vale  in 
Domino  Jesu,  qui  te  diutissime  incolumem  conservet,  Amen  1 


«)  Vgl.  Nr.  6,  n.  36. 

9)  Ebenda,  n.  29. 

»)  Vgl.  ebenda,  n.  31. 

*)  Vgl.  Nr.  6,  n.  2. 

*)  Flacius  meint  wohl:  Opus  illustrissimi  et  excellentissimi  sen 
spectabilis  viri  Caroli  Magni  ...  contra  synodum,  quae  in  partibus 
Graeciae  pro  adorandis  imaginibus  gesta  est',  das  der  Bischof  Jean  du 
Tillet  unter  dem  Namen  Elias  Philyra  1649  zn  Paris  veröffentlichte;  vgl.  Reusch. 
a.  a.  O.,  I,  266. 

«)  Ohne  Zweifel  die  Antilogia  Papae  etc.,  Basel  1666;  vgl.  Preger,  a.  a.  O., 

II.  664. 


II. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen 

und  Lehrer  Oesterreichs  aus  den  Wittenberger 

Ordinirtenbüchem  seit  dem  Jahre  1573. 

Von  D.  Di,  Giokg  Bdchwalu  in  Leipiig, 
(FoiUetzung.  ') 

1577. 

91.  Ego  Ntcolaus  Steint  natus  in  oppido  Artzberg  in  uicinia 
Egrae  Caesareae  vrbis,  Illustris^mi  Christianissiniique  principis  ac  Do- 
mini  Georgii  Friderici  MarchJonis  Brand  ebiirgensis  subditus,  in  cele- 
benima  Academia  Vuitebergensi  ab  Anno  Christi  incarnati  septuagesimo 
usque  ad  septuagesimum  tertium  bonis  literis  operam  nauaui.  inde 
propter  sumtuum  paucitatem  in  patriam  rediens  ultra  semestre  ibi 
sum  commoratus,  donec  a  prudentissimo  Egrae  ciuitatis  senatu 
■^cbolastica  functio  mihi  deferebatur,  cui  tot\im  triennium  pro  con- 
cessa  a  Deo  mihi  gratia  praefui,  tandem  ibidem  ad  munus  Eccle- 
siacticum  uocatus.  —  O.  Oberndorffer,  [3.  März.] 

y2.  Ego  Marcus  Grumm  in  schola  paterna  Iglauiae  a  tencris 
ad  pietateoi  et  literanim  studia  adhibitus  tiiiiialibus  cognitis  a  paren- 
tibus  ad  hanc  Academiam  tnissus  et  priuatae  institutioni  D  Becelii 
tra(Utiis  eram  trjennio.  Hie  dum  eos  progressus  ut  I.  et  2.  in  philosophia 
gradum Dccanis Becetio  etEzromoconsequerer,  reuocabar  post  quadrien- 
nium  completum  in  patriam  ad  conrectoris  in  schola  officium.  Tandem 
post  annum  et  semestre  vberioris  doctrinae  nauandae  causa  liuc  Vite- 
bergam  rcdÜ  animum  ad  iurispnidentiam  applicans.  Verum  in  hoc 
studio  nondum  bicnnio  exacto  correptus  morbo  medicorum  consilio 
in  studiorum  cursu  medio  destid  administraturus  scholam  priuatam 
horti  Angelici  Pragae.  Isthinc  propter  religionem  et  praxin  fnrensem 
Vratislauiam  ueni.   Quia  uero  tum  temporis  pater  meus  ab  intestato 

')  Vgl.  Jahrbuch  1896,  S.  176  ff. 


26 

e  uiuis  decederet  spe  hereditatis  adeundae  in  patriam  reuersus  sum. 
Ibidem  a  senatu  uocatus  ad  ministerium  docendi  Euangelium  ling^ua 
bohemica  in  sacello  bohemico.  —  O.  Oberndorffer.  [16.  März.] 

93.  Ego  Dauid  Reussius  Quernfurdensis  Natione  Misnensis 
in  patria  elementa  studiorum  ieci,  crescente  aetate  uocatus  ad  mu- 
nus  cantorale  in  Morauiam  ciuitatem  Nicopolitanam.  Denique  uo- 
catus legitime  ab  hominibus  in  quorum  potestate  ius  patronatus 
situm  et,  ad  sacrosanctum  Ministerium  in  pagum  Amsdorff.  — 
[24.  März.] 

94.  Ego  Joannes  Resaunerus  in  oppido  Brandeis  Boemiae 
natus  ibi  primordia  honestarum  artium  ieci»  tandem  Zittauiam  me 
contuli,  inde  Iglauiam,  dehinc  Zaczam,  postea  ab  M.  Georgio  Ostra- 
tio remissus  Pragam  vrbem  metropolim  Boemiae  me  contuli  ac  in 
Academia  Caroli  IUI.  Imperatoris  per  annum  ac  4  menses  studia 
continuans  titulo  Baccalaurei  ornatus  ac  tandem  a  Magnifico  D.  D. 
Friderico  Mitzan  a  KUinsstein  et  Rostok  D.  in  Komhaus  Barone 
libero  ac  D.  Venceslao  Brodero  pastore  Ecclesiae  Litomericensis  ad 
ministerium  Euangelii  D.  N.  L  C.  legitime  uocatus.  —  O.  Leyser. 
[31.  Juli.] 

95.  Ego  Joannes  Campanus  Zluticenus  prima  honestarum 
artium  fundamenta  in  patria  ieci,  postea  honestis  artibus  per  annum 
Pragae  in  schola  ad  aedes  B.  M.  Virginis  animum  meum  excolui  et 
initia  sacrarum  litterarum  hausi.  Postea  ad  Gorlicenses  propter  cele- 
briora  Musarum  studia  me  contuli,  ubi  per  semestre  tantum  uixi, 
inde  per  cognatos  meos  auocatus  Thaborium  me  contuli,  ubi  hactenus 
honestis  artibus  operam  dedi.  Inde  legittime  uocatus  fui  ad  Dia- 
conum  et  Ministrum  verbi  divini  Nouam  Boleslauiam  a  Reuerendo 
D.  Nicoiao  Turnouino  eodem  in  loco  pastore.  —  O.  Leyser.  [31.  Juli.] 

96.  Ego  Martinus  Trunchat  Altae  Mittenus  prima  meanim 
honestarum  artium  fundamenta  in  patria  ieci,  postea  in  scholis  Pragae 
et  in  oppido  Scutria  propter  celebria  Musarum  studia  me  contuli, 
inde  in  pago  Wratislauia,  inde  in  arce  Branicz  contuh*  ubi  hactenus 
honestis  artibus  operam  dedi,  et  ex  oppauia  legitime  uocatus  £ui  ad 
Diaconum  et  Ministrum  verbi  diuini  a  Reuerendo  viro  Vitum  Pam- 
phillum  Gutembergensis  eodem  in  loco  pastore.  —  O.  Leyser. 
[31.  Juli.] 


27 

97.  Ich  Georgius  Hanesch  von  Krena  geboren  vnter  dem 
wolgcborcn  hcrrn  Jane  von  Bozkowicz  herr  auff  der  Menschen 
Tribau  vnd  Hondstat  bin  in  dieScbuel  gangen,  mein  Erst  fundament 
bekomen  im  Marclct  Krena,  darnach  iij  Jar  zur  Merischen  Tribau, 
mein  praeceptor  ist  gewessen  Paulus  Ekeliiis,  hernachmals  zum  Lcut- 
mischel  bin  ich  ein  Jar  lang  in  der  böhmischen  Schuel  gewesen, 
von  dem  achbarn  Erwirdigen  hern  Ambrosio  Oswalt  Migliccnsem 
Pfarherrn  zur  Litau  zwo  Meiln  von  der  haubt  Stat  Olmücz  in  Mehren 
gelegen  zu  ein  Diacon  vnd  Minister  götliches  worts  beruffen.  — 
0,  Leyscr.   [14,  Aug.] 

98.  Ego  Samuel  Wibel  Joachimicus  pietatis  et  liberalium 
^um  fundamenta  in  patria  et  deinceps  Vitebergae  in  inclyta  Aca- 
demia  ieci  ibtque  triennium  ucrsatus.  Tandem  praeccptorum  autori- 
tate  et  consilJo  amicorum  Pacdagc^iac  apud  Magniiiciim  et  Genero- 
sissimum  Nobiütate  et  consilüs  praestantem  virum  D.  Johannem 
Löser  in  Pretzach  et  Haereditarium  Marescallum  Saxoniae  per  annos 
oclo  pracfui  a  quo  postea  ad  functionem  Ecciesiasticuum  Pastoris  in 
Meier  et  Renhartz  ex  inopinato  Deo  ita  mirabiliter  ordinante  vocatus 
sum.  —  O,  Leyser.  [1.  Sept.] 

'  99.  Ich  Thomas  Nicolaus   vom  Altenberg   bin  Erstlich  in 

meinem  patria  in  der  schulen  vnderweyset,  darnach  bin  ich  Ein 
Jhar  zum  Caden  im  lant  zu  Behm  gelegen  instituirt  worden,  von 
dannen  gen  Frcybergk  in  Meissen,  aldo  ich  2  Jhar  vorwartet,  Nach- 
mals gen  Pirnaw,  do  ich  dan  I  Jhar  vnder  dem  Achtbarn  wol- 
gelerten  hem  M.  N.  Dannebet|f  in  freien  kunsten  bin  vnderichtet 
worden.  Nachmals  bin  ich  gen  Closterle  im  land  zu  Behm  gelegen 
lu  Einem  Schuldinst  vocirt  worden,  aldo  ich  4  Jhar  vorharret,  von 
dannen  bin  ich  gen  Crolup  auch  in  Behmcn  gelegen  zum  Schul- 
dinst  vocirt  worden,  do  ich  dan  1  Jhar  vorharret,  von  dannen  bin 
ich  zu  Niderleutmannsdorff  zu  der  Edlen  vnd  Thugentsamen  frawen 
äalooiena  Ein  geborne  v.  Wrzesowiz  Ihre  junge  Sohne  zu  instituiren 
»odrct  worden,  do  ich  dan  4  Jhar  vorharret,  von  dannen  bin  ich 
von  dem  Ehrwirdigcn  hem  Christophorus  Beyer  pharhcrr  zu  Olbers- 
dorff  gen  grunwalt  in  Behmen  gelegen  auf  Einer  gantzen  gemein 
freundlichs  Ersuchen  zu  ihren  Sehlsorger  vocirt  worden.  —  ü.  Leyscr. 
{11-  Sept.] 


28 

100.  Ego  Paulus  Wzanka  Priwidiensis  ex  Sareptis  Hunga- 
ricts  a  Montanis  ciuitatibus  ab  ineunti  aetate  in  scholis  triuialibus 
utpote  Schemnitii  apud  d.  Thomam  Fabrum,  Cassowiae  apud  d. 
Richardum  16  annos  uersatus,  postea  ad  functionem  scholasticam 
in  comitatu  Turocziensi  in  Hay  uocatus  annum  exegi.  Postea  Tholt- 
pron  triennio  scholam  administraui,  inde  quoque  uocatus  in  Chrenocz 
biennio  mansi.  Postea  a  communitate  oppidi  Oczowa  siue  Boynicz 
ad  munus  sacrum  suscipiendum  inductus  sum.  —  O.  Leyser. 
[4.  Oct.] 

101.  Ego  Anthonius  Oltardt  Cibiniensis  Transyluanus 
•operam  dedi  bonis  literis  primum  in  patria,  tandem  in  ciuitate 
Corona  in  Transyluania  per  biennium  egi  existente  Rectore  fratre 
meo  Martino  Oltardt.  Insuper  etiam  per  spatium  unius  anni  fui 
Ludimoderatur  in  oppido  Eczell  prope  Medies  in  Transyluania.  Inde 
huc  missus  a  fratre  meo  Mar:  Oltardt  (a  quo  et  uocationeni  habeo 
in  oppido  Probstdorff  in  Transyluania)  caussa  discendi  bonas  artes, 
hoc  fine  tarnen  ut  hie  etiam  munus  Ecclesiasticum  subirem,  egique 
hie  Vitebergae  per  dimidium  annum.  —  O.  Leyser.  [9.  Oct.] 

102.  Ego  Wenzeslaus  Huberinus  Niuemontanus  prima 
fundamenta  artium  in  schola  patriae  ieci,  postea  missus  sum  a 
parentibns  meis  in  celeberrimam  Academiam  Vitebergensem  et  ibi 
per  biennium  sacris  literis  operam  dedi.  Hinc  auocatus  ad  prac- 
ceptorem  nobilium  liberorum  Guntheri  a  Bunau  senioris  super  Kister- 
berg  et  Gera  prope  Elistrim  flunium,  deinde  ad  ludimoderatoreni 
Aberthami  ibique  etiam  per  biennium  auxiliante  Deo  officio  isto 
functus  sum.  Rursum  hinc  auocatus  a  Strenuo  et  Nobilissimo  Do- 
mino Loth  de  Munckwitz  ad  officium  Ecclesiasticum  pagi  Ltndauiensis 
inferioris  Lusatiae.  —  O.  Leyser.  [9.  Oct.] 

103.  Ego  ThomasCrato  Mariaemontanus  prima  literarum  fun- 
damenta in  patria  posui  sub  ludimoderatore  Alberto  Lyttichio  Joachi- 
mico  artium  ac  theologiae  sacrae  Magistro.  Cum  vero  essem  annorixm 
sedecim  missus  sum  in  ludum  literarium  Dresdensem  ibique  bienni- 
nium  integrum  permansi  artium  initia  imbibens  sub  Rectore  Johanne 
Purgoldo  Magistro  artium,  patria  Isenacensi.  Postea  Naumburgam 
missus  ibique  in  ludo  literario  sub  Ludimagistro  Valentino  Caesamero 
Naumburgensi  Unguis  et   artibus   nauaui  operam  per   quinquennium. 


29 

Hinc  dem  um  Lypsiam  profectus  studio  Theologico  incubut  per 
semestre,  ope  eoiin  parentum  et  auxilio  amiconim  destitutus  omni, 
diutius  permanere  non  potui.  Hinc  in  patriam  discessi  et  in  mode- 
ratorem  pubis  Cuprimontanae  auocatus  sum  per  senatorü  ordinis 
viros  urbis  Cupfferbergae  sitae  in  finibus  Bohoemiae.  Tandem  ab 
iisdem,  quia  pastore  carebant,  uocatus  in  ministerium.  —  O.  Leyser, 
[19.  Oct.] 

104.  Ego  Jacobus  Dubouianus  Selezensis  prima  artium 
fundamenta  leci  in  schola  Schcmnicensi,  urbc  metallica  in  Vngaria, 
existente  ludirectorc  D.  M.  Johanne  Egrano  Nisseiio,  hinc  a  paren- 
tibus  missus  sum  VratisIauJam  et  uixi  sub  disciplina  D.  M,  Petrl 
Vincentii  Vratilauiensis  triennium,  hinc  me  contuli  habens  legitimam 
uocationem  Bicinium  ad  erudiendam  pubem  scholasticam.  Hinc  mc 
domum  contuli,  unde  a  praefecto  scholae  Cremnicensis  legitime 
üocatus  sum  ad  obeundum  Synergi  officium  in  schola,  ubi  anniim 
docendo  consumpsi.  Tandem  a  communitate  Selez  pago  ualde  uicino 
XouisoÜo  in  Hungaria  missus  sum  ad  petendam  ördinationem  Wite- 
bcrgam    legitime  uocatus.  —  O.  Leyser.  (6.  Nav.] 

105.  Ich  Johannes  Boemcrus  aus  der  Zwcniz  bin  zu  Stol- 
berg 2  Jahr  in  die  Schul  gangen,  darnach  in  Sant  Jochimschal 
'4  Jahr,  nachmals  wegen  der  Boeoiischen  Sprach  zu  Rakonik  vnd 
Prag  auch  3  Jahr  in  die  Schul  gangen.  Naahmalils  bin  ich  zum  Purloss 
2  Jahr  Schulmeister  gewest  vnd  zu  Podworsan  ein  halb  Jahr,  Alda 
bin  ich  legitime  zu  den  christlichen  Predigampt  vocirt  worden  von 
dem  Edlen  vnd  Ehrvehsten  hern  Jahn  Marckfart  autT  Nickmirsch 
luff  die  Pfarre  Gonischau.  —  O.  Leyser.  [6.  Nov.] 

106.  Ego  Paulus  Mathesius  natusin  valle  Joachimicaimbutus 
^um  primum  bonis  Itteris  in  patria  schola  vsus  praeceptoribus  fidelissimis 
M.  Michaele  Geringio  et  D,  Paulo  Rappio.  Inde  anno  aetatis  16  missus 
in  illustrem  scholam  Misenensem  audiui  clarissimiim  virum  Dominum 
Gcorgium  Fabricium  per  annum.  Deinceps  contuli  me  in  celebcrrimam 
.\cademiam  Vitebcrgensem,  ubi  per  triennium  proprüs  vixi  sumpti- 
bus  atque  hinc  avocatu.s  Noribergam,  ibi  docui  in  schola  Sebaldina 
per  triennium,  cumque  remearem  in  Mtsniam  vocatus  ad  fanctionem 
scholasticam  Torgensem,  quadriennium  ibi  degi,  inde  cum  coiisc- 
cntos  essem  Stipendium  Theologicum  beneficio  illustriss.  ac  potentiss. 
electoris    Saxoniae    redii   Vitebcrgam,    quo    vsus    sum    biennium    et 


30 

amplius,  atque  cum  voluntate  et  iussu  clementiss.  illustriss.  electoris 
Lipsiam  mitterer  ad  docendum  in  schola  et  Ecdesia  nondum  seme- 
stris  spacio  transacto,  iterum  auocatus  sum  ad  functionetn  Ecclc- 
siasticam  Oschacensem.  —  O.  Leyser.  [10.  Nov.] 

1578. 

107.  Ego  Melchior  Ebie  Turociensis  prima  fundamenta  pie- 
tatis  ieci  in  patria  sub  praeceptore  Simone  Jesensky.  Inde  profectus 
sum  Bartpham,  ubi  liberalibus  artibus  operam  dcdi  per  quadri- 
ennium  sub  erudito  viro  Thoma  Fabri.  Tandem  legitime  vocatus 
sum  ad  functionem  scholasticam  Stropkouiam  et  per  triennium  in 
schola  docui.  Deinde  auocatus  a  parentibus  demum  profectus  sum 
in  Bohemiam  et  in  Academia  Pragensi  degi  dimidium  annum.  Ist- 
hinc  reuersus  rursus  in  patriam  accepi  regimen  scholae  in  patria  et 
per  septennium  ibidem  docui.  Tandem  vocatus  sum  ab  Ecclesia 
Martinopolitana  et  ab  Erudito  viro  Stanislao  Gosnouicero  pastore 
ibidem  ad  diaconatum.  —  O.  Leyser.  [5.  Jan.] 

108.  Ego  Mathias  Reithinus  natus  in  comitatu  Thuro- 
czensi  in  Hungaria  in  pago  Neczpal  ieci  prima  fundamenta  pietatis 
et  artium  liberalium  in  oppido  Martinopolitana  sub  disciplina  Eruditi 
viri  Martini  Taborini,  hinc  promotus  Lypczam,  oppidum  Lyptowiensis 
comitatus  uersatus  sum  sub  Petro  Baroschio  biennium,  tandexn  vero 
profectus  sum  pro  continuandis  studiis  meis  Bartpham  scholaxn  cele- 
berrimam  Pannoniae,  cuius  olim  fundator  Doctiss.  et  Clarissinrius  vir 
fuerat  Leonardus  Stöckelius  successore  Thoma  Fabro  Nouosoliensi 
Doctissimo  viro  atque  sub  huius  disciplina  versatus  quadriennium, 
veni  in  patriam,  vocatus  tandem  ad  institutionem  iuuentutis  oppidi 
Martinopolitani»  ubi  triennium  operam  meam  iuuentuti  literariae 
nauauL  Hinc  vero  legitime  a  Nobili  Johanne  Wratlai  alias  Gazda 
nee  non  aliis  nobilibus  eius  loci  vocatus  sum  in  locum  Patris  senis 
in  pastorem.  —  O.  Leyser.  [5.  Jan.] 

109.  Ego  Valentinus  Rabus  Mariaemontanus  prima  literarum 
fundamenta  in  patria  posui  sub  Rectore  Alberto  Lyttichio,  deinde 
profectus  sum  Annabergam  ibique  biennium  permansi,  hinc  a  paren- 
tibus missus  sum  in  Academiam  Lypsiam,  tan  tum  annum  versatus 
sum.  Deinde  contuli  me  in  Bohemiae  regionem,  ibi  Cantoris  ofHdo 
functus  sum,  et  ibi  uocatus  sum  a  senatu  Cadanensis  ad  ministerium 
in  pago  Wistritz,  quia  pastore  iam  carebant.  —  O.  Leyser.  [12.  Jan.] 


31 

110.  Ego  Nicolaus  Foelix  Pardubiczensis  prima  litcrarum 
fundamenta  ieci  partim  in  patria,  partim  Strigellae  et  Euanziciis  in 
Marchionatu  Morauiensi.  Dein  de  missus  studiorum  gratia  in  cele- 
berrimam  Academiam  Anno  1571  Witte bergensium,  ibidem  vltra 
biennium  moratus  sum.  Tandem  domum  vocatus  per  triennium  fere 
paedagogum  apud  Genero.  D.  Galorum  iuniorem  a  Zerotin  cgi.  Deinde 
singulari  Dci  prouidentia  legitime  vocatus  sum  ab  Ecclesia  Chrudimensi 
ad  docendum  sacrosanctum  Euangelium.  —  O.  Leyser.    [12.  Febr.] 

111.  Ego  Paulus  Fabriciusex  comitatu  Aniensi  in  Vngaria 
prima  fundamenta  litcrarum  ieci  sub  ferula  clarisüimt  uiri  D.  Simonis 
Jesscnii  apud  Sanctum  Martinum  in  comitatu  Thurocz.  Et  tandem 
Docti  uiri  D,  Petri  BarossÜ  in  schola  Teutolipczensi  et  Leiczouiae 
sub  disciplina  M.  Antonü  Platiieri.  Posteo  ucro  in  patriam  renersus 
scholae  triuiali  praefui  per  decennium.  Jam  uero  immediate  a  Christo 
domino  nostro  uocatus  et  ad  administrationem  Euangelii  ab  uniuersa 
Parocia  et  opptdo  Magnae  villae  delectus.  —  O,  Leyser.  [12.  Febr.] 

112.  Ego  Sigismundus  Nostitius  Pannonius  ex  comitatu 
Thrincziniensi  in  Vngaria  grata  mente  atque  Christiana  affectione, 
vitimo  etiam  ingenue  (vt  mea  fcrt  natura  semper)  fateor  me  ab 
iaeunte  aetate  in  schola  Teutolypczensi  in  Lyptouia  sub  laudatis^ima 
dbciplina  Clarisstmorum  virorum  Nobilis  Simonis  Jessenü  et  D.  Petri 
Barossii,  vna  cum  filiis  Generosissimi  Domini  Christophori  Kubini 
Causidici  primarii  et  honeste  et  pie  per  quinqucnnium,  in  paedagogia 
vcrsatum  esse.  Dcindc  primarum  artium  rudimcnta  et  semina  vcrac 
pietatis  ac  humanitatis  magna  auiditat«  ccleritateque  arripuisse  et 
hausisse  in  schola  Rosenbergensi  a  Doctiss.  V.  D.  Andrea  Jacobeio, 
^uius  suasu  et  sanctls  monitis  Anno  67.  in  Maio  Vratislaiiiain  mc 
contuli  ad  Eruditiss.  D.  Magistros  D.  Andr.  Wingierum,  M.  Balthaz. 
N'eandrum,  M.  Bonauen.  Röslerum,  M,  Nicol.  Steinpergemm  ibiquein 
tabula  Excellentiss.  D.  Doctoris  piae  mcmoriae  D.  D.  Joaimis  Aurifabri 
asque  eiusdem  mortem  placidissam  victitaui.  Deinceps  prapter  vim 
pestileottac  1568  iilico  perueni  Gorlicium  ad  Eloquentiss.  et  Eruditiss, 
Viros  D,  M.  Petrum  Vincentium,  Laurentium,  Ludouicum,  M.  Fabianum 
Gossiuin.  Eorum  de  consilio  et  hortatu  ad  hanc  potissimum  inclytam 
matrcm  Academiam  Witteb.  inuisendam  meis  sumtibus  1571  veni  eo 
quod  vel  in  hac  sola  cum  verae  religionis  repurgatae  luce,  optimarum 
etiam  artium    et  linguarum  studia  renata   et  ad  alios  longe  lateque 


32 

propagata  esse,  audirem  et  viderem;  vbi  studiose  dedi  eam  operac 
per  aliquot  tempus,  vt  iacta  domi  et  alibi  sub  optimis  D.  Pra^ 
ceptoribus  bonarum  literarum  fundamenta  ad  solidam  eruditioneff 
assiduo  et  indefesso  labore  discendi  et  pie  viuendi  excolerem  atqui 
exornarem  cursumque  studiorum  omnem  gloriae  diuinae .  et  dul 
cissimae  patriae,  proximis  et  amicis  plane  consecrarem.  Hinc  it 
opia  sumtuum  redituro  in  patriam  singulari  Dei  Termaximi  proui 
dentia  in  ciuitate  Rosenberg  ad  fluuium  Wagh  in  Vngaria  functfi 
scholastica  et  Notariatus  publici  officium  mihi  praeter  opinioneii 
assignatum  est,  in  quo  hactenus  Deo  adiutore  toto  biennio  permansi 
Jam  vero  ex  hac  ipsa  statione  secundum  Dei  Ter  Maximi  beneplacitun 
vir  Reverendus  et  Doctiss.  praeceptor  meus  D.  Andreas  Jacobaeus 
subinde  et  valde  valetudinarius,  Superintendens  44  Ecclesiarum  e 
pastor  ad  S.  Johannem  mecum  diligentissime  et  saepius  egit,  im< 
pie  conclusit,  ne  mea  qualicunque  opera  ipsi  eiusque  Paraedae  ii 
Euangelii  ministerio  et  legitima  administratione  Sacramentorum  deessem 
—  O.  Leyser.  [12.  Febr.] 

113.  Ego  Wenceslaus  Weiss  Bischofs werdensis  Misyus 
prima  fundamenta  literarum  ieci  sub  ferula  clarissimi  viri  Johannis 
Puschman  in  patria.  Et  tandem  docti  et  eruditi  viri  M.  Andreae  Balduini 
in  schola  triuiali  Vuitebergensi.  Denique  per  tres  annos  bonis  literis 
operam  dedi  in  hac  Academia.  Postea  in  Austriam  profectus  sum  et 
scholae  triuiali  Agspazensi  per  triennium  praefui.  Jam  uero  immediate  a 
Christo  domino  nostro  uocatus  et  ad  administrationem  Euangelii  ab 
uniuersaparetiaPezenkirchen  delectus.  —  O.  [Zwischen  12. u.  23. Febr.] 

1 14.  Ich  Casparus  Augustinus  Thumensis  bien  erstlichen 
in  meinem  patria  4  Jhar  in  die  schul  gangenn,  hernach  auf  S.  Anna- 
bergk  zwei  Jhar,  Darnach  zu  Brüx  in  Behmerlandt  ein  Jhar.  Damach 
bien  ich  wieder  in  mein  patria  kommen  vnnd  des  Ehrwirdigen  herrn 
Magistri  Johanni  Höselii  dieser  zeitt  Pfarherr  zum  Thum  Famulus 
gewesen  vnd  ihm  seine  Kinder  instituirt,  vnnd  von  ihme  zu  dem 
Ehrwirdigen  Herrn  Theophilum  Beckhen  Pfarherm  zu  Rettschitz  in 
der  Krön  Behaim  commendiret  worden,  alda  ein  Jhar  gewesen, 
darnach  zu  Stadt  Briesen  in  der  Chron  Behaimb  7  Jahr  Schulmeister 
vnnd  Stadtschreiber  gewesen.  Darnach  von  einer  ganzen  gemein 
Wilemz  zu  ihren  Pfarnern  vnnd  Seelsorgern  beruffen.  —  0.  M. 
Johann  Schütze.  [11.  Mai.] 


33 

I  15.  Ich  Bartholomacus  Wol  ff  Mitwoner  vonn  der  Czwittaw 
n  Mehrerlandt  gelegenn  hab  erstüch  ihn  meinem  Patria  ö  Jahr 
m  die  Schuel  gangenn,  darnach  gehn  der  Mörissen  Triebaw,  atda 
iwey  Jahr  gewessenn,  darnach  gehn  der  Iglaw,  alda  ein  Jahr,  von 
J«-  Iglaw  bin  ich  gehn  Eisleben  kommen,  alda  5  Jahr  gewessen, 
Darnach  bin  ich  heim  wider  kommen  vnnd  beruffen  worden  zwm 
Schueldinst  in  den  Mark  Weehl  vnd  alda  ein  zeitt  lang  gewessen, 
D^imach  vonn  dem  Ehrwirdigenn  herrn  Thomas  von  Gotyburscli, 
Pfarher  der  Stadt  Deutschen  Brod  zue  einem  Caplan  angenommen 
werden.  —  O.  Schütze,  [11.  Mai.] 

116.  Ego  Michael  Pepichius  Cocauinus  Pannonius  prima 
fLndamcnta  pietatis  et  studiorum  ieci  Leutschouiae  sub  Reucrendo 
viro  D.  M.  Anthonio  Platnero,  sub  cuius  disciplina  continuis  annis  5 
mansi,  Inde  profectus  in  Bohemiam  Zaczae  sub  M.  Paulo  Melniceno 
per  biennium,  item  Lunac  biennium  sub  doctissimo  viro  D.  M.  Paulo 
Pressio.  Inde  reuersus  in  patriam  missus  sum  in  celebcrrimam  Vngariae 
'cholam  Bartphensem,  vbi  annis  duobus  et  dimidio  sub  clarissimo  et 
ioctissimo  viro  domino  Thoma  Fabri  Neosoliensi  literis  operam 
nauaui.  Inde  rursus  Cassouiam  profectus  per  annum  mansi  sub  pio 
et  docto  viro  D.  Magistro  Martino  Breslak  Kurstbergensi.  Hinc  deinde 
i-ocatus  sum  a  tribus  pagis  Lopeg  atque  Lehota  inferior!  et  superiori 
ad  ftiDctionem  Ecciesiasticam.  —  O.  Apitz.  [11.  Mai.] 

117.  Ego  Paulus  Dionysii  Pannonius  prima  principia  literarum 
hausi  in  patria  mea  Beczkouio  ad  fluuium  Vagum  Pannoniae,  dein 
jberiorum  studiorum  gratia  a  parentibus  mcis  traditus  sum  in  palestram 
iitsrariam  Galgociensem  cui  Doctissimus  vir  Stanislaus  Neyk  praefuit, 
«ab  cuius  disciplina  per  biennium  uersatus  sum.  Inde  reuersus  in 
patriam  sub  Magistro  Blasto  ibidem  per  integrum  annum  operam 
iabam  literis.  Kinc  profectus  perueni  in  Liptouiam  Nicopolim.  ubi 
per  biennium  apud  virum  satis  eruditum  Martinum  Zaborcium  studiis 
honestis  incumbebam.  Hinc  honesta  et  Icgittima  habita  uocatione  a 
Domino  et  ciuibus  oppidi  Chajtensis  regimen  scholasticum  suscepi, 
cui  Dco  gressus  et  omnes  actus  meos  gubernante  triennio  ptaefui. 
Tandem  Deo  patre  ita  ordinante  a  Domino  Achacio  Rorontalij 
praefccto  Arcis  Chajthensis  Spectabilis  ac  Magnifici  Domini  Domiri 
Christophori  Nadazdi  necnon  et  incolis  Pagi  Wadiocz  sub  eodem 
dominio  sitis  habita  legittima  uocatione  expeditus  sum  ad  doctores 
Wittebergenses.  —  O.  Apitz.  [11.  Mai.] 

Jshibucli  dci  FiotdUntiUDiu  lS9t.  H.  I  u.  II.  3 


ler.l 


34 

118,  Ich  Salomon  Peter  von  der  Schonaw  ein  Meil  wegs 
von  Schnebergk  gelegen  burtigk,  bin  erstlich  inn  dem  StedÜein 
Auerbach  inn  die  Schul  gegangen,  darnach  zu  Zwickaw  vnnd  von 
dannen  inn  Jochimsthal  gezogen,  alda  drey  Jhar  geblieben,  entlieh 
ein  Jar  zu  Regenspurgk  studirt,  hab  darnach  ein  Schuldienst  inn 
Bohemb  inn  eynem  Stedtlin  Rademiz  genant  angenohmcn,  dosdb>t 
vber  drey  Jar  gediiient,  volgents  inn  dem  Marckt  Willomiz  auch  inn 
Bohemb  auch  drey  Jar  schuJmeyster  gewesen,  Dann  von  dem  EJlcti 
vnnd  Ehrniiesten  Hannsen  Alfarecht  von  Neundorf  auf  Seepergk  lum 
Predigtampt  vocirt.  —  O.  Joh.  Schütz.  [14.  Mai,] 

119,  Ego  Martinus  Alitis  Radwaniensis  Pannonius  pnma' 
fundamenta  ieci  Veterisolii  sub  Reuerendo  viro  D.  Martino  Sweni 
sub  cuius  discipHna  2  annos  mansi,  Inde  profectus  Trencliinium' 
sub  doctissimo  viro  D.  Petro  Barossio  mansi  annos  2.  Inde  reuersus 
in  patriam  mansi  in  officio  rectoratus  per  2  annos.  Hinc  deinde' 
vocatus  sum  a  egregiis  dominis,  a  domino  Georgio  et  a  domino 
Francisco  Radwan :  ad  muniis  ccclesiasticiim.  Testimonium  morum 
et  uitae  habui  a  doctissimo  viro  domino  Gregorio  Melczero  paftore 
primario  Nouosoliensi.  —  O.  Leyser.  [8.  Juni,] 

120,  Ego  Georgius  Grynaeus  Nouizoliensis  Panonius  prima 
fiindamenta  pietatis  et  studiorum  ieci  .sub  Doctissimo  viro  Domino 
M,  Mathia  Freind  sub  cuius  disciplina  continuis  annis  4  mansi.  Inde  pro- 
fectus Schemnicium  sub  M.  Christophoro  Bemero  mansi  per  biennium. 
Inde  profectus  Lipscham  sub  Christophoro  Hebner  per  t!  annos  man«. 
Inde  profectus  in  Eohcmiam  sub  Baccalaureo  Johanne  Styx  Pragac 
mansi  per  unum  annum.  Inde  profectus  in  patriam  functtis  sum  in 
officio  Cantoris  per  annum.  Hinc  deinde  uocatus  sum  a  Magnifico 
Domino  Theodoro  Rubigallo  et  a  Ciuitate  Lipsch:  ad  functionem 
Ecclesiasticam.  —  O,  Leyser,  [8.  Juni.] 

121,  Ego  Sebastianus  Nu.sshart  Dinckelspühlensis  prima 
artium  liberalium  fundamenta  ieci  Nordiingae,  septennium  iilic  ucrsans 
consilio  tandem  meorum  ad  continuanda  mea  studia  missus  sum 
Waidhouiam  ciuitatem  Austriae  et  doctissimum  vinim  D.  Mag.  Christo- 
phorum  Fraium  tum  temporis  Rectorem,  illic  fere  per  biennium  literis 
piis  insudans,  ab  ipso  literis  commendaticiis  promotus  in  celebem'mum 
Gymnasium    Graetiam    Stiriae    Metropolim,     ilüc    per    sesquiaiinum 


35 

jccns  profcctus  sum  in  ciuitates  Hungariae  Metalltcas  et  regii  moiitis 
r  bJennium  officio  cantoris  functus,  filius  Dci  X&y&g  aeterni  patris 
mbili  sua  uoluntate  legitime  per  iudicem  et  primririos  pagi  in 
ETigaria  Hochwies  ad  praedicandum  sacrosanctum  suuni  Euangelium 
QL-it.  —  O.  Leyser.  [15.  Juni.] 

122.  Ego  M.  Andreas  Nauwicius')  Mittuueidensis  iactis 
■mt  pietatis  et  bonarum  artium  in  patria  schola  fuTulamenlis  < 
Üo  senatus  et  parentum  meorum  missus  sum  Grimam  in  scholam 
L-:rissimi  principis  D.  D.  Augusti  ibi  per  sexennium  continiuim  sub 
fcpÜna  et  institutionc  ciarissimi  uiri  M.  Adami  Siberi  pmcceptoi 
c,  omni  obseruantia  colendi  sum  uersatus,  deinde  cum  Ingenium 
eta  ad  altiora  maturuisse  praeceptoribus  et  parentibus  meis  esset 
f^'m,  tanquam  ad  mercaturam  bonarum  artium  sum  profectus  in 
inJfmiain  Vuitebergensem,  in  qua  cum  per  triennium  uixi.ssem  <t 
äi,  satis  eniditionis,  quac  gradu  digna  esset,  comparasse  uiderer, 
K  «nsurae  collegii  philosophici  subieci,  quae  cum  profectus  nieos 
i-:jdiis  doctrinae  de  Deo  et  philosophiae  sanioris  ex])Iorasset,  sub 
tcäao  tunc  temporis  Doctissimo  uiro  M.  Conrado  Bei  gio  gradu  et 
1.  (1  Magisterii  philosophici  me  ornauit.  Cum  autcm  an,t;ustia  rei 
teiKticae  parentum  meorum  me  diutius  in  Academia  liaerere  non 
Ktretur.  omatus  ego  testimonio  publice  collegii  philosophici  petendae 
criinnjs  gratia  adü  peregrinas  orasatque  Deo  opt.  Max.  mirabüiter 
arocurante  delatus  sum  in  Bohemiam,  ibi  cum  Ecclesia  Chcm  n 
3<r,!i  careret,  mihi  hoc  munus  est  oblatum.  —  O.  Apitz.   [23.  Juli.] 

123,  Ego  Georgius  Mokoschinus  Lypschen;-is  Pannonius 
"i  Studiorum  meorum  fundamenta  ieci  in  mea  patria  sub  Huma- 
e-Jio  et  doctissimo  viro  Petro  Baroschio  fere  per  quadriennium, 
*T!io  tandem  parentum  et  amicomm  meorum  Leutscliouiam  uersus 
'  :;ctus  sum,  ibi  auxilio  Dei  uocatus  sum  per  triennium  duos  annos 
t:  Humanissimo  et  Doctissimo  viro  M.  Caspare  Craniero,  terlium 
"■  innum  sub  Doctissimo  viro  D.  Joanne  Rudolph»,  Hinc  rediens 
t  .lEriam  priuatim  domi  meas  lectiones  tractaui  fere  per  bicmiium. 
■iEdftnaMagistratu  patriae  mcae  vocatus  sum  ad  minitterium  Eccle- 
i-ticum.  cum  autcm  me  uiderem  non  adeo  bene  et  fundameiitaliter 
t'"rjctum  esse  in  Theologia,  mansi  ultra  duos  quadratites  anni  in 
^;  cdeberima  Academia.  —  O.  Apiti.  [23.  Juli.] 

'I  Vgl.  Jahtbnch  VII,  S.  190. 


124.  EgoLucasPelckiusLypschensis  Pannonius  prima  princ::':; 
Uteraruin  hausi  in  patria  mea  sub  disciplina  humanissimi  et  eruditiss:m 
viri  Petri  Baroschii  per  tricnmtun,  tandcm  persuasione  parentum  meoma 
et  aliorumvironimcontuli  me  Cassouiam,  ibidem  fauente diuina  clementu 
uersatus  sum  apud  Humanissimum  Doctis^mumque  virum  Rychardun 
Kaufni  per  aiinum.  Deinde  quoque  Schemnicii  apud  Dominum  Dodokii;n 
praescnte  Reuerendo  niro  domino  M.  Mathia  Ebcrhardo,  Tandem  diu ju 
sie  ordinante  cleaientia  a  Reuerendo  viro  Domino  Cholissouino  Prae 
posito  Nouae  ciuitatis  ncc  non  etiam  ab  alüs  duibus  legitima  et  honest 
vocatio  oblata  est  ad  munus  ministerii.  —  O.  Leyser.  [6.  Aug.] 

125,  Ego  M.  Hieronymus  Schein  Dresdcnsis  prima  pietati 
et  artium  fundamenta  ieci  in  patria  sub  praeceptore  M.  Nicola« 
Cacsio.  Deinde  ad  atnpliorem  studiorum  culturam  bene6cio  senatu 
missis  in  scholam  illustrem  urbis  Misenae  Hermunduronim  ad  Albin 
Rectorc  clarissimo  viro  D,  Georgio  Fabricio,  coUegis  eius  viris  on;J 
tissimis  D.  Mathia  Marco  Dabercusio,  Htobo  Magdeburgo,  Wolffgan^t 
Figulo  Musico.  artes  dicendi,  linguam  graecam  et  latinam  didid 
Hinc  ad  celeberrimam  Academiam  Lipsensem  consitio  praeceptorum 
patrocinio  et  liberalitate  Amplissimi  seoatus  patriae  me  contuli  Ann( 
1554.  ubi  studia  quinque  annos  integros  continuavi  et  primos  n 
pbilo^wphia  honores  adeptus  1559.  Vocatus  inde  ad  prorectoris  m-^-'^ 
Annaeber gam  iuuentutcm  per  biennium  instituL  Tandem  loc.::i 
mutans  Cadani  et  Bruxi  in  Bohemia  pueritiae  operam  locaui  mc^ 
per  quadriennium.  ubi  propter  religionis  fidem,  oonfessioneni  ei 
constantiam  Christo  6Iio  Dei  debitam  quater  in  exilinm  ooniectos  ' 
Saxoniam  inferiorem.  Lubecam  {Ht>pe  mare  Baltknm  prxtrcc'^'-! 
officio  functus.  Duld  uero  patriae  desiderio,  aeris  mcommoditi:: 
loletudinis  tmbecülilate.  solom  vertere  compulsus  in  Bobcmiam  redieo* 
in  aula  Generosi  Domini  D.  Alberti  S<Higk  Comitis  de  Basan  <::' 
Weissen kirchcn.  D.  in  Winteritz.  pracccptoris  labores  sustinni.  A'-'.^ 
demum  pertaesus  molestias  et  sedes  stndü  qnaercns  accomntodan  ."c 
in  vallibus  Wesenstcinianis  sob  generoso  viro  D.  Rudolphe  a  Bono« 
ardom  Wesenstein  et  Blandteostein  prope  patriam  Drcsdam  luc~-n 
sperui.  vhra  quadriennium.  Ad  extremiim  dtmoae  maiestatB  prnui 
dcntia  et  uoluntate  lUosCriss.  priuüpn  Aagnsti  potentiss.  Elect^i: 
Sucoatae.  clecnentissimi  Dontni  oostii  et  litcrarom  pztrom  mancaR 
in  Amsfeld  pagum  prope  Aimad>ergam  in  locom  pastoris  Eal<?ii< 
glii  Dei  Yocanis.  —  O.  Leyser.  [10.  Sept.] 


37 

12*5.  M.  Balthasari  Drommero  nato  in  oppido  Mittweida 
patre  Scbaldo  Drommero  sartorc,  tnstituto  in  primis  pietatis  et 
Bn^^uarum  fundamentis  in  scbola  patriae:  deinde  Freibci^am  misso 
e  ibi  commorato  biennium  sub  praeceptore  clarissimo  viro  M.  Valcntino 
Appelle:  inde  vero  Dresdam  profecto  et  in  ea  schola  versato  inteorum 
inennium  sub  discipüna  doctissimi  viri  M,  Fridcrici  Zörleri :  postea 
:n  Academiam  Vitebergensem  a  parentibus  et  patronis  misso  anno 
Christi  1574,  vbi  primum  sc  sustentauit  nobiles  quosdam  adolesccntes 
m  aedibus  reuerendi  et  clarissimi  viri  domini  Doctoris  Casparis 
Kberhardi  pie  defuncti  instituendo :  deinde  vso  beneficio  illustrissimi 
principis  ac  Domini  Domini  Augusti  Ducis  Saxoniae,  Electoris  etc. 
intcgnioo  tricnnium  et  semestre:  tandem  vero  a  Reucrendo  et  claris- 
smo  viro  Domino  Doctore  Polycarpo  Leyscro,  pastorc  Ecclesiae 
Vitebergensis  praeceptore  suo  summa  observantia  colendo  nomine 
^enerosi  Domini  Domini  Michaelis  Ludouict  a  Pucheim,  Domini  in 
GoUcrsdorf,  Archiducatus  Austriae  sub  Anisum  dapiferi  haereditarii 
?cpremi,  Romanae  Caesareae  Maiestatis  consiliarii  etc.vocato  ad  docen- 
Juo)  verbum  Dei  in  Göllersdorf  Austriae.  —  O.  Leyser.  [il.  Sept.] 

127.  Ego  Jacobus  Peilio  Tribouiensis  Morauus  in  patna 
F:hola  iactis  fundamentis  artium  liberalium  et  linguarum  in  scholam 
Goldbergensem  missus  sum  anno  1575  sub  priuata  discipUna  M.  Martini 

I  Taborini  ac  ibi  ipsum  audiui  in  altenim  annum.  Deinde  a  tutoribus 
:n;i5  missus  sum  in  hanc  Academiam  Wittcbcrgam  anno  7*1,  ubi 
per  duos  annos  audiui  Doctissimum  virum  D.  D.  Polycarpum  Leiserum 
pa.'itorem  ecclesiae  Witte bergensis  ac  M.  Johannem  Schutz,  a  quibus 
pracceptoribus  meis  Reuerendissimis  atque  omnibus  modis  colendis 
oblata  uocatione  a  Reuercndo  viro  Martino  Todtenwolff  pastore 
Ecclesiae  Tribouiensis  et  magistratu  illius  loci)  ordinatus  sum  ad 
diaconatum  Ecclesiae  in  Tribouia  Anno  1578  34.  Sept. 

128.  Ego  Hellas  Schubertns  Görlicensis  Hexapolitanus  in 
patria  prima  rudimenta  necessaria  artium  ieci  per  Quinquennium. 
Deinde  a  patre  Adamo  Schubertho  Ecclesiae  Ebcrsbachensium  pastore 
defuncto)  in  scholam  Budissinensem  missus  sum  sub  disciplina  M. 
Galli  Emmanni  lutrobocensis.  Deinde  a  tutoribus  meis  Magdeburgiam 
missus  sum  et  postea  in  celeberrimam  Academiam  Erphordensem 
ueai.  ubi  per  duos  annos  uitam  egi,  de  qua  legittime  ad  Diaconum 
Schliignauensis  Ecclesiae  uocatus.  —    ü.  Bugenhagen.  [2.   Oct.] 


38 

129.  Ego  Andreas  Crupinius  Carponensis  Pannonius  pnma 
pietatis  et  artium  fundamenta  ieci  in  schola  patriae  sub  M.  Gec^rs;?' 
Saltzbanck.  Deinde  ad  uberiorem  studiorum  culturam  beneficio  sciwU; 
et  parentum  mcorum  missus  sum  in  scholam  Bartphensem  Anno  71. 
Rectorc  viro  clarissimo  D.  Thotna  Fabro,  collega  ipsius  viro  oma- 
tjssimo  Georgio  Radaschino,  ibi  per  quadricnnium  sum  uersatus 
Tandem  ita  uisum  erat  Domlnis  meis,  uocatus  sum  in  patriam  i.i 
ofHcium  collefjae  ibique  cum  Rectore  I^urentio  Drexlero  fidclite: 
iimentutem  scholasticam  per  integrum  annum  institui.  i'ostea  cum 
scnatus  patriae  meae  uideret  meam  diligentiam  in  informanda  pueritia. 
liberalitate  et  patrocinio  Amplissimi  Senatum  patriae  missus  suni 
in  hanc  celebrem  Academiam  Vitebergen.sem  anno  1576  Magnifico 
Domino  Rectore  D.  Salomone  Alberti.  Hie  habui  fidelissimos  prae- 
ccptorcs  Reuerendum  et  clarissimum  D.  D.  Polycarpum  Leiser,  M. 
Johannem  Schütz  et  coeteros  qui  me  in  uera  religione  et  pietatL' 
doctrina  fideliter  erudierunt,  pro  hac  felicitate  mihi  a  Deo  concessa 
gaudeo  et  Deo  ago  gratias.  Tandem  Deo  sie  uolente  vocatio  miiii 
est  oblata  a  senatu  patriae  et  Reuerendo  viro  Domino  Georgio  Vlent; 
et  M.  Matthia  Eberharde  pastore  Schemnicensi,  dati«  literis  ad  prae- 
ceptorcs  meos  fidelissimos  ordinatus  sum  ad  Diaconatum  Ecclesise 
Carponensis.  —  O.  Lcyser.  [15.  Oct.] 

130.  Ego  Matthias LochnerSchönfeldensise  finibus  Bohemiat 
didici  prima  fimdamenta  in  schola  paterna  a  doctissimo  viro  Christo- 
phoro  Meder,  postea  uero  propter  inopiam  parentum  missus  aii^i, 
ad  comparandiim  uberiorem  cultum  ingenii  veni  Naburgam  ibique 
per  annum  instructus  sum  in  liberalibns  artibus  a  doctissimo  räo 
Litticho  Joachimico,  postea  contuli  me  Chemnatium  ibique  incobui 
literis  per  biennium,  et  aliquandiu  etiam  uersatus  sum  Augustae 
Vindelicorum,  item  Kaufburnae  per  semestre,  dehinc  profectus  sum 
in  Misniam  dedique  operam  Leucopetrae  literis  ultra  semestre  sub 
disciplina  doctissimi  viri  M,  Petri  Hörn.  Postea  ueni  Aldenburgum 
et  ibi  per  biennium  fideliter  instructus  fui  in  artibus  liberaiibus  a 
M.  Michaele  Chiliano  et  a  M,  Sole.  Postea  consilio  praeceptorum 
profectus  sum  Berlinum  ibique  quadricnnium  incubui  literis  sub  dis- 
ciplina M.  Sebastiani  Brunnemanni.  Tandem  consilio  parentum  veni 
in  haue  celeberrimam  Academiam  Witebergensem  et  didici  doctrinam 
coelestem    a    M.  Oberndörfer,    D.  Pomerano,  Crellio    et    multis   aliis 


a  hac  Academia  tum  temporis  viuentibus.  Postea  ueni  Bohemiam 
1  ibi  fere  per  biennium  in  oppido  Theusing  functus  siini  officio 
^udimoderatoris,  postea  ueni  Schlaccouualdam.  quo  in  loco  deman- 
iatitm  est  mihi  ofßciuai  cantoris.  Tandem  a  Generoso  Domino 
-Venceslav  Chrispeckh  vocatus  ad  grauissimum  et  sacrosanctum 
nunus  docendi  in  Hohcnzötzlitz  et  Hotzschau.  —  O,  [30.  Nov.] 

131-  Ego  Gallus  Facilis  Byssicensis  prima  nidlmenta  leci 
n  inclyta  vrbe  Pragensi  ad  aedem  Diui  CastuH,  dicatam  sub  prae- 
:eptore Trajano  tunc existente.  Postea profectus  sum  Brodam  Boemicam, 
ibi  per  biennium  iionestis  artibus  et  moribus  op<;ram  dedi.  Tandem 
coniuli  me  ad  uberiorem  cultum  ingenit  mei  in  montem  Tliabor, 
ubi  biennium  usus  sum  praeceptore  atque  Rectore  scholae  Petro 
Austino.  Praefui  edam  scholasdcae  functioni  quadricnnium  in  oppido 
Straznic.  Postea  ad  munus  ministerü  Euangelici  legitime  uocatus  sum 
a  Humaoiss.  viro  D.  Casparo  Karlaliczky  pastore  eiusdeni  loci.  — 
0.  Apitz.  [10.  Dec] 

1679. 

132.  Ego  M.  Joachimus  Francus  Joach.  in  schola  patria 
doctrinae  Christianae  artiumquc  bonarum  ac  lingiiarum  fundamenta 
ieci  et  his  praeceptis  instructus  ubcrioris  ingenii  capessendi  fructus 
causa  et  ad  pleniorcm  disciplinarum  Cognitionen!  anno  li-ezviJptünou 
XpiTToü  1570  in  Academiam  Lipsensem  me  contuli,  in  <iua  prirao 
gradu  honoris  quem  Baccalaureatum  uocant,  omatus  sum.  Inde  ad 
gubcmationem  schotae  Presnizensis  a  frequenti  illius  oppidi  metallici 
senatu  publicis  literis  cooptatus  pueritiae  informandae  ad  anriuum 
spatium  operam  meam  dedi.  Hinc  in  ludum  Misnensem  senatorium 
ascitus  partim  bypodidascali  partim  uero  (impetrato  Ma.,'isrerii  philo- 
sophici  gradu  et  titulo  Vitebergae  anno  fteon  ifptuitJse^  1 573  sub 
Decano  clanss.  uiro  D.  Mag.  Burcardo  Mathaei}  ludirectoris  munere 
ad  septennium  perfunctus  sum.  Denique  #£oO  fl-IXovto;  vlxI  xuj^epvsOvco; 
a  senatu  Friburgensi  ad  concionatorem  Ecclesiae  CatJiedraÜs  publicis 
literis  cooptatus  et  uocatus.  —  O,  Leyser.  [11.  Jan.] 

133.  Ego  Jacobus  Stenczil  Nouosoliensis  Panonius  ieci  funda- 
inenta  pietatis  et  honestarum  artium  primum  omnium  in  patria  mea 
piae  memoriae  sub  M.  Mathta  Freundt.  Deinde  ductus  sum  a  fratre 
parcntis   mei   in   duitatem  Rosnauiam   sitam   6  milliaribus  a  Turcica 


40 

arce  Filek,  quamuis  ciuitas  illa  quoque  est  Turdci  Imperatoris,  ibi 
studui  Vngaricam  Hnguam  sub  D.  Martino  Vnterbaum  Tyropolicna 
per  vnum  annum  atque  post  missus  sum  beneficio  patruelis  mei 
Bartpham  Anno  1569  ibique  dedi  operam  honestarum  artiuin  sob; 
D.  Thoma  Fabro  Nouosoliense,  coUega  vero  ipsius  ornatissimo  viro 
D.  Georgio  Radoschino  per  sesquialterum  annum  ac  tunc  vocatus 
sum  in  oppidum  quoddam  quod  vocatur  Bartolt,  ibi  iideliter  functus  sum 
officio  Rectoris  per  annum.  Deinde  vocatus  sum  a  Domino  Valentin© 
Corl:  Rosnauiense  Rectore  scholae  Marciuillense,  ibi  egi  Cantorem 
quoque  per  sesquialterum  annum.  Tandem  sie  uisum  erat  Dominis 
Carponensibus.  Uli  me  uocarunt  Carponam  ad  officium  Cantoris,  quod 
etiam  fideliter  peregi  per  annum  sub  Rectore  Laurentio  Drexlero 
Carponensi,  vbi  mihi  statim  post  oblata  est  vocatio  ad  munus  eccie- 
siasticum  a  prudentibus  D.  Domino  Judice  et  Juratis  Ciuibus  Oppidi 
Magnaeuillae  adiuncta  commendatione  R.  viri  D.  Gregorii  Melczcr 
Pastore  Ecclesiae  Dei  apud  Nouosolxenses.  —  O.  Leyser.  [Zw.  17.  Febr. 
und  8.  März.] 

134.  Ego  Paulus  Horadiouinus  Achantis  Boemus  prima 
fundamenta  literarum  in  patria  percepi  sub  praeceptore  Michaelc 
Monetula.  Deinde  profectus  sum  pragam,  ibi  per  aliquot  annos 
honestis  artibus  et  moribus  operam  dedi.  Postae  contuli  mc  Tyropolim 
ad  uberiorem  cultum  ingenii  mei,  uixi  sub  praeceptore  Richardo 
Kaußni  per  aliquot  tempus.  Praefui  etiam  scholasticae  functioni  in 
multis  locis  Bohemiae  &  Morauiae.  Pragae  officio  cantoris  fungebar. 
Deinde  ad  munus  ministerii  Euangelici  legitime  vocatus  sum  a  R. 
viro  Domino  Vito  Pamphilo  Gutten  concionatore  Bohemico  Troppac 
in  districtu  Ducatus  superioris  Silesiae.  —  O,  Leyser.  [22.  März.] 

135.  Ego  Martinus  Krssniak  Thaborita  Bohemus  prima 
phncipia  literarum  hausi  in  patria  mea  in  monte  Thabor.  Deinde 
a  parentibus  meis  traditus  sum  in  Lithomieczicz  &  commissus  doc- 
tissimo  viro  M.  Mathiae  Bidzovino,  ibi  per  aliquot  annos  artibus 
honestis  &  moribus  operam  dedi.  Deinde  in  ciuitatibus  Pragensis  & 
Clatouiae  per  multos  annos  offitio  cantoris  fungebar.  Post  ad  munus 
ministerii  Euangelici  legitime  uocatus  sum  a  Re:  viro  Domino  Matheo 
Trzebiczeno  Parocho  in  Libomierz.  —  O.  Leyser.  [22.  März.] 

136.  Ego  AndreasReussius  Quernfurdensis  natione  Misnensis. 
in  patria  elementa  studiorum  ieci,  deinde  consilio  parentum  meorum 


41 


t'ius  Soitquellam  studiorum  gratia,  deniquc  in  Hungaria  functus 
iJtti  officio  Rcctorts  per  biennium  &  tandcm  uocatus  legitime  ad 
^^OTKanctum   ministerium  a  venerando  domino  Leonhardo  Raffa  in 

^iEwn  Steinichcn.   —  O.  Leyser.  [1.  April.] 

137.  Ego  Christophorus  Scholius  Habelschuerdcnsis, 
s.me  Silesius,  prima  elementa  in  patria  ieci,  postea  con&ilio  pa- 
mmOppauiam  missus  studendi  gratia,  deniquepostobitumparent  um 
l'ijinani  ueni,  ibi  Schemnitii  per  tricnnium  frequentaui,  tandcm  a 
mmunitate  Nouifoeniensium  ad  hoc  munus  Euangelii  legitime  uocatus 
m.  —  O.  Leyser.   [1.  April.] 

138.  Ego  Georgius  Fabricius  Alnouicnsis  Pannonius  lite- 
KJm  prima  fundamenta  ieci  in  patria.  Consilio  deinde  parcntum 
ECDiuli  me  Leutschouiam  in  Cepusium  ibique  sub  discipltna  Hum:  & 
b:üs.  uiri  M.  Caspari  Crameri  annos  continuos  4  operam  nauaui 
I'  löhli  meo  strenuam.  Hinc  maioris  eruditionis  comparandae  gmtia 
i  «fcgrinas  oras  mea  contuli  ac  primum  celebntate  scholarum  in 
i^i  Suidnicium  appuli  ibique  Clanssi:  ac  doctis:  M.  Chnstophoro 
"iilöbio  praeceptore,  donec  uitam  finirct,  annum  integrum,  usus 
sa  fidelissimo.  Post  obitum  ucro  memorati  Orthlobii  commigraui 
'ii^hemiam,  Pragam,  ubi  in  schola  diui  Henrici  sub  ludimoderatorc 
ü  Johanne  Kanha  Prageno  annum  commoratus  sum.  Tandem  in 
'fT.im  redü  ac  patriae  gratitudinem  dcciaraturus  annum  vnum 
t::ilam  rexi  pro  uirili  meo  fideliter.  Post  quia  pestis  grassabatur  in 
-.na.  in  Eohcmiam  remigraui,  ibique  paedagogiam  nactus  in  Aicc 
i'iy  apud  Generosum  Dom:  Johannem  Malessiczki  mansi  unum 
^Tiestre,  vnde  &  patria  &  amicis  efflagitantibus  operam  meam  ad 
r^T'üs  Ecclesiasticnm  in  patriam  legitime  &  honeste  per  litcras 
-catus  sum  Anno  1578.   —   O.  Barthol.  Thilo  Jubilate.  [5    April.] 

139.  Ego  Georgius  Hieronymus,  alias  Artopoeus  Eppc- 

~-:'Ms  Pannonius  iactis   primum   in  schola  patria.  deinde  Bartphensi 

'  idionim  &  artium  bonarum  tyrociniis  ex  consilio  Ampliss.  S<;natus 

-;oenensis  et  Reuerendi  viri  D.  Benedict!  Belsii,  pastoris  Ecclesiae 

^eriensis  laudatissimi  veni  Swidnicium  in  Silesiam:  vbi  cum  &  aetate 

--  iTuditione  simul  (Deo  sie  meis  conatibus  bencdicente)  proficerem, 

~  ta   autoritate   &   hortatu    inclyti    scnatus    nostri    ac    dominorum 

-  scenatum  meorum   recepi  me  in  celeberrimam  Academiam  Wite- 

<rfnisem,  in  qua  cum  vItra  annum  beneficio  ac  muniBcentia  prüden- 


/ 


42 


tissimi  senatus  nostri  vixisscm,  ab  eodem  Anno  1579  ad  sacrosanctum 
ministcrium  vocatus  sum.  —  O.  Simon  Sidcr.  [31.  Mai,] 

140.  Ego  M.  Antonius  Niger  Torgensis  bonarum  literanur 
fundamenta  prima  in  patria  Torgae  didici  sub  Rectore  ^-iro  doco 
domino  M.  Martino  Obcrndörffero.  Postea  anno  72  ad  mercaturam 
boaarum  artium  sumtibus  incliti  senatus  Torgensis  in  Acadcmiani 
inclytam  Witebergensem  missus,  quo  ad  quinquennium  uersatns 
Tandem  Morautam  adire  uoiui,  quo  in  loco  Baronls  cuiusdam  Magni- 
fid  liberos  erudiendos  accepi  ad  integrum  annum.  Hoc  elapso  litera 
parentum  &  amicorum  meorum  commotus  domum  redü.  In  [ 
priuatim  ad  aliquot  septimanas  uixi.  Dcnique  ab  inclyto  senatu  Tof' 
gensi  in  patria  ad  ministcrium  pastoris  ad  -spiritum  sanctum  vocatuF 
—  0.  Barth.  Tilemann.  [14.  Juni.] 

141 .  Ego  Samuel  MeUkius  Brisncnsis  Pannonius  prima 
pietatis  fundamenta  ieci  Libethis  sub  D.  Martino  Wagnerio.  Dein« 
anno  1572  apuli  Tyropolim  versatusque  sum  ibi  per  triennium  suii 
disciplina  D.  Matthiae  Thoraconymi  Brisncnsis.  Hinc  tandem  reccpi 
me  Iglauiam  dedique  Üteris  operam  praeceptore  tum  existente  Joachim" 
Artopoeio.  Habuique  Iglauia  vocationem  Trebitschium  ad  officium 
cantoris.  Trebitschio  discedens  visitaui  patriam  indequc  dum  manereai 
apud  parentem.  Lipscham  Zoliensem  ad  functionem  scholasticam  siim| 
auocatus.  Kursus  vero  Lipscha  in  patriam  meam  legitimam  Itabuij 
vocationem  ad  prouinciam  Scholircgae  et  Notarii  Ciuitatis  ibiquc  pMJ 
biennium  egi.  Inde  itaque  voce  communitatis  et  pastoris  R.  D.  Aodrcao 
Soc20wsk>'  Turocensis  tradita  simul  vocatJone  a  ciuibus  et  pastora 
praenominato,  vt  sim  synergos.  —  O.  Job.  Schutz.   [2.  JuU] 

142.  EgoJohannesCnidonymus  Dubensis  Pueritiam  transegj 
in  studüs  humanioribus  Pragae  sub  disciplina  R.  D.  Mag.  Vencesisi 
Zelotini.  tandem  voluntatc  parentum  praeceptore  vsus  sum  D.  M. 
Paulo  Pressio  Lunae.  Inde  Iglauiam  profectus  per  tres  annos  cum 
dimidio  ^nxt  sub  disciplina  D.  M.  Matthiae  Eberhardi.  Postea  iodfl 
secutus  D.  Matthiam  Thoraconymum  in  Pannoniam  veni  ibique  legittimc 
vocatus  a  pastore  et  ciuibus  Lipschae  Zolicnsis  schoiam  per  3  .innui 
cum  dimidio  rexi.  vnde  acccrsitus  Nouisoüum  cantoris  ftinctus  ^vr.\ 
officio  per  biennium  ac  legittime  ad  sacrum  ministenum  per  K.  P 
Tliomam  Frv^lich  Rectorem  Hospitaüs  Xouisoliensis  vocatus  et  ettam 
ab  Omnibus  eiusdem  ciuitatis  concionatoribus  et  verbi  Dd  ministn.' 
coramcndatus.  —  O   Joh.  Schütz.  [2.  Juli.] 


43 

143.  Ego  Andreas  Renman  Torgensis  prima  ingenijariim 
artium  fundamenta  ieci  Torgae,  in  patria  mea,  sub  clarissimo  viro 
D.  Magistro  Martino  Oberndörffer  scholae  illius  Rectore.  Deinde 
stipendio  senatus  patriae  adiutus  in  Academia  hac  fiorentissima  Wite- 
bergensi  per  quadriennium  versatus  sum.  Postea  hinc  discedens  in 
Austriam  in  oppido  Stiro  superioris  Austriac,  collegae  scholae  illius 
ümctioncm  suscepi  et  peregi  per  sexennium:  a  cuius  oppidi  senatu 
tandcm  ad  sacrosanctum  Ecclesiasticum  et  diaconatus  officium  vocatus. 
—  O.  Joh.  Schütz.  [8.  Juh.] 

144.  Ego  Georgius  Fanckner  Freistadiensis  Austriacus 
iactis  literarum  fundamentis  primis  in  schola  patria  Dresdam  profectus 
sum  ad  uberiorem  ingenü  capiendam  culturam  ibique  sub  M.  Friderico 
Zörlero  Ludimoderatore  uixi  triennium,  ex  quo  Vuitebergae  qua- 
dncnnium.  Dchinc  informaDdis  puerorum  animis  et  unguis  in  schola 
patria  meam  adduxi  operam  per  semestre  spacium.  Ex  quo  loco 
vocatus  a  Senatu  ampUssimo  et  Ecclesia,  qiiac  est  in  patria,  ad 
üinctionem  Ecdesiasticam  censurae  et  examini  me  subieci  Theolo- 
gorum, qui  sunt  in  Academia  Witebergens:.  —  O,  Joh.  Schütz. 
12-2.  JuU.] 

145.  Ich  Johannes  Resch  de  ciuitate  Noua  Germanicc  Newstat, 
Bohemice  Vniczow  Do  byn  ich  von  Meynen  Eltern  Ertzogen  vnd 
byn  do  yn  die  schul  gegangen  bey  6  Joren  vnd  tzu  der  Littaw  bey 
i  Joren.  Diese  Stedt  ligen  ym  land  Marhem  vnd  t^u  Prag  byn  ich 
in  die  schul  g^angen  8  wochen.  vnd  byn  gesandt  von  dem  Ehr- 
wirdigen  herm  Johannes  Albus  Pardubtcenus  gen  Wittemberg  gesandt 
vnd  die  Stadt  da  er  wont  heist  behmisch  Slatynam  ym  böhm  gelegen. 
-  0.  Joh.  Schütz.  [22.  Juli.] 

146.  Ego  Georgius  Waltherus  Reichensteinensis  natJone 
Silesius  in  patria  elementa  studiorum  ieci.  Deinde  consilio  amicorum 
meoruin  missus  Torgam,  studiorum  gratla  ibi  septennium  frequcntaui. 
Denique  in  Hungaria  functus  sum  officio  Rectoris  per  biennium  et 
Uodem  legitime  vocatus  ad  sacrosanctum  ministerium  a  communitate 
Jaaoualehetensium  Germanice  Drechselhey.  —  V.x.  Bugenhagen.  O. 
Leyser.  [9-  Sept.] 

I  147,  Ego  Valentinus  Tiderus  Czuitauiensis  Morauus  prima 

studiorum   et   pietatis   fundamenta  ieci  Iglauiae   biennium,  Cassouiae 
in  Vngaria  triennium.  Tandem  sumtibus  illustris  Domini  D.  Francisci 


U 


44 

Comitis  Turcensis  et  Domini  in  Lipnicz  promotus  in  Academiam 
Vitebergensem  totum  triennium  ibidem  uersatus  sum  discendi  causa. 
Reuersus  Viteberga  scholam  Tribouiae  Morauorum  rexi  triennium 
fere.  Postea  ad  ministerium  Ecclesiae  uocatus  a  Generoso  et  Magni- 
iico  Domino  Zdislauio  a  Rziczau  Domino  Sazmucii.  —  O.  Job.  Schütz. 
[13.  Sept.] 

148.  Ego  Jacobus  Czebanus  Brisnensis  Pannonius  iactis  in 
patria  primis  fundamentis  pietatis  et  honestarum  literarum  studiis 
Epperies  sub  clarissimo  viro  domino  Luca  Fabino  et  Tyropoli  sub 
disciplina  Matthiae  Thoraconimi  triennio  iisdem  studiis  diligentem  et 
felicem  operam  nauaui  ac  sequentibus  duobus  annis  eadem  auxi  et 
confinnaui  in  schola  fidelissimi  et  industrii  iuuenis  Leonardi  Moko- 
schini  Lypschae  Alemannorum.  Hinc  per  Reuerendissimum  virum 
D.  Georgium  Mokoschinum  pastorem  Ecclesiae  in  fodinis  Bocae  ad  ofii- 
cium  Diaconi  eiusdem  Ecclesiae  legitime  vocatus.  —  O.  Leyser.  [4.  Oct.] 

149.  Ego  Nicolaus  Praetorius  Regiocurianus  Francus  litte- 
rarum  elementa  in  patria  schola  usus  praeceptore  Gabriele  Hofiflich 
ieci.  Quia  uero  haec  pontificiae  idolomaniae  subiecta  erat,  ita  ut  sine 
conscientiae  vulnere  in  illa  uiuere  non  possem:  parentum  suasu 
Suinfordiam  me  contuli,  ubi  integrum  quinquennium  sub  M.  Zacharia 
Moibano  Vratislauiensi  pietati  ac  bonis  literis  fui  addictus.  Tandem 
Augustam  profectus,  ubi  cum  quadriennio  pauIo  amplius  vixissem : 
quod  tempus  magnam  partem  consumsi  tum  audiendis  praelectionibus 
publicis  clarissimi  doctissimique  viri  D.  Hieronymi  Vuolfii,  utriusque 
linguae  in  Gymnasio  illo  Doctoris:  tum  id  contuli  ad  formandos 
puerorum  mores,  quos  primis  litterarum  elementis  priuatimque  erudii, 
dignus  sum  existimatus,  ut  beneficio  Viri  eruditione  pietate  nobili- 
tatisque  genere  praestantissimi  D.  Joannis  Heinrici  Linck  ornatus  in 
Academiam  Jenensem,  in  qua  biennium  integrum  sum  uersatus, 
mitterer.  Inde  cum  biennium  in  Academia  Wittebergensi  uixissem 
et  sanarum  litterarum  studio  operam  nauassem,  intercessione  et 
autoritate  viri  clarissimi  et  excellentissimi  Theologi  D.  D.  Polycarpi 
Leiseri  praeceptoris  mei  omnis  reuerentiae  cultu  dignissimi  et  patroni 
venerandi  a  Nobili  et  Generoso  D.  Sigismundo  a  Puchaimb  libero 
Barone  in  Rabs  et  Krumbach,  Domino  in  Dobresperg  haercditario 
dapifero  Austriae  infenoris,  Romanae  Caesareae  Maiestatis  Consiliario 
ad  munus  Ecclesiasticum  uocatus.  —  O.  [28.  Oct,] 


45 

150.  Ego  Gregorius  Philaretus  Carponensis  Pannonius 
prima  litterar  um  rudimenta  led  in  patria  et  Schemnitü.  In  patria 
quidem  vsus  sum  praeceptore  M.  Georgii  Salczbang,  SchemnicÜ  vero 
M.  Johanne  Heoselio.  Postea  duobus  potissimum  quibws  erudiendo 
appositus  fui,  praeceptoribus  vsus  sum.  Ac  primo  quidem  continuis 
aDDorum  quinquc  spaciis  sub  disdplina  clarissimi  ac  doctissimi  viri 
M.  Mathta  Eberhard!  Iglauiae  fui.  Deinceps  vero  Guttebergam  in 
Bohemiam  concessi,  vbi  fideli  itenim  Magistri  Traiani  Mieschticzeni 
Opera  et  inatitutionc  vsus  aiuium  excgi,  Vlterius  Zakolizac  in  Vngaria 
in  fiinctiODcm  scholasticam  collocatus  per  annos  (]uatuor  ibidem  illius 
Reipublicae  scholae  praefui.  Hinc  Hradischtium  in  Morauiam  ad 
Qiunus  scholasticum  vocatus  ibidem  ab  eiusdem  Reipublicae  Ecclesia 
eonsilio  et  opera  D.  Danielis  Virgac  eius  loci  pastoris  vocatus.  — 
0,  [25.  Nov.] 

151.  Ego  Valentinus  Traianus  StreJicensis  Silesius  ex 
patria  studiorum  gratia  discedens  Bregam  me  contuli  ibique  tum 
scholae  rectoribus  viris  cum  primis  clarissimis  Doctore  Johanne 
Hciderico  et  Laurentio  Bezlero  existentlbus  per  annos  aliquot  sanam 
de  Deo  doctrinam  et  honestas  literas  didici.  Postea  vero  Lypniky 
in  Morauia  toto  sexennio  scholam  rexi,  quod  tandem  Reipublicae  illius 
cidbus  occasionem  praebuit,  mihi  ut  vocationem  legitimam  ad  obcunda 
Diaconi  apud  eos  munia  concerncrent.  Litcrae  autem  vocatoriae  iudicio 
et  Toluotatc  Domini  Wcnccsilai  Tawaczowint  ordinarii  Ecdcsiae 
eiusdem  pastoris  concinnatae  et  compositae  sunt.  —  O.  [25.  Nov.] 

162.  M.  Johanni  Bap.  Eberhardo  nato  1557  in  iugo 
montium  Sudetum.  Theodosiae  Iberorum,  oppido  metallico  Regis 
Bohemiac,  patrc  Casparo  Eberhardo  Schncpergensc  sacrosanctae 
Theologiae  Doctore  et  professorc  et  Ecciesiae  Wittebergensis  sub 
rtpurgationem  a  Caluinismo  pastore,  inserto  ecciesiae  Dei  per  claris- 
ämum  ac  disscrtlssimum  Theologum  M.  Johannem  Matlieaium  Roch- 
liansem pastorem  Ecciesiae  collectae  in  valle  Joachimica  et  ornato 
ab  eodem  Johannis  Baptistae  nomine,  Instituto  vero  primum  in  Salinis 
Swooicis  ex  catechesi  Bibliorum  S.  Reuerendi  patris  ac  sancti  Dei 

:  S.  S.  organi  D.  D.  Martini  Lutheri  a  pastore  eiusdem  Ecciesiae  vi^lan- 
tissimo  N.  Sebasüano  Boetto  et  parente  suo  carissimo.  trium  autem 
Im^uanun  cardinalium  et  artium  liberaltum  primordiis  in  scola  illustri 

'    Miseoae  Hennunduronim  ad  Albim  quam  octennium  sub  Rectore  poeta 


46 

suauissimo  et  viro  clarissimo  d.  Georgio  Fabricio,  praeceptore  doctis- 
simo  D.  Jobo  Magdeburgo  et  horum  collegis  M.  Pctro  Tbomaeo  et 
Wolffango  Figulo  frequentauit,  studiorum  suoriim  formatore  parente 
carissimo,  quem  unicum  praeceptorem  sibi  contigissc  summae  feiici- 
tatis  loco  ponit,  Ornato  deinde  gradu  in  philosophia  summo  ab  Vite- 
bergensium  Academia  inclyta  ad  quam  accessit  primutn  anno  1570, 
ubi  tarnen  tum  tcmporis  diutius  non  haesit,  sed  mox  post  obitiim 
praeceptoris  sui  FabricÜ  in  scola  Misena  LJpsiam  et  Jhenam  studiorum 
gratia  visitauit.  Hinc  vero  in  synodo  Torgensi  aduersus  intestinos 
coenae  dominicae  hostes  darissima  cum  parente  piae  memoriac  Ca5pait 
Eberhardo,  dcnuo  Vitcbergam  sc  contuÜt,  vbi  studia  sua  iam  quin- 
quennium  continuavit  et  S.  S.  Tlieologiae  studio  se  dicauit.  triennimn 
ctiam  publicis  concionibiis  in  templo  arcis  se  exercuit,  vocato  tandeni 
a  Generoso  et  inclyto  D.  D.  Georgio  Brunone,  Libero  Barone  in 
Warttenberg  et  Bralin.  Caes.  Maiest.  Consiliario  intimo,  domino  suo 
clementi  circa  initium  anno  Christi  natt  1580  ad  gubernationetn  et 
administiationem  Ecclesiae  dei  collectae  in  oppido  tpsius  Warttenberg 
ultra  Vratislaiiiam  sito.  —  O.  Leyser.  [13-  Dec] 

1680.  I 

1Ö3.  Ego  Cliristophorus  Gosnouicerus  Paludinus  prin» 
fundamenta  literarum  ieci  in  I.iptouia  Lipzc  Rectore  Petro  Barosch. 
inde  parentum  meorum  uoluntate  contuli  me  Leuschouiam,  ubi  sub 
disciplina  MagLstri  Anthonii  Platneri  modo  pastoris  Ecciesiae  Leuscho- 
uiensis  itixi.  Inde  migraui  Cas=ouiam,  ibi  ferulac  M.  Richardi  KaufFni, 
M.  Johannis  Braun,  Jacobi  Melceri  me  subiect.  Kursus  Leuschouiam 
redii  et  sub  Rectore  Casparo  Cramero  Leuschouiense  et  M.  Martine 
Breslaeo  studia  continuaui  mea.  Vocatus  sum  ad  ministerii  Ecclcsia- 
stici  functionem,  vndelicet  Diaconatus  eccles^jae  S.  Martini  a  domino 
Stanisiao  Gosnouicero  pastorc  Ecciesiae  S.  Martini  in  Turocz.  — 
O.  Leyser.  [7.  Febr.] 

154.  Ego  Melicheor  Molitoris  Moscowiensis  Pannonius 
prima  fundamenta  ieci  in  patria  mea  Moscowiae  apud  dominum 
Andrcam  Kramar,  Inde  parentum  meonim  voluntate  contuli  me 
Nouisolium  ad  D.  M.  Abrahamum  Schreml,  ubi  sub  disdplina  illius 
mansi  per  quadrigenium.  Dciiide  reuersus  sum  in  patriam  et  profectus 
sum  ad  sanctum  Martinum.    ibi   mansi   per  spadum   dimidÜ   anni  et 


47 

sie  oblata  est  mihi  uocatio  ad  ministerium  Juancensium.  ^  O.  Leyser. 
[7.  Febr.] 

155,  Ego  Andreas  Schyndlerus  Lyptouiensis  de  pago 
Ludrowa  eiusdem  districtus  iactts  primis  pietatis  et  bonarum  literarum 
fiindamentis  in  schola  Rozenbergensi  patriae  vicina  sub  disciplina 
Andreae  Jacobci  et  Andrea  Czenglcrii  per  septennium,  illis  tandem 
dijcessi  missus  a  parentibus  in  montanis  ciuitatibus  siib  Magistri 
Abrahami  et  sub  Dodokii  disciplina  per  quadrigenium  uixi,  adueniente 
p?stea  Matthia  Ebcrhardo,  me Schemnidum  contuU  et  illius  me  fidelitati 
subieci,  ibi  per  sesquiannum  uixi.  Accepta  postea  uocatione  a  Galgo- 
cienMbus  ad  subeundum  regimen  scholae  eotum  me  recepi,  quorum 
'cholac  unum  praefui  annum.  Accepta  iterum  ab  Illauiensibus  honesta 
■:rcat;onc  ad  obeundum  laborem  scholasticum  me  contuli  ilüqnc 
soholae  per  duos  annos  praefui.  Hinc  Mezericium  discessi  et  officium 
n  iegae  suscepi,  quo  suscepto  ex  Hungaria  a  senatu  liberae  et  rcgiae 
ci;itatis  Trenozensis  uocationem  ad  munus  Ecclesiasticum  accepi.  — 
u.  [9.  März] 

156,  Ego  Jacobus  Schröter  in  schola  paterna  Nouisolii  a 
;:neris  ad  pietatem  et  literarum  studia  adhibitus  triuialibus  cognitis 
a  parentibus  in  scholam  Bartphenscm  missus  et  priuatae'  institutioni 
Domini  Thomae  Fabricii  traditus  eram  triennio.  Hie  cum  eos  pro- 
;ressus  in  phüosophia  facerem,  reuocatus  a  parentibus  post  triennium 
in  patriam  ad  conrectons  scholae  Bolnensium  uocatus  sum.  Tandem 
P'i«  annum  cxpletum  uberioris  doctrinae  causa  redii  Iglauiam  et  ibi 
:';r  biennium  sub  Magistro  Johanne  Vrssino  mansi,  inde  rediens 
pstriam:  oblata  est  mihi  uocatio  a  Reucrendo  viro  domino  Georgio 

;  brineo,   pastore  Eccicsiae  Lipschensis  ad  munus  ecclesiasticum  loco 
sacdlani  Boemici.  —  O.  Leyser.  [16.  März.] 

157,  EgoStephanus  Lengholtzerus  Joachimius  in  schola 
^ius^ri  vallis  Joachimicae  fundamenta  pietatis,  linguarum  et  artium 
'jonanim  posui  sub  Ludimoderatore  Paulo  Rapio  et  in  Unguis  et 
^bus  liberalibus  ad  sedecim  annos  progressus  consilio  amicorum 
piofectus  sum  in  Bohcmiam  ac  Ludirectorem  cgi  in  pago  quodam 
Magnac  villae,  inde  mittente  ad  me  M.  Petro  Lopho,  pastore  oppidi 
Flehen  patrem  suum  vocatus  ad  scholam  nominati  oppidi  illinc  quin- 
"uennium  Ludirectorem  cgi  ac  caeteris  Unguis  Bohemicam  addidici. 
Ac  raortuo  meo  pastore  Domino  Magistro  Petro  Lopho  a  Generoso 


Barone  Domino  Bohuslauo  Gallo  domino  a  Lobkowitz  Cae^oreae 
Maiestatis  Consiliario  domino  ciuitatis  Flehen  prae  caeteris  elec:u> 
vocatus.  —  O.  Leyser.  [16.  März.] 

158-  Ich  Gregorius  Schaller  von  der  Iglaw  prima  funa- 
menta  literarum  in  patria,  Damach  gehn  Brag  geschickt  worden 
daselbest  ich  4  Jahr  in  die  Rchuel  gangen,  Nachmals  zu  Khnidim 
2  Jahr,  ferner  bin  ich  gehn  Inngelstadt  geschickt  worden,  aid-i 
12  Wochen  vnd  nit  lengcr  wegen  der  Religion  verblieben  {so  se 
Bäpstlich  war)  nochmals  zu  Strassburg  2  Jahr  in  die  schuel  gangen, 
ferner  zu  Pressburg  l  Jahr,  nachmals  für  einen  Schreiber  gedienei 
deudscher  vnnd  Belienüscher  Sprach  abzuwartten,  dem  Edlen  ge- 
strengen Ehruesten  Junker  Casparo  v.  Rebetschytz,  ferner  mich 
begeben  gehn  Golberg,  alda  in  die  schuel  gangen,  da  die  statt  durch 
Gottes  straff  abgebrant  vnd  ich  das  meinige  darbei  verlustig  worden, 
bin  ich  verreyset  vnnd  nachmals  von  der  Edlen  Tugendsamen  Frauen 
Sabina  von  Eberhardt,  des  Edlen  gestrengen  Ehmuesten  JuncV^i 
Heinricius  von  Metzerodt  nachgelassene  wittib  legitime  zu  dem  christ- 
lichen predigampt  vocirt  worden.  —  Sim.  Sider.  [10.  April.] 

159.  Ego  Christophorus  Landtmannus  Schemnicenfis 
Pannonius  mco  hoc  chirographo  testatum  facio,  quod  semina  pietaii-i 
et  verae  doctrinae  primum  in  patriae  schoU  inbiberim,  quam  tum 
clarissimus  vir  M.  Johannes  Egranus  eximia  cum  laude  et  fnicta 
rexit.  Hunc  postea  vocatum  ad  obeunda  munia  scholastica  a  RepubÜci 
Suidnicensi  interiecto  trium  annorum  spatio  ob  vberiorem  ingcnii 
culturam  consilio  parentum  secutus  sum,  ubi  ab  ipso  in  artibu«  e! 
nccessariis  Unguis  liberaliter  institutus  sum,  tandem  ad  commen 
dationem  eius  qua  me  ornauit  discedentem  in  celebre  Gymnasium 
Magdeburgum  me  contuli,  regente  tum  coetum  scholasticum  Reue- 
rendo  viro  D,  M.  Georgio  RoUenhagio.  Adhaec  cum  annum  circitei 
et  aliquot  menses  ibi  versatus  fueram  nec  non  aetas  vberiorem  ir 
artibus  et  disciplinis  grauioribus  progressionem  rcquireret,  Vitcber^am 
appiili,  ubi  discendi  causa  in  annum  usque  tertium  vixi.  Ad  extremum 
cum  nccessariis  sumtibus  destitutum  me  esse  scircm,  patriam  certis 
de  causis  reuisere  placutt,  ad  quam  cum  itineris  cursu  accederem. 
Deo  ita  curriculum  vitae  et  vocationis  meae  gubemante  ad  obeundum 
munus  in  Ecclesia  parochiali  apud  Gaidlenses  non  tarn  a  Generöse 
et  inclyto  comite  Domino  Johanne  Tutsone,  quam  tota  communttate 
legitime  vocatus  sum.  —  O.  Joh.  Schütz.  [24,  April.] 


49 

160.  Ego  Abel  Aurora  Carponensts  Pannonius  initia  pietatis, 
)onaruni  literarum  et  honestarum  disciplinarum  in  scliola  patria  feci 
iab  M.  Georgio  Saltzbanck.  Deinde  ad  largiorem  ingenii  cultum 
khembnidum  a  parentibus  11.  Anno  missus,  ubi  sub  signis  C.  V. 
t.  Joannis  Egrani  usque  ad  72.  Annum  uersatus  sum,  sub  cuius 
kern  ob  uberiorem  ingcnii  culturam  consilio  et  Opera  parentum  in 
:elebrem  scholam  Bartphanam  ablegatus  sum.  Isthic  sub  disciplina 
Joctissimi  viri  D.  Thomae  Fabri  Annos  4  egi.  Tandem  mandato  et 
ooluntate  parentum  75.  A,  patriam  petiui.  Vbi  aliquantisper  commo- 
ralus  uocationcm  functionis  scholasticae  a  Senatu  Piiccanensae  [so] 
icccpi.  Isthic  per  hunc  ferme  curriculum  uersatus  uenia  ac  testimonio 
iiitae  et  gestorum  impetrata  76,  A.  Iglauiam  continuancii  studia  [so] 
perrcxi  ac  per  A.  1,  spacium  utens  pracccptoribus  R.  atque  D.  domino 
D.  Joachimo  Pistorc,  M.  Paulo  Holopappa.  Isthinc  copia  mihi  a 
praeceptoribus  meis  data  discessi  uisitans  regiones  exteras,  Poloniam. 
Russiam  et  Transyluaniam  seu  Dadam.  Confectis  2  A.  in  patriam 
iler  parans  Tessinii  in  coUegae  officium  muncris  scholastici  sum  receptus 
a  H.  V.  domino  Joanne  Tichinio,  ibi  decique  bis  gratia  Dei  et  pcr- 
misaonc  R.  V.  Ecciesiae  eiusdem  ministrorum  D,  Salomone  N.  et 
Georgio  N.  concionatus  sum  exercitü  causa.  Postea  uero  quartuali 
exacto  patrias  lares  adiui.  Dilnis  Montanarum  cinitatum  auxilio  diuino, 
wiiantate  R,  domini  parentis  mei,  Adami  Fabri  2  contiones  habui, 
q«i  ingenio  meo  explorato  me  ad  uberiorem  doctrinam  sacrarum 
iitetanim  percipiendam,  opera  et  auxilio  cum  propHa  tum  Senatus 
Viiebei^m  remisit  Sub  finem  A.  79.  Vbi  ueniendo  Suidnitium  proptcr 
certas  et  grauissimas  causas  gradum  sistere  ibique  hyemmarc  coactus. 
Tandem  uero  ductore_  et  auspJce  Christo  Vitebergam  uentum  est 
IK  April.  A.  MDLXXX.  19.  uero  April  in  Album  studiosorum  ad- 
Kfiptus  sum.  Tradita  uero  legitima  uocatione  mea  R.  atque  D.  domino 
M.  Joanni  Schitzio,  quam  a  R,  domino  Patente  meo  authoritate  totins 
nxlesiae  Dilnensis  acceperam,  —  O.  Job.  Schütz.  [24.  April.] 

161.  EgoGcorgius  Richnouinus  fundamcnta  pietatis  artium 
Bfaeralium  et  honestatis  in  schola  patria,  Mielnicii  icci,  postea  propter 
■■■beriorem  ingenii  factum  consequendum  contuli  me  cum  praeceptore 
^lelkheoro  Ziateceno  (cognomine)  Vrtalio  Raudniciam,  ibi  per  bicnnium 
^.  Inde  uenj  Curimiam,  ibidem  per  annum  mansi,  Curimae  habui 
aocationem  a  Joanne  Zaphiride  Hunnobrodensi  ad  officium  praecep- 

Jiblndi  ia  Piousunliuiiu  18M,  H.  I  u.  It.  4 


50 

toris.  Vbi  cum  prodessem  iuuentuti  literariae,  ad  officium  ludirectoris 
vocatus  sum  a  R.  V.  D.  Chrisostomo  Bucziouiczium.  Ibi  cum  mansissem 
per  biennium  m  officio  ludirectoris,  Deinde  70catus  sum  ad  munus 
Diaconi  a  R.  V.  Domino  Chrisostomo  pastore  dusdem  comunilitis 
ecclesiae.  —  O.  Joh.  Schütz.  [23,  April] 

162.  Ego  Dauid  Ketheuig Anncbergensis  fundamenta pietatis 
et  artium  ieci  in  patna  mea.  Inde  bencficio  senatus  mei  miss'iU  in 
ludum  iilustrem  Misenensem  continuaui  illud  exennium  operam  dando 
studiis.  Hinc  Lipsiam  ueni  atquc  ultra  triennium  ibi  uersatus  sum 
in  literis  pietatis  et  artium.  Veni  deinde  Vueitram  in  Austria  missus 
ad  officium  scholasticum,  cui  praefui  toto  sexennio.  Post  uocatus  ad 
officium  pastoris  ecclesiae  HarmenschJag  {qui  locus  Vueidrae  proximus 
est)  a  Generoso  D.  D.  Joanne  Jacobo  de  Greyssen,  a  quo  etiam  litens 
vocationis  attuli  Vuittebergam.  —  O.  Joh.  Schütz.  [26.  April.] 

163.  Ego  Stephanus  Osualdi  Raczenus  Pannonius  funda- 
menta  seu  ut  alü  uocant  elementa  principionim  scholasticorum  ied 
in  schola  Dywekiensi  apud  parentem  proprium  Laurentium  Osuatdi 
virum  Reuerendum  ac  oues  Christi  in  veritate  docentem  fere  usque 
annum  ab  ineunte  aetate  mea  13.  Dein  per  eundem  Kremnidun 
Montanam  ciuitatem  in  Pannonia  transmissus  sum.  ubi  per  biennium 
manens  ieci  a1  iqua  solidiora  iam  et  firmiora  documenta  grammatices 
Hinc  post  obitum  eiusdem  Reuerendi  viri  D.  parentis  mei  per  fralrem 
patruelem  Reuerendum  virum  D,  Michaelem  Raczenum  promotussum 
Trenczinium  ad  D.  Petrum  Barossium  virum  omni  officio  colendum, 
ubi  per  integrum  sexennium  manens  omnia  quae  hactenus  scio,  ab 
eodem  hausi  et  didici.  Post  per  eundem  D.  praeceptorcm  meum  pa 
honestam  vocationem  promotus  sum  in  oppidum  Baan  ad  ludirectorem 
scholae,  vbi  manens  integrum  biennium  per  eosdem  circumspectos 
et  prouidos  viros  incolas  eiusdem  oppidi  vocationem  ad  genus  \itae 
saccrdotis  suscepi  et  Wittebergam  per  eosdem  promotus  sum.  — 
O.  I^yser.  [12.  Mai.] 

■  164.  EgoGeorgius  StolliusMurauiensis  Styrus  prima  funda- 
menta  pietatis  et  artium  liberalium  ieci  in  patria  apud  parentem 
proprium  Vitum  Stollium,  pastorem  cius  loci,  ubi  fere  quinqucnnium 
studiis  incubui,  hinc  Tubingam  missus  ultra  semestre  non  sum  versatu.". 
aed  Ratisbonam  profectus  integrum  quadriennium  ibi  uixi  et  liinda- 
mentis  artium   liberalium   et   linguarum   mediocriter  perccptis  nirsus 


51 

in  patriam  ueni,  Tandem  in  hanc  celebemmam  Academiam  vberioris 
Ftudii  g^ratia  a  parentibus  transmissus  annum  ferc  hic  consumsj. 
Acceptis  autem  ex  patria  uocationis  meae  Uteris  illas  obtuUi  dignis- 
äimo  huius  Ecdesiac  ministcrio.  —  O,  Leyser.  [12.  Mai.] 

165,    Ego   Emericus    Peluch    Brusnensi.s    Tannoniiis   prima 

fundamenta  reügionis  et  bonarum  artium  ieci  in  palria  apud  Thomam 

Wranka  Priuidiensem,  Ministrum  nunc  in  eadem  patria  mea  existentem, 

ubi  biennio  mansi.    Hinc  cum   fratre  Georgio  Peluch   profectus  sum 

id  Hay  pagum  Comitatus  Thuroccnsis,   vbi   sub   disciplina   Thomae 

Czudlik  CO  tempore  Rectoris  scholae  mansi  per  annum.    Indc  ibam 

am   eodem    Thema  Czudlik    Rectore    et    consanguineo    meo  Bart- 

rham  mansique  sub  ferula  pii  et  eruditi  viri  D.  Tliomae  Fabri  Nouo- 

solcnsis,  Rectoris  scholae  ibidem  spatio  vnius  arni.  Barthpha  autem 

P'ofectus    sum   in  Vngariae  Superioris  oppidum  Vyhel,    ubi   biennio 

vjb  Nicotao  pastoris  filio  liberalibus  dedi  operam  artibus,  Post  pera- 

jmtis  Vngariae  aliquibus  partibus  veni  Moschouiam   oppidum  comi- 

;iiis  Thuroccnsis,   ubi  Rectore   scholae   existente   Josepho   Basteno, 

Tjo  singulariter  pio,   dedi   operam  honestis   artium   überalium  literis 

äfirum  cum  dimidio,  Hinc  contuH  me  Tyropolim  ciuitatem  comitatus 

Scrpusicnsis,  vbi  sub  disciplina  pii  et  docti  viri  Mathiae  Thoraconymi 

ii!'.  Cabathaei  Rectoris   eius   loci  mansi  in  studio  liberaüum  artium 

plus  anno.  Hinc  postea  veniens  uicissim  Moschouiam.  oppidum  supra 

iaam  et  habita  vocatione  legitima  suscepi  functionem  scholasticam 

ÜJidem  mansique  in  hoc  munere  Rectoratus  unius  anni  spatio.  Hinc 

Qci'sim    auocabar    in    arcem    Sklabynya   Comitatus    Thurocensia    a 

■Generoso  et  Illustri  D,  Francisco  de  Rewa  Comite  Comitatus  Thuro- 

:tn>Ls    et    consiliario    Sacrae    Caesareac    Rcgiaeque    Maiestatis     pro 

^^cipienda   Paedagogiae   functione  seu   fiiü  Gabrielis   erudiendi,    ubi 

Kmpleto  anni  termino  et  habita  iterum  honesta  vocatione  a  pastore 

;:Tnit|ao  Gosnouicero   et  ciuibus  Sancti  Martini  in  Thuroc?.   suscepi 

I  i.jnijs  regcndae  scholae  ibidem  et  postea  per  annum  manenti  oblata 

*:  mihi  vocatio  ab  eodem  Generoso   et  Illustri  Francisco   de  Rewa 

I  wpra   annotato    et    Belensibus,    subditis    dus.    ad    Ministerium    siue 

-cdesiam  eorum  regendam.  —  O.  Leyser.  [28,  Mai.] 

166.  Ego  Matthacus  Pelczl  Iglauiensis  Morauus  a  pueritia 
'tliolae  paternae.  post  hac  schola  publica  annum  integrum  fui  alum- 
'-S  Hinc   in  patriam  ab  inclyto  senatu  Iglauiensi  ad  informandam 


52 

iuuentutem  aetatem  fui  uocatus,  cui  annos  sex  integros,  laus  deo  ins 
uiui.  Denique  a  Generoso  et  Magnifico  Domino  Gerosiao  Tersch 
Domino  de  Leppta  in  Letsch  et  Ventosa  Jenkau  ad  munus  docen 
pagi  Gishiblensis  huius  ditioni  subiacentis  fui  uocatus.  Ab  hoc  tcs 
monium  attuli  simulque  a  D.  Ma^.  Johanne  Vrsino  Rectore  schol 
Iglauiensis  commendatus.  —  O.  Leyser.  [12.  Juni.] 

167.  Ego  Leonartus  Mokoschinus  patria  Pannonius  < 
comitatu  Lyptouiensis  oppido  Lypschae  Alemannorum  iactis  in  patr 
schola  primis  fundamentis  pietatis  et  honestarum  literarum  sub  erudi 
et  Humanissimo  viro  D.  Petro  Baroschio  Bartpham  profectus  Docti 
simum  et  clarissimum  virum,  dominum  Thomam  Fabri,  scholae  iJin 
Rectorem  docentem  sacras  literas  et  liberales  artes  integrum  septei 
nium  audiui.  Inde  missus  in  Academiam  Vitebergensem  annuzn  cur 
semestre  eadem  studia  continuaui.  Tum  in  patriam  reuocatus  utschoia 
praeceptor  praeficerer,  biennium  in  ea  iuuentutem  mihi  commissan 
erudiui.  Reuersus  Vitebergam  ad  inchoata  studia  excolenda,  augenda 
promouenda  et  absoluenda,  semestre  cum  quadrante  anni  jam  exegeram 
cum  affertur  mihi  triste  et  luctuosum  nuntium  de  obitu  Reucrend 
et  docti  viri  D.Stanislai  Mokoschini  Pastoris  ecclesiae  Christi  Lypschae 
Alemannorum,  parentis  mei  clarissimi  simulque  reuocor  non  simpli 
dter  in  patriam,  sed  Pastor  in  Ecclesiam  Christi  quae  colligitur  apud 
S.  Johannem  in  comitatu  Lyptouiensi,  uocatione  facta  per  Reucrend  um 
et  clarissimum  virum  D.  Melicheorem  Duchon,  Superintendentem 
Ecclesiarum  in  eodem  Comitatu.  —  O.  Leyser.  [12.  Juni.] 

168.  Ego  M.  Wenceslaus  Dasypodius  Nymburgensis  in- 
stitutus  artium  ac  pietatis  elementis  in  Bohemia,  Hungaria  et  Saxonia 
in  primis  a  clarissimis  ac  doctissimis  vsus  praeceptoribus  meis  per- 
petua  obseruantia  colendis  M.  Feiice  Praheno,  D.  Mose  Zdinouino, 
M.  Eberhardo  Iglauiense,  Doctore  Joachimo  Pistorio  etc.  per  in- 
effabilem  Dei  nostri  misericordiam  uocatus  ad  munus  ecciesiasticum.  — 
O.  Leyser.  [15.  Sept.] 

169.  Ich  Valentinus  Zellerus  von  Wurtzen  vnter  dem 
Bischoffthumb  Meissen  gelegen ,  7  ihar  Lipsiae  frequentirt,  nachmals 
bin  ich  aedituus  gewesen  zu  Werdenhain  *)  vndter  der  Superintendens 
Grossenhain,  Endtlichen  aber  von  dem  gestrengen  vndt  Emvesten 
Hauptman  dem  wolgebornen  Herren  Herrn  Peter  v:  MoUpch  Nach- 

1)  Wildenhain. 


63 

lelasne  witwe  landfrau  Drossendorff  vnd  Reineck  in  Österreich  vnter 
1er  Ens  gelegen  in  dass  dorff  waldtkirchen  zum  predigampt  be- 
Tiffcn.  —  O.  Leyser.  [14.  Sept.] 

nO.  Ego  Paulus  Hrubeczius  Pannobrodenus  prima  ele- 
nenta  litcrarum  didici  in  patria  a  Nicoiao  Troianek,  nunc  ciue  eius- 
km  ciuitatis.  Inde  in  Sclauoniam  Ilauiam,  hinc  Tyropolim  in  Scepu- 
iium  ad  Lucam  Fabinum  et  Thoraconymum  profectus  siim  et  ibi 
nansi  continuo  spacto  9  annonim  regens  studia  et  mores  illustris- 
ami  et  Magnißci  Domini  Alberti  de  Lasky  fiüi.  Inde  reuocatus  in 
pairiam  ad  regcnda  frena  scholac,  sed  cum  terminum  pracscriptum 
[ie;;lexerim,  non  obtinui.  Sed  adhuc  biennio  Iglauiae  apud  D.  M. 
Johannem  Vrsinum  Turingum  mansi  et  inde  Moschouiam  in  Vngaria 
id  scboiam  gubernandam  vocatus  sum,  cui  domino  operante  per 
annum  cum  quadrante  non  minus  diligenter  quam  felJciter  praefui. 
Hujc  renundans  in  patria  a  Reuerendo  domino  decano  Paulo  Kyrmesero 
Schemnicensi  vocatus  ad  Diaconatum.  —  O.  Leyser.  [19.  Oct.] 

171.  Ego  Johannes Gassur  Moschouiensis  Pannonius  primum 
in  schola  patria  prima  pietatis  et  literarum  elcmenta  percepi,  DeJnde 
vbenoris  ingenioü  cultus  capessendi  gratJa  missus  sum  a  parentibus 
Schemniczium.  vbi  praeceptores  nactus  sum  fideles  ac  eruditos  sub 
Quorum  disciplina  per  triennium  vixi.  Inde  Tyropolium  me  contuH 
ittSepusium,  vbi  vir  optimus  et  humanissimus  Matthias  Thoraconymus 
r^mina  cum  laude  scbolasticam  iuuentutcm  crudüt,  sub  cuius  disci- 
pütia  cgo  quoque  mansi  per  biennium.  Cum  vero  extcras  regiones 
ideundi  mirifico  desiderio  tenerer,  contuli  me  Brygam  in  Silesia  faces 
jcholasticos  in  illustri  illo  ludo  gerente  omatissimo  et  dociissimo 
M  Jacobo  Paulonio,  vbi  membrum  scholae  factu.s  sum.  sub  cuius 
di=cipliBa  qnoque  per  biennium  vixi.  Tandem  cum  fama  et  auditione 
äcccpissem  ad  gubernandam  rem  scbolasticam  Witebcrga  vocatum 
ese  Iglaoiam  virum  litcris  cxcultissimum  M.  Johannem  Vrsinum,  co 
proücisd  non  dubitaui  et  sub  huius  Magistri  disciplina  tamdiu  me 
(isceado  cxcrcui.  quoad  ingenii  herbescens  viriditas  actis  iam  fibris 
cim  actate  adolescerct.  Inde  in  patriam  redii  scholaeque  patriae  per 
^■Jmm  insenihiL  Postquam  autem  ex  honestis  laboribus  Dco  bene- 
dicente  collegissem  aliquid  sumtuum,  in  hanc  celebcrrimam  Acadc- 
^am  me  contoU,  in  qna  vixi  annum  cum  quadrante.  —  Ex.  Job. 
><^--^z.  0.  Leyser.  [19.  Ort,] 


^T'-r 


54 

172.  Ich  Johannes  Neupaur  von  Ebersdorff  in  Voigtlan 
gelegen,  bin  erstlich  in  meinem  patria  in  der  schuelen  von  Nicol 
Hasen  vnterwiesen  worden.  Darnach  bin  ich  von  meinen  eitern  g 
Querfurt  im  landt  zu  Turingen  gelegen  geschickt  worden,  alda  i 
3  Jar  lang  in  die  schuel  gangen,  ist  schuelmeister  gewesen  der  w 
gelert  herr  Henricus  Wexius.  Von  dannen  bin  ich  gen  Erffurdt  zoij: 
vndtin  Augustiner  Kloster  vnter  dem  hochgelertenherrnD.  N.  Tresch^ 
welcher  damals  Rector  gewesen,  2  Jar  studiret,  darnach  bin  ich  ^i 
Nürnberg  khommen  vnd  in  der  Spitallschuell,  do  M.  Joannes  Ba 
schuelmeister  gewesen,  3  Jar  verharret,  von  dannen  bin  ich  g< 
Steyr  im  landt  ob  der  Enns  gelegen,  alda  der  wolgelert  M.  Thom 
Paegaeus  schuelmeister  gewesen,  khommen  vnd  alda  auch  2  Jar  vc 
bleiben.  Endtlich  hat  es  sich  zutragen,  das  M.  Andreas  Maden 
von  einem  Ersamen  weisen  Rath  der  Stat  Krembs  zu  einem  schu« 
meister  vocirt  ist  worden,  welcher  mich  zu  seinem  Cantorem  vr\ 
CoUegam  aufgenommen,  alda  ich  zwey  Jarlang  den  Cantorstanc 
verwesen.  Darnach  bin  ich  in  einem  Marckte  in  Vnterösterreich  m 
Namen  WuUerstorfT  2  Jar  lang  schuelmeister  gewessen,  von  danne 
bin  ich  gen  Mauttern,  ein  Stetlein  an  der  Tonaw  gelegen  khommen 
alda  auch  2  Jar  den  schueldienst  versehen,  Endtlich  bin  ich  gt\ 
Enns  khommen  vndt  alda  den  Cantorstahdt  verrichtet.  Schlieslichei 
bin  ich  von  einem  Ersamen  weisen  Rath  der  Stat  Enns  vnd  voi 
dem  Erwurdigen  herrn  Abraham  Hundtsperger,  pfarherrn  daselbst 
zum  heyligen  Kirchenambt  vocirt  worden.  —  O.  [23.  Oct.] 

173.  Ich  AndreasSigelius  von  Kremnitz  aus  den  Vngrischei 
Bergkstäten  bin  erstlich  bies  in  das  16.  Jar  meines  alters  in  meineir 
patria  in  der  schuelen  von  Leonhardo  Staudenhertz  vnterwiesen 
worden.  Darnach  bin  ich  von  meinen  Eltern  inn  Schlesien  gehn 
Breslaw  geschicket  worden.  Da  ich  bies  ins  vierdte  Jar  sub  discipüna 
et  institutione  Petri  Vincentii  gewesen,  von  dannen  bin  ich  gehn 
Goldtbergk,  allda  hab  ich  ein  halbes  iar  studiertt.  Darnach  ttiit 
M.  Jacobo  Colero  gehn  Franckfurtt  an  die  Oder,  da  ich  ein  Jar 
studieret,  nachmals  bin  ich  von  meinen  Eltern  abgefordert  worden, 
bin  also  in  patriam  zogen  vnd  da  ein  kleine  czeitt  commorirt.  Darauf 
bin  ich  gehn  Wien  in  Osterreich  zogen  vnd  daselbst  nur  ein  halbes 
iar  wegen  der  grossen  abgötterey  verblieben.  Da  ich  das  Decretum 
Regni  Vngariae  angehöret  hab.  Folgends  wieder  in  patriam  kommen. 


55 

ßi  ich  dann  von  denen  Fraesidibus  scholae  zum  Conrectori; 
ruilügung  eines  ganzen  Raths  vnd  Gemein)  bin  angenommen 
»erden,  welcher  Function  ich  2  Jar  vorgestanden  vnd  die  Jugendt 
B  viel  mir  mueglich  vnd  gnadt  verlihen  hat  mit  fleis  instituirt  vnd 
plehret.  Nach  diesem  als  ich  mich  im  predigtampt  exerciert.  bin 
A  ran  einem  gantzen  Rath  vnd  Gemein  der  vorbemelten  Bergstadt 
[femnitz  tzum  mintsterio  ordentlicher  weiss  bernffen  worden,  das 
th  hä  der  Christlichen  kirchen  meines  vaterlandts  Diaconiis  ein 
BDt:iing  sein  sol.  —  O.  Joh.  Schütz,  [9.  Nov.] 

174.  Ego  Thomas  Kelnerus  Lippensis  Bohemus  iactis  in 
i^li  patria  fnndamentis  Vratislauiam  me  contuli  uberioris  ingenii 
nltns  gratia,  ubi  prae  reUquis  pietate  et  uirtute  prae stantibus  prae- 
Ecpiores  habui  patris  instar  colendos  Reuerendos  et  clarissitno; 
pominum  Esaiam  Heidenreich  SS.  Theologiae  Doctorem  et  pastorem 
misM  Dd,  quae  est  ad  D.  Elisabeth  uigilantissimum,  Dn.  Tetrum 
Ttccntimn  Scholae  Elisabethicae  tum  Rectorcm  et  reliquarum  in- 
ijtcorem,  Dn.  M.  Johannem  Fleischerum  et  alios  non  minori  reue- 
viOi  obseruandos.  Horum  Opera  et  tndustria  in  artium  et  pietatis 
B^iiitione  quinquennium  fideliter  educatus  tandem  ad  officium  Choraiis. 
pmm  mihi  res  erant  exrguae,  promotus  sum.  Cui  cum  btennium 
yndiiissem,  authores  mihi  extiterunt,  ut  Academiae  huic  celebcrrimae 
tfflmigrarem.  Quod  feci  eo  libentius,  quia  existimaui  nunquam  hoiicstae 
«mm  uoluntati  refragandum,  diutius  tarnen  quam  annum  dimidiatum 
ppter  sumtus  exiguos  hie  uersari  non  potui.  Itaque  in  patriam 
B^  redeundum  censui,  ubi  a  Generoso  et  nobili  Domino  Dn.  Georgio 
Tirodorico  Barone  etc.  Domino  meo  clementtssimo  functio  ecclesia- 
ta  niihi  est  delata  in  pago  Birckstein.  —  0.  [23.  Nov.] 

175,  Ego  Johannes  Wranka  Priuidiensis  prima  initia  in 
pstna  didici.  Postea  missus  sum  in  Sylesiam  Wratislauiam  in  Scholam 
i  Elizabetbae  ut  vulgo  uocatur  et  ibi  per  annum  uixi  praesente 
Hiccndo.  Tandem  contuli  me  Brigam  et  uixi  per  Annum  in  paeda- 
V>V^  artesque  liberales  audivi  a  M.  Jacobo  Paulon,  a  M.  Laiirencio 
Bsiitro  et  a  Thobia  Theodore.  Postea  contuli  me  Hunnobrodam  et 
"i  per  annum  apud  D.  Martinum  Malobiccum.  Hinc  vocatii'^  .sum 
s  Pagura  Kosh  a  Reuerendo  D.  Thoma  Körnero  ibiquc  Rectoris 
«niiun  habens  per  medium  annum  uixi.  Tandem  obtulit  mihi  Reue- 
■«Äis  vir  D,  Thomas  Priuidiensis  Senior  totius  comitatus  Znliensis 


56 

functionem  scholasticam  in  Hainik.  Ibi  per  totum  biennium  iuuentui 
praefui.  Is  enim  me  elegit  in  Diaconum  et  ablegauit  Wittebergam.  - 
O.  [4.  Dec] 

1581. 

176.  Ego  Joseph  Bastianus  Pannonius  natus  in  oppid 
Pannoniae  Morawek,  iactis  in  patrio  solo  primis  literarum  fundi 
mentis  contuli  me  uberioris  doctrinae  parandae  gratia  Goldper^. 
quod  est  oppidum  Silesiae,  ubi  sub  uiro  clarissimo  M.  Mai 
Thabornio  operam  dedi  liberalibus  artibus.  Hinc  postea  reflexi  gr 
Wratislauiam,  ubi  sub  uiro  clarissimo  M.  Petro  cursum  studioru 
meorum  ursi.  Inde  in  patriam  redii  et  in  erudienda  iuuentutc  seh 
lastica  toto  triennio  cum  semestri  operam  meam  impendi.  To| 
praeterea  biennio  in  erudiendis  Generosorum  et  Magniiicorum  don 
norum  Comitum  Comitatus,  Thuroccnsis  et  sacrae  Caesareae  Re[ 
aeque  maiestatis  consiliariis  etc.  Filiis  meum  Studium  locaui.  Tande 
suasu  doctorum  uirorum  in  haue  celeberrimam  Academiam  ueni, 
qua  toto  biennio  quanta  fieri  potuit  assiduitate  et  diligentia  de 
inprimis  operam  sacrosanctae  Theologiae  audiuique  Reuerendum 
Clarissimum  uirum  immortali  gratitudine  et  obseruantia  colendu 
D.  D.  Polycarpum,  Reuerendum  item  et  clarissimum  uirum  D.  Johanne 
Mathaeum  et  alios  uiros  clarrissimos  perpetuaque  obseruantia  cole 
dos.  —  [?  Jan.] 

177.  Ego  Valentinus  Czechus  Helnowiensis  Pannen 
prima  fundamenta  religionis  et  bonarum  artium  ieci  in  patria  ap 
Johannem  Magnum  ubi  biennio  mansi.  Hinc  me  contuli  in  scholaj 
Priuidiensem,  ubi  sub  disciplina  Martini  Schupka  eo  tempore  recto^ 
scholae  per  annum  mansi.  Priuidia  autem  profectus  sum  Veterizoliuij 
ibi  toto  triennio  honestis  literis  operam  nauaui  sub  disciplina  dd 
tissimi  viri  Eliae  Vodniani.  Hinc  me  contuli  Vratislauiam  et  i\ 
triennio  quoque  quanta  fieri  potuit  assiduitate  et  diligentia  dej 
operam  philosophiae  in  primis,  deinde  quoque  Theologiae  sub  dis<| 
plina  clarissimi  viri  Nikolai  Steinbergeri.  Hinc  cum  in  patriam  mcai 
uenissem,  oblata  est  mihi  functio  Ecclesiastica  ab  amplissimo  senat 
ciuitatis  Dilnensis,  quae  ciuitas  est  una  ex  Septem  montanis  ciuital 
bus.  —  O.  [22.  Febr.] 

178.  Ego  MichaelPetrouitius  Regiomontanus  prima  fundä 
menta    ieci    in    patria   Regiomonte   ciuitate   Metallica    in   Hungaria 


57 

Missus  postea  Schemnittum  ibi  sub  disciplina  Domini  M,  Christophori 
Eckardi  uixi  toto  triennio.  Inde  me  contult  Halam  Saxonum,  ibi  per 
annum  uersatus  sum  sub  Domino  M.  Johanne  Ladislao.  Anno  dominl 
1580  in  patriam  Hala  redii  Sc  ibi  ab  inclyto  senatu  ad  munus  Diaconi 
legitime  sum  uocatus.  —  O.  Leyser,  [22.  Febr.] 

179.  Ego  Joannes  Artochidius  natione  Bohemus  iactis 
fundamentis  Iglauiae  contuU  me  cum  Doctissimo  viro  D.  Magistro 
Paulo  Haluepap:  AquisJluano  in  montanas  ciuitates  illinc  uocatus  fui 
in  Morauiam,  ut  susciperem  officium  cantoris  Albae  Ecciesiae,  interitn 
facta  mihi  vocatione  a  senatu  Drzenohosciceasi,  ut  susciperem  munus 
Diaconi.  —  O.  Leyser.  [22.  Febr.] 

180.  Ich  Johannes  Leber  von  der  Mährischen  Trybau 
gcborn  vnter  dem  wolgebornen  Herrn  Jane  von  Boskowicz  hcrrn 
auff  der  Mährischen  Tricbau,  bin  erstlich  in  meinem  patria  in  der 
schulen  vntcrweyset  bey  Neun  jaren  vnd  ist  mein  praeccptor  ge- 
wesen Paulus  Ekelius.  Hemacher  bin  ich  gen  Glotz  in  der  graff« 
schafft  gelegen  kommen  vnd  alda  zwey  Jar  lang  in  meinem  Studio 
instituirt  worden  von  dem  M.  Martino  Sturmio  schulmeistern  da- 
selbst. Damach  bin  ich  ins  böhmerland  getzogen  vnd  zum  Leyten- 
mischel  2  Jar  in  der  Böhmischen  schul  meinem  studio  obgelegen 
vnd  zu  Prag  drcy  Jar.  Endlich  aber  bin  ich  von  dem  Erwirdigen 
Herrn  Ambrosio  Oswald  pfarrherrn  zur  Littaw  in  Mehren  gelegen 
zu  einem  Diacono  vnd  diener  des  Göttlichen  worts  beruffen.  — 
0.  Leyser.  [8.  März.] 

181.  Ego  Paulus  Thirschius  Chemnicensis  pietatis  &  bonarum 
artium  fundamenta  in  patria  schola  ieci.  Inde  ab  Amplissimo  & 
prudentissimo  patriae  meae  senatu  clarissimo  ac  excellentissimo  uiro 
Domino  Caspari  Naeuio  (cuius  nomen  sit  in  benedictione)  artis 
medicae  Doctori  excellentissimo  et  professori  in  Academia  Lipsensi 
primario  commendatus  et  benefido  stipendii  a  fratre  ipsius  Domino 
Johanne  Naeuio  (piae  et  sanctae  recordationis)  olim  Rom.  Caesar. 
Ferdinand!  et  dominomm  septemuirum  imperil  principum  Saxoniae 
Mauricii  &  Augusti  fratrum  per  annos  30  medico  fidelissimo  fundat 
donatus  in  celeberrimam  Witebergensium  Academiam  ad  uberiorem 
ingenii  mei  cultum  capessendum,  annum  actatis  ingVessus  18  sum 
missus,  in  qua  per  integrum  sexennium  uiuens  artibus  liberalibus, 
imprimis  vero  studio  theologiae  incubui,   prac  reUquis  pietate,   eru- 


58 

ditione  &  virtute  praestantibus  viris  praeceptore  vsus  clarissimo  & 
excellentissimo  uiro  D.  Polycarpo  Leysero  S.  S.  theologiae  doctore 
eximio  &  ecclesiae  ibidem  pastore  &  superattendente  vigitantissimo. 
Periodo  uero  stipendii  mei  exacte  elapsa  autoritate  &  intercessione 
eiusdem  D.  Doctoris  Polycarpi,  praeceptoris  mei  omni  reuerentiae 
cultu  dignissimi  &  patroni  venerandi  nomine  Nobilis  &  generosi 
Domini  Domini  CaroK  Ludowici  liberi  Baronis  a  Pucheim,  Domini 
in  Gollersdorf  Archiducatus  Austriae  sub  Anisum  dapiferi  haereditarii 
supremi  ad  munus  ecclesiasticum  uocatus.  —  O.  [28.  März.] 

182.  Ego  Melicheor  Cantoricz  Nouisoliensis  Pannonius 
Fundamenta  liberalium  artium  partim  Nouisolii,  partim  Cibinii  & 
Brizne  Beiaeque  didici.  Deinde  profectus  sum  in  partes  Silesiae  ibique 
suscepi  conditionem  in  oppido  Gyngsberck.  Redeundo  vero  in  patriam 
oblata  est  mihi  vocatio  legitima  ad  sacrosanctum  ministerium  verbi 
diuini  in  pagum  Radwan,  tenentem  officium  subdiaconatum.  Afferens 
uero  vocationem  una  cum  commendaticiis  ab  eodem  pastore  £cclesiae 
Christi  ex  Radwano  Bartholomeo  Oczowsky.  —  O.  Leyser.  [4.  Mai.] 

183.  Ego  Ladislaus  Zaborius  Pannonius  ex  Comitatu 
Turocziensi  ex  parentibus  videlicet  Johanne  Zaborio  et  Barbara 
iuxta  Ecclesiae  Catholicae  ritum  copulatis  prognatis.  Operam  dando 
honestis  literis  cum  expensis  eorundem  sub  ferula  colendissimi  viri 
et  obseruandissimi  praeceptoris  Martini  Chowan,  in  praedicto  Comitatu 
Thurocziensi  intra  septennium  Et  domini  Thomae  Fabri,  domini 
Magistri  scholae  Bartphensis  quadriennium.  Etiam  in  vrbe  Wratis- 
lauiensi  sub  ferula  sanctae  memoriae  domini  M.  Andreae  Wincieri 
sexennium.  Porro  iuxta  modulum  mei  literis  formati  ingenii  profui 
tenellae  iuuentuti  apud  Beatam  Virginem  in  districtu  Liptouiensi  in 
Pannonia  septennium,  Galgocii,  Ciuitate  dicta  etiam  in  Pannonia  sita 
quadriennium.  Postea  vocationem  mihi  legitimam  oblatam  a  Specta- 
bili  Barone  Regni  Vngariae  Stephano  Balasi  ad  certum  locum  oppidi 
dicti  Malaczka  cum  consensu  eius  comitatus,  intra  possessionem  eius 
Domini  siti,  vbi  paedagogum  intra  biennium  eius  tgi  pueri.  —  0. 
[16.  Mai.] 

184.  Ego  Franciscus  Vuincklerus  Sepusiensis  Georgii- 
montanus  honestis  parentibus  natus  et  ab  ineunte  aetate  prima  opti- 
marum  artium  initia,  partim  Graetiae  in  Styria,  partim  Hungariae. 
Cassouiae,  partim  Wittebergae  tempore  Peuceri  viri  clarissimi  hansi 


59 

Inde  profectus  sum  in  Styriam,  ibi  per  annum  optimarum  artium 
studüs  inuigilaui,  denique  a  Luthauiensibus  in  Morauia  ad  munus 
Cantoris  uocatus,  statim  consensu  Rectoris  discessi  &  prouinciam 
suscepi.  Tandem  Singular i  Dei  beneficio  a  primoribus  in  pago  Trech- 
feldiensi  oblata  est  mihi  uocatio  ad  munus  docendi  in  ecclesia.  — 
O.  Leyser.  [16,  Mai.] 

185.  Ego  Georgius  Poloni  Cremsiriensis  ex  Marchionatu 
Morauiensi  prognatus  ex  parentibus  benemoratis,  uidelicet  Johanne 
Polono  et  Barbara  iuxta  Ecclesiae  Catholicae  ritum  legitime  copulatis. 
Operam  dedi  honestis  literis  sub  ferula  colendissimi  viri  Bartholomaei 
Vrbensky  Mezericensis  in  duitate  Noua  Pragensi  et  Domini  Sebastiani 
Fabri  Strakoniceni  in  ciuitate  Altomitensi  triennium.  Proinde  iuxta 
scientiam  aetatis  meae  profui  iuuentuti  tenellae  Trebicii  in  Marchio- 
natu Morauiensi  sitae  triennium,  Bytessi  uero  biennium,  et  inde 
uocatione  legitima  mihi  data.  —  O.  [16.  Mai.] 

186.  Ego  Andreas  Schormannus  Coschensis  Pannonius 
natus  in  pago  Cosch  didici  prima  elementa  literarum  in  patria  schola^ 
ex  qua  Bartpham  sub  disciplinam  clarissimi  viri  Domini  Thomae 
Fabri  praeceptoris  mei  omni  obseruantia  dignissimi  me  contuli.  Hinc 
delatus  ex  consilio  amicorum  Wratislauiam,  vsus  sum  opera  clarissi* 
morum  virorum  Domini  M.  Andreae  Winkleri,  Balthasaris  Neandri 
et  aliorum  coUegarum  in  formandis  et  promouendis  studüs  meis. 
bderediens  ad  functionem  scholasticam  in  oppidum  S.  Crucis  vocatus^ 
cui  praefui  per  triennium.  Tandem  legitime  accessi  ad  regimen  scholae 
Teutopronensis,  cui  operam  meam  per  sexennium  impendi.  Denique 
diuina  sie  ordinante  dementia  oblata  legitima  vocatione  a  Senatu 
Tcutopronensi  cum  literis  vocationis  profectus  Witebergam.  -r- 
0.  Leyser.  [16.  Mai.] 

187.  Ego  Johannes  Schweglerus  Nouisoliensis  Vngarus 
a  patria  scholae  patemae,  post  Bartpham  me  contuli  ad  uberiorem 
ingenii  mei  eruditionem  comparandam.  Vbi  octo  annos  in  studio 
literario  et  artium  liberalium  operam  sedulo  nauaui  sub  clarissimo 
viro  D.  Thoma  Fabri  N:  Rectore  dusdem  loci.  Vocatus  ergo  hinc 
in  patriam  ab  inclyto  senatu  Nouisoliensi  et  viro  clarissimo  D.  Thoma 
Wanka  Rectore  Ecclesiae  eiusdem  ad  munus  Ecclesiasticum.  — 
0.  Leyser.  [16.  Mai.] 


60 

188.  Mytha  mihi  agnomen  dederat»  vocer  Altimytenus, 

Sacra  Bohuslai  nomen  at  vnda  tulit. 
Cor  tarnen  Ocerii  cognomine  gaudet  ouatque 

Sic  vocer  vt,  cogit  namque  parentis  amor. 
Trebicium  petii,  dum  me  schola  patria  liquit, 

Sancta  duos  annos  hie  vbi  doctus  eram, 
Iglauiae  schola  me  prope  tres  nutriuerat  annos. 

Sex  menses  ludum  Buduidi  inde  rego. 
Litera  missa  volat  Fridrico  huc  missa  Barone, 

Vt  Christi  flectam  dogmate  corda  gregis. 
Quindecies  centesimus  octogesimus  vnus 

Annus  erat,  capio  munus  Apostolicum. 
Dominica  4.  Trinitatis.  [18.  Juni.] 

189.  Ego  Johannes  Fabriciades  Suioczenus  Pannonius  in 
•schola  patria  paedagogorum  &  praeceptorum  honesta  instnictus  dis- 
•ciplina,  aetate  paulo  factus  adultior  ueni  Iglauiam,  oppidum  Morauiae, 
consilio  &  iussu  parentum  ad  perdiscenda  prima  &  quidem  solidiora 
quam  ante  fundamenta  praeceptore  publico  viro  clarissimo  M.  Eber- 
hardo,  cuius  &  mensa  fruebar,  usus  sum  priuato  uero  Elia  Vodni^ 
ano,  apud  quem  toto  sexennio  permansi,  tum  cum  discedens  Iglauiae, 
Sebniczii  per  biennium  degeret,  tum  cum  ipse  regnum  ludiliterariij 
apud  Veterisolienses  per  quadriennium  administraret.  Ab  eo  dicedens 
fama  doctissimi  viri  D.  D.  Joachimi  Pistorii  motus  &  ardore  studi- 
orum  ductus  iterum  Iglauiam  redire  placuit,  ubi  per  biennium  mansi. 
Ibi  quoque  disciplina  D.  M.  Johannis  Vrsini,  qui  Iglauiam  anno  ante 
meum  discessum  Viteberga  uenerat,  usus  sum.  Deinde  cum  &  vttos 
claros  audire  &  artes  pertransire  uellem,  patriis  instructus  sumptibus 
biennium  literis  humanioribus  &  sacrosanctae  Theologiae  Vitebergam 
ueniens  tribui,  Donec  ad  extremum  Deo  Opt.  Max.  sie  ordinantc  in 
Patris  collegam  eligerer.  —  O.  Leyser.  [23.  Aug.] 

190.  Ego  Elias  Hern i  Titschinensis  artium  liberalium  studiosus 
prima  fundamenta  iaciens,  ad  vberiorem  ingenii  md  cultum  a  meis 
dulcissimis  parentibus  Epperies  missus,  vbi  sub  disciplina  domini 
praeceptoris  Lucae  Fabini  annum  &  semestre  uixi.  Postea  a  Domino 
pastore  Benedicto  Belsio,  cuius  benefido  per  aliquot  temporis  vsus, 
missus  in  scholam  Bartphanam,  in  qua  integrum  fere  annum  operam 
honestis  literis  dedi.  Cum  autem  propter  aduersam  valetudinem  eodein 


61 

in  loco  diutius  commorari  non  potuerim,  contuli  me  Schuidnicium  & 
sub  disciplina  domini  M.  Cristophori  Ortlobii  pie  defuncti  2  annos 
mea  studia  continuaui.  Post  obttum  autem  ipsius  Gorlicium  veni, 
in  quo  Gymnasio  usus  fui  opera  doctissimorum  virorum  domini 
M.  Joachim!  Mcisteri  &  domini  M.  Laurentii  Ludouici  Leobergensis, 
qaonim  consÜio  me  huc  Wittebergam  contuli  &  in  album  studiosorum 
rdatus,  tandem  ad  functionem  schoiasticam  Oderam  vocatus,  in  qua 
integres  duos  annos  piam  iuuentutem  in  doctrina  catechetica  &  alüs 
honestis  artibus  ac  moribus  (vt  decet)  informaui.  Inde  uocatus  ab 
.^plissimo  senatu  Wogstadiensi  in  ludimoderatorem  rursus  3  annos 
iuuentuti  fideliter  pracfui.  Vocatus  itaque  legitime  consilio  Magnifici 
domini  Domini  Bemhardi  Praschniae  a  Bylkaii  uocationem  minime 
reoisarc  volui.  —  O.  Leyser.  [3,   Nov.  (3.)  Sept.] 

191.  Ego  Johannes  Bauarus  Juncehusanus  in  patria  schola 
iactis  fundamentis  artium  liberalium  uberioris  ingenii  fructus  capiendi 
causa  Noribergam  me  contuli,  ubi  septenniiitn  uixi,  inde  in  inclytam 
Witcbergensium  Academiam  ueni  Anno  1577  in  qua  qiiadriennium 
studia  tarn  humananim  quam  diuinarum  liCerariim  excolui.  Postea 
sumtibus  deficientibus  Zittauiam  ad  munus  paedagogi  priuati  obeun- 
dum  accessi.  Inde  a  Magnifico  et  generoso  Domino  Domino  liern- 
hardo  Jörgern  Domino  in  Tollet,  Roppach  et  Creuspach  &c.  ad  munus 
doccndi  in  Eccicsia  publicum  uocatus  sum.  —  O.  Leyser.  [4.  Oct.] 

192.  Ego  Vuendelinus  Kessler  Cantharobolensis')  Thyrigeta 
lue  propria  mea  testor  manu  me  prima  religionis  et  bonarum  literarum 
dementa  in  patria  schola  sub  ornaii  rloctique  viri  ac  domini  prae- 
ceploris  Thomae  Leimgrubii  disciplina  mediocriter  didici^ise  atque 
ibinde  aetatis  duodecimo  anno  parentum  suasu  meorum  Krphordiam 
Metropolim  rae  contulisse,  ubi  biennium  permanens  illinc  ad  Aca- 
demiam Jenensem,  clarissimo  viro  domino  M.  Joanne  Rosa  Rectore 
Undem  sum  profectus  ibique  bonis  literis  panlo  amplius  triennio 
operam  nauaui.  Commotis  autcm  tum  temporis  ibidem  uariis  de 
ttliigione  controucrsiis  contuli  me  cniusdam  Nobilis  Achatü  a  Schau- 
roth consilio  persuasus  ad  Generosum  &  Optimum  virum,  nunc  piae 
memoriae,  defunctum,  Joannem  a  Schauroth  habitantem  in  Röpsen. 
t^uius  filiolis  a  me  pro  ingenii  mediocritate  per  biennium  instructis 
commendabar  a  Generöse  ac   Nobiü   viro   U.  Decia  a  Kreytzen   in 

')  Kannewurf. 


I  ')  Kannewur 


62 

Gera,  fratri  ipsius,  amplissimo  sane  viro,  domino  Vuolphgango  a 
Kreytzen  ad  Osterodam  Borussiacam.  A  quo  postea  ad  magnificos 
dominos  Dominum  doctorem  Joannem  a  Kreytzen  lUustrissimi  Prussiae 
Principis  Cancellarium,  item  ad  Dominum  Christophorum  a  Kreytzen, 
Aulae  eiusdem  Burggraphium  atque  a  consiliis  Regiomontem  missu^, 
ueni  in  celeberrimam  eiusdem  vrbis  Academiam  illicque  biennium 
praeter  Musicalem  illam  in  aula  ducalis  iniunctam  functionem  sacris 
ac  liberalium  artium  studiis  incubui.  Hinc  iter  suscepi  Gedanum 
Bomssiae  Metropolim  praefatorum  Principis  Consiliariorum  promotionc 
motus.  Officio  itaque  Cantoris  illic  per  integrum  anni  spacium  functo 
conditionequeresignata  transgressus  sum  Viennam  Austriae.  In  posterum 
autem  mittebar  ab  Ornatissimo  ac  Prudentissimo  viro  D.  Joanne 
Eisslero  ciue  &  consiliario  Reipublicae  Viennensis  ad  scholam  Hasel- 
bacensem  in  lUüstris  ac  Generosi  Domini  Domini  Vuolphgangi  Streinü 
a  Schuuartzenaw  ditione  amplissima  sitam,  ut  puerorum  animos  ac 
ingenia  informarem,  cui  equidem  muneri  triennium  usque  praefui. 
Cum  autem  oportuniorem  locum  quaerere  proposuissem,  offerebatur 
mihi  a  Reuerendo  &  clarissimo  viro  Polycarpo  Leysero  S.  S.  Theologiae 
Doctore  et  tum  temporis  EcclesiaeGöUersdorphensis  Antistite  celeber- 
rimo  munus  eiusdem  Ecclesiae  scholasticum,  in  quo  loco  abhinc 
quinquennium  uixi:  Donec  tandem  diuina  profecto  prouidentia  per 
Illustres  ac  Magnifkos  Dominos,  Dominum  Carolum  Ludovicum  & 
Dominum  Joannem  Christophorum,  fratres  germanos  &  Barones  a 
Puchaym  &c.  Dominos  meos  clementissimos  ad  sacrum  Euangelii 
atque  Sacramentorum  ministerium  legitime  sum  uocatus.  —  0, 
£25.  Oct.] 

193.  Ego  Georgius  Czodor  Sellecenus  Pannonius  prima 
fundamenta  ieci  in  patria  sub  praeceptore  meo  Wenceslao  Layer 
Bohemo,  sub  quo  didici  legere,  inde  profectus  sum  Nouisolium  ad 
Dominum  Abrahamum  Schreml,  uixi  sub  eius  ferula  per  quadrieO' 
nium.  Illinc  profectus  sum  Bartpham  ad  Dominum  Thomam  Fabri- 
cium  Nouisoliensem,  sub  eius  disciplina  mansi  per  septennium.  Hinc 
profectus  sum  Iglauiam  ad  D.  Magistrum  Vrsinum,  sub  eo  uixi  per 
quadnennium.  Iglauia  profectus  sum  in  patriam,  ex  patria  iterun^ 
Bartpham  ad  D.  Rectorem  Thomam  Fabricium,  mansi  iterum  per 
annum.  Ex  hac  schola  uocatus  sum  legitime  ad  munus  Ecclesiasticuoi 
per  illius  pagi  ciues,  suadente  domino  Martino  Wagnero  et  d.  prac-i 
ceptore  Thoma  Fabricio.  —  O.  Leyser.  [22.  Nov.] 


i 


63 

194.  Ego  Balthasar  Paczolthu  Sellecenus  Pannonius  prima 
fundamcnta  icci  Raduanü  apud  praeceptorem  meum  fidelisBimum 
Danielcm  Czabani  Meczinenscm,  vbi  didici  lectionem  et  paradigmata 
Dominum  et  verborum  mediocriter.  Suasu  tandem  parentum  et  caete- 
rorum  me  contuli  Cybinium  ad  D.  Johannem  VIreich  Noiiisoiiensem, 
apud  quem  per  quatuor  annos  dedi  operam  honestis  literis.  Hinc 
tandem  habitis  comitibus  in  Bohemiam  me  contuli  Pragam  ad 
D.  Vitum  Ophtalmum  Strakoniccnum  Baccalaureiim  vniuersitalLs  eius- 
dem  vrbis,  Postmodum  flagrans  desiderio  patriae  exactis  ibidem 
quatuor  annis  profectus  sum  in  patriam.  Visis  tandem  parentibiis  et 
Cdeteris  amicis  salutatis  Schemnicium  ad  Magii^trum  Cliristophorum 
Ecchardum  penieRJ,  sub  cuius  disciplina  annum  et  paulo  plus  uixi. 
Postrcmo  a  D.  Pastorc  Ecciesiae  Selleczensis  ad  prouinciam  scholasti- 
am  suscipiendam  sum  vocatus,  quam  per  annum  pro  virili  mea  rexi, 
iiem  in  oppido  Hllnik  tantumdem  praestiti.  Deniqiie  D.  Jacobus 
Dubouiczenus  pastor  Ecciesiae  in  patria  mea  me  legitime  mea  ex- 
plorata  voluntate  ad  officium  Diaconi  datis  testimoniis  vocauit.  — 
0,  Joh.  Schütz.  [9.  Dec] 

195.  Ego  Georgius  Kerneri  Oczouianus  Pannonius  primo 
f'^iinium  ieci  fundamenta  in  patria  sub  ferula  praeceptoris  mei  Nicolai 
Sareuuiczky.  Tandem  me  contuli  primis  elementis  degustatis  in  patria 


ludionim  causa  Schebnici 
ijiennium  vixi.  Hinc  recepi 
:-^nolae  Epcriensis,   sub   cui 


cium,  vbi  sub  ferula  Martini  Swenglerii 
me  ad   Seuerimim  Schultheti  Rectorem 

uius  regimine  tres  solummodo  quadrantes 
Mni  mansi.  Porro  per  literas  vocatus  a  Matthaeo  Czabani  Rectore 
icholae  in  oppido  Hlinik  ad  officium  collegae  ibidem  sum  promotus, 
«  post  discessum  eius  in  locum  promotus.  Ex  hac  itaque  scholastica 
f-nciione  a  D.  Danihele  Czaban  pastore  ecciesiae  ibidem  legitime 
i-m  vocatus.  —  O.  Joh.  Schütz.  [20.  Dec] 


Ueber  eine   Wiedertäufer -Handschrift  des 
XVII.  Jahrhunderts. 

Von  Th.  Unqek.  Landesarchiv. Adjuncl  in  Crai. 

Die  Täufer-Lieder,  nach  Ländern  geordnet. 

[Forlsetmng. ') 
Schweiz. 
Dieses  Land  ist,  wie  vorbemerkt,  die  Wiege  der  Wiedertäufer. 
Um  1519  sind  deren  Anfänge  anzusetzen.  Das  nachfolgende  Lied 
besingt  den  Tod  des  Liederdichters  Heinrich  Summer  und  des  Jacob] 
Mandl.  Zu  Zurzach  in  der  Schweiz  eingefangen,  wurden  die  beiden  | 
nach  Baden  geführt  und  daselbst  am  9.  October  1582  ertränkt. ' 
(Font.  11/43.  281.) 

F.  373'.  Ein  Liedt  von  vnfirerm  heben  Brueder  Heinrich  Sumer  vndt 
Jacob  Mändl.  die  man  zu  Baden  jn  dem  Schweizer  Landt 
gericht  hat  1582  Jar.  In  des  Königs  Laffels  Thon  zu  singen. 

1.  Merkht  auf  ir  geliebten  Gottes  kündt, 

Die  ir  hie  in  Jamerthal  findt,  ! 

Merkht  auf  was  wir  euch  fingen, 
Wir  wollen  euch  berichten  than 
Von  erbärmlichen  Dingen. 

2.  Zwen  rechte  frome  Chriften  Man, 
Vnnfere  Hebe  Brüeder  fchan, 

Die  hat  man  gfangen  gnomen 
Zu  Zierch  in  dem  Schweizer  Landt, 
Vmbs  Glaubens  ein  komen. 
')  Vgl.  Jahrbuch  1894,  S.  23  ff. 


65 

3.  Heinrich  Sumer  mit  feinem  Nam, 
Ein  Diener  des  wortes  Gottes  Tchan 
Von  feiner  Gmain  erkoren, 

Jacob  Mändtl  der  ander  bies, 
Sie  fein  hingefieret  worden, 

4.  Gen  Baden  in  diefelbig  Stadt, 
All  da  man  fie  verhöret  hat 
Von  ires  Glaubens  wegen, 

Vor  dem  Landtvogt  vndt  fein  Gricht, 
Vil  Volk  war  da  zugegen. 

B.  Darbci  fein  auch  gewefTen  nrjch 
Viervndzwänzig  Pfaffen  doch 
Mit  in  zu  difpodieren. 
Aber  fie  richten  alle  nichts, 
ThÖten  die  Schanz  verlieren. 

6.  Sie  kundten  all  mit  jrer  Müe 
Kains  Unrechten  beweifen  fie, 
Kain  Irthumb  auf  fie  bringen, 
Auch  kein  Vrfach  des  Todes  werdt^ 
Es  thet  in  nit  gelingen. 

7.  Die  Briieder  warn  beftändig  gar, 
Sie  weichen  frey  nit  vmb  ein  Haar 
Von  fchmalen  Weg  des  Herren, 
Das  fie  hetten  ein  Sicfaerhait, 
Dämon  woltens  nit  kören, 

8.  Ja  fie  haben  mit  Gottes  Wort 
Ganz  crefTtiglich  bezäuget  Tort, 
Das  ir  Glaub  fcy  grechte 

Vndt  die  Pfaffen  mit  ircm  Gefindt, 
Ein  tafterhafts  Gefchlechte. 

nlSM,  H.  ty.  II. 


66 


9.  Alfo  fein  gleich  die  PfafTen  drauf 
Verzagt  worden  all  auf  ein  Hauff, 
Sie  fprachen  zum  Rathsherren: 
Handlet  nun  nach  eurem  Wiln, 
Mir  wiflen  doch  nichts  mere. 


10.  Da  fie  nun  gar  auff  keinen  W^ 
Sich  lieffen  fieren  von  Himelftcg, 
Da  thet  Philatus  Schare 
Wol  durch  der  alten  Schlangen  Naidt 
Zum  Endt  mit  inen  faren. 


11.  Sie  hielten  ein  Gricht  vber  fie, 
Doch  kuntens  nit  gleich  iUmen  hie 
Ein  Theil  die  waren  geschlagen 

In  iren  Herzen,  wie  euch  ich  sag; 
Woltens  nit  auf  sich  laden. 

12.  Den  Todt  der  vnfchuldigen  zwar, 
Die  in  Chrifto  vertrauen  gar, 
Aber  dieweil  mer  Stimmen 
Gangen  waren  auf  iren  Todt, 
Folgtens  den  Teufel  hierinnen, 

13.  Der  ein  Mörder  ift  von  Anfang, 

Die  Welt  hat  bracht  in  feinen  Klang. 
Sie  han  das  Vrtl  bfchaiden, 
Das  die  zwen  frome  Brüeder  werdt 
Den  Todt  da  folten  laiden. 

14.  Alß  fie  herden  von  folcher  Meer, 
Sie  freidten  fich  von  Herzen  feer, 
Waren  fröhlich  zu  Stundte, 

Seer  wol  getröft  in  Gott  dem  Herrn 
Sagtens  aus  jrem  Munde, 


67 

15.  Sie  betten  delten  vil  mer  Freidt, 
Alß  der,  fo  geet  auf  ein  Hochzait, 
Sie  waren  gueter  Dingen, 

Das  fie  Gott  alfo  wirdig  macht 
Durch  die  enge  Port  zu  dringen. 

16.  Vndt  das  fie  die  göttlich  warhalt 
Alfo  mit  jrem  Todt  berait, 
Sollten  fo  frei  bekennen, 

Wie  vil  Hailligen  habens  than. 
Die  Gott  herrlich  wird  krenen. 

17.  Wie  man  fie  nun  außfiiren  thet. 
Zum  Volkh  habens  frölich  geredt 
Vndt  fie  ermandt  dameben, 
Sollen  Bueß  thuen  vndt  fich  beköm 
Von  dem  findlichen  Leben. 


18.  Sie  fingen  an  ganz  freidenreich 
Mit  einander  zu  fingen. 

Gleich  ein  Lobgefang  dem  Herrn, 
Sie  {timbten  fo  herzlich  zufamb, 
Es  wundert  das  Volk  feere. 

19.  Ein  groBe  Menig  volkhs  da  war, 
VH  hueben  an  zu  wainen  gar, 
Das  fie  ty  hörten  fuigcn. 

Aber  die  Brüeder  wol  getroft 
Uelfen  ir  Stimb  erklingen. 

20.  Dan  es  war  die  ewige  frddt, 
Schon  hie  eingangen  berait. 
Das  fie  iezt  folten  komen 
Zum  Abraham,  Ifacc,  Jacob. 
Zum  Alt  Vätern  vndt  fromen. 


U 


68 


21.  Vndt  zu  aller  Heilligen  Schar^ 
Zu  allen  Propheten  fiirwar 
Vndt  Apoftlen  des  Herren 
Zu  Jefu  Chrift  in  die  Freidt, 
Die  auf  hört  nimer  mere. 


22.  Alfo  haben  fie  beede  ohn  Grauß 
Gfungen  biß  ans  wafler  hinauß, 
Da  man  fie  wolt  ertödten, 
Der  Brueder  Jacob  muefs  am  erft 
Allhie  den  Todt  antretten. 


23.  Der  Henkher  nani  jn  aufF  der  Stat, 
Ins  Waffer  in  verfengt  er  hat, 

Biß  er  fein  Geift  aufgeben, 
Da  thet  er  in  wider  hörauß 
Dem  Heinrich  fürs  Gficht  legen. 

24.  Sprachen:  ach  lieber  Hainrich  mein. 
Nun  fchau  doch  an  den  Brueder  dein^ 
Dem  das  Leben  ift  genomen, 

Vndt  ftee  du  von  dem  Glauben  ab, 
Sonil  muefhi  auch  vmbkomen. 


25.  Es  kan  ye  fünft  fein  anderft  nit, 
Sy  verfuechtens  mit  groffer  Bit, 
Er  antwort  jnen  mere 

Ich  ftee  in  rechten  Glauben  gwiß, 
In  Chriftum  vnfem  Herren. 

26.  Jr  foUent  nit  gedenkhen,  das 
Jch  die  göttliche  Warhait  verlaß,. 
Deren  ich  bin  ergeben, 

Darbej  will  ich  beharen  veft^ 
Eis  koft  Leib  oder  Leben. 


27.  Aber  jr  fo  gar  blindte  Laut, 

Secht  felbs,  das  ir  abflandt  bei  Zait, 
Von  dem  gottlofen  Leben, 
Darin  ir  ftandt,  fonft  wirt  euch  Gott 
Kein  Thail  an  fein  Reich  geben. 

28.  Alß  fie  nichts  richten  vberail, 

Da  nam  in  yetzt  der  Henkher  balt 
Vndt  thet  in  auch  ertrenkhen, 
Wee  dir  du  gottlofe  Roth, 
Gott  wirt  euch  das  nit  fchenkhen 

29.  Solches  gefchach  am  nainden  Tag. 
Des  Monats  October  ich  fag, 

Jm  zwey  vndt  achzigften  Jare 

Zu  Baden  in  dem  Schweizer  Landt, 

V/ie  ich  euch  fmg  ftirware. 

30.  Nun  hörent  mich  weiter  fÜeran, 
DifTe  zwen  lieben  Briieder  fchan 
Haben  bej  Jrem  Leben, 

Den  hailligen  chrilUichen  Grueß 
An  die  Gmain  aufgeben. 

31.  Sie  liefTen  grüelTen  Brüederlich 
Alle  elteften  fonderlich; 
Damach  gar  alle  fromen, 

Die  ganz  beillige  Gottes  Gemain, 
Wo  fie  beifamen  wonen. 


32.  Sie  haben  vnß  auch  BotfchafTt  than, 
Wir  folen  ein  guets  Vertrauen  han 
Zu  in  beeden  dergleichen, 
Se  wollen  bleiben  treu  vndt  fromb, 
Von  Gott  keins  w^  nit  weichen. 


IV. 
Böhmische  Pastoren,  in  Anhalt  ordinirt  1583 — 1609. 

Von  Heihbigh  Bbgkeb,  Pastor  in  Lindau  (Anhalt). 

Die  nachfolgende  Arbeit  verdankt  ihre  Entstehung  dem  Wunsche, 
zwei  Bände  Acten  des  Zerbster  Superintendentur- Archivs,  welche  mir 
durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn  Superintendenten  Fiedler  fiir 
geschichtliche  Zwecke  überlassen  waren,  nicht  aus  der  Hand  zu 
geben,  ohne  sie  vollständig  dafür  ausgekauft  zu  haben.  Sie  enthalten 
eigenhändig  geschriebene  Lebensdarstellungen  von  evangelischen 
Geistlichen,  die,  fiir  ein  Pfarramt  berufen,  in  Zerbst  ordinirt  wurden« 
um  dasselbe  antreten  zu  können,  und  zwar  aus  der  Zeit  von  1578 
bis  1697.  Darunter  ist  eine  Reihe  Ausländer,  die  ich  mit  einem 
Sammelnamen  als  Böhmen  bezeichnet  gefunden  habe  und  die  auch 
zum  grössten  Theile  Böhmen  sind.  Die  übrigen  gehören  nach 
Mähren,  einige  wenige  nach  Schlesien  und  je  einer  nach  Elbing  and 
Danzig.  Diese  Ordinationen  fallen  in  die  Jahre  1583 — 1609.  Ich 
werde  bei  Bezugnahme  auf  die  beiden  Actenbände  dieselben  kurz 
mit  XI  und  XII  bezeichnen,  da  dies  ihre  Archivnummem  sind.  — 
Ausser  den  Lebensbeschreibungen  sind  noch  Abschriften  der  Voca- 
tionen,  Empfehlungsschreiben  und  Aehnliches,  sowie  gelegentliche 
Mittheilungen  über  besondere  Vorkommnisse  in  die  Sammlungen 
aufgenommen,  welche  letzteren  auf  die  Zustände  in  Böhmen,  be- 
sonders in  der  Zeit  kurz  vor  Erlass  des  Majestätsbriefes,  interessante 
Streiflichter  fallen  lassen. 

Die  Lebensbeschreibungen  selbst  sind  in  der  Regel  ziemlich 
dürftig  und  knapp  gehalten.  Als  Lücken  habe  ich  besonders  den 
Mangel  an  Jahreszahlen  empfunden,  da  nur  ganz  ausnahmsweise  über 
die  Mittheilung  des  Ordinationstages  allein  hinausgegangen  wird. 
Für  die  Abfassung  des  Lebenslaufes  findet  sich  in  Xu  ganz  neu 
folgende  Vorschrift,  von  der  Hand  des  Superintendenten  Wolfgang 
Amling,  den  wir  noch  näher  kennen  lernen  werden: 


73 

(Ritum  ordinationis,  qukunque  a  ministerio  Servestano  impe- 
rarint,  praemisso  cxaimne  de  praeciquis  Rcligionis  Christianae 
apitibus,  nomen  inscripturi  huic  libro  exprimant  diserte  quae  paucis 
ic  consigaata  vident. 

I.  Nomen,  cognomen,  patriam  suam. 

n.  In  quibusnam  scholis  aut  Academiis  et  quam  diu  sint  ver- 
ati  discendi  causa. 

m.  Servierintne  pueritiae  in  scholis  aut  privatis  familiis;  ubi, 
luaoi  diu? 

IV.  Locum  vocationis  h.  c.  ditionein,  urbem,  pagum  etc., 
p^dumque,  quem  obtinebunt  in  illa  Ecclesia,   imprimis  ne  reticeant 

V.  Significcnt  etiam,  unde  et  a  quibus  testimonia  de  vocatlone 
t  moribus  suis  attulerint. 

VI.  Promittant  denique  in  fide  et  doctrina  cum  lionestate  vitae 
Eonimquc  conjunctam  constantiam  atque  6|^voi(XV  scriptis  propheticis 
et  apostoUcis  in  sensu  symbolorum  Apostolici,  Nicaeni  et  Athana- 
siani.  nee  non  Augustanae  Confessionis  othodoxo ;  et  .'^ymboHs  ipsis 
in  sensu  sacranim  literarum  veteris  ac  novi  testamenti  seu  foederis 
canonico;  dvoU-oyov  vuxl  b^i^rjcfoy  iv  dX^jd-Eta  xa!  Twe'jjj.aTL  xyii^  äveu 
K'.oj  xoi  dmäaii  d^avta  tanquam  in  ipsius  dei  conspectu  scrutantis 
cDrda  et  renes*.  Da  die  Eintragungen  in  XII  erst  mit  Ende  1599 
beginnen,  so  ist  fiir  die  früheren  jedenfalls  nur  mündliche  Anweisung 
legeben  und  es  scheint,  als  ob  diese  schriftliche  Anweisung  nur  der 
Abkürrung  halber  vorgesetzt  sei,  ohne  unbedingte  Verpflichtung 
luTiegen  zu  wollen,  dass  man  sich  ganz  genau  ohne  Abweichung 
^ach  richte.  Dies  gilt  besonders  auch  von  dem  Ordinationsgelübde. 

Es  ist  allgemein  bekannt,  dass  mit  dem  Winterkönig,  dem 
Pfalzer  Friedrich  V.,  zugleich  ein  anhaltischer  Fürst,  Christian  I.,  in 
B-'hmen  auftritt.  Auch  in  Glaubenssachen  lehnt  sich  Anhalt  an  die 
Pfalz  an.  Nehmen  wir  dazu,  dass  ein  Arnos  Comenius  pfälzische 
Hochschulen  besucht,  dass  die  Brüdergemeinde  bei  ihrer  Neugründung 
in  Hermhut  entschieden  mehr  zur  reformirtcn  aLs  zur  lutherischen 
Kirche  ndgt  und  dass  die  alte  und  die  neue  Unität  in  der  Ver- 
fassung und  der  besonderen  Betonung  des  christlichen  Lebens  und 
^"listlicher  Zucht  ihrem  Wesen  nach  auf's  Engste  mit  der  reformirten 
Kirche  verwandt  sind,  so  wird  von  vornherein  die  Vermuthung  nahe 
■sgen,  bei  unseren  anhaltiscfaen  Ordinationen  aus  Böhmen  handelt 
«  sich  um  solche  Kreise,    die  Anschluss   suchen    an  die  reformirte 


74 

Kirche  in  Deutschland.  Dabei  ist  jedoch  nicht  zu  vergessen,  dass  es 
rfch  hier  um  erst  in  der  Entwicklung  begriffene  Dinge  handelt.  Er?t 
niit  dem  Abschluss  des  westfälischen  Friedens  gewann  das  Wort 
^reformirt*  in  seiner  gegensätzlichen  Bedeutung  gegenüber  dem 
Lutherthum  festen  Boden  unter  den  Füssen  und  mit  dem  Worte  zugleich 
die  Sache.  Wenn  daher  die  Reformirtgesinnten,  um  sie  kurz  so  zu 
bezeichnen,  in  Böhmen  zu  der  Anfangszeit  unserer  Actenstücke  ii 
keiner  Wdse  von  Bedeutung  sind,  so  zeigt  ihre  Partei,  je  näher  wij 
dem  unglücklichen  Ende  alles  evangelischen  Kirchenthums  daselbsi 
mit  dem  Beginn  des  30jährigen  Krieges  kommen,  ein  geradezu  er 
staunliches  Wachsthum.  Sie  ordnen  sich  der  böhmischen  Confessioi 
von  1575  unter,  wie  ,die  bei  Weitem  grösste  Zahl  der  Protestanten* 
Aber  auch  in  Böhmen  werden  sie  von  ihren  Gegnern  ^ Calviner* 
genannt,  wie  in  Deutschland  Calvinisten,  und  charakteristisch  für  si< 
ist,  dass  sie  ihre  Sammelpunkte  grösstentheils  in  den  bedeutendster 
Städten  hatten  *).  Als  am  6.  October  1609  das  Consistorium  zu  Pra« 
neu  eingerichtet  wird,  fuhrt  das  Verzeichniss  der  ersten  Räthe  dicsci 
obersten  evangelischen  Kirchenbehörde  in  Böhmen  in  erster  Lini^ 
den  Senior  der  Unität,  Matthias  Cyrus  auf  und  in  zweiter  änti 
Reformirten,  dessen  Name  weitaus  am  meisten  in  unseren  Actci 
vorkommt,  nämlich  den  Erzdechanten  von  Kuttenberg,  Wcnzc 
Stephanides  •).  Als  dann  weiter  Friedrich  V.  und  seine  Gemahlin 
in  Präg  gekrönt  werden,  da  ist  die  Krönungskirche  zu  St.  Vei 
mit  derselben  Rücksichtslosigkeit,  die  mir  auch  aus  Anhalt  von 
Jahre  1596  her  bekannt  ist,  umgestaltet.  ,Die  Altäre  wurden  thcil 
abgerissen,  theils  ihres  Schmuckes  beraubt,  die  Bilder  entfernt,  sclb$ 
die  Grabstätten  nicht  geschont ;  die  Reliquien,  wie  z.  B.  die  Gebeini 
der  10.000  Jungfrauen,  wurden  verbrannt*  •).  Das  galt  für  ^Reforma 
tlon*.  In  dem  neu  reformirten  Gotteshause  musste  auch  ein  Reformirtc 
den  König  krönen.  Es  war  Georg  Dikastus,  der  Administrator  de 
Prager  Consistoriüms,  d.  h.  der  Vorsitzende  desselben.  Er  hiel 
dabei  am   4.  November   1619   eine  Predigt   über  I.  Tim.    2,  1—1 


<)  Czerwenka,  Gesch.  d.  ev.  Kirche  in  Böhmen.  II,  S.  571. 

>)  In  meinen  Acten  wird  er  allerdings  nnr  einmal  Stephanides  genannt,  tom 
immer  nur  Stephanus  oder  Stephan! ;  aber  da  es  zur  selben  2^it  nicht  zwei  Archidecaai  i 
Kuttenberg  gegeben  haben  kann,  einen  Wenzel  Stephanus  und  einen  Wenzel  Stephan ide 
so  muss  es  dieselbe  Person  sein«  Vgl.  auch  Czerwenka,  a,  a.  O.  S.  571. 

•)  Czerwenka,  S.  620. 


75 

Auch  er  tritt  in  unseren  Acten  heraus  als  ein  Mann,  der  Jünglinge 
seiner  Gesinnung  nach  Zerbst  zur  Ordination  sendet,  wenn  auch  nicht 
so  viel  wie  Stephanus.  Der  oberste  Geistliche  des  ganzen  König- 
reiches, das  damals  zu  neun  Zehntel  evangelisch  war,  ist  also  ein 
Reformirtcr  um  diese  Zeit  und  während  noch  1609  unter  den  Räthen 
in  erster  Linie  ein  Senior  der  Brüdergemdnde  genannt  wird,  tritt 
bei  der  Krönungsfeier  1619  ein  solcher  in  die  zweite  Stelle.  Johann 
Corvin.  «n  Priester  der  Bruderunität,  krönt  die  Gemahlin  Friedrichs, 
Elisabeth,  am  7.  November  1619,  aber  er  hält  dabei  ebenfalls  seine 
Predigt  über  I.  Tim.  2,  1 — 7,  jedenfalls  auch  zum  Zeichen  dafür, 
dass  beide  Parteien,  wie  sie  sich  unter  dem  Dache  der  böhmischen 
Confession  zusammengefunden  hatten,  auch  brüderlich  nebeneinander 
in  guter  Eintracht  leben  wollten. 

Es  wird  aber  doch  nicht  überflüssig  sein,  aus  unseren  Acten 
Belege  dafür  beizubringen,  dass,  wenn  in  Zerbst  die  Ordination  ge- 
sacht wurde,  dabei  auf  den  reformirten  Charakter  derselben  Gewicht 
gelegt  wurde.  Vene.  Thandarias  beruft  sich  in  seiner  Vita  auf  ,literae 
a  Pastoribus  reformatae  Religionis  ex  Marchionatu  Moraviae  scriptae* 
pCn,  7)  und  ebenso  bezeugt  Samuel  Radeschinsky  de  Radcschowitz, 
U[triusque]  J[uris]  D[octor],  Comes  Palatinus  Caesarius  Auratus  et 
Armatae  militiae  equcs  etc.,  dass  Thandarias  a  pastoribus  Reformatae 
Rdigionis  hie  in  Marchionatu  Moraviae  degentibus  multis  nominibus 
commcndatus  Sei  (1600).  Wenn  .Bürgermeister  und  Rathmannen  der 
Stadt  Elbmg*  schreiben:  .Gelanget  also  an  jedermänniglich,  in- 
sonderheit aber  die  Ehrwürdige,  Achtbare,  Hoch-  und  wolgelarte 
des  Heiligen  Ministerii  der  Reformirten  Kirchen  Doctores  etc. :  so 
solcher  Christlichen  Ordination  halber  von  Zeigern  Matthiae  Lossio 
möchten  ersucht  werden,  Unstr  freundliches  ansuchen  und  bitten, 
dis  de  Ihme  allen  günstigen  und  freundlich  willen  und  beforderung 
darin  erzeigen  .  .  .  und  er  desfalls  ein  glaubwürdiges  testimonium 
bekommen  mi^e*  und  wenn  sodann  von  Zerbst  aus  diesem  An- 
sachen  gewillfahrt  wird,  so  hat  sich  offenbar  Zerbst  selbst  zur 
.rdbrmirten  Kirche"  gerechnet.  Am  16.  Mai  1606  war  der  Zerbster 
Superintendent  Wolfgang  Amling  gestorben,  ein  Mann  von  hervor- 
ragender Bedeutung  in  der  Entwicklung  der  anlialtischen  Kirche, 
■ie  auch  besonders  in  dem  G^enübertreten  derselben  gegen  die 
Coocordienformel,  mit  dessen  Eintritt  in  das  Ephoralamt  zugleich 
das  Gymnasium  illustre  in  Zerbst  und  die  Herübernabme  der  Ordina- 


76 

tion  von  Wittenberg  nach  Anhalt  in's  Leben  trat.  Sein  Nachfolger 
zuerst  nur  vertretungsweise,  dann  in  geordnetem  Auftrage,  wai 
Caspar  Ulricus  (f  28.  December  1611).  Derselbe  hatte  eine  ander< 
Weise  als  Amling,  von  dem  gelegentlich  einer  seiner  Böhmen  sagt 
er  habe  ihn  peramanter  examinirt.  Als  ihm  Einiges  mangelhaft  er 
schien  bei  den  fernher  gekommenen  Herren,  thut  er  sich  keinei 
Zwang  an  und  giebt  seine  Meinung  ohne  Weiteres  zu  erkennen.  D< 
schreibt  er  u.  A.  (XII,  78,  5.  October  1607):  ,Lectionem  Bibliorun 
assiduam  et  Examen  Melanthonis  una  cum  Catechesi  Heidel 
bergensi  omnino  commendari  et  inculcari  mature  velim  eis,  quf  ad 
hoc  maxime  arduum  munus  se  vocari  et  ad  nos  vel  alios  hoc  nomine 
mitti  patiuntur,  ut  aut  ex  dictis  libellis  methodice  aut  saltem  ex 
biblico  textu  aphoristice  testimoniis  scripturae  rite  allegatis  ad 
quaestiones  propositas  animi  sui  sententiam  mediocriter  explicare 
queant.  Da  ist  nicht  von  Conf,  Aug.  oder  anderen  Bekenntnissschriften 
die  Rede  und  statt  des  lutherischen  Katechismus  tritt  der  Heidel- 
berger auf.  Der  lutherische  Katechismus  mag  allenfalls  noch  fiir  die 
Bauern  gut  sein,  aber  was  mit  der  Zeit  mitwill,  das  muss  höher 
hinauf*),  das  muss  zum  Heidelberger  fortschreiten.  Das  ist  der  Sinn, 
der  sich  auch  hier  ausspricht  und  das  ist:  ,reformirt*. 

Der  Ausdruck  ,reformirt*  wird  jedoch  verhältnissmässig  selten 
gebraucht.  Statt  dessen  tritt  der  Ausdruck  , orthodox*  auf.  Wenc. 
Cardus  schreibt  (XII,  25,  1603).  Servestam  fama  orthodoxae  religionis 
motus  me  contuli,  und  mit  denselben  Worten  Dan.  Stephanus 
(12,  58  a,  1606).  Ebenso  ist  dem  Decanus  et  Senioribus  Decanatus 
Hunnobrodensis  (XI,  70a,)  Zerbst  ein  Ort,  ubi  et  in  scholis  et  Ecclesüs 
orthodoxa  doctrina  Dei  beneficio  sonat.  Wostersky  a  Sulewicz 
schreibt  (XU,  75,  1607)  ad  vestras  Reverentias  atque  Excellentias 
in  orthodoxa  Ecclesia.  Servestana.  Amling  wird  mehrfach  ^orthodoxae 
religionis  defensor  fidelissimus*  genannt  (XI,  27,  66a  u.  A.).  Dan. 
Vojacius  schreibt  (XI,  103):  ,Soteropolim  Anhaldinorum  sacris 
initiandus  veni,  ubi  me  examini  Theologico  subjeci  et  consensum  in 
religione  cum  Ecclesia  Servestensium  orthodoxa  me  eundem  habere 
probavi.*    (Aehnlich   Gallus  Phaeton    in  Gitschin   XI,  50,   ,ubi  me 


»)  (juniorem  cvangelii  doctrinam  amplccti,  Xu,  72.  Mag.  civium  et  Senatas 
civitatis  Zatecensis  24.  September  1607)  —  Jo.  Theodonis  a  Kunowic  schreibt  an 
die  doctores,  qui  in  Ecclesia  Servestana  purioris  Theologiae  orthodoxaeque  doctnnae 
Studium  promovetis.  Jan.  1602,  XII,  19. 


■     I 


77 

puram  et  orthodoxam  religionem  amplecti  et  a  phanaticis  opinionibus 
abhorrere  professus  sum;  s.  auch  XI,  63,  XII,  73  a.)  Dabei  tritt  dann 
,orthodox*  gel^entlich  in  Gegensatz  gegen  die  genuin  lutherische 
Lehre.  So  wenn  Jacobides  schreibt:  ,Hunc  enim  Ubiquitariorum, 
ülum  Orthodoxorum  sententiam  coniirmare  et  defendere  videbam*,  oder 
der  schon  erwähnte  Samuel  Radeschinsky  d.  R.  die  defensores  erro- 
nim  ubiquitatis  den  orthodoxis  ministris  entgegensetzt  (XII,  8).  lidem 
mtorcs  nostris  extitere,  ut  doctrinam  orthodoxae  Ecciesiae  sub  nomi- 
nibas  Zwinglii  et  Calvini  condemnarent,  ac  libro  Formulae  Concor- 
diac,  subscriberent  (Xu,  65a,  Kuttenberg,  1.  September  106).  Am 
schär£5ten  kehrt  das  Caspar  Schultzius  (XI,  44)  heraus,  wenn  er 
sdireibt:  »quibus  etiam  aliorum  vere  orthodoxorum  virorum  scripta 
adjungo  una  cum  Apologia  Anhaldina  monstrosis  ac  fanaticis  opinio- 
nibus,  virulentisque  male  feriatorum  hominum  caluminiis  opposita.* 
Dabei  wird  Luther  wie  immer  von  den  Böhmen  unserer  Acten 
vollständig  bei  Seite  gelassen.  Aehnlich  schreibt  Jac.  Fabricius 
an  Amling  1603  (XII,  27  a):  Ad  ministerium  obeundum  vocati 
niinistri,  sive  illis  (er  nennt  sie  vorher  ,Lutheromanitae*)  sive  Ortho- 
doxis addicti  essent,  .  .  .  alii  Stolpam  ad  Crollium  Lutherobrentia- 
nnm,  orthodoxarum  Ecclesianun  acerbum  hostem,  alii  Rügewaldum 
ad  D.  Joachimum  Phrysium  p.  m.  cum  Orthodoxis  sentientem  se  con- 
tulerint.  —  Es  wäre  hiebei  nur  etwa  noch  hinzuzufügen,  dass 
Peucer,  der  bekannte  Schwiegersohn  Melanthon's,  eine  Empfehlung 
des  Kolnicky  seitens  seines  Schwiegersohnes  Medicus,  nunc  Pragae, 
et  suo  et  aliorum  optimorum  virorum  nomine  an  Amling  weiter  gibt 
mit  der  Begründung,  er  besitze  auch  andere  Gaben,  sei  aber  beson- 
ders orthodoxer  Lehre  und  Glaubens.  Das  sind  Streiflichter,  ge- 
nommen allein  aus  dem  Verkehre  der  Böhmen  mit  Zerbst ;  es  wird 
nicht  nöthig  sein,  noch  Anderes  beizubringen  aus  den  sonstigen 
Zcrbstcr  Kundgebungen.  —  Auf  die  Ordinationsgelübde  komme  ich 
später. 

Wenn  wir  nun  der  Frage  näher  treten  wollen,  warum  denn  aber 
die  Ordinationen  nicht  im  Lande  selbst  vorgenommen  sind,  so  werden 
^  die  Hinweise  unserer  Handschriften  nicht  würdigen  können,  ohne 
^nen,  wenn  auch  nur  flüchtigen  Blick  auf  gewisse  Eigenthümlichkeiten 
des  kirchlichen  Lebens  von  Böhmen  in  dieser  Zeit  zu  werfen.  Von  Hus 
licr  war  den  Utraquisten  die  unterbrechungslose  Weitergabe  der 
Ordination  durch  geweihte  Bischöfe  eine  unzweifelhaft:  anzuerkennende 


78 

Ordnung  der  Kirche  *).     Auch  die  Brüder  hielten  daran  fest,  wenn 
sie  sich  auch    sonst  gewisse  Eigenmächtigkeiten   erlaubten,  die  ihre 
Ordinationen   nicht   zur  vollen  Anerkennung   bei  Anderen  kommen 
Hessen.    So  legten  sie  verhältnissmässig  spät  erst  Werth  auf  wissen- 
schaftliche Ausbildung  und  ordinierten  Leute,  die  nebenbei  ihrem  Brot- 
erwerb im  Handwerk  etc.  nachgingen  *).   Dagegen  hatten  die  Tabo- 
riten   die   Priesterweihe   als  Sacrament   völlig  verworfen  und  sahen 
in  ihr  nur  eine  Uebertragung  des  kirchlichen  Amtes  mittelst  einer 
menschlichen  Handlung.  Nun  wechseln  die  Majoritäten  in  der  bunten 
Reihe   der   Confessionen   in   Böhmen  sehr    schnell   und   häufig  und 
ebenso   die   Art   der  Beziehungen   zu   einander.     Bald   befehden  sie 
sich   aufs  Heftigste,   bald  wieder  leben   sie   in  Frieden  miteinander. 
So  schreibt  Czerwenka  vom  Jahre  1601 :   ,Dem  Anscheine  nach  la«j 
Alles  im  tiefsten  Frieden ;    die   höchsten  Staatsämter  waren  in  den 
Händen  der  Katholiken,  aber  unter  den  Augen  dieser  arbeiteten  die 
höheren  und  niederen  Beamten,  die  fast  alle  dem  evangelischen  Be* 
kenntniss  angehörten.    Nicht  blos  in  den  utraquistischen  evangelischen 
und    der  Bruderkirche   empfingen   die   Communicanten   das  Abend- 
mahl unter  beiden  Gestalten,  auch  die  katholischen  Priester  reichten 
auf  Verlangen   der  Laien   den  Kelch.     Auch  in   dem  Familienleben 
brachten  die  Mischehen  nur  in  den  seltensten  Fällen  einen  Zwiespalt 
hervor;  ohne  Bedenken  hielt  der  Evangelische  das  Kind  seines  katho- 
lischen Freundes  über  der  Taufe,  wohnte  der  Katholik  dem  Begräb- 
niss  und  der  Leichenpredigt   seines   evangelischen  Standesgenosseni 
der  Protestant  dem  Todtenamt  der  katholischen  Kirche  bei.*  Es  ist 
überall  ein  sehr  reges  Interesse  an  Glaubensfragen  vorhanden:  Jeder 
hat  seine  Meinung   und   hält   sie   dem  Widerspruch   gegenüber  mit 
Selbstverleugnung  fest,  ist  aber  leicht  erregbar  und,  ich  möchte  fast 
sagen,  launenhaft  in  seinen  Ansichten.    Dabei  bleibt  dann  eine  Ab- 
hängigkeit von  aussen,  die  uns  oft  wunderbar  erscheint. 

Nach  unseren  Handschriften  wird  in  den  reformirten  Kreisen 
Böhmens  die  Nothwendigkeit  der  Ordination  unbedingt  festgehalten. 
In  den  Empfehlungsbriefen  der  Ordinanden  wird  öfter  darauf  Bezug 
genommen,  z.  B.  in  der  Weise,  dass,  wer  ohne  Ordination  ein  Pfarr- 
amt  bekleidet,    dem  gleicht,   der  anders  als  durch   die  Thür  in  den 

1)  Czerwenka,  I,  S.  90  u.  92     Absicht  Rokycana^s,  d.  Ordination  der  böhm. 
Cleriker  u.  griech.  Patriarchen  zu  erlangen.  S.  1452.  Czerwenka,  I,  366,  u.  II,  408,  421. 
»)  Czerwenka,  II,  S.  82  f.,  U,  26. 


79 

Schafstall  eingeht.  Ich  mochte  nur  noch  folgende  Stelle  aus  einem 
Laienbriefc,  nämlich  den  des  Joh,  Ilburgk  Kaplircz  Wostersky  a 
Sulewicz  in  Kystra  vom  19.  August  1607  (XII,  75)  anführen :  .Jehovah 
per  Prophetam  Jeremiam  querelam  protulit:  Non  mittebam  cos  et 
ipsi  currebant.  Nonnulli  ardeüones  reperiuntur,  qui  sine  legitima 
vocatione  in  munus  Ecclesiasticum  intrudunt,  tandem  auditores  sedu- 
cunt  aut  nihil  efÜciunt.  Hie  vero  .  .  .* 

Wie  schwer  es  empfunden  wurde,  wenn  nur  der  Ordination 
halber  eine  Reise  nach  Deutschland  (,iter  in  Germaniam*)  gemacht 
werden  musste,  darüber  spricht  sich  1603  Andreas  Sswiha  so  aus: 
&d,  proh  dolor,  haec  molestissima  calamitas  nos  misere  exagitat, 
dura  videhcet  in  patria  nostra,  Regno  alias  celeberrimo,  Pontificia 
pötestas  donünatur,  Ministerium  verum  post  principia  stare  cogitur. 
Extcrarum  modo  nationum  beneficio  adjüti  fovemus  Christi  ministe- 
rium.  Et  nisi  in  postcrum  licuerit  nobis  earum  praesidio  et  patro- 
anäo  fhii,  haud  ad  postcritatem  nostram  propugnabitur  cognitio  Dei. 
Ideo  nunc  magnis  precibus  vestras  Reverentias  oramus  .  ,  .*  (XI,  68). 
Es  war  eine  kostspielige  Reise,  zu  der  nicht  immer  das  genügende 
Geld  vorhanden  war.  so  dass  C.  Ulricus  (XII,  74,  24.  September  1607) 
klagt:  Plerique  accedunt,  ex  Moravia  praesertim,  cmaciati  et  poatca 
in  reditu  itineris  molestia  nonnulli  toti  conficiuntur.  Novo  a  nobis 
saQc  viatico  instniendi  erant.  Dass  das  keine  grundlose  Befürchtung 
wr,  geht  daraus  hervor,  dass  von  Joh.  Selinius  (Xll,  46a)  berichtet 
"ird;  Hie  vero  in  reditu  obiit  ac  in  Districtu  Lidmericensi,  non  procul 
10  urbe  Lidmerido  sepultus  est.  Hujus  viri  casus  eo  graviorem  Ecclae 
B'f-trae  dolorem  attulit,  quo  major  spes  de  eo  ejusque  ministcrio 
['■nccpta  fuerat. 

Ueber  die  Unmöglichkeit,  die  Ordination  in  der  Heimat  vor- 
ai:iehinen  *),  finden  wir  manche  Auslassungen.  Das  war  ja  auch  ein 
Gegenstand,  der  immer  wieder  Erörterungen  und  Klagen  veranlassen 
nicsste,  bis  es  endlich  anders  wurde.  Ich  führe  Folgendes  an:  ,Quia 
tsTQ  Alma  Academia  in  inclyta  re publica  vestra  praeter  alia 
praetiosissima  Clynodia  omata  est  a  Deo  et  facultate  ordinandonim 
ministrorum  Verbi  Dei  (qua  nos  in  Patria  nostra  destituismus, 
t)rannidi  autem  Pontificionim  subesse  hac  in  rc  nee  volumus  nee 
propter  conscientiam  possumus)  ideo  osculamur  hanc  gratiam  Dd 
ci^nacditam  vobis  et  pro  eo  ardentJssimis  animis  Deum  concelebra- 
')  Vgl.  Cierwenka,  II,  146,  372,  306  u.  391,  441. 


80 

mus.*  (Paulus  Stradalius  Kuttenbergenus  min.  Ecciesiae  Dei  Obrizi 
15.  Juli  1607.  XII,  76.)  Wenc.  Stephanus  schreibt  aus  Kuttenberg 
am  29.  October  1604  an  Amling  (XII,  35):  ,Quae  contentio  sit  al 
annis  pluribus  cum  Papistis  in  Bohemia  et  Moravia  (ut  tumultu! 
excitatos  Oppaviae  in  confinibus  Silesiae  et  alibi  taceamus)  inter  aBi 
de  legitima  Ministrorum  in  Elcclesia  Dei  vocatione,  rev.  ac  doct.  vii 
Doctores  ae  Ministri  Ecclae  Senrestanae,  Patres  honorandi,  qu 
vobis  constet,  nuUum  est  dubium.*  Xu,  18  schreiben  6  Mini 
verbi  Dei  et  Sacramentorem  sub  ditione  Baronis  Joannis  Thcodo 
a  Kunowic,  Domini  in  Ostrow  (Mähren)  am  Ep.-Tage  1608  an  di 
Doctores,  Professores  et  Theologos  in  EcclesiaServestana:  ,Etsi  ncmir 
pio  etiam  mediocriter  in  sacris  literis  versato  dubium  est,  ordinationei 
ministrorum  Evangelii  et  Sacramentorum  Jesu  Christi  debere  fid 
non  in  peregrina  sed  domestica  Ecclesia  ad  normam  verbi  Dei  e 
exemplum  Apostolicae  et  primitivae  Ecciesiae,  idque  cum  sacris  publfdj 
Ecciesiae  precibus  et  impositione  manuum,  1  Tim.  4, 14.  item  1  Tim 
5,  22.  item  1  Tim.  3,  2—7.  item  2  Tim.  1,  6.  Tit.  1,  5  —  tametj 
quia  in  nostris  regionibus  et  praesertim  in  hoc  Marchionatu  Morg 
viensi  non  in  Universum  omnes  Ecciesiae  repurgatae,  sed  plurimae  adhuj 
jugo  Antichristi  miserrime  subjectae  et  pauculae  illae  quae  ven 
Orthodoxam  doctrinam  de  persona  Domini  Jesu  Christi  et  sacrj 
illius  coena  receperunt,  per  totam  fere  Moraviam,  ita  ut  Dominj 
Visum  est,  dispersae  et  undiquaque  hostibus  cinctae  sunt,  proptcr  ecJ 
igitur,  qui  domesticae  legitimae  quidem  ordinationi  nuUo  pacto  locuij 
dare  et  pro  legitima  eam  agnoscere  volunt,  nostros  Diaconos,  quo 
legitime  cum  diuturna  probatione  doctrinae,  vitae  morumque  eligimu 
et  recipimus,  non  jam  domi  ordinäre,  sed  ad  exteras  regiones  d 
Ecclesias  eos  ablegare  et  ab  illis  ordinationem  eis  impetrare  coginiu^ 
ut  hac  saltem  ratione  aliquando  Ecclesiis  repurgatis  et  hinc  indl 
dispersis  consulere  possimus.  —  Daniel  Virga,  Pastor  Ostrowi  ii 
Marchionatu  Moraviano,  illustrirt  dann  solche  Verhältnisse  in  eineil 
Briefe  vom  Ep.-Tage  1602  durch  folgendes  Beispiel  (XII,  20):  ,E 
sind  20  Jahre  her,  als  in  Hunnobrod  Doctor  Paulus  Pressius  Bojeniu 
Decan  war  und  eines  Diaconus  bedurfte,  obwohl  er  selbst  in  UcbeJ 
nähme  der  geistlichen  Mühewaltungen,  welche  unzählig  sind  und  emej 
einzigen  Mannes  Kraft  in  seiner  Gemeinde  übersteigen,  nichts  untet 
liess.  Auch  einige  benachbarte  Kirchen  waren  von  Geistlichen  ent 
blösst.    Besagter  Decan  rief  also  die  Senioren  und  übrigen  Priester 


81 

die  an  Zahl  25  waren,  zusammen  und  stellte  ihnen  drei  junge  Männer 
vor,  die  durch  Frömmigkeit,  gute  Sitten  und  Reinheit  des  Lebens 
sich  auszeichneten  und  auch  mit  ganz  besonderer  Gelehrsamkeit 
ansgeriistet  waren,  nämlich  D.  MarCinum  Mallobicenum,  der  8  Jahre 
das  Amt  eines  Rectors  in  jener  Stadt  zur  höchsten  Zufriedenheit 
verwaltet  hatte '),  Joannem  Lowicanum,  einen  Collegen  des  Mallo- 
bicenus,  beide  Pannonier,  und  als  Dritten  den  Procopius  Mazancius, 
einen  Böhmen.  Von  dsnen  gab  er  dajin  kund,  ihr  Vorsatz  sei, 
?iich  weihen  lassen  zu  wollen  für  den  Dienst  im  Heiligthum,  und 
unterzog  sie  einer  öffentlichen  Prüfung  und  Beurtheilung.  Nach 
reiflicher  Ueberlegung  und  Prüfung  wurden  sie  als  nach  Urtheil  und 
Billigung  Aller  für  würdig  zum  heiligen  Dienst  öffentlich  verkündet. 
Sowie  dies  beschlossen  wird,  werden  sie  der  Herrschaft,  dem  Herrn 
Ffeiherm  Theodor  von  Kunowicz,  Herrn  in  Broda  Hunnorum.  Illuk 
und  Ostrow  empfohlen  und  gesetzmässig  mit  Zustimmung  eben  dieses 
Freiherrn  nach  Brieg  in  Schlesien  geschickt ').  Hier  in  Brieg  sind  sie 
dann  zwar  mit  Ehren  aufgenommen,  aber  weil  durch  eine  Vorschrift 
der  Fürsten  vorgesehen  ist,  dass  Mähren  zur  öffentlichen  Ordination 
nicht  zugelassen  würden,  werden  sie  mit  ehrerbietiger  brieflicher  Ent- 
schuldigung sowohl  gegenüber   dem  Herrn  Freiherrn   als   gegenüber 

')  ,D.  Martinum  Matlobicenum,  qui  octennio  Rectari«  oFliciu  in  eadeiu  civitale 
'-Emma  com  lande  funulus  est.*  Er  ist  also  von  1674 — 1582  Rector  der  Schule  in 
äfod»  Hnunonini  gewesen  —  (Vene.  Thandarias  w«r  dort  sein  Schüler,    XII,  7,   ord. 

■  ISDO)  — ,  jener  Schale,  in  der  Job.  AmoB  Comenina  den  eisten  Schulunterricht  empfing. 
■■Vtno  niiD  auch  Comenius  erst  1592  geboren  wnrde,  so  dürfte  doch  unsere  Stelle  hier 
iriofem  eine  gewiise  Beachtung  verdienen,  als  wir  hier  einen  tüchligen  Lehrer  au 
i;r  Soden,  der  ibi  sicher  einen  guten  Ruf  verschafft  hat  und  als  in  dem  herrschenden 
rrfmnirten  Wesen  daselbst  die  ersten  Wurieln  lu  des  Comenius  Hinneigung  lu  Studien 

.  11  rcfennirteti  Universitäten  (Herborn,  Heidelberg]  aufgedecitt  worden.  —  XII,  S.  e3, 
nullit  Jonas  Sartoriu^  welcher  17-/27,  Octoher  1606  otdinirt  ist:  „PoBlea  Hunno- 
Wim  concessi,  ibiqne  Eruditissimi  viri  D.  Andrea«  Damiani  Neoiuliensis  institutione 
^lonia  osns  sum,*  Auch  er  berichtet  weiter:  ,Servest3m  Anhaldinorum  iniliandorum 
-«mtnm  gritia  cum  conseniu  Generosi  ac  Magnifiei  Domini,  Dei  Johnnnis  Theodorici 
Biiaiiii  a  Ktmowic,  Dni  in  Ostrow,  Lnka  et  Swetlow  et  npprobatione  Ministronim, 
;ii  sTOt   in    fmda    ejusdem,    miiius  sam.*      In    dem  Freiiierin    von   Kunowic    scheint 

;  ^  reiomirte  Richtung  schon  früh  einen  mlichtigen  Förderer  gehabt  xti  baben.  Er 
■u  n,  der  den  19jihrigen  Coraenins  mm  Mentor  und  Reisebegleiter  seines  Sohnes 
omsah,  was  diesen  suniclut  nach  Herborn  führte;  jedCDfails  hat  ein  Wunsch  des  Vaters 
LJbei  oitgeipTochen. 

I)  Nach  Ausweis  des  Catalogus  Anditorum  poblicorum  des  Gymn.  ill.  in  Zerbst 

;   :a1>si  io  dieMt  Zeil  Schlesier  in  ziemlicher  Anzahl  in  Zerbst  siudirt. 

IiIdIkhA  •)(*  PrMsunnimui  IBM,  H.  1  u.  H.  6 


82 


der  Geistlichkeit  wieder  zurückgeschickt.  Wie  dies  nun  erfolglos  ist, 
ruft  unser  Decan  wiederum  die  Senioren  zusammen  und  heisst  ac 
berathen,  was  zu  thun  sei.  Die  Einen  rathen,  dass  sie  nach  Deutsch- 
land geschickt  werden,  die  Anderen  weisen  darauf  hin,  dass  ihnen 
wegen  der  Pest,  welche  zu  dieser  Zeit  in  Ungarn,  Mähren  und 
Böhmen  heftig  wüthete,  der  Zugang  in  die  deutschen  Städte  ver- 
schlossen sei ').  Weil  die  Wahrheit  davon  nur  zu  sehr  auf  der  Hand 
lag,  einigten  sich  schliesslich  Alle  dahin,  dass  jene  zu  Hause  ordinirt 
würden  nach  der  Norm  des  Wortes  Gottes  und  dem  Beispiel  der 
apostolischen  und  ersten  Kirche.  Weil  die  Sache  aber  noch  nicht 
durch  Gewohnheit  eingebürgert  war,  wird  sie  an  den  Herrn  gebracht. 
ohne  dessen  benöthigte  Zustimmung  das  zu  thun  nicht  gerathen  war. 
Jener  hat  dann,  da  er  ein  frommer,  orthodoxer  und  in  der  heiligen 
Schrift  nicht  wenig  bewanderter  Mann  war,  nach  reiflicher  Ueber 
legung  unserem  Beschluss  beigepflichtet  und  befiehlt  und  ermahnt 
uns,  nach  dem  Beispiele  der  Waldenser  Brüder '),  welche  daheim  in 
ihren  Kirchen  ihre  Geistlichen  (ministros)  ordiniren,  so  zu  thun.  Am 
2.  Ostertag  desselben  Jahres  1582  werden  also  alle  Senioren  und  einige 
andere  Geistliche  zusammengerufen  und  vor  zahlreich  versammelter 
Gemeinde  werden  in  der  Kirche  zu  Hunnobrod  mit  heiligen  öffent^ 
liehen  Gebeten,  frommen  Ermahnungen  und  demüthigem  Flehen 
jenen  die  Hände  aufgelegt.  Nach  Verlauf  von  einer  ziemlicheij 
Anzahl  Jahren  werden  zwei  von  diesen  aus  dem  Leben  gerufenj 
Herr  Martinus  Mallobicenus  aber,  welcher  noch  jetzt  lebt,  übcrkamj 
nachdem  er  in  gesetzmässiger  Weise  in  einigen  benachbarten  Kircherj 
berufen  gewesen  war,  bald  ausserhalb  der  Herrschaft  des  Herrn 
Barons  von  Kunowicz,  bald  in  dem  Gebiete  desselben,  zuletzt  aucü 
ein  Pfarramt  an  der  Hrodenser  Kirche,  das  er  viele  Jahre  mit  Lu^ 
verwaltet  hat.  Nun  aber  vor  2  Jahren  ist  er  aus  eben  dieser  Kirch« 
mit  List  herausgedrängt  und  wird  durch  seinen  Nachfolger  (supplan 
tatorem)  wegen  dieser  gesetzmässigen  Ordination  mit  Schmähungen 
überschüttet,  ausgewiesen  und  den  Feinden  der  Wahrheit  verhassl 
gemacht.  Da  dies  nicht  nur  unseren  Mallobicenus,  sondern  auch  mfi 
gesammte  Senioren,    so   viel   wir  noch   am  Leben   sind,   angeht,  so 


t)  Die  Pest  von  1582  wird  noch  erwähnt  XI,  73,  XII,  38  a,  die  von  1599  XII, 
28  a  und  33,  steht  ohne  Jabresangabe :  XII,  7  und  71a. 

')  Auch  die  Böhmischen  Brüder  wurden  bisweilen  Fratres  Waldenses  genannt,  dj 
Manche  meinten,  sie  hfitten  davon  ihren  Ursprung  genommen. 


83 

nehmen  wir  unsere  Zuflucht  zu  euch  .  .  .,  setzen  euch  sowohl  die 
Sache  selbst,  wie  sie  sich  verhält,  auseinander,  als  auch  schicken 
wir  das  Zeugniss,  welches  dem  Herrn  Martinus  Mallobicenus  unter 
dem  Siegel  des  Hunnobroder  Decanats  ausgestellt  ist,  zur  Einsicht 
und  zum  Durchlesen  mit,  und  bitten  drint^end,  ja  beschworen  euch 
im  Namen  Jesu,  dass  ihr  diese  Sache  Wahl  erörtert  und  wenn  ihr, 
wie  wir  nicht  zweifeln,  diese  Ordination  für  gesetzniässig  haltet,  sie 
durch  eine  öffentliche  Schrift  gutheissen  und  mit  dem  Siegel  eures  Col- 
legiums  befestigen  wollet,  damit  der  gute  Mensch  wieder  aufathmen 
und  seinen  Verleumdern  und  Lästerern  den  Mund  stopfen  könne. 
Wir  zweifeln  nicht,  dass  ihr  dies  thun  werdet,  um  die  gute  und  ge- 
rechte Sache  zu  unterstützen,"  .  .  .  Ostrowii  in  Marchionatu  Mora- 
viano,  die  Epiphaniorum  Dei  Ao.  1602.  Daniel  Virga,  Pastor  Eccle- 
siae  Ostrovianae  cum  omnibus  fratribus  suis  et  ministris  Ecclesiarum 
in  dicione  Dni  Baronis  Johannis  Theodori  a  Kunovic  etc.  Dni  in 
ÜHrow,  Lauka  et  Nova  Swetlow  etc.  —  Derselbe  Daniel  Virga 
fchreibt  12  Tage  später  über  sonstige  üble  Folgen  bei  der  Noth- 
wendigkeit,  auswärts  die  Ordination  zu  suchen  (XII,  21):  .Die 
Leute  bei  uns  erkennen  an,  dass  ea  in  der  Befugniss  unserer  Kirche 
^tthc,  ordnungs massig  zu  wählen  und  eine  nach  Lehre  und  Leben 
gebiiligte  Person  zu  berufen,  und  sie  bestreiten  gleichwohl  uns  die 
BtiugnisB,  die  Hände  aufzulegen  und  die  urdnungsmässige  Wahl 
<md  Berufung  zu  beglaubigen  (approbare);  sie  behaupten,  man  müsse 
die  Leute  dazu  nothwendiger  Weise  iv  fremden  Völkerschaften 
schicken.  Wie  grosse  Schäden  und  Nachtheile  unseren  Kirchen  dar- 
ii<  erwachsen,  kann  in  Kürze  nicht  zusammengefasst  werden.  Nicht 
dis  Letzte  ist,  dass  durch  solchen  Betrug  des  Teufels  Possen re isser, 
Räuber,  Ehebrecher,  Diebe,  Todschläger,  Trinker,  Schurken,  Spielef 
und  Andere  solcher  Sorte,  indem  sie  ihre  letzte  Zuflucht  im  geist- 
lichen Amte  suchen,  ohne  durch  rechtmässige  Wahl  und  Berufung 
','eschickt  zu  sein,  nach  auswärts  laufen,  von  da  die  Ordination  (im- 
positionen  manuum)  erlangen  und  weil  sie  Beglaubigungsbriefe  bei- 
bringen, zu  Pastoren  gemacht  werden  (creantur).  Und  diese  werden 
Verwüstcr,  eine  Pest  der  Kirche,  sie  thun  der  Wahrheit  Gewalt  an, 
I  ffllerdrücken  orthodoxe  Männer  mit  List,  treiben  sie  aus  ihren  Stellen, 
''  nehmen  auf  jede  Weise  Geld,  indem  sie  Alles  verkaufen  und  nur 
I  'hre  Bereicherung  suchen ;  sie  verüben  ungestraft  allerlei  Laster.  Und 
I   d'ich  würden  derlei  Schurken,  wenn  eine  BegUubisung  daheim  da;!u 


84 


käme,  vom  heiligen  Amte  abgehalten  werden*  .  .  .  *)  Für  die  Reiter 
mirten  gewannen  diese  Uebelstände,  wenigstens  vor  dem  allgemeine! 
Aufschwung  ihrer  Sache,  noch  besondere  Bedeutung  durch  dd 
schwer  empfundenen  Mangel  an  Geistlichen  ihres  Bekenntnisses.  Sl 
schreibt  Samuel  Radeschinsky  de  Radeschowicz  aus  Chrastau  ^ 
19.  October  1600:  Fama  te  accepisse  sendam,  quam  plurimos  aput 
nos  errorum  ubiquitaüs  defensores  inveniri,  orthodoxorum  Ministni 
rum  (excipio  Collegia  Fratrum,  quos  per  calumniam  Picardos  nuna 
pant)  magna  raritate ').  XII.  8.  Noch  1607  am  24.  Septemb 
schreibt  der  Magister  civium  et  Senatus  civitatis  Zatecensis 
Böhmen  (XII,  72):  ^Quotiescunque  miserum  Ecclesiae  Dei  in  patr^ 
nostra  statum  animo  perpendimus,  nihil  nobis  aeque  dolendum  occu^ 
rit,  quam  quod  videmus,  Diabolum  hoc  agere,  ut  per  defectum  cod 
cionatorum  Verität em  verbi  Dei  opprimat  aut  saltem  obscuret  et  interii] 
sua  mendacia  rudioribus  obtrudat.  Nam  cur  eos,  qui  puriorem  evar 
gelii  doctrinam  amplectuntur,  a  munere  docendi  et  administration 
integra  coenae  Domini  arcet,  nisi  ut  suos  in  illorem  loca  substituat . .  .V>' 
Wenn  dann  nun  die  Umstände  dazu  drängten,  die  Ordinatioi 
auch  auf  dem  beschwerlichen  Wege  einer  Reise  nach  Deutschian( 
zu  suchen,  wie  kamen  die  Betreflfenden  gerade  nach  Zerbst?  Wi| 
finden  in  unseren  Quellen  ausser  Brieg,  was  oben  erwähnt  wurdi 
noch  Leipzig  und  Wittenberg  als  Ordinationsorte  angegeben.  Letzten 
sind  sicherlich  hauptsächlich  wegen  der  confessionellen  Verhältnisse  ad 
gegeben.  XII,  59  a  heisst  es  in  einem  Briefe  d.  do.  Kuttenberg,  1.  Sept 


i)  Vgl.  auch  Czerwenka,  II,  424. 

^)  Der  Name  Picarden  als  gehässiger  Beiname  von  Nicht-Rechtgläubigen  kumm 
in  Böhmen  suerst  Tor  1424,  wo  Pfibram  die  Taboriten  so  schilt,  Cserwenka,  I,  189 
Schon  1461  finden  wir  ihn  aber  auf  die  Brüder  wegen  ihrer  Leugnnng  der  Brot 
Verwandlungslehre  angewandt  und  bürgerte  sich  der  Name  für  sie  dermassen  ein,  das 
man  unter  Picarden  später  niemand  anders  als  die  Böhmischen  Brüder  verstand.  ,W( 
zwei  oder  drei  zusammen  von  tugendhaften  Dingen  sprachen,  da  schalt  man  sie  gleicl 
Picarden;  den  Picarden  erkannte  man  zumeist  daran,  dass  sie  mit  Andern  nicht  sun 
digten  und  nicht,  wie  Andere,  die  Gewohnheiten  hatten,  zu  schwören,  zu  fluchen,  un 
züchtig  zu  reden  und  zu  lügen,  sowie  auch,  dass  sie  nicht  nach  Rache  lechzten  m6 
nach  fremdem  Gute."  Palacky,  IV,  2,  497.  Ihr  Name  wurde  fälschlich  dem  Cslvin 
gegenüber  von  der  Picardie  hergeleitet,  aus  der  die  Adamiten  nach  Prag  gekommen 
seien.  Czerwenka,  II,  22  und  242.  Das  Wahrscheinlichste  ist  eine  Entstehung  des 
Namens  aus  Begharden.  Auch  die  Waldenser  und  am  Niederrhein  Alles,  was  ron 
der  Kirchenlehre  abwich,  bekam  den  Namen  Picarden.  Czerwenka,  I,  319. 

»)  Vgl.  auch  Czerwenka,  II,  171. 


85 

506:  ,Non  dubitamus,  constare  vobis  de  rationibus  nostri  instituti, 
jod  praetermissis  Academiis  Lipsiensi  ac  Wittebergensi  ad  vus  emitta- 
.us  juvenes  ac  viros  Sacro  ministerio  initiandos.  Praeterqnam  enini. 
jod  commentidum  dogma  Ttepl  navTaxouat'aj  apud  Ductores  earum 
■cademianim  locum  obtinuisse  certum  est,  iidem  etiam  autores  nostris 
stitere,  ut  doctrinam  orthodoxae  Christi  ecciesiae  sub  nominibus 
wingUi  et  Calvini  condemnarent  ac  libro  Formulae  Cuncurdiae,  quem 
unquam  nostrates  illj  legerunt,  subscriberent.  Qund  quam  alienum  sit 
pictate  ac  candore  Christiano  ac  quam  nequiter  conscientüs  hominum 
iqueos  induant,  nemo  est,  qui  videre  non  possit.  Verum  alia  est,  r.  v. 
cstrae  Ecciesiae  agendi  ratio,  ubi  non  tantum,  qui  ad  vos  ritum  peti- 
iri  venerunt,  benigne  auditi  ac  informati  sunt,  sed  etiam,  ut  audimus, 
ro  nostra  Ecclesia  preces  ad  Deum  institutae  sunt  in  publice  coeto 
ie  ac  devote.  Id,  quantam  solacü  nobis  attulerit  ac  inter  minas 
ostium  ercxerit,  haud  facile  vcrbis  vobis  exprimi  potest.  *  Aber 
ach  andere  Vorwürfe  werden  nach  dieser  Seite  hin  gemacht.  Georgius 
>icastus  wirft  den  Wittenbergern  als  Decanus  et  pastor  Ecciesiae 
»itczincnsis  in  Bohemia  mit  dürren  Worten  Leichtfertigkeit  vor 
iaciles  estis,  nimium,  dicam  ingenue,  faciles  estis);  sie  hätten  ganz 
TLgelehrte  Leute  (homines  rüdes),  die  kaum  lesen  könnten  (modo 
cctionem  callentes),  öfter  auch  Handwerker  (manuarii  artifices),  die 
hr  Hab  und  Gut  im  Wohlleben  durchgebracht  und  blos  nach 
Versorgung  trachteten,  mit  OrdJnationsbescheinigung  zum  grossen 
jchaden  der  Kirche  in  Böhmen  ihnen  zugeschickt.  Wegen  der  hervor- 
a^enden  Bedeutung  des  Dicastus.  der  ja  später  1(519  als  oberster 
Leiter  der  gan7.en  evangelischen  Kirche  in  Böhmen  erscheint,  theilen 
«ir  den  Brief  desselben  in  der  Anlage  vollständig  mit  (Anlage  I). 
Ebenso  klagt  Martinus  Galli,  Gernovicenus,  .Slanae  Decanus  6.  id. 
Au'^ust  1598  (XI,  I23a):  ,Principio  huc  omnes  velut  ad  vinaria  cur- 
nint.  quibus  res  nulla  domi  est.  De  Franciscanis  optimus  postea 
incuit,  quam  merito  plerosque  Ecclesiarum  nostrarum  Buemicarum 
ministros  id  torserit,  quotus  et  quisquc  est,  qui  e  scholis  accersitus 
fi,  quo  deceat,  animo  ad  ministerium  Ecciesiae,  satagat.  aüus  re 
femiliari  deminuta  aut  penitus  exhausta,  alius  infelici  junctus  matri- 
munio,  nonnulli  infamia  etiam  publica  asper^i,  quin  quo  se  vertant, 
n'm  inveniant,  velutl  ex  desperatione  in  sacerdotium  veniunt,  nee  est 
iquod  sciam)  quod  plus  noxam  aut  majorem  pernicicm  patriae  nostrae 
i'.tulcrit  atque   sacras  illas  operas  et   bonorum   virurum   ministerium 


86 

tot  calumniis  subjecerit  atque  hoc  ipsum.  Memini  ante  annos  tre 
duos,  alterum  quidem  propolam  Cernovicensem  alterum  sutorei 
Kamenicensem  (ea  civitas  Boiemiae  est)  utrumque  Lectionis  prorsi: 
ignarum,  sese  ad  nos  recepisse  Lipsiae  sacris  initiatos  et  ad  mioist^ 
rium  ordinatos.  Mirandum  profecto,  imo  dolendem,  Consistoriur 
illud,  alioquim  doctorem  virorum  fertile,  negotium  tantum  consult 
negligentius,  et,  ut  dicam,  praepostere  egisse  et  confecisse,  atque  ii 
curiae  istius  DeauIlT magno  reddituri  sunt  olim  rationem*).*  ' 

Zerbst  war  nun  besonders  zu  Amling's  Zeit  eine  Hochburg  d^ 
Bestreiter  der  Ubiquitätslehre.  Das  4.  Cap.  der  Apologie  der  Conci 
Formel  ist  ,mit  ausgedruckten  Namen*  gegen  die  Anhalter  gerichtet 
Dazu  rühmen   die  Böhmen  wieder   besonders   zu  Amling's    Zeit    dii 
freundliche  Aufnahme  in  Anhalt.  Dass  es  hier  von  vornherein   genai 
genommen  werden   sollte   mit   Untersuchung   über   Befähigung    zuit 
Pfarramt,   beweist   schon    die   Thatsache    allein    von    der   Anlegung 
unserer  Ordinationsacten.     Es  wurde  aber  auch  Niemand  ohne  vorj 
gängige  Prüfung   ordfnirt.     Von   ganz   besonderer  Wichtigkeit   abe^ 
ist,    dass   die   Reformirten   keinen    anderen  Ort   hatten,    wo    sie   al^ 
solche  sich  die  Ordination  holen  konnten.     Peucer,  Mel.  Schwieger-i 
söhn,   schreibt   am    19.  März    1596   an    Amling   (XI,    76):     „Laetor 
fratres  in  Boemia  ad  nos  confugere   et  res  eo  rediisse   etiam  laetorj 
ut  orthodoxi   non  alia  perfugia,   nee  alios  receptus  reperiant,    quam; 
ad  nos.*  Wir  erfahren  auch  aus  unseren  Schriftstücken,  wie  das  zu- 
ging.   XII,  80  a  schreibt  Caspar  Ulricus,  der  Nachfolger  Amling's  in 
der  Zerbster  Superintendentur,  am  5.  Juni  1606:   ,Und  habe  ich  von 
vomemen    des  Ministerii    in  der  Pfaltz  gehört,    das  sie  gewünschet, j 
Es  möchte   der  Ritus   impositionis    manuum  und    andere   erbauliche 
Ceremonien  anfenglich  nicht  per  praeceps  abgeworflTen,  sondern  der 
abusus  nur  abgeschafft  sein;   da  sie  aber  gleichwol  ein  nervum  undj 
gefasten  Senatum  ecciesiasticum  haben,  und  absque  censura  et  explo- 
ratione  mit  nichten  also  zur  Investitur  die  newe  Ministros  eilen  lassen/ 
Dabei  darf  wohl  hier  eingefügt  sein  als  Beitrag  zur  klareren  Heraus- 
stellung jener  Eigenthümlichkeit  gerade  dieser  Zeit,  dass  jetzt  welt- 
liche Herren  die  Leitung   der  kirchlichen  Angelegenheiten  über  die 
Köpfe  der  Geistlichen  hinweg  in  die  Hand  nehmen,  wie  es  nur  durch 
kluge  Energie   des  Casp.  Ulricus  gelang,   auch   für  Anhalt  die  Ab- 
schaffung  der  Ordination   zu   verhüten.      Amling   war  vor   Kurzem 

>)  Vgl.  auch  Czerwenka,  II,   143  und  405. 


-  rben    und  Ulricus   nur    erst  vorläufig    mit   der    Vervvaltung   der 

,„tendet>tr.rgescll.ifte   beauftragt.     Da   erhält  er  von   den  furst- 

„„c.    Hofräthen,    gei.    Barth.    Gcricke,    den    Auftrag,    den    Herrn 

Pter  Benedict  An.brosius,  nachdem  ihn  die  Fürsten  ,m  der 
kn  allhier  zu  Dessaw  mehr  als  eins  wegen  seiner  gethanen 
tedi»t  gehöret,  darinnen  er  denn  allewege  wohl  bestanden, 
das  °er  .seiner  Lehr  halber  nicht  zu  tadeln  und  desf.ls  recht 
■  Uten  Pfarre  wirdig  isf,  .noch  für  den  angehenden  Pfingst- 
bertagen-  zu  investiren.  Dieser  Befehl  war  ihm  aber  .suspeclae 
lOoritatis'.  weil  nicht  einmal  von  Examen,  geschweige  denn  von 
Wination  dabei  die  Rede  war,  und  so  schreibt  er  einen  wohldurcb- 
Khten  feinen  Brief  an  den  Fürsten  Johann  Georg  nach  Dessau, 
mn  er  das  Bedenkliche  der  Sache  auseinandersetzt  Dabe.  heisst 
u  \  Letzlich  so  würde  es  ein  absurdum  werden,  fast  über 
«dert  nie'l  den  Transylvanis.  Moravis  et  Bohemi.  fratribos  ritum 
dinationis  alhic  conferiren  (ohne  welchen  publicum  et  sigiUo  In- 
eclionis  hujus  munitum  ritum.  wenn  es  were.  sie  sonst  klagen, 
■s  propter  insectaliones  pontificiorum  sie  Jhre  eigene  Zuhörer  n.cht 
jmsciren  wurden,  als  die  kein  legitimnm  testimonium  Ordinalioms 
vocalione  betten),  und  diesen  nervum  censutae,  ordinationis  et 
talionis  publicae  unter  den  Jungen  dome.tici»  selbst  proculc.ren. 
^der  Antwort  schreibt  Johann  Georg:  .Ist  mir  in  Wahrheit  umb 
\m  Befehl  gar  nicht  bewust,  l.ab  auch,  wie  mein  Bruder  Fürst 
ludoU  weiss  -  Fürst  Rudolf  hatte  den  Zerbster  Antheil,  worm 
iKckby  la»  — .  mit  S.  L.  gar  einen  andern  abscheidt  genommen." 
Dl  er  dann  weiter  schreibt;  .bin  sonsten  mit  Eurem  Bericht  und 
Wenken  der  Ordination  halber  gar  woll  zufrieden',  s..  wurden  diese 
llachinationen  zu  Schanden  und  die  Ordinationen  wurden  in  der  bis- 
sen Weise  wcitergehaltcn  (XII,  79— 82a). 

Dass  die  Ordination  zu  Zetbst  von  Gottes-  und  Rechtswegen 
ertheilt  wurde,  stand  bei  den  Böhmen  fest,  Sie  sprachen  das 
«r«  Male  aus.  So  Consul  et  jurati  atque  Iota  communitas  civi- 
Wizowicz  (Mahren),  6,  October  1595  (XI,  71):  .Cum  et  vos 
>:,..,  Ecciesiae  .Alumni  et  hoc  dono  Spiritus  sancti,  quo  et 
kpostoli  ab  ipso  Deo  ornati  erant,  ac  candem  efficatiam  Mini.teru 
k.,c  nustro  saeculo  minime  esse  dubitemu.,  sitis  secundum  dictum 
D  Pauli  I  Tim-  4.  nnde  dona  Dei,  quae  dantur  per  prophetiam 
cm  impositione     manuum    Praesbyterii    es.e    rata    et    firma    adhuc 


88 

credimus,  haec  jam  huic  exibitori  harum,  loanni  Brassicano  Silesi<» 
communicanda  a  vobis  esse  ducimus.*  Der  Senatus  populusque  in 
oppido  Gitschin  schreibt  ebenfalls  1595:  ,Quapropter  eum  {Kolnick)-i 
legitime  et  unanimiter  vocatum  ad  vos  mittimus,  vestrae  censurac 
et  examini  subjicimus,  ut  eundem  pro  facultate  divinitus  vobis  con- 
cessa  juxtaque  ritum  Ecclesiae  in  Ministerium  Evangelü  et  Sacra- 
mentorum  Jesu  Christi  ordinetis*  (XI,  74a).  Aehnhch  Paulus  Stra- 
dalius  min.  Eccl.  Obrizii  1607  (XII,  76).  Daher  wird  mehrere  Male 
bei  der  Aussendung  nach  Deutschland  Zerbst  ausdrücklich  als  Ziel 
der  Reise  genannt  (zum  ersten  Male  22.  August  1592  von  Joachim 
von  Berg  zu  Herndorf  in  Schlesien,  XI,  46  a;  XII,  8;  28  a;  33a)  und 
als  nach  dem  Tode  Amling's  nicht  unbegründete  Besorgniss  herrschte, 
diese  Gelegenheit  möchte  den  Böhmen  genommen  werden,  bitten 
sie  sehr  dringend  um  Weitergewährung  der  Ordination  (XII,  62  i. 
Daniel  Stephanus  Drumensis  ist  schon  Acoluthus  und  Diaconus 
gewesen,  dann  expulsus  (religionis  causa)  cum  charissimis  in  Christo 
Fratribus  wird  er  von  dem  Baro  a  Prziczan  zum  Pastor  angenommen, 
verwaltet  das  Amt  drei  Jahre,  ^premente  autem  rursus  Ecclesia  (sc. 
die  katholische)  a  Magnifico  Domino  et  toto  coetu  Ecclesiae  Neosta- 
denecensis  Servestam  ad  ordinationem  missus  sum*  (XII,  59).  Auch 
Jeremias  Colerus  ist  schon  ein  Jahr  concionator  aulicus  bei  dem  Frei- 
herrn von  Schönaich  gewesen,  als  er  erst  zur  Ordination  nach  Zerbst 
geschickt  wird  (XII,  35a).  Unter  diesen  Umständen  übernahmen  sie 
auch  den  für  Zerbst  missbräuchlich  gebrauchten  Namen  SoteropoHs 
als  Namendeutung  (atöxrjp,  servare,  Servesta)  und  wenden  ihn  öfter  an. 

Zerbst  konnte  sich  indess  gar  nicht  einmal  einer  langen  Dauer 
seines  Privilegiums,  die  Ordination  zu  ertheilen,  rühmen.  Amling 
schreibt  an  Daniel  Virga  1602:  , Ritum  ordinationis  placuit,  Illustrissi* 
mis  Anhaltinatus  principibus  committere  Ecclesiae  Servestanae  tum 
propter  frequentius  presbyterium  tum  propter  Gymnasium  illustre' 
(XII,  23).  In  der  That  wurden  schon  mit  der  Uebertragung  des 
Ephoralamtes  an  Amling  im  Jahre  1578  die  anhaltischen  Ordinationen 
von  Wittenberg  fort  nach  Zerbst  verlegt,  während  das  Gymnasium 
illustre,  das  als  reformirte  Universität  gedacht  war,  erst  1581  eröffnet 
wurde.  Seine  Errichtung  lag  allerdings  auf  der  gleichen  Linie,  wie 
die  Verlegung  der  Ordinationen  von  Wittenberg  nach  Zerbst 

Bei  der  Frage,  wie  nun  die  Böhmen  so  bald  nach  Beginn  der 
Zerbster  Ordinationen  die  Spur  derselben  gefunden  und  aufgenommen 


89^_ 

baben,  begegnen  wir  gleich  anfangs  dem  Georgias  Dicastus.  Im 
fahre  1583  war  Christophorus  Regulus  Laubensis  Lusatius  ordinirt 
hr  Dümholz,  dessen  Patron  Freiherr  Christoph  von  Teufenbach  *) 
rar.  und  1586  Paulus  An lacander,  der  Pastor  wird  in  Ecclesia  Seiffensi. 
Wur  diese  Beiden  gehen  vorweg  und  nun  begegnen  uns  im  Jahre  1592 
»leich  vier  Ausländer.  Unter  ihnen  fesselt  den  Blick  sofort  Gallus 
Pfaaeton,  weil  dieser  später  sehr  viele  junge  Leute  mit  aussendet  nach 
Zerbst.  Phaeton  aber  bekennt  von  sich  Suasu  et  consilio  Rev.  viri 
Seorgii  Dicasti  Mirzkovini,  ejus  oppidi  Ecclesiastae  consensu  et  appro- 
batione  unanimi  senatus  et  oppidi  Gitschinensis  in  Diaconum  electus 
Scrvestam  sacrorum  (ut  vocant)  ordinum  assequendorum  causa  missus 
>mn  (XI,  50).  Also  schon  als  Pastor  in  Gitschin  war  Dicastus  in 
Rrirksamer  Weise  thätig  für  die  Ausbreitung  reformirten  Kirchenthums. 
Gallus  Phaeton  also  wird  zunächst  in  Gitschin  sein  Diaconus  1592; 
äann  finden  wir  ihn  in  der  Nähe  dieser  Stadt  1598  als  Minister 
Ecclesiae  Veterobidzovii  (XI,  121)  und  im  Mai  1623  verwaltet  er  ,in 
Cmtate  metallica  Kuttenberge  ad  D.  Barbarae*  (XII,  25)  das  Pfarr- 
amt Wenn  in  dieser  nach  Prag  bedeutendsten  Stadt  des  ganzen 
Königreiches  Böhmen  —  sie  zählte  nach  einer  Randbemerkung  unserer 
Handschriften  (XII,  60  a)  drei  böhmische  und  eine  deutsche  evange- 
kche  Kirche  —  schliesslich  der  Hauptherd  aller  Sendungen  von 
Ordinanden  nach  Zerbst  gefunden  wird,  so  ist  wohl  anzunehmen, 
fcs  gerade  die  Ansiedlung  des  Gallus  Phaeton  in  Kuttenberg  fiir 
^'enc.  Stephanus,  den  Archidiaconus  dieser  Stadt,  eine  Anregung 
[gebildet  hat,  da  vor  dessen  Anwesenheit  daselbst  keine  Aussendungen 
ftach  Zerbst  erfolgt  sind.  Auf  Phaeton's  Ordination  beruft  man  sich, 
^'^  im  Jahre  1603  Wenceslaus  Cardus  Trebicensis  nach  Zerbst  ge- 
schickt wird  [,Ante  aliquot  annos  Gallus  Phaeton  Salanus  ordinatus 
fuit  apud  vos  ad  ministerium  Verbi  Dei*,  XII,  25]  und  dieser  wird 
als  erster  einer  ganzen  Reihe  für  ein  Diaconat  in  Kuttenberg  ordinirt. 
Er  besonders  wird  Zerbst  in  freundlichem  Andenken  behalten  haben, 
^  er  dort  zwei  Jahre  studirte    ,fama   orthodoxae   religionis  motus* 

^)  Ein  Freiherr  von  Teufifenbach  stand  an  der  SpiUe  der  Mährer,  ein  Graf 
Thani  an  der  der  Böhmen,  von  Tschemembl  an  der  der  Oesterreicher,  Bethlen  Gabor 
tfi  der  der  Ungarn  und  Johann  Georg  von  Brandenburg- Jägerndorf  an  der  der  Schlesier, 
^  es  galt,  vereint  die  Bewilligung  der  Religionsfreiheit  bei  der  Wahl  Ferdinands  zum 
König  TOD  Böhmen  durchzusetzen.  Er  wurde  1620,  als  er  krank  im  Bade  Pfeffers  lag, 
a^rch  Vcrrath  dem  Kaiser  ausgeliefert  und  in  Innsbruck  enthauptet.  W.  Menzel,  Allgem. 
^«Itgesch.,  Bd.  8,  S.  12  und  20.  Das  ist  wahrscheinrich  derselbe. 


90 

und  zuerst  eines  Freitisches  genoss,  hernach  aber  auf  die  Fürsprach 
von  Caspar  UWcus  und  Kisvetterus  eine  Hauslehrerstelle  (,paedi 
gogiam*)  bei  dem  Zerbster  Bürgermeister  Friedrich  Hammel  bekan 
Darin  liegen  denn  die  Hauptfaden  ziemlich  klar,  an  denen  entlan 
den  Böhmen  der  Weg  zur  Ordination  in  Zerbst  gewiesen  war. 

Wir  sehen  uns  jetzt  den  Verlauf  der  Ordination  etwas  näher 

Bedingung   dazu  war   auch  hier  bei  den  Auswärtigen,   ganz  v,it  b 

den  Einheimischen,  die  bereits  erfolgte  legitima  vocatio  für  eirt  Pfai 

^  amt.    Nur  tritt  als  Besonderheit   hier  bei   den  Böhmen  heraus,  da 

'  sie  sehr  häufig  zunächst  blos  zum  Diaconat  (regelmässig  die  Kutt^ 

berger),  und  zwar  bei  einem  Geistlichen,  nicht  an  einer  Kirche,  beniö 
werden.  Es  ist  ja  anderweitig  bekannt,  dass  hier  das  Diaconat  m 
Vorstufe  zur  Einlebung  in  das  Pfarramt  bildete  und  dass  dazu  d 
Diaconen  nur  als  Gehilfen  der  Pfarrer  angesehen  wurden.  So  war^ 
sie  im  Grunde  nur  in  Erwartung  einer  demnächst  sich  öffnend^ 
eigentlichen  Pfarrstelle  vorläufig  angestellt.  Mehrfach  finden  sich  au^ 
Bezeugungen,  dass  schon  in  Böhmen  mit  ihnen  eine  Prüfung  vo 
genommen  ward  *).  Wenn  sie  in  Zerbst  die  Ordination  beantragte 
so  hatten  sie  sich  durch  Schriften,  die  mit  dem  Siegel  der  Betreffende 
versehen  waren,  über  ihre  Verhältnisse  auszuweisen.  In  der  Reg 
waren  das  mehrere.  So  sind  in  Abschrift  noch  vorhanden  bei  d< 
Eintragungen,  dieSimeonKolnicky  Pragensis,  XI,  73,  vom  3.  April  15J 
macht,    1.  ein   Brief  vom   Senatus    et    populus    in    oppido   Gitschi 

2.  von  Georgius  Dicastus  Mirkovinus  Ecclesiae  Christi  minister  Gitschina 
dem  ,  Amiingo  Domino  amico  ac  fratri  mihi  plurimum  observando 

3.  von  Caspar  Peucer  und  4.  vom  Decanus  et  facultas  Academ 
Pragensis.  Trotzdem  hatten  sie  sich  der  Ordnung  zu  fugen,  ein^ 
Lebenslauf  in  die  dazu  vorhandenen  Bücher  —  eben  unsere  Acten  - 
in  lateinischer  Sprache  eigenhändig  niederzuschreiben.  Dabei  tritt  eir 
ziemliche  Verschiedenheit  der  Bildung  heraus.  Sie  betonen  dabei  reg^ 
massig  die  eheliche  Geburt ;  diese  war  jedenfalls  unumgängliche  ? 
dingung  für  die  Anstellung  im  geistlichen  Amte.  Vor  der  Ordinatiq 
—  einen  oder  zwei  Tage  vorher  —  fand  eine  öffentliche  Prüfung  i 
der  Kirche  statt,  und  zwar  bei  Lebzeiten  Amling's  in  St.  Nicoli 
und  zu  Ulrich's  Zeiten  in  St.  Bartholomaei.  Bei  diesen  Prüfung^ 
fand  sich  meist  ausser  den  Professoren  des  Gymnasiums  eine  gros^ 

1)  XII,  73 :  Nicodemus  Kozeky  .  .  .  non  tantum  in  exatnine  nostro    privato,  s< 
etiam  publice  pro  concionibus  probatum. 


f, 
1 


91 

ahl  von  Studenten  ein.  Von  der  Prüfung  selbst  sagtAmling:  ,Insti- 
luntur  coUationes  sententiarum  placidae,  non  de  rebus  frivolis,  sed  de 
apitibus  orthodoxae  religionis  primariis,  in  quibus  cardo  salutia  nostrae 
ertitur,  quorum  summam  et  quasi  üitoxüiHöOLv  compl  ectitur  Libellus 
!e  Methodicus.  dignus  (nostro  quidem  judicio)  qui  Christianae  juventuti 
er  universam  (si  fieri  potestj  oecumenicam  commendatur,  praescriptus 
im  olim  a  communi  praeceptore  Philippe  Melanthone,  Exaniini  eorum, 
{lü  audiuntur  ante  ritum  publicae  ordinatlonis,  qua  commendatur 
is  ministerium  Evangelii.'  [XII,  23.)  Dass  C.  Ulricus  etwas  strengere 
\nforderungen  stellte  und  namentlich  auch  Bekanntschaft  mit  ein- 
schlägigen Beweisstellen  der  Bibel,  sowie  mit  dem  Heidelberger  Kate- 
;h!smus  ausser  der  mit  dem  Examen  Philipp!  verlangte,  ist  schon 
rrwähnt.  Das  Examen  Philippi  bildete  übrigens  in  sehr  breiter  Weise 
Mie  Grundlage  des  Unterrichtes  bezw.  der  , öffentlichen  Vorlesungen', 
i.  h.  derjenigen  für  die  Studirenden,  auf  dem  Gymnasium  illustre  zu 
Zerbst,  wie  die  Lections-Kataloge  ausweisen  '). 

Die  Ordination   selbst   geschah  gewöhnlich  an  einem  Sonntag, 

nnd  zwar  im  Anschlüsse   an  den  Gottesdienst.     Amhng  äussert  sich 

darüber  in  folgender  Weise  (XII,  23):  ,Formam  ordinationis  conceptam 

3  Reverendo   D.  Luthero    piae    memoriae    retinemus,    quae    constat 

recitatione  testimoniorum  aliquot  (ut  nostis)  de  ministrorum  ofRcio.  ex 

cOTcionibus  et  Epistolis  Paulinis,  mixtis  piis  commone  facti unculis,  ex- 

hortationibus  et  precibus.   Uno  quasi  Aphorismo,  quae  ad  legitimum 

wdinationis  ritum  imprimis  requiri  possent.  complexus  videtur  Apostolus 

id  Tim.   inter  caetera  scribens:   xai  oöiot  5£  Soxijiai^^oit'uoav  Ttpiöw/, 

!:ti  ciaxtüvet'Ö^aay,   äviyxXjjTct   Svre;.    Nee  dubitamus,  nostram   illam 

raüonem   ab  ApostoHco  hoc   praecepto  nequaquam   discrepare.    Im- 

pisitio  manuum,  quam  et  ipsam,  omni  remota  superstitione,  retinemus, 

«  quidem  a  concione  Dominieali  in  totius  Ecclesiae  nostrae  (congre- 

■atorum  praesertim  ad  Sacrae  Synaxeos  celebrationem  seu  x^iviuviav 

>:orporis   et  sanguinis  Domtni)   conspectu,    non   est   nobis   characteris 

licujus  indelebelis  impressio  fanatica  vel  potius  magica,   quaiem  rasi 

isti  unctique  apud  Pontifkios  (ad  Popani  consec ratio nem  a  chorepiscopis 

reati)  Sacriüculi   vesana   erroris   opinione   fascinata,    sibimet   suisque 

persuadere  assolent ;  sed  adhibetur  a  nobis,  ut  symbolum  confirmationis 

«  äustae   comprecationis,    utquc   in    Presbyterii   consortiuni    recepti 

■  tque   cooptati   de   periculis,    adversus   quae  in   posterum   ipsis    tum 

I  >)  KiniUch«  in  d«n  Gymnasial.  Programmen  vnn   1868  und  1871. 


92 


primis  divina  proteclione  opus  sit,  cogitent.  Hanc  igitur  implorent. 
huic  confidant,  freti  dulcissima  promissione  propheticar  Verba  mea 
posui  in  ore  tuo  et  umbra  dextrae  meae  protegam  te,  ut  plantem 
coclos  ac  fundem  terram  et  dicam  Sioni;  populus  meus  es  Tu,  jes. 
51,  16.  Caveat  etiam  sibi  quilibet  omni  studio  ab  ignavia,  perfidia  et 
negligentia  in  munere  suo  obeundo.  Horrendem  enim  est  (inquit 
Apostolus)  incidere  in  manus  Dei  vivi.  Et  Maledictus  (clamat  Prophetat 
quisquis  opus  Dei  fecerit  negligenter  aut  fraudulenter.  *  Das  ist  in 
seinem  Wortschwall  zugleich  charakteristisch  für  Amling's  Weise.  — 
Nur  einmal  finden  wir  eine  Ausnahme  gemacht.  Nicodemus  Rozsh' 
a  Plechova  findet  bei  seiner  Ankunft  in  Zerbst  1607  dort  die  Pest 
Seine  Mittel  sind  auch  knapp.  Er  will  durchaus  so  schleunig  als 
möglich  fort.  Da  kommt  ihm  Casp.  Ulricus  entgegen  und  statt  des 
öffentlichen  wird  ein  fraternum  coUoquium  gehalten  auf  Bitten  des 
Joh.  Ursinus  und  die  Ordination  findet  in  der  Kirche  statt  (XII.  741. 
Wir  kommen  jetzt  auf  den  wichtigen  Punkt  der  Ordinations- 
gelübde.  Dieselben  sind  als  schriftliche  Festlegung  dessen,  was  bei 
der  Ordination  mündlich  gelobt  war,  ziemlich  regelmässig  am  Schlüsse 
jeder  vita  vom  Ordinirten  zugefügt.  Schon  daran  indess.  wie  sie  Jeder 
in  seine  eigenen  Worte  kleidet,  die  ihm  gerade  zur  Verfügung  stehen, 
ist  zu  erkennen,  dass  keine  nach  allen  Seiten  hin  bindende  Forme! 
vorgelegen  hat.  Allgemein  ist  das  Versprechen,  der  Schrift  (scripta? 
propheticis  et  apostolicis)  gemäss  zu  lehren  und  einen  würdigen  Wandel 
zu  führen.  Wenn  Bekenntnissschriften  erwähnt  w^erden,  wde  in  An 
lehnung  an  Amling's  Anleitung  auf  dem  Vorderblatte  von  XII,  sn 
wird  nicht  vergessen,  hinzu^ufiigen :  in  sensu  orthodoxo.  Selten  und 
blos  in  der  ersten  Zeit  werden  noch  andere  Bekenntnisse  heran- 
gezogen, wie  etwa  die  Augustana  (dann  aber  auch  ,in  sensu  ortho- 
doxo*) oder  die  anhaltischen  Bekenntnisse  und  die  Schriften  anderer 
orthodoxer  Männer.  Paulus  Aulaeander  stellt  statt  dessen  Thesen  auf, 
deren  zweite  lautet:  Panis  et  vinum  sunt  signa  corporis  et  sanguinis 
Christi.  Melanthon's  Schriften  werden  auch  hier  angezogen,  dagegen 
nie  Luther's  Schriften,  mit  alleiniger  Ausnahme  des  Dan.  Mollerus 
(ordinirt  1593),  der  neben  Melanthon's  auch  Luther's  Schriften  nennt. 
Um  ein  Beispiel  anzuführen,  das  den  Typus  der  gebräuchlichsten 
(späteren)  Form  wiedergibt,  greife  ich  als  ein  beliebiges  das  des  Wenc. 
Cardus  heraus  von  1603  (XII,  25):  ,Testor  itaque  et  sancte  promitto 
hoc  meo  chirographo,  me  doctrinam  Propheticis  et  Apostolicis  libris 


93 

lomprehensam  retcnturum  et  secundum  analogiam  fidei  auditoribus 
»ro  ea  quam  Spiritus  Sanctus  suppeditabit  gratia  fideliter  inculcaturum, 
itaeque  ac  morum  honestaCe  professionem  orjiaturum  esse.' 

Natürlich  wurde  eine  Bescheinigung  der  erfolgten  Ordination 
nit  angehängtem  Siegel  dem  Ordinirten  in  die  Heimat  mitgegeben. 
Doch  findet  sich  keine  Abschrift  einer  solchen  in  unseren  Urkunden. 
Der  Wunsch  der  Böhmen,  die  Ordination  selbst  in  der  Heimat 
'oLlziehen  zu  dürfen,  war  jedoch  ein  vollberechtigter  und  wurde  immer 
nieder  von  Neuem  lebendig,  wenn  die  Schwierigkeiten  der  auswärtigen 
[)rdination  heraustreten.  Ausser  dem,  was  nun  schon  oben  angeführt 
St.  kam  noch  hinzu,  dass  Mancher,  der  wohl  in  Böhmen  für  würdig 
»ehalten  wurde,  doch  wegen  mangelhaften  Lateins  und  vielleicht  völliger 
L'nkenntniss  des  Deutschen  in  Zerbst  keinen  günstigen  Eindruck 
loachte.  So  finden  wir  selbst  Entschuldigungen  und  Bitten,  es  möchte 
tticht  so  genau  genommen  werden  mit  dem  Ueberbringer  in  dem 
betreffenden  Anschreiben.  So  heisst  es  z,  B.  XII,  73  betr.  des  Nie. 
Kozsky  im  Jahre  1607:  ,In  latino  idiomate  licet  jejunus  reperiatur, 
tarnen  cum  in  Ecciesüs  nostris  Bojemicis  lingua  materna  utamur. 
oratos  velim,  ne  ob  ahquos  defectus  latini  Jdiomatis  munsus  istud 
sacrosanctum  denegetis.'  Dazu  kam  die  strengere  Weise  des  Caspar 
Uiricus  und  so  sehen  wir  denn,  je  näher  wir  der  Zeit  des  Majestäts- 
briefes kommen,  der  die  bisherigen  Bande  mit  Zerbst  löste,  desto 
mehr  Vorbereitungen  dazu  in  die  Erscheinung  treten.  Schon  am 
i^.  Januar  1602  (XII,  21a)  spitzen  sich  die  Klagen  über  Uebelstande 
öer  fernher  geholten  Ordination  zu  der  Anfrage  des  Samuel  Virga  an 
Amling  dahin  zu:  ,Ea  propter,  Clarissime  et  doctissime  vir,  nomine 
Christi  te  obtestor,  ut  aliquo  certo  argumento  declares:  An  justo 
iliquo  jure  possit  denegari  nostris  Ecclesiis  impositio  manuum  elecds 
et  vocatis.'  et  vicissiman  et  vos  annuatis  et  suo  testimonio  confirmatis 
nostras  Ecclesias  posse  legitime  imponere  manus,  cum  possint  eligere 
rt  vocare?*  Darauf  erhält  Virga  dnen  vier  Seiten  langen  Brief  als 
.\ntwort,  der  von  zwölf  Geistlichen,  bezw.  Professoren  aus  Zerbst  und 
nächster  Umgebung  mit  vollen  Titeln  unterschrieben  ist  und  auch 
nir  Beglaubigung  die  Unterschrift  eines  Notarius  Caesareus  Immatricu- 
latus  trägt,  worin  in  feierlicher  Weise  vor  aller  Welt  den  Böhmen 
das  Recht  eigener  Ordination  zugesprochen  wird,  so  weit  es  auf  die 
Meinung  der  Zerbster  ankommt  {XU,  24fr.)-  Ich  ziehe  die  Hauptstelle 
in  Folgendem  aus:   ,Responsuri  pro  nostra  tenuitate  .  . ,  respondemus, 


94 


adeo  non  esse,  cur  Rev.  et  clariss.  vir  D.  Martinus  Malobicenus.  queas 
fraterne  in  Christo  salutamus,  quorundam  intempestivis  clamoribus 
moveatur  ant  impetratam  sibique  a  vobis  collatam  ad  Ministerii  munoü 
in  Ecclesia  Christi  obeundum  Ordinationen!  dubiani  reddi  patiatur:  ui 
potius,  quotquot  posthac  in  collegium  presbyterii  vestri  cooptitur 
estis.  rectius  vos  facturos  dicamus,  si  tum  donis  ad  tarn  ardeum  munus 
necessariis,  tum  vitae  moribus  professioni  congruentibus  rite  serif>qGi 
exploratis,  Ecclesia  annuente  et  Magistratu,  cujus  subditos  ai;itis 
vocationem  approbante  ratamque  haben te  (currentes  enim,  qui  nm 
mittuntur,  admitti  nolumus)  iisdem  in  vestra  congregatione,  ubi  omniun 
ordinum  atque  aetatum  preces  conjunguntur,  ritu  ordinationis  ab  omn 
superstitione  libero  munus  docendi  Evangelium  Jesu  Christi  et  ad 
ministrandi  sacramenta  secundum  Domini  institutum  . . .  pie  commen 
daveritis,  quam  ut  eosdem  tot  tantisque  longissimorum  ad  exlercJ 
eiEpGY^w*^^'-»^  praesertim  itinerum  molestiis,  immo  periculis  objiciam 
Nolite,  fratres.  nolite  (per  Christum  vos  obtestamur^  hoc  jugum  vestri 
ipsorummet  cervicibus  imponere.  Insolentia  esset  intolerabilis,  cun 
manifesta  gravique  impietate  conjuncta,  si  ritui  ordinationis  a  nobis  co 
lato  nescio  quid  sancdmoniae  tribueremus,  vestro  derogaremus.  Min 
sterii  sancitorDeus  est.  idem  propagat.servat.  defendit  ministerium  open 
riosque  fideles  extrudit.  Non  est  major  minorve  eflicatia  pianim  precum  : 
Germania  quam  in  Moravia.  Titum  in  Creta  Paulus  oppidatim  j'jbe 
constituere  prcsbyteros,  constitutos  ad  se  Nicopolim  in  Macedonian 
ut  Ordinationen  impetrarent,  aut  Hierosolimam  ad  Jacobum.  au 
Ephesum  ad  Johannem  Evangelistam  at  quam  eximia  Ecclesia 
lumina!"^  ablej;arc  nuspiam  jussisse  legitur.  At  nos  niiseri.  colunir  i 
Ulis  Eeclesiae  mmime  comparandi,  unde  hanc  nobis  vel  quispia 
alius^  autoritatem  nndicabimus  proprer  ordinationis  quam  ac  v*x:an 
ntum  attrahendi  fratres  ex  tarn  longinquis  regionibus  *  r*  Als  can 
das  Dran5;:^n  der  Ik^hmen  auf  Re!ic:ionsfreiheit  immer  mehr  Aussiclj 
hatte  auf  Erreichunvr  des  Zieles,  da  wendet  sich  denn  auch  Ven< 
Stephanus  am  3.  Juii  liWS  aus  Kuttenberg  an  Caspar  Ulr.cus  ml 
den  XW^rten:   »Pace  ac  lit^ertate  Re!:^onis  Ecc!esxis  Boemiae  proxirrj 


>    XII    i^4  «,;i  «rvtäunt.  dsss  Kstte^^CfC  6.  Apcil  tt%>S  axci:  ^ber  eice  xr  ir« 
loc<^^J:  »ji^XÄ    ü  »s.>vl.m  r.>$U£c$  KscrexV.  1,  ^<c*    l^J^w* 


95 


isce  regni  cümitiis  concessa,  speramus  aliquam  Doctrinae  et  rituuiii 
etormationem  et  ptures  ex  scholis  pios  ac  ductos  juvenes  prodituros, 
ui  Ivcciesiae  Christi  suam  addicant  operam.  (Ueber  Manj^el  an  Geist- 
chen  wird  oft  geklagt.)  ...  De  ritibus  Ecciesiae  vestrae  erudtri  cupi- 
:111s.  Si  über  rituum  impressus  ac  venalis  est,  juvenis  hie  (NechwataLius) 
TCcio  justo  emat ;  sin  minus,  perinittatur  ei,  ut  ex  libifj  Kcdesiae  vestrae 
le-cribat.  Nam  libertate  Religionis  concessa  aliquorum  rituum  emen- 
ationen  cupimus. '  (XII.  86.)  Da  ist  sicher  auch  der  ritiis  ordinationis 
nit  gemeint  und  XII,  92a  bemerkt  dann  Caspar  Ulriciis  am  Rande: 
,XB  quod  ao  1609  pax  Religionis  data  Tuerit  in  Hohemia  (utinam 
incera)  ideoque  Candidati  Theologiae  inibi  posthac  initiari  sacris 
Kjterunt.  *  Vom  Erlasse  des  Majestätsbriefes  ab  verschwinden  die 
»hmischen  Ordination  sein  tragungen  in  unseren  beiden  Actenbänden; 
lie  letzte  ist  die  des  Vencesilaus  Nicolaides  Cheynovinus  Bocmus 
n>m  23.  April  1609.  Ueber  die  neue  Kirchenordnung  in  Böhmen 
>!;■    Czerwenka,  II.  580  u.  627. 

(Schluas  folgl.J 


V. 
Die  Wiener  Gemeinde -Denuncianten  gegen  die 


Notiz  aus  dem  Archive  der  Stadt   Wien. 

Mitgetheilt  von  Dr.  Kabl  Schalk« 
Custos  am  hutomchen  Museum  der  Stadt  Wien.  j 

Oberkammeramts-Rechnung   der    Stadt  Wien   aus  dem 

Jahre  1586. 

Ausgaben  fol.  107  a. 

Erstlichen  den  11.  october  gab  ich  [der  städtische  Oberkämmercr] 
herrn  Georgen  Vrsiluani,  gewesten  chormaister  zu  St.  Steffan  alhic 
die  41  gülden,  so  er  wie  oben  vermelt  noch  chormaister  alhie  gewest, 
aufdiekhundschafter  wegen  der  burgerlichenpersonen. 

so  gehn  Inczersdorfzu  der  verbotnen  predig  gel  offen. 
ainziger  weis  ausgeben  und  bezahlt  laut  seiner  quittung  und  ad 
mündlichen  bevelch fl.  41  st  dn. 


Gegenreformation  in  Steiermark. 

ILigetheilt   von  Dr.  Chribtiam  Metu,    königt.  Archivar  I,  Qosic  a.  D.   in  MQnchcn. 

Um  die  Art  und  Weise  der  g^enreformirenden  Thätigkeit  in 
Desterreich  zu  veranschaulichen,  lasse  ich  hier  den  Bericht  eines 
Augenzeugen  über  die  Ausrottung  des  Protestantismus  in  Steiermark 
im  Jahre  1600  folgen.  Derselbe  rührt  von  katholischer  Seite  her, 
daher  die  dem  unterdruckten  Bekenntnisse  so  ungünstige  Stimnnung 
des  Verfassers.  Trotzdem  dass  demnach  die  angewandten  Gewalt- 
jnas.'regeln  in  einem  möglichst  unverfänglichen  Lichte  dargestellt 
»erden,  wirkt  die  Lectiire  doch  geradezu  absto^send  für  unsere 
heutige  tolerante  Anschauungsweise.  Wie  mag  es  sich  nun  erst  in 
Wirklichkeit  verhalten  haben!  In  einem  Punkte  jedoch  unterscheiden 
'ich  die  Glaubenseiferer  des  XVII.  Jahrhunderts  vortheilhaft  von 
Elfen  beutigen  Nachahmern :  nämlich  in  der  enerj;ischen  Ver- 
dammung  alles  Wunderschwindels,  mochte  derselbe  noch  so  sehr 
ibren  Zwecken  in  die  Hand  arbeiten. 
Der  Bericht  lautet: 

Nachdem  etliche  mit  dem  Lutherthum  inficirte  Städte  der  Fürst, 
Durchl.,  ihres  Landfürstens  (Erzherzog  Ferdinand,  nachmaliger  Kaiser 
Ftfdinand  II.)  Dekret  und  Befehl  eine  lange  Zeit  hcro  wenig  respec- 
tirt,  sonderlich  aber  die  Stadt  Radkcrsburg  so  mit  Ungarn  grenzet, 
ädi  zu  viel  —  wie  die  Vermuthung  gehet  —  auf  ihre  Stadt- 
mauern, desgleichen  auf  die  lutherische  Landhcrm,  sonderlich  aber 
ivi  die  benachbarten  arrianisdien  Ungarn  und  dann  auch  auf  das 
nicht  wcitlicgende  granitzerische  Kri^svolk  verlasse,  I.  F.  D.  Befehl 
»eoig  in  Acht  gehalten,  sich  der  sectiscben  ausgeschafften  Prädi- 
onten  nicht  enthalten,  die  lutherische  Schul  über  die  so  oft  er- 
gangene Befehl  immerdar  fortgehalten,  haufenweis  zu  seelischen 
Predigern    auf   das    Ungarisch    ausge^ren.    die    eingesetzten    zwei 

HlMC,  H.  Id.  IL  7 


98 

katholischen  Rathsfreund  im  Rath  nicht  geduldet,  den  Pfarrer  zum 
Anwalt  und  den  vorgeschlagenen  Stadtschreiber  nicht  annefaxnes 
wollen,  die  abgesandten  fürstlichen  Commissarien  zu  mehnnaln 
spöttlich  schimpflich  tractirt,  ihnen  kein  Gehorsam  nicht  geleistet, 
auf  dem  Rath  haus  tumultuiret,  nachmals  vor  ihnen  auf  dem  Schloß 
nicht  erschienen,  auch  die  sieben  nach  Graz  citirte  Bürger  sich  nicht 
gestellt,  sich  vieler  bösen  unnützen  Reden  vernehmen  laßen,  dk 
katholischen  Bürger  —  deren  über  3  oder  4  nicht  gewesen  — 
unterdrückt,  sie  aufs  höchst  verfolgt,  zu  keinem  Amt  nicht  kommec 
laßen,  die  Altgläubigen  zu  Bürgern  nicht  aufgenommen,  allen  schul- 
digen  Gehorsam  und  Unterthänigkeit  dermaßen  bei  seit  gesetzt,  dal 
man  nicht  anders  abnehmen  möge,  als  daß  sie  zur  Rebellion  nicht 
allein  geneigt,  sondern  sich  derselben  zu  unterfahen  gänzUch  ent 
schloßen,  haben  I.  F.  D.  aus  habendem  Eifer  gegen  die  katholisch« 
Religion  vor  ein  hohe  Notdurft  geachtet,  eine  ansehnliche  Com 
mission  armata  manu  abzufertigen.  Und  haben  darzu  verordnet  er5t 
lieh  als  directorem  und  das  Haupt  den  Herrn  Bischof  zu  Seckau, 
nachmals  Herrn  Andream  von  Herberstorf,  Freiherrn,  Herrn  Ar:aiD 
von   Moßhaim    und    Herrn   Hans  Friederichen    von    Fahr.     Die   itz< 

I 

benannte  Herrn  Commissarii  sind  den  17.  Dccembris  bei  Nacht  i^ 
guter  Still  im  bischöflichen  Schloß  Seckau  ob  Leibnitz  zusammcr 
kommen  und  daselbst  in  die  150  geworbene  Musquetirer  und  danij 
in  die  170  bischöfliche  Unterthanen,  so  alle  mit  Musqueten  unc 
langen  Rohren  bewehret  gewest,  zusammen  gebracht  und  folgender 
Tag  mit  bemelten  Fußvolk  und  einer  zimblichen  Reiterei  nacl 
Radkersburg  gerückt ;  im  Vorüberziehen  aber  im  Stubenbergischei 
Markt  Mureck,  da  der  sectische  Prädicant  entwischt,  einen  katho 
lischen  Priester  eingesetzt.  Nachmals  auf  den  Abend,  als  sich  Tag  un< 

I 

Nacht  schier  schaiden  wüUen,  zu  Radkersburg  eingezogen,  ob  wel 
eher  Ankunft  das  Stadtvolk  sehr  erschrocken:  Denn  obwohl  denei 
von  Radkersburg  von  einer  Commission  gedrohet,  so  haben  sie  docl 
der  Herrn  Commissarien  Ankunft  nicht  gewußt,  bis  sie  in  die  Stadi 
eingedrungen.  Deswegen  die  Radkersburger  in  eine  große  Cunfusior 
und  Schrecken  gerathen,  hin  und  wieder  gelaufen  und  nicht  gewußt 
was  ihnen  zu  thun  seie.  Stracks  aber  seind  die  Schlüßel  zu  den 
Thoren,  zum  Rathhaus  und  Zeughaus  abgefordert  worden,  die  Stadf 
gesperret  und  uf  allen  Plätzen  starke  Wachen  angestellt  worden 
Folgenden  Tag   haben    die  Herren  Commissarii   der   landiurstlichen 


99 

fciavonischen  Haronnien  (?)  —  deren  über  400  gewest,  von  welchen 
a-ich  die  Stadt  nichts  gewußt  —  erwartet  und  dieselben  bei  eit- 
licher  Nacht  umb  2  Uhr  in  die  Stadt  gelaßen.  Darob  das  Volk 
sehr  erschrocken;  sonderlich  bei  den  Weibern  hat  es  Heulens  und 
Weinens  abgeben. 

Nach  solchem  ist  den  19.  Decembris  die  Stadt  versperret 
geblieben,  alles  Kriegsvolk  in  guter  Ordnung  in  aller  Frühe  sich 
i'T  des  Bischofs  Losament  befunden,  dahin  auch  die  ganze  Bürger- 
schaft erfordert  worden.  Als  nun  die  Herren  Commissarii  auf  einem 
Sa.ll  sich  versammlet  und  Richter,  Rath  und  ganze  Gemein  vor 
ihnen  erschienen,  hat  Herr  Bischof  der  Reformation  einen  Anfang 
gemacht  und  die  Ursach  ihrer  Ankunft  angezeigt,  denen  von  Rad- 
ktrsburg  allen  ihren  Ungehorsamb  und  Mutwillen,  welchen  sie  in 
12  fahren  hero  geübt,  mit  großem  Ernst  verwiesen  und  ihre  lioch- 
strafmäOige  Verbrechen  dermaßen  exproprirt  und  hervorgezogen, 
izi  ihren  Vielen  dardurch  das  Waßer  aus  den  Augen  getrieben 
»erden,  über  das  ist  auch  eben  dasjenige,  so  Herr  Bischof  münd- 
:ch  vorgetragen,  durch  einen  Secretarium  was  weitläufiger  verlesen 
worden.  Und  als  sie  sich  deshalben  aus  Befehl  der  Herrn  Com- 
Tiissarien  unterredt  und  zur  Antwort  ermahnet  worden,  haben  sie 
lireii  Ungehorsamb  mit  wenig  Worten  und  weinenden  Augen  bekennt 
j"d  weiter  nicht  reden  können,  auf  welche  ihre  Bekanntnuß  ihnen 
ciiser  Sentenz  und  Bescheid  erfolgt,  daß  sie  nemblich  I.  F.  D.  ihrem 
Undäfürsten  mit  Leib,  Hab  und  Gut  zu  Straf  seien  heimgefallen, 
cahero  sie  dann  Gnad  und  Ungnad  zu  erwarten  haben. 

Stracks  darauf  seind  der  Stadt  Privilegien  und  Freiheiten  auf- 
;exbt  und  aus  dem  Rathhaus  in  das  land  fürstliche  Schloß  ob  Rad- 
■wsburg  —  da  sie  dannoch  sein  —  geführt  worden. 

Weil  auch  die  von  Radkersburg  Bann  und  Acht  mißbraucht, 
i'i  Gerechtigkeit  nicht  gehandhabt,  die  Katholischen  unterdrückt 
i:nd  in  viele  Wege,  was  sie  von  Obrigkeit  wegen  schuldig,  nicht 
;;händelt,  ist  ihnen  die  Hoheit  des  Landgerichts  entzogen  und  aul 
'lä'  vorbemelte  Schloß  transferirt  worden.  So  seind  auch  Richter  und 
Käthe  und  andere  Stadtoffizier  aller  ihrer  Dignitäten  und  Aemter  entsetzt 
^^rileti.  Alle  Bücher  seind  von  manniglich  ins  Rathhaus  abgefordert 
*tir(len,  und  da  einer  seine  Bücher  wollte  vertuschen,  soll  er  der 
Giiardia  vor  jedes  Stuck  10  Dukaten  zur  Straf  verfallen  sein.  Und 
'^  der  Pfarrer   solche   durchsehen,   seind    die    seelische   Bücher   in 


r 


100 

großer   Anzahl   durchs  Fenster  vom   Rathhaus   hinabgeworfen  und 
durch  das   windisch  Kriegsvolk  mit  großem  Frohlocken    an  dreien 
Orten  der  Platz  verbrennt  worden. 
l  Es    hat  Herr  Bischof  zu   mehrmalen    stark  gepredigt  und  die 

ganze  Bürgerschaft  ermahnet,  daß  sie  sich  zur  katholischen  Religion 
begeben  wolle.  VornembUch  aber  hat  er  —  semel  pro  semper  zj 
vermelden  —  zu  Radkersburg  sowohl  als  in  allen  Städten  und 
Märkten,  da  die  Commissarii  hinkommen,  die  Augsburgische  Con- 
fession  confutirt,  widerlegt  und  pur  lautern  menschentand  sein  er 
wiesen.  Nach  solchem  das  credo  ecclesiam  catholicam  weitläufig 
erklärt  und  ausgelegt;  ferner  das  Volk  de  fide,  spe  atcaritate,  de 
praeceptis  dei  et  ecclesiae,  de  sacramentis,  de  socerdotum  odinatione 
et  potestate  ecclesiastica  und  ausfuhrlich  de  communione  subuna 
specle  unterwiesen  und  durch  Beistand  Gottes  so  viel  ausgericht, 
daß  fast  alle  Bürger  und  Einwohner,  gar  wenig  ausgenommen,  ihrem 
Bischofen  in  dem  examine,  da  jeder  insonderheit  erfordert  worden, 
mit  Mund  und  Hand  versprochen  und  zugesagt  haben,  sie  wollen 
der  Kirchen  Gehorsamb  leisten  und  altem  katholischen  Brauch  nach 
das  Sacrament  sub  una  specie  empfahen.  Es  sein  ferneres  etlichd 
bei  scheinender  Sonnen  aus  der  Stadt  und  innerhalb  drei  Tagen 
aus  dem  Land,  etliche  aber  aus  dem  Burgfrieden  geschafft,  etliche 
zu  300,  500  und  1000  Thalem,  etliche  gar  in  2000  Dukaten  gestraft 
worden;  doch  ist  die  Moderation  gemeldter  Geldstrafen  I.  F.  Dj 
vorbehalten  worden.  So  haben  auch  die  von  Radkersburg  einen 
leiblichen  Eid,  so  durch  den  Herrn  Bischofen  ihnen  ist  vorgehalten 
worden,  geschworen,  daS  sie  I.  F.  D.  wollen  gehorsamb  und 
gewertig  sein,  dero  Gebot  und  Verbot  halten,  sich  der  sectischei^ 
Prädicanten  gänzlich  enthalten,  ihr  exercitium  meiden,  ihnen  kein 
Unterschleif  geben  und  bei  keinem  heimblichen  verbotenen  conventi 
culo  sich  nunmehr  nicht  finden  laBen.  Nach  beschehener  Beeidigung  ist 
ihnen  ein  Instruction  vorgelesen  und  durch  die  Herrn  Commissarien 
gefertigt  hinterlaOen  worden,  ungefehrlich  dieses  Inhalts: 

1.  Daß   sie  alle  Sonnti^  und  Feiertag  dem  Gottesdienst  und 
durehs  Jahr  den  gewöhnlichen  processionibus  wollen  beiwohnen; 

2.  an    den   verbotenen  Fasttagen   sich   des  Fleischessens   ent- 
halten ; 

3.  zur  Zeit  des  Gottesdienst  sollen  alle  Laden  gesperret  und 
auf  dem  Mstrkt  nichts  verkauft  werden ; 


101 


4.  einige  lutherische  Postillen  Bücher  sollen  sie  in  ihren  Häu^iern 
nicht  haben,  lesen  noch  lutherisch  singen; 

ö.  der,  so  ein  lutherisch  Buch  hat,  soll  10  Dukaten  verfallen 
sein,  halber  Theil  der  Kirchen  und  halber  Theil  dem  Richter; 

6.  alle  Sakramente  soll  man  allein  beim  ordentlichen  l'farrer 
empfahen,  der  sectischen  Prädicanten  sich  gänzlich  bemüßigen; 

7.  kein  Hochzeit  soll  in  der  Stadt  gehalten  werden,  es  sei 
denn  die  Copulation  durch  einen  katholischen  Priester  verneinet 
worden ; 

8.  da  ein  seelischer  Prädicant  betreten,  soll  er  gcfengüch 
eingezogen  und  bis  uf  I.  F.  D.  Resolution  verwahret  werden ; 

9.  Bürgerstöchter  und  Wittiben  sollen  sich  zu  Katholischen 
ralhen ; 

10.  die  Bruderschaften,  Fahnen  und  Beleuchtungen  der  Kirchen 
«ollen  wiederumb  angestellet  werden; 

11.  die  Stadtpfeifer  sollen  Sonntag  und  Feiertag  helfen  den 
Gottesdienst  verrichten; 

12.  die  unfleißigen  Schulmeister  sollen  auf  Anbringen  des 
Pfarrers  gestraft  werden; 

13.  alle  BUrgerskinder  sollen  bei  katholischen  Schulen  unter- 
K;e=en  werden,  und  da  sie  sich  auf  lutherische  Schulen  begeben, 
soll  ihnen  ihr  Erbschaft  nicht  aus  dem  Land  gestattet,  sondern  auf 
I.  D.  Resolution  vorbehalten  werden; 

14.  Niemand  soll  ohne  VorwiBen  des  Pfarrers  begraben  werden, 
»elches  wegen  der  Todtengräber  ihn  soll  angelobt  sein; 

15.  Niemand  soll  ohne  des  Pfarrers  Examen  und  Approbation 
mm  Bürger  aufgenommen  werden; 

16.  Alle,  so  Bürger  werden,  sollen  den  neuen  katholischen 
Eid  schwören; 

17.  Niemand  soll  die  Macht  haben,  ohne  Ihrer  F.  D.  Be- 
'^lligung  das  Bürgerrecht  aufzukündigen ; 

18.  die  Kirchenrechnungen  sollen  in  Gegenwart  des  Pfarrers 
jöchehen ; 

19.  der  Pfarrer  soll  des  Spitals  Superintendent  sein; 

20.  die  Stadt  soll  man  sauber  halten; 

21.  die  Instructioa  soll  alle  halbe  Jahre  vor  der  ganzen  Ge- 
mein und  Bürgerschaft  im  Beisein  des  Pfarrers  verlesen  werden : 

22.  der  Stadtsc'ireibcr  soll  I.  D,  auch  geschworen  sein; 


102 

23.  der  Pfarrer  soll  als  I.  D.  Anwalt  dem  Stadtrath  beiwohnen 
und  darob  sein,  daß  die  Instrucktion,  wie  auch  in  alle  Wege  I.  D. 
Reputation  gehalten  werde,  im  Widerigen  I.  D.  solches  berichten, 
und  da  er  Anwalt,  Richter  und  Rath  I.  D.  Hülf  bedürfen,  soll 
ihnen  dieselbige  nicht  mangeln. 

Es  sein  über  das  alle  Bürger,  so  entwischt  und  flüchtigen 
Fuß  gesetzt,  citirt  und  ihre  Güter  confiscirt  worden. 

Der  ganze  Rath  ist  mit  einem  katholischen  Richter  und  anderen 
neuen  Rathsfreunden  ersetzt  worden,  welche  nicht  allein  den  obver- 
melten  Eid  vor  den  Herrn  Commissarien  geleistet,  sondern  auch  Lt. 
Rathhaus  sua  sponte  ohne  alle  Zumuthung  vor  sich  selber  den 
katholischen  bürgerlichen  Eid  gethan. 

Es  haben  die  Herren  Commissarii  nicht  allein  den  stuben- 
bergerischen  Markt  Mureck  mit  einem  katholischen  Pfarrer  ersetzt. 
sondern  haben  auch  zwo  Pfarrern,  Halbeuren  und  Kloch  im  Un- 
garischen, ein  Meil  von  Radkersburg,  eingenommen  und  mit  katho- 
lischen Priestern  versehen,  die  Pfarrgemein  ihrem  Seelsorger  Geher- 
samb  zu  leisten  beeidigt,  und  unangesehen  der  Herr  von  Radi 
mannsdorf  solches  nicht  hat  wollen  laßen  geschehen,  so  ist  er  doq 
über  das  gedrungen  worden  zu  versprechen,  daß  er  die  Pfarrer  voi^ 
Vogtobrigkeit  wegen  beschützen  wolle. 

Herr  Karl  von  Herbersdorf  hat  gleich  bei  der  Stadt  Radkersi 
bürg  aus  einer  Rindhütten  eine  sectische  Synagog  gemacht,  za 
welcher  die  Bürger  haufenweis  hinausgelaufen;  solche  waren  di^ 
Herrn  Commissarii  zu  verbrennen  entschloßen ;  weil  er  aber  in  Wegi 
Schaffung  der  Prädicanten  I.  D.  Gehorsamb  geleistet,  den  Altarj 
Taufstein,  Predigtstuhl  und  der  Prädicanten  Epitaphia  aus  de^ 
Kirchen  gethan,  die  Glocken  weggenommen,  den  Thurm  abgetragen; 
haben  I.  D.  ihm  begnadet,  daß  ihm  solches  Gebäu  —  doch  dafl 
einiges  Religion-Exercitium  darin  nicht  werde  gehalten  —  unzer 
stört  verblieben  ist. 

Als  nun  solches  Alles  zu  Radkersburg  verrichtet  worden,  sein 
die  Herrn  Commissarii  auf  die  andern  Städte  armarta  manu,  unge^ 
fährlich  mit  1000  Mann  —  da  zu  den  Vorigen  etlicher  Städte  Schützen 
gestoßen  —  fortgezogen  und  erstlich  zu  Marburg  ankommen.  Da- 
selbst ist  schier  ebennäßiger  Proceß  wie  zu  Radkersburg  gehalten 
worden,  die  Bürgerschaft  modo  solito,  wie  oben  vermeldet  zur 
katholischen    Religion    ermahnet,    etliche    Nobilirte    hinweggeschaft. 


103 

der  katholische  Generaleid  vorgehalten  und  die  obbemelte  Instruction 
verlesen  worden.  Herr  Wolf  Wilhelm  Freiherr  von  Herberstein  hat 
ein  Schloß  gar  nahe  bei  Marburg,  Windcnau  genannt,  bei  welchem 
er  gehabt  eine  sectische  Kirche,  Schul  und  Prädicantenhaus.  Zu 
solchem  sectischen  cxercitio  sein  die  Marburger  haufenvveis  hinaus- 
gelaufen, ßemelte  Synagog  haben  die  Herrn  Commis.sarii  den 
8.  Januarii  des  1600ten  Jahres  in  Brand  gesteckt  und  sowohl  die 
Schul  und  Prädicantenhaus  als  die  Kirchen  mit  Pulver  zersprengt. 
Und  weil  bemelter  Herr  von  Herberstein  I.  F.  D.  decreta  verächt- 
lich gehalten,  ist  auf  die  Brandstatt  ein  Galgen  ufgerichtet  worden. 
Sobald  aber  die  Commissarii  mit  dem  Kricgsvoik  wiederumb  gen 
Marburg  kommen,  hat  der  von  Herberstein  den  Galgen  wiederumb 
abhacken  laßen.  Dcrohalben  folgenden  Tag  in  aller  Frühe  wiederumb 
ein  dreifacher  Galgen  an  das  vorig  Ort  gesetzt  worden  und  von 
den  Commissarien  ihme  von  Herberstein  ein  Dekret  zugeschickt 
worden,  daß  er  den  vorigen  Galgen  habe  umbhacken  laßen,  werde 
L  D,  ungestraft  nicht  laßen;  itzund  aber  werde  ihme  bei  Verlierung 
Hab  und  Gut  ernstlich  befohlen,  daß  er  den  wiederumb  neu  auf- 
gerichteten dreifachen  Galgen  unbetrübt  verbleiben  laße.  Wann  er 
dann  wohl  hat  vermuthen  können,  da  er  ferneres  wieder  solches 
Hocl^ericht  was  attentiren  würde,  daß  die  Herren  Commissarii 
mit  den  großen  zu  Petau  liegenden  Stücken,  mit  welchen  Petrinia 
ist  bezwungen  worden,  ihm  vor  sein  Haus  rücken  würden,  hat  er 
sich  eines  Beßeren  bedacht  und  den  Herrn  Commissarien  eine 
schriftliche  Entschuldigung  zugeschickt. 

Es  befinden  sich  auf  dem  Windischen  bezauberte  Leut  so  sich 
Mitsamb  werfen,  umbgauglen  und  sich  sehr  wnnderbarlich  stellen, 
nachmals  in  ecstasj,  als  wenn  sie  todt  wären,  liegen:  wenn  sie  nun 
wiederumb  zu  sich  selber  kommen,  predigen  sie  dem  Volk,  sie 
haben  visiones  gesehen,  die  Chor  der  Engel,  die  heiligen  Apostel 
und  die  würdigste  Jungfrau  Maria  in  einem  schönen  goldenen  Saal 
und  dergleichen  mehr;  item  die  Mutter  Gottes  wolle  kurzumb,  daß 
man  ihr  zu  Ehren  Kirchen  baue,  sonderlich  eine  bei  S,  Leonhard 
im  Windischen  Pühel ;  und  in  dieselbe  Kirche  werde  von  den  Engeln 
das  heilig  Grab  von  Jhenisalem  in  Lüften  geführet;  predigen 
dem  Volk,  ermahncns  zur  Büß  und  haben  soviel  ausgericht.  daß 
das  Volk  ein  Kirchen  bei  S.  Leonhard  im  Wündischen  Pühel,  zum 
;   venneintcn  heiligen  Grab   genannt,   gebauet,    zu    welcher   das  Volk 


-»      n 


104 

haufenweise  gelaufen.  Und  gleich  wie  die  Lutherischen  zu  wenig, 
als  glauben  dergleichen  Leut  superstitiose  zu  viel.  Solche  Kirch, 
wie  auch  noch  eine  andere  zu  Leutschach  ist  durch  die  Heim 
Commissarii  in  Brand  gesteckt  worden. 

Als  die  visitatio  zu  Marburg  verrichtet  worden,  seind  die 
Herrn  Commissarii  more  solito  auf  die  Städte  Petau,  Windisch 
Füstritz,  Cili  und  Windischgrätz  gezogen,  dieselbigen  alle  sowohl 
als  die  zwo  vorige  modo  praedicto  reformirt.  Also  sein  auch  folgende 
Markt  sowohl  als  die  Städte  reformirt  worden,  nemblich:  Ganewitz, 
Saxenfeld,  Traburg,  Cibiswald,  Leutschach,  Leibnitz,  Wildau,  welche 
Örter   alle   seind   visitirt  und  Gottlob  glücklich  und  wohl  reformirt 

Zu  Gatzelitz  ist  ein  Friedhof,  so  die  zu  Datenbeck  erbauet, 
zerstöret  worden. 

Zu  Windisch  Grätz  ist  ein  großer  Friedhof  sampt  einem  Kirch- 
lein, so  von  Langherrn  erbauet  worden,  mit  Böcken  angerannt  und 
zerstöret  worden. 

Zu  Anfels  ist  ein  schöner,  dem  Herrn  von  Gera  gehöriger 
Friedhof  zerstoßen  und  ganz  und  gar  niedergelegt  worden. 

Den  19.  Januarii  ist  das  schöne  herrliche,  von  Marmelstcin 
durch  die  Landherm  ufgerichte  Gebäu,  nemblich  die  sectische  Kirch 
bei  Saxenfeld  ob  Cili  mit  Pulver  zersprengt  und  mit  großem  Froh- 
locken des  windischen  Volks  in  Grund  verheert,  verderbt  und  zer- 
störet worden.  Solche  Synagog  hat  in  die  2000  fl.  gekostet. 

Zu  Schwamberg  ist  der  Friedhof  und  Kirche  auch  in  Grund 
zerstoßen  worden. 

Zwei  Friedhöfe  und  stark  gemauerte  Kirch  bei  Leibnitz  seind 
den  28.  Januarii  mit  Pulver  zersprengt  und  in  Grund  zerstöret 
worden. 

Die  Filialkirch  bei  Amfels,  darin  Herr  von  Gera  sein  sectisch 
exercitium  gehabt,  ist  dem  Pfarrer  zu  St.  Johann  im  Saxenthal  ein- 
gehendigt worden. 

Als  nun  dieses  Alles  vermelter  Maßen  und  andere  viel  Sachen 
mehr,  so  wegen  der  lieben  Kürze  nicht  können  beschrieben  werden, 
durch  die  Herrn  Commissarien  verrichtet  worden»  sein  sie  vom 
Schloß  Seckau  ob  Leibnitz,  da  sie  dieser  Commission  ein  £nde 
gemacht,  nach  Graz  gezogen  und  ihrer  Commission  halber  Relation 
gethan,  darob  I.  D.  wohl  zufrieden  gewesen. 


105 

Letzlich  ist  zu  merken,  daß  der  Herr  Bischof  die  fundamenta 
latholicae  religionis  dermaßen  eingekleidet,  erklärt  und  eingedruckt, 
daß  durch  Beistand  Gottes  fast  alle  Bürger  und  Einwohner  bekehrt, 
mch  viel  derjenigen,  so  ihrer  Halsstarrigkeit  halber  aus  geschafft 
worden,  Gnad  begehren  und  sich  wollen  weisen  lassen. 

Nachmals  ist  der  obbcmelte  catholische  Generaleid  in  allen 
Städten  und  Märkten  geleistet  und  aufgenommen  worden. 

Dann  zum  dritten  ist  an  allen  Orten  die  obbemelte  Instruction 
verlesen  worden,  und  sollen  die  Anwälte  und  Pfarrer  darob  sein, 
daß  sie  allenthalben  alle  halbe  Jahr  verlesen  und  ins  Werk  gerichtet 
werde,  in  widerigem  I.  F.  D.  Berichts  und  Bescheids  erwarten. 

Zum  vierten  sind  an  allen  Orten  scctischc  Bücher  in  ctHch 
ILKK)  Stück  verbrennet  worden.  Man  hat  auch  der  nobilitirten  Per- 
sonen in  Städten  und  auf  dem  Land  nicht  verschonet;  allein  in  der 
l^ndesherms  Schlößer  einzugreifen,  haben  sich  die  Herrn  Com- 
missarü  bishero  enthalten. 

Letzlich  ist  an  allen  Orten  der  Rath,  da  es  die  Nothdurft 
erfordert,  verändert,  und  auch  die  Stadtschreiber  in  I.  D.  Gelübd 
genommen  worden. 


VII. 

Bilder  aus  der  Zeit  der  Gegenreformation. 

Von  Prof.  Dr.  Fbanz  Schxiohl  in  Linz. 
(Fortsetsang.  *) 

I.  Sprachgrenzen. 

Die  Rückbekehrung  hatte  durch  die  umfangreichen  Aus- 
wanderungen naturgemäss  einige  Veränderungen  in  sprachlicher 
Hinsicht  im  Gefolge ').  Dieser  Einfluss  zeigte  sich  hauptsächlich  an 
den  Sprachgrenzen,  vornehmlich  in  Böhmen,  wo  ja  heute  noch 
Deutschthum  und  Slaventhum  in  heissem  Ringen  liegen.  Nach- 
dem unter  Karl  IV.  (1347 — 1378)  die  weit  vorgeschobene  slavische 
Halbinsel  in  Gefahr  gerathen  war,  von  den  deutschen  Sprachwogen 
gänzlich  überfluthet  zu  werden,  kam  durch  die  Husitenstürnne  der 
Rückschlag. 

Die  Zeit  der  Glaubensneuerung  brachte  eine  Art  Ausgleich 
zwischen  dem  deutschen  und  czechischen  Lager.  Die  grossen 
Glaubensfragen  drängten  die  stammesgenössischen  vorläufig  mehr  in 
den  Hintergrund.  Erst  als  die  religiös-nationale  Erhebung  der  böh- 
mischen Stände  gescheitert  war,  gewann  das  Deutschthum  wieder  etwas 


1)  Vgl.  Jahrbuch  1895,  S.  78  ff.  : 

*)  Ficker,  Die  Völkerstämme  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie.  Mit-: 
theilungen  aus  dem  Gebiete  der  Statistik,  XV,  4.  Heft,  1869.  —  d'EWert.  Zur! 
Geschichte  des  Deutschthum«  in  Oesterreich-Ungarn,  mit  besonderer  Rücksicht  &uf  die; 
slavisch-ungarischen  Länder.  —  Beheim- Schwarzbach,  HohenzoUer'sche  Coloni- 
sationen.  Leipzig  1874.  —  Wolf,  Geschichtliche  Bilder  aus  Oesterreich.  Wien  1878.1 
II.  Bd.  —  Weber:  1.  Ueber  die  Ausbreitung  der  deutschen  Nationalität  in  Böhmen. 
2.  Ueber  die  inneren  Zustände  Oesterreichs  vom  30jährigen  Kriege  bis  zum  Re^enings 
antritte  der  Kaiserin  Maria-Theresia.  Zwei  Programmaufsätze,  1860 — 1861.  Elbogeo 
O.  R.  —  Schwicker,  Die  Deutschen  in  Ungarn  und  Siebenbürgen.  Wien  und 
Teschen  1881. 


107 

von  dem  im  XV.  und  XVI.  Jahrhundertc  verlorenen  Boden  zurück. 
Freilich  kann  von  einer  zielbewussten  Ausbreitung  deutscher  Sprache 
and  Sitte  seitens  der  Staatsleitung  kaum  gesprochen  werden,  ab- 
gesehen etwa  von  dem  Umstände,  dass  seit  Ferdinand  II.  die 
deutsche  Sprache  neben  der  stavischen  als  Gerichtssprache  in  Ver- 
wendang  stand.  Einigen  Vorschub  erhielt  das  Deutschthum  dadurch, 
dass  nach  Bewältigung  des  grossen  Aufstandes  viele  katholische 
Priester  aus  Baiem  und  anderen  deutschen  Gebieten  herbeigezogen 
ftiirden,  um  die  Lücken,  welche  durch  den  Abzug  so  vieler  Prediger 
gerissen  worden  waren,  wieder  auszufüllen.  Die  Zuwanderungen  aus 
deutschen  Ländern :  Oesterreich,  Tirol,  Baiern,  der  Pfalz  waren  über- 
haupt beträchtlich.  So  erfolgte  zumal  im  westlichen  Böhmen  um 
1680  eine  massenhafte  Einwanderung  deutscher  Bauern.  Daher 
stammen  die  Klagen  der  czechischen  Schriftsteller  über  die  Ver- 
deutschung Böhmens  in  den  Jahren  1620 — 1700.  Ficker ')  warnt 
indessen,  wohl  mit  Recht,  davor,  derselben  zu  grosse  Bedeutung 
zuzumessen.  Gindely')  huldigt  auch  der  landläufigen  Anschauung 
von  der  Germanisirung  Böhmens  nach  der  Schlacht  am  Weissen 
Berge.  Nach  ihm  wurden  durch  die  Gegenreformation  in  Böhmen 
die  Slaven  zu  jener  untergeordneten  Stellung  herabgedrückt,  welche 
die  Deutschen  bis  dahin  eingenommen  hatten.  Aber  Gindely  wider- 
spricht später  dem  selbst.  S.  97  heisst  es,  dass  nach  den  Berichten 
des  Nuntius  Caraffa  die  deutsche  und  böhmische  Sprache  im  Jahre 
1621  gleichmässig  in  Prag  herrschten,  S.  213  findet  sich  die  Be- 
merkung, dass  die  gegenwärtig  ganz  böhmische  Stadt  Jungbunzlau 
damals  noch  ganz  gemischtsprachig  war.  Dasselbe  gilt  auch  von 
Kuttenberg.  Wo  bleibt  da  das  Vordringen  des  Deutschthums  ?  Das 
Zunickweichen  des  Czechenthums  ^ 

,In  Mähren  weiss  man  von  einer  Germanisirung.  insbesondere 
durch  deutsche  Ansiedler,  nichts').*  In  Oberschlesien  zeigte  sich 
sogar  das  gegentheilige  Schauspiel.  Hier  erlitt  das  Deutsche  starke 
Einbusse  und  das  sogenannte  .Wasserpolakische'  gewann  die  Oberhand, 
In  Innerösterreich  schob  sich  die  deutsche  Sprachgrenze 
immer  weiter  nach  Süden  vor.  Gross  war  hier  im  Laufe  der  Zeiten 
der  Gewinn   des   deutschen  Wesens,   standen   ja    doch    im  X.   und 

')  S.  28. 

■)  Gindely,  Gcfchichte  der  GegenreformatioD  in  Böhmen.  S.  84. 

•)  d'EiTerl. 


108 


XI.  Jahrhunderte  die  slavischen  Vorposten  im  Lungau  und  seihst  im 
südöstlichen  Winkel  des  heutigen  Oberösterreich. 

An  diesem  steten  Vordringen  der  deutschen  Sprache  konnte 
selbst  die  Thatsache  nicht  viel  ändern,  dass  durch  die  Gegenrefor- 
mation gerade  das  deutsche  Bürgerthum  getroffen  wurde.  Die  Süd- 
slaven hatten  sich  bis  auf  verschwindende  Ausnahmen  dem  Pro- 
testantismus gegenüber  ablehnend  verhalten.  Die  Ueberlegenheit 
der  deutschen  Geistesbildung  machte  sich  nach  wie  vor  geltend 
und  zog  die  Gebildeteren  unter  den  Slovenen  in  ihren  Bannkreis. 
Hier  stand  dem  vordringenden  Deutschthum  kein  national-slavisches 
Schriflthum  von  Bedeutung  entgegen,  wie  etwa  in  Böhmen,  wo  das 
XVI.  Jahrhundert  als  das  goldene  Zeitalter  der  czechischen  Sprache 
gefeiert  wird.  Zudem  nöthigten  die  Verkehrsverhältnisse  die  slovcni- 
sehen  Geschäftsleute  vielfach»  sich  neben  der  Muttersprache,  die 
nur  auf  einem  kleinen  Räume  Geltung  hatte,  noch  des  Deutschen 
oder  Italienischen  zu  bedienen. 

Die  slavischen  Sprachinseln  Niederösterrcichs  ersetzten 
durch  zahlreiche  Zuwanderungen  wieder,  was  sie  durch  fortwährende 
Abgabe  an  das  sie  umschUessende  deutsche  Sprachgebiet  einbüssten 

Die  Reformation,  die  evangelische  Kirche  und  Schule,  hatte 
das  ungarische  Deutschthum  wesentlich  gekräftigt.  Die  in  derZips 
schon  im  Anfange  des  XVII.  Jahrhunderts  beginnende  Zwangs- 
bekehrung, die  dann  in  allen  deutschen  Gebieten  Ungarns  mit  ab- 
wechselnder Heftigkeit  bis  in  das  XVIII.  Jahrhundert  fortdauerte, 
engte  wieder  das  deutsche  Sprachgebiet  merklich  ein.  In  der  Zips 
und  in  Oberungarn  kam  diese  Verdrängung  des  Deutschthnms  nicht 
dem  Magyaren-,  sondern  dem  Slaventhume  zugute.  Zahlreiche 
deutsche  Protestanten  zogen  anlässlich  der  Gegenreformation  aus 
Nordungam  nach  Siebenbürgen,  wo  ihr  Glaube  und  ihr  Volksthum 
gesichert  waren.  So  lange  man  die  Gegenreformation  auf  ungarischem 
Boden  nur  lässig  betrieb,  wandten  sich  manche  glaubenshalber  Ver- 
folgte aus  den  deutschen  Erbländern  nach  Ungarn.  Das  deutsche 
Wesen  wurde  aber  dadurch  kaum  gekräftigt,  wenn  man  etwa  von 
den  westlichen  Gespanschaften  absieht.  Diejenigen,  welche  nach 
Mittelungam  zogen,  gingen  zumeist  ihrem  Volke  verloren;  s/c 
wurden  Magyaren  in  Sitte  und  Sprache. 

Nachtheilig  für  das  deutsche  Sprachgebiet  erwies  sich  die  Rück- 
bekehrung  auch   in  Tirol.     Sie   brachte   eine  grössere  Anlehnung 


II  den  katholischen  Süden,  zog  viele  italienische  Sendboten  ins 
jnd  und  forderte  so  die  immer  weiter  fortschreitende  Verwelschung 
iudtirols.  Dieser  Verlust  deutschen  Volksthums  fand  nur  einen 
mu  unzureichenden  Ersatz  durch  die  Verdrängung  des  rhato- 
tnunischen  aus  dem  oberen  Vintschgau,  woselbst  die  Ver- 
cdscbung  gewaltsam  betrieben  wurde,  um  dieses  Thal  von  dem 
lik'inischen  Graubündten  abzuschli  essen.  Die  Zurückdrängung 
er  deutschen  Sprache  in  Görz  ist  zumeist  auf  Rechnung  der 
alitnischen  Jesuitcnschulen  zu  setzen.  Die  Regierung  that  nichts, 
11  Jer  unaufhaltsam  fortschreitenden  Verwelschung  zu  steuern '). 

Abgesehen  von  dieser  theilweisen  Einengung  des  deutschen 
jiracti;'ebietes  durch  die  G^enreformation,  schadete  die  Bevorzugung 
Bi.inischen  Wesens  seitens  des  Hofes  und  des  Adels,  wie  sie  ins- 
C'^nderesdt  dem  30jährigen  Kriege  zu  Tage  trat,  auch  dem  Gefiige 
ia  deutschen  Sprache  ausserordentlich.  Im  katholischen  Süden  war 
I  das  Italienische  und  Spanische,  im  protestantischen  Norden  vor- 
ipneisc  das  Französische,  das  zersetzend  in  den  deutschen  Sprach- 
Bii  eindrang.  Von  den  oberen  Classen  verbreitete  sich  diese  Vor- 
ea  für  das  Fremde  auch  in  die  breiten  Volksschichten  und  half 
flnuiig,  aus  unserer  schönen  Muttersprache  jenes  , Kauderwelsch' 
ciiffen,  mit  dem  wir  noch  heutzutage  unsere  Noth  haben. 

2.  Bergwerke '). 
Durch    die    Auswanderungen    der    protestantischen    Knappen 
r-iJtn  auch  viele  Bergwerke  stark  in  Mitleidenschaft  gezogen.    So 

>}Cioernie,    Du    Land    Gärz    und    Gradiska    mit    Einacbluss    von    A<jmleja, 

V-i  1893.  S.  925. 

'>  Buiii,  Der  Verfall  der  Gold-  und  Silberbergwerke  in  KMrnlen  und  die 
'EiiiTlonnition.  Cuinthia  1880.  —  Chevalier,  Skizze  einer  GetchicMe  des  Kety 
«2'  m  Hin.  MittbeilDDgen  dei  Vereinet  für  Geschichte  der  Deutichen  in  liohmen, 
'-1I'  ISTö.  —  Cierweny,  Geschichte  der  Schwarzenthaler  Goldgruben  im  Riescn- 
l'^'iit.  Hiltbeilangen  de*  Vereines  fdr  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen.  _  Dur 
-gcr,  Piugau  und  Pongau.  Satiburg  1867/68.  —  Egger,  GeicMchle  Tirols  von 
b  ältesten  Zeiten  bis  in  die  Neaxeit.  Innibrack  1872.  —  Egger,  Die  Tiroler  und 
'!i:berjeT.  iDubmck  1882.  —  d'Elvert,  Geschichte  und  Beschreibung  der  könig- 
^  Eieis.  nnd  Bergstidt  Iglau  in  Mähren.  Bdinn  1850.  —  d'Elvert,  Zur 
'niiichlc  de*  BergbKuei  in  Mlhren  and  Oesterreichi  seh -Schlesien.  15.  BJ.  der  See 
'-ladiifiea.  1866.  —  Goehleit,  Denkschrift  über  die  böhuiischeo  Lande.' finanitn 
■"»iiiue  1618.   HiUheiInng   des  Veieioes  für  Geschichte  der  Deutschen  in  Buhmcn. 


l 


110 

Kössen  und  Pillersee  in  Tirol;  Neustadt),  Michaelsberg,  Eule,  Kutten 
berg.  Neudeck,  Joachimsthal  in  Böhmen;  Iglau  in  Mähren.  Vice 
protestantische  Bergleute  aus  Inner  Österreich  wandten  sich  nach 
Württemberg  und  gründeten  dort  den  Ort  Freudenstadt.  Diese 
unleugbare  Schädigung  und  Beeinträchtigung  einzelner  Bergwerke 
clurcli  die  Gegenreformation  hat  viele  Geschichtsschreiber  verleitet, 
die  K.ückbekehrung  fast  einzig  und  allein  für  den  beinahe  allgerndnei 
Verfall  der  Bergwerke  verantwortlich  zu  machen.  Es  ist  leicht,  den 
Nachweis  für  die  Uebcrtreibung,  die  in  einer  solchen  Behauptung 
liegt,  zu  erbringen.  Es  ist  dies  übrigens  schon  zu  wiederholten  Maler 
geschehen,  meines  Wissens  von  Buzzi,  Wolfskorn  und  Richter 

Treten  wir  also  der  Sache  etwas  näher. 

Schon  gegen  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  wird  fast 
überall  die  Klage  laut,  dass  die  Bergwerke  vcrfallea 
Zumal  sind  es  die  Bergwerke  auf  Edelmetalle,  die  in  der  Zeit  vot 
1660 — 1620  mehr  und  mehr  herunterkommen.  Dieser  Niederganj 
ist  ziemlich  allgemein.  Er  erstreckt  sich  auf  die  Alpenländer  sogul 
wie  luf  Böhmen,  Mähren  und  Schlesien.  Es  müssen  also  hiebd  woh! 
gemeinsame  Ursachen  im  Spiele  sein.  Vor  Allem  muss  die  Beoh 

IV,  1866.  —  H»llwich,  Rekhenberg  und  «ine  Umgebung,  1870.  —  Ilingeino 
.stuJien  Ubei  den  Bei^bau  in  Oestetreich.  Oetterreichitche  Revoe  1863.  I.  II.  VI 
1865,  L  —  Hirn,  Ertberiog  Ferdinand  11.  von  Tirol.  Innsbruck  1885.  —  Koiti 
Slcmfeld,  Du  Gaste  in  eithal.  Salibuig  1610.  —  Renner,  Analecten  aus  der  Ge 
schichle  Neudecks.  Miltheüungen  d«  Vereines  fUr  Geschichte  der  Deutschen  in  Bobmcn 
VJir,  1870.  —  Feier,  Die  Goldbergwerke  bei  Zuckin»ntel  und  Fteivaldau.  Zejlichif 
de«  Vereines  fUr  Geschichte  und  Alterlhum  Schlesiens.  XIX,  1886.  —  Schebeck 
Zur  Geschichte  der  GegenreroiniBtion  in  Böhmen.  Nach  den  Aufieichnungen  cmo 
Fm3n:beainten.  Mittheiinngen  dei  Vereines  für  Cochichte  der  Deutschen  in  Biihmcii 
XIII,  1876.  —  Schön,  ProlcEtantische  Exulanlen  and  FlUchllinge  und  deren  N'icli 
knmmtn  in  Wamemberg.  BläUer  Wr  württembeigitche  Kirchengcscbichte.  Stmif"i 
1890,  Nr.  3  u,  4.  —  Urbin,  Der  Bergbau  zu  und  um  MichaeUbetg,  Mittheilnoen 
lies  Vereines  (Ür  Geschichte  der  Deutseben  in  Bühincu.  XXIII,  1S8&.  —  Viertbaln 
Reihen  durch  Saliburg.  Salibnrg  1799.  —  Wolf,  Geschichtliche  Bilder  aus  Oeslerreicti 
Wirn  1878.  —  Wolf.  Lucas  Geiikofler  und  seine  Selbstbiographie  1650-16« 
Wien  1873.  —  WoUakron,  Zur  Geschichte  des  Lungauer  Bergwerkes.  Saltbur^c 
Lsnileskunde.  XXIV,  1884.  —  Wolfskron,  Zur  Bei^baugeschichte  von  WinJis^h 
MalteL  Ebenda.  —  Wolkan,  Beitrüge  zu  einer  Geachichte  der  Reformation  in  Böhme» 
Da<  Decannt  Aussig.  Jahrbuch  der  Gesellschaft  des  Protestantlsmui  in  Oe&lerrcicb 
1885.  —  Zillner,  Saliburger  Cull Urgeschichte  in  Umrissen.  Snlibui^  1671.  - 
Sche:npf1ug,  Der  Bergbau  auf  dem  Dominium  Ossegg  und  in  seiner  nücbsten  Umgebung 
MitttiFÜungen  des  Vereines  (Ur  Geschichte  der  Deutschen  in  Böhmen.  XV,   1877. 


111 

jchtung  stutzig  machen,  dass  gerade  die  Bergwerke  auf  Edelmetalle 
lerfielen.  Die  auf  Eisenerze  und  auf  Salz  wurden  von  diesem  all- 
gemeinen Verfalle  wenig  berührt.  Und  doch  sind  die  Arbeiter  bei 
derlei  Bergwerken  von  der  Zwangsbekehrung  nicht  verschont  worden. 
Die  Bergwerke  auf  Gold  und  Silber  hatten  eben  schon 
vor  Beginn  der  Gegenreformation  aufgehört,  lohnende 
Erträgnisse  zu  liefern.  Dass  dieser  Niedergang  dann  durch 
den  Wegzug  von  Bcrgarbatern  beschleunigt  wurde,  liegt  auf 
der  Hand.  Mit  dieser  Auswanderung  der  Arbeiter  in  Gold-  und 
S Liberbergwerken  hat  es  eine  eigene  Bewandtniss.  Es  lässt  sich  nicht 
leugnen,  dass  sie  vielfach  mit  der  kirchlichen  Verfolgtingssucht  ver- 
bunden war.  Im  Allgemeinen  aber  dürfte  der  Satz  gelten:  Nicht 
der  Verfall  war  die  Folge  der  Wegwanderung  der 
Bergarbeiter,  sondern  umgekehrt  derWegzug  die  Folge 
des  Verfalles. 

In  Tirol  tauchen  die  ersten  Klagen  über  den  Rückgang  der 
Bergwerke  schon  1550  auf.  Nur  das  Salzbergwerk  zu  Hall  machte 
eine  rühmliche  Ausnahme.  Dies  ist  wiederum  bezeichnend.  Längs 
der  Tauem,  in  Kärnten,  Steiermark  und  Salzburg,  schliesst 
die  Blüthezeit  der  Gold-  und  Silberbergwerke  mit  dem  Jahre  1560. 
Selbst  die  Uebernahme  der  Gewerke  zu  Ramingstein,  Gastein  und 
Rauris  durch  die  erzbisch ofliche  Herrschaft  vermochte  nicht  den 
.Siedergang  aufzuheben.  Im  Jahre  1635  waren  die  Gewerke  in 
Oastein,  Rauris  und  Gross-Arl  schon  völlig  verarmt.  .Gletscher 
b;';deten  sich  über  den  Gruben  und  von  den  prächtigen  Wohnungen 
te  Gewerke  sind  nur  Trümmer  vorhanden:  Grabmäler  und  Leichcn- 
':eine  des  vorigen  Wohlstandes').*  In  einer  Denkschrift  vom  Jahre 
liilS  heisst  es  über  Böhmen:  ,Die  Bergwerke  liegen  ganz 
■jud  gar  still  und  öde.*  Das  Silberbergwerk  zu  Kuttenberg 
arbeitete  schon  16 — 20  Jahre  vor  Durchführung  der  Gegenrefor- 
mation mit  einem  jährlichen  Verluste  von  15.000  fl.  Im  Jahre  1624 
-berslicgen  die  Betriebskosten  die  Einnahme  wöchentlich  um  700  bis 
"fK*  Thaler.  Die  böhmische  Kammer  sah  die  Ursache  des  Nieder- 
ganges allein  in  der  Geringhaltigkeit  des  Erzes.  Im  Laufe  des  30jährigen 
Krieges  ging  das  Bergwerk  ganz  ein.  Auch  die  Bergwerke  von  Joa- 
'-iiimsthal  und  Schlaggenwald  gaben  imjahre  1627  keine  nennen.swerthe 
Ausbeute  mehr.  Schon  zum  Beginn  des  XVI.  Jahrhunderts  stockten 


112 


die  meissnischen  Bergwerke  am  böhmischen  Gebirge,  und  anne 
Bergleute  mussten  an  fremden  Orten  ihr  Heil  versuchen  *). 

Diese  Verödung  ward  auch  dort  nicht  behoben,  wo  sidi  in 
Folge  der  Gegenreformation  die  meisten  Arbeiter  zum  katholischen 
Glauben  bequemten  und  von  einer  Auswanderung  in  grossem  Stile 
nicht  die  Rede  sein  konnte. 

Ueberblicken  wir  die  obigen  Zeitangaben,  so  finden  wir,  da5ä 
der  Rückgang  der  Bergwerke  schon  vor  der  Durchfuhrung  da 
Gegenreformation  eine  vollendete  Thatsache  war.  Der  SOjährigt 
Krieg  brachte  noch  eine  Verschlimmerung  der  Verhältnisse.  Ar 
manchen  Orten  wurde  der  Bergbau  unter  grossen  Verlusten  nm 
noch  aus  Rücksicht  auf  die  Arbeiter  einige  Zeit  weiter  betrieben 
um  diesen,  so  lange  es  halbwegs  anging,  das  Brot  nicht  zu  ent 
ziehen.  Endlich  stand  er  ganz  still.  >An  vielen  Orten,  wo  einsteni 
reicher  Bergsegen  thronte,  sind  heute  die  Schachte  dem  Boda 
gleich,  die  Stollen  verfallen,  auf  den  Halden  erheben  sich  Fichtei 
und  Tannen*).* 

Was  waren  also  die  Ursachen  einer  so  traurigen  Veränderung 
Den  Hauptstoss  erhielt  der  Bergbau  wohl  durch  die  Entdeckun[ 
und  Ausbeutung  der  reichen  Erzgänge  in  Amerika,  was  die  En( 
werthung  des  Edelmetalles  und  grosse  Handelskrisen  in  Europa  id 
Gefolge  hatte.  Dazu  kamen,  namentlich  für  die  Bergwerke  in  dej 
Alpen,  die  Verödung  der  Handelswege  nach  Italien,  das  Sinken  dej 
levantinischen  Handels  durch  die  Entdeckung  des  Seeweges  nach  0^^ 
indien.  Manche  Bergwerke  gingen  auch  an  Erschöpfung  zu  Grund^ 
Vielfach  beschleunigten  fieberhaft  betriebener  Raubbau  und  nicht  z| 
bewältigende  Wassereinbriiche  den  Glückswechsel.  Theuere  B^ 
fbrderungsmittel,  das  Abholzen  der  Wälder,  das  Steigen  der  Boden 
preise,  erhöhte  technische  Schwierigkeiten  verschlimmerten  die  Sachlage 

Nicht  gering  anzuschlagen  ist  ferner  die  Erstarrung  des  Unte^ 
nehmungsgeistes  durch  die  AUesweltsmengerei  des  Staates,  der  y 
Bergwerken  nur  Melkkühe  zur  Auffrischung  seiner  leidenden  Ein 
künfte  erblickte.  Daneben  gingen  verfehlte  wirthschaftliche  Massregeli 
einher,   eine   zumeist   schlechte  Verwaltung,   die  Verschleppung  dei 


1)  Gindely,  Geschichte  der  Gegenreformation  in  Böhmen.  S.  222—224  on^ 
S.  294.  —  Georg  L  o  e  s  c  h  e,  Johannes  Mathesias.  Ein  Lebens-  nnd  Sittenbild  aus  de 
Reformationszeit  Gotha  1895,  I,  S.  6. 

*)  Sehe  in  pflüg,  Ossegg. 


113 

Erze  durch  Beamte.  Mit  der  Förderung  dieses  Unterachlei  fes  befassten 
sich  vorzugsweise  Juden,  weswegen  schon  am  18.  August  1568 
Kaiser  Max  II.  eine  Verordnung  erliess,  worin  er  unter  schweren 
Strafandrohungen  an  Leib  und  Gut  den  Juden  befahl,  dass  sie  alle 
Orte,  wo  Bergbau  betrieben  wurde,  meiden  soHten.  Unter  Rudolf  JI. 
wurde  dieser  Befehl  erneuert  (1586).  Einen  besonderen  Antheil 
hatte  schliesslich  noch  Rudolf  II.  Schwäche  an  dem  Niedergänge 
der  Bergwerke  in  seinen  Ländern.  Dadurch  wurde  die  Bestechlich- 
keit der  kaiserlichen  Beamten  gefördert,  die  in  ihrer  Selbstsucht 
und  in  ihrem  betrügerischen  Sinne  ,von  den  erhaltenen  Befehlen 
nur  hielten,  was  sie  wollten  und  was  ihnen  gefiel', 

GlaubensfLÜchtlinge. 
1.  Nachtrag'), 

In  den  Blättern  fiir  württembergische  Kirchen  geschieh  te,  5.  Jahr- 
gang, Nr.  3  und  4  (22.  März  und  26.  April  1890)  hat  Dr.  Theodor 
Schön  unter  dem  Titel  .Protestantische  Exulanten  und 
Flüchtlinge  und  deren  Nachkommen  in  Württemberg* 
auch  die  hervorragendsten  österreichischen  Glaubensfliichtlinge  einer 
eingehenden  Würdigung  unterzogen.  Nach  diesen  Ausführungen  sind 
■  n  Württemberg,  .dieser  Schirmburg  des  Protestantismus  in  Süd- 
deutschland*, aus  Oesterreich  folgende  Leute  eingewandert: 

Aus  Steiermark:  Drei  Mitglieder  der  Familie  Wundegger. 
Michael  Rösch  aus  Schwannberg ;  Gallus  v,  Racknitz,  Moriz  v.  Rack- 
n:tz,  Freiherr  Adolf  v.  Teuffenbach,  die  Gemahlin  Christoph  Fried- 
richs V.  Spangstein,  Regina  Sidonia,  eine  geborene  Herrin  v.  Liechten- 
stein, mit  einem  Söhnldn;  die  Familie  Abel. 

Aus  Kärnten:  Michael  und  Balthasar  Kerner,  aus  deren 
Gcschicchtc  der  Dichter  Justinus  Kerner  hervorging:  Johann  Hegel, 
der  Ahnherr  des  Philosophen  Georg  Wilhelm  Friedrich  Hegel;  die 
Kdclleute  Daniel  und  Andreas  Bernerdin;  Gabriel  Moser  aus  Villach. 

Aus  Krain:  David  Vcrbez  aus  Laibach. 

Aus  Oberösterreich:  Der  Pfarrer  Johann  Wider  von  der 
Au  zu  Steinkirchen ;  Martin  Zeiler,  kaiserlicher  Notar  in  Linz;  Ferdi- 
nand   Welsch    (oder    Welz) ;    Freiherr    von  Eberstein    und    Spiegel- 

i)  Siehe  die  Abb»ndlung.  welche  ich  unter  dem  Titeh  „Giauhensflüchtlinge  aus 
in  ütterreichiichen  Gebieten  in  den  leliten  vier  Jahrhunderten",  Jahrgang  1893, 
Htfl  m  n.  IV,  S.  134—184.  veröffentlicht  habe. 


114 

feld,  Pfandinhaber  der  Herrschaft  Rölzitsch  (?  ?) ;  Frau  Witwe  v.  Welz. 
Fräulein  Siguna  und  Elisabeth  Maria  v.  Welz ;  Balthasar  Stockmayer, 
Pfarrer  in  Enns. 

Aus  Niederösterreich:  Johannes  Mohl,  der  kaiserliche 
und  erzherzogliche  Rath  und  Landrechner  Johann  Baptist  Tafingcr, 
Georg  Sandberger,  Jakob  v.  Müller,  Agent  mehrerer  Fürsten  am 
kaiserlichen  Hofe,  sämmtliche  aus  Wien ;  Georg  Strein  v.  Schwarzenau 
(floh  selbst  nach  Hessen,  seine  Nachkommen  zogen  nach  Württem- 
berg); Daniel  Hauff,  Ahnherr  des  Dichters  Wilhelm  HaufT. 

Aus  Böhmen:  Ludwig  Betulius  oder  Birkener,  Pfarrer  zu 
Neukirchenberg ;   Daniel  Betulius  in  Wildenstein  bei  Eger. 

Aus  Mähren:  Wolfgang  Reuss;  Ferdinand  Levin  Flattich 
aus  Flatach. 

Aus  Schlesien:  Georg  Hoffmann,  Kaufmannssohn  aus  Breslau. 

Aus  Tirol:  Juni  aus  Nassereith. 

Schliesslich  ohne  Angabe  des  Landes  und  Ortes,  woher  sie 
stammen:  Georg  Stephan  Gerlach  (wahrscheinlich  aus  Oberösterreich i. 
Planer  von  Plan,  Abraham  Schwartz,  österreichischer  Hofrath  und 
Consulent,  Benedict  Niedermeier. 

Näheres  wolle  man  bei  Schön  selbst  nachlesen. 

2.  Nachtrag. 

In  dem  von  Tu  petz  aus  dem  Nachlasse  Gindely's  heraus- 
gegebenen Werke:  , Geschichte  der  Gegenreformation  in 
Böhmen*,  Leipzig  1894,  finden  sich  über  die  Auswanderungen 
aus  Böhmen  folgende  Angaben: 

Infolge  des  ersten  allgemeinen  Ausweisungserlasses  gegen 
die  Geistlichkeit  der  böhmischen  Confession  vom  13.  December  1621 
zogen  aus  Prag  30  Geistliche  weg.  Schon  bis  zum  Mai  1621  sollen 
beiläufig  200  Prädicanten  Böhmen  verlassen  haben  (?).  Im  Jahre 
1624  (18.  Mai)  erschien  ein  Decret  gegen  sämmtliche  ketzerische 
Prediger.  Das  allgemeine  Ausweisungspatent  gegen  hartnäckige 
Nichtkatholiken,  ob  nun  Mann  oder  Frau,  Edelmann,  Bürger  oder 
Bauer,  ist  vom  31.  Juli  1627  datirt.  Bis  dahin  war  man  namentlich 
gegen  die  deutschen  Evangelischen  glimpflicher  verfahren.  Für  die 
slavischen  Land  estheile,  deren  Geschrei  nicht  nach  Deutschland 
drang,   hatte  man  weniger  Rücksicht.     In  Kuttenberg  waren  im 


I 
^ 


115 

Jahre  1628  von  den  594  Häusern  der  Stadt  202  von  ihren  Besitzern 
verlassen;  die  Stadt  zählte  kaum  mehr  als  die  Hälfte  ihrer  früheren 
Einwohner.  Aus  der  Stadt  und  Umgebung  zogen  21  Prädicanten 
weg.  In  Böhmisch-Brod  verliessen  im  Jahre  1624  wegen  Er- 
pressung seitens  der  Truppen  51  Bürger  Haus  und  Hof,  30  der- 
selben kehrten  später  zurück.  In  den  Jahren  1625  und  1626  wan- 
derten 34  Protestanten  aus.  Im  Jahre  1654  zählte  Böhmisch-Brod 
nur  46  ansässige  Bürger.  Im  Juli  1627  wanderten  , viele'  Utraquisten 
aus  Prag  weg.  Der  sächsische  Einfall  des  Jahres  1631  fand  die 
Landeshaitptstadt  fast  ganz  katholisch.  Aus  Koni^'t;rätz  zogen 
28  Bürger  mit  Weib  und  Gesinde  fort.  Die  Stadt  ütt  auch  sehr 
durch  den  Krieg.  Im  Jahre  1654  waren  nur  201  Häuser  bewohnt, 
495  lagen  in  Trümmern.  In  Kaaden  verliessen  (1625}  48  Bürger 
und  Bürgersfraucn  die  Heimat.  In  Leitmeritz  standen  im  Jahre 
1654  von  den  266  Häusern,  die  es  ehemals  besass,  95  unbewohnt 
und  verwüstet,  von  den  221  Häusern  und  Hütten  der  Vorstadt 
liatten  161  dasselbe  Schicksal.  Unter  den  Emigranten  aus  dieser 
Stadt     ist     insbesondere    der    böhmische    Historiker    Paul   Stransky  \ 

zu  nennen.  Die  meisten  böhmischen  Glaubcnsflüchtlinge  wandten 
sich   nach  Sachsen.  Im  März  1623  befanden  sich  in  Dresden  64  Per-  ■ 

äonen,  meist  Geistliche.  Die  Leitmcritzcr  wandten  sich  meist  nach 
Pirna,  während  die  Kaadener  sich  in  Annaberg  und  Marienberg 
niederliessen.  In  Pirna  befanden  sich  im  Jahre  1618  gegen  500  höh-  I 

mische  Glaubensflüchtlinge,  darunter  100,dienurczechisch  verstanden.  . 

Für  Pirna  und  nur  für  dieses  allein  erlaubte  der  Kurfürst  die  Ab- 
haltung des  böhmischen  Gottesdienstes.  Wenn  wir  zum  Schlüsse 
noch  anfuhren,   dass  Gindely  den  Werth  sämmtlicher  vom  Kaiser  ^ 

in  Laien  und  Geistlichkeit  gemachten  Schenkungen  auf  5  Millionen 
Gulden  veranschlagt  und  dass  »andererseits  der  Werth  der  den 
Städten  entzogenen  und  nicht  mehr  zurückgegebenen  Güter,  der 
:hnen   confiscirten   öffentlichen  Schuldtitel,   dann   der  den  einzelnen  "" 

Privaten  auferlegten  Geldstrafen  sich  für  ganz  Böhmen  auf  2,403.870 
Thalcr  belief',  ist  ziemlich  Alles  erwähnt,  was  diese  Geschichte 
der  .Gegenreformation*  über  das  Capitel  der  Auswanderungen  und 
verwandter  Dinge  Neues  bietet. 


VIII. 
Urkundliches  aus  der  Toleranzzeit  in  Kärnten. 

Erinnerungen  an  den  ersten  Pastor  zu  St.  Ruprecht  und  nachmaligen 
Pastor  zu  Stoggenboi  am  Zlan,  Samuel  Sachss. 

Von  f  JoH.  G.  Schmidt,    evang.  Pfarrer  eu  St.  Ruprecht  bei  Villach  in  Kämte^o. 

Zu  Ende  des  Jahres  1786  schreibt  Pastor  Sachss,  welcher  seit  Be- 
ginn des  Jahres  1784  Pastor  in  St.  Ruprecht  gewesen,  Folgendes 
in  das  erste  Protokoll-  oder  Tagebuch  der  Gemeinde: 

^Dieses  Jahr  gehet  nun  zu  Ende,  und  mit  demselben  endiget 
sich  auch  mein  Predigeramt,  das  ich  nun  3  Jahre,  zuerst  an  dieser 
Gemeinde  geführet  habe.  Lebe  wohl,  Gemeinde!  mein  Weg  geht 
nun  zu  einer  andern,  nach  Stoggenwoi  auf  dem  ZlanI  —  —  Zwar 
kam  fast  zu  gleicher  Zeit  ein  Ruf  an  mich  von  der  evgl.  Gemeinde 
zu  Kulm  auf  Ramsau  in  Steiermark.  Allein  ich  habe  den  erstren 
vorgezogen,  weil  er  zuerst  kam.* 

Indessen  verzögerte  sich  Sachss'  Abgang  von  St.  Ruprecht  noch 
um  ein  Vierteljahr,  denn  er  hielt  am  25.  März  17  87  seine  Abschieds- 
predigt. Im  Februar  desselben  Jahres  macht  er  noch  folgende  aus- 
fuhrliche Mittheilungen,  die  uns  interessiren  können. 

yDie  drückenden  Abgaben  an  die  kath.  Geistlich- 
keit, denen  die  Protestanten  hierlan des  jetzt  noch  immer  unterliegen» 
i.  e.  nicht  nur  die  Fortdauer  der  sog.  Stolgelder  allein,  sondern 
auch  anderer  Materialien,  so  jährlich  an  Getreid,  Schmalz,  Eier  und 
Geld  unter  allerhand  Titel,  für  kath.  Geistliche  und  Meßner  geliefert 
werden  müssen,  haben  zuerst  meine  beiden  jetzigen  Gemeinden, 
meine  alte  hier  zu  St.  Ruprecht  und  meine  neue  zu  Stoggenwoi 
auf   den    Entschluss    gebracht,    dem    Monarchen    diese   Sache    vor- 


117 

lustellen    und    um    Erleichterung    dieses    so   ungeheuren  Joches    zu 
bitten. 

.  Den  neuesten  Beweggrund  zu  diesem  Entschlüsse  gab  die  harte 
Begegnung,  so  einige  evgl.  Bauern,  die  sich  den  sog.  Läutroggen 
für  die  kathol.  Meßner  (der  doch  schon  seit  einigen  Jahren  aligemein 
abgeschafft  gewesen)  aufs  neue  zu  geben  weigerten,  diesfalls  —  und 
namentlich  in  den  Landgerichten  zu  Patcmion  und  Spital,  von  den 
Pflegern  haben  erleiden  müssen.  Im  erstem  Landgerichte 
ward  ein  evangl.  Bauer  deshalb  von  dem  dasigen  Landrichter  in 
den  Kerker  geworfen,  wo  die  Kalte  so  stark  war,  daß  er  den  Fuß 
erfror!  Im  letztem  Landgericht  ging  man  noch  weiter  und  schmiß 
die  sich  Wcigemden  ins  Gefangniss  und  legte  ihnen  Eisen  und 
Banden  an, 

.Diese  harten  Begegnungen,  so  unsre  Leute  noch  dazu  unver- 
schuldeter Weise  ausstehen  mußten,  weil  die  Protestanten  kraft  eines 
allerh.  Toleranzpatcntcs  vom  13.  März  1782  von  aller  Abgabe  an  die 
kathl.  MeBner  —  und  kraft  eines  kreisamtl.  Decretes  dd.  VÜlach 
18.  Homung  1784  von  der  Abreichung  aller  Getreidekollektur,  welche 
ihren  Bezug  auf  Wetterläuten  und  derlei  Verrichtungen  hat,  in  specie 
losgesprochen  waren,  —  gössen  nun  Öl  ins  Feuer. 

,Zu  der  St.  Ruprechler  und  Stoggenwoirer  Gemeinde  gesellten 
^ich  bald  die  andern,  als:  Fresach  sammt  Filial  Puch,  Feffernitz, 
Wcissensee,  Eisentratten,  Trabesing  mit  Filial  Treflfling,  Gnesa 
mit  Filial  Pimitz.  Nur  allein  Arriach  und  Feld  zogen  sich  zurück, 
.Unterm  13.  Febr.  brachen  die  Deputirten  von  den  evgl.  Ge- 
meiden, als:  Georg  Huber,  Moser  zu  St.  Ruprecht,  Johann  Käümann 
huber  von  Stoggenwoi  und  Jonas  von  Feffernitf  nach  Wien  auf, 
und  überreichten  den  19.  darauf  Ihro  Majestät  folgende  Bittschrift: 
,,Eure  Majestät!  Die  unterzeichneten  treugehorsamsten  evgl, 
Gemeinden  io  Kärnten  haben  durch  3  ihrer  Gemeindeglieder  eine 
Reise  von  mehr  als  40  Meilen  machen  lassen,  um  sich  ihrem  gnä- 
digsten Landesvater  unmittelbar  zu  Füßen  zu  werfen  und  im  Namen 
derselben  ein^e  drückende  Beschwerden  vorzutragen,  die,  wenn  ^ie 
nicht  von  unserm  huldreichsten  Kaiser  werden  vernichtet  werden, 
uns  unausbleiblich  in  das  größte  Elend  und  die  bitterste  Armut  ver- 
setzen müssen. 

,,Wir  haben  zwar  die  größte  Ursache,  £.  Maj.  fiir  die  uns 
,    ^digst  geschenkte  Gewissensfreiheit    in    lebenslänglicher  Dankbar- 


118 

keit  zu  ersterben;  allein  wir  müssen  diese  edelste  Freiheit  gegen 
die  mildesten  Absichten  E.  Maj.  so  theuer  bezahlen,  daß  wir  ohne 
standhafte  Hilfe  nothwendig  zu  gründe  gehen  und  an  den  Bettelstab 
kommen  werden. 

^,Das  weiseste  Absehen  E.  M.  ist  dahin  gerichtet,  dero  Unter- 
thanen  die  Gewissensfreiheit  zu  lassen ;  aber  die  kommt  uns  so  theuer 
zu  stehen,  daß  wir  entweder  nützliche  Unterthanen  zu  sein  aufhören 
müssen,  oder  wir  würden  uns  gegen  unsre  Überzeugung  gezwungen 
sehen,  eine  Religion  wieder  zu  verlassen,  von  der  wir  im  Leben 
Beruhigung  und  im  Tode  Trost  hoffen  zu  dürfen  glauben. 

,, Kärnten  ist  ein  armes  Land  und  der  Bauer  ein  geplagter 
Mann.  Ein  paar  Jahre  her  will  nichts  wachsen  und  wir  sind  froh, 
daß  wir  zum  wenigsten  doch  noch  so  viel  aufbringen,  um  das  Leben 
zu  erhalten  und  die  herrschaftlichen  Abgaben  bestreiten  zu  können. 

,^  Außerdem  aber  drücken  uns  noch  ganz  andere  Beschwerden. 
Wenn  uns  Steuern  und  Gaben  und  andere  Lebensnotwendigkeiten 
wenig  oder  nichts  übrig  gelassen  haben,  so  kommt  noch  die  kathoL 
Geistlichkeit  hinten  nach  und  zapfet  so  gar  noch  das  Mark  aus  den 
Beinen:  und  wir  armen  hilflosen  Leute  sind  gemeiniglich  noch 
unglücklich  genug  daran,  zu  dem  mit  Gewalt  von  den  Gerichten 
gezwungen  zu  werden,  was  wir  zu  entrichten  beinahe  außer 
Stand  sind. 

^,Um  unserer  Bitte  nicht  das  Ansehen  einer  heuchlerischen 
Vorstellung  zu  geben,  so  wollen  wir  E.  M.  zuerst  einige  allgemeine 
Beschwerden  aller  evgl.  Gemeinden  in  Kärnten  demütigst  zur  Be- 
herzigung vorlegen,  und  diesen  noch  besonders  einige  gewagte  Ein- 
griffe in  die  Gewissensfreiheit  anhängen,  worüber  die  beigebrachten 
Beilagen  das  Weitere  darthun  werden. 

,^Nach  den  erschienenen  a.  h.  Toleranzpatenten,  worinnen 
uns  die  Gewissensfreiheit  zugestanden  worden,  hat  es  unser  Glaube 
erfordert,  daß  wir  uns  Bethäuser,  Pfarrwohnungen  und  Schulhäuser 
baueten.  Diese  haben  uns  viel  Geld  gekostet  und  der  Beutel  ist  leer 
worden.  Viele  von  uns  können  ohnedem  aus  lauter  Armut  keinen 
Groschen  aufbringen,  und  da  müssen  es  also  diejenigen  für  sie  her- 
geben, welche  noch  ein  wenig  etwas  mehr  haben.  Dann  müssen 
wir  noch  Jahr  aus  Jahr  ein  unsere  Pfarrer  und  unsere  Schullehrer 
erhalten,    und    das   alles   aus  unserm  ohnehin  dürftigen  Vermögen. 


119 

E.  M.  können  wohl  leicht   erachten,    was   dieses    alles    k-ostet,    und 
wie  wehe  es  ohnedem  armen  Unterthanen  fallen  müsse. 

,,Abcr  dieses  ist  noch  nicht  alles.  Unsre  Lasteti  sind  noch 
weit  größer.  Dem  kath).  Pfarrer,  dem  kathl.  Meßner  müssen  wir 
alles  noch,  wie  vorhin  geben,  da  wir  noch  Katholiken  waren.  Diese 
beiden,  Pfarrer  und  Meßner,  sind  es  eigentlich,  die  uns  hilflosen 
Leuten  das  Mark  aus  den  Beinen  ziehen  und  uns  durch  ihre  Un- 
geheuern Forderungen  bald  so  weit  bringen  werden,  daß  wir  weder 
unsre  eigenen  Seelsorger  erhatten,  noch  die  herrschafll,  Abgaben 
melir  bestreiten  können.  Sie  nehmen  uns  unser  sauer  erworbenes 
Geld  zu  Stolen,  sie  fordern  uns  unsre  Eier,  Hühner,  Schmalz,  Butter, 
Getreide,  Käs,  Fleisch,  Holz  und  was  wir  haben,  mit  einer  solchen 
Zudringlichkeit  und  Hartherzigkeit  ab,  als  ob  wir  eigens  dazu 
geschaffen  wären,  von  ihnen  uns  die  Haut  über  die  Ohren  ziehen 
tu  lassen. 

,,Allc  Trauungen,  alle  Taufen,  alle  Begräbnisse  müssen  wir 
an  die  kathl.  Pfarrer  bezahlen,  welche  dabei  nicht  das  geringste  zu 
ihun  haben.  Erwägen  nun  E.  M.  die  unerschwingliche  Last,  die 
den  Nacken  eines  ansehnlichen  Theils  Ihrer  treugehorsamsten  und 
redlichen  Unterthanen  drückt. 

,,Alle  Jahr  Steuer  und  Gaben  entrichten,  Kirchen  und  Schulen 
bauen  und  im  Bau  erhalten,  Pfarrer  und  Schulmeister  besolden,  den 
kathl.  Pfarrer  und  Meßner  fortbezahlen  —  und  doch  auch  leben  und 
fijr  die  Scinigen  auf  die  Zukunft  sorgen  wollen ;  —  Erwägen  E.  M. 
um  Gotteswillen,  wo  das  herkommen  soll?  Wir  könnens  gewiß  nicht 
mehr  länger  aushalten.  Wir  werden  sichtbarUch  arm  und  ausgesogen. 
Und  dann  schmerzt  es  uns  noch  am  meisten,  wenn  man  uns  spott- 
weisc  sagt:  ,Seht,  die  kathl.  Bauern  bleiben  durch  Gott  reich,  aber 
die  Lutherischen  macht  der  Teufel  arm.* 

,,Doch,  damit  unsere  demüthigste  flehentlichste  Vorstellung 
sich  nicht  etwa  den  Verdacht  zuziehe,  als  ob  unsere  Beschwerden 
luierheblich  oder  ungegründet  seien,  so  wollen  wir  dieselbe  mit  Bezug 
luf  die  Beilagen  noch  genauer  berühren. 

,,Wie  uncrschwinghch  groß  die  Forderungen  einiger  kathl. 
Pfarrer  sind,  das  bezeugen  die  Beilagen  1 — 5.  Zehn  bis  12  Maßl 
Weizen  (42  Uter)  und  ebensoviel  Roggen  und  16  .Maßl  Haber  all- 
jährlich  an  die  kathl.  Pfarrer:  —  lieber  Gott!  wo  werden  wir  alles 
dieses  herbringen? 


120 

,, Nicht  genug!  Man  legt  uns  auch  noch  andere  Lasten  auf 
Ein  Beispiel  davon  ist  in  der  Beilage  2  enthalten.  Fehlt  an  kathl 
Pfarrgebäuden  etwas,  oder  will  sich  der  kathl.  Pfarrer  ein  neu« 
Haus,  eine  Gartenmauer  oder  so  etwas  dergleichen  bauen  lassen: 
so  muß  der  evgl.  Bauer  das  alles  b/ezahlen,  was  er  nur  fordert,  wie 
es  in  der  Nachbarschaft  Gschriet  geschah,  wo  jeder  evgl.  Bauer 
nur  allein  zur  Gartenmauer  des  kathl.  Pfarrers  2  fl.  26  kr.  (Conv^ 
Mzc)  hergeben  mußte,  des  vielen  Geldes  nicht  zu  gedenken,  das  sie 
zum  Pfarrhaus  selbt  zu  bezahlen  hatten. 

,,Die  kathl.  Geistlichkeit  begnügt  sich  also  damit  noch  nicht 
betriebsame  und  fleißige  Unterthanen  E.  M.  geschwächt  zu  haben: 
sie  erlaubt  sich  auch  Mishandlungen  gegen  die  so  vielfaltig  ergan- 
genen Erinnerungen  in  den  a.  h.  Toleranz-Patenten.  Wenn  sich 
Leute  bei  ihren  kathl.  Pfarrern  melden,  daß  sie  zu  den  Protestanten 
übergehen  wollen,  so  müssen  sie  während  des  Examens  viel  Gar- 
stiges hören.  Die  kathl.  Pfarrer  belehren  nicht,  sondern  schimpfen, 
fluchen  und  schmähen  ganz  gräulich.  Auch  macht  der  Pfarrer 
aus  dem  6 wöchentlichen  Examen  ein  halbes,  oft  ein  ganzes  Jahr, 
wie  es  laut  Beilage  3  sonderlich  in  der  Himmelberger  und  Gnesaer 
Gemeinde  geht.  Er  fordert  die  Leute,  wenn  es  ihm  einfallt.  Sind 
sie  2,  3  und  mehr  Stunden  weit  zu  ihm  gekommen,  so  schickt  er 
sie  wieder  fort  und  sagt:  er  habe  keine  Zeit.  Dies  geschieht 
Sommers  in  den  nöthigsten  Feldarbeiten  und  Winters  in  der  größten 
Kälte.  Sehen  E.  M.  so  werden  Ihre  Unterthanen  um  Zeit  und  Ar- 
beit gebracht. 

9>Wie  sehr  man  sichs  in  vielen  Fällen  zum  Geschäfte  macht, 
den  Unterthanen  die  von  E.  M.  allermildest  geschenkte  Gewissens- 
freiheit zu  kränken,  ist  aus  der  Beilage  6  zu  ersehen,  wo  dem 
Käufer  eines  Guts  bei  Verlust  des  Kaufschillings  bedungen  worden, 
bei  der  allein  seligmachenden  römisch-kathl.  Religion  zu  verbleiben. 

,^Was  uns  bei  den  abgeforderten  Abgaben  am  sonderbarsten 
vorkommt,  ist  jene,  die  der  Meßner  für  das  Wetterläuten  verlangt, 
das  doch  schon  längstens  abgestellt  ist.  Wir  haben  darüber  sowohl 
als  über  andere  Beschwerden  unsere  Klagen  schon  öfters  bei  der 
Landesstelle  erhoben  und  inständigst  gebeten,  daß  man  uns  von 
den  Zahlungen  an  den  kathl.  Pfarrer  und  Meßner  freisprechen 
möchte :  aber  immer  hat  man  uns  wieder  zum  Zahlen  angewiesen, 
und  sogar  mit   Execution   gedrohet,   wie   solches   der  Gemeinde  ta 


121 

Weiisensee  besonders  befi^egnet  ist,  worüber  die  Beilagen  9—15  das 
3]e!irere  ausweisen. 

,,In  dem  Landgerichte  Spital  legte  man  die  sich  Weigernden 
pit  Eisen  und  Banden  ins  Gefängnis  und  in  Paternion  wurde  ein 
trg\.  Bauer  so  hart  gehalten,  daß  er  im  Kerker  vor  lauter  Kälte 
dm  Fuß  erfroren.  Das  höchste  Patent  vom  13.  März  1782  hat  uns 
iwar  von  allen  Abgaben  an  die  kathl.  MeOner  und  Schulmeister 
Ettigcsprochen,  und  ein  wohllöbl.  Kreisamt  hat  auch  vermöf;  eines 
hrausgcgebenen  Dekretes  laut  Beilag  7  darauf  Rücksicht  genommen 
md  den  Wetterläutroggen  fiir  die  kathl.  MeDner  eingestellt  und  seit 
4  Jahren  wurden  wir  auch  damit  verschont.  Jetzt  aber  wollen  sie 
illes  wiederam  auf  einmal  haben  und  drohen  sogar,  unsere  Getreide- 
kisten aufzubrechen,  um  sich  selbst  für  alles  Rückständig«  bezahlt 
m  machen,  sowie  es  zum  Theil  schon  auch  geschehen  ist. 

,,Weil  wir  nun  schon  alles  versucht  haben  und  keine  Hilfe 
liat  geschehen  wollen,  ja  nicht  einmal  die  geringste  Hoffnung  vor- 
handen ist,  daß  unserer  Beschwerden,  ohne  Dazwischenkunft  E.  M. 
niemals  werde  abgeholfen  werden :  so  wenden  wir  uns  voll  kind- 
lichen Vertrauens  an  E.  M.  unsem  huldreichsten  Landesvater,  in  der 
Etwissestcn  Hoffnung.  Höchstdiesclben  werden  uns  helfen  können 
ünd  wollen,  mit  der  besondern  flehentlichsten  Bitte: 

i^daD  E.  M.  uns  von  allen  Geldentrichtungen  und  .sonstigen 
Gctreid-  und  anderen  Abgaben,  die  wir  an  die  kathl.  Pfarrer  und 
Mcßner  unter  allerlei  Vorwänden  noch  zu  entrichten  haben,  gänzlich 
losiumachen  geruhen  wollen,  diewetl  wir  ohnedem  so  viele  Ausgaben 
m  unserem  Kirchenbau,  Pfarrhäusern,  Schulhausbauen  und  alljähr- 
Jcher  Erhaltung  unserer  Prediger  und  Schulmeister  haben,  und  alle 
diese  Kosten  und  Aufwand  ohnmögHch  länger  erschwingen  können. 

,, Erhören  E.  M.  unsere  demütigste  Bitte  in  höchsten  Gnaden ; 
^'v  werden  lebenslänglich  bleiben  Euer  Majestät  getreuesie  und 
dankbarste  Unterthanen,  die  evangelischen  Gemeinden  zu  Stoggen- 
*oi;  Weissensec;  Fefemitz;  Fresach  und  Puch;  St.  Ruprecht  und 
jI.  Josef;  Gnesa  und  Simitz; Eisentratten;  Trebesing  und  Treffling." 

,Dies  war  also  die  Bitte,  so  die  kärntnisch  Deputirten  von 
genannten  Gemeinden  unterm  19,  Febr.  h.  a.  Ihro  Maj,  eigenhändig 
uberfabcB.  Sonderbar  war  es,  daB  die  Oberöster r eichischen 
Gemeinden  auch  Deputirte  nach  Wien  abgeordnet  hatten,  welche 
<"=  nämlichen  Beschwerden  zu  der  nämlichen  Stunde  ebenfalls  mit 


122 

einreichten.  Es  läßt  sich  hoffen,  daß  hierauf  eine  Erleichterung  unsere 
Lasten  erfolgen  wird. 

»Wenn  ich  meine  politische  Kanne  mitgießen  sollte,  so  wollte 
ich   das  Wahrscheinlichste   hierauf  hoffen   und  vermuten.     Und  da 
ist :  Alle  Stolen,  bis  auf  die  Taufstole  (so  bereits  in  andern  Lände 
aufgehoben   ist,   und   wovon  uns  doch  auch  noch  die  Reihe  treffet 
wird)  bleiben.  Dagegen  werden  alle  Getreideabgaben,  Holz,  Schmalz  et( 
an  die  kathl.  Geistlichkeit  wegfallen.   Und  so  könnten  wir  zufriede 
sein  1  Daß  uns  der  Kaiser  von  Allem  losmachen  sollte,  geschieht  nicht 
Aber  daß  er  doch  etwas  thun  wird  —  sollten  wir  daran  zweifeln:^ 

Die  Beilagen  zur  Bittschrift  sind  gewesen: 

Nr.  1.  Ein  Extract  der  Abgaben  der  St.  Ruprechter  und 
St.  Josefer  Gemeinde. 

Nr.  2.  Eine  Anzeige  von  der  Nachbarschaft  Gschriet  in  der  Frc- 
sacher  Gemeinde.  Dort  muß  ein  ganzer  Bauer  dem  kathl.  Geist- 
lichen geben  10  Mßl  Weizen,  10  M.  Roggen,  5  M.  Haber:  für 
Käs  und  Fleisch  15  kr.  alljährlich;  dem  kathl.  Meßner  1  M.  Ob- 
latenweiz  und  4  M.  Roggen.  Auch  hat  diese  Nachbarschaft  deu 
Bau  des  kth.  Pfarrhauses  und  der  Gartenmauer  mit  bezahlen  müssen. 

Nr.  3.  Beschwerden  der  Himmelberger,  Gnesner  und  Simitzer 
Gemeinde.  Der  kth.  Pfarrer  nimmt  12  Mßl  Weiz,  dort  12  Maß! 
Roggen,  dort  18  M.  Haber.  An  Zuleg  nimmt  er  weiter  1  bis' 
4  Laib  Brod  von  Weiz,  detto  von  Roggen,  1  Käs,  3  Pfennig  Beicht- 
geld,  1  M.  Oblatweiz,  1  Wetterkäs.  Der  Meßner  fordert  3  bis 
6  M.  Weiz  oder  auch  Roggen.  Auch  reichte  diese  Gemeinde  die 
Beschwerde  wegen  der  Verlängerung  des   6wöchentl.  Examens  ein 

Nr.  4.  Stoggenwoier  Beschwerden,  auch  vom  Filial  TrefFling. 
Die  Stol.  Ferner  18  M.  Haber  an  den  kth.  Pfarrer  zu  Kammering. 
Verholzung  des  kth.  Pfarrers. 

Nr.  5.  Weissenseer  Beschwerden  wegen  großer  Stol,  Meßgelder, 
Kostgelder,  GetreidekoUektur  für  kth.  Geistl.  und  Meßner. 

Nr.  6.  Ein  ganz  neuerliches  Aktenstück!  Jakob  Buch- 
holzer  kauft  im  Porciaischen  Pfleg-  und  Landgericht  die  Bräuer- 
kaische  an  der  Lang,  und  wird  somit  ein  grafschaftl.  Ortenburgsch 
FreistiftKaufrechts-Unterthan.  Und  ihm  wird  diese  Kaische  für  sein 


123 

baares  Geld  auf  Leibes  Lebealang  überlassen;  Jedoch  gegen- 
der  ausdrücklichen  Bedingnis,  daß  er  dem  allein  selig- 
machenden  Römisch-Kathol.-Glauben  unabänderlichbei- 
gethan  bleibe,  widrigenfalls  aber  des  Kau  fscliilliii^s 
verlustig  sein  solle*. 

So  beschehen  und  mit  4  Zeugen  unterschrieben,  und  urkund- 
lich ausgefertigt!  in  der  hochfiirsttich  von  Porciaischen  Pfleo-  und 
Gerichtskanzlei  zu  Spittal  den  26.  Juni  1783.  Ausgefertigt  durch 
S.  T.  H.  Ignaz  Edler  von  Rosenfeld,  Pfleg-  und  LandricIUer. 

Nr.  7.  Dieses  Aktenstück  muß  ich  um  deswillen  hier  ganz 
alwchreiben,  weil  1,  es  sich  in  wenig  Pastoraten  befinden  mag  (die- 
Tcil  CS  nur  der  Nachbarschaft  am  Buchholz  ausgehändigt 
worden)  und  2.  weil  die  Weigerung  unsrer  Protestanten  pcto  Ab- 
rcichimg  des  Wetterläutroggens  sich  vornämlich  mit  darauf  gründet. 
3,  weil  es  beweiset,  daß  wegen  der  Abgaben  an  die  kth  GeistI, 
vorerst  bei  den  niedem  Stellen  Anfrage  geschehen. 

.Gleichwie  sie  akathol.  Gemeine  vermög  höheren  und  bekannt- 
^machten  EntschlieOungen  nicht  mehr  verbunden  ist,  den 
Mfßncrn  an  jener  Getreid-CoUectur,  welche  ihren  Bezug 
iaf  Wetterläuten  und  derlei  Verrichtungen  hat,  in  Zukunft 
«was  mehr  abzureichen:  so  muß  es  derselben  auch  bekannt  sein, 
M  der  kth.  Geistlichkeit  in  keinem  Stücke  eine  Verkürzung  zu- 
ijelien  möge;  da  das  weiters  nachgefolgte  Patent  vom  11.  \T;irz 
\.'62  §  6  ausdrücklich  enthält  und  befehliget,  daß  die  Ak.itholiken 
im  kath.  Pfarrern  und  Seelsorgern  nicht  nur  die  jura  stolae,  sondern 
aacii  alle  übrigen  Pfarr-Zinsungen,  Decimationen  und  anderi;  alt 
iiergrfarachte  Nutzungen  ohne  weiters  fernerhin  leisten  soUeu.  unter 
welchem  letzteren  die  quaestionirte  Getretdsammlung  als  eine  alt- 
hishero  undisputirlich  abgereichte  fassionirte  Gabe  zu  \-ersiehcn 
kommt. 

,Da  man  also  andurch  allerdings  anhoffet,  daß  sie  akathol, 
Oemrine  in  Absicht  der  kth.  Gastlichkeit  und  dero  «iiliger  A!> 
gätwn  die  sonst  zu  befahren  habende  Zwangsmittel  von  selbst  zu 
"«meiden  trachten  werde:  ebenso  mag  sich  dieselbe  in  Absicht 
lierMeßner  gegen  das  etwaige  Andringen  des  H.  Pflegers  zu  Afritz 
"nd  Treffen,  mittelst  Vorweisung  dieses  Dekretes  allenthalben  be- 
'^en  und  den  richtigen  Befolg  gewärtigen.   Welches   auf  die    srili 


^ 


124 

praes.  15L  dies  anhero  gemachte  Einlage  rückbedeutet  wi^ 
Decretum  Villach  den  ISL  Hornung  1784.  In  Abwesenheit  d 
H.  Kreishauptmanns  Claudius  v.  Lind,  Kreiscommissair.  Ex  Ca^ 
Reg.  Capitaneatu  Sup.  Carinth.  Mary  Ant.  Pobuenz/ 

Nr.  8.  Das  kreisämtl.  Dekret  dedato  Villach  den  27.  M^ 
1786  wegen  Fortdauer  der  Stolgebühren. 

^^  I 

Nr.  9.  Currenda  von  dem  k.  k.  Gubernium  in  Innerösterreid 
nach  welcher  die  Protestanten  wiederum  neuerdings  zur  Abrc 
chung  des  Läutroggens  andiekath.  Meßnerangehalte 
Wurden,  des  Inhalts: 

, Unterm  7.  Jänner  d.  J.  ist  die  allerhöchste  Verordnung  erfolg 
daß  ungeachtet  des  verbotenen  Wetterläutens  die  bisher  den  Schii 
meistern  oder  Kirchendienern  dafür  zu  reichen  schuldig  gewesen 
sog.  Läutgarben  oder  sonstige  diesfallige  Zuflüsse  auch  dermale 
noch  abgereicht  werden  müssen,  indem  ihnen  solche  zur  Subsisteij 
unumgänglich  nöthig  sind,  die  Gemeinden  auch  der  Pflicht,  fiir  derq 
Erkaltung  zu  sorgen,  sich  um  so  weniger  entschiagen  können,  a| 
das  Wetterläuten  nicht  aus  Willkür  der  Schulmeister  oder  Kircher] 
diener,  sondern  auf  Allerhöchsten  Befehl  und  in  einer  ganz  anderd 
Absicht  unterlassen  wird,  als  um  etwa  den  Gemeinden,  welchen  docj 
durch  Fortsetzung  dieser  Abgabe  keine  neue  Last  zuwächst.  €inig\ 
Ersparung  zu  verschaffen.  Grätz,  den  20.  Jänner  1785.  Franz  Antcw 
Graf  von  Khevenhüller,  Gouverneur.  Franz  Anton  v.  Glaunach/ 

Nr.  10 — 14  waren  kreisämtl.  und  landgerichtl,  Anweisungeij 
an  die  Weissenseer  Gemeinde,  die  Urbarsgiebigkeiten  dem  kathli 
Pfarrvicario  zu  Weißbriach  abzuführen. 

Nr.  15.  war  eine  Abschrift  des  Protocolls,  so  in  Betreif  ver- 
weigernder Meßner-Wetterläuts-Kollektur  auf  die  Klage  des  kthj 
Meßners  zu  Kammering  gegen  die  dasige  Gemeinde,  zu  Paternfon  vom 
19.  Dezbr.  1786  gefiihret  worden.  Nach  demselben  hat  das  Freiland- 
gericht St.  Patemion  den  Bescheid  ertheilet,  daß  die  AkathoKkcn 
so  gut  wie  die  Katholiken  die  Wetterläutgebühren  entrichten  müssen. 


Ad  Beilage  1.  A.  Kathol.  Pfarre  St,  Ruprecht.  l"ur  eine 
lufe  20  kr.  (Conv.  Mze);  eines  unehl.  Kindes:  1,  2,  ;5  fl. ;  Uh 
J)piilation  mit  Verkündigung  1  fl.  25  kr.;  wenn  die  I'.raut  außer 
«  Pfarre  heiratet  extra  1  fl.  30  kr.  Für  die  Leiche  eine-  Kimlcs 
(I  Kt..  größere  Personen  1,  2  fl„  eines  Bauern  oder  lliuienn  ;i  fl 
Inch  müssen  dem  St.  Ruprechter  Pfarrer  die  —  thnleni  ir 
einer  Pfarre  Kth.  gewesenen,  —  nun  aber  Evgl.  —  seit  unt^^rrnincii. 
^i  her  unter  dem  Titel:  Zulege,  jeder  1  Laib  Brod  uinl  Ift  ki  , 
bnn  unter  dem  Namen:  Zehend,  jeder  nach  Proportmn  steine-; 
Wenvcrks  1—2  Vierling  Roggen,  6—9  Maßl  Weiz,  mil  '.i  Malll 
iirsch  (Hirse)  jährlich  entrichten. 

Zeugen  dessen  sind  alle  Bauern,  die  nun  Ev.,  in  liir  .St  R» 
ircchter  k.  Pfarr  aber  ehemals  waren. 

M  Beilage  2.  B.  Kth.  Pfarre  Treffen.  Für  eine  laufer  Ju  kr., 
Ki  einem  unehl.  Kinde  zum  ersten  mal  2  fl.,  zum  2tf'n  nul  iIlt 
na.ii'.ichen  Mutter  4  fl.  und  so  allemal  doppelt').  Für  i.i>|ml,  ind 
Jnial  Verkiirdcns  1  fl.  5  kr.,  wenn  die  Braut  aber  au(?t.T  .It^r  l'l'arr 
irjatet  extra  mehr  4 — 5  fl.  Für  Begräbnis  Unbemittelter  -'der  auch 
(i.KT  Personen,  Knechte,  Mägde,  1  fl.  18  kr.— 30  kr.,  ,lcr  IkuiLTii 
Bä'jrinnen  2  fl.  Sonsten  müssen  dorten  die  prot.  Bauern  unter  dem 
Tiiel:  Kaplanskollckte  jed«'  1  Metz  Weitzen  uu<l  1  Mal-1 
Häber  geben.  Diese  Abgabe  soll  ihren  Anfang  daher  .cmDTiiimii 
'<^'xa.  Ein  Kaplan  konnte  wegen  körperl.  Dicke  oder  schln  lui^ni  l'"ul^ 
i'-rk  die  Berge  bei  Krankenbesuchen  nicht  mehr  steigt-u.  I'a  liatte 
ä*nn  die  Bauern  gebeten,  Ihm  ein  Roß  zu  halten.  Da-  li.iltt.ti  '■i'j 
CJthan.  Nach  seinem  Tode  aber  hätten  sie  den  Haber  lur  ila>  Rn\l< 
liKtändig  fortgeben  müssen,  und  den  Weizen,  weil  der  n<iur  K.ipkiu 
das  Roß  nicht  mehr  brauchte,  statt  des  Rosses  noch  ohernirL^iit. 

Zeugen:  Steinwender  vlg.  Lakner  Nr.  3  am  Mittler 'Ssuiciif-uir^. 
Sebastian  Pulverer  vlg.  Mitterer  Nr.  15  ebendaselbst.  Geot  l;  Raiilcrni/ 
Ebner  Nr.  1  ebendaselbst. 

')  Bdia  Beginn  meines  Hieneins,  um  die  Mitte  der  Sechziger- 1  il>r^,  luli  ilIi 
tiairlnt  Blätter  einer  aajgemusteilen  Rechnung  eines  Landgeric^r.  w.i  ViiitiiHi 
S.  N.  oUgi  far  sich  und  die  N.  N.  4  fl.  für  ihr  unehl.  Kind. 


126 


Ad  Beilage  3.  C.  Kath.  Pfarr  zu  Ossiach.  Für  die  P 
taufen  30 — 35  kr.  (bei  unehl,  Kindern  ists  wie  in  anderen  kth.  Pfa 
Für  Copul.  40  kr.  Für  Begräbnisse  20,  30,  40  kr.,  1  fl.  Aue 
hier  eine  Abgabe  unter  dem  Namen:  Zulege,  gewöhnlich,  di 
das  Hubwerk  der  Bauern  rcpartirt  ist  und  sich  bei  den  eim 
21  kr.  2  dl.,  bei  den  andern  zu  30,  43 — 55  kr.  belauft.  Den 
sigen  Meßiicr  muß  noch  immer  fort  für  das  Wetterläuten,  unter 
Titel:  Läutroggen,  von  jedem  evgl.  Bauer  3  Maßl  Rogger 
richtet  werden. 

Zeugen :  jakob  Adibrecht  vig.  Schloßberger  Nr.  23  St. 
Johannes  W'eger  vg!.  Bartl   in  Winkel  Nr.  10  am  Unterossiacb 

Ad  Beilage  4. /?.  Kath.  Pfarr  zuTreffen.  Hier  ist  eine  so 
bare  Einthcilung  zu  sehen,  nämlich  daß  ärmere  Leute,  z.  E.  Kai; 
(i.  e.  Handwerker)  und  Gästleute  (Innwohner)  solche  doppelt 
noch  einmal  so  hoch  als  gewöhnlich  die  Bauern  entrichten  mi 

Für  eine  Taufe  muß  der  evgl.  Bauer  dem  kth.  Geist,  g 
20  kr.,  der  Kaischier  und  Gastmann  aber  40  kr.  (Unehl.  K 
wie  in  anderen  Pfarren.)  Für  Copul.  {incl.  3mal  Verkünden  ä  21 
1  fl.  20.  kr.  Bei  Ausfuhr  der  Braut  extra  3  fl.  20  kr.  Kai; 
und  Gästleute  müssen  bei  jedem  Fall  (nur  nicht  Ausfuhr)  do 
bezahlen.  Für  Begräbnisse  der  Bauersleute  20  kr.,  Gästleute 
Kaischier  doppelt.  Dem  kth.  Pfarrer  müssen  unter  dem  Titel: 
lege  jährlich  am  allerheil.  Tag  die  prot.  Bauern  liefern  Jeder  9- 
— 12  kr.  auch  dem  Kaplan  9 — 12  und  dabei  zugleich  2 — 4  Maß!  H 

Zeugen:  Thomas  Melch,  vlg.  Gabering  Nr.  27  am  Ni 
ossiachberg.  Christoph  PetraschoJy  Machofrig  Nr.  28  e.  d.  Chri 
Gelsser  vlg.  jud  Kr.   13  e.  d. 


IX. 

Bericht  des  Central -Vorstandes  über  das  Vereins- 
jahr 1896. 
Der  von  dem  Cassier  der  Gesellschaft,  Herrn  Hof-  und  Genchts- 
advocaten  Dr.  Ritter  von  S  ä  ä  f,    schriftlich  erstattete   Bericht   über 
die  Gebahrung  des  Vermögens  für  das  vergangene  Vereinsjahr  wird 
hiemit  veröffentlicht. 

I.  Einnahmen. 

A.  Saldo  vom  Jahre  1894 1652  fl.  80  kr. 

B.  Eingegangene  Mitgh'ederbeiträge : 
Rückstände  bis  einschliessl.  1894  =  276  fl.  —  kr. 
Mitgliederbeiträge  pro  1895: 


78  Beieräge  ä  3  fl.  —  kr.     .  =  234  ,  —  . 

42         ,        4  6.—.      .  =  210  .  —  . 

2         .        zusammen    .     .  =     6  .  11  . 

pro  1896,   1897  und  1898: 

2  Beiträge  ä  3  fl.  —  kr.     .  =     6  ,  —  . 

1         .        i3,—  .      .=     3.-. 

1         ,        43,—.      .=     3,— , 

c. 

Kne  Gabe  zu 20  ,  —  . 

758  . 

11   . 

ß. 

Für  den  Verkauf  des  .Jahrbuches*  im  Buchjiandel 

66  . 

24  , 

B. 

An   Interessen   von   den   Einlagen   bei  der  All- 
gemeinen Depositenbank,  Buch  Nr.  21.047  und 

Nr.  26.696 

Gesammteinnahme    .     . 

55  . 

83  , 

2532  fl. 

,  98  kr. 

128 


n.  Ausgaben. 

A,  Druckkosten    und    Versendungsspesen   der   vier 
Hefte  des  ^Jahrbuches*,  Jahrgang  1895,   sowie 

Druck  von  Statuten 511  fl.  50  kr. 

B,  Honorare  an  die  Mitarbeiter  am  , Jahrbuch*      .       200  ,     50  , 

C,  Diverse : 

aj  Schreibereien  und  Aufbewahrung  des  Mobiliars , 

des  Archivs  und  der  Bibliothek  pro  1895    .         60  ,     —  , 

b)  Für    das   Eincassiren  der  Mitgliederbeiträge         23  ,    90  , 

c)  Für    Kanzleiauslagen ,      Gebührenäquivalent, 

Porti,  Stempel  u.  s.  w 20  ,    54  , 

Gesammtausgaben    .     .       816  fi.  44  kr 

Stellt  man  den  Einnahmen  von     .  2532  fl.  98  kr. 
gegenüber  die  Ausgaben  von    .     .       816  ,    44  , 
so   verbleibt  mit  Ende   December 

1895  ein  Rest  von      .     .     .     .  1716  fl.  54  kr. 

Hievon  waren  am  31.  December  1895  bei  der 
Allgemeinen  Depositenbank  laut 

Einlagsbuch  Nr.  21.047 459  fl.  31  kr. 

,     26.696 1252  ,    66  , 

und  baar  in  Händen  des  Rechnungslegers      ...  4  ,    57  , 

Zusammen  .     .     1716  fl.  54  kr. 
Wien,  am  12.  März  1896. 


X. 

Böhmische   Pastoren,   in   Anhalt    ordinirt    15B3— 1609. 

Von  HiiNRlca  Beckeb,  Pastor  in  Lindau  (Anhallt. 
(Fottsetiung.) 
Wenn  ich  nun  beginne,  die  einzelnen  Persönlichkeiten  in  kurzen 
Umrissen  vorzuführen,  so  übergehe  ich  nicht  die  beiden  Einzigen, 
die  vielleicht  aus  den  .Böhmen*  auszuscheiden  wären.  Sie  sine!  beide 
in  Preussen  angestellt  gewesen  und  nach  dahin  haben  wenigstens 
die  Brüder  aus  Böhmen  mannigfache  Beziehungen  gehabt.  Es  ist 
zuerst  Matthaeus  Lossius,  Chcmnicensis,  natione  JVIisnicus.  Nach 
mehrfachen  Irrfahrten,  die  ihn  früher  schon  einmal  nach  Elbing  ge- 
führt haben,  kommt  er  zum  zweiten  Male  dahin,  um  eine  Schule  z\i 
übernehmen,  und  wird  vom  Bürgermeister  und  Rath  der  Stadt 
empfohlen,  als  er  für  das  Predigtamt  in  eccl.  Suburbii  (Divi  corporis, 
quae  dicitur)  berufen  ist,  um  im  August  1595  in  Zerbst  ordinirt  zu 
werden  (XI,  66).  Der  Andere  ist  Wolfgangus  Mandeliiis  aus 
Chrcmsmünster  in  superiore  Austria,  der  Schulen  besucht  hat  ausser 
zu  Haus  in  Linz,  Padua,  Epperies  (Ungarn)  und  Leutschovia.  Dann 
wird  er  Cantor  zu  Warallium  in  Ungarn,  geht,  durch  die  tristissimos 
belli  tumultus  bewogen,  aus  Ungarn  fort,  findet  in  Braunschweig  an 
der  Katharinenschule  ein  Lehramt  und  als  die  immer  gefährlicher 
werdende  Pest  ihn  auch  von  dort  vertreibt,  wird  er  Rector  in  Danzig 
in  schoia  Bartholomaeana  ac  Petrina,  um  endlich  10.  August  160.3 
für  ein  Diaconat  an  S.  Barth,  in  Danzig  ordinirt  zu  werden.  Bürger- 
mei.stcr  und  Rath  der  Stadt  Danzig  und  Jacobus  Fabricius  em- 
pfehlen ihn. 

In  eine  besondere  Gruppe  zu  sammeln  sind  dann  vier  ächlesier. 
Davon  haben  zwei  zu  Patroninnen  Je  eine  Witwe  aus  der  Familie 
von  Schindel,  und  zwar  Caspar  Schultzius,  ordinirt  25.  Juni  1592 
für  das  Pfarramt  in  eccl.  Nimpkana,  die  matrona  Magdalena  ex  nobili 
Haugwiziorum  familia  nata.  Dni  Christophori  a  Schindel  in  Bernstadt 

JiKibnch  itt  PiDMiliiDiiiniui  I89S,  K.  Hl  u.  IV.  g 


130 


et  Nimpkau  relicta  vidua,  und  Daniel  Moll  er  us,  ord.  26.  August 
1593  für  das  Pfarramt  in  pago  Zuberiano,  die  Anna  geb.  Schindelin, 
Hans  von  Kregwitz  auf  Kummernick.  Zubern  und  Kutelaw  binter- 
lassene  Wittfrau.  Der  erstere  stammt  ex  ducatu  Vratislaviensis,  ist 
Schosnizii  1569  natus,  patre  ministro  verbi  divini  ejuisdem  nominis. 
Er  hat  die  Schulen  besucht  zu  Brieg,  Epperies,  Amberg  und  Bremen. 
Letzterer  nennt  sich  Sueboniensis  Silesius,  hat  seine  Studien  er- 
möglicht durch  munificentia  Joachimi  a  Berg.  Auf  dessen  Geheis.s 
muss  er  auch  schliesslich  von  Wittenberg  fortgehen,  als  nach  dem 
Tode  des  Kurfürsten  Christian  von  Sachsen  von  Neuem  das  dogma 
Suevicum  (gemeint  ist  die  Ubiquitätslehre)  eingeführt  wurde.  qu>d 
antea  vix  erat  explosum,  um  ein  Cantorat  in  scola  Bethaniens!  zu 
verwalten.  In  diesem  Joachim  von  Berg  stossen  wir  jedenfalls  aj! 
die  Seele  der  reformirten  Bestrebungen  in  Schlesien.  Diese  spiegeln 
sich  darum  nicht  in  einer  ihrem  Umfange  und  ihrer  Bedeutung  ent- 
sprechenden Weise  in  unseren  Handschriften  wieder,  weil  die 
Ordinationen  sehr  bald,  wie  wir  oben  sahen,  in  Brieg  vollzogen 
wurden  und  nicht  mehr  in  Zerbst.  Wir  haben  nun  zunach>t 
noch  einen  zu  erwähnen,  der  dem  Joachim  von  Berg  die  Enrc»^ 
lichung  des  Studiums  verdankt,  den  Martinus  Füsselius.  natjs 
23.  November  1571  und  ordinirt  fürCladen  24.  August  1592.  Aber 
dieser  erzählt.  Joachim  von  Berg  habe  seiner  Vaterstadt  \'iel  Ge'J 
(grandem  pecuniami  gegeben,  damit  junge  Leute  von  geringerem 
Vermögen  den  Studien  obliegen  und  der  Kirche  dereinst  diene? 
könnten.  Sein  Beglaubigungsschreiben  für  Füsselius  ist  das  erste 
das  mit  ausdrücklicher  Nennung  des  Ortes  Zerbst  daselbst  die 
Ordination  begehrt.  Da  es  auch  sonst  zur  Charakteristik  dieses 
jedenfalls  bedeutenden  Mannes  dient,  so  möge  es  hier  Platz  finden: 
,Ich,  Joachim  Ernst  vom  Berg  zu  Hemdorf,  Rom.  Kais.  Maj.  Rath  etc. 
bekenne  hirmit  öffentlich  und  thue  kund:  Nachdem  ich  ^^-ttlichem 
Befehlich  und   Ordnung:    nach   den   Kirchendienst   in   meinem  Dorfe 


'?> 


Ciaden    christlich   und  eottselie  zu  bestellen   im   fiirhaben    bin 


5> 


^«~' 


habe  ich  dcrwegen  dieses  Briefes  Zeigern,  den  Erbam  und  gelarten 
Martinum  Füssell  von  Görlitz  als  meinen  Stipendiaten  und  Alumnen, 
den  ich  etliche  Jar  erstlich  in  der  particular.  Schulen  zu  Görlitz  und 
dan  auch  in  der  löbl.  Universitet  Wlttenber«:  uff  mein  selbst  ci^en 
Kosten  gehalten,  im  itztgemelten  Kirchendieost  in  mdn  Dorf  Ciaden 
zu  einem  Pfarher  und  Kirchendiener  \txire,    berufe   und    erfordere. 


131 

Und  ist  demnach  und  derhalben  an  das  Ehrwürdige  Ministerium  zu 
Zerbst  in  dem  löblichen  Fiirstcnthum  Anhalt  mein  günsliglich  und 
freundlich  ersuchen  und  bitten,  wollen  vorgenannten  Martinum  Füs- 
selium  günstiglich  hören  und  ob  derselbe  zum  Predigtamt  tüglich, 
nottürfftiglich  examiniren  und  woferne  er  tüglich  befunden,  ime  als- 
dann durch  den  gewönlichen  ritum  ordlnationis  das  heil.  Predigtamt 
und  die  administration  und  Aushandung  des  hochwürdigen  Sacraments 
nach  christlichem  Brauch  und  Gewohnheit  conferiren  und  verleyhen. 
Doran  beschicht  dem  Almechtigen  Gott,  stifftcrn,  Einsetzern  und 
Erhaltern  des  heyligen  Predig  Amptcs  ein  sonders  wolgefallenes 
Wergk:  So  will  auch  Ich  obgenannter  vom  Berg  umb  einen  Jeden, 
so  dieses  christliche  gottselige  wergk  befordern  helfTt,  solches  günstig- 
lich und  freundlich  beschulden  und  verdienen.  Und  habe  dessen 
2U  Uhrkundt  mein  angeborn  Insigel  hieraulT  gedruckt.  Geschehen 
zu  Herndorf  den  22.  Tag  Augusti  Anno  im  zwey  und  neunzigsten. 
J.  vom  Berg.' 

Envähnt  zu  werden  dürfte  in  diesem  Zusammenhange  verdienen, 
dass  Fussel  beim  Ordination sgelübde  mit  Uebergehung  Luther's  die 
Schriften  Mclanchthon's  nennt  ,una  cum  confessione  Anhaltinnrum 
aliisque  scriptis  eorundcm  Apologeticis  eruditis  et  invictis.  quac 
unquam  publicam  lucem  viderunt*.  —  Ausser  diesen  beiden  Schütz- 
lingen J.  von  Berg's  kommt  nur  noch  einer  aus  Schlesien  zur  Ordi- 
nation nach  Zerbst,  der  auch  dort  studirt  hat.  Es  ist  Jeremias 
Colerus.  .Dehinc  (von  Görlitz)  Servestam  conEÜio  et  voluntate 
nobiliss,  Dni  Joachimi  a  Berga  Mecoenatis.'  Er  ist  hernach  in  der- 
selben Weise  wie  Comenius  ,Herbornam  Nassoviorum  cum  discipulo 
paedagogus  profectus,  unde  Heidelbergam*.  und  wird  dann  a  Georgio 
a  SchÖnaich,  libero  Barone  in  Beuthen,  ad  officium  concionatoris 
aulici  accersitus,  aber  erst  nach  einem  Jahre,  als  er  praeter  auhcam 
etiam  Carolatensem  Ecclesiam  bedienen  soll,  am  13., 23.  Jan,  1605 
in  Zerbst  ordinirt.  Da  er  in  der  langen  Zeit  von  1593 — 1609  der 
Einzige  ist,  der  fiir  Schlesien  ordinirt  wird,  so  ist  seine  Ordination 
jedcn^Is  als  Ausnahme  anzusehen. 

Eine  grössere  Gruppe  bilden  die  Mahr  er. 

Wir  treffen  da  zuerst  auf  Christophorus  Regulus,  Lau- 
bensis  Lusatius,  natus  1559  und  ordinirt  17.  Jan.  1583,  also  nicht 
lange  nach  Beginn  der  Ordinationen  in  Zerbst  überhaupt,  da  diese 
erst  mit  dem  27.  Febr.  1578  beginnen.  Er  ist  der  erste  Auswärtige, 


■!    *    ■ 


132 

der  in  Anhalt  ordinirt  ist.  Für  ihn  tritt  ein  Christoph  Freiherr  von 
Teufenbach  zue  Märhofen  und  auf  Dürnholz,  Rom.  Kays.  Mt.  und 
auch  S.  D.  Carls  Erzherzogen  zu  Oesterreich  Hofkriegsrath  und  der 
Crabatischen,  Windischen  und  Mör  Greinzen  Obrister  Zeugmeister. 
R.  habe  sich  bei  seiner  Herrschaft  Dürnholz  1*/,  Jahr  lang  ehrlichoi 
und  guten  Wandels  verhalten,  da  er  auch  mit  seinem  fleissigen 
Lehren  und  Predigen  des  heiligen  Wort  Gottes  einen  Diaconum 
vertreten.  Nun  wolle  er  etliche  fiimehme  Universitäten  besuchen 
und  in  studiis  Theologicis  was  Mehreres  und  Gründliches  erlernen. 
,Ist  an  diejenigen,  denen  es  Amts  halber  gebührt,  abermaln  mein 
Sünder  bittlich  Anlangen,  ihn  dazu  kommen  zu  lassen  und  dem 
christlichen  Gebrauch  nach  zu  ordiniren  und  dessen  gewöhnliche 
Testimonia  mitzutheilen.*  Durrnholz  27.  Sept.  1582.  Da  der  Lebens- 
lauf des  R.  manche  interessante  Punkte  bietet  —  z.  B.  dürfte  sein 
Vater  einer  der  ersten  evangelischen  Geistlichen  in  Wien  gewesen 
sein  — ,  so  theile  ich  ihn  in  Anlage  II  vollständig  mit. 

Ein  Zweiter,  Joannes  Brassica,  Silesius,  Glogoviae  inferion 
natus,  kommt  als  gubernator  Scholae  in  marchionatum  moravicum 
(nach  Wisowicz)  und  wird  dann  für  ein  Diaconat  in  dieser  Stadt  am 
12.  October  1595  ordinirt,  nachdem  er  aliquot  annos  puersitiam 
scholasticam  in  Religionis  christianae  primordiis  ac  literarum  elementis 
instituendo  pariterque  in  Ecclesia  ejusdem  loci  publice  exercitia  con- 
cionum  ex  verbo  Dei  habendo  sibi  apud  oppidanos  comparuit  gratiam. 
Solches  bezeugt  ihm  Decanus  et  Seniores  Decanatus  Hunnobrodensis. 
Leider  ist  kein  Name  unterzeichnet.  Doch  dürfte  es  wichtig  sein 
zur  Charakterisirung  des  Geistes,  der  damals  in  Hunnobrod,  der 
Stadt  der  ersten  Jugendentwicklung  desjoh.  Am.  Comenius,  herrschte, 
wenn  zur  Empfehlung  des  Joh.  Brassica  bemerkt  wird:  Habemus 
cum  in  consensu  orthodoxae  doctrinae  exploratum.  Ein  zweiter  Brief, 
der  für  ihn  eintritt  und  ebenfalls  Zerbst  als  Adresse  zeigt,  ist  be- 
stimmt dem  Dno  N.  sacrae  Theologiae  Doctori,  pastori  Ecclesiae 
Servestensi  et  caeterarum  Ecclesiarum  Superatendenti  .  .  caeterisque 
in  inclita  Academia  Servestensi  professoribus  et  Ministris  verbi  Divini. 
Er  ist  unterschrieben:  Consul  et  Jurati  atque  tota  communitas  civi- 
tatis Wizowicz. 

Die  nächsten  Beiden  scheinen  zusammen  gekommen  und  zu- 
sammen ordinirt  zu  sein,  wie  sie  denn  neben  einander  im  Buche 
stehen  und  beide  enge  Beziehungen  zur  Stadt  Brtnjcz  gehabt  haben. 


133 

Es  sind  Daniel  Vojacius  und  Bartholomaeus  Javorsky. 
\'ojadus  nennt  sich  Guttembcrgenus  Boemus,  Nachdem  er  zuletzt 
die  Schule  zu  Prag  ad  aedem  B.  Virginis  Mariae  ante  laetam  curinm. 
welche  damals  unter  dem  Rector  M.  Stephano  Turka  Varncnsi  stand, 
besucht  hat,  wird  er  praefectus  chori  Musici  Veronensis,  wird  als- 
dann zum  Rector  in  oppidum  Brtnicium  berufen,  was  den  Uebergang 
bildet  zum  Pfarramt,  jedenfalls  ebenda.  Die  Berufung  schreibt  er  in 
beiden  Fallen  den  confratribus  et  Senioribus,  qui  ad  districtum  Bre- 
nensem  pertinent,  zu.  Leider  fehlen  bei  ihm,  wie  bd  Javorsky,  die 
Keglaubigungsschriftcn.  Ordinirt  ist  Voj.  Cant.  1597.  Da  Czerwenka, 
a.  a.  O.,  II.  638  (Hist.  pers.  L)  unter  den  Märtyrern  von  1621  auch 
Barth.  Javorsky  auffuhrt,  SO  wird  es  wohl  richtig  sein,  wenn  ich 
den  kurzen  Lebenslauf,  der  in  steifen,  etwas  unbeholfenen,  aber  treu- 
herzig anmuthenden  und  sauberen  Schriftzügen  geschrieben  ist,  hier 
»ollständig  mittheile:  , Ego  Bartholomaeus  Javorsky  in  pago  Bohemiae 
Javorska  dicto,  Patre  Bartholomeo  et  Matre  Eva  natus.  Mortuis 
vero  parentibus  meis  a  Reverendo  Viro  D.  Johanne  javorsky  meo 
fratre  pro  filio  educatus.  Suticiam  Rectori  Scholae  coinmendatus,  ibi 
per  biennium  commoratus  fundamina  plctatls  et  literarum  jeci.  Post 
Guttembergam  concessi,  ibi  praeceptore  M.  Johanne  Beniczio  natione 
Taboraeno  usus  sum,  ab  eoque  Pragam  Domino  Samucli  Radeschino 
<it  Radeschowitz  allegatus  per  biennium  ad  aedem  D.  Martini  mansi. 
Tandem  Moraviam  legitime  vocatus  officium  Cantoris  in  oppido 
Brtnjcz  quam  in  templo,  tarn  in  informanda  juventute  per  biennium 
sastinui.  donec  a  Rev,  viro  D.  Ladislao  Corvino  cacterisque  D.  Seniori- 
Qus  Ministri  verbi  Dei  in  Moravia  vocatus  Servestam  Anhaldinorum 
sacris  informandus  vcni  ibique  me  cxamini  Theologico  subjcci,  con- 
sensumque  cum  Ecciesia  probavi.  Tandem  a  Reverendo  et  doctissimo 
'■iroD.  M.Volphgango  Amiingo  Ecclesiarum  in  Principatu  Anhaldinensi 
Superintendente  altero  ab  examine  die  ritu  solenni  ad  docendi  munus 
inauguratus  sum.  —  Tester  itaque  hoc  meo  scripto  stipulataque  manu, 
rfoctrinam  caelestem  scriptis  Propheticis  et  Apostolici^  complexam 
perpeluo  defensurum,  in  iisque  ad  finem  vitae  meae  adjuvante  Deo 
perseveraturum.  Actum  Servestae  97.*  (Tag  fehlt.) 

Dem  in  dieser  vita  erwähnten  Samuel  Radeschino  JRadeschinsky) 
werden  wir  öfter  begegnen  und  es  dürfte  daher  angemessen  sein, 
»as  wir  über  ihn  erfahren,  zusammenzustellen,  um  möglichst  ein 
Büd  von   ihm   zu    gewinnen.     Er    nennt  Amling   wiederholt    seinen 


134 

werthen  Freund  (,amico  meo  omnibus  modis  honorandissimo*).  Sdr. 
voller  Titel  ist:  Samuel  Radeschinsky  de  Radeschowitz,  U.  J.  D 
Comes  Palatinus  Caesarius  Auratus  et  Armatae  militiae  equcs,  D 
Principis  in  Silesia  Teschini  ac  Majoris  Glogoviae  Ducis  consiliarins 
atque  apud  S.  C.  M.  agens.  Für  seine  Glaubensstellung  ist  Folgendes ; 
aus  dem  Empfehlungsbriefe  für  Thandarias  charakteristisch:  fama 
te  accepisse  sentiam,  quam  plurimos  apud  nos  errorum  ubiquitats 
defensores  inveniri,  Orthodoxorum  Ministrorum  (excipio  CoUcgia 
Fratrum,  quos  per  calumniam  Picardos  vulgo  nuncupant)  magna  raritatc 
Sept.  1595  erzählt  Cubinius  von  ihm,  er  sei  Pragae  ludi  ad  D.  Martin! 
moderator,  tum  saltem  philosophiae  Baccalaureus,  jam  vero  etiam 
J(uris)  U(triusque)  D(octor)  .  .  .  folgen  die  oben  angegebenen  Titei 
Während  er  am  19.  October  1600  aus  Chrastau  schreibt,  treffen  vdr 
ihn  1607  wieder  in  Prag,  wo  er  den  Simon  Machaonius  in  seinen  Dienst 
zieht,  der  ,apud  illum  domesticam  Ecclesiam  verbo  De!  per  annum 
informavit*.  Er  schliesst  einen  Brief  an  Joh.  Ursinus  in  Zerbst: 
D.  N.  J.  C.  faciat  nos  in  orthodoxa  fidei  confessione  pie  vivere  et 
constanter  mori.  Pragae  Boh.  20.  Aug.  1607. 

Schon  für  den  Nächsten  der  Mährer,  den  Vencesilaus 
Thandarias,  Biloviczenus  Moravus  verwendet  er  sich.  Dieser  Th 
ist  u.  A.  zu  Hunnobrod  bei  Martinus  Mallobitenus  Pannonius  in  die 
Schule  gegangen.  Die  Barones  a  Wartenberg  nehmen  ihn  zum 
Paedagogus  an,  dann  bekommt  er  das  regimen  scholae  in  oppido 
Wesseli  und  wird  dann  ebenda  in  ein  Pfarramt  berufen.  Ausser  von 
Sam.  Rad.  wird  er  von  den  pastoribus  reformatae  Religionis  in 
Marchionatu  Moraviae,  deren  Namen  aber  fehlen,  brieflich  geleitet 
Er  ist  ord.  28.  Oct.  1600.  Amling  bemerkt  am  Rande:  Septuaginta 
milliarium  iter  ad  nos  habuit  Ordinandus,  germanicae  linguae  prorsus 
ignarus.  Ideoque  latino  sermone  utendem  nobis  fuit  in  conferendo  ei 
ordinationis  ritu.    Das  ,Von   weit  her*  hat  Amling   geschmeichelt! 

Elias  Zwalingius,  Mossoviensis  Pannonius  Mossoviae  in 
Comitatu  Turocensi  sub  ditione  Francisci  Rewaii  de  Rewa.  Sein 
erstes  Amt  ist  das  eines  Rectors  zu  Ostrow,  in  das  er  berufen  wird  ab 
Alexandro  Cakotulsky  civibusque  civitatis  Ostrow.  Vom  Pastor  daselbst 
wird  er  dann  zum  Diaconus  angenommen  und  ordin.  für  diesen  Posten 
31.  Jan.  1602.  Seinem  Lebenslauf  sind  die  Abschriften  von  vier  Bürg- 
schaftsschreiben beigegeben.  In  dem  ersten  bezeugen  die  Ministri  vcrbi 
Dei  sub  ditione  Baronis  Joannis  Theodori  a  Kunowic,  Domini  in  Ostrow, 


135 

Luka  et  nova  Sw^tlow,  dass  er  ein  adolescens  vitae  probatae  et 
lonestis  moribus  satisque  doctus  et  vere  orthodoxus  sei.  Im  /.weiten 
schrieb  Joannes  Thcodorus  a  Kunowic,  Liber  Baro  in  Ostrow  nova 
äwetlow  et  Kuna  an  den  Supenntendens  und  die  doctores,  qiii  in 
Ecclesia  Servestana  purioris  Theologiae  Orthodoxaeqiie  doctrinae 
Studium  promovetis.  Da  er  der  Patron  auch  des  Comenius  ist,  so 
möge  noch  folgende  Stelle  aus  seinem  Anschreiben  hier  Platz  finden. 
Cum  Ecciestae,  quae  in  civitate  mea  Ostrow  per  verbi  Dei  praedi- 
cationem  et Sacramcntorum  administrationem  colli^itur,  Diaconoindiget 
et  pastor  ejus  loci,  Rev.  D.  Daniel  Virga,  sußragio  coeterorum  pastorum 
in  ditione  mea  degentium  El.  Zw.  in  socium  laborum  adscivit,  is 
ad  vos  mittitur  .  -  Dabantur  ex  Marchionatu  Moravicn  in  arce  Ostrow 
ineunte  anno  1602.  Das  dritte  Schreiben  ist  vom  Consu!  et  Senatus 
totaque  Respublica  Civitatis  Ostrow  ausgestellt  und  das  vierte  von 
dem  alten  ,jam  senio  coniecto*,  wie  der  Consul  in  Ostrow  schreibt, 
Daniel  Virga  selbst. 

An  diesen  schliesse  ich  gleich  Jonas  Sartorius,  Sancto- 
crucenus  Pannonius.  Sancta  Crux  ist  gelegen  sub  ditione  Archi- 
episcopi  Johannis  Kutassü  Posoniensis.  Dieser  wird,  nachdem  er 
Rector  in  Teutobrod  gewesen  ist,  a  Samuele  Virga,  Ecclesiae  Ostro- 
viensis  ministro,  tunc  cum  adversa  valitudine  luctante  ad  officium 
Diaconatus  sustinendum  vocatus  Servestamque  cum  consensu  joh. 
Theodori  a  Kunowic  missus,  und  am  17., 27,  Oct.   Iti06  ordinirt. 

Eine  ziemliche  Thatkraft  muss  Tobias  Fabri  Krenovius 
Pannonius,  natus  in  ditione  Dni  Nicolai  Turzo,  besessen  haben. 
Er  übernimmt,  nachdem  er  fünf  Schulen  besucht  hat,  das  Rectorat 
in  Ujhelium  für  1'/,  Jahre  und  dann,  cum  tcnuitateiii  meam  agnos- 
cerem  in  studüs  et  erudiendo  juventutem,  recepi  me  in  nonnullas 
scholas  Silesiae,  ut  doctior  rcdderer,  verum  cum  non  .succederet  mihi 
juxta  Votum,  reversus  eram  in  Moravtam  et  cnnsumsi  fere  biennium 
incumbendo  privatim  studiis  in  scholis  Preroviae,  Austerlicii  et  alibi 
nullis  implicitus  ofRciis  publicis.  Dann  wird  er  von  dem  Decan 
Jacobus  Zamozius  (Zamoflius)  in  Nossisslavia  als  dessen  Diacon 
angenommen  und  deshalb  am  30.  Mai  1607  ordinirt.  Ihn  empfehlen 
der  Decanus  et  Seniores  caeterique  ministri  v.  d.  des  Districtus 
Nossisslav  unter  längerer  Darlegung  ihres  Bekenntnisses  und  der  Zu- 
bände des  Landes.  Eine  Bemerkung  sagt :  Noösisslav:  oppidum  situm 
-')  milliaria  circa  Bnimam  et  9  miUiaria  ultra  Iglaviam  in  Moravia. 


136 

Der  Letzte  der  Mährer  ist  Georgius  Czeykowsky,   Chli- 
necenus  Bohemus.   Er  war  Famulus  des  Professors  M.  Andreas  Mv- 
tiskus  Lidmerzenus  in  Prag,  zu  dessen  Füssen  er  schon  als  Schüler 
gesessen  hatte,  zuerst  in  Prag-Altstadt  an  der  Aegidien-Schule,  dann 
zu  Teutobrod  und  endlich  zu  Kuttenberg.    Sodann  ist  er  thätig  im 
Schulamt   bei   der  schola  Zlutecensis,   Gurimensis,   Hradistiensis  (eis 
Iseram)  und  endlich  Nicolaensis  Palaeo-Pragae.     Er  wird  a  Georgio 
Dicasto  Mirzkovino,  Ecclesiae  Prostanensis  apud  Moravos  Decano  ad 
officium  Diaconatus  berufen,    aber  ob  longum  Prostannam    iter    nee 
satis  tutum  propter  militem  Archiducis  Matthiae  ubique  grassantem 
a  Kuttensi  Dno  Archidecano  ablegatus.    Seine  Ordination  geschieht 
am  16.  Juli  1608,  wobei  er  sich  auch  z.  pura  et  orthodoxa  doctrina 
bekennt.  Beigegeben  ist  ein  Schreiben  von  Vene.  Stephanus  Thermenus 
Archidecanus  Kuttembergae  und  Gallus  Phaeton  unterzeichnet.    Die 
enge  Verbindung  des  Kuttenberger  Archidecanus  mit  Dicastus  dürfte 
an  dieser  Stelle  zu  beachten  sein.  Phaeton  bildet  offenbar  das  Mittel- 
glied zwischen  beiden  (vgl.  dessen  Leben).  Vielleicht  steckt  bei  den- 
jenigen Beglaubigungsschreiben,  wo  nur  im  Allgemeinen  ohne  Namen- 
nennung   die   mährischen   Senioren   unterschrieben,    schon    Dicastus 
dahinter. 

Wir  kommen  nun  zu  der  letzten  und  grössten  Gruppe,  der 
aus  dem  Königreich  Böhmen  selbst.  Es  wird  nothwendig 
sein,  um  einigermassen  das  Bild  anschaulich  werden  zu  lassen,  ge- 
wisse Mittelpunkte  herauszuheben,  um  die  sich  die  Erscheinungen 
sammeln,  wie  die  Eisenfeilspäne  um  den  Magnetstift. 

Zunächst  einige  Vor-  und  Nebenläufer,  bei  denen  für  mich 
der  Zusammenhang  mit  einem  bedeutenderen  Mittelpunkte  nicht  zu 
erkennen  war. 

Da  ist  zuerst  M.  Paulus  Aulaeander,  der  als  Lehrer  in 
Goldberg  berufen  wird  in  ein  Pfarramt  in  Ecclesia  Seiffensi,  qiiac 
interBohemos  coUigitur  in  ditione  inclytorum  ac  generosorum  Baronum 
a  Waldstein,  Dominorum  Arnoviae  et  Meletinae  und  dazu  ordinirt 
wird  am  20.  Oct.  1586.  Er  ist  es,  der  streitbare  Thesen  gegen  das 
Lutherthum  seiner  Zeit  statt  des  Ordinationsgelübdes  den  Acten  ein- 
verleibt hat.  Dass  die  Barones  a  Waldstein  selbst  den  reformirten 
Anschauungen  zuneigten,  geht  daraus  hervor,  dass  sie  selbst  in 
Zerbst  am  Gymnasium  illustre  studirt  hatten.  In  dem  mir  vorliegen- 
den Catalogus  Auditorum   publicorum   ab  Anno  1582   dieser  Hoch- 


137 

schule  finden  sich  folgende  Eintragungen:  10.  April  IÖ92:  Henricus 
über  Baro  in  Waldstein  u.  Hannibal  L.  B.  inW. ;  27.  Mai  159«: 
Bartholomaeus  Liber  Baro  in  Waldstein. 

Ein  Zweiter  ist  Thomas  Sturmius,  Bohemus,  natus  in 
cppido  Wittinga  sub  ditione  Wilhelmi  a  Rosenberg.  Auch  hier  tritt 
tin  Herr  des  vornehmen  Adels  als  Gönner  und  Wohlthater  heraus. 
Es  ist  Emericus  Forgach,  liber  Baro  in  Gimesch,  Comes  Trenchinii 
(jusdemque  Comitatus  supremus  Comes,  Eques  Auratus  ac  dominus 
in  Comniatyn  et  Marosch.  Er  hat  den  St.  in  alumnnm  adsdtus 
sumptibusque  bene  instnictus  in  Academiam  Wittebergam  missus.  Von 
dort  wird  er  nach  1'.',  Jahren  abgerufen,  um  in  das  Coilegium  der 
Schule  zu  Trinchinium  einzutreten.  Hier  hat  er  aber  blos  ein  Jahr 
seines  Amtes  gewaltet  und  wird  dann  von  seinem  Patron  als  Pastor 
i:n  Dorfc  Hradna  angestellt.  Die  Ordination  fand  statt  21.  Sep- 
tsmber  1592.  Das  briefliche  Geleit  gab  ihm  ebenfalls  sein  l'atron  in 
(inem  an  Amling  gerichteten  Schreiben,  in  weichem  folgende  cha- 
nkteristische  Stelle  vorkommt:  ,Inter  alias  ecclesiae  Christi  pestes 
nocentissimas  est  illa,  quam  inducunt  ü,  qui  in  ovile  domini  non 
per  januam  ingrediuntur.  Hoc  nos  scmper  hactenus  ab  ecclesiis 
cilionis  nostrae  studiosc  arcuimus.*  Er  sendet  daher  den  St.  nach 
T-.,  ,ut  per  V03  pro  authoritate  ac  jure,  quo  gaudctis,  claves  ecclesiasti- 
cas  accipiat*. 

In  dem  Leben  des  Daniel  Stephanus  Drumensis  (natus 
Dnimae  Bohemorum),  der  als  erster  Ordinandus  des  Caspar  Ulricus 
in  aede  Bartholomaei  ordinirt  ist,  ist  erwähnenswerth,  dass  er  von 
^Vittenberg  sich  nach  Zerbst  begibt  fama  orthodoxae  religionis  motus. 
In  Catalogus  Aud.  publ.  ist  er  am  4.  Oct.  1600  eingetragen  zus. 
mit  Wcnceslaus  Cardus  Trebicensis  Moravus  und  Johannes  Artocopius 
Horazdovinus  Bohemus,  welche  am  selben  Tage  immatricuhrt  wurden. 
Er  blieb  ein  Jahr  in  Zerbst.  Dann  finden  wir  ihn  in  Neoboleslavia 
iioemorum  als  Akoluthen  und  später  als  Diaconus.  Mit  anderen 
diarissimis  in  Christo  fratribus  der  Religion  wegen  von  da  vertrieben, 
»■ird  er  von  Joannes  Baro  a  Rzizan  als  Pastor  angestellt.  Aber 
p'ementc  rursus  Ecclesia  —  natürlich  zu  ergänzen  catholica  —  a 
M.  Dno  et  toto  coetu  Ecclesiae  Neostudenecensis  Servestam  ad 
ordinationem  missus  sum.  Abschriften  von  Beglaubigungsbriefen  fehlen. 

Der  Zeit  nach  ist  einzureihen  Venceslaus  Georgides 
■^ognomine)  Kuchinka,   Humpoleczenus  Boemus.    Er  wird  von   dem 


138 

Rev.  Sacerdos  Vitus  Fabricides  Humpoleczenus,   min.  v.  d.   in  arcc 
Kystra  et  PoczedcUcz  berufen  zum  Coadjutor  in  dessen  Kirche  und  j 
am  11.  Oct.  1607  ordinirt.  Es  liegen  Empfehlungsschreiben  bei  vc« 
dem  Besitzer  der  Arx  Kystra,  einem  Herrn  Johannes  Ilburgk  Kap-  j 
lircz  Wostersky  a  Sulewicz,  sodann  von  Vitus  Fabricides.  von  Paulis 
Stradalius  Kuttembergenus.  min.  Ecclesiae  Dei  Obrizii  und  von  Job 
Telonius,  Pfarrer  und  Kirchendiener  am  Wort  in  Schmeckwiz,    einr 
halbe  Meile   von  Kystra  und  Potschedelitz    in   Böhmen.    C.  Ulricus 
lässt    aber   auch   daneben    einen   Brief  an  Vitus    Fabr.    abschreiben 
worin  er  den  Wunsch  ausspricht,  man  hätte  den  G.  besser  mit  Geld 
ausrüsten  sollen  und  auch  länger  hier  lassen,  damit  er  seine  Kennt- 
nisse hätte  erweitern  können.  Bibelkenntniss,  das  Examen  Melancfa- 
thon's  und  der  Heidelberger  Katechismus  seien  möglichst  früh  schnn 
zu  treiben. 

Den  Schlqss  der  Unterabtheilung  Derjenigen,  welche  nicht 
in  grösserer  Zahl  sich  um  einen  Mittelpunkt  sammeln,  bildet  e;ti 
Paar,  die  am  31.  Oct.  1608  zusammen  ordinirt  werden.  Eis  sine 
Thobias  Nezorinus,  Reginae  Hradecenus  Boemus.  unc 
Andreas  Zahorsky,  Czaslavinus  Boemus.  Der  Erstere  ist 
berufen  für  eine  Pfarrstelle  in  Herzmanno  Mestecensium  und  der 
Andere  für  die  Chraustovicensis  Ecclesia. 

Wir  sehen,  unter  den  sechs  Leuten  dieser  Art  sind  vier  aus 
den  Jahren  1606 — 1608,  während  die  anderen  Beiden  aus  den  Jahren 
1586  und  1592  stammen. 

Eine  zweite  Gruppe  unter  den  eigentlichen  Böhmen  ist  mit 
dem  Namen  des  uns  schon  von  den  Mährem  her  bekannten  Sam. 
Radeschinsky  zu  verknüpfen.  Es  sind  dies  blos  die  Beiden :  Johannes 
Cubinius  Ticschinii  Boemiae  pago  natus  (auch  Cerequicenus  genannt], 
ord.  7.  Sept.  1595,  und  Simon  Machaonius,  Cuttembergenus,  ord. 
29.  Aug.  1603.  Den  Ersten  holt  Sam.  Rad.,  damals  Pragae  in  Scholis 
D.  Henrici  et  D.  Nicolai  Rector,  philosophiae  Baccalaureus,  jam  vero 
J.  U.  D.  etc.  etc.  zum  rector  chori  musici  in  oppido  Nymburga  und 
dann  Andr.  Sswiha  Piscenus  et  senatus  illius  loci  ad  ss.  min.  in 
oppido  Dobrovecio.  Daher  liegen  auch  Empfehlungsbriefe  von  Sswiha 
und  Rad.  bei.  Aus  der  vita  des  Machaonius  dürfte  bemerkenswerth 
sein,  dass  er  sagt:  »In  CoUegium  Pragense  a  M.  Joannes  Tykalides 
Skutio,  tum  tempore  rector  scholae  Lidomerczicensis  fui  promotus 
ac  pro  Studioso  receptus;   denn   darin   liegt  eine  der  ersten  Spuren 


139  _ 

dnes  Reifezeugnisses  aus  Böhmen  för  die  Universitätsstudien.  Er 
wird  Baccalaureus,  Conrector  in  Boemo-Broda,  dann  Hausprediger 
bei  Radeschinsky  und  endlich  auf  dessen  Befürwortung  Pastor  an 
der  Ecciesia  Roznensis.  Sam.  Rad.  gibt  ihm  zwei  Empfehlungs- 
schreiben mit,   eines  an  Casp,  Ulricus  und  eines  an  Joh.  Ursinus, 

Die  dritte  Gruppe  hängt  mit  dem  Namen  Brunczvicius 
lusammen.  Da  wird  zuerst  ein  Venceslaus  Br.  in  Zerbst  ordinirt 
im  II.  Oct,  1593,  dessen  Vater  bei  seiner  Geburt  in  civitate  Boemiae 
Miletina  dictu  und  bei  seiner  Ordination  in  Holicio  Pastor  ist,  um 
Diaconua  seines  erkrankten  Vaters  zu  werden.  Briefabschriften  fehlen. 
Dieser  Vene.  Br.  schickt  mit  Berufung  auf  seine  Zerbster  Ordination 
fünf  Jahre  später  den  Georgius  Labini  (cognomini  Hubato) 
Kozlenscm  nach  Zerbst,  wo  er  am  6,  Aug.  1598  ordinirt  wird 
Er  unterschreibt  seine  Empfehlung  des  Labini  als  ,Miletinus  Chrau- 
slovicii'  und  mit  drei  anderen  Pastoren  .Clucii  in  Bojemia  e  Domo 
Paroeciali*.  In  einem  anderen  Briefe  tritt  für  Labini  ein  S.  M.  Mar- 
tinus  Galli  Czemovicenus,  Slanae  Decanus.  Ob  der  Dritte  wirklich 
immer  Beziehung  zu  den  beiden  Vorhergehenden  hat,  ist  allerdings 
iweifelhaft,  da  nicht  ein  Vene.  Brunszv.,  sondern  ein  Zacharias  Brunszv, 
ihn  empfiehlt.  Es  ist  der  am  24,  Sept.  1607  ordinirte  Nicodemus 
Kozsky  a  Plechova.  Er  ist  Cantor  in  schola  Hunstadiensi  Mora- 
Ti^e,  dann  Rector  zu  Landskron  in  Böhmen  und  zu  Straznicium  in 
,  Moraviae  gewesen,  als  er  ad  min.  Ev.  a  Zatecensi  Ecciesia  berufen 
I  '■ird.  Er  wird  ausnahmsweise  am  Donnerstage  (und  nicht  am  Sonn- 
oder Festtage)  ordinirt,  da  er  metu  contagü  —  es  ist  die  Pest  in 
Zerbst  —  nicht  länger  am  Orte  zu  halten  ist.  Desto  tapferer  ist  er 
mit  Worten  bei  seinem  Ordinationsgeliibde;  er  will  nicht  blos,  wie 
die  sehr  gewöhnliche  Redewendung  ist,  ad  extrcmum  usque  haütum 
Christo  et  Ecclesiae  ejus  orthodoxae  adhaerere,  sondern  auch  ejus 
doctrinam  contra  omnes  assultus  Daemoniorum  Antichristi  et  ubi- 
quistarum  aliorumque  fanaticorum  pro  virili  defendere.  Ausser  Zach. 
Br  Neo-Pragensis  unterschreiben  für  ihn  Magister  civium  et  Senatus 
Civitatis  Zatecensis.  Aus  dem  Leben  des  Nie.  K.  führe  ich  Folgendes 
*n:  , Factum  est,  ut  (Nie.  K.)  in  oppidum  Straznicz  (in  Moravia)  ad 
'«gimen  ludi  vocaretur.  Verum  misero  non  diu  contigit  ibi  quiete 
morari.  Nam  colluvies  ista  praedonum,  quae  anno  1605  optima 
Moraviae  loca  igne,  ferro  pervastavit,  eum  fuga  sibi  salutem  quaererc 
fclictis  Omnibus  bonis  coegit.  Ex  eo  tempore  hinc  illinc  errans  fato 


140 

quodam  ad  nos  sub  finem  veris  anni  hujus  currentis  (1607)  appulit 
(Zatecii)  et  hie  patriae  nostrae  Dnm  Decanum  amicum  suum  veteretr: 
invenit.  Qui  memor  pristtnae  amicitiae  et  communicationis  officiorum, 
quae  invicem,  cum  superioribus  annis  Landskraunii  civitate  Boheinica 
simul  vixissent,  deferebant,  ut  homini  sie  miserabiiiter  afflicto  aliqua 
ratione  eonsuleret.* 

Wir  kommen  nun  zu  den  von  Georgius  Dicastus  Mirz- 
kovinus,  dem  späteren  ersten  Geistliehen  des  ganzen  Königreichs 
Böhmen.  Empfohlenen.  Wir  haben  Dicastus  schon  getroffen  bei  dem 
Mährer  Georgius  Czeykowsky  und  er  ist  der  Deeanus  Ecclesiae  Pro 
stanensis  apud  Moravos  (1608).  Hier  erscheint  er  immer  noch  in 
Böhmen  als  Min.  verbi  D.  Gitezinae.  Leider  ist  über  seine  Verhält- 
nisse weiter  nichts  aus  seinen  Handschriften  zu  entnehmen. 

Als  erster  der  von  Dicastus  Empfohlenen  ist  zu  nennen  Gallus 
Phaeton,  der  bereits  1592  —  das  Datum  ist  nicht  angegeben  — 
ordinirt  wird.  Er  ist  in  Prag  Baccalaureus  geworden,  hat  dann  in 
Gitschin  zwei  Jahre  lang  an  der  Schule  unterrichtet  und  nun  begibt 
er  sieh  nach  Zerbst  ,suasu  et  consilio  Rev.  viri  Georgii  Dicasti 
Mirzkovini,  ejus  oppidi  Eccle?iastae,  consensu  et  approbatione  una- 
nimi  senatus  et  oppidi  Gitschinensis  in  Diaeonum  electus.  Senatus 
et  populus  in  oppido  Bohemiae  Gitschin  geben  ihm  denn  auch  ein 
Beglaubigungsschreiben  mit.  G.  Ph.  bildet  ein  Bindeglied  zwischen 
Gitschin  und  Kuttenberg  (Dicastus  und  Stephanus).  XII,  25  hcisst 
es  von  Phaeton:  ,Ante  aliquot  annos  Gallus  Phaeton  Salanus  ordi- 
natus  fuit  apud  vos  ad  ministerium  Verbi  Dei,  qui  primum  Diaconus 
fuit  in  oppido  Gitschin,  jam  vero  ministerio  perfungitur  apud  nos 
in  Civitate  metallica  Kuttenberga  ad  D.  Barbarae.*  Dies  schreibt 
der  Arehidecanus  Stephanus  1603. 

Ein  nicht  unbedeutender  Mann  muss  M.  Simeon  Kolnicky, 
Pragensis,  gewesen  sein.  Geb.  1562,  hat  er  gradum  Magisterii  in 
Academia  Pragensi  1593  erlangt.  Weil  er  weiss,  willkommen  zu  sein, 
trägt  er  sieh  den  Gitschinern  sponte  et  libere  zum  Diaconus  an  und 
wird  am  3.  April  1596  in  Zerbst  zu  diesem  Amte  ordinirt.  Der 
Senatus  in  oppido  Gitschin  nennt  ihn  im  Empfehlungsschreiben  einen 
eruditione  et  probitate  spectabilem  virum.  Aber  ausser  ihm  empfiehlt 
ihn  Dicastus  und  sagt  dabei:  Offerebantur  illi  faciles  et  domesticae 
ad  honores  Ecclesiasticos  perveniendi  occasiones :  maluit  tarnen  con- 
scientiam  Dei  salvam,  Patriae  fidelem  sibi  incorruptam  servare,  quam 


141 

ciiaractere  besdae  insigniri.  Ein  dritter  Brief  ist  von  Caspar  Peucer 
in  Amiing.  Darin  heisst  es:  ,Hunc  mihi  accurate  comniendavit 
Gener  mcus  Medicus,  nunc  Pragae,  pater  meae  Annulae  et  siio  et 
alionim  optimorum  virorum  nomine,  cum  ab  aliis  dotibus,  tum  vcro 
praecipQe  ab  orthodoxa  doctrtna  et  fide.  Ein  vierter  Brief  endlich 
ist  vom  Drcanus  et  Facultas  Academiae  Pragensis  omnibus  et  sin- 
guüs  hasce  litteras  inspecturis,  worin  sie  Köln,  dignum  judicant,  in 
quem  omnc  genus  officiorum  tam  humanitatls,  quam  Christianismi 
conferant. 

Matthias  Radda,  natus  in  oppido  Bohemiae  Chrast,  hat 
ein  unstetes  Leben  geführt.  Nach  dem  Besuche  vieler  böhmischer 
Schulen  (auch  Mescricii  ad  Oslavam}  geht  er  nach  Pannonien  als 
Hauslehrer  und  wird  später  Rector.  Dann  kommt  er  nach  Zerbst 
.mercatum  bonas  literas*  (im  Catalogus  eingeschrieben  lö.  Juli  1595], 
dann  ist  er  wieder  Rector  in  patria,  von  hier  wandert  er  nach 
Mahren,  deinde  Mesericii  und  wird  endlich  zum  Diaconus  in  Gitschin 
ierafen,  weshalb  er  31.  Mai  1598  ordinirt  wird.  G.  Dicastus  bittet 
m  sdne  Ordination,  wie  auch  mit  ihm  drei  andere  Geistliche  und 
in  dnem  besonderen  Schreiben  die  Stadt  Gitschin. 

Auch  den  Jacobus  Hrabaeus  DobrissiiiuH  Bohemus 
smpfiehlt  Dicastus,  obwohl  er  für  die  Stadt  Hradecii  Retinae  ad 
confluentem  Albis  et  Aquilae  ordinirt  wird  am  15.  Sept.   1605. 

Wir  kommen  nun  zu  der  bedeutendsten  Gruppe  der  Kutten- 
'Jei^cr  Diaconcn,  die  von  dem  Archidecanus  Vene.  Stephanus  nach 
Z«rbst  geschickt  werden.  Auch  über  diesen  ist  nicht  viel  aus  unseren 
Handschriften  zu  erfahren.  Er  nennt  sich  XII,  25,  Teplicenus,  ad 
D.  jacobi  Archidecanus,  sonst  aber  immer  Thermenus  (Thermensis) 
und  unterschreibt  seine  Briefe  in  der  Regel  an  der  Spitze  einer 
ganien  Reihe  von  Kuttenberger  offenbar  ihm  unterstellten  Geist- 
■ichen  —  es  ist  von  einem  Consistorium  in  Kuttenberg  die  Rede  — , 
dwen  Zahl  und  Namen  aber  wechseln.  Der  erste  Brief  ist  vom 
\f  Nonas  Maji  juxta  stylum  novum  1603,  und  der  letzte  vom 
21.  August  1609.  Er  hat  H  Geistliche  in  dieser  Zeit  nach  Zerbst 
gesandt.  Bemerkens werth  dürfte  sein,  dass  er  auch  politisclie  Nach- 
"chten  nach  Zerbst  schickt,  und  zwar  an  Z.  Ursinus.  Dabei  kommt 
folgende  Stelle  vor:  Si  lubet,  aliis  communices.  Si  vero  apud  vos  ea 
sunt,  quae  nostra  scire  intcrsit,  magnopcre  rogo,  ut  nos  certiores  facias. 
i^ind  das  diplomatische  Wendungen   in   diplomatischen  Geschäften^ 


142 

Der  Erste  ist  Wenceplaus  Cardus,  Trebiccnsis,  natoäli 
bicii  Moravorum.  .Servestam  fama  orthodoxae  religionis  motu  :i 
coiituli  atque  ibi  biennium  in  Illustri  Gymnasio  excgi,  primum  qmii 
mensa  communi  usus,  tandem  protnotorihus  Casp.  Ulrico  et  Kis- 
paedagogiam  apud  Coiisulem  Reip.  Servestanae  Fridericum  Kanr.i 
nactus.  Er  ist  in  Zerbst  immatriculirt  am  4.  Oct.  IGOO  mit  D:i-. 
Stephanus  (s.  daselbst)  und  Joh.  Artocopius  zusammen.  ,A  See; 
GutteTiibcrgeniii  in  Diaconiim  sum  receplus.  Mox  deinde  ab  Ali 
decaiio  et  reÜquis  miiiistris  Servestam  ad  ordinationera  missus  slh 
Ord.  4.  Maji   1603, 

Joannes  Szwiha  Dobrovicenus  ist  ein  PastorssohT-.. 
war  zuerst  Cantor  in  urbe  Roschalovicii  ein  Jahr  lang-.  Hinc  Cy 
laviam  et  matrimonium  honestc  contraxi.  Kurze  Zeit  darauf  vrird  l 
zum  Diacoiius  ad  D.  Barbarae  vom  Archidccan  angenommen  an 
cum  consensu  totius  ConsistorÜ  Guttembergensis  Reipublicae  t.',-\ 
Zerbst  ausgesandt  (.emissus'l,  Ord.  2., .'12.  Oct.  1603. 

Von  Andreas  Jac  obide.s,  der  ein  Jahr  Später  ordJnin  «v-v 
theile  ich  wieder  den  ganzen  Lebenslauf  mit,  wie  er  ihn  selbst  '■■• 
ge?;eichnet  hat,  da  er  mit  Barth.  Javorsky  das  gleiche  Ende  iil 
Märtyrer  der  Liechtcnatein'schen  Gegenreformation  gehabt  hat.  XU 
33«  schreibt  er;  ,2jv  Jt'eqi  —  Si  in  omnium  rerum  officiis.  tum  cen 
in  ministerii  Ecclesiastici  negocio,  operae  precium  est,  omnes  qu:  a 
id  legitime  admitti  debent,  tolerabilem  vitac  et  studiorum  s'.ior.- 
reddere  rationem,  ita  nt  omtiia  in  Kcciesia  Dei  juxta  Pracccpt-: 
Pauli  deccnter  fiant  et  ordine,  —  Quociica,  cum  ita  se  res  habeal 
—  Kgo,  Andreas  Jacobides  Policenus,  ex  patre  piae  memoriac  Jacob 
Opicfka,  cive  Patricio  et  Matre  Maria  Wocct,  conjugibus  le>jit:" 
copulatis  prognatus.  Deo  Ü.  M.  sie  disponentc,  mox  in  tenerri:r 
aetate,  quartum  aetatis  attingens  annum,  Patre  per  mortem  ff.'i 
abiato,  orbus  relictus  fuerain,  Undc  aniplissimus  Patriae  meae  Senate 
prospiciens  ad  meam  una  cum  rcliqui«  duabus  sororibus  orbationer 
Patreque  sine  testamento  haereditario  e  Wvis  sublato,  me  in  tutein 
Patrociniumque  suum  susceperat,  duosquc  civium  haereditatis  me: 
tutores  (ad  qiios  interdurn  necessariarum  rcrum  com  par  an  darum  grat 
confugeram)  mihi  selegcrant  et  proposuerant.  Uli  itaque  cum  an 
plissimi  Senatus  et  amicorum  superstitum  consensu,  me  primo  i 
patria  Htcrarum  studiis  initiatum  factoque  tandem  puerili  progress 
pcregre    viro  pio   et   erudito   consanguinitate    mihi    conjuncto,    pia 


143 

memoriae,  D.  Johann!  Pesscüo  Poüccno  augendarum  literarum  causa 
commendavere,  a  cujus  ego  ore  pcndens  fere  majorem  aetatis  partem 
una  in  schoHs,  ut  Herzmanomistecü,  Polnae,  Neocolonicz,  Doncacz- 
licii  Bohemorum  contrivi.  Illo  demortuo,  peste  tum  temporis  (fuit 
annus  98)  in  Bohemia  passim  grassante,  Patriam  me  recejii.  Hie 
alkiaantum  temporis  sub  disciplina  Dni  Nicolai  Pevcei  Strasseceni. 
Scholae  patriae  meae  modcratoris  versatus,  Pragam  posthac  me 
contuli,  ibi  ad  D.  Adalberti  scholam  Praeceptore  D.  Tiioma  Smichaeo 
Turnovino  usus.  Hinc  Luticium  ad  civem  meum  D.  Johannem  Kube- 
culum  avocatus,  Chrudam  usquc  una  commigraveram.  Tum  autetn 
inter  alia  studia  maxima  teneri  cupicbar  desiderio  studii  Theologicii, 
«casione  inde  sumpta,  cum  varias  viderem  in  Bohemia  de  praecipuis 
!t:,g-.(jnis  articulis  spargi  opiniones.  Hunc  enim  Ubiquitariorum,  illum 
iWhodoxorum  sentcntiam  confirmare  et  defenderc  videbam.  Itaque 
Numine  Dei  implorato,  id  quod  summopere,  tii  videücet,  quo  me 
ie:!ere  debeam.  sciam,  cupiebam,  adeptus  siim:  quove  huu;s  rei 
adminicata  mihi  superessant,  nactus  sum  tandem  Praeceptorcs  duos, 
vjfos  optimos,  fratres  germanos,  Laurentium  et  Georgium  Chudecios 
laromirzcnos,  orthodoxam  sententiam  amplectenies,  quorum  altcro 
Vodnanae  altcro  Czaslavii  usus  fueram.  —  lilorum  vera  pictas  et 
solida  eruditio,  tum  in  mci  institutione  fidelitas  eo  me  perduxit,  ut 
initia  coelestis  doctrinae  et  in  orthodoxae  religionis  sententia  veri- 
iitem,  quantum  divina  mihi  concessum  gratia  consecutus  et  amplexus 
cwem.  —  Studiorum  et  vitae  meae  cursu  sie  cum  omni  decenti  et 
^ebita  hone  State  progrediente  Czaslavia  ad  minisCerium  Ecclesiasticum 
subeundum  Guttnam  per  Dnum  Archidecanum  ejusdem  EccJae  vocatus, 
ib  eodem  pro  Diacono  receptus ;  inde  praemisso  morum  et  doctrinae 
examine  cum  totius  ordinis  Consistorii  Reipublicae  Guttebergensis 
consensu  Servestam  in  Ducatu  Anhaltino  ad  ordinationis  sacrae  con- 
rjmationcm  missus  sum.  —  Ubi  fidel,  doctrinae  et  ingenii  nervis 
per  Examen  publicum  cxploratis  in  Ministrum  Ecclae  Christi  lc;^itime 
per  Revcrendum  virum  Dn  M.  Wolphangum  Amiingum,  Theologum 
nptimum  et  Ecciesiae  Servestanae  vicinarumque  Supcrintendentem 
digniss.  ordinatus  sum.  —  Consuetudine  ergo  hujus  amplissimi  Con- 
■■istorii  sie  jubente,  testor  et  fide  bona  polliceor,  me  puram  et 
'Mhodoxam  Religionis  .sententiam,  in  scriptis  Propheticis  et  Aposto- 
li*^is  comprehensam  et  a  Spiritu  S.  approbatam,  cumque  simbolis. 
Apostolico,  Nicacno,  Athanasiano  consenti entern,  quam  pro  teiiuitate 


144 

ingenioli  in  examine  publico  testatus  sum,  constanter  et  pure,  cum 
vitae  honestate  morumque  integritate  ubique  locorum  professunnr. 
propagaturum  et  defensurum  ac  ad  ultimum  usque  vitae  halitum 
retenturum.  —  Deus  in  me  opus  suum  faciat  concedatque,  ut  pro- 
missis  satisfacere  in  omni  vitae  studio  valeam.  Amen.  —  Servestat 
mensc  Novembri  1604.*  — Wenc.  Stephanus  und  vier  Andere  gebe^ 
ihm  Zeugniss. 

M.Wenceslaus  Melissaeus,  Lunaeus,  hat  schon  in  Kutten- 
berg in  schola  Jacobaea  als  Rector  gearbeitet  und  sich  in  Prag  den 
Magistertitel  geholt,  als  er  zum  Diaconus  und  Collegen  des  Herrn 
Archypresbyters  geholt  wird.  Wir  ersehen  aus  XII,  46  a,  dass  er 
ad  ministerium  Ecclesiae  Wozicensis  in  Regno  Boemiae  berufen  ist. 
Seine  Ordination  fällt  auf  den  27.  Mai  1605. 

Joannes  Selinius  Zatecenus  war  rector  scholae  Zdera- 
sianae  und  in  Kostelecium  eis  Albim.  Gezwungen,  zu  den  Prag-enses 
civitates  zurückzukehren,  ist  er  zwei  Jahre  Rector  Laetacuriensis  in 
antiqua  Praga  scholae  und  wird  dann  befördert  (^promotus*-  ao 
rectionem  scholae  Lunensis.  Nachdem  er  eine  schwere  Krankheit 
überstanden,  macht  er  an  der  Prager  Universität  das  Examen  zur 
Erlangung  der  Magisterwürde,  geht  nach  Brunn,  verheiratet  sich  und 
wird  dann  in  Zerbst  28.  Juli  1605  ordinirt  für  das  Kuttenberger 
Diaconat,  das  im  Bereiche  des  Archidecanats  Kuttenberg  immer  den 
Uebergang  zur  Pfarrstelle  bildet  und  nach  XII,  73  immer  drei  Jahre 
dauerte.  XII,  46a  erfahren  wir  aber  Folgendes:  Hie  vero  in  reditu 
obiit  ac  in  districtu  Lidmericensi  non  procul  ab  urbe  Lidmericio 
sepultus  est.  Hujus  viri  casus  eo  graviorem  Ecclesiae  nostrae  dolo- 
rem attulit,  quo  major  spes  de  eo  ejusque  ministerio  concepta  fuerat 

Johannes  Gregorii  Hradecenus  ist  ordinirt  13. /23.  April 
1606,  wieder  für  das  Diaconat  in  Kuttenberg.  Mit  seiner  wissen- 
schaftlichen Bildung  war  es  nicht  weit  her.  Er  schreibt  ziemlich 
unbeholfen,  und  Stephanus  sagt  von  ihm  selbst:  ,Etsi  paucas  defini- 
tiones  ex  Philippi  examine  didicerit,  ut  procul  dubio  examini  rigi- 
diori  vix  satisfacere  possit ;  tamen  Boemice  praecepta  Catechetica  et 
graviores  quaestiones  utcunque  cognovit  necnon  praescripto  biennio 
suo  seniori  adhaerere  promisit,  postquam  illi  potestas  docendi  in 
Ecciesia  per  pias  preces  ac  sanctam  manuum  impositionem  a  vobis 
concessa  fuerit  Quare  ne  quis  forte  male  de  nobis  suspicetur.  in- 
genue   coram  vobis  haec  aperienda   fuerant.*     Bei   dem  Mangel   an 


145 

;eeigneten  Leuten  musste  eben,  trotzdem  es  ungern  geschah. 
loch  tiefer  gegriffen  werden.  In  der  schweren  Zeit  fanden  sich 
.Venige, 

Simon  Alexius  Svinczanus  Boemus  ist  am  6.  Sept.  ltJ06 
lir  das  Kuttcnberger  Diaconat  ordinirt.  Er  hatte  vorher  drei  Jahre 
ang  eine  Rectorstelle  inne,  die  er  durch  die  cives  Choteborzenses 
irhaltcn  hatte.  Um  heiraten  zu  können,  gibt  er  es  auf  und  ver- 
.vaitet  dann  merkwürdigerweise  vier  Jahre  hindurch  ein  officium 
N'otariatus.  Erst  von  da  wird  er  nach  Kultenberg  ins  Diaconat 
öenifen. 

Daniel  Joanni  des  Kuttenbergenus  wird  durch  Ordination 
vom  Sonnt.  Miseric.  Dom.  1607  Diaconus  Archipresbyteri  Stephan! 
in  Kuttenberg. 

Zacharias  Nechwatalius  Brtnicenus  Marcomannus  ist 
paedagogus  W lasch imii  apud  D.  Joannem  Wostrowecium  de  Krulovicz, 
dann  Conrector  scholae  Hradecensis  und  wird  flir  das  Kuttcnberger 
Diaconat  am  17.  Mai  1608  ordinirt.  Seine  Meldung  zum  kirchlichen 
Dienste  wird  als  besonders  tapfere  That  angesehen. 

Emericus  Polonius.  Sentpet  ro-T  urocenus  Pannonius 
war  Baccalaureus  in  Prag  geworden  und  hatte  in  schola  Raudnicensi 
et  Guttebergensi  unterrichtet,  ehe  er  von  den  Archidec.  Vene.  Stcph. 
Dno  Gallo  Phaetonti  als  Diaconus  beigegeben  wird.  Er  wird  3.  Oct. 
ItJUS  ordinirt, 

Venccsilaus  Nicoiaides  Cheyno  vinus  Boiimus  endlich 
nar  durch  den  Rector  magnificus  der  Academia  in  Prag  für  das 
Regimen  Chori  Kuttembcrgensis  ad  D.  Barbarae  empfohlen  imd 
wird  von  da  weg  zum  Diaconus  in  Kuttenberg  durch  den  Archi- 
decanus  berufen.  Seine  Ordination  lallt  auf  den  23.  April  1609. 

Es  sind  im  Ganzen  41  Ordinationen.  Dieselben  vertheilen  sich 
auf  die  Jahre  folgendermassen :  1583:  1  und  1586:  1  —  159ü:  4  — 
1593:  2  —  1595:  3  —  1596:  1  —  1597:  2  —  1598:  2  —  1600:  1 
-  1602:  1  —  1603:  3  —  1G04:  1  —  1605:  4  —  IGOG:  4  — 
l'JOT:  5  —  1608:  5  und  1609:  1.  —  Den  Anstellungsorten  nach 
stellt  sich  die  Vertheilung  so:  I.  Böhmen:  a)  Kuttenberg  11. 
b;  Gitschin  4.  c)  des  Bninczovius  3,  d)  des  Radeschinsky  2,  e)  Ver- 
schiedene (besonders  von  Adeligen  Berufene)  6,  also  zusammen  26; 
II.  Mähren:  9;  III.  Schlesien:  4;  IV.  Danzig  und  Elbing:  2.  —  Ver- 
gleichen  wir  nun   die  einzelnen  Unterabtheilungen  der  Böhmen  mit 

J.hrboch  du  P.ol«l.nliiniu.  1B9G,  H.  III  u.  IV.  Ifj 


146 

einander,  so  weist  Gitschin.  d.  h.  Dicastus,  die  meisten  Ordinationen 
vor  1600  auf.  nämlich  3  unter  den  4,  wogegen  die  sämmtiichcn 
Kuttenberger  erst  mit  1603  anfangen.  Nachdem  die  Anregung  de> 
Dicastus  in  Kuttenberg  durch  Phaeton  Wurzel  geschlagen  hatte 
wird  dieser  Ort  der  Hauptherd  der  Bewegung.  Das  zeigen  scher 
die  Zahlen.  Die  Gruppe  c)  (Brunczv.)  hat  2  vor  1600  und  1  im 
Jahre  1607 :  die  d)  (Rad.)  1  in  1595  und  1  in  ir>OT  und  die  e.  Vcr 
schiedene)  2  vor  1600  und  4  von  1606 — 1608.  Im  Ganzen  iäss: 
sich  gerade  in  Böhmen  eine  entschiedene  Zunahme  nicht  verkennen, 
je  näher  wir  dem  Jahre  des  Abschlusses  1609  kommen. 

Es  bleibt  nun  nur  noch  übrig,  die  mancherlei  Nachrichten | 
herauszuheben  und  zusammenzustellen,  die  sich  in  unseren  Hsnri- 
schriften  über  die  Zeitereignisse  finden.  Es  sind  ja  augenscheinlich 
oft  Herzensergüsse,  die  aus  der  Empfindung  fliesscn,  Gethe  Itt- 
Leid  ist  halbes  Leid.  Aber  manchmal  habe  ich  mich  doch  des  Ein- 
druckes nicht  erwehren  können,  als  käme  es  den  böhmischen  Herrer. 
nicht  gerade  ungelegen,  wenn  derlei  Mittheilungen  auch  ihren  ^^'e^' 
finden  in  andere  als  kirchliche  Kreise  in  dem  damals  auch  politisch 
hervortretenden  Anhalt.  Es  wird  ja  das  auch  geradezu  ausgesprocher. 
Da  diese  Nachrichten,  so  weit  ich  sehen  kann,  zum  Theile  wenigstens 
nicht  unwichtige  Verhältnisse  aufdecken,  will  ich  mich  noch  mehr 
als  bisher  bestreben,  sie  wörtlich  wiederzugeben. 

Es  sind  zuerst  allgemeinere  Schilderungen,  denen  wir  begegnen. 
Den  Reigen  eröffnet  folgende  Stelle  aus  einem  Briefe  des  Georgiu> 
Dicastus  d.  d.  Gitczinae  supra  Cidlinam  11.  März  1596  an  seinen 
Freund  Amling  in  Zerbst.  , Magna  est  hoc  tempore  ubiv-is  terranini 
impiorum  adversus  Ecclesiam  Christi  rabies  et  acerba  Evangelii  ejus 
que  ministorum  persequutio,  Optime  Amiinge,  ut  non  mirum  \'iden 
possit  fragilitati  humanae,  multos  ab  aperta  Qiristi  confessione  deterrcri. 
Resurgat  diversas  Antichristus  artes  ad  depravandos  bonorum,  flec 
tendos  constantium,  molliendos  piorum  animos:  alios  quippe  metu 
periculorum  a  proposito  recto  avertit,  alios  premiorum  dulcedine 
allectos  seducit,  alios  gratia  potentum  et  mundi  hujus  amore  inebriat. 
ut  quocunque  tandem  stratagemate  noxas  et  scandala  in  Ecclesia 
disseminet  suoque  regno  stabiliendo  fulcra  mancipata  ponat.  Hujus 
calamitatis  publicae  cum  ubivis  loconim  passim,  tum  maxime  in 
nostra  Bohemia  exempla  videmus,  quorum  nullum,  nisi  rerum  fiat 
conversio,    finem   speramus.     Unicum   hoc   vobis  est   solatio. 


147 

[uod  Dci  beneficio,  Baronum  ctNobilium  pars  maxima 
ivangelii  ministerium  purum  tueatur  et  fideiiter  intra 
M.05  fines  propaget  magis tratusque  summus  non  ad- 
nKtat  publicam  Ecclesiae  persequut ionem,  quamobrem 
3(0  gratiac  perpetuo  agendae  sunt  proque  boni  istius  conservatione 
tidaae  preces  fundendae.  —  Acccdit,  quod  et  viros  doctos 
iijb>eainus.  qui  (idelem  ecclesiac  navant  operam  in  studio  literarum 
B  ;icliy:ionis  propagando ;  quorum  ex  numero  M.  Simeon  Kolnicky 
fr  Tinas  .  .*  {XI,  75  f).  Aehnüch  klagt  Brunczvicius  1598  in  einem 
Bnefr  aus  Clucü  (XI,  123):  .Cum  (prob  dolor)  hac  postrema  mundi 
wiccta  tontopere  tantaquc  rabie  adversus  vcram  Christi  Ecclesiam 
Evingeiiique  puram  doctrinam  ä^rtooSo;  ille  Dei  et  gcneris  humani 
h'tisSatanas  per  Organa  sua,  partim  Sophistica  fraude,  partim 
raj:ii;";sla  vi  et  tyrannide  grassetur,  cumque  ipso  autore  atque  im- 
!;:-i;ore  Monachorum  atque  Jesuitarum  hie  in  Boemia  s  ectae 
li'it  sint  infinitae  tot  Eremitarum  Mandrae  cxtractae,  tot  ImTflM« 
'i  iTt-i^sz-^  invectae,  quibus  puritas  orthodoxae  doctrinae  nor  solum 
u-b3ri,  verum  etiam  in  locum  fontis  Evangeiici  limpidissimi  cisternae 
h.:r,inarum  traditionum  fetcntes  atque  turbatissimae  effodi  possint,* 
.'-:ch  Vene.  Stephanus  gibt  im  Mai  1603  (XII,  25)  noch  eine  ahn- 
;H:  Schilderung,  wenn  er  auch  schon  bezeugt,  dass  es  vorwärts 
^^:e.  ,Etsi  die  unquam  clarius  et  splendidius,  quam  nostris  hiscc 
:e:r.poribus  vera  ac  Christiana  religio  vires  eundo  ac- 
,i'-'iverit:  tamen  quot  et  quantos  hostes  habeat,  qui  eam  perti- 
naciier  et  crudeliter  oppugnant,  res  ipsa  tcstatur.  Nempc  sicut 
TOCjrum  ocuIds  non  illustrat,  sed  perstringit  SoÜs  lumen,  sie  appa- 
ttntem  lucem  mundus  ferre  non  potcst.  Exemplum  sane  in  oculis 
'■imium  est  nunc  nostra  charissima  patria  Bohemia  et  vicina  Jloravia 
-1  quam  pluribus  locis  ab  crroribus  papistieis  repur- 
^atac  sint  Eeelesiae,  non  dcsunt  ibidem  hostes,  qui  suis 
"ichinationibus  non  tantum  Evangelii  cursum  remorari,  sed  etiam 
■^i-.tuscvcrtere  satagunt,  ita  ut  vere  usurpare  possimus  pÜ  quoedam 
v^cMoravos  exulis  Esromi  Rudingeri  de  nostra  Boemia  versiculum: 
Ewlal  in  patria  terra  Boema  sua.' 

Im  October  1604  kommen  schon  Einzelheiten  (XII,  35,  Vene. 
-^Jphanus).  .Caeterum  vos  non  latcat,  Pragac,  quac  metropolis  est 
oshemoriim,  nee  non  aliis  in  locis  per  Jesuitas,  Cappucinas  et  id 
ioiiis  Papistas,  adjuvantibus  caussam  Antichrist!  praecipuis  Baronibus, 


148 

veros  Christianos    miserere    oppressos    esse,    Oppavicnsiumqj 
legatos    et    cives    Cadenenses    in    carceribus     detinen 
multaque  tristia  in  Christi  ecclesiam  in  Boemia  et  Moravia  designah 
ut  nobiscum  ad  Deum  vestra  pia  rota  conjungatis. 

Derselbe  Vene.  Stephanus  klagt  im  Mai  1605  (XII,  37  a)  über 
odium  ac  crudelitatem  barbaricam  antagonistarum,  die  sie  auf  viel: 
Weisen  erfahren  hätten.  Dann  fährt  er  fort:  ,Exempla  non  pauci 
his  annis  suppeditat  patria  nostra  Boemia  cum  adjacentibus  region: 
bus  Moravia  et  Silcsia,  ut  nunc  taceamus  Ecclesiarum  et  Schtv 
larum  in  Styria  et  Pannonia  eversionem.*  Wie  freute 
sich,  trotzdem  im  Juni  1605  gleich  zwei  Ordinanden  aussenden  zu 
können!  >Quis  fieri  posse  cedidisset,  ut  in  misera  nostra  patria  regn^»  1 
Boemia,  ubi  hostium  plena  omnia,  comperirentur  viri  pii  et  doc::.  | 
qui  pro  gloria  Christi  et  salute  fidelium  seu  ministerio  evangeüi  ce-  j 
voverent.*  Inter  alios  d u o  pii  et  docti  viri,  orthodoxae  fidei  : 
cultores,  Dns  M.  Vene.  Melissaeus  Lunaeus  et  D.  M.  Joanne? 
Selinius  Zatecenus  eodem  tempore  in  consistorio  nostr«» 
comparuerunt  (XII,  39a).  Im  April  1606  kommt  Vene.  Stephanus 
noch  einmal  auf  die  Verwüstungen  des  Jahres  1605,  in  die  auch 
die  schon  berührte  Vertreibung  des  Daniel  Stephanus  fallt,  mit 
folgenden  Worten  zurück  (XII,  46  a):  ,Ceterum  nuUis  verbis  explicart 
possumus,  quantae  anno  praeterito  vastationes  rerum 
publicarum,  Ecclesiarum  et  Scholarum  per  regnuni 
Hungariae,  Archiducatum  Au  Striae,  Marchionatum  Mo- 
raviae  factae  sint,  idque  malum  jam  etiam  nos  in  regno  Boemiae 
attingat,  nisi  Deus,  quod  speramus,  nobis  adfuerit.*  Auch  auf  die 
eilige  Flucht  des  Nicod.  Kozsky,  der  nur  das  nackte  Leben  rettet 
vor  der  colluvies  ista  praedonum,  quae  anno  1605  optima  Moraviae 
loca  ferro,  igne  vastavit,  ist  hier  hinzuweisen  (XII,  74)  und  ebenso 
geht  sicher  die  Bemerkung  des  Emericus  Polonius  (XII,  88  a),  ,posi 
deplorandam  illam  propter  irruptionem  et  depopulationem  totius  rei^ni 
Tartaricam,  dissipationem  universae  Hungariae  scholarum*  auf  da? 
böse  Jahr  1605.  —  Wie  man  aber  dennoch  nicht  verzweifelte,  da-^ 
ist  der  Schluss  der  Schilderung  des  Samuel  Virga,  der  im  October 
1606  aus  Ostrow,  Marchionatus  Moraviae,  also  aus  eigener  An- 
schauung schreibt  (XII,  61a):  ,Quibus  et  quantis  bellorum  fluctibus 
anno  superiori  involutus  et  jactatus  una  cum  vicina  Austria,  Marchio- 
natus iste  Moraviae,   Domino   superrima  flagella  sua  in  nos  propter 


149 
I 

^tra  et  majorum  nostronim  peccata  explicante,  aliquid  hujus  haud 
inaudivere  Reverendae  praestantiae  vestra;  quo,  inquam,  pacto  per 
Turcotartarhungaros,  olim  vicinos  et  amicos.  jam  vero  immanissimos 
hostcs,  in  nobilissima  Austriae  atque  Moraviae  nostrae  parte,  igne, 
ferro,  captivatione  in  omnes  iRdiscriminatlm  desaevitum  fuerit,  usque 
adeo,  ut  portenti  ac  prodigii  instar  credcretur.  si  quis  a  tot  im- 
prtssionibus,  a  tot  hostium  immanium  manibus  superesse  potuerit. 
At  porro  supcrsunt  ubique  cxiguae  quaedam  reliquiae,  quas  ex 
cladibus  tantis  istis,  aliis  atque  alüs  modis  divinae  bonitatis  atque 
proiidcntiae  manus  mirabiliter  incoiumes  praestitit.  Quo  nomine 
ctiam  laudanda  atque  celebranda  est  ipsa  illa,  liberatrix  suorum  Dei 
dextera  atque  potentia;  Ardentibus  votis  exorandus  porro  nobis  est 
benignissimus  pater,  ut  ....  injiciat  hostJbus  suis  froenos,  ut  non 
tantum  liceat,  quantum  maliciae  illorum  libeat.  Et  quanto  Satanas 
in  omnes  Ecciesiae  turbandae  occasiones  excubat  intentius,  hoc  Domino 
largientc  consilia,  vires  et  efficaciam,  invigitare  nos  decet  tnstantius.* 
.■lucli  dn  Brief  vom  Decanus  et  senioribus  districtus  Nossisslav  vom 
^1.  Mai  1607  blickt  noch  einmal  klagend  auf  die  Zerstörung  zurück 
iXIl,  66)  und  betont  besonders  die  Feindschaft  gegen  die  reformirte 
Anschauung  von  der  Person  Christi. 

Es  sind  auch  schwere  Sorgen  und  Nöthe,  in  die  uns  weitere 
Briefe  vom  Mai  1608  ab  einführen.  Nicht  mehr  die  Turcohungari 
sind  CS,  die  Furcht  verbreiten,  sondern  der  kaiserliche  Bruder,  Erz- 
;  herzog  Matthias.  Ich  versage  es  mir,  sowohl  zum  Jahre  1605,  als 
m  1608  und  1609  die  allgemeinen  Verhältnisse  darzustellen.  In  dem 
wsten  Briefe  des  Vene,  Stephanus  an  Casp.  Ulricus  vom  7.  Mai  1608 
lÖI,84f)  heisst  es:  Qualis  Status  sit  Ecclesiarum  Dei  per 
"egnum  Boemiae,  sine  lacrymis  dici  non  potest.  Sere- 
nissimus Are  bidux  Austriae  Matthias  magnis  Hungarorum, 
Austriacorum  etMoravorumcoUectis  copüs  jam  in  finibusBoemiae 
'^ästrametatur  ac  propediem  in  Civitatcm  Czaslaw,  quae  uno 
f^nlum  milliari  a  nobis  posita  est,  venturus  spectatur,  ut  istic  de 
pace  cum  Hungaris  et  Turcis  confirmanda  et  de  aliis  magnis  negotiis 
sgilur.  Nos  interea  Ecclesiarum  et  Scholarum  dissipa- 
'lonem  metuimus,  ita  tamen,  ut  minime  dubitemus,  nobis  adesse 
ütum  et  in  omni  pcriculo  adfuturum  ac  coetus  fidelium  conscrva- 
'wum  secundum  promissionem ;  Ecce  ego  sum  vobiscum  usque  ad 
I  ™"5ummationem  secuü  Matth.  28.  Et  ut  atiquod  hujus  nostrae  con- 


150 

fidentiae  testimonium   appareat,    Zach.  Nechwatalium  mittimus  . . 
Formulam  foederis   inter  Hungaros,  Austriacos  et  Mo 
ravos,  quod  Franczizii  (oppidum  est  in  Marchionatu  Moraviae 
19.  Aprilis  inierunt,   D.  M.  Joanni  Ursino  mittimus.    Foedus 
est   ad   conservationem   pacis   et    libertatis   in   Religione,   ad 
quod    etiam    Boemos    resistentes    adigere    volunt.    scd 
utinam  absque  caede  et  saoguine !  Orate  nobiscum,  fratres,  ut  in  fidc 
ac    pace    nostra   Kuttembergensis  Orthodoxa  Ecclesia    conservetur 
Valete.  Kuttembergae  Boemorum  7.  Maji  A.  D.  1608. 

XII,  82a  f.  ist  dann  Folgendes  zu  lesen:  ,CIarissimo  ac  Doc- 
tissimo  viro,  Dno  Mgro  Joanni  Ursino  in  illustris  Gymnasio  Sen-e- 
stano  Ludi  Rectori  ac  civi  optimo.  amico  honorando. 

Gratiam  ac  pacem  a  Deo.  Clarissime  ac  doctissime  Vir,  lacr\'- 
mis,  non  atramento,  scribendae  essent  literae,  si  omnes  calamitates 
ac  miserias  Ecclesiarum  nostrarum  annotare  vellem.  Has  inter  maxima 
videtur,  quod  Sereniss.  Archiducem  Austrae  Matthiam  cum  magnis 
armatorum  copiis  ex  Hungaris,  Austriacis,  Moravis  etc.  collectis  h 
finibus  Boemiae  castrametari  audimus,  jamque  Iglaviae  cum  Proceribm 
consistit,  eo  animo,  ut  se  Czaslaviam  moveat  et  confirmationem  pacis 
inter  Turcas  Hungaros  et  alias  Provincias  vicinas  urgeat.  Dicitur  in 
castris  habere  40.000  (?  auch  blos  4000,  da  durch  die  letzte  Null 
von  40.000  ein  schräger  Strich  gezogen  scheint)  et  nisi  Czaslaviae 
conclusum  fuerit,  de  pace  et  libertate  Religionis,  quam  Hungari. 
Austriaci  et  Moravi  postulant,  Boemis  multis  tacite  seu  in  eonim 
societatem  insinuantibus,  Pragam  Regis  Boemiae  scdem  se  invadere 
velle  non  obscure  subindicant.  Comites  Palatini  a  meridie  ad 
sylvam  Bavaricam  exercitus  aliquot  millium  expectare  dicuntur. 
magnumque  vicinis  Boemis  terrorem  incutit.  Ex  hac  calamitate  me- 
tuimus  discipationem  fidelium  ac  Ecclesiarum  et  Scholarum  eversionem. 
nisi  Deus,  quem  imploramus,  nostri  misertus  fuerit  ac  nos  conserva- 
verit.  Quod  vero  inter  haec  juvenem  Nechwatalium..,  Formulam 
confoederationis  factae  in  conventu  Franziczii  generale  des- 
cribere  visum  fuit,  ut  quae  fiunt  apud  nos  sine  nube  videas,  et  si 
lubet  aliis  communices.  Si  vero  apud  vos  ea  sunt,  quae 
nostra  scire  intersit,  magnopere  rogo,  ut  nos  certiores 
facias.  Vale,  mi  Ursine,  quem  omnes  nostri  amantissime  salutant. 
Datae  Kuttembergae  Boemorum  7.  Maji  A.  D.  1608.  —  Postscripta. 
Ladislaus  Berka,  qui  Mezericii  Ecclesiam  et  Scholam  evertit,  vastator 


151 

t  venator  magnus,  per  Status  Marchionatus  Moraviae  invito  Impera- 
ore  Capitaneatu  privatus  et  ex  omni  ditione  ac  possessione,  quam 
nagnam  et  amplam  in  Moravia  habuit,  pulsus  hinc  inde  vagatur. 
<am  apud  Moravos  opposuit  sese  cum  paucis  aliis  negocio  publico, 
n  quo  de  pace  et  libertate  Religionis  actum  fuit.  Haec  ideo  te  scire 
rolui,  ut  videas  poenam  ac  vindictam  Dei  dilatam  quidem  fuisse,  sed 
:\uae  nunc  acerbior  appareat.  Iterum  vale.  Venceslaus  Stephanus 
rhermenus,  Archidecanus  Kuttembergae. 

XII,  85  a  schreibt  Nechwatalius,  er  sei  a  Georgio  Dicasto  Mirz- 
kovino,  Ecclesiae  Prostanensis  apud  Moravos  Decano  ad  officium 
Diaconatus  sustinendem  legitime  vocatus,  at  ob  longum  Prostanuam 
iter  (er  war  in  Böhmen)  nee  satis  tutum  propter  mih'tcm  Archi- 
ducis  Matthiae  ubique  grassantem  a  Kuttensi  Dno  Archidecano  Ven- 
cesilao  Stephanos  Thermeno  et  Gallo  Phaetonte  Scrvestam  ablegatus. 
16.  Juli  1608. 

XII,  83a:  Confoederatio  statuum  ordinumque  Mar- 
chionatus Moraviae  cum  legatis  ex  Hungaria,  inferiori 
superiorique  Austria  ad  generalem  conventum  Franzicz 
missis  facta  19.  April  1608. 

Nos  Valentinus  LopesEpus  (episcopus)  Vespriniensis  S.  C.  Regiae- 

que  M.  Consiliarius  —  Stephanus  Balffy  de  Eroed  Comes  Comitatus 

et  arcis  Poseniensis  —  Capitaneus  Andreas  Osbosyth   de  Gyletnicz 

et  Illewa  —  Theodosius  Thyrmiensis  de  Karom  p.  nomine  Serenissimi 

Principis  Dni  Dni  Mathiae  Dei  gratia  Archiducis  Austriae,  Gubernatoris 

Regni  Hungariae  et  Austriae  statuumque  et  ordinum  praedicti  Regni 

Hungariae   —    Nos   Paulus   Jacobus  Baro   a   Starhemberg,   Dns    in 

Scbonbihel,  Serenissimi  Archiducis  Mathiae  Camerarius  —  Georgius 

Erasmus  Baro  de  Tschernembl    in  Windeck  Schwadtpech,    pincerna 

hercditarius  in  Carniola  et  Marchia  Sclavonica  —  Sebastianus  Guntenis 

Hassler   ab  Allentsteig   et   Reinspach   ordinum  Austriae  —  Et  nos 

Status    et    ordines   Marchionatus   Moraviae    p.   universis    et    singulis 

harum  nostrarum  (sc.  litterarum)  noticiam  habituris   memoriae  com- 

inendamus  et  pro  nobis  ac  eorum  nomine,  quibus  missi  sumus  testatum 

facitnus:  quod  ad  sedandos  et  componendos  nocivosquos- 

dam  motus  et  intestina   dissidia   denuo  ab  Heydonibus  Tur- 

carum  instincta  ratione  transactionis  Hungariae   et  Turciae,   non  ita 

pridem  conclusa,  exuscitata  Conventus  Posonii  habitus  fuisset,  in  quo 

ad  vindicandum  a  praesentissimo   interitu  Hungariae  Regnum,   ne  a 


152 

Christianitate   avelleretur,    et  viciniora  Regna   et  Provinciae  ne  Tur- 
carum  depopulationi  paterent,  placuisset  praefato  Serenissimo  Principi 
et   ordinibus  Regni  Hungaricae   et  Austriae   arcta  necessitudine    in- 
vicem  confoederari :    Visum   fuisse   nobis  hie  congregatio  mag-nis  de 
causis   eam   confoederationem   ad   nos   etiam   extendere   ac    proinde 
firmum    et   inviolabile    foedus   inire,    prout   praesentibus   inivimus   et 
confirmavimus   ea  conditione   si   nimirum   temporis  successu    pp.  vel 
contra  transactionem  Viennensem    et  Turciam   nuperrime  conclusam 
quam  servare  intendimus,  vel  qualemcunque  aliam  ob  causam  justam 
et  legitimam,  Nobis,  Regnis,  Provinciis  et  Patriis  nostris  aut  ejusdem 
commembris   et  confoederatis   hostis   aut   turbator   aliquis    ingereret, 
ex  tunc  Serenissimum  Archiducem   et  omnes  Status  et  ordines  tarn 
Regni  Hungariae,  quam  Archiducatus  inferioris  et  superioris  Austriae 
et  nos  memorati  Status    atque   ordines    dicti  Marchionatus  Moraviae 
mutuis    auxiliis   et   suppetiis   nobis   et   nostris  Commembris    et   con- 
foederatis non  defuturos ;   scd  tanquam    in  communi  periculo  nos  et 
nostros,  omnes  et  singulos  ratione  pacis  et  confoederationis  hujus  in- 
teressatos  tueri,    defendere  juvare    ac   pp.    ea   simul   vivere    et   mori 
teneri  et  obligatos  esse.  In  cujus  sei  fidem  et  certitudinem  perpetuam 
quc   firmitatem  hasce   nostras    sub    sigillis   et   chirographis,    futura 
p.  cautela    clandas   duximus   ad    expediendas.    —    Actam 
Franczicz  in  generali  congregatione  19.  Aprilis  1608. 

Auf  diese  Zeit  grösster  Besorgnisse   folgte  sehr  bald  ein  Auf- 
athmen.  Jeder  der  beiden   Brüder,    Erzherzog  Matthias    und    König 
Rudolf,  hatten  das  grösste  Interesse  daran,  die  Evangelischen  auf  ihrer 
Seite    zu   sehen,    und    so   bewilligen    beide  Religionsfreiheit,    zuerst 
Matthias,  dann  Rudolf  im  Majestätsbriefe.  Wir  haben  in  unseren  Hand- 
schriften  zwei   Briefe   des   Vene.  Stephanus   vom  3.  Juli    1608,   den 
einen   an  Caspar  Uiricus   und    den  anderen   an  Ursinus.     Im   ersten 
(XII,  86)  lesen  wir:   ,Non  dubitamus,  apud  vos  varios  spargi  rumores 
de  regno  Bohemiae:    verum    ea,    quae  sunt  certissima,    ex  literis  ad 
Dnm  M.  Johannem  Ursinum  cognoscere  poteris.  Nisi  negotium  esset 
inter    duos   fratres   et   quorum    familia   praecipua   est   (Matthias  und 
Rudolf)    procul   dubio   alius   metuendus   esset   eventus.    Sed  magno 
illi  regum  ac  regnorum  Domino  laus  sit  et  gloria,  quod  alium  Rncm 
negotium  hoc  sortitum  sit,    quam  Antichristus  Romanus   cuperet  et 
expectaret.  Pace  ac  libertate  Religionis  Ecclesiis  Boemiae 
proximis  hisce   regni  comitiis    concessa,   speramus  all- 


153 

juam  Doctrinae  et  rituum  reformationem  et  plures  ex  scholis 
jios  ac  doctos  juvcnes  prodituros,  qui  Ecdesiae  Christi  suam  ad- 
Jtcant  operam.* 

In  dem  Briefe  an  Ursinus  hcisst  es  weiter  (XII,  S6a):  Ouae 
"acics  sit  inclyti  Regni  Boemiae,  non  sine  lacrymJs  videre  est. 
Archidux  Matthias  cum  Hungaris,  Austriis,  Moravis  et  undiquc 
collecto  milite,  etsi  numerus  equitum  simul  ac  peditum  16000  non 
excederet,  tarnen  nescio  qua  fiducia,  ne  dicam  audacia,  ad  ipsam 
Metropolim  Regni  castrametatus  eüt.  Indictis  Re^ni  nostri  comitiis 
res  composita  est:  ut  Archidux  Matthias  successionem  in  Regno 
expectaret  et  nunc  contcntus  esset  titulo  Designati  Regis  Boemiae, 
ut  HuQgaria,  Austria  et  Moravia  sub  ipsius  esset  imperio  et  guber- 
nationc.  Nam  Hungari  Austrii  et  Moravi  facta  confoederatione 
dlsjungi  noluerunt;  ut  articuli  Viennenses  de  pace  cum  Hungaris 
et  Turcis  habenda  confirmarentur.  Hungari  praeterta  coronam  Regni 
obtinuerunt,  quae  inter  Imperatoris  thesauros  custodiebatur.  Verum 
haec  Archiduci  Matthiae  praesente  fratre  Maximiliano  per  Cardinalem 
Ditrichstanium  tradita  ac  videntibus  Hungaris  cistae  imposita  est. 
Facta  sunt  haec  27.  Junü  finitis  Regni  Comitiis.  Miäes  veio,  qui  jam 
ad  suos  redit,  quae  damna  spacio  duorum  Mensium  dederit,  paucis 
dici  non  potest.  Apud  nos  Kuttembergae  milites  Moravici  numero 
1000.  equites,  per  duas  fere  hebdomadas  sese  contiruierunt ;  quantas 
impensas  respub.  et  civcs  fecerint,  judicare  cuique  facile  est.  Interea 
hoc  bonum  operatus  est  Deus  perorgana  sua  in  comitiis, 
ut  libertas  Religionls  omnibus  Regni  statibus  con- 
cederctur.  Ladislau^  Berka,  evertor  Scolae  ac  Ecclesiae  Mcseri- 
censis,  multorum  accusatur  criminum  et  sl  causa  ceciderit,  bona. 
quae  in  Moravia  habet,  amittet.  Haec  visum  fuit  ad  te  perscribere, 
ut  Statum  Regni  ac  Ecciesiarum  in  Boemia  cognosceres  .  .  Kulte- 
bergae  Boemorum  3.  JulÜ  A.  D.   1608. 

Den  weiteren  Fortschritt  auf  dem  Wege  zur  Erlangung  der 
Religionsfreiheit  berichtet  derselbe  Vene.  Stephanus  sodann  in  einem 
Briefe  vom  l.  October  1608  {XII,  88):  ,Caeterum.  qui  Status  sit 
rerum  per  Boemiam  et  Moraviam,  paucis  accipe.  B o e m i  in  p r o- 
ximis  comitiis  Hbertatem  Religionis  postularunt,  re- 
sponso  accc.pto,  ut  ad  alia  comitü  res  differatur,  nempe 
ad  8.  Novemb.;  interim  vcro,  ut  cuique  sit  liberum  Re- 
ligionis exercitium.    Quod  futurum  sit,  atrectis  auribus 


} 


154  I 

expectamus.  In  Moravia  Archidux  Matthias  dcsignatus  Rex 
BoemUe  ad  finem  Augusti  Ordinibus  Marchionatus  juramento  sese 
obstrinxit.  ita  tamen,  ne  quid  novi  in  Religione  attentarent.  et 
praeter  omnium  spem  multis  nondum  constitutis  Vicnnam  Austriae 
rediit.  In  Austria  inferiori  S.  Johannes  Gcorgius  Gayr,  Baro  magni 
nominis,  quod  in  sua  ditione  templum  apcrucrit  et  Evangelicac 
Religionis  excrcitiiim  permiserit,  noctc  captus  et  Viennam  adductu* 
est.  Austrii  exercitium  coUigunt,  Hungaris  secundum  formulam  federis 
eos  juvantibus.  Dns  Stephanus  Jllishaz  Hungarus  Viennam  vcnit  et 
aliquot  Articulorum  confirmationcm  urget,  quos  Legatus  Papae  tan- 
quam  Haereticos  damnat.  Silesii  contra  interdictum  Imperatorium 
Wratislaviae  Comitiis  adsunt  et  llberam  Rempub.  constituere  cupiunt. 
Ladislaus  Berka  ea  sententia  Ordinum  Moraviae  ad  intercessionem 
Imperatoris  et  Archiducis  bona  restituta  habet  hac  conditione,  ne 
unquam  ad  poscessionem  earum  redeat  sed  intra  annum  vendat. 
rcstitutis  Mezericens'bus  et  alüs  eorum  privjlegiis.  Haec  et  alia 
magnariim  calamitatum  Ecciesiae  Christi  initia  quis  non  vidcl!* 

Khe  ich  nun  dsn  Abschluss  der  Berichte  des  Vene.  Stephanus 
bringe,  habe  ich  nun  noch  aus  der  Feder  des  Vene.  Brunczviciu!^ 
die  Schilderung  einiger  Vorlalle  wiederzugeben,  die  zum  Mindesten 
Zeiigniss  gibt  von  der  Aufregung,  in  der  damals  die  reformirten. 
Geistlichen  lebten  Sie  ist  gesehrieben  in  oppidulo  Ch rauston icensium 
in  Regno  Bocmiae  28.  October  1608  (XII,  90).  .Rumor  hie  spargitur 
et  a  vicinis  Baronibus  et  Nobilibus  novi  auditur,  Archiduccm  Mathiam, 
Fratrem  Caesareae  Majestatis  nondum  pro  Rege  Ungariac  receptuni 
atque  coronatum.  Dum  eomitia  superioribus  diebus  Viennae  in  Austria 
peragebantur,  ferunt  Arehiducem  Mathiam  ad  quendam  Reverendum 
atque  Orthodoxum  vtrum,  Verbi  divini  praeeonem,  instinctu  et  suasu 
cujusdam  Cardinalis  Romani  eapite  pleeti  jussisse,  et  tandcm  Car- 
dinalem  istum  Romanum  una  cum  Episcopo  Olomueensi  et  reliquis 
Ponliticii.s  et  Papislis  eonsilium  elam  de  omnibus  Baronibus 
et  Nobilibus  tam  Austriae  quamUngariae  orthodoxae 
religionis  atque  professionis  necandts  atque  trucidandt« 
cepisse.  Sed  postquam  res  tnnotuit  et  Consilium  nee  non  insidiae 
Pontificiorum  et  Papistarum  ad  Barones  et  Nobiles  tam  Unfrariae 
quam  Austriae  Orthodoxae  Religionis  sunt  delatae,  primo  omnium 
in  l'ontificios  et  Papistas  irritati  irruerunt  atque  impetum  feeerunt. 
EpiscopusOlumiiccnMS,  qui  et  Cardinalis  vocatur,  solus  in  unico  caballo 


155 

solum  modo  Vienna  cursu  trepido  atque  precipiti  cvolavit,  fugam 
dedi't,  evasit  relicto  Viennae  suo  Comitatu  et  famulis,  qui  ad  unum 
sunt  trucidati,  Alter  vero  Cardinalis  Roma,  a  Papa  primo  in  Boemiam 
et  tandem  in  Austriam  missus,  quamvis  et  iste  cursu  celerrimo  in 
aliquot  curribus  Vienna  fugam  dabat,  attamen  fugi entern  Ungari 
insequebantur  et  apprehensum  ceperunt,  auro,  argento,  vestitu  spo- 
lianint  et  multis  verberibus  vulneribusque  exceperunt,  semimortuo 
quasi  relicto.  Ea  igitur  de  causa  Ungari  superiores  unanimiter  codem- 
que  consensu  et  assensu  Generosum  ac  Magnificum  Turtii  etc.  pro 
Rege  sibi  el^erunt  et  opem  Turcae  adversus  Archiducem  Mathlam 
et  Papam  ejusque  asseclas  implorant,  coronamque  Ungariae  (quae 
Viennae  manet)  vi  et  tmpetu  bellico  adipisci  vel  huic  similem  curare, 
praepararc  molirique  conantur.  Asservant  et  N.  Archiducem  Tyrolis 
liisce  diebus  ab  Ungaris  cum  aliquot  niillibus  militum  oppressum, 
cinctum,  humi  prostratum  eundemque  solum  vivum  captum  et  in 
circeres  conjectum  esse.  Barones  et  nobiles  Boemiae  jam  quoque  a 
Cdesarea  Majestate  Pragam  ad  Comitia  ad  diem  Divi  Martini  invitantur, 
metuendum  est,  ne  tute  quispiam  (sicuti  Viennae)  nostratibus  a  Ponti- 
ficiis  et  Papistis  eveniat,  contingat  et  accidat,  Dcus  Opt.  Max.  nostra- 
tum  et  nostri  defensionem  et  curam  gerat,  hostesque  suae  Ecclesiac 
reprimat  et  opprimat  et  consilia.  dolos  insidiasque  illorum  disperdat 
et  in  nihilum  redigat.' 

Zu  diesem  Briefe  macht  der  Zerbster  Superindentent  C.  Ulricus 
folgende  Bemerkung:  , Tarda  solet  magnis  rebus  inesse  fides.  Hie 
igitur  suspicatur  initio  ficta  fuisse,  quae  in  Epistola  hac  nanciantur. 
Die=;  docuit.'  Man  wird  allerdings  diese  Dinge  nicht  von  vorneherein 
in  das  Gebiet  der  Fabel  verweisen  dürfen,  auch  wenn  man  nicht  die 
thatsächlich  durchschimmernden  Facta  als  geschichtliche  Ereignisse 
sennt  Die  Parii^cr  Bluthochzeit  war  nicht  gar  lange  vorhergegangen 
und  ein  Blutbad,  das  die  Edelsten  der  Böhmen  erreichte,  und  das 
in  grausamster  Weise,  sollte  bald  darauf  folgen,  als  nach  der  un- 
glücklichen Schlacht  am  weissen  Berge  Böhmen  eher  eine  Wüste 
lis  ein  Ketzerland  sein  sollte. 

Unsere  zeitgeschichtlichen  Auszüge  aus  den  Zerbster  Urkunden 
dürfen  allerdings  schliessen  mit  einem  friedlichen  Ausblicke,  wenn  es 
auch  nach  menschlicher  Empfindung  und  nach  unserer  kurzsichtigen 
Anschauung  bedauerlich  ist,  dass  die  schöne  Wirklichkeit  eines 
Religionsfricdens  damals  von  so  geringer  Dauer  war.  Der  letzte  Brief 


156 

des  Vene.  Stephanus   an   Ursinus   vom   21.  April    1609   lautet  der 
Hauptsache    nach:    »De    senatu    Regni    Boemiae,    ut    scias,    aliqmd 
scribendum   est.    Anno  praecedente,    cum   Archidux   Matthias   cum 
Hungaris,   Austriis  et  Moravis  in  Boemiam  venisset,   Comitia  indixit 
Imperator,   in  quibus  Status   ac   ordines  Regni,   qui  Evangelici  sunt 
exhibita  fidei  suae  confessione,   liberum  Religionis  exercitium  postih 
larunt  et  vix  adduci  potuerunt,  ut  negotio  Religionis  ad  alia  Comitia 
dilato,  res,  quas  Imperator  proposuit,  tractarent.  In  Novembri  Comitia 
celebrari   debuerunt,   sed  ad  28.  Januarii  praesentis  anni  dilata  sunt 
Spes   fuit   Religionis   exercitium   liberum   concessum    in,   verum   per 
Episcopos,  Pragensem,  Viennensem,  Olomucensem,   Passariensem  et 
jesuvitas    ac    paucos    quosdam    Imperatorios    Consiliarios    hactenus 
nihil  concessum  est,  verum  totum  negotium  impeditum,  ita  et  solutis 
Comitiis   initio  Aprilis   discessum  sit.  Jam  vero  ordines  Regni,   quos 
Evangelicos  vocant,  conventum  ad  4.  Maji  indixerunt  in  curia  Novae 
Urbis  Pragensis  et  Legatos  miserunt   ad  Electores   et  Principes  Im- 
perii,    ut,   quid   agendum   sit,   ex   consilio  ipsorum   fiat   et  de  modo 
defensionis   aliquid   certi   constituatur.    lamque  quid  futurum  sit,   ex- 
pectamus  ac  Deum  precamur,   ut   nos   ac  Evangelicos   per  Regnum 
Boemiae  Ecclesias  tueatur  et  conservet*  (XII,  92). 

Und  dann  merkt  C.  Ulricus  an,  quod  ao  1609  pax  Religion! 
data  fuerit  in  Bohemia  (utinam  sincera!)  ideoque  Candidati  Theo- 
logiae  inibi  posthac  initiari  sacris  poterunt  (XII,  92  a). 

(Schluss  folgt.) 


XI 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen 

und  Lehrer  Oesterreichs  aus  den  Wittenberger 

Ordinirtenbüchern  seit  dem  Jahre  1Ö73. 

Von  D.  Dr.   Gborö   BucaWiLD  in  Leipzig, 
(Forlsetiung.) 

1582. 

196.  Ego  Johannes  Zubor  aüas  Zadzeüky  patri  Pannonius 
ex  comitatu  Lyptouiensi  ex  pago  Zadzel  iactis  in  patriae  scliolis  primis 
fundamentis  pietatis  et  lioncstanim  literarum  sub  enidito  et  huma- 
nissimo  viro  D.  Feto  Pastore  Scepusium  profectus  doctissimuni  et 
darissimum  virum  dominum  Gasparum  Kromerum  Leuc7owieTisem 
scholae  illius  docentem  sacras  literas  et  liberales  artes  per  biennium 
audiui.  Tum  in  patriam  reuocatus,  ut  scholae  praeceptor  praeiicerer , 
biennium  in  ea  iuucntutem  mihi  commissam  erudii.  Ex  hac  itaque 
scholastica  functioneaReuerendo  D.Johanne  Malyk,  pastore  ccclesiae 
oppidi  vna  aim  oppldanis  legitime  sum  vocatus.  —  O,  Lcyser. 
[16.  Jan.] 

197.  Ego  Johannes  Duchon  Pannnniu';  natus  in  oppido 
Pannoniae  Mossowiecz  iactis  in  patrio  solo  primis  literarum  fundamentis 
contuli  me  uberioris  doctrinae  parandae  gratia  Vetusolium  ciuitalem 
quae  est  sita  inVngaria,  iibi  sub  viro  docto  Elia  Bernhardi  operam 
dedi  liberalibus  artibus.  Hinc  ^glauiam  ubi  U';us  sum  praeceptor  ibus 
M.  Joachimo  Pistoris  &  M.  Johanne  Vrsino,  Iglauia  Tyropalium,  ubi 
sub  niro  docto  Sebastiane  Lamio  cursum  studiorum  meorum  ursi. 
Inde  uQcatus  sum  ad  functionem  scholasticam  Martinopolium  oppidum 
Pannoniae,  cui  annum  praefui  pastore  ouium  Christi  existente  Stanislao 
Gosnouiczero.  Hinc  discedens  rogatus  a  Joanne  Fabriciade  Thuroczcno 


158 

&  parente  suo,  amicis  meis  profectus  sum  Wittebergam  pro  sup- 
pelictili  eiusdem  Joannis,  in  quo  itinere  diuina  sie  disponente  gratia 
uocatus  sum  ad  officium  diaconatus  in  regno  Boemiae  a  Reverendo 
viro  domino  Georgio  Thesak  ministro  ecclesiae  quae  est  Lstiborz.  — 
O.  Leyser.  [16.  Jan.] 

198.  Ego  Johannes  Czaue  Schlucnauiensis  in  patria  Grair. 
matices  ieci  fundamenta.  Hinc  sum  missus  Iglauiam  uberiorem  ingen;i 
mei  capiendi  fructum  gratia,  ubi  ad  decennium  (ut  mea  habent  testi- 
monia)  bonarum  literarum  studiis  incubui.  Inde  Francfurtum  adOderam 
profectus  per  sesquialterum  annum  mansi.  Hinc  uocatus  ad  functionero 
scholasticam  sub  ditione  Generosi  Domini  a  Lescauetz,  cui  annum 
praefui.  Reliquum  tempus  consumpsi  in  pristino  loco,  uera  matrc 
Studiorum  meorum  Iglauiae,  usque  dum  ad  conditionem  Ecclesiasticam. 
quae  est  in  Hardeck  sub  imperio  Illustris  et  Magnifid  Comitis  ab 
Hardek  etc.  sum  uocatus.  —  O.  [7.  Febr.] 

199.  Ego  Petrus  Dorffner  Austriacus  oriundus  honestis 
parentibus  Vualdneukirchii,  quod  est  oppidum  superioris  Austriae, 
iactis  in  schola  Stirensi  linguarum  &  artium  mediocriter  fundamentis 
Iglauiam  a  parentibus  missus  sum,  vbi  sexennium  opera  d.  d.  Joachim i 
Pistoris  vsus  fui,  inde  consilio  parentum  aliorumque  doctorum  virorum 
Vuitebergam  me  contuli  vbi  vltra  triennium  studiorum  gratia  vixi 
Tandem  a  domino  parente  meo  pastore  Ecclesiae  Vualdneukirchensis 
ad  ministerium  Ecclesiasticum,  officium  videlicet  diaconatus  in  oppidc» 
Vualdneukirchen  vocatus  sum.  —  O.  Leyser.  [14.  Febr.] 

200.  Ego  Vuolfgangus  Krisenperger  Austriacus  ex 
oppido  superioris  Austriae  Wazenkirchen  fundamenta  studiorum  in 
patria  ieci.  Deinde  consilio  amicorum  meorum  in  Misniam  me  con- 
tuli &  Schnebergae  sub  disciplina  clarissimi  viri  domini  Pauli  Ober- 
meieri  annos  tres  commoratus.  Deinde  in  Austria  paedagogi  officio 
functus  ad  sexennium,  denique  Beurbachii  ludimoderatoris  ad  trien- 
nium &  iam  uocatus  legitime  a  Magnifico  ac  Generoso  D.  Gundackero 
D.  a  Starhemberg  ad  sacrosanctum  ministerium.  —  O.  Leyser. 
[4.  April.] 

201.  Ego  Johannes  Pruno  Galgoccensis  Pannonius  primo 
quidem  prima  linguae  latinae  &  graecae  tyrocinia  in  patria  fcci. 
Postea  uero  in  scholam  Solnensem  missus  sum.  Hinc  vero  in  scholam 


159 

glauiensem.  Deinde  iJberalitate  &  munificentia  Generosi  ac  inclyti 
äaronis  Andreae  Balassae  promotus  sum  in  Academiam  Jenensem, 
n  qua  annos  pene  duos  vixi.  Ex  hac  luis  contagione  dissjpata  Lip- 
icnsem  adii,  ubi  annum  pene  vixi.  Ex  hac  in  inclytam  hanc  Vitte- 
>ergenseni  Academiam  sum  profectus,  ubi  similiter  annum  com- 
moratus  sum.  Vbi  vero  rediissem  in  patriam,  commendata  est  mihi 
Functio  scholastica,  cui  annum  praefui.  Exacto  vero  anno  in  hanc 
Academiam  redii  ad  continuandum  studiorum  meorum  curriculum, 
Oblata  autem  mihi  opportunissima  &  optatissima  liinc  discedcndi 
cum  bibliopola  quodam  Pannonio  occasione  eam  negUgendam  non 
esse  putaui.  Cum  autem  studiorum  meorum  hie  unicus  scopus  &  haec 
utiica  meta  proposita  fuerit,  ut  aliquando  Ecclesiae  Dei  sancta  dicendo 
et  sancta  faciendo  inseruire  possem.  —  O.  [2.  Mai.] 

202.  Ego  Marcus  Henselius  Pannonius  ex  pago  Hochwyss 
vixi  in  bis  celeberrimis  scholis  Lunae,  Schcbnicii,  Cibinü.  Postea  uero 
uocatus  sum  ad  mtnisterium  ab  Ecclesia  Nemethi,  quae  subiecta  est 
did'jni  Generosi  ac  inclyti  Baronis  Simeonis  Forgacz.  —  O.  [2.  Mal.] 

203.  Ego  Johannes  Spannebogen  Witebergensis  primo 
hie  Witebergae  per  aliquot  annos  tum  studio  philoi^ophico  tum 
Theologico  diligentem  operam  nauaui.  Deinde  eruditis  et  honestis 
Tiris  meum  profectum  perspicientibus  ab  illis  promotus  sum  ut 
lunctionem  scholasticam  subirem  Mirouiae  sub  ditione  Du  eis  Cle: 
C.uoli  MeWeleburgensis,  huic  functioni  per  integrum  annum  cum 
praefuissem,  inde  legitima  uocatione  in  Bohemiam  sum  uocatus  atque 
ibi  in  oppido  Crolepio  Diaconus  elcctus.  —  O.  Leyser.   [18,  Apri!.] 

204.  Ego  LeopoldusLähinger  Closterneuburgensis  Austnacus 
hac  mea  manu  testor  me  primum  in  schola  patria  sub  M.  Adamo 
Richardo  initia  litcrarum  fecissc,  quae  in  schola  Lyttepontano,  quae 
est  vrbis  inferioris  Austriae,  cum  Rectorem  ageret  Ambrosius  Furten- 
bachius,  triennio  continuaut,  cuius  consilio  propter  maiorem  informa- 
üonem  ingenii  Ratisbonam  me  contuli,  vbi  a  Johanne  Wolfio  tum 
temporis  ibidem  Rectore  in  schola  poetica  {vt  vocantj  in  numerum 
discipulorum  receptus  sum,  sub  cuius  disciplina  biennio  vixi,  et  ab 
^  cum  in  artibus  et  Unguis  tum  in  fundamentis  doctnnae  christianae 
üdeliter  informatus.  Illinc  consilio  meorum  patronorum,  inprimis  vero 
mei  praeceptoris  Brunsuigam  profectus  sum,  vbi  similiter  biennio  sub 


160 

discipHna  M.  Rudolph!  Hilebrandi  in  schola  Martiniana  Recton> 
militaui.  Tandem  ad  confirmanda  mea  studia  suasu  praeceptoris  in 
Academiam  Witebergensem  migraui,  in  qua  triennio  partim  studio 
philosophico  partim  theologico  operam  nauaui,  vnde  tandem  Singular 
Dei  consilio  a  Generoso  Domino  Hartmanno  a  Liechtenstein  ad 
gubernationem  Ecclesiae  ditionis  Eyssgruben  legitime  vocatus.  — 
O.  Joh.  Mathaeus.  [9.  Mai.] 

205.  Ego  Adamus  Albinus  Abrahamides  Bohemus  a  pueritia 
in  patria  operam  honestis  studiis  dedi.  Hinc  iam  adolescens  causa 
vberioris  fructus  studiorum  me  ad  virum  doctum  piumque  Nicolaum 
Colacinam  contuli,  eo  tempore  Rectorem  scholae  Zolnensis  in  Pan- 
nonia,  sub  cuius  ferula  quadriennium  vixi,  vnde  ob  turbationem  scholae 
per  Papistas  factam  Nouisolium  ad  D.  Magistrum  Haluepappium  etiam 
causa  discendi  missus  sum.  Sub  eoque  semialterum  annum  mansi. 
Tandem  in  Morauiam  profcctus  Function em  scholasticam  Zlinae  su<- 
cepi,  Et  inde  ad  munus  Apostolicum  a  Domino  ßernardo  de  Zerotin 
et  a  senatu  Mezericensi  cum  pastore  Georgio  Crucigero  vocatus 
sum.  O.  [5.  Juni.] 

206.  Ego  Mathias  Transalpini  Patria  Ponicenus  prima 
initia  in  patria  didici.  Postea  missus  Sepusium  in  scholam  Cibiniensem, 
ut  uulgo  appellant,  et  ibi  per  trigenium  vixi  artesque  liberales  audiui 
a  M.  Johanne  Hulrich.  Postea  contuli  me  Vetusolium  et  vixi  per 
biennium  apud  D.  Marthinum  Swengler.  Hinc  vocatus  sum  in  pagum 
Micziuam  a  R.  Domino  Dauide  Soczowsky  ibique  Rectoris  officium 
habens  per  dimidium  annum  uixi.  Tandem  obtulit  mihi  Reuerendus 
D.  Albertus  Pauli  patria  Selezenus  pastor  ecclesiae  Ponicensis  func- 1 
tionem  scholasticam,  ubi  per  quinquennium  iuuentuti  praefui,  is  enim 
me  elegit  in  Diaconum.  —  O.  26.  Calen.  Julii.  [6.  Juni.] 

207.  Ego  Balthasar  Latomi  alias  Kostw.  patria  Radw-a- 
niensis  prima  ingenuarum  artium  fundamenta  ieci  in  patria  schola. 
Deinde  anno  domini  1571  veni  Vetuzolium  ac  ibi  vixi  per  biennium 
sub  doctissimo  viro  D.  Martino  Schwengler.  Postea  contuli  me  Krem- 
nicium,  ibi  quoque  vixi  per  annum  sub  doctissimo  viro  D.  Leonhardo 
Stanhertz.  Inde  vero  vocatus  sum  ad  officium  Rectoris  in  pagum 
Badin  a  Reueren do  viro  Domino  Casparo  Lipschense,  et  ibi  vixi  in 
illa  functione   scholastica   integrum   annum.     Deinceps   vero    vocatus 


161 

sum  ad  sacrosanctum  ecclesiasticum  orfidum  a  egregio  D.  Johanne 
Schiirowitz  et  a  tota  parochJa  Badin.  —  O.  Leyser.  26,  Calen.  Julii. 
[6.  Juni.] 

208.  Ego  Hieroslaus  Vrbanouitz  Kubiniensis  Pannonius 
in  patria  prima  fundamenta  ieci  literarum  sub  ferula  clarissimi  viri 
Martini  Rosinsky.  Post  amicorum  suasu  et  consilio  profectus  sum 
in  comitatum  Scpusiensem.  ubi  uixi  Lenbiczii  apud  Adamiim  Huttenum 
biennium  &  Tyropolii  apud  Sebastianum  Lamium,  illinc  propter 
aduersam  valetudinem  in  patriam  redii,  ex  patria  tandem  Galgocium 
ad  Doctissimum  Johannem  Prunonem  sum  profectus.  Is  uero  cum 
nderet  me  posse  cum  fructu  in  Academüs  versari,  me  vna  in  hanc 
inclytam  Academiam  Vitebergensem  assumsit,  in  qua  annum  cum 
femestre  in  honestis  discipHnis,  praecipue  tarnen  in  doctrina  coelesti 
consumsi.  -  O.  [8.  Aug.] 

209.  Ego  Daniel  Rakus  Moschouiensis  Pannonius  funda- 
menta Studiorum  In  patria  ieci,  deinde  consilio  amicorum  meorum 
in  oppidum  Senicze  me  contuli  et  sub  disciplina  Nicolai  Marci  per 
annum  commoratus,  deinde  in  ciuitatem  Lipczam  Germanorum  ad 
Leonhardum  Mokoschinum  virum  eruditum  sum  profectus,  .sub  cuius 
vexillo  uixi  per  spacium  duorum  annorum.  Hinc  Nouizulium  sub 
ferulam  Magistri  Pauli  Haluopapii  sum  profectus,  ,suh  cuius  ferula 
per  annum  sum  uer.satus.  Postea  Zernouiam  ad  dominum  Stephanum 

,  Wydan  Carponcnsem  sum  promotus.  uixi  per  spatium  duorum  an- 
'norum.  deinde  legitime  ad  ministcrium  Euangclii  a  Zernouiensibus 
sum  uocatus.  —  O.  Leyser.  [H.   Aug.] 

210.  Ego  Jacobus  Pulmannus  Vuiteberg cnsis  fundamenta 
doctrinae  Christianae  et  liberalium  artium  sub  discijilina  M.  Pauli 
Eberi  in  patria  mea  ieci,  postea  a  scnatu  huius  vrbis.  rogatii  affinis 
mci  Domini  Conradi  Rühelii  (piae  memoriae)  in  scholam  illustrem 
Grimmensem  missus  per  triennium  ibi  uixi  et  tandem  ad  patriam 
Academiam  reuersus  sacrae  Theologiae  et  bonarum  artium  studiis 
operam  quantam  potui,  nauaui.  Verum  cum  parentes  mci  sumptus 
id  studia  necessarios  amplius  suppcditare  negarent,  cum  octo  comi- 
tibus  in  Italiam  sum  profectus  ob  uariarum  rerum  et  linguarum 
cognitionem.  Singulari  autem  fato  Del  morbo  tum  temporis  illic 
grassante  affectus  ad  patrios  lares  redire  sum  coactus    Inde  Dresdam 

IihibDchda  PioiciUeüunuilSM,  H.  [II  u.  IV.  ii 


162 

uocatus  per  inte^rrum  annum  institui  scribam  quendam  qui  fuit  affinis 
clarissimi  viri  Domini  Doctoris  Pauli  Vogelii.  Denique  voluntate  Dei 
in  Austriam  sum  profectus  atque  in  castello  Ascha  functus  sum 
munere  cantoris  per  6  septimanas,  atque  ita  legitimo  modo  a  nobJi 
domino  Joanne  Ludouico  Kirchpergero  Domino  in  Seisenburgk  e: 
Kirchpergk  ad  ecclesiasticam  functionem  sum  uocatus  in  pago  Kirch- 
pergk.  —  O.  Leyser.  [19.  Sept.] 

211.  Ego  Martin  US  Hanko  Nouizoliensis  ieci  fundamenta 
artium  liberalium  et  doctrinae  coelestis  in  patria  sub  ferula  et  dili- 
gentia M  Abrahami  Schremelii,  inde  Schebnizium  montanam  ciui- 
tatem  profectus,  ubi  continuaui  studia  mea  per  triennium  sub  Martino 
Dodokio,  hinc  Cremntcium  commigraui  ibidemque  uixi  sub  disciplina 
Georgii  Sontagii  per  annum,  dein  de  ad  uberiorem  fructum  capiendae 
doctrinae  contuli  me  Bartpham  ad  D.  Thomam  Fabrum,  a  quo  dili- 
genter  in  artibus  et  doctrinae  coelestis  studio  instructus  sum.  Postea 
uero  consilio  et  voluntate  parentum  &  amicorum  contuli  me  in 
illustrem  scholam  Brigensem  M.  Petro  Sikio  Rectore,  in  qua  schola 
uixi  per  annum.  Cum  uero  uisum  fuisset  mihi  Academiam  aliquant 
inuisere,  inter  reliquas  petii  Witebergensem,  quae  tandem  in  florc 
erat  hac  de  causa  praecipue  ut  cognoscerem  statum  eius  tum  eccle- 
siae.  Quare  cum  propter  defectum  facultatum  mearum  mihi  hie 
diutius  manere  non  concederetur,  statui  petere  testimonium  ab  honesto 
et  doctissimo  consensu  Theologorum,  ne  iterum  ex  patria,  quae 
nimis  remota  est  uariisque  periculis  exposita,  repetere  a  me  cogatur.  — 
O.  Leyser.  [18.  Sept.] 

212.  Ego  Jacobus  Spigler  Carponensis  Pannonius  primo 
quidem  prima  linguae  graecae  et  latinae  tyrocinia  in  patria  feci,  postea 
uero  in  scholam  Barthphensem  missus,  hinc  in  scholam  Wratis- 
lauiensem  et  demum  Schwidnicensem  Silesiorum.  Deinde  uero  ad 
reportandum  maiorem  studiorum  meorum  fructum  hanc  Academiam 
adii  et  per  annuum  spacium  hie  commoratus  sum.  Vbi  uero  rediissem 
in  patriam,  commendata  est  mihi  institutio  Generosorum  Dominorura 
Doczy  de  Nagdlucha,  quibus  per  biennii  spacium  praefiii.  Exacto 
autem  hoc  temporis  spacio  liberalitate  et  munificentia  inclyti  senatu« 
patriae  in  hanc  rursus  missus  Academiam.  Vbi  uero  annum  cum 
semestre  uixi.  Destitutus  autem  sumptibus  et  oblata  commoda  occa- 
sione  discedendi  cum  auriga  Silesiorum,  eam  negligendam  non  putaui. 


163 

Cum  autem  studiorum  itieorum  hie  unJcus  scopus  et  unica  meta 
proposita  fuerit,  ut  Ecclesiae  Dci  sancta  dicendo  et  faciendo  ali- 
quando  inseruire  possem:  Reuerenter  a  coUegio  Theologico  petii, 
ut  me  admitteret  ad  examen  mihique  testimonium  publice  docendi 
Euangclii  Christi  in  cccicsia  praeberet  (si  quidem  in  patria  spes  mihi 
facta  esset,  ut  ad  Diaconatum  substituerer,  quod  et  impctraui).  Factum 
est  autem  id  a  me,  ne  tertio  difficillimi,  longissimi  et  periculosissimi 
idneris  aleam  subire  cogerer.  —  O.  [31,  Oct.) 

1583. 

213.  Ego  Dauid  Wernerus  Joachimicus  fundamcnta  artium 
in  patria  ieci,  postea  Drcsdae  in  schola  illustri  sub  disciplina  viri 
optimi  et  clarissimi  Friderici  Zorleri  per  quinquennium  uersatus, 
Etiam  Magdeburgum  discendi  gratia  profectus  sum,  ibi  etiam  per 
quinquennium  operam  Uteri?  dedi  sub  disciplina  clarissimi  Rectoris 
Georgü  Rollcnhagii,  postea  ad  uberiorem  ingenii  cultum  capiendum 
discessi  Vuitebergam  et  ibi  per  triennium  permansi,  etiam  Magisterii 
tilulo  ornatus  sum.  Tandem  in  oppidum  Schuenitz  ad  diaconi  munus 
ab  Ecclesia  sum  uocatus.  —  O.  Judica  Leyser,   [17.  März.] 

214.  Ego  Johannes  Alborn  Kyrchainensis  qui  primum  in 
initüs  honcstarum  titerarum  in  patria,  deinde  per  quadriennium  in 
schola  Freibergensi  sum  instructus,  Postea  ad  maiorem  cultum  ingcnü 
tum  in  artibus  tum  in  doctrina  coelesti  comparandum  contuli  me  in 
ülustrem  Academiam  Witebergenscm,  ubi  duos  annos  continue  uixi. 
üehinc  a  Nobili  ac  Strenuo  viro  Heinrico  a  Gersdorff  in  Dobry- 
lugk  ad  paedagogicam  functionem  sum  susceptiis,  quam  sustinui 
annos  octo.  Tandem  a  generoso  &  nobili  Domino  Christophoro  a 
Schlcinitz  in  Thalenstein  et  Rumburgk  uocatus  sum  ad  munus  Eccle- 
»a^ticum  in  oppiduto  Rumburgk  Diaconi  gradum  subcundum.  —  0. 
Uyser.  [17.  März.] 

215.  Ego  M,  Felix  Veselius  Paczoviensis  Bojemus  Pragae 
in  adoptione  educatus  in  ludo  Taulensi  (quem  veluti  Coloniam  & 
posteritatem  scholac  clarissimi  doctlssimique  viri  Matthaei  Collini 
de  rc  iittcraria  praeclarissime  meriti  in  manum  quasi  traditum  magna 
cum  laude  &  opinione  virtuHs  multis  annis  rexit  &  tanti  artiiicis 
»(stigüs  insistere  conatus  vir  magoi  iudicii  ac  sagadssimus  puerilium 
iigeniorum   censor,    magister    &    moderator    M.    Georgius    Nicolaus 


164 

Brunensis).  Hoc  tarn  solerti  praeceptore  qui  me  etiam  plus  quam 
paterno  affectu  prosequutus  est,  cum  totum  biennium  &  amp.his 
cum  felici  studiorum  meorum  auspicio  &  successu  usus  sum,  fideliter 
pietatis,  linguarum  &  artium  fundamentia  iactis,  de  eiusdem  consilio 
ad  pleniorem  ingenii  cultum  percipiendum  Freibergam  Misniae  missus 
ibi  in  nobili  Gymnasio  studia  bene  coepta  continuavi.  Et  cum  bier- 
nium  plus  minus  etiam  telam  studiorum  pertexuissem  privataquc 
institutione  honestorum  civium  filios  erudiissem,  et  jam  ^d  maiores 
disciplinas  ingenium  praeparasscm  meum,  in  hanc  Vitebergensium 
Academiam  Anno  Christi  76  me  contuli.  In  hac  vero  ea  qua  potui 
ac  par  erat  studio  &  diligentia  in  iAsud-Eptwv  y-olI  TcpoTiaiSsujii-nir^ 
inque  puriore  &  sinceriore  philosophia  atque  linguarum  studüs  ali- 
quousque  progressus  animum  ad  sacrosanctae  Theologiae  Studium 
applicaui  &  id  coniunxi.  Ac  cum  hie  ad  pedes  D.  praeceptorum  vS: 
celeberrimi  huius  Academiae  senatus  in  hac  schola  integros  VI  cum 
dimidio  annos  beneficio  &  munificentia  Academiae  (perpetua  memona 
digna)  enutritus  fuerim  et  illi  studia  &  operam  meam  probavcrim. 
postea  magno  ornatissimi  coUegii  Philosophici  consensu  Anno  S*2 
mensis  Martii  die  20.  Decano  viro  Clarissimo  M.  Andrea  Francken- 
bergero  Meiningensi  Franco  oratoriae  professore  publico  in  opti- 
marum  artium  rectissimorumque  studiorum  magistrum  sum  renu- 
ciatus  &  promotus.  Tandem  elapso  semestri  post  in  patriam  me 
contuli  et  illinc  vocationis  literis  a  senatu  &  generoso  ac  inclyto  domino 
Johanne  Spanofski  acceptis  huc  reversus.  —  O.  Leyser.  [10.  April] 

216.  Ego  Valentinus  Mitzius  Otczouiensis  Pannonius prima 
elementa  studii  literarii  in  patria  ieci,  tan  dem  in  Sepusium  profectu« 
Cibinii  primum  vnum  annum  sub  Johanne  Vltreich,  viro  doctissimo, 
honestis  literis  operam  dedi,  tandem  Eperies  me  contuli,  vbi  etiam 
unum  annum  cum  dimidio  sub  institutione  Clementis  Fabri  räi 
doctissimi  mansi.  Inde  in  Morauiam  descendi  et  Mezericii  eis  0^- 
clabam  in  illustri  schola  Baronum  tres  annos  consumpsi  Rectorc 
M.  Gasparo  Kipsero,  inde  in  oppidum  Daubraunik  ad  docendam 
iuuentutem  per  R.  virum  Briccium  Taiouinum  Decanum  eins  loci 
sum  vocatus  et  vna  cum  eo  mansi  vsque  exilium,  quod  factum  est 
per  Jesuuitas.  Inde  susceptus  bonus  senex  a  domina  AUna  Bercouissa 
in  ditionem  suam  in  oppidum  Tassow  me  sibi  adiungere  voluit  in 
Diaconum  consensu  eiusdem  Baronae  et  Superintendentis  Simonis 
Haliaei  Decani  illius  loci.  —  O.  [24.  April.] 


Iti5 

217.  Ego  Grcgorius  Pfei f f e r  l'irnensis  perceptis  verae 
pictatis,  optimarum  artium  &  linguarum  elcmentis  in  ludo  dilectae 
patriae  mcae,  bono  consilio  parentum  ac  praeceptorum  meorum  in 
hanc  celeberrimam  Vuitebergensium  Acadeniiam  studiorum  causa 
Anno  1573  missus  sum,  vbi  biennium  parentum  sumptibus  sustcn- 
latus,  postca  hinc  disccdcns  paedagogum  egi  apud  uiros  nobiles  Dn. 
Oiristophorum  a  Schönfeldt  in  Zehista,  Misniae  regionis  &  Dominum 
Johannem  a  Flanss  in  Vuitbrizen.  Elapso  autem  triennio  denuo  in 
hanc  Academiam  rediens  quadriennium  munificentia  &  liberalitate 
niustrissimi  principis  &  Electoris  Ducis  Saxoniae  Dn.  Augusti  altus 
S:  nutritus,  tandem  ab  ecclesia  quae  in  oppido  Lippa  Boemiae,  et 
a  senatu  amplissimo  islius  loci  ad  ministrum  Euaugelü  uocatus.  — 
0.  Exaudi  Leyser.  [12.  Mai] 

218.  Ego  Andreas  Lambert!  VaralienKis  Sepusius  funda- 
mcnta  überalium  artium  icci  Libetis  in  ciuitate  Metallica  a  Reuerendo 
viro  Domino  Martino  Wagnero  Nouisoliensi,  postmodum  anno  1575 
Bartpham  a  parentlbus  missus  ibi  per  annum  sub  doctissimo  viro 
Domino  Thoma  Fabri  studui,  scquenti  anno  Epperies  profectus 
ibidem  per  intcgros  tres  annos  literis  operam  nauaui  sub  viro  doc- 
tissimo Domino  Seuerino  Sculteti.  Prouinciam  scholae  sustinui  Olassii 
m  Sepusio  anno  1580,  postea  vocatus  3  Libetensibus  primnm  collegae 
officium  sustinui  per  dimidium  annum,  donec  -iibernatio  scholae  tota 
tradita,  quam  annum  cum  dimidio  retinui.  Post  obitum  autem  parentis 
piae  memoriae,  qui  ibidem  pastorcm  egerat,  vocatus  sum  a  toto 
«natu  &  communitate  in  locum  ipsius.  —  O.  Exaudi  Levser. 
[12.  Mai.] 

219.  Ego  Georgius  Francisci  Lipschensis  i'annonius  natus 
in  oppido  Lipsch:  Zoliensi:  Fundamenta  &  initia  bonarum  artium 
imbifai  Briinac  a  Reuerendo  viro  Petro  Bcr^ero  Lipsch:  sub  cuius 
(Üsciplina  vixi  integros  Septem  annos.  Hinc  per  |iarentes  meos  missus 
sum  Veluzolium  ad  Doctissimum  virum  D.  Martinum  Schuenglerum, 
:bi  mansi  integros  tres  annos,  tandem  contuli  nie  Pragnm  mansique 
ipud  D.  Nicolaum  in  mlnori  parte  in  sclinla  particulari  apud 
M,  Barth:  Rokiczanum  Bohemum.  Hinc  Deo  sie  nrdinante  oblata 
«t  mihi  vocatio  in  fnnctionem  scholaslicam  a  Reuerendo  viro 
D.  Bartholomaeo   Oczouiano   pastore   Raduaneusi,    vbi    in   functione 


1 — 


166 

hac  scholastica  mansi  docendo  iuuentutem  integros  quinque  annos. 
Per  eundem  quoque  pastorem  legitime  in  Diaconatum  vocatus  sum 
in  Hospitale  Nouizoliensium.  —  O.  Exaudi  Leyser.  [12.  Mai.] 

220.  Ego  Thomas  Wincklerus  Chemnicensis  in  Misnia 
educatus  et  praeceptis  Grammatices  et  latinae  linguae  in  patria  schola 
imbutus  recepi  me  primum  post  16  annum  aetatis  in  scholann  parti- 
cularem  ut  vocant  quae  est  Naumburgi  ad  uberiorem  percipiendi 
Studiorum  fructum,  quod  per  integrum  septennium  fere  praeceptonim 
ministerio  ac  institutione  fideli  factum  est.  Ideoque  ad  rogationem 
meam  Clarissimus  in  medica  arte  D.  D.  Casparus  Naeuius  contulit 
in  me  Stipendium  ex  fundatione  fratris  sui  D.  Johannis  Nacuii  Ex- 
cellentissimi  Medici  etc.  ad  sexennium,  cuius  adminiculo  integrum 
quoque  septennium  in  Academia  Witebergensi  in  studiis  commoratus 
sum.  Destitutus  autem  porro  sumtibus  et  victus  commoditatibus  iussus 
sum  suscipcre  functionem  paedagogicam  nobilium  puerorum  in 
Segrena  Nobilis  ac  primariae  Dominae  Veronicen  Leutschen  ex 
familia  nobilis:  Statiorum  atque  expectare  in  eo  loco  commodiorem 
conditionem  quam  Deus  tandem  post  vnius  anni  et  quadrantis  spa- 
cium  mihi  monstrauit.  Vocor  enim  nunc  a  Generoso  Domino  Domino 
Johanne  Christophoro  de  Buchaim  dapifero  haereditario  Austria  etc.  — 
O.  Leyser. 

221.  Ego  Michael  Laczanskj  Pannonius  natus  in  oppido 
Pannoniae  Bajmocz  iactis  in  patria  in  primis  literarum  fundamentis, 
deinde  contuli  me  uberioris  doctrinae  parandae  gratia  Bartpham,  ubi 
sub  viro  docto  Domino  Thoma  Nouisoliensi  incumbebam.  Post  uocatu^ 
sum  ad  prouinciam  scholasticam  in  Turocz  in  pagum  S.  Michaelis, 
unde  uocatus  ad  Diaconum  in  oppidum  Bajmocz  a  Reuerendo  viro 
Domino  Paulo  Wranka.  —  O.   1.  p.  Trin,  [2.  Juni.] 

222.  Ego  Joannes  Tobaeides  Byteschenus  Moravus  vix 
a  limine  (ut  aiunt)  salutatis  in  patria  mea  majori  Bytesch  literis  ob 
paupertatem  parentum,  sat  tenerae  aetatis  puer  in  Bojemicas  reg^iones 
causa  discendi  honestas  disciplinas  patriis  finibus  excedere  coactus, 
ubi  in  nonnuUis  triuialibus  (ut  vocant)  scholis  sub  praeceptoribus 
fidelibus  pietati  artibusque  dicendi  operam  navans  hactenus  Dei 
gratia  vixi.  Civitatum  autem  ac  praeceptorum  (ut  alias  et  alios  laco- 
nismo    studens    omittam)    praecipue   hae  et  hi    fuerunt:    Czaslavia. 


167 

praeceptor  Nicolaus  Rakocius,  tum  Baccalaureus,  dein  Suticia  civitaK, 
praeceptor  Georgius  Xenophilus  Poinensis  Baccalaureus.  Inde  Gutten- 
berga,  praeceptor  Nicolaus  Rakocius  iam  magister,  post  Chnidimia, 
praeceptor  Joannes  Poluczino  Curius  Baccalaureus.  Deficientibus  hie 
vestimcntis  studiis  non  in  longum  vale  non  dicere  poteram.  susce[ito 
igitur  paedotrybatu  in  oppidulo  Chrastii  duravi  spacio  unius  anni, 
hinc  in  Ausunensem  civitatem  eis  Aquilam  fluvium  literig  senatoriis 
vocatus  Rectorem  schotac  biennium  &  uno  quartali  cgi.  Kostelicii 
eis  Aquilam  tlumen  5  quartis  anni,  in  Dobruscensi  civitate  uno  anno, 
Landskronae  fere  sexennio  ludirectorem  perajjens  causa  istorum 
strenuorum  Andchristi  Romani  satellitum,  Confessionis  sanae  evan- 
gelicae  vcritatis  ergo  actus  a  Generosissimo  Barone  ac  Domino 
Joanne  a  Bozkouicz  Hohenstadio  et  in  Trebovia  Moravorum,  suprcmo  a 
iudiciis  Marchionatus  Moraviensis  mcdiantibus  venerabilibus  domino 
Vatentino  Nigro  Svitavicnst,  tum  Kosteücii  ad  Aquilam  flumen, 
D.  Joanne  Kaukalio  Przelmiceno,  Solnicensi  civitate,  D.  Joanne 
Melkner  Landskroniano,  pago  Chlenensi,  pastoribus,  honesta  vocatione 
ad  certum  locum,  nempe  pagum  Rohle  vocatum  (qui  paguü  est  ex 
i!ominio  Gen:  Baronis  D.  Joan:  a  Bozkouicz).  —  O.  Lcyser.  [19.  Juni.] 

223.  Ego  Michael  Coruinus  Gallicuhis  semina  pietatis  et 
bonarum  artium  initia  partim  in  patria,  partim  in  üchnla  triitiali 
Lipsensi  didici,  inde  ob  paupertatem  atque  inopiam  parentiim  meorum 
ad  conditioncm  scholasticam  in  monte  S.  Catharinae  in  monlibus 
Bohemicis  sito,  quo  legitime  vocabar,  conferre  me  sum  coactus,  vbi 
per  integros  annos  nouem  &  semestre  iuuentutis  studia  &  mores 
informaui.  Tandem  oblata  est  vocatio  ad  munu!>  ecciesiasticum  a 
Generöse  D.  D.  Bohusla  Felix  ab  Hassenstein  nempe  ad  ecciesiam 
Dei  quae  est  in  Laucha.  —  O.  Leyscr.  [26.  Juni.] 

224.  Ego  Beniamin  Winckler  Grunhanensis  iactis  primis 
Üterarum  fundamentis  in  patria  parentum  iussii  Annabergae  quin- 
quennium  uersatus  sum  in  literis.  Inde  uberioris  ingenii  cultus  gratia 
Lipiiam  me  contuli,  vbi  biennium  commoratu*:  ad  gubernationem 
schoiac  oppidi  metalUd  montis  D.  Sebastiani  uocatus  sum.  Postea 
Buckam  ueni  &  scfaolam  ibidem  rexi  per  annof<  septem.  Hinc  a 
nobiiissimo  domino  Wencciao  a  Sahr  uocatus  ad  munus  pastoris  in 
pago  Saiar.  —  O.  [24.  Juli.J 


168 

225.  Ego  Balthasar  Hil  lern  ei  er  natus  in  oppidulo  Marckt- 
offinga  Sueuiae  prima  elementa  literanim  et  pietatis  ieci  in  schola 
Nordlingensium,  item  in  scholis  Stirensium  &  Annaebergensium. 
Postea  vero  in  celeberrimam  Vitebergensium  Academiam  missus 
biennium  literis  politioribus  et  studio  Theologico  deditus  fui.  Hinc 
a  Reuerendo  et  clarissimo  viro  Domino  Doctore  Polycarpo  Leiser 
professore  sacrae  Theologiae  ibidem  atque  eiusdem  Ecclesiae  pastore 
Dresdam  ad  illustrissimi  principis  Electoris  Cancellarium  Hugoldum 
ab  Einsidel  missus,  eius  liberos  triennium  integrum  erudiui.  Illinc 
vocatus  sum  ad  munus  docendi  in  ecclesia  a  senatu  oppidi  metallici 
Gruppae.  —  O.  Leyser.  [31.  Juli.] 

226.  Ego  Balthasar  Schretterus  Teutolypschensis  Pan- 
nonius  prima  fundamenta  ieci  in  patria  sub  disciplina  clarissimi  viri 
Petri  Baroschii  tarn  litcrarum  quam  pietatis.  Hinc  ablegatus  fui  per 
parentes  Rozombergam  ad  doctissimum  virum  Andream  Czeuglerium, 
ubi  mansi  biennio,  illinc  profectus  Roznauiam  pannoniam  superiorem 
ad  doctissimum  virum  Nicolaum  Tyburcinum,  apud  quem  uixi  qua- 
driennium.  Tandem  veniens  in  patriam  oblata  est  mihi  vocatio  ad 
munus  Diaconatus  a  R.  viro  domino  Matthia  Kalar  pastore  ecclesiae 
Cubiniensis  comitatus  Orauiensis.  —  O.  Leyser.  [28.  Aug.] 

227.  Ego  Jacobus  Schuler  Orauiensis  Pannonius  fateor  me 
prima  fundamenta  literarum  iecisse  apud  clarissimum  virum  Paulum 
Fabricii  in  patriis  oris,  tandem  uero  consensu  et  consilio  parentum 
contuli  me  in  comitatum  Sepusiensem,  ubi  primum  apud  R.  virum 
Adamum  Huttenum  integre  annum  honestis  literis  operam  nauaui, 
tandem  rursus  contuli  me  ad  clarissimum  virum  Tyropolium  D. 
Sebastianum  Lamium,  ubi  etiam  annum  cum  dimidio  sub  disciplina 
illius  uersatus  sum.  Tandem  uero  rursus  contuli  me  in  patriam,  ubi 
rursus  contuli  me  Moschouiam  ad  D.  Nicolaum  Col:  sub  cuius  quoque 
disciplina  honestis  literis  incubui  annum  cum  dimidio.  Hinc  ueniens 
in  patriam  est  mihi  oblata  uocatio  a  R.  viro  domino  Michaele 
Moskoschino  ad  munus  Diaconatus.  —  O.  Leyser.  [28.  Aug.] 

« 

228.  Ego  Thomas  Giskra  Nalzouinus  in  iuuentute  mea  dans 
Crumnouiae  in  partibus  Bohemiae  operam  literis  per  biennium.  Deinde 
contuleram  me  in  Vngariam  Banouium,  sub  disciplina  Josefi  Basti- 
nensis  tractaui  in  literis  per  triennium,  Schemnicii  per  annum,  Bartuae 


169 

per  annum.  Dcinde  conferens  me  in  Marchionatum  Murauiensciii, 
fanctus  sum  officio  Rectoris  uno  anno  Byttessiae.  Ad  gradum  Diaconi 
ab  illa  ciuJtate  Byttessia  uocationem  habens,  et  a  Reuerendo  pietate- 
que  et  doctrina  ornato  viro  Domino  Johanne  Altomiteno  Pasitore 
Ecciesiae  eiusdem  ciuitatis  peracto  examine.  —  O.  Leyper.  [25.  Sept.] 

229.  Ego  Jacobus  Siberus  Stolpensis  semina  pietatis  et 
ar.ium  Uberalium  initia  partim  in  patria  partim  in  illustrissima  prin- 
dpis  Ducis  Saxoniae  schola  Portensi  didici,  inde  uberioris  iugenii 
frjclus  capessendi  causa  et  ad  pleniorem  disciplinarum  Cognitionen] 
in  Acadetniam  Lipensem  me  contuli.  postea  sum])!:ibiis  in  studia 
cailocandis  destitutus  iter  in  Austriam  direxi,  ubi  in  oppido  Cremsa 
apud  nobUcm  et  inde  ad  alium  nobilem  oppidi  Gmundae  uocatus  per 
ij'ainquennium  egi  paedagogum,  hinc  in  oppidulum  Stras  supradictae 
tegionis  auocatus,  ibi  locorum  per  anni  spatium  officio  ludirectoris 
5um  pcrfunctus.  Demum  a  Domino  Gencroso  libero  Barone  Matbia 
Teuffelio  Gnbernatore  oppidi  Garsü  eiusdem  rcsionis  ad  sacrosanctum 
Ministerium  legittimc  uocatus.  —  O.  [(>.  Oct.] 

230.  Ego  Nicolaus  Hranicenus  prima  fundamenta  artium 
iJberalium  ieci  in  ciuitate  Vnczouia  Morauiae  a  Magistro  D.  Nicoiao 
-N'ouak  de  Moschouecz,  deinde  a  parentibus  missus  Wratislauiam 
ibique  per  bicnnium  mansi,  deinde  po-^^t  aliquot  annos  uocatus  sum 
Konicziam,  ibi  pro  Rectore  scholae  per  triennium  manPi,  inde  postea 
missus  sum  Witembergam  ad  Sacrosordinesi^uscipiendos.  —  O  Leyser. 
(lli.  Oct.] 

1684. 

231.  Anno  1559  fere  septem  septimanis  post  Nattuiiatim  Bealae 
^'irginis  Mariae  Genitricis  Dei  in  oppido  Tabor  todemqiie  anno 
conflagratione  miserabili  in  vniuersum  euerso  natns  ibidemque  a 
nueritia  in  bonis  literis  usque  ad  annum  decimum  tertium  inj^titutus, 
suasu  et  conscnsu  parentum  meorum  linguam  ut  addiscerem  ger- 
fnanicam  Iglauiam  deductus  ibique  octennium  in  schola  exigens,  quia 
eram  agrestibus  moribus,  in  aulam  abductus,  sesquique  altero  anno 
fUpso  in  pa triam  rcdiens  et  quadriduum  domi  manens  in  aliam 
aulam  redii,  postea  ad  musas  ingenium  e.xculturus  et  vberiorem 
floclrinae  fructum  capturus  Goriicium  veni,  vbi  vsus  praeceptorc 
Joachimo  Mcistero  &  eius    collegis    per    semestre   i'.issu    fratris   mei 


170 

Vittebergam  veniens  clapsoque  semestri  in  Ecclesiam  Gitschinenseni, 
ut  cssem  Diaconus  a  Rcuercndis  viris  Mathia  Klaloviceno  Decano 
districtus  (ciusdem  oppidi  Gitschin)  Gitschinensium  eis  Cydlinam. 
Dario  Pardubiceno  ministro  ecciesiae  apud  Nemiczouienses,  Gcorgio 
Zateceno,  ministro  ecciesiae  Christi  apud  Nouopakovicnses,  Bausr 
lavo  Balbino  Altaemiteno  Diacono  Gitczinensi  uocatus.  —  Scribebat 
haec  Seuerinus  Thesauri  Taborinus.  —  O.  Lcyscr.  [15.  März. 

232.  Ego  Michael  Leporinus  Pannonius  patria  Crcmnicius 
postquam  in  schola  patria  pnma  rudimenta  &  capita  religionis  Chri- 
stianae  a  Leonarto  Staudenhercz  viro  integro  &  docto  hausissem. 
contuli  me  in  Silesiam,  primariam  civitatem,  nimirum  Vratislaviam. 
ibique  in  schola  Elizabetica  usus  sum  praeccptoribus  D.  Magistro 
Petro  Vincentio  &  M.  Nicoiao  Steinpergero  viris  doctissimis  quin- 
quennium.  Inde  profectus  contuli  me  Rostochium;  mansi  per  medium 
annum,  impulsus  crumenae  inopia  veni  Pragam  &  honorifice  salu- 
tatus  suscepi  paedagogicum  officium  apud  Generosum  virum  dominum 
Ferdinandum  Hoffmannum  SacraeCaesareae Maiestatis  aulicae  Camer?c 
praesidem,  quod  obivi  annum  unum.  Veni  in  patriam  &  vocatus  a 
senatu  Schemnicensi  administraui  in  schola  eorum  officium  coUegae 
per  sesquialterum  annum.  Nihil  tale  autem  sperans  &  suspicans  uocor 
ab  Illustrissima  Ducissa  Katarina  Sidonia  vidua  ad  administrationemi 
Ecclesiasticam  in  pagum  Poncouium.  —  O.  Leyser.  [22.  April.] 

233.  Ego  Daniel  Vocalius  Boemus  patria  Heczmanome>- 
tecenus  postquam  in  patria  prima  rudimenta  religionis  Christianae 
honestarumque  artium  a  Nicoiao  Pisceno  hausissem,  contuli  me 
Chrudimiam,  ibi  praeceptore  erudito  viro  Joanne  Cancouino  per 
triennium  usus  sum.  Inde  profectus  contuli  me  Slanam  &  a  parente 
meo  commendatus  Reuerendo  uiro  D.  Magistro  Georgio  Sussilio, 
cuius  opera  per  biennium  usus  Zaczam  tandem  profectus  sum,  ubi 
hoc  ad  usque  tempus  sub  disciplinajoannis  Stunderi  manseram.  Incc 
in  patriam  ueniens  iam  post  obitum  patris  ibique  per  aliquot  heb- 
domadas  manens  ab  amplissimo  senatu  Teschinense  per  literas  R. 
viri  d.  Martini  Philadelphi  ad  Diaconatum  uocatus  sum.  —  O.  Leyser. 
[22.  April.] 

234.  Ich  Johannes  Argus  von  Prosnitz  aus  mehren  hab 
erstlich  in  meiner  patria  in  die  schul  gangen  vnd  democh  tzu  Pra 


T 


171 

tudiret  vnd  alda  mein  fundament  gelcget,  von  dannen  bin  ich  gehii 
■ngerisch  Brodt  komen  vnd  drei  Jahr  mich  bei  dem  pfarhr  aidar 
lüffgehalten  vnd  seine  klnder  instituiret  vnd  hemoch  bin  ich  khen 
loppaw  komen  vnd  alda  von  Ehrbaren  Rath  diser  stat  pis  einen 
Mb  Diacon  vociret  vnd  angcnomen.  —  O.  Leyser.  [3,  Mai.] 

235.  Ich  Bartholomeus  Bauczonus  von  Gumppoding 
[uncchst  bei  Lintz  gelegen  gib  biemitt  zu  erkenen,  das  ich  crstlichcn 
Foa  meinen  lieben  Ellern  auff  sandt  Anapei^  (das  in  Österreich  Hgt) 
bin  in  die  Schuel  gcschickht  worden,  altdo  gestudirt  bey  dem  wol- 
gelerden  H.  Andre  HoUrcich  7  Jar  lan.  nachmals  von  Anaperg  gen 
Weis  gcschickht,  zu  dem  wolgelerden  herrn  M.  Nicolaus  Hagio, 
alta  gestudirst  4  Jar,  Nachmals  gen  Steur  bey  M.  Georgo  Mauricio. 
von  denen  auff  den  Straham  komen,  alda  2  Jar  lan  vndcrrichtung 
der  kinder  vnd  lessung  der  Heiligen  vnd  ander  Rainer  schrifften 
verhöret,  nochmals  zu  dem  Edlen  vnd  gestrengen  herrn  Honnssen 
Lütwig  Kirchburger  gen  Kirchberg  auff  das  filial  vncirt.  —  O.  Joh. 
Matthaeus.  [9.  Mai,] 

236.  Ego  Johannes  Possta  Lithomislensis  Boemus  prima 
fundamenta  artium  &  literamm  postii  in  schola  patriae  meae,  postea 
de  consilio  parentum  meorum  contuli  me  Threnchinium,  ubi  per 
biennium  operam  litcris  dedi.  Posthac  auscepi  officium  Rectoris  in 
Mürchionatu  Morauico  ciuitatc  Vizouicz,  ubi  quoque  per  biennium 
in  instruendis  pueris  artium  liberalium  laboratus  sum.  Deinde  a  R. 
viro  domino  Nicoiao  ministro  ecclesiae  Viczouiensis  habeus  legitimam 
vncadonem.  —  O.  Joh.  Matthaeus.  [23.  Mai,] 

237.  Ego  Bartholomacus  Thilo  Oederanus  prima  artium 
iiberalium  fundamenta  in  patria  ieci,  postea  per  octennium  honestis 
artibus  animum  in  schola  Freybergensi  excolui,  ex  qua  schola  in 
lunc  ccleberrimam  Academiam  a  parente  missus  sum.  in  qua  per 
biennium  ferme  commoratus.  Deinde  puerorum  nobilium  per  quin- 
qaennium  paedagogum  egi.  Tandem  diuina  prouidentia  ad  sacro- 
iuictum  ministerium  in  pagum  Maiorem  Auges  in  finibu.s  Bohcmiae 
iwope  oppidum  Prixensem  legitime  uocatus  ad  hanc  Academiam 
itenim  a  viro  nobili  Georgio  a  Schonbcrck  missus.  —  O.  Joh.  Mat- 
lam.  [24.  Mai.] 


172 

238.  Ego  Nicolaus  Orpheus  Pragenus  prindpia  sua  ,; 
accepi  in  patria  sua  Praga,  a  Johanne  Ssebonio,  inde  profectus  c( 
tuli  me  Zaczam  a  parentibus  meis  commendatus  Reuerendo  vi 
domino  Magistro  Paulo  Philopatri  Miolnicensi,  cuius  opera  J 
sexennium  usus,  tandem  Ricknouium  peregrinatio  mea  erat  et 
mansi  in  offitio  succentoris  per  triennium.  Deinde  uocationem  Pae< 
tribae  a  senatu  Kostelocensi  eis  Aquilam  accepi  et  in  illo  offitio  c 
decennium  apud  ipsos  mansi.  Vnde  tandem  uocatus  sum  ad  muii 
sacerdotale  in  Ecclesia  elusdem  ciuitatis  Anno  1584  die  9.  Septembj 
ad  munus  illud  ordinatus   sum   a  Reuerendo   viro  Polycarpo   Leys< 

239.  Ego  Venceslaus  Custos  Choteborenus  prima  fund 
menta  ieci  Pragae  apud  Dinum  Venceslaum  Peraz  [:],  Deinde  api 
Diuum  Stefanum  in  noua  ciuitate,  postea  cum  quodam  Joanne  Sturmi 
Magistro  uersus  sum  ad  montes  Cutnas.  Vicissim  me  contuli  Pra^i 
ad  Diuum  Michaelem.  Illo  tempore  Dominus  Burianus  Trzka  d 
Lippa  et  in  Suetla  distraxit  me  e  schola  ad  aulam  suam  et  iti 
principias  meas  bonas  [so]  contumeliose  eiecit.  Idque  deinde  feci  iuxti 
sententiam  illam:  Qui  dissimulare  nescit,  exeat  aula.  Veni  Litomis 
liam,  ibi  egi  pro  succantore  per  triennium.  Deinde  pro  recton 
Boemiae  Treboniae  in  medio  liminis  Morauiensium  et  vltimo  iil 
ciuitate  Solnicz  pro  cantore  Chori,  unde  ad  sacerdotaie  officium  mi 
Vitebergam  contuli  honesta  uocatione  accepta.  —   [9.  Sept.] 

240.  Anno  domini  1584  die  Septembris  9  Ego  Stephanus 
Thuengerus  Stirensis  prima  ingenuarum  artium  fundamenta  ico 
Stirae  in  patria  mea  sub  clarissimo  viro  D.  Magistro  ThomaPigaeo 
scholae  illius  rectore  ipsoque  octennium  usus  sum  praeceptorc.  De- 
inde stipendio  senatus  patriae  adiutus  in  Academia  florentissima 
Witebergensi  per  biennium  uersatus  sum.  Tandem  ab  eiusdem  ciui- 
tatis inclyto  senatu  illiusque  ecciesiae  ministris  ad  sacrosanctum 
Ecciesiasticum  officium  uocatus.  —  O.  Leyser, 

241.  Ego  Georgius  Hermanus  Wogstadiensis  Silesius,  initio 
statim  a  pueris  in  patria  instructus  schola  concessi  ad  uberiores 
Studiorum  meorum  fructus  capessendos  Leutzschouiam,  Eperies,  ciui- 
tates  Cepusii,  dehinc  Dantiscum,  ubi  biennium  commoratus  in  patriam 
reuersus  cantoris  officium  triennium  fideliter  subii.  Inde  ad  ecciesiasticum 
munus  in  patria  perfungendum  legitime  uocatus.  —  O.  Non.  [Oct.] 


173 

242.  Ego  Stephanus  Grussko  de  Vstio  oppido  Bojemiae 
prma  literarum  rudimcnta  in  patria  iam  dicta  feci,  exinde  bonam 
aetatis  meae  partem  in  Litomisna  oppido  Bojemiae  exegi,  pro  ratione 
loci  illius  liberalibus  studiis  incumbens,  tandem  in  pago  Cliieny  corti- 
plures  annos  scholae  praefuj.  Demum  a  Reuerendo  viro  d.  Johanne 
Addpho  Pastore  Holowlawiensi  suffragante  reliqua  ccciesia  ad  munus 
Ecdesiasticum  sum  vocatus.  —  Dom,  XIX,  Leyser.  [25.  Üct.] 

243.  Ego  Albertus  Husselius  Prividiensis  Pannonius  natus 
PrVidiae  sub  ditione  Magniticonim  Dominorum  Thur-^o  anno  1554: 
primis  literarum  tyrociniis  imbutus  ibidem  sub  disdpüna  Ladislai 
liptoviensis  anno  60.  61.  62,  63:  Hinc  dedi  operam  literis  ac  Theo- 
lügico  studio  Martinopoli,  sub  ditione  Magnificorum  Dominorum  de 
Kewa.  sub  ferula  partim  Martini  Zaborsky,  partim  Joliannis  Dworsky 
anno  64.  65.  66.  67,  68;  Inde  CremnicÜ,  anno  69.  70;  sub  Rectoratu 
Leonarti  Staudenhertz :  Post  haec  impendi  unum  annam  peregrinationi 
per  Moraviam  &  Silesiam,  Annum  scilicet  71:  Tandem  72  praefui 
scholae  in  pago  Hay  sub  ditione  dominorum  Cremnicensium:  lUinc 
vocatu.s  sum  ad  Notariatum  Prividiensem,  cui  praefueram  totum 
tiiennium  anni  73.  74.  75:  Pertaesus  illius  ofiicii  cotitnH  me  rursus 
Leutschouiam  ad  Dn.  Casparem  Kromerum  Anno  76.  77 :  Inde 
ichola  pcstc  dissipata  veni  Zolnam  &  siistinui  officium  tarn  collabora- 
toris  quam  cantoris  apud  Dn,  Nicolaum  Colacinatem  anno  78&79: 
;Po5tquam  illic  schola  dissiparetur  per  Magistratum  Pontificis  ad- 
ilaerentem  reversus  in  patriam  suscepi  regimen  scholae,  cui  praefueram 
jtreimium,  anno  scilicet  80.  81.  82:  Posthac  vocatione  oblata  per 
iMa^nificos  Comites  de  Rewa,  rexl  scholam  Moschuviensem  in 
Taurocz  biennio  fcre,  minirum  Anno  83  &  84,  Unde  vocatus  ad 
pbemationem  Ecciesiac  Prividiensis.  —  O.  Leyser.  [15.   Dec] 

244.  Ego  Georgius  Balgar  Bannoviensis  Pannonius  prima 
jt!OTienta  literarum  Latinarum  &  Graecarum  in  patria  ieci  usus 
iprimo  praeceptore  iam  iv  Z'j'.g  äyt'^:;  Domino  Nicoiao  Colacinate 
per  quinquennium;  ab  eodem  mlssus  Schcbnicium,  ibi  unum  semestre 
i:xi  sub  disdplina  Docti  viri  Domini  Johannis  Aegrani,  unde  Zer- 
noviam  veni  &  biennium  apud  Ladislaum  Marci  Rectorem  illiu.s  loci 
~xi.  Zemovia  reversus  in  patriam  contuli  me  Tyropolium  annumque 
lib'  moratus   sub    disciplina   Matthiae   Thoraconymi    (tum    temporis 

cnnscntiente  puritati   doctrinae   ecclesiarum  Saxonicarum)  Tyropolio 


174 

re versus  in  patriam  vixi  sub  disciplina  D.  Josephi  Basceni  (hie  '< 
ante  quinquennium  ordinati).  Ex  patria  contuli  me  Solnam  a 
D.  Nicolaum  Colacinatem  ibique  quinquennium  exegi,  unde  legitia 
vocatione  oblata  mihi  ab  eodem  honeste  dimissus  in  patria  praefa 
scholae  annos  quinque.  Oblata  vero  ab  eisdem  civibus  patriae  mca 
honesta  vocatione  ad  sacrosanctum  munus  Ecclesiasticum.  —  O.  Le>*sci 
[15.  Dec] 

245.  Ego  Thomas  Fabiani  Rastoczinensis  prima  Ixterarui 
fundamenta  in  patria  schola  ieci  sub  praeceptore  Thoma  Wrank^ 
Postea  suasu  ac  consilio  ipsius  Praeceptoris  tum  parentum  quoca 
Sepusium  me  contuli  vixique  in  schola  Cibiniensi  sub  disciplina  Johanci 
Erasmi  Novizoliensis  toto  sexennio.  Postea  literis  praefati  olim  pra« 
ceptoris  Thomae  Wranka  ad  functionem  scholasticam  sum  evocatJ 
praefuique  patriae  scholae  in  informanda  iuventute  toto  fetme  quj 
driennio.  A  quo  deinde  promotus  ad  munus  ecclesiasticum  in  eaden 
patria  inserviendum.  —  O.  Leyser.  [15.  Dec] 

1585. 

246.  Ego  Gallus  Lumen  Littouiensis  feliciter  iactis  funda 
mentis  primis  literarum  in  patria  sub  erudito  ac  pio  praeceptore  PanW 
Langio,  inde  missus  Vratislauiam  in  Silesia  dedi  operam  literis  bonii 
sub  clarissimo  viro  dom.  Petro  Vincentio  scholae  Elisabetbanae  Rectort 
quatuor  annos.  Ac  tandem  profectus  Vitebergam  uberius  artes  discendi 
gratia  inuigilaui  ibidem  studiis  annum  cum  dimidio  sub  Rectoribus 
Joachimo  a  Beust  J.  V.  D.  et  M.  Schindlero.  Deinde  vocatus  a 
prudenti  et  spectato  senatu  Tribouiense  ad  functionem  scholasticam 
consumpsi  annos  tres  et  semestre  in  instr  uenda  pueritia  vrbis  Tribouiensis. 
Hoc  postea  labore  absoluto  vocatus  sum  a  Generoso  Dom.  Johanne 
a  Vuoskowitz  Dom.  Honstadiae  et  Tribouiae  de  sententia  et  consiliol 
Martini  Tödtenwolffs  pastoris  Tribouiensis  ad  munus  docendi  Euan- 
gelium  Jesu  Christi  et  administrandi  sacramenta  a  Christo  instituto 
in  pago  Porstendorff  non  longo  interuallo  loci  a  Tribouia  sito.  — 
O.  Leyser.  [27.  Jan.] 

247.  Ego  Simon  Pistorius  Tribouiensis  Morauus  pie  iactis 
fundamentis  literarum  primis  in  patria  sub  docto  viro  Paulo  Eccelio 
praeceptore  dilecto,  ab  eodem  substitutus  sum  auditor,  in  scholam 
Tribouiensem,  illic  uixi  ultra  annum,  postmodum  uero  consilio  vene* 


175 

randi  viri  Domini  Johan:  SatpogÜ  Goldbergam  ad  uberiorem  studiorum 
progressum  me  contuli,  in  illo  celebri  Goldbergensi  Gymnasio  literis 
opcram  dedi  &  usque  in  quintum  annuin  eniditum  &  pium  virum 
M  Martinum  Thaburnium,  itemque  M.  Georgium  Helmcricum  summa 
cum  voiuptate  audioi.  Postmodum  uero  paupertate  compulsus  autoritate 
&  consilio  piorum  dictorum  virorum  in  aulam  quandani  pagi  Mauer 
p.iedagogiam  suscipiendam  deiicni,  informans  nobilis  cuiusdain  viri 
Conrad!  a  Tschirnhaus  liberos,  iUic  transegi  annos  tres.  Tum  com- 
moda  oblata  uocationis  occasione  a  senatoribus  oppidi  KupffcrbergW 
JBuentutem  informandam  in  locum  illum  me  rccepi,  ibi  jiraefui  pueritiae 
in  schola  in  septimum  usque  antium.  Tandem  a  prüden tissimo  senatu 
consilio  &  autoritate  Venerandi  Dn.  Martini  Tödtenivolff  pastoris 
fdelissimi  patriae  suae  uocatus  sum  ad  Diaconatum  Ecclesiae  Trihou 
Mensis.  —  O.   Leyser.  [27.  Jan.] 

248.  Ego  Abrahamus  Glaser  ab  urbe  patria  Ciiemnicensi, 
com  parente  meo,  qui  ad  metalücam  praefccturam  ab  equite  nobi- 
bsimo  Christophero  a  Carlowitz  Catharinabergam  avncabatur,  discc- 
dens  ibi  pracceptore  Melchiore  KrautvogeUo  primas  didici  literas 
Hinc  inde  parentibus  meis  mortuis  veni  Freibergam,  ubi  sexennium 
Rectore  Vaientino  Apelle  (piae  mcmoriae)  et  M.  Midiaele  Hempelio 
praeceptoribus  studiis  invigitaui.  Hinc  causa  studiorum  meorum  con- 
tuli me  Witebergam,  ubi  quatuor  fere  annos  consumjjsi.  Nunc  Dei 
gratiaaddocendumEuangeiium  vocatusanobiUbusnobilissimis  Johanne 
«Sigismundo  de  Ziesar  fratribus  in  pago  Lubenitz.  —  O.  Leyser. 
(16  Juni.] 

249,  Ego  Lucas  ZicgI  Prachaticenus  Bocmus  prima  funda- 
menta  pictatis  &  Hterarum  Latinarum  ieci  in  patria,  tandem  ob 
vberioris  ingenü  fructum  a  parente  suo  Gregorio  Ziegl  promotus 
sjm  Meiericium  &  ibidem  vsus  sum  praeceptore  Domino  Thoma 
Hermanomiesteceno  per  biennium,  vnde  profectus  sum  in  montanas 
ciwtaics  &  mansi  Nouosolü  sub  disciplina  Doctissimi  Domini  M.  Pauli 
Haluepapii  Pomerani  per  quadriennium.  Nouosolro  vocatus  sum  legi- 
'ime  a  Zenthiwaniensibus  Dominis  nobilibus  ad  reijimen  scholae 
Wuyccnsis,  cur  praefui  per  annum  cum  dimidio.  Oblata  vero  ab 
;isdem  egregiis  &  nobilibus  Dominis  Zenthiwaniensibus  lionesta  voca- 
üone  ad  Sacrosanctum  munus  Ecclesiasticum  eidem  parui.  —  0.  Leyser. 
131.  Juli.] 


176 

250.  Ego  M.  Wolfgangus  Gotzius  Crimmicensis  pie  iaai 
fundamentis  literarum  primis  in  schola  patria  contuli  me  studiorur 
causa  Cycnaeam,  in  qua  quinquennium  commoratus  fui  sub  clarissiro 
viro  Dn.  M.  Paulo  Dalbitio.  Deinde  Snebergam  profectus  quadrier 
nium  ibi  vixi  sub  clarissimis  viris  Dn.  M.  Johanne  Sarcandro  ^ 
Dn.  Paulo  Obermeiero.  Tandem  Dn.  praeceptorum  meorum  c 
cognatorum  consilio  in  hanc  Academiam  Witebergensem  loiige  cel^ 
berrimam  me  recepi  Anno  75.  Ibi  propriis  sumptibus  per  quadrienniuij 
sustentatus,  postea  in  numerum  stipcndiariorum  Illustrissimi  Principi 
ac  Ducis  Augusti  Electoris  Saxoniae  receptus  sum.  Anno  83.  HinI 
a  Senat u  Aquensi  ad  munus  scholasticum  vocatus  sum.  ubi  pc 
biennium  ea,  qua  par  fuit,  fide  et  dexteritate  scholae  Rectorem  eg 
Deinde  iterum  Witebergam  me  contuli.  Novissime  ad  officium  Eccl 
siasticum  legitime  per  Reverendum  Dominum  Doctorem  Polycarpu 
Leiserum  &c.  a  Generoso  Dn.  Barone  Feliciano  ab  Hertenstein  h 
Vngaria  vocatus.  —  O.  Leyser.  [25.  Aug.] 

251.  Ego  Johannes  Crocinus  Pragenus  prima  literarun 
rudimenta  in  patria  ieci.  Deinde  Slanae  aliquot  annos  exegi  pietai 
&  liberalibus  disciplinis  operam  nauans  sub  praeceptore  Georgi^ 
Sussilio  Raconiceno,  paulo  post  Academiae  Pragensis  professore  facto 
Hinc  Zaczae  ad  officium  collegae  uocatus  ibidem  Annos  4  exegj 
Demum  Hradecii  Reginae  ibidem  Collegae  officium  sustinui,  tandeci 
Nymburgae  Cantoris  officio  praefui  &  Bydzionii  in  eodem  offidc 
uersatus.  Hinc  legitime  vocatus  ad  ministerium  Ecclesiasticum 
Georgio  Dycasto  Mirzkouino  Decano  et  pastore  Ecclesiae  Giczinensis 
O.  Leyser.  [4,  Nov.] 

252.  Ego  Martin  US  Chlumocenus  rudimenta  literaruifl 
Hradecii  ciuitate  Booemiae  feci  &  ibidem  annos  adolescentiae  mea< 
in  studio  pietatis  &  honestarum  artium  contriui.  Tandem  a  clarissim(| 
viro  D.  Decano  Mataeo  Chrudimeno  Phagaride,  pastore  Coliniensj 
vocatione  mihi  oblata  ad  officium  diaconi  Vittebergam  adii.  -^ 
O.  Leyser.  [4.  Nov.] 

253.  Ego  Andreas  Smiccius  natus  in  oppido  Pannoniad 
Warna  domi  primum  a  parentibus  et  in  schola  educatus  prima  iccj 
fundamenta  literarum.  Tandem  sub  disciplina  sanctae  memoriae  et 
industrii  viri  Dn.  Nicolai  Colacinatis   Zolnae   annos   exegi  duos  cumi 


177 

miüdio,  Rursum  Mezencii  in  Morauia  annum.  Post  Thrinchinii  in 
utria  sub  disciptina  Dn.  Joannis  Brunonis  amplius  quam  spacium 
ami  vixi.  Vnde  postremo  in  ccleberrimam  hanc  Wittebergensem 
icademiam  a  Domino  parente  Antonio  Smiccio  missus  unum  exegi 
mnum.  Ac  tum  vocatione  ad  ministerium  EuangelÜ  oblata  a  Gene- 
Diis  Dominis  Patronis  Domino  Nicoiao  Patroecio  de  Cassa,  Domino 
öolao  Ostrodth,  Domino  Emerico  Jakusitz  et  Domino  Joanne 
aadaczani.  —  O.  Leyser.  [29.  Dcc] 

254.  Ego  Petrus  Martinides  Slavetinus  ieci  fundamenta 
heranim  et  pietatis  in  ciuitate  Lünens!  sub  D.  M,  Andrea  Fabricio. 
Oönde  missus  a  parentibus  in  Pannoniam,  ibidem  Schemnicii  quin- 
pienmum  literis  operam  nauabam.  Hinc  reuccatus  sum  ab  oppido 
itmouiensi  ad  gubernationem  scholasticam,  ubi  ultra  annum  uixi. 
Tandem  gratia  studendi  me  rursus  contuli  Trenchinium  ad  Dn.  Joannem 
Eninonem,  ibi  uersatus  sum  unum  integrum  annum,  Deinde  facta 
smihi  uocatio  ab  eodem  praedicto  oppido  Zernouiensi.  —  O.  Leyser. 
■»,  Dcc] 

1586. 

255.  Ego  Balthasar  Pole  Glogouiensis  primum  a  paren 
äkJS  et  in  sctiola  educatus  prima  ieci  fundamenta  literarum  sub 
isdplina  eniditi  atque  docti  viri  Caspari  Pridmanni,  tandem  uero 
tt  consensu  et  consilio  parentum  meorum  contuli  me  Iglauiam  uersus, 
per  bienoium  ibi  operam  nauaui  in  literis.  Hinc  vocatus  sum  ad 
pbemationem  scholac  Libcouiam,  cui  per  quinquennium  praefui, 
poiiea  uero  a  nobiU  uiro  Wenceslao  Gwolski  ad  munus  Ecclesiasti- 
Bim  in  pago  Hermesdorf  inopinate  uocatus  sum,  —  O.  Leyser. 
[E.  Jan.] 

2äG.  Ego  Samuel  Paulinus  Prividiensis  Pannonius  oriundus 
Pnndia,  prima  elementa  literarum  ibidem  didici  et  commoratus  .sum 
oi-;üc  ad  adolescentjam  sub  ferula  Humanissimi  Domini  Johannis 
IJwrsk>'  Prividiensis.  Inde  discedens  mansi  in  schola  Rosenbergensi 
fitun  annum  continue.  apud  D.  Johannem  Philomatem.  Illinc  vocatus 
if  patriam  transegi  duos  annos  et  duodecim  dies  sub  ferula  D.  Alberti 
Hciselii,  ubi  praedpue  operam  dedi  studio  Theologico.  Tum  egi 
X^isenbergac  Collegam  et  Cantorem  annum  integrum.  Dehinc  Bitschac 
Kfctorcm  scholae  annum  annum.  Ubi  vocatione  oblata  ab  Illustri 
n  Magnifico  Domino  Emerico  Forgach,  Comte  Thrinchinicnsc  ad 
gubernationem  Ecclesiae  Theplensis.  —  O.  Leyser.  [16.  Jan.] 

librbKli  iwi  PioIMUnliimu  itOt,  H.  U[  u.  IV.  12 


178 

257.  Ego  Elias  Spaldtholtz  Stolpensis  Mysius  primis  m 
patria  schola  et  pietatis  et  liberalium  artium  fundamentis  iactis  in 
hanc  Academiam  commigravi,  in  qua  sexennium  adiutus  liberalitate 
et  beneficientia  lUustrissimi  Principis  et  Electoris  Augusti  etc.  et 
theologiae  et  philosophiae  operam  navando  transegi.  Exinde  cuni 
et  Baro  et  inclytus  senatus  Triboviensis  in  Moravia  sibi  Diaconura 
a  Collegio  Tlieologico  mitti  peteret,  Triboviam  sum  ablegatiis.  — 
O.  Leyser.  [9,  Febr.] 

258.  Ego  Johannes  Flederwizius  Tribouiensis  MorauL«; 
a  primis  annis  literarum  elementa  in  patria  didici.  Tandem  sumptiLus 
et  beneficentia  parentum  meorum  Lipsiam  me  contuli.  Cumque  ilhc 
non  per  integrum  biennium  bonis  literis  operam  dedissem,  rursus  a 
parentibus  meis  a  studiis  auocatus  sum  et  ipsorum  consensu  ac 
uoluntate  in  patria  ciuem  egi  per  annos  nouem.  Tandem  Deo  ita 
ordinante  a  Magistratu  meo  Generoso  ac  Magnifico  D.  Johanne  y 
Boskowiz  Marchionatus  Morauiae  Eparcho  uocatus  sum  ad  pastoraturc 
Ecclesiae  Reichnaw.  —  O,  Leyser.  [9.  Febr.] 

259.  Ego  Melchior  Ludouicus  Senfftenbergensis  natior.c 
Misnicus  prima  artium  rudimenta  imbibi  in  patria.  Deindc  missua 
Dresdam,  ibi  sub  disciplina  Humanissimi  Domini  M.  Friderici  Zörlen 
ludimoderatoris  honcstis  et  liberalibus  artibus  operam  dedi.  VosXeA 
me  contuli  Budissinam,  ibi  integrum  biennium  sub  praeceptore  Luc: 
rectore  Thoma  Fabro  confeci.  Deinde  propter  aeris  mutationem 
Wratislauiam  me  appuli,  ibi  quoque  sub  praeceptore  Steinber^:«) 
biennium  confeci.  Vocatus  deinde  ad  munus  scholasticum  in  oppidum 
Freudenthal  a  Domino  Matthia  Mosaeo,  quadriennium  ibi  consumpsi. 
Tandem  amicorum  meorum  consensu  Witebergam  me  reccpi,  ib: 
quoque  biennium  confeci  in  audiendis  Theologicis  lectionibus.  sump- 
tibus  illustrissimi  principis  Augusti  piae  memoriae  sub  Reuerendissimis 
et  clarissimis  viris  Domino  D.  Polycarpo,  D.  Johati:  Schuz  et  D 
Matthaeo.  Nunc  uero  ad  munus  docendi  Euangelii  in  pagum  Vogel 
seiflfen  situm  prope  Freudenthal  in  finibus  Morauiae  uocatus  a  Gen^ 
roso  Domino  Domino  Hynecko  a  Wirbka  seniore  Domino  in  Freuden- 
thal, Bistriz  et  Goldenstein,  Caesareae  Maiestatis  a  consiliis.  —  O 
Leyser.  [31.  März.] 


ii9 

260.  Ego  Michael  Albertus  Edelstadienäs  uel  Zuckmantl : 
Sitsius  prima  elementa  artium  et  pietatis  in  patria  leci,  Deinde 
>:j;iT>nicü  annum  Üteris  incubui.  Postea  mlssus  Iglauiam  ibi  quin- 
::jir.ium,  Nouisolii  biennium,  Leutscbouiae  annum  operam  literis 
tiiuaui.  Quo  tempore  peracto  biennium  scholae  Petersdorffensis  in 
Vngaria  ludimoderator  fui  annumque  Cantoris  officio  in  patria  functus 
IT,  Tandem  a  Generoso  ac  Magnifico  domino  domino  Hyneko 
«niori  a  Wirben  domino  in  Freudenthal,  Bistritz  et  Goldenstein. 
S  Caesareae  Maiestatis  Consiliario  ad  officium  Diaconi  uocatus.  — 
0.  Leyser.  [3l.  März.] 

26t.  Ego  M.  Antonius  Ebhardt  Lubecanus,  Saxo.  postquam 
(irncipia  quacdam  in  literis  sacris  et  prophanis  primum  in  patria  ac 
deinde  in  Silesia  Gorlitü  sub  M.  Petro  Vincentio  percepisseni,  deinceps 
Wiiebergam  ueni,  ubi  cum  ultra  quinquennium  perdurassem  et  titulum 
Magistri  consecutus  essem,  profectus  in  Austriam  biennium  paeda- 
gogum  egi  apud  Gcnerosum  et  magnificum  Dominum  D.  Keichardum 
itrein  etc.  cuius  pcrmissu  scholae  Leucophanensi  ditionis  eiusdem 
oppidulo  praefui  per  decennium.  Tandem  ab  hoc  eodem  Domino 
Strein  ad  parrochiam  promotus  sum.  —  O-  Leyser.  [10.  April.] 

262.  Ego  Mathias  Becksbrodt  Filneccnsis  Morauus  in 
schola  Leuschouiensium  prima  literarum  fundamenta  et  pietatis  prae- 
«pta  imbibi.  Deinde  de  consilio  parentum  meorum  Trentzinium  ueni, 
ibi  operam  literis  per  annum,  Rectore  Petro  Barosschio  existente 
,  4edi.  Relicto  Trentzinio  ueni  Oppauiam,  ibi  per  integrum  biennium 
sjb  Johanne  Küchlero  cognitioni  bonarum  artium  sedulo  incubui. 
Ex  hoc  ioco  amicis  meis  ita  suadentibus  Br^am  pedem  detuli 
ätque  iUic  in  illustri  Gymnasio  per  integrum  quadriennium  praecepta 
artium  ad  docendi  munus  necessariarum  percepi,  utens  praeceptoribus 
Clarissimis  D.  M.  Petro  Sicdo,  M.  Jacobo  Paulonio  ac  M.  Laurentio 
H«lero  pie  defuncto.  Postremo  discendi  causa  me  Wittebergam  con- 
wli,  quo  in  Ioco  per  semestre  quoad  potui  ingeniolum  meum  excolui. 
Et  hac  celeberrima  Academia  discedens  aeger  ueni  Neotitschinium, 
™  Cantoris  functioni  praefectus  iuuentuti  eiusdem  loci  per  scqui- 
älttnim  annum  operam  meam  impendi.  Tandem  ab  amplissimo  Senatu 
«usdem  ciuitatis  ad  Ecclesiasticum  munus  uocatus.  —  0.  Leyser. 
[3'.  April.] 


180 


263.  Ego  Christophorus  Jancke  Bodenstadiensis  Moraua 
prima  artium  liberalium  rudimenta  et  pietatfs  seminaria  Olmudi  ii 
schola  D.  Mauricii  M.  Sperussio  Rectore  existente  imbibi.  Hinc  Neotit 
schinium  uberiorem  ingenii  culturam  faciendi  gratia  ueni.  £o  relic 
me  Hranicium  contuli  ac  ibi  discens  literas  necessarias  per  bienniun 
commorabar.  Ex  eo  loco  aduolaui  Oppauiam,  ubi  ultra  bienniun 
sub  Johanne  Kuchlero  literis  incubui,  Oppauia  relicta  de  consili 
meorum  parentum  ueni  Vratislauiam.  Ibi  audiui  Clarissimos  wo 
Dominum  M.  Nicolaum  Steinbergerum,  M.  Langium,  M.  Weiglcrufl 
et  M.  Fleischerum.  Inde  uocatus  domum  cum  consilio  mei  parenti 
missus  sum  a  Generoso  Domino  Dionysio  Podtstadtsky  Wittebergai 
ordinandus.  —  O.  Leyser.  [27.  April.] 

264.  Ego  M.  Stephanus  Berckman  Cycnaeus  pie  iact! 
fundamentis  literarum  primis  in  schola  patria  sub  clarissimo  vir 
Domino  M.  Ludovico  Brusmanno  et  M.  Paulo  Dalbitio,  postea  coi 
tuli  me  Studiorum  causa  Bernburgum  sub  Praeceptore  M.  Bartholomae 
Frenzelio,  denique  Halam,  in  qua  sexennium  commoratus  fui  sul 
clarissimo  viro  Domino  M.  Joanne  Riuio.  Tandem  Dn.  Praeceptorur 
et  cognatorum  consilio  in  hanc  Academiam  Witebergensem  long 
celeberrimam  me  recepi  Anno  81  et  in  numerum  stipendiarioruE 
Illustrissimi  principis  ac  Ducis  Augusti  Electoris  Saxoniae  receptu 
sum.  Nouissime  ad  officium  Ecclesiasticum  legitime  per  Reuerendun 
Dominum  Doctorem  Polycarpum  Leyserum  ab  lUustri  et  Generös 
Domino  Barone  Helmhardo  Jörgero  in  Koppach  in  Austria  uocatus.  - 
O.  Leyser.  [4.  Mai.] 

265.  Ego  Jacobus  Wagner  Nouisoliensis  ex  Inferioris  Pac 
noniae  Ciuitate  Metallica  ortus  et  ibidem  in  schola  educatus  usqu< 
ad  10.  aetatis  annum.  Hinc  in  aliam  ciuitatem  montanam  2  milliaribu 
a  patria  Libetas  in  scholam  fratris  mei  Martini,  nunc  Pastoris  Bart 
phensis  sum  missus:  ubi  circiter  triennium  consumpsi.  Tandem  pro 
fectus  sum  Leopsicium  in  Silesiam;  per  1.  annum  tantum  sub  LudJ 
rectore  D.  Johanne  N,  adhuc  superstite  eo  in  loco  uixi.  Reuocara 
ab  amicis  in  patriam  ablegarunt  me  Bartpham  in  scholam  Hungaria^ 
praecipuam.  Vixi  ibi  sub  disciplina  clarissimi  viri  D.  Thomae  Fab;1 
per  quadriennium.  Feste  autem  hinc  pulsus  consumpsi  prope  annunj 
Libetis  in  officio  scholastico.  Postea  iter  suscepi  cum  Excellentissimcl 
viro  D.  Georgio  Henischio,  Doctore  Medicinae  et  Mathematico  insignl 


18T 

b.'ustam  Vindelicorum,  audiui  ibi  docentem  ultra  annum  clarissimiim 
irum  D,  Hieronymum  Wolfium  (piae  memoriae).  Paupertate  tandem 
Mipulsus  priuatim  erudiendos  suscepi  pueros  circumspecti  viri  D, 
iirolai  Pcmeri,  Mercatoris  Augustatii,  publico  Gymnasio  dcseito. 
ei  uix  expleo  semestre  in  Paedagogia,  bcneuolentia  doctissimoriim 
ioiarcharum  Augustanorum  retrahor  in  publicam  scholam  D.  Annae 
I  paenultimo  classis  gubernatione  subornor:  quo  in  officio  ea  <iua 
Küi  diligentia  per  triennium  integrum  uixi.  Contractaque  inde 
eania  placide  Augusta  dimissus  petii  almam  Academiam  Tubingen- 
nn.  in  qua  sesquialterum  annum  in  inopia  mea  consumpsi,  ita  ut 
enerabile  Theologiae  consistorium  eius  loci  non  sit  dedignatum 
pnnte  dare  mihi  honestum  studiorum  meorum  et  uitae  testimoniLim. 
'abinga  uocatus  ab  amicis  redii  in  patriam  tempore  veris.  In  autumno 
PO  oblata  est  mihi  functio  Ludirectoris  in  ciuitate  supcrioris  Hun- 
pnae  Epperics  dicta.  At  uix  integrum  ibi  expicui  annum:  vocor 
Bunimi  consensu  ecclesiae,  scholae  et  Reipublicae,  Senatus  et  Com- 
laitatis  Bartpham   ad   Diaconi   officium.    —   O-  Leyser.  [23.  Mai.] 

266.  Ego  Stephanus  Kimeriing  Ratisboncnsis  pie  iactis 
indamentis  literarum  primis  in  schola  patria  contuli  me  studiorum 
>n;s  Graedum  ciuitatem  in  Stiria,  ibi  per  triennium  sub  clarisaimo 
ifo  Dn.  M.  Hieronimo  Peristerio  commoratus  fui,  deinde  Traburgum 
rofeaus  paedagogum  apud  Paulum  Forhögerum  per  biennium  egi, 
b  hinc  ad  officium  Ecclesiasticum  legitime  a  Generoso  Wolfgango 
lEssmundo  a  Gaisruck  in  Stiria  de  Gratisch,  a  Wilhelmo  Lcyssero 
iwitroso,  etiam  a  Joanne  Sigismundo  a  Gaisruck  vocatus.  —  O 
't>'ser.  [24.  Mai.] 

267.  Ego  Matthias  Inquilinus  Pragenus  qui  Pragac  edii- 
atus.  postea  Nouisoiii  in  Pannonia  sesquiannum  et  Pragae  in  Academia 
mnum  annum  studui  et  Slanae  in  Bohemia  octennium  collegae  officio 
1  iunentutc  instituenda  functus  sum.  Deinde  Budeuicii  per  triennium 
^olam  rexi,  donec  tandem  Slanam  iterum  reuocatus  ad  schnlae 
Tjinen  ex  eadem  schola  Cuttebergam  ciuitatem  metallicam  in 
äoIiHnia  ad  officium  Diaconi  uocatus,  —  O.  Leyser.  [15.  Juni.] 

268.  Ego  Christianus  Dreuerhoff  Gottingensis  Saxo 
priaa  pictatis  et  studiorum  fundamenta  in  patria  iacta  Hildesiae  per 
bitnnium  et  Francofurti  ad  Moenum  etiam  per  biennium  continuaiii, 


182 

postea  Argentinam  me  contuli  ibique   per  annum  commoratus  sinn 
hinc  in  Austriam   discessi   et  Waidhoiiae  ad  Ipsam  apud  Sebalduni 
Eggerum  senatorem  eiusdem  ciuitatis  paedagogi  officio  functus  sum. 
Ik  donec  ad  instituendum  iuniorem  comitem  ab  Ortenburg  a  Gencros^i 

D.  D.  Emesto  comite  in  Ortenburg  libero  Barone  in  Carlsbach  et 
Frcinstain  D.  in  Ericourt  et  Lil  uocarer,  hinc  a  Generoso  D.  D.  Joante 
Wilhelmo  libero  Barone  in  Losenstain  et  Schalaburg  ad  offitiuni 
Diaconi  in  ecclesia  Losdorpiana  Austriae  legitime   sum   uocatus.  — 

O.  Leyser.  [26.  Juni.] 

•  > 

269.  Ego  Vit  US  Galli  Netholicenus,  Prognatus  ex  parentibu^ 
bene  moratis  videlicet  Vencesilao  Gallo  et  Anna  iuxta  Ecclesiuc 
Catholicae  ritum  legitime  copulatis  operam  dedi  honestis  literis  suti 
ferula  colendissimi  viri  D.  Petri  Barossii  et  D.M.  Hieronimo  Machabci 
Klatoviceno,  Slanae  D.  Mathia  Inquilino  Prageno.    Deinde  BudeviGi 

[■-  per  triennium  juventutem  Scholasticam  administravi,  inde  honesta  äc 

legitima  vocatione  mihi  data  ab  amplissimo  senatu  Bitessensi  c: 
pastore  eiusdem  civitatis  ad  officium  Diaconi  vocatus.  —  O.  [26.  Juni. 

270.  Ego  M.  Sebastianus  Wintersolerus  Augustanu^ 
natione  Suevus,  natus  anno  Christi  1558  fundamenta  pietatis,  artiiim 
liberalium  et  linguarum  in  patria  ieci.  Postea  de  sententia  meoniir 
Ingolstadium  studii  philosophici  percipiendi  causa  missus,  ibi  pel 
dimidium  annum  eorum  sumtibus  vixi.  Deinde  Marpurgum  Cattorun 
veni,  ibidem  per  biennium  cum  dimidio  pene  versatus  Magister! 
gradum  suscepi.  Postea  anno  79  in  patriam  rcvocatus  oblatam  paeda 
gogiam   apud   Dn.   Albertum    a   Stetten   per  annum   et  in  patria  cl 

I 

Tubingae  administravi.  Tandem  in  Austriam  inde  digressus  bienniun 
cum  dodrante  impendi  instituendis  liberis  strenui  et  nobilis  hcroi: 
Dn.  Francisci  a  Gera,  qui  me  inscio  postquam  audierat  cum  su^: 
pastore  M.  Luca  Kirchmayr  in  Tates,  extremae  Vngariae  adversui 
Turcicas  impressiones  propugnaculo,  vacuam  extare  functionem  Eccle 
siasticam,  omnem  moverat  lapidem,  ut  mei  haberetur  ratio  in  ist( 
mihi  assignando  loco.  Quod  cum  sit  factum  et  heros  ille  Georgiui 
Paxii  a  Paxos,  Über  baro,  noster  supremus  capitaneus  me  cum  excf 
citu  germanico  benigne  ad  istum  locum  suscipiendum  invitasset 
r  Vienna   discedens  ibidem   post   aliquot   concionum    specimina   ediu 

oblatum  munus  non  detrectavi.  —  O.  Leyser.    [20.  Juli.] 


183 

271.  Ego  Andreas  Architectorii  Alemannürum  Lypczensis 
Pannoniua  prima  clementa  Trenchinii  cbi  per  quadrigennium  vLxi, 
deinde  profectus  sum  Galgocium  sub  disciplinam  Symonis  Baymo- 
cziensis  etiam  per  trigenium  commoratus  sum,  postea  Igiauiani  sub 
disciplinam  mei  6delissimt  Praeceptoris  D.  M.  Johan:  Vrsini  mansi 
per  quadrigenium,  postea  vocatus  Trenchinium  ad  officium  Canloris, 
ubi  praefui  integrum  annum,  inde  vocatus  ^d  sacrum  Fanctissimum 
irimsterii  oßicium  per  Reuerendissimum  D.  Andream  Schyndleriiim 
in  pagum  Tuma.  —  O.  Leyser.  [7.  Aug.] 

272.  Ego  Michael  Czabaneus  Seleczensis  patria  Pannonius, 
ex  comitatu  Nouisoliensi,  vitla  Selecz,  actis  in  patria  schola  primis 
lundamcntis  pietatis  et  honestarum  artrum  Cibinium  profectus  usus 
sum  septennio  Joanne  Huldrich  Nouisoliensc  )iraeceptore.  Inde  sumptu 
parentum  Bartpham  profectus  Doctissimuin  et  Clarissimum  virum 
Dominum  Thomam  Fabri  scholae  illius  Rectnrem  docentem  Sacra-^ 
literas  et  liberales  artes  integrum  triennium  aiidivi.  Post  vocatus  sum 
Lypschem  Alemannorum  et  praefectus  sum  scholae  regendae.  quam 
et  administravi  toto  septennio  cum  dimidio,  Demum  vocatione  accepta 
in  munus  sacri  ministerii  a  Spectabili  et  Magntfico  Domino  D,  Emerico 
Forgach.  libero  Barone  in  Gymesch  et  Cumite  Comitatus  Thren- 
chiniensis  nee  non  Aurato  Milite  ad  Ecclesiam  quae  coHigitur  Christo 
BjTocii  in  comitatu  Threnchiniensi  verbo  divinn  pascendam,  — 
0.  Leyser.  [7.  Aug.] 

273.  Ego  Joannes  Hloschinus  Faiinonius  districtu  Lipto- 
utensis  natus  ad  Beatam  virginem  ex  honeslis  parentibus  ibidem  ieci 
fundamenta  honestarum  Hterarum  sub  Doctissimo  viro  D.  Georgio 
Zarewaczki.  Hinc  expeditus  a  parentibus  Cibinium  pro  ubcriori  pro- 
fectu  Studiorum  ingenioque  meo  excolendn  mansi  9  sub  disciplina 
ciarissimi  viri  Joannis  Huldreich  NouosoliLnsi.  Inde  uocatus  sum 
Teplam  ad  prouinciam  scholasticae  gubernatiunis,  post  annum  in 
"ppidum  Weleciauium,  ibi  egi  duos  annos.  Tum  demum  in  Turan 
'>ppidum  a  quo  foco  a  Doctissimo  viro  D.  Michaele  C7aban  uocatus 
5um  in  ministerium  Ecclesiasticum  pro  diacono.  —  O.  [7.  Aug.] 

274.  Ego  Caspar  Thomae  Teplicenus,  patria  Pannonius  ex 
wmitatu  Cepusiensi.  villa  Teplice,  iactis  in  patria  schola  primis  funda- 
mentis  pietatis  et  honestarum  Hterarum  in  Muntern  Georgü  profectus 


i 


184 

usus  sum  triennium  disciplina  Francisci  Nigri  modcratoris  scholae 
eiusdem  ciuitatis.  Inde  in  Morauiam  Hunnobrodam  profectus  eniditmn 
virum  Martinum  Mallobicenum  triennium  sacras  literas  et  liberales 
disciplinas  docentem  audiui.  Tandem  Epperies  ueni  ibidem  usa«: 
Praeceptore  Jacobo  Wagnero  per  spacium  unius  anni.  Post  L}'pscham 
Alemannorum  deueni,  ubi  peregi  biennium  audiens  fideliter  docentem 
doctum  virum  Michaelem  Czabanium.  Ex  qua  schola  uocatione  accepta 
in  munus  sacri  ministerii  a  Reuerendo  viro  Domino  Leonardo  Moko- 
schino  Pastore  Ecclesiae  ibidem  in  Diaconi  officium  eiusdem  Ecclesiac 
promotus  sum.  —  O.  Leyser.  [7.  Aug.] 

275.  Ego  Joannes  Heinricus  Scheubelius  patria  Uracensis 
ex  ducatu  Wirtembergensi  iactis  in  patria  primis  fundamentis  pietaüs 
et  honestarum  literarum  Tubingam  profectus  sum,  ibi  clarissimos  et 
doctissimos  uiros  et  professores  Philosophiae  et  Theologiae  tricnniuin 
audiui.  Postea  in  Austriam  uocatus  liberos  D.  Joannis  Hauffii  a  Steinach 
in  Boppen,  nobilis,  per  biennium  cum  dimidio  instruxi.  Demum 
uocatione  accepta  a  Generoso  Domino  Theoderico  Barone  a  Buchaim. 
Domino  Hornae  et  Wiltpergae,  Archidapifero  Austriae  haeredi- 
tario  ad  Diaconatum  Ecclesiae  Hornensis  in  Austria  inferiori.  — 
O.  [18.  Sept.] 

276.  Ego  Johannes  Albertus  Edelstadiensis  uel  Zuckmant- 
liensis  Silesius  prima  elementa  artium  et  pietatis  in  patria  mea  ieci. 
Deinde  Schemnicii  triennium  literis  incubui.  Postea  Iglauiae  in  Morauia 
triennium,  Nouisolii  annum  operam  literis  dedi.  Quo  tempore  pcracto 
scholae  Edelstadiensis  ludimoderator  6  annos  fui.  Tandem  a  Magnifico 
et  Nobili  Domino  Domino  Laurentio  Eder  seniore  de  Schemnitz, 
Domino  in  Eulenberg,  ad  officium  Pastoris  in  pagum  Moraw  uocatus 
sum.  —  O.  Leyser.  [7.  Sept.] 

277.  Ego  M.  Andreas  Ammon  Staffelsteinensis  Francus 
prima  elementa  Coburgi  posui,  deinde  missus  Noribergam  sub  disci- 
plina M.  Georgii  Sellae  per  integros  sex  annos  fui,  ad  maturiorem 
aetatem  perueniens  sumptibus  Noribergensium  missus  sum  ad 
Academiam  Wittebergensem  ibique  promotus  in  Magistrum  Anno  76. 
Dehinc  profectus  in  Austriam,  oblata  est  mihi  conditio  scholastica 
in  Neusidel  Hungariae  ad  lacum  Feortheo,  cui  scholae  praefui  quadri- 
ennium.  Tandem  a  papistis,  quorum  impiae  doctrinae  et  idololatricis 


185 

:ultibu5  nolui  adherere,  hinc  depulsus  Jauritium  Vngariae  ordinarie 
id  scholam  gubernandam  conuocatus  per  biennium  huic  inserutens 
:t  me  exercens  concionando  a  Gcncroso  Domino  Andrea  Teuffei 
^ibero  Barone  supremo  Capitaneo  excrcitus  militiae  in  Vngaria  et 
i  Regimine  istius  loci  Wittebergam  transmissus  ordlnationis  legitimae 
^3nsequendae  gratia.  —  O.  Leyscr.  [16,  Oct,] 

278.  Ego  M.  Matthaeus  Mittenzwei  Cygneus  in  schola 
patria  ceicbri  prima  artitim  et  pietatis  elementa  Rcctore  Clarissimo 
viro  Domino  M,  Justo  Ludowico  Brysomanno  Jenae  olim  professore 
publico,  postque  huius  discessum  legitimum  Rcctore  Clarissimo  viro  Dn. 
Paulo  Obermeiero,  quem  propter  publicam  et  priuatam  Institut ionem 
adhuc  amore  prosequor.  percepi.  Huius  consilio  et  authoritate  Anno 
1581  Prid.  Non:  Junii  in  celeberrimam  Witebergensem  Academiam 
ueni  et  Rectore  clarissimo  viro  Dn.  Salomone  Alberto  artis  medicae 
Doctore  et  Professore  publico  in  munerum  studiosorum  relatus  et 
asscriptus  sum.  Vbi  per  integrum  quinquennium  et  4  menses  sum- 
tibus  lUustrissimi  et  Potentissimi  principis  ac  Domini  Domini  Aiigusti 
Ducis  Saxoniae  Elcctoris  etc.  sanctissimae  mcmoriae  uixi  atque  studio 
sanioris  Philosophiae  inprimisque  studio  Theologico  atque  linyuarum 
operam  dedi.  Hinc  X,  Calend.  Aprilis  Anno  Jesu  Christi  M.  D. 
LXXXV  Rectore  lUustrissimo  Principe  ac  Domino  Dn.  Augusto 
Duce  Brunsuicensi  ac  Luneburgcnsi,  ProrectoreReuerendo  et  Clarissimo 
Viro  Dn,  Johanne  Bugenhagio  Theologiae  Doctore  et  professore 
publico,  Collegii  Phiiosophici  Decano  Clarissimo  et  Spcctabili  viro 
Do.  M.  Michaele  Richardo  Ratisbonensi  gradum  Magisterii  Phiio- 
sophici suscepi.  Tandem  legitime  ad  munus  Ecclcsiasticum  per 
Reuerendum  uirum  D.  Polycarpum  Lysemm  a  Generöse  Dn.  Barone 
Wilhclmo  ab  Anger  ad  D.  Petrum  in  Aid  in  Austriam  uocatus.  — 
0.  Uyser.  [16.  Oct] 

279.  Ego  Christophorus  Schönikel  Muscauiensis  Lusatius 
i»  patriae  schola  instructus  a  pueritia  in  doctrina  pietatis  Christianae 
per  humanum  virum  Andream  Coslenum  praeceptorem,  ibidem  judi- 
'ectorcm,  Catechismo  D.  M.  Luthcri  piae  mcmoriae  indc  percepto, 
Iglauiae  in  Morauia  tricnnium  frequentaui,  sub  institutionc  tum  tem- 
poris  M.  Joachimi  Pistorii  Aquisyluani  et  M.  Pauli  Haluepapae  Aqui- 
syluano  Anno  salutis  1576.  77.  78.  Postquam  in  Morauia  annos  sex 
s^olastids  conditionibus  functus  essem,  uidclicet  in  oppidulis  Hosterliz 


186 

biennium,  Prostomeritz  biennium  et  Gurdauiae  biennium,  Annonim 
autem  80.  81.  82.  83.  84.  85,  Anno  86  uocatus  ad  ministerium  ex 
Silesia  inferiori  pago  quodam  Hohen  Brissnitz  per  R.  Dominiini 
Casparum  Reitterum  pastorem  ibidem.  —  O.  Leyser.  [19.  Oct.] 

280.  Ego  Michael  Baudius  iunior  Rumburgensis  prima  Ute- 
rarum  fundamenta  ieci  puer  Rumburgi,  quod  est  oppidum  Boemiae 
confinium  sum  praeceptore  Petro  Zebicero.  Pragae  biennio  animum 
literis  excolui,  hinc  domum  uocatus,  usus  sum  doctrina  aut  potius 
instructione  parentis  mei  in  Theologicis.  Et  sie  legitima  ad  sacnim 
ministerium  uocatione  ad  ordinationem  et  facultatem  docendi  sanctum 
Euangelium  et  administrandi  sacrosancta  sacramenta  Domini  acci- 
piendam  a  Domino  Joanne  a  Leymar  ex  pago  Wamsdorff  missus 
fui  Wittebergam.  —  O.  Leyser.  [20.  Nov.] 

281.  Ego  Daniel  Mensatorius  Arvensis  patria  Pannonius 
ex  comitatu  Arvensi,  oppido  Weliczan,  prima  elementa  literarum  et 
institutionem  verae  religionis  in  patria  didici.  Deinde  monitu  parcn- 
tum  me  Teutolypscham  contuli,  ubi  triennium  operam  dedi  literis 
Postea  Zolnam  profectus,  hinc  Moschoviam,  ubi  uno  eodemque 
praeceptore  usus  sum  D.  Nicoiao  Colacinate  triennium  quoque. 
Praeterea  Prividiam  ivi.  Illinc  Baymocium  vocatus  ad  regimen  scholae. 
cui  annum  praefui.  Post  in  patriam  cuius  pueritiae  informatorem  in 
pietate  et  honestis  literis,  egi  biennium.  Dehinc  a  Senatu  nostri 
oppidi  et  Reverendo  viro  D.  Johanne  Nozchko  in  patria  pastore, 
legitimo  modo  in  Diaconi  officium  vocatus  in  hanc  celeberrimam 
civitatem  Witebergam  veni,  in  qua  prius  studio  pietatis  tres  qua- 
drantes  anni  et  aliquot  septimanas  invigilavi.  —  O.  Leyser.  [23.  Nov.] 

(Forlsetzung  folgt.) 


XII. 

Ueber    eine    Wiedertäufer-Handschrift    des 
XVII.  Jahrhunderts. 

Von  Th.  Unoes.  Lindcsarchiv-Adjunct  in  Gm. 

Die  Täufer -Lieder,   nach  Ländern  geordnet. 

(Fonaetiung.') 
StalflFiuBrk, 
Hier  kommt  nur  das  Oberland  mit  seiner  rein  deutschen  Be- 
völkerung für  uns  in  Betracht.  Schon  1513  am  Christi-Himmelfahrts- 
tage  warnt  der  Rath  der  Eisenverlags-Stadt  Leoben  unter  Berufung 
auf  die  crflossenen  kaiserlichen  Mandate  die  Bürgerschaft  vor  jedem 
Verkehre  mit  Wiedertäufern  und  verbietet  namentlich,  diese  zu  be- 
herbergen. 

Am  4.  Februar  und  1.  April  1528  erfliessen  von  König  Fer- 
dinand Begnadigungspatente  fiir  reuige  Wiedertäufer '). 

In  dieses  Jahr  fällt  zu  Brück  a.  d.  M.  die  Hinrichtung  von  zmilf 
Mitgliedern  der  neuen  frommen  Gemeinde.  Neun  Männer  wurden 
enthauptet  und  drei  Mädchen  ertränkt. 

Ihren  heroischen  Muth  besingt  das  nachfolgende  Lied,  das  bei 
Wakemagl  K.  Lied.  III.  467  abgedruckt  ist').  In  der  österreichi- 
schen Geschichtsliteratur  ist  es  aber  wenig  bekannt  geworden  und 
ebenso  in  Steiermark.  Namentlich  in  der  Localhistorie,  wo  sich 
mindestens  der  Vorgang  erwähnt  und  verzeichnet  finden  sollte,  ist 
es  niemals  verwerthet  worden. 

In  dem  benachbarten  Leoben  wird  1528  der  Bürger  Peter 
Schuster  sammt  Frau  und  Schwester  der  VViedertäuferei  bezichtigt 
und  vom  Stadtricbter  in  Arrest  genommen,  aber  nach  gepflogener 
Untersuchung  mit  einer  Verwarnung  entlassen. 

>^  Vgl.  Jahrbuch  1894.  S.  23,  und  1896,  S.  64. 

■)  BeiCrilge  lur  Kunde  sreiermirliLscher  Geschichtsquellen  XIX.  20,  Nr.  92  u.  86. 

■)  Fonl,  rer.  43/11.  68. 


188 

Derselbe  machte  sich  jedoch  das  Jahr  darauf  nebst  dem  Bürger 
»Grinzinger*  abermals  verdächtig.  Beide  wurden,  als  man  ae  vor 
Gericht  ziehen  wollte,  mit  Hinterlassung  ihrer  Habe  flüchtig^). 

Den  Besitz  der  Beiden  eignet  König  Ferdinand  mit  Verordnung 
ddo.  Speier  21.  April  1529  seinem  Rathe  und  Kammermetster  in 
Niederösterreich,  Veit-Zollner,  zu.   Das  betreffende  Decret  lautet: 

, Nachdem  fich  N.  Yntzinger  vnd  Peter  Schuester  zu  Leobm 
wider  chriftenliche  Ordnung  vnd  unnfer  vilfelttig  aufgangen  manndat 
vnd  Warnungen  in  die  verfiirlich  verpoten  Sect  der  widertauff  ein- 
gelaffen  vnd  delhalben  fluchtig  worden  vnd  aufgetretten  vmb  weihe 
jr  verhanndlung  vnns  jr  hab  vnd  guter  confiscirt  vnd  verfallen  fein 
vnd  als  sy  vnnder  andern  zway  hewfer  in  vnnser  ftat  Leobm  ver- 
laffen*.  Zollner  foll  allfällige  Schulden  bezahlen  &  dem  Landfchaft- 
fchr eiber  in  Steyer  Colman  Prunner.  200  fl.  Reinisch,  ,fo  wir  (der 
König)  jme  zu  uergnuegung  der  Expectanz  so  er  auf  fellige  guter 
von  vns  hat  vnd  fonnft  in  anfehung  feiner  diennft,  die  er  vns  vorher 
gethon  aus  gnaden  dauon  erfolgen  zu  laffen  bewilligt*  —  zur  Schadlos- 
haltung auszahlen. 

1534  wird  zu  Bairisch-Graz  ein  gewisser  Kropff  mit  zwei  Glaubens- 
genossen geköpft.   Vier  evangelische  Schwestern  werden  ertränkt '). 

Am  4.  April  desselben  Jahres  wird  für  die  niederösterreichi- 
schen Lande  ein  Mandat  gegen  die  Wiedertäufer  und  ihre  Anhänger, 
betreffend  Verbannung  und  Bestrafung,  verlautbart  •). 

1538  wird  Hans  Seidl  von  Murau  zu  St.  Veit  in  Kärnten  hin- 
gerichtet*). 

1542  lehnt  der  Rath  von  Brück  a.  d.  Mur  die  Aufnahme  von 
ketzerisch  verdächtigen  Personen  ab  *). 

Am  10.  December  1544  befiehlt  R.  Ferdinand,  dass  das  Verbot 
gegen  die  Secte  des  ,Widertaufs*  nach  den  Artikeln  des  Speierer 
Reichsabschiedes  aufs  Strengste  aufrecht  erhalten  und  durchgeführt 
werde.  Am  10.  Jänner  des  folgenden  Jahres  wird  ein  Generalpatent 
gegen  die  Wiedertäufer  verlautbart "). 


*)  Mittheilungen  des  historischen  Vereines  für  Steiermark.  26,  68  Note. 

«)  Font.  43/11,  116. 

«)  Beiträge  XIX,  28.  Nr.  151. 

*)  Font.  43/11,  141. 

»)  Beiträge  XVII.  87. 

•)  Beiträge  XIX,  43,  Nr.  258  und  261. 


189 

1545  wurde  der  Lederer  Ruprecht  zu  Leoben  ,mit  der  Tauferei 
erwandt  befunden*  und  entzog  sich  der  Untersuchung  durch  die 
Hucht.  Der  Rath  nahm  die  hinterlassene  Habe  in  Obsorge  und 
;estattete,  dass  dessen  unmündiger  Sohn,  der  kein  Wiedertäufer 
i-ar,   die  Lederci  erlerne '). 

Am  8.  Mai  1548  und  am  9.  Juli  1557  werden  die  Patente 
jcgcn  die  Wiedertäufer  erneuert '). 

Indess  scheint  schon  früher  ein  Stillstand  in  der  neuen  Lehre 
angetreten  zu  sein,  wenigstens  kamen  bis  1581  keine  neuen  Hin- 
richtungen mehr  vor '), 

Zwelff  Pörson. 

F.  261'.  Ein  Liedt  von  fieben  Brüedern  vndt  finff  Schwertern,  die 
zu  Bruckh  an  der  Mur  Gott  vndt  sein  wort  bezaigt  vndt 
bekcnt  haben  biß  im  Todt  1528  Jar,  Im  Tliuen:  Ich  ftucndt 
an  einen  Morgen. 

1.  Nun  wolt  Ir  hören  fingen 
Wol  hie  zu  difer  Frift 

Von  neu  gcfchehen  Dingen, 
Wie  es  ergangen  ift 
Von  zwelff  Euangelischen  Pcrfon 
Die  man  da  hat  gefangen 
Fräfflich  genommen  an. 

2.  Ir  habts  nit  wol  befunen 
Daß  ir  vns  gefangen  habt, 

Ir  werdt  fein  noch  wol  kumen 
Habt  auf  euch  giegt  ein  Laft. 
Den  ir  von  euch  nit  bringet  met, 
Waifhaid  ifl  euch  zerrunnen 
Ist  euch  ein  kleine  Ler. 


■)  Miuheilungen  XXVI,   69. 

>)  Beitrüge  XIX,  44,  Nr.  269,  und  ö3,  Nr.  400. 

•)  Foul.  43/11,  278. 


')  d.  h.  leidet.. 
■)  d.  h.  scho. 


3.  Ein  Burger  thiie  ich  nennen 
Der  fas  bey  der  Verhör. 
Den  timet  Jr  aucli  wol  keoen.       , 
Man  Tuert  ein  fchucchknecht  herJ 
Der  hueb  von  Gott  zu  reden  aii-| 
Der  Burger  gab  im  Antwort, 
Stundt  im  gar  übel  an, 

4,  Ein  Gfangner  fragt  die  Herren 
Aus  renfflmiettigen  Mundt. 
Seit  ir  von  Grichtes  wegen 
Zu  richten  vnfer  Fleifch  vndt  Bluet 
Oder  von  wegen  der  Warhait  fchoig 
Sie  fcholleo  in  dn  Naren 
Vndt  hielTen  in  daruon  gan. 

5-  Die  Fromen  Tein  außgangcn 
Zu  Prukh  wol  aas  der  Stat 
Gebunden  vndt  gefangen 
Als  man  gefelien  hat. 
Gegrüeft  seyllu  edle  Walllat 
Heut  wollen  wier  auf  dir  laitcn  ')  1 
Wol  vmb  das  göttlich  Wort. 

6.  Ir  Herrn  von  Brukh  solt  wiflen. 
Vndt  fccht  euch  eben  für 
Ir  feit  fo  iioch  befliefTcn 
Gnadt  kombs  euch  fiir  die  Thiier  ' 
Hört  auff  mit  vns  vnd  laft  daruo« 
Dan  ir  tliuet  an  vns  nichten 
Das  vnfchultig  Biuet  fchonn  •). 

7.  Prukh  wolt  fich  geern  auOreden 
Mit  Fürften  Jcnneral, 
Es  bleibt  nit  vnderwegen 
Man  fchlechts  an  überall 
Es  ift  nit  allein  flandt  (!)  Fürflen  Schuldl 
Minich  vnd  Pfaffen  thuen  üe's  lemett 
Sein  ir  Biebel  Buech. 


191 

8.  Ir  Volkher  folt  nit  weinen 
Vber  vnfer  Fleifch  vndt  Bliiet, 
Got  thuets  vns  alfo  mainen 
Halt  vnfer  Seel  in  Huet, 

Gott  erleicht  dem  Landtfiirften  sein  Herz 
Dss  er  Gott  lern  erkennen 
Es  gilt  vor  im  kein  Scherz. 

9.  Ein  Ring  theten  fie  machen, 
Wie  ir  gewonnheit  ift, 

Der  Freidt  weit  Niemand  lachen 
Hilff  vns  Herr  Jesu  Chrift, 
Sie  knieten  nieder  vndt  beten  fo  fchon 
Zu  Gott  dem  himmlischen  Vater 
Wol  vmb  die  ewig  Cron. 

10,  Sie  ftuendten  auff  mit  Freidten 
Vndt  richten  fich  zu  dem  Schwerdt, 
Der  Henker  ftaendt  im  Laide. 
Keins  richtens  er  begert, 

Du  feift  getröft,  lieber  Freyman. 
Gott  welle  dirß  verzaichen 
Wir  wollen  dirs  halten  fchonn. 

11,  Der  Jüngft  der  bat  von  Herzen 
Die  Briieder  zu  der  Stuendt 
Wolt  laiden  den  erften  Schmerzen 
Kicii  fie  an  jren  Mundt, 

Gott  gfcgne  euch,  lieben  Briieder  mein. 
Heut  wellen  wir  bey  einander 
In  dem  Paradeis  sein. 

12,  Nein  Brüedtcr  thet  man  enthaupten 
Auf  einen  anger  grien, 

Ir  Herz  war  ohn  verzaget 

Man  fach  fie  nider  knien, 

Wol  über  das  Schwert  vei^olTens  ir  Bluet 

Von  wegens  Chriftiich  Glaubens, 

Gott  hat  ir  Seel  in  Huet. 


■^ 


192 

13.  Die  Freilein  thet  man  ertrenken 
Zu  Brukh  wol  an  der  Mur, 
Von  Gott  woltens  nit  wanken 
Das  fag  ich  euch  für  war, 
Das  Jüngft  das  lachet  im  Waffer  fo  fchon 
Das  hat  all  da  gefehen 
Gar  manicher  Bitterman  *). 

14.  Es  fprach  der  gottloß  Hauflfen, 
Das  ift  des  Teuffels  Werkh, 
Darrin  fie  gar  erfauffen 
Ir  keiner  fich  bekehrt, 
Sie  fchenden  Gott  im  Himels  Thron, 
Zum  Ante  Chrift  thons  faren, 
Der  wirt  in  geben  den  Lonn. 

15.  Man  thet  fie  all  begraben 
Wol  in  ein  Grueben  tüeflf, 
Da  war  vil  wain  vnd  clagen 
Das  man  zu  Gott  auf  ruefft, 
Gott  geb  denen  die  ewig  Rue 
Daicht  mich  das  allerbefte, 

Das  man  Niemandt  ohnrecht  thue. 

16.  Die  Handlung  war  dt  verbrachte 
An  einen  Freidtag  frue 
Vnbesunen  vndt  vnbedachte 
Gar  vil  Sachen  darzue, 

Sie  zogen  traurig  wider  daruon, 
Ich  kans  nit  alles  befchreiben 
Wie  ichs  gesehen  han.  Amen. 

Tirol. 

In  dem  Lande  der  Glaubenseinheit  regten  sich  schon  frühe 
die  Schwingen  der  neuen  reformatorischen  Lehre.  Aus  der  benach- 
barten Schweiz  und  aus  Schwaben  zogen  Wanderlehrer  dahin 
1527  erfolgt  schon  zu  Kitzbühel  die  erste  Hinrichtung,  welcher  bald 
solche  zu  Schwatz,  Kopfstein  am  Inn,  Sterzing  u.  s.  w.  folgten. 
1535 — 36  brach  über  die  Anhänger  der  Wiedertäuferei  eine  strenge 

^)  =  Biedermann. 


193 

ferfolgung   herein.     Bis   zum   Jahre  1581    kamen  im  ganzen  Lande  1 

15y  Hinrichtungen  vor,  | 

Unsere  Lieder-Handschrift    enthält  vier  Gesänge,    welche  sich  j 

Bit  Vorgängen   in   Tirol    beschäftigen    und    den    gewaltsamen    Tod 
jigender  Männer  besingen; 

Hans  Pirchner,  geköpft  zu  Schlanders  in  Tirol  1556;  Hans  Krail, 
[CTinnt  Kitzbiichler,  in  schwere  Gefangenschaft  gelegt  zu  Taufers 
m  Pustcrthal  1557 — 59;  Hans  Platner  oder  Passeyrer,  zu  Rotenholü 
n  Innthal  enthauptet  und  verbrannt  1674.  Ein  gleiches  Schicksal 
lirt  den  Ziegelmacher  Andre  Pirchner  zu  Schlanders  am  19.  October  ( 

lö:4.  (Font    rer.,  43/11,  204,  217,  266,  289  u.  a.  O.) 

So   recht  anschaulich  schildert   uns  Krail   in   seinem  Liede  die  ' 

Jrauel  eines  Gefängnisses   dieser  Zeit   mit   seinen  Qualen   und    Ent-  ' 

kehnjngen.  Leider  lässt  oft  der  Text,  wie  schon  im  Vorworte  envähnt,  ' 

Uanches  zu  wünschen  übrig. 
F  3>*ö'.  Ein  Liedt  von  vnfTenn  lieben  Brueder  Hanß  Birchner,    den 

man  zu  Schlandters  vmb  der  Zaignuß  Crifti  willen  gerichtet  ] 

hat    anno    1555  Jar.     Im  Thon:    Ein   Rlüemblein   auf  der  I 

Haiden,  oder  Wächter  auf  der  Zincn.  i 

1.  Mit  freiden  wellen  wir  fingen,  j 
Wie  wirs  befchloffen  han  « 
Von  neu  gefchehen  Dingen. 

Die  jetzt  fmdt  auf  den  Plan 

Sich  haben  zugetragen 

Zu  Kortsch  in   Schlanders  Gericht, 

Als  wir  vernomen  haben 

In  disen  lezten  Tagen, 

Merkht  fleissig  die  Geschieht. 

2.  Im  tauffent  vndt  finffhundert 
In  finff  vndt  6nffzigften  Jar 
Ift  geschechen  difes  Wunder 
Vndt  worden  offenbar. 
Als  vns  haben  berichtet 
Die  es  gefehen   han, 
Vndt  nit  selberft  erdichtet 
Das  auch  Wort  gelten  nichte 
Drum  soll  irs  glauben  schon. 


194 

3.  Hans  Birchner  fromb  mit  Namen 
Ein  Brueder  Chrifti  recht 

Des  derfft  er  sich  nit  schämen, 
Dan  er  als  ein  treuer  Knecht 
Im  Dienst  Gottes  ist  gewesen 
Mit  allen  Frommen  schon, 
Der  ift  gefangen  worden 
An  obgemelten  Orten, 
Wie  ir  solt  hören  nun. 

4.  Ein  Scherg  wonet  zu  Schlandters 
Mit  Namen  WallTer  Hies, 

Der  zum  Birchner  oflft  kam 
Vndt  mit  im  redet  ließ, 
Im  in  haichlerifchen  Schaine 
Seine  Sälligkeit  verbürgen  thet, 
Hanß  Birchner  thets  nit  mainen 
Das  er  ein  Feindt  wordten  feine, 
Wie  im  hernach  geschech. 

5.  Es  thet  fich  nun  begeben, 
Das  bei  einander  wern, 
Hans  Birchner,  merkht  eben, 
Zwen  Brueder  offenbar 

In  einem  Haus  gefamblet 
In  Gottes  Wort  allein, 
Der  Scherg  das  het  verflanden, 
Das  fie  waren  verhanden, 
Macht  fich  balt  aufif  die  Bein. 

6.  Auff  einen  Tag  thuet  komen, 
Der  im  gelegen  war 

Haimb  zu  suechen  die  Frommen 
Mit  valschen  Herzen  zwar, 
Das  er  lang  trueg  verborgen 
Wie  vorgemeltet  ist. 
Der  Birchner  thets  nit  forgen 
Er  het  fich  fonft  verborgen, 
Hört  zue  wies  gangen  ift. 


195 

7.  Er  het  alfo  erwirkhet  (!) 
Den  Hans  mit  einer  Handt, 
Den  Jillig  mit  ein  Zipfel 
Wol  mit  der  andern  Hand, 
Eine  Mauren  war  ganz  eben, 
Darauf  der  eine  sprang 
Ergrieff  eine  Weinreben, 
Die  thet  er  halten  eben, 

Biß  daß  er  auch  entrann. 

8.  Der  dritte  stuendt  nit  fere 
Von  disen  zwen  recht, 
Kundt  den  Handel  hören 
Den  fie  bewüffen  fchlecht, 
Der  Scherg  für  thet  gane 
Da  er  in  nit  erkent, 

Den  Birchner  nam  er  hambe 

Mit  im  bald  auf  die  Bann 

Der  Scherg  von  Gott  verblendt. 

9.  Hanß  Birchner  thet  er  faffen 
Vndt  binden  zu  der  Fart, 
Auf  seiner  Handt  nit  laffen 
Sonder  fürt  in  dort 

Wol  zum  Richterhaus  mit  Eyle 
Nach  feines  Herzens  Gier, 
Gott  wird  es  an  dir  rechen, 
Thet  der  Hanns  zu  im  fprechen, 
Wol  an  den  jüngften  Gericht. 

10.  Der  Scherg  antwortet  halte 
Ich  wollt  nit  nemen  groß  gelt, 
Das  ich  dich  geen  laffen  folte 
Mir  es  also  gefeit. 
Zum  Pfleger  mit  im  Eylet, 
Das  er  in  bracht  in  Noth 
Das  er  in  nun  verhöret, 
Welches  fein  Herz  begeret 
In  zu  füren  in  Todt. 


13* 


JOS  _ 

19.  Er  thct  auch  nit  verzagen 
Yetzundt  zu  allerfart, 

Da  theten  fie  in  fchlagen 
In  einen  Stockh  so  hart 
Mit  baiden  Fiefen  zwüngen 
Recht  nach  der  böflen  Art, 
Darumb  ich  auch  mueß  fingen. 
Die  Fließ  in  Löcher  eindringen. 
Darin  er  behalten  wardt. 

20.  In  Gefenknuß  ift  er  gelegen 
Mer  dann  ein  halbes  Jar, 
Des  Liechtes  fich  verwegen 
Im  Findern  ganz  vndt  gar, 
Sein  Zeit  mueßt  er  vollenden 
Mit  Schmerz  vnd  Laiden  groß, 
Sein  Kummer  thet  Gott  wenden 
Die  Hielflf  von  Himmel  fenden 
Wie  Chriftus  auch  gefchach. 

21.  Viel  Fleiß  thetens  anlegen, 
Mit  iren  falfchen  Lift 
Den  Fromen  zu  bewegen 
Als  ir  Gew^onhait  ift. 

Mit  druzen  vnd  handieren 
Zum  Birchner  kamens  hin 
Minich  vndt  Pfaffen  fchire 
Nach  jres  Herzens  Giere, 
Des  hettens  kein  Ge\vinn. 

22.  Weider  hat  fich  begeben 

In  feiner  Gefenkhnuß  fchwer, 
Darzu  im  kam  gar  eben 
In  dem  reutet  ein  Herr 
Mit  einer  golden  Ketten 
An  feinem  Halß  fo  fchon, 
Hans  Birchner  mit  im  redet, 
Daß  er  im  ganz  beweget 
Durch  Gottes  Wort  fo  rein. 


199 

23.  Zu  Handt  nam  er  die  Ketten, 
Die  im  war  angehenkt, 
Ganz  traurig  von  jm  gienge, 
Sein  Schmach  volget  im  nach. 
Sein  fpotten  fie  anfiengen 
Wie  ir  gewonhait  ift. 

An  difen  frembten  Dingen 
Doch  wotts  inen  nit  glingen, 
Wie  wol  er  branget  hoch. 

24.  Die  beschorne  Redt  der  Pfaffen 
Münich  vndt  allerhand 

Des  ganz  gefchmierten  Hauffen 
Wart  gemacht  durch  in  zu  Sch&ndt, 
Er  redet  frej  ohn  Schrecken 
Von  Gott  gezindet  an, 
Thet  fein  Leib  dran  ftrecken 
Ob  man  (in)  hart  thet  recken 
Blieb  ganz  beftendig  fein. 

"iÖ.  Alß  nun  nichts  mochten  fchaffen 
Zwen  Tag  ein  ganze  Nacht 
Mit  ircm  Uft  die  Pfaffen 
Haben  fie  fich  bedacht 
Tn  jrem  Recht  erkennen 
Vlit  valfchen  Radt  erdicht, 
^n  Kezer  in  zu  nennen 
\dt  mit  Feuer  zu  verbrennen 
Dl  fromen  Gottes  Knecht. 

26.  Dasvrtheil  thetens  fprachen 
Erktnend  {n  2um  Todt, 
Gott  irt  es  noch  wol  rechen 
An  di^  falfchen  Rott, 
Die  Ge^women  in  dem  Gerichte 
Verliere  jren  Muet 
In  dem  l=ngen  Gerichte 
Wolltcns   rhelffen  nichte 
Vber  ohnft.,|dig  ßluet. 


c    * 


2()0 


27.  Doch  als  man  fie  thet  dringen 
Hetens  kein  Kraflft  nit. 
Sonder  lieflen  fich  zwingen, 
Auff  daß  fie  Rue  vnd  Fridt 
Mit  der  Welt  möchten  haben 
Vndt  nit  kommen  zu  Spott, 
Den  fie  noch  mueOen  tragen 
Wol  an  den  jüngften  Tagen 
Vndt  laiden  große  Noth. 

28.  Do  fi  wider  zu  famen 
Kamen  nach  jrer  Weiß, 
Haben  fie  angefangen 
Veriuecht  mit  ganzen  Fleiß 
Das  Vrtail  thetens  fagen, 

Es  wer  krump  oder  fchlecht, 
Wie  fie  fürgenommen  haben 
Das  Haupte  abzufchlagen 
Den  fromen  Gottes  Knecht. 

29.  Da  im  folches  wardt  kundte, 
Preift  er  von  Herzen  Gott, 
Das  komen  was  die  Stunde 
Ein  Endt  der  groffen  Noth. 
Er  dankhet  Gott  von  Herzen 
Der  im  von  folchem  drang 
Vndt  jämmerlichen  Schmerzen 
Erlöflen  wolt  ohn  Scherzen 
Wol  durch  des  Todes  Drang. 

30.  Die  Vrgicht  thetens  löffen 
Mit  Lug  vndt  Löftrung  vil, 
Vil  Volkhs  dabei  ift  gwefien 
Der  Brueder  fchwieg  nit  ftt' 
Thets  mandlich  widerfprec)/^ 
Vndt  gab  in  Antwort  daf*^ 
Auch  etlichen  zue  Spore'' 
Den  Stab  theten  fie  brfl^^" 
Nach  der  Gottlofen  Br/^- 


201 

31.  Die  eufferigen  ohn  laugnen 
Die  dazumall  darbej 
Waren  mit  naffen  Augen 
Vndt  fachen  alfo  frej. 
Sein  ftandhaftiges  Gmüete 
Vndt  fein  Ohnfchuld  vnzal. 
Der  Henkher  fprach  mit  Sitterj 
Nach  allen  jren  Wieten 

1(1  frimber  dann  wir  all! 

32.  Alß  man  jn  thet  bclaiten 
Wol  zu  der  Richstat  hin, 
Auf  einen  Roß  thet  er  reitten 
Dann  er  nicht  mochte  gen, 
Das  Volkh  umb  fich  auftache 
Frey  mit  lachenden  Mundt, 
Der  Henkher  nacher  träte 
Und  den  Hanß  Birchner  bäte : 
Vergib  mir  zu  der  Stundt. 

33.  Dan  was  ich  thue  volbringen 
An  dir  zu  difcr  Frift, 

Darzue  thuet  man  mich  dringen, 

Alß  mir  zuwider  ift. 

Hanß  Birchner  antwortet  halte 

Kein  Ausred  giltet  nicht 

Ob  man  folcher  Geftalte 

Käme  für  Gottes  G walte 

Wurdt  es  helffen  nicht. 

34.  Hanß  Birchner  wardt  hingeben 
Dem  Henkher  in  fein  Gwalt, 
Das  er  in  folt  vom  Leben 
Bringen  zum  Todt  gar  baldt 
Er  richtet  fich  mit  Freiden, 
Sein  Herz  Gemiiet  auch  Sin 
Dahin  den  Todt  zu  laidcn, 
Von  dannen  wolt  er  fchaiden. 
Das  er  bey  Gott  möcht  fein. 


* 


I 


_  202 

35.  Da  er  thet  nider  knien 

Füell  vmb  (er)  zum  andern  Mal. 

Ein  Holz  thet  man  herziechen» 

Darauf  er  folt  fizen  wol 

Wie  ein  Bach  Schaidt  ganz  dikhe. 

Darauf  er  lainet  recht, 

Der  Henkher  fein  Schwerdt  zukhet 

Wolan  das  Haupt  hinruckhet.. 

Vndt  hautt  im  ab  fo  fchlecht. 

36.  Gott  thet  ein  Zaichen  geben 
An  difen  fromen  Chrift, 

Sein  Haupt  das  fprang  gar  eben 
Zwifchen  des  Henkhers  Fiiefl" 
Das  Bluet  bald  auf  thet  fprin^^en 
Wie  ein  Qual  *)  über  fich 
Mit  ganzer  Macht  hin  dringen 
Woll  auf  fein  Klaidt  abrinnen 
Vors  Henkhers  Angefleht. 

37.  Auff  das  richten  ich  forget 
Sprach  der  Henkher  gar  balt, 
Das  ich  vezt  mit  Gefarten 

Habe  gethan  fchrökhlicher  Geftalt 
Ganz  grimmig  Wart  mit  fcheltcn 
Daß  im  befudlet  wart 
Sein  grienes  Klaidt  thet  gelten 
Vndt  kundt  im  Niemandt  heltfen 
Wol  zu  derfelben  Fardt. 

38.  Alfo  thet  man  vollenden 
Den  Handel  zu  der  Stundt, 

Das  Volkh  thet  wider  umb  wenden 
Haimb  zue  gangen  ift 
Mit  ganz  traurigen  Herzen 
Auch  Laid  vnd  Kumer  groß, 
Das  man  fo  groffen  Schmerzen 
Vndt  Pein  ohn  allen  Scherzen 
An  legt  dem  Gottes  Gnoß. 


>)  ==  Quell. 


39.  Der  fo  mit  groüTen  Freuden 
Zue  Gott  dem  Vater  rüefft, 
Da  er  yetzt  ab  wolt  Tchaiden, 
Sein  Gmtiet  eyllet  vndt  lücff 
Aus  dilTem  Jamer  Thale 

Zue  der  ewigen  Rue 
Da  dann  die  Fromen  alle 
Liegen  vnderm  Altare 
Mit  hären  fchreyen  nun  (!) 

40.  Herr  wie  lang  thueftu  richten 
Vndt  rechfl  nit  vnfier  Bluet. 
Das  man  vns  thuet  vergüerfen 
AuiT  Erdt  mit  fchnolen  Muet, 
Ein  Antwort  wart  im  geben, 
Daß  warten  Ibllten  fchon, 

Biß  ire  Mitknecht  eben 
Die  noch  haben  das  Leben 
Auch  nacher  komcn  thuen. 

41.  Alfo  thet  hin  tringen 
Der  ftandthafftige  Heit, 
Hat  fich  nit  laflen  zwingen 
Gar  nicht  in  difer  Welt, 
Sein  Leben  ring  geachtet 
Das  nur  zergenglich  war. 
Das  ewig  Wol  betrachtet 
Vndt  alle  Schmach  verachtet 
Das  in  nicht  hindert  zwar. 

42.  Sein  Geift  thet  er  beuelen 
Dem  Vater  ganz  vndt  gar 
Das  beft  im  auserwelen 
Gleich  wie  auch  Maria, 
Der  im  nit  wart  genomen 
Durch  keine  Thiraney, 
Die  laiden  alle  Frommen, 
Biß  daß  fie  durch  hin  komen 
Werden  von  Banden  frej. 


43.  Vndt  dann  in  Freuden  Tprii 
In  dem  ewigen  Reich, 
Das  Liedlein  rmieß  ich  fingen 
Vndt  feinen  Englen  gleich 
Für  Gott  auf  Stüellen  fizen 
Richten  den  Israel, 
Hinfiir  wird  fie  nit  ftechen 
Die  Sonnen  noch  kein  Hiz 
Vndt  waichen  alle  Qual, 


44.  Prdß  Lob  fey  Gntt  dem  H. 
Glori  vndt  aller  Ruem 
Von  yct^t  vndt  immer  dare. 
Auch  Chriftum  feinen  Sühn, 
Der  in  fein  Schoß  gefeiTen 
Durch  fein  hailligen  Gairt, 
Seine  Krafft  thuet  er  beweiflen 
Yetzt  in  den  lezten  Zaiten, 
Im  fej'  der  ewig  Prelfl  —  Amen, 
(Fottseiiung  folgl.) 


XIII. 
Ein  Exulantenzeugniss  für  einen  Exulanten. 

Von  Pfarrer  Scbeufplek  in  Lavalde  (Sachsen). 
Ich  Georg  Kameytsky  von  Elstiborsch  ictzo  zu  Pirn  in  Meisscn 
Uhrkunde  und  bekenne  hiemit:  Demnach  der  Ehrsame  Valtin  Hohley 
weyland  Einwohner  zu  Kameyk  bey  Leutmeritü  in  Böhmen,  mein 
gewesener  Unterthaner,  ietzt  allhier  auch  wohnhafftig,  mir  zu  erkennen 
geben,  wie  Er  nunmehro  bey  zunehmenden  Alter  und  Ohnverm  »eii, 
seinem  Sohne  Gallen,  mehrers  nicht  denn  einen  Ehrlichen  Nahmeti 
hinterzulassen  gedächte,  Mitt  fleissiger  Bitt,  weil  ich,  als  ^e^'ssener 
Erb  Herr,  um  sein  Verhalten  und  des  Sohnes  ehrliche  Herkunft 
gute  Wissen  seh  äfft  hätte.  Ihm  zu  künfftigcn  Bedürfniss,  glaubwürdige 
KundschalTt  dessen  zu  ertheilen.  Wann  mir  dann  wohl  bewust,  dass 
dieser  mein  gewesener  Unterthaner,  Valtin  Hohley,  mitt  Marinna, 
seinem  letzt  noch  lebenden  Weibe,  Anno  1619  sich  ehrhch  verlobet, 
und  zu  Leutmeritz  Ehelichen  copuliren  lassen,  Hernachmahle  Anno 
1633  mitt  Ihr  aus  einem  reinen  Ehe  Bette,  obgedachten  Sohn  Gallen 
gezeuget  und  gebohren.  Denselben  auch,  als  um  des  reinen  Kvangelü 
willen.  Er  gleich  andern,  sein  Haab  und  Vermögen  auch  verlassen 
und  mit  dem  Rücken  ansehen  müssen,  aus  dem  Vaterlande  und  an 
diesen  Ort  ins  bittere  Exilium  mittgebracht,  und  nicht  weniijer,  wie 
dfirt,  so  hier  sich  ehrlich  und  redlich  in  der  Zeit  sich  verhalten. 
AU  habe  ich  seinem  billigen  Suchen  nicht  abschlagen,  sondern  viel- 
mehr zu  Beförderung  seines  Ehrlichen  Nahmens  und  ZeitLcli'.T  Wohl 
fi«,  Dieses  also  Öffentlich  und  in  Wahrheit  (wie  es  sich  i'ann  bey 
meinen  Adelichen  Worten  und  Trewe  anders  nicht  verhält  iis-agen 
und  bezeugen  wollen,  Dannenhcro  an  alle  und  Jede,  mnn,  nach 
Standes  Gebühr  dienst:  und  freundliches  Bitten  gelanget,  Si;;  wnllen 
nicht  allein  diesem  allen  festen  Glauben  geben,  sondern  melir- 
?edachten  Gallen  Holey  auch  als  einen  Exulanten  allen  guten  Willen 


1 


206 


erzeigen  und  seiner  Ehe:  und  Ehrlichen  Geburth,  auch  dieser  mcjia 
wahren  Kundschafft  fruchtbarlich  geniessen  lassen.  Solches 
einem  jeden  Standes  Gebühr  nach  zu  verschulden,  bin  ich  jcdare:; 
willig.  Uhrkundlich  hab  ich  Dieses  mitt  meinem  angebohrnen  Act 
liehen  Siegel  bedrucket,  und  eigenhändig  unterschrieben.  So  l^:- 
schehen  Pirn  in  Meissen,  den  10.  Juny  Anno  Christi  1660. 
(Siegel.)  Georg  Kamcytsky  von  Elstiborsch  n 

Dieses  —  in    dem    weitschweifigen,    breitspurigen  Stile  Jena 
Zeit   abjjefasste   —  Zeugniss   ehrt   beide :    den,    der    es    ausgi." 
und  den.   dem  es  gilt,  die  beide  Vaterland,    ,Haab   und   Vcrir,  ■: 
,um  des  reinen  Evangelii  willen*   verlassen.     Elstiborsch   haben 
nicht  auffinden  können:  Kameik.  der  Stammsitz  der  FannilieKamexi; 
Hegt    etwa    eine  Stunde    nordwestlich    von  Leitmeritz.     Ob  geirir 
adelige  Familie  noch  blüht,   ist  uns  nicht  bekannt.    Nacli  Pcschi 
Die  böhmischen   Exulanten  in  Sachsen,   S.  30 — 37,   waren  zahlrei 
Glaubensflüchtlinge   aus  Böhmen,    auch    aus   adeligem   Stande,   n 
Pirna  geflüchtet,  von  wo  sie  ja  bei  einer  gunstigeren  Wendung  ihr^ 
Geschickes  schnell  nach  dem  theuren  Vaterlande  heimkehren  konr*. 
Die  Familie  Holey  blüht  noch  in  Sachsen.  Die  oben  mitgetheilte  \\t< 
volle  Familienurkunde  befindet  sich  im  Besitze  der  Frau  Ida  Gnibi 
geb.  Holey  in  Prausitz  bei  Riesa,   Witwe  des  im  Anfange   d.  J-  i  tr 
verdienten  Cantors  Grübler  daselbst. 


XIV. 

Das  Corpus   evangeticorum    und    die   österreichischen 
Protestanten  (1685  —  1764). 

Von  FniEDBiCH  REispEsucHutii  in  Hermai.ii.-tndl.  Siebenbürgen. 
Das  durch  den  westphäiischen  Frieden  —  nach  Treitschke  im 
jäsle  Gustaf  Adolfs  —  geschaffene  Corpus  evangelicorum  war  ins 
Leben  genifen  worden  zur  Wahrung  der  Gleichberechtigun;,'  des 
sTin gel i sehen  Glaubens,  überhaupt  zur  Vertheidigung  protestantischer 
bieressen  auf  diplomatischem  Wege.  Solcher  Aufgabe  gemäss  hat 
Kh  das  Corpus  evangelicorum  auch  der  österreichischen  Proteslanten 
uigenommen  in  den  fiir  dieselben  so  schweren  Jahren  1685 — 1755. 
Db  es  mit  irgend  welchem  praktischen  Erfolge  geschehen,  läs-^t  sich 
laf  Grundlage  des  hier  mitzutheilenden  Materiales  nicht  nachweisen. 
Kl  dass  die  Aufgabe  des  Corpus  evangelicorum  auch  nach  dieser 
S«i;c  eine  ideale  genannt  werden  muss !  Die  Gesandten  in  diesem 
Corpus  evangelicorum  sehen  sich  sogar  einmal  veranlasst,  über  den 
«ni-  passenden  Ton  der  Antwort  und  das  .unfreundliche  und 
in^eiiemende  Betragen*  des  sab.burgischen  Gesandten  gegeii  das 
0>rpus  evangelicorum  sich  zu  beklagen    und   ihren  Fürsten  u    -.  w. 

•Tii^chiagen  '),  das   .Commercium  tam  publicum  quam  privat\im  zu 
tijpendiren',  bis  der  salzburgische  Gesandte  nicht  .mehreren  Rcspecr 

iind  Consideration  bezeigte'. 

Chronologisch    lassen    sich   vier   Hauptgruppen    unterscheiden. 

ci:  die  Thätigkeit  des  Corpus  evangelicorum  umfassen  und  sich  7,u- 

|.c;ch  auch   auf  Protestanten   in  verschiedenen  Theilen  Oesterreichs 

te;iehen. 

I   Die  erste  Gruppe  enthält  die  Schreiben  des  Corpus  evangeli- 

"rem  betreffs  der  Tefferecker  und  Tiroler  Protestanten  (1685— 109U]. 

Er-tere  waren  neuerdings  gezwungen  worden,  die  Messe  zu  besuchen, 

')  RelatLoQ    vom    15.  Märi   1732:    Schaurolh,    Sammlung    »Her    Conciusorum 
,  'S  Cü.pm  evangelicorum,  III,  S.  454,  457. 


208 

an  Processionen  und  Wallfahrten  theilzunehmen  u.  s.  w.  und  hatten 
dies  , Gewissens  halber*  nicht  gethan.  Sie  sollten  nun  mit  S^. 
14tägiger  oder  monatlicher  Frist  das  Land  verlassen,  ihre  Kinder 
unter  15  Jahren  zurücklassen  bei  Strafe  der  Confiscation  ihres  Ver- 
mögens. Das  Corpus  evangelicorum  verlangt  nun  *)  im  Sinne  des 
westphälischen  Friedens  Privat-Religionsübung  oder  falls  sich  dies<: 
für  1624  bestehend  nicht  nachweisen  lässt,  freie  Emigration  mit  Ver- 
mögen und  Kindern.  In  der  Antwort  (10.  September  1685)  wird  ia 
Frage  gestellt,  dass  jene  der  recipirten  evangelischen  Religion  an- 
gehörten. Aus  diesem  Grunde  werden  von  einer  Commission  Examina 
abgehalten  zur  Prüfung  ihrer  protestantischen  Rechtgläubigkeit  1  Gegen 
»Sectarii  und  Novatores*  würde  auch  zukünftig  so  vorgegangen 
werden;  nur  die  wirklichen  Protestanten  könnten  die  Rechte  des 
westphälischen  Friedens  geniessen. 

Am  12.  Juli  1685  richtet  das  Corpus  evangelicorum  an  den 
Kaiser  ein  Schreiben,  worin  es  sich  der  in  Tirol  wohnhaften  und 
sich  jetzt  zur  evangelischen  Religion  bekennenden  Unterthanen  an- 
nimmt, sowie  der  Salzburgisch-Tefferecker  Thalbewohner,  denen  trot?. 
salzburgischen  Passes  beim  Ueberschreiten  Tiroler  Gebietes  die  Kinder 
weggenommen  worden  sind.  Nachdem  dies  Schreiben  ohne  Erfol;; 
geblieben,  wird  nochmals  (15.  December  1686)  nach  mehr  als  Jahres- 
frist eine  »Vorbitte*  an  den  Kaiser  gerichtet. 

Die  erwähnte  (10.  September  1685)  salzburgische  Antwort  hatte 
als  Grund  der  Behandlungsweise  der  Protestanten  angeführt,  dass 
sich  erwiesen  hätte,  dass  die  Betreffenden  gar  nicht  Protestanten 
wären  sowohl  im  Ganzen,  als  sie  auch  unter  einander  im  Glauben 
abweichen.  Hierauf  bezieht  sich  nun  ein  zweites  Schreiben  (15.  De- 
cember 1686)  an  den  Erzbischof  vom  Corpus  evangelicorum :  Die  bö 
zwei  Gelegenheiten  ,im  Thal*  verbrannten  Bücher  seien  Bibel, 
Augsburger  Confession,  und  andere  von  A.  C.  Verwandten  ge- 
brauchte gewesen,  aber  kein  ,sectirisch*  Buch.  Wie  könnten  auch 
jene  abgesandten  Commissarii  von  der  evangelischen  Religion  Ab- 
weichendes constatiren,  da  selbige  ihnen  —  zumal  sie  Weltliche 
sind  —  nicht  genügend  bekannt  ist.  Das  Gesuch  um  Auslieferung 
des  Vermögens  und  der  Kinder  der  Emigrirten  und  zukünftige  freie 
Emigration  wird  wiederholt ;  den  Emigrirten  seien  von  ihren  jetzigen 

')  Intercessionf schreiben  an  den  salzburgischcn  Erzbischof,  9.  Juli  1685.  Schau- 
roth, IIT.  S.  691. 


209 

Obrigkeiten  (vom  Herzog  von  Württemberg,  Friedrich  Karl,  dem 
Magistrat  von  Augsburg  und  Leutkirchen) ')  Zeugnisse  über  ihren 
evangelischen  Glauben  ausgestellt  worden. 

Auf  neuerliches  Ansuchen  der  Emigrirten  beim  Corpus  evangeli- 
conim  geht  am  6.  Februar  1687  ein  neuerliches  Intercessionsschreiben 
nach  Salzburg,  , nachdem  nun  ganz  klar  gemachet*,  dass  es  die  per 
sjnctionem  pragmaticam  zugelassene  evangelische  Religion  sei,  zu 
der  diese  Unterthanen  des  Erzbischofes  sich  bekennen.  Gesuch  um 
fcracres  ,Beneficium  emigrandi* ;  den  Emigrirten  aber  mögen  ,ihre 
Kinder  restituirt,  das  Ihrige  zu  verkaufen  nachgelassen  und  aus- 
gefolget  werden*. 

In  der  Antwort  (3.  März  1687)  wird  nun  von  den  Emigranten 
jenes  behördliche  Zeugniss  verlangt.  Auch  hier  heisst  es  wieder. 
dass  die  Emigrirten  .hochverbotene  neue  Lehr  und  falsche  Dogmata* 
§e;eigt  hätten. 

Nach  dem  Tode  des  Erzbischofs  Maximilian  Gandolph  geschieht 
ein  die  Sache  empfehlendes,  zugleich  aber  auch  Beschwerde  führendes 
Schreiben  (30.  September  1687)  an  dessen  Nachfolger  Johann  Ernst, 
dass  trotz  der  behördlichen  Zeugnisse  doch  keine  Besserung  ein- 
getreten sei.  Johann  Ernst  verlangt  nun  in  der  Antwort  vom 
30.  October,  dass  diese  Zeugnisse  direct  an  ihn  oder  an  sein  Hofgericht 
einzuliefern   seien,  woher  dann  die  Verfügungen    geschehen  werden. 

Nachdem  Alles  nichts  geholfen,  wendet  sich  Corpus  evangeli- 
corum  am  22,  Februar  1688  an  den  Kaiser.  Es  sind  nicht  nur  jene 
Attestata  vorgebracht,  sondern  sogar  ein  Beamter  des  Herzogs  von 
Württemberg,  Johann  Martin  Zandt,  mitgeschickt  worden.  Derselbe 
:st  aber  abgewiesen  worden  unter  Hinweis  auf  eine  Verordnung  der 
oberösterr eich i sehen  Regierung  zu  Innsbruck,  dass  aus  dem  salz- 
burgischen Theile  des  Teffcrecker  Thaies  keine  Kinder  in  den  öster- 
reichischen Theil  (Tirol)  hinüber  gelassen  werden  sollen.  In  der 
Antwort  an  den  Herzog  von  Württemberg,  die  Zandt  mitbekommen 
in.  Jänner  1688),  macht  nun  der  Erzbischof  alles  von  der  Ent- 
schliessung  des  Kaisers  abhängig ;  deshalb  geschieht  am  22.  Februar 
das  Gesuch  des  Corpus  evangelicorum   an  den  Kaiser, 

Nachdem  nun  Salzburg  nochmals  am  30.  April  auf  die  Antwort 
des  Kaisers   hinweist,   Corpus   evangelicorum   aber  Ungünstiges   be- 
fürchtet —  es  hatte  erfahren,  dass  die  Tiroler  in  den  Prüfungen  als 
>)  StTuve,  Historie  der  Rdigionsbeschwerdcn.  II,  S.  88. 
Jiliitiwh  du  PmeiUDiiisiiu  ie«6,  H.  lU  u.  IV.  ^^ 


210 

Nichtevangelische  befunden  worden  seien  — ,  so  wendet  sich  Corpus 
evangelicorum  am  15.  August  1688  nochmals  an  den  Kaiser,  ver- 
theidigt  die  evangelische  Rechtgläubigkeit :  sie  zögen  alle  in  evang^ 
lische  Länder  und  brächten  Zeugnisse  und  verlangt  von  der  cht: 
österreichischen  Regierung  freien  Auszug  mit  Kindern  und  Vermöge. 

Aus  einem  Schreiben  an  den  Erzbischof  (15.  August  16.5^ 
entnehmen  wir  nun,  dass  den  Salzburger  Emigranten,  wenn  sie  mit 
Pässen  von  den  salzburgischen  Behörden  versehen  sind,  der  frdc 
Durchzug  durch  das  Tirolische  gestattet  sein  soll.  Um  Ausstellun'; 
dieser  Pässe  sowohl  für  die  bereits  Emigrirten  als  auch  fiir  die  noch 
zu  Emigrirenden  wird  gebeten. 

Am  6.  und  26.  Jänner  1690  verwenden  sich  die  Chursäch^i 
sehen  und  Churbran den  burgischen  Wahlgesandten  nochmals  in  An- 
gelegenheit  der  Tefferecker,  Tiroler  und  Salzburger  Protestanten. 
Am  31.  Jänner  erhalten  sie  das  Versprechen  einer  Untersuchun, 
der  Sachlage. 

Struve  theilt  in  seiner  Historie  der  Religionsbesch werden ' 
mit,  dass  »den  6.  September  1690  ein  kaiserliches  Rescript  an  di 
oberösterreichische  Regierung  erfolgte,  dass  den  der  A.  C.  ode: 
reformirter  Religion  Zugethanen  freie  Emigration  solle  gestattci 
werden*. 

Ebendaselbst ')  finden  wir  die  Zahl  der  Emigrirten  angeführt 
und  zwar  auf  Grund  der  von  Zandt  abgelegten  Relation:  ,das! 
ohngefahren  Überschlag  nach  mit  Wissen  und  Fehden  jeden  Ortt 
Obrigkeit  429  Personen  emigrirt,  welchen  sämmtlich  noch  311  Kindö 
mangeln,  ohne  das  Vermögen,  welches  sich  über  60.000  fl.  bc 
lauffet  und  was  noch  nicht  angeschlagen  werden  können*. 

II.  Die  zweite  Gruppe  umfasst  die  Interventionen  des  Corpui 
evangelicorum  betreffs  der  Kärntner  Protestanten  (Schauroth 
I.  Bd.,  303  ff.). 

In  Folge  des  Gesuches  des  Johann  Uttlinger  (aus  Sienetzl 
Gurkische  Herrschaft  in  Kärnten)  an  das  Corpus  evangelicorum  spricW 
in  dessen  Namen  der  Chursächsische  Legat  Secretarius  Frenzd 
beim  österreichischen  Gesandten  Jodoci  vor  (4.  September  1723 
Die  Antwort  war,  dass  sich  der  die  freie  Emigration  sichernd^ 
Paragraph  nur  auf  Oesterreich  ob  der  Enns  beziehe;  übrigens  solk 

i)  II,  S.  90. 
«)  II.  S.  89. 


211 

man  sich  an  den  salzburgischen  Bischof  wenden.  Der  Gesandte  des- 
selben, Zillerberg,  gibt  Frenze!  die  Antwort,  es  sei  nicht  klar,  wer 
ienem  Uttlinger  das  Vermögen  genommen  (nach  Uttlinger's  Aus- 
sage, die  Augustiner)  und  endlich  solle  man  sich,  weil  es  ein  Eingriff 
in  die  oberherrliche  Landes-Jurisdictionalia  sei,  an  die  Österreichische 
Gesandtschaft  wenden!  So  wird  am  7.  März  1724  der  Österreichischen 
Regierung  das  Promemoria  vorgelegt,  mit  dem  Gesuche  um  volles 
ius  Emigrandi  ohne  Vorenthalt  des  Vermögens. 

Am  27.  Jänner  1725  wird  der  Österreichischen  Regierung  wegen 
Freilassung  mehrerer  Kärntner  gedankt. 

Am  8.  August  1727,  29.  August  1728,  22.  August  1729  wird 
an  die  österreichische  Gesandtschaft,  am  30.  December  1730  und 
4.  August  1733  an  den  Kaiser  geschrieben  mit  der  Vorlage  von 
Klagen  einzelner  Kärntner,  denen  das  Vermögen  zuriiclcbehalten, 
tfacils  ,da  denen  vom  katholischen  zum  evangelischen  Glauben  Ueber- 
gehenden  ihre  Erbportiones  auszuliefern  sich  nicht  gebührte*,  theils 
wegen  dem  Antheile  ebenfalls  zurückgehaltener  Kinder  oder  endlich 
wegen  behördlichen  Auslagen. 

Ein  Anderer,  Wolff  Hälser  (aus  dem  gräflich  Seeau'schen  Järinger 
Markte),  bringt  zuerst  Frau  und  Kinder  nach  Regensburg  und  kehrt 
luriick,  um  sein  Vermögen  zu  holen.  Er  wird  gefangen  und  soll 
erst  freigelassen  werden,  wenn  er  seine  vier  Kinder  zurückschafft; 
seinem  Verwandten  Wolff  Höppel  wird  dieser  Kinder  wegen  das 
Vermögen  ebenfalls  vorenthalten. 

Am  19.  Juni  1734  wird  ein  Intcrcessionsschreiben  an  den 
Kaiser  gerichtet,  das  dadurch  bemerkenswerth  ist,  dass  in  demselben 
die  , Transmigration*  zum  ersten  Male')  genannt  wird.  Mehrere 
Hundert  Personen  im  Lande  ob  der  Enns,  besonders  im  Salzkammer- 
gut, bekennen  sich  zum  evangelischen  Glauben,  werden  eingesperrt 
und  unter  Drohungen  zum  katholischen  Glauben  zurückzuführen 
versucht.  Am  31.  Mai  und  1.  und  2.  Juni  1734  sind  44  Hausväter 
aufgefordert  worden,  sich  zur  Auswanderung  nach  Ungarn  und 
Siebenbürgen  (per  Schiff  über  Linz)  fertig  zu  machen.  Das  Corpus 
evangeliconim  legt  nun  Verwahrung  dagegen  ein,  der  §  24  des 
»estphälischen  Friedens  gebe  Emigrationsfrei h ei tl  Auch  sei  es 
g^en  diesen  Friedensschluss  ,in  dergestaltige  Gegenden  gebracht  zu 

')  belrefit  der  Frage  der  etslen  TTantmigritton    {übeibanpl    und    ipecidl    nach 

i:tbniltuigen)  Mchc  du  Jahrbuch,   Jahrgmng  VII.   S.  67. 


212 

werden,  wo  sie  evangelische  Schulen  und  Kirchen  entweder  wiederum 
gar  nicht  oder  wenigstens  sehr  schwer  und  selten  gemessen,  als 
dergleichen  von  Ungarn  und  Siebenbürgen  theils  des  Sprachunter 
schiedes,  theils  anderer  nur  allzu  notorischer  Umstände  halber  gänz- 
lich zu  besorgen  stehet*.  Die  Siebenbürger  Sachsen  waren  also  als  J 
Deutsche  und  Evangelische  offenbar  nicht  allzu  bekannt !  Das  Corpus  i 
evangelicorum  wünscht  auch  Gelegenheit  für  Religionsunterricht.  Am  j 
22.  October  1735  wurde  dies  Gesuch  wiederholt;  die  Länder  ob  ^ 
der  Enns  und  Kärnten  seien  streng  abgesperrt,  offenbar,  um  ein  , 
Ausströmen  der  protestantischen  Bewohner  zu  verhindern,  da  ja  der . 
Gedanke  der  , Transmigration*  schon  gefasst  war.  Es  werden  auch  ; 
Bedrückungen  in  Böhmen  erwähnt ;  man  verwendet  sich  wegen  ^incar- 
cerirter  Böhmen*,  für  die  der  westphälische  Friede  auch  gelte.        j 

IIL  Drittens  beziehen  sich  die  Bemühungen  des  Corpus  evange.i- 
corum  auf  Salzburger  Protestanten  »).  1709, 1710,  1726  und  1730hande.t ! 
es  sich  in  den  betreffenden  Schreiben  an  den  Erzbischof  oder  seine ; 
Gesandtschaft  in  Regensburg  um  die  Angelegenheit  Einzelner,  denen  ^ 
Frau  und  Kinder   und  Vermögen    zurückbehalten   werden    oder  die 
wegen  evangelischer  Bücher  im  Gefängniss  sind.  Auch  hier  •)  (Schreiben  j 
an  den  Erzbischof,  22.  April  1730)  heisst  es:  ,Dero  hiesige  Gesand-' 
Schaft  gemessenst  zu  befehligen,  ....  dergestalt  sich  zu  betragen,  wie 
gewünschte  Einigkeit,  worzu  friedliebende  Communication  und  billig- 
massige   Erörterung    vorkommender   Beschwerden    das    meiste  con- 
tribuiren  kann,  auch  höchst-  und  hohen  Evangelischen  Reichsständen 
schuldige   Consideration   es   erfordern.*    Der   Gesandte,    Baron  von 
Zillerberg,  hatte  nämlich  die  Annahme  eines  Promemoria  verweigert. 

Am  27.  October  1731')  geschieht  das  erste  ausführliche  und 
mit  strenger  Bezugnahme  auf  den  westphälischen  Frieden  verfasste 
Schreiben  an  den  Kaiser:  ,Den  dermaligen  Zustand  vieler  in  Erz- 
bischöfflich  Salzburger  Landen  zur  evangelischen  Religion  sich  be- 
kennender aber  an  behöriger  Emigrationsfreiheit  widerrechtlich  ver- 
hinderter auch  sonsten  sehr  hart  gedruckter  Einwohner,  oder  was 
mehr  dahin  einschlägt  und  die  Reichsgesetze  und  Friedensschlüsse 
dißfalls  erfordern,    betreffende.*    Der  V.  Art.,  §§  34,  36,  37,  in  In- 

4)  Schauroth,  III.  S.  407  ff. 
»)  Ebenda,  III,  S.  417. 

*)  Nachdem  die  Salzburger  am  14.  Februar  1731  und  später  ein  zweitem 
Memoriale  an  das  Corpus  evangelicorum  gerichtet  hatten. 


213 

>truin,  Pacis  Westph.,  werden  citirt  und  gegenübergestellt  die  Be- 
drückungen, denen  die  Protestanten  seit  diesem  Jahre  (1731)  in 
laesonders  grosser  Anzahl  ausgesetzt  sind.  Es  wird  um  die  Ein- 
setzung einer  Localcommission  angesucht,  welche  die  Untersuchung 
leiten  solle,  besonders  in  Sachen  der  Rebellion,  die  in  jenen  Landes- 
theiten  ausgebrochen  sei  und  den  Protestanten  zur  Last  gelegt  wurde. 
Am  31.  October  1731  war  das  Ennigrationspatent  erschienen, 
dessen  Paragraphe  , deutlich  wider  die  Reichs-Constitutionales  und  in 
specie  den  Westphäli sehen  Friede nsschiuss  anstösset,  ja  öfters  denen- 
selben,  gleich  als  ob  man  sie  zu  abrogiren  guten  Fug  und  Macht 
habe,  diametralitcr  cntgegendisponirt* ').  Auch  betreffs  der  Emigration 
wird  geklagt;  die  Pässe  seien  abgesperrt,  die  Leute  streng  bewacht 
und  doch  sollten  viele  in  acht  Tagen  oder  einem  Monat  bei  Leib- 
und  Lebensstrafe  auswandern.  Das  Beneficium  emigrationis  sei  in 
poenam  Relegationis  verwandelt-  Seit  Juli  1731  zieht  eine  Commission 
umher  und  mahnt  ,zum  Gehorsam  gegen  nicht  nur  weltliche,  sondern 
auch  in  dem  casu  veränderter  Religion  keinen  Platz  mehr  greiffender 
geistlichen  Obrigkeit,  zur  Rückkehr  in  die  Catholische  Religion  *,  Es 
wird  die  Publication  eines  neuen  Patentes  gefordert,  welches  den 
Reichs- Constitution  CS  gemäss  sei.  In  einer  mündlichen  Antwort  hierauf 
am  24.,  26.  und  31.  December)  wird  vom  salzburgischen  Gesandten 
erklärt,  dass  sich  die  evangelischen  Unterthanen  der  Beneficia  pacis 
Westph.  verlustig  gemacht  hätten  durch  ihre  Auffuhrung,  Man 
wolle  aber  ,noch  ein  übriges  thun',  so  sei  der  Befehl  gegeben,  vor 
21.  April  (Georgstag)  Niemanden  zur  Emigration  anzuhalten,  ihnen 
bei  sonstiger  Ruhe  die  Privat- Gottesdienste  nicht  zu  stören  u.  s.  w., 
alles  Versprechungen,  die  scheinbar  recht  sehr  im  Sinne  des  west- 
phalischen  Friedens  geschehen  waren.  Diesen  Versprechungen  stellt 
nun  aber  ein  Promemoria  aus  dem  Jänner  1732  einige  Ereignisse 
gegenüber,  die  beweisen  sollen,  dass  diese  Versprechungen  nicht 
durchgeführt  worden  seien ;  auch  wird  der  Vorwurf  zurückgewiesen, 
dass  sich  Corpus  evangelicorum  der  Sache  von  Rebellen  annehme. 
Gleichzeitig  (26.  Jänner  1732)  geht  ein  Inhaesiv-Vorstellungs- 
schreibcn  an  den  Kaiser,  den  ,Supremus  pacis  Westph.  Executor*. 
Der  wesentliche  Inhalt  ist  derselbe  und  ist  unter  Anderem  auch  das 
Saizburgischc  Patent  vom  31.  October  1731  beigeschlossen. 

>J  Piomemoria   des   Carpni   evsngelicoTua   an   die  saUbnrgische   Gessndtschafi 
n.  December  1731. 


214 

Das  im  Jänner  1732  überreichte  Promemoria  wollte  der  salz- 
burgische Gesandte  nicht  annehmen.  Am  15.  März  wird  eine  Con- 
ferenz  im  Corpus  evangelicorum  abgehalten  und  darin  ein  Conclusum 
festgesetzt,  das  den  Beschluss  einer  Relation  an  die  Fürsten  u.  s.  w. 
des  Corpus  evangelicorum  enthält,  da  unter  anderen  Gründen  ,dcr 
salzburgische  Gesandte  von  unfreundlichem  und  ungeziemendem  Be* 
tragen  gegen  Corpus  evangelicorum  erst  kürzlich  wiederum  eine 
neue  Probe  an  den  Tag  gelegt,  da  er  fast  eodem  tempore  et  pari 
passu,  als  er  Corpus  evangelicorum  auf  sein  letzteres  (Jänner  1732, 
Promemoria  eine  ob  gravitatem  causae  erbetene  und  erinnerte 
schrifftliche  Antwort  zu  ertheilen,  unter  an  sich  bedenklichen  Aus- 
flüchten abgeschlagen,  dergleichen  doch  drucken  und  feilen  kaufTs 
weise  divulgiren  lassen*  *).  Diese  Relation  schlägt  nun  vor,  das>, 
bevor  die  im  Instrum.  Pac,  Art.  17,  §  6,  erwähnten  Mittel  in  Ver- 
wendung gebracht  würden,  ,die  höchst  und  hohe  Herrn  Principalen 
welche  darzu  in  Ihren  Landen  Gelegenheit  hätten  sowohl  dero 
katholischen  Unterthanen  auch  entgelten  Hessen,  was  denen  evange- 
lischen Glaubensgenossen  im  Salzburgischen  Unrechtes  widerführe, 
insonderheit  die  katholischen  Kirchen  verschliessten,  dem  katholischen 
Clero  die  Güter  und  Einkünfte  sequestrirten,  als  Retorsio  iuris  iniqui 
Natürlich  und  bürgerlichen,  göttlich  und  weltlichen  Rechten  nach 
erlaubt*.  Auf  diese  Retorsio  werde  ,an  sichern  Orten  aus  eigner 
Bewegniss  reflectiret*  ■). 

Gewiss  ein  Schritt,  der  am  besten  Zeugniss  ablegt  von  der 
Erbitterung,  die  sich  der  Gesandten  im  Corpus  evangeltconmi  be- 
mächtigt hatte,  als  ihr  Bemühen  so  gar  keinen  Erfolg  hatte,  ja  sogar 
mit  Geringschätzung  und  dem  Hohnlächeln  des  sich  überlegen 
fühlenden  Gegners  behandelt  wurde!  Im  Anschlüsse  hieran  geschah 
auch  der  schon  erwähnte  Vorschlag,  das  Commercium  mit  der  salz- 
burgischen Gesandtschaft  abzubrechen  und  sogar,  »wenn  nach  der 
bekannten  Alternation  im  Fürstlichen  CoUegio  zu  dirigiren  an  Salz- 
burg wäre,  alsdann  was  nun  gleich  die  Materie  beträffe,  des  Deli- 
brirens  und  Votirens  sich  zu  enthalten*. 

Die  Bedrückungen  und  das  Vorgehen  gegen  die  Protestanten 
sind  zur  Genüge  bekannt;  auch  in  dieser  Relation  werden  sie  ge- 
schildert. 


<)  Conclusum,  Schauroth,  IH,  S.  453. 
»)  Ebenda,  III,  S.  456. 


215 

Hierauf  erfolgt  am  5.  Mai  1732  das  salzburgischc  Schreiben, 
dass  der  Erzbischof  die  Meinung  hat,  in  nichts  gegen  den  west- 
phälischen  Frieden  gehandelt  zu  haben  und  auch  jetzt  z.  B.  befohlen 
hat.  freiwillige  Emigration  anzuordnen  und  das  Land  und  die  Passe 
bereits  Emigrirten  und  Emigrirenden  ofTen  zu  halten.  Mit  dieser 
nun  schrifUichen  Antwort  könnten  die  Gesandten  zufrieden  sein  und 
jene  angedrohten  Repressalien  auf  sich  beruhen  lassen. 

Trotz  solcher  Versprechungen  und  Versicherungen  war  Alles 
beim  Alten  geblieben;  so  ersucht  Corpus  evangelicorum  am  7.  Mai 
1*32  um  Veröffentlichung  eines  Patentes,  das  die  Grundsätze  des 
Antwortschreibens  vom  5.  Mai  allen,  besonders  den  ausführenden 
"rganen  klar  und  offen  mittheile.  Am  20.  Mai  gibt  die  Gesandt- 
schaft zur  Antwort,  dass,  da  sich  Corpus  evangelicorum  mit  der 
Antwort  vom  5.  Mai  nicht  zufrieden  gebe,  die  ganze  Angelegenheit 
dem  Kaiser  vorgelegt  werden  solle  und  dass  der  Erzbischof  und 
die  Gesandtschaft  sich  in  nichts  mehr  einzulassen  gedenken. 

Es  waren  inzwischen  einige  Rescripte  (6.  December  1731, 
'  April  1732  ,  .  .)  an  den  Erzbischof  vom  Kaiser  geschickt  worden 
in  dem  vom  Corpus  evangelicorum  gewünschten  Sinne  '),  das  vom 
I.April  1732  die  Worte  enthält:  .Also  ermahnen  Wir  Euer  Liebden 
hiemit  von  obtragenden  Kayaerlichen  Obrist-  Lohn-  herr-  und  höchst 
Richterlichen  Amtswegen,  nochmahlen  gnädigst  und  ernstlich,  denen 
jetzt  insgesammt  frcymüthig  emigrirenden  nicht  nur  alle  übrige 
Beneficia  Juris  et  Pacis  Westph.  zu  statten  kommen  zu  lassen', 
Mildern  auch  die  Inhaftirten  zu  begnadigen.  (Moser,  Salzburgische 
Emigration sacta,  1732.)  Auch  dies  Rescript  hat  auf  den  Erzbischof 
,gu  keine  Impression  gemacht*,  wie  es  in  der  Relation  (31.  Mai 
1132]  der  Gesandten  des  Corpus  evangelicorum  an  ihre  Fürsten  u,  s.  w, 
heisst.  jjedoch  seie  sehr  zu  besorgen,  dass  selbst  Ihro  kaiserliche 
Majestät  des  Herrn  Erzbischoffen  hochfürstliche  Gnaden  kräftigeren 
Einhalt,  dann  durch  blosse  bishero  ganz  fruchtlos  gebliebene  Rescripte, 
^0  behende  kaum  würden  thun  können,  als  man  im  Salzburgischen 
mit  denen  Emigranten  auf  bisherige  den  We.'^tphälischen  Frieden 
"■eniichtende  Art  und  Weise  fertig  zu  werden,  Staat  mache').*  Des- 

'I  Auf  Ansuchen  des  Eribischof»  waren  vom  Kaiser  zur  Uni  erdrückung  der 
"nadmlichen  Rebellion  Truppen  in's  Land  geschickt  worden,  sowie  noch  am  26.  August 
ini  Dehorlatoria  an  dw  Bewohiier!  Hoser.  Reichsfama,  X,  .S.  34. 

■)  Relation  Tom  81.  Mii  17.')2;  Schauroih,  III,  461. 


216 

halb   weisen   die  Gesandten,    erinnernd    an   die  Fruchtlosigkeit 
Bemühungen,     auch    in  der    Angelegenheit    der    Tefferecker 
bcwohner   nochmals   auf  die  Retorsio   iuris  iniqui   und    auf  die  *• 
hebung  des  Commercii  hin. 

Nachdem   so   eine  Verhandlung    der   Angelegenheit   salzbui 
scherseits   wieder  zurückgewiesen   worden  war,  wandte  sich  Coi 
evangelicorum  am  31.  Mai  1732  wieder  an  den  Kaiser.    Es  wer^ 
die   zahlreichen   Beschwerden   angeführt,   übermässige  Abzugsgei 
vom  Vermögen,  Ausweisung  eines  Transportes  von  866  Köpfen, 
am  15.  Mai  1732  in  Kauflfbeuern  angelangt,  u.  s.  w.  Es  wird  Zurü 
nähme  des  salzburgischen  Patentes  (31.  October  1731)  verlangt 
Garantirung  des  Trienniums. 

Nach  Jahresfrist   (20.  Mai  1733)   wiederholt   sich    dies  Gesi 
an  den  Kaiser;  neue  Patente  und  ,Proceduren*  sind  vorgekomm 
,Das  Ratione  temporis  et  modi  unbillige  und  unbefugte  Austrd' 
etlicher  1000   zur   evangelischen  Religion   sich   bekennender  Seel 
hat  noch  den  ganzen  verwichenen  Sommer  1732  gedauert,  bis  mi 
endlich  mit  den  Dürnbergern  beschlossen,  welche  gerne  an  Michea 
nur  besagten  Jahres  emigriren  wollen,  darum  fleissig  und  demüthig» 

I 

lieh  gebeten ;  alleine  damit  auch  sie  nicht  ohngekränkt  davon  kommen 
mögten,  gerade  umgekehrt  bis  Eintritt  des  Winters  nemlich  de« 
20.  November  bleiben  müssen  und  als  sie  sodann  wegen  eingefaKeneö 
stürmigten  Wetters  nur  um  einzigen  Tag  Nachsicht  flehentlich  an- 
gesucht solche  keineswegs  erlangen  können:  Alles  und  jedes  zum 
handgreiflichsten  Abbruch  und  Verachtung  des  bekannten,  im  West- 
phälischen  Frieden  stipulirten  Trienni.*  Ein  neues  Patent  (28.  Jänner 
1733)  bezog  sich  auf  , unkatholische*  Bücher,  in  dem  sogar  »Ver- 
leumdung und  ■  Schmähung  der  evangelischen  Religion  selbsten* 
enthalten  sei.  Solcher  unkatholischer  Bücher  wegen  wurde  ex  capitc 
delicti  Ruprecht  Junger  der  väterlichen  Gewalt  für  verlustig  erklärt 
und  seine  zwei  Kinder  ihm  vorenthalten.  Die  Pässe  seien  noch  nie 
so  streng  gesperrt  gewesen,  wie  jetzt;  mit  allen  möglichen  Mitteln 
suche  man  auf  die  so  Eingeschlossenen  einzuwirken  und  sie  zur 
katholischen  Religion  zurückzuführen.  Die  schon  Emigrirten  werden, 
wenn  sie  wegen  ihres  Vermögens  oder  ihrer  Kinder  für  kurze  Zeit 
zurückgekehrt  sind,  gewaltsam  wieder  über  die  Grenzen  geschafft; 
solchen,  die  Briefe  mitbringen,  mit  schweren  Strafen,  ja  sogar  mit 
dem  Strange   gedroht    und    alle   Correspondenz   verboten    und  ge- 


217 

hemmt.  .SoIUe  wohl  vernünftiger  Weise  eine  Verfuhrung  derer  im 
Lande  zurückgebliebenen  heissen,  wann  schon  die  Emigrirten,  dass 
CS  ihnen  wohlgehe,  in  ihre  Briefe  mit  einfliessen  lassen').*  Es  wird 
nochmals  um  eine  unparteiische  Localcommissinn  und  Gcnuss  aller 
Beneficia  und  Privilegia  für  die  Emigrirenden  angesucht. 

Wieder  nach  mehr  als  Jahresfrist  {4.  September  1734)  legt  das 
Corpus  evangeticorum  neuerdings,  zum  fünften  Male,  dem  Kaiser  ein 
Vorstellungsschreiben  vor  mit  den  alten  Klagen,  die  noch  immer 
keine  .Reparirung*  gefunden.  Das  Bücherpalent  (28.  October  1733) 
finde  zahlreiche  Anwendung,  wie  an  vielen  Beispielen  gezeigt  wird. 
Das  ganze  Vorgehen  sei  solcher  Art,  als  ob  der  evangelische  Glaube 
.eine  dem  juri  canonico  unterworfene  Sektirerei  sei*.  Auch  die 
Baucrn-Empörung  werde  wieder  vorgeschützt,  wegen  der  schon  1731 
Militär  in's  Land  gekommen  war.  Auf  Briefe  wird- gefahndet  und, 
w  er  solche  in's  Land  bringt,  bestraft.  Ein  Bote  kommt  mit  2fi  Briefen, 
die  ihm  die  Churbrandenburgische  Comitiaigesand  tschaft  unversiegelt 
und  in  einem  Verzeichnisse  angeführt,  von  Emigranten  übergeben, 
ins  Salzburgische;  die  Briefe  werden  ihm  abgenommen  und  er  mit 
Drohungen  und  unter  Verweisung  des  Landes  über  die  Grenze  ge- 
bracht. Unter  den  zahlreichen  Belegen  spricht  einer  von  einem 
Sohne  des  Georg  Krantzpichler.  dass  er  mit  dem  grossen  Transport 
Durnbcrgern  (20.  November  1732)  emigrirt  und  seitdem  in  Holland 
gestorben  sei. 

Im  Jahre  1736  am  23.  Mai  wird  in  einem  .Nothdringlichen 
V'irstellungsschreiben*  an  den  Kaiser  die  Angelegenheil  mehrerer 
Sahburger  vertheidigt.  denen  die  Kinder  und  das  Vermögen  vor- 
enthalten werden.  Die  zahlreichen  Beilagen  —  es  sind  die  alten 
Klagen  —  zeigen  auch  hier  bei  den  Salzburgern,  dass  ein  Erfolg 
auch  dieser  Bemühungen  des  Corpus  evangelicorum  ausgeblieben  ist. 
IV.  Die  letzte  Gruppe  bezieht  sich  auf  die  oberösterreicliischen 
Theile,  auf  das  Land  ob  der  Enns,  Steiermark  und  Kärnten.  Am 
20.  November  1752  war  diesbezüglich  eine  mündliche  Vorstellung  bei 
der  Erzherzog  lieh- österreichischen  Comitialgesandtschaft  geschehen, 

>)  Auch  im  Retctipt  äei  Kaisei»  >n  die  Sladt  Kegcnsburg  (ö.  Septembet  1731) 
"ir  äit  CoTrespondeni  unter  StiaCe  des  Fried  enab  euch  es  verboten  norden.  Ein  nur 
gelinjener  Brief  mit  diesbeiüRlichem  Amtsact  des  sjebenbilrgi sehen  Hofloiulcrs  Betlilen 
i-l  Ion  mir  milgetlieilt,  Co^re^■|)onden^bUll  des  Vereines  für  aiebenbiirgi-tlie  Landes- 
Wonde,  XV;i.  Jabrg..  Nr.  2. 


218 

nachdem   die   Bittgesuche    der   Evangelischen    selbst    von  den  ein* 
heimischen  Behörden  gar  nicht  angenommen  worden  waren.  Es  wird 
wieder    um    Gewährung    des    Privatexercitiums    der    evangelischen 
Religion  oder  um  freie  Emigration  mit  den  Ihrigen  und  ihrer  Habe 
angesucht.  ,Nach  einer  dreimonatlichen  Zusieht*  ist  diese  mündliche 
Vorstellung  ,von  der  allergeringsten  Wirkung  nicht  gewesen*,  wes- 
halb  sich   das  Corpus   evangelicorum   schriftlich   an  Maria  Theresia 
wendet  in  der  Hoffnung  auf  Abhilfe,   da  , oberwähnte  Gewaltthaten 
nicht  diejenige  ächte  Mittel  sein  mögen,  wodurch  Ueberzeugung  und 
Begriff  von   dieser    oder   jener   Glaubenslehre    zu   bewirken   stehet 
ehender   durch    angezogenes    der  Klerisey   Verfahren    die    der   ge- 
sammten    Christenheit    wesentlichste   Wahrheiten    verletzet,    ja   gar 
umgestürzet,     unbefestigte    Gemüther    aber    zum    Naturalismo   und 
Indifferentismo  geflissentlich   verleitet  werden*  *).    Die  Beilagen  ent 
halten  Verzeichnisse.    ,So  viel  haben  wir  zu  nennen  gewusst,  welche 
gefangen  weggeführt  und  ihre  Häuser  und  Güter  verkauft  worden.* 
Es    sind    ungefähr    60    Familien    aus    dem    Lande    ob    der    Enns. 
17  Familien  aus  Steiermark   und   4  Familien   und   17  alleinstehende 
Personen   aus  Kärnten   mit  Angabe   ihres  Wohnortes,  jedoch   ohne 
das  Ziel  der  Transmigration  angeführt. 

Als  Antwort  ergeht  das  k.  k.  Rescript  an  den  Directorial- 
Gesandten  zu  Regensburg,  Freiherm  von  Buchenberg  ■).  ,\Vie 
ungegründet  nun  diese  Vorgaben  (im  Schreiben  des  Corpus  evangeli- 
corum an  die  Kaiserin  vom  28.  Februar  1753)  sind,  kann  nicht  woh! 
Jemand  misskennen,  so  von  der  Lage  und  Verfassung  unserer  k.  k. 
Erbländer  die  behörige  Kenntniss  hat  *  In  eine  Begründung  der 
Unrichtigkeit  der  Klagen  wird  nicht  eingegangen,  vielmehr  werden 
den  evangelischen  Ständen  gute  Lehren  gegeben,  sich  durch  keinen 
, unzeitigen  Religionseifer  verblenden  zu  lassen*.  Betreffs  des  Grundes 
dieser  ^ Transmigrationen*  —  allerdings  nicht  der  Bedrückungen  — 
wird  des  Längeren  auseinandergesetzt :  ,  ...  da  die  eingeschlagenen 
Maasnehmungen,  in  Ansehung  des  fälschlich  ausgeschrieenen  Ge- 
wissens-Zwangs, das  gerade  Widerspiel  zu  Tage  legen,  auf  eine 
wahre  Landesmütterliche  Vorsorge  gegründet  seynd  und  unsere 
protestantischen  Unterthanen  zur  freien  Ausübung  ihres  Gottes- 
dienstes die  Gelegenheit  verschaffen,  zugleich  aber  die  keinem  Tadel 

^)  Intercessionsschreiben  am  28.  Februar  1753.  Her  rieh.  S.  422. 
»)  Am  17.  November  1753;  Herr  ich,  S.  434. 


219 


ittrworfene  heilsame  Absicht  befördern,  nach  anderwärtigem  Bei- 
iü  verschiedene  zwar  gesunde  und  fruchtbare  aber  wegen  Ab- 
og  der  Inwohner  noch  Öde  liegende  Gegenden  in  unseren  Erbianden 
bevöllcern  und  mehrere  Einwohner  aus  Orten,  wo  ein  Uebcrfluss 
I  Volk  ist,  dahin  zu  ziehen.  Diese  Verfugungen  haben  noch  ehender 
1  in  einigen  Unserer  deutschen  Erbianden  die  dermaüge  Religions- 
Bchnerden  ausgebrochen,  ihren  Anfang  genommen;  und  wird 
sbey  auf  keinen  Unterschied  des  Glaubens  zurückgesehen  ....  Dass 
r  nun  zu  solchem  heilsamen  Endzwecke  unsere  protestantischen 
ientlassenen  Erbunterthanen  mit  zu  Hülffe  nehmen,  .  .  .  solches 
am  Dicht  änderst,  als  eine  wahre  Landesmütterliche  Milde,  Vor- 
ige und  besondere  Gnade  angesehen  werden  .  .  ,  .* 

Die  österreichischen  Protestanten  richteten  wegen  fortdauernden 
tdruckungen  am  19.  August  1754  ein  Memoriale  an  das  Corpus 
rmgeiicorum,  demzufolge  sich  dieses  wieder  IG.  November)  an  dic.- 
iiserin  wendet  und  im  Anschluss  dieses  Memoriale  mittheilt.  Alles 
ane  vermieden  werden  durch  die  Worte:  ,Ich  trete  wiederum  /ur 
«mscii-liatholischen  Kirche  über').*  Es  wird  nochmals  um  Gewissens- 
oheit  oder  um  Emigration  mit  , Verabfolgung  deren  Familien  und 
i^.en  Vermögens*   angesucht. 

.\h  Antwort  ergeht  ein  anderweitiges  Rescript  an  BuchenbiirL:, 
sc'aes  in  scharfem  Ton,  jedoch  in  wenig  eingehender  Art  ind 
fe«  die  Sache  behandelt  und  an  mehreren  Stellen  sich  mit  Auf- 
thüjiieit  ausspricht! 

Dass  das  Corpus  evangelicorum  jenes  Memoriale  der  Protestanten 
Mfm  Intcrcessionsschreiben  beigeschlossen,  wird  wegen  des  Inhalie- 
li:  heftigen  Worten  getadelt.  Es  wird  gehofft,  dass  das  Corjiu- 
\ä.igeIicorum  ,aus  eigenem  Antriebe  bedacht  sein  werde,  das  unter- 
^tae  Verschen  auf  eine  Unserer  höchsten  Würde  anständige  Art 
«  -erbcssem  und  Uns  der  unangenehmen  Veranlassung  zu  ent- 
ei^,  dass  Unsrerseits  auf  der  behörigen  Ahndung  bestanden 
itrdcn  müsste*. 

.Wir  stellen  also  nicht  in  Abrede,  sondern  bekennen  gar  gern 
■T  der  ganzen  Welt,  dass  Wir  als  eine  Christkatholische  und  die 
lV,Ufahrt  Unserer  getreuen  Untcrthanen  beherzigende  Regentin 
•'r  eiae  Unserer    ersten   Obliegenheiten    ansehen,    allen    Reiigiins- 

^;-L!iingen ,  .  ,  möglichst  vorzukommen Zu  gleicher  Zeit  aljer 

')Httrich,  S.  440. 


220 

wollen  Wir  auch  Unser  christliches  Gewissen  keineswegs  nnil  ReÜ 
bedriickungen  beflecken.  .  .  Gleichwie  übrigens  in  Unsem  Teutsdin 
Erblanden  der  alleinige  katholische  Öflentliche  Gottesdienst  sich  ein- 
geführt befindet,  also  folget  auch  von  selbsten,  dass  wir  nicht  i> 
geben  können,  noch  jemals  zugeben  werden,  dass  darinnen  tu 
geringer  Theü  derer  von  dieser  Religion  abweichender  Insassen  nrii 
der  unangefochten  verbliebenen  geheimen  (!)  Gewissensfreiheit  uij 
Uebung  einer  andern  Glaubenslehre,  sich  nicht  begnügen,  ,  .  . 
es  nun  Unsern  hohen  und  löblichen  protestantischen  ReichsmitständM, 
wie  wir  uns  allerdings  zu  ihrer  Gemüthsbilligkeit  versehen,  bloss  uolt 
allein  um  Gewissens- Freiheit  und  diesfalligc  Beruhigung  ihrer  Glaube;'? 
genossen,  so  unsre  Erbunterthanen  seynd,  7,u  thun,  und  zugleich  die 
Absicht  von  ihnen  entfernt  ist,  durch  Entblössung  Unserer  Erblan« 
von  Einwohnern  die  ihrige  zu  bevölkern*,  so  stimmt  die  Tran'- 
migration  speciell  nach  Siebenbürgen  auch  mit  den  Ansichten  Corpori^ 
evangelicorum  überein. 

.Wir  glauben  gern,  dass  ein  und  das  andere  ihnen  beschwer- 
lich und  empfindlich  falle,  doch  haben  sie  ganz  keine  Ursache,  über 
die  jeder  Entfernung  anklebende  Folgen  sich  zu  beklagen.  .  .  .' 

Es  wird  zwar  auch  behauptet,  dass  für  den  Transport  keinem! 
,auch  nur  ein  Kreutzer  von  seinem  vorhinnigen  Vermögen  abgezogen'! 
wird,  doch  ist  dies  falsch,  wie  aus  Rechnungen  der  Transmigranten- 
Cominissäre  hervorgeht ');  es  bezieht  sich  nur  auf  solche,  die  entweder 
kein  Vermögen  gehabt  oder  deren  Vermögen  durch  Transportkosten 
vor  der  Zeit  aufgezehrt  worden!  Alles  mussten  die  Transmigranteu 
sich  selbst  zahlen:  Verpflegung,  Wagen  für  Kranke  und  den  Trans- 
port ihres  Gepäckes,  Schiffe,  Särge  für  die  unterwegs  Verstorbenen 
und  endlich  die  für  sie  gebauten  Häu.ser  {z.  B.  in  Hermannstadt  u:id 
den  umliegenden  Dörfern)  wurden  ihnen  aus  dem  vorenthaltenen 
Gelde  abgezogen.  Dass  sie  Aufseher  und  Commissäre  nicht  selbst 
bezahlten  und  dass  den  Vermögenden  nicht  auch  die  Kosten  for 
die  Vermögenslosen  abgezogen  wurden,  ist  —  wie  auch  aus  den 
Beilagen  dieses  Rescriptes  her\'orgeht  —  der  einzige  Gnadenact  io 
dieser  Richtung  gewesen! 

Gegen  die  Klage,  dass  in  Gmünd  die  Schulen  geschlossen 
worden  seien,  wird  geantwortet:  .Beruhet  diese  angebliche  Spcmin^' 
derer  Schulen  darinnen,  dass  hierlands  jene  ge  fahr  liehe  Winkel  schulen. 

')  Z,  h.  auch  in  den  Beilagen  dieses  Rescriptes. 


221 

>  der  Jugend  andere  als  die  katholischen  Glaubenslehrsätze  bey- 
ebracht,  aufgehoben  werden  und  wird  verhoffentlich  nicht  in  Ab- 
ide  gestellet  werden,  dass  die  Allerhöchste  Landesfürstin  zu  Ver- 
Lnderung  dessen,  damit  in  ihren  österreichischen  Erblanden  die 
atholische  Religion  widrige  Glaubensbekenntnüssen  nicht  mehreres 
ber  band  nehmen,  all  immer  mögliche  Vorsorge  zu  gebrauchen, 
erechtigt  seye.  .  .* 

, Andrerseits  ist  kein  Gesetz  vorhanden,  welches  die  Weiber 
ahin  verbindet,  dass  sie  ihren  Männern,  wenn  sie  in  der  katholi- 
chen  Religion  mit  ihnen  verehelichet  worden,  bei  Annehmung  eines 
ndem  Glaubens  ebenfalls  folgen  sollten.* 

Die  Beilagen  zu  diesem  Rescripte  enthalten  Rechnungen,  Zeug- 
lisse,  Verzeichnisse  u.  s.  w.,  die  z.  B.  1752 — 1754  sieben  grössere 
fransporte  nachweisen,  was  andere  diesbezügliche  Actenstücke  in 
günstiger  Weise  ergänzt. 

Offenbar  nach  diesen  Transporten  nach  Siebenbürgen  —  viel- 
cicht  glaubte  man,  dass  weitere  Transmigranten  hier  schwer  Unter- 
commen  finden  würden  —  haben  sich  solche  Transmigranten  wieder 
nach  Regensburg  gewendet.  Von  Seiten  der  Kaiserin   sind   nun    an 
Jen  Magistrat  Verordnungen  ergangen,  welche,  wie  aus  dem  Späteren 
folgt,  für  diese  auswandernden  Protestanten  von  vielfach  erschweren- 
der Natur  gewesen  sind.  Das  Corpus  evangelicorum  richtet  nun  an 
den  Gesandten  Buchenberg  ein  Promemoria  (11.  October  1755),    in 
dem  der  Magistrat  gewissermassen  entschuldigt  wird ;  er  habe  nicht 
mehr  gethan,   als  solche  Evangelische   in  seiner  Stadt  aufzunehmen 
and  mitleidige  Handreichung   zu  thun.    Es  wird   die  Hoffnung   aus- 
gesprochen, dass  solches  »ganz  unschuldiges  und  aller  Seiten  unan- 
stössiges  Betragen  des  Magistrates*  demselben  nicht  die  Gnade  der 
Kaiserin  entziehen  wird  und  dass  von  ihm  weiterhin  nichts  verlangt 
wird,  was  den  »verfolgten*  evangelischen  Glaubensgenossen  den  Weg 
^um  Corpus  evangelicorum  abschneiden  oder  sonst  etwas  erschweren 
icönnte.  Dieses  Promemoria  wurde  nicht  angenommen,  was  nach  einer 
am  22.  October  1755  abgehaltenen  Conferenz  allen  Fürsten  etc.  des 
Corpus  evangelicorum  mitgetheilt  wurde;  es  waren  die  Worte:  , ver- 
folgte   Glaubensgenossen*    und    das    auch    im    Text    gebrauchte 
»Corpus  evangelicorum*  beanstandet  worden.  Betreffs  des  letzteren 
entstand  eine  vielfach  erörterte  Frage  nach  der  Berechtigung  dieses 
Titels. 


222 

Endlich  sind  noch  zu  erwähnen  die  Schreiben  des  Corpus 
evangelicorum  an  Georg  IL  von  England  (7.  Mai  1755),  Friedrich 
Adolf  von  Schweden,  Friedrich  V.  von  Dänemark,  Friedrich  II.  von 
Preussen,  die  verbündeten  Stände  von  Belgien  und  an  die  evangeli- 
schen Cantons  der  Schweiz  (in  deutscher  Sprache,  sonst  lateinisch, 
immer  aber  derselbe  Inhalt).  Von  Seiten  der  letzteren  erfolgt  auch 
zweimal  Antwort  (29.  December  1755  und  3.  April  1756).  Sie  ver-| 
sprechen  ,  bereitwillige  Hände  zu  bieten  zu  dem,  was  der  Sachen 
triftige  Bewandnis,  die  Theilnahme  an  der  Aufrechthaltung  des 
evangelischen  Wesens  und  unsere  aufrichtige  gewidmete  Dienstbegier 
erfordern  mag*.  Sie  hätten  auch  schon  an  Grossbritannien  und 
Preussen  um  Unterstützung  geschrieben,  ebenso  auch  an  die  General- 
staaten der  vereinigten  Niederlande.  1732  hatten  der  britische, 
holländische,  dänische  und  preussisch-churbrandenburgische  Gesandte 
in  Wien  Memoriale  an  den  Kaiser  in  Angelegenheit  der  Salzburger 
übergeben.  I 

Aus  dem  Jahre  1764  stammen  zwei  Memoriale  der  Trans- 
migranten an  das  Corpus  evangelicorum  aus  Hermannstadt  vorn! 
15.  Februar  und  20.  October;  sie  sind  mitgetheilt  in  diesem  Jahr- 
buche IV,  S  181  ff.,  und  tragen  den  Wunsch  vor,  aus  diesem  Exilio  i 
wieder  in  die  Heimat  zurückgelassen  zu  werden.  Nach  einer  Con- 
scription  wollten  ungefähr  800  Personen  nicht  mehr  in  Sieben- 
bürgen bleiben.  l 


XV. 

Eine  böhmische  evang.  Gesandtschaft  in  Berlin  1723. 

Aiii  dem  UnililsarcliiT,  deponirt  im  kgl.  Staalaacchiv  zu  Huse». 
Milgethdlt  von  Du.  J.  Kvaciala.  Professor  an  der  Universität  Dorpal-Jurjew. 
Nach  dem  unglücklichen  Religionskriege  des  XVII.  Jahrhunderts 
verstununen  bald  alle  Nachrichten  über  das  Evangelium  in  Böhmen, 
Irotzdem  es  im  Lande  zahlreiche  Protestanten  gab.  Einiges  lässt 
sich  aus  den  Relationen  der  preussischen  Gesandten  in  Wien  con- 
statiren.  Die  preussischen  Könige  versuchten  öfter  zu  Gunsten  ihrer 
b(;hmischen  Glaubensgenossen  zu  intervcniren,  doch  niussten  .sie  sich 
bald  überzeugen,  dass  dies  für  die  österreichischen  Erblander  ein 
eitles  Unternehmen  ist,  und  sodann  beschränkt  sich  die  IVotcction 
nur  auf  freundliche  Aufnahme  der  Exulanten. 

Dass  die  Unterdrückten  immerhin  nicht  alle  Hoffnung  aufgaben, 
darüber  mag  die  folgende  kurze  Regeste  zeugen.  Sic  .stammt  aus  der 
Sammlung  D.  E.  Jablonsky's,  des  bekannten  Enkels  des  Comenius 
uod  Hofpredigers  in  Berlin.  Die  Erzählung  ist  aus  seiner  eigenen 
Feder,  die  übrigen  Documente  sind  copirl.  Ich  gebe  die  Erzählung 
wörtlich,  da  sie,  wie  ich  denke,  interessante  Details  enthält,  dagegen 
die  ziemlich  primitiv  abgefassten  Puncta  und  das  Gesuch  nur  dem 
Inhalt  nach.  Zur  Sache  sei  noch  erwähnt,  dass  Strahlenheim,  der 
Gesandte  Carl  XII.,  in  Breslau  gewesen  und  sich  1707  — 17U9  be- 
mühte, allerdings  erfolglos,  auch  die  Reformirten  Schlesiens  in  die 
Religionsfreiheit  des  Altranslädter  Friedens  aufzunehmen.  Metternich 
war  ein  preussischer  Gesandter,  der  früher  eine  Zeil  in  Wien  ge- 
wesen war. 

,  . . . .  [Nachfolgende] ')  Puncta  haben  zween  Böhmische  Männer, 
welche  auch  kein  dcutsdi  reden  konnten,  anhero  nach  Berlin  den 
25  Augusti   1723    überbracht,    und    sich    an   mich  addressiret.     Der 

<)  In  der  VorUge  steht  „obige*,  di  darin  die  Erzählung  nach  den  FunkleD  steht. 


224 

eine  wohnete  numehr  in  Sittau,  der  andere  in  Ungarn,  dahin  sie 
der  Verfolgung  wegen  entwichen,  und  trieben  den  Ackerbau.  Der 
eine  hiess  Martin  Rochliczek  und  der  zweite  Mikolaj  Wydraczek, 
dieser  letztere  ist  der  in  Sittau  wohnet. 

Diese   Leute    nachdem   sie   etwa   8  Wochen    dahier  sich    ver- 
weilet  und   in   des  Hrn.  v.  Ilgen  Hand  Memorialien  an  die  Könige 
von  Preussen,  Engelland,  Dänemark  und  Schweden    übergeben,    zu- 
letzt auch  dem  K.  von  Engelland  am  tage  seiner  abreise  (d.  13.  Oc- 
tober    1723)    eine    neue   Abschrift    ihrer    Supplic    in    eigene    bände 
übergeben,    verlangten   hernach   von    mir  und  Propst  Reinbeck    ein 
attestatum  des,  so  hier  passiret,  damit  sie  es  ihren  Landsleuten  vor- 
zeigen  könnten.     Da   solches    nun  solte  von   mir  gesiegelt  werden, 
baten  sie   dasz  das  Siegel  nicht  in  wachs,    sondern    eine   oblate  ge- 
drucket würde.    Und  das  daher,    weil,   da  auf  den  grenzen   alles  so 
genau  visitirt  würde,    sie   solch  attest  nicht  anders  als  in  ein  brodt 
gebacken    durchbringen    könnten,    da    den    das    wachs    schmeltzen 
müste,  die  oblate  aber  unversehret  bliebe. 

Sie  erzehleten  auch,  dasz  da  Strahlenheim  die  Religions  Affairen 
zu  Breslau  A'.,  tractirete,  einige  Deputirte  von  diesen  armen  Leuten 
nach  Breslau  abgefertiget  worden.  Zu  welchen  aber  sich  ein  listiger 
apostate  gesellet,  Sie  anzuführen  und  zu  recommandiren  so  heissen, 
aber  anstatt  Strahlenheims  sie  zu  dem  Kais.  Commissario  gebracht, 
dem  sie  ihr  Memorial  übergeben,  und  solcher  gestalt  die  Sache  ver- 
rathen  und  die  armen  Leute  in  unaussprechliche  Leiden  gebracht 
worden.* 

* 

Die  hier  erwähnten  ,Puncta  derer  Böhmen,  welche  von  denen 
Papisten  wegen  der  Religion  grossen  Verfolgung  leiden*  sind: 

1.  Dass  sie  vor  100  Jahren  aus  Böhmen  und  Mähren  vertrieben 
worden. 

2.  ,Vom  Jahre  1716  werden  wir  verfolget  wegen  des  Wort 
Gottes,  unser  haab  und  guth  nehmen  sie  Uns,  peitschen  uns  mit 
scharfen  Karbatschen  bis  aufs  blut,  werfen  uns  in  die  Gefängnisse, 
in  Ketten  und  banden.  Zu  6  Jahren  arrestiren  sie  die  leüte,  noch 
bis  dato  sitzen    ihrer  viele  wegen   der  Religion   an  etlichen  Orten.* 

3.  sie  nehmen,  verfluchen  und  verbrennen  die  heiligen  Bücher, 
auch  die  Bibel. 


'JW^--^ 


i.  ,Nach  Beraubung  aller  unszrer  Güter,  bey  schwerer  Strafe 
( uns  verboten  worden  die  biicher  zu  lesen.* 

D.  viel  1000  gemein  Volk  ist  nach  Sachsen,  Schlesien,  Ungarn 
wjagl  worden. 

t>.  Viel  tausend  Leute  beten  und  seufzen  zum  Himmel  um  das 
L  Abendmahl,  das  ihnen  verweigert  wird. 

7.  A*  1719  haben  auf  18-UOO  Menschen  in  Böhmen  und  Mähren 
Airch  gewisse  Mittel*  das  hochw.  Abendmahl  unter  beydcrlei  Ge- 
tiit  empfangen. 

if.  ,Wie  allesamt  in  Böhmen  und  Mähren  alles  Gemeine  Leute' 
rinnen  auch  sie  ihre  Zuflucht  zum  Könige  von  Preussen. 

9.  Weil  sich  jetzt  der  König  in  Prag  befindet,  möge  jetzt  der 
iäiig  bdra  Kaiser  freies  Exerdtium  der  Religion  und  etliche  Kirchen- 
nra:imung  erwirken. 

10.  Weil  sie,  arme  Leute  weder  Hülfe  noch  Rath  wissen,  dies 
I  suchen,  so  bitten  sie  den  Kg  von  Preussen,  er  möge  sich  ihrer 
ttebmen,  Gott  werde  es  ihm  vergelten. 

Me  Rechtgläubige  in  Böhmen  und  Mähren  die  sich  zu  der 
litten  Religion  bekennen. 

Die  Bitte  an  den  Allerdurchlauchtigsten  Grossmächtigsten  König, 
tognädigsten  König  und  Herrn,  —  von  Berlin,  23.  Augnist  1723 
ttirl.  —  sagt,   die  Verfolgung  geschehe  ,von  einigen  Catholischen 
i"  viele  Jahre  her',  .viele  (werden)  vor  den  Pflug  gespannt,  dass 
»anstatt  des  viehes  den  Pflug  ziehen   und   den   acker  umbrechen 
fesen*.  Sie  haben  gehört,  dass  dies  gegen  den  Willen  des  Kaisers 
öchehe  nnd  da  sie  niemanden  haben,    der   ihm   dies  vortrage,   so 
itra  sie  darum  den  König  von  Preussen. 
Unterschrift : 
Sämtliche  Glieder  der  Evangelischen  Religion  in  Böhmen, 
Mahren  und  Schlesien. 
Jacob  Pohatscheck, 
Martin  Rochlitschek, 
Nicolaus  Wondrascheck 
aus  der  Herrschaft  Mirschötz. 


■  IBM,  H.  niu.  IV. 


i 


,Da  obiges  SuppUcatum  nacher  Regensburg  versandt  worden, 
hat  der  H.  Graff  von  Mettemich  deshalb  folgende  Relation  ab- 
gestattet, sub  dato  Regensbg.  den  13  Sept.  1723' 
Tit. 
.Habe  ich  wegen  der  in  Böhmen  und  Mähren  sich  befindenden 
Evangehschen  nach  Ew.  Königl,  Majestät  ailergnädigster  PSto.  von: 
4  September  mit  dem  Chur  Braunschweigsciien  Gesandten  commum 
cirt.  Unserer  beider  Meinungen  geht  dahin,  dass  Ew.  Königl.  Maje- 
stät Vorschrifft  diesen  guten  Leuten  mehr  schädlich  als  nützlich 
seyn  diiriTte,  und  dasz  insonderheit  sie  ihre  gäntzliche  Ausrotluni; 
zu  gewarten,  wann  ihnen  ein  schriftlicher  Bescheidt  solte  gegeben 
werden,  als  welcher  ohn möglich  in  die  länge  verborgen  bleiben 
könte ;  dahero  ihnen  dann  dieses  zu  bedeuten  wäre  und  dabey,  dasi 
sie  sich  stille  halten,  und  in  Christliche  Gedult  ihre  Errettung  er«-arten 
solten. 

Datum  ut  in  relatione  humillima  Regenspurgden  13  Sept.  1723. 
S.  Königl.  Majestät 
in  Preussen 

Mettemich. 


Bibliographie    über    die   einschlägigen   Erscheinungen 
des  Jahres  1896  mit  kurzen  Nachrichten'}. 

I.  FUr  das  Allgemeine. 

1.  Hamanisrnns  und  Philosophie. 

G.  Kawerau,  Ein  Brief  H.  Glareans  anjoh.  Laski. 
(Zdtschr.  d.  histor.  Gesellschaft  f.  d.  Prov.  Posen,  S.   131—134.) 

K.  Sudhoff,  Ein  Rückblick  auf  die  Paracelsus-Jahr- 
hundertfeier.  (.Monatshefte  d.  Comenius-Gcsellschaft' ,  4.  Bd., 
S.  115—122.) 

2.  PoUtlaohfl  Entwioklnng. 

K.  Lamprecht,  Deutsche  Geschichte,  5.  Bd.,  XIII, 
'M  S..  Berlin,  Gaertner.  Mk.  12. 

Lamprecht's  auf  löjähriger  Vorbereitung  beruhendes,  vielseitig 
begrüsstes  Werk,  dessen  fünfter  Band  von  Maximilian  I.  bis  zum 
westphälischen  Frieden  reicht,  wird  am  besten  durch  sein  Wort 
gekennzeichnet:  Es  ist  undenkbar,  dass  die  Geschichtsschreibung 
unserer  Zeit  einen  anderen  als  cultur geschichtlichen,  wirthschafts- 
geschichtlichen,  rechtsgeschichtlichen,  gcistesgeschichtlichen  Stempel 
trage.  Lamprecht  schöpft  überall  aus  dem  Vollen ;  während  er  gc- 
HTssenhaft  und  dankbar  die  reichen  Vorarbeiten  benützt,  hält  er  sich 
den  Blick  frei  zu  sclbstständiger  Beurtheilung,  so  dass  oft  längst 
Bekanntes  in  neue  Beleuchtung  rückt,  unzähligemal  Dargestelltes 
von  Frischem  fesselt ;  dazu  gehört  freilich  die  geistreiche  Form  und 
der  schwungvolle  Stil,  der  noch  gewinnen  würde  durch  Beseitigung 
der  .Hypertrophie*  von  Fremdwörtern, 

■)  Die  im  „Jahrbuche"  enthaltenen  Artil^el  sind  nicht  nochmals  Bufgetilhn.  — 
^;l.  aein  Rcferal  im  ,Theologiic)ien  Jahresbericht",  herausgegeben  *on  H.  HolUmann, 
Brwnscliweig,  Schwetichke  &  Sohn,  15.  Bd..  1896,  S.  230—274. 


228 

Widmann,  Geschichte  des  deutschen  Volkes,  908  S., 
Paderborn,  Schöningh. 

Widmann*s  Standort  ist  dadurch  deutlich,  dass  er  von  dem 
Wesen  der  das  Brandmal  ungesetzlicher  Auflehnung  gegen  die 
Autorität  an  sich  tragenden  Reformation  spricht. 

Turba,  Venetianische  Depeschen  vom  Kaiserhofe, 
3.  Bd,,  815  S.,  Wien,  Gerold,  Mk.  11. 

Turba's  Depeschensammlung  ist  mit  dem  von  Büdinger  heraus- 
gegebenen dritten  Bande,  der  von  1554 — 1576  reicht,  abgeschlossen. 
Die  gut  unterrichteten  venerianischen  Berichterstatter  bieten  eine 
Menge  von  Nachrichten,  die  zum  Verständniss  des  geschichtlichen 
Verlaufes  und  Zusammenhanges  der  politischen  Begebenheiten 
Europas  wichtig  sind,  während  sie  für  die  religiösen  Verhältnisse 
und  für  darauf  bezügliche  Verhandlungen  auf  Reichs-  und  Landtagen 
nur  soweit  Interesse  zeigen,  als  sie  eine  Wechselwirkung  zwischen 
Religion  und  Politik  erkennen. 

O.  H.  Hopfen,  Kaiser  Maximilian  II.  und  der  Com- 
promisskatholicismus,  VII,  439  S.,  München,  M  Rieger,  Mk.  12. 

Hopfen  hat  den  von  F.  Stieve  geprägten  Kunstausdruck  des 
Compromisskatholicismus  aufgenommen.  Letzterer  hielt  vom  Papste 
nichts  und  von  den  Bischöfen  wenig;  verwarf  die  Ohrenbeichte, 
Firmung  und  letzte  Oelung ;  forderte  das  Abendmahl  sub  utraque 
und  die  Beseitigung  oder  Verdeutschung  der  Messe;  verlachte  den 
Ablass  und  glaubte  nicht  an  das  Fegefeuer;  erklärte  Fasten  für 
unnöthig;  eiferte  gegen  Wallfahrten,  Anrufung  der  Heiligen  und 
Verehrung  der  Reliquien ;  verachtete  das  Klosterleben  und  Cölibats- 
gesetz.  Aber  die  Anhänger  dieser  Negation  blieben  katholisch,  theils 
freiwillig,  theils  gezwungen.  Zu  den  ersteren  gehörten  die  geistlichen 
und  weltlichen  Fürsten,  die  sich  abhängig  von  Rom  fühlten,  Verlust 
an  Besitz  und  Umsturz  der  Ordnung  fürchteten;  zu  den  letzteren 
die  katholischen  Herren  Unterstehenden.  Dieser  Compromisskatholicis- 
mus erfüllte  nach  Stieve  und  Hopfen  auch  Kaiser  Maximilian,  dem 
man  mit  Unrecht  als  Charakterschwäche  vorgeworfen  habe,  was  nur 
dem  Mangel  an  theologischer  Einsicht  entsprang.  Indem  er  die  Be 
deutung  der  dogmatischen  Unterschiede  nicht  zu  erfassen  vermochte, 
hoffte  er  durch  äusserliche  Zugeständnisse  eine  Einigung  zwischen 
dem  Protestantismus  und  der  alten  Kirche  herbeifuhren  zu  können; 
deshalb  suchte  er   einerseits   die  verfallene  Zucht  bei  der  Geistlich- 


kcit  und  in  den  Klöstern  zu  heben,  andererseits  das  Auseinander- 
geben des  Protestantismus  in  verschiedene  Secten  und  das  Ueber- 
handnehmen  schroffer  Gegnerschaft  gegen  Rom  zu  verhüten.  Mehr 
als  die  Hälfte  des  Werkes  nehmen  Actenstoffe  ein,  namentlich  aus 
den  Wiener  Archiven,  Den  meisten  Lesern  wäre  wohl  eine  Er- 
klärung des  freilich  im  XVL  Jahrhundert  oft  vorkommenden  .Ecebolus* 
lieb  gewesen;  zu  Baiem  könnte  die  Abhandlung  von  Hilliger  im 
-Histor,  Taschenbuch*  genannt  sein;  ferner  fehlt  die  Abhandlung 
von  Schlecht  in  .Histor.  Jahrbuch  d.  Görres-Gesellschaft '  über  das 
geheime  Dispensbreve  Pius'  IV.  für  die  römische  Königskrönung 
Max'  II.  Warum  ist  S.  5  nicht  lieber  Corp.  Ref.  citirl? 

H.  Moritz,  Die  Wahl  Rudolfs  IT.,  der  Reichstag  zu 
Regensburg  und  die  Freistellungsbewegung,  XXIV, 
466  S.,  Marburg.  Elwert,  Mk.  12. 

Moritz  stellte  sich  die  Aufgabe,  die  Katastrophe  des  Pro- 
testantismus als  politischer  Partei  zum  ersten  Male  ausführüch  und 
allseitig  darzustellen.  Es  sind  jene  Jahre,  in  denen  das  Uebergewicht 
im  Reiche  von  den  Protestanten  auf  die  Katholiken  überzugehen 
begann.  Den  rothen  Faden  der  Schilderung  bildet  die  Geschichte  der 
Freistellungsbewegung,  d.  h.  aller  jener  Bestrebungen,  die  auf  eine 
Ausdehnung  der  Religionsfreiheit  bezw.  einen  umfassenden  Schutz 
des  evangelischen  Bekenntnisses  abzielten.  Da  diese  Bestrebungen 
mit  den  auf  die  Wahl  Rudolfs  zum  römischen  Könige  bezüglichen 
Verhandlungen,  mit  den  Berathungen  des  Regensburger  Reichstages 
und  besonders  mit  der  Frage  der  Türkenhilfe  unlösbar  verknüpft 
sind,  wurde  die  ganze  Geschichte  der  Wahl  und  des  Reichstages  in 
die  Darstellung  einbezogen.  Auf  Grund  reichen,  wenn  auch  nicht 
ganz  vollständigen,  Actenmateriales  ist  die  Untersuchung  A,  v.  Kluck- 
hohn's  würdig  durchgeführt,  der  den  Verfasser  auf  den  Gegenstand 
hinwies  und  dessen  Andenken  das  Werk  gewidmet  ist. 

W.  Ritter,  Deutsche  Geschichte  im  Zeitalter  der 
Gegenreformation  und  des  dreissigj ährigen  Krieges 
1555—1648).  2.  Bd„  1686—1618,  X,  481  S„  Stuttgart,  Cotta. 
Mk.  6. 

Rttter's  Werk  behauptet  im  zweiten  Bande  den  Ruhm,  neben 
der  Beherrschung  der  fremden  Forschung  eine  Fülle  eigener  zu 
bringen,  frei  zu  sein  von  confessionetler  Einseitigkeit  (wenige  Schwan- 
kungen zu  Gunsten  des  Katholictsmus  abgerechnet),  das  Gewirr  der 


230 

Verhandlungen  und  Ereignisse  zu  lichten  und  anziehende  Porträts 
der  Hauptpersonen  zu  zeichnen.  Man  muss  jetzt  die  bisher  übliche 
Auffassung  aufgeben,  nach  der  seit  dem  Augsburger  Religionsfrieden 
bis  zum  Ausbruche  des  grossen  Krieges  die  Gegensätze  sich  immer 
mehr  zugespitzt  hätten;  vielmehr  trete  seit  Maximilians  IL  Tode 
plötzlich  ein  Umschwung  ein,  die  eingeschläferten  confessionellen 
Gegensätze  erwachen,  sie  verschärfen  sich  und  treiben  zu  den  Waffen. 

W.  Meyer,  Compositions- und  Successionsverhand- 
lungen  unter  Kaiser  Matthias  während  der  Jahre  1615 
bis  1618.  Bonn,  Cohen,  Mk.  1'50. 

H.  Forst,  Der  türkische  Gesandte  in  Prag  und  der 
Briefwechsel  des  Winterkönigs  mit  Sultan  Osman  II. 
(, Mittheil.  d.  Institutes  f.  österr.  Geschichtsforsch.,  16.  Bd.,  S.  566  ff  ■ 

O.  Klopp,  Der  dreissigjährige  Krieg  bis  zum  Tode 
Gustav  Adolfs  1632.  2.  Ausg.  d.  Werkes:  Tilly  im  dreissig- 
jährigen  Kriege,  3.  Bd.,  1.  Th.:  1628—1630.  628  S.  Paderborn, 
F.  Schöningh,  Mk.  10.  (Vgl.  Jahrbuch*,  15,  211.) 

Nuntiaturberichte  aus  Deutschland  nebst  er- 
gänzenden Actenstücken.  4.  Abth.  XVII.  Jahrh.  1.  Bd.  Hrsg. 
durch  das  k.  preuss.  hiat.  Institut  in  Rom  u.  d.  k.  preuss.  Archiv- 
Verwalt.  Beriin,  A.  Bath.  4.  Nuntiaturberichte  1628—1635.  Nuntiatur 
des  Pallotto  1628—1630.  1.  Bd.  1628.  Bearb.  v.  H.  Kiewnin-. 
(CVII,  380  S.)  Mk.  16. 

An  seine  Nuntiaturberichte  aus  dem  XVI.  Jahrhundert  schliesst 
das  preu8sische  historische  Institut  in  Rom  die  des  XVII.  an,  be- 
sonders für  die  Periode  des  dreissigjährigen  Kri^es,  von  Pallotto, 
Rocci,  Grimaldi.  Allerdings  fanden  sich  aus  den  Jahren  1618 — 1628 
nur  geringe  Reste  im  vaticanischen  Geheimarchive  und  in  anderen 
römischen  Archiven  und  Bibliotheken,  die  für  die  deutsche  Geschichte 
von  Wichtigkeit  sein  konnten.  Durch  einen  glücklichen  Zufall  jedoch 
wurde  das  Privatregister  Caraßas  im  Privatbesitze  gefunden  und 
angekauft.  Für  die  darauffolgenden  Jahre  bis  zum  westphälischeni 
Frieden  sind  die  fortlaufenden  Nuntiaturberichte  in  Rom  erhalten. 
Die  Nuntien  des  XVII.  Jahrhunderts  schreiben  und  sammeln  mehr 
wie  die  des  XVI.;  Zeitungen  und  Beilagen  aus  den  entlegensten 
Orten  über  die  entlegensten  Dinge  werden  zusammenhangslos  be- 
rücksichtigt. Der  von  Kiewning  herausgegebene  Band  umfasst  nur 
das  Jahr  1628 ;  die  Einleitung  berichtet  über  die  Quellen,  das  Leben 


231 

des  Pallotto  und  die  Geschichte  seiner  Nuntiatur  bis  1628 ;  dann 
folgen  die  165  Acten  nebst  Regiater,  Wir  haben  hier  dadurch  eine 
besonders  werthvolle  geschichtliche  Quelle,  weil  wir  ein  fortlaufendes 
Bild  über  das  Leben  und  Treiben  am  Hofe  empfangen. 

Ranke,  Geschichte  Wallenstein's.  5.  Aufl.,  X,  371  S. 
Leipzig,  Duncker  &  Humblot,  Mk.  7-20. 

F.  Ruby,  Zeittafeln  zur  österreichischen  Geschichte 
(bis  1880)  mit  erklärenden  und  ergänzenden  Anmerkungen  u.  ein. 
histor.-geogr.  Ortsverzeichniss.  335  S,,  Wien,  Franz  Doli,  Mk.  5. 

3.  Elrohengesohlclite. 

F.  X.KrauB,  Lehrbuch  der  Kirch  engeschichte,  4.  Aufl. 
!*5ti  S.,  Trier,  Linz.  Mk.  U. 

A.  Knöpfler,  Lehrbuch  der  Kircliengeschiclite  auf 
Grund  der  akademischen  Vorlesung,  von  Bischof  von 
Hefele.  XXIII,  748  S-,  Freiburg  i.  B.,  Herder,  Mk.  9. 

G.  T.  Bettany,  A  populär  historyofthe  Reformation 
and  modern  Protestantism.  520  S.,   London,  Ward  &  S.  6  sh. 

K.  Aust,  Lehrbuch  der  Kirchengeschichte  fiir  den 
evangelischen  Religionsunterricht  an  Volks-  und  Bürger- 
schulen, sowie  verwandten  Lehranstalten.  108  S.,  Wien, 
A.  Holder,  fl.  —-60. 

Aust  hat  das  Verdienst,  einem  lange  empfundenen  Bedürfniss 
abgeholfen  zu  haben.  Es  ist  hier  zum  ersten  Male  der  Versuch 
gemacht,  in  einem  kleinen  Schulbuche  auch  die  Geschichte  des  Evan- 
geliums in  Oesterreich  darzustellen.  Von  den  42  Bildern,  in  denen 
die  Entwicklung  der  christlichen  Kirche  dargestellt  ibt,  kommen  acht 
auf  die  evangelische  Kirche  in  Oesterreich.  Dem  Eifer  des  Ver- 
fassers ist  die  Genugthuung  geworden,  dass  das  Ministerium  für 
Cullus  und  Unterricht  seine  Arbeit  als  Schulbuch  genehmigt  hat. 
Möchte  es  in  den  künftigen  Auflagen  immer  mehr  seinem  Zwecke 
entsprechen ! 

Fr.  Arnold,  AltÖsterreichischeCuiturstudien  (Oester- 
reich und  die  deutsche  Reformation).  (.Germania',  Illustr. 
Monatsschrift  f.  Kunde  d.  deutsch.  Vorzeit,   1,  229  f.} 

K,  Schmertosch,  Vertriebene  und  bedrängte  Pro- 
testanten in  Leipzig  unter  dem  Schutze  Joh.  Georgs  1. 
'.Neues  Archiv  f.  sächs.  Gesch.',  XVI.  Jahrh.,  S.  269—291.) 


232 

H.  J.  Schäffler,  Die  Sammlungen  von  Glocken- 
metall und  Gesangbüchern  für  arme  Pflegekinder  des 
Gustav  Adolf-Vereines.  (»Für  die  Feste  und  Freunde  des 
Gust.  Ad.-Ver/,  Nr.  181,  183.  Barmen,  Klein,  40  «.  32  S.  ä  10  Pfg.) 

II.  FUr  die  einzelnen  Länder. 
NiederöBterreich. 

Aus  Alt-Krems,  Festgabe  zum  900jährigen  Jubi- 
läum der  ersten  urkundlichen  Erwähnung  der  Stadt 
Krems.  Hrsg.  v.  städt.  Museum,  XVI,  94  S.  Krems,  F.  Oester- 
reicher.  (Vgl.  Tafel  VIII  u.  IX.) 

K.  Uhlirz,  Das  Archiv  der  landesfürstlichen  Stadt 
Zwettl  in  Niederösterreich.  30  S.  4«.  Zwettl,  tl.  1*50. 

In  den  Bauemunruhen  des  Jahres  1597  war  auch  Zwettl,  das 
einen  starken  Einschlag  bäuerlicher  Bevölkerung  hatte,  dem  Pro- 
testantismus beigetreten.  Doch  schon  im  Jahre  1602  stellten  die 
Bürger  einen  Revers  über  ihre  gutkatholische  Gesinnung  aus. 

A.  Huber,  Neue  Mittheilungen  über  die  ^Sturra- 
petition*  der  protestantischen  Stände  O  esterreichs, 
5.  Juni  1619.  (, Mittheil.  d.  Institutes  f.  österr.  Geschichtsforsch.*, 
XIV.  Jahrh.,  4.  H.) 

Huber  bezieht  sich  auf  den  in  Klein's  Geschichte  des  Christcn- 
thums  in  Oesterreich  und  Steiermark  (5.  Bd.  Anh.)  entiialtencn 
Bericht  Christoph  Ruechner's,  der  von  den  protestantischen  Ständen 
Oberösterreichs  nach  Wien  gesandt  war,  wonach  von  einer  eigent- 
lichen Sturmpetition  nicht  zu  reden  ist. 

V.  Capesius,    Die    Zustände    in    der    evangelischen 

Gemeinde  A.  C.  in  Wien.    Charakterbilder.  Wien,   Selbstverlag, 

VI,  62  S. 

OberöBterreioh. 

Karl  Schimik,  Die  evangelische  Gemeinde  A.  C 
Vöcklabruck  von  der  Reformationszeit  bis  zur  Gegen- 
wart. Ein  Bild  aus  der  oberösterr.  Diaspora.  Vöcklabruck,  Verlag 
der  Gemeinde,  IV,  116  S.,  60  kr. 

Auf  Grund  der  gedruckten  Quellen  und  Acten  des  Pfarr-  und 
Presbyterialarchivs  hat  Schimik  die  Reformations-,  die  baierische  und 
<äic  gegenwärtige  Gemeinde  geschildert  und  mit  statistischen  Daten 
sowie  bildlichen  Beigaben  bereichert. 


233 

Jeder  Pfarrer  und  jede  Gemeinde  Oesterreichs,  die  archivalische 
Stoffe  besitzt,  sollte  es  fiir  eine  Ehrensache  halten,  eine  solche 
achJderung  ihrer  Vergangenheit  und  Gegenwart  zu  besitzen,  damit 
mmer  mehr  das  auch  in  hohen  Kreisen  zu  vernehmende  befremdende 
Vorurthcil  schwinde  und  actenmässig  widerlegt  wurde,  der  Pro- 
lestantismus  habe  in  Oesterrcich  überhaupt  keine  Geschichte. 

J.  Jäkel,  Zur  Frage  über  die  Entstehung  derTäufer- 
jemeinden  in  Oberösterreich.  Freistadt,  Selbstverlag,  39  S. 

Jäkel  wendet  sich,  wie  schon  seinerzeit  Lnserth,  gegen  Nico- 
ladoni's  (vgl.  , Jahrbuch',  15,  217)  Verknüpfung  der  österreichischen 
Täufer  mit  den  Waidensem, 

Salsborg. 
A.  Bühler,  Salzburg  und  seine  Fürsten.    Ein  Rund- 
gang durch  die  Stadt  und  ihre  Geschichte.  2,  Aufl.  V.  2. 
88  S,  Reichenha«,  Bühlcr,  Mk.  3-50, 

1.  W,  Hauthaler,  Cardinal  Matth,  Lang  und  die  re- 
ligiös-sociale  Bewegung  seiner  Zeit(lö  17 — 1540).  Zumeist 
nach  Salzburger  Archiv.  1.  Th.  Bis  zum  Religionsmandate  vom 
22.  Juli  1523.  (.Mittheil.  d.  Gesellsch.  f  Salzburg.  Landeskunde*. 
35.  Jahrg..  S.  149—201.) 

2a.  Derselbe:  Cardinal  Matth.  Lang.  (,Jahresber.  d,  Leo- 
Gesellsch.') 

2b.  Derselbe:  Des  Cardinais  u.  Salzburg.  Erzbischofs 
Matth.  Lang  Verhalten  zur  religiösen  Bewegung  seiner 
Zeit  (1519—1540).  20  S.  Wien.  Leo-Gesellsch .   Mi  kr. 

Hauthater  beschränkt  sich  meist  auf  berichtende  Darlegung  des 
Thatbestandes,  die  Darstellung  der  ganzen  Persönlichkeit  Lang's  und 
die  Würdigung  seines  Verhaltens  einer  gewandteren  Feder  über- 
lassend. Die  von  Hauthaler  gesammelten  Acten  sind  zum  grossen 
Theile  schon  von  Datterer  (1890)  benützt  und  abgedruckt.  Er  kann 
nicht  ambin,  zuzugeben,  dass  der  Cardina!  kein  Mittel  verschmäht 
und  dass  er  prunksüchtig  und  ehrgeizig  war;  doch  fasst  er  sein 
L'rtheil  dahin  zusammen  (2b,  S.  19):  ,M.  Lang  war  als  Erzbischof 
von  Salzburg  ein  steter  und  zlelbewusster  Gegner  Luthers  und  aller 
rdi^ösen  Neuerung  seiner  Zeit ;  er  war  aber  nach  den  Acten  durchaus 
nicht  jener  blutgierige  und  gewaltthätige  Fürst,  der  alle  seine 
Gegner   nur  aufknüpfen   und   durch  Feuer   und    Schwert  vernichten 


_234_ 

wollte;  ja,  er  war  nicht  einmal  jener  schreckliche,  absolutistische 
Tyrann,  vor  dessen  Willen  sich  Alles  im  Staube  verkriechen  musste, 
wie  er  in  der  bisherigen  Literatur  mehr  oder  weniger  deutlich  und 
rücksichtslos  gezeichnet  wurde.* 

In  2  b,  S.  18,  ist  der  Ketzerprocess  des  Predigers  zu  St.  Veit 
in  Kärnten,  Hieronym.  Hofmann,  erörtert,  der  zur  katholischen  Kirche 
zurücktrat. 

In  1  sollte  statt  der  Ausgabe  des  Briefwechsels  Luther's  durch 
de  Wette  die  von  Enders  notirt  sein;  bei  Staupitz'  Predigten  fehlt 
der  Hinweis  auf  das  Jahrbuch  {II  [1881],  S.  49  f.),  bei  Speratus  der 
auf  die  , Allgemeine  deutsche  Biographie*  (Bd.  35).  Speratus' 
Familienname  war  nicht  Sprettler,  sondern  Spret. 

Steiermark. 

J.  V.  Zahn,  Steiermark  im  Kartenbilde  der  Zeiten. 
Vom  II.  Jahrh.  bis  1600.  Graz,  Landesarchiv,  Mk.  25. 

Kärnten. 

HansUngnad,  Freiherr  v.  Sonneck.  (,Allgem.  deutsche 
Biogr.*,  39,  308.) 

J.  Loserth,  Zur  Geschichte  des  Kryptoprotestantis- 
mus  in  Innerösterreich  im  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert. 
(, Beilage  z.  allgem.  Zeit^  Nr.  327.  S.  3—6.) 

Je  unvollkommener  man  bisher  über  die  Geschichte  des  heim- 
lichen Protestantismus  unterrichtet  ist,  desto  mehr  wird  man  ihn 
betreffende  Mittheilungen  willkommen  heissen,  wie  die  Loserth's  aus 
den  Actenbeständen  der  Archive  in  Klagenfurt  über  die  Herrschaft 
Gmünd. 

Man  sieht  daraus,  dass  mit  Hilfe  von  Bücherverbrennung, 
Militär,  Verhaftungen,  Abschiebungen  die  ,Compescirung  der  un- 
ruhigen Unterthanen*  und  Con Versionen  in  der  Gegend  von  Gmünd 
bis  in  die  dem  Toleranzedict  unmittelbar  vorhergehenden  Jahre 
fortdauerten;  für  solche  Verdienste  verlangte  der  glückliche  Religions- 
commissär  allerhöchste  Auszeichnung,  die  ihm  auch  zutheil  ward. 

J.  Loserth,  Zwei  biographische  Skizzen  ausderZeit 
der  Wiedertäufer  in  Tirol.  (^Zeitschr.  d.  Ferdinandeums  für 
Tirol  u.  Vorarlberg«.  39.  Jahrg..  S.  277—302.) 


235 

Loserth's  mit  Benützung  von  Becks  Nachlass  gearbeitete  Studie 
ichildert:  1.  Pilgram  Marpeck,  ein  Tiroler  Wiedertäufer  in  der  Fremde; 
i.  Gallus  Müller,  der  heil.  Schrift  Doctor,  Innsbrucker  Hofprediger 
jnd  Pfarrer  von  Meran  (1535 — 154()). 

Böhmen. 
Die  österreichisch-ungarische  Monarch  ie  in  Wort 
jnd  Bild.  Böhmen.  618  u.  681  S.  Wien,  Holder. 

K.  F.  Rietsch.  Das  Stadtbuch  von  Falkenau.  Prag, 
D.iminicus,  Mk.   lÖO. 

A.  Horcieka,  Das  geistige  Leben  in  Elbogen  zur 
Zeit  der  Reformation.  (,Gymnas.-Progr.  d.  k,  k.  Neustädtcr 
deutsch.  Staats-Obergymnas.*,  Prag,  Verl.  d.  Gymnasiums,  83  S.) 
Horcieka  setzt  erfreulicherweise  seine  reformationsgepcliichtlichen 
Studien  fort  (vgl.  Jahrbuch',  XVI  [1895],  271).  vornehmlich  das 
Schulwesen  in 's  Auge  fassend.  In  den  Beilagen  sind  16  Actenstücke 
abgedruckt  aus  der  Zeit  von   1538—1607. 

G.  Loesche,  Johannes  Mathesius.  Ein  Lebens-  und 
Sittenbild  aus  der  Reformationszeit.  XXI,  63i>  u.  467  S. 
Mit  Porträt  u.  Facsimile.  Gotha,  Fr.  A.  Perthes,  Mk.  16,  geb.  Mk.  20. 
Ref.  gibt  auf  Grund  handschriftlicher  wie  gedruckter  Quellen 
ein  Bild  des  Reformators  von  Joachimsthal,  des  hervorragenden 
Predigers.  Schulers,  Tischgenossen,  Freundes,  Biographen  Luthers. 
Der  Lebensgeschichte,  die  sich  zum  Theilc  zu  einer  Reformations- 
beschichte  Böhmens  erweitert,  folgt  zunächst  eine  Ikonographie, 
lerner  eine  ausführliche  Bearbeitung  der  Joachimsthal  er  Kirchen-, 
Schul-  und  Spitalordnung,  als  Hintergrund  für  die  Kanzel.  Dann 
werden  die  Predigt  werke  analysirt  mit  Berücksichtigung  ihrer  Anlässe, 
Wirkungen  und  Schicksale,  sowie  ihres  Platzes  in  der  Geschichte 
der  Predigt.  Den  zweiten  Band  eröffnet  eine  systematische  Charak- 
teristik der  Predigten,  eine  Uebersicht  über  ihre  Theologie  und 
Weltanschauung,  Form,  Sprache  und  Hilfsmittel.  Die  dichterischen 
Versuche,  bisher  meist  Überschätzt,  konnten  kurz  abgethan  werden; 
doch  war  es  unumgänglich,  den  Canälen  nachzugehen,  in  denen 
M.'s  Verse  sich  verbreitet  haben,  viel  weiter,  als  man  es  für  wahr- 
scheinlich hält.  In  den  Beilagen  gehört  der  Briefwechsel  an  die 
Spitze.  Natürlich  sind  allein  die  bisher  ungedruckten  Schreiben 
und  einige  wenige  schwer  zugängliche  ganz  mitgetheilt.  die  übrigen 


236 

nur  in  Regestenform;    ein   Commentar    sucht  das  Verständniss 
erleichtem.    Während   sonst  auf  die  Wiedergabe   der  im  Text  v 
arbeiteten    Urkunden    verzichtet    wurde,    schien    die    mathesianis 
Recht fertigungsschrift  an  König  Ferdinand  zu  bedeutsam,  um  ni 
im  lateinischen  Wortlaute  wiedergegeben  zu  werden.   In  der  BibE 
graphie   wurden  Bibliotheken,   in  denen  die  aufgeführten  Werke 
finden   sind,   angemerkt   und    die  Stellen   der  Biographie  nodrt,  v 
die  betreffenden  Schriften  besprochen  sind. 

R.    Wolkan,    Die    Sonntags-Evangelien    von    Ni 
Her  man.  XVI,  256.  Prag,  Wien,  Leipzig,  Tempsky,  Mk.  2. 

In  der  »Bibliothek  deutscher  Schriftsteller  in  Böhmen*  h 
Wolkan  als  zweiten  Band  Nie.  Herman's  Sonntags-Evangelien  heraus« 
gegeben  mit  einer  Einleitung  u.  einem  Anhange:  1.  Textkritischesi 
2.  Verbreitung  der  Lieder  und  Verzeichniss  der  Versanfange. 

Josef  Müller,  Die  Gefangenschaft  des  Joh.  Augusta,| 
Bischofs  der  böhmischen  Brüder  1548 — 1564  und  seines 
Diakonen  Jak.  Bilek,  von  Bilek  selbst  beschrieben.  Aus 
dem  Böhmischen  übersetzt  und  herausgegeben.  XVI,  136.  Leipzig, 
Jansa,  Mk.  2. 

Der  Historiograph  der  Brüdergemeinde,  jetzt  Professor  der 
Kirchengeschichte  am  theologischen  Seminar  in  Gnadenfeld,  Josef 
Müller,  hat  die  ergreifenden  Denkwürdigkeiten  eines  religiösen  Silvio 
Pellico  aus  dem  Böhmischen  übersetzt.  Der  böhmische  Text  ist  in 
vier  Handschriften  erhalten  und  in  zwei  gedruckten  Ausgaben  er- 
schienen. Müller  hat  die  zweite  dieser  letzteren  (1880)  zu  Grunde 
gelegt  und  an  einzelnen  Stellen  die  Lesarten  des  vierten  Manuscriptes 
angenommen.  In  der  Streitfrage  über  den  Verfasser  des  ersten  Theilcs 
gesellt  er  sich  den  Bilek-Stimmen  zu;  manche  werthvolle  Erläute- 
rungen stammen  aus  dem  , Brüderarchiv*,  einer  Sammlung  böhmischer 
Handschriften  im  Unitätsarchiv  zu  Herrnhut.  Abgesehen  von  kleineren 
Ausstellungen  wie  der,  dass  die  Geldsorten  nicht  umgerechnet  sind, 
würde  man  die  schlichte,  klare  Einleitung  ausführlicher  wünschen 
und,  insbesondere  im  Hinblicke  auf  die  der  Sache  femer  Stehenden, 
mehr  und  genauere  Literaturangaben.  So  erfährt  man  auch  nichts 
von  dem  berüchtigten  Zettel,  auf  dem  König  Ferdinand  grässHchc 
Folterqualen  angab,  die  freilich  nicht  zur  Anwendung  gekommen  sein 
dürften.  Unbekannt  scheint  dem  Verfasser  die  hübsche  quellenmässige 
Schrift   von  W.   Boeheim    über   Philippine  Welser   (1894),    der  den 


237 


cgEDden  über  die  7on  der  Romantik,  auch  der  protestantischen, 
tfipoQnene  Erzherzogin  mehrfach  zu  X^rbe  rückt,  ihr  aber  Ja^^ 
Dil  des  unermüdlichen  Eifers  lässt,  mit  dem  sie  für  die  Betreiim;^' 
5 Mif iücklichcn  Bischofs  wirkte,  obwohl  ihr  Verhältaiss  zur  eigenen 
khc  nie  getrübt  war. 

R.Wolkan.  DieLiteratur  der  letzten  50  Jahre  iiber 
itGeschichte  der  böhmischen  Brüder.  (.Monatshefte  der 
mtnius-Gesellschaft',  4.  Bd.,  S.  45—48.) 

A.  Novädek,  Listaf  k  döjerän  äkolstvf  kutnoliur- 
teho  1520— 1623  (Urkundenbuch  zur  Geschichte  de' 
cbulwesens  in  Kuttenberg).  Prag  1894. 

Novacek  liefert  einen  sehr  handlichen  Beitrag  zur  Geschicbte 
B  Schulwesens  in  Böhmen  zur  Zeit  des  vorwiegenden  protestanti 
iicn  Einflusses  in  den  bedeutenden  Städten. 

A.  Schmidt,  Das  Evangelium  in  Trautenau.  (,Evan^. 
kbcnieil.  f.  Oesterr.*,  Nr.  27,  S.  159.) 

V.  Krön  es.  K.  v.  Zieret  in  und  der  Kreis  seiner 
tatschen  Freunde  und  Zeitgenossen.  (.Monatshefte  d 
imeniia^sellschaft'.  4.  Bd.,  S.  197—216.) 

Die  böhmischen  Landtagsverhandlungen  iind 
jndtagsbe Schlüsse  vom  Jahre  1576  an  bis  auf  die  Neu- 
«it.  BiVIII,  1592—1594.  IV,  909,  S.  40.  Prag,  Landesausschu-s, 
D:.  16. 

Der  neue  Band  der  Landtags  Verhandlungen  behandelt  nanieni- 
täidie  grosse  Verschwörung  der  Brüder  von  Lobkowitz;  wicliii.;e 
Itfechlussc  bieten  auch  die  Actenstücke  über  die  religiös-kirchiiclien 
lastande. 

■-■  Zwei  Hexenprocesse  in  Braunau  (XVII.  Jahrh,  , 
iMitthdl.  d-  Ver.  f.  Geschichte  d.  Deutsch,  in  Böhmen*,  33.  Jahr.;.. 

i  m  f.) 

ComeDlns-LIteratur. 

R.  Aron,  Comenius  als  Pädagoge  im  Urtheile  seiner 
tfitgenossen.  (»Monatshefte  d.  Comenius-Gesellschaft',  4.  Hil. 
i  211-241.) 

J-Böhm,  Geschichte  der  Pädagogik  mit  Charakter- 
^'■dern  hervorragender  Pädagogen  und  Zeiten.  31U  n. 
W  S.  Nürnbct^,  Korn.  Vgl.  ebenda,  4.  Bd.,  S.  54  f. 


238 

L.  Keller,  Comenius  und  di  e  Akademien  der  Natiir- 
philosophen  des  XVIL  Jahrhunderts.  (Ebd.,  4.  Bd.,  S.  1. 
t)9.  133.) 

J.  Reber,  J.  A.  Comenius  in  seinen  Beziehungen  zu 
den  Sprachgesellschaften.  Leipzig,  Fock.  (Vgl.  ebd.,  S.  255 

Derselbe,  Des  J.  A.  Comenius'  Glücksschmied  oder 
dieKunst,  sich  selbst  zu  rathen.  J.  A.  Comenii  faber  fortnna^ 
sive  ars  consulendi  sibi  ipsi.  Nach  dem  Amsterd.  Druck  v.  Ihol 
mit  e.  einleit    Bericht.  67.  Aschaffenburg  (Progr.). 

Derselbe,  J.  A.  Comenii  Physicae  ad  lumen  divi- 
num reformatae  Synopsis  cum  versione  germanice  edita 
et  notis  illustrata.  Giessen,  Roth,  Mk.  12. 

Joh.  Noväk,  Das  älteste  pansophische  Werk  des 
Comenius.  (»Monatsh.,  1.  c.*,  S.  242.) 

K.  Dissel.  Der  Weg  des  Lichtes.  Die  Via  lucis  des 
Comenius.  (Ebd.,  S.  295  ff.) 

C.  V.  N..  Spicilegium  didacticum  artium  discendi 
ac  docendi  summam  brevibus  praeceptis  exhibens  c 
MSS*'*  J.  A.  Comenii  collectunx  et  editum.  Amstelodami 
Cunrad  1680.  Nunc  edit.  Vm,  35.  Rosenbergae,  C.  Salva,   fl.  —-30, 

Das  Spicilegium  ist  von  Kvacsala  mit  einer  leider  slovakisch 
geschriebenen  Vorrede  eingeleitet,  in  der  die  Bedeutung  und  Gd 
schichte  des  Schriftchens  betrachtet  wird. 

Dunker.  Comenius'  Bedeutung  für  die  Leibesübungen, 
(»Ztschr.  f.  Turnen  u.  Jugendspiel*,  4.  Jahrg.,  S.  16  f.» 

B.  Baehring.  Comenius  und  Fröbel.  (^Com.-Blätt.  i 
Volkserziehung*,  III,  45 — 48.) 

v.Heinemann.  Die  Handschriften  der  herzoglichen 
Bibliothek  zu  Wolfenbüttel.  II.  Abth.  Wolfenbüttel.  Zwissler 
S.  1.  (Vgl.  auch  die  , Nachrichten*  der  citirten  , Monatshefte  d.  Comen.« 
Gesellsch.*) 


B.  Bretholz,  Urkunden,  Briefe  und  Actenstückc 
zur  Geschichte  der  Belagerung  der  Stadt  Brunn  durch 
die  Schweden  in  den  Jahren  1643  und  1645.  XVII,  143 
Brunn.  Winiken.  Mk.  2. 

Brunns  Commandant  zur  Zeit  von  Bretholz*  L'rkunden  war  on 
Hueenot. 


239 

W,  Stief,  Geschichte  der  Stadt  Stern be lg  in  Mahren 
lon  ihrem  Ursprünge  bis  zur  Gegenwart.  VIII,  8S.  Stern- 
ag.  F.  Piaick  Söhne,  Mk,  2-50. 

Stief  widmet  auch  dem  Protestantismus  ein  Capitel. 

Chr.  d'Elvert,  Zur  Geschichte  der  Juden  in  Mahren 
ind  Oestcrr.-Schlesien.  Der  Verlauf  der  Rebellion  und 
Itr  dreissigjährigc  Krieg  in  Mähren.  Die  Gegenrefor- 
Bätion  in  Mähren  und  Oesterr.-Schlesien.  Die  Umgestal- 
nng  der  staatlichen  Verhältnisse  Mährens,  des  Clerus 
lud  des  Unterrichtes,  der  Adel,  das  Städte-  und  Bürger- 
tum und  die  Leibeigenschaft  in  Mähren  uril  Oesterr.- 
ichlesicn.  V,   269.  Brunn,  Winlken,  Mk.  4, 


Oalizias. 
H.  Jakobi.    Gelsendorf   und    Stryj    in    Ostga 
,&jte  des  Gustav- Adolf-Ve  rein  es  aus  Thüringen',  48.  Jahrg. 


Ueber  die  heranzuziehenden  Kirchenzeitungen  Oc'-terreichs,  die 
torcsbcrichte  der  einzelnen  Gemeinden  (die  jetzt  ausser  vom  k.  k. 
Dberldrchenrathe  auch  von  der  k.  k.  Universitätsbibliothek  in  Wien 
[tsammclt  werden),  sowie  die  Berichte  der  Gustav- Adolf- Vereine, 
Hl  .Jahrbuch*,  XVI  (1895).  S.  276. 

Dr,   Loesche. 


( 


XVII. 

Nachträge  und  Berichtigungen 

lu  Heft  III  und  IV  des  Jahrbuches  1896  von  Pfarrer  Fr.  Koch  in  Gmxmden. 

S.  208:  98.  Huckenach*  muss  „UnckeDach**  heissen  (jetzige  Schreibweis«: 
nUngenach^  bei  Wolfeegg  am  Hausruck).  Anstatt  ^Cfaristophorus'  Keil  muss  es  hei5^en 
yChristimn*.  In  der  Neupfarrkirche  in  Regensburg  befindet  sich  noch  eine  ron  dieseci 
Pfarrer  gehaltene  und  gedruckte  Neujahrspredigt:  ,Dulce  Jesu  Nomen,  d.  i.  Newe  Jxhr> 
Predigt  auß  Luc.  8,  21  darinnen  der  holdselige,  fiüTe  Tud  trostreiche  Jesus  Nahxae 
tum  Newen  Jahr  aufigetheilet  wird,  Gethan  vnd  gehalten  in  der  Pfarrkirchen  zu.  Vngimacb 
im  Land  ob  der  Ennfi  bei  Volckreicher  ▼ersamblung,  im  Jahr  nach  Tnsers  liebea 
Jesnieins  leiblicher  Geburt  vnd  Beschneidung,  1623,  anjetzo  aber  anff  Begehm  fromme 
Christen  wieder  reridirt  vnd  mit  schönen  hieran  gehängten  gebettlein  vod  SeuEEcrlen! 
augiret  vnd  in  Druck  gegeben  durch  M.  Christianum  Kheylen  Ton  Wittenberg  21z;  ^ 
Sachsen  wejland  Evangelischen  Pfarrern,  beydes  in  OberOesterreich  an  obgedacbtn 
Orth«  hernach  tu  Michelbach  in  NiederOsterreidi :  jecao  Eaculem  Christi  1629.  Gednc «: 
bei  Euphrosina  Müllerin  Wittib,  Regenfpurg.  4*.  (Innen:  Epheser  3,  19;  Jac.  1,  2. 
M.  Chrift.  Kheyl,  Tertium  ExuL* 

S.  212:  anstatt  ^Lintzlburg*  ist  ^Lietslborg*  cn  lesen;  ehemals  ein  kleines 
Schloss  im  Attersee,  jetzt  nur  noch  eine  kleine  Insel. 

S«  213 «'  anstatt  «Annaberg  unter  dem  Herrn?  Awyen*  muss  es  heisren: 
yAmiaberg  unter  dem  Herrn  (you^^  AsfMUi*. 

S.  214:  anstatt  ,Lconhard  FQfsimeckhcr*  muss  es  heissen:  ^Pnssenedd:^. 
Eine  Biographie  ^Fttssencgger^s*  ist  in  J.  F.  Rein  ^Das  gefamte  Ai^pm^ciie  ETasge- 
lifcKe  Minti^enum  etc.*.  1749.  4*  2  Tlu  S.  122,  eathaltea.  ebenso  andi  das  FoTznr 
Fteseneg^w's  ^Schwanbtatt). 

S^  218w  Z«  4  ▼.  o.:  ^KreuAbach*  tst  nicht  Kransenbacit  im  Spessart.  sondern 
^Kreiitbach*  m  der  Nahe  des  Neusäedler  Sees.  ^Uie  P&rrei  Kreufibach  war  ein  L«hec 
des  Bbthums  Raab.*  (Wledemana.  «Geschichte  der  Refbcmation  etc.*.  Bd.  IV.  S.421.' 
Die  Jorger  vacen  Fteihecren  voa  «Tollet  UKd  Kzeafibach*. 


-Der  in  der  ^Eirang.  KlrrheiuezC.  fir  Oest erreich*  1S95.  Nr.  3.  S.  36.  ^  ^^^ 
Oesterret«^  scamjaend  erralui^  Takv^b  Lechaer  ist  in  T  mr  Obcröstcrreicb.  geb:*rec 
BiI4  «Bbd  kurae  Bio^Jt^vu^  desseCbea  befin>ien  sich  in:  Lebensbesdl&reibangeB  der  N-ir^ 
bec^^  Geistlich««  von  Auvir.  Wirt«!.  Nirabec^  1756-' 


\bel    113. 
\.leiphus   173, 
Acgianus  173. 
Aigin ayer  4. 

a;«?!«!-^  11. 

.Alwins   145, 

,Mhii«i  20,  22. 

Altomltenus   169. 
.\mling  75.   133,    Ul 
-Anger  ».  185. 
Apell«   176. 
Aden  3  f.,  21. 
Aitocnpins  137. 
A^pati  V.  240. 
Aa  T.  d.  113. 
Augnsta  23fi. 
Anläander  89.  92,   13 
.\YenHrus   13,   19.  22 

Ra:as«  169. 


BsrossiQS  1G8.   179. 
Biscenus  174. 


Eeig  y.  88,   130  f. 
Knger  166. 
'■«rk.  160. 


XVIII. 
Personenregister  ^). 

sold    11, 
Belhlen   Gabor  8S 
Betulius  114. 
BeuBt  Y.  174. 
Biltk  236. 

BoniracItiB   20. 


Collmus  4,  163. 

Comenius  73.  81.  131.  136, 

223,  237  r. 
Corvinus  75.  1.13. 
Coslenus  185. 
Ctolliiis  77. 
Cromcms   157,    173. 


Btuncivicius  139,   147. 
BoikovLci  V.  167. 
Bruno  177. 


Cubini 


.  134. 


Buchenberg  ».  218. 
Bucet  2. 
Bugenfaftgen  185. 

Cauiiai  T.  Heisterbach  9. 
CaWin  2. 
Camerarins  2. 
CaralTa  230. 

Cardus  76,  89,  92,  137,  Uv 
Carl  V,  2,  11. 
-  Xir.  223. 
Carlo wilz  v.  176. 
Ca-isander  3. 
Cheynovinus  95- 
ChriEtt.in  I.  von  Anhnli    73. 
.      von  Sachsen   ll^O. 
von  WürttembiTg  24, 
ChradimenDS  176. 
CoUcinas  160.  173,   186. 
Colerus  88,  131. 


Cyrus  74. 
Ciabanius  184. 
Cwngleriua  168. 
Cicyltowsky   136. 

Dalbiiius  176,  180. 
name  9,  16. 
DLkaslus   74.    8ö,    9( 

140.   14ö. 
Dieltiichstein    153. 
DodoUius   162. 
Donielliiii  4. 
Dru 


'   137. 


r  13,  161, 

rsirin   113, 


Eck  ig. 

Egg"   18 


d  dk  Nin 


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;-  25— Gt,   IST— im,    -eil 


JiliHxKh  d«  Promunlumiu  IBM,  > 


242 


Faber  164,  178,  180 

Fabri  183. 

Fabriciades  157. 

Fabricides  138. 

Fabricius  37,  129.  168,  177. 

Fabrus  162. 

Ferdinand  I.  2,  187,  236. 

—  II.  89,  97,  107. 
FlaciuB  1  ff. 
Flattich  114. 

Flattss  ▼.  165. 
Fleischer  180. 
Forgach  137,  183. 
Forgacz  159. 
Forhöger  181. 
Franckhenbergh  164. 
Frenzel  180. 

Friedrich    II.    von    Prcussen 
222. 

—  V.  von  Böhmen  73. 

—  von  Dänemark  222. 

—  Adolf    von  Schweden 
222. 

—  Karl  von  Württemberg 

209. 
Fröbel  238. 
Fugger  12. 
Furtenbach  159. 
Fusselius  130. 
Fusseneckher  240. 

Galli  85,  139. 

Gallus  3,  9.  11,  17. 

Georg  II.  von  England  222. 

Georgides  137. 

Gerlach  114. 

Gersdorf  v.  163. 

Gessner  3,  19. 

Glarean  227. 

Glaunach  v.  124. 

Gregor  I,  20. 

Gregoric  144. 

Grimaldi  230. 

Grinzinger  188. 

Gustav  Adolf  230. 

Gyletnicz  v.  151. 


Hälser  211. 

Hagins  171. 

Hainzel  12. 

Haliaeus  164 

Halnepappins  160,  175,  185. 

Hammel  142. 

Hassler  v.  AUentsteig  151. 

Hassenstein  v.  167. 

Hauff  114. 

Haugwitz  V.  129. 

Heinzel  11. 

Hegel  113. 

Helmericus  175. 

Hempel  145. 

Henischius  180. 

Herbersdorf  102 

Herberstein  v.  103. 

Herman  236. 

Hermaniomiestecenus  175. 

Hilebrand  160. 

Höppel  211. 

Hoffmann  114,  170. 

Hofmann  234. 

Hohley  205. 

Hrabaeus  141. 

Huldreich  183. 

Hulrich  160. 

Husselius  172. 

Hütten  161,  168. 

Hyperius  3. 

Ilgen  V.  227. 
Inquilinus  182. 

Jablonsky  223. 

Jacobides  77,  142. 

Jandmann  9. 

Javorsky  133,  142. 

Joannides  145. 

Jodoci  210. 

Jörger  180. 

Johann  Ernst,  Erzbischof  von 

Salzburg  209. 
—     Friedrich  von  Sachsen 

10. 


Johann  Georg  tos  Brandes 

bürg  89. 
—     —     von   Smchsen  87 

231. 
Junger  216. 
Juni  114. 

Kalar  168. 
Kameytsky  205. 
Karom  v.   151. 
Kaukalius  162. 
Keil  240. 
Kemer  113. 
Khevenhüller  124. 
Kipser  161. 
Kirchmayr  182. 
Kirchperger  162. 
Kisvetter  90,  142. 
Kitzbichler  193. 
Kolnicky  77,  90.   140. 
Korsky  139,  148. 
Krail  193. 
Krautvogel  175. 
Krantzpichler  207 
Krenovius  135. 
Krulovicz  v.   145. 
Kubeculus  143. 
Ktichler  179  f. 
Kunowic  V.  76,   80  ff..  135 

Labini  139. 

Lamius  157,  161.   168. 

Lang  233.  180. 

Langius  174. 

Languet  3  f..   13  f. 

Laski  226. 

Lazius  6,  12  f.,  19. 

Lechner  240. 

Liechtenstein  v.  113. 142. 160. 

Lind  V.  124. 

Leyser  168. 

Lippa  de  172. 

Lobkowitz  V.  237. 

Lopesepus  151. 

Lossitts  129. 


rj^- 


243 


LoTTicanns  81. 
Lathcr  131. 

Macbabeus  182. 
Machaonitts  134,  138. 
Mallobicenus  81  flf.,  134, 184. 
Malyk  157. 
Mandelius  129. 
Mandl  64. 
Marbeck  235. 
^larcus  161. 
Maria  d.  Kathol.  16. 
Maria  Theresia  218. 
Marsilius  Patavinus  7. 
Mathesins  2,  235. 
Matthias,  Erzh.  149. 

—  Kaiser  230. 
MaunciQS  131. 
^laximUian  I.  227. 

-  11.  2,   13,   113,  228. 
Max   Gandolph,     Erzb.    von 

Salzburg  209. 
Mcdicus  77. 
Meister  169. 
Melanthon  2,  77.  131. 
Melissaeus  144,  148. 
Mendoza  de  21. 
Melternich  223. 
Mohl  119. 
Moller  92,  130. 
Mosaeus  178. 
Moser  113. 
Mosshaim  v.  98. 
Müller  235. 
Müller  V.  114. 
Mytiskas  136. 

Naevitts  166. 
Nechwatalius  145. 
Nemicus  4. 
Xczorinos  138. 
Nicolaides  145. 
Kicolaus  163. 
Nidbruck  1  ff. 
Niedcrmeycr  114. 
Ni§r>  184. 


Nilus  13. 
Nowak  169. 
Nozschkus  186. 

Obermeier  158.  176.  185. 
Oporinus  3. 
Osman  II.  230. 
Ottheinrich  2,  4,  13,  15. 

Fahr  v.  98. 

Pallosto  230. 

Paracelsus  226. 

Pauli  160. 

Paulonius  179. 

Pellican  9. 

Pemenis  181. 

Peristerius  181. 

Pesseliufl  143. 

Pctus  157. 

Peucer  2,  77.  141. 

Peuceus  143. 

Peurbach  158. 

Peutinger  12,  23. 

Phaeton  76,  89,   136,   140, 

145  f. 
Philadelphus  170. 
Philomathes  177. 
Philepater  172. 
Phrysicus  77. 
Pigaeus  172. 
Pirchncr  17,  193. 
Pistorius  157  f.,  185. 
Plan  V.  114. 
Platner  193. 
Podstadtsky  180. 
Pohatscheck  225. 
Polonius  145,  148. 
Prätorius  10,  13,  22. 
Pressius  80. 
Pridman  177. 
Pruno  161. 
Prziczan  v.  88. 

Racknitz  v.  113. 
Radda  141. 

Radeschinsky  75,  84,  138. 
Radeschimus  133. 


Rakocius  167. 

Regulus  89,  131. 

Reiffenstein  19. 

Reinbeck  224. 

Reitter  186. 

Reus  V.  114. 

Rivitts  180. 

Rocci  230. 

Rochliczek  221. 

Römer  22  f. 

Rösch  113. 

Rokycana  78,  165. 

Rollenhagen  163. 

Rossky  92. 

Rudinger  147. 

Rudolf  II.  113.  152.  229. 

Ruechner  232. 

Rubel  161. 

Ruprecht  189, 

Rzizan  v.  137. 

Sachs  116. 
Sahr  167. 
Sandberger  114. 
Sarcerius  11. 
Sarkander  176. 
Sartorius  135. 
Satpogius  174. 
Schard  3,  5. 
Schindel  v.  129  f. 
Schindler  174. 
SchleiniU  v.  163. 
Schönaich  v.  88,  131. 
Schönfeldt  v.  165. 
Schremel  162. 
Schuenglerus  165. 
Schultz  17. 
Schultzius  129. 
Schurowitz  161. 
Schuster  187. 
Schuz  178. 
Schwartz  119. 
Schwarzenau  v.  114. 
Schwibermaier  10,  13. 
Schyndlerius  183. 
Scultetus  165. 

16* 


244 


Seidl  188. 

Selinius  79,  144,  148. 
Seiler  184. 
SikiuB  162,  179. 
Sleidan  8. 
Smichaeus  143. 
Socsowsky  160. 
Sontagitts  162 
Spangstein  v.  113. 
Spanowsky  164. 
Sperossius  180. 
Ssebontus  172. 
Sswiha  79.  138,  142. 
Starhemberg  ▼.  151,  158. 
Stanheita  160. 
Staudenhertx  170,  173. 
Stanpitft  234. 
Stephanides  34. 
Stephanus  76. 88  f..  94, 141 

143  f..  155  f. 
Steinadi  t.  184. 
Steinberg  170,  178.  18a 

SlvK^MATT    114. 

StT^aalitts  ^  138. 
Strab!c«b^m  223. 
S^muasiwT  115. 
5^ft^<r  170 
^«m  137.  172 
SsS^m-kx  T    7t;   lÄl 

$MMMT  64. 

$«ssi)ii»^  170 

TAftn^n  114. 
Ta^-rxMis.  IM. 


f.. 


Tanner  3  f. 
Telonius  138. 
Teufel  169,  185. 
Teuffcnbach  v.  89,  113,  132. 
Thaburnius  175. 
Thandarias  75,  134. 
Theodoricus  10. 
Thermenus  136. 
Thoraconymos  173. 
Thom  V.  89. 
Tilius  4. 
Tödtcnwolf  174. 
Tscheniembl  89.  151. 
Tschimhaus  ▼.  175. 
Tnrca  133. 
Tnrrecremata  t.  12. 
Tyburcmns  168. 
Tykalides  138. 

Ulricus  76,  86,  97.  139, 142. 
149. 

r-reich  164. 

L'ngrad  t.  Sonncck  234. 
:Ur-^:i:c<  92.  IM.  139,  156  f . 
j     183. 


J 


210 
Vegi.^  12. 

Vcrbai  113. 

Yes^cTjas  1,  13   Ih. 

Ti^ÄDfra  T.  9 

VmccDän»  170,  174   17?. 

Vir^f*  80.  135.  14S. 
jV<^  162. 
iV.voumtt  133- 


Wagner  5.  184. 
Wallenstein  136,  231. 
Warna  176. 
Wartenberg  ▼.  134 
Weigler  180. 
Welser  236. 
WeU  113  f 
Wesel  T.  9. 
Wiclcf  19. 
Wolf  159,  181. 
Wondraschek  225- 
Woskowitz  T.  174. 
Wonters  3. 
Wranka  174. 
Wanderer  113. 
Wydan  161. 
Wydraczek  224. 

Xeiiopbiliis  16. 


16. 


19. 


iZabcRskr  138. 
Zicmcoass  145. 
ZxDdt  209. 
ZBTwmaki  183. 
Zcäiifer  Idfi. 
-!«Oer  113. 
^^axßm  T.  160.  237, 
▼.  ITol 


iZiUfriÄrg  21L 
jZiricr  176l 

I 

jr.cirler  lß3. 
jIwaiingzsE  134. 


XIX. 
Ortsregister'). 


.\Hranstadt   223. 

Daniig  72,  129.  145. 

G  munden  169. 

Amberg  130. 

Dresden  115,  161 

163,  168. 

Gnadenfeld  236. 

Anfels   104. 

Dümholi  89,  132 

Gnesa  117. 

Annaberg  115.  167 

f.,   240. 

Görliti  130,   169,  176,  179. 

Arntels   104. 

Eger  114. 

GÖri  109. 

Arriich    117. 

Goldberg   136. 

Augsburg  12,  209. 

Elbmg  72,  75,  129,  145, 

Gr..  98, 

Aosterliti  135. 

Elbogen  235. 
Elitiborscb  206. 

Grimm,!   161, 
Grossnrl   111. 

Basel  11,  18. 

Enns  11*. 

Gcossw-irdein    16. 

Berlin   223. 

Eperies  129,  165, 

172,  181, 

Gschriel   122. 

Bemburg  180. 

189. 

Eule  110. 

im   111. 

Braun  au  237. 

Heidelberg  81,  131, 

Brinnschweig  129. 

159. 

Falken.!.  236. 

llerborn  81,  131. 

Bremen  130. 

Feffemiti  107. 

Bteslao  114,  224. 

Fela  117. 

Uerme-idoif  172. 

Brirg  81.  84,  130. 

Ferrar«  21. 

Hemdotf  88,  130. 

Briien  12. 

Flatach  114. 

He.rnhut  33. 

BitnJM  132. 

Florenx  21. 

Himmclberg  112. 

Brück  a.  d.  M.  187 

Frankfurt  ».  M,   158,  181. 

Hunnobrod  81,    132,   184. 

Bcünn  144,  238. 

FraniLci  151. 

Budweij  181. 

Freiberg  163.  171 
Freiach  117. 

175. 

Igbu  HO,  135,   160,  157  fr., 
177  f„  184  f. 

CkemniU  129.  166, 

168. 

Ingolstadt  182. 

Chiasl  140. 

Innsbruck  209. 

Oruun  134. 

GMntwiU  104. 

Cibijwald  101. 

Gastein  111. 

Jena  169,  185. 

Cilli  104. 

G>t«Ut.  104. 

c:«i™  130. 

Gelsendorf  239. 

[ungbunilflu  107. 

Cob»^  184. 

Giuchin  85,   140, 

145.  170, 

Cuslati  142.  149,  167. 

Glogau  132. 

Kaaden    116,    148, 

Cierao^ti  86. 

Gmand  220,  234, 

Kau[Tbeu(cn  216, 

'1  Nicki  lüfc«. 

■um  iLn 

die  Ctbuiu-  und  B« 

f«ng.o,.,.  d 

i.. ..  s.  my 

Kiubtihel  192. 
KlaEcnfun  284. 
KöniggrKu  i,  116. 
Köiaen  110. 
Konituii  11. 
Kopbtein  192. 
Kreomitz  162. 
Alt  Kremi  232. 
KrenumUnKter  129. 
Krcu-.»bn<:li  24U 
K..|ifcrbfrg  175. 
Kuttcoberg  8u,  89,  M.   107. 

tlÜ,  114,  136,  140,  144  r., 

149,  237. 


Kysl. 


Lcibni 


V68. 


las,  167. 


104. 


I*ip"B  84,  169,  IBT. 
Leiimeriti  79.   115.  SH». 
I-eoben   187. 
l.eutkirchen  2i.^. 
I.eut!,chi>cb  104. 
Lealschofia  129 
Lirtilburg   240 
Utu  103.  1211.  2t  1.  240. 

Magdeburg  <o.    163. 
dUtburg  Uß,  182. 
XUrienbeig   Ilö. 
M«eritt  15a  177. 
MicliMlsbcrg   110. 
MicVplIuich  240 
MiiilCTov.i.oKbeif  18&. 
Mureck  98. 

N»»rciih  114. 
N  Hamburg  16R. 
X«n.1cck  110 
NttiliirthCTibfrg  114. 
NmbvtMnw  4, 
Nm^Ni^tl  110. 
NnMiMchin  ISil. 


Nördlingen  168. 
issUi  13Ö. 
Nürnberg  184,  240. 
Nymburg  138. 

OlmUti  164,  180. 

Ossüch  126. 

Ossory  16. 

Osttow  80.  134  f.,  148. 


PcltflU    13. 

Ulenee  110. 
ima  115,  204. 
(•ubcbedeliti  138. 
Pr.ig  4,  74.  116.   133,    136, 
138,  166.  170.  230. 
crau  135. 
Tuch  107. 

Ki-ikersburg  97  f. 
Kannngslcin   111. 
RaudniU  146. 
K.ucU  111. 

RfgensbuTgS-Sll.  217.  840. 
Rosi.-ck  170, 
RolcBboli  193. 
Rugeo wilde  77. 
Ruprecht,  St,  116  f. 


S.a.  4. 

v3i.-lni*X  208  f..  233. 

Savcnteld  104. 
Sfh^i^grnirald  4.   111. 
SfhUndcts   193. 
SchmccVwü   138. 
S.bn«bcTE   168.  176. 
v,V,>r»inVr^    104, 
>.W«  1S2, 
{^■rckaa  Sa 


Sterling  192. 
Steyr  168.  171 
Stoggenboi   116. 
Stolpe  77. 
Strusbui^  182 
Strunicx  139. 
Stryj  239. 

Täufers  193. 
Teffeteck  207. 
Teplili  141. 
Teutobrod  135. 
Trabesing  117. 
Traburg  104. 
Triatenan  233 
Treffen  126. 
TreOling  117. 
Tübingen  181  l 

Unkenach  240. 

Veit,  St.  188.  334. 
VilbKh  113,  117. 
Vöcklabrnck  232. 

Waidhoren  ■.  d.  V.  183 
WaralliDm   129. 
Weis&ens«  107. 
Wds  171. 

Wicn96. 114. 132,151.80'. 
Wild*  104. 
Wadeoäeia  114. 
Windisch-Füslritt  101 
Wndischgrili  101. 
\ViF..-Hc:  133. 
Witmbetg  11.   13.   76.  U 

130  137.  158.  162/.  ns 

186.  340. 


Teitit  73.  129,  136   139 

Zarrach  G4_ 

.:wrtil  232- 

-wicta«  176.  190.  Ifö. 


XX. 

Mittheilung. 

Im  Anschlnss  an  die  Nachricht  im  ,Jahrbuche'  (XVI  [1894]), 
dass  unsere  Gesellschaft  auf  der  Weltausstellung  in  Chicag^o  mit  Diplom 
und  Medaille  prämiirt  sei,  soll  jetzt  eine  Beschreibung  der  soeben  ein- 
getroffenen Stücke,  die  in  ihrer  bezieh ungs reichen  Sinnigkeit  Manchen 
erfreuen  werden,  folgen, 

1.  Oaa  Diplom 
(Grösse  93  X  65  Cm.)  zeigt,  umrahmt  von  einem  Richenkrani;, 
den  Medaillons  mit  dem  Monogramme  U.  S.  und  Bandgewinde 
abwechselnd  schmücken,  in  den  unteren  zwei  Dritteln  eine  monu- 
mental behandelte,  vom  Ocean  bespülte  Steinwand,  deren  weiss- 
gehaltenes  Mittelfeld  die  Inschrift  trägt :  The  United  States  Of  America 
By  Act  OfTheir  Congress  Have  Authorized  The  Worlds  Columbian 
Commission  And  The  International  Exhibition  Held  In  The  City  Of 
Chicago,  State  Of  Illinois,  In  The  Year  1893  To  Decree  A  Medal 
For  Specific  Merit,  Which  Is  Set  Forth  Below  Over  The  Name  Of 
An  Individual  Judge  Acting  As  An  Examiner  Upon  Tlie  Finding 
Of  Board  Of  International  Judges  To  Historical  Protestants  Society 
Vienna  Charts,  Books  And  Houseplans  Award  For  An  Instructive 
Display  Showing  The  History,  Growth,  Interest  And  Aims  Üf  The 
Organization.  (Folgen  die  Namen.) 

Zu  den  beiden  Seiten  dieser  Inschrift  .sind  Ornamente  von 
banddurchflochtenen  Lorbeerbäumen  angebracht ;  auf  den  Bändern 
'iir  Linken  stehen  die  Namen:  Arg[entinia],  Mex[iko|,  Ven|e]zuela, 
Br[ajsil,  Parag[uay],  Chi[[e],  Peru,  Urugjn]ay,  Hayti,  Costarika, 
Cohinibi[a],  Ecuador,  Bolivia,  C[üba  ?] ;  auf  denen  zur  Rechten : 
Ilaij-,  Spain,  Great-Britan,  Germany,  France,  Russia,  Austria, 
Hiilland.  [Be]lgium,  Sweden,  [N]orway,  [Denma]rk. 

Von  dem  marmornen  Hintergrunde  jener  Steinwand  heben  sich 
die  Häupter  von  vier  allegorischen  weiblichen  Gestalten  ab,  die  in 
einer  mit  sieben  Wappenschilden  (Holland.  Russland,  Frankreich, 
Deutschland,  Grossbritannien,  Italien,  Spanien)  behänjjten  Barke 
sitzen.  Hinter  ihnen  steht  hochaufgerichtet  Columbus,  in  der  einen 
Hand  die  mit  dem  Kreuz  gekrönte  Weltkugel,   in   der  anderen  da.s 


248 


Steuer.  Am  Bootsrand:  1492.  Die  vier  jugendlichen  Rudrerinnen 
stellen  die  Welttheile  dar:  eine  anmuthige  Japanerin  Asien;  neben 
ihr  die  dunkle  Gestalt  inn  Schmucke  der  Wildniss  das  damals  noch 
unbekannte  Australien;  ein  —  wie  vor  drohender  Sclaverei  er- 
schrockenes —  Negergesicht  Afrika;  ein  antiker  Kopf  mit  lorbeer- 
geziertem Helm,  um  die  Brust  die  Brünne.  Europa.  Alle  schauen 
auf  das  schlanke  vom  Schnabel  des  Bootes  aufschwebende  Mädchen, 
Amerika,  das,  in  der  Linken  eine  Tuba,  mit  der  Rechten  den  Lorbeer- 
kranz der  Personification  Chicagos  reicht;  diese  lehnt  sich,  gelagert 
auf  dem  Sims  jener  Stein  wand,  auf  einen  Büffel  und  deutet  mit  der 
Linken  durch  den  Bogen  einer  über  ihr  sich  öffnenden  Lünette  auf 
die  Ausstellungspaläste  am  Michigan.  Ihr  gegenüber  decken  drei 
nackte  Knaben  den  Ansatz  desBogens;  ein  Indianer  mit  Feder  und 
Bogen,  ein  sinnender  Weisser  mit  Hammer  und  Buch,  ein  Neger  mit 
Baumwollenblüthen.  In  den  Ecken  über  der  Lünette  nochm.iN 
zwei  symbolische  Figuren :  Fruchtbarkeit  mit  Urne,  Betriebsamkeit 
mit  Rad.  Der  Kopfstein  des  Bogens  zeigt  Adler  mit  Wappen. 

2.  Die  Medaille 

(Bronze,  ?*/•  Cm.  Durchmesser,    in  Aluminiumkapsel)  trägt    auf  dem 
Avers  die  Inschrift: 

Worlds  Columbian  Exhibition  In  Commemoratin  Of  The  Four 
Hundredth  Anniversary  Of  The  Landing  Of  Columbus  MDCCCXCIl. 
MDCCCXCIII  To  (erhaben  aufgelegt  auf  kleinerer  Platte)  Histor. 
Protestants  Society  in  Austria. 

Das  Viereck  mit  dieser  Widmung  verdeckt  die  Segel  der  Pinta, ' 
deren  Rumpf  die  Wogen  durchschneidet ;  rechts  und  links  flammende 
Fackeln.  Auf  dem  oberen  Rande  des  Vierecks  knieen  zwei  geflügelte 
weibliche  Gestalten:  Victoria  mit  Tuba  und  Kreuz,  und  Geschichte, 
Chicago  am  Globus  weisend  und  die  Ruhme.stafel  fassend. 

Der  Revers  ist  Columbus  (mit  drei  Gefährten  im  Hintergrunde) 
gewidmet;  in  Rüstung  und  Mantel,  barhäuptig,  zum  Himmel  schauend, 
mit  einem  Fuss  auf  dem  Land  —  vielleicht  der  Augenblick  des 
,Te  deum  laudamus*. 

Hinter  Columbus :  Christopher  Columbus  October  12  MCCCCXCIl, 
darüber  als  Wappen  zwei  Säulchen,  zwischen  denen  ,Plus  ultra*. 

L, 


Kttbler  *  Bambursar,  WUd,  VI.  MoUardgMM  41. 


JAHRBUCH 

der 

lesellscMt  für  die  Geschichte  des  Protestantismus 

in  Oesterreich. 

Unter  Mitwirkung  von 
Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautenberger 

V.V.  Oberbirchcnnlh  in  Wien  Ruprrinriifiilcnl  in  T^irhcn  ^rninr  in   Rninn 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg   Loesche 
Achtzehnter   Jahrgang. 


Wien 

Min.'Khek.  o  k.  Hof -Verbig»-  und  UmietiilKU-Huthliin.llunf!:  (Juliu?  Klinlhnidl  &  Co.), 

Leipsiä 

JnliDi     Klinkh.irdt. 

1897. 


iiapj     .1 


l 


INHALT. 


1  Za  Helanthon's  Tieiter  Säcularfeier.  MetaiKhon's  Betiehungen  zu  Oeiter- 
tcichUngani.  Akademische  Festrede,  gehalten  «m  16.  Februar  1897  von 
Dr.   GiBTg  Lutsche 1 

L  Mtlaothon  und  Nidbruck.  Von  Dr.    Victor  BM  in  Wien        34 

1   Cispar  Njrdbruck's  VerhällniBs  lo  den  Calixtinern  in  Böhmen.    Von  Ur.  t'trd. 

Mnüi.  Scriplor  an  der  k.  k,  Hofbibliuthek  in  Wien 48 

i.  Ucilräge  IUI  Kenntni&j  der  evangelischen  Geisllichen  und  Lehrer  Oesleiteichs 
in  den  Wittenberger  Ordinirlenbüchern  seit  dem  Jahre  1573.  (Forts etiung.) 
Von    Dr.    Gforg  BuehwoM  in  Leipzig 56 

j,   ßohmUcbe  Pasloren,  in  Anhalt  otdinirt  1583—1609.  (Schluss.l  Vmi  Hrimiih 

E.:kfr.    Pastor  in   Lindau  fAnliail) 73 

l>.  Sahmische  Flüchtlinge,  unterstiltit  von  der  niederlindiich '  reformirten  Ge- 
meinde in  Hamburg-Allona  in  den  Jshreii  1623—1681.  Von  Profetsor 
Dr.   H-'.  SilUm  in  Hamburg 88 

T.   L'cb«    eine    Wiedertäufer  -  Handschrift    des    XVII.    Jahrhundert?.    Von     Th 

'-'titr,    Landesaichiv-Adjnncf   in   Graz 90 

*,  la  memoriam ; 111 

9^   Edats   des  Ic.  k.  Oberkirchen lath es  zur  Fürdetnng  unserer  Gesellschaft  .      .      113 

t  Du  Erangelium  in  Trautenan  und  Umgebung.  Von  Pfarrer  Dr.  A.  Sthmidl 

la  Bieüti    ..." 113 

1.  Zgr   Geschichte   der   evangelischen   Kirchen  Verfassung   in   Oestetreich.     Von 

Guttat  Ada!/  Stallt^,  k.  k.  o.   Professor  in   Wien 136 

J.  Dir  im  Auftrage  der  Slaatabehorde  verfnssten  Religionslehibiicher  der 
mngelischeD  Kirche  A.  C.  in  der  Toleranzieil.  Von  Dr.  Guilav  l-raak. 
k.  k.  Hofralb  und  o.  Professor  in   Wien 193 

3    Pe.  Briefwechsel  zwiichen  Fladus  undNidbruck.  (Fortsetzung.)  Von  Dr.  Viiior 

Bik!  in   Wien ,      .      .      201 

i.  Beiträge    zur    Kennlnisä    der    evanEelischcn    Geistlichen    und    Lehrer  Oesler- 

I  lüchs  mui  den  Willen  berger  Ordinirtenbitcbern  seil  dem  Jahie  1573. 
IFortseUang.)  Von  Dr.  Georg  Bvek-.vaUI.  Pfarrer  an  der  Nordkirche  in 
Ldpiig 239 

lä  Bibliographie  ilber  die  den  Froteslantiamus  in  Oc^terreich  betreuenden  Er- 
•cheianngen  des  Jahres  1896,  nebsl  kurzen  Nachrichlen  über  die<:e]ben,  mit 
Ausschluss  der  in  diesem  „Jahrbuohe"  selbst  erschienenen  Artikel.  Von 
r.T.  Uesehe 259 

K.   Berichtigung    und  Nachtrag    zu    Seite  211    und  218  des    Jahrbuche!^'    1895. 

Von  Paslor  Kart  Nalthum  in   Rissendorf  (Hannover) 26H 

JT.  Bericht   des    Central -Vorstandes  über  dns   Vercinvjiihr  lB9ß 270 

K   Petionenregisler 272 

il  Ortsrepster 275 


1 


I   M  h^ 


"1 


I. 

Zu  Melanthon's  vierter  Säcularfeier. 

Uelanthon'B  Beziehangen  eu  Oösterreloh-Ungarn. 
Akademische  Festrede. 

gchillim  un  16.  Februar  ISS7  von  Dr.  Ceobo  Ldbschb. 

Hochgeehrte  Versammlung,  liebe  Commilitonenl 
Ein  Fest-  und  Ehrentag  ist  heute  angebrochen ;  ein  Freuden- 
fest für  die  gesammte  evangelische  Welt,  ein  Gedenktag  zum 
Uindesten  für  alle  Gebildeten.  Denn  die  Morgenröthe,  die  vor 
100  Jahren  diesen  16.  Hornung  heraufTiihrte,  verkündete  den  An- 
trrLch  eines  neuen  Abschnittes  in  der  Geschichte  des  religirisen 
Ubens.  der  Theologie,  der  Wissenschaft,  der  gesammten  Cultur, 
E?  wäre  vermessen,  von  dieser  Stelle  aus  wenigstens,  in  der  hier 
üüchen  Spanne,  das  Vollbild  von  dem  .Praeccptor  Germaniae' 
Bt'-verfen  zu  wollen,  von  diesem  umfassenden  Geist  und  edlen 
Charakter,  von  diesem  .Doctor  universalis*,  der  eher  diesen  Titel 
ftrdicnt  als  Thomas  von  Aquin,  dem  modernen  Schutzheiligen 
R'jms.  Da  muss  die  Kunst  der  Rede  immer  wieder  die  bildende 
beneiden ;  die  vermag  in  einem  Augenblick  den  Eindruck  einer 
flössen  Persönlichkeit  zu  wecken.  Sehen  wir  ab  von  des  guten 
bicas  Kra.iach  grobem,  aber  treuherzigem  Pinsel  und  anderen  Ver-, 
'xhen,  wie  sprechend  ist  das  kleine  Rundbild  von  Hans  Hulbein 
dem  Jüngeren,  das  alle  Feinheit  des  geistigen  Lebens  festhält, 
v:i:ends  das  vom  .deutschen  Apelles*,  Albrecht  Dürer,  dtr  mit 
Her7  und  Hand  zur  Reform  stand!  Dürer  hat  Melanchthon  1524  ge- 
lecluiet,  als  er  die  Weiherede  bei  Eröffnung  des  evangelischen 
GiTTinasiums  in  Nürnberg  hielt,  das  Urbild  zu  seinem  Kupferstich : 
tarhäuptig,     die    hochgebaute    Stirn    vorwärts   geneigt,    mit    iriiicni 

Jahrbseb  da  Pn>L«iinüiniiii  1897.  H,  I  u.  11.  X 


feinen  dialektischen  Lächeln,*)  den  geistvollen  Gelehrten,  den 
allezeit  bereiten  Vorfechter  der  Reformation.  Wie  haben  ihn 
verleiblicht  Drake  in  Wittenberg  —  Sie  sind  des  hier  selbst 
Zeugen  !  —  Kietz  am  Rietschel-Werk  in  Worms,  Schilling  in  Leipzi;^. 
Sauer  in  Karlsruhe  1  Dagegen  kann  die  Rede  ja  nur  nach  und  nach 
entwickeln,  vor  Ihren  Augen  Strich  für  Strich  ziehen,  musivisch 
Stein  neben  Stein  setzen;  freilich  mag  dafür  ihre  Leistung,  ästhetisch 
ärmer,  beredter  und  lebenswarmer  sein.  So  brauchen  uns  nicht  erst 
die  mehr  oder  minder  gelungenen  Epigramme  •)  von  den  Bildern 
auf  die  Schriften  zu  verweisen.  Doch  ist  es  aber  mehr  als  eine 
ciceronianische  Floskel,  dass  mir  der  Tag  ausgehen  würde,  ehe  ich  dies 
Porträt  vor  Ihnen  fertig  malen  könnte.  Nur  in  einer  Richtung  darf 
ich  Ihnen  unseren  Jubilar  zeigen;  aber  in  welcher?  Die  Wahl  macht 
die  Qual;  Verlegenheit  aus  Ueberfülle;  Hunderte  von  Schriften  von 
ihm  und  über  ihn,  mehr  als  zehntausend  Briefe!  Besitzen  wir  auch 
noch  kein  abschliessendes,  die  bisherigen  Forschungen  zusammen- 
schauendes, Fahnenwerk  über  ihn,  ja  sollen  jetzt  erst,  auf  Anlass 
des  Jubelfestes,  neue  Bausteine  herbeigeschafft,  die  vorhandenen 
gesichtet  werden,  ist  er  doch  schon  gleichsam  prismatisch  behandelt 
worden ;  krystallinisch  ist  ein  reiches  Gebilde  entstanden.  Wir  könnten 
Melanthon  in  den  Blick  fassen  als  Humanisten,  Philologen  und  Philo- 
sophen; als  Erzieher,  Unterrichtsleiter,  Gestalter  von  Hoch-  und 
Mittelschulen,  vor  Allem  als  Seele  der  ,Albipolitana* ;  als  Aka- 
demiker, wie  er  auch  Anderen  zu  akademischen  Zwecken  Reden, 
ja  Vorlesungen  ausarbeitet,  was   wir  heute  nicht   mehr   für  statthaft 

Verzcichniss  der  Sigla  und  der  vollständigen  nur  mit  dem  Verfa««^r 
namen  angeführten  Werke:  AdB.  =  Allgem.  deutsch.  Biographie,  1875  f.;  Analecii 
=  Loesche,  Analecta  Lutherana  et  Melanthoniana,  1892;  Balbinus,  Bohemia  d<Kta. 
1776  f.;  (Bauhofer),  Gesch.  d.  ev.  Kirche  in  Ungarn,  1854;  Bindseil,  MeUnchthoni> 
epistolae  etc.,  1874;  Bod,  Histor.  Hungaror.  ecclesiast.,  I,  1888;  Borbis,  D.  ev.  lurb. 
Kirche  Ungarns,  1861;  Corp.  Ref.  =  Corpus  Reformatorum,  Melanchthonis  oper». 
1834 — 1860;  Drews,  Disputationen  Luther's,  1895;  Fraknöi,  Melanchthon's  Beziehun 
gen  zu  Ungarn,  1874;  Hartfelder  A.  =  H.,  Melanchthon,  1889;  Hartfelder  B.  =  H.. 
Melanchthoniana  Paedagogica,  1892 ;  Horawitz,  Beitr.  zu  den  Sammlungen  von  Bricfec 
Melanchthon's.  Sitzungsber.  d.  Akad.  d.  Wissenschaft.  Philos.histor.  Kl.,  1874. 
S.  299  f.;  Jahrbuch  =  J.  d.  Gesellsch.  f.  Geschichte  des  Protestantismu5  if 
Oesterreich;  Klein,  Nachrichten  v.  d.  Lebensumstünden  .  .  ev.  Prediger  in  .... 
Ungarn,  1789;  Linberger,  Gesch.  d.  Evang.  in  Ungarn,  1880;  Mathesius  =  Loesche. 
Mathesius,  1895 ;  Wolkan,  Gesch.  d.  deutsch.  Liter,  in  Böhmen,  1894. 

t)  Hartfelder  A.,  S.  X.  —  «)  Hartfelder  B.,  S.  254,  259. 


halten.  Manchmal  hatte  der  Vortragende  schon  begonnen,  während 
Melanthon  noch  mit  der  Niederschrift  des  Endes  beschäftigt  war, 
so  dass  das  noch  nasse  Manuscript  auf  das  Katheder  wanderte.') 
Im  Umgange  mit  den  Studirenden  würzt  er  Vortrag  und  Unter- 
haltung mit  Geschichtchen  und  Witzen,  nicht  immer  den  feinsten ; ') 
während  des  Collegs  fragt  er  und  dient  auf  eine  schlechte  Ant- 
wort wohl  mit  einem  .asinus*;  in  den  Disputationen  weist  er 
schwache  Beweise  kurzer  Hand  ab.  lässt  den  Gegner  gar  nicht  aus- 
reden, sondern  gebietet  ihm  Stillschweigen,  um  Andere  zu  hören.') 
Wir  könnten  ihn  betrachten  als  Theologen,  insbesondere  als  Dogmen- 
historiker und  Dogmatiker.  wie  seine  Festsetzungen  nicht  zu  ver- 
stehen sind,  ohne  die  von  Luther  gegebenen  Hauptleiter  und  Schlag- 
•vorte,*)  und  wie  seine  Herübemahme  mittelalterlicher  Muster,  Formen 
und  Formeln  zur  frühen  Erstarrung  der  reformatorischen  Dngmatik 
beitrug  —  mit  Einbeziehung  der  possenhaften  Anklage  des  Jesuiten 
Possevino  auf  Atheismus.  Wir  könnten  sein  Verhältniss  prüfen  zu 
Zwingli,  den  er,  so  wenig  kennend  wie  Luther,  gelegentlich  für  ver- 
ruckt erklärte,  und  zu  Calvin,  dessen  starke  Einwirkung  wohl  der 
Erweichung  seiner  Theologie  zu  Gute  kam,  aber  sein  Leben  ver- 
bitterte. Wir  könnten  reden  von  dem  einen  Markstein  aufrichtenden 
Ethiker,  dem  Liturgiker  und  Homileten;  von  dem  Historiker,  Bio- 
graphen, Juristen,  Naturforscher;  von  dem  Aesthetiker  —  er  zeichnete 
selbst  — ,  dem  Dichter,  .Wittenbergs  Philomele' ;  dem  wissenschaft- 
lichen Pubiicisten.  Stilisten,  Redner,  Briefsteller,  wie  er  in  seinen 
Musterreden,  die  zu  den  anziehendsten  seiner  Leistungen  gehören, 
durch  die  Fülle  des  Stoffes  und  die  Schönheil  der  Form,  auf  der 
ein  Abglanz  griechischer  Anmuth  ruht,  eine  Art  Handbuch  des 
orbis  litterarum  schuf.')  Wir  könnten  uns  seinen  Aberglauben  an 
Astrologie,  Chiromantie,  den  Wahn  vom  Wiedererscheinen  Ge- 
storbener mit  Hilfe  der  Seelenkunde  und  des  neuesten  reichen 
occultistischen  Schriftthums  begreiflicher  machen. 

Indem  Melanthon,  dank  seiner  durch  und  durch  gymnastischen 
^"atur,  alle  Wissenschaften  —  freilich  lebte  er  und  sein  Geschlecht 
nur  erst    in  der  grauen  Dämmerung  der  modernen  Wissenschaft  — 

')  H«ilfe1der.  Mdsnchlhon  DNlimatiores.  1891,  S.  XVI,  —  >)  Analecu, 
'  n.  19.  —  *]  Drews,  S.  XXVII.  —  *)  Ttoehsch.  Vernunft  und  OffenbaniuE  bei 
''''n,  Gcihud  und  Melanchlhon,  1891,  ü.  139.  —  •)  Nikol.  Müller,  Zur  Cbtonol.  u. 
'■''■'"^r.  d.  Reden   Mei.'i,    1546—1560.    (Aus   „Feslschrift  für  KÖsdir',   1896)  ü.   1. 


in  den  Dienst  der  Gottesgelahrtheit  stellte,  gab  er  nicht  nur  dem 
Humanismus  eine  Beziehung  zur  Kirche,  sondern  es  wurde  so  aucb 
möglich,  dass  der  protestantische  Universitätsbetrieb  hernach  in 
Aehnlichkeit  mit  dem  mittelalterlichen  Studium  generale  sich  gestaltete 
das  ganze  Wissensgebiet  ein  gegliedertes  Ganze,  von  vorbereitendem 
und  unterstützendem  Werth  für  die  princeps  omnium  artium.  die 
Theologie.  Durch  die  Indienststellung  der  allgemeinen  Wissenschaft 
unternahm  es  Melanthon  als  seine  Lebensarbeit,  das  , reine  Gottes- 
wort*, von  dem  er  tief  ergriffen  war,  vor  der  Ilias  von  Uebeln  zu 
schützen,  die  eine  ungelehrte  Theologie  in  den  Händen  fanatischer 
Prädicanten  und  cyklopischer  Pastoren  der  Kirche  Gottes  bringen 
würde.*) 

Wir  könnten  ferner  die  Urtheile  der  Nachwelt  abfragen  und 
damit  zugleich  einen  Abriss  der  neueren  Dogmengeschichte  gewinner.. 
wie  der  einst  Gefeierte  von  den  Luthern  überluthemden  Nachtreterr 
verlästert  wurde,  die,  ohne  Luther's  Genie,  alle  Härten.  Spitzen  und 
Grobheiten  desselben  pflegten  mit  böotischer  Plumpheit  und  sardoni- 
schem Grinsen.  Hesshusius  und  Wigand  beantragen  MeIanthon> 
Verdammung  mit  Namensnennung;  seine  Bücher  werden  nur  noch 
geduldet,  etwa  wie  die  Apokryphen  neben  dem  Canon.  Hutter  hat 
bei  einer  öffentlichen  Rede,  als  er  gegen  Melanthon  eiferte,  sein 
Gipsbild,  das  mit  dem  Luther's  neben  dem  Katheder  hing,  im  Zorn 
heruntergerissen  und  in  Stücke  geworfen.  Jakob  Andrea  orakelt: 
Herr  Philippus  hat  sich  des  calvinischen  Teufels  verdächtig  gemacht : 
man  weiss  nicht,  ob  er  zu  unserem  Herrgott  oder  zum  Teufe! 
gefahren  ist;  ja  er  nennt  ihn  ein  falsches  Brüderlein,  einen  bösen 
Buben  und  nichtigen  Mann.')  Dann  kamen  wieder  Zeiten,  wo  be- 
sonders im  Zusammenhange  mit  unionistischen  Hoffnungen  ein  über- 
schwenglicher Melanthoncult  getrieben  wurde.  Darauf  folgte,  wie 
die  Ebbe  der  Fluth,  neue  Ernüchterung,  indem  man  die  Halbheit. 
Aengstlichkeit,  Unentschiedenheit,  Leisetreterei  des  Reformators 
betonte,  die  Kehrseite  seiner  Tugenden,  Behutsamkeit,  Mässigung. 
Besonnenheit,  Gewissenhaftigkeit  und  Friedensliebe,  ohne  ihm  recht 
als  Entschuldigung  zuzubilligen,  dass  Alles,  Alles  in  der  Welt  ver- 
wickelt ist,*  selbst  wo  es  dem  Flachkopf  sonnenklar  ist,  ohne  die 
Anwendbarkeit    von  Goethe's  Spruch   zu  prüfen:    Zu   starker  Einig- 


i)  Kawerau,  Kirchengeschichte,  1894.  S.  18;  Troeltsch,  I.  c.  S.  68  f.  —  »}  Frank. 
Protest.  Kirchenzeit.  1860,  14,  337  f 


ktit  gehört  Nachgiebigkeit  bei  grossem  Willen.  Jüngst  hat  man 
unverholen  die  Schleichwege  des  findigen  Diplomaten  beklagt  —  nicht 
zu  reden  von  der  Verfehlung  in  Sachen  der  Doppelehe  des  Land- 
j;rafen  und  der  Billigung  von  Servcto's  Brandopfer  — .  aber  gerecht 
zugleich  den  Finger  darauf  gelegt,  dass  es  unerlaubt  .«ei,  unseren 
jetzigen  sittlichen  Massstab  an  jene  Zeiten  und  Männer  zu  legen, 
die  sich  nicht  mit  einem  Schlage  aus  allen  rückständigen  mittelalter- 
lichen Anschauungen  herausarbeiten  konnten,')  In  der  That!  Nur  zu 
selten  wird  diese  Warnung  befolgt.  Wer  im  Glashause  sitzt,  soll 
nicht  mit  Steinen  werfen.  Wie  werden  wir  uns  denn  im  Spiegel 
der  Nachwelt  ausnehmen?  Sie  wird  staunen  und  spotten,  dass  es 
I.  B.  heute  immer  noch  viele  Christen,  Theologen  gibt,  die  in  der 
Wissenschaft,  wie  lichtscheue  Fledermausseelen,  die  Dunkelheit  lieben  ; 
sie  wird  staunen  und  spotten  über  heutige  Christen,  Theologen,  die, 
wohl  gerüstet  mit  der  , göttlichen  .Weitordnung',  die  , Enterbten' 
darben  lassen,  während  sie  selbst  sich  für  die  gut  essende  GeselU 
.^chaft  ausersehen  wissen;  die  so  im  Zauberbann  der  Vorurtheile 
stehen,  dass  sie  den  Zweikampf  mit  verlegenem  Stammeln  entschul- 
digen oder  gar  mit  hohler  Sophistik  vertheidigen ;  dass  es  heute 
Christen,  Theologen  gibt,  die.  wie  Priester  und  Levit.  an  hundert- 
tausend Christcnleichen  mit  diplomatischem  Achselzucken,  vielleicht 
noch  mit  Verleumdung  vorüberschieichen  und  aus  dem  Luthervers 
ihres  Gesangbuches,  Erhalt'  uns  Herr  bei  deinem  Wort,  die  Zeile 
streichen:  Und  steuere  des  .  .  Türken  Mord.  — 

Mehr  durch  Schuld  der  Beurtheilung  als  der  Quellen  hat 
Melanthon's  Charakterbild  geschwankt  in  der  Geschichte,  von  der 
Parteien  Hass  und  Gunst  verwirrt;  allein,  wenn  man  alle  Ueber- 
malung  loslöst,  behauptet  es  seinen  Ehrenplatz;  auf  die  Dauer  lässt 
Mch  die  Geschichte  nicht  irren;  .sie  hält  den  verdienten  Oliven- 
I^ranz  frisch  und  zerbricht  den  Obelisken,  den  die  Eitelkeit  thürmt". 
Alle  die  beregten  Themata  verabschieden  wir,  um  nicht  Bekanntes 
f>der  doch  schon  Erörtertes  zu  wiederholen;  wir  wählen  ein  noch 
nicht  behandeltes,  uns  gerade  so  naheliegende-!:  Melanthon's  Bezie- 
'lungen  zu  Oesterrcich,  zu  Städten  und  einzelnen  Persönlichkeiten, 
'atholischen  und  evangelischen,  zu  Gelehrten,  Pfarrern,  Lehrern. 
Aerzten,  Fürsten  und  Adligen;  Männern,  die  aus  Oesterreich  stammen 
''>iler  eingewandert  sind,  die  vor,  während  oder  nach  den  Daten  der 
')  W.  Wiliher,  Neuekirehl.  Zeitschr.,   1896.  S.  935   f. 


Beziehung  hier  gewirkt  haben.  Bei  diesem  Streifzug  durch  Ocsterreicb 
und  durch  Melanthon's  Werke  —  es  kommen  dabei  auch  einige 
handschriftliche  Stücke  in  Betracht  —  erhalten  wir  einen  QuerschniR 
seiner  Arbeit  und  des  österreichischen  Protestantismus. 

In    einem   von  Niemandem    nach    ihm    erreichten   Grade  und 
Umfange  hat  Melanthon  das  Vertrauen  der  Evangelischen  der  weiten 
Welt    besessen,    wie    in    der    Schweiz,    Frankreich,    Italien,    Gro55 
britannien,  Skandlinavien,  so  auch  in  Polen,  Oesterrdch  und  Ungranj 
Unseren    schon    begrenzten  Vorwurf  müssen    wir    noch    mehr   uro- 
schränken.  Wir  müssen  absehen  von  den  Hunderten  von  Studentcr 
die  aus  unserer  Monarchie  nach  Wittenberg  eilten,   trotz    aller  Vcr 
böte,    um  zu  Melanthon's  Füssen   zu  sitzen,    soweit  wir  sie  nur  aus 
den  Matrikeln  und  Ordinirtenbüchem  *)  kennen.     Diese  Bezichungcr 
sind  zu  mannigfaltig,    allgemein,  unbestimmt,  um  uns  hier  fesseln  r. 
können;    dafür  genüge  die  Erinnerung,   dass  Melanthon,    namentlich 
in  seinem  letzten  Jahrzehnt,  allsonntäglich  fiir  Böhmen,  Polen,  Ungarr. 
und  andere  des  Deutschen  nicht  mächtige  Studirende  lateinische  An 
dachtsstunden  hielt,  aus  denen  seine  Postillen  erwuchsen,  ein  Mittelding: 
zwischen  Vorlesung  und  Predigt,  in  freierer,  vertraulicher  Vortragsweise. 
In  dem  so  umzirkten  Raum  beginnen  wir  mit  den  Herrschern 
In  den  Verhandlungen  mit  ihnen  spürt  man,  bei  aller  Höflich- 
keit und  Ergebenheit,  dass  ein  Fürst  von  der  Feder  einem  gekröntem 
sich    gegenüber    weiss.*)     Trotz    unserer    entwickelteren    politischen 
Formen  könnte  heute  kaum  ein  Gelehrter  so  freimüthig  und  mahneri 
zu  einem  mächtigen  Monarchen,  geschweige  zu  kleinen  Machthaberr. 
reden,    ohne  anzustossen.     Schon  1528")    hatte  Ferdinands  Hot- 
prediger,   der   spätere    Bischof  von  Wien,   Joh.  Faber,*)    Melanthon 
im    Hinblicke    auf   dessen   Visitatorenunterricht  *)    aufgefordert,    von 
seiner  Sache  abzufallen   und    als  Belohnung  eine  Stellung    an  Ferdi 
nands  Hofe  zugesagt.*)   Im  nächsten  Jahre  widmete  Melanthon  dem 
Könige  seine  Daniel-Erklärung,')  der  er  einen  Brief  voraiLSschickte, 


0  FörstemaDn,  Album   acadcm.,  1841:    Köstlin,    Die  Baccalanrei  u.  Magi>:n   i 
Wiltcnb.  philos.  Facultät,  1887—1891 ;  Bachwald,  Wittenberg.  Ordinirtcnbucb,  1884  * 
Jahrbuch,    1895    ff.;    Frakii«3i,    S.    7.    —    >)   Ueber    die    damab    sonst    übliche   Vater 
wörfigkelt  im  Briefstil.   Tgl.  Steinhausen,  Gezch,  d.  deutsch.  Briefes,    I  (1889),  167.  — 
')  Melanthon's  Leichenrede    anf  Maximilian  I.  in  Wittenberg    ^Corp.  Ref.  11,    26 1    t>t 
hier  übergangen.  —  *)  Wetzer-Welte,  Kircbenlexikon,  4>  (1886).   1172  f.    —   ')  Hrr- 
fcldcr  A.,  S.  586.  134.  —  •)  Ccrp.  Ref.  1,  998.  —  n  Hartfelder  A..  S.  687.   I3i*.  - 
«)  Corp.  Ref.  1,  lOöl   f. 


»enige  Tage  vor  der  Protestation  zu  Speier.  Darin  berührt  er 
Ferdinands  Vorliebe  fiir  Geschichte  und  Poesie,  und  dass  für 
Herrscher  aus  Daniel  viel  zu  lernen  sei.  Ein  Hauptgrund  seines 
Sclireibcns  aber  sei  der,  dass  in  diesen  Zeiten  einige  verhasst  sind, 
die  die  beilige  Schrift  lauter  auslegen ;  gegen  sie  werden  die  Fürsten 
iiifgeregt:  es  gibt  jetzt  kein  grösseres  Verbrechen,  als  der  echten 
ReJigionslehre  zu  folgen.  Es  wäre  billiger  und  dem  Öffentlichen 
frieden  dienlicher,  die  Lehre,  als  deren  Beispiel  er  sein  Buch  schickt, 
nirber  zu  erkennen,  als  mit  Edicten  zu  erdrosseln.  Er  bittet  nur: 
fjuiu:  i^cfciv  ÄxpoaoBcH,  eine  Commission  von  ehrlichen  und  gelehrten 
Ltuten  im  Namen  der  höchsten  Fürsten  einzusetzen,  um  über  die 
Dogmen  zu  urtheilen.  Einige  wüthen  gegen  die,  die  nicht  alles  Hei- 
brnmliche  billigen,  als  ob  sich  in  so  vielen  Jahrhunderten  kein 
Iirthum  eingeschlichen.  Die  aber  in  Kirche  oder  Staat  herrM:hen, 
musfen  Sorge  tragen,  dass  dem  Volke  die  möglichst  reine  Lehre 
Christi  dargeboten  werde.  Der  König  wird  beschworen,  durch  ihrr 
Herstellung  Eintracht  zu  stiften:  Nichts  Gott  Angenehmeres  kannst 
duthun,  nichts  für  das  Andenken  der  Nachwelt  Rühmlicheres,  nichts 
des  österreichischen  Namens  Würdigeres  I  .  ,  .  Dem  Briefe  ist  eine 
lange  Kette  von  Distichen  beigeschlossen:  Germania  an  Ferdinand. 
Sie  beklagt  die  Kriege,  mahnt  doch  zu  dem  gegen  die  Türken,  im 
Anscbluss  an  Daniel,  verlangt  aber  zunächst,  die  religiösen  Unruhen 
in  stillen. 

Ein  Jahrfünft  später  beklagte  sich  Ferdinand  beim  Kurfürsten 
Jcihann  Friedrich  von  Sachsen  darüber,  dass  an  vielen  Orten  dieZwiny- 
'ianer  sich  mehrten ;  Melanthon  setzte  die  Antwort  auf,  die  abervom  Kur- 
fürsten verbreitert  und  hinsichtlich  derZwinglianer  verschärft  wurde. ') 

Wie  mit  Bischof  Faber,  berührte  sich  Melanthon  auch  mit 
«inem  Nachfolger.')  Nausea.')  Auf  Wunsch  Pauls  III.  und  ferdi- 
nands  wohnte  Nausea,  als  dessen  Hofprediger,  dem  Religions- 
2espräch  in  Speier  (1540}  bei,  das  nach  Hagenau  und  dann  nach 
Worms  verlegt  wurde;  hier  hatte  er  eine  Sonderzusammenkunlt  mit 
Melanthon  und  Martin  Bucer.  Während  des  Convents  bittet 
Melanthon  den  Nausea  in  sehr  höflichen  Briefen,')  sein  Ansehen  zu 
BiassvoUer  Behandlung  der  Streitigkeiten  aufzubieten;  er  würde  sein 
Leben  für  die  Eintracht'  geben.    Er  freut  sich,   dass  Nausea's  Stein- 

■)  Corp.  Ref.  2.  781.  —  ")  Seit  1641.  —  ■)  Wetwr.Welte,  I.  c.  8«  {1886.. 
3J  f.  -  *)  Corp.  Ref.  3,  1263  f. 


8 


leiden  gelindert  sei;    wenn   er  nicht  bessere  Aerzte   hätte,    wäre  e: 
selbst  herbeigeeilt. 

An  den  Nuntius  am  wiener  Hofe,  Pier  Paolo  Vergerio  der 
Jüngeren,  entwarf  Melanthon  die  amtliche  Antwort  der  schmalval- 
dischen  Fürsten  in  der  Concilsfrage.  Ein  zweites  persönliches  Schreiben 
an  den  nunmehrigen  Bischof  von  Capodistria  gibt  einem  Ejcemp-ir 
der  Confessio  Augustana  und  der  Apologie  das  Geleit  *) 

Den  König  umgeben  ausser  den  Hofpredigern  drei  Räthe; 
Reibisch,  Carolus  und  Nidbruck.  Melanthon  s  Briefe  an  sie  beleger., 
was  wir  für  andere  Namen  aus  den  Nuntiaturberichten  wissen.  cac<; 
der  König  confessionell  seiner  eigenen  Räthe  nicht  sicher  war.  In 
einem  Empfehlungsschreiben  •)  an  den  königl.  Rath  Dr.  Heinrxh 
Reibisch')  sieht  Melanthon  das  Lob  des  Staates  in  der  Sorgfalt 
und  Gerechtigkeit  der  Regierung,  in  der  Bildung,  Humanität,  .'rit:- 
lichkeit  und  Religiosität  der  Bürger:  Da  ich  sehe,  dass  dies  L''^ 
Eurem  Staat  mit  vollem  Recht  gebührt,  liebe  ich  ihn  wie  mein  Vater- 
land, verehre  ihn  wie  die  gefeiertsten  Staaten  der  Alten,  beglück- 
wünsche das  Volk,  das  solchen  Staat  hat,  der  den  Nachbarn  Bei- 
spiele der  Tugend  darbietet.  ...  — 

Auf  Wunsch  des  Wolfgang  Severus,  seinerzeit  die  bedeutendste 
Persönlichkeit  unter  Luther 's  Kostgängern,*)  der  Lehrer  der  Sühn? 
Ferdinand's  gewesen  war,  wegen  seiner  evangelischen  Gesiniiur.ij 
aber  diese  Stelle  aufgeben  musste,  schreibt  ihm  Melanthon  e.nen 
Empfehlungsbrief  an  den  kgl.  Rath  A  dam  Carolus.')  da  er  vim 
dessen  Neigung   und  allenthalben   ermässigenden  Thätigkeit  geh'^rt. 

Weit  fesselnder  ist  die  Gestalt  Nidbruck's.*)  Kaspar  von 
Nidbruck,  aus  einer  angesehenen  lothringischen  Familie,  triebj 
humanistische  und  juristische  Studien  in  Orleans,  Italien  und  Witten- 
berg und  blieb  mit  dem  hier  gewonnenen  Kreise  in  Verbindung,  vne 
seine  Brietbände  auf  unserer  Hofbibliothek  beweisen.  Als  kgl.  Rath 
war  er  meist  mit  auswärtigen  Missionen  betraut  —  seine  Depeschen 
sind    eine    wichtige   Quelle    für    die    Verhandlungen    des   augsburger 


»)  Corp.  Ref.  2,  1018.  4,  22;  Friedensburg,  Nuntiatnrbcrichtc  1  (1892),  12  ff.  - 
*i  Für  Georg  Aemilius  =  Oehmler.  Mel/s  Schüler,  aus  Mansfeld,  Rector  in  Siegen  (1540). 
Pastor  u.  Superintend.  in  Stolberg,  gest.  Iö69:  Cor]).  Ref.  3,  523.  10,  395.  —  ».  AdB.  2? 
(1888),  607.  —  *)  Mathcsius  2,  157.  —  »)  1540,  Corp.  Ref.  3,  1094.  —  «)  M^the- 
sius  1,  199,  Hopfen,  Maximil.  11.  1895  s.  v.,  Bibl,  Jahrbuch  1896,  S.  1  C,  189?. 
Meniik.  ebd.  1897. 


J 


Religionsfriedens  — ,  besorgte  Tür  Erzherzog  Maxim üilIii,  v.u  tics^cn 
Partei  ihn  seine  evangelische  Ueberzeugung  führte,  litcrrui'iclicAiirträ;^e. 
diente  als  Mittelsmann  zwischen  dem  Krzherzog  uni.i  Mtlanthnn,  Sein 
Ansehen  in  gelehrten  Kreisen  war  gross,  seine  seitnif  fiefnlli^isfit 
in  der  Unterstützung  wissenschaftlichen  St rebens  ervr.uli  ihm  iibenill 
Freunde  und  Lobredner.  Seine  besondere  Ncignir,'  tjc-linrlc  der 
Kirchengeschichtc,  daher  die  Beziehungen  zu  stiucni  ScImaLicr 
Sieidanus;  er  gründete  in  Prag  auf  eigene  Kosten  ciiu-  Ansiialt,  lik- 
ihm  die  Vorarbeiten  zu  einer  von  ihm  bcabsicliti^'tei»  KirdK'n- 
^eschichte  liefern  sollte;  unermüdlich  diente  er  l-lnciu.'-'  ilahin- 
?;elenden  Anstrengungen,  obwohl  selbst  von  friedliclicr  XaHir.  Fr 
«arb  auf  einer  Ge^andtschaftsreise  in  Brüssel,  wie  es  lifi-st,  durch 
tjift.  In  seinem  Briefwechsel  mit  Melanthon  ist  d^i-  in-dL-utsiinisic 
älück  jenes,  in  dem  er  diesen  um  AufschluSs  über  <:\r,<c  zweck- 
mässige   Anordnung    und   Eintheilung    der    Kirchcnf;ij-Lliiclilc    liirtt-l. 

Aus  der  Freundschaft  mit  Melanthon  crfloss  leii  In  i\\r  rnit 
dessen  Schwiegersohne  Dr.  Kasp.  Peucer,  dem  liurch  >i^;ii 
trasrisches  Schicksal  bekannter  gewordenen  kurfiirst'irlirii  l,i.ll),iryl, 
der  auch  unser  Land  besuchte.') 

Unter  Ferdinands  und  Maximilians  LeibäntLii  lurnulL't  sich 
e'.n  besonders  hingebender  Schüler  Luther's  und  Mcl.iiüluili -,  iIit 
liresiauer  Dr.  Johann  Krato  von  Kraftheini.  ilr^^-i'n  Krii-f- 
"■echsel   mit  Melanthon  allerdings  aus  der  Zeit  vor  S( 'hl'ui    1  l(ir,lii'ns( 

stammt.     Crato  war  der   erste  Arzt  seiner  Tage,   vi irn|i.ii--,-lK-ni 

Kufe,  dabei  ein  überaus  eifriger  Protestant,  eine  tiehilh"  >•■:  N,.Mr 
als  Theologe  Kryptocalvinist  Melanthon  nennt  ihn  /r.iti'v  r;.in>^inii:'i 
et  j-j|i-^:/,o^o^o; ;  auch  zwei  Widmungsdistichen  an  (.r.itn  li.ihi  ti  *'\s.\\ 
erhalten. 

Der  grosses  Ansehen  geniessende  Leibarzt  Ferdiii.nut'-  \I;ii1k'iiIii>-, 
iicnauer  Pietro  Andrea  Mattioli,')  vorzüglich  dun  h  ^uitiL:  lii.>i,iiii 
sehen  Kenntnisse  hervorragend,  wird  wenigstens  mit 'ti  nvin  1ii'il'u:lit. 

Der  Verkehr  mit  dem  späteren  Kaiser  Max  i  m  1 1  i.ni  II.  in- 
;'innt  sehr  gewichtig  mit  Fragen  von  elf  strittigen  Krii'ti  ni-.n  ul.i  In, 

')  Mathestu»  s.  V.  In  der  Wailenberg' sehen    Kircherbiblii.rl:  ,    I     i    li  i 

^;h:efien  (Origmalb riefe    d.   Reformatoren    1.   162)   befindet    ^ich    ...     Im.    !    N    ■ I- 

^Ti  Peuter,  1656.  —  ')  1519—85.  Corp.  Ref.  10,  353.  658.  A..:  .  -I  \>~.\\  TiCT 
Hinch,  Leicikon  d.  hervorragend.  Aemle  2  (1886).  102.  Hopfen  s,  ■  -  ^  (■■  i,  \IÜ', 
Citp.  Ref.  9,   129.  186.  Hirsch  1.  c.  4  (1886).  167.   Wolkan,  P     I:.! 


so,  auf  Befelil  des  Königs.  Sr.  Majestät  Hofpred 
der  in  unserer  Augustinerkirche  paulinisch  predigt« 
Dr.  Richter  an  Meianthon  hatte  gelangen  lassen :  •)  1 
halb  des  Wortes  Gottes  einen  Richter  in  der  Christe 
jure  divino  der  Papst  mehr  Gewalt  als  der  Bischof,  dei 
als  ein  Priester-  Welche  Autorität  gebührt  den  gcmeinei 
dem  vicarius  Christi?  Sind  die  guten  Werke,  die  ans  Ut 
nicht  allein  nothwendig.  sondern  auch  verdiensdich  zur 
die  Heiligen  anzurufen?  Gibt  es  ein  Fegefeuer?  Soll  mai 
bitten?  Soll  allen  Ciiristen  das  Abendmahl  unter  beiderlei  C 
werden?  Wenn  ein  Laie  den  nicht  consecrirten  Wein  nir 
ein.  das  sei  das  Blut  Christi,  spricht  auch  die  (Consecradt 
damit  das  Sacrament  hergestellt '■  Ist  die  Hcrzahlung  i 
der  Beichte  nöthig?  Welches  sind  der  römischen  Kirche 
Meianthon  antwortet  ausführlich  deutsch  auf  die  deut 
In  dem  Begleitschreiben  ^u  seinem  Bescheide,  datirt  als 
t.ige  Maximilians  I.'j  fleht  Meianthon  auf  den  Könij 
Daniel  unter  den  Löwen,  gleich  den  drei  Männern  im 
der  Chaldäer  Mtze.  Gottes  Schutz  herab;  er  möge  zu 
der  Barmherzigkeit  werden,  zu  einem  heilsamen  Werli 
Kirche  und  viele  Völker.  Wenige  Monate  später  driic 
aufs  Neue  den  Gebetswunsch  aus.  Maximilian  möch 
wohlgcßilligen  Kreise  der  Da*Hd.  Salomo.  Josapbat,  H 
Cynis.  Constantin.  Theodosius  zi^esellt  werden.')  A 
nächsten  Jahres ')  wendet  sich  Meianthon  an  den  röm 
mit  einer  Bittschrift  (ür  Lalhis  Sozinns.  dessen  Vtagx 
a!s  drei  Jahre  lang  höchst  willkommen  gewesen  sei: 
Nachricht  nach  lulien  gelangte,  dass  Lälius  in  uns. 
weile,  haben  die  InqinsitoTeii  begonnen,  ihn  zu  bedrohen 
ihn  am  Genüsse  seines  Erbes :  der  König  möge  eine 
nach  Venedig  ausstellen.  Unter  demselben  Datum  ergehl 
Sache  eine  Zuschrift  an  Pfauser'l  mh  dem  Ersuchen,  i 
dem  Könige  eiiuutreten. 

•)  U«beua>  i,  ..  Ilopfoi  ».  v.  _  »)  Qwy.  r^^  g  «99— 7B, 
Evavl.  0«»rT««i  l  (173*).  öS.  HtifUia  A„  S.612.  AT«.  —  ^  | 
MM«*i«  .rt«w  »ickt.  d»  4««  SMck  »  rma  Amtmvn  pbfl 
*«1  tvSN.  hnytt  Uorant)  S.  SU.  —  ■)  Owp  Ret  9.  381.  , 
K*f.S^  38S. 


11 

Merkwürdig  muthet  uns  diese  eifrige  Verwendung  an  in  tier 
Erwägung,  dass  Lälius  der  eigentliche  Urheber  des  Unitarismus  «ar, 
im  freilich  Faustus  Sozinus  erst  zu  geschichtlicher  Wahnithinuiifj 
ud  Auswirkung  gdiracht  hat,  doch  nur  insofern  er  ^der  NeiVc  als 
[)iikel'  war.    Allerdings  befleissigte  sich  Lälius  ausserster  \'iir5iciit. 

Nun  vergehen  anderthalb  Jahre,  bis  wir  auf  wichtige  SL-lirift- 
R-Jcke  Maximilians  an  Melanthon  stossen.  Der  König  d:i;il;t')  für 
lfc!anthon's  Schrift:  Antwort  auf  die  baierischen  Inquisitior-  utikel.") 
Diese  Antwort  gegen  die  vom  Herzog  Albrecht  von  Baiern  ei  :.i-;>;enen 
hquisitJonsartikel,  ein  Werk  der  von  ihm  in's  Land  lic-rufenen 
lernten,  ist  Melanthon's  letzter,  kräftiger  Einspruch  geg<:i  Rom, 
Ri;Ieich  seine  letzte  zusammenfassende  Erklärung  über  die  in  licr 
Mutti  Kirche  selbst  strittigen  Punkte,  von  ihm  selbst  in  -eincrii 
Tylament  als  sein  Bekenntniss  bezeichnet.  Zweitens  malml  der 
K'inig,  auf  dem  gegenwärtigen  Reichstage')  die  gottsel^e,  ^clicblc 
Vef^ldchung  sich  treulich  angelegen  sein  zu  lassen,  dass  alli-  .-cliarfe 
«rmicdeo  werde.  Ueber  diese  Mahnung  zum  Frieden  IkiIi  sicli 
Melanthon  auf)  gegenüber  dem  kurfürstlich  sächsischeii  kaliie 
Df  Ulrich  Mordeisen,')  der  eine  amtliche  Abschrift  .Ir-  k'^l 
Schreibens  an  den  kurfürstlich  sächsischen  Abgesandten  mi  Jeni 
betreffenden  Reichstage,  Georg  Krakau,')  nach  Augsburg  m  liicktt-. 
Komme  doch  jene  Aufforderung  von  Solchen,  die  fruh.T  dif 
fticlanischen  Jrrthümer  genährt  hätten;  er  konnte  dariilici  .iu( -^ 
Schlagendste  erwidern,  wenn  er  nicht  Ferdinand  und  M.i\;iinli:iri 
«chonen  müsste,  doch  werde  er  etwas  antworten.  Ebenso  uuuilfit 
ss:!i  Dr.  Mord  eise  n ')  über  die  Friedensschalmei,  da  do- h  cIk'h 
Maximihan  zuvor  den  Illyricum  hofirt,  ihm  allerlei  Gesclv  nla'  und 
Geld  geschickt.  Diese  Beschuldigungen")  sind  überrascl:' ti.l,  il.-i 
Maximilian  sonst  durchwegs  die  Friedenspartei  begünstig;! -■;  man 
tit  die  Verbreitung  des  Flacianismus  in  Oesterreich  aus  jenen  lii- 
^Jnstigungen  herleiten  wollen.  Vielleicht  galt  aber  die  dem  I  laciu'- 
jenährte  königliche  Huld  nur  der  Förderung  des  Centiiiiiiinrcii- 
i'^kes,  durch  Vermittlung  von  jenem  Schüler  und  Freund  de-  l'lacins 

1)  (Ranpach,  I,  c.  Fortseci.  1,  123.)  BrLeger,  Theol.  Stud.  u.  Krit.  lR7;i    -,   7l'2. 

'  =  i't<i   S.  464.   —    ")  Hartfelder  A..  S.  616,  649.   —  •)  Corp.  Ref.  28.    \ ui, 

'  h".  1559.    —    *)  Corp,  Ref.  9,  832.    —    ')  AdB.  22,  (1886)  2IG.   —        AmIi    4 
1^;6',  Ö4e.  —  ")  Brieger,  1.  e,.  .S.  726.  —  •)  Hopfen,  I.  c,  selzt  sich  nkl. i   .Iiiki. 


12 


Dr.  Nidbruck,  und  wurde  lediglich  von  der  Gegenseite  auf  des  Illyn 
dogmatische  und  polemische  Haltung  ausgedehnt.   Wir  haben  dafj 
einen  Anhalt  in  einem  Briefe  Nidbruck's  an  Flacius, ')  durch  Eintrete 
Maximilians   könne   Fiacius   Bücher    aus  Bibliotheken  benutzen,   ^* 
ihm  sonst  versagt  wären. 

Ein   Schüler   Melanthon's   wurde   hoher   Beamter  Maximfiar«, 
was  er  freilich    nicht  mehr   erlebte,    Heinrich  von  Starhember^, 

Die  Starhemberg's  gehören  zu  den  sogenannten  ^Aposti 
familien*  ;  so  bezeichnen  die  Stammbaumkundigen  die  Geschlechts; 
die  entweder  mit  den  Babenbergern  in  das  ober-  und  unterennsbd 
Erzherzogthum  kamen  oder  unter  ihnen  als  Landesherren  begut 
waren  und  feste  Burgen  besassen.  Landes -Apostelfamilien,  au 
Fundamente  oder  Stützen  des.  Landes,  heissen  sie,  da  es  gers 
zwölf  waren,  in  den  uralten  Gedenkbüchem,  aber  auch  in  den  A 
Ordnungen  Rudolfs  II.  Sie  spielen  in  den  Jahrbüchern  der  Poiit 
und  des  Krieges  Oesterreichs  eine  bedeutende  Rolle.  Unsei 
Heinrichs  Vater,  Erasmus  L,  der  berühmte  Kriegsheld,  der  Stamr 
vater  aller  noch  heute  blühenden  Linien  der  Starhemberg 's,  war  ei 
eifriger  Lutheraner,  wie  der  Grossvater  Bartholomäus ;  Bartholomai 
und  Erasmus  wechselten  mit  Luther  Briefe.  Als  die  österreichisch 
Stände  1547  48  Ferdinand  um  Freigebung  der  Religionsübung  bat 
fiel  Erasmus  in  Ungnade  und  verlor  nebst  mehreren  Gütern  au 
seine  Würde  als  Oberstlandesmarschall.  Sein  Sohn  Heinrich  7c 
nach  Wittenberg.  Hier  henschte  die  Unsitte,  adlige  Studenten 
Rectoren  zu  machen ;  auch  Heinrich  genoss  diese  Auszeichnung  un 
hielt  bei  Uebernahme  des  Amtes  die  übliche  kurze  lateinische,  ihn 
von  Melanthon  in  den  Mund  gelegte  Rede,  in  der  er  für  das  ihr. 
erwiesene  Wohlwollen  dankt  und  bekennt,  zu  dieser  Würde  ^nn: 
ungeeignet  zu  sein.  Heinrich  wurde  dann  bei  Maximilian  Regierung 
rath,  Vicestatthalter  und  Hofrath  und  ging  wiederholt  in  wichtigen 
Aufträgen  des  Kaisers  an  die  Höfe  der  Kurfürsten  von  Sachsen  und 
Brandenburg.  Heinrichs  Sohn,  Erasmus,  verliess  im  dreissigjähri:jen 
Kriege  lieber  Besitz  und  Vaterland,  als  seinen  Glauben  zu  verleugnen.* 

Die  gleiche  akademische  Ehre  wie  Heinrich  von  Starheinbersj 
wurde  David  Ungnad  von  Sonneck  zutheil.  v.  Ungnad 
nannten  sich  meist  im  16.  Jahrhundert  einfach  die  Grafen  Weissen- 

«)  Jahrbuch  1896,  S.  13.  —  *)  Corp.  Ref.  10,  984.  Wurzbach,  Biogr»  Lexikon  .H7 
(1878).  168  f..  180  f.  Enders,  Luther's  Briefwechsel  5  (I893i,  13. 


13 

irair.')  Hans  Ungnad,  der  einflussreiche  Landeshauptmann 
Steiermark,  der  tüchtige  und  glückliche  Kriegsheld,  ist  wohlbekannt 
in  der  österreichischen  Reformationsgeschichte  als  der  opferfreudige 
Verbreiter  lutherischer  Schriften  in  deutschen  und  slavischen 
Landen.')  Sein  Neffe,  unser  David,  war  der  Sohn  des  Andreas, 
welch'  letzteren  Melanthon  an  Nidbruck  empfiehlt.*)  Ueber  die  beiden 
Söhne  von  Hans  und  den  von  Andreas  in  Wittenberg  verhandelt 
.Melanthon  mit  seinem  Freunde,  dem  vielgenannten  Dr.  Paul  Eber.*) 
David  von  Ungnad  hielt  im  Mai  1557  seine  Rectoratsrede,  als  ein 
Knabe,  völlig  ungeeignet,  nur,  um  nicht  stolz  und  widerspenstig  zu 
erscheinen;  eine  zweite  Rede  folgte  im  Juli,  vor  der  Verlesung  der 
»kademischen  Gesetze,  ausgehend  von  einer  Cy rus-Anekdote  über 
die  Majestät  der  Gesetze  gegenüber  persönlicher  Willkür,  wie  sie 
sich  verkörpert  in  den  Cyklopen,  Centauren  und  den  neuen  Anti- 
nomem;  nach  zehn  Tagen  schliesst  sich  eine  drittt:  Rede  an,  als 
er,  wegen  des  Todes  seines  Vaters  nach  Hause  gerufen,  .';eine 
Rectorats würde  niederlegte.  Diesem  Jünglinge  widmeie  Melanthon, 
der  schon  die  drei  Reden  geliefert, ')  seine  neue  Ausgabe  von 
Tacitus'  Germania,  eine  weitere  Unsitte,  die  zu  der  der  Rectorats- 
übertragung  stimmt.  Eine  Entschuldigung  kann  man  darin  finden, 
dass  Tacitus  ein  Buch  für  die  Jugend  sein  sollte,  und  dass  Ungnad 
sich  mit  derselben  allgemeinen  Vorrede  begnügen  niusste.  mit  der 
bereits  vor  langer  Zeit  die  erste  Auflage  dem  Grafen  Joachim 
Schlick  zugeeignet  war.')  Man  rühmte  später  David  von  Ungnad. 
der  wiederholt  zu  Missionen  bei  der  Pforte  gebraucht  wurde,  wegen 
seiner  gelehrten  Bildung,  grosser  Sprach kenntniss  und  Bcfurderung 
des  Evangeliums ;  ja  wegen  geistlicher  Dichtungen  hiess  er  der 
fromme  Sänger. 

Von  den  einzelnen  Kronländern  empfängt  den  Lowcnantbeil 
von  Melanthon's  Gaben  Böhmen,  in  zweiter  Linie  sieht  Galizien. 
Nur  kärglich  sind  die  anderen  Provinzen  bedacht,  di.;  freilich  im 
Ksherigen  schon  zum  TheÜe  gestreift  sind. 

')  Wuribach  1.  c.  54  (1886),    180  f.   —   •)  Herzog- Pütt,  Real-K^icyklophdie  2.    A,. 

•.  V,  Jihrbuch  5  (1884),   5.  V.  6   (1885),    181.   14   (1893).   s,   v.    15  (18941,    s.  v. 

WtiiibKh  1.  c.  Gaspariti,  .Mittheil,  d.  hislor.  Vereines  f,  Sleiermiirk  1883.  S.  VII, 
1«Ä8.  S.  73  ff.  AdB.  39  (1895),  308  f.  Hopfen  I.  c,  S.  188.  —  >]  I iar.iMit?. .S.  310.  — 
')  Corp.  Ref.  8,  G94.  —  «)  Corp,  Ref.  10.  970  f„  979.  —  ■)  Corp.  Ref.  9,  162. 
lluhesius   1,   172.  Harltelder  A.,  S.  634,  268, 


14 

Nach  Niederösterreich  schickt  Melanthon  an  Christoph 
Reuter,  Schlossprediger  bei  Leopold  Grabner  zu  Rosenberg  und 
Pottenbrunn  am  Kamp,  seine  Examensordnung,  warnt  vor  Streitig 
keiten  über's  Abendmahl  und  äussert  sich  über  die  damals  vie 
erörterte  Wucher-  und  Zinsenfrage.  Reuter  arbeitete  später  mit  denr. 
rostocker  Professor  David  Ch}'träus  an  der  vom  Kaiser  gewünschten 
Agende,  als  der  einzige  aller  Geistlichen  Oesterreichs,  der  dazo  von 
den  Ständen  ausersehen  war.  Damals  hielt  sich  Reuter  wiederhch 
in  Wien  auf  und  predigte  in  den  Häusern  der  evangelischen  Grafen 
und  Herren.*) 

In  die  Hohenveste  zu  Salzburg  sendet  Melanthon  rrit 
einem  Anschreiben  dem  Adligen  Philipp  Voit  einen  Erzieher  fr 
seine  Söhne.'*) 

Dem  Begleiter  des  Chyträus  fiir  sein  Reformationswerk  in 
Steiermark,  dem  von  den  steierischen  Ständen  zum  ersten  Rector 
der  neuen  Schule  in  Graz  ernannten  Hieronymus  Osius,  schrie: 
Melanthon  eine  Vorrede  zu  dessen  umfangreichem*  Gedichte  ,über 
die  Vermeidung  der  Trunksucht*,  sowie  eine  grössere  Widmung  an 
König  Friedrich  von  Dänemark,  zu  Osius'  ^Geschichte  der  Könige 
Paul  und  David*,  voll  Anerkennung  für  des  Verfassers  Kenntnisse 
und  Tüchtigkeit.') 

An  die  Synode  zu  Trient  verfasste  Melanthon  im  Namen  des 
Herzogs  Moritz  von  Sachsen  ein  Einführungsschreiben  für  sich  selbst 
und  seine  Begleiter,  das  durch  Moritz'  Feldzug  hinfällig  wurde.*) 

Leider  kam  mittelbar  aus  Oesterreich  die  heftigste  Anfeindung. 
die  Melanthon  im  eigenen  Lager  erfuhr,  aus  Istrien,  durch  Flacius 
.lUyricus*,  ^Slavus*,  dem  einstigen  Schüler,  dann  anmassenden 
Feind  des  mehr  als  zwei  Jahrzehnte  älteren  Meisters.  Es  war  ein 
grosses  Unglück  für  den  Protestantismus  hierzulande,  dass  sich  viele 
Flacianer  einnisteten,  die  als  Fanatiker  mit  eisernem  Reif  um  Hirn 
und  Herz  Kaiser  Maximilian  an  der  Herstellung  des  Friedens  ver 
zweifeln  Hessen.*) 


»)  Corp.  Ref.  9,  1037.  Raupach,  Presbyterologie  1741  s.  v.  Wiedemann.  Ge 
schichte  d.  Reform,  u.  Gegenref.  im  Lande  unter  der  Enns  1  (1879)  s.  v.  Hopfen 
S.  160,  HerzogHauck,  Real-Encyklopädie,  3.  Aufl.,  1897  s.  v.  Chyträus.  —  «)  Cori 
Ref.  7,  862.  ~  «)  Corp.  Ref.  8,  466.  Hartfelder  A„  S.  611,  550.  Corp.  Ref.  9.  793 
Hartfelder  A.,  S.  616,  646.  —  *)  Corp.  Ref.  7,  910.  Mathesius  2,  290.  —  ^}  Corp 
Ref.  10,  861.  28,  209. 


15 

Aber  nicht  nur  (rübc  Gedanken  musste  der  Zusatz  .Illyricus' 
B  Melanlhon  wecken;  er  gehört  auch  cmpfchlenswcrthen  Männern.') 

Für  Schlesien  kommt  eine  Enttäuschung;  denn  die  ohne- 
(in  späte  Nachricht,  dass  der  bedeutende  Humanist  und  Kirchen- 
Bann  Andreas  Althamer,  dessen  Jugendarbeit,  Scholien  zum  Tacitus, 
im  Melanthon  kritisirt  werden,  Superintendent  in  Jägerndorf  ge- 
rorden  und  dort  gestorben  sei,  ist  irrthümlich.') 

Doch  der  Besitzer  des  Herzogthums  Jägerndorf  war  der 
Mdanthon  befragende  Markgraf  Georg  von  Brandenburg- 
Ansbach,  ,der  Fromme',  der  Mitunterzeichner  der  augsburger 
[rafession.  der  in  Kürze  seine  schlesischcn  Gebiete,  nicht  ohne 
Sma.tmassregeln,  reformirte.*) 

Kein  Land  Oesterreichs  war  für  die  Reformation  so  vor- 
fcretet.  wie  Böhmen,  keines  in  so  enge  Verbindung  mit  Luther 
ptreten.  Schriften  und  Menschen  gingen  hin  und  her  zwischen 
Rittenberg  und  Böhmen.  Melanthon  hat  eine  hohe  Meinung  von 
foi -Nachkommen  der  Husiten,  er  wird  nicht  müde,  mit  rednerischem 
Schwünge  von  ihnen  zu  sprechen,  was  ihm  heute  Viele  verübeln 
rurden,  von  dem  alten  Ruhm,  der  Würde,  Tapferkeit  und  Stand- 
Wdgkdt,  ja  der  Gelehrsamkeit  und  Bildung  ihrer  Vorfahren. 

Er  wünscht,  dass  die  Nachkommen,  wie  sie  die  alle  Seelen- 
frösse  bewahrten,  so  auch  die  Studien  pflegen,  weil  nicht  alle  über 
bie  eigenen  geistigen  Kämpfe  genügend  unterrichtet  sind.'j 

Als  die  Unität  1535  gewahr  wurde,  dass  zum  Frieden  mit  dem 
L'taquismus  noch  ein  weiter  Weg  sei,  während  sie  bei  den  Lutheranern 
tifnge  Zuneigung  erwarb,  ordnete  sie  neuerdings  Gesandte  nach  Witten- 
^Hg  ab.  Sie  fanden  bei  Luther  und  Melanthon  freundliche  Auf- 
p^mt,  die  durch  deren  an  die  Böhmen  mitgegebene  Hriefe  be- 
li^elt  wurde.  Melanthon  schreibt  an  ,Bcnedictus  und  die  übrigen 
Wälienser' ;  er  meint  Benedictus  Baworinsky,  den  Senior  der  Unität, 
Kdi  Blahoslaw's  Urtheil  ein  Idiot ;  es  herrschte,  und  nicht  nur  da- 
■cais,  die  irrige  Ansicht,  die  auch  von  Flacius  verfochten  -nird,  dass 
fl«  Unität.  jfratres  seu  Waldenses*.  ihre  Lehre  den  Waldenscm 
'^dankten,  was  die    .Brüder*  selbst  zurückweisen.    Melanthon  will, 

')  Corp.  Ref.  6,  266.  8.  512.  —  ')  Corp.  Ref.  1,  327.  Koläe.  Andr.  Allhamer, 
:Sa.  S.  75,  _  i,  Corp.  R*f.  10.  365.  Enders  4  (1891),  52.  Jahrbuch  13  (I8!(2),  3  f.  — 
'  <'J!r'  R*f-  3,  616.   1099.  6,  816.   7,   503,  800.  8,   116.   233.  9,  971.   jnlirbucli, 


16 


da  man  sich  im  Wesentlichen  geeinigt,  über  Riten  und  Gebräuche 
nicht  gestritten  wissen;  die  strenge  Kirchenzucht  gefallt  ihm  nicht 
übel.*) 

Einige  Jahre  später  beklagen  sich  die  päpstlichen  Nuntien 
Aleander  und  MignanelH  über  Besorgung  des  Druckes  picardiscber 
Schriften,  d.  h.  der  böhmischen  Brüder,  in  Wittenberg,  wobei  Luther 
und  Melanthon  behilflich  waren.*) 

Die  mehr  als  zwei  Dutzend  Personen,  die  noch  in  Böhmen 
auf  diesem  Spaziergang  unserer  harren,  begrüssen  wir  in  den  Städten 
ihrer  Heimat  oder  ihres  Berufes. 

Die  Grundherren  von  Bensen  aus  dem  Geschlechte  von  Sa!- 
hausen  gehörten  zu  den  entschlossensten  Protestanten;  wir  be- 
sitzen   einen  Briefwechsel    zwischen    ihnen   und   den    Wittenbergerr. 

Zu  den  Geistlichen  Bensens.  der  alten  deutschen  Reichsstadt, 
damals  Hauptort  des  westlichen  Böhmen,  gehörte  kurze  Zeit  Chri- 
stoph Fischer  (Piscator),  der  joachimsthaler  Richterssohn,  einer 
der  fruchtbarsten  Erbauungsschriftsteller,  voll  Kraft  und  Derbheit 
zuletzt  Generalsuperintendent  in  Celle.  Melanthon  bespricht  mit  ihm 
die  berüchtigten  , Prager  Artikel*,  die  vom  König,  um  die  Roraanisi- 
rung  des  Utraquismus  zu  vollenden  und  um  so  leichteres  Spiel  mit 
der  Unität  und  den  Lutherischen  zu  haben,  den  Utraquisten  vor- 
gelegt wurden,  aber  zu  Fall  kamen.  Sie  seien  voll  hässlicher  Irr- 
thümer  und  offener  Bestätigung  der  Götzenbilder.') 

Den  Dichter  SimonProxenus  aus  Budweis,  der  zu  dem 
Kreise  deutscher  und  tschechischer  Gelehrten  gehörte,  die  Johann 
Hodejowsky  von  Hodejowa  um  sich  schaarte,  empfiehlt  Melanthon 
an  CoUinus  in  Prag,  von  dem  gleich  die  Rede  sein  wird,  und 
wünscht,  dass  CoUinus  dem  Proxenus  ein  TTpo^evYjxr^^,  ein  Vermitt'cr 
an  andere  Freunde  sein  möge ;    er   sendet   ihm  wiederholt  Grüsse.*^ 

InEger,  wo  Melanthon  einmal  durchgeritten  ist,*)  drängt  sich 
schon  durch  seinen  Namen    sofort  SylviusEgranus   auf,   eigent- 

1)  Corp.  Ref.  2.  854.  Czerwenka,  Geschichte  d.  ev.  Kirche  in  Böhmen,  2  (18701, 
226,  334  f.  Gindely,  Gesch.  d.  böhm.  Brüder  1868.  1,  221  f.  —  »)  Friedensburg, 
Nuntiaturberichte  3  (1893),  618.  —  •)  Corp.  Ref.  10,  360.  405.  Seltsamerweise  wird 
hier  Corp.  Ref.  7,  423.  531.  Bensen  auf  Jüterbog  gedeutet,  wo  Fischer  freilich  vor- 
her  war.  Jahrbuch  9,  (1888),  55.  Enders  1.  c.  4  (1891).  367  f.  Mathesius  1,  11.  168 
194.  2,  318.  Mittheil.  d.  Ver.  f.  Gesch.  d.  Deutschen  in  Böhmen.  33.  Jahrg.,  Ut. 
Beil.,  S.  14.  Wolkan  S.  440.  —  <)  Corp.  Ref.  8.  783.  829.  9,  129.  WoUcao 
S.  123.  131.  —  »)  Mathesius  2,  291. 


17 

Joh.  Wildnaucr,  der  zu  den  merkwürdigsten  Persönlichkeiten  der 
solchen  reichen  Zeit  gehört.') 

Als  Prediger  an  der  schönsten  Kirche  Sachsens,  der  gothischen 

Se   Marien    in  Zwickau,    stemmte    er    sich    dem    gewaltthätigcn 

reiben  Thomas  Münzer's  entgegen,   ohne    die  Missbräuche  zu  ver- 

idjgen,   aber   auch   ohne   sich   den  Wittenbergern   anzuschliessen, 

chon  er   in  Eck's   Bulle   mit    verdammt  war.    Zweimal  wurde  er 

Wiger  in  Joachimsthal.  Er  sprach  mit  klarer  Gliederung  usid  sorg- 

;er  Durchfiihrung,  dabei  volksthümlich  packend.  Er  wendet  sich 

^en   die    päpstlichen    und   hierarchischen   Anmassungen,    Ablass. 

lönchthum,    Heiiigenverehrung.   Immerhin   trennten  ihn  neben  per- 

Dniicher  Abneigung    die   Lehren  von   der  Schrift    und    der  Kirche 

Luther;   er  will   die  gute  Ueberlieferung  gern  neben  der  Schrift 

eken  lassen  und  die  äussere  Einheit  der  Kirche  nicht  zerstört  sehen. 

b  mehr  von  der  humanistischen  und  ängstlichen  Art  des  Erasmus, 

nirde  er  aus  Luthers  Genossen  immer  mehr  dessen  Feind,  Melanthon 

iibietct   ihm    noch   einen  Gruss,    als   er   schon  längst  von  Zwistig- 

titen  zwischen  ihm  und  Luther  wusste.') 

Der  Dichter  und  Componist  Joh.  Hagen  (Hagius),  Super- 
Bendent  in  Eger,  das  er  in  Folge  eines  Spottgedichtes  auf  Erfurt 
erlicis,  eröffnet  den  Reigen  der  Dichter  der  Symbole  und  Wahl- 
ptuche,  durch  Fluss  der  Sprache  und  Reinheit  der  Form  auffallend. 
!r  hat  geraume  Zeit  nach  Melanthon's  Tod  auf  diesen  wie  auf 
«her  Symbole  gedichtet.') 

Ihre  liebste  Herberge  in  Böhmen  haben  Melanthon's  Briefe  in 
ler Silberbergwcrksladt  Joachimsthal  aufgeschlagen,  wo  er  auch 
inÜch  zweimal  zu  Gast  gewesen  ist  und  sich  der  ausserordent- 
dien Aufnahme  seitens  des  Magistrates  und  der  Bürgerschaft  freute; 
im  Dank  dafiir  lieh  er  auch  dichterischen  Ausdruck.*) 

Im  Mittelpunkte  steht  Mathesius.  Der  über  hundert  Nummern 

^eode  Briefwechsel    zwischen  Beiden  —  wieder   Dr.  Peucer   ein- 

[echlossen  —  beredet   in   herzlichem,   vertraulichem,    durch  keinen 

lang  gestörtem  Ton,  voll  gegenseitiger  Anerkennung,  die  welt- 

'I  Mithesiu»  s.  V.  —  •)  Corp.  Rer.  4,  927.  Mathesius  s.  v.  Wolkin,  s.  v. 
k'ifh  II  (1890).  165  f.  —  »)  Jah.buch  12  (1891),  102.  AdB.  10  (187111,  3ä4. 
.  1.  ».  Buchwald,  Ordinirtenbiich  1  (1894),  Nr.  1710.  Wollian  ^.  v.  — 
■im  2,  791.  vgl.  auch  den  Brief  des  RaChes.  ebd.  2,  234,  und  auch  die  lie- 
;a  Graf  Schlick,  s.  oben  S.  13,  6. 
ch  d«  Piuciiinlluni»  1897.  K.  I  ii.  U.  3 


18 

bewegenden,    politischen,    theologischen,    literarischen    und    numis- 
matischen, zwischendurch  die  vertraulichsten  Familienangelegenheiten. 
Aber  der  Reformator  von  Joachimsthal  war  nicht  der  Einzige,  aoch 
nicht  der  Erste  dort,  an  den  Melanthon's  Post  ging. 

Freilich  die  Zreilen  an  Joh.  Schlaginhaufen  (Turbicida, 
vorübergehend  nach  Egranus  Hilfsgeistlicher,  rühren  aus  dessen  nach- 
böhmischer Zeit.  Vier  Männer  dieses  Namens  stellen  sich  uns  vor, 
die  wahrscheinlich  sich  zu  einer  Person  verdichten,  derselben,  der 
wir  eine  wichtige  Quelle  von  Luther's  Tischreden  verdanken.*} 

Auch  ganz  im  Anfang  der  Reformations-  wie  der  Thalgeschichte 
wurde  Philipp  Stumpff  von  Eberbach,   aus   dem  literarischen 
erfurter    Kreis,     der  Nachfolger    des    später    in   Zwickau    zu    weit- 
greifender  Bedeutung  gelangten  Rectors  Stephan  Roth  in  Joachims- 
thal,   und   zwar   auf  Empfehlung   Melanthon's,    mit   dem   er  bis  an 
seinen  frühen  Tod  in  Coburg  in  Briefwechsel   stand,    der  nicht  un- 
getrübt  blieb.    Melanthon   muss   Eberbach   tadeln,    dass  er    sich  in 
Parteistreitigkeiten    eingelassen.    Namentlich   sei   er   schmerzlich  bt> 
wegt    durch    das  Gerücht,    Eberbach   habe   das   Judicium   von   dem 
Theologen  und  Dichter  Erasmus  Alberus  wider  des  Desiderius  Erasmus 
^Schwamm*  herausgegeben,  womit  Erasmus  Hutten's  Anspritzungen 
abwischen    wollte.    Er    warnt    ihn    vor    allem    Parteitreiben;    trotz 
mancher    Klagen    gegen   Erasmus    hat   Melanthon   Huttens    Brandt 
Schrift  gem issbilligt.") 

Unter  des  Mathesius  Rectorat  wirkte  als  Lehrer  Martin 
Faber;*)  Mathesius' zweiter  Nachfolger  im  Amte  war  der  Humanist 
und  Theologe,  Prediger  und  geistliche  Liederdichter  Joh.  Gigas.-i 

Unter  den  Aerzten  Joachimsthals  beschäftigen  uns  Georg 
Agricola,  der  ^deutsche  Plinius*,  der  ,neue  Albertus  magnus*,  da 
Schöpfer  der  neueren  europäischen  Mineralogie,  Geologie  und 
Geognosie;*)  Georg  Sturtz,  der  Gründer  der  Apotheke,  und  Johani 


1)  Corp.  Ref.  10,  384  f.  Mathesius  s.  v.  Der  anriehende,  inhaltreiche  Ver^th 
zwischen  den  beiden  Männern  ist  hier  unverhältnissmässig  kurz  behandelt,  um  eich 
erst  neulich  in  dem  beregten  Werke  Gesagtes  ru  wiederholen.  —  •)  Corp.  Ref.  10 
406.  Mathesius  s.  v.  —  •)  Corp.  Ref.  10.  3Ö7.  Strauss,  Hütten,  1877.  3.  47»;. 
Schnorr  v.  Carolsfeld,  Erasmus  Alberus,  1893,  S.  13  f.  Mathesius  s.  v.  Wolkan  ;>.  » 
—  *)  Corp.  Ref.  10,  360.  —  »)  Corp.  Ref.  10,  366.  Mathesius  s.  ▼.  Wolkan  s.  r 
Ein  ungedruckter  Brief  von  Gigas  an  Melanthon  befindet  sich  in  der  Wallcnberg'sciierl 
Kirchenbibliothek  zu  Landshut  i.  Schi.  Originalbrief.  d.  Reformator.  1,  305.  —  «)  Mühe 
sius  s.  V. 


19 

XelT.  der  spätere  Leibarzt  der  Kurfürsten  Moritz  und  Autjubt  von 
Sachsen,  An  Sturtz  ')  wendet  sich  Melanthon  unter  Anderem  wegen 
Münzen  zur  Bibelübersetzung  und  wegen  eines  in's  Thal  stellenden 
Mediciners;  an  Neff)  und  Agricola  um  Hilfe  in  Fra^^en  der 
i'hysik,  da  der  in  den  Schulen  darüber  aus  Aristoteles  iibuT lieferte 
Stoff  zu  mager  sei. 

Ein  Echo  der  Begeisterung,  die  man  für  Melanthon  im  Tliale 
hegte,  hallt  zurück  aus  den  Gleichnissdichtungen  des  in  Joachinis- 
thal  geborenen  Humanisten  Joh.  Major,  des  philippistischen 
Satirikers,  der  geradezu  das  Ziel  verfolgte,  Melanthon  als  den 
einzigen  Mann  hinzustellen,  von  dem  Heil  für  Deutschlaiiil  /w  ei- 
ivarten  sei.') 

In  dem  nahen  Kaaden  erhielt  der  Prediger  Simon  ii^clicr 
'Haliaeus),  auch  Scharanus  von  seiner  mährischen  Heim:n  I  [Kidi^ch, 
einen  Trostbrief  in  seiner  Zeugennoth;  er  wurde  eingekt'ikert  und 
kam,  wieder  befreit,  nach  Wittenberg.') 

Aus  dem  allezeit  deutschen  Kommotau  stammt  Mnltli.ius 
Auri(o)gallus  [Goldhahn),  der  zu  Luther's  bibelüberset/Leiiiiem 
Sanhedrin  gehörende  Hebraist,  In  Folge  von  Karlstadt's  Unitriehen 
wollte  er  nach  Prag  gehen.  Auch  die  Tschechen  haben  seiner  nicht 
vergessen.') 

Leitmeritz  ist  in  derKirchengeschichtebekannt.il-  l'fnmdi' 
»les  Augustiner  Chorherrn  Konrad  von  Waldhausen,  de.'i  \<irl,iiirtTs 
der  husitischen  Bewegung,  des  deutschen  Bussprediger>  In  l'i;i'4. 
Der  Magistrat  von  Leitmeritz  schrieb  (1553)  an  Melanthmi  .\\-  prin- 
«ps  et  columen  academiae.  um  ihm  heimische  Stu  :  n  II-  :*vI 
empfehlen.  In  seiner  Antwort  redet  Melanthon  wieder  m  i  IkIikus- 
niirdig  von  den  Böhmen,  von  dem  durch  römische  S' iiiiiistciler 
gefeierten  Hermunduren-Stamm,  der  diese  Gegend  zwi'-'lii^n  ilitii 
Sudeten  bewohnt:  Wir  sind  diesem  Volke  Dank  schuld).;,  \Vi:j|  ts 
"ns  die  Quellen  reiner  Lehre  zeigte.  Möge  die  böhmiscli  ■  und  i.üf 
deutsche  Kirche  Eins  sein  in  Gott!') 

')  Corp.   Ref.    10,   414.    Adl!.    37    (1894).    54   {Wolkan    S.  40)  '  '    ii,'. 

Xef.  4,  1021.   MflthesLus  s.  v.  Wolkan,  s.   v.    —    a)  Malhesius  s.  v,    Wi.  ■         j.,    — 

'.'Corp.    Her.  10,    368.  8,   753.    Malhesius   3.  v.   K.aden.     —     t]   Coip,  i     -!     tlM-1, 

Balbinus  2.  78.  Mathesius,  Wolkan.  Drews  s.  v.  —  «)  Corp.  Ref.  8,  II  '  ,  Muri, 
Kiichtngeschkhte  Böhmens  4  (1866).  H.  401  ff.  477.  Wolkan  s,  v. 


20 


Den  Rector  in  Leitmeritz,  Adam  Aquila  aus  Saaz  (Sacends . 
ermuntert  er  in  seinem  Lehrerberuf,  wenn  er  auch  von  den  Cen- 
tauern,  d.  h.  den  Junkern,  verachtet  wird.  Da  in  Deutschland  die 
Studien  durch  Unruhen  gehindert  werden,  müssen  die  Böhmen  ca< 
wettmachen.  Die  kleinen  Geschenke,  die  die  Freundschaft  erneuem 
sind  hier  nicht  nur  geistiger  Art,  auch  für  Wein  hat  Melanthon  v\ 
danken.*) 

In  Prag  verkehrte  er  mit  dem  Magistrat,  der  Univers'tkt 
und  den  kirchh'chen  Behörden. 

Mit  einer  tiefen  Verbeugung  vor  der  Nation  bittet  er  den 
Magistrat  um  einen  alten  Plinius-Codex  in  Prag,  behufs  einer  besserer. 
Ausgabe  von  Plinius'  Naturgeschichte,  ohne  die  man  weder  An 
stoteles,  noch  Galen,  noch  Dioscorides  verstehe.  Wegen  solcher  Wob! 
that  würden  die  Gelehrten  den  böhmischen  Namen  noch  mehr 
lieben.  Diesem  Wunsche  wurde  entsprochen,  und  nach  einem  Jahr: 
der  Codex  unversehrt  zurückgesendet.') 

Vereinzelt  nur  sind  auch  die  Berührungen  mit  Heinrich 
Curius,  der,  nach  Studien  in  Sachsen,  Decan  der  philosophischer 
Facultät  in  Prag  war,*)  mit  Adam  Wasser,  dem  Melanthon  für 
Dienste  und  Geschenke  dankt,*)  mit  dem  Mathematiker  Thaddeus 
d.h.  Thaddens  Häjek  von  Hodejov,  bei  dem  Melanthon  sich 
über  eine  Schrift  gegen  die  Anzeigung  der  Gestirne  beklagt,  in  der 
Wittenberg  durchgehechelt  wird;  *)  mit  Thomas  Mitis,  dem  Nestor 
der  Städtedichtung  in  Böhmen,  den  Melanthon  fiir  des  Adressaten 
in  Wittenberg  studirenden  Bruder  zwecks  Verlängerung  seiner 
Studien  angeht.') 

Mitis  leitet  sofort  zu  dem  schon  beregten  CoUinns  über,  inso 
fern  die  lateinischen  Dichter  Böhmens  sich  um  Mitis  und  Collinu? 
schaarten.  Collinus  wieder  und  Wenzeslaus  Arpinus  von  Dorn- 
dorf, Melanthon 's  Schüler  und  wittenberger  Magister,  waren  c.c 
Ersten,  die,  dank  der  Stiftung  eines  prager  Bürgers  zum  Unterhalt 
eines  Lectors  der  griechischen  Sprache  an  der  Universität,  nach  Pra^ 
berufen  wurden.  Mit  ihnen  errang  der  Protestantismus  einen  Siec: 
an  der  bisher  utraquistischen  Universität.  Aber  Arpinus  verliest 
Prag   bald    wieder   und    wurde  Rector    der  Schule  zu  Saaz,    die  da- 

>)  Corp.  Ref.  10»  334  f.  7,  233.  —  »)  Corp.  Ref.  3,  615.  —  »)  Corp.  R^f.  3 
615.  4,  660.  8.  829.  —  *)  Corp.  Ref.  7.  503.  —  *•)  Corp.  Ref.  8.  235.  669.  695.  7S.^ 
Balbinus  2,  339,  —  «)  Corp.  Ref.  8,  725.  Balbirus  2,  239.  Wolkan  S.  166. 


21 


■nals  als  eine  der  hervorragendsten  tschechischen  Lehranstalten  ge- 
■uhmt  wurde.  Er  gab  die  Anregung,  dass  eine  neue  Einrichtung  des 
resammten  niederen  tschechischen  Unterrichtswesens  in  Angriff  ge- 
lommen  wurde.') 

Matthäus  CoMinus  von  Cotherin,  tschechischer  Herkunft. 
A-ar  der  erste  und  letzte  Lector  der  griechischen  Sprache  an  der 
xager  Hochschule  im  XVI,  Jahrhundert;  seine  24jährige  Thätiglteit 
ja-selbst  eine  lange  Kette  von  Enttäuschungen  und  Kränkungen,  die 
nur  schlecht  durch  ein  ihm  am  Platze  seines  Wirkens  gewidmetes 
Monument  gesühnt  wurden.  Unter  den  tschechischen  Humanisten  hat 
Collinus  wohl  allein  die  Auszeichnung  erobert,  dass  .seine  Lieder 
ils  Kirchenlieder  betrachtet  und  gesungen  wurden,  wie  sie  in's 
magdeburgische  Gesangbuch  (1594)  Aufnahme  fanden.  Colünus  steht 
auf  sehr  vertrautem  Fusse  mit  seinem  Lehrer  Melanthon,  wie  die 
V erh alt niss massig  zahlreichen  Briefe,  über  M,  beweisen.  Melanthon 
gibt  ihm  warme  Empfehlungsschreiben  nnch  Prag  zunächst  an  den 
Administrator  Marlinus  Glatovinus,  d.  h.  Priester  Martin  von  Klattau, 
der  kurz  vorher  wegen  seiner  lutherischen  Neigungen  von  den  Ständen 
dazu  ernannt  war;  neben  ihm  an  den  Kanzler  von  Altprag  und 
den  eben  genannten  Professor  Heinrich  Curius.  Dieses  Schreiben 
Melanthon's,  in  dem  des  CoUinus  Geist  und  Vaterlandsliebe  gerühmt 
ivird,  wurde  dann  dem  von  Melanthon  zum  IJruck  beförderten 
Gedichte  Colhns  über  den  am  Kreuze  reuigen  Scliächer  al.s  Vorrede  bei- 
fefiigt.  Eine  zweite  Empfehlung  für  ColHn  richtet  Melantiion  an  den 
prager  Magistrat.  Acht  Jahre  habe  er  mit  ihm  verkehrt,  dem  be- 
gabten und  ehrenwerthen  Gelehrten,  der  zum  Studium  der  schönen 
Künste  den  Eifer  für  das  christliche  Alterthum  und  die  christliche 
Lehre  füge:  Oft  denke  ich  mit  grösstcr  Bewunderung  an  die  ausscr- 
"^rdcntlichc  Tüchtigkeit,  die  der  prager  Rath  bethätigte,  al.s  in  den 
Finsternissen  der  gcsammten  Kirche  er  allein  die  reinere  Lehre 
Christianzuerkennen  und  zu  vertheidigen  wagte.  Diese  ewigen  Ruhmes 
"urdigc  That  würde  nicht  unternommen  sein,  wenn  nicht  die  ge- 
ehrten Studien  bei  Euch  geblüht  hätten.  Ihr  wisst.  wie  der  Zustand 
Euerer  Kirche  war,  als  der  Unterricht  fehlte:  darum  thut  Ihr  sehr 
recht,  wiederum  Kirche  und  Vaterland  mit  Wissenschaft  zu  schmücken; 
(iaiu  wird  auch  Collinus  viel  beitragen.  ,  .  .  Melanthon  gibt  dem 
Collin  u.  A.  einen  Wink  für  sein  Gedicht  zur  Verherrlichung  des 
>,  Balbbus  2,  333.  Wotkan  s.  v. 


22 


böhmischen  Volkes;  mit  den  literarischen  Fragen  und  Geschäftec 
vermischen  sich  politische,  dogmatische,  allerhand  persönliche.  Me 
lanthon  räth,  mit  unserem  Hofrath  v.  Nidbruck  anzuknüpfen,  woraus 
sich  zwischen  diesem  und  Collin  ein  lebhafter  Austausch  entspinnt 
dessen  Veröffentlichung  in  Vorbereituug  ist.  Literarische  Geschenke 
gehen  zwischen  Melanthon  und  Collin  hin  und  her,  aber  sie  wechselr 
mit  stofflichen;  Collin  schickt  Butter  und  Käse,  Melanthon  dank1 
mit  den  von  ihm  nach  allen  Richtungen  entlassenen  handschriftlicher 
Zeitungsblättern,  durch  die  er  einen  ausgedehnten  Nachrichtendienst 
zwischen  den  entgegengesetzt  wohnenden  Freunden  unterhielt 
Schliesslich  bekennt  er,  dass  er  wegen  seines  Steinleidens  Käs< 
nicht  essen  darf,  höchstens  homerischen,  d.  h.  von  Ziegen.  Für  den 
Fall  der  Vertreibung  —  Collinus  wurde  in  Untersuchung  gezo^e:! 
und  verlor  durch  die  Jesuiten  sein  Gehalt  —  bietet  ihm  Melanthon 
sein  Haus  an.  Er  weiss,  dass  Collin  nicht  nur  Dichter  und  Gelehrter, 
sondern  ein  edles  Gemüth  ist:  )rapit(i)v  yap  önjjio^  apiozoq;  er  findel 
Trost  in  den  Briefen  dieses  doctissimus  vir  et  carissimus  frater;  doc\ 
sehnt  er  sich  nach  einer  mündlichen  Aussprache:  ißuye  ^uou  Acys] 
eaxt  tok;  XuTcoufievo:?.  Um  so  schmerzlicher  die  Klage,  dass  Collir 
den  Verleumdern  sein  Ohr  zu  leihen  scheine.*) 

Ehe  wir  uns  von  Böhmen  verabschieden,  haben  wir  noch  Saai 
und  Schlaggenwald  einen  kurzen  Besuch  abzustatten. 

In  Saaz,  uns  naheliegend  durch  St.  Prokop,  den  Legenden 
heiligen  Nepomuk,  Thomas  Münzer,  bereits  von  uns  gegrüsst  i« 
den  Saazern  Arpinus  und  Aquila,  findet  der  Pfarrer  Jakob  Ca« 
menicenus  bei  Melanthon  warme  Unterstützung.  An  ihn  adressrt 
Melanthon  die  Vorrede  zu  Veit  Dietrich's')  ^Erklärung  von  Haupi 
stellen  aus  dem  Evang.  Johannes*,  die  von  Lorenz  Span  verlateint 
sind.  Dieser  Span  von  Spanow  war  auch  ein  Saazer,  wittenber^cl 
Magister,  und  gehörte  zu  dem  Kreise  von  deutschen  und  tschecte 
sehen  Gelehrten,  die  sich  um  den  genannten  Mäcen  Joh,  Hod^•^ 
jowsky  sammelten.')  Melanthon  ermuntert  den  Camenicenus.  ä< 
Verbannung  nicht  zu  scheuen;  wirklich  wurde  er  von  Ferdinand  ver- 
jagt, kam  nach  Wittenberg,  erhielt,  wegen  seiner  Lehre  verdächtigt 


>)  Corp.  Ref.  10,  351  f.  3,  971.  1099.  Baibin  2,  249.  Gindely  1.  c.  1  (1868\  251 
Goedeke,  Grundriss  d.  deutsch.  Dichtung  2  (1886),  98.  Mathesius,  Wolkan  s.  v.  - 
«)  Mathesius  s.  v.  Hartfclder  A,  S.  606,  471.  —  •)  Balbinus  2,  327,  Köstln.  P- 
Baccalaurei  und  Magistri  1891.  S.  26.  Wolkan  S.  123  f. 


das  erbetene  Glaubens-  und  Sittenzeugniss,  und  wurde  Magiater  mit 
der  üblichen,  wieder  mel an thoni sehen,  quaestio.')  Auf  die  dem  Camcni- 
cenus  vor  seiner  Vertreibung  in  Saaz  drohenden  Gefahren  wird  sich 
ein  Brief  Melanthon's  an  den  Baron  Johann  v.  Waldstein 
beziehen.  Das  ist  entweder  Johann  von  Waldstcin-Wartenberg,  der 
älteste  Sohn  Wilhelms,  des  Stifters  der  lomnitzer  Linie,  Oberst- 
landrichter,  dann  Oberstlandkämmerer  und  Statthalter  von  Böhmen, 
von  Maximilian  II.  zu  vielen  wichtigen  Sendungen  verwendet,  oder 
ein  genealogisch  nicht  einzureihender,  Oberstkämmerer  von  Böhmen. 
Melanthon  hofft,  dass  durch  Waldstein's  Ansehen  einigermassen  die 
ungerechte  Wildheit  derer  beschränkt  werde,  die  den  saazer  Pfarrer 
bedrängen.') 

Mit  dem  utraqu istischen  Lehrer  in  Saaz  (Jakob)  Sophianus 
scheint  es  über  eine  Anknüpfung  nicht  hinausgekommen  zu  sein. 
Sophianus  gehörte  zu  einer  Sippe  von  Poeten,  die  Wilhelm  von 
Rosenberg  andichteten  und  mit  Widmungen  beglückten,  der  nebenbei 
Millionen  fiir  Alchymie  verdampfen  licss;  Wilhelm  und  Peter,  die 
beiden  letzten  Rosenberge,  hatten  überhaupt  ihre  Schlösser  zu  Frei- 
stätten für  Kunst  und  Wissen  gemacht.  Melanthon  erinnert  Sophianus 
an  Theokrits :  writ^  (tev  TETUiyt  lytXo;,  (iup^axt  Se  (lupiia^ ;  wie  sich  Cicadc 
□nd  Ameise  leichter  vergesellschaften  als  Bestien,  so  auch  die  Ge- 
lehrten leichter,  süsser,  fester  als  die  Tyrannen.') 

In  Schlaggen wald  endlich  bittet  der  Magistrat  Melanthon 
um  einen  Lehrer  und  einen  Cantor.  Die  Lateinschule  von  Sclilaggen- 
wald  wurde  bald  von  einheimischen  und  fremden  Schülern  derart 
besucht,  dass  sie  einen  nicht  unbedeutenden  Ruf,  die  Bürgerschaft 
aber  das  Lob  verdienstlicher  Beförderung  der  evangelischen  Lehre 
erwarb.  Mit  Wiedereinführung  des'  Katholicismus  ist  sie  sang-  und 
klanglos  eingegangen,  wie  Bergbau  und  Wohlstand  der  Stadt  über- 
haupt allmälig  an  Bedeutung  verlor.*) 

Wir  verlassen  Böhmen  mit  der  von  Melanthon  verfassten  Trost- 
schrift   der  Theologen    in  Meissen    an    die  Pfarrherren,     welche    in 

')  Corp.  Ref.  10.  346.  821.  Wolkan  S.  32.  —  «)  Corp.  Ref.  7,  812.  Wunb»ch 
l  c.  52  (1885).  208.  Der  Herzog  v.  Frl<;dlind  gehört  :ur  zweiten  Haupttinie  Wald, 
"fin  lu  Aroau.  —  »)  Corp,  Ref.  7,  793.  Balbinus  2,  99.  Wolkan  S.  365.  —  ')  Corp. 
Rii.  7,  226.  Birdieil  S.  356.  Kohl.  D.  Wiedereinfuhr,  der  kotho!.  Lehre  in  ...  . 
S:h]aegeD«ild.  1861,  S.  6.  Frind,  I.  c.  S.  379.  Hori^itika,  D.  Lateinschule  in  SchUggen- 
».Id.  IBM,  S.  6. 


24 

»Behmischen  und  Laussnitzer  grenzen*,  um  der  reinen  Lehre  willen 
verfolgt  werden. 

Der  Zusatz  Lausitz  —  sie  war  1526  mit  Böhmen  an  Ferdinand 
gekommen  —  scheint  eine  Redeblume,  da  wir  nur  von  Vertreibungoi 
aus  Böhmen  wissen.  Die  Verjagten  werden  gemahnt,  ihre  Gemeinden 
im  Glauben  zu  stärken,  und  mit  einer  Verwahrung  gegen  katholifcbe 
Hauptirrthümer  gestützt.') 

In  Mähren  laden  uns  Iglau  und  Olmütz  ein. 

I  g  1  a  u  gehörte  einst  zu  den  wichtigsten  Städten  Mitteleuropa«, 
durch  seinen  Bergbau.  Sein  Bergrecht  ist  das  Mutterrecht  der  Berg- 
gesetzgebung von  ganz  Deutschland  und  hat  die  Runde  durch  ganz 
Europa  gemacht.  Im  iglau  er  Vertrag  beschwor  Sigismund  die 
.Prager  Compactaten * .  Darauf  wurde  Iglau  während  eines  Jahr- 
hunderts der  Vorort  des  mährischen  Protestantismus,  dessen  Haupt- 
zierden Paulus  Speratus,')  Dr.  Joh.  Heidenreich*)  und  der  Kirchen- 
liederdichter Kaspar  Stolshagius.*) 

Aus  einer  alten  Chronik  entnehmen  wir,  dass  wenige  Monate 
nach  dem  augsburger  Religionsfrieden  zwei  Abgeordnete  des  Stadt- 
rathes  zu  Melanthon  kamen  und  um  einen  Pfarrer  baten.  Melanthon 
stellte  ihnen  Mag.  Albert  Cr(e)utziger  vor.  Diese  Familie 
stammt  aus  Böhmen,  in  den  Husitenkriegen  bewährt;  der  Name 
kommt  noch  in  Böhmen,  Mähren  und  Oberösterreich  vor.  Prof 
Kaspar  Cruciger  war  mit  Luther  und  Melanthon  befreundet;  seine 
und  seiner  musischen  Elisabeth  Tochter  heiratete  Luthers  ,HänschenV 
Das  Einvernehmen  zwischen  Iglau  und  Albert  Cruciger  währte  nicht 
lange,  da  dieser  ebenso  durchgreifend,  als  der  Stadtrath  bedächtii; 
vorging.  Bald  musste  der  Pfarrer  weichen;  der  Stadtrath  sandte  einen 
Boten  an  Melanthon,  mit  einem  Entschuldigungsschreiben  und  voller 
Klagen  gegen  den  Entlassenen.  Melanthon  —  der  , milde*  — wardarüber 
so  entrüstet,  dass  er  dem  Boten  nur  einen  offenen  lateinischen  Zettel 
mitgab,  in  dem  er  über  das  Benehmen  der  Iglauer  und  ihre  un- 
gewöhnlich harten  Urtheile  sein  Bedauern  ausspricht.*) 

1)  Corp.  Ref.  8.  428.  Mathesius  2,  304.  —  *)  AdB.  35  (l893).  123.  —  »)  E:>d. 
11(1880),  303.  —  *)Jöclier,  Gelehrten-Lexikon  4  (1751),  858.  Mützell.  Geistl.  Lieder 
1855,  S.  627.  Fischer,  Kirchenlieder- Lexikon.  1878,  S.  478.  —  *)  Corp.  Ref.  9.  87 
d'Elvert,  Chronik  des  Martin  Leupold  v.  Löwenthal,  in:  Quellenschriften  zqt  Ge- 
schichte Mährens  it,  O.sterreich-Schlesiens.  Sect.  1.  Bd.  2.  1861.  Wallncr,  Gesch.  A 
Lateinschule  zu  Iglau  während  der  Zeit  d.  Protestantismus  1562  bis  1623  1881.  ,HiUe 
was  du  hast.*   (Brunn).  1875.  S.  6.  17.  37. 


25 

Von  dem  einstigen  Vororte  des  mährischen  I'iotestantismuH 
zu  der  kirchlichen  Hauptstadt  des  Landes,  nach  Ol  mutz,  in  dessen 
Kerker  unser  meistersän  gen  sehe  Speratus  nach  der  erst  kürzlich 
lerstörten  Sage  sein  in  Thaten  und  Zeichen  erprobtes  Lied;  ,Es  ist 
das  Heil  uns  kommen  her*  gedichtet  hat!  InOlmütz  wurde  Christupli 
Preuss  von  Springenberg,  aus  Pressburg,  daher  Pannonius,  der  in 
Wittenberg  gewesen,  Syndicus.  Von  den  49  Briefen,  die  Mekinthim 
an  ihn  richtet,  gehen  fast  alle  nach  Frankfurt,  wo  Preuss  Universitats- 
professor  war;  nur  die  drei  letzten  nach  Julii  mons,  wie  man  Olmütz 
irrthümlich  aus  dem  Lateinischen  statt  Böhmischen  ableitete  Mit 
dem  thcuren  Freunde  ist  der  Verkehr  wissenschaftlich  iind  fiinnlien- 
haft.  \felanthon  bittet  um  sein  schriftstellerisches  Urtheil  und  Ver- 
besserung, dessen  Glanz  in  der  Sprache  er  rühmt,  der  Diirre  der 
eigenen  gegenüber.  In  dem  letzten  Schreiben,  kurz  ehe  die  Feder 
feiner  Hand  für  immer  entfiel,  erwähnt  er  die  Kunde,  tkips  I'reiis^ 
als  Gesandter  zu  König  Ferdinand  gereist  sei,') 

Wir  schliessen  mit  Galizien.  Das  nach  dem  Macheiiiiihnlt 
und  der  Einwohnerzahl  grösste  österreichische  Kronhind  ist  ;iuch 
das  grösste  politische  und  Gustav-AdoIfVereins-Schmer/en'-kind  :  in 
der  Reformationszeit  liess  es  Besseres  erhoffen.  Bei  iler  t-rsten 
Theilung  Polens  kamen  die  Gebiete,  die  etwa  das  jetKiL^e  Gnlizicn 
bilden,  zusammen,  also  mit  dem  Theiie,  in  dem  vor  Allem  die 
Reformation  Fuss  fasste,  Kleinpolen.  Wie  den  Böhmen,  biin[,^t  Me- 
lanihon  den  Polen  seine  geschichtlich  begründeten  Huldi^^uiu^eu  &.\v 
Wie  eine  Mauer  haben  sie  die  wilde  Barbarei  der  T,irt;iren  viiid 
Türken  abgekehrt  und  dadurch  dem  öffentlichen  Wohle  mehr  !;emit/t 
ais  die  übrigen  europäi-ichen  Mächte;  dafür  gebührt  ihnen  unsere 
Dankbarkeit.')  Wiederholt  wurde  Melanthon  nach  Polen  eingeladen, 
insbesondere  durch  Andreas  Cricius  (aus  Krzycko,  eig  Kr/ycki), 
der  kurz  danach  Erzbischof  von  Posen  wurde;')  vcrs^t-licn^.  Aber 
seine  Worte  scheuten  die  Reise  nicht.  Wir  begegnen  ihnen  vorab 
in  amtlichen  Acten,  König  Sigismund  I,  von  Polen  hatte,  mhi 
seinem  Schwiegersohne  Kurfürst  Joachim  II,  von  Brandi^nlmi^;  nnf 
die  in  Frankfurt  (1539)  bevorstehenden  Verhandlungen  auhneik^am 
gemacht,  den  Kurfürsten  von  Sachsen  zum  inneren  Frieden  und 
zum  Kampfe  g^en  die  Türken  gemahnt;  er  beklagte  die  relii;iiise 
n  Lexikon,  Etgänz.  3  (ITJli  ITtili.  — 
')  Bindscil  S.  50.   HsrllVl.!):!   H.  >.  li'il. 


26 

Spaltung  und  Hess  seine  Feindseligkeit  durchblicken.  Mit  grosser 
Kraft  wirft  Melanthon  im  Namen  des  sachsischen  Kurfürsten  die  : 
Anschuldigung  der  Friedensstörung  auf  die  Gegenseite  zurück;  aodi  i 
mangele  es  nicht  an  Willigkeit  zum  Türkenkriege,  der  freilich  besser ! 
wie  früher  vorbereitet  werden  miisste.  Einen  zweiten  Brief  richtet  i 
Melanthon  an  König  Sigrsmund  im  Namen  des  brandeoburgis(±en  ' 
Kurfürsten  von  Berlin  aus,  äusserst  massvoll,  ja  doppelsinnig,  rar ' 
Rechtfertigung  des  allerdings  sehr  zurückhaltenden  Benehmens 
gegenüber  den  Vorwürfen  des  Königs.')  Im  eigenen  Namen  schrdbt 
Melanthon  an  den  kgl.  Rath  Joh.  Dantiskus,  den  Bischof  vmi 
Kulm,')  und  Joh.  Tarnov  in  Krakau.  Der  edle  Tarnov  war  der  ^ 
grö;;sten  Polen  einer,  freilich  einem  Calvin  nicht  bestimmt  genug 
Den  uns  erhaltenen  Briefaustausch  eröffnet  ein  Huldigungs schreiben 
des  Gelehrten:  Wenn  ich  die  Geschichte  der  Völker  überdenke 
pflege  ich  das  polnische  zu  bewundern,  das  an  Alter  und  militärischen! 
Ruhm  hervorragt  und  beständig  treffliche  Führer  zeitigt;  jetzt  is 
keiner  dem  Tarnov  vorzuziehen,  als  Hort  dieses  Theiles  von  Europj 
gegen  die  skytische  Barbarei ;  hoffentlich  ist  Tarnov  noch  r-i 
grösseren  Dingen  berufen,  nämlich  das  gesammte  Europa  von  der 
Tyrannei  der  Türken  zu  befreien.') 

Sigismunds  Sohn,  Sigismund  II.  August,  Hess  der  Re- 
formation freieren  I^uf,  stand  mit  Calvin  und  Melanthon  in  schrift- 
lichem Verkehre.  Letzterer  lobt  ihn  für  die  Sorge,  dass  das  kri^eriscli 
berühmte  Polen  Gott  richtig  erkenne  und  anrufe.  Osius  und  Andere 
—  Stanislaus  Hosius,  Bischof  von  Ermland,  wurde  ja  der  Retter  dsr 
katholischen  Interessen  in  Polen  —  versuchen  das  aufgehende  Lidii 
zu  dämpfen ;  die  königliche  Weisheit,  der  ausführliche  Auskunft  lur 
Verfügung  gestellt  wird,  wird  die  Quellen  aufsuchen.*}  Melanthon 
lobt  die  polnischen  Adligen  in  einer  Encyklika,  dass  sie  über 
die  Verbesserung  der  Kirche  berat hsch lagen,  wobei  sie  sich  an  die 
Lehre  der  Schrift  und  der  Symbole  halten  mögen,') 

Dem  kgl.  Rathe  Joh,  Christoporsky,  dessen  Vater  Peter 
von  Melanthon  gebeten  war,  seinen  talentvollen  Sohn  noch  weiter 
Studiren  zu  lassen,    drückt  er   die  Freude  aus,   mit  vielen   gelehrten 


>)  Corp.  Ref.  3,  760.  789.  —  •)  Corp.  Ref.  10,  365;  BLndteil  S.  523;  Hai 
felder  B.  S.  202.  —  ■)  Corp.  Ref.  10,  415;  Hartfelder,  Zeitschr.  f.  Kircheogei^h. 
(1886).  453;  Dalton,  Job.  «.  Lasco,  1861,  S.  501.  549.  553.  —  *)  Corp.  Ref.  8.  86 
9,  379.  —  •)  Cotp.  Ref.  9,  TBL  788;  Matliesius  2,  341. 


27 

Mannern  Polens  in  trauter  Freundschaft  verbunden  zu  sein,  und  den 
Wunsch,  dass  die  Fürsten  auf  eine  heilsame  kirchliche  Ueberein- 
slimmung  sännen.') 

Unter  den  wenigen  Urkunden  über  die  Bekanntschaft  mit 
Joh.  a  Lasko,  dem  polnischen  Bibel  Übersetzer,  finden  sich  doch 
iwei,  freilich  noch  nicht  veröffentlichte,  aus  der  Zeit  der  Heimkehr, 
nachdem  Lasko  als  Superintendent  der  reformirten  Gemeinden  in 
Kleinpolen  fiir  eine  Union  der  Lutheraner,  Reformirten  und 
bobmischen  Bruder  thätig  war,')  —  - — 

Verehrte  Festgenossen !  An  Festen  soll  man  nicht  geizen. 
Deshalb  mag  heute  der  engere  österreichische  Rahmen  überschritten 
werden;  wir  .«ind  das  auch  unseren  transieithanischen  Gästen  und 
Commilitonen  schuldig.  Bei  den  Beziehungen  Melanthon's  zu  Ungarn 
iinc!  Siebenbürgen  können  wir  uns  um  so  kürzer  fassen,  dank  treff- 
lichen, freilich  wenig  bekanntgewordenen  und  nicht  ganz  erschöpfenden 
Vorarbeiten. 

Die  Magyaren  standen  nicht  ausserhalb  der  Gelehrten-Republik 
jener  Tage,  die  in  Folge  der  Einheit  der  Literatursprache  eine  weit 
ausgedehntere  war,  als  heute;  Melanthon's  Weltbürgersinn  hatte  auch 
Platz  für  Ungarn;  er  betrieb  mit  ihre  Unterstützung  gegen  die 
Türken,  obschon  des  Sultans  Drängen  wiederholt  die  Protestanten 
schlitzte.  Als  auf  den  Zinnen  Ofens  der  Halbmond  aufging,  schreibt 
Melanthon  flammende  Worte,  denen  gegenüber  leider  die  dazwischen 
liegenden  Jahrhunderte  versinken:  O  rem  miseram!  Nostri  heroes 
«dent  domi,  deliberant  fortasse.  si  quid  rei  seriae  agant,  ccrtant 
iritcr  se  libellis.  Nostri  Germani  tantum  de  suis  finibus  tuendis 
deliberant,  adeo  virtus  antiqua  exstincta  est.  Quolidie  tarn  atrocia 
nuntianturdeTurcarumfurore,  utdepericulispubliciset  calamitate  totius 
orbis  terrarum  cogitans  paene  contabescam.  —  Der  .milde*  Meianihon 
fahrt  fort  wie  der  grimme  Gladstone  oder  der  neue  englische 
Tyrtäus  Watson :  Omncs  concurrere  et  arma  capere  deberemus,  vel  si 
cessant  nostri  duces,  Deus  adjuvet  nos  et  puniat  impeiium  Turcarum.') 

Mit  der  verwitweten  Königin  Maria  von  Ungarn  und 
Böhmen  waren  Melanthon's  Berührungen  nur  mittelbar.  Vom  Con- 
fessions -Reichstage  schildert  er  sie  als  eine  Frau  wahrhaft  heroischen 

•)  Corp.  Ref.  10,  3S0.  —  ')  Corp.  R(f,  10.  379;  Bindseil  S.  398.  Wallen- 
li'tgiche  Kirchenbibliothek  lu  Landshul  in  Schiet.,  I.  c.  Bd,  1,  146  f.  —  ')  Corp,  Ref, 
3  «7.  4,   U2.  165.  661  f.  703  f.  8,  533;    Bindseil  S.  112.  273;  Friknüi   S.  42  f. 


Geistes  und  ausserordentlicher  Frömmigkeit,  die  versuche,  ihren 
Bruder  Ferdinand  den  Protestanten  zu  versöhnen.  Marias  cwaji^t- 
lische  Gesinnung  ist  freilich  damals,  namentlich  von  Luther,  über- 
schätzt worden.')  Ihren  protestantischen  Hofprediger  Joh.  Hcn 
iässt  Melanthon  griissen  und  verwendet  sich  für  seinen  Neffen. 

Der  uns  schon  bekannt  gewordene  Herr  von  Jägerndnr{ 
MarkgrafGeorg  von  Brandenburg,')  der  Erzieher  von  Maria 
unglücklichem  Gatten,  unterstützte  die  Theologen  in  Ofen,  V 
Windsheim')  und  Simon  Grynäus,  dies  glänzendste  Gestirn 
seines  Jahrhunderte  lang  zu  Basel  blühenden  Geschlechtes,') 
Cordatus  verstärkte  vorübergehend  an  der  ofener  Universität  die 
lutherische  Strömung;  dieser  aus  husitischer  FamiUe  in  Uns 
geborene,  verdiente,  aber  rechthaberische,  beschränkte  Mann 
später  auch  mit  Melanthon  in  Streit  gerathen.*)  Zu  einer  ungle.i-"^ 
bedeutenderen  Thätigkeil  gelangte  in  Ungarn  der  sogenannti: 
.magyarische  Luther*,  der  spätere  Bannerträger  des  Ca!vini?mu>, 
Matthias  Dcvay  Birö.  Melanthon  nennt  ihn  einen  durch 
Glauben  und  Frömmigkeit.  Gelehrsamkeit  und  Klugheit  au-^ 
gezeichneten  Mann,  den  man  nach  Homer's  Gebot  als  Biul?^ 
verwandten  behandeln  miis.ee.  Fr  schenkt  ihm  seinen  Kolosser- 
Commentar  mit  einem  allerdings  ganz  unpersönlichen  Sinngedichte  ' 
Den  schon  zweimal  eingekerkerten  D^vay  sicherte  der  Magna: 
Graf  Thomas  Nadasdy  vor  weiterer  Verfolgung,  der  Reichthum 
und  Bildung  mit  Reformationsgeist  verband.  Auf  D^vay's  Wunseii 
gibt  Melanthon  ihm  eine  Empfehlung  an  Nadasdy  mit,  der  im 
Begriffe  war,  eine  Schule  zu  errichten.  Er  ermuthigt  ihn  dazu  mit 
zum  Thcile  sehr  naiven  Gründen :  Die  Griechen  haben  den  Mufcn 
Herkules  zugesellt,  weil  die  Wissenschaft  durch  das  Ansehe.- 
tüchtiger  Führer  zu  schirmen  sei;  nun  steht  es  fest,  dass  die  Ungarn 

"  Corp,  Ref.  2,  178:  Schmid,  Mflanchlhon.  1861,  S.  219;  Molhesius  I,  lii?. 
Fiiedensburg,  Nurtiaturberichte,  1S93  s.  ».;  Kolde.  Btiir.  i.  baier,  Kirchenges:! .  i 
(1896J.  82  f.  —  ')  Corp.  Ref.  2,  685.  4.  1052.  6.  467 ;  FraUnJi  S.  33.  38,  - 
•)  -S.  ob.,  S.  15;  Neustadt,  MtrVgtsf  Georg  v.  Br.  als  Etiieher  am  ung«,  H.  1% 
1883.  —  *)  Corp.  Ref.  10,  395;  Maihesius  s.  v.  —  <■)  Corp,  Ref.  10.  367;  Ur., 
buch  13  (I8ü2).  3;  Hartfeldcr  .\.  B.  s.  y.  —  •)  Corp.  Ref.  10.  352;  Bmd^f: 
S.  360;  Harifeldrr  A.,  S.  610,  539.  E.  t,  v.;  Anakct».  Mathesim,  Dre«]  f,  v,  - 
I)  Corp.  Rpf,  3.  336.  375,  416.  15,  1221;  Klein  2,  96f.;  Bauhofet  S.  61  f.:  B.rl  • 
S.  lOf.;  Liiibergei  ,S.  18  f.  28;  Frakniii  7f,;  Heriog.Pli«,  Real-Encyklopädi.;  ;i- 
(lfi78).  572:   Bod  S.  237 ;  HatKdder  A  ,  S.  587,  152. 


von  Herkules  stammen,  deshalb  wird  Nädasdy  den  Scliutz  der 
Studien  als  eine  Famiiienehre  ansehen.')  Gleichzeitig  emprahl  Me- 
lanthonjoh.  ErdÖsi  Sylvester,  den  magyarischen  Bibelübersetzer ; 
sein  neues  Testament  wurde  in  der  auf  Kosten  des  Grafen  eingerichte- 
ten Druckerei ')  gedruckt.  Der  Dreibund  Nädasdy,  D^vay.  Sylvester 
fesste  bereits  den  Plan,  die  Reformation  durch  Schule  und  Schriftthum 
zur  Durchfuhrung  zu  bringen.  Durch  Franz  Nädasdy  wurde  dieser 
Segensname  in  der  Gegenreformation  befleckt,  der  eine  Bibei  am 
Brritspiess  rösten  liess  und  als  Verschwörer  auf  dem  Blutgerichte  endete. 
Als  der  gelehrteste  Kämpe  der  ungarischen  Reformation  gilt 
Leonhard  Stöckel  aus  dem  wegen  seiner  Heilquellen  be- 
liebten Bart p ha,  Bartfeld,  der  treffliche  Schulmann,  frut^htbare 
Schriftsteller  und  einflussreiche  Rathgeber  bei  kirchliclien  Ver- 
sammlungen, Nachdem  er  fast  ein  Jahrzehnt  in  Gesellschaft  der 
leitenden  Männer  in  Wittenberg  mit  wissenschaftlicher  Arbeit  zu- 
gebracht, erhielt  er  einen  Ruf  an  die  Schule  der  Vaterstadt.  Me- 
lanthon  bittet  um  Aufschub  und  schickt  statt  seiner  Bartholomäus 
von  Mansfcld.  Im  nächsten  Jahre  folgte  Stöckel  der  erneuten  Auf- 
forderung, obwohl  Melanthon  ihm  die  Erziehung  der  Sohne  seines 
Kurfürsten  anvertrauen  wollte.  Kurz  darauf  wünscht  man  ihn  in 
Breslau.  Melanthon,  vom  Rathe  zu  Bartfeid  gebeten,  Stöckel  daselbst 
Hl  halten,  erwidert,  er  könne  diesem  nicht  von  einem  grösseren  Orte 
abrathen;  sein  Bruder  würde  dessen  Platz  ausfüllen,  wie  überhaupt 
Ungarn  genug  gelehrte  Männer  für  die  bartfelder  Schuljugend  habe. 
Doch  Stöckel  blieb.  Nun  fordert  Melanthon  selbst  ihn  auf,  Pfarrer 
in  Mansfeld  zu  werden,  mit  der  Lockung  durch  die  Nähe  der  Hoch- 
schule und  der  Entfernung  von  der  Türkengefahr ;  er  schickt  ihm 
eine  griechische  und  lateinische  Umschreibung  des  133.  Psalmes, 
wie  seine  neuesten  Arbeiten,  so  dass  Stöckel  mit  inniger  Neigung 
an  dem  gefeierten  Lehrer  hing.  Als  dann  daheim  Misshelligkeiten 
eintraten,  und  Stöckel's  Gesundheit  geschwächt  war,  versuchten 
abermals  die  Breslauer,  ihn  zu  gewinnen;  doch  weder  sein  noch 
MeUnthon's  Wunsch  vermochte  die  Bartfelder,  ihn  ziehen  zu  lassen,'} 

ij  Corp.  Ref.  3,  417.  8,  512;  Bauhof«  S.  96;  BorbLs  S.  18:  Linberger 
S.  17-19;  Frakn^i  S.  35.  38.;  Hertog-Pliu  ].  c,  3'  (1878),  574;  Bod  S.  332,  — 
'I  Linberger  S.  17.  19.  Ueber  Job.  Drugnitiut r  Corp.  Ref.  8,  513.  885;  KraUnüi 
>.  Ja.  —  •)  Corp.  Ref.  3,  1068.  5,  445,  469.  9.  849;  Klein  I,  186  ff.;  Ilauhofer 
-.72;  LLnberger  S.  16.  22:  Frakuöi  S.  9.  35;  Abel,  Ungar.  Revue.  7  (1887),  705  f. 


30 

Auch  für  Saiomo  Scherer  aus  Bartfeid  verwendet  sich  Melantho:) 
bei  dessen  Magistrat.')  ' 

In  einer  für  Bartpha  und  Eperies  gemeinsamen  Angelegcnhc  ; 
•iteht  im  Mittelpunkte  der  Pfarrer  von  Eperies,  der  spitifindije 
Matthias  Lauterwalt,  den  Melanthon  als  so  streitsüdfii; 
schildert,  dass  er  noch  mit  Charon  im  Kahne  disputiren  würA. 
Michael  Radaschius  (Radaschinus),  Pfarrer  von  Bartfeid,  ineiilB! 
den  Witlcnbergcrn,  dass  man  bei  einer  religiösen  ZusammenkifiA  ■ 
sich  mit  Lauterwalt  über  einen  Punkt  nicht  habe  einigen  könneti.j 
Lauterwalt's  Bekcnntniss  lag  bei.  Bartfeld  und  Jriperies  bitten  icj 
Entscheidung.  Melanthon  stimmte  gegen  Lauterwalt  und  rieih,  ■.31 
Beharrungsfalle,  zu  dessen  Absetzung,  die  auch  erfolgt  m  M.-.J 
scheint.') 

In  Eperies  treffen  wir  auch  Sigismund  Torda  aus  GyslJ-. 
daher  Goleus,  auch  Geloo.  Melanthon  entwarf  ihm  die  Magisterredt 
und  sah  ihn  nur  mit  Schmerz  scheiden.  Torda  wurde  Rector  ii 
Eperies,  dann  trat  er  in  den  Dienst  Ki.inig  Ferdinands.')  Eine  TA 
lang  unterstützte  er  seinen  Schwiegervater  Georg  Werner  in  da 
Verwaltung  der  ob erun gar i sehen  kgl.  Einkünfte.  Diesem  durdi 
Bildung  und  Beredtsamkeit  ausgezeichneten  kgl.  Käthe  empfielill 
Melanthon  Paul  Scipio.*)  Für  Torda  verwendet  er  sich  bei  Peter 
Perenyi,  einem  so  mächtigen  Aristokraten,  dass  er  Ungantt 
Krone  auf  sein  Haupt  zu  setzen  plante,  doch  den  Tod  im  Kerkff 
zu  Wiener-Neustadt  fand.  Er  gab  seinen  Unterthanen  evangelw:ba 
Seelsorger  und  wurde  Stifter  der  evangeli.schen  Schule  zu  Sar^wJ 
Patak,  wo  später  Comenius  den  verunglückten  Versuch  machte  dit 
AUweisheits-Ideen  in  die  Wirklichkeit  einzuführen.') 

An  den  Magistrat  der  kgl.  freien  Bergstadt  Kremnitz,  iiachs 
Ofen,  der  ältesten  königlichen,  durch  das  Theoiogengeschlecht  Jn 
Chladenius  in  der  Ferne  nicht  fremd,  schrieb  Melanthon  einen  o9 
vervielfältigten    Brief   fiir    den    in    Wittenberg    ordinirten    Paului 

')  Dolescball,  Zeitschi,  f,  kircli.  WUsenicli,  a.  kirgh.  Leben  6  (1885),  391.  (fiii  i 
S.  39.)  —  ')  Corp.  Kef.  8,  352.  3M.  358  (.  360.  9.  516.  819.  Borbis  S.  19.  K.-Hi 
D.  Baccalanrei  1891,  S.  30.  Fraknüi  S.  39.  Frank,  Gesch.  d.  prol.  Theol,  1  (lSi?i 
151,  Moller,  Oämnder  1870,  S.  314  f.  335  f.  Adü.  18(1883',  79  f.  Haunleil«.  An-iW 
Schule  Melacithlhon'a  1897,  s.  v_  —  ',  Corp,  Ref.  9,  821.  10,743.  FraVnüi  S.B4!T- 
»)  Curp.  Ref.  3,  233.  447.  Fraknöi  S.  30.  35.  —  «J  Corj.,  Ref.  5,  715.  10,  35.  B 
hofei  S.  76,  Fraknöi  S.  28, 


31 

i  i  t  i  u  s  (Niceus)  aus  Nemesvalh  (Namslau). ')  Dem  Kremnitzer 
'aul  Rubigallus  stellte  er  ein  Zeiigniss  aus;  Rubigallus  wurde 
'farrer  in  Schemnitz,  der  ältesten  Bergstadt  Ungarns,  die  im 
'littelalter  von  flandrischen  und  niedersäcl isischen  Colonisten  be- 
ölkert,  im  XVI.  Jahrhunderte  slovakisirt  wurde.-)  Dem  Bürgermeister 
onSchemnitz.Quirinus  Schaller,  wird  Martin  von  St.  Elisabeth 
mpfohlen.')  Einen  allgemeinen  Geleitsbrief  voll  rührender  Fürsorge 
teilt  Melanthon  für  Ungarn  aus,  damit  ihr  Gepäck  vom  Zoll  nicht 
lelästigt  werde.*) 

Unser  im  Geschwind  seh  ritt  zurückgelegter  Ausflug  endet  in 
iiebenbürgen. 

Matthias  R a m a s s y  (Ramser),  Pfarrer  in  Hermannstadt, 
latte  ein  Buch  über  die  Reformation  der  kronstädti.schen  Kirche 
'crfasst  und  um  das  Urtheil  der  Wittenberger  gebeten.  Sie  billigen 
s,  Melanthon  schreibt  die  Vorrede.  Ein  Jahr  spater  bittet  Ramser, 
n  Schwierigkeiten,  kirchliche  Gebräuche  betreffend,  um  Aufklärungen 
in  ihn  selbst  und  den  Magistrat,  die  bisher  leider  noch  nicht  ge- 
linden sind,') 

Besonders  willkommen  ist  uns  zum  Abschlu.sse  Jakob 
rlonter.  evangelista  Hungariae  oder  Dacicus,  der  Humanist, 
i'bilosoph.  Theolog,  Redner,  Mathematiker,  Zeichner  und  Buch- 
irucker,  dem  sich,  angesichts  seines  nahenden  vierten  Säculartages, 
Mehrere  Federn  geweiht  haben.'} 

Honter,  der  mit  tiefer  Frömmigkeit  und  sittlichem  Ernste  die 
Frohe  Begeisterung  für  die  Schätze  des  classischen  Alterthums  zu 
finer  harmonischen  Einheit  zu  verbinden  wusste,  war  für  die  sieben- 
tiiirgischen  Sachsen  Luther  und  Melanthon  zugleich.  Eine  der  letzten 
Arbeiten  über  ihn  meint,  die  Sage  habe  ihn  zu  einem  guten  Freunde 

')  Corp.  Ref.  8,  162.  Fraknöi  S.  34.  39.  Bucliwald,  WiKcnbdrg.  Ordiiiirten- 
buch,  1,  89.  Nr.  1430.  —  ')  Corp.  Ref.  ö,  750.  7,  560.  Fraknüi  .S.  34.  —  ')  Corp. 
K(f,  6  äO.  Friknüi  S.  35.  38.  Ob  Wolf.  Amph«  Coi|i.  Ref.  7,  602  nacli  Schemniii 
(ffiknOi  lässt  ihn  aus)  oder  Chemniu  gehörl,  ist  iweifelhaft;  er  ist  weder  hier  noch 
■tili  fesdustelien.  —  •)  WenigBlens  anmetkungsweiae  seien  noch  erwähnt  .Stef.  HarsHUi 
iFrikr.-.i  S,  33),  sowie  Baithol.  Georgiewi«  (ebd.  S.  38),  der  nach  melirjÄh.iger  lUrkiacher 
liefmgenscbaft  Meluthon's  Gast  war  {Bod  -S.  239);  namenlos  isl  die  Ad.esje  einer 
"ich  Ungarn  gesandten  Eiorlerung  über  dos  Abendmahl,  Ci.r]i.  Ref.  9,  10.19.  —  »}  Corp. 
f.-.ä,  170.  173.053.  Bindteil  S.  210.  Fraknüi  S.  38.  Bod  S.  258.  Hanfelder  A.  S.  599. 
ül.  —  •)  Wolf,  1895.  Höcbsmann,  1896.  »gl.  auch  Becker,  D.  Volks.schule  der 
"^I.enbdr6.-Sach5en.   1896.  Bod  S.   252. 


II. 

Melanthon  und  Nidbnick. 

Alis  den   HandschHftm  gyjy  i  mtd  k  der  k.  k.  Hofbibliothek  in  W 
\'on  Dr.  VjcroB  Bist  in  Wien. 

Einleitung. 

Zum  Melanthon- Jubiläum  dürften  einige  unedirte  Briefe  an  den- 
selben aus  der  Nidbruck'schen  Briefsammlung  (Handschr.  Nr.  !*737 
i  und  k  der  Wiener  Hofbibliothek)  freundliche  Aufnahme  finden.  Sit 
rühren  von  dem  gelehrten  kaiserlichen  Rath  Caspar  v.  Nidbruck  ')  her 
und  bilden  ein  Gegenstück  zu  der  Publication  des  Adalbert  Horan-iti.1 
der  aus  der  angeführten  Sammlung  nur  die  Briefe  des  Melanthoa 
an  Nidbruck  herausgab,  und  zwar  sechs  Stücke  (Nr.  1,  2,  3.  5 
6  und  7,  wovon  Nr.  3  und  6  kurz  vorher  von  Bindseil  in  dem 
Supplement  zum  Corpus  Reformatorum  •)  gedruckt  waren). 

Die  folgenden  11  Briefe  aus  den  Jahren  1553 — 1556  geben 
uns  ein  klares  Bild  von  den  innigen  Beziehungen  der  beiden  gesinnung?- 
verwandten  Männer  zu  einander.*)  Einedirecte  Betheiligung  Melanthon'^ 
an  den  grossen  kirc  he  n  geschieht  liehen  Arbeiten  der  Magdeburgf 
Centuriatoren  war  bei  der  grossen  Spannung  zwischen  ihm  unJ 
Flacius  wohl  ausgeschlossen;  trotzdem  versucht  Nidbruck  seinen  grossen 
Freund  mittelbar  zur  Unterstützung  und  Förderung  heranzuziehen. 

Als  Nidbruck,  von  Flacius  darum  gebeten,')  sich  an  einige 
gelehrte  Freunde,    wie  Simon  Schard,')    Georg  Tanner,')   Johann« 

')  Vgl.  Jahrbuch  1896,  I.  und  11.  Hefi,  S?.  1—24. 

<J  BeiCriige  id  den  SammlQngeD  von  Brieren  Philipp  MeUnchthon's  in  il^n 
Siliungtbe richten  der  Itais.  Akidcmie  der  Wissen icb>rten.  Philosoph.-hiil.  Cl.  76.   M. 

Ift74.  S.  S99-324. 

»)  S.  382  und  392. 

•)  Vgl.  darüber  Horawili,  a.  ■.  O. 

•)  Flacius  an  N.  ddo.  9.  September  1555  {K  foL  14)  und  I.  Jänner  lä56 
10737  I:  toi.  16). 

•)  N.  an  Schard  ddo.  31.  MSn  1666  («,  Fol.  54). 

'1  N.  an  Tanner  ddo.  19.  September  1556  (*.   fol,  1251 


33 

treoirencn  Quark  beleidigt  haben.  Melanthon  gehört  überhaupt  zu 

0  Mannern.  denen  trotz  aller  ihrer  , Menschlichkeiten'  eine  gewisse 
rii<?e,  eine  , interessante*  Grösse  immer  zugesprochen  werden  wird. 
m-.f-s,  der  Menge  wird  er  nie  ,imponiren*.  die  immer  hinreissende 
l):;lichkeit  vorzieht  begütigender  Allmähgkeit;  nie  wird  Melanthon, 

1  lenig  wie  Cahnn,  die  Volksthümlichkeit  eines  Zwingli,  ge- 
dweige  eines  Luther,  geniessen,  des  Adams  unserer  neuen  geistigen 
Wiordnung  oder,  um  in  Melanthon's  Bildern  zu  bleiben,  des 
oivmpischen  Donnerers',  des  geistlichen  Achill  und  Phiinktet,  der 
tuen  Platz  sogar  in  der  .Walhalla'    gefunden  hat. 

l'msomehr  ist  es  Pflicht  akademischer  Gemeinschaft,  Melanthon's 
itdachtniss  zu  ehren,  aber  wieder  nicht  nur  akademisch,  sondern  zur 
lu-  sung  von  Thaten,  so  dass  das  Monument  zum  Moniment  wird. 
as^i  wir  uns  hinziehen  lassen  zu  diesem  Vorbilde  begeisterten  Zu- 
unmenschlusses  der  universitas  litterarum  im  Dienste  des  Evangeliums ; 
1  diesem  Vorbilde  unversicglicher  Arbeitslust,  trotz  der  Feuergeissel 
m  Krankheit  und  Kummer  und  des  Gebeisses  der  Busenfeinde ;  zu 
ttam  Vorbilde  unentwegter  Berufserfüllung  auch  gegen  Natur  und 
leigung;  zu  diesem  Vorbilde  geistiger  und  dinglicher  Spende- 
ttdigkeit  und  Aufopferung! 


»1697,  H.  lu.  u. 


^ 


ad  T.  H.  dedi,  potuit  certior  fieri.  Deus  singulari  benefido  et  mt 
hactenus  inter  varia^  procetlas  conservavit  et  studia  mea  promoi^: 
benigne.  IVoximis  enim  comitüs  Augustanis  anno  50  ad  coii- 
dicionem  vocatus  ap  id  Seren issim um  Regem  Maximilianum  seqyrr 
vucationem  et  officia  praesto,  qua  possum  (ide  atque  sedulitat; 
confido  etiam  Serenitati  Suae  hactenus  a  me  satisfactum.  Quod  vtr^ 
mihi  summum  est  atque  me  ipsum  concernit,  vixi  in  hunc  us>:ij; 
dicm  animo  tranquillo;  norit  H.  T,  quid  velim,  Neque  omnis  spc 
excidit.  quin  deus  sua  gratia  nobis  sit  adfuturus,  tcmpus  opili;;ar.ii 
opportunum  ipsi  notum  est;  nos  precabimur,  ut  gratia  sua  anitrif 
praestemus.  quae  praecepit,  diligenter,  praeparet  corda  no'j- 
gubernet  consiÜa,  dirigat  actiones  ad  nominis  sui  gloriam,  verai^ifr. 
rerum  propagationem  et  salutcm  nostram.  Pii  viri  omnes  üot 
parum  afficiuntur  calamitate  ccclesiarum  ac  perniciosi^sima  prae«:i:: 
scholarum  dlssipatiooe.  Non  posset  satan  virulentiori  telo  n - 
impetere,  quam  sl  pios  cr.nventus  turbet,  studia  litterarum  rem-- 
retur  et  cursum  verbi  atque  doctrinae  pervertat.  Hinc  enim  liirrv 
biles  tenebrae,  superstitiones.  neglectus  religlonis,  contempn:' 
disciplinarum  et  nescio  quae  non  barbarica  ex  consequentia  trahuntur, 
Quapropter  et  maiorl  cura  atque  diligentia  certas  sententias  rctioere 
deberemus.  et  ab  Üs,  quos  nutrices  ecclesiac  decet  esse,  occurrcnduni 
futuro  malo  et  invigilandum  esset.  Ex  hac  parte  non  dcest  h<- 
nigna  propensio  in  rem  titterariam  neque  occasiones  et  ration» 
dccssent,  nisi  hacc  tempora  adeo  iniqua  atque  perturbatio  rerutvi 
tam  pcriculosa  inddi<tsent.  Certum  enim  est,  quod  ex  te  didi:, 
et  Euripides  meo  indicio  vere  dicit;  ,-/ü)pa;  xax(o9-e:aae  vossiv  xii 
xi  Tüv  O-eöv*.  —  Novi  quibus  mediis  res  litteraria  atque  studionr.i 
promotio  tentanda  esset  et  cum  T.  H.  cuperem  de  ea  re  confere 
si  occasio  aut  iter  Ita  ferat,  quod  forte  aliquando  dabitur;  agno«  ■ 
etiam,  mc  ac  qucmlibet  amantem  veritatts  id  litteris  debere,  "i 
studia  promoveat,  sed  nunc  parum  integrum  est.  Deum,  aetem." 
patrem  domini  nostri  Jesu  Christi  ardentibus  precibus  inccssant« 
invocabimus,  nc  caecitate  nos  puniat;  sed  nomen  suum  redi'i: 
illustre,  accendat  corda  principum  spiritus,  mitiget  iram  suam  ii 
pios  conatus  conservet.  Eundem  precor,  ut  et  te  una  cum  aliis  pi-* 
et  doctis  viris  incolumem  conservet  et  nos  nostraque  studia  rcsT'" 
quo  aliquid  a  nobis  fiat  ÜTcäp  Tf,;  sOBoxia;  äOtoO,  Vale  tibi  fc'.'': 
nobisque,  praeceptor   observaiide,   in  multos  annos  utilis,   donnn' 


37 


mag.  Paulo  Ebero,'}  Ambrosio  Reutter,  vetcri   hospiti  atque   aliis 
bonis    viris  salutem   plurimam   T.  H.  ex   me  dicet   non  gravatim, 
quod    ad    me   et   T.  H,   et   illi  scribcre  digriabimi,    quod  rogo  ne 
intermittatis;  tuto  reddetnr,   si   ad  Leopoldimi    Schwibermair  per- 
ferantur.  Datum  raptim  Gracü,  25  Novembris  anno   1552,  quo  die 
Encomiomm    templunn    Hierusalem    per   Judam    Machabeum    est 
recuperatum.  Benignus  pater  coelestis  nos  templum  suum  repurgct 
ac    impollutum    occupet    atque    custodia!.     Rcliqua    ex    magistro 
Balthasaro  T.  H.  cognoscet,  qui  statum  harum  regionum  vidit. 
Tui  studiosissimuR  Gasp.  ä  Nydbruck, 
iur-isconsultus,    Serenissimi    Bohcmiae 
regis  consiliarius. 

Nr.  2. 
Wien.  10.  August   1553. 

Nidbruck  an  Melanthon. 
Pontanus  wird  die  Neuigkeiten   erzählen.   Bereitwilligkeit,    ihm 
eine  Freundschaft  zu  bezeugen.  Wundert  sich,  dass  Melanthon  nicht 
chreibt.  Griissc  an  Paul  Eber.  ^ 

Handschriftlich  (Concept):  i,  fol.  32. 
-Adresse:  Domino  tp.  |i. 
S.  P.  Cum  dominus  d.  Pontanus  junior  confectts  negotiis  suis 
hinc  discederct,  noiui  committere,  praeceptor  cArissime,  quin 
saltem  tc  per  litteras  salutarcm,  Quod  hoc  tempore  rerum  nova- 
rum  hie  spargitur,  ipse  Tuac  H.  referre  poterit;  veüem  occasionem 
mihi  dari  tibi  atque  omnibus  bonis  vJris  gratum  meum  promptum- 
que  animum  declarandi,  De  te  inter  nos  fit  nisi  honorifica  mentio, 
quod  vero  tibi  scribo,  ac  sempcr,  quantum  in  me  erit,  id  indicare 
non  cessabo,  quod  res  ipsa  est.  A  te  quod  nullas  accipiam,  nescio 
quid  causae  sit;  cum  tamcn  rector  huius  universllatis  Miischlerus  ^ 
recentes  habeat,  una  opera  et  eodem  tabellario  id  expedire  tuae 
erat  ergo  me  bencvolentiae,  Pudet  me,  multa  offerre,  cum  profitear, 
me  tibi  non  parum  debere  et  tamen  irrequisitus  ac  inscius  praestare 
nequeam,  praeterea  dicere  has  litteras  ab  aulico  potius  quam  candido 

')  Henog-Plitl  Hauet,  Rc«!Encyklopädie.  IV.  S.  8  fg. 

'I  Georg  MaschtcT  au*  Schwaben.  Professor  der  Dialeciifc  nn  der  Wiener  Uni- 
""im,  im  April  1563  lum  zweiten  Male  Keclor;  vgl.  Aichbach,  G»ch.  d.  Wiener 
'■■"!•■.  111,  1888,  S.  387. 


38 

amico  profectas.  Fac  tu  periculum  et  si  nihil  sit,  in  quo  tibi  com-  { 
modare  queam,  studiosum  aliquem  et  pium  virum  vel  adolescentem.  1 
qui  hie  mea  opera  iuvari  possit,  si  mihi  saltem  comoiendavens:; 
sentient  commendationem  non  sibi  inutilem  fuisse.  Domino  magistro  i 
Peuccro  *)  scribo  de  nostro  negotio  h'tterario.  Dominum  magistrim  ^ 
Paulum  Eberum ')  plurimum  saluto;  iam  novit,  num  commissumi 
negotium  de  puero  austriaco  diligenter  et  fideliter  apud  Yitricusi; 
expedierim;  alia  si  iniunxeritis,  non  remissius  curabuntur.  Dens  v-T^i 
ecciesiae  et  rei  litterariae  quam  diutissime  incolumes  consenetV 
Valetc  in  domino! 

Viennae  10.  Augusti  53  .  . 

Tuus  discipulus  Gasp    a  Nydbruck. 

Nr.  2b. 
s,  1,  23.  September  1553 

Meianthon  an  Nidbruck. 
Antwort  auf  Xr.  2. 
Druck:  Horawitz.  a.  a,  O.,  S.  304. 

Nr.  3. 
Wien.  3.  October  1555. 

Nidbruck  an  Meianthon. 

IvNlaxnert.  mit  Hubert  Lang'jet  nicht  länger  beisammen  gewesen 
5U  suf\n.  Peucer  soU  auch  scliretbcn.  Lan^jet  wird  die  Neuigkeiten 
Nctvhten. 

Hjittv.l$chr-h*ich:  L  fv\'    4*A 

Asir?Ä*:  ?.  n.   v!c  v::i::ti  oct^brts  53. 

S.  P.  K^5t  pjurcn^  ^t.  ^--».xi  r«MC3  no\*arum  scribam,  pne- 
c^y^oc  k^its«\a.ec<'.  rc*,;;  taiDen  c:rac  dominum  Hupertura  B  r- 
^ux-su*  ^•^>f  \:t^'^  T2Ät;<  ad  re  iwr'.aiTC.  Per^xata  ftiit  cc«nver- 
sjl:*«."  -j^^.is  r^i'Ä  ec  i».>:t.:ai  est  et  bor:ar;nn  rcnxm  stuciofu?,  et 
certT  o^*5iJTf'^^  Yc'  *".^5^-s  r!Ks  'tii  ierrent.  ut  nofacscum  h£c  a::.,-^-.- 
sV,^  ^*x;ff%rt^  \x*t>sec.  ^':ri  'ri>;  r<r  v^crim  licrdsset  de  plunbus  re:?u5 
\*r\\',v-7<  sVt'v'o ^.rvif     >ic    -    fet  Mir«^   irter   a»?*   :>er   Ilttcras.  Tu. 


hoc  loco  facio,  quod  debco,  honestam  mentioncm  neque  exosus  es 
Omnibus,  ut  harum  lator  indicabit.  Si  quid  rescribere  saltem  dig- 
neris,  gener  tuus '}  suis  coniunget.  Quae  hie  sunt  rerum  novarum, 
dominus  Hiipertus  referre  potent,  atque  ita  vale  in  domino,  qui 
te  incotumem  conservet.  Si  quid  a  te  accipiam,  vicissim  in  respon- 
dendo  cro  impigcr.  Tibi  rerum  novarum  nihil  offerrj,  praeatabo 
vcro  semper,  quae  tibi  grata  esse  scio.  ac  si  quos  hie  vel  studiosos 
vel  alios  iuvarc  in  tui  gratiam  possim,  ne  verearis  eos  ad  me 
remittere;  faciam  sincere.  quod  amiciim  dccet. 
Datum  Viennae  3.  Octobris  1553. 

Nr.  4. 
Wien,  18.  November  1553. 

Nidbruck  an  Melanthon. 

Durch  eine  dienstliche  Reise  am  Verkehr  mit  Bernhard  ver- 
indert,  bittet  er  diesen  um  Entschuldigung^.  Melanthon  möge  ihm 
ft  schreiben.  Findet  im  literarischen  Verkehr  Trost. 

Handschriftlich  (Concept):  i,  fol.  55. 

Adresse:  <p.  ji. 

S.  P.  Tuas  per  famulum  ad  me  miserat  dominus  d-  Bernhardus  ") 
sed  illo  ipso  tempore  mandatum  a  Regia  Maiestate  acceperam,  ut 
sine  ulla  mora  me  darem  in  iter,  ut  non  fiierit  otium  de  meis 
rebus  cogitandi  vel  etiam,  quod  periucundum  fiiisset,  conferendi 
cum  ipso;  salutaveram  in  aulam  adventantem  et  lubentissime 
pluribus  de  rebus  fuissem  cum  eo  locutus;  scio  enim,  quod  iudicio 
atque  usu  rerum  non  parum  valeat  et  sit  vir  bonus.  Collegas 
quoqtie  suos  utpote  vctcrcs  commilitones  lubens  convenissem,  sed 
Rcgiae  voluntati  pro  officio  meo  fuit  in  hac  causa  obtemperandum. 
Sperabam  quoque  me  ante  ipsorum  abitum  ex  Saxonia  Viennam 
reversurum:  tum  licuisset  ipsorum  familiarftate  et  conversatione 
frui;  sed  spe  frustratus  .sum  et  ego  in  reditu  meo  aliud  iter  pro 
re  rata  ingressus  sum,  ut  nee  in  itinere  occurrerint.  Excusabis  me, 
piacceptor  humanissime,  si  quando  ad  dominum  d.  Rernliardum 
scribas;  forte  in  posterum  conveniemus  alio  in  loco,  ubi  tum 
compcnsabo,  quod  nunc  pro  offidi  mei  ratione  est  intermissa.  Dum 

I    C«spai  Peucer;  vgl.  Nr.  2. 

']  Bernhardol  Frisiu?,  cWnL^cher  Gewindter  ;  vgl.  Melanihon  an  N.  ddo.  23.  Sept. 
1^3,  bt\  Horawili,  a.  a.  O..  S.  306. 


40 

in  Saxonia  nunc  essem,  nihil  ad  te  scripsi,  quia  sciebam.  domin: 
Hupertum')  in  itinere  esse,  qui  et  meas  Tuac  H.  sit  rcdditur 
Egu  quod  antea  aliquotics  scripsi,  nunc  quoque  rcpeto,  mc  te 
ut  praeceptorem  revereri  et  facturum  setnper  in  tut  gratiam,  qu 
potero.  PergraCum  feceris,  si  ad  me  saepius  scripseris;  nihil  eniir. 
est,  quod  hoc  tempore  perturbato  JCa  me  recrcare  solcat,  a 
piorum  doglorumquc  virorum  litterae  et  mutuae  studionim 
municationcs,  ad  haec  Icctio  piorum  Script onim,  e  quibus 
solationes  haureo,  dum  ab  occupationibus  et  negotiis  vocali>rLi 
aliquid  temporis  conceditur;  video  enim,  quam  inanes  sint  hominiim 
pleraeque  cogitationes  et  nihil  fecundant  solidum,  quod  diTi^at 
voluntati  non  consentiat.  ( 

Deus  aeternus  pater  protegat  ecclesiam  suam,  det  ilH  pacco, 
concedat  nobis  veros  doctores  cum  pane  atro,  quo  nunc  pas"iii' 
germania  propter  quorundam  cum  in  ecclesiis  tum  et  politiis  per;i; 
ciosum  furorem.  j 

Vale  in  domino,  quitc   confirmet   ac   conservet   incoljmeni  | 

Datum  Viennae,   18.  Novembris  15ö3. 

Nr.  4  b,  ' 

s.  1.  23.  December  1553 

MelantfaonanNidbruck. 
Druck:  Horawitz,  a.  a.  O..  S.  305. 

Nr.  5. 

s.  1.  S.  März  1554 

Nidbruck  an  Melanthon. 

Dankt    für    den    Brief  vom    23,    December.    —    Fürchtet  m;i 

Melanthon  wegen  der  Schlechtigkeit  der  Menschen  den  Hereinbrudi 

noch  ärgerer  Wirren.  Gott  möge  sie  schützen.  —  Schriften  erhalten. 

Handschriftlich  (Concept):  i,  Fol.  32'. 

S.  1'.  Accepi  tuas  23,  Decembris  scriptas.')  praeceptor  obser- 
vandissime,  et  certe  non  parum  me  e-xhilarimt;  nam,  ut  antea  aJ 
te  scripsi,  ita  nunc  quoque  dico,  vere  nihil  esse,  quod  in  tantis 
occupationibus  et  perturbationibus  gratius  mihi  acddere  po^i- 
quam  si  a  püs  vins  tale  quid  acdpiam  et  intelligam,  ipfo?  in 
mediocri  tranquillitate  esse. 

>)  Vgl.  Nr.  3. 
1)  Vgl.  Nr.  4b. 


41 

\am,  ut  tu  quoque  scribis,  in  hac  delira  mundi  senccta ') 
vereor  futuras  maiores  confusionc;,'}  quam  antea;  ingratitudo  enim 
nostra  id  meretur,  ut  qui  ad  veram  agnitionem  vocati.  contumaces 
5umus  prorSiis  ncque  poenis  ad  poenitentiam  letrahi  possiimus  ac. 
quod  horribilius  est,  spernimus  verum  et  prsecipuiim  culti)m.  ut 
illud  non  raro  in  mentem  veniat:  n:yG>  -Aal  Tieii'^tia;  tö  jiE7iptü|iivsv. 
quod  et  tu  proxime  scripsisti,  fatalu  esse  causas  accersere  fati.') 
Nostrum  est  ingemiscere,  luctari  contra  satanae  machinationes  et 
Organa  ac  facere  officium  fideliter:  ipse  enim  xaipSio-f/iiiatr,;  erit 
etiam  opitulator,  nam  ubi  iugum.  ibi  Christus  erit.  Consolemur 
tgitur  nos  invicem,  praeceptor  oh-ervande;  lu.  quod  praesens 
benigne  praestitisti  obm,  quaeso  absens  per  Utteras  non  mihi 
denegcs,  pietatisinluitum.  nempe  ut  de  rebus  veris  mecum  saepius 
conferas  et  ut  deum  ores,  quo  f:iciat  me  vas  misericordiae  et 
studia  conatusque  nostros  dirigat  ad  nominis  sui  gloriam,  Nolo 
ad  particularia  descendere,  hoc  ilico  me  omni  spe  deslitui  fruc- 
tum  aliquando  faciendi  et  quae  inierea  ferenda,  feram  lubens,  modn 
-(ii  d-E^  quid  fiat  ü^Uf  eüSoxeta;.  Ipse  cogitare  potes,  in  quo  agone 
sim  aiiquoties,  opräv  tijv  Toifiav-xl/v.  ne  quid  gravius  dicam,  Tfj;  äJ-ijH-Eia:; 
i[i£;v(i);  (sie!)  :pepo[ilvr;v,  tarnen  hnnesti  propositi  cogitalio  5uvsi5i; 
■/.ai>apiv  xa;  l/.raSej  iya&ai  eü:ppa;v£;v  Eji*  ifaviz^.  Pagcllas  tuas 
accepi  et  legi  perlubens  et  vehementer  rogo,  ut  saepe  el  multa 
ad  me  mittas  et  addas  litteras  prolixas;  sincero  amico  et  disci- 
pulo  scribes,  qui  si  in  tui  gratiam  nihil  hoc  tempore  possit.  sit 
tarnen  tui  tuorumque  studiosis^imus  futurus  et  in  communi  negotio 
Votum  suum  et  lamentationes  piorum  virorum  precibus  adiuncturus. 
Deus  confirmet  in  nobis. 


Wien.  2a.  August  1554, 

Nidbruck  an  Melanthon. 
War  durch  fünf  Monate  auf  Gesandtschaftsreisen;     daher   ve 
hindert,  jenen   Mann   zu    empfehlen.  —  Dankt   für   die   Bücher.  - 

'j  ,In    hac     delira    mundi    lenecta    el  fiilut.i-    esse   mai'MCs  eonfuüiones    genci 
liiiinani' ;  igl.  Horawiu,  s.  ».  O.,  S,  305, 

•)  ,Sed  hoc  quoque  faule  est,  ciusai   jicrrscre  f.iri-  ;   cbd,  S,  306 


42 


Wird  dem  Pcucer  keine  Briefe  senden,  weil  dieser  auch  nicht  schreib: 

Sendung  an  Carlowitz. 

Handschriftlich  (Concept):  i,  fol.   11. 
Adresse:  cp.  \i, 

S.  P.  Tuas  festo  natalicio  Caesareae  Maiestatis  scriotas 
praeceptor  observandissime,  accepi  ante  octiduum,  abhui  enim  pc 
menses  quinque  in  legationibus  apud  Electores  Rheni,  Juliacensci: 
Wirtembergensem  et  alios.  Quae  profectio  fuit  certe  periucund 
vel  praecipue  hoc  nomine,  quod  confectis  Regiae  Maiestatis  negotii 
cum  doctis  ac  piis  nonnullis  viris  et  amicis  licuit  conversa: 
familiariter.  Non  potui  itaque  illi  commodare,  quem  commenda 
Veras;  fecissem  alioquin  in  tui  gratiam,  quod  amicum  et  gratuti 
hominem  decebat.  Si  in  posterum  quid  iniunxeris,  intelliges.  quani 
te  faciam  quamque  amari  me  abs  te  desiderem.  Habeo  gratias  d 
libellis  transmissis  atque  ut  ita  pergas,  peto  reverenter.  Xüii 
scribo  genero  tuo,*)  quia  factus  est  piger  in  colenda  atnicitia 
nihil  scribit;  quapropter  neque  responsum  a  me  expectet:  Hortari 
igitur  ita  det  operam  liberis  et  litteris,  quo  et  amicorun 
memor  aliquid  ad  me,  ita  vicissim  neque  ego  in  posterum  amk 
officio  admonitus  deero.  Misi  quaedam  ad  d.  Carlowicium,'»  qu2 
communicabit.  Deum  ora  pro  me,  ut  me  gubemet  atque  custodia! 
Rescribas  quaeso,  quandocumque  et  quotiescumque  per  occasioneü 
licebit  atque  vale  nobis  incolumis  in  domino. 
Datum  Viennae  23.  Augusti  54. 

Tuus  ex  animo. 

Nr.  7. 

Augsburg.  9.  Juni  lö55. 

Nidbruck  an  Melanthon. 

Hat   mit    Carlowitz   über   ihn   gesprochen.  —  Möchte  mit  M 
zusammentreffen.  —  Wundert  sich,  dass  Peucer  nicht  schreibt. 
Handschriftlich  (Concept):  i,  fol.  272. 

S.    P.     Nactus    hanc    opportunam    occasionem,    praeccpta 
observandissime,  nolui  dominum  Joachimum  Camerarium  •)  nostruit 


1)  Pcucer,  vgl.  Nr.  2. 

«)  Ucber  Christian  Carlowitz,  Allg.  D.  Biogr.  III  (1876),  S.  788  fg. 
8)  Wahrscheinlich    Joachim    Camerarias    junior;    vgl.    Literatur    bei    Loe^chf 
Mathesius  1895:  s.  v. 


43 


ad  vos  sine  meis  rcverti,  Feriucunda  certe  tui  mentio  milii  fuit, 
cum  de  mercibus  tuis  Lipsiam  proximis  nundinis  allatis  nuntiaret. 
nempc  de  nepotibus  tuis,  et  valetudincm  indicaret  mediocrcm  esse 
ac  mentem  quietam.  Optarim  profecio  tecuni  aliquante  conferre 
ncque  intermitterem,  si  in  vicina  loca  ablegarer,  verum  incerta 
profectio  est;  animo  coniuncti  erimus  et  sententia,  qiioad  vixcro. 
Si  certi  fuerint  homines,  satuta  saltem  me  per  litteras.  Genero  tuo 
nihil  scribo,  quia  plane  desiit  me  inviscre,  qviod  prius  tamen  solebat 
pro  sua  humanitale  nonnunquam  facere;  nesdo  quid  causae  sit, 
quod  plane  intermiscrit,  amicitiam  hoc  gencre  ofticii  colere.  Precor 
deum,  ut  vos  omnes  cum  liberis  et  familia  custodiat.  Quid  status 
sit  horum  comitiorum,  ex  domino  Joachime  plenius  intelliges.  Vale 
in  domino  plurimum  et  me  pergas  amare 
Datum  Augustae  9.  Junii  1555, 

Nr.  8. 
Wien.  130.  November  1555. 

Nidbruck  an  Mclanthi.n, 
Briesmann  hat  Ihm  in  Melanthon's  Namen  Griisse  ausgerichtet. 
-  Ist   zu  jedem   Dienst   bereit.  —  Gerücht   über  Melanthon's  Ver- 
i'undung.  —  Neuigkeiten,  —  Melanthon  möge  die  liriefe  an  Carlo- 
«tz  senden. 

Handschriftlich  (Conccpt);  i.  fol.  402. 
Adresse:  ^.  [i. 

S.  P.  Non  possum  intermittere,  clarissime  vir  et  praeccptor 
fibscrvandissime,  quin  te  per  litteras  invisam,  cum  nactus  sum  com- 
mijdum  tabellarium.  Saltitem  mihi  di.xit  nomine  tuo  doctor  Paulus 
Üriessman.  qui  te  et  Camcrarium  ')  Norbergae  est  alloculus.  Ego, 
ut  debeo  et  alias  quoque  scripsi,  grati  discipuli  officium  lubens 
praestarem,  si  quid  esset,  in  quo  tibi  possem  usui  esse;  quare  si 
quid  in  tui  gratiam  me  conficere  aut  amlci^  tuis  commodare  hoc 
loco  voles.  impone  id  mihi  confidenter,  nam  occasionem  dari  mihi 
cupio  declarandi  animi  mei  erga  te  et  quia  consuetudine  tua, 
quod  longe  optatissimum  esset,  frui  ncqueo,  oro  deum,  ut  te 
ecclesiae  ac  aliis  studiosis  seminariisque  reipublicae  quam  diu- 
tissimc  incolumem  servet.  Rumor  hie  in  universitate  inter  paucos 
tamen  sparsus,   te   in   tumultu   studiosorum  VVittcbergensium   vul- 

')  Vgl.  .\r.  7. 


neratum  esse  graviter,'}  nee  quemquam  audivi,  qui  non  admtitkn] 
doleret,  si  confirmaretur  talis  rumor.  Ego  contra  longe  mcli'>r; 
iubeo  illos  sperare,  eoquod  iitteras  a  domino  Carlowicio*)  acccperii 
de  13.  huius,  quibus  cius  mali  nullam  mentionem  facit,  quo: 
tarnen  non  omisisset.  Quod  de  harum  regionum  statu  pcrscribam 
parum;  a  Turcis  non  parvum  imminet  periculum.  ineunt  en  ii 
fiegotio  deliberationes.  Deus  dirigat  contra  nostra  ad  nominis  m: 
gloriam  et  ecciesiac  salutcm.  Orate  dcum,  ut  mentes  eorum  il:; 
minet,  qui  id  et  deberent  et  possent  praestare,  Ego  non  de  Mtn 
(libus  despero  et  habeo  certa  indicia,  ut  sperem,  deum  accensunc 
mentem  boni  cuiusdam  princi'pis,  et  oremus,  ut,  quod  cctpit 
confirmct. 

Pergratum  erit.  si  crebras  ad  me  scribas;  rectc  curabjr.iur 
si  ad  dominum  Carlowicium  pcrfcrantur.  Vaiete  in  Christo  Jm 
qui  nos  cusCodiat  et  gubernet. 

Datum  Viennae  ultima  Novembris  festo  Andreae.  55. 
Nr.  8b, 
s.  1.  25.  Jänner  15.'>tj. 

Melanthon  an  Nydbruck, 

DrucK :  Horawitz.  a.  a.  O.,  S.  306. 

Nr.  8  c. 
s.  1.  22.  März  1556. 

Melanthon  an  Nydbruck, 
Druck:  Horawitz,  a,  a.  O.,  S.  308. 

Nr.  8d. 
s.  I.  16.  April  1556 

Melanthon  an  Nydbruck, 
Druck:   Horawitz,  a.  a.  O.,  S.  309. 
Nr.  9. 
Wien.  18.  April  I55'V 

Nidbruck  an  Melanthon.') 
Empfiehlt   einen   Priester   aus   Syrien.  —   Beginn    des   Rdcii-- 
tags.  —  Fürchtet  grösseres  Unheil.  —  Gott    beschütze    die  KifcJie. 
Handschriftlich  (Concept):  k,  fol.  79. 

1)  Uchtr    den    nächtticlien  AngrifT   eine»   polniichen   äludenleit   auf  Mcbiilti'^n. 
c£.  Atinales  viWe,   Corp,   Reform.  Bd.  28.  mm  3,  Juni  1655. 
')   Vgl,  Nr.  8. 
■)  Auf  fol,  80  eine  neuere  Abschrift. 


45 

S.  P.  Cum  fioctor  Richter  hinc  di-ccderet,  praeceptrir  obser- 
vandissime,  scripsi  ad  te,  deinde  et  19.  Martii;')  nunc  quoque 
non  potui  intermittere,  quin  hunc  virum  bonum  tibi  commendarem . 
Presbyter  est  ex  Syria,  qui  testamentum  salvatori  nostro  verna- 
cula  lingua  hie  excudi  curavit  expensis  Regiae  Maiestatis,  excm- 
pldHa  in  Syriam  secum  abducturus,  unum  tibi  relinquet;  potes  ex 
ipso  intelligere,  quibus  ceremoniis  utantur  et  qua  religione.  Visa 
Saxonia  et  posteaquam  vestra  familiaritate  fuerit  usus,  cupit  in 
Italiani  proficisci,  in  itinere  tarnen  Palatinum  Rheni  Electorem 
Ottonem  Henricum ')  statuit  convenire  et  fragmenta  quaedam 
lingua  syriaca  vcnderc:  adiutum  se  fore  non  parum  cxistimat,  si 
cümmendaticias  a  te  impetret  ad  Electorem  Ottonem  Henricum, 
quas  meo  Judicio,  ubi  hominem  noveris  —  nam  est  moderatus  et 
prudens  —  pro  humanitate  tua  non  recusabls.  Comitia  ad  8.  Junü 
indtcta  sunt.  Nescio  quomodo  respublica  fere  ubiqiie  nulare  vidctur, 
et  quia  incrementa  sumunt*)  libidines,  socordia,  securitas  et  reliqua 
peccata,  poenae  quoque  pro  foribus  videntiir  esse  graviores.  Dens 
mitiget  promeritas,*)  regat,  gubernet  et  conservet  ecclesiam.  Ora 
deum  pro  nobis,  ut  dona  confirmet  et  in  tentationibus ')  adsit 
opitulator,  quo  victores  evadere  et  organis  satanae  convenientem 
resistentiam  (ut  ita  loquar)  facere  possimus.  Vale  in  domino, 
praeceptor  colendissime. 

Datum  Vicnnae  18.  Aprilis  1556. 

Tui  semper  studiosissimus  Ga.sp.  a  NydbmcW. 

Nr.   10. 
Wien.  16.  Mai   1556. 

Nidbruck  an  Melanthon. 
Dankt  für  die  zwei  Briefe  und  die  Beilage.  —  Bittet  um   eine 
iteckmässige  Anordnung  und  Eintheüung  für  eine  Kirchengeschichte, 
Handschriftlich:  k,  fol.  42. 
Adresse :  ?.  (i. 

')  Nicht  in  dieser  Sunmlung. 

■I  Ueber    Ottheinrich    ton    der    Pfalz,    vgl.    Allg.    D.    Biogr..    XXIV   (18ST). 

s  ;n  lg. 

')  lammunC;  h.  d.  Abschrift. 
')  per  morriui;  h.  d.   Abschrift. 

'^  teiuiionibai ;  h.  d.  Abschiifl. 


_46_ 

Acccpi  binas')  abs  te,  darissimc  vir,  praeceptor  observan- 
dipsime,  nam  et  misit  ö.  Richter,  quas  ipsi  commiseras.  priuEq>:=.ii 
ad  nos  veniret,  et  civis  quoque  Wittenbcrgcnsis  reddidit.  c-as 
perfercndas  siisceperat;  pergratae  certe  fuenint.  et  ago  tibi  grat;:j 
de  iis,  quae  coniunxi^ti  littcris  et  rogo  vehementer,  ut  ita  perris 
et  saepe  ad  me  scribere  cteiuscemodi  übellorum  piurima  äd 
me  mitterc.  Intellexi.  te  historiam  ecclesiasticam  contcxcre  et 
solcre  nonnunquam  qiiaedam  dictare,  quemadmodum  et  d.  Kichtsr 
ostendit  cxemplum  de  Davide.  Ego  profecto  ita  sempcr  iodica-a 
hoc  institutum  ionge  omm'um  ecciesiae  cum  utitissimuni  fore  et 
digmim,  quod  ad  posteritatem  transmittatur,  ut  quilibet.  qui  siat.;r:i 
pracsentctn  rcrum  corruptissimum  intuetur,  facile  cognoscit,  t.ii 
etiam  te  prae  ceteris  quos  novi  omnibus  commodissiina  via  « 
methudo  tale  opus  instituere  posse.  Et  quia  vcreor.  nc  non  i:n;u' 
sit  hominis,  nam  et  antiqua  scripta  piurima  invotvenda  tarn  graeca 
quam  latina.  bibliothecae  variae  et  diversis  in  iocis  \-isitancit 
atque  per-Iustrandae  atque  per  seriem  annonim  dogmata  p-re 
inducenda,  invectae  superstitiones  proponendae,  cumulus  ctit 
muniarum  atque  rituum  ostendendus,  corum  dico,  qui  non  tarn 
ministcno  serviunt,  quam  id  ip>^um  impediant.  sub  quo  pontilrc; 
quid  acce^serit  tam  traditionibus  quam  etiam  reliquis  cu!:i'L  ■ 
quae  contentiones  fuerint  tempore  scismatum,  causae  institutai.j 
synodorum.  celebratorum  conciiionim  et  Id  genus  reliqua,  c.k 
unus  memoritw  recitare  netjuit,  sed  opus  est  varia  et  lonja  !eo 
tione.  iabvirii'sa  exscriptiime:  idcirco  te,  praeceptor  observ.r. 
d  ;v-iiiiic.  vehementer  et  per  amicitiam  nostram  rogo,  ut  in  .~; 
gr.itiam  non  graveiis  quan)  primum  per  otium  licebit,  oeconr-rr.  j" 
quand.im  huius-cemodt  hi^onae  contexcndae  conscribere  in  ■:  ■ 
aut  tri:»  fi.'ij  chart.»e  vel  p'.ura,  ut  stilus  exercitatissimus  s^-j: 
qua  ratione.  via  ac  methi'do  ta'em  historiam  ecclesiasticam  .r,: 
versalem  conscriliendi  piitcs.  et  iocos  tantum  digneris  anno:ar( 
atv-.ue  seJ.es  ti-tius  tractatiinis.  item  ordincm.  Qua  in  re  r  '". 
Iccetis  iirvifecto  i;ratiÄs:mum  neque  amplius  tibi  molestus  e-  - 
i;:vaK>  j-;tcni  Cv'  c-.^m;roi  i:s  ut  debeo  communia  studia  et  max  rr( 
in  hv  i'psre  i'^^viiovenco  de^  'j-jae^o  tanhilum  temporis  pr--  '■■■> 
hv.-xK\n.t.\X<s  i::>\-i;>u! »  tui  <t-.;,::.isissimo;  agam  saltem  grati.ii.  5i 
rrtVrte   iie\;ueim   p,cv:ue    p-^rii-ts    tui    inimeraor   ero     Quam   h  ■.- 


47 


fronte  litterae  tuac  et  rcliqua  accepta  fucrint,  ab  eo,  qui  a  plis 
Omnibus  coli  merito  debeat,  brcvi  intelÜges.  Vale  in  domino  et 
me  tui  amantissimum  perge  amare.  et  orate  deum,  nc  labores 
nostri  inanes  sint, 

Datae  Viennae  16.  Maii  155(>. 

D.  Richter  adhuc  hie  nobiscuni  est,  s^lutat  te  reverenter. 

Nr.   U. 
Dresden.  20.  Juni  läöO. 

Nidbruck  an  Melanthon. 
Wird  nach  seinen  Gesandtschaftsreisen  im  Auftrage  Maximilians 
j  Melanthon  reisen. 

Handschrifthch  (Concept):  k,  fol.  79. 
Adresse:  9.  ;i. 

S.  P.  Clarissime  vir,  praeceptur  observande !  Hinc  in  Marchiam 
proficiscor,  ubi  brevi  conficiam,  quae  expedienda  mihi  erunt,  tum 
rursum  in  huius  Ülustrissimi  EIcctoris  Saxoniae  aulam  reversurus 
?^uni  vel  Torgam  vel  quocumque  in  locn  Elector  fuerit ;  inde  recta 
ad  te,  ac  tum,  quae  in  mandatis  habeo,  tecum  loqiiar.')  Spero 
autem  me  dei  beneficio  yobiscum  futurum,  pruisquam  ab  hoc  die 
ijuatuordecim  elabantur;  quapropter  omnia  quae  scribenda  aut 
dicenda  essent,  reücio  in  nostrum  conventuni,  quem  deus  felicem 
et  prosperum  largiatur.  Saluta  i^renerun  tuum  et  omnes  nostri 
isthinc  studiosos. 

Datum  Dresdae  20.  Junii,  annfi  1556. 

■;  Vgl.  Horawiti,  a,  a.  O  .  S.  301. 


III. 

Catpftr  Nydbruck's  Verhfiltniss  zu  den  Calixtinero  i 
Böhmen. 


Onti'))  ilci)  Hiimiinismus  hat  sich  in  der  Mitte  des  XVI.  Jöh; 
htmilrrls  cm  loyos  liter,»rischcs  Leben  cnt«ncke!t.  «clcbes  in  :itr 
\w\\  lifiinUciiilcr  Weise  auf  die  europäischen  Literaturen  ev 
j;<'«iikt  haHr  Wie  anderswo,  war  das  auch  in  Böhmen  der  Fä 
\\i\  M.h  .lic  UUeinisoh  schreiben c'en  Dichter  um  Matthaeus  Co".;;:;'; 
«n.1  IhiM^AS  MiTis  schwarten,  l^ei^e  Bewegung  wurde  von  eir.e" 
Mawic  jrc»Alnl.  über  dr^en  Bede!:!jnj:  man  bisher  nun^-caiit:  Wert 
j;-.'lmi«!rn  bAI  «iid  wc'ohei  iss:  j^anr'hrh  vei^jessen  geblieben  :>; 
^~avj\*i  Win  Nxv.hnvV  wat  esv  vcAer  eincai  grossen  Einfluss  3: 
,1a\  jji-'i'-V.jr  i;/-.!  iTi_c  fW  LfSff.  in  F:hinai  hatte,  and  es  x-- 
^.■v,\n,-,'i-v  sr-mf  V<"S-^,~,.vtj  r.i-;  ,^m  .irtaq astischen  Dichtem  henc-r 
(,;),\;^i  w  ,-!■,!.-■  r.  v"i^ovii.  tz  Ä.'jj  3!  läej  rr>jri  eine  ben^orra^s"; 
>;,s.  >,■  j^.-v.w-;  V~fc;tj-  s.*!  s.^.■i  «i;  j^x-h  ^Ser  seine  Lebeii*Terha.:nL=t 
»-  ■  vjiÄ.  v->;  ü-r.---  :.-'r!»:  '  5":  >rjirr;n:re  j..i>  enjero  iothrhi£7i?ch; 
V.N-sj;,-* ->-■,>,•'  ,,-  «■,•",-*>,■*  Tkj»,->,  .'rr-  ^kj.r..:7i:.;r-i:  die  bc  dem  Z: 
vt,;vrft,>r '"..■«,-  .v-,  ;  ^r,.- >irs,-^^^  nir  d^  dej:-i:ic:5  Nida  i^t--'-' 
.-^  X^nfc-^-:  •!'■,'.'■  >;■■■  \  (.??-  ■:iti..T.'  m^,^^:^  s.v-±  m  den  Kr;;;: 
,).i^r,>r    V,---;,-    Kj.  ■    \      ;  .?i      sr:";    "v.;?^^    ^iir    en»e  T.iräter    ;; 


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49 

:h  im  Jahre  1555  in  Speicr  dem  Kriegsdienste  widmen  wnllte. 
id  zwar  gegen  den  Willen  des  älteren  Bnider.«,  welcher  gern 
sehen  hätte,  dass  auch  er  die  Gelehrtenbahn  betrete. 

Es  kann  sein,  dass  Caspar  Nydbruck  den  ersten  Unterricht 
der  nahen  Reichsstadt  Metz  genossen  hatte.  Um  das  Jahr  1539 
hen  wir  ihn  in  Orleans  an  der  Universität,  wo  er  sich  der  Juris- 
ud cnz  widmete  und  wahrscheinlich  bis  zum  Jahre  1542  verblieb. 
:ine  Vorliebe  fiir  das  classische  Alterthum  führte  ihn  später  nach 
'ittcnberg,  wo  unter  Philipp  Melaiichton  das  Studium  der  griechi- 
hen  Sprache  eine  hohe  Stufe  erlangt  hatte,  und  war  dort  eine  Zeit 
ng  auch  Schüler  des  Fiacius  lilyricus,  dessen  Erklärungen  über 
c  Politik  des  Aristoteles  er  hörte.  Ueber  seinen  Fleiss  geben  uns 
iS  be;-te  Zeugniss  die  in  der  Hofbibliothek  erhaltenen  Anmerkungen 
I  den  Universitätsvorlesungen,')  Im  Jahre  1547  sehen  wir  Caspar 
ydbruck  auf  der  Universität  zu  Bologna, ')  wo  er  auch  den  Doctors- 
:el  erreicht  zu  haben  scheint. 

Kurze  Zeit  darauf  sehen  wir  ihn  in  den  Diensten  des  Königs 
aximilian,  ohne  jedoch  angeben  zu  können,  auf  welche  Weise  es 
eschehen  ist.  Schon  im  Jahre  1551  war  er  königlicher  Geheimrath 
eiiorden  und  seither  wurde  er  öfters  mit  Gesandtschaften  an  west- 
jropäische  Höfe  betraut._  Ausserdem  wurde  ihm  von  dem  König 
ie  Verwaltung  der  königlichen  Bibliothek  in  Wien  anvertraut,  welche 
laximilian  durch  Ankäufe  in  den  ehemals  griechischen  Landern  zu 
ergrössern  versuchte,  wobei  Caspar  Nydbruck  sehr  thätig  war. 
ils  Leiter  einer  Bibliothek,  welche  sich  schon  damals  durch  wichtige 
ijtorische  Schriften  auszeichnete,  befasste  sich  Nydbruck  mit  der 
ib=icht.  die  allgemeine  Kirchengeschichte  zu  bearbeiten,  und  schon 
lamaLi  theilte  er  seinen  Plan  dem  Buchdrucker  Oporinus  und  dem 
ichriftsteller  C.  Gesner  mit.  Gelehrte  Arbeiten  forderte  er  nach 
■einem  besten  Können  und  später,  als  lilyricus  seine  Reformations- 
!e5chichte  zu  schreiben  anfing,  hat  er  ihm  nicht  nur  Abschriften 
jeliefert.  sondern  auch  Bücher  aus  der  königlichen  Bibliothek 
;ei:chen,  sowie  er  auch  dafür  sorgte,  dass  sein  ehemaliger  Lehrer 
uhig  an  seinem  Werke  arbeiten  könne,  und  unterstützte  ihn  sogar 
iiit  dem  Gelde,  welches  er  unter  seinen  Freunden  gesammelt  hatte. 

')  Die  Handschriften  9701,  9703 

).    NobMi*  dominus  Casparus   a  Neidpixck  Metensis  lilirn),  duns  a,   1547.      Vf,- 
t'icbe:    Ana  nalionU  gernianicae  unWersilatis  Bononitnsis.     Berlin    1887.  4=    S.  331, 
i'-.-^uch  d«  PrDietuuüimui  1897.  H.  I  u.  II.  4 


.ät 


60 

Ihm  selbst  blieb  wenig  Zeit  übrig,  um  sich  beständig  mit  seiner 
K irch e ng es ch Seilte  beschäftigen  zu  kcinnen  und  dieselbe  lu  Ende  lu 
führen,  und  das  ist  auch  der  Grund,  warum  sein  Name  verge?«: 
geblieben  und  beinahe  verschollen  ist,  und  Niemand  nahm  ääi 
später  die  Mühe,  um  hervorzuheben,  zu  weiciien  literarischen  ünte- 
nchmungen  sein  scharfer  Blick  die  Anregung  gegeben  hatte.  Sor 
hie  und  da  stossen  wir  in  der  deutschen  Reformationsgeschidöc 
auf  seinen  Namen,  aber  alle  die  kleinen  Anmerkungen  beieugea 
nur.  dass  Caspar  Nydbruck  fern  von  jedem  persönlichen  Ehrffoi 
war,  welche  Eigenschaft  selten  bei  einem  Politiker  zu  findcD  irt. 
Nichtsdestoweniger  ging  er  von  seinem  Plane  nicht  ab  und  nodi' 
kurz  vor  seinem  Tode  ersuchte  er  Matthaeus  Collimis,  er  möge  ihm 
eine  P-intheilung  der  Kirchengeschi  cht  e  zusammenstellen.  Und  dies« 
sein  Plan  brachte  Nydbruck  auch  in  eine  nähere  Bekanntschaft  mit 
den  böhmischen  Gelehrten. 

Die  Bekanntschaft  datirt  aus  dem  Jahre  1553.  wo  er  nach 
Prag  gekommen  ist  und  namentlich  mit  CoUinus  sich  befreundet 
Diesem  eriifTnete  er  sein  Verlangen,  die  literarischen  Schätze,  welch« 
in  Böhmen  enthalten  waren,  hauptsächlich  aber  die  Schriften  6a 
böhmischen  Reformatoren,  wie  Miücz.  Matthias  von  Janov  und 
Johann  Hus,  kennen  zu  lernen  oder  wenigstens  zu  erfahren,  wo  die- 
selben aufbewahrt  seien.  Nicht  nur  CoUinus  wusstc  er  für  dic<e 
seine  Idee  zu  gewinnen,  sondern  auch  andere  Männer,  wie  dei 
M.  Thaddaeus  Häjek  (Nemicus)  von  Hodejov,  M.  Cuthenus  ur 
M.  Thomas  Mitis.  Auch  bewog  er  seine  Freunde  dazu,  dass  sid 
nicht  nur  überall  nachforschen  wollten,  sondern  ihre  ganze  Unten 
Stützung  zusagten.  Am  meisten  zog  ihn  die  Hassen  stdn'sch^ 
Bibliothek  an.  welche  reich  an  den  Werken  aus  allen  Wisse :i-iliaf»j 
zweigen  war.  Leider  war  schon  damals  eine  grosse  Zahl  von  de«| 
Handschriften  theils  verschleppt  worden,  theÜs  verliehen,  so  das^ 
Nydbruck  nicht  wenig  besorgt  war,  auch  der  Rest  der  Bücher 
möchte  zum  grossen  Schaden  der  VVissenschaft  in  die  Fremde  auW 
wandern.  Auch  von  der  Stadtbibliothek  in  Nymburg  bat  er  gehSn 
und  erfahren,  dass  dort  sehr  wichtige  Werke  aufbewahrt  wcrdcnj 
Davon  geben  auch  noch  jetzt  die  in  der  Hofbibliothek  si<i 
befindenden  Wicliffhandschriften  das  beste  Zeugniss.  Aber  dort 
wusste  man  die  Bücher  zu  schätzen,  und  die  Nymburger  waren 
behutsam  genug,    um    nicht  leicht    den  Zutritt    in  ihre  Bücherei   zu 


■"IBW 


51 

(nähren ;  es  gelang  dem  Nydbruck  nicht  gleich,  auch  nur  eine 
Abschrift  des  Handschriftenverzeichnisses  zu  bekommen  und  man 
auüste  unter  der  Hand  mit  dem  Stadtschreiber  unterhandeln.  Da- 
(^en  war  der  Dechant  von  Nymburg  bereitwillig  genug,  dass  er 
lene  auch  reiche  Sammlung  dem  CoUinus  übersandte,  welcher 
Äraus  Abschriften  für  seinen  Freund  besorgte.  Es  blieb  nur  noch 
■mt  Hoffnung,  da.ss  die  Nymburgcr  auf  ein  königliches  Mandat  die 
Bibliothek  dem  Nydbruck  öffnen  werden. 

Nydbruck  war  damals  um  die  Bücher,  welche  Illyricus  aus 
in  Hassensteiner  Bibliothek  ausgeliehen  hatte,  besorgt  und  trug 
ach  dem  CoUinus  auf,  über  dieselben  nachzufragen;  er  selber  traute 
ich  nicht,  an  Illyricus  zu  schreiben,  um  den  Schein  eines  Einver- 
-jjndnisscs  mit  den  Lutheranern  von  sich  fernzuhalten.  Ueberhaupt 
wollte  er  zuerst  den  ganzen  Bestand  der  Literatur  über  die  religinse 
Bfnegung  in  Böhmen  kennen  lernen.  Zur  schnellen  und  gründlichen 
Darthforschung  gründete  Nydbruck  in  Prag  auf  .seine  Kosten  ein 
tütitut,  welches  ihm  die  Vorarbeiten  ^u  seiner  Kirchcngeschichte 
Wem  sollte.  Er  betraute  nämlich  den  CoUinus  mit  der  Aufgabe, 
ÄK  er  zwei  oder  drei  junge  Männer  aufsuche,  welche  an 
kcMimmten  Tagen  in  der  Woche  zusammenkommen  und  lateinische, 
me  auch  böhmische  Schriften  geistlichen  Inhaltes  durchlesen,  ab- 
schreiben oder  excerpiren  sollten.  M.  Häjek  sollte  mithelfen,  CoUinus 
jiber  die  Arbeiten  leiten  und  den  jungen  Leuten,  wenn  sie  bedürftig 
■tären,  Unterstützungen  gewähren;  auch  sollte  CoUinus  dit:  Ab- 
Kariiten  und  Auszüge  bei  sich  behalten  und,  wenn  etwas  zusammen- 
pbracht  sein  würde,  dem  Nydbruck  übersenden.  Schon  damals 
kce  sich  Nydbruck  die  Postille  des  Hus  ausgeliehen.  Damit  nun 
litse  Schrift  auch  Anderen,  welche  der  böhmischen  Sprache  unkundig 
nun,  zugänglich  gemacht  werde,  regte  er  die  Uebersetzung  der 
•'«tille  an.  Er  wollte,  dass  Cuthenus  oder  Häjek  oder  beide  zu- 
gidch  sich  dieser  Arbeit  unterziehen  möchten  und  sich  dadurch 
wbt  nur  Dank,  sondern  auch  Ruhm  erwerben. 

Auch    für    die    Prager   Universität    bezeugte    Nydbruck    seine 

wliebe   und  hatte  die  Hoffnung,    dass    .gelehrte  und  andächtige* 

Männer   bei    der  Erneuerung   dieser  hohen  Schule  belohnt  würden ; 

versprach,    in    dieser  Angelegenheit    seine   Fürsprache    bei    dem 

lig.    Noch    zu   Ende    des   Jahres   1553    hatte    er   von  Humbert 

Unguetus    davon  Nachricht  erhalten,    dass    auch    in  Saaz   wichtige 


52 


Schriften    sich    befänden,    dass    einige    Schriften    auch    der    dortig 
Sladtnotar  Wenzel  Vodiianus  und  M.  Johann  Camincius  besitze,    j 

derselben  Stadt  lebte  auch  der  Schullehrer  M.  Petrus  Codicil.jJ 
welcher  sich  mit  der  Uebersetzung  der  Predigten  von  Johann  Hi 
befasste.  Alle  diese  Männer  liess  Nydbruck  durch  Collinus  ermahnen 
dass  sie  fleissig  nachsuchen  und  was  sie  Wichtiges  finden  wuroea 
ihm  mittheilen  sollten.  Collinus  wieder  machte  seinen  freund 
eine  andere  adelige  Bibliothek  aufmerksam.  Es  war  das  die  Ha!<i 
burger  Bibliothek  in  Budynö,  welche  nach  einer  Mittheiiung 
werthvolle  Handschriften  enthalten  sollte,  über  welche  er  wohl  nichl 
Näheres  anzugeben  im  Stande  war.  Auch  der  Prager  Collegiaiti 
bibliothek  erwähnte  Collinus,  musste  jedoch  dabei  bemerken. 
der  Zutritt  in  dieselbe  schwer  zu  erlangen  war.  Auf  diese  Wo- 
wurde  Nydbruck  auch  über  die  Koniggrätzer,  Klattauer  und  <1 
ziemlich  reiche  Neu-Bydiover  Bibliothek  unterrichtet,  deren  Vt 
zeichnisse  ihm  spater  eingehändigt  wurden. 

Unterdessen  nahm  Peter  CodicüUis  die  Uebersetzung  der  PosI:' 
des  Hiis  in  die  Hand,  und  Nydbruck  versprach  ihm  seine  Unte 
Stützung.  Aber  nicht  nur  die  handschriftlichen  Schätze  zogen  Ü) 
an,  sondern  er  liess  sich  fast  die  ganze  gedruckte  lateinische  Lileriti 
schicken  und  wurde  auf  solche  Art  mit  allen  Schriftstellern  bek-aco 
weiche  ihm  dann  von  Zeit  zu  Zeit  ihre  Werke  als  Geschenk  c* 
brachten.  Im  Jahre  1555  wollle  Nydbruck  die  Kirchengebraudi 
der  Böhmen  kennen  lernen  und  ersuchte  Collinus,  dass  er  ihm  di 
Agenden,  Breviere,  Ritual  bücher,  Psalter  und  H  eiligen  legeniii 
gedruckt  oder  handschriftlich  verschaffe,  und  zwar  von  Hus  an  ^ 
in  die  Gegenwart.  Collinus  hat  ihm  dann  schriftlich  die  wenige 
Unterschiede    der  Calixtiner    von    der  römischen  Kirche  mitgethci. 

Nydbruck's  frommer  Wunsch  war,  die  Schriften  des  Hi 
bekannt  zu  machen.  Wie  er  nun  hörte,  dass  Codicillus  wegen  seini 
Schulbeschäftigung  die  Uebersetzung  aufgegeben  habe,  liess  er  il: 
«ieder  durch  Collinus  mahnen,  damit  er  die  Arbeit  fortsetze,  zuglec 
aber  den  M,  Hajek  auffordern,  zu  trachten,  in  die  Coliegiaiei; 
bibliothek  zu  gelangen;  dabei  hätte  er  gern  gesehen,  dass  Je  mar- 
die  Lieder  des  Vodüanus  ins  Lateinische  übertrage.  Seine  Neu 
gierde  wurde  immer  mehr  geweckt,  je  häufiger  man  ihm  Kenntr.!- 
von  wichtigen,  ihm  noch  unbekannt  gebliebenen  Schriften  geistlicbcJ 
Inhaltes    verscliaffte.     So    gab    man    ihm    die    Nachricht    von 


ker  Moiitanus, 
einige  gelehrte 
Unternehmen, 
.  bewegen,  mit 
ig  bedurfte  'es 


atiiten  des  Ernest  von  Pardnbitz,  von  den  Scrmones  Taboritarum. 
m  einer  Taboriten-Chronik  und  von  der  Schrift  des  Hns:  Crmtra 
illam  et  occultum  adversarium  und  Anderen. 

Damals  beabsichtigte  der  Nürnberger  Biichdnic 
e  Schriften  des  Hus  herauszugeben,  und  ersuchte  > 
inner  um  Beihilfe.  Nydbruck  wusste  von  seinem 
ib  den  Colh'nus  davon  die  Nachricht  und  suchte  ihn  zu 
ontanus  zu  unterhandeln;  denn  nach  seiner  Meimir 
ibei  eines  treuen  und  gelehrten  Herausgebers.  Bald  darauf  kam 
IS  Magdeburg  nach  Prag  die  Nachricht,  dass  Illyricus  die  kleinen 
:hriften  des  Hus  schon  nach  Nürnberg  geschickt  hatte,  und  dass 
«selben  herausgegeben  werden;  deshalb  war  Colliniis  der  Meinung, 
äss  der  Drucker  dieser  Beihilfe  nicht  mehr  bedürfte;  nichtsdesto- 
eniger  wollte  er  ihm  doch  an  die  Hand  gehen.  Dagegen  war 
I.  Codicilius  aufgebracht,  als  er  gehört  hatte,  das  Flacius  die 
ledigten  herausgeben  wolle,  und  verbrannte  seine  Ueberselzung, 
eiche  schon  zur  Hälfte  fertig  war;  er  nahm  jedoch  die  Arbeit 
iecier  auf,  als  ihn  Collinus  mahnte,  musste  sie  aber  auch  diesmal 
nterbrechen,  weil  er  sich  zu  weiteren  Studien  nach  Wittenberg 
egab.  Um  dieselbe  Zeit  bekam  auch  Collinus  dieselbe  Nachricht 
ber  die  Absicht  des  Montanus  von  seinem  ehemaligen  Studien- 
enussen  in  Wittenberg  und  jetzigen  Prediger  in  Nürnberg. 
!.  Hieronymus  Besold,  und  daraufhin  machte  er  ihn  auf  viele 
leologischc  Schriften  aufmerksam,  welche  verdient  hätten,  publicirt 
ii  werden;  dabei  fragte  er  an,  ob  dieselben  in  Uebcrsetzung  den 
Verken  des  Hus  beigegeben  werden  könnten.  Besonders  machte 
Collinus  auf  die  Antwort  der  böhmischen  Stände  an  Kaiser  Sigismund 
nd  auf  das  Sendschreiben  von  Constantinopel  aus  dem  Jahre  145! 
ufmerksam.  Die  Abschrift  dieses  Schreibens  verschaffte  Collinus 
lern  Nydbruck,  welcher  es  dann  dem  Flacius  mittheilte,  und  dieser 
Ifuckte  es  ab  in  seinem  Catalogus  testium  veritati«.  ')  Nydbruck 
w  auch  bereit,  zum  Theile  die  Kosten  der  von  Montanu.s  beab- 
'ichtigten  Publication  zu  tragen. 

Die  Zustände,  in  welchen  damals  die  böhmischen  Uiraquisten 
ebten,  waren  unleidlich  und  am  meisten  waren  Diejenigen  bedrängt, 
«eiche    in  Wittenberg   studirt   hatten.     Collinus  selbst   war    in    eine 

'I  Blich  18  (1597,  S.  828). 


54 

Untersuchung  gezogen,  und  nur  die  Aufmunterung  des  Nydbrjci 
bielt  ihn  in  Prag  zurück.  In  der  Meinung,  ihm  zu  helfen,  empfal. 
ihn  Nydbruck  dem  in  Prag  lebenden  königlichen  Astronomtr 
Cyprianus  Leovitius  und  ersuchte  ihn,  über  Collinus  seine  schützende 
Hand  zu  halten.  Zugleich  gab  er  dem  Freunde  eine  Anweisung,  vi-: 
er  sich  in  seiner  unerfreulichen  Lage  benehmen  solle.  Collinus  al^r 
kannte  diesen  Mann,  welcher  vor  einigen  Jahren  zu  der  römiscacn 
Kirche  übergetreten  war,  und  mahnte  den  Nydbiuck.  dass  er  künftig 
behutsamer  in   der  Wahl  seiner  Leute  tei. 

Nydbruck,  welcher  damals  in  seinen  Briefen  die  Verhäitfii^ 
in  Böhmen  nicht  berühren  wollte  aus  Furcht  vor  verschiedenoi 
Angebern,  hotTte.  dass  es  ihm  möglich  sein  wurde,  während  cö 
Jahres  1556  nach  Prag  kommen  zu  können,  wobei  er  auch  die  .Ac 
gelegenheiten  seines  jüngeren  Schützlings,  des  M.  Thomas  }i)l-- 
befdrdern  wollte.  Da  sich  diese  Angelegenheit  nicht  darbot,  UQä  a 
verreisen  musste,  liess  er  den  Codicillus  versichern,  dass  er  ihm  ii 
für  Montanus  unternommene  Arbeit  bezahlen  werde,  und  forcetd 
zugleich  den  Mitis  auf,  in  seinen  literarischen  Arbeiten  auszuharr« 
In  diese  Zeit  fallt  auch  die  Ausarbeitung  eines  l'lanes  zur  Ges.chii;irt 
der  kirchlichen  Bewegung,  weiche  Collinus  für  Nydbruck  besorj 
hatte.  Erst  im  Sommer  1556  ist  Nydbruck  nach  Prag  gekomr.ie 
und  hat  sich  dort  von  den  Verhältnissen  überzeugt,  wobei  ihm  a 
meisten  der  Stand  der  Universität  am  Herzen  lag.  Denn  seho 
damals  hatten  die  Jesuiten  .so  viel  Kinfluss  am  Hofe  des  Kai>a 
Ferdinand  I.  erlangt,  dass  man  befürchtete,  das  in  Prag  gegriindd 
Cüllegiuni  werde  bald  die  alte  Universität  verdunkeln.  Ausserca 
waren  wahrscheinlich  auch  die  zwischen  Melanchton  und  Fiaea 
herrsclienden  Zwistigkeiten  zur  Sprache  gekommen.  So  wie  Collin: 
selbst  Melanchton  ersuchte,  dass  er  in  seinem  Eifer  naclilasse,  s 
ersuchte  er  auch  Nydbruck,  er  möge  als  Schiedsrichter  zwiscbc 
ihnen  beiden  auftreten.  Dem  Collinus  war  eben  nicht  recht,  di! 
Flacius  gelten  Melanchton,  welcher  doch  sein  Lehrer  war  und  flu 
auch  Wohlthaten  erwiesen  hatte,  so  heftig  auftrete.  Zur  Beruhignn 
diente  ihm  der  Umstand,  dass  die  beiden  Parteien  einen  Tag  i 
Cosswig  anberaumt  hatten,  wo  der  ganze  Streit  zwischen  die« 
beiden  Männern  geschlichtet  werden  sollte. 

Dem  Nydbruck  ist  es  auch  endlich  damals  gelungen,  in  ä 
Collegiatenbibliothek  zu  gelangen.  Wahrscheinlich  durch  Venniitluo 


CS  Königs  Maximilian  sahen  sich  die  Prager  Professoren  genöthigt. 
em  Nydbruck  ihre  werthvollen  Handschrißen  nach  Wien  zu  iiber- 
cndcn ;  leider  hatte  er  damals  keine  Müsse  gefunden,  um  sich  in 
ieselben  zu  vertiefen.  Dieselben  für  seine  Arbeiten  zu  benutzen. 
i^T  Nydbruck  nicht  mehr  gegönnt,  denn  er  starb  im  Jahre  1557 
1  Brüssel,  wohin  er  vom  König  mit  einer  Botschaft  gcKchickt  wurde. 
Jnd  auf  diese  Weise  sind  alle  seine  Arbeiten,  zu  welchen  er  Tnient 
ind  auch  Wissen  besass,  nicht  zu  Ende  geführt  worden. 


IV. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  evangelischen   Geistlichen 

und  Lehrer  Oesterrcichs  aus  den    Wittenberger 

Ordinirtenbüchern  seit  dem  Jahre  1573. 

Vun   D.   Dr.   GiiOKr,    Biitiwii.o  in   Lei]iiig, 
(Foitsettung.)  I) 

1687. 

282.  Ego  Matthaeus  Maior  Augustanus  itx  patre  Thcok';:" 
et  eius  loci  concionatore  Euangelico  legitime  natus  überalium  artijra 
et  iierae  pietatis  primis  clementis  in  patria  iactis  ab  amplissimo  senatu 
Augustano  non  tarn  Tubingae  quam  Heidelbergae  per  plures  ann-.'i 
sustentatus  sum  Übenter.  Cum  uerü  ingruente  (nunquam  magis  quani 
hodie  deploranda)  et  imminente  ruina  Ecclesiac  Augiistanae  ad  exteras 
Ecclesias  et  scholas  confugiendum  mihi  cum  pluribus  esset,  Wiiie- 
bergam  tcntandi  fortunam  meam  gratia  ex  Sacri  Collegü  AlIg^lst;l^ 
consilio  me  contuli.  Vbi  postquam  aliquandiu  essem  commoratu^  d 
nuUa  sc  iuuandi  me  offerret  occasio,  Reiierendi<i5imorum  et  Clariss:- 
morum  D.  D.  D.  D.  Georgii  MylÜ  et  Polycarpi  Leyseri  ornatus  c: 
donatus  literis  commendaticüs  in  Austriam  deflexi,  ]a  qua  tandeiu  pet 
prouidentiam  Dei  et  piofLim  quorundam  virorum  interuentum  a  Gene- 
roso  ac  Illustri  Domino  Johanne  a  Tschernembl,  Domino  in  Windeif.^ 
et  Schwertperg  ad  Diaconatum  qui  ad  Danubium  est  in  Ecclcii 
inferioris  WaUsec,  Syndelburgensis  dicta,  acccptis  literis  vocationis.  — 
0-  Leyser,  [1.  Jan.] 

283.  Ego  Thomas  Ebrlc  Slancus,  Ex  patre  jacobo  et  Matre 
Margaretha,  legitimus  parentibus  prognatus  et  Slanae  educatus,  Hradecii 
Reginae  sub  D.  Magistro  Thoma  Herzmanno  Mesteceno  per  bicniiium 
etGuttebergae  scsquitertium  annum,  in  collegio  Prägens!  unum  annuin 
studui.   Et  postea  promotus  in  oppidum  Nepomuk  ibi  per  tres  annos 

1)  Vgl.  1896,  S.  157. 


L 


:holam  rexi.  Inde  ad  officium  Diaconatus  vocatus  et  accepti^  literis 
b  eiusdem  oppidi  senatu  et  Reverendo  viro  D.  Petro  Longolio.  Pastore 
»dem   Vittcbergam  veni.  —  O.  Leyser.  [18,  Jan.] 

284.  Ego  Andreas  Jungnickel  Mulbergensis primo  in  scliola 
atria  primis  pietatis  et  literarum  initiis  imbutus,  po<;tea  per  integrum 
exennium  in  ülustri  ludo  Portensi  quem  illustnssimus  Dux  et  Elcctor 
axoniae  Christianus  etc.  fovet  et  munificentia  sua  alit,  liberaJiter 
1  doctrina  pietatis  et  bonarum  artium  instilutus  in  inclytam  lianc 
Uademiam  veni,  ubi  per  quadricnniiim  fere  stipendio  iliustrissimi 
Pectoris  Saxonia  usus  sum  et  Sacrosanctae  Theologiae,  item  humani- 
aiis  et  literarum  studio  Dei  auxilio  incubui.  Cum  autem  Geiierosus 
t  incKtus  Baro  Dn.  Johannes  a  Boskowitz,  Marchionatus  in  Moravia 
iraefectus  atque  Senatus  Tribouiensis  Diaconum  sibi  mitti  petcrent, 
irdinatus  sum  etc.  —  O,  Leyser.  [18.  Jan.] 

285.  Efjo  Daniel  Ruricli  Bylicensis  a  pueris  scholam  patriae 
retiuentavi,    ddnceps    ablcgatus   Prostannam    (in    tractatu    Moraviae 

itamj  fundamenta  pietatis  ibi  ieci  sub  ferula  M.  Joliannis  Klierneri.  i 

'')Stquam  vero  excessi  ex  ephebis  in  collegium  Caroli  4.  Pragae  ab  | 

:iusdem  praeceptore  pro  famulo  susceptus  ac  illic  quadrigenium  egi,  l 

nde  vero  divina   ordinatione  87   ad   officium  Diaconatus  vocatus  ab  ' 

'.lustrissima  Sidonia  Katharina  de  domo  Saxonica  Principissa  Theschi- 
icnsi.  —  O.  Leyser,  anno  aetatis  meae  22'.  [8.  Febr.j 

286-  Ego  Joannes   Nausse  Vodnianus   fundamenta   pietatis  i 

eci  Vodniani.  Postea  uero  vocatio  mihi  data  a  Ciuitate  Tabor.  —  0.  [ 

..eyser.   {8.   Febr.] 

287.  Ego  Joannes  Molestiis  Glatouinus  Bohemus  jjrincipia  I 
iterarum  hausi  in  patria  mea  in  Glatouia,  deinde  a  parentibus  meis 

Taditus  sum  in  Praga  et  commissus  doctissimo  viro  D.Joanni  SsCander  | 

iieraunensi.  ibi  per  aliquot  annos  artibus  honestis  et  moribus  operam  I 

dedi.   Deinde  in  ciuitate  Hon-iczia  officio  cantori.s  fungebar    Post  ad  j 

muiius  ministerii  Euangelici  legitime  vocatus  sum  a  Re:  viro  D.  Mar- 
tino  Thabor:  Parocho  in  Minori  Bor.  —  O.  Leyser.  Jubilate  [7.  Mai,] 

288,  Ego  Georgius  Machaeropoei  Stupnensis  prima  fiinda-  i 
'.lenta  honestarum  artium  ieci  in  parochia  Gessenicensi,  postremo  ' 
■lulEm  Trinczinii,  tum  temporis  scholam  regente  Clarissimo  viro  domino 

Petro  Barossio.  Inde  honeste  auocatus  ad  regimen  scholae  in  oppiduni 
P'redmier    in    ditione    Magnifici    domini    Andreae    Balassi    sitiim,    vbi 


58 


2\,  annos  scholae  praefui.  Hinc  adii  Magnificum  dominum  mcu 
haereditarium  Patronum  dominum  Gcorgium  Turzo  etc.  eique  anim 
nieum  apcrui,  quod  velim  vitae  genus  mutare.  Huius  consilio 
promotione  Vitebergam  veni  examinandus  et  ordinandus.  Quantum  a 
vocationem  attinet,  nitor  promissis  praetacti  patroni  mei  qui  ei 
Reuerendis  dominis  sacrae  Theologiae  Professoribus  promittit,  s 
curaturum  mihi  locum  in  ditione  sua  alioqui  satis  ampla.  —  0 
[28.  Juni.l 

289.  Egojacobus  Lieuius  Thurociensis  educatus  in  Rudac 
traditus  sum  in  scholam  Pronensem  ad  D.  Blasium  Bristensk>^  apuc 
quem  initia  literarum  didid.  Hinc  Martinopolium  ad  D.  Melchioren 
Kliae  cui  successit  ibidem  D.  Matthias  Raithinus  in  qua  schola  maos 
annos  fere  octo.  Cum  autem  idem  D.  Raithinus  Rosenbergam  uocatd 
est  ad  regimen  scholae,  eum  secutus  sum  et  mansi  apud  ipsum  tot 
tempore  quo  ibi  uixit.  Post  cuius  discessum  constitutus  est  D.  Joanne 
Philomathes,  apud  quem  mansi  semestre  vnum.  Hinc  Zolnam  acced 
adD.  ApoUinem  Milicium,  cuius  disciplina  usus  sum  biennium.  Euocatu 
sum  in  Hrichori  ad  informandam  iuuentutem  cui  pro  facultate  stud 
prodesse  per  sesquiquartum  annum.  Deinde  conseusu  Illustris 
Magnifici  Domini  Georgii  Thurzo  de  Bethlehem  falua  Comitis  Con^ 
tat  US  Arnensis,  et  facta  est  mihi  vocatio  per  Reuerendum  virum  L| 
Petrum  Bergerum  in  Generali  conuocatione  pastorum  Zolnae,  a  quib 
etiam  testimonium  vocationis  habui,  cui  adiunxit  etiam  literas  Sena 
Zolnensi;^  et  Dominus  Ms^ificus  etc.  cuius  memini  supra,  quia  i 
ditione  eius  uixi.  Vocatus  sum  in  Kolurowich.  —  O.Leyser.  [27.  Juni 

290.  Ego  Venceslaus  Joannides  Raudnicenus  priir.un 
literarum  rudimenta  in  patria  ieci,  deinde  Pragae  aliquot  annos  exefj 
pietati  et  liberalibus  disciplinis  operam  nauans  sub  Praeceptore  D 
M,  Joanne  Nepresio  Boemo  Trebouino,  paulo  post  Academiae  Prägens: 
Professore  facto,  cui  et  famulabar  in  Collegio  per  annum  integrum 
Hinc  a  Magnifico  viro  domino  Petro  CodidUo  Rectore  vniuersitat.j 
Pragensis  promotus  suscepi  r^men  scholae  ad  aedem  D.  Martirj 
übt  annum  exegi,  vocatus  a  Senatus  duitatis  Chlumensis  scholam  red 
Hinc  legitime  vocatus  ad  ministerinm  Ecdesiasticum  a  Laurenti 
Leandro  Raudniceno  pastore  ecdesiae  Luzanac.  —  O.  Lcy«er 
[2S,  Juni.] 


59 


29\.  Ego  NicolausBaticius  Arvensis  Paiinonius  inilio  statim 
in  patria  mea  Arwa  oppido  Weliczan  prima  literaruin  initia  Icci, 
Pracccptore  usus  Paulo  Fabricio  Arvensi  amplius  per  triennium.  Tum 
oceram  dedi  literis  Lcutschouiae  et  Leibicii  Civitatibus  Geimanicis. 
Inde  reversus  ilerum  in  patriae  meac  scholis  Rosenbergensi,  Zolnensi 
et  Moschowiensi  studui.  Atque  sie  in  studiis  aliquousqtie  progrcssus 
Riscepi  gubemationem  scholae  in  oppido  Weliczan  patria  mea  per 
unum.  Vnde  avocatus  sum  ibidem  ad  Regimen  scliolae  Bitschensis 
Domino  iltius  loci  lllustri  ac  Magnifico  Domino  Domino  Emerico 
Foigach  qui  me  ibi  non  diu  praeesse  scholae  relinqiiens  misit  in  hanc 
Witteber  gen  sem  Academiam  in  qua  me  annum  semiquartum  benigne 
[ffomouit.  Idemque  mihi  vocationem  in  ministerinm  sacrum  obtulit 
ceferens  mihi  munus  in  sua  Arce  Trinchiniensi  ConcionaCoris  videlicet 
sUtonensis.   —  O.  Leyser,  [9.  Juli.] 

292.  Ego  Andreas  Kapyrius  Hajenais  e  coniitatu  Turocensi 
[irimam  literarum  bonarum  cognitioncm  imbibi  in  patiiae  meae  schola. 
in  Banovich  et  Moschoviae  honestis  literis  operam  dedi  sub  ferula 
docti  et  pii  viri  domini  Josephi  Bastinensjs  vltra  biennium.  Rozen- 
hergac  sub  discipliiia  commendatissimi  domini  Johannis  Philomathis 
siudui  per  integrum  annum.  Prividiae  sub  disciplina  ornati.ssimi, 
ductissimi  ac  fidcUssimi  mci  praeceptoris  Domini  Alberti  HusseJii 
Vitra  biennium  mansi.  Hinc  honeste  et  legitime  vucatiia  amplexus 
•um  provinciam  regendac  scholae  Thapolczanensis  et  explevi  ibi 
antios  duos  pene  cum  dimidio.  Hinc  adversa  valetudinc  exciusus  in 
Tiirocz  Pronae  Slavorum  legilime  oblatum  Ludirectoris  officium  sum 
amplexus  et  ordinarie  vocatus  a  Docto  et  humanissimo  viro  Domino 
Paulo  Wrankio  Pastore  Ecclesiac  Baymociensis  ad  Diaconatum,  — 
U.  (8.  Juli.] 

293.  Ego  Stcphanus  Kewicky  Turocien^is  Pannonius  filius 
robilis  Johannis  Kewicky  de  Kewicz,  nunc  Magi^tri  curiae  Magnificae 
Iiominae  Blatnicensis  relictae  a  Domino  Johanne  Keway,  prima 
:yrodnia  literarum  didici  ab  humanissimo  viro  Domino  Paulo  Dexericlty 
t'im  Rectore  scholae  Diui  Michaelis,  nunc  vero  ministro  Ecclesiae 
äd  aedem  S.  Petri  in  comitatu  Turocz.  Postea  eidem  scholae  prae- 
teus  erat  D,  Josephus  Bascenus,  vir  ut  pius  iia  non  indoctus,  sub 
rius  disciplina  annos  circiter  quinque  mansi,  partim  apud  S  Michaelcm, 
partim  Moschoviae,  partim  quoque  Banowicü.    is  modo   regit  Eccle- 


60  I 

^iam  Radwanensem  prope  Neosolium.  Coeterum  cum  ampüorcs  pro- 
gressus  in  literis  facere  cuperem,  contuleram  me  Iglavtam  Anno  Tn, 
ubi  non  sine  fructu  mansi  ad  annum  usque  82,  paitim  sub  Dn,  M 
Joachimi  Pistorii  disciplina,  plurimum  ctiam  sub  Domini  M.  Johanni? 
Vrsini.  Illinc  decedens  semestre  unJus  anni  consumsi  in  perlustrandi 
Bocmia  et  Moravia.  Cum  vero  domum  redire  veüem,  oblatum  et 
mihi  rcgimen  scholae  Boykovicensis,  quod  oppidum  non  procul  Hunr:o- 
broda  distat,  quorum  vocatiom'  parui  mansique  enidiens  Juventuten; 
annum  integrum.  Hinc  vocatiis  sum  l'rividiam  in  officium  collegie 
dcfuncto  vero  Rectore  scholae  Anno  85  tota  cura  scholae  in  humeff- 
decidit  mcos,  ubi  tantisper  perstiti,  donec  ad  munus  Ecclesiasticcn 
Deo  sie  volente  eligerer.  —  O.  Leyser.  [8.  Juli,] 

29-1,  EgoMichael  Stillerus  Wnidnensis  Silesius  initia  pnm: 
litcraruni  didici  in  patria,  postea  Iglauiam  ucniens  sub  discip')r. 
domini  M.  Joachimi  Pistorii  honestis  literis  per  quadriennium  ojieröff. 
dedi.  Deniqiie  in  Montanas  Vngariae  ueni  et  Sklenae  sub  dif.on; 
Nobilium  Dominorum  Crcmnicensium  Rectoris  officio  functus  uocati;- 
sum  a  Reuerendo  viro  domino  Georgio  Priuidiensi  pastore  Tho:i- 
Pronensiiim  ad  diaconum  Germanorum  eiusdem  Ecclesiae.  —  (' 
IS.  Au-l 

2!)ö.  Kgo  Andreas  Kyslinus  Bohemus  Patria  Misenus  pHnii 
fundamenla  honestarum  literarum  jeci  in  schola  patema.  Postea  ve:; 
Deo  sie  ordinante  missus  alio  ad  comparandum  uberiorem  in;;em: 
fructum  vcni  Pr:^ibramum  ibique  dans  operam  humanioribus  discipUni> 
btennium  exe->i  Rectore  sciiolae,  viro  erudito  MatthJa  Benedick  Hiscuo 
Hinc  vna  cum  praeceptore  Matthia  jam  nominato  iqui  vocatus  e:ii 
ad  regimen  scholae  Thaborensisl  discessi  et  ibi  per  annum  vixi.  ?<•>■ 
in  Hnngariam  profectus,  ubi  quadriennium  consumsi  discendo  optici 
qiiaeque  quae  in  lileris  tam  divinis  quam  humanis  habentur,  Prse- 
ceptore  D,  Nicoiao  Colacina,  Klapso  tandem  illo  tempore  in  Bohemiiw 
redii  et  elegi  mihi  in  praeceptorem  Magistrum  Martinum  Bachaczie.: 
Vixi  eliam  in  Academia  Pragensi  per  annum.  Praefui  scholae  Canco- 
viensiiMii,  Tandem  vocaius  ad  ministerium  Ecclcsiasticum  a  D.Georg; " 
Dicast«!  Mirzkovino  in  Ecclesiam  Gitczincnsem  idque  eo  (ine,  ut  priit> 
Oi.iconi  officio  fungerer.  —  O.  Leyser  [zwischen  8.  Aug.  und  6.  tept. 

2W,  Ego  M,  Jiihannes  Lachenbecius  Augustanus  pn/na 
l\iiid.\nienta  in  patiia  mea  Augnstae  \'mdelicorum  iccü  postea  con'i^p 


61 


parentum  meorum  in  Austriam  in  scholam  prouincialem,  quae  est 
Lintzii,  missus,  ibi  per  quinquennium  partim  inseruiendo  aut  famu- 
lando  aliis,  partim  praeceptorem  agendo  apud  Generosos  et  inclytos 
D.  D.  Barones  Ehrenricum,  Georgium  Rupertum  et  Johannem  Weltzeros, 
fratres  germanos,  D.  in  Niderwalsee  vixi  sub  Rectore  D.  M.  Johanne 
Meinhardo.  Elapsis  hisce  quinque  annis  ad  percipiendum  vberiorem 
Studiorum  meorum  fructum  Vitebergam  veni  eo  anno,  quo  Rectorem 
agebat  Nobiliss.  Clariss.  et  Excell.  Jurisconsultus  Joachimus  a  Beusth, 
in  qua  Academia  per  integros  nouem  annos  vixi,  in  eaque  gradum 
Magisterii  consecutus  a  Decano  Spectabili  D.  M.  Ernesto  Hettenbach, 
scholae  triuialis  coUega.  Inde  in  Austriam  profectus  ibique  a  Reue- 
rendo  D.  M.  Stephano  Lohaeo  pastore  vigilantissimo  in  Hörn,  Gene- 
roso  et  inclyto  D.  D.  Barone  Gabriel  Strein  D.  in  Schwarzenau, 
Hirschpach  et  Rackerspurg  commendatus  qui  me  etiam  cum  literis 
vocationis  Vuittebergam  pro  consequenda  et  impetranda  impositione 
manuam  ablegauit.  —  O.  Leyser.  [6.  Sept.] 

297.  Ego  M.  Michael  Schreinerus  Grimmensis  primis 
artium  rudimentis  in  patriis  scholis  senatoria  et  Electoriana  imbutus 
fui.  Inde  ex  sententia  parentis  mei  M.  Johannis  Schreinen  in  ludum 
Portensem  missus  sub  disciplina  Magnifici  D.  Rectoris  Christophori 
Baldufii  primum,  quo  mortuo  sub  D.  M.  Jacobi  Lindeneri  uixi,  qui 
me  post  exactum  sexennium  doctrina  atque  moribus  auctum  honestis- 
simo  testimonio  ornatum  dimisit.  Postea  ad  continuationem  studiorum 
Witebergam  mittor,  ubi  studiis  cum  philosophicis  tum  theologicis 
i'lustrissimo  Domino  Electore  mihi  necessaria  suppeditante  operam 
dedi,  in  quibus  per  integrum  quadriennium  ita  (Deo  successum  dante) 
profeci,  ut  tandem  idoneus  iudicarer,  cui  Ecclesia  Dei  committeretur. 
Vocatus  itaque  in  Austriae  uicum  Weickersdorff.  —  O.  Leyser. 
[7.  Sept.] 

298.  Ego  Jacobus  Faber  Blaubeirensis  prima  artium  rudi- 
menta  in  schola  patria  posui.  Deinde  peregrinas  scolas  visitare  libuit, 
ac  veni  primum  Witebergam  ibique  initia  mea  inccpta  auxi  sub  M. 
Joh.  Vrsino.  Postea  vero  in  Morauiam  profectus  et  in  Gymnasio 
Il^lauiensi  per  3  frequentaui,  denique  in  numerum  collegarum  susceptus. 
lllinc  Witebergam  redii  ac  studia  mea  incepta  ex  parte  complere  in 
animum  induxi.  Cum  autem  per  triennium  hie  versarer,  vocatus 
a  Generoso  et  Inclyto  D.  D.  Barone  Gabriel  Strein  Domino  in 
Schwartzenaw,  Hirspergk  et  Rackerspurg.   —  O.  Leyser.  [6.  Sept.] 


62 

299.  Ego  Tobias  HeinzeliTic.nnus  KauflTbiranus  Sucuuf 
initia  literarum  et  linguarum  imbibi,  partim  in  Austriae  oppido  Lcdoj 
phano.  alias  Weissenkirchen,  partim  in  Gymnasio  Augustano.  Hinc 
a  D.  Moecenatibus  meis  patricii  Augustanis  Vitebergam  ubcrioris 
eruditionis  capiendae  causa  missus  sum:  inde  post  biennium  a  Gene- 
roso  Barone  Austriaco,  Dn.  Wolfgango  ab  Hofkirchen  ad  ip^iu- 
aulae  functionem  Ecclesiasticam  in  Colmünz  auocatus  sum.  —  ^j 
Leyser.  [6.  Sept.] 

300.  Ego   Christophorus   Fertschius    Bartphanus    Pan 
nonius,    posteaquam   in   patria   schola   Bartphae   initia  literarum  per- 
cepissem,    autoritate   parentum    meorum    profectus   sum   Patakinium. 
urbem  Vngariae  superioris,  quae  sicut  fuit.  ita  etiamnum  est  senüna 
et  cloaca  Sacramentiperdarum.  Cum  autem  periculum  mihi  immineret 
ab  Vngaris,  ne  seducerer,  suasu  parentum  meorum  domum  reuocatu*^ 
fui  (cum  tamen  alteram  iam  pedem  in  castris  Caluinianorum  haberem 
ac  sumptibus  parentum  meorum  missus  fui  Bregam  urbem  Stlesioruni 
quae  etiam  tum  temporis  cloaca  erat  Semicinglianorum,  uel  ut  cras 
sius  dicam,    Philippistarum.    Ibi    toto   biennio   nihilo  melior  factus  in 
syncera  doctrina    contuli   me  Graecium,    metropolim   Styriae,    ac  ibi 
operam    meam    locaui    Generoso    ac    Magnifico    Domino   Matthaeo 
Ammonio  secretario  summo  Styriae,  cuius  paedagogus  toto  biennio 
fui.    Ibi    tantem  Hambergerus    D.    eius    loci    animo    meo   (postquarü 
resciuisset  me    caluinismo   esse  infectum)   uirus  illud  Deo  auxiliantc 
exemit.  Postea  contuli  me  Witebergam,  ibi  toto  etiam    fere   bienni« 
uixi    propriis    sumtibus   parentum    meorum.    Cum    autem    ibi    uitam 
agerem.  petiit  a  me  D.  Martinus  Wagnerus  pastor  patriae  meae,  u: 
ttim  propter  loca  suspecta,  in  quibus  uixi,  tum  etiam  propter  Semi 
dnglianum    quendam    me    eius    dogmatis    tum    temporis    insimulans 
conscripta  Apologia  de  coena  D.  ingenuam  de  eo  religionis  Christianac 
articulo  confessionem  ederem.  Hoc  cum  fecissem,  fit   illico.    ut    diui- 
nitus  pastor  praenominatus  confessionem  meam  Generoso  et  Magnifico 
D.  D.  Gregorio  Honiath  Stansiz  etc  transmitteret.  Is  relegens  offerebat 
mihi  uocationem,  qua  uocabar  ad  muneris  Ecclesiastici  et  Scholastici 
regimen.  —  O.  Leyser.  [6.  Sept.] 

301.  Ego  Balthasar  Anesorgius  Bensensis  ab  ineunte 
aetate  bonarum  artium  studiis  operam  dedi,  quapropter  cum  Bensenae 
in  finibus  Bohemiae  primanim  artium  fundamenta  utcunque  ieci<;sem. 


63  _ 

JD  Silesiam  in  oppidulum  Lubenam  profectus  sum,  Postea  consüjo 
Qwrum  parentum  et  cognatorum  Dresdam  ad  ubcriorem  eruditionis 
(rEctum  capiendum  me  contuli,  qua  in  schola,  pietate  et  liberalibus 
irtibus  fideliter  instnictus  sum  a  doctissimis  viris  ac  scholae  ilÜus 
rtctovibus  M.  Fridcrico  Zorlero  Kittingcnsi,  M.  Bernhardo  Heroldt 
Üpscnsi  et  M.  Bartholomae  Rulich  Lumnicensi  praeceptoribus  raeis 
jilendissimis,  Deindeinhancceleberrimam  Academiam  Witebergensem 
nt  reeepi,  in  qua  annum  versatus  sum.  Tandem  a  patriae  meae 
irbis  Benscnae  praefectis  ad  scholasticum  Cantoris  raunus  anno  1585 
'«atus  sum,  cui  officio  biennium  et  semestre  praefui.  Nunc  rursum 
6  eisdem  dei  singulari  prouidentia  ad  munus  Ecciesiasticum  in  pago 
^rnsdorf  suscipiendum  accersor.  —  O.  [(zwischen  6.  und  10.)  Sept-1 

302.  Ego  Johannes  Leuthnerus  Jaegersdorffcnsis  Silesius 
frima  Christianae  religionis  et  bonarum  iiterarum  fundamenta  ieci 
in  <chola  patria  usus  praeceptoribus  D.  Mag.  Georgio  Isingio.  qui 
ironc  est  pastor  ecclesiae  Oppaviensis,  et  D.  Matthia  Vngaro  Oppa- 
ritnse,  medicinae  sanioris  doctore.  Hinc  de  consilio  parentum  meoriim 
miwii?  in  illustrem  scholam  Vratislaviensem,  quae  est  ad  D.  Eliza- 
kihae,  ibt  fere  per  sexennium  ubcriorem  optimarum  artium  et 
Egtarum  culturam  acquisivi  paedagogumque  egi  primo  apud  Jacobum 
Uofmannum.  deinde  apud  Reverendum  etClarissimum  virum  D.  Esaiam 
Heide nreichium  S.  Theologiae  doctorem  et  pastorem  Vratislaviensem. 
l^i  exercitia  concionum  in  templis  ad  D.  Hicroymum  et  ad  11000 
rirpines  (ut  appellantur)  publice  habenda  mihi  permisit.  Vsus  fui  ibi 
praeceptoribus  viris  clariss:  et  doctlss:  D.  Mag.  Nicoiao  Steinpergero 
Rectore  et  poeta  laureato,  Reverendo  viro  D.  Mag.  Johanne  Fieischero 
:i  Mag.  Johanne  Scholtio  Vratislaviensibus,  quibus  abunde  mea  fides 
tt  diligentia  per.=pecla  fuit.  Hinc  missus  in  hanc  Academiam  Witten- 
Iw^ensem  per  annum  Philosophicis  et  Theologicis  studiis,  qua  potui 
ciduslria  invigilavi.  Reversus  deinceps  in  patriam  a  Magnifico  et 
(ie:ieroso  domino  domino  Hineck  seniori,  domino  a  Wirben,  dnmino 
ii  Freudenthal,  Pistrschitz  et  Guldenstein,  vocatus  sum  ad  obeundum 
DiMus  diaconi  in  Ecciesia  Freudenthalensi.  —  O.  Leyser.  [1.  Oct-.] 

303.  Ego  Johannes  Langius  Gorlicensis  a  pueritia  nsquc 
ii  patria  mea  schola  Gorlicensi  operam  dedi  literis  ibique  prima 
Christianae  religionis  et  bonarum  Iiterarum  fundamenta  ieci  u.sus 
praeceptore  Dn.  Magistro  Laurentio  Ludovico,  postea  uero  me  in 
^inc  celeberrimam  Academiam  contuli,   ubi  fere    triennium   propriis 


64 


sumptibus  uixi:  reuersus  uero  in  patriam  uocatus  sum  ad  ludimode- 
ratorem  in  oppido  Cratza  a  vobilissimo  viro  Domino  Georgio  Mehi 
a  Strolitz  Caesareae  Maiestatis  Vicecancellario  Domino  in  Gräfin- 
stein etc.  ibi  biennium  officio  Ludimoderatoris  functus  sum.  di^ct- 
dente  uero  ibi  in  oppido  Cratza  diacono  a  tota  ecciesia  cum  air- 
sensu  Clementissimi  nostri  iam  Domini  Ferdinandi  Hoffman  Caesareae 
Maiestatis  a  consiliariis  etc.  Domino  in  Gräfinstein  ad  munus  Diacon 
uocatus  sum.  —  O.  [4.  Oct.] 

304.  Ego  Georgius  Conradi  Neosoliensis  Pannonius  prin: 
fundamenta  pietatis  et  literarum  in  patria  schola  ieci,  tandem  s/'» 
disciplina  Domini  Petri  Barossii  Trinchinii  per  triennium  et  Clarissirr: 
viri  Domini  Nicolai  Colaciuatis  Solnae  per  sesquiannum  maiores  pr  - 
gressus  in  literis  et  doctrina  coelesti  feci.  Hinc  Anno  1578  vocatu^ 
sum  ad  gubernationem  scholasticam  in  oppido  ülax^a  in  comitat. 
Trinchiniensi  ad  fluvium  Vagum  sito.  Cui  totos  novem  annos  pracfwL- 
Inde  per  Spectabilem  et  Magnificum  Dominum  Johannem  Bann  dt 
Inferiori  L>Tidva,  perpetuum  Comitem  terrae  Zaiadiensis  etc.  vocatus 
sum  ad  ministerium  Ecclesiae  in  ditionis  suae  pagum  Haluzicz  i:: 
comitatu  Tnnchiniense  existente.  —  O.  Levser.  \2.  Oct.l  I 

305-  Ego  Stanislaus  Petrassko  Pannonius  in  comit^it'j 
Lyptouiensi  natus  ex  parentibus  legitimis  et  honestissimis  Alex  - 
Petrassko  et  matre  Agncta  Jonowa  quondam  inhabitatoribus  oppi.  i 
LN'pcze  Alemanorum.  fateor  me  prima  fundamenta  in  patria  s-b 
disciplina  primum  humanissimi  xnri  Simonis  Jassenski,  dein  de  Peti' 
Baroschii.  tandemque  Damiani  Parlagi  toto  septennio  iecisse.  Tandem 
cum  consenstt  ^>arentum  Cassouiam  egressus  sub  disciplina  huma- 
nissimi quoque  viri  Geor^ii  Sontagii  et  Martini  Breziak  ibidem  inte- 
^Tum  quadrig^enium  Üteras  c^if^se.  vbi  omnibus  rebus  pro  stUxüs 
necessariis  destitiitus  prouindae  scholasticae  in  Polianka  (et  Paeci 
goo^iac  ibidem  E^e^ii  ac  Generosi  D.  Christophori  Sedincky  de 
Stvxo'ice,  Dv^mtni  eiusdem  loci,  nlioram  integru  quadriennio.  Dein  Je 
in  Sw  aboci  tantundem.  Tandem  in  Zigra  anno  integro  meam  operan- 
cv^mmunicaueram.  Vnce  tandem  mirabiü  Dei  consilio  a  Reuerend" 
viro  lX»mt:K^  K^harine  Tirci  qui  Diacono  semper  opus  habet,  ad  h  »•: 
muaus  Ecclesi-isticum  in  Ecciesiam  Betaniensem  uocatus  sum,  —  ' ' 

o»  •<>      Fi:v>    I  o  h  d  n  •*  e s    L  a  z  v  c  z  k  i  u  s     Pannonius    natus     c.\ 
hvM>.*>tivs:ur<    ivir;??^:*"?.!^   m    p-v>\incia  L\'pto\-icnsi   fateor   mc  prin.^ 


uiium  liberalium  tyrocinia  sub  disciplina  Damiani  Parlagi  TeuUi- 
lypcac  intcgro  triennio,  tandem  sub  disciplina  Leonharti  Mokossini 
biennio  ibidem  degustassc.  Hinc  cum  consensu  parentum  digressus 
«ntuleram  me  Epperies  ad  humanissimum  virum  Severinum  Sculteti, 
sjb  quo,  bis  tamen  peste  inimicissima  studia  mea  interrumpente  per 
menmum  commoratus  sum.  Hinc  postea  reversus  denuo  Teutolypcae 
likipüna  Michaelis  Czebanii  integro  fere  biennio  usus  sum  fide- 
h.<sima.  Interca  Prividiensi  schola,  cui  praefuit  Doctissimus  vir  Albenis 
Hussellius,  in  nostra  Slavonia  tum  celebcrrima  facta,  cum  cnnsensu 
eiiram.  a  quibus  dependcbam,  ad  eundem  virum  me  cnntuleram, 
anw  lideltssima  institutione  integro  biennio  usus  sum,  Hinc  tandem 
«treme  miser  propter  nimiam  egestatem  factus  contuleram  me 
BiTumum  ad  regendam  provinciam  scholasticam,  cui  etiam  integro 
tannio  sub  praeside  ecclesiae  Andrea  Schindlero  praefui,  unde 
sjniptibiis  qualibuscunque  collectis  in  haue  celeberrimam  Academiam 
ojm  iisdem  me  contuleram,  ex  qua  spacio  unius  anni  cum  aliquot 
«ptimanis  exacto  Deo  sie  ordinante  ab  Amplissimo  Imperialis 
Gvitatis  Trenchiniensis  senatu  ad  officium  Diaconatus  revocatus.  — 
|0.  [17.  Dec] 

1588. 
-W7.  Ich  Blasius  Raitsch  der  Geburt  von  Guttwitz  aus  der 
lausnitz,  bin  Erstlich  in  meiner  patria  vntterwiesen  worden  ii 
Sudiis,  Darnach  bin  ich  komen  in  Zips  gen  Barttphell,  daselbst 
iüch  studirtt  4  Jahr  lang,  vndt  in  der  Leu tt seh  2  Jahr,  Darnach  bin 
idi  wiederumb  heraussget zogen  biss  gen  der  Litta,  daselbst  zwey 
)i!  lang  für  Einen  Cantorcm  gedienet,  Letzlich  ins  Oesterreich 
Hifimen,  gen  Eissgrueb,  da  gedienet  für  Einen  Schulmeister  auch 
t^ty  Jar,  vnd  darüber  beruffen  worden  von  der  Gnedicjen  Frawcu 
Frau-  Anna  Maria  Gehörnen  Greffin  von  Orttenburgk,  Fraw  von 
fehlen  stein,  vnder  ihrer  Gnaden  gebiett  zu  Millowitx.  vor  Einen 
pedicanten.  —  O.  David  Voit.  [2.  Febr.] 

308.  Ego  Andreas  Zachanides  Turoczensis  I'annonius  ab 
lede  D.  Michaelis  attigi  primam  literarum  Cognitionen!  in  [jraefatae 
pitriae  schola  uiuens  sub  disciplina  Dn.  Pauli  Dezeric>:ki  tum  tem- 
poris  scholirega,  nunc  uero  pastoris  ecclesiae  quae  esl  ad  S.  Pelrum 
ninus  biennio.  Deinde  praefectus  fuit  eidem  scholae  eruditus  tt 
?össimus  vir  D.  josephus  Baykenus,  ex  cuius  doctrina  ntjnnihil  lite- 

ixrbuch  da  ProKiiadtiuiiui  189!,  H.  I  u.  II.  f, 


J 


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-^-r- 


66 


rarum  imbibi  per  annum,  verum  is  tempore  moderno  excubias  tcne: 
super  gregem  Christi  in  Ecclesia  Radwanensi.  Postea  operam  Hterb; 
dedi  apud  eruditum  virum  tunc  officium  scholae  tenentem,  nunc  uero 
ministerium  Ecclesiae  sustinentem  in  pago  Dubnicz  ad  Vagum  Eme- 
ricum  Chlupacz.  Ibi  tunc  pro  excolendo  ingenio  Iglauiam  profectus, 
ubi  uixi  per  annum  sub  ferula  M.  Domini  Joannis  Vrsini.  Inde  deuerj 
ad  Eruditissimum  et  fidelissimum  meum  rectorem  D.  Joannem  Sark<v 
cium  Priuidiam,  qui  ibidem  peste  extinctus.  Atque  illinc  uocatus 
legitime  patriae  praefui  in  schola  annum  cum  dimidio.  Hinc  tandem 
legitime  et  honeste  uocatus  per  Reuerendum  et  honestum  uirara 
D.  Joannem  Fabricii  Pastorem  Ecclesiae  Galgoczensis  per  eunden. 
et  per  incolas  ciuitatis  promotus.  —  D.  [12.  März.] 

309.  Ego  M.  Simon  V r s i n u s  Melicensis  Austriacus  a  pueri> 
scholam  patriae  frequentaui,  postea  in  Saxoniam  ad  patnium  virum 
Reuerendum  profectus  sum  qui  me  in  scholam  Bernburgicam  misit. 
ubi  per  quadricnnium  sub  disciplina  viri  doctissimi  Dn.  M.  Bartholomao 
Frencelii  uixi.  Dehinc  Magdeburgam  uersus  studii  gratia  nie  dedi, 
ibi  per  biennium  fui,  demum  ad  discendum  linguas  et  artes  ex  coti- 
silio  parentum  meorum  Witaebergam  profectus  sum  et  ibi  elapso 
spatio  triennii  gradum  Magisterii  petiui.  Posthac  in  patriam  pro- 
fectus, ubi  annuo  spatio  scholasticam  functionem  habui,  vocatione 
oblata  a  viro  Nobili  et  Ampliss.  Josaphat  Isperero  ad  gubernationem 
Ecclesiae  in  oppido  Gerastorph.  —  O.  Laetare  Voit.  [17.  März. 

310.  Ego  Joannes  Muckius  Budissinus  Superioris  Lusatiae 
prima  fundamenta  in  patria  ieci.  Hinc  consilio  patris  mei  Iglauiam 
honestis  literis  nauaui  per  biennium.  Abhinc  Schemnicium  ad  mon- 
tanas  ciuitates  consilio  parentis  profectus  ibi  ferme  per  biennium 
bonis  artibus  incubui,  Domino  Johanne  Sculteto  Magistro  Rectorc 
existente.  Deinde  Schemnicio  discedens  Viennae  per  medium  annum 
paedagogiae  praefui.  Tandem  consilio  fratris  mei  et  Reuerendissimi 
viri  Mathiae  Romenec  Decani  Deutobrodensis  et  uoluntate  Senatus 
ad  Diaconatum  in  pagum  Schlapnitz  cooptatus  sum  —  O.  Barth. 
Tilleman.  [6.  März.] 

311.  Ego  Wolffgangus  Fauching  Beurbacensis  Austriacus 
in  patria  schola  educatus  postmodum  a  parentibus  in  Griesldrchensiuni 
scholam  sum  missus  vbi  sub  disciplina  clarissimi  viri  Frandsd 
Scheuflleri  integrum  sexennium  militaui.  Elx  qua  schola  parentum 
consilio  in  Tubingensium  Academiam  sum  transmissus,    in   qua   per 


^« 


67 

'liennium  liberalium  artium  studüs  opcram  dedi.  Tandem  (.■tinm  in 
»ieberrimam  hanc  Wittebergensium  Academiam  studiorum  ccrnti- 
Twindorum  gratia  accessi,  in  qua  per  biennium  una  cum  '■L'iiiestri 
i-ciitaui.  Quum  autem  parens  meus  ob  adultam  aetatetn  tft  ^laiiis- 
-imos  exantlatos  labores  officio  diutius  praesse  non  potiierit,  ;i 
Generoso  et  illustri  Barone  D.  Georgio  Achatio  a  Starb  cmherc;  in 
B«iirbach  ad  Diaconatum  Ecclesiae  illius  sum  vocatus.  — <>.  I.uctare. 
[17.  März.] 

312.  Ego  Daniel  Mendricius  Teschinü  in  Superiori  Silesi.i 
naiu5,  posteaquam  in  patria  schola  prima  studiorum  fLimhinienta 
JKcram:  missus  sum  a  parentibus  Oppaviam  vbi  per  tempus  ^i^niestre 
-cholam  frequentabam.  Postea  Vratislaviam  profectus  nUru  quin- 
qienmum  in  utraque  schola  urbis  paedagogico  munere  a|iiid  cives 
ibidem  functus  literis  opcram  dabam.  Hinc  Argentinam  prufectiis, 
'<i  annonae  caritate  et  inopia  sumtuum  repulsus  in  Bocminm  me 
cr,nUili,  hic  Pragae  in  schola  D.  Galli  addiscendae  linguac  illius  tri- 
W5trc  spacium  temporis  consumsi.  Mox  in  Misniam  concc'^si  et 
Frtibergae Rectore  FridericoZörlcro  M.  paedagogiam  nactiis  i:tte_'^iim 
f«e  annum  versatus  sum.  Revocatus  in  patriam  a  MaLinillcn  et 
Generoso  Domino  Nicoiao  Carvinscio  a  Carvina,  Marschall  IJiicatus 
Teschinensis  ad  instituendum  privignum  suum  Gulielmum  '.ii-.siiim  a 
Mucodiel  vocatus  sum,  cum  quo  post  menses  sex  Brigam  in  scli'ilam 
i'.ustrem  missus  fui  ibique  integrum  annum  et  dimidiuni  oper:!!!) 
Äeris  navavi.  Cui  conditioni  cum  propter  parentes  et  tot;im  jiciit 
fimilJam  meam  peste  grassante  sublatam  renunciare  coactii';  fucrim 
cnilecta  ex  patnmonio  relicto  pecunia  Vitebergam  veni,  -'■il  iilirn 
omidiu  mannum  sumtuum  inopia  hic  versari  non  permisit.  i  Ui.irp  in 
patriam  redü.  Tandem  a  Magnifico  et  Generoso  Domino  nnttliRidn 
Logo  ab  Altendorf,  Domino  haereditario  in  Slocza  ei  'ilnniifu.i 
^ulgo  Seh  wart  zuasser  in  pastorem  Strumenensis  Ecclesiae  i'.iuis  — 
'>.  Voit.  [31.  März.] 

313.  Ego  Melchior  Delongius  Teschinensis  Silesin-  pn^tt^.i- 
qnam  in  schola  patria  prima  literarum  fundamenta  jecenim,  mi-^^^iis 
ftm  in  scholam  Vratislaviensem,  ibi  Domino  Nicoiao  Steinln  r.ipt  K. 
?er  quadriennium  operam  literis  nauaui,  postea  in  scholam  Mn-L'n-^cnr 
wcontuli  et  duos  annos  Rectore  Melchiore  Tilesio  in  eaitcirt  scliolri 
■■■(fsalus  sum,  Postea  me  Vitebergam  contuli  et  dimtdium  .'Mnum  liir 
peregi,  domum  rediens  a  Senatu  Reipub:  Teschinensis  in  l  ikk  i>]iiini 
Ecclesiae  ipsorum  Boemicae  vocatus.  —  O.  Voit.  [31.  Mn     | 


68 

314.  Ego  M.  Zacharias  Hofmarius  Tyrolius  ex  schola 
Lauingana  Wittebergam  missus  studiorum  causa  et  ibi  sumtibus 
inclytorum  procerum  inferioris  Austriae  per  sesquiennium  sustentatus 
tandem  ad  parochiam  Radigerstorphianam  in  Austria  a  reuerendo  et 
doctissimo  uiro  domino  Paulo  Hillemario  pastore  in  Aigen  inferioris 
Austriae  uocatus.  —  O.  Voit.  Himmelfahrt.  [16.  Mai.] 

315.  Ego  Matthias  A 1  b  u  s  Guttenus  Boemus  semina  pietatis 
et  bonarum  literarum  initia  didici  partim  in  patria,  partim  in  aliis 
civitatibus  Regni  Boemiae.  Tandem  progressu  temporis  vocatua  ad 
functionem  scholasticam  loco  Cantoris  in  patria  et  alibi  perfunctus 
sum  per  sexennium.  Hinc  tandem  vocatus  a  Consistorio  vrbis  Gutte- 
bergensis,  patria  mea,  ad  ministerium  Euangelii.  —  O.  Voit. 
Himmelfahrt.  [16.  Mai.] 

316.  Ego  Jacobus  Junek  Pragenus  prima  pietatis  et  artium 
fundamenta  ieci  in  schola  patriae  meae  Boemiae  sub  disciplina 
M.  Johanni  Trebovini.  Tandem  vocatus  ad  scholasticam  functionem 
a  Reuerendo  viro  Domino  Johanne  Cubinio  Altomiteno  (loco  Can- 
toris).  Hinc  tandem  vocatus  a  Consistorio  vrbis  Guttenbergensis  ad 
Ministerium  Evangelii.  —  O.  Voit.  [21.  Mai.] 

317.  Ego  Simon  Ziarenus  Architectoris  Silesius  fateor  me 
prima  fundamenta  iecisse  in  patria  sua  apud  D.  Lucam.  Inde  missus 
sum  a  parentibus  in  Sclauoniam  ad  D.  Pruno,  ibi  mansi  per  triennium. 
Deinde  vocatus  sum  ad  functionem  scholasticam  Hranicium.  Postremo 
habui  vocationem  a  R.  V.  Joanne  Miletino  in  ciuitatem  Straznic.  — 
O.  Voit.  [27.  Mai.] 

318.  Ego  Georgius  Goczenus  Pannonius  Lipschensis  prima 
fundamenta  ieci  Lipschae  in  patria  apud  dominum  Joannem  Cnido- 
nimum,  sub  cuius  disciplina  vixi  per  annos  5.  Inde  profectus  Trcn* 
czinium  sub  doctissimo  viro  Domino  Petro  Paroschio  mansi  annos  2. 
Inde  profectus  Hunobrodam  mansi  apud  Martinum  Malobicenum 
annos  3.  Hinc  deinde  vocatus  sum  ad  officium  Rectoratus,  ibi 
mansi  in  functione  5  annos.  Postremo  vocatus  a  Reuerendo  viro 
domino  Georgio  Micha lacz  ad  munus  Ecclesiasticum  in  oppidum 
Welka.  —  O.  Voit.  [27.  Mai.] 

319.  Ego  Georgius  Crinaceus  de  Brodek  prima  rudimenta 
honestarum  artium  in  patria  ieci  apud  R.  V.  D.  Laurentium  Bli- 
zentium  Koriczanensem.  Deinde  contuli  me  in  Schlavoniam  in  oppidum 
Bischae,  vbi  versatus  sum  sub  R.  V.  domino  Nicoiao  Baciceo  Arvcnii 


60 

titnnium.  Tandem  a  Reverendo  viro  domino  Johanne  Milctino  \-ocatiis 
iTi  ad  munus  ecclesiasticum  in  Straz.  —  O.  Voit.  [27.  Mai.] 

320.  Ego  Joannes  Parlagi  Ocovinus  Pannonius  prima  funda- 
nenta  artium  ieci  Veterisolü  in  montanis  civitatibus  praeceptorc 
Martino  Schwengler,  Hinc  de  consilio  parentum  meonim  missus 
Cassoviam,  ubi  sub  ferula  Reuerendi  domini  M.  Martini  Preslac  ultra 
trioinium  vixi.  Inde  Epperies  me  contuli,  ubi  sub  discipÜna  domini 
Sererini  Scultcti  ultra  quadrigenium  mansi.  Tandem  in  Moraviam 
me  contuli,  ubi  scholam  Hunnobrodanam  nondum  completo  biennio 
f:xi,  unde  a  Reuerendo  domino  Martino  Malobiceno  tum  decano 
nusdem  dioecests  Hunnobrodensis  et  reliquis  senioribus  sum  vocatus 
ffl  diaconum  EccJesiae  Hunnobrodensis.  —  O.  Voit.  [7.  Juli.] 

321.  Ego  Samuel  Sltinskt  Klobiiciensis  prima  initia  didici 
Trencinü  usus  praeceptore  Domino  Pctro  Baroschio.  Postea  missus 
v.'tn  Neusolium  in  montanas  ciuitatcs  ad  D,  M.  Paulum  Halutpapium. 
Ibi  uixi  per  annos  tres.  Tandem  contuli  me  Brigam  et  ui.xi  pt-r 
Jimum  in  paedagogia  artesque  liberales  audiui  a  M.  Melicheore 
T[e?io.  inde  honesta  ac  legi tima  uocat tone  mihi  data  ab  amplissimo 
^enata  Klobuciensi  et  eiusdem  dioecesis  decano  uocatos"  sum  ad 
Ministerium  ecclesiasticum.  —  O.  Voit.  [7.  Juli.] 

322.  Ego  Vitus  Mateoli  legitime  thoro  natus  prima  funda- 
■mcnta  literaria  ieci  sub  praeceptore  Wencesilao  PolÜ  in  paliia.  po^.t 

c'ino'*  nonnuUos  Pragae  apud  Diuum  Henricum  a  Magistrn  Ailamo 
H:adisteno  coniugationes  et  declinationes  didici,  posthac  ibidtm  apud 
[  Dmum  Stephanum  sub  praeceptore  M.  Johanne  Pleuka  fundamcnta 
■  Grammatices  percepi,  inde  profectus  Slanam  ibi  a  Johanne  I-IHnL-ceno 
Diilectices  Rhetoricesque  et  in  fundamentis  Theoiogicis  sum  insti- 
tu:ii5.  Inde  reuersus  Pragam  apud  Diuum  Aegidium  sub  praeceptore 
.\ndrea  Mitisko  in  iisdem  artibus  sum  institutus  et  inde  a  Georgio 
L'icasto  decano  et  senatu  Gitcinensium  ad  munus  Ecclesiasticum  sum 
!'«tus.  —  O.  Voit.  [14.  Juli] 

323.  Ego  M.  Johannes  MielinguB  Abspergensis  Noricus 
t^ndamenta  artium  Noribergae  sub  ornatissimo  doctissimo  viro  domino 
M.  Johanne  Barth  ieci,  deinde  Anno  79  contuli  me  Hailbronnam, 
^L'i  tanquam  pauper  scholasticus  stipem  ostiatim  collegi  per  aiini 
'pacium.  Tandem  discendi  gratia  Budissinam  veni,  ubi  qu'Hjue  per 
inni  spacium  literis  operam  navavi.  Postea  uisitaturus  fraircm  n-.e 
''■ennam   in  Austriam  contuli  ibique  philosophiae   curriculo  absolute 


70 

iterum  Noribergam  veni.  Tandem  honestorum  civium  sumptibu? 
Wittebergam  studiorum  causa  veni  anno  87.  Tandem  impctrato 
summo  philosophiae  gradu  Noribergam  me  recepi,  ubi  novissime 
legitimam  uocationem  a  Nobilissimo  viro  Johanne  a  Stainaw  in  Euer- 
bach  Burggrafio  Rottenbergensi  ad  Ecclesiam  Kirchenrötenbacen 
sem  accepi.  —  O.  Voit.  [4.  Aug.] 

324.  Ego  Johannes  Gabriel  Habelschuuerdensis  ex  comitatu 
Giacensi  parentibus  tenuis  fortunae  natus,  ubi  primum  in  schob 
patriae  meae  et  Giacensi  fundamenta  aliquo  modo  ieceram,  ex 
consilio  parentum  meorum  Vratislauiam  me  contuii,  ibi  paedagogiam 
nactus  per  triennium  fere  uersatus  sum,  hinc  Argentoratum  uersus 
profectus  propter  sumptuum  defectum  annum  integrum  me  sustinere 
non  potui,  reuersus  itaque  domum  in  montana  Vngarica  Cremnicium 
uersus  me  contuii,  coUegam  illius  scholae  in  quartum  fere  annum 
egi.  Vocatus  vero  ad  ministerium  Ecclesiasticum  a  Magnifico  et 
Generöse  D.  Domino  Laurentio  Edero  a  Schemnitz,  Domino  haered: 
tario  in  Eulenberg  in  oppidulun.  Fridlandt  in  Morauia.  —  O.  Vojt 
[4.  Aug.] 

325.  Ego  Esaias  Chrysostomus  Zdanicenus  Morauus  rudi- 
menta  Grammaticae  Trencinii  sub  praeceptore  Petro  Baroschio  pri- 
mum accepi.  Deinde  Iglauiae  praecepta  Dialecticae  et  Rhetoricae. 
Post  Witebergae  propriis  sumptibus  uictitans  nonnihil  utilitatis  rediir 
ad  me  cum  ex  studio  philosophiae  tum  sacrosanctae  Theologiac 
Tandem  patriam  repetens  uocatus  sum  a  libero  Barone  Joanne 
Ottrich  et  in  arce  Straznic,  tum  Senatu  eiusdem  ciuitatis  et  Reuerend- 
viro  D.  Joanne  Miletinensi  Pastore  Ecclesiae  ibidem  ad  ministeriurr. 
Ecclesiasticum.  —  O.  Voit.  [18.  Sept.] 

326.  Ego  Wenceslaus  Stephanus  Teplicenus  Bohemu«« 
prima  pietatis  et  literarum  initia  Teplicii  in  patria  sub  D.  Joanne 
Gedesano  suscepi.  Dein  Litomericii,  Brodae  Bohemorum.  Zacac 
studui.  Zaca  tandem  promotus  sum  in  almam  Pragensem  Academiam 
a  D.  Magistro  Standero  Beronense.  Inde  vocatus  sum  Guttebergam 
ad  docendam  inventutem  collegae  munus  in  laboribus  scholasticis 
obeundo.  Jam  vero  iudicio  eorum,  ad  quos  ius  eligendi  ordinarie 
pertinet,  electus  et  vocatus  sum  ad  sacrum  docendi  munus  Gutte- 
bergae,  ibidem  Archidecano  D.  Sixto  Candigo  Prageno.  —  O.  Vo:t. 
[29,  Sept.] 


1. 


71 

327.  Ego  Abraham  Closius  Gorlicensis  iactis 
i  licrarum  fundamentis  in  patria  contuli  me  in  scholam  Vrati^lavie 
'iltetiam  per  triennium  oixi  sub  ferula  D.  Melchior^  Steinbergwi. 
'jfjuo  et  satis  fideliter  institutus,  deinceps  contuH  tnü  in  Aciidemia 
■  francofurtensem   ad  Oderam.    ubi  etiam   per  anni  spaciuni   hrjiic:slJN 

iüeris  et  uerae  religioni  operam  dedi.  Tandem  suli  (ifiuTnso  ;ic 
Magnüico  Domino  Melchiore  Redero  Barone  Bohemiar  nMcnuis  siini 
1  Reuerendo  et  docto  domino  Martino  Vnslero  pastoi;'  iTiill.Lnijciis!: 
ad  officium  Diaconi.  —  O.  Voit.  [18.  Dcc] 

328.  Ego  Gcorgius  Sartorius  Chrenoviimv  l';iMiinnius 
ftima  elementa  ieci  in  patria  sub  diversis  praeceptocili-.i'..  lJt:ind': 
apessendae  uberioris  eruditionis  gratia  contuli  me  Mn',tlin\inni  in 
tumitatu  Thurocziensis,  ubi  sub  diciplina  D.  Josepln  ll;i-LMiii  ei 
D.Emerici  Peluchii  vixi  biennium.  Hinc  me  rursus  in  i-HiDnin  rccfpi 
ci  usus  sum  pracceptorc  D,  Thoma  Fabiani  annum  ]iirf;.;i*Li[ii.  I'-iv;. 
modum  vcni  Cibinium  in  Comitatu  Scepusiensi,  ubi  s'uj  ^ul,  fcml-i 
D.  Christophori  Hertelii  itidem  annum.  Rursus  in  CLimnr.itii  Nun;!« 
Ciuitatis  ad  fluuium  Vagum  cxegi  annum.  Inde  vocatus  .\<\   n-inmon 

■jcholae  Oslanensis  praefui  illi  trimestre.  avocatus  i.iiim  -iiin  ;i(l 
rc^endam  scholam  patHam,  cui  praefui  toto  triennio  l'iuli'  cninn 
vocatus   sum  ad  Diaconatum   per  Reverendum   virum    \'i     IhIlidiilh' 

:  Fatiricium  Zcrnovinum,  pastorem  ecciesiae  Chrenovien-.  ,        ''    \'nl 

'[:'ii.  Oct.) 

I         329.    Ego   Michael    Kawicky   Prividiensis  l>,u> nr.    umo- 

IPrividiae  sub  ditione  Magnificorum  dominorum  Thurzo  pi]iii,i  ,;li-(  .inim 
cJi;m(nta    accepi     in    patria    sub    praeceptoribus    D(.iniiiii>    M;iihiiM 

'Sdiupka    et    Domino    Johanne    Dworsky.    Hinc    instiiutu    i'l    -ikish 

iparentum  meorum  contuli  me  discendae  Germanicae  liirju^i  i;t:ili,i 
Pfonam  Germanorum,  ubi  vixi  sub  Domino  Andre. i  ^l  iMrni.uiiii' 
innum  cum  dimidio.  Illinc  ubi  disccssissem.  peragr.iiuln  iiiiiini(!l;i 
'Oca  Hungariae   et  Transylvaniae  consumsi  annum.     \  inu  ii^  iUTUiii 

■inpatriam  usus  sum  praeceptore  fidelissimo  Domino  Alli'  du  I  in— ßlm 
IT«  continuos  annos  partim  Privldiae,  partim  Mosch",  n^,  IiullilU 
su-^cepi  munus  scholasticum  in  pago  Nowak,  cui  praefui  .mrnim  nmilii 

qto  continuato  veni  Leutschovtam  et  vixi  sub  rectore  r! i    1  Iihihvi 

Hentschelio  trimestre.  Post  modum  vocatus  sum  in  collu  ■;iliii]i  'i^liuli.- 
patriae  exegique  in  eo  biennium,  avocatus  nimirum  i;  |i,iiri,i  nl 
wudiendam    iuventutem   scholae  Thottpronensis,   cui   i>pi>riim    im  .um 


locavi  annum  dimidium  et  inde  vocatus  sum  ad  docendam  ecclcMatr 
KoroKsienscm  in  comitatu  Thapolczanense  per  Generosum  Dominum 
Franciscum  Korossy  primarium  patronum  eiusdem  Ecclesiae.  — 
O.  Voit.  [20.  Oct.] 

330.  Ego  Stephanus  Zlonniceus  Bajmocensis  Pannortiu' 
iiatus  Bajmocii  sub  ditione  Magnificorum  Dominorum  Thurzo  prima 
elementa  llterarum  didicj  in  patria  sub  praeceptoribus  Joanne  Lup'^llo, 
Martino  Miko  et  Matthia  Thelizeo,  vberiori.s  autem  eruditionis  ^at^s 
contuli  me  Casclioiiiam  ac  uixi  sub  praeceplnre  Richard©  Kaufner. 
Hinc  ueni  Galgocium  et  usus  ."iiirn  praeceptore  Simone  Baimocei:5e. 
Posten  siiscepi  prouinciam  scholasticam  Boschani,  cui  pracfui  qtia-l 
drienniiim,  et  inde  vocatus  sum  ad  munus  ecclesiasticum  in  pa4;i:rr. 
Kostolna.  per  efjregios  dominos  Laurentium.  Andream.  Joannem, 
Emericum  et  Gabrielem  Bofchau,  patronos  praenominatae  ecclesiae.  — 
O.  Voit.  [aO.  Oct.] 

331.  Ego  Matthias  Slonicz  Bajmoccnus  Pannonius  natus 
Bajmocii  fiuh  ditione  Magnificorum  Dominorum  Tliurzo  prima  eie- 
menta  literanim  didict  in  patria  sub  disciplina  Domini  Matthiae 
Theluss,  c.\  patria  discedens  vixi  in  oppido  Solczan  sub  praeceptore 
Georgio  Repa.  Hinc  veni  Galgocium  ad  Georgium  Seratorium,  cuinsl 
Opera  iisu^;  sum  annum  integrum,  Postmodum  suscepi  Cantoratiitnl 
in  oppido  Thopolczan  et  praefui  illi  annum  cum  diniidio.  vbi  cuai, 
versarer.  Reuerendus  vir  Dominu.s  Nicolaus  Henedicti  vicem  gercn» 
eiu.sdem  comitatus  Thopalczensis  a.sscivit  me  sibi  in  collcgam.  — 
O.  Voit.  [20.  Oct.] 

332.  Ego  Scbastianus  Nicolai  Piscent  Bohcmus  patna 
Herzmanomiestecenus  prima  fundamenta  honestarum  literanim  jcci 
in  schola  paterna.  Postea  uera  Deo  sie  ordinante  missus  alio  ad 
comparandum  uberinrem  ingenii  fnictum  veni  Hradecium  ibique  dan« 
operam  liiimaninribus  discipünis  biennium  exegi  Rectore  schciUc 
Magistro  Thoma  Herzmanomiesteceno.  Hinc  consilio  parentum  Pragam 
me  Studiorum  gratia  contuli,  iibi  sesquiannuni  literis  operam  dedi. 
lUinc  digressus  suni  Nymburgam,  ubi  per  biennium  integrum  com- 
moratus  sum.  Tandem  uocatus  ad  functionem  officii  Rectoris  \'eten- 
coloniam.  Abliinc  uero  lionesta  ac  legitima  uocationc  mihi  data  ab 
Amplissimo  Senatu  Coloniensi  et  pattore  eiusdem  ciuitatis  ad  offici'-.m 
Diaconatus.   —  O.  Voit.  [1.  Nov.] 


riMfei 


V. 

Böhmische    Pastoren,    in   Anhalt   ordinirt  1583^1609. 

Von  Heinrich  Becke«,  Pastor  in  Lindiu  (An hall). 
(Schluss.) 

Anlage  I. 

Ad  Theologos  Vittebergenses  cpistola  Georgii  Dicasti  Miisko- 
vini,  Decani  et  pastoris  Ecclesiae  Gitczincnsi-s  in  Bohemia. 

Dolens  cogito,  viri  Reverendi  et  Clarissimi,  qui  6at,  qnod  cum 
hoc  nostrum  iiterarum  studiJs  florentissimum  seculum  veteribiis  illi^ 
mtrito  sit  comparandum,  in  eo  tarnen  Ecciesiasticus  ordo  non 
paci.  ut  aequum  esset,  autoritate  utatur:  immo  cujus  in 
humanis  prima  debuit  tiaberi  ratio,  is  abjectus  contemtusque  jaceat 
et  tan  quam  sui  dissimilis,  viüssimus  passim  in  omni  po[)ulo 
conspiciatur.  Loquor  autem  hie  non  tarn  de  universo  orbe  Chri- 
stianae  (quamquam  ublque  terrarum  exorbitetur}  quam  de  n  o  s  t  r  a 
Bohemia,  quae  literis  et  bonis  ingeniis  quam  unquam 
antea  fertilior,  in  rebus  Ecclesiasticis  rcvercnter 
laborat.  —  Dum  haec,  inquam,  cogito,  subit  animum,  ad  vos  referre 
ea.  quae  malo  huic  matcriam  praebere  et  simul  remcdium  alu]iio(i 
afiferc  posse  videantur.  Licet  autem  nihil  insolens  mihi  arrojjeni, 
tamtn,  quum  intelUgam,  ad  me  quoque  curam  Ecclesiae  pertinere 
A  lidelem  mlnistrum  deceat,  fidem  incorruptam  et  puram  conscientiam 
in  Omnibus  servare,  eo  audentius  id  quod  sollcitum  me  t;raviiis 
afticit,  apud-  vos  exponam.  —  Dabitis  itaque  mihi  veniam,  quae 
i'estra  est  humanitas,  si  Ecclesiae  Christi  minister,  ea  quae  fortassis 
vos  a  nostra  Bohemia  longius  remotos  lateant,  Jiberius  denon- 
stravero. 

Contemtissimus,  proh  dolor,  apud  nos  EcclcBiasticus  ordo 
habetur,  eorum  potissimum,  qui  humanis  traditionibus  abjectis  Mvan- 
Eelium  Christi  sincere  profitentur  et  a  vobis  ordinati  vulgo  Evan^fclici 
ministri  nominantur.  Atque  contemt  us  istius  duplicem  potissi- 
mum causam  agncsco   (nt  mittam    Interim    peccata   hominum    et 


74 

ingratitudinem  crga  verbum  Dci,  quae  vitia  in  quavis  natione  ho 
aevo  corruptissimo  dominantur,  sicut  hujus,  ita  omnium  malorji 
patrem  esse)  quarum  alteram  a  nobis  proficisd.  altcraoi  ii 
vobis  haerere  certum  est,  —  A  nobis  quideiti,  quod  qui  nutric 
debebant  esse  Ecclesiae,  non  usque  adeo,  ut  deccret  et  a  Do 
mandatum  est,  diligentem  sacronim  curam  gerant,  vulgus  vero.  d 
est  ad  imitandum  mores  dominonim  proclive.  parum  pensi  habe» 
quid  aut  quomodo  doceatur,  dummodo  pro  diebus  fesds  campanarui 
•^onitus  et  canlantium  murmur  audiatur.  Hinc  ergo  eveoire  solei.  i 
homirtes  rüdes,  modo  lectionem  callentes,  saepius  etiai 
maniium  artifices.  quos  vel  extrema  rerum  inopia,  pe 
tuxum  aliamque  turpitudinem  patrociniis  exsutos  coa 
peltil,  vel  pinguioris  fortunae  spes  invitat,  ad  munn 
docendi  in  Ecciesia  perfricta  fronte  aspircnt;  «juci' 
consecuti.  ut  didicerunt.  ita  administ rant  impudcntci 
utque  malis  moribus  vivere  consuevenint,  ita  passim  exeir.pj 
pessmio  deformant.  Ac  quo  facilius  tarn  saactum  munus  adipiscantm 
ijuaerunt  sui  similes  patronos,  ut  igna^-i  ab  ignaWs,  rüdes  ab  incoctii 
niali  et  indigni  a  pessimis  proniOTeantur  et  ad  vos  petitum  ord 
nationem  emittantur.  Atque  isla  prior  est  causa  cur  mal 
hjbeat  .ipud  nos  ordo  Ecciesia sticus.  quam  a  nobis  emaaarc  demai 
ütralum  est. 

A5ieram  brevius  exped:am.  quae  in  vobis  sacros  ordines  lCI 
lercutüiu-s  haeret  eaijue  priore  gra\Tor  et  pemiciosior  esse  videiut 
civus  ciiim  culpj  ma;or.  qui  peccat.  an  qui  peccantcm  confinni 
ci.;i:e  Uvenco  st-m-^lum  pcccanci  additr  Faciles  estis,  nimiut 
aic.im  ingenue,  faciles  estis.  patres  Reverend i.  quiai 
•;uasvis.  Hterul.ts  hominibus  rudissimis  sacros  ordir.c 
Di»n  dubitatis  conferre:  ii:nari  quippc,  quantam  etiam  noniii 
vestn»  il>  adversar.:!;  por.tificiis  et  a  plebcjis  hominibus  detrahatur 
Kjuii  h:  loqu.:'.;.:r,  i.l;  e;:ain  pub'icc  scribunt.  vos  ordinante?  av 
OTii-r^t»  sim  ies  esse  <i.;t  cer:e  l^y.zr^.j.  laborantes  in  pestem  Rcj 
Bohen'.iXf  :.i:v.  ;".ef:,>s  h,-»:r.-r.es  S.-tzo  ordinäre,  quod  mihi  de  vobi^  u 
Öe  rrtA^nis  n-at:".c-.^rd;.ie  iü\-irue  or^anis  optime  scndcnti  una  cun 
i'v.f-  Sts  v.r^  Äu.iire  «  -i-jZirc  ni>^^!cstissimum  est.  Ä  nostrates  ) ' 
a«i  v.>s  ^^r,i  a*:  .':;;s  oa-.isa  o:>n'.meantes  ri^idius  examinarentur,  s 
xxix'.  C"-  <t  rr;.-'  i^r,-.T;a:T>  r.s  an>^\-erenf.a-.  [wofecto  non  tanta  eorun 
I  »■•■.-■er; »  \\-<  -V.,- ><:iss«    r  ■:>  t-^-t  scandala  E\'3ngelium  Christi  cot 


75 


temtui  darent,  ncque  tantus  esset  ubique  queri 
bonis  et  legitimis,  qui  per  impensam  istorum  malorum  cluviem 
calumniis  premuntur,  suus  et  locus  et  honor  habcretur ;  pietas  uberius 
in  animis  auditorum  propagaretur ;  Deus  sacrumque  Jesu  l  hiisti 
ETangelium  merito  honore  afficeretur,  quippe  metu  rcpuisac  rnali 
iflstnicti  sibique  non  satis  conscii  abstinerent  ministerio,  i|ui  ver» 
esfent  petituri.  majore  opera,  fide  et  diligentia  mitterentui,  ut  eu, 
quod  postuiarent,  munere  digni  exterorum  judicto  compriUirtiitiir 
Jicjue  tandem  in  vinca  Domini  cum  fructu  proximi  et  salute  animnrum, 
recta consdcntia opcrarentur.  Quodsi  putatis,  ut  ad  nosdt-vobis 
ptrfertur,  Ecciesias  nostras  tarn  rudibua  minist  ris 
carere  iion  posse,  nihil  minus  quam  hoc  admittimus: 
Dam  cum  hac  aetate  aurea  diviiia  benignitas  etiam  in  nostin  p:itria 
H;erarum  studia  in  lucem  adduxerit  clariorem,  scholis  recte  con- 
slimtis  non  omnino  caremus,  in  quibus  bona  ingenia  artibus  liiima- 
Dioribus  recte  instituta,  dum  vident  quosdam  ignaros  fucn-.  vestra 
(jpera  cvehi,  offenduntur  et  aversantes  Studium  Theologiae  iiotniR  nd 
Rcmp,  quam  ad  Ecclesiam  se  praeparant  et  conferunt.  AdiKi  etiam, 
quod  Uli  inepti  homines  a  vobis  ordinati,  dum  conditiones  nancisci 
nequeunt,  per  oppida  pagosque  magno  cum  Ecclesiae  deiiL-curc  et 
sc.indalo  gregatim  discurrunt,  et  testiiionia  a  vobis  accepta  vulgu 
ostentantes  risui  exponunt  et  tum  vobis  ordinantibus,  tum  .aliis; 
cultioribus  a  vobis  ordinatis  contemtum  ingentem  pariunt.  ^cJ  jam 
oimium  progressus  sum  et  modum  epistolae  ferme  transgrcsMi'-,  dum 
animi  mei  dolorem  exponere  ac  remedium  aüquod  huic  malo  .ipud 
vos  invenire  studeo.  Aequifacite  v:a.ppr,Qi(xv  meam,  qua  hie  ui"i,  si>lii 
publici  boni  amore.  Fidem  testor  et  conscientiam  me  non  alm  Iml-c 
scribere  fine.  quam  ut,  quoad  ejus  fieri  possit,  error  ille  cnirijjahir 
ulque  ii,  qui  deinceps  ex  nostra  patria  a  vobis  ordinationeni  [leiituri 
smt  (parant  autem  in  dies,  ut  inteiligo,  aliquot  luiie 
briores  ad  vos  eo  nomine  profectionem)  diligentiu-  i^vniiii- 
nentur.  indigni  ministerio  repulsam  patiantur,  digni  vero  .1  n'hIüs 
promoveantur,  ut  a  peste  malorum  Ecciesiac  nostrae  per  \i'-.  \imJi- 
centur.  pietati  et  verbo  Dei  suus  honor  reslituatur.  salus  anitiininin 
augeatur  atque  ad  extremum  Deus  communi  pioque  coii'-iri'^ii  a 
niibis  rate  invocetnr,  laudetur,  praedicetur.  Valete  feliciiiT.  viri 
Reverendi  et  clarissimi.  —  Gitczinae  Bohemorum  etc.  [Datnni  ft^hlt 
leider.] 


76 


Anlage  IL 

Anno  1583. 

Ch.istophorus  Regulus  Laubcnsfs  Lnsatius.  natus  anc-  l'^ 
undccmo  die  mensis  Julii.  parcnte  Martino  Renale  tonpcrc  ca- 
morum  doctissimorumque  vironim.  D.  Philippi;j,Aaiuus  Beerh. 
tomeran.  Georgii  Majoris.  sacrosanctac  Theologe  Doct^rr 
aliorum  fquos  taceo^  ministerio  Ecclcsiac  inau.^^ratac.  pa5t.:.e  ■ 
n  Gcsdorf.  Schre.bershof  et  Rengersdorf.  Lnsatiae  pagTscb  .• 
Harone  WUhalmo  Hofkirchio)  Austriae.  educatns  in  Schola  r  - 
Laubano  Lusatiae  et  Schrattenthal  oppido  Austriac.  simul  inf.;:  . 

cum  i'*  T""  ^^^"^^^  ""'■•"^''^^  "^"'  »•  ^I^^o  Tabumo  Re. 
cum  c..lle,Ms  ,,Georgio  Helmrico.  Casparo,    Kiefero.    George  kr.. 

aulo  Jun,.,o     Zachariae  Bartsch.    Magistris)    in    illustre  6vm.> 

C.otber,an,  Nlesiae  erudiendus  traditus  sum.  Hie  fundamenta  h: : 

ViL  "1""'"  ""■•  •'''°''"°  P""^'  ^'^^^'>-  -"™Ptibus  des-r. 
M^r..?  '"""  ""'•  I^^^'^*"«?^"'"  functionem  apad  Cacsa« 
MaeMat.s   armorum    custodem    (cujus    f.lium    informavi)     Zachaj 

An  '"7  '""""' ^  '''^"■^''"'^-^  P"^^"^  subRectore  (tum  tc:r.r.i 
•n    !    r'  hras.^cano.  Juris  u.nusque  Doctore.  adii:    studiorun,"« 

r.X  T;      '""'  "^'"  -nimadvertens  (rehgionis  enim   xnutatio  t: 

."',•"*'"'   '"^'   "'^^"^"*   P"^"^«  •"  Academia    saev.e 
l-u«     .„eras   ad   a,n:,em   Ma^istrum  Georgium   Schregsme. 

l;^T:;:r    ^''^'■•^^"  ^'>-^-^'^    >-^   <^=^^one  Baronis   Friderici  Hofn.z. 

[,^.   ..  \  '"^"-    P*^^ ns   promoüonem ;    (1578)    ofn.  •• 

-  .    4:>..:   scs*   ivcri^e  :.:uni   onercbat   et    ad   se   vocabat.    F: 

.^„.,       ,         -■    ^-™   -»««e   n.%ndunfi    tanto    munere  d- 

^\.,,.    .  '^-^    ~*    -•^er.n-om    la    sua    disciplina    foveh 

vv.'-;    .-».-..      V  .        ^  ^        "^■era.iDus.    nee  non   Theok- 

!  ,  -  .    "v    ■"  V  \  "^  -"'^"^ --*  '-"^  T::. niae  Hausteno.  CaroÜ  Arci 

::r:  v':'"^'^-   ^^^-'^^^•-'    «  >^'^-^^^-^*  H^^mbercrert,.  hnfc  Theoloc::^ 

,.  .,  ,^  -  '•^-*  -  -^  UnevuiB.  btA-nae  Metron  ' 

l\<t.K    l  ^  s*.,^  '-  ,  ^...  :  *^     ^^^^     "^^  "^  provchenJ 


-   -vV'^.M 


77 

.'bat  (1581),   tum   aßinfs   mcus   eo   quoque  (singulari  Providentia 

factum   esse   dixerim)    venicbat,    a   Christophoro    Teufe nbachio 

ne   in  Moraviam  vocatus;  petebat  (affinis),  ut  sese  in  Moraviam 

.tarer  vel  rcligionis,  vel  conditionis  spectandae  causa.  Comitabar. 

n   pastorem  et  superattendcntem  ecclesiariim  istius  loci  (nimirum 

esiae  Dürtiholcianae,  Neosidllanae  et  Frölichdorfianae]  eligelatur ; 

,    (quod   antea   non    potuerat)    hie   perficiebat   et   qiiia  Diacomis 

isto    loco   moriebatur,    Generosus   Christophorus  Teufenbacliiiis 

j,    de  aetate   mea  cogitans   inaugurationem   ministerii  permittere 

bat;    sed    annum,    quo    mea    opera    Ecclesia    Dürnholcensis    et 

isidliana  (1582)   (cum  non  idoneus  ad  manum  esset)    frui   posset. 

tus  etiam  concedebat,  Semestri  vix  dilapso  conditiones  tres  mihi 

rebantur,  binac  Ecclesiasticac,   tertia  paedagogica,  prior  Badenae 

itriae,    a   patrono   singulari,   Gcorgio  Cotlcro,    cive   et   mercatore 

is  Vienensis,  posteriores  Evantzizii,  Ecciesiastica  per  affinem  (cum 

:  Franziscus,    comes  de  Tum,   senior,   nomine   Baronum,    qui    liic 

am  operam  expetebant,  egerat),    Paedagogica  per  A.  Joachimum 

lium,   pastorem  Mislicium ;  hanc  affinis  recipere  suadebat;  Barones 

m    duo  juniores  Mislicio  Argentoratum   adire   constituerant.    Sed 

D  fato  prohibiti  nescio  iter  recusarunt.  Affinis  itaque  apud  Genero- 

n  de  response  Jnstabat   (ipsum  enim  semestri  ante  anni  finem  de 

icono    idoneo   laborare    oportebat)    et    dimissionem    mei    petebat ; 

llum    responsum    semestri    toto    dabatur:    Interea    vero    Ecclesia 

Store  orbabatur,  Mox  Generoso  statum  Ecciesiac  aperui.    messem 

agnam,  operarium  nullum  conquestus;  tum  munus  docendi  mihi  in 

roque  templo  demandavit.  Anno  nedum  transacto  apud  praefectum 

eis  Georgium  Closium   absente  Barone   instabam  et  an  certo  mihi 

ire  cupiebam.  Dilationem  usque  ad  reditum  Generosi  pelebat.  Tum 

enerosus  mihi  peregrinationem  ad  sesquiannum  vel  etiam  biennium 

jsdpiendam  suadebat,  in  qua  promotionem  ad  graduni  et  ministerii 

litiationem  quaererem.    (1583)  Itaque  ordinationem  a  Reverendo  et 

irnatissimo    viro,   Domino  Magistro  Wolfgango  Amiingo   in    ducatu 

Vnhaldino   superattendente   suscepi.    Polliceor  autem,   me  adjuvante 

jpiritus  divini  gratia  talem  fidem  in  pascendo   grcge  mihi  commisso 

idhibiturum.    qualcm    D.  Paulus   a   ministro   Ecclesiae  vigilantissimo 

-cquirit.     eamquc    honesta    et    innocenti    vita,    quoad    vbcero,    con- 

ürmabo.    —    Servestae    decimo    septimo    Januarii    Anno    miltesimo 

ijuingcntesimo  octuagesimo  tertio. 


78 

Christe  piis  adsis  clemcns  successibus  oro: 
Dirige  tu  ceptum,  perficc  solus  iter. 

Discedam  salvus,  fac  incoliimisquc  revertar: 
Da  longo  pascam  tempore  pastor  oves. 

Frigida  da  renovet  sacrum  quod  pectora  Flamen: 
Ignis  succendat  jpsc  calore  sui. 

Anlage  III. 

Alphabetisches    Verzeichniss    der    in    XI    und    XU    v 
kommenden  Pastoren. 

Anmerknng.   Uie  mit  *  Bezeichneten  Kind  nicht  in  Zerbst  ordioirl    und  Vnmi 
nur  als  Nebenpersonen  vor. 

Adamides*,  Wenceslaus  — ,  Neo-Colinus.   Diaconus   Kutteber:;; 

XII,  35.  —  19.  Oct.   1604  unterschreibt  er  die  Empfehlung  I 

Andr.  Jacobides  Policenus  mit  Anderen. 
Alexius,  Simon  — ,  Svinczanus  Boemus  —  ,Ad  mtnisterium  KccI 

siiffragiis  Presbyterii  Kuttebergensis  et  in  Diaconum  et  Colleg; 

Dni  Archipresbyteri   in    ea    Urbe  Venceslai  Stephani  Thermt 

adscilLS.*   Ord.  7.  Sept.  1606.  XII.  60a. 
Aulaeander,    M.    Paulus    — ,    patria    Nissenus    natione    Silesii 

jVocatus   sum    ad   obeundem   munus  Pastoris  in   Ecclesia  S« 

fensi,    quae  inter  Bohemos   colligitur  in   ditione   Inclytorum 

Generosorum   Baronum   a  Waldstein.   Dominorum   Amome 

Meletinae.«  Ord.  20.  Oct.  1586.  XI,  27. 
Bergerii.s*,  Martinus  — ,  Dresdensis  v,  d,  apud  Aedem  D.  Geor^ 

Empfiehlt    mit   Anderen   den  Joh.   Sswiha   d.  d.  Guttember^ 

22.  Sept.  slylo  Gregoriano  A.  D.   1603. 
Bernhart*,    Elias   — ,   Wodnianus,   min.   Christi    et    Ecciac   Ne 

komiensis,   unterschreibt    mit    Anderen,    Ostrow,    Marchionat 

Moraviae,  Cal.  Oct.  A.  D.  1606  f.  Jonas  Sartorius.  XII,  63  ui 

Ostrovii  ipsa  die  Epiphaniorum  Dni  Ao  1602  f,  Elias  Zwalingii 

wobei  er  sich  nennt  min.  Christi  et  Ecclae  in  oppido  Bogkow-it 

XII,   18  a. 
Brassica,  Johannes  — ,  Silesius,  Glogoviae  inferiori  natus,    V(k. 

pastore  in  Civitate  Wisovicz   et   senatu    iUius   ad   sacrosanctui 

Ecclae  munus  (in  Marchionatu  Moravico).  Ord,  12.  Oct.  sub.  lö« 

XI.  70. 


J 


runczvicius*.  Andreas  — .  Vor  1593  Pastor  in  civjtate  Boemiae 
Miletina  dicta  und  später  in  oppido  Holicio.  Vater  des  Folgenden. 
XI,   63. 
runczvicius,  Venceslaus  — ,  in  civ.  D.  Miletina  d.  natus.  —  In 
Oiaconum   Parentis   legitime   electus.    Ord,    11,  Oct.  Jub.   1593. 
XI,  63. 
ampanus*,  Joannes  — ,  Zluticenus,  M.V.D. empfiehlt  mit  Anderen 
den    Emericus   Polonius    s.   d.  Guttebergae   in    Boemia  die   ult. 
Sept.  A.  1608.  XII,  88. 
apkonius*,  Johannes  — ,  Richnovinus,  minister  Herzmano  Micste- 
censium  unterschrieben:  Datae  in  oppidulo  Chraustonicensium  in 
Regno  Boemiae  28.  Oct,  Ao  novissimi  temporis  1608  mit  Anderen 
f.   Tobias  Nezorinus  und  Andreas  Zahorsky.  XII,  89a. 
ardus,  Wenceslaus  ^,  Trebicensis,    natus  Trebicii  Moravorum  in 
dittone  Dni  D.  Smil   Osowsky  de  Daubrawic.   Ab  Archidecano 
Wenc.    Stcphano    et   Senatu    Reipubl.   Guttembergensi    in    Dia- 
conum  rcccptus.  Ord.  4.  Mai  1603.  XII.  25. 
lapkowsky*,  Vencesilaus — ,   Min.    Ecclae  Dei   Pitynii   empfiehlt 
mit  Anderen  unter  dem  Datum  Ostrow,  Epiph.  1602  den  Elias 
Zwalingius.  XII.  18  a. 
;hristophori*,  Johannes — ,  Misenus,  Pastor  Ecclae  Traoniccnsis. 
Unterschreibt    mit  Anderen   .Datae  Slucü   in  Bojemia   c  Domo 
Parocciali  ipsa  die  Tra nsfigu ratio nis  D.  N.  I.  C.  Anno  rccuperatae 
Salutis  a  Christo  Jesu   1598.'  Georgius  Labtni.  XI,  123a. 
'hytraeus*,    Matthias   — ,  Min.    v.   beruft   mit   den    reliquis   con- 
fratribus  et  Senioribus,   qui  ad    districtum  Brenensem    pertinent 
1597.  Daniel  VojaciuB  XII.  103. 
Tolerus,  Jeremias  — ,  Guraviensis  Silesius.  A  generöse  et  magnifico 
Dno  Georgio  a  Schonaich,    Libero   Barone   in   Bcuthcn,    Carlat 
et  Milcau  etc.  ad  doccndum  domi  praeter  aulicam  ctiam  Caro- 
latesem  Ecciesiam.  Ürd.  13./23,  Jan.  1605.  XII,  35  a. 
i^orvinus*,  I^dislaus — ,  Senior  und  min.  verbi  divini  in  Moravia 
beruft  mit  Anderen  Barth,  Javorsky  zum  Pfarramt  1597.  XII,  103  a. 
Cubinius,  Johannes  — ,    Ticschinii   Boemiae   pago   natus,   saepius 
etiam   a   patris   patria  Cerequicenus   nuncupatus.  A.  R,  viro  D. 
Andrea   Sfwiha   Pisceno    Ecclae  Dei   in   oppido  Dobrovecio   et 
Senatu  loci   illius  ad   s.  Ecclae  ministerium  honeste  et  legitime 
vocatus.  Ord,  7.  Sept.  1595.  XI,  68. 


80 

Czaban*,  Matthaeus — ,  Mitcinenus  Pannonii  ad  aedem  altam Gutem 
berg  Diaconns.  Empfiehlt  mit  Anderen  den  Job.  Gregoriis 
Kuttemberga  Boemonim  6.  Apr.  1606. 

Özeykowsky,  Georgias — ,  Chlumecenus  Bohemus  (Patre  Czcyka 
A  venerabili  Sene,  Georgio  Dikasto  Mirzkowino,  Kcciae  Prosta 
nensis  apud  Moravos  Decano  ad  officium  Diaconatus  Busdnenden 
legitime  vocatus.  Ord.  16   Julii  1608.  XII,  85  a. 

Daubravius*,  Johannes  — ,  Nymburgenus.  Min.  eccl.  oppidiZclü 
nicii.  Empfiehlt  d.  d.  Gitzinae  e  domo  paroeciali  8  Juni  15.*' 
m.  A.  den  Matthias  Radda.  XI,  121. 

Dicastus*.  Georgias  — ,  Mirzkovinus  Ecclesiastes  in  Gitschin  beni 
zusammen  mit  dem  Senat  und  der  Stadt  Gitschin  den  GaKui 
Phaeton  zum  Diaconus  daselbst.  Oct.  1592.  XI,  50.  Bcfürwortö 
8.  Juni  1598  als  min.  Eccl.  apud  Gitczinenus  die  Ordination  de 
Matthias  Radda  XI.  121.  Schreibt  in  Gitschin  (Datum  unbekannl 
als  Decan  und  Pastor  Ecclae  Gitschinensis  eine  Epistola  ^': 
Theologos  Vittebcrgcnses  (XI,  135).  Beruft  Georgius  Czeykowslq 
Juli  1608  als  Decanus  Ecclae  Prostanensis  zum  Diaconat.  XU 
85  a. 

Fabri.  Tobias  — .  Krcnovinus  Pannonius,  natus  in  ditione  Magnific 
Dni  Nicolai  Turzo  in  pago  Krenovec.  Nossisslaviam  vocatus  \ 
Jacobo  Zamozio  Decano  ut  Diaconus  essem  apud  eum.  O 
30.  Maji  1607.  XH.  67, 

Fabricides*,  Vitus  --,  minister  vcrbi  Dd  in  arce  Kystra  et  Tocic 
delicz.  beruft  im  Ck:t  1607  in  Gemeinschaft  mit  dem  Hern 
Collator  den  Venccdaos  Georgides  (Kuchinka)  zum  Coadjutor 
XII.  77  a. 

Fussel  ius.  Martin us — .  Goriicios.  Pastor  Qadensis.  Ord.  24.  Auf, 
lo^ä.  XI,  46  a. 

Galli*,  Mtus  — ,  Xetoliccnus,  min.  verbi  apud  Badclovicenscs  in 
Mv^avia.  Emptidilt  mit  den  Kuttenbcrgem  zusammen  des 
Jt>hAnne$  Ssw-iha  unter  dem  Datum  »Guttembergae  22.  Septem 
bris  $tv:cv  Grt^^oriano  A.  D.  1603V  XII.  30. 

Galli'^.  XI.  Mjurtinus — •  GenH>\iccnas,  Slanae  Decanus  schreibt  fe 
O^v^iis  Labini  ^Slaoae  Boemonun  6.  Augusti  1598*.  XI,  12*^ 

Grecorio:«^  U>hjtnnes  — »  Hraifeccmis.  Ab  Archidecano  Veoc 
Stct^hanx^  et  Senatu  RdpubL  Gutembergensb  ad  Diaconatn^ 
V  r-^vSuai  tocAtxis.  vVL  Domin.  Palm.  13.  33.  Apr.  1606.  XU.  4^^ 


81 

Empfiehlt  mit  Anderen  als  ,aä  aedem  altam  Diaconus*  am 
7.  Mai  1608  den  Zach.  Ncchwatalius.  XII,  84a. 

ortulus*,  Johannes  — ,  Wodnianus,  pastor  Ecclae  Ccreqcensis 
unterschreibt  mit  drei  Anderen  ,Datae  Clucii  in  Boiemia  e 
Domo  Paroeciali  ipsa  die  Transfigurationis  D.  N.  J.  C.  Ao  1598*. 
für  Georgium  Labini.  XI,  123  a. 

rabaeus,  Jacobus  — ,  Dobrssinus  Bohemus.  Empfohlen  a  scnatu 
Hradeccnsi  eis  Albim  literis  patentibus  ad  omnes  omnium  Aca- 
demiarium  Professores  Thcologiae  üpectantibus  a  Georgio  Di- 
casto ....  nominatim  ad  ill.  Gymn.  Servestanum.  Ord.  Iß.  Sept. 

1605.  xir,  41. 

[ubati  s.  Labini. 

lusselius*,  Albertus — ,  Pastor,  oppidi  Prividiac  [in  Pannonia) 
beruft  den  Matthias  Radda  ad  scholae  gubernacula.  .\I,  120. 

acobides,  Andreas — ,  Policenus.  Ad  ministerium  Ecc les last i cum 
subeundem  Gutnam  per  Dnm  Archidccanum  ejusdem  Ecclae 
vocatns  et  ab  eodem  pro  Diacono  receptus.  Ord,  Novbr.  1604. 
XII,  33  a. 

avorsky,  Bartholomaeus  — ,  in  pago  Bohemiac  Javorska  dicto 
natus.  jMoraviam  legitime  vocatus  officium  Cantoris  in  oppido 
Brtnjcz,  quam  in  templo,  tarn  in  informanda  juventutc  per  bten- 
nium  sustinui,  donec  a  Rev.  D.  Ladislao  Corvino  caeterisque 
S.  Scnioribus  Ministris  verbi  Dci  in  Moravia  vocatus  Servestam  . , 
veni*  Ord.  1597  (Datum  fehlt).  XI,  103  a. 

oannides,  Daniel  — ,  Kuttembergenus.  Ad  ministerium  Ecclae 
Kuttembergensis  vocatus  et  in  Diaconum  Archypresbyteri  in  ea 
civitate.  Ord.  Dom.  Miseric.  Dni  1607.  XII,  64a. 

oannides*,  Petrus  — ,  Kosseticenus,  pastor  Ecclae  ad  aedem 
Namet  dictam.  Vater  des  Vorigen,  XII,  64  a. 

tolnicky,  Magister  Simeon  — ,  Pragenus.  ,In  Diaconum  Gitczi- 
nensibus  me  sponte  et  libere  obtuli.*  Ord.  3./13.  Apr.  1596. 
XI.  73.  Empfiehlt  Matthias  Radda  8,  Juni  1598  (Gitzinae)  als 
Ecclae  Christi  Veterovelissi  minister,  XI,  121,  Mpd  den  Jac. 
Hrabaeus  Gitschinae  15.  Sept.  1605  als  M.  S.  K.  a  Rosicz  EccI. 
Veterovelissii  Pastor. 

Komlsky*,  Alexander  — ,  Min.  Ecclae  Novodillae.  Schreibt  für  Elias 
Zwalingius  zusammen  mit  den  .Ministris  verbi  Dei  et  Sacra- 
mentonim  sub  ditione  Baronis  Joannis  Theodori  a  Kunowic,  Dni 

iih.buch  da  Pmieitiuiliipiiii  IB97.  H.  I  ii.  It.  R 


«2 


in  Ostrow.  Liika  et  nova  Swctlow*.  Ostrovii  t| 

onim  D.  A.  160a.  XII.  18  a. 
Kuchjnka,  Venccsl aus  Georgides  — ,  Humpoleczen 

jiitor   ministri    vert>i  Dei   in  Arce   Kystra   et 

11.  Oct.   1607.  XII.  77  a. 
Kuchjnka",    Georgius   Humpoleczenus,    Pastor   i 

des  Vorigen.  XII,  77  a.  ,Decanus,  piae  memoi 

noviccnsis'  genannt.  XII,  75  a. 
Labini,   Georgius  — ,  Kodensis  in   civitate  Silesic 

Chrastecii    ad    ss.    min.   voc.    Ord.   6.   Aug. 

,NB.    Hubn    Polonice    os.    seu   labium    signat. 

Georgium  illum  cognominavit  depositor  Prager 

cognomcn  erat  Hubato.  Sic  en im  Georgius  ilU 

Anna,  Amling's. 
Lhotsky*,  Georgius—,  Diaconus  ad  D.  Jacobi. 

Wenc.  Cardus   d.  d.  Kuttembei^ae   Boemonir 

juxta  styluni  novum  A.  D.   1603.   XII,  26;    et 

Sswiha  22.  Sept.  16U3. 
Lossius,  Matthaeus  — .  Chemnicensis,  natione  M 

vocatus  üd  munus  docendi  in  Eccta  Suburbit. 

nähere  Angabe).  XI.  66. 
Lowcanus*.  Joannes — ,  Pannonius.  ,Ad  Domir 

Anni  1582  convocantur  omncs  Scm'orcs  et  noi 

et  in  coetu  fretjuenti  Ecclae  Hunno-Brodanae  < 

precibus,  pÜs  admonitionibus  et  cum  devotis  si 

[sc.  dem  Lowcanus   und    zwei  Anderen]  impo 
Lucae*.    Joannes  — ,  Nepomucenus.   verbi   divini 

schreibt  Kuttemberga  Bocmorum  1.  Sept.  1606  I 

XII.   60. 
Macliaonius,  Simon — ,  Cuttembergcnus.   ,Ad  rr 

Roznensis  vocatus'.  Ord.  30.  Aug.   1607.  XII 
Mallobi  cetius*.  Martinus — ,  Pannonius.  Mit  Loi 

ordinirt.  XII.  20. 
M and eli US,  Wolfgangus  — .  .aWolfgango  Mandeli 

cive  Chremiphanensi  (,von  Chremsmünster'l  ii 

gcnitus'.   In  Diaconatum  in  tcmplo  Bartholon 

vocatus.  Ord.   10,  Aug.  stilo  novo  1603.  3 


03.  3^ 


83 

athaeides*,  Venceslaus — ,  NetoHcenus,  Minister  Ecclae  Trebo- 
nensis.  Unterschreibt  f.  Joannes  Sswiha  Guttcmbergae  22.  Sept. 
1603.  XII,  30. 

azancius*,  Procopius  — ,  Bojemus.  Mit  Matlobicenus  u.  Lowcanus 
1582  zu  Hunno-Brod  ordinirt.  XII,  20. 

elissaeus,  M.  Wenccslaus — ,  Lunaeus.  .Vocatiis  ad  min.  Ecclae 
sufTragüs  Prcsbytcrii  Kuttebergensis  et  in  Diaconum  et  Collegam 
Dni  Archypresbyteri  in  ea  urbe,  Wenc.  Stephani  Thermcni  ad- 
scitus.*  Ord.  26.  Maji  Juliani  A.  1605.  XII,  30a.  Unterschreibt 
für  Job.  Gregorius  Kuttenberga  6.  Apr.  1606.  XII,  47. 
elissaeus*,  Wenceslaus — ,  Krtenus,  Ecciesiae  Lunensis  olim  et 
postca  Dubensis  pastor.  Vater  des  Vorigen.  XII,  36  a. 

ütis*,  Vencesilaus  — ,  Lypanus,  Minister  Ecclae  Reginae  Hradecü, 
ennpfiehlt  Tobias  Nczorinus  ,Datae  in  oppidulo  Cliraustonicensium 
in   Rcgno  Boemiae  28.  Oct.  1608'.  XII,  89  a. 

tolitoris*,  Paulus  — ,  Turnowinus,  Diaconus  Kutteberg ac  empfiehlt 
6.   Nonas  Maji  1605  Joannes  Selinius.  XII,  38. 

lollerus,  David — ,  Suebosiensi.*;  Silesius.  —  A  nobilissima  vidua 
nomine  Anna  Cummericana  vocatus,  ,ut  in  pago  Zuberiano 
gregem  Christi  pascam*.  Im  Vocationsschreiben  unterzeichnet 
Anna  Schindelin,  Sic  war  Witwe  des  Hans  von  Kregwiz  auf 
Kummernick,  Zubern  und  Kutelaw.  Ord.  26.  Aug.  1593.  XI,  62. 

lollerus*,  Georgius  — ,  Freistadiensis,  pastor  Ecclae  Herrndorfianac. 
Vater  des  Vorigen.  XI,  62. 

iechwatalius,  Zacharias  — ,  Brtnicenus  Marcomannus.  A  pres- 
byterio  celebris  Ecclae  Kuttembergensis  vocatus  et  in  Diaconum 
et  Collegam  Dni  Archidecani  Thermen!  adscitus.  Ord.  17.  Maji 
1608.  XII,  85.  Unterzeichnet  für  Vene.  Nicolaides  Cheynovius 
als  Diaconus  ad  aedem  Jacobaeam  Kuttemberga  Boemorum 
21.  Apr.  1609.  XII,  91a. 

*i'ezorinus,  Thobias  — ,  Reginae  Hradecenus,  Bociraus.  Ad  mini- 
sterium  Ecciae  Dei  Herzmano  Mestecensium  vocatus.  Ord.  31.  Oct. 
1608.  XII,  90  a. 

Sicolai des,  Vencesilaus  — ,  CheynovinusBoemus  ArchidecanoVenc. 
Stephane  Thermeno  adjunctus.  Ord.  23.  April   1609.  XII,  92a. 

Sicolaides*,  Johannes — ,  Czaslavinus,  Pastor  Ecclae  Zlebensium. 
Vater  des  Vorigen.  XII,  92  a. 

6» 


84 


Nisetius*,  Gregorius  — ,  Lithomißlenus,  Minister  Pardubiccnäun: 
Unterschreibt  in  oppidulo  Chraustonicensium  28.  Oct.  1608  fi; 
Tob.  Nezorinus.  XII,  89  a. 

Obsopaeus*,  Cyriacus — ,  Pastor  in  Warallium  in  Ungarn,  biete 
dem  Wolfg.  Mandelius  eine  Cantorstelle  an.  XII,  26  a. 

Okrutsky*,  Stephanus junior  — ,  Minister  Christi  Pozlowicü  empfiehi 
mit  Anderen  Ostrovii  dieEpiph.  1602  den  Elias  Zwalingius.  XII,  1 S  a 

Parlagi*,  Joannes  — ,  Minister  et  Concionator  Ecciae  Derflen«^i 
unterschreibt  zu  Ostrovium  6.  Jan.  1602  mit  Anderen  für  Elia 
Zwalingius.  XII,  18  a. 

Pessinus*,  Cyprianus — ,  Zatecenus, Diaconus  ad  D.  Jacobi  empfiehl 
den  Wenz.  Cardus,  Kuttembergae  VI  Nonas  Maji  1603  (XII,  2b\ 
den  Joh.  Sswiha  22.  Sept.  1603  (XII.  30),  den  Andr.  Jacobide 
9.  Oct.  1604  (XII,  35),  den  Werte.  Melissaeus  6  Nonas  Maji  I6(«i 
(XII,  38),  den  Joannes  Selinius  12.  Junii  1605  (XII,  40),  dci 
Joannes  Gregorii  6.  April  1506  (XII,  47),  den  Simon  Alex:u 
1.  Sept.  1606  (XII,  60),  den  Daniel  Joannides  18.  April  U)«' 
(XII,  64  a),  den  Zach.  Nechwatalius  7.  Mai  1608  (XII,  84  a)  um 
den  Em.  Polonius  30.  Sept.  1608  (XII,  87a). 

Phaeton,  Gallus  — ,  in  pago  Bohemiae  Salana  dicto  natus.  Suas 
Georgii  Dicasti  Mirzkovini  Ecclesiastae  consensu  et  approbatior 
unanimi  senatus  et  oppidi  Gitschinensis  in  Diaconum  legitimj 
electus.  Ord.  Oct.  1592  (XI,  50).  Unterschreibt  für  Matthias  Radd 
8.  Juni  1598  Gitzinae  als  Minister  Ecciae  Veterobidzovii  (XI,  121' 
für  Wenc.  Cardus  Kuttembergae  als  Pastor  ad  D.  Barbarai 
VI  Nonas  Maji  1603  (XII,  26);  für  Joannes  Sswiha  1603  an 
22.  Sept.  als  apud  D.  Barbarae  (XII,  38);  für  Joannes  Seliniu 
12.  Juni  1605  (XII,  40);  für  Joh.  Gregorii  6.  April  1606  (Xn.4: 
für  Simon  Alexius  1.  Sept.  1606  (XII,  60);  für  Zach.  Ncchwa 
talius  7.  Mai  1608  (XII,  84  a);  iiir  Georgius  Czeykowsky  3.Jul 
1608  (XII.  86  a);  für  Emerich  Polonius  30.  Sept.  1608  (XII,  8> 
endlich  für  Vene.  Nicolaides  21.  April  1609  (XII,  91a). 

Polonius,  Emerius  — ,  Sentpetro-Turocenus  Pannonius  Pastor  a( 
Aedem  Barbarae  Guttebergae  et  in  Diaconum  Dni  Gallo  Phaetont 
adjunctus.  Ord.  3.  Oct.  1608.  XII,  88  a.  Empfiehlt  Vene.  Nicola 
ides  21.  Apr.  1609  (XII,  91a). 

Predmerita*,  Stephanus — ,  Minister  Ecciae  Pozloviensis.  SchrciH 
für  Jonas  Sartorius,  Ostrow  Cal.  Oct.  1606.  XII,  63. 


85 

hadda,  Matthias  — ,  natus  in  oppido  Bohemiae  Chrast.  A  Scn.itu 
Gitzincnsi  in  Bohemia  et  a  Georgio  Dicasto  Ecciae  Christi  ibidem 
pastorc  ad  min.  Ev.  legitime  vocatus.  Ord.  ipso  die  Penteco.'.tes 
aristianac  1598.  XI,   ISJO. 

Rigulus,  Christophorus  — ,  Laubensis,  Lusatius  ratus  ao  \:mY.\. 
Christoff  Freyherr  von  Teufenbach  beruft  ihn  zum  Diaconui^  ;uif 
seiner  Herrschaft  Dürnholz.  Ord.  17.  Jan.   1583.  XI,  7  a. 

Rozslcy,  Nicodemus  — ,  a  Plechova  natione  Bojemus.  Vocatus  .t 
Zatecensi  Eccla  ad  ministerium  Evangelü.  Ord.  24.  Sept,  liIUT 
XII,  73  a. 

Saitorius,  Jonas  — ,  Sanctocrucenus  Pannonius.  in  oppido  (|unU 
Sanctacrux  nuncupatur  sub  ditione  Archiepiscopi  Kutassü  Po-^hdi- 
ensis  natus.  A  Samuele  Virga  Ecciae  Ostroviensis  ministro  luc- 
lante  tunc  cum  adversa  valetudine  ad  officium  Diaconatus  si^sti- 
Dcndum  vocatus.  Ord.  17. ,'27.  Oct.  Ao  redempHonis  Christi.uiae 
1606.  XII,  63. 

Schultzius,  Caspar  — ,  ex  ducatu  Vratislawiensi  Schosnizii  ai.  t;;i 
natus,  patrc  ministro  verbi  divini  ejusdem  nominis.  Ad  mnniH 
docendi  in  Eccla  Nimpkana  a  matrona  Magdalena  ex  nuliili 
Haugwiziorum  familia  nata  domini  Christophori  a  Schindel  in 
Berastadt  et  Nimpkau  relicta  vidua  legitime  vocatus.  Ord. 25.  Imii 
1Ö92.  XI,  43a. 

selinius,  M.Joannes — ,  Zateccnus.  Vocatus  a  Guttebergensi  (nc^- 
byterio.  Ord.  29.  Julü  stylo  antiquo  1605.  XII.  38a. 

Ssniha,  Joannes  — ,  Dobrovicenus.  Ab  Archidecano  Guttembei  .;cn- 
«um,  Venceslao  Stephane  in  Ecciam  vocatus  a  S.  Gallo  Phattun 
min.  ad  D.  Barbarac  in  Diaconum  receptus.  Ord.  2./12.0ct.  l^in;! 
XII,  28. 

iha*,  Andreas  — ,  Piscenus,  officium  pastoris  in  Eccla  Dnhpi- 
vicensium  sustinuit.  Vater  des  Vorigen.  XII,  28.  Joh.  Lubiniu-; 
nird  laut  XI,  68  ab  Andrea  Sswiha  Pisceno  Ecciae  DcJ  in 
oppido  Dobroveciro  et  Senatu  illius  loci  ad  sacrosanctum  En:lae 
I      rninisterium  vocatus  1595.  XI,  68. 

iStirky*,  Nicodemus  — ,  minister  Ecciae  Clycii  XI,  123a  und  Stnidr. 
XI,  123  unterschrieben  bei  Berufung  von  Georgius  Labini  ii;icli 
Chrastecium, 

Stephan  US,  Daniel  — ,  Drumensis,  natus  Drumae  Bohemorum,   '  'r-l. 
,      24.  Aug.   1606  f.  Eccla  Neostudenecensis  XII.  58  a. 


86 

Stcphanus*,  David  — ,  Pastor  Ecclae  Drumensis  in  ditioneHearid 
Malzani  a  Watumbeck,  1606  erwähnt  als  verstorben.  Vater  de< 
Vorigen.  XII,  58  a. 

Stcphanus*,  Vencesilaus  — ,  Teplicenus  XII,  25,  sonst  immer 
Thermenus  (einmal  Thermensis),  Archidecanus  (Archipresb>^er . 
Statt  Stephan  US  oder  Stephani  steht  auch  einmal  Stephanidc>. 
Er  unterschreibt  in  erster  Linie  alle  Empfehlungsschreiben,  die 
von  Kuttenberg  ausgehen,  so  das  für  Wenc.  Cardus  4.  Mai  1603 
(ad  Dr.  Jacobi,  Archid.).  XII,  25 ;  für  Jo.  Sswiha  22.  Sept.  16(j:;. 
XII,  30;  für  Andr.  Jacobides  19.  Oct.  1604,  XII.  35:  für  Wenc. 
Melissaeus  6.  Nonas  Maji  1605  (Archipresbyter  in  Eccla  Kutte- 
bergensis),  XII,  38 ;  für  Jo.  Selinius  (Venceslaus  Stephani  Tber- 
menus,  Archipresbyter  in  ecclesia  K.)  12.  Juni  1605,  XII.  -^K 
für  Joh.  Grcgorii  6.  Apr.  1606,  XII,  47 ;  für  Simon  Alcx:us 
1.  Sept.  1606,  XII,  60 (Archidecanus) ;  fiir Dan. Joannides  18. Ar. 
Iß07,  XII,  64  a  (Archipresbyter) ;  für  Zach.  Nechwatalius  7.  Mai 
1608  (Archidecanus),  XII,  83  a  und  84  a;  für  Georg  Czeykowsky 
3.  Juli  1608,  XII,  86a;  für  Emericus  Polonius  *).  Sept.  IG'^r 
XII,  88  und  88  a;  endlich  für  Vene.  Nicolaides  21.  Apr.  KM 
XII,  91  und  92. 

Stradalius*,  Paulus — ,  Kuttembergenus.  Min.  Ecclae  Dd  Obrizii 
Empfiehlt  Vene.  Kuchjnka,  Obrizü  15.  Julii  1607.  XII.  76. 

Sturmius,  Thomas  — ,  Bohemus;  natus  in  oppido  Wittinga  sub 
ditione  Magnifici  Dni  Wilhelmi  a  Rosenberg.  Ord.  21.  Sept.  159:*. 
XI.  49. 

T ha ndarias, Vencesilaus  — ,  Biloviczenus  Mora\ais.  Ori  ad  doccnj 
munus  in  Eccla  Wesseliana  (in  Marchionatu  Moraviae;  28.  0:t. 
1600.  XII,  7, 

Tilonius*,  Johannes  — ,  , Pfarrer  und  Kirchendiener  am  \V*rt 
allhie*.  ^  Datum  Schneckwitz  in  der  Pfarre  * ,  meil  von  Kystra 
und  Potschedelitz  in  Böhmenden  20.  Augusti  1607.*  Empficha 
in  einem  deutschen  Briefe  «einziger  in  deutscher  Sprache  de 
Vene.  Kuchjnka.  XII,  77, 

Virga'*,  Daniel  —  <auch  Wirga  gesdiTieben'>.  miters<Jireibt  dt: 
Beg^iaubig;ung5bricf  für  Elias  Zwalingius  an  der  Spitze  der  ,M- 
nistri  verbi  Dci  et  Sacramentonim  sub  ditione  Baronis  loanni^ 
Thcodori  a  Kunowic  Dni  in  Ostrow.  Laka  et  nova  S'sret'"«' 
(V  lan.  1602.  XII.  iSa  und  XII.  20.  I 


87 

irga*,    Samuel — ,   verwendet   sich   für  El.  ZwaUngtus  .Hostimio 

18.  Jan.  1602*,  Xll,  21;  1.  Oct.  1606  unterschreibt  er  als  Min. 

Ecciae  Ostroviensis  betr.  den  Jonas  Sartorius.  XII,  63. 
'ojacius,  Daniel — ,  Guttembergenus  Boemns ;  Moraviam  in  oppidum 

Brtnicium  vocatus   ad   sacrosanctissimum   mintsterium  a  Mathia 

Chystraeo   reliquisque    ejus   confratribus   et   Senioribus,   qui  ad 

districtum  Brcncnsem  pcrtinent,  Ord.  Dom.  Cant.  1597.  XI,  103. 
lahorsky,  Andreas — ,  Czaslavius  Boemus.  Vocatus  a  Chraustovi- 

censi  Eccla   et  a  Vene.  Bruncvicio  Miletino   ad   min.  Ev.   Ord. 

31.  Oct.   1608.  Xn.  91. 
^amozius*.  Jacobus — ,  Decanus  in  Nossisslavia,  beruft  den  Tob. 

Fabri  1607.  XII.  67a. 
Iwalingius,  Elias — ,  Mossoviensis  Pannonius.  Mossoviae  in  Comi- 

tatu    Turocensi   sub   ditione   Francisci   Rewaii   de   Reva   natus. 

A  Daniele  Virga  Pastore  Ostrovicnsium  in  Diaconum  receptus. 

Ord.  31,  Jan.  1602.  XII,  17a. 


Böhmische   Flüchtlinge,    unterstützt   von    der   nicdcr- 

ländisch-reformirten  Gemeinde  in  Hamburg-Altona  in 

den  Jahren  1623—1631. 

Von   Crofcssor  Dr.   W.   Sillku   in   Hamburg. 

AU  Herzog  Alba  sich  1567  den  Niederlanden  nur  nähert:, 
flohen  viele  protestantische  Einwohner  derselben  theüs  nach  En^ 
land,  theils  nach  Deutschland.  Dieser  Zuzug  wurde  noch  vermehrt 
als  1585  Antwerpen  vor  Alexander  Farnese  capituUren  musste.  Ein 
Theil  dieser  Flüchtlinge  wandte  sich  nach  Hamburg  und  dem  benach- 
barten Altona,  das  die  Schaumburgischen  Grafen  durch  die  Auf- 
nahme derselben  und  Gewährung  freier  Religionsiibung  zu  heben 
bestrebt  waren.  Hier  durften  sich  die  reformirten  Niederländer  eine 
Kirche  bauen  und  I'rediger  halten,  was  ihnen  in  Hamburg  versagt 
wurde.  Dagegen  halten  viele  Reformirte  ihren  Wohnsitz  in  Ham- 
burg, namentlich  die  an°^eseheneren  Kaufleute  unter  ihnen.  Indesi 
der  Sitz  der  Gemeindeverwaltung  war  Altona.  Ueber  das  I^bcn  in 
dieser  Diasporagenieinde  hat  kürzlich  Prof,  Dr.  Faul  Piper  berichte 
im  VI,  Abschnitte  der  .Geschichte  Altenas  unter  Schaumburgischer 
Herrschaft'  unter  dem  Titel:  ,Die  Reformirten  und  die  MennonitcD 
Altonas*.  Altona.  S.  Harder's  Verlag,    1893,  S.  97,  8». 

Die  Mittheilungen  aus  dem  inneren  Leben  der  Gemeinde  sind 
grössten theils  aus  den  reichhaltigen  Schriften  geschöpft,  diejet^tiin 
Archiv  der  dcutsch-reformirten  Gemeinde  in  Hamburg  aufbewahrt 
werden. 

Selbst  aus  Flüchtlingen  entstanden,  hatte  diese  Hamburj- 
Aitonaer  Gemeinde  ein  warmes  Herz  und  eine  offene  Hand  für  die 
vielen  Flüchtlinge,  die  sich  personlich  und  noch  riftcr  brieflich  an 
ihre  Mildthätigkett  wandten.   Schon  von  Stade  aus.    wo  sich    Kiier5t 


am  Ende  der  Achtziger-Jahre  des  XVI.  Jahrhunderts  eine  belgische 
Gemeinde  unter  einem  Prediger  gebildet  hatte,  zu  der  sich  die 
Rerorinirtcn  Hamburgs  hielten,  waren  ausser  den  eigenen  Armen 
fremde  Nothleidende  unterstützt  worden.  Während  des 
jährigen  Krieges  mehrten  sich  die  Ansprüche,  die  von  Vertriebenen 
der  Pfab-,  aus  Hanau,  Nürnberg,  Frankcnthal  u.  s.  w.  an  die  Altonaer 
gemacht  wurden. 

Ueber  Flüchtlinge  aus  Böhmen  schreibt  Piper  S.  74  das 
Folgende: 

,Von  den  böhmischen  Flüchtlingen  nahm  besonders  der  Obrist 
Gottlob  Bercha,  Bui^graf  von  Praga,  Freiherr  von  der  Daube  und 
Faype,  die  Hülfe  der  Gemeinde  in  Anspruch.  In  seinem  ersten 
Gesuch  vom  8.  August  1629  nimmt  er  fiir  sich  den  Ruhm  in  An- 
spruch, seinem  Gotte  und  seinem  Könige  treu  gedient  xu  liaben. 
Im  Kirch enrechnungsbuch  finden  sich  Beträge  von  löO  Mark 
[2',  Mark^l  Thaler]  (13/5  1623),  sodann  regelmässig  monatlich 
13  Mark  (22/12  1623  ff.  1624.  1625).  Am  8.  Januar  l(i2y  leiht  er 
von  der  Gemeinde  1000  Thaler  und  dankt  16/1  und  25/1  lf)2S  für 
die  Bewilligung.  Am  15.  August  d.  J.  erhält  er  schon  wieder 
m  Thaler,  ebenso  29/1  1629,  aber  am  18.  Sept.  1629  mahnt  man 
ihn,  ^unnötiges  Gesinde  abzuschaffen*. 

,Am  16.  Juli  1629  bitten  auch  die  böhmischen  Flüchtlinge 
aus  Berlin  (gez.  Peter  M,  von  Mülhauscn  und  Wilhehn  Herr  von 
Ruppa)  um  Hülfe:  sie  hätten  in  Treue  bei  ihrer  kön.  Maj  /u  Beheimb 
ausgeharrt,  und  bäten  nun  uno  Hülfe.  Namentlich  wird  darin  Elias 
Czeschin  (sonst  Rosin  von  Jawornik),  des  Königs  zu  Beheimb  Appel- 
iationsrath,  erwähnt,  und  dieser,  sowie  der  Vicekanzler  Ruph  erhält 
am  29.  October  d.  J.  300  Mark.  Ein  böhmischer  Prediger,  Assessor 
des  Königs  von  Böhmen,  Johannes  Roserius,  erhält  am  1.  Sept. 
1625  gleichfalls  30  Mark.  Noch  1631  erhält  der  steinalte  exilierte 
Prediger  Zacharias  Branzwick  zu  Thymen  [Thorn.-]  in  Prsussen 
20  Thaler  und  am  6.  April  bittet  ein  Herr  von  Sclawata  das  Cnn- 
sistorium  [Kirchenvorstand]  dringend  um  Kollektengelder  für  etwa 
2ijO  böhmische  exilierte  Prediger,  die  sich  an  der  polnischen  Grenze 
aufhalten.  Er  selbst  hatte  schon  vorher  (27/7  1631)  f^  Thaler  er- 
halten.* 


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^  \\\\  fiM»  li  mll   Im  der  Cicrichtfchreiber, 
I  it<i   \\\y\   ini«  It  ilti  Mtifallcn, 
\\\\  lhv»M   MutW  lir  (IrnKen  mich, 
Vx\   \\\A\\v\   W\\\\\\  \\\\\\\  hcrtii^lich 

\\'\    >^  "»SS    y^\^v^^    ^»<*'UOI     l  ClUllcn, 


v\ 


I 


91 i^ 


3.  Nun  war  diß  alß  nur  der  Anfang, 
Wie  man  mit  mir  jns  Schlöffe  kam, 
Erfchwarzet  ich  dergftalte 

Vom  lauffen  vndt  vom  herten  Bandt, 

Das  mir  gleich  zu  der  Stundt  der  Sinn  gefchwandt 

Vndt  (ich)  da  nieder  wolt  fallen. 

Da  bfuchtens  mich  vndt  was  fie  dann 

Bei  mir  funden,  (fie)  genomen  han, 

Thäten  mich  gfangen  legen, 

Aber  gleich  an  dem  andern  Tag 

Verhörtens  mich  vndt  war  ir  frag 

Von  meines  Glaubens  wegen. 

4.  Solches  hab  jch  verantworth  klar, 
Wie  das  die  göttlich  Warhait  war. 
Es  war  ir  maistes  Gsange 

Ich  fol  abftehn,  mich  weiffen  lahn. 
Als  ich  des  kainswegs  nit  wolt  than, 
Mueß  ich  wieder  hingan 
In  die  Gfenghnus  dazumall. 
Vber  achtag  mich  abermall 
Sie  fürfüerten  vndt  verhörten, 
Da  ich  in  auch  wolt  volgen  nit, 
Habens  mich  in  Gfenkhnuß  gefchückht 
Vndt  wider  wol  verfpöret. 

5.  Küertzüch,  woU  jn  der  nächften  Woch, 
Habens  mich  wider  gfordret  doch 
Wol  für  den  ganzen  Rathe, 

Der  Richter  hies  meins  Glaubens  Grundt 

Ein  Secten  vnd  ein  Verfiirung, 

Darauf  ich  gantwort  hate, 

Es  fei  die  recht  Gottes  Gemain. 

Dem  Richter  thets  verdrüfflich  fein, 

Er  fprach,  es  fey  zum  Teuffell, 

Soltet  jr  fein  die  Gemain  in  Gott, 

Das  hielt  er  bej  im  für  ein  Spot, 

Ich  fprach,  ich  habs  kein  Zweuffel. 


1 


.■  I 


6.  Recht  will  ich  beharcn  darbej. 

Der  Richter  fprach,  wie  yezundt  fey 

In  ein  Beuöich  (zu)  kommen 

AuD  der  Regierung  von  InfTpruckh, 

Daf  man  wiffen  wöl  dise  Stukh 

In  der  Verhörung  Namen, 

Die  vns  aus  fchückhen  in  die  Landt 

Vndt  auch  die  vnß  beherbrigt  handt. 

Die  fol  ich  in  da  nennen. 

Ich  fprach,  das  ift  nit  nothwendig 

Kein  Artiikhl  des  Glaubens  nit, 

Drumb  thue  ichs  nit  bekennen. 

7.  Aber  vn^Tere  Sendung  zwar 
Betrüefft  der  Menschen  Hail  für  war; 
Sie  zur  Bclifrung  zu  vermanen 

Ift  nit  zu  Yemandt  Schaden  gericht, 

Darauff  der  Richter  zu  mir  fpricht. 

Ich  fol  mein  felbs  verfchonen, 

Sie  miietTen  mich  fonft  an  mein  Leib 

Angreiffen,  das  man  mich  treib. 

Ich  mueß  die  Laidt  anfagen, 

Di  vns  bherbrigt  vnd  Guets  gethann. 

Ich  fprach  daraulT  fie  alle  ann 

Vndt  thct  fie  wider  fragen. 

8.  Lieber  fagt  mir,  wie  Ir  drin  fteet. 
So  einer  aus  euch  felbft  mich  het 
In  feinem  Hauß  behalten. 

Ich  folt  in  yetzt  verrathen  than 

Wurdt  er  es  für  guct  neman  an? 

Sie  bekanten  gleich  baltc 

Das  Kainer  das  wurdt  haben  gern. 

Deft  mer  schlueg  ich  ab  ir  Begeern. 

Der  Richter  zirnt  deswegen 

Ob  ich  einen  eerfamen  Rath  zaich 

Das  es  vor  der  Verraiterey  (!) 

Vndt  thet  wider  anheben 


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9.  Gar  hoch  mich  zu  ermanen  wo! 
Das  ich  mein  felbs  verfchonen  folt 
Emil  wurdt  man  wenden  ane. 
Aber  ich  loffet  jnen  nit, 
Da  habens  mich  in  Gfenkhnuß  gfchükht 
Biß  fie  alle  gcITen  hane. 
Da  kamens  wider  Nachmitag 
Fürten  mich  an  die  ftrenge  frag, 
Ich  löHet  mein  Gwant  aufTe 
Vndt  fezt  mich  gleich  vnder  das  Saill, 
Das  auch  mein  Feinden  Teindt  ein  Thail 
Die  Augen  vber  glauffen. 

10.  Es  henkhedt  mich  der  Scherg  ins  Sali 
Den  er  mueß  auch  helffen  fein  Thaill, 
Ein  grolifen  Stain  fo  fchwere 

Haben  fie  auch  hcrfiir  gericht, 

Der  Richter  wider  zu  mir  fpricht, 

Ich  fol  doch  Tagen  hÖre(!) 

Vndt  meiner  felbs  yezundt  verfchonen, 

Aber  ich  hab  im  Antwort  than, 

Ich  well  es  da  erwarten 

Was  inen  Gott  mit  mir  zu  laft, 

Vm  Vnfchuldt  allein  laidt  ich  daß, 

Gott  werdt  fie  (Iraffen  harte. 

11.  Füellen  hiemit  in  ein  Bedacht 
Giengen  all  von  mir  weg  darnach. 
Ein  Kath  (fie)  gehalten  hane, 

Ich  muefl  am  Sali  hangen  also, 
Allein  ein  Scherg  blieb  bej  mir  da. 
Der  fprach :  Nun  zaig  doch  ane, 
Sie  werden  yetzt  nit  lafTen  nach, 
Biß  sie  dein  L^ib  zerreißen  doch. 
Ich  fprach  obs  da  hin  glengeth, 
So  wil  ich  es  erwarten  than 
Meer  kinen  fie  nit  haben  an. 
Als  was  in  Gott  verhenget. 


94 

12.  Es  fprach  der  Scherg:  biflu  ein  Narr, 
Das  du  meinft  Gott  nem  es  war 
Vndt  werdt  yetzt  daher  fchen. 

Die  Ratsherren  kamen  wider  her. 
Sagten  die  Frau  im  SchlofT  bit  feer, 
Drumb  laflens  sies  gefchehen 
Vndt  wellen  mich  nit  reckhen  lohn, 
Alfo  mueOt  ich  ins  Gfenkhnuß  gon. 
Der  Herr  ins  SchlofT  hinrüte. 
In   die  Regierung  geen   Inßprukh. 
Wie  er  haimb  kam  war  kein  Verzug, 
Kain  Heiß  er  nit  vermithe. 

13.  Nämblich  mir  ihrer  Pfaffen  Schar, 
Die  mueftens  mit  mir  handien  gar 
Wo!  zwen  Tag  an  ein  ander, 

Sie  verfuechten   doch  allerley, 

Aber  vnfer  Gott  iluendt  mir  bey, 

Richten  nichts  alle  fander. 

Der  Herr  in  SchlolT  ziernet  zu  der  Stuendt, 

Sprach  zu  mir  du  verftokhter  Hundt 

Ich  hab  verfuecht   fo  ville 

Vndt  alle  Mittel  mit  dir  braucht 

Wils  fürthin  noch  verfuechen  auch. 

Halt  noch  ein  wenig  ftüellc. 

14.  Grimig  droet  er  mir  darumb, 
Ich  wil  dich  lafTen  fezen  uun 
Wol  auff  ein  Schaitterhauffenn 
Vndt  fehen  wie  du  Gott  allda 
Ein  fchönen  Eer  wirft  fein  alfo. 
Ich  aber  fprach  darauffe, 

Ich  wirts  vmb  Gottes  Warhait  rain 
leiden  vndt  im  kain  Ohneer  fein. 
Darnach  vber  drej  Tage 
Habens  mich  in  feül  Thurn  gelegt, 
Da  ich  kain  Tages  Liecht  mer  hctt, 
Das  machet  mich  nit  zage. 


n 


95 


15.  Kein  Vnderfchaidt  hett  ich  nit  mer 
Wen  es  Tag  oder  Nacht  hie  wer 
Ich  weiß  es  nit  auf  Erden, 

In  difer  hoffen  finftern  Kaich 

Die  Nacht  aber  merkht  ich  nur  gleich, 

Wen  es  kyler  thet  werden. 

Den  bei  Dag  war  es  in  dem  Loch 

So  dinftig  vndt  warmdempfig  doch, 

Es  faulten  an  meim  Leibe 

Meine  Klaider  gleich  alle  gar. 

Das  ich  nunmer  vast  nakhent  war 

Vndt  mir  nichts  vber  bleibe. 

16.  Nur  gleich  hett  ich  ein  grobe  Deckh, 
Wickhlets  vmb  mich  auf  alle  Eckh, 
Doch  thet  ichs  auf  Gott  wagen. 

Die  Pfaidt  am  Leib  zerfauUet  mir  fchon 

Kain  faden  het  ich  mer  daruon 

Ohn  nur  allein  den  Kragen, 

Den  henkhent  ich  hin  an  die  Mauer 

So  groff  war  mein  EUendt  vndt  Trauer 

Allein  Gott  war  mein  Schuze, 

Die  Sone  hab  ich  gefehen  kein  Dritt 

In  anderthalben  Jaren  nit, 

Das  war  das  feindes  Truze. 

17.  Vndt  ich  kundts  nimer  laidten  woU, 
Das  ich  am  Tag  vndt  Luefft  fein  foU, 
Wan  fie  mich  hinauß  brachten 
Vndt  mich  wolten  verhören  lang. 

So  thet  mir  Luefft  vndt  Liecht  fer  bang, 
Da  war  nur  das  mein  Trachten 
Wider  in  finftern  Thum  alfo, 
Wan  ich  drein  kam  war  ich  fo  fro, 
Das  Eelendt  war  mein  Aigen, 
Aber  ich  liets  vmb  Gottes  wil. 
Seiner  Gedult  gab  er  mir  vill 
Thet  mir  Beiftandt  erzeigen. 


•n 


9Ö 

18.  Solchen  Geftankh  ich  auch  bekam. 
Von  der  feullung,  die  ich  ein  nam. 
In  diCer  ßnllern  Keuchen 
Niemands  kunt  bej  mir  bleiben  Hiaiin 
Wan  fie  mich  fiir  gefodert  han, 
Mueftens  wol  hin  dan  waichen, 

Ich  faß  vor  in  jn  meiner  Dekh, 
Die  icli  vmb  mich  wikhlet  alleweg, 
Wen  mich  heten  gefehen 
Die  fromen  aus  der  Gottes  Gemain, 
Wie  maniches  Her«  het  muelVen  wain, 
Ich  liea  alles  gelchehen. 

19.  Lag  alfo  jn  den  dieüTen  Thurn. 

Der  war  vol  Ohn  Zietfer  vnd  Wurm, 
Die  machten  mir  vill  Graufen. 
Alfo  das  ich  vmb  jrentwillen 
Kntlichcn  mueÖ  mein  Haupt  verhillcn 
Ein  lange  Zeit  durch  aufe. 
BiU  das  fyes  gewonet  fein, 
Sie  fralTen  mir  das  Kfl'en  mein. 
Wen  ilc  es  hat!  gefchmekhet, 
Vndt  fo  ichs  nit  veriert  gar  baldt. 
So  kundt:  mir  es  nit  werden  alt, 
Wens  gleich  in  BueiTen  (ich)  ftckhet. 

20.  Ich  het  aber  zum  Vorthail  das, 
Das  mir  kain  ^lall  nicht   vbrtg  was.. 
Ich  wer  denn  krankh  geweiTen. 
Mwi  koili^  micb  mit  Hunger  woU. 
Auf  das  ich  doch  gcnneg  Idden  foU. 
Pii)  niiv-h  Gott  tbet  «r;\.'iTcn. 

IVr  Wimier  \-ndt  Ohn  Zietfers  HautT. 
l*ie  dekhtcQ  mir  mein  Trinkhgfchter  auf 
Vndt  WaTer  n-it  mir  tecben, 
F:S  ich  ein  fchvrcrcD  Stain  bdL^am. 
IVn  bab  tcb  a-.!^  Gfchier  I^oi  tban. 
Th.'l  n-.icb  !\>  *ti  in  rechen. 


97 

21.  Es  war  mir  daß  der  gröft  Triebfall 
In  meiner  Gfengkhnuß  vber  all. 
Das  mir  nit  möcht  zu  komen 

Kain  ainig  Botfchaf^t  von  der  Gmain. 
Welches  thuet  fein  ein  groQ  EUcndt, 
Das  glaubet  mir  ir  fromen, 
Es  war  difmall  im  Ober  Landt 
Der     Hanß  Mändl  war  er  genandt, 
Der  treu  Diener  des  Herren, 
Der  het  ein  groß  Verlangen  doch 
Entbeut  mir  in  das  GfenkhnuQ  Loch 
Mit  herzlichen  Begeren. 

22.  Das  ich  doch  ein  Warzaichen  gewiss 
Hcrauß  wolt  fchükhen,  das  er  wiss. 
Ob  ich  wol  ftee  vorm  Herren, 
Vndt  fey  das  Zaichen  alfo  klein, 
Wen  fchon  ein  Püschl  Stro  thuet  fein 
Oder  was  es  doch  were. 

Ich  hett  geern  gefchukht  ein  Pischel  Stro, 

Aber  es  war  nit  fo  vill  do 

In  GfenkbrniG  vberall, 

Alfo  arm  ich  geweßen  bin, 

Win  nit,  was  ich  nur  fchükhet  hin 

Zu  lezt  thet  mir  einfallen, 

23.  Wie  ich  dennoch  wer  noch  fo  reich. 
Het  an  der  Mauren  hengen  gleich 
Mein  Kragen  von  der  Pfaiden, 

Den  fchückhet  ich  alsbalt  von  mir 

Zum  Warzaichen  den  Brüedem  fchier 

Zu  einem  gueten  Befchaide, 

Daß  ich  woll  ftee  vor  meinen  Gott, 

Auch  wol  zufriden  in  der  Notb 

Mit  feiner  ganzen  Gmaine. 

Da  fachen  fie  mein  Armueth  fchwer, 

Das  erbarmet  fie  tröftlich  feer, 

Sie  thcten  herzlich  weinen. 

iboch  itt  PiaMUntiirant  ISIT,  H.  I  u.  II. 


98 


24.  Ja  fle  haben  mir  botten  an, 
Wen  es  Glegenhait  haben  kan, 
Das  es  mir  nur  möcht  werden, 

Sie  weiten  mir  fchiikhen  ein  Gwanth, 
Ich  thet  wider  Botfchaft  zu  Handt, 
Man  möcht  mich  halten  herte 
Auch  diefe  mir  dafTelb  gebracht, 
Welches  ein  Yeder  woll  eracht 
Drumb  foltens  bleiben  laffen. 
Ich  hielt  mich  noch  des  bellen  Klaid, 
Das  von  Gedult  war  zuberaith, 
Das  mir  Gott  gab  dermaden. 

25.  Es  verlieff  die  gantz  Sumerszait, 
Das  ich  in  der  Trüeblalligkheit 
Im  feul  thurn  liegen  müeffen, 

Biß  das  der  Herbft  yezt  zuher  kam 
Vndt  meine  Feindt  gefehen  han, 
Das  ich  auch  an  meinen  Füefen 
Zu  fauUen  angefangen  hab, 
Da  haben  fie  gelaffen  ab 
Vndt  mich  heraußgezogen, 
In  ein  andere  Gfenkhnuß  gelegt 
Vndt  mein  abermals  wol  gepflegt, 
Des  ich  mich  wol  gefchmokhen. 

26.  In  der  Gefenkhnuß  giengs  alfo, 

Das  ich  im  Stockh  mießt  henngen  doch 

Mit  einer  Handt  im  Bloche, 

Des  gleichen  auch  mit  einem  Fueß, 

Welches  ich  Alles  laiden  mueß 

Sibenvndtdreiffig  Wochen. 

Ich  faß  auf  ein  Beth  nach  der  Zwerch, 

Kundt  nit  liegen  noch  filzen  recht. 

Aber  fteen  noch  vil  minder, 

Da  mueft  ich  auch  vil  Schmach  vndt  Spott 

Erlaiden  zufambt  meiner  Noth 

Von  dem  gottlofen  Gfmdte. 


4 


27.  Mit  Verachtung  fprachcns  zufam 
Sich!  da  lait  ein  hailiger  Man, 
in  weilTer  dan  wir  alle. 

Er  wais  es  alles  nur  allein, 

Da  liegt  die  aulTer  weit  Gemain. 

Drumb  das  ich  alle  malle 

Solche  Zculchnuß  von  fromen  gab. 

Wen  ich  löfteren  gehöret  hab, 

Dargegen  ifts  auch  gefchehen. 

Wie  wol  ich  katn  Trofl:  Botfchaff  het 

Von  der  Gmain  nicht  beckomen  thet. 

So  hab  ich  Troft  gefehen. 

28.  Gott  richtet  an  das  mich  gar  wol 
Ein  ahnglaubiger  tröften  foU 
Aus  meiner  feinden  Gmaine, 
War  darzue  ein  fümemer  Man, 

Er  fprach  foll  mich  nit  fchrekhen  lan 
Vndt  fol  nur  dapffer  feine. 
Es  wiffens  doch  die  mcnig  zwar, 
Das  difes  fey  die  Warhait  dar 
Vndt  recht  vor  Got  dem  Herren, 
Allein  das  man  folches  nit  thue 
Vndt  auch  nit  laiden  wel  darzue, 
Brüder,  das  trofl  mich  feere. 

29.  Wie  hats  mich  fowol  geftcrkht, 
Ich  hab  CS  gar  fleifllg  gemerkht, 
Nun  hört  mich  weiter  fingen. 
Es  begab  fich  vmb  dife  Nacht, 
Das  mir  Gott  einen  Äuffcr  macht, 
Gab  mir  ein  folche  Dinge, 

Ich  fol  den  Schreiber  fordern  lohn. 

Der  mich  gfenkhlich  hat  grücffen  an. 

Das  thet  ich  auch  ausrichten, 

Schückht  dem  Schreiber  ein  Botfchafl  bald. 

Er  fol  zu  mir  komen  ein  mall, 

Er  blieb  auch  aus  mit  nichten. 


100 

30.  Thet  bald  komen  jnß  Gfcnknus  mci; 
Den  er  wiß  nit  was  es  wurdt  sein, 
Vndt  fraget  mich  von  Stuendte, 
Was  ich  fein  wcl,  ich  aber  fprach. 
Das  ift  allein  yezt  die  Vrfach, 
Das  icbs  nit  lalTen  kundt. 
Du  waid  wie  das  du  schuldig  bift 
An  difer  meiner  Gfeiikhnos  gewiß, 
Das  mueD  ich  dir  noch  fagen. 
Der  Richter  rith  fiir  mich  behendt. 
So  hallu  mich  erll  angerendt 
Vndt  vil  wellen  erfagen. 


31.  BiO:  fchuldig  an  meiner  grofTen  Noth. 
Ringer  wer  mir  der  bitter  Tod, 

Alß  dife  Bandt  erdulden, 
Hab  ich  dir  doch  mein  Leben  lang 
Kain  Laidt  gar  nie  begert  zu  than, 
Mueß  laiden  vmb  OhnfchuMe. 
Der  Schreiber  ganz  crschrokhen  war. 
Saß  da  vndt  war  verftummet  gar. 
Er  kundt  kain  Antwort  geben. 
Allein  fprach  er,  hets  miieffen  thuen, 
Kain  Wort  kundt  er  mer  reden  nun, 
Alfo  erfchrakh  er  eben. 

32.  Ein  fchwäreß  Gricht  haß  du  dir  doch 
Aufgladen  vndt  dein  Vrthel  noch 
Hiemit  miielTen  erftllen. 

Das  du  fo  magll  bluetgio^  fein 
\T>er  der  fromcn  Gottes  Gemain, 
Die  leben  nach  fein  Willen. 
Gott  wird  dich  gwilTlich  finden  drumb 
Vndt  dir  es  nit  fchenkhcn  knrzumb. 
Sonder  llralTen  dein  Sünde, 
Das  du  ein  folches  Vhti  thneft. 
Es  wart  auf  dich  ein  fchwwe  Bueß. 
Das  mueß  ich  dir  verkünden. 


101 


33.  In  dem  gieng  er  dahin  von  mir. 
Alß  vierzehen  Tag  verloffen  fchier, 
Da  hat  es  sich  erfunden» 

In  einer  Nacht  lit  er  die  Noth, 
Er  ift  geweflen  gefund  vndt  todt, 
Alfo  wardt  er  von  Gott  geplagt. 
Sein  Schuldt,  die  hat  er  feer  geklagt, 
Geftorben  mit  großer  Angfte, 
Alfo  mueß  es  geen  diffen  Gseln, 
Die  den  Teuffei  fo  dienen  wein 
Wie  ich  ims  fagte  vorlangfte. 

34.  Groß  freidt  kam  mir  die  felbig  Nacht, 
Denn  mich  Gott  alfo  frölich  macht, 
Wie  wol  ich  im  Trüebfal  läge, 

Es  kam  mich  an  ein  folche  Freudt, 

Alß  ich  nie  gehabt  zu  keiner  Zeit, 

Es  ift  nit  Alles  zu  fagen, 

Ich  kundt  Gott  nit  genueg  dankhen  wol, 

Den  ich  wift,  das  ich  komen  foll 

Wider  zu  feiner  Gmeine. 

Alß  es  nun  wider  Morgen  war, 

Des  Schergen  Weib  kam  zu  mir  dar 

Vndt  thet  mirs  kundt  alleine. 

35.  Saget  mir  wie  heut  in  der  Nacht 
Differ  Schreiber  fei  ausgemacht 
Mit  dm  fchrekhlichen  Endte, 

Da  es  nun  im  alfo  ergieng, 

Die  Herrfcbafft  ein  Schrökhen  empfieng 

Von  meinetwegen  behendte, 

Sie  verfuechet  mancherley  findt, 

Ob  fie  mein  ledig  werden  kindt, 

Doch  wolt  es  fich  nit  geben, 

Alfo  mueft  ich  die  Winders  Zeit 

Noch  liegen  in  Trüebfälligkait 

Vndt  in  meiner  Gfenkhnus  leben. 


L 


102 

36.  Treulichen  hielt  ich  mich  an  Gott, 
Er  ließ  mich  nit  werden  zu  Spott 
In  all  meinen  Triiebfalle, 

Die  Frau  im  Schloß  rchükhet  auch  fchier 

Iren  Diener,  der  rücflet  mir 

Vndt  faget  mir  zu  malle, 

Die  gnädig  Frau  dir  das  entbeut, 

Sie  will  den  Rath  verfamlen  heut 

Vndt  ich  fol  nur  zwey  Worte  Tagen, 

Ich  wel  mich  weifTen  lohn 

Oder  ich  hab  geiret  daran, 

So  foll  ich  ziechen  forte. 

37.  Alfo  ich  ledig  werden  kindt 
Vndt  ob  ich  deffen  het  ein  Sündt. 
So  well  fies  für  mich  tragen, 

Vndt  ich  foll  kain  Sündt  haben  drin. 
Ich  fchükht  den  Betten  wider  hin 
Seiner  Frauen  zu  fagen, 
Sie  hab  vorhin  vill  Sindt  auf  ir, 
Sol  nur  keine  begeren  von  mir, 
Sie  hab  ohn  das  gcnucge 
Vndt  das  fie  nur  abflee  daruon, 
Das  wil  ich  ir  geradten  han. 
So  fie  anderft  fey  kluege. 

38.  Nun  wie  der  Früeling  heran  gieng, 
Von  Infprukh  man  Bcuelch  empfieng 
Aus  der  Regierung  Höre, 

Weil  ich  fo  gar  verftockht  fey, 

So  fol  man  mich  ohn  allen  Schey, 

Hinfchükhen  auf  das  Mer, 

Mit  dem  kam  nun  die  Herrfchafft  dar, 

Thet  mir  den  Beuclch  löffen  dar. 

Den  fol  ich  nun  vermeyden 

Vndt  fagten,  wies  mir  da  geen  werdte, 

Wen  ich  hinkomm  auf  das  Mer, 

Da  mueß  ich  crft  vil  leiden. 


103 


39.  Da  fagt  ich,  wie  Gott  vnfer  Herr 

Sej  gleich  fo  wol  auch  auf  dem  Meer, 

Dem  ich  vertrauen  wolte. 

Da  ließens  mich  aus  der  Gefenkhnus 

Zween  Tag  vmb  geen  woU  in  dem  Schloß, 

Das  ich  geen  leemen  folte, 

Dan  ich  kundt  nimer  geen  zumall. 

So  war  ich  verderbt  vberall 

Durch  die  Gefenkhnus  vnd  Bande, 

Darin  ich  liegen  mueft  zwey  Jar 

Weniger  finff  Wochen  es  war, 

So  ich  es  rechne  allfander. 

40.  Es  wardt  darzue  geordnet  ein  Man, 
Den  fie  mich  vberantwort  han 
Hin  auf  das  Mer  zu  füren. 

Der  war  ein  Scherg  vndt  gottloff  kündt 
Alß  mans  vnder  den  Haufien  findt. 
Wie  ich  fort  folt  paffieren. 
Da  nam  ich  im  Schloß  allendthalb 
Vrlab  von  Inen  vberall, 
Thet  fie  zur  Buess  ermanen, 
Vndt  das  fie  kein  fromen  fiirbas 
Sollten  gfangen  nemen  dermaß. 
Welches  fie  bewiligt  hane. 

41.  Nun  ich  zur  Frauen  ins  Schloß  kam 
Vndt  von  ir  auch  Vrlab  nam, 
Saget  fie  zu  mir  fchone. 

Es  fole  mir  mein  Leben  lang 
Keiner  mer  komen  in  mein  Handt, 
Da  mit  zoch  ich  daruone. 
Sie  fagten  all,  er  zeucht  nit  weit. 
Er  wird  liegen  bleiben  bej  Zait, 
Der  Scherg  fürt  mich  von  hinen. 
Der  war  ein  Menfch  von  böffen  Gfeln, 
Ich  muest  allweg  nur  fein  fein  Schelm 
Wen  ich  im  kam  zu  Sinnen. 


104 

42.  Nun  alß  ich  zwen  Tag  tnit  jm  zach, 
Da  thet  er  In  dem  Wiitshcuis  doch. 
Mit  Wein  sich  vbeHiillen. 

In  der  Nacht  halff  mir  gnädigtich 

Der  HcFT^tt,  das  ich  entwich 

Nach  feinen  gtieten  Willen, 

Vndt  dife  meine  ErltilTung  war 

Im  nein  vndt  finffziglleii  Jar 

Der  mindern  Zal  verileete, 

Alfo  das  ich  redtiich  der  Zait 

Zur  Gmain  Gottes  mit  grolTer  Freudt 

Widrumb  komen  thete. 

43.  Gelobt  Tey  Gott  aus  gantzer  Macht, 
Das  er  mir  gab  himlirdie  Krafft 
Durch  Chril^um  vniTern  Herren, 
Gelobt  fey  Gott  in  allem  dem. 
Der  mir  das  gab  zu   vberfleen, 

Ich  will  in  allzait  eeren, 

Gelobt  fey  Gott  nur  jmmer  dar, 

Lob  Gott  mit  mir  du  frome  Schar, 

Den  Herren  wil  ich  preilTen, 

Wie  gab  er  mir  fo  vil  Gedult, 

Er  hielt  mich  frey  in  feiner  Schuldt 

Lobt  Gott  auf  alle  Weiffe. 

44.  Der  diffes  hat  erlitten  gwiß, 
Brueder  Hanß  Krail  genennet  ift, 
Das  Liedt  fchenkh  ich  dem  Fromen 
Zu  einer  Gab  vndt  guet  anlczt, 

Das  auch  nach  meinem  Abfchaidt  yezi 
Der  Hoch-Gmain  Gottes  zu  atner  Ler 
Vndt  Gott  dem  Herrn  noch  vil  mer 
Exempel  drauß  zu  nemen 
Der  Geduldt  vnd  Berten digkeit. 
So  meg  werden  fürher  gcnomen 
In  Frimbkait  vnd  Gerechtigkeit 
Sich  kaines  Laidens  zu  fchämen. 


105 


45.  Den  durch  vil  Trüeblal  miffen  wir  zwar 
Eingeen  ins  Reich  Gottes  fiirwar, 
Schükht  euch  in  diflen  Tagen. 
Der  nit  lautter  vndt  richtig  ift, 
Der  befteet  nit  in  folcher  Frift, 
Das  wais  ich  euch  zu  fagen, 
Vndt  bej  der  Prob  nement  war, 
Das  ift  der  Weg  der  Warhait  dar, 
Darauf  beharrent  allfamen, 
Die  vns  von  Gott  ift  zuberait 
Durch  Jefum  Chriftum.  Amen. 


F.  431.  Ein  Liedt  von  Hanß  Platner  oder  Passauer,  den  man  jm 
Intall  vmb  der  Zeugnuss  Chrifty  willen  gericht  hat  anno 
1574.  jar.  Im  langen  Winer  Thon  oder  wie  man  die  Seiden 
fingt.  Oben  die  Randnote:  PofTauer  Liedt. 

1.  Hördt  zue,  waß  wir  euch  fingen  thon, 
Ir  Gottes  Haußgenoflen, 

Von  cim  Liebhaber  Gottes  fromb, 
Der  fein  Bluet  hat  vergofTen. 

2.  Allein  vmbs  Glaubenß  Chrifty  will, 
Vmb  Gottes  Warhait  wegen, 

Liedt  er  den  Todt  vndt  Trüebfal  vil, 
Ee  er  fich  ließ  abwegen. 

3.  Nun  ift  er  vnfchuldiger  weiß 
In  der  Grafffchafft  Thirole 

Zum  Rottenholz  nach  Sathans  Fleiß 
Gefangen  worden  dißmale. 

4.  Solches  gfchach  gleich  alß  man  zalt 
Tauflfent  finffhunndert  Jar 

Vier  vndt  fibenzig  dergeftalt, 
Alß  ich  euch  fag  fürwar. 


106 

5.  Balt  er  nun  war  in  jrcm  Gwalt, 
Han  fie  vil  gehandtiret 

Durch  die  Pfaffen  alfobalt, 
Sagten,  er  war  verfüeret. 

6.  Leftcrtcn  in  mit  Lugen  behendt. 
Wie  er  in  Irthumb  ftekhe. 

Ganz  verflokhet  were  vnd  verblendt 

In  einer  bölTen  SeWhten. 

7.  Auch  daß  er  die  römifche  Kirch 
Hab  freffendlich  verlaffen 

Vndt  von  derfelben  gewendet  fich 
Vndt  nimer  gee  ir  Straffen. 

iS.  Theten  in  drumb  häfftig  erman, 
Er  foll  Hell  ye/t  bekeren 
Vndt  fich  wideninib  weifen  lan 
Volgen  den  Pfaden  Leren. 

9.   Nit  alfo.  fprach  der  Brueder  fromb. 
Kein  Irrthumb  ill  bei  mire, 
Auch  der  Verfiierung  in  der  Summ, 
Sonder  ich  waiQ  mit  Qere, 

10.  Es  ift  die  Warhait  Gottes  gewiß 
Die  rechte  Gmain  des  Herren, 
Die  vom  b offen  abgeltanden  ift 
Vndt  fich  zu  Gott  tet  Iceren. 

11.  Rüemen  kann  ich  von  vnfer  Gmain, 
Daß  fie  in  Gott  ift  yfliffen. 

Der  Welt  Sindlafter  vnrain 
In  ir  nit  dult  mit  Wüffcn. 

12.  Alfo  wil  ich  bleiben  darbey, 
I-aß  mich  nit  anderft  waifen. 

Es  ist  der  Weg  der  Warhait  frey, 
Darunib  wil  ich  Gott  allzait  preiflen. 


107 

13.  Vndt  aber  ir  Pfaffen  zuegleich 
Seit  gwiß  falsche  Propheten, 
Eckert  euch  felbft  mit  eurem  Reich, 
Die  Bueß  thuet  euch  von  Nöten. 

14.  Schändlich  feit  ir  doch  ye  verkerdt. 
Die  ir  wölt  andere  leeren, 

Seit  die  gröftcn  Bueben  auf  Erd, 
Thuet  man  allenthalb  hören. 

15.  Pfaffen  fein  gwifflich  diefc  Laidt, 
Durch  die  der  Sathan  eben 

Die  ganze  Welt  verfüert  vndt  betreugt 
Mit  falfcher  Leer  vndt  Leben. 

16.  Aber  zum  Warzaichen  habt  ir 
Euer  Kirchen  vndt  Gmatne, 
Die  ye  lenger  ye  erger  wirt 
Vndt  euer  Sigl  feine. 

17.  Steuff  war  alfo  der  Brueder  treu, 
Ließ  sich  gar  nit  betricgen. 
Wie  vil  fie  auch  verfuechtcn  frei 
Mit  Thiraney  vndt  liegen. 

18.  Sein  Sicherhait  in  Gott  bewart, 
Gab  was  die  Feindt  anüengen. 
Da  die  Iahen,  daß  er  beharrt. 
Zu  Rat  fie  gar  balt  giengen. 

19.  Endlich  zum  Tode  vervrtlet  man  in, 
Wie  ich  euch  yczt  thue  nennen. 
Mit  dem  Schwert  zu  richten  hin 
Vndt  darnach  zu  uerbrennen. 

20.  Indem  gieng  es  aißbaldt  von  (tat, 
Das  man  es  thet  erfülen, 

Denn  was  Fhilatus  gevrtlet  hat. 
Das  ift  der  Pfaffen  Willen. 


108 

21.  Rüeffen  alfo  wol  zu  der  Schlacht 
Diitem  SchäfiRein  des  Herren, 

Alfl  er  auf  die  Richtftat  wardt  bracht. 
Kniet  er  auf  die  Erdten. 

22.  Er  keret  fein  Angefleht  frifch 
Ge^en  Aufgang  der  Sonnen 
Vndt  fach  gen  Himmel  vbcr  fich 
Fieng  an  zu  beten  fchonc. 

33.  Ja  hcrzigklich  ruefft  er  zu  Gott 
Mit  aufgehobenen  Henden, 
Daß  er  fein  nemb  in  der  Noth 
Im  geh  ein  fältigs  Ende. 

24.  Nit  aliO  kann  ich  erzclen  zwar, 
Wie  er  treulich  thet  beten 

In  Angefleht  alles  Volks  fogar, 
Das  fich  verfamblet  hatte. 

25.  Seer  herzigklich  bat  er  ingemain 
Füer  alle  Menfchen  eben. 

Die  es  doch  wirdig  möchten  fein, 
Das  in  Gott  well  Buefi  geben. 

26.  Chriftlicher  weiß  lobet  er  Gott 
Für  all  fein  ^oße  Gnade, 

Die  er  von  im  empfangen  hatt 
Sampt  manicherley  Wolthate. 

27.  Hört  wie  es  fich  weiter  begab, 
Dem  Henkher  ward  es  zu  lange. 
Er  wollt,  er  folt  fchier  bröchen  ab 
Mit  fein  Gebet  ablange. 

28.  Nun  aber  die  Männer  im  Gericht 
Dem  Henkher  weren  theten, 
Damit  er  in  verkürzet  nit 
Sonder  in  genueg  lass  beten. 


«  •  • 


109 

29.  Er  hat  alfo  außgefüherth  zu  Gott 
Sein  Gebet  vnuerholen 

Vndt  feinen  vnfchuldigen  Todt 
Gott  im  Himmel  beuolhen. 

30.  Ja  feinen  Geist  vnd  all  fein  Sach 
Haim  geftellt  dem  Herren, 

Als  er  diefes  gar  hett  vollbracht, 
Steet  er  auf  von  der  Erden. 

• 

31.  Da  gieng  er  hin  mit  Kreiden  balt 
Zum  Henker  an  das  Schwerte 

So  gar  mit  ohn  erfchrokhner  Gftalt 
Kniet  er  nieder  auf  die  Erde. 

32.  Es  entfetzt  fich  der  Henkher  drob, 
Het  in  ein  Forcht  angange, 

Er  fraget  erft  den  Brueder  noch, 
Ob  er  yezt  wolt  abftane. 

33.  Recht  balt  gab  er  im  Antwort  hert 
Vndt  thets  im  kurz  verfagen. 

Da  zukht  der  Henkher  aus  das  Schwert, 
Thet  im  fein  Haupt  abfchlagen. 

34.  Darnach  hat  er  in  auch  verbrenndt, 
Den  chriftlichen  Helden, 

Wie  alfo  redlich  hat  er  bekenndt, 
Han  Wir  euch  muffen  melden. 

35.  Der  gftalt  man  jm  vom  Leben  halff 
Nach  der  Gottlofen  Willen. 

Secht  doch  wie  die  reiffente  Wölff 
Mit  Gottes  Schäfflein  fpielen. 

36.  Hanß  Blatner  hieß  er  mit  fein  Nam 
Der  Paffauer  genennet. 

Er  wirt  von  Gottes  Englen  fchon 
Vor  Chriftus  felbft  bekennen. 


110 

37.  Wenn  er  kommt  mit  des  Himmels  Heer 
An  feinen  groffcn  Tage. 

Da  die  Krden   vndt  aucli  das  Meer 
Wider  herfür  wird  tragen 

38.  Die  Todten,  die  darinnen  fein, 
Ja  die  in  alten  Orten 

Zu  Afchen  vndt  zu  Pulver  klein 
Allhie  verbrenndt  fein  worden. 

39.  Die  werden  wieder  auferfteen 
Am  Gerichts-Tag  des  Herren 
Vndt  lebendig  fürher  geen, 

Wie  vns  die  Gfchrifft  thuet  leeren. 

40.  All  den  Mördern  der  froinen  hie 
Wird  Gott  fein  Grimb  nit  fparen. 
Also  lebendig  miieffen  fic 
Hinab  zur  Hellen  farcn. 

41.  Aber  die  SchäfBein  Gottes  rain, 
Die  foichen  Todt  han  erlitten, 

Auch  die  fonil  biß  zum  Endt  fromb  fein 
Vndt  redlich  han  gertritten. 

42.  Die  haben  groite  Freidt  erwardt. 
Die  nit  ift  zu  ermeffen, 

Vndt  ein  fällige  Himmelfarth, 
Das  well  kainer  vergelTcn. 

43.  O  Gott  beut  vns  dein  treue  Handt, 
Bitten  wir  dich  allfamen. 

Hilff  vns  ins  ewig  Vaterlandt 
Durch  Jefum  Chrirtum.  Amen. 


VIII. 

In  memoriam. 

Dr.  Karl  Ritter  von  Otto  f. 

ilitbegrunder  und  Ehrenpräsident  unserer  Gesellschaft, 
nd  Reglern ngsrath  Dr.  Karl  Ritter  v.  Ütto.  ist  am 
1  11.  Jänner  in  Dresden,  wo  er  den  Lebensabend  im 
Seinigen  verbrachte,  achtzigjährig,  schweren  Leiden 
Jahre  lang  hat  er  an  der  k.  k.  evangelisch-theologischen 
Wien  die  Lehrkanzel  für  Kirch  engeschichte  innegehabt, 
e  an  sie  berufene  Ausländer,  und  neben  dem  Philologen 
dem  Mediciner  Brücke  überhaupt  der  dritte  vnm  Ausland 
itcstant,  der  zur  akademischen  Professur  in  Wien  gelangte. 
ler  Vaterstadt,  an  der  Universität  Jena,  hat  er  seinen 
lieben  Ruf  begründet,  den  er  sicherte  durch  sein  Lebens- 
eun  Bände  umfassende,  damals  einzigartige,  durch  Ge- 
Scharfsinn, peinliche  Sorgfalt  und  geschmackvolles  Latein 
;te.  in  mehreren  Auflagen  iiber  Europa  hinaus  verbreitete 
igabeder  christlichen  Apologeten  des  zweiten  Jahrhunderts, 
auch  seiner  zweiten  Heimat  hat  v.  Otto  seine  Forschung 
wie  mehrere  Abhandlungen  dieses  Jahrbuches  bezeugen, 
eselbe  Pünktlichkeit  und  Gediegenheit  ausgezeichnet  sind, 
hnenwerk. 

V.  Ottos  Name  unlöslich  verknüpft  mit  der  Geschichte 
Schaft  und  des  österreichischen  Protestantismus,  der 
■n  Wiener  Facultät  und  unserer  Gesellschaft.') 
ntschlafene  war  mit  Ehren,  Titeln  und  Orden  des  In- 
des geschmückt;  aber  auch  die  Widmungen  der  Kranz- 
r  seinem  Grabe  versprechen  ihm  ehrenvolle  und  dankbare 
Nicht  minder  wird  unsere  Gesellschaft  ihrem  Obmanne 
;r  ein  treues  Andenken  bewahren. 


iesellschart  für  die  Gescbicbte  des  ProtestaDtismus  in  Oesterrelcli. 

■e  Auskunti  über  sein  Leben  etlheill  G.  Frank  in:  Die  k.  k.  evang.- 
iWien  1671,  S.  59  Derselbe  Jnr  Evangelische  Kirelienwit,  f.  Oesterreich, 
ncb*l   den  an  beiden  Orten  angegebenen  f^uellen. 


IX. 

Erlass  des  k.  k.  Oberkirchenrathes  zur  Forderung 

unserer  Gesellschaft. 

Der  k.  k.  Oberkirchenrath  hat  mit  einem  an  die  Superinten- 
denturen  gerichteten  Erlasse  vom  18.  November  1896,  Z.  1864 
Nachstehendes  eröffnet: 

,Die  VI.  Generalsynode  A.  B.,  wie  die  VI.  Geoerakynod? 
H.  B.  haben  laut  Zuschrift  der  beiden  evangelischen  Synodalaus- 
schlisse  A.  B.  und  H.  B.  vom  11.  Mai  1896,  Z.  59,  beziehungsweise 
vom  20.  August  1896,  Z.  53,  je  in  ihrer  IX.  Sitzung  vom  30.  Oc- 
tober  1895  folgenden  Antrag  des  gemeinschaftlichen  Ausschüsse^ 
der  beiden  Synoden  einstimmig  angenommen: 

1.  Die  Generalsynode  anerkennt  die  Wichtigkeit  der  Gesell- 
schaft für  die  Geschichte  des  Protestantismus  in 
Oesterreich  auch  diesmal  und  befürwortet  sowohl  bei  den  hoch- 
würdigen  Pfarrämtern  und  den  löblichen  Presbyterien  als  bei  Ein- 
zelnen dringend  den  Beitritt  zu  derselben.  Sie  legt  grosses  Gewicht 
darauf,  dass  der  Gesellschaft  Mittheilung  gemacht  werde  über  die 
etwa  vorhandenen  auf  den  Protestantismus  sich  beziehenden  Acten. 
Urkunden,  Zeichnungen,  Bücher,  Bilder,  Münzen,  Medaillen.  Siegel 
sie  legt  grosses  Gewicht  auf  Einsendung  von  actenmässigen  Mono- 
graphien über  die  Geschichte  der  einzelnen  Gemeinden;  sie  leg: 
grosses  Gewicht  darauf,  dass  der  historischen  Gresellschaft  Diejenigen 
bezeichnet  werden,  die  geneigt  sind,  gegen  Honorirung  das  in 
Land-,  Bezirks-,  Gemeinde-,  Stadt-,  Schloss-  und  anderen  Archiven 
befindliche  Material  im  Hinblick  auf  die  Geschichte  des  Protestantis- 
mus zu  durchforschen,  beziehungsweise  authentische  Abschriften 
anzufertigen. 

2.  Die  Generalsynode  ersucht  den  Oberkirchenrath,  mit  Bew^ 
auf  §  29,  3.  Abs.,  al.  2,  in  Verbindung  mit  §  84,  4  und  §  101.  4  der 
Kirchen  Verfassung  die  Visitatoren  anzuweisen,  darauf  ihr  Augenmerit' 
zu  richten,  dass  die  Pfarrarchive  auch  rücksichtlich  der  älteren 
Bestände  in  guter  Ordnung  und  leicht  benutzbarem  Zustande  sich 
befinden,  ferner  dahin  zu  wirken,  dass  in  den  Jahresberichten  der 
Pfarrämter  auch  über  den  Zustand  des  betreffenden  Archivs,  bf- 
ziehungsweise  der  Kirchenbibliothek,  Auskunft  erthdlt  wird.* 


X. 

Das  Evangelium  in  Trautenau  und  Umgebung.'] 

Von  Thmr  Dr.  A.  Scbuiot  in  Bieliti 

I.  Vorgeschichte. 

Die  Landschaft  zwischen  dem  Riesengebirge  und  dem  , König- 
reicher Wald*,  der  sich  zwischen  Königinhof  und  Trautenau  hin- 
zieht, war  in  den  ältesten  Zeiten  von  dichtem  Walde  bedeckt,  denn 
noch  im  XVI,  Jahrhundert  wird  der  Wald  ,das  Königreich*  als  ein 
dichter  Wald  von  mächtiger  Ausdehnung  bezeichnet  und  noch  im 
XV^I1.  Jahrhundert  beschwert  sich  das  preussische  Truppcn- 
commando  über  die  schlecht  überbrückten  Sümpfe  desselben.  Durch 
diese  Gegenden  führte  seit  vielen  Jahrhunderten  eine  Handelsstrasse 
nach  Polen  (dem  jetzigen  Preussisch- Schlesien),  an  der  die  ersten 
Ansiedelungen  entstanden  sein  mögen.  Insbesondere  Grenz-  und 
Waldwächter,  die  in  den  ältesten  Urkunden  ,tesni*  genannt  werden, 
schlugen  dort  ihre  Wohnungen  auf;  die  häufig  wiederkehrenden 
Ortsbenennungen  ,Oelse,  Olesna,  Otesnice'  lassen  darauf  schliessen. 

Schon  zu  Anfang  des  XI.  Jahrhunderts  sollen  Burgen  und  Ort- 
schaften in  der  Gegend  von  Trautenau  entstanden  sein.  Urkundlich 
nachweisbar  ist  nur,  dass  im  Jahre  1260  an  der  Stelle  des  heutigen 
Trautenau  ein  Marktflecken,  Namens  Aupa,  und  in  seiner  Umgebung 
mehrere  Dörfer  bestanden  haben.  Aus  den  sagenhaften  Berichten 
'iber  die  Gründung  Trautenau's  lasst  sich  etwa  folgender  geschicht- 
liche Kern  herausschälen. 

Schon  zu  Herzog  Udalrich's  Zeiten  legten  die  Grenzwächter 
zum  Schutze   der  Strasse   kleine  Ansiedelungen   an.    Im  XIII.  Jahr- 

•l  Vgl.  Simon  Hüllel's  Chronik  der  Stadt  Traultnau  (1484—1601).  Bearbeitet 
vr.Q  Dr.  L.  Schlesinger.  Prag  1881.  —  Beltiüge  zur  Geicbiclite  Böhmens.  Ablb.  111 
Ort-ge^ehichten.  Band  T.  Geschichte  der  Stadt  Trautenau.  Bearbeitet  »on  Julius  Lipperl. 
Vog  1863,  S.  1—62. 


hunderte  übertrug  König  Pfemysl  Ottokar  1 
siedeliing'  einem  Ritter  aus  baicrischem  Gcscbleca) 
von  Trautenberg.  In  den  Urkunden  von  1260  ist  de 
noch  unbekannt,  andererseits  ist  erwiesen,  dass 
Tramenbergc  spater  in  und  um  Trautenau  Besitzi 
einer  glaubwürdigen  Schilderung  des  Vorgehens  bt 
»lurdcn  die  iinbebanten  I-andstriche  durch  das  L« 
vertheilt,  welche  das  Dorf  anlegten  und  selbst,  a 
Schuhen  von  allen  Lasten  befreit,  eine  Art  Vasa 
Belehnung  dieser  Mannen  fand  auf  gewöhnliche 
<lurch  Ucberreichung  einer  Fahne  statt 

In  einer  Urkunde  vom  Jahre  1301.  in  welchei 
die  Schenkungen  der  Familie  SchwabenJtz  an  da 
Hospital  bestätigt,  wird  zuerst  neben  dem  alten 
der  neue  Trauteiiau  ,Trutnov*  genannt-  Mebrei 
blieb  der  Ort  noch  ein  .locus  forensis',  eine  , 
Stätte',  der  indess  schon  zahlreiche  Beweise  c 
lieferte  und  vom  Kiinige  wcrthvotle  Gerechts=anie 

Auch  dem  am  linken  Aupaufer  in  der  ,Au' 
wurden  weitgehende  Rechte  gewährt.  Die  I-eute  de 
aus  allen  kiinigH>:hen  Wäldern  freies  Holz  benebea 
ihrer  Häuser  sowohl,  als  zum  Feuern.  Die  Bewohi 
Hospitals  sollten  einzig  und  allein  der  Gerichts 
unterstehen.  Das  Hospital  sollte  indess  nicht  die  W 
die  königliche  Einwilligung  etwas  von  diesen  Gül 
oder  auf  längere  Zeil  zn  ffermiethen. 

Die  Briidcr  des  Hospitals  bestanden  aus  Geis 
und  wurden  vom  Volke  ,Kreu2briider',  ,Kreazherr 
Christen*  oder  .Schwertbrüder'  genannt.  Sie  tr 
zeichen  ein  rothes  Doppelkreuz  ;iuf  schwarzem  M« 
wies  dasselbe  Zeichen  in  blauem  Felde  auf.  Seh 
zwischen  dem  Stifte  und  dem  M.irktflecken  zu  Zwist 
in  offenen  Kampf  ausarteten,  denn  das  Spilal  auf 
in  einheimischen  Fehden  nieder.  Um  dem  Stifte 
erleichtern,  schenkte  ihm  Johann  von  Wartenbc 
Trautenaii,  das  Patronat  des  benachbarten  Orte 
Orden  scheint  fich  in  dieser  Gegend  nie  recht  hcii 
auch    nicht     'ie  Zuneigung    der  einheimischen  \ 


worauf  schon    das    häufige   Ansuchen    der   Traiitenauer 

Versetzung  m  eine  andere  Pfrüncie  schliessen   lasst, 
m  Jahre  1424  husitische  Heerhaufen  einen  Kriegszug  nach 
den  Böhmen  und  nach  Schlesien  unternahmen,    zerstörten 
:ias    schutzlose  Hospital    auf   der   Au,    das   seitdem   nicht 

dem  Schutte  erstanden  ist.  Die  ans.  Böhmen  vertriebenen 
der  fanden  in  dem  der  heiligen  Maria  geweihten  Kreuz- 
:  zu  Neisse  Zuflucht.  Die  Schätze  des  ebenfaÜR  von  den 
;rstörten   Klosters  Zderas    in  Prag    wurden    auch    dorthin 

Das  Stift    zu  Neisse   versorgte    bis   zum  Jahre  1520    die 

Trantcnau  mit  Seelsorgern.  Die  Gerechtsame  über  das 
urden  später  der  Stadt  Trautenau  übertragen,    wofür  ein 

Zins  entrichtet  und  10  Arme  verpflegt  werden  mussten. 
Itung  dieses  Vermögens  wurden  alljährlich  xwei  sogenannte 
n  aus  der  Burgcnschaft  gewählt, 
■end    so    das   geistliche   Stift    in    Kriegsläuften    unterging, 

junge  Ort  Trautenau  mächtig  empor,  so  dass  er  schon 
340  vom  Könige  Joliann,  dem  Luxemburger,  zur  Stadt 
erden  konnte.  Die  Huld  des  Königs  schenkte  der  neuen 
lufen  Landes  mit  aller  Herrlichkeit  über  dieselben,  gelegen 
idt  Trautenau  selbst,  um  Hohenbruck,  Altstadt,  die  junge 

heutige  Jungbuch)  und  im  Weigelsdorfe,  mit  allen  Rechten 
iten,  die  königliche  Städte  damals  besassen  ;  ausserdem 
Parschnitz  sammt  seinen  Höfen,  Leuten,  Waldern  und 
nit  Ausnahme  von  vier  Hufen,  die,  zu  oberst  auf  ,dem 
legen,  der  Trautcnauer  Vogtei  gehören  sollten.  So  lange 
eben  in  der  Hand  des  Königs  blieb  oder  durch  einen 
mten  verwaltet  wurde,    stand    es   um    die  Stadt  und   ihre 

nicht  schlecht.  Leider  aber  benützten  die  Könige  von 
IS   im  fernen  Gebirge  gelegene  Lehen  fast  ununterbrochen 

durch  Verpfändung  desselben  aus  Geldverlegenheiten  zu 
der  Folgezeit  finden  wir  Trautenau  fast  beständig  als 
en  Händen  böhmischer  Adelsfamilien,  die  das  aufblühende 
(ürgerthum  mit  scheelen  und  neidischen  Blicken  bctrach- 
bestrebt  waren,  es  in  seinen  Gerechtsamen  und  Freiheiten 


das  Jahr  1415  erscheint  als  Burggraf  Herz  von  Zajitschek 
ad   um   die  Mitte  desselben  Jahrhunderts   die  Herren  von 


116 

Warnsdorf.  Als  1470  Hans  von  Warnsdorf  starb,  setzte  er  der. 
Herrn  Friedrich  von  Schumburg  und  auf  Pirschenstein  als  Erben 
seiner  Forderungen  auf  den  Gütern  von  Trautenau  und  der  Riesen 
bürge  ein  und  übergab  ihm  sämmtHche  königh'che  Verscfareibungen 
die  König  Wladislaus  1472  voUinhalth'ch  bestätigte.  Zu  Anfang  des 
XVI.  Jahrhunderts  geriethen  die  Bürger  der  Stadt  in  einen  erbitterter 
Kampf  mit  den  Herren  von  Schumburg,  die  einen  sittenlosen  Lebens- 
wandel führten  und  selbst  vor  gemeinen  Verbrechen  nicht  zurück- 
scheuten.  Auf  dem  Trautenauer  Schlosse  führten  die  beiden  unver- 
heirateten Herren  Hermann  und  Karl  ein  tolles  und  ausschweifendem 
Leben,  das  in  der  Stadt  allgemeines  Aergerniss  hervorrief.  War 
einmal  der  Säckel  leer,  so  legten  sich  die  adeligen  Herren  hintc*- 
den  Busch  und  raubten  jüdische  Händler  auf  der  Landstrasse  aus 
Ein  Kriegszug  des  Statthalters  von  Böhmen,  Karls  von  Münster- 
berg,  machte  1523  diesem  Raubritterunwesen,  das  auch  die  Städte 
schwer  gefährdete,  ein  Ende.  Mehrere  Raubschlösser,  darunter  auch 
das  auf  einem  hohen  Berge  gelegene  feste  Schloss  Schatzlar  bei 
Trautenau,  wurden  mit  Kanonen  beschossen,  erstürmt  und  nieder- 
gebrannt. 

In  den  folgenden  Jahren  brachen  traurige  Wirren  über  Trautenau 
herein,  aus  denenp  auch  der  König  seine  Stadt  nicht  erretten  konnte, 
da  er  mit  dem  Kriege  in  Ungarn  vollauf  beschäftigt  war,  zu  derr 
die  Gemeinde  Trautenau  10  Mann  ausrüsten  und  absenden  musstcr. 
Die  üble  Behandlung  der  königlichen  Stadt  von  Seiten  der  wieder- 
holt wechselnden  Herren  bewog  die  Königin  Anna,  die  Gemeinde 
Trautenau  von  jedweder  fremden  Herrschaft  zu  befreien  und  ihr 
1542  das  Einkommen  und  den  Genuss  der  Stadt,  des  Schlosscf 
sammt  allem  Zugehör  gegen  Entrichtung  von  jährlich  500  fl.  rheinisch 
zu  verleihen.  Im  Jahre  1545  bestätigte  die  Königin  Anna  aufs  Nene 
die  Ueberlassung  der  ganzen  Trautenauer  Herrschaft  an  die  Stadt 
auf  weitere  sechs  Jahre  und  die  Aebtissin  von  Schwatz  in  gleicher 
Weise  die  Gerechtsame  der  Stadt  über  jene  Güter,  die  ehemals  dem 
KreuzherrenHospital  gehört  hatten.  König  Ferdinand  I.  beschenkte 
die  Stadt  1545  sogar  mit  dem  Privilegium,  in  rothem  Wachs  zu 
siegeln. 

Doch  nicht  lange  sollten  sich  die  Bürger  Trautenaus  dieser 
Vorrechte  erfreuen,  wurden  doch  viele  Städte  Böhmens,  darunter 
Trautenau,    zu    ihrem    grossen   Nachtheil    in    den   Kampf  der  Prcr 


117 

:estanten  mit  den  Katholiken  in  Deutschland  hineingezogen.  Der 
schmalkaldiscbe  Krieg  zwischen  Karl  V.,  dem  Vorkämpfer  des 
KathoHcismus,  und  den  protestantischen  Fürsten,  Landgrafen  Philipp 
von  Hessen  und  Kurfürsten  Johann  Friedrich  von  Sachsen,  war  aus- 
gebrochen. König  Ferdinand  von  Böhmen  eilte  seinem  Bruder 
Karl  V.,  nachdem  er  1546  mit  den  Türken  Frieden  geschlossen 
hatte,  zu  Hilfe.  Karl  V.  vereinigte  sein  in  aller  Eile  gesammeltes 
Heer  bei  Eger  mit  den  Truppen  Ferdinands  und  Moritz'  von 
Sachsen,  um  dem  Kurfürsten  Johann  Friedrich  an  der  Elbe  ent- 
gegenzutreten. 

König  Ferdinand  befahl  den  Ständen,  elligst  ihre  bewaffneten 
Leute  in  das  Lager  bei  Leitmeritz  zu  schicken.  Die  protestantischen 
Stände  weigerten  sich  jedoch,  gegen  ihre  Glaubensgenossen  zu  Felde 
zu  ziehen.  Als  der  König  mit  selbstgeworbenen  Truppen  auszog 
und  sich,  wie  vorhin  erwähnt,  mit  Karl  V.  vereinigte,  schlössen 
zuerst  die  königlichen  Städte,  sodann  auch  ein  Theil  der  anderen 
Stände  1547  ein  Schutz-  und  Trutzbündniss  gegen  ihren  König, 
warben  Truppen  und  bedrohten  an  der  sächsischen  Grenze  das 
königliche  Heer. 

Die  Bürgerschaft  von  Trautenau,  die  unterdessen  auch  der 
neuen  Lehre  Luthers  zugefallen  war,  hatte  sich  an  diesem  Bunde 
thatsächlich  nicht  betheiligt.  Wohl  aber  hatten  die  Abgesandten 
der  Stadt,  Georg  Weniger  und  Wenzel  Herolt,  das  bei  einem  Gold- 
arbeiter in  Prag  angefertigte  neue  Stadtsiegel  ohne  Vorwissen  des 
Rathes  der  Bundesurkunde  beigedruckt. 

Als  Karl  V.  in  der  Schlacht  bei  Mühlberg  1547  über  das 
Heer  des  sächsischen  Kurfürsten  einen  glänzenden  Sieg  erfochten 
hatte,  unterdrückte  Ferdinand  den  Aufstand  der  böhmischen  Städte 
ohne  Schwertstreich.  Der  ^Pönfall*  der  berühmten  Lausitzer  ,  Sechs- 
städte* blieb  den  Bundesgenossen  in  Böhmen  nicht  erspart.  Die 
schuldigen  Städte  wurden  mit  der  Einziehung  eines  grösseren  oder 
kleineren  Theiles  ihrer  Güter  und  dem  Verluste  ihrer  Gerechtsame 
bestraft. 

Von  der  Einfuhrung  einer  beständigen  Trunksteuer  und  Ein- 
setzung eines  königlichen  Richters,  womit  andere  Städte  bestraft 
wurden,  blieb  Trautenau  befreit;  allein  es  verlor  die  erst  vor  Kurzem 
erworbene  Herrschaft  über  das  Schloss  und  28  ihm  gehörige  Dörfer, 
welche    zur  Herrschaft   Schatzlar   geschlagen   wurden.    Schloss   und 


118 

Stadt  Trautenau   erhielt    der   königliche  Rath   Christof  von  Jendort 
gegen  die  Summe  von  4000  Schock  meissnisch.  Die  Bürger  wurder 
ihm   jedoch    nur    mit    , gewöhnlicher  Pfandpflicht*    angewiesen,    mit 
dem  ausdrücklichen  Befehl    von  Seiten  Ferdinands,    dieselben    nicht 
^wider    die  Billigkeit,    alte   hergebrachte  Gewohnheit,    Freiheit    ur.d 
Gebrauch*  zu  beschweren.   Es  kann  nicht  unsere  Aufgabe  sein,  ^t 
vielen  Streitigkeiten  der  Stadt   mit  Christof  von  Jendorf,    sowie    die 
Geschicke  derselben  in  der  Zeit,  da  sie  keine  Burggrafen  hatte,  de* 
Näheren   zu  schildern.     Genug,    dass  sich   die   evangelische  Bürger 
Schaft    Trautenaus    durch    Fleiss    und    umsichtige    Verwaltung    des 
Stadtwesens  von  den  schweren  Verlusten,  die  Ferdinands  Strafe  ihr 
beigebracht   hatte,    allmälig  erholte   und    die  Gemeinde    zu  grossem 
Wohlstande  gelangte.    Auf  dem  Landtage    des  Jahres  1598    erhielt 
Kaiser  Rudolf  IL  von   den  böhmischen  Ständen   die  Erlaubniss,  c'c 
ganze  Herrschaft  Trautenau  zu  verkaufen,    da   der  Ertrag  derselben 
in  Folge  der  entfernten  Lage  im  Gebirge  für  den  König  zu  gerin^' 
sei  und  meist  in  andere  Hände  fliesse.    Wir  staunen  nur,  wenn  wir 
hören,   dass    die   so    schwergeprüfte  Stadt,    welche   auch  wiederholt 
ein  Raub  der  Flammen  geworden  war,  die  ganze  Herrschaft  käuflich 
an  sich  brachte.   Am  2.  April  1599  verkaufte  die  königliche  Kammer 
die  gesammte  Herrschaft  Trautenau  dem  Rathe  und    der  Gemeinde 
der  Stadt  Trautenau  um  47.131  Schock  meissnisch,    zahlbar  in  fünt 
halbjährigen    Theilbeträgen.     Wenn    auch    einzelne    Güter    sogleich 
nach  dem  Kaufe  wieder  veräussert  werden  mussten,    um  den  Kauf- 
preis aufzubringen,  so  blieb  die  Stadt  doch  im  Besitze  ausgedehnter 
und     im    Werthe    stetig    steigender    Ländereien.      Am    Ende    des 
XVI.    Jahrhunderts     stand    nun    Trautenau    nach    vielen    schweren 
Kämpfen  da  als  eine  freie  und  wohlhabende  Stadt  deutscher  evange- 
lischer   Bürger,    deren    Gewerbefleiss    das    Gemeinwesen    bald    zu 
grosser  Bedeutung  emporhob.  Die  Stadtgeschichte  Trautenaus,  nur  in 
ihren  Grundzügen  entworfen,  soll  nun  den  Hintergrund  abgeben  fiir 
das  folgende  reformationsgeschichtliche  Bild. 

II.  Die  Reformation  in  Trautenau. 

Der  König  von  Böhmen,  dessen  Macht  nicht  einmal  ausreichte, 
um  seine  königlichen  Städte  vor  Räubern  zu  schützen,  war  ganz 
machtlos  gegenüber  den  Wandlungen,  die  zu  Beginn  des  XVI.  Jahr- 


119 

hunderts  in  den  Herzen  und  Gemüthern  seiner  Unterthanen  vor 
«ich  gingen.  Karl  von  Münsterberg,  der  Enkel  König  Georgs  von 
Podiebrad,  seit  dem  13.  Februar  1523  bei  König  Ludwigs  Ab- 
wesenheit Statthalter  von  Böhmen,  neigte  selbst  der  neuen  Lehre 
Luthers  zu  und  that  der  Verbreitung  derselben  in  Böhmen  nicht 
den  geringsten  Eintrag.  Wie  in  so  vielen  anderen  Städten  vollzog 
sich  auch  in  Trautenau  der  Uebergang  von  dem  katholischen  zum 
evangelischen  Bekenntniss  allmälig  und  ruhig.  Die  berufenen  evange- 
lischen Prediger  stellten  nach  und  nach  die  gröbsten  Missbräuche 
ab,  führten  den  deutschen  Gottesdienst  ein,  belehrten  das  Volk  eifrig 
in  den  Predigten,  sorgten  im  Vereine  mit  tüchtigen  Lehrern  für  die 
Erziehung  der  Jugend  und  pflanzten  so  den  Geist  des  Evangeliums 
in  die  Herzen  ihrer  Mitbürger. 

Simon  Hüttel's  Chronik  der  Stadt  Trautenau  (1484  —  1601) 
überliefert  uns  zuverlässige  Nachrichten  über  die  Einführung  der 
Reformation  in  Trautenau.  Simon  HütteL  wurde  zu  Trautenau  im 
Jahre  1530  geboren  und  dürfte  bald  nach  1601  gestorben  sein. 
Schon  in  seinem  22.  Lebensjahre,  am  22.  Jänner  1552,  verehelichte 
sich  Hüttel  mit  der  Tochter  des  Bürgers  Merten  Hrüdel,  Namens 
Sabina.  ,Gott  gebe  uns  seinen  Segen!*  ruft  er  bei  dieser  Gelegen- 
heit aus.  Ein  Jahr  nach  seiner  Verheiratung  schlägt  er  seinen  Herd 
im  eigenen  Hause  auf  und  treibt  als  bürgerlichen  Nahrungszweig  das 
Gewerbe  der  Malerei.  Von  der  Bedeutung  seines  Standes  tief  durch- 
drungen, versäumt  er  es  nie,  seinem  Namen  das  Beiwort  ,der  Maler* 
hinzuzusetzen.  Er  polychromirt  die  Häuser  seiner  Mitbürger,  malt 
mit  besonderer  Sorgfalt  die  Giebelfelder  und  schreibt  nach  gutem 
alten  Brauche  gereimte  Sprüchlein  mit  zierlichen  Buchstaben  ein. 
In  den  weiten  Hallen  der  Stadtkirche  findet  er  ein  dankbares  Feld 
für  die  Entwicklung  einer  mehr  künstlerischen  Thätigkeit.  Seine 
Kunstfertigkeit  konnte  er  bei  der  Aufstellung  der  Grabmäler  in  der 
Kirche,  bei  der  Bemalung  der  den  verschiedenen  Zechen  gehörigen 
Chöre,  des  Predigtstuhles  u.  dgl.  beweisen.  Im  Jahre  1581  übermalt 
er  die  ,alte  Passion*,  die  schon  104  Jahre  alt  war,  und  bewältigt 
diese  grosse  Arbeit  innerhalb  vier  Wochen,  für  die  er  vom  Rathe 
allerdings  die  nicht  gerade  hochgegriffene  Entlohnung  von  5  Thalern 
erhält.  Hüttel  macht  hiezu  in  seiner  Chronik  folgende  Bemerkung: 
,Der  Maler  hat  das  Seine  auch  dabei  gethan,  mehr  als  12  Thaler 
dem  Leiden  Christi  zu  Lobe,  der  Kirche  zur  Zier,    einem  ehrsamen 


120 

Rath    zu  Ehren,    der  ganzen  Gemeinde   zum  Wohlgefallen   und   zu 
seinem  und  der  Seinigen  gutem  Gedächtniss.* 

Alle  seine  freie  Zeit  widmete  er  in  uneigennützigster  Weise 
dem  Dienste  seiner  Vaterstadt,  deren  Schicksale  ihn  unaufhörlich 
auf  das  Lebhafteste  beschäftigen. 

In  guten  wie  in  bösen  Tagen  steht  dieser  seltene  Mann,  der 
sich  mit  einem  gewissen  Stolz  ^civis  Trutnoviensis*  nennt,  treu  zu 
seinen  Mitbürgern,  deren  Vertrauen  ihn  1573  zum  Rathsmann  und 
im  darauffolgenden  Jahre  zum  Bürgermeister  erwählt.  Doch  bald 
schüttelt  er  die  Bürde  dieses  verantwortungsreichen  Amtes  ab.  um 
seinen  Lieblingsbeschäftigungen  ungestört  obliegen  zu  können,  nämlich 
der  topographischen  Erforschung  der  Umgebung  Trautenaus  und  der 
Pflege  der  heimischen  Ortsgeschichte. 

In  religiöser  Beziehung  huldigte  er  in  einem  Zeitalter,  in  dem 
die  heftigen  religiösen  Streitigkeiten  so  Manchen  zum  Uebereifer 
verleiteten,  gemässigten  Anschauungen.  Aus  vielen  Andeutungen 
in  seiner  Chronik,  auf  die  wir  noch  vielfach  zurückgreifen  werden, 
lässt  sich  mit  Sicherheit  schliessen,  dass  er  ein  treuer  Anhänger  der 
neuen  Lehre  Luther's  war.  So  berichtet  er  über  den  Tod  Dr.  Martin 
Luther's:  ^Anno  domini  im  1546  den  18.  tag  des  monats  februari 
ist  der  ehrwirdig  und  hailige  man  Martinus  Luther  zu  Eissleben 
in  got  ruende  entschlafen.*  Hüttels  Schuld  ist  es  wahrlich  nicht, 
wenn  eine  spätere  Hand  das  , ehrwirdig*  und  ^hailig*  in  , ehrrührig* 
und  ^haylos*   geändert  hat. 

Mit  den  Neuerungen,  die  einzelne  Pfarrer  einführten,  wie  Ein- 
schränkung der  Feiertage,  Abschaffung  der  Processionen,  der  Roraten- 
andachten,  des  Wetterläutens  u.  dgl.,  ist  er  vollkommen  einverstanden, 
nur  nicht  mit  gewissen  Neuerungen,  die  Pfarrer  Johannes  Timus  an- 
bahnte, z.  B.  mit  der  Entlohnung  von  einem  Thaler  fiir  den  Schul- 
meister beim  Ausläuten  einer  Leiche  mit  der  grossen  Glocke.  Die 
Ausschreitungen  und  Blossen  einzelner  Seelenhirten,  mögen  sie  nun 
evangelisch  oder  katholisch  gewesen  sein,  deckt  der  Chronist  ohne- 
weiters  auf. 

Simon  Hüttel  war  ein  frommer  und  gottesfurchtiger  Mann.  Er 
hörte  gerne  die  Predigt  des  Wortes  Gottes  aus  beredtem  Munde  und 
legte  selbst  eine  Sammlung  von  23  Predigten  an,  die  verschiedene 
Pfarrer  in  Trautenau  gehalten  hatten.  Bei  Envähnung  von  Todes- 
fällen ruft  er  den  Dahingeschiedenen  ein  frommes  ,requiescat*  oder 


.  ihm'  nach.  Bei  Schilderung  von  L'ngliicksfallen  und 
Igen  untcrläs<>t  er  es  nicht,  auf  Golles  Warnungen  und 
e  hinzuweisen,  die  den  Menschen  zur  Bu.sse  rufen.  In 
Jng  als  Rathsherr  und  Bürgermeister  wurde  er  bekannt 
Wunden  im  Stadtarchiv,  sein  Freumhchaftsverhältniss  zu 
farrcrn  von  Trantcnau  gewährte  ihm  auch  einen  Einblick 
■archiv,  so  dass  er  sich,  der  keineswegs  ein  grosser  Ge- 
aber  immerhin  viele  für  einen  Stadtchronisten  schatzens- 
ntnissc  besass.  im  Jahre  Iö78  entschloss,  ein  ,Gedächtniss- 
r  Vaterstadt  anzulegen,  das  er  , gleich  \vi-  vor  ein  heil- 
ten, gotllöb  meinem  lieben  vaterlandc,  einem  ehrbarn 
jmeiner  stat  Trautnaw  zu  ehren  und  meinem  namen  zu 
echtnis'.')  Huttels  ,Memorativ'  und  der  ihm  angefugte 
den  man  als  Kirchen-  und  Schul gescliiclite  von  Traiiienau 
kann,    liegen  der  nun  folgenden  Darstellung  zu  Gfunde. 


1.  Di 


■   Kirche 


Uuptkirche  zu  Trautenau  war  ursprünglich  dem  heiligen 
er  zu  Ehren  der  Aposlelzertheilung  j;eweiht.  Die  Seel- 
Jieser  Kirche  verwalteten  schon  seit  den  ältesten  Zeiten 
,t  über  die  umliegenden  Kirchen,  und  zwar  über  die 
Altstadt.  Goldenöls,  BernsdorC,  Albendorf,  Qualisch, 
".  Bnhmisch-Werner.sdorf,  Eipei,  Kognitz,  Soor.  Altbucli, 
,  Pilnikau,  Kottwit/.,  Wiltschitz,  Arnau,  Böh misch- Ocls, 
Langenau,  Mohern,  Hermanseifen.  Jungbuch,  Tj^cherna, 
Gradlitz.  Zwoll.  Roszbcrg.  Schlockendorf,  Schalzlar, 
rf,  Friedland  (in  Schlesien) 

eelsorger  gehörten  zuerst  dem  bereits  genannten  Orden 
erren  an,  .«ipätcr  wirkten  Wellgcistüche  und  verschiedene 
liehe,  wie  Mönche  des  Predigerordens,  Bernhardiner 
;r)  aus  dem  Stifte  Grüssau  und  ein  Benedictiner  aus  dem 
-aunau. 

0.  Jänner  1493  kam  der  Kreuzherr  Kaspar  Girk  aus  Ncisse 
nach  Trautenau.  Dieser  würdige  Priester  wurde  auch  zum 
weiht  und  verwaltete  sein  Decanat  mit  grosser  Umsicht. 
)n  alt  war,  liess  er  sich  alle  Freitag  auf  einem  Stuhle  in 

Eirleifung  iii  Simun   Hültel'>  ClitoriU  der  Stadl  Traulcnnii. 


i 


122 


die  Kirche  tragen,  um  die  Communion  zu  empfangen.  Zu  seiner 
Unterstützung  wurden  mehrere  Geistliche  berufen.  Von  1500 — lölTi 
wirkte  in  Trautenau  der  Kreuzherr  Paulus  Oehler  aus  Wohlau  in 
Schlesien,  sowie  1513  Petrus,  der  Schlossmönch.  Beide  wohnten  a:.r 
dem  Schlosse  der  Herren  von  Schumbur^.  Am  2.  Februar  151-i 
wurde  der  gebürtige  Trautenauer  Johannes  Pechatzsch  angestellt,  cer 
indess  bald  als  Pfarrer  nach  Altstadt  abging,  wo  er  noch  sieben  Jahrr 
seines  Amtes  waltete. 

Als  am  28.  Jänner  1520  der  Pfarrer  und  Dechant  Kaspar  G:r\ 
nach  28jähriger  Amtsthätigkeit  starb,  wandte  sich  der  Rath  de 
Stadt  Trautenau  an  den  Convent  der  Kreuzherren  mit  dem  Ersucher. 
die  erledigte  Pfarrstelle  durch  ein  Ordensmitglied  zu  besetzen.  Diese 
Bitte  wurde  bereitwilligst  willfahrt  und  der  Priester  Johannes  au- 
Neisse  am  5.  Februar  1520  nach  Trautenau  gesandt,  der  jedoCi 
schon  am  6.  Mai  starb.  Er  wurde  neben  Kaspar  Girk  in  der  Kircbr 
begraben  und  auf  seinem  Grabsteine  ein  Kelch  mit  einer  ent- 
sprechenden Inschrift  angebracht.  Ihm  folgten  die  Kreuzherren 
Bernhard  und  Nicolaus,  die  ebenfalls  binnen  Dreivierteljahren  dahin 
starben.  Am  15.  September  1521  kam  der  vierte  Kreuzherr,  Namen 
Petrus,  nach  Trautenau,  erkrankte  jedoch  nach  fünf  Wochen  an  de: 
Pest,  die  damals  schrecklich  wüthete  und  in  Trautenau  selbst  binnen 
einem  Jahre  550  Personen  hinwegraffte.  Als  Petrus  schwer  krank 
nach  Neisse  zurückgeführt  wurde  und  eine  halbe  Meile  vor  dem 
Ziele  seiner  Reise  starb,  wollte  kein  Kreuzherr  mehr  nach  Trautenau 
gehen.  Da  der  Bischof  in  Folge  dessen  die  weitere  Versorgung  der 
Pfarrstelle  entschieden  ablehnte,  musste  sich  die  Stadt  Trautcnju 
hinfort  selbst  um  die  Beschaffung  geeigneter  Seelsorger  kümmern. 
,AIso  seind  die  kreizpfaffen  zu  Trautnaw  aller  gar  wegkomen.  laii> 
deo.*  Dass  der  Chronist  den  abziehenden  Kreuzherren  ein  >lai:> 
deo*  nachruft,  darf  uns  nicht  Wunder  nehmen,  denn  der  Lebcn> 
Wandel  so  mancher  dieser  Brüder  war  fiir  die  Gemeinde  nicht«^ 
weniger  als  vorbildlich.  Was  z.  B.  Hüttel  über  die  Liebhabereien 
des  Mönches  Petrus  und  über  die  Spässe,  welche  sich  die  Herren 
von  Schumburg  mit  ihm  erlaubten,  erzählt,  lässt  sich  hier  niciit 
wiedergeben. 

Am  28.  October  1521  wurde  Johannes  Ron  aus  Landshut  von 
dem  Rathe  nach  Trautenau  berufen ;  er  zog  jedoch  nach  kurzer  Zeit 
wieder  weg  und  übernahm  die  Pfarrstelle  in  Goldenöls.  Neben  seinem 


iri 


128 

ßerufe  üble  er  das  Seh neidcrhand werk  aus  und  forderte 
5  der  Predigt  das  Volk  auf.  bei  ihm  die  Kleider  machen 
im  8.  Jänner  1522  zog  Marianus  Linificarius  aus  Seh w eid- 
irrer in  Trautenau  ein.  Er  stellte,  «ohl  schon  vom 
:hen  Geiste  berührt,  die  Wallfahrt  naeh  Altstadt  ab,  die 
n  St.  Vcit-stag  unternommen  wurde  und  zu  der  man  seit 
arfuss  und  mit  Fahnen  und  Kreuzen  auszuziehen  pflegte. 
Vallfahrt  nach  Altenbuch  schaffte  er  ab.  Nach  einem 
leun  Wochen  kehrte  er  wieder  nach  Schweidnitz  zurück, 
ri  Caplane:  den  Bernhardinermönch  Matterne  aus  Franken- 
esien,  der  am  17.  September  1522  wieder  in  sein  Kloster 
;,  und  den  Mönch  aus  Schweidnilz,  Johannes  Schwert, 
ei  angebliche  Rossdiebe  unschuldig  richten  und  an  den 
gen  Hess.  Bald  darauf  fiel  er  aus  einem  Fenster  des 
lerab  und  schlug  sich  beide  Kinnbacken  entzwei,  so  dass 
s  stumm  und  taub  blieb.  Der  Chronist  sieht  dies  als 
rafe  dafür  an,  dass  Johannes  Scliwert  nach  seines  Vaters 
tiweidnitz  in  einem  ausschweifenden  Leben  sein  Hab  und 
iSt  habe.  Danach  ging  er  ins  Kloster  .und  ist  ein  ab- 
lonachus  und  seines  ordens  ein  prediger  mönch  worden, 
as   latern  gedacht  hat:    cape  und   kalck   deckt    manchen 


..  Janner  1524  wurde  der  Magister  Wenzeslaus  Büttner 
■g  in  Böhmen  als  Pfarrer  berufen  und  holte  bald  darauf 
en    angetraute  Ehefrau    aus  seiner  Vaterstadt    heim,      Er 

seine  Schwester  .lus.  bis  sich  durch  die  Geburt  eines 
das  Geheimniss  verrieth.  Als  der  ehrsame  Ralh  ihn  des- 
cchenschaft  zog,  wies  er  ,mit  lachendem  wort*  seinen 
nd  forderte  für  sein  Siihnchen  einen  guten  Geburtsbrief 
irgermeister  Georg  Scheiber  als  Gevatter.    Nach  andert- 

vcrliess  er  wieder  Trautenau  und  ging  nach  Schlesien. 
jedoch  1530  wieder  nach  Trautenau  zurück  und  wirkte 
!u  seinem  Tode  im  Jahre  1535.  Wie  nun  andere  Priester 
:henkte  auch  er  der  Kirche  einen  goldenen  Kelch, 
ieser  erste  verehelichte  Pfarrherr  von  Trautenau  einen 
Lebenswandel  führte,  musste  dies  auf  die  öffentliche 
ine  gewaltige  Wirkung  ausüben  und  manchen  anderen 
I    den    Weg    bahnen.     Ihm    folgte   am    23.  Jänner   1525 


124 

Konrad  Preysse,  Bernhardinermönch  aus  Griissau  in  Schlesien.  Er 
las  die  gestifteten  Messen,  stellte  den  Zeiger,  verfertigte  schöne 
»sandseiger*  (Sanduhren)  und  nähte  kunstvolle  Tischtücher  aus,  Aip 
22.  Februar  1526  kehrte  er  nach  Preussen  zurück.  Ihm  wurde  aU 
Caplan  Georg  Springer,  ein  geborener  Trautenauer,  Benedictino- 
mönch  aus  Braunau,  beigegeben,  der  am  2.  Februar  1525  sein  Air: 
antrat,  es  indess  bereits  nach  einem  Jahre  wieder  verliess. 

Im  Jahre  1526  brachte  man  nach  Trautenau  viele  neue  lutherische 
Bücher,  »das  new  testament,  cathegismus  und  postillen*,  welche  d-: 
Bürger  eifrig  kauften  und  fleissig  studirten.  Am  18.  Februar  1526 
kam  Johannes  im  Korbe,  Pfarrherr  von  Breslau,  in  die  bereits  vor 
Lutherthum  durchdrungene  Stadt.  Er  war  zwar  nicht  verhdrater 
hatte  aber  nichtsdestoweniger  für  eine  Familie  zu  sorgen.  Ohne  e- 
zu  wollen,  leistete  er  der  neuen  Lehre  gewaltigen  Vorschub.  Er 
stellte  sich  schroff  auf  die  Seite  der  Papstkirche,  begann  von  der 
Kanzel  herab  Luther*s  Bücher  und  Lehre  zu  verdammen  und  be- 
hauptete, Luther  habe  ,ein  new  falsche  ketzerische  lehr*  in  cie 
Welt  gebracht.  Dafür  erbrachte  er  nicht  eben  glückliche  Beweise 
So  erzählte  er  öffentlich  von  der  Kanzel,  dass  er  ein  lutherische? 
Testament  auf  dem  Pfarrhofe  in  den  Kachelofen  geworfen  habe. 
alsbald  habe  es  angefangen  zu  krachen,  als  ob  man  eine  Haken 
büchse  abgeschossen  hätte  und  noch  ärger.  Also  habe  Gott  c;n 
Zeichen  gegeben,  dass  Luther's  Lehre  falsch  wäre.  Johannes  irr. 
Korbe  scheint  mit  solchen  Gründen  seine  Zuhörer  allerdings  nicht 
überwunden  zu  haben.  Denn  darauf  erhob  der  Seifensieder  Matthäus 
Freise,  ein  Bürger  und  Rathsherr  von  Trautenau,  öffentlichen  Wider 
Spruch  und  rief  überlaut  in  der  Kirche:  ,eur  pristerlicher  wirdcri 
ambt  auszgenommen,  her  Johanns  im  Korb,  du  leugst  in  hals,  des 
doctor  Martinus  Luthers  lehr  ist  recht,  nach  den  Schriften  der  pr-  • 
pheten  und  aposteln  das  klare  wort  gottes.  aber  des  pabsts  und  der 
papisten  lehr  ist  falsch  und  erlogen.* 

Wenn  hernach  der  Pfarrer  Johannes  im  Korbe  über  verschiedene 
Legenden  predigte  und  sich  gar  zu  hoch  am  , Papistenberg*  verstiei: 
also  dass  man  ihm  mit  einer  Leiter  hätte  wieder  herabhelfen  müssen, 
fing  der  genannte  Rathsherr  Matthäus  Freke  in  der  Kirche  zu  pfeifen 
an.  Das  verdross  den  Pfarrer  derart,  dass  er  Trautenau  wieder  verliess. 
So  war  denn  der  erste  Versuch  seitens  eines  katholischen  Geistlichen 
die  Bürger   von  Trautenau  vor   der   verderblichen  Pest   des  Luther 


125 

ibums  zu  bewahren,  gänzlich  misslungen.  Die  Reformation  machte 
von  da  an  stetige  Fortschritte. 

Zum  Beweise  dafür  diene  Folgendes:  Die  Geschlechter  der 
Hübel  und  Friese,  welche  wahrscheinlich  aus  Trautenau  stammten, 
stifteten  der  Kirche  1526  den  Betrag  von  400  fl.,  wofür  jeden  Freitag 
eine  Messe  gelesen  wurde.  Alsbald  aber  stellte  man  das  Messelesen 
ab,  so  dass  der  Rath  beschloss,  von  den  Zinsen  der  Stiftung  all- 
jährlich für  arme  Leute  und  arme  Schüler  zwei  Tuchgewänder  anzu- 
schaffen. 

Im  Jahre  1528  wurde  Matheus  aus  Bolkenhain  in  Schlesien 
Caplan  des  Johannes  im  Korbe,  ein  kleiner  Mönch  , stolzer  person, 
prechtiger  worte*,  der  indess  nur  wenige  Wochen  sein  Amt  versah. 

Nach  dem  Tode  des  würdigen  verheirateten  Pfarrers  Wenzes- 
laus  Büttner,  der  auf  Bitten  der  Bürgerschaft  Trautenaus  neuerdings 
von  1530 — 1535  das  Pfarramt  verwaltet  hatte,  wurde  Martinus 
Tabernator,  der  mit  seinem  deutschen  Namen  ,  Märten  Kretzschmer* 
hiess,  zum  Pfarrer  gewählt.  Er  war  ein  Mönch  vom  Predigerorden, 
zu  Frankenstein  gebürtig,  und  hatte  vorher  zu  Soor  bei  Trautenau 
gewirkt.  Er  verheiratete  sich  zu  Trautenau  und  nannte  sieben 
Kinder  sein  eigen.  Von  ihm  rühmt  der  Chronist,  dass  er  niemals 
ein  Evangelium  aus  irgend  einem  Buche  auf  der  Kanzel  abgelesen, 
sondern  Alles  ohne  Buch  auswendig  gepredigt  habe.  Bei  den  Epistel- 
predigten habe  er  stets  den  , Spangenbergischen  corvinus*  benützt. 
Das  Einkommen  des  Pfarrers  Martinus  Tabernator  wurde  am 
20.  Mai  1549  durch  einen  Vertrag  mit  dem  Rathe  zu  Trautenau 
geregelt.  Als  Ertrag  frommer  Stiftungen  für  die  Versorgung  der 
Orgel  und  das  Zeigerstellen  sollte  er  alljährlich  8  Schock,  und  zwar 
vierteljähriich  2  Schock,  erhalten.  Für  diese  Verrichtungen  konnte 
er  sich  jedoch  auf  seine  eigene  Rechnung  einen  Caplan  halten.  An 
Getreide  komme  ihm  jährlich  zu  10  Malter  und  4  Scheffel  ,ohn  alle 
accidentia*.  Ueber  Sommer  und  Winter  könne  er  30  Scheffel  auf  die 
Widmut  (Pfarrfeld)  säen  und  14  Stück  Rindvieh  und  kleineres  Vieh 
nach  Belieben  halten.  Acht  Dörfer  gehörten  mit  Taufen,  Trauungen 
u.  s.  w.  zur  Kirche.  Die  , Kirchenbauern*  sollten  ihm  überdies  die 
Accker  versorgen.  Die  Ausübung  seines  Handwerkes  mag  ihm  auch 
ein  bescheidenes  Nebeneinkommen  abgeworfen  haben,  da  er  Lein- 
wand wirken  und  schöne  Sanduhren  verfertigen  konnte.  Ausser  den 
genannten  Einkünften  kam  dem  Pfarrer  auch  die  Benützung  des  auf 


126 


dem  Kirchhofe  gelegenen  Wohngebäudes  zu,    Ueber  28  Jahre  lar.. 
wirkte   dieser   tüchtige   Pfarrer   in   Trautenau,    bis   er   am  20.  Sep 
tember  1563   von   dem   Rathe   den   erbetenen   Urlaub  erhielt     Die| 
Ursache    seines  Abschiedes   von  Trautenau    soll  darin  gelegen  sein 
dass   ihn    der   Stadtschreiber    beim  Weine   gerauft    und    gcschlagct! 
habe.  Am  1.  December  desselben  Jahres  verliess  Martinus  TabcrnatJ/ 
den  Pfarrhof  und  siedelte  mit  Weib  und  Kind  zu  dem  befreundeter.! 
Simon  Hüttel,  dem  Maler  und  Verfasser  der  Chronik,  über,  der  ih^ 
bis  Mittwoch  nach  Pfingsten  1564  in  seinem  Hause  beherbergte,  Z* 
der  Zeit  zog  Tabernator  mit  seiner  Familie  nach  Langenau,  wo  er 
über  15  Jahre  das  Pfarramt  versah. 

Von  den  Caplänen  zu  jener  Zeit  ist  zu  nennen  Matthäus  \tr. 
Luca,  ein  Mönch,  der  von  1531 — 1534  unter  Wenzeslaus  Bütti\r 
seines  Amtes  waltete.  In  Trautenau  verheiratete  sich  der  Cap!äi: 
Franciscus  Ay,  ein  Bernhardinermönch,  dem  Beispiele  Tabernator- 
folgend.  Nach  drei  Jahren  zog  er  1541  nach  Kottwitz,  wo  er  avi' 
der  Herrschaft  des  Herrn  Georg  von  Waldstein  bis  an  sein  Lebern 
ende  verblieb.  1540 — 1542  stand  an  Tabernator's  Seite  Johannes 
Agricola,  der  nach  Liebau  in  Schlesien  fortzog.  Der  Nachfo!i:(5 
Agricola's,  Matheus,  ein  Predigermönch  von  Schweidnitz,  erhitii 
wegen  seines  unordentlichen  Lebenswandels  den  Beinamen:  ,5;^- 
matz*.  Als  derselbe  1543  wieder  in*s  Kloster  nach  Schweidnit: 
zurückkehrte,  kam  Martinus  aus  Gabel  in  Böhmen  an  seine  Stellt 
ein  langer  schwarzer  Bernhardinermönch,  der  nach  einem  Jahre  ur.i 
sechs  Wochen  an  die  Theinkirche  nach  Prag  ging.  Ein  traurigem 
Beispiel  für  die  Sittenlosigkeit  der  damaligen  katholischen  Geistlichen 
welche  die  Bürger  geradezu  abstossen  und  der  Reformation  in  de 
Arme  treiben  musste,  gibt  der  Caplan  Matheus  aus  Schweidnitz.  der 
1544  nach  Trautenau  kam  und  mit  einer  Dirne  als  Pfarrer  nachdem 
benachbarten  Rognitz  zog. 

Nachdem  1545  das  ^kleine  mönchlein*  Franz  aus  dem  Kloster 
Grüssau  des  Hilfsamtes  mit  Messelesen,  Zeigerstellen  u.  dgl.  ge- 
wartet hatte,  war  im  nächsten  Jahre  kurze  Zeit  Johannes  Mur  vor. 
Geiszlingen  Caplan  in  Trautenau,  der  bei  seiner  Abreise  einen 
Schüler  ohne  Wissen  der  Eltern  mitnahm.  Es  ging  das  Gerücht. 
dass  er  mit  dem  Knaben  nach  Rom  gezogen  sei.  Mehr  als  10  jähre 
finden  wir  keinen  Caplan  in  der  Stadt,  vielleicht  weil  sich  die  i^ 
diesem  Dienste  berufer-^-^  Geistlichen  recht  schlecht  bewährt  hatten 


127 


weJ!  die  Einkünfte  dieser  Stelle  yar  zu  gering  waren.  Im 
versieht   der   Pfarrer   von    Rognit^,    Andreas   Kilfinger, 

den    Caplansdienst.    doch    kommt   er   mit    dem   .Messe 

nicht  auf  die  Kosten,  weslialb  das  Vertragsverhaltniss 
ist  wird.  Sechs  Jahre  hindurch  waltet  dann  der  Pfarrer  und 
I  Trautenau  allein  seines  Amtes. 

der  eifrigsten  Reformatoren  war  Johannes  Hintz,  der  am 
r  1563  aus  Michelsdorf  .zun  einem  sehlsorger  und  pfarher 
iv  aufgenomen  worden*.  Am  3U.  November  hielt  er  icine 
dtgl,  übersiedelte  jedoch  erst  am  14.  October  1564  ,mit 
:reueten  ehgemahl  und  kindern  und  ganzem  hauszrat' 
enau.  Bevor  er  sein  Amt  in  Trautenau  antrat,  sandte  er 
ertretung  zwei  Capläne  nacheinander  in  die  Stadt.  Der 
n  Korb,  der  am  5.  December  löß.'J  seine  Antrittspredigt 
itte,    wurde  Pfarrer   in  dem    benachbarten  Rognitz   unter 

Christoph  Silber.  Als  ihm  in  Jahresfrist  40  Thaler  baaren 
.tohlcn   wurden,    zog   er  ,in  solchem  härm'  von  Rognitz 

wcisz  wohin*.  Die  Kirchenfenster  in  Trautenau  scheinen 
;ht  gerade  In  gutem  Stande  gewesen  zu  sein,  denn 
lintz  schenkte  der  Kirche  vor  seinem  Amtsantritte  eine 
i  um  6  Thaler.  ,die  kirchenfenster  darmit  zu  verglasen', 
14.  Juni  1564,  ,an  der  niitwoch  Tiburtius*  sang  der 
i  Pfarrers  Hinlz,  Albertus  Bamberg,  zum  ersten  Male  die 
,ttanei  und  begann  an  jedem  Hinn-och  und  Freitag  über 
n  zu  predigen.  Der  Chronist  begleitet  diese  Neuerung 
chönen  Worten:  ,gott  gebe  seinen  göttlichen  segen  zu 
igen  worte  alzeit'.  Diese  echt  evangelische  Einrichtung 
schon  auf  den  Einlluss  des  neuen  Pfarrers  Johannes  Hintz 
iren  sein,  der  am  14.  October  1564  mit  neun  schwer 
Wagen  voll  flausrath  von  Michelsdorf  her  seinen  Einzug 
au  hielt.  Länger  denn  eine  halbe  Stunde  wurde  ihm  mit 
1  Glocke  entgegengeläutet.  Die  Bürgerschaft  von  Trautenau 

■IQ  bereuen  gehabt,  dass  sie  ihrem  Seelsorger  einen  so 
Empfang  bereitet  hat.  Johannes  Hintz  hat  den  Gottesdienst 
;estaltet,  dass  die  Predigt  des  Evangeliums  und  die  Be- 
s  Volkes  in  den  Mittelpunkt  gerückt  wurden.  Kr  war  ein 

tadellosem  Lebenswandel    und   grossem  Eifer   im  Amte, 

sich  bald  die  allgemeine  Achtung  und  Liebe  der  Bürger 


128 


erwarb.  Seine  Frau  mit  den  Kindern  wohnte  nicht  in  der  Stadt, 
sondern  auf  dem  Vorwerke  der  Widmut  vor  dem  Thore.  wo  Hintz 
zwei  Tage  in  der  Woche  im  Kreise  seiner  Familie  zubrachte,  während 
er  sonst  eifrig  seinen  Studien  oblag. 

Merkwürdigerweise  wurde  Johannes  Hintz  trotz  seiner  re 
formatorischen  Bestrebungen  als  der  Erste  unter  den  Pfarrern  von 
Trautenau  von  dem  Erzbischof  zu  Prag  zum  ^decanus*  oder  Vicarius 
über  die  umliegenden  Kirchen  bestätigt.  Am  19.  September  156r> 
nahm  ihm  der  frühere  Pfarrer  von  Trautenau,  Martinus  Tabernator. 
vor  dem  Hochaltare  den  Eid  ab  und  bestätigte  ihn  in  seinem  Decanal- 
amte  im  Auftrage  des  Erzbischofs.  Das  Amt  eines  Dechants  war 
zwar  mit  dem  Pfarramte  in  Trautenau  seit  alten  Zeiten  verbunden, 
aber  eine  erzbischöfliche  Bestätigung  konnte  nicht  stattfinden,  da 
der  ßischofsstuhl  zu  Prag  seit  der  Zeit  der  Husitenkriegc  in  Fo^ge 
der  beständigen  Kriegswirren  unbesetzt  blieb.  Erst  1561  wurde  der 
erzbischöfliche  Stuhl  mit  Johann  Brus  von  Mohelnitz  besetzt,  der 
nicht  nur  katholische,  sondern  auch  utraquistische  Geistliche  zu 
weihen  hatte.  Da  nicht  angenommen  werden  kann,  dass  der  Erz- 
bischof durch  die  Weihe  des  evangelisch  gesinnten  Pfarrers  Johannes 
Hintz  zum  Dechant  die  Einführung  des  Protestantismus  habe  fördern 
wollen,  so  kann  der  Erzbischof  nur  in  völliger  Unkenntniss  der 
religiösen  Verhältnisse  in  Trautenau  und  Umgebung  gehandelt  haben. 

Arn  1.  Mai  1565  zog  der  Dechant  Johannes  Hintz  mit  dem 
Pfarrer  von  Mohern,  Johannes  Kaschkau,  nach  Prag  zum  Begräbniss 
des  Kaisers  Ferdinand.  Der  ehrbare  Rath  von  Trautenau  Hess  seinem 
Pfarrherrn  aus  diesem  feierlichen  Anlasse  vom  Kirchengeide  ,ein 
grosse  schwarz  vorstatene  reverenda  machen*.  Seit  dem  20.  April  1565 
liess  Hintz  ,am  gutten  freitag*  zur  Passionspredigt  mit  der  grossen 
Glocke  läuten,  stellte  sodann  das  Klappern  und  Schnarren  in  der 
Charwoche,  sowie  das  Aussetzen  der  Monstranz  ab.  Die  Frohn- 
leichnamsprocession  und  ähnliche  Umzüge  wurden  ebenfalls  ab- 
geschafft. Am  16.  Juli  1565  hielt  Hintz  die  erste  Versammlung: 
sämmtlicher  zur  Dechantei  Trautenau  gehörigen  Pfarrer  ab,  was 
seit  mehr  als  40  Jahren  nicht  dagewesen  war.  Bei  diesen  Conventen 
mussten  die  Pfarrer  schriftliche  Predigten  und  andere  theologische 
Arbeiten  abliefern.  Auch  Bestimmungen  über  verschiedene  kirchliche 
Angelegenheiten,  wie  die  Kleidung  der  Geistlichen,  wurden  getroffen 
Mit   dem   Nützlichen   wurde   bei   solchen   Conventen   auch   das  An- 


129- 

gcnehme  verbunden.  Denn  wenn  die  obgenannten  Pfarrherren  eine 
Zusammenkunft  hatten,  gab  ein  jeder  einen  böhmischen  Groschen. 
Dafür  kauften  sie  ein  Fass  Bier  und  liessen  es  auf  den  Pfarrhof 
schroten,  während  Pfarrer  Johannes  Hint^iiis  das  Essen  zu  dem  Hier« 
spendete,  ,also  hüten  sie  nach  ihrem  examen  ein  convivium  und 
freie   musicam,* 

Auf  der  Pastoralconferenz  vom  25.  November  1565  wurde  das 
Rorate  in  der  Dechantei  Trautenau  abgeschafft,  dagegen  bestimmt, 
dass  der  Reihe  nach  jeder  Dorfpfarrer  eine  der  neu  eingerichteten 
Mittwochs-  und  Freitagspredigten  zu  halten  habe,  .solche  predigten 
machten,  das  viel  volcks  in  die  kirche  ging;  dan  jedenmann  vvolt 
gern  die  neuen  predigcr  anhören.'  Hüttel  berichtet,  das.s  er  mehr 
als  23  solcher  Predigten  gesammelt  habe  und  die  lateinische  und 
deutsche  Handschrift  von  mehr  als  zehn  Pfarrern  besitze.  Dieselben 
haben  sich  also  unterschrieben : 

Matias  Cioselius,  pastor  ecclesiaruni  in  Arnau  et  Oelsen,  Matheus 
Hanke  Hirsch,  diaconus  Amovicasis,  Melcher  Thilesius,  pfar  zu  Alde- 
stat,  Wenzeslaus  Pritcner,  pastor  in  Wiltschit^,  Christopherus  Flach- 
nerus,  pfar  zu  Rognitz,  Caspar  Gans,  pastor  in  Mohern.  Andreas 
Mohaubt,  pfarrher  aiifSoher.  Jacobus  Leimgrube,  pastor  in  Antiquo- 
fago,  Hieronimus  Henricus  Adamus  Cinck,  pastor  zum  Schwull,  Israel 
Geiszier,   pastor  in  Pilnicau. 

Am  23.  März  1566  liess  Pfarrer  Hintz  auf  dem  Kirchhofe  eine 
.breche*  bauen,  d.  i.  eine  Vorrichtung,  in  welcher  Personen  wegen 
gewisser  Vergehen  zur  Strafe  der  Öffentlichen  Beschämung  ausge.stellt 
wurden,  Sie  war  bestimmt,  ,vor  die,  so  gott  lestern,  vor  haderleite, 
es  sei  fraun  oder  man*.  Als  Johannes  Hintz  am  13.  December  1568 
von  Trautenau  nach  Ellbogen  ging,  lernten  die  Trautenaucr  in 
Hieronymus  Hirsch  aus  Meissen,  der  früher  im  Kriege  Feldprediger 
gewesen  war,  einen  nichtswürdigen  Geistlichen  kennen.  Er  war  ein 
, guter  bibasticus*,  lief  betrunken  in  die  Schule,  jagte  den  Cantor 
Sigmund  Hübner  zum  Fenster  hinaus,  während  Lehrer  Valerius 
Grünberg  schleunigst  über  den  Ofen  in  eine  Kammer  flüchtete, 
schlug  mit  einem  langen  Messer,  »tesak*  genannt,  einem  ehrbaren 
Bürger,  Namens  Paul  Zipfel,  die  Nase  entzwei,  entführte  die  Ehefrau 
des  Caplans  Albrecht  Bamberg  und  verliess  sein  eigen  Weib  und 
Kind.  Dafür  sass  er  längere  Zelt  im  Mittelthurm  gefangen  und  ent- 
wich dann  von  Trautenau. 

Jahrbucli  d»  Prolauixümui  isn,  H.  IJI  a.  IV.  ^ 


I    -- 


130 

Am  29.  December  1568  wurde  der  ^ehrwirdige  und  wolgelerte* 
Herr  Johannes  Thijnus,  gebürtig  zu  Zwickau,  als  Pfarrer  eingeführt. 
Er  kam  von  ,KaufTung  aus  der  Schlesing*.  Von  1568 — 1576.  länger 
als  acht  Jahre,  wirkte  er  in  evangelischem  Geiste  in  Trautenau,  wobei 
er  sich    allerdings  durch   seinen  übergrossen  Eifer  und  sein   oft  un 
überlegtes     und     hitziges    Vorgehen     viele    Feinde     machte.     Am 
24.  März  1574  starb  seine  Gattin  im  Wochenbette,    ,die  erbar  frau 
Gertrud*,  und  wurde  in  der  Kirche  begraben.  Der  Chronist  ruft  ihr  ein 
frommes  ^requiescat  in  pace*  nach.  Ein  Jahr  später  freite  er  in  Prag 
^HansWeygels  des  weiszgerbers  vor  dem  niederthortochter*, Helena. 
.  Umfassende  Reformen  führte  Johannes  Thimus  im  Einverständ- 
niss  mit  dem  Stadtrathe  durch.  Dieses  gute  Einvernehmen  zwischen 
dem    Geistlichen    und    seiner    Gemeinde    erreichte    sein    Ende,    als 
Thimus  für  den  Schulmeister  die  Gebühr  von  1  Thaler  für  das  Aus- 
läuten mit  der  grossen  Glocke  und  für  sich  allsonntäglich  eine  Zulage 
von  7  Pfennigen  aus  dem  gemeinen  Kirchensäckel  forderte.  Als  ihm 
dies  verweigert  wurde,  erklärte  er,  das  Volk  nicht  mehr  vermahnen 
zu  wollen,    auch  nur  einen  Heller  zu  geben,   damit  Kirche,  Pfarrhof 
und  Schule   in   gutem   Stande   erhalten   werden    möchten.     Um  die 
Belehrung   und  Erbauung   des  Volkes,   sowie  um   die  Unterweisung 
und  Erziehung  der  Jugend  erwarb  er  sich  grosse  Verdienste. 

Im  Jahre  1668  fing  er  an,  in  täglichen  Morgenpredigten,  den 
Donnerstag  ausgenommen,  die  ganze  heilige  Schrift  vom  Anfange 
bis  zum  Ende,  alle  Bücher  hindurch,  dem  Volke  auszulegen.  Zc 
diesen  Predigten  brauchte  er  volle  sieben  Jahre,  so  dass  er  am 
22.  October  1575  die  letzte  derartige  Predigt  hielt.  Auch  die  Kinder- 
'lehre,  d.  i.  die  Unterweisung  der  Kinder  in  Luther's  kleinem  Kate- 
chismus, richtete  er  ein,  so  dass  die  Schüler  den  Katechismus  alle 
Sonntag  zur  Vesper  aufsagen  mussten.  Er  beaufsichtigte  scharf  den 
Schulunterricht,  damit  in  der  Heranbildung  der  Kinder  nichts  ver- 
säumt werde.  In  seinen  Predigten  ermahnte  er  die  Gemeinde,  fleissig, 
den  armen  Leuten  und  Schülern  in  die  Butten  vor  den  Kirchen- 
thüren  Brot  und  Pfennige  einzulegen.  Er  theilte  selbst  Brot  und 
Geld  unter  die  Armen  aus,  ja  er  buk  oftmals  von  seinem  eigenen 
Korne  Brot,  um  es  den  Gemeindearmen  und  den  bedürftigen 
Schülern  zu  geben. 

Das  Salvesingen  in  der  Fastenzeit  stellte  er  ab,  führte  hingegen 
das  Singen  und  Beten  der  Kinder  zu  Mittag,  wenn  die  Glocke  ertönt 


■^AJi.  .    . 


131 

ein.  Anstatt  des  Einlauteiis  der  Bräute  richtete  er  das  Orgeispielen 
und  Singen  bei  Hochzeiten  ein.  In  der  Fasten/.cit  liess  er  das  Tuch 
vor  dem  Hochaltare  nicht  mehr  aufdecken,  üess  die  Kerzen  von  den 
Altären,  ausgenommen  vom  Hauptaltare,  entfernen  und  die  Fahnen 
aus  der  Kirche  wegräumen.  Von  den  Zunftleuchtern  nahm  er  die 
Wachskerzen  weg  und  rief  den  Leuten  von  der  Kanzel  zu;  ,ich  nem 
die  l^erzen  selbst  und  studier  dabei*.  Dadurch  brachte  er  es  so  weit, 
dass  Niemand  mehr  derartige  Kerzen  aufsteckte.  In  der  Sommerszeit 
legte  er  ein  Schloss  vor  den  Kirchthurm,  damit  das  Wetterläuten 
bei  heranziehenden  Gewittern  aufhöre. 

Hatte  schon  des  Johannes  Thimus'  unerhörte  Neuerung,  für 
sich  und  den  Schulmeister  eine  Aufbesserung  des  Gehaltes  zu  fordern, 
den  Beifall  des  Rathes  nicht  im  Mindesten  gefunden,  so  machte  es 
ihn  geradezu  missliebig.  dass  er  mit  dem  königlichen  Forstmeister 
Kaspar  Nuss  von  Reihersdorf  in  einen  heftigen  Streit  gcrielh,  den 
er  sogar  mit  grossem  Nachdruck  von  der  Kanzel  herab  führte. 
Kaspar  Nuss,  der  ein  eifriger  Katholik  gewesen  zu  sein  scheint, 
verklagte  ihn  1575  beim  Erzblschofe  in  Prag,  vor  dem  er  .sich 
rechtfertigen  musste.  Die  40  Thaier  Zehrgeld,  welche  Thimus  dem 
Käthe  aufrechnete,  wurden  zwar  .aus  gemeiner  Stadt  Beutel*  für 
ihn  bezahlt,  er  aber  nachdrückh'ch  ermahnt,  künftighin  von  solchen 
Narretheien  abzulassen.  Unhaltbar  wurde  des  Pfarrer.s  Stellung,  als 
es  offenbar  wurde,  dass  er  den  Pfaffenwald  sammt  den  dazu  ge- 
h' rigen  Wiesen  heimUch  dem  Herrn  Prschibik  Mirschkovsky  von 
Tropschitz  auf  Neuhof  übergeben  habe.  Er  musste  deshalb  um  seine 
Entlassung  cinkommen,  die  ihm  auch  sofort  gewährt  wurde.  Als  er 
am  Ostcrsonntag  1576  von  der  Kanzel  offen  und  ehrlich  erklärte, 
er  werde  morgen  seine  ,  Valetprcdigt*  halten  und  darin  alle  seine 
Widersacher,  die  ihn  von  Trautenau  vertrieben  hatten,  namhaft 
michen,  hielt  der  Rath  die  Kirche  verschlossen.  Da  forderte  Thimus 
^eine  Bauern  auf,  mit  ihm  nach  Neuhof  zu  ziehen,  wo  er  ihnen  in 
einem  Saale  die  Abschieds  predigt  hielt.  Nach  der  Predigt  überredete 
er  den  genannten  Prschibik  Mirschkovsky  dazu,  die  Bauern  von 
Gabersdorf  und  Wolta  nicht  mehr  nach  Trautenau.  sondern  nach 
Gir.;den'j;s  und  Altstadt  zur  Kirche  zu  schicken. 

.Ajn  26.  -Mai  1576  zog  Johannes  Thimus  vom  Pfarrhofe  zu 
Trautenau  in  sein  Haus  vor  dem  Niederthore.  Bexor  er  die  Sudt 
verüess,    wurde  ihm   vom  Ratbe   noch  erlaubt,    das  Grabmal    seiner 


132 

Gattin  Gertrud  neben  dem  AUerscelenaltare  an  die  Mauer  zu  setzen 
und  eine  Grabschrift  anzubringen.  Am  24.  September  zog  er 
40  Meilen  weit  weg  nach  Schwett  in  der  Mark,  auf  die  Herrschaft 
des  Grafen  von  Vierrhaden,  wo  er  noch  nahezu  drei  Jahre  Pfarrer 
gewesen  ist.  Er  soll  in  den  acht  Jahren  seines  Aufenthaltes  in 
Trautenau  400  Thaler  erübrigt  haben.  Der  Chronist  weiht  ihm  ein 
^requiescat  in  pace*. 

Bis  jetzt  hatte  sich  der  Protestantismus  in  einem  Zeiträume 
von  mehr  als  50  Jahren  ruhig  in  Trautenau  und  Umgebung  ver- 
breitet, ohne  dass  mit  Entschiedenheit  versucht  worden  wäre,  seiner 
Ausbreitung  Einhalt  zu  thun.  Die  Anklage  gegen  Johannes  Thimus 
beim  Erzbischofe  in  Prag  war  von  keiner  grossen  Bedeutung,  denri 
dem  Angeklagten  gelang  es,  sich  zu  rechtfertigen.  Die  Verhältnisse 
änderten  sich  unter  der  Amtswirksamkeit  des  Tobias  Scharffenberger. 
der  am  3.  Mai  1576  Nachfolger  des  Johannes  Thimus  wurde.  Er  war  ge- 
boren zu  Liebthal  in  Schlesien  und  hatte  zuletzt  als  Schulmeister  in 
Bolkenhain  gewirkt.  Seine  Antrittspredigt  am  Morgen  handelte  von  dem 
Glaubensbekenntnisse  des  Athanasius,  seine  Haupt-  und  Vesperpredigt 
von  dem  Gleichniss  vom  guten  Hirten.  In  seinem  Predigtamte  entwickelte 
Scharffenberger  einen  ausserordentlichen  Fleiss.  Er  hielt  alle  Wochen 
sieben  Predigten,  am  Sonntag  drei,  am  Montag,  Dienstag,  Mittwoch  und 
Freitag  je  eine.  Er  ermahnte  die  Gemeindemitglieder,  den  armen 
Schülern  Brot  und  Geld  in  die  Butten  vor  den  Kirchenthüren  einzu- 
legen und  theilte  die  milden  Gaben  alle  Sonntage  unter  sie  aus.  Er 
selbst  ging  der  Gemeinde  mit  gutem  Beispiele  voran  und  schenkte 
den  armen  Schülern  alle  Vierteljahre  einen  bestimmten  Geldbetrag. 
Wiederholt  richtete  er  strenge  und  ernste  Ermahnungen  an  die  ver- 
sammelte Gemeinde.  So  verlas  er  öfter  das  scharfe  ^Holzmandat* 
der  Obrigkeit,  in  dem  das  Stehlen  des  geflössten  Holzes  verboten 
wurde.  Am  28.  März  1580  verbot  er  den  Zechen  in  der  Predigt. 
bei  den  Begräbnissen  Kerzen  zu  tragen.  Als  im  Jahre  1582  die 
Pest  in  der  Nähe  Trautenaus,  namentlich  in  Königgrätz,  Jaromirsch 
und  Königinhof  heftig  wüthete,  rief  der  genannte  Pfarrer  das  Volk 
nachdrücklich  zur  Busse  also,  dass  am  30.  September  140  Personen 
zum  Tische  des  Herrn  gingen.  Als  am  12,  September  1583  zu 
Mittag  im  Malzhause  ein  Feuer  ausbrach»  das  die  Stadt  innerhalb 
dreier  Stunden  gänzlich  einäscherte,  forderte  Scharffenberger  seine 
Gemeinde   zum  Danke  gegen  Gott  auf  dafür,   dass  die  schreckliche 


133 

Feuersbrunst  nicht  in  der  Nacht  ausgebrochen  sei;  wären  doch  dann 
Hunderte  in  den  Flammen  umgekommen.  Einem  Bürger,  der  am 
20.  Februar  1579  plötzlich  gestorben  war,  verweigerte  er  das 
kirchliche  Begrabniss,  da  er  nie  zum  heiligen  Abendmahl  gegangen 
war.  Auf  Bitten  der  Söhne  des  Verstorbenen,  die  10  Schock  zum 
Pfarrhofbau  spendeten,  liess  er  sich  endlich  dazu  herbei,  dem  Todten 
eine  Leichen  predigt  zu  halten. 

In  der  Neujahrspredigt  pflegte  Scharffenberger  stets  an  der 
Hand  sorgsam  ausgewählter  Texte,  die  der  Chronist  uns  meist 
überitcrcrt  hat,  eindringliche  Ermahnungen  an  die  Gemeinde  zu 
richten  und  nach  Schluss  der  Predigt  die  Amtshandlungen  des  ver- 
flossenen Jahres  zu  vermelden.  So  wurden  im  Jahre  1&SI  156  Kinder 
geboren,  31  Paare  getraut,  67  Personen  sind  gestorben.  Im  Jahre  1585 
betrug  die  Zahl  der  Taufen  144,  die  der  Trauungen  21,  die  der 
Todesfälle  126 ;  33  Personen  starben  in  und  vor  der  Stadt  an  der 
Pest.  Während  des  Jahres  1592  fanden  172  Taufen,  32  Trauungen 
und  68  Begräbnisse  von  Erwachsenen  und  Kindern  statt. 

Dem  strengkatholischen  Forstmeister  Kaspar  Nuss  war  der 
eifrige  lutherische  Prediger  ein  Dorn  im  Auge,  weshalb  er  ihn  beim 
Erzbischofe  Berka  in  Prag  verklagte,  und  zwar  mit  besserem  Erfolge 
als  seinen  Amtsvorgänger  Johannes  Thfmus.  Nachdem  Scharffen- 
berger  den  dritten  .Ladebrief*  vom  Erzbischofe  erhalten  hatte, 
stellte  er  sich  in  Prag  dem  geistlichen  Gerichte.  Ihm  wurde  strengstens 
verboten,  weiter  im  Kirchenamte  Trautenau  zu  verbleiben,  zu  predigen 
und  zu  ,communicircn*,  da  er  von  keinem  böhmischen  Bischof  ge- 
weiht sei.  Er  enthielt  sich  auch  jeglicher  Amtswirksamkeit,  bis  er 
am  2.  October  1594  seine  .Valetpredigt*  in  der  Kirche  hielt,  bei 
der  Jedermann  in  Thränen  ausbrach.  Er  dankte  in  seiner  Abschieds- 
predigt jedem  einzelnen  Stande  und  allen  Gemein  dem  itglied  er  n  ins- 
gemein. 306  Abend mahlsgäste  drängten  sich  zum  letzten  Male 
weinend  um  ihren  treuen  Hirten,  der  seine  Herde  über  18  Jahre  mit 
dem  Stabe  , Sanft'  geweidet  hatte  und  nun  mächtigen  Feindes- 
gewalten  weichen  musste.  Der  Rath  der  Stadt  Trautenau  gab  ihm 
ein  gutes  Zeugniss  Über  seine  nahezu  I9jährige  pflichtgetreue 
W  rksamkeit,  auf  Grund  dessen  er  im  nahen  Hohenelbe  als  Pfarrer 
an;;e?!tellt  wurde.  Die  Trennung  von  Trautenau  wird  diesem  edlen 
Seelcnhirten  um  so  schwerer  geworden  sein,  als  er  das  Grab  seiner 
gehebten  Tochter  Marie  zurücklassen  musste,  der  er  mit  Bewilligung 


des  Trautenauer  Käthes  von  Hoheneibe  aus  ein  Gi 
neben  dem  Hoclinltare  setzen  liess.  Tobias  Seh; 
ein  vcrmiigender  Mann  gewesen  sein,  denn  er  kaufte 
von  der  Gemahlin  des  Herrn  Adarei  Silber  das 
20O0  Schock.  50  Schafe,  6  Kühe.  4  Pferde  und  e 
schon  KXK)  Schock  baar. 

Der  Nachfolger  Tobias  Schar ffcnberger 's  w 
evangelisch  gesinnte  Pfarrer  Gregorius  Forbergk 
Schlesien,  der  am  8.  Dccember  1594  berufen  und  ; 
in  den  Pfarrhof  eingeführt  wurde.  Am  29.  Dec< 
Ordination  nach  Frankfurt  a.  O.  und  hielt  am 
seinen  ersten  Gottesdienst,  bei  dem  viele  Leute 
feierten.  Während  er  sich  am  9.  October  desselbe 
Pfarrers  Schobricius  Tochter  Susanna  vermählte, 
Schwester.  Jungfrau  Elisabeth,  am  3.  December 
Trautenau,  Matthäus  Radetzky.  Die  Einleitung  un 
der  Sechswöchnerinnen  verlegte  Forbergk  von  Sonn 
damit  die  Abendmahl« gaste  dadurch  nicht  gehindi 
scheiterte  die  Einführung  dieser  Neuerung  an  dem 
Stande  der  Bäuerinnen,  die  ohne  Einleitung  zur  Ki 
22.  Sepiember  1596  führte  er  die  Feier  der  Apc 
Alters  wieder  ein  und  begann  1601  sogar  damit 
verstorbene  Kinder  mit  der  ganzen  Schule  unter  ' 
7.U  geleiten.  Wie  lange  Forbergk  in  Trautenau  gc 
wir  nicht,  denn  Hiittcl's  Chronik  schliesst  mit  dem_ 
über  die  anderen  Pfarrer,  welche  bis  zur  Gegen 
Amtes  gewaltet  haben  dürften,  fehlt  uns  jede  Nacl 

VerzetchniBB  der  Ffbrrer  und  Capläne  zur  Bafo 
Tränte naa, 
1493 — 1520.  Kaspar  Girk  aus  Neisse,  Dechant. 
1500—1513.  Paulus  Oehler  aus  Wohlau  in  Schlesi 

1513.  Petrus  der  Schlossmönch,  Caplan. 

1514,  Johann  Pechatzsch  aus  Trautenau,  Ca 
1530.  Johannes  aus  Neisse. 

1520,  Bernhard  aus  Neisse. 
1520—1521.  Nicolaus  aus  Neisse. 

1521.  Petrus  aus  Neisse. 


135 


1521.  Andreas  Ron  aus  Landshut. 

1522 — 1523.  Martinus  Linificarius  aus  Schweidnitz. 

1522.  Matterne  aus  Frankenstein  in  Schlesien,  Caplan. 

1523.  Johannes  Schwert  aus  Schweidnitz,  Caplan. 
1524 — 1525.  Wenzeslaus  Büttner  aus  Lemberg  in  Böhmen. 
1525 — 1526.  Konrad  Preysse  aus  Grüssau  in  Schlesien. 
1525 — 1526.  Georg  Springer  aus  Trautenau,  Caplan 
1526 — 1530.  Johannes  im  Korbe  aus  Breslau. 

1528.  Matheus  aus  Bolkenhain  in  Schlesien. 

1530 — 1535.  Wenzeslaus  Büttner  aus  Lemberg  in  Böhmen. 

1531 — 1534.  Matheus  von  Luca,  Caplan. 

1535 — 1563.  Martinus  Tabernator  aus  Frankenstein  in  Schlesien. 

1538 — 1541.  Franciscus  Ay,  Caplan. 

1540 — 1542.  Johannes  Agricola,  Caplan. 

1542  —  1543.  Matheus  aus  Schweidnitz,  Caplan. 

1543 — 1544.  Martinus  aus  Gabel  in  Böhmen,  Caplan. 

1544.  Matheus  aus  Schweidnitz,  Caplan. 

1545.  Franz  aus  Grüssau  in  Schlesien,   Caplan. 

1546.  Johannes  Mur  aus  Geiszlingen,  Caplan. 

1557.  Andreas  Eilfinger,  Pfarrer  zu  Rognitz,  Caplan. 

1563 — 1568.  Johannes  Hintz,  Dechant. 

1563.  Fabian  Korb,  Caplan. 

1564.  Albert  Bamberg,  Caplan. 

1568.  Hieronymus  Hirsch  aus  Meissen,  Caplan. 

1568.  Johannes  Cascanus,  Caplan. 

1568 — 1576.  Johannes  Thimus  aus  Zwickau. 

1576 — 1594.  Tobias  Scharflfenberger  aus  Liebthal  in  Schlesien. 

1594 — 16  .  .  Gregorius  Forbergk  aus  Lauban  in  Schlesien. 

(Fortsetzung  folgt.) 


XL 

Zur  Geschichte  der  evangelischen  Kirchenverfassung 

in  Oesterreich. 

(Sls  zum.  17oleraIizpateIlt^) 

Mit  Benntzang  haadschrifUichcr  Qneileit. 

Von   Gustav   Adolf   Skalskt,   k.  k.  o.  Professor  in  Wien. 

I. 

Es  ist  im  Wesen  der  Kirche  begründet,  dass  sie  ein  Erscheinungs- 
leben auf  Erden  führe.  Die  Gnadenmittel  als  ^notae  extemae  aut  visi- 
biles,  quibus  ecclesia  invisibilis  agnosci  potest*,  sind  es  vor  Allem, 
welche  das  Erscheinungsleben  der  Kirche  bedingen.  Wäre  das  Ver- 
hältniss  Aller,  welche  sich  zur  Kirche  halten  oder  zu  ihr  gerechnet 
werden,  zu  den  Gnadenmitteln  ein  gleiches,  dann  gäbe  es  auch  in 
der  Erscheinung  nur  eine  Kirche.  Dieses  Verhältniss  ist  aber  ein 
verschiedenes.  Die  Kirche  theilt  sich  in  Folge  dessen  ihrer  Erscheinungs- 
seite nach  in  eine  Reihe  von  Bekenntniss-  oder  Particularkirchen. 
In  ihren  Bekenntnissen  sprechen  die  Particularkirchen  in  prägnanter 
Weise  aus,  in  welchem  Verhältnisse  sie  zu  den  Gnadenmitteln  stehen, 
resp.  welcher  Art  ihr  Wissen  um  dasselbe  sei.*) 

Mit  zwingender  Nothwendigkeit  müssen  von  den  Particular- 
kirchen ^Einrichtungen  getroffen  werden,  deren  Zweck  ist,  diese 
Gemeinschaften  zu  erhalten  und  die  Vereinzelung  der  Thätigkext,  die 
Schwächung  des  Bewusstseins  der  Gemeinschaft  zu  verhüten*.') 
Oder  mit  anderen  Worten :  Jede  Particularkirche  vermag  der  ihr  ge- 
stellten Aufgabe  ihrer  Selbstverwirklichung  in  der  Welt  nur  dann  ge- 
recht zu  werden,  wenn  sie  sich  Ordnungsformen  und  Ordnungsnormen 
gibt,  in  und  nach  welchen  sie  ihre  Thätigkeit,  deren  Object  sie  oder 


1)  Frank,  System  der  christl.  Wahrheit,  II,  1880,  S.  375  u.  f. 
>)  Puchta,  Einleitung  in  das  Recht  der  Kirche,  1840,  S.  65. 


137 


oder  beide  zusammen  sind,  vollzieht,  ihr  Gcmeinschafts- 
ibt.    Es  widerstrebt   dem  Wesen  der  Kirche   nicht,   wenn 

ihrem  Ersch ei nungs leben  und  für  dasselbe,  kurz  gesagt, 
t.  eine  Verfassung  gibt. 

.äre  uncvangelisch  in  den  Verfassungsformen  der  Kirche 
^eil   suchen    zu   wollen;    im  Leben    der  Kirche  kommt  es 

auf  den  Geist  an,  der  sie  treibt.  Aber  es  wäre  ebcn- 
ngelisch.  wenn  man  die  Bedeutung  Jener  Formen  für  das 
Kirche  unterschätzen  wollte.  Gibt  sich  ja  in  dem  Streben 
?.  sich  die  entsprechende  Verfassungsforni  zu  geben,  das 
-s  Geistes,   der   in  ihr  wirksam  ist,   auch   kund:   und   die 

■  der  Kircine  und  Kirchen  lehrt  und  beweist  es.  dass  die 
jsformen,  in  welchen  sich  das  Erscheinungsleben  der  Kirche 
ir   sie   einen    grossen   pädagogischen  Werth    haben.     Der 

■  V.  Zezschwitz  hat  es  klar  erkannt  und  gesehen,')  dass  es 
iung  der  reformirten  Kirche  war,  welche  in  ihr  ein  Gemein- 
usstsein  geweckt  und  erhalten  hat,  das  der  lutherischen 
;lfach    abgeht,     und   die  Mitglieder    der    zuerst    genannten 

eine  so  rege  Antheilnahme  an  den  Gemeindeangelegen- 
ehe.   die    wir   in    der   lutherischen  Kirche  oft    schmerzlich 

und  nach  welcher  wir  uns  inständig  sehnen.  Oder  man 
as  eigenartige  und  dabei  ao  rege  kirchliche  Leben  der 
derunitdt,     der    ja    bekanntlich    Luther    selbst    seine   An- 

nicht  versagte  und  welche  auf  ihre  Zeitgenossen  eine 
>ndere  Anziehungskraft  ausübte;  wer  könnte  es  leugnen, 
re  Verfassung  war,  welche  kraftig  mithalf,  sie  zu  dem  zu 
ifas  sie  in  ihrer  Blüthezeit  gewesen  istr 

ich  kann  es  ge.schehen,  dass  sich  der  Verfassungsthätlg- 
lirche  Hindernisse  in  den  Weg  legen,  welche  in  den  Ver- 

in  und  unter    welchen   sie  sich  in    der  Welt    zu    erbauen 

Grund  haben.  Diese  verschulden  es  vielfach,  dass  die 
cht  im  Stande  Ist,  für  ihr  Erscheinungsleben  die  ent- 
:q  Verfassungsformcn  zu  fixiren.  Ja  es  kann  sogar  ge- 
mäss die  Verfassungsthätigkeit  der  Kirche  als  ihre  selbst- 
Tiätigkeit  überhaupt  verkümmert. 
ja  weiss  die  Geschichte  der  evangelischen  Kirche  Manches 


Als  sie  sich  in  der  Reformadonszat  als 
Kirche  constituiren  rausste.  lag  es  ihr  »elbsh-eu; 
ob.  sich,  wie  Hundeshagen  sagt.')  .eine  ; 
hcitlicher  Vergesellschaftung«  zu  geben.  Es  wird 
in  die  Verfassungsgeschichte  der  evangelischen 
und  der  lutherischen  insbesondere,  sofort  belehi 
Verfassungsthatigkeit  die  grössten  Schwierigkeit« 
als  auch  innerer  Art.  entgegenstellten. 

Diese  Erfahrung  machte  auch  die  evangcli.s. 
Ländern,  welche  berufen  waren,  den  osterreichUcl 
Es  möge  vor  Allem  auf  das  Eine,  was  sich  ihrer 
in  den  Weg  legte,  hingewiesen  werden:  auf  c 
der  evangelischen  Kirche  zur  hochs 
Macht.  Diese  reprasentlrle  der  Kaiser,  welcher 
rochischen  Ländern  mit  einem  ganz  anderen  Nacl 
bringen  konnte,  als  draussen  in  Deutschland.  Di 
stand  der  evangelischen  Kirche  mehr  oder  mind 
über.  In  einem  oft  harten  Kampfe  mit  jener  ^ 
die  .Stände,  eventuell  auch  .Städte,  die  Freiheit 
Bekenntnisses  erringen  und  als  Schutz-  und  Scliitti 
lischcn  Kirche  dem  Kaiser  gegenüber  auftreten  - 
welche  in  den  böhmischen  Defensoren  ihren  ptägn 
gefunden  hat.  Nun  bedenke  man  aber  auch  die  p 
hältnisse,  hezw.  die  politische  Verfassun 
sehen  Länder  In  jener  Zeit.  .Bis  zur  Mitte  des  X 
war  Oesterreich  seinem  ganzen  Wesen  nach  ein  m 
föderativ-feudaler  PatrimoniaLstaat.  Es  gab  keine 
fassung.  kein  gemeinsames  Recht,  keine  gleichmäss 
Die  föderative  Verfassung  der  einzelnen  Bslerre; 
gruppen  brachte  es  mit  sich,  dass  sich  auch  die  ei 
Oesterreichs  in  verschiedene,  man  könnte  sagel 
theilte,  und  von  den  Ständen  der  einzelnen  Länder 
und  beschiitzt  wurde.  Das  mussle  auf  ihre  Verfassu 
Zeit  ihres  Entstehens  von  grosslem  Einiluss  sein.  Mai 
dass  die  evangelische  Kirchenverfassnng  in  jener  / 

Protest.,   1864.  S.  6.S. 


139 

lu  dei  politischen  Verfassung  Ocsterreichs,  wie  sie  bis  in  die  Zeit 
der  Maiia  Theresia  hinein  bestand,  bildete.  Es  gab  damals  —  die 
Verhältnisse  gestatteten  es  nicht  —  keine  einheitliche  evangelische 
Kirchen  Verfassung  in  Oesterreich.  Im  Kampfe  um  die  Freiheit  des 
evangelischen  Bekenntnisses,  welchen  Ritter,  Herren  und  Städte  mit 
der  höchsten  Staatsgewalt  führten,  kam  es  zwischen  den  Kämpfenden 
sozusagen  zu  Separatverträgen,  weiche  fiir  die  einzelnen  Territorien 
Geltung  hatten,  und  durch  welche  das  Bestehen  der  evangelischen 
Kirche  gesichert  werden  sollte.  In  diesen  Territorien  organisirte  sich 
die  evangelische  Kirche,  oder  besser  gesagt :  wurde  von  jenen  organi- 
sirt,  welche  ihren  Bestand  erkämpften  und  garantirten.  Ja  es  kam 
vor,  dass  die  Patrone  der  evangelischen  Kirche  in  ein  und  dem- 
selben Lande  hinsichtlich  der  Verfassung  derselben  nicht  einheitlich 
vorgingen,  sondern  auf  eigene  Faust  für  den  Theil  der  evangelischen 
Kirche,  über  welchen  sie  daa  Patronatsrecht  ausübten,  Kirchen- 
verfassungen gaben.  So  entstanden  in  jener  Zeit  auf  österreichischem 
Boden  eine  Menge  evangelischer  Kirchenordnungen,  welche  uns  einen 
Einblick  in  die  bunte  Mannigfaltigkeit  der  Kirchenverfassungs- 
hältnisse  der  evangelischen  Kirche  in  derReformationszeit  gewähren,') 

>)  MitRechthatbereitsLoeicIieQohaaneiMathesius.  1,1896,  5.  261;  Jahrbuch 
d.Gn.f.d.GeH:h.d.P[Otut.,X[I,  1891,  S.  1  u.  64)  gesagt,  dasi  die  evangelicchen  Kirchen- 
ordnungen  in  den  öilerreichiichen  Lindern  einen)  Brachfelde  gleichen,  welches  noch 
auf  einen  Bebauer  wütet.  Wir  wollen  hier  wenigsleni  eine  Reihe  von  Kirchen- 
ardunngen  anfahren,  welche  ans  bekannl  lind: 

<■)  Die  Gottesdienitordnung  der  Stadt  Elbogen  vom  Jahre  1623  (verüSentlichl 
ÜB  Jahrbuch,  II,  1881,  5.61;  aber  iction  1846  in  Richter's:  Die  evang.  ICO.  des 
XVI.  Jahrbnnderts,  I,  S.   15.) 

i)  Die  behemische  Ordnung  von  1624  in  Richter's:  Die  evnng.  K.-O.  II,  1846, 
S.  4SÖ  (Ueber  die  Kirchenard nung  der  Utraquisten  findet  man  Anfschluss  in  den  Scbrifren 
BoroT^'s  [.Die  Ulraq nisten  in  Böhmen',  Archiv  Tür  österreichische  Geschichte,  1866; 
,ActenstÜcke  des  kath.  und  utraq.  Consistorioms',  V.  Ablh.  der  Monuroenia  hisloriae 
bohemieae];  Winter's  [.2(vot  citkevni  y  Cecbicb",  I.  Bd..  1895);  Cierwenkas 
[.Geschichte  der  evang.  Kirche  in  Böhmen*,  II.  Bd.,  1870];  Gindetf'i  [.Die  Büb- 
mischen  Brüder",  II.  Bd.,  1858]  etc.) 

r)  Kirchen-,  Schul*  und  Spital -Ordnung  von  Joachimstbal,  1661  [Jahrbuch, 
XV,   1894    S.  1 ;  ^I.  oben  Anm.  1  ) 

<^  Die  Iglauer  Kirchenordnungen  von  1669.  revidirt  1670  i  von  1675,  revidirt 
1676;  von  1604  (Jahrbuch,  11,  1881.  S.  143). 

t)  Die  Oberösten.  Kirchen  Ordnung  von  1578  (K  Oberleitner,  Die  evange- 
lischen Stünde  im  Lande  ob  der  Enns  unter  Maximaian  II.  und  Rudolf  II.,  1868,  S.  80). 

/)  Die  innerosterr.  Kirchenordnung  von  1678  (Jahrbuch,  V,  1884,  S.  163). 


140 

Es  ist  nicht  unsere  Absicht,  die  Verfassung  der  alten  evange- 
lischen Kirche  Oesterreichs  eingehend  zu  schildern.  Wir  wollen  uns 
nur  mit  der  Bemerkung  begnügen,  dass  auch  dort,  wo  in  ihr  das 
lutherische  Bekenntniss  überwog,  ihre  Verfassung  im  Grossen  und 
Ganzen  dasselbe  Gepräge  hatte,  wie  die  der  lutherischen  Kirche 
Deutschlands:  sie  gestaltete  sich  im  Sinne  des  Territorialismus  ais. 

Die  Repräsentanten  der  höchsten  weltlichen  Macht  standen 
als  ySummi  episcopi*  an  der  Spitze  der  Kirche  und  übten  ihre 
Kirchengewalt  zumeist  durch  die  Consistorien  aus.  Die  Gcsammt- 
gemeinde  trat  als  eigentlich  handelndes  Subject  des  Kirchen- 
regimentes in  der  Regel  zurück.  —  Ein  eigenartiges  Gepräge  tnig 
dagegen  die  Verfassung  der  alten  Brüderunität :  ihre  Verfassung  war 
«ine  Vereinigung  bischöflicher  und  presbyterial-synodaler  Elemente. 
Seit  1609  ist  die  Unität  mit  der  übrigen  evangelisch-böhmischct! 
Kirche    eine   Verfassungsunion    eingegangen,    welche    auch    sie  aif 


g)  Die  niederösterr.  Kirchenordnnng ;  sie  war  mit  der  „Christi. -Kirchen- Agenda 
wie  sie  von  den  zweyen  Ständen  der  Herrn  und  Ritterschaft  im  Ertsherzogtum  Öster 
reich  unter  der  Enns  gebraucht  wird*',  1571,  in  deren  ursprünglichen  Gestalt  Terbundes. 

h)  Die  Stemberger  Kirchenordnung  von  1614  (mir  nur  dem  Titel  nach  be 
kannt;  das  Manuscript  im  BrUnner  Fransensmuseum,  vgl.  Jahrbuch,  XI,  1890,  S.  109. 
XU,  1891.  S.  64.  Anm.). 

t)  „Die  aufgerichtete  Vereinigung  zwischen  denen  sub  una  und  sub  utraque". 

^DeOgleichen :  Die  Artikeln  der  Vergleichung  aller  dreyen  Stfinde  deß  Köcig 
Teichs  Bohemen*'  (darin:  n^^i^  auffrichtung  und  vergleichung  deß  Consistorii.  Voc 
Kirchenordnung  und  geistlicher  Verwaltung  deß  Prägerischen  Consistorii  derer  &-" 
unter  beyderley  Gestalt  den  Leib  und  das  Blut  unsers  HERRN  Jesu  Christi  genießer. 
Instruction  so  den  Herrn  Defensoribus  von  den  Ständen  gegeben".  Ebeordnnng,  1609. 
Pescheck,  Geschichte  der  Gegenreformation,  I,  1850,  S.  196;  Jahrbuch,  VII,  1886. 
S.  157). 

J)  Ratio  disciplinae  ordini>>que  ecclesiastici  fratrum  Bohera.  Gedr.  au  Lissa  1632, 
«n  böhmischer  Sprache  herausgegeben  von  ^Comenlum*',  1897;  deuuch  1738.  (öaio 
auch:  Lasitius,  Histor.  de  disc.  mor.  et  inst,  fratr.  1570  oder  1571  geschrieben. 
Decrete  der  Brüdersynoden,  herausgegeben  von  Gindely  1865  etc.) 

k)  Die  Instruction  für  die  Superintendenten  in  Eger  von  1665  (Gradl,  Die 
Reformation  des  Egerlandes,  Jahrbuch,  XI,  1890,  S.  210;  in  dem  erwähnten  Artikel 
wird  die  Egerer  ^Norma  Reformationis',  sowie  auch  einzelne  Elemente  der  Egerer 
Kirchenordnung,  z.  B.  XII,  1891,  S.  134,  und  tonst  angelUhrt). 

t)  Eine  Reihe  von  Kirchenordnungen  aus  Böhmen  und  Mähren  führt  Wiotet 
in  seinem  „2fvot  cirkevnf  v  Öechäch»,  I,  1895,  S.  366  ff.  an. 

ffi)  Die  schlesischen  Kirchenordnungen.  Es  gab  derer  ebenfalls  mehrere.  Sir 
iu)llen  später  angeführt  werden. 


141 

einige  Zeit  in  eine  Nahebezieliung  zur  consistorialen  Verfassung 
brachte. 

Der  Sturm  der  Gegenreformation  hat  selbstverständlich  auch 
das  Verfassungsgcbilde  der  Reformationskirche  in  den  meisten  habs- 
burgischen  Ländern  hinweggefegt.  Die  evangelische  Kirche  sank  in 
jenen  Ländern  zu  einem  .coUegium  illicitum*  herab  und  fristete 
nur  im  Geheimen  in  ihren  zerstreuten  und  arg  verfolgten  Gliedern, 
in  welchen  die  ihnen  gebliebenen  Erbauungsbücher  den  evangeli- 
schen Glauben  nährten  und  stärkten,  ein  kümmerliches  Dasein.  Von 
einer  Verfassungsthätigkeit  kann  aber  bei  einem  .collegium  illicitum*, 
bei  einer  Gemeinschaft,  die  auszurotten  die  weltliche  Macht  sich  alle 
Muhe  gibt,  keine  Rede  sein.  Erst  dann,  als  auf  den  Ruinen  der 
alten  evangelischen  Kirche  Oesterreichs  neues  Leben  aufzublühen 
begann,  Ist  es  möglich  gewesen,  die  Verfassungsthätigkeit  wieder 
aufzunehmen.  Es  haben  sich  Inzwischen  die  inneren  politischen  Ver- 
baltnisse der  österreichischen  Länder  im  Sinne  der  Centralisation 
gründlich  verändert.  Sofort  kam  auch  auf  dem  Verfassungsgebiete 
der  tolerirten  evangelischen  Kirche  das  Pendant:  eine  einheitliche 
Verfassung  derselben,  zum  Vorschein.  Und  erst  seit  jener  Zeit  kann 
überhaupt  von  einer  einheitlichen  Vcrfassungsentwickelung  der 
evangelischen  Kirche  in  Oesterreich  die  Rede  sein.  Diese  einheitliche 
Entwickelung  währt  —  freilich  auch  von  Protesten  begleitet  —  bis 
zum  heutigen  Tage.  Wir  haben  uns  die  Aufgabe  gestellt,  den  Ent- 
wickelung sgang  der  Verfassung  der  evangelischen  Kirche  Oesterreichs 
zu  verfolgen  und  zu  schildern.  Wer  die  Geschichte  der  evange- 
lischen Kirche  Oesterreichs  kennt,  weiss,  dass  es  nicht  angeht,  die 
Schilderung  dieses  Ent wickelungsganges  mit  der  Toleranzzeit  zu 
beginnen.  Die  Antwort  auf  die  Frage,  warum  sich  die  Kirchen- 
verfassung in  Oesterreich  in  der  Toleranzzeit  gerade  so  gestaltet 
bat,  wie  sie  sich  gestaltet  hat,  Ist  in  der  älteren  Vergangenheit  zu 
suchen.  Das  Sachen  dieser  Antwort  sehen  wir  als  unsere  erste  Auf- 
gäbe  an.  Es  scheint  uns,  dass  nur  dann  ein  vollständiges  Bild  der 
Verfassungsentwickelung  der  evangelischen  Kirche  Oesterreichs  zu 
Stande  kommt,  wenn  man  die  ältere  Zeit  mit  der  neueren  und 
neuesten  zu  einem  Ganzen  verbindet. 

Es  ist  nicht  nur  historisches  Interesse,  welches  uns  antreibt, 
an  die  Schilderung  der  Entwickelung  der  evangelischen  Kirchen- 
verfassung Oesterreichs    zu   gehen.     Wir   möchten   damit   auch    der 


142 

Gegenwart  dienen.  Es  ist  binläaglich  bekannt,  dass  Verfassung^fragen 
die  evangelische  Kirche  allenthalben  bewegen.  Auch  bei  uns  dürfte 
die  Vcrfassungsentwickclung  der  evangelischen  Kirche  nicht  als  abf;e- 1 
schlössen  betrachtet  werden ;  die  Art  und  Weise,  aufweiche  das  letzte! 
Stadium  derselben  zu  seinem  Abschlüsse  gelangt  ist.  berechtigt  wul'. 
zu  dieser  Behauptung.  Da  mag  es  doch  von  Interesse  und  Nuze^ 
sein,  vom  vorläufigen  Ende  aus  die  ganze  bisherige  Entwickelun,; 
zu  überschauen.  Zur  Erleichterung  des  Verständnisses  und  zur  rieh 
tigen  Beurtheilung  der  gegenwärtigen  Situation  wird  es  vielleicht 
doch  dienen ;  und  dass  diese  beiden  Dinge  bei  der  Behandiunc;  cki 
kirchlichen  Verfassungs fragen  unumgänglich  nothwendig  sind,  csn 
wohl  als  ausgemacht  gelten.  —  Bei  der  Schilderung  des  Enuicke- 
lungs ganges  der  evangelischen  Kirchenverfassung  in  Oesterrcich 
handelt  es  sich  um  das  Durchforschen  eines  guten  Theiles  der  evange- 
lischen Kirch  engeschichte  Oesterrelchs ;  man  pflegt  die  Gesdiich;: 
eine  Lehrmeisterin  zu  nennen:  wir  wollen  den  bescheidenen  Va- 
such  machen,  die  Sprache  dieser  Lehrmeistcrin  hinsichtlich  äa 
sich  nach  und  nach  ausgestaltenden  Verfassung  unserer  heinut' 
ländischen  Kirche  deutlicher  zu  machen.  Möge  es  uns  wenig>[er! 
einigermassen  gelingen. 

Wir  sind  allerdings  nicht  die  Ersten,  welche  sich  mit  da 
Schilderung  der  Verfassungsverhältnisse  unserer  Kirche  in  Oesterre!d| 
beschäftigen.  Besonders  die  Verfassungsentwickelung  seit  der  Tolerad 
zeit  bildet  den  Inhalt  mancher  literarischer  Erscheinung.  Kirchd 
geschichts-  und  Kirchenrechtsbücher  gehen  auf  jene  Entwickelanj 
mehr  oder  weniger  ein.  In  geringerem  Maasse  gilt  dies  aber  vu^ 
der  Zeit  bis  1781.  Es  sind  zumeist  engbegrenzte  Zeiträume,  wc'.ch 
ältere  titerarischc  Quellen,  aus  denen  man  Belehrung  über  ä' 
kirchlichen  Verfassungsverhältnisse  jener  .Zeit  schöpfen  kann,  ht 
handeln.  Und  den  Zweck;  den  Entwickelungsgang  der  cvangclischa 
Kirchen  Verfassung  in  Oesterreich  ausführlich  zu  schildern,  verfolgei 
die  Wenigsten.  Dankbar  entnahmen  wir  den  gedruckten  Queüoi 
die  uns  zu  Gebote  standen,  die  Bausteine,  welche  sie  für  die  G< 
schichte  der  evangelischen  Kirchen  Verfassung  in  Oesterreich  enl 
hielten ;  wir  mussten  uns  aber  auch  noch  nach  anderen  umsehef 
welche  wir  mit  jenen  zu  einem  Ganzen  zusammenzufügen  und  s- 
das  Werden  der  Österreichischen  evangelischen  Kirchenverfassung  n 
zeigen  uns  bestrebten. 


143 

Behufs  genauer  Klarstellung  unserer  Aufgabe  mÖKe  bemerkt 
werden,  dass  wir  mit  Rücksicht  darauf,  dass  die  evangelische  Kirche 
Ungarns  und  Siebenbürgens  im  Grunde  doch  ihre  eigenen  Ver- 
fassungswege gegangen  ist,  diese  in  unserer  Abhandlung  nicht  zu 
berücksichtigen  gedenken  Auch  dies  möge  noch  angeführt  werden, 
dass  wir  unsere  Aufgabe  nicht  darin  aufgehen  lassen  wollen,  dass 
wir  eine  Reihe  von  Verordnungen  und  gesetzlichen  Bestimmungen 
verzeichnen,  um  mit  und  an  ihnen  den  Entwickelungsgang  der 
österreichischen  evangelischen  Kirchen  Verfassung  vorzudemonstriren. 
Wir  werden  uns  bestreben,  dort,  wo  es  wiinschensvverth  und  noth- 
wendig  sein  wird,  auch  den  mehr  aligemeinen  historischen  Hinter- 
grund, von  welchem  sich  die  Verfassungsentwickelung  deutlicher 
abheben  könnte,  zu  schildern,  und  einzelne,  jene  Kntwickelung  illu- 
strirende  Beispiele  heranzuziehen.  Dies  gedenken  wir  nicht  nur  aus 
dem  Grunde  zu  thun,  um  dem  Bilde,  das  wir  zu  zeichnen  haben. 
ein  etwas  lebhafteres  Colorit  zu  verschaffen,  sondern  um  die  Ein- 
sicht in   die  Vcrfassungsentwickelung  unserer  Kirche   zu   erleichtern. 

II. 
Es  drängt  sich  Demjenigen,  der  daran  geht,  sich  näher  mit 
der  Vcrfassungsentwickelung  unserer  österreichischen  evangelischen 
Kirche  zu  befassen,  sofort  die  Frage  auf.  ob  man  denn  in  der 
Toleranzzeit  genöthigt  war,  das  Verfassungs.gebaude  derselben  von 
Grund  aus  aufzuführen,  oder  ob  sich  doch  nicht  etwas  auf  dem  Ver- 
fassungsgebiete aus  der  Sturmfluth  der  Gegenreformation  gerettet  hat, 
woran  man  anknüpfen  konnte,  als  man  sich  anschickte,  der  wieder- 
erstandenen evangelischen  Kirche  eine  Verfassung  zu  geben?  Die 
letztere  Frage  ist  entschieden  zu  bejahen.  Dort,  wo  bei  uns  die 
evangelische  Kirche  das  seltene  Glück  hatte,  sich  durch  die  Drangsals- 
zeiten der  Gegenreformation  ein  gewisses  Maass  der  Religionsfreiheit 
hindurch  zuretten,  gab  es  schon  vor  Anbrucii  der  Toleranzzeit  eine 
Kirchenorganisation,  welche  zur  Basis  der  weiteren  Organisirung 
derselben  gemacht  werden  konnte.  Schlesien  ist  das  glückliche 
Land  gewesen,  welchem  es,  wie  Hensel')  sagt,  .unter  der  langen 
und  über  200  Jahre   dauernden  Regierung   des   glorwürdigsten  Erz- 

")  ProteWantLsche  Kirchengeschichle  der  Gemeiniäen  in  Schlesien,  1768  (Vor- 
bCTichl   §  2). 


144 


hauses  Oesterreich  bey  vielen  huldreichen  Kaysem  gar  sehr  vie'. 
leidlicher  gegangen,  als  ihren  armen  verfolgten  und  gedruckten 
Glaubensbrüdern  in  den  übrigen  Theilen  von  Europa,  nament'icb 
aber  im  römischen  Reich*  und  —  so  sagen  wir  —  in  den  übrigeu 
österreichischen  Erblanden.  Und  in  Schlesien  hat  sich  mit  der 
evangelischen  Kirche  auch  eine  Kirchenorganisation  erbalten,  vctkhc 
in  der  Toleranzzeit  mutatis  mutandis  auf  die  ganze  evangelische 
Kirche  Oesterrcichs  ausgedehnt  worden  ist. 

Da  ist  es  doch  wohl  nothwendig,  unseren  Blick  nach  Schle- 
sien zu  richten  und  die  dortige  evangelische  Verfassungsenr 
Wickelung  vor  Allem  zu  verfolgen.  Und  nachdem  sich  von  a.'.e?. 
österreichischen  Erbländem  einzig  und  allein  in  Schlesien  eine  Kirchec- 
Organisation  durch  die  Stürme  der  Gegenreformation  hindurch  er- 
halten hat,  werden  wir  gewiss  gut  thun,  wenn  wir  die  Verfassung«- 
Verhältnisse  der  dortigen  evangelischen  Kirche  in  der  Zeit  ihres  ersten 
Bestehens  mit  einigen  Strichen  zeichnen. 

Selbstverständlich  fesselt  unsere  Aufmerksamkeit  vor  Alkrr 
jener  Theil  Schlesiens,  welcher  noch  heute  Oesterreichisch- 
Schlesien  heisst.  Dieser  Theil  bildete  in  den  der  Toleranzzcit 
vorangehenden  Decennien  den  Vorort  und  vielfach  auch  den  Centm- 
punkt  der  evangelischen  Kirche  Oesterrcichs ;  und  dort  konnte  die 
evangelische  Kirche  in  jener  Zeit  eine  Verfassung  aufweisen,  weiche 
dazu  bestimmt  war,  die  Basis  fiir  die  weitere  Verfassungsentwickclun: 
derselben  in  den  gesammten  österreichischen  Erbländem  zu  bilden 

Leider  müssen  wir  sofort  gestehen,  dass  wir  hinsichtlich  de: 
alten  evangelischen  Kirchenverfassung  des  jetzigen  Oesterreichi>>i 
Schlesien  nicht  eingehend  genug  informirt  sind.  Es  ist  bekannt 
dass  der  Herzog  Wenzel  II.,  ein  Freund  der  böhmischen  Bruder 
(gest.  1579),*)  der  evangelischen  Kirche  des  Herzogthums  Teschcn 
eine  einfache  Organisation  gab.  Der  Landesherr  war  zugleich  Summi 
episcopus  der  evangelischen  Kirche.  Einen  Superintendenten  gab  csi 
nicht,  wohl  aber  einen  Dechanten.  Dieser  hatte  wahrscheinlich  die 
Aufsicht  über  die  Geistlichkeit  und  Gremeinden  zu  fuhren  und  Kirchen- 
visitationen  zu  halten.  Einiges  Licht  fällt  auf  die  erste  Organisation 


i)  Bier  mann,  Das  Hersogtbum  Teschen.  2.  Aufl.,  1894,  S.  187.  Biermanr. 
Gesch.  d.  Protest,  in  Schles.,  1897,  S.  12,  45.  Ausserdem  in  der  handschriftüchr 
Geschichte  der  Stadt  Teschen  Ton  Kaufmann,  ehemaL  Bürgermeister  daselbst.  ,Ar 
Schrift  im  Teschn,  ev.  Pfarrarchiv.) 


Üb 


seilen  Kirche  im  Teschnischeri  aus  der  Kirchenorilniing, 
[)ia  Katharina,  die  Witwe  Wenzels,  als  sie  die  vormimd- 
iegierung  für  ihren  unmündigen  Sohn  Adam  Wenzel 
ihre  1584  jener  Kirche  gab. ')  Aus  dieser  Kirchen  Ordnung 
1.  dass  es,  wenn  auch  kein  eigentliches,  so  doch  eine 
)rium  in  Tcschen  gab.')  Im  Artikel  I  (Von  Pfarherrn, 
t  Schueldienern)  lesen  wir:  ,wo  dann  bey  unsern  Dorf- 
Lvas  vorfiele,  daraus  sie  sich  nicht  richten   oder  es   niet 

köndten,  solches  sollen  sie  an  den  decanum  und  seine 
ngen  vndt  gelangen  lassen,'  Es  bildete  demnach  der 
i  seine  Collegen  eine  Behörde,  welche  die  Jurisdiction 
rfpfarrer  auszuüben  hatte.  Und  wir  werden  wohl  keinen 
thun.  wenn  wir  mit  Rücksicht  darauf,  dass  die  Dorf- 
■  Jurisdiction  jenes  Collegiums  unterstanden,  sagen,  dass 
ti  Teschnischen  evangelischen  Ministerium  gebildet  war. 
Tcschen  eine  Art  Consistorium  gab,   bezeugt  auch  eine 

welche  in  einem  Memorial  aus  dem  Jahre  1707,  dessen 
i  Teschener  evangelischen  Pfarrarchiv  in  Abschrift  vor- 
vorkommt:    jWasmaaßen  von  zimblich  uhralten  Zeitten 

allen  dißen  Kirchen  der  Aug.  Confes.eion  Gottesdienst 
uch  gar  in  der  Stadt  Teschen  einConsistorium. 
jo  der  alldortige  Dechant  gewesen,  geheget 
Desgleichen  ein  anderes  Schriftstück,  welches  aus  der 
;rhandlungen  über  den  F.xeculionsrccess  der  Altranst. 
stammen  mag,  in  welchem  es  heisst:  .Wenn  doch  einige 
:hen  in  Oberschlesien  erlaubt  werden  sollen,  das  man 
daraus  zu  machen,  consequenter  ein  Consistorium  auO- 
fugt  sein  möchte,  wie  ,      sonsten  das  Fürstenthumb 


19):  ,Dir  Acta 
1    dein    füret  liehen 

zwei  begiaubiglen 
je»  sind  (die  cme 
rie  und  in  etlichen 
.  Jahre    1578    „vet- 


mann  sagt  (Gesch.  d.  Prolesl..  S.  182,  Anc 
«ihnen  die  Kitchen  instructioa  de  anno  1584  i 
ite  iLc  nicht  nUher  kennen."  —  Ich  kenne  sie  ai 
■Iche  im  Teschener  evangelischen   Pfarratchiv  vorha 

1618/.  Wir  erfahren  aui  ihr,  dRsa  9ie  die  ,vetnew 
irle*  Kirchenordoung  der  vom  Hertog  Wenzel  i 
ufgerichlEten  Schul-  und  Klrchenordnung'  sei.  Diese  kenae  ich  nicht, 
niel  «liesi  auch  (1&73)  eine  Voiechtift  an  den  Stadtraih  (in  Teichen); 
elben  gibt    Kaufmann   a.  a.  O, 

mann    lagl    (Da&  Herzagthum  Tcschen.    S.  188):    „Ein    eigene*  Con- 
TeEchen  nicht." 
PrsUHinIxmut  1»IT,  H,  ll[  u,  IV.  IQ 


146 

Teschen  vor  diesem  selbsten  ein  Consistorium  gehabt.' 
Und  noch  ein  interessantes  Zeugniss!  Es  existirt')  eine  Urkunde  in 
böhmischer  (öechischer)  Sprache  aus  dem  Jahre  1622,  welche  eine 
warme  Empfehlung  des  Joh.  Pragenus  enthält;  diese  ist  von 
,Dcchanten  und  Seniores  des  löbl.  Conventes  des  Fürstcnthumf 
Teschen'  ausgestellt,  und  in  der  Unterschrift  wird  vom  .Siegel  de- 
Conventrathes*  gesprochen.  Unterschrieben  ist  die  Urkunde  vrr 
Timotheus  Lorocsany,')  Decanus  Evangelii  Consistorii  in  Ducan 
Teschin,  und  von  Johannes  Baudizius,  Notarius  Teschin.*)  Auf 
Grund  der  angeführten  Zeugnisse  wird  wohl  der  Schluss  bcrcchii^^ 
sein,  dass  es  in  Teschen  eine  Art  Localconsistorium  gab,  welcherr. 
eine  engere  Competenzsphäre  ausgemessen  war,')  Es  würde  jedoch 
zu  weit  führen,  auf  diesen  Gegenstand  naher  einzugehen.  Wi: 
bemerken  noch,  dass  in  jener  Kirchenordnung  aus  dem  Jahre  15;4 
der  Grundsatz  des  Summepiscopats  des  Fürsten  zu  seinem  möglich-: 
stärksten  Ausdrucke  kommt,')  und  dass  (Art.  Xllj  der  Stadtpfirr« 
,vom  Rath  und  der  Gemein  ervehlet  und  beruffen  werden  soll,  jedocb 
vorbehaltlichen,  nach  eingenohmener  erkundigung  seines  Leben?, 
Lehr  vndt  anderes  Wot Verhaltens,  unserer  Ratification  und  Con 
firmation.  Desgleichen  soll  es  auch  mit  Schul  und  andern  Kirchen- 
dienern .  .  .  gehalten  werden'.  Und  im  Art.  XIII  wird  von  .Kirchen- 
vätern* gesprochen  und  ihnen  die  Sorge  um  den  ökonomischer, 
Theil  des  Gemeindelebens  aufgetragen,  —  Aehnlich  wie  im  Tesch- 
nischen  mag  es  auch  in  den  anderen  seh  lesischen  Fürstenthümem 
gehalten    worden    sein.     Ueberall    übte   der   Landesfiirst   als  Sunim 

1)  Abschriften  im  Teschener  evungeli sehen  PFartarchir. 

•)  Im  Teschener  evangelischen   Pfarrarchiv  das  Original  und  die  Abschrift. 

»)  Ueber  ihn:  Biernninn,  Gesth.  d.  Prolest,  a.  a.  O.,  S.  19,  42.  49. 

*)  Auf  dem  in  einer  Kapsel  verschlossenen  Siegel  ist  nocb  deutlich  du  ^^  ''■ 
„Consistorii"  zn  lesen.  Das  Siegel  leigl  das  Bild  des  Auferstandenen  mit  der  Fali'^ 
Es  ist  ganz  dksielbe  Bild,  welche»,  aus  Holz  ingefertigt.  noch  heute  die  Kautel  >i<< 
Teschener  Jesuskirche  liert. 

•)  Das  Teschener  Consistorium  wird  etwa  dieselbe  Stellung  eingenommen  hil't;- 
wie  das  Kuttenberger  im  Verhältnisse  zum  Prager.  (Wi  nie  t,  2irol  ci'rk.,  I,  1895.  S.'M-' 

')  Ein  Beispiel:  ^Demnach  aber  alle  Ordnung  vndl  SaUung,  so  den  Vnterlhi'is: 
zur  gutten  und  gnediger  Wolfahrt  gemeinet,  wenig  fruchtbar,  wo  darüber  nich:  C" 
halten,  die  nolturflige  Eieculion  erfolge,  vndt  die  Verbrecher  zur  gebucrlichen  S^ti' 
gezogen.  So  vermahnen,  wollen  und  bevehlen  Wir  hiermit  Euch  allen  vndt  JedeD  i^ 
sonderheil  dieser  vnscr  Schul  vndt  Kirchen  Ordnung  bey  Vermeydung  Vnseier  tm-' 
liehen  Straff  nichts  zur  entgegen  vorzunehmen  ..."  ' 


147 

episcopus,    eventuell  nach  einer  Kirchenordnung,    die  er  aber  selbst 
gab,')  die  Kirchengewalt  aus. 

Er  ernannte  die  Dechanten  (Senioren)  oder  auch  Superinten- 
denten,') gab  Verordnungen  und  bestimmte  die  Kirchen  Verfassung, 
hatte  die  höchste  Disciplinargewalt  und  Aufsicht  über  die  Zucht  und 
Lebenswandel  der  Unterthanen.  Die  Superintendenten,  bo'.w.  die 
Dechanten  (Senioren)  hatten  Visitationen  der  Kirchen  und  Schulen 
abzuhalten  und  in  ihrem  Wirkungskreise  —  eventuell  mit  Ziizielumg 
der  weltlichen  Amtleute  —  zu  entscheiden.')  Sie  hatten  auch  die 
Synoden  einzuberufen,  zu  eröffnen  und  zu  leiten.')  Das  Recht,  die 
Pfarren  zu  bestellen,  hatte  derjenige,  welchem  das  jus  patronatus 
zustand.  Die  Conörmation  der  Pfarrer,  Schul-  und  Kirchendiener 
gehörte  zu  den  »jura  vicaria*  des  Landesherrn.  Die  Gemeinden 
hatten  keinen  Antheil  an  der  Kirchengewalt,  höchstens  durften 
sie  ihr  ,votum  negativum*  abgeben,  wenn  es  sich  um  Einführung 
von  Neuerungen  handelte,  welche  ihren  verbrieften  Rechten  entgegen 
waren.')   In    schwierigen    und   verwickelten   Fällen")   ging   man    das 


1)  Eine  iLemlich  angführUche  Kirchen  Ordnung  gib  Crif  v.  Würben  (Wrbna), 
Fceudenlhal  und  Goldenstein,  im  Jahre  1684.  (Abgediackt  in  der  Zeil^cbiifl  „Halte, 
»1.^  da  hast",  Jahrg.  1869;  vgl.  Biermann,  Gesch.  d.  Hroteit.,  S,  185,  Anm.  46); 
Schulig,  Geschichte  des  Proleslantismus  im  Henogthum  Jitgeindorf  (Jahrb.  Xill, 
18a2,S,  21). —  Bier  mann  und  Schulig  schreiben  de»  Ur  lieber  der  Kirchenordnung 
Hei  nricb  der  Aeltere ;  in  der  Kirchenordnung  selbst  nenni  er  sich  Hynek,  d.  i.  Ignai. 

Troppau  soll  sich  der  B  res  lauer  Kirchenordnung  bedient  haben  (Biermanii, 
Ge^ch.  d.  Protest.,  S.  48);  es  scheint,  dass  im  Troppauischen  die  evangelische 
Kirche  am  wenigsten  organiairt  war.   (Schulig,  S.  21.) 

Jügerndorf  bekam  (1632)  vom  Markgrafen  Georg  dem  Frommen  eine  Kirch en- 
ordnung.  die  nicht  bekannt  ist.  Sie  mag  wohl  mit  den  Visilationsartikeln  des  Mark. 
gtifen  Üeorg  (1528)  oder  mit  dessen  Brandenburg- Nürnberger  Kirch enoidnung  (1633) 
in  enger  Beziehung  gewesen  sein  (vgl.  Richter,  Kirchen  Ordnung.   I,  S.  1T6). 

')  Einen  solchen  gab  es  in  Jigemdorf;  ihm  waren  die  Senioren  und  Pfarrer 
nmetgeordnet.  (Biermann,  Gesch.  d.  Protest.,  S.  46.) 

*)  K.-O.  von  Goldenttein  und  Fteudeathal,  Artikel  von  Ehegelobnissen  und 
'tri tilgen  Ehesachen. 

*)  K.'O.  von  Goldenstein  und  Freudenthal ;  diese  Synoden  waren  ausschlicESlich 
Predigeriynoden,  tthnlich  der  Züricher  .Ftopheiey'.  Es  sind  in  ihnen  theologische 
l^ragen  behandelt  worden.  Sie  hatten  keine  Execulivgewatt,  höchstens  durften  sie 
Wunsche  lussem  (»Halte,  was  du  hast»,  1869,  S.  74;  Schulig,  S.  20;  Bier- 
mann,  Geich.  d.  Protest.,  S.  46). 

>)  Schnlig,  S.  20;  Biermann,  Gesch.  d.  Protest.,  S.  47. 

*)  Zu  diesen  gehörten  meisiens  die  ,causae  mjilrimoniaics' . 

10* 


_148_ 

Consistoriutn  um  die  Entscheidung  an.  Demselben  kam  es  auch  zu. 
die  Candidaten  des  Predigtamtes  zu  examiniren  und  zu  ordiniren. 

Mit  Ausnahme  des  teschnischen  Gebietes  gab  es  in  den  jetzt 
noch  zu  Oesterreich  gehörenden  schlesischen  Fürstenthümem  kein 
Consistorium ; ')  und  auch  das  Teschnische  hatte  das  Recht  zu  exa- 
miniren und  zu  ordiniren  nicht  und  kann  deshalb  nicht  als  ein 
Consistorium  im  vollen  Sinne  dieses  Wortes  gelten.  Ueber  dem 
selben  stand  ein  anderes  Consistorium,  in  welchem  sich  die  evange- 
lische Kirche  der  bis  jetzt  erwähnten  schlesischen  Fürstenthüme- 
in  gewisser  Hinsicht  kirchenregimentlich  zusammenfasste  und  nach 
der  Verfassungsseite  hin  einen  Mittelpunkt  hatte:  das  Consisto- 
rium in  Brieg.  Dort  war  ein  echtes  und  rechtes  Consistorium,  mit 
allen  Qualitäten  eines  solchen  ausgestattet,  vorhanden.  Der  dorJ;c 
Herzog  hat  es  ,mit  stattlich  gelehrten  Leuten  zu  gerichtlichem  ur.d 
und  weltlichem  Regiment*  wohl  versehen.*)  Es  hatte  auch  einen 
guten,  bis  über  die  Grenzen  Schlesiens  dringenden  Ruf.  ,In  An- 
sehung deß  so  wolbestellten  fürstlichen  Consistohi  und  Mmisteni  zu 
Brieg,  schickten  gewöhnlich  die  Ungarn,  Mährer  und  OberSchiesier 
ihre  Candidatos  nach  Brieg  und  Hessen  sie  hierselbst  publice  ordi- 
niren. Der  Herzog  (Georg)  verordnete  hierzu  die  lutherischen  Predii^er 
aus  der  grossen  Pfarr-Kirche  zu  Beysitzern,  welche  ebenfalls  der 
Ordination  beywohnten,  die  so  hochgehalten  ward,  als  geschehe  mc 
selbst  zu  Wittenberg  bey  Lutheri  Cantzel.*  •)  Spedell  von  der  , Kirche 
Gottes*  im  Fürstenthum  Teschen  wissen  wir,  dass  ihre  Lehrer  und 
Diener  , allewege  In  furfallende  Irrige  Kirchensachen*  nach  Bric^ 
,eine  Zuflucht  gehabt  und  sich  Unterrichts  vndt  Rechts  erhollct*. 
Ebenso  thaten  es  die  anderen  Fürstenthümer.*) 

Das  zwingt  uns,   Brieg   unsere  Aufmerksamkeit   zuzuwenden 
und  die  dortigen  kirchlichen  Verfassungsverhältnisse  näher  in's  Aui^e 


1)  S.  dagegen  hinsichtlich  Jägerndorf :  Anders,  Gesch.  d.ey. Kirche Schles..  S. 33. 

*)  Bi  ermann,  Gesch.  d.  Protest.,  S.  47. 

*)  Lucae,  Schlesiens  Curiöse  Denckwürdigkeiten,  1689,  S.  S4S. 

*)  Bi  ermann,  Gesch.  d.  Protest.,  S.  185,  Anm.  60.  Dort  lesen  wir  (S.  17 
Wenzels  Sohn  Friedrich  Kasimir,  welchem  sein  Vater  die  Herrschaften  Bielitz,  Frieork 
und  Freistadt  (die  späteren  sogenannten  , Status  minores",  vgl.  Kaufmann,  Gesch. 
d.  St.  Tesch.)  übergab,  wendete  sich  (1666)  an  Georg  II,  v.  Brieg  mit  der  Biiic 
es  möge  seip  Unterthan  Jakob  Preiss  die  Ordination  ftlr  das  Predigtamt  in  Bieliu  er- 
halten (vgl.  auch  S.  47  hinsichtlich  Freudenthals  und  Jägemdorfs;  hinsichtlich  dei 
letzteren  Herzogthuros  auch  Sc  hui  ig,  S.  20). 


_149_ 

zu  fassen.  War  ja  Brieg,  welches  mit  den  anderen  zwei  Herzog- 
thümcrn:  Liegnitz  und  Wohlau,  schliesslich  von  einem  Pia  st  en  herzöge 
beherrscht  wurde,  bis  zum  Jahre  1742  österreichisches  Land  und 
hatte  für  die  Verfassungsentwicicelung  der  evangelischen  Kirche  bis 
zu  jener  Zeit  die  grösste  Bedeuiung.  Und  auch  nach  dieser  Zeit  ist 
d/e  Brieg'sche  Kirchen  Verfassung  für  die  der  österreichischen  Kirche 
in  vieler  Hinseht  vorbildlich  gewesen. 

Auch  hier  wollen  wir  kurz  angeben,  wie  sich  in  den  besagten 
Fiirstenthiiinern  die  Verfassung  der  evangelischen  Kirche  in  der  Zeit 
ihrer  Entstehung  ausgestaltet  hat.  Es  gibt  darüber  ziemlich  genaue 
Nachrichten.  Wir  schöpfen  sie  /or  Allem  aus  den  Kirchenordnungen,') 
welche  jenen  Ländern  gegeben  worden  sind,  aber  auch  aus  anderen 
Quellen,  <iie  in  Folgen<(em  anzuführen  sein  werden. 

Auch  in  Brieg,  Liegnitz  und  Wohlau  bedienten  sich  die  Heringe 
,der  Episcopal-Jurisdiction*.  d.  h  übten  die  Rechte  der  Summ- 
episcopen  aus,  ,In  einem  jeden  Fürstenthum  Lutherischer  Seiten 
bestellten  sie  ihre  Consistoria  und  Ehe-Gerichte,  besetzten  dieselben 
mit  geistlichen  und  weltlichen  Käthen  und  decidirten  ihre 
Kirchen -Sachen,  Ehe-Händeln  und  dergleichen  nach  ihren  angenom- 
menen Con-stitutionen  und  Rechten."  ')  —  Diese  Consistoria  werden 
in  der  Kirchen  Ordnung  vom  Jahre  1594  genannt.  Sie  bestanden 
aber    bereits    lange   vor   dieser    Zeit.')    sind   jedoch    erst   durch   den 

>)  Die  ältesten  sind:  Die  erste,  aus  dem  Jahie  1Ö34,  Ut  vom  Herzog 
Friedrich  II,  lUt  ille  drei  Länder  gegeben  worden.  Zu  ünden  bei  Richter.  D.  ct. 
K.-O..  I,  339,  Sie  buielit  lieh  nur  auf  dis  Adminijlriren  der  SacTLmente,  (Hensel, 
S,  116,)  Die  zweite,  welche  sich  auf  die  Kitchenverfassung  bezieht,  stammt  aus  dem 
Jahre  1542.  (Richter,  D.  e*.  K.-O.,  I,  360;  man  beachte  das  dort  in  der  Ein- 
leitung über  das  Dktnm  der  Kircbenordnung  Gesagte.)  Diese  Kircbenordnung  rnlstand 
ml  Grund  eioer  Visitation,  welche  iö46  wiederholt  wurde.  (Hensel.  S.  180.}  Die 
dritte  Kirchenordnung  dalirt  ans  dem  Jahre  1594.  Anlaii  za  ihrer  Einfühlung  gab 
die  1593  TOD  zwei  sächüschen  Theologen  abgehaltene  Visilation.  welche  Herzog 
Friedrich  IV,  aus  Anlaii  der  Irrlehre  XrenzheimK  befahl.  Diei>e  Kirchenardnung  i<:t  nichts 
Anderes,  als  ein  Abdruck  der  .General  Anicul"  fflr  ChurSachsen  aus  dem  Jahre  1&67 
(Richter,  D.  ct.  K.-O.,  II.  178)  mit  eingeschobenen  SlUcken  Ubc-r  die  Taufe  und 
das  heilige  Abendmahl.  Die  neueren  Kirchenordnungen  sollen  gelegentlich  erwKhnt 
»erden. 

')  Lnca^  Cur.  Denckw.,  318.  319. 

*)  Hensel,  S.  22b:  ,*o  halleix  zwat  die  ilerioge  im  Lande  schon  von  ihrer 
Väter  und  Giossvtiter  Zeit  an,    ihre  Consistoria   in  Liegnitz,    Brieg,  GelBe   eingefithret". 


150 


schlesischen  Majestätsbrief  vom  20.  August  1609^)  (Punkt  4i  ^g^: 
ausdrücklich  autorisiret*.  Dies  bewog  die  Herzöge,  die  Consistorieri 
,in  eine  noch  bessere  Verfassung*  •)  zu  setzen.  Es  geschah  durch 
die  Consistorialordnung  des  Herzogs  Georg  Rudolf  (30.  Juni  1613', 
nach  welcher  künftighin  das  Consistorium  , nebst  denen  dazu  ver- 
ordneten Theologis,  auch  aus  dazu  verordneten  Politicis,  unseren 
Räthen  bestehen  solle*,  und  zwar  sollen  ^allewege  bei  unserm  Con 
sistorio  in  allen  Sachen  von  sechs  Personen,  drey  Theologis  un: 
drey  Politicis,  als  unseren  Räthen  gehalten  werden*.  Die  geistliche: 
Beisitzer  sind  aus  dem  Ministerium  der  Residenzstadt  genommen. 
das  Präsidium  führte  ein  ,Cantzeley-Rath*.*)  Neben  den  Prüfuno^er 
und  Ordinationen  der  Candidaten,  Ehesachen  u.  A.,  hatte  das  Con- 
sistorium auch  das  letzte  Wort  bei  der  Kirchenzucht  zu  sprechen 


>)  Hengel,  S.  219;  Kuzmany,  Urk.Buch,  1856,  S.  59;  dort  das  Datam  in  ir 
Ueberschrift  unrichtig.  —  Wie  dieser  Majestätsbrief  der  katholischen  Geistlichkeit  n 
wider  war,  erhellt  aus  den  Worten  des  Bischofs  von  Breslau,  welcher  erklärte,  ü& - 
der  Majestätsbrief  als  „anuUirter  und  übel  impetriret  angesehen  werden  müsse,  ui.: 
unter  die  sub  et  obreptitie  impetrata  instrumenta  gehöre",  (Hensel,  S.  228.  die  V^rr 
handlungen  mit  dem  Bischof,  im  Archiv  des  Ministeriums  für  Cultus  und  Unterr-dl 
in  Wien.  Fase.  ^Schlesien",  IV,  A.  3.) 

«)  Hensel,  S.  225. 

•)  Abgedruckt  bei  Hensel,  S,  226,  aber  nur  die  Vorrede  und  der  Sch)n- .i 
Die  eigentliche  Consistorialordnung  führt  er  nicht  an.  Ich  kenne  sie  aus  dem  Arcb* 
des  Ministeriums  für  Cultus  u.  Unterr.  in  Wien.  (Fürstl.  Verordn.,  wie  es  mit  d.  Cct\ 
im  Fürstenth.  Liegnitz,  desselben  zugel  heilet en  Weichbildern  u,  Herrscha£f .  gebalt.  «e-i 
den  soll.  etc.  Gedruckt  durch  Nie.  Schneidern.  1613.)  Sie  enthält  neben  der  Vorrrie 
und  dem  Schluss  sieben  Abschnitte.  Das  Meiste  bezieht  sich  auf  die  Jurisdiction  >' 
Ehesachen.  Das  eingerichtete  Consistorium  sollte  alle  „vorfallende  Ehesachen  und  3r 
lehmungen*'  auf-  und  annehmen.  Diese  sollten  beim  Superintendenten  eingebracht  „^  ■■ 
biß  anher  geschehen^)  und  von  ihm  den  anderen  Consisturialibus  cur  ^Berathschlaguii^" 
übergeben  werden.  Das  Consistorium  sollte  „vermöge  u.  inhalts  der  Richtschnur  G^tt 
Wortes  u.  Gesetzes,  der  heilsamen  geistl.  u.  weltl.  Rechten,  wie  dann  auch  aller  der 
A.  C.  Verwandten  wolbehalten  u.  bifihero  in  unserem  bey  diesem  Consist.  in  stercr 
uebung  gehaltenen  Consist.  Ordnungen"   entscheiden. 

*)  Lucae,  S.  429. 

*)  Es  hatte  Berichte  der  Pfarrer  entgegenzunehmen  und  auf  Grund  der>e;beE 
Resolutionen  zu  ertbeile».  —  Wi^  an  so  viel  anderen  Orten  in  der  lutherischen  Kircli? 
so  verfiel  auch  in  Brieg  etc.  die  Kirchenzucht  gänzlich.  Es  herrschte  dabei  schlie>^ 
lieh  völlige  Willkür,  und  die  Ausübung  der  Kirchenzucht  bestand  in  der  Anwen^iung 
polizeilicher  Massregeln.  (Matzke,  D.  General •  Visitationen  der  ev.  Kirchen  u-- 
Schulen  im  Fürstenth.  Liegnitz,  1854,  S.  31,  88.) 


151 

Dem  Consistorium  stand  auch  die  Executivgewalt  zu.')  Unter  dem 
Consistorium  standen  die  Superintenden  teil.')  welche  Mitglieder 
der  Consistorien  waren  und  vom  Landcsfürsten  ernannt  wurden. 
Diese  Würde  bekleideten  die  ersten  Hofprediger.')  Den  Superinten- 
denten waren  die  Dechanten  oder  Senioren  untergeordnet, 
welche  ebenfalls  der  Landesfürst  ernannte.')  Der  erste  Prediger  bei 
der  Stadtkirche  war  Senior  primarius.  Das  ganze  Land  war  in 
.gewisse  Weichbilder  oder  Classes*  eingelheilt.  Jedes  Weichbild 
hatte  seinen  be.'ionderen  Senior  oder  Superintendenten.*)  Wie  schon 
(Anm.  4)  bemerkt  worden  ist,  hatten  die  Senioren  die  Inspection 
über  ihre  Districte  zu  führen.  Das  Mitlei  dazu  sollten  die  Visita- 
tionen sein,  welche  sie  in  ihrem  ,Circulo'  zu  halten  halten.")  Das 
jus  vocationis  und  praesentandi  hatten  die  , Lehnherrn',  da  ihnen 
das  jus  patronatus  zukam.  Hatten  dieses  Recht  die  vom  Adel 
und  unterwarfen  sie  sich  in  Kirchensachen  dem  bischöflichen  Rechte 
und  Consistorio.  sind  sie  vom  Herzog  in  ihren  Rechten  geschützt 
worden.  Freilich  durften  sie  .ihre  Jura  nicht  zu  weit  ausdehnen'.') 
Auch  dem  R.ithe  (.«iehe  früher  bei  Teschen!)  vergönnte  der  Fürst 
die  Präsentation  der  Prediger  und  Schuldiener.')  Ja  es  kam  vor,  dass 
katholische  Prälaten  und  Aebte  in  Dörfern,  welche  sich  ihre  evan- 
gelischen   Prediger   erhalten   haben,    hinsichtlich    ihrer  evangelischen 


VI».   Bd.. 

nath    dem   30jShrigen 
1867.  -S.  128.) 

jede?  Land 

idnen  eigenen  Siiper- 

e   sich   UDti 

!i  retormictem  EinBusae 

>)  E&  halte  t.  B.  das  Recht,  widerspenstige  Verlobte  ohne  Weiteres  in  Aireil 
10  nebmen,  um  sie  inr  Erfüllung  ihres  Versprechens  lu  zwingen.  (Schimmel- 
Pfennig.  Die  ev.  Kirche  im  Fürslenthum  Krieg  i 
Krieg  in  d.    ,Zeitscbr.  f.  Gesch.  u.   Allerlh.  Schles.' 

')  Die  K.-O.  ran  1542.  —  Seit  1563  hatte  . 
iniendenten.   (Anders.  S.  26.) 

•)  Lucae,  .S.  429. 

*)  Der  Titel   „Senior"   slatt  Dechant    bürgert. 
!in ;  so  I.  B.  in   Licgnitz. 

■)  K.'O.  von  1542.  Lucae,  S.  429;  diese  Superintendenten  sind  nicht  mit 
den  MbtT  erwUhnlen  Mitgliedern  des  Consisloriums  ed  verwechseln.  Es  ist  nur  ein 
anderer  N«tne  für  Senioren.  Sie  heissen  Superintendenten,  weil  ein  jeder  Senior  in 
■einem  Districie  gleichsam  ein  Vicesu  perinten  den  t  war  nnd  die  Inspection  über  des- 
selben Kirchen  und  Prediger  halle.  (Lucae,  S.  441.)  —  Derlei  DiMricte  oder  Weich- 
bilder gab  es  in   Brieg  G,   Liegnitj   7,   Wnhiau  5,   später  6. 

•}  Mntike,   S,  25. 

')  Lucae,  S.  430. 

')  So  in  Sagan,   BresUu.  (Ltieae,  S.  322,  430.) 


M 


152 

Unterthanen  das  jus  praesentationis  ausübten  *)  Das  Rechtsverhältnis^ 
hat  sich  in  solchen  Ortschaften  so  ausgebildet,  dass  sich  die  Prediger 
für  ihre  Person  den  fürstlichen  Consistorien  und  Superintendenten 
unterwarfen ;  dagegen  mussten  sich  aber  die  Unterthanen  in  Rechte 
handeln  und  Ehesachen,  wenn  es  ,die  Noth  erforderte*,  vor  da> 
katholische  Consistorium  stellen.')  Die  berufenen  und  erwählter. 
Prediger  sollten  den  Superintendenten  und  Senioren  ^fiirgestellt* 
werden,  welche  sie  in  ihrer  Lehre  und  Leben  ,probiren  und  ver 
V  hören*    sollten.*)  Wurden   sie  tüchtig  befunden,    dann  sind  sie  von 

Landesfiirsten  confirmirt  worden/)  um  dann  von  den  Superinten 
denten  und  Senioren  ,in  ehrlicherweise  vor  allem  Volk*  in's  Pfarr- 
amt eingesetzt  werden.  Dabei  sollte  ihnen  befohlen  werden,  das 
Volk  , treulich  zu  besorgen*,  dagegen  dasselbe  vermahnt  werden 
»dass  sie  sich  gehorsamlich  gegen  ihren  Pfarrherrn  verhalten.*' 

Die  Geistlichen  jedes  Weichbildes  hatten  sich  alle  Quartale  ni 
Synoden  zu  versammeln.*)  In  der  Leitung  der  Gemeinden  sollter 
den  Geistlichen  Kirchenväter  beistehen.  Pfarrer  und  Kirchen 
Väter  sollten  Sitzungen  wegen  Kirchensachen  haben  und  ,was  vor- 
gelaufen, verzeichnen*.')  Es  scheinen  nicht  viele  Kirchenväter  (woh' 
nicht  über  vier)  gewesen  zu  sein.  Ihre  Bestellung  geschah  höchst 
wahrscheinlich  seit  Langem  auf  die  Weise,  wie  sie  in  der  Specia.- 
instruction  für  die  Visitatoren  im  Liegnitz'schen  von  den  Jahren  1654 
und  1674")  angegeben  ist:  ^sollen  von  der  Herrschaft,  Beamten. 
Pfarrern  und  Gemeinde  gewisse  Personen  erwählet  und  sofort  in 
Erinnerung  ihrer  Pflichten  und  Gebühr  bestätiget  werden*.  Da  ur.ü 
dort  erhielten  sie  für  ihre  Mühe  eine  Belohnung.*) 

')  So  präsentirte  allezeit  bei  vorgefallener  Vacanz  der  Abt  von  Camentx  cier 
(evangelischen)  Pfarrherrn  in  dem  Flecken  Michelau  im  Brieg'schen.  Dafür  musste  iha 
der  Pfarrer  jährlich  ,ein  gewisses  Maass  Zwiebeln  und  dergleichen  Gartengewächse  m 
seine  Klosterküche  lieffern".  (Lucae,  S.  442.) 

«)  Lucae,  S.  442. 

»)  K.  O.  von  1Ö42. 

«)  Lucae,  S.  822,  430.  Ausnahmsweise  hatten  auch  die  Prälaten  das  ju5 
contirmationis.  (Lucae,  1.  c.) 

»)  K.O.  von  1642. 

•)  K.O.  von  1642. 

f)  Matxke,  S.  26. 

8)  Matzke,  ib. 

*)  In  Streblen  erhielten  sie  als  Remuneration  für  ihre  Bemühungen  jährlich 
2  Thaler   aus   der   Kirchencasse;    die    Schreibendorfer    alle    hohen    Fcsstage  3  NVeM 


153 

Als  in  Brieg  und  den  anderen  Füratentliüraem  das  reformirte 
Bekenntniss  Fuss  fasste  und  unter  den  demselben  zugethanen 
Herzogen  sich  ausbreitete,  ist  dadurch  auch  die  Kirchen  Verfassung 
beeinflusst  worden.  Im  Jahre  1614  ist  die  seit  1(J09  vacante  Super- 
intendentur  in  Brieg  vom  Herzog  Johann  Christian  mit  dem  refor- 
oürten  Superintendenten  Johann  Neomenius  besetzt  worden.  Nun 
erhielten  die  vierteljährigen  Predigersynoden,  von  welchen  früher 
die  Rede  war,  einen  ganz  besonderen  Zweck:  die  Förderung  und 
Fortpflanzung  der  reformirten  Religion.  Lucae,  der  selbst  reformirt 
war,  beschreibt')  das  Vorgehen  in  diesen  Conventen  auf  folgende 
Weise:  ,Bey  dieser  geistlichen  Versammlung  führte  der  Super- 
intendent Neomenius  das  Pracsidium  recht  ordentlich  auff  der  obersten 
Catheder  und  besonderte  aus  dem  Hauffen  nach  der  Ordnung  einen 
Rcspondenten,  welcher  einen  gewissen  Streitpunkt  von  denen  vor- 
nehmsten Glaubens- Articuln  vortragen  und  der  andern  Widersprechen 
erwarten  muste.  Durch  dieses  Mittel  unterrichtete  der  Praeses  und 
Superintendens  die  Schwachen,  und  brachte  auch  die  Stareken  wo 
nicht  gäntzlich  auff  seine  Seite,  jedoch  zu  bescheidenen  Gedanken 
und  raisonablem  disputiren,  wiewol  die  meisten  ausser  diesen  aufT- 
richtige  und  modeste  Phlhppisten  waren.'  —  Es  scheint  aber 
doch,  dass  sich  der  Widerspruch  in  diesen  oder  gegen  diese  Ver- 
sammlungen, an  welchen  theilzunehmen  Jedem  freistand,  dann  und 
wann  regte.')  —  Unter  dem  Schutze  der  Landesfürsten  gewann  die 
reformirte  Kirche  immer  mehr  an  Boden.  Auch  in  kirchenregiment- 
iicher  Hinsicht  machte  sich  ihr  wachsender  Einfluss  geltend,  was 
um  so  leichter  geschehen  konnte,  als  ja  der  Herzog  dem  reformirten 
Superintendenten  in  Bri^  .nebst  der  Kirche  das  Constistorium  fast 
der  Inspection  und  Direction  anvertraut'.  —  Auf  einen  härteren 
Widerstand  stiess  die  Propagirung  des  reformirten  Bekenntnisses  durch 
den  damals  noch  reformirten  Herzog  Georg  Rudolf  in  Licgnitz,*) 
wo  es  zwischen  Reformirten  und  Lutheranern   .Jalousien*   gab.')  Es 

gro'chen;  die  Türpitier  hatten  io  frilherec  Zeit  jährlich  von  der  Kirche  —  ein  Paar 
Sricreln  und  ein  Paar  Niederschuhe,  in  welche  lie  sich  abwechselnd  Iheilten.  —  Die 
Belohnung  der  Olbendorfer  uod  Anudorrer  beiland  —  ,in  böser  Mäuler  Undank'. 
^Schimmetpfennig,  S.  181.) 

■)  S.  4SI. 

')  Vgl.   Lucae,  S.  491. 

')  Er  herrschte  auch   Über  Wohlau. 

•)   Lucne,   S.  527. 


154 

kam  im  Jahre  1615  auch  zu  einem  Competenzstreit  zwischen  den 
Herzog  und  den  Ständen,  denen  es  nicht  gefallen  wollte,  dass  der 
Herzog  aus  eigener  Autorität,  ohne  ihren  Consens.  Superin tendcmer 
einsetzte.  Aber  der  Herzog  wollte  sie  ,bei  diesem  Geschäfte  nicij: 
concurriren  lassen',  so  lange  sie  sich  nicht  hierüber  ,mit  SpecL- 
Privilegieij*  auswiesen,  welche  von  der  , das  Landes-  und  Jos  Epis^^r- 
pale  führenden  Obrigkeit'  ertheilt  wären.  Ganz  besonders  opponirtt; 
die  Stände  gegen  die  Einsetzung  eines  reformirten  Suptt 
intendenten,  .entweder  weil  ihnen  die  stäte  Observanz  anstatt  e;r.s^ 
Privilegii  passiren  miiste,  oder  weil  es  eine  Sache  wäre  von  gros=:r 
Moment,  im  Falle  ein  anderer  Religions- Verwandter  eines  gant;er 
Fürstenthums  Ministerio  zum  Inspectore  auffgebiirdet  würde',  T)~ 
Herzog  gab  aber  nicht  nach,  sondern  übte  ganz  so,  wie  es  J;; 
Landesfursten  in  anderen  Territorien  Deutschlands  thaten.  sdr.; 
Kirchengewalt  unbeschränkt  aus  und  setzte  den  reformirten  Super- 
intendenten ein.  Und  die  Stände!'  ,Aquiesdrten*,  sobald  sie  .c^- 
Herzogs  Ernst  verspürten*.  Dazu  trug  auch  der  Umstand  bei,  ca^^ 
der  Herzog  dem  reformirten  Superintendenten  den  lutheriscl.e ; 
Senior  primarius  des  Fürstenthums  an  die  Seite  setzte,  .damit  st 
(die  Stände)  keine  Neuerungen  oder  Veränderungen  bey  dem  Cvn- 
sistorio  zu  befürchten  hätten'.'} 

Anhangsweise  möge  noch  angeführt  werden,  dass  sich  die  eb«:: 
geschilderte  evangelische  Kirchen  Verfassung  auch  in  den  andere. 
schleslscfaen  Fürstenthümern  auf  ähnüclie  Weise  ausgebildet  i:^' 
(z.  B.  in  Sagan,  Gels  etc.).  Auch  Breslau,  wo  es  sieben  evangelische 
Kirchen  mit  26 Predigern  gab,  hatte  ein  eigenes  Consistorium,  welciic^ 
die  Ehe-  und  Kirchensachen  ,disponirte  und  debattirte'  in  \vichnger 
Fällen  mit  Vor  wissen  desRathes  Der  Jurisdiction  dieses  Consistoriuir^ 
unterstanden  auch  die  unter  die  Stadt  gehörenden  Dorfschaften.  Auch 
die  (Noblesse*  des  Breslauischcn  Fürstenthums,  welche  ,ebenmä£'ii;cr 
Religionsfreiheit  genoß*.  liess  ihre  Prediger  im  Breslauer  Consistoriur 
ordiniren,  gleichwie  die  Ober-Schlesische  ihre  Prediger  zu  Brieg. 'i 

<)  Lucae,  S.  527.  Zu  vgl.  mit  Ander»,  S.  76  n.  f.,  Hensel,  S.  321  u.  f 
—  Sonst  batte  der  Herzog  für  die  evangeliscbe  Kirche  und  ihr  Wohl  ein  tnrm«  Hu: 
Davon  leugt  «uch  die  von  ihm  1646  errichtete  Stifts fundation  lu  St,  Johanni?  :'■ 
Gunsten  der  lerstöclen  evangelischen  Kirche,  , insonderheit  lur  Besoldung  und  Lt.^^ 
haicung  derer  bey  der  fürstlichen  Stifrs-Kirche  tu  5t.  Johannis  in  Unserer  Sladt  Liegn^^ 
ilio  und  kanfiigen  bedienten  Kircbeo'  und  Schuldiener*.  (Matike.  S.  6.) 

')  Luc»e.  S.  430. 


das  gedrängte  Bild  der  evangelischen  Kirchenverfassung 
es   ersten    Bestehens   der  evangelischen    Kirche   in  jenen 

1  FürsienlhLimcrn,  weiche  für  die  weitere  Entwickelung 
!Hschen  Kirchen  Verfassung  in  Oesterreich  in  Frage  kommen 
ledcutiing  sind.  Man  sieht:  in  allen  jenen  Fürstenthiimern 
:irchen Verfassung  einen  gleichen  Typus  auf.  Es  ist  derselbe, 
,e  Kirchenverfassung  der  lutherischen  Kirche  in  Denlsch- 
lommen  hat:  der  consistoriale,  mit  dem  lan  des  fürst  liehen 
:opat.  bei  offenkundiger  Verkümmerung  des  Gemeinde- 
Es  wird  uns  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  wir  auch  in 
le  Verfassungsentwickelung  der  evangelischen  Kirche  in 
luf  diesem  Wege  fortschreiten  sehen  werden. 


III. 
westfälische  Friedensscliluss  ist  es  bekanntlich  gewesen, 
as  trauri<;e  Los  der  evangelischen  Kirche  in  den  habs- 
I  Erblanden  besiegelte.  Was  half  es.  dass  der  Augsburger 
■ieden  vom  25.  September  1555,  welcher  ja  auch,  wie  die 
riedensschlüssc.  auf  .ewige  Zeit en'  geschlossen  worden 
:n  Zweck  haben  soUle,  .solche  nachdcnckiiche  Unsicher- 
iheben,  der  Stände  und  Unterthanen  Gemuther  wiederumb 
und  Vcrtrawen  gegeneinander  zu  stellen,  die  Teutsche 
nscr  gehebt  Vateriandt  für  endtlichcr  Zertrcnnung  und 
g  zu  verhüten",')  die  Bestimmung  enthielt:   ,so  sollen  die 

wie  auch  curftirsten.  fürsten  und  stende  des  hl.  reichs 
:and  von  wegen  der  A.  C.  und  derselbigen  Lehr  .  .  . 
rat  gewaltiger  weis  überziehen  ....  und  soll  die  streitig 
licht  anders,  dan  durch  christliche  freuntliche,  friedliche 
d    wege    zu    einhelligem,    christlichem    verstaut    und    ver- 

gepracht  werden*.')  —  Der  Kaiser  und  seine  Räthe 
n  der  Constitution  desselben  Frieden.eschlusses  andere  Be- 
en  zu  finden,  um  mit  ihrer  Hilfe  das  westfälische  Instru- 
»acis  so  KU  schmieden,  dass  durch  dasselbe  der  evangelischen 
i   den   österreichischen  Erblanden    der  Todcssloss   versetzt 


ehmann,   De  pace  r 
g.-Fr..  1896.  S.   16. 


pubU,  !.Th.,  1707.  S,  136; 


156 

werden  konnte.  Das  geschah  ungeachtet  der  Erklärung  und  Ver- 
sicherung, welche  vom  Vorfahren  des  Kaisers  am  24.  September  1550 
—  also  einen  Tag  vor  dem  factischen  Abschlüsse  des  Augsburi;« 
Religionsfriedens  —  schriftlich  abgegeben  worden  ist:  6as^  die  evaii' 
gelischen  Unterthanen  auch  unter  katholischen  Landesherren  cit 
Freiheit  der  Religion  haben  sollten;  ist  ja  damals  diese  Erkiarun-:; 
in  den  Religionsfrieden  selbst  nicht  aufgenommen  und  seitdem  aucb 
vom  katholischen  Religionsthcile  unberücksichtigt  gelassen  worden,'] 
Der  Kaiser  handelte  nicht  anders.  Ganz  besonders  machte  er  <k}i 
in  Osnabrück  und  Münster  jene  Worte  des  Augsburger  Religions' 
friedens  zunutzen,  welche  nach  der  geltenden  Auslegung  öie  Untoi 
thanen  dem  ,jus  reformandi*  des  Landesfürsten  preisgaben,  ohne 
dass  CS  das  Reichsrecht  verhindern  konnte,  und  welchem  .Reformiren' 
sich  die  Unterthanen  nur  durch  den  Gebrauch  des  .flebile  pri.  ■ 
legium*  der  Auswanderung  entziehen  konnten.")  Jene  Worte  lautetci, 
wie  folgt:  ,Es  sol  auch  kein  stant  den  andern,  noch  de5.seiben 
undcrtanen  zu  seiner  religion  zvingen,  abpracticieren  oder  wieder 
ire  oberkeit  in  schuz  und  schirm  nemen,  noch  verteidingcn  in  keinci 
weg.  Und  sol  hiemit  denjenigen,  so  hievor  von  alters  schuz-  und 
schirmhem  anzunemen  gehabt,  hiedurch  nichts  benommen  und  die- 
selbigen  nit  gemeint  sein  —  Wo  aber  unsere,  auch  der  curfiirsten, 
fiirsten  und  stende  undertonen,  der  alten  religion  oder  Augspurgischef- 
confession  anhengig,  von  solcher  irer  religion  wegen  aus  unscni., 
auch  der  curfiirsten,  fiirsten  und  stende  des  hl.  reichs  landen  fiirsten! 
tumben,  stetten  oder  flecken  mit  ircn  weih  und  kindem  an  ändert^ 
ort  ziehen  und  .*ich  nider  tun  wolten,  denen  sol  solcher  ab-  urni 
zuzug,  auch  verkaufung  iter  hab  und  guter  gegen  zimblicheo  bitlichen 
abtrag  der  leibeigenschaft  und  nachsteuer,  wie  es  jedes  orts  von 
alters  anhero  übhchen,  hcrpracht  und  gehalten  worden  ist,  unvcr- 
hindert  mennlklichs  zugelassen  und  bewilligt,  auch  an  iren  ercn  unii 
pflichten  ailerding  unentiijolten  sein,  doch  sol  den  obrigkeiten  3D 
iren  gerechtigkeiten  und  herkommen  der  leibeigenen  halben,  <^i^ 
selbigen  ledig  zu  zelen  oder  nit,  hirdurch  nichts  abgebrochen  oder 
benomen   sein.")     Auf  Grund    dieser   Bestimmungen    bestand  da 

>]  Pütt  er,  GeUt  des  WestfU.  Predens,  1795,  S.  387. 

*]  Thudichum.    Die    Eiafflhrung    der    Rcfotmation    und    die   Relig.Fr.   >'» 
lfiÖ3,  16&5,  J648.  1896,  S.  23. 
»)  Br.ndi,  S.  81  u.  t. 


167 

ia-'CT  bei  den  Verhandlungen  in  Osnabrück  auf  seinem  vermeint- 
thcn  jus  rcformandi  hinsichtlich  seiner  Erbländer.  Und  er  wusste 
ach  seinen  Willen  durchzusetzen.  Was  half  es,  dass  durch  den 
Ictfal.  Frieden  im  Allgemeinen  .die  Unterthanen  jetzt  in  sehr 
ie!  grösserem  Umfang  Schutz  erhielten  gegen  Religionszwang,  und 
ass  das  früher  von  verschiedenen  Fürsten  und  Herren  schonungslos 
iL^geübte  sogenannte  jus  reformandi  im  Wesentlichen  aufgehoben*. 
■der  dass  es  , jetzt  eine  viel  schwächere  Bedeutung  als  vor  dem 
ihre  1648  erhielt* ;  dass  nun  die  Gegenreformation  nur  zu  dem 
'»ecke  gestattet  war,  um  den  Zustand  vor  dem  Normaljahre  1624, 
esp.  1618  oder  1648  herzustellen  —  auf  die  Unterthanen  der 
jserreichischen  Erbländer  erstreckten  sich  diese  Bestimmungen  so 
fut  wie  nicht.')  , Dieses  alles,  so  weit  es  der  Rom.  kays.  kön. 
Miy.  und  des  Hauses  Österreichs  Unterthanen  und  Vasallen  nicht 
betrifft,  soll  seine  völlige  Krafft  und  Würckung  haben*  —  so  lautete 
Q  in  dem  Osnabrücker  Friedensinstrument.')  Dem  Hause  Habsburg 
ift  (ias  jus  reformandi  , ausdrücklich*,  ,in  einer  auch  durch  ältere 
Undesverträge  nicht  weiter  beschränkten  Weise  zugesprochen* 
forden.')  Allerdings  bemühte  man  sich,  den  Kaiser,  welcher  durch 
den  Grafen  Max,  v,  Trautmannsdorf,  seinen  vertrautesten  Minister,*) 
und  ausgezeichneten  Vertreter,  der  Einschränkung  seiner  Gewalt 
so  viel  als  mÖgUch  entgegenzuarbeiten  suchte,  zu  bewegen,  dass 
er  seine  evangelischen  Unterthanen  .amnestiemässig  herstelle',  d.  h. 
iTinen  .ihre  Kirchen  etc.  mit  dem  öffentlichen  Exercitio  der  Aug. 
iC'>iif.,  wie  es  ihnen  durch  die  mit  grossen  Unkosten  und  theuer 
jcruorbcnen  Majestätsbriefe.  Vergleiche  und  Privilegien  zugesichert 
irden  ist*,  einräume  und  ihnen  zugestehe,  ,daß  niemand  der 
Aug.  Conf  halber  von  seinem  Amte,  Gütern  und  Ehrenämtern 
n  weichen  gezwungen,  sondern  die  Vertriebenen  vollkommenlich 
iK'titiurt  werden'.*)  —  Vergeblich  1  .Die  kaiserlichen  Gesandten 
frachen  selbst  mit  solchem  Nachdruck  über  diesen  Punkt,  dass 
w  mehrmals  betheuerten,  der  Kaiser  würde  sich  eher  Krone 
d    Scepter,     ja    selbst     das    Leben    nehmen    lassen,     als    hierin 

')Thudichum,  S,  39.  47,  48. 

■)  Uhminnas  Suppletus  (Relig.  Acten),  1709,  5.  8Ö8. 

■)  Tbudichum.  S.  48. 

')  Van  Haus  aus  evangelisch  erzogen. 

*)  Eifclätung  der  cvaag.  Stünde  vom  26.  Februw  1647  (Pütter,  üeist  des 
■■«lÜ.  Friedens,  S.  115,  Anm,). 


\ 


158 

nachgeben.* ')  Wahrlich,  ein  schwacher  Trost  lag  darin,  da??  t- 
denjenigen  evangelischen  Unterthanen,  welche  sich  nicht  ,rcfo:- 
mircn'  lassen  wollten,  .freistehen  sollte,  von  selbsten  abzuzichca 
oder  wenn  vom  Landes-Herrn  solches  zu  thun  befehligt  wäre,  dtn 
soll  frey  stehen,  entweder  bey  behaltenen  oder  veräusserten  Gu'.err 
abzuziehen*.*)  Und  wie  Hohn  klangen  in  die  Ohren  der  cnttäusc:;t=t 
Evangelischen  Oesterreichs  die  Worte:  ,Und  als  von  mehrer 
Religion s-Freyheit  und  Übung  in  obgcdachten  und  übrigen  der 
Rom.  Kays.  Majest.  und  Hauses  Österreichs  Königreichen  u^d 
Landen  zuzulassen  bey  gegenwärtigen  Tractaten  viel  gebamis.'- 
worden;  Und  wegen  der  Herren  Kayserlichen  Gc  voll  mäch  listen 
Widersprechungen  man  nicht  eines  werden  mögen:  So  behalten  di: 
Königl.  Majest,  in  Schweden  und  Augsp,  Confessions- Verwand:: 
Stände  sich  bevor,  um  desentwegen  auffnechstkünfftigen  Reichstag; 
oder  sonsten  bey  der  Rom,  Kays.  Majest.,  jedoch  mit  Vor- 
behalt des  nichts  desto  minders  fortgehenden  Friedens 
und  Ausschliessung  aller  Gewalt  und  Feindthätlichkeit  femers  resiiei:' 
tive  gütlich  und  demiithig  zu  intercidiren.* ')  Aeusserst  gering  waren 
die  Zugeständnisse,  die  man  mit  grosser  Mühe  für  die  Evangeiischen 
Oesterreichs  dem  Kaiser  abdrang  und  abrang.  Diese  Zugeständnis^ 
bezogen  sich  auf  Niederösterreich  und  —  Schlesien.*) 

1)  Püttet,  S.  119.  I 

>)  Lehmann.  SuppL,  1709,  S.  864.  —  Wie  man  in  den  österr.  Erbl.r..-; 
diese  Bestimmung  einhielt,  davon  leugen  die  sogen.  .Absliftqngen'  oder  .Tr::iv 
plantationen'.  Dteie  bedeuteten  eine  offenbite  Verletzung  der  betreffenden  Bestimm.^: 
des  Westftil.  Friedens. 

•)  Lehmann.  Suppl.,  S.  86&. 

*]  Es  fiel  natürlich  auf,  ditss  diese  Zugest£ndnisse  so  gering  waren,  ncd  mi.-. 
«uchte  Eich  das  zu  erklären.  Sofort  war  man  mit  dem  Vecdscht  bei  der  Hand,  Ju.- 
hier,  wie  Pütter  tagt,  ,auri  sacra  fames  viiksam  gewesen  sei*.  Besonders  sina  i-' 
Schweden  der  Bestechlichkeit  geziehen  worden.  Man  sprach  davon,  dass  ^dafili',  ■■^< 
sie  Böhmen  etc.  im  Stiche  gelassen  haben,  „in  der  Sehwedischen  Gesandten  Gui"! 
600-000  Thal,  geflossen  seien".  (Acta  hist.  eccl«.  von  1736,  S.  779  f.  Schi  es.  Kirch«- 
hislorie  von  Ehrenkton,  1708,  I,  236.  —  EhienkTon  ist  FsendonTm;  das  Bucb  \i: 
von  Zicbackwiti,  wie  Grunhagen,  Schles.  Gesch.,  1886,  II,  Quellen  etc,  S.  ti 
angibt.)  Dieses  allgemein  veibreitete  Gerücht  beieicbnele  man  am  schvedischen  h'At 
als  VerWumdung.  (PUttec,  Geist  des  West fiÜ.  Friedens,  S.  63.  Anm. ;  dort  ^tc'^ 
die  Literatur  darüber.)  —  Anlass  zu  jenem  Gerllcht  gab  wahrscheinlich  der  rio 
Kaiser  den  Schweden  lo  zahlende  Betrag  für  die  Rilumung  der  von  ilmeti  be-'ti^'^n 
österr.  Plütze,  insbesondere  OlmUtz  (vgl.  Gindely,  Der  SOJährige  Krieg,  IlL  lSS2 
196;  GrUnhagen,  Gesch.  Schles.,  11,  1886,  Quellen  und  Nachweise,  S.  36). 


159 

Welcher  Art  die  Begünstigungen  waren,  die  den  Evangeli- 
schen in  Niederösterreich  und  Schlesien  durch  den  Westfäl.  Frieden 
zu  Theil  geworden  sind,  ersieht  man  am  besten,  wenn  man  sich 
den  Wortlaut  des  bezüglichen  Artikels  {V.)  des  Osnabrückischen 
Instrumentum  pacis  vergegenwärtigt'):  ,Die  Schlesische  Fürsten 
Augsp.  Confession,  als  die  Hcrtzogen  zu  Brieg,  Lignitz,  Münster- 
berg und  Oels,  ingleichen  die  Stadt  Breslau,  sollen  bey  frcyem  ihrer 
vor  dem  Krieg  gehabten  Recht  und  Gerechtigkeiten,  als  auch  des 
Ecercitii  Augsp,  Confess,  aus  Kayserlich  und  Königlicher  Begnadung 
gehandhabet  werden.  —  Was  aber  die  Grafen,  Herren,  Edelleute 
und  ihre  Unterthanen  in  den  übrigen  Schlesischen  Fürstenthümern, 
welche  unmittelbar  zu  der  königlichen  Kammer  gehörig,  denn  auch 
die  jetziger  Zeit  in  Unter-0  est  erreich  befindlichen  Grafen,  Herren 
und  Ritterstands  betrifft,')  ob  zwar  der  Rom,  Kays,  Maj,  das 
Recht,  das  Religions-Exercitium  zu  reformiren,  nicht  weniger  als 
andern  Königen  und  Fürsten  zustehet,  jedoch  nicht  zwar  nach  der 
Vcrgieichung  des  vorgehenden  Articuls,  noch  vorgangenem  Vertrag, 
sondern  auff  Interposition  der  Königl.  Majest.  in  Schweden  und  den 
Augsp.  ConfeDions-Verwandten  Ständen  zu  Lieb,  lassen  sie  zu,  daß 
selbige  Grafen,  Herren  und  Edlen,  auch  deroselben  inbenannten 
SchlesischenFürstenthümen  Unterthanen  wegen  Profession  der  Augsp. 
Confeßion  von  Orten  und  Gütern  nicht  dürffen  ausweichen  (cedere 
aut  emigrare  non  teneantur).  noch  auch  um  ihriges  Exercitium  in 
nechst  angräntzenden  Orten  ausser  Gebiets  zu  besuchen  behindert 
werden  sollen.  Wofem  sie  nur  im  übrigen  sich  still  und  friedlich 
und  dergestalt,  als  sich  es  gegen  ihre  höchste  Obrigkeit  gebühret, 
verhalten.  Da  sie  aber  von  selbsten  abziehen  thäten  und  ihre  liegende 
Güter  entweders  nicht  verkaufen  weiten  oder  nicht  verleihen  möchten, 
so  soll  ihnen  ein  freyer  Zugang,  um  ihre  Güter  zu  besichtigen  und 
zu  verwalten,  zugelassen  werden.  —  Über  dieses  aber,  was  vorhin 
von  besagten  Schlesischen  Fürstenthümen,  so  unmittelbar  zu  der 
Königl.  Kammer  gehörig,  verordnet,  versprechen  die  Rom.  Kays, 
Maj.  ferners,  daß  sie  denen,  so  in  solchen  Fürstenthumen  der  Augsp. 
Confeßion  zugethan  sind,  zu  Behuff  dieser  Confessions-Ubung  drey 

«)  Lehmann.  Suppl.,  1709,  S.  864  (deWsch).  Kuimany,  Urltund.Buch,  S.  65 
(lalein.)  Wir  sagen;  InMrnmentum  pacis  Osnabr.,  weil  es  anch  ein  Insttumenl.  pac, 
Monaiteriensi«  (zwischen  Kaiser  und  Franlcreicii  etc.)  gab. 

■)  Wie  man  sielit,  galt  die  Begünstigung  den  Städten  nicht. 


,g„ei'  Kosten  ausser  den  Städten  Schwani-j, 


fCi^hen  ■«""  '         ^er  Stadtmauer  an  darzu  bequemen,  von  \kf. 

Ijiar  ui'l  ^'^  .  ^^,gninen  Orten ,  nach  getroffenem  Frieden  lu: 

fi^p.  Ü'V-         ^g  solches  begehren  werden,  erlauben  wollen,'i 

lubsocn-  "    ^^^    ^jg    ebenso    charakteristischen    als    instructivcr 

gep   **"    Westföl.    Friedens    bezüglich    der    Österreich- 

^'^"'"    ^[jiiten.')   Noch    zwei  Tage   vor  dem  Friedcnssclilu.«  i 

^      rien  t"'^  evangelischen  Reichsstände  zu  Gunsten  ihrer  Ö.sta  : 

"■Ihtcben   Religionsverwandten    —    es    gelang    ihnen    nichts  mehr,  : 

,     _^ngefiihrtc  zu    erlangen  —  ,die    Rom.   Kays.   Maj.  haixr 

/.    jj,  dieser  Sachen    von   andern   nicht  wollen  Ziel  und  Maß  5i: 

chrciben  lassen',   und  die  »H.  Reichs-Stande  haben  es  auch  nitt: 

RalJisai"   ermessen,    daß   auff  der  Kays,  beharrlichen  Widersetiuü-, 

um  deß  willen  der  Krieg  länger  zu  continuiren  sey'.')  Die  Au<;nahn;; 

21,  Gunsten    des  Adels   in  Niederösterreich   hatte   gar   keine  Bede^ 

tung.  die  Ausnahme  zu  Gunsten  der  verschiedenen  Theile  Schlesier.; 

ivar  zwar  wichtig,   aber  verschiedener  Deutung  fähig.  So  konnte 

denn  die  Reformation  auch  in  denjenigen  österreichischen  Provinzen 

wo    sie    während    des    30jährigen  Krieges    oder   früher   noch  nicht 

unterdrückt  worden  ist,  nunmehr  ausgetilgt,  in  Schlesien  in  der  Foi;;c 

wenigstens    halbwegs    rückgängig    gemacht    werden   —   so   urthai 

Thudichum*)    über  die  auf  die  österreichischen  Protestanten  ^nh 

•]  Der  Anlrag  der  ev.ingelisclien  Slände  vom  2Ö.  Februar  1647  beiJgl.-- 
Schlesiens  lautete:  ,Die  evanj;.  Fitrslen  und  Stünde  in  Schlesien,  lammt  den  l;.' 
fdrslenthiitnern  und  Landen,  auch  deiE^fllien  Unterthanen,  lowohl  die  Stadt  Btr^^- 
sollen  bei  dem  öffenilichen  eietcilin  A.C.  und  allen  Rechten,  Gerechtigkeit en  er' 
Freiheitcu,  so  sie  Krnfl  des  im  Jahre  1681  durch  Jonderbaren  Vergleich  besliilfi:: 
MajesUtsbriefe«  erlanget,  in  Lehn-  und  Erblanden  und  Gutem  gelassen,  und  alles,  >i£ 
tu  Beschwer-  und  Verhinderung  des  Goltesdienstes  geichehen.  abgethin,  auch  i:t 
StadI  Breslau  mit  item  neuen  Jetuiter  Oröen  nicht  beschwert,  sondern  dietell>cn  'v:. 
lier  Stadt  zu  enthalten,  so  seit  gedachtem  Jahre  drin  gefunden,  ginilich  von  dsiin'' 
iO.  begehen,  gewiessen  und  angehalien  wefden,  (Pütter,  Geist  des  WestfSI,  Friole^-. 
S.  321.) 

•)  Obwohl  fiie  so  wenig  gaben,  so  erregten  sie  ein  so  grosses  „Missvergniii:;: 
der  katholischen  Geistlichkeit  und  vornehmlich  des  Hauptes  derselben  in  Rom".  d>-i 
der  lelEleie  nicht  umhin  konnte,  die  sieb  auf  die  Protestanten  beiiehcnden  Be^iir- 
mungen  des  Westfal.  Friedens,  den  26.  JS'av.  1648  durch  die  Bulle  ,Zelo  domus  A<  ' 
(public,  a,  Jänner  1651)  feierlich  filr  nichtig  «i  etklSren. 

•)  Lehmann.  Suppl.,  S.  868. 

*)  Die  Einfuhr,  der  Ref.  etc.,  S.  4a  Vgl.  auch  Hinichias,  W.  Fr.,  in  R.  £ 
f.  proc.  Theol.  u.  K.,  2.  A.,  16.  Bd..  1885,  S.  829  ff. 


161 

beziehenden  Bestimmungen  des  Westfäl.  Friedens.  Man  muss 
ihm  unbedingt  Recht  geben,  weil  ihm  ja  die  Geschichte  der  evange- 
lischen Kirche  Oesterreichs,  wie  sie  seit  jenem  Frieden  verlaufen 
ist,  recht  gibt.  Wir  möchten  aber  in  seinen  Worten  das  auf  Schlesien 
sich  Beziehende,  und  darin  ganz  besonders  die  Worte:  ,war 
wichtig*,  unterstreichen.  Das  Schlesien  gemachte  Zugeständniss 
war  auch  fiir  die  weitere  Verfassungsent Wickelung  der  evangelischen 
Kirche  in  Oesterreich  von  grosser  Bedeutung.  Es  hat  die  historische 
Continuität  derselben  erhalten  helfen. 

Ehe  wir  aber  darauf  näher  eingehen,  jene  Verfassungsent  Wicke- 
lung weiter  zu  verfolgen,  wird  es  wohl  noth wendig  sein,  die  Frage 
zu  beantworten,  welche  sich  sofort  aufdrängt,  wenn  man  die  auf  die 
österreichischen  Länder  Rücksicht  nehmenden  Bestimmungen  des 
Westfal.  Friedens  kennen  lernt:  warum  sich  gerade  Schlesien  einer 
solchen  im  Verhältniss  zu  den  anderen  Ländern  gewiss  nicht  zu 
unterschätzenden  Bevorzugung  in  demselben  zu  erfreuen  hatte }  Wieso 
kam  es,  dass  gerade  die  evangelische  Kirche  in  Schlesien  mit 
ihren  Einrichtungen  sowohl,  als  auch  speciell  mit  ihrer  Verfassung, 
im  Westfal.  Frieden  berücksichtigt  worden  ist  und  dadurch  die 
Möglichkeit  erlangte,  in  den  nachfolgenden  Stürmen,  welche  die 
evangelische  Kirche  in  den  anderen  Kronländem  völlig  zerstörten, 
in  jenem  Frieden  Rückhalt  und  Schutz  zu  haben  .^ 

Die  Geschichte  gibt  eine  klare  Antwort  auf  diese  Fragen.  Sie 
belehrt  uns,  dass  es  Schlesiens  kluge  Politik  war,  welche  diesem 
Lande  die  Zugeständnisse  des  Westfal.  Friedens  einbrachte.  Es 
haben  sich  allerdings  auch  die  Schlesier  trotz  der  Abmahnung 
ihres  Oberhauptmannes  Johann  Christian,  Herzogs  von  Brieg  und 
Liegnitz,  an  der  , Rebellion*  betheiligt.  Der  Winterkönig  ist  auch 
von  ihnen  als  Herrscher  anerkannt  worden,  und  als  er  1620  nach 
Breslau  kam,  wurde  ihm  eine  glänzende  Huldigung  zu  Theil.*)  Nach- 
dem aber  die  Schlesier  sahen,  dass  das  Kriegsglück  dem  Kaiser 
hold  sei,  suchten  sie  sich  mit  ihm  auszusöhnen.  Dazu  sollten  ihnen 
gewichtige  Vermittler  und  Fürsprecher  verhelfen.  Nach  diesen  sahen 
sie  sich  seit  jener  Zeit  stets  eifrig  um.  Den  ersten  fanden  sie  in  der 
Person  des  Kurfürsten  von  Sachsen,  Johann  Georg.  Es  kam  zum  so- 

*)  Hensel,  259;  Lucae,  600  u.  f.  —  Dort  auch  der  Majestätsbrief  des 
Königs  Friedrich  V,,  gegeben  den  Reformirten  Schlesiens  ihrer  freien  Religionsübung 
wegen  Yom  5.  März  1620. 

Jahibucb  des  Protestantismus  1897.  H.  lU  u.  IV.  H 


.^ 


162 

genannten  Dresdner  Accord  vom  18.  Februar  1621,*)  in  welchem 
der  Kurfürst  den  Schlesiern  folgende  Zusage  gemacht  hat:  ,die 
Fürsten  und  Stände  in  Ober-  und  Niederschlesien  sollen  Pardon 
haben  und  ihrer  begangenen  Irrtümer  femer  nicht  gedacht,  noch 
über  kurz  oder  über  lang  vom  Größten  bis  zum  Kleinsten,  und  vom 
Kleinsten  bis  zum  Größten  nicht  gestraft  werden*  —  freilich  ,sub 
certis  expressis  conditionibus*.  unter  welchen  die  erste  war.  da« 
sie  den  Kaiser  Ferdinand  ^als  ihren  rechten,  erwählten,  gekrönten 
und  gesalbten  König  und  Oberherzog  in  Schlesien  achten,  ehren 
und  halten  und  auch  mit  neuer  Eidespflicht  bekräftigen.*)  Dafür 
wollten  ,S.  Churfürstl.  Gnaden  bei  Kais.  Maj.  fleißig  intercediren. 
daß  sie  bei  dem  Majestätsbrief  geschützet,  ihnen  ihre  Privilegien 
confirmiret,  denen  Gravaminibus  abgeholfen  etc. 

Ausserdem  versprach  ihnen  (Art.  VII  des  Acc.)    der  Kurfiir>t 
er  wolle,  wenn   die  Schlesier  wegen   der  lutherischen   unverfälschten 
Religion  bedrängt  oder  angefochten  werden  sollten,  diese  in  Schutz 
nehmen.     Der   Kurfürst   kam   den    25.  October   1621    nach  Breslau 
und  verpflichtete  die  Schlesier  von  Neuem    dem  Kaiser.    Was   galt 
aber  der  Dresdener  Vertrag  diesem,  welcher  nur  katholische  Unter- 
thanen    in   seinem    Reiche    haben   wollte;')    der    mit    einem    Feder- 
striche in  seinem  bedeutendsten  Kronlande*)  alle  , aufgerichtete  Mait- 
stätsbriefe,  Landtagsbeschlüsse,  Reversalien,  Resolutionen,  Privilegien 
oder  andere  Satzungen  und  Ordnungen*,  welchen  Namen  sie  haben 
mögen,  und  zum    ^Favör*    der   Stände   sub   utraque    j^ ausgebracht* 
worden  sind,  cassirte  und  verbot,  in's  Land  Jeden  aufzunehmen,   der 
, unserer  heil.  Cathol.  Religion*  nicht  zugethan  war.  Er  begann  auch 
in  Schlesien  mit  der  evangelischen  Kirche  aufzuräumen.  Seine  Kricgs- 
vortheile  ermöglichten  es  ihm,  mit  aller  Rücksichtslosigkeit,    welche 
im  berüchtigten  Restitutionsedict  vom  6.  März  1629  ihren  deutlichsten 
Ausdruck  erhielt,    auch   in   Schlesien   zur  Durchführung   der  Gegen- 
reformation  zu  schreiten.     Besonders  die   Oberschiesie r,    welche 
er  einer  geheimen  Verbindung  mit  Mansfeld   beschuldigte,   erregten 

1)  Hensel,  S.  264;  Zschackwitz,  Schles.  Kirchenbistor.,  I,  195;  Kuz- 
many,  Urk.-Buch,  S.  65. 

*)  Auch  sollten  die  Schlesier  300.000  Gulden  Strafe  zahlen.  (Gindely,  ,Pi;r 
30jährige  Krieg'',  I,  1882,  234,   und  sonst.) 

»)  Decret  vom  31.  Juli  1627.  (Tomek,  Gesch.  des  Königr.  Böhm.,  1886.  S.  28S. 

*)  Böhmen,  durch  die  „vernewerte  böhmische  Landesordnung"  vom  10.  Mai  1627. 
(Riegger's  Corpus  juris  eccl.  Austr.  et  Bohem.  1770,  S.  169.) 


163 


seinen  Zorn.     Nur   Brieg,    Liegnitz   und   Oels  blieben  einigermassen 
verschont.  Vergeblich  trugen  die  Schlesier  ihre  Gravamina  in  Wien 
vor;    sie    mussten    sich    , statt    einer  angenehmen    Resolution    mehr 
rcprimandiren  lassen,    dass   sie   das  Geld    auf  unnöthige  Dinge  ver- 
geudeten*.*) Da  trat  Gustav  Adolf  auf  den  Kampfplatz.  Die  Schlesier, 
welche  sich  1633   unter   den  Schutz  des   sächsischen  Kurfürsten  ge- 
stellt hatten,   traten    1634  dem   Bündnisse  mit  Schweden,   Branden- 
burg und  Sachsen  völlig  bei.    Als  es  zwischen  dem  Kurfürsten  und 
dem  Kaiser  zum  Frieden  kommen  sollte,  bemühten  sich  die  schlesi- 
schen  Stände  eifrig,  den  ersteren  für  die  Vertretung  ihrer  Interessen 
auf  Grund  des  Dresdener  Accordes  zu  gewinnen.     Er   sollte   es  er- 
wirken, dass  ,die  Religionsfreiheit  für  Schlesien  von  Neuem  bedungen 
würde*,    j^ welches  auch  der  Churfürst  treulich  gethan*.*)     Der  Kur- 
fürst schloss  bekanntlich  mit   dem  Kaiser   den  Particularfrieden   von 
Prag  ab  (30.  Mai  1635).     Zu    Gunsten    Schlesiens   ist   in  demselben 
nicht  viel   enthalten.    Seine  Bestimmungen   beziehen   sich   auf  Brieg, 
Liegnitz,    Oels    und    die  Stadt   Breslau.     Die   Herzöge   sollten    ,für 
sich  und    ihre   Landschafften,    Räthe,    Diener,    Beamte   und   Unter- 
thanen,  auch  respective  Einwohner  und  Mit-Bürger,  vor  alles,  womit 
an   Ihr.  Kays.   Maj.    und    dem    hohen   Ertz- Hause   sie   sich   einigen 
Weges  vcrtieffet,  vergangen  und  Ihr.  Kays.  Maj.  beleidigt  hätten,  in 
aller  Unterthänigkeit  demüthigste  und  gehorsamste  schrifftliche  An- 
suchung thun,  daß  Ihre   Kays.   Maj.   solches   alles   aus  eingcbohrner 
Ertz-Hertzoglichen  Sanffmuth  und  Gütigkeit  fallen  und  sincken  lassen 
wollen.   —    Gegen    solche   aller   unterthänigste  Bezeigung   und  neue 
Versicherung  wollen  Ihr.  Kays.  Maj.  aus  höchstangebohrener  Öster- 
reichischen Milde  und  Sanffmuth  und  um  des  geliebten  Frieden  willen 
obgemeldetc  Fürsten  etc.  In  Kays.  u.  Königl.  Gnaden  auf  und   an- 
nehmen* •).  So  lautete  es  in  diesem   ^Fundamentum  der  schlcsischen 
Religionsfreiheit*,    wie   man   später   den   Prager  Frieden   zu  nennen 
beliebte!  —  Auf  das  übrige  Schlesien  sollten  sich  die  Bestimmungen 
des  Prager  Friedens   nicht  beziehen;    dieses   sollte   der   Gnade   und 
Ungnade  des  Kaisers  preisgegeben  werden.  Eine  bessere  Zeit  schien 
auch  für  dasselbe  nach  dem  Tode  Ferdinands  II.  kommen  zu  wollen. 
Besonders  die  Teschner  schöpften  neue  Hoffnung  aus  dem  kais.  Decret 

1)  Zschackwitz,  Schlei.  Kirchenhist.  I,  216. 

s)  Hensel,  S.  286. 

>)  ZsQhackwitz,  Schles.  Kirchenhist.  I,  227,  228. 

11* 


164 

vom  5.  August  1642,')  welches  die  kais.  Antwort  auf  den  mündlichen 
und  schriftlichen  Vortrag  des  Deputirten  der  Herren  Landstände  de 
Fürstenthums  Tcschcn,  Johann  Radötzky  v.  Radotz,  die  Eröffcuns 
der  ,etlich  Jahr  gesperrt  gcwcstcn  Kirchen  betreffend*,  enthiet 
In  diesem  Dccretc  ist  Folgendes  zu  lesen?  ,Waß  auch  im  übrigai 
das  Religion  weßen  (Religionswescn)  der  ungeänderten  Augsp.  Cm- 
fession  anreicht,  hätte  es  allerdings  bey  demjenigen  Außsatz,  ?o  r 
dem  Fragerischen  Neben receB  das  gesambte  Landt  Schlesien  b^ 
triefft,  sein  verwenden,  und  würden  Ihro  Kays,  und  König],  Ml: 
in  alle  wege,  die  Teschnische  Herren  Landt  Ständte  der  ungeanden;r. 
Augsp.  Confession  hierinnen  dennen  andern  dero  ErbfürstemhüniberT. 
gleichhalten  laßen.'  Wie  und  in  welchem  Maasse  dieses  Vcrsprechtr 
im  Westfäl.  Frieden  eingelöst  worden  ist,  davon  zeugen  die  v^r. 
'  uns  angeführten,  auf  Schlesien  sich  beziehenden  Bcstimmung^c 
desselben.  Daran  vermochte  auch  der  Umstand  nichts  zu  ändern 
dass  sich  die  schlesischen  Stände  und  Fürsten,  als  es  zum  Friedens- 
schlüsse kommen  sollte,  an  die  .Reichsfursten  von  der  protestan- 
tischen Religion  mit  Bittschriften  und  Memorialen  wendeten,  da); 
man  sie  doch  ja  nicht  im  Friedensschluß  etwa  vergesse*.'}  —  Brief 
Liegnitz  und  Oels  hatten  ein  gewisses  historisches  Recht  für  sich, 
über  welches  man  doch  nicht  gut  zur  Tagesordnung  schrdteti 
konnte;  und  dass  auch  für  die  Erbfürstenthümer  einige  Brosamen  1 
abfielen,  hatte  man  ganz  besonders  der  Fürsprache  der  Königin 
Christine  von  Schweden  zu  danken.') 

<)  Im  Teschener  evangelischen  Pfimrchiv  in  TJelen  Abscbriften  forhuden. 

•)  Hensel,  S.  291.  Auch  den  ichwediicben  Gaandten,  Joh.  OxenHierna  ct<! 
Joh.  Adlet  Skivius,  aiellte  man  diese  Binschriften  tu;  so  i.  B.  16i7  die  Biltschrie 
der  Glogauei, 

■)  Anders,  S.  102.  Auffallend  ist  es.  dass  auch  Münslerbe^  nnter  den  f.t 
gUnstigter  erscheint.  Zschackwitt  (I,  229)  gibt  den  Grand  so  an:  ,Der  Hern-E 
Heinrich  Werne!  (f  1639)  ist  dem  Kaiser  tren  geblieben;  detfaalb  sollle  er  auch  .ai, 
Torigen  Statu  mit  seinen  PUrstenthUmern  und  Hemchalten  in  Retigions  and  Prophz? 
sieben  ruhigtich  gehalten  und  gelasten  werden'."  (So  auch  eine  „Dedaction*  im  Aniliit 
des  Min.  f.  C,  u.  U.  in  Wien,  5.. 63.)  Das  Land  kam  schon  unter  Muinulian  IL  >n 
den  Kaiser  und  halte  im  Jahre  1648  IKngst  keine  eigenen  Herzöge  mehr.  Die  m 
Oeb  residiienden  Heiiöge  durften  aber  den  Titel  und  das  Wappen  der  alten  Münsterbeij- 
«eben  Stammlinie  rühren,  obwohl  sie  sonst  beidgticb  MUnslerbergs  .kein  Theil  ori« 
Praeteniioti  mehr  hatten*.  Wahrscheinlich  kam  beides;  die  Treue  des  Herzogt  Heinrch 
Weniel  („m  seinem  hoben  Nachruhm",  sagt  die  erwähnte  „Deduction')  und  der  Ti:d 
der  Hertöge  von  Oeb  MUnalerberg  lugule.  (Lucae,  995;  Griinhagen.  IL  403.]  — 


165 


Selbstverständlich     konnte    den    schlesischcn    Fürstenthümern 

tbnen    im   Westfal.    Frieden    Dargebotene    nicht    genügen.     Sie 

Ken  Deputirte   an   den  kaiserlichen  Hof,    welche   den   5.  März 

Bin    Regcnsbitrg  in  Audienz  empfangen  worden  sind.    Wilhelm 

llcdiger    auf   Striese    legte    in    langer,    beweglicher   Rede    die 

pge   dar.     Die  Antwort    de.s   Kaisers,    welche    die    Deputirten 

Trautmannsdorf    empfingen,     war    abschlägig.     Der    Kaiser 

nicht    aus    feindlicher    Gesinnung,    sondern    aus    landcsväter- 

Treue,    welche    ihn    wünschen    lasse,    dass    al!e    seine    Unter- 

die    Seligkeit    erlangen. ')     Ganz    besonders    bemiihten    sich 

Teschner,     das    itber    sie    hereinbrechende   Unheil    der   Gegen- 

Cnation.   welche  die  mit  einer  kaiserlichen  Instruction  versehene 

ionscommission  durchfuhren  sollte'),  abzuwenden  und  eventuell 

^tens  eine  Kirche  zu  erhalten.   Sie   siiilzten    und  beriefen  sich 

I  hauptsächlich  auf  das  Decret  vom  6,  August  1642.')  Im  Jahre 

f  intercedirte    der    Herzog    von    Brieg    und    Liegnitz    zu    ihren 

ten  in  Wien.*)  Desgleichen  Kursachsen  und  Brandenburg,  welche 

baten,   dass   Teschen    ,in    puncto  Rciigionis'    den   drei  Erb- 

n :  Schweidnitz,  Jauer  und  Glogau,   glcichgehalten  und 

1  einiget  Kirchenbau  cum  appertinentiis  bey  der  Stadt  Teschen 

;nädigst  erlaubt  werden  möchte'.   Einen  Hortnungssch immer  cr- 

die   auf  die  zuletzt  erwähnte  Intercession   erfolgende  katser- 

I  Antwort,    gemäss    welcher   der  Kaiser   das    .eingereichte  An- 

an     dero    Kdnigl.    oberamts    Collegium    umb    gutachtlichen 

iht   alicrgnädigst   remittirt'    hat    und  nach  Einlangen  desselben 

;  Bescheiden  zulassen*    wollte.')   Dieser  Hoffnungsschimmer 

Bwand  aber  in  Folge  der  Decretc  vom  8.  und  10,  Juli  1669, •)  von 

len  das  erste  den  Teschn.  Evangelischen  eröffnete,  dass  der  Kaiser 

Erlangten  Kirchen-  und  Scliulbau  »cum  pertinentiis  zu  deferiren 


hagi 


n.  II,  307. 

n    {Ge<ch. 


.    Teschen)    sagt:      Es    wurde    dn. 
liedcrgCKetil,    wricbe    bui  g«i  sl  I  ictien   Comiiiis^iircn  besland,    äi 
Achec  Begleilung  das  Land   beteiiten  und   alle   piot et lan tischen  GeiEllich 
.  anfmclite    und    aus    dem  Lande   jsgte,  —  Wir    kommen    noch 

'l  Fach«.  Malecialiea  lur  Tesclin.  Rel  .Guch.,  S.  26, 
•)  D.  Intetceision,  «bgedruckt  bei  Fuchs.  S,  57. 
'j  TeMhn,  Pfairarchiv. 
•)  T«chn.   Pfariarcliiv. 


Kdigions 


166 

gnädigstes  Bedenken  habe,  würde  aber  in  deme,  waß  Ihnen  dos 
Instrumentum  Pacis  einräumet,  sie  allerdings  erhalten  und  in  keinerley 
wcge  dar  wieder  beschwehren  laßen*,  wogegen  das  zweite  rund  erklärte: 
,Waß  aber  den  Kirchen-  und  Schulbau  anlanget,  da  laßen  wir  ät 
Landsaßen  augsp.  Confess.  dahin  bescheiden,  daß  diesem  ihrem  ansuchen 
nichts  könne  eingeräumet  werden*.  Und  dabei  hatte  es  auch  vorläufig 
sein  Bewenden.*)  Es  blieb  den  Teschnern  nichts  Anderes  übrig,  a.s 
in  die  benachbarten  Länder,  auch  20  Meilen  weit,  zum  Gottesdienst 
zu  pilgern.  —  Aber  auch  mit  dem  Baue  der  drei  bewilligten  Gnaden- 
oder Friedenskirchen  ging  es  nicht  recht  vorwärts.  Man  musste  la 
Wien  um  den  Bau  dieser  Kirchen,  welche  nach  einem  kaiserlichen 
Rescript  vom  3.  September  1652*)  j^nur  von  Holz  und  Leimen*  auf- 
geführt werden  durften,  recht  inständig  bitten,")  und  erst  den  8.  Octobcr 
1652  konnte  zu  der  ersten  von  ihnen,  der  bei  Glogau,  die  erste 
Kirchenschwelle  gelegt  werden.**) 

Es  ist  jedoch  an  der  Zeit,  das  allgemein  historische  Gebiet, 
von  welchem  man  sich  wahrlich  nur  schwer  trennt,  zu  verlassen 
und  zuzusehen,  welche  Bedeutung  fiir  die  evangelische  Kirchen- 
verfassungsentwickelung  in  Oesterreich  der  Westfal.  Friede  hatte? 
Es  liegt  auf  der  Hand,  dass  sich  diese  Frage  nur  auf  die  Länder, 
welchen  die  Religionsfreiheit  zugesichert  worden  ist,  und  dann  höch- 
stens noch  auf  die  Gemeinden,  welchen  Gnadenkirchen  zugestanden 
wurden,  beziehen  kann.  Die  letzteren  kommen  aus  Gründen,  welche 
wir  später  kennen  lernen  werden,  für  uns  ganz  besonders  in  Betracht. 

Für  Brieg,  Liegnitz  und  Wohlau  beruht  die  Bedeutung  des 
Westfal.  Friedens  hinsichtlich  der  Kirchenverfassung  darin,  dass  es 
dort  bei  dem  Status,  wie  er  vor  dem  Kriege  war,  auch  ferner  ver- 
bleiben konnte.  Da  es  dort  damals  Consistorien  gab,  konnten  ae 
auch  femer  beibehalten   werden,   eventuell   auch  unter   katholischen 


i)  Ein  interessantes  Schriftstück  war  das  Tom  Schwedischen  ^B^traordinair- 
Ambassadeur**  Graf  Bened.  Oxenstierna  wegen  der  bedrängten  Evang.  in  Ungarn  cnd 
Schlesien  in  Wien  im  December  1674  eingereichtes  Memorial.  Es  ist  im  Archiv  des 
Min.  f.  C.  tt.  U.  in  Wien  zu  finden.  Vgl.  auch  zu  dem  Ganzen:  Rad  da,  Materialieo 
zur  Gesch.  d.  Protest,  im  Herzen  Teschen  (XII.  Jahresber,  d.  Staatsrealsch.  in  Tesch.). 

Derselbe:  Beitr.  z.  Gesch.  d.  St.  Tesch,,  (V.  Progr.  d.  Staatsrealsch.  in  Tesch). 

Derselbe:  Urkundl.  Beiträge  zur  Gesch.  d.  Protest,  im  Herzen  Teschen,  18$2, 

s)  Zschackwitz,  I,  241.  Hensel,  S.  344. 

•)  Hensel,  S.  309, 

*)  Hensel.  S.  318. 


167 

Landesherren,  welche  sich  in  die  .Rechte  und  Gerechtigkeiten*  der 
Evangelischen  jener  Fiirstenthümer  keine  Eingriffe  erlauben  durften. 
Damit  ist  jenen  Fürst enthümern  die  Mögüchkeit  gegeben  worden,  ihre 
alte  evangelische  Kirchen  Verfassung,  deren  Aufriss  wir  im  vorigen 
Capite!  gegeben  haben,  zu  erhalten.  Und  das  thaten  sie  denn  auch, 
so  lange  sie  es  eben  vermochten.  Ja,  die  Herzöge  jener  Fürsten- 
thiimer,')  welche  überhaupt  einen  rühmlichen  Eifer  an  den  Tag  legten, 
die  Wunden,  weiche  der  30jährige  Krieg  ihren  Ländern  geschlagen 
hat,  zu  heilen,')  gaben  sich  auch  viel  Mühe,  das  darniederlie^'ende 
Kirchenwesen  zu  verbessern. 

Das  geschah  zunächst  dadurch,  dass  sie  den  Consistoricn  die 
gebührende  Aufmerksamkeit  widmeten.  In  Wohlau  ist  1659  ein 
ordentliches  Conaistorium  eingerichtet,  das  ganze  Fürstenthuni  in 
sechs  Seniorate  eingetheilt  und  mit  Senioren,  welche  der  Herzog 
durch  das  Consistorium  den  ,qualificirten  alten  und  gelehrten  Predigern* 
entnahm,  besetzt  worden.  Diese  hatten  die  .Befelile  und  Verord- 
nungen des  Consistorii  und  Superintendenten  zu  erfüllen'  und  auch 
Sachen  ,von  geringer  Importanz  zu  debattiren',  damit  .Weitlauffig- 
keiten*,  welche  nämlich  mit  der  Einholung  der  Consiatorialsentenzen 
verbunden  wären,  verhütet  werden.') 

In  anderen  Fürstenthümern  bestanden  auch  ferner  die  Con- 
sistoricn nach  der  alten  Weise  —  in  Brleg  auch  jetzt  mit  refor- 
mirten  Elementen  stark  versetzt  —  denn  ,es  besetzten  die  eine 
Banck  im  Consistorio  die  Reformirten  und  die  andere  die  Lutheraner.') 
Ein  reformirter  .Canzleyrath*  präsidirte,  dann  folgte  der  Super- 
intendent von  Brieg,  dann  der  erste  Senior  ,in  der  Session'  und 
nach  diesen  die  übrigen  Beisitzer.  Zur  Vermeidung  aller  ,Dissiden 
und  Suspicien'    führte   der  Präses   das   Protokoll   eigenhändig;   der 


■)  Im  Jahre  1664  Iheilten   sich   die  drei    Dtudcr :    Geoig,    Ludwig  und   C 
in  die  drei  Linder.  Georg   crhieit  Brieg,   Ludvig  Liegniti,   Chrisliin   WobUü. 

■)  Znni  Beispiel  durch  Einführung  neuer  Industrieiweige  (so  der  Tahaki' 
in  die  Gegenll  ron  Wohlsu ;   Grünbagen.  11,   312), 

•)  Lncae.  S,  440.  —  Wir  bemerken  gleich  hier,  dass  dai  Consiiloi 
Wohlan  bis  18G7  bettand.  Im  genannten  Jahie  hl  es  mit  dem  Briegischen  i 
worden.  Nur  der  Senior  primariu»  blieb  im  Wcichbilde  Wohlau,  Das  K 
der  Ton  Brieg  weiter  cntfernlen  Weichbilder  sollte  die  Wohlau-^che  Regierung  im  Ver- 
tine  mit  dem  ersten  Senior  ,mit  gewissen  Condilionen",  nkmlich  dass  sie  „Impor- 
linlen  Sachen  nach  Brieg  verweisen  soilte*,  besorgen,  (Lucae,  S.  460.) 

*)  Lacae,  S.  662, 


168 


reformirtc  Superintendent  hatte  es  aber  in  Verwahrung.  Dieser  con- 
fessioneli  gemischten  KircbenbehÖrde  unterstanden  alle  lutherischen 
Pfarrer,  ,uber  welche  die  Ritterschaft  das  Jus  Patronatus  hatte',  uhg 
muBsten  dem  reformirten  Superintendenten  .allen  geziemenden  Respect 
und  Parition  leisten*.  Von  ihm  mussten  sie  sich  auch  auf  ,das  Corp,:'' 
doctrinae  Melanchthonis  und  die  Augsp.  Confession  samt  ihrer  Apo- 
logia  examiniren,  ordiniren,  introduciren  und  gouvemiren  lassen'. '< 
Was  speciell  das  Examen  betrifft,  so  wurde  dasselbe  in  Gegenwart 
lutherischerundreformirter  Prediger  abgehalten.  Die  Ordination  vollzog, 
wie  schon  bemerkt,  der  reformirte  Superintendent,  wobei  die  cvang^ 
tischen  Prediger  .ohne  Unterschied  mit  der  Handauflegung  apsi- 
stiften'.  Die  Ordination  wurde  in  der  Schlosskirche  vollzogen.' 
Es  war  jedoch  freigestellt,  dieselbe  besonders  für  Prediger,  welche 
die  .Noblesse*  vocirte,  ,in  Wittenberg  oder  anderswo'  zu  suchen, 
Lucae')  meint  aber,  dass  .dergleichen  Exempel  gar  rar  waren 
und  selten  passirten* ;  die  meisten  wären  bei  dem  Consistorio  und 
Superintendenten,  dem  sie  unterordnet  sein  sollten,  geblieben  und 
.machten  deßwegen  keine  Scrupel,  weniger  Difficultäten*.  ,Ja  sogar 
die  lutherische  Noblesse  sistirte  sich  in  wichtigen  Matrimonialsachen 
vor  diesem  Consistorio  mit  ihren  Advocaten  und  Procuratoren  und 
accommodirte  sich  dessen  Sentenz.**) 

1)  Lucae,  S.  612 

»}  S,  512.  —  Für  lulh,  und  ref.  Prediger  g»ll  ein  utid  dieselbe  ,fonnii:i 
oidinandi**.  .Sie  ist  (Lucae  fuhrt  sie  S.  512  >n)  in  mancher  Hinsicht  ein  inter»svil« 
lilurgiwlies  Documfot.  Die  Ordination  wird  dort  «Is  .flffenlliche  Bestäligung  lum  Am«- 
(camprobatio)  gefasst,  welcher  der  innerliche  Trieb  (vocal.  interna)  des  ,mit  nolh- 
dürftigen  Gaben  versehenen  nnd  nuf  rechtmüssige  Weise  lum  Lebr.  und  Prcdigiimi 
beruffenen"  (vocat.  externa)  enuptechen  soll.  „Die  Macht  und  obliegende  Filrsoige' " 
bestätigen  haben  die  .AufsehFr  und  Vorsteher'  (sptiter  wird  auch  „Eltesten*  geüg'. 
das  sind  aber  nicht  Lsienältesten !).  Der  Gemeinde  wird  —  aber  jchon  während  ir 
Handlung  —  das  Ei ntp ruchstecht  [auf  dreimalige  Aufforderung)  luetkuint.  Die  Bt 
ilStigung  geschah  auf  Grund  der  Bezeugung,  dass  N,  N.  ,der  heylsamen  Lehre  gcave- 
sam  kundig,  derselben  auch,  wie  sie  nach  Gottet  Wort  in  den  4  Haupt  Sjmboli».  -'C- 
wol  auch  in  der  Augsp.  Confess.  und  Apologia  derselben  begriffen  iKiA,  güatiüch 
beipflichtend  befunden  worden  ist'.  —  Unter  den  Aufgaben  des  Predigers  wird  »atb 
die  genannt,  ,daD  er  über  der  gebührenden  Kireheniucbt  und  Diseiplin  hatte  mit  a"™ 
Ernst  und  nothiger  Bescheidenheit,  wie  Paulus  lehrt  2.  ThesB.  3  und  1.'  Cor.  &..  d«- 
gleichen  auch  Johannes  Ep.  S  v.  10'.  —  Die  eigentliche  ,foriiinla  juramenli"  iil  liM"- 
lieh  allgemein  gehalten. 

"0  Lucae,  S.  B12. 

«)  Lucae,  I.  c. 


169 

Man  muss  in  der  That  zugestehen,  dass  die  kircheiiregiment- 
üchen  Verhältnisse  in  Brieg  in  confcssion eller  Hinsicht  ganz  eigen- 
artig waren ;  und  hält  man  sich  vor  Augen,  wie  man  sich  bestrebte, 
b  der  Tolcranzzeit  in  Oesterreich  die  evangelischen  Verfassungs- 
verhältnisse zu  ordnen,  wie  auch  damals  das  Project  auftauchte,  für 
alle  Evangelischen  ein  gemeinsames  Consistori um  ciozurichten,  wird 
man  sich  kaum  der  Vermuthung  erwehren  können,  dass  darin  die 
Briegische  Tradition  zum  neuen  Leben  erwachte. 

Schwieriger  gestalteten  sich  die  Verhältnisse  in  Liegnitz.  Wir 
haben  es  schon  angedeutet  und  werden  später  noch  auf  die  Sache 
zurückkommen.  Früher  möchten  wir  aber  zeigen,  auf  welche  Weise 
die  Herzöge  für  die  Hebung  des  Kirchenwesens  in  ihren  Ländern 
thatrg  waren.  Es  sollten  zunächst  die  Mängel  desselben  constatirt 
werden.  Das  Mittel  dazu  war  ein«  Generalvisitation.  Sie  ist 
im  Briegischen  1651,  in  Liegnitz  1654  vorgenommen  worden,  Die 
Visitationscommissionen  bestanden  aus  einem  herzoglichen  Rath, 
dtm  Superintendenten  und  dem  Senior  primanus  des  Herzogthums. 
Auf  herzogUchen  Kammergütern  wurden  auch  die  Amtsvcrwalter 
ex  officio  zugezogen.')  Was  die  Visitation,  resp.  Visitationen  (es  gab 
deren  mehrere)  in  Liegnitz  betrifft,  sind  wir  genau  informirt.*)  Das 
Patent,  welches  die  Visitation  anordnete,  erschien  dort  165iJ.  Juni 
1654  sind  die  Visitationsartikel  in  allen  Kirchen  verlesen  worden, 
und  dann  wurde  zur  Visitation  geschritten.')  Die  Visitatorcn  em- 
pfingen vom  Herzog  eine  Specialinstruction,  in  welcher  40  Fragen 
angeführt  werden,  die  bei  der  Visitation  beantwortet  werden  sollten.*} 

')  Schimmelpfennig,  Zeitschr.  f,  Gesch.  u.  Alterlli.  ScHesieiis,  Vltl.  S.  110. 

■)  Malzke,  D.  GenecaUitit.  im  F[l»t.  Liegnili,  16Ö4. 

^  Im  Decrele,  weichet  die  Visitalion  in  LiegDitz  anordnete  (Malcke,  .S.  8), 
«klart  es  der  Herzog  für  seine  PSicht,  vor  Allem  ,die  Kleinadien  des  Lande?,  Kitchen 
und  Schalen  bestertniBen  in  acht  lu  nehmen,  insonderheil  aber  die  in  den  Kirchen 
(in geschlichene  unordnong  abzuBchaflen,  nUIiliche  Ordnung  hingegen  wtederumb  aufzu- 
brlcgen".  Deshalb  ordne  er  die  Visilalion  an.  Sie  soll  kein  Eln^ritT  in  das  Jus  Palro- 
mius  derer,  welche  dasselbe  haben,  sein,  sondern  lu  „heikomtr  Kirchenordnung  und 
»abiliiung  eines  Gottseeligen  Chris  lern  hu  mbs,  wie  auch  zu  wiederaurrtchtung  der  guii 
•trfallenen  Kirch endiscipl in,  so  bei  Herrschaften  und  Unterthanen,  so  hei  Lehrein  als 
Zuhöiem  einen  gutten  Weg  bahnen". 

<)  Sonderbar  ist  die  Weisung  beiUglich  der  Visitalion  des  Pfarrers:  „Die  H. 
Vbitaloren  sollen  des  Pfarrers  Musaeum,  Bibliothek  und  Wohnung  besehen,  nach 
it'iatr  Studirzeit  und  gewöhnlichen  horis  fragen,  seine  operas  und  scripta  beliehen, 
ft\Tte  Qualitülen,  belangend  Erudition,   Beredsamkeil   und  dergleichen,  wohl  beobachten, 


170 


Sie  sind  es,  aus  welchen  auf  die  Kirchenverfassung,  wie  sie  sid 
ursprünglich  ausgebildet  hat  und  zur  Zeit  der  Visitation  hätte  zu 
Recht  bestehen  sollen,  manches  Streiflicht  fallt. 

Die  Visitation  förderte  höchst  traurige  Thatsachen  zutage.  Wir 
erfahren  z.  B.  aus  dem  Bericht  der  Visitatoren,  dass  die  Stellen  da 
Kirchenväter  beinahe  nirgends  vollständig  besetzt,  Hausbesuche  ganz 
unbekannt  waren  etc.^) 

Die  Folge   der   unternommenen  Visitation,    ^die  wohl  in  aler. 
drei  Fürstenthümern  auf  gleiche  Weise  geschah,  war  eine  Kirchcn- 
ordnung,  welche  1656  für  jene  Fürstenthümer  erlassen   wurde*.' 
Diese  Kirchenordnung    sollte   auf  höheren  Befehl    an   hohen  Festen 
in  den  Kirchen  vorgelesen  werden.  Sie  basirt  auf  den  Berichten  der 
Pfarrer  und  der  an  Ort  und  Stelle  gemachten  Wahrnehmungen  der 
Visitatoren.   Ihren   Inhalt   bilden   strenge   Anordnungen   hinsichtlich 
der   Sonntagsheiligung,*)   der  Katechismuslehre,    des   Brautexamens. 
der  Inspection  der  Schulen  und  Kirchen  durch  die  Lehnsherrschatten 
und   CoUatoren,    der   Fasteiipredigten,    des   Läutens   der   Betglocke. 
der  Abstellung  der  lärmenden  Hochzeiten  am  Sonntag,  des  TanzcriS 
am  Sonntag,  Kirchgangs  der  Wöchnerincn,    der   Zahl   der  Gevatter 
(drei,  höchstens  fünf;  nur  der  Adel  durfte  mehrere  haben)  und  der 
Gäste  bei   den   Gevatteressen   (nicht   mehr   als   zwölf  Personen,  die 
Pathen    eingerechnet),    Anlegung    der   Kirchenbücher,    der  Zucht*) 

daß  man  wisse,  was  vor  Subjecta  in  zukünftiger  Promotion  aller  Orten  Torhandei; 
seine  Person  sollen  sie  auch  betrachten,  ob  etwas  an  ihm  dem  prittterlichen  Susi 
Unanständiges  zu  finden,  ob  er  lange  Haare,  alamodische  Kleidung  und  Bart.  al.n- 
prächtigen  oder  auch  unsaubem  Habit,  Spitzen,  Handblätter,  Canonen,  Stiefeln,  Sporen, 
Degen,  Büchsen  und  dergleichen  habe,  auch  wie  sich  die  Pfarrfrau  mit  den  Kiodtn: 
in  Kleidung,  Leben  und  Wandel  verhalten?  Item  ob  er  auch  aufgeblasene  Worte. 
stolze,  hitzige,  störrische,  zornige,  zänkische  Gebehrden  und  dergleichen  führe . . .' 
(Matzke,  S.  24.) 

*)  Ein  Pfarrer  sagte  vor  den  Visitatoren  aus:  „Ich  bin  zwar  nicht  in  die  H&oser 
gegangen  und  gesehen,  wie  sich  ein  jedes  verhalte;  habe  gemeint,  wenn  ich  meia 
Amt  verrichte,  mit  dem  könnten  die  Zuhörer  zufrieden  sein,  dieweil  auch  des.«en  icn 
Befehl  gewesen  ist  (!).  —  Andere  hatten  noch  sonderbarere  Ausreden."  (Schimmel 
pfennig,  S.  131.) 

*)  Schimmel  pfennig,  S.  140  u.  f.;  dort  auch  über  das  Datum  desEdicie», 
durch  welches  die  Kirchenordnung  publicirt  worden  ist.  In  Liegnitz  scheint  es  er»t 
1660  geschehen  zu  sein. 

*)  Schon   4.  September   1650   erschien   ein  Patent   über  die  Sonnlagsheili^Tig 

*)  Aergerliches  Leben  Führende,  öflfentliche  Verächter  des  göttlichen  Worte* 
und  heiliger  Sacramente,  oder  sonst  Übeln  Lebens  Berüchtigte  sollten,  wenn  sie  da^sa 


171 

Kirmcsse,  Schankhäuser  und  Spiele.  Zum  Schlüsse  wird  verordnet, 
dass  ,die  eingepfarrten  Herrschaften  und  Gemeinden,  welche,  wie 
der  Fürst  mit  sondern  ungnädigen  Mißfallen  vernommen.  7.um  Auf- 
baue oder  Reparirong  der  Kirchen,  Pfarr-  und  Schulhäuser  wenig 
oder  nichts  beitragen,  das  ihrige  dazu  thun  und  unweigerlich  leisten*. 
Eine  weitere  Folge  der  Visitation  war  die  vom  Superintendenten 
Biermann  den  28.  August  1662  erlassene  Instruction  7.ur  Anlegung 
neuer  Kirchenbücher,  damit  diese  über  alle  Verhältnisse  der  Kirchen- 
gemeinde Auskunft  ertheilen  könnten.  ,Die  Charteken,  Brieflein, 
geheftete  Papicrlcin,  wie  auch  das  Verzeichnen  in  den  Kalendern, 
mit  dem  sich  mancher  Geistliche  behelfen  mochte,  sollten  ganz  und 
gar  abkommen*.  Zugleich  wurde  auch  die  Anlegungeines  .schwarzen 
Registers  fiir  die  spurü,  die  unehelichen,  in  der  Halle  getrauten 
Brautpaare,  die  nicht  solenn  Begrabenen*  angeordnet. 

Die  Genera] Visitation,  welche  in  Liegnitz  im  Jahre  1655  ihre 
Fortsetzung  fand,  war  eine  zu  vereinzelte  Erscheinung  des  kirch- 
lichen  Lebens,    um    nachiialtig   wirken   zu   können.    Auch    die   ein- 


luf  des  Pfairrers  ,secundum  giadui  admanilionum'  beichehenc  Ertnihnung  nicht  ab- 
itehen  wolllen,  lur  Kindeitsufe  gani  und  g«r  nicbt  admiltirt  werden.  —  Die  ielite 
Enlicheidung  war  beim  Consistorium.  Der  Pfarrer,  der  sich  bei  aeinem  Strafimt  alles 
.unieiligen  Eifers  und  Affeclen"  m  enthalten  halle  (Matike,  S,  31),  durfte  nicht 
eigenmäcbtig  verrahren,  sondern  muaste  den  betreffenden  Fall  dem  Senior.  ,der  es 
behoiigen  Ortes  anzubringen  witsen  wird",  ■nieigen.  (Schimm  etpf  en  n  ig,  ä.  143.) 
Dis  Consistorium  legte  Strafen  auf,  welche  durchaus  nicht  „eeitHich"  waren.  Wir 
werden  sofort  erkennen,  welcher  Art  diese  Strafen  za  sein  pflegten,  wenn  wir  lesen, 
dass  die  Visitttoren  (in  ihrem  Diredorium)  angewiesen  waren,  iniuselien,  ob  —  Hals- 
ei^en  und  Handsliieke  bei  den  Kirchen  vorhanden  seien?  (Matzke,  S.  31.)  —  Und 
wenn  wir  weiter  in  der  General- Relation  der  Visitatoren  aus  dem  Jahre  1676  (M  atike, 
S.  88)  die  Worte  lesen:  .Kein  Irrender  wird  gestraft'.  „Die  Pastoren  halten  sich  in 
gehörigen  casibns  nicht  an  die  Obrigkeit  und  dero  hilflichc  Hand  contra  iransgressores; 
aber  auch  die  Obrigkeiten  sind  säumig  mit  ihrer  Hilfe  denen  Pastoritiu«  an  die  Hand 
lu  kommen.  Die  Obrigkeiten  und  Herrschaften  belieben  nicht  gute  Ordnung  mit  ge- 
wissen poeni»  zu  strafen  oder  solche  an  Verbrechern  tvt  exerciren,  da  doch  Icges  sine 
execnitone  sunt  quasi  campana  sine  Piftillo*,  dann  werden  wir  sofort  sagen  mllESen, 
dasi  die  Kiicheoordnnng  in  puncto  Kircheniucht  keine  Remedur  geschaffen  hat.  Bei 
ätr  An  und  Weise,  wie  diese  prakticirt  wurde,  war  ihr  Verfall  unausbleiblich;  gar, 
ils  man  anEng,  die  Kirchenbusse  durch  Dispensation,  welche  der  Landesfilrst  —  dem 
slitd  ja  das  Begnadigungsrecht  lu  —  ertheilte,  in  Geldstrafen  tun  iii  wand  ein,  was  in 
Deutschland  lur  gewöhnlichen  Praxis  wurde.  (Richter,  Gesch.  der  evang.  K.-V„  1651, 
S.  329  ]  Hatte  man  kein  Geld  —  die  Höhe  der  Geldstrafen  richtete  sich  nach  den 
Vcrmägensverhaltn lasen  —  mnsste  man  an  das  Halseisen !  (S  c  h  i  m  m  e  1  p  f  e  n  n  i  g,  S.  143.) 


_172_ 

geführte  Kirchenordnung  scheint  den  gewünschten  und  erhofften 
Effect  nicht  gehabt  zu  haben.  ,So  oft  sie  an  hohen  Festen  vor- 
gelesen wurde,  mögen  sich  Pfarrer,  CoUator  und  Gemeinde  beglück- 
wünscht haben,  dass  sie  trotz  derselben  so  ruhig  und  unangefochten 
weiter  leben  konnten.*  *) 

Die  Fürsorge,  welche  die  fürstlichen  Brüder  fiir  die  evangelische 
Kirche  ihrer  Länder  an  den  Tag  legten,  missfiel  der  katholischen 
Geistlichkeit,  welche  ,eine  Contravention  nach  der  anderen  vorzu- 
nehmen sich  bemühte*.  Besonders  auf  die  evangelischen  Consistoricn 
jener  Länder  hatte  sie  es  abgesehen.  Der  Bischof  Leopold  Wilhelm 
von  Breslau  suchte  schriftlich  (23.  März  1661)  den  Kaiser  zu  be- 
wegen, diese  Consistorien  aufzuheben  und  die  Jurisdiction  auch  über 
die  Evangelischen  dem  katholischen  Consistorium  in  Breslau  zu  über- 
tragen. Der  Versuch  glückte  ihm  damals  noch  nicht.  Die  Herzöire 
sendeten  (10.  November  1662)  dem  Kaiser  eine  wohlausgearbeitete 
,weitläuftige  Deduction  und  Beweis  ihrer  habenden  Gerechtigkeiten* 
zu,  worauf  der  Kaiser  den  Bischof  ,zur  Ruhe  gewiesen*.*) 

Im  Jahre  1664  vereinigte  der  Herzog  Christian  von  Wohlau 
nach  dem  Tode  seiner  Brüder  alle  drei  Fürstenthümer  unter  seinem 
Scepter.  Auch  er  begünstigte  das  reformirte  Bekenntniss,  so  viel  er 
nur  konnte.*)  Lucae*)  meint,  es  habe  in  Brieg  die  frühere  Harmonie 
{nämlich  zwischen  Lutheranern  und  Reformirten),  .desgleichen  man 
schwerlich  in  Teutschland  antreffen  wird*,  auch  weiter  angedauert. 
Wenn  man  aber  weiter  von  ihm  hört,  dass  ,  lutherische  Eltern  von 
Condition  vorsetzlich  ihre  Kinder  in  der  reformirten  Religion  er- 
zogen*, und  dass  »dazu  selbst  die  lutherischen  Präceptoren  und  Can- 
didati  Ministerii  halfen,  indem  sie  die  Jugend  in  dem  Heidelberger 
Catechismo  informirten* ;  und  dass  ^^  vornehme  lutherische  Prediger 
auch  gar  bey  der  grossen  Haupb  und  Pfarr-Kirche  mit  reformirten 
Weibern  ohne  Bedencken*  sich  verheirateten,  so  wie  auch,  dass  der 
Herzog,  obschon  die  sämmtliche  Bürgerschaft  lutherisch  war,  den 
halben  Stadtrath  mit  reformirten  Rathsherren  besetzte  etc..  dann 
bedeutet   es  wohl  nichts  Anderes,    als  dass  in  Brieg   das  reformirte 


1)  Schimmelpfennig,  S.  144. 
«)  Hensel,  S.  347. 

*)  Er  ernannte   (1668)   den   schon   oft   erwähnten   Friedrich  Lucae  zum  ersten 
Hofprediger  in  Brieg  mit  dem  Sitze  im  Consistorium. 
*)  S.  633. 


173 

Bckenntniss    unter    der    Protection    des    Herzogs   bedeutende    Fort- 
schritte machte. 

Aber  bei  aller  Vorliebe  für  das  rcformirte  Bekenntniss  ging 
Giristian  ganz  im  Sinne  des  Territorialismus  vor.  Ais  nach  dem  Tode 
des  Superintendenten  Biermann  eine  längere  Vacanz  der  Super- 
tntendentur  eintrat,  beschnitt  der  Herzog  auf  Ansuchen  etlicher  Räthc 
die  ohnehin  geringe  Selbstständigkeit  des  Consistoriums  noch  mehr, 
indem  er  dasselbe,  das  ja  ,ein  Corpus  und  Expedition  flir  sich  war*, 
zum  Anhängsel  der  Regierungskanzlei  machte.  Das  hatte  zur  Folge, 
dass  sich  das  Recht,  an  den  Consistorialsitziingen  theilzu nehmen, 
solche  Räthe  anmassten,  die  nicht  dazu  gehörten.  Natürlich  , machte 
solches  die  Priester  schafft  sehr  blöde  und  sähe  es  ungerne  vieler 
Ursachen  wegen*.  Deshalb  setzte  der  neue  Superintendent  Christ. 
Pauli  das  Consistorium  , wieder  an  den  gehörigen  Ort". ')  Aehnlich 
vie  in  Brieg  ging  es  auch  in  den  anderen  zwei  Fürstenthiimern  zu. 
Schon  der  Herzog  Ludwig  verstand  es.  im  Liegnitzer  Consistorium, 
weiches  sonst  lauter  lutherische  Prediger  und  Beisitzer  hatte,  dem 
Georg  Wittichius,  einem  .fumehmen  JCtus'  (Juris  Consultus)  und  ,Rath- 
Eltesten'  bei  der  Stadt  Liegnitz,  der  reformirten  Bekenntnisses  war. 
,das  Syndicat  und  also  gleichsam  das  Directorium'  zu  verschaffen.') 
Der  Herzog  Christian  von  Wohiau,  welcher  das  Land  durch  Erbschaft 
erwarb,  schaffte  den  alten  Titel  .Kreisdechant*  ab  und  führte  den 
mehr  reformirt  klingenden  , Kreissenior'  ein. ')  Er  veröffentlichte 
eine  , Resolution  wegen  Einrichtung  des  fürstlichen  Status  mit  dessen 
ein-  und  zugchörigungen  im Fürstenthum  Liegnitz'  ddo.  Ohlau,  17.  März 
1665,*)  in  welcher  er  kundgibt,  dass  er,  weil  er  nicht  .allezeit  zur  Stelle 
sein  kann",  die  Kirchen  Sachen,  worunter  auch  Matrimonialia  und 
,wann  Pfarrer  und  Kirchenschreiber  in  Ecciesiasticis  unter  einander 
oder  mit  cii^epfarrten  zu  thun  hätten',  zu  verstehen  sind,  dem 
fürstlich  UegnJtz.  Consistorium,  nämlich  dem  Superintendenten 
bezw.  Superint.  Administrator  und  dem  Präses  ,remittirt'  habe.  Sie 
werden  in  allen  solchen  ,  Vorfall  enheiten  gezlehmende  außrichtung 
zu  verschaffen  wissen*.  Was  aber  die  Dispensationen  in  Ehesachen, 
.hergebrachten*  Kirchenbussen,    dann    so   oft  die  eine   oder  andere 

>)  Lncae,  S.  36. 

•)  Lncae,  S.  624. 

*)  Oironik  TOD  Liegnilz.  heransgegebFn  »on  Kralfert,  H.  Th,,   1871,  S,  866. 

*)  Extract  im  ArcbW  des  Min.  f.  C,   u.  U.   in   Wien, 


174 

Partei  mit  dem  Ausspruche  des  Consistoriums  ^  nicht  vergnügt  sdn 
wollte*,  soll   »ein  Zug  an  Unß  vorUnß*,    d.  h.    die  Appellation  an 
den  Fürsten  gehen  und  ihm   die  Entscheidung   vorbehalten   bleiben. 
Das  Consistorium  sollte  so  besetzt   bleiben,   wie   es  in  jenem  Jahre 
war:    als   Praeses   sollte   Mart.    Bernhardt,    fiirstl.    Rat   und    Regier. 
Secretarius   an    des  Fürsten   statt,  als  Beisitzer  Schmettau,  der  Ver- 
walter   der  Superintendentur  fungiren.     Der   letztere  war   reformirt 
Nun  entschloss  sich  der  Herzog,  die  Administratur  in  fine  wirkliche 
Superintendentur  umzuwandeln  und  diese  dem  reformirten  Schmettac 
zu  übertragen.  Dass  er  sich  der  Tragweite  seines  Vorgehens  bewusst 
war,  davon  zeugt  der  Umstand,   dass   er  nicht   nur  Schmettau  eine 
gründliche  Instruction  zukommen,  sondern  ausserdem  auch  ein  Patent 
an  die  Priesterschaft   des  Fürstenthumes  Liegnitz,    und   ein    anderes 
jin's   Liegnitzische   Fürstenthum   wegen   der   Bestellung   der   Super- 
intendentur und  des  Consistoriums*  ausgehen  Hess.  Alle  drei  Schrifr- 
stücke  tragen   das  Datum  des  15.  Juli  1665.*)    Sie  sind  in  mancher 
Hinsicht  interessant,  indem  sie  helles  Licht  auf  die  Kirchenverfassungs- 
verhältnisse im  Liegnitz'schen  und  in  den  anderen  Fürstenthümcrn 
werfen.    Der   Fürst    mochte   wohl    ahnen,    dass    die  Besetzung  der 
Superintendentur  mit  einem  Reformirten  böses  Blut  im  Lande  machen 
werde;    deshalb    ermahnt    er    in    allen    drei    Patenten    zum  ^^ Studio 
concordiae*  und  warnt  ^vor  Zank  und  Streit  von  den  Kantzeln  und 
in  den  Versammlungen*.  Seine  Summepiscopatsrechte  bringt  er  zu: 
allerstärksten  Geltung.     Der  Superintendent   darf  ,ratione  religionu. 
und  bißhero  üblichen  Ceremonien*  ohne  des  Fürsten  ^gnädige  VerJ 
Ordnung*    nichts   statuiren,   und   in   dem    Abschnitte  von   der  latro- 
duction  kommt  der  Passus  vor,   dass   der   Superintendent   ^ohnediefij 
in  allen  geistlichen  Sachen  die  Stelle  des  Fürsten  vertrete*.  BctrefS 
des  Consistoriums  enthalten  die  Patente  nichts  Neues;   wir  erfahren! 
nur,  dass  dasselbe  durch  den  Hofdiakon  Gertichius  vermehrt  worden 
ist  und  dass  die  Adelschaft  ebenfalls  j^in  rebus  eccles.*  (Elhesachen^ 
und    was   den  Gottesdienst  betraf)   vor   dem  Consistorium  ^stehen* 
musste  und  „ohne  Subsidialcitation  beladen  werden  und  erscheinen* 
sollte.   In  »causis  mixtis*  sollte  sie  vor  die  fürstliche  Regierung  be- 
langt  werden.*)   Wichtig  sind   die   Bestimmungen,   welche   sich  aol 

>)  Alle  drei  im  Archiv  des  Min.  f.  C.  u.  U.  in  Wien  in  Abscliriften. 
*)  Später  ist  ihr  auf  ihre  Bitte  gestattet  worden,  durch  die  fürstliche  Regienfflg! 
vor  das  Consistorium  citirt  zu  werden.     Sie  sollte   aher  sowohl   der  Cit&tion   als  auch 


175 

die  Vocation,  Ordination,  Bestätigung,  Verpflichtunjj  und  Introduction 
der  Prediger  beziehen.  Beim  Lesen  jener  Bestimmungen  erhält  man 
sofort  den  Eindruck,  dass  manche  von  ihnen  in  die  Verfassung  der 
später  organisirten  evangelischen  Kirche  im  Fürstenthum  Tcschen 
anfgenommen  worden  ist  und  dass  der  Kaiser  als  schlcMscher  Krb- 
herzog  bei  der  Ausübung  der  Kirchengewalt  vielfach  in  den  Fuss- 
stapfen  der  alten  schlesischen  Herzöge  ging. 

Wir  wollen  einige  dieser  Bestimmungen  anführen.  Vor  Allem 
diejenigen,  welche  die  Besetzung  der  Pastorenstellen  betreffen.  Selbst- 
verständlich geschah  diese  nach  Belieben  des  Fürsten  dort,  wo  er 
das  Vocationsrecht  .immediate'  hatte.  Aber  auch  dort,  wo  Andere 
das  Jus  vocandi  hatten,  durfte  der  Berufene  nicht  früher  sein  Amt 
übernehmen,  bis  er  sich  dem  Superintendenten  itnd  Consistorium 
,ad  Examen  eniditionis  gestellt  und  praesentirt.  auch  seines  Wohl- 
verhaltens gutes  Zeugniß  mitgebracht  hat*.  Ist  er  noch  nicht  im 
Amte  gewesen,  musate  er  sich  beim  Consistorium  ordiniren  lassen. 
Alle,  welche  für  das  Amt  bestimmt  waren,  sollten  sich  dem  Super- 
intendenten und  Consistorium  stellen  und  ihre  Namen  verzeichnen 
lassen,  damit  man  sie  kennt,  wenn  es  sich  um  die  Besetzung  der 
Stellen  handelt,  und  , alles  ungebührliche  recomcndiren  und  lauffen 
aufhöre*.  Jeder  Vocirte  sollte  verpflichtet  sein,  seine  Vocation  dem 
Superintendenten  und  Consistorium  vorzuzeigen. '1  Die  Verpflichtung 
der  Vocirten  geschah  ,auf  das  Wort  Gottes,  in  den  prophetischen 
und  apostolischen  Schriften  verfasset,  folgend«  aber  in  den  appro- 
birten  Symbolis  zusammengezogen,  auf  die  Augsp,  Confession,  wie 
solche  dem  Kayser  Caroto  V.  glorwürdigster  gedächtnuß  überreichet, 
wie  auch  die  orthodoxa  scripta  Lutheri  et  Melanchthonis  et  huius 
corpus  doctrinae,  gereichet;*)  denn  von  der  formula  concordiae.  so 
dietJer  Landen  von  unßeren  fürstlichen  Vorfahren  niemahls  an- 
genommen worden,  wir  durchaus  nichts  wissen  wollen.*  Was  den 
ipassum  ordinationis*    betraf,     hatte  beim   ,Examine  ordinandi*    der 


äem  ,Judic>to'  ,Parition'  leitten.  Sollte  sie  es  nicht  Chun.  dann  »ollte  die  Regierung 
dem  Consittarinm  nacbdriickliche  Hilfe  leisten.  (Instruct.  für  den  Sup.  Aüscher  vom 
J^hre  1667.) 

')  Die  Superintendenten -Instruction  vom  16.  Jnli  1665,  welche  diese  Beitim- 
mangen  enthalt,  bemerkt,  dass  es  also  auch  in  Briegischen  und  WohUuiichen  ge- 
halten wird. 

*)  Aehnlich  lautete  spHter  die  Verpflichtung  der  Teschnischen  Pfarret. 


176 

Superintendent  die  erste  ,Umbfrage*,    Jedoch  nach  Anleytung  der 
im  Fürstenthum  üblichen  Kirchen- Agenda*.     Die  anderen  Examira- 
toren  sollten  nachfolgen,  ,aber  so,  dass  mutuo  die  quaestiones  contrc- 
versae   künfftig   untermieden   und   zu   Zwistigkeiten   Ursachen   nicli: 
geben  werden  mögen*.  Wegen  der  Concurrenz  des  Superintendcr.tc. 
(bei   der    Ordination   der   lutherischen   Prediger)   sollte   es    ,zur  Br* 
Zeugung   der   möglichen    inclination    zu   Friede*    bei  der  Disposition 
sub  acto  1.  Juni  1663   bleiben,    d,  h.    der  reformirte  Superintcncen: 
sollte  bei  der  Ordination  anwesend  sein,  die  Handauflegung  voilra:: 
jedoch  ein  lutherischer  Prediger.  *)  Die  Introduction  sollte  der  Super 
intendent  ^bey  Landt  und  Städten  in  Ordnung  halten*.  Auf  Kammer- 
gütern sollte  er  sie  in  Person  vollziehen.     Die  Adeligen    durften  sie 
durch  den  Senior  des  Weichbildes  oder  Kreises   als  Substituten  tic> 
Superintendenten  verrichten  lassen;  der  Superintendent  musste  aber 
das  »accidenz  ordinarium*  erhalten.  Der  Senior  hatte  Anspruch  a^f 
ein  ,honorarium*.  Auch  in  den  Kirchenbussen  trachtete  der  Herz»  ^ 
Ordnung    zu    schaffen.     Er    verordnete,    dass    auch    dann,    wenn  c: 
Dispensation  von  der  Kirchenbusse    ertheilt,    das   Consistorium  den 
noch  j^eine  Abkiindigung  deß  gegebenen  Argemußes  in  loco  delicti 
von  der  Cantzel*  verordnen  soll.    Die  ,Excessus*  sollen  den  Co..j- 
toribus  angezeigt  und  um  ihre  Einstellung  und  Abstrafung  angehalten 
werden.    Sollte   die    ^wohlgemeinte   Erinnerung*    nichts   helfen,   s^  i 
dem  Consistorium    nebst  Specificirung  solcher  Excesse    die  Anzeige 
^ohne  Heychelei*   gemacht  werden.  Die  groben  Sündenfälle,  mögen 
sie  CoUatoren  oder  Eingepfarrte  oder  andere,  die  sich  zur  Kirche  halten 
betreffen,   sollen    .ohne   einigen   respect  und   saumbsal*    dem    Cun- 
sistorium  von  der  Priesterschaft  .entdeckt*  werden.  Die  Priesterschart 
werde  sich  auf  diese  Weise  »von  aller  Verantwortlichkeit  befreyen'. 
Die   Ehebrüche   und   Hurerei   sollen   nicht    .durch   Verordnung   cer 
Lehnherrschaft   mit   den   Kirchen-Bußen   ausgetilgt*    werden,    da  ja 
solches  nicht  zum  »Jure  Patronatus,   sondern  ad  Censuram  Ecciesia- 
sticam  gehörig  sei*.     Die  Pfarrer   sollten   in    solche   Dispensationen 
nicht  willigen,  sondern  die  Verbrecher  an  das  Consistorium  weisen. 
damit  sie  .eine  geordnete  Recognition*  beibringen.    Wenn  sich  ge- 
fallene Personen  durch   die  Ehe    .wieder   zu  Ehren  setzen   und  also 
das  scandalum .  gemildert  werde*,  wird  es  dem  Consistorium  anheim- 

i)  Hensel,  S.  400.     Diese   Praxis   führte  man  auf  Grund    des  Gutachtens  d^ 
Akademien  Breslau,  Wittenberg  und  Jena  ein. 


^m 


177 

gestellt,  ,die  dreyfachc  Vorstellung  in  der  Kirchen,')  naclidem 
gefallene  ernste  Buße  erwiesen,  in  honorem  Matrimonii  dem  Befinden 
nach  auf  eyn  oder  zweymahl,  nicht  aber  gätiztlich  zu  erlaben'.  Auch 
die  Entheiligung  des  .Sabbats',  der  Feier-  und  Bettage  durch  Tanzen 
und  Aehnliches  wird  streng  gerügt  und  auf  die  Abhaltung  der 
,examina  Catechismi'  an  Sonntagen  gedrungen. 

Alle  diese  wohlgemeinten  Vorschriften,  Bestimmungen  und  Er- 
mahnungen vermochten  aber  nicht  die  tiefe  Verstimmung  der  luthe- 
rischen Geistlichkeit,  welche  die  Ernennung  eines  reformirten  Super- 
intendenten schwer  trug,  zu  bannen.')  Es  kam  zu  Streitigkeiten,  in 
welchen  man  bedauerlicherweise  die  Entscheidung  sogar  dem  Bres- 
lauer katholischen  Bischof  und  schliesslich  dem  Kaiser  überlies.s.  Der 
letztere  entschied,  ohne  ein  ordentliches  Verhör  anzusi eilen,  zu 
Ungunsten  der  Reformirten.  Das  kaiserhche  Rescript  forderte  .die 
Abschaffung  des  der  sogenannten  reformirten  Relij^ion  zugethanen 
Superintendenten'  und  verbot  .solche  dem  allgemeinen  Ruhestände 
zuwiderlaufende  Neuerungen',')  Die  Supcrintendentur  ist  nun  mit 
Lutherischen  besetzt  worden.  Aber  die  Reihe  dtr  Liegnitzer  Super- 
intendenten sollte  bald  enden.  Im  Jahre  1667  erlangte  die  Supcr- 
intendentur Seb.  Alischer.  Auch  er  erhielt  vom  Herzog  eine  In- 
struction, welche  das  Datum  des  4.  August  1667  trägt.')  Sie  ist  nur 
ein  Auszug  aus  den  im  Jahre  1665  bei  Gelegenheit  der  Ernennung 
Schmettau's  zum  Superintendenten  cmanirten  Patente.  Mit  Alischer 
(1674)  starb  der  letzte  wirkliche  Liegnitzischc  Superintendent.') 

In  demselben  Jahre  befahl  die  Herzogin  Louise,  welche  für 
ihren  unmündigen  Sohn  Georg  Wilhelm  die  Regierung  führte  und 
eine  kluge  Regentin  war,')  .auf  gehorsames  Anhalten  der  Herren 
Landesstände,  zur  Abstellung  derer  bei  dem  unseeligen  Kriege  ein- 
geschlichenen und  bisher  continuirten  Unordnung',  zur  Einführung 
,der    Kirch endiscipl in    und    ConformJtät',    .wie    auch    Fortpflanzung 

>]  D.  h.  das  äffeiitliche  Stehen  bei  der  KirchentbUr. 

•)  Hensel,  S.  400.  Kraftert,  ChronLk  von  Uegniii,  II,  S.  256. 

■)  Chronik  von  LiegDiti,  II,  357.  —  Schmetlau  entzog  »ch  der  anbefohlenen 
Abseciung  durch  seinen  Weggang  nach  Berlin  (1666). 

•)  In  der  Chronik  von  LiegniU,  II,  260,  wird  lie  erwähnl.  Eine  vollständige 
AbsEhrift  ist  im  Archiv  dei  Min,  f,  C.  u.  U.  in  Wien  vortnnden. 

t)  Hen»el,  S.  403.  Lucae  meint  (S.  466).  es  bitte  kein  taugliches  Subject 
für  die  Saperintendentur  gegeben. 

*)  Hencel,  S.  404. 
Jahilnch  da  PnH»t>nli>imii  ISBT,  H.  III  u.  IV.  18 


^- 


178 


der  christlichen  Kirchen*,  eine  Generalvisitation  in  den  drei  Fürsten- 
thümern.*)  Bei  dieser  Visitation  ging  es  ähnlich  zu  wie  bei  der 
ersten.  Die  Visitatoren,  welche  »in  einer  blauen  Kutsche*  fuhren 
vollbrachten  ihre  Arbeit  im  Zeiträume  vom  25.  September  bis 
28.  November  1674.  Die  Kosten  der  Visitation  fielen  den  einzelne? 
Kirchencassen  zur  Last.  Die  Visitationscommissionen  verfassten  ctn: 
Generalrelation,  die  in  allen  Fürstenthümem  ähnlich  gelautet  haben 
mag.  Wir  kennen  die  aus  Liegnitz.*)  Aus  ihr  geht  deutlich  hervor. 
wie  gering  die  Früchte  waren,  welche  die  erste  Visitation  gezeiti;: 
hat.  Die  Relation  entrollt  ein  Bild  desoluter  kirchlicher  Zustande. 
auch  der  Verfassungszustände.  Es  wird  in  ihr  geklagt,  dass  ck 
Pastoren  meistens  für  sich  leben,  sie  hätten  ,  keinen  respectum  a:f 
ihre  seniores,  diese  nicht  auf  den  Superintendenten  oder  in  dessen 
Ermangelung  —  in  Liegnitz  war  ja  kein  eigenüicher  Superintcndcwt 
mehr  —  auf  das  fürstliche  Consistorium.  Es  gäbe  keinen  Super- 
intendenten, und  die  gesammte  Priesterschaft,  ja  das  Liegnitziscrt 
Collegium  selbst  sei  wie  ein  Leib  ohne  Haupt,  wie  ein  Körper  ohne 
Seele,  jedermann  thue,  was  ihm  recht  dünke.  Es  werden  keine 
Conventus  mehr  gehalten,  und  es  lerne  der  Pastor  seinen  Senioren 
oder  der  Senior  seine  untergebenen  Pastores  kaum  kennen.  Kein 
Irrender  wird  gestraft,  er  lebe  geistlich  oder  weltlich,  so  ist's  eines 
und  heißt  fast  quot  Pastores  tot  Licentiati.  Die  Herren  Collatore^  ic 
Städten  und  Dörfern  weisen  ihre  neu  vocirte  Pastores  nicht  an  dcj 
Superintendenten  oder  Consistorium;  sie  bilden  sich  meistens  ein, 
es  stehe  ihnen  frei,  ob  sie  den  Pastorem  wollten  ordentlich  zum 
Amte  investiren  lassen  oder  nicht,  halten  sich  durch  ihre  gegeben* 
vocationes  nicht  an  die  alten  und  löblichen  Ordnungen  der  Ante 
cessores.  Die  Pastoren  seien  fahrlässig  im  Amte,  admittiren  J^'J 
Kanzel  nämlich)  studiosos  ohne  Unterschied  und  aus  bloßer  Faulhci' 
an  Hauptfesten*.  Ein  gleiches  Lied  wird  hinsichtlich  des  übrij^« 
kirchlichen  Lebens  gesungen.  Nur  in  Brieg  scheint  es  einigermassci 
besser    gewesen    zu    sein;    Lucae    erzählt,')    es    habe    der   Super 


*)  Aus  der  Instruction  der  Visitatoren  vom  16.  September  1674.  —  I^'^  ^^ 
stnictionen  waren  für  alle  FürstenthUmer  bis  auf  einige  Abweichungen  gleich.  (Mafil^^ 
S.  9,  21;  Schimmelpfennig,  S.  149.)  —  Die  Directorien  der  VisiUtionen  war: 
dieselben  wie  bei  der  ersten  Visitation.  (Matske,  L  c.) 

«)  Matzke,  S    87.  —  Sie  hat  das  Datum  des  23.  April  1676. 

•)  S.  636. 


179 


intendent  Pauli  ,die  zerfallenen  Sabbats-  und  Kirchenordnungen  ver- 
bessert*. 

Es  hätte  wohl  eine  kräftige  Hand  eingreifen  müssen,  um  Ord- 
nung zu  schaffen.  Vielleicht  hätte  sie  der  Sohn  Christians,  der  reich- 
begabte und  hoffnungsvolle  Georg  Wilhelm  gehabt,  von  welchem 
ein  altes  Manuscript  sagt,*)  er  sei  »wider  aller  andern  Reiche  Zu- 
stand und  Gewohnheit  der  beste  gewesen*.  Leider  ist  Georg  Wilhelm, 
der  letzte  Piast,  15  Jahre  alt,  an  den  Blattern  (21.  November  1676) 
gestorben.  Als  ob  er  geahnt  hätte,  wie  es  nach  seinem  Tode  mit 
der  evangelischen  Kirche  in  seinen  Ländern  zugehen  werde,  schrieb 
er  noch  auf  seinem  Totenbette  an  den  Kaiser  Leopold  I.  einen 
Brief,')  in  welchem  er  folgende  Bitte  ausspricht:  , Vornehmlich 
aber  meine  arme  Unterthanen  bey  Ihren  Privilegien  und  bißherigen 
Glaubens-Ubungen  in  Kayserl.  HuUden  und  gnaden  femer  aller- 
gnädigst  zu  halten*.  —  Ob  seine  Bitte  auch  Erhörung  gefunden 
hat?  Die  Antwort  auf  diese  Fragö  werden  wir  im  nächsten  Capitel 
erhalten. 

Ehe  wir  aber  zu  diesem  übergehen,  müssen  wir  noch  früher 
zusehen,  wie  sich  jene  schlesischen  Gemeinden  organisirt  haben, 
welchen  durch  den  Westfäl.  Friedensschluss  je  eine  Gnadenkirche 
zugestanden  worden  ist:  Glogau,  Jauer  und  Seh weidnitz.  Dies 
müssen  wir  schon  deshalb  thun,  weil  sich  ihre  Organisation  im 
Grossen  und  Ganzen  die  späteren  sechs  Gnadenkirchen  zum  Vorbild 
genommen  haben  —  unter  ihnen  auch  Teschen,  der  Ausgangsort 
der  neueren  Organisation  der  evangeHschen  Kirche  in  Oesterreich.*) 

lieber  die  Organisation  der  drei  alten  Friedensgemeinden  ist 
im  Allgemeinen  zu  sagen,  dass  sie  ein  eclatantes  Beispiel  eines  er- 
zwungenen Independentismus  darbieten.  Von  einem  Zusammenschlüsse 
im  gemeinsamen  Kirchenregiment  durfte  nicht  die  Rede    sein.  Jede 


')  „Historische  Beschreibung  des  Fürstenthums  Liegnite"  in  S offneres:  Die 
Kirchenreductionen  in  dem  FUrstenthume  Liegnits  etc.  nach  dem  Tode  G.  Wilh. 
'Schles.  Zcitschr.,  XX.  Bd.,  S.  121). 

*)  Der  ganEc  schöne  Brief:  Chronik  von  Liegnitz,  II.  Th.,  2.  Abth.,  S.  327; 
Lucae,  S.  15,  261,  mit  Abweichungen;  Schluss  des  Briefes:  Acta  histor.  eccles. 
^■.  Bd..  1741,  S.  834. 

')  In  einem  späteren  ActenstÜcke,  welches  sich  im  Teschner  evang.  Pfarrarchtv 
^Andet,  wird  von  der  Glogauischen  und  Schweidnitzschen  Kirchenordnung  gesprochen, 
^e.che  man  bei  der  Zusammenstellung  der  Kirchen  Ordnung  fUr  die  neuen  Gnaden» 
Jtirchen  ^zugezogen*  hätte. 

12* 


L 


180 

Gemeinde  musste  ihre  Angelegenheiten  selbst  besorgen.  Das  that 
sie  durch  etliche  ,Kirchenvorstcher  und  Deputirte*.  durch 
welche  die  Gemeindesachen  sollten  ,reguliret*  werdeo.')  Die  Regie- 
rung hat  sie  auch  als  ausübendes  Organ  der  Gemeinde  anerkannt, 
Hess  ihnen  die  Verordnungen  zukonimen  und  verhandelte  mit  ihnen. 
Einen  genaueren  Einblick  in  die  Verfassungsverhältnisse  der  alten 
Gnadenkirchen  gewährt  ein  uns  vorliegender  Bericht  über  die  Institu- 
tion der  Kirchen  vorsteh  er  aus  Schweidnitz  aus  dem  Jahre  M2h. 
welcher  durch  das  kaiserliche  Rescript  vom  27.  August  des  ge- 
nannten Jahres  von  allen  Gnadenldrchen  abgefordert  wurde.  Wir  er- 
fahren aus  demselben,  wie  es  sich  mit  jener  Institution  in  Schwdd- 
nitz  gleich  in  der  Zeit  nach  dem  Westfäl.  Friedensschlüsse  verhie'.t. 
Und  wie  in  Schweidnitz,  mag  es  wohl  mutatis  mutandis  auch  bd 
den  übrigen  Gnadenkirchen  gehalten  worden  sein.  Der  Bericht  sag:. 
dass  man  zunächst  eine  gewisse  Anzahl  Manner  aus  der  Mitte  der 
evangelischen  Bürgerschaft  zu  Kirchen  Vorstehern  vorschlug.  Aus 
diesen  von  der  evangelischen  Bürgerschaft  vorgeschlagenen  ,Sub- 
jectcn*  sind  bei  Gelegenheit  der  Aussteckung  des  Kirchenplatzes 
vier  als  Kirchenvorsteher  .erkieset  und  confirmirt  worden*.  Auch 
in  der  nachfolgenden  Zeit  übernahmen  die  Kirchen  vor  st  eher  ihr 
Amt  nur  , praevia  Confirmatione  Offidi  Regii'. 

Weil  den  wenigen  Kirchenvorstehern  die  Einrichtung  und 
Beförderung  des  Kirchenwesens  ,vor  sich  allein  zu  übernehmen  und 
zu  tractiren  allzuschwer  und  bedenklich*  fiel,  vereinbarten  sie  (1654 
mit  der  gesammten  evangelischen  Bürgerschaft,  dass  aus  der  Mitte 
derselben  noch  eine  andere  Körperschaft  gebüdct  werde,  weiche 
sich  mit  den  Kirchenvorstehcrn  ,associiren,  bcysammen  einen  die 
gantze  evang.  Burgcrschafft  repraesentirenden  Ausschuß  constituircn, 
und  mit  einander  in  Kirchen-Sachen  das  nöthige  unternehmen, 
handeln  und  schlügen  möchten*.  Die  Mitglieder  dieser  Körperschaft, 
in  welcher  wir  auf  österreichischem  Boden  die  erste 
Vorlage  unserer  modernen  Gemeindevertretung  haben, 
hiessen  Deputirtc.  Die  Zahl  derselben  war  auf  14  festgesetzt, 
und  zwar  .sechs  ex  Civibus  honoratioribus,  zwey  aus  der  Kretschmer- 
Zunfft,  viere  von  den  Geschworenen  HaubtzünfTten,  und  zwey  aus 
denen  kleinen  Zünfften*.  Bei  diesen  Deputirten  ist  eine  Confirmation 

>)  Heniel,  S.  341. 


181 

durch  die  Regierung  niemals  üblich  gewesen  und  auch  niemals  ge- 
fordert worden. 

Ist  ein  Kirchen  Vorsteher  ,  abgegangen*,  ist  er  aus  der  Zahl 
der  Deputirten  ,  durch  eine  Wahl  per  Schedulas*  ersetzt  worden. 
Der  betreffende  Deputirte  ist  auf  gleiche  Weise  ,ex  suo  Ordine 
ergäntzet  und  folglich  dem  CoUegio  adjungiret  worden*. 

Es  befanden  sich  aber  im  Sprengel  der  Gemeinden  Mitglieder 
der  Landstände,  welche  sich  zu  den  Gnadenkirchen  hielten,  den 
dortigen  Gottesdienst  besuchten  und  mit  ihren  Unterthanen  die  ge- 
meinsamen Lasten  mittelst  nicht  unbedeutender  Beiträge  tragen  halfen. 
Sie  erhoben  deshalb  auch  Anspruch,  an  der  Leitung  der  Gemeinde 
theilzunehmen  und  speciell  bei  der  Ausübung  des  Jus  patronatus  zu 
concurriren.  Da  war  es  nöthig,  ihren  Forderungen  gegenüber  Stel- 
lung zu  nehmen.  Diese  Angelegenheit  ist  aber  nicht  in  allen 
Gnadenkirchen  auf  gleiche  Weise  geregelt  worden.  In  Schweidnitz  hat 
man  es  (1674)  fiir  , nicht  undienlich  zu  sein  erachtet,  salvo  Jure  Patro- 
natus sich  mit  ihnen  dergestalt  zu  combiniren,  daß  wolgedachte 
Herren  Landstände  aus  Ihrem  Gremio  zwey  Deputatos  erkiesen 
möchten,  welche  der  Abnahme  derer  Kirchen  Rayttungen  beywohnen 
und  sonsten  bey  wichtigen  Fällen,  welche  nicht  das  Jus  Patro- 
natus betreffen,  ad  Consultationes  mitgezogen  werden  könten*.  Und 
dieser  Brauch  blieb  ,in  viridi*.  —  In  Glogau  sind  einzelne  vom 
Adel  vollberechtigte  Mitglieder  des  Kirchenvorstandes  gewesen,  d.  h. 
sie  haben  auch  an  der  Ausübung  des  Jus  Patronatus  t heilgenommen.*) 
Wie  sich  die  Sache  im  Einzelnen  in  Jauer  gestaltet  hat,  ist  uns 
nicht  bekannt.  —  Als  die  Gemeinden  ihre  Geistlichen  hatten,  stellte 
sich  damit  auch  die  Nothwendigkeit  ein,  Stellung  derselben  zum 
Kirchen  vorstand  zu  regeln.  In  Schweidnitz  ist  es  auf  die  Weise  ge- 
schehen, dass  man  den  Pastor  primarius  und  endlich  auch  die 
obersten  zwei  ,Capelläne*  in  den  Kirchen  vorstand  aufgenommen 
hat,  ,umb  sich  ihres  Beyraths  in  Kirchlichen  Berathschlagungen  mit 
zu  bedienen;  iedoch  daß  sie  in  casibus,  welche  das  Jus  Patronatus 
und  Ersetzung  der  vacanten  Prediger-Stellen  concerniret,  niemalen 
concurriret,  noch  einiges  Votum  gehabt*.  In  Jauer  scheint  man  es 
ebenso  gehalten  zu  haben.  In  Glogau  dagegen  hätten,  wie  Hensel 
meint,  auch  die  Geistlichen  an  der  Vocirung  ihrer  Amtsbrüder  An- 

1)  Hensel,  S.  341,  548.  —  Zu  vergleichen  auch  das  später  zu  erwähnende 
kais.  Rescript  vom  4.  Mai  1731. 


-"VV 


\ 


182_ 

theil  gehabt,  falls  nämlich  unter  den  von  ihm  erwähnten  Vocationen 
die  der  Geistlichen  gemeint  sind  *)  Aber  mit  Rücksicht  auf  den 
Wortlaut  des  kaiserlichen  Rescriptes  vom  4.  Mai  1731,  •)  in  welchem 
gesagt  wird,  es  sei  durch  die  Resolution  vom  10.  Juli  1669  der 
Modus  der  Wahl  —  wir  werden  denselben  sofort  näher  kennen 
lernen  —  für  alle  drei  Gnadenkirchen  ^uniformirter*  ausgemessen  und 
es  solle  auch  bei  dieser  Ausmessung,  dass  nämlich  die  Bürgerschaft 
die  Wahl  der  Geistlichen  , allein  und  privative*  vornehme,  bleiben, 
wäre  wohl  zu  behaupten,  dass  sich  die  Geistlichen  auch  in  Glogau  an 
der  Wahl  ihrer  zukünftigen  Amtsbrüder  nicht  betheiligt  haben.  Eine 
stricte  Entscheidung  in  dieser  Angelegenheit  zu  fallen,  vermögen 
wir  allerdings  nicht. 

Die  wichtigsten  Obliegenheiten  des  Kirchenvorstandes  waren: 
Erwählung  der  Prediger  und  Schulbedienten,  Verwaltung  des  Ge- 
meindevermögens, Abnahme  der  Rechnungen,  Aufluhrung  von  Bauten. 
Entgegennahme  und  Ausfuhrung  der  königlichen  Amtsrescripte,  Be- 
sorgung verschiedener  Rechtssachen  und  ,  andere  Vorfallen heiten, 
welche  hiezu  nöthige  Materie  an  die  Hand  geben*. 

Es  ist  nothwendig,  die  wichtigste  Obliegenheit  des  Kirchen- 
vorstandes, die  Wahl  der  Prediger,  noch  besonders  in's  Auge 
zu  fassen.  Bis  zum  Jahre  1669  hatten  die  Gnadenkirchen  in  dieser 
Hinsicht  ziemlich  freie  Hand.')  Durch  das  Rescript  vom  10.  Juli  1669 
ist  die  Sache  anders  geworden.  Es  werden  durch  dasselbe  die 
Pfarrwahlen  so  geregelt,  dass  der  Bürgerschaft  der  (drei)  Städte 
die  Vocirung  und  Präsentation  der  Prediger  zuerkannt  wird,  Sic 
musste  aber  den  Erwählten  dem  Rath  , benennen*  und  vorschlagen. 
Dieser  hatte  sich  dann  hinsichtlich  ,deß  Erwähleten  Religion, 
Leben  und  Wandel  zu  informiren  und  genaue  Acht  haben,   daß  er 

1)  Hensel,  S.  648. 

>)  Riegger  K.  E.,  Samml.  d.  in  Kirchens.  etc.  erg.  landesf.  Ges.  in  Sch^es.. 
1778,  S.  166. 

')  ZschackwitZ)  Schi.  Kirch.  H.,  I,  262.  Dort  auch  das  Rescript  Tom 
10.  Juli  1669.  Dasselbe  untersagt  auch  den  Gloganem,  welche  sich  mit  der  An- 
stellung des  dritten  Geistlichen  nicht  beeilten,  dieselbe.  Der  dritte  lyPraedican:*^. 
welcher  von  der  ^uncatholischen  BürgerschafTt*  ^propria  authoritate*  angenommen 
worden  ist,  „wird  nicht  zu  erdulden  seyn*  ;  „ob  aber  sonsten  der  Numerus  ternaiios 
bey  dieser  Kirche  xugelassen  sey  oder  nicht,  darüber  befinden  Wir  Tor  diesmahl  nicht 
der  Notdurfft  zu  seyn  eine  determination  zu  thun,  sondern  es  wird  bey  dem,  wie  es 
bißhero  gehalten,  also  auch  noch  verbleiben  kotanen**.  (Vgl.  auch  Hensel,  S.  339; 
Lucac.  S.  423.) 


183 

nicht  einer  von  nicht  .tolerirten  Secten,  oder  aus  denen  elimi- 
nirten,  noch  sonsten  zancksüchtigen  und  auffrührerischen  Gemüthes 
sei*.  Nachdem  der  Rath  seine  Informationen  eingezogen  hat, 
war  es  seine  Pflicht,  den  Erwählten  dem  Landeshauptmann  ,mit 
Vermelden,  daß  es  auf  der  uncathol.  Burgerschafft  Benennen  und 
Vorschlag  geschehe*,  zu  präsent iren  und  denselben  ,umb  Ampts- 
Consens*  anzugehen.  Dieser  Consens  sollte  ,wie  auch  die  Praesen- 
tation  in  terminis  Permissionis,  nicht  in  P'orm  einer  Concession 
oder  Confirmation,  sondern  eines  Bescheydes  auf  das  Memorial,  ohne 
Auffdruckung  deß  Am pts-In siegeis,  geschriebener*  ertheilt  werden. 
So  sollte  ,von  dem  Rath  und  der  Burgerschafft  dieses  sogenannte 
Jus  Patronatus  suo  modo  concurrenter  gebraucht  und  der  Praedicant 
ehender  nicht,  als  nach  solcher  gestalt  erhaltenem  Ampts-Consens 
installirt  werden*.*)  Wir  erfahren  noch  weiter,  dass  die  Auswahl 
der  Prediger  durch  den  Landeshauptmann  zunächst  aus  neun,  später 
aus  drei  Subjecten  zu  geschehen  hatte.')  Die  Geistlichen  mussten 
ihre  Ordination,  wenn  eine  solche  noth wendig  war,  , auswärts*, 
d.  h.  bei  einem  auswärtigen  Consistorium,  suchen.  Der  erste  Geist- 
liche führte  den  Titel  ,Inspector*  oder  ^pastor  primarius*. 

Auch  sonst  sind  die  Friedensgemeinden,  welche  für  die  Er- 
haltung ihres  Kirchenwesens  mit  eigenen  Mitteln  aufzukommen 
hatten,  vielfach  geplagt  und  bedrückt  worden.  Dabei  mussten  ihre 
Gemeindeglieder  den  an  den  weggenommenen  Kirchen  fungirenden 
katholischen  Geistlichen  die  ,taxam  stolae*  zahlen,  die  gar  nicht 
unbedeutend  war.*)     Sehr   beschwerlich   war   auch  für   die  Gnaden- 

1)  Welchen  Plackereien  die  Evangelischen  in  dieser  Hinsicht  und  auch  sonst 
ausgesetzt  waren,  wird  man  sofort  erkennen,  wenn  man  bedenkt,  dass  der  Rath, 
der  ja  überhaupt  die  Jurisdiction  über  die  Prediger  und  in  Kirchensachen  aus- 
zuüben hatte,  katholisch  war.  (Hensel,  S.  356.)  Zschackwitz  meint,  der  Kaiser 
hätte  um  das  Rescript  nicht  gewusst,  was  schwer  zu  glauben  ist. 

>)  Henself  S.  341.  Diese  Regelung  geschah  durch  die  kaiserliche  Resolution 
vom  23.  Februar  1664.  Nach  derselben  sollte  es  dem  Landeshauptmann  freistehen, 
die  ^Praedicanten',  gegen  welche  er  ^erhebliche  Bedencken*^  hatte,  nicht  zu  be* 
stätigen,  sondern  „zu  dimittiren  undt  andere  vorschlagen  und  praesentiren  zu  lassen*'. 
I  Archiv  des  Min.  f.  C.  u.  U.  in  Wien.) 

^  Noch  im  Jahre  1746  ist  durch  Friedrichs  II.  Erhebungen  festgestellt  worden, 
dass  es  eine  Reihe  Ortschaften  in  Schlesien  gab,  wo  es  zwar  katholische  Pfarrer,  aber 
kein  einziges  katholisches  Gemeindeglied  gab,  und  wo  die  Protestanten  den  katholischen 
Geistlichen  hohe  Zehnten  und  Stol gebühren  zahlten.  (Fried berg,  Die  schl.  Zehntverf., 
in   der  „Zeitschr.  f.  K.  R.«,  VI,  1866,  376.) 


•11 


184 

kirchen  das  Verbot,  dass  die  Parochi  loci  leinen  fremden  Geistlichen 
und  noch  weniger  einen  Studenten  für  sich  predigen  und  die 
Sacramente  administriren  lassen  durften.  So  konnte  es  geschehen, 
dass  die  Gemeinde  ohne  jeglichen  Gottesdienst  war.*) 

IV. 

Auch  für  die  noch  immer  bevorzugten  schlesischen  Fürsten- 
thümer  kam.  dem  Westfäl.  Frieden  zum  Trotz,  eine  Zeit  der  Ver- 
folgung und  Bedrückung  heran.  In  ihr  sollte  die  bisher  aufrecht  er- 
haltene evangelische  Kirchenverfassung  der  Piastenländer  in  die 
Brüche  gehen.  Ist  es  ja  überhaupt  so  weit  gekommen,  dass  man  in 
Schlesien  anfing,  die  Frage  zu  verneinen :  ob  die  Lutheraner  der 
im  Instrumento  pacis  den  Augspurg.  Confessionsverwandten  ver- 
liehenen Religionsfreiheit  sich  getrösten  könnten?*)  Klar  und  deuthch 
war  das  Bestreben  derer,  welche  diese  Frage  aufwarfen:  ,eiD  Loch 
nach  dem  andern  durch  das  so  theure,  beschworene  Instrumentiim 
pacis  zu  machen*.  Dies  Alles  geschah  ungeachtet  dessen,  dass  die 
Kaiser  nicht  müde  wurden,  zu  versichern,  sie  wollen  darüber,  ,wa5 
ihnen  Augsp.  Confessionsverwandten  das  Instrumentum  Pacis  ein- 
räumet, veste  Hand  halten  und  nicht  gestatten,  daß  ihnen  demc 
zuwider  etwas  zugemuthet  werde*.*)  Diese  Versicherungen  sind 
einfach  nicht  gehalten  worden.  In  Schlesien  sollte,  und  zwar  nach 
dem  Grundsatze  Leopolds  L,  ,suavi  modo,  sine  strepitu  et  violentia*. 
die  ^Reconciliation*,  d.  h.  die  Rekatholisirung  durchgeführt  werden.*)  — 
Es  war  im  Jahre  1662,  als  man  es  in  Breslau  wiederum  wagte,  die 
Frohnieich namsprocession  mit  grossem  Gepränge  abzuhalten.  Darauf 
fand  man  in  den  Gassen  zerstreute  Zettel  mit  folgender  bezeichnen- 
den und  vielsagenden  Inschrift: 

, Dieses  Jahr  heisst  es  zusehen. 
Ubers  Jahr  stille  stehen, 
Und  über  zwey  Jahre  mitgehen.*  *) 
Die  Inschrift  enthielt  eine  richtige  Prophezeiung  .... 

1)  Lucae,  S.  433. 

«)  Fuchs,  Materialien  (Teschcn),  S.  29;    Lucae,  S.  467. 

»)  Au8  dem  Rescript  vom  8.  Juli  1669  (Hcnsel,  S.  394);  ähnlich  aber  schon 
in  den  Jahren  1654  und  1658. 

*)  Siehe  das  über  Leopold  bei  Noorden,  Der  spanische  Erbfolgekrieg,  2.  Bd.. 
1874,  S.  583.  Gesagte. 

*)  Lucae,  S.  444. 


185 

Selbstverständlich  fing  dieser  neue  .Cours'  an.  auch  mit  der  noch 
geltenden  evangelischen  Kirchenverfassung  aufzuräumen.  Und  man 
setzte  gerade  dort  ein,  wo  man  es  am  wenigsten  erwartet  hätte, 
weil  es  sich  dabei  eigentlich  um  eine  Verletzung  der  Bestimmungen 
des  Westfal.  Friedens,  also  im  Grunde  genommen  um  einen 
Rechtsbruch  handelte.  Man  hat  ganz  übereinstimmend  den  Wortlaut 
des  Westfal.  Friedens,  Art.  V,  §  44, ')  so  gedeutet,  dass  das 
Patronatsrecht  kein  Recht  gäbe,  die  eine  oder  andere  Pfarrei 
oder  Gemeinde  zu  reformiren;')  jetzt  duldete  und  erlaubte  man 
es.  wenn  Privatpersonen,  welche  in  Schlesien  Güter  besassen,  ihr 
Patronatsrecht  in  der  Weise  ausübten,  dass  sie  auch  dort,  wo  es 
gar  keine  Katholischen  gab,  katholischen  Priestern  zur  Anstellung 
verhatfen.  Und  wo  evangelische  Stadtgemeinden  oder  Herren  das 
Patronatsrecht  hatten,  da  verlangte  man  bei  der  Besetzung  der 
Pfarrstellen  von  ihnen  den  stricten  Nachweis,  dass  sie  das  Patronats- 
recht auch  wirklich  besitzen.  Und  lieferte  man  den  Nachweis, 
so  fand  man  ihn  nicht  genügend,  besetzte  die  Pfarrstellcn  mit 
katholischen  Geistlichen  oder  sperrte  die  evangelischen  Kirchen  zu 
und  verbot  die  Berufung  evangelischer  Prediger;  ein  Vorgehen, 
welches  man  mit  dem  gewiss  euphemistischen  Ausdruck  der  Kirchen- 
reductionen  zu  bezeichnen  pflegt.  Und  wie  man  den  Gnaden- 
kirchen ihr  Recht,  die  evangelischen  Prediger  zu  wählen,  zu  schmalem 
wusste.  ist  früher  quellenmässig  belegt  worden. 

Ein  Dorn  im  Auge  waren  den  Gegnern  der  evangelischen 
Kirche  die  noch  zu  Recht  bestehenden  evangelischen  Consistorien 
in  Schlesien.  Systematisch  ging  man  vor,  um  ihren  Einfluss  zu  ver- 
mindern oder  sie  gänzlich  abzuschaffen.  Das  hatten  z.  B.  die  Bres- 
lauer sofort  zu  erfahren.  Dort  breitete  das  katholische  Consistorium 
seine  Competenzsphäre  auf  Kosten  des  evangelischen  aus.  Diesem 
ist  zunächst  die  Jurisdiction  über  die  evangelischen,  zu  Breslau  ge- 
hörenden Dörfer  abgesprochen  worden.  Dann  wurde  den  evangelischen 
Parteien  freigestellt,  sich  eventuell  auch  vor  das  bischöfliche  Con- 
sistorium zu  stellen,  wogegen  sich  das  evangelische  Consistorium 
hüten  musste,  etwas  vor  sein  Forum  zu  ziehen,  was  das  katholische 

>)  Das  blosse  Hoch-,  Hals-  and  Cendgericht,  vie  auch  dtt  jus  gladii,  reten- 
iinnii  ci  filialitatis  geben  neder  msgesammt  noch  absonderlich  das  Refoimat  Jon  (recht 
(Uhmann.  Suppl,,  S.  86&). 

«)  Thud  chum.  S.  48,  Pütter,  Der  Geist  des  Westftl.  Friedens,  S.  405 


186 

als  in  seinen  Wirkungskreis  gehörig  ansah.')  Früher  waren  die 
evangelischen  Geistlichen  dem  Magistrate  verantwortlich ;  im  Jabre 
1676  musste  sich  auf  kaiserlichen  Befehl  der  erste  evangelische  Stadt- 
pfarrer joh.  Acoluthus,  welchen  man  beschuldigte,  dass  er  evange- 
lische Exulanten  aus  Ungarn  begünstige,  vor  den  Bischof  und  d<L' 
Oberamtscollegium  stellen,  .wobei  auch  etliche  Canonici  waren' 
Und  wie  ihm,  erging  es  auch  anderen  evangelischen  Geistlichen.' 
Wie  ging  es  denn  speciell  in  Brieg,  Liegnitz  und  Wo h lau 
zu,  welche  nach  dem  Tode  Georg  Wilhelms  an  das  Haus  Habs- 
burg gekommen  sind  ?  Die  evangelische  Kirche  daselbst  soil:: 
dessen  bald  inne  werden,  dass  der  sterbende  letzte  Piast  seine  Bitte 
um  Erhaltung  der  Religionsfreiheit  und  Rechte  seiner  evangclischet 
Unterthanen  vergeblich  vorgetragen  hat .  .  .  Allerdings  erhielten  die 
an  Oesterreich  im  Jahre  1675  gekommenen  Fürstenthiimer  noch  in 
demselben  Jahre  (14.  Dccember)  vom  Kaiser  Leopold  1.  ein  Decrei. 
in  welchem  er  ihnen  die  Zusicherung  gab,  dass  er  .geneigt  sei,  die-  | 
selben  bei  wohlhergebrachten  Freiheiten,  erlangten  Concessionea  i 
und  Begnadigungen,  wie  nicht  weniger  bisherigen  Rechten-  uno  i 
Gerechtigkeiten  auch  fürohin  zu  handhaben  und  zu  gestalten*,')  Uns  ' 
im  nächsten  Jahre  (15.  Juli  1676)  beantwortete  der  Kaiser  eine 
schriftliche  Bittschrift  der  Ritterschaft  dahin,  dass  ,Ihro  Kays,  unj 
Kön.  Mayest.  geruhtten  sie  dahin  zu  b^nadigen,  daß  sie  und  ihre 
Posterität  bey  itzigem  würcklichen  und  vor  dem  Kriege  gehabter 
Exercitio  August.  Confcss.  nebst  Erhaltung  bisheriger 
Kirchen-  und  Schulvcrfassung,  mit  allen  dabey  zcithcro 
geübten  und  hergebrachten  Ceremonicn,  Ordnungen  und  Kirchen 
ämtern  allergnadigst  gelassen,  erhalten  und  mächtiglich  geschützc: 
werden  mögen.  Wie  nun  allerhöchst  erwähnte  K.  und  K.  May.  sie 
gesamten  der  Augsp.  Confess.  zugethane  Herren  Ständen  ob- 
gedachter  dero  dreyen  Fürstentumern  Liegnitz,  Brieg,  Wohiau  in 
der  den  Pragerischen  Neben-Receß,  das  Instrumentum  Pacis  und 
die  darauf  erfolgten  K.  und  K.  allei^nädigsten  Resolutiones  zu  be- 
schweren oder  durch  jemand  anders  beschweren  zu  lassen,  wie  vor- 
hin, also  annoch  gnadigst  nicht  gemeynet  sey;  also  versehen  .-iich 
dieselben    (nämlich    I.   Majest.)    gegen    die    supplicirenden    Herren 

0  Hemel,  S.  617. 

*)  Lucie,  5.  473;  ZichBckvici,  Schi.  Kirchenhlsc..  I.  287.  | 

■)  Saffner,  KirchenTeducüonen,  S.  122 


187 

•:lin(ie  gnädigst,  daß  sie  sich  also  bezeugen  werden,  wie  es  sich 
m  gehorsamen  Vasallen  und  Unterthancn  gegen  ihren  Erbherren 
md  Landesfursten  eignen  und  geziemen  thut.') 

Wie  ist  es  jedoch  ganz  anders  gekommen  1  —  Der  Breslauer 
Bischof  Friedrich,  Landgraf  von  Hessen,  ein  Apostat,  wollte  seinen 
Ufer  für  die  katholische  Kirche  damit  erweisen,  dass  er  die  neuen 
Erbfürs tenthümer  des  Kaisers  »nach  und  nach  in  Kirchensachen  auf 
ätn  Fuss  der  ahen  reducirten  Erbfürstenthümcr'  zu  setzen  suchte.') 
L'nd  man  liess  ihn  gewähren.  Mit  den  Reformirten  wurde  der 
Anfang  gemacht;  sie  sind  im  Jahre  1680  ausgewiesen  worden.') 
Die  Lutheraner  sollten  alsbald  an  die  Reihe  kommen.  Auch  hier 
!H  gegen  sie  ,ex  jure  Patronatus*  operirt,  oder,  wie  es  in  einer 
spateren  Beschwerde  hei.sst,  ,sub  praetextu  Patronatus*  die  katho- 
lische Reformation  eingeführt  worden,*}  Auch  hier  wurde  dasselbe 
denen,  welche  es  „von  uhraltcn  Zeiten  her'  wirklich  besessen  und 
a'K^eübt  haben,  abgeleugnet.  Und  w^te  man  das  nicht,  dann  ist 
Denjenigen,  welche  es  ausübten,  von  der  Regierung  im  Namen  des 
Kjisers  befohlen  worden,  bei  sich  ereignender  Vacanz  den  Prediger, 
i.eichen  man  anzustellen  sich  anschickte,  zuvor  der  Regierung  zu 
pri'entiren;  und  diese  machte  dann  die  grössten  Schwierigkeiten, 
iidem  sie  die  Confirmation  verzögerte  oder  .difficultirte*,') 

Schliesslich  kamen  auch  die  Consistorien  an  die  Reihe,  Hensel 
sigt  kurzweg,  sie  seien  mit  dem  Tode  des  letzten  Herzogs  ein- 
gegangen.') —  Da  nun  der  Kaiser  Landesfiirst  war,  wäre  es  seine 
Pflicht  gewesen,  die  Consistorien  im  Sinne  der  bestehenden  .Ge- 
rechtigkeiten* und  seiner  eigenen  Resolutionen  neu  einzurichten, 
beiw,  sie  zu  bestätigen.  Das  ist  aber  nicht  geschehen,  und  die  Con- 
■-  si-storien  lösten  sich  auf.  Da  entschlossen  sich  die  Stände,  die  Sache 
Klbst  in  die  Hand  zu  nehmen  und  eine  neue  Kirchenordnung  in 
trer  Landern  aufzurichten.  Fs  mag  ungefähr  so  zugegangen  sein: 
Nachdem    die    kaiserlichen    Resolutionen    von    ltJ75    und    1676    den 

xnn,  Sup^Tl.,  S.816. 


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188 

Ständen  , neuen  Muth*  gemacht  haben,  traten  diese  in  den  einzelnen 
Fürstenthümem  zu  Versammlungen  zusammen,  in  welchen  urtcr 
Zuziehung  ^einiger  der  obersten  Stadt  geistlichen*  über  die  neue 
Kirchenordnung  berathen  wurde.  Zunächst  dachte  man  wahrschein- 
lich an  die  Wiederaufrichtung  der  alten  Consistorien,  welche  sich 
z.  B.  die  Liegnitzer  aus  zwei  adeligen  Landesältesten  und  zuci 
Predigern  (einer  vom  Land  und  einer  von  den  Städten,  welche 
»ambulatorie  beim  Consistorio  sitzen*  sollten)  zusammcngesetrt 
dachten.  Aehnlich  dachte  man  sich  wohl  die  Sache  auch  in  der. 
anderen  Fürstenthümem.  Nur  die  Brieger  ^vermeynten  ihre  Priesttr- 
schaft  etwas  enger  einzuschrenken,  indem  sie  zu  ihrem  Reglement 
aus  dem  Jure  Canonico  zusammengezogene  Gesetze  vorschrieber 
durch  ihren  Land-Syndicus*.  Man  scheint  aber  von  dem  Plane.  ;cr.c 
Consistorien  einzurichten,  abgekommen  zu  sein  und  einigte  sich  au: 
Folgendem :  Es  sollte  die  Eintheilung  der  Fürstenthümer  in  Weich- 
bilder (Seniorate)  dtr  neuen  Kirchenordnung  zu  Grunde  gelegt  werden 
In  jedem  Weichbilde  sollten  ^triumviri*,  d.  h.  eine  Commission. 
bestehend  aus  einem  von  der  Ritterschaft,  dem  Senior  loci  (Pri- 
marius) und  einem  Rathsherrn,  das  Kirchen wesen  besorgen.  Jede^ 
Fürstenthum  hatte  in  dem  Senior  der  ersten  Stadt  einen  Senif- 
Primarius,  welcher  die  Functionen  eines  Superintendenten  verrichtete, 
also  die  Examina  und  Ordinationen  der  Candidaten  zu  Vollzieher 
hatte,  wozu  er  aber  seine  CoUegen  oder  nächsten  Nachbarn  hinzu- 
zuziehen verpflichtet  war.  Hinsichtlich  der  Besetzung  der  Pfarrsteijcr. 
ist  bestimmt  worden,  dass  jeder  Ritter  oder  jede  Stadt,  welche  das 
Jus  Patronatus  haben,  den  betreffenden  Candidaten  dem  , Consistorio* 
präsentiren.  Dieses  hatte  ihn  den  dazu  berufenen  Predigern  zum 
Examen  und  zur  Ordination  zu^.uweisen.*)  Auch  auf  Visitationen 
war  man  bedacht.  Zuweilen  sollten  die  , Consistorien*  eine  Com- 
mission, bestehend  au»  Geistlichen  und  Weltlichen,  in  die  Städte 
und  Dörfer  entsenden,  damit  sie  dort  Kirchen  und  Pfarrherren  visi- 
tiren.  Diese  Visitation  sollte  unter  Inspection  des  Senior,  in  dessen 
Weichbild  sie  vor  sich  ging,  vollzogen  werden.  Auch  dem  Schul- 
wesen sollten  die  »Consistorien*  ihre  Fürsorge  widmen. 


1)  Manchmal   soll   von  Collatoren   und  Candidaten   die   Ordination    in  Oels,     iz 
sogar  in  der  Lausitz  angestrebt  worden  sein.  —  In  Oels  erging  es  nämlich  dcrcvan^. 
Kirche  verhältnissmässig  gut.  Unter  dem  Schutze  der  Herzoge  gab  es  dort  ein  Consistorium 
ja  man  errichtete,  als  sich  die  herrschende  Linie  theilte,  noch  ein  zweite».  (Hensel,  S,  5E4  } 


189 

Das  wären  ungefähr  die  hauptsächlichsten  Bestimmungen  der 
enen  Kirchen  Verfassung,  die  man  einzuführen  gesonnen  war,  und 
ich  welcher  man  wahrscheinlich  auch  vorzugehen  begann.  Sollte 
;d-xh  von  der  verpflichtenden  Geltung  dieser  neuen,  die  Verfassung 
«  evangelischen  Kirche  normirenden  .Ordnung*,  von  welcher 
itnsel  sagt,')  dass  sie  .aus  etlichen  Bogen*  bestand,  die  Rede 
m,  dann  musste  ihr  von  Wien  aus  die  Bestätigung  verschafft  werden. 
fan  bemühte  sich  auch  um  dieselbe ;  es  ist  indessen  anzunehmen,  dass 
nan  sie  nicht  erlangte.  Hensel  sagt  freilich'):  .daher  baten  sie 
oie  Stände)  durch  das  königl.  Oberamt  die  Confirmation  vom  Hofe 
rti  verschaffen ;  sie  erfolgte  1677*.  Dagegen  spricht  aber,  was 
rir  bei  Lucae")  lesen.  Er  erzählt  von  einer  Deputation  nach  Wien, 
»tlche  aus  den  Herren  Tschirsky  aus  dem  Briegischen  und  Baiidiß 
WS  dem  Liegnitzschen  bestand.')  Diese  hätte  eine  zweifache  Instruc- 
tion erhalten;  die  erste  betraf  die  Confirmation  der  neuen  Kirchen- 
Öffnung  der  Fürstenthiimer,  die  andere  ihrer  Kinder  freie  Education. 
Belangend  das  erste  (lautete  nämlich  die  Entscheidung),  so  soll  es 
b(i  dem  alten  beruhen,  was  wohl  so  zu  verstehen  ist,  dass  die  neue 
Kirchenordnung  die  kaiserliche  Bestätigung  nicht  gefunden  hat. 
Damit  stimmt  auch  das  weitere  Vorgehen  der  Regierung  Uberein,  von 
'eidicm  Hensel  selbst  erzählt,  ,es  seien  die  lutherischen  Pfarrer 
vor  weltliche,  mit  katholischen  Räthen  besetzte,  Fora  vorgeladen 
unrden,  und  man  behandelte  sie  hart,  wenn  man  nur  einige  Ursache 
liätie,  ihnen  etwas  aufzubürden*.  Es  wird  sich  so  verhalten  haben, 
wie  Lucae  sagt:  man  richtete  die  neue  Kirchenordnung  .nach 
Güitbetindung  des  königl.  Oberamtes*  ein,  womit  auch  Zchack- 
*itz')  übereinstimmt,  indem  er  sagt,  dass  die  Fürstenthiimer  ,mit 
Genehmhaltung  des  Kays.  Oberamtes  ihre  Consi'storien  einrichteten', 
lobei  er  bei  Consistorien  an  jene  Commissioncn  in  den  Weich- 
Wdem  denken  mag.  Aber  die  kaiserliche  Genehmigung  er- 
■Mt  die  Kirchenordnung  nicht,   und  vergeblich   war   das  Bemühen, 

■)  S.  498. 
')  S.  492. 
■)  S.  475. 

')  Hensel     gibt     freilich    (S    602)     den     eigemlichen    Zweck    der     Deputation 
H  983, 


_J90_ 

<lie  alten  Consistorien  irgendwie  ersetzen  zu  wollen.*)  Man  wollte 
eben  in  den  Fürstenthümern  keine  geordneten  kirchlichen  Verhält- 
nisse haben,  um  dort  mit  der  evangelischen  Kirche  desto  leichter 
fertig  zu  werden.  —  Wohin  die  Regierung  zielte,  erhellt  aus  der  kaiser- 
lichen Resolution  vom  3.  Juli  1681 :  ,Ihr.  K.  u.  K.  Maj.  hätten 
nicht  befunden,  noch  verstatten  können,  dass  Ihr  von  den  der  Augsp 
Conf.  zugethanen  Ständen  und  Städten  (als  welchen  aus  blos  K.  u.  K. 
Gnade  allda  toierirt  würden),  in  dero  Jure  Patronatus  et  praesen- 
tandi.  so  keinem  Privato  verschränkt  werden  könne,  Ziel  und  Mav 
sollte  gesetzet  oder  zugemutliet  werden,  auf  dero  eigenen  königL 
und  landesfürlichen  Kammergütern  andere  religionsgesinnte  Pfarr- 
herren, als  dero  sie  selbst  zugethan,  zu  berufen  und  zu  praesentiren. * 
, Dennoch  aber  wolle  er  diese  Gnade  erzeigen,  und  es  in  diesen 
neuen  Erbfürstenthümern  Liegnitz,  Brieg  und  VVohlau.  eben  also 
einrichten,  wie  es  vermöge  des  Westfäl.  Friedens  in  den  alten 
Schweidnitzischen,  Jauerischen  und  Glogauischen  geschehen,  d.  h. :  Er 
wolle  sich  in  Kurzen  entschließen,  nur  drey  Kammergutskirchen  ir 
den  drey  neuen  Fürstenthümern  zu  lassen  und  mit  luther.  Predigern 
zu  bestellen  .  .  .  die  andern  alle  würden  catholisch  bestellet.*')  Uro 
so  wurde  auch  verfahren  ')  Alle  Intercessionen  (Schwedens,  Sachsens, 


*)  Grünhagen  (II,  371)  urtheilt  über  die  fragliche  Angelegenheit  folgen  dcrma>5.er  • 
„als  dann  auch  bald  die  Consistorien  aufgehoben  wurden,  schufen  sie  zum  Ersätze  Com 
missionen,    aus    einem  Landesältesten,    einem    Senior  und  einem  städtischen  Rathraan- 
gebildet,    welche    mit   Zuziehung   von    anderen    Geistlichen    nach   Bedürfniss    dos  Ex^ 
miniren,   Confirmiren,    Installiren    und  Visitiren   der   Gemeinden    besorgen   soUten.   — 
Eine     nachmals     von    den    drei    Färstenthümern    gemeinsam     aasge 
arbeitete   neue   Kirchenordnung  hat  nie  die   landesherrliche  Bestait 
gung  gefunden.  —  Er  meint  demnach,  dass  die  Commissionen  zunächst  als  Xod  • 
behelf  eingerichtet  worden  sind,  und  dann  berieth  man  die  neue  gemeinsame  Kirchen 
Ordnung,  um  deren  Bestätigung  man  sich   vergeblich  bewarb.    Schade,    dass  Henkel 
über  die  berathene  Kirchenordnung  sich  zu  äussern   nicht   für   noth wendig   fand.    De. 
ganze  Vorgang  ist  uns  nicht  deutlich  genug. 

*)  S offner,  Kirchenreductionen,  S.  129;  Hensel,  S.  502. 

>)  Eine    Probe   aus   Liegnitz:    Die   dortigen  Kirchen  Vorsteher  haben  nach  dem 
Tode  des  Diacons  Klitschenreuter  einen  Nachfolger  in  der  Person   des  %!.  Dewer'beck 
(1699)  angestellt.  Den  25.  Mai  1700  langte  vom  Hofe  eine  Resolution  ein,  in  welcher  ! 
dieses  Verfahren    , Unfug"  genannt  und  befohlen  wird,  ^alles  wieder  zu  redintegriren*  ! 
und  ,,gegen  das  Verbrechen  gebührends  zu  anthen**,  —  Dewerbeck  musste  abgescharrt 
•werden.  (Chronik  von  Liegnitz,  III,  S.  78,  300.) 


_191 

Preussens,    Englands,    der    zwei    letzteren    zu   Gunsten    der   Refor- 
mirten),   Deputationen  etc.  blieben  ohne  Erfolg.*) 

Lässt  es  sich  dann  denken,  dass  es  der  evangelischen  Kirche 
in  den  anderen  Theilen  Schlesiens,  die  im  Westfäl.  Frieden  spärlicher 
oder  gar  nicht  bedacht  worden  sind,  besser  erging?  Die  Antwort 
kann  nur  verneinend  lauten.  Als  Beleg  gelte  das  Teschnische, 
das  wir  ja  mit  Rücksicht  auf  den  in  dieser  Abhandlung  verfolgten 
Zweck  nicht  aus  den  Augen  verlieren  dürfen.  Wir  haben  bereits 
darauf  hingewiesen,  dass  auch  dort  den  Evangelischen  die  Zu- 
sicherung gegeben  wurde,  der  Kaiser  werde  darüber,  wozu  er  sich 
,in  Instrumento  pacis  deutlich  verbunden,  veste  Hand  halten*.*) 
Konnte  sich  aber  damit  die  Wirksamkeit  jener  von  uns  schon  früher 
erwähnten  k.  k  Religionscommission  vertragen,  welche  sogleich, 
nachdem  das  Teschnische  an  den  Kaiser  fiel  (1653),  behufs  Durch- 
fuhrung der  Gegenreformation  eingesetzt  worden  ist?')  Die  Ein- 
setzung jener  Religionscommission,  welche  aus  Dr.  Wenzel  Ottik 
v.  Dobrzan,  Erzpriester  aus  Freistadt,*)  und  dem  k.  k.  Oberst- 
lieutenant Abraham  v.  Steinkeller  bestand,  , bildete  einen  Wende- 
punkt für  die  Geschichte  des  Protestantismus  im  Tescbnischen*.*) 
Sie  arbeitete  an  seinem  Ruin  mit  dem  grössten  Eifer.  Man  bedenke 
nur,  dass  sie  in  dem  kurzen  Zeiträume  vom  21.  März  bis  zum 
18.  April  1654  —  49  evangelische  Kirchen  gesperrt  hat.*)  Es  ist 
nicht  unsere  Aufgabe,  die  , löbliche*  Wirksamkeit  dieser  unheil- 
vollen Institution  eingehend  zu  verfolgen,  das  haben  ja  Andere 
schon  gethan.  Wir  bemerken  nur  im  Allgemeinen,  dass  sie  sich 
treulich  bemühte,  zu  bewirken,  dass  jene  Millionen  Seufzer,  welche, 

>)  Die  Deputation  von  Liegnitz  wurde  Yom  Kaiser  an  die  Regierung  daselbst 
gewiesen;  dort  werde  sie  ihre  Resolution  vernehmen.  (Hensel,  S.  528.) 

■)  Decret  vom  9.  August  1659  (im  Teschencr  Pfarrarchiv). 

*)  Die  Leitung  des  Landes  übernahm  ein  Landeshauptmann.  Er  vermittelte 
zwischen  den  Ständen  und  Städten  einerseits  und  dem  königlichen  Oberamte  in  Breslau 
andererseits.  Ihm  kamen  die  landesherrlichen  Erlässe  zu.  (Bier mann,  D.  Herz. 
Teschen,  S.  210.)  —  Auch  in  den  anderen  Fürstenth.  sind  Relig.-Comm.  eingerichtet 
worden;  sie  begannen  alle  denselben  Tag  j,ihr  schwieriges  und  beschwerliches  Werk^, 
nämlich  den  8.  December  1653.  (S  offner,  d.  Altr.-Cons.,  S.  5.) 

*)  Ueber  diesen  „Ehrenmann"  Näheres  in  Kaufmann's  Gesch.  d.  St.  Teschen. 
Vgl.  auch  Biermann's  Gesch.  des  Protest.,  S.  77;  desselben  Herzogthum  Teschen, 
S.  221. 

*)  Rad  da,  Materialien  z.  Gesch.  d.  Protest,  im  Herz.  Tesch.,  S.  6. 

•)  Bier  mann,  Herz.  Tesch.,  S.  219. 


192 

wie  wir  lesen, ')  alle  diese  Drangsale  der  unschuldig  Verfolgten 
in  Schlesien  auspressten,  auch  im  Teschpischen  gehört  werden.  Urd 
doch  sollte  merkwürdigerweise  gerade  jene  ReligionscommifÄior 
dazu  berufen  sein,  in  der  weiteren  Verfassungsent  wickelung  der  cvangt- 
lischen  Kirche  Oesterreichs  eine  wichtige  Rolle  zu  spielen.  Da  is: 
es  gewiss  nothwendig.  sie  immerwährend  im  Auge  zu  behalter 
Wir  constatiren  daher  sofort,  dass  diese  Commission,  nachdem  ik 
nach  ihrer  ersten  regen  Thätigkeit  in  ihrem  Eifer  zu  ermatten 
schien  —  wenigstens  hört  man  von  ihr  seit  1654  nicht  viel  — ,  naca 
einigen  Jahren ')  zur  neuen  Thätigkeit  berufen  und  angeregt  xvurc*;. 
indem  sie  von  der  Regierung  als  .Religions-Eliminatirris- 
Commission*  auf  den  Plan  gestellt  worden  ist.  Ihre  hauptsacl- 
lichste  Aufgabe  sollte  die  Durchführung  der  Verordnungen  sein 
welche  den  Zweck  hatten,  die  evangelische  Kirche  in  Schlesien  n- 
überwachen  und  einzuschränken,*)  Auch  jetzt  war  ihte  Zusammen- 
setzung die  alte,  —  An  geeigneter  Stelle  werden  wir  auf  sie  zurüc!-:- 
kommen. 

(Forlsetiung  folgt.) 

1)  Zschackiriti,  Schi.  Kircbenbist.,  I.  249. 

■)  Nach  RaddB,  (Materitüen),  S.  7,  im  JaliK  1663.  KaufniaDD,  <Gc.^l 
d.  St.  Teschen)  führt  t\s  Datam  der  UDdesämtlichen  Intimatton,  durch  welche  ■-.-.t 
Elimination scommisiion  zur  neaen  Tbtlligkeit  berufen  wurde,  den  6.  April  1661  i^ 
(Vgl.  auch  Radda,  Das  FriTilegium  der  Henogin  Elisabeth  Lncreti»,  S,  20;  ilt- 
dort  Gesagte  niltde  mit  dem  von  Kaafmann  angeRlhden  Datum  übereinstimmen.' 

*)  Kaufmann  führt  an,  dass  der  Elim.Commisaion  ein  Commando  Dragor.«' 
als  Executionsmanntchaft  beigegeben  war. 


wr^ir^m 


XII. 

Die  im  Auftrage  der  Staatsbehörde  verfassten  Religions- 
lehrbücher der  evangelischen  Kirche  A.  C.  in  der 

Toleranzzeit. 

Aaf  Gniad  der  Actin  des  k.  k.  evangelischen  Oberkirchenrathes. 

Von  Dr,  Gustav  Frank,  k.  k.   Hofrath  und  o.  Professor  in  Wien. 

Die  Staats-  und  Kirchenbehörden  wirkten  zusammen,  die  durch 
das  Toleranzpatent  wiedererweckte  evangelische  Kirche  in  Oester- 
reich  möglichst  auf  eigene  Füsse  zu  steilen,  kirchenrechtlich,  liturgisch 
und  auch  katechetisch.  Mit  Hofdecret  vom  19.  Juli  1789  erhielt  das 
Consistorium  den  Auftrag,  Lehrbücher  zum  Gebrauche  beim  öffent- 
lichen Religionsunterricht  der  Jugend  in  den  Schulen  der  Kirchen- 
gemeinden A.  C.  in  den  deutschen  Erblanden  auszuarbeiten,  und  zwar: 

1.  Eine  kurze  Erklärung  des  kleinen  Katechismus  Lutheri, 
als  eines  symbolischen  Buches  der  evangelischen  Kirche. 

2.  Erster  Unterricht  in  der  Religion  für  die  Jugend  nach 
Rosenmülle r*s  kleinem  Lehrbuch. 

3.  Vollständiger  Unterricht  in  der  christlichen  Religions-  und 
Sittenlehre  nach  Rosenmülle r's  grösserem  Lehrbuch. 

4.  Kurze  zusammenhängende  Geschichte  der  geoffenbarten 
Religion. 

Was  die  an  erster  Stelle  gewünschte  Erklärung  des  kleinen 
Katechismus  betrifft,  so  war  eine  solche  vom  Superintendenten 
Thielisch  im  Lande  ob  der  Enns  bereits  vorhanden  und  in  den 
dortigen  evangelischen  Schulen  eingeführt.  Dem  Consistorium  schien 
dieselbe,  um  zweckmässiger  zu  werden,  einer  Umarbeitung  zu  be- 
dürfen. Zur  Ausarbeitung  der  an  vierter  Stelle  verlangten  Religions- 
geschichte hatte  sich  ,der  sehr  geschickte  und  aufgeklärte*  Super- 
intendent Bartelmus  in  Teschen  freiwillig  erboten,  auch  einen 
vom  Consistorium  mehrfach  bemängelten)  Entwurf  dazu  eingereicht, 
dann   aber,   zur   nicht   geringen   Verwunderung    des   Consistoriums, 

Jahrbach  des  Protestantismus  1897,  H.  III  u   IV.  X3 


194 

mit  Rücksicht  auf  seine  gehäuften  Amtsgeschäfte  und  seine  fchwäch- 
liche  Gesundheit  die  Ausarbeitung  abgelehnt.  Unter  dem  1 6.  Juli  1792 
wurde  mit  Genehmigung  der  Hofkanzlei   an   seiner  Stelle  ,der  sehr 
geschickte  und  flcissige  Senior  und  Pastor  der  Kirchengemeindc  A.  C. 
zu  Brunn,  M.  Riecke*  mit  der  Arbeit  betraut,  weil  das  Consistorium 
, keinen  anderen  kennt,  dem  es  dieses  Geschäft  mit  so  vieler  Ucbcr- 
zeugung  eines  glücklichen  Erfolges  anvertrauen  könnte,  und  weil  es 
von  dem  thätigen  Eifer  dieses  Mannes^  für  das  allgemeine  Beste  der 
Kirchengemeinden  A.  C.  erwarten  darf,  dass  er  sich  diesem  Geschäfte 
gerne  unterziehen  wird*.  Für  die  Einrichtung  des  Buches  erhielt  er 
folgende  Directive:    Dasselbe   müsste    die    merkwürdigsten  Begeben- 
heiten, Veränderungen  und  Schicksale  der  geoffenbarten  Religion  in 
einer  lichtvollen  Ordnung,  einer  simpeln  fasslichen  Sprache  mit  ein- 
gestreuten praktischen  Anmerkungen  für*s  Herz  und  Leben  erzählen. 
Hiebei  wird  auf  Seiler's  Kurze  Geschichte  der  geoffenbarten  Reli- 
gion (8.  A.  1792),  Henke's   Geschichte   der  jüdischen    und   christ- 
lichen   Religion    (1788)    und    besonders    auf  J.  W.  Schmid's,   des 
Kantianers,  biblische  Geschichte  im  zweiten  Theile  seines  katecheti- 
schen   Handbuches  (1791)   als  auf  Schriften   verwiesen,    welche  das 
Ideal  einer  zweckmässigen  Religionsgcschichte   an    die  Hand  geben 
können.  Unter  dem  10.  August  1792  erklärte  Riecke,    der  an  ihn 
ergangenen  Aufforderung  mit  Vergnügen  entsprechen  zu  wollen,  und 
legte  zugleich  den  Plan  des  abzufassenden  Lehrbuches  vor.  Es  sollte 
in  vier  Abschnitte  zerfallen:  1.  Religion  der  Urväter.  2.  Vielgötterei 
und  Götzendienst   reisst    ein.    Abraham    sondert    sich    ab.    3,  Jesus 
Christus.  4.  Reformation.  Hus  und  Luther.  So  eingetheiit  würde  das 
Buch  einen  Totalblick  in  den  Plan  der  Vorsehung  geben,  die  Mensch- 
heit  ihrer   geistigen  Vollkommenheit   vermittelst   einer  von    Anfan;; 
der  Welt    bis    auf   den  heutigen   Tag    immer    geläuterteren  Grottcs- 
erkenntniss   näher   zu   bringen.     Bezüglich   der  Reformationsperiode 
hielt  Riecke   für  nöthig:    1.  überall   die,    obgleich  nur  natürlichen, 
Einwirkungen  der  Vorsehung  zu  zeigen,  selbst  da,  wo  die  Reforma- 
toren   auf  eine   bald  die  Fehler   ihres  Zeitalters,   bald   ihre    eigene, 
nicht  immer  genug  lautere  Absichten  charakterisirende  Weise  zeigten, 
dass  sie  Menschen  waren,    2.  die  Folgen  der  Reformation  für  Welt 
und  Nachwelt,    die   gegenwärtige  Lage   des   Christenthums   in   aller 
Welt,    auch   der   übrigen  Religionen   und   ihr  Verhältniss  unter  ein- 
ander,   die   Fortschritte   der   Cultur,   Sittlichkeit    und   Glückseligkeit 


195 

unseres  Zeitalters,  wohin  auch  die  hierländische  eingeführte  Toleranz 
gehört,  die  noch  glückUcheren  Aussichten. in  die  Zukunft,  die  das 
Mannesalter  der  Religion  immer  reifer  herbeibringen  wird,  zu  be- 
schreiben. Freilich,  eine  solche  Arbeit  brauche  eine  lange  Feile  und 
sei  daher  die  Schrift,  ehe  sie  in  dem  besonderen,  fiir  die  Gemeinden 
bestimmten  Druck  erscheint,  in  einem  Journal  oder  Magazin  der 
öffentlichen  Kritik  auszustellen.  Eine  zu  grosse  Bedenklichkeit  scheint 
die  Ausführung  seines  Planes  verhindert  zu  haben.  Weder  die  Acten- 
register  der  nächsten  Jahre,  noch  die  mir  zu  Gebote  stehenden 
Bücherlexika  verzeichnen  eine  Religionsgeschichte  von  Riecke. 

Die  Umarbeitung  von  J.  G.  Rosen müller's  Erstem  Unter- 
richt in  der  Religion  für  Kinder  (5.  Aufl.  1791)  übernahm  der  Con- 
sistorialrath  und  zweite  Prediger  A.  C.  in  Wien,  Georg  Christian 
Schmidt.  Das  Büchlein  wurde  am  26.  Januar  1795  vom  Consistorium 
Sr.  Majestät  ,in  schuldigster  Befolgung  der  aufgetragenen  Aus- 
arbeitung der  nöthigen  Religionsbücher  für  die  Schulen  der  A.  C.- 
Verwandten zur  Einsicht  und  Approbation*  unterbreitet.  Nachdem 
das  Directorium  in  cameralibus  et  publico-politicis  unter  dem  23.  Juni 
1795  die  Erlaubniss  zum  Druck  ertheilt  hatte,  erschien  das  Büchlein 
im  Verlage  des  k.  k.  priv.  Buchhändlers  Josef  Stahel  in  Wien  unter 
dem  Titel:  , Erster  Religionsunterricht  für  die  Schulen  protestantLscher 
Confessionsverwandten  in  den  k.  k.  Erblanden,  nach  höherem  Auf- 
trage abgefasst  von  G.  Ch.  Schmidt  1796*.  Die  Superintendenten 
A.  C.  erhielten  unter  dem  15.  Februar  1796  den  Auftrag,  durch  die 
ihnen  untergeordneten  Senioren  die  ihrer  Aufsicht  anvertrauten  Ge- 
meinden und  Prediger  von  dem  Dasein  dieses  Lehrbuches  und  dessen 
Verkaufspreis  (12  Kreuzer)  zu  verständigen  und  solches,  jedoch  mit 
Beseitigung  alles  Aufdringens  zum  Gebrauch  und  Einführung  in  den 
Schulen  blos  zu  empfehlen. 

Das  nach  Rosenmülle r's  , Christlichem  Lehrbuch  fiir  die 
Jugend*  (1787)  entworfene  Religionsbuch  wurde  vom  Superinten- 
denten Fock  am  26.  Februar  1793  dem  Consistorium  in  der  an- 
genehmen Hoflfnung,  dass  dasselbe  seine  Arbeit  günstig  aufnehmen 
werde,  überreicht.  Das  Consistorium  erstattete  am  26.  Februar  1793 
folgenden  Bericht:  ^Ew.  Majestät!  Nachdem  der  Superintendent 
Fock  das  nach  höckstem  Auftrag  von  ihm  ausgearbeitete  Lehr- 
buch der  christlichen  Religion  zum  Gebrauch  beim  Jugendunterricht 
in  den  Schulen  der  A.  C.-Verwandten  dem  Consistorio  eingereicht 

13* 


196 

hat,  so  unterfangt  es  sich,  solches  Ew.  Majestät  zur  weiteren  Ap- 
probation und  huldreichsten  Genehmigung  des  Druckes  in  der  Neben- 
lage submtssest  zu  Füssen  zu  legen.*  An  das  Consistorium  gelangte 
hierauf  der  nachfolgende  Directorialbescheid  vom  5  Juni  1793:  ,Zu 
dem  Druck  der  von  dem  Superintendenten  Fock  als  ein  Lehrbuch 
iiir  die  Schulen  der  augsburgischen  Confessionsverwandten  verfassten 
Anleitung  zur  gründlichen  Erkenntniss  der  christlichen  Religion  wird 
die  angesuchte  Bewilligung  gegen  dem  ertheilt,  dass  die  darin  unter- 
strichenen zwei  Stellen,  welche  auf  die  eigentlichen  Religionsmeinungen 
keinen  Bezug  haben,  weggelassen  werden.  Die  erste  dieser  Stellen 
kommt  im  zweiten  Hauptstücke  im  dritten  Abschnitt  des  zweiten 
Capitels  vor,  wo  gesagt  wird:  Das  Laster  des  Diebstahles  werde 
auf  eine  verdeckte  Art  durch  drückende  Auflagen  begangen. 
Dieser  Ausdruck  ist  nicht  nur  übel  gewählt,  sondern  auch  unrichtig, 
weil  Auflagen  zwar  drückend,  aber  doch  billig  und  nöthig  sein  können, 
und  weil  die  Beurtheilung,  ob  eine  dem  Staate  zu  entrichtende  Gebühr 
die  letztere  Eigenschaft  habe,  nicht  eine  Sache  des  Volkes  ist,  folglich 
auch  davon  in  einem  für  das  Volk  bestimmten  Lehrbuche  keine  Rede 
sein  kann.  Die  zweite  Stelle  erscheinet  im  fünften  Capitel  des  vierten 
Hauptstückes,  wo  es  heisst:  Die  Christen  können  und  sollen  nicht 
in  Meinungen  und  Gebräuchen  über  die  Religion  einig  sein.  Die  Worte 
^sollen  nicht*  enthalten  wirklich  einen  falschen  Begriff  und  setzen 
sogar  die  Vereinigung  der  Glaubenssysteme  unter  die  moralischen 
Uebel,  welches  eine  theologische  und  politische  Irrlehre  wäre.*  Nach 
Streichung  dieser  beanstandeten  Stellen  erschien  das  Buch  unter  dem 
Titel:  ^^  Anleitung  zur  gründlichen  Erkenntniss  der  christlichen  Religion 
in  den  Schulen  der  Augsburgischen  Confessionsverwandten  in  den 
kaiserl.  königL  Erblanden.  Nach  höherem  Auftrag  verfasst  von  Johann 
Georg  Fock,  Superintendent,  Consistorialrath  und  erstem  Prediger 
der  Kirchengemeine  Augsb.  Confession  in  Wien*.  Wien  gedruckt  bei 
Franz  Seizer,  k.  k.  privilegirter  Buchdrucker.  1794.  VIII  und  262  S* 
Bestimmt  für  Kinder  von  reiferem  Alter  und  nöthigen  Vorkenntnissen 
nicht  in  Form  von  Frage  und  Antwort,  sondern  in  fortlaufender  Rede 
abgefasst,  ist  dasselbe  in  sechs  Hauptstücke  abgetheilt: 

1 .  Von  Gott,  seinem  Dasein,  seinen  Eigenschaften  und  von  den 
göttlichen  Werken  der  Schöpfung  und  Vorsehung.  Hier  wird  zugleich 
die  Lehre  von  der  heiligen  Schrift  als  der  Erkenntnissquelle  der  Reli- 
gion vorgetragen. 


■I^ 


197 

2.  Was  Grott  von  den  Menschen  fordert,  um  sie  glücklich  zu 
machen  oder  von  den  Geboten  und  Pflichten  der  christlichen  Religion. 

3.  Von  der  Sünde  und  ihren  traurigen  Folgen. 

4.  Von  der  Erlösung  der  Menschen  durch  Christum. 

5.  Von  der  christlichen  Besserung  als  der  Hauptbedingung  der 
Seligkeit. 

6.  Von  einigen  besonderen  Beförderungsmitteln  der  christlichen 
Besserung  und  Tugend. 

Diese  ,  Anleitung*  mit  dem  Nebentitel  ^^Handbuch  der  Religion 
für  die  häusliche  Erbauung*  ist  ganz  im  Sinne  der  deutschen  Auf- 
klärung und  ihres  Eudämonismus  gehalten  —  die  Lehre  Jesu  die 
Anweisung  zur  Tugend  und  dauerhaften  Glückseligkeit.  Dass  der 
Beweis  für  die  Wahrheit  des  Christenthums  aus  den  Wundern  über- 
gangen, die  Ewigkeit  der  Höllenstrafen  unberührt  geblieben,  die 
Gegenwart  Christi  im  Abendmahl  unbestimmt  gelassen,  das  gött- 
liche Ebenbild  nicht  in  anerschaffne  Heiligkeit  des  Willens  und 
Weisheit  des  Verstandes,  sondern  in  die  Freiheit  von  der  Sünde 
gesetzt,  die  biblische  Beschreibung  vom  Weltgerichte  als  Accommo- 
dation  an  die  sinnliche  Vorstellungsart  der  Menschön  aufgcfasst. 
die  Dämonischen  des  Neuen  Testamentes  als  Rasende,  Wahnsinnige, 
mit  Epilepsie  behaftete  und  andere  dergleichen  elende  Personen 
dargestellt  werden,  dieses  Alles  fand  den  ungetheilten  Beifall  der 
Aufgeklärten.  Und  wenn  es  gleich  in  einigen  wenigen  Stücken 
immerhin  noch  etwas  zu  dämmern  scheine  —  wofür  als  Beweis  die 
S.  86  mitgetheilte,  zu  irrigen  Vorstellungen  geeignete  Erzählung  der 
Entstehung  der  Schöpfung  in  sechs  Tagen  angeführt  wird  —  so 
werde  doch  der  Weise  dieses  dem  hellesten  Manne  so  wenig  zum 
Verbrechen  anrechnen,  als  er  der  aufgehenden  Sonne  einige  lichte 
Wölkchen,  die  ihren  helleren  Glanz  dem  nachtgewohnten  Auge 
mildem,  übelnimmt.  Einig  also  darin,  dass  hier  eines  der  besten 
und  brauchbarsten  Lehrbücher  vorliege,  waren  sie  nur  in  dem 
Einen  unentschieden,  wem  dasselbe  mehr  Ehre  bringe:  ob  der  Re- 
gierung, welche  ein  solches  Buch  zum  Religionsunterricht  ihrer  pro- 
testantischen Unterthanen  veranlasste,  oder  dem  würdigen  Verfasser, 
der  sich  in  dieser  Schrift  als  einen  wahre  Religionskenntnisse  glücklich 
ffirdernden  Theologen  zeige.  „Wohl  dem  Volke,*  schreibt  ein  zeit- 
«[enössischer  Beurtheiler,  ,das  nach  solchen  geläuterten  Grundsätzen 
in   der  christlichen  Religion   unterrichtet   wird,    und  Heil   allen   auf 


198 

geklärten  Religionslehrem,  denen  Gelegenheit  und  Erlaubniss  gegeben 
wird,  nach  solchem  trefflichen  Leitfaden  ihre  Gemeinden  zu  unter- 
richten!* Selbst  unter  den  Katholiken  in  den  österreichischen  Staaten 
werde  dieser  Katechismus  grossen  Nutzen  stiften,  und  wie  zum  Beweis 
daflir  wird  die  Aeusserung  eines  Mitgliedes  der  Wiener  evangelischen 
Gemeinde  A.  C.  aus  dem  Jahre  1794  citirt:  ,Die  Katholiken  (nur 
wenige  aus  der  niederen  Volksclasse  ausgenommen)  werden  hier  von 
Tag  zu  Tag  aufgeklärter  und  toleranter,  und  ich  kann  mit  Wahrheit 
sagen,  dass  sie  hier  in  Wien  nicht  den  geringsten  Religionshass  gegen 
die  Protestanten  blicken  lassen,  sondern  uns  im  Gegentheil  lieben  und 
verehren.  Fast  die  Hälfte  der  Zuhörer  in  den  Predigten  des  Herrn 
Superintendenten  Fock  sind  Katholiken,  welches  dann  zur  guten 
Harmonie  zwischen  beiden  Religionsparteien  gar  Vieles  beiträgt.* 

Mit  freudiger  Begeisterung  wurden    die   beiden    neuen  ,Volks- 
Religionslehrbücher*    auch    im    Inlande    begrüsst.      Der    Pastor  zu 
Arriach,  Johann  Samuel  Kaltenstein,  apostrophirt  die  verehrungs- 
wiirdigsten  Verfasser  derselben  in  einem  Bericht  vom  15.  April  17^4 
in  folgender  Weise :  ,  Vergessen  Sie,  ich  bitte  Sie  bei  dem  Gott  der 
Liebe,   vergessen   Sie  auf  wenige  Augenblicke  nur  meinen   Namen, 
den    man   Ihnen    so   widerlich    klingend    zu   machen    beflissen   war, 
Hören  Sie  nur  die  Stimme  eines  Hirten,   der  unter  Ihren  Auspicien 
im  Namen  seiner  Herde  zu  Ihnen  spricht.  Gross  war  die  Mühe  und 
anhaltend  der  Fleiss,  den  Sie  auf  die  Bearbeitung  Ihrer  Bücher  ver- 
wandt, aber  gross  wird  auch  der  Segen  sein,  den  Sie  damit  für  die 
Bewohner  einer  ganzen  Provinz  gestiftet  haben.  Was  Arndt,  Spener. 
Müller  u.  A.  nach  dem  Geist  ihres  Zeitalters   und  nach  dem  Maass 
ihrer   Fähigkeiten   in    diesem  letzten  Winkel   Deutschlands    stifteten 
und    gründeten,    das   werden   nun  Fock  und  Schmidt  entwickeln 
und  zur  schönsten  Reife  bringen.    Sie  haben  einen  Samen  für  acht- 
zehn- bis  zwanzigtausend  Menschen  gestreut,  der  nicht  Jahrhunderte, 
sondern   nur  Jahrzehnte   braucht,   um    aufzugehen,    und    reinere  Er- 
kenntniss  Gottes,  vernünftigen  Glauben  an  den  Weltbeglücker,  frohe 
Begierde  gewissenhaft  zu  leben  und  Ruhe  und  Freude  für  Menschen- 
herzen zur  Frucht  haben  wird.  Diesen  Samen  haben  Sie  hingestrejt 
nicht  da,  wo  schon  seit  längst  gute  Saaten  sprossen  und  ihre  Körner 
sich  unter   der  Menge   der  Uebrigen   verlieren   können,    sondern  in 
ein  Land,  das  wälschen  Boden  und  wälsche  Luft  zur  nächsten  Grenze 
hat.  zu  dem  bisher  die  Strahlen  höheren  Lichts  beinahe  unzugänglich 


199 


waren,  und  wo  unter  Hunderten  von  Säemännern  kaum  Einer  es 
der  Mühe  werth  geachtet  hätte,  guten  Samen  auszustreuen.  Diesen 
Samen  haben  Sie  hingestreut,  edelmüthige  Oberhirten,  ohne  Rück- 
sicht auf  gegenwärtigen  Lohn,  vielleicht  mit  einigem  Nachtheil  sogar 
für  die  ungestörte  Fortdauer  Ihrer  Ruhe  und  Zufriedenheit.  Ja!  wohl 
dem  Manne,  der  seines  Herrn  Willen  weiss  und  Kraft  und  Muth  und 
Talent  genug  besitzt,  ihn  also  zu  erfüllen.  Er  war  über  wenig  getreu, 
ihn  wird  sein  Herr  dereinst  über  viel  setzen.  Kann  es  auch  etwas 
Weniges  zur  frohen  Rückerinnerung  an  Ihre  gehabte  Mühe  bei  Ab- 
fassung dieser  Lehrbücher  beitragen,  so  vollenden  Sie  Selbst  Ihr 
gutes  Werk,  das  Sie  angefangen,  dadurch,  dass  Sie  jetzt  mit  grossem 
menschenfreundlichen  Herzen  meinen  und  meiner  Gemeinde  redlichsten 
und  innigsten  Dank  für  dieses  Geschenk  Ihrer  Liebe  Sich  gefallen 
lassen.  Meinen  Dank.  Denn  Niemand  kann  das  bereits  erschienene 
Lehrbuch  so  genau  kennen  und  so  richtig  beurth eilen,  als  ich.  Weil 
ich  zu  meiner  eigenen  Uebung  und  zu  immer  mehrerer  Bekannt- 
werdung mit  der  Verbindung,  in  welcher  die  Religionswahrheiten 
unter  einander  stehen,  selbst  ziemlich  an  einem  ähnlichen  Buch  bis 
itzt  gearbeitet  und  hier  die  Schwierigkeiten  kennen  gelernt  habe, 
die  mit  dieser  Arbeit  unzertrennlich  verbunden  sind.  Wie  angenehm, 
wie  froh  ward  ich  überrascht,  als  ich  bei  der  Prüfung  des  Fock'schen 
Lehrbuches  sah,  dass  Vieles  von  dem,  was  eine  Schwierigkeit  war, 
diesem  Herrn  gar  keine  Schwierigkeit  gewesen,  und  über  andere 
Lehrpunkte,  die  in  unserm  jetzigen  Zeitalter  und  in  einer  Lage,  wie 
die  unsrige,  auch  für  ihn  bedenklich  gewesen  sein  müssen,  er  eines- 
theils  mit  der  grössten  Leichtigkeit,  anderntheils  mit  dem  edelsten 
Muth  zu  Werk  gegangen,  so  dass  der  glückliche  Mittelweg  betreten 
worden  ist.  Ruht  nun  wohl,  ihr  meine  lieben  Blätter !  mein  künftiges 
Handbuch  ist  fertig.  —  Und  was  den  Dank  meiner  geliebten  Ge- 
meinde betrifft,  er  lautete  freilich  nur  simpel  und  kurz:  ^Ein  solches 
Buche)  hat  uns  noch  immer  gefehlt,  wie  schön  ist  es,  ein  braver 
Herr  muss  sein  Verfasser  sein.*  Lassen  wir 's  bei  diesen  Worten 
bewenden,  ich  mag  sie  nicht  überschreiben,  eine  jede  andere  Ein- 
kleidung würde  ihre  eigenthümliche  Kraft  schwächen.  Was  ihnen 
noch  gebricht,  wird  das  Gefühl  dessen,  dem  sie  gelten,  gewiss 
reichlich  ersetzen.* 

Bereits  1795  machte  sich  eine  zweite  Auflage  des  Fock'schen 
Lehrbuche»  nothwendig.     Sie  ist  ein  Jahr  später  mit  Zusätzen   und 


200 


(wie  das  Consistorium  urtheilt)  zweckmässigen,  der  Augrsburgischcn 
Confession  entsprechenden  Abänderungen,  jedoch  unter  Beibehaltung 
des  Grundsatzes  der  Glückseligkeit  erschienen.  Zwar  war  dem  Ver- 
fasser die  Kantische  Philosophie  und  der  Ernst  ihres  Antieudämo- 
nismus  nicht  unbekannt  geblieben,  aber  er  bekennt,  die  Prüfung  des 
Systems  der  kritischen  Philosophie  und  deren  Anwendung  auf  die 
christliche  Religion  und  ihren  populären  Vortrag  noch  nicht  voll- 
endet zu  haben.  Die  dritte  (1804),  vierte  (1814)  und  fünfte  Auflage 
(1825)  hat  Fock  nicht  mehr  als  Wiener  Superintendent,  sondern 
als  königl.  dänischer  Consistorialrath  und  Hauptpastor  in  Kiel  redi- 
girt.  Sein  Buch  ist  wohl  mit  der  Aufklärungstheologie  selbst,  der 
es  entstammte,  ausser  Curs  gekommen. 


XIIL 
Der  Briefwechsel  zwischen  Placius  und  Nidbruck. 

Alis  den  Handschriften  9737  b^  i  und  k  der  k.  k,  Hofbibliothek  in  Wien. 

Herausgegeben,  eingeleitet  und  erläutert  von  Dr.  Vxctos  Bibl  In  Wien. 

(Fortsfttiung.)  *) 

Nr.  9. 
Augsburg.  13. — 14.  März  1554. 

Nidbruck  an  Flacius. 

Will  den  neuen  Plan  zur  Kirchengeschichte  sehen.  Flacius  soll 
nur  die  Verzeichnisse  der  Bücher  schicken,  diese  selbst  aber  bis  auf 
weiteres  bei  sich  aufbewahren.  Vorsicht  bei  Versendung  der  Briefe. 
Bücherbestellungen.  Hofft,  Aventin's  Schriften  zu  bekommen.  Wird 
auf  seiner  Tour  mehr  als  30  der  berühmtesten  Bibliotheken  besuchen. 
In  Regensburg  wird  Flacius  Material  gesammelt  finden.  Will  zum 
Stipendium  iiir  Prätorius  beitragen.  Material  aus  Böhmen  gesammelt. 
Beschaffung  der  Kosten.  Verspricht  seine  Mithilfe.  Schickt  die  von 
Tilius  herausgegebene  Schrift  Karls  d.  Gr.  Aus  Frankreich  könnte 
viel  beschafft  werden.  Wird,  sobald  Friede  ist,  einen  Studenten  hin- 
schicken. 

Handschriftlich  (Concept):  i,  fol.  102. 

Salutem  in  Christo  et  felicem  studiorum  successum,  amice  in 
Domino  carissime.  Accepi  quas  sine  datum  cum  historia  certa- 
minum  etc.*)  et  nonnullis  libellis  ad  me  misisti.  Credo  et  meas  tibi 
redditas  esse,  quas  paulo  ante  ad  D.  Magistrum  Nicolaum  Gallum ') 
transmiseram.*)    Respondebo  igitur  sigillatim.    Consultationem    de 


i)  Vgl.  Jahrbuch,  XVII.  Jahrg.,  1896.  I.  und  II.  Heft,  S.  1—24. 

«)  Vgl.  a.  a.  O..  Nr,  8. 

»I  Vgl.  Nr.  2. 

^)  Dieser  Brief  befindet  sich  nicht  in  dieser  Sammlung. 


y  ■ 


202 


fructibus  ex  instituto  tuo  proventuris  etc.  cuperem  videre,  licet  pro- 
positi  tui  adhuc  sim  memor.  Quae  in  posterum  habebis  parata  iam 
ad  excudendum,  non  est  quod  ad  me  mittas.  Scribas  saltem,  quid 
expectandum  nobis  sit ;  libellos  etiam,  quos  meo  nomine  isthinc 
colligis,  sive  tui  sint  sive  aliorum,  non  est  opus,  ut  litteris  coniungas, 
sed  tantum  indicem  insere,  quid  pro  me  isthinc  serves,  nam  cum 
integer  fasciculus  erit.  tum  ego  mittam  expensas  et  significabo.  quo 
mittendi;  possent  intercipi  et  eo  loco  fraudi  forcnt,  Litteras  tuas 
non  nisi  certis  hominibus  committas  ea  inscriptione  et  forma,  ut 
hactenus.  Habes  registrum  librorumMagdeburgensium:  quaedcerunt 
rogo,  ut  per  aliquem  studiosum  adolescentem  conquirantur.  Petes  ad 
me,  si  lubet,  mittere  deliberationem  Frederici  Caesaris ; ')  sumptus, 
quos  facies  in  transcribendis  huiusmodi  libris,  refundam  lubens 
Quod  de  Aventino  *)  scribis,  ego  ipse  non  parum  laboravi  in  con- 
quirendis  iis  libris,  sed  nihil  adhuc  profeci;  spero  me  succc55ü 
temporis  habiturum,  quae  ullo  pacto  conquiri  possunt.  Vidi  quaecam 
et  scio  apud  quos,  sed  occassio  captanda.  Curabo  nihilominus  etiam 
interpellari  Normbergensem  •)  per  suos  concives  aliquot  viros  bonos. 
De  illa  ecclesiastica  Aventini  historia  nihil  adhuc  audivi,  legi  tarnen 
in  fragmentis  nuperrime  quaedam,  quae  a  tuo  proposito  non  longo 
abhorrent.  Nee  desinam  pro  commoditate  instare,  prudenter  et 
cauteprocedendum,  et  tu  cave  apudquemquam  mei  facias  mentionem. 
quisquis  ille  sit,  licet  non  iniquus  aut  malevolus  aestimator  nostrorum 
laborum  alioquin  futurus  esset.  In  Peutingerorum  bibliotheca* 
admodum  pauca  reperies  eaque  impressa ;  cum  mihi  otium  dabitur, 
perlustrabo  et  quae  existimabo  ad  rem  facere,  sumam  accomodato. 
Sum  iam  in  profectione,  in  qua  praeter  negotium  cogamissum  spero 
me  amplius  quam  30  bibliothecas  *)  easque  totius  Germaniae  et  anti- 
quissimas  et  celeberrimas  perlustraturum  idque  solo  studio  promo- 
vendi  pios  et  rectos  conatus,  nee  laboribus  nee  sumptibus  parcam 
nee  redibo  Dei  beneficio  vacuus.  Quae  usui  non  dabuntur,  curabo 
in  iis  locis  meis  sumptibus  describi.  Haec  omnia  sdas  me  tibi 
communicaturum,  non  exigua  sit  accessio  talium  autorum  in  dies. 


1)  Vgl.  Nr.  8. 
«)  Vgl.  Nr.  ö. 
»)  Vgl.  Nr.  8, 
*)  Vgl.  Nr.  4. 
*)  Vgl.  Nr.  10. 


203 


neque  enim  cesso.  Tu  solum  cogites  de  certa  ratione  mittendt 
remittendique,  curantur  haec  per  mercatores  plerunque  negligen- 
tissime;  quapropter  scripsi  nuperrime  de  interponenda  per  merca- 
torem  cautione.  Reperientur  forte  brevi  quaedam  apud  Magistrum 
Nicolaum  Gallum,  et  si  tibi  ita  consultum  videatur,  forte  non  esset 
abs  re,  si  Studiosus  aliquis  adolescens,  percupidus  eius  rei,  instituti 
vestri  conscius  et  in  hoc  negotio  parumper  exercitatus  ad  Magistrum 
Nicolaum  Gallum  veniret  paulo  ante  festum  pentecostes ;  spero  enim 
circa  id  tempus  eo  me  Dei  beneficio  venturum.  Huic  ego  mea 
communicarem  et  committerem,  ostenderem  etiam,  quid  in  unoquoquo 
libro  ego  deprehenderim  causae  deserviens,  et  qua  ratione  quid 
eliciendum  putem,  quae  alioquin  per  litteras  tractari  nequeunt.  De 
sumptibus  non  esset  magnopere  laboraret;  quae  ad  reditum  neces- 
saria  essent,  ego  suppeditabo  et  curarem,  ut  per  Bohemiam  proficis- 
ceretur  et  a  quibusdam  amicis  meis ')  collecta  reciperet  atque  ad 
vos  adferret.  Coram  plura  secum  possem  conficere  quam  scribendo. 
Quod  de  centum  thaleris  annuis  Godescalco  *)  tribuendis  scribis,  ego 
meum  im^iXXov  (ilpo^  cum  aliquot  bonis  viris  lubenter  conferam. 
De  imprimendis  libris  Bohemicis  •)  mallem  aliquos  mercatores  vel 
opulentos  typographos  hoc  onus  expensarum  in  se  suscipere,  quam 
te  aut  doctos  alios,  qui  in  ordinandis  ac  distinguendis  dirigendisque 
libris  toti  eritis  occupati,  et  certe  meo  iudicio  illa  ipsa  scripta 
Vicleph*)  et  aliorum  sobrie  tractanda.  urgent  alicubi  nimis  communi- 
onem  bonorum,  et  forte  alia  scabiosa  reperiuntur,  quia  homines 
fuerunt  nee  tanta  lux,  quanta  hodie,  quare  ecclesiis  recte  sentientibus 
forte  prius  offerendi  illi  libri  vel  pia  censura  atque  commotione  illi 
loci  notandi,  ne  occasio  calumniandi  vel  fanaticts  spiritibus  ansa  vera 
dogmata  depravandi  praebeatur;  comparanda  sunt  non  pauca  in  iis 
praesertim,  quae  ad  posteritatem  transmittuntur.  Cupio  a  te  proxime 
scire,   num    acceperis,   quae    ad   te    mittenda   erant   ex   Bohemia, 

• 

quorum  indicem  habeo.  •)  Scias  plura  conquisita  esse,  si  modo 
certiores  nos  reddas  de  fideliter  et  mature  imprimendis  et  deinde 
remittendis  secure  ad  illa  loca,  unde  ille  Studiosus  eos  accipiet  dato 


i)  Vornehmlich  Matthias  Collinus  v.  Choterin. 

•)  Prätorius ;  vgl.  Nr.  5. 

•)  Vgl.  Nr.  1,  Nr.  3  und  Nr.  6, 

*)  Ucbcr  Johann  von   Wiclif,  vgl.  Nr.  1. 

6)  Vgl.  Brief  des  Collinus  an  N.  ddo.  Prag,  27.  December  1ÖÖ3  (<,  fol.  76). 


204 


chirogrrapho.  Si  vos  talem  isthinc  non  habeatis,  quem  mittatis  aut 
quo  carere  possitis.  ego  nihilominus  perquiram,  qih  ad  vos  veniat 
et  de  me  meisque  monumentis  plaribus  vobiscum  agat.  Significa 
tarnen  proxime,  quid  facturi  sitis,  quid,  qua  rattone  edituh  Te 
cupercm  omnino  smnptas  typographicos  fugere  et  vel  principcm 
vel  rempublicam  aut  bonorum  aliquot  mercatorum  sodalitium  id  in 
sc  recipere.  Urgcndum  esset  coeptum  negotium  multis  de  causis 
atque  impedimentis,  quae  Satan  iniiciet;  quare  prius  necasfaria 
prae  paramentis  providendum.  Si  tibi  mea  tenuitas  et  pro  loco  in- 
exhausti  sumptus,  bonorum  quoque  iactura  hoc  praeterito  bello 
essent  nota,  facile  me  excusares.^)  Non  tamen  desinam  pro  mds 
angustiis  piorum  virorum  tenuitatem  sustentare,  principes  cohor- 
tandi  et  magistratus  de  vestris  ministerio,  fructu  et  labere  stbi 
conscius'.  Deplorarem  certe  nostrum  sive  piorum  statum,  nisi  cogi- 
tarem,  servatori  et  domino  redemptori  nostro  nato  vix  in  toto 
diversorio  locum  in  praesepi  datum,  quo  caput  reclinaret.  Sed  crimus 
aliquando  in  futuro  saeculo  reges,  quia  cohaeredes  Christi  sumus. 
Interea  non  cessemus  pro  viribus  agere  negotium  Domini  et  absol* 
vere  stationem.  Orabitis  pro  me,  ut  me  gubcrnet  et  conservet  in 
tanta  mole  ac  diversitate  negotiorum  hoc  tempore  periculosisstmo. 
Scripsi.  si  recte  memini,  proxime  ad  te  habere  quendam  doctorem 
medicum  Alhads  perspectivam,  •)  qui  mihi  rettulerit  se  ab  haerc- 
dibus  Vogelii  emisse  20  R.  et  aliquando  se  edere  velle  cum  aliis 
nonnullis  eiusce  generis  scriptis.  Mitto  libellum,  qui  Carole  Magno 
adscribitur,  sed  dubium  est  et  mihi  non  fuit  verisimile;  audio 
praeterea  in  parlamento  Parisiensi  Äp^nTpotp-fioTErov,  nomine  du 
Tillet,  qui  fratrem  habeat  studiosum  antiquitatis,')  et  quod  forte 
inde  liber  prodierit,*)  neque  per  omnia  neque  ab  omnibus  prob[ctur]. 


1)  Vgl.  Brief  des  N.  an  Georg  Tanner  ddo.  22.  Juni  1666  (t\  fol.  243):  »Eßo 
certe  solus  lubens  tibi  sumptus  suppeditnrem ;  sed  cum  nnaximas  impensaj;  in  die> 
cogar  facere,  nihil  intra  quinqut-nnium  a  rege  adhuc  perceperim  clrmentiae.  orbatu 
sim  parenttbus,  imputes,  bellis  vastata  ^^int  baeredilaria  fenda  et  ngri,  ipse  conüccre 
potes,  quam  parum  sit  integrum.' 

«)  Vgl.  Nr.  6. 

■)  Ueber  Jean  du  Tillet  (Johannes  Tilius),  später  Bischof  von  S.  Brieux.  zulcrr: 
Bischof  von  Meaux;  gest.  1570;  vgl.  HerzogPlitt-Hauck.  RealEncyklopädie,  VlI,  S.536. 
III,  S.  80;  Jöcher,  Gel.  Lex.  IV,  S.  1202;  über  seinen  Bruder,  den  Geschtchis 
Schreiber,  ebd.  S.  1201. 

*)  Vgl.  Nr.  8. 


J 


205 

ut  ipse  legendo  senties.  In  Gallis  ex  archivis  non  pauca  erui 
possent,  si  quis  esset  ibi  harum  rerum  Studiosus;  nam  pragmaticas 
saepius  erexenint  cum  summis  pontificibus  Romanis,  quorum  iugum 
reges  nonnunquam  paene  Universum  excusscrunt,  nonnunquam 
foverunt  contra  imperatores  Romanorum  nempe  Avioni.  Tu  cogita, 
si  quid  inde  corradi  possil;  ego  quoque,  si  cessent  hi  tumultus 
bellid,  ero  memor,  ut  cum  studioso  adolescente  agam.  Tu,  si  ad 
me  scribas.  scribas  prolixe;  nuUum  enim  mihi  taedium  iniicies  et 
significa,  quid  edere  velis.  Cupio  et  illa  poemata  vetusta*)  excu- 
denda  et  alia,  quae  erunt,  quam  primum  publicata  videre.  Et  vel 
privata  vel  publica  exuscitatio,  quoad  id  velis  modo,  ad  consimilem 
conquirendi  laborem  non  oberit,  ut  puto;  nam  non  suppriment 
talia,  cum  ut  plurimum  ignorent,  quid  librorum  servum  hoc  pecus 
et  rüde,  a  vera  pietate  et  litteris  alienissimum  in  bibliothecis  habeat. 
Tractatus,  quos  dids  te  habere,  quaeso  eures  edi,  nempe  Marsilii 
de  translatione  imperii  *)  quem  et  ego  habeo,  item  Theoderici  a 
Niem  ■)  de  investitura  episcopatuum  et  abbatiarum,*)  similem  ego 
habeo  incerti  autoris  ex  tempore  Leonis  imperatoris  scriptum. 
Cuperem  prolixam  enumerationem  legere  eorum  autorum,  quos 
habes  et  quos  desideras,  nam  ego  in  inquirendo  minus  laborarem. 
Accipies  a  nobis  aliquot  tuis  amicis;  hos  boni  consulas.  Deum 
pro  nobis  ores  et  pergas  in  negotio  Domini  strenue,  hie  nos  ad 
nominis  sui  gloriam  et  ecclesiae  salutem  custodiat  Datum  Augusta, 
13.  Martii  1554. 

Nr.  10. 
Köln.  14.  April  1554. 

Nidbruck   an   Flacius. 

Ueber  Karl  des  Gr.  Schrift  gegen  die  Bilderverehrung.  Hofft, 
über  100  Bibliotheken  besuchen  zu  können.  Zusammenkunft  und 
Verhandlungen  mit  Balaeus.  Flacius  soll  sich  an  Alesius  wegen 
Herausgabe   von  Arbeiten    des  Balaeus  wenden.     Benützung   des  in 


i)   Ebd. 

«)  Vgl.  Nr.  1. 

»)  Ueber  den  Geschichtsschreiber  Dietrich  von  Niem,  f  1418,  vgl.  Allg.  D.. 
Biogr.  XXIII  (1886)«  S.  671  fg.;  Erler,  Dietrich  von  Niem,  Leipzig  1887. 

*)  Abgedruckt  in  ^Simonis  Schardii  tract.  de  iurisd.  imperiall'' ;  vgl.  Jöcher,. 
Gel.  Lex.  IIl,  S.  937. 


k 


206 

Regensburg  aufgespeicherten  Materialcs.  Zusammenkunft  mit  Flacius. 

Fürsten  und  Magistrate  sollen  gewonnen  werden. 
Handschriftlich  (Concept):  (.  fol.  103. 

S.  P.  Scripsi  ad  te  ante  mensem  unum '}  et  ad  D.  Mag.  Nico- 
laum  Galium  miseram,  qui  ad  te  dubio  procul  pcrferri  curavii, 
adiunxeram  Hbellum  Caroli  Magni,  de  quo  libro  aliorum  iudicium 
longe  divcrsum  nunc  intellexi,  nempe  esse  librum  non  impium,  « 
quod  eo  conctudat  autor  Alcuinus,')  imagines  tantum,  si  retinen- 
dae  sint,  ornamenti  ac  monumenti  causa  habendas.  Ego  librum 
nunquam  legi,  tu  iudicabis.  Quod  nuper  scripseram  me  visitaturuD 
aliquot  bibliothecas,  scias  me  confectis  rebus  in  hoc  uno  Jam  vcr- 
sari,  et  ■  confido  me  Dei  beneficio  ante  absolutam  profectionem 
ultra  centum ')  perlustraturum.  Colligo  quae  arbitror  profutura  « 
in  reditu  te  certiorem  reddam  pluribus  de  rebus.  Conveni  Johannem 
Balaeum,*)  qui  nunc  Wessaliae  est;  is  communicavit,  quae  anno- 
tata  habebat,  et  pjura  est  pollicitus.  Agam  etiam  cum  ipso  in 
postcrum  per  Jitteras  ca  de  pc ;  tibi  vel  ülis,  qui  operam  diligen- 
tem  navabunt,  tradentur  omnia.  Mittit  ad,  D.  Alexandrum  Ale- 
sium ']  tractatum  anglicum  de  sua  vocatione,  in  quo,  ut  mihi 
rettulit,  commcmorat  inter  cetera  sua  pericula  atque  persecutiones,' 
seriem  propagatae  doctrinae  in  Anglia  inde  ab  initio  christianae 
religionis.  Si  quid  in  eo  libeilo  tuo  instituto  conveniat,  id  D 
Alexander  Alesius  in  tui  gratiam  latine  poterit  reddere,  auxit 
indicem  sive  commentarium  suum  de  vtris  illustribus  Angliae' 
et  rccognovit  Lelandi ')  scriptum,  hactenus  nondum  cditum  dui^ 
demque   argumenti ;    haec   traderet    chalcographo.     Si    quis    illud 

')   Vgl.  Nr.  fl. 

<)  Ueber  Alcuin  vgl.  Herioe-PUltHauck,  Re>l-Enc7klopadie,  1,  S.  254  fg.; 
Hehle,  Concili engeschichte,   III,  S.  693  fg.  l  Dümmler,  Alchuin Studien,  Iteilin  1B91. 

»)  Vgl.  Nr.  9. 

•)  Ueber  den  englischen  Bischof  John  Bale,  vgl.  Jöcher,  Gel.-Lex.  I,  S.  733: 
Reusch ;  b.  a.  O.  I,  S.  92  fg. 

•)  Vgl.  Nr.  5. 

•)  Bale  wurde  im  Jahre  16Ö3  ■ut  England  vertrieben. 

*]  ,Bale,  J.  Scriptorum  illnstriam  maioiis  Britannioe,  quam  nunc  Angliam  et 
Scotiam  vocant.  eatalogns  etc."  Basel,  Oporinus,  1657 — 1669.  (Erste  Ausgabe: 
Ipswicb  1618.) 

*}  Johannes  Leland.  ein  engl,  Antiquar  in  London  und  Bibliotheltar  des  Künigi 
Heinrich  VIII.,  gest.  1662;  schrieb  u.  a.  d«  virit  iHastribat  4  libr.;  vgl.  Jöch«. 
GeL-Lex,,  II,  S.  2365. 


excudere  vellet,  iustum  opus  esset;  quare  si  intelligas  ex  Lipsen- 
sibus  typographis,  aliquem  id  opus  excuderc  velle,  reddam  Ba- 
laeum  ea  de  re  certiorem.  Arbitror  te  strenue  pergerc,  quamvis 
et  obstet  tibi  mors  pii  principis,')  quem  multi  dolent  hoc  tempore 
ereptum.  Dabit  Dominus  alios  fautores;  in  eo  etiam  tibi  laboran- 
dum.  Ex  me  inteilexisti,  quo  loco  res  sint  meae;  non  deero  tarnen 
Godescalco ')  et  tibi  pro  mea  tenuitate,  donec  Deus  meliora; 
arbitror,  iam  dudum  aliquam  summam  ad  te  transmissam  esse  ex 
Augusta.')  A  te  cupio  plenlus  de  omnibus  certior  reddi.  Sperabam 
me  ante  festum  pentecostes  Ratisponam  venturum,  sed  protrahetur 
meus  adventus  in  aliquot  hepthomadas  tres  vel  quatuor  plus 
minus.  Si  quem  studiosum  miseris,  conferam  cum  eo  de  omnibus 
et  ostendam  libros,  quos  ad  manus  habebo ;  concedam  etiam 
avehendos,  si  de  commoditate  constet.  Si  tempora  haec  esscnt 
tranquilliora,  mallem  tecum  aliquando  conferre,  quia  majori  cum 
fructu  id  fieret;  ignoro  autem,  quid  tuae  rationes  fetant.  Ego  ad 
summum  circa  medium  Junü  existimo  me  Dei  beneficio  Ratis- 
ponac  futurum  et  forte  citius.*)  Sin  tibi  minus  integrum  sit  venire, 
quod  pro  statu  rerum  et  temporis  facile  pro  tua  commoditate 
iudicabis,  conferam  cum  eo,  quem  miseris.  Si  neminem  mittis,  ego 
de  aliquo  Ratisponae  cogitabo,  qui  ad  vos  veniat  et  de  meis 
studiis  vos  certiores  reddat.  Principes  vel  magistratus  aliqm 
commonefacicndi,  ut  studia  vcstra  promoveant.  Ego  meo  loco 
tempore  opportuno  non  deero,  atque  ita  vale  in  Domino.  Quas 
ad  me  voles  —  scribas  autem  quam  saepissime  et  prolixe  — 
D.  Mag.  Nicolaus  Gallus  rectc  curabit.  Vale  in  Domino  et  omnes 
pios  saluta  plurimum.  Sunt  hie  aliquot  boni  viri,  qui  te  cu- 
piunt  in  Domino  valere.     Datum  Colonia  14.  Aprilis  1554. 


<)  Offenbar  Kurfüril  Johann  Friedrich  von  Sachsen  (gest.  S.  Muri  1664)  gemeint. 
Vgl.  Nt.  3. 

')  Ueber  Prälorius  Tgl.  Nr.  6. 

•)  Vermuthlieh  von  Johann  Baptist  Heinzel  (Nr.  8,  S.  11,  n,  2),  den  N.  zu 
Beilrigen  anfgefordert  hatte;  vgl.  Brief  da  N.  >d  Heiniei  ddo.  Wien,  12.  janner  155* 
(i,  fol,  77):  , Quare  de  amice  et  propler  pietatem  hortor,  at  sine  allius  menlione  colligas 
»d  cenlam  luque  flatenoi  et  per  mercatorea  Jenam  »el  ubi  erit  ad  ipium  (Flacium)  roittai.* 

*)  Vgl,  N.'i  Brief  an  Nie.  Gallm  ddo.  Speier,  23.  Mai  1564  (i.  fol.  106): 
,Valde  dcsidero  M.  Malhiam  convenire.    nam  magnii  Laboribm    nee  parvis  aumptibui 

eolligo   plurima   non   parum    initiluto   operi   deiervientia.     nam    et  ego   ad 

■□mmani  circa  finem  Junü  confido  ne  dei  beneficio  Ratiiponae  raturDm." 


208 


Nr.  11. 
Mainz.  7.  Juni  1554. 

Flacius  an  Nidbruck. 

Hat  in  Regensburg  Nidbruck  vergebens  erwartet.  Die  erster 
Capitel  der  Kirchengeschichte  sind  fertig.  Freude  über  Nidbruck? 
Verhandlungen  mit  Balaeus.  Molinaeus  hat  seine  UnterstiitzunL; 
zugesagt.  Erwartet  Nidbruck's  Büchersendungen.  Neue  Hilfskraf:. 
Die  Bibliothek  des  Bischofs  von  Passau  soll  besichtigt  werden 

Handschriftlich  (Abschrift):  10364,  fol.  13^ 

Scripsi  nescio  unas  an  binas  in  proximo  mercatu,  opinor  me 
unas  ad  Heintzelium  misisse.    Tuas  cum  B(alaei)  *)    libello  accepi. 
profectus  fueram  usque  ad  Gallum,  sperans  ibi  corara;   nam  po?: 
pentecosten ')  spem  feceras.  Opus  Dei  beneficio  inchoatum  primunj 
brevi  finietur;   nühi  initia  perplacent;  hodie  aliquot  capita  perlc;i 
et    Signa  vi,     quae    mutari    cupio.     Omnino    multorum     sententiae 
audiendae  erunt,  et  cum  Apelle  post  tabulam  auscultandum.  Qm 
primum  erit  finitum,  mittam  ad  Gallum,  qui  porro  tibi  et  Heintzelio' 
communicet.  Gaudeo  te  cum  B(alaeo)  contulisse.   Scripseram  dudum 
ad   Molin (aeum) ;  *)    nuper    admodum     respondit,     pollicetur   suani 
operam.    Utinam  cum  eo  coram  posses;    maxime  inquisitione  per 
alios  suos  notos  adiuvaret,  sed  forte  ad  eam  rem  sumptus  aliqiii>. 
quandoquidem  gratis  poenitet  esse  pium.     Catalogum  et  silvam 
Ga(llus)  communicabit.  Tua  vasa')  miro  desiderio  expectamus,  et 
scis,   ipsam  nos  necessitatem  inchoati  operis  urgere.    Adiunximu? 
hunc    nobis,    cuius    inclusos    accipis    libellos,    hominem    iuvcncm, 
probum  et,  ut  ego  statuo,  admodum  industrium ;   pollicitus  est  se 
ad  Michaelis  rediturum. ')  Promisimus  ultra  60  per  annum.  Audio 
Viennae  inventum  manuscriptum  graecum,  librum  similis  materiae 
sed    quem   Jesuitae  ad    se.     De   Arnoldo   Arlenio®)    alias    monui. 


»)  Vgl.  Nr.  10. 
«    Ebd. 

»)  Vgl.  Nr.  3. 

*)  Ueber  Du  Moulin,   französischer    Rechtsgelehrter;    Tgl.  Stintzing,    Geschieh:; 
der  deutschen  Rechtswissen$chaft.  1880»  I.  S.  381  fg. 
*)  seil,   aprimi  libri* ;  vgl.  Nr.  12. 
•)  Vgl.  Nr.  9  und  Nr.  10. 
T)  Mag.  Hermann;  vgl.  Nr.  12. 
«)  Vgl.  Nr.  7. 


209 

G(aUo)  multa  coram  dixi,  quac  tibi,  Pataviensis ')  supellex  libronim 
invisenda.  Brevi  prolixius.  Benc  in  Domino  Jesu  vale! 
7.  Juni  1554,  Moguntiae. 

T.  Petrus  Pan. 
Nr.   12. 
Köln.  28.  Juni  (1554). 

Flacius  an  Nidbruck. 
Urthcil   über   Karl   d.  Gr.  Schrift   gegen   die   Bildcrverehrung. 
Wünscht  alle  Acten  über  das  Frankfurter  Concil.  Klagt  über  Mangel 
an  Material.   N.  soll  seine  Büchersendung  beschleunigen.    Sorge  ftir 
Geldbeiträge.    Braucht  vor  gregorianische  Agenden.  Wünscht  die  bei 
dem  Passauer  Bischöfe  befindlichen  24  Bücher  der  Kirchengeschichte 
des  Dugo.  Anstellung  eines  Arbeiters.  N.'s  Geldbeiträge  sollen  sich 
auf  die  BiicherbeschafTungen  beschränken.  Ueber  Avcntinus. 
Handschriftlich  (Origin.):  b.  fol.  21. 
Adresse:  ^fXü). 

S.  Percurri  tametsi  vel  festinanter  vel  etiam  praedpitanter 
Carolum  tuum,*)  quem  iam.  quo  mihi  magis  obnoxius  esset,  hie 
nostris  vinculis  vinciri  curavi.  Erudite  ac  pie  disputat  primum  ac 
potissimum  in  eam  sententiam,  imagines  non  esse  adorandas,  non 
colendas  vestitu.  suffitu,  candelis,  geniculaüone  ac  similibus ;  obiter 
vero  ac  minus  ex  instituto  reprehendit  etiam  eos,  qui  ne  htstoriae 
quidem  aut  ornatus  causa  imagines  tolerandas  censent,  etiamsi  non 
adorentur.  Non  dubito  quoque  esse  vetus  scriptum  aut  ipsius  Caroli 
aut  alicutus  eius  amici,  ipsius  tamen  nomine  scriptum.  Optandum 
porro  vehementer  esset,  omnia  acta  Jllius  Francfordensis "}  synodi, 
quae  graecam  septimam  damnavit,')  ac  cuJus  occasione  hie  libellus 
Script  US  est,  extare. 

Credo  etiam  inveniri  haud  difficulter  alicubi  posse,  si  modo 
diligentes  inquisitiones  haberentur,  forte  alicubi  in  Hunsruc*)  exstant. 
Cupio   mihi   illas   100,   quas   te  inspecturum   proximc    scribebas,') 

1)  Wolfgang  von  Salm,  Bischof  von  Pa«<au,  g»t.  5.  Dccember  1650 ;  vgl.  Gims, 
Seriei  epitcop.  EccI.  cath.  —   Raliip.,   1873,  S.  301. 

•)  Vgl.  Nr.  8,  9  und  10. 

>)  Ueber  die   Frankfurter  Sjaode    im  Jahre  1794;    vgl.  Flacius,    Calalogus  test. 
'er.   1,  S.  818-832;  Hefele,  a.  >.  O..  II[,  S.  693  fg. 

•)  Hundsrucli  in  HauiKKrer. 

•)  VgL  Mr.  10. 
lahrbicb  ds  FrolMUiiliiDi»  1891,  H.  lU  u.  IV.  14 


_  2 1 0_ 

compendio  nominis  rcgionum  saltcm  indicari.  Nos  quidein  Dei 
beneficio  laborem  incepimus  ac,  qua n tum  potcrimus,  pergemu?. 
sed  instrumentis  valde  destituimur.  Quare  maiori  destderio  tua 
expectamu^,  quam  facile  credere  possis,  eoque  te  oramus,  obse- 
cramus  ac  obtestamur,  ne  in  mora  sis.  sed  Jd  podus  agas,  ut  ad 
nos  quam  primum.  Ego  quoque  nuper  Ratisbonae  et  Noribcrgae 
aliquid  inveni  et,  quantum  possum,  omnia  nece^saria  sumptuum. 
librorum  et  personarum  conquiro.  De  sumptibus  habemus  aliquas 
mediocres  promissiones  etiam  in  hisce  locis,  nee  valdc  dubito.  nos 
in  hac  parte  non  nimium  tandem  laboraturos  esse.  Balaeum ')  te 
allocutum  esse,  gaudeo;  utinam  scrio  causam  promotam  cnpiat  ac 
laboret;  scripsi  de  eius  libris  Alesio,')  qui  ei  iam  respondit,  FuJ 
nuper  colloquii  causa  Ratisbonae,  sed  aberas;  mandavi  Gallo 
summas,  de  quibus  tecum.')  Si  quando  propius  ad  nos  accesseris. 
indica;  festinabo  dies  ac  noctcs.  Agendam  illam  VVinariensem  sum 
nactus,  sed  multo  mcliorcs  aliquot  habeo;  verum  ego  eas,  quae 
ante  Gregorium  in  usu  fuerunt,  quaero.  Molinaeus  *}  mihi  epistoUun 
inclusam  rescripsit.  De  Arlenio,  bibliothecarto  Florentini ')  alias 
scripsi,  quod  tibi  cordi  fore  non  dubito.  Patavicnsem  •)  habere 
24  hbros  cuiusdam  }.  Dugonis  historiae  ecciesiasticae ')  Ga(![iiS' 
haud  dubie  narrabit ;  eos  utile  esset  quam  primum  vcl  prece  vel 
prccio  vcl  commodato  aut  quacunque  demum  ratione  fieri  potcst. 
accipere  idque  propter  duas  potissimum  causas,  quarum  altera  est. 
quod  nobis  usui  esse  possent,  altera,  ne  ab  illis  comimpantur. 
Conduximus  ad  hunc  laborem  quendam  M.  Hermanum, ')  cuius 
libellos  nuper  misi,  quem  eximium  plane  coUectorem  fore  non 
dubito,  nam  et  iudicio  ac  eruditione  valet  et  in  patribus  probe  est 
versatus  iamque  haud  mediocriter  ecciesiac  vetustates  seu  anti- 
quitates  pernovit;  is  in  autumno  ad  nos  se  rediturum  data  dcxtra 
est  pollicitus.  Indicem  librorum  conquirendorum  haud  dubie  apud 


')  Vgl.  Nr.  10  und  11. 

«)  Vgl.  Nr.  5. 

')  Vgl.  Nr.  10, 

')  Vgl.  Nr,  11. 

f)  Vgl.  Nr.  7. 

•)  Vgl.  Nr.   11. 

I)  Ucber  Philoniiu  Dugo,  Priester  In  der  DiScese  Fuuu,  vgl.  Remch,  a.  i. 
I.  S.  869. 

•)  Vgl.  Nr.  11, 


211 

Gallum  accepisti,  ubi  et  silvam  primi  libri  reliqui,  ut  testimonium 
aliquod  nostrae  sedulitatJs  haberes.  Te  nihil  de  tuo  conferre  velim 
in  personas  seu  operas,  rectius  in  conquisitionem  librorum  colio- 
caveris,  ubi  habebis  amplissimam  cxponendi  occasionem,  etiam  si 
fere  Croesus  sis.  Quod  reliquum  est,  Ulud  iam  praecipue  et  fere 
solum  peto,  oro  ac  obsecro,  ut  ista  quam  primum  ad  nos  mJttas 
et  porro  alia,  ubicunquc  potes,  conquiras.  Aventini')  nihil  credo 
extare  praeter  id,  quod  nos  habemus:  Septem  Annalium  Bavari* 
corum,  de  episcopis  Ratisbonensibus  et  de  remediis  pracscntium 
calamitatum,  nam  vix  credo,  eum  illustratam  Germantam  absolvisse 
aut  ecclesiasticam  historiam  ab  initio  mundi,  ut  habet  primus 
tomus  bibliothecae  Gesneri.')  Sed  tamen  quid  obest  percunctan 
diligentius ;  alia  forte  eius  vetera  monumenta  inveniri  possent,  si 
quis  diligenter  i nvesti garet  ?  Vale  in  Domino  Jesu  feliciter,  qui  te 
regat  et  conservet,  Amen ! 
Col.  28.  Junii. 

T.  Theod.  H. 

Nr.   13. 
Löwen.  4.  August  (1554). 

Flacius  an  Ntdbruck. 
Wegen    Zusammenkunft    mit    Nidbruck.    Den    Nilus    erhalten. 
Wird  einiges  abschreiben  und  nach  Basel  schicken.  N.  möge  ihm  die 
Kirchen  geschieh  te  des  Maximus  aus  Venedig  verschaffen.  AufRndung 
von   GeschichtsqucUen.    Klage   über   mangelhafte  Unterstützung.   In 
Leipzig  griechische  Kaiserurkunden  gefunden.  Wünscht  Verzeichniss 
der  noch  unedJrten   Autoren,   besonders  der  griechischen.   H.  Wolf 
und  A.  Arien   dazu   geeignet.   Wolf  soll   die  Fuggcr  zu  Editionen, 
speciell  der  griechischen  Conclle  bewegen.  Literarisches. 
Handschriftlich  (Origin  ):  b,  fol.  23. 
Adresse:  Amico. . 

S.  Non  magrs  tu  meum,  vir  praestantissime,  quam  ego  tuum 
colloquium  expcto  atque  ea  de  causa  circa  pentecostcn  ad  con- 
dictum  locum  veneram ;  *]  verum  cum  nullo  illorum  temporum, 
quae  litteris  indicasti,  ibi  adesse  potueris,  non  fuit  mihi  facile  te 


•)  Vgl.  Nt.  6. 
»)  Ebd. 

*)  Vgl.  Nr.  12. 


^^* 


212 


convenire.  Polliceor  vero  libenter  venturum,  quocunque  vocaveris. 
etiamsi  in  Bohemiam  aut  Austriam;  si  quando  vero  ad  Mysos 
ibi  citis  equis  ad  te  advolarem.  Dedi  tarnen  capita  rerum  com- 
muni  amico,  de  quibus  tecum  conferret.  Litteris  item  agemus  c: 
haud  scio,  an  melius  coram,  sed  tamen  sum  paratus,  ut  dL\i. 
Partem  aliquam  descriptam  operis  misi  ad  G(allum),  quam  tibi 
procul  dubio  communicabit.^)  Nilum')  accepi,  eure  inde  quaedani 
describi  de  primatu/)  quae  mittam  Basileam.  Totum  opus  non 
est  bonum,  habet  tarnen  multa  utilia  ex  vetustis  concilüs.  Kuper 
admodum  indicavit  quidam  doctor,  se  Venetüs  vidisse  ante 
quadriennium  apud  quendam  Graecum  historiam  ecclesiasticanQ 
cuiu$dam  Maximi/)  quam  ille  30  coronatis  indicaverit,  fuisse  enin] 
manuscriptam.  Velim  de  ea  re  quaeri.  Nicolaus  Stopius ')  Bamberg! ' 
procurator  novit  hominem  et  codicem.  Norimbergae  nuper  nor 
pauca  inveni,  sed  pleraque  recentiora  circiter  trecentorum,  tameti: 
et  Caroli  Magni  historiam  quatuor  libris  comprehensam,  iteir. 
Suevicam  seu  Ulmensem.  Ego  non  desisto  dies  ac  noctes  cogitare 
et  in  omnes  partes  scriptitare  ac  sollicitare  tum  de  libris,  tum  de 
sumptibus.  Faxit  Deus,  ut  aliquid  efficiam,  sed  pleriquc  sunt  iusto 
et  frigidiores  et  negligentiores,  qui  ardere  zelo  in  tanta  re  deberent 
Lipsiae  sunt  quaedam  graeca  historica  Constantinopolitanonini 
Imperatorum;  eis  cupio  potiri  et  tamen  modum  non  satis  scio, 
Valde  optarim  nos  habere  catalogum  autorum  nondum  impn:>- 
sorum  et  tamen  extantium,  praesertim  Graecorum.  Volfiiis/)  cum 
Fuckerorum  *)    bibliothecae     praesit,    aliquid    posset,    nee     paua 


i)  Ebd. 

*)  NUus  Kabasilas,  Erzbischof  von  Thessalonich ;  Tgl.  Herzog -Plitt- Hau ci: 
Real-E.,  X,  S.  682. 

•)  Wurde  von  Flacius  herausgegeben  und  im  Jahre  1655  gedruckt:  Nili  Tbe^sa- 
lonicensis  libellus  de  primatu  romani  ponificis.  A  M.  FI.  III.  in  Latinum  seraio?f:r 
conversus,  cum  praefatione  eiusdem ;  vgl.  Preger,  M.  Flacius  Illyricus  etc.,  U,  S.  .304. 

^)  N.  hatte  sich  deshalb  an  Tanner  gewendet;  vgl.  N.'s  Brief  an  Tanner  ddo. 
Augsburg,  7.  Sept.  1556  (<*,  fol.  245**):  „Dicitur  alicubi  per  Itaiiam  extare  Anasta>ii.... 
historia  ecclesiastica,  itera  Maximi.^ 

^  Nicolaus   Stope,  ein   niederländischer  Poet;  vgl.  Jöcher,  a.  a.  O.,  IV,  S.  86<.^ 

*)  Daniel  Bomberg,  ein  berühmter  Buchdrucker  in  Venedig;  vgl.  Jöcber,  a, a. 0. 
I,  S.  1211  fg. 

V)  Der  bekannte  Philologe  Hieron]rmus  Wolf  war  längere  Zeit  KbUotbekar  li^^ 
Jobann  Jacob  Fugger;  vgl.  Allg.  D,  Biogr.,  VIII  (1878),  S.  183. 

•)  Ebd„  S.  182  fg. 


213 


Amoldus  Arlenius,*)  bibliothecarius  Ducis  Florentini,   de  quo  iam 

saepius;  nam  is  totann  Italiam  vel  perlustravit  vel  etiam  spoliavit.*) 

Optarim    instigari    Fuckeros,    ut    curarent    coliigi    omnia    concilia 

^raeca  et  simul  edi;   libenter  studio  gloriae  facerent,  si  non  quid 

suspicarentur.  Essent  et  ad  aliorum  consimilium  autorum  editdonem 

incitandi.  Voliius  posset  commode  huic  negotio  subservire,  si  modo 

vellet;  cogitandum  est  de  ratione  monendi  cum.    Scriptum  Caroli 

Magni  mihi  plane  probatur  et  inveni  in  Aventini  Carolo,  Franco- 

fordiae   Graecorum    acta    de   adorandis    imaginibus   rescissa   esse. 

Locum  descriptum  mitto.*)  Alium  quendam  industrium  nos*)  con- 

duxisse  nuper  indicavi  et  scripta  eius  quaedam  misi.  Quaeso  vide 

in  initio  tomi  conciliorum  paenultimae  editionis  catalogum  librorum 

manuscriptorum,  quibus  ille  coUector  *)  usus   est ;    invenies  aliqua 

non    contemnenda    nomina»    libellum    esse    in    monasterio    prope 

Bonam  indicat.   Utinam  vel  praescivisses  vel  incidisses.  Tua  miro 

desiderio  expectamus  et  diutius  eis  carere,  cum  inceperimus,  non 

possumus;   quare    si    ullis    nostris    precibus    moveris,    cura    quam 

primum.    De   Passaviensi,    praesertim   eius   historia  ecclesiastica,  •) 

quam    habet,    scire   aveo.    Haec    iam    festinanter,    brevi   prolixius. 

4.  Augusti.  Lovanii. 

T.  H.  studiosissimus 

Andreas  Petri.') 

Nr.  14. 
s.  1.  23.  August  1554. 

Nidbruck  an  Flacius. 

Ueber  Flacius*  Katalog  der  Wahrheitszeugen.  Empfiehlt  Cassander 
und  Wouters  als  Mitarbeiter.  Charakteristik  derselben.  Deren  werth- 
volle  Bibliothek.  Möchte  zu  einer  Sammlung  von  Hymnen,  Antipho- 

»)  Vgl.  Nr   12. 

•)  Vgl.  Tanntrr's  Brief  an  Ronif.  Amerbach  ddo.  Padua,  4.  Februar  1666 
(Stinuing,  Georg  Tanner**  Briefe.   Bonn   1879). 

»)  i;  fol.  24\ 

*)  Hermann ;  vgl.  Nr.  12. 

^)  Ohne  Zweifel  der  Mechelner  Franziskanermönch  Peter  Crabbe  gemeint,  der 
1538  und  1661  bei  Quentel  in  Köln  den  Druck  der  Concile  besorgte:  „Concilia 
omnia  tarn  generalia  quam  particularia  ab  apostolorum  tempore  celebrata;**  vgl.  Eben, 
a.  a.  O.,  S.  390. 

•»  Vjil.  Nr,  12. 

T)  Tengnagel  fügt  hinzu:   „Vertumnus  lUyricus*. 


L 


.  ^^. 


214 


narien  etc.  einiges  beitragen.  C.  Hupertus  sammelt  Gedichte.  N.  piant 
Herausgabe  der  von  ihm  gesammelten  heih'gen  Gedichte.  Kauft  alle 
auf  die  Mönchsorden  bezughabenden  Schriften.  Zählt  einige  Autoren 
auf,  die  er  besitzt.  Flacius  soll  sich  des  Balaeus  annehmen.  Santphurdiu^. 
Hyperius.  Gesner  will  den  Photius  haben.  Flacius  möge  mit  Gcsne: 
und  P.  Pema  verhandeln.  Literarische  Mittheilungen  Hat  Tauler? 
Grabmal  gesehen. 

Handschriftlich  (Concept):  i,  fol.  121. 

S.  P.  Prolixas  ad  te  nuper*)  dedi,  amice  carissime;  tu 
quoque,  quod  ego  facere  soleo,  observes,  ut  ad  singula  capita  ex 
ordine  respondeas.  Percurri  librum,  quem  ad  me  miseras,  cataloj^unr 
scilicet,  qui  purius  scripserunt  superioribus  annis,  sententiis  bre 
viter  insertis.  Probatur  ille  liber,  cum  tu  scribebas,  per  Oporinum' 
excudendum,  quod  mihi  non  displicet;  nam  alios  excitaret  ad 
augmentationem  libri  et  similem  perquisitionem.  In  praefatione 
quoque  adhoriari  lectorem  ad  talem  laborem  posses  et  quae  habere- 
lector,  vel  tibi  communicaret  vel  ipse  ederet,  quicunque  eiuscemodi 
quid  sciat.  Librum  sine  farragine  illa  simpliciter  exire  optarim  sins 
cuiusquam  privata  mentione  nostri  temporis,  nam  exempli  gratia 
de  D.  Gasparo  Pflueg*)  atque  aliis  quaedam  interponuntur,  quae 
nonnullis  acerbius  dicta  videbuntur  et  calumniandi  ansam  praebe- 
bunt  neque  etiam  illa  aliqua  ex  parte  dogma  concernunt,  Nam  ec 
casu  nequaquam  connivendum  esset,  sed  privatorum  ista  sunt,  et 
consultum  puto,  hoc  animadvertatis  in  instituto  vestro,  ut  nihi 
praeter  antiquorum  sententias  puritati  congruentes  inseratis,  qu" 
aliae  nationes  sub  iugo  magis  positae  eosdem  Hbros  a  vob> 
collectos  in  bibliothecis  suis  habere  aliisque  venundari  queant 
Ita  enim  meo  iudicio  fructum  istis  facturi  longe  uberiorem  simphci 
scilicet  commemoratione,  bona  fide  cum  publica  attestatione  facta. 


1)  Nicht  in  dieser  Sammlung.  Er  war  vom  28.  Juli  datirt ;  vgl.  Nr.  16. 

•)  Catalogus  testium  ▼eritatis;  vgl,  Nr.  1. 

•)  Ueber  den  berühmten  Baaler  Buchdrucker  Johann  Oporinos  (Herbat),  gest, 
6.  Juli  1668.  vgl.  Allg.  D.  Biogr.,  XXIV  (1887),  S.  381  fg.;  Schmidt,  Die  Briefe  Joli. 
Oporins  an  den  Strassburger  Prediger  Conrad  Hubert  in:  Beiträge  aur  vaterlirJ.. 
Gesch.,  herausg,  von  der  histor,  und  antiquarischen  GeseUsch,  ru  Basel,  N.  F.,  III 
(Basel  1893),  S.  381  fg. 

*)  Kaspar  Pflug  von  Rabstein,  oberster  Feldhauptmann  der  böhmischen  Truj  pen; 
vgl.  Gindcly,  Gesch.  der  böhm.  Brüder,  Prag  1861,  I,  S.  186.  300  fg. 


215 


nihil  scilicet  in  eo  volumine  contineri,  quod  non  longo  ante  tem- 
pora  M.  L(utheri)  scriptum  sit,  eiusque  rei  multos  claros  pios  et 
omni  exceptione  maiores  testes  esse,  qui  antiquos  Codices  ipsi 
viderint  vel  in  hanc  sententiam,  ut  tu  cum  tuis  melius  excogita- 
bitis,  quomodo  videlicet  omnem  suspicionem  amoliamini,  locum, 
unde  libri  habiti  sint,  et  de  me  ne  minimum,  cavete  diligenter. 
Heimburgensis  ^)  scriptum  dicis  in  eadem  farragine  te  habere 
contra  papam  germanice  et  latine ;  •)  ignoro,  num  illud  sit,  quod 
evulgasti  contra  primatum.")  Quod  vero  in  eodem  libro  D.  Lutzen 
adscribis  tractatum  de  squaloribus  curiae,  erras  forte,  nam  ego  in 
bibliotheca  Coloniensi  vidi  eundem  adscribi  Matthaeo  de  Cracovia,*) 
professoris  sacrae  theologiae,  postea,  ut  aliqui  scribunt,  episcopi 
VVormaciensis ;  quod  et  mihi  fit  verisimilius,  nam  hie  tempore 
concilii  plura  scripsit,  uti  reperies  inter  libros.  Hoc  quoque  scire 
te  volo,  quod  Coloniae  sunt  duo  iuvenes  docti  et  Studiosi,  alter 
Georgius  Cassander,*)  alter  Cornelius  Gualterus  *)  vocatur,  uterque 
plus  et  doctus,  ut  Pylades  et  Orestes  convivunt.^)  Hi  duo  profecto 
ad  tuum  institutum  aptissimi,  nam  Cassander  certas  habet  de  fide 
christiani  hominis  sententias,  in  patribus  et  antiquis  ecclesiae 
ritibus  exercitatissimus,  qui  nil  agit  potissimum,  quam  quod  in 
priscorum  ecclesiae  rituum  et  veritatis  perquisitione  insudat,  vir 
certe  dignus,  qui  coUoquio  theologorum  adhibeatur,  si  quod 
instituendum  esset;  firmissimis  enim  argumentis  de  dissidiis  potest 
disserere.  Alter  Cornelius  totus  historiis  deditus  iisque  sacris, 
maximus  antiquitatis  et  veterum  librorum  indagator.  Fuerunt  olim 


»)  Ucber  Gregor  von  Heimburg,  vgl.  Allg.  D.  Biogr.,  XI  (1880),  S.  327  fg. 

')  Vgl.  Flacius,  Catalog.,  S.  866. 

*)  Historia  certaminum  inter  Romanos  Episcopos  et  sextam  Carthagin.  synodum» 
Africanasque  Ecclesias,  de  primatu  seu  potestate  Papse  etc.  Basel  1654;  Preger, 
a.  a.  O.,  II,  S.  613  fg. 

«)  Ueber  Matthäus  von  Krokow  (f  1410)  und  die  Schrift  „De  squaloribus 
romanae  curiae'  (Basel  1561),  vgl.  Sommerland,  Ueber  das  Leben  und  die  Schriften 
des  Matthäus  von  Krakau.  Inaug.  Diss  ,  Halle  a.  S.  1891.  Nach  Potthast,  Bibliotheca 
historica  medii  aevi,  2.  Aufl.,  Berlin  1896,  I,  S.  777  fg.,  ist  es  noch  ungewiss,  ob  diese 
Schrift  von  ihm  ist. 

*)  Ueber  Georg  Cassander  (f  3.  Febr.  1666),  vgl.  Allg.  D.  Biogr.  (1876), 
S.  69  fg. 

«)  Ueber  Cornelius  Wouters  (f  12.  Aug.  1682),  vgl.  Jöcher,  a.  a.  O.,  IV,  S.  1079. 

f)  Cassander  und  Wouters  an  N.  ddo.  Duisburg,  13.  Febr.  1654  (i,  fol.  92),  wo 
sie  über  ihr  Zusammenleben  und  ihre  Studien  berichten. 


216 


aliquot  diebus  Wittebergae,  per  annos  aliquot  in  Italia,  in  Gallia 
longo  spatio,  Tilio  *)  familiarissimi  et  qui  libros  ipsius  Tilii  vidermt 
et  excuserint.  fere  omnes  infcrioris  Germaniae  et  Rhenanae  ripae 
bibliothecas  perlustrarunt  solertissime.  Utrumque  commendavi 
Palatino  principi  Ottoni  Henrico,*)  qui  annuum  Stipendium  pollicc- 
batur;  verum  nescio,  quid  actum  sit.  Si  ad  vos  isthinc  addud 
atque  sustentari  queant  (nam  video  omnes  fere  pios  hoc  tempore 
opibus  non  cumulari),  recte  certe  faceretis,  si  ipsorum  opera 
uteremini.  Sed  quia  magna  difficultate  attrahi  poterunt,  uterque 
valetudinarius,  per  litteras  nihilominus  ipsos  consulere  de  rebus 
ad  vestrum  propositum  pertinentibus,  sententias  accipere  et  labores 
aliquos  imponere  poteris  idque  per  interpositam  personam,  medicum 
D.  Echtium,  •)  virum  pium  et  doctum  ipsisque  famiUarissimum, 
olim  veterem  tuum  hospitem.  Is  etiam  norit,  ubi  illi  duo  degant, 
nam  in  Juliacensi  ducatu  Tuisburgi  nonnunquam  habitant.  Uli  ipsi 
ecclesiae  non  parum  possent  prodesse.  nam  pro  experientia,  qua 
valent,  omnem  fere  seriem  a  tempore  Gregorii  ecclesiae  cere- 
moniarum  posset  Cassander  ostendere,  quia  id  studuit  et  habet 
ad  eam  rem  antiquos  ordinarios  libros,  ut  vocant;  a  me  quoque 
ipsi  quaedam  transmissa  sunt.  In  hymnariis  et  antiphonariis  corri* 
gendis,  item  martyrologiis  non  parum  praestare  possent,  quae  omnia 
ad  statura  ecclesiae  per  successionem  cognoscendum  spectant;  sed 
partim,  ut  dixi,  valetudine  aliisque  incommoditatibus  praepediti. 
partim  sumptibus  destituti,  quibus  scribam  aliquem  doctum  alant, 
qui  ipsorum  collectanea  in  ordinem  redigat,  quamquam  nee  ibi 
sunt  ad  eam  rem  apli  ipsisque  e  vita  discedentibus  haec  omnia 
intermorientur,  addo  et  illud  (scribo  enim  quod  scio),  in  veterum 
synodorum  canonibus  versatissimi,  nam  in  iisdem  aliquamdiu 
elaborarunt ;  historias  et  ecciesiasticos  libros  habent  nondum 
impressos.  Quare  si  doctus  apud  vos  adolescens,  alicuius  fortunae 
peregrinandi  cupidus  ad  ipsos  sese  conferret  et  operam  suain 
ipsis  impertiretur,  posset  sine  omni  dubio  plurimum  proficere  et 
quae  vellet,  coUigere;  non  enim  invidentur  cuiquam  suae  lucubra- 
tiones.  Uli  studioso  singulis  diebus  praelegerent  aliquid,  et  haberct 
domesticos  theologiae  et  praeceptores  et  commilitones.  Sancte  tibi 


»)  Vgl.  Nr.  9. 
•)  Vgl.  Nr.  6. 
*)  Dr.  Johann  Echtius,  praktischer  Ant  in  Köln  ;  vgl.  Jöcher,  a.  a.  O.,  II,  S.  272. 


217 

poiliceor,  si  non  esset  alia  vocatio,  ego  ipse  iucundissimo  anjmo 
ipsis  convcnirem,  ut  nunc  absoluta  commissione  mecum  duxi 
utrimque  per  multos  dies  et  vix  potui  distrahi.  Quod  si  essent, 
qui  huic  rei,  nempe  percurrendis  restaurandisque  ordinariis,  antiquis 
piorum  vironim  hymnis,  antiphonis,  coücctis  et  etuscemodi  studüs 
vacare  possent,  communicarem  quaedam  ei  negotio  deservientia. 
Si  homines  ad  ea,  quae  supra  dixi,  pertractanda  sufficientes  ad- 
hiberi  possent,  pro  opportunitate  essent  undiquaque  missalia, 
breviaria,  agenda  taiia  comparanda,  unde  discrepantia  in  ritibus 
deprehendi  et  ubi  densissimae  tenebiae,  ubi  minus  crassae  fuerint, 
intelligerentur;  esset  quidem  magni  laboris.  sed  non  untus,  et 
versatis  in  iis  squaloribus  minus  molestum  ac,  ut  dixi.  ad  iugum 
ecciesiarum  detegendum  et  indicandam  seriem  superinductarum 
teiiebrarum  offuscataeque  evangelicae  praedicationis  accomodis- 
simum.  Verum  ea  de  re  tuum  ad  me  perscribas  iudicium  et  pro- 
lixum  catalogum  eorum,  quae  desideras.  mitte;  tum  pro  viribus 
enitar.  Lossius  Luneburgcnsis, ')  item  in  hymn(is]  paucis  Magde- 
burgius  agricola  quidam  est  conatus  aliquid.  Arjjentinae  est  Conradus 
Hupertus,")  concionator  apiid  S.  Thomam ;  is  colligit  omnia  carmtna, 
Sacra,  lyrica  et  alia  id  g(enus)  exceptis  heroicis,  quae  Oponnus 
edet.*)  Ego  vero  omnia  carmina  in  sacris  scripta  colligo  et  libenter 
typographo  communicabo  aliquando,  ut  habito  delectu  edat  in 
aliquot  tomos;  nam  erunt,  quae  iuventuti  serviant,  quae  doctis 
item  probentur,  ut  loco  obscoenorum  poetarum  hi  in  bibliothecis 
mcrito  conserventur.  Quicquid  de  monachonim  ordinibus,  Institu- 
tion«, progressu,  privilegiis,  conßrmationibus,  dissidiis  etc.  reperio, 
id  coemo.  Si  id  velis,  significa  mature;  nam  inde  non  pauca, 
licet  enim  ex  iis  perspJcere,  quam  mulus  mulum  scalpat  et  dignum 
Sit  patella  opcrculum.  Etenim  a  sede  Romana  evecti  Cherubint  et 
Seraphici,  item  et  alii  in  statu  perfectionis  constitutt  et  viam  etiam 
conctlionim  sequentes,  ut  aiunt.  eiusdem  sedis  pfopugnatores  stre- 
nui.«simi  extiterunt  semper.  Habeo  et  opera  omnia  GuilielmiOccam,*) 

'i  iMoi  Lo-tioi  (LoUe);  vgl  AUg.  D.  Biogr..  XIX  (1884).  S.  220  ff. 

*|  Vgl.  Schmidt,  Die  Briefe  Job.  Opoiiu*  ui  den  ürnttbaifer  PrcdigeT  Conrad 
HupFn  etc.;  Räbrich.  Miltheil.  »u  der  Ge*ch.  der  enog.  Kirch«  iet  EIuhm*.  Sttaw- 
taig   188&,  111.  S.  245  fg. 

•1  Der  Drvck  üt  in  Folge  »on  Habert'i  Ableben  nnterbliebeii, 

*)  Vgl.  Allg  D,  Biogr.,  XXIV  (1887),  S.  122  fg.;  d«s.  wdlere  Liieratnr. 


220 


virtutem   vitionimque   exemplorum   librum.*)    In   libro,   cm  titulcs 
est  supplementum   coelifodinae   extat   passus;    in   quatemione  T. 
habes  aliquot  argumentationes  contra  mendicantes,  reliqua  nullius 
momenti.  In  siimmis  scholasticorum  in  indice  quaerenda  quaedatn. 
ut  in  vocabulo:  haeriticus,  praelatus,  sacerdos,  clericus  et  similibos, 
recensentur  enim   nonnunquam,   quae  veritati   non   sint  contraria. 
Alvarum  Hispanum  •)  de  planctu  ecclesiae/)  quem  scribis  tc  habere 
manuscriptum ,    reperies    Lipsiae    apud    Clementcm    bibliopolam. 
Parisiis  impressum  parva  littera  in  folio ;  idem  quosdam  alios  habet 
Lutetiae  impressos,  quos  non  multi  bibliopolae  habent.   Expccto 
copiosum  indicem  omnium  eorum  quos  desideras   autonim.  Sek) 
ubi   lateant   exemplaria   manuscripta   concilionim.  sed  desunt,  qni 
conferant;  si  tibi  essent  noti,  qui  hoc  onus  susciptre  vellent  con- 
ferendi  exemplaria  Coloniae  impressa  cum  antiquis   manuscriptis. 
indicabo   illis   bibh'othecas.    Scribe,   quid    in   Nilo    meo   repperen^ 
notatu   dignum.    Porro    in    illa    tua    farragine   veterum   doctofüm 
mentionem   facis  Tauleri.*)  Vidi   nunc  recenter  cius   E^uxacptov,  ita 
habet    in    circumferentia     Anno    1361,    16.  Cal.   Junü    Cyriad  et 
Julia  ....  frater  Johannes  Tauler,  neque  additum  est.  quod  alloquin 
plerunque   annectitur,   seil,    orate   pro    eo;    agnum    supra    Itbnim 
gestat  et  digito   ostendens,  haec  sunt  adscripta:    in    Christo  Jesc 
voluit   meo    iudicio    innuere,    se   in   hunc   solum   omnem   fiduciacn 
recondliationis  ponere,  non  in  aliorum  intercessionibus  aut  suffragiis 
pro  se  interponendis  etc.  Hie  ille  noster  Pontifex,  [itoirr^^  xod  [xettj: 
studia  nostra  gubemet,  nos  custodiat  et   regat.  Amen.*)    Reliqua 
cum  libris.  Rescribe  et  ad  Galliim.  Datae  Utopia,  23.  Augusti  1554. 
Mitto  hie  quaedam,  nee  otium  fuit  iudicium  interponere,  num  tibi 
omnia    peraeque    serviant    institutoque    conveniant.    Habebo   ipsc 
delectum. 


^)  Nicolaus  de  Hanapes,  apostolischer  Poenitentiar  and  Patriarch  von  Jern^mka 
(f  1291}  schrieb:  „Biblia  pauperum  sive  virtutum  vitiorumque  cxempla  utriusqne  legi« 
promtuario  deprompta^  (Tübingen  1533);  Ygl.  Jöcher,  a.a.O.,  Ill,  S.  921;  Le  Qerc 
Nie.  de  Hanapes  in:  Histoire  Littöraire  de  la  France,  XX  (1842),  S.  51  fg. 

*)  Alvaro  Pclayo,  spanischer  Franciscaner,  Dr.  jur.  can  ,  zuletzt  Bischof  xo 
Silves  in  Algarbien  (f  1353);  vgl.  Jöcher,  a.  a.  O.,  III,  S.  1351. 

»)  Zuerst  gedruckt  zu  Ulm  i,  J.  1474  und  zu  Lyon  i.  J.  1517;  vgl.  Poithast. 
A.  a.  O.,  I,  S.  38. 

«)  Vgl..  Schmidt,  Johann  Tauler  von  Strassbnrg,  Hamburg  1841. 

8)  Ueber  Tauler's  Grabmal,  vgl.  Fiacius,  Catal.  test.  ver.,  II,  S.  778  fg. 


221 

Nr.  15. 
Köln.  5.  September  (lö54). 

Flacius  an  Nidbruck. 
Klagt    über    Ausbleiben    der   von    N.    versprochenen    Bücher- 
sendungen. Zwei  Schreiber  auf  seine  Kosten  angestellt. 
Handschriftlich  (Origin):  b.  fol.  26. 
Adresse:  amico. 

S.  Expecto  cupide  tuas  litteras.  vir  doctis.time.  Galhis ')  signi- 
ticavit.  pauca  quaedam  te  sibi  dedisse  nobis  transmittend a,  quod 
me  ingenti  dolore  affecit,  nam  mihi  prius  significaveras,  qiiatuor 
vasa  iam  eo  perlata  esse  praeter  ea,  quac  hac  acstate  ferme  ex 
centuni,*)  esse  tantam  copiam.  ut  diligentissimus  vi.x  biennio 
qucat  etc.,  quae  omnia  nobis  communicare  vells;  quapropter  quid 
id  sibi  velit,  ncscio,  nisi  quod  quam  primum  cupio  audire.  Sicubi 
quis  alius  magis  idoneus  est  inventus,  non  cupio  ecclesjae  Dei 
utililatem  impedire;  quare  propter  Christum  te  oro,  ut  vel  omnia 
communices  vel  saltem  consütum  tuum  fraterne  cxponas.  Conduxi 
duos  scribas  meis  sumptlbus,  per  quos  volebam  hac  hieme  in 
ordinem  redigere  ex  diversis  codicibus  tuis  ac  meis  scripta  eodem 
pertinentia;  nam  et  id  praeclanim  aliquid  esset,  sl  quasi  Hippolyti 
cuiusdam  discerpta  disiectaque  membra  in  unum  corpus  vetera 
monumenta  redigcrentur.  Nunc  video,  me  operam  et  impensa  ludere. 
Dominus  Jesus  adsit  suae  miserrimae  ecclesiae.  Amen ! 
5.  Sept.  Coloniae.  Lythodius  •)  salutat. 

Tuus  Th.  H. 
Nr.   16. 
Köln.  8.  September  1554. 

Flacius  an  Nidbruck. 
Wiederholt   Klage   über  Materialmangel.    N-  soll  eine  Zeit  für 
die  Zusammenkunft  bestimmen.  Mystißcation.  Erwartet  Nachrichten. 
Handschriftlich  (Concept):  /,  fol.  128. 

A<lressc:   Clarissimo   et   prudcntissimo   viro   d.    d.   Gasparo   a 
Nidbruck,    Regiae    Rom.    M.    consitiario,    suo    Domino    ac    patrono 
plurimum  observando,  Pragae  aut  Viennac  aut  übt  est. 
')  Vgl.  Nr.  2, 
•)  Vgl.  Nr.  10. 

>)  Leibant  du  Herzogs  von  Jülich ;   Tgl.  Flacius  ui  N.  ddo.  lö.  Decembtr  1554 
<^.  fol.  342):   gLjthodius  est  medicus  Jnlikcensis  Principis.* 


222 


S.  Clarissime  vir  et  patrone  plurimuin  observande,  ex  quo 
a  nobis  hinc  discessisti,  nuUas  plane  litteras  accepi,  nisi  quas 
Spirae,*)  ni  fallor,  scripsisti.  Caetcruiti  duas  epistolas,  quas  proximc 
-Gallo ')  dedisti  mihi  mittendas,  interiisse  vereor.  Scribit  alioqui  ille, 
pauca  quaedam  sibi  data,  quae  mihi  mittat,  quod  non  sine  ingenti 
dolore  accepi ;  nam  opus  est  inchoatum,  operae  adsunt,  sumptos 
fmstra  fiunt,  quandoquidem  instrumentis  destituimur.  Quod  si  alibi 
inventi  sunt  meliorcs  artifices,  hoc  ipsum  scire  quam  primum 
cupimus.  Scribit  idem,  me  debere  venire  media  ferme  hieme,  sed 
quam  mihi  illa  peregrinatio  sit  tali  tempore  futura  commoda  tum 
propter  valetudinem  tum  propter  varias  occupationes,  tulemel 
iudicare  potes.  Ad  haec  certa  dies  constitui  non  potest,  quarc 
verendum,  ne  tolerato  tanto  labore  ibi  mensem  frustra  sedeam  et 
demum  re  infecta  (ut  Homerus  loquitur)  vacuus  navigcm.  Quarc 
rectius  vel  cum  propius  esset,  alicubi  subito  evocaret  vel  cum  in 
Juliacum,  quandoquidem  in  itinere  recto  sumus.  Torquebis  te.  vir 
clarissime,  ut  opinor,  horum  mysteriorum  interpretatione ;  sed  con- 
ficti  loci  sunt;  volui  tibi  melancholiam  nonnihil  excuterc,  Salutat 
te  noster  Lythodius')  et  Aechtius,*)  qui  voluerunt.  me  tale  quid 
serium  confingere,  quoniam  tantum  seriis  intentus  esse  vis  et  a 
iocis  penitus  abhores.  Expectamus  a  tua  humanitate  vidssim 
quippiam  simile;  omnino  enim  quam  primum  tuas  litteras  videre 
cupimus,  ut  sciamus,"  an  tibi  tam  longa  peregrinatio  recte  successerit. 
et  incolumis  domum  sis  reversus.  Per  Lipsicum  mercatum  como- 
dissime  litteras  mittere  potes,  nam  ibi  erunt,  ut  opinor,  quidam 
nostri  mercatores.  Vale  feliciter  meque  in  tuorum  clientum  numero 
numerare  ac  fovere  perge. 

Coloniae,  8.  Septembris  1554. 

T.  H.  deditissimus 

Johannes  Hoppius. 


i)  Vgl.  Nr.  16. 
«)  Vgl.  Nr.  2. 
»)  Vgl.  Nr.  16. 
*)  Vgl.  Nr.  14. 


«^J:^  *f 


223 

Nr.   17. 
Köln.  10.  September  1554. 

Flacius  an  Nidbruck. 

Abermals  Klagen  über  Mangel  an  Unterstützung.  Der  Eifer 
der  Mitarbeiter  wird  erlahmen.  N.  soll  daher  seine  Bücher  schicken. 
Zusammenkunft. 

Handschriftlich  (Origin.):  b,  fol.  13. 

Adresse:  amico. 

S.  Clarissime  vir,  significavit  Gallus  noster,  pauca  sibi  quae- 
dam  a  T.  H.  tradita  esse,  quae  mihi  mitteret,  ex  qua  re  plane 
ingentem  dolorem  concepi;  nam  cum  laborem  illum  inceperimus, 
progredi  non  possumus  sine  tam  necessariis  instrumentis,*)  In  portu 
igitur  ferme  naufragium  facere  cogimur  et  sumptus  in  conductos 
homines  frustra  facimus.  Ipsi  etiam  coUegae  ut  alacriores  facti 
erant  spe  istorum  monumentorum,  ita  nunc,  cum  rem  evanescere 
vid(ent),  animis  collabuntur  ac  a  me  sese  mendaciis  lactari  et 
circumduci  statuunt,  tametsi  hominem  de  nomine  non  norint.  Idem 
et  aliis  accidet,  cum  mox  sentient,  rem  iacere  ac  negligi,  seque 
a  me  pecunia  arte  emungi  dicent.  Hie  quid  ego  laetitiae  aut 
animi  habere  possim,  facile  ipsemet  divinaveris,  utpote  quem  et 
publicum  damnum  et  scandalum  et  propria  ignominia  hinc  per- 
veniens  excruciet.  Quare  per  Deum  Jesum  oro,  ut  vel  mitti  quam 
primum  illa  eures,  quae  plurima  te  habere  indicasti  vel  saltem, 
si  alium  magis  idoneum  habes,  significes,  ne  tantos  hie  conatus 
volvere  et  ad  tam  multos  scribere  deinceps  etiam  pergam.  Indi- 
cavit  quoque  idem  frater,  expectari  me  ibi  circa  Novembrem, 
nimirum  tuo  mandato ;  verum  oro,  ut  simul  quoque  cogites,  quam 
commoda  sit  huic  tenui  et  macilento  corpusculo  futura  tam  longa 
hibema  peregrinatio,  qui  quidem  nee  equos  habeam  nee  talem 
famulum  nee  alia  ministeria  ad  talem  laborem  necessaria.  Ad  haec 
iis  sum  molestiis,  curis  ac  laboribus  obstrictus  et  implicatus,  taceo 
enim  rem  domesticam  et  familiam,  ut  mihi  non  nimium  vacet 
peregrinari  aut  otiari.  Quibus  omnibus  et  illud  accedit,  quod  tu 
mihi  nullum  certum  diem  condicere  potes;  quare  verendum  est 
vehementer,  ne  accidat  sicut  prius,  ut  vel  expectare  diu  illic 
otiosus  vel  frustra  sumpto  tanto   labore   domum   redire  infecta  re 


*)  Vgl.  Nr.  15  und  16. 


224 


cogar.  Quare  meo  iudicio  rcctius  feccris,  ut  vcl  cum  ad  Misnenstm 
venis,  me  protinus  evoces,  vel  cum  ad  Johannem  Lythodium*. 
medicum  seu  eius  dominum  in  transitu  aut  reditu,  quia  hac  brevisä- 
mum  itcr  est,  mc  alloquaris.    Cum  aura  nonnihil  tempemtior  erit 

ibo  quocunque   me  vocaveris.    Haec   iam   (uti  opinor 

tibi  lacta  futura  nee  ex  hilari  corde  progredientia,  prout  nccessitas 
flagitavit,  scribere  volui.  Tu  vero  pro  tua  humanitate  omnia  in 
meliorem  partem  accipe  et  nostris  etiam  votis  ac  petitionibus, 
quantum  ea  certa  ratione  subnixa  fultaque  esse  vides,  annue,  nisi 
totam  rem  omitti  ac  coll(abi)  vis ;  ego  enim  certe  quomodo  in 
instituto  pergere  alioquin  possimus,  haudquaquam  video.  Responde 
quaeso  quam  primum.  Dominus  Jesus  adsit  tibi  omnibusque  suis. 
Amen! 

10.  Sept.  1554.  Coloniae. 

Tuus  Th»  Hen. 
Nr.   18. 
Köln.  6.  October  (1554. 

Flacius  an  Nidbruck. 

Wegen  Zusammenkunft  mit  N.  in  Erfurt.  Literarische  Mit- 
theilungen. Languet's  Aufenthalt  unbestimmt.  Würde  demselben  aut 
die  römische  Reise  10  Thaler  aus  eigenem  geben.  Tilius.  Wünscht 
Edition  der  griechischen  Concilien;  Wolf  soll  auf  Fugger  einwirken 
Schreiben  an  V^al.  Wagner  wegen  Nachforschungen  in  Transsylvanien 
und  in  der  Walachei.  Auch  in  Moschovien  soll  gesucht  werden. 
Desgleichen  in  Rom  und  Griechenland.  Hildesheim  hat  13  Biblio- 
theken. Aventin.  Waldenser. 

Handschriftlich  (Origin.):  b,  fol.  27. 

S.  Clarissime  vir,  scripsit  semel  atque  iterum  Gallus')  de 
mea  profectione  circa  Novembris  initium,  quam  sane  nunc  susci- 
pere  non  possum  partim  propter  aeris  iniurias  partim  quia  dies 
certa  indicari  non  potest  adventus  Phili,*)  partim  quia  Phili  epistob 
nihil  tale  praecipif,  sed  sicubi  propius,  ut  scribit  9*)  aut  in  Mis- 
nensem  aut  a  Juliaco  rediens  transiret  Erfordiam,  ubi  etiam  aliqua 


i)  Vgl.  Nr.  15. 
*    Vgl.  Nr.  2. 
«)  Nidbruck. 


225 


inveniri  haud  vulgaria  possent,  praesertim  collegio  magno  et  coeli- 
porta,  quae  mihi  iam  non  patent;  in  collegio  magno  sunt  circiter 
tomi  10  de  concilio  Basiliensi  et  Constantiensi  et  quaedam  Johannis 
de  Vesalla  *) :  eo  praemisso  nuntio  evocatus  advolarem,  et  revertenti 
illi  aut  etiam  eo  proficiscenti  in  itinere  est.  Nicolai  Emerici  in- 
quisitiones  •)  bis  habeo  et  non  pauca  inde  selegi  in  meum  cata- 
logum,  sed  epistolas  N(icolai)  Cle(mangiis) ')  tuo  exemplari  adiunctas 
videre  valde  cupio.  Historiam  Dugonis*)  et  si  quae  habet  alia 
P(ataviensis),*)  videre  operae  precium  esset.  Humpertus  Lagnetus') 
abierat  ante  complures  menses  in  Prussiam ;  ubi  nunc  sit,  scire  non 
facile  possum.  Si  ipse  aut  alius  industrius  vellet  bonam  operam 
nobis  medio  anno  Romae  navare,  darem  ei  ex  meo  10  thaleros 
lubentissime ;  aliquid  ei  ex  aerario,  si  quid  habebimus,  dari  poterit. 
Te  sane  nihil  de  tuo;  habes  plus  satis,  quo  rectissime  colloces. 
De  Tillet ')  sedulo  cogitabo,  si  quis  in  aula  Viteb(ergensis)  ®)  tales 
litteras  impetraret;  Juliacensem ')  pluris  faciam,  sed  ille  eo  forte 
non  posset  protrahi.  Concilia  graece  omnia  extare  valde  optandum 
esset;  Volfius  ***)  facile  hoc  opus  apud  cfoy.")  promovere  posset,  ut 
illi  conquirerent,  qui  late  amplas  negotiationes  habent.  Scripsi 
aliquando  ad  pastorem  Coronensem,")  meum  intimum,  ut  curaret 
in  Transsylvania  et  Valachia;  mitto  exemplar  eius  responsionis.*') 
Forte  si  a  maioris  autoritatis  viro  sollicitaretur,  aliquid  efficeret. 
Optavi  saepe  et  in  Moschovia  inquisitionem  fieri  posse ;  cum  enim 


0  Vgl.  Nr.  1. 
>)  Ebd. 

•)  Vgl.  Nr.  14. 
*)  Vgl.  Nr.  12. 
«)  Vgl.  Nr.  11. 
•)  Vgl.  Nr.  5. 
»)  Vgl.  Nr.  14. 

»)  Herzog  Christoph    von  Württemberg;    vgl.   Allgem.    D.    Biogr  ,  IV.  (1876), 
S.  243  fg. 

•)  Wilhelm,   Herzog  von  Jülich  (f  1592);    vgl.  Loserth,   Die  Registratur  Erzh. 
Maximilians  in  Fontes  Rerum  Austriac.  II.  Abth.  XLVIII.  2.  Hälfte,  S.  484. 
")  Vgl.  Nr.  13. 
**)  Fugger;  ebd. 

1'}  Valentin    Wagner,    Stadtpfarrer   in    Kronstadt;     vgl.    Traasch,    Schriftsteller- 
Lexikon  d.  Sicbenb.  Kronstadt  1871.  III,  S.  469  fg. 

1«)  Vgl.  Wagner  an  Flacius,  ddo.  Breslau,  3.  März  1663  (i,  fol.  27).   Der  Name 
Flacius  IHyricns  iit  auf  der  Adresse  theils  ausradirt,  theils  überschrieben. 
Jahrbuch  des  Protestantiunut  1897,  H.  III  u.  IV.  ^5 


226 

graecam  religionem  habeant,   vcrisimile  est,   eos  et  Hbros  aiiquos 

adhuc  habere.  Petri  Alexandri  *)  et  Molynei ')  meminero.  Stephano 

Roberto  •)  semel  scripsi  de  ista  ipsa  re,  sed  nihil  respondet ;  quare 

quid  porro  cum  eo  agam,  dubito.    Acta  synodi  Francofordensis*i 

fortassis  rectius  ad   me  missa   füissent,   sed   tarnen   urge,  ut  pro- 

deant.  Indicem,  quem  petit  cp,  brevi  coUigam  et  mittam.    Vcrcor, 

ne  Tilii  ^)  animum  mitra  immutet.  De  homine  idoneo,   qui  Romac 

res  nostras  curet,  cogitandum  sedulo  erit.*)    Utinam  sit,  qui  et  in 

Graecia.  Dominus  Jesus  suo  operi  adsit. 

Vale  Coloniae,  6.  Octob. 

Tuus  Petrus  Hcnius. 

Hildeshemia  prope  Brunsvigam  13  bibliothecas  satis  veteres 
habet.  Brevi  prolixius,  haec  repente  acceptis  litteris.  Annalibus 
bavaricis  Aventini,  quae  apud  nos  sunt,  deest  secundus  et  tert:u> 
ac  initium  quarti,  quae  nunc  nobis  vehementer  essent  necessaria. 
Ingolstadii  quaedam  edita  audio,  quae  cupio  quam  primum  videre. 
forte  quid  ad  rem.  Die  Waldenser  haben  gleichwol  für  jharen  eine 
meile  weges  von  Steyr  gewonet  imnd  ein  eigen  kirchen  gehabt. 
Davon  das  gemeur  noch  stehet.  Aber  endlich  vertrieben  unnd  ihr 
viel  gerichtet  worden,  davon  noch  ein  coemiterium  vorhanden, 
welcher  der  Ketzer  Fridthoff  genennet  wirdt.  Haec  quidem  amicus 
tu  vide,  si  quid  certius  aut  si  quae  scripta  etc. 

Nr.  19. 
Köln.  7.  October  (1554). 

Flacius  an  Nidbruck. 

Hat  Verzeichniss  der  gewünschten  Bücher  durch  Gallus  an  N. 
gesendet.  In  Deutschland  meist  nur  neueres  Material.  Daher  muss 
auswärts  gesucht  werden,  besonders  in  Rom  und  womöglich  in  Asien. 
Die  Fugger  könnten  behilflich  sein;  Wolf  soll  sie  dazu  bew^en. 
Languet. 

Handschriftlich  (Origin.):  k,  fol.  313. 

^)  Ueber  ihn  ist  mir  nichts  bekannt. 
*)  Du  Moulin;  vgl.  Nr.  11. 

*)  Robert  Stephani,  ein  gelehrter  Buchdrucker  zuerst  in  Paris,  yon  1547  sn  ic 
Genf,  gest.  6.  Sept.  1559;  vg'.  Jöchcr,  a.  a.  O.,  IV,  S.  818  fg. 
*)  Vgl.  Nr.  12. 
»)  Vgl.  Nr.  9. 
•)  Languet  war  dazu  in  Aussicht  genommen  worden;  vgl.  oben. 


S.  Cum  iam  heri  vesperi  ad  omnia,  quae  incidcbant,  subito 
rcspondissem  ac  litt  er  as  Lipsiam  inde  R(ati3ponain)  mittendas 
misisscm,  venit  mihi  hac  nocte  in  mentem.  tp ')  petere,  ut  raitterem 
catalogum  librorum,  unde  animadverti  eum  a  G(alio) '}  non  acce- 
pisse,  nam  ibi  ad  hoc  ipsum  exemplar  ciusmodi  reliqueram ;  quare 
mitto  huic  novum  exemplar  non  tale  quidem.  qualc  iam  brevi  ali- 
quando  a  me  conßcietur,  scd  quod  hac  acstate  pararam.  Quare 
quaeras,  ubi  et  quantum  poteris;  non  cnim  necesse  est,  ut  te 
horter,  cum  tu  etiam  magis  hoc  studio  mc  ipso  ardeas.  Video 
quae  nos  in  hac  Germania  reperimus,  plerunquc  recentiora  esse 
ad  summum  400  annorum;  quare  videndum  omnino,  ut  etiam  in 
extcris  regionibus,  praeserdm  Romae  et,  si  possibile  esset,  in  Asia. 
f^uy.')  Propter  amplas  ncgotiationcs  ad  hanc  rem  inprimis  sunt 
idonei;  quare  cum  eorum  bibliothecario  *)  vel  quoptam  alio  idoneo 
agendum  esset,  ut  eos  ad  eiusmodi  Studium  excitent.  Lagnetus '} 
ubi  iam  sit,  nescio,  nam  in  Prussiam  abierat.  Si  Witembergam 
dirigere  litteras  cupis,  habeo  ibi  amicos  Johannem  Luffi,  typo- 
graphum,  Casparum  Pfreund,  pharmacopolam,  E.  M.  Sebastianum 
Theodoricum,  mathematices  lectorem,*}  qui  hac  aestate  rector  fiiit. 
Lipsiae  recte  mitte  ntur  Ittterae  Chris  top  horo  Naumair,  dvi  ac 
mercatori  celebri. 

Coioniae,  7.  Octobris. 

Joannes  Tulius 
corrector  Werheli  tui  studiosissimus. 

Nr.  20. 

s.  1.  {1.  November  1554.) 

Nidbruck  an  Flacius. 

Zusammenkunft  mit  Flacius.     Kirchengeschichte  des  Maximus. 

Es  soll  Jemand  in  Italien  fiir  sie  excerpiren  (Languet),  Arien  könnte 

viel   helfen.     Geldbeiträge.     Commentare   zu  Karl   d.  Gr.     Schickte 

Bibliothekskatalogc.  Pacaeus  soll  gewonnen  werden.  Herausgabe  der 

<)  Nidbrack;  Tgl.  Nr.  18. 
')  VfiL  Nr.  2. 
»)  Fugger;  ^1,  Nr.  18. 
•)  Wolf;  »gl.  Nr.  18. 
•)  Langnet;  Tgl.  Nr.  18. 
•)  Vgl.  Nr.  3. 


228 

griechischen  Concile.  Karl  d.  Gr.  und  Ludwig  d.  Fr.  Schriften  gcgcL 
die  Synode  von  Nicäna.  Gegen  10  Schriften,  darunter  eine  über 
die  Frankfurter  Synode  an  Cassander  gesendet.  Flacius  soll  Cassander 
und  Wouters  zur  Unterstützung  heranziehen.  Verhandlungen  tr. : 
dem  Passauer  Bischof.  Hat  Termin  der  Zusammenkunft  nicht  ein- 
halten können.  Büchersendung  auf  dem  Wege  nach  Regensbur^ 
Zusammenkunft  nothwendig.  Flacius  hat  genug  Material,  z.  B.  au> 
Böhmen,  um  fortzuarbeiten.  Bedingungen  für  die  Entlehnung  seiner 
Bücher.  Literarische  Mittheilungen. 

Handschrifth'ch  (Concept):  k,  fol.  282,  Fortsetz.:  i,  fol.  133. 
Adresse:  npbQ  cpÄov  de  1.  Novembris  54. 

S.  P.  Accepi  binas,  ad  quas  nondum  respondi,  priores 
illas  a  te  scriptas  4.  Augusti  *)  et  heri  illas,  quas  10.  Scp- 
tembris  ')  dedisti.  Miror  autem  non  parum,  quod  communis  amicus 
G(allus)  meas  de  28.  Juh'i*)  et  23.  Augusti*)  cum  fasciculis  no*: 
miserit.  Scribe  proximis,  quid  acceperis,  et  ad  singula  capita  re?- 
spondeas,  ut  ego  soleo  facere.  Et  primum  ad  priores  illas  tuas  de 
4.  Augusti:  et  prinjum  non  uter  excusatione,  quod  minus  potue- 
rimus  pro  utriusque  desiderio  colloqui,  nam  a  me  intermissi 
fuissent  multa,  quae  grata  tibi  erunt,  si  ex  litteris  meis  supcriori- 
bus  intellexeris,  quid  egerim  et  quare  emanserim.  Quod  de  Mysis 
scribis  et  Lythodü  doraino,  quem  intelligas,  ignoro;  incertum  est, 
quia  de  meis  profectionibus  ego  nihil  quicquam  statuere  pK>ssi:ni 
neque  opus  est,  nok  convenire,  utile  quidem  esset  et  utrique  periD- 
cundum.  Ego  etiam,  si  convenissemus,  deinceps  commodius  de 
libris  inquirere  et  cogitare  de  promovendi  tuum  institutum  rationi- 
bus  cogitare  possem,  sed  forte  aliquando  Deo  volente  dabitur.  i:t 
conveniamus ;  tempus  et  locum  nondum  video,  admonebo  tarnen, 
si  intelligam,  qua  ratione  fieri  queat.  Si  tibi  nota  esset  mea  con- 
dicio,  mirareris,  quo  modo  cogitandi  saltem  de  huiuscemodi  rebus 
vacaret;  scio  tamen,  quid  Deo  debeam  et  Dei  beneficio  adhuc 
libera  est  conscientia.  Orabis  pro  felici  successu.  Pergo  ad  littcras 
tuas.  Quod  de  doctore  Babenbergensi  scribis,  mallem  te  scripsissem. 
ubi  ille  liber  Maximi  Venetiis  haberetur,  et  eas  circumstantias  fpse 


»)  Vgl  Nr.  13. 

»)  Vgl.  Nr.  17. 

•)  Verloren;  vgl.  Nr.  14. 

*)  Vgl.  Nr.  U. 


229 


Babenbcrgae  intellexisses ;  nam  licet  in  ca  dvitate  fucrim,  praeter 
aulicos  nulluni  novi;  si  perscribas,  ubi  inveniri  possit,  reliquum 
mihi  committe.  Scribis  quidem  multa  de  libris  in  Italicis  biblio- 
thecis.  Sed  ego  non  video,  quomodo  operae  precium  facturus  sit, 
quisquis  eos  autores  describi  curaret,  nam  intra  quinquennium 
vix  omnes  possent  describi,  et  sumptus  infiniti  mihique  intollera- 
biles  fierent,  ac  tandem  aut  nihil  aut  parum  tuo  instituto  conveni- 
rent.  Quare  quantum  ad  huiuscemodi  autores  attinet,  omnino 
iudico  consultius,  ut  a  vobis  vir  pius,  linguae  graecae  peritus  et 
cui  perspectum  sit  penitus  vestrum  institutum  et  qui  capita  teneat 
futuri  operis,  eo  proficiscatur  et  excerpat  atque  rescribat  vel  ipse 
vel  per  alium,  quae  videbit  profutura  vobis,  reliqua  omittat.  Si 
utatur  ille  idem  iudicio,  facili  labore  multa  conficiet  et  vos  magna 
molestia  levabit,  si  digestas  materias,  suo  loco  ordinatas  vobis  ad- 
ferat.  Si  talem  habeatis,  ego  ipsi  aditum  parabo  in  omnes  biblio- 
thecas  Italiae,  modos  teneo  et  autoritatem  ipsi  comparabo.  Scri- 
pseras  de  Huberto  nostro*)  sed  mihi  sustentatio  est  impossibilis ; 
vos  dispicite  et  cum  illo  vel  alio  tractate.  Arlenium  *)  curavi  ad- 
moneri,  sed  parum  spero,  quia,  dum  ego  in  Italia  studerem,  vidi 
hominem  et  intellexi  ipsum  societatem  habere  cum  typographo 
Laurentio  Torrentino,')  ita  ut  rei  typographicae  potius  studeat  et 
lucro.  Habet  quidem  non  pauca,  sed  ea  in  suos  usus  reservat, 
quoad  ex  editione  fructam  faciat;  utcunque  sit,  ille  Arnoldus  possit 
tali  Studioso,  ut  antea  depinxi,  ostendere,  ubinam  boni  autores 
reperiantur,  et  iuvaret  forte  non  illubens.  Ego  apud  Arnoldum  aut 
alius  quispiam  litteris  parum  efficiemus.  Quod  cogitaro  te  scribis 
de  sumptibus,  facis  profecto  recte,  sunt  enim  nervi.  Cuperem 
intelligere,  quid  princeps  Otthenricus  *)  conferret.  Sed  forte  apud 
honestos  cives  et  di vites  mercatores  plura  consequeris ;  Haincelium  *) 
hortare,  cum  Volfio  •)  et  aüis  agat.  Quod  de  quatuor  libris 
commentariorum  Caroli  scribis,  scire  te  volo,  me  quoque  et  hos 
et   alios  de  Caroli  M.  et  Francorum  gestis  habere;    sed  de  histo- 


1)  Languet;  vgl.  Nr.  19. 

«)  VgK  Nr.  13. 

3)  Vgl.  Stintzing,  G.  Tanncr'i  Briefe  etc.  S.  22. 

*)  Vgl.  Nr.  5. 

5)  Heinicl;  vgl  Nr.  3. 

•)  Wolf;  vgl.  Nr.  13. 


230 


ricis  mcis  libris  infra.  Quod  Lipsiae  scribis  historica  quacdam 
esse  graeca,  ego  ignoro;  mitto  tarnen  indicem  omnium  libronim 
bibliothecae  ad  te,  vasi  cum  aliis  indicibus  bibliothecarum  Italiae 
inclusum.*)  Si  quos  libros  desideres,  ages  multo  commodius  per 
interpositam  personam,  quam  ego,  qui  longe  absura,  Valentinus 
Paceus')  dicitur  antiquarum  renim  et  monumentorum,  praecipue 
librorum  peritus  esse;  nescio,  quomodo  possis  ipsum  habere 
adiutorem.  Tu  cogita,  utendum  esse  ad  pium  institutum  etiam 
eorum  opera,  cum  quibus  alioquin  non  omnino  conveniret.  De 
conciliis  graecis  edendis,')  quae  habui  et  Basileae  intellexi,  per- 
scripsi  ad  te;  per  eundem,  quem  antea  nominavi,  et  Volfium 
potes  hortari.  Quod  tibi  probetur  scriptum  Caroli,  recte  est,  scd 
tu  cura  etiam,  ut  Ludovici  scriptum  ad  versus  eandem  synodum 
graecam  *)  nandscaris ;  scripsi  ad  te  28.  Julii,  quis  habeat  et  quo- 
modo soUicitari  debeat.  Quod  de  libro,  scilicet  de  vitis  pontificum, 
qui  fuit  prope  Bonnam,  scribis,  fui  quidem  in  monasterio  et  omnes 
perlustravi,  sed  in  eum  librum  non  incidi.  nam  monachus  ille 
compilator  conciliorum  non  omnes  libros  restituit,  quod  scio.  S}tio- 
dum  Francofortensem  habitam  a  Carolo  M.  tempore  Adriani  et 
synodi  tempore  in  Graecia  habitae  misi  Coloniam  ad  illos  bonos 
viros,*)  de  quibus  nuper  prolixe  scripsi;  frustra  conquereris  tuis 
postenoribus  litteris,  quasi  aliis  libros  distribuam:  tibi  tuisque 
ouvTcovot^  omnia  in  unum  locum  coacervantur  scilicet  apud  t6v 
G(allum)/)  Uli  Colonienses  habent  forte  decem  libros  a  me,  non 
amplius,  inter  alios  et  leges  Gothorum  atque  huiuscemodi,  quae 
tibi  non  servirent.  Fac  coniungatis  studia,  nam  si  raeo  iudicio 
qutsquam  te  iuvare  potest,  illi  duo  te  quoque  possunt*  Placet  stilus 
illius,  cuius  opuscula  misisti,  diligentia  quoque  non  improbatur. 
quod  ex  patribus  veritati  fulcra  quaerat.  De  Passaviensi  ^)  historia 
nihil  potui  agere;  aberat  enim  Reverendus,  qui  huc  brevi  dicitur 
venturus;    ea   de  re  conveniam  et  si  quid  sit,   non  dubito  me  im- 


1)  Wahrscheinlich  von  Georg  Tanner. 

s)  Ueber  V.  Paceus  (Härtung),  Professor  und  Archidiakon  in  Leipug,  gest.  1558, 
vgl.  Loesche,  Mathesius,  II,  S.  290. 

«)  Vgl.  Nr.  18. 

4  Vgl.  Flacius,  Catal.,  I,  S.  812. 

>)  Cassander  und  Wouters;  vgl.  Nr.  14. 

•)  Vgl.  N.  an  Gallus  ddo.  Wien,  23.  August  1554  («,  fol.  125). 

»)  Vgl.  Nr.  11. 


231 


petraturum.  Nunc  devenio  ad  posteriores  tuas  de  (8.)  Septembris.*) 
In  iis  quicquid  dicis  urgendo,  facis  id  pro  amicitia  et  tibi  licet, 
sed  tu  bonus  vir  ignoras,  quibus  occupationibus  distrahar ;  sufficiat 
tibi,  si  dictorum  meorum  constantiam  cognoscas.  Quod  ad  diem 
praestitutum  non  veni,  excusationem  non  peto,  nam  tibi  scio  non 
gratum  esset,  si  visitationem  tot  bibliothecarum,  ad  quas  nunquam 
talis  aditus  et  conquirendi  commoditas  dabitur,  intermisissem ; 
quantum  periculum  sustinuerim  illa  emansione,  nemo  novit  meb'us 
me.  Quod  scribis,  te  in  portu  naufragium  fecisse,  in  publica  igno- 
minia  versari,  scandalo  aliis  esse  et  multa  gravia,  dolerem  certe 
tua  vice,  sed  Deus  meliora.  Quomodo  ea  potuissem  mittere, 
quae  in  sinu  non  habebam,  sed  in  hac  urbe ;  in  Augusto  a  G(allo) 
discessi,  promisi  me  tibi  conducentia  missurum  intra  duos  menses; 
steti  promissis,  sunt  enim  in  itinere  et  ad  communem  amicum 
G(allum)  proferentur.  *)  Quomodo  citius  convasari  et  adversus 
flumen  vehi  potuissent !  Quod  vero  accersitus  sis  incommodo  tem- 
pore, id  stat  in  arbitrio  tuo;  corpuscülum  tuum  tenue  et  maci- 
lentum  bonum  vinum  francicum  et  rhenanum  reficient.  Nolim  tamen 
ipse  te  valetudini  tuae  incommodare ;  maneas  in  hypocausto  usque 
ad  philomelae  cantum.  Mittetur  ad  te  nihilominus  plenum  vas,') 
quod  hac  hieme  vobis  omnibus  sufficiet;  ita  enim  ad  G(aUum) 
scribo,  ut  quam  primum  id  transmittat,  nuncnunc  si  te  ipsum  non 
expectet.  Ego  certe  omnino  necessarium  duco,  ut  semel  con- 
veniaraus,  nolo  autem,  ut  te  frustra  in  iter  des,  nam  certum  diem 
aut  locum  condicere  nequeo  hoc  tempore,  sed  forte  tempore 
opportuno.  Miror,  quod  scribas,  omnes  conatus  vestros  evanes- 
cere,  otiosos  degcre  conductos  homines,  quasi  vero  desit-  diligcn- 
tibus  unquam,  quod  agant.  An  non  plus  satis  vobis  est  librorum 
et  fragmentorum?  Pauca  sunt  quidem,  quae  ego  misi,  quia  tabel- 
larium  gravare  nohii,  grata  tamen  si  vobis  aeque  sint,  atque  ego 
raptim  et  diligenter  coUegi,  satisfactum  mihi  putabo.  An  non  habes 
Marsilii  Ficini*)  et  alia,  quae  Novimbergae,  Coloniae  et  alibi  col- 
legisti?  Nam  D.  Echtius  *)   subtile  tuum  furtum  mirum  in  modum 


1)  Vgl.  Nr.  16. 

*)  Am  23.  October   von    Wien   per  Schiff  abgesendet;    Yfl.  N.  an  Gallus  ddo. 
31.  October  1664  (i,  fol.  131). 

')  Mit  ,A"  signirt;  s.  oben. 
*)  Vgl.  Nr.  1. 
»)  Vgl.  Nr.  14. 


L. 


232 


commendabat.  An  non  sunt  tibi  alii  Hbri,  quos  in  Bohemia  oos- 
quisivisti;  in  iis  relegendis  et  digerendis  an  vobis  tempus  abundatr 
Visne  institutum  tuum  intra  unum  annum  absolvere?  Diii^entiain 
iaudo.  maturam  tarnen.  Res  nova  et  fastidiosa  aliquibus  videbitnr. 
neque  enim  tu  solus  omnia.  Nam  non  es  papa ;  solus  papa  potest 
omnia  et  quaedam  alia.  Delectus  meorum  librorum  habendos  erit : 
te  facio  magistnim  delectus.  Quare  necessario  eo  venias  ad 
G(allum),  sed  tua  conunoditate.  Interea  fhiere  his,  qaae  in  vase 
signato  A,  et  quia  tibi  omnimodam  facio  facultatem  utcndi  meis 
Hbris,  intelligas  velim,  quibus  id  condicionibus  cupiam  fieri,  et  sd*^ 
te  omnia  in  bonam  partem  interpretaturum ;  nam  nuila  est  oocasxo 
sinistre  quid  suspicandi.  qda  vos  promptos  ad  restitutioneTn  fore 
non  dubito.  Ego  et  labores  et  sumptus  pro  viribus  et  factos  et 
faciendos  conferara,  non  male  autem,  st  id  fiat  autoritate  pablica 
interposita.  nam  communis  senatus  non  moritur.  nos  vero  in  dies 
nil  aliud  expectamos,  Quare  fac  quaeso.  ut  quae  in  postcrum 
habere  volcs,  magistratus  vcster  ab  iUo.  übt  est  D.  G'allus^  red- 
piat  dato  ch\Tt>gTapho  ab  acdpiente,  et  deinde  distnbuant  pro  tuo 
a^nsilio,  übt  opus  erit,  et  utamtni  Ulis,  quam  diu  voletis.  Si  tJ 
circa  Ter  aut  quando  voles.  eo  vencris,  fac  sis  mimitus  täli  man- 
datx>,  quod  sdücet  libros  subsequentes  aut  qui  infia  sequcntur. 
annotabuntur  enim  a  te,  antequam  ardiantur.  et  cavebitur  Scripte, 
quod  maiTistratus  vestcr  altcii  Ratisponensi  velit  post  tanti  tem- 
poris  spatium  eosdem  -ibros  remittere.  Tali  mandato  sauTuir^s 
potes  ex  CO  loco  auferre  qoae  voles,  reperies  autem«  qnae  tibi 
non  in^ata  5^'nt  fcrara.  Et  ut  planius  tibi  de  mca  voluntatc 
ccmstet,  mitto  hie  extracram  ex  bttexis.  quas  ad  communec: 
amicum  X,  Gal/jm  scnho  ''  Vos  quaeso  noo  gTa\'at2nx  in  eo 
mihi  ohteirjpenoe,  nam  -onge  p^^ira  a  mc  hoc  pacto  cjqjectare 
potcri^s.  M^iTi^uarus  atr-mcac,  a  vobis  infonnatus  rede,  duos  ad 
munin'jw'.ni  drpijtab'.t.  cui  ei  ra  consensom  praebeant«  niliil  e^: 
0»ii^Vi3Äni  djrrrin-^err;  s.bixreant^ir,  e^:©  nihM  pcto  praeter  restitu- 
tior^eni,  «;*uAn"j  T>on  ur%:cK'  ri<7  absD"*ito  opcre  et  vestia  commodi- 
lAte  i»i  fjeri  piis>!::  5:;TT:-:p:4.^  i^Ä'ifOj'TieiiQccum.  si  -ta  opus  sit.  e^o 
i;"v>5^  fe'Äm  S:  xnrm:  e5öcn*i:>,  r.z^l  certe  laborarenu  caasas  verh- 
ex prÄ^.^.K*^(>  e\:rav"ro  i^rci^Tö^  Käbeo  quaedam  praeterea^  c-ae 
li^i   trr.*;.   nSi   hÄC    in   pirte   Tne^e  CDC»qae   \'x>Iantati   oec    i-^.i^« 


233 


obtemperaveritis,  scilicet  interponendo  cautionem  et  agendo  id 
per  publicas  personas  aut  publico  saltem  nomine,  lubens  communi- 
cabo,  scilicet  epistolas  Pipini  ad  Stephan  um  *)  et  Adriani  *)  ad 
Carolum,  iustum  opus,  item  epistolas  Bonifacii,*)  primi  episcopi 
Germanorum  ad  Lullum*)  et  alios  coepiscopos  suos  cum  per 
Germaniam  tum  per  Westphaliam,  et  alia  quaedam,  quae  nunc 
non  mitto,  tum  quia,  dum  otium  est,  ego  ipse  in  iis  libris  mira 
vetustate  praecellentibus  tanquam  in  hortis  versor.  Hoc  tarnen 
scias  nihil  esse,  quod  non  ad  propositum  pium  et  utile  sim  coUa- 
turus,  sed  omnino  cupio  caute  et  diligenter  custodiantur,  ob  quam 
causam  ego  ipse  quoque  volo  per  magistratus  sive  deputatos  id 
agri,  scilicet  recipiendo  et  remittendo  eosdem  libros,  certe  thesaurum 
meum  usu  non  directo  dominio,  nam  restitui  vellem  ad  loca 
publica  post  usum,  unde  deprompti  sunt,  et  propter  quos  ego 
arcte  sum  obstrictus.  Missalia  coUigo  et  habeo  ^)  slavonicum,  quaero 
hominem,  qui  vertat;  in  Russiam  scripsi,  expecto  responsum  ad 
articulos,  super  quibus  resolutionem  petii.  Quantum  per  otium 
licebit,  ego  ipse  de  scismatibus  •)  quaedam  hincinde  soleo  decerpere, 
quae  omnia  ad  te.  Oporinus '')  ad  Ottonem  Henricum  *)  misit 
Hippolytum  super  Apocalypsim.*)  Venio  nunc  ad  catalogum  tuum 
et  breviter  indicabo,  quae  nunc  in  buccam  venient.  Acta  con- 
ciliorum  plurima  desideras,  quae  meo  iudicio  partim  impressa 
habentur.*®)  Ansegisum  abbatem ")  habebis,  ubi  integer  excusus 
erit,  est  enim  sub  prelo  in  Gallis;  ego  plurima  exemplaria  manus- 
scripta  habeo,  curabo  aliquando  cum  impresso  conferri.  Ammonium 


1)  Papst  Stephan  TU.  (f  772) ;  vgl.  Potthast,  a,  a.  O.,  II,  S.  1033. 

5)  Papst  Hadrian  I.  (f  795) ;  vgl.  ebd.,  I,  S.  566. 

•)  Ueber  Bonifaz,  den  Apostel  der  Deutschen  (f  755),  vgl.  ebd.,  I,  S.  164  fg. 

*)  Lullus,  EKbischof  von  Mainz  (f  786);  vgl.  ebd.,  S.  762. 

*>)  Hier  ist  in  der  Hs.  9737  A  der  Brief  abgebrochen ;  der  folgende  Theil  steht 
in   der  Hs.  i,  fol.  133. 

•)  N.  verhandelt  deswegen  mit  dem  Basler  Buchdrucker  Henricpetri;  vgl.  N. 
an  H.  ddo.  Augsburg,  21.  Juni  1555  (/.  fol.  284);  Augsburg,  30.  August  1555  (t\  fol.  364) 
und  H.  an  N.  ddo.  Basel,  29.  Juni  1555  (i,  fol.  295\ 

T)  Vgl.  Nr.  14. 

•)  Vgl.  Nr.  5. 

•)  Vgl.  Schäfler,  Handlexikon  d.  kalh.  Theo!.,  Regensb.  1883,  II,  S.  332  fg. 

»0)  Vgl.  Nr.  13. 

*>}  Abt  in  dem  Benedictinerkloster  Lobies  bei  Lüttich  (f  833);  über  ihn  und 
seine  Werke  vgl.  Potthast,  a.  a.  O.,  I,  S.  111;  Flacius,  Catal.,  II,  S.  105. 


234 

de  gestis  Franconim ')  reperies  arbitror  Lipsiae,  est  enim  in  Gal.  > 
impressus  per  Badium,  ni  failor.  Dum  Antonium  Florentinja 
nominas,  nescio  an  süinmam  intelligas,  in  tres  tomos  divisam;  | 
habeo,  mittam  si  voIcb,  verum  fere  in  Qmnibus  bibliotheds  reperiwr. 
Acta  Francofordensis  synodi  sub  Carolo  etc.  erras,  amice.  nam  m  . 
ea  synodo  nihil  adversus  Graecos  actum  est,  sed  adversus  haere^i~ 
Felicianam ;  ubi  sint  illa  acta  a  me  alicubi  reperta,  supra  scrip~ 
ncc  negabuntur  tibi,  si  petas,  quamvis  illi,  qui  meum  cxemp.J 
habent,  poUiciti  sint  se  velle  curare  edi.  Verum  est  quidem.  quoJ 
eo  tempore  convocata  synodus  Francofordensis,  quo  tempore  ;'w 
in  Graeda  habebatur,  et  ad  Carolum  synodi  in  Graecia  habira; 
acta  Francofordiam  sunt  allata,  quantum  ex  actis  potui  obiier 
percipere,  Alpharus  Hispanus  etc.  habes.  nam  est  tila  summa  d; 
planctu  ecciesiae')  in  favorem  Johannis  XXII.  scripta;  repentr 
passim,  olim  Ulmae*)  impressa,  deinde  in  Gallts;'}  librum  secund-n: 
lege,  nam  in  primo  astruitur  potestas  pontificia.  Balaei  •)  hi-storic 
cgo  nulla  vidi,  nee  habet,  quae  ipsc  composuerit ;  collectanea  quider. 
multa.  et  iam  a  me  accepisti  excerpta  ex  ipMus  ore  et  libris  p;r 
integrum  quatriduum;  de  instructa  sua  bibliotheca  28,  JulÜ  ^;  ad 
te  plura  scripsi,  Bartholomaei  Eergomatis ')  opus  historiarum  ■ 
est  illud,  quod  alias  dicitur  supplemcntum  xpovixtiiv.  Biondi'»i  et 
Beati    Rhenani  '*)    coramentarii    ubique    in    Germania    repenuntur. 

>)  BeDCdictinermönch  in  der  Abtei  Flenry  a.  ä,  Loire;  ^1.  Jöcber,  a.  s.  O. 
I.  S.  171.  Seine  Schrift  ,De  reEii''i  praceramqaE  Francotnm  angine  geatisqae  e-c' 
müde  in  Paris  bei  Asceniius  Badius  i.  J.  1614  ee<l">ckl ;  Tgl.  Graesse,  Tresor,  I..  S.  48. 

')  (Antonii  episcopi  Florentini  Repertorinm  totins  inmnue  maioris*  ;  rgl.  Ge<cer 
i.a.  O..  S.  56. 

•)  Vgl,  Nr.  14. 

*)  Vgl.  ebd, 

t)  Vgl.  ebd. 

•)  Vgl.  Nr.  6. 

I]  Verloren;  i.  oben. 

*)  Ueber  den  Augnttiner  Eremiten  Pilippo  dl  Bergamo  (f  1520):  vf\.  Jöcber. 
«.  «.  O.,  I,  S.  997. 

»)  Supplementnm  chronicamm,  gedr.  lu  Venedig  i,  J.  1483:  »gl.  Potthajt, 
«.  «.  O..  1.  S,  466  fg. 

■•)  Ueber  den  Historiker  Flavini  Btondm  (f  1468).  Tgl.  Huios,  Flario  Bionjo. 
■ein  Leben  und  seine  Werke,  Leipug  1679;  Gabolto,  Aicune  idee  di  FlkTio  Biondj 
nilla  aloriogriphii,  Verona  1891. 

")  Vgl.  Horawili,  Beatus  Rhenanos,  Wien  1872. 


Cyprianus  *)  de  abusibus  ecciesiae  erras,  forte  dcceptus  per  indicem 
Lazii,  nam  nihil  tale  Cyprianus;  sed  hincinde  dtatur  Cyprianus 
dixisse  duodecim  esse  abusiones  saecult:  praetatum  negligentem, 
muliercm  inverccundam  etc.;  nihil  ad  rem.  Habes  hincinde  et  in 
20.  libro  de  planctu  ecciesiae.  Concilii  Coloniensis  canones  provin- 
ciales,  item  Germanica  historica  et  quac  hiiiusmodi  sunt,  apud 
vos  reperiuntur,  Pluris  constarent  hinc  avehendi  et  reveiiendi, 
quam  isthinc  emantur.  Einardi  cancellarii ')  etc.  est  ille  idem, 
quem  de  vita  Caroli  Magni  comes  Nuttcnarius. ")  praepositus 
Coloniensis  olim  curavit  imprimi,  et  tu  babcs  in  illis  quatuor  libris 
commentariorum  Caroli  Magni,  est  primus  liber,  reliqui  enim  a 
capellano,  quartus  a  patre  capellani  sunt  compositi,  ut  in  fine 
tertii  iibri  et  praefatione  qiiarti  videbis;  quod  epistolas  idem 
Eginhardus  (quem  cancellarium  scribis  fuisse.  ego  legi  capellanum 
et  amanuensem  Caroli  fuisse)  scripserit,  non  scio.  Epistolas  histo- 
riales  summorum  pontificum  ad  reges  et  episcopos  Gerjnaniae  ego 
quidem  habeo  et  communicabo,  sed  prius  curo,  ut  describantur, 
quia  archetypum  cogor  brevi  reddere.  Eusebü  martyroJogium  *) 
desideras ;  sunt  etiam,  qui  Bedac  martyrologium ')  cupcrent  habere. 
Doctor  Ludovicus  Barus,*)  concionator  Argentinensis  vitas  describit; 
iuva  dus  opus,  si  potcs.  Eugenii  invectivas,'}  quin  imo  ausim 
dicere  fere  aut  forte  omnia  concilii  Basiliensis  et  Constantiensis 
accipies;  sunt  enim  in  itinere.  Gregorii  Nazianzeni  •)  quaedam  requiras ; 
sdas  Oporinum  ad  Otthonem  Henricum  Paiatinum  misisse  graecum 
Nazianzenum,  nesdo,  an  integrum,  quia  non  vidi,  johannis  de 
Janduno ')  theologica  non  legi,  misi  ad  te  super  clementinas. 
>)  Vgl,  Potth«Ki.  «,  a.  O.,  I,  S.  360. 
»)  Vgl.  Gesner.  ».  «.  O.,  S.  211. 

»)  Hermuin  Graf  von  Nuenar  (f  1630)  gab  die  ScTirifl  des  Eginhafd  „De  viu 
Hatoli  M.'  lu  Buel  i.  J.  1632  bermui;  vgl.  Allg.  D.  Biogr.,  XXIII  (1886).  S.  486  fg.; 
Jesner,  a.  a.  O..  S.  337. 

')  Vgl.  HerrogPIiK-Hauck,  a.  a.  O.,  IV,  S.  390  fg. 

■)  Ueber  den  englUchen  Benedicliner  Bcda  (f  736),  vgl.  Jocher,  a.  a.  O.,  I, 
).  905  fg. ;  Potthan,  a.  «.  O.,  I,  S.  137  fg. 

■)  Ueber  ihn  habe  ich  nichU  finden  kännen. 

>}  Vgl.  Gesner,  a.  a.  a.,  S.  823 :  .EugcnÜ  quarti  F.  epiEtoli  et  libelTus  contra 
Conciliam  Baiileenie  exlart  apud  Marcam  Diesterum.' 

•)  Ueber  Gregor  von  Naiiani,  vgl.  Ullmanr,  Gr.  v.  N.,  1867. 

»)  Vgl.  Über  ihn,   Loreni,   Deutichlands   Gewbichtsijuellen.  3.  AnB.,  II  (1887J, 


236 


Joachim!  abbatis  de  pontifidbus  ^)  mitto  ad  te,  inclusmn  in  va^  A. 
Omnium  ordinum  monasticonim  historias  cupis  videre;  mit:: 
quaedam  de  praedicatoribus,  coUigo  hincinde,  quae  ad  ordine? 
quosvis  spectant,  ea  aliquando  quoque  ad  te.  Petis  omnium  locoruiTi 
historias,  quare  scias,  me  non  contemnenda  habere  in  historici 
et  variarum  nationum  cum  impressa  tum  scripta,  sed  necessc 
pnus  coUoquamur,  ut  intelligam,  quibus  habeas  opus,  reliqui  mih- 
remaneant,  item  quos  habeas,  qui  ei  rei  incumbant,  ne  frustri 
hincinde  libri  vehantur.  Perge  strenue,  sed  non  despera,  si  prbo 
anno  non  omnia  congeras,  fruere  üs,  quae  conceduntur,  reliqua  i 
me  non  negantur,  et  nihilominus  perge  in  perquirendis  et  sumptib:' 
et  hominibus,  ego  idem  faciam,  sed  nondum,  quae  vellem  aut  sperr* 
possum.  Deus  iuvet  recta  consilia.  Sigeberti  monachi  Gemblacens*.: 
chronicon  *)  ad  te  misi,  Sicardi  •)  martyrologiüm,  vis  forte  dice« 
Huswardi,*)  qui  vixit  tempore  Caroli  Magni.  Excuditur  Colonu; 
Odonis  martyrologiüm.  Talia  et  quaecunqu^  ad  statum  eccles:ü' 
secundum  seriem  cognoscendum  faciunt,  ego  studiose  colligo.  sc: 
necesse  de  sumptibus  et  homtnibus  pluribus  dispiciamus.  Open" 
precium  igitur,  ut  aliquando  conveniamus  et  ego  plene  de  sta:. 
propositi  vestri  et  laboribus  fiam  certior.  Pium  et  laudabile  er 
opus,  sed  non  paucorum  hominum;  exhibete  tarnen  specimer 
utimini  iis,  quae  habetis,  et  progressum  facite  infracto  animo  et 
orate  Deum,  ut  me  ac  omnes  honestis  ac  veris  rebus  favente^ 
custodiat,  consilia  ad  nominis  sui  gloriam,  ecclesiae  aedificationer 
et  salutem  nostram  promoveat,  Amen!  Valete  in  Domino.  Rescrih 
saepe  ad  singula,  quae  plenius  percipere  a  me  cupias  et  signiüo. 
quot  et  quando  a  me  scriptas  acceperis.  Datum  1.  Novembn? 
1554. 


*)  Ueber  den  Cistercienser-Abt  Joachim  von  Floris  (f  1202);  vgl,  Herzog Pit« 
Hauck,  a.  a.  O.,  VI,  S.  786  fg. ;  Potthast,  a.  a.  O.,  I,  S.  653. 

«)  Sigebert,  Mönch  von  Gembleaux  (f  1118);  vgl.  Reusch,  a.  a,  O.,  I,  S  226. 
Potthast,  a.  a.  O.,  II,  S.  1018.  Sein  Martyrolofrium  wurde  1513  in  Paris  gedruckt, 
vgl.  Graeser,  a.  a.  O  ,  S.  402. 

«)  Sicard,  Bischof  von  Crcmona  (f  1205);  vgl.  Jöchcr,  a.  a.  O..  IV,  S.  566. 
Potthast,  a.  a.  O.,  II,  S.  1014. 

*)  Usuard,  ein   Benedictiner  «u  Fulda;   vgl.  Jöcher,  a.  a.  O.,  IV.  S.  1748.  ^^f  r 
Martyrologiüm  wurde   zuerst  1475   in  Lübeck  gedruckt;     vgl.  Potthast,  a.  a.  C.  U 
S.  1081 


237 

Nr.  21. 
Köln.  1.  November  (1554). 

Flacius  an  Nidbruck. 
Cassander  soll  zu  Tilius,  Wouters  zu  ihnen,  Languet  oder  ein 
nderer  nach  Rom  reisen.  Brief  des  Metellus.  Literarisches. 
Handschriftlich  (Origin.):  b,  fol.  28. 
Adresse:  <pfX((). 

S.  Misi  nuper  prolixas  Htteras  in  Galli  epistolam  inclusas 
Woügango  Waldner,')  norico  concionatori,  in  quibus  ad  singula 
tuanim  epistolarum  capita  diligenter  rcspondi;  eas  te  vel  accepisse 
vel  mox  accepturum,  non  dubito.  Jam  hoc  tantum  adücio  videri 
mihi  valdc  operae  prcchim  esse,  ut,  sicut  nupcr  signiBcavi,  et 
Cassander  ad  Tilium  et  Cornelius  ad  nos  proficiscatur,  et  deniquc 
ut  Romae,  quae  usui  fore  videbuntur,  vel  per  Lagnetum  vel  per 
alium  describi  compararique  curemus.')  Mitto  partem  epistolae 
proxime  huc  Roma  missae,  ut  tanto  melius  deliberare  possis. 
Clementis  Scoti  •}  et  Adalberti  GalH  *)  contra  Bonifacium  inprimis 
videre  cuperem.  Ecclesiae  archeologias  Lazü,*)  de  quibus  in  prae- 
fattone  Abdiae,*)  vide,  an  possis  curare  describi.  Valc,  Cal.  Nov. 
Coloniae. 

Tuus  P.  A. 
Nr.  22. 
Köln.  10.  November  1554. 

Flacius  an  Nidbruck. 
Wegen  Entsendung  des  Cassander  zu  Tilius, 
Handschriftlich  (Origin.):  (,  fol.  136. 

Adresse:    Clarissimo   viro   D.  D,  Casparo   k  Nidebruck,    regio 
R.  M.  consiliario,  suo  domino  et  patrono  observandissiino. 

S,  Clarissime  et  prudentissime  vir,  scripsi  temas,  ex  quo 
binas  tuas  ütteras  (quarum  alterae  interüsse  putabantur)  accepi,  in 
iis    de   Omnibus,   quae   ad   rem    pertinebant,    prolixe    scripsi,   non 

>)  Vgl.  Preger.  ■.  ..  O.,  II,  S.  230  fg. 

^  Vgl.  Nr.  20. 

>)  Vgl.  FUcius,  Cata].,  I,  S.  633. 

*)  Vgl.  HeTK^-Flitt-Hiuck,  o.  a.  O.,  1,  S.  142  fg. 

0  Vgl.  Aschbach,  Gocli.  d.  Wiener  Unir.,  III,  S.  206  fg. 

•)  Ebd.,  S.  821. 


dubito,  te  iam  recte  eas  vel  iam  accepisse  vel  brevi  accepturum 
Hie  iam  breviter  illud  tantum  moncre  volui,  videre  mihi  valde 
operae  precium  esse,  ut  si  possibile  est,  quam  primum  Cassancc 
ad  Tilium  ')  abtegctur.')  NuUa  enim  ratione,  quod  volurous,  ab  ep 
acdpere  poterimus.  llle  enim  ob  vetercm  familiaritatem  ab  insdente 
et  incauto  acctpiet,  quod  volet.  Habebit  etiam  haud  dubie  (acTe 
apud  divitem  amtcum  iam  sumptus.  Fuit  ante  annum  Ulius  Roma;, 
multa  ibi  accepit,  ut  nobis  proxime  inde  scriptum  est.  Quart 
obsecro  te  propter  Dominum,  ut  omni  studio  et  cura  id  agas.  Si 
sumptibus  caret  et  rem  serio  agere  volet,  potent  vel  hinc  deccm 
aut  etiam  viginti  coronatos  habere.  Bene  in  Domino  vale.  qui  t( 
diu  incolumem  servet,  et  quam  primum  potes  rescribe.  Saiutai: 
tc  Hechtius  •)  et  Gymnicus.  Coloniae,  10.  Nov.  54. 

Tuus  Petras  Hoppius, 
si  forte  et  huius  amiculi  nomlnts  meministi. 

')  Vgl.  Nr.  20  und  21. 

*)  Vgl.  N.  &n  Caiunder  ddo.  28.  MKri  1666  (>,  (ol.  66). 

*)  Dr.  Ecbiius ;  vgl.  Nr,  14. 


-^^m^^r 


XIV. 


[c  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen 
und  Lehrer  Oesterreichs  aus  den  Wittenberger 
Ordinirtenbüchern  seit  dem  Jahre  1573. 

Von  D.  Dr.  Geobo  Buchwald,  Pfarrer  an  der  Nordkirche  in  Leipzig. 

(Fortsetzung.)  i) 

1589. 

333.  Ego  Jacobus.Mikovius  Pannonius  de  comitatu  ZoHensi 
e  provido  viro  Stanislao  Miko  et  pia  matrona  Sophia  in  civitate 
Brezno  dicta  legitime  natus  nono  aetatis  anno  in  patria  ad  discendas 
literas  disciplinae  R.  Viri  Petri  Bergeri  tum  Ludirectoris  Briznensium 
trador,  sub  quo  prima  literarum  elementa  vix  assecutus  Clarissimo 
viro  Dom.  Severino  Sculteto  successori  eius  ibidem  a  parentibus 
commendor.  Is  vix  anno  expleto  honorifice  Epperiesinium  vicinam 
Cassoviae  civitatem  ad  gubernaculam  scholae  evocatus  commigravit, 
cum  quo  ex  voluntate  parentum  una  discedens  ibi  sexennium  in 
studiis  fructuose  transmisi.  Postea  valetudinis  gratia,  cui  mollior  aer 
plurimum  incommodabat,  Tyropolium  ad  radices  Carpati  situm  deveni, 
ubi  posteaquam  sesquiannum  literis  operam  dedisscm,  anno  sequenti 
ab  ornasissimo  viro  D.  Paulo  Mimchin  tum  scholae  loci  illius  Rectore 
et  praeceptore  meo  fideli  in  coUegam  ascisor.  Inde  literis  Magnif. 
D.  Simonis  Forgach  in  aulam  dictam  Hernknecht  ad  paedagogiam 
evocatus  concessi,  cuius  filios  sesquianni  spatio  informavi,  cum  unice 
desiderarem  Academias  Germaniae  uberioris  eruditionis  causa  salutare. 
Commendatus  igitur  literis  fratris  ad  Illustrem  Generosum  D.  Emeri- 
cum  Forgach,  comitem  Trynchiniensem,  patronum  meum,  in  arcem 
Trynchin  spe  adipiscendorum  sumptuum  veni.  Quod  cum  viderem 
aegre  impetrare  posse  aulicae   vitae  molestia  pertaesus  ex  voluntate 


»)  Vgl.  1897,  S.  56. 


_240_ 

D.  Comitis  ad  petitionem  R.  Andreae  Schindleri  tum  pastoris  Ecclesiac 
Byrocensis  ad  regimen  scholae  legitime  vocatus  veni  praeferens  pd- 
verem  scholasticum  splendori  aulico,  cuius  loci  scholae  triennmtn 
laboriose  praefui.  Inde  ab  eodem  lUustri  et  Magnifico  Comitc  Emcrico 
Forgach  in  Ecclesiae  Suczensis  pastorcm  legitime  vocatus.  —  ü.  Volt. 
[1.  Jan.] 

334.  Ego  Sigismundus  Chalupka  Teutolipschensis  de 
districtu  Liptouiensi  fateor  me  ortum  esse  ex  honestis  parentibus. 
patre  Joanne  Chalupka,  matre  Margaretha,  et  initia  literanim  acce 
pisse  in  patria  a  Demiano  Pariagio  nunc  pastore  Ecclesiae  LitouicnsL«. 
tandem  promotione  parentum  emissum  esse  Rozombergam,  vbi  sub 
disciplina  Sigismundi  Nosticii  me  biennium  exegisse  agnosco.  Xli 
vero  eum  locum  mutare  animaduerterem  commigraui  Caschouiam 
ibique  similiter  biennium  sub  disciplina  M.  Martini  Breslacii  exe^. 
Tandem  fama  edoctus  de  Leonhardo  Mokoschino  qui  tum  ex  stiiciL« 
Vviteberga  reuersus  fuerat,  ipsius  .disciplinae  me  submiseram.  Eo 
mutante  stationem  suam  ad  Sanctam  Crucem  ad  Granum  me  con- 
tuleram  ibique  sub  diversis  Rectoribus  integrum  sexennium  con- 
tinuaui.  Hinc  legitime  vocatus  ad  regimen  scholae  Vgrocziensis,  qaatr 
per  annum  rexi.  Postremo  perueni  in  Radaczow  vel  in  villam  Dk\ 
Emerici  sitam  inter  Eperiesinium  et  Caschouiam  ad  Reuerendmn 
virum  D.  Blasium  Dworsky,  a  quo  legitime  vocatus  ad  officmtn 
Diaconi  in  Ecclesiam  Diui  En:erici.  —  O.  Voit.  [1.  Jan.] 

335.  Ego  Matheus  Wegner  US  Fristadiensis  natus  in  cadeTi 
ciuitate  legitimis  parentibus,  postea  scholae  traditus,  aliquamiii: 
literis  operam  dcdi,  deinde  Hranici,  Lipcini,  Brisne,  Brotane  studui. 
inde  Boleslauiam  ueni  commendatus  a  Casparo  Kisellino  Reuerend^ 
domino  Decano  Jacobo  Miloticeno.  —  Ö.  [1.  Jan.] 

336.  Ego  Thomas  Hekelius  Stubnensis  Pannonius  natus  in 
eadem  sub  ditione  dominorum  Crennicensium  in  comitatu  Turoa 
dicto,  dedi  operam  literis  primis  sub  praeceptore  Josepho  Basceno 
Moschoviae,  tandem  Rozembergae  sub  D.  Johanne  Philomate,  binc 
factus  adultior,  concessi  Prividiam  et  ibi  navavi  operam  literis  sub 
praeceptore  D.  Alberto  Husselio  annis  quatuor  nfiinus  quadrante. 
hinc  me  contuli  uberioris  doctrinae  capessendae  gratia  in  oras  Sepu- 
siacas  et  degi  Novocomi  sub  praeceptore  Georgio  Simonide  per  trcs 
quadrantes   anni,    illinc  reversus  in   patriam  vocatus   sum    legitimo 


241 

ordine  ad  regendam  scholam  oppidi  Zernowiensis,  quod  regimen 
amplexus  sustinni  per  triennium,  hinc  postremo  oblata  ordinaria- 
vocatione  ad  regimen  Ecclesiasticum  per  Reverendum  virum  Domi- 
num Andream  Kozaky  ministrum  fidelem  loci  eiusdem,  item  per 
Dominum  Magnificum  Gabrielem  Doczij  et  per  civcs  oppidi  eiusdem 
Zernowiensis.  —  O.  Voit.  [2,  Febr.] 

337.  Ego  Nicolaus  Walde  Döbelensis  Mysius  in  patria 
schola  literarum  elcmenta  didici.  Deinde  ab  Amplissimu  Senatu  in 
ludum  ad  Salae  ripum  illustrem  sum  missus,  in  quo  sexenniuni  libe- 
ralitate  et  benelicentia  Illustrissimi  Principis  et  Elcctoris  Augusti 
usus  et  in  doctrina  pietatis  atque  liberalium  artium  institiitus  transcgi. 
Postea  Witebergam  sum  profcctus,  ubi  biennium  cum  dimidio  vixi. 
Cum  autem  Generosus  et  Inclytus  Baro  Dominus  Dominus  Johannes 
a  Bozkowitz,  Marchionatus  Morauiae  praefectus  atque  senatus  Tri- 
bouiensis  praeceptorem  scholae  sibi  peterent  a  Reuerendo  et  Clarissimo 
viro  Domino  Doctore  Polycarpo  Leysero,  ad  hoc  munus  subeundum, 
sum  missuB,  cui  praefui  sesquiannum.  Postquam  uero  Diaconus  eccie- 
siae  Tribouicnsis  in  pagum  a  Magnifico  et  Reuerendo  Dn.  pastore 
promoueretur,  mihi  futuro  successori  literas  uocationis  et  Magnificus 
et  senatus  dabant.  —  O,  Barth.  TÜemann.  [26.  Febr.] 

338.  Ego  Johannes  Seuberlich  Sorkauicnsis  natus  sum 
legitimis  parentibus,  patre  Valentioo  et  matrc  Margareta,  Bischof- 
wcrdae  literarum  fundamentis  iactis  in  celeberrimam  Academiam 
Upsensem  sum  missus  ibique  paternis  sumptibus  uixi  Vin  annos. 
Deinde  reuersus  functus  sum  munere  praeceptoris  priuati  apud  nobi- 
lissimum  virum  Sigismundum  a  Gerstorff  in  Micka.  Tandem  in  ea 
vicinia  a  nobili  airo  Balthasaro  a  Gersdorff  in  Amsdorf  non  [procul]a 
Gorlicio,  vocatus  ad  Sacrosanctum  ministerium.  -    O.  Voit,  [23.  März.] 

339.  Ego  Valerius  Grünebcrgerus  Trutnouiensis  Teuto- 
boiemus  natus  Trutnouiac  (quod  est  oppidum  Boiemiae  siium  ad 
fines  Silesiac)  patre  Valerio  Grunebergero  pastore  Gülden  Olesnae  et 
matre  Barbara  filia  tinctoris  Trutnouiensis  Christophori  Hentzii;  a 
pueris  vero  scolam  patriae  frequentaui,  postea  Goldpergam  in  Sile- 
siam  ad  R.  dominum  M.  Martinum  Thabor  ad  parentibus  missus, 
vbi  in  schola  ülustri  ibidem  sub  disciplina  eiusdem  viri  vixi  annos 
fere  quatuor.  Indc  D.  M.  Petro  Vlncentio  commendatus  Wratislauiam 
profectus   sum.     Commendatione   D.  Petri  Vincentii   vicissim   elapso 

Jjihrbnch  d»  ProMiUEiiuDi»  INT,  H.  ni  a.  IV.  ]g 


anno  in  Poloniam  ad  D.  Johannem  Malachouium  missus,  ibi  filii 
ciusdem  Humantouü  paedagogum  egi  annos  duos,  dcinde  in  Boiemiam 
reuersus  plurimorum  Baronum  tarn  domi  quam  foris  praeceptor  fci, 
nempe  D.  Subcamerarii  Trtzkonis,  D.  Stepham  Straelae,  D.  Mi'so- 
lassky,  ac  in  Austria  D.  Johannis  a  Gera,  D.  Leiserii  et  l^ge'- 
bergerii  etc.  Demuin  Anno  87  in  Comitatum  Glatz,  duitatcm  ciusdem 
rominis  primariam  legitime  vocatus  ad  Notariatum,  Grammateum 
egi,  quam  honestam  functioncm  ob  euidentes  causas  et  consilio  et 
iussu  parentum  meorum  Anno  88  repudiaui.  Postea  vero  obU:a 
vocatione  ab  Illustri  et  Gencrosa  viduata  matrona  D.  D.  Anna  Maris, 
Comitissa  a  Kreutz  et  Tuhrn  orta,  in  Hardek  et  Wolfpassinga  i- 
Au Stria  etc.  ad  gubernationem  Ecclesiae  pagi  Oberrussbar g.  — 
O.  Voit.  [25.  März.] 

340.  Ich  Celestinus  Harttman  von  Zittaw  Bicn  erstlich 
in  meinem  Patria  in  der  Schulen  vndterwiescn.  Nachmals  gen  Lcip- 
zigk  gefördert,  alda  ein  Zeitlang  continuiret  vnd  70n  dan  in  M«iD 
Patriam  zum  diener  in  die  Schulen  vociret  worden,  vnd  nachdeni 
ich  12  Jahr  aneinander  alda  gedienet,  von  den  ArnawJschen  vndter 
der  Herrschafft  von  Waldstcin  im  Grätzischen  Kraiss  gelegen  zj 
ihrem  der  Schulen  diener  vocirt  worden,  Alda  7'/,  Jahr  gedienet, 
hernach  von  denen  zum  Hermoseyffen  vndter  obbemclter  Herrscham 
gelegen  zu  ihrem  Kirchendiener  beruffen.  —  O.  Voit.  [Zwischec 
25.  März  und  12.  April.] 

341.  Ego  Casparus  Paczolthi  Sellezenus  Pannonius  prims 
pietatis  honestarumque  literarum  fundamenta  ieci  in  patria  Seilen. 
praeceptore  Andrea  Kossa  Ruzebcrgensi.  Hinc  deinde  cum  pi^e 
memoriae  fratre  Balthasare  Pazolthi  contuli  me  Schemnicium  ibique 
annum  cum  dimidio  iiteris  incubui  doctrinaque  fratris  in  me  eru- 
diendo  usus  sum  per  annos  quattuor,  cuius  etiam  suasu  Iglaviam  ad 
M.  Johannes  Vrsinum  me  recepi  ibique  annum  cum  dimidio  vi>ä. 
hinc  Prividiam  ad  Johannem  Sarcotium,  qui  fidelem  mihi  per 
quadriennium  in  erudiendo  praestitit  operam,  hinc  grassanle  lue 
pestifera  Cassoviam  ad  dominum  Thomam  Hentschelium  mc  contuli. 
Inde  vocatus  ad  provinciam  scholae  patriae  meae  suscipiendam  in  i 
patriam  me  contuli  operaque  mea  in  erudienda  pube  scholastica  per  \ 
spacium  unius  anni  non  defui.  Denique  quo  maiori  fructu  Ecclesiae 
Dei,  in  cuius  solius  artes  honestaque  studia  laudem   dirigenda    sunt. 


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243 

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consilio  parentum  aliorumque  clarissimorum  virorum  Witebergam 
tanquam  ad  coelestis  doctrinae  alumnam  deueni.  Post  uero  anni 
medü  spacio  elapso  Reverendus  vir  Dominus  Leonhardus  Zembel 
ad  munus  Ecclesiasticum  me  vocavit.  —   O.  Voit.  [20.  April.] 

342.  Magna  est  commendatio  Hippolyti  apud  Euripidem  quod 
Castipithei  discipulus  fuit.  Sic  in  laude  ponitur  non  exigua  alumnorum 

fuisse  eius  ludi  quem  Princeps  Elector  Saxoniae  unice  uult  officinam  \ 

esse    uerae   pietatis   et   artium   salubrium    doctrinae,   cuius  usum  per 

omnes   partes   Reipublicae   Christianae    dispergi    necesse    est.     Cum  i 

itaque  ex  tali  officina  et  ego  M.  Conradus  Blatt  Dresdae  honestis  i 

parentibus  natus  prodierim,  nemo  dubitabit,  quin  ibi  religionis  uerae 

et  literarum  optimarum  fundamenta   mediocriter  iecerim.  Sexennium 

enim  in    hoc  illustri   ludo   ad  Albim  consumsi,    sub   clarissimis   viris 

Dn.  Matthaeo  Dressero  et  Johanne  Ladislao  Rectoribus.     Completo 

hoc    sexennio    ad   Academiam  Witebergensem   a  Principe  Electore 

Saxoniae  Augusto  piae  et  recolendae  memoriae  missus  et  in  numenim 

stipendiariorum     receptus    sum.      Vbi     per    sexennium    fere    minus 

quadrante  hoc  amplissimo  beneficio  usus  fuit.  Tandem  a  Nobilissimo 

Dn.  Henrico  a  Bunau  domino   in  Tetzschen  in  finibus  Bohemiae  ad 

Diaconum  legitime  vocatus.  —  O.  Voit.  [8.  Mai.] 

343.  Ego  Jeremias  Kremsern s  Schuidnicensis  Silesius  ieci 
prima  pietatis  honestarumque  literarum  fundamenta  Suidnicii  in  patria 
sub  disciplina  doctissimi  viri  domini  M.  Johannis  Egrani  et  domini 
M.  Petri  Becceri.  Deinde  consensu  meorum  cognatorum  profectus 
sum  Viennam  in  Austriam  circa  festum  Pentecostes  anni  1583,  ibi 
commoratus  sufn  per  annum  dimidium.  Ast  tempore  autumnali  peste 
grassante  Schemnicium  Pannoniorum  me  contuli,  ibi  susceptus  in 
numerum  studiosorum  a  Docto  viro  Domino  M.  Johanne  Haunoldt 
Nissensi,  scholae  ibidem  Rectore,  cuius  per  biennium  fere  fui  alumnus 
per  annum  officium  Oeconomi  sustinui,  ab  eodem  postea  ad  officium 
coUegae  sum  promotus,  cui  officio  pro  virium  mearum  tenuitate, 
quantum  potui,  per  triennium  praefui.  Inde  praeter  omnem  meam 
spem  et  exspectationem  a  Doctissimo  Domino  M.  Luca  Kirchmayr 
pastore  verbi  diuini  in  Michelstetten  in  Austria  necnon  a  Doctissimo 
viro  Domino  Georgio  Schildt,  pastore  verbi  diuini  apud  Znoymenses  in 
Morauia  legitime  ad  munus  docendi  in  Ecclesia  Christi  arduum  videlicet 
ad  Diaconatum  sum  vocatus.  —  O.  Voit.  [Zwischen  8.  und  25.  Mai.] 

16* 


244 

344.  Ego  Venceslaus  Fabri  Strakonicenus  ex  parenübus 
tenuis  fortunae  natus,  ubi  primum  in  schola  patriae  meae  et  Glaciensi 
fundamenta  aliquo  modo  ieceratn,  ex  consilio  parentum  meorum 
Strakoniczii  me  contuli,  ibi  paedagogiam  nactus  per  triennium  fere 
versatus  sum,  hinc  Argentoratum  versus  profectus  propter  sumptuum 
defectum  annum  integrum  me  sustinere  non  potui,  reuersus  itaque 
domum  in  Region e  Boemia  in  civitate  Noua  Domo  in  oppido  Borouice 
Rudne  per  quartum  annum  scholam  rexi.  Vocatus  vero  a  Reueren- 
dissimo  viro  D.  Venceslao  Lucauiense  Facilio  ad  Ecclcsiasticum 
ministnim  verbi  diuini.  —  O.  Voit.  [13.  Juni.] 

345.  Ego  Melchior  Sorbinus  Wansowiensis  Silesius  in 
schola  Nouosoliensi   fundamenta    pietatis   et   artium   bonarum   posu 

*»  per    sexennium    sub    ludimoderatore    R.  D.  M.   Paulo    Haluepapio. 

Deinde  uocatus  sum  Woizam,  illic  per  duos  annos  functus  sum  ofHcio 
rectoris.  Postea  uocatus  sum  Handlouiam  ad  officinum  rectoris.  Postea 
uocatus  sum  a  R.  D.  Thoma  Thimaeo  pastore  Handlouiense  et  a 
Magnifico  Domino  Tbursa  ad  officium  Diaconatus  Handlouiam.  — 
'^  O.  Voit.  [22.  Juni.] 

346.  Ego  Elias  Rubecula  Netolicenus  prima  literamm 
fundamenta  in  patria  jeci,  deinde  Slanae  unum  exegi  annum  pietad 
et  liberalibus  disciplinis  operam  navans  sub  praeceptore  Hicronymo 
Machabaeo  Kraloviceno  et  Budehovicii  Praeceptore  Matthia  InquiHno 
Prageno  per  triennium  usus  sum,  cum  ipso  tandem  in  Academia 
Pragensi  per  semestre  studui  et  Slanae  collegae  officio  functus  sum. 
Deinde  Mescricium  a  M.  Petro  Codicillo  promotus  sum,  ubi  per 
triennium  apud  D.  M.  Johannem  Vrsinum  collegae  officio  praefui. 
Postremo  Mesericio  vocatus  Eywanczicium,  ibi  per  integrum  annum 
scholam  rexi.  Hinc  legitime  vocatus  ad  ministerium  Ecclesiasticum 
a  Johanne  Sedleywino  Pastore  Ecclesiae  eiusdem  civitatis  et  ab 
amplisslmo  senatu.  —  O.  Voit  [29.  Juni.] 

347.  Ego  Ernestus  Cnappius  hac  mea  manu  omnibus 
testatum  facio  atque  profiteor  bona  fide,  me  bonis  et  honestis 
parentibus  in  oppido  Siiesiae  Boleslauia  prognatum  esse,  ibi  prima 
fundamenta  literarum  ueraeque  pietatis  fideliter  posuisse  ibique  usque 
ad  annum  XDC.  aetatis  meae  literis  operam  dedisse,  tandem  ex 
consilio  meorum  parentum  et  tutorum  in  Philippic^m  Scholam 
Gorlicensem   missus    sum,    ibi    etiam    foelictter   integro   quadriennio 


245 

praeceptoribus  clarissimis  V.  D.  M.  Laurentio  Ludouico  et  Martino 
Mylio  M,  caeterisque  coUegis  usus  sum.  Justa  autem  aetate  hortan- 
tibus  parentibus  et  tutoribus  studiorum  gratia  in  celeberimam  hanc 
Academiam  Vuitebergensem  profectus  sum,  in  qua  ea  qua  quidem 
par  fuit  diligentia  Philosophica,  in  primis  uero  Theologica  studia 
continuare  fidcüter  conatus  sum.  Justis  autem  de  causis  in  patriam 
reuersus  praeter  spem  diuinitus  mea  tarnen  meorumque  uoiuntate 
ad  sacrosanctum  ministerium  sum  uocatus  ab  inclyto  et  Generoso 
Domino  Friderico  a  Zedlitz  Sacrae  Caes.  Maiestatis  in  utraque  Silesia 
consiliario  meque  Ecclesiae  in  pago  Merzdorff  assentientibus  subditis 
pastorem  constituit.  —  O.  Tilemann.  [20.  Juli.] 

348.  Ego  Georgius  Schöffelius  Joachimicus  in  schola 
patria  Rectore  viro  Doctissimo  Domino  M.  Johanne  Rab  in  schola  item 
Niuemontana  Rectore  Clarissimo  et  Doctissimo  viro  Dn.  M.  Johanne 
Sarcandro  quem  propter  diligentem  atque  fidelem  institutionem  ad- 
huc  prosequor,  artium  atque  pietatis  fiindamenta  ieci.  Postea 
Austriam  supra  Anisum  veni  ad  D.  Petrum  in  Angea  (quod  oppidum 
situm  est  sub  ditione  Generosi  *  atque  Nobilissimi  viri  Dn.  Wilhelmi 
Seaman  a  Mangem,  Caesareae  Maiestatis  consiliarii  et  praesidis 
prouincialis  Austriae  supra  Anisum  etc.)  ubi  per  integrum  quadriennium 
officio  conrectoris  scholae  sum  functus.  Hinc  legitime  vocatus  a 
Generoso  Dn.  Johanne  Adamo  Hoffmann  libero  Barone  Caesareae 
Maiestatis  Consiliaria  etc.  ad  munus  ecclesiasticum  in  Kirnberg.  — 
O.  Tilemann.  [27.  Juli.] 

349.  Ego  Thomas  Gerstenbergius  Hangensteinensis 
Moraviae  natus  sum  legitimis  parentibus  et  quidem  pastore  ortho- 
doxae  religionis  in  oppido  metallico  Hangenstein  sub  ditione  Nobilis 
et  Generosi  Dn.  Dn.  Laurentii  Eder  a  Schemnitz  Baronis  in  Eulenberg. 
Hinc  puer  extractus  vocato  parente  ad  docendum  in  comitatum 
Giacensem  Silesiae  in  pagum  Ober  et  Niderlangnaw  apud  parentes 
priuata  domi  schola  aperta  initia  caelestis  doctrinae  et  artium  hausi. 
Inde  missus  Glatium  scholam  eiusdem  comitatus  triennium  fideliter 
institutus  sum  a  Rectore  ibidem  Dn.  Martino  Sturmio  et  M.  Adamo 
Gutschio  Conrectore  Fama  deinde  percitus  in  scholam  quae  est 
Suidnitii  Silesiae  optime  constitutam  veni,  in  qua  triennium  cum 
dimidio  anno  praeceptoribus  doctissimis  in  primis  artium  et  linguarum 
cognitione  fideliter  excultus  sum  Rectore  M.  Johanne  Egrano  Nissensi, 


246^ 

Conrectore  M,  Petro  Beccero  FreustadJcna  et  M,  Wencestao  Ottero 
Lcobscliicensi,  Admonitus  vero  aetads  ratione  consilio  optima 
praeceptorum  et  parentum  meorum  missus  sum  in  hanc  celcberrimani 
Academiam  Witebergenscm  tanquam  ad  mercaturam  bonarum  artii;:ii 
et  matrem  disciplinarum,  in  qua  dum  sacrae  theologiae  deditus 
semestre  spacium  fui,  publicis  literis  vocatus  sum  ad  sacrosanctum 
ministerium  docendi  in.  pagum  fiiialem  Niderlangnaw  et  quidem 
parentis  mei  Reverendi  Diaconum  a  Nobili  et  Generoso  Domino 
Ditrich  Haugwitz  a  Piscowitz  vicario  capitanei  eiusdcm  com it aus 
Caesareae  Maiestatis,  —  O.  Tilemann.  [27.  Juli.] 

350.  Ego  Martinus  Tribalii  Holicenus  Bohemus  thoro 
genitus  legitimo  patre  Joanne  et  matre  Dorothea,  pietatis  initia  et 
literarum  in  Gymnasio  ieci  patrio  tandem  adultior  factus  Pragsit 
ad  aedem  Divo  Henrico  sacram  mc  contuli  bienniumque  stucii; 
invigilans  sacris  exegi,  indc  ad  aedem  Divi  Nicolai  me  subduxi  et 
laudem  in  Academiam  Pragensem  promotus  Altaemyttam  M  D.  Petro 
Codicillo  autore  concessi  secundaeque  decuriae  praefecto  succe=>i 
Hinc  Trebenicium  me  contuli  et  Jehovae  instinctu  a  R.  viro  D.  Joanne 
Pytthico  Mantinensi,  pastore  Ecciesiae  Trebiulicensis  et  Zipzusietiii^ 
ad  ministerium  Ecciesiasticum  vocatus.  —  O.  Mich.  Huttcr.  [Zwischen 

30.  Juü  und  31.  Aug.] 

351.  Ego  Simon  Monachus  Bohemus  Lippae  legitimo  thoni 
natus  in  patria  fundamenta  literarum  et  semina  pietatis  ieci.  Postea 
ad  uberiores  fructus  studiorum  capiendos  missus  sum  in  schola< 
exteras.  Pirnae  trienniam,  Friburgae  biennium.  Bregae  Elj-sionim 
quinquennium  operam  nauaui  Hteris.  Witteberga  ex  celeberrims 
Academia.  ubi  semestre  ucrsatus,  uocatus  sum  ad  munus  scholastictiin 
in  patriam,  cui  praefui  integrum  sexennium.  Inde  a  Generoso  Domino 
Johanne  a  Wartenberg.  Domino  in  Neunschlos  ad  munus  Eccle=i3- 
sticus  in  oppidutum  Neustadt  uocatus.  —  O.  [Zwischen  30.  Juli  und 

31.  Aug.] 

352.  Ego  Andreas  Martini  Goedensis  thoro  genitus  legitimo 
patre  Martini  Mertzinck  et  matre  Elisabetha  Buttradin,  liberal i um 
artium  pnma  initia  didici  in  patria  una  cum  institudone  rcHgioni« 
uerae:  deinde  consiiio  parentum  meorum  missus  sum  in  superiorem 
Vngariam  imontanas  ciuitates  ut  appellantl.  ibi  sexennium  operam 
dedi    bonis    literis   Schemnitii    et   Regiomonte:    postea  Wltebergam 


•2i7 

profectus  sum,  ibi  quoque  biennitim  commoratus,  inde  vocatus  sum  a  D. 
Hieronymo  Opilio  Superintendente  Bischoffwerdensi  ad  munus  Eccle- 
siasticum  nimirum  ut  agerem  Diaconum  Goedae.  —  O.  Voit.  [31.  Aug.] 

353.  Ego  Benedictus  Mikuss  Bylinus  prima  literarum 
fundamenta  in  patria  ieci,  deinde  Lunae  vnum  exegi  annuni,  ddnde 
consiiio  mcoram  parentum  in  Sciauoniam  veni,  ibi  Rozefaeryae  per 
biennium  opcram  studiorum  nauanR  sub  praeceptore  Americo  Drobni 
a  S,  Joanne.  Inde  Pragam  versus  uixi  annum  integrum  apud  Diuum 
Endricum  regente  scholani  D.  Magistro  Joanne  Trebovino  et  ptislca 
Ey-uanczichium  uocatus  sum  ad  officium  Cantoris,  ibi  per  quadrien- 
nium  adiuuaui  meos  praepositos.  Inde  legitime  uocatus  sum  ad 
ministerium  Ecclesiasticum  Mezrtcium  a  Reuerendo  uiro  Domino 
Mathia  Posthumio  Taboreno,  Decano  Mezricensi  et  ab  ampÜ^simo 
Senatu.  —  O.  Voit.  [13.  Sept.] 

354.  Ego  Joannes  Zoardi  Biloviczcnus*  Moravus  rudimenta 
Grammaticae  Hunnobrodae  sub  praeceptore  Martino  Malobiceno 
primum  accepi,  Deinde  Trenchinü  in  Pannpnra  praecepta  Dialecticae 
et  Rhetoricac,  Post  Vitebergae  propriis  sumtibus  victitans  non  nihil 
vtilitatis  rediit  ad  me,  cum  ex  studio  philosophiae,  tum  sacrosanctae 
Theologiae.  Tandem  vocatus  sum  a  Reverendo  viro  Domino  Martino 
Malobiceno  Decano  Hunnobrodensi  ad  ministerium  Ecclesiasticum.  — 
O.  Voit.  [5.  Oct] 

355.  Ego  Georgius  Alophiticus  Woünus  praecepta 
Grammaticae  Slanae  sub  praeceptore  Jacobo  Picardi  Volino,  deinde 
Colinac  praecepta  Dialecticae  et  Rhctoricae  accepi.  Tandem  vocatus 
sum  a  Gcneroso  Domino  Procopio  Zhotsky  De  Pteni  et  in  KrziKi^mov 
et  a  senatu  eiusdem  oppidult  ad  ministerium  ecclesiasticum.  — 
O.  Voit.  [Zwischen  5.  und  11.  Oct.] 

356.  Ego  Stephanus  Predmerita  Pannonius  de  oppido 
Predmir  ad  fluvium  Vagum  inclyti  regni  Hungarid  primariarum 
üteraram  fundamenta  ieci  Illaviae,  hinc  profectus  Patacblnum  ubi 
sub  Mathia  Thoraconymo  liberalioribus  artibus  operam  plus  minus 
annum  locavi,  unde  discedens  scholam  Straznicensem  rexi  per  annum 
reversus  tandem  in  patriam  a  Reuerendo  viro  domino  Petro  Bergero 
ad  munus  Ecciesiasticum  vocatus  a  Generoso  ac  Magnifico  domino 
Georgio  Thurzo  comite  comitatus  Arvensis  et  Eccleslae  BicKcnsis 
commendatus.  —  O.  Voit.  [II.  Oct.] 


248 

357.  Ego  Georgius  Scholdius  Hippolytanus  Austriacus 
pietatis,  morum  ac  litcrarum  sexennium  in  schola  vrbis  Cremsae  io 
Austria  infra  Onasum  sitae  vivensDci  gratia  rudimcnta  fundamentaque 
posui.  Hoc  temporis  intcruallo  cxacto  hanc  celeberriniam  Viteber- 
gensium  Anno  Christi  84  ad  maiorem  iiigenii  cultum  capicodum, 
D.  Praeceptorum  meorum  consensu  ac  consilio  accessi  Acadcmiam 
«t  hie  liberalium  artium  studÜB  per  quatuor  annorum  spacia  versatus 
Üsquc  tantam,  quatitam  exiguae  ingenioli  mej  vires,  inopia  odumque 
a  famutando  alÜs  operam  concedere  praestareque  posseot,  dcdi.  Cum 
autcm  duro  paupertatis  telo  prcmerer  perpetuo,  neruis  studtoram 
carerem,  progressus  tarnen  interea  in  studiis,  etiam  emolumento 
olim  aliis  futuros,  etsi  summo  cum  labore  tamcn  Dei  benedictione 
me  fecisse  animaduerterem  ac  fortunam  meatn  secundum  Dci  to'uii- 
tatem  mutare  ex  puluerequc  scholastico  emergere  tentarem,  patrios 
reuisi  larcs.  Haud  diu  commorans  in  patria,  a  diuina  dementia  in 
arce  et  pago  quodam  Würmbla  dicto  in  puerorura  informatorem  ac 
praeceptorem  tum  publicum  tum  priuatum  per  Nobilem  ac  Strenuum 
istius  loci  Dominum  Andream  Kornfaii  sum  constitutus.  Ibi  anrJ 
curriculum  hoc  scholastico  muncrc  flinctus  Dei  voluntate  ac  prouidentia 
legitime  a  Nobilissimo  ac  Strenuo  Domino  Alberto  Enenckel  ab 
Albrechtsperg  in  Hoheneck,  Goldeck,  Zällern,  Magistratu  et  a  toto 
Ecciesiae  Hafnerbachensis  caetu  ad  ministerium  sacrum  ac  pastorem 
in  pago  Hafnerbach  nominato  ex  commcndattone  et  tcstimoni« 
Doctorum  ac  Reuerendonim  virorum  D.  Balthasaris  Masconis  oppidi 
Lostorf  Pastoris,  Domini  Pauli  Fabricii  Pastoris  in  Zeicking,  Domini 
Adami  Timncri  pastohs  in  Carl  steten,  Domini  M.  Christophori 
Berchliaimeri  Pastorem  tunc  temporis  in  Hafnerbach  agentis  fui 
promotus  et  vocatus.  ~  O.  Volt.  [19,  Oct,] 

358.  Ego  Matt  hias  Wo  Iginii  Pannonius  primo  dedi  operam 
in  civitatibus  Monianis  et  in  patria  et  ita  vocatus  sum  ad  ministerium 
Ewang.  diaconatum  a  D.  Alberto  Husclio.  —  O-  [29.  Oct.] 

359.  Ego  Georgius  Regius  Hostomnicenus  prima  fundamenu 
literanim  honestarum  in  patria  mea  ieci.  Consilio  denique  meorum 
parcntum  et  voluntate  Pragae  honestis  literis  operam  dedi.  Hinc 
Montibus  in  Guttnis  per  quinqucnnium  studui  sub  paeceptoribus 
D.  Johanne  Folentarii  Zebraceno.  D.  Johanne  Sussilio  Racovniccno. 
D,  Johanne  Kochan  Straconiceno,  item  Martino  Kochan  Straconiceno 


249 


de  iegjtime  vocatus  sum  ad  ministerium  Euangelii  Tassovium  a 
«endo  viro  D.  Brikcio  Tajovino  Ecciesiae  Tassoviensis  ministro 
on  a  Senatu  Tassoviensi.  —  O.  Voit.  23.  Stg.  n,  Trin.  [9.  Nov.] 

360,  Ego  Johannes  Stanislai  Koslensis  Silesius  prima 
imcitta  litcrarum  honeslarum  in  patria  mea  ieci.  Consüio  uero 
itum  meonim  in  Sepusium  me  contiiÜ,  sub  D.  Joanne  Biliceno 
ore  scliolae  Bodchrad:  per  integrum  annutn  dando  operam 
s  uixi.  posthac  ueni  Neapollm  in  Marchionatu  Moraviae,  hie 
i:ub  discipÜna  dementia  Stipentü  Koslensis  per  quinquennium. 
oc  Rectore  sam  uocatus  Letliouicium,  functionem  scliolasticam 
;pi.  in  officio  mansi  per  biennium,  posthac  sum  uocatus  a  Claris- 

viro  M.  Johanne  Vrsino  Rectore  lllustris  scholac  Mezericenae 
)s]auaiJi  pro  coUega  in6mae  classis.  per  biennium  mansi.    Nunc 

legitime  sum  uocatus  ad  ministerium  Evangelü  KosteUciura 
Dslauam  in  Bohemia  a  Reuerendo  viro  D  Valentino  Nigro 
Itauiensi  Ecciesiae  Kostelecensis  ministro  fidelissimo.  ■ —  O.  VoiL 
Nov.] 

361.  Ego  Tobias  Gimpelius  hac  mea  manu  testor  ad  omnes 
lonestis  et  püs  parentibus  ex  legitimo  coniugio  esse  procreatum. 
:nhofii  ad  Ybsam  in  inferiori  Austria,  parente  meo  tum  mini- 
a  Ecciesiae  repurgatae  ac  orlhodoxae  ibidem  agente.  Ibi  etiam 
a  litcrarum  fundamenta  ieci  veraequc  pictatis  capita  cum  a 
ntibus  tum  vero  praeceptoribus  meis  fidelissimis  D.  M.  Basilio 
lero  et  M.  Joanne  Engelharto  haust.  Deindc  morte  ereptis  meis 
ccptoribus.  viris  utique  doctissimis,  a  parentibus  Styram.  superioris 
Tiae  urbem   praeclaram  in  scholam  ibidem  celeberrimam  misaus 

anno  aetatis  nono,  ubi  praeceptore  usus  sum  viro  Clarissimo 
VI.  Thoma  Pegaeo  et  post  eius  obitum  Clarissimo  et  sohda 
rina  praedito  viro  D.  M.  Georgio  Mauricio  Noribcrgensi,  sub 
1  disciptina  vixi.  donec  anno  domini  76,  anno  vidcücct  aetatis 
Vitebergam  a  parentibus  mitterer,  ubi  biennium  sttidiis  operam 
,  sumptibus  parentum.  Deinde  cum  adversa  valetudine  diu  con- 
itus  de  consilio  medicorum  aerem  mutare  coactus  fui,  eiusdcm 
per  and  ae  gratia.  Itaque  in  patriam  per  veni.  ubi  triennium 
moratus  sum  agcns  praeceptorem  Illustrissimorum  Comitum  ab 
nburg  et  Generosorum  Baronum  a  Preesing.  lUinc  avocatus  lileris 
ntum   Argentoratum    missus    sum.    ubi    biennium    fere  sumptibus 


250 

parentum  liumanioribus  literis  operam  dedi.  Hinc  rursus  drca  fineni 
anni  81  Witebergam  me  contuli,  et  tandem  Anno  83  Decano  Cl.  et 
doctissimo  viro  M.  Joanne  Hagio  Witebcrgensi  ibidem  gradu 
Magisterii  philosophici  ornatus  sum.  Ingruente  vero  et  imman:ter 
grassante  tandem  lue  pestifera  iina  cum  aliis  studiosis  iuvcnibu^  ia 
Austriam  me  contuli.  quo  cum  pervenisscm,  statim  ab  inclyto  et 
Generoao  Barone  DD,  Gunriaccero  a  Starliemberg.  Hcnrici  oI:t 
Rectoris  huiu-s  Academiae,  fratre  ad  susicipiendum  munus  scholasticun; 
Efcrdingi  in  superiori  Austria  vocatus  sum,  Inde  tum  ejiciebantcr 
cum  Fxclesiae  tum  scholarum  ministri,  .scilicet  dogmatis  pcrvsp; 
lllyrici  de  peccato  originali  assertores  ac  propugnatores  accmni;. 
In  illorum  locum  suffectus  biennium  ibi  scholam  rexi  et  matrimon:im 
etiam  contraxi  satis  fcliciter,  laus  Deo  opt.  maximo.  Tandem  litcrj 
amplissimi  ac  prudenti-ssimi  Senatus  Freistadiensis  in  superiori  Austria 
ad  gubcrnationem  scholae  ibidem  sum  vocatus.  Cui  vocatii"T- 
permittente  Generoso  Barone  parui  et  cum  familia  illuc  conce^-i 
Cui  gubernationi  quadrienniiim  praefui,  Pertaesus  vero  islius  sch<l,> 
Stici  pulueris  ea  functione  me  abdicavi  et  ad  politicam  vitam  T\'t 
conferens  in  illa  annum  et  paulo  ultra  perstiti.  donec  ex  inspcratc. 
sed  dubio  procul  Ita  vulente  et  ordinante  Deo,  a  Generoso  et  inclyt 
Barone  DD.  Joanne  Wilhelmo  D.  a  Zelckhing  ad  suBcipieiida.T 
curam  animarum  in  pago  Leonstein,  qui  jurisdictioni  praedicti  Barrni' 
immediate  paret,   legitime  vocatus  sum.  —  O.   Hiittcr.  [17,    Dec; 

362.  Ego  Georgius  Homolovinus  Radvanensis  Pannrniv-s 
natus  ibidem  sub  ditione  Generosi  Domini  Francisci  de  RcKiuar., 
Vicecomitis  Comitatus  ZoÜensis  dedi  operam  literis  primo  sub 
praeceptore  Balthasare  Hodikio  in  patria  Radvan,  hinc  profectu.- 
F.pperies,  ibidem  usus  sum  disciplina  D.  Severini  Scultcti,  hinc  facr,:* 
adultior  redii  Novisolium  et  ibi  navavi  operam  ütcris  sub  praeceptccc ' 
D.  Paulo  Halvepappio  Magistro,  binc  me  contuli  Prividiam  capee««!- 
dae  uberioris  doctrinae  gratia  atque  hie  sub  praeceptore  fidelis^imo 
D,  Alberto  Husselio  fcre  per  quadriennium  degi,  hinc  exptorandae 
et  percipiendae  alioruni  doctorum  virorum  cruditionis  et  viniituci 
causa  appuli  oras  Sccpusianas  et  mansi  Novocomii  sub  praeceptore  i 
Georgio  Simonide  aliqiiantisper  et  Cibinii  sub  praeceptore  Christophnro 
Hortalio  tantundem,  illinc  reversiis  in  patriam  vocatus  sum  legitimr 


officium  Zemoviam  per  D,  Thomam  Hekeliiim,  quotf 
hola  Zernoviensi  sustinui  per  triennium  et  novcm  menses. 
no  oblata  ordinaria  et  legitima  vocatione  ad  regimen 
n  per  Reverendum  virum  D.  Venceslaum  Ssestakium 
;rbi  Christi  in  EcclesJa  Hajensi,  quae  est  in  comitatu 
er  senatum   inclytum  Cremnicensium.  —  O.  Henr.  Mai. 

Igo  Christophorus  Mazurkius  Teutolipschensis 
rimo  in  patria  traditus  sum  in  disciplinam  scholasticam 
?ica,    qui  sane   fidelis   extitit   praeceptor.     Secundus   in 

praeceptor  meus  fuit  Michael  Mokoschinus,  Leonardus 
>is.  Inde  scilicet  ex  patria  missus  sum  a  parentibus 
ibi  sub  disciplina  Magistri  Halvepapii  aliquod  temporis 
:xegi.  Inde  concessi  in  Scepusium,  Eperischinii  sub' 
octissimi  viri  Severini  Sculteti  exegi  integres  tres  annos. 
ohanne  Mathaei  concessi  Stropkoviam  in  proximum 
t)  cuius  disciplina  annum  vixi.  Inde  duce  Christo  veni 
am  virum  D.  Albertum  Hus-^elmni  Mn'ichoviam  quae 
comitatu  Tiirciccnsi,   ubi  fclicitcr  per  Dci  gratiam  operam 

per  integros  duos  annos  Tandem  ex  liac  Moschovieiisi 
IS  sum  ad  cantoratum  in  Radvan.  Inde  post  spacium 
/ocalus  sum  ad  Collcgatum  per  Georqium  Seratoris 
Inde    post  annum  et    semestre  Trenschinium  itidem   ad 

Inde    exacto  anno  vocatus  ad  Regimen   scliolae  I.ipiii- 

Bt  MarchionatusMoraviensis.  Inde  I'raeroviam  ad  re^jimen 

Praerovia    ad     munus     in    Ecclesia    docendi    in    pa^^o 

—  O.   lienr.   Mai.   [l'2.   Febr.] 


go    M  a  1 1  h  a  e  u  s    K  i  j  1  ri  i 
b  Arce  Znyow  Pannonius 
i  sum  in  scholam  meae  pat; 
pud  quem  per  bicnniu 


Waralicnsis    in    di'^trictu 

s    ibidem,    per    parenles 

sub  disciplina  Cherubini 

■ersatus    sitm.      Inde    absoliito 


simpatriota  meo  joiianne  Quassilio  concessi  Tren- 
dominum  Petrum  Baroschiimi.  suh  cuius  ferula  versatus 
nestre.  Ab  hoc  miyratus  sum  cum  eodem  Johanne 
ipatriota  meo  in  Bohemiam  Gutebergam,  illic  versatus 
ivam  Barbaram  Baccalaureo  existente  Paulo  Taborita. 
concessi  in  Marchiouatum   Moraviae  Lyiinicium,    u^que 


illic  versatuK  sum  sub  disciplina  D.  Simonis  Prageoi.  Ab  hoc  disre- 
dens  Drahotuscbiuin  ad  D.  Georgium  Fadlidetn  vcrsatos  suin  apjd 
eundem  fere  trtennium.  Posthac  tterom  conces»  in  Pannoniani 
Rozabergam,  ubi  rersatus  sum  sub  disciplina  D.  Johaimis  Pfailomati: 
Prividicnsis  bicnnium.  Ab  hoc  discedens  Prividiam  ad  D.  Aibencfr 
HilÄseliiim,  ubi  versalus  sum  ferime  triennium.  Hinc  vocatus  SLt- 
Praeroviam  ad  rcgendurn  cliorunj.  In  eadem  civitate  sustmui  offidesi 
Rcctorjs  per  annum.  Tandem  vocatus  sum  Lypniium  ad  regcndan 
scholam.  Ex  hac  autem  schola  avocatus  per  Reverendos  v'f* 
TlicHchinium  Supcrioris  Sylesiac  ad  diaconatum.  —  O.  Henr.  Mü 
[22.  Febr.] 

365.  Kjjo  M.  David  Kiiechlin  Memmingensis  Rbei« 
Suevorum  naCus  ibidem  civitate  imperiali  cum  annum  agerem  actsJ» 
decimum  sextum,  mJssu^  ab  amplissimo  Memmingcnsium  senaa 
TubinRam  Academiam  celeberrimam  ibique  tribus  elapsis  annis  gnidua 
Magisterit  laudabiHter  sum  consecutus.  Audivi  dd.  praccepOjrs 
S.  S.  Theolograe  ordinarios  per  biennium.  Tandem  hinc  emigras 
Atistriam  visitarc  placiiit,  ubi  mox  paedagogicam  nactus  sum  fi:nc- 
tionem  apiid  Generosum  et  Illustrem  domiiuim  d.  Christophoru 
Baronem  a  Prag  et  Windbaag,  Cumque  occasio  aliquando  otTerreC' 
et  Kcclcsia  Kampagorensium  careret  pastore,  promotus  a  praeia'- 
Generoso  per  Illnstrcm  dominum  d.  Johannem  Wilhelmum  domin-a 
in  Weinperg  et  Zelttnig-  in  celeberrimam  hanc  Academiam  ^i3 
literis  vocatoriis  ornatus  missus.   —  O,  Mich.  Hutter.  [18.   März.' 

361).  Kgo  Laurentius  Grouosr  Fa!ckcnbergen=is  natif»?; 
Silesius  in  patria  literis  operam  dedi.  inde  Rrigam  tran.'Iatnt:  ä' 
praeccptore  Johanne  Bunika  iibcriorem  doctrinae  cognitioneni  coep'. 
a  Reuerendo  Johanne  Altbomithenio  ad  gubemationem  schoht 
ciuitatis  Bitesch  uocalus  eidem  muneri  per  annum  praefui.  ab  eodem 
Reiiercndo  domino  Johanne  Althomitheno  et  a  senatii  Biterscber.*' 
rite  ad  diaconatum  vocatus.  —  O-  Pierius,  [24,  Man.) 

367-  Egv  Paulus  Hodya  Beneschowicnsis  Silesius  pnmtua 
habui  pracccptorem  d.  Joannem  Crucigerum  Lablowien*e5n  Sctrpufriia 
Wogstadii.  suh  cuius  disciplina  imtia  litcranim  «  capira  p:eta:> 
imbibi,  ibidem  %'ixi  per  sexernium.  Inde  explorandae  et  pcndpir^iiü 
aliorum  docmrum  x-irorum  eruditJorri?  et  ^-irtatutn  caosa  in  otf 
Scpusianas  appuli  et  jiisti  gradnm  NovocomS  5ub  praeT:eptorc  era-" 


te  aliisque  virtutibus  praedito  D.  Daniele  Rechenio  et 
praefatus  praeceptor  Icgitimam  ad  regimen  scholasticum 
seoatu  Cassoviensi  accepisset  vocationem,  cum  ipso 
novi  pedcm  et  usus  sum  institutione  ipsius,  tum  Novocomii, 
iae  per  quadricnninm.  Inde  disccdens  duce  Christo  veni 
et  receptus  sum  Thorunii  in  numerum  discipulorum  a 
ire  Frisio,  quum  honorifico  ornatus  eram  vitae  et  morum 
i  D.  Daniele  Rechenio  mihi  exhibito.  et  versatus  sum 
.  M.  Caspari  per  spacium  unius  anni,  hoc  elapso  reversus 
siae  partes,  et  in  illustri  schola  Bregensi  sub  disciplina 
:hioris  Tilesii  per  semestre  permansi  et  Brega  accepi 
ad  subeundum  officium  Cantoris,  a  primo  praeceptore 
Crucigero  Vogstadium,  quod  etiam  sustinui  fermc  per 
rumque  vctus  diaconus  Thobias  Peusker  Oderanus 
licassct  muncrc  et  in  alium  locum  contuiisset,  Ecciesiaque 
is  ordinario  diacono  careret.  mc  in  locum  ejus  Gencrosus 
US  Praschma  promovit.  —  O.  Pierius.  [19.  April.] 

£go  M.  Johannes  Agricola  Jun.  Calensis  Lusatius 
docendum  Evangelium  ab  illustrissima  domina  Sidonla 
familia  Saxonica  Engardia  et  Vestphalia  oriunda,  principe 
chinensi  etc.  et  Comite  Trentschini  in  aulam  Trentschi- 
/'ngariam :  Vitaebergae  XXII.  die  Aprilis  ritu  Apostolico 
ttionem  vocant  more  harum  Ecclesianim  sacris  initiatus 
:rendo  et  clarissimo  viro  Dn.  Vrbano  Picrio  S.  S.  Theo- 
are et  Superintendente.  Cum  operam  dedissem  Hteris 
ächola  patria,  Deinde  Cotbusii  sub  praeceptore  M,  Greg. 
;tea  in  ludo  illustri  Misenae  Hcrmundurorum  R.  Johanne 
Academiis  tandem  Lipsiensi  et  Vitebergensi,  quamquam 
oris  sp.ilio  propter  [larentis  angiistia';  et  cahmitates 
ersatus  sum,  gradu  tarnen  qiioque  philosophici,  quod 
jisterii  Viteberg^ae  ornatus  sum  superiori  anno,  amicorum 
ilium,   quam  mei  gratia. 

igo  Gabriel  Lamperti  WidstochiensiR  Marchicu.'i  natus 
;  Brandenburgensi  incubui  literis  in  patria  sub  praeceptore 
o  Listenio.  Hinc  profectus  Berlinum,  ibidem  usus  sum 
'.  M.  Beniamiu  Boneri,  hinc  ad  continuanda  mea  studia 
in    Academiam    Rostochianam    et   mansi   per   biennium. 


*k'i«W 


lu 


254 

Illinc  profcctus  sum  in  Morauiam  et  ab  inclyto  senatu  Iglauien^:.':- 
ad  doccndum  pueros  Jn  schola  vocatus,  quod  officium  per  t\iii6r.t:.- 
nium  Hiistinui.  Ab  hoc  officio  admiranda  Det  prouidcntia  ad  iriu^u 
Kcclesiasticiim  in  oppido  Steckn  a  Magniüco  D.  Nicoiao  Turtihr 
Ilarone  sum  vocatus.  —  O.  Pierius.  [7.  Mai.] 

370.   Kgo   Christophoms  Leutner  natus   sum  Schwe:pr 
gae  in  Auistria  Anno  1568  die  14.Januarü  sub  ditione  Gcnero;- 
morum   B.ironum    ac   Dominorum  Domino  a  Thsernembl  ibi  pt~ 
rci  litcrariac  fundamenia  ied.    Anno  deinde  1581  nauaui  openir - 
Gymnasio  Stirensi  propc  sexennium  sub  clarissimo  atque  doct-*':: 
viro  Domino  M.  Georgio  Mauritio,  Hinc  in  celeberrimam  Witebe-^'? 
sium  Academiam  ad  pertexendam  studiorum  telam  missus  sum  Ar.' 
rodcmti  orbis  millesimo  quingentesimo  octuagesimo  septimo  Kt::.:- 
RcHCrcndo  Viro  Andrea  Jodoco  Theologiae  Doctore,  cum  uero  d  : 
habcn-m    parentem    senio   confectum  Joannem  Leutner  parochur 
Syndlbiirn    et   \V,\l«e    et    ob    grauem    senectutcm    huic    coni^iri : 
diutius  praecs^e  sibi  motestum  esset,  Witeberga  me  post  sesquir.r.r,.- 
nuocautt  et   in  conoionando  verbo  diuino  quantum  potuit  fidcliler"' 
instruxil.  ei;o  interim  in  explicando  Euangelü  textu  aliquotics  pu' 
me   cxrrcui,     Vocatus   denique   sum   ad   ministerium   uerbi  diu n 
[tatri.im  ad  leuandos  parcntis  laborcs  a  Gcneroso  et  Strcnuo  Do^ 
Domino     Irfiirgio    Ruiierto    Welzcro    a    Spiegelfeid    et   W'a.se    - 
O.  Hcnr.  NUi.  |I3,  Mai] 

3"1,  Fco  Daniel  Krannich  Lülthoriensis  Mora\-us  a  pi.- 
ti!>«s  pii»  rt  honesti*  proijnatus  prinio  in  patria  praeceptore  D  ' 
ohAcle  Fvisse'io  Sni.iniiensi  fucdamenta  picta;is  ied,  Dcmdel.etc.^  ■-- 
iw.ssus  vMU<.»  .1i^-en,-a:um  bonarum  anium.  HLtc  me  coar-ü  Pri^  " 
dcindc  V.w'.^rii;*;!!,  isN  üa.-.indiu  operam  naua.-i  arnbjs  irjt-,^ 
m  Aca.:c^v.;a  l.x'i  e;i:s,:em.  lllnc  in  patriam  re-cÜ  el  aj  Dcr.z-' 
A>T,*ni..m  Sohu'tc;-.:;!!  I\'i5Ti-cem  i"  Frdioiüial  rcai.  c=^  Jc?:::^^  '- 
ev.ani  jNfr  !c;r.-.^.3  a"v:.'.>i  c>^  l  öerJc-e  ab  Ecc!es:3  \T/rs:eriri 
nv;:a  IV;  •.^r,-'»:öfn::a  ai  b^:  rrjrLi*  Ecces^asbc^in  icv.-i:-;'.  - 
O.  lifnr.  V,ii    /„-i,  Mi."- 

^».^»^>!.s    jvir;— r'^iW    TT.    itHtsrc    PitKirva.     c^as    sä    :^-     -"  ■- 


255 

praeceptore  D.  Matthia  Ullmanno.  Jactis  mediocriter  fundamentis 
artium  Iglaviam  missus  fui,  ubi  sub  M.  Joannis  Ursini  ferula  sexen- 
nium  literis  incubui.  Discedente  Ursino  Iglavia  et  ego  Pragam 
Bohemorum  concessi  et  Academiae  Pragensis  nomen  dedi  et  per 
integrum  annum  ibidem  mansi,  ubi  et  gradum  Baccalaureatus  adeptus 
sum.  Promotus  tandem  ad  gubernandam  scholam  Pacoviensem, 
quam  per  biennium  rexi.  Hinc  vocatus  Budvicium  Moravorum,  scholam 
integrum  annum  quoque  rexi:  donec  me  Vitebergam  accepta  legi- 
tima  vocatione  a  Reverendo  D.  Magistro  Felici  Veselio  Pacoviensi 
Superintendent!  Teutobrodensi  Boemorum  ad  suscipiendum  ministerium 
concionandi  conferrem.  —  O.  3.  Nonas  Henr.  Mai.  [3.  Junii.]  — 
In  pago  Sslapanz  sub  eiusdem  patronatu  munus  docendi  Euangelium 
mihi  commendatum  est. 

373.  Ego  Jacobus  de  Banka  natus  ex  parentibus  honestis 
Laurentio  Macko,  quae  est  sub  ditione  Magnifici  Domini  Bernhard! 
Thurzo  Baimozhiensis,  post  modo  fundamenta  liberah'um  artium  jeci 
in  ciuitate  PriuiJiae  sub  disciplina  Domini  Alberti  Husselii  Priui- 
diensis.  Anno  1589  ex  schola  in  Thuroz  ab  eodem  missus  ad  func- 
tionem  scholasticam  Suchaniensem  rexique  ac  praefui  juventuti 
scholasticae  sustinuique  prouinciam  illam  annos  duos.  Anno  1590 
vocatus  a  Sinpatriotis  et  aliis  paganis  in  pagum  Kotsolna  ad  officium 
ministerii.  —  O.  1.  Stg.  n.  Trin.  Pierius.  [21.  Juni.] 

374.  Ego  Matthias  Trochilates  natus  sub  ditione  Caesaris 
Cremnicii  in  montanis  orbatus  parentibus  meis  Baymocium  deductus 
id  studia  hie  versatus  sum  sub  ferula  Matthiae  Teless  quadriennium, 
lUnc  me  contuleram  Zolnam  ad  dominum  Colacinatem,  ibidem  per 
jemestre  vixi,  posthac  vocatus  ad  Rectoratum  in  Cassam  sub  ditionem 
Jomini  Stephani  Petroeci  et  in  eodem  loco  per  biennium  integrum 
•exi  scholam.  In  posterum  vocatus  Vgrochium  ad  Rectoratum  quoque, 
rh'i  expleto  anno  oblata  est  mihi  vocatio  ad  Diaconatum  ibidem 
^grochii  per  magnificos  dominos  Petrum,  Laurentium,  Andream, 
[ohannem  Zay  et  per  pastorem  Ecclesiae  eiusdem,  videlicet  Paulum 
tfartii  Prividiensem.  —  O.  Prierius.  [21.  Juni.] 

375.  Ego  Paulus  Britronius  Glogoviensis  Silesius  honestis 
)arentibus  natus  ad  decimum  octavum  annum  vsque  in  schola  patriae 
üb  disciplina  Gregorii  Frisii  uixi,  tandem  a  parentibus  meis  missus 
um    in     celeberrimam     scholam    Iglauiensem,    ubi     sub    disciplina 


256 

D.  Joachimi  Pistorii  per  quinquennium  honestis  literis  incub-.. 
Iglauia  me  contuli  Mczcricium,  ibi  etiam  sub  praeccptore  Casparo 
Kiffero  ultra  triennium  uixi.  Hinc  euocatus  ad  labores  scholastici-s 
Buduicium  in  Marcliionatum  MorauUe,  ubi  per  dimidium  annjm 
choro  felidter  praefui.  Inde  euocatus  ad  labores  Ecclesiastico=  i 
Domino  Nicoiao  Peldrimouino  pastore  Jaromoricensis  in  Morauia.  — 
O.  Pierius.  [15.  Juli.] 

376.  Ego  Martinus  Felicis  Oslanensis  Pannonius  ex  diti^rf 
et  dominio  Generosi  Domini  Stephani  Gychii,  natus  sum  ex  paro 
tibus  pÜR,  honestis  et  vitae  innocentis,  patre  Felici  Magno,  mn:-: 
vero  Catharina.  Ab  iisdem  in  gymnasia  scholarum  traditus  prim:'n 
in  patria  et  patriae  adjacentia,  in  quibus  ingenium  meum  pietate  tt 
morum  s^nctitate  excolens,  a  charissimo  meo  domino  praecept  r< 
Johanne  Mikleschinate  sum  commendatus  gratia  altiorum  studior.:~ 
Ro7.ebergam  sub  disciplinam  Doctissimi  viri  Johannis  Philoma: : 
cuius  disciplina  usus  per  bicnnium,  ab  eodem  rursus  sum  commcr 
datus  doctissimo  viro  Johann!  Prunont,  tum  Rcctoris  officio  Trinch  r. 
fungcntis  ubi  cum  felici  progressu  studiomm  sum  uersatus  e:i.^~ 
per  biennium.  Inde  postea  auocatus  in  paedagogiam  a  Gcncroso  ff 
Mdgnitico  domino  Domino  Stephane  Petröecdo  de  Petreocz  et  i: 
Ca^v^a  etc.  qui  cum  videret  me  pietatis  esse  studiosum  et  fiüo  $ü. 
nihil  profani  quam  ipsam  pietatem  et  sanctitatcm  proponere,  ita  r. 
intra  tnennium  quoqiie  illi  praeeatur.  nonnihil  pictads  et  huInanitar^ 
stuiliorum  illi  accesscrit,  mihi  quoque  legitimam  vocationein  in  oij-  :■ 
steriimi  offerre  non  est  dedignatus,  venun  sibi  ä  suorum  conciorj- 
torem  cv^instituer«  uoluit.  —  O.  Pierius.  [15.  JuU.J 

377.  Ei^o  Aegidius  Coswigius  Mariaemoatanus  Misen^f 
percet>tis  in  p-ima  schola  sub  informatione  M,  Alb^ti  Lyticij 
dc>ctrinae  catecfaeticae  et  linguarum  radimenti«  profcctos  saat  Giaciani. 
ibi  dedi  openm  lireris  sub  praeceptore  Martino  Stormia.  L"b«  p  -:■ 
quam  biennium  exegcram.  veni  Bemoam.  ibidem  usos  snn  di»:)p'ir.; 
M,  Henrid  Hentschd,  Hinc  factxis  adahior  coatiiü  me  Badissuian. 
utw  sub  pn»cce^.^ri->rt  Dn.  Thoma  Fabro  sesquialtenan  Üteiis  incT:":>.:: 
Hmc  m!i;n\i  Vicnnaia,  deinde  in  i.lustrem  s<:holain  Bnegcnsein,  ur 
x-er&afj?  sum  b;enn:-.:m  sub  Cahssimi  \-iri  Dn.  M.  Mdch-^ns  T:le^-: 
Kcctv-vri*  i^ii^cm  ii<c-p!;na.  Foste»  vocaros  siiai  Nrnic^^^:  ad  5-L- 
Ciin.iun»  Cjir.tiV-.s  »^rr.dam.   Tandem  Nec>ftaÄ^zii  m   s^iperiori  Sli^  j 


,  ""«  »P«„  l^,""""   Gorito„,    . 

-•""'^P    2""° '■""-fco.  D  «""°    "'"•    O    M    T'"'"™. 
""Zll""'''   23  CO  */"■"""'"  a*™!  ;'•"'■'"= 

'•™ae„,   benesJ:     '■'■'™""0"'4e"        "*"'"'. 


258 

M.  Jona  Bitnero,  in  tertia  classe  M.  Philippo  Glasero,  in  secunca 
M.  Joanne  Beutzio,  in  prima  M.  Michaele  Boschio.  Tandem  ad 
publicas  äxpoaaet^  adnüssus  sunn  a  D.  Exanunatoribus,  quas  per 
biennium  audiui,  niminim  libros  8  Aristotelis  de  re  physica,  üb.  4 
de  coelo,  de  generatione  et  interitu,  de  Meteoris,  de  Anima:  ir. 
logicis  Organum  Aristotelis,  hosque  dictauit  Joannes  LudouicLs 
Hauuenreuterus  Medicinae  et  Philosophiae  Doctor,  sub  cuius  Decanatu 
etiam  gradum  Magisterii  adeptus  sum,  Rectoratum  agentc  Doctissix 
viro  Melchiore  Junio  Witebergensi.  Interim  in  Theologria  S.  audi:: 
Dominum  D.  Joannem  Pappum  et  Dominum  Jpannem  Fabmm.  Ccr. 
vero  de  conditione  aliqua  mihi  prospicerem  nee  locus  aliquis  vacaret. 
de  voluntate  praeceptorum  meorum  in  Austriam  iter  institui  ibic  c 
prope  Lostorpium  NobilLs  viri  Michaelis  Vorchdorfferi  filios  in  Ii:^ 
rarum  studiis  informaui.  Quia  vero  animum  ad  S.  Theologiam  app: 
carem  et  aliquoties  me  concionando  exercerem,  suasu  D.  Paetcr> 
Lostorpiani  mihtque  locum  praedicandi  concederet,  a  quibuscair 
nobilissimis  viris  commendatus  sum  Nobilissimo  viro  D.  Joann. 
Jacobo  a  Greis  in  Sitzenberg  et  Walt,  qui  me  legitime  ad  fur: 
tionem  Ecciesiasticam  uocauit.  —  O.  Picrius.  [27,  Sept.] 

SSL  Ego  Michael  Petrovicius  Jessenensis  Pannonius  pf:^ 
et  honestis  parentibus  natus  et  educatus  a  primis  annis  fundamenti 
doctrinae»  pietatis  et  bonarum  artium  ieci  Schlavonim  et  Germanorjn: 
Pronae  in  Pannonia  quinquennio.  tandem  in  Sepusio  Tyropoli  Frae- 
ceptorem  eximium  vnrum  D.  Mathiam  Thoraconium.  tandem  Cas5> 
\nae  M.  Martinum  Breslacium  et  inde  appuli  in  partes  Mora\':ui5 
vbi  a  qmndecim  annis  in  scholis  et  Ecclesiis  pro  vocatione  irea 
scholastica  inserviebam.  Cum  vero  Ecdesia  Straznicensis  in  Morarics 
partibus  destitueret  diacono.  me  pro  diacono  R.  D.  Johannes  Mi'? 
tinus  pastoor  eiusdem  Ecciesiae  legitime  degit.  —  O.  Picrius.  [27.  Sevl 

SSi.  Ego  Georgius  Clementis  Daczicenus  in  patria  pnn;: 
artium  fundaraenta  tmbibi.  postea  profectus  in  Pannoniam  anim':ir. 
honestis  studiis  et  discipünis  apud  sanctum  Nicolauxn  per  ar.n^- 
4  uixi.  Lctschv>wiae  tandetn  per  quadrigcnium  a  doctissrmis  p^a^ 
ceptoribas  D.  J.  Hens^rlio  et  D.  Martino  Sturmio,  Hinc  uolcns  uis:t2:c 
lx\U\\>s  lütfes  in  itiaere  uocatos  legitime  a  reuercndo  D.  Johanna 
Mr,eti'.K\    ut  sim  cius  coUe^   in  Ecdesta.  —  O.  Picrius^  [37.  Sert 


XV. 

phie  über  die  den  Protestantismus  in  Oester- 
:treffenden  Erscheinungen  des  Jahres  1896, 

I  Nachrichten  über  dieselben,  mit  Ausschluss  der  in  diesem 
.Jalirbuche'    selbst  erschienenen   Artilcel,'} 

I.  Für  das  Allgemeine. 

1.  HumanisiDDa. 

aria  sodalitas  Danubiana'  in:  ,Oesterr.-ungar.  Revue",  14, 

;  Scrta 


I  phrasenhafter  Weise, 

noch  peinlicher  wird, 

,  Zeitschrift  für  Kirchen- 


b,  Ein  unbekannter  Brief  Locher's  an  Celles. 
Wien.  Tempsky,  314  S.,  Mk.  12. 

ite  namenlose  Abhandlung  feiert  i 
erschiedene  Fehler  und  Verseher 
hnbrecher  einer  neuen  Zeit.  (Vgl. 

115  [1896],  B83  f) 
her's  (Philomusus')  Brief  vom  30,  Juni  1501  kommt  seine 
benheit  für  seinen  Lehrer  stark  zur  Geltung. 

2.  PoUtlsohe  EntwiokluDg. 
;sart,  Charles  V.  et  Philippe  II.   ,Memoir.  publ.  p.  l'Acad. 
jique',  59  S. 
:rth,    Die  Registratur  Erzherzogs   Maximihan    (Max.  II.) 

Aus  d.  Handschriften  des  Stiftes  Reun.  X,  361—600  S. 
austr.,  2.  Abth..  48.  Bd.,  2.  H.),  Wien.  Gerold,  Mk.3-70. 
sen,   Geschichte  des  deutschen  Volkes.  4   Bd.  (1555  bis 

16.  Aufl.,  XXXV,  560  S.,  Mk.  5. 

lein  Referat:  .Kiic he n geschieht F  vom  Beginn  der  KerormaLion  bis  1048' 
ogischen  Jahresbericht",  heiausgegebcn  von  Krüger  and  Holtimann, 
16.  Bd.,   1897,  S.  268—310. 


Fr.  Kurz,  Der  Einfall  des  von  Kaiser  Rudolf  II.  angeworfaeccc 
KriegsvoIWes  in  Ober-Oesterreich  und  Böhmen  1I6IO — 1611).  -■Vl* 
dessen  Nachlass  inits:etheilt  und  mit  einer  Einleitung  versehen  vcc 
Alb.  Czerny.  II.  Th.  ,Beitr.  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der 
Enns',  48.  Lief. 

R.  F.  Kaindl,  Zwei  Urkunden  zur  Geschichte  des  SOjähr.  Krieg:*. 
.Histor.  Jahrbuch  der  Gorres-Gcsellschaft* .  S.  807. 

Ritter,  Ursprung  des  Restitutionsedictes.  Historische  Zeit- 
schrift, 715.  Bd.,  S,  02. 

O.  Klopp,  Der  30jährige  Krieg  bis  zum  Tode  Gustav  AdOu'' 
1632.  2.  Ausgabe  des  Werkes:  Tilly  im  30jährigen  Kriege,  3.  Bd, 
2.  (Schluss.)  Theil,  d.  J.  1631—1632.  XXXII,  875  S.  Paderborn 
Scböningh,  Mk.  13. 

V.  Loewe,  Die  Wallenstein-Literatur.  ,Mitth.  d.  Ver.  f.  Gescn 
d,  Deutschen  in  Böhmen*.  34.  J..  S.  277  f. 

L.  Leger,  Histoire  de  l'Autrichc-Hongrie  depuis  les  origir.e- 
jusqua  rannte  1894.  4.  ^dit.,  Paris  1895. 

.'V.  Huber,  Geschichte  Ocsterreichs.  5.  Bd..  1609—1648.  Gotha 
Perthes,  XX,  618. 

Loserth  hat  zufaüig  in  der  Stift sbibüothck  zu  Reun  die  gs^ 
sammte  Registratur  des  Erzherzogs  Maximilian  au.s  der  Zeit  von 
26.  Mai  1547  bis  30.  December  1551  aufgefunden.  Eine  Vergleichs;^ 
der  Briefe  des  Codex  mit  dem  bereits  bekannten  Quellcnniateiia- 
ergab  wichtige  Ergänzungen.  Gleich  die  ersten  Schreiben  vcrsetiCL 
uns  in's  Feldlager  vor  Wittenberg.  Eine  Anzahl  von  Briefen  ist  wi 
den  Landgrafen  Philipp  von  Hessen  gerichtet  und  behandelt  desssr 
Gefangenschaft,  wälirend  die  Briefe  an  Moritz  von  Sachsen  und  andere 
deutsche  Fürsten  vornehmlich  auch  der  Successions frage  gelter. 
Belangreicher  ist  der  Ertrag  der  Sammlung  für  die  Geschichte 
Maximiiian's  II.  selbst.  Die  Mehrzahl  der  Briefe  i.st  deutsch,  einige 
sind  lateinisch,  zwei  tschechisch  geschrieben.  Sachlich  können  sit 
in  fiinf  Gruppen  geordnet  werden:  Aus  dem  Lager  im  Feldzug? 
gegen  die  Schmalkaldner;  vom  Reichstage  in  Augsburg:  die  Reise 
nach  Spanien;  die  Statthalterschaft  in  Spanien;  die  Heimkehr,  zweite 
Reise  nach  Spanien  und  Heimkehr;  der  Bozener  Landtag. 

Kaindt's  Urkunden  sind  datirt  vom  8.  Juni  und  31,  November 
1618;  Mathias  an  die  oberösterreichischen  Stände, 


261 

Pür  den  neuen  Huber'schcn  Band  sei  auf  die  Kennzeichnung 
es  vierten  verwiesen  (Jahrbuch  XIV  [1893],  S.  102),  die  auch  auf 
lien  zutrifft.  Das  neunte  Buch  behandelt  .das  Vorspiel  der  Re- 
ftluCion*.  das  zehnte  ,die  Revolution  in  den  ricterr.  Ländern  und 
ie  kirchliche  und  politische  Reaction',  das  elfte  ,die  Kriege  in 
leutschiand   und  deren  Rückwirkung  auf  Oesterreich  (1621  —  1648)*. 

3.  Eirolieii^esoliiolite. 
R    Sohm.  Kirchengeschichte  im  Grundnss.  10.  Aufl.,  VI,  218  S. 
Ungleich,  Mk.  3. 
i'irselbe,    Outlines  of  Church   hi.story.    Transl.  hy  M,    Sinclair 
Fi=n  a  preface  by  Prof  GwatUin.  2Ö6  S,  London.  Macmülan  3  s.  6  d. 
W.  Friedensburg,  über  den  Verfassier  der  Promemoria  ad  Hadri- 
^uni  papam  VI  de  depravatione  Status  Romanae  ecclesiae.  .Deutsche 
fctschrift  für  Geschichtswissenschaft*,  N.  F.  I.  Jahrg.,   LH. 
i  Ch.  Geyer,  Bilder  aus  der  Zeit  der  Gegenreformation.  Leipzig. 

inun.   Mk.  —-20. 

Basslcr,  Zur  Einwanderung  osterr.  Protestanten  in  Württemberg. 
lellage  des  .Staatsanzeigers  für  Württemberg',  Nr.   18. 

H.  Brück,  Geschichte  der  katholischen  Kirche  im  19.  Jahrh. 
l  Bd.  Geschichte  der  katholischen  Kirche  in  Deutschland.  XIII, 
tu  S.   Mainz.  Kirchheim.  Mk.  8 

W.  Walthcr,  Der  Grundschaden  der  ultramontanen  Geschichts- 
irschung.   ,AlIg.  Ev.-Luth.  Kirchenztg.',  Nr.  30—33. 

Friedensburg  beweist,  dass  nicht  Aegidius  v.  Viterbo,  sondern 
Lofenio  Campeggi  der  Urheber  des  Gutachtens  war. 

Auf  Briick  sei  namentlich  wegen  der  eingehenden  Behandlung 
les  Concordates,  unseligen  Ant;edenkens,  hingewiesen.  {Vgl.  .Liter, 
^cntralbl.'.  1896.  42.   15^9.) 

II.  Für  die  einzelnen  Länder. 
Nie  deröste  rr  eich. 

Die  Schul ;,'em ei nde  Lahnsattel    in  Niederösterreich.    Sachs. 


busi 


;tavAdolf-BQtc,  Nr.  11,  83. 

Oberösterreicb. 

Aus  den  oberösterreichisclien  Bergen.   Ebd.  Nr.  7.  53, 


Steiermark. 

J.  Loserth,  Die  steirische  Religionspacification.  1572—7*. 
Graz,  Selbstverl.  d.  histor.  Landescommission.  102  S. 

■ .  •  Die  evangelische  Gemeinde  Gröbming.  Ein  Grass  aus  Ober 
Steiermark.  Sachs,  Gustav- Adolf  Bote,  Nr.  3,  21. 

F.  W.  Mayer,  Eine  salzburgische  Visitalions reise  in  SteienuiJi; 
und  Kärnten  im  Jahre  1657.  Gymnas.-Prog.,  Graz,   13  S.  | 

J.  V.  Zahn,  BuchdruckernÖthe,  in:  Styriaca,  Gedrucktes  n. ' 
Ungedrucktes  zur  Steiermark.  Geschichte  und  Cult Urgeschichte.  Nccc 
Folge,  Graz.  283  S,  S.  155—167 

Die  .sogenannte  Rehgionspacification  ist  unter  den  vorhanden« 
Quellen  zur  Geschichte  der  protestantischen  Bewegung  in  lofier-i 
Österreich  die  wichtigste.  Sie  entliäit  eine  Reihe  von  protokoUarischKJ 
Aufnahmen  der  Verhandlungen  zwischen  Regierung  und  Landschat! ' 
die  wahrend  der  Jahre  1572 — 78  gepflogen  wurden,  und  besitit.  d, 
diese  Aufnahmen  von  den  protestantischen  Ständen,  ein  Stück  aud 
von  den  landesfürstlichen  Beamten,  unterzeichnet  sind,  in  gewisscrai 
Sinne  oflicielien  Charakter.  Die  magna  charta  des  Protestantisucsl 
in  Oesterreich,  wie  man  sie  überschwenglich  genannt  hat.  ist  ^'.t, 
nicht,  sondern  eine  Parteischrift,  in  der  die  Stellung  und  HaltUT.:' 
des  katholischen  Theiies  nicht  oder  nur  sehr  wenig  zur  Geltiir.;i 
gelangt.  Von  den  Protestanten  wurde  sie  immerhin  einer  ma:^ 
Charta  gleich  geachtet,  und  von  1578  an  wurde  eine  jede  Abweichnfj 
von  ihrem  wirkhchen  oder  vermeintlichen  Inhalt  von  ihnen  als  \'a-\ 
tr^sbruch  gerügt,  Loserth  verÖtTentlicht  sie  zum  ersten  Male  \-<\-\ 
ständig  nach  den  Originalen  und  erörtert  ihre  Bedeutung,  Entstdiiit:! 
und  handschriftliche  Ueberlieferung.  1 

V.  Zahn  berichtet  über  Druckernnthc,  die  in  Folge  der  Irruageni 
zwischen  den  protestantischen  Ständen  und  der  Regierung  sirb' 
ergaben. 

Erain.  1 

K.  Cmologar,  Die  Protestanten  in  Weichselburg,  .Mittheiiiing.i 
d,  Musealvereins  für  Krain',  8.  Jahrg..  4,  H..  S.  123. 

Th.  Elze,  D.  sloventschen  protestantischen  Druckschriften  da 
XVI,  Jahrh,  Venedig,  Selbstverlag,  IV,  120.  Sonderabdruck  aus  diff. 
Jahrbuch*.  Vgl.  \S$b.  S.  117. 


263 

F.  Ahn,  Die  slovenischen  Erstlingsdrucke  der  Stadt  Laibach 
{1505 — 80),  Graz,  Leuschner  und  Lubensky. 

Weichselburg  hatte  seit  1567  Hans  Kotscher  zum  ^Prädikanten*, 
der  1570  vertrieben  wurde;  die  Stadt,  wie  die  umliegenden  Dörfer, 
bat  die  Landstände,  sich  beim  Erzherzog  um  die  Zurückbenifung 
desselben  zu  verwenden,  doch  ohne  Erfolg  Die  Prädikanten  hielten 
sich  in  der  Umgebung  auf;  1578  wurde  neuerdings  verboten,  ihre 
Predigten  anzuhören.  Noch  1592  hatten  Protestanten  zu  \V.  ihre 
Begräbnissstätte  in  der  dortigen  Pfarrkirche.  Ornologar  theilt  aus 
dem  Stadtarchiv  ein  strenges  Verbot  von  1587  mit,  zu  den  seelischen 
Prädikanten  zu  laufen. 

In  Krain  hat  überhaupt  die  Reformation  den  ersten  Buchdruck 
ins  Leben  gerufen.  In  den  Biicherbränden  der  Jesuiten  ist  nur  die 
Bücherei  der  krainischcn  Landschaft,  die  wohi  von  allen  oder  den 
meisten  Druckwerken  der  protestantischen  Litcraturperiode  Exem- 
plare enthielt,  der  Vertilgung  entgangen.  Doch  auch  dieser  Rest 
ging  bei  dem  Brande  1774  in  Flammen  auf.  So  sind  die  wenigen 
erhaltenen  von  Ahn  beschriebenen  Exemplare  der  Erstlings  drucke 
in   Laibach  seltene  und  kostbare  Reliquien  geworden, 

TlroL 
Fr,  Seile,  Z,  Geschichte  d.  cvang.  Gemeinde  Meran.  1857-   95, 
In  :   D,  evang,  Gemeinde  A.  B,  Meran.  Meran,  Evang,  Gemeinde, 

Böhmen.') 

F,  Lützow,  Bohemia.  A  Historical  sketch. 

C,  E.  Maurice,  Bohemia  Story  of  the  Nation  Scries  (Fishcr 
Unwin),  London, 

J.  Rott.  Relace  a  depeSe  benätsk^ch  vyslancfiv  XVI.  stoleti  a 
ßesk^  dÖj'iny  {Relationen  und  Depeschen  der  Gesandten  in  Venedig 
im  XVI.  Jahrh,  und  die  böhm.  Geschichte).  ,ÖeskJ  fasopis  histo- 
rick^*.  S.  94, 

Flor,  Horut  und  Zdcn.  V.  ToboJka,  Jan  SIeidanus  a  cesk£ 
povstani  r.  1542  (Joh.  SIeidanus  und  der  böhm.  Aufstand  i.  J.  1547). 
,Cesk^  dasopis  historick^*.  S.  91. 

')  Die  Titel  und  Noliien  Mit  der  lichechiichen  Lileratnr  verdanke  ich  meist  der 
Giile  da  Herrn  Hofr.thes  Dr.  v,  Tardy  in  Wien. 


E.  Dvofäk,  Dopisy  kn^if  Simona  z  Habni  a  Jana  faraie 
NßmccWobrodsk^ho  o  rozdflech  ve  vife  z  let  1528 — 29  (Correspondcc: 
der  Priester  Simon  v,  Haber  und  Johann  zu  Deutschbrod  üb« 
Glaubensunterschiede  in  d.  J.  1526—29).    .Archiv  Ccsk^*,  dfl  XI\'. 

G.  I^eschc,  Job.  Mathesius.  Ausgewählte  Werk«.  I.  Ed-  Leichen- 
reden. In  Auswalil  herausgegeben,  erläutert  und  eingeleitet.  (Bibliothe-: 
deutscher  Schriftsteller  aus  Biihmen.  Bd.  4.)  Wien.  Prag,  Leipzig, 
Tempsky.  XXXVII,    283.  M.  2—. 

Michael  Weisse,   ,Allgem   Deutsche  Biographie*.  41,  597. 

A.  Flesar,  Träkuv  fäd  bohosluzebn^  z  r.  1616  (pro  mesto 
Dobruäku)  [TrSkü's  Gottesdienstordnung  v,  J.  J616  für  die  Stadt 
Dobruäka].   ,Sborntk  historick<5ho  krouiku*.   1895. 

R.  Wolkan,  Goldhammers  Beschreibung  von  Eger  a.  d.  J.  15S1. 
.John's  Liter.  Jahrbuch*,  VI.  lö— 42. 

Die  Kronungsfeier  des  Winterkönig.'!.  .Stimmen  aus  Maria- 
Laach*.  S.  331. 

J.  Müller,  Die  Gemeindeverfa.s.sung  der  Böhmischen  Brüder 
in  ihren  Grundzügen.  .Monatshefte  der  Comenius-Gesellschaft* .  S.  140. 

Heath,  Living  in  communiiy.   ,Contempor.  Review*,   Aug. 

W.  Keating,  Comenius,  the  great  didactic.   7   sh.  6  d. 

L.  Dezsö.  Comenius  Amo.s  Janos.  Nagy  Oktatastana  (Grosse 
Unterrichtslehrcl.  Säros-Patak,  Steinfeld.  Vgl.  .Monatshefte  der 
Comenius-Gesellschaft',  S.  246. 

W.  S.  Monroe,  Comenius  »School  of  Infancy*.  An  Essay  on 
the  education  of  youth  during  the  first  six  years.  Boston.  Heath. 
Vgl.  ebd..  S.  246. 

W.  Begemann.  Zum  Gebrauche  des  Wortes  .Pansophia'  vor 
Comenius.   Vgl.  ebd.,  3.  2tO. 

Th.  Tupetz,  Comenius,  Orbis  pictus.  Leipzig,  Freytag, 

Ncsemann,  Comcnii  Panegyricus  Carolo  Gustavo.  Gymnas  -Progr 
Lissa,  Eisermann.  Vgl .  ,  Monatshefte  der  Comenius  -  Gesellschaft ' 
S.  169. 

L.  Neubaur,    Ein  Traiiergedicht  von  Comeniu-;.    Ebd..   S.  330. 

G.  Loesche,  Ungedruckte  Briefe  zur  Geschichte  des  Comenius 
und  der  böhm,  Brüder.  Aus  dem  de  Geer'schen  Familien-Archive. 
Ebd..  S.  100  f. 


M^ 


K.  Melchers,  Pestalozzi  und  Comcnius.  Eine  vergleichende  Be- 
:rachtung  ihrer  social-politischen  und  religiös-sittl.  Grundgedanken. 
Ebd.,   S.  24  f. 

J.  Kvacsala,  Ostern  in  Naarden.  »Politik*,  Nr.  117. 
Derselbe,    Komensky    und    das   Perpetuum   mobile.    , Politik*, 
Nr.    165.  Vgl.  .Monatshefte  der  Comenius-Gcsellsch.*,  S.  245. 

Müller,  Ueber  eine  angebliche  Schrift  des  J.  A.  Comenius. 
,Ceskf  öasopis  historickj*,  Prag.  I,  2.  H..  S.   117. 

P,  äpiüka,  Po  stopäch  drabikovjch  proroctvi  (Ueber  die  Pro- 
phezeiungen Drabik's).  ,Sbomfk  historick^ho  krouzku*,  1895. 

J.  Kvacsala,  50  Jahre  im  preuss.  Hofpredigerdienste.  D.  E. 
Jablonsky.  (Aus :  Acta  et  commentationes  imp.  univ.  Jurievensis.) 
23.  Jurjcw.  (Giessen,  Ricker.)  Mk.  —-60.  Vgl.  .Theol.  Liter.-Ztg.', 
1897,  Nr.  5,  Sp.  146. 

Fr,  DvorskJ,  Listy  panf  Katefiny  z  Zerotlna,  rozcn^  z  Vald- 
^tejna.  2  Bd.  1894/95.  —  Historick^  archiv,  5esk4  akademic  cisafe 
Frantiika  Josefa.  Cfslo  2  a  7.  1894  und   1895. 

J.  Bolte,  zwei  böhm.  Flugblätter  des  16.  Jabrh.  mit  einer  An- 
merkung von  A.  Brückner.  ,Arch.  f.  slav.  Philol.',  18,  H.   1. 

Sigm.  Winter,  2ivot  cfrkevni  v  Öechäch.  (Das  kirchl.  Leben  in 
Böhmen  Ein  culturgcsch.  Bild  aus  dem  XV.  und  XVI.Jahrh.)  Bd.I, 
1895.  Bd.  II,  1896,  Prag. 

Star^  rukopis  {P.  Anton  Vondra  naiezi  v  knihovn^  paldce 
Lambeth  v  Londjng  latinsk^  rukopis,  o  ütrapäch  sboni  bratrsk^ho 
V  Lesne  r.  1655  a  näsl.  a  otiskuje  Jej  tuto  v  (iesk^m  pfeklade.)  In 
,Hus*,  Vni,  6.  9.  (Alte  Handschriften,  gefunden  durch  P.  Anton 
Vondra  in  der  Bibliothek  des  Lambethpalastes  in  den  Londoner 
lateinischen  Handschriften.  Von  den  gramvollen  Ver.sammlungen 
der  , Brüder*  in  Lissa  im  Jahre  1655  f.  und  ihr  vollständiger  Ab- 
druck in  böhm.  Ucbersetzung.) 

Zur  Geschichte  der  böhmischen  Gegenreformation.  ,Histor. 
Blätter*,  S.  313,  412,  541.  (Ueber  Gindely's  Werk  vgl.  Jahrbuch* 
16  (1895),  S.  273. 

J  Zrzenczycki,  O  penÖänich  zäsilkäch  z  Polska  Cechöm  proti 
Ferdinandovi  IL  (Ueber  Geldsendungen  aus  Polen  an  die  Böhmen 
gegen  Ferdinand  II.)  Vgl.   ,öesk^  ßasopis  historick^*,  S.  42. 

Rezek,  Beiträge  zur  böhm.  Auswanderung  im  XVIII.  Jahrh. 
.ÖeskJ  Jasopis  historickj.*   Prag,  l,  1.  H.,  32. 


i 


266 

Ith.  Koch,  Festgabe  zur  Erinnerung  an  die  Einweihung  der 
^Evangel.  Friedenskirche*.  Eger,  Selbstverlag. 

A.  Podlaha,  Sobotäfi  na  Morave  a  v  öechäch  v  X\^.  stol. 
^Sbomfk  historick^ho  krou2ku*.  (Die  Sabbathisten  in  Mähren  und 
Böhmen  im  XVI.  Jahrh.) 

A.  Schmidt,  Das  Evangelium  in  Gablonz.  Wien,  Evang.  Buch- 
handlung Währing,  S.  105.    Sonder-Abdrücke  aus  dem    , Jahrbuch*. 

• .  •  Saaz  in  Böhmen.   Sachs.  Gustav-Adoif-Bote.   Nr.  7.  S.  54. 

,Von  unseren  Brüdern  in  Böhmen.*  Reform.  Kirchenztg.  16. 125  f. 

F.  Menöik,  Ueber  ein  Wiedertäufergesangbuch.  , Sitzungsbericht 
d.  kgl.  böhm.  Gesellsch.  der  Wissenschaften.*  Ciasse  für  Philosophie. 
Geschichte  und  Philologie.  XI.  Prag.  Verlag  d.  kgl.  böhm.  Gesellsch. 
d.  Wissensch.  15  S. 

Maurice  schreitet  vom  IX.  Jahrh.  bis  zur  Gegenwart  fort.  — 
Goldhammer,  mit  dem  sich  Wolkan  beschäftigt,  seit  1559  Leiter  der 
Lateinschule  in  Eger,  hatte  den  Uebergang  Egers  zum  Protestantismus 
zumTheil  selbst  angebahnt.  Das  Bruchstück  seiner  breiten,  verworrenen, 
plötzlich  abbrechenden  Chronik  kommt  zuletzt  auf  die  protestantische 
Zeit.  —  Heath  würdigt  die  wirtbschaftliche  Verfassung  und  La^e 
der  Brüdergemeinde  nach  Loserth.  —  Nesemann  reinigt,  gegen 
Gindely,  Comehius  von  dem  Vorwurfe,  fiir  die  Schweden  Partei  er- 
griffen  und  dadurch  die  Polen  gereizt  zu  haben.  —  Spi^ka  be- 
schuldigt Drabik  des  Betruges,  Comenius  der  Leichtgläubigkeit.  — 
Da  Kathar.  v.  Zerotin,  die  vierte  Frau  des  berühmten  mährischen 
Staatmannes  Karl  v.  Äerotin,  ein  eifriges  Mitglied  und  treue  Schützerin 
der  Unität  war,  bieten  ihre  von  Dvorsk]^  gesammelten  mehr  als 
600  Briefe  aus  den  Jahren  1631,  1633.  1637  u,  A.  reichen  Stoa 
fiir  das  Leben  und  Dulden  der  zahlreichen  Exulanten  der  Gemein- 
Schaft.  —  Sigmund  Winter  breitet  eine  grosse  Fülle  von  Daten  aus, 
nur  die  Kühle  der  Berichterstattung  wird  getadelt.  Der  8.  Band  ver- 
breitet sich  im  ersten  Buch  über  die  religiösen  Kämpfe  (Husiten; 
böhm  Brüder;  Protestanten;  Katholiken  ;  Ende  der  religiösen  Kämpfer- 
kleinere  Secten);  im  zweiten  über  die  kirchliche  Regierung.  Der 
2.  Band  im  dritten  Buch  über  das  Leben  der  Priester  (Einkommen; 
gesellschaftliches  und  sittliches  Gebahren ;  von  den  geistlichen  Orden ; 
ihr  Einkommen;  das  Leben  in  ihnen);  im  vierten  Buch  über  die 
Gottesdienste  (der  Katholiken  und  Utraquisten ;  Predigt,  Cereraonien : 
von  der  Gottesfurcht;  von  den  Bruderschaften  der  Literaten). 


Mftbren. 

G.  Trautenberger,  Die  Chronik  der  Landeshauptstadt  Brunn. 
a.  Bd.  (Von  Karl  den  V.  bis  Ende  des  XVII.  Jahrh.)  243.  Brunn, 
Verein  , Deutsches  Haus*.  Mk.  8. 

K,  Lechner,  Verzcichniss  der  in  der  Markgrafschaft  Mähren 
i.  J.  1652  zum  Druck  und  Verkauf  erlaubten  Bücher.  »Centralblatt 
f.   Bibliothekwesen/  S.  158. 

Loserth,  Bilder  aus  der  Reformationszeit  in  Mähren.  .Zeitschr, 
d.  Vereines  f.  Gesch.  Mährens  und  Schlesiens.*  1.  Jahrg.  S.  65. 
Dr.   M.  Göschl,  Probst  d.  Frauenstiftes  Kanitz.) 

G.  Trautenberger,  Die  evang.  Schule  in  Briinn.  Festgabe  zur 
Jubelfeier  ihres  hundertjähr,  Bestandes.  Bruno.  30  kr. 

Sobald  man  heute  noch  der  Chronik  eine  Berechtigung  zu- 
gesteht, wird  man  der  Trautenberger's  die  Anerkennung  nicht  ver- 
sagen können,  der  von  deutscher  aber  auch  protestantischer,  der 
Unparteilichkeit  sich  befleissigenden  Anschauung  ausgeht.  (»Zeitschr. 
d.  Vereines  f.  Gesch.  Mährens  und  Schlesiens.*  1.  Jahrg.  S.  110.) 
—  Maximilian  II.  eröffnete,  wie  Lethner  erhebt,  1567  den  mährischen 
Ständen,  dass  keine  wo  immer  gedruckten  böhmischen  Bücher  nach 
Mähren  eingeführt  werden  dürften ;  alle  zum  Verkauf  ausgebotenen 
Bücher  müssen  vorher  dem  Bischof  von  OlmüCz.  zu  dessen  Diöcese 
ganz  Mähren  gehörte,  zur  Begutachtung  vorgelegt  werden. 
Sohlesien. 

■.■  Jägemdorf,  Sachs.  Gustav- Adolf-Bote,  Nr.  2,  13. 
Oalizlen. 

Kropf,  John  a  Lasco's  Church  -  performents.  »Engl.  Histor. 
Review.*  Jan. 

Uebcr  die  heranzuziehenden  Kirchenzeitungen,  bezw.  pro- 
testantischen Blätter,  die  Jahresberichte  der  einzelnen  Gemeinden, 
die  Berichte  der  Gustav- Adolf- Vereine,  vgl.  Jahrbuch*  16  (1895), 
S.  276;  17(1896),  S.  239.  —  Diesmal  ist  hinzuzufügen:  .Böhmisch- 
mährische Blätter  aus  der  Brüdei^emeinde*.  Hrsg.  vom  Comite  fiir 
das  Werk  der  Brüdergemeinde  in  Böhmen  und  Mähren. 

jReformovan^  listy.  (Reformirt.  Zeitschr.)  Hrsg,  von  Jan  Karaßat. 
Prag,  Balteck;?. 

Dr.  Loesche. 


XVI. 

Berichtigung  und  Nachtrag 

cu  Seite  211  und  218  des  „Jahrbuches^  1895  Ton  Pastor  Karl  Nntzhorn  in  Büsendorf 

(Hannover). 

Auf  S.  240  des  vorigen  Jahrganges  gibt  der  beste  Kenner  der  Exulantea- 
geschichte  des  Enhersogthums  Oesterreich,  Pfarrer  Friedrich  Koch  in  Gmunden,  dn 
uns  hoflfentlich  bald  einmal  die  Ergebnisse  seiner  Forschungen,  die  zum  Theil  längit 
druckfertig  vorliegen,  hier  mittheilt,  ^dankenswerthe  Nachträge  und  Berichtigiingen  zs 
meiner  Arbeit  über  Martin  ZantmüUer.  Nur  betreffs  „Kreussbach'  möchte  ich  liebe: 
der  Ansicht  seines  Bruders,  des  Superintendenten  Jakob  Koch  in  Wallern  bei  VieU. 
beitreten,  welcher  mir  Ende  1895  freundlichst  schrieb: 

,Im  Gebiete  meiner  Gemeinde,  etwa  10  Minuten  östlich  von  dem  Scfalo>i^c 
Tollet  IjtUt  im  Besitze  des  Grafen  Revertera,  Österreichischen  Botschafters  beim  Pap>te 
liegt  die  Ortschaft  Kroisbach  (früher  Kreusbach). 

Raupach  schreibt  in  der  fortgesetzten  historischen  Nachricht  von  den  Schick 
salen  der  evangeli$ch*lutherischen  Kirche  in  dem  Erzherzogthume  Oesterreich,  I.  Thei . 
S.  60:  Es  war  dieselbe  Frau  Dorothea  gebome  von  Räming,  weiche  im  Jahre  1497 
an  Herrn  Wolflfgang  Jörgem  zu  Tollet  und  Kreusbach,  Rittern  nnd  Länder 
hauptmann  in  Oesterreich  ob  der  Enns,  vermählet  war. 

Vielleicht  ist  auch  der  S.  217  genannte  Adam  Winkler,  gewesener  Prediger  r: 
Kreutsbach,   in   Kreussbach   angestellt  gewesen,   doch    ist  das  nur   eine  Vemuthiing/ 

Zu  S.  211,  wo  als  dritter  Prediger  von  Steyer  M.  Hieronymns  Weixelb«rgc: 
genannt  ist,  möchte  ich  auf  dessen  mir  gedruckt  vorliegende  Magisterdispotation  n. 
Wittenberg  vom  27.  October  1615  hinweisen,  deren  vollstlndigcr  Titel  so  lantei: 
26v  Ba^  Problema  Theologicum«  An  Svncretismus  fidd  et  reiigi<»üs  intcr  LstheraD.^» 
et  Calvinianos  ideo  iniri  vel  possit,  vel  debeat,  ut  Antichiistx  Tjrannis.  coniinctii 
viribus  et  studüs,  facilius  et  felicius  reprimi  possit:  ordinariae  dtspntaxionis  \oco  proj-o- 
situm:  et  D.  Davidis  Parei  con&iliis  et  strophis  oppositnm,  pnestde  Leonharto  Honero. 
S,  TheoK  Doctore  et  in  Electorali  Academia  Witebergessi  Professore  P.  et  Seciw^re 
resjwndente  M,  Hieronymo  Weixcibergero  Welsensi,  Anscriaco:  •»'//>-= 
Facultatis  Phil.  Adjuncto. 

Ad  diem  27.  Octob,  in  acroasi  Theologorum.  Wittebo^gae,  ex  ditrr.m  Jo^ussis 

Gormanni.  Anno  MDCXV. 

An  dem  Streit,  welcher  zwischen  dem  Professor  Parcas  sc  He.i«ut»cr|:  sn-i 
Leonhard  Hutter   über   des  Ersteren    Irenicam.    de   nnione  «  sy^>3d^  Etixngr-ir.-un 


coaciliajida  liber  TOtivus,  paci  ecciesiae  et  deiideriis  pacificorLim  dicatus,  losbrach,  hat 
also  Weixetbei^er  thütigen  Antheil  genoromen.  Psreu;  kommt  auch  in  seiner  aka- 
demischen Rede  »om  11.  April  1616,  gedruckt  lu  Heidelberg,  auf  das  Problema 
zuräck:  Witebeisensium  unos  (Friedlich  Balduin)  thealrica  declamatiotie  dissuadet 
syDoduED.  quasi  minime  necessariam,  utilem.  posiibiletn.  Alius  in  endem  scliola 
(ef.  Problem«  HuHeri)  ceu  precio  conductus  intercessor,  Iribunitia  disputalione  Syn- 
cretismnm  sire  amicabilem  convenlionem  Evangelicotum  ojipugnandam  sum&it.  Caeterum 
ambos    hos    cavillis    nimium    frirolis    rem    (antam    agere,    non    diflicile    fuit    ostenderc. 

Darauf  erschien  dann  im  Herbst  1618  Hutter's  Irenicutn  vere  Chri^lianum. 

Hieronjrmus    Weiielberger    aus    Stejr    wird    als    Hausgeno^s    des    D.    Balthasar 

Meissner  in  Witlenbeig  1618  beieichnet  (bei  Raupach).  Letzterer  hat  als  theologischer 

Professor  in  Wittenberg   i.  B.  1624   eine  Erklärung  des  19.  Psalms  unter   dem  Tile! : 

, Eines  seligen  Menschen  dreifacher  Schatz'  herausgegeben,  die  ebenfalls  bei  Gormann 

gedruckt  ist. 

Von  1608 — 1624   wird  Aegyd  Weichselberger   aU   Leiter   der   protestantischen 

Schale  in  Steyr  genannt,   der  wahrscheinlich  mit   Hieronymus  vemandt  ist. 

Nach   der  Vertreibung   der   oberos (erreich ischen    Prediger    ist  Weinelberger   aU 

EinUnt    auch    nach  Nürnberg  gekommen.     In   t.  Soden's   Kriegs-    und  Siltengeschichle 

von  Nürnberg  heisst  es  II,  384:   Hieronim.  Weixeiberger,  gewesener   Pfarrer  in  Stcier, 

erhielt  am  28.  August  (7.  September)  1627:  6  9. 

Schliesslich    möchte    ich    noch    auf  einen    sinnsttreniien   Druckfehler  auf  S.  216- 

in    dem  Citat   aus  Lactantios   aufmerksam   machen.    Statt   nequitiam   exercere  muas  es 

cöercere  heisseo. 


Bericht  des  Central -Vorstandes  Ober  das  Vereins- 
jabr  1S96. 

Der  von  dem  Cassier  der  Gesellschaft.  Herni  HoF-  ond  Goicbo- 
advocaten  Dr.  Ritter  von  Sääf.  schriftlich  erstattete  Bericht  übe: 
die  Gebahrung  des  Vermögens  für  das  vergangene  Vereinsjalu'  idri 
hicBiit  veröffentlicht. 

I.  EinamliBien. 

A.  Saldo  vom  Jahre  1895 1716  E  54  kr. 

B.  Eingegangene  Mitgliederbeiträge: 
Rückstände  bis  einschliessl.  1895  =-  212  fl.  —  kr. 
Mttgliederbdträge  pro  1896: 

65  Beträge  i  3  fl.  —  kr.  .  =  195  ,  —  , 
49         ,        ä  5  »    —  ,      .  =  245  ,  —  , 

3  ,  zusammen  .  .  =  1,90, 
pro  1897: 

2  Beiträge  k  3  fl.  —  kr.     .  =      6  ,  —  ,  665  ,    95  , 

C.  Für  den  Verkauf  des  ,  Jahrbuches* : 

Im  Buchhandel 114  fl.  48  kr. 

Durch  Selbstverkauf    .     .     .       20  .  —  .         134  ,   48  , 

D.  An   Interessen   von   den   Einlagen   be!  der  All- 
gemeinen Depositenbank,  Buch  Nr.  21.047  und 

Nr.  26.696 60,   40^ 

Gesammteinnahmen    .     .     2577  fl.  37  ki. 


II.  Ansgaben. 

'.  Dmckkosten  und  Versend unggspescn  der  vier 
Hefte  des  »Jahrbuches*,  Jahrgang  1896,  sowie 
Druck  von  300  Jahreskarten,  dann  60  Separat- 
abdrücken  des  Aufsatzes  »Die  slovenischen  prote- 
stantischen Druckschriften  des  XII.  Jahrhunderts*  502  fl.  95  kr. 
'.  Honorare  an  die  Mitarbeiter  am  »Jahrbuch'  .  229  ,  —  , 
'.    Diverse : 

aj   Schreibgeschäfte  und  Aufbewahrung  des  Mobi- 
liars, des  Archivs  und  der  Bibliothek  pro  1896         60  ,     —  , 
bj    Für   das   Eincassiren   der   Mitgliederbeiträge         21   ,    52  , 
cj    Für    Kanzleiauslagen ,      Gebührenäquivalent, 

Porti,  Stempel  u.  s.  w 18  ,    95   , 

Gesammtausgaben    .     .       832  fi.  42  kr, 

teilt  man  den  Einnahmen  von     .  2577  fl,  37  kr. 

egenüber  die  Ausgaben  mit    .  832  ,    42   , 
3    verbleibt   mit   Ende   December 

1896  ein  Rest  von      ....  1744  fl.  95  kr. 
Hieven  waren  am  31.  December  1896  bei  der 
lügemeinen  Depositenbank  laut 

Einlagsbuch  Nr.  21.047 475  fl.  51  kr. 


1296 


zusammen  .     .  1772  fl.  37  kr. 

'ogegen  dem  Rechnungsleger  eine  Forderung  von  27   »  42  , 

usteht,  wonach  sich  das  Vermögen  mit   ....  1744  fl.  95  kr. 
rgibt. 

Wien,  am  10.  AprU  1897. 


Acoluthus  Joh.  186. 
Aemilius  G.  8. 
Agricola  G.  18. 
Albenis  Er.  18. 
Albrecht  v.  Bauern  11. 
Aleander  16. 
Alesius  205. 
Alischer  Seb.  177. 
Althamer  A.  15. 
Amerbach  B.  213. 
AmUng  W.  77. 
Andrea  Jac.  4. 
Aquila  Ad.  20. 
Arlenius  A.  35,  208. 
Arpinus  Wenz.  20. 
August  von  Sachsen  19. 
Aurigallus  Matth.  19. 
Aventin  201. 

Balaeus  (Bale)  205. 
Bartelmus  193. 
Bartsch  Zach.  76. 
Bascenus  240. 
Bau^iss  185. 
Baworinsky  Bened.  15. 
Bekker  P.  243,  246. 
Bercha  G.  89. 
Berchhaimer  Chr.  248. 
Bergamo  Filippo  di  234. 
Berger  P.  239. 
Berka,  Erzbischof  133. 
Bernhardt  M.  174. 


XVIII. 
Personenregister.^) 

Besold  H.  53. 
Biermann  173. 
Bilicenus  249. 
Blahoslaw  15. 
Blondus  Fl.  234. 
Bomberg  D.  212. 
Boner  B.  253. 
Branzwick  Z.  89. 
Brassicanus  Ambr.  76. 
Breslacins  M.  240. 
Briesmann  43. 
Bucer  7. 
Bugenhagen  76. 
Bunan  H.  v.  243. 


Calvin  3.  35. 
Camenicenus  J.  22. 
Camerarius  Joach.  jun.  42. 
Camincius  Joh.  52. 
Carlowitz  Chr.  42. 
Carolus  8. 
Cassander  213 
Chladenius  30. 
Christian,  Herzog  v.  Wohlau 

167. 

Christine  von  Schweden  164. 
Christoporsky  Joh.  26. 
Christian,  Herzog  Joh.  153. 
Chytrfttts  D.  14. 
Cinck  H.  A.  129. 
Closelins  M.  129. 
Qosius  H.  77. 


Codicillus  P.  52.  244,  257. 
Collinus  16,  21,  48.  201 
Cordatus  28. 
Cotler  G.  77. 
Crabbe  P.  213. 
Cricius  (Krzycki)  A.  2d. 
Crutziger  A.  24,  252. 
Crutziger  Elis,  24. 
Curius  H.   20. 
Cuthenus  50. 

Czeschin  EI.  (Rosin  v.  Jawor- 
nik)  89. 

Dantiskus  Joh.  26. 
D^vay  Biro  M,  28. 
Dewerbeck  190. 
Dicastus  G.  72. 
Didrich  V.  22. 
Dietrich  von  Niem  205. 
Dobrzan  W.  Ottik  v.  191. 
Dugo  Ph.  209  f. 
Dresser  M.  243. 

Eber  P.  13,  3ö,  37  f. 
Eberbach    Phil.    Stumpff  ». 

18. 
Echtitts  Joh.  216. 
Eck  17. 

E^anus  Sylvius  16. 
Egranus  J.  243. 
Engelhart  J.  249. 
Erasmus  Desid.  17  f. 


0  Nicht  auffenommen  tbd  die  Namen  der  Ordtoaaden  S.  56—72,  239—868.  weil  Vcifu«ria 
Schlüsse  seiner  BiittheiloiigCB  ein  susammenfiMSOides  Register  mufttellen  wird« 
Nicht  muf^enommen  sind  ferner  die  Listen  S.  78 — 87  und  S.  134 1» 


F.bcr   J.  7.  258. 

Haimoldt  J.  243. 

Kaltenstein  J.  S.  198. 

Faber    N.   18. 

Karlstadt  19. 

Kabec  Th    256. 

Hanapes  N.  de  220. 

Kay  V.  267. 

Fabricius  P.  248. 

Harsani  Sl.  31. 

Kiefer  76. 

Ferdinand  I.  6.   116. 

Kirchmayr  L.  243. 

Fischer    Chr.  16. 

Hausten  Th.  76. 

KoiaWy  A.  241. 

Fischer    Sim.   19. 

Heidenreich  Joh.  24. 

Kraflheim  J.   K.  v,  9, 

Ftachner  Chr.   129. 

Eleimbnrg  Gr.  v,  215. 

Krail  H.  90. 

Flacius  9,  14,  201. 

lleinzet  J.   H.  20  f.,  229. 

Ktakau  G.  11. 

Fock   196. 

Helmrich  G.  76. 

Krenzheim  149. 

Forgach  S.  238. 

HencVel  J..h.  28. 

Kreuti  und  Thurn  Anna  Maria 

Friedrich   II.   U9. 

Hensel  J.  258, 

V.  242. 

Friedrich  IV.  149. 

Hermann  208. 

Krokow  M.  v.  215. 

Friedrich  V.  161. 

HesshDsiug  4. 

Kutschenreuter   190. 

Friedrich,  Bischof  von  Hessen 

Hirsch  M.  129. 

187. 

Udisiaus  J.  243. 

Frisius  B.  S9. 

16,  32. 

Languet  Hub.  38.  224. 

Frisius  C.  253. 

Hodikins  L.  250. 

Lasko  Joh.  V,  27. 

F..gger  J.  J.  212. 

Hofmann  Baron  Fr.  76 

Lauterwalt   M,  30 

Fossel   M.  254. 

Hornberger  Jer.  76. 

Laiius  237. 

Hortalius  Ch,  250. 

Leim  grübe  J.   129. 

Gallus  N.  48,  201. 

Hogmann  Frh.  J.  A.  246, 

Leland  Joh,  206. 

Gans  C.  129. 

Honter  J.  31. 

Leopold  I.   179. 

Ceisiler  J.  129. 

Hosius  Stanisl.  26. 

Leopold      Wilhelm,      Bischof 

Hübner  S.  129. 

von   Breslau   172. 

bnrg-Aüsb«ch  15.  28,  147. 

HUltel  S.  119 

Leovitius  Cyprian  54. 

Georg,  HeTzog  von  Brieg  167. 

Huperias  218. 

Lejser  P.  241. 

Georgiewici  B.  31. 

Lossius  (Lolz)  L,  217, 

Georg  Rudolf,   Heriog   150. 

Hl»  50. 

Ludwig,  Herzag  von  Liegnili 

Georg  Wilhelm,  Henog  177. 

Husselius  A.  240,  860. 

167, 

GerslorfT  S.  v.  241. 

Hütten  15. 

Luther  H.  jun,  25. 

Gettichins  174. 

Hütter  4. 

Luther  M.  3,  12,   17  f. 

Gesner  C.  BB,  49,  211. 

Hjperius  214 

Lm«r  215. 

Gigtts  Joh.  18. 

Lythodius  221. 

Gbiovinus  M.  21. 

Lytlchiüs  A.  256. 

Grabnei  Leop.  14. 

Ising  G.  76. 

Greis  J.  T.  268. 

Major  G.  76. 

Grürberg  V.  129. 

Janov  M,  v.  50. 

Major  Joh,    19, 

Crynäus  Simon  28. 

Jendorf  Chr.  v.  108. 

Malobicenus  M.  242. 

Gutschios  A.  24Ö. 

Joachim  I[.,  Kurfürst  26. 

Mandl  H.  97. 

Gymnicn»  2B8. 

Jodocus  A.  2H, 

Hanffeld  Barthol.  v.  29. 

Joh.  Christian,    Heriog    von 

Marbach  76. 

Hagen  (Hageas)  Joh.  17. 

Brieg  161. 

Maria.  Konig.  von  Ungarn  27. 

HagiQs  J.  250. 

Joh,  Friedrieh  von  Sachsen  7, 

Mascon  B.  248. 

Joh.  Georg,  KurfUrst  161. 

.Matheolus  9. 

50. 

Jung  P.  76. 

MathesiuB  17. 

im,  H.iiiii.  IV. 

18 

274 


Mauritius  G.  249,  269. 
Maximilian  II.  So. 
Maximus  211. 
MeissCT  J.  267. 
Melanthott  1  f.«  36. 
Mttttichen  B.  ▼.  267. 
Mignanelli  IB. 
Miletinns  J.  268. 
Milicz  60. 
Mimchin  P.  239. 
Mitis  Th.  20,  48. 
Mohaubt  A.  129 
Mokoschinus  L.  240. 
Molinaeus   (du  Moulin)   208 
Molitor  Pb.  267. 
Montanus  53. 
Mordeisen  Ülr.  11. 
Moritz,  Herzog  von  Sachsen 

14,  19. 

Mülhausen  Peter  v.  89. 
Münsterberg  R.  v.  116. 
Münzer  Thomas  17. 
Muscbler  G.  87. 
Mylius  J.  77. 
Mylius  A.  257. 

Nadasdy  Thom.,  Graf  28. 
Naumair  Chr.  227. 
Nausea  7. 
Ncff  Job.  19. 
Nemicus  s.  Hajek. 
Neomanius  J.  163. 
Nidbruck  8.  22,  34  ff.,  201  f. 
Nitius  P.  31. 
Nosticius  S.  240. 
Nuenar  H.  v.  235. 

Opitz  H.  247. 
Oporinus  49.  214. 
Ortenburg,  Graf  ▼.  249. 
Osius  H.  14. 
Otter  W.  246. 
Ottheinrich  46. 
Ottokar  II.  lU. 

Pacaeus  227. 
Pappus  J.  268. 


PardubiU  E.  ▼.  53. 

Parlagius  D.  240. 

Paul  III.  7. 

Pauli  Chr.  173,  179. 

Peckham  J.  219. 

Pegaeus  Tb.  249. 

Pelago  A.  220. 

Pcr^nyi  P.  30 

Perna  P.  214, 

Peucer  C.  9,  17,  36,  38. 

Pfauser  10. 

Pfreund  C.  227. 

Paug  V.  Rab.stein  C.  214. 

Philomates  J.  240. 

Pistorius  J.  266. 

Pontanus  37. 

Prätorius  201. 

Prag    Freiherr    Chr.  v     und 

Windhaag  262. 
Pragenus  Job.  146. 
Preesing  Freiherr  v.  249. 
Preiss  J.  148. 
Preuss  Chr.  26. 
Pritener  W.  129. 
Proxenus  Simon  16. 
Pruno  J.  266. 

Rab  J.  245. 
Radaschius  M.  30. 
Radötzky  v.  Radotz  Job   164. 
Radwan  Freiherr  ▼.  260. 
Ramassy  M.  31. 
RampigoUis  A.  219. 
Rechenius  D,  26. 
Redern  M.  ▼.  252. 
Regulus  Christ.  76. 
Reibisch  8. 
Rengersdorf  76. 
Reuter  Ambr.  37. 

—     Chr.  14. 
Rhediger  W.  v.  165. 
Rhenanus  Beat.  234. 
Richter  46. 
Riecke  M.  194. 
Rosenberg  Peter  und  Wilhelm 

23. 


Rosenmüller  193. 
Roser  J.  89. 
Roth  Stepfa.  18. 
Rubigallus  P.  31. 
Rudolf  n.  12,  118 
Ruppa  W.  ▼.  89. 

Salhausen  v.   16. 
Salm  W.  ▼.  209. 
Santphurdius  214. 
Sarcotius  J.  242. 
Sarcandro  J.  246. 
Sartorius  B.  35. 
Scballer  Qoir.  31. 
Schard  Sim    34. 
Schemnitz  Freih.  L.  Edrr  < 

245. 
Scherer  Salom.  30. 
Schüdt  G.  243. 
Schindler  A.  240. 
Schlaginhaufen      (Turbicii 

Job.  18. 
Schlick  Joachim  Graf  13. 
Schmettau  174 
Schmidt  G.  Chr.  195 
Schobricios  134. 
Schregsmelins  G.  76 
Schumburg  v.  116. 
Scbwabenitz  114. 
Scbwibermayr  Leop.  35 
Scipio  P.  30. 
Scultetus  A.  859. 

—  Sev.  238. 
Sedleywinus  J.  249. 
Severus  W.  8. 
Sigismund  84. 

—  I.  von  Poles  25. 

—  II.,  August  26. 
Simon  Pragenus  252. 
Simonides  G.  240,  2d0 
Slawata  v.  89. 
SIeidanus  9. 
Sophianus  23. 
Sozinus  Faustns  11 

—  Läl.  10. 
Span  Lor.  82. 


aperatas  P.  24. 
■isestakins  W,  251. 
^tarbemberg  Barlhol.  t 

Etasmus  I    v.  12 

-  Gund.  V.  250. 

Heinrich  v.  12. 

steineccer  Z.  76. 
Steiner  B.  249. 
Steinkeilei  A.  v.  191. 
Siephani  R.  226, 
Stücke]  Leonh.  2S. 
Scolshagius  C.  24. 
ätope  N.  212. 
Sturm  M.  245,  266. 
Stortz  G.  ]8. 
Sylvester  Job.  Etdosi  29 

TabnrniM  M.  76. 
Tanner  G.  34.  204. 
Tamov  Job.  26. 
Tauler  221. 
l'eufenbach  Chr.  77. 
Tbaddeus,  s.  Hajek 
TheodoricDs  Seb.  227. 
Thielisch   193. 


Thilesius  M.   129.  253.  256. 
Thimaeus  Tb.  249 

aus  J.   130. 

>■  201. 

ner  A.  248. 
Tollet  V.  268. 
Torda  Sig.  (Geloü)  30. 
Traulenberg  A.   *.    114, 

ilniannsdorf    M.    V.    167. 
Treborinus  J.  247. 
Tsehernembl   Freih     v.  259. 
Tschirsky   189. 

Ullmann  M.  255. 
Ungnad  And.  v.  Sonneck  13 
-     David  V.  12, 


Ufsi 


=  j. ; 


Vergerio  P.  P,  8. 
Veseiius  F.  255. 

:eD(ius  P.  241. 
Vocorineus  M.  252. 

nanus  W.  52, 
Voit  Ph,   14. 


Wagner  V,  32,  224. 
W>idhausen  K.  v.   19. 
Waldaer  W.  237. 
Waldslein  Joh.  v.  23, 
WarnEdorf  v,  116 
Wartenberg    Johan.i   v, 

246. 

Wasser  Ad,  20, 
Weixdberg«   H.   2G8. 
Weniei  U.   114,   144. 

~      Adam  145. 
Werner  G.  30. 
Wigand  4 
Wilhelm,   llereog  von 


Winckler  A,   268. 
Windsheim   Veit  28, 
Wiltichiu^  G.   173, 
Wolf  11    212,  224. 
Wouters  213. 


ZajiÖck  H,  v. 
ZantDiUller  M,  S 
Zelckbing  Freih. 
Zwingii  3. 


115. 


XIX 
Ortsregister.*; 


Albendorf  121. 

Bernsdorf  121. 

Coln  205  ff. 

Altbuch  121, 

Csenger  32, 

Aluudt  121,  129, 

131. 

—     Wemersdorf 

121. 

CzaslQu  257, 

Aniiqnofago  129. 

Aman  121.  129. 

Breslau  29,    154,    163,   176, 

Domdorf  20. 

Arriach   198. 

Brieg  148,  166. 

Dümholi  77. 

Angiburg  201. 

Brunn  194. 
Budweis  16. 

Eger  16,   140, 

Baden  (Ntederäste 

reich) 

77. 

Budynö  62. 

Eigel   121, 

Barifeld  29. 

Ellb<^en  129,   1 

Bensen  16. 

Capodislria  8. 

Eperies  30,   23» 

Berlin  177. 

Celle  16, 

Erfur!  17. 

<)  Nicht  nufccDommt 


276 


Fninkfurt  2ö. 
Freudentha]  147,  254. 
Friedland   121. 
Fröhlichdorf  77. 

Gabeisdorf  131. 
Geisdorf  76. 
Gitschin  73. 

Glogau  160.  165,  179,  190 
Goldberg  76,  241. 
Goldenöls  121,  131. 
Goldenstein  147. 
Gradlitz  121. 
Graz  14. 

Hamburg-Altona  88. 
llermannstaiU  31,  121. 
Hildesheim  224. 
Ilohenbruck  115. 
Hohenelbe  121.  133. 
Hradisch  19. 

Iglau  24.  189,  242,  255. 
Innsbruck  102. 

Jägerndorf  15,  147. 
Jaur  160,  165,  179.  190. 
Jena  176. 

Joachimsthal  17,  189. 
Jungbuch  115,  121. 

Kaaden  19. 
Kauffung  130. 
Klattau  52. 
Königenhof  118. 
Königgrätz  52. 
Kommotau  19. 
Kottwilz  121. 
Krakau  26. 
Kremnitz  30,  255. 


Krems  248. 
Kreusbach  268. 

Lan genau  121. 
Lassinga  76. 
Lauban  134. 
Leitmeritz  19,  257. 
Liebthal  132. 
Liegnitz  149,  166.  169. 

Mainz  208. 
Marschendorf  121. 
Mediasch  32. 
Merkelsdorf  121. 
Michelstetten  243. 
Mohem  121,  129. 
Münsterberg  159. 

Nemesvath  31. 
Neisse  115. 
Neu  BydÄov  52. 
Neuhof  131. 
Newidl  77. 
Nürnberg  1. 
Nymburg  50. 

Oels  154,  188. 
Oelsen  129. 
Ofen  27. 
Olmütz  24  f. 

Parschnitz  115. 
Passau  208. 
Pilnikau  121,  129. 
Prag  9,  16,  20,  133 
Prausnitz  121. 
Pressburg  25. 

Qualisch  121. 


190. 


Regensburg  165,  2(X). 
Rognitz  121,  129. 
Roszberg  121. 

Saaz  20,  22.  51. 
Sagan  154. 
Salzburg  14. 
Schatzlar  121. 
Schemnitz  31,  242  f. 
Schlaggenwald  23. 
Schlakendorf  121. 
Schrattenthal  76. 
Schreibershof  76. 
Schwatz  116. 
Schwcidnitz    165,   179,  19l' 
Schwull  129. 
SchweiniU  160. 
Schwett .  132. 
Soher  129. 
Soor  121. 
Steier  268. 
Sternberg  140. 

Täufers  90. 
Teschen  144  ff.,  193, 
Trautenau  U3  f. 
Trient  14.    \ 
Troppau  147. 
Tschema  121. 

Weigelsdorf  115. 

Wien  6,   14,   76,   165,  243 

256. 
Wiltschitz  121,  129. 
Wittenberg  16,   20,   25.  73. 

168,  176,  227. 
Wohlau  149,  166,  190. 
Wolta  131. 

Zerbst  78. 
Zwickau  17,  130. 
ZwoU  121. 


»  »»  > 


K5klw  ft  B«ab«uf«r,  WIm,  YL  MoUardffMM  41. 


-  •  -     -    -        ^ 


JAHRBUCH 


der 


(lesellsctialt  für  die  GescMchte  des  Protestantismus 


in  Oesterreich. 


Unter  Mitwirkung  von 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  I^aase  Dr.  G.  Trautenberger 

k.  k.  Oberkirchenrath  ta  Wien  Superintendent  in  Teschen  Senior  in  Brunn 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg  Loesche 

k.  k.  ord.  Professor  in  Wien. 


Neunzehnter   Jahrgang. 


^ß^ 


Wien 

M  anzische  k.  u.  k.  Hof -Verlags-  und  Universitäts-Buchhandlung  (Julius  Klinkhardt  &  Co.). 

Leipzig 

Julius    Klinkhardt. 
1898. 


1 


INHALT. 


Seile 

1.  Zur  Geschichte    der    evangelischen  Kirchenverfassnng  in  Oesterreich.   (Fort- 
setzung.) Von   Gustav  Adolf  Skaisky,  k.  k.  o.  Professor  in  Wien    ....  i 

2.  Das   Evangelium    in  Trautenau   und  Umgebung.   (Fortsetzung.)    Von  Pfarrer 

Dr.  A,  Schmidt  in  Bielitz • 74 

3.  Der  Briefwechsel  zwischen  Flacius  und  Nidbruck,  (Fortsetzung.)  Von  Dr.  Victor 
Bibl  in  Wien 96 

4.  Beiträge    zur   Kenntniss   der   evangelischen  Geistlichen   und   Lehrer   Oester- 

reichs  aus  den  Wittenberger  Ordinirtenbüchem  seit  dem  Jahre  1573. 
(Fortsetzung.)  Von  Dr.  Georg  Btuhivald,  Pfarrer  an  der  Nordkirche  in 
Leipzig 111 

5.  Bericht  des  Central -Vorstandes  über  das  Vereinsjahr  1897 127 

6.  Gedenkblatt  der  k.  k.  evang.-theologischen  Facultfit   in  Wien.     Zur  fünfzig' 

jährigen  Jubiläumsfeier  der  Regierung  Seiner  Majestät  Kaiser  Franz  Josef  I. 

1848 — 1898.     I.  Der  österreichische  Staat  und  die  evangelische   Kirche   in 

ihrem   wechselseitigen  Verhältnisse   vom  Jahre  1848 — 1861.     Decanatsrede, 

gehalten  von  Dr.  Gustav  Adolf  Skalsky,  ordentlichem  Professor  der  prakti- 
schen Theologie  und  des  Kirchenrechtes 129 

II.  Symbolae  ad  recentiorem  C.  R.  ordinis  Theologorum  evangeliconim 
Vindobonensis  historiam  congestae  a  Gustavo  Franko  SS,  Theologiae  doctore 
eiusdemque  P.  P.  0 161 

7.  Des  Cardinais  und  Erzbischofs  von  Salzburg  Matthäus  Lang  Verbalten  zur 
Reformation.    Von  Dr.  Josef  Schmid  in  Fürth  (Baiem) 171 

8.  Zur  Geschichte  der  evangelischen  Kirchen  Verfassung  in  Oesterreich.  (Schluss.) 
Von  Dr.   Gustav  Adolf  Skalsky,  k.  k.  o.  Professor  in  Wien 206 

9.  Bibliographie  über  die  den  Protestantismus  in  Oesterreich  betreflfenden  Er- 
scheinungen des  Jahres  1897,  nebst  kurzen  Nachrichten  Über  dieselben,  mit 
Ausschluss    der    in    diesem    ^Jahrbuche"    selbst   erschienenen  Artikel.    Von 

Dr.  Loesche 262 

10.  Ankündigung  der  Denkschrift  von  Oberkirchenrath  Dr.    Witn 277 

11.  Personenregister 281 

12.  Ortsregister 283 


I. 

Zur  Geschichte  der  evangelischen  Kirchenverfassung 

in  Oesterreich. 

(Sls  9B11XK1  ITolei'a.iiaspa.'teii't.) 

Mit  Benntzang  handschriftlicher  Qasllen. 

Von    Guer^Y   Adolf    Skalskt,    k.  k.  o.  Professor  in  Wien. 


Berichtigungen  zu  Heft  III  und  IV  (1897):  Auf  Seite  146,  Zeile  8  von  oben, 
ist  statt  Lorocsany  Lowcsany  zu  lesen. 

Auf  Seite  147,  Zeile  13  von  oben,  soll  statt  jura  vicaria  jur.  reservat  a  stehen. 

Auf  Seite  160,  Zeile  7  von  oben,  steht  irrthümlicb  ,noch  zwei  Tage  vor  dem 
Friedensschlüsse",  statt  „noch  einmal,  zwei  Tage  nach  dem  Friedensschlüsse*'. 


V.') 


Die  vielen  Millionen  Seufzer,  welche,  wie  oben  bemerkt  wurde, 
die  Drangsale  den  Evangelischen  in  Schlesien  auspressten,  richteten 
sich,  wie  Zschackwitz  meint,  theil weise  auch  gegen  Schweden, 
,  indem  solches  seinen  im  Friedensschluß  gethanen  Versprechen  so 
übel  nachkam  und  auff  dem  Reichstage  den  armen  Lutheranern  nicht 
mehr  Gewissens  und  Religionsfreiheit  verschaffete*.  Schon  auf  Grund 
dessen,  was  wir  bisher  ausgeführt  haben,  muss  dieser  Beschuldigung 
Schwedens  widersprochen  werden.  Und  es  sollte  bald  die  Zeit 
kommen,  in  welcher  sich  die  gegen  Schweden  ausgestossenen  Seufzer 
in  Jubelrufe  und  Danksagungen  verwandeln  sollten. 

Diese  Zeit  brachte  die  Regierung  Josephs  I.  (1705  —  1711). 
Allerdings    war    dieser    nicht    gewillt,    die    bisherige    innere    Politik 


0  Vgl.  „Jahrbuch«   1897,  III.  und  IV.  Heft,  S.  136—192. 
lahrbucr.  des  Protestantismui  1898.  H.  I  u.  II. 


seiner  Vorfahren  aufzugeben;*)  aber  er  war  ,ein  kluger  und  ge- 
scheiter Herr*,  unter  dessen  Tugenden  eine  der  vornehmsten  die 
war,  ydass  er  allemal  klugem  Rathe  folgte;  und  ob  er  gleich  in 
seiner  Religion  keine  Aenderung  vornahm,  so  sah  er  doch,  dass 
die  Geistlichen  und  Mönche  dem  Staate  nichts  nützten,  wiewoh 
man  an  deren  Ausrottung  nicht  dachte.')  Ja,  Joseph  I.  verstand 
es,  selbst  dem  Papste  gegenüber  seine  Rechte  energisch  zu  be- 
haupten und  zu  wahren,  wie  davon  seine  Antwort  auf  die  Decia- 
ration  des  Papstes  zeugt.')  —  Sein  Regierungsantritt  erweckte  ha 
den  Evangelischen  freudige  Hoffnungen.  Sofort  intercedirte  bei  ihm 
zu  ihren  Gunsten  Friedrich  I.  von  Preussen,  welcher  in  seinem  Inter- 
cessionsschreiben  sagt:  Joseph  habe  ,an  den  vorigen  Druckungen 
welche  mehr  ex  conniventia  als  mandato  Ew.  Majest.  hochseliger 
Herrn  Vaters  geschehen*,  niemals  keinen  Gefallen  getragen.*)  Auch 
das  Corpus  evang.  verwendete  sich  für  die  Schlesier.  Aber  diese 
selbst  verhielten  sich  nicht  unthätig;  ihre  Glückwünsche  zur  , kaiser- 
lichen Dignität*  waren  zugleich  eine  Bittschrift,  in  welcher  sie  be- 
theuerten, dass  ihre  früher  eingereichten  Memorialien  ,von  Thränen 
und  Blut  gleichsam  trieflend  seien*,  und  sie  sendeten,  theils  separat, 
theils  gemeinsam,  ihre  Gravamina  ein,  um  eine  Erleichterung  ilires 
Loses  beim  Kaiser  zu  erwirken.*)  In  der  Beschwerde,  welche  Br.eg. 
Liegnitz  und  Wohlau  eingereicht  haben,  wird  ganz  besonders  auf  das 
unrechtmässig  ausgeübte  und  als  Vorwand  zum  Reformiren  gebrauchte 
Jus  Patronatus  (Gravamen  I)  von  Seite  der  Katholischen  und  auf  die 
Restrinctionen,   welche  dasselbe  erfahrt,  wenn  Evangelische  sich  an- 


^)  ,,Die  Habsburg.  Reichspolitik  hat  auch  unter  Joseph  I.  einen  ausschliesslich 
katholischen  Charakter  gehabt."  (Noorden,  Der  spanische  Erbfolgekrieg,  1874,  HI 
8.  432) 

*)  Zschackwitz,  Allerneueste  Staats-  und  deutsche  Reichsgeschichte,  S.  2ü5. 
Die  Charakteristik  Josephs  I.  ist  damit  richtig  gegeben.  Aehnlich  wird  Joseph  I. 
in  dem  „Zusatz  an  die  neulichst  an's  Licht  gekommene  Religionsfreiheil  der  evang. 
Schlesier**,  abgedruckt  in  Lehmann.  Suppl.,  S.  845,  geschildert:  „Er  (Joseph)  zeiget,  «iat 
Ihm  diejenigen  Ministri  Wohlgefallen,  die  recht  rathen  und  diejenigen  lieben,  die  gleici- 
zurathen.  Ach  Gott,  bewahre  diesen  Sinn  beständig  in  Ihnen,  und  mache  Ahituphel- 
und  aller  bösen  Rathgeber  Anschläge  zu  nichte"   etc. 

•)  Zschackwitz,  Leben  und  X^aten  Sr.  k.  u.  k.  Majestät  KatI  VI,  llfi. 
S.  215. 

*)  Grünhagen,  II,  396. 

6)  Lehmann.  Suppl.,  S.  813,  819. 


=^l:xicken,  es  auszuüben  (Gravamen  II),  Rücksicht  genommen.*)  Joseph 
^^stnt^vortete   die   eingereichte  Bittschrift   ungefähr  so:    Er  habe  die 
\.t>sicht,   , gedachte  Stände  Augsp.  Confession  mit  einer  solchen  Re- 
olution  zu  begnadigen,  welche  zu  ihrer  Consolation  und  Ihrer  Majest. 
V^vantage  gereiche*.*)  Und  dass  Joseph  I.  gegen  die  Evangelischen 
nilder    gesinnt   zu    sein   schien,    davon  zeugt  z.  B.  die   für  Liegnitz 
vvasgegebene  kaiserliche  Resolution  vom  31.  August  1705,  in  welcher 
Aie   Bürgerschaft  aufgefordert  wird,    für  die  seit  1690  vacante  Pfarr- 
-t^Ue,   freilich    ,ohne  Consequenz  und  Praejudiz  des  Petitorii  sowohl 
3.1s   Possessorii    ihres   praetendirenden    Juris   patronatus  et   vocandi*, 
eiii  ^Subjectum  zum  Predigeramte  provisorio  modo*  vorzuschlagen.') 
Es   ist   aber   dennoch   zweifelhaft,    ob    für    die    Evangelischen 
Schlesiens    etwas    Bedeutenderes    geschehen    wäre,    wenn    sich    der 
Schwedenkönig  Karl  XII.  nicht  in's  Zeug  gelegt  hätte.   Es   gehört 
nicht  zu  unserer  Aufgabe,    die  Veranlassung   zum  nordischen  Krieg 
und   den  Verlauf  desselben  zu  schildern;  wir  begnügen  uns  mit  der 
ßemerkung,  dass  dieser  Krieg  den  reckenhaften  König  von  Schweden, 
ICarl  XII.,   in  die  Länder  des  Kaisers  führte  und  dass  seine  Gegen- 
wart   daselbst   für    den  Kaiser,    welcher   sehr   unzuverlässige  AUiirte 
hatte,    eine  gefährliche  Situation  schuf.*)    Diese   nützte  Karl  XII.  zu 
Gunsten  der  schlesischen  Protestanten  aus.  Es  mag  richtig  sein,  dass 
KLarl  XII.,  als  er  in  Schlesien  einfiel,  nicht  sofort  die  Absicht  hatte, 
sich    der  schlesischen  Protestanten   anzunehmen    und   erst  am  Ende 
der  Entwickelung  der  Dinge  als  ihr  Helfer  und  Beschützer  aufgetreten 

*)  „So  sehr  nun  ersterwehnter  unter  Massen,  daß  denen  Catholischen  bey  Evangel, 
Gemeinden  zustehende  Jus  Patronatus  contra  naturam  negotii  extendiret,  und  per 
manifestum  Absurdum,  in  ein  völliges  Jus  Reformandi  verwandelt  wird,  so  sehr  wird 
solches  hingegen  restringiret  und  contra  Libertatem  Patronis  Ecclesiarum  competentem 
eingeschräncket,  wann  der  Casus  conrroversus  ist,  und  wir  Evangelische  dieses  Jus 
Patronatus  zu  exerciren  haben,  da  dann  unter  andern  denenselben  Nomine  regio  an- 
befohlen worden,  bey  ereignenden  Vacantien  den  vocirenden  Prediger  jedesmahl  denen 
Kon.  Regieningen  zu  praesentiren ;  welches  aber  dem  biflhero  exercirten  Juri  Patro- 
natus, als  etwas  vor  diesem  ungewöhnliches  zu  wider  laufft."  —  Diese  Worte  be- 
leuchten die  Sachlage  vollständig.  (Lehmann.  Suppl.,  S.  822.) 

*)  Lehmann.  Suppl,  S.  814.  —  Die  Bittschrift  ist  den  12.  Mai  1706  über- 
reicht worden.  Die  Antwort  des  Kaisers  erfolgte  mündlich.  (Archiv  des  Min.  d.  Inn. 
In  Wien.) 

»)  Kraffert,  Chronik  von  Liegnitz,  II.  Th.,  2.   A.,  S.  92. 

*)  Noorden,  Der  spanische  Erbfolgekrieg,  1874,  II,  576.  Dort  auch  (S  565) 
die  treffliche  Charakteristik  Karl  Xll. 

1* 


sei ;  *)  aber  es  bleibt  doch  Thatsache,  dass  er  es  gethan  hat.  —  In 
Steinau  a.  d.  Oder  ergriff  ein  grauköpfiger  Schuster  die  Zügel  seine? 
Pferdes  und  erklärte,  er  werde  sie  nicht  früher  loslassen,  bis  der 
König  verspreche,  für  die  bedrückten  schlesischen  Protestanten  ein- 
zutreten. Unter  allgemeinem  Jubel  gab  Karl  XII.  das  verlangte  Ver- 
sprechen und  reichte  zur  Bekräftigung  desselben  dem  Greise  die 
Hand.*)  Er  hat  auch  Wort  gehalten  und  damit  der  ganzen  evange- 
lischen Kirche  in  Oesterreich  einen  grossen  Dienst  erwiesen.  Das 
soll  ihm  für  alle  Zeiten  unvergessen  bleiben ! 

Was  war  aber  die  nächste  Veranlassung  zur  Intervention  des 
Königs  zu  Gunsten  der  schlesischen  Protestanten?  Hauptsächlich 
wohl  der  Durchzug  der  russischen  Soldaten  durch  Böhmen  und 
Mähren,  welchen  der  Kaiser  zuliess.  Daraufliin  äusserte  sich  (22.  Jun* 
1707)  Karl  XII. :  ,Ja,  wo  der  Kaiser  mir  vor  die  getanen  Unbilden 
nicht  bald  Satisfaction  gibt,  so  werde  ich  in  seine  Länder  gehen  und 
mir  solche  selbsten  holen  müssen.*  Das  hat  er  schliesslich  auch  getha:.. 
Er  fiel  in  Schlesien  ein,  besetzte  einzelne  Ortschaften  daselbst  und 
fing  nun  an,  dem  Kaiser  gegenüber  als  Garant  des  Westfäl.  Friedens 
aufzutreten,  welchem  es  obliege,  auf  das  Einhalten  der  Bestimmungen 
desselben  und  ganz  besonders  derjenigen,  welche  sich  auf  die  schlesi- 
schen Protestanten  beziehen,  zu  dringen.  Diese  selbst  begrüssten  die 
Schweden  mit  Jubel.  Es  meldeten  sich  —  ein  Beweis,  welche  Er 
bitterung  damals  in  Schlesien  herrschte  —  so  viele  Schlesier  unter 
die  schwedischen  Fahnen,  dass  die  Schweden  den  Recruten  nicht 
nur  kein  Handgeld  zahlten,  sondern  sich  vielmehr  die  Aufnahme  in 
ihre  Armee  bezahlen  Hessen.')  —  Was  sollte  nun  der  Kaiser  thun.' 
Seine  Rathgeber  riethen  ihm,  die  unerquickliche  Situation,  in  welcher 
er  sich  befand,  wohl  durchschauend,  zur  Nachgiebigkeit.  So  der 
F^ürst  Salm,  der  einflussreichste  Minister  Josephs  I.  und  ein  An- 
hänger freierer  Ansichten.  Er  befürwortete  die  Absendung  einer 
Deputation  aus  Schlesien  an  den  Hof,  welche  dort  die  Beschwerden 
der  schlesischen  Protestanten  vorlegen  und  vertreten  sollte.  Auf 
Grund  der  Verhandlungen  mit  ihr  sollte  sofort  eine  kaiserliche 
Declaration    erlassen    werden,    in    welcher    den   schlesischen    Prote- 


*)  So  Goll  in  seiner  sehr  informirenden  Arbelt:    ,Der  Vertrag  von   Altransi/ 
(Abhandl.  d.  kön.  böhm.  Gesch.  d.  Wissensch.,  J.   1879  u.  1880,  S.  5  ff.) 
»)  Grünhagen,  II,  397. 
3)  Goll,  Der  Vertrag  von   .Altranst.,  S.  29. 


r-tanten  Rücksichtnahme    auf  ihre  Beschwerden    zugesichert    werden 
^^ollte.  Denselben  Rath  ertheilte  dem  Kaiser  der  böhmische  Vicekanzler 
Oraf  Joh.  Wenzel  Wralislav  von  Mitrowitz.  Obgleich  dieser  für  seine 
l^erson  ein  eifriger  Katholik  war,  so  hatte  er  dennoch  so  viel  Gerechtig- 
Vceitssinn,  um  einzusehen,  dass  den  schlesischen  Protestanten  Unrecht 
<^eschehen    ist,    welches    gut   zu  machen  wäre.    Auch  er  rieth  daher 
dem  Kaiser  zur  Nachgiebigkeit;    und    als  kluger  Politiker  wollte  er, 
dass  die  kaiserliche  Declaration  nicht  als  eine  durch  die  schwedische 
Pression  abgenöthigte,  sondern  als  Ausfluss  der  kaiserlichen  Gnade 
erscheine.*)  Der  Kaiser  war  bereit,  dem  Rathe  der  erwähnten  Männer 
zu   folgen.    Die  Deputation    ist   durch  das  kaiserliche  Handschreiben 
vonn  14.  Mai  1707  nach  Wien  berufen  worden.  Sie  bekam  von  den 
Ständen    eine   aus  39  Punkten  bestehende  Instruction,    welche  vom 
Juli   1707    datirt    ist.*)   Man    ersieht   aus   derselben,    wie  schwer  die 
Kvangelischen  Schlesiens  die  ungerechte  Ausübung  und  Verwendung 
des   Jus   patronatus   und    überhaupt    die   ungeordneten  Verfassungs 
zustände    ihrer   Kirche   trugen.    Die   Deputirten   sollten    darauf  hin- 
wirken, dass  die  evangelischen  Pfarrstellen    nicht   durch  Missbrauch 
des  Patronatsrechtes  mit  katholischen  Subjecten  besetzt  werden.  (P.  18.) 
Ausserdem    sollten    sie    ,mit  Nachdruck*    um  die  Bewilligung  einer 
,Ober-Inspection*   der  evangelischen  Religion  bitten,    »daß  nehmlich 
vor  solcher  (Inspection)  nach  gewisser  Subordination  alle  Pfarrer  jedes 
Fürstenthums  sich  zu  sistiren,  allda  ordiniren  zu  lassen  (hätten),  und 
dass  es  ihr  forum  competens  seyn  solle,  und  könnte  solche  als  eine 
Kirchen- Amtslnspection   oder  dergleichen  betitult  werden*.  (P.  21.) 
—  Wie  man  sich  im  Einzelnen  die  Sache  dachte,  ersieht  man  genauer 
aus  den  ^Unvorgreiflichen  Anmerkungen  etlicher  Fürstenthümer  und 
Stände  in   Schlesien*,    welche   sozusagen   einen  Commentar    zu   der 
früher  erwähnten  Instruction  bilden.*)  Zum  21.  Punkt  wird  bemerkt: 

*)  Für  die  Gesinnung  des  Grafen  Wratislav  sprechen  folgende  Worte,  welche 
er  an  den  schwedischen  Minister  Piper  (11.  August  1707)  schrieb:  „Die  Sach*,  umb 
welche  es  zu  thuen,  ist  —  das  freye  Excercitium  der  Augsp.  Confession  zugethanen 
Stände  in  Schlesien,  und  wan  man  kann  Mittel  finden,  diesen  Endzweck  zu  erhalten,  ohne 
der  höchsten  kays.  Auihorität  zu  nahe  zu  treten,  oder  das  kays.  Gewissen  in  Dubiis 
zu  beschweren,  so  wird  man  beyderseits  ein  preiswürdiges,  vorzügliches  und  Gott  ge- 
fälliges Werk  verrichten,  welches  auch  mehr  beständig  sein  wird,  weilen  es  mit  beyder- 
seits  Vergnügen  wird  sein  zu  Ende  gebracht  werden.*   (Goll,  S.  51.) 

>)  .BreDlau  mense  Julii  1707.'*  So  Zschackwitz,  Schles.  Kirchenhist.  11,  61. 
Goll  gibt  an,  dass  die  Deputirten  schon  im  Juni  nach  Wien  kamen. 

•)  Bei  Zschackwitz,  N.  Schles.  Kirchenhist.  1708,  II,  S.  84. 


,1 


Jedes   Weichbild   —   auch   jetzt    hält    man    an    der   Eintheilung   in 
Weichbilder   fest   —    solle   wenigstens   fünf  Pfarren   haben.    Wo   es 
weniger    Pfarren    gibt,    sollen    zwei    Weichbilder  zusammen    unter 
einem  ,Inspections-Amt*  stehen.  Dieses  mögen  zwei  Folitid  und  eic 
Prediger  bilden.    Von    den  weltlichen  solle  einer  aus  dem  Adel  von 
den   gesammten    evangelischen   Ständen    des  Fürstenthums    gewählt 
werden.  Er  soll  Präses  des  CoUegii  sein.  Der  andere  W^eltliche  sei: 
bürgerlichen  Standes   und   womöglich   ein    ^literatus*  sein.    Ihn  s^üi 
entweder    die  Bürgerschaft   oder  der  Rath,    oder  der  Rath  und  die 
Stände  wählen.  Der  geistliche  Assessor  hätte  in  der  , Session«   den 
Rang    vor    dem    bürgerlichen.    Gewählt   sollte   er  werden    von  den 
Ständen  aus  der  gesammten  Geistlichkeit,  ohne  Unterschied,  ob  sie 
aus   den   Städten   oder   Dörfern    war.    Vor   dieses    CoUegium    würde 
Alles  das,  was  in  den  anderen  evangelischen  Ländern  die  Consistoria 
jdecidiren*,  zu  bringen  sein.   Die  höhere  Instanz  dieser  Inspections- 
ämter  könnte  ,in  denen  künfftigen  Evangel.  Assessoribus  des  Ober 
Amtes    bestehen*.    Die    Patroni    hätten    das    Recht    der    Vocation, 
das   Inspections-Amt    das    der   Confirmation.    Wird    diese   von    den 
Inspectionsämtern  verweigert,   was  nur   aus  , erheblichen  Ursachen* 
geschehen    darf,    soll   die   vom    Patron    vorgeschlagene   theologische 
Facultät  entscheiden.  Ebenso  soll  es  mit  der  Remotion  der  Geistlichen 
gehalten  werden.  Der  Patron  kann  auch  einen  Substituten  (für  das  geist- 
liche Amt)  bestellen;  geschieht  dieses  ohne  Begehren  des  ordentlichen 
Pastor,  dann  muss  der  Patron  den  Substituten  aus   eigenen  Mitteln 
zahlen.  —  Bemerk enswerth  ist  der  Schluss  dieser   ^unvorgreiflichen 
Anmerkungen*  :   ^ob  nun  schon  eine  dergleichen  projectirte  Kirchen- 
Verfassung  einigen  unter  denen  Herrn  Evangelicis  in  Schlesi^^n  noch 
zur  Zeit  zu  frühzeitig  und  zu  bedencklich  fallen  möchte,  so  scheinet 
doch    ohne    selbige    die   Wieder-Aufrichtung    des   freyen    Religions- 
Exercitii  denjenigen  Zweck  nicht  zu  erlangen,   welcher  zu  einer  be- 
ständigen  Ruhe    in   Ecclesiasticis   nöthig,    dahero   die    Herrn  Depu- 
tirten  diese  Angelegenheit    dem   kayserl.  Hoff  in  Zeiten,    und   zwar 
wenn   ihre   auffgetragene  Commission   guten  Fortgang   erlanget,  zu 
incaminiiren    hätten,    damit    nachmals    bey    etablining    dergleichen 
Kirchenordnungen  um  so  viel  destoweniger  contradiction  weder  vom 
Kayserl.  Ministerio  noch  denen  Ständen  zu  besorgen  wäre,**) 

1)  Wie  man  sofort  sieht,  greifen  die  Stände  auf  die  nach  dem  Tode  des  letzten 
Plasten  zu  Stande  gebrachten  Kirchenordnung  zurück.  Ich  habe  diese,  nachdem  bereits 


Die  Declaration  des  Kaisers  liess  jedoch  auf  sich  warten. ')  Das 
hatte  zur  Folge,  dass  es  zur  schwedischen  Intervention  und  zu  Ver- 


der   erste  Theil  meiner  Arbeit  gedruckt  war,  aus  zwei  Abschriften  genau  kennen  gelernt, 
^welche  mir  Herr  Prof.  Dr.  Arnold  aus  dem  Staatsarchiv  in  Breslau  freundlichst  ver- 
schafft  hat.    Die   Abschriften   enthalten    Copien    der   Liegnitzer   Kirchenordnung    vom 
11.   Jänner  1677  und  der  Brieger  Kirchenordnung  vom  17,  Jänner  1677,  deren  Inhalt 
am  Schlüsse  des  IV.  Cap.  dieser  Arbeit  angegeben  wurde.  Beide  Kirchenordnungen  gehen 
inhaltlich   nur  im  Wenigen  auseinander.   Die  Liegnitzer  ist  geordneter,    die  Brieger  in 
einzelnen  Abschnitten  (Ehesachen  und  Zucht)  ausführlicher.    Die  Brieger   ist  auch  mit 
Unterschriften  versehen,   was  bei  der  Liegnitzer   nicht   der  Fall   ist.    Dafür   gibt   diese 
die  Namen  der  „triumviri''   (in  den  Kirchenordnungen  „trigae"  genannt)  an    Die  Lieg* 
nitzer   kennt  neben  dem  Sen.  primarius   und  Weichbildssenioren    auch   noch   Senioren 
„auf  dem   Lande*'    (Seniores   circulorum,   Seniores    diaconi),    die   Brieger   erwähnt   sie 
nicht.  Beide  Kirchen  Ordnungen  kennen  Kirchen  Vorsteher  der  Einzelgemeinden  (Particular- 
Kirchenvorsteher,  tribuni  plebis),  erwähnen  sie  aber  nur  beiläufig.  Die  Liegnitzer  lässt 
die    Candidaten   nur   von    der   Liegnitzer  Geistlichkeit   examiniren   und   ordiniren,    die 
Brieger    verlangt   die   Zuziehung   zweier   angrenzenden   Senioren.    Die   weltlichen   Mit- 
glieder der  „trigae"  (Weichbilds-Kirchen  vorsteh  er)  sollen  nach  beiden  Kirchenordnungen 
von  den  Weichbildsständen    und   der  Weichbildsstadt  gewählt,    der   königl.  Regierung 
präsentirt  und  von  derselben  bestätigt  werden.  Von  Visitationen  ist  nur  bei  Discipltnar- 
Untersuchungen  der  Geistlichen  die  Rede.    Die  Remotion  derselben   kann  nur  im  Ein- 
verständnisse  mit   den    anderen   Weichbilds-Kirchenvorstehern   und    dem   Sen.  primär., 
geschehen.  —  Näher  auf  die  beiden  Kirchenordnungen  einzugehen,  vermögen  wir  hier 
nicht  mehr.  Wir  bemerken  nur  noch,  dass  wir  den  Inhalt  derselben  (im  IV.  Cap.)  im 
Grossen  und  Ganzen  richtig  angegeben  haben;  es  sollte  nur  der  „Senior  loci"  jedes 
Weichbildes  nicht  als  „Sen.  primär.*,  sondern  als  „Weichbildssenior"  bezeichnet  werden. 
Allerdings  ist  auch  jetzt  noch  die  Frage  unentschieden,  ob  diese  Kirchenordnung  (von 
1677)  vom  Kaiser  bestätigt  worden  sei  (wie  Hensel  sagt)  oder  nicht,   ob  die  Fürsten- 
thümer  nach  1677  noch    eine  andere  Kirchenordnung   zu  Stande   gebracht  haben  (wie 
Grünhagen  behauptet)  und  ob  die  im  Jahre  1681  nach  Wien  abgeschickte  Deputation 
(Tschirsky  und  Baudiß)   die  Bestätigung   der  ersteren  (von  1677)    oder    einer  späteren 
Kirchenordnung  anstrebten.  Da   man    1707   auf  die   von   1677  zurückgriff,  wird  diese, 
wie  ic)^  glaube,  die  einzige  sein,  auf  welcher  man  sich  nach  1675  geeinigt  hat. 

Nachträglich  fügen  wir  auch  noch  zu  den  (Cap.  II)  aufgezählten  ältesten  schlesi- 
sehen  Kirchenordnungen  das  Ausschreiben  des  „Fürsten  und  hern  Friderichs  Hertzogen 
In  Schlesien"   aus  dem  Jahre  1527.  (Richter,  Kirchenordnung,  I,  72  u.  f.)  hinzu. 

*)  Im  Teschener  evang.  Pfarrarchiv  befindet  sich  ein  Schriftstück,  betitelt:  ,Ohn- 
vorgreif liehe  Gedanken  eines  guten  Freundes*,  mit  dem  Datum  29.  October  1707. 
Wir  werden  den  Zweck  desselben  noch  kennen  lernen.  —  Aus  diesem  erfahren  wir 
Folgendes:  Sofort  nach  dem  Regierungsantritt  Josephs  I.  schickten  die  ^Particular- 
Vasallen^  der  Fürstenthümer  Liegnitz,  Brieg  und  Wohlau  den  H.  v.  Niefiemattschel 
nach  Wien  in  einer  ihre  Güter  betreffenden  Angelegenheit.  Seine  Anwesenheit  in  Wien 
benützten  die  sämmtllchen  Stände  A.  C.  von  Ober-  und  NiederSchlesien,  um  durch 
ihn  ihre  Glückwünsche  zum  Regierungsantritt  Josephs  I.  und,  wenn  möglich,  auch  ihre 


handiungen  mit  dem  schwedischen  Bevollmächtigten,  Minister  Piper. 
kam.  Die  Gesandten  des  Kaisers  waren  der  kaiserliche  General- 
wachtmeister und  Hofkriegsrath  Graf  Zinsendorff  *)  und  der  früher 
erwähnte  Graf  Wratislav.  Der  letztere  hatte  die  Hauptarbeit  bei  den 
Verhandlungen  zu  leisten.  Er  führte  zunächst  eine  ziemlich  stolze 
Sprache ;  als  er  aber  erfuhr,  dass  neue  schwedische  Regimenter  zum 
Einmärsche  nach  Schlesien  bereit  seien,  um  der  Intercession  Karl  XII. 
den  gehörigen  Nachdruck  zu  verschaffen,  ist  ihm  »bey  der  Sache 
gar  nicht  wohl  gewesen  * '),  und  er  änderte  deshalb  seinen  Ton.  Bei 
den  Unterhandlungen,  welche  den  2.  August  1707  begannen,  hatte 

Religion s-Gravamina,    in    welchen    ihre   Noth    nur    ^generaliter   berührt*     war,    einzu 
reichen,  was  auch  geschehen  ist.    In  diese  Beschwerden  ist  des  Fürstenthums  Tesche:} 
, großes  Anliegen  nicht  mit  gerucket  worden".  Die  eingereichten  Gravamina  haben  Anfanget 
einen   ^Ingress**    gefunden.    Der  Kaiser  wäre    bedacht  gewesen,   eine  Universal-Reso'u- 
tion  in  puncto  Religionis  der  in  Schlesien  befindlichen  acatholicorum  ergehen  zu  lassen 
Das  hätte  bis  März  1706  gedauert.  Hernach  zeigten  sich  einige  Schwierigkeiten  (forme' > 
Missgriffe,  welche  die  kaiserl.  Minister  in  der  Eingabe  gefunden  haben ;  Grünhagec, 
II,  S.  397)  utid  H.  V.  Nießemaüschel  kehrte   „nach  ziemlich  langer  Solicitatur*   krank 
nach  Hause.  Hierauf  kam  es  zur  Abschickung  der  Dcputirten    im  J.  1707,    und   zw^r 
auf  Grund    zweier    „Misiven"    ddo.    14.  Mai  1707   (für   zwei  Deputirte   „vom   Lande*» 
und   8.  Juni  1707    (für   noch    einen    von    den    Städten).    Diese    Deputation    bildeten: 
H.  V.  Nießemaüschel,  H.  v.  Rothenburg  und  für  die  Städte  (wie  der  Verfasser  glaubt) 
H.  Clesel.  Die  Mission  der  Deputirten  fing  an,  Erfolg  zu  haben.  Da  aber  ^docfa  einige 
Vorschläge  etc.  von  den  H.  Ständen  selbst  gefordert   wurden,    und    in    einigen  Gravä 
minibus   sich   noch  Schwierigkeiten  zeigten',    kehrte  H.  v.  Rothenburg  nach  Schlesien 
zurück,  um  sich  mit  seinen  ^Principalen*^  zu  besprechen.    Die   beiden  anderen  blieben 
in  Wien  (das  erklärt  uns,  warum  Zschackwitz,  II,  S.  61,  nur  von  zwei  Deputirter. 
weiss).  —  Inzwischen  ist  die  Altninst.  Convention  abgeschlossen  und  publicirt  worden. 
Graf  Wratislav  kehrte  den  16.  September  1707  aus  Sachsen  nach  Wien  zurück,   ^dis- 
curirte*    mit    den    schlesischen  Deputirten    und    verlangte    eine  Specification    der   eir. 
gezogenen  Kirchen,    worauf   die   Deputirten    den  Vorschlag    gethan    hätten,    ein  aller- 
unterthänigstes    Memorial   einzureichen.    Die   Deputirten   scheinen  Anfangs   170B   noch 
immer    in  Wien    gewesen   tu   sein,   weil  in    dem  Schreiben  der  zur  Durchführung  der 
Altranst.    Convention    bestellten    Commission    an    den    schwedischen    Bevollmächtigten 
ddo.  10.  Jänner  1708  zu  lesen  ist:   „dafl  weilen  Ihr.  Kays,  u    KÖn.  Maj.  bereits  einige 
Deputirte  von  denen  A.  C.  Verwandten  Ständen  au  sich   nach  Wien   beruffen  und  ge- 
meynet  gewesen  die  Religions«Grevamina  zu  rettiediren,    so  würde  mdn  Kön.-Sdived. 
•Seiten    besser    thun    diesem  Wercke    abzuwarten    und   davon    bey  der  Convention   zu 
praes<;indiren.*   (Lehmann.  Suppl.,  S.  968.) 

1)  Nicht  Sinzendorff,  obwohl  er  in  den  ActenstUcken  jener  Zelt  meistens  so 
geschrieben  vorkommt;  das  war  eben  die  Orthographie  jener  Zeit.  Man  schrieb  auch 
Sittau  statt  Zittau. 

•)  GoU,  S.  28. 


_  9 

A'ratislav  wahrlich  keinen  leichten  Stand ;  er  verstand  es  aber,  äusserst 
ciuii^  vorzugehen.*)  Der  Hauptgrundsatz,  von  welchem  er  sich  leiten 
iess,    war,    keine  auswärtige  Macht    sich  in    die  Verhandlungen  ein- 
nischen  zu  lassen.  In's  Meritorische  ging  man  bei  denselben  erst  den 
l  O.    August  ein,    als  dem  Grafen  Wratislav  der  erste  Entwurf  eines 
Vertrages  von  schwedischer  Seite  zukam.  Auf  diesen  antwortete  man 
^'on    kaiserlicher  Seite   den    18.  August   mit   einem    eigenen    Ver- 
tragsentwurf. Den  24.  August  kam  dem  Grafen  Wratislav  ein  neuer 
schwedischer  Entwurf  zu,    welcher   als   schwedisches  Ultimatum  be- 
/t-ichnet    wurde.    Graf  Wratislav    erbat    sich    drei    Tage  Bedenkzeit. 
Die    Lage    war    verzweifelt.    Von    den  Alliirten    war  ,eine  schlechte 
Assistenz  zu  gerathen*.  Karl  XII.,  welcher  einstweilen  sein  Quartier 
aus    dem    1^/,   Meilen    von    Leipzig    entfernten    Altranstädt    in    das 
Dorf  Lieber wolkowitz  verlegt  hatte,    drohte,   auch  Nordböhmen  mit 
seinem    Heere    zu    überfluthen.    Da    entschloss    sich   Wratislav,   den 
schwedischen    Entwurf  mit    einigen    von    ihm   beantragten  Modifica- 
tionen  anzunehmen  und  zu  unterschreiben.  Er  that  dies  den  1.  Sep- 
tember im  schwedischen  Quartier  in  Lieberwolkowitz,  mit  Vorbehalt 
der  kaiserlichen  Ratification.  Um  diese  bat  er  den  Kaiser  schon  den 
2S.  August  mit  eindringlichen  Worten.    Zugleich  bittet  er  auch,   ein 
Edict  —  auf  Grund  der  Vereinbarung  mit  Schweden  •)  —  zu  Gunsten 
der  schlesischen  Protestanten  zu  erlassen,  da  ja  davon  die  Räumung 
Schlesiens  durch  die  Schweden  abhänge.  Auch  habe  sich  der  König 
vorbehalten,    zurückzukehren,    wenn    das   versprochene   Edict   nicht 
erlassen    werden    sollte.    Der  König   sei  ,kein  Herr,    mit  dem  man 
kann    tractiren,    als   wie   mit  einem  andern,    sondern  wan  er  einmal 
eine  Resolution  genommen,    so  ist  er  davon  nicht  abzubringen,    da- 
hero  habe  (man)  müssen  sorgen,  daß  wan  er  sich  in  denen  böhmischen 
Landern  ausgebreitet  hätte,  so  würde  er  nicht  allein  mit  der  Unter- 
schrift des  Tractatus  sich  nicht  befriedigen,  sondern  unter  dem  Vor- 
wand erwartenden  Execution  sich  darinnen  aufhalten  und  unter  aller- 
ley  Praetext  den  Ausmarche  bis  gegen  den  Winter  verzögern,  folgent- 
lieh   vorgeben,    daß   er   bey  Winterszeit   seine  Truppen   nicht  mehr 
hinausziehen  könne,  und  mittlerweile  würde  es  Frankreich  an  Mitteln 


1)  Ein  anschnuliches  Bild  bei  Goll;  dort  auch  die  Fest-  resp.  Richtigstellung 
der  einzelnen  Tagesdaten. 

•)  Goll,  S.  58.  —  Piper  forderte  ein  ^solenne  pactum"  (sein  Schreiben  an 
Wratislav  vom  13.  Angust). 


[ 


10 

nicht    gefehlet   haben,    entweder   das  Werk  in   eine   grössere  Wc:r 
läuftigkeit   zu   bringen,   oder   die  Aliirten   wenigstens   in    soweit    zu 
intimidiren,    daß    dieselben  vor  Anfang  der  künftigen  Campagne   ru 
Evitirung  grösseren  Übels  einen  güttlich  Frieden  zu  schliesficn   sie: 
hätten   resolviren    dürfen*.    Und   um    dem  Kaiser   den  Vertrag  a^-j- 
nehmbar  zu  machen,  schrieb  Wratislav :   ,es  sei  in  gedacht.   Projc-Vt 
nichts,  was  den  Münsterfrieden  extendiret   oder  zu   künftigen  Weit 
läuftigkeiten  könnte  Gelegenheit  geben,  sondern  die  kathol.  Relig3r«r. 
bleibet  vielmehr  in  denen  quaestionirten   Fürstenthümben    stabiliret 
welches,  wan  man  stricte  reden  will,  bey  dem  Schluss  des  Westfcl 
Frieden  nicht  gewesen*.*)    Die  erbetene  kaiserliche  Ratification  tri* 
auch   wirklich   ein  und  ist  am  12.  September  in  Reichenbach  Piper 
durch  Zinsendorff  eingehändigt  worden.*)    So   ist   die  berühmte  und 
auch  für  das  Verfassungslebcn  der  evangelischen  Kirche  Oesterreich- 
wichtige    Altran Städter   Convention    zu   Stande    gekommen 
welche   den  Evangelischen  Schlesiens   eine   Reihe   von    werthvolei 
auf  die   Ausübung    ihrer   Religion    sich   beziehenden    Bestimmung^: 
brachte,    und  deshalb  dem  Papste  so  unangenehm  war,    dass  er  s\- 
in  seinem  Breve  vom  10.  September  1707   zu  verurtheilen    sich  i^e 
müssigt  sah.  Für  den  Kaiser  bedeutete  sie  allerdings  eine  Demut*  i 
gung,    indem    er   sich    es   gefallen    lassen   musste,    dass  eine  fremde 
Macht   sich   in   die   inneren  Angelegenheiten  seines  Reiches  mische 
und  ihn  zu  gesetzUchen  Bestimmungen  behufs  Neuregelung  derselber 
zwinge.  Mit  Recht  sagt  Goll,    dass  sich  an  Joseph  I.  die  Intoleranz 
seiner  Vorfahren  bitter  gerächt  hat. 

Der  Kaiser  hat  der  Altranstädter  Convention  eine  Declaratioii 
vom   6.  September  1707  beigefügt,')   in  welcher  er  verspricht,    das 


»)  Goll,  S.  64. 

2)  Den    19.  September    überschritt    Karl  XII.    die    polnische    Greiue    und    Am 
22.  September  war  der  letzte  schwedische  Soldat  aus  Schlesien  verschwunden. 

•)  Der  officielle  Titel  war:  Verordnung  wegen  der  Evang.  Schlesier  Religion  % 
reiheit.  (Teschener  evang.  Pfarrarchiv.)  Lehmann.  Suppl.,  S.  847  und  sonst.  —  Der 
Altranst.  V.  selbst  wird  unter  verschiedenem  Datum  angeführt  (22.  August.  1.  Sep 
ember,  3  September  etc.,  vgl.  H  e  n  s  e  l,  S.  661,  666.  Lehmann.  Suppl.,  S  848  u,  f.  ttc  ). 
Nach  der  Abschrift  (Archiv  d.  Min.  f.  C.  u.  U.  in  Wien)  trägt  der  in  latcinifonei 
Sprache  verfafste  Vertrag  am  Kopfe  das  Datum  21.  August  (1.  September)  1707.  E> 
ist  ein  und  dasselbe  Datum,  nämlich  das  des  1.  September.  Die  Schweden  bedieniec 
sich  damals  noch  des  alten  Kalenders,  welcher  um  11  Tage  zurück  war.  Die  Unter 
Schrift    des  Grafen  Wratislav,    durch    welche   der  Vertrag   perfect   wurde,    geschah  am 


11 

j eilige,  was  in  der  Altranstädter  Convention  enthalten  sei,  ,ad  Exe- 
cutionem  zu  bringen  und  darüber  steif  und  vest  Hand  halten  zu 
laßen*.  Weiter  befiehlt  er  allen  Aemtcrn  und  Obrigkeiten  in  Schlesien 
,die  genaue  Beobachtung  der  darinnen  enthaltenen,  das  freye  Re- 
ligions-Exercitium  concemirendenPuncten*,  und  dass  ,  solche  künflftig- 
hin  vor  eine  ordentliche  Cynosur  und  Richt-Schnur*  zu  halten  sei. 
Insonderheit  sollen  die  königl.  Regierungen  in  Liegnitz,  Brieg  und 
Wohlau  ydarob  sein*,  dass  den  Evangelischen  ,ohne  weitheren  Um- 
stand* die  ^annoch  gesperrte  vorhandene  Kirchen  A.  C.  wiederumb 
eröffnet  und  Ihnen  darinnen  das  freye  Religions-Exercitium  zu  halten 
erlaubet  werde*.  Ausserdem  verspricht  der  Kaiser,  ,eine  Commission 
alsobald  anzuordnen,  welche  das  geschloßene  in  die  Execution  zu 
setzen  wissen  wird*. 

Der  Vertrag  ist  den  11.  September  1707  vom  Oberamte  in 
Breslau  zur  weiteren  Intimation  abgeschickt  worden,  und  deshalb 
wird  er  auch  öfter  unter  diesem  Datum  angeführt.') 

Selbstverständlich  hat  man  sich  bei  den  Verhandlungen,  welche 
dem  Vertrage  vorangingen,  mit  Verfassungsfragen  eifrig  beschäftigt. 
So  spricht  sich  §  9  des  ersten  schwedischen  Entwurfes  ausführlich 
über  die  Art  und  Weise  der  Bestellung  der  Pfarrämter  und  die 
Ausübung  des  Jus  Patronatus  aus.  Auch  in  dieser  Hinsicht  ging 
Graf  Wratislav  darauf  aus,  so  viel  als  möglich  zu  Gunsten  des 
Kaisers  durchzusetzen.  Was  in  diesem  Punkte  vereinbart  worden 
ist,  werden  wir  am  besten  erkennen,  wenn  wir  uns  den  geschlossenen 
Vertrag  näher  besehen  und  gelegentlich  auf  die  während  der  Ver- 
handlungen   auf  beiden    Seiten   gemachten    Vorschläge    einen   Blick 


1.  September    mit    folgenden    Worten:    „In    quorum    fidem    Snae   Caes.  Maj.  Minister 

plena  Potestate  instructus,  praesentem  Convent.  manu  sua  subscriptafn  Sigillo  suo  solito 

confirmavit,    atque   a    sua  Caes.  Maj.    intra    terminum  duanim  septimarum  ab  hoc  die 

computandum  ratam  habitam,    ipsumque  adeo  ratihabitionis  Instrumentum  rite  extradi- 

tum    iri    promissit.  Dabantur  in   Castris  Reg.  Altr.  die  1.  Sept.  1707.  J.  W.  Comes  a 

Wratislav. •*    Dann  folgen  die  drei  Artikel,    in  welchen  Karl  XII.  verspricht,    mit  dem 

Kaiser  weitere  Freundschaft  zu  halten    und  sein  Militär  zurückzuziehen,    sich  aber  das 

Recht  reservirt,  dasselbe  nach  Schlesien  zu  führen,  falls  der  Kaiser  seinen  Verpflichtungen 

nicht  nachkommen  sollte.    Hierauf  folgt  die  Unterschrift  der  Schweden:    j,In   quorum 

omnium  fidem  nos  diploma  hoc  manu  nostra  subscriptum  Sigillo  Regio  confirmari  jussi- 

mus.  Quod  actum  est  in  castris  nostris  Wolkowic.  die  22.  Aug.  1707.  Carolus.  Piper." 

—  Darnach  hätten  die  Schweden  den  2.  September  unterschrieben. 

«)  Die  Zuschrift  des  Oberamtes  im  Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 


12 


weiten.  Es  kommt  für  uns  nur  der  Art.  I  der  Convention  —  s:- 
zählt  derer  drei  —  in  Betracht.  Im  Eingange  wird  das  ,liberun 
Religionis  Exercitium*  denen  zugesichert,  welchen  es  der  Westfa 
Friedensschluss  zugestanden  hat.*)  Dann  folgen  die  Bestimmunper. 
des  Artikels  in  11  Paragraphen.  Für  uns  haben  die  §§  7,  8  und  •■ 
die  meiste  Bedeutung.*)  Wir  fuhren  sie  ihrem  Wortlaute  nach  an 
§  7.  ,Die  Ehe-Sachen  und  was  sonst  die  Religion  betrifft,  soüe: 
entweder  vor  das  Catholische  Consistorium  gar  nicht  gezogen,  ode: 
doch  nach  denen  Rechten  (secundum  canones)  der  Augsp.  Confessio- 
judiciret  werden.  In  den  Fürstenthümern  aber,  so  zur  Zeit  ce^ 
Westf.  Friedens  Consistoria  der  Augsp.  Confession  gewesen,  soüe- 
sie  wieder  auff  die  alte  Art  (juxta  veterem  usum)  eingefuhre: 
(restauranda)  und  von  ihnen  dergleichen  Sachen  untersucht  mta 
entschieden  werden,  jedoch  daO  davon  an  Jhr.  Kays.  Maj.  r: 
appelliren  frey  stehe  (salva  ubique  Appellatione  ad  summuxn  prir 
cipem).*) 

1)  Das  schwedische  Ultimatum  halte  hier  den  Wortlaut:  ,Utrisqae  Aug.  cor 
fessionis  socüs" ;  es  berücksichtigte  demnach  auch  die  Reformirten.  Der  Vertrag  sagt 
„Principibus  SUesiae,  comitibus,  baronibus,  nobilibus,  eorumque  subdids,  nee  non  cirj 
tatibus  sub  urbiis  et  pagis  Aug.  Conf.  addictis,  pace  Osnabrugensi  est  concessum,  r.cT 
modo  salvum  etc. 

•)  Der  Inhalt  der  übrigen  ist  kur*  folgender :  Die  gesperrten  Kirchen  und  Schalr. 
in  Liegnitz,    Brieg,    Münsterberg    und    Oels    sollen    wieder    eingeräumt  werden    (g  1 
Glogau,    Janer   und  Schweidnitz    können  so  viele  Geistliche   aufnehmen,    wie  viele  s^ie 
brauchen  (§  2).  Ueber  das  Privatexercitium  (§  3).  lieber  die  Zahlung  der  Stola  an  die 
evangelischen  Geistlichen  (§  4).     Ueber  die  Erziehung  der  Mündel  und  Waisen  (§  oV 
Ueber  die  Zulassung  der  Evangelischen  zu  den  öffentlichen  Aemtern  (§  9).    Ueber  die 
Zulassung  von  Intercessionen  zu  Gunsten  der  Evangelischen  (§  10).  Ueber  die  ExecuiioE 
des  Vertrages,    der   ein   schwedischer   Minister  beiwohnen    kann.    —    Zu  bemerken  is: 
noch,    dass    auch    in    der   Altranst.  Conv.  Münsterberg   vorkommt.     Man  hielt  sich 
eben  an  den   Buchstaben    der    Osnabrücker  Friedensurkunde,    in    welche    Munsterbeif 
aus  Gründen,    die  wir   früher   angeführt  haben,    aufgenommen  worden  ist.    Es    ist   bei 
der  Kirchenreduction  nicht  verschont  geblieben.     Nun  kam  man  darauf,  dass  Münster- 
berg eigentlich  Liegnitz  etc.  nicht  gleichzustellen  wäre.  Bei  der  Execution  der  Altranst. 
Conv.  wählte  man  einen  Mittelweg :  man  gab  die  Kirchen  zurück,  welche  zur  Zeit  der 
Execution  evangelische  Grundherrschaften  hatten.  Das  waren  im  Ganzen  neun  Kirchen. 
(Grünhagen,  11,  403.) 

Den  ganzen  Vertrag  findet  man  bei  Lehmann.  Suppl.  (lateinisch  und  deutsch' 
S.  648;  Hensel,  S.  563  (deutsch);  Kuzmany,  Urk.  B.,  S.  67  (nur  Art.  I.  lat.); 
Bier  mann,  Gesch.  d.  Protest.,  S.  88  u.  sonst. 

*)  Man  ist  in  Versuchung,  zu  sagen,  dass  man  dem  ersten  Theil  dieses  Para- 
graphen die  Geburtswehen  ansieht.     Das  schwedische  Ultimatum  sagte  kurz:   „Causae 


13 

§  8.    Es   sollen   fernerhin    keine  Kirchen    und  Schulen  in  ganz 

•Schlesien  in  denen  Städten,  Vorstädten  und  Dörffern,  wo  das  Augsp. 

:<.eIigions-Exercitium  noch  verbleibet  (adhuc  manet),  sie  mögen  ent- 

wveder    Jhro   Kays.    Maj.,    oder   einen    andern   Cathol.    Patron   oder 

^ollatoren  haben,    weggenommen,    sondern    mit   ihren  Pfarrern    und 

rSchulbedienten  erhalten  und  geschützet  werden.  Denen  Patronis  und 

Kirchen  bleibt    ihr  Recht  ungekränckt,  Pfarrer  und  Schul-Bcdienten 

der   Augsp.  Confession  zugethan,  zu  vociren,   woran  sie  die  Contra- 

ciictiones  der  Catholiken,    welche  zugleich  das  Jus  Patronatus  haben 

•  c^ui  Jus  Patron,  habent  simultanei),  nicht  verhindern  sollen ;  vielmehr 

soll    der   andern  Gemeine  frey  stehen  (universitati  facultas  esto),    im 

F*all  sie  Verzögerungen  machen    und  sich  binnen    der  gewöhnlichen 

y^eit  nicht  erklären    würden    (qui  si  tergiversentur,    nee  intra  tempus 

consuetum    se    declarent),    geschickte   Pfarrer   und    Schulbediente  zu 

vociren.    jedoch    ohne    Abbruch    des    dem    andern  Kirchen-Patrono 

clißfalls  zukommenden  Rechtens  (sine  tamen  diminutione  Juris  Patrono 

hac  in  Causa  competentis).*  ') 

Zum  Schlüsse  noch  die  auf  die  Entscheidungen  in  Streitsachen 
und  auf  eine  ständige  Vertretung  der  Evangelischen  am  Hofe  sich 
beziehende  Bestimmung  (§  6):  ,Wenn  etwas  in  ReligionsSachen 
vorfallt,  sollen  die  Landes-Hauptleute  und  andere  Unterrichter  eher 
nicht  exequiren,  biß  zwar  derjenige,  welcher  den  Streit  hat,  solches 
dem  Königl.  Oberamt  oder  Jhro  Kays.  Majestät  selbsten  vorgetragen 
\ind  sich  daselbst  entscheiden  lassen :  Wie  denn  auch  denen  Ständen 
.Augsp.  Confession  frey  stehen  soll,  dessentwegen  gewisse  Leuthe 
und  Mandatarios  an  dem  Kayserl.  Hofe  auff  ihre  Unkosten  zu  halten 
und  zu  unterhalten  (alere  ac  sustentare).* 

Dies  waren  die  auf  die  Verfassungsverhältnisse  der  evangelischen 
Kirche  Rücksicht  nehmenden  Bestimmungen  der  Altranst.  Con- 
vention. 

Freilich  muss  zugegeben  werden,  dass  gleich  die  erste  derselben 
causae  Matrimon.  etc.  consist.  cathol.  vel  non  subjic,  aut  secundum 

matrimoniales,  aliaeque  ad  religioDem  spectantes  consistorio  catholico  non  subjicientur, 
>ed  in  consistoriis  principatuum  Aug.  conf.,  quae  juxta  veterem  usum  restauianda 
Nunt,  examinabuntur."  Das:  „constorio  cathol.  vel  non  subjic.,  aut  per  canones  etc." 
schlag  Wratislav  vor.  Auf  seinen  Vorschlag  ist  auch  der  Zusatz:  „salva  ubique  etc.*^ 
(er  schlug  vor:  „salva  relicta  «ppell.  ad  summ,  princip.)  in  den  Vertrag  hinein- 
gekommen. 

^)  Wörtlich  aus  dem  schwedischen  Ultimatum. 


14 


:an.  etc.)  ihrer  Undeutlichkeit  und  Zweideutigkeit  wegen  von  zwcifd- 
laftem  Werthe  war  und  einen  Keim  künftiger  Differenzen  in  sieb 
jarg,  was  sich  auch  bei  den  Verhandlungen  über  die  Execution  des 
v/^ertrages  sofort  zeigte.  Die  Möglichkeit,  ihre  Consistorien  dort  auf 
zurichten,  wo  sie  dieselben  ehedem  hatten,  ist  aber  den  Evangelischen 
iennoch  verschafft  worden,  und  damit  ist  einer  ihrer  Wünsche, 
velche  ihre  Deputirten  in  Wien  zu  betreiben  hatten,  in  ErfiiUung  ge- 
gangen. Ausserdem  durfte  das  Patronatsrecht  nicht  mehr  als  Vor- 
vand  zur  Katholisirung  gebraucht  werden.  Ja  —  und  das  scheint 
ms  auch  von  Bedeutung  zu  sein  —  es  wird  im  Vertrage  auch  dort, 
vo  Einzelne  das  Patronatsrecht  auszuüben  hatten,  der  , universitär*. 
1er  Gemeinde,  wenigstens  dann  auf  die  Besetzung  der  Pfarrstei'.er 
:in  Einfluss  zugestanden,  wenn  der  katholische  Patron  etwa  cie 
Neigung  zeigte,  die  Vocation  zu  verzögern ;  damit  meldet  sich  aber. 
reilich  nur  leise,  der  wichtige  und  richtige  Grundsatz  zum  Worte, 
lass  bei  einer  die  ganze  Gemeinde  so  nah  angehenden  Sache, 
vie  es  eben  die  Besetzung  der  Pfarrstellen  ist,  diese  doch  auch 
lin  Wort  mitzureden  hat.*)    Und  auch  das  war  nicht  ohne  Wichtig- 


1)  Diese  Bestimmung    ist    der    angeblich    nicht    bestätigten  Kirchen  Ordnung  t:>r 
677    entnommen.     Es   heisst   dort   (wenn    die  Collatoren  einer   anderen  Religion   .m 
ehören) :   „Bleibt  es  bei  der  uralten  christlichen  und   dieser  Lande   auch   intrr. 
ucirter   Gewohnheit,    dafi    durch    gesambte   Gemeine    vor   eingepfarrter   evang. 
lerrschaften    u.    gesambten  Kirchkindern,    oder   welche   sie   disfalls   unter   sich  bevoll 
lächtigen  würden,   ein    taugliches    subjectum   erwehlet   u.    nebst   denen  Kirchenambts- 
or Stehern  (?),  der  Kon.  Regierung  oder  sonst  gehörigen  Orthes   zur  Erwerbung   <\ct 
snfirmation  praesenttrt  u.  nach  solcher   impetrirung    die    vocation  ausgefertigt   wer -er 
■>Me."   So  die  Liegnitzer  Kirchenordnung;  ähnlich    auch    die  Brieger,    nur   spricht   fic 
II gemein  von   , denjenigen  Orten,  welche  des  Juris  vocandi  ermangeln",   und  bat  statt 
nebst   denen    Kirchen-Amptsvorstehern"    „und   denen  König  1.  Amtsvorstehcrc 
der  auch  gar  nach  bewandnuD  des  Orts  der  Königl   Regierung*,  was  wohl  auch  vi^' 
ichtige  sein  wird.    Auch  spricht  sie  nicht  von  der  Ausfertigung  der  Vocation 
ach  Erlangung  des  Consensus,  sondern  v«n  der  Bestellung  des  Praesentirien  .iiri!er 
es  Raths  oder  gesamten  gemeine  Nahmen",    was  ebenfalls  einen  besseren  Sinn  gibt.  — 
ach    der  Liegnitzer  Kirchen  Ordnung  wäre    diese  Art    der  Wahl  durch  die  gesanin.tf 
emeinde    bereitsi    früher    in  Schlesien    prakticirt    worden;     es    möge    hier  mit  dissj^m 
etail   das    in    den    früheren    Abschnitten    gezeichnete    Verfassungsbild    vervollstämiie: 
erden.   —  Dieselbe  Kirchenordnung  verlangt,    dass  bei  der  Vocation  der  Gei"«tlLi.ii' 
irch    die   Collatoren  in  jedem  Falle    der  „Consensus  Ecclesiae    darzu    cxpresse    "^ 
iiriret    und    Keiner    ohne   Probepredigt,    noch  wider  ausdrückliche  Einwilligung  ür.«i 
ich  erhebliche  contradition  der  incorporirten  u.  Gemeine  der  Kirche  obtrudiret  wcrde^. 
nd  weiter:    die  Pfarrer  sind    „mit  Vorbewust   u.  Genehmhabung    der    ganzen   Kircbc 


15 

teil,  dass  die  Jurisdictionsgewalt  der  Landeshauptleute  in  Religions- 
lachen  beschränkt  und  den  Evangelischen  ermöglicht  wurde,  für  die 
ständige  Wahrung  ihrer  kirchlichen  Interessen  am  Hofe  Sorge  zu 
tragen. 

Selbstverständlich  hing  ungemein  viel  davon  ab.  auf  welche  Weise, 
und  in  welchem  Umfange  und  die  Bestimmungen  des  Altranst.  Ver- 
trages zur  Durchführung  gelangten.  Diese  sollte,  wie  aus  der 
Zuschrift  des  königl.  Oberamtes  in  Breslau  (vom  12.  October  1707) 
an  die  königl.  Regierungen  in  LiegnitK,  Brieg,  Wohlau  und  an  das 
fürstl,  Münsterbergische  Amt  hervorgeht.')  , binnen  den  praefigirten 
*>  Monatlichen  Tcrmino'  geschehen.  Es  scheint  aber,  dass  man 
nach  einzelnen  Bestimmungen  der  Convention  schon  vorging,  ehe 
es  noch  zu  einem  Executionsrecess  gekommen  war.  So  fing  man 
wahrscheinlich  an,  die  Bestimmung  hinsichtlich  der  Aufrichtung  der 
Consistorien  sofort  zur  Anwendung  zu  bringen.  Wir  lesen  z.  B  in 
der  (Chronik  von  Liegnitz'.')  dass  dort  schon  den  21.  Juni  1708 
die  Regierung  ein  Consistorium  eingesetzt  und  den  Pfarrer  an  der 
Niederkirche,  M.  Schindler,  zum  Superintendenten  ernannt  hat.  Und 
doch  befand  sich  die  Frage  nach  der  Weise,  auf  welche  die  neu 
erstehenden  Consistorien  einzurichten  seien,  unter  jenen,  welche  durch 
den  Executionsrecess  endgiltig  geregelt  werden  sollten.') 

Durch  das  schon  erwähnte  Schreiben  des  königl.  Oberamtes 
in  Breslau  vom  12.  October  1707  an  die  königl.  Regierungen  in 
Liegnitz  etc.  sind  die  Execut  Ions  Verhandlungen  inaugurirt  worden. 
In  demselben  wird  die  Zeit  ihres  Beginnes  und  der  Vorgang  dabei 
bestimmt.  Es  sollte  die  in  der  kais.  Declaration  vom  6.  September 
versprochene,  kais.  Commission  mit  den  versammelten  Ständen  der 
Fiirstenthümer,  an  deren  königl.  Aemter  das  Schreiben  gerichtet  war, 

la  l.erufen*.  Das  isl  schon  elwas  mehr,  als  das  blosse  jVOtum  negatioum'.  Leider 
tnIT  man  im  Execut.  Rect-ss,  und  später  auf  diese  Bestimmung  (der  Brieger  Kirchen- 
■'■Jiiunß  von   1677  fehlt  sie)  nicht  lutdck. 

'}  Lehmann.  Suppl.,   S.  939. 

»)  n.  Th.  2.  A.,  S.  102  (Kraffert). 

')  Vgl.  auch  die  Stelle  lu.s  dem  schon  erwähnten  Sciireiben  der  zam  Volliug 
ilti  Convention  bestellten  kais.  Commission  an  den  schwedischen  BevoUmächliglen 
ii".  10.  Janner  1708^  ,nebst  diesem  auch  die  in  denen  quaestionirtcn  Fürstetithümern 
■Itnfn  A.  C.  Verwandten  eingeräumte  Kirchen  mit  Pfarrern  u.  Cons  i  st  oti  al  ien 
;  tichmi^siger  Religion  nach  jeden  Orts  Bc-chafTenheit  mit  nächsten  zu  verseh.  n  7,u 
:  -^eii  im   Wercke  bCEriffen   seyn*.  ILehmnnn.   Suppl.,  8.  964.) 


16 


verhandeln  und  eine  Vereinbarung  zu  erzielen  suchen.  Mit  Liegniiz 
sollte  binnen  14  Tagen  der  Anfang  gemacht  werden.  Die  Cohtj 
mission  trat  auch  sofort  in  Breslau  zusammen.*)  Als  schwedü-cLt: 
Plenipotentiarius  sollte  (im  Sinne  des  §  11  der  Altranst.  Conr 
Henning  Freiherr  v.  Strahlenheim  fungiren.  Er  griff  in  die  Unter 
handlungen  schriftlich  und  mündlich  ein,  und  man  muss  ihm  ca> 
Zeugniss  ausstellen,  dass  er  sich  bemühte,  eine  für  die  Evangr- 
lischen  möglichst  günstige  Auslegung  des  Altranst.  Vertrages  zu 
erzielen. ') 

Ehe  wir  aber  auf  jene  Unterhandlungen  näher  eingehen,  wollet 
wir  noch  bemerken,  dass  die  Altranst.  Convention  in  Schlesier 
eine  freudige  Bewegung  verursacht  und  auch  ausserhalb  der  ic 
ihr  begünstigten  Fürstenthümern  die  geängstigten  evangelischen 
Herzen  mit  neuen  Hoffnungen  erfüllt  hat.  Ja,  die  Freude  über  die 
neu  zugesicherte  Religionsfreiheit  machte  sich  Luft  in  poetischen 
Ergüssen  zu  Ehren  Josephs  I.,  Karls  XXL,  Strahlenheim 's  unr. 
Wratislav's.  *)    Besonders  im  Teschnischen  scheint  man  in  mächtif:e 


1)  Ihre  Mitglieder  waren:  Hans  Anton  Schafgotsch,  Christoph  Wilh.  Schafgotscr. 
Franz  Ant.  Graf  Schlegenburg  und  Franz  Albrecht  Langias  v.  Kranichstädt, 

s)  Allerdings  beanspruchte  Strahlenheim  für  seine  Bemühungen  20.000  Unldfr* 
und  für  seinen  König  200.000  Gulden.  (Grünhagen  II,  404.)  Dergleichen  ^FriUent:^- 
waren  damals  etwas  Gewöhnliches.  Belege  dazu  noch  später.  Anders  freilich  hat  ric: 
katholische  Graf  Wratislav  gehandelt,  welcher  zum  Zwecke  der  kirchliches  VersoTg-^nz 
der  Katholiken  in  Schlesien  20.000  Gulden  aus  eigenem  Vermögen  (zur  sogenannre:. 
Josephin  Pfarrfund ation)  gespendet  hat  (Soffner,  Die  Altranst.  Conv.  u.  d.  ka'E 
Josephin  Pfarrfundati  on,  1897.  S.  34.) 

•)  Lehmann.  Suppl.,  S.  1042.     Eine  Probe  aus  dem  Strahlenheim  ge'widmetcT 
Sonnet : 

„Erquicktes  Schlesien!     Ach  dancke  deinen  Gott, 
Und  zünde  Weyrauch  an  in  Tempeln  und  Altären, 
Die  dir  der  Gothen  Held  last  unverhofft  gewähren, 
Daß  Er  dich  frey  gemacht  von  der  Gewissens-Noth. 
So  lang  in  Schlesien  wird  Licht  und  Wejrrauch  brennen. 
Wird  man  den  Strahlenheim  auch  seinen  Pharos  nennen.* 
Und  das  Sonnet  an  Wratislav  endigt  mit  den  Worten : 

,,Ich  kann  dir  sonst  nicht  thun  als  deinen  Ruhm  erhöhen. 

Weil  Wratislavia  und  Schlesien  wird  stehen 

So  wifl^,  das  WVatislau  im  Hcrtzen  leben  soll. 

Wenn  Viva  l'Aus^tria  wird  Welt  und  Nach- Welt  schreyen. 

So  wird  es  stets  geschehen  zu  beyder  "Wohlgedeyen.* 

(NB.   Viva  l'Austria  kommt  durch  Versetzung  der  Buchstaben  aus  Wraiislavü  i 


17 

Erregung  gerathen  zu  sein.  *)  Das  evangelische  Pfarrarchiv  in 
Teschen  enthält  Beweise  davon.  Man  gab  sich  alle  Mühe,  die  Aus- 
delinung  der  Begünstigungen  des  Altranst.  Vertrages  bezüglich  des 
freien,  öffentlichen  Religionsexercitiums  und  der  Einräumung  der 
gesperrten  Kirchen  auch  auf  das  Teschnische  zu  erwirken.  Ja,  man 
dachte  daran,  für  die  Kirchen,  welche  in  Oberschlesien  eventuell 
erlaubt  würden,  ein  ^Corpus  zu  machen,  consequenter  ein  Con^ 
sistorium  aufzurichten  * .  *) 

Die  evangelischen  Stände  haben  (den  3.  October)  mittelst  einer 
von   40   ihrer  Mitglieder    unterfertigten  Vollmacht   sechs  Deputirte 
aus    ihrer  Mitte   beauftragt,   in    ,  bester  Form  cum  Clausula  Rati  et 
Grati  in  dem  Religions-Negotio*  ihre  ,Nothdurfft  an  allen  gebührenden 
Orten  und  Stellen  nach  ihrem  guten  befinden  und  dünken  und  wie 
Sie    es   dermahl   bey  Gott   sich    zu   verantworten  getrauen  werden, 
ohne  einige  Beschränkung  zu   fuhren*.')  Damit   man   aber   mit   der 
Commission,    welcher    die   Durchführung   der   Altranst.    Convention 
oblag,  im  Contact  bleibe  und  ihre  Aufmerksamkeit  auf  das  Teschnische 
unaufhörlich   lenke,    ist  F'reiherr  v.  Sobek  von  den  Deputirten,   mit 
einer    General- Vollmacht    (vom    27.    October    1707)    versehen,   laut 
welcher  er  verpflichtet  war,    , zuerst   alles  mit  den  übrigen  zu  com- 
municiren   und   von   ihnen   in   allem   Specialen  Vollmacht    erwarten 
sollte*,   nach  Breslau    ,zur   Beförderung   des  Religions-Negotii   ver- 
schickt* worden.  Was  er  dort  erreicht  hat,  wird  an  geeigneter  Stelle 
anzuführen  sein.*) 


1)  Der  Altranst.  Vertrag  ist  den  19.  September  1707  auf  dem  Landhause  zu 
TescheQ  zur  Mittheilung  und  Veröffentlichung  gekommen. 

*)  Actenstück  im  Teschener  evangUschen  Pfarrarchiv.  —  ]n  jener  Zeit  ist  zu 
Informationszwecken  das  auf  S.  7,  Anm.  1.  angeführte  Schriftstück  geschrieben  worden. 

'j  Bier  mann,  Gesch.  d.  Protest.,  S.  90.  —  Damit  treten  die  zukünftigen 
Kirchen  Vorsteher  von  Teschen  in  Sicht.  —  Die  sechs  Deputirten  hiessen:  Ferd.  H. 
Sobek,  Georg  Bludowsky,  Max.  B.  Skrbcnsky,  Nik.  Gurctzky,  Wenzel  Pelhrzim,  Georg 
Zierowsky. 

*)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv.  — >  Dort  befindet  sich  eine  Eingabe  Sobek's 
an  den  Landeshauptmann  (mit  Beilagen},  aus  welcher  auf  seinen  Aufenthalt  in  Breslau 
einiges  Licht  fällt.  Sobek  bat  nämlich,  als  er  sah,  dass  das  Relig.  Negotium  „eine 
langwührige  Subsistenz  erfordere",  um  seine  „Avocation''.  Die  Stände  bewogen  ihn, 
zu  bleiben,  und  die  Herren  Bludowsky  und  Wilimovsky  gaben  ihm  die  Versicherung 
, aller  Satisfaction*^  und  dass  man  ihn  „auch  noch  mit  einer  redavablen  Vergeltung 
beh.rtzigen'  werde.  Beide  baten  ihn  dringend,  zu  bleiben  und  das  Negotium,  das 
allem  Anscheine  nach  guten  Fortgang  hatte,  zu  Ende  zu  führen.  (Die  Briefe  der 
lahrbnch  des  Protettantitmus  1898,  H.  I  n.  II.  2 


18 

Wir  wollen  nun  aber  die  Unterhandlungen  selbst  näher  besehen. 
Hensel  meint,  dieselben  seien  »ein  verdrießliches  Werk*  g^ewesen : 
wer  sich  die  Mühe  genommen  hat,  sie  genauer  zu  verfolgen,  wird 
ihm  gewiss  beipflichten.  Ja,  man  ist  in  Versuchung,  auch  die  Schilde- 
rung des  Verlaufes  jener  Verhandlungen   ,ein  verdrießliches  Werk* 

zu    nennen Es    soll    deshalb    nur   das   fiir    unsere    Zwecke 

Nothwendigste  aus  ihnen  hervorgehoben  werden. 

Die  kaiserliche  Commission  begann  ihre  Arbeit  den  31.  October 
17U7  mit  den  Verhandlungen    mit   den  Ständen   in  Liegnitz.  *)    Au5 
ihrem    Vortrage    fuhren    wir   Folgendes    an:    Die    Commission    sei 
»instruiret,  das  Kirchenwesen,  wie  es  zu  Lebenszeit  der  damahli^en 
Herzoge   beschaffen   gewesen,    nebst    denen    Consistorialen,     jedoch 
dergestalt  einzurichten,  daß  es  wohl  denen  mehr  allerhöchst 
gedacht   Ihro   Kays.   May.    zugehörigen   Juribus    patro- 
natus,    als    auch    Deroselben    als    Landes-Fürsten     zu- 
kommenden Juri  Episcopali  nicht  nahe    getreten,    son- 
dern  vielmehr    der   Recurs    und   die   Appellationen    in 
dergleichen  Kirchen-Sachen  auff  alle  Weise  derselben 
vorbehalten  werden;«  auch  verlange  der  Kaiser  >auD  hiesigem 
Fürstenthum    zwey  Deputirte  zu  erwehlen  und  dergestalt  zu   bevoll- 
mächtigen,   womit    die   Commission    mit    denen    selben    das    ganze 
Religions-Werk   in  complexu   fassen«    könnte.    —    Der  Kaiser  habe 
jedoch    die    Absicht,    die    katholische   Kirche  dafür,    was    nun     der 
Evangelischen  zugestanden  werden  solle,     zu  entschädigen  und  ver- 
lange, dass  die  Stände   auf  Mittel    und  Wege   sinnen,    mit    und    auf 
welchen    es   geschehen  könnte   —   wie   man   sieht,    sollte    nach  der 
Ansicht  des  Kaisers  dem  Grundsatze:  ,do  ut  des*  gemäss  gehandelt 
werden.  Das  zu  thun,  haben   die  Stände  in  ihren  ,votis  collectivis'. 
mit  welchen  sie  auf  den  Vortrag  der  Commission  geantwortet  haben. 


genannten  Herren  sind  vom  Mai  1708  und  enthalten  manches  Charakterist iscbe 
für  die  damalige  .Zeit  und  ihre  Verhältnisse.)  Sobek  blieb,  und  es  gelang  ihxa 
wie  er  schreibt,  das  Negotium  glücklich  «u  beendigen.  Da  aber  trotzdem  , nichts  er- 
folgte", ersucht  er  um  die  Intervention  des  Landeshauptmannes.  —  In  demselben 
Archiv  sind  verschiedene  Briefe  der  früher  genannten  Herren  an  Sobek  (vom  6,  Oct. 
1708),  aus  welchen  hervorgeht,  dass  der  letztere  um  Geld  und  eine  Instruction 
gebeten  hat. 

1)  Wie    es    dabei    zuging,    schildert   anschaulich    Hensel,    S.  570.    VgU    :i-acri 
Lehmann.  Suppl.,  S.  904. 


19 

allerdings  abgelehnt/)  im  Uebrigcn  aber,  die  Kirchenverfassungsfrage 
nicht  ausgenommen,  sich  ziemlich  unbestimmt  ausgesprochen.*)  Am 
wenigsten  hat  der  Commission  das   ,votum  coUectivum*   der  Brieger 
Stände    gefallen.    Sie    hielt    es   deshalb   für   angezeigt,    an   sie   eine 
»Letztere  Erinnerung*  zu  richten,   in  welcher  sie  ihnen  den  Vorwurf 
machte,  dass  sie  die  , ihnen  vorgebrachten  Motiven  in  sehr  schlechte 
Con«iideration*  gezogen  hätten,    und  von  ihnen    eine   andere  Decla- 
ration    verlangte.*)    In    der    darauf   wahrscheinlich    sofort   erfolgten 
Replik  verwahren  sich  die  Brieger  gegen  den  ihnen  gemachten  Vor- 
wurf   und   verlangen,    dass  ihnen    ein  j^geraumes  spatium*  bewilligt 
^werde,     in    welchem   sie    mit    den   Ständen    der    anderen   Fürst en- 
thünier  conferiren  wollen,   ,ob  diesem  Postulato  einigermassen  abzu- 
helfen wäre*.*) 

Wie  man  sieht,  fand  die  Commission  nicht  das  erwartete  Ent- 
gegenkommen, und  die  Verhandlungen  mit  den  Ständen  können  als 
resultatlos  bezeichnet  werden. 


')  Sie  wollten  höchstens  den  abziehenden  katholischen  Pfarrern,  mit  Ausnahme 
der  Religiösen,  „als  kalten  Trost",  jedem  100  Gulden  gewähren.  (Soffner,  Die 
Altranst.  Conv,  und  die  kais.  Josephin.  Pfarrfundation,  1897,  S,  16.) 

•)  Das  Vot,  coli,  der  Stände  von  Liegnitz  vom  3.  November  1707,  von  Wohlau 
vom  16.  November  1707,  von  Brieg  und  dem  Weichbilde  Wohlau  vom  22.  November 
1707,   alle  im  Lehmann.  Suppl. 

8)  Vom  23.  November  1707.  (Lehmann.  Suppl.,  S.  911.) 

*)  Wenn  auch  die  Stände  nicht  geneigt  waren,  das  Opfer,  welches  der  Kaiser 
verlangte,  zu  bringen,  so  waren  sie  doch  zu  anderweitigen  Opfern  bereit.  Sie  legten 
sich  eine  Steuer  auf  —  „60  oder  50  Thaler  schlesisch  auf  das  Tausendt*  — ,  um  die 
.Unkosten  und  auf  Wendungen*^,  welche  das  so  grosse  und  schwere  Werk  der  Religions- 
regelung erforderte,  zu  decken.  Es  mussten  die  Kosten,  welche  die  Abs^ndung  der 
Deputationen  nach  Wien  verursachten,  beglichen  werden,  und  man  hielt  es  für  billig, 
.jetzo  die  hohe  Kays.  u.  Kön.  Commission,  nebst  dem  Schwedischen  Abgesandten, 
vor  Ihro  so  rühmlich  angewändete  große  Mühe  in  glückseligster  Vollziehung  de 
allergnädigsten  Kays.  Willens  mit  Einem  ansehnlichen  zu  Regaliren  und  zu  be» 
ehren'*,  was  ja  „auch  vor  sich  selbsten  die  höflichkeit  erfordert".  Diese  S  euer  sollten 
.die  gesambten  Evang«  Stände,  Städte  und  Pauerschaften*'  tra<ren.  Das  Ausschreiben 
dc:r  Steuer  für  Liegnitz  (vom  5.  Jänner  1708),  aus  welchem  hervorgeht,  dass  dieselbe 
auch  in  den  anderen  Fürstenthamern  Ober-  und  Nieder-Schlesiens  eingehoben  wurde, 
spricht  die  Hoffnung  aus,  dass  „jeder  frommer  Christ  und  Evang.  Inwohner  des 
Fürstentums  gern  und  willig  beitragen  werde,  da  man  ja  früher  so  oft  von  sich  hören 
ließ:  mann  würde  alles  gehrne  was  man  hätte,  geben,  wann  man  den  Edlen  Fnden 
des  gewißens,  als  deßen  gröstes  Kleynodt  der  Weldt  haben  und  erhalten  köntc*, 
(Teschener  evang.  Pfarrarchiv.) 

9* 


20 

Der  Schwerpunkt  der  Verhandlungen  lag  jedenfalls  in  dener 
welche  die  Commission  mit  dem  schwedischen  Bevollmächtigt; r 
führte.  Dieser  trat  mit  ihr  in  einen  längeren  Verkehr,  in  welchm: 
er  sich,  wie  schon  bemerkt  worden  ist,  bestrebte,  so  viel  als  ihm 
möglich  war,  für  die  Evangelischen  zu  erwirken.  Leider  ist  es  er.- 
nicht  eininal  möglich,  den  schriftlichen  Verkehr  Strahlenheim': 
mit  der  Commission  genau  zu  verfolgen,  da  uns  eine  vollständig: 
Sammlung  der  zwischen  den  beiden  verhandelnden  Parteien  -^t- 
wechselten  Schreiben  nicht  zu  Gebote  steht.  Allem  Anscheine  nach 
begann  Strahlenheim  sein  Intcrcessionswcrk  mit  seinem  aus  BrcjlsL, 
datirten  (vom  13.  November  1707)  und  der  Commission  adressirter 
Schreiben,  in  welchem  er  behufs  nothwendiger  Information  vo'- 
schlägt,  vor  wirklichem  Antritt  der  Executionscommission  eineGeneral 
Conferenz  ,ohne  Maßgebung*  in  Breslau  mit  ihm  zu  halten,  um  fiat 
zu  vergleichen,  »mit  welcher  Ordnung  und  Erleichterung  man  du? 
Sache  hinführo  zu  tractiren  haben  möchte*.  Weiter  zeigt  er  der 
Commission  an,  dass  er  im  Sinne  des  §  11  der  Altranst,  Conventio:; 
beordert  sei,  sich  mit  ihr  in  jedes  Fiirstcnthum  zu  begeben  und 
dort  ,der  ersten  Einrichtung  des  veraccordirten  üben  Religioni.-; 
Exercitii,  mit  Bestellung  der  Pfarrer,  Kirchen  und  Scbul-Diener  durch 
die  Patrones  eines  jeden  Ortes,  oder  welche  sonst  darzu  berechtigt 
erfunden  wurden,  wie  auch  der  Veranstaltung  der  jetzigen  und 
IdinüTtigen  Ofliciorum  publicorum  der  A.  Confess.  Verwandten  in 
loco  gewärtig  zu  seyn,  wie  nicht  weniger  dienstlich  zu  begehren 
daß  denen  gesambten  Fürsten  und  Ständen  in  Ober  und  Nieder- 
Schlesien  per  Decretum  Caesareum  allergnädigst  verstattet  werden 
möge,  in  dieser  Religions-Angelegenheit  ohngescheuet  mit  ihm  :u 
communiciren*.') 

>)  Im  Tcichener  eraog,  PftrrarchiT  beÜDdet  lich  die  Ab^brifl  eines  Schrifi' 
itdckei,  welches  leider  ohne  Datum  ist,  sich  iber  ebenfslli  *af  den  Bcgion  der  IjKer 
cetiion  von  Seite  Sirifalenbcim'i  beliebt.  Game  SKtte  de*  aben  mgefllhiien  Scbrtibtn« 
ddo.  13.  November  ITOT  finden  sich  in  demielben.  Aosierdem  fcK'dert  StrahlCDhcin: 
ein  Verieichoi«  iller  evang.  Kirchen,  Schuten  und  Hospiltlien,  wie  anch  der  0:D 
clomm  pubt.,  welche  die  Evangelischen  vor  odrr  nach  dem  Weslftl.  Frieden  jtmi'.t 
iiine  gehabt.  Auch  führt  ei  acht  Punkte  an,  bezüglich  welcher  er  von  den  Stinden  ic- 
furmirl  werden  will.  Der  achte  Pnnkt  enthUi  die  Frage,  ob  das  Fttrslenthnm  ein  Con 
listorium  gehabt,  mit  welchen  und  wie  viel  Penonen  et  besetit  war  und  wobei  dirse 
ihre  Besoldung  empfingen.  Das  Schriftstück  schlietK  mit  der  Bemerkung,  disi  d:;  , 
Tontehenden  Punkte  vun  Strahlenheim  den  kaJF.  Commissarien  Ubersandt  worden  leicn' 


21 

Hierauf  fuhrt  Strahlenheitn  seine  Ansichten  über  die  einzelnen 
r*iinkte     der    Altranst.     Convention     aus.     Es    ist   bezeichnend,    in 
tvelchem  Sinne  er  seine  Aufgabe  auHasste.   Er   beruft   sich  auf  das 
lern  Könige  von  Schweden  im  Westfäl.  Friedensschlüsse  zugestandene 
Intercessionsrecht,  und  zwar  zu  Gunsten  aller  evangelischen 
,Kr b-Unterthanen*.    Im  Interesse   der  Schlesier   wollte   es   der 
König    von    Schweden    beim   Abschlüsse  der   Altranst.    Convention 
in    einem   grösseren  Maasse   gebrauchen,    als   es   geschehen  ist.    Er 
that    es  in  diesem  Maasse  nicht    ,aus  Mangel    an  Zeit  und   zuläng- 
licher Nachsicht  von  der  eigentlichen  Beschaffenheit  dieses  Bedräng- 
nisses,  wie  auch  der  da  zu  gekommenen  freiwilligen  Versicherung  Ihre 
Exe.  des  H.  Grafen  Wratislav,  wie  nehmlich  Ihro  Kay.  Maj,  aus  erheb- 
lichen  Ursachen  gesonnen  wären,    mehr  und  nicht  minder  zu  Ihrer 
Evang.  Unterthanen  in  Schlesien  Trost  und  Gewissens-Ruhe  zu  thun, 
als  man  in  der  Altr.  Conv.  stipuliret   hätte*.    Nun   schien  Strahlen- 
heim   die  Zeit   zu   dieser  Intercession   gekommen    zu   sein.    Er  will, 
,daO  neben  dem  accordirten  freyen  Privat-Gottesdient  in  einer  jeden 
Stadt   eine  ÖfFenthche  Kirche  und  Schule,   und   in  denen  Districten 
Creyssen  oder  Weichbildern,  wie  auch  auff  dem  Lande  eine  zuläng 
liehe  Anzahl  derselben  ihnen  (den  evang.  Schlesiern)  allergnädigst  accor- 
dirt  werden  möchten',  damit  sie  die  nicht  5 — 20  Meilen  zum  Gottes- 
dienste müssten  und  nicht  ,in  das  andere  Extremum  einer  groben  Un- 
wissenheit von  Gott  und  seinem  heiligen  Worte,  Verehrung  der  Eltern 
und  Obrigkeiten   verfallen,    mithin  zu   untüchtigen  Gliedern  so  wohl 
der  Christi.  Kirchen   als   der   weltlichen  PoÜcey.   wie  man  in  Ober- 
Schlesien    davon   die   Mittletdungs-würdigsten   Exempel    haben    soll, 
gemachet  werden  mögen*.')  Wichtig  ist  noch,  wie  Strahlcnheim  den 
§7  der  Altranst.  Convention  ausgelegt  wissen  will :   ,da  wäre  zu  ob- 
serviren,  daß  obgleich  bloß  und  alleine  in  denen  Fürstenthümern,  wo 
zur  Zeit  des  westphäl.  Friedens  Consistoria  der  Ausgsp.  Conf.  gewesen, 
dieselbe  wieder  auff  die  alte  Art  eingefiihret  und  von  ihnen  die  dahin 
gehörigen  Sachen  untersuchet  und  entschieden  werden  sollen,  dennoch 
denen  Augsp.  Confessions-Vcrwandten  in  denen  übrigen 
Erb-Fürstenthümern   und  Herrschaften  Ober-  und  Nieder- 
Schlesiens    solche    auch    ad    certissimam     Analogiam 
derer   Kirchen    und    Schulen,    welche   sie   hactenus   ex 
pacis  Westphäl.    &   Alt.   Ranst.    zu  Schweidnitz,    Jauer 

■)  Das  ganze  Schceiben  in   Lehmanr.  Suppl.,  S.  896  u.   f. 


J 


22 

und    Glogau,    wie    auch    denen    angräntzen  den    Bricg- 
Lignitz-Münsterberg-Oelsischen  Fürstenthümern,  und 
der  StadtBreßlau  unter  andern  sich  bedienen,   solcher 
gestalt  zu  gute  angedeyen  mögen,  dass  auch  ihre  Causae 
Consistoriales  in  solchen  ConsistoriisEvangelicis  auff 
gleiche  Weise  in  prima  instantia   zu   untersuchen    und 
zu    entscheiden,    in    suprema    Caesaris    Instantia    aber 
contra   Canones   in  August.  Religione   receptos   nichts 
dawider   verhänget    oder    verfüget    werden    möge*.    Es 
sei    noch     bemerkt,     dass     Strahlenheim    bezüglich    der    Besetzung- 
der  ,Officiorum*  und   j^honorum  supremorum*    darauf  drang,    ,dasf 
auch  in  diesem  Casu  das  Suum  cuique  auff  eine  so  glimpfTlicbe  Art 
restabiliret  werden  könne*.    Zum  Schlüsse  spricht  Strahlenheim  die 
Hoffnung  aus,   ,daß  auff  alle  diese  unvermeidliche  Erinnerungen  und 
insonderheit  derKönigl.so  nachdrücklichen  Intercession  ein  schleunic^er 
und    willfiihriger    Schluß,    welcher    in    einen    vollständigen 
Executions-Recess    zu    bringen,    erfolgen    werde*.     —    Wie 
hat  sich  die  Commission  zu  diesen  Ausführungen   des   schwedischen 
Plenipotentiarius    gestellt?     Dies    ist    aus    ihrer    Antwort    auf    das 
Schreiben  Strahlenheim's  leicht  ersichtlich.^)  Dieselbe  erfolgte  erst  den 
10.  Jänner  1708,  weil  die  Commission  das  Schreiben  Strahlenheims 
j^der  Sachen  Wichtigkeit  halben*   dem  Kaiser   übersendet    und    sich 
von  ihm  weitere  Instructionen    ausgebeten   hat.    Nach  der  Antwort, 
welche  die  Commission  auf  Grund  dieser  Instructionen  verfasste.  ist 
zu  sehen,  dass  der  Kaiser  gesonnen  war,  in  einigen  Sachen,    welche 
von    geringerer  Bedeutung  waren    (z.  B.  bezüglich  der  Vermehrung 
der  Pfarrer   bei    den   alten  Gnadenkirchen   etc.)   nachzugeben,    sonst 
aber  sich    den   Forderungen    Strahlenheim's    gegenüber    mehr   oder 
weniger   ablehnend   verhielt.    Die  Forderung   einer  Generalconferenz 
beantwortete   die  Commission  in  der  Weise,    dass  sie  sich  geneigt 
erklärte,   j^wo  in  diesem  verwirrten  Religions-Werck  einige  Zweiffel- 
haftigkeiten  und  Difficultäten  vorfielen*,  mit  Strahlenheim  ^zusammen 
zu  treten  und  das  dubiöse  gütlich  aus  einander  trachten  zu  setzen*. 
Auf  die  Forderungen   bezüglich   der  Informationen  etc.  reagirte  die 

»)  In  dieser  Antwort  wird  das  Datum  des  Schreibens  Strahlenheim's  mit  dt-m 
14.  November  angegeben.  Aus  dem  Schriftstücke  geht  aber  klar  hervor,  dass  das  oben 
unter  dem  13.  November  angeführte  Schreiben  gemeint  ist.  Vgl.  auch  Zschackwirz. 
K  -Hist.,  I,  220.  (Die  vollständige  Antwort  in  Lehmanr.  Suppl.,  S.  950  u.  f.) 


23 

Commission  nicht.  Offenbar  hatte  sie  die  Weisung,    sich  so  viel  als 
möglich   an    die    ,Utera*    der  Convention    zu    halten    und  sich  allen 
,  Extensionen*  derselben  entgegenzustellen,  da  ja  der  Kaiser  auf  die 
,  bewegliche  Intercession *  des  Königs  von  Schweden   , bereits  in  so 
vielen  passibus  in  favoem  der  Augsp.  Conf.  Verwandten  den  Westphäl. 
Frieden  zu  extendiren*  sich  hat  bereden  lassen.  Wie  die  Commission 
speciell  den  §  7,  der  sich  hauptsächlich  auf  die  Regelung  der  Ver- 
fassungsverhältnisse bezog,  auffasste,  davon  zeugen   folgende  Worte 
ihres  Antwortschreibens:   ^wie  nicht  minder,  daß  in  denen  Religions- 
und Consistorial-Fällen  die  Execution  interposita  appellatione  festzu- 
stellen  kein   sonderliches   Bedenken   tragen,    als  wäre  §  7   bey  der 
Alt-Ranst.  Convention  auch  sehr  operose  tractiret  worden,   und   als 
man  denen  Kön.  Schwed.  Commissariis   vorgestellet,    daß   diejenige 
Augsp.   Conf.  Verwandten   Stände,   welche  anjetzo   unter  der  Juris- 
diction derer  Catholischen  Consistorien  stehen,  von  denselben  nicht 
füglich  und  ohne  Verwirrung  des  innerlichen  Ruhe-Standes  könnten 
entzogen  werden;  So  wäre  man  auch  der  Billigkeit  nach  eines  worden, 
daß  gedachte  Augsp.  Conf.  Verwandten    zwar   unter   denen  Cathol. 
Consistorien   verbleiben,    doch   aber   secundum   Canones   in  August. 
Religione    receptos   judiciret   werden   solten,    bey   welchen    es  auch 
billich   sein  Verbleiben    haben    und   Ihro   Kays.  u.  Königl.  Majestät 
jederzeit  feste  Hand  darauff  halten  werden*.    Aus  Gründen,  die  im 
Folgenden    anzugeben    sein    werden,    ist   es   auch    nothwendig,    die 
Ansicht  der  Commission  bezüglich  der  Besetzung   der  Stellen  anzu- 
führen.  Der  Kaiser   lasse   sich    j^ nicht   die  Hände  binden,   waßerlcy 
und  cuius  religionis  subjecta,  sowohl  was  die  quaestionirten  Fürsten- 
thümer  betrifft,   er  ad  ofificia   publica   zu  appliciren  hätte*,    was  die 
Commission  als  das  Richtige  mit  verschiedenen  Gründen  zu  erweisen 
sucht,  unter  welchen  sich  auch  der  findet,  dass  der  Kaiser  dasselbe 
thun  wolle,  was  die  Herzöge  von  Brieg  etc.    gethan  hätten.  , Nicht 
minder  beruhet  auch  die  Verleihung  der  honorum  supremorum  ledig- 
lich in  Ihro  Kays,  und  Königl.   Majestät   tanquam   summi    principis 

allergnädigsten  Wohlgefallen *  Die  Berufung  auf  die  früheren 

Privilegien  und  besonders  auf  den  Majestätsbrief  von  1609  weist  die 
Commission  zurück;  der  Westfal.  Friede  habe  die  Privilegien  der 
Schlesier  ausgelöscht,  und  es  ist  aus  des  Kaisers  purer  Gnade  ge- 
schehen, dass  sie  in  jenem  Frieden  berücksichtigt  worden  seien. 
Bezeichnend  sind  auch  die  Worte,    mit   welchen  das  Schreiben   der 


24 

Commission  schljesst:  .Nachdeme  nun  solcher  Gestalt  öffters  alier- 
höchfit-crwchnte  Ihro  Kays.  u.  Königl,  Maj.  Ihrer  scits  nicht  allem 
alles  dasjenige  beygetragcn,  was  der  Oßnabriigischc  Friedcns-SchluE 
nach  dem  Buchstaben  der  Altr.  Convention  mit  sich  bringt,  sondern 
auch  durch  gegenwärtige  Erklärung  in  Ansehung  der  eingewendeten 
Kön.  Schwed.  Intercession  sich  durch  weit  mehrere  Concessione^  in 
favorem  derer  A.  C.  Verwandten  herausser  gelassen,  nebst  diese:E 
auch  die  in  denen  quaestionirten  Fürstenthiimern  denen  A.  C.  Ver- 
wandten eingeräumte  Kirchen  mit  Pfarrern  und  Consistorialien  gleich- 
massiger  Religion  nach  jeden  Orts  Beschaffenheit  mit  nächsten  ver- 
sehen zu  lassen,  im  Wercke  begriffen  sein;  also  haben  Ihro  Kays. 
u,  Kön.  Maj.  das  gantzliche  Vertrauen,  es  werde  nicht  allein  jeder- 
männiglich  dero  zur  Erfüllung  dessen,  was  in  öfters  gemelter  Altr 
Conv.  beliebet  und  pacisciret  worden,  geneigtes  Gemüthc  verspüren 
sondern  auch  Ihro  Kön,  Maj.  von  Schweden  selbsten  wahrnehmen, 
daß  man  Dero  Kön,  Intercession,  vermittels  operirter  Erklärung  in 
vielen  importanten  passibus  die  A.  C.  Verwandten  in  Schlesien  cum 
effectu  gemessen  zu  lassen,  absonderlich  beobachtet  haben,  und  es 
solchen  nach  hierüber  eines  absonderlichen  Executions-Reccsses  desto 
weniger  brauchen  werde,  als  in  diesem  § ')  von  Einrichtung  derley 
schrifftlichen  Executions-Recesses  keine  Meldung  gescbiehct,  sondern 
bloß  respectu  der  vollziehenden  Execution  in  Gegenwart  des  König). 
Schwed.  Ministri.  nebst  Communication  desjenigen,  was  hierinnfalls 
vollzogen  worden,  in  terminis  expressis  permittirt,  denique  ut  Minister 
Suecicus  executioni  adsistat  ac  eorum,  quae  hoc  in  negotio  aguntur. 
communicationem  accipiat,  (welches  beydes  biß  anhero  jederzeit  ge 
schehen)  bedungen  worden.*') 

Wir  haben  absichtlich  längere  Stellen  aus  diesen  ersten  zwischen 
dem  schwedischen  Bevollmächtigten  und  der  kaiserlichen  Commission 
gewechselten  Schriftstücken  angeführt,  um  den  Standpunkt,  welchen 
beide  Theile  bd  der  zu  vollziehenden  Execution  der  Altranst.  Convention 
einnahmen,  ersichtlich   zu  machen.    Die  weiteren  Verhandlungen,  in 

1)  Nämlich  §  11   der  Altranit.  Conv. 

'}  Lehmann.  Suppl.,  S.  958. —  Die  Mittheilung  de)!>eTi,  was  in  jenein  .Religion^- 
Negolio"  bis  daliin  geschehen  iit,  mag  dif  Cominitsion  nicht  gar  »it.l  Arbeit  gekoMtl 
habeo.  Sagt  ja  Strahlen  heim  in  seinem  Schreiben  ddo.  13-  November  170T:  .vei]  i't 
Helffle  det  ausgesellten  Frist  ohn«  die  geiingtlc  Verrichtung  m  Ende  eilet*.  (Lehmano, 
Suppl..  S,  897.) 


25 

welche  auch  die  Stände  mit  ihrem  Memorial  vom  16.  Jänner  1708  *)  ein- 
griffen   und    während    welcher    auch    zu    Gunsten    der    Reformirten 
Holland,    England  und  Schweden,  jedoch  vergeblich,  intercedirten.*) 
credcnken  wir  nur  kurz  zu  charakterisiren.  Es  zeigte  sich  bei  ihnen, 
dass  man  es  auf  kaiserlicher  Seite  besser  verstand  Poh'tik  zu  machen, 
als   auf  schwedischer,    und    dass   es    nun  äusserst  schwer  war,   den 
Evangelischen  grössere  Begünstigungen  zu  verschaffen,  nachdem  man 
es  unterlassen  hatte,  die  Bestimmungen  der  Altranst.  Convention  ent- 
sprechend weit  zu  fassen.   Die  Commission  verschanzte  sich  einfach 
hinter  den  Wortlaut  derselben.  Ganz  besonders  zeigte  es  sich,  dass 
die  Fassung  des  §  7  der  Altranst.  Convention  keine  glückliche  war. 
Die  Commission  verstand  es  vorzüglich,    aus  jener  Fassung  für  sich 
Capital  zu  schlagen.  Sie  wurde  nicht  müde,  ihren  zuerst  eingenommenen 
Standpunkt  zu  vertheidigen  und  darauf  zu  verweisen,    dass  die  Ein- 
richtung   der   Consistorien   in    der  Willkür  des   Landesfursten    liege, 
es    sei    also    consequenterweise   bei   dem  Kaiser,    wie  er  sie  in  den 
, quaestionirten  Fürstenthümern*  einrichten  wolle.*) 

Auf  eine  Sache,  welche  im  Laufe  der  Verhandlungen  in  den 
Vordergrund  trat  und  die  Einrichtung  jener  Consistorien  betraf, 
haben  wir  ganz  besonders  hinzuweisen:  auf  das  katholische 
Präsidium  der  evangelischen  Consistorien,  welches  beinahe 
bis  in  die  jüngste  Vergangenheit  eine  Besonderheit  des  evangelischen 
Kirchenwesens  in  Oesterreich  bildete  und  die  evangelische  Kirche  da- 
selbst zugleich  als  eine  ^ecclesiapressa*  charaktcrisirte.  Diese  Einrichtung 
verdankt  ihre  Entstehung  der  von  uns  in  diesem  Capitel  geschilderten 
Zeit.  Die  erste  Andeutung,  das.»;  von  kaiserlicher  Seite  beabsichtigt 
werde,  den  evangelischen  neu  einzurichtenden  Consistorien  einen  katho- 
lischen Präsidenten  vorzusetzen,  finden  wir  in  dem  Schreiben  Strahlen- 
hcim's  an  die  kais.  Commission  ddo.  17.  Februar  1708.*)  Es  geht 
jedoch  aus  demselben  hervor,  dass  schon  früher  die  Forderung  des 
katholischen    Präsidiums  für  die  evangelischen  Consistorien    von  der 

^)  Lehmann.  Snppl.,  S.  9d4. 

*)  Lebmann.  Suppl.,  S.  959.  —  Auf  kaiserlicher  Seite  berief  man  sich  darauf, 
dass  in  der  Altranst.  Cony.  das  „utrisque  A.  Relig.  sociis"  auf  Vorstellungen  des  Kaisers 
ausgelassen  worden  sei.  —  Die  letzte  Intercession  zu  Gunsten  der  Reform,  geschah 
im  J.   1713.  (Acten  im  Min.  f.  C.  u.  U.  in  Wien.)  Auch  damals  ohne  Erfolg. 

')  Vgl.  die  Antwort  der  Commission  ddo.  22.  Februar  1708  auf  das  Schreiben 
Strahlenheim's  ddo.  27.  Jänner  1708.  (Lehmann.  Suppl ,  S.  966.) 

*)  T«ehmann.  Suppl.,  S.  961. 


Commission  aufgestellt  worden  sei;  wo,  ob  etwa  in  einer  müini 
liehen  Berathung,  wissen  wir  nicht  anzugeben.  Es  konnte  allerdini:s 
diese  Forderung  als  Consequenz  der  Deutungen  betrachtet  werdtr. 
welche  man  kaiserlicherseits  den  §§  7  und  9  (deshalb  führten  uir 
die  Ansicht  sowohl  Strahle nheim's  als  auch  der  Commisäon  hm 
sichtlich  der  Besetzung  der  ,officiorum  publicorum*  und  ,bonori;3: 
supremorum*  an)  zu  geben  sich  gemüssigt  und  berechtigt  sah ;  wenr 
aber  Strahlenheim  sagt:  ,Was  aber  das  verlangte  Praesidicn: 
Catholici  in  denen  aufTzurichtenden  Consistorüs  anbetrifft*,  dann  niuC 
man  doch  wot  annehmen,  daß  jene  Forderung  von  der  Commissior 
speciell  ausgesprochen  worden  sein  mußte. 

Nun  entspann  sich  hinsichtlich  dieser  Forderung  eine  ziemlich 
hartnäckige  Controversc  zwischen  Strahlenheim  und  der  Commission 
Der    erstere    wies    darauf  hin,    wie    unzutreffend    es    sei,     sich   auf 
das  Beispiet   der  Herzöge   von   Brieg  etc.    zu   berufen,    welche   den  j 
lutherischen  Consistorien  reformirte  Präsidenten  vorsetzten,  da  ja  ,die 
Religions-principia  derer  Reformirten   in  Causis   Consistoriatibus  irir  j 
denen    A.    C.    Verw.    einstimmig    gewesen* ;    wie    unbillig    es   sci:i  i 
würde,   .wenn  der  Chef  in  Collegio,  worauPfals  das  principium  motus  j 
et  quietis  das  meiste,  ja  alles  ankommt,  der  A.  C,  nicht  zugethan  sein 
sollte* ; ')   die  Commission  liess  sich  nicht  überzeugen   und  bcharrte  I 
auf  ihrer  Forderung  und  bei  ihrer  Ansicht.  Diese  hat  sie  in  der  ,End-  ' 
liehen  Erklärung'  vom  4.  März  1708.')  welche  sie  Strahlenheim  zu- 
schickte und  mit  weichcrsie  ihrerseits  die  Verhandlungen  mit  demselben 
beendete,    folgen  der  massen  begründet:    es  sollen  ja  die  Consistorien 
nach    , altem    Brauch*    (juxtd   veterem    usum)    eingerichtet    werden. 
Nun  hätten    aber   die   vorigen   Herzöge   den  Consistorialpräsidenten 
aus   der   Zahl   ihrer   .gewöhnlichen    Regierungs-Rathe    nach    Woh- 
gefallen  verordnet*,   und  so  habe  auch  der  Kaiser   das   Recht,  i:en 
Präses   der   restaurirten   Consistorien    ,aus   dero   königl,    oder  futst- 
liehen  Liegnitz-,  Brieg-   oder  Wohlauisehen   Regierun gs-Räthen  vor- 
zusetzen* ;   und   thue   er   es,    so   käme   er   der  Altranst.  Convention 
nachl  Die  Commission  gab  auch  in  demselben  Schreiben  an,  warum 
man  auf  das  katholische  Präsidium  in  den  restabilirten  evangelischen 
Consistorien     dringe:     die     katholischen    Prä.sides    sollten    Aufsicht 
fuhren,    damit    man    in    den    Consistorialversammlungcn    nicht   ,Hn 

1)  Lehmann.  Suppl.,  S.  962. 
•)  Lehmann,  Suppl.,  P.  963. 


anders*  als  ConsistonaUngelegenlieiten  .tractire*,  wie  man  solches 
bereits  durch  auferlegte  »Indiction  (Zinß-Zahl)'  und  die  ,in  eine 
sehr  grosse  Summam  einlaufTende  Collectirung * ')  gethan  hätte,  was 
aber  dem  J.  K.  u.  K.  Maj.  allein  zukommenden  ,Jus  coilectandi' 
zuwiderlaufe.  Und  die  Evangelischen  hätten  sich  über  das  katholische 
Präsidium  umsowcniger  zu  beklagen,  als  ja  der  .Praeses  ad  majora 
(Mehrheit  der  Stimmen)  gebunden,  die  litigirende  oder  interessirle 
l'artheyen  sccundum  Canones  in  August.  Retig.  receptos  judiciret* 
werden,  und  ihnen  auch,  wenn  sie  sich  ,in  ein  oder  andern  I'assibus 
gravirter  befindeten,  das  Beneficium  Recursus  et  Appellation  is  ad 
summum  Pnncipem  nach  der  Altranst.  Conv.  unverschrenckler  ver- 
bleibe'.') —  Man  kann,  wenn  man  diese  Deductionen  liest,  nicht  um- 
hin, Zchackwitz  Recht  zu  geben,  welcher  zu  denselben  die 
Bemerkung  macht,  es  liege  hier  ein  .error  elenchi'  und  eine  ,fallacia 
in  terminis*  vor.  ,Die  schlesischen  Fürsten  Iiatten  mit  ihren  Unter- 
tbanen  communem  Reügionem,  also  konnten  sie  auch  aus  ihren 
Käthen  einen  Praesidem  Consistoriorum  ordnen ;  Jhro  Kays.  Maj. 
hingegen  bekennen  sich  ad  Sacra  Ecclesiae  Romanae,  die  ja  von  der 
Protestantischen  gantz  und  gar  abgehet,  dahero  auch  unmöglich 
ist.  dass  ein  Praeses  ihrer  Religion  sothane  Charge  bekleiden  kann.") 
Und  noch  mehr  auf  den  Boden  der  —  wie  wir  wohl  sa^en 
müssen  —  Spitzfindigkeiten  begab  sich  die  Commission  mit  ihren 
Ausführungen  über  das  Patronatsrecht,  zu  welchen  ein  specieller 
Fall  *)  Veranlassung  gab.  Man  erinnere  sich  nur,  wozu  das  Patronats- 
recht von  katholischer  Seite  mtssbraucht  wurde ;  nun  erklärte  auf  einmal 
die  Commission,  dass  das  Patronatsrecht  ,vom  ReÜgionswesen  ganz 
abgesondert'  seül  Nun  war  es  ,an  sich  Selbsten  causa  privata  et 
adiaphora*,  welche  ,also  in  die  Rcligions-Angelegenheiten  oder  die 
Convention  auf  keinerley  Weise  einlauffet* — wie  man  sitht,  wendete  man 
die  Sache,  wie  es  eben  passte.  Wir  werden  es  begreiflich  finden,  wenn 
Strahlenhcim  von  den  Ausflihrungen  der  Commission  durchaus  nicht 
befriedigt  war,  was  er  ihr  schon  den  nächsten  Tag  [ö.  März  1708) 
in  einem  kurzen  Schreiben  mittheilte,  und   ihr  zu    wi.ssen  gab,    dass 


')  Siehe  -S.  19,  Anm.  4, 
■I  Lehmann.  Suppl.,  ,S.  964. 
»)  N.  K.  Hist.  II.  286. 

*j  Dje  Controverse    iwischen    i 


_28 

er  die  Altranst.  Convention  bei  weitem  nicht  für  durchgeführt  be 
trachte. ') 

Auch  den  gesammten  evangelischen  Ständen  Ober-  und  Niccer 
Schlesiens  dauerten  die  Unterhandlungen  zu  lange.  Sie  wendeter 
sich  daher  den  10.  März  1708  an  den  Kaiser  mit  einem  Memoria 
in  welchem  sie  darüber  klagen,  ,daß  diese  bißherigen  Commissioti:- 
Tractaten  zu  mehrerer  WeitläufFtigkeit  besorglichen  Anlaß  gcb;r. 
könnten*,  und  zugleich  die  Hoffnung  aussprechen,  es  werde  de- 
Kaisers  Befehl  —  wie  sie  ja  schon  zum  Theile  in  den  wirkliche- 
Genuss  der  ihnen  durch  die  Altranst.  Convention  gewährten  ,Con 
cessionen  versetzet  worden*  —  ,in  denen  rückständigen  Punktfri 
vollends  adimpliret,  zugleich  aber  auch  die  Andere  zu  Gott  ucc 
E.Maj.  mit  stetem  inbrünstigen  Gebet  und  Flehen  aus  treu-bestandig^cr 
Hertzen  unauffhörlich-seufTzcnde  Fürstenthümer  gleichmässig  erhöret' 
und  ihnen  ,zu  ihrer  und  unserer  allereintzigcn  höchst-erwünschtc:! 
Consolation  ,  .  .  das  freye  Exercitium  Relig.  Aug.  Conf,  cum 
Effectu,  in  Concession  öffentliche  Kirchen  und  Schulen  wie  auch 
Schulhalter  vor  die  Dorffschafflen  allergnädlgst  verliehen  werden*.' 

Dieses  Memorial  kreuzte  sich  mit  dem  kaiserlichen  Rescript  voir 
10.  März  1708, ')  welches  den  Beweis  liefert,  dass  die  Bemühungen 
Strahlen  heim 's  doch  nicht  ohne  Erfolg  gewesen  sind.  In  diesem  Rescripte 
werden  neun  Punkte  angeführt,  in  welchen  die  ersten  Punkte  de? 
späteren  Executionsrecesses  unschwer  zu  entdecken  sind.  Zugleich 
wird  bemerkt,  dass  die  für  die  vier  Fürstenthümer  Uegnitz  etc. 
, aufgerichtete  und  confirmirte*  neue  Taxa  Stolac  auch  den  übrigen 
Fürstenthümem  im  ganzen  Lande  ,zu  gutt  kommen  möge*.*)  Au"' 
die  Kirchenverfassungsfragen  nimmt  dieses  Rescript  keinen  Bezug 
Und  bald  darauf  (3.  April  1708)  erging  ein  neues  kaiserliches  Rescrip: 
an  die  Religionscommtssion  in  Schlesien,  zu  welchem  ein  Bericht 
derselben  vom  9.  März  1708  die  Veranlassung  gab.']  In  diesem 
wird  Folgendes  angeführt:  Strahlenheim  habe  sich  in  einer  münd- 
lichen Unterredung  mit  den  Commissariis  geäussert:  wenn  der  Kaiser 

■]  Lehmann.  SuppU,  S.  96Ö. 
>)  LebniBiiD,  Soppl ,  S.  967. 

■)  Den  königlichen  Aemlern  und  ReginuDgen  vom  Bteslauer  Oberamie  den 
27.  Aprit  1708  intiinirt.    (Teachener  ev»ng.  PfsrrarehiT.) 

•}  Dieselbe  ist  Tom  18.  Februar  1708.   (Lehmann.  Snppl.,  S.  966.) 
•)  Lebmann.  Suppl.,  S.  989. 


t  die  Inlerccssion  seines  Königs  hin   .denen  ijbrigen  Stiidten  A.  C 
Schlesien    einige    Consolation   vergönn«   nnd    selbigen    entwcjei 
denenjenigen  Orten,  wo  sie  von  ihrem  Gottesdienst  am  weitesten  j 
Kernet,  oder  wo  es  sonsten  Uns  gefällig,  aufi"  ihre  eigene  Unkosten  \ 
»oder  sechs  Kirchen  zum  Erbauen  verstattet  werden  möchten', 
■,  Strahlenheim.  hoffe,  dass  sein  König  dann  die  Convention  als 
lilslandigadimpliref  anzunehmen  kein  Bedenken  mehr  haben  werde, 
mit  der  bisherige  ,Religions.Tractat  eine  vollkommene  Endschafft' 
liehe,    gestatte    der    Kaiser   jene   Erbauung   von    fünf  bis   sechs 
en  ,in  ein  und  andern'   nach  des  Kaisers  .Belieben  und  Wohl- 
;n  denominirender    Orten-    auf  Unkosten    der    Evangelischen, 
IKO  unter  der  Bedingung,    dass    .pro   aequivalente   von  denen  in 
D  drey  Filrstenthumern  Liegnitz,  Brig  und  Wohlan  pro  Exercitio 
15.  Conf.  eingeräumten  und  der  Menge  halber  überflüOige  Kirchen 
wiederum    die   zulängliche  Anzahl    zu  bequemer  Verrichtung  des 
ithol.  Gottesdienstes   denen    Catholicis    zurück    gegeben    und   ein- 
numet  werden  mochten'.';  Man  wollte,  wie  man  sieht,  auch  jetzt 
Xh  an  dem  Grundsatze :   .do  ut  des'   festhalten. 

Trotz  dieses  Rescriptes  gerieth  die  Sache  von  Neuem  in's 
kecken,  so  dass  sich  Strahlenheim  (den  21.  Juni  1708)  genölhigt 
■Mu,  der  Religionscommission  ein  ,1'romemorid'  zu  übermitteln, 
welchem  dem  Befremden  des  schwedischen  Königs  darüber,  dass 
kr,  Kays.  Maj.  .die  Stattgebung  der  Kön.  .schwed.  Inlercession  vor 
le  übrigen  Fürstenthnmer  und  Herrschaften  ausser  Liegniti  etc., 
Dil  sie  gleich  darzu  eben  sowol.  als  denen  andern  ArticuBs,  auf 
linerley  Weise  sich  verbundlich  gemacht,  annoch  nicht  effectniret 
alten-  und  Überhaupt  bei  der  Execulion  .so  viele  unerhebliche 
«Bcultäten  würden  aufgeklaubet ■ .  unverhohlen  Ausdruck  gegeben 
■d  auf  die  Durchführung  der  .Pactorum'  energisch  gedrungen 
nrd.'l  Die  Commission  verlangte  (22.  Juni  1708)  zu  wissen,  ob 
nan  schwedischerseits  gegen  die  Uebergabe  etlicher  evangelischer 
Circhen  in  Liegnitz  etc.  den  Katholischen  an  denjenigen  Orten, 
a  sie  an   ihrem   Cathol.   Gottesdienste  Noth   leiden',    nichts  ein- 


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618 

30 


wenden  werde?  Strahlenheim  antwortete  noch  denselben  Tag,  das? 
sich  jene  Uebergabe  zwar  nicht  verantworten  lasse,  er  wolle  jedoch 
hoffen,  dass  der  König,  wenn  der  Kaiser  willens  sein  wird,  ,dic 
ganze  Convention  vollkommen  zu  erfüllen*,  zu  jeneni  Umtausche 
seinen  Consens  zu  geben  »nicht  so  sehr  difficultiren  dürffte.*  *)  Ab«r 
auch  dann  dauerte  es  noch  bis  in  das  nächste  Jahr  hinein,  ehe  alle 
,in  puncto  Executionis  der  Altranst.  Convention  geschwebten 
Differenzien*  beseitigt  und  beglichen  worden  sind,  und  es  möglidi 
wurde,  durch  eine  j^ Finalresolution*  das  , wichtige  Religions-Negoti^m 
in  vollkommene  Endschafft  zu  setzen*.  Allem  Anscheine  nach  machte 
die  Vertheilung  der  bewilligten  fünf  bis  sechs  neuen  Gnadenkirchen 
die  meisten  Schwierigkeiten.  Dass  es  in  dieser  Hinsicht  an  Bitt- 
stellern nicht  mangelte,  braucht  wohl  kaum  erwähnt  zu  werden.  Be- 
merkenswerth  ist  ein  auf  diese  Angelegenheit  sich  beziehendes 
Rescript  Josephs  I.  vom  12.  October  1708,*)  in  welchem  von  Neuem 
die  Erlaubniss  ertheilt  wird,  dass  Diejenigen,  welche  um  die  neuen 
Kirchen  competiren,  künftighin  mit  ihrem  Ansuchen  sich  ^immediatc* 
an  den  Kaiser  wenden,  ja  dass  ,die  der  A.  C.  zugethane  Stände 
einige  Abgeordnete  in  Ihriger  dießfälligen  Religions-Sache  anhero 
senden  mögen*,  was  nach  der  Erklärung  des  Grafen  Wratislav  voni 

22.  October  1708  dahin  zu  verstehen  war,  dass  »eine  und  andere 
Parthey  einen  besonderen  Deputirten  anhero  senden,  oder  diflTerentc 
Persohnen  allhier  dieses  Negotium  tractiren*  könnten.*)  Unter  den 
Petenten  befanden  sich  auch  die  Teschner.  Sie  reichten  ein  schriftliches 
Gesuch  ein,*)  in  welchem  sie  darauf  hinwiesen,   ,daO  unter  allen  Erb- 

*)  Beide  Schreiben  vollständig  im  Teschcner  evangelischen  Pfarrarchiv  ivg., 
Hensel,  S.  620). 

»)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 

•)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv.  Dazu  bemerkt  der  Referendarius  y.Sannig,  ,daß  e 
nicht  übel  sein  würde,  wann  gemeldte  Hh.  Stände  einen  specialem  Deputatnm  anhen' 
sendeten,  so  dieses  Negotium  bey  Hofe  selbsten  urgirte  und  zugleich  durch  eine 
Ihro  Kays.  Kön.  May.  offerirende  Anticipative  bey  jetzigen  necessitatibus  pnblicü 
dem  petito  ein  mehreres  pondo  geboten,  wobey  ich  (Sannig  nämlich)  meinige  Cooperation 
nicht  unterlasse  und  bey  hoffender  wirkl.  Bedienung  dehro  wehrtesten  Persohn  con- 
testire.*  —  Ob  sich  das  speciell  auf  Teschen  berieht?  Vgl,  das  in  der  folgend.  Anm. 
angeführte  Schreiben  der  Herren  Bludowsky  und  Wilimovsky. 

*)  Das  Gesuch  in  Abschrift  im  Teschener  Pfarrarchiv,  leider  ohne  Datum,   —  l'i 
demselben  Archiv  befindet  sich  ein  Brief  der  Herren  Bludowsky  und  Wilimovsky  vom 

23.  October  1708  an  Sobek,    in  welchem   von    einem   Schreiben   an    den  H.  Referen- 

darium*  (Sannig?)  die  Rede  ist.     Sollte    dieses    etwa   das  beim  Oberamte  eingereichte 


Benthiimbern  da«:  Fürstenthumb  Teschen  einige  Exercitia  publica 
igionjs  cum  annexis  am  allemöthigsten  bedörfte',  und  deshalb  den 
Oberamtsrath  um  ,Recommendirung'  bitten,  damit  sie  .denen 
iihumbern  Schweidnitz,  Jauer  und  Glogau  gleichgehaltcn  und 
ann  bcy  der  vorhabenden  Repartitton  mit  Kirchen  cum  annexis 
I  begnadii;t  werden'.  Dem  Gesuche,  welches  in  Breslau  ein- 
eicht wrorden  ist,  trachtete  der  daselbst  weilende  Freiherr  v.  Sobek, 
eher  es  wahrscheinlich  einreichte,  eine  günstige  Erledigung  zu 
Khaffen. 
Dies  ist  auch  wirklich  gelungen    Das  kaiserliche  Rcscript  vom 

Jänner  1709  brachte  die  langersehnte  .Finalresolution*  oder 
I  ,Executions-Recess'  der  Altranst.  Convention.')  Und  unter  dem 
am     des    9     Februar     1709    ging    an    den    Landeshauptmann    in 

iien  einschreiben  der  Religion  scommission  ab,  in  welchem  bekannt- 
^ben  wird,  dass  für  die  Gnadenkirche  in  dem  Fürstenthum 
n  der  Ort  vor  der  Stadt  Teschen  ,allergnädigst  dcnominiret 
1  außgesehen*  sei.  Damit  war  der  Ort  für  die  Kirche  nur  all- 
mciti  bezeichnet.  Die  genauere  Bestimmung  brachte  die  kaiserliche 
äolntion  vom  18.  März  17U9.  Diese  enthält  die  Antwort  auf  die 
ngabe  des  , Primas  Bürgermeisters  und  Rathmanen'  der  Stadt 
ichen.    in    weicher  sie  bitten,    .denen    zu   außweisung   des   ohrles 


li  ODtcntütieii ?     Wenn  ja,   dnnn  würe  dasselbe  vor  dem  23.  OctobEi  1708  elo- 

kt  worien.  U«  in  der  BitnchiiCi  Am  Memorial  der  Stünde  vom  16.  Jünner  170S 

Rt  und  auf  da)  Rcscript  vom  3.  April   1708  Rücksicht  genommi^n    wird,    konnte 

BiDSchriFt    der    Teaclmet    SUnde    in    <1eni    dadurcli    ausgemesseDen  Zeiträume  ein- 

tichl  worden  iein.  —   Ein  indeiei  Gesuch  tekhlcn   Im   Dccerabfr   1708  40  evl^ge- 

PerBOneii      A.    C.     aas    der     Zahl      der     .Cammer-    und!    Adeliche    IlorfschatTtt- 

leithineo    des  KUr^tenlhums  Teschen"    ein.      Sie    bitten,    ihnen    die  beiden  Prediget 

W  G.   Dolansky  und  G.  Stiansky  aus  Zittau    ,>d  interim"   bis  auf  die  la  enrirtende 

mlallan    des   Kaisers    ,iBr  Ausübung   des   freyen   Augsp.  ReligionB*Exercitii   in   den 

D   «u   »erslatten'    und    sie    „mit    einigen    Kirchen    nach    der    Gröfle    unserer  Ge- 

nni  cansoiiren*.  Der  er*te  Theil  der  Bittschrift  i^l  von  Wien  aus  (7.  Jänner  170B) 

ehUgig^  beantwortet  worden.    Die  beiden  „Prnedicanlen  undt   Pusch  Prediger"    Wollte 

lUier  .aliiiele'üh  abgeschaffter   wießen'.      Auf   den    »Weiten    ThHI    des    Gesuches 

I  du  Retcripi  nicht  ein. 

>)  IntiDiirt  cu  Breslau  de»  9.  Pebrunr  1709.  Der  Receis  wird  meistens  unter 
I  DuilKi  det  8.  Februar  1709  citirt  (Kensei,  S.  631  ^  Hietmartn,  Getch. 
i'roiek'l,.  S,  91  etc.);  das  ist  das  Datum,  unter  welchem  die  ReligionscommisBion 
>  litiierliche  Final resolntion  dem  schwedischen  Bevollmichtigten  mit- 
Ikeiil  hüt. 


S2_ 

undt  Platzes  der  Kirchen  benennten  Höh.  K.  Commissariis  per  ex- 
pressum  mit  zu  geben,  womit  Sie  der  ihnen  vor  hin  beywohnendej 
punctualität  nach,  die  k.  Mandata  ad  amussim  zu  exerdren,  auch  in 
hoc  passu  sich  verhalten,  von  dehroselben  k.  allergnädigsten  Resolutioi 
sich  keineswegs  abwendig  machen,  sondern  den  Orth  in  der  Teschn:- 
schen  Vor  Stadt  (derer  gantz  nahe  an  der  Stadt  gennug  seyn)  hierzu 
destiniren*.*)  —  Man  kann  es  schon  diesen  Worten  anmerken,  dafs 
der  Teschener  Stadtrath  seine  Eingabe  aus  keiner  besonderen  Liebe 
zu  den  Evangelischen  verfasst  und  eingereicht  hat.  Ganz  andere 
Gründe  nöthigten  ihn  dazu.  Er  klagt  in  seinem  Gesuche  darüber,  dass 
Teschen  in  Folge  der  ^Elimination*  der  evangelischen  Bürger  zu 
einer  ^ad  non  Ens  eilenden  Stadt*  geworden  sei;  die  evangelische 
Kirche  bei  Teschen  würde  auch  Bürger  in  die  wüste  liegender. 
Häuser  bringen.  Ausserdem  werden  die  , unkatholischen  Stände  una 
ihre  Geistlichkeit  die  limites  E.  k.  k.  May.  Allergnäd.  Concessi^n 
wegen  Stätter  und  fläßiger  Obsicht  des  k.  Ambtes  und  unserer 
kathol.  Geistlichkeit  nicht  excediren  und  überschreitten  dörfen*.  Und 
das  wollen  sie  ja  schon  jetzt,  indem  sie,  wie  verlautet,  ihre  Kirche 
gegen  den  Wortlaut  des  Rescriptes  (die  j^formula*  in  demselben 
laute  ja:  ^^ausser  der  Stadt  Mauer*,  also  ganz  nahe  bei  der  Stadt' 
auf  einem  von  der  Stadt  eine  ganze  Meile  entlegenen  Landgute. 
Parchow,  erbauen  wollen.  Das  sei  ein  , Mißbrauch*  der  allergnäd. 
Resolution,  der  ausserdem  zum  höchsten  Nachtheil  der  Stadt  Teschen 
gereiche  —  deshalb  die  obige  Bitte.*)  Dieser  willfahrte  der  Kaiser 
alsbald,  und  in  der  früher  angeführten  und  dem  Landeshauptmann 
in  Teschen  adressirten  Resolution  (vom  18.  März)  befahl  er,  dass 
die  Stände  die  3^  zu  Erbauen  erlaubte  Kirchen  in  einer  von  denen 
daselbigen  Vorstädten  Unseren  hierüber  emanirten  Allergnäd.  Ver- 
ordnungen gemäß*   erbauen  sollen.') 

Sehen  wir  uns  jedoch  den  Executionsrecess  selbst  genauer  an.  ai:? 
Grund  dessen  die  weitere  Verfassungsentwickelung  Schlesiens  vor  sich 
gehen  sollte.  Derselbe  war  von  einer  Zuschrift  begleitet,  nach  welcher 
die  kaiserliche  Verordnung  »allen  Geist-  und  weltlichen  Instanzien*  in 


^)  Die  Eingabe  im  Archiv  des  Min.  f.  C.  u.  U.  in  Wien  mit  dem  bei- 
geschriebenen Datum:  12.  März  1709. 

*]  Ob  an  der  Beschuldigung  der  evangelischen  Stände:  sie  wollen  die  Kirde 
in  Parchow  bauen,  etwas  Wahres  war,  vermögen  wir  nicht  anzugeben. 

•)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 


33 

Schlesien  zugleich  mit   dem   Befehle   einer  ,punctualen  Observanz*, 
und    mit   der   Weisung,    j^daß  darwieder   keine   Exceptiones   einiger 
dagegen    habenden    particular    Berechtigungen    ietzo    oder    künfftig 
etwas  gelten  sollen*,  zu  intimiren  war. 'Ferner  wird  bekannt  gemacht, 
<^ass  der  Platz  und  die  Art  der  neu  zu  erbauenden  sechs  (die  Zahl 
ist  nun  festgestellt)   Kirchen    in   Gegenwart   des   Grafen    Zinsendorf 
und  des  Landeshauptmannes  des  Fürstenthums,  in  welchem  sich  die 
Städte    befinden,    vor    deren   Mauern   jene  Kirchen  zu   erbauen  sein 
werden,  auszumessen  und  zu  bestimmen  sind.  Dann  folgt  der  eigent- 
liche Executionsrecess  in  16  Punkten.  Zum  Schlüsse  wird  die  Hoff- 
nung   ausgesprochen,    dass    auch    schwedischerseits,    nachdem    der 
Altranst.  Convention  ,ein  sufficientes  und  zulängliches  Genügen  ge- 
schehen*,   mit    der    Finaldeclaration    nicht    gezögert    werde.  ^)    Man 
wartete  aber  ihr  Eintreffen  nicht   ab,    sondern   ging  sogleich   daran, 
die    Bestimmungen    des    Executionsrecesses    zur    Durchführung    zu 
bringen.») 

Uns  interessiren  hier  vor  Allem  jene  Bestimmungen,  welche 
sich  auf  die  Regelung  der  kirchlichen  Verfassungsverhältnisse  der 
Evangelischen  Schlesiens  beziehen.  Sie  sind  in  den  §§  13  und  14 
und,  was  die  Organisirung  der  neuen  Gnadenkirchen  betrifft,  im  §  16 
enthalten.  Die  beiden  ersten  Paragraphen  geben  die  Praxis  an,  nach 
welcher  der  §  7  der  Altranst,  Convention  exequirt  werden  soll.  Wir 
führen  die  betreffenden  Abschnitte  ihrem  Wortlaute  nach  an: 

§  13.  »Mit  der  quoad  Formam  et  Materiam  auf  den  Fuß, 
welcher  tempore  Pacis  Westphalicae  gewesen,  verabfaßten  Einrichtung 
der  Consistoriorum  zu  Liegnitz,  Brieg  und  Wohlau.  hat  es  nunmehro 
seine  Endschaft  erreichet,  und  seyend  die  dazu  verordnete  catholi- 
schen  Praesides,  daß  sie  Secundum  Canones  im  August.  Religione 
receptos  et  majora  Assessorum  Vota,  bey  denen  vorkommenden 
Sachen,  salva  ubique  appellatione  immediata   an  Ihro   Kay.  u.  Kön. 


i)  Das  kaiserliche  Rescript  vom  27.  Mai  (Breslau,  3.  Juni)  1709.  in  welchem 
der  Uebertritt  von  der  katholischen  Kirche  rur  ,Augsp.  Confession*  als  „crimen 
aposiasiae"*  verboten  wurde,  gab  Strahlenheim  noch  einmal  Anlas«,  vor  der  Absendung 
xeines  ^Finalrapportes*  an  den  schwedischen  König  zu  interveniren  (20.  Juli  1709). 
—  Die  schwedische  Finaldeclaration  langte  erst  den  21.  Märr  1710  aus  Bender  ein. 
Sie  befindet  sich  bei  H  e  n  s  e  l,  S.  364. 

*)  Der  Recess  mit  der  ihn  begleitenden  Zuschrift  im  Teschener  Pfarrarchiv; 
gedruckt  bei  Hensel,  S.  622.  Kutmany,  Urk.-B.,  S.  68. 

Jahrbuch  des  Protestantismus  1898,  H.  I  u.  II.  3 


34 

May.  zu  concludiren  und  decidiren  hätten,  gleich  anfangs  hiernacber 
instruiret  worden. 

Was  aber  die  Confirmationes  der  Praesentatorum  belanget,  da 
haben  Ihro  Kays,  und  Kön.'  May.  sich  dahin  Allergnädigst  ent- 
schloßen,  daß  bey  denen  jenigen  Partheycn,  allwo  deroselben  öi^s 
Jus  Patronatus  immediate  zukommt,  weilen  sothanes  Jus  Praesentanci 
una  ciun  Jure  confirmandi  unseparirter  verknüpfet  ist,  solches  auch 
absolute  deroselben  verbleiben  müsse,  womit  aber  binner  dieser  Zeit 
die  eingepfarreten  in  denen  Cammerdorfschafften  sich  üb^  den  at- 
gängigen  Gottesdienst  nicht  zu  beklagen  hätten;  So  werden  fich 
Ihre  Kajrs.  und  Kön.  May.  nicht  entgegen  seyn  laßen,  daß  in 
zwischen  und  so  lang,  bis  dero  AUergnädigste  Collatur  (welche  jcde> 
mahl  zeitlichen  eingerichtet  werden  wird)  erfolget,  sothaner  Gottes- 
dienst nebst  denen  Ministerialien  entweder  von  denen  angräntxendec 
Pfarrern,  oder  von  Einem  von  dem  Consistorio  provisorio  modi> 
hierzu  erkiesten  substituto  verrichtet  werde.  Wie  dann  auch  öfter? 
Allerhöchst  erwaehnte  Kays,  und  Kön.  May.  dahin  Allergnädigst 
condescendiren,  daß  in  dem  jenigen  Casu,  allwo  den  pnvatis  mehr 
gemeldtes  Jus  Patronatus  gehörig,  das  Conststorium  den  von  denca 
privatis  praesentirten  Pfarrer,  sobald  er  demselben  vorgestellet  worden, 
also  gleich  provisorio  modo  die  Ministeriaiia  inzwischen  verrichter. 
und  super  Qualitatibus  et  habiUtate  des  vocirten  Subjecti  Bericht 
erstatten  und  die  diesfällige  ßestättigung  bey  Ihro  Kay.  Majestä: 
durch  Vorzeigung  seiner  Vocation  ausbitten  und  erwarten  solle.* 
Nicht  minder 

§  14.  y Sollte  auch  das  Consistorium  oder  sogenannte  Kirchen- 
Amt  bey  der  Stadt  Breßlau  in  derjenigen  Verfaßung,  wie  solche 
Tempore  Pacis  Westphaltca  gewesen,  annoch  ferner  verbleiben.  Und 
nachdeme  die  bisherige  notorische  Praxis  gezeuget,  daß  entzwischer. 
dem  Bisch.  Consistorio  und  oberwehnten  BreOlauischen  Kirchen- 
Amte  das  Jus  praeventionis  et  Electionis  allezeit  stattgefunden,  und 
in  der  litigirenden  Partheyen  freyen  Willkühr  bestanden,  zu  welchen 
sie  sich  aus  beyden  wenden  wollen,  also  müße  es  auch  dabey  um 
so  viel  mehr  ins  künftige  verbleiben,  als  derley  zu  dem  Bischöfl. 
Consistorio  freywillig  recurrirende  Partheyen  von  demselben  entweder 
secundum  Canones  in  August.  Relig.  receptos  et  quidem  salva  semper 
Appellatione  immediata  an  Ihro  Kay.  und  Kön.  Majestät  indiciret 
oder  aber  gleich   Anfangs  nach   der   Sachen  Bewandnuß  und  Um- 


85 

s>tänden   von   erwehnten   Bischöfl.   Judicio   abgewiesen,    und   an    das 
£reBiauische  Kirchen-Amt  remittirt  werden  sollen/ 

Aus   dem   §  16   führen   wir   Folgendes   an:     Es   wollen  »Ihro 
Kays,  und  Kön.  May.  erlauben  und  zulaßen,    daß  öfters   erwehnten 
unveränderten    Augsp.   Confess.   Verwandten    über    oben    gemeldte 
cirey   Kirchen   annoch   eine  Anzahl   von  andern  Sechs  Kirchen  und 
dazu  gehörigen  Schulen  nach  Art  und  Weise  obgerügter  Schweidnitz, 
Jauer  und  Glogauischen  Kirchen,  und  zwar  dergestalten,  daß  selbige 
keine  Actus  Parochiales  zum  Praejudiz   der  daselbigen  Catholischen 
Pfarrer  zu  exerciren  befugt  seyn,  weniger  denen  Parochis   Loci   an 
Ihre  Stola.  Zehenden,  oder  andern  Accidentiis  einigen  Eintrag  thun, 
auch  quod  ad  Praesentationem  Ministrorum  auf  gleiche   weise,    wie 
obige    benambsete    drey    Kirchen   verfahren   und   die   Praesentators 
zur  AUergnädigsten  Kays.  Confirmation  sodann  jedesmahl  einsenden 
sollen,  auf  Ihre  selbsteigene  Unkosten,  in  denen  Ihnen  denominirten 
Oerthem  auf  denen  aussteckenden  Plätzen  frey  und  ungehindert  er- 
bauen mögen*.  ^) 

Welche  in  den  Bereich  der  Kirchenverfassung  fallenden  Grund- 
sätze waren  in  diesen  Bestimmungen  des  Executionsrecesses  ent- 
halten ? 

a)  Die  alten  Consistorien  sind  zwar  als  oberste  Kirchen- 
regimentsbehörde wiederum  aufgerichtet  worden,  aber  gewiss  nicht 
,jiixta  veterem  usum*.  Trotz  aller  Bemühungen  und  Protestationen 
Strahlenheim's  blieb  es  bei  der  Bestimmung,  dass  die  neu  auf- 
gerichteten Consistorien  katholische  Präsidenten  haben  sollen.  Damit 
ist  dem  katholischen  Einflüsse  in  die  obersten  evangelischen  kirch- 
lichen Behörden  Thür  und  Thor  geöffnet  worden.")  —  Die  Art  und 
Weise,  wie  die  neuen  Consistorien  im  Uebrigen  eingerichtet  wurden, 
gibt  Hensel  an.')  Der  Präses,  welcher  ein  königlicher  Regierungs- 
rath  war,  bestimmte  die  Sitzungen,  in  welchen  nach  den  Gesetzen 
der  A.  C.  Verwandten    und   nach    der   Stimmenmehrheit   concludirt 


1)  Diese  Kirchen  sollten  Sagan,  Freistadt«  Hirschberg,  Landshut,  Milit^ch  und 
Teschen  erhalten.  —  Nach  der  alten  Bestimmung,  welche  hinsichtlich  der  ersten  drei 
Gnadenkirchen  galt,  sollten  sie  vor  der  Stadt  , einen  Stück-Schuß  weith"  erbaut 
werden.  Deshalb  sagte  man:  die  Gnadenkirche  vor  (ecclesia  post  portam)  Teschen. 

*)  Anders,  S.  135,  spricht  vom  akatholischen  Präses,  was  wohl  ein 
Druckfehler  ist.  —  Dass  das  Verfahren  der  katholischen  Präsidenten  in  den  Con- 
sistorien nicht  inmier  zu  Gunsten  der  Evangeli>chen  war,  bezeugt  Hensel,  S.  667. 

»)  S.  560. 

3* 


36 

werden  sollte,  nach  seinem  Belieben.  Das  Consistorium  bestand  noch 
aus  folgenden  Beisitzern:  aus  einem  von  den  evangelischen  Ständtn 
und  Landesältesten,  ,der  auch  hernach  den  Titel  eines  kaiserl 
Rathes  dieses  Officii  wegen  erhalten  und  damit  beehret  worden;  aas 
dem  Superintendenten  des  Fürstenthums,  aus  noch  einem  evangeli- 
schen Geistlichen,  nach  Belieben  des  Kaisers  aus  den  ältesten 
Geistlichen  der  Städte  oder  des  Landes  von  demselben  (dem  Kai'-er 
nämlich)  ernannt ;  einem  dritten  evangelischen  Geistlichen  als  Assessor 
consistorii,  wiederum  nach  des  Kaisers  Belieben,  und  aus  einem 
Juris  consultus  als  Secretarius  consistorii.  Alle  diese  hatten  e  n 
, wirkliches  Votum*  in  den  Sitzungen*. 

Diese  so  eingerichteten  Consistorien  hatten  vor  Allem  die 
Candidaten  —  nach  deren  Vocirung  und  Präsentation  —  zu  exami 
niren  und  zu  ordiniren.  Sie  waren  aber  auch  berechtigt,  absolvirten 
Studenten  der  Theologie  ^Licentz-Zettul*  zu  geben,  welche  sie  zum 
Predigen  in  den  Kirchen  des  betreffenden  Consistorialsprengels  er- 
mächtigten. —  Solche  ^Licentz-Zettul*  sollten  sie  aber  nur  solchen 
Studenten  ertheilen,  von  welchen  sie  wussten,  dass  sie  ihren  Zu 
hörern  keine  ,von  verschiedenen*,  auf  Universitäten,  wo  sie  studirten, 
3> aufgeklaubten  verdächtigen  doctrinis  imbibirte  Principia  beybringen*. 
wie  überhaupt  die  Consistorien  darüber  zu  wachen  hatten,  dass  keine 
verdächtigen,  ^contra  Aug.  conf.  receptam  scripturam*  gehenden 
Lehren  in  ihren  Sprengein  ausgestreut  und  Theologen,  welche  solchen 
der  A.  C.  zuwiderlaufenden  Lehren  anhingen,  nicht  zu  Beneficien 
präsentirt  würden.*)  Ihnen  kamen  die  Rescripte  zu,  welche  sich  auf 
die  vor  ihr  Forum  gehörenden  Fälle  bezogen.  Diese  Rescripte  sind 
ihnen  durch  die  königlichen  Regierungen  vermittelt  worden.  Im 
Uebrigen  war  der  Wirkungskreis  dieser  Consistorien  ein  ähnhcher 
wie  jener  der  alten. 

b)  Was  spedell  die  Ausübung  des  Jus  praesent.  umi 
confirm.  betrifft,  so  übte  der  Kaiser  dort,  wo  er  das  Jus  Patronatus 
unmittelbar  hatte,  also  auf  den  Kammergütem,  jenes  Recht  ,abso- 
lute*,  d.  h.  ohne  jegliche  Beschränkung  aus.  Für  die  Zeit  der  Vacanz 


1)  Im  Jahre  1730  musste  sich  das  Wohlauer  Consistorium  dem  Obemmte  K\tx 
Austheilung  solcher  „Licentz-Zettul'  wegen  verantworten.  Auch  schien  man  dasseile 
zu  verdächtigen,  dass  es  auf  Diejenigen,  welche  sectirerische  ^speciell  pteti^ische) 
Lehren  ausstreuen,  nicht  genug  wachsames  Auge  habe«  (Die  Verantworturg  im 
Teschener  Pfarrarchiv.) 


37 

galten,  wie  oben  angeführt  wurde,  besondere  Bestimmungen.  Wo 
die  Privaten  das  Jus  Patronatus  hatten,  durften  sie  auch  die  Pfarrer 
präsentiren.  Die  Präsentation  geschah  aber  unter  Concurrenz  des 
Consistoriums,  welches  über  den  präsentirten  Bericht  zu  erstatten 
hatte.  Die  Confirmation  ertheiite  auf  Grund  der  Vocation  und  jenes 
Consistorialberichtes  der  Kaiser. 

c)  Die  dritte  Bestimmung  bezog  sich  auf  die  kirchlichen  Ver- 
fassungsverhältnisse in  Breslau.  Wie  sich  diese  im  Laufe  der  Zeit 
zu  Ungunsten  der  Evangelischen  gestaltet  haben,  ist  am  betreffenden 
<Jrte  gezeigt  worden.  Der  Executionsrecess  machte  diesen  fiir  die 
Evangelischen  ungünstigen  Zustand  der  Kirchen  Verfassung  zum  sta- 
bilen und  lieferte  damit  einen  interessanten  Beitrag  zur  Bildung  des 
Gewohnheitsrechtes  innerhalb  der  evangelischen  Kirche. 

d)  Die  letzte  auf  die  kirchlichen  Verfassungsverhältnisse  sich 
beziehende  Bestimmung  betrifft  die  Organisirung  der  neuen,  um  die 
bewilligten  Gnadenkirchen  sich  sammelnden  Gemeinden.  Es  wurde 
bestimmt,  dass  auch  sie  hinsichtlich  ihrer  Verfassung  ,auf  den  Fuß* 
der  alten  Gnadenkirchen  gesetzt  werden  sollen.  Wir  haben  im 
Vorhergehenden  schon  die  Organisation  derselben  geschildert;  eine 
ähnliche,  mit  allen  der  ^ecclesia  dominans*  zugute  kommenden 
Beschränkungen  der  evangelischen  Kirche  und  ihrer  Rechte  mussten 
sich  auch  die  neuen  Gnadenkirchen  gefallen  lassen.  Die  Geistlichen 
derselben  waren  nur  dann  berechtigt,  die  Ministerialien  zu  ver- 
richten, -wenn  Diejenigen,  welche  sie  verlangten,  einen  »Licenz- 
zettel*  (schedulam)  vom  eigentlichen,  d.  h.  katholischen  Parochus 
loci,  beibrachten,  eine  Bestimmung,  welche  sich  zur  Quelle  un- 
gezählter Schwierigkeiten  und  Anlässe  zu  Bedrückungen  und  Placke- 
reien sowohl  der  evangelischen  Geistlichen  als  auch  der  Gemeinde- 
glieder seitens  der  katholischen  Geistlichkeit  gestaltete.  Dabei 
mussten  die  Evangelischen  den  katholischen  Geistlichen  die 
Zehenten  abfuhren  und  Stolagebühren  für  Functionen,  zahlen, 
welche  dieselben  selbstverständlich  niemals  verrichtet  haben.*)  — 
Trotzalledem  sprach  man  vom  ,  freien  Religiortsexercitium*,  und 
die    Evangelischen     waren    so    hoch    erfreut,    dasselbe    erlangt    zu 

1)  So  verklagte  t.  B.  im  October  1712  der  den  Evangelischen  ungemein  feindlich 
gesinnte  katholische  Decbant  Twaruschka  den  Teschener  evangelischen  Pfarrer  Hentschel, 
weil  ihm  dieser,  als  er  seine  Tochter  verheiratete,  einen  Gulden  Stola  nicht  betahlen 
wollte.  (Teschener  evang.  Pfarrarchiv.) 


38 

haben,  dass  sie  sich  nicht  sträubten,  die  bedeutenden  Opfer  zu 
bringen,  welche  man  von  ihnen  dafür  forderte.  Mussten  ja  z.  B.  alle 
neuen  Gnadenkirchen  für  die  ihnen  gewährte  ^kaiserliche  Qemenz* 
dem  Hofe,  der  sich  damals  des  ^geldfressenden*  spanischen  Erbfolge- 
krieges wegen  in  ziemlich  grossen  ^necessitatxbus  publids*  befand, 
grosse  Geldgeschenke  oder  Darlehen  oder  beides  zugleich  (cfie  so- 
genannten Donativgelder)  bezahlen.  Die  Evangelischen  des  Teschencr 
Fürstenthums  mussten  trotz  ihrer  Armuth  10.000  Gulden  als  , frei- 
williges Geschenk*  aufbringen  und  in  Wechseln  nach  Wien  schicken. 
Die  sechs  Gnadenkirchen  sollen  zusammen  700.000  Gulden  nach 
Wien  bezahlt  haben.*) 

Zum  Schlüsse  möge  noch  bemerkt  werden,  dass  der  Kaiser 
als  Compensation  für  die  neuen  Gnadenkirchen  mit  einem  Capital 
von  100.000  Gulden  (der  sogenannten  Josephinischen  Fundationi 
17  neue  katholische  Kirchensysteme,  und  zwar  10  im  Bricgiscben, 
3  im  Liegnitzischen  und  4  im  Wohlauischen  Fürstenthume  errichtete. 
Man  nennt  diese  Kirchensysteme  ^Josephinische  Curatien*.")  Die  dort 
angestellten  Geistlichen  hatten  nicht  das  Recht,  den  Titel  , Pfarrer* 
zu  fuhren,  sondern  nannten  sich  »Curaten*.  Auch  das  Stolagebühren- 
recht hatten  nicht  sie,  sondern  die  zuständigen  evangelischen  Pferrer 
—  es  hatte  demnach  der  Executionsrecess  der  Altranst.  Convention 
auch  die  Errichtung  einer  Art  von  katholischen  Gnadenkirchen  zur 
Folge.  •) 

»)  Biermann,  Gesch.  d.  Protest.,  S.  92 ;  Griinhagcn  II,  404.  —  Aus  nem 
früher  (S.  17,  Anm.  4)  angeführten  Schrift.^tücke  geht  hervor,  dass  auch  Teschen  ein  Dar- 
lehen von  70.000  Gulden  hätte  leisten  sollen.  Sobek  schreibt  sich  das  als  Verdienst  tu, 
dass  das  verlangte  Darlehen  „mit  Gottes  Hülfe  allerunterthänigst  abgelehnt'  werden  konnte 
Er  meint,  dass  y^wann  es  gezahlt  hätte  sollen  werden,  wegen  der  Unmöglichkeit,  man  sie:; 
der  Kirchen  nicht  zu  erfreyen  hätte".  Weil  Teschen  nur  das  Geschenk  geben  sollte, 
wäre  es  ihm  gelungen,  das  ^negotium*  glücklicher  als  die  Herren  Depotirlen  der 
anderen  Fürsienthümer  zu  endigen.  —  Soffner  gibt  das  Donativ  Teschens  —  wöhl 
nicht  richtig  —  auf  15.000  Gulden  an.     (Altranst.  Conv.,  S,  23.) 

*)  Grünhagen  II,  405.  Derselbe  meint,  es  sei  das  Capital  dem  Kaiser  vom 
Breslauer  Domcapitel  vorgestreckt  worden  sei;  Soffner  beweist  dagegen  (D,  Altranst. 
Conv.  etc.,  S.  24  u,  f.),  dass  es  sich  um  ein  eigenes,  dem  Bisthum  Breslau  zngc 
wendetes  Stiftungscapital  handelte.  Er  gibt  die  Anzahl  der  Pfarrsysteme  (gegen  Grcn- 
ha  gen,  der  15  anführt)  auf  17  an  und  meint  auch,  dass  der  von  Grünbagen  an- 
gegebene Gesammtbetrag  der  Donativgelder  (700.000  Gulden)  zu  hoch  gegriffen  sei. 

*)  Swientek,  Die  Josephinischen  Curatien,  im  „Schles.  Pastoralblatt",  XVUI, 
1897,  Nr.  2. 


39 


VI. 

In   diesem    Abschnitte   haben    wir    zu    zeigen,     wie    sich    auf 
Grund     der    im    Executionsrecess     enthaltenen    Bestimmungen    die 
weiteren  Verfassungsverhältnisse  der  evangelischen  Klirche  Schlesiens 
entwickelt   und    gestaltet   haben.    Schon  in  der  auf  den  Executions- 
recess   folge^iden  Zeit   wird  hauptsächlich  das  Fürstenthum  Teschen 
unsere  Aufmerksamkeit  fesseln;    denn   in  demselben  wurden  damals 
schon  die  Grundsteine  für  das   Verfassungsgebäude  gelegt,    welches 
später    die    gesammte    evangelische    Kirche    Oesterreichs    umfassen 
sollte.    Der  Verlauf  der   geschichtlichen  Ereignisse   hat   es  mit  sich 
gebracht,   dass   den   Evangelischen   in    Teschen   die  Aufgabe   zufiel, 
jene  Grundsteine  zu  legen,  —  Das  Interesse,  welches  wir  dem  Tesch- 
nischen  zuwenden  wollen,   soll  uns  jedoch  nicht  hindern,   auch   das 
übrige  Schlesien,   so  lange  es  nämlich  österreichischer  Boden   blieb, 
im   Auge  zu  behalten. 

Wenn  wir  die  auf  die  Verfassungsverhältnisse  der  evangelischen 
Kirche  Schlesiens  sich  beziehenden  Bestimmungen  und  Zugeständnisse 
des  Executionsrecesses  mit  jenen  des  Westfäl.  Friedens  vergleichen, 
so    müssen    wir   sagen,    dass   der   Vergleich    nicht   zu   Gunsten    des 
ersteren  ausfallt.  Und  es  sollte  doch,  wie  es  eine  spätere  schlesische 
Beschwerdeschrift  ausdrückt,  die  Altranst.  Convention  nichts  Anderes 
sein,  ,als  eine  Correction  dessen,  was  contra  genuinum  Sensum  In- 
strumenti  Pac.  sc.  Westph.  innovirt  worden!*   Es  ist  allerdings  zuzu- 
geben, dass  die  evangelische  Verfassungsentwickelung  einen  weiteren 
Kreis  gezogen  hat,  weil   sie  ja  auf  die  neuen  Gnadenkirchen  aus- 
gedehnt   wurde;    aber    die    ursprüngliche    Gestalt   der  Verfassungs- 
verhältnisse  hat    die  Altranst.  Convention   nicht   hergestellt.    Durch 
sie,    resp.    ihren   Executionsrecess,    ist    die    evangelische    Kirche   in 
eine  bedeutend  grössere  Abhängigkeit  von  der  Staatsmacht  gebracht 
worden,  als  dies  zur  Zeit  des  Westfal,  Friedens  der  Fall   war,    und 
das  war  mit  der  Beschränkung  der  Freiheit  ihrer  Bewegung  gleich- 
bedeutend. Ausserdem  hörte  man  ja  nicht  auf,  die  römische  Kirche 
ganz  offen  zu  favorisiren,  und  betrachtete  die  »Ausgp.  Religion*  nur 
als  eine  tolerirte.  Als  solche  hatte  sie  ihre  Verfassung  aus  der  Hand 
der  weltlichen  Macht  einfach  hinzunehmen  und  sich  damit,  was  man 
ihr  gewährte,  zufriedenzustellen. 


40 

Eine  Sache  ist  es  ganz  besonders  gewesen,  welclif  diesen  für 
die   evangelische   Kirche   ungünstigen   Verfassungs7.ustand    illiistririe 
lind  belegte:   die  Confirmation  der  Geistlich  cn,   welche  nun 
in  jedem  Falle  in  Wien  einzuholen  war,  ein  Umstand,    welcher  so- 
wohl die  Abhängigkeit  von  Wien   zum  stärksten  Ausdrucke  brachte 
als  auch  eine  Quelle  fortwährender  und  grosser  Schwierigkeiten  wurd-, 
die   das  Gedeihen    der  evangelischen    Kirche  sehr   beeinträchtigten. 
Ja,  diese  Art  der  Confirmation  gab  Anlass  zu  Manipulationen,   welche 
vom  sittlichen  Standpunkte  aus  ganz  entschieden  verurtheiJt  werdm 
miLssen.    Man  kam  sofort  in  Wien  darauf,    dass   die  Confitmationcn 
der  evangelischen  Geistlichen  eine  einträgliche  Etnnahmsquellc  bilden 
könnten.   ,Jhro  Rxcellenz  der  oberste  Canzler  und  die  hohen  Ministri 
Kajs.  Maj.'    fassten   auch   sogleich  den   .billigen  und   zugleich  nütz- 
lichen Gedanken,  eine  kais.  Verordnung  auszuwirken*,    nach  welcher 
für  alle  Confirmationen  der  Geistlichen  ,vom  Superintendenten  an  bi< 
zum    untersten '     , der    Canzeley     einige   Sportein '    gezahlt    werden 
sollten,  die  nicht  fiir  den  Kaiser,  sondern  nur  ,lur  die  Herrn  in  der 
Canzeley  als  ein  Accidens   kamen'.    Man    verlangte   für    die  Confir- 
mation eines  Stadt  geistlichen   100.    eines  Dorfgeistlichen  50  Gulden 
Es    stiegen    aber   im  Laufe   der  Zeit   die  Preise   so   hoch,    dass  die 
Geistlichen  bei  den  Dorfkircben  bis  über  400  und  ein  Superintendent 
so;jar    1000   Gulden    zahlen    mussten!')    Das   wäre  noch    nicht  da' 
Aergste  gewesen;  aber  es  bildete  sich  bei  der  Besetzung  der  geist- 
lichen Stellen  eine  Art  Simonie  aus,    welche   als   höchst  bedenklich 
beKeichnct  werden  muss.'j   Ausserdem  gestaltete  sich  die  Besetzung 
einer  jeden   geistlichen  Stelle   wegen   der   aus  Wien  abzuwartenden 
Confirmation  zu  einer  sehr    langwierigen  Angelegenheit.     .Nachdcni 
die    Landeshauptleute    sahen,    dass   diese   Confirmationen   in   Wien 
Nutzen  bringen,  machten  sie  den  Ständen  das  Anerbieten,  in  Wien 
dahin   wirken    zu   wollen,    dass  die  Confirmationes  der  Pfarrer  nicht 
erst  bey  Hofe  dürften  mit  Mühe  und  Verzug  gesucht  werden,  sondern 
dass   sie,    die  Landeshauptleuthe,   in  jedem  Fürstenthume   dieselben 
gültig   confirmiren  könnten;    so   würde   es  leichter  sein.'    Aber  die 
Stände   und    , weitersehenden    Landesältesten'    merkten    die   eigeui- 
liehe  Absicht  der  Landeshauptleute  und  stimmten  dem  Antrage  nicht 
bei.    Man    iiielt    dafür,    dass   es   für   die  Evangelischen    entschieden 

•)  Hensel,  S.  661.  Act.  hisior.  ecciei.   IM,   VI.   1742,  S.  687. 
')  Hetisel,  L  c. 


&er  sei.  -wenn  die  ConfirmatJon  in  Wien  nach  einer  .billigen 
'**^*  gescHehe.  indem  man  wenigstens  nicht  so  bald  eine  Acnde- 
ig  zu  befürchten  haben  werde;  denn  ,was  nun  einigen  Nutzen 
einem  Hofe  eintrage,  daure  doch  gemeiiii^;lich  länger,  als  wovon 
i  Hof  nichts  zu  geniessen  habe'.')  Und  so  blieben  denn  auch  die 
jnürmationen  in  Wien.'] 

Dort  hat  man  auch  .-strenge  darauf  gehalten,  dass  dieses  Reclit 
Hofes  nicht  verletzt  werde.  Ein  kaiserliches  Rescript  vom 
November  1713  schärfte  den  .privatcollatoribus'  der  evangelischen 
.  :hen  zu  Liegnitz.  Brieg  und  Wohlau  ein.  .die  Auslösung  unserer 
::rgnadigsten  Confirmation'  .derpraesentirten  Ministri'  »bey  unserer 
nv^l.  Böheimiscbcn  Hof-Caniley'  nicht  zu  unterlassen,  und  dem 
_i-onsistorio  ist  zugleich  nachdrücklich  bedeutet  worden,  .daß  selbte 
^  dergestalt  pracsenlirtc  Ministros  zu  schleuniger  Auswürckung 
■  disfalls  zu  suchen  habenden  Confirmation  anhalten,  und  wann 
IsoWhe  binnen  zweyer  Monathen  Frist  nicht  darzeigeten.  deren 
lentation  eo  ipso  vor  null  und  nichtig  gehalten  werden  solle». ■) 
Zum  Glück  hatte  man  die  Bestimmung,  dass  ein  Jeder,  wenn 
f  seine  Präsentation  und  Vorstellung  beim  Consistorium  ordriuni;s- 
mäss  gescheiten  ist,  und  nichts  Erhebliches  gegi^n  ihn  eingewendet 
ftden  konnte,  sein  Amt  schon  vor  dem  Einlauft^n  der  .gnädigen 
Kifirmation*  aus  Wien  antreten  durfte.  Die  Installation  im  Namen 
i  Kaisers  als  Summi  episopi  durfte  der  Superintendent  natürlich 
dann  vornehmen,  wenn  die  Confirmation  vorlag.  Dazu  wurde 
Jlmi  vom  Consistorium  der  Befehl  gegeben  ') 

So  lange  sich  die  vocirten  und  das  Amt  eventuell  provisorisch 
■»erwaltenden  Pastoren  nicht  legitimiren  konnten  oder  legitimirt  haben, 
|d«s  Sic  die  kaiserliche  Confirmation  mittelst  der  .eigends  ergehenden 
I  allermildestcn  intimation'  erhielten,  durften  sie  nicht  zum  Genüsse  der 
1  «äl  dem  Pastorate  verbundenen  .emolumentorum*  zugelassen  werden. 


'I  He.i  .■.(!,  S.  G53 

■)  Naiarlkh   blieb   der 
|ul,  ehe   die  CoDärmalion   i 


«ngW. 


1   fiiermann,   Gesch.  d.  Proieit,.  S.   109. 
"gang  der  alte;  über  3  Jahre  d.merle  »   ninnch- 
Vgl.    Biermann.    Gesch.  d.   Prolcsl.,  S.  201, 


*)  RleeK^f    K.   K.    Samml.   der  in  Sclilesien   liundtem.   Ge.elie,   1778,  S.  87. 

')  Die  Confirmaiioner.  verlogenen  »ich  mnch  In  Folge  der  peinlich  genauen 
™iionen,  welche  man  in  Wien  durch  die  Conwslorien  über  alle«  Mögliche  ciniog. 
'  «ich  im   Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 


42^_ 

So  bestimmte  es  das  kaiserliche  Rescript  vom  27,  September  1736. V 
Es  scheint  aber  auch  dann  noch  öfters  vorgekommen  zu  sein,  da:» 
PrivatcoUatoren  den  von  ihnen  vocirten  Pastoren,  ohne  das  Einlangen 
der  Confirmation  abzuwarten,  oder  ohne  dass  die  confirmirten  Pastoren 
die  Confirmationstaxen  bezahlt  und  die  ^diesfalligen  Rescripte'  bei 
ihren  zuständigen  Regierungen  behoben  hätten,  ihnen  den  Genuas 
der  Pastoratseinkünfte  verstattet  haben.  In  Folge  dessen  hat  das 
am  13.  August  1739  erlassene  kaiserliche  Rescript  von  Neuem  dec 
Collatorcn  streng  aufgetragen,  ,daß  Sie  kein  zu  denen  sich  erledigten 
Pastoraten  von  ihnen  vocirtes  Subjectum,  bis  nicht  dasselbe  über 
die  respectu  der  bescbehenen  Vocation  von  Ihro  May.  erfolgte  alier- 
gnädigste  Confirmation  durch  die  an  die  Behörde  diesfalls  erlassene 
intimation  sich  legitimirt  haben  würde,  ad  perceptionen  auch  nur 
deren  mündesten  emolumentorum  zuzulassen*  haben.  Im  Falle  des 
Nichtbefolgens  dieser  Verordnung  wird  den  CoUatoren  mit  einer 
Geldstrafe  von   100  Ducaten  gedroht.*) 

Die  Altranst.  Convention  (P.  6)  gab  den  schlesischen  Pro- 
testanten das  Recht,  ,  gewisse  Leute  und  Mandatar  los  an  dem  kais 
Hofe  auf  ihre  Unkosten  zu  halten  und  zu  unterhalten*,  welche  dort 
ihre  Interessen  zu  vertreten  die  Pflicht  hatten.  Die  evangelischen 
Stände  machten  auch  fleissigen  Gebrauch  davon.  Veranlassung  dazu 
gaben  ja  die  vielen  Eingriffe  sowohl  der  katholischen  Geistlichkeit, 
als  auch  der  Regierungsämter  in  die  knapp  ausgemessenen  Rechte 
der  Protestanten.  Das  gab  immerwährende  Ursachen  zu  Beschwerdeti 
und  Klagen  ab,  welche  die  in  Wien  am  Hofe  stationirten  Agenten 
zu  übermitteln,  und  für  deren  günstige  Erlediguni^  sie  nach  M'>'- 
liciikeit  Sorge  tragen  sollten.  Da  das  Erhalten  der  Agenten  Unkosten 
verursachte,  musste  man  darauf  bedacht  sein,  einen  Fond  zn  haben. 
aus  welchem  jene  Unkosten  gedeckt  werden  könnten.  Dieser  Fond 
ist  durch  eine  Collect e.  deren  wir  schon  früher  Erwähnung  gethan 
haben,    aufgebracht   worden.*)    Diese   sollte,  um   den    Fond    immer 

»)  Im  Archiv  des  Min    f.  C.  u.  U.  in  Wien, 

')  Teschener  evang.  Pfarrarclnv.  —  Das  Rescript  führt  zwei  Beispiele  de«;  in 
dem>elben  gerügten   Verfahrens  an, 

•)  In  dieser  Hinsicht  griff  man  auf  die  Bestimmungen  der  Kirchenordnung  -us 
dem  Jahre  1677  zuiück;  diese  will  die  Reisekosten  und  Diäten,  auf  welche  Air 
„Triga- Männer**  Anspruch  hatten,  wenn  sie  Sitzungen  in  der  Weichbilds&tadi  abhielten, 
durch  eine  regelmässig  abhaltende  Collecte  (in  der  Quatembeneii)  gedeckt  wissen 
Die  Auswärtigen  sollten  2,  die  in  der  Weichbildsiadt  Wohnenden   1   Rth.  erbalten 


43 

vieder    zu    speisen,    wiederholt    und    in   der  Quatemberzeit  an   die 
Senioren  und    Superintendenten    gegen    eine    Quittung    eingesendet 
Ä' erden,    welche  sie  den   , darüber  constituirten*    Landesältesten   zu- 
stellten. Die  Collecte  geschah  zunächst  durch  die  Auferlegung  einer 
Steuer,   was  der  Religions-Commission,  wie  wir  schon  sahen,  miss- 
liebig  war,  indem   sie   darin    die  Verletzung  des   ^Regale  principis* 
sah.  Weil  man  aber  auch  vielen  anderen,  welche  ^in  keiner  Steuer 
Indiction   lagen*,    Gelegenheit  verschaffen   wollte,    beizutragen,    hat 
nrian  neben  der  ersten  Art  des  Collectirens  auch   das  Sammeln   bei 
den    Kirchenthüren    eingeführt,*)  —  Dass   die  Aufgabe,    welche   die 
Agenten  in  Wien  zu  lösen  hatten,  keine  leichte  war,   braucht   wohl 
nicht   weitläufig   bewiesen    zu    werden.    He n sei  meint,')    dass    ,der 
schlechte  Erfolg  ihrer  Remedirung  und  Abstellung  geschwinde  wahr- 
zunehmen war;  denn  wer  den  Herrn  Agenten  bey  Hofe  sähe,  konte 
sich  schon  einbilden,    daß  sein  Vortrag  unter  die  odieusen  und   un- 
angenehmen Dinge  des  Hofes  und  der  catholischen  Kirche  gehöre, 
wodurch  eben  denen  Evangelischen  in  Schlesien  so  sonderlich  nicht 
gerathen  wurde*.  —  Dieses  Urtheil  ist  nach  unserer  Ansicht   nicht 
ganz  zutreffend.  Wir  wissen  speciell  aus  der  Geschichte  der  evange- 
lischen Kirche  im  Fürstenthume  Teschen,  dass  die  Agenten  am  Hofe 
den  Evangelischen    manchen   guten   und  wichtigen    Dienst   geleistet 
haben.  Dass  ihr  Vortrag   und  Intervention  unter  die  ^odieusen  und 
unangenehmen   Dinge   des  Hofes  und  der  kathol.   Kirche*    gehörte, 
wollen  wir  gerne  zugeben. 

Nach    diesen    mehr    allgemeinen    und    die  ganze    evangelische 
Kirche  Schlesiens  betreffenden  Bemerkungen   wollen  wir  uns  speciell 

*)  Im  Teschnischen  ist  die  CoUccte  durch  eine  K.  O.  A.  R.  (kön.  Ob.-Amts- 
Resol.)  vom  13.  Februar  1708  geradezu  verboten  worden  („ratione  derer  von  denen 
A.  C.  Verwandten  außgeschrieben  seyn  sollenden  Collecten,  um  solche  durch  nach- 
rirücklichen  Verboth  sogleich  sistiren  und  genauest  nachzuforschen:  durch  wenn?  und 
wie  viel  bereits  von  solchen  Geldern  coUcctiret  oder  wohin  sie  di>tribuiret  worden, 
auch  wo  irgends  was  davon  anzutreffen?  welches  aUogleich  in  Sicherheit  zu  bringen 
und  darüber  Bericht  an  das  kön.  Ober-Amt  abzust^ttfu  ist).  (Jahrbuch  IX,  1888, 
S.  41.)  Im  J.  1727  befahl  aber  das  Oberamt  durch  die  Verordnung  vom  27.  Jänner, 
zur  Besoldung  des  Mandataiius  Adam  Stössel  das  Quantum  von  268  Gulden  36  Kreuzern 
von  den  Landständen  einzucassiren  und  bis  Pfingsten  „unter  Bedrohung  erfolgender 
Execution"  nach  Breslau  abzuführen.  Die  Eincassirung  sollten  die  Teschener  Kirchen- 
vorsteher besorgen.  (Teschcner  evang.  Pfarrarchiv.)  Im  Liegnitz'schen  hat  der  erste 
kath.  Präses  des  Con:^istoriums  Volbracht  die   Collecte  zugelassen.  (Hensel,  S    653.) 

")  Hensel,  S.  653. 


44 

dem  Fürstenthume  Teschen  zuwenden,  um  dort  die  Bildung  der 
ersten  Organisation  der  evangelischen  Kirche  zu  verfolgen.  Wir  werder 
damit  auch  ein  Spiegelbild  der  Schwierigkeiten  erhalten,  welche  d  r 
dortige  evangelische  Muttergemeinde  in  der  ersten  Zeit  ihres  Bc 
Stehens  zu  überwinden  hatte. 

Die  BewiUigung,  eine  Kirche  vor  Teschen  bauen  zu  durfer. 
ist  im  Teschnischen  selbstverständlich  mit  der  grössten  Freude  bt- 
grüsst  worden.  Das  Dankschreiben,  welches  in  Folge  dessen  nad 
Wien  abgeschickt  wurde,  strotzt  von  überschwenglichen  Ausdrücken 
welche  diese  Freude  bezeugen.*)  Sofort  ging  man  aber  daran.  c:t 
ersten  Schritte  behufs  Organisirung  der  neuen  Gemeinde  zu  thLü 
Man  sah  sich  nach  Vorbildern  um  und  zog  über  die  Organ ifatiu: 
der  alten  Gnadenkirchen  Erkundigungen  ein.  Man  wollte  die  Kirchtrc 
Ordnungen  der  alten  Gnadenkirchen  kennen  lernen  ;  man  wollte  wis^er 
wie  man  es  mit  dem  kaiserlichen  Bevollmächtigten  halten  si>!  f 
der  zur  Absteckung  des  Bauplatzes  kommen  soll;  man  liess  sich  d:t 
Kirchenagende  von  Breslau,  Schweidnitz  und  Jauer  schicken  etc.  I^  r 
erste  That,  welche  man  zum  Zwecke  der  Organisirung  der  neuen  G^ 
meinde  vollbrachte,  war  die  Wahl  von  elf  Deputirten  oder  Kirchen 
Vorstehern.  Sie  ist  auf  die  Weise  vollzogen  worden,  dass  man  zu 
den  früher  erwähnten  sechs  noch  fünf  neue  hinzu  wählte.")  Ein 
Actenstück  aus  späterer  Zeit,  auf  welches  wir  noch  zu  sprechen 
kommen,')  macht  uns  mit  der  Entstehung  des  ersten  Teschenc: 
Presbyteriums  ziemlich  genau  bekannt.  Wir  erfahren  aus  dem- 
selben, dass  die  Stände,  ^wie  es  von  ganzen  Corporibus*  zv 
geschehen  pflegt,  welche  »durch  gewisse  Membra*  ^ad  e\itar 
dam  confusionem  et  molestias  minuendas*  ihre  Angelegenheiten  ^rc 
exerciren  pflegen*,  ^nach  dem  Exempel  derer,  denen  die  übrigen 
alten  und  neuen  Gnadenkirchen  verliehen  worden,  Einigen  aus  ihrem 
Gremio  das  Jus  Patronatus,  ipsorum  nomine  bey  Kirche  und  Schule 
nebst  ordentl.  und  unermüdeter  Besorgung  der  Ihnen  Allerhöchst 
verliehenen   Religions-Begnadigungen    zu    exerciren,    durch  ertheilte 


*)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 

•)  Es  waren  die  Herren  Sobek.  Bhidowsky,  Skrbensky,  Gurexky.  Pelhrzim. 
Marklowsky,  Skoczowsky  alias  Wilimovsky,  Cardinal,  Zierowsky,  Tschamer,  Rusezky.  — 
Bezüglich  der  Zahl  entschied  wohl  auch  das  Vorbild  der  anderen  Gnadenkirchen.  Im 
Saganischen  gab  es  z.  B.  10  Kirchenvorsteher. 

■J  Im  Teschener  evang.  Pfarrarchiv.  ^,' 


45 

Vollmachten  confcrirt  und  zu  Vorstehern  erwehlt.  Und  dieses  ist 
von  denen  Ständen  nicht  clancularie,  sondern  nft'entlicli  und  in 
solchen  ZusamrocnkünfTten  geschehen,  weiche  Ihnen  nach  ordentl. 
bey  Einem  löbl.  Landcs-Ambte  geschehener  Anmeldung  ungeweigert 
concedirt  worden'. 

Die  Vollmacht,  welche  dieser  erste  Teschener  Kirchenvorstand 
von  den  übrigen  Mitständen  erhielt,  trägt  das  Datum  des 
10,  April  1709.  Man  wird  uns  gewiss  zustimmen,  wtnn  wir  .sagen, 
dass  die  Wahl  des  ersten  Teschener  Presbyleriums  zu  den  Mark- 
steinen der  evangelischen  Kirchenverfassungscntwickelung  in  Oestcr- 
reich  gehöre,  und  dass  das  Document,  durch  welches  jenem  Kirchen- 
vorstände  seine  Rechte  und  Pflichten  aufgetragen  worden  sind,  für 
diese  Entwickelung  von  ganz  besonderer  Bedeutung  sei.  Klingen  ja 
sciion  aus  demselben  ähnliche  Töne,  wie  sie  unsere  jetzige  Kirchen- 
verfassung in  ihrem  Abschnitte  von  den  Pflichten  und  Rechten  des 
Presbyteriums  anschlägt.  .  .  . 

Soviel  wir  sehen,  ist  jene  Vollmacht  des  ersten  Teschener 
Kirchen  Vorstandes  noch  niemals  im  vollen  Wortlaut  abgedruckt 
worden;  wir  fühlen  uns  deshalb  verpflichtet,  es  hier  zu  thun,'} 
Das  Original  dieser  Vollmacht  war  in  böhmischer  Sprache  verfasst, 
wie  ja  überhaupt  die  evangelischen  Stände  vielfach  in  dieser 
-Sprache  mit  einander  schriftlich  verkehrten.'}  Wir  brauchen  uns  jedoch 
mit  der  Uebersetzung  der  Vollmacht  keine  Mühe  zu  machen; 
das  früher  erwähnte  ActenstUck  auf  S.  100  enthält  eine  voll- 
ständige deutsche  Uebersetzung  oder,  wie  es  dort  heisst,  ein  ,Trans- 
sumpt*.  welches  wir  hier  folgen  lassen: 

.Im  Nahmen  der  Hochgelobten  und  unzertheüten 
heiligen  Drcycinigkei t.  Amen! 
Wir  Endes  unterschriebenen  Land- Stände  des  Fürstenthumbs 
Teschen,  so  wohl  Herren-  als  Ritter-Standes  der  Aiigsp,  Conf. 
zugethan,  bekennen  mit  diesem  Briefe,  der  eine  Vollmacht  heißet, 
vor  jeder  männiglich,  besonders  wo  es  von  nöthen  seyn  dürffte, 
Weichergestalt,  nach  dem  Ihre  Rom.  Kay.  auch  in  Hungarn  und 
Böheimb  Königl.  May.  unÜ  mit  der  allerhöchsten  Gnade  be- 
schencket,  und  unO  eine  Kirche  zum  Exercitio  des  Evangelischen 

')  Vgl.  Bierminn,  Gesch.  d.  Protest.,  S.  93  und  Gesch.  der  ernng.  K.,  S.  34. 
■}  Die  Ausschreibungen    tu    gemeinüunen   Versammlungen,    in  welchen   man   die 
kirchlichen   Angelegenheiten  berieth.   erfolgten  meisten»  in  böhmiicher  Sprache. 


46 


Gottesdienstes,  wie  auch  eine  Schule  zur  Unterweisung  in  ScientiL- 
Literarum  und  Christiichen  Tugenden,  zu  erbauen  erlaubet;  Wrr 
unß  von  wegen  Desto  ehendem  und  ordentlichem  Aufbauung  be- 
sagter Kirche  und  Schule,  ingleichen  derer  Wohnungen  vor  c:c 
Docentes  bey  Kirch  und  Schule,  dahin  vereinbaret  und  die  WoL- 
gebohrenen  Herren  (nun  folgen  die  elf  Kirchenvorsteher  mit  ihren 
vollen  Nanicn  und  Titeln)  erbethen,  daß  dieselben  der  obbesagten 
Kirch  und  Schule  Curatores  zu  werden  sich  entschlüßen  und  :. - 
solche  derselben  vorzustehen  Sich  gefallen  lafien  möchten ;  welcfce< 
Sie  auch,  unserer  Bitte  dcferirende,  auf  Sich  genommen. 

Derohalben  Wir  denn  dieselben  in  Kraft  dieses  Briefes,  u 
bester  Form  Rechtens,  aus  tragendem  Vertrauen  gegen  diesdbr^ 
zu  dem  bedeuteten  Vorsteher- Ambte  bevollmächtigen,  und 

1.  dieselben  ersuchen,  daß  Sie  in  unserem  Nahmen,  und  vor. 
Wegen  des  Herren-  und  Ritter-Standes  der  Augsp.  Confess.  allent- 
halben und  wo  Sie  es  vor  gutt  erachten  möchten,  zur  Erbauung 
bemeldter  Kirchen,  Schule,  wie  auch  der  Prediger-  und  Schul 
Wohnungen,  in  regard  unser  Armuth,  die  Allmosen  anfs  allcr- 
möglichste  soUicitiren  und  erbitten,  dann  dieselben  auf  die  o*v 
beschriebene  Bedürffnuß  verwenden,  und  bcydes,  die  Einnahme 
als  Außgabe  ordentl.  verzeichnen. 

2.  Ersuchen  Wir  dieselben,  daß  Sie  besagte  Gebäude  nach 
Ihrer  Willkühr  auferbauen  mögen. 

3.  Was  die  Vocationes  und  Beruf  so  wohl  der  Kirchen-  al> 
Schul-Lehrer,  wie  ingleichen  der  Kirch-Bedienten  betrifft,  so  er- 
theilen  wir  denenselben  auch  dießfalLs  volle  Macht,  daß  Sie  solche 
nicht  nur  vociren,  sondern  auch  wegen  der  Salarien  mit  ibncri 
abkommen,  wie  ingleichen  denselben  die  Instructiones  vorschreiben 
werden ; 

4.  Anlangende  die  Kirchen-Einkünifte,  die  man  zusammen 
bringen  und  beybehalten  möchte,  solche  sollen  Sie  zu  sich  nehmen, 
und  an  sichern  Orten  verwahren,  und  auf  die  Nothwendigkeften 
sowohl  zu  conservirung  der  Gebäude,  als  zur  salarirung  der 
Lehrenden  und  Bedienten,  oder  auch  anderer  Vorfallenheiten  v«?r- 
wenden. 

5,  Wann  Sie  irgend  eine  Richtigkeit  ratione  derer  Einnahmen 
oder  Ausgaben,  es  sey  derer  Allmosen  oder  auch  der  Kirchen- 
Einkünffte   machen    wolten,    sollen   Sie   uns  Land-Ständen  zeitlich 


47 

davon  Nachricht  geben,  damit  wir  zu  der  benöthigten  Richtigkeit 
etwelche  aus  unserem  Mittel  *)  deputiren  mögen. 

6.  Letzl.  tragen  wir  zu  denenselben  eine  dergestaltige  Confi- 
dence,     daß    wir    Ihnen    nicht    allein  hierinnen,    sondern  auch    in 
andern  Vorfallenheiten,  so  die  obbeschriebenen  Materien  betreffen, 
völlig  cum  clausula  grati  et  rati  vertrauen,  und  auf  alle  dem,  non 
obstante  unius  vel  alterius  absentia.  was  Sie  feststellen  und  ordnen 
werden,    gäntzHch   beruhen  wollen.    Zu  deßen  desto  beßerer  Ver- 
sicherung haben  Wir  uns  nicht  allein  in   dieser  Vollmacht    eigen- 
händig unterschrieben,  sondern  auch  dieselbe  mit  unseren  Insiegeln 
bekräfftiget;  So  geschehen  in  der  Stadt  Teschen,  den  10.  Aprilis 
A^^  Domini  1709.  (Folgen  Siegel  und  Unterschriften  23  Landstände.) 
Das  Landesamt   sowohl   als  auch  das  königliche  Oberamt   be- 
trachteten die  von  den  übrigen  Ständen  erwählten  und  mit  obiger  Voll- 
macht versehenen  Kirchenvorsteher  als  die  legitimen  Vertreter  derselben 
in  Religionsangelegenheiten  und  verhandelten  mit  ihnen  als  solchen. 
Die   königlichen  Aemter  haben  die  von  ihren  Mitständen  erwählten 
Deputirten  einfach  ,  gnädigst  agnosdrt*  ;  eine  Präsentation  und  Con- 
firmation  derselben  ist  durch  20  Jahre  hindurch  nicht  gefordert  worden. 
Bludowsky   sowohl    als    auch     die    anderen    Kirchenvorsteher 
bezeugen  später  einmal,  als  man  von  ihnen  über  ihr  Amt  und  ihre 
Thätigkeit,  sowie  auch  die  Berechtigung  zu  derselben,  Rechenschaft 
forderte  (im  Jahre  1728),  ,  daß  weder  er,  Baron  Bludowsky,  noch  die 
übrigen  von  Anfang  aus  1 1  Personen  bestehenden  Kirchen-Vorsteher, 
weiter  von  niemanden  confirmirt  worden,    wie  denn  auch  in   keiner 
Cantzelley  einiges  Documentum  deßhalb  zu  finden  seyn  wird*.*)  — 
Die  Art  und  Weise,   auf  welche  sich  der  Kirchenvorstand  ergänzte 
und  erneuerte,  war  einfach  die,  dass  die  Stände,  wenn  ein  Kirchen- 
vorsteher   mit  Tod    abging    oder    aus   anderen   Ursachen   aus   dem 
Kirchen  vorstände  ausschied,  ^wie  bey  den  Ersteren  geschehen,  sich 
von    dem   löbl.   Landes-Ambte    eine  Zusammentretung   ausgebethen 
und  andere  Subjecta  per  pluralitatem  votorum  eligirt  und  constitnirt 
haben*.')  Bei  diesem  modus  procedendi   verblieb   es  auch  20  Jahre 
lang,  und  Niemandem  fiel  es  in  dieser  Zeit  ein,   die  Stände  ,in  der 
^enoßenen  ruhigen  Possessione  Juris  et  facti  istius,  Kirchenvorsteher 

>)  Nach  dem  böhmischeD  Original  =  Mitte. 

*)  Das  auf  S.  44  erwähnte  Memorial  der  Kirchen  vor  steh  er. 

•)  Das  früher  citirte  Memorial. 


_48 

oder  Deputatos  zu  denen  Kirch-  Schul-  und  Religions-Angelc^c 
hejten,  aus  ihrem  Mittel  und  nach  ihrem  beften  Einsehen,  zu  er- 
wählen und  zu  constituiren*,  zu  stören.  i 

Werfen  wir  jedoch  einen  Blick  auf  die  erste  Thatigkeit  C:-  ' 
neuen  Kirchen  Vorstandes,  durch  welche  ja  die  weitere  Organisirun^  dr: 
Gemeinde,  wie  wir  sofort  ersehen  werden,  raitbcdingt  war.  Zunäch?: 
mussten  die  Kirchenvorsteher  dafür  Sorge  tragen,  dass  ein  geeigceür 
Bauplatz  für  die  Kirche.  Schule  etc.  beschafft  werde.  Diese  Aufg.-.t ; 
haben  sie  nach  dem  Beispiele  der  anderen  Gnadengemeinden  so  ;t- 
löst,  dass  sie  den  betreffenden  Platz  bei  Teschen  ankauften.')  Nj' 
handelte  es  sich  darum,  den  Platz  auf  eine  feierhche  Weise  abstec'->cr 
zu  lassen.  Dies  ist  auch  den  24.  Mai  1709  in  Gegenwart  des  kai-tr- 
lichcn  Commissärs  Grafen  von  Zinsendorf  und  Pottendorf  des  La-id;- 
hauptmannes  Grafen  von  Tenczin  und  einer  grossen  Menschcnmeng. 
geschehen,'}  Die  Einweihungsrede  hielt  Joh.  Muthmann,  Diaconu?  l' 
Constadt,   der  nachmalige  erste  evangelische  Pfarrer  von  Tesche.T.- 

Es  scheint  aber,  dass  gerade  diese  Feierlichkeit  zu  einer  rac^ 
calen  Veränderung  in  der  Zusammensetzung  des  erst  einen  Mona: 
bestehenden  Kirchen  Vorstandes  Veranlassung  gab.  Es  werden  näm- 
lich seit  dem  Jahre  1710  nur  drei  Männer:  Sobek,  Bludowsk^-  ur<: 
Zicrowsky  als  fungirende  Kirchen  Vorsteher  angeführt,  und  wir  ge- 
stehen, die  Ursachen,  warum  jene  Veränderung  im  Kirchcnvorstande 
so  bald  nach  dessen  Constituirung  geschah,  nicht  vollständig 
angeben  zu  können.  Klettenhof,  der  im  Jubiläumsjahre  IS'A' 
fungirende  Kirchenvorsteher,  hat  in  seiner  , Denkschrift'  aus  jenem 
Jahre  die  Nachricht,  es  habe  sich  bei  Gelegenhdt  der  feierlichen  Ab- 
steckung des  Kirchplatzes  Herr  Sobek ,  besonders  thätig  au^ezeichnet ' , 

■)  Der  Kaufconttflcl  ist  vom  14.  Mai  1709  daiiit.  Er  iM  bei  Rad  Ja.  U.  ]>ii>  . 
d.  Hen.   Elis.  Lucr.,  S.  22,  lu  finden. 

*l  Die  TcKhener  Evangeliscben  haben  die  Feier  nach  dem  Heispicie  ,:;; 
aiiilercii  neuen  Gnade nk in. hen  eii> gerichtet,  worüber  sie  fiUher  NacbricLtt:ii  einio^^: 
Ueber  den  Verlauf  liehe  bei  Biermann,  Geach.  d.  erang.  Kirche.  S.  36:  tt' 
Scbilderung  dort  wesentlich  nach  Kletteühof«  „Denkschriti  aus  dem  J.  1809-.— 
Der  silberne  Adler,  welcher  die  schwan-gelbe  SUnge  tierle.  die  Ziniendorf  im  Kinien 
des  Kaisers  aufrichtete  und  „also  den  Kirchplalt  bemerket»,  ist  noch  beute  im  evjt:^. 
Pfarrarcliiv  in  Teschen  «u  sehen. 

»)  Kleltenhof  nennt  ihn  einen  „gelehrlen  und  feurigen  Mann".  Et  ist  acch 
als  Liederdichter  bekannt;  »on  ihm  ist  i,  B,  das  Lied:  „Gott  ist  getreu,  et  selbst  h.MT 
oft  beteugel".  (Alt,  D.  christl.  Cultus,  1851.  I,  460.) 


_  49 

,und  wurde  von  den  evang.  Herren  Ständen  zum  Director,  und 
nebst  ihm  Herrn  G.  Fr.  Bludowsky  und  dem  Herrn  Joh.  G.  Zierowsky 
zum  e r  s t e n  Kirchenvorsteher  gewählt*.*)  Demnach  scheint  Kletten- 
hof diese  drei  Männer  für  die  ganz  ersten  Kirchenvorsteher 
zu  halten,  wie  er  auch  die  Wahl  der  elf  gar  nicht  erwähnt,  was 
doch  höchst  auffallend  ist.  Aber  ebenso  auffallend  ist  es,  dass  das  mehr- 
mals schon  erwähnte  Memorial  aus  dem  Jahre  1728,  welches  wiederum 
auf  die  Erwählung  der  ersten  elf  solchen  Nachdruck  legt,  von  dieser 
Wahl  nichts  sagt,  sondern  ganz  allgemein  über  die  eventuell  noth- 
wendig  gewordene  Ergänzung  des  Kirchenvorstandes  spricht.  Man 
wäre  versucht  zu  sagen,  es  sei  der  erste  Kirchenvorstand  nur  ein 
provisorischer  gewesen,  wenn  dieser  Annahme  die  demselben 
gegebene  Vollmacht  nicht  entgegen  wäre.  Vielleicht  —  wir  ver- 
mögen hier  nicht  apodiktisch  zu  reden  —  hat  der  , Elferausschuß* 
bald  erkannt,  dass  es  die  rasche  Erledigung  der  sich  häufenden 
Geschäfte  erfordere,  diese  einer  kleineren,  dafür  aber  beweglicheren 
Corporation  zu  übertragen.  Und  nachdem  die  drei  genannten  Männer, 
die  ja  alle  Mitglieder  des  , Elferausschusses*  waren,  bei  Gelegen- 
heit des  Ankaufes  und  Absteckung  des  Kirchenplatzes  einen  so 
rühmlichen  Eifer  an  den  Tag  gelegt  haben,  ist  ihnen  die  Besorgung 
jener  Geschäfte  übertragen  worden,  welche  durch  die  Vollmacht  vom 
10.  April  1709  dem  , Elferausschuß*  zugetheilt  worden  sind.*)  Ob 
diese  Uebertragung    durch    den   Beschluss   der   gesammten    evange- 


*)  Biermann  gibt  an  (Gesch.  d.  Prostest.,  S.  94),  die  Wahl  dieser  drei 
Männer  sei   „kurr  vor  der  feierlichen   Einweihung  des  Kirchenplatzes"  geschehen. 

')  Vielleicht  schwebte  den  Ständen  damab  das  Vorbild  der  Schweidnitzer 
Kirchenordnung  vor,  welche,  wie  wir  gesehen  haben,  neben  den  Kirchenvorstehern 
noch  Deputirte  hatte.  Das  hatte  dort  den  Zweck,  den  einzelnen  „ordines",  welche  die 
Gemeindelasten  trugen,  die  Antheilnahme  an  der  Leitung  der  Gemeinde  zu  ermög- 
lichen. Hier  waren  es  nur  die  Stände,  in  deren  Händen  die  Leitung  dt r  Gemeinde 
*ar.  E»  hatte  deshalb  keinen  rechten  Sinn  gehabt,  wenn  neben  dem  Kirchenvorstande 
noch  ein  weiterer  Ausschuss  bestanden  hätte.  Die  Stände  bildeten  hier  in  ihrer 
Gesammtzahl  die  Gemeindevertretung.  Die  Kirchenvorsteher  und  die  Deputirten  waren 
hier  identisch.  —  Auch  die  Teschener  Pastoren  waren  nicht  eigentliche  Mitglieder 
*^es  Kirchenvorsiandes.  Ein  besonders  wichtiger  Beleg  dazu  war  die  Vocation  der 
Hastoren  Steinmetz  und  Sassadius,  welche  ohne  ihre  Zustimmung  geschah.  —  Es  scheint 
reibst  bei  den  Ständen  keine  genügende  Klarheit  über  diesen  Gegenstand  geherrscht 
zu  haben.  In  ihrer  Verantwortung  aus  dem  Jahre  1749  lesen  wir:  „es  seien  von  An- 
fang Curaiores,  Deputirte  und  Kirchenvorsteher  promiscue  gewesen,  und  bald  so,  bald 
anders  geneuerr   worden*.  (Teschener  evang.  Pfarrarchiv.) 

Jahrbuch  di%  Protestantismus  1898,  H.  I  u.  11.  4 


50 

lischen  Landstände  oder  nur   des  ,Elferausschusscs*    geschehen  ist 
können   wir   nicht   sagen,   da   wir  den  betreffenden  Wahlschhiss  lir 
Archiv   nicht   gefunden   haben.    Das  Memorial  aus  dem  Jahre  172* 
würde    für    das   Erstere   Fprechen.  —  Auf  jeden  Fall   ist   aber    cit 
Nachricht  Klettenhofs   wichtig  und  interessant,  dass  Sobek  vor. 
den  Ständen  zum  Director  gewählt  worden  ist.  So  hätten  vfnr  de^Q 
in  ihm  den   ersten  Curator   der   in   den   jetzigen   österreichischen 
Ländern   vorhandenen   evangelischen  Kirche  und    seine   Wahl  hätte 
einer  Institution  das  Leben  gegeben,  welche  zu  den  hervorragen ccr 
Elementen  unserer  jetzigen  evangelischen  Kirchenverfassun^  gehör 
Eine  der  Hauptsorgen  des  Kirchenvorstandes  war  es,  im  Sim« 
seiner  Institution    und  Vollmacht    die    sich    sammelnde    Herde   m:: 
Hirten  zu  versehen.  Es  gab  freilich  noch  keine  Kirche  auf  dem  aV 
gesteckten    Kirchenplatz    —    der    Grund    zu    dieser    ist    erst    de 
13.  October  1710  gelegt  worden  — .  man  baute  jedoch  bald  nach  de 
Einweihung  des  Kirchenplatzes  eine  grosse  hölzerne  Hütte,  in  welcher 
Gottesdienst   gehalten   wurde.    Zum    ersten   Geistlichen    wurde   loh 
Muthmann   vocirt   und    präsentirt.  *)    Es   erfolgte   aber    die  Vocation 
und  Präsentation  in  diesem  ersten  Falle  nicht  durch  die  Teschnischen 
Kirchenvorsteher,    sondern  —  durch   den    Grafen  Sunnegh   und   die 
Bürgerschaft    der    Stadt   Bielitz.    Die    Teschcner    Kirchenvorstcher 
machten  dieselben  nur  auf  Muthmann  aufmerksam,    der    sich  ja  bei 
der    Einweihung    des    Kirchenplatzes    so    ausserordentlich    g^nbti^ 
eingeführt    hat.    Wie  kamen  aber  Sunnegh  und  die  Bielitzer  Bürger 
dazu,  den  Pfarrer  für  Teschen  zu  vociren  ?  Sie  haben  zum  Baue  der 
Teschnischen  Kirche   2000  Gulden    beigetragen  und  ausserdem  sich 
verpflichtet,   jährlich    200    Gulden    zur    Besoldung    eines    Predigers 
in  Teschen  so  lange  zu  zahlen,  bis  sie  selber  eine  Kirche  erlangen 
Dafür   erhielten   sie   eigene  Plätze   in    der  Teschnischen  Kirche   an- 
gewiesen und  das  Recht,  einen  Pfarrer  bei  derselben  zu  vociren. ' 

i)  Die  Vocationen  yerpflichteten  die  Vocirten,  „das  reine  Wort  Gottes  in  den 
prophet.  und  apostol.  Schriften  verfasset,  wie  in  der  darauf  gegründeten  unTcrändertcD 
Augs.  Conf.f  deren  Apologie,  Formula  Concordiae  und  den  drey  Symbol is  Oecnxneiiicts 
wiederholet,  dem  rechten  Verstand  nach  rein,  lauter  und  unverfaUccii  ▼orzutragec^. 
(Kloch's  Vocationsurkunde  im  Teschener  evang.  PfarrarchiT.) 

*)  Modi,   Kurzer  Abriss  d.  Gesch.  d.  evang.  K.-Gem.  BielitZf    S.  13  und  14 
Bi ermann,  Gesch.  d.  evang    K.,  S.  35;  Gesch.  d.  Protest..  S.  93.    Modi  gibt  des 
Besoldungsbeitrag    auf   fl.  100  an;    einen    ähnlichen  Vertrag    schlössen    die   Teschener 
Kirchenvorsteher  mit  dem  Grafen  v.  ^romnitE,  „dem  Plessischen  Regenten". 


51 

3icscs  Recht  brachten  sie  sofort  bei  der  Berufung  Muthmann's  z  ' 
r\.nwendung.  Man  sah  aber  sofort  ein.  dass  eine  geistliche  Kraft 
ür  die  grosse  und  zerstreute  Gemeinde  bei  weitem  nicht  geniige, 
jnd  so  vodrtcn  die  Kirchen  vorsteh  er  noch  vier  [mit  dem  Conrector, 
:3er  Theologe  war,  fiinf)  andere,  die  aus  Ungarn,  Polen  und  Deutsch- 
land waren.  Die  Kirchen  Vorsteher  sollten  jedoch  alsbald  erfahren,  dass 
gerade  diese  ihre  Thätigkeit,  der  Gemeinde  Hirien  zu  verschafTen, 
auf  ganz  besondere  Schwierigkeiten  stiess.  Gemäss  den  Bestimmungen 
de5=  Executionsrecesses.  sowie  der  nachfolgenden  Verordnunf:en, 
hatten  sie  die  Confirmation  der  vocirten  Prediger  durch  die  Ver- 
mittlung des  Wönighchen  Landesamtes  beim  Hofe  zu  erwirken  ') 
Dieser  aber  stellte  eine  Forderung  auf,  welche  den  vocirenden 
Kirchen  Vorstehern  die  grössten  Sorgen  und  Verlegenheiten  bereitete: 
es  sollten  alle  für  die  evangelische  Gnadenkirche  vocirten  Geist- 
lichen —  schlesische  Landeskinder  sein!  In  der  königlichen 
Resolution  vom  23.  Jänner  1710  wird  erklärt,  man  werde  die  sechs 
vocirten  Subjecta  nicht  eher  confirmiren,  bis  Bericht  erstattet  sein 
wird,  von  woher  sie  gebürtig  sind?  Ob  sie  ,den  emanirten  aller- 
[^nädigsten  Verordnungen  gemäß  eingebohrtie  Landeskinder* 
sind?  was  für  functiones  selbige  und  wo  bereits  versehen?*  ,oder 
wo  sie  sich  aufgehalten  und  wie  sie  eich  aufgeführt  haben?'  Auch 
bezüglich  ihrer  .Qualitäten'  soll  ein  ausführlicher  Bericht  zu  Händen 
der  böhmischen  Hofkanzlei  eingeschickt  werden  I ')  Und  auf  den 
^15  Februar)  eingeschickten  Bericht  hin  erfolgte  die  kaiserliche 
Resolution  vom  28.  Februar  1710,  in  weicher  mitgetheilt  wird,  dass 
der  Kaiser  ,auD  denen  besagten  vocirten  Sechs  Ministris  allein  den 
Johann  Muthmann,  alß  ein  in  Unserm  Erbhertzogthiimb  Schlesien 
eingebohrnes  Subjectum  in  der  jenigen  Function,  wozu  er  beruffen 
worden,  in  Gnaden  zu  confirmiren,  keinen  weiteren  Anstandt  haben 
werden;  undt  im  übrigen  Unserer  AlIc^gnädig^t  frgangenen  Prag- 
maticae,  vermöge  derselben  zu  denen  Ministerial- Verrichtungen  bey 
denen  A.  C.  Verwandten  eingeraumbten  undt  neu  aufzubawen  zu- 
oeiaOenen    Kirchen    keine    AuQländer,    sondern    nur    allein    die    in 


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52 


»chlesien  ein^ebohrne  Landes- Kinder  beruffen  werden    sollen,   al  c 
nterthänigst  nachgelebt  wißen  wollen*.  Zugleich  wird  den  Tescher«:- 
vangelischen  Ständen  aufgetragen,  statt  der  flinf,  Ausländer*  ancer- 
u  vociren.  *) 

Vergeblich   war   alles   Bitten    und   Interveniren    der  Stände  i: 
ieser  Angelegenheit.    Die  Resolutionen  vom  5.    und  22.  Mai.  dt" 
4.  Juli  1710,  haben  die  erste  Resolution  nur  bestätigt.  Vergebl::! 
/ar    auch    die    Mühe,    die    Berufung    des    Platani    aus    Oh  lau   nacl 
Tcschen  als  eine   , Translation*    darzustellen;  es  ist  nichts  Andert- 
Is    die    Erlaubniss    erwirkt    worden,   den    Platani  in   Ohlau     zu    L-. 
assen  (Resolution  vom  22.  Mai  1710).  Den  2.  August  1710  bracht 
ine    kaiserliche    Resolution    die    letzte    Ermahnung,    die     vocirt-r 
usländischen     Prediger,     die     man     unter     dem    Verwände     eine- 
lerrschenden   ^Contagion*   zurückzuhalten  suchte,    binnen   14  Ta^~ 
bzuschaffen;')  es  blieb  den  Kirchen  Vorstehern  nichts  Anderes  übr. 
Is  sich  schliesslich  dem  kaiserlichen  Willen  zu  fügen,  besonder?  a  - 
lie  Resolution  vom  22.  August  1710  eine  Strafe  von  200  Ducate: 
1  Aussicht   stellte,    wenn    man    sich    zur  sofortigen  Dimittirung  ce- 
Ausländer*  nicht  bequemen  sollte.*)  Und  so  bemühte  man  sich  z\. 
len  Predigcrstellen   in  Teschen  , Inländer*   —  so   vieler    man    eber 
labhaft  werden  konnte  —  zu  berufen. 

Die  Con6rmation  der  Prediger  war  aber  noch  an  eine  wchtii:? 
Bedingung  geknüpft.  Wir  erfahren  sie  aus  der  Resolution,  welche  a:c 
Konfirmation  des  Joh.  Muthmann  in  Aussicht  stellt  (28.  Fcbn:ar 
.710):  »wegen  deß  Muthmanns,  au  ff  daß  derselbe  ad  Examer 
lach  Brieg  sich  begebe,  undt  nach  solchen  Unß  z .: 
banden  Unserer  königl.  Böhaimischen  Hoff-Cantzley 
)bgemeldtesConsistorial-Attestatum  alleruntcr- 
hänigst  beybringe*.  Dieses  Examen  sollte  »vor  seiner  ordent- 
ichen  Installation*  ex  fundamentis  der  unveränderten  Augsp.  Cor- 
ession   vollzogen,    »das  Attestat  seiner  dießfähligen  glaubensbekänt 


*)  Teschcner  evang,  Pfarrarchiv. 

•)  Teschener  evang,  Pfarrarchiv. 

')  Teschener  evang.  Pfarrarchiv.  —  Ja,  die  Regierung  ging  später  so  weit,  da*» 
ic  durch  eine  K.  O,  A.  R.  vom  26.  Juni  1724  den  evang.  Geistlichen  verbot,  frnniie 
.uther-Theologen  in  der  Teschener  Gnaden kirche  A.  C.  , publice*  predigen  zu  la-ojcn. 
)en  Ueberiretcrn  dieser  Resolution  wird  mit  der  ,poena  saspensioni^**  gedroht.  (K.  O. 
\.  R.  =  Kön.  Ober-Amts-Resol ;  Jahrb.  IX,   1888,  S.  42.) 


53 


iß  lialbcr'  eingebracht  werden;  ein  untriigücher  Beweis  davon, 
.SS  es  sich  um  kein  wisscnschattliches  Examen,  sondern  um 
e    Prüfung  des  Candidaten  auf  seine  Orthodoxie  hin  handelte 

Diese  Forderung  bedeutet,  da?;s  nun  das  alte  Verhäll- 
iss,  wie  es  sichin  der  ersten  Zeit  des  Bestehens  der 
i'a  n  gelischen  Kirche  im  Fürstenthum  Teschen  zwischen 
ersclben  und  dem  Consistorium  in  Biicg  fixirt  hat, 
icdcrum  erneuert  wurde.  Xachdeni  durch  den  F.xecutions- 
!;ccss  nur  eine  einzige  evangelische  Kuche  im  Fürstenthume  Teschen 
«willigt  worden  ist,  konnten  die  dortigen  Evangelischen  für  sich 
in  eigenes  Consistorium,  welches  sie,  nie  wir  g-esehen  haben,  even- 
acll  erstreben  wollten,  nicht  beanspruchen.  Es  wurde  ihnen  erlaubt, 
sich  zu  einem  Consistorium  zu  schlagen'.  Und  das  war  Hiedenim 
las  alte  Brieg.  Aber  auch  jetzt  ist  das  Verhältniss  der  evange- 
i=chen  Gemeinde  in  Teschen  zu  ihrer  geistlichen  OberbehÖrdc  kein 
»esonders  inniges  gewesen.  Besser  als  alle  Schilderungen  dieses  Ver- 
la tnisses  charakterisirt  dasselbe  ein  im  Teschener  Pfarrarcliiv  sich  be- 
indendes  Schriftstück  aus  dem  Jahre  1711  (14,  October),  welches  eine 
Beschwerde  gegen  den  schon  genannten  Teschener  katholischen 
[Jechanten  und  bischöflichen  Commi-^sir  Twaruschka  an  den  Landes- 
hauptmann enthält.'}  In  dieser  Beschwerde  sagen  die  Teschnischen 
evangelischen  Kirchenvorsteher  r  ,Nun  ist  E,  Exe.  wohl  wißend, 
dass  unsere  bey  der  Stadt  zu  bauen  allergnädigst  erlaubte  Kirche, 
noch  auch  ihre  Ministri  mit  keiner  Jurisdiction  (außer  der 
e.xpressenAllergnädigst  demandirten  examinis  unseres 
geistlichen  Ministrorum  bey  dem  briegischen  Consi- 
storio)  an  kein e  geistlich e  Obrigke it  v erwiesen  worden, 
wohl  aber,  daß  an  E.  Exe.  Löbl.  kön.  Ambt  die  Landes-Haupt- 
mannschalTt,  als  quo  mediante,  nicht  allein  die  praesentationes  der- 
selben an  Allerhöchst  gedachte  Kays,  u  Kon.  Maj,  eingeschicket, 
sondern  auch  dieConfirmationes  und  andere unÖerer  Religion  cernirende 


")  Der  besagte  Pechant  (über  ihn  bei   Rpcrmann,  Getch.  d.  I'roli 
IS   die    ,haereliichen   Prnedicanten   Muthmaiin   und  Heiitschcl    duccb    sein« 

[  Lut heran ismum  >  aut  denique  Confesi.  Aug.  juita  ccimpactala  et  decie 
miant.  foveinl  et  doceanl.'"  .Sie  solllen  sich  beliufi  «eiterer  Anzeige 
bselli«"  verantworten.  Diese«  Verfahren  Leirachtelen  die  Ki'chenvorileh 
irechtmässig  auEgetlble  Juriidiclion. 


54 

Sachen  an  E.  Exe.  Kön.  Ambt  von  dannen  expediret  worden*.  — 
So  hatte  denn  das  Brieger  Consistorium  hinsichtlich  der  Teschnischec 
Gemeinde  einen  beschränkten  Wirkungskreis.  Ausser  der  Prüfimg,  oc." 
Ordination  der  Candidaten  und  der  Ausstellung  von  Attestaten  für 
dieselben  sind  es  wohl  nur  einzelne  Gutachten  in  Ehesachen  ge- 
wesen, welche  dieses  Consistorium  abzugeben  hatte.') 

Auf  die  Prüfung  beim  Brieger  Consistorium  legte  aber  dt 
Regierung  ein  grosses  Gewicht,  und  zwar  ganz  besonders  damals,  als 
man  anfing,  inTeschen  den  pietistischen  ^Irrthumb*  und  ^Schwärmerei* 
zu  wittern  und  zu  verfolgen.  Heisst  es  z.  B.  in  dem  Attestate  Chnst 
HentscheFs  (vom  7.  October  1710),')  es  sei  bei  dem  verlangten,  ,'d 
loco  Consistorii*  abgehaltenen  Examen  befunden  worden,  ^dass  der 
Examinatus  der  Augsp.  ungeänderten  Confession  durchaus  zugethsn 
auch  Sich  einzig  und  allein  dazu  bekennet,  und  keine  andere  Pic:  • 
stisch-  und  Fanatische  Opinines  heget;  Als  haben  Wir  zu  Steuer  ccr 
Wahrheit  dieses  Attestatum  darüber  unter  dem  Uns  anvertraut» 
Consistorial-Siegel  ausfertigen  lassen*.  —  Es  sind  auch  die  vocirten 
Geistlichen  gleich  in  ihrem  Vocationsdocumente  aufgefordert  worden 
sich  nach  Brieg  ^zu  einem  gewöhnlichen  Consistorial-Examine  unc 
Ordinatione*  zu  begeben.*) 

Es  möge  hier  der  Vollständigkeit  halber  noch  bemerkt  werden, 
dass.  wie  es  aus  der  Verantwortung  der  evangelischen  Stände  aus  dem 
Jahre  1728  hervorgeht,  auch  die  Präsentation  der  vocirten  Schur 
bedienten>  zur  kais.  Confirmation  im  Unterschiede  zur  Praxis  oer 
übrigen  Gnadenkirchen  verlangt  wurde. 

Das  wären  wohl  die  wichtigsten  Züge  aus  dem  Bilde  der  Organi- 
sation, wie  sich  dieselbe  die  evangelische  Gemeinde  in  Teschen  in 
der  Zeit  ihrer  Wiederentstehung  —  natürlich  mit  der  Zustimmung 
der  Regierung  —  nach  dem  Vorbilde  der  anderen  Gnadenkirchen 
aber  auch  mit  Berücksichtigung  ihrer  Verhältnisse  aneignen  durfte. 
Ein  Zug  tritt  in  diesem  Bilde  ganz  besonders  hervor:  das  Handeln 
des  schlesischen  evang.  Adels  im  Namen  der  Gemeinde. 
Die  evang.  Stände  haben  sich  um  den  Erwerb  der  Religionsfreiheit 
am  meisten  bemüht,  sie  haben  sie  endlich  auch  errungen;  sie 
bringen  zu  ihrer  Erhaltung  die  grössten  Opfer.  Sie  sind  die  eigent- 

^)  Z,  B,  bezüglich  der  Ehen  der  „in  gradu  quarto  consanguinitatia  Stehenden^  u   a. 
•)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv  (Abschrift), 
»)  Aus  der  Vocat.-Ürkunde  Kloch's  (1711). 


00 

liehen    Repräsentanten   der  Gemeinde,    das   handelnde   Subject   der- 
selben. Die  ^Unterthanen*  haben  in  die  Leitung  und  Verwaltung  der 
Gemeinde  nichts   dreinzureden.     Nur   die  Bielitzer  Bürgerschaft   hat 
das    Recht,    bei    der  Vocirung    eines    Geisth'chen    mit   dem   Grafen 
Sunnegh  mitzuwirken,*)  Die  Regierung  hielt  selbst  darauf,  dass  den 
Ständen,    resp.    ihren  Deputirten,    die    Leitung    der  Gemeinde   ver- 
bleibe. Als  sie  die  ersten  vocirten  ^Ausländer*  abgewiesen  hat,  und 
die  Kirchenvorsteher  nicht  recht  wussten,   was  sie  thun  sollten,   er- 
griffen   die   gesammten    der  A.  C.  zugethanen  Dorf  sc  haften   im 
Fürstenthume    Teschen    die    Initiative,     beriefen    Nile.    Kintzel    und 
Christ.  Peschek  zu  Pfarrern  bei  der  Kirche  und  baten  die  Regierung 
um  ihre  Zulassung  zum  Examen,  eventuell  nach  Bestehen  desselben 
um    ihre   Confirmation.     Darauf   brachte    die    kais.   Resolution   vom 
23.    September    1710')   den    Bescheid,    dass    , dergleichen    Ministros 
die  Deputirte  von   denen  Augsp.  Conf.  Verwandten  in  besagtem 
Fürstenthumb  Teschen   als  Kirchen -Vorsteher   der  alldortigen  Orth 
neu  zu  erbauen  erlaubten  Kirchen,  und  nicht  die  Dorfschaften, 
gleich   wie  bey  denen   anderen,    zu   dem   unveränderten  Augspurg. 
Conf.  Exercitio  gewidmeten  Kirchen  geschieht,    vorzuschlagen,    und 
derer  Bestättigung  allerunterthänigst   vermittels  Unseres   all  dortigen 
Kön.  Amtes    auszubitten    haben* ;     ein    Bescheid,    welcher  zugleich 
die  Kirchenvorsteher  als  die  einzigen  legitimen  Vertreter  der  evang. 
Gemeinde  auch  für  die  Regierungsorgane  proclamirt.  Es  sollte  aber 
eine  Zeit  kommen,    in    welcher  die  Kirchen  Vorsteher  der  Regierung 
gerade  diesen  Punkt  ihres  Bescheides  in  Erinnerung  zu  bringen  sich 
gezwungen  sahen. 

Diese  Zeit  haben  die  sogenannten  pietistischen  Streitig- 
keiten in  der  Teschener  Gemeinde  herbeigebracht. 

Selbstverständlich  liegt  es  uns  ferne,  auf  diese  Streitigkeiten, 
welche  der  evang.  Gemeinde  in  Teschen  unsägliches  Leid  und  grosse 
Schädigung  in  jeder  Hinsicht  gebracht  haben,  näher  einzugehen. 
Sie  sind  des  Oeftern  schon  ausführlich  geschildert  worden.') 

1)  Der  Graf  hatte  den  Geistlichen  ^mit  gleicher  Concurrens  der  Evang.  Burj^er- 
schafft  zu  denominiren**.  (Biermann,  Gesch.  d.  cvang.  K.,  S.  36.) 

*)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 

»)  So  Radda,  Biermann,  Walch  (Einl.  in  d.  Religstr.,  Bd,  5).  —  Im 
Teschener  Pfarrarchiv  sind  die  Acten  über  die.se  Angelegenheit  ungemein  zahlreich 
und  sorgfältig  geordnet.  Vieles  darüber  auch  in  der  Scherschnikischen  Bibliothek  in 
Teschen. 


56 

Uns    liegt    es    nur   ob.    den  Effect    zu  besehen,    welchen   jene 
litig^keiten  für  die  Verfassungsentwickelung  der  Gemeinde  hatten, 
ser  ist  leider  ein  äusserst  trauriger   gewesen.     Die  Streitigkeiten 
en  der  Regierung,  von  welcher  ja  die  Gemeinde  ohnedies  mcrhr. 
es  ihr  zuträglich  war,  abhängig  war,  Anlass  um  Anlass,   sich  ir 
inneren  Angelegenheiten  derselben  einzumischen.  Das  benützte  sie 
fach,  um  auf  dem  Verordnungswege  die  ohnedies  spärlichen  Rechte 
Kirchen  Vorsteher  noch  mehr  einzuschränken  und  so  die  Gemeinde 
sine  noch  grössere  Abhängigkeit  von  sich  zu  bringen. 
Diese  Behauptung  wollen  wir  im  Einzelnen  belegen. 
Es  möge  zur  Erklärung  vorangeschickt  werden,  dass  die  Regie- 
g  gegen  den  Pietismus  ganz  entschieden  Front  machte,  wovor  da5 
verliehe  Rescript  vom  12.  Februar  1712  zeugt,  nach  welchem   das 
iramt  der  Stadt  Breslau  auftrug,  dafiir  Sorge  zu  tragen,     ,  damit 
ers  keine  irrige  lehren,  durch  welche  das  Publikum  mit  verrücket 
den   könnte,    eingebracht,    damit   auch   der   Pietismus   sich  nicht 
er   verbreiten   möge*.*)      Die   Regierung   gebot   auch    den   Con- 
'rien,  sich  mit  der  Sache  zu  befassen.    So  ist  vom  Oberamte   in 
lau    durch    die   königliche   Regierung   an   das   Consistorium  des 
tenthumes  Wohlau  den  23.  Februar  1730  die  Aufforderung  ge 
et  worden,  ein  Gutachten  über  folgenden  Punkt  abzugeben:  ,  Was 
bhaltung  und  endlichen  Ausraütung  derer  Pietistischen  Schwar- 
ten hier  Lands   diensam  allergehorsamst  einzurathen    w^äre?*  * 
es   wird    wohl   auch   auf  die   Initiative   der  Regierung  zurück 
ren  sein,  wenn  das  Consistorium  zu  Brieg  durch  die  Verordnung 
f,  Juli  1727  den  Geistlichen  jedwede  Begünstigung  des  Piedsmns 
tet.*)  Es  wird  demnach  nicht  überraschen,  wenn  wir  hören,  dass 
egierung   gegen  die  drei  Pastoren  (Muthmann,   Steinmetz    und 
lius),    welche   ihre  beiden    CoUegen    (Hentschel    und   Schmidt: 
nhängens  den    pietistischen  Irrthümern  beschuldigten.*)    sowie 


I  Radda,   „Beiträge  zur  Geschichte  des  Pietismus' ,  S.  27. 

I  Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 
Bier  mann,  Gesch.  d.  evang.  K.,  S.  56. 
Die   beiden    klagbaren    Pastoren  stöberten    auch  einen  Kechtsgrund    auf:    sie 

Ue  Vocation  des  Steinmets  zum  Pastor  prim.  und    des  Sassadius   zum  DiakciO 

sie  ohne    ihre   Zustimmung   geschehen    wäre.     Die  Berufungen    erhielten  abcrr 

liehe  Confirmation  (9.  April  1710  und  10.  Juli  1721),  und  damit  mussten  ja 

ürfe  aufhören.    Au«senJem  waren  die    Pastoren  nicht  Mitglieder    des  Kirchen* 


>. 


b7_ 

luch  gegen  die  beiden  ebenfalls  im  Gerüche  des  Pietismus  stcliendi^n 
i, ehrer  (Jerlchovins  und  Sarganek)  feindselig  auftr.it  und  schliesslich 
kaiserliches  Decret  vom  21.  Jänner  1730)  ihre  ,  Abschaflung'  an- 
ardncte,')  Die  Kirchen  vorsieh  er,  welche  ganz  klar  sahen,  dass  die 
eigentlichen  Motive,  von  denen  sich  Hentschel  und  Schmidt  leiten 
ie^sen,  wo  anders,  als  im  Eifer  um  die  reine  lutherische  Lehre 
la^jcn.  stellten  sich  an  die  Seite  der  Beschuldigten  und  suchten  sie, 
so  viel  sie  es  vermochten,  zn  schützen  und  ?.u  stutzen  und  der 
Gemeinde  zu  erhalten.  Damit  geriethen  sie  aber  in  Opposition  gegen 
die  Regierung,  welche  ihnen  auch  sofort  ihr  Missfalleti  bekundete. 
Schon  die  oberamtiiche  Verordnung  vom  1.  October  1722  rechnet  es 
dem  Kirchenvorstand  als  Schuld  an,  dass  er  mit  den  Geklagten 
,coinmunem  causam  gemacht,  ihre  Facta  entschuldigt  und  vertreten 
hat',  sowie  auch  in  dem  Streite  der  Pastoren  unbefugterweise  als 
Richter  aufgetreten  sei.  d.  h,  man  legte  ihm  als  Schuld  ans,  was 
seine  Schuldigkeit  und  Recht  war',}  Durch  jent-  VerordniTng  sind 
die  nachfolgenden  feJnd.seligen  Schritte  der  Regierung  gegen  den 
Teschener  Kirchen  vorstand  eigentlich  schon  eingeleitet.  Zum  vollen 
Aasbruche  gelangten  die  Feind  seh  gkeiten  der  Regierung  gegen  den- 
selben freihch  erst  im  Jahre  1728. 

Der  Kirchenvorstand  hat  Mch  bis  zu  jener  Zeit  je  nach  den 
Verhältnissen  und  Bedürfnissen  in  den  mit  Vorwi.ssen  des  Landes- 
amtes abgehaltenen  Versammlungen  ergänzt,  resp.  ntu  constituirt 
und  die  R^ierung  Hess  es  dabei  bewenden.  Im  Jahre  1715  sind 
zu  den  bisherigen  drei  Kirchen  vor  st  ehern  durch  den  Conferenz- 
beschluss  vom  20.  November  noch  zwei  neue  hinzugekommen. 
In  der  Conferenz  vom  22.  November  1723,  der  man  eine  grosse 
Bedeutung  beizulegen  schien,  ist  alle.''  das.  was  die  Kirchenvor- 
stchcr     .zeithcr     eingerichtet    und    veranstaltet*,     .approbirt     und 


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bestättigt* ;  die  Vollmacht  vom  10.  April  1709  wurde  erneuert 
und  die  Stände  erklärten,  dass  die  Kirchenvorsteher  ^noch  ferner 
sowohl  bey  den  Vocationen  als  anderen  Vorfallenheiten  nach  obiger 
Pienipotenz  verfahren  mögen*.  Die  Zahl  der  Kirchen  Vorsteher  i«t 
in  dieser  Session  auf  sechs  bestimmt,^)  als  Beiräthe  sind  ihnen 
noch  zwei  Herren  beigegeben  worden.*)  Den  so  neu  constituirte^. 
Kirchen  vorstand  beauftragten  die  Stände,  »auf  alle  Weise  da'nin 
bedacht  zu  seyn,  womit  bey  dem  hiesigen  Kirchen-Ministerio  ein 
gutes  Vernehmen  und  die  vorige  Einigkeit  hinwiederum  dai^cste.lt 
und  eingefiihret.  alle  simultäten  und  aemulationes  aber  aus  dem 
Grunde  gehoben  und  abgeschafet  werden  möchten*.  Zugleich  werden 
sie  aufgefordert,  gegen  Schmidt  und  Hentschel  eventuell  auch  mit 
Einziehung  der  Salarien  und  Accidenzien  vorzugehen.") 

Wie  schon  bemerkt,  dauerte  es  noch  fünf  Jahre,  ehe  sich  die 
Regierung  entschloss,  die  bisherige  Freiheit  der  Wahl  des  Kirchen- 
vorstandes zu  beschränken.  Den  3.  November  1728  sind  jedoch  die 
, bestellten  Vorsteher  et  Deputat! *  zum  Landesamte  ,adcitirt*  worden. 
um  über  folgende  Punkte  Aufklärung  zu  geben:  1.  ,worinnen  unser 
Corpus  Evangelicum  (wie  Sie  es  zu  nennen  geruhet)  oder  die  a:'> 
hiesig-Evangelische  Kirch-  und  Religions-Freyheit  fundirt.  als  auch 
woher  wir  Kirchen- Vorsteher  unsere  Authorität  haben  und  worinnen 
unsere  Vorrichtungen  bestehen?  2.  Von  wem  wir  Kirchen- Vor- 
steher confirmirt  seyend?  3.  Was  wir  Kirchen-Vorsteher  in  unsem 
sogenannten  Conferenzien  thäten,  und  ob  die  Stände  davon,  was 
darinne  vorgenommen  werde,  wüßten?  4.  Warum  die  Prediger  und 
Schul-Bediente  ohne  deßelben  (näml.  des  Landesamtes)  Vorbew^st. 
et  quo  iure  berufen  werden?  5.  Warumb  wir  den  Sarganek 
pro  Conrectore  vocirt?  —  Die  Kirchen  Vorsteher  arbeiteten  eine 
, gründliche  schriftliche  Erörterung*   aus.  in  welcher  sie  auf  alle  die<c 


*)  Es    sind   gewählt   worden:     G.  Fr.  Bludowsky,    Rud.  Skrbensky,    Nile   B.a- 
dowsky,  G.  Rymultowsky,  G.  v.  Logau  und  Hns.  Wilimowsky. 

^  >)  Ad.  Schmeling  und  K.  Fragstein.  —  Der  Letztere  ist  (Versammlung  vom 
1.  August  1728)  in  den  Kirchenvorstand  aufgenommen,  „nachdem  bey  jetziger  Zeit 
viel  Kirchen  Affairen  zu  debattiren  vorfallen  und  die  Hh.  Kirchen- Vorsteber  ctwc.che 
theils- durch  Reisen^  theils  durch  Kranckheiten  verhindert  werden  jedesmahl  zns&mmeü' 
zukommen^.  Dafür  findet  sich  1730  R3nniultowsky  nicht  mehr  unter  den  Kirchen- 
Vorstehern. 

•)  Teschener  evdiig.  Pfarraichiv. 


69 

Fragen  eine  eingehende  Antwort  geben.*)  Diese  Erörterung  ist  eben 
jenes    Schriftstück,    welches    wir    schon    öfters   (S.    100    u.    s.)    er- 
^wähnt  haben;    es  ist  mit  zahlreichen  Rescripten,  Conferenzschlüssen 
etc.  als  Belegen  versehen  und  deshalb  für  die  Geschichte  der  evang. 
Gemeinde  in  Teschen  überhaupt  und  für  ihre  Verfassungsgeschichte 
insbesondere  von  grosser  Wichtigkeit.  In  ihren  Ausführungen  fassen 
die  Kirchenvorsteher  ihre  Pflichten  und  Rechte  in  folgende  charakte- 
ristischen Worte  zusammen:    ^Ihre  Pflicht   und  Befugnüß  erfordert: 
1.  Die  Kirch-   und   Schul-Bedienten   nach    dero   bestem  Gewißen   zu 
erwehlen  und  zu  vociren,  und  die  berufenen  Prediger  Ihro  Kays.  u. 
Kön.  May.  tanquam  Summo  Episcopo   ad    confirmationem   zu  prae- 
sentiren;    2.  Die  Kirchen-Einkünfte,   und  was   damit  verknüpfet,   als 
den  Bau,  die  Salaria,  zu  besorgen,    und  in  bestmöglichster  Richtig- 
keit zu  erhalten;  3.  Die  Kirch-  und  Schul-Bedienten,   wenn  sie  sich 
gebührend    verhalten,     besonders  aber    auch    wegen    einiger    ihnen 
ex  ofiicio  incumbirenden  Actionum  publicarum  Anstoß   leiden,   ver- 
möge der  Ihnen  ertheilten  Vocation  und  gemeinen  Praxi  der  Gnaden- 
Kirchen  zu  vertreten ;  4.  Damit  das  überGutt  und  Leben  zu  schätzende 
Kleynod  der  Ihnen  so  theuer  anvertrauten  Kirch-  Schul-  und  Religions- 
Begnadigung  durch  nützlichen  und  denen  Principiis  der  Augsp,  Conf. 
und    Evang.    Kirchen-Praxi    gemäß   verfaßte    Ordnung   rechtschaffen 
gebrauchet,    hingegen    aller   besorgliche   Schaden   abgewendet,    und 
wenn  derogleichen  zu  besorgen  gewesen,  solches  an  Ihre  ordentliche 
Hohe  und  Höchste  Instanzien  demüthigst  deferiret  werde.  Vorsorge 
zu  tragen ;  folglich  deßhalb  und  umb  dieses  Alles  Krafft  ihrer  Pflicht 
bestmöglichst   zu   befolgen,   miteinander   so   oft   es  nöthig,    zu  con- 
feriren.*  —  ,Daß  Sie  aber  in  diesem  allen  nicht  allein  den  allgemeinen 
Juribus  Civilibus   et  Canonicis,    als   welche   solches   alles  von    denen 
Patronis  Ecclesiae  erfordern,  gemäß  gehandelt,    sondern  auch  hierin- 
falls   nichts   gethan,    welches   die   Hohe    und    Höchste  Approbation 
unserer   Allertheuersten  Obrigkeiten    nicht  erhalten   hätte*,    das  be- 
weisen und  belegen  sie  Punkt  für  Punkt  so  genau  wie  nur  möglich. 
Aus  den  weiteren  Erörterungen  interessiren  uns  noch  einzelne 
Mittheilungen,  wie  z.  B.  die,   dass  sie  sich  nicht  verpflichtet  fühlten, 


1)  Die  , Erörterung''  ist  noch  im  November  1728  dem  Oberamte  zugeschickt 
worden  (Brief  Bludowsky's  an  das  Oberamt  vom  April  1729).  Die  evang.  Stände 
beschlo!»sen  auch,  ,per  pluralitatem  votorum*  persönlich  am  Hofe  zu  intervenircn.  Der 
Beschluss  ist  ausgeführt  worden. 


60 

das,  was  ihnen  die  Stände  vermög^e  der  Vollmacht  ,cum  clausula 
rati  et  grati  zu  thun  committiret*,  denselben  ,specialiter  zu  hinter- 
bringen*, was  ja  auch  die  Stände  gar  nicht  verlangten.  Handelte  es 
sich  aber  um  etwas  Wichtiges,  ^deßen  in  der  Vollmacht  nicht  sped- 
aliter  gedacht  worden*,  so  haben  sie  nicht  ermangelt,  nach  vorher 
ausgebetener  Erlaubniss  mit  den  Ständen  zusammenzukommen  und 
mit  ihnen  zu  berathen. 

Es  lie§[t  auf  der  Hand,  dass  sich  die  Regierung  schon  damals 
mit  der  Ausübung  des  Patronatsrechtes  von  Seite  der  Kirchen- 
vorsteher nicht  recht  befreunden  konnte.  Deshalb  die  Frage:  ^warum 
die  Prediger-  und  Schulbedienten  ohne  das  Vorwissen  des  Landes- 
amtes et  quo  iure  berufen  werden? 

Die   Kirchen  Vorsteher   antworteten    darauf,   dass   sie   das  ,den 
gesambten  ev.  Ständen  von  Ihro  K.  u.  K.  May.  AUergnädigst  ver- 
liehene Jus   Patronatus  ipsorum    nomine  und   Krafft  habender  Voll- 
macht exerciren*.  Dieses  Exercitium  bestehe  ja  ,notorie  primario  in 
Electione,    Vocatione   et  Praesentatione  Ministrorum  Ecclesiae,   item 
in  Electione  et  Vocatione  derer  Schulbedienten*.    Dabei  berufen  sie 
sich  sowohl   auf  den  §  16    des  Executionsrechtes    als  auch  auf  die 
gleiche   Praxis    bei   den   übrigen  Gnadenkirchen,    auf   ^ deren  Fuße* 
sich  ja  die  zu  Teschen  befindet.  Und  .so  sprechen  sie  die  Hoffnung 
aus,  dass  sie  bei  diesem  Rechte  auch  »fernerhin   unter  dem  Schutz 
des    AUergerechtesten  Monarchen    und    gnädiger    Assistence    Eines 
Lobl.  Landes- Ambtes  verbleiben  werden«. 

Diese  hinsichtlich  des  Landesamtes  ausgesprochene  Hoffnung 
sollte  sich  aber  nichts  weniger  als  erfüllen.  Der  damalige  Verwalter 
des  Landesamtes,  Maximilian  Graf  Wratislav  von  Mitrowitz,  war 
nicht  im  Entferntesten  gesonnen,  den  evang.  Ständen  behufs  Er- 
haltung ihrer  Freiheiten  und  Rechte  Assistenz  zu  leisten.  Im  Gegen- 
theil.  Er  war  es,  welcher  geradezu  darauf  ausging,  die  Wiener 
Regierung  zum  Aufheben  jener  Freiheiten  und  Rechte  zu  bewegen, 
wie  er  sich  ja  überhaupt  den  Kirchenvorstehern  gegenüber  ganz  eigen- 
thümlich  benahm.  Davon  zeugt  das  Schreiben,  welches  einer  der 
Kirchenvorsteher,  G.  Fr.  Bludowsky,  im  April  1729  an  das  Oberamt 
in  Breslau  abzuschicken  sich  genöthigt  sah.*)  In  diesem  klagt  er  dar- 
über, dass  der  Landeshauptmann  nur  ihm  allein  die  Verordnungen 
zuschicke,  dagegen  die  anderen   »in  Activitate«  befindlichen  Kirchen- 

*)  Teschen  er  evang.  Pfarrarchiv. 


6l_ 

Vorsteher  excludire.    Es    hat    demnach,    und    es    geht  auch   aus  den 
übrigen  Theilen   des   Schreibens  hervor,    der   Landeshauptmann  nur 
Bludowsky  als  Vorsteher  der  evangelischen  Gnadenkirche  angesehen. 
Bludowsky   hält    das   für   eine   Verletzung   der    »Libertates   Clemen- 
tissime  concessae«,  welche  denen  bei  den  übrigen  Gnadenkirchen,  wo 
doch    nicht    einer,    sondern    mehrere  Kirchenvorsteher    zu    finden 
seien,  gleich  seien,  und  bittet,  dass  der  Landeshauptmann  die  frühere 
Observanz    einhalte  >und    sich    fernerhin   solcher   Innovationen    ent- 
äußern möge,  zumahlen  bereits  mense  Nov.  des  abgewichenen  Jahres 
in   einer  von  denen  gesambten  Vorstehern  dem  Löbl.  Landes-Ambte 
gemachten    und    mense    eod.    an    Ein  Hoch-Löbl.  Kön.  Ober-Ambt 
übersandten    weitläufftigen  Deduction    die   Constitution    der    sämbtl. 
Vorsteher  nach  der  Wahrheit  vorgestellet  wordene.  Die  Beschwerde 
Biudowsky's  hatte  Erfolg.  Das  Oberamt  schärfte  noch  in  demselben 
Jahre   dem  Landeshauptmanne  ein,   sich  in   keine  Neuerungen  jener 
Art,  wie  sie  Bludowsky  in  seiner  Beschwerde  anführte,*)  einzulassen. 

Damit  hat  sich  aber  der  Landeshauptmann  nicht  zur  Ruhe 
weisen  lassen.  Und  als  Bludowsky  (9.  Mai  1730)  das  Zeitliche  ge- 
segnet hat,  setzte  er  seine  Action  gegen  die  Teschener  Kirchen- 
vorsteher in  Wien  fort,  und  zwar  diesmal  nicht  olme  Erfolg. 

Man  ist  ihm  in  Wien  bereits  entgegengekommen.  Diese  Be- 
deutung hat  das  kais.  Rescript  vom  10.  März  1730,*)  in  welchem 
gestattet  wird,  die  durch  die  Abschaffung  der  drei  , Pietisten*  er- 
ledigten ,Predicanten-Stellen  mit  anderen  der  A.  C.  zugethanen 
tauglichen  Subjectis  wiederumb  zu  besetzen*,  aber  auch  kund  getan 
wird,  dass  der  Kaiser  , gewollt  seyn,  dass  die  darumb  competiren, 
bei  Unß,  allerunterthänigst  supplicando  einkommen  sollen*.  Die 
Kirchenvorsteher  erkannten  sofort  die  Tragweite  dieses  Rescriptes, 
welches  ihr  Patronatsrecht  bedrohte,  und  gingen  sofort  daran, 
die  demselben  drohende  Gefahr  abzuwenden.  Sie  beriefen  (den 
23.  März  1730)  eine  Versammlung  der  evangelischen  Stände,  in 
welcher  sie  denselben  über  die  Sachlage  Bericht  erstatteten  und  sie 
aufforderten,  zum  Schutze  des  »Kleynodts,  Juris  Vocat.  et  Patron*, 
das  Nothwendige  zu  veranstalten,  um  nicht  »die  Thränen  der  Nach- 


1)  Biermann,  Gesch.  d.  Prot.,  S.  201,  Anm.  11  f. 

*)  Teschener  evang. Pfarrarchiv.  Auch  Fuchs,  Material.  S.  33,  und  Riegger, 
Sohle«.  Gesetz.  S.  156. 


62 


kommen  auf  sich  zu  laden  <.  Es  ist  beschlossen  worden,  dass  die 
Kirchenvorsteher  auf  die  alte  Weise  (more  solito  et  praesumpto)  zwei 
Prediger:  Christ.  W.  Heinrici  und  Joh.  Fr.  Richter  vociren  und  zur 
Confirmation  präsentiren  sollen;  man  wollte  eben  zuvorkommea. 
um  auf  diese  Weise  das  Inkrafttreten  des  Rescriptes  zu  ver- 
hindern.*) Ausserdem  sollten  die  Kirchenvorsteher  in  der  Sache 
»nach  Möglichkeit  invigiliren«  und  event.  H.  Fragstein  und  Schmeling. 
oder  einen  von  diesen,  nach  Wien  »abfordern«,  umb  damit  die  Al.er- 
gnäd.  Confirmationes  auf  das  schleunigste  befördert  werden  könnten«. 
Den  24.  April  1730  wurde  abermals  eine  Conferenz  zum  gleichen 
Zwecke  abgehalten. 

Leider  ist  diese  Action  der  Kirchen  Vorsteher  durch  den  einer 
der  zurückgebliebenen  Pastoren,  Hentschel,  durchquert  und  erschwert 
worden.  Diesem  lag  daran,  die  erledigten  Predigerstellen  für  seine 
zwei  Söhne  zu  erhalten,  und  er  war,  wie  aus  den  Zeugnissen  der  ir 
jener  Angelegenheit  interessirten  Männer  hervorgeht,  bereit,  alles 
Mögliche  zu  thun,  um  seinen  Plan  zu  verwirklichen.  Das  Krste.  was 
er,  respective  seine  Söhne,  thaten  —  der  evang.  Agent  Mörlin  in 
Wien  vermuthet,  es  sei  auf  das  Anstiften  des  Landeshauptmannes 
geschehen  *)  —  war,  dass  sie  im  Sinne  des  Rescriptes  vom  10.  März 
1730  ihre  Gesuche  um  die  vacanten  Pfarrstellen  »immediate«.  d.h. 
ohne  die  Wahl  und  Vocation  der  Kirchenvorsteher  abzuwarten,  nach 
Wien  schickten.  Was  für  eine  Entrüstung  dieses  Benehmen  im 
Kreise  der  Stände,  ja  der  ganzen  Gemeinde,  speciell  aber  im  Kircher- 
vorstande  hervorgerufen  hat,  das  beweist  das  Schreiben  des  Kirchen 
Vorstehers  Gottfr.  v.  Logau,  welcher  den  alten  Hentschel,  »als  sein 
und  seines  ganzen  Hauses  aufrichtigster  Freund«,  »um  Gottes,  ja 
um  der  BlutflieQenden  Wunden  Jesu  willen«  auffordert,  sofort  nach 
Wien  zu  schreiben,  und  »die  in  dieser  Gelegenheit  gestellte  Memo 
rialia«  zu  revociren.  »Denn  bedenken  doch  dieselben,  daß  wann  Ihnen 
in  diesem  Petito  gratificirt  würde,  daß  Sie  Ihre  graue  Haare,  dk 
Sie  vorjetzo  als  eine  Crone    tragen,   sehr    blamiren    und    der   Nach- 


*)  In  der  Vocation  Heinrici's  vom  26.  April  1730  hcisst  es:   ,Alß  wollen  W'' 
Ihn  hiemit  und  Kraft  dieser  Vocation  su  einem  ordentlichen  Lehrer  nnd   Prediger  l'^v 
allhiesiger  Evangel.  Kirche  in  dem   Fürstenthumb  Teschen  berufen  haben.*   (Tescbi  f' 
evang.  Pfarrarchiv.)    —   Die  Vocandi    soUten    sich   jedoch    vorher  ,mit  zugänglichen  't 
stimonüs  Orthodoxiae*   legitimiren. 

')  Biermann,   Gesch.  d,  Prot..  S.  201,  Anm.   121. 


63 


weit  ein  übles  Gedächtniß  hinter  sich  lassen  würden <.^)  Hentschel 
war  aber  auch  für  diese  beweglichen  Worte  unempfänglich  und  setzte 
»Hioimel  und  Erde«  in  Bewegung,  um  sein  Ziel  zu  erreichen. 

Aber  auch  die  Stände  blieben  nicht  unthätig.  Sie  hielten  aber- 
mals   eine   Conferenz    ab,    in    welcher    sie    beschlossen,    die   Herren 
Schmeling  und  Fragstein  nach  Wien  zu  schicken,  damit  sie  zugleich 
mit  dem  dortigen  Agenten  Mörlin  ihre  Sache  betreiben.  Der  letztere 
legte  das  Project  eines  Memoriales  vor,  welches  nach  seiner  Meinung 
eingereicht  werden  sollte    Zugleich  verspricht  er  Alles  zu  thun,   was 
»zu  Justificirung  der  Conduite  und  Aufführung  der  Hh.  Kirchen  Vor- 
steher   gereichen    kann«,    »wiewohl    man    noch    immerhin    in    dem 
Praesupposito  stehet,  einige  von  Ihnen  hätten  denen  drey  Predigern 
zu  viel  eingeräumet,  zu  Ihren  nicht  erlaubten,  ja  sogar  in  den  Statum 
publicum    civilem    mit    einschlagenden    Unternehmungen    conniviret 
und  Sie  noch  dazu  vertreten,  auch  Ihnen  aller  Orten  das  Wort  ge- 
redet.   Mit    der  Zeit  wird   sich  die  Sache   endlich  wohl    geben,  und 
muß  man  das  Werck  mit  aller  Behutsamkeit   tractiren,   in    zwischen 
den  H.  Landeshauptmann    zu    besänftigen   suchen  und  temporisiren, 
bis  die  Umstände  sich  hier  ändern  und  der  Himmel  sich  wiederum 
auskläret«.   Zugleich  gibt  er  den  Rath,  sich    die  Gewogenheit  jener 
Oberamtsräthe    in    Breslau    zu    erwerben,    durch    deren    Hände   die 
Teschnische  Religionssache  vermuthlich  gehen  werde.') 

Der  Rath,  den  Landeshauptmann  zu  besänftigen  trachten,  war 
allerdings  nicht  überflüssig.  Er  war  den  Kirchen  Vorstehern  noch 
immer  nicht  hold.  Und  den  früher  erwähnten  Tod  G.  Fr.  Bludowsky's 
benützte  er  zu  einem  Hauptschlage  gegen  die  ihm  missliebigen  Männer. 
Den  IL  Mai  1730  schickte  er  einen  Bericht  an  den  Kaiser  ab,')  in 
welchem  er  den  Tod  Bludowsky's  anzeigt  und  die  Behauptung  auf- 
stellt, dieser  sei  gleich  Anfangs  als  »Principal-Kirchen Vorsteher«  bei 
der  Kirche  »allermildest  angesetzet«,  wogegen  die  anderen  Kirchen- 
vorsteher   »nicht    angesetzet,    weniger    confirmirt    worden«.    Damit 


*)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv.  —  Der  Brief  ist  ungemein  herzlich  und  innig.  — 
Logau  macht  Hentschel  in  demselben  auch  darauf  aufmerksam,  dass  sein  Verfahren  nicht 
r>ur  für  Teschen,  sondern  für  ganz  Schlesien  ein  Präjudiz  schaffe,  wie  ja  auch  schon  das 
gross'^loglauische  und  Saganische  Ministerium  über  das  letzte  „Script"  (vom  10.  März  1730 
räiij'.ich)  betrübt  ist  u.  vermeyncrt,  daß  es  ihnen  auch  nachtheilig  seyn  würde". 

«)  Der  Brief  ist  vom   12.  April  1730. 

•)  Teschener  evang.   Pfarrarchiv. 


64 


e   er  sich  rechtfertigen    und  aufklären,    warum    er   die  Andere. 

als  Kirchenvorsteher  angesehen  und  behandelt  habe.  Weiter  de 
rt  er  dieselben,  dass  sie  die  pietistischen  »Irrthünner  und  Schwr- 
yen«  »stark  defendirt  und  fovirt  haben,«  und  es  sei  alle  Ursache 
^sorgen,  , damit  durch  Ihre  weiteren  Anschläge  nicht  wiedemir 
re  der  pictistischen  Sect  gleichfalls  ergebene  Subjecta  in  d\t  drty 
igte  Wortsdiener-Stellen  herein  practicirt  werden,  wodurch  im 
rsigen  Fürstenthumb  Teschen  ein  neues  und  viel  ärger  und 
llichers  Unheil  und  Übel  als  immer  vorhero  gewesen,  gar  leicht 
shen  dürfte«.  Dann  schlägt  er  >zur  Verhüttung  dcrley  künfti; 
•genden  Unwesens«  vor,  »anstatt  derer  eigenmächtig  creirtci 
ahligen  so  genannten  Kirchen- Vorstehern  andere  fünf  Subjectd 
remio  derer  hiesigen  der  ungeänderten  A.  C.  pur  zugetharer 
lebenden  Ländständen,  und  zwahr  ohne  mein  allergeringste^ 
Igebcn  den  H.  (nun  nennt  er  fünfe)  zu  dem  Augustaner-V^cr- 
r-Ambte  (siel)*)  allergnädigst  anzusehen,  und  dabey.  damit  nichi 
die  Ministerii-  und   Schul-Inspection    denen    allhiesigen:  von  E 

K.  E.  M.  confirmirten  unverdächtigen  Wortsdienern  G.  Schniidr 
Z!hrist.  Hentschel  aufgetragen,  sondern  auch  zu  denen  in  matcria 
Conf.  künftig  vornehmenden  Zusammentretungen  jederzeit  an 
)1.  Landrechts-Beysitzer  ambtlich  deputirt  und  sonsten  alles  und 
,  es  betreffe  die  vocir-  und  Aufnehmung  derer  Schul  und  Kir- 
Bedienten,  oder  anderer  Kirch-  und  Schul-Einrichtungcn,  mit 
ewust  und  Consens  des  Landes- Ambts  vorgenommen  und  ver- 
2t  werden  möchte,  ins  Künftige  allergerechtest  zu  statuircn  zu 
n«.  Das  war  allerdings  eine  deutliche  Sprache,  und  man  muss 
ich  die  Fürsorge  des  Landeshauptmannes  für  die  pure  luthe- 
e  Lehre  bewundern.  .  .  . 

Es  ist  leicht  einzusehen,  dass  sowohl  die  Deputirten  der  Stände, 
uch  ihr  Agent  in  Wien  vollauf  zu  thun  hatten,  um.  wie  es  in 
»kurtzen  Instruction  vor  die  nacher  Wien  expedirten  Herren 
itirten«  vom  22.  Juli  1730  heisst,*)  die  »wegen  der  Tasch- 
en Evang.  Kirche  und  dabey  vorfallender  Ungelegenheten 
gefährliche  und  höchst  praejudicirliche  Vorschläge,  welche  beytn 


*)  Auch  das  Oberamt  verstieg  sich  zu  der  Titulatur:  „  Augustan er- Kirchen- Vorsteher  . 

*)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv.  —  Die  Instruction  ist  mit  Unterschrifien  '''" 
haften*  der  vier  Kirchenvorsieher :  Wilimowsky,  Logau,  Nik.  BUtdowsky  uih- 
isky  versehen. 


65 


Kays-  Hofe  geschehen  seyn  sollen,  zu  hintertreiben  <  und  es  zu  er- 
wirken, »daß  es  den  treugehorsamsten  Ständen  erlaubt  und  frey  stehen 
möge,  auß  ihrem  Mittel  solche  Kirchen-Vorsteher  ais  ihre  Mandatarios 
und  Repraesentanten  zu  erwählen,  zu  welchen  sie  ihr  völliges  Ver- 
trauen setzen  können«.  Ausserdem  sollten  die  Depuiirten  im  Sinne 
der  Instniction  »allen  ersinnlicheii  Fleiß  vorkehren,  die  Vocations- 
Angelegenheit  bey  der  vormahligen  einrichtung  zu  conserviren,  und 
sich  insonderheit  sowohl  in  der  praxi  der  übrigen  Gnaden-Kirchen, 
alß  auch  fürnehmlich  in  der  Kays.  joKcpliin.  Resolut,  d.  d.  2S.  Sept. 
1710  gründen«.  Die  persönliche  Intervention  der  Deputirten  sollte 
mit  dem  Einreichen  eines  Memorials  begleitet  werden,  in  welchem 
dem  Kaiser  die  Bitte  vorgetragen  werden  sollte,  es  in  Religions- 
sachen bei  den  bisher  publicirtcn  Generalien  und  Resolutionen  be- 
wenden zu  lassen,  insonderheit  aber,  dass  »alle  und  jede  causae 
Religionis  dem  Königl.  Oberamte  allergnädigst  committirC  und  auf- 
getragen» werden,  und  dem  »Herrn  Landeshauptmann  solche  Ai 
gelegenheiten  an  sich  zu  ziehen  nicht  verstattet  werden  möchte,  we 
.solches  ohne  dieß  nur  auf  neue  Sportein  und  exactiones  anziehlet,  wi 
durch  die  treu  gehorsamsten  Stände  zu  Ihr,  Kays.  May.  allerhöchst. 
Diensten  unvermögender  gemacht   werden«. 

Das  Memorial  ist  auch  in  dem  angegebenen  Sinne  verfasst  und 
eingereicht  worden.  Die  Stände,  dem  Rathe  MöHin's  folgend,  stellten 
sich  so,  als  ob  ihnen  das  Rescript  vom  10.  März  17.30  ihr  Jus 
Patronatus  (vocandi  et  praesentandi)  gar  nicht  benähme,  sondern,  in- 
dem es  fordert,  dass  sich  die  liowerber  mit  ihren  Supplicatis  an  den 
Hof  wenden,  nur  eine  Verfügung;  enthielte,  welche  »ohnehin  jetzo 
observirct  wird».  Der  Unterschied  wäre  nur  der,  dass  die  Com- 
petenten  früher  »mediante  des  Teschn.  Landesamtes«  zur  Confirma- 
tion  präsentirt  wurden.') 

Die  Bemühungen  der  evang.  Stände  sind  nicht  ohne  Erfolg 
geblieben;  alles,  was  sie  anstrebten,  erreichten  sie  freilich  nicht.  — 
Zunächst  erfolgte  eine  Antwort  auf  die  vom  Landeshauptmanne 
den  IL  Mai  1730  eingeschickten  Vorschläge  durch  das  kais.  Rescript 
vom  2.  Mai   1732.')     Der  Kaiser    resolvirte.    dass    er    zwar  Ursache 


')  In  diesem  Sinne   waren   auch   i 
Vocitten.  welche  »ie  ,inimediBte'   nsch  V 

')  Tesehener   evang,  Pftrrarcbi». 
Kirchenvorstehem  iit  nur  ein  Theil  des 

JlhrblKh  de>  ProlHUntitmiit  IBM,   H.  I  u.  II 


^(^suche    der    von    den   Kirchen 
abschiciilen,  verfassl. 
h    Jahrbuch,   IX.   1888.    ä.  46 
ripl«  mitgelheiU  worden. 


J 


66 


hätte,  nach  dem  Vorschlage  des  Landeshauptmannes  zu  handeln  un: 
die  jetzigen  Kirchenvorsteher  »zu  cassiren  und  andere  anzusetzen« 
er  wolle  aber  »für  diesmahl  die  Milde  der  Schärffe  annoch  vorziehen« 
Er  ertheilt  aber  den  Befehl,  dass  die  Kirchenvorsteher  »fiirobir 
weither,  alß  ihnen  gebühret,  in  ihren  Operationibus  lunb  so  wenige: 
zu  gehen,  oder  (sich)  in  einige  ihnen  nicht  zustehende  Sachen  einzu- 
mischen hätten,  als  Wir  sonften  wieder  dieselbe  mit  einem  schärfferer 
Einsehen  fiirgehen  wiirdenc;  d.  h.  die  Kirchen  Vorsteher  erhielten  in  den: 
kais.  Rescripte,  was  man  im  amtlichen  Leben  eine  »Nase«  zu  nenner 
pflegt.  Aber  sie  kamen  auch  sonst  nicht  mit  heiler  Haut  davon 
Der  kais.  Wille  lautete,  »dass  ins  Künftige,  so  oft  einer  von  sotharcr 
Kirchen -Vorstehern  mit  Todt  abgehet,  Unß  solches  jederzeit  ar 
gezeiget  und  ohne  unserm  Allerhöchsten  Vorwissen  zu  der  W^h 
eines  anderen  nicht  geschritten  werden  solle,  respectu  des  neolect: 
aber  wäre  einzuberichten,  ob  er  nicht  in  einem  Verdacht  einicer 
der  A.  C.  zuwiderlaufenden  Principiorum  sich  befunde,  dann  ob  e: 
nicht  geneigt  in  Religions-Sachen  sich  zu  weith  einzumischen  un: 
ungegründete  Motus  zu  erwecken,  auch  ob  derselbe  nach  dttr 
Westphäl.  Friedens-Schluß  die  erforderliche  qualität,  ein  ruhiges 
friedferttiges  und  zur  Beobachtung  der  Allerh.  Anordnungen 
geneigtes  Gemüth  besitze?«  *)  Damit  war  die  eine  Angelegenheit 
erledigt. 

Länger  währte  die  Vo  cirungs-Angelegenheit.  — Den 
2.  Mai  1732  forderte  der  Kaiser,  indem  er  die  an  ihn  »immediate« 
gelangten  Gesuche  der  beiden  Hentschel  an  das  Oberamt  behu^ 
abzugebenden  Gutachtens  übersendete,  abermals  diejenigen,  weiche 
sich  bei  jenem  Amte  etwa  anmelden  sollten,  mit  ihren  Gesucher. 
immediate  an  ihn  zu  weisen.*)  Das  Oberamt  schien  aber  mit  dem 
Gutachten  (wie  es  Mörlin  in  seinem  Schreiben  vom  12.  April  173i* 
vorausgesehen  hat)  keine  Eile  zu  haben ;   und  so  fordert  der  Kaiser 

*)  Der  zweite  Theil  des  Rescriptes  galt  natürlich  den  kön.  Aemtern.  Es  sch«:rJ 
auch,  dasi  es  dem  Vorschlage  des  Grafen  Wratislav  gemfiss  in  Brauch  kam.  in  ^>^ 
Versammlungen  der  Stände,  in  welcher  et  sich  um  die  Wahl  neuer  Kircfaenrorstelie^ 
bandelte,  einen  katho).  Landrechtsbeisitzer  za  entsenden.  Kaufmann  berichtet  io 
seiner  ,,Gesch.  d.  St.  Teschen",  die  Kirchenrorsteher  seien  ,von  den  Gemeindeglieder 
unter  Vorsitz  des  K.  H.  Landesältesten  gewählt  u.  von  der  k.  k.  Repraesentat:on 
u.  Kammer  bestättigt  worden**.  Im  Jahre  1762  praesidirte,  nach  Kaufmann.  ^^• 
den  Wahlen  der  Laodesäl teste  Rudolf  Czelesta. 

*)  Das  betreffende  Rescript  im  Teschener  evang.  Pfarrarchtv. 


67 

den    13.  Jänner  1733,  nachdem  noch  eine  Reihe  von  Gesuchen  — 
unter    diesen   auch   die   der   vom  Kirchenvorstande  Vocirten  —  ein- 
gelaufen  ist,   abermals   zur  Einvernahme  des  Landesamtes  und  des 
Brieg'schen   Consistoriums   und   zur  Erstattung   des   Berichtes    »sub 
brevi  termino«  bezüglich  aller  Competenten.*)  Unterdessen  ist  es  auch 
höchst  wahrscheinlich  gelungen,  den  Landeshauptmann  zu  besänftigen. 
Davon  legt  sein  Bericht  an  das  Oberamt  vom  14.  März  1733  Zeugniss 
ab,')  in  welchem   er   für   die   erledigten  drei  Pfarrstellen   den   einen 
Hentschel,  Krieger   und  Richter  vorschlägt;    bezüglich   Hentschel's 
jedoch  darauf  hinweist,    dass   er  zwar  in  Schlesien  von  Jugend    auf 
erzogen,    aber    in   Brandenburg    geboren   sei;    sollte    sich    deshalb 
seines   Incolates    wegen  Anstand   erheben,    schlage   er   zum   dritten 
Prediger  Heinrici  vor,  Hentschel  könne  dann  das  >vacirende<  Schul- 
rectorat  übernehmen. 

Und  nun  werden  wir  den  Brief  Logau's  an  den  Landeshaupt- 
mann vom  27.  März  1733  verstehen,  in  welchem  gesagt  wird, 
»daß  wann  die  dießfälligen  Negotia  zu  unserer  und  der  allhisigen 
Gemeine  Consolation  außschlagen,  und  die  Confirmationes  auf  die 
3.  Prediger:  Richter,  Heinrici  und  Krieger  einlangen  würden,  wir 
unsere  Danck-Erkäntlichkeit  zu  erzeigen,  unß  nicht  nur  anerbothen, 
sondern  auch  bereits  einen  würcklichen  Anfang  hiezu 
gemacht  haben,  worauff  dann  die  von  E.  Exe.  alle  zeit 
und  neulich  in  Trzitiesch  erhaltene  Gnaden  Versiche- 
rungen unßdergestaltberuhiget,  daß  wir...  des  festen 
Vertrauens  leben.  Seibete  werden  nichts  unterlaßen, 
was  zu  unserer  dießfälligen  Consolation  gereichen 
könnte«  —  gewiss  bezeichnende  Worte,  besonders  für  den  Herrn 
Landeshauptmann  .  .  . 

Es  wird  uns  demnach  nicht  überraschen,  wenn  wir  hören,  dass 
der  Kaiser  schliesslich  auch  im  Sinne  der  Vorschläge  des  Landes- 
hauptmannes durch  das  Rescript  vom  14.  December  1733  die  deutsche 
Predigerfunction  Richter,  die  anderen  Predigerstellen  Krieger  und 
Heinrici  verlieh.  Hentschel  erhielt  —  zu  keiner  grossen  Freude  der 
Stände,  welche  die  Besetzung  des  Schulrectorates  Heber  in  suspenso 


^)  Einstweilen  ist  für  die  dritte  Predigerstelie  Krieger  vocirt  worden. 
•)  Tcschener  evang.  Pfarrarchiv. 

5* 


68 


gelassen  hätten  —  das  letztere  Amt.*)  Aus  Gründen,  welche  das 
Einzahlen  der  Rectoratstaxe  betrafen,  verzögerte  sich  noch  einije 
Zeit  die  Einsendung  des  kais.  Rescriptes.  Endlich  langte  dasselbe 
ein,  und  die  Kirchenvorsteher  durften  nach  längerer  Zeit  aufathrnrn 
Wie  aber  das  sich  verziehende  Gewitter,  gleichsam  zum  Abschiede 
noch  einige  Donnerschläge  entsendet,  so  war  es  auch  hier.  Der  m:t 
dem  Schulrectorat  bedachte  Hentschel  konnte  das  MissUngen  seiner 
Pläne  nicht  verwinden ;  und  als  Schmidt  starb,  reichte  er  (13.  Jänner 
1736)  abermals  ein  immediates  Gesuch  um  die  dadurch  freigewordtne 
Predigerstelle  nach  Wien  ein,  in  welchem  er  sich  über  die  Kirchen 
Vorsteher  und  die  ihm  durch  sie  zugefügte  vermeintUche  Ziinjc!-:- 
Setzung  beklagte.')  Aber  auch  dieser  Donner  verhallte.  Die  Stell? 
nach  Schmidt  erhielt  der  von  den  Kirchenvorstehern  vocirte  Schuber.. 
Als  letzter  Donnerschlag  kann  wohl  die  Ermahnung  gelten,  dit 
das  kais.  Rescript  vom  11.  April  1740,  durch  welches  Schuchard 
als  Pastor  bestätigt  wurde,  den  Kirchenvorstehern  brachte :  sie  möger 
sich  vor  der  Vocirung  der  dem  pietismo  zugethanen  subjectomni 
hüten,  da  sich  sonst  der  Kaiser  bewogen  fühlen  würde,  das  ihnen  ,au5 
purer  Allerhöchsten  Gnad  verwilligte  Jus  Praesentandi  gäntzlich  z^ 
benehmen*.')  So  ist  der  Kampf  um  das  grösste  Recht  der  Kirchen- 
vorsteher: die  Vocation  und  Präsentation  der  Pfarrer,  zu  ihren  Gunsten 
entschieden  worden.  Mühe,  Opfer  und  Sorge  hat  er  sie  genu^' 
gekostet. 

Wie  sich  die  Regierung  in  alle  Angelegenheiten  der  evange- 
lischen Gemeinden  in  Tfcschen  und  sonst  einmischte,  davon  noch 
einen  Beweis! 

Im  Jahre  1738  (10.  März)  will  sie  wissen,  woher  die  Installations- 
kosten der  Pastoren  hergenommen  zu  werden  pflegen,  und  ob  man 
nicht  dazu  das  >peculium  Ecclesiae«  verwende?  Den  21.  Augvst 
1738  befiehlt  ein  kais.  Rescript,*)  dass  die  > Wortsdiener«  sowohl 
bei  der  Gnadenkirche  in  Teschen,  als  auch  bei  den  anderen  Parochia.'- 
kirchen  A.  C.,   die  Installationsunkosten   aus  eigenem  Vermögen  zu 

<)  Mörlin  schrieb  nach  geschehener  Confirmation  Krieger's  desssclbcD  titca 
schönen  Brief  (Inter  medios  Belli  tumultus,  Pacis  ego  Amantissimus  ad  Te,  qui  Medm.« 
es  inter  novos  Pastores,  ad  pascendum  oves  Teschinienses  legitime  vocatos  de  Pav.« 
iterum  scribo  .  .  .),  Teschen  er  Pfarrarchiv. 

*)  Teschen  er  evang.  Pfarrarchiv. 

')  Teschencr  evang.  Pfarrarchiv. 

<)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 


bestreiten  haben,  sowie  auch,  dass  »in  diesfälligen  Verausgabungen 
nicht  excediret  werde«.  Diesbezüglich  wird  auch  eine  .gesatzgebige 
vorschrifft>  in  Aussicht  gestellt.  Uns  interessirt  dieses  Rcscript  noch 
deshalb,  weil  wir  aus  demselben  erfahren,  dass  die  Prediger  bei  den 
Gnadenkirchen,  also  wohl  auch  in  Teschen,  •gemeiniglich  blos  allein 
durch  den  ersten  Kirchen  Vorsteher  ohne  vergeh-  und  Haltung  einiger 
mahl-zeit  introduciret  zu  werden  pflegten«,  eine  Nachricht,  welche 
das   eben  gezeichnete  Verfassungsbild  zu  ergänzen  geeignet  ist. 

Eine  Beschränkung  der  Freiheit  der  Kirchen  Vorsteher  sowohl, 
als  auch  eine  grössere  Abhängigkeit  von  der  Regierung  bezweckte 
das  kais.  Rescript  vom  22.  November  1737,  welches  künftig  die 
Kirchenrechnungen  dem  fürstlichen  Landesamte  jährlich  abzugeben 
ßebot.') 

Ehe  wir  von  der  evangelischen  Gemeinde  in  Teschen  in  diesem 
Capitel  Abschied  nehmen,  wollen  wir  noch  bemerken,  dass  in  der 
von  uns  geschilderten  Zeit  noch  andere  Factoren  thätig  waren,  um 
ihre  Lage  nicht  sehr  erfreulich  zu  gestalten.  Man  bedenke,  dass 
nach  der  kurzen  Regierung  Josephs  I.  Karl  VI.  dieselbe  über- 
nahm (1711 — 1740).  Es  ist  von  ihm  altzugut  bekannt,  wie  er  gegen 
die  Evangelischen  gesinnt  war.  »Unter  seiner  Regierung  sind  die 
Akatholiken  ärger  verfolgt  worden,  als  im  XVII.  Jahrhundert  unter 
den  beiden  Ferdinanden«,  sagt  ein  guter  Kenner  seiner  Zeit.") 

Dass  von  diesen  Verfolgungen  auch  die  evangelische  Kirche 
in  Schlesien  ihren  Theil  bekam,  ist  selbstverständlich.  Es  ist  be- 
sonders die  katholische  Geistlichkeit  gewesen,  welche,  die  ihr  günstige 
Strömung  verspürend,  sofort  auch  anfing,  das  .incrementum  Relig. 
orthodoxae  et  salvificae  zu  der  Seelen  Heil*  mächtig  zu  fordern.*) 
Ganz  besonders  sind  es  die  evangeÜschen  Geistlichen  gewesen, 
welche  unaufhörliche  Chicanen  der  katholischen  Dechantcn  zu 
erdulden  hatten.   Klagen  auf  Klagen  brachten  diese  bei  den  Regie- 

>)  Jahrbuch,  IX,  1888,  S.  44.  Ueber  das  äait  angegebene  Datum  des  R«*criptn 
liehe  ■pUer. 

*)  Reiek.  DAjiny  prostonir.  hnml  (Gescb.  d.  relig.  Volksbewegung).  1887,  S.  6S. 

>)  So  lautet  «  in  einem  Rncriple  *ai  dem  Jahre  ITIS,  durch  welche«  den 
„Patribos  MiHioDUÜi*  erlaubt  wird,  in  den  FUistenthamerii  Troppau  nnd  Jigerndorf 
lu  .arbeiten".  Ob  man  es  immer  mit  , beweglicher  Beichejdenheit,  adhibilis  purij 
remediii  Apotlolicis* ,  wie  es  im  Rescripte  weiter  heisst,  that,  ist  eine  Frage,  die 
kaum  bcjdit  werden  könnte. 


70 

rungsämtem  ein.  Bald  masste  sich  der  evangelische  ^Praedicant*. 
y publice  et  typis*,  einen  Titel  an,  welcher  nur  , Personen  et  prae- 
latis  in  sacra  Ecciesia  Catholica  dignitate  ecclestastica  constitutis  ce 
jure*  gebühre,^)  bald  griff  er  in  die  Parochialrechte  des  katholischen 
Geistlichen  ein,  indem  er  durch  Entgegennahme  der  »Offertorien* 
und  ,Neujahrsdiscretionen*  dessen  Einnahmen  verkürzte.  Schliesslich 
mussten  sich  die  evangelischen  Geistlichen  die  Ermahnung  gefallen 
lassen,  sie  mögen  sich  doch  so  benehmen,  wie  die  Wortsdiener  bei 
den  alten  Gnadenkirchen,  welche  Parochiani  der  ordentlichen  katho- 
lischen Pfarrer  seien,*)  womit  die  evangelischen  Geistlichen  allerding? 
nicht  einverstanden  waren,  indem  sie  meinten,  sie  seien  zwar  in  der 
katholischen  Parochia,  aber  nicht  ,de  Parochia  oder  Parochiani,  vcre 
sie  dicti  des  Decani*.  Und  wie  viele  andere  Dinge  gab  es,  übo- 
welche  die  katholischen  Dechanten  Klage  zu  führen  sich  bem  üssg: 
sahen  1  Viele  dieser  Klagen  waren  aber  im  Grunde  genommen  nichts 
Anderes,  als  Belege  zu  Anmassungen,  von  welchen  wir  eine  für 
alle  anführten,  als  wir  darauf  hinwiesen,  dass  der  Dechant  die  Juris- 
diction über  die  Teschener  evangelischen  Geistlichen  in  Anspruch 
nahm  und  sich  zum  Richter  über  ihre  Lehre  aufwarf.  Natürlich  leistete 
auch  die  Religionscommission,  der  wir  bald  hernach  unsere 
Aufmerksamkeit  zuzuwenden  haben  werden,  ihr  Möghchstes  in  der 
Bedrückung  der  evangelischen  Kirche.  Die  Memorialien  und  Be- 
schwerden der  Evangelischen,  zu  welchen  ein  solches  Verfahren 
immerwährenden  Anlass  gab,')  sowie  auch  die  in  Rescripten  und 
Verordnungen  der  Regierung  beruhenden  Entscheidungen  derselben 
legen  ein  geradezu  schreiendes  Zeugniss  davon  ab,  dass  man  es  auf 
katholischer  Seite  überaus  gut  verstanden  hat,  das  Aufkommen  einer 
allzu  grossen  Freude  über  die  erlangte  Religionsfreiheit  zu  ver- 
hindern. 

Auch  in  den  nachfolgenden  Jahrzehnten  wurde  es  in  Schlesien 
nicht  anders.  Ehe  wir  uns  jedoch  dieser  Zeit  zuwenden,  um  in 
ihr  die  weitere  Verfassungsentwickelung  unserer  Kirche  auf 
österreichischem  Boden  zu  verfolgen,  wollen  wir  noch  rasch  einen 
Blick  auf  die  anderen  Gnadenkirchen   und   ihre  Verfassung  werfen ; 

1)  Klage  gegen  Muthmann  (Jahr  1712),  dass  er  sich  ^Archiduicoims*  tito- 
üren  lasse. 

'^>)  Resolation  vom  28.  November  1726. 
*)  Im  Teschener  evang.  Pfarrarchiv  eine  Reihe  derselben  in  Abschriften  vorhaBden. 


71 

es  wird  ohnehin  auch  zum  letzten  Male  sein,  dass  wir  uns  mit  ihnen 
b>efassen;  die  Zeit  war  ja  schon  im  Anzug,  in  welcher  sie  aufhörten, 
stuf  österreichischem  Boden  zu  sein. 

Es  ist  allerdings  nicht  mehr  nöthig,  eine  eingehende  Schilde- 
rxxng  ihrer  Verfassungsverhältnisse  in  der  Zeit  nach  dem  Executions- 
recesse  zu   geben;   hat   sich  ja   die   Verfassung  der  alten   Gnaden- 
g^emeinden,  nach  deren  , Modell*  sich  die  der  Teschnischen  Gnaden- 
kirche gestaltet  hat,  wesentlich  nicht  verändert,  und  auch  die  neuen 
Gnadenkirchen  legten  bei  ihrer  Organisirung,  welche  sie  ,per  specialem 
deputationem*  mit  Zuziehung  der  berufenen  Geistlichen  berathen  und 
eingeführt  haben,  die  Kirchenordnung  der  Alten  zu  Grunde.  Es  er- 
übrigt uns  nur,  einige  Einzelheiten  nachzutragen.    Die  erste  bezieht 
sich  auf  die  Kirchenvorsteher,  welche,  wie  wir  schon  bemerkt  haben, 
a.uch  hier,   ^weil  die  gantze  Communion  gantz  und  gar  zusammenzu- 
bringen nicht  möglich*  war,  die  Gemeindeangelegenheiten  leiteten  und 
die  Function  der  Patrone  ausübten.*)  Wir  erfahren  aber,  dass  in  den 
neuen  Gnadengemeinden  diese  ,deputation  per  Majora  vota*  von  der 
ganzen  Gemeinde  gewählt  wurde,  weil  ja  die  gesammte  Gemeinde 
die  Lasten  zu  tragen  hatte.  Auch  die  Zusammensetzung  des  Kirchen- 
vorstandes gestaltete  sich  einigermassen  anders,  als  in  Teschen.  Die 
Kirchenvorsteher  waren  theils  vom  Lande,  theils  aus  der  Stadt,  theils 
aus    der   Ritterschaft,    in   Sagan    z.  B.    drei    ,Landes-Eltisten*,    ein 
Dcputirter  von  der  Ritterschaft  und  von  der  Stadt,  drei  Literati  und 
drei  von  den  Zünften.')  Der  Kirchenvorstand  hatte  seinen  Directorem, 
Actuarium  etc.,   und  Alles   war   in   demselben  derartig  eingerichtet, 
dass  die  Teschener  Kirchenvorsteher  die  Meinung   aussprachen,    sie 
hätten  sich  ,billich  noch  ein  besseres  Modell  daher*  nehmen  können.') 
Die  Conferenzen  geschahen  in  ihnen   ,longe  majori  cum  solennitate, 
auch  wohl  bey  gewißen  Gelegenheiten  in  loco  publico  Ecclesiae*. — 
Auch  auf  die  Kirchenvorsteher  der  anderen  Gnadenkirchen  richtete 
die  Regierung  im  Jahre  1728  ihr  Auge  und  liess  sich  einen  Bericht 
über  jene  Punkte  erstatten,   welche   die  Teschener  Kirchenvorsteher 


>)  Sie  waren  im  Stande  .  .  .  KirchencoUegia  oder  Vorsteher  zu  setzen,  um  gute 
Ordnung  beizubehalten.  (He n sei,  S.  645.) 

*)  Diese  Nachrichten  aus  dem  Teschener  evang.  Pfarrarchiv.  Das  Vorbild  fand  man 
offenbar  in  der  Schweidnitzer  Kirchenordnung ;  man  scheint  aber  Kirchenvorsteher  und 
Deputirte  nicht  unterschieden  zu  haben. 

*)  Das  Memorial  der  Teschener  Kirchenvorsteher  aus  dem  Jahre  1728. 


»m 


72 

im  November  1728  zu  beantworten  hatten.  Die  Berichte  mögen  ähn- 
lich wie  in  Teschen  ausgefallen  sein;  nur  scheint  es,  dass  auch  in 
den  übrigen  neuen  Gnadenkirchen  die  Confirmation  der  gewählten 
Kirchenvorsteher  von  der  Regierung  ebenso  üblich  war,  wie  in  den 
alten.  In  dieser  Hinsicht  mochte  in  der  That  Teschen  bis  zum  Jahre 
1732  eine  Ausnahme  gemacht  haben.*) 

Die  wichtigste  Function,  welche  die  Kirchenvorsteher  auch  in 
den  anderen  Gnadenkirchen  auszuüben  hatten,  war  die  Berufung  der 
Kirchen-  und  Schuldiener.  In  dieser  Hinsicht  wurden  alle  Gnaden- 
kirchen, auch  die  alten,  eng  an  Wien  gekettet.  Nach  dem  Rescript 
vom  10.  Juli  1669  erfolgte  die  Präsentation  durch  die  Bürgerschaft, 
die  Confirmation  durch  das  königliche  Oberamt.  Nun  ist  die  Con- 
firmation auch  nach  Wien  übertragen  worden.  Das  kaiserliche  Rescript 
vom  11.  October  1726*)  brachte  die  Entscheidung,  dass  der  Kaiser 
gesonnen  sei,  sein  supremum  Jus  episcopale  in  ganz  Schlesien  auszu- 
üben und  deshalb  anordne,  dass  künftighin  die  ,neo  praesentati* 
speciell  bei  den  Gnadenkirchen  zu  seiner  Confirmation  gebracht 
werden.  Die  Art  der  Vocation  und  Präsentation  beHess  das 
Rescript  beim  Alten:  die  Wahl  soll  die  Bürgerschaft  in  Gegenw^art 
eines  Deputirten  des  Ortsmagistrates  vollziehen,  dieser  erstattet  über 
die  vollzogene  Wahl  eine  Relation  an  das  königliche  Amt,  welches 
dann  um  die  Confirmation  ansucht.  Eine  Modification  hat  diese  Art 
der  Wahl,  wie  wir  gesehen  haben,*)  bei  der  Gnadenkirche  in  Glogau 
erfahren,  bei  welcher  auch  die  Ritterschaft  bei  der  Vocation  der 
GeistHchen  ein  Votum  hatte.  Derselbe  Modus  ist  Anfangs  auch  bei 
der  Gnadenkirche  in  Freistadt  eingeführt  worden.*)  Das  kaiserliche 
Rescript  vom  4.  Mai  1731  *)  hat,  um  das  der  Bürgerschaft  durch 
das  Rescript  vom  10.  Juli  1669  einzig  und  allein  gewährleistete  Jus 


1)  Hinsichtlich  Freistadts  bei  Ilensel,  S.  648. 

*)  Riegger,  Schlesiens  Gesetze,  S.  128.  Das  Rescript  bei  Riegger  be- 
zieht sich  auf  Glogau  und  Freistadt,*  wie  aber  aus  Hensel,  S.  668  hervorgeht,  ist 
es  auch  den  anderen  Gnadenkirchen  zugekommen.  —  Bei  Hensel  (und  so  auch  im 
Teschener  evang.  Pfarrarchive)  hat  das  Rescript  zum  Schlüsse  die  Aufforderung,  dass  man 
sich  genau  „wegen  des  Erwählten  Religion^  Leben  und  Wandel'  genau  informiren,  und 
Acht  geben  soll,  „dass  er  nicht  ein  von  nicht  tolerirter  Secte,  oder  eines  aufrtlhreri* 
sehen  Gemüthes  sei*. 

•)  S.  46. 

<)  Hensel,  S.  648. 

*)  Rtegger,  Schlesisch.  Gesetze,  S.  165. 


73^ 

Patronatus  zu  wahren,  die  Coiicurrenz  der  Ritterschaft  bei  der  Wahl 
der  Prediger  in  Giogau  und  Freistadt  aufgehoben.  —  Die  Intro- 
ductton  der  Pastoren  besorgte,  wie  schon  früher  bemerkt  wurde,  der 
erste  Kirchen  vorsteh  er  (Dircctor). ') 

Die  Schulbedienten  sind  in  den  anderen  Gnaden kirchen  ,  schlechter- 
dings vocirt  und  zu  ihrer  Function  introducirt  worden*.  Die  Präsenta- 
tion zur  Confirmation  ist  von  der  Regierung  nicht  gefordert  worden. 
Es  kam  sehr  oft  vor,  dass  die  Lehrer  Theologen  waren,  und 
man  sie  deshalb  bat,  aushilfsweise  zu  predigen.  Das  ist  den  , aus- 
wärtigen praeceptoribus*  durch  die  oberamtliche  Verordnung  vom 
31.  Mai  1730  verboten  worden,  da  ja  ,zu  derley  actibus,  ausser 
denen  hierzu  eigens  aufgestellten  Predigern  niemand  admittiret  werden 
kann*.  Später  {Verordnung  vom  20.  Juli  1730)  war  man  geneigt, 
im  Nothfalle  solche  praeceptores,  welche  einheimische  Landeskinder 
und  ihrer  Lehre  halber  von  den  hierländischen  lutherischen  Con- 
sistorüs  ordentlich  examinirt  waren,  zum  Predigen  zuzulassen.*) 

'■)  Vgl.  S.  126.  —  Bei  den   anderen  ParochUlkiichen  pSegte  ei  ein  ConsJitorial- 
assnsor  oder  «in  duu  bevollmacbtigtei  FastoT  tu  Ihnn.  (ReScript  vom  21.  August  1738.) 
1)  Beide  Verordnungen  bei  Riegget,  Schlesisch.  Gesetze,  S.  160,  161. 


IL 

t 

Das  Evangelium  in  Trautenau  und  Umgebung. 

Von  Pfarrer  Dr.  A.  Schmidt  in  BieliU. 
(FortseUung.)  *) 

IL  Die  Reformation  in  Trautenau. 

2.  Die   Schule. 

Bei  der  Einführung  der  Reformation  in  Trautenau  fanden  die 
evangelisch  gesinnten  Geistlichen  in  den  Lehrern  wackere  Mitarbeiter. 
Mehrere  Lehrer  in  Trautenau  waren  selbst  theologisch  gebildet  und 
vertauschten  ihr  Lehramt  wohl  auch  mit  dem  Pfarramt.  Wie  in 
anderen  deutschen  Städten  des  Reformationszeitalters,  finden  wir 
auch  in  Trautenau  ein  inniges  Zusammenwirken  von  Kirche  und 
Schule  bei  der  Verbreitung  der  Lehre  Luther's  und  der  Erziehung 
des  Volkes  in  evangelischem  Geiste. 

Schon  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  scheint  die  Schule  in 
Trautenau,  ,  welche  auf  die  mauer  gegen  dem  wasser  Aupa  über 
und  gegen  dem  beinhause  stand*,  tüchtige  Lehrer  besessen  zu 
haben,  wurde  doch  am  30.  December  1492  Johannes  Rubinus,  ge- 
boren zu  Parchwitz,  angestellt,  der  lange  Zeit  zu  Rom  studirt  hatte 
und  der  welschen  und  griechischen  Sprache  mächtig  war.  Als  er 
nach  ISjähriger  Thätigkeit  Trautenau  verliess,  folgte  ihm  am 
24.  Februar  1504  Adamus  Dock  aus  Leisnig  in  Sachsen,  der  nach 
8  Jahren  in  Trautenau  starb.  Am  3.  April  1512  wurde  Bartholomäus 
Olmitzer  in's  Lehramt  berufen,  der  nach  kurzer  Zeit  durch  den  Tod 
hinweggerafft  wurde.  Wie  viele  Pfarrer,  übten  auch  viele  Lehrer  der 
damaligen  Zeit  ein  Handwerk  aus.  So  rühmt  der  Chronist  von 
Lehrer  Bernhard  Lapcida  (1514 — 1516),  ^dass  er  auch  ein  guter 
Steinmetz  und  bildhauer  in  der  Jugend  gewest*. 


i)  Vgl.  XVIII.  Jahrg.,  1897,  S.  113—136. 


75 

In  der  neugebauten  Schule   wirkte   als  erster  Schulmeister  ein 
gebürtiger    Trautenauer,    Namens    Friedrich    Pechatzsch,     der     am 
2.  März  1520  von  dem  Lehrer  Caspar  Malweysz  aus  Trautenau  ab- 
gelöst wurde.  Dass  die  Schulmeister  damals  auch  den  Organistendienst 
versorgten,   geht   aus  der  Aeusserung  des  Chronisten  hervor,    dass 
der   Obgenannte    ,allhie   zum  Schulmaisterambt   und   die   orgel   zu- 
vorsorgen  vocieret*  worden  ist.  Nach  dem  Tode  des  Caspar  Malweysz 
wurde  für  kurze  Zeit  Georg ius  Herold,   ein  gebürtiger  Trautenauer, 
Schulmeister  und  Organist.  Am  25.  Jänner  1522  berief  der  Stadtrath 
den  Lehrer  Nicolaus  Jon  aus  Jauer  in  Preussisch-Schlesien,    der  zu- 
gleich nahezu  6  Jahre  das  Amt  eines  Stadtschreibers  verwaltete.  Er 
war  ein  ,studirter  Mann*,  was  ihn  jedoch  nicht  hinderte,  sich  beim 
»alten  Hans  Hoflfmann  zum  nassen  Künig*  im  Branntwein  zu  Tode 
zu  trinken,  also  dass  er  hinterm  Tische  sitzend  starb.  Am  9.  Jänner 
1530   wurde   Johannes   Faber,   sonst  Hancke   genannt,    aus  Leipzig 
angestellt.  Er  hatte  zuletzt  zu  Wünschelburg  als  Schulmeister  gewirkt, 
zog  nach  5  Jahren    nach  Arnau  und  Hohenelbe,    um  am  24.  April 
1544  wieder    in    sein  Lehramt   zu  Trautenau    zurückzukehren;    hier 
verehelichte  er  sich  mit  der  ,  alten  Bleschkin*,  von  der  er  sich  her- 
nach vor  dem  Erzbischof  zu  Prag  scheiden  Hess.  Er  verliess  Trautenau 
bald  wieder  und   wurde  Pfarrer    ^zum   ungetreuen  Seuflfersdorf * .  In 
Trautenau   half  er   die  Procession   um  den  Friedhof  abstellen.  Von 
da    an    förderten    die    evangelischen    Lehrer    das    Reformwerk    der 
Greistlichen  nach  Kräften.  Am  12.  März  1535  hielt  der  Schullehrer 
Johannes  Libethaler  seinen  Einzug  in  Trautenau,  der  nach  vierjähriger 
Thätigkeit  Pfarrer  zu  Hartensdorf  in  Schlesien  wurde. 

Zu  seltener  Blüthe  gelangte  die  Schule  zu  Trautenau  unter  dem 
,wolgelerten  herm*  Johannes  Geiszier  aus  Goldberg  in  Preussisch- 
Schlesien,  der  am  24.  September  1542  sein  Lehramt  antrat,  in  dem 
er  von  seinem  Sohne  Israel  Geiszler  unterstützt  wurde.  Man  hätte 
die  Schule  noch  grösser  bauen  müssen,  meint  der  Chronist,  wenn 
der  alte  Herr  Johannes  Geiszler  nicht  gestorben  wäre.  Denn  damals 
waren  zu  Trautenau  ,viel  junge  edelleut  und  frembde  Knaben  und 
grosse  Studiosi  von  Prag  und  sonsten*.  Der  Ruf  des  berühmten 
Geiszler  muss  also  weit  in*s  Land  gedrungen  sein,  wenn  Studenten 
selbst  aus  weiter  Ferne  daherkamen,  um  zu  den  Füssen  des  gelehrten 
Mannes  zu  sitzen.  Johannes  Geiszler  richtete  auch  die  deutschen 
Kirchengesänge  ein  ^beim  hohen  grabstain  zu  singen*.  Als  er  1543 


76 


starb,  wurde  er  in  der  Kirche  unter  dem  Hallenfenster  begraben 
und  sein  Sohn  Israel  ward  Lehrer  an  seines  Vaters  statt.  Israel  Geisz]er 
betrieb  nebenbei  auch  das  Bäckerhandwerk,  das  er  bei  dem  Bürger- 
meister Caspar  Jokel  gelernt  hatte,  dessen  Tochter  Ludmilla  er 
freite.  Als  Israel  Geiszier  das  Bäckerhandwerk  einige  Zeit  betrieben 
hatte,  zog  er  mit  dem  Trautenauer  Schneider  Andreas  Dreilin;;:!: 
ans  Breslau  nach  Wittenberg  und  Beide  liessen  sich  dort  V(Ti 
Melanchton  ordiniren.  ,Also  war  der  her  Israel  Geiszier  Goldtber- 
gensis  pfarher  zu  Pilnikau,  und  der  her  Andreas  Dreilingk  vor. 
Breszlaw  pfarher  zuFriedelandt.*  Das  ,  Wittenberger  Ordiniertenbuch* 
bezeichnet  Israel  Geiszier  als  Stadtschreiber  von  Pilnikau  und  Andreas 
Dreylingk  als  Schreiber  des  Herrn  Hans  Silber,  der  bei  TrautenaL 
begütert  war.  Auch  wird  Dreylingk  als  Pfarrer  von  Altstadt,  wob 
Ober-Altstadt  bei  Trautenau,  und  nicht  als  Pfarrer  von  Friedelandt 
(in  Preussisch-Schlesien)  bezeichnet*). 

Am  21.  März  1546  wurde  Valerius  Grünberg,  gebürtig  zu 
Glatz,  Schulmeister  in  Braunau,  nach  Trautenau  berufen.  Mit  ihm 
kam  der  Lehrer  Johannes  Tzenker,  der  einige  Zeit  mit  Grünberg 
zusammen  wirkte,  dann  aber  nach  Prag  ,in  des  Königs  cantorei* 
zog.  Die  Schule  zu  Trautenau  musste  sich  bedeutend  vergrössert 
haben,  da  des  Oefteren  zwei  Lehrkräfte  auf  einmal  angestellt  sind. 
So  wurde  am  29.  Jänner  1568  Sigmund  Hübner,  gebürtig  von  Land*- 
hut,  Lehrer  zu  Bolkenhain,  vom  ehrbaren  Rathe  aufgenommen,  ,dic 
cantorei  und  schule  helfen  dem  her  Valeri  zu  versorgen*.  Valeriu? 
Grünberg  gab  seinem  Helfer  ein  Verzeichniss  der  Gegenstände,  in 
welchen  er  die  Knaben  unterweisen  sollte.  ,Lectiones  so  in  unser 
schule  den  knaben  fürgegeben  wird: 

Compendium  grammaticae  latinae  Goldbergense.  Fabulae  Aesopi 
Camerarii.  Musica  latina  Spangenbergii.  Civilitas  morum  Erasmi 
Roterodami.  Catonis  dicta  moralia.  Catechesis  D.  Martini  Lutheri  latina. 
Compendium  arithmetices  LucaeLosii.  Evangelium  latinum  et  graecura. 
Epistolae   Stunnii   Elegantiani.    Liber  Fabridi,   auch   die   argumenta 

»)  Das  „Wittenberger  Ordiniertenbuch«  1637—1660  vcröfiFcntUcht  von  Lic.  I>r. 
Georg  Buchwftld,  Leipzig,  Georg  Wigand,  1894,  S.  83,  nennt  den  9.  NoTember  1552 
als  das  Datum  der  Ordination  Beider  und  enthält  die  Eintragung:  „Andreas  Dreylirgk 
von  Bresslaw,  Herr  Hansen  Silber's  Schreiber,  Beruffen  gein  Altstadt  zum  P^ambt." 
^Israel  Gieseler  vom  Goldtberg,  Stadtschreiber  zu  Bilnickow,  beruffeo  daselbsthin  tum 
Pfarambt.'  An  dem  genannten  Tage  wurden  nur  diese  beiden  Candidaten  ordinin. 


77 

und  anders  mehr  nach  gelegenhait  und  geschichligkait  der  knaben, 
soll  nichts  hinderstellig  bleiben.*  Aus  diesen  angegebenen  Büchern 
hat  Valerius  Grünberg,  für  seine  Zeit  ein  überaus  gebildeter  und 
gelehrter  Mann,  die  Schüler  fleissig  unterrichtet.  Bei  seinen  Mit- 
bürgern stand  er  in  hohem  Ansehen  und  wurde  am  14.  August  1562 
mit  10  anderen  Männern  in  einen  Ausschuss  gewählt,  der  dem 
Rathe  der  Stadt  berathend  und  helfend  zur  Seite  stehen  sollte.  Er 
erwarb  sich  auch  das  Trautenauer  Bürgerrecht  und  besass  ein  Haus 
in  der  Stadt,  das  er  auf  seine  Kinder  vererbte.  Nachdem  er  von 
1546 — 1569  an  die  24  Jahre  in  Segen  seines  Schulmeisteramtes  ge- 
waltet hatte,  wählte  ihn  die  Gemeinde  zu  Goldenöls  zu  ihrem  Pfarrer. 
Nach  seinem  Tode  setzte  ihm  die  Dankbarkeit  seiner  Mitbürger  in 
der  Kirche  zu  Trautenau  am  15.  April  1600  ein  Epitaphium. 

Sein  Nachfolger  wurde  ^Matheus  Mylner  aus  Krymitzsch*  im 
Meissen'schen,  der  am  21.  September  1569  von  Goldberg  nach 
Trautenau  zog.  Als  Besoldung  gab  man  ihm  jährlich  10  Schock 
y  beineben  seiner  accidentia  und  der  schüller  precem  und  alia,  als 
den  Schulgarten  und  den  umbgang  zu  weinachten*.  Im  Jahre  1572 
wurde  er  nach  Jungbuch  bei  Trautenau  ,zum  predigtambt  vociert*. 
Die  Cantorei  und  die  Orgel  versorgte  zu  gleicher  Zeit  der  am 
1.  Jänner  1570  berufene  Adam  Kretschmer,  wofiir  er  alljährlich 
24  Schock  und  für  das  Zeigerstellen  noch  besonders  2  Schock  er- 
hielt. Zur  Wohnung  wurde  ihm  das  Schulhäuslein  auf  dem  Kirch- 
hofe angewiesen.  Den  Pfarrer  unterstützte  er  durch  Führung  der 
Todtenregister,  nach  deren  Ausweis  im  Jahre  1571  im  Ganzen 
94  Personen  gestorben  sind.  Am  15.  Juli  1575  verschied  er,  nach- 
dem er  die  Cantorei,  die  Orgel  und  das  Zeigerstellen  nahezu  6  Jahre 
versorgt  hatte.  ,dem  gott  gnade*  ruft  ihm  der  Chronist  nach. 

An  Stelle  Mylner 's  wurde  am  11.  August  1572  ,dcr  wolge- 
lerte  her*  Johannes  Rosa,  geboren  zu  Turn  in  Preussen,  zum 
Schulmeister  berufen.  Als  Junggeselle  kam  er  aus  Goldberg  herauf- 
gezogen. Der  Pfarrer,  ein  ehrbarer  Rath  und  die  Bürger  speisten 
ihn  so  lange,  bis  er  eine  Jungfrau  aus  Goldberg,  die  er  nach  Trau- 
tenau mitgebracht,  geehelicht  hatte.  Am  9.  September  1587  unter- 
richtete er  zum  ersten  Male  die  Schüler  in  dem  neugebauten  Schul- 
gebäude yund  ist  der  kleinen  latein  zum  erstenmal  gewest:  deus 
gott,  preceptum  gebet*.  Johannes  Rosa  richtete  auch  ein  »convivium 
musicum*  ein,  an  welchem  sich  13  ehrbare  Personen,  mit  Ausnahme 


78 

zweier  alle  gelehrt,  betheiligten.  Ein  jeder  sollte  der  Reihe  nach 
den  anderen  alle  vier  Wochen  eine  Mahlzeit  vorsetzen,  doch  sollte  dabei 
nicht  mehr  getrunken  werden  als  1  Dreiling  Bier  und  4  Seide 
Wein.  Diese  ,convivia  musica*  hielten  die  13  Herren,  darunter  der 
Stadtvogt,  der  Stadtschreiber,  der  Cantor,  mehrere  Rathsherren. 
ohne  Beisein  ihrer  Frauen  ab, 

Während  Johannes  Rosa  das  Schulmeisteramt  verwaltete,  wurde 
nach  dem  Tode  Kretschmer's  als  Cantor  Johannes  Hartmann  ais 
Arnäu  aufgenommen,  der  indess  nach  einem  Jahre  (1576)  wieder 
nach  Amau  zurückkehrte.  Ihn  ersetzte  am  18.  September  157»' 
Johannes  Debissus,  genannt  Heniochus  Nissensis,  der  aus  Goldber^: 
berufen  worden  war.  Er  sollte  als  Cantor  und  Organist  die  Kirche 
zu  Trautenau  ,mit  seinen  musikalischen  Künsten  versorgen*.  Etliche 
Bürger  im  Rathe  gaben  ihm  freien  Mittagstisch.  Seine  Besoldurt^ 
bestand  in  28  Schock  Baargeld  und  dem  Erträgniss  dreier  Umgänge 
im  Jahre.  Er  wurde  auch  der  Ehre  gewürdigt,  an  dem  ^convivium 
musicum*  seines  Vorgesetzten  theilzunehmen.  Nach  drei  Jahren  wurce 
Johannes  Debissus  als  Schulmeister  nach  Arnau  berufen.  Ihm  folgte 
als  Cantor  und  Organist  Franciscus  Winkler,  aus  Bolkenhain  gebürtig, 
der  zu  Landshut  das  gleiche  Amt  versehen  hatte.  Als  Besoldung 
erhielt  er  28  Thaler  und  die  Umgänge  zu  Martini,  Nicolaui  und 
Dorothea.  Nachdem  er  vom  28.  November  1579  bis  15.  Mai  lö"^: 
in  Trautenau  gewirkt  hatte,  kehrte  er  in  seine  Vaterstadt  Bolken- 
hain zurück.  Am  5.  Mai  1581  wurde  der  ,wolgelerte  und  ehrenhaft 
jungling*  Andreas  Pol  von  Greifenberg  in  Preussisch-Schlesien  nach 
Trautenau  berufen  und  ihm  eine  Entlohnung  von  26  Thalern  jährlich 
nebst  freier  Kost  ohne  alle  Umgänge  und  andere  Nebeneinkünfte 
gewährt.  Im  Jahre  1583  kehrte  er  nach  Greifenberg  zurück,  wurde 
jedoch  am  28.  Jänner  1591  wieder  nach  Trautenau  berufen  nrit 
einem  Gehalte  von  40  Schock,  4  Scheffel  Korn  und  3  Umgängen. 
Er  blieb  bis  16.  Mai  1592  in  seiner  neuen  Stellung.  Am  12.  April 
1586  wurde  Valerius  Baier  als  Cantor  und  Organist  nach  Trautenau 
berufen.  Im  Jahre  1590  liess  er  sich  zu  Liegnitz  ordiniren,  worauf 
er  in  Marschendorf  als  Pfarrer  angestellt  wurde.  Am  9.  December 
desselben  Jahres  sang  er  bereits  seine  erste  Messe.  Für  den  nun 
folgenden  Cantor  Pol,  der  nur  1  Jahr  4  Monate  in  Trautenau  ge- 
blieben war,  nahm  der  Stadtrath  am  6.  März  1592  den  Lehrer 
Melcher  Thomas  aus  Goldberg  auf.   Seine  Jahresbesoldung  bestand 


79 

in    40  Thalern,  7  Scheffel  Nutzkorn,  7  Klafter  Holz  aus  dem  Pfaffen- 
walde und  3  Umgängen. 

Von  dem  Einkommen  der  Lehrer  an  der  Schule  zu  Trautenau, 

welche  fiir  die  damalige  Zeit  fast  mehr  leistete  als  unsere  Gymnasien, 

haben  wir  bereits   gesprochen:   eine   kleine   Besoldung  in   Baarem, 

Xaturallieferungen,    das    Erträgniss    mehrerer    Umgänge    bei    den 

Bürgern,   die   Ausspeisung  der    ledigen   Lehrer  in  Bürgershäusern. 

Unter  den  Schülern  herrschten  ähnliche  Sitten  wie  in  Deutschland. 

Den  Bacchanten  gleich,  zogen  auch  sie  vor  der  wohlhabenden  Bürger 

Xhüren,  um  sich  Almosen  in  Geld  oder  Lebensmitteln  zu  ersingen. 

Bei  Begräbnissen  wurden  an  arme  Schüler  Geldbeträge  ausgetheilt, 

so    am   7.  Jänner    1585   anlässHch    des    Todes    der    edlen    Barbara 

Stirtzldn  5  Schock.    Die  Pfarrer  ermahnten  die  Gemeindemitglieder, 

in    die   an   den   Kirchenthüren   aufgestellten   Butten   Geld   und  Brot 

für  die  armen  Schüler  hereinzuwerfen.     Am   Sonntag  vertheilte   der 

Pfarrer  diese  Gaben   und   that  oft  noch  von  dem  Seinen   Geld  und 

g^ebackenes  Brot  hinzu.     In  der  Kirche  sassen  die  Schüler  auf  dem 

ihnen  zuge\%iesenen  Chore.    Leichenbegängnisse  wurden  ausser  vom 

Pfarrer   auch   vom   Cantor   und   dem   Schülerchor   durch   die   Stadt 

begleitet.     Vom   dem   Schulmeister  Johannes  Rosa  wurde  1577  die 

in  Deutschland  herrschende  Sitte   eingeführt,    dass   die   Schüler   am 

Tage  Gregorü  festlich  geschmückt,  ein  weises  Hemd  über  die  Kleider 

geworfen,  mit  schönen  Gürteln  geziert,  Papierfahnchen  in  der  Hand, 

singend  durch  die  Strassen  zogen.     Allegorische  Gestalten  zu  Fuss 

und  zu  Ross,   die  sieben  freien   Künste  darstellend,   eröffneten   den 

Festzug.     Durch   diese   und    ähnliche   Veranstaltungen   wurde   viele 

Knaben  zum  Schulbesuch  angeeifert.    Die  Cantoren  und  Organisten 

veranstalteten  femer  Fastnachtsspiele,  an  denen  jedenfalls  auch  die 

älteren  Schüler  mitgewirkt  haben  werden      Der  Chronist  nennt  die 

Fastnachtsspiele    ,von    den    zehen    altem*,    ,von    den    ungleichen 

Kindern   Adam   und   Eva*,    ,von   dem  jungen   und   alten   Tobiae* 

u.  a.  m. 

Verzeichniss  der  Schulmeister  und  Cantoren  zur  Reformationszeit 

in  Trautenau. 

1492—1504.   Johannes  Rubinus  aus  Parchwitz,  Schulmeister. 

1504 — 1512.    Adamus  Dock  aus  Leisnig  in  Sachsen,  Schulmeister. 

1512.  Bartholomäus  Olmitzer,  Schulmeister. 


80 

1514 — 1516.  Bernhard  Lapcida,  Schulmeister. 

1517 — 1520.  Friedrich  Pechatzsch  aus  Trautenau,  Schulmebter. 

1520 — 1521.  Caspar  Malweysz  aus  Trautenau,  Schuhneister. 

1521 — 1522.  Georgius  Herold  aus  Trautenau,  Schulmeister. 

1522 — 1530.  Nicolaus   Jon    aus   Jauer    in    Schlesien,    Schulmeister, 

Stadtschreiber. 

1530 — 1535.  Johannes  Faber  aus  Leipzig,  Schulmeister. 

1535 — 1538.  Johannes  Liebethaler,  Schulmeister. 

1542 — 1543.  Johannes  Geiszier  aus  Goldberg  in  Schlesien,  Schul- 
meister. 

1543 — 1544.  Israel  Geiszier  aus  Goldberg  in  Schlesien,  Schulmeister. 

1544.  Johannes  Faber  aus  Leipzig,  Schulmeister. 

1546.  Johannes  Tzenker,  Schulmeister. 

1546 — 1569,  Valerius  Grünberg  aus  Glatz,  Schulmeister. 

1568.  Sigmund  Hübner  aus  Landshut,  Cantor. 

1569 — 1572.  Matheus    Mylner    aus    Krymitzsch    im    Meissen'schen. 

Cantor. 

1570 — 1575.  Adam  Kretschmer,  Cantor. 

1572 — 16 — .  Johannes  Rosa  aus  Turn  in  Preussen,  Schulmeister. 

1575 — 1576.  Johannes  Hartmann  aus  Amau,  Cantor. 

1676 — 1579.  Johannes  Debissus,  Cantor. 

1579 — 1581.  Franciscus  Winkler  aus  Bolkenhain  in  Schlesien,  Cantor. 

1581 — 1583,  Andreas  Pol  aus  Greifenberg  in  Schlesien,  Cantor. 

1586 — 1590.  Valerius  Baier,  Cantor. 

1591 — 1592.  Andreas  Pol  aus  Greifenberg  in  Schlesien,  Cantor. 

1592 — 16 — .  Melcher  Thomas   aus   Goldberg  in  Schlesien,  Cantor. 

III.   Die  Gegenreformation  in  Trautenau. 

Die  Schlacht  am  weissen  Berge  am  8.  November  1620,  in 
welcher  der  evangelische  Winterkönig  Friedrich  V.,  von  dem  Heere 
der  katholischen  Liga  auf  das  Haupt  geschlagen,  Krone  und  Land 
verlor,  vernichtete  die  religiöse  Freiheit  Böhmens.  Auch  das  blühende 
evangelische  Kirchen-  und  Schulwesen  in  Trautenau  und  Umgebung 
wurde  schnell  zerstört.  Ueber  die  Durchfuhrung  der  Gegenreformation 
gibt  uns  das  Trautenauer  Archiv  auch  nicht  einmal  eine  leise  An- 
deutung, geschweige  denn  sicheren  Aufschluss,  denn  aUe  Urkunden 
aus  jener  Zeit  sind  abhanden  gekommen.  ^Wohl  nicht  rein  zu- 
fällig!*    Wir  meinen,  dass   diese   Bemerkung  des  Trautenauer  Ge- 


81 

Schichtsschreibers  das  Richtige  trifft.  Von  seinen  Gütern  verlor 
Trautenau  damals  nichts,  woraus  man  schliessen  kann,  dass  es  dem 
erwählten  Böhmenkönige  Friedrich  V.  keine  Gefolgschaft  geleistet 
habe;  wurde  doch  über  die  meisten  Anhänger  des  unglücklichen 
Fürsten  die  Strafe  des  Güterverlustes  verhängt.  Den  evangelischen 
Glauben  scheint  die  Bürgerschaft  von  Trautenau  bald  eingebüsst  zu 
haben.  Aehnlich  wie  die  anderen  Städte  Böhmens,  wird  auch  Trautenau 
,mit  glimpflichem  Zwange*  katholisch  gemacht  worden  sein.  Jedenfalls 
wurden  längstens  1624  die  evangelischen  Pfarrer  und  Lehrer  aus 
der  Stadt  und  den  umliegenden  Dörfern  vertrieben.  Die  evangelischen 
Kirchen  wurden  geschlossen  und  später  für  den  katholischen  Gottes- 
dienst hergerichtet.  Die  Abhaltung  evangelischen  Gottesdienstes 
wurde  bei  strenger  Strafe  untersagt.  Religionscommissionen  durch- 
zogen im  Auftrage  des  streng  katholischen  Statthalters,  Karl 
von  Lichtenstein,  das  Land,  von  Jesuiten,  Musketieren  und  Dra- 
gonern begleitet.  In  den  Häusern  wurde  nach  evangelischen  Schriften 
und  Büchern  gespürt,  dieselben  auf  dem  Markte  zusammengetragen 
und  verbrannt.  Die  evangelischen  Bewohner  der  einzelnen  Orte 
erhielten  den  gemessenen  Befehl,  die  Messe  in  der  katholischen 
Kirche  zu  hören  und  die  Ohrenbeichte  abzulegen.  Hatte  das  gleiss- 
nerische  Zureden  und  eindringliche  Predigen  der  Jesuiten  nicht  die 
gewünschte  Wirkung,  blieben  vielmehr  die  halsstarrigen  Ketzer 
standhaft  bei  ihrem  Glauben,  so  besorgten  die  berüchtigten  ^Lichten- 
steinischen  Dragoner*,  im  Volksmunde  , Seligmacher*  genannt, 
mit  etwas  nachdrücklicheren  Mitteln  die  Bekehrung  zur  allein- 
seligmachenden Kirche.  Im  Juli  des  Jahres  1624  erfloss  an  alle 
Kreishauptleute  Böhmens  eine  , Instruction*  für  das  Bekehrungswerk, 
die  geradezu  haarsträubende  Bestimmungen  enthielt.  Doch  wozu 
alte  Wunden  aufreissen?  Genug  daran,  dass  es  damals  als  ein  Ver- 
brechen galt,  evangelisch  zu  sein  und  dass  die  Evangelischen  von 
den  rohen  Soldatenhorden  unter  Anleitung  der  Jesuiten  schlimmer 
als  die  ärgsten  Verbrecher  behandelt  wurden.  Da  den  Protestanten 
verboten  wurde,  das  Bürgerrecht  zu  erwerben,  ein  Gewerbe  zu 
betreiben,  in  den  Ehestand  zu  treten,  da  endlich  gegen  die  Wider- 
strebenden mit  den  härtesten  Gewaltmassregeln  vorgegangen  wurde, 
entschlossen  sich  gerade  die  Besten  und  Edelsten  des  Landes  zur 
Auswanderung.  Die  nahe  Grenze  mag  viele  Evangelische  in 
Trautenau   und  Umgebung   zur  Auswanderung   in   die  Fremde   ein- 

Jfthrbttch  de*  ProtestaniUmus  1898,  H.  I  u.  II.  6 


82 

geladen  haben,  wo  sie  wenigstens  ungehindert  ihres  Glaubens  leber 
konnten. ') 

Die  Stadt  und  das  Lehngut  Schatzlar,  2  Stunden  nördlich  wr 
Trautenau,  waren  ebenfalls  evangelisch  geworden,  da  die  Herren  au- 
der  Familie  Betritz  dem  Evangelium  treu  anhingen.  In  Schatzlar 
und  in  Bernsdorf  errichteten  sie  evangelische  Kirchen  und  Schuer 
und  beriefen  geeignete  Kräfte  dahin.  So  wurde  der  Schulmeister 
zu  Schatzlar,  Gregorius  Glaser  aus  Lauban.  am  12.  November  Ibö^' 
zu  Wittenberg  ordinirt  und  als  Pfarrer  nach  Bemsdorf  berufen  * 
Da  sich  Hans  von  Zetritz  der  Partei  Friedrich  V.  von  der  Pfalz  an- 
geschlossen hatte,  wurden  seine  sämmtlichen  Güter  nach  der  Schlacht 
am  weissen  Berge  von  Ferdinand  II.  eingezogen.  Dieser  vermachte 
die  Herrschaft  in  seinem  Testamente  den  Jesuiten,  welche  ihm  bc: 
dem  Bekehrungswerke  in  Böhmen  so  ausserordentliche  Dienste 
geleistet  hatten.  Erst  1646  kam  das  Probehaus  der  Jesuiten  be* 
St.  Anna  in  Wien  in  den  thatsächlichen  Besitz  der  Herrschaften 
Schatzlar  und  Schurz  an  der  Elbe,  welche  sie  bis  zur  Aufhebung 
des  Ordens  1773  behielten. 

Die  gewaltsame  Bekehrung,  eine  drückende  Schuldenlast  unc 
die  Eintreibung  ungeheurer  Kriegssteuem  schädigten  Trautenau 
gleich  zu  Beginn  des  30jährigen  Krieges  auf  das  Empfindlichste. 
In  das  schrecklichste  Elend  gelangte  die  Bürgerschaft  in  den  letzter 
Jahren  des  entsetzlichen  Krieges,  wurde  doch  die  Stadt  innerhalb 
13  Jahren  nicht  weniger  als  dreimal  ausgeplündert  und  verbranm. 
Als  nach  Wallenstein's  Tode  die  Heere  des  Kaisers  in  der  Schlacht 
bei  Liegnitz  geschlagen  wurden,  drangen  1634  Schweden  unc 
Sachsen  in  Böhmen  plündernd  und  sengend  ein.  Die  erste  Stadt 
die  ihnen  zum  Opfer  fiel,  war  Trautenau.  Nachdem  die  Stadt  mit 
den  umliegenden  Dörfern  in  den  folgenden  Jahren  die  drückendster. 
Einquartierungen  zu  tragen  hatte,  streiften  einzelne  Abtheilungen  der 
Schweden  im  Jahre  1642,  während  Torstenson  die  Feste  Schweidnitz 
belagerte,  nach  Böhmen,  und  Oberst  Richwald  legte  am  5.  Juni  die 

')  Vergleiche  die  Wirksamkeit  der  Religionscommissionen  in  den  nördücbcD 
und  nordöstlichen  Theilen  Böhmens  in  der  Arbeit  „Väs  ETangdium  in  Gablonz  ocd 
Umgebung**  Ton  Lic.  theol.  Arthur  Schmidt.  Abgedruckt  im  ^Jahrbuch  der  GescUschsf: 
fttr  die  Geschichte  des  Protestantismus  in  Oesterreich*,  Jahrg.  1894,  lU.  n.  IV.  Heü, 
S.  128—134. 

«)  Wittenberger  Ordinirtenbuch,  1537—1560.  Veröffentlicht  Yon  Lic.  Dr.  Georg 
Buchwald.  Leipzig.  Georg  Wigand  1894,  S.  71. 


t 


83 

anglückliche  Stadt  abermals  in  Schutt  und  Asche.  Kaiser  Ferdinand  III. 
verlieh   aus   Erbarmen   allen    ihren  Bürgern,  Inwohnern   und  Unter- 
thanen    eine    ,Salva    quardia*,    kraft    welcher    sie    von    allen    Ein- 
quartierungen und  Kriegsbeschwerden    befreit    sein    sollte.     Als    im 
Jahre  1644  die  Giltigkeit  des  Freibriefes   erlosch,  bekam  Trautenau 
die    Dragoner   vom   Regimente   Gallas    in's    Quartier.     Im   nächsten 
Jahre    zogen    schwedische    Truppen    von    ihrem    Hauptquartiere    in 
I^iebau   nach  Trautenau,    plünderten    und  verbrannten  die  Stadt  am 
26.  September  1645  zum  Danke  dafür,  dass  die  schwedischen  Truppen 
Monate  lang  von  Trautenau  aus  mit  Getreide,  Mehl,  Brot  und  Bier 
versorgt  worden  waren.     Die   Thore,    die   Kirche   und   das  Schloss 
wurden    gänzlich    zerstört.     Als   im   folgenden  Jahre   die  Schweden 
ihr  Hauptquartier  in  dem  nahen  Skalitz  aufgeschlagen  hatten,  stellte 
der  schwedische  Reichszeugmeister  die  Stadt  unter  seinen  besonderen 
Schutz,  verbot  seinen  Truppen  jedwede  Gewaltthätigkeit  gegenüber 
ihren    Einwohnern    und    befahl    als    Protestant     dem    katholischen 
Dechant    Bartholomäus    Meichsner    ausdrücklich,    seine    kirchlichen 
Amtshandlungen  ohne  Unterbrechung  weiter  zu  verrichten.    Mit  dem 
1648  abgeschlossenen  westfälischen  Frieden  hörten  die  Kriegsplagen 
für  kurze  Zeit  auf.     Von  1656  an  wurden  die  Bewohner  wieder  mit 
Einquartierungen  und  Durchmärschen  unaufhörlich  heimgesucht.    Da- 
zu kam  im  Jahre  1680  die  furchtbare  Pest,  welche  trotz  des  Handels- 
und   Marktverbotes   aus   der  Grafschaft   Glatz   eingeschleppt   wurde 
und  in  vielen  Orten,  wie  in  Goldenölz,  so  stark  wüthete,  dass  ganze 
Höfe    verödet    dastanden.     Alle    die    schweren    Heimsuchungen    er- 
leichterten die  Durchführung  der  Gegenreformation  in  jener  Gegend, 
war  doch  das  übel  geplagte  Volk  während  dieser  Kriegsläufte  seiner 
Widerstandskraft  so  gut  wie  beraubt  worden. 

Die  traurigen  Folgen  der  Gegenreformation  traten  noch  in 
den  spätesten  Zeiten  in  Trautenau  zu  Tage.  So  war  das  Schulwesen, 
das  zur  Reformationszeit  unter  der  Leitung  tüchtiger  evangelischer 
Schulmeister  derart  geblüht  hatte,  dass  viele  fremde  Studenten  die  be- 
rühmten Trautenauer  Schulen  aufsuchten,  gänzlich  in  Verfall  gerathen. 
Zu  Joseph  n.  Zeiten  besass  Trautenau  nur  eine  Volksschule,  in  der 
nicht  viel  mehr  als  Lesen,  Schreiben  und  Rechnen  gelehrt  wurde. 
Der  Unterricht  wurde  in  einem  Schulzimmer  gruppenweise  an  die 
Schüler  ertheilt,  wie  heute  noch  in  den  einclassigen  Dorfschulen. 
Rector  und  Cantor  hatten  hauptsächlich  den  Kirchendienst   zu  ver- 

6=^ 


84 

sorgen  und  nur  der  Schulmeister  konnte  sich  ganz  mit  der  Erziehunc 
der  Kinder  beschäftigen.  Der  Schulbesuch  war  derart  schlecht,  das?» 
aus  den  295  Häusern  der  Stadt  nur  67  Kinder  zur  Schule  geschickt 
wurden.  Die  mangelhafte  Schulbildung  musste  selbstverständlicb 
auch  auf  das  religiöse  Leben  und  die  sonstigen  socialen  Verhältnisse 
der  Bürgerschaft  ungünstig  zurückwirken.  Zwei  Gesuche  des  Stadt- 
rathes  um  Bewilligung  einer  Lateinschule,  die  in  den  Jahren  1774 
und  1775  an  Kaiser  Joseph  II.  gerichtet  wurden,  blieben  unberück- 
sichtigt. ^Die  Stadt  mus.ste  sich  mit  ihrer  schlechten,  gegen  die 
Zeiten  der  evangelischen  Lehrer  und  Pfarrer  tief  herabgekommenen 
Schule  begnügen.*^) 

IV.  Die  Sründung  der  evangalischen  Gemeinde  in 

Trautenau. 

(Mit  Benützung  der  Acten.) 

Trautenau  hat  in  diesem  Jahrhundert  einen  mächtigen  Aufschwung 
genommen.  Die  Stadt  besteht  aus  der  regelmässig  angelegten  iiiiü 
theilweise  noch  mit  Mauern  umgürteten  inneren  Stadt  und  vier  sich 
stetig  erweiternden  Vorstädten.  Sie  zählt  gegenwärtig  über  700  Häuser, 
mehr  als  15.000  Einwohner,  von  denen  etwa  14.500  Katholiker. 
160  Protestanten  und  400  Juden  sind.  Trautenau  ist  heute  die 
grösste  und  bedeutendste  Stadt  des  nordöstlichen  Böhmens  und 
verdankt  seinen  Ruf  auf  dem  Weltmarkte  der  blühenden  Flachs- 
und  Leinenindustrie.  Allwöchentlich  wird  hier  ein  Garnmarkt  abse- 
halten,  welcher  von  Vertretern  der  bedeutendsten  Geschäftshäuser 
dieses  Zweiges  in  Oesterfeich,  Deutschland,  Russland,  den  Nieder 
landen  und  England  besucht  wird. 

Das  Schulwesen  der  Stadt  hat  gewaltige  Fortschritte  gemach:, 
gibt  es  doch  in  ihr  folgende  Lehranstalten:  Eine  Staats-Oberreal- 
schule,  eine  Lehrerbildungsanstalt,  eine  Ackerbau-  und  Flachsbaj 
schule,  Volks-  und  Bürgerschulen,  eine  gewerbliche  Fortbildungs- 
schule und  zwei  aus  mehreren  Abtheilungen  bestehende  Kindergärten 
Die  im  Barockstil  erbaute  Decanalkirche,  deren  mächtiges  Haupt- 
schiff zu  beiden  Seiten  durch  Hallen  und  Oratorien  ergänzt  wird. 
ist  im  Jahre  1755  begonnen    und   im  Jahre  1782  vollendet  worden. 


»)  Geschichte  der  Stadt  Trautenau.  Bearbeitet  von  Julius  Lippcrt.  Prag.   I86i^. 
S.  77—115. 


4 


85 


Die  Stadt  besitzt  mehrere  Wohlthätigkeitsanstalten  und  hat  zuerst 
von  allen  österreichischen  Städten  die  öffentliche  Armenpflege  mit 
Arbeitsstube  und  Armenküche  nach  dem  Elberfelder  System  ein- 
geführt. Die  Stadt  mit  ihren  vielen  grossen  Fabriken  und  ihren 
zahlreichen  öffentlichen  Gebäuden,  ihren  sauberen  elektrisch  beleuch- 
teten Strassen  jund  Plätzen,  ihren  wohlgepflegten  Parkanlagen  und 
ihrer  reizenden  Umgebung  macht  auf  jeden  Fremden  den  besten 
Eindruck. 

Freundlich  breitet  sich  die  , Perle  des  Riesengebirges*  im 
lieblichen,  höhenumsäumten  Thale  der  Aupa  am  Fusse  des  Capellen- 
und  Gablenzberges  aus.  Auf  diesen  beiden  Hügeln  tobte  am  27.  und 
28.  Juni  1866  die  blutige  Schlacht  bei  Trautenau,  die  am  ersten 
Tage  mit  dem  Siege  der  österreichischen  Truppen  endete.  Dreimal 
wurde  der  Capellenberg,  von  den  O esterreichern  tapfer  vertheidigt, 
durch  Preussens  Krieger  gestürmt  und  ebenso  oft  wieder  verloren. 
Tausende  von  Todten  und  Verwundeten  bedeckten  die  Walstatt, 
verloren  doch  die  Oesterreicher  an  diesen  beiden  Schlachttagen 
191  Officiere  und  4596  Mann,  die  Preussen  56  Officiere  und  1282 
Mann,  die  Gefangenen  und  Vermissten  miteingerechnet.  Die  heiss- 
umstrittene  Capelle  auf  dem  bewaldeten  Gipfel  des  Capellenberges, 
in  der  im  blutigen  Handgemenge  Mann  gegen  Mann  gekämpft, 
steht  heute  noch ;  zahlreiche  Grabdenkmäler  und  Kreuze  bezeichnen 
die  Stätte,  wo  tapfere  Soldaten  im  blutigen  Ringen  ihr  Herzblut 
verspritzt  haben.  Von  der  Höhe  des  Gablenzberges  blickt  ein  hoher 
Obelisk  stolz  in 's  Thal  hinab,  dem  Andenken  des  österreichischen 
Feldherm,  Freiherrn  v.  Gablenz,  gewidmet.  Am  Fusse  dieser  ge- 
schichtlich denkwürdigen  Höhen,  die  einst  von  der  Kriegsfurie  ver- 
wüstet wurden,  soll  jetzt  eine  Stätte  des  Friedens,  eine  evangelische 
Kirche,  erstehen. 

Die  Stadt  Trautenau  erholte  sich  bald  von  den  schweren  Wunden, 
die  der  Krieg  ihr  geschlagen  hatte,  und  nahm  einen  staunenswerthen 
wirthschaftlichen  Aufschwung.  Die  emporblühende  Industrie  hatte 
mehrere  evangelische  Familien  und  viele  alleinstehende  Männer,  meist 
aus  Deutschland,  nach  Trautenau  und  in  die  Orte  der  Umgebung 
gezogen,  die  zu  der  etwa  fünf  Wegstunden  entfernten  evangelischen 
Gemeinde  Hermannseifen  bei  Arnau  gehörten.  Am  1.  November  1883 
hielt  Pfarrer  Johann  Kupka  aus  Hermannseifen  den  ersten  evange- 
lischen Gottesdienst   nach   der   Gegenreformation   im   Turnsaal   der 


86 

Realschule,  bei  dem  das  kleine  Häuflein  Evangelischer  die  400jähnge 
Wiederkehr  des  Geburtstages  Dr.  Martin  Luther's  feierte.  Am 
26.  April  1885,  am  Sonntag  Jubilate,  folgte  der  zweite  Gottesdienst, 
nach  dessen  Beendigung  Pfarrer  Kupka  mit  mehreren  Glaubens- 
genossen eine  Besprechung  abhielt,  die  ein  greifbares  Ergebnis^ 
hatte.  Es  bildete  sich  zur  Besorgung  der  evangelischen  Angelegen- 
heiten in  Trautenau  ein  Ausschuss,  der  aus  den  Herren  Oswald 
Driesen,  Ernst  Tinzmann  und  Joseph  Schöps  bestand.  Ab  und  zu 
erthcilte  Pfarrer  Kupka  den  evangelischen  Kindern  in  Trautenau 
Religionsunterricht,  der  jedoch  völlig  unzureichend  war,  da  der 
Pfarrer  nicht  einmal  allmonatlich  von  Hermannseifen  nach  Trautenau 
kam.  Damals  erhielt  auch  die  junge  Gemeinde  durch  Vermittlung: 
der  Pfarrers  Kupka  die  erste  Liebesgabe  vom  Gustav- Adolf- Verein 
im  Betrage  von  Mk  100. 

Verschiedene  Misshelligkeiten,  die  zwischen  den  evangelischen 
Glaubensgenossen  in  Trautenau  und  dem  Pfarrer  von  Hermann- 
seifen ausbrachen,  bestimmten  erstere,  sich  an  den  Pfarrer  Dr.  Erich 
Johanny  in  Gablonz  a.  N.  zu  wenden  und  ihn  zu  bitten,  in  Trau- 
tenau einen  evangelischen  Gottesdienst  abzuhalten.  Dieser  folgte 
der  an  ihn  ergangenen  Einladung  und  predigte  am  31.  Mai  l>^5?r> 
im  grossen  Schiesshaussaale  auf  Grund  von  1.  Joh.  5,  4  über  ,die 
Siegesmacht  des  evangelischen  Christenglaubens*.  Nach  dem  Grottes- 
dienste  fand  eine  Versammlung  mehrerer  Gemeindemitglieder  statt. 
in  welcher  beschlossen  wurde,  durch  Pfarrer  Dr.  Johanny  sechsmal 
im  Jahre  evangelischen  Gottesdienst  abhalten  zu  lassen.  Die  Vor 
bereitung  dieser  Gottesdienste  und  die  Verwaltung  der  laufenden 
Geschäfte  wurde  in  die  Hand  eines  Dreierausschusses,  bestehend  aus 
den  Herren  Oswald  Driesen,  Ernst  Tinzmann  und  Fritz  Zimmermann, 
.gelegt.  Als  Pfarrer  Kupka  in  einem  Schreiben  vom  6.  Juli  1885 
dem  Pfarrer  Dr.  Johanny  die  Delegation  zur  geistlichen  Versorgung 
der  Evangelischen  in  Trautenau  ertheilte,  konnten  die  Glaubens- 
genossen der  Stadt  und  ihrer  Umgebung  an  die  Bildung  einer  Tochter- 
gemeinde zur  Pfarrgemeinde  Hermannseifen  schreiten.  Der  Stamm 
der  Gemeinde  hatte  seinen  Sitz  in  Trautenau,  aber  auch  in  den 
Fabriksorten  Ober-Altstadt  und  Jungbuch,  in  Schwadowitz  mit  seinen 
dem  Fürsten  Schaumburglippe  gehörigen  Bergwerken,  in  der  alten 
Bergstadt  Schatzlar  am  Fusse  der  Schneekoppe,  sowie  in  mehreren 
anderen  Orten  waren  Evangelische  ansässig,   im  Ganzen    über  200. 


87 

Der  beabsichtigten  Gemeindegriindung  stellten  sich  freihch  ungeahnte 
Schwierigkeiten  in  den  Weg. 

Am  13.  Juli  1885  verhandelte  Senior  Ithamar  Koch  aus  Eger 
anlässlich  einer  Kirchen-  und  Schulvisitationsreise  nach  Hermann- 
seifen persönlich  mit  Herrn  Oswald  Driesen  über  die  Gründung  einer 
Tochtergemeinde  in  Trautenau,  Am  Tage   darauf  gaben   das  Pfarr-  ■ 

amt  und  das  Presb)'terium  der  Gemeinde  Hermannsefen  im  Visitalions- 
protokoll  die  bestimmte  Zusage,  die  Sammlung  der  Glaubensgenossen 
in  Trautenau  und  Umgebung  zu  einer  Tochtergemeinde  von  Hermann- 
seifen, ja  zu  einer  selbstständigen  Pfarrgemeinde,  nach  Kräften 
fordern  zu  wollen.  Am  22.  November  1885  fasste  die  Vertretung 
der  evangelischen  Gemeinde  Hermannseifen  einstimmig  folgenden 
Bcschluss,  der  um  so  bemerkenswerther  ist,  als  die  Gemeinde- 
vertretung später  den  entgegengesetzten  Standpunkt  einnahm: 

,1-  Gegen   die  Constituirung  einer  Filialgemeinde  in  Trautenau  ■ 

hat  die  Muttergemeinde  nichts  einzuwenden  und  ertheilt  hiezu  ihre 
volle  Zustimmung;   2.  verzichtet  sie  auf  irgend  welchen  Krsatz  und  " 

auf  Beiträge  der  Fi lial gemeinde  Trautenau  und  ihrer  Mitglieder  zur  « 

hiesigen  Kirchencasse ;  3.  die  Begrenzung  dieser  neuen  Filial gemeinde  j 

betreffend   wird   ihr   die  ganze  Trautenauer  Bezirkshauptmannschaft  I 

(der    politische    Bezirk  Trautenau)    zugewiesen    mit  Ausschluss    von  . 

Freiheit,  Marschendorf  I.  bis  III.  Theil,  Johannisbad  und  Schwarzen- 
berg,  welche  auch  ferner  bei  der  Muttergemeinde  verbleiiien;  4.  der 
Anschluss  der  Filialgemeinde  Trautenau  an  die  Muttergemeinde 
Hermannseifen  wird  unter  der  Bedingung  gewährt,  dass  die  Rechte 
des  hiesigen  Pfarramtes  unberührt  bleiben.' 

Der    GustavAdolf-Verein    versprach,    die    Bestrebungen     der  | 

Evangelischen  in  Trautenau  zu  fördern  und  spendete  ihnen  auf  der  I 

Jahresversammlung    des  Dresdener  Hauptvereines    zu    Luckwitz    im  | 

Jahre  1885    Mk.  200,    eine  Gabe,    die   jährlich    wiedergekehrt    und  | 

später  erhöht  worden  ist.    Soweit  ging  Alles  gut.    Nun  aber  ergab  ■ 

.sich  die  Schwierigkeit,  einen  geeigneten  Religionslehrer  für  die 
evangelische  Jugend  zu  beschaffen.  Die  30  evangelischen  Kinder, 
die  die  Trautenauer  Schulen  besuchten,  hatten  bisher  so  gut  wie 
keinen  Religionsunterricht  genossen.  Die  Kinder  aus  Mischehen 
wurden  meist  katholisch  erzogen  und  selbst  Kinder  aus  evangelischen 
Ehen  besuchten  den  katholischen  Religionsunterricht.  Hier  also  war 
zuerst    der  Hebel    einzusetzen,    sollte    die    Gemeinde    eine    Zukunft 


88 

haben.  Der  Ortsschulrath  von  Trautenau  ging  trotz  schriftlicher  und 
mündlicher  Vorstellungen  nicht  darauf  ein,  einem  in  Vorschlag  ge- 
brachten evangelischen  Lehrer  eine  freigewordene  Unterlehrerstelle. 
die  im  September  1885  besetzt  wurde,  zu  verleihen.  Deshalb  nausstc 
man  darauf  bedacht  sein,  entweder  einen  eigenen  evangelischen 
Religionslehrer  anzustellen  oder  einem  evangelischen  Lehrer  aus  der 
Nachbarschaft  den  Religionsunterricht  zu  übertragen. 

Als  am  2.  August  1885  in  einer  Versammlung  der  stimm- 
fähigen Glaubensgenossen  in  Trautenau  beschlossen  worden  war. 
eine  Tochtergemeinde  zur  Muttergemeinde  Hermannseifen  zu  gründen, 
konnte  man  zur  Ausarbeitung  der  für  die  Kirchen-  und  Staats- 
behörden bestimmten  Unterlagen  schreiten,  auf  Grund  deren  um 
die  Bewilligung  der  Gemeindebildung  nachgesucht  werden  sollte. 
Diese  Arbeiten  zogen  sich  in  die  Länge,  da  die  genaue  Zahl  der 
Glaubensgenossen  in  und  um  Trautenau  sich  nur  schwer  feststellen 
Hess  und  auch  der  Nachweis  der  für  den  Kirchendienst  und  den 
Religionsunterricht  erforderlichen  Geldmittel  nicht  leicht  zu  fuhren  war. 
Die  Gottesdienste  wurden  indess  regelmässig  alle  8  oder  9  Wochen 
abgehalten  und  erfreuten  sich  eines  zahlreichen  Besuches.  Am  20.  De- 
cember  1885  sollten  nach  dem  Gottesdienste  zwei  katholische  Frauen, 
die  sich  aus  Ueberzeugung  zum  Uebertritte  angemeldet  hatten,  in 
die  evangelische  Kirche  aufgenommen  werden.  Eine  grosse  Menge 
füllte  den  Schiesshaussaal  und  harrte  des  Augenblickes  der  Auf- 
nahme, um  zu  sehen,  ob  die  beiden  Frauen  auch  standhaft 
blieben,  denn  man  hatte  ihnen  durch  eine  Mittelsperson  10  fl. 
monatliche  Rente  angeboten,  wenn  sie  im  Schoosse  der  römisch- 
katholischen Kirche  blieben.  Der  Uebertritt  der  beiden  Frauen  er- 
folgte an  diesem  Sonntag  trotz  des  lockenden  Bestechungsversuches, 
den  man  bei  ihnen  gemacht  hatte.  Am  4.  April  1887  endlich  konnte 
das  evangelische  Pfarramt  in  Gablonz  das  Gesuch  um  Bewilligung 
der  Gemeindegründung  in  Trautenau  mit  allen  nöthigen  Belegen  an 
den  k.  k.  evangelischen  Oberkirchenrath  in  Wien  absenden,  das 
jedoch  mit  der  Begründung  abgewiesen  wurde,  dass  die  Beschaffung 
der  zur  Erhaltung  der  Gemeinde  erforderlichen  Mittel  und  die  An- 
stellung eines  Religionslehrers  nicht  genügend  nachgewiesen  erscheinen. 
In  einer  Gegeneingabe  machten  die  Glaubensgenossen  in  Trautenau 
geltend,  dass  sich  das  erste  Bedenken  des  k.  k.  Oberkirchenrathes 
leicht  beheben  lasse.  Wenn  sie  bisher  für  die  Ertheilung  des  Religions- 


89 


Unterrichtes  noch  keinen  geeigneten  Lehrer  gefunden  hätten,  so  sei 
dies  nicht  ihre  Schuld,  da  Pfarrer  Kupka  dem  Oberlehrer  Musil  aus 
Hermannseifen,  den  sie  mit  dem  Unterrichte  hätten  betrauen  wollen, 
die  erforderliche  Delegation  verweigert  habe.  Nun  hätten  sie  sich 
mit  der  evangelischen  Nachbargemeinde  Liebau  in  Preussisch-Schlesien 
in  Verbindung  gesetzt  und  hofften  für  den  Religionsunterricht  den 
Cantor  Goede  aus  Liebau  zu  gewinnen.  Schliesslich  baten  sie  den 
k.  k.  Oberkirchenrath,  ihnen  die  Gemeindegründung  zu  genehmigen, 
da  sie  sonst  i^uf  den  Anschluss  an  die  evangelische  Kirche  Oesterreichs 
überhaupt  verzichten  müssten.  Später  kamen  die  Evangelischen  in 
Trautenau  bei  den  Kirchen-  und  Schulbehörden  um  die  Bewilligung 
ein,  dem  Pfarrer  Scholz  aus  Liebau  den  Unterricht  übertragen  zu 
dürfen. 

Während  die  Unterhandlungen  bezüglich  der  Anstellung  eines 
Religionslehrers  noch  in  der  Schwebe  waren,  schrieb  Pfarrer  Kupka 
im  Juli  1887  ohne  Wissen  des  Ausschusses  der  Glaubensgenossen 
in  Trautenau  an  den  lutherischen  Gotteskasten  einen  Brief,  in  dem 
er  um  Mittel  zur  Berufung  eines  dem  Pfarramte  Hermannseifen  unter- 
geordneten Vicars  für  Trautenau  bat.  Da  der  Gotteskasten  nur 
lutherische  Gemeinden  unterstützt,  in  Trautenau  sich  jedoch  auch 
Anhänger  des  unirten  und  reformirten  Bekenntnisses,  sowie  Angli- 
kaner  befanden,  wies  der  Ausschuss  jedwede  Unterhandlungen  mit 
dem  Gotteskasten  zurück.  Pferrer  Dr.  Johanny  und  Pfarrer  Ergenzinger 
aus  Reichenberg  reisten  nach  Hermannseifen,  um  durch  eine  gründ- 
liche Aussprache  die  Spannung,  die  zwischen  Hermannseifen  und 
Trautenau  herrschte,  auszugleichen,  jedoch  ohne  Erfolg.  Darauf  entzog 
Pfarrer  Kupka  in  einem  Schreiben  vom  15.  Mai  1888  Pfarrer  Dr. 
Johanny  die  Delegation  zur  geistlichen  Versorgung  Trautenaus,  ein 
Schritt,  der  bei  den  Evangelischen  der  zu  gründenden  Gemeinde 
grosse  Entrüstung  hervorrief.  Der  Stein  kam  nun  endgiltig  in's  Rollen 
und  gelangte  nicht  eher  zur  Ruhe,  als  bis  die  reinliche  Scheidung 
zwischen  den  Glaubensgenossen  in  Trautenau  und  der  Muttergemeinde 
Hermannseifen  vollzogen  war.  Am  24.  Mai  1888  richteten  die 
Evangelischen  in  Trautenau  sofort  ein  Gesuch  an  den  Superintendential- 
ausschuss  der  böhmischen  Diöcese  A.  B.  Prag,  in  dem  sie  um  Aus- 
pfarrung  aus  der  Gemeinde  Hermannseifen  und  Einpfarrung  in  die 
Gemeinde  Gablonz  a.  N.  ersuchten,  da  die  Entzweiung  zwischen  den 
Trautenauern  und  dem  Pfarrer   von  Hermannseifen   bereits   so   weit 


^ 


90 

gediehen  sei,  dass  an  ein  erspriessliches  und  friedliches  Zusammen- 
wirken nicht  mehr  gedacht  werden  könne.  Mit  Erlass  vom  2.  Sep- 
tember 1888,  Z.  765,  genehmigte  der  Superinten dentialausschuss 
trotz  des  Sträubens  der  evangelischen  Gemeinde  Hermannseifen  dit 
Loslösung  der  Trautenauer  Glaubensgenossen  von  Hennannseifen 
und  ihre  Angliederung  an  die  Gablonzer  evangelische  Gemeinde. 

Damit  war  nun  endlich  nach  langen  Kämpfen  der  Boden  für 
eine  gedeihliche  Fortentwicklung  der  evangelischen  Gemeinde  in 
Trautenau  gegeben.  Am  13.  October  1888  begann  Dr.  Johanny 
mit  28  Kindern  den  Religionsunterricht,  der  dem  Oberlehrer  Musi; 
aus  Hermannseifen  übertragen  wurde.  Dieser  erhielt  von  seinem 
zuständigen  Pfarramte  die  nöthige  Erlaubniss  und  kam  von  nun  an 
zweimal  monatlich  von  Hermannseifen  hinunter,  um  sowohl  an  der 
Volks-  und  Bürgerschule,  als  auch  an  der  Realschule  unter  Ver- 
antwortung des  Pfarrers  in  Gablonz  den  Religionsunterricht  zu  er- 
thdlen.  Die  Gründung  einer  Tochtergemeinde  in  Trautenau  zur 
Pfarrgemeinde  Gablonz  wurde  vom  k.  k.  evangelischen  Oberkirchen- 
rathe,  zumal  Gablonz  zustimmte,  mit  Erlass  vom  13.  September  ISSy. 
Z.  2042,  genehmigt.  Am  10.  October  desselben  Jahres  erstand 
endlich  die  so  lange  angestrebte  Tochtergemeinde  Trautenau,  die 
alle  Glaubensgenossen  der  gleichnamigen  Bezirkshauptmannschaft 
umfassen  sollte  mit  Ausnahme  der  Orte  Freiheit,  Marschendorf  I.  bis 
III.  Theil,  Johannisbad  und  Schwarzenberg. 

Da  Pfarrer  Dr.  Johanny  einem  Rufe  nach  Wien  Folge  geleistet 
hatte,  kam  Pfarrer  Julius  Ergenzinger,  der  zugleich  Pfarradministrator 
von  Gablonz  war,  mit  dem  Curator  der  Muttergemeinde,  Jacob 
Mahla,  und  vier  Presbytern  aus  Gablonz  nach  Trautenau,  um  die 
gründende  Gemeindeversammlung  abzuhalten.  Von  31  stimmbe- 
rechtigten Gliedern  der  evangelischen  Gemeinde  in  Trautenau  waren 
17  erschienen.  Nachdem  Herr  Oswald  Driesen  die  aus  Gablonz  er- 
schienenen Herren  vorgestellt  und  begrüsst  hatte,  schlug  Pfarrer 
Ergenzinger  zum  Vorsitzenden  Curator  Mahla,  zum  Schriftführer 
Oswald  Driesen  vor.  Nach  herzlichen  Begrüssungsworten  und  Be- 
glückwünschung seitens  des  Vorsitzenden  schritt  man  zur  Wahl  von 
sechs  Presbytern,  die  folgendes  Ergebniss  hatte:  Oswald  Driesen. 
Adolf  Engelmann,  Ernst  Henner,  Julius  Schmekel,  Ernst  Tinzmann 
und  Fritz  Zimmermann.  Bei  der  sich  anschliessenden  Bildung  des 
Presbyteriums   wurde   Oswald   Driesen   zum   Curator,  Fritz  Zimmer- 


91 

mann  zu  Cassier,  Julius  Schmekel  zum  Schriftführer  gewählt.  Pfarrer 
Ergenzinger  beglückwünschte  die  jüngste  und  einzige  Tochter  von 
Gablonz  herzlich  und  forderte  alle  Glaubensgenossen  auf,  treu  an 
dem  Aufbau  und  Ausbau  der  Gemeinde  zu  arbeiten.  Eine  zur  An- 
schaffung eines  Harmoniums  eingeleitete  Sammlung  ergab  den  Betrag 
von  fl.  80-50. 

Der  Grundstein  war  gelegt,  jetzt  konnte  die  mühe-,  aber  auch 
V er heissungs volle  Friedensarbeit  der  Fortführung  des  Baues  beginnen. 
Hatte  Pfarrer  Dr.  Johanny  oft  das  Schwert  zur  Vertheidigung  der 
Gerechtsame  der  Trautenauer  Glaubensgenossen  schwingen  müssen, 
so  war  es  dem  Verfasser  vorbehalten,  die  Mauerkelle  zu  handhaben, 
damit  der  Gemeindebau  wachse  und  ein  festes  Gefiige  erhalte.  Am 
12.  Jänner  1890  hielt  der  Verfasser  den  ersten  Gottesdienst  im 
grossen  Schiesshaussaaie  zu  Trautenau.  Der  zweite  Gottesdienst  am 
9.  März  ist  deshalb  hervorzuheben,  weil  an  diesem  Tage  in  An- 
wesenheit von  etwa  400  Andächtigen  im  grossen  Schiesshaussaaie 
die  ersten  beiden  Brautpaare  in  Trautenau  getraut  wurden.  Die 
eine  und  die  andere  Trauung  wurde  später  vom  Verfasser  auch  in 
der  kleinen  evangelischen  Kirche  zu  Johannisbad,  die  dem  Pfarramte 
Hermannseifen  unterstellt  ist,  abgehalten.  Als  der  grosse  Schicss- 
haussaal, den  die  Stadtgemeinde  stets  unentgeltlich  zur  Verfügung 
gestellt  hatte,  umgebaut  und  vergrösscrt  wurde,  so  dass  er  sich 
wegen  seiner  allzuweiten  Ausdehnung  nicht  mehr  zur  Abhaltung 
der  Gottesdienste  eignete,  siedelte  die  Gemeinde  in  den  Zeichensaal 
der  k.  k.  Staats-Oberrealschule  über.  Da  sich  dieser  zu  eng  erwies, 
und  namentlich  im  Sommer  in  Folge  der  drückenden  Hitze  stets 
Frauen  ohnmächtig  wurden,  versammelte  sich  die  Gemeinde  im 
kleinen  Schiesshaussaaie,  einem  dunklen  und  feuchten  Raum,  der  auf 
die  Dauer  keinen  entsprechenden  Ort  der  Anbetung  abgeben  konnte. 
Als  die  neue  Mädchen-Bürgerschule  fertiggestellt  war,  wurde  der  Ge- 
meinde 1893  der  von  Geräthen  freie  und  würdig  ausgestattete  Tumsaal 
zu  gottesdienstlichen  Zwecken  überlassen,  in  dem  sie  jetzt  noch  zu- 
sammenkommt. Doch  auch  im  freundlichen  Turnsaale  ist  die  Ge- 
meinde nur  zu  Gaste;  möchte  doch  bald  ihre  Sehnsucht  nach  einem 
eigenen  Heim  gestillt  werden! 

Die  Noth wendigkeit,  ein  kleines,  aber  würdiges  Kirchlein  zu 
erbauen,  drängte  sich  den  Gemeindemitgliedern  bald  auf,  die  auch 
sofort   bereit  waren,    zur  That  zu  schreiten.     Am  24.  August  1890 


92 

wurde  in  der  Gemeindeversammlung  einstimmig  beschlossen,  einen 
am  Fusse  des  Gablenzberges  gelegenen  Bauplatz  im  Ausmaasse  von 
832  Qklftr.  =  3000  m*  von  Baumeister  Rieger  um  den  Preis  von 
fl.  5  für  die  Quadratklafter  anzukaufen.  Auf  Grund  einer  neuerlichen 
Berathung  am  1.  März  1891  wurde  aber  nur  die  Hälfte  des  Bau- 
grundes im  Ausmaasse  von  1500  m*  um  den  Gesammtpreis  von 
fl.  2085  erstanden.  Den  grösseren  Theil  des  Kaufpreises  haben  die 
opferwilligen  Glaubensgenossen  in  Trautenau  selbst  aufgebracht, 
viele  Spenden  kamen  ihnen  aus  dem  evangelischen  Deutschland  zu. 
Der  Bauplatz  ist  im  Jahre  1894  geebnet  und  auch  ein  unterirdischer 
Canal  zur  Ableitung  der  Feldwässer  angelegt  worden,  der  fl.  92087 
gekostet  hat.  Bei  der  im  Sommer  1893  durch  den  Verfasser  ein- 
geleiteten Sammlung  haben  die  wenigen  wohlhabenden  Gemeinde- 
glieder sehr  grosse  Opfer  gebracht.  Der  Herrschaftsbesitzer  von 
Schatzlar,  Waldemar  Hesse,  versprach,  das  Bauholz  zum  Kirchenbau 
theils  unentgeltlich,  theils  zu  ermässigtem  Preise  zu  liefern,  fl.  500 
spendete  die  Stadtgemeinde,  den  gleichen  Betrag  die  Sparcasse. 
Der  Kirchenbaufond  wies  damals  einen  Bestand  von  fl.  2300  auf, 
fl.  1500  wurden  von  den  Gemeindemitgliedern  gezeichnet,  mit  der 
Verpflichtung,  die  Beträge  innerhalb  dreier  Jahre  einzuzahlen.  Seit- 
her ist  der  Kirchenbaufond  nur  um  ein  Geringes  gewachsen. 

Der  Baumeister  Arvved  Thamerus  in  Gablonz,  der  die  Gablonzer 
evangelische  Kirche  so  treff'lich  umgebaut  hat,  hat  bereits  einen 
Plan  fiir  ein  bescheidenes  Kirchlein  mit  150  Sitzplätzen,  einer  Sacristei, 
zwei  Zimmern  für  den  Küster  und  einem  Zimmer  im  ersten  Stocke 
für  den  Prediger  entworfen,  das  fl.  25.000  kosten  soll.  Freilich 
kann  die  kleine  Gemeinde,  die  jetzt  kaum  300  Seelen  zählt,  aus 
eigener  Kraft  nimmer  zum  Ziele  gelangen.  Die  feste  Zuversicht,  die 
sie  auf  die  Hilfe  des  Gustav-Adolf- Vereines  setzt,  wird,  so  hoffen 
wir  zu  Gott,  nicht  zu  Schanden  werden. 

Der  Religionsunterricht  erfuhr  auf  Beschluss  des  Presbyteriums 
vom  12.  Jänner  1890  die  nothwendige  Vermehrung.  Der  Religions- 
unterricht an  der  Staats-Oberrealschule  wurde  dem  Oberlehrer  Musil 
in  Hermannseifen  in  zwei  Stunden  wöchentlich,  der  an  der  Volks- 
und Bürgerschule  dem  Lehrer  Hoinkes  aus  dem  benachbarten 
Trautenbach  in  demselben  Ausmaasse  übertragen.  Vom  Schuljahre 
1891/92  an  ging  der  gesammte  Unterricht  an  den  Lehrer  Hoinkes 
über,    der    unterdess    die   Lehrbefahigungsprüfung    bestanden   hatte. 


Der  k,  k.  Landcsschuirath  genehmigte  mit  Eilass  vom  22.  August 
1891,  Z.  10.081,  eine  Wegentschädigung  von  10  Kreuzern  für  den 
Kilometer  von  Trautenbach  nach  Trautenau  und  zurück.  Als  in 
Ober-Aitstadt  und  Jungbuch  sich  acht  evangelische  Kinder  sammelten, 
die  nur  schwer  zum  Religionsunterrichte  nach  Trautenau  kommen 
konnten,  reichte  die  Gemeinde  am  8.  September  18il4  beim  k.  k. 
Bezirksschulrath  ein  Gesuch  um  Genehmigung  einer  Religions- 
Unterrichtsstation  in  Ober-Altstadt  ein.  Erst  mit  Eriass  vom  8.  Juli 
1895  wurde  die  Religionsunterrichtsstation  nicht  in  Ober- Altstadt, 
sondern  in  dem  benachbarten  Jungbuch  genehmigt,  worauf  Bürger- 
schullehrer Robert  Hoinkes  den  Unterricht  sogleich  aufnahm.  Im 
Schuljahre  1896  97  besachten  den  Religionsunterricht  in  den  Volks- 
und Bürgerschulen  25.  in  Jungbuch  4  Kinder,  An  der  k.  k.  Staats- 
ReaUchule  waren  5  evangelische  Schüler. 

Um  das  Gemeinschaftsbcwusstsein  innerhalb  der  weit  zerstreuten 
evangelischen  Gemeinde  zu  stärken,  wurden  mehrere  Familienabende 
abgehalten.  Der  erste  fand  in  einem  Nebenraume  des  grossen  Schicss- 
haussaales am  12.  Februar  1890  statt,  bei  dem  der  Verfasser  einen  Vor- 
trag über  die  , Bedeutung  der  Reformation  in  Böhmen'  hielt.  Be- 
deutungsvoll für  die  Geschichte  der  Gemeinde  ist  auch  der  Familien- 
abend am  8.  November  1890;  wurde  doch  an  demselben  nach  einem 
Vortrage  des  Verfassers  über  den  Gustav-Adolf-Verein  nach  seiner 
Entstehung,  Geschichte  und  Bedeutung  die  Gründung  eines  Männer- 
und  Frauen-Ortsvereines  der  Gustav- Adolf-Stiftung  beschlossen. 

Nachdem  die  Satzungen  des  Frauen-Ortsvereines  von  der  Statt- 
halterei  genehmigt  worden  waren,  wurde  die  gründende  Versamm- 
lung am  3.  Mai  1891  abgehalten  und  in  dieser  folgende  Frauen  in 
den  Ausschuss  gewählt:  Franziska  Kluge  als  Vorsteherin,  Auguste 
Engelmann  als  deren  Stellvertreterin,  Emma  Tinzmann  als  Cassierin 
und  Hedwig  Kaulich  als  deren  Stellvertreterin.  Da  Frau  Kluge  die 
Wahl  dankend  ablehnte,  wurde  die  Gemahlin  des  Curators,  Frau 
Marie  Driesen,  zur  Vorsteherin  gewählt.  Beide  Vereine  schicken  ihr 
Sammelergebniss  jährlich  an  den  nordbcihmjschen  Zweigverein  der 
Gustav-AdolfStiftung  ein.  Der  Frauenverein  hat  ausserdem  schon 
viel  zur  Ausschmückung  des  gottesdienstlichen  Raumes  beigetragen. 
Am  16.  Mai  1894  feierte  der  genannte  Zweigverein  sein  Jahresfest 
in  Trautenau,  überhaupt  das  erste  Gustav-AdolfFest  in  dieser  Ge- 
meinde, bei  dem  Pastor  primarius  För5;ter  aus  l.andeshut  in  Preussisch- 


94 


Schlesien  die  Festpredigt  hielt.  Der  erhebende  Verlauf  dieses 
Festes,  an  den)  Pfarrer  Scholz-Liebau,  Pfarrer  Ergenzinger-Reicher- 
berg  al8  Vorsitzender  des  Zweigvereines,  Pfarrer  Stiller-Hermannseifen. 
Vicar  Stökl-Reichenberg,  der  Verfasser  als  Schriftführer  des  Zweie 
Vereines,  viele  Gäste  aus  dem  benachbarten  Preussisch-Schlesien  und 
aus  Hermannseifen  theilnahmen,  trug  wesentlich  zur  Kräftigung  der 
evangelischen  Sache  in  Trautenau  bei. 

Damals  wurde  auch  die  Streitaxt  zwischen  Hermannseifen  und 
Trautenau  begraben.  Pfarrer  Kupka  in  Hermannseifen  ist  am  2.  April 
1893  gestorben  und  von  den  Senioren  Molnar-Pilsen  und  von  Lan}- 
Cernilov,  sowie  sechs  anderen  Amtsbrüdem  zu  Grabe  geleitet  worden. 
Pfarrer  Kupka  gebührt  das  Verdienst,  die  beiden  ersten  Gottesdienste 
in  Trautenau  abgehalten  und  den  Anfang  zur  Gemeindebildung 
gemacht  zu  haben.  Es  lässt  sich  allerdings  nicht  leugnen,  dass  er 
der  weiteren  Entwicklung  der  Gemeinde,  die  seiner  Hut  bald  ent- 
wachsen war,  zum  Mindesten  engherzig  gegenüber  gestanden  ist. 

Mit  dem  erwachenden  Gemeindeleben  begannen  auch  die 
Lasten  zu  wachsen.  Um  eine  allgemeine  und  gerechte  Besteuerung 
der  Gemeindemitglieder  durchfuhren  zu  können,  wurde  bei  der 
k.  k.  Statthalterei  in  Prag  um  Genehmigung  eines  Steuersatzes  nach 
dem  Einkommen  angesucht.  Als  das  Gesuch  mit  Erlass  vom 
31.  December  1891  günstig  erledigt  wurde,  führte  man  die  Neu- 
besteuerung sogleich  durch,  die  ein  günstiges  Ergebniss  lieferte.  Mit 
Beginn  des  Jahres  1897  zählte  die  Gemeinde  43  männliche  und 
12  weibliche  beitragende  Mitglieder,  die  etwa  f\.  450  an  Gemeinde- 
beiträgen aufbringen.  Als  der  Verfasser  im  Sommer  1894  nach 
Bielitz  berufen  wurde,  folgte  ihm  im  Gablonzer  Pfarramte  Johann 
Molin,  der  nun  auch  die  geistliche  Versorgung  Trautenaus  über- 
nahm. Da  die  Pastoration  der  Gemeinde  von  Gablonz  aus  w^en 
der  grossen  Entfernung  von  5 — 6  Bahnstunden  stets  mit  bedeuten- 
den Schwierigkeiten  verbunden  war,  beschloss  die  Gemeindever- 
sammlung auf  Veranlassung  des  Gablonzer  Presbyteriums  am  17.  Mai 
1896,  einen  eigenen  Vicar  für  Trautenau  zu  berufen.  Als  der 
Centralvorstand  des  Gustav-Adolf- Vereines  eine  jährliche  Unter- 
stützung von  600  Mark  zusagte,  konnte  die  Gemeinde  sogleich  zur 
Besetzung  der  Vicarstelle  schreiten.  Am  8.  October  1897  wurde 
mit  grosser  Stimmenmehrheit  der  Candidat  der  Theologie  Erich 
Wdirenfennig    aus    Eferding   in    Oberösterreich   zum    Personalvicar 


95 

des  Gablonzer  evangelischen  Pfarrers  gewählt,  der  sogleich  seine 
vielseitige  Thätigkeit  aufnahm.  Die  Zahl  der  Gottesdienste  wurde 
von  7  jährlich,  so  viele  waren  zuletzt  vom  Pfarrer  Molin  gehalten 
worden,  auf  22  erhöht.  Für  den  Religionsunterricht  an  den  Volks- 
und Bürgerschulen  wurden  6,  für  den  an  der  Realschule  2  Stunden 
wöchentlich  angesetzt.  Dem  ersten  Vicar  der  evangelischen  Ge- 
meinde Trautenau  obliegt  nun  die  schwierige  Aufgabe,  die  weit 
zerstreute  Gemeinde  zu  sammeln  und  durch  Predigt,  Religions- 
unterricht und  Seeisorge  zu  erbauen  auf  dem  Grunde  der  Apostel 
und  Propheten,  da  Jesus  Christus  der  Eckstein  ist.  Dies  Ziel  wird 
um  so  eher  erreicht  werden,  wenn  es  bald  gelingt,  der  Gemeinde 
in  einem  bescheidenen  Gotteshause  einen  entsprechenden  Mittelpunkt 
zu  geben.  Möge  die  bewährte  Opferwilligkeit  der  GcmeindegÜedcr 
nimmer  aufhören,  möge  aber  auch  die  glaub ensbrüderliche  Hilfe  des 
Gustav-Adolf-Vereines  sich  ihr  gesellen ! 


III. 

Der  Briefwechsel  zwischen  Placius  und  Nidbruck. 

Aus  den  Handschriften  gyjy  b,  i  und  k  der  k,  k.  Hoßibliotkek  in  Wien. 

Herausgegeben,  eingeleitet  und  erläutert  von  Dr.  Victor  Bibi.  in  Wien. 

(Fortsetzung.)  *) 


Nr.  23. 


Köln. 


1.  December  1554. 


Flacius  an  Nidbruck. 


Empfiehlt  die  Herausgabe  der  7.  griechischen  Synode  mit 
der  neugefundenen  Frankfurter  Synode.  Wünscht  Aventin 's  Kirchen- 
geschichte. 

Handschriftlich  (Origin.):  b,  fol.  29. 

S.  Non  sine  magno  gaudio,  vir  clarissime,  animadverti 
nuper  illam  septimam  Graecam  synodum,  de  qua  C(arolus)  M. 
scripsit,  anno  51  hie  Coloniae  una  cum  aliis  conciliis  editam 
esse,*)  titulo  II.  Nycena  synodus,  quod  conferenti  capita  utriusque 
scripti  manifestissimum  est;  praecipue  autem  tractat  bene  ipsius 
Hadriani  duas  epistolas.  Quare  cogitavi  protinus,  illum  valde  utiliter 
facturum,  qui  illam  ipsam  septimam  s(ynodum),  item  C(aroli)  M. 
libellum  cum  coUatione  oppositorum  capitum  et  denique  Franco- 
fordensem  nuper  repertam")  simul  in  publicum  ederet  adiun- 
geretque   etiam   testimonia  Aventini  *)    et  Hincmari  ^)    maioris  fidei 


»)  Vgl.  Jahrbuch,  XVIII.  Jahrg.,  1897,  III.  und  IV.  Heft,  S.  201—238. 
«)  Von  P.  Crabbe  in  2  vol.,  vgl.  Nr.  13. 
«)  Und  zwar  von  Nidbruck;  vgl.  Nr.  20. 
*)  Vgl.  Nr.  6. 
»)  Vgl.  Nr.  14. 


"■^.  ^ 


97 

gratia.  Reliqua  in  prioribus,  iam  nihil  habeo,  nisi  quod  valde 
cupiam  utilissimumque  fore  putem,  si  0((Xo^?)  *)  nütteretur  in  legatione 
ad  novam  Romam;  posset  ibi  et  in  vicinia  circumquaque  haud 
dubie  multa  utilia  reperire  aut  certe  occassionem  quaerendi  aliquibus 
illic  dare;  quare  admone  eum,  si  quando  ei  scribis.  Monebis 
quoque  illud  etiam,  ut  si  nostras  cogitationes  VII.  et  Franco- 
fordensis  synodi  probat,  aut  illum  admoneat,  qui  Francofordensem 
habet,*)  aut  nobis  huc  Coloniam  mittat,  quandoquidem  hie  receptum 
usitatumque  est,  concilia  imprimi.  Aventinus  nescio  quas  archio- 
logias  veteris  ecclesiae  poUicetur,^)  quas  videre  aut  summam  rerum 
legere,  valde  cupio,  si  forte  eas  nostro  prelo  committere  velit. 
Bene  ac  feliciter  vale  et  quam  primum  prolixe  ad  omnia  responde. 

1.  Dec.  Coloniae. 

Tuus  P.  P. 

Nr.  24. 
s.  1.  15.  December  1554. 

Flacius  an  Nidbruck. 

Büchersendung  erhalten.  Lythodius.  Ueber  die  Kirchen- 
geschichte des  Maximus.  Entsendung  des  Languet  nach  Italien. 
Geldbeiträge.  Behufs  Erlangung  der  Schrift  Ludwigs  des  Frommen 
gegen  das  nicänische  Concil  soll  Cassander  oder  Wouters  zu  Tilius 
reisen.  Beide  könnten  das  Werk  fördern.  Literarisches.  Entschuldigt 
seine  Heftigkeit  in  den  früheren  Briefen.  Bittet  N.  um  älteres  Materiale, 
neues  hätte  er  genug.  Vorstellungen  gegen  die  von  N.  ver- 
langten Ausleihebedingungen.  Fünfer-CoUegium.  Zusammenkunft  in 
Regensburg. 

Handschriftlich  (Origin.):  k,  fol.  242. 

S.  Accepi,  vir  prudentissime,  tum  illas  28.  Julii*),  tum  alias 
23.  Augusti  *),  tum  denique  hasce  primae  Novembris  *)  scriptas  et 
simul   fasciculum  variorum   coUectaneorum  non   ita  magnum.    Ad 

«)  Nidbruck? 

>)  Cassander  und  Wouters;  vgl.  Nr.  20. 
>)  Vgl.  Nr.  12. 
*)  Verloren ;  vgl.  Nr.  14. 
^  Nr.  14. 
•)  Nr.  20. 
Jahrbuch  des  Protcatantiamus  1898,  H.  I  u.  IL  7 


98 


illas   priores    binas    litteras   respondi,    tum    aliis    duabus    brevib-js 
epistolis  ad  G(allum)  missis,    tum   tertia   sub   finem  Octobris*)  aö- 
modum  prolixa,  in  qua  distinctis   cyphris    ad  utramque    epistolani 
tuam  respondi,    eam  quoque   ad  G(allum)  per   propriuni   nuntium, 
cuius   moram   satis   mirari  nequeo,    ablegavi.  Jam  igitur  restat.  ut 
de   ultima   aliquid   breviter  dicam.    Lythodius")  est  medicus  Juliii- 
censis  principis.    De  coUoquio  coram  tuum  est  praecipere.    Occu- 
pationes  tuas  probe  novi  et  tantum  in  hac  re  Studium  ac  laboreni 
tum  demiror  tum  exosculor.  Quod  ad  Maximum  Graecum ')  attinet 
locum  non  novi,  sed  hominem,  qui  ubi  esset,  norit,  nominavi.  Unicjs 
ut  opinor,  est  typographus  hebraicarum  litteranim  Venetiis,  cogv.o- 
mento  Bombergus/)  tametsi  is  Antwerpiae  plerumque  agat ;  habe: 
Venetiis  procuratorem  seu  rei  familiaris  negotiationumque  curatorem 
nomine  Nicolaum  Stoppium,*)  höminem  tum  elegantis  ingenii,  tum 
Germanis   ibi   negotiantibus   notissimum.    Is   circiter   ante  4  aut  ö 
annos  quosdam  scholasticos  Germanos  ad  videndum  eum  autoreir- 
perduxit;   quare  haud  dubie,  ubi  sit,  probe  novit.    Cupio  maximo 
pere   cum   eo   homine   tibi   aliquid   notitiae   intercedere.     Quod  ac 
Italicos  libros  attinet,    quid    nobis  Roma  scriptum  sit,    nuper  fndi 
cavi.*)  Habemus  igitur  propemodum  rationem,  qua  inde  aliquid  etc. 
De   mittendo    in   Italiam    aliquo    idoneo    etc.    et   ego    probe   con- 
silium,    sed    deest    tum   homo   aptus,   tum   sumptuum    cofMa:    \'ix 
enim  ei  100  ducati  annuatim  sufficient.  Tuus  Humpertus  Lagnetus' 
esset   prae   aliis    commodus,    sed  ubi   nunc   terrarum   agat,    plane 
ignoro,  quin  etiam  tristis,   tametsi  incertus  huc  allatus  est  rumor, 
eum  alicubi   in  Sueticis  finibus  a   latronibus   interfectum   esse.    In 
Prussiam  sane  hinc  abierat;    quo  longius  sit  progressus,  plane  in- 
certum  est.   Si  incolumis   redierit  voletque   eam  functionem   obire. 
curabo,  ut  accepta  aliqua  summa  recta  ad  amicum  et  inde  porro 
etc.    Videbit    alter    ^((Xo^),    an    vere    primo    cum    Petro    Pema* 


»)  6.  Octobcr  (Nr.  18). 

•)  Vgl.  Nr.  20. 

•)  Vgl.  ebd. 

*)  Vgl.  Nr.  13. 

»)  Vgl.  ebd. 

*)  Vgl.  Nr.  21. 

»)  Vgl.  ebd. 

•)  Vgl.  Nr.  14. 


99 


coram  colloqui  possit.  Ottho  Henricus^)  nihil  vide tut  bonifacturus ; 
milii  certe  nihil  respondere  vult.  Heintzelium ')  iteratis  litteris 
sum  hortatus,  sed  nihil  dum  de  libris  respondit.  Scripsi  etiam 
proxime  ad  Achillem  Gassarum  medicum,*)  per  quem  me  aliquid 
effecturum  spero.*)  De  Graeca  historia/)  quae  in  vicinia  est, 
laborabo  ipse,  tametsi  hercle  diu  frustra  iam  in  hoc  ipso 
sudaveram.  De  Caroli  4  libris  misi  etiam  proxime  sententiam 
Hincmari,  admodum  scitu  dignam.  Quomodo  Ludovici  librum 
nanciscar,  non  video/)  nam  amici  consilium  tantum  non  impossibile 
est,  meum  quod  nuper  perscripsi  longe  commodius,  ut  vel 
Cassander^)  vel  eius  alter  ipse  modis  omnibus  persuaderetur,  ut 
quam  primum  ad  Tilium  proficisceretur ;  ®)  haberet  ob  veterem 
familiaritatem  aditum,  haberet  etiam  a  felici  ac  divite  iam  amico 
facile  sumptus,  tametsi  et  hinc  aliquid  habere  posset;  alter')  vero 
ex  illis  duobus  ad  nos  venire  deberet,  sed  quis  eos  te  ad  utrumque 
horum  facilius  persuadere  posset!  Nos  quidem  dabimus  sedulo 
operam,  ne  ei  sumptus  ad  vitam  hie  sustentandam  desint,  tametsi 
adhuc  initio  non  ita  nimium  dites  simus.  Ego  sane  statuo  magnum 
aliquid  in  eo  situm  esse,  ut  illi  duo  hac  ratione,  ut  praescripsi, 
nobis  subserviant ;  quare  si  potest  amicus  per  Hechtium  *•)  aut  alios 
amicos  tentet.  Collector  conciliorum**)  etiaiti  drcumveniendus  esset, 
quandoquidem  non  omnia  reddidit,  sed  per  quem?  Quod  Franco- 
fordensem  synodum  ad  alios")  potius  ille  bonus  vir")  miserit  quam 
ad  nos,  ferendum  scilicet  est,  praersertim  si  illi  edere  in  publicum 
velint,  sed  optandum  esset,  ut  non  solum  articuli,  verum  integrae 
actiones    haben    possent.     Illud    exemplar    vereor   esse    mutilum, 


i)  Vgl.  Nr.  20. 

«)  Vgl.  ebd. 

3)  Achilles   Finnin    Gasser,    Doctor   der    Medicin    in   Augsburg;    vgl.    AUg.   d, 
Biogr.  VIII  (1878).  S.  396  fg. 

*)  Auf  die  Fugger. 

«)  Vgl.  Nr.  20. 

•)  Vgl  ebd. 

»)  Vgl.  Nr.  14. 

•)  Vgl.  Nr.  22. 

»)  Wouters;  vgl.  Nr.  14. 
M)  Vgl.  ebd. 
t»)  Crabbe;  vgl.  Nr.  13. 
IS)  Cassander  und  Wouters;  vgl.  Nr.  20. 
»»)  Nidbruck. 

7* 


100 

quandoquidem  negas,  ^)  eam  synodum  quicquam  contra  7.  Graecam 
egisse,  cuius  contrarium  tum  Hincmarus  tum  Aventiuus  tum  omnes 
historici  testantur«  lUe  certe,  qui  praefationem  Carolo  adiecit,  etiam 
ipsum  articulum  seu  canonem,  quo  7.  synodus  damnata  est,  recitat ; 
quare  videndum  est,  ne  mutilato  exemplari  edito  magis  lud  ob- 
simus,  quam  prosimus.  Septima  alioqui  illa  Graeca  synodos  hir 
Coloniae  anno  1551  in  secundo  tomo  conciliorum  edita  est,*)  ac 
correspondcnt  materiae  cum  C(aroli)  M.  libro,  quod  nuper  admodi^m 
animadverti.  lUud  vero  maxime  dignum  observatu  censeo,  diiigco- 
tissime  confodere  et  conficere  papae  illius  duas  epistolas,*}  querri 
tu  solum  omnia  posse  iocaris.  Quare  qui  Francofordensem  ed&e 
vellet,  si  C(arolum)  ot  septimam  adlungere  non  posset,  salteir« 
aliquot  capita  sibi  mutuo  adversantia  illorum  duorum  scriptonjrii 
poneret  de  eoque  auditorem  admoneret,  alioqui  labor  inutilis  propc- 
modum  erit.  Quod  ad  Gothorum  leges  attinet,  habeo  cgo  tiiir. 
Longobardorum  tum  Mervingorum,  quae  omnia  simul  coniim^r 
possent,  si  quis  edere  vellet.  Nee  nihil  inde  quoque  peti  potesi; 
insunt  enim  leges,  religionem  ecciesiasticaque  iura  attingentes. 
Quare  meo  quoque  iudicio  illa  omnia  decem  voIumina  huc  revtv 
canda  essent.*)  Invenias  enim  saepe  gemmam  in  stercore,  ubi  non 
putasses.  Quod  si  quis  edere  volet,  ei  haud  gravatim  coniniuni- 
cabo;  coniungi  enim  haec  omnia  recte  possent  et  ab  amici  pro- 
fessione  non  alienum  opus  esset  Ne  autem  putes,  me  aliquid 
fingere,  adducam  tibi  unam  constitutionem  Merovingorum  legum: 
si  quis  episcopum,  quem  constituit  rex  vel  populus  elegit  sibi 
pontificem,  occiderit  etc.  Hinc  possumus  arguere,  penes  quos  olim 
fuerit  ius  constituendi  et  eligendi  episcopos.  Et  pauIo  post  decemens. 
coram  quo  reus  iudicari  debeat,  inquit:  et  si  cpiscopus  contra  aliquem 
culpabilis  apparet,  accusetur  ante  regem  vel  ducem  vel  plebcm 
suam  etc.  Hie  denuo  habes,  quis  ecclesiasticam  iurisdicdonem 
exercuerit.  Vide,  sie  fructus  aliquis  isque  non  parvus  inde  etiam 
percipi  possit,  ubi  alius  nihil  sperasset  aut  quaesivisset ;  quare. 
ut  supra  dixi,  etiam  illi  Codices  repetendi  erunt.  Excusatione  ad 
meas  paulo  vehementiores  litteras  amicus  non  indiget.  mihi  potius 


1)  Vgl.  Nr.  20. 

«)  Vgl.  Nr.  23. 

*)  seil.  Hadriani;  vgl.  ebd. 

*)  Von  Cassander  und  Wouters;  vgl.  Nr.  20- 


101 


deprecandum,  quod  dolori  mimium  indulserim;  sed  fuerunt  duae 
causae:  altera  quod  putabam,  illas  4  cistas,  quae  vere  primo  ad 
G(allum)  perlatae  erant,  eam  supellectilem  in  se  continere,  quam 
optabam,  eoque  facile  mitti  potuisse  iudicabam;  altera  quod  iam 
initio  n^otü  revera  necessariis  monumentis  destituimur.  Nam  quae 
ego  Norimbergae  et  alibi  collegi,  sunt  pleraque  recentiora,  quae 
non  hisce  primis  annis,  sed  postremis,  cum  ad  eos  pervenerimus, 
usui  erunt;  talia  etiam  sunt  ferme  omnia,  quae  index  vasis  A 
poUicetur,  exceptis  paucis.  Quare  ut  iam  omissa  excusatione  quid 
velim,  scias:  illud  necesse  est,  nos  nunc  summopere  agere,  ut 
vetustissima  quaeque,  quorum  quidem  potestatem  habemus,  primo 
quoquo  tempore  R(atisbonam)  ad  G(allum)  convehuntur.  *)  Nam  de 
conciiio  Constantiensi,  Basiliensi,  Pisano  et  Florentino  nondum 
laboro,  nee  etiam  de  Hussiticis  negotiis;  longum  enim  adhuc 
tempus  superest,  quo  ad  eam  metam  perveniamus;  ad  haec  illis 
scriptis  abundamus.  Scio  locum  vicinum,  ubi  sint  circiter  10  tomi 
tantum  de  Basiliensi  et  Constantiensi ;  •)  quapropter  illud  iteratis 
summisque  votis  ab  amico')  impetres,  ut  vetustissima  quaeque 
in  praedictum  locum  quam  primum  comportcntur,  nam,  ut  dixi, 
in  initio  temporum  versamur  circa  apostolos  et  proxime  post 
paucissima  habemus,  sicut  et  pauca  sunt  edita.  Ea  igitur  ipsa, 
quae  amicus  adhuc  retinere  se,  scribit,  maxime  nunc  ob  vetustatem 
sunt  necessaria,  contra  quae  mittit,  post  longum  tempus  usui  esse 
poterunt.  Quod  ad  cautionem*)  attinet,  iustam  quidem  rem  petit, 
sed  quod  ad  senatum  attinet,  plura  incommoda  in  se  continet, 
quandoquidem  non  ita  tractabiles  in  hoc  genere  hie  habemus.  Res 
(magis)  evulgabitur,  quam  utile  sit,  omnia  enim  expiscari  volent, 
moram  ad  haec  non  parvam  negotiis  eorum  cunctatio  negotiis 
afferet;  denique  ut  illi  dent  obligationem  et  sigillum,  antequam 
libros  videant  et  in  manibus  habeant,  non  facile  persuaderi  poterunt. 
Quid  de  eo  dicam,  quod  haud  dubie  ipsi  volent,  semper  in  sua 
potestate  libros  esse  et  nobis  paucos  quosdam  quasi  mutuo  sub  inde 
dare  et  mox  repetere,  quae  res  et  incommoda  et  molesta  erit: 
novi  ego,  qua  difficultate  impetrem,  quos  hie  in  bibliotheca  habent. 


«)  Vgl.  ebd. 

«)  In  Erfurt;  vgl.  Nr.   18. 

»)  Nidbruclc. 

*)  Vgl.  Nr.  20. 


102 

Quare  meo  iudicio  commodis^imum  fuerit  et  ab  amico  modis  Om- 
nibus   impetrandum,    ut    fideiussione    nostri    collegioli    seu    nostri 
quinqueviratus  sit  contentus;    pollicebimur  omnes  simul  et  singul 
pro  sese.   Adiunxi  enim  mihi  alios  quatuor,  nostro  G(allo)  amicii- 
simos,  notissimos  ac  omnino  fide  dignissimos,  non  tarn  ut  laborent. 
quam  ut  inspiciant  et  in  medium  de  omnibus  deliberent  norintquc 
omnia,    quid  datum,    quid    acceptum,    ne   quis    quid  suspicetur    de 
uno.  Scis  enim,  quales  sumus  homines,  etiamsi   enim  unus  aliqüis 
nostrum  vel  moriretur  vel  etiam  fidem  pracstare  noUet,  supererunr 
tamen   alii   quatuor,   qui    compellari   et   compelli   ad   restitutioncrr 
possunt.     Sunt   autem    alii    quatuor  ii:    Johannes  Wigandus,*;  M 
superintendens,  D.D.  Martinus  Copus,')  M.Godescaleus  Praetorius* 
rector  scholae  et  Matthaeus  Iudex,*)  de  quibus  omnibus  tibi  nostcr 
G(allus)   testimonium    praestare   poterit.     Summa   igitur    caputqjc 
huius  scriptionis  ea  potissimum  est,  ut  et  libri  vetustissimi  quiqje 
R(atisbonam)  ad  G(allum)  quam  primum  mittantur,  et  ab  illo  amico 
impetretur,    ut  tali  cautione,  quae   profecto   illi  firma  ac  rata  erit 
velit  esse  contentus.    Nam   quod   ad  profectionem  alterius  amid 
attinet,  ille   id  Deo  favente  sedulo   aget,  ut  vel  circa  nnedium  vcl 
circa   finem   Aprilis   omnino   ad   condictum    locum  veniat.     Quare 
interea  festinandum  esset,  ut  vestutiora  quaeque  ibi  invenire  posset 
nam  recentioribus  aliud  tempus  erit  accomodum.  De  catalogo  alüs- 
que,  quae  scire  cupis,  alias.    Quod  Hechtius   amici  ulixeam  artem 
laudat,*)   potest   ea   quidem   in   hoc   genere   laudan,  pracsertim  «i 
scopus  sit  bonus ;  sed  utinam  amicus  tunc  istum  scopum  habuisset. 
corrasisset  profecto  plura,  sed  ille  eo  tempore  aliud  agebat  aliaque 
quaerebat.  Amabo  fac,  ut  ex  epistolis  Pipini,  Hadriani  et  Bonifacii 
Germanici ')  aliaque  vetusta  amicus  ibi  omnino  mcnse  Aprili  accipere 
et  invenire  possit.  Bene  in  Domino  valel 

15.  Decembris. 

Tuus  T.  H. 


1)  Vgl.  Allg.  d.  Biogr.,  XLII  (1897),  S.  462  fg. 

»)  Vgl.  Prcger,  a.  a.  O.,  II,  S.  423. 

»)  Vgl.  Herzog-Plitt-Hauck,  R.  E.  XVII.,  S.  4  fg. 

*)  Vgl.  Allg.  d.  Biogr..  XrV  (1881),  S.  666. 

»)  Flacius. 

«)  Vgl.  Nr.  20. 

»)  Vgl.  ebd. 


103 


Nr.  25. 
Magdeburg.  15.  December  1554. 

Fünfer-CoUegium  an  Gallus  (für  Nidbruck). 

Vorstellungen  gegen  die  von  N.  für  die  Benützung  der  Bücher 
verlangten  Bedingungen. 

Handschriftlich  (Origin.):  i,  fol.  141. 

Salutem  a  Domino  Jesu,  unico  omnium  piorum  servatore. 
Venerande  Domine  Magister,  intelleximus,  esse  quosdam  viros 
bonos,  qui  haud  gravatim  velint  nobis  commodare  libros  ad  nostrum 
tibique  notum  institutum  utiles,  st  noster  senatus  cautionem  praestet 
vestro  senatui,  se  curaturum,  ut  libri  isti  praefinito  tempore  resti- 
tuantur,  *)  quod  quidem  neque  iniquum  neque  iniustum  nobis 
videtur;  bis  enim  iniustum  esse  iudicamus,  commodantem  bono 
et  sincero  animo  non  tantum  gratia,  sed  et  re  commodata  privari. 
Verum  te  latere  non  arbitramur,  quae  sit  nostrae  semidemocraticae 
civitatis  ratio,  nempe  quod  ad  totam  multitudinem  gubernatorum 
rem  oporteat  referri  et  bene  explanari,  ubi  post  longam  moram 
parum  decernatur,  et  quod  non  facile  appendant  cautionibus  si- 
gilla,  nisi  rem,  de  qua  cavetur,  coram  habeant;  adde  etiam,  si 
dicendum  est,  quod  eiusmodi  res  occupati  aliis  parum  tum  intellii 
gant  tum  curent.  Cum  autem  nobis  commodissimum  sit,  ut  nostrum 
institutum  maturetur,  clam  habeatur  et  hoc  tempore  paucissim- 
resciscant :  hie  vero  cavendi  modus  praeter  alia  etiam  divulgationis, 
morae  et  aliarum  rerum  afferat  incommoda.  Ideo  re  deliberata  et 
considerata  censuimus,  ad  te  rescribendum  rogandumque.  ut  apud 
illos  bonos  viros  nostram  agas  causam,  ut  hac  cautionis  forma 
contenti  esse  velint.  Nos  quinque,  qui  propriis  manibus  subscripsimus 
quique  quasi  coUegium  isti  operi  et  laboratoribus  praesumus,  si 
libros,  quibus  indiguerimus,  commodato  ab  illis  bonis  viris  aeceperi- 
mus,  cautionem  propriis  sigillis  et  subscriptionibüs  praestabimus 
de  librorum  acceptorum  fideli  conservatione  et  restitutione  ad 
tempus  praefinitum.  Eiusmodi  cautione  speramus,  istos  viros  bonos 
contentos  fore,  siquidem  agnoscimus,  illos  nihil  postulare  amplius, 
quam  ut  a  communitate  quadam  fiat  cautio,  quae  intermorientibus 
personis  aliquibus  maneat  obligata  et  iure  ad  restitutionem  postulari 
queat.  Rogamus  igitur  te,  venerande  Domine  Magister,  ut,  quoniam 


»)  Vgl.  Nr.  24. 


104 

apud  illos  homines  gratia  et  autoritate  vales,  si  agnoscLs,  nos  vivos 
fide  dignos  esse,  velis  nostro  nomine  cum  eis  agere,  ut  eiusonod: 
cautione  deinceps  mittenda  content!  esse  velint,  siquidem  ea  nob:5 
commodior  sit  et  negotio  nostro  utilior  et  illis  viris  bonis  multn 
tutior  et  efHcacior,  quam  ille  prior.  Datum  Magdeburgae  15.  De- 
cembris  anno  a  nato  Christo  1554. 

Johannes   Wigandus,    pastor   ad   D.  Huldricum    in  vetcri 

Magdeburgo  propria  manu  subscripsit. 
Martinus  Copus,  medicinae  doctor  et  dvis  Magdeburgensis 

propria  manu  subscripsit. 
Matthaeus  Judex,    minister   ecciesiae   ad  D.  Hulderichum 

in  veteri  Magdeburgo. 
Godescaleus  Praetorius,  rector  Magdeburgensis.  *) 

Augsburg.  1.  Jänner  1555. 

Nidbruck  an  Flacius. 

Antwort  auf  Flacius*  Briefe  ddo.  5.  September,  6.  und  7.  Oc- 
tober.  Hat  die  Materialien  zur  Kirch  geschieh te  bereits  nach  Regens- 
burg  abgeschickt.  In  Deutschland  sei  mehr  neuerer  Stoff,  daher  man 
in  anderen  Ländern  Umschau  halten  müsse.  Zusammenkunft  mit 
Flacius.  Begründet  seine  für  die  Bücherbenützung  geforderten  Cau- 
telen.  Verspricht  weitere  Büchersendungen,  sowie  seine  Mithilfe  bei 
den  Nachforschungen  in  Rom.  Erklärt  sich  bereit,  auch  in  Ungarn, 
Moskovien,  Griechenland  und  in  der  Türkei  suchen  zu  lassen.  Wird 
die  Herausgabe  der  PVankfurter  Synodalacten  betreiben. 
Handschriftlich  (Concept);  i,  fol.  146. 
Adresse:  cp^Xu)  de  dato  Augustae  prima  Januarii  55. 

S.  P.  Precor,  hie  annus  ecciesiae  et  bonis  feliciter  exeat. 
Scripsi  ad  te  anno  elapso,  scilicet  28.  Julii, ')  23.  Augusti  ^)  et 
1.  Novembris;*)  rescribe  proxime,  num  redditae  sint  omnes  ncc 
ne.  Jam  respondeo  ad  ternas  tuas  ad  me  perlatas  fere  eodero 
tempore,  scriptas  5.  Septembris,  *)  6.  Octobris*)  et  7.  Octobris;') 

^)  Flacius  hat  nur  sein  Siegel  aufgedrückt. 

•)  Verloren;  vgl.  Nr.  14. 

»)  Nr.  14. 

*)  Nr.  20. 

*)  Nr.  15. 

•)  Nr.  18. 

T)  Nr.  19. 


105 

ad  eas  de5.Septembrisnihilrespondeo,  quia  meas  nondum  acceperas. 
Jam  tibi  satisfactum  non  dubito:  omnla  tibi  et  studiosis  et  congcmntur 
et  dabuntur  usui;  alios  non  sciam,  qui  huic  ipüi  rei  stiideant;  sunt, 
ut  semper  scripsi,  aliquot  cistae  refertae  eiuscemodj  libris, 
Status  ccclesiasticus  cognosci  per  seriem  queat ;  id  quidi 
supra  quadringentos  vel  quingentos  aut  circiter  in  Germania  pauca 
reperiri,  sed  aliunde  petenda  et,  quia  purior  fuit  forte  tum  ecclesiarum 
Status,  minus  inhacrendum.  Venio  ad  eas  de  6.  Octobris.  Non  video, 
quomodo  propius  sim  ad  te  accessuru?,  n:im  in  illas  partes  tibi 
vicinas,  quas  scribis.  non  sum  venturus,  qiiod  sciam,  quia  iam  alio 
soleo  subinde  avocari,  et  sunt  ibl,  qui  ea  confecturi  sint  in  posterum, 
quae  ego  peregi  tum  temporis.  Verum  intelligas,  me  iam  hie  man- 
surum  per  comitia,  et  cum  sensero  fincm  comitiorum,  scribam  ad 
te  mature,  ut  ad  G(allum}  advoles,  circa  ver  vel  serpenti  aestate 
quo  et  me  Spcro  ventunim.  Nolo  autem  ante  diem  a  me  condictam 
eo  venias,  quia  parum  sine  mea  praesentia  efficictis;  ego  scio, 
quid,  quo  loco  tibi  sit  indicandum  et  tum  de  omnibus  in  genere. 
Idcirco  nihil  ad  te  hoc  tempore  mittitur.  quia  ver  instat.  sed  coram, 
st  ea  de  re  conferamus,  omnia  simul  accipietis.  Scripi^i  proxime.') 
me  cupcre,  ut  per  publtcas  personas  agatur  cum  libris  propter 
varios  hominum  casus,  et  quod  per  vectores,  utentes  et  alios 
diligentius  curetur.  quae  publica  censeantur.  Magistratus  vester 
aut  scholarchae  tibi  vel  etiam  alteri  tibi  adiiincto  poterunt  mandatum 
dare  sumendi  ex  raeis  libris,  quae  voletis,  ita  tarnen,  ut  magistratus 
repromittat,  se  curaturum,  ut  post  usum  biennium  vel  triennium 
rcmittantur.  Ego  vicissim  scripto  cavebo,  quod  liaec  nemini  fraudi 
5;int  futura;  nam  id  tantummodo  facio  ad  maiorem  cautionem  et 
securitatem  restituendornm  librorum,  si  deus  ve!  mc  vel  te  evocaret 
ex  hac  misera  vita,  et  ut  incutiam  iis,  qui  libros  tractaturi  sunt, 
maiorem  solUcitudinem  in  custodiendis.  De  tua  fide  et  alionim 
bonorum  vironim  nil  quicquam  dubito  neque  ita  accipias  volo;  sed 
coram  plura  ea  de  re  et  ex  me  causas  audies,  quas  neque  tu 
ipse  improbabis.  Cum  itaque  tibi  scripscro,  quod  Caciam  in  posterum, 
opportune  venias,  sußultus  tali  facultate  tibi  publico  nomine  facta, 
ut  subscriptos  scilicct  libros  pubiico  nomine  aut  saitem 
privatorum  honestorum  virorum  rcipublicae  vestrae. 


■}  In  RegensbuTg;  vgl.  Nr. 
•)  Vgl.  ebd. 


ne  lacta,  ■ 

1  aliquot  ^^^^| 

simul  ^^^^1 

J 


106 


coniunctim  curam  custodiendorum  et  remittendorum  in  se  suscipiart 
eos  auferas.  Tum  aliquot  vasa  concedentur  tibi,  cautione  eiuscemo.J 
mihi  relicta,  sumptuum  partem  feram  ipse  lubens  in  transmittcnd.< 
vel  integrum  etiam  pretium,  si  ita  opus  sit.  Non  parcam  eni::: 
sumptibus  nee  laboribus,  addo  quottidie  plura  et  quia  frequenir: 
soleo  in  varias  partes  proficisi,  pergam  enixe  ea  de  re  inquircrc 
admoneri  quidem  cuperem  latissime,  quid  desideres,  ubi  esj^e  c: 
quomodo  comparari  posse  credas.  Adferas  omnes  litteras.  quas  ai 
te  scripsi,  tecum,  cum  a  me  vocatus  fucris ;  idem  ego  facturus  cc 
tuis,  ut  Vulcano  offeramus,  facto  extracto  rerum  memoriae  dignarum. 
Scribis  satis  breves  ad  me  melius  et  rectius,  si  omnes  eos  nomi 
nares  autores,  quibus  adiutum  te  iri  existimas.  Facilior  esset  m- 
quisitio,  et  simul  in  pervestigatione  corradi  possint.  nam  qui  a':ii5 
distrahitur  occupationibus,  non  semper  datur  ad  eiuscemodi  loca 
remeandi  occasio.  Nicolai  de  Clemangiis  •)  epistulas  faciam  sirra! 
cum  aliis  accipias.  De  Dugone*)  nihil  adhuc  potui  rescire;  sei 
fiet  in  posterum,  et  si  quid  fit,  habebis  certo.  De  libris,  qui  Rom.^c 
sunt,  scripsi  ad  te  superioribus  meis,')  quod  transcriptio  et  longao 
moram,  infinitos  sumptus  et  ad  eam  rem  aptos  desideret,  Studios-, 
perito  iniungendum,  qui  extrahat',  quae  usui  sint  futuro.  Kgo,  ut 
nuper  scripsi,  operam  meam  polliceor,  ut  autoritas  ei  comparetur 
et  accessus,  quin  imo  librorum  copia  in  ipsismet  locis  tali  studioso 
et  vestri  instituti  conscio  fiat  non  gravatim.  Quod  ad  me  et  D. 
Haincelium  de  Wolffio  scribis,*)  deliberamus,  qua  ratione  commodc 
agatur;  nihil  videmus,  quid  certos  nos  reddat.  Quae  pastor  Con.- 
nensis  *)  ad  te,  legi ;  si  quid  sit  in  illis  partibus,  quod  certe  vel 
pernihil  vel  perparum  erit,  curabo  tandem  conquiratur;  no\n  et 
modum  et  homines  idoneos,  apud  Turcas.  Moscos  et  alias  habco 
amicos,  qui  operam  mihi  in  conquirendis  poliiceantur,  Omninc 
necesse  est  conveniamus  et  exacte  de  iis  rebus  conferamus;  ubi 
consuluerimus,  tum  ei  operi  historico  manus  firmius  admovebitlir. 
et  ego  apud  Graecos  et  alios  curabo  hoc  negotium  commodius. 
Gesnerus    a   te    provocandus   est  ....  variae    lectionis.    Urgebo, 


»)  Vgl.  Nr.  18. 

«)  Vgl.  ebd. 

5)  Vgl.  Nr.  20. 

*)  Vgl.  ebd. 

»)  Valentin  Wagner;  vgl.  Nr.  18. 


107 

prodeant  acta  Francofortensia ;  sed  non  talia  sunt,  ut  tu  existimas, 
quemadmodum  ad  te  scripsi.')  Jam  ad  eas,  quae  datae  sunt  7.  Octo- 
bris,  nihil  respondeo,  quia  prius  ca  de  re  ad  tc  plenissime. 
L.itteras  nemini  mittam,  nisi  communi  amico  G(allo),  nisi  certum 
alium  habeam,  qui  recta  ad  te  proficiscatur.  Quas  tu  ad  me  voles 
dare.  eidcm  G(allo]  mitte,  qui  noverit,  quo  perferendi  sint.  In 
posterum  respondcas  ad  singula  capita  meo  exemplo,  Vale  in 
Domino,  qui  custodiat  nos,  proxime  ad  te  de  tempore,  quo 
opportunus  me  convenire  qucas.  Datae  Augustae  prima  Januarii 
anno  1555. 

Nic(olao)  G(allo). 

Scripsi  ad  te  ante  biduum  per  Ammannum,  a  te  responsum 
ad  aliquot  meas  expecto,  num  scilicet  vasa  et  litterae  ad  vos 
pervenerint.  Has  quaeso  ad  amicum  proxima  commoditate,  et 
missionem  librorum  difTer  in  meum  ad  vos  adventum,  qui  Dei 
bcneficio  erit  post  comitia.  Dicm,  quo  f{0.%]  veniat,  in  postcrum 
indicabo,  ubi  intcUcxero,  quando  hinc  discessuri  simus.  Vale  in 
Domino  et  amicos  saluta  plurimum.  Augustae  prima  Januarii 
anno  1555. 

Nr.  27. 

s.  1.  10.  Jänner  1555. 

Flacius  an  Nidbruck. 

Ottheinrich  soll  12  Bücher  von  Aventin  besitzen.  Wünscht 
die  Germania  illustrata  und  andere  Geschichts werke  desselben  und 
bittet  N.,  bei  dem  Passauer  Bischöfe  nachzuforschen.  Verhandlungen 
des  Echtius  wegen  Entsendung  des  Cassander  zu  Tilius.  N.  möge 
ihm  eine  Ambrosianische  Kirchenagende  verschaffen.  Gerücht  über 
Einigungsversuche  der  Moskoviter  mit  der  römischen  Curie.  Languet's 
Aufenthalt  nicht  bekannt.  Dugo's  Kirchengcschichte  wäre  ebenfalls 
bei  dem  Passauer  Bischöfe  zu  suchen.  N.  möge  in  der  Walachei, 
in  Bulgarien,  Ragusa  und  Venedig  Nachforschungen  halten.  N. 
Stoppius. 

Handschriftlich  (Origin.):  i,  fol,   152. 

Adresse:  Dem  herm  Doctor  Caspar  von  Nidbruck  bei  dem 
Herrn  Heintzel  zu  überantworten. 

')  Vg.  Nr.  20. 


108 


S.  De  cautione   nuper   scripsi   non   ego  tantum    ad  te,*)  sed 
et    totum    coUegium    ad    Gallum,*)    quas    litteras   ille    tibi    procui 
dubio   communicabit.     Nee   dubito,   te  preces    nostras    humaniter 
exauditurum,    cum    satis    cautionis    ea    ratio    habeat    et    tum    ad 
celeritatem,  tum  ad  Silentium   sit  quam   altera  longe   commodior. 
Rogavi  quoque  nuper  maximopere,  ut  vetustissima  quaeque,  quoniam 
nunc  circa  prima  tempora  versamur,  non  recentissima  nobis  com- 
munices;')  idem  iam  quoque  peto,  tametsi  cum  res  ipsa.  ratio  ac 
pietas   id   flagitent,  me   nimium   sollicite  petere  necesse   esse  non 
arbitror.     Scripsit    mihi    hisce    diebus    noster    G(allus),    Otthoncm 
Henricum*)  habere   12  Aventini  libros  de  Bavarica  historia;   ego 
suspicor   esse   de  illustrata   Germania,   nam   septem   libris   latinos 
annales  Bavarorum  octo,    ut  opinor,  germanicis   finivit.     Quod  ad 
annales  quidem  attinet,  non  valde  laboramus;  habemus  enim  partim 
latinos,  partim  germanicos  autographos,  sed  illustratam  Germaniam 
et  ectesiasticam  historiam,  quam  eius  index  pollicetur,  valde    utile 
esset,  nos  habere.  An  unquam  scripserit  ecclesiasticam  historiam. 
dubito,   sed  illustratam   certe  Germaniam  seu   annales  totius  Ger- 
maniae  certe  in   manibus  habuit;   saepe  enim  in  suis  alits  scriptis 
citat  sein  Zeitbuch  über  gantz  Deudschlandt  ibique  se  hoc  et  illuc 
prolixius     traxasse     confirmat.     Borussius    edidit    ems    voluminis 
primum   librum  anno  41 ;   suspicor,  eum   et  reliqua   habere,  quod 
ne  ipse  quidem  in  praefatione  simulat,  qui  tum  apud  Passaviensem', 
Sit;  facile  a  te  potest  interrogari.    Certum  est,  multa  ecclesiasdca 
ei  operi  inesse,  et  ex  citationibus,  quarum   supra  mentionem  feci, 
manifeste  cerni  potest.    Habet  etiam  ille  episcopus  plura  alia,  quac 
subinde  Aventinus  in  suis  collectaneis  citat,  praesertim  librum  de 
Laureacensibus  episcopis;    quare  etc.    Fuit  apud  me  hisce  diebus 
Hechtius,*)  communis  amicus;    multum   cum  eo  egi   multaque  ille 
est  poUicitus.  Rogavi  quoque,  ut  alterum  ex  illis  duobus,^)  quorum 
una   est  anima,   ut   Latini,  vel  unum   cor,    ut   Hebraei  loquuntur, 


»)  Nr.  24. 

»)  Nr.  26. 

•)  Vgl.  Nr.  24. 

«)  Vgl.  über  ihn  Nr.  6. 

»)  Vgl.  Nr.  11  und  12. 

•)  Vgl.  Nr.  14. 

')  Cassander  und  Wouters;  vgl.  Nr.  22. 


109 


persuaderet,  ut  omnino  ad  Tilium^)  recta  properaret;  nulla  enim 
unquam  ratione  facilius  ac  citius  ab  illo  homine  aliquid  extorque- 
bimus.  Aget  et  praeter  alia  multa  illud  quoque,  ut  in  mercatu 
Francofordensi  coram  possimus,  quin  etiam  omnia  sua  secum 
debent  Uli  duo  afTerre.  Amabo  age  tu  idem  per  epistolas  cum 
illis.  Quod  veteres  agendas  coUigis,')  utilissimum  simul  et  gratis- 
simum  est,  sed  obsecro  vide,  an  Ambrosianam  alicubi  prope 
Mediolanum,  ubi  eius  patris  ritus  adhuc  remanent,  invenire  pos- 
simus;^)  nam  alia  omnia  Gregorianismus  ita  occupavit  in  occi- 
dentali  ecciesia,  ut  vix  sperem,  nos  aliquid  vestutum  in  hoc  genere 
alibi  reperire  posse.  De  Mosaraben  agenda/]  unde  historiam  habeas, 
saepius  iam  te  oravi,  ut  indicares.  Rumor  hie  est,  Moscovitiäs  velle 
papae  in  religione  coniungi  ac  de  ea  re  legationem  iam  ad  papam, 
Carolum  et  Ferdinandum  misisse.  Venatores  et  piscatores  occasiones 
et  commoditates  diligenter  observant  etc.  Sapienti  pauca.  De 
Lagneto  nondum  quicquam  certi  audire  possum,*)  quare  vereor 
et  simul  cupio,  nos  alium  quaerere,  qui  tendat  feliciter  in  Latium ; 
quapropter  si  quem  nosti,  indica  aut  certe  quaere.  De  ecclesiastica 
historia  Dugonis,  quam  G(allus)  audivit  ex  Borussio  esse  apud 
Pataviensem,*)  valde  laborandum  est;  verisimile  est,  ipsum  de 
multis  cum  Aventino  contulisse.    Tu  nos  aliquando  primum  evan- 

geliis,  deinde  et  re  ipsa  in  eo  genere Ut  in  Waiachia  et 

Bulgaria  quaeratur,  monui  ante  et  forte  iam  commoditas  adest, 
dum  vicina  loca  tenentur.  Coronae  est  pastor  Valentinus  Wagnerus, 
homo  mihi  satis  familiaris  et  amicus  et  certe  non  indoctus,  sed 
saepius  a  me  oratus  parum  facit  aut  potius  nihil.')  Si  Epidamni, 
quae  nunc  italice  Ragusium  vocatur,  haberemus  idoneum  inqui- 
sitorem,  forte  aliquid  inveniremus.  Venetiis  multi  semper  inde 
mercatöres   sunt,  quin    et   legatio,  tametsi   ea    etiam   in  Germania 


i)  Vgl.  cbd 

«)  Vgl.  Nr.  20. 

^)  N.  hatte  ein  Missale  des  Ambrosius  in  seinem  dem  nach  Italien  abgehenden 
Langnet  mitgegebenen  Memoriale  ddo.  10.  Juli  1556  (f,  fol.  311)  aufgenommen  und 
ausserdem  in  seinem  Briefe  an  diesen  ddo.  Wien,  26.  Juli  1556  (i,  fol.  331)  resquirirt: 
, Missale  et  sacramentarium  Ambrosii  item  nonnuUa  alia  expecto  abs  te  e  Mediolano". 

*)  Ebenfalls  in  Languet's  Memoriale. 

*)  Vgl.  Nr.  18. 

•)  Vgl.  ebd. 

f)  Vgl.  cbd. 


110 


aliquando  conspiciatur,  praesertim  apud  Caesarem.  De  procuratore 
Bombergi  typographi  hebraeici  Nicoiao  Stoppio,  qui  Maximum 
historicum  norit,  ubi  sit,  indicavi  nuper.*)  Bene  vale  lO.Januarii  1555. 

Nr.  28. 
Köln.  8.  März  1555. 

Flacius  an  Nidbruck. 

Rückkehr  des  Languet.  N.  soll  sich  über  die  Entsendung  des 
selben  nach  Italien  äussern.  Die  Fugger  sollten  zur  Zahlung  eine? 
Reisegeldes  fiir  ihn  bewogen  werden. 

Handschriftlich  (Origin.):  b,  fol.  12. 

Adresse:  Philo. 

De  aliis  alias  prolixeque;  iam  id  tantum  indico,  tiostnim 
Lagnetum  *)  ab  inferis  rediisse  et  brevi  istuc  vel  ad  Ph(ilum . 
quo  cum  eo  deliberct  de  Latio  invisendo.  Nos  quidem  spes  fnictuc 
invitat,  sed  sumptuum  magnitudo  territat.  Tuum  consiUum  avidc 
expectamus.  Responsum  ad  M.  Hartmannum  Beier,*)  pastorem 
Franc(fordensem)  quam  primum  mitte.  Videndum,  si  quid  istic 
Aug(ustae)  posset  Uli  per  D.  Gassarum*)  viatici  confici  apud  oüc: 
cpoüy:  — *)  Delibera  et  feliciter  vale.  Coloniae,  8.  Martii  1555. 

T.  Petrus  Haperius. 

1)  Vgl.  Nr.  24. 

«)  Vgl.  Nr.  27. 

•)  Der  Frankfurter  Prediger  Hartmann  Beyer  war  einer  der  ersten,  die  tm 
Flacius'  kirchengeschichtlichen  Plänen  Kenntniss  bekommen  hatte;  über  ihn  rgi 
Allg.  d.  Biogr.  11  (1875),  S.  697  fg. 

4)  Vgl.  Nr.  24. 

*)  Ulrich  Fugger;  er  steuerte  nicht  viel  bei,  wie  aus  N.'s  Briefe  an  Flacius 
ddo.  26.  Juli  1555  (Nr.  33)  entnommen  werden  kann. 

(Schluss  folgt.) 


IV. 

Beiträge  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen 

und  Lehrer  Oesterreichs  aus  den  Wittenberger 

Ordinirtenbüchem^  seit  dem  Jahre  1573. 

Von  D.  Dr.  Geobo  Bucbwild,  Pfarrer  an  der  Nordkirche  in  Leipzig. 
(For.«t.ung.).) 

1591. 

383.  Ego  Johannes  FröHch  Scepusicnsis  a  piis  et  honestis 
parentibus  natus  et  educatus  a  primis  annis  fundamenta  doctrinae 
pietatis  et  bonarum  artium  ieci  in  schola  Kesmarcensi  sub  disciplina 
Domini  M,  Gabelmanni  Megapolitani  per  biennium,  hinc  postea  pro- 
fectus  Leutschouiam  Jbique  per  annum  vixi  sub  disciplina  Domini 
Martini  Sturmü.  Hinc  vocatus  sum  ad  officium  Ludlmoderatoris  in 
oppidum  Salock  patriae  meae  et  ibi  per  biennium  fideüter  praefui 
officio  supradicto.  Tandem  post  obitum  Reuerendi  et  doctissimi  viri 
Gregorii  Frölich,  patris  mei  dilectissimi,  pastoris  eiusdem  oppidi 
Salock  legitime  vocatus  cum  ad  ministerium  docendi  in  Ecclesia  a 
communitate  de  eodem,  consensu  Illustris  ac  Magnifici  Dominl 
Thurzonis  perpetui  comitis  comitatus  Scepusicnsis.  —  O.  [30.  Jan.] 

384.  Ego  Jacobus  Martis  Novosoliensis  Pannonius  püs  et 
honestb  parentibus  natus  usquc  ad  octauum  annum  in  schob  Bart- 
phensi  sub  inTormatione  D.  Thomae  Fabri  uixi.  Deinde  a  doctissimo 
praeceptore  meo  in  scholam  Iglauiensium  ad  D.  Vrsinum  missus  sum. 
Ibi  integros  quinque  annos  Dei  beneficio  uixi.  Postea  pcrceptis  primis 
Kberalium  artium  rudimentis  in  patria  mea  sub  disciplina  M,  Paul! 
Haluepapii  per  integros  4  annos  auxilio  Dei  sustentatus  sum.  Hinc 
uero  euocatus  ad  Labores  scbolasticos  Lededum  in  partes  Bohemicas, 
ubi  per  sesquialtcrum  annum  scholae  illius  feliciter  praefui.  Inde 
euocatus  ad  laboresEcclesiasticos  a  Magnifico  Domino  Venceslao  C7.euak 
ab  Olbramic  et  in  Cerequicio  Capitaneo  Dominü  Ledecensis  et  a  Domino 
Georgio  Czilick  Decano  eiusdem  loci.  —  0.  Pierius.  [14.  März.] 

')  Vgl.  Jahrbuch.  XVni.  Jahrg..  1897,  III.  n.  IV.  Heft,  S.  299-258. 


*.  * 


1 1 


112 

385.  Ego  Michael  Benedict!  Dobrodinus  Silesius  prognatus 
honestis  parentibus  ad  15  annum  usque  in  schola  patriae  sub  diso 
plina  Jacobi  Jackovsld  uixi,  tantem  a  parentibus  mels  ablegatus  sjx 
in  scholam  Nissensem,  ibi  sub  disciplina  M.  Zachariae  Oppolien 
per  biennium  literis  honestis  incubui.  Tandem  Mezritium  in  March:>< 
natu  Moraviae  ueniens,  ibi  sub  disciplina  M.  Caspari  Kiflfeh  God 
bergensis  per  triennium  uixL  Hinc  euocatus  ad  labores  scholastic?: 
foeliciter  praefui  choro  in  oppido  Lethouic  per  anni  unius  spadan 
Daubraunicii  item  choro  praefui  unius  etiam  anni  spaciunu  Vltin 
uocatus  Mezritium  ibi  per  annos  7  foeliciter  in  eadem  poiytia  uix: 
Tandem  euocatus  ad  labores  Ecclesiasticos  a  D.  Joanne  Akac^ 
mitteno  pastore  Magnae  Bytesch  in  Morauia.  —  O.  Pierius.  [21.  Märi." 

386.  Ego  Johannes  Thaddens  Mezerziczenus  MorajL5 
püs  et  honestis  parentibus  natus»  primo  in  patria  praeceptcre 
D.  Nicoiao  Starok,  fundamenta  pietatis  ieci,  deinde  Prostannin: 
missus  causa  dicendarum  bonarum  artium  ibique  per  biennium  ver- 
satus  praeceptorem  habui  D.  Adamum  Simonidem  Boleslavienseiri 
Hinc  me  contuli  Pragam,  ubi  sub  disciplina  M.  Stephani  Turca 
Varnensis  per  annum  honestis  literis  incubui.  Inde  migraui  in  hanc 
Almam  Academiam  Viltebergensem,  ubi  itidem  per  annum  vixi 
Cum  vero  sumptus  mihi  ad  continuanda  studia  deficerent,  Boemiani 
reversus  sum  ac  veni  Gottebergam  ibique  vocatus  sum  ad  ministeriuiD 
verbi  divini  a  Reuerendo  D.  Syxto  Candido  Ecclesiae  Guttebergensis 
Archidecano.   —  O.  Pierius  [anno  aetatis  30.]  Palmarum  [28.  März  ] 

387.  Ego  Christophorus  Swägerus  Carinthius  Mü- 
stadenus,  natus  sum  honestis  et  legitimis  parentibus  versatus  sum 
primam  in  patria  schola  triuiali,  quae  est  Himelbergii  sub  praeceptore 
Tiburtio  Zare  per  anni  curriculum.  Deinde  militaui  Graeciae  Stirorum 
sub  disciplina  M.  Hieronymi  Peristerii,  in  schola  prouinciali  sexeri- 
nium.  Tandem  etiam  in  hac  inclyta  Witebergensi  Academia  per 
biennium  fere,  inscriptus  Rectore  M.  Petro  Albino  historiarum  pr*.»- 
fessore.  Functus  sum  aliquandiu  scholastico  officio  sub  nobilissino 
viro  Georgio  Puhlero  in  Imfrizdorff,  Hinc  sum  vocatus  ad  diaconatum 
Ecclesiae  quae  est  ad  diuum  Georgium  in  territorio  Murauianio  a 
Reuerendo  viro  domino  Vito  Stolio  pastore  et  tota  Ecclesia  quae 
est  ibidem.  —  O.  Pierius.  Mis.  Dom.  [18.  April.] 

338.  Ego  Daniel  Ruckschlos  Bozyngensis  Vngarus,  püs 
et  honestis   natus   sum   patre  WolfTgango  Ruckschloss   qui  in  dicto 


113 

oppido  Bozyng  per  octodecim  annos  officio  Ecclesiae  functus  fiiit. 
Primum  in  patria  schola  triuiali  operam  nauaui  studiis  sub  disciplina 
Doctissimi  viri  Georgii  Tinctoris.  Hinc  a  parentibus  sum  missus 
\Ioschoviam  et  sub  Rectore  Nicoiao  Colacinate  per  biennium  vbe- 
riorem  artiuip  linguarumque  haust  cognitionem.  lUinc  profectus 
Vratisiauiam  et  fere  per  anni  spacium  sub  disciplina  Doctissimi  uiri 
Domini  Nicolai  Stainbergeri  operam  dedi  literis.  Vratislauia  iter  in- 
gressus  in  Transsylvaniam,  ibi  in  urbe  Nagibania  apud  Nobilem 
quendam  per  biennium  officio  paedagogi  sum  functus.  Isthinc  domum 
in  patriam  cum  venirem,  vocatus  sum  ad  ministerium  Ecclesiae  a 
senatu  Bozyngensi.  —  O.  Pierius.  Jubilate.  [25.  April.] 

389.  Ego  Andreas  Posthumius    Pragenus    natus   Pragae 
Metropoli    Boemorum    ex    honestis    parentibus,    Matbia    Posthumio 
Taboreno   Ecclesiae  Dei  ministro,    et  Katharina  Nymburgena,    mox 
tarnen   ferente    pcstc   Pontificia    medium    annum    vix   egressus  cum 
parentibus  ex  patria  carissima  exulare  coactus  sum.  Prima  literarum 
fundamenta  ied  Patzovii  sub  praeceptore  Mathia  Romenecio  artium 
Phiiosophiae  Baccalaureo.   Tandem  fundamenta  Grammaticae  latinae 
Gitzinii    sub   praeceptore    Joanne    Standereo,    sub    cuius    fcrula    per 
triennium  vixi,  mox  Nymburgam  missus  ad  Samuelem  Piscenum  jec 
fundamenta  Graecae  linguae.  Inde  Kamenitium  abductus  praeceptore 
privato  usus  sum  per  biennium  Joanne  Cheynovino,  sub  quo  Poeseos 
fundamenta    hausi.     Mesericium    tandem   ad   virum    Clarissimum    et 
Doctissimum  Dominum  Magistrum  Joannem  Ursinum  me  cum  patre, 
qui   illuc   ad    Ecclesiam    regendam    vocatus   fuit,    contuli   atque    sub 
ipso  per  quadriennium  et  ultra  vixi.  Inde  missus  sum  Vittembergam, 
sed  paupertate  impediente   per   semestre   tantum   vixi.     Tandem   !n 
Academiam  Pragensem  me  contuli,  ex  qua  legitime  vocatus  sum  ad 
regimen    scholae    Patzoviensis    a    Magnifico    et    Generoso    Domino 
Michaele  Spanovicio  a  Spanov,   Protonotario   Regni   Boemiae,   cuius 
scholae  cum  per  annum  praefuissem,  inde  a  senatu  Mezericensi  legi- 
time  vocatus    sum    ad    munus   Ecclesiasticum.   —   O.  [anno  aetatis 
meae  21.]  Pierius.  [Zwischen  Jubilate  und  13.  Mai.] 

390.  Ego  Simon  Laurentii  Strumenus  Silesius  ex  Ducatu 
Thessinensi  bonis  et  honestis  parentibus  natus  patre  Laurentio 
Kubiczek  et  matre  Dorothea  statim  a  teneris  commendatus  fiii  a 
parentibus  Domino  Sebastiano  Strumeno  Kassny,  studioso  artium 
liberalium,   cum   quo   in  Bohemiam   causa  studiorum   profectus  sum 

Jahrbach  des  PfotettantUmut  1898,  H.  I  u.  U.  8 


lU 


\3XO  'fifllH 


ei  ibi  educatus  lionestis  liteiis  operam  dedi.  Postquam  1 
annum  decimum  octauum  et  in  schola  Chrudimensium  sub  I 
Üomini  Dochoslai  CKaslauiensis  uiri  doctissimi  csscm,  adscriptas 
in  catalogum  studiosorum  coUegü  Pragensis  4.  CaroH.  Ibi  Pi 
postea  in  scliola  ad  aedcs  Diu!  Henrici.  dcinceps  Reginae  Hr: 
sub  disciplina  Domini  Magistri  Thomae  Micsteceni  uiri  docti 
uersatus  sum.  Hoc  uero  tempore  habens  uocationem  a  Rcuei 
viro  D.  Gcorgio  Bienkowicz  niinistro  verbi  Stronberk  et  a  si 
eiusdetn  ciuitatis.  —  O,  Job.   Bapt,   Pierius.  [24.  Juni.] 

391.  Ego  Joannes  Czizkonia  Ledccenus  nationc  Boemus 
et  honestis  parentibus  natus  patre  Vitojuuatcones  et  matreMagds 
primo  in  patria  dedi  operam  honestis  literis.  Inde  Pragam  tran&latu 
praeceptore  Joanne  O.vlpeo  Sabbateno  vberiorem  doctri  naccognitii 
ccpi  a  Paulo  Kabiesschirio  Thaborita  scholae  Ciuitads  Gutembe 
abhinc  coaclus  duxi  aulicam  vitam  annos  15  sub  officio  scribae. 
uero  tempore  mancnssub  disciplina  JoanntsCuret  in  ciuitate  Raudni 
habai  vocationcm  a  Keuerendo  viro  D.  Georgio  Kuness  Decano  Rai 
cL-nsi  et  Reuerendo  D.  Georgio  Bitro  Mantino  Pastore  EccI 
l.ibisensi.s.  —  O.  Picrivis,   Die  Solis  aute  festum.  Mar.  Mag,  [22. 

392.  Ego  Georgiu.s  Forsterus  Znov-mensw  prima  mc 
honestarum  artium  fundamenta  in  patria  ieci,  postea  in  sc 
Trebitii  et  Mezeritii  Morauioruni  propter  cclebra  Musonim  s 
me  contuli,  inde  in  oppido  Polierlitz  Rcctorem  scholae  per  st 
nium  cgi  atquc  ab  Ulis  ad  S.  Ministerium  verbi  diuini  vocatus  sui 
O.  Pierius.  [Zwischen  '22.  Juli  und  1    Aug.] 

393.  Ego  Jacobus  Rcichardus  Tetzschensis  hoi 
parentibus  natus  primo  in  patria  a  praeceptore  D.  Gregorio  Ti 
fundamenta  pietatis  ieci,  deinde  missus  Pirnam  causa  discend 
bonarum  artium  ibique  per  triennium  uersatus  praeceptorem  1 
D,  Magistrum  Tannebergium.  Hinc  me  contuli  Wratislauiam, 
sub  disciplina  M.  Steinbergeri  Laureat!  poetae.  Inde  migrai 
Academiam  celeberrimam  Lipsicam,  ubi  itidem  per  bienniuni 
Dcindc  et  postremo  uocatus  Morauiam  in  ciuttatem  Freudei 
ensem,  ubi  per  annos  tres  officio  Ludimoderatoris  runctns 
Tandem  euocatus  ad  labores  Eccicsiasticos  a  Domino  Gern 
Hyneck  vonn  Wirben.  —  0.  Pierius.  [17.  Nov.] 

394.  Ego  Johannes  Henricus  nationc  Bohcmus.  p 
Teutobrodenus    primum   omnium    in    patria   mea   ingenii    et   tm 


115 

fortnatorem  habui  Adamum  Sixtum  Czaslavinum  artium  Baccalau- 
reum.  Deinde  emissus  sum  a  parcntibus  Guttembergam,  ibi  sub 
TVIagistro  Johanne  Janiceo  Horzepniceno  4  annos  consumpsi  in  studio 
literarum.  Hinc  Zaczam  ad  D.  Magistrum  Johannem  Andreae  Sedle- 
czanum.  Ubi  annum  integrum  versatus  sum.  Inde  Reginae  Hradecium 
migravi  ad  M.  Thomam  Nigrum  Herzmanomestecenum  sesquiannum 
illic  versatus.  Postremo  Guttebergam  iterum  me  contuli  ad  Vences- 
laum  Wodiczka  Horazovinum  et  ille  promovit  me  in  Academiam 
Pragensem,  in  qua  annum  mansi.  Vocatus  sum  deinde  ad  guber- 
nationem  scholae  Chrudimensis :  inde  Petrzimoviensis,  in  qua  func- 
tione  scholastica  anni  duo  mihi  sunt  elapsi.  Demum  a  D.  Archi- 
decano  Guttembergensi  Sixto  Candido  Prageno  ad  munus  Ecciesia- 
sticum  vocatus.  —  O.  Georg  Mai.*)  1.  Adv.  [28.  Nov.] 

1592. 

395.  Ego  Johannes  Phil omath es  aliter  Polentarii,  natione 
Moravus,  patria  Mezericenus,  prima  rudimenta  literarum  degustavi 
in  schola  patria.  Et  cum  fuissem  puer  fere  decem  annorum,  nactus 
sum  praeceptorem  Thomam  Coelenium  Herzmanomiestecenum,  qui 
fuit  tum  temporis  Baccalaureus  et  postea  Magister  liberalium  artium 
Pragensis.  Illius  institutione  usus  sum  continuum  quinquennium,  in 
patria  quidem  duos  annos  cum  dimidio,  Reginae  Hradecii  ad  Albim 
totidem.  Vbi  vero  Mezericii  extructa  fuisset  nova  schola  sumtu 
Magnificae  ac  Generosae  D.  D.  Atenae  Berconissae  etc.  reductus 
fui  in  patriam  et  domi  ultra  quinquennium  frequentavi  scholam,  cui 
praefectus  erat  Rector  M.  Casparus  Kifferus  Goldbergensis,  Eo 
avocato  M.  Johannes  Zepta  Zidlochovicenus,  hoc  mortuo  M.  Paulus 
Jungius  Freustadiensis.  Cum  autem  et  hie  inopinato  desseruisset 
scholam  Mezericensem,  redii  ad  M.  Coelenium,  qui  etiam  paulo  post 
naturae  debitum  persolvit.  Hradecensi  itaque  schola  minus  florente  dis- 
cessi  Guttebergam.  ubi  quadrigesimalibus  hebdomadis  consumtis  contuli 
me  Racociam  et  ibi  postremum  annum  sub  disciplina  vixi.  Deinde 
contracto  matrimonio  oblata  est  mihi  conditio  collegae  4.  classis  in 
Gymnasio  patrio  (piae  memoriae)  a  Magnifico  et  Generoso  D.  D. 
Henrico  de  Vvaldstein,  quo  iam  fungor  ultra  quadriennium,  et  cui 
legitime  vocatus  a  senatu  oppidano  Mezericii  ad  Oslavam  nee  non 
a  Rcverendo   viro  Martino  Svornyk  Richnovino   et  ordinatus   a  Re- 

1)  Mylius? 

8* 


116 

verendi&simo  et  clarissimo  viro  Gorgio  Mylio.  adiuncturas  sum  Dco 
auxiliante  diaconatum.  —  O.  postridie  pascbalis.  ['27.  März.] 

390.  Kgo  David  Simonides  Badinus  natione  Pannonti» 
hontRto  viro  Melchiorc.  matre  honesta  Helena  prima  rei  Htcraria; 
fundamenta  icd  in  palria  per  annos  decem  praeceptore  usus  homar-  - 
simo  viro  Gcorgi«  Vclicz.  Inde  parentum  promotione  Bartpham 
üalutavi  ibique  sub  disciplina  clarissimi  et  de  eadem  schola  bcn; 
mcriti  doctissimi  viri  Domini  Thomae  Fabri  per  triennium  vel  cirdttr 
mansi  prindpiaque  chri^^tianae  religionis  hausi.  Hinc  parentum  consm 
Kpperies  simÜiter  per  bicnnium  sub  ferula  Severini  Sculteti.  In« 
pcrvcneram  ad  Generosum  Dominum  Frandscum  KalnaJ.  in« 
promotus  in  hanc  celeberrimam  Academiam  exegi  ancum  c;;n: 
dimidjo.  Vitcberga  vocatus  Rosebergam  scholasticam  iuventiiier; 
Rector  per  biennlum  rexi.  Postea  per  R.  D.  Emericum  Cocavinun 
Fastorem  Nicopolitanum  In  Lyptovia  ad  offidum  Diacont  legitime 
vocatu.i.  —  O.  Mylius.  [2!t.  März.] 

3!)7.  Ego  Stanislaus  Mokoschinus  Pannonius  patria  natt;.^ 
sum  Teutolypscba  patre  quondaiii  Reuerendo  Domino  Stanislao  Mp- 
koschino  Ministro  Ecdesiae  ibidem.  Matre  Susnnna  Podhorianjfc», 
prima  fundamenta  pictatis  ied  in  schola  patriae  meae  sub  disdpiina 
D.  germani  mci  I.conarti  MoVoschini,  tandem  abiegatus  sum  Leut- 
sdioviam.  vixi  sub  ferula  domini  Thomae  annos  2.  Hinc  honcM? 
discedcns  Üartpham  ad  darissimum  viruni  Dominum  Thomam  Faki 
Neosolicnsem  mansi  sub  disdpllna  ipsius  annum  cum  dimidio.  tandem 
rcvocatus  a  parentibus  promotus  sum  Trinsdiinium  ad  doctissim^m 
virum  Dominum  Hyeremiam  Sartorium,  apud  quem  exegi  annos  tres 
Discedcns  Trinschiniii  veni  Lcutschouiani  ad  Dominum  Joannem  Milinm 
annum  exegi.  Oblata  tandem  legitima  vocationc  a  Jassoviensibu= 
ad  regendam  classem  scholasticam  disc^ssi.  Inde  itaqae  a  Renere^ido 
viro  Domino  Melichcore  Duchon  ax-ocatns  I^itime  ad  monus  diaconi. 
-  O.  Mylius.  12H.  März.] 

39?.  Ego  Wencesilaus  Wodnanns  natione  Bomiius  primutn 
opcram  literis  dcdi  in  patria  mea  per  annos  cirdtcr  6.  tandem 
deductus  a  parentibu,e  Prachaticium  ibi  per  bicnniam  \-ersatus.  po«t- 
quam  orbatus  cssem  parentibus.  contuli  me  in  Pannoniam  ad  D.  Eliam 
Kbcrhardi Wodnanum,  sub  cuius  ferula  per  qnadriirenium  mansi.  tandem 
minus  florentibus  sludiis  contuli  mc  ad  D.  Nkolaum  Gnlaänatem. 
apud    quem    annum    integrum    opcram    '.itOTs    dedi.    post    disres^c:! 


117 

eius  Threncinium  ivi  ad  D.  M.  Paulum  Halvepapium  Novozoliensem, 
apud  quem  etiam  per  dimidium  annum  studui.  Inde  in  Marchionatum 
\Ioraviae  me  contuli,  ubi  a  M.  Joanne  Khernero  Plzeno,  nunc  pro- 
fessore  in  academia  celeberrima  Pragensi,  vocatus  in  officium  cantoris, 
in  quo  biennium  mansi.  Postremo  iam  a  D.  Martino  Malobiceno  decano 
Hunnobrödeno   ad   diaconatum   vocatus,  —   O.  Mylius.    [29.  März.] 

399.  Ego  Casparus  Rabus  Berazhausensis  natione  Palatinus 
(ex  palatinatu  inferiori)  imprimis  fiindamenta  literarum  posui  in  patria, 
postea  missus  a  parente  in  Gymnasium  Lauinganum,  ibi  per  sep- 
tennium  operam  dedi  literis»  postea  vero  ablegatus  a  parente  in 
celcberrimam  Academiam  Wittebergensem  ibidem  cömmoratus  sum 
per  biennium.  Inde  profectus  sum  in  Austriam  paedagogiam  egi 
apud  Nobilem  Dominum  Danielem  Camerarium,  qui  est  a  consiliis 
Comitis  ab  Ortenburg,  postea  uero  vocatus  sum  a  Domino  Michaele 
Grunbergero  senio  confecto  ad  ministerium  et  diaconatum  oppiduli 
Pazmanstorff  in  inferiore  Austria.  —  O.  Wolfrum.  [5.  April.] 

400.  Ego  Paulus  Titus  Bohemus  Auschtecensis  honesto 
viro  Nicoiao,  matre  item  Dorothea  honesta  prognatus,  prima  rei 
literariae  fundamenta  jeci  in  patria,  per  annos  6  praeceptore  usus 
sum  humanissimo  D.  Adamo  Zateceno.  Inde  promotione  parentum 
Boleslaviam  in  Bohemia  sitam  salutavi  ibique  sub  disciplina  clarissimi 
viri  D.  M.  Nicolai  N.  per  quadriennium  mansi.  Hinc  parentum  concessi 
consensu  Hunnobrodam  in  Marchionatu  Moraviensi  ibique  sum  ver- 
satus  sub  disciplina  Praeceptoris  summa  observantia  colendi  D.  Jo- 
hannis  Taustini,  sub  cuius  ferula  quoque  praecipua  sincerae  religionis 
fundamenta  imbibi.  Post  absolutam  autem  meorum  studiorum 
tnercaturam  omnem  functus  sum  officio  Rectoratus  in  oppido 
Ostrovia.  Hinc  vero  legitime  vocatus  sum  a  Reverendo  D.  Decano 
Holeschoviensi  Pastore  Martino  Boleslaviensi  et  ab  Ecclesia  Napogedle- 
censi  ad  functionem  ministerii  Ecclesiastici.  —  O.  Wolfrum.  [14.  Mai.] 

401.  Ego  Simon  Pistorius  Oppoliensis  Silesius  honestis 
natus  parentibus  admodum  puer  in  patria,  procedente  aetate  Crappidi, 
jam  adolescens  Brigae,  Czaslaviae,  Reginohradecü,  Novosolii,  Schemni- 
cii,  Leutschoviae,  imprimis  vero  Mezerzicii  sub  discipulatu  doctissimi 
viri  D.  Joannis  Vrsini  cum  altus  tum  autem  liberalibus  instructus 
litteris,  Nouagesimo  post  mil.  quingent.  a  nato  salvatore  anno 
Crappicium  ad  regimen  vocor  scholasticum,  quo  biennii  fere  spacio 
functus  beneficio  R.  Dn.  Johannis  Trojani  Pastoris  Ecclesiae  ac  Senatus 


loci  eiusdem  ad  hoc  sacrum  promovcor  ministcrium,  munus  obirur^= 
diaconatus.  —  O.  Myüus.  [4.  Juni.] 

402.  Ego  Emericus  Frondator  ScepusieoMS  oriunc-? 
ex  pa^o  Luczivvna  honestis  natus  parentibus,  patre  videlicet  B!5  = 
et  matre  Zophia.  prima  rei  literariae  fundamcnta  ieci  in  patria  fcr 
annum.  Indc  ex  palria  missus  sum  a  parentibus  in  Montetn  Georj:, 
ubi  usus  sum  praeccptore  humaniFS^imo  v-iro  Francisco  Nigro  ¥o'--t  ' 
per  iiuadnennium.  Hinc  contuii  me  Nouocomium  atquc  ibidem  ^.-: 
suh  discip'.ina  Doctissimi  v-iri  Danielis  Rechenii  per  bienaium.  Ibidenr. 
exegi  annum  ununi  cum  dimidio  sub  ferula  bumanissimi  v-iri  Gec-r:.-. 
Simonidis.  Hoc  dcfuncto  conr^li  me  ex  Cepusio  in  Mora\'iaii).  3Zz-^ 
l;;:aviae  per  biennium  «:;b  feru'.a  D.  M.  Joachim!  Go!czä  Maren, r 
\-ixi,  Indc  vocam*  sum  aJ  ofticijm  seu  fcnctionem  scbclastic^rT 
(Vtnv^icm,  ubi  thbus  a-mis  evactis  legitime  vocatits  sum  a  Re\-cxei:i: 
D-  IVcano  H^innc^broiers  D.  Martno  Maiobiccno.  ot  in  Ecclesii 
».>Stro-dAH3  P-JC-c-n-.::!]  aperem.  —  O.  Aeg.  HiTT-n::^.  4.  n.  T-r 
\>.  .I-ci^ 

4(\v   K;:.-»  Lajrccl:  =  s  Tbosiae  Rcg:ü:aebradecze2U5  na::- t.^ 
B,\.^-.i:s  h--r.es;is    cj;=<    s.td   parer-sb^is^  pan-t  Thrrrj  Ste=be:-gcr: 

'^ttriTvm  wc;  :a  rarr-.i  ;:^=ce  aiolescens  äjT^s  Prajaz^  me  =;-  1- 
^X^ni  jTi^a  ^.^-.r,;,:  ar  T--in;.:=  3  =i-M<:  irtÄ  Fra^cr-H  scb  ler-i 
M    'ic-.C--    Sor-U-:  Vrv.iri.-:    per    a=-=    -^en^ir::«    5.-^!=,    iz     «er     i 

'*..:»>  r«fr  ;^~'sr-  -:=v  ri  «eb:"j  3  Vs^-iie  -.~rr:-.:~  a=Te  T  a~~:- 
v'-Tn;r.    i~i-    Tfcr.-cf    M    ^At-^e   A£i— .    F>"5r^::r:e-*:'    per    ir>^zj-.-.~~ 


ac-sgc?    ?:_— . 


119 


LTltimo  (Deo  ita  res  meas  ordinante)  ad  ministerium  Ecclesiasticum 
per  Reuerendum  virum  Joannem  Korynthinum  Pannonium  uocatus 
et  testimonio  doctorum  viroriim  ac  professorum  Almae  Academiae 
Pragensis  omatus.  —  O.  Hunnius.  [16.  Juli.] 

404.  Ego  Vcnceslaus  Prziehodsk-y  Regln aehradecenus 
natione  Boemus,  honestis  natus  parentibus  patre  Stephano  Fabro  et 
matre  Anna,  mox  a  iuvcntute  mea  liberaliiim  artiiim  in  patria  ieci 
fundamenta,  deinde  adolescens  factus  nnctus  sum  praeceptorem  cla- 
rissimum  atque  excellentissimum  virum  D.  Magistrum  Thomam 
Caelenium  Herzmanomiestecenum.  Hinc  post  obitum  ipsius  contuli  me 
Raconam  ad  Doctissimum  virum  dominum  BaccaJaureum  Nicolaum 
Coneczium  Jaromierzenum  (per  annum  versatus  sum  apud  eum). 
llHnc  postea  Pragam  ad  Divum  Henricum  ad  praeceptorem  D,  Ma- 
qistrum  Adamum  Rosatium  Suhienuni,  sub  cuius  discipliiia  per 
biennium  vixi.  Postremo  (Deo  ita  ordinante)  ad  munus  ecclesiasticum 
et  administrationem  Sacramentorum  secundura  Filii  Dei  institutionem 
vocatus  sum  per  Reverendum  Virum  Gerjrgium  Thesaczum  Moscho- 
uinum.  —  O.  Hunnius.  [16.  Juli.] 

405.  Ego  Melchior  Faschang  Titschinensis  honestis 
parentibus  natus  prima  bonarum  artium  fundamenta  in  patria  ieci, 
praeccptore  usus  sum  viro  humanissimo  tt  doctissimo  Paulo  Behm. 
Deinde  missus  sum  a  parentibus  ad  capiendum  uberiorem  ingcnü 
cultum  Vratislauiar.".,  ubi  per  scxennium  literis  operam  dedi.  Hinc 
in  celeberrimam  Vitebergensium  Academiam  nie  contuli,  In  qua  uixi 
biennium  et  tandem,  cum  mihi  decssent  sunitus  ad  studia  neces.'sarii, 
in  patriam  redire  coactus,  ubi  cum  vixissem  per  aliquot  septimanas 
meque  in  concionando  exercuissem.  uocatus  sum  a  Barone  in 
oppido  Odera  in  pagum  Peteradorf  ad  functionem  EccJesiasticam,  — 
O,  Wolfrum.  [14.  September.] 

406.  Ego  Johannes  Ris  Hradisstlenus  natione  Bohemus 
honestis  natus  parentibus,  patre  Johannes  Ris  et  matre  Lydia,  ab 
bis  meis  parentibus  disciplinis  scholasticis  In  Miscna  Guttäte  subiectus 
et  in  iisdem  educatus  sum.  Postea  profici.scens  in  loca  Pannoniac, 
Schemnicium  domtaxat  et  Priuidiam,  praeter  liberalium  artium 
studia  religiosae  pietatis  fundamenta  sub  fidelissimis  praeceptoribus 
ieci.  Postquam  autem  in  Boemiam  patriam  meam  redüsscm.  cursum 
Studiorum  meorum  pro  ingenii  mei  tenuitate  vrsi.  Cum  autem  in 
humanioribus    Uteris    non    contemnenda    iecissem    fundamenta,    Deo 


120 

auspice  legitime  sum  vocatus  ad  officium  Ludimoderatoris  Buczouiair 
in  Marchionatu  Morauiae.  Huic  cum  fideliter  ac  pie  per  bienniun] 
ferme  praefuissem  officio,  Deo  sie  volente,  mediate  ac  legitime  sum 
ad  hoc  sacrosanctum  ministerium  vocatus  a  Reuerendo  viro  Domino 
Johanne  Miletinensi,  pastore  ecclesiae  Straznicensis  fidelissimo  necnon 
eiusdem  oppidi  senatu.  —  O.  Wolfrum.  [24.  Sept] 

407.  Ego  Laurentius  Curtius  Teutobrodenus  natioDc 
Bohemus  honestis  natus  sum  parentibus  patre  Vencesilao  Curtio  et 
matre  Anna  Czaslavii  prognata.  Prima  rudimenta  Hterarum  ied  b 
patria  mea.  Deinde  missus  sum  a  parentibus  meis  Guttenbergam 
ad  D.  M.  Johannem  Hanicum  Horzepnicenum  ad  altam  aedem  e: 
ibi  per  quatuor  annos  operam  dabam  honestis  literis.  Postea  mc 
contuli  Zacam  et  ibi  vixi  sub  ferula  D.  M.  J.  Standen  Beronensis 
Zaca  discedens  contuli  me  Czaslaviam,  vixi  sub  ferula  D.  Joannis 
Benitü  per  quatuor  annos,  a  quo  tandem  regressus  egi  Rectorctn 
scholae  Cunstadii  per  tres  annos.  Hinc  revocatus  Novocomium. 
ubi  per  annum  officio  Ludimoderatoris  fungebar.  Hinc  ab  Reverendo 
viro  D.  Matthaeo  Chytraeo  Neapolitano  eiusdem  Ecclesiae  pastore 
assentiente  Generoso  D.  D.  Vilhelmo  Dubsky  a  Trzebomislicz  totaque 
Ecclesia  ad  ministerium  Ecclesiasticum  vocatus.  —  O.  Hunnius.  [4.0a,] 

408.  Ego  Jacobus   Petrozelius   Kunstadius    Marcomanu« 
natus   sum   ex   honestis   parentibus   patre   R.  D.    Thoma   Petrozelio 
Kunstadiö  ibidem  Ecclesiae  pastore  vigUantissimo  et  matre  Anna,  a 
quibus  mox  ab  ineunte  aetate  in   domum   literanam    missus  sum  et 
primo  in  patria  literarum  et  pietatis  fundamenta  feliciter  ieci.     Deinde 
ab  eis  gratia   studiorum  missus  sum  Chrudam,  ubi  sub  ferula  R.  D. 
Samuelis  Georgili  Clatovini  annum  exegi.    Hinc  contuli  me  Brodam 
Boemorum    ad    R.    D.   M.    Vencessilaum   Wlaverini    Nossislavinnin. 
cum   quo   postquam   tres   annos  ibi   exegi,    contuli   me   Pragam  ad 
aedem   D.   Henrici   et  timc  inscriptus    sum   in    album   Almae   Vri- 
uersitatis  Pragensis,   ab  eo  rursum  Brodam  redii   ad  humaxiissimum 
D.  philosophiae  baccalaureum  Simonem  Colnicki  Pragenum  a  Reste. 
Qui   postquam    scholae    huic   valedixit   rursum    Pragam    ad    aedem 
D.  Nicolai  Minoris  vrbis  ivi  et  praeceptorem  postremum  R.  D.  M. 
Valentinum  Kochanum  a  Prachove   habui.     Hinc  evocatus   sum   ad 
munus  ecclesiasticum  in  ecclesiam   Bistricensem   prope  arcexn  Peru* 
stein  a  R.  D.  Georgio  Borovski  Streloceno  tota  consentiente  ecdcsta 
et  eidem  pro  diacono  adiunctus.  —  O.  Hunnius.  [4.  Oct.] 


121 

409.  Ego  Valentinus  Koch  Kronbacensis  Zepusius,  qui 
tum  in  patria  tum  in  celebri  Argentinensium  Academia  bonas  artes 
»t  pietatem  cum  sy ncera  religione  didfci,  primum  ad  coUegae  munus 
Strasam  vel  in  Neerer  a  Generosa  Domino  Gregorio  Horvath  aliter 
Stansith  vocatus,  per  biennium  et  ultra  ibidem  iuventutem  institui. 
Inde  ad  officium  pastoris  a  Magnifico  Domino  Alexio  Turzone  et 
tota  communitate  oppidi  Schwedler  electus.  —  O.  Wolfrum.  [3.  Dec] 

1593. 

410.  Ego  Vitus  Vietoris  Vraninus  honestis  parentibus 
natus  initia  cum  pietatis  Christianae  tum  earum  artium,  quibus  iu- 
ventus  ad  communem  utilitatem  educari  solet,  in  patria  schola  didici. 
Hinc  me  Zacam  contuli,  ibi  per  triennium  sub  ferula  D.  M.  Andreae 
Kacov.  vixi.  Tandem  missus  fui  a  parentibus  meis  in  Ungariam,  ibi 
per  biennium  apud  Dominum  Mathiam  Lochmanum  nimirum  Privi- 
dienst  Rectore  [sie]  vixi.  Postea  Pragam  ad  Divum  Gallum  me 
contuli,  iterum  per  integrum  annum  et  sex  septimanas  vixi.  Hinc 
ad  labores  scholasticos  vocatus  sum  in  oppidum  Konov.  fungendos, 
ubi  cura  musices  mihi  commendata  fuit,  quo  in  loco  per  triennium 
choro  etiam  feliciter  praefui.  Hinc  vocatus  Vesselium  ibi  a  Reve- 
rendo  viro  D.  Casparo  Libochoviceno  iterum  ad  scholasticos  labores 
fungendos.  A  quo  etiam  vocatus  sum  ad  officium  ministerii.  — 
O.  Wolfrum.    [3.  Febr.] 

411.  Ego  Martinus  Odontius  natus  Zweniciae  parente  pio 
et  enidito  Vlrico  Odontio  eius  loci  pastore  postquam  prima  liberalium 
artium  fundamenta  in  celebribus  hisce  trivialibus,  ut  vocant,  schoKs, 
Annaemontana,  Islebiana,  quae  Luthero  patria  est,  Nivemontana  et 
Egrana  feliciter  iecissem,  de  consiiio  et  authoritate  parentis  in  hanc 
celeberrimam  Academtam  Witebergensem  uberioris  capessendae 
doctrinae  gratia  missus  sum  Anno  post  natum  Christum  1586  Rectore 
clarissimo  viro  M.  Petro  Albino  Nivemontio  ibique  biennium  paternis 
sumtibus,  quinquennium  vero  reliquum  de  beneficio  Electorali  tenuiter 
vixi.  Cumque  iam  singulari  Dei  beneficio  et  Providentia  ad  curam 
animarum  in  pago  PolnsdorfT  ab  inclyta  Academia  Witebergensi 
legitime  vocatus  essem.  —  O.  Hunnius.    [zw.  3.  Febr.  u.  1.  April.] 

412.  Ego  Johannes  Geblerus  Witebergensis  piis  et  honestis 
parentibus  natus  et  educatus  incubui  literis  in  patria  sub  informatione 
M.  Leonhardi  Etzleri  Vratislaviensis.    Deinde   cum   in   schola   parti- 


122 

culari  fundamenta  ieci,  proprüs  sumptibus  in  Academia  Witeberger-: 
vixi  per  annos  quinque.  Anno  autem  1591  in  Bohenriiam  sum  prr- 
fectus  et  ibi  in  oppido  Teuto-Brodac  a  Decano  M.  Felici  Vese  lo 
ad  instituendum  liberos  sum  vocatus  et  illud  officium  sesquialtercr 
annum  sustinui.  Ab  hoc  officio  admiranda  Dei  Providentia  l: 
munus  Ecciesiasticum  in  oppido  Bribitz  in  Moravia  sito  a  past  »re 
ibidem  Domino  Johanne  Martinide  Crudimeno  sum  vocatus.  — 
O.  Samuel  Huber.    [5.  April.] 

413.  Ego  Ambrosius  Seidenzopff  Marckranstadiensis 
Misnicus  ex  honestis  parentibus  natus  principia  bonarum  artium  m 
patria  ieci.  Hinc  a  parente  Martisburgam  missus  ibi  Doctissimi 
M.  Erhardi  Hertelii,  similiter  et  Lipsiae  apud  aedem  D.  Thoma- 
M.  Johannis  Heil  per  quadriennium  disciplina  usus  sum.  Inde  me  b 
Austriam  contuli  et  in  oppido  Eferdinga  per  biennium  vixi.  Hin: 
in  aliud  oppidum  nomine  Ottoshaim  ad  cantoris  officium  vocatus,  quo 
per  anni  spacium,  deinde  in  alio  oppido,  nomine  Beurbach  per 
semestre  eiusdem  officio  functus  sum.  Inde  in  oppidum  Helmanseth 
ad  ludimagistrum  vocatus  sum,  quo  in  loco  per  quadriennium  laborau. 
Nunc  vero  a  Reuerendo  atque  Doctissimo  M.  Paulo  Klebero  pastore 
in  Kirchberg  Austriae  inferioris  uigilantissimo  et  a  Generöse  Domino 
Domino  Maximiliano  a  Memming  Equite  aurato  ad  ministerium 
Ecciesiasticum  vocatus.  —  O.  Huber.  [1.  April.] 

414.  Ego  Daniel  Urbanowic  Pannonius  patria  Cubinicnsis 
honestis  parentibus  natus  ibidem  cum  prima  fundamenta  artium  ir 
eadem  iecissem,  altiora  tandem  sectatus  appuli  Novocomium  oppiduir. 
comitatus  Scepusiensis,  praeceptore  ibidem  usus  integrum  quinquenniuir. 
Domino  Daniele  Rechenio,  inde  Bitscham  migraui  de  consilio  amicoruci 
meorum,  ubi  triennium  rursum  exegi  praesidentibus  duobus  ludi- 
moderatoribus  Domino  Andrea  Thurio  et  Nicoiao  Baticio.  Paulo  post 
autem  Veterosolium  perueni  commoratus  illic  sub  disciplina  Domini 
Martini  Chuditii  annum  plus  minus.  Honesta  deinceps  oblata  vocatk)ne 
in  Vallem  Dominorum  iuxta  Nouizolium  ad  munus  et  officium  Cantoris 
similiter  illi  praefui  annum  cum  dimidio,  et  quia  sub  finem  ilHus 
meae  functionis  percrebuit  salutaris  illa  reformatio  Ecclesianim 
Saxonicarum,  id  quod  iam  pridem  induxeram  in  animum  meum. 
nunc  primum  annuente  et  fortunante  Deo  consentientibusque  amicis 
et  patronis  meis  perueni  in  laudadssimam  hanc  Academiam  Witte- 
bergensem, ubi  per  dinüdium  annum  totus  deditus  fui  cognoscendis 


123 

sacrosanctae  et  purioris  Theologiae  fundamentis.  Ne.c  exiguos  sensi ; 

eo    tempore  Deo  benedicente  profectus.    Ita   ut   hoc  unico  proposito 

scopo   meonim  studiorum  deinceps  quod  uitae    superesset   totum  illi 

animo  prompto  destinarem.  Quia  autem  propter  penuriam  sumptuum 

diutius  mihi  in  hac  Academia  commorari  non    licuit,     tandem   apud 

me    coepi  cogitare  et  consilia  mecum  disquirere,   quod   meis   studiis, 

quibus  hactenus  deditus  fui,  aliis  salutariter  prodesse  possem.  Petiui 

itaque    publicum    meorum    studiorum    et    conatuum    ab  Antistitibus 

Academiae  istius  testimonium.  Quod  et  fädle  obtinui,  dum  clarissimi 

et  excellentissimi  viri  pensitarent  iustas  easque  grauissimas  huius  meae 

petitionis   causas.   Praeter  enim    pauperiem,    quae   me   hinc   migrare 

coeg^t,  accedebant  plurima  pericula  ab  incursibus  hostium  Turcarum 

circa  patriam  nostram  Hungariam,    qui   difficiles   eosque  periculosos 

praebent  peregrinantibus  transitus,  ita  ut  aegre  hoc  iter  a  me  secundo 

suscipi  potuisset.  Accessit  huc  longinquitas  itineris  satis  per  se  molesta 

et  taediosa.  Quin  etiam  hac  ipso  meo  facto  sancte  testari  volui  me 

velle    esse,    quoad    Deus    mihi    uires    suggesserit,    membrum    huius 

i^^cademiae  et  in  eadem  sana  et  incorrupta  Euangelii  doctrina,  quae 

iam  Deo  fortunante  in  hac  Ecclesia  publice  sonat,  et  olim  per  fideles  Dei 

ministros  Luthenim    et  fideles  illius  Assectas  plantata  et  huc  usque 

propagata  est,   constanter  persevcrare.   —    O.  Hunnius.  [22.  April.] 

415.  Ego  Jacobus  Christophori  Falckenbergensis  natus 
ex  parentibus  honestis,  Christophoro  cognominato  Christophori 
Falckenbergae  sub  ditione  Caspari  Pyklaro  Magnifico  Domino  [sie] 
primo  in  patria  praeceptore  D.  Cypriano  Caput  fundamenta  pietatis 
ieci,  deinde  Nissam  missus  causa  discendarum  bonarum  artium  ibique 
per  biennium  uersatus  praeceptorem  habui  D.  Johannem  Paclauium, 
hinc  me  contuli  Olomucium,  ibi  sub  disciplina  D.  Magistri  Nicolai 
Chrcnovii  per  4  annos  literis  incubui,  inde  migraui  Bninam,  ubi  per 
annum  in  choralia  uixi.  Cum  vero  sumptus  mihi  ad  continuanda 
studia  deficerent,  Morauiam  reuersus  sum  ac  ueni  in  Sstitar  ibique 
uocatus  sum  ad  ministerium  uerbi  diuini  a  Reuerendo  Domino  Laurentio 
de  Przichod  pastore  Ecclesiae  Sstitariensis  Silesio.  —  O.  Leyser. 
[13.  Juni.] 

416.  Ego  Johannes  Hortulus  Wodnianus  Boemus  honestis 
parentibus  natus  prima  artium  fundamenta  ieci  in  patria  schola,  ubi 
pluribus  annis  commoratus  sub  diversis  praeceptoribus,  adultior  factus 
perveni  in  celeberrimae  urbis  Pragensis  Lycaeum,   Inde  Chrudimam 


124 


eiusdem  proviciae  oppidum  propter  studia  illic  florentia,  praeceptore 
inter  alios  usus  Venceslao  Lifornischleno  Bdelissimo.  Tandem  ubi 
patriam  repetiissem,  oblata  paedagogia  in  arce  Strela  filiorum  Gencro^i 
domini  Petri  Boribinsky  per  annum  circiter  illi  praefui  mediocrj 
diligentia.  Postmodum  honesta  adactus  vocatione  regimen  scholae 
Lethowicensis  suscepi.  Indeque  in  oppidum  Malyn  evocatus  itidem 
regimen  scholae  strenue  sustinui  per  sesquiannum.  Jam  vero  (nun 
nisi  volente  Deo)  honestissimorum  et  reverendorum  virorum  Venceslai 
Duramensis,  Adami  Spaceri,  Martini  Philadelphi  petitione  et  vocatione 
adactus  animum  ad  sacrosanctum  ministerium  adieci.  —  O.  3  n.  Trin. 
Hunnius.  [1.  Juli.] 

417.  Ego  Melchior  G i s k r a  Rageczenus  Pannonius  natus  in 
patria  Ragecz  honestis  parentibus  Nicoiao  Giskra  et  Dorothea  matre 
Milochowska.  Prima  honestarum  literarum  clementa  in  patria  a 
parente  meo  didici.  Praefui  scholis  in  Boemia,  Moravia,  vocatus 
autem  sum  ad  ministerium  Euangelii  Jesu  Christi  ab  amplissimo 
domini  senatu  Oppauiensi.  —  O.  Leyser.  [8.  August.] 

418.  Ego  Samuel  Hieronymiades  Banoviensis  Pannonius 
honestis  parentibus  natus  prima  pietatis  et  studiorum  fundamcnta 
ieci  Moschoviae  sub  disciplina  clarissimi  et  de  scholis  optime  meritorum 
virorum  D.  Nicolai  Colacinatis  piae  memoriae  et  D.  Alberti  Husselii 
Prividiensis.  Hinc  missus  sum  Prividiam  ad  virum  humanissimum  atquc 
doctissimum  D.  Matthaeum  Lochmannum.  Tandem  profectus  sum 
Strasam  alias  Neerer  in  Scepusio  prope  Tyropolim  situm  locum ;  usus 
sum  praeceptore  nobilissimo  et  de  Ecclesiis  ac  Rebus  pub.  literariis 
optime  merito  viro  Domino  Gregorio  Horwath  aliter  Stansith  de 
Gradecz,  item  D.  M.  Conrado  Gera,  ex  Academia  celeberrima 
Argentoratensi  ad  regimen  scholae  illius  vocato,  ubi  exegi  quadri- 
ennium.  Fui  denique  sub  disciplina  Reuerendi  ac  Clarissimi  viri 
D.  Severini  Sculteti,  tum  temporis  scholae  Epperiensis  modcratoris 
fidelissimi.  Tandem  amandatus  sum  a  parentibus  meis  in  celeberrimam 
hanc  Vitebergensem  Academiam,  in  qua  per  biennium  ferme  mihi 
vivere  contigit,  praecipue  autem  S.  S.  Theologiae  studio  addictus 
fui.  Factum  dehinc  voluntate  eius  qui  nutu  regit  omnia  atque  gubcrnat, 

• 

ut  hinc  legitime    ac    mediate    vocarer    ad    capessendum  sacrosancti 
ministerii  munus.  —  O.  Hunnius.  [zw.  8.  Aug.  und  16.  Sept.] 

419.  Ego  Paulus   Grauius   Tribouiensis   Morauus   hac  mca 
manu   testor   me   a   piis   et   honestis   parentibus  Johanne  Grauio  et 


125 

matre  Salome  progenitum  esse.  Qui  me  a  pueritia  in  pietate  et 
honestis  artibus  educari  curarunt.  Prima  uerae  religionis  et  pietatis 
fundamenta  ieci  in  schala  patriae.  Hinc  missus  Witebergam,  ubi  per 
quinquennium  studiis  inuigilaui.  Deinde  praefui  scholae  patriae  per 
bicnnium.  Dehinc  uocatus  legitinne  ad  ministerium  Evangelii  a  Nobilissimo 
et  Strennissimo  D.  Zigismundo  Schweinach  a  Schweinbydens  {})  in 
Ecclesia  Tätnitz.  —  O.  Huber.  [16.  Sept.] 

420.  Ego  Abraham  Chris tiani  Parchimensis  hac  mea  manu 
testor  me  piis  et  honestis  parentibus  Johanne  Christian!  et  matre 
Anna  Soltberges  progenitum  Epperieschini  functus  sum  officio  Rectoris 
biennium  et  ultra.  Postea  legitime  vocatus  sum  ad  ministerium  Euan- 
gelii  in  pago  nomine  Villa  Crucis  a  Gregorio  Horwath  et  tota 
communione  ibidem.  —  O.  Leyser.  [21.  Oct.] 

421.  Ego  Joannes  Mihalko  Epperiensis  Vngarus  hac 
mea  manu  testor  me  a  piis  et  honestis  parentibus  Thoma  Mihalko 
et  matre  Cecilia  progenitum  prima  verae  religionis  et  honestarum 
artium  initia  ieci  in  patria,  deinde  Bartphae  sub  praeceptore  d.  Thoma 
Fabro  et  d.  Severino  Sculteti,  tum  postea  Strasae  sub  praeceptore 
D.  M.  Conrado  Gera  et  D.  Generoso  Gregorio  Horwath.  Vocatus 
autem  sum  ad  ministerium  Evangelii  a  Prudentissimo  Senatu  et  tota 
communnione  Epperiensi.  —  O.  Leyser.  [21,  Oct.] 

422.  Ego  Martinus  Fabri  de  Skacan  Pannonius  fateor  et 
agnosco  me  ex  parentibus  honestis,  incolis  olim  oppidi  Skacan, 
natum  ab  illisque  disciplinae  scholarum  Rectoribus  traditum  esse. 
Ac  ut  certo  constet  de  Praeceptoribus  meis,  fateor  me  sub  disciplina 
Alberti  Husselii  modemi  Ecclesiae  Prividientis  Pastoris  biennium, 
apud  Andream  Francisci  Martinopolitanum  Moschoviae  biennium, 
Samuelem  Andris  Rosenbergenum  et  Thomam  Dorothicium  Rosen- 
bergae  quinquennium  exegisse,  tandemque  Deo  sie  consulente  Ec- 
clesiae suae,  honestissime  a  Reverendo  viro  Domino  Nicoiao  Scribae 
Ecclesiae  Westenicensis  Pastore,  consensu  eiusdem  ad  ministerium 
vocatum  esse.  —  O.  Leyser.  [21.  Nov.] 

423.  Ego  Christophorus  Zahronsky  Hungarus  fateor 
et  agnosco  me  ex  honestissimo  toro  parentum,  incolis  pagi  Dubowa 
in  comitatu  Novosoliensi  natum  ab  iisque  educatum  esse,  ac  ut 
pium  excmplar  extaret  officii  parentum  pios  liberos  concernentis  dis- 
ciplinae scholasticae  Rectoribus  scholarum  ad  erudiendum  traditum 
esse.    Per  quam  occasionem  me  initia  prima  apud  Severinum  Sculteti, 


126 

inodernum  Batphensis  Ecclesiae  pastorem  Epperies  accepisse  faicr- 
Postea  sub  disciplina  Lconhardi  Mokoschini  Teutolipcae  trienni-^r: 
item  apud  Michaelem  Czaban  ibidem  biennium;  apud  Albert-r 
Ilusselium  quadriennium  Prividiae,  apud  Andream  Francisci  M  * 
chowiae  biennium  exegisse.  Inde  vocatum  in  oppidum  Banowi:. 
scholae  per  quadriennium  praefuissc.  Tandem  vocatum  per  intn 
media  certa  ab  Ecclesia  Prawoticensi.  —  O.  Leyser.  [21.  Nov.] 

424.  Esfo  Timotheus  Lowczani  Vetusoliensis  Pannen!.- 
natus  in  Pannonia  ciuitate  Vetusolii,  patre  R.  D.  Georgio  Lowcz*^r. 
p.istore  ibidem  per  20  annos  Ecclesiam  gubemante,  matre  honestiss::::^ 
Anna,  prima  fundamenta  pietatis  et  honestarum  artium  in  patriä  l. 
clauum  scholae  sedcnte  doctissimo  viro  d.  Elia  Bemhardi  jeci.  Dein^: 
ubcriorum  studiorum  et  linguarum  gratia  ad  Humanissimum  d.  Sirr.o-*.. 
dem,  Rectorem  scholae  Neocomensis  in  Sepusium  missus  sum.  Ine- 
peste  saeuiente  in  patriam  redii  et  aliquantisper  domi  substiti  Post  R 
n.  Patre  Schemnicium  vocato  ad  minist erium  Ecclesiae  Slauoni:ir 
eodem  nie  una  contuli  et  annum  sub  disciplina  d.  M.  Johar^r.S 
Heinoldi  Silcsii  cxct;^.  Tandem  missus  in  Sepusium  Epp>erie5  r.j 
clarissimum  d.  Seuerinum  Scultcli  me  rccepi.  Atque  ipso  gnbcmaci  u 
schoK^e  ob  vocationem  Bartpham  ad  ministerium  desercnte  a  c 
jvircntc  Schemnicium  reuocatus  sum.  Ubi  cum  sp>ecimcn  profecr-- 
mei  una  atqne  altera  condone  habita  edidisscm,  continuandorum  c: 
connniiandorum  studiorum  causa  in  ccleberrimam  AcademiLn 
Tiil^itti^ensem  anno  Christi  15^2  able|:atus  sum.  Foi  praeceptor:!:.^-'' 
r:de!;ssm\is  cLirissimo  d.  d,  Jacobo  Hcrbrando  et  clarissimo  c.  c 
Slcphano  Genachio  professoribus  S.  S.  Tbeolc»^iac  di^issim-.s  lü^-- 
somcstre  cum  i^JÄcrante  cxep.  Cum  autem  anno  ec-dem  illustrissin:^ 
Ac.^d(rm:A  Vueber^cnsis  a  l'je  Caluinisna  reformari  cocpisse:,  e: 
olÄrisÄiiias  d.  d,  Sjimucl  Huberus  c«>cue  ad  eusdcm  scholae  re>ti-- 
^Är!v^nm1  rjv£r^-:c  ex  cjcara  Ti:"r>:ncen>3  vocarer^ir.  suasu  d.  Patn> 
r.-je  il'.i  in  con^-Ucm  adur.xi  et  Viteber^-aai  I  Dc'n:in5ca  Aducnr^ 
Jlp'J^.:H  ac  per  annuni  n';ir.u5  dicbus  septcm  S.  S.  Tbe^lc^.ac  ir-.ierr: 
oiN^ram  nav^u;.  liitenm  cco  sie  A-ias  lücas  dEncer.te  'rocano  ::: 
:nc'\no  :«^n.»ru  Schrmnicer^sl  ad  o^c:.ni  Diacoriar:::«  Ecclesiae  S^^v.- 
r.ue   ni:h;    v^^lata  est.  —  O.  H;Än:^s      f"-!.  6:«=..  Tr^L.    '.3,  N:v  ' 


V. 

Bericht  des  Central -Vorstandes  über  das  Vereins- 
jahr 1897. 

Der  von  dem  Cassier  der  Gesellschaft,  Herrn  Hof-  und  Gerichts- 
idvocaten  Dr.  Ritter  von  Sääf,  schriftlich  erstattete  Bericht  über 
die  Gebahrung  des  Vermögens  für  das  vergangene  Vereinsjahr  wird 
hiemit  veröffentlicht. 

I.  Einnahmen. 

A.  Saldo  vom  Jahre  1896 1744  fl.  95  kr. 

B.  Eingegangene  Mitgliederbeiträge : 
Rückstände  bis  einschliessl.  1896  ==  113  fl.  —  kr. 

Mitgliederbeiträge  pro  1897 : 

65  Beiträge  ä  3  fl.  —  kr. 
48         ,         ä  5  ,    —  , 
2         ,         zusammen 

pro  1898: 

2  Beiträge  ä  3  fl.  —  kr. 

C.  Für  den  Verkauf  des  , Jahrbuches*  : 

Im  Buchhandel   .... 
Durch  Selbstverkauf    .     . 

D.  An  Interessen  von  den  Einlagen  bei  der  All- 
gemeinen Depositenbank,  Buch  Nr.  21.047  und 
Nr.  26.696 56  ,    04  , 


-  195  ,  -  . 

240  .  -  , 

-  4  .  90  , 

-   6,  -, 

558  , 

90  , 

es*  : 

72  fl.    kr. 

32  ,  30  . 

134  , 

48  , 

Gesammteinnahmen    .     .     2404  fl.  19  kr. 


128 


n.  Aasgaben. 

A.  Druckkosten    und   Versendungsspesen   der   vier 

Hefte  des  , Jahrbuches*,  Jahrgang  1897   .     .     .       515  fl.  8ö  kr. 

B.  Honorare  an  die  Mitarbeiter  am  ^Jahrbuch*  228   ,    5tl  , 

C.  Diverse: 

aj  Schreibgeschäfte  und  Aufbewahrung  des  Mobi- 
liars, des  Archivs  und  der  Bibliothek  pro  1897         60   ,    —  , 

ÖJ   Für    das   Eincassiren   der   Mitgliederbeiträge         22   ,    ÖS  , 

cj   Für    Kanzleiauslagen ,      Gebührenäquivalent, 

Porti,  Stempel  u.  s.  w 18  ,     94  , 

Gesammtausgaben    .     .       846  fl.  28  kr. 

Stellt  man  den  Einnahmen  von  2464  fl.  19  kr. 

gegenüber  die  Angaben  mit    .     .  846  ,  94  , 
so   verbleibt  mit   Ende  December 

1897  ein  Rest  von      ....  1617  fl.  91  kr. 

Hievon  waren  am  31.  December  1897  bei  der 
Allgemeinen  Depoatenbank  laut 

Einlagsbuch  Nr.  21.047 490  fl.  54  kr 

,     26.696 1137   ^    87  , 

zusammen  .     .  1628  fl.  41  kr. 

wogegen  dem  Rechnungsleger  eine  Forderung  von  10  ,    50  , 

zusteht,  wonach  sich  das  Vermögen  mit   ....  1617  fl.  91  kr 
ergibt. 

Wien,  am  31.  Man  1S97. 


VI. 

Gedenkblatt 

der 

k.    k.   evangelisch  -  theologischen    Facultät    in    Wien. 

Zur  fünfzigjährigen  Jubiläumsfeier 

der 

Regierang  Seiner  Majestät  Kaiser  Franz  Josef  L  1848—1898. 

I.  Der  österreichische  Staat  und  die  evangelische  Kirche  in  ihrem 
wechselseitigen  Verhältnisse  vom  Jahre  1848—1861. 

Decanatsrede^ 

gehalten  von  Dr.  Gdstay  Adolf  Skalsky, 
ordentlichem  Professor  der  praktischen  .Theologie  und  des  Kirchenrechtes. 

1. 

Das  zu  Ende  eilende  Jahr  sollte  den  Völkern  des  altehr- 
würdigen Oesterreich  eine  Feier  seltenster  Art  bringen;  die  des 
2.  December.  An  diesem  Tage  sollte  der  Jubel,  welcher  in  Oester- 
reichs  Gauen  nur  erst  zerstreut  ertönte,  sich  zu  einenn  einzigen  Jubel- 
chore vereinen,  um  den  hehren  Thron  unseres  erlauchten  Kaisers  und 
Herrn  mächtig  zu  umbrausen.  Auch  die  Evangelischen  Oesterreichs 
wollten  an  diesem  denkwürdigen  Feste  in  den  allgemeinen  Hymnus  mit 
heller  Stimme  einfallen.  Sie  sollte  auch  in  diesen  Räumen  erschallen. 

Nach  Gottes  unerforschlichem  Rathschlusse  ist  es  anders  ge- 
kommen. Die  grausige  That  vom  10.  September  hat  sich  wie  eine 
schwere  Hand  auf  den  Mund  der  Völker  Oesterreichs  gelegt.  Auch 
hier  mussten  die  Freudentöne  verstummen.  Die  geplante  akademische 
Jubiläumsfeier  musste  der  gewöhnlichen,  jährlich  wiederkehrenden  zum 
Wechsel  des  Decanates  weichen. 

Wir  wollen  aber  trotzdem  nicht  vergessen,  dass  das  Jahr  1898 
ein  Jubiläumsjahr  ist.  Wir  wollen  nicht  ausser  Acht  lassen,  dass 
es  das  Andenken  jenes  Jahres  erneuert,  welches  nicht  nur  in  poli- 
tischer, sondern  auch  in  kirchlicher  Hinsicht  hochbedeutsam  war,  des 
Jahres  1848.  Mit  Recht  ist  gesagt  worden  *),  dass  das  Jahr  1848  in 

i)  Rieker,  Die  rechtliche  Stellung  der  evangelischen  Kirche  Deutschlands, 
1898.  S.  333. 

Jahrbuch  des  Protestantismus  1898.   H.  III  u.  IV.  9 


130 


der  geschichtlichen  Entwicklung,   wie  auf  dem    politischen   so    accL 
auf  dem  kirchlichen  Gebiete  , einen  tiefen  Einschnitt*   bedeute.  Mar. 
ist  gewiss  befugt,  zu  ergänzen:   w^cil  auf  dem  politischea,   deshib 
auch  auf  dem  kirchlichen  Gebiete.  Ist  es  ja  eine  alte  Erfahrung;,  Gi>^ 
poh'tische  Ereignisse,  Zustände  und  Systeme  ihren  Einfiuss   auf  das 
kirchliche  Gebiet  ausüben  und  nicht  selten  ihr  Gegenstück  auf  cerr.- 
selben  hervorrufen.  Aus  dem  Bewusstsein  dieser  Thatsache  flo>>sen  w  -L. 
die  Worte  der  Superintendenten  und  Vertrauensmänner  der  evange- 
lischen Kirche  Oesterreichs  in   ihrem  , Gutachten*  vom  1^5.  A~g-<: 
1849:   ,Es  bedürfe  keiner  weiteren  Auseinandersetzung.  wie\'iel  Sta.^: 
und  Kirche  dabei  gewinnen,  wenn  Beide  in  verwandten  Vcrfas^nr-^ 
formen  sich   die  Hand   reichen   und   dadurch   einander   in    der  Auf- 
bildung  und  Belebung  dieser  Formen  fordern*).*  Allerdings  gin^  e> 
dabei  recht  stürmisch  zu,  als  jener  , tiefe  Einschnitt*  gemacht  w-jrcT 
Und  wir  sind  weit  davon  entfernt,  in  dem  Stürmen  und  Drängen  der 
Jahre  1848  und  1849  die  normale  und  normative  Art  der  gesch:jl::- 
lichen  Entwicklung  zu  erblicken.    Wir  sollen  und  wollen  aber  a'ich 
nicht  so  kurzsichtig  sein,  um  nicht  zu  sehen,  dass  die  , tollen*  JaLre 
manche  heilsame  Folj^en   hatten.     ,Dic  Revolutionsjahre    waren    e:' 
gewaltiger  Schlag  in 's  öffentliche  Leben,  mächtig  an  Wirkungen  u-.c 
reich  an  Lehren.*     Und  konnten  sich  schliesslich  die  neuen   Gmrd- 
sätze  auf  politischem  und  kirchlichem  Gebiete  anders  als  durch  Sturrr 
und  Drang  den  Weg  bahnen,  nachdem  sich,  wie  selbst  ein  H  e  I  f e  r : 
zuge^Jteht,  die  Staats  Weisheit  lange  darin  erschöpft  hat,  die  Revolution 
niederzuhalten,  aber   gänzlich   vergessen    zu   haben   schien,    dass   e> 
\'ielmehr  darauf  ankomme,  die  Anlässe  zur  Revolution  fem  zu  halten  ' 
Es  ist  erklärlich,  dass  der  lange  niedergehaltene,  aber  an  Kraft  immer 
mehr  gewinnende  Strom  schliesslich  gewaltsam  hervorbrach  und  freilich 
dann  auch  »\iel    Schlamm    in    seinen  Wellen    führte*.     Von  dieserr. 
sollten  sie  aber  gereinigt  werden.    Dabei  hatte  auch  die  Kirche  ihr 
gutes  Stück  Arbeit  zu  leisten.    Dazu  trieben  sie  geradezu  die  Stürtre 
der  Revoiutions'ahre,  welche    sich  vielfach    gegen    sie  richteten.     In 
den  Septembertagen  des  Jahres  1848  ist  der  erste  Witten  bcrger 
Kirchentag  abgehalten  worden,  in  welchem  Wiehern  seine  mach- 


**'  VerhandiwPgcc  und  Vor^cb  xge  der  rar  Regelung  de»  Verhilrr.i*ses  der  craj,;': 
ü-chcn  K:rche  zum  Staate  im  S*-*mmer  1849  nach  Wien  einberufenen  \  ersamml-.'-c. 
2   Au*.  1S50.  S.  86. 

»;   H  eifert,    Reroluta^n    nad  Reaction    im  Spitjihre   1848.   1870,    ^    3  ar  i  7 


131 


tigc  Stimme  erhob  und  eine  Rede  hielt,  welche  jZU  den  grossen 
Reden  der  Kirchengeschichte  gehurt'.  ,In  energischem  Appell  wies 
er  darauf  hin,  wie  sehr  die  Zeit  da/.u  dränge,  die  Kirche  zu  einer 
wirklichen  Volkskirche  zu  gestalten 'j.*  Ja,  auch  aus  diesem  Grunde 
ist  das  heurige  Jahr  ein  Jubiläumsjahr  für  die  evangelische  Kirche! 
In  ganz  besonderem  Sinne  ist  es  das  für  die  evangelische 
ICirche  Oesterreichs,  und  zwnr  wiederum  mit  Rücksicht  auf 
das  Jahr  1848.  Die  Bewegung  dieses  Jahres,  welche  auch  Oesterreich 
ergriff  und  dasselbe  in  seinen  Grundfesten  erschütterte,  wälzte  sich 
3.uch  dort  auf  das  kirchliche  Gebiet  liinüber.  Die  alte  ,Doctorfrage' 
nach  der  Stellung  der  Kirche  im  Staate  und  zum  Staate,  welche 
namentlich  für  die  evangelische  Kirche  in  Oesterreich  die  Bedeutung 
einer  Lebensfrage  hatte,  drängte  sich  auch  dort  in  den  Vordergrund 
der  Discussion  und  verlangte  nach  einer  erfreulicheren  Lösung.  Wohl 
tlurfte  die  evangelische  Kirche  Oesterreichs  im  Jahre  1H48  mit  herz- 
lichem Dank  gegen  Gott,  der  sie  zwar  gezüchtigt,  aber  dem  Tode 
nicht  gegeben  hat  (Ps.  118,  18),  das  200jährige  Gedächtniss  des 
Westfälischen  Friedensschlusses  feiern  ^ — lag  ja  zwischen  1648 
und  1«48  das  Jahr  1781— ,  riLer  ihre  Geschichte  bh  1848  ist 
übervoll  von  Seufzern  und  Klagen,  welche  davon  zeugen,  dass  sie 
die  im  To  leranzpatcnte  enthaltene  Lüsung  der  Frage  nach  ihrer 
Stellung  im  österreichischen  Staate  bei  weitem  nicht  befriedigte. 

Eine  andere  Lösung  jener  Fräste  hat  80  Jahre  später  ein  anderes 
Icaiserhches  Patent  gebracht,  das  Protestanten  patent  vom 
8.  April  1861.  Die  Freude,  mit  welcher  es  von  der  evangelischen 
Kirche  begrüsst  wurde,  und  die  sich  immer  erneuert,  so  oft  sie  dessen 
gedenkt,  ist  ein  Beweis,  dass  die  Li'^ung  der  Frage  nach  der  Stellung 
der  evangelischen  Kirche  im  österreichischen  Staate  im  Protestanten- 
patente eine  unvergleichhch  bessere  war  als  die  im  Toleranzpatente, 
Das  Protestanten  patent  von  1861  ist  gleich  bei  seinem  Erscheinen 
als  der  Anfang  eines  neuen  .grossartigen  Zeitabschnittes*  gefeiert 
worden,  ,auf  den  unsere  Väter  vergeblich  hingesehen  und  fijr 
den  wir  Alle  betend  und  arbeitend  —  je  nach  unserem  Berufe  — , 
immer  aber  vertrauend  und  hofTeiul  eingestanden'  '].  Dasselbe  ist 
später  einmal  als  ,die  grosse  That'  bezeichnet  worden,  durch  welche 
Seine  Majestät,  der  erhabene   Schutz-  und    Schirmherr   der   evange- 


')  Wur.ter.  Die  Lehre  von  der  i 
*)  GrI»«  d.O.'K.'R.  vom  24.  Apri 


1861.  (W 


n  Jahrb.  IX. 


m 


132 

tischen  Kirche,  dieser  ,den  Rechtsboden  für  ihre  Stellan^ 
im  Staate  und  ihr  Verhältniss  zu  den  anderen  anerkannten  Con- 
fessionen  geschaffen  haben,  einen  Rechtsboden,  auf  dem  sie  sich 
aufbaut  zur  Ehre  Gottes,  zum  Segen  ihrer  Glaubensgenossen  und 
zum  Wohle  des  Staates,  dem  sie  gottesfürchtige  und  nützliche  Bürger 
zu  erziehen  gewissenhaft  bestrebt  ist*  *). 

Die  Hand  des  Kaisers  hat  im  Jahre  1861  diesen  Rechtsboden 
geschaffen.  Wofür  die  evangelische  Kirche  ^betend  eingestanden*, 
das  ist  ihr  durch  die  Entschliessung  unseres  Herrschers  zutbeii 
geworden.  Seine  That  vom  8.  April  1861  bedeutete  die  £rhönmg 
der  Gebete  seiner  evangelischen  Unterthanen  von  dem,  in  dessen 
^Hand  des  Königs  Herz  ist  wie  Wasser bäche;  und  er  neigt  es,  wohin 
er  will*.  (Spr.  XXI.  1.) 

Und  doch  ist  das  Protestantenpatent  auch  das  Resultat  jener 
Arbeit  gewesen,  mit  welcher  evangelische  Männer  die  Stellung 
ihrer  Kirche  in  Oesterreich  zu  verbessern  sich  bestrebten.  In  das 
Jahr  1848  fällt  der  Anfang  dieser  Arbeit.  Auch  ihnen  hat  dasselbe 
die  langersehnte  Freiheit  der  Bewegung  gebracht.  Die  Grundsätze. 
^^  eiche  das  Protestantenpatent  bezüglich  des  Verhältnisses  der  evange- 
tischen  Kirche  zum  österreichischen  Staate  codificirt  hat,  wurden  im 
Grossen  und  Ganzen  schon  im  Jahre  1848  geltend  gemacht,  und  für 
ihre  Anerkennung  ist  schon  damals  gearbeitet  und  gekämpft  worden. 
Ereignisse  wie  das  Protestantenpatent  pflegen  ja  nicht  plötzliche 
Einfälle,  unvorbereitete  Thaten  zu  sein.  Sie  sind  gewöhnlich  Ergebnisse 
längerer  Entwicklungen,  Schöpfungen  von  Kräften,  welche  geraume 
Zeit  hindurch  sich  auswirkten.  Sie  bedeuten  Siege,  fiir  welche  man 
schon  lange  kämpfte.  Für  den  Inhalt  des  Protestantenpatentes,  stritt 
man  bereits  im  Jahre  1848.  Die  neuen  Principien,  welche  sich  im 
Jahre  1848  auch  in  Oesterreich  mächtig  zum  Worte  meldeten,  bHeben 
eben  nicht  ohne  Einwirkung  auf  die  rechtliche  Stellung  der  evange 
tischen  Kirche  im  österreichischen  Staate.  Dieselbe  fiingt  184S 
an,  eine  andere  zu  werden,  bis  sie  schliesslich  zu  der  des  Pri> 
testantenpatentes  vorrückt.  Hat  also  nicht  die  evangelische  Kirche 
Oesterrdchs  alle  Ursache,  das  Jahr  1848  in  ihrer  Geschichte  mit 
grossen  Buchstaben  einzutragen? 

Dass  auf  diese  Frage  eine  bejahende  Antwort  die  einzig  richtige 
ist.  möchten  die  folgenden  Worte  erweisen.  Es  wird  sich  dabei  auch 

>)  Ih.  S.  194. 


133 


gen,  ob  das  Protestantenpatent  alle  Hoffnungen  der  evangelischen 
?^j%nner  hinsichtlich  der  Stellung  ihrer  Kirche  im  österreichischen 
3taate  erfüllte,  welche  sie  gehegt,  für  deren  Erfüllung  sie  gearbeitet 
Ha.ben.  In  der  ganzen  Darstellung  muss  aus  den  angegebenen  Gründen 
auf  die  politischen  Umstände  und  Bestrebungen  gehörige  Rücksicht 
g^enommen  werden.  Und,  da  ausserdem  der  österreichische  Staat 
seine  Stellung  zur  evangelischen  Kirche  vielfach  durch  die  zur  römi- 
f>chen  Kirche  bestimmen  Hess,  wird  es  erforderlich  sein,  auch  diesem 
Umstände  die  entsprechende  Aufmerksamkeit  zu  widmen. 

2. 

Der  ganze  Zeitraum  von  1781 — 1848  trägt,  auf  die  Beziehung 
von  Staat   und  Kirche  gesehen,   den  Stempel   des  Staatskirchen- 
t  hums.  In  dem  durch  dieses  Wort  ausgedrückten  Verhältnisse  stand 
der  österreichische  Staat  selbstverständlich  zur  römischen  Kirche. 
Kr  anerkannte   ihre  Lehre,  nach  welcher  sie  die  Kirche  schlechthin 
ist;   sie  war  es  auch  in  ihm  und  fiir  ihn,    sie  war   fiir   ihn    die   aus- 
schliesslich  bevorrechtete  Kirche,   kurz   die   Staatskirche.   Aber 
sie   war  für  ihn   zugleich   die   Stantsanstalt,    welche   er,    bezw. 
die   oberste  Staatsgewalt,   nach   der  Theorie  der  Bevormundung 
behandelte.    Diese  war  bekanntlich  eine  Reaction   gegen  die  mittel- 
alterliche Lehre  von  der  Abhängigkeit  des  Staates  von  der  Kirche. 
Den    Anfang    dieser    Reaction    bildete    die    Abwehr    der    Eingriffe 
der  Hierarchie  oder,  noch  besser.   Roms  in  die  Souveränetätsrechte 
der   Fürsten.   Schliesslich   kam   es   so   weit,    dass    ,das  Staatswesen 
in  der  Kirche  mehr  zu  thun  hatte,  als  die  Kirche  selbst  *).  Es  voll- 
zog sich  nämlich   allenthalben  dne  Veränderung   in  der  Auffassung 
des   Staates,   seiner   Entstehung   und   seines  Zweckes.    Das   Schlag- 
wort  hat   bereits  Macchiavelli  in   seinem   , Principe*  gegeben:   salus 
publica,    ratio   Status,    Staatsraison ').    Philosophie    und    Jurisprudenz 
arbeiteten    an    der    neuen   auf  naturrechtlichem    Grunde    basirenden 
Staatstheorie.  Der  Staat  gestaltet  sich  nach  derselben  zum  absoluten, 
centralistisch   eingerichteten,    durch   die  Dynastie   als  Inhaberin   der 
höchsten  Staatsgewalt  repräsent irten  und  durch  die  Beamten  regierten 
Staat.  Alles,  was  in  ihm  vorgeht,  wird  unter  dem  Gesichtswinkel  des 


>)  Rocholl,  Geschichte  der  evangelischen  Kirche  in  Deutschland,  1897,  S.  512. 
«)  Ricker,  a,  a    O.,  S.  231. 


134 


atswohles  beurtheilt.  Der  Staat  kümmert  sich  um  alles  Thun  und 

»scn  »einer  Bürger  aus  Rücksicht   auf  sein  Wohl.    Er  ist  Polizei- 

it    —    Polizei    natürlich    im    weiteren    Sinne    dieses    Wortes   ge- 

nmen.  Er  kümmert  sich  auch  um  ihre  Religion.  Diese  bindet  sie 

die  Kirche.  Auch  ihr  gegenüber  ist  der  Staat  Polizeistaat.  Auch 

Leben  als   einer  Corporation   im  Staate  wird  vom  Standpunkte 

Staatswohles,  also  vom  politischen  Standpunkte  aus,    beurthei  r 

-  rcglementirt,  das  thut  man  auch  dann  oder  trotzdem,  wenr 

1  sie  als  Staatskirche  mit  Ehren  krönt.  Man  leugnete  ^war  nicht 

s  CS  ein  internes  Gebiet  gebe,  auf  welchem  die  Kirche  zu  schalten 

7U   walten   habe;    aber   die  Befürchtung,    dass   das  Staatsvoh 

it   leide,    führte   schliesslich    zur  Bevormundung  der  Kirche  Rucn 

iliesem  Gebiete   und  zu  Eingriffen  in  dasselbe.    ,Der  Staat  leg: 

Hand  auch  an  den   Stab**).    Ohne  Zweifel   hat  die  Aufkiarnni: 

Gewebe  dieser  Staatstheorie  gearbeitet.    Das  ersieht  man  schon 

dem  Umstände,  dass  dieselbe  die  Toleranz  in  ihr  Prograrr^m 

MUMiimeti  hat.   Auch  dafür  bildete  die  Rücksicht  auf  das  Woh* 

Staaten,  welche  durch  I^inoertheiinni^en  vielfach  eine  confes^icnei! 

<v"hte  Bevv>lkcruni:^  erhalten  haben,  das  Hauptmotiv'.  Man  gewann 

chcrrtu^uni^.  dass  der  Staat  in  seinem  Interesse  autl:' ren  iriü>>c. 

'v>nfcssiv>ncller   Staat    m    sein:    ein    allgemein    christlicher 

er  wervien, 

1> e  eSen  c^^^^^h« vierte  Staatstheorie  bat  in  Ctet erreich  ihre 
Sr^^vi.irre  Au<rvrÄC-nc  itn   soi:e*^anntea  Tosef:-:5:r.-js  crha'rer. 
Ac^n*  $iOC^na^r.ten ;  cert:  n:«is  hat  t:  Oesterreich  scbrs  Ll-  -e 
Kcf  n.  räch    cieser  Thevroe  ^HiTjfeli.   5^:cii  ori»  de  Cr- 

V««       >.^^A>     'A  •  •        *.•     Va        «.JA...*.«.        '^Ct         C^%   4L.,  v^  <>.->A>^_.  fC^-«*      ZV.-t.M.J'^       _.  '^  -**^   i.   H     •  ^ 

i  ■  ■  •        •     ik.  "»>«.'■        sc-"    r      "'i'lil    "^    *«•. 


135 

Das  Toleranzpatent  Josefs  II.  bildete  die  Grundlage  bei  recht- 
licher Stellung  der  evangelischen  Kirche  in  Ocsterreich  für  die 
folgende  Zeit  Auch  die  evangelische  Kirche,  obwohl  sie  keine  Staats- 
kirche war,  stand  zum  österreichischen  Staate  im  Verhältnisse  der 
A.bhängigkeit,  und  sie  hatte  sich,  wie  man  meinte,  darüber  nicht 
zu  beklagen,  weil  ihr  dieses  Verhältniss  aus  , purer  Clemenz*  ge- 
währt und  nach  dem  , protestantischen  Axiome   geregelt  wurde. 

Bei  diesem  Verhältnisse  von  Staat  und  Kirche  blieb  es  in 
Oesterreich  im  Grossen  und  Ganzen  trotz  aller  sich  inzwischen  ab- 
spielenden politischen  Ereignisse  bis  zum  Jahre  1848,  weil  bis  zu 
dieser  Zeit  in  Oesterreich  das  josefinische  System  herrschte.  Die 
österreichischen  Staatsmänner.  Metternich  voran,  waren  darauf  be- 
dacht, das  Stabilitätssystem  in  Oesterreich  zu  erhalten.  Sie  waren 
allem  Ultramonlanismus,  aber  auch  alleni  Liberalismus  abhold.  In 
Oesterreich  sollte  wo  möglich  ,  Alles  beim  Alten  bleiben*,  auch  das 
Verhältniss  von  Staat  und  Kirche. 

Aber  es  konnte  auch  in  Oesterreich  nicht  Alles  beim  Alten 
bleiben.  Die  Ueberspannung  des  Princips  des  politischen  Absolu- 
tismus musste  schliesslich  eine  Reaction  hervorrufen.  Der  immer 
mehr  zum  Worte  kommende  Liberalismus  proclamirte  eine  neue 
Staatstheorie,  weil  einen  anderen  Begriff  des  Staates.  Man  war  nicht 
mehr  gewillt,  im  Staate,  bezw.  in  der  ihn  repräsentirenden  Staats- 
gewalt, die  Fürsorgerin  fiir  den  Einzelnen  zu  erblicken,  die  sich  in 
dessen  gesammte  Angelegenheiten,  auch  die  des  Herzens,  einzu- 
mischen berechtigt  war;  man  will  keinen  Polizeistaat  mehr.  Man 
will  einen  Rechtsstaat,  dessen  Functionen  mehr  negativer  Art 
wären:  durch  Schaffung  von  Rechtsordnungen  dem  Einzelnen  so- 
wohl als  auch  verschiedenen  Gemeinschaften  die  Möglichkeit  und 
Freiheit  zur  Wahrung  ihrer  Interessen  zu  verschaffen,  sowie  auch 
die  Grenzen  für  die  letztere  festzusetzen.  Mächtig  brach  sich  der 
Fichte*sche  Gedanke  Bahn:  ,Es  ist  Aufgabe  des  Staates,  die  sitt- 
liche Freiheit  des  Einzelnen  möglich  zu  machen  durch  das  Gesetz, 
das  Jedem  seine  Sphäre  sichert,  wogegen  es  die  Aufgabe  der  Kirche 
ist,  die  Freiheit  des  Einzelnen  wirklich  zu  machen  durch  die  sitt- 
liche Ueberzeugung,  welche  sie  pflanzt*  *).  Da  aber  sowohl  der  Einzelne 
als  auch  die  im  Weichbilde  des  Staates  lebenden  Gemeinschaften 
am  besten  wissen,  was  ihnen  frommt,    müssen  sie  sich  an  der  Auf- 

1)  Bei  Kleinere,  Zur  christlichen  Cultus-  und  Culturgeschichte,  1889,  S.  222. 


136 

rieht ung  der  Rechtsordnungen  und  Aufrecht haltung  derselben  br- 
theiligen»  mit  anderen  Worten:  man  will  mitregieren,  man  iri*. 
einen  constitutionellen  Staat  haben.  Ja,  man  ^eht  roch 
weiter  und  vindicirt  dem  , Volke«  allein  die  Regierung.  D:c 
Volkssouveränetät  fangt  an,  der  Souveränetat  der 
Fürsten  Concurrenz  zu  machen.  Alle  Macht,  hetsst  es.  ,ist  aü.- 
dem  Volke*,  und  setzt  sich  damit  in  Gegensatz  zum  »Gottes^.acrr- 
thum«.  Die  Macht  des  Volkes  kann  eventuell  die  Macht  des  Fürste:^ 
annulliren.  Der  Absolutismus  schlägt  um  in  Republikanismus.  welcher 
nicht  selten  mit  dem  Constitutionalismus  identifidrt  wird.  Hei't:^ 
platzten  die  alten  und  neuen  Pnncipien  auf  einander.  Eis  ging  durch 
die  Revolution  hindurch,  ehe  ^sich  die  Fürsten  mit  ihren  Vvlkerc 
einigten*,  d.  h.  ehe  es  zur  Neuordnung  der  Dinge  kam.  nach  udchfr 
die  Fürsten  als  constitutionelleFürsten  im  Vereine  mit  ihren 
Völkern  ihre  Reiche  zu  regieren  begannen.  Anfangs  schien  es  irt:- 
nahe.  als  ob  Europa,  nach  einem  Worte  Napoleons  I,.  in  50  Jahrrr.. 
wenn  nicht  kosakisch,  so  doch  republikanisch  würde.  Glück- 
licherweise hat  die  Revolution  in  Deutschiand  und  Oesterreich  ^^o^ 
den  Thronen  Halt  gemacht*. 

Den  Reigen  der  europaischen  Revolutionen  im  Jahre  l*if4^  h^t 
abermals  Frankreich  mit  seinerFebruarrevolution  erötfnet.  L'.* 
Wirkungen  derselben  auf  Europa  waren  ungeheuer.  Wenige  Ta^e 
nach  ihr  kamen  die  ,MArzta:^e*,  und  eine  Reihe  von  Staaten  krach:  er 
in  ihren  Fuhren. 

Unter  diesen  befand  sich  auch  Oesterreich.  In  detnseljer 
war  zu  viel  Zündstoff  angesammelt.  Es  bedurfte  nur  eines  Funken<. 
um  die  Explosion  zu  bewirken.  Er  kam  aus  Frankreich  gcfio^ei: 
und  zündete  zunächst  in  Uno^am;  dann  aber  auch  in  anderen  Läncerr 
des  ,  Vormärz  liehen*  Oesterreich.  Es  konnte  nicht  anders  sein.  Der 
Gedanke:  ,so  wie  es  jetzt  ist.  kann  es  in  Oesterreich  nicht  b!eiber:*  '• 
beherrschte  Alle.  In  einem  Lande,  in  welchem  es  so  weit  kam.  dass 
sich  ein  Staatsmann  äussern  di'rfte:  , Brauchen  wir  Wissenschaft,  ?<:• 
lassen  wir  ein  Paar  norddeutsche  Protestanten  bekehren,  dann  haben 
wir  sie**,   in  welchem  man   ,das  Essen  und   Trinken.    Tanzen    und 


»^  Schttselka  m  seinem   Buche:  Oesterreich  xuid  »eine  Zakacfr.  Vg',  Wcbtr 
Al'g-iineme  Weh^eschiciite.   B«i.  XV.  S    253. 

»1   DobTa  o  •  f  *  MtT  Hei  langen  aas  •Jem  Jahre  1;?48  «  ,N.  Fr  Presse*.  ]xr.-z.  l.>t-"*  . 


137 

Lieben,  nicht  aber  das  Denken  und  Sprechen  freigeben  wollte"), 
und  in  welchem  nur  ,Masiknoten  in's  Publicum  kamen,  keine  diplo- 
matischen**), weil  es  nur  durch  Musik  erlaubt  war,  öffentlich  zu 
sprechen,  musste  es  schliesslich  zur  Umwälzung  kommen.  Soll  man 
ja  sogar  in  Regierungskreisen  .metternichmüdc*  geworden  sein. . . . 
Den  13.  März  musste  sich  bekanntlich  Metternich  für  .regierungs- 
miide*  erklären.  Es  war  ein  herrlicher  Frühlingstag  und  zugleich 
der  Gedenktag  der  Geburt  Josefs  II.  An  das  letztere  dachte  wohl 
kaum  Jemand  von  Jenen,  welche  auf  die  Nachricht,  dass  Metteinich 
zurückgetreten  sei,  jauchzend  auf  den  Josefsplatz  zogen,  das  Haupt 
des  Standbildes  des  Kaisers  Josefs  mit  Blumen  bekränzten  und 
demselben  in  die  Hand  eine  weisse  Fahne  legten,  auf  welcher  mit 
grossen  Lettern  das  Wort  , Pressfreiheit*  geschrieben  stand').  — 
Wir  wollen  auf  die  .Flitterwochen  der  Revolution*,  sowie  auf  die 
darauf  folgende  »gemüthliche  Anarchie*  nicht  näher  eingehen.  Die 
wichtigsten  politischen,  für  unseren  Gegenstand  in  Betracht  kommenden 
Ereignisse  mögen  nur  angeführt  werden.  Am  25.  April  1848  ist 
die  neue  Verfassung  erlassen  worden.  Neue  Stürme  hatten  die  Er- 
klärung des  Ministeriums  vom  17,  Mai  desselben  Jahres  zur  Folge, 
welche  sich  auf  die  Wahlen  und  Einberufung  des  ersten  constitui- 
renden  Reichstages  bezog.  Am  22,  Juli  trat  der  Reichstag  in  Wien 
zusammen.  Am  9.  September  fasste  er  den  Beschluss  hin.^iclitlich  der 
Ablösung  der  Grundlasten.  Es  folgten  dann  die  trüben  Octobertage, 
die  Flucht  des  Kaisera  nach  Olmütz,  Verlegung  des  Reichstages 
nach  Kremsier,  Abdankung  des  Kaisers  Ferdinand  und  Thron- 
besteigung des  Kaisers  Franz  Josef  I  |2.  December  1848).  welche, 
wie  der  von  der  Regierung  zurücktretende  Kai.ser  in  seinem  Abschieds- 
manifest sagte*),  nothwendig  geworden  ist,  weil  es  , jüngerer 
Kräfte  bedürfe,  das  grosse  Werk  (nämlich  die  umfassende  Um- 
gestaltung der  Staatsformen,  denen  der  Kaiser  im  Monate  März  des- 
selben Jahres  die  Bahn  zu  brechen  beflissen  war)  zu  fördern  und 
dner  gedeihlichen  Vollendung  zuzuführen'.  Der  Reichstag  begrüsste 

'}  Weber.  Allgemeine  ViTeUgeKhichte,  Bd.  XIV,  S    720. 
')  Doblhoff.  ■,  a.  O. 

•)  Schall,  OeaietrekhaelorreichMeTBge.   1848,   S.  23  f.  VELArnelh,   Anlon 
Ritter  V.  Schmerling,  1895,  S.  86  ff. 

*)  Bei    Helfen,    Die  Thronbesteigung    des    Kainers    Ftant    Josef    1.,    IB72, 


138 

auch  den  neuen  Herrscher   mit   dem  Jubelrufe:    ,Es   lebe   der   co 
stitudonelte  Kaiser  und  König!") 

Mittlerweile  tagte  in  der  Paulsktrche  zu  Frankfurt  die  deutsche 
Nationalversammlung.    Auch   sie   hatte   über   das  Verhältnis» 
der   Kirche   zum   Staate   zu    beratlien.    Ist   es   aber   nicht  ein  bc«'  ' 
Omen    für   ihre  Arbeit   gewcKcn,    dass   bei    ihrer  Eröffnung   die  rr.n  I 
Rücksicht  auf  l'salm  127  vorgebrachte  Mahnunj^  eines  Bischofs,  d: 
erste  Beratliuiig  mit  Gebet  zu  eröffnen,  mit  Hohn  beantwortet  wurde ' 
Das  ruhmlose  Ende  der  Frankfurter  Nationalversammlung  legt  alLer-  i 
dings  die  Behauptung  nahe,  dass  sie  , umsonst  baute'.  ...  ' 

Welche  treibenden  Ideen  waren  es  aber,  nach  welchen  sich  jctr;  | 
das  Verhültniss  von  Staat  und  Kirche  gestalten  sollte  ?  Die  erste  trat 
in  negativer  Fassung  auf:  .Kein  Staatskirchcnthum  und  keine  Staa:«- 
kirche  mehr!'  Von  nun  an  soll  es  nur  ,ReligionsgeseK 
Schäften'  geben.  So  verlangt  es  die  Freiheit.  Für  das  Individuurr. 
soll  sie  in  der  Fassung  völliger  Gewissensfreiheit  vorhanden  sein.  Ihr- 
Consequenz  ist  natürlich  die  von  jeglicher  rehgiösen  Ueberzeur;ur.i 
und  jedem  Religionsbekenntnisse  unabhängit;e  bürgerliche  Gleic!!- 
berechligung.  Die  Freiheit  soll  sich  auch  darin  äussern,  dass  ci; 
Bürger  des  Staates  völlig  ungehindert  ?.u  Religiorsgesellscha::«- 
zusammentreten  und  ihre  Zugehörigkeit  zu  denselben  bekund^a 
dürfen.  Freiheit  soll  aber  auch  für  die  Kirchen  vorhanden  -«^ein.  5:; 
sollen  keine  besondere  Freiheit  haben,  sondern  an  der  allgemeines 
participiren.  Völlig  freier  Spielraum  für  ihre  Bewegung  soll  ihrea 
zutheil  werden.  Das  bedeutet  aber  in  letzter  Consequenz  die  I  r*v 
clamirung  des  Frincipes  der  Trennung  des  Staates  und  der  Kirch: 
,nach  vielhundertjähriger  Ehe'.  Das  von  Cavour  geprägte  W'ott 
.freie  Kirche  im  freien  Staate'  fing  an.  eine  gewaltige  PropagarcJ 
zu  machen.  Seuic  Vertreter  und  V'ertheidiger  hatte  es  allcrd^nt:= 
schon  früher. 

Damit  hing  das  Bestreben  zusammen,  die  Rc^iicrungsformer 
des  constituiionellen  Staates  auf  die  Regierung  der  Kirche  zu  über- 
tragen. Die  ,enlvormundete'  Kirche  —  das  Wort  stammt  aus  den 
Verhandlungen  des  Kremsierer  Reichstages  —  soll  sich  se;b^: 
regieren,  und  zwar  so,  dass  das  ganze  ,ColIegium*  an  der  Regic- 
nmg  Anthetl  hat.  Wie  rran  sieht,  gelangte  man  in  Folge  der  poÜ 
tischen  Ereignisse  und  Bewegungen  auf  dem  kirchlichen  Gebiete  rw 
>\  HeMeil.  Die  ThronbeMeieurg  tlc_  S,  33t 


139 

sogenannten  ,Gemeindcprincip',  welchem  srine  Berechtigung  nicht 
abzusprechen  ist.  Es  Ug  in  der  That  zu  nahe,  in  Analogie  zu  der 
durch  Repräsentanzen  ausgeübten  staatlichen  Mitregentschaft  des- 
ganzen Volkes,  die  Kirche  durch  die  Betheiligung  der  Gesammtheit 
zu   regieren').  Vorlagen  dazu  gab  es  ja  in  hinreichender  Zahl'). 

Wie  wollte  sich  jedoch  der  österreichische  Staat  zu  diesen  neuen 
Frincipien,  Strömungen  und  Desiderien  stellen?  Seine  erste,  auf  con- 
stitutionelien  Grundsätzen  basircnde  Verfassung  (vom  25.  April  1848)  *) 
sollte  doch  wohl  eine  deutliche  Antwort  auf  diese  Frage  geben.' 
Hören  wir  siel  .Allen  Staatsbürgern  ist  die  volle  Glaubens-  und 
Gewissens-  sowie  die  persönliche  Freiheit  gewährleistet*  (§  17).  ,Die 
Beseitigung  der  in  einigen  Theilen  der  Monarchie  noch  gesetzlich 
bestellenden  Verschiedenheiten  der  bürgerlichen  und  politischen  Rechte 
einzelner  Religionsconfessionen  werden  einen  Gegenstand  der  den> 
ersten  Reichstage  vorzulegenden  Gesetzesvor  seh  läge  bilden*  (§  27). 
,  Allen  in  der  Monarchie  durch  die  Gesetze  anerkannten  christlichen 
Glaubensbekenntnissen  und  dem  israelitischen  Cultus  ist  die  freie  Aus- 
übung des  Gottesdienstes  gesichert'  (g  31).  Dass  die  angeführten  Be- 
stimmungen ein  Uebermass  von  Klarheit  nicht  aufweisen,  ist  leicht  zu 
erkennen.  Aber  dreierlei  liest  man  ohne  Schwierigkeiten  aus  ihnen 
heraus;  al  dem  Individuum  ist  gestattet,  sich  von  einem  bestimmten 
Religionsbekenntnisse  zu  emancipiren.'  Für  seine  Person  kann  Jeder 
glauben,  was  er  will.  Er  ist  nicht  mehr  verpflichtet,  einer  bestimmten, 
durch  die  Gesetze  des  Staates  anerkannten  Kirche  anzugehören.  Ob 
man  dabei  an  die  Consequenz  völliger  Confessionslosigkeit 
dachte.'  Wir  glauben  nicht.  Und  dass  mit  der  völligen  Glaubensi- 
freiheit  völlige  Cultusfreiheit  nicht  verbunden  war,  zeigt  die 
Bestimmung  des  früher  angeführten  §  31;  b)  die  im  Reiche  be- 
stehenden Religionsgeseilschaften  werden  einander  gleichgestellt.  Die 

■)  Kleinen,  n.  a.  O.,  S.  226- 

■}  Sogar  in  Preuifcn,  wo  Marlieinecke  unit  Schlei  er  macher  ihre  Stimmen  flh: 
aie  Verfcisungsrerorm  der  eTangelischen  Kirche  erhoben,  der  lelitere  (1812)  einen 
neuen  Vetfassungsenlwurf  «usgearbeilet  hu.  (abgedruckt  in  D  o  v  e's  Zeitschr.  f.  Kirclien- 
techt,  I  Jahrgang,  1861,  S.  326  ff.)  und  wo  Friedrieh  Wilhelm  IV.  den  Tag  Segnen 
wollte,  an  welchem  er  die  Kirchengewalt  wieder  in  die  rechten  Hände  lurilcklegen 
könnte.  Vgl.  auch  r,  Zezschvrili,  lieber  die  wesentlichen  Verinssiingsiiele  der 
lutherischen   Refoimation,    1867,  S.  61. 

■}  In:  Sr.  k.  k.  Maj.  Ferdinand  I  Gesetze  und  Verordnungen  für  slmmtllche 
Piovinien  de.  ö«.   KaiserMaaie».  B.  76.    '851,  Nr.  49- 


14'' 


lUif  V'/»rr.|,(c,   wrU.Ue  h.c  aU  Corporatic«:  -_- /  ,:     .-«.'- 

v<*.   «J.i,,  i,<,lu.H.hrri  und  bürgerlichen  Fonnr  r^.  ,=. - 

«»«-«r,..  M44s(.  «Icr  |>«>litiHchcn  und  burgerbri 


'liir<  li  dl«  /iu;»-l.orit;l<fiit  zu  ihr  bedingt,  der  G^.-..-^-—   ,^ 
"iii'l  l<i.rt.<-ilulirn  GJHf  lib.-reclitigung  ist  pror  i^:::r^     -Ü  -^    . 
V'.n  Ulf  «r.i.  «her  Hurli   nie   frei    vom  Staat.     I-^-     ,  ^-      .       . 
K-^cepnondrrbujetzt  tolerirtenevar.-*    V-\  -  -  ;    - 
*»t   I'oIk«.,     Mil  ili.iscr  Rcception   ist   die  Gr*-._:i-"..     -^  ' 
(•«'Ihn.  vnbnn.lrn.  Deshalb  die  auf  Cultusfrdfaer  «c^"-==V^^ 

•««".llinmiinn,  Dwhh  mit  dieMcn  Paragraphen  fia- rW; -^   -     - 

b.^>.Mh|.n«  dir  dio  rv.uiKclische  Kirche  daselbst   cin-'*-:^,  "-- —  ■ 
vvd.ho   blh   jrt/t    fiir  Hurj-rr   /.weiten    Ranges  gahen,   «eftr" - 
woimrn  wnr.lr.  bruurht  nicht  nussjeruhrt  zu  werden      Was  -  - 
.«bn   dlrv<  n,...ri/li,lu.n  Hostimmungon  für  das  Verfa;,itn^*K  v-„  ^ 
«nul  K.Uhr?  l).u  \'\w  Mcht  man  deutlich:  der  Staat  na-  - 
v>.lh|.e    r,e,uu.n«  von  der  Kirche  nicht  abgesehen,  t 
.Aur.kn»«,,»).,  drr  Ki.ohon  wahrt  er  sein  ,ius  reformand^.     v.,. 
v»IUu  vou  irtct   <»«  in  ,hm  anerkannte  Religionsconfe<.  • - 
>;rU-u.  doi  Sl,.>u  >v,U  d«s  ahe  Staatskirchenthum  nicht  mehrar.r 
r.h.»ho«,  IV«  amM  kannten  Kirvhen  gewahrt  er  Cultusfreiheit.  l<  : - 
w  tfu^.Mo«  .slo.    weiter.*«  Sinne  lu  fassen?   Bedeutet  ca.- 
vUx  ui,,;va.,KU-,to  AlvhV.tv»  d^  Uv>:tesdi^n.tes.  oder  darf  die  K r '. 
Nluuh  c.o-.,c  lW..um«,>^^.»  ,    R  ,.^,  i«,,.  ,.,,„,  s^^j^  aufoedrun— - 
v;vvtUv.v:K5v.K-«  vVvmu»^^«   Ai>.^-h^-t<,n    und   neue    etnfiihrei.:  I-- 
.V..>Nx   ivt   vU-.n   v;c-i«-,f   x.vn   JiS   Ai^'    1S4.S    nicht   ru    entnehrr. 

-s^  t>xxv...   -v.tT^^r.'i  $.^>t  n:.in  nur  ein -reine  Ko-c:-^ 
^  '  "^  V  .H  ,\. f  ^,  ci*ca  n  nuurchscaiinznerTi. 

.:ww    •:^i  v.io^vxcu  U..V?  w-w  v.^:^...   a.f  sein  \-erhäi:Ti^.  ^  Ic 
Msi  .I..NO»  Jvv^     »  ^  Joe-  ^ov    ^^  x>  ^'t:--  >t»    ruv.  be.^j:»:f  - -:r 


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N%.i.   .*...ci   icr    wM.?i»i,:-r;*r  liiirrr  ut  ler  *- oi  -  V.: 


141 

theologischen  Lehranstalt '),  welcher  hoffte,  dass  sich  die  katholische^ 
Kirche  Oesterreichs  nur  nach  Rmancipation  von  der  Bevormundung 
durch  den  Staat  sehne.  Vorläufig  wollte  man  allerdings  Kirchen- 
freiheit; aber  die  letzte  Etappe  sollte  die  Wiederaufrichtung 
des  Kirchenstaatsthumes  sein.  Die  nächste  Zukunft  hat  diese 
eigentliche  Absicht  enthüllt ').  Die  deutschen  Bischöfe  gingen  zunächst 
an  die  Arbeit.  Sie  ist  durch  die  Bestrebungen  des,  wir  möchten  bald 
sagen,  , katholischen  Centrums*  in  der  Frankfurter  Nationalversamm- 
lung  •)  und,  als  diese  misslangen,  durch  die  berühmte  Würzburger 
Bischofsversammlung  (October  1848)  mit  ihren  geschickt  stilisirten 
Beschlüssen  *)  genugsam  gekennzeichnet.  Die  Bewegung  erhielt  in 
Oesterreich  eine  separate  Auflage.  Die  sie  illustrirenden  Documente  hat 
Brühl  in  seinen  ,Acta  eccles.*  gesammelt*).  Eine  selbstbewusste 
Sprache  lässt  sich  in  ihnen  vernehmen.  Jedenfalls  kannten  die  Bi- 
schöfe besser  die  Sprache  Roms  als  die  Sprachen  Oesterreichs,  unter 
welchen  es  nach  ihnen  auch  eine  , mährische*  geben  soll').  Der 
Grundton,  welcher  aus  den  bischöflichen  Eingaben  etc.  klingt,  kommt 
gänzlich  ,von  jenseits  der  Berge*.  Sie  sind  durchwegs  auf  den 
l.  Artikel  des  Concordates  von  1855  gestimmt').  Es  fällt  auch  schon 
das  Wort,  dass  tder  Abschluss  eines  Concordates  mit  dem  aposto- 
lischen Stuhle  zur  Ordnung  der  kirchlichen  Verhältnisse  in  Oesterreich 
als  nolhwendig  erscheine*  *). 

Aber  auch  die  evangelische  Kirche  unterliess  es  nicht,  nach 
der  Hand  zu  greifen,  welche  sich  ihr  aus  der  Verfassungsurkunde  vom 
25.  April  1848  entgegenstreckte.  Weil  sich  die  Regelung  der  kirch- 
lichen Verhältnisse  auf  dem  Wege  der  Gesetzgebung  in  die  Länge 
zog,  nahmen  in  den  Gemeinden  Aufregung  und  Ungeduld  täglich  zu, 


>)  Schiznko,  Das  kirchlich-religiöse  Leben  im  constitutionellen  Staate,  1850,- 
S.    13. 

«)  Im  österreichischen  Concordat.  Vgl.  auch  die  Encyklica  Leo  XIll.  vom 
1.   November  1885. 

»)  Geffcken,  Staat  und  Kirche  in  ihrem  Verhältnisse,   1876,  S    505. 

*)  Das  Protokoll  der  Verhandlungen  bei  Roskovany,  Monumenta,  Bd.  X^ 
S  651  ü.  Die  Denkschrift  der  Bischöfe  in  Roskovany's  Monumenta,  Bd.  IV,  S.  134. 
Auch   Vehring,  Archiv,  Bd.  XV,  S.  208. 

*)  Oesterreichische  Monarchie.  Bd.  VI,  1853. 

•)  Brühl,  a.  a.  O.,  S.  33., 

^  Man  vergleiche  nur  bei  Brühl,  S.  33,  45,  u.  a. 

8)  Brühl,  a.  a.  O.,  S.  41. 


142 

was  sich  darin  äusserte,  dass  sie  ihre  Hoffnungen,  Wünsche  ur.ii 
Bedürfnisse  in  zahlreichen,  theits  an  ihre  Consisiorien,  thcils  an  da.- 
Ministerium  und  den  constituirenden  Reichstag  gerichteten  Adres^es 
laut  werden  Hessen  ').  Die  Gemeinden  hatten  ja  das  Bewusstscin,  cass 
die  Regierung  mit  der  Verfassung  vom  25.  April  und  Einberufung 
des  constituirenden  Rdchstages  auch  ihnen  gegenüber  die  Rechts 
pflicht  übernommen  hatte,  ihr  Verhältniss  zum  Staate  in  ent- 
sprechender Weise  zu  ordnen.  Um  die  beschleunigte  und  richti;:e 
Erfüllung  desselben  herbeizuführen,  trat  —  die  Anregung  dazu  gi^" 
vom  mährischen  reformirten  Superintendenten  v.  Nagy  aus';  — 
»zum  ersten  Maie  eine  Anzahl  freigewählter  Repräsentanten  mehrerer 
Gemeinden  und  Provinzial verbände  in  Wien  (3.  August)  zusammen 
um  sich  im  Verein  mit  den  Wiener  Amtsbrüdem,  Professoren  der 
protestantischen  Lehranstalt  und  anderen  Freunden  der  guten  Sach; 
uber  die  Sichersiellung  und  zeitgcmässe  Entwicklung  der  evargf 
Itschen  Kirche  in  Oestcrreich  zu  berathen*  ').  Sie  beriethen  sich 
—  18  Mann  «aren  zugegen  —  unter  dem  Vorsitze  der  Wiener  Con 
sistorialtäthe  und  Superintendenten  Franz  und  Pauer:  a)  über  ie 
möglichst  schleunige  und  allseitige  Sicherstellung  der  durch  der 
Umschwung:  Jet  Zeit  unhaltbaren  oder  schwankend  gewordener, 
äusseren  Rechtsverhältnisse  der  evangebschen  Kirche,  b,  über  c:; 
vorhiuöi^e  Anbahnung  einer  zeitgemässcn  inneren  Reform  c'er 
Kirche,  wniu  die  Verfassungsfrage  und  die  Union  der  beiden  cvange 
tischen  Bekenntnisse  gerechnet  wurden,  wobö  sofort  tjemerkt  weröe.i 
mrge.  dass  die  Unionsfrage  vorläufig  in  der  Schwebe  belassen  nurcie 
well  das  Werk  zwar  als  .heilig*,  aber  doch  auch  als  >zart  u.-d 
sohwieris*  -inerkannt  wurde.  lu  dessen  Vollendung  .ein  Iangere> 
Stadium  der  Vorbereitung  erforderlich  sei«.  Wie  man  SLeht.  hat:e  e^ 
der  erste  Funkt  der  Berathung  mit  dem  Verhalmi-se  von  Staat  un; 

«.--  114*,  S.  30 

•B  .I»hte  1*W  »biebi::n!fii.  ici<m  et  die  AniegaB*  nc  erjMr™  t-je  itiarer  Fj.-x 
«■^^vbca  t*^!t.  Kiostrirm  öt  B«ri.-b^<.  iös  der  Trie««r  P-jrr«  S;e:iiacket  ■^•- 
.Vt'««t:»jinü  IS  ist  Coetrtee*  n:«  IS*?  jetE«  Asire*  ci:»«rit  w^rie.  D-e  Vr>a.;'; 
i«n>«i  .\Btwatictiui£  Fr"»»  i«  M-a'Stenaajs  fil-  CiLT»  ^a-i  ',"irerT-.:i:  rc«  9  A:  -. 
IWi'  li*    »eiT«   thi:txti:«:&«  T^se.ljÜJK    »a    der    la  Ois:a;«Ji    »«i^rssca     Jri-^:; 


143 

Kirche  zu  thun.    Man    einigte    sich  zu  einer  Bittschrift  an  das  Mini- 
sterium des  Innern,  welches  damals  D ob  1  hoff  verwaltete.    Sie  be- 
zweckte ein  gesetzliches  Provisorium,  ,ehe  durch  den  Reichstag  die 
vollständige  Regulirung  der  kirchlichen  Verhältnisse  auf  dem  Wege 
der  Gesetzgebung  ihre  Erledigung  finden  kann*.  Zu  dem  Behufe  wurde 
der   Bittschrift  ein  in  sieben  Punkten  abgefasster  >Entwurf  der  pro- 
visorischen Ministerialbestimmungen«  beigefügt,  in  welchem  aus  den 
Verfassungsbestimmungen  vom  25.  April  1848  für  die  bis  jetzt  tole- 
rirte   evangelische  Kirche  die  entsprechenden  Consequenzen  gezogen 
werden  *).  Ihre  principielle  Anschauung  vom  Verhältnisse  der  Kirche 
zum  Staate  haben  jedoch  die  Conferenzmänner  in  einem  zweiten  Schrift- 
stücke niederlegt,  nämlich  in  einer  Petition  an  den  Reichstag,  welche 
zugleich  auch  den  Zweck  hatte,  denselben  >im  Namen  der  gesammten 
evangelischen  Kirche  Oesterreichs  zu  begrüssen«  ').  Die  Petition  selbst 
sollte  dem  Reichstage  zur  Kenntniss  bringen,  auf  welche  Weise  die 
Conferenzmänner  das  Verhältniss  des  Staates  und  der  Kirche  überhaupt, 
soiTiit  auch  der  evangelischan,  geordnet  sehen  möchten.    Sie  stellen 
für  die  Ordnung  dieses  Verhältnisses  zwei  Grundsätze  auf;  erstens: 
»völlige  Rechtsgleichheit  für  jedes  religiöse  Bckenntniss  und  jeden 
kirchlichen  Verein,  der  nicht  mit  dem  Zwecke  und  den  Gesetzen  des 
Staates  in  Widerspruch  steht«").  Man  sieht  sofort,  dass  in  diesen  Grund- 
sätzen über  die  Bestimmungen  der  Verfassungsurkunde  vom  25.  April 
1848  hinausgegangen  wird.    Man   will   natürlich  keine  Staatskirche, 
aber  man  spricht  auch  nicht  mehr  von  der  Beseitigung  der  in  einigen 
Theilen  der  Monarchie  noch  bestehenden  bürgerlichen  und  politischen 
Rechte  einiger  Religionsgesellschaften  und  von  der  Cultusfreiheit  der 
vom  Staate  anerkannten   christlichen  Religionsconfessionen,    sondern 
ganz  allgemein  von  jedem  religiösen  Bekenntnisse  und  jedem  kirch- 
lichen Vereine.  Und  für  jeden  wird  in  der  weiteren  Begründung  der 
aufgestellten  Grundsätze  vollkommene  Religions-,  Glaubens-  und  Be- 
kenntnissfreiheit, sowie  auch  Oeffentlichkeit  des  Cultus  gefordert.  Ein 
factisches  »ius  reformandic    in   der  Form   der  Reception    wird   dem 
Staate  nicht  zugestanden.     Alles   dies   deutet   darauf  hin,    dass  der 
Grundsatz  der  Trennung  des  Staates  und  der  Kirche  ausgesprochen 
wird.  Das  geschieht  jedoch  nicht.   , Unabhängigkeit  der  Kirche  vom 

1)  Bericht,  1.  Beilage. 
«)  Bericht,  2.  Beilage. 
3)  Bericht,  S.  21. 


144 

Staate*,  so  lautet  der  iweite  Grundsatz.  Und  in  der  Bcgründjr;r 
bezw.  Erklärung  dieses  Grundsatzes  wird  dem  Staate  ^anz  deutlich 
das  >ius  inspiciendi  cavendi«,  ja  sogar  das  »ius  advocatiae*  eingeräuir.t. 
»Die  Kirche  sichert  dem  Staate  fromme  und  tugendhafte  Bürger. 
darum  darf  sie  erwarten,  dass  er  für  ihre  Zwecke  und  Bcdürfnissr 
in  entsprechender  Weise  das  Seinige  beitrage  ')  *  Dass  man  eigentlir:. 
an  keine  Trennung  der  Kirche  vom  Staate  dachte,  davon  überzenit 
uns  ein  Blick  in  den  sogenannten  »Köthener  Verfassung^scntw-urf« 
vom  26.  April  1848*).  mit  dessen  Inhalt  sich  die  Conferenzmär.n er 
im  Wesentlichen  einverstanden  erklärten,  und  welcher  als  Basis  t^r 
weitere  Berathungen  der  Gemeinden  betreffs  der  Verfassung  dier.er 
sollte.  In  demselben  (P.  4)  ist  zu  lesen:  ,Die  Kirche  ist  auch  weder 
eine  Staatsanstalt,  noch  ein  Staat  im  Staate,  sondern  eine  dem  Staate 
befreundete  Gemeinschaft,  welche,  indem  sie  selbstständig  ihre  Zweck-* 
verfolgt,  zugleich  dem  Zwecke  des  Staates  dient  •)  «  Man  wäre  bei- 
nahe in  Versuchung,  von  zwei  Seelen  zu  sprechen,  welche  in  der 
Brust  der  Conferenzmänner  wohnten.  Auf  jeden  Fall  dachten  sich 
dieselben  die  Kirche  als  eine  öffentliche  privilegirte  Corporation  in: 
Staate.  Und  bedenkt  man  weiter,  dass  sie  einen  Verfassungsentwurf 
billigten,  welcher  (P.  38)  die  Bestimmung  enthielt,  dass  in  der 
frefgewordenen  Kirche  Consistorien  und  Superintendenten  —  man 
meinte  ohne  Zweifel  solche,  welche  die  Regierung  ernennt  —  neb-t 
Cultusministerium  keine  Stätte  finden,  dann  werden  wir  wohl  nicn: 
irregehen,  wenn  wir  sagen,  dass  sich  die  Conferenzmänner  das  Ver- 
hältniss  von  Staat  und  Kirche  ungefähr  so  dachten,  wie  es  durch 
den  Terminus  der  reinen  Kirchenhoheit  zum  Ausdrucke  e-- 
bracht  werden  kann. 

Wie  stellte  sich  der  österreichische  Reichstag  zur  kirchen- 
politischen Frage?  —  Ehe  wir  darauf  antworten,  werfen  wir  noch 
rasch  einen  Blick  auf  die  Frankfurter  Nationalversammlung,  in  welcher 
zu  eben  derselben  Zeit  die  ^Grundrechte*  des  deutschen  Volkes 
berathen  wurden,  und  damit  auch  das  Vcrhältniss  der  Kirche  zum 
Staate  besprochen  wurde.  Der  Vergleich  mit  den  Verhandlungen  im 
österreichischen  Reichstage  ist  nicht  uninteressant  und  weist,  uie 
natürlich,    manche   verwandte  Momente   auf.   Die  Grundrechte   sine 


»)  Bericht.  S.  22. 
«)  Bericht,  S  23. 
5)  Bericht.  S.  23. 


145 


bekanntlich  den  27.  December  1848  als  ein  besonderes  Gesetz  publi- 
cirt  worden,  welches  den  deutschen  Einzehtaaten  für  ihre  Gesetz- 
gebung zur  Norm  dienen  soUte').  Ueber  das  Verhältniss  von  Staat 
und  Kirche  spricht  sich  der  Art,  III  der  Grundrechle  aus.  Er  führt 
eine  ähnliche,  aber  präciscre  und  consequentere  Sprache  wie  die 
österreichischen  Conferenzmänncr  von  1848.  Es  wird  zwar  auch  in 
ihnen  dem  Wortlaute  nach  das  Princip  der  Trennung  nicht  aus- 
gesprochen ;  wenn  man  aber  hört,  dass  jeder  Deutsclie  unbeschränkt 
ist  in  der  gemeinsamen  häuslichen  und  öffentlichen  Ausübung  seiner 
Religion  (§  15),  dass  jede  Religionsgesellschaft  ihre  Angelegenheiten 
selbst  stand  ig  ordnet  und  verwaltet,  aber  den  allgemeinen  Gesellen 
des  Staates  unterworfen  bleibe;  dass  sich  neue  Rcligionsgesell- 
Schäften  bilden  dürfen,  dass  es  aber  einer  Anerkennung  ihres  Be- 
kenntnisses durch  den  Staat  nicht  bedarf  (g  17),  dass  die  Standes- 
bücher von  den  bürgerlichen  Behörden  geführt  werden  sollen,  so 
ivird  man  wohl  nicht  umhin  können,  diese  Sprache  der  Grundrechte 
als  Frociamirung  des  Grundsatzes  der  Trennung  von  Staat  und 
Kirche  zu  deuten.  Und  behaupten  dieselben  noch  obendrein,  dass 
keine  Religionsgcsellschaft  vor  der  anderen  irgend  welche  Rechte 
geniesst,  und  dass  es  fernerhin  keine  Staatskirche  geben  soll,  dann 
sagen  sie  mit  Rücksicht  auf  das  früher  Angeführte  etwas,  was  sich 
von  selbst  verstand 

Dem  österreichischen  Reichstage  boten  die  auf  die 
Religionsfrage  sich  beziehenden  §§  13,  14  und  15  der  österreichi- 
schen , Grundrechte'  reichliche  Gelegenheit,  sich  über  das  Verhältniss 
von  Staat  und  Kirche  auszusprechen.  Zur  Debatte  iiber  diese  Para- 
S^raphe  kam  es  erst  im  Februar  \S49.  Stoff  für  dieselbe  war  in 
Fülle  vorhanden.  Neben  der  evangelischen  lagen  auch  katholische 
Petitionen  auf  dem  Tische  des  Hau-es,  Ehe  es  zur  Debatte  kam, 
bemühte  s^ich  der  evangelische  Pfarrt^r  und  Reichsraihsabgeordnele 
Schneider  sowohl  in  Wien  als  auch  in  Kremsier,  das  Ministerium 
für  die  sieben  Postulate  der  Evangelischen,  welche  die  Confercnz 
vom  Jahre  1848  in  ihrem  , Entwurf*  niedergelegt  hat,  zu  gewinnen. 
Er  that  es,  wie  er  uns  selbst  erzählt'),  mit  solchem  Eifer  und  solcher 


1)  Die  „Grundrechte'  sind  in  die  VrrfasMing  dt-  aeut-ehen  Reiches 
S  Min  1849  Bufeenommen  worden  Der  All  III  der  .Crimrirechle"  bildel  de 
ä  144-151. 

>)  Eriählungen  eipeR  alten  Paacori  aui  seinem   Leben,  18«0. 

i>K.Duch  de  PruIc-IilMinBUt  IBM,   K.  Ul  u.  IV.  10 


146 

Zähigkeit,  dass  ihn  der  Graf  Stadion  in  ärgerlichem  Tone  als  den 
Abgeordneten,  der  ihn  am  meisten  sckire,  bezeichnete  *).  Der  tapfere 
Pfarrer  Hess  sich  jedoch  nicht  abschrecken  und  stellte  dem  Minister 
das  Kommen  einer  Reihe  von  protestantischen  Deputationen  in  Aus 
sieht,  falls  sich  die  Angelegenheit  der  Evangelischen  verzögern  sollte. 
wie  sich  ja  eine,  bestehend  aus  einigen  evangelischen  Geistlidien 
Böhmens  und  Mährens,  am  2.  November  wirkUch  auch  in  Krcmsier 
eingefunden  hat,  um  sich  zu  erkundigen,  wie  es  dort  mit  der  evange- 
lischen Sache  stehe*).  Mitten  in  die  Verhandlungen  fiel  der  Thron- 
wechsel vom  2.  December  1848.  Das  kaiserliche  Patent  vom  2.  De- 
cember  1848.  mit  welchem  der  neue  Kaiser  allen  Völkern  der 
Monarchie  seine  Thronbesteigung  verkündete  •),  brachte  die  Garanbe. 
dass  denselben  die  constitutionelle  Regierungsform  erhalten  bleibe, 
und  damit  auch  die  Frage  nach  dem  Verhältnisse  der  Kirche  zum 
Staate  ihrer  bereits  schon  angebahnten  Lösung  entgegengefübrt 
werde.  ,Das  Bediirfniss  und  den  hohen  Werth  freier  und  zeitg^emäs^cr 
Institutionen  aus  eigener  Ueberzeugung  erkennend,  betreten  Wir  mi! 
Zuversicht  die  Bahn,  welche  Uns  zu  einer  heilbringenden  Um- 
gestaltung und  Verjüngung  der  Gesammtmonarchie  führen  soll.  — 
Auf  den  Grundlagen  der  wahren  Freiheit,  auf  den  Grundlagen  der 
Gleichberechtigung  aller  Völker  des  Reiches  und  der  Gleichheit  aller 
Staatsbürger  vor  dem  Gesetze,  sowie  der  Theilnahme  der  Volks- 
vertreter an  der  Gesetzgebung,  wird  das  Vaterland  neu  erstehen, 
in  alter  Grösse,  aber  mit  verjüngter  Kraft,  ein  unerschütterlicher  Bau 
in  den  Stürmen  der  Zeit,  ein  geräumiges  Wohnhaus  fiir  die  Stämme 
verschiedener  Zunge,  welche  unter  dem  Scepter  Unserer  Väter  ein 
brüderliches  Band  seit  Jahrhunderten  umfangen  hält*  —  so  sjM-ach 
der  neue  Kaiser  in  seinem  Manifest;  man  begreift  wohl,  dass  da5 
Lesen  desselben  im  Reichstage  bei  vielen  Stellen  von  lauten  Zeichen 
der  Zustimmung  unterbrochen  wurde*).  Hätte  man  doch  auch  dem 
, lebhaften  Wunsche*  des  Kaisers,  welchen  er  in  dem  an  den  Reichs- 
tag gerichteten  Rescript  äusserte,  Rechnung  getragen:  ^dass  das 
Verfassungswerk   sobald   als  möglich  zu  Stande  gebracht  werde !*-i 


I)  Erzählungen  etc.,  S    66. 

«)  Erzählungen  etc.,  S    67. 

>)  RG.-Bl.  1849,  Ergänzungsband,  S.  1. 

*)  Helfert,  Thronbesteigung  etc.  S.  334. 

»)  Ibid. 


147 

Die  Worte  des  kaiserlichen  Antrittsmanifestes  haben  auch  die 
Herzen  der  Evangeh'schen  mit  frohen  Hoffnungen  erfüllt.  Und  das 
i^imsomehr,  als  sie  in  dem  am  29.  Jänner  1849  sanctionirten  Erlass 
des  Ministeriums  des  Innern  vom  30.  Jänner  1849  '),  betreffend  einige 
provisorische  Verfugungen  in  Bezug  auf  die  Verhältnisse  der  Akatho- 
liken,  welche  bis  zur  definitiven  Regelung  der  kirchlichen  Verhält- 
tiisse  im  Allgemeinen,  durch  ein  auf  constitutionellem  Wege  zu  er- 
lassendes Gesetz  Geltung  haben  sollten,  ein  ^ etwas  verspätetes 
Weihnachtsgeschenk*   erhielten. 

Dieser  Erlass  bedeutete  die  Antwort  auf  das  Bittschreiben  der 
Conferenz  vom  10.  August  1848.  Sie  war  befriedigend  bis  auf  die 
Punkte  hinsichtlich  des  Bekenntnisses  der  Kinder  aus  gemischten 
Ehen  und  die  Trauung  confessionell-gemischter  Paare,  welche  Punkte 
vorläufig  in  suspenso  belassen  wurden.  Es  schien  ausgemacht  zu  sein, 
dass  man  einer  Kirche,  welcher  man,  wenn  auch  provisorisch,  solche 
Rechte  einräumt,  wie  die  Abschaffung  der  Bezeichnung  ^Akatholiken*, 
zu  welcher  man  den  freien  Uebertritt  gestattet,  der  man  die  Matriken- 
führung iiberlässt,  deren  Glieder  man  von  den  bisher  üblichen  Stoll- 
gebühren und  anderen  Giebigkeiten  an  katholische  Geistliche  und 
Schullehrer  befreit  und  denen  man  das  Eheaufgebot  in  einer  ihnen 
convenirenden  Weise  regelt,  nicht  mehr  zu  einer  Religionsgesellschaft 
zweiten  Grades  degradiren  werde.  Jedenfalls  bedeutet  der  Erlass 
vom  30.  Jänner  1849  das  neue  Zugeständniss  der  Regierung,  dass 
es  in  Oesterreich  keine  katholische  Staatskirche  mehr  geben  soll. 

Das  war  aber  erst  der  allgemeinste  Rahmen  des  Bildes,  welches 
das  Verhältniss  von  Staat  und  Kirche  in  Oesterreich  darstellen  sollte. 
Das  Bild  selbst  zu  zeichnen,  war  die  Pflicht  des  constituirenden 
Reichstages.  Er  ist  leider  derselben  nicht  nachgekommen.  Debattirt 
wurde  in  demselben  über  das  Verhältniss  von  Staat  und  Kirche 
allerdings  viel;  manches  gute,  aber  auch  manches  geschmacklose 
Wort  —  wie  z.  B.  jenes  des  katholischen  Priesters  Halter,  eines 
Vertheidigers  des  Josefinismus,  welcher  Kirche  und  Staat  mit  den 
siamesischen  Zwillingen  verglich")  —  ist  in  der  Debatte  gefallen;  aber 
Erfolg  hatte  sie  schliesslich  keinen.  In  derselben  machte  sich  eine 
seltene  Vielseitigkeit  der  Standpunkte  geltend.  Der  starrste  Josefi- 
nismus  fand   seine  Vertheidiger  ebenso,   wie  der  Grundsatz  völliger 

>)  R.-G.BI.  I.  Ergänzungsband,  Nr.  107 

»)  Hclfert.  Der  ungarische  Winterfeldzug  etc.,  1886,  Tl.  Th.,  S.  112. 

10* 


148 


Trennung.  Im  Ganzen  machten  die  Berathungen  den  Eindruck  des 
Leidenschaftlichen  und  Unklaren.  Da  dieselben  doch  nur  zwecklos 
waren,  möge  es  uns  erlassen  werden,  auf  sie  einzugehen.  Wir 
bemerken  nur,  dass  auch  Schneider  vor  dem  ,Thoresschluss*  des 
Reichstages  eine  cinstündige  Rede  hielt,  in  welcher  er  den  Zustand 
der  evangelischen  Kirche,  ihren  Druck  und  ihre  Leiden  schilderte 
und  gerechte  Abhilfe  verlangte  *) ;  eine  Rede,  welche  ihm  sein 
College,  der  spätere  Geschichtsschreiber  des  Reichstages,  H eifert,  der 
selbst  eine  bemerkenswerthe  Rede  über  die  kirchenpolitische  Frage 
hielt,  recht  übel  nahm,  wie  er  überhaupt  auf  den  lästigen  Abge 
ordneten  aus  Bielitz  nicht  gut  zu  sprechen  war ').  Schliesslich  einigte 
sich  der  Reichstag  auf  Folgendem ;  ,Das  Verhältniss  des  Staates 
zu  den  einzelnen  Religionsgenossenschaften  (Kirchen)  ist  durch  ein 
organisches  Gesetz  zu  regeln,  welchem  folgende  Bestimmungen  zur 
Grundlage  dienen  sollen:  1.  Jede  Kirche  steht,  wie  alle  Gesel.- 
schaften  und  Gemeinden  im  Staate,  unter  den  Gesetzen  und  dem 
Schutze  des  Staates ;  2.  jede  Kirche  ordnet  und  verwaltet  ihre  inneren 
Angelegenheiten  selbstständig.  Bis  zur  organischen  Regelung  des 
Kirchenwesens  auf  diesen  Grundlagen  werden  die  bisher  in  dieser 
Beziehung  vom  Staate  oder  von  einzelnen  Personen  ausgeübten 
Rechte  und  die  denselben  entsprechenden  Verbindlichkeiten  aufrecht 
erhalten*').  Das  war  mit  Rücksicht  auf  die  langen  und  erregten 
Debatten  so  ziemlich  ein  »ridiculus  mus*.  Und  auch  der  war  bereits 
dem  Tode  geweiht.  Die  Gegensätze,  welche  sich  bei  der  Berathun^ 
der  ^Grundrechte*  zwischen  der  Regierung  und  dem  Reichstage  je 
länger  desto  mehr  offenbarten,  schienen  schliesslich  geradezu  unaus 
gleichbar  zu  sein.  Die  Regierung  entschloss  sich,  den  Reichstag  n 
sprengen,  was  am  7.  März  1849  mit  Hilfe  des  Militärs  ausgeführt 
wurde.  Tags  darauf  erschien  das  schon  vom  4,  März  1849  datirte 
kaiserliche  Manifest,  durch  welches  der  Reichstag  für  aufgelöst  er- 
klärt wird,  weil  er  die  in  ihn  gelegten  Hoffnungen  im  Hinblick  aJ 
die  ihm  gestellte  Aufgabe:  das  Verfassungswerk  zum  Abschlüsse  zu 
bringen,  nicht  erfüllt  hat,  und  weil  die  inzwischen  eingetretenen 
siegreichen  Fortschritte  der  österreichischen  Waffen  in  Ungarn  die 
Sachlage    geändert    haben.    Es   soll   nun   eine   Verfassung    g^eben 


1)  Erzählungen  etc.,  S.  69. 

«)  H eifert,  Der  ungarische  Winterfeldzug  de,  II.  Th.,  S.  93  flP. 

»)  Helfen,  ib.,  III.  Th.,  S.  318  f. 


i 


149 

■werden,  welche  nicht  blos  .die  in  Kreinsier  vertretenen  Länder. 
■i^ondern  das  ganze  Reich  im  Gesammtverbande  umschliesst.  Dadurch 
,sei  das  Verfassungswerk  über  die  Grenzen  des  Berufes  dieser  Ver- 
^.ammlung  hinausgetreten*.  Zugleich  verkündete  das  Manifest,  dass 
der  Kaiser  beschlossen  habe,  .diejenigen  Rechte,  Freiheiten  und  politi- 
schen Institutionen,  welche  Ferdinand  I.  und  Er  selbst  den  Völkern 
Oesterreichs  zugesagt  haben,  aus  freier  Bewegung  und  eigener  kaiser- 
licher Macht  zu  verleihen"),  d.  h.  die  Verfassung  für  das  Gesamtnt- 
reich  zu  octroyiren.  Mit  dem  Manifeste  erschien  zugleich  eine  Reihe 
von  kaiserlichen  Patenten,  welche  sich  auf  die  Verfassung  bezogen '). 
Für  das  Verhätlniss  von  Staat  und  Kirche  ist  das  ,über  die  durch 
die  Constitution  eile  SCaatsform  gewährleisteten  politischen  Rechte' 
<R-G.-B1.  Nr.  151)  das  wichtigste.  Da  hcisst  es  (S.  1):  .Die  volle 
G'aubensfreiheit  und  das  Recht  der  häuslichen  Ausübung  des 
Religionsbekenntnisses  ist  Jedermann  gewährleistet.  Der  Genuss  der 
bürgerlichen  und  politischen  Rechte  ist  vom  Religionsbekenntnisse 
unabhängig,  doch  darf  den  staatsbürgerlichen  Pflichten  durch  das 
Religionsbckcnntniss  kein  Abbruch  geschehen.*  ti^öe  gesetzlich 
anerkannte  Kirche  (§2)  und  ReligionsgeseHschaft  hat  das  Recht 
der  gemeinsamen  Reiigionsiibung,  ordnet  und  verwaket  ihre  An- 
gelegenheiten selbstständig,  bleibt  im  Besitze  und  Genüsse  der  für 
ihre  Cuitus-,  Unterrichts-  und  Wohlthatigkeitszwecke  bestimmten 
Anstalten,  Stiftungen  und  Fonde,  ist  aber  wie  jede  Gesellschaft  den 
allgemeinen  Staatsgesetzen  unterworfen.'  —  Man  sieht,  dass  das 
bezüglich  der  Stellung  der  Kirche  im  Staate  Errungene  auch  jetzt 
behauptet  wird.  Der  Staat  will  keine  Staatskirche  haben.  Aber  er 
ist  auch  weit  davon  entfernt,  die  Bande  mit  den  Kirchen  zu  lösen. 
Er  hält  sein  ins  reformandi,  inspectionis  et  advocatiae  aufrecht.  Es 
gibt  staatlich  anerkannte  Kirchen  und  Religionsgesellschaften.  Nur 
diese  geniessen  Cultusfreiheit,  nur  sie  sind  öflentliche,  privilegirte 
Corporationcn,  In  dem  Patente  vom  4.  März  1849  hat  die  Petition 
der  evangelischen  Conferenz  vom  10.  August  1848  an  den  Reichstag 
sozusagen  ihre  Erledigung  gefunden.  Mit  vollem  Rechte  kann  man 
behaupten:  im  günstigsten  Sinne.  Die  Verfassung  vom  4.  März  1849 
stellt  für  das  Verhältniss  von  Staat  und  Kirche  in  Üesterreich    den 

>)  R,-G   Ul,  1849.  ErginiurgsUnd,  Nr.  149 

>)  Diese  Schrifmücke  wurden  emige  Tage  geheim  gehallen.      Erst  am   8    März 
brachte  sie  die  officielle  , Wiener  Zeitung'.   (Arneth,  A.  Ritter  *.  SchmerliiiE,   S.  310  ) 


150 

Grundsatz  der  Kirchenhoheit  auf.  und  sie  thut  es  in  einer  prä- 
ciseren  und  deutlicheren  Fassung,  als  die  Petition  der  evangeiischen 
Conferenz. 

Nun  handelte  es  sich  darum,  die  in  der  Verfassung  vom  4.  Mar? 
1849  enthaltenen  allgemeinen  Grundsätze  näher   zu  bestimmen   unc 

►  auf  die  Stellung  der  cin/.elnen  Kirchen   in  Oesterreich    anzuwenden. 

k  Nun  war  es  an  diesen   von  dem  ihnen  vom  Staate  gewährten  Rechte' 

.jede  gesetzlich   anerkannte  Kirche  und  Religion sgescllfchaft  ordnet 

I  und  verwaltet  ihre  Angelegenheiten  selbstständig* .  Gebrauch  zu  machen 

und  ihre  Angelegenheit  in  Ordnung  zu  bringen. 

Beide  Kirchen,  die  katholische  sowohl  als  auch  die  evangeiisch- 
gingen  abermals  ans  Werk.  Die  katholische  hat  mit  dem  Aufwände 
aller  ihrer  Kräfte  die  Action  von  1848  wieder  aufgenommen  Uno 
—  um  es  kur?.  zu  sagen  —  derAbschluss  eines  Concordatc-> 
war  das  Ziel,  dem  man  zustrebte ').  Den  Anfang  machte  die  in  der 
Zeit  vom  .30.  April  bis  17.  Juni  1849  in  Wien  tagende  BischorV- 
Versammlung.  >Bisher  hatte  man  eine  .•-olche  Versammlung  im  Kaiser 
Staate  noch  nicht  ge,=ehcn  ')  «  Die  Seele  der  Versammlung,  der  Spi- 
ritus rector  der  Verhandlungen,  war  der  damalige  Fürstbischof  von 
Ssckau,  Josef  Othmar  v.  Rauscher.  Die  Bischöfe  führten  in  ihren 
der  Regierung  vorgelegten  Specialschreiben  wiederum  eine  selbst- 
bewiisste  Sprache,  und  speciell  der  arme  Protestantismus  kommt 
gelegentlich  in  denselben  sehr  schlecht  weg.  Das  Wort  von  dem 
.untergrabenen,  zur  Auflösung  neigenden  Protestantismus*,  welches 
der  Erzbischof  von  Köln  in  seinem  Promemoria  über  die  synodale 
Zu.sammenkunft  der  deutschen  Bischöfe  (in  Würzburg)  geschrieben 
hat '),  wird  wiederholt,  und  dem  .der  Auflösung  rasch  entgegen- 
gehenden Protestantismus' die  katholische  Kirche*,  welche  unerschütter- 
lich auf  dem  Felsen  stehe,  welchen  Gottes  Hand  gcbaat".  gegei>- 
übcrgestellt ').  Wir  wollen  die  an  sich  gewiss  interessanten  Concordat^- 
Verhandlungen  im  Einzelnen  nicht  verfolgen.  Aber  die  Frage  dürfte 
wohl  nicht  ganz  überfliissig  sein,  ob  es  gelungen  wäre,  das  Con- 
cordat,    das  ja   seinem    Wesen   nach   ein   Vertrag   zwischen    dem 


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151 

päpstlichen  Stuhle  und  dem  Staate  ist,  zu  Stande  zu  bringen,  wenn 
ciie  Verfassung  vom  4.  März  1849  aufrechterhalten  geblieben  wäre? 
ISTach  dieser  (kaiserliches  Patent  vom  4.  März  1849,  R.G.-Bl.  Nr.  150) 
gehörte  unter    die  Reichsangelegenheiten    (VI.  Abschnitt,  §  36)  der 
.Abschluss  von  Verträgen  mit  fremden  Staaten  und  »die  Beziehungen 
des  Staates  zur  Kirche* ;  und  diese  Angelegenheiten  hatte  der  Kaiser 
im  Vereine  mit  dem  Reichstage  (VII.  Abschnitt,  §  37)  zu  besorgen. 
Hätte  sich  der  Reichstag  dazu  hergegeben,  ein  Concordat  zu  schliessen, 
von  welchem  schon  1816  Braig  und  Dolliner  in  ihrem  Referate  über 
ciie   damals  beabsichtigte  Ucbereinkunft  mit  Rom  das  Urtheil  in  den 
Worten   fällten:    »Concordate  mit   dem  römischen  Hofe  sind  immer 
eine   missliche  Sache  .'^**)    Nun,  man  machte  freie  Bahn  für  die  Ver- 
handlungen. Das  kaiserliche  Patent  vom  31.  December  1851*),  welches 
seine  Vorboten  hatte  in  dem  Patente  vom  13.  April  1851  (R.-G.Bl. 
!Nr.  92),  durch  welches  der  Reichsrath  für  eine  berathende  Körperschaft 
erklärt  wird,  in  dem  vom  20.  August  185P)  (über  die  Verantwortlich- 
keit   des   Ministeriums)    und    in    dem    a.   h.   Cabinetsschreiben    vom 
20.   August   1851*),    mit   welchem    der   Inhalt    dieser   Patente    dem 
Reichsrathspräsidium    mitgetheilt    wird,   besagte,    dass  in    Folge   der 
Gründe,    welche   dem    Kaiser    das   Ministerium    und    der    (nur   blos 
berathende)    Reichsrath    vorgetragen    hätten,    sich    Seine    Majestät 
bestimmt  sehen,    das  Patent    vom    4    März  1849    und  die   darin  für 
die  bezeichneten  Kronländer  verkündeten  Grundrechte    ausser  Kraft 
und  gesetzliche  Wirksamkeit  zu  setzen.  Damit  wurde  eigentlich  von 
Neuem  der  Absolutismus  eingeführt.  Das  Patent  erklärt  allerdings  aus- 
drücklich, dass  die  im  §  2  des  Patentes  vom  4.  März  1849  den  gesetz- 
lich   anerkannten   Kirchen    und    Religionsgesellschaften    zuerkannten 
Rechte  aufrechterhalten  werden  sollen.  Das  kam  natürlich  der  evange- 
lischen   Kirche   zugute;    aber   auch    der   katholischen   für   ihre   Con- 
cordatsverhandlungen,     für    welche    ausserdem    noch    die    etwa    zu 
erwartenden,    der    constitutionellen    Regierungsform    entspringenden 
Hindernisse    weggeräumt    waren.     Der    Erfolg    der    Verhandlungen 
konnte  nicht  zweifelhaft  sein.   Die  Stellunfr  des  Ministers  Leo  Thun 


0  Beer,    Kirchliche- Angelegenheiten    Oesterreichs    (1816 — 1842).    in    „Mitthei- 
lunpen  des  Ini^tituN  für  österreichif^che  Geschichtsforschung«,  1897,  Bd.  XVIII.  S.  519. 
»)  R.G.-Bl.  Nr.  3  ex  1852. 
»)  R.-G.-BI.  Nr.   194. 
*)  R.G.-Bl.  Nr.   196. 


152 

w.ir  der  ciericalen  l'artei  gegenüber  eine  schwache.  Er  hatte  an 
den  Unterhandlungen  geringen  Antheil,  Rauscher  dag^cn  voll- 
kommen freie  Hand.  Der  Regierung  fehlte  es  ,an  einer  eeschicfcen 
offiziellen  Vertheidigung  ihrer  Interessen* ').  Das  Concordat  \on 
lH;>ä  (Patent  vom  5,  NovemberJ')  bedeutete  eine  Niederlage  der 
Regierung,  eine  Sprengung  des  durch  das  Patent  vom  4.  Mirz 
1K49  vorgezeichneten  Rahmens  ßir  das  Verhältniss  von  Staat  und 
Kirche,  insofern  es  sich  um  die  katholische  Kirche  handelte.  ,Die 
heilige  römisch-katholische  Religion  wird  mit  allen  Befugnissen  und 
Vorrechten,  deren  dieselbe  nach  der  Anordnung  Gottes  und  den 
Hestimmungen  der  Kirchengesetze  gemessen  soll,  im  ganzen  K^5er- 
tlntme  Ocsterrcich  und  allen  Ländern,  aus  welchen  dasselbe  besteh: 
immerdar  aufrecht  erhalten  werden*,  so  lautet  der  Artikel  I  de' 
vielüch  nach  bayerischem  Muster  gearbeiteten  Concordates.  Wir 
5;laiihen,  dass  diese  Worte  mehr  besagen  als  alle  Kritik  und  Er- 
kUruni:;en.  l'nrtteifclhaft  ist  es,  dass  das  Concordat  die  katholische 
Kirche  vom  Staate  nicht  nur  emancipirt,  sondern  es  hat  ihn  dersei're: 
dienstbar  sjemsoht,  indem  es  in  ihm  die  HcrrschafE  des  caiioni«cheti 
K echtes  von  Neuem  inaa^urirte*!.  Nicht  richtig  geurtbeilt  ist  es, 
.iass  i1.*s  Conoor.iii  der  Kirche  geben  f-t»;!te,  «as  der  Kirche  ist.  urd 
dem  Stiuic,  was  dem  Staate  is:'i.  Es  hat,  g^L-'indc  gesagt,  dem  Sra_;c 
ä;e:>v^nimen,  was  des  Suates  war.  L'r>d  »«<:  nicht  ai-f  die  wahr; 
Hcäf.iTan,;  i^e«  d^:)corda:es  der  begösertc  Irbe!  der  Arr.ärger  es- 
r.:!rsm.'.T'.;;)-^en  Kich:-.-r^  hvn  '  '  Einer  von  -hrtcn  ;;nr.c.  ;  hcl:ti^:  M;^ 
machre  in  Oesicrrcich  «te-dervni  ka:!ic*".»cbe  Fc-'-rTi;'.  ,E=  war  ge- 
i» ':>;#; rr.TiavM«  die  Rcacri\Tr.-.Tig  des  ntsefisiscber!  Staats^cdaniea.-, 
aSer  i:n;cr  i:Tii; i^nsri^rn  -.-s^icreai  VciiiiJtr.isser.  ira  R-.:are  s:ft  ie' 
viel  i>?!;-chrende*i  l,a-h.i".i^ic:be-.  Krcbi.  wejzb;-  vcn  ~tr-  r:^  Herrs-rrii 
nr-'  <"^TtTi,irT*m  _1e*."jiteT>..v,ien  g*  ehe.  in  äec!  >e^r.a.-.£T:  i^st;,  r- 
v\M.-.-.:vlA:e  v.>m   3ii.  Aiiiraa  IS.^^  ihrer.  ^5^  iösr  drr  _" .-^te^i^— ■_! 


I  K,  r.  R   -tÄ. 


lo3 

Oesterrdchs  errang*  —  so  urtheilt  über  die  Concor datszeit  Krones*); 
und  er  hat  den  Nagel  auf  den  Kopf  getroffen.  Uod  hat  man  römi- 
scherseits  darauf  hingewiesen,  dass  das  Concordat  auf  demselben 
Grundsatze  der  Autonomie  beruhe  wie  das  Protestantenpatent  von 
1861  »).  dann  ist  darauf  einfach  zu  antworten,  dass,  wenn  wir  auch 
von  der  Art  des  Zustandekommens  beider  Urkunden  absehen,  der 
Zweck  beider  Acte  himmelweit  von  einander  verschieden  ist.  Die 
evangelische  Kirche  will  sich  selbst  verwalten,  ohne  über  den  Staat 
zu  herrschen,  dem  sie  sich  in  rechtlicher  Hinsicht  willig  unter- 
ordnet. Die  katholische  Kirche  will  sich  regieren,  um  auch  den  btaat 
regieren  zu  können.  Zu  diesem  Zwecke  schliesst  sie  ja  ihre  Con- 
cordate. 

Der  Erfolg,  den  man  sich  vom  Concordate  versprach,  ist  aus- 
geblieben. Nicht  einmal  der  katholischen  Kirche  hat  es  das  erwartete 
goldene  Zeitalter  gebracht").  Die  Wirkungen  der  im  Concordate 
niedergelegten  Grundsätze  sprachen  wahrlich  gegen  dieselben.  Die 
Opposition  gegen  das  Concordat  war  deshalb  berechtigt,  wenn  auch 
zugegeben  werden  mag,  dass  sich  an  derselben  auch  Solche  be- 
theiligten, welche  nicht  einmal  recht  wussten,  was  das  Concordat 
eigentlich  ist*).  Und  speciell  die  Evangelischen  hatten  allen  Grund, 
sich  an  der  Opposition  zu  betheiligen.  Man  braucht  nur  den  ersten 
Artikel  des  Concordates  in*s  Auge  zu  fassen,  um  sofort  darüber  in 
Klarenn  zu  sein,  was  man  von  Behauptungen  zu  halten  habe,  wie: 
dass  es  ein  grundloses  Gerede  wäre,  das  Concordat  trete  ihrer  Kirche 
nahe;  es  berühre  ihr  Verhältniss  zum  Staate  gar  nicht  etc.*).  Ist  es 
schliesslich  doch  nicht  das  Concordat  gewesen,  welches  dem  Staate 
—  wir  wollen  sagen :  nicht  einmal  Zeit  liess.  auch  die  evangelische 
Kirche  zu  befriedigen? 

Sie  führte  inzwischen  noch  immer  ^ein  Leben  im  Provisorium*. 
Selbstverständlich  empfand  sie  schwer  den  Mangel  eines  Gesetzes, 
welches    den  Grundsätzen    der   neuen    (vom    4.  März   1849)   Reichs- 


*)  Handbuch  der  Geschichte  Oestcrreichs,  Bd.  IV,  S.  648;  am  18.  August,  dem 
Geburtstage  des  Kaisers,  ist  das  Concordat  von  Rauscher  und  dem  Nuntius  Visde 
Preala  unterzeichnet  worden. 

»)  So  Buss,  a.  a.  0„  S.  422 

»)  Vgl.  Geffcken.  S.  637  flf. 

*)  Brück,  III,  205. 

*)  Schulte,  a.  a.  O.,  S.  50,  65  und  sonst. 


154 

Verfassung,  wie  ihren  BeJürfnissen  aÜFeitig  entsprochen  '/.   d.  h.  :Liy 
Verhältniss  der  evangelischen  Kirche  zum  Staate  endgiltig    gereg .': 
hätte.  Superintendent  Franz  aus  Wien    nahm    die  Action    von  IS-i^ 
wieder  auf.  Seinen  Bemühungen  ist  es  gelungen,  dass  (26.  März  l'^4;* 
ein  Gesetzentwurf  dem  Ministerium  des  Innere:i  vorgelegt  wurde.   A. 
Anregung  Bach's  (Ministerial-Erlass  vom  27.  Juni  1849;  kam  es  r - 
einer   die   erste  Synode    vorbereitenden  Versamnalur.:: 
der  österreichischen  Superintendenten  und  ihrer  Ver- 
trauensmänner  in  Wien,    welche  das  evangelische  Pendant  : 
der  in  demselben  Jahre  in  Wien  tagenden  Bischofs  Versammlung  vor- 
stellte. Die  Versammlung  ist  zu  dem  Zwecke  einberufen  worden,  dam:: 
sich  das  Ministerium,  um  die  Beziehungen  zwischen  Staat  und  Kirch, 
regeln  zu  können,  mit  den  gesetzlichen  Vorständen  der  evangelisch.- 
Kirche   in  jenen  Kronländern,    für  welche   das  Patent  vom    4.  Mkr 
1849  erfloss,  in  unmittelbaren  Verkehr  setzen  und  deren  Gutachter 
einholen    könne.     Die  Berathungen   währten   vom   29.  Juli    bis    rani 
14.  August.     Sie  wurden   gemeinsam    gehalten,   nachdem    man    s'cr 
dessen  versichert  hat,  dass  man  allgemein  für  das  Princip  der  prc-- 
byterial- synodalen  Verfassung   ist,    und    dass    die    Regierung    gcC'" 
diesen  Modus  der  Berathungen  nichts  einwende  *).   Als  Directiv  d:ont . 
der  Conferenz    die   Mittheilung  Bach 's,  dass   die  Regierung    auf  alle 
Verbindung  mit  der  Kirche  nicht  verzichten  wolle.    Mit  Eifer.  Ern-t 
und  Mässigung  ging  die  Versammlung  zu  Werke.  Das  Resultat  ihrer 
Berathungen  bezüglich  des  Verhältnisses  von  Staat  und  Kirche  war 
das  ,  Gutachten  der  Superintendenten  und  Vertrauensmänner  über  i: » 
Regelung  der  Verhältnisse  zwischen    der  evangelischen  Kirche   u... 
dem  Staate*  vom   18.  August*),  welches  am  19.  Augu.<5t  dem  Cultus- 
minister  mit  einem  Gesetzentwurf*)  übergeben  wurde.  Diese  Schrift 
stücke,    welche   geschickt   concipirt  sind,    werfen  Licht   auf   die  Av 
schauung  der  Superintendenten  und  Vertrauensmänner  vom  Verhältnis^ 
der  Kirche  zum  Staate.  Sie  greifen  auf  die  Verfassungen  vom  25.  Apii 
1848  und  4.  März  1849  zurück  und  ziehen  aus  ihnen  die  Consequenzcr. 


*)  Verhandlungen  und  Vorschläge  der  rur  Regelung  der  Vcrhälttisse  der  evat  g- 
lischen  Kirche  zum  Staate  im  Summer  1849  nach  Wien  einberufenen  Versanim'nr-: 
2.  Aufl.,  1850,  S.  10 

«)  Durch  die  Deputation    bei  Bach   den  31    Juli.    (Verhandlungen  ctc ,    S    24. 

»)  Verhandlungen  etc.,  S    76  6f. 

*)  Verhandlungen,  S.  94  ff. 


155 

fitr  die  evangelische  Kirche.  Neue  GcJankcn  sprechen  sie  allerdings 
nicht  aus.  Sie  verlangen  die  Gleichberechtigung  der  evangelischen 
Kirche  ats  Corporation,  Gleichberechtigung  ihrer  Mitglieder  in  bür- 
gerlicher und  politischer  Hinsicht,  Sie  fordern  Selbstständigkeit  für 
die  evangelische  Kirche,  welche  sich  in  dem  consequent  durchgeführten 
Principe  der  Selbstverwaltung  äussern  sollte  und  natürlich  die  Ab- 
schaffung der  von  ,Oben*  eingesetzten  Consistorien  involvirle '). 
Diese  Selbständigkeit  der  Kirche  sollte  aber  , keine  Trennung  und 
Entzweiung,  sondern  höhere  Einigung*  bedeuten ').  Es  wird  an  der 
Anerkennung  der  Kirche  durch  den  Staat  (Gesetzentwurf  §  1),  am 
Oberaufsichtsrecht  desselben  (Gutachten,  S.  87)  festgehalten,  sein 
Schutz  und  Schirm  wird  (Gutachten,  S.  87)  in  Anspruch  genommen, 
ja,  man  geht  sogar  so  weit,  die  baarc  Besoldung  der  angestellten 
evangelischen  Geistlichen  vom  Staate  zu  verlangen  (§  25  des  Gesetz- 
entwurfes), ohne  es  zu  merken,  dass  sich  diese  Forderung  mit  dem 
früher  verlangten  Princip  der  Autonomie  nicht  vereinigen  lasse!  So 
lauteten  die  Stimmen,  nicht  der  Kirche,  —  das  wollte  die  Confcrenz 
nicht  sein  —  aber  aus  der  Kirche  Ihnen  mehr  Nachdruck  zu  geben, 
be:tweckie  die  Gelegenheitsschrilt  Schimko's,  ,das  kirchlich-religiös'e 
Leben  im  constitutionellen  Staate*  (1850),  eine  der  wenigen  literari- 
schen Erscheinungen  aus  dem  Gebiete  unseres  österreichischen  evange- 
lischen Kirchen  recht  es. 

Als  die  Deputation  der  Confcrenz  dem  Minister  Grafen  Leo 
Thun  die  Schriftstücke  überreichte,  ist  von  diesem  bemerkt  worden, 
man  möge  es  ihm  nicht  als  Mangel  an  Aufmerksaml;eit  oder  Inter- 
esse auslegen,  wenn  die  Entscheidung  in  jenen  verwickelten  Ange- 
legenheiten vielleicht  nicht  so  schnell  erfolgen  dürfte,  als  es  von 
mancher  Seite  her  gewünscht  werde').  Sie  hat  allerdings  ziemlich 
lange  auf  sich  warten  lassen.  ...  Im  September  1855  feierten  die 
Evangelischen  das  300jährige  Jubelfest  des  Religionsfriedens  von  1555. 
Einige  Tage  vorher  ist  das  Concordat  unterzeichnet  worden ;  mit 
welchen  Gefühlen  mögen  die  Evangelischen  Oesterreichs  ihr  Jubiläum 
begangen  haben?  -Man  hätte  freilich  erwarten  können,  dass,  nachdem 
das  Gouvernement  mit  grösster  Liberalität  die  römisch-katholische 
Kirche  befriedigt  hat,  wird  es  nicht  länger  Anstand  nehmen  dürfen, 

i)  Verhandlungen   elc  .  S    85  tf,. 
')  Verhandlungen.  S    87. 
■)  Ver;,»ndluT.grn,  S.  74. 


J 


156_ 

nach  den  wiederholten  Verhetssungen  auch  den  Evanjjelischen  das- 
jenige zu  gewähren,  was  zur  Begründung  ihrer  Autonomie  unuir. 
gänglich  nöthig  ist*  *).  Bis  zum  Jahre  1859  ist  jedoch  damit  gezögert 
worden.  Die  politischen  Ereignisse,  die  sich  in  Italien  abgespielt  habe 
und  in  Ungarn  im  Interesse  des  passiven  Widerstandes  soviel  a!- 
möglich  ausgenützt  wurden,  zeio^ten  den  Concordatsstaat  in  seiner 
ganzen  Jämmerlichkeit  und  Unhaltbarkeit.  Damit  ist  auch  die  Zeit 
gekommen,  am  Ausbau  Oesterreichs  in  einer  anderen  als  der  durch 
das  Concordat  bezeichneten  Weise  zu  arbeiten.  Den  Anfang  machte 
die  Allerhöchste  Entsch Messung  vom  1.  September  1859.  durch 
welche  dem  Minister  aufgetragen  wurde.  ,die  geeigneten  Kinleiton:.er 
zu  treifen,  damit  auch  in  dem  Kirchenregimente  der  diesen  Con>i- 
storien  unterstehenden  Evangelischen  A.  und  H.  C.  jene  Verbesse- 
rungen eingeführt  werden,  welche  anerkannten  Bedürfnissen  ent- 
sprechen, daher  die  Consistorien  anzuweisen,  mit  Berücksichtigung 
jener  Berathungen,  welche  im  Jahre  1849  von  den  Superintendenter. 
und  Vertrauensmännern  bezüglich  der  Regelung  des  Kirchenregi- 
mentes gepflogen  wurden»  in  reifliche  Erwägung  zu  ziehen,  tnwiewc::: 
es  unter  Aufrechthaltung  der  zu  Recht  bestehender. 
Consistorialverfassung  den  Verhältnissen  entspredien  wurde 
ihnen  in  der  aufsteigenden  Gliederung  der  kirchenregimentlichen  Organe 
eine  Betheiiigung  einzuräumen  etc.*^.  Auch  Ungarn  ist  nicht  ver- 
gessen worden.  Es  erhielt  durch  das  bekannte  Patent  vom  1.  Sep 
tember  1859*)  seine  octrojirte  evangeli^he  Kirchenverfassang.  In- 
zwischen hatte  Leo  Thun  das  Protestantenpatent  bereits  ausgearbeitet* 
Die  Verhältnisse  in  Ungarn  hatten  das  Erscheinen  des  Diplomes  vom 
20.  October  1860  zur  Folge,  welches  die  neue  constitutioneile  Acra 
einleitete.  Das  Octoberdiplom  *1  spricht  sich  iiber  das  Verhältm55 
von  Staat  und  Kirche  nicht  aus,  sondern  sichert  im  Allgemeiiien  d^n 
Unterthanen  die  Gle'chhett  vor  dem  Gesetze  und  verbürgt  Allen  ha-c 
Religionsübung.  In  Folge  des  Widerstandes,  auf  welchen  das  October- 


18L-6,  S    117. 

*^  Dx<    G&tAchtcB    d«»  Cocsssscrrnas    list    «^    EHm  de«    1&.  Mi.^  IggO     t- 
>:«I  t  für  das  Verhi  raiss  ro«  Scsa;  iwd  Kirtte  te»re  rrscK  Gesic-Ässite  »il 

«•  R.^.  B  .  Xr.  1«. 

*    Brtck.  •.  ».  O^   Ilt  207 

»•  R.G.B:    Nr.  2ÄI 


157 

Jiplonn  stiess,  kam  der  Staatsmims'er  Schmerling,  ,ein  Liberaler 
.■om  reinsten  Wasser*,  ans  Ruder  (13.  December  1860).  Dieser 
schuf  das  Patent  vom  26.  Februar  1861  '),  durch  welches  im  öster- 
reichischen Reichsrathe  ein  gesetzgebendes  Organ  geschaffen  wurde, 
das  sich  mit  solchen  Gegenständen  befassen  sollte,  die  sich  auf 
Rechte,  Pflichten  und  Interessen  beziehen,  welche  allen  Königreichen 
und  Leandern  gemeinschaftlich  hind*.  Ueber  das  Verhältniss  von  Staat 
und  Kirche  spricht  sich  das  Patent  nicht  ans,  da  ja  die  Regelung 
dieses  Verhällnisses  in  die  Competenz  des  Reichsrathcs;  gehörte.  Das 
Februarpatent  hat  das  noch  nicht  durchgeführte  Concordat  völlig 
unausführbar  gemacht.  Man  begann  bereits  das  Concordat  zu  be- 
graben, obwohl  es  eigentlich  nicht  gestorbi;n  ist  Wie  stellte  sich 
Schmerling  zu  den  Forderungen  der  evangelischen  Kirche?  Ehe  der 
eigentliche  Feldzug  gegen  das  Concordat  im  Reichsrathe  eröffnet 
wurde,  unterbreitete  Schmerling  da.s  Prote^tantcnpatent  der  Aller- 
höchsten Sanction.  Diese  ist  ihm  auch  nicht  versagt  worden.  Damit 
hat  die  Eingabe  der  Superintendenten  und  Vertrauensmänner  vom 
18.  August  1849  ihre  Erledigung  gefunden.  Welcher  Art  war  dieselbe? 
Wie  ist  die  Basis  gestaltet,  welche  durch  das  Protestantenpatent  für 
das  Verhältniss  von  Staat  und  evangelischer  Kirche  geschaffen  wurde.*^ 
Oas  ist  leicht  aus  dem  Protestanten  patent  herauszulesen,  dass  hier 
die  Gleichberechtigung  der  evangelischen  Kirche  mit  den  anderen 
staatlich  anerkannten,  mit  den  Consequenzen  dieser  Gleichberechtigung 
principiell  ausgesprochen  wird  (die  Anfangsworte  des  Patentes).  Der 
evangelischen  Kirche  wird  die  Autonomie  (gi?  1,  24)  und  die  Cultus- 
freiheit  [§  2)  zugesichert.  Von  einer  Trennung  der  evangelischen 
Kirche  vom  Staate  weiss  das  Protestantenpatent  nichts.  Das  ganze 
Protestantenpatent  ist  ein  Beweis  dafür,  dass  der  Staat  die  evange- 
lische Kirche  zu  den  gesetzlich  anerkannten  rechnet  (vgl.  auch  §  24); 
er  behält  sich  das  oberste  Aufsichtsrecht  vor  {§  9)  und  gewährleistet 
der  evangelischen  Kirche  sein  Schutzrecht  (§§,  10,  20).  —  Das  Alles 
deutet  daraufhin,  dass  der  Staat  der  evangelischen  Kirche  gegenüber 
die  Stellung  einzunehmen  gedenkt,  welche  die  Superintendenten  und 
Vertrauensmänner  als  die  von  ihnen  erwünschte  bezeichneten,  und 
welche  als  Kirchenhoheit  bezeichnet  zu  werden  pflegt.  Dann  ist 
wohl  durch  das  Protestantenpatent  Alles  das  erreicht  worden,  was^ 
die  Conferenzmänner  von  1848  und  1849  e'rstrebten?  Die  Frage  kann 
■)  R.-G.Bl.  Nr.  20  ex  1861. 


158 

nicht  bejaht  werden.   Die  §§  25,   16  und  9  des  Protestaritenp^t/":- 
lassen    dies  nicht   zu     Den  Majestätsrechten,    wc che    d -- ;- 
das  Protestanten  patent   für   immerwährende  Zeiten   gewahrt    w-j^i  - 
sollen,  darf  ke  n  Eintrag  geschehen  '§  25«.  Das  i  a  n  d  e  5  f  u  r  «^  1 1 :  c  t 
Oberaufsichts-   und  Ven*-ährungsrecht  über  die   evange  ische    K>:i 
wird — die  Sr.  Majestät  eigenen  Beschlussnahme  vorbehalte^«: -•  F^ 
ausgenommen  —  in  höchster  Instanz  von  dem  Mini^-tenum  av^;.-.  ■ 
werden  i§  IB».  Und  die  bisher  bestandenen  evangelischen  Consi-»t   r  - 
in  Wien    haben    fortan   die  Bezeichnung  ,FC  k.  evangeL-schcr  <^c.' 
idrchenrath*   zu  fuhren  »'§  8».   d    h.  in  dieser  Institution  lebt,   ^^'v  -- 
ja  die  Allerhöchste  Entsch^iessung  vom  1.  September  1859  verlor  jt 
die  alte  Consistorial Verfassung   in  der  neuen,    presbjterial-fjTic-i -.    r 
für    welche    das    Protestanten  patent    ebenfalls    die    Grundzügre    'ls:- 
setzt.    weiter.    In    dieser  Hinsicht    hat   man    allerdings    die   \Vur:-:~ 
der  Superintendenten  und  Vertrauensmänner  nicht  berücksichtig    «:* 
sich  ja.  wie  wir  gesehen  haben,  gegen  ein  Consistoriam,  welches  v:- 
,Oben*  eingesetzt  wäre,    erklärt  haben.    Und  man  konnte  <ie  rlci: 
berücksichtigen,    weü  man    die  Beziehung   der  evangelischen   Kirr  * 
zum  Staate   enger   fassen  wollte   als    sie.    Es  ist  offenbar,    das?  i-i- 
durch    das  Protestanten  patent  bestimmte  Verhältniss    zwischen    z.r 
Staate  und  der  evangelischen  Kirche  nicht  das  der  reinen  Kirr^  r 
hoheit    ist.    Die  Unabhängigkeit    und   Selbstständigkeit    der    ev^r:;. 
lischen  Kirche   ist    durch  das  festj^ehaltene    landesherrliche  Kirch. r 
regiment  beschrankt.  Man  kann  Rieker*)  nicht  Unrecht  geben.   ^  >': 
er  sagt,    dass    in  Oesterreich    der  Landesherr    nicht   blos    kirchvr- 
hoheitliche,  sondern  auch  kirchen  regiment  liehe  B<;fi2cr->- 
in  Anspruch  ninunt,  zwar  n»cht  formell,  dem  Rechtstitel  nach,    a*:  .: 
materiell,  de  facto,  was  er  natürlich  nicht  in  Folge  seiner  kircli!::h.' 
sondern  seiner  staatlichen  Stellung  thut. 

Damit  i>t  eigentlich  auch  schon  die  Frage  beantwortet,   ob  --' 
Weg»  auf  welchem  der  e. angelischen  Kirche  ihre  magna  charta  :. 
theil  geworden  ist.    ein   berechtigter  war?    Ob  nicht  jener  Theil   c^ 
Protestantenpatentes,    der   sich    auf  difi   Stellung    der    evang^e lisch.' 
Kirche  im  und  zum  Staate  bezieht,  durch  den  vom  Februarpatent  £. 
schaiTenen  Reichsrat h.  die  öifi  Organisation  der  evangelischen  Kf-c. 
betrenende  Partie  von  dieser  selbst  gesetzgeberisch  hatte  zu  Star: 
kommen  sollen?  Mit  Rucksicht  auf  die  Stellung,  welche  der  LaBi.- 

^)  Die  rech:  cac  S^e.Iung  ctc^  S.  457  f. 


hr_rr  der  L'vangulischcii  Kirchs  L;e;^M'iuibcr  in  Zukunft  r[nzi!nL'!imLTi 
gi'Jachte.  kann  von  seinem  Standpunkte  aus  sein  Vori^ulim. 
w.'lchcs  auf  die  Regelunff  dur  äusseren  Ve  r  h  a  1  tn  i ;;  so 
<!iT  evangelischen  Kirch  L-  abz  weckte,  nirht  als  unberechtigt 
liLveichnet  werden  Und  es  ist  unsere  iiuierste  Ueber7-e';iiiin!;.  dass 
du:  evangelische  Kirche  Desterreichs  in  ih'-em  ^nissten  Interesse  sje- 
h.üdelt  hat,  dass  sie  dicken  Standpunkt  luid  die  Initiative  ihres 
>chijtz-  und  Schirmherrn  durch  die  dankbare,  freudige  Atinahnic  des 
i'riitestantenpalentcs  als  berechtigt  anerkannt  hat.  Und  wenn  auch 
:!ii;e-tanden  werden  niiiss,  d;iss  die  al  1  go  in  ein  e  ji  Umrisse  der 
kirchlichen  Organisation,  welche  das  Trutestantenpatent  enllitilt, 
äu  bestimmen,  eigentlich  schon  in  die  CompetenK  der  ihre  Anjfele.ijen- 
k'ilen  selbststrinrii^  ordnenden,  verwaltenden  und  leitenden  evange- 
lischen Kirche  fallt,  dass  also  das  l'rotc'^  tauten  patent  in  dieser  Hin- 
-icht  ein  octroyirte-:  Gese^z  ist,  sn  ist  2ii  sagen,  d.iiss  die  ev.m^elische 
Kirche  mit  diesem  octroyirten  Gesetj;e  ihr  Glück  gemacht  hat,  Sie 
»•»Tinte  sich  demselben  umsoniehr  fugen,  als  es  ihr  entgegenbrachte, 
wonach  sie  sich  sehnte:  die  presbyterial-synndale  Verfassung.  Mag 
m;iii  auch  auf  den  Zwiei^palt  oder  die  Inconyeqnen/.  —  man  nenne 
(■5,  wie  man  wulle  — ,  welche  das  l'rote'itantenpatent  Uei'.ui^lich  der 
.SlL'llung  zum  Staat:.'  und  ihrer  Selbstverwaltung  geset>;lich  fisirt,  hin- 
\KMsen:  wir  wollen  an  demselben  nicht  kritteln  und  rütteln,  da  wir 
'Isvon  überzeugt  sind,  dass  die  LnsunL;  der  kirchenpolitisichin  l'rage. 
Hi'lche  das  Protestanteniiatent  gebracht  hat,  für  die  evangelische 
Kirihc  in  der  Zeit,  in  welcher  es  diese  J.osnng  gebracht  hat  und 
in  di:ii  Verhältnissen,  in  welchen  sie  sich  damals  befunden  h.it  und 
iHch  heute  befindet,  die  ^iweckmassigste  und  be'^te  war').  Die  höh.' 
\W;sheit  und  Güte  unseres  Kaisers,  welche  ihm  gebot,  seine  Majestats- 
f'chlL'  der  evangeli-^cheii  Kirche  gegeiniber  -u  zu  iKschranken.  wie 
i-T  L-s  im  Protest,mtenji,itenle  :,^elhan  hat,  war  eim^r  der  vielen  fie- 
ivim-,  mit  welchen  Er  ge/eiL;t  hat,  «u  Ihm  das  Wnlil  und  Gedeihen 
lillSL'ier  Kirche  am    Herzen   liegt. 

Und    das    ist   w-ahrlich     un--er    aus    der   Tule    des    Her/.eiis    zum 
Hüumul    aufsteigender    Wiiii-ch:    Gntt    der    .Allmricbti-e,   der    un-^.ren 


■|  Mit  K« 


s^Ul  Kl. 


I  iKut 


.  :!:ni: 


160 


Herrscher  schon  oft,  in  den  schwersten  Stunden  seines  Lebens,  so 
wunderbar  getröstet,  gestärkt  und  emporgehalten  hat,  möge  es  iminijr 
wieder  und  ganz  besonders  in  diesen  Tagen  thun,  in  welchen  heller 
Jubel  in  Oesterrelchs  Gauen  ertönen  sollte,  aber  nicht  ertönen  kann, 
und  unserer  Kirche  die  Gnade  schenken,  dass  ihr  Schutzherr  noch 
lange  seine  Majestätsrechte  über  sie  ausüben  könne!  Und  wenn  wir 
nicht  jubeln  sollen,  dann  wollen  wir  doch  beten !  Wo  ein  treues 
evangelisches  Herz  in  Oesterreich  schlägt,  das  rufe  in  diesen  Tagen 
mit  den  Worten  des  XXI.  Psalmes:  Ja,  Herr,  überschütte  unseren 
Kaiser  mit  Segen!  Möge  er  durch  deine  Güte  fest  bleiben!  Im  go- 
walligen  Gebetschor,  in  welchen  auch  wir  unsere  Stimmen  mischen 
wollen,  möge  es  statt  des  Jubeins  zum  Throne  und  Herzen  Gottes 
klingen  und  dringen: 

,Salvum,  salvum  fac  regem,  domine!* 


II.  Symbolae  ad  recentiorem   C.  R.  ordinis  Theologorum  evangeli- 
corum  Vindobonensis  hjstoriam ')  congestae 


1 


A.  S.  R.  1898- 

Ordo   Theologorum    evangelicorum    Vindobonensis    quibiis    de 

I  ciussis   quandoque   a   divo  Francisco  I.   conditus   fucrit.   quid   et 

quantum  debeat  clementissimo  Imperatori  Francisco  Josephe  I.. 

cuius   auspiciis   institutum   theologicum    —    prius   enim    hoc   ordinis 

nomen  erat  —  facultatis  dtgnitatem  ac  Privilegium  doctores  licentia- 

tosque  renuntiandi  nactum  sit,  quum  solemnia  ordinis  semisaecularia 

occasioncm  narrandi  suppeditarent,  uberius  exposuimus ').  Nova  nunc 

fit  laetissima  scribendi  opportiinitate   data   non   eadem,   qua  incepta 

est,  ratione  historiam  persequi  visum  est  —  posteris  id  reiinquendum 

esse  duximus  —  sed   memorabilia  tantum  quaedam  placuit  ex  historia 

I  ordinis  pervulgare,  eaque  more  et  instituto  maiorum  Jatine. 

'  lllo    igitur   tempore,    quo    Imperator    potentissimus    imperium 

fuacepit,   profeasorum   superstites   cxstiterunt   Paulus   Laitnerus,  Fri- 

dericus  Daniel  Schimko,  Henricus  Augustus   Staehlinus,    sJnguli   sin- 

gulis  in  partibus  disciplinae   suae  versati,    Schimko   potissimum,    qui 


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1871. 

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H.  KI  u,  IV 

11 

-J 


162 

tanta  erat  memoria,  ut  vivum  quoddam  historiae  ecdesiasticae  ccni- 
pendium  commode  posset  appellari.  Adgregatus  est  his  triumvin- 
anno  1850  Gustavus  Georgias  Roskoffius,  qui,  iam  piius  docenci 
potestate  exstructus,  Veteris  Testament!  libros  interpretarctur.  Candii 
vir  generosique  animi,  in  speculativa  philosophia.  ex  quo  Halif 
Saxonum,  Hegelianorum  tunc  metropoli,  in  literas  se  abdider^t, 
apprime  exercitatus,  libris  de  historia  diaboli,  qua  quidem  non  re> 
a  diabolo  gestas,  sed  opiniones,  quae  de  diabolo  feruntur.  phi!<>s> 
phorum  more  historiam  architectatus,  recensuit,  et  de  ferarum  natior.JT. 
rcligionibus  *)  haud  exiguam  posthac  nominis  famam  sibi  compara^-it 
magnasque  et  meritas  ab  exteris  laudes  est  adeptus.  Simul  cum 
Schimkone  et,  postquam  hie  rüde  donatus  est'),  solus  liistonarr 
ecclesiasticam  enarrabat  Joannes  CarolusTheodorus  Otto,  Baumgarter.il 
Crussii,  theologorum  Jenensium  illo  tempore  principis,  in  doctrinae 
abundantia  copiaque  lectionis  sectator  •)  et  omnium  primus,  qui  — 
quam  et  Fridericum  Guilielmum  Krummacherum  *)  et  Joannem  Jacobum 


')  Das  Religionswesen  der  rohesten  Naturvölker.  Leipzig  1880. 

*)  Vir  singulari  et  bonitate  et  modestia  praeditus  supremum  diem  a.  1867  ob.  > 
Posonii  ibique  sepultus  est. 

Iam  iofirmus  ex  diuturno  morbo  ipsaque  senectute  adfllctus  hoc  fratribus  5ib:>  -r 
posuit  epitaphiam: 

Hie  tumulus  condit  tres  fratres,  nomine  Schimko, 

Quos  grandaevos  huc  pallida  mors  posuit. 
Hungariae  vicus  natalis  Podluzsan  illis, 

Cum  pater  hie  sacro  munere  functus  erat. 
Theöphilus  medicus,  Wilhelmus  sacra  colebat, 

Sacris  addictos  instituit  Daniel. 
Hi  lethi  memores  hocce  exstruxere  sepulchrum, 

Huc  veniens  dicat:  molliter  ossa  cubent. 

Librorum  monetarumque  thesaurum  Lyceo  Posoniensi  in  tutelam  tradidit.  iju' 
plura  scire  cupiat,  adeat  libellum:  Denkmal  der  Liebe,  welches  dem  F.  D.  Scbiink> 
Ton  seinen  Brüdern  und  seinem  Neffen  errichtet  wurde.  Pressburg  1868. 

*)  Et  ipse  vir  iuvenis  pompam  funebrem    amplissimi   sui   praeceptoris   duci^vit. 
Tale  autem  funus  erat,  tanto  comitatu,  tanta  magniiicentia,  tanta  etiam  ptetate  celebr^tjn} 
ut  haud  sciam  an  nullum  tam  diu  in  mentibus  Jenensium  haereret. 

*)  In    commentariorum    Friderici  Adolphi   Krimimacheri    ab  A.   W.   Moellero  x, 
1849  editorum  t.  I,  p.  212  haec  leguntur:   ,Von  Fritz  haben  wir  Briefe,  dass  er  rucb' 
nach  Wien  kommt,  weil  keine  protestantische  Facultäc  sein  soll.  Fiat  voluntas  Domirj 
Es  hat  mich    nicht   sonderlich,    Mutter   gar   nicht,    Fritz   fast    sehr  bekümmert."     P  «^ 
secunda  m.  Maii  a.  1820  epistolae  adscripta  est. 


163 

I-Terzogiutn    muneris    in    ordine   obtinendi    spcs   frustrata   esset  —  e 

Oermania  ad  nos  vocatus  est.  Cum  ecclcsiae  dogmatumque  historia, 

in   CUJUS  primae  partis  tantam  se  dederat  familiaritatem,   ut  reperire 

vix  ac  ne  vix  quidem  posses,  quod  ipsi,    praecipuo  veterum  Apolo- 

getarum  editori  et  commentatori,  incognitum  vel  inexplanatum  fuerit, 

tradenda  —  id  quod  pro  sua  linguarum,  graecac  cumprimis,  scientia 

facile  patrare  potuit  —  librorum  Novi  Foederis  interpretationem,  rectam 

illam  et  a  perversis  modis  liberam,  coniunxerat  usque  donec  Carolus 

Albertus  Vogeüus,   qui    libro   bipartito   de  vita   RatherÜ  Veronensis, 

obscurum  ecdesiae   saeculiim   ülustrante,    innotuerat,    ad   theologiam 

hermeneuticam  atqiie   exegeticam  profitendam   ex   eodem    arcessitus 

est  seminario  doctorum  —  quo  honorifico  nomine  universitas  literarum 

Jenensis,  nisi  vana  me  ludit  opinio,  ex   iilo   tempore   appellata   est, 

<luo  ceteris  universitatibus  paravit  philosophos,  Tenncmannum  dico. 

Reinholdum,  Fichtium,  Schellingium,  Hegelium,   Herbarium   quoque, 

qui  Jenae  posuit  doctrinae  suae  fundamenta.  Laitneri  in  docenda  ea 

theologiae  parte,  quae  practica  vocatur,   adiutor  et  successor   factus 

est  Carolus  Kuzmäny,  qui  gliscente  in  Hungaria  tumultti  Vindobonam 

se  rcceperat.  Attentiis,  dum  apud  nos  docebat,  iuris  ecciesiastici  et 

connubialis,  quod  in  Austria  evangelica  valet.  inveütigator,  in  patriam 

revocatus    et,    quae    eius    erat    apud    Slavos    in   Hungaria    auctoritas, 

«sacrorum  praefectura  in  comitatu  Turoczensi  adornatus  est ').  In  pro- 

vinciam  eius  successit  Joannes  Michael  Seberiny,  Schemnicii  antehac 

paroclius  et   gymnasii   ibi    florentis   restaurator,   alacri   vir   nitescens 

eloquentia,  qui  idem  sacrorum  antistitis  miütaris  praeditus  est  dignitate. 

Inter  prioris  temporis  professores  unus  fuerat  ecclesiae  reformatae 

addiclus,  Joannes  Patay.  Qui  quum,  aetate  iam  provectus  et  ofiliciis 

impar,  provincia  se  abdicasset,  Gabriel  S^.eremlei,  in  urbe  Säros-Patak 

philosophiae  professor,  anno  1851  vocatus  est.   Anni  vixdum  quinque 

intercesserant,   quum  rediit  in  patriam,  ubi   tantam  omnium  laudem 

collegerat,  ut  lumen  Hungariae  honorifice  norainaretur.  In  eius  locum 

per  novem  fcre  annos  vacivum.  suadente  Hagenbachio,  theologorum 

viam  mediam  ingrcdientium  in  Helvetia  tunc  principe,    suffectus   est 

Eduardus  ßoelilius,  qui  privatim  docendi  initium  fecerat  Basileae.  In 

')  Aiino   1866  Stubnat  viia  defunctu^  en. 


164 

Veteris   Testamenti,    messianorum   imprimis,    qui    dicuntur,    locorjo" 
exegesin  atque  enodationcm  incubuit  nee  non,  decessoris  exempl-iir 
secutus,  tractavit  forasque  dedit  theologiam  dogmattcam,  eamque  tx 
Heideggeri  temporibus,  uti  professus  est,   primam  vere  refonnatam 
In  synodo  generali  Helveticae  confessionis   quarta  Praesidis    munere 
functus  et  quatuorviratui   ab  eadem  synodo   delecto   adsociatus   e^t 
Staehlinus,  qui  praeter  professionem  dogmaticam  ecciesiae  Au- 
gust anae  Confessionis  dicatam  munus  consiliarü   in   rebus  consistori 
tenuerat.  immatura  morte  defunctus  succcssorem  nactus  est  Richard  iin:: 
Adelbertum  Lipsium,   Caroli  Henrici,  Scholae  Thomanae    apud    Li^- 
sienses    rectoris,    filium,    qui    magna    cum    sua    laude    literas   sacras 
docebat  Lipsiae.   Quae  ex  primis  jam,  quae  in  lucem  emisit,  scripri^ 
de  ipso  fuerit  opinio,  facile  ex    eo   coniicere   licet,    quod    ab    ordinc 
vencrabili  academiae  Jenensis,  tertium  saeculum  feliciter  transiorents. 
privatim  etiamtum  docens  doctoris  nomine  honoris  causa    insignitu> 
est.    Nondum  anni  quatuor  erant,  quum  ordinem  Viennensem  —  eo 
quidem  tempore,  quo  Holsatia  a  nostris   occupata   erat  —  cum  Kie- 
liensi,  Kieliensem  post  Leopoldi  Immanuelis  Rueckerti  obitum    cum 
Jenensi  commutavit.    Interea  crescerc  eius  fama  atque  augeri   magis 
et   magis,    praesertim    autem    quum    neocantianae,     quae    in    schoU 
vocatur,  philosophiae  decreta  ad  doctrinam  christianam,  quae  est  et 
dogmatis,  metaphysica  philosophandi  ratione,   de  qua  se  desperas^^e 
professus  est,  repudiata,  argute  feliciterque  accommodare  coepisset  *.. 
Ex  illo  tempore  quo  pluris  aestimatus  maiorumque  gentium  theok\c;is 
quo  magis  adscriptus   est,    in   luctum    eo  maiorem  inexspectata  sin- 
gularis  viri  morte  cum  Jenensibus  sumus  vocati ').  Lipsius  suffragan- 
tibus  Roskoffio,  Ottone,  Seberinyo  successorem  commendavitGustavum 
Frankium,    professorem    tunc    extraordinarium  Jenensem.    qui    quum 
aliorum  professorum,  quorum  nomina  grata  memoria  prosequitur,  tum 


»)  Cfr.  K.  Rub,  Die  Erkenntnisstheorie  von  Lipsius.  Karlsruhe  1893.  —  E.  Picn- 
nigsdorf,  Vergleich  der  dogmatischen  Systeme  von  Lipsius  und  Kitschi.  Gorhv  189F. 
—  A.  Neuroann,  Grundlagen  und  Grundzüge  der  Weltanschauung  von  Lipsius.  Braue 
schweig  1896.  Glauben  und  Wissen.  Ausgewählte  Vorträge  und  Aufsätze  von  Lipsiur. 
Berlin  1897. 

*)  Mortuus    est    die   undevicesimo    m    Aug.  a    1892.     Merooriae    eius    orationc- 
d  caverunt   Richterus  et  Nippoldus,  Jenenses.    1893. 


165 

CaroU  Hasii  institudone  uins  erat,  dein,  posito  docendi  tirocinio,  eiusdem 
i  n  geniosi  theologi  consuetudine  atque  exhilarata  familiarilate  fruebatur'). 
Proximis  annis  historiam  rationalismi,  qui  dtcitur,  scripsit  Hbrum- 
tjue  de  edicto,  quo  Acatholicis  —  hoc  nomine  ecclcsiae  evangelicae 
addicti  et  Graeci  non  uniti  significabantur  coniiincti  —  tolerantia 
concessa  fuit,  ad  Josephi  IL,  Imperatoris  tolerantis.  memoriam 
pie   recolendam  Protosynedrii  evangelici  auctoritate  evulgavit '). 

Hi  igitur  profcssores  per  octodecim  fcre  annos  iuvcntutem  stu- 
cliosam  pro  suis  qutsque  viribus  docendo  adiuvabant.  Diu  turn  itatem, 
c|ua  ad  illud  tempus  ordo  gaudebat,  sat  magna  exinde  secuta  est 
personarun:»  rerumque  vicissitudo. 

Primus  a  nobis,  quum  vires  iam  deficerent  aciesque  oculorum. 
hebesceret,  discessit  Roskoffius ').  Provincia  demandata  est  Guilielmo 
Lotzio,  Hasso-Cassellano,  qui  lectionibus  academicis  literas  sacras 
docendi  primum  Lipsiae,  dein  de  Erlangae  vcniam  sibi  paraverat. 
Ouocum  nova  eaque  ab  Hofmanno,  theologo  muitis  et  ingenii  et 
theosophiae  luminibus  illustrato,  condita  atque  exculta  theologta  in 
ordinem  nostrum  intravit.  Hofmanni  igitur  theotogorumque  Erlangen- 
siiim,  qui,  illibato  principiorum  Tundamento,  veterum  doctorum  theo- 
■)  Vilae  ätationes  hii  alitjuando  versibus  msndavlt: 

Schleus  Varisgorum  tenerum  me  vidit  in  arvU, 

Musacum  impubi  gaudia  prima  dedit. 
Mens  iiivenis  si  quid  lacra  profecit  in  arle, 

Debeo  —  sumque  meiror  — ,  dulcis  iena,  tibi. 
Inc1u[a  lirmalo  palria  est  mibi  Caesaiis  urbs  nunc. 
lamijue  duil  Numen   vela  secunda  viro. 
Viia  eiu£  fuiius  deKi:ripU  TeperieCiir  in  lomo  II,  opetis  .Das  geislige  Deutschland". 
')   E  commenlatiimibus  non  separa^im   editis  memoiasse  hoc  loco  sufficiat  duos : 
nllerim  de  pietiimo  recenliore  et  mysticismo.  libro  pngülari  hittorico  anni  18S7  insertam, 

in  ephemeridibus  historico  ecdesJBSticii  anni  1890  legilur.  Edidit  una  cum  piopinquis 
Haiii  lui.  caiuE  nomen  raemoriainque  qui  in  eius  auditorihas  et  amicis  fuerunt  aeneo 
,   operum    in   unum    collectorum    tomum   octarum. 


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is  Ausliiacii  ann 

1885, 

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Lipsius  in 

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ae   Prot  est  an  Ii  um 

nomen  prae  se  ferebant 

anni   1888 

,  p.  1049. 

M 


16fi 


logumena  reformare  et  do^matum  fidei  natura,  quam  substantiam 
vocant,  intacta,  formas  formulasve  emendare  Student  *}.  ratiöne::. 
viamque  ingressus  historiam  Veteris  Tcstamenti  tanquam  revela:^.:i 
viresque  naturae  superantem  ita  descripsit,  ut  doctrinam  inspiraticris 
a  maioribus  traditam  dimitteret,  miracula,  quippe  quibus  leges  natuae 
infirmatae  non  essent,  retineret '). 

Otto,  equestrem  dignitatem  adeptus,  quum  vir  exactae  aetativ 
sicut  lege  sancitunn  est,  munus  deposuisset  *),  successorem,  quem 
exoptaverat,  Georgium  Loeschium  ab  universitate  literarum  Berolinen- 
accepit*).  Ad  professionem  ordinariam  a.  1889  evectus  libro  bin: 


1)  Godofredus  Thomasius    suae    neolutheriae    tbeologiae,    quae  cadem   Erlai^^fr 
sium  est,  hos  constiiuit  leiminos  et  huncce  finem  praescripsit :    ^Vorwärts   liabcn  a;:. 
wir  gewollt  auf  allen  Gebiften   der  Theologie,   nur  keinen  solchen  Fortschritt,  der  i 
alten  Grundfesten  abbricht,  keinen  «olchen,  der  lediglich  in  der  Luft  schwebt.   >cr<irr 
einen   Fortschritt  auf  dem   guten  alten   Grund,   d.  h    einen  organischen    Fortschrif.  " 

*)  Scripta    ab    eo    in    lucem    edita   sunt:     Die  Inschriften  TiglalhPilesar>.  Ib"^. 
Quaestiones  de  historia  subbati.  1883    Geschichte  und  Offenbarung  im  Alten  Te<:a7C3 , 
Leipzig  1891. 

*)  Munere    deposito    ad    suos  Dresdam    se    recepit,    unde    per    crebriores  litci 
nobiscum  collocutus  est.  Ex  vita  ibi  decessit  die  11.  m.  Jan.  1897.   De   vita  et  sc:ir: 
collegae  nobis  coniunctissimi  exposuimus  in    cphemeridibus    evangelicis    Austriaci?  »" 
1887,   p   337  s„  exposuit  Loeschius  in  conjmentariis  historicis  ab  ip«so   editis  a,  IMK 

*)  Et  ipse  Berolini  natus  d.  22.  ro.   Aug.  186Ö,    vicarius    parochialis  Tl'iTf"-^'. 
factus  a.  1880,  facultatem  dogendi  Berolini   impetravit  1885,  unde  biennio   confec"    j 
nos  vocatus  est.  Eum  complures  literarum  societates  socium    sibi    delegerunt     Ii.üi-ct 
commentationum  et  librorum  a  se  editorum  hunc  nobis  exhibuit :   De  Augustino  P  •  •• 
lante    in    doctrina    de  Deo    disserenda.    1880.    Minucius  Felix'  Verhältniss    zu   Athmi 
goras  (Jahrbücher  für  protestar.tische  Theologie,  1882,  S.  168  ff).  Haben   die  5ia:?rc- 
neuplatonischen    Polemiker    gegen    das    Christenthum    das  Werk    des    Celsus    berj:' 
(Zeitschrift    für    wissenschaftliche    Theologie,     1884.    S    257  ff.).     Ernst     Moritz   Aii*^' 
Biographie  und  Charakteristik,   1884    Jan  Arnos  Komensky  (Comenius\   der  Päcsi:  c^ 
und    Bischof,    1889.    Analecta    Lutherana    et    Melanlhonia,    1892.     Die    Bibliohek  '-:' 
Lateinsdhule  zu  Joachimsthal   in  Böhmen    Ein  Beitrag  zur  Geschichte  des   Hunnrl-m:' 
und  der  Schule    in  Böhmen  (Mittheilungen    der  Gesellschaft    für    deutsche  Erziehurii- 
und  Schulgeschichte,    1882,    S.  207).   Zur  Agende   von  Joachimsthal     Ein   Beiti.v;  .^r 
Geschichte  der  Liturgik  (Siona.    1892,   Nr.  9  und   10).   Prosarium   Vallense  (B:at<:r  ;:t 
Hymnologie,   1894,  Nr.  1  ff.).  Johannes  Mathesius,  Ein  Lebens-  und  Sittenbild -a^  c-' 
Reformalionszeit,    2  Bde  ,    1895.    Mathesius'    ausgewählte  Werke,    herausgegeben.  '- 
geleitet  und  erläutert    1.  Bd  :  Leichenreden.  1896;  2.  Bd  :   Hochzeitspredigten,  l"^^« 
3.  Bd.:    Luther's    Leben    in    Predigten,    1898    (Bibliothek    deutscher    Schnftstcller   2-> 
Böhmen).    Melanthon's    Beziehungen    zu   Oesterreich-Ungarn    (Jahrbuch    fur    Ge^cl  cht? 
des  Protestantismus  in  Oesterreich,   1897.  S    1  ff.) 


1Ü7 

tito  vitam  Joannis  Mathesii  Joachimici  ita  exposuit,  ut  Godofredi 
Hermanni  brocardicum,  quod  hoc  est:  ,ii  tantiim  literis  vere  pro- 
sunt,  qui  non  ante  desistunt,  quam  penitus  unamquamque  rem  ex- 
hausisse  se  intelligunt*  normam  et  quasi  regulam  servavisse  videatur. 
Ottoni  nostro  etiam  in  commentariis,  quibus  historia  Protest antismi 
in  Austria  in  lucem  protrahitur.  sedulo  accurateque  edendis  successit 
neque  non  ad  annales,  quibus  libri  libellique  theologici  recens  foras 
editi  recognoscuntur,  ad  encyclopaediam  theologicam,  Herzogii  nuper, 
nunc  Hauckii  nomine  emissam,  ad  ephemeridesque  literarias  Bero- 
linenses  suam  contulit  diligentiam. 

Quum  Vogeiius,  in  cquitum  relatus  numerum  cum  nobili  prae- 
dicato  de  Frommannshausen,  adversa  valetudine  conflictatus  muneri 
praeesse  non  amplius  posset  *),  ex  academia  philyraea  ad  nos  vocatus 
est  Paulus  Ewaldus  (a.  1890) ').  Scholis,  quibus  officii  causa  Hbros 
Novi  Testamenti  interpretando  explanabat,  sua  sponte  exercitationes 
interpretandi  commodo  iuventutis  academicae  addidit.  In  quaestione 
imprimis,  dum  apud  nos  docet,  versatus  est,  quae  ratio  vel  neces- 
situdo  inter  evangelia,  quae  synoptica  nominantur,  et  inter  quartum 
evangelium  intercedat  libroque,  quid  in  hac  causa  ipsi  verissimum 
Visum  sit,  in  publicum  proposuit  *).  Etenim  parvo  intermisso  tem- 
poris  spatio  factum  est,  ut  exteri  nobis  Ewaldum  et  paulo  post 
Lotzium  inviderent,  quorum  uterque  in  acadcmiam  Fridericiam 
Alexandrinam  vocatus  est,  hie  ad  Veteris,  ille  ad  Novi  Testamenti 
libros  interpretatione  exph'candos  dogmaticamque  theologiam  tra- 
dendam,  et  coram  maiore  quidem  auditorum  frequentia,  quam  quae 


»)  Obiit  Vicnnae  Austriae  die  11.  m.  Septr.  a.  1890,  Eius  vitam  breviter  ex- 
posuimus  in  Biographiae  universalis  Germanorum,  t.  XL,  p.  94. 

<)  Vita  eius  summatim  narrata  reperitur  in  ephemeridibus  evangelicis  Austriacis 
a.  1890,  p.  163. 

')  Scripta  edidit  haec:  Der  Einfluss  der  stoisch  ciceronianischen  Moral  auf  die 
Darstellung  der  Ethik  bei  Ambrosius,  1881.  De  vocis  auveiStJascug  apud  scriptores 
Novi  Testamenti  vi  ac  potestate,  1883.  Das  Hauptproblem  der  Evangelienfrage  und 
der  Weg  zu  seiner  Lösung,  1890.  Der  geschichtliche  Christus  und  die  synoptischen 
Evangelien,  1891.  Verhältniss  der  systematischen  Theologie  zur  Schriftwissenschaft, 
1895.  Religion  und  Christenthum,  1898.  Georgii  Benedict!  Wineri  librum  „Com- 
parative  Darstellung  des  Lehrbegtiflfes  der  verschiedenen  christlichen  Kirchenparteien 
nebst  Belegen  aus  ihren  .symbolischen  Schriften''   (1824)  quartum  foras  edidit. 


1«8 

secundum  minorem  I'rotestanHum  in  Austria  numeruiD  ap::c:  :^  - 
ipsis  donat.i  es^et.  Vacitas  provincias  poniti  sunt  Faolus  Feinru=  - 
Tyrigeiis  oriundus'),  qui,  Upsii  in  academia  Salana  doctore  i--:„- 
sedem  fortunarum  Gottint;ae  coI:ocaverat  ibiquc,  Gcorpac  A-j:^-';. 
privatus  doctt>r  adscriptu«,  exegeticas  Non  Totamenti  acroa.-es  ; 
^IiIue^at,  et  Emc^tu^  Se'linus.  Mei;apo'.itanus 'i,  c-i,  inter  der:::- 
aijdc-miae  Erlangensis  rcc«pti:s,  Veicris  Tej-tamcnti  i:bros  tll~ 
cum  aiiditomm  conflu>™  inlerprctatus  est.  uterq-e  eiiem  fcre  i:-:- 
V^pjkC  trjctandae  deüims  rationi.  cui  Lot;ius  aTq-ie  Ewa.cu5.  c..:.: 
Ci^m:iienJantibi:s  ad  in^5  vocad  sunt-  Illc  c-idcm  nna  so":ui  zr~:-L-:f 
oir.iiii  sa:isfjcit,  vemm  etiam  orattor.nriis  sacri?  auhro*  sd  prf:.;- 
(VT,*,:c*rc  so'.rt  nmiten-cue  ir^iliare, 

li>aot-JS  l!fä:e,  C.:a  j^pf-^aj^nar:^'  i\-r-at^  a  ci^hrdra  acaier.  ::^ 
S«-'*?- rsy  .15  prorivni  pr  ■•';«< ot-jtti  c-art-<  a  :r.-:^Trc  rccssr-^  C  ■  " 
;Nw:r.>ri;;;'  ra;^  ri:*  vin;Tas  ^  c-joi  tVit.  >:  r^  pr  ■-«*■?  .-r-.' 
thf,'",';;  IC    ras;.^rill>.    ^.ie    r-act:ca    :;rrrir-ir—     cxz  ers    tc   r:rr 


-S-!<.      ■.    ;~j,     SS*,     K*        Hf    IL.:    .a    i...>.-:^r-nn 


a^que  linguae  satis  peritiis  ').  Prodiit  e  nostris  et  Erlangensium  schoUs 
'acroque  munere  ad  ultimum  functu«  est  Megalo-Uiotae  in  Moravia. 
Theologiam  igitur  practicam,  quacum  professio  iuris  ecclesiasti'ci 
::oiiiuncta  est,  cura  sua  complectitiir. 

Privat!  doctores  ad  ordinem  accesserunt  Paulus  de  Zimmer- 
inann '),  pastor  ecclesiae  Autjustanae  confessioni  addlctae  Vindo- 
bonensis  primarius,  coram  suggestu  Facro  orator  disertissimus.  qui 
in  philosophia  religionis  iuventutem  docet  atque  erudit,  et  Antonius 
Haln.elius'),  qui  idem  e  scholis  nostris  progressus  histonam  ecclesia- 
sticam  consectatur  in  caque  firmare  studet  conimilitones. 

Quibiis  brcvitcr,  uti  propositum  erat,  narratis.  reliqiium  est,  ut, 
quod  primo  fortassis  loco  commemoraiidum  erat,  pronuncicmus: 
quibus  regnante  augiistissimo  Imperatore  honoribus  atque  ornamentis 
adfecti  ,sint  singuÜ  professores.  Tres  igitur  optimus  Princeps  e  regi- 
ininis,  duos  ex  auticis  consiliis  esse  iussit ;  quatuor  indulgenlia  im- 
peratoria  coronae  ferreae,  unus  Francisci  Joseplii  ordini  adscripti, 
duo  cx  illius  ordinis  lege  nobilitati  sunt     Adüce  <iuod  decano  specta- 

i)  OpWovitLi  ii.ti.s  est  1.  1857.  Scripsir  Upomfnka  na  den  Konfirmoce,  1886. 
Zur  Geschichte  der  eTangelischen  Kirchenveifassung  in  OeMerreich  (bi-^  iura  Toi  trän  i- 
[jacent).  1898.  A1}c|U>mdiu  diaiium  ecdesiaalicum,  quod  Evangdlckf  Cirkevnfk  inscn- 
bilur,  edidil,  Calendxium  ■nnivc.^atmm,  tx  Hui;i  nomine  numinatum.  u.  1691  condidjt. 

>j  Naius  esl  Dtesdae  d.  3.  m.  Scptr  ,  1843.  VLndobonnm  vocatuB  1874.  licen- 
liam  leclionum  habendatum  obtinuit  1888,  Scripta  ab  ipso  edita  haec  sunt:  CorieBgrilüc 
aus  Natur-  und  Menschenleben.  —  Tiopfen  in's  Meer.  Prediglen  und  Confirmalionsreden, 
2.  Aufl.  —  Das  Rathsel  des  Lebens  und  die  Rsthlosigkeit  des  Mateiialismu.^  —  Plnlo's 
Lehre  von  der  Unsterblichkeit  der  .Seele.  —  Liebe  und  I.eid.  Feslworte.  —  Das  EvanEelium 
in  O^slerieich  und  Frankreich.  —  Was  wir  der  Relormation  tn  verdanken  haben,  4.  Aufl. 
—  Vor  der  Pfurte  du  Heiliglhnms.  Ein  Gespräch.  —  Drei  Kai.i«erreden.  Zum  GedSchttiisB 
Kaiser  Wilhelms  und  Kaiser  Friettrich-'.  —  Die  Gabe,  gesund  lu  machen.  Ueber  das 
Diaconissenwesen.  —  Martin  Luther,  ein  treuer  Prophet  des  Herrn.  —  Verloren  oder  ge- 
wonnen. Eine  Sylvesterfrage.  —  Apostolische  Freudigkeit.  Predigt  hei  der  Hauptversamm- 
lung de»  Gustav  AdoK-Vereines  in  Mannheim,  2,  Aufl.  —  Flir  stille  Stunden.  —  Ans 
der   Wiener  Gemeinde.   —    Hauj.  und   Familienchronik. 

»)  Lucem  adspexit  in  vico  Bohemiro  Btoticn  prope  Wcgstadium  sllo,  Docendi 
facullatem  accepit  1897.  Scripta  cius  *unt:  Der  Viereapilelbrief  im  iweiten  Corlniher- 
brief  de»  Apostels  Paulus.  Essen  1894.  Ueber  römisches  Recht  im  Galalerbrief.  Eine 
Untersuchung  lur  Geschichte  de»  Paulinisimis.  Es-cn  1895.  Die  Entstehung  der 
Kirthengeschichte  des  Eusebius  von  Cäsaren.  Essen  1696  Die  palästinischen  Märtyrer 
des  Eusebius  von  CHsarca  in  ihrer  zweifachen  Form.  Eine  Untersuchung  lar  Ent- 
slehunetgeschichte  der  Hisloria   eccleslastic.i  des  Eusebios.   Esseu   1898 


170 


bili,  dignitas  ut  etiam  adspectu  illico  percipiatur,  torques  aurea  cum 
cffigie  Imperatoris  clementissime  concessa  est. 

Quotus  est  quisque,  quin  ex  iis,  quae  memoravimus,  \^deat. 
quae  meliora  facta  sint  in  ordine  nostro,  quanto  prosperius  res 
nostrae  fluant,  novamque  auspiciis  carissimi  Imperatoris  quasi  dietn 
ordini  illuxisse.  Itaque  hoc  anno  saeculari,  patriae  gloriosissimo. 
quo  opifices  atque  artiiices  in  Pratorum  viridate  aedibusque  rotunoi«. 
quid  industria  possit,  quid  ingenium,  ob  oculos  dilectissinii  Principis 
proposuerunt,  quo  in  templis  vota  nuncupantur  et  piae  preces  {un- 
duntur  pro  potentissimi  Imperatoris  incolumitate  regnique  salute. 
quo  universa  denique  Austria  de  Imperatoris  sui  sacris  semisaecu 
laribus  triumphat:  hoc,  inquam,  ipso  anno,  quem  nos  v^idere  laetaniur. 
quem  vidisse  posteri  optabunt,  professores  et  commilitones  una  mentc 
Deum  aeternum  invocant,  ut  potenti  dextra  tueatur  Patrem  patriae, 
summum  evangelicae  in  terris  suis  ecclesiae  Patronum.  ordinis  nohtri 
honestaeque  in  eo  libertatis  Statorem.  Ipso  florente  floremus. 


VII. 

Des  Cardinais  und  Brzbischofs  von  Salzburg  Matthäus 

Lang  Verhalten  zur  Reformation. 

Von  Dr.  Josef  Schuid  in  Fürth  (Baiem). 
I.  Capitel. 
Lang'ri  Vorleben  nnd  PersÖDlichkeit, 
Matthäus  Lang  war  im  Jahre  1468  zu  Augsburg  als  Sohn 
armer  Bürgersleute  geboren').  Von  seinen  Jugendjahren,  seiner  Er- 
ziehung und  seinen  Studien  ist  wenig  bekannt.  Er  widmete  sich  auf 
den  Universitäten  Ingolstadt,  Tübingen  und  Wien  dem  Studium  der 
Rechte  und  der  humanistischen  Disciplinen,  Nachdem  er  I49U  in 
Tübingen  die  Magisterwürde  erlangt  hatte,  fand  er  Verwendung  als 
Geheimschreiber  in  der  Kanzlei  des  Erzbischofs  und  Reichskanzlers 
Berthold  von  Mainz.  Er  scheint  eine  Zeit  lang  Miene  gemacht  zu 
haben,  in  den  Dienst  der  Wissenschaften  zu  treten,  denn  Kaiser 
Maximilian,  dessen  Secretär  er  geworden  war,  ettheilte  ihm  1494 
die  Licentia  doctorandi  mit  der  Befugniss,  an  den  Universitäten  Vor- 
lesungen über  Civilrecht  zu  halten.  Lang  betrat  jedoch  diesen  Weg 
nicht,  sondern  blieb  am  Hofe,  wo  er  wegen  seiner  Geschicklichkeit 
und  Gewandtheit  in  welscher  und  lateinischer  Correspondenz  dem 
Könige  ganz  unentbehrlich  wurde.  Bald  war  Lang  der  vertrauteste 
und  ein fluss reichste  Rathgeber  Maximilians,  der  ihm  die  wichtigsten 

')  Unter  der  grossen  Zahl  von  biographUchen  Skiizen  sind  herTor^iiheben : 
Hansii.  Germania  tacii,  II.  664  seqq.  — Veilh,  Bibliotheca  Auguslana,  V,  25  sc  qc|. 
—  Köhler,  Hislorisciie  MUMbelusligungen,  IV,  26  ff.  —  I'aiil  v.  Stellen,  Lebens- 
beichreibungen.  II.  73  ü.  —  Ut  man  n,  Anikel  MallhÜTi!  in  der  allgemeinen  ilculschen 
Biographie.  20.  610  ff.  —  Detsflbe,  Kaiser  Max  I.,  l,  810  fi.  —  Von  .(cn  Sali- 
burgischeD  Geschichtsschreibern  kommen  in  Beltachl :  Chronica  fralris  Leonardi 
Toinaloris  (Maniucripl  im  fürstcrtbincliöf liehen  Consisloiialarchiv  lu  Saliburg).  — 
Meli»  Broltberhel,  Salzburger  Chronik,  Cod.  Germ.  Mon.  1698.  ~  Fick  ler, 
Saliburgisch«  Chronik  (1600).  Cod.  Bav.  2892.  —  Dückher,  Salil-urgische  Chronica 
(1668),  S.  243  fr.  —  Met.ger,  HUtoria  Salisburg.  (1687),  .S.  524  seqq.  —Jordan, 
Chronica  und  Beschreibung  von  Saliburg.  (1668).  Cod.  Ha..  1683,  ful.  358  i.eqq-  — 
Zauner,  Chronik  »on  Saliburg  (1797—1810),  IV,  309  ff.  —  Pichlcr,  Saliburg! 
Laridesgeschichte  |186ö).  S.  302—365.  —  Hundt.  ME(ro|TOlis  Salisburg.,   S    32  seqq. 


Staatsgeschäfte  übertrug  und  sich  auf  den  Reichstagen   häußg  durch 
ihn  vertreten  hess. 

Eine  hervorragende  Rolle  spielte  Lang  in  den  auswärtigtc 
Angelegenheiten  ').  Kaii^er  Max  verwendete  ihn  zu  den  schwierigsien 
diplomatischen  Missionen,  wozu  er  durch  seinen  hohen  Verstand 
seinen  guten  politischen  Blick,  seine  kluge  Besonnenheit,  seine  hi:;- 
rcissende  Beredsamkeit  und  die  einnehmende  Eleganz  seines  äusseren 
Auftretens  wie  kein  anderer  geeignet  erschien.  Er  leitete  ganz  oder 
zum  grössten  Theile  die  Verhandlungen  mit  Frankreich,  Mailani 
und  Venedig,  mit  Spanien  und  dem  Papste,  mit  England  und  mi: 
Ungarn;  die  Aufriclitung  der  Liga  von  Cambray  war  hauptsächlich 
sein  Werk  wie  er  auch  für  das  Zustandekommen  der  habsburgisct- 
jagellonischen  Doppelheirat  hervorragend  thätig  war.  ■Unermüdlich, 
in  allen  Sphären,  ausgenommen  die  des  Heerführers,  gleich  bewandert. 
hat  er  klug  imd  entschlossen,  gleichgiltig  gegen  den  Tadel  von  der 
oder  jener  Seite,  treu  seinem  Herrn  gedient  bis  zu  dessen  letztem 
Athemzuge.* ')  Dabei  vergass  Lang  doch  auch  seinen  eigenen  Vnr- 
theil  nicht:  er  Hess  sich  gerne  die  ,Hard  salben*,  wo  es  mit  scinn 
Pflicht  vereinbar  war,  ja  er  entwarf  in  dieser  Hinsicht  mit  «einen 
Collegen  am  Hofe  wahrhaft  rafißnirte  Plane.  "Wenig  liabgierigsrs 
und  aufgebla.senere  Streber  hat  es  in  Deutschland  gegeben,  al? 
diesen  starkknochigen  und  scharfäugigen  Augsbnrgcr  Bürgerssohn*, 
urtheilt  L'lmann').  Im  Streben  nach  ,Ehre.  Macht  und  Gold*,  nichi 
aus  Neigung  und  Beruf,  trat  er  in  den  geistlichen  Stand  und  j;ab 
so  dem  Kaiser  Gelegenheit,  die  Dienste  seines  getreuen,  imit  i..er 
Gluth  seines  Willens'  nach  hohen  Würden  strebenden  Berathers  reich- 
lich zu  belohnen.  Eine  Pfründe  nach  der  anderen  liess  ihm  Maximilac 
zukommen,  so  dass  Lang  bald  eine  Anzahl  von  Propsteien.  Abteisn 
Pfarreien  ohne  jede  Verpflichtung  zu  einem  personlichen  Dienste  ak 
Präbenden  besass').  Im  Jahre  1500  übertrug  ihm  des  Kaisers  Gutis" 
auch  die  Dompropstei  zu  Augsburg.  Das  Domcapitel  protestirte  zivar 
lebhaft  gegen  den  aufgezwungenen  Propst,  doch  vergebens.  Kaiser 
Max  soll  geäussert  haben:  Ware  Matthäus  Lang  zu  seinen  und  de< 
Reiches   Diensten    nützlich   und   gut.    so   würde   er   auch   ihnen   lu 

1)  Ucbn   Lang's    aiplümatieche    Wultsamkeil    5iehe    Ulrnann,    Kaber    Ml»  I 
Dd.  I,  810  fl-  Darüber  handelt  auch  Schopf.  Ein  Diplomat  Kaiser  Maiümil'atis  1.,   IgvJ 
•1  Ulmnnn  im  Arlikfl   „Mnlthliu»',  Ailgcmemc  deolBche  Biographie.  XX. 
>)  UimiRn,    K.ii3er  Max   1.  S.  810.  St4. 
')   Bt.Tiin,   Geschichte  der   Hisch^fe  v,.n   Augsburg,   TU.  585. 


173 

einem  Dompropst  nicht  übel  anstehen.  Er  müsse  es  bleiben,  umso- 
mehr,  da  ihn  der  päpstliche  Legat  für  tauglich  gehalten  und  mit 
dieser  Würde  begabt  hätte'}.  In  Augsburg  ging  damals  das  Gerücht, 
Lang  habe  den  päpstlichen  Legaten  durch  eine  hohe  Geldsumme 
für  sich  gewonnen ').  Bald  hernach  wurde  er  auch  Dompropst  von 
Constanz  und  im  Jahre  1605  Bischof  von  Gurk  in  Kärnten,  nachdem 
er  durch  Vermittlung  des  Kaisers  schon  im  Jahre  1503  zum  Coadjutor 
des  Bischofs  von  Gurk,  Cardinal  Raimund,  bestellt  worden  war.  Die 
Obliegenheiten  seines  Amtes  übernahm  Lang  nicht,  sondern  blieb  als 
.Diplomat  an  der  Seite  des  Kaisers. 

So  war  Matthäus  Lang  aus  den  einfachsten  Verhältnissen  zur 
bischoflichen  Würde  emporgestiegen,  ohne  noch  die  höheren  Weihen 
empfangen  zu  haben.  Er  war  aber  noch  nicht  am  Ziele  seiner  Wünsche. 
Zwar  missglückte  im  Jahre  1514  der  Versuch,  mittelst  einer  Intrigue 
wider  den  von  ihm  zuerst  empfohlenen  Cless  Bischof  von  Trient  zu 
werden'),  aber  es  bot  sich  eine  andere  Gelegenheit,  noch  höher  zu 
steigen.  Die  Domherren  von  Salzburg,  bisher  Augustinermonche, 
fanden,  dass  das  Gelübde  der  Armuth  in  grellem  Widerspruche 
stände  mit  ihrer  Stellung  und  ihrem  Besitzthum,  und  wünschten  sehn- 
lichst, das  einfache  Mönchshabit  abzulegen.  Deshalb  wandten  sie  sich 
unter  Führung  ihres  Decans.  Andreas  v  Trauttmannsdorff,  an  den 
allmächtigen  kaiserlichen  Rath  und  Bischof  von  Gurk,  Matthäus 
Lang,  Dieser  versprach  ihnen  bei  einer  Zusammenkunft  zu  Braunau 
am  2'i.  Juni  1514  die  erwünschte  Lösung  vom  Ordensverbande, 
sofern  sie  ihm  zur  Coadjutorie  von  Salzburg  verhelfen  würden*). 
Lang  that  bei  Papst  Leo  X.  seine  Schritte,  als  er  ihn  nach  seiner 
Inthronisation  im  Auftrage  des  Kaisers  zu  begrüssen  hatte,  und  noch 
in  demselben  Jahre  wurde  das  Domcapitei  in  den  Säcularstand  ver- 
setzt. Der  Erzbischof  von  Salzburg,  Leonhard  von  Keutschach,  musste 
gan^  gegen  seinen  Willen  und  trotz  des  lebhaftesten  Protestes  den 
Bischof  von  Gurk  als  Coadjutor  mit  dem  Rechte  der  Nachfolge  an- 
nehmen. Nur  soviel  konnte  der  Erzbischof  erreichen,  dass  bei  seinen 

')  Zauner,  Chtonik  von  Saliburg,  IV,  313. 

•I  Gasser's  Chionik  von  Augsburg  (Manujcript  der  Augsl-urEei  Sladtbibliolhtk) 
schreibt  ad  annum  1507:  Lang,  amanuensis  latirus  Caesaris,  prae|.osiiuia,  -junm  is 
Koma  a  caidinale  de  Sabellis  praecessoie  suo  1600  plus  mlnus.iue  aureis  dormiuine 
Pciro  nc  dispensante  Simone  comparaverat. 

')   Ulmann.   Kaiser  Man  I..  S.   812 

*    Pichler,  Saliburgi  Landesgeichichle,  S.  299  t. 


174 

Lebzeiten  dem  Coadjutor  Lang  jede  Einmischung  in  die  Re^:er-T.: 
des  Erzstiftes  versagt  blieb  und  ihm  zu  zeitweihgem  Aofcnthil:* 
und  als  Revenue  die  salzburgischen  Städte  Mühidorf  und  Tittmon::^ 
angewiesen  wurden  *).  Seitdem  Lang  Coadjutor  war.  unterytütitc  er 
in  jeder  Beziehung  das  Bestreben  der  neuen  Säcularcanonikcr.  ih:t 
neue  Stellung  auch  durch  äusseren  Glanz  zum  Ausdrucke  zu  br'n^er 
Schon  seit  dem  XII.  Jahrhundert  bestand  zwischen  dem  Domcar  tr. 
und  dem  Kloster  St.  Peter  ein  Rangstreit  um  den  Ehrenplatz  Zf 
feierlichen  Aufzügen  und  Processionen.  Das  Domcapitel  \voI!te  5  :: 
nun  am  Frohnleichnamsfeste  1518  durch  List  den  Ehren  vorraE^:  er- 
schleichen •).  Darüber  kam  es  zu  einem  langwierigen  Processc.  > 
dem  M.  Lang  auf  der  Seite  der  säcularisirten  Canoniker  st2.^:\ 
während  Erzbischof  Leonhard  die  Mönche  von  St.  Peter  unterstütrte 
Nach  dem  Tode  Leonhards  von  Keutschach.  im  Juni  1519.  kor.-:e 
Matth.  Lang,  der  schon  1512  von  Papst  Leo  X,  den  Cardina  ^:  r: 
erhalten  hatte,  darangehen,  vom  erzbischötlichen  Stuhle  Besitr  r- 
ergreifen.  Am  23.  September  hielt  er  in  Salzburg  mit  bisher  iir 
gekannter  Pracht  seinen  Einzug,  am  24.  September  wurde  er  ru:^ 
Priester  und  am  (olgenden  Tage  zum  Bischof  geweiht *V 


*)  Hantbaler.    Cardinal    Matchäas    Lang    und    die   religio  «-sociale    B^w^rc'."' 
seiner  Zeit.  Mittheilnogen  der  Gesc-l^cbaft  für  Salxburger  Lande^kond  -,    1895    >.  IV 
In  dieser  im  Jahrgange  1896  der  ,Mitthei*argen*   fortgesetiten  Abhandlarg:    g  ::    J- 
k.  k.  Schulrath  P.  Willibald  Hantbaler  ein  ausführliches  Referat  aber  das  r^r.  .'"=. 
auf    Veranlassung     des     furslerzbiscbuf.ichcn     Consistorinms     in     Salzburg     ge^aircr.-  *^ 
Material    der   Salzburger  Archive.    Seine  Abschriften   und  Auszuge    hatte  er   dfin    *  r' 
fas»cr   der    rorliegenden    Arbeit    schon    im    Jahre  1891    in   dankenswertker  \Ve;se  : 
Benützung  öbcrlassen.  Hautbaler's  Arlieit  reicht  bis  zum  Jahre  1524.  eine  für  ~". 
Jahrgang   1897  der  .Mitthei'ungen*   ver^pr och enc  Fortsetzung  ist  noch  nicht  cr-cJ  r'?' 

«)  Hauthaler.  a.a.O..  S.  167.    170ff.  — Kolde.  Stauf.i'z  und  die  AncJ^^'^' 
Ci^ngregati  ^n.   S.  329. 

')    Chronica    fiatris    Leonardi    Tornatoris    (Manusaipt    im     türEtcnbt«^cr". :'  «   t* 
Con!»istorialarchtv    zu    Salzburg*».    S.  125.    Ein  Theil   dieser  Chronik    .st    jetzt  gci  .:'w 
bei    , Datiere  r.    Des  Cardin  als    und    Erzbischofs    von    Salzburg    Matthäus     Lar^  V-: 
halten  zur  Reformation'.  Err  arger  Dissertation   1890.  Datier  er  brachte  einer  g^*--r 
Theil    der    ron  Hauthaler  abgeschriebenen    und    ihm.  wie    dem  Verfasser    der    »  * 
liegenden    Arbeit,    zur  Benützung    überlassenen  Salzburger   Acten   zxxm    Abdruck.    I- 
Schrift    Datterer's,    welche    wie    die    rorliegende     als    Bearbeitung     einer    tcu    Jr' 
philosophischen  Faculrat  München  gestallten  '^reisaufgabe   entstanden    ist,    berur.rt  r- 
die  ersten   Regierun gsjahre  Lang's  bis  zum  Jahre   1525.  Sie  beruht  £LSt  ganz  a  :f  :ei. 
von    Hauthaler    gelieferten    Matenal,    her ack sichtigt    zu    wenig    die    Litera^nr    u- 
enthält  Unrichtigkeiten  und  Lücken 


175 

Durch  den  Eintritt  in  die  Hierarchie  war  M.  Lang  zu  Macht 
und  hohen  Würden  gelangt,  keineswegs  aber  hatte  er  damit  auch 
alle  weltlichen  Neigungen  abgelegt.  Der  Freund  eleganten  Welt- 
lebens, der  er  vorher  war,  blieb  er  auch  im  geistlichen  Gewände. 
Mönchisch-asketischen  Geist,  wie  ihm  Hansiz  ihn  andichtet,  können 
wir  ihm  nicht  zuschreiben,  wenn  wir  bei  den  Augsburger  Chronisten 
lesen,  dass  er  gerne  nach  Augsburg  gekommen  sei,  um  dort  Car- 
neval  zu  feiern,  dass  er,  von  einer  grossen  Anzahl  von  Domherren 
begleitet,  sich  in  den  tollsten  Masken  auf  den  Strassen  der  Stadt 
umhergetrieben  und  sich  nicht  gescheut  habe,  als  Beghine  maskirt, 
auf  den  Tanzplätzen  zu  erscheinen  *). 

Der  unverdächtigste  Zeuge,  Langes  Panegyriker  Richard  Bar- 
tholinus,  der  lange  Jahre  sein  Hofcaplan  und  Reisebegleiter  war, 
erzählt  und  rühmt,  wie  Se.  Eminenz  zuweilen  zu  einem  Tänzchen 
sich  herbeigelassen  habe,  freilich,  sagt  er  uns,  tanzte  er  ,so  züchtig 
und  würdig,  dass,  wiewohl  er  sich  bemühte,  die  Gravität  seiner  gött- 
lichen Züge  eine  kleine  Weile  abzulegen,  dieselbe  doch  unwillkür- 
lich nur  gehoben  wurde**).  M.  Lang  wusste  Weltfreuden  zu  schätzen*). 
Im  Urtheile  seiner  Zeitgenossen  erscheint  er  durchaus  nicht  als  ein 
Mann  von  tiefer  Religiosität  und  sittlicher  Strenge*).    Er  gehört  zu 

^)  Roth,  Augsburgs  Reformationsgeschichte,  S.  35. 
*)  Bartholinus,  Hodoeporicon  Matthaei  Gurcensis,  S.  621,  644. 
')  Als  er  1513  als  Vertreter  des  Kaisers  zur  herzoglichen  Investitur  in  Mai- 
land war  und  am  Hofe  des  neuen  Herzogs  Isabella  von  Gonzaga  mit  einer  Schaar 
weiblicher  Schönheiten  erschien,  da  konnte  auch  er  den  verführerischen  Reizen  nicht 
widerstehen,  und  er  vergass  ebenso  wie  Raimund  von  Cordona,  Prosper  Colonna  "u.  A. 
über  Freude  und  Lust  Krieg  und  hohe  Politik.  Vgl.  Brosch  Jul.,  II,  S.  271.  Aus- 
führlich schildert  dies  H.  Borgia,  De  hello  italico^  Manuscript  der  Marcusbibliothek. 
Bruchstück  bei  Brosch,  a.  a.  O.,  Beilage  Nr.  11,  S.  297.  Ueber  Lang  heisst  es 
dort:  „Quis  non  rideret  seu  potius  stomacheretur,  Gurcensem  cardinalem  puellae  in 
sinu  ore  resupino  humi  iacentem,  ac  more  adolescentuli  subinde  suspirantem ! '^ 

*)  Als  nach  dem  Tode  des  Papstes  Hadrian  VI.  das  Gerücht  ging,  Lang  solle 
Papst  werden,  schrieb  Hans  v.  d.  Planitz  an  seinen  Herrn,  den  Kurfürsten  von  Sachsen : 
,Si  is  Papa  fieret,  Lutheranis  oppressionem  imminere  et  amorem  feminarum  pulch- 
rarum  ut  legitimum  et  justum  permissum  iri.^  Seckendorff,  Comment.  de  Luth.,  S.  610. 
Von  Lang's  Verhalten  während  des  Augsburger  Reichstages  1530  wird  geschrieben: 
^Pluris  vendidit  dispensationes  suas  Legatus  (Campegius)  Augustae,  quam  fuerit  hac- 
tenus  solitum,  impudentius,  etiam  licet  ventulus  et  podagricus,  scortatus  erat,  lusit  ac 
ceteras  bellvinas  voluptates  persecutus  est,  quam  in  omni  vita  sua,  id  quod  testati 
sunt  Curtisani,  qui  ei  iuveneni  familiäres  fuere.  In  his  habuit  strenuum  socium  Leo- 
diensem, Salisburgensem  et  Electorem  Brandenburgicum.    Strobel,  Beiträge,  V,  384. 


j.p,;,rmJtionszeit    niclit    seltenen    Prälaten.      ,die    i>::h 

■'*""'  'Ire  ^Vurde  in    ihrem    Privatleben    keine    Schranke    auneg=: 

_         ,    p^^  gei^ttiche  Charakter   trat  auch   bei  ihm  vor    dem  für.-;- 

■       -|  Jen  Hintergrund.    Auch  er  scheute  sich  nicht,    im    HarnL'cj 

crschäiit^"    und    als    Kriegsmann    aufzutreten,    wie     denn    er  -Jn 

I  hre  Jö'JS'  ""'  ^'"^  Gährung  im  Volke  zu  unterdrücken,    in  eigentr- 

Pcrwn  liocli  tu  Ross  in  buntgeschütztem  Waffcnrocke   und   glänifa- 

dem  Harnisch,    den   Feldherrnstab    in   der  Rechten,    einige  Fdhr.lsi 

geübten  Kriegsvolkes  in  seine  Residenz  führte. 

Stolz  und  hochfahrenden  Geistes,  wie  er  «ar,  liess  sich  Lar.g 
^kein  Titcichen  der  mit  seiner  Stellung  verknüpften  äusseren  Ehren 
entgehen'.  Er  leiste  selbst  den  hrichstj^estellten  Personen  gcgen'-'rtr 
jede  Rücksicht  hei  Seite,  wenn  er  glaubte,  nicht  gebülirend  geehrt 
zu  sein.  Nicht  als  Botschafter,  sondern  vie  ein  Ki>nig  wollte  er  b;i 
einer  Zusammenkunft  mit  dem  Papste  in  Bologna  1511  behands.: 
sein;  sitzend  und  mit  bedecktem  Haupte  wünschte  er  mit  dem 
Papste  zu  verhandeln.  Da  ihm  diese  königlichen  Ehren  nicht  er- 
wiesen wurden,  brach  er  beleidigt  die  Verhandlungen  ab  und  vei- 
liess  Bologna,  ohne  sich  vom  Papste  zu  verabschieden').  Wiederhol: 
veranlasste  er  Streitigkeiten  wegen  des  Voririttes.  ja  selbst  ce^!  ' 
Erzbischof  Albrecht  von  Mainz  wollte  er  auf  den  Reichstagen  cei 
Vorrang  nicht  einräumen'). 

Sein  hochfahrendes  Wesen  maciite  ihn,  besonders  im  letzten 
Jahrzehnte  der  Regierung  Maximilians,  bei  den  dentschen  Fürrtcr. 
missliebig.  Die  Kurfürsten  von  Brandenburg  und  Mainz  wollten  sich  ■:: 
der  Wahlfrage  1519  auf  nichts  einlassen,  wenn  ihm  die  Leitung  de: 


Ein  «ehr  schjecbtes  Zengriss  slclH  ihm  die  gul  umeirkblMe  und  elaubwürdige  ■\-:- 
burgT  Chronik  des  WiHielm  Rem  aus  (Chronilten  deutscher  Slädte,  XXV,  Eir.ltiiLif 
IX  und  ö.  233). 

1)  Bericht  des  päpsllichen  GrosictrcmoniaFi  Paris  de  ürasiis,  der  über  U^i 
mgt:  „Barbarus  esl,  bnrbaie  egit."  Bei  D  öl  l  inger,  Beitrage  lur  politischen.  kircLitr.!^ 
und  Cultarae6chichte  der  sechs  kuten  Jahrhunderlc,  III,  403  S,  —  Bembni.  Hin,  V*:-- 
lib.  XI.  457,  nenni  ihn  ,homo  anngRiitii  et  elatione  inaignis''.  Aehnlich  urtheili  Gc  : 
ciardini.  Hist,  IlaJ.,  und  MoreriuE  sagt  von  ihm  in  sdnem  Dictionadtun  hitlor-.fLP 
,N<I  antirgaiua  habuisse.  quam  ut  poteMatis  et  magnificentiae  suae  documenta  pnb'.:  • 
dnrel,  moite  MoKimiliani  Cesaris  ambitionem  ejus.  exiiUmalianeniijue  omnem  (•■: 
accisam.  fuisse  hominem  vaniim,  ambifioi'um,  inanis  gloriae  eupiduni,  parumiiue  eQn'.t« 
a«icum."   —  Han-iii,  a.  a.  O,  II,  568. 

')  Zauner.    Chrntlik   von  Salzburg,   V,    138- 


^ 


177 

Wahlgeschäfte  übertragen  würde,  und  nnan  musste  ihn  zurücktreten 
lassen.  Freilich,  nach  geschehener  Wahl  konnte  man  den  Rath  des 
,  welterfahrenen  Praktikers*  nicht  entbehren.  Karl  V.,  der  ihm  das- 
selbe Vertrauen  entgegenbrachte  wie  Max  I.,  machte  ihn  1519  an 
erster  Stelle  zum  Mitgliede  der  obersten  Regierung  für  alle  öster- 
reichischen Lande,  und  im  Jahre  1521  führte  Lang  Ferdinand  I.  in 
Linz  ein  *). 

Der  stolze  Mann  liebte  es,  Glanz  und  Schimmer  um  seine 
Person  zu  verbreiten.  Er  erschien  an  fremden  Höfen  stets  mit 
grossem  Gefolge;  eine  seiner  ersten  Amtshandlungen  nach  Bestei- 
gung des  erzbischöflichen  Stuhles  war  die  ansehnliche  Vermehrung 
des  Hofstaates  *),  und  die  Salzburger  Chronisten  erzählen  uns  von 
g-länzenden  Festen,  die  unter  seiner  Regierung  gefeiert  wurden. 

Der  Augsburger  Bürgerssohn  that  sich  viel  darauf  zugute,  es 
zur  fürstlichen  Würde  gebracht  zu  haben.  Ein  Mann  von  hohem 
Selbstgefühl,  eine  herrische  Natur,  erachtete  er  seinen  Willen  als 
heilig  und  scheute  vor  Gewaltthätigkeiten  nicht  zurück,  wenn  es  galt, 
Hindemisse  aus  dem  Wege  zu  räumen,  Widerstrebende  gefügig  zu 
machen  •).  Sein  starres,  unnachgiebiges  Wesen  brachte  ihn  in  Salz- 
burg in  Conflict  mit  der  Geistlichkeit,  mit  den  Bürgern  und  Bauern. 
Aber  so  unruhig  und  friedlos  auch  seine  Regierung,  wenigstens  in 
der  ersten  Hälfte,  war,  sie  kann  doch  nicht  als  eine  für  das  Land 
unglückliche  bezeichnet  werden  *). 

Zwar  verschlangen  seine  mehr  als  fürstliche  Hofhaltung,  seine 
verschwenderische  Freigebigkeit  enorme  Summen,  doch  wusste  Lang 
auch  durch  gute  Gesetze  das  Volkswohl  zu  heben.  Seine  Landes- 
ordnung vom  Jahre  1526,  seine  Sorge  für  Hebung  des  Bergbaues 
und  fiir  gute  Verkehrswege,  seine  Forstordnung,  die  bis  zum  Jahre 


•)  Ulmann  in  der  allgemeinen  deutschen  Biographie,  XX.  —  Haumgarten, 
Karl   V.,   I,  392. 

')  Pich  1er,  Salzburgs  Landesgeschichte,  S.  303. 

*)  Als  es  ihm  nicht  gelungen  war,  die  Abtei  St.  Peter  in  Salzburg  als  Com- 
mende  zu  erhalten,  bedrückte  er  die  Mönche  auf  jede  Weise,  Da  sie  auf  ihr  Recht, 
einen  Abt  zu  wählen,  nicht  verzichten  wollten,  Hess  er  1521  vier  Mönche  in  der 
Festung  in  Kerker  legen,  drei  in  seiner  Residenz  in  Gewahrsam  halten.  Nach  vier 
Wochen  schickte  er  sie  in  verschiedene  Klöster.  —  Haut  ha  1er,  a.  a.  O.,  S.  171, 
und  Kolde,  a.  a.  O.,  S.  334. 

*)  Moser  („Ueber  die  Regierung  der  geistlichen  Staaten  in  Deutschland*, 
121 — 128)  stellt  ihn  als  Vorbild  geistlicher  Regenten  auf. 

J.ihrbuch  des  Protestantismus  1898,  H.  III  u.  I*'.  12 


178 

1853  Geltung  hatte,  und  Anderes  förderten  die  materielle  Cultur  des 
Erzstiftes;  durch  Pflege  von  Kunst  und  Wissenschaft  suchte  er 
bildend  auf  das  Volk  einzuwirken  Nicht  geringe  Verdienste  erwarb 
er  sich  um  das  Schulwesen  des  Landes  ^). 

Lang  war  ein  warmer  Freund  des  neuerwachten  wissenschaft- 
lichen Strebens').  Selbst  ein  Mann  von  nicht  unbedeutendem  Wis^^n 
—  besonders  Geschichte  und  Alterthumswissenschaft  zog  ihn  an  — 
stand  er  im  Verkehre  mit  allen  bedeutenderen  Männern,  welche  der 
neuen  Richtung  huldigten,  und  unterstützte  jüngere  Talente  in  der 
freigebigsten  Weise,  so  dass  ihn  Conrad  Celtes  den  ,  Patron  der 
Poeten*  nennt,  und  Irenicus  niemand  in  Deutschland  kennt,  den  er 
ihm  in  Förderung  der  Wissenschaften  gleichstellen  könnte.  Lang  ge- 
hörte mehreren  gelehrten  Gesellschaften  an,  der  Societas  CelticaV 
der  Danubischen  Societät  und  in  Augsburg  dem  Peutingerkreise.  In 
seinem  Gefolge  befanden  sich  stets  Künstler  und  Gelehrte,  so  Chiere- 
gati,  der  spätere  Nuntius,  Ursinus  Velius  u.  A.  Auch  Aventin.  der 
, Vater  der  baierischen  Geschichte*,  erfreute  sich  seines  vertrauter. 
Umganges*),  wurde  von  ihm  mit  Beiträgen  und  Documenten  unter- 
stützt *)  und  erhielt  von  Lang,  noch  als  er  bereits  der  Ketzerei  ver- 
dächtig war,  eine  Einladung  zu  dauerndem  Aufenthalte  am  Salz- 
burger Hofe*). 

Als  Erzbischof  besetzte  Lang  hervorragende  Stellen  Vorzug:^- 
weise  mit  humanistisch  gebildeten  Männern. 

n.  Capitel. 

Lang'8  innere  Stellung  zu  der  religiösen  Frage:   Sein  Antheil  an 
Kaiser  Maximilians  Reformplänen.  Stanpitz.  Berthold  y.  Ghiemsee. 

Die    religiöse   Ueberzeugung    des   Cardinais   Lang    und    seine 

innere,  persönliche  Stellung  zu  den  kirchlichen  Fragen  seiner  Zeit 
• 

1)  Vicrthaler,  Geschichte  der  Cultur  in  Salzburg,  S.  174  ff. 
>)  Hagen,  Deutschlands  literarische  und  religiöse  Verhältnisse  im  Reformation^ 
Zeitalter,  I,  221.  —  Veith,  Bibl.  August.  V.,  28  seqq. 

5)  Scharold,  Luther's  Reform  in  ihrer  Beziehung  zum  Hochstifl  Wiiri 
bürg,  S.  76. 

*)  Siehe  darüber  Wiedcmann,  Aventin,  S.  34,  38,  40,  56,  und  die  Bi-^ 
graphie  Vogt's  in  der  neuen  Ausgabe  der  Werke  Arentin's;  auch  Oefele,  Avcr. 
tiniana,  oberbaierisches  Archiv  für  vaterländische  Geschichte,  1887,  Bd.  44,  S.  9,  12  r. 

6)  Aventin's  Chronik,   S.  152^- 

«)  Brief  Melanchthon's  an  Aventin,  Werke  I,   Anhang, 


179 

ist  schwer  festzustellen,  da  es  an  unmittelbaren  Aeusserungen  und 
Zeugnissen  dafür  fehlt  und  die  officiellen  Schriftstücke  nicht  das 
Fundament  für  ein  cndgiltigcs  Urtheil  in  dieser  Frage  abgeben 
können;  wir  müssen  uns  daher  begnügen,  nach  Thatsachen  zu 
forschen,  die  seine  innere  Ueberzeugung,  wenigstens  im  Allgemeinen, 
crschliessen  lassen.  An  solchen  fehlt  es  nicht. 

M.  Lang  war  keine  tiefreügiös  veranlagte  Natur,  aber  es  wäre 
ungerechtfertigt,  dem  humanistisch  gebildeten  Manne,  der  geistigen 
Bestrebungen  all^  Art  geneigt  war,  auch  ein  theologisch-wissen- 
schaftliches  Verständniss  und  Interesse  für  die  religiösen  Zeitfragen 
absprechen  zu  wollen.  Es  wird  uns  von  mehreren  Seiten  glaubwürdig 
versichert,  M,  Lang  habe  grosse  Neigung  für  theologische  Studien 
besessen.  Der  sonst  ausgezeichnet  unterrichtete  Verfasser  der  Vita 
Langii  in  Brottbeyhel's  Salzburger  Chronik')  erzählt,  Lang  sei 
wohlbewandert  gewesen  in  der  heiligen  Schrift  und  in  den  Büchern 
des  besonders  in  Humanisten  kreisen  so  sehr  beliebten  praktischen 
Mystikers  Gerson,  des  glänzenden  Vertreters  der  conciüaren  Theorie 
und  streitbaren  Gegners  des  päpstlichen  Absolutismus.  Georgius 
Benignus,  Professor  der  Theologie  und  Abt  in  L'mbricn,  rühmt 
Längs  theologisches  Wissen  •),  und  sein  mehr  naiver  als  tendenziöser 
Lobredner,  der  schon  genannte  HofcapJan  Bartholinus,  preist  in 
einem  Lobgedichte  auf  Lang  im  Jahre  1515  dessen  von  Jugend  an 
gezeigten  Scharfsinn  und  ausserordentliche  Neigung  zum  Studiren, 
zumal  zur  Theologie  und  Sittenlehre  und  zur  Geographie'). 

Lang's  humanistische  Neigungen  Hessen  ihn,  wie  es  scheint, 
auch  in  der  religiösen  Frage  auf  Seite  der  Humanisten  stehen,  die 
durch  Pflege  der  Wissenschaft  eine  reinere  Erkenntnis»  des  Chrlsten- 
thums  zu  fördern  und  im  Kampfe  gegen  , scholastische  Verknöche- 

>)  Cod.  Germ,  Mon.,  1698.  Die  Cbronik  reicht  bis  1519,  die  Fottsetiung  (Vim 
Langii),  von  anderer  Hand,  wuide  gleich  nach  dem  Tode  Lang's  geacbrieben,  als  Erc- 
bischof  Emtt  in  dai  Stift  kam.  Der  Veifasser  kennt  namenllich  die  Familienverhült- 
ni^e  Luig'i  sehr  genau  und  dlirlle  in  der  nicbtten  Umgebung  des  Cnidinals  gewesen 
Fein.  Es  heilst  dort  wörtlich ;  „londertich  so  hal  er  sich  auf  die  heilige  schriiTt  gegeben 
und  des  Crislenlichen  Canilers  ta  Paris  Johannii  Gersonis  buecher  in  der  Jugent  mit 
solchem  vleiO  gelesen,  das  er  auch  in  allter  vil  aus  dennielben  buechern  von  wort  la 
ivari  auswendig  aniaigen  hat  rougen". 

')  Er  nennt  ihn  .virum  in  divini«  et  bumanis  literis  eruditum".  —  llansii, 
a.  a.  O.,  S.  666,  567. 

'1  Paul  T.  Stetten,  Lebensbeschreibungen.  III,  74. 


180 

rung*  und   , hierarchische  Bevormundung*   durch  Bildung    iir.d  A. 
klärung  die  Schäden  des  kirchlichen  Lebens  zu  heilen  suchtcr.    5t  'r 
Stellung  im  Reuchlin  sehen  Streite  dürfte  dies  beweisen. 

Als  Reuchlin  in  Folge  Widerrathens  der  vom  Kaiser  lOI ' 
befohlenen  Verbrennung  aller  nichtbibliscben  hebräischen  Schr'r' 
mit  dem  getauften  Juden  Pfefferkorn  in  Streit  gerathcn  war  ::-: 
die  Freiheit  wi^^senschaftlicher  Forschung  gegenüber  den  inqui-it'  "- 
sehen  Bestrebungen  der  Kölner  Dominikaner  vertheidigtc,  wandte  er 
sich  nicht  vergeblich  an  M.  Lang,  der  damals  noch  des  Ka  >:::> 
einflussreichster  Rath  war.  Lang  legte  Fürsprache  fiir  Reuchlin  er 
und  zeigte  sich  so  als  Förderer  des  neuen  Geistes  und  als  FrcJLJ 
humanistischer  Aufklärung*).  In  diesem  Lichte  erschien  er  auch  et- 
beiden  Häuptern  der  neukirchlichen  Bewegung.  Noch  im  Jahre  Iö>" 
zu  einer  Zeit  also,  als  sich  Lang  längst  schon  als  ieiden^ch-f:- 
licher  Gegner  des  Lutherthumes  gezeigt  hatte,  hielten  Luther  l-- 
Melanthon  von  ihm,  dass  er  zeitgemässen  Reformen  in  der  Kirche 
nicht  abgeneigt  sei*). 

Von  nicht  geringer  Bedeutung  für  die  Beurtheiiung  der  per?^  r 
liehen  Stellung  Lang's  zu  den  Fragen  der  Zeit  ist  auch  se:n  An 
theil  an  Kaiser  Maximilians  kirchlichen  Reform  planen. 

>)  Ranke,  Deutsche  Gegchxchte  im  Zeitalter  der  Reformation.  I.  l^o  — 
Geiger,  Reuchlin,  S.  278,  306,  345,  367.  —  Maurenbrecber,  Geschicbre  er 
kath.  Reformation,  S.  141. 

«)  Luiher's    Tischreden,    herausgegeben    von     Förstemann.    Leipzig    l^*^ 
Bd.  II,  2d3,  303;  vgl.  auch  Loesche,  Analecta  Lutherana  et  Melantboniana,  S  371 
Anfangs  1619  schlug  Luther   wiederholt   den  Sakburger  Erzbischof  als  Schied 'riL^rrr 
in  seiner  Sache  vor  (cfr.  Briefe  Luthers  bei  de  Wette,  Luther's  Briefwechsel,  I.  2^  "^ 
213,  216.  Der  hier  ebenfalls  in  Betracht  kommende  Brief  an  den  Kurfürsten  Fr:tr<7r : 
von  Sachsen  bei  de  Wette,  I,  567,  datirt  von  1521,    wird    von  Brieger  in  .N^-- 
Mittheilungen  über  Luther  in  Worms**,   Anhang  U,    S.  24  ff.,    richtig    ins  Jahr   151.* 
verwiesen).    Man    hat    in    diesem   „Salzburger  Ersbischof*    unseren  M.  Lang   sehen  :: 
müssen  geglaubt  (soCosak,  Paul  Speratus,   S.  8  f.;  Enders  in  seiner  neuen  Aus 
gäbe  von  Luther'^  Briefwechsel,    I,  368,  343;    Hefelc-Hergenröther,   ConcJ.^r 
geschichtc,  Bd.  IX.  S.  91,  93;  Gröne,  Tetzcl  und  Luther,  S.  163  u.  A).   Lang  »r 
damals  Coadjutor    des   Erzbischofs  Leonhard    von  Kcutschach,  noch    nicht   Erzbii.h  '• 
Keutschach  war    ein   Freund    der  Wissenschaften    und    ging   gern    mit  Gelehrten  ua 
Vielleicht  hat  Staupitz,  der  seit  1513  wiederholt  in  Salzburg  sich  aufhielt,  seinen  Frcir.. 
auf  den  Erzbischof  Leonhard    hingewiesen,    lieber  Lang's   Stellung   zu  Luther  scbfit 
dieser  1518  selbst  in  Zweifel  gewesen  zu  sein,  denn  er  schrieb  am  10.  October  \bl'^ 
.von  Augsburg  aus  an  Spalatin :    „Aliis   videiur    in   rem    meam    esse,    <}uod  al»s«n^  tf:' 
Cardinalis  Gurcensis.«    Walch,  Luther's  Werke,  XV,  Anhang  XVL  S.  40. 


181 

In  einer  Zeit  politischer  Verstimmung  gegen  den  Papst  (1510) 
schloss  sich   der  Kaiser   den   früheren  Bestrebungen   der  Kurfürsten 
liegen    den    römischen    Stuhl   an    und    Hess    die  Gravamina   nationis 
Germaniae  ausführlicher,  als  es  bis  jetzt  geschehen,  zusammenstellen. 
Er  wünschte  in  enger  Fühlung  mit  Frankreich,  das  eben  auch  den 
Papst  auf  geistlichem  Gebiete  bekämpfte,  die  Reform  der  Kirche  in 
Deutschland  durchzuführen,  eine  Reform  nach  französischem  Muster, 
die  auf  Abstellung  von  Missbräuchen,  Stauung  des  Geldzuflusses  nach 
Rom   und  Beschränkung   des  päpstlichen  Einflusses   in  Deutschland 
durch   Einsetzung   eines   ständigen   Legaten,    also   auf  eine   gewisse 
Selbstständigkeit  der  deutschen  Kirche  abzielte  *).   M.  Lang  war  dazu 
ausersehen,  den  Anschluss  an  Frankreich  zu  bewerkstelligen.  Dieser 
zögerte,  wie  es  scheint,  da  ihm  der  Papst  den  Cardinalshut  in  Aussicht 
stellte,  wenn  er  nicht  nach  Frankreich  gehe.  Seine  Bedenken  schwanden 
aber,  als  ihm   der  Kaiser   dafür  zu   sorgen  versprach,  dass  er   seine 
Pfründen   nicht  verliere;   es  sei   übrigens,   meinte  der  Kaiser,    doch 
zweifelhaft,  ob  der  wankelmüthige  Papst  auch  sein  Versprechen  halten 
werde;  wenn  er  (der  Kaiser)  und  der  König  von  Frankreich  vereinigt 
wären,  würden  sie  ihn  viel  eher  zum  Cardinal  und  vorwärts  bringen 
als  der  Papst*).  Dies  zog;  Lang  ging  nach  Frankreich  und  brachte 
ein  Bündniss  zu  Stande  zwischen  dem  Kaiser  und  König  Ludwig  XII. 
Im  nächsten  Jahre  (1511),  nachdem  vergeblich  vom  Papste   ein    all- 
gemeines Concil   gefordert    worden   war,    rieth   Lang,    der    auch   in 
religiös-kirchlichen  Fragen  das  Vertrauen  des  Kaisers  besass  —  1517 
forderte    ihn    nebst  Peutinger   und  Dr.  Eck  Maximilian  I.  zu   einem 
Gutachten  auf  über  die  Frage,  warum  der  christliche  Glaube   in   so 
viele    Geheimnisse    gehüllt   sei ')  — ,  diesem  zur   Einwilligung   in    die 
Berufung  des  schismatischen  Reformconcils,  indem  er  ihm  vorstellte, 
dass   er,    der  Kaiser,  und  Ludwig   angesichts   der  Verderbtheit   des 


>)  Maurenbrecher,  Geschichte  der  kaih.  Reformation,  S.  86  f.,  98  f.  —  Geh- 
ha  dt,  Die  Gravamina  der  deutschen  Nation  gegen  den  römischen  Hof,  S.  62  flf.  — 
Lehmann,  Das  Pisaner  Concil  von  1511,  S.  6fr.  —  Ulmann,  Studie  über  Maximilians  I. 
Plan  einer  deutschen  Kirchenreform  im  Jahre  1510.  Brieger's  Zeitschrift  für  Kirchen- 
geschichtc,  III.  Band,  S,  199  f.  —  Derselbe,  Kaiser  Maximilians  Absichten  auf  das 
Papstlhum  in  den  Jahren  1507-1511,  S.  15  f. 

*)  Brief  des  Kaisers  an  Lang  vom  6.  September  1510  bei  Ulmann,  Kaiser 
Maximilians  Absichten,  S.  57. 

")  Wiedemann,  Dr.  Joh.  Eck,  S.  34.  —  Hefele-H  ergenröther,  Concil>- 
geschichte,  VIII,  447. 


182 

Papstes  als  capita   reiigionis   in    temporalibuä    dazu    berufen    scie".  - 
Freilich  hat   er   dann   auch  wieder   in  Rom   die   deutsche   Obecier.: 
erklärt,    als   der   Kaiser    auf  die   Seite   des   mit   der   Reform   ernst 
machenden  Papstes  trat. 

Wenn  wir  auch  in  Erwägung  ziehen,  dass  M.  Lang^  als  kaiser- 
licher Diplomat  es  mit  religiösen  Dingen  wohl  kaum  sehr  ern^t  ge- 
nommen haben  wird,  so  dürfte  sich  doch  aus  seiner  Betheiligung  iz 
des  Kaisers  Reformplänen  immerhin  ergeben,  dass  er  wie  der  Kaii^r 
selbst,  ja  wie  die  ganze  deutsche  Nation  eine  Reform  der  Kirch:f. 
wenigstens  in  äusseren  Verfassungsfragen,  für  nothwendig  gehalten 
dass  er  die  allgemeine  Abneigung  gegen  den  päpstlichen  Absolutismen 
getheilt  und  die  Befreiung  Deutschlands  von  Roms  »eiserner  Unr- 
klammerung«  gewünscht  habe.  Zu  dieser  Annahme  berechtigt  woh 
schon  die  Thatsache,  dass  Kaiser  Max  seinen  getreuen  Lang  zurr. 
Legaten  ausersehen  hatte '),  an  den  Alles  gehen  sollte,  was  bisher 
an  den  Papst  gegangen,  ihn  also  an  die  Spitze  der  in  grosser  Selbst- 
ständigkeit gegenüber  Rom  dastehenden  Reichskirche  gestellt  u  issc 
wollte. 

Lang's  reformfreundliche  Gesinnung  bekunden    auch    seine  Bc 
Ziehungen  zu  zwei    hervorragenden  Vertretern    gemässigter  Reform- 
tendenzen,   Johann    v.  Staupitz   und   Bischof  Berthold    v.  Chiemse- 

Johann  v.  Staupitz,  Luther's  Freund  und  Berather,  hielt  sich  sei: 
dem  Jahre  1511  häufig  in  Salzburg  auf,  wo  er  stets  mit  dem  grössten 
Beifalle  predigte.  Nachdem  er  am  28.  August  1520  das  Amt  t\nt< 
Vicars  der  Augustinercongregation  niederlegt  hatte,  Kess  er  sich  :!i: 
dauerndem  Aufenthalte  in  Salzburg  nieder.  Die  hier  nicht  unwicht  ;r 
Frage,  wie  Staupitz  nach  Salzburg  gekommen  sei,  ist  verschieden 
beantwortet  worden.  Wir  finden  die  Ansicht  ausgesprochen.  M.  Larg, 
schon  in  den  ersten  Jahren  der  lutherischen  Bewegung  ein  grimmiger 
Feind  des  Reformators,  habe  dem  Augustinervicar  Staupitz  ccfn 
Glauben  beizubringen  gewusst,  dass  er  selbst  für  die  Bestrebungen 
Luther's  sich  lebhaft  interessire,  und  habe  ihn  zu  sich  nach  Salzburg 
gezogen,  um  Luther  zu  »isoliren*,  ihm  , seinen  stärksten  wissen- 
schaftlichen Halt  und  Beistand,  sein  stets  hinter  ihm  stehendes  Orakel* 

^)  Brief  Lang's  an  den  Kaiser  aus  Ripa,  16.  Mai  1511.  Ulmann.  K:<>fr 
Maximilians  Absichten  auf  das  Papstthum,  S.  17,  und  Kaiser  Maximilian  I.,  l>'i  II 
S.  415  flP.  und  S^  433. 

*)  Ulmann,  Kaiser  Maximilian  I.,   Ud.  II,  S.  491. 


CT 


183 

zu   benehmen  *),  ja  Lang  habe  Luther  selbst  durch  Staupitz   zu  sich 
eladen»  um  seiner  habhaft  zu  werden  und  ihn  mundtodt  zu  machen  •). 
IDann  wird  wieder  behauptet,  Lang  habe  es  zwar  auf  die  Trennung 
Staupitzens  von  Luther  abgesehen  gehabt,  um  diesem    seine  Stütze 
zu   benehmen  und  die  lutherische  Bewegung  in's  richtige  Fahrwasser 
zu   bringen  oder  zu    zersetzen,    er  habe  jedoch    weder   eine   wahre, 
noch  erheuchelte  Sympathie  fiir  Luther's  Bestrebungen  an  den  Tag 
gelegt,  sei  vielmehr  von  vornherein   entschlossener  Gegner  Luther's 
gewesen  *).    Gegen   die  Ansicht,    Lange   habe   Staupitz    von    Luther 
trennen  wollen,  wurde  mit  Recht  auf  die   gewaltige  Natur  Luther's 
hingewiesen  *),  welche  der  Stütze,  die  ihr  Staupitz  sein  konnte,  nicht 
bedurfte.     Uebrigens   hatte   sich    im   Herbste    1520   das  Verhältniss 
Staupitzens  zu  Luther  schon  geklärt,  ganz  abgesehen  davon,  dass  Erz- 
bischof Lang  in  den  ersten  Jahren  der  neukirchlichen  Bewegung  sich 
noch  nicht  als  grimmiger  Feind  Luther's  erwies.    Für  die  Behauptung, 
Lang  habe  durch  Staupitz  in  vermittelndem  Sinne  gewirkt,  sind  keine 
entsprechenden  Schritte  des  Erzbischofs   nachzuweisen.     Gerade  die 
Thatsache,    dass  zwischen  Luther  und  Staupitz  bis   zu  des  letzteren 
Tod  (28.  December  1524)   ein,   wenn    auch   spärlicher,    Briefwechsel 


*)  Seckendorff,  Ausführliche  Geschichte  des  Lutherthums,  Leipzig  1714.  — 
Schdlhorn,  De  religionis  evangeücae  in  provincia  Salisb.  ortu  (Leipzig  1732),  §  12, 
S.  13  ff.  -—  Kessel,  Vertreibung  der  Protestanten  aus  Salzburg  (Zeiischr.  für  bist. 
Th<;ologie  1859,  S.  253  ff.).  —  Zimmermann,  Geschichte  des  Bauernkrieges,  If, 
230;  in,  393.  —  Hormayr,  Anemonen,  I,  331. 

*)  Diese  Ansicht  stützt  sich  auf  einen  Brief  des  .Staupitz  an  Luther.  Er  schreibt 
von  Salzburg  aus  am  14.  September  1518:  „Placet  mihi,  ut  Vittenbergam  ad  tempns 
deseras  meque  accedas:  ut  simul  vivamus  moriamurque.  Id  ipsum  et  Principi  com- 
placitum  est.  (Löscher,  Vollst.  Reformationsacta,  II,  446;  Walch,  Luther's  Werke, 
XV,  Anhang,  39.)  Doch  mit  dem  „Fürsten*  dürfte  wohl  nicht  der  damalige  Coadjutor 
Lang,  sondern  Luther's  Landesherr,  Kurfürst  Friedrich  von  Sachsen,  gemeint  sein,  den 
Staupitz  oft  in  seinen  Briefen  einfach  mit  „princeps"  bezeichnet.  Grimm,  de  Staupitio 
(Zeitschr.  für  histor.  Theologie,  herausgegeben  von  Dr.  lUgen,  VIII,  1837,  II.  Heft, 
S.  58  ff.)  verlegt  diesen  Brief  in  das  Jahr  1519,  doch  mit  Unrecht,  denn  im  September  1519 
befand  sich  Staupitz  nicht  in  Salzburg,  sondern  auf  einer  Visitationsreise.  (Kolde, 
Staupitz,  S.  328.) 

•)  So  besonders  die  salzburgischen  Geschichtsschreiber,  wie  Metzger,  Hist. 
Salisburg.,  S.  540.—  Haslberger,  Hist.  ecci.  Salisb.  Cod.  lat.  Mon.  27077,  HL — 
Zaun  er,  Chronik  von  Salzburg,  IV,  350  ff.  —  Pich  1er,  Salzburgische  Landesgeschichte, 
S.  304  u.  A.,  auch  Hauthal  er,  a.  a.  O.,   S.  159  ff. 

*)  Jörg,  Deutschland  in  der  Revolutionsperiode  von  1522 — 1526,  S.  548  f. 
Anmerkung. 


184 

bestand,  spricht  nicht  für  eine  von  Lang  beabsichtigte  Trennung  <Ur 
beiden  Freunde.  Staupitzens  Stellung  und  Ansehen  am  crzbisch  :- 
liehen  Hofe  zeigen  wohl  zur  Genüge,  welche  Absichten  Lang  nii: 
seiner  Berufung  nach  Salzburg  hatte.  Er  sah  in  ihm  einen  hervor- 
ragenden Theologen,  dessen  Richtung  ihm  sympathisch  war,  uze 
mochte  wohl  von  der  Predigt  des  gelehrten  und  als  Kanzelrcdner 
so  beliebten  Mannes  eine  Besserung  der  kirchlichen  Zustände  t^cr 
Erzdiöcese  sich  erhoffen.  Staupitz  genoss  das  Vertrauen  des  Erz 
bischofs  in  vollstem  Masse,  er  wurde  Stiftsprediger  am  Dome,  en- 
bischöflicher  Rath  und  1522,  nach  der  Abdankung  des  Abtes  Simon 
von  St.  Peter,  auf  Betreiben  Langes  Abt  dieses  Klosters.  Trotzderr. 
galt  er  in  strengkirchlichen  Kreisen  für  ketzerisch;  denn  kaum  va: 
er  in  Salzburg,  als  Cardinal  Lang  von  Leo  X.  beauftragt  wurde,  ihn 
vor  Notar  und  Zeugen  die  in  der  Bulle  gegen  Luther  verworfenen 
Artikel  ebenfalls  verdammen  zu  lassen.  Staupitz  weigerte  sich  dessen. 
weil  es  nicht  seine  Sache  wäre,  Dinge  zu  widerrufen,  die  er  nicht 
behauptet,  und  bat  den  Cardinal,  ihn  davon  zu  befreien.  In  der  That 
kam  es  dahin,  dass  er  die  Verdammung  nicht  auszusprechen  brauchte : 
man  begnügte  sich  mit  einer  Erklärung,  wonach  er  den  Pap^t  a.s 
Richter  anerkannte '). 

Welches  war  nun  Staupitzens  theologische  Richtung')?  Durch 
das  Studium  der  mittelalterlichen  Mystiker  und  Augustins  war  Staup.tz 

»)  Kolde,  a.  a.  O.,  S.  331. 

')  Vgl.  darüber  Zell  er,  Staupitz.  Seine  religiös-dogmatischen  An»:hauuiigen  i.r<d 
dogmengeschichtliche  Stellung  (Theologische  Studien  und  Kritiken,  Bd.  52,  S.  1  ff . .  — 
Kolde,  Staupitz  und  die  Augustinercongregation,  S.337  ff.  —  Derselbe,  Job,  v.  Staup.ri 
ein  Waldenser  und  Wiedertäufer  (Brieger's   Zeitschr.  für  Kircfaengescbichte,    VII.  Bd. 
Gotha  1885).  Dieser  Aufsatz  ist  gegen  Keller  gerichtet,  der  in  seinen  Schriften :  ,.Jcr 
V.  Staupitz   und   das  Waldenserthum"  (Maurenbrecher's  Hist.   Taschenbuch,    6    Fol^e. 
4.  Jahrg.,   1885),   »Joh.  v.  Staupitz  und  die  Anfange  der  Reformation*,   Leipzig  ISSS 
und  „Die    Reformation    und    die   älteren    Reformparteien*,    Leipzig    1885,    in    Stau-^'t- 
einen    hervorragenden    Anhänger    und    Vertreter    der    ,, altevangelischen     GemeirdeT* 
erblickt  und  ihn  zu  einem  Gesinnungsgenossen  der  Waldenser  und  'Wiedertäufer  machi. 
Kolde   vertritt   die   Anschauung,    da«s   Staupitz   sich   mehr   und   mehr    die   latheri^l»- 
Denkweise  angeeignet  und  im  Grossen  und  Ganzen  die   evangelische  Lehre  vertreier 
dass  er  aber  nicht   mit  Luther  und    den  Wittenbergem    die   praktischen  Consequen;ai 
zu  ziehen   vermocht   habe.     Dagegen    sucht   Paulus    (Job.  v.  Staupitz.  Seine  ▼orgeb^;ct. 
protestantischen  Gesinnungen.    Hist.  Jahrbuch  der  GÖrres-Gesellschaft,  XLL  Bd..  1891 
zu  beweisen,    dass  Staupitz  mit   keinem  Schritte    den  Boden   des  katholischen   Dogmas 
verlassen  habe.  Ebenso  urtheilte  Döllinger  (Reformation,  1,  S.  154).  Staupitz  se:  ir 
Glaubenssachen  sehr  gut  katholisch  gesinnt  gewesen. 


185 

zum    eifrigen    Anhänger    der    gegen    die    herrschende    theologisch- 
pHilosophische   Richtung   entstandenen  Oppositionspartei    geworden. 
Staupitz    ist    strenger  Prädestinatianer,    im   Wesentlichen   Augustin 
folgend,  und  der  Gedanke  der  erwälilenden  Gnade,  die  Alles  für  den 
A^enechen  und  im  Menschen  wirkt,  beherrscht  seine  ganze  Gesinnungs- 
und  Denkweise.  Gnade  ist  die  Berufung  wie  die  Rechtfertigung  und 
Olorificirung.    Die  göttliche  Vorausbestimmung,    durch   welche  Gott 
nur  aus  Liebe  und  Barmherzigkeit,  nicht  wegen  irgend  welcher  vor- 
ausg^esehener  Verdienste  gewisse  Menschen   zum  Glauben    und   zum 
-Gnaden leben  in  Christus  vorherbestimmt   hat,    hebt  aber   nach   ihm 
—  und  hierin  befindet  er  sich  im  Gegensatze  zu  Luther  —  die  mensch- 
liche Freiheit   nicht  auf.     Anstatt   den    freien  Willen  zu  vernichten, 
verschafft   sie   uns  vielmehr   die   wahre  Freiheit   der  Kinder  Gottes 
und  fordert  von  uns,  dass  wir  mit  voller  Freiheit  den  Willen  Gottes 
zur  Richtschnur   unseres  Lebens   nehmen;    ohne   diesen    freiwilligen 
Gehorsam  kann  nach  Staupitz  kein  Erwachsener  selig  werden.  Nicht 
<ier  lutherische  Vertrauensglaube  ist  ihm  also  zur  Seligkeit  genügend, 
er  fordert  vielmehr  vom  Christen  jenen  lebendigen  Glauben,  von  dem 
der  Apostel  Paulus  spricht,  der  die  guten  Werke,  das  rechtschaffene 
Leben  nothwendig  i^  Gefolge  hat.    In  einer  vor  seinem  Tode  (1524) 
in  Salzburg   verfassten   und  im  Jahre    1525   von    unbekannter  Hand 
herausgegebenen  Schrift  mit  dem  Titel:  ,Von  dem  heiligen  rechten 
christlichen  Glauben*  wendet  sich  Staupitz  ausdrücklich    gegen    die 
lutherische  Rechtfertigungslehre  und  tadelt  jene  Neuerer,  welche,  das 
evangelische  Leben    vom   Glauben   trennen:    , Derjenige   glaubt   gar 
nicht  an  Christus,    der   nicht   thun    will,    wie  Christus    gethan   hat.* 
,Höre   der   Narren  Rede:  Wer  an  Christum   glaubt,    bedarf  keiner 
Werke.*  Die  Lehre,  der  Glaube  ohne  die  Werke  könne  selig  machen, 
ist   ihm   in   diesem    Buche    ,eine    ketzerische   Erdichtung   und    Ver- 
blendung der  Wahrheit*  *).  Gerade  mit  diesem  Buche  und  besonders 
seinem  Anhange  wollte   wohl  Staupitz  vor   aller  Welt  verkündigen, 
dass  er  sich  von  Luther  getrennt. 

So  sehr  nun  auch  Staupitz  im  Gegensatze  zu  Luther  an  der 
Verdienstlichkeit   der   guten   Werke   festhält,    so   tritt   er   doch   der 

*)  Dieckhoff  urtheilt:  ^Staupitz  war  nie  in  Widerspruch  mit  seiner  früheren 
Lehrmeinnng  getreten*^.  Er  findet  namentlich  im  Buche  vom  heiligen  rechten  christlichen 
Glauben  dieselbe  Lehre  wie  in  Staupitzens  früheren  Schriften  vor  dem  Ablassstreit 
(Zeitschr.  für  kirchliche  Wissenschaft  und  kirchliches  Leben,  herausgegeben  von  Luthardt, 
Heft  V,  S.  242). 


W  rkhciligkeii  seiner  Tage   scharf  entgegen.     In  der   übertriebe:.; 

ffas'.ang  vom  Verdienste  der  guten  Werke  sieht  er  das  Gnindi.^ 

,     red'^ö.sen  Zustände  und  wird  nicht  müde,   immer  wieder  dur, 

Jieioiiu"ß  der  Innerlichkeit,  des  innen  waltenden  Geistes  der  Cjisü    1 

und  der  mystischen   Vereinigung    mit  Gott    gegen    das    vielfach  vt-     [ 

ausscrlichie  KircJienthiim  seiner  Zeit  anzukamplen.  1 

Ueber    den  Ablass    meint    Staupitz,    es    sei    die   Befreiung'  xo; 
Sunden   durch   Genugthiiung   empfehlenswert  her   und    nützlichtr  a-    I 
durch  den  Ablass,  empfehlenswert  her,  weil   sie  auf  grösserer  Liei.';    j 
zur  Gerechtigkeit  beruht,    nützlicher,  weil   sie   das  Verdienst   meb- 
iind  sichert  und  eifrig  macht  in  der  Bewahrung  vor  Sünde- 

Man  hat  in  den  Predigten,  welche  Staupitz  1523  als  Abt  \w 
Klosterfrauen  in  Salzburg  gehalten  hat '},  protestantische  Anschii:- 
ungen  finden  woilen,  aber  ganz  mit  Unrecht.  Abgesehen  davori 
dass  —  wie  Paulus  mit  Recht  betont')  —  diese  Predigten  nicht  i^ 
authentische  Darstellung  der  Lehrsätze  des  Staupitz  gelten  können. 
weil  sie  erst  nachträglich  niedergeschrieben  wurden,  steht  auch  hier 
Staupitz  gerade  in  den  Grundanschauungen,  in  der  Lehre  vom  Glacber 
und  dem  Verdienste  der  guten  Werke  im  Gegensatze  zu  Luther,  ur : 
die  Rechtfertigung  ist  ihm  auch  hier  nicht  eine  äussere  Gcrech:- 
erklärung,  sondern  eine  innere  Erneuerung  und  Wiedergeburt'}. 

Was  Staupitz  principiell  von  Luther  unterscheidet,  ist  ss> 
kirchlicher  Conservatismus;  er  hat  wie  Luther  ein  oflenes  Auge  f^r 
die  Missbräuche  in  der  Kirche  und  wünscht  von  Herzen  deren  Ab- 
stellung, er  ist  voll  sittlicher  Entrüstung  über  die  Versunkenheit  äa 
römischen  Curie  und  gibt  derselben  in  seinen  Schriften  in  heftijf'^-i 
Worten  Ausdruck,  aber  er  geht  nicht  SO  weit  wie  Luther,  der  an 
die  Stelle  der  .historisch  gewordenen  kirchlichen  Anstalt  die  nr, 
geistige  Gemeinschaft  der  gläubigen  Seelen  und  das  Pricsterlh'm 
aller  Christen*  setzt.  Staupitz  will  die  hierarchische  Form  der  Kirch? 
beibehalten  wissen,  er  gibt  die  Unterordnung  unter  die  Lehrautor.ta! 
I  einer  Klosterachwestec  aufguch lieben,  harld^i.hrl;:  <  .i 
g  Bufbew»hrt.  TetöIIent licht  von  Auinlltler  im  ji'jibiiit 
.mu!  io  Oesieriekh,  B.  Jahrg..  S.  49  ff.  und  11.  p'^'i- 

■  Görres  GuelUchaft,  Bd.  XII.  Cuelbst  die  Beweise  i-- 

173,  gibt  lu,  dass  in  diesen  PredigleD  nichts  cnilij1::-.< 
'n  Schriften  enthielten. 


')24. 

n    der  Zahl,    vo 

im 

Arch 

V  St. 

Peter  in  Salibu 

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Gesc 

113  ff 

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des   Pto.esWn- 

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r.  Jahrbnch    de 

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hodoiie. 

') 

Keller,  Stauiiili.  .S 

BS 

nicht 

auch  die  niuier 

187 

des  Papstes  und  der  Kirche  nicht  auf;  dies  beweist  ganz  besonders^ 
sein  im  später  zu  besprechenden  Processe  des  Stephan  Agricola 
abgegebenes  Gutachten,  in  dem  er  mit  keinem  Schritte  den  Boden* 
des  katholischen  Dogmas  verlässt*).  Staupitz  will  keine  Kirchen- 
trennung, sondern  eine  Kirchenreinigung,  kein  neues  System,  sondern 
eine  Wiederbelebung  des  alten. 

Im  Grossen  und  Ganzen  sind  seine  kirchlichen  Ziele  dieselben, 
wie  die  der  positivgläubigen  Humanisten,  doch  besteht  ein  Unterschied 
in  den  Mitteln  und  Wegen;  während  die  Humanisten  sich  von  der 
Pflege  der  Wissenschaft  und  Förderung  der  Bildung  Heilung  der 
kirchlichen  Uebel  erhofften,  suchte  Staupitz,  eine  contemplative  Natur, 
durch  Belebung  des  religiösen  Gemüthes  die  Kirche  neu  zu  heben;, 
nicht  auf  das  äussere  Kirchenthum  legte  er  dabei  das  Hauptgewicht, 
sondern  auf  das  innere  religiöse  Leben.  Dabei  gewann  seine  Theologie 
einen  seiner  Individualität  entsprechenden,  etwas  freieren,  spirituali- 
«tischen  Charakter. 

Wie  schon  erwähnt,  war  Staupitz  Anfechtungen  seitens  der 
streng  orthodoxen  Partei  in  Salzburg  ausgesetzt;  in  einem  Briefe  an 
seinen  Amtsnachfolger  Wenzel  Link  vom  4.  Jänner  1521  klagte  er, 
dass  er  sich  in  Salzburg  wie  ein  Gefangener  vorkomme '),  und  am 
16.  October  1521  schrieb  er  an  ebendenselben  von  Chiemsee  aus, 
auf  Advent  müsse  er  wieder  nach  Salzburg  zurück,  um  zu  pre^ 
digen,  da  sonst  Niemand  sei,  der  ihn  ersetze.  Beim  Weggehen  von 
Salzburg  sei  er  nicht  so  in  Furcht  gewesen,  die  Rückkehr  falle  ihm 
sehr  schwer,  und  sie  solle,  wie  die  Leute  sagen,  auch  gefahrlicher 
sein;  fortgegangen  sei  er  freiwillig  (persuasus),  zurückkehren  werde 
er  nur  gezwungen  (coactus) ').  So  wenig  nun  auch  das  Vertrauen  des 
Erzbischofs  ihn  vor  ^^ Verdächtigungen  zu  schützen*  vermochte,  so 
ist  doch  die  Behauptung  Keller's,  Staupitz  sei  in  seiner  letzten 
Lebenszeit  mit  seinen  römischen  Vorgesetzten  nicht  mehr  in  Harmonie 
gestanden,  denn  er  habe  im  Frühjahre  1524  sein  Kloster  verlassen  *), 

1)  Abgedruckt  bei  Gärtner,  Sahburgische  UnterhaltMngen,  2.  Heft,  1812,  S.  67  ff. 
Theologisch-dogmatisch    gewürdigt    und    als    Beweis    für   Staupitzens    Rechtgläubigkeit 
verwerthet  von  Paulus:    Ein  Gutachten    von  Staupitz   aus    dem  Jahre  1523.     Histor.. 
Jahrb.  der  Görres-Gesellschaft,  XII,  1891,  S.  773  f. 

>)  Bei  Grimm,    De    Staupitio,    a.   a.   O.,   S.    133.   Inlialtsangabe   bei   Kolde,. 
a.  a.  O.,  S.  331. 

»)  Grimm,  1.  c.  125.  —  Hauthaler,  a,  a.  O.,  S.  32. 

*)  Keller,  S  aupitz,  S.   169,   189. 


ungerechtfertigt.  Wie  Kolde  nacligcwiesen  hat,  hielten  ihn  amtÜc:- 
Obiiegenheiten  und  später  Gesundheitsrücksichten  von  Salzburg-  fem  ■ 
Das  Vertrauen  des  Cardinais  genoss  Staupitz  stets  im  reichsic 
Maasse.  und  in  welchem  Ansehen  er  am  Hofe  des  Erzbischofs  stani 
zeigt  die  That-xache,  dass  im  Processe  des  Stephan  Agricola  {IbSi 
die  Entscheidung  über  dessen  RechtgUubigkeit  in  seine  Händt 
gelegt  wurde. 

Eine  ähnliche  Mittelstellung  zwischen  Luther  und  dem  ent 
arteten  Kirchenthum  nahm  auch  ein  anderer  Theologe  am  Hofe  ik' 
Catdinalerzbischofs  ein,  Berthold  Pirstinger '). 

Pirstinger  war  im  Jahre  1465  zu  Salzburg  geboren.  Uebcr  $tx 
Leben  bis  zu  seinem  Eintritte  in  das  Domcapitel  wissen  wir  nichts 
Er  war  Licentiat  des  canonischen  Rechtes.  Im  Jahre  1495  finden 
wir  ihn  als  Kammermeister  des  Erzbischofes  von  Salzburg,  löC*? 
wurde  er  Bischof  von  Chiemsee  mit  dem  Sitze  in  Salzburg,  I.Vj.^ 
rcsignirtc  er  freiwillig  und  zog  sich  in  das  Kloster  Raitenhaslach 
zurück,  um  dort  seine  , Deutsche  Theologie*  zu  verfassen,  15*' 
lieferte  er  davon  eine  lateinische  Uebersetzung,  welche  1531  ru 
Augsburg  im  Drucke  erschien.  Seine  letzten  Lebensjahre  brachte 
Berthold  Pirstinger  zu  Salfelden  zu.  Einer  Aufforderung  des  Er.- 
bischofes  Lang,  nach  Salzburg  zurückzukehren  und  sich  als  Stt!'- 
vertreter  des  Erzbischofes  bei  den  bischöflichen  Verrichtungen  i;e- 
brauchen  zu  lassen,  kam  er  nicht  nach,  indem  er  dem  Cardini 
vorstellte,  dass,  soweit  er  zurückdenke,  kein  Bischof  zu  Chiemsee  wci' 
solchen  Aufträgen  unterzogen,  sondern  der  Erzbischof  sonst  einer 
eigenen  Weihbischof  gehalten  habe  *).  1543  ist  Pirstinger  zu  Salfeider, 
gestorben.  Er  war  ein  milder,  edler,  durchaus  reiner  Charakter 
erfüllt  von  aufrichtiger,  lebendiger  Frömmigkeit,  und  zeichnete  sidi 
durch  hervorragende  wissenschaftliche  Bildung  aus.  Ihm  wird  mi: 
guten  Gründen  ein  im  Jahre  1519  geschriebenes,  1524  in  Landshut 
erschienenes,   höchst  merkwürdiges  Buch,   «Onus   eccicsiae*   betiteU 

>l  Knlde,  SUupitt,  S.  350,  Und  in  Brieger's  Zeittclir.  für  Kiicbengeschuh'^ 
Bd.  VII.  S,  432. 

')  Vgl  Über  ihn  Vierlhaler,  Geschichle  des  Schulwesens  ond  der  Ca'tar  i- 
Salzburg.  Snliburg  1804.  S.  160  ff.,  die  Biographie  ReilhmaieT'i  in  seiner  AD<gabe  i- 
.Teulschcn  Theologey"  (1852),  den  Artikel  Berthold  in  der  .Alig.  DeuiKhta  p.;. 
graphie".  wwie  den  AufsaU  von  Schwarz  in  Gelier's  Protestant iticben  Honii- 
hlSttem.   Bd.  I  (18Ö2), 

•)  Schreiben  Beithold»  vom  22.  Ociober   1536:  »gl.  Zauner.  Chronik,  V,  JOl 


189 

^zugeschrieben  *).  Es  ist  in  hohem  Grade  wahrscheinlich,  dass  Bischof 
Berthold  bei  Abfassung  desselben   einem  Auftrage   des  Erzbischofes« 
Leonhard  von  Keutschach  aus  dem  Jahre  1512  nachgekommen  sei, 
es  sollten  in  einem  Buche  die  bedeutenderen  Missbräuche,  aus  denen 
die  meisten  Uebel  entsprungen,  zusammengestellt,   und   einzeln  alle 
-A.ergerniss    erregenden    Dinge   aufgeführt  werden,    damit   sie    desto 
leicliter  beseitigt  werden  könnten  *).  Wenn  aber  das  Buch  aus  dieser 
officiellen  Anregung  entstanden  ist.  warum  hat  der  Verfasser  seinen 
Namen  verschwiegen?    Darüber  äussert  sich  der  Verfasser  selbst  in 
der  Vorrede,  er  verschweige  seinen  Namen  aus  Besorgniss,  weniger 
Glauben  zu  finden,  wenn  es  bekannt  werde,  dass  ein  so  nichtsnutziges 
Alännlein  der  Verfasser  sei.  Den  wahren  Grund  aber  gibt  er  uns  an, 
wenn  er  sagt:   , Sobald  einer  flir  die  Wahrheit  eifert  und  ein  Wort  vor- 
bringt, das  der  geistlichen  Oberherrschaft  zu  nahe  tritt,    so  wird  er 


>)  Vgl.  über  dieses  Buch  und  die  Autorschaft  Bertholds  Schelhorn,  De  reli- 
gionis  evangelicae  in  prov.  Salisb.  ortu,  progrcssu  et  fatis  comment.  hist.-ecci.  Leipzig 
1732,  S.  7  seqq.  (Deutsch  von  Stübner,  1732.)  —  Rei t hm eier,  Bertholds  Teutsche 
Theologey,  XXI — XXVI  und  den  angeführten  Aufsatz  von  Schwarz  in  Geize r's 
protestantischen  Monatsblättern,  Bd.  I. 

*)  Der  Auftrag  ist  erwähnt  in  den  Excerpten  Gasparis  (Cod.  Seminarii  Georg. 
Monac.  251^  2.  Theil,  S.  83)  mit  den  Worten :  Mandavit  deinde,  ut  libellus  conficiatur 
continens  insigniores  abusus,  ex  quibus  pleraque  mala  proveniunt,  atque  scandala  sin* 
gillatim  designentur,  ut  eo  facilius  tolli  possint.  —  J.  B.  Gasparis  de  Novomonte,  erz- 
bischöflicher  Rath,  Historiograph  und  Hofmeister  der  fürstlichen  Edelknaben,  später 
kaiserlicher  Rath  in  Wien  und  Professor  der  Geschichte,  schrieb  in  den  Jahren  1738 — 1741 
auf  Befehl  des  Erzbischofs  Leopold  Firmian  eine  „Historia  Lutheranismi  in  Salisburgensi 
Archiepiscopatn'  in  vier  Büchern.  Das  Werk  bestand  aber  die  erzbischöfliche  Censur 
nicht  und  wurde  nicht  ofüciell  veröffentlicht.  16  Jahre  nach  dem  Tode  des  Verfassers, 
im  Jahre  1779,  gab  sein  Bruder  Lazarus  den  ersten  Theil  des  Werkes  unter  dem  Titel : 
.Archiepiscoporum  Salisburgensium  res  in  Lutheranismum  gestae*  bei  Antonius  Zatta 
in  Venedig  heraus.  Von  dem  dritten  und  vierten  Theile  lieferte  Huber  eine  deutsche 
Uebersetzung  unter  dem  Titel :  „Actenmässige  Geschichte  der  berühmten  salzburgischen 
Emigration''  (Salzburg  1790).  Die  k.  Hof-  und  Staatsbibliothek  in  München  verwahrt 
eine  Abschrift:  ,yj.  Casperii,  Historia  Lutheranismi  in  archiepiscopatu  Salisburgensi, 
libri  quatuor"  (Cod.  lat.  Mon.  1280),  die  auf  Seite  32—95  von  M.  Lang  handelt.  Von 
Bedeutung  ist  nur,  was  Gasparis  dem  fUrsterzbischöf liehen  Archiv  entnommen  hat,  im 
Uebrigen  ist  er  von  Schelhorn,  De  relig.  evang.  in  prov.  Salisb.  ortu,  progressu  et  fatis 
(Leipzig  1732)  und  Seckendorff,  Historie  des  Lutherthums  (Leipzig  1714),  abhängig.. 
Ein  handschriftlicher  Sammelband  der  Bibliothek  des  Georgianums  zu  München  (Hist. 
eccl.  fol.  251h)  enthält  in  seinem  ersten  Theile  den  italienischen  Entwurf  zu  Gasparis,. 
Historia  Lutheranismi  in  Arch.  Salisb.  (S.  1 — 588),  sowie  verschiedene  Collectaneen 
und  Abschriften  des  Verfassers. 


190 

-gleich  für  einen  Ketzer  angeklagt,  zum  Scheiterhaufen  verwiesen  und 
als  ein  Schuldiger  zum  Tode  verdammt«  (Cap.  19,  §  33).  Nach  den 
kühnen  Sätzen  in  den  Abschnitten  ,de  indispositione  Romanae  curiae*. 
,de  excessibus  episcoporum*,  >de  praelatorum  aliorumque  curatoniii: 
vita  vitiosa*,  ,de  perversitate  religiosorum  et  capitularium  clericomm* 
hatte  der  Verfasser  allen  Grund,  seinen  Namen  zu  verschweigen, 
ganz  abgesehen  davon,  dass  Berthold  in  seinen  Ausführungen  doch 
sicher  weit  über  den  im  Jahre  1512  gewünschten  Rahmen  hinau«"- 
gegangen  war  und  die  Zeit  der  Abfassung  mit  dem  Regierungs- 
wechsel in  Salzburg  zusammenfiel.  Um  nun  die  Stellung  Bertholc«- 
zur  Reformfrage  zu  charakterisiren,  ist  es  unerlässlich,  auf  den  Inhalt 
des  interessanten  Buches  näher  einzugehen« 

Als  Quelle  der  Offenbarungen  über  die  Zustände  der  Kirche 
gelten  ihm  in  erster  Reihe  die  Bücher  des  alten  und  neuen  Testa- 
mentes, besonders  die  Apokalypse.  In  der  zweiten  Reihe  stehen 
die  Offenbarungen,  welche  neueren  Propheten,  vor  Allem  frommen 
Frauen,  einer  Katharina  von  Siena,  Hildegard  und  Brigitta,  zutlieü 
geworden  sind.  Nach  diesen  Offenbarungen  nun  steht  das  längst 
geweissagte  völlige  Verderben  der  Kirche  demnächst  bevor,  ist 
zum  Theile  schon  über  sie  hereingebrochen.  Es  la.ssen  sich  näm- 
lich in  ihr  sieben  Zeiten  oder  Zustände  (status)  unterscheiden, 
von  denen  der  folgende  immer  schon  beginnt,  während  der  vorher- 
gehende noch  nicht  abgelaufen  ist.  Vorgebildet  durch  die  sieben 
Schöpfungstage  und  die  sieben  Weltalter,  in  deren  letztes  sie 
fallen,  sind  sie  an  Dauer  sehr  ungleich  und  folgendermassen  näher 
zu  bezeichnen.  Die  erste  Zeit  ist  die  der  Aussaat,  der  Unschuld 
das  goldene  Zeitalter,  wo  die  Kirche  recht  eigentlich  gepflanzt  ward. 
Auch  das  zweite,  seit  Stephanus,  ist  noch  golden ;  denn  die  Priester 
spendeten  die  Sacramente  umsonst,  lebten  rein  imd  heilig.  Dieses 
Zeitalter  ist  für  Berthold  das  kirchliche  Ideal,  und  wiederholt  betont 
er  die  Nothwendigkeit,  dazu  zurückzukehren.  Das  dritte,  silberne 
Zeitalter  ist  das  der  Erleuchtung.  Sie  liess  Gott  den  grossen  Lehrern 
der  Kirche  zutheil  werden,  um  die  Wahrheit  wider  die  herein- 
brechende Häresie  zu  vertheidigen ;  aber  die  Freigebigkeit  Constantins 
trägt  schon  zur  Verweltlichung  der  Kirche  bei.  Im  vierten  Zeitalter, 
dem  ehernen,  zieht  die  Kirche  in  ihren  Einsiedlern  und  Mönchen  in 
die  Wüsten  und  auf  die  Berge.  Die  evangelischen  Räthe  werden  zu 
allgemein  befolgt,  daher  kommt  viel  Heuchelei.   Das  fünfte  Zeitalter. 


191 

das  mit  dem  Jahre  1000  beginnt,  bringt  eine  Erleichterung  nach  der 
Rigorosität  der  früheren.  Es  werden  allmälig  aller  Oiten  Ablässe 
verkündet,  Nachlassungen  der  harten  Strafen,  die  in  früheren  Epochen 
eingesetzt  worden  waren.  In  ihm  beginnt  der  Citrus  Reichthümcr 
zu  erwerben  aus  der  verschwenderisch  freigebigen  Andacht  der 
Gläubigen.  Im  Allgemeinen  heisst  es  von  dem  fünften  Zeitalter; 
.Mit  Vernachlässigung  der  vollkommen  wirksamen  und  hinreichenden 
evangelischen  Vorschriften  und  Lehren,  in  denen  Jeder  den  Weg 
des  Heiles  und  Trostes  finden  könnte,  beobachtet  man  Erfindungen 
der  Menschen  und  alte,  eingewurzelte  Gewohnheiten,  die  noch  dazu 
missbraucht  und  mehr  zur  Unehre  und  Schmach  Gottes,  als  zu  seinem 
Lobe,  mehr  zum  Verderben  der  Seelen,  als  zu  ihrem  Heile  angewendet 
werden.  Täglich  \verden  zu  Rom  zu  den  alten  Canonen  und  Decre- 
talen  neue  Constitutionen  gemacht,  die  sie  Kanzleiregeln  nennen  und 
deren  Befolgung  sie  deshalb  so  streng  anbefehlen,  damit  es  ja  nie 
an  einer  reichen  Materie  zu  Zank  und  Streit  mangle.  Täglich  kommen 
Bedrückungen,  Ausschreitungen,  unge-ietzliche  Dispensationen  und 
unzählige  andere  Scandale  vor,  so  dass  dif  fast  völlig  hilflose  und 
in  ihren  Gliedern  vergiftete  Kirche  ihrem  Untergange  entgegeneilt'}. 
Dieser  kann  nur  aufgehalten  werden  durch  das  sechste  Zeitalter,  das 
der  Reformation,  wie  sie  hinsichtlich  der  geistlichen  Güter  schon  von 
verschiedenen  Secten.  unter  Anderem  den  Wiklefiten,  verlangt  wurde '). 
Aber  diese  Reformation  muss  die  ganze  Kirche  an  Haupt  und  Gliedern 
treffen.  Denn  überall  sind  die  Gottlosen,  die  blossen  Mamenchristen. 
oben  auf  Trotz  der  auftauchenden  Sectirer,  unter  welchen  wieder 
Wiklef  hervorgehoben  wird,  während  über  Hus  und  Hieronymus 
von  Prag  das  Urtheil  in  suspenso  bleibt,  ist  Alles  mit  Blindheit  ge- 
schlagen, ein  Zustand,  den  der  Verfas.ser  in  den  Capiteln  19 — 28 
im  Einzelnen  näher  schildert.  Voran  steht  die  schlechte  Verfassung 
der  C'jrie.  Allerdings  ist  Petrus  der  vornehmste  unter  den  Aposteln. 
Sein  Nachfolger  erhielt  den  Primat  durch  die  Beschlüsse  mehrerer 
Kirchen  Versammlungen  ;  die  römische  Kirche  ist  die  erste  an  Ansehen 
und  Würde.  Was  sie  beschliesst  und  ordnet,  ist  von  allen  zu  halten, 
und  wer  den  apostolischen  Verfügungen  widerstrebt,  wird  cx- 
communicirt.  Aber  wenn  auch  der  Papst  nach  canonischem  Rechte 
auf  Erden  einen  Höheren  nicht  über  sich  erkennt  und  nicht  gebunden 
')  C«p.  li,  g  7  und  9. 
•)  Cap.  16. 


192 

ist  an  ein  positives  Gesetz,  so  ist  er  doch  dem  göttlichen  und  nat-r- 
lichen  Gesetze  unterworfen;  wie  Christus  das  Gesetz  nicht  aufhob 
sondern  erfüllte,  so  ziemt  es  den  Päpsten,  die  Canonen  zu  beobachten. 
Christus  hat  Petrus  den  anderen  Aposteln  vorgesetzt  wegen  seiiiC- 
besonderen  Glaubens,  seiner  Liebe  und  Demuth.  Daher  darf  nicht 
angenommen  werden,  es  müsse  dieser  Vorzug  seinen  Nachfolgern 
bleiben,  auch  wenn  sie  ihren  Vorgängern  nicht  gleichen.  Ebenso 
wenig  ist  anzunehmen,  die  allgemeine  Kirche  sei  auf  solche  Päpste 
gebaut,  da  sie  allein  abhängt  von  Christus,  der  ihr  Grund-  uni 
Eckstein  ist.  Nun  aber  schreitet  der  Papst  einher  in  Gold  und  Edel- 
steinen, mit  buntem  Gewand  geschmückt,  von  Soldaten  umgeben, 
auf  weissem  Rosse  sitzend  oder  von  Dienern  getragen.  Das  i^t 
mehr  eine  Weide  für  Teufel  als  für  Schafe;  und  wo  nicht  Weice 
der  Schafe  ist,  sondern  Stolz  der  Menschen,  da  folgt  man  nickt 
Petrus  nach,  sondern  Constantin.*  Ueber  die  römische  Curie  urthei.t 
der  Verfasser  weiter:  ,In  ihr  ist  wie  einst  im  römischen  Reiche  der 
schmählichste  Pfuhl  von  zusammengescharrten  Reichthümem  ui  d 
wachsendem  Geiz.  Das  Gesetz  ist  vom  Priester,  der  Rath  von  den 
Aeltesten  gewichen,  die  Schlüssel  der  Kirche  werden  missbraucl.: 
und  dienen  der  Simonie  und  dem  Ehrgeiz,  Die  Laster  des  päpst- 
lichen Hofes  lassen  sich  kaum  noch  verbergen  und  leugnen.  Rom 
gleicht  einem  Abgrund  von  Schandthaten.  In  Rom  ist  der  Vorhof 
der  Hülle  und  die  Hofstätte  des  Teufels  zu  sehen,  der  ebenda  als 
Herr  alles  Geizes  auf  dem  Throne  sitzt  und  das  Erbtheil  Christi 
verkauft,  das  dieser  mit  seinem  Leiden  erworben  hat  und  das  wir 
nach  seinem  Befehle  umsonst  geben  sollen,  weil  wir  es  umsonst 
empfangen  haben.*  Das  ist  nun  schon  zum  Sprichwort  geworden: 
,Der  römische  Hof  will  das  Schaf  nicht  ohne  die  Wolle;  denn  die 
Gebenden  erhört  er,  den  anderen  verschliesst  er  die  Thüre.*  Mi: 
gleich  grellen  Farben  schildert  Berthold  das  Verderben  der  Bischöfe, 
der  Prälaten  und  anderen  Geistlichen,  er  deckt  mit  scharfen  Strichen 
ihr  weltliches  Treiben,  ihr  lascives  Leben,  ihre  Habsucht  und  Un- 
gerechtigkeit, ihren  Mangel  an  theologischer  und  biblischer  Bildun:: 
und  ihre  Nachlässigkeit  in  der  Seelsorge  auf.  Ein  nicht  minder  al> 
schreckendes  Bild  entwirft  er  von  den  Königen  und  Fürsten,  dem 
Adel  und  dem  gemeinen  Volke. 

Die   folgenden   apokalyptischen  Partien   des  Buches   sind  hier 
nicht  von  Belang,  da   es   sich  ja   nur    darum   handelt,    die  Stellung 


^93_ 

seines  Verfassers  zur  Reformfrage  zu  beleuchten ;  doch  ist  von 
Interesse  Bertholds  Ansicht  vom  Ablass,  die  er  im  XV.  Capitel 
aui^führlich  darlegt.  Er  nähert  sich  hier  Luther,  dessen  Eintheilung 
der  Strafen  er  seinen  Ausführungen  zu  Grunde  legt,  und  kommt  zu 
dem  Schlüsse,  dass  der  Ablass  keine  andere  als  die  canonische  Strafe 
aufhebe.  Nicht  die  von  Gott  verhängten  Zuchtstrafen,  nicht  die 
freiwillige,  evangelische  Strafe,  der  Schrecken  im  schiildbewtissten 
Gewissen,  sondern  allein  die  canonischen  Strafen  sind  in  des  Tapstes 
Hand  gelegt.  Die  Schlüsselgewalt  des  Papstes  reicht  nach  seiner 
Meinung  nicht  bis  in's  Fegefeuer,  und  er  gibt  Luther  Recht,  der  sagt, 
Christus  habe  absichtlich  die  Gewalt  der  Kirche  auf  die  Erde  beschränkt, 
weil  er  vorhersah,  dass  eJnst  die  Päpste  in  Himmel  und  Hölle  würden 
dringen  wollen. 

In  scharfer  Weise  wendet  sich  Berthold  gegen  die  missbräuch- 
liche  Ausdehnung  des  Ablasses  und  das  arj^erliche  Treiben  der 
Ablasshändler.  Diese  beseitigen  die  Früchte  wahrer  Busse,  indem  sie 
behaupten,  dass  sowohl  die  Lebenden  als  auch  die  Verstorbenen 
durch  vollkommene  Ablässe  von  allen  Strafen  und  aller  Schuld  befreit 
werden  und  zum  Heile  gelangen;  sie  dienen  den  trägen  Menschen. 
welche  nicht  durch  Buüse,  sondern  nur  durch  aus.sere  Werke  Gott 
versöhnen  wollen;  sie  gehen  nur  darauf  aus,  auf  betrügerische  Weise 
Geld  aus  den  Gläubigen  herauszupressen,  das  mehr  dem  päpstlichen 
Fiscus  zugute  kommt  als  Christus,  mehr  der  Eitelkeit  als  frommen 
Zwecken  dient.  Berthold  schreibt  somit  dem  Ablasse  eine  },;eringe 
Bedeutung  zu;  denn  nicht  Glaube,  nicht  Reue,  nicht  Gnade  wird 
durch  ihn  erlangt,  sondern  eitle  Hoffnung  und  Naclilassung  der 
canonischen  Strafen  allein.  Diesen  Erlas.s  aber  soll  der  Papst  nach 
Bertholds  Ansicht  umsonst  ertheilen. 

In  solcher  Weise  also  schildert  dyr  Bischof  von  ChiemKee  das 
Verderben  der  Kirche  an  Haupt  und  Gliedern ;  aber  er  ist  weit  entfernt, 
mit  Luther  Dogmen  und  Principien  der  Kirche  anzugreifen.  Luther 
ist  für  ihn  ein  Sectcnhaupt,  das,  von  Leidenschaft  und  Ehrgeiz  ge- 
trieben, die  Schrift  verdreht,  die  Deutschen  zum  Aufruhr  erregt  und 
eigenmächtig  die  Verbindung  mit  der  Kirche  ki.^t.  Bertholds  Ab.'^icht 
ist  die  Herstellung  aller  kirchlichen  Einrichtungen  zu  idealer  Reinheit, 
«e.shalb  er  mit  grossem  Nachdrucke  auf  eine  durchgreifende  Reform 
der  Kirche  dringt.  Diese  Reform  wird  aber  nur  zu  Stande  kommen 
auf  einem  aligemeinen  Concil,  auf  dem  man  dem  heiligen,  nicht  dem 

;.Kibuch  dt.  p,oi»(inti>inu>  1898,  H.  I\[  u,  IV.  13 


194 

bösen  Geiste  Kaum  zu  seinem  Walten  gewährt.  Berthold  beklagt 
es,  dass  Concilien  nur  selten  und  nur  mit  Widerwillen  abgehalter 
werden,  in  Rom  oder  sonst  vor  den  Grossen  der  Erde,  wo  demüthigc 
und  gläubige  Männer  sich  nicht  offen  und  frei  aussprechen  könnten. 
Eine  Reform  der  Kirche  verlangt  nun  nach  ihm  in  erster  Linie  einen 
besseren  Lebenswandel  der  Geistlichen  wie  der  Laien,  eine  allgemeine 
Besserung  der  ganzen  Christenheit.  Da  Berthold  den  Grund  öcs 
Verderbens  der  Kirche  im  Reichthume,  in  der  weltlichen  Macht  des 
Clerus  findet,  so  fordert  er  Rückkehr  zur  Einfachheit  der  altchnst- 
lichen  Zeiten.  Vom  Clerus  verlangt  Berthold,  dass  er  sich  zum  Zwecke 
einer  geläuterten  Predigt  in  das  Studium  der  heiligen  Schrift  vertiefe 
und  diese  nach  Auslegung  der  Kirche,  nicht  aber,  wie  es  üblich  sei. 
strittige  theologische  Dinge  den  Gläubigen  vortrage. 

Wie  stellte  sich  nun  M.  Lang  zu  diesem  merkwürdigen  Buche 
und  seinem  Verfasser?  In  der  Diöcese  Salzburg  im  Jahre  1519  ge- 
schrieben, konnte  »Onus  ecclesiae»  mitten  in  der  Reformbewegun^ 
im  Jahre  1524  zu  Landshut,  also  im  Metropolitansprengel  des  Sa  z- 
burger  Erzbischofes  erscheinen,  ohne  unterdrückt  zu  werden.  Ja, 
Berthold  durfte  sich  in  seinem  späteren  Werke,  , Deutsche  Theo- 
logie«, ungescheut  auf  das  >Onus*  berufen  und  dasselbe  citiren. 
Gewiss  war  Vieles  in  dem  Buche  nicht  nach  dem  Sinne  de^ 
Cardinais  Lang,  wie  wohl  die  Stellen  über  die  weltliche  Gewai: 
und  das  üppige  Leben  der  Bischöfe,  über  die  unlängst  in  S^'z- 
bürg  vollzogene  Säcularisation  des  Domcapitels  u.  A.,  aber  die  Be- 
deutung des  Werkes  und  seines  gelehrten  Verfassers  konnte  ihm 
nicht  entgehen.  Hatte  doch  »Onus*  dadurch,  dass  es  rückhaltslos  die 
Schäden  der  Kirche  aufdeckte  und  dem  Zerrbild  des  kirchlicher 
Ideals,  wie  es  die  Zeit  bot,  die  Eigenschaften  eines  wirklich  religiösen 
Lebens  entgegenstellte,  der  Reform  die  Richtung  gewiesen  und  eint 
Art  von  Programm  aufgestellt,  von  dessen  Durchfuhrung  eine  Besserung 
der  kirchlichen  Zustände  zu  erhoffen  war!  Und  dieses  Reformprogramm 
dürfte  in  Salzburg  nicht  ohne  allen  Einfluss  auf  die  Restaurations 
bestrebungen  gewesen  sein,  umsoweniger,  als  sein  Verfasser  ebenso 
wie  Staupitz  Berather  des  Erzbischofes  in  kirchlichen  Angelegenheiten 
war  und  am  Hofe  in  solchem  Ansehen  stand,  dass  ihn  Lang  bc 
auftragte,  zur  Abwehr  der  lutherischen  Lehre  die  katholische  Glaubens- 
lehre in  einem  grösseren  Werke  darzustellen.  Nach  Allem,  was  wir 
von  Bertholds   und   Staupitzens   Stellung   am   erzbischöflichen   Hofe 


195 

wissen,  erscheinen  sie  uns  gewissermaasen  als  die  Hoftlieologen, 
denen  in  Fragen  der  kirchlichen  Reform  der  höchste  Einfluss  zu- 
geschrieben werden  darf, 

III.  Capitel. 
Lang's  officiellea  VerlLslten  in  den  ersten  Jahren  der  lathuriBchen 
Bewegnng:  Zastände  in  Salzburg.  Speratns.  FäpHtliclie  Bulle  und 
Wormser  Reichetag.  Lang's  Motive. 
Als  Luther  gegen  die  kirchlichen  Missbrauche  auftrat,  befand 
sich  M.  Lang  noch  als  Diplomat  an  der  Seite  Kaiser  Maximilians. 
In  dieser  Eigenschaft  soll  er  dem  Kaiser  den  Rath  gegeben  haben, 
den  Papst  zum  Einschreiten  gegen  Luther  zu  veranlassen,  nament- 
lich soll  er  sich  auf  dem  Reichstage  zu  Augsburg  1518  viele  Mühe 
gegeben  haben,  die  lutherische  Bewegung  zu  unterdrücken  ').  Für 
diese  Behauptung  suchen  wir  aber  vergeben.^  eine  Bestätigung,  Lang 
mag  vielleicht  mit  Staupitz  und  Luther  auf  diesem  Reichstage  ver- 
handelt haben,  sei  es,  dass  er  eine  Volkserhebung  fürchtete,  sei  es, 
dass  er  einer  drohenden  Kirchenspaltung  vorbeuf^cn  wolhe,  jeden- 
falls war  ihm  der  von  Gegnern  Luther's  an  den  Tag  gelegte  über- 
grosse Eifer  für  Orthodoxie  nicht  sympathisch.  Als  nämlich  der 
streitlustige  Eck,  wie  an  verschiedenen  Höfen  Deutschlands,  so  auch 
in  Salzburg  gegen  Luther  und  seine  Sache  Stimmung  lu  machen 
versuchte,  hatte  er  dort  geringen  Erfolg;  denn  Luther,  durch  Staupitz 
über  die  Umtriebe  des  Ingolstädter  Professors  unterrichtet,  schrieb 
am  18.  December  1519  an  seinen  Freund  Johann  Lang:  , Der  ehr- 
würdige P.  Vicar  (Staupitz)  befindet  sich  wohl  ;;u  Sahburg,  er  steht 
dort  in  Ehren  und  schreibt,  dass  Eck  sich  überall  um  die  Hohen 
herummache,  dass  aber  dem  Cardinal  und  Eiv.bischof  Lang  Eck's 
Bescheidenheit  wenig  gefalle*.') 


') 

Kansi 

1.  c 

11,  b83 

und   wohl  nach  d 

esem  Sielten,   Lebe 

sbeschrei- 

bürgen. 

II,   128. 

eben 

o  Br.un 

Geichichte    der  B 

5ch 

fe  von   Augsburg, 

111,  558. 

*) 

Vgl.    Lösch 

SJC 

a,     111.     1001.     V 

on     seiner 

,Modes[ 

a",   mit 

itt  er 

her    von    diesem  n 

li^braucht 

»Orden 

ei,    h»tle 

Eck 

n  einem  a 

«Lang  gerichleten 

ßri 

fe  von,  29    Decemher  1618 

selbst  ge 

ip rochen 

Der  Brief  war 

den  zehn  Thesen. 

ie 

Eck    gegeo   KariM 

adt  In   der 

Leipiige 

Dispm. 

tion 

ettheidigo 

n    woll.e,    vor.u.Ee 

seh 

ckt    und    hatre    de 

n    Zireck, 

M.  l^ng 

um  seine 

nSchu 

ti  aniuflch 

en.  Er  ist  gedruck 

be 

Wernsdorf.  De 

progressu 

emendül 

e  per  Lulhenim 

Religioni» 

undbeiHetitig, 

Ue 

diipiilalione  cdeb 

rrimn  sub 

anspicii« 

Georgii 

Dud> 

Saxonici 

Liptiie   a<   1519  h 

nbi 

n.    (Vgl.  Ender» 

Luther's 

Biie(»c-ch«l,    1,   N 

r.  ua 

,S.  401, 

and   Wjedemann 

D 

.  Job.   Eck,  S.  87 

und  491.) 

i 


190 

M  Lang  war  zu  raschen  Schritten  gegen  das  Lulhenh-^m 
nicht  geneigt;  dies  scheint  sein  ofBcielles  Verhalten  in  der  Zeit  vj.- 
dem  Wormser  Reichstage  zu  beweisen. 

Seit  langer  Zeit  stand  es  um  die  religiös-kirchlichen  Verhält- 
nisse des  Erzstiftes  bedenklich.  Schon  unter  Erzbischof  Conrad  I 
(1106—1147)  galt  eine  Reform  des  Clerus  für  nothwcndig,  iiL 
XV.  Jahrhunderte  waren  die  Zustände  ganz  unhaltbar  geworden 
Die  Unwissenheit  und  Sittenlosigkeit  der  niederen  Geistlichen  lia".ie 
sich  aufs  höchste  Maass  gesteigert  ').  Um  der  Strafe  zu  enlgehc:i. 
zahlten  die  concubinari sehen  Geistlichen  das  Tributum  concubinari  m 
an  die  Landdecane,  und  an  m.inchen  Orten  hielten  die  Pric>ter 
Weinschenken.  Das  einzige  Ziel  der  Geistlichen  war  Gewinn;  sie 
trieben  es  so  weit,  dass  sie  häufig  nur  gegen  besondere  Gcbijlien 
die  Sacramente  spendeten.  Der  hohe  Clerus  war  nicht  gelehrter  ^i 
der  niedere  und  lebte  in  Ueppigkeit  und  Pflichtvergessenheit.  Iir 
Besitze  der  reichsten  Pfründen,  lud  er  die  amtlichen  Geschäfie  au: 
schlecht  bezahlte,  meist  ganz  untaugliche  Vicare.  Dabei  wurde  lvc 
Scelsorge  derart  vernachlässigt,  dass  im  XV.  Jahrhunderte  bei  ctii 
Bauern  sogar  das  Gebet  des  Herrn  und  das  apostolische  Glaufaer.? 
bekcnntniss  in  Vergessenheit  gerielhen.  Ein  crasser  Aberglaube  ira: 
ein,  und  das  ganze  Vertrauen  legte  man  auf  äusscrliche  Uebun_;cr. 
und  auf  den  Ablass.  Vergebens  arbeiteten  zahlreiche  Synoden  ,141-. 
1437,  1451.  145G.  1490.  1512)  an  einer  Besserung.  Als  M.  Uvi 
den  erzbischöfliciien  Stuhl  bestieg,  waren  die  alten  Ucbel  m^ch 
herrschend,  ,Onus  ecclesiae'  ist  dafür  ein  ciassischer  Zeuge.  Wie 
früher  die  husitischcn  Lehren  im  salzburgischen  Gebiete  weite  Ver- 
breitung gefunden  hatten,  so  drangen  bald  nach  Luther's  Auftreten 
dessen  Reformideen  ein  und  fassten  namentlich  in  den  bergba:]' 
reichen  Gebirgsthälern  und  in  den  Gebieten  an  der  baieriscici 
Grenze  rasch  Wurzel.  Der  neue  Erzbischof  betrachtete  zwar  cen 
tiefen  Verfall  des  religiösen  Lebens  und  das  stete  Anwachsen  cicr 
unzufriedenen,  neuerungssüchtigen  Elemente  kcineswet;s  mit  gleich 
giltigen  Augen,  er  war  vielmehr  ernstlich  gewillt,  Ordnung  :i: 
schaffen,  aber  es  wurden  doch  in  den  ersten  Jahren  der  luthcrisclien 
Bewegung,    von    der  Berufung  tüchtiger,    gelehrter  Prediger  an  ce 

>)  Siehe  dafür  die  .Concilia  Salisburgensia*,  heiBUigegebeii  von  Da:Li'-.< 
(1788).   und  Vierthaler,   Gescbichle  des  Schnlwcsent   und   der  Cullur   in  M-.-bj:( 


li)7 

Domlcirche  in  Salzburg  abgesehen,  weder  Massregeln  zur  Hebung 
de.s  liirchüchen  Lebens  getroffen,  noch  gescliah  etwas  gegen  Liilher. 
Nur  Paul  Sperat')  wurde  aus  Salzburg  venrieben.  Dieser  war,  Ende 
1519  oder  Anfangs  1520  von  Wiirzburg.  wo  er  auf  der  Domkanzel 
die  lütherisclie  Lebre  verkündet  und  heimlich  geheiratet  halle,  ver- 
trieben, nach  Salzburg  gekommen  und  als  Domprediger  angestellt 
worden.  Da  er  auch  in  Salzburg  in  lutherischem  Sinne  predigte, 
musste  er  schon  im  Herbste  1520  wieder  zum  Wanderstabe  greifen. 
Ueber  die  Gründe  seines  VVegganj^es  schreibt  er  selbst  in  leiden- 
scliaftlicher  Erregung  an  den  Herzog  Albiecht  von  Preussen :  ,Dcr 
grausame  Behcmot  und  weitaugig  Levialhan  (M.  Lang),  der  dort  in 
seinem  Nest  wie  in  einem  Paradies  sitzt,  mocht  mich  ferner  weder 
dulden  noch  leiden,  sondern  verbucht,  was  er  wusste  und  könnt,  bis 
er  mich  zuletzt  von  sich  biss.  Das  macht :  Ich  schrie  ihm  zu  laut 
in  die  Ohren  wider  seinen  unrechten  Mammon,  der  sein  einiger 
Gott  und  Nothhelfer  ist.  Desshalb  machet  ich  mich  a\if  in  dem  Namen 
Gottes,  schüttelt  den  Staub  ab  von  meinen  Füssen  über  ihn  und 
wich  dahin  von  ihm  gegen  Wien'*).  In  Wien  lebte  Sperat  fast  ein 
ganzes  Jahr  als  Privatmann.  Als  aber  ein  .grossbaiicheter  Schreier', 
wie  er  sich  ausdrückte,  gegen  die  Priesterehe  gepredigt  hatte,  ver- 
mochte er  nicht  länger  zu  .'ichweigen ;  er  betrat  mit  bischöflicher 
Bewilligung  am  12.  Januar  1522  die  Kanzel  in  St.  Stepiiati  und 
lobte  die  Ehre  und  Würde  des  ehelichen  Standes.  Dabei  lehrte  er 
die  lutherische  Doctrin  vom  alleinseligmachenden  Glauben.  Dies 
brachte  ihn  in  ConÜicC  mit  der  theologischen  Facultät  in  Wien,  und 
er  musste  ba!d  auch  hier  weichen  ').  Er  wandte  sich  dann  nach 
Bt^hmen,  später  wurde  er  Hofprediger  bei  Herzog  Albrecht  von 
Preiissen,  und  seit  1Ö2S  machte  er  sich  als  Bischof  von  Pomcsanien 

'J  Vgl.  Cosscli,  Paui  Spetalus'  Lehen  und  Lieder  (Braunschweig  1861).  -S,  4  f. 
—  Traateciberger,  Speratui  und  die  evangeUsche  Kirche  in  lgi>u  (RrUnn  1868), 
und  TschBckerl,  Psul  Spernlus  von  Rollen  (Schriften  deit  Vereines  fUr  Kerormnlionl- 
ges^hiclue,  8.  Vereinsjahr  1890—1891).  S.  3  ff.  Sperol's  Wirhsomlteil  und  Aufenthalt 
in  Saliliurg  ict  oft  irühUmlich  in  die  Jahre  1621  uinä  1622  vctlegl  worden.  Dass  er 
1520  schon  Sakburg  vetlie«.  heicugt  er  Relhsi  in  einem  Briefe  vom  IG.  fieplembEr 
\b24  an  Heriog  Albiecht  von  Pieusäen ;  ,Es  ist  nun  schier  oU«  Tage  vier  Jahre, 
dais  ich   mich  von   Salzburg  aufmachte."   (Cosacit.  a,  n.  O..  .>*.   13.   Anm.   ;^G.) 

•)  Co»ack,   a.  a,   O.,  S.   13. 

>}  Wiedemann,  Geichichle  der  Reformatloa  im  Lande  unler  der  Enns, 
Ell.    I,    S.   24 


19 


um  die  Organisation  des  evangelischen  Kirchenwesens  in  Preus^-ei 
verdient.  Die  Sorge  für  die  von  ihm  gepflegten  Domgemeinden  gib 
er  aber  nicht  auf.  Im  Jahre  1524  sandte  er  allen  frommen  Christtr 
zu  Salzburg  und  Wiirzburg  eine  gedruckte  Anweisung,  ,wie  man 
sich  mit  Verkiindigern  des  göttlichen  Wortes  versehen  solle  oder 
aber,  wenn  man  solche  weder  haben  könne  noch  dürfe,  wie  man 
sich  in  der  babylonischen  Gefängnis  der  Seelen  wohl  und  christUcb 
verhalten  vermüge*.  Es  war  dies  eine  von  ihm  hergestellte  Ueber- 
sctiung   der  Schrift  Luther's  ,De  instituendis  ministris    eccle.siae' ' 

Durch  die  Vertreibung  Sperat's  hatte  M.  Lang  gezeigt,  d3-> 
er  in  seiner  Dlöcese  die  neue  Lehre  nicht  aufkommen  lassen  wollte. 
Auf  dem  Wormser  Reichstage  erwies  sich  der  sonst  rcformfreunci- 
liche  Erzbischof  schon  als  entschiedener  Gegner  Luther's. 

Auf  den  Dreikönigstag  1521  hatte  Karl  V.  einen  Rcich-=ta^- 
nach  Worms  ausgeschrieben,  der  auch  in  der  religiösen  Angelegen 
heit  entscheiden  sollte.  M.  Lang,  der  fiir  die  Wahl  Karls  herror- 
ragend  thätig  gewesen  und  dem  zu  den  KrönungsfeierlichkciteT 
reisenden  Kaiser  von  Salzburg  aus  über  Augsburg  entgegengee.lt 
war '),  befand  sich  schon  Mitte  December  1520  als  einer  der  hsupt- 
sächlichsten  Räthe  des  Kaisers  in  Worms  und  wurde  von  die.-err 
mit  hochwichtigen  Aufträgen  betraut.  Schon  bei  den  Vorx'erhand 
lungen  im  December  1520  spielte  I-ang  eine  nicht  unbedeutende 
Rolle.  Es  handelte  sich  dabei  besonders  darum,  ob  die  lutheriscl';; 
Sache  vor  den  Reichstag  gebracht  werden  sollte.  Der  päpstlicht 
Nuntius  Aleander,  für  den  die  Angelegenheit  Luther's  durch  cei  | 
Spruch  des  Papstes  entschieden  war,  suchte  eine  VVillensäusserrr;'; 
der  Stände  in  dieser  Sache  zu  verhindern  und  verlangte  vom  Kaiser  | 
die  Execution  des  kirchlichen  Unheiles  und  Verhängung  der  we;:- 
lichen  Strafe  ohne  Befragen  der  Reichsständc ').  Die  in  Worms  vti-  | 
sammelten  Fürsten  stimmten  jedoch  keineswegs  der  Theorie  Aleander^ 
zu,  wonach  der  Spruch  des  Papstes  endgütig  die  Sache  Luthers 
entschieden  habe;  es  erschien  ihnen  nicht  rathsam,  die  Stände  I::' 
die  wichtigen  politischen  Angelegenheiten,  welche  mit  ihnen  zu  \er- 

')  Tichackcrt,  Spftat,  S.  7. 
■)  Schopf,  Ein  Diplom»!  K«iM 
>)  Jansen.    Aleandet    am    Rei. 
Programm    1883),   S.  S8.  —  Brieger 
(1884).  S.  4. 


r  Maximilians  (M.  Lang).  S.  62- 
hslage    lu     WoiBH    1521    iKirfer    Gym 
Neue   Millheilungen   über    Luther    in  \ 


199 

handeln  waren,  von  vornherein  ungünstig  zu  stimmen,  dadurch, 
dass  man  sie  in  der  so  wichtigen  religiösen  Angelegenheit  gan?, 
unbcfragt  Hess.  Zudem  war  die  politische  Situation  zur  Zeit  des 
Reichstages  ungemein  drohend.  Auf  der  Ebernburg  sassen  grollend 
Ulrich  V.  Hütten  und  Franz  v.  Sickingen,  jederzeit  bereit,  sich  an 
die  Spitze  des  im  höchsten  Grade  missvergnüjjten  Volkes  zu  stellen 
und  mit  den  Waffen  für  Luther  einzustehen,  Gidch?.eitig  stand  der 
Kaiser  in  Verhandlungen  über  ein  politisches  Bündniss  mit  dem 
Papste,  dessen  Politik  sich  Frankreich  zuneigte;  so  konnte  Luther's 
Sache,  so  lange  sie  noch  nicht  erledigt  war,  als  Pressionsmittel  dem 
Papste  gegenüber  dienen  und  die  unmittelbare  Gefahr  eines  Auf- 
standes abwenden. 

In  einer  Sitzung  des  von  Karl  zur  Wahrung  der  deutschen 
Interessen  eingesetzten  »deutschen  Rathes*,  an  dessen  Spitze  M,  Lang 
stand  '),  entwickelte  der  Nuntius  seine  Ansichten  und  verlangte  die 
Ausfertigung  eines  Mandates  gegen  Luther 'J.  Der  Rath  lehnte  :iber 
dieses  Ansinnen  ab  mit  dem  Hinweise,  dass  man  erst  die  Ankunft 
des  Erzkanziers  von  Deutschland,  des  Erzbischofs  von  Mainz,  ab- 
warten müsse.  Ohne  dass  wir  genau  wissen,  welche  Stellung  M.  Lang 
zu  dieser  Frage  einnahm,  werden  wir  behaupten  dürfen,  er  habe  die 
Sache  nicht  ohne  Zuthun  der  Stände  abgemacht  wissen  wollen;  denn 
Aleander  rühmt  zwar  seinen  grossen  Eifer "),  aber  er  lässt  doch 
Zweifel  durchblicken,  ob  seine  Gesinnung  sich  auch  erproben 
werde*).  Wir  werden  M.  Lang  sogar  als  eine  Havipttriebfeder  der 
kaiserlichei  Politik  des  Lavirens  und  Temporisirens  ansehen  und 
ihm  einen  Hauptantheil  an  dem  in  Worms  beliebten  Zögenmgs-  und 
Verschleppungssy.stcm  iiuschreibcn  dürfen.  Als  Haupt  des  deutschen 
Rathes  besass  er  ohne  Zweifel  grossen  Einfluss  auf  den  Kaiser  und 
dessen  Entscheidungen,  und  sein  Einfluss  wird  nicht  wenig  dazu 
beigetragen    haben,    dass   die  Sache  Luther's   in   Deutschland   nicht 


■)B. 

umgarten,  Karl  V.,   1,  478. 

•)B. 

egcr,  A1»ncler  und  LuLher,  Depesdie  Nr.  1.    Ualan,  MonumenU  re 

miiionis    lulh 

«Hnar   (Regensbuig  1884),    Nr.   11,   —    Friedrich,    Der    Reichstag 

Worms,   Nr, 

»)Mi 

e  December  1620  berichl«  Al«nder  nach  Rom  :  Li  Rmi  Cardinnli  t 

in  vero  dimo 

nitrano  grande  »lo  ad  cio.  et  se  non   faranno   quelln,    n    che  aoD  len 

mtriterebben 

miilf    etr.   Ma    cerlo    fanno    l'olöcio.    (Briegcr,    Aleand«    und  Lut 

Depesche  Kr 

2:   Friedrich,  a.   a.  O.,  Nr.  H.) 

•}  Ba 

umgarten,  a.  a,  O  ,    1,  393. 

200 

wie  in  den  kaiserlichen  Erblandeii  durch  ein  Mandat  des  Kaiser-i 
entschieden  wurde,  sondern  an  das  Plenum  des  Reichstages  gelang; 
Lang  vergass  nie,  Zeit  und  Umstände  zu  berücksichtigen.  Dies  ztij: 
auch  sein  Verhalten  zur  päpstlichen  Bulle,  das  wohl  im  Zusammen- 
hange steht  mit  dem  Schwanken  in  der  Haltung  der  kaiserlicher. 
Politik,  über  welche  der  Nuntius  Aleander  Klage  führt,  mdem  e: 
in  seinen  Berichten  sagt,  dass  am  29.  December  zwar  beschlossen 
worden  sei,  ein  Mandat  zu  erlassen,  dies  aber  doch  unterblieben  je. 
Die  päpstliche  Bulle  war  in  Salzburg  nicht  veröffentlicht  worden ' . 
Denn  die  Räthe  des  Erzbischofs  antworteten  dem  Bischof  von  Frei- 
sing auf  seine  Anfrage  im  November  1520,  ihrem  Herrn,  dem  Car- 
dinal, sei  ihres  Wissens  eine  päpstliche  Bulle  nicht  zug^angen.  Nlti 
wandte  sich  Bischof  Philipp  an  den  Cardinal  selbst,  der  in  Worre- 
beim  Kaiser  weilte.  Längs  Antwort  vom  10.  Januar  vermied  ject' 
nähere  Eingehen  auf  die  gestellte  Frage  und  verschob  eine  gcnai;cre 
Antwort  auf  spätere  Zeit.  Erst  in  einem  zweiten  Briefe  vom  21.Jani:-.: 
1521  als  sich  die  Politik  des  Kaisers  entschieden  dem  Papste  zi- 
gewendet  hatte,  meldete  Lang  die  durch  den  Nachrichter  vollzoc:i;nt 
Verbrennung  der  lutherischen  Schriften  in  den  Niederlanden  unc  :i; 
Köln  als  ,neue  Zeitung*  und  erklärte,  der  Kaiser  habe  sich  nvt 
gutem,  zeitigem  Rathc  entschlossen,  dem  römischen  Stuhle  ar.:  ■ 
hangen,  er  habe  auch  nach  seiner  Krönung  in  Aachen  in  den  drt:  , 
geistlichen  Kurfürstenthiimern  die  Verbrennung  der  lutherL-^cht;; 
Schriften  veranlasst  und  sei  Willens,  ernste  Mandate  (ur  das  ganr; 
Reich  zu  erlassen  und  mit  den  Ständen  auf  dem  Reichstage  ühcr 
die  erforderlichen  Massregeln  zu  verhandeln'). 

Anfangs  Februar  (1521)  war  dem  Bischöfe  von  Sitten,  dem 
BLschofe  von  Triest  und  Banisius  der  Auftrag  gegeben  worden,  c;r  i 
kaiserliches  Mandat  gegen  Luther  zur  Ausfiihrung  zu  bringen.  D.i 
verbot  ihnen  M.  Lang,  ohne  Beisein  zweier  deutscher  Rätbe  d-^ 
Mandat  zu  öffnen.  Drei  Tage  kamen  diese  täglich  Morgens  zusamn-.sn. 
aber  die  deutschen  Räthe  erschienen  nicht.   Der  Bischof  von  Siittr 

'1  Bei  ihrer  Weigerung,  die  Bulle  bekannt  zu  roachen,  berief  sich  die  L'. 
vecsilüt  Wien  luf  die  Enbischofe  von  Maini  und  .Silibarp,  velcbe  die  Bnlle  it;:' 
nichi  verölTentlicht  tiMtleTi.  (Balin.  Monuments  VtikuiB,  5.  6.) 

')  V.  Druffel.  Sl[inng.ibericlile  der  k.  b.  Akademie  der  Wisseoschafien.  15S' 
S.  677,  586  f.  I 


201 

Hielt  Lang  für  die  Ursache,  der  das  Mandat  hinausschieben    wollte, 
VI  m  sich  dem  Herzog  von  Sachsen  zu  verpflichten  *). 

Als  Mitte  Februar  (1521)  die  Sache  Luther*s  vor  das  Plenum 
des  Reichstages  gekommen  war  und  die  Stände  sich  für  die  Be- 
rufung Luther's  nach  Worms  ausgesprochen  hatten,  ertheilte  der 
Kaiser  dem  Cardinal  Lang  den  Auftrag,  mit  den  Prälaten  von  Triest, 
I^alenza.  Tuy,  dem  kaiserlichen  Beichtvater  Glapio  und  drei  anderen 
Doctoren  die  Antwort  an  die  Stände  vorzubereiten.  Sie  sollten  ein 
Mittel  finden,  um  ,Gott  und  dem  Papste  zu  dienen  und  zugleich 
Fürsten  und  Völker  zu  befriedigen*,  wie  Aleander  nach  Rom  be- 
richtet *). 

Lang  fand  es  für  gut,  den  Nuntius,  der  in  grosser  Verlegen- 
heit war,  die  Rechte  Roms  als  controvers  behandelt  zu  sehen,  in 
die  Berathungen  hineinzuziehen.  Dieser  wollte  von  einer  Berufung 
Luther's  nichts  wissen,  aber  Lang  erklärte  ihm,  er  für  seine  Person 
wünsche  zwar  eine  Vorladung  Luther's  ebenfalls  nicht  —  wohl  mit 
Rücksicht  auf  die  Gährung  im  Volke  — ,  aber  es  sei  ein  anderer 
Weg  unmöglich,  da  alle  Fürsten  und  Völker  Luther's  Berufung  ver- 
langten. Aleander  erwiderte,  er  könne  und  dürfe,  soweit  es  an  ihm 
f?ei,  eine  Erörterung,  ein  Anhören  und  Befragen  nicht  gestatten  in 
einer  Sache,  in  der  bereits  die  alten  Concilien  und  der  Papst  ge- 
sprochen hätten,  ganz  abgesehen  von  dem  Scandale,  den  Luther's 
Kommen  erregen  würde ;  die  Pflicht  des  Kaisers  sei,  die  Bücher 
Luther's  zu  verbieten  und  zu  vernichten  und  mit  diesem  wie  mit 
einem  Ketzer  zu  verfahren;  fürchte  er,  Lang,  das  Volk,  so  möge 
er  das  beste  Mittel  zu  finden  suchen,  nur  dürfe  der  Autorität  des 
Papstes  kein  Abbruch  geschehen.  Nach  dieser  Instruction  —  so 
berichtet  Aleander')  —  hat  sich  Cardinal  Lang  entschlossen,  das 
Decret  so  umzugestalten,  dass  weder  Fürsten  noch  Völker  recla- 
miren  könnten,  und  doch  der  von  Rom  erwünschte  Erfolg  erzielt 
würde.  Am  28    Februar  kam  der  Entwurf  des  Decretes  zu  Stande; 


*)  So  berichtet  ein  Unbekannter  am  7.  Februar  aus  Worms ;  er  schreibt  ferner : 
„II  conte  Camillo  de  Gambara  me  ha  dicto,  che  alla  tavola  de  dicto  Gurgense  (Lang) 
se  diceva  mala  de  N.  Signore  (Papst)  essendo  lui  presente  et  non  diceva  nuila." 
Bai  an,  1.  c,  Nr.  20,  S.  62. 

•)  S.  Brieger,  a.  a.  O.,  Depesche  Nr.  11  Vom  27.  Februar  lö21;  Balan, 
i.  c.,  13;  Friedrich,  a.  a.  O.,  8  und  9. 

»)  Brieger,  a.  a.  O.,  Nr.  11. 


er  lautete  dabin,  dass  Luther  nur  befragt  werden  solle,  ob  er  ad 
zu  seinen  Büchern  bekenne  und  ob  er  widerrufen  woilc.  Da^  Dscrc; 
wurde  in  deutscher  Sprache  aufgesetzt,  in  der  Dämmerung  lei,-; 
es  Lang  dem  Nuntius,  und  er  beauftragte  den  Secretär  Spiegel.  e> 
in's  Lateinische  zu  übersetzen  und  dem  Nuntius  mitzutheilen,  bevor 
CS  von  einem  der  Deputirtcn  gesehen  würde.  Aleander,  der  wieder- 
holt in  seinen  Berichten  Klage  führt,  dass  tausend  Beschlüsse  ge^--: 
und  wieder  unigestosscn  würden,  dass  man  stets  das  Gegenths 
des  Beschlossenen  thue,  und  dass  die  Räthe  des  Kaisers  aus  »c'.t- 
lichen  Rücksichten  die  Sache  verschleppten,  sprach  die  Befürchiur,;: 
aus,  dass  ihm  das  Decret  nicht  gezeigt  würde.  So  geschah  es  ai:cb. 
er  bekam  es  nicht  zu  sehen '). 

Von  Längs  weiterer  Thätigkeit  bei  den  die  Religion  bet  reffen  ccri 
Verhandlungen  ist  nur  noch  bekannt,  dass  er,  wie  er  im  Namen  des 
Kaisers  am  27.  Januar  1521  in  der  Eröffnungssitzung  des  Reichs- 
tages die  Stände  begrüsst  hatte '),  in  der  Versammlung,  m  welcher 
Luther  seine  Rede  hielt,  den  Vorsitz  führte,  und  dass  er  bei  de' 
Verhandlungen  über  den  Entwurf  des  Edictes  gegen  Ltither  be- 
theiligt war"). 

Die  wenigen  uns  bekannten  Einzelheiten  über  Längs  Tliadg- 
keit  und  Verhalten  in  Worms  lassen  erkennen,  dass  er  einen  hoh;r, 
Einfluss  auf  den  Gang  der  Dinge  hatte,  und  wir  dürfen  wohl  Hansi; 
beistimmen,  wenn  er  meint,  Lang  sei  der  vornehmste  Anstifter  ^'.'.-.^ 
dessen  gewesen,  was  wider  Luther  und  seine  Partei  auf  dem  Reiche 
tage  zu  Worms  beschlossen  worden  sei*). 

Bis  zum  Beginne  des  Wormser  Reichstages  hatte  LanL;  clr.t 
zurückhaltende  Stellung  eingenommen  gegenüber  dem  LuthcrthcT.. 
wohl  in  der  Absicht,  zuzuwarten,  wie  sich  die  Dinge  entwickeji. 
wie  sich  Kaiser  und  Reich  zu  der  lutherischen  Sache  verha.tcii 
würden.  War  es  doch  auch  eine    .schwierige  Stellung,    in    der   sicii 

')  BrUger,  ».  .    O..  Nr.    H. 

>)  Baumi-arlen,  Karl  V..  Bd.  I.  S.  401. 

■}  BatiD.  Munumenta  refonn.,  S.  74  R. 

*j  Germania  Sic»,  II.  585.  Die  schon  eivahnte  Augibgrga  Chr.>i:ik  d^ 
Wilhelm  Rem  belool  Lang'i  grossen  Eifer  fdr  UnterdräckiiDg  der  luiherischen  Lehn. 
Wir  lesen  dort.  Lang  habe  sich  direet  an  Lother'i  Landesberm.  dei:  Karlir^^r 
Friedrich  von  Sachsen  mit  der  AufTordemog  gewendel.  et  »oile  nicht  so  e*C™  '-■" 
PapsE  aufirelCD.  denn  Lather  habe  Unrecht;  und  er.  der  Kurfürst,  möge  dicken  lo 
dem  Lande  weisen.  (Chroniken  deu;scher  SUdle.  XXV.   146  1 


203 

iamats  ein  deutscher  Kirchenfurst  zwischen  dem  Ausbeutungsäystem 
der  Curie  und  ihren  absoluten  Tendenzen  einerseits  und  den  heimischen 
Zuständen  andererseits  befand'!*  Seitdem  Wormser  Reichstage  aber 
trat  Lang  entschieden  und  energisch  für  Erhallung  des  alten  Kirchen- 
thumes    und    der    durch    dasselbe    geschaffenen    Zustände    ein;    er 
arbeitete  in  der  Folge  überall  da  mit,  wo  es  galt,  eine  Schutzmauer 
für    die  alte  Kirche  aufzurichten.    Was  aber  den  von  humanistischer 
Bildung   durchdrungenen    und   mit   seinen   Anschauungen   ganx   der 
■neuen  Zeit  angehörenden  Kirchenfiirstcn    bewog,   sich    der   altkirch- 
lichen Partei  anzuschlicssen  und  an  der  Wiederherstellung  des  alten 
Kirchenthumes   mitzuarbeiten,   war  nicht  .eine  von  allen  weltlichen 
Rücksichten  absehende*  tiefe  Religiosität,  nicht  eine  begeisterte  An- 
hänglichkeit an   das   alte  Kirchenthum    und   die  Ueberzeugung   von 
der  Vortrefflichkeit  des  mittelalterlichen  Kirchenideals,  sein  officielles 
Verhatten    zur    lutherischen    Reform   war    vielmehr    durch   Gründe, 
welche  ausserhalb  derselben  lagen,  durch  die  äusseren  Verhältnisse 
und   Umstände  bedingt.  Lang's    ausschlaggebende  Motive  lagen  auf 
dem   politischen  Gebiete.  Bei  der  engen   Verbindung  zwischen  Staat 
und  Kirche   konnte   eine  Neuordnung   der   kirchlichen  Dinjje    nicht 
■ohne  Erschütterung  der  staatlichen  Ordnung  vor  sich  gehen.    Diese 
Gefahr   für   den  Staat   steigerte   sich   durch  die  Gährung  im  Volke, 
die  Unzufriedenheit   aller  Stände   mit   den  .socialen  und  wirthschaft- 
liclien  Verhältnissen.   Deshalb   erschien   vielen    und  hervorragenden 
Männern   die   lutherische  Reform  politisch  verdächtig,    staatsgefähr- 
lich, und  sie  befürchteten  aus  einer  Glaubensspaltung  nur  eine  Störung 
des  Gesammtwohles  des  Reiches ').  Matth.  Lang  sprach  sich  spater. 
auf  dem  Augsburger  Reichstage    1530,    in    diesem  Sinne   aus,   und 
wir  werden  ihm  derartige  Motive  wohl  auch  schon  in  der   früheren 
Zeit  zuschreiben  dürfen.  Als  Regent  eines  geistlichen  Fürstenthumes 
hatte  Lang  Ursache  genug,  die  lutherische  Reform  für  staatsgefähr- 
lich zu  halten  und  ihr  entgegenzuarbeiten,  es  war  für  ihn  die  Religions- 
frage nicht  nur  eine  Geistes-,  sondern  auch  eine  Macht-  und  Lebens- 
frage. Gerade  in  Salzburg  war  es  leicht  zu  erkennen,   dass  die  Oppo- 
sition gegen  den  Bischof  zur  Losreissung  von  der  bi.schötlichen  Herr- 

>]  Diese  Anschauung  vertrat  z.  B.  der  baieri'^che  Kanzler  Lconliard  Eck  (cfr. 
Vogt.  PoliCilc  Baierns  im  Bauernkriege,  S.  60  ff .),  Auch  Hertot;  Gearg  von  Sachsen, 
Eraimui    T.  Rotlerdam,    Cochtäiu,    Dlrich    Zasius,    Papst    llr,diian    VI.    iL.  A.  Bpracbea 


RchaCt,  zu  staatlichem  Umstürze  führen  müsse,  da  die  Salzburg;:: 
bereits  vom  , lästigen  Joche  des  Krummstabes'  zu  sprechen  bcgonr.rr, 
und  schon  1511  der  fürstlichen  Hoheit  des  Erzbischofs  sich  zu  er.: 
ziehen  versucht  hatten  ').  Auch  Cardinal  Lang  wurde  in  SchnuJ- 
Schriften  angegriffen  und  zum  Gegenstande  des  Spottes  gemacht ' . 
Im  Sommer  1520  war  die  Gährung  im  Erzstifte  schon  so  bcdeuter»: 
dass  die  erzbischoflichen  Räthe  und  Statthalter  ernste  Massrcge'n 
zu  ergreifen  sich  genöthigt  sahen  •). 

Bei  solcher  Lage  der  Dinge  können  wir  uns  nicht  wunderri. 
wenn  dem  Erzbischof  die  lutherische  Bewegung  doch  hauptsäcliicr. 
als  ein  revolutionäres  Unterfangen  erschien,  das  mit  Genali  :j 
unterdrücken  war,  ohne  Rücksicht,  ob  in  ihr  ein  berechtigter  Ken 
Stacke  oder  nicht,  wenn  der  mit  den  stärksten  Lebensinteressen  ün 
die  alte  Kirche  gebundene  Fürst  in  Luther  dnen  Störer  des  r.neijt- 
lichcn  Friedens  sah,  der  für  sein  verwegenes  Beginnen,  die  her- 
gebrachte Ordnunjj  zu  stürzen,  die  gebührende  Strafe  erleiden  so'iic 
Aus  dieser  Ueberzcugung  von  der  Gefährlichkeit  des  Lutherthuni- 
schöpfte  Lang  seinen  glühenden  Hass  und  seine  leidcnschaftlurhr 
Energie  diesem  gegenüber,  die  ihn  weit  und  breit  in  den  Ruf  di? 
grimmigsten  Feindes  der  neukirchlichen  Bewegung  brachten,  so  dö5= 
ihn  Sleidanus  den  ersten  Verfolger  der  Lutheraner  nennt  und  My 
conius  ihn  unter  den  erbittertsten  Feinden  des  Evangeliums  an  erster 
Stelle  aufrührt*}. 

Nicht  ohne  Einfluss  auf  die  kirchlichen  Entscheidungen  des  Err- 
bischofes  war  die  Nähe  Oesterreichs  und  Baierns,  die  der  Restaiin- 
ttonspartei  beitraten  und  mit  denen  gute  Nachbarschaft  zu  halten 
die  politische  Klugheit  rieth.  Es  ging  das  Gerücht,  M.  Lang  han; 
in  der  Gefahr,  seine  fürstliche  Stellung  zu  verlieren,  sich  bereit  erklart 
das  geistliche  Gewand  abzulegen  und  sich  zum  weltlichen  Herrn  er- 
Stiftes  zu  machen,  seine  Unterthanen  aber  hätten  ihm  als  AntM^n 
auf  sein  Anerbieten  den  Wunsch  zu  erkennen  gegeben,  ihn  in  Stu«c 

■)  Pichler.  Siliburger  Lundesgeichichte,  S.  295. 

»)  Z.  B.  PasqiiUlus  von  deni  GejBg  d^r  DeufFet,  bei  Sdohel.  Mis«  >: 
S.  143  ff. 

')  Hanthaler,  a.  ..  O.,  S.  176. 

•)  Vgl.  HansJi,  «.  a.  O,.  585,  —  Mycorius,  Hisl.  lef.  C»p.  XV.  Leipiig  17IS 
S.  99.  Den  .saliburgUchen  Caidinal,  suoders  des  Luthers  Feind'  neonl  VUni'.i 
Anshelm,  Berner  Chronik,  VI,  293  den  M.  Lug  x.  J.  1625.  AnsheliD  W3S.  i.r 
SUidati  und  Myconiui.  Zeilgenosie  Längs. 


205 

zu  hauen').  Ob  Lang  wirklich  bereit  war,  einen  solchen  Schritt  zu 
ttiun,  ist  nicht  festzustellen.  Ernstlich  konnte  er  sich  wohl  nicht  mit 
diesem  Gedanken  tragen,  dies  verbot  schon  die  Rücksicht  ;iiif  Baiem, 
das  bereits  1519  gegen  die  Erhebung  Lang's  aof  den  crzbischöflichen 
Stuhl  Protest  eingelegt  hatte  und  in  Folge  seiner  Säcularisationsplüne 
«^tets  ein  gefährlicher  Nachbar  war ').  Keinen  Augenblick  würde 
Daiern  in  diesem  Falle  gezögert  haben,  das  ganze  Erzstift  seinem 
Gebiete  einzuverleiben. 

Wir  begegnen  auch  der  Behauptung,  die  Curie  habe  den  früher 
nicht  recht  gefügigen  Erzbischof  durch  Concessionen  für  sich  ge- 
\vonnen  und  an  sich  gefesselt.  Allerdings  gewährte  ihm  die  Curie- 
das  Recht,  für  mehrere  seiner  Suffraganbisthümer  die  Bischöfe  zu 
ernennen,  und  versäumte  auch  nie,  ihm  für  seinen  Eifer  im  Kampfe 
gegen  das  Lutherthum  Lob  zu  spenden');  sie  mag  dabei  immerhin 
von  der  Absicht  ausgegangen  sein,  den  einflussreichen  Reichsfürsten 
zu  besonderem  Eifer  für  die  katholische  Sache  anzuspornen,  und 
ohne  Zweifel  schmeichelte  das  Entgegenkommen  der  Curie  dem 
ehrgeizigen  Manne,  aber  für  seine  principielle  Stellungnahme  war  es 
sicher  nicht  entscheitlend,  zumal  da  die  Concessionen  und  die  An- 
erkennung seitens  der  Curie  in  eine  Zeit  fielen,  da  sich  der  Cardinal 
schon  längst  als  eifrigster  Vertheidiger  des  alten  Kirchenthums 
erwiesen  hatte.  Auch  ohne  dieses  Entgegenkommen  der  Curie  wäre 
Lang's  Stellung  zur  Reformfrage  keine  andere  geworden.  Die  äusseren. 
Verhältnisse  Hessen  keinen  anderen  Weg  offen. 

')  Erwähnt  im  Schieihen  Herfog  Ottos  *on  Lüneburg  nti  seinen  liruder  Ernst, 
ddo.  Weimw  20,  Juni  1525.  Vgl.  F  r  i  e  d  e  n  s  b  u  r  g.  Der  Reichstag  von  Speier  1526,  S.  147. 

')  Jörg,  DfuLscliland  in  der  Revolmionsperiode,  S.  331  ff  und  570  ff.  —  Vogt, 
Die  bttieiische  Politik  im  BauemkriegB,  343  ff.  —  Maur  e  nb  re  eh  er,  Geschichte  der 
koth.   Refomation,   l.  237. 

•)  Durch  ein  Breve  vom  13,  Juli  159G  (Original  im  t.  k  Staatsarchiv  lu  Wien) 
und  wieder  durch  ein  Breve  Tom  13.  Ottobtr  1530.  Jm  Jahre  1624  befreile  Clemens  VII. 
den  Cardinal,  des-sen  Anwesenheit  in  Deutschland  die  wachsende  lutherische  Keuerei 
nothwendig  machte,  von  der  Residenlia  in  curla  Komana  und  erklärte  ihn  aller  Vortheile 
und  Rechte  thellhoftig,  welche  sich  die  in  curia  Romana  anwesenden  CardinBle  tu 
erfreuen  haben.  (Originale  im  k.  k.  Staatsarchiv  la  Wien  nach  Mittheilung  der  Direction). 
(Forlseuung  folgt.) 


Zur  Geschichte  der  evangelischen  Kirchenverfassung 
in  Oesteireich. 

(Bis  Kum   "roleranzpatent.) 

Hit  BiDnt»Dg  tasdicliriniithir  Qullii. 
Von   GnaTAT   Almjlf   SliLMCt,    k.  h.  o.  Professor  in  Wien. 


VII.') 
Die  im  vorhergehenden  Abschnitte  geschilderten  Verfassung,'?- 
Verhältnisse  der  evangelischen  Kirche  in  Schlesien  haben  sich  ti> 
zum  Jahre  1740  erhalten.  Die  politischen  Ereignisse,  welche  m;t 
ienem  Jahre  .«ich  abzu^^pielen  begannen,  machten  das  weitere  un- 
veränderte Bestehen  derselben  unmöglich.  Sie  brachten  es  mn 
sich,  dass  in  der  späteren  Entwickelung  der  Verfassung  der  evange- 
lischen Kirche  in  Oesterrcich  T  e  s  c  h  e  n  nicht  nur  die  Führung  übt^r- 
nabm,  sondern  das.s  eine  solche  überhaupt  nur  auf  teschnischem  Boccn 
stattfand.  Und  in  dem  von  uns  nun  zu  behandelnden  Zeitabschnitte 
geschah  es,  dass  die  evangehsche  Kirchen verfassungscntwickeluns 
an  jene  Religionscommission  anknüpfte,  welche  behufs  Unrcr- 
drückung  des  Protestantismus  in  Schlesien  im  Jahre  1653  eingerichtet 
und  1661  als  Eliminationscommission  zu  demselben  Zwecke  erneuen 
worden  ist.  Wir  werden  daher  diesen  Abschnitt  wohl  am  passendster 
damit  einleiten,  dass  »ir  die  weiteren  Schicksale  dieser  Institution,  welch; 
wider  alles  Erwarten  für  die  Entwickelung  der  evangelischen  Kirchen 
Verfassung  in  Oesterreich  eine  so  gro-^se  Bedeutung  gewinnen  sollte. 
an  der  Hand  einzelner  Daten  angeben,  und  zwar  bis  zu  der  Ze.t. 
in  welcher  sie  —  freilich  nicht  nach  dem  Willen  der  evangelischer 
Kirche,   sondern   der   höchsten  weltlichen  Macht  —  zum  Ausgangs- 

')  Vgl.  Jahibuch'   1898,   1.  und  II.  Hrti,  S.  1—73. 


207 

punkte  einer  neuen  Entwickelungsphase  der   evangelischen  Kirchen- 
verfassung in  Oesterreich  benützt  worden  ist. 

Es  ist  bereits  erwähnt  worden,  welchen  grossen  Eifer  Karl  VI. 
in  der  Unterdrückung  des  Protestantismus  in  allen  seinen  Erb- 
ländern an  den  Tag  legte.  Die  strengsten  Edicte  gegen  den- 
selben datiren  aus  seiner  Zeit.*)  Das  Organ  zur  Durchführung  der- 
selben sollten  die  Religionscommissionen  sein,  welche  neu  ein- 
eerichtet  und  mit  einer  Instruction  versehen  wurden.  In  dieser  ist 
es  unumwunden  ausgesprochen,  dass  der  Kaiser  die  katholische 
Religion  als  die  in  seinen  Ländern  einzig  berechtigte  und  zulässige 
ansieht  und  in  den  Religionscommissionen  Organe  zum  Aufsuchen, 
und  Anzeigen  der  ,Haeresis*  haben  will,  um  diese  bestrafen  und 
ausrotten  zu  können.*)  Auch  die  Teschnische  Religionscommission  er- 
lebte durch  das  kais.  Rescript  vom  22.  November  1737  eine  aber- 
malige erneuerte  Auflage.*)  Seit  jener  Zeit  hören  wir  auch  im  amt- 
lichen Verkehre  vielfach  von  jener  Commission. 


>)  Besonders    das   Religionspatent    vom    28.    December    1725.    (Gub.  Pat.  voia< 
26.  December  1726.) 

•)  K  u  z  m  a  n  y,  Urkundenbuch,  1856,  S.  77,  R  e  z  e  k,  Die  volksthümliche  Religions- 
bewegung,  S.  91,  u.  f.  Czerwenka  (für  Steiermark).  Jahrbuch  I,  90.  (Vgl,  auch  das 
schöne  Schreiben  der  Emigranten  im  „Halte,  was  du  hast*',  X,  112  und  233.)  —  Die- 
Instruction  ist  auch  deshalb  wichtig,  weil  sie  zeigt,  \rie  weit  schon  unter  Karl  VI.  das^ 
Staatskirchenthum   in    Oesterreich   gediehen    ist;    der    Kaiser   trifft    seinerseits    selbst- 
ständige Entscheidungen  in  reinen  Religionssachen. 

*)  Das  Datum  des  Rescriptes  wird  verschieden  und  nicht  immer  richtig  an 
gegeben.  Jahrbuch  IX,  1888,  S.  44,  lesen  wir  den  2.  Jänner  1738  als  Datum  der 
K.  O.  A.  J.,  was  richtig  ist;  aber  das  Datum  des  kaiserl.  Rescriptes  ist  als  22.  Sep 
tember  1737  unrichtig  angegeben;  im  Manuscripte  in  der  Scherschnik.  Bibliothek  in 
Teschen,  das  wir  nachgesehen  haben,  steht:  22.  9  br;  das  bedeutet  aber  nicht  den 
neunten  Monat,  sondern  Novem — ber.  Man  hat  in  jener  Zeit  noch  vielfach  so  gekürzt 
(7  br  =  September  etc.)  —  Rad  da  (ürkundenbei träge)  gibt  das  Datum  richtig 
an  (22.  November),  Bi ermann,  Geschichte. der  Protestanten,  dagegen  22.  December 
1737.  —  Das  Rescript  hat  eine  ziemlich  lange  Vorgeschichte,  auf  welche  wir  nicht 
näher  eingehen  wollen.  Wir  bemerken  nur,  dass  es  die  Folge  des  Bauernaufruhres 
in  Teschen  (Bier mann,  Geschichte  der  Protestanten,  S.  116),  dann  eines  Berichtes 
des  Breslauer  Bischofs  und  einer  40  Punkte  enthaltenden  Beschwerdeschrift  (katholische), 
war.  Seinen  Bericht  machte  der  Bischof  auf  Grund  des  Visitationsberichtes  des 
bischöflichen  Visitators  Stinglheim,  der  voll  von  Denunciationen  war.  Wir  entnehmen 
dem  bischöflichen  Berichte  (Punkt  6)  Folgendes:  Allgemein  beschwere  sich  der 
Clerus  in  Teschen,  dass  der  H.  Landeshauptmann  Graf  Wratislav,  sowie  auch  der 
H.  Regent  der  Lot  bring.  Kammergüter  die  noth  wendige    ,assistenz   gar   nicht    leisten,. 


Das  Rcscript  vom  22.  November  1737  {2.  Jänner  1738"  fc^ 
stimmt,  dass  >vonNiemanden  außer  der  eigens  angeordneten  Religionv 
commission  einige  ReligionsSession  oder  Decission  vorgenommrr 
■werden  solle«.  Die  Rcligionscommission,  durch  welche  >alics  r 
Religionssachen  tractiret  werden  solle<,  wird  durch  jenes  Rescr;r: 
förmlich  organisirt.  Es  werden  der  Landeshauptmann  Freihsr 
V.  Skrbenslty  zum  Präsidenten,  die  Freiherren  v.  Gotschalkowsky  u- 
V.  Czelesta  zu  Beisitzern  der  Commission  ernannt.  Die^^e  sollte  ai'e 
14  Tage  eine  Session  »zur  cxigentia  rcrum«  von  9 — 12  Uhr  Vlt- 
mittags  halten,  in  derselben  >die  eingebrachten  Sachen  zwar  snir 
mansch  doch  legaliter  mit  Anhörung  der  denunciatorum  verhandeln'. 
•  In  casibus  arduis  et  dubiis«  sollte  die  Commission  Belehrung  vor 
der  Behörde  einholen.  Das  Rcscript  enthält  eine  Reihe  von  Ir,- 
structionen,  die  sehr  interessant  und  charakteristisch  sind,  anfweldie 
wir  aber  hier,  da  sie  sich  mit  Ausnahme  eines  einzigen  Punktes,  de 
wir  schon  früher  berührt  haben,')  auf  die  Kirchen  Verfassung  nicht 
beziehen,  nicht  näher  eingehen  wollen.  Nur  der  Schluss  möge  nicht 
unerwähnt  bleiben,  in  welchem  geboten  wird,  »die  bevorstehende  In 
struction  in  möglichster  Geheim»  zu  halten.  —  Eine  K.  O.  A.  R. 
vom  6.  Februar  1740')  tragt  nach,  dass  die  Religionscommi^t^ioii 
>von  Session  zu  Session  die  fructus  Instructionis  von   der  Gcistlich- 

äie  RcYigioniStisiontn  nach  gefallen  hallen',  die  Apostaten  und  Kinder  aui  g< 
nii<>cblen  Ehen  ,>wsr  ciliren,  allein  ad  lUtendum  nachdrncksam  nit  faaliei;,  <^t 
schon  die  Pfarrer  mit  nit  geringen  Unkosten  lu  zehn-  nnd  mehmiBlen  citinei  ci 
scheinen,  welche  Cilationcn  umb  so  wenig«  Krafft  haben,  alB  solche  an  die  E».  Herr 
tcbalTten  eTgehen".  Auch  sonct  wird  der  Landeshauptmann  in  dem  Berichte  arg  m.: 
genommen.  —  In  der  Beichwerdeschrift  (Funkt  22)  wird  darüber  geklagt,  da.'«  d:: 
Evongeliscbcn  in  Religio n«s sehen  immer  , causam  comrounem  machen*,  oder  sich  h^«:.!- 
ilai  Collegium  der  Kirchen  Vorsteher  stecken,  um  dann  ,das  Werk  „comrouni  sumpti.' 
ausiunihren,  während  die  „cathol.  Geist-  und  Weliüchen  für  sich  allein  oad  auf  irre 
eigenen  Koileti  agireti  müssen*.  —  Du  Rescript  enthült  im  Ganzen  IT  Punkte,  cnd 
sollte  aush  in  den  anderen  FUrstenthilmern  .pro  Cynosura'  Ricbischnur  (Leiii:e:E 
sein.  Im  16.  Funkte  wird  dem  „Luth.  Worlsdienet  Heinrici  dai  Verkaufen  der  Meoi 
camenle  und  die  Besachung  der  kath.  Kranken  sub  poena  amotionis*  Tetboten.  l:.i 
17.  Funkle  wird  den  ,Schul-Co liegen'  die  Tradirung  der  Theologie  unlereagl.  —  E- 
möge  noch  bemerkt  werden,  dass  die  beiden  Extracte  im  Jahrbach  IX.  ISS^ 
S.  44,  45.  aui  einem  Re<>cripte  gemacht  sind.  Dasselbe  ist  im  Archiv  des  Min.  f .  C 
u.  U.  in  Wien  zu  finden. 

')  Beiiiglicb  des  Vorlegens  der  Kirchenrechnnngen  (Funkt  17). 

*)  Jahrbuch,  IX,  .S.  46.   Radda,   UrkundenbeitrSge,   18B8.  S.  14. 


200 

eit  individualiter  abfordern,  auch  die  Instruendos  selbsten  ver- 
ehmen«  soll,  »um  zu  eruiren.  mit  welchen  der  Allergnädtgsten 
""crordnung  gemäß  revera  zu  conniviren,  oder  wo  der  darunter  ver- 
lerkendcn  Malitz  etwann  noch  und  mit  was  vor  Bescheidenheit 
ntgegen  zu  gehen  seyn  möchte«.  Und  dies  Alles  zu  dem  Zwecke, 
lamit  >der  Intention  S.  Majestät'  gemäss  das  >bonum  Religionis 
Tatholicae«  befördert  werde.') 

Natürlich  hat  sich  die  Religionscommission  derlei  Sachen  nicht 
weitnal  sagen  lassen.  Sic  erfüllte  ihre  Aufgabe  mit  einem  Eifer, 
ler  wahrlich  einer  besseren  Sache  werth  gewesen  wäre.  .  .  Der  erste 
;chlesische  Krieg,  welcher  nicht  lange  nach  der  Reorganisation  der 
Religionscommission  ausbrach,  brachte  die  Thätigkeit  derselben  zu 
iiT\igem  Stillstande.  Indessen  war  gerade  dieser  Krieg  dazu  bestimmt, 
3er  Entwickelung  der  evangelischen  Kirchenverfassung  eine  neue 
Richtung  zu  geben,  und  zwar  mit  Hilfe  jener  an  der  Ausrottung 
der  protestantischen  >Ketzerci>  so  eifrig  arbeitenden  Religions- 
commission. 

Unter  denkbar  schlimmsten  Auspicicn  bestieg  Maria  Theresia 
im  Jahre  1740  den  Thron  ihrer  Ahnen,  zu  welchem  ihr  die 
von  ihrem  Vater  Karl  VI.  zu  Stande  gebrachte  »Pragmatische 
Sanction«  (1713)  den  Weg  geöffnet  hat.  Die  ganze  Umgebung  der 
jungen  Kaiserin  strotzte  von  Feinden,  welche  offenkundige  Neigung 
zeigten,  sich  in  ihr  Erbe  zu  theilen.  Der  gefährlichste  von  ihnen 
war  der  energische,  kluge,  aber  auch  rücksichtslose  Friedrich  II.  von 
Preussen.  welcher  zielbewusst  den  Plan :  die  Machtstellung  seines 
Hauses  zu  vergrösscrn.  verfolgte.  Er  warf  sein  Auge  auf  Schlesien ; 
und  unter  dem  Vorwande  alter  Erbansprüche  auf  einige  schlesische 
Fürstenthümcr  säumte  er  nicht,  ohne  die  Antwort  aus  Wien  abzu- 
warten, von  der  er  ja  im  Vorhinein  wusste,  dass  sie  abschlägig  lauten 
werde,  in  Schlesien  einzufallen  und  Maria  Theresia  mit  Krieg  zu 
überziehen  (15.  Decembcr  1740).  Das  Ergebniss  des  Krier;es  war 
bekanntlich  die  Abtretung  des  grössten  Theiles  von  Schlesien  an 
Friedrich  durch  den  Frieden  zu  Breslau  (27.  Mai  1742).  An  diesem 
Facit  änderten  nichts  die  späteren  schlesischen  Kriege  und  die  sie 
abschliessendenFriedcn  (Dresdener  und  Hubertsburger).  Maria  Theresia 
behielt    nur    einen   Theü   von   Oberschlesien,    nämlich    die   I'ursten- 

I)  Radda,  Urkandenbeitrüge,  S.  14. 

r>hib:.ch  da  Pn)t»l>n(»niu>  189S.   H.  III  u.  IV.  14 


210 

thümer  Teschen,  Troppau  und  Jägerndorf;  sie  erlitt  demnach  einr: 
Verlust,    den    sie    begreiflicherweise    niemals    verschmerzen    konrft 
Friedrich  II.,  welcher  ihr  denselben  verursnchte,    nannte  sie   desh ri- 
nden bösen  Mann«;*)  und  sie  äusserte  sich  einmal:    »es  könnte  ihrer, 
Erblanden  nichts  Unglücklicheres  gescfhehen.  als  in  preußische  Handc 
zu    fallen;    und   wäre    sie    nicht   immer    gesegneten  Leibes   ^cw^stn 
hätte  sie  Niemand  abgehalten,  diesem  meineidigen  Feinde  entgegen 
zuziehen*.*)  Die  Schlesier  selbst  begrüssten  zwar  Friedrich  mit  keinem 
Jubel,  aber  die  kurzsichtige  österreichische  innere  Politik,   welche  es 
für  ihre  erste  Aufgabe  hielt,    alle  Einwohner   katholisch  zu    macheri 
und    in    der   katholischen  Kirche   zu   erhalten,    hat  es  schliesslich  5'^ 
weit  gebracht,    dass  sich  die  eroberten  schlesischen  Länder  mit  oe: 
preussischen  Herrschaft  bald  befreundeten.') 

Selbstverständlich  hatte  der  früher  angegebene  Ausgajig  cer 
schlesischen  Kriege  wichtige,  sowohl  poHtische,  als  auch  kirchhc'ic 
Veränderungen  zur  Folge.  Wir  haben  hier  selbstverständlich  nur  de 
jenigen  anzugeben,  welche  sich  auf  den  bei  Oesterreich  gebliebener 
Theil  Schlesiens  bezogen.*)  Für  diesen  setzte  Maria  Theresia  einr 
eigene  Verwaltungsbehörde  an  die  Stelle  des  königlichen  Oberamt e^ 
in  Breslau  ein.  Den  17.  October  1742  ist  ein  königliches  Amt  oJer 
Gubernium  —  beide  Benennungen  kommen  in  den  Acten  vor  —  m 
Troppau  errichtet  worden,  welchem  der  öffentliche  Convent,  die  fürst- 
lichen Aemter  und  Regierungen  etc.  in  den  übriggebliebenen  Herzog- 
thümern  unterstellt  wurden/) 

Was  sollte  aber  mit  dem  bei  Oesterreich  gebliebenen  evange- 
lischen Kirchenwesen  geschehen.^  Brieg,  unter  dessen  Consistorijm 
die  Teschnische  Gnadenkirche,  in  gewisser  Hinsicht  wenigstens,  ;^e 


»)  Wolf,  Oesterreich  unter  Maria  Theresia,   1885,  S.  110. 

')  Arn  et  h,    Maria    Theresia    (Separatabdr.    aus    der    Allgem      deutschen     Iv - 
graphie,   1880,  S.  13). 

*)  Auch  in  anderen  österreichischen  Ländern  unterhielten   die    geheimen   Prore 
stantcn  Connexionen  mit  Friedrich.  (Vgl.  Rezck,  Die  volksthüralichc  Bewegung,  S.85. 

*)  Friedrich  II.,  welcher  den  Schlesiem  sofort  Religionsfreiheit  gewährte,  lioj 
Anfangs  1742  die  Consislorien  in  Brieg  etc.  auf  und  errichtete  zunächst  zwei  Ober 
consistorien  :  in  Breslau  und  Glogau.  später  noch  ein  drittes  in  Oppeln.  In  demser"i?n 
Jahre  (1742.  13.  September)  erhielt  Schlesien  eine  neue  Kirchenordnung.  (Acta  hist.;r 
eccles.,  VI,  219,  358.  Hensel,  716;  dort  ist  auch  die  Kirchenordnung  zu  finden:  ^i<r 
sollte  auch  noch  in  Oesterreich  in  der  Toleranzzeit  eine  Rolle  spielen.) 

»)  Bier  mann,  Das  Herzogthum  Teschen,  1894,  S.  234. 


211 

liörte,  ist  an  Preussen  gefallen  und  das  dortige  Consistorium  ist, 
T.vie  wir  eben  bemerkt  haben,  überhaupt  aufgehoben  worden.  Und 
■wenn  es  auch  weiter  bestanden  hatte,  so  wäre  es  von  der  öster- 
reichischen Regierung  ganz  gewiss  niemals  i^ugelasscn  worden,  dass 
die  Teschnische  Gnadenkirche  mit  einem  im  preussischen  Lande 
bestehenden  Consistorium  in  Verbindung  trete.  Ausserdem  hörte 
in  Folge  des  Krieges  die  Verbindung  von  selbst  auf;  es  musste 
deshalb  daran  gedacht  werden,  das  Verfas-^iingswesen  der  Gnaden- 
kirche in  Teschen  entsprechend  einzurichten. 

Diese  Noth wendigkeit  stellte  sich  schon  während  des  ersten 
schlesischen  Krieges  ein.  Anfangs  1740  sah  sich  der  alte  Pfarrer 
Hentschel  gezwungen,  Andreas  Machal,  seinen  .ehestens  zu  vociren- 
den  Schul-Collegen',  zü  ersuchen.  da.s.'%  er  ihn  in  deutschen  und 
polnischen  Predigten,  sowie  auch  in  den  Katechisationen  vertrete, 
wofür  er  ihm  von  seinem  Prediger.-ialario  50  Gulden  ,cediren* 
■wolle,  d.  h.  er  berief  Machal.  wie  wir  h'iute  sagen  würden,  zu 
seinem  Perso  na! vicar ').  Machal  verwaltete  aber  sein  Vicariats- 
amt  nicht  lange.  Den  30,  Mai  1740  starb  Hentschel.  Die  Kirchen- 
vorsteher säumten  nicht,  Machal,  der  ein  schlesisches  Landeskind  war 
und  sich  mit  einem  noch  vom  Brieg'schen  Consistorium  ausgestellten 
Attestat  seiner  Orthodoxie  ausweisen  konnte,  fiir  die  vacante  Stelle 
zu  präsentiren  und  den  Kaiser  nm  dessen  Bestätigung  7.u  bitten  ■). 
Den  23.  Juni  1741  gelangte  an  die  Kirchenvorsteher  vom  Landes- 
hauptmaone  die  Nachricht  von  der  erthcilten  Confirmation  Machal's, 
und  es  wurde  zugleich  der  3.  Juli  fiir  die  Installation  des  Bestätigten 
festgesetzt.  Dieser  musste  jedoch  früher  ordinirt  werden  I  Nun  war 
guter  Rath  theuerl  Von  Brieg,  wie  auch  von  den  anderen  ,hier- 
ländischen*  Consistorien  war  man  ja  abgeschnitten,  wo  sollte  die 
Ordination  vollzogen  werden?  Die  Kirchen  Vorsteher  befanden  sich 
in  der  grössten  Verlegenheit;    in    dieser   richteten  sie  ein  Supplicat 

')  Hentschel  stellte  für  Micha!  eine  Art  Vocalionsnrkutiile  aus,  Sie  Irügt  das 
Dalum  des  4.  April  1740, 

')  Die  Prfcemation  Msehars  geschak  auf  die  Denomirnitlon  des  Grafen  v.  Pleis, 
weshalb  ihn  auch  die  Kirchen  Vorsteher  im  Sinne  der  mit  ihm  den  18.  AugusI  1721 
abgeschlotienen  Conyention  um  das  Zahle»  der  Spesen  etc.  ersuchten.  Wir  erfahren 
dabei,  dass  die  Confirmat ionslaxe  auf  100  „Speeies  Ducaten*  aufgemessen  wurde. 
Ausserdem  musste  dem  Rtfferendarius  ein  Douc^ur  (bei  Schudisrd  machte  es  100  Gulden 
rheinisch  aus)  und  dem  Agenten,  ,der  es  insinuirt  und  urgitt  hnt",  ein  Gralial  und 
■einige   , extra  Auslagen'    nusgeiahll  werden.  (Teschener  evang.   PfarraTchiv.l 

14» 


•-»1 


212 


an  die  Kaiserin,  in  welchem  sie  baten,   ,  Allerhöchst  Selbetc  ^r. 
weissen  obgeführten  Ursachen  und  nach  Beschaffenheit  gcgcL^:r: 
Umbstände,  quoad  hunc  actum  und   vor   dießes   mahl,  allerg:! 
dahin  zu  condescediren,   womit   erweiter  Andreas  Machal  von  1 
hiesigen    Teschnischen     Ministerio    gewöhnlicher     maal^en    o^c 
und    hierauf,    wie   bräuchlich,  installiret  werden  könne*.     D'.t>t<  f 
bitten  sie,  ,alldieweilen  dieOes  von  E.  kön.  Maj.   allerhöchst  t 
schränkter  Macht    einzig   und   allein  dcpendirt,    und  sonsten  \^ 
den  in  unßeren  Kirchen  üblichen  Gebrauch,  daß,  wo  gantze  Minis-- 1 
sind,    auch    von    selbigen    derley  actus  ordinationis    vorgekehrct  i 
werden  pflegen,  nicht  zu  wieder  laufen  möchte*.     Die  KaL<;ern  rV 
schied   in   Pressburg   den   31.  Juli    1741    im    Sinne    der  Bittere. 
, wollen   wir   in   hoc   casu   specifico   wegen   deren    in    unsereirL  Er- 
herzogthumb  Schlesien  annoch  fürdauernden  Kriege-Unruhen  her!| 
gnädigst  disponiren,  daß  der  Von   uns   zu   der  nach  Absterber.  ::> 
Christ.  Hentschel  daselbst  erledigten  Praedicanten  Stelle  conf/n  .'"^ 
Andreas  Machal  von  dem  Teschnischen  Kirchen  Ministerio,  je:-  - 
unter  deinem    (nämlich  des  Landeshauptmannes)    Praesidio  OTcr:-'- 
werden    möge*.*)    Und  so  ist  denn  auch   Machal    den    10.  Sepc:- 
ber  1741  (am  XV.  p.  Trin.)  ^unter  dem  hohen  Praesidio  Ihro  F^. 
des    teschnischen    Landeshauptmanns   C.  Fr.  Freih.    Skrbensky  v  - 
E.  ehrw.  teschn.  Ministerio  examiniret,  auch  sodann,   bey  ungeir/: 
zahlreicher    Versammlung    (da    dergleichen    vormals    noch    n^e  :•- 
schehen)  ordiniret  worden*.') 

Es  ist  aber  das  Teschnische  Ministerium  nur  , quoad  nunc  ur. 
fiir  diesmal*  mit  einer  Consistorialfunction  betraut  worden;  wie -^o ** 
jedoch  in  Zukunft  vorgegangen  werden?  Man  musste  r'aran  den'K:.i 
für  das  mit  Brieg  verlorene  Consistorium  einen  Ersatz  zu  scharV 
Die  Regierung  ^ah  selbst  die  Nothwendigkeit  ein,  eine  Oh::- 
behörde  zu  schaffen,  welche  die  kirchlichen  Angelegenheiten  er 
bei  Oesterreich  gebliebenen  evangelischen  Schlesier  besorgen  sulitc 

*)  Teschener  evang.  Pfariarchiv. 

»)  Acta  hist.  eccles.  VI,  1742,  865.  —  Dort  wird  auch  bezüglich  der  Tesci.c:  t: 
Gemeinde  die  Bemerkung  gemacht,  dass  nicht  so  leicht  eine  evangelische  Geme.r>- 
zu  finden  wäre,  die  so  viele  Leibeskräfte  erforderte.  Auch  die  Kirche  sei  *ehr  ^ -^^ 
und  folglich  brauche  sie  solche  Prediger,  welche  gute  Pulmones  haben.  Vv^o  Ctr. 
dortigen  ^Lehrern"  wird  gesagt,  dass  sie  ^nur  meistens  von  Almosen  und  v<»r  ß -'t 
licher  Providenz  leben*.  —  Das  Ut.  Ordinalionssdecret  MachaVs  in  Absci-.nü  in* 
Teschener  evang.  Pfarrarchiv. 


■^  -^     If" 


213 

AVo  wäre  für  sie  ein  passenderer  Ort  zu  finden  gewesen,  als  in 
Teschen.  in  welchem  es  eine  Gnadenkirche  gab,  und  wo  auch 
ein  Landeshauptmann  seinen  Sitz  hatte.  Das  Examen  und  die 
Ordination  Machal's  haben  sozusagen  jener  Oberbehörde  den  Weg 
nach  Teschen  gewiesen.  Und  so  bietet  sich  uns  in  jener  Zeit  ein 
sonderbarer  Anblick  dar:  während  in  den  anderen  Erblanden  die 
Hand  der  Regierung  auf  den  Evangelischen  so  schwer  lastet,  dass 
sie  nicht  die  geringste  freie  Bewegung  machen  können,  richtet  die- 
selbe Hand  in  Schlesien  eine  kirchliche  Oberbehörde  fiir  die  Pro- 
testanten ein!  Allerdings  war  die  Gestalt,  in  welcher  sich  diese 
Oberbehörde  präsentirte,  sehr  wenig  protestantisch,  aber  sie  war 
-da  und  bildete  eine  Vorstufe  fiir  eine  spätere  evangelische  Kirchen- 
regimentsbehörde, welche  diesen  Namen  mit  mehr  Recht  verdiente. 
Und  man  wird  uns  wohl  keiner  Phrase  beschuldigen,  wenn  wir 
sagen,  dass  die  Einsetzung  jener  Oberbehörde  für  die 
evangelische  Kirche  in  Teschen  einen  Markstein  in  der 
Verfassungsgeschichte  der  evangelischen  Kirche  in  Oesterreich 
bedeutet.  — 

Diesem  Ereignisse  soll  die  folgende  Ausführung  gewidmet 
werden.  —  Selbstverständlich  hatte  die  evangelische  Kirche  Schlesiens 
selbst  keinen  Antheil  an  der  Schöpfung  ihrer  obersten  Behörde  und 
keinen  Einfluss  auf  die  Art  und  Weise  ihrer  Einrichtung.  Der  Regierung 
fiel  es  gar  nicht  ein,  die  evangelische  Kirche  in  dieser  Hinsicht  zu 
befragen;  vermöge  des  dem  Landesherm  zustehenden  Territorial- 
rechtes  ist  die  Einrichtung  jener  Oberbehörde  und  der  Modus  ihrer 
Einrichtung  von  der  Kaiserin  einfach  decretirt  und  der  evangelischen 
Kirche  aufoctroyirt  worden.  Das  geschah  durch  die  kaiserliche  Reso- 
lution vom  19.  December  1743  (,insinuirt*  den  16.  März  1744).  Es 
ist  dieselbe  Resolution,  durch  welche  die  Religionscommission,  deren 
,Activität*  in  den  Kriegsunruhen  aufhörte,  abermals  reactivirt  und 
zur  neuen  Thätigkeit  berufen  wurde.  Schon  das  deutet  darauf  hin, 
dass  die  Schaffung  der  kirchlichen  Oberbehörde  für  die  Pro- 
testanten Oesterreichisch-Schlesiens  mit  der  Wiederherstellung  der 
Religionscommission  in  engster  Beziehung  sich  befand.  Und  das 
legt  uns  die  Aufgabe  nahe,  die  —  wie  man  sagte  —  ^Reassumirung* 
der  Reh\cjionscommission  näher  in's  Auge  zu  fassen  und  genauer 
zu  verfolgen.    Wir   werden    dabei   auch    die   enge  Verknüpfung   der 


214 

neuen    protestantischen  kirchlichen  Oberbehörde    mit    der  Relig'on5- 
commission  kennen  lernen. 

Der    Impuls    zur    Reactivirung    der  Religionscommission    karr 
den   16.  März   1743  vom  königl.  Amte  in  Troppau  oder,   wenn  mar. 
will,  vom  Landeshauptmanne  in  Teschen.  Nachdem  dort  die  Reli^^iors- 
commission  zu  fungiren  aufgehört  hatte,  wusste  derselbe  nicht,    , in- 
wieweit   dieses    Religionswesen    bei    gegen wärthigen    umständen   an- 
noch  gehandhabt  werden  will*,  und  verlangt  zu  wissen :    1.    ,ob  die 
Activität     der    ehemalio^en    Relis:.    Commission    in    Teschen     wider 
herzustellen,  oder  was  etwan  sonsten  vor  ein  modus,  das  Religion?-- 
Wesen  allda  zu  besorgen,  außfindig  zu  machen  sein  dürft'te:     2.   ob 
in  Betrachtung  der  gegenwärthigen  umbstände  auf  eine  Abnndtrun-^ 
sothaner  allergnäd.  Resolutionen,  oder  eine  anderwärlhige  modalita: 
anzutragen  nöthig  wird  und  rathsamb  seye?*     Diese  Anfragen    ver- 
mittelte das  königl.  Amt  nach  Wien,    indem    es    zugleich   sein  Gut- 
achten hinzufiij^te.  In  demselben  spricht  es  sich  dahin  aus,    ^dsß  es 
nicht  wohl  daran  geschehen  ist,    wann  die  angeordnete  Reli^r.  Con> 
mission    ohne    E.   K.  K.  May.   Allerhöchsten    Specialbefehl    in    ihrer 
Activität  nicht  continuiret;  sondern  dagegen  biß  anhero  in   einer  s*» 
wichtigen,  alß  tiefst  in  das  publicum    einschlagenden  Sache    propri> 
motu  außgesezet.    Und    nachdem    hiernechst    niemahlen    ein    beßerer 
modus,  das  Religions-Wesen  in  dem  Teschnischen  zu  besorgen  aul- 
findig zu  machen  gewesen  ist,    alß  eben  diese  bemelte  Relig.   Com- 
mission wäre,   ist  das  kön.  Amt  der  allerunterthän.  ohnvorq-reifiichen 
Meinung,  daß  solche  ohne  Anstand    wider   in    ihre    vorige  Activitat 
zu  setzen  seyn  dürflte*. 

Was  sollte  aber  mit  dem  evangelischen  Religionswesen 
geschehen?  Da  sei  jetzt  ein  Unterschied,  ,da  sothane  Consistoriaüa 
hiebevor  bey  dem  von  Weil.  Kaiser  Josepho  allerchristmildesten 
Ansredenkens  nach  der  Altranst.  Convention  zu  Bries:  eincresetzte.i 
Luth.  Consistorio  tractiret  worden  seyend,  dermahlen  aber  diese 
ferner  dahin  unter  eine  frembde  Judicatur  ziehen  zu  lassen  weh! 
nicht  mehr  thunlich*.  Das  königl.  Amt  ist  der  Meinung,  dass 
man  deshalb  , auf  eine  anderwärthige  Vorsehung*  bedacht  sein  muss: 
und  da  geht  seine  »gemüthsmeinung  dahin,  daß  die  eingesetzte 
Relig.  Commission  in  Teschen,  mittels  Zuziehung  eines  Luther. 
Worts-Dieners  von  der  alldortfgen  Gnadenkirche,  nach  anleitliun^ 
der   hiebevor    denen   Luth.    Consistoriis    in    Schlesien    AUergnädigst 


■21b 

irtheilteii  Instruction,  die  Consistorialia  ebenfalls  besorgen  könnte, 
,edoch  mit  dem  Absatz,  daß  dieselbe  nicht  nur  in  jenen  Vorfallen- 
hcitcn,  so  vermöge  ermeldter  Instruction  in  die  Allerli.  Reservata 
einschlagen,  niemahlen  etwas  abzuschließen,  sondern  auch  in  con- 
tentiosis  bloß  den  Proceß  zu  instruiren,  folglich  respectu  des  ersteren 
ein  umbständ lieber  Bericht  zur  ferneren  Verordnung,  und  respectu 
des  letzteren  die  Acta  an  das  allhiesige  kön.  Ambt  (in  dem  Falle 
K.  K.  K,  May,  demselben  oberwehnten maßen  die  dißfällige  Haubt- 
Commission  anzutragen  geruheten.)  pro  decisione  in  prima  Instanlia 
anzugeschehen  hätten*. 

Wir  haben  aus  dem  Berichte  des  königl.  Amtes,  welches 
ausserdem  nicht  umhin  konnte,  zii  constatircn,  dass  die  Geistlichen 
der  katholischen  Religion  die  Verordnungen  vielfach  missachtet 
haben,  absichtlich  längere  Citate  angeführt,  um  zu  machen,  wo  man 
auf  den  Gedanken  verfiel,  die  reactivirte  Religionscommission  auch 
zum  protestantischen  Consistorium  zu  machen.  Dem  königl.  Amte 
in  Troppau  gebührt  der  cinigermasscn  zweifelhafte  Ruhm,  eine 
kirchliche  Institution  erfunden  zu  haben,  welche,  wenn  wir  biblisch 
reden  wollen,  vielfach  fluchen  und  segnen  sollte  mit  einem  Munde, 
ja  in  einem  Athem! 

Wie  hat  man  sich  aber  in  Wien  zu  den  Vorschlägen  des 
königl.  Amtes  gestellt.'  Darauf  gibt  eine  klare  Antwort  die  schon 
erwähnte  kaiserhche  Resolution  vom  19.  December  1743'}.  Diese 
bestimmt,  dass  die  .vermöge  eines  gnädigsten  rescripti  vom 
22.  Nov.  1737  angestellte,  in  denen  jetzund  fürgewesten  Kriegs- 
zeiten unterbrochene  Religions-Commisslon  in  eben  dcnenjenigen 
Subjectis  und  Persohnen,  wie  sie  damahls  benennet  worden,  wieder- 
umb  in  ihre  activität  gesetzet'  und  ,auf  die  vorige  Verordnungen 
und  generalia  angewiesen  werde'.  Zugleich  wird  dem  königl.  Amt 
mitgetheilt,  dass  dasselbe,  ,wie  ehedessen  das  königl.  Oberamt  die 
Religionssachen  tractiren*  soll,  was  zur  Folge  hat,  dass  die  Tesch- 
nisclie  ReHgionscommipsion  von  jenem  Amt  .ihre  Dependenz  haben, 
mithin  in  casibus  arduis  et  dubÜs  sich  dahin  wenden  solle'.  Auch 
soll  das  königl.  Amt  in  Religionssachen  mit  dem  Commissario 
episcopali   in   Teschen   correspondiren    i:nd   ihm   die   Verordnungen 

I)  Die  Anfragen  des  Teschener  Landeshauplmannes,  der  BFrichl  des  känigl. 
Amlts  in  Tropp«u,  die  kaiierliche  Resolution  vom  19.  Decrmber  1743  —  Alles  im 
Aichiv  de;  Min.  f.  C.  u.  U.  in  Wien, 


216 

in  Religionssachen  communiciren.   , Betreffend  aber  den  hierbey  a- 
gemerkten  passum.    wo   und   wann   nämlich  die   chemahls  bey  ctz 
Briegischen    Consistorio    A.   C.    tractirte   Consistorialsachen    anjet.- 
abzuhandeln    seyen,     nachdehme     die    Teschnischen     Cor 
sistorialia    nicht    sua    origine,    sondern    beneplacit<> 
Summi  Principis   zu   dem  Briegischen  Consistorio.  mit- 
hin UnD   bey    dem   jetzund  abgeänderten   statu    rerur 
frey  stehet,  wo  wir  solche  tractiren  lassen  w^ollen;  so  haben  v»i- 
für   gut   angesehen,    die   diesfallige   besorgung    dermahlen    und    b> 
wir    ein    anderes    nicht    resolviren    werden,    der    vorgemeldten 
Teschnischen   Commission   aufzutragen/    Die    Resolunr 
gibt  dann  genauer  an,  wie  diese  , Besorgung*  geschehen  solle.  Dr 
Religionscommission  soll  ,mit  Zuziehung  eines  luther.  Wortsdicnen^ 
von    der    Teschnischen    Gnadenkirche    die  Consistorialen     aus    deT 
Fürstenthum  Teschen    und   denen   anliegenden  Statibus  minoribus* 
tractiren*,  mithin  dieselbe  ,ad  normam  der  ehemaligen  ConsistorioniT. 
August.  Confessionis  zu  Liegnitz,  Brieg  und  Wohlau    instruiret   ijnc 
all  da  die  contentiosa  in  prima  instantia  salva  appellatione   an  Un:~ 
abgeurtheilet,    wann    aber   Sachen,    welche   in    die   reservata   Summ 
Principis  einschlagen,  vorkometen,   darüber   von    dieser  Relig.  Com 
mission  an  Euch  (das  königl.  Amt)  und  von  da  an  Unß  zu  handeln 
Bericht  erstattet  werden  soll;  und  damit  bei  dießfälliger  Commissir>r'. 
die    Consistorial-Operationes   mittels   der   hierzu    benöthi^^ter    Feder 
um  so  leichter  mögen  befordeit  werden,  soll  von  dem  Königl  Ante 
ein  Subjectum  Catholicum,    von    welchem   als   Secretario    die    Feder 
geführt    werden    könne,    in    allergehorsamsten    Vorschlag    gebracht 
werden*. 

Man  sieht  ganz  deutlich,  dass  in  Wien  die  Vorschläg^e  de> 
königl.  Amtes  sowohl  hinsichtlich  der  Wiederherstellung  der  Religion>- 
commission,  als  auch  bezüglich  der  Besorgung  der  evang.  Consistoria!  er. 
völlig  acceptirt  wurden.  Auch  in  Wien  fand  man  es  als  das  An- 
gemessenste, die  Frage  nach  der  Einsetzung  einer  protestantischen 
kirchlichen  Oberbehörde  so  zu  lösen,  dass  man  die  von  Neuem  ins 
Leben  gerufene  Religionscommission  zugleich  auch  als  protestantisches 
Consistorium  fungiren  lasse.  Und  damit  sich  fiir  diesen  Fall  doch 
auch  ein  protestantisches  Element  in  der  erwähnten  Behörde  befinde. 


i)  Siehe  Jahrbuch*   1897,  IH.  und  IV.  Heft,  S.  148,  A.  4. 


liat  man  sie  um  einen  evang.  Geistlichen  von  der  Gnadenl<irclie  in 
Teschen  vermehrt  Man  bedenke:  dne  Körperschaft,  welche  auch  jetzt 
im  letzten  Grunde  zu  dem  Zwecke  eingerichtet  wurde,  um  die  evange- 
lische Kirche  zu  schädigen,  sollte  als  Oberbehörde  derselben  evange- 
lische Kirche  fungirenl  Da  kommt  wahrlich  das  Sprichwort  von  dem 
Bock,  den  man  zum  Gärtner  gesetzt  hat,  unwillkürlich  in  den  Sinnl 
Ks  ist  in  der  That  fiir  den  Standpunkt,  den  man  damals  in  Oester- 
reich  auch  jenem  Theile  der  erangelischen  Kirche  gegenüber  einnahm, 
welcher  »Religionsfreiheit«  hatte,  höchst  bezeichnend,  wenn  man 
ein  in  der  Gestalt  der  Religionscommission  auftretendes  Con^istorium 
für  ein  »ad  nornam  des  ehemaligen  Consistorium  zu  Liegnitz.  Brieg 
und  Wohlau  instruirtes*  ausgeben  durfte,  und  dabei  noch  fest  über- 
zeugt war,  dass  man  den  Protestanten,  eine  wer  weiss  wie  grosse 
Concession  und  Gnade  erweise.  Dass  man  diese  Ueberzeugung  wirk- 
lich hegte,  dazu  wird  die  nachfolgende  Schilderung  einen  unumstöss- 
lichen  Beleg  beibringen. 

Kehren  wir  jedoch  zur  weiteren  Schilderung  der  Entstehung  des 
Teschnischen  Consistoriums  zurück.  Die  Mittheilung  des  angeführten 
Abschnittes  aus  der  königl.  Resolution  vom  19.  December  1743  an 
die  damaligen  Mitglieder  der  Religionsconimission ')  erfolgte  vom 
Präsidium  des  königl.  Amtes  in  Troppau  den  11.  Juli  1744.  Die 
amtliche  Verordnung  bestimmt  den  Vollzug  des  kais.  Willens,  weist 
darauf  hin,  dass  auch  im  Troppau'schen  die  Herrschaft  Gottschdorf, 
in  den  Consistorialsprengel  hineingehören  werde,  fordert  die  Herren, 
denen  »die  Besorgnis  aller  vorfallenden  Consi.'itorial- Angelegenheiten« 
obliegen  wird,  zu  »maßgebigcr  Einleithung  dicßfalliger  Consistorial- 
agendorum*  an  der  Hand  der  beigeschlossenen  Instruction,  und 
ermahnt  sie,  sich  ihrer  Aufgabe  willig  zu  unterziehen,  die  Instruction 
»in  allen  punctis«  genau  zu  beobachten  und  den  luth.  iWortsdiener», 
welcher  zur  Abhandlung  der  Consistori allen  zuzuziehen  sein  wird,  vor- 
zuschlagen. Ausserdem  macht  die  amtliche  Verordnung  bekannt,  dass 
einstweilen,  ehe  noch  ein  Consistorialsecretar  in  Vorschlag  gebracht 
wird,  der  Actuar  der  Commission  die  Feder  führen  soll. 

Wie  lautete  denn  die  Instruction,  nach  welcher  die  ReÜgions- 
commission  in  ihrer  Eigenschaft  als  Consistorium  vorzugehen  hatte? 

1)  Diese  waren  K.  Fr.  Skrbensky.  Ad.  W.  Golschalkowsliy  und  K.  L.  Bees; 
der  lelitere  durch  die  Resolution  vom  19.  December  1743  stall  des  Lanilrichleis 
-Cielesla  ernannt. 


I 


218 


Da  diese  Instruction  unseres  Wissens  noch  niemals  vollständig  al  -^z- 
druckt  worden  ist,  und  da  sie  wohl  den  interessantesten  und  wich- 
tigsten Documenten  der  österreichischen  cvang.  Verfassungsgcschicht:; 
beigezählt  werden  kann,  führen  wir  sie  hier  im  vollen  Wortlaute  an  • 

Instruction 

Für  die  auf  allerj^nädigstcn  königlichen  Befehl  zu  Teschen  reasum:r:s^ 
Religionscommission,  nach  welcher  Sie  bis  auf  weitere  alierhöch>te 
Anordnung  zugleich  die  vorfallende   Consistoriaiia    Aug.   Cor.fes<.  zu 

tractiren  haben  wird. 

j^mo.  Werden  Ihr  Religions  Commission  pro  agendis  Cor>i- 
storialibus  alle  Examina,  Ordinationes  und  Investiturae  deren  zum 
Predigt  Amt  beruffenen.  wie  auch  die  Censur  super  mores  et  vitam 
der  Evangelischen  Pfarrern  und  was  sonsten  quo  ad  niatrimonalia 
(der  bisherigen  Observanz  nach)  dahin  einlauft,  in  gleichen  alle  An- 
gelegenheiten, so  die  Pfarren,  Kirchen-  und  Schuldiener,  derstrlhen 
Amt.  Dienst,  Lehren,  Leben  und  Wandel  angehn,  Item  ihre  Su5- 
pensiones.  Dimissiones  und  Remotioncs,  wie  nicht  minder  die  In- 
spection  über  die  Reyttungen  *)  der  Kirchen  und  anderen  in  iien 
sogenannten  Gottes-Kasten  eingelegten  Allmosen- Gelder,  jedoch  diese 
letztere  beide  nicht  anders  als  mit  Vorbewußt  des  König.  Amtes 
(welches  zuvorhero  deßenthalben  Ihro  Königl.  Mayst  in  allen  casibus 
umständlich  mit  beigefügten  Gutachten  den  Bericht  zu  erstatten,  und 
hierüber  sodann  die  allergnädigste  Anordnung  cinzuwarten  hat»  hier- 
mit überlaßen:  Wie  dann  auch  insonderheit  alle  die  andre  Passus 
salva    ubique  Appellatione   an  Ihre  Königl.  Mayst.    dazu    verstehen. 

2l!V  Seyend  diese  Consistorial  Sachen  Causae  summarissimae 
schleunig  und  ohne  einiger  Weitläufigkeit  vor  Ihr  Commission  ak 
dermalen  zugleich  Consistorio  zu  erörtern  und  jedem  zu  Recht  rnd 
Billigkeit  zu  verhelfen. 

Dannenhero  bei  angestrengten  Klagen 

3*ji  Alle  und  jede  Inwohner  des  Fürstenthum  Teschen  und 
anliegenden  statuum  minorum  inclusive  Oderberg  und  der  Herrschaft 
Gottschdorf  im   Fürstenthum   Troppau   gelegen   (welche   der   Au^>- 


*)  Das    Oiit^inal    im  Tcschener    cvang.  Pfarrarchiv,    Eine   begLiubigte    ALschi  :t 
auch  im  Archiv  des  evang.  Oberkirchenrathes  in  Wien. 
*)  Reyttungen  =   Rechnungen. 


219 

3urgischen  Confession  zugethan  und  in  soweit  dieselbe  unter  der 
il! erhöchsten  Domination  Ihro  zu  Hungarn  und  Böheim  Königl. 
Mayst.  verblieben  seyend)  bei  ihr  vorgemeldter  Religions  Commission 
Lind  respective  Consistorio  zu  erscheinen  und  daselbsten  billigen 
Bescheid  zu  nehmen  haben  werden. 

Und  wird  zu  solchem  Ende 

4^^  Die  Relisrions  Commission  zu  denen  in  rebus  consitorialibus 
erlaOenden  Expedition ibus  sich  eben  desjenigen  Sigills  zu  bedienen^ 
haben,   welches  dieselbe  in   Religions  Commissionsachen  gebrauchet. 

5*^  Hat  jede  Instanz  in  denen  Städten  und  auf  dem  Lande 
dieser  Religions  Con^mission  als  zugleich  Consistorial  Mittel  auf  ihro 
geziemende  Requisition  hülfliche  Hand  zu  bitten  (biethen),  vornehm- 
lich aber 

61^  Die  Religions  Commission  als  respective  Consistorium  und' 
in  Sonderheit  der  dabei  sich  befindende  Praeses  Ihro  Königl.  Mayst. 
Landesfürstliche  Gerechtsamjceit  und  Jura  episcopalia  hauptsächlich 
in  Jurisdictionalibus  genau  zu  beobachten.  Und  so  vieles 

7^  die  Causas  mixtas  als  daseyend  Decimae,  Census  und  Jus- 
patronatus  anlangend,  seyend  solche  nach  Inhalt  der  dießfalls  im 
Lande  ergangenen  allerhöchsten  Sanctionum,  dem  Foro  politico, 
nemlich  dem  K.  Gubernio  zu  überlassen:  wie  dann  auch 

8^-  die  Dispensationes  in  Ehesachen,  wichtigeren  Kirchen- 
Bußen,  Geld  Straffen  ad  pias  causas,  wie  auch  die  Ausschreibung 
der  Allmosen,  nicht  minder  die  wichtige  und  schwere  Fälle  oder 
zweifelhafte  Quaestiones  auch  in  causis  matrimonialibus,  so  in  denen 
Evangelischen  Consistorial  Rechten  und  Gebräuchen  nicht  klar  aus- 
gemessen und  billig  als  ein  Casus  altioris  indaginis  zu  consideriren, 
zur  Landesfürstlichen  Decision  und  Resolution  vorbehalten  werden, 
daher  dann  solche  allemal  umständlichen  an  das  Königl.  Amt  Sie, 
Religions  Commission  und  respective  Consistorium  de  casu  in  casum 
zu  behöriger  Berichts  Erstattung  anzuzeigen  und  hierüber  die  aller- 
mildeste  Resolution  einzuwarten  haben  werden. 

9lf  et  ultimo.  Das  Schulwesen  betreffend,  weilen  die  vorigen 
Landesfürsten  sich  jederzeit  der  Ober  Inspection  über  solche  ge- 
brauchet, auch  insonderheit  die  Rectores,  Professores  und  andere 
Schul-Bedienten  vociret,  so  bleibet  dieß  Gerechtsame  gleichfalls  Ihro^ 
Königl.  May.  zu  dero  freyen  Disposition  reserviret.« 


220 

Zugleich  ist  dem  Teschener  Bürgermeister  Polzer,  welcher  zur. 
»Actuar  der  Religionscommission  bestellt  wurde,  auch  die  Expeditior 
der  Consistorialien  übertragen  worden.  Es  hat  aber  noch  eine  Rci.ir 
von   Jahren    gedauert,    ehe   sich   die   Religionscommission    auch    as 
'Consistorium  activirte.  Der  einstweilen  wiederum  ausgebrochene  Kriee 
verzögerte    dies;   vielleicht  war  es   der   Religionscommission    selb-t 
nicht  sehr  wünschenswerth,    da   sie  ja   das  Disparate  ihrer  Dopp*?!- 
•Stellung  fühlen  mochte    Kurz,   es  verflossen  seit    dem    Erlasse     drr 
kais.    Resolution   beinahe   drei  Jahre,   und   die    Religionscommiss ior 
fungirte  noch  immer  nicht  als  Consistorium.  Das  war  der  Regierun ;^ 
•doch  allzu  langsam  und  sie  urgirte  die  Activirung  des  Consistorium^ 
durch    das    Rescript    vom    26.   December    1747.     Es   wird   Bericht 
gefordert,     »ob    und    wie    bisher    die   Consistorialien    Augsp.   Com. 
daselbst   besorget;    was   vor   ein    Luther.  Wortsdiener    dießfalls    zu- 
gezogen  und   wem    die    Expedition    in    Conststorialibus    anvertraut 
•worden?    Dann,   ob   und   was  einer    Cynosur    man    sich     bei    Ein- 
hebung  derer  Consistorial  Sport  ein   deromahlen  bepient  hat.^   Al.er- 
maaßen  und  insofern  wider  Verhoffen  der  respectu   derer    bemeldtcr 
'  Consistorial- Agendorum  ertheilten  Instruction  biß  dato  das   behori^tf 
genügen  nicht  geleistet   und  hienach  das  Erforderliche   einzulelthcr 
•etwa    unterlassen    worden    sein    sollte*    Wird    die    Religions-Conv 
mission    ein    solches    in    conformitate    obbezogcner   Königl.    Amts- 
Vorschrift    annoch    ex    nunc    zu    befolgen.    5ofort   aber    zu    die^^en: 
Werck    zu   erkiesenden   Wortsdiener   Augsb.  Conf.    vorgängig^    den' 
"kais.  kön.  Gubernio  anzuzeigen,  und  dabei  nebst  auch  einen  Entwur*" 
zur  Vorstellung  einer  Consistorial -Tax-Ordnung  zu  gleicher  Zeit   a: 
approbandum    einzusenden,    und    übrigens    ermeldten    Teschnischen 
•Burgermeister   Poltzer,    wie   auch   in    Religions-Sachen,    so    auch    fn 
sothanen  Consistorial -Vorfallenheiten  die  Expedition  aufzutragen  und 
wie  alles  dieses  zum  Werck  gediehen  ?  anhero  ausfuhrlich  zu  relationirer. 
haben«. 

Das  war  energisch  gesprochen ;  und  so  mussten  denn  die  Herren 
von  der  Religionscommission,  denen  das  Rescript  den  6.  Jänner  174*^ 
zugestellt  worden  ist  und  welche  ihr  Zögern  mit  den  herrschenden 
Kriegsunruhen  entschuldigten,  in  den  saueren  Apfel  beissen.  Scho! 
den  12.  Jänner  desselben  Jahres  wurde  Pastor  Heinrici  zum  Consistoria!- 
assessor  vorgeschlagen,  und  bereits  nach  sieben  Tagen  (19.  Jänner 
kam  ihm  von  Troppau  aus  die  Bestätigung  zu.    Damit    war  für  i]:e 


j 


221 

[^eligionscommission  die  allermalige  Mahnung  verbunden,  an  die 
Eröffnung  des  Consistoriums  zu  gehen  und  hinsichtlich  des  EntwurTes 
der  Consistorial-Tax-Ordnung  baldiges  Genüge  zu  leisten,') 

Nun  wurde  mit  der  Etablirung  des  Consistoriums  voller  Ernst 
gemacht.  Man  berief  den  13.  Februar  1748  eine  >plenam  Sessioncm« 
der  Religionscommission,  und  in  dieser  legte  Heinrici  folgenden,  ihm 
v'om  Polzer  vorgelesenen  Eid  ab:  »Ich  Christ.  Wilhelm,  schwöre 
dem  Allmächtigen,  dreieinigen  Gott.  Vater,  Sohn  und  Heil.  G«st, 
daß.  wie  ich  zu  einem,  von  Ihro  K,  K.  Mayst.,  Unserer  Allerseits 
Allergnädigsten  Landes-Frauen,  Allermildest  bestellten  Consistorio 
v\ug.  Conf.  im  Fürstenthum  Teschen  Mittels  Eines  Hochlöbl,  K.  K. 
I.andesgubernii  pro  Assessore  resolvirt  worden,  ich  die  vorfallenden 
Consistorial-Angelcgenheitcn  secundum  Canones  in  Aug.  Conf.  receptos 
und  nach  Vorschrift  der  ertheilten  Instruction  in  votando  et  iudicando 
genau  beobachten,  mir  solche  zu  Einer  Richtschnur  nehmen,  und 
hiebe!  kein  Ansehen  der  Person,  weder  aus  Gunst  noch  Ungunst, 
Freund-  oder  Feindschaft,  noch  aus  einigen  andern,  suchen,  sondern 
lediglich  auf  dasjenige,  was  die  gottgefällige  Justiz  im  Munde  führet, 
reflectiren  will.  So  wahr  mir  Gott  helfe  und  Sein  heiliges  Evangelium.«') 
Aber  auch  danach  hatte  die  Religion  scommis.'sion  keine  Eile 
damit,  ihre  Thätigkeit  als  protestantisches  Consistorium  zu  beginnen. 
Erst  am  Ende  des  Jahres  1749,  nach  abermaliger  Urgenz  von  oben, 
sollte  es  wirklich  losgehen.')  Den  24  November  des  erwähnten  Jahres 
erhielten  die  Kirchen  Vorsteher  die  Nachricht,  dass  die  Session,  durch 
welche  das  Consistorium  eröffnet  werden  soll,  auf  den  28.  desselben 
Monats,  um  9  Uhr  Vormittags,  »praefigirt»  sei.  In  der  Session  werde 
•  Herr  Baron«  (der  Prä.=ident)  einen  »gewissen  Vortrag«  thun;  es 
mögen    sich    daher    die    Kirchenvorsteher    und    »Wortsdiener«    der 


')  Teschener  e«  ang.  Ptatrsrchiv, 

>)  Tetchenec  evang.  Pfarrarchiv. 

*)  Wir  beTnerken  hier.  d»BS  die  ReligionscDiiimission  durcb  das  kais.  Reptsisen' 
lationsRescript  vom  26.  Juni  1749  der  Dependeni  vom  kÖD.  Amle  entlegen  und 
dem  Directoriuni  in  publicis  et  cameralihns,  , insoweit  daa  Religion swesen  in  die  politi- 
schen Anordnungen  eiMchlügt",  umerstetlt  wurde.  (Das  Reicript  im  ,Eitr>ct  derer  in 
Maleria  Relij.  ergangenen  Rescripten  ab  A.  1692  in  der  Schetschnick'schen  Bibl.  in 
Teschen.)  Dm  Directorium  war  aber  nicht  in  Troppau  (so  Biermann,  Gesch.  d.  Prot., 
S.  120J,  sondern  in  Wien.  Es  war  eins  von  den  drei  höchaten,  von  Maria  Theresia 
errichteten  Landeseollegien  (Piltter,  Hist.  polit.  Handbuch  d.  deutscli.  Staaten,  1749. 
S.  211).  und  entstand  als  oberste  Verwaltungsbehörde  im  Jahre  1749  durch  die  Vereinigung 


222 

<jnadenkircbe    um   die  angegebene  Zeit   einfinden,    um   »diesen   \"or 
trag  zu  gewärtigen«.*) 

Die  erste  Session  fand  auch  am  bezeichneten  Tage  wirki.ch 
statt.  Die  evangelischen  Kirchenvorsteher  und  »Wortsdiener«  schci::e: 
jedoch  von  derselben  nicht  sonderlich  erbaut  gewesen  zu  sein.  De 
»überauD  wichtigen  Passus«,  welche  in  der  Session  »publicirt«  worden 
sind,  hatten  (3.  December  1749)  eine  Einladung  der  Kirchen  vorsteh  n 
an  die  Stände  zur  Folge,  gemäss  welcher  sie  sich  den  27.  December 
1749  in  Teschen  zu  einem  »Congress«  einfinden  sollten,  in  welchrm 
die  Kirchenvorsteher  über  die  Session  referiren,  zugleich  aber  de:« 
Beschluss  veranlassen  wollten,  dass  vom  Landeshauptmanns,  a]> 
»respective  Herrn  Praeside  von  diesem  Allerhöchst  angestellten  Cun- 
sistorioc.  ein  Congress  der  sämmtlichen  Stände  A,  C.  ausgebeten 
werde,  »umb  in  dieser  ponderosen  Kirchenangelegenheit  unsere 
gehorsamste  Erklärung  fundate  verabfassen  zu  können«. 

Es  ist  den  Ständen  auch  gelungen,  den  Congress  zu  erwirken. 
Die  in  demselben  gefassten  Beschlüsse  belehren  uns  über  jene  »überaus 
wichtigen  Passus«,  welche  in  der  ersten  Consistorialsession  »publicirt« 
worden  sind.  Es  sind  nämlich  in  derselben  die  evangelischen  Stände 
interpellirt  worden:  1.  Warum  nach  dem  Absterben  der  Kirchen- 
vorsteher Nik.  Bludowsky,  G.  Fr.  Rymultowsky  und  Gottfr.  Logau. 
solches,  wie  es  das  kaiserliche  Rescript  ddo.  2.  Mai  1732  verlan^re. 
nicht  angezeigt  wurde,  sondern  ohne  weiters  an  deren  statt  einige 
Deputirte  ex  gremio  Statuum  A.  C.  gewählt  worden  sind  }  2.  Waniin 
die   sogenannten   Kirchenvorsteher    zur  Vocation    eines    Schulrectors 


der  böhmischen  und  österreichischen  Hofkanzleien.  Im  Jahre  1762  wurde  es  in  die  k.  k. 
vereinigte  böhmisch  österreichische  Hofkanzlei  umgewandelt  (Arneth,  Maria  Theresij. 
Separatabdr.  aus  der  Allg.  deutsch.  Biogr.,  1888,  S.  18;  derselbe.  Maria  Theresia,  I87i' 
Bd.  VII.  S.  26 ;  Wolf,  Oesterreich  un  tcr  Maria  Theresia,  1855,  S.  239).  Die  Acten  bezog!  c. 
der  Errichtung  des  Directoriums  im  Archiv  des  Ministeriums  des  Innern  in  Wien  (Sig^i.  III 
A.  2).  Das  Directorium  wird  verschieden  genannt  (auch  Conferenz.  Directoricm  ir 
internis  etc.);  in  dem  kais.  Handbillet  vom  2.  Mai  1749.  welches  die  Errichtung  cc- 
Directoriums  eingeleitet  hat,  wird  es  als  „Directorium  in  publicis  et  cameraltbus^  b^ 
zeichnet.  Demselben  waren  (in  Böhmen,  Mähren  und  Schlesien)  die  k.  k,  Repräsentanzcc 
und  Kammern,  in  welche  die  Landesgubernien  umgewandelt  wurden,  untergeordnet.  K- 
wurden  deshalb  die  Rescripte  aus  Wien  der  Religionscommission  durch  k.  k.  Reprä- 
sentanz und  Kammer  vermittelt.  (Vgl.  auch  Svdtek,  Gesch.  Böhm.  u.  Mähr,  in  der 
Neuzeit,  Heft  45,  S.  297  u.  f.) 

1)  Teschcncr  evang.  Pfarrarchiv, 


223 

{Hennicke)  geschritten  sind  und  denselben  introduciren  liessen,  ohne 
sich  beim   »hochbestellten  Consistorio«    vorher   gemeldet   zu  haben? 

Die  Antwort,  welche  zu  geben  die  Stände  schlüssig  geworden 
sind,  enthielt  bezüglich  des  ersten  Punktes  eine  Entschuldigung.  Die 
Sache  sei  eigentlich  nie  recht  geregelt  worden,  auch  sei  »niemahlen 
ein  numerus  determinatus  observirt,  noch  weniger  vorgeschrieben 
worden*.  Die  drei  neuen  Kirchen  Vorsteher  seien  nicht  gewählt,  sondern 
es  sei  indessen  die  Mitbesorgung  der  Kirchen  und  Schulangelegen- 
heiten einigen  ex  gremio  Statuum  aufgetragen  worden.  Die  jetzigen 
Kriege  und  Unruhen  seien  Ursache,  dass  man  so  gehandelt  habe; 
übrigens  seien  die  Kirchenvorsteher  bereit,  in  Zukunft  nach  dem 
Rescripte  von  1732  vorzugehen.  Man  muss  zugeben,  dass  diese  Aus- 
führungen der  Kirchen  Vorsteher  den  Eindruck  machen,  als  ob  sie 
sich  in  dieser  Hinsicht  nicht  von  aller  Schuld  frei  wussten.  Be- 
stimmter sind  aber  ihre  Worte,  mit  welchen  sie  auf  die  zweite  Frage 
antworten.  Da  wahren  sie  energisch  ihr  Patronatsrecht,  welches  ihnen 
schon  der  §  8  der  Altranst.  Convention  zugestanden  habe.*) 

Da  sie  dasselbe  abermals  gefährdet  sahen,  beschlossen  sie  ein 
Supplicat  an  die  Kaiserin  abzuschicken,  in  welchem  sie  ausserdem 
auch  einen  indirecten  Protest  gegen  den  Modus  der  Einrichtung 
ihres  neuen  Consistoriums  oder,  wie  sie  es  auch  nennen,  »Kirchen- 
amtes« erheben.  Das  Supplicat  war  in  vier  Punkten  abgefasst.  In 
dem  ersten  vertheidigen  sie  ihr  Patronatsrecht  überhaupt,  im  zweiten 
entschuldigen  sie  ihr  Vorgehen  bei  der  Besetzung  der  neuen  Kirchen- 
vorsbeherstellen,  im  dritten  thun  sie  dasselbe  hinsichtlich  ihres  Vor- 
gehens bei  der  Besetzung  der  Schul rectorstelle  und  mi  vierten  ver- 
langen sie  die  Einrichtung  des  Consistoriums  nach  der  wirklichen  Norm 
des  briegischen.  Im  ersten  Punkte  bitten  sie  ganz  besonders,  den  letzten 
Paragraphen   der  Consistorial-Instruction  von  1744,   der   ihnen   ganz 


*)  Man  berief  sich  auf  die  Vollmacht  ddo.  10.  April  1709,  kraft  welcher  die  da- 
maligen Stände  der  Kirchen  vorsteh  er  die  völlige  Disposition  cum  libera,  tuto  et  grato,  con- 
slderatis  considerandis,  et  observatis  observandis  circa  vocationes  Sacerdotum  ac  Mini- 
strorum  Kelig.  Aug.  äd  Munia  in  ecciesia  et  scholis  obeunda  sowohl,  als  andere  zu  dem 
Juri  Patronatus  bei  Kirch  und  Schale  einschlagenden  Agenda  überlassen.  ^.Solches  denn 
auch  tali  modo  durch  uns  vermittels  nachgefolgter  speciellen  Vollmachten  und  Con- 
ferentz-Schlüs^e  in  Crwählung  3  Depufirten  oder  sog.  Kirchen  Vorsteher  von  uns  .  .  . 
ab  Anno  1709  continuirt  worden  i&t.''  Auch  die  Bestimmung  hinsichtlich  der  Vorlage 
der  Kirchenrechnungen  (vgl.  S.  3,  A.  1)  gefiel  nicht  den  Ständen;  sie  fassten  jedoch 
in   dieser  Angelegenheit  keinen  Beschluß. 


224 


besonders  missfiel,  po  zu  reguliren,  dass  ihnen  das  Jus  Patronatus 
noch  femer,  und  so  wie  es  vorhin  gewesen,  bei  Kirche  und  Schule 
verbleibe.  Bezüglich  des  Consistoriums  fuhren  sie  aus:  sie  wären 
zwar  eigentlich  unter  keinem  Consistorio,  sondern  lediglich  unter  den 
königlichen  Landesämtem  gestanden.  Das  sei  die  > prima  Instantia« 
gewesen,  von  welcher  sie  ihre  »Dependence*  hatten.  »Die  Protection 
und  Allerhöchste  Ausmessungen  hätten  sie  von  I.  K.  u.  K.  Ma; 
als  Summi  Episcopi  Alleninterthänigst  zu  genießen  gehabt.«  S.e 
seien  aber  bereitwillig  nach  der  »Allerh.  Disposition«  dem  Con- 
sistorium  sich  zu  unterwerfen;  »erkühnen  sich  aber  allerunterthänigs: 
zu  bitten,  damit  das  Technische  Consistorium  oder  sog.  Kirchen- 
ambt  ad  normam  der  ehemahligen  Consistoriorum  A.  C.  zu  Liegniti, 
Bries:  und  Wohlau  in  forma  Praesidis  Catholici  et  Assessorum  vom 
geistl.  und  weltlichen  Stande,  wie  nicht  weniger  eines  Consistorial 
Secretarii  Acatholicorum  Secundum  Canones  in  Aug.  Conf.  recepto« 
vorhero  Allergnädigst  möge  eingeleitet  werden«. 

Das  Supplicat  ist  den  23  Jänner  1750  eingereicht,  am  23.  Februar 
desselben  Jahres  vom  Landeshauptmanne  »einbegleitet«  und  mit  einem 
vom  4.  April  1750  datirten  Gutachten  der  kaiserlichen  Repräscntan.' 
in  Troppau  nach  Wien  abgeschickt  worden.  Die  Erledig^ung  brachte 
die  kaiserliche  Resolution  vom  9.  Mai  1750,  welche  den  Kirchen- 
vorstehern vom  Landeshauptmann  den  7.  Juli  1750  zugestellt  wurde, 
Sie  ist  in  mehrfacher  Hinsicht  charakteristisch.*)  Vor  Allem  wird  m 
derselben  behauptet,  dass  die  evangelischen  Stände  das  »ver- 
meintliche« Jus  Patronatus.  welches  sie  bekanntlich  als  ihr  Kleinod 
betrachteten  und  vertheidigten,  ^ weder  aus  der  Altr.  Conv.. 
noch  derenselben  Executions-Recess,  noch  weniger 
aber  aus  dem  Westphäl.  Frieden  praetendiren  kcmnen: 
denn  obschon  denenselben  die  Praesentatio  Ministrorum  nach  glcwh 
berührtem  Execut.-Recess,  jedoch  cum  expressa  Restrictione  vier 
jedesmahl  anzusuchen  habenden  Confirmation  eingestanden  worden, 
so   folgete   doch   nicht   daraus,    daß   denenselben    durch    diese    a.so 


»)  Die  Erledigung  vollständig  im  Archiv  des  Minist,  f.  C.  u»  Ü.  in  Wirn.  >!? 
behandelt  noch  eine  Reihe  anderer  Gegenstände,  z,  B.  das  Verfahren  gegen  dir 
Deserteure  etc.  —  Im  Auszüge  im  Teschencr  evang.  Pfarrarchiv.  (Vgl.  Bier  mann. 
Gesch.  d.  Prot.,  S.  120,  der  aber  das  Datum  der  „Einbegleitung*  [23.  Febr.]  als  da«  da 
Erledigung  angibt;  richtig  dagegen  in  der  „Gesch.  d.  evang.  Kirche**,  S.  68;  5j.'- 
Jahrb.  IX,  1888,  S.  46.) 


225 

restringirte  Praesentation  ein  förmliches  Jus  l'atronatus  gebiihre«. 
Sie  seien  >hicrinnfalls  allzuweit  gegangen«,  und  hätten  sich  »mit  der 
aus  Kon.  Gnaden  eingestandenen  Praesentation  zu  begnügen«  Be- 
züglich des  zweiten  Punktes  (der  Wahl  der  neuen  Kirchen  vorsteh  er) 
wolle  man  Allerhöchst  die  gemachte  Entschuldigung  für  diesmal 
gelten  lassen;  es  weide  aber  für  die  Zukunft  befohlen,  die  Resolution 
vom  Jahre  1732  genau  zu  beobachten.')  Ganz  abgeschlagen  wurde 
ihnen  die  Bitte  um  Abänderung  des  §  9  der  Consistorial-Instruction. 
Die  Kaiserin  wolle  als  Landesfürstin  jedesmal  die  Obereinsicht 
haben,  wie  das  Schulwesen  bestellt  sei,  und  was  für  Subjecta 
hiezu  genommen  werden,  und  deshalb  hätten  die  Kirchen  Vorsteher 
die  Lehrer  vorzuschlagen,  »deren  Benennung  sie  aber  Dero  aller- 
höchsten Ortes  zu  gewärtigen  haben«.')  Was  die  Bitte  um  die  Ein- 
richtung des  Consistoriums  betreffe,  da  seien  die  Stände  auch 
>allznwcit  gegangen«,  'aliermaßen  da  die  dasige  Stände  sich  in  Vor- 
fallenheiten  der  Cognition  des  alleinigen  Landes-Amts,  ohne  die 
geringste  Concurrenz  eines  A.  C.  Verwandten  hiebcvor  gebührcnds 
unterzogen,  dieselbe  nicht  nur  dero  dermahligc  gemachte 
Consistorial-Einrichtung  mittels  Zuziehung  eines 
Luther.  Worts-Dieners,  sondern  auch  dero  in  A.  1741 
allermildest  crtheilte  Concession,  daß  der  damals  neu 
confirmirte  Worts-Diener  Andr.  Machal  von  dem  Teschn. 
Kirchen-Ministerio  sub  Praesidio  Cathoüco  ordiniret 
werden  möge,  für  eine  bereits  vermehrte  Landesfürst- 
liche Gnade  erkennen  sollen,  dahero  auch  Ihro  May.  ihrem 
disfälligen  petito  keinen  Platz  geben  könten,  wären  aber  jedoch 
allermildest  gewöllet,  daß  noch  ein  bescheydener  und  von  allem 
indiscreten  Reügions-Eyfer  entfernter  Land-Stand,  und  zwar  nurlcdig- 
lich   bcy   denen    Consistorial-Vorfallenheiten,    ohne   sich   sonsten   in 

<)  Ausserdem  wird  dem  Landes  hau  pt  manne  als  Fiäses  der  Relieionscommissicin 
aufgetragen,  sich  verläsjlich  lu  infoiniiren  und  aber  die  vorgeschlagenen  Subjecta  lu 
berichlen,  ob  sie  nicht  in  Verdacht  einiger  der  A.  C.  zuwiderlaufenden  Princtpiorum 
wären?  Ob  sie  nicht  geneigt  seien,  in  ReligionssHchen  lU  weit  lu  gehen?  Ob  sie  nkhl 
ungegriindete  Motu»  erregen  (wie  es  nach  dem  dritten  und  vierten  Punkte  des  Supplicates 
den  Anschein  hahe)^  Ob  sie  ruhig  und  rriedfertig  und  zur  Beobachtung  der  Höchsten 
Verordnungen  geneigtes  Gemilth  beiitien? 

))  Hennicke  ist  auch  nicht  confirmirl  worden;  die  Kaiserin  wollte  sich  hierüber 
die  weitere  Resolution  vorenthalten.  Erst  1761  kam  Hennicke  lum  Rectorat  (Klellen- 
hofa-Denkschrilt), 

;>h>biich  d«  Pri-Uiiuirimtii  1B9B.  H.  Il[  u.  IV.  15 


etwas  anders  zu  mischen,  nach  vorgängiger  Anmeldung  deßeiben 
und  dero  darüber  erfolgten  Allergnädigsten  Resolution  beygeiogen 
werden  möge,  aus  purer  Landesrürstl.  Clemenz  zu  get^tatien,  dabey 
ausdrücklich  in  allerhöclisten  Gnaden  declarirende,  daß  obschon  es 
vorhin  keinen  andere  Verstandt  gehabt,  die  sich  ereignende  Causae 
Matrimoniales  et  aliae  ad  Religionem  spectantes  nach  denen  Rechten 
der  A,  C.  oder  secundum  Canones  in  Aug.  Conf.  rcceptos,  dann 
nach  denen  disfalis  bereits  ergangenen  oder  in  Zukunft  fernets 
ergehenden  Allerhöchsten  Landcsfürstl.  Verord-  und  Ausmaßungcii 
salva  Appellatione  immediata  an  Ihro  K.  K.  May.  erörtert  werden 
sollen.' 

Mit  gemischten  Gefühlen  haben  die  Stände  überhaupt  und  die 
Kircheji  vorsteh  er  insbesondere  die  kaiserliche  Resolution  entgegen- 
genommen. Sie  bedeutete  für  die  letzteren  eine  neue  Beschränkung 
ihrer  Rechte  und  ihres  Wirkungskreises.  Diese  Beschränkung  konnte 
durch  das  Zugeständniss  des  zweiten  Consistorialassessors  nicht  wett 
gemacht  werden.  Sie  sahen  jedoch  ein,  dass  sie  sich  vorläufig  füc;eri 
müssen;  und  so  bestimmte  denn  die  Consistorialirstniction  mit  der 
kaiserlichen  Resolution  vom  9.  Mai  1750  die  Richtung  der  weiteren 
Veifassungsent Wickelung  der  Teschnischen  evangelischen  Kirche. 

Es  m'ige  vor  Allem  bemeikt  werden,  dass  noch  in  diesem 
Jahre  y.ur  Ernennung  des  zweiten  (weitlichen)  Con.sistorialassessors 
geschritten  wurde.  Der  von  den  Ständen  vorgeschlagene  Ernst 
V.  Bludowsky  ist  durch  das  kaiserliche  Rescript  vom  14.  November 
1750  (k.  k.  Repräs.  R.  vom  6.  December  1750)  bestätigt  worden. 
Es  ist  ihm  eine  Taxe  von  36  Gulden  16  Kreu/:er  ausgemessen 
worden,  welche  zu  zahlen  er  sich  jedoch  weigerte.  Durch  die  Ver- 
ordnung der  Religionscommission  resp,  Consistoriums  (7.  Februar 
17521,  sollte  dies  für  ihn  die  evangelische  Kirchencassa  thun. ')  Audi 
das  möge  noch  angeführt  w-erden,  dass  die  Consistorialassessoren 
auf  Lebenszeit  ernannt  worden  sind. 

Die  Religionscomniission  fing  nun  an,  in  der  geschilderten  Zu-   i 
sammensetzung  als  Consistorium  zu  fungiren.')  Ihr  Wesen  kam  auch 

1)  So  ist  die  lieinctkune   Radd.i's,   Urkundeiibeit.äge,  S.   19,  lu  verslch-'n. 

•>)   Den   Irrlllum    K  iii:m  ■  i.y'.  (Kiielicnr^du,   1885,  S.  33ä).  «Is  ob  in  Te^^ii^n    [ 


J 


227 

in  dem  Siegel  zum  Ausdrucke,  welches  ihr  durch  die  k.  k,  Repräs- 
R.  vom  23.  November  1754')  vorgeschrieben  worden  ist.  Es  hatte 
den  schlesischen  Adler  mit  der  Umschrift:  >Sig.  Caes,  Reg.  Rcl. 
Commi,  &  Consi.  Aug.  Confe.  c  Betreffs  der  Sessionen  bestand  die 
Einrichtung,  dass  alle  Mitglieder  der  Commission  zugegen  waren, 
wenn  eine  Sitzung  des  Consistoriums  abgehalten  wurde;  dagegen 
waren  die  evangelischen  Beisitzer  nicht  berechtigt,  an  den  Sitzungen 
der  eigentlichen  Religionscommission  thcilzunehmen.')  Und  dass  auch 
in  den  Consistorialsitzungen  die  evangelischen  Beisitzer  keinen  leichten 
Stand  hatten,  ersieht  man  schon  daraus,  dass  eine  kaiserliche  Reso- 
lution vom  15.  December  1760  einen  »Präcedenzstreit«  im  Con- 
sistorium  mit  der  Entscheidung  schlichten  musste,  dass  Bludowsky 
den  jüngeren  katholischen  Beisitzern,  wenn  sie  auch  Landes- 
oder Rechts  bei  sitzer  sind,  »vorgehen«  soll,  da  in  der  Religions- 
commission, die  zugleich  auch  Consistorium  ist,  die  Räthe  nach  dem 
.^Iter  und  Range  sitzen,  und  Bludowsky  schon  acht  Jahre  im  Con- 
sistorium sei.')  Es  wird  aber  auch  noch  in  dem  Nachfolgenden  die 
früher  aufgestellte  Behauptung  ihre  Belege  finden.  Auch  sonst  schienen 
betreffs  der  Sessionen  Unregelmässigkeiten  vorgefallen  zu  sein,  weil 
durch  das  k,  k.  Repras.  R.  eingeschärft  werden  musste,  die  Religions- 
sessiones  nach  der  Instruction  zu  halten.*) 

Man  denke  ja  nicht,  dass  sich  die  Religionscommission  dadurch, 
dass  sie  berufen  war.  das  evangelische  Kirchenwesen  zu  leiten  und 
zu  venvalten,  in  ihrer  den  EvangelLschen  höchst  unfreundlichen  Gesin- 
nung beirren  liess  oder  auf  ihre  ursprüngliche  Aufgabe  vergessen 
hätte.  Es  ist  gewiss  höchst  bezeichnend,  dass  ihr  durch  das  k.  k. 
Repras.  R.  vom  14.  Februar  1756  auf  Grund  der  eingeschickten 
Auswtise  über  Apostaten,  Bekehrte  etc.  die  Allerhöchste  Anerken- 
nung ausgesprochen  worden  ist,')  In  Jeder  Session  wurden  solche 
Vcrieichnisse  vorgelegt.  Und  abermals  hatten  die  Evangelischen 
reichlich  Gelegenheit,  Beschwerdeschriüen  /.u  verfassen  und  nach 
Wien    einzuschicken.    Miin    forderte    allerdings    von    der    Rcligions- 


<)  Im   .ExtrBCI'   (n  der  Scbcrsclin.  Bibl. 

f)  Aus   dem   Memorial    mm  Jahre  1781.  (Tfschfnec  cviinE.   l'hntichiy.j 

*i  Teschener  evnng.  Thiiaichlv. 

•)  Sshersehn.  Bibl.  („Knitict").  ^^ch  äiettm  Exlract  hm  die  Uelieioineom. 
nlMion  öfters  binnen  V.ir«r  Zei[  ibten  Prasiilenien  gcweehielt,  (Vgl.  Juhihueli  IX, 
'~'~:  S.  49  ".  f.J 

»)  Raüdii,  UtkundL-iLlidtragr.-,   188^,  S.  23, 


commission  Berichte  über  jene  Beschwerden,  ^ie  Hess  sich  aber  Zcr; 
zu  denselben;  und  dass  sie  ihre  Berichte  in  einem  den  Evangelischen 
nicht  freundlichen  Sinne  verfasste,  ist  selbstverständlich.  Das  Teschen<:r 
evangelische  Pfarrarchiv  enthält  eine  Sammlung  von  Briefen,  welcbe 
meistens  an  den  Wiener  Agenten  Haymerle  gerichtet  sind;  di.rt 
findet  man  specicU  für  die  obige  Behauptung  die  schlagendsten  Beweise. 
In  einem  Jener  Briefe  (vom  15.  Deccmber  1762)  wird  von  dem  >a!!- 
hiesigen  sogenannten  Consistorium«  kurzweg  behauptet,  dass  das- 
selbe, »anstatt,  dass  es  als  ein  bestelltes  christliches  Evangcl.  Kirchen- 
Amt,  ex  natura  rei  et  agendorum,  dasWohlseyn  dieser  Kirche  auf- 
recht zu  erhalten  suchen  solte,  bey  aller  Gelegenheit  auf  den  voli;;jen 
Umsturz  dieser  armen  Gnadenkirchc  bedacht  ist«.  In  einem  anderen 
(vom  27.  April  1763}  wird  gesagt,  das  Consistorium  spende  »morr 
sohto  contrairen  Bericht  zum  Nachtheil«  der  Evangelischen,  und  man 
klagt  darüber,  dass  die  Religionscommission  die  Rescripte  nicht  mt 
extenso«  mittheile,  ja  man  hegt  Verdacht,  dass  sie  dieselben  nichi 
so  mittheile,  wie  sie  lauten, ')  dass  man  die  beiden  evangelieclisn 
Beisitzer,  weil  sie  die  Canones  A.  C.  kennen,  zu  keiner  >Deliberatior:' 
nehmen  wolle  etc.  etc.  Es  muss  wahrlich  dieses  Consistorium  A,  C. 
das  ja  an  und  für  sich  ein  Verfassungsmonstrum  zu  nennen  ist. 
eine  herrliche  kirchliche  Oberbchörde  für  die  Evangelischen  gewesen 
sein;  und  man  begreift  völlig  die  Erbitterung,  welche  gegen  dasselbe 
herrschte,  sowie  auch,  dass  sich  die  Kirchenvorsteher  schon  IT'J- 
•  bemüDigct«  sahen,  >sich  wider  das  Consistorium  zu  beschweren«, 
sobald  dazu  die  gelegene  Zeit  komme,  was  sub  rosa  dem  Agenten 
nach  Wien  mitgetheilt  wird.') 

Einen  ganz  besonders  schweren  Stand  hatten  die  Kirchen- 
vorsteher dem  Consistorium  gegenüber.  Es  ist  sicherlich  auf  dessrn 
Bemühungen  zurück7.utühren,  dass  der  Kirchen  vorstand  auch  in  der 
Zeit  nach  1750  neue  Schmäierungen  seiner  Rechte  erfahren  mussie. 

Derselbe  versuchte  1749  (8.  November)  die  >labores  sacros- 
bei  der  Kirche  zu  regeln.  Es  sollte  durch  eine  Art  Kirchenordni:;:^. 
welche  fünf  Abschnitte  enthielt,  geschehen.  Die  Kirchenvorsteher 
forderten  in  derselben  nachdrückhch,  dass  die  »Ministri«  einnül 
monatlich  »zu  einer  nutzbaren  K i rohen confercnz  zusammenkommen. 

>)  Die  Resciipte  käm<M)  , nicht  in  exlenso.  geschweige  in  Origina.  i  ri.ii 
Authentico  mm   Vorschein'. 

>)   Bri«r  vom    15.  Decembec   1762. 


229 

den  Noth-Stand  unserer  armen  Kirche  und  der  ihnen  anvertrauten 
Herde  dem  Ertz-Hirten  Christo  Jesu  vortragen,  und  dabey  brüder- 
lich und  offenherzig  überlegen  mögen:  was  den  Bau  des  Reiches 
Christi  bey  Kirche  und  Schule  mehr  und  mehr  befördern  könnjs? 
was  und  wie  dies  oder  jenes  zu  verbessern  wäre?«  Die  anderen 
>  Passus«  beziehen  sich  auf  die  »Oeconomica«,  besonders  aber  darauf, 
was  die  zwei  »Kirchen- Wächter«  {d.  h.  die  zwei  Kirchen  Vorsteher, 
denen  es  oblag,  die  Kirchenrechnungen  zu  führen),  nach  ihrer  In- 
struction zu  verrichten  schuldig  sind?  Dieses  Vorgehen  zeugte  von 
Eifer  für  die  Kirche  und  von  Liebe  zu  derselben.  Leider  ist  Vieles 
geschehen,  was  diesen  Eifer  abkühlen  musste. 

Wir  haben  schon  erwähnt,  wie  bereits  im  Jahre  1737  das 
Abgeben  der  von  den  Kirchenvorstchern  geführten  und  von  den 
Ständen  approbirten  Kirchenrechnungen  an  den  Landeshauptmann 
gefordert  wurde.  Diese  Forderung  scheint  jedoch  damals  in  Ver- 
gessenheit gerathen  zu  sein.  Die  Consistorialinstruction  von  1744 
theiite  die  Inspection  .  über  die  Kirchenrechnungen  dem  Consistorium 
zu.  Aber  auch  darnach  blieb  vorläufig  Alles  beim  Alten.  Das  dauerte 
bis  zum  Jahre  1777.  Da  kam  den  Kirchenvorstchern  die  Aufforde- 
rung zu,  die  Kirchenrechnungen  nach  der  amtlichen  Vorschrift  vom 
IL  März  1777  zu  verfassen  und  an  das  Consistorium  zu  schicken. 
Aber  auch  dann  verzögerte  sich  noch  die  Sache.')  Erst  im  Jahre 
1779  wurde  mit  ihr  wirklicher  Ernst  gemacht,  und  es  mussten  schliess- 
lich die  Kirchenrechnungen  für  1777 — 1778  eingesendet  werden. 

Bis  jetzt  gab  es  für  den  Kirchen  vorstand  keinen  »numerus 
determinatus«  ;  auch  das  sollte  nun  anders  werden.  Das  kaiserliche 
Rescript  vom  14.  November  1750  (k.k.  Repr.  u.  K.  ddo.  6.  Dec.  1750) 
brachte  den  Ständen  die  unangenehme  Nachricht,  dass  die  Kaiserin 
die  Anzahl  von  vier  Vorstehern  für  hinlänglich  erachte,  und  es  »vor 
überflüssig  angesehen  hat,  noch  einen  fünften  hierzu  zu  benennen«.') 


1)  In  derConferenz  ▼om  13.  Octobcr  1777  ist  bcfchiossen  worden,  dieRcTision  der 
Kirchenrechnungeii  durch  eines  der  Kirchenvon>tefaer  mit  Zaziehung  eines  Ministerii  und 
des  Kirchenschreibers  drei  Tage  nach  Ablauf  des  Qoartalmonates  nach  dem  letzten 
Gottesdienste  vorzunehmen.  (Vgl.  dazu  Bier  mann,  Gesch.  der  evang.  Kirch.  S.  69.) 

*)  Teschener  evang.  Pfarrarchiv.  —  Da&selbe  brachte  auch  die  Bestitigung 
BludowsVy's  zum  Consi&torialassessor.  —  Wie  aus  dem  Memorial  der  Kirchen vor»teber 
aus  dem  Jahre  1781  herrorgeht«  hat  die  Regierung  im  Jahre  1720  vier  Kirchen- 
vorsteher bestätigt.  Und  weil  es  längere  Zeit  hindurch  vi«-  Kirchenvorsteher  gab, 
machte  sie  aus  dieser  Zafä'ligkeit  eine  Regel. 


230 

Ziij^leich  wird  den  Kirchen  Vorstehern  »nachdi  ucksamst  vcrhobcr.*. 
dass  sie  abermals  gegen  die  Resolution  vom  Jahre  1732  gehandci: 
hätten,  indem  sie  das  Absterben  des  Wilamowsky  weder  »behöri^< 
angezeigt,  noch  um  die  Erlaubniss  zu  einer  Wahl  angesucht  haben, 
was  aber  die  Kirchenvorsteher  in  einem  Memorial  leugneten,*) 

Früher  schon  brachte  aber  das  Rescript  vom  29.  August  1 7ö4» 
(k.  k.  Repr.  u.  K.  v.  1.  Sept.  1750)  eine  abermalige  Beschränke ü 
hinsichtlich  der  Wahl  der  Kirchenvorsteher:  es  wurde  von  jetzt  an 
verlangt,  dass  die  vorgeschlagenen  Kirchen  Vorsteher  >  ansässig«  seien. 
Diejenij^en.  welche  nicht  »possessionirt*  waren,  mussten  sich,  wenn 
sie  bestätigt  sein  wollten,  entweder  possessioniren  oder  eine  Caiition 
von  3000  Gulden  erlegen.')  Diese  Bestimmung  hatte  für  den  Kirchen- 
vorstand  die  schlimmsten  Folgen.  Es  schien  in  demselben  Alles  ai's>er 
Rand  und  Band  zu  gerathen ;  ein  immerwährendes  Kommen  un  i 
Gehen  hat  in  demselben  Platz  gegriffen  und  gab  der  Regienin^,, 
welche  es  vielfach  verschuldete,  immerwährenden  Anlass.  in 
die  inneren  Angelegenheiten  desselben  einzugreifen  und  so  .m 
auflösenden  Sinne  zu  wirken.  Man  wird  sich  nicht  wundern,  wenn 
der  Kirchenvorstand  von  der  Höhe  sank,  aif  welcher  er  sich  fruner 
befand,  und  seiner  Aufgabe  nicht  mehr  genügte.  Von  der  Lauheit, 
welche  sich  dieser  Körperschaft  bemächtigte,  geben  Zeugniss,  wie 
es  scheint,  auch  die  Beschlüsse  der  Conferenz  vom  20  April  17Ts, 
>ex  gremio  der  Kirchen  Vorsteher  jedes  Quartal  drei  Mitglieder  mit 
dem  Decrctiren,  Inspectione  et  Referatu  zu  betrauen«,  und  gar  dir 
frühere  Conferenzbeschluss  vom  13.  März  1778,  nach  welchem  ,ein 
Membrum*  ^quartaliter  das  Directorium  in  Kirchenangelegenheitm 
und  das  Referat  vor  die  Uebrigcn  fuhren  soll*,") 

Und  wie  umständlich  gestaltete  sich  nun  die  Procedur  der 
Besetzung  der  ■  Kirchenvorsteherstellen  1  Die  Etablirung  des  Con- 
sistoriums  in  Teschen  hat  wahrlich  diese  Procedur  nicht  erleichtert. 


*)  Dasselbe    ist    im  Teschener    evang.    Pfarrarchive   mit    der  Anmerkung   j,^^*-^^ 
eingereicht"   versehen. 

a)  Teschener  Pfarrarchiv,  Jahrbuch   IX,  1888,  S.  47.  Das  Rej^cript  vcm  14.  N" 
vember  1750  hat  diese  Bestimmung  von  Neuem  bestätigt.   —    Die  Caution   dLif.en  ut 
die  Kirchenvorsteher  nach  der  Verordnung  der  k.  k.  Repr.  u.  K    v,  7.  Jan.  1750  auch 
Frauen,    wenn  sie  „Fideijussorinnen"   waren,    erlegen;     sie  mussten  aber    ,vor  Gera^T 
erscheinen    und    mit    gehöriger    Certification,    Erklär-    und    Rennuncirung    ihrer    wc.M 
Beneßciorum  sothane  Caution  gcrichtl.  bestellen".  (Teschener  evang.  Pfarrarchiv) 

*)  Vgl.  Biermann,  Gesch.  der  evang.  Kirche,  S.  73, 


231 

Inn  Gegentheile.  Man  bedenke  nur,  dass  die  Stände,  nachdem  sie 
Jemanden  aus  ihrer  Mitte  zum  Mitgliedc  des  Kirchenvorstandes  ge- 
wählt haben,  verpflichtet  waren,  ein  ,unterthänigstes  Praesentations- 
und  Co nfirmations- Gesuchs- Memorial  für  den  Neo-electiim,  debito  modo 
et  Stylo*  auszufertigen  und  mittelst  .beygefiigten  Einbegleitungs- 
Supplicati'  an  das  Consistorium  A.  C.  in  dupplo  einzubringen. 
»welches  wieder  von  diesem,  nebst  Farere,  an  das  Kein.  Amt  t>acher 
Troppau  eingesandt  und  von  dorthin  aus  wieder  weiter  naclier  Hof 
an  I.  May.  zur  allerhöchsten  Genehming-  u.  Bestattigung  ein;^eititet 
wird'.  Dabei  musste  sowohl  beim  Consistorio,  als  in  Troppau  und 
in  Wien  die  ,Cantzelcy-Taxc*  und  Expeditionsgebühr  bei  Hin- 
gaben, als  auch  beim  , Erfolg*  bezahlt  werden.  Nach  Einiangung 
der  Bestätigimg  musste  der  neue  Kirchenvorsteher  von  dem  Con- 
sistorio  und  den  Ständen  A.  C.  .intimiret  und  ordenll.  introdiiciret 
oder  installiret  werden'.  Ja  auch  der  bei  den  Wahlen  der  Kirchen- 
vorsteher präsidirende  katholische  Landesälteste  (siehe  S,  Gfi,  Aiim.  1) 
erlaubte  sich  Uebergriffe,  und  es  muss  gewiss  recht  bunt  zugegangen 
sein,  wenn  sich  die  k.  k.  Repräsentanz  und  Kammer  veranlasst  fülille, 
durch  das  Regierungsdecret  vom  11.  Jänner  1752  dem  damaligen 
Landesältesten  Rudolf  Czetesta  zu  bedeuten,  ,daD  sich  der,'elbe  aller 
Einschreitung  in  Sachen  der  vermöge  von  ihr  unter  dem  14,  Oct  a.  p. 
(1751}  erlaßenen  Verfügung  anstatt  des  H.  W.  v.  Karwinsky  vor- 
zunehmenden Wahl  eines  neuen  Kirchenvorstehers  enthalten,  und 
dieses  Geschäft  der  Besorgniß  der  hierortigen  Relig.  Commi's.  allein 
überlassen  solle,  sich  sonach  seiner  Beywirkung  sowohl  in  BetretT 
der  Convocation  der  Hh.  Stände  A.  C.,  als  auch  Kespectu  deßen, 
was  in  die  Wahl  der  Hh.  Vorsteher  einschlägt,  zu  enthalten  habe.'  ') 
Dass  dieses  Alles  die  Sehnsucht  nach  der  Mitgliedschaft  im  Kirchen- 
vorstände  nicht  vermehrt  hat,  liegt  auf  der  Hand,  zumal  wenn  man 
bedenkt,  dass  das  Consistorium  sich  nicht  scheute,  in  seinen  Berichten 
von  den  ihm  miasliebigen  ,Subjecten'  in  .anzüglichen*  und  .injuriosen 
Expressionibus *  zu  reden,  wie  es  dem  Freih.  Gott!,  v.  Marklowsky 
passirt  ist,  welchem  das  Consistorium  unanständiges  Betragen  und 
Unfähigkeit,  das  Kirchcnvorsteheramt  zu  bekleiden,  nachsagte,') 

Auch  bezüglich  der  Vocationen  der  Geistlichen  sollte  nocVi  eine 
Beschränkung  nachkommen,  durch  welche  diese  wichtigste  Obliegen- 

")  Kaufmann,  Gesch.   d.  St.  Teichen. 
»)  Heltge  ;m  Te-^chenri   evang.  Pfarrarchive, 


1 


"yrr- 


232 

heit  der  Kirchen  Vorsteher  ungemein  erschwert  worden  ist.  Wie  wir 
gezeigt  haben,  mussten  die  Geistlichen  aus  der  Zahl  der  Inländer 
genommen  werden.  Als  aber  der  grösste  Thei!  Schlesiens  an 
Preussen  kam,  ist  derselbe  zum  Auslande  geworden,  und  es  i«! 
verboten  worden,  aus  demselben  die  Geistlichen  zu  vocircn.  Und 
selb.stverständlich  sah  das  Consistorium,  durch  dessen  Hände  alle 
auf  die  Präsentationen  und  Confirmationeo  der  Vodrten  sich  be- 
ziehenden Agenda  gingen,  sehr  genau  darauf,  dass  jenem  Verbote 
nicht  zuwidergehandelt  werde.  Ausserdem  verlangte  das  Consistorium, 
dass  sich  diejenigen  Geistlichen,  welche  in  Schlesien  eine  Anstellung 
anstrebten,  in  persona  prasentiren  und  prüfen- lassen,  was  für  Prediger 
aus  Ungarn  oder  Siebenbürgen  mit  den  grössten  Schwierigkeiten 
verbunden  war.  Sie  sollten  die  weite  Reise  unternehmen,  ohne  die 
geringste  Gewissheit  zu  haben,  dass  sie  bestätigt  werden.  Es  klagt 
daher  Fragstein  in  seinen  ,ohnmaßlichen  Bedenken*  aus  dem 
Jahre  1759,  dass  es  mit  der  Besetzung  der  Predigerstellen  nicht  so 
geschwind  gehe,  wie  man  wünsche,  weil  man  dem  Werke  ge- 
wachsene Männer  aussuchen  und  oft  mit  vieler  Mühe  und  Kosten 
dergleichen  erlangen  müsse'). 

Die  damalige  Situation  in  Tcschen  beleuchtet  geradezu  grell 
der  Bericht,  welchen  bei  Gelegenheit  der  Präsentation  des  von  den 
Kirchen  Vorstehern  anstatt  des  mit  dem  Tode  (1759)  abgegangenen 
Pastors  und  Schul  in spectors  Schuchard  vocirten  Sigm,  Bartelmu? 
die  Religionscommission  »als  zugleich  vertretendes  Consi-^torium 
A.  C.«  der  k.  k.  Repräsentanz  und  Kammer  zukommen  Hess.  Der 
Bericht  (vom  28.  Novmber  1759)  enthält  eine  Reihe  )subversirender 
Anstände*,  welche  die  Commission  »pftichtmässigst«  zur  Anzeige 
bringt,  und  bezüglich  welcher  sie  sich  eine  »hochamtliche  Vor- 
be.sclieidung  zum  Nachverhalt«  ausbittet.')  Dazu  fühlt  sie  sich  auf  Grund 
des  §  8  der  ConsistoriaMnstruction  vom  Jahre  1744  verpflichtet. 

Der  Bericht  beginnt  sofort  mit  einer  Denunciation  der  Kirchen- 
vorsteher. Sie  hätten  die  Frist  von  6  Wochen,  welche  das  ober- 
amtliche  Patent  vom  25.  Februar  1605.  und  von  3 — 4  Monaten,  welche 
die  »canonischen  Rechte(!)<  den  Patronis  und  Collatoribus  Ecclesiarum 


■)  Teschener  evang.   PfarrnrchiT. 
•}  Der  Bericht    M  in  dem  ,Prulocollum  der  Intimi 
i3s.'     Monat  November,  Nr.  VI,  in  der  Scherscbniclciichen 


233 

für  die  Präsentation  bestimmen,  längst  verstreichen  lassen;  die  Religions- 
commission frage  deshalb  an,  ob  sich  die  Kirchen  Vorsteher  dadurch 
ihres  Jus  praesentanti  nicht  verlustig  gemacht  hätten,  und  die  er- 
ledigte Stelle  nicht  von  Ihrer  Majestät  Kraft  der  ihr  zustehenden 
Jurium  episcopalium  besetzt  werden  sollte?  Für  die  Zukunft  sollten 
—  so  beantragt  die  Religionscommission  —  die  Kirchen  Vorsteher 
angewiesen  werden,  bei  der  Präsentation  die  »gesetzmäßige«  Frist  ein- 
zuhalten, wenn  sie  ihr  Präsentationsrecht  behalten  wollen.  Ferner 
weist  die  Religionscommission  darauf  hin,  dass  es  unterlassen  wurde, 
den  vocirten  Bartelmus  dem  Consistorium  persönlich  zu  präsentiren. 
Dieses  Recht  requirirt  die  Religionscommission  für  sich  überhaupt, 
und  auch  »in  praesenti  casu«,  und  ersucht  um  eine  diesbezügliche 
Vorbescheidung.  Da  sich  Bartelmus  nicht  in  Person  vorgestellt  hat, 
wisse  man  nichts  von  seinem  Leben,  Sitten  und  sonstigen  , Qualitäten*; 
doch  sei  er,  obwohl  in  Bielitz  geboren,  trotz  der  am  6.  December 
1756  ergangenen  Avocation  der  österreichischen  Unterthanen  aus 
Preussisch-Schlesien  daselbst  (in  Pless)  verblieben.  Nachdem  man 
sich  aber  in  Preussisch-Schlesien  weigere,  einen  Geistlichen  »von 
hiesiger  österreichischen  Seite«  aufzunehmen,  sollte  man  hier  ebenso 
vorgehen  und  Bartelmus  zum  Beneficium  nicht  zulassen.  »Des  Pudels 
Kern«  kommt  aber  zum  Schlüsse.  Da  rückt  die  Commission  mit 
ihrer  eigentlichen  Ansicht  und  Absicht  heraus,  indem  s'e  die  Meinung 
ausspricht,  dass  es  überhaupt  nicht  nöthig  wäre,  die  jetzt  erledigten 
Stellen  (auch  nach  Heinrici  war  die  Stelle  frei)  zu  besetzen.  Die 
Begründung  dieser  Behauptung  ist  wohl  das  Bezeichnendste  in  dem 
ganzen  langen  Berichte.  Die  Commission  beruft  sich  zunächst  auf 
die  hohe  Intimation  vom  2.  December  1750,  welche  aus  Anlass 
»der  an  die  Teschnische  Luth.  Gnadenkirche  beschehenen  und  Aller- 
höchsten Orts  placidirten  Scherschnickischen  Dotation«  erlassen 
wurde.  Durch  dieselbe  sei  anbefohlen  worden,  darüber  zu  wachen, 
»daß  über  die  Zahl  Derer  bei  der  Teschn.  Luth.  Gnadenkirche 
befündlichen  Wortsdiener  kein  neuer  Praedicant  unter  der  Hand  ein- 
geschoben werde,  wodurch  —  so  folgert  die  Commission  —  es  das 
Ansehen  gewinnt:  gleichsamb  Allerhöchst  gedacht 
I,  Kön.  May.  das  Personale  derer  bey  erholter  Teschn. 
Luth.  Gnadenkirche  angestellten  Wortsdiener  auf  den 
bey  emanirung  sothan  en  Allergnäd.  Befehls  existirten 
Numerum  quaternarium  zu  determiniren,  consecutive, 


234 


über  solche  keine  weither e,   besonders    heimliche  V--- 
mehrung  derselben  zu  zulassen,  aUermildest  befundc-. 
Die   Commission   beweist    darauf    per   longum    et    latum,     dass    c. 
Teschener    Gemeinde    drei    »Fundationes«     (von    Pless,     Bielitz    - .: 
Oderberg)  verloren  hätte,  und  deshalb  das  »onus  sustentionis<  die  i    - 
sigen  Contribnenten    »allzusehr   enerviren«    würde.    Ausserdem  L.:? 
sich    der    Sprengel    und    damit   auch    die    »labores«   der  Prädic^inr.: 
bedeutend  vermindert;  deshalb  >susternirec  es  die  Religionscommis^i  n 
»E.  Exe.  hohen   Super  Arbitrio«,    >ob    bei    so    gestellter  Sach-  ö-: 
Ersezung     dero     bey     mehr    benannten    A.    C.    Gnadenkirche    v- - 
Teschen    sich   eröffneten   zwey  Prädicantenstellen  annoch   nötig^  sc:r: 
dörfften?«   Um  aber  die  Repräsentanz  zur  Verneinung  dieser  Fra^-. 
zubewegen,  wird  auf  den  Nachtheil  hingewiesen,  welcher  >der  Cath  ♦' 
Religion  durch    diese  Praedicanten    bereits   verursacht  worden  <.  '?.s 
einzeln  aufgezählt  wird,  um  zuletzt  in  das  Eine  zusammenoefasst  : 
werden,  dass  ȟberhaupt  in- dem  Bekehrungs- Werke  sothane  Prac.\ 
canten  große  hindernuß  und  beschvverlichkeit  dem  clero  cathoiico  ve- 
anlaßen« .    Der  Bericht  schliesst  dann  mit  den  Worten :  »Demnach  ^\r.: 
zu  wünschen,    wenn  selbte  (nämlich  die   »Wortsdiener«)    nach  Tb:: 
lichkeit,  soviel  es  nehmlichen  bey  gegenwärtig  annoch  critischen  Zc: 
Lauften  ohne  ein  Riclamo  zu  erwecken,  beschehen  kann,   pro  mei:^ 
Religionis  salvificae,  diminuiret  werden  möchten;  welches   wir  jedoc 
alles    E,  Exe.  hocherleuchteten  Ansehen  und    guttachtlichen  BctL'  ^ 
gehorsambst  und  dienstschuld'gst  anheimstellen«. 

So  schrieb  eine  Behörde,  welche  sich  Consistorium  A.  C 
nannte !  Hatten  die  Evangelischen  nicht  recht,  wenn  sie  behaupteten 
dass  das  ^sogenannte*  Consistorium  A.  C.  am  Ruin  ihrer  Kirch, 
eifrigst  arbeite? 

Es  ist  uns  nicht  bekannt,  wie  die  höheren  Behörden  den  Beric- 
der  Reli^ionscommission  beurtheilt  und  beschieden  haben.  Wir  wer.  t 
es  aber  jetzt  völlig  verstehen,  warum  die  Kirchenvorsteher  in  ibreri 
grossen  Memorial  vom  Jahre  1781  mit  der  besonderen  Bitte  kam-:-: 
ihnen  zu  gestatten,  so  viele  Pastoren  anzustellen,  als  sie  bedürfen 
Sie  wollten  sich  für  die  Zukunft  vor  derlei  Anträgen  sichern.  \\:'>. 
sie  die  Religionscommission  in  ihrem  Berichte  gestellt  hat. 

Jedenfalls  war  das  Vorgehen  der  Relio^ionscommission  ccr 
schlesischen  Protestanten  je  länger  desto  unerträglicher. 


235 

Als  die  Regierung  wirklich  die  Bestätigung  solchen  verweigerte, 
.velche  zwar  Landeskinder,  aber  vor  dem  Ausbruche  des  Krieges   in 
iem   jetzigen  Preussiscli-Schlesien  angestellt  waien,')  da  nahmen  die 
Evangelischen  Stände  ihre  Zuflucht  zur  Kaiserin,  indem  sie  pich  alle 
erdenkliche  Mühe  gaben,  miltelst  eires  im  Jahre  1TG2  eingereichten 
Supplicatcs  eine  ,Dec]aratio  Clemcntissima*  zu  erlangen,  welche  ihnen 
wenigstens  bei  der  Präsentation  der  Pastoren  die  Erleichterung  bringen 
sollte,  dass  die  in  Ungarn  etc.  Wohnenden  sich  vor  der  Confirmation 
«lern  Consistorium  nicht  persönlich  stellen  müssten,  i^ondern  dasselbe 
'iich    einstweilen    mit   ihrem    .Testimonium   Orthodoxiae    et    de    vita 
et    moribus*    zufrieden    geben    würde.    Man    sieht,    dass  die  Evange- 
lischen   es   gelernt   haben,    bescheiden    zu    sein.     Aber   auch   damit 
machten   sie   sich    das  Consistorium   nicht   geneigter.    Und   als   sich 
für  die  dritte  vacante  Pfarrstelie  zwei  Inländer  meldeten,  welche  sich 
nach  der  Meinung  der  Kirchenvorsteher  für  dieselbe  notorisch  nicht 
eiijneten,    schon    deshalb    nicht,    weil   der   Eine   die   polni.sche.    der 
Andere  die  deutsche  Sprache  nicht  beherrschte,  hatte  das  Consistorium 
darüber  eine  andere  Ansicht,    und   seiner  Initiative  ist  die  .Höchste 
Wiltensmeinung*  vom   14.  Mai  1763')  zu  vcrd;ml-en.    nach  welcher 
,eingebohrne  LandesKindcr  vorhanden  wären',    und  es  l-öiine  des- 
halb  aus  ihnen  ein  Subjectum  zur  Ersetzung  der   vacanten   .Worts- 
diener Function*   .erkieset  werden'.    Weil  »Ihro  May.  je-  und  alle- 
zeit vorzüglich  bey  sothan  sich  ergebenden  Erledigungen  inniändische 
Individuen   angestellet   haben    wollen,    sollen    die   vorhandenen   hm- 
iiindische  Subjecta  also  behörig  geprüfet  und  so  dam  der  zur  vertret- 
tung  erwehnten  Worthsdiener  Ambts  befundene  Tüchtigste  ordnungs- 
und  vorschriftsmäßig  zur  Praesentalion  gebracht  werden'.    Das  war 
der  Erfolg  des  Supplicats,  sowie  auch  aller  Bemuhungen  und  Opfer, 
welche  demselben  eine  günstige  Erledigung  verscliaffen  wollten  und 
sollten!')    Was    blieb    den    Evangelischen  übrig,    als  sich   mit  der   — 
igloria  obsequii*  zu  begnügen. 

Einstweilen  gelangte  Joseph  II.  zur  Mitregentschaft  (1T6Ö). 
Die  mildere  Behandlung  der  Religionssachen  begann  sicli  auch  in 
Schlesien  bemerkbar  zu  machen.  Man  gab  zwar  vorlaufig  noch  keine 

')  So  geschah  es    eben  Sigm.  Bartelmua,   welcher  durch  das  lioiserlithe  Resciipt 
vom  IG.   Februar   1760    ^rej.cul"    wurde. 
')  Tesehcncr  evang.  l'fartarchiv. 
'}  Bce^e  daiu  in  üen    i'iuh«  einiii  iif:ii   lltii^feii  all   Hnjme.le. 


236 

neuen,  den  Evangelischen  günstig^eren  Gesetze,  aber  man  prakticirre 
die  alten  in  einem  milderen  Geiste.  Und  als  die  Religionscotnmis^ioL 
durch  das  vom  30.  Mai  1771  intimirte  kaiserliche  Rescript  ar;:rc- 
wiesen  wurde,  ^mittlerweile  bis  zur  Fassung  eines  billigen  Systematis 
in  Ansehung  der  Von  denen  Eltern  male  educatorum  appromittirter 
Nachkommenschaft  mit  aller  Mässigung  fürzugehen*,  war  sie  dadurch 
so  verblüfft,  dass  sie  (13.  April)  an  die  Regierung  die  Frage  richtete. 
,ob  mit  dem  Anspruch  wider  die  Anverwandte  der  Augsb.  Ccnf 
nach  denen  Generalien  fernerweith  fortzufahren  seye.^*  Sie  bcrkan". 
in  dem  Hofdecret  vom  4.  Mai  1771  (der  Religionscommission  intiTi. 
den  14.  Mai  1771)  zur  Antwort,  ,daß  in  Materia  Relig^ionis  bis  7u 
Einlangen  der  höchsten  Entschlüssung  alle  Bescheidenheit  g^ebraucht 
werden  möchte*.*)  Derlei  Weisungen,  zu  welchen  auch  das  Rescrrt 
vom  7.  September  1771  bezüglich  der  Kinder,  welche  ,ex  appn>- 
missione  parentum*  oder  ^secundum  sexum*  hätten  katholisch  er- 
zogen werden  sollen,  aber  im  Lutherthum  aufgewachsen  sind,*^  ver 
stimmten  die  Religionscommission  in  dem  Masse,  dass  sie  sich  lie!>t- 
fur  das  , Nichtsein*  entschied  und  ihre  Sitzungen  sistirte.  Dazu  war 
sie,  da  sie  doch  ein  Regierungsorgan  war,  von  sich  aus  nicht  :>e- 
rechtigt  und  ihr  Vorgehen  fand  auch  bei  den  oberen  ^Instanzien* 
eine  entschiedene  Missbiiligung,  Diese  äusserte  sich  darin,  dass  de- 
Religionscommission  aufgetragen  wurde,  ihre  Thätigkeit  von  Neuen 
aufzunehmen.^)  In  welchem  Sinne  sie  diese  noch  einmal  entfaltete 
ersieht  man  aus  dem  Process  gegen  den  Evangelischen  Bernhar; 
Primus,  von  welchem  Rad  da  ausführlich  berichtet,*)  sowie  arch 
aus  dem  Umstände,  dass  ihr  noch  im  Toleranzjahre  (6  Märzi  an: 
Grund  des  von  ihr  eingesendeten  General- Verzeichnisses  der  zi:n: 
katholischen  Glauben  , Bekehrten*  durch  eine  k.  k.  Amtsintimation 
das  Allerhöchste  Wohlgefallen  ausgesprochen  w^urde. 

Dies  Alles,  sowie  auch  das  Bewusstsein,  dass  die  Stimme  der 
Evangelischen  in  Wien  nun  ein  geneigteres  Ohr  als  vormals  finden 
werde,  bestimmte  dieselben,  die  längst  gehegte  Absicht  auszu 
führen  und  gegen  die  Religionscommission  resp.  das  Consistoriun. 
eine   ausführliche   Beschwerde   einzureichen.     Sie   liessen    sich    nicht 


1)  Radda,  Urkundenbeiträge,   1882,  S.  29. 
*)  Archiv  des  Min.  f.  C.  u.  U.  in  Wien. 
3)  Radda,  ürkundenbeiträge,  S.  31. 
*)  Urkundenbeiträge,  S.  31  u.  f. 


a37 

dadurch  abschrecken,  dass  noch  kurz  vorher  (1779)  ihre  Bitte,  einen 
lunften  Kirchenvorsteher  wählen  zu  dürfen,  durch  das  Holkanzlei- 
decret  vom  15.  October  1779  abschlägig  beschieden  wurde.  Sass  Ja 
nun  Joseph  II.  als  Alleinherrscher  auf  dem  Throne.  Das  gab  den 
Evangelischen  Muth,  zum  kräftigen  Schlage  auszuholen,  welcher,  wo- 
möglich  ,der  Pauke  ein  Loch*   machen  sollte. 

In  den  bisher  veröffentlichten  Nachrichten  über  das  fernere 
Vorgehen  der  evangelischen  Stände  ist  eine  gewisse  Ungenauigkeit  zu 
bemerken.  Man  wusste,  dass  die  Stände  dem  Kaiser  in  einer  Audienz, 
welche  ihnen  den  4.  Mai  1781  bewilligt  wurde,  durch  die  beiden 
Brüder  Calisch,  von  denen  der  eine,  Maximilian,  nach  dem  Ableben 
Bludowsky's  Consistoriaiassessor  (vorgeschlagen  1778),  der  andere, 
Friedrich,  Kirchen  vorsteh  er  war,  ein  Memorial  eingereicht  haben, 
welches  sie  noch  durch  ihre  mündlichen  Erörterungen  ergänzten.' 
Den  Inhalt  dieses  Memorials  suchte  man  thcils  aus  dem  Erledigungs. 
rescripte,  theils  aus  einem  im  Archive  des  k.  k.  Ministeriums  für 
Cultus  und  Unterricht  in  Wien  sich  befindenden  Actenstückc ')  zu 
reconstruiren.  Es  fällt  vor  Allem  auf,  daas  in  dem  schon  oft  citirten 
.Extract'*)  von  einer  K.  K.  A.  R.  die  Rede  ist,  in  welcher  eine 
.Äußerung  über  von  den  Vorstehern  der  hiesigen  Gnadenkirche 
A.  C,  bey  seiner  K.  K.  Ap-  Maj.  angebrachten,  die  hicrortige 
K.  K,  Religions-Commission  betreffende  Beschwerde- Punkte  und 
solchen  angehängte  Gesuche*  gefordert  wird.  Das  A.  R.  trägt  das 
Datum  22.  April  1781,  was  mit  dem  obigen:  4.  Mai  1781  nicht 
übereinzustimmen  scheint.*)  Wir  sind  im  Stande,  den  ganzen  Verlauf 
der  Angelegenheit  genau  anzugeben  und  auch  den  scheinbarer.  Wider- 
spruch in  dem  Datum:  4.  Mai  und  22.  April  aufzuklären. 

Die  vier  Kirchenvorsteher  leiteten  ihren  Feldzug  mit  einer 
Conferenz  ein,  welche  sie  mit  Zuziehung  des  Consistorialassessors 
Calisch  den  26.  März  1781  abgehalten  haben.')  In  dieser  wurde 
unter  Anderem  beschlossen,  ein  »Supplicat  an  S.  Maj.  abzufaßen, 
solches  mit  Erläuterungen  und  Beweisen  zu  begleiten,  und  endlich 
zur   Einreichung   deßen   und   beßerer   Betreibung   des  Geschäftes  an 

')  Biermann.  Gesch.  d.   Prot.,  S.   132. 

*)  Im  Auituge  vetöffeotlicht  von  Dr.  Haas«  im  Jahrbuch    II.   1881,    95   u.  f.. 

')  Jahrbuch  IX,  1888,  53. 

*)  Vgl  Radd«,  Urkandenbeiuäge,  S.  37,  Arnn.  1. 

*)  Das  Protokoll  im  Teschener  evang.  Pfairacchive. 


238 

allerhöchstes  Hoflager  zwey  Deputirte  ex  Gremio  derer  Vorstsh-*: 
nach  Wien  abzusenden,*  Dazu  wurden  die  Kirciicn Vorsteher  Fr,  Cali^ch 
und  Joh.  Seeger  gewählt,  welch'  letztere  aber  dem  Consistoria.- 
assessor  Max.  CalJsch  Vollmacht  gab.  statt  seiner  nach  Wien  "a 
gehen.  Die  Gewählten  haben  sich  verpflichtet,  gleich  Anfangs  Ap:i 
die  Reise  nach  Wien  anzutreten. 

Es  kam  aber  erst  den  4.  Mai  1781  zur  Audienz  und  Uebe'- 
reichung  des  Memorials,  Es  ist  nicht  nöthig,  dasselbe  zu  recon- 
struircn.  Das  Teschcner  evangelische  Pfarrarchiv  enthält  ein  Exempl-ii 
desselben.  Es  ist  von  den  vier  Kirchenvorstehern  unterschrieben 
und  ausserdem  hat  Fr.  Calisch  dasselbe  mit  der  eigenhändig  ^i- 
schriebenen  Bemerkung:  ,Zu  Wienne  ist  dieses  Mle  Ihro  Majest:,: 
dem  Kayser  den  4.  May  1781  durch  den  Bruder  Max.  Frh.  v.  Cal-^cl; 
und  durch  mich  Fr.  Freih.  v.  Calisch  in  einer  Audienz  abgegeben 
worden .  *  —  Das  Memoria]  zerfällt  in  zwei  Theile.  Im  eräien 
werden  nach  einer  Einleitung  neun  Gravamina  bezw,  Bitten 
vorgetragen.  Der  zweite  enthält  Erläuterungen  zu  denselben.  Im 
ersten  Punkte  bitten  die  Kirchenvorsteher  um  die  Erlaubniss,  s\ 
viele  Vorsteher,  Prediger  und  Schulcollegen  anstellen  zu  diirfen 
,als  die  Nothdurft  der  Gemeinde  erheischt*.  Im  zweiten  Punkttr 
bitten  sie,  dass  Denjenigen,  welche  ihre  Kinder  in  die  Tescher.er 
Gnadenschule  nicht  schicken  können,  erlaubt  sein  möge,  dieselben 
durch  angestellte  Schulmeister  A,  C.  an  ihren  Orten  unten-iclite:'. 
zu  lassen.  Der  dritte  Punkt  handelt  von  der  Besuchung  der  Kranker 
Im  vierten  Punkte  bitten  sie,  ,das  in  den  obberührten  Instrumen-.;- 
publicis  gegründete  K.  K.  Consistorium  A.  C,  auf  den  nehmlicher. 
FuD.  wie  es  ehemals  in  Lign.,  Brieg  und  Wohlau  üblich  gewese-, 
wieder  herzustellen,  daß  neml.  nur  sub  Praesidio  catiiolico  die  Con.-i 
storial-Actus  exerciret  werden  mögen',  »Dagegen  aber  überlassen  v.-.i 
K.  K.  K.  Ap.  Maj,  höchsterieuchtetcn  Einsicht  aus  denen  in  bev 
liegender  Erläuterung  weitläufig  angeführten  wahren  Umständen  und 
Gründen  Allerhöchst  und  All  erhuldreichst  zu  entscheiden,  in  w^t 
weit  die  zu  Teschen  seit  neuern  Zeiten  existirende  K.  K.  Reli^ions 
Commission  in  denen  mehr  aufgeklärten  Zeiten  mit  dem  Interess.; 
des  Staats  in  Verbindung  oder  aber  im  Widerspruche  stehe.*  —  Dtr 
fünfte  Punkt  enthalt  die  Bitte  um  Zulassung  zu  den  Diensten  i:n.i 
Aemtern,  der  sechste  um  die  Mittheilung  der  ,in  Materia  Religiotiiv 
ergehenden  Allerhuldr.  Ausmcßungen,   welche  uns  noch  nicht  pubh 


1 


239 

;iret  worden',  und  zwar  ,in  Extenso*;  der  siebente  Punkt  handelt 
.on  der  Verheiratung  der  Personen,  welche  verschiedenen  Religions- 
bekenntnissen angehören;  der  achte  enthält  die  Bitte,  Fonds, 
Häuser  etc.  besitzen  zu  dürfen ;  der  neunte  befasst  sich  mit  dem  Braut- 
Examen  vor  der  katholischen  Geistlichkeit.  —  Wie  man  sieht,  bezieht 
sich  Punkt  1  und  4  auf  die  Kirchenverfassung.  Da  die  .Erläute- 
rungen* dieser  Punkte  nichts  Neues  bringen,  wollen  wir  auf  die- 
selben auch  nicht  naher  eingehen.  Es  möge  nur  bemerkt  "verden, 
dass  das  Memorial  die  Entscheidung  bezüglich  der  Vierzahl  der 
Kirchenvor.steher  für  unberechtigt  und  die  Erlaubniss,  so  viel  Prediger 
als  nothwendig  sein  wird,  anstellen  zu  dürfen,  mit  Rücksicht  auf  die 
Zukunft  für  wünschenswerth  hinstellt,')  im  vierten  Punkte  darauf 
weist,  dass  die  bisherige  Emigration,  die  ja  einen  grossen  Schaden 
für  das  Fürstenthum  bedeute,  »durch  die  von  Seiten  der  K.  K.  Rellg. 
Commission  gegen  die  A.  C.  Verwandten  gemachte  Ansprüche  und 
deren  strenge  Execution  großentheils  veranlaDet  worden*. 

Guten  Muthes   und   voll   freudiger  Hoffnung   kehrten  die   vom 
Kaiser  freundlich  empfangenen  Deputirten  nach  Schlesien  zurück. 

Das  eingereichte  Memorial  mu.sste  freilich  noch  den  ,Instanzen- 
zuCT*  überstehen,  ehe  es  seine  Erledigung  erlangte.  Es  ist  von  Wien 
sofort  (8.  Mai  1781)  der  Landeästelle  in  Troppau  zur  Erstattung 
eines  Gutachtens  zugeschickt,  und  von  derselben  den  19.  Mai  entgegen- 
jjcnommen  worden.  Zu  ihrem  Gutachten  benöthigte  die  Landesstelle 
die  Aeusserung  der  Religionscommission.  Wie  aus  dem  Gutachten 
der  Landesstelle  deutlich  zu  ersehen  ist,  hat  sie  die  Beschwerde- 
Schrift  der  Religionscommission  den  22,  Mai  zur  Aeusserung 
gesendet.  Der  Widerspruch  im  Datum  läuft  einfach  auf  einen  Schreib- 
fehler im  Manuscript  des  .Extractes'  hinaus.  In  demselben 
nicht  22.  April,  sondern  22,  Mai  stehen.  Etwa  an  zwei  Memo- 
ralien  zu  denken,  von  welchen  das  eine  früher  eingereicht  worden 
wäre,  geht  nicht  an.  Wir  fanden  in  den  ämtlichen  Verhandlungen 
nicht  die  geringste  Spur  eines  zweiten  Memorials.  —  Das  Gutachten 
der  Landesstelle  i.st  den  7.  Juli  1781  abgegeben  worden.  Es  ist  eben 
jenes  Actcnstück  im  Archiv  des  Ministeriums  dir  Cultus  und  Unterricht, 
welches  wir  früher  erwähnt  haben.  Dasselbe  führt  im  Grossen  und 
Ganzen  keine  den  E  van  gel  i. sehen  sehr  freundliche  Sprache,  setzt  sich 

')  Vgl,  S,  234 


240 

aber  nicht  in  Widerspruch  zu  allen  von  ihnen  vorgebrachten  Pctiirr 
Die  Anzahl  der  Kirchenvorsteher  betrachtet  das  Landesamt  schl.c^^ 
lieh  als  eine  gleichgiltige  Sache  und  überlässt  es  dem  Kaiser,  dic>c 
^unnöthigc  Vermehrung*  der  Kirchen  Vorsteher  zu  gestatten  ;  ki^n 
aber  nicht  umhin,  daraufhinzuweisen,  dass  die  Angelegenheit  ei^en:- 
lich  längst,  zuletzt  noch  durch  das  Hofkanzleidecret  vom  15.  Octcbe: 
1779,  und  zwar  nicht  im  Sinne  der  Bittsteller,  entschieden  worcen 
sei.  Auch  gegen  die  Vermehrung  der  Prediger  stellt  sich  das  Landes- 
amt nicht,  weist  aber  die  Berufung  der  Kirchenvorsteher  auf  c^r, 
Art.  I,  §  2.  der  Altranst.  Convention  zurück ;  diese  beziehe  sich  ri:: 
auf  die  alten  Gnadenkirchen,  und  nicht  auf  Teschen.  von  wekhtrnj 
erst  im  Executionsrecess  die  Rede  sei.  Ganz  entschieden  stellt  s;cj 
aber  das  Landesamt  gegen  jene  Ausführungen  des  MemoniN 
welche  sich  auf  die  Einrichtung  des  Technischen  Consistoriumfi  be- 
ziehen. Das,  was  für  die  Fürsten thümer  Liegnitz,  Brieg  und  Woh'aL 
nach  Massgabe  des  Westphäl.  Friedens  festgesetzt  worden  sei,  k^nne 
auf  das  Teschnische  Consistorium  absolut  nicht  ausgedehnt  werden 
Da  entscheide  der  §  7  der  Altranst.  Convention.  Dieser  sage  deut- 
lich, ,daß  nur  die  zur  Zeit  des  Westfäl.  Friedens  bestandene  Con 
sistorien  (welches  eben  jene  zu  Liegnitz  etc.  sind)  w^ieder  auf  Ji: 
alte  Art  einzuführen  beschlossen*  wurde;  »die  Behandlung  der 
Consistorialien  in  den  übrigen  Fürstenthümern  aber  der  Dispositi  r 
des  Allerh.  Souverains,  dessen  jura  episcopalia  immer  vorbehalten 
bleiben,  auch  allenfalls  mittels  der  kathol.  Consistorien,  wenn  m:i 
dabei  nach  den  Rechten  der  A.  C.  decidiret  würde,  anheim  gestcl  et 
worden  seye*.  Joseph  I.  habe  sich  nirgends  , verbindlich  gemacht', 
für  jedes  Fürstenthum  ein  besonderes,  nach  Art  der  drei  älterer. 
Consistorien  eingerichtetes  aufzustellen;  so  hinge  es  lediglich  vor 
seiner  und  seiner  Nachfolger  Disposition  ab,  durch  wen  sie  in  der. 
übrigen  Fürstenthümern  die  Consistorialien  A.  C.  besorgen  lassen. 
Es  könnte  ganz  mit  Recht  auch  durch  das  bischöfliche  Consistoriun^ 
geschehen.  ,Daß  aber  die  Teschnischen  Consistorialien  vor  cer 
Landestheilung,  nicht  etwa  sua  origine,  sondern  ex  beneplac:*'^ 
summi  Principis,  zugleich  summi  Episcopi,  bei  dem  Brieger  Con- 
sistorio  verhandelt  worden  sind,  berechtiget  die  Stände  A.  C.  zi 
Teschen  noch  keineswegs  zu  fordern,  daß  das  nach  der  Landes- 
theilung ex  beneplacito  summi  Principis  neu  eingerichtete  Cori 
sistorium   zu   Teschen    nach   jenen    älteren    besonders    promulgirte:^ 


_241_ 

«j^eformet  und  organisirt  werden  solle.*  —  Ueberhaupt  scheinen  die 
Kirchen  Vorsteher  die  Agenda  der  Religionscommission  und  des  Con- 
sistoriums    ^gefliessentlich   vermischen    zu   wollen*.    Diese  stellt  der 
I^ericht    fest.    Zu    den   Befugnissen    des   Consistoriums   gehören    die 
K>:amina,  Ordinationes  und  Investiturae  der  Geistlichen,    die  Censur 
ihrer   Sitten,    die   Matrimonialia    in   erster   Instanz,    alle   Angelegen- 
heiten, welche  die  Kirchen-  und  Schuldiener  angehen,  dann  die  Auf- 
sicht über  die  Almosengelder.  Alle  Angelegenheiten  der  , herrschenden 
Religion*  gehörten    in    die  Competenz   der  königlichen  Aemter.    Es 
seien    aber   die  Religionscommissionen    beauftragt   worden,    wichtige 
Religionsangelegenheiten  zu  untersuchen  und  zu  instruiren,  in  minder 
wichtigen  auch  zu  entscheiden.  Auch  sei  von  Seite  des  evangelischen 
l^eisitzers    ,  weder  jemals  eine  Beschwerde   erhoben,    noch   weniger 
aber    seit  Errichtung    dieses   Konsistoriums    auch    nur   eine   einzige 
Appellation   an    den  Allerh.  Ober-Richter    (welche   gleichwohl  einer 
jeden   beschwerten    Partei   offen  geblieben  wäre),   in  Consistorialibus 
angemeldet  worden*.  (!)  Verlangten  aber  die  ^Beschwerfiihrer*  (wie 
es    beinahe   scheinen   möchte),    ,daß    die  bisher  bei  der  landesfürst- 
lichen   Relig.    Commission    verhandelten    Angelegenheiten    und   An- 
sprüche  der   herrschenden    Religion    künftig  von    einem   unter  dem 
Vorsitz  eines  kath.  Individuums  mit  lauter  evangelischen  Mitgliedern 
zu  besetzenden  Consistorio  A.  C.  entschieden  werden*,   ,so  wäre  dies 
eine  Unbescheidenheit,  welche  ihnen  selbst  bei  einer  weiteren  Ueber- 
•  egung  als  widersinnig    vorfallen    müßte*.    Selbstverständlich  ist  die 
Landesstelle  der  ,ohnmaßgeblichen*  Meinung,    ,daß  es  bei  der  bis- 
herigen Verfassung   der  Relig.  Commission    und   des   Konsistoriums 
A.    C.    zu   Teschen    um    so    unbedenklicher    auch    in   Zukunft    sein 
Bewenden  haben  könnte,  als  es  ja  ohnehin  jedem,    der   von    diesen 
Kollegien  wider  die  Gebühr  bedrückt  worden  zu  seyn    glaubt,    frey 
steht,    sich    mit   seinen  Beschwerden    hieher,    und    wann    er  hierorts 
kein  Gehör  fände,  unmittelbar  an  E.  K.  K.  Ap.  May.  zu  verwenden*. 
Alles    in  Allem,    hätten   sich  die  Evangelischen    mit    nichten    über 
Bedrückungen  zu  beklagen,    , sondern  vielmehr  alle  Ursache  für  die 
ihnen  unter  der  Regierung  Ihr.  höchst.  Jeweil.  K.  K.  Ap.  May.  zu- 
i^eflossenc   vielfältige  Allerhöchste  Wohlthaten,  Erleichterungen  und 
Gnadenerweisungen    mit    der    tiefensten    Dankbarkeit   zu   verehren*, 
.^ie  befänden  sich  in  einer  viel  vortheilhafteren  Lage,  als  die  Katho- 
liken  in  Preussisch-Schlesien    und   hätten    Ja   fast   alle  Rechte  und 

Jahrbuch  des  Proteitaniismus  1898.  H.  III  u.  IV.  \Q 


«tij 


242 


I-rcslifiteii  mitiien  diessciti<'en  kaihol.  Einwolinern  q;eniein'.  Ucbri.;er.< 
, beruhe*  es  beim  Kaiser,  ihnen  noch  mehr  j^Privileg^ien  und  B-- 
iiünstiirunij^en*  7ai  *2e\vähren.  Es  sehe  das  Landesamt  wohl  ein,  ,v.  - 
schadHcli  denen  Staaten  der  Gewissenszwang,  und  wie  vortheilh  :': 
und  ersprieLUicIi  ihnen  dagei^en  die  Duldung,  ja  wie  solche  sel^^i 
denen  Maximen  unserer  allerheil.  Religion  gemäß  seye*.  Nach  di">c:: 
Grundsätzen  möge  man  die  A.  C.  Verwandten  behandeln,  ,wer.n 
sie  keine  der  herrschenden  Religion  nachtheili<^en  Unternehmun^tn 
wagen*  —  Worte,  welche  noch  vor  zehn  Jahren  niederzuschreib^r 
sich  das  Landesamt  wohl  stark  überlegt  hätte. 

Wir  haben  über  das  Gutachten  der  Landesstelle  ausführ'icbcr 
berichtet,  damit  wir  beweisen,  dass  sie  trotz  den  von  ihr  als  rich*i_r 
anerkannten  Maximen  der  Duldung  die  Bitten,  W^ünsche  und  An- 
sichten der  Evanoelischen  richtier  zu  beurtheilen  nicht  vermochte. 
L^nd  ganz  besonders  hinsichtlich  des  Consistoriums  befand  sich  dit 
Landesstclle  auf  dem  Holzwege  und  litt  an  der  Bec^riftsv^erwirrun^, 
welcher  sie  die  Bittsteller  beschuldigte.  Diesen  lag  wahrlich  nich: 
daran,  ein  Consistorium  zu  haben,  welches  die  factischen  Angelegen 
heiten  der  katholischen  Religion  besorgen  sollte ;  aber  daran  la^ 
ihnen,  ein  Consistorium  zu  erhalten,  welches  wirklich  ihr  Cor- 
sistorium  wäre,  und  sich  auch  berufen  und  verpflichtet  fühlte,  dt 
Interessen  der  evangelischen  Kirche  zu  wahren  und  die  Consiston.il  n 
A.  C.  im  evangelischen  Geiste  zu  erledigen.  Sie  wollten  dieselbe  i 
nicht  von  einer  Körperschaft  behandelt  wissen,  welcher  dieser 
Geist  fremd  war,  welche  Religionsangelegenheiten,  die  die  Evancv- 
lischen  gar  sehr  angingen,  regelmässig  zu  ihren  Ungunsten  unter- 
suchte und  »instruirte«.  Und  was  die  Behauptung  der  Landesstei  c 
betrifft,  dass  keine  einzige  Klage  im  Consistorialibus  von  den  Evange- 
lischen eingelaufen  sei,  die  hat,  wie  es  uns  dünkt,  im  Vorhergehende ) 
ihre  richtige  Beleuchtung  erhalten.  Fand  man  es  >oben«,  der  Aus- 
legung gemäss,  die  man  den  Gesetzen  gab,  als  ganz  gerecht  uni 
angemessen,  wenn  die  Religionscommission  die  evangehschen  Cow 
sistorialien  besorgte,  empfanden  dies  die  Evangelischen  als  Unrecht 
und  dem  Geiste  der  Gesetze  widersprechend.  Deshalb  appcllirten  sie 
an  den  ihnen  bekannten  Gerechtigkeitssinn  des  Kaisers. 

Ehe  dieser  entschied,  hatte  noch  die  böhmisch-österreichischr^ 
Hoflv'anzlei  ihr  Votum  abzugegen.  In  derselben  ist  der  Vortrag  ubtr 
die  Tcschener  Sache  (von  Blümegen)  den  30.  Jänner  17S2  gehallen 


L'43 

worden.  Er  enthalt  des  Interessanten  u:id  für  die  damalige  Zeit 
\Vichtic[en  fjenui,'.  Es  redet  in  demselben  ganz  deutlicli  der  neue 
Geist,  die  Priiicipien  des  «Toleranz- Systemes«  werden  unumwunden  zur 
GeltHiig  gebradit.  Und  das  Unheil,  welches  hier  über  die  damalige 
katholische  Geistlichkeit  in  Schlesien  gefallt  wird,  lautet  für  dieselbe 

nichts    weniger    als    schmeicheiiiaft Der  Referent    ist    der 

Ansicht,  dass  man  es  der  Landesstelle  in  Troppau  nicht  überlassen 
tiürfe,  das  neue  Toleranzsystem  mit  der  schon  bestehenden  Lage 
auszugleichen,  sofidern  es  sei  unumgänglich  notiiwendig,  die  Klage- 
pTinkte  der  Protestanten  zu  erwägen,  ,and  darüber  nach  deren 
'^t--j;enwärtig  angenommenen  Principien  die  festen  Entscheidungen 
durch  das  königliche  Amt  bekannt  zu  machen,  damit  man  die 
Wurzel  des  Zwietrachtes  aus  dem  Grunde  behebe'.  Er  findet 
die  Lage  Schlesiens  der  Ungarns  analog  und  ist  der  Ansicht, 
liass  dort  uie  hier  vorzugehen  sei.  Nun  werden  die  Beschwerden 
der  Kirchen  vorsteher  Punkt  für  Punkt  durchgenommen  und  erwogen, 
worauf  dann  die  betreffenden  Anträge  gestellt  werden.  Sie  fallen  bei- 
nahe durcJigehends  /u  Gunsten  der  Beschwerdeführer  aus,  wenn  auch  in 
Mancliem  den  Ausführungen  der  Landesstelle  zugestimmt  wird, 
Xiir-  in  einem  Punk-te  wird  der  Antrag  der  Landesstclle  acceptirt: 
Betreft'^i  der  Einrichtung  des  Consistoriums.  Der  Referent  macht 
\or  Allem  darauf  aufmerksam,  dass  die  Beschwerdeführer  gerade 
diesen  Punkt  in  ihrer  Eingabe  am  wenigsten  ausgeführt,  sondern 
nur  .leicht  hingeworfen'  hätten,  ,weil  sie  vermuthlich  dessen  Un- 
grund  selbst  anerkennen  müssen'.  Auch  er  ist  der  Ansicht,  dass 
bc/.iiglich  der  Einrichtung  des  Consistoriums  die  landesfürstliche 
Willkür  zu  entscheiden  habe:  man  müsse  ,bey  allen  Fällen  das 
principium  der  Protestanten:  cuius  regio  illius  religio,  ex  Beneficio 
juris  territorialis,  umsomehr  hier  Juris  Majestaticae  für  den  höchsten 
Regenten  geltend  machen'.')  Dass  die  Evangelischen  in  diesem 
Punkte  nicht  Recht  haben,  ersehe  man  daraus,  dass  sie  sich  nicht, 
wie  sie  es  ja  sonst  thaten,  mit  einer  diesbezüglichen  Beschwerde 
an    das   Corpus    e  van  gel,   in   Regensburg   gewendet   haben.   So   ist 

*)  Ein  bedeuningxolles  Wort;  man  sieht,  wie  man  es  in  Ocs^erreich  verstand, 
lUii  .-^piesä,  welchen  die  proleslan tischen  Fürsten  in  Dentschlsnd  in  dei  Hand  hielten, 
gtycn  die  Evangelischen  m  kehten.  Man  dachte  sich  dabei:  Was  dem  Einen  recht  ist, 
i.'t  dem  Anderen  billig.  Die  FrUchte  des  Territori>lismuE  achmecliten  den  Evangelischen 
ui   Oeiteneich  sehr  bitler. 


\ 


244 

denn  auch  der  Referent  dafür,  dass  es  in  Teschen  bei  der  altr:^ 
Verfassung  bleiben  möge.  »Nur  soll  dieser  Consensus  mixtus  :  i 
Teschen  nicht  mehr  in  und  außer  den  Acten  mit  dem  Namen  cer 
Relig.  Commission  bezeichnet,  sondern  ein  Kirchen-Consistor  iurn 
in  Causis  Protestantium  genennet  werden,  bei  welchem  die  oben  be- 
merkten Agenda  primae  Instantiae  zwar  noch  femer  in  Consensj 
mixto  salva  Appellatione  an  das  königl.  Amt  und  unter  dessen 
Einsicht,  soviel  es  die  Verwendung  der  Kirchen-  und  Allniosen- 
Gelder  betrifft,  zu  verhandeln,  alle  übrigen,  die  Religion  betrenendeo 
Gegenstände  aber,  als  Causae  publicae  et  politicae,  N.  B.  nach 
klarer  Zielsetzung  des  allgemeinen  Toleranz-Systems  und  der  dahin 
gehörigen  landesfürstlichen  Verordnungen,  bei  der  dortigen  Lander- 
steile  zu  beurtheilen  und  zu  legen  seyen.*  , Durch  welches  Mittel 
die  Oberschlesischen  Protestanten  einerseits  in  dem  nihieen  Besit: 
ihrer  bißhero  genossenen  Consistorialrechte  verbleiben  und  anderer- 
seits aller  Wohlthaten  des  Tolleranz-Systems  gleich  den  Untcrthancn 
der  übrigen  k.  k.  Staaten  theilhaftig  werden.*  Damit  war  weni;^sten> 
der  Religionscommission  als  solcher  das  Todesurtheil  g^esproche;] 
was  ja  die  schlesischen  Protestanten  auch  sehnsüchtig  herbeiwünschte  :. 
aber  ein  nach  ihrem  Wunsche  eingerichtetes  Consistorium  hattrn 
sie  nicht  erhalten,  wenn  —  das  Votum  der  Hofkanzlei  die  endgiltije 
Entscheidung  bedeutet  hätte.  Diese  war  jedoch  glücklicherw  e 
beim  Kaiser,  und  der  hatte  für  den  Wunsch  der  schlesischen  Eva: 
lischen  ein  noch  besseres  Verständniss  und  geneigteres  Ohr,  a- 
seine  sonst  aufgeklärte  Hofkanzlei.*) 

In  Schlesien  wartete  man  indessen  ungeduldig  auf  die  Ent- 
scheidung aus  Wien.  Aber  Monate  vergingen,  und  sie  kam  nich:. 
Einstweilen  sind  in  den  anderen  Erbländern  die  Toleranzoreset/Ji 
publicirt  worden.  Man  wusste,  dass  sie  auch  für  Schlesien  gelten  werden. 
und  wollte  sich  für  die  neue  Ordnung  der  Dinge  vorbereiten.  V  ^ 
Kirchenvorsteher  beriefen  die  Stände  auf  den  10.  Februar  17S2  r: 
einer  Besprechung,  bei  deren  Ausschreibung  sie  darauf  Naclidru:!-. 
legten,  dass  es  nicht  ihr  , Eigennutz  und  Praesumption*  sei.  welch-: 
sie  dränge,  die  Versammlung  einzuberufen,  sondern  das  ihnen  ai') 
Herzen  liegende  Wohl  der  Kirche  und  die  Verhütung  ^nachtheili^c- 


■  vr« 


CT'"- 


»)  Das  Gutachten  der  Landesstelle,  der  Vortrag  der  Hofkanzlei,   die  Reso.-^: 
des  Kaisers,  alles  im  Archiv  des  Min.  f.  C.  a.  U.  in  Wien. 


245 

und  scandaloser  Folgen*.  Aus  den  für  die  Berathung  proponirten 
Punkten  geht  hervor,  dass  die  Kirchenvorsteher  neben  der 
Teschnischen  Muttergemeinde  nur  Filialen  haben  wollten,  welche 
vom  Ministerio  der  ersteren  versorgt  werden  sollten.  Als  Grund 
Ij^aben  die  Kirchenvorsteher  an,  dass  man  billiger  wegkomme,  und 
ausserdem  würde  die  Vocation  und  Präsentation  tüchtiger  Lehrer 
(im  weiteren  Sinne)  dem  Vorsteher-Collegio  verbleiben,  während  sonst 
bei  den  einzelnen  Bethäusern  dieses  Recht  dem  ^Dominio  fundi*, 
also  eventuell  auch  dem  katholischen  Besitzer  zufiele,  der  vielleicht 
die  schlechtesten  Subjecta  zu  vociren  keinen  Anstand  nehmen  würde ; 
Alles  vielleicht  gutgemeinte,  aber  im  Grunde  doch  kurzsichtige  An- 
sichten, über  welche  schon  in  nächster  Zukunft  zur  Tagesordnung 
i^eschritten  werden  sollte. 

Dies  geschah  theilweise  schon  in  der  schliesslich  eingelangten 
Krledigung  des  Memoriales  von  1781.  Sie  ist  den  evangelischen 
Ständen  in  der  Intimation  der  böhmischen  O. -Hofkanzlei  vom 
20.  Februar  1782  durch  die  Zuschrift  des  Consistoriums  vom 
26.  März  1782  zugestellt  worden*).  In  ihr  war  die  fröhliche  Kunde 
enthalten,  ,daß  den  hierländigen  Protestanten  nicht  nur  das  Toleranz- 
system auf  das  vollständigste  zu  statten  komme,  sondern  es  auch 
bey  demjenigen,  was  ihnen  schon  vorhin  mehreres  durch  Verträge 
und  Gesetze  eingeräumet  worden,  sein  Verbleiben  haben  solle*. 
Darauf  geht  die  Intimation  auf  die  einzelnen  Klagepunkte  ein  und 
gibt  die  Allerhöchste  Entscheidung.  Diese  redet  ganz  die  Sprache 
des  Toleranzpatentes,  wie  ja  manche  Punkte  desselben  mit  jenen 
der  Intimation  gleichlautend  sind.  Wir  wollen  nur  die  Kirchen- 
verfassungsfragen, die  in  ihnen  zur  Erledigung  gelangten,  berühren. 
Ks  wird  den  Evangelischen  erlaubt,  ,daß  sie  so  viele  Kirchen  Vor- 
steher zu  Teschen,  welche  die  Verwaltung  und  Verrechnung  des 
Vermfigens  von  dasiger  Gnaden  Kirche  nebst  der  Aufsicht  über 
die  Schule  zu  besorgen  haben,  als  sie  für  nothwendig  erkennen, 
sich  wählen,  auch  nach  Erforderniß  der  Menge  ihrer  Religions  Ver- 
wandten die  Prediger  vermehren  können,  jedoch  hätten  selbe  über 
ein  so  andere  Individua  de  Casu  in  Casum  die  Landesfürstliche  Be- 
stättisjunir  zu  erbitten.*  Und  ad  4^^^^  der  Beschwerdeschrift  ver- 
ordneten    S.    k.    k.     Majestät,    ,daß    anstatt    der    bisherigen 


»)  Teschener  evang.   Pfarrarchiv. 


_246 

Religions-Commission  zu  Teschen  ein  förmliches  un-l 
eigentliches  Corsistoriuni,  bestellend  aus  blossen  Pro- 
testanten   halb    geistlichen,    halb    weltlichen    Standt:^. 

jedoch  unter  einem  katholischen  Praeside  bestell«! 
und  solchem  nachstehende  Materien,  benanntlich 

a)  die    Examina,    Ordinationes  und    Inve«titur-ie    der   zum    Fre;;iin- 

und  Pa.storalamt  berufcne:i    und  von  dem  Landes-Fürsten  kon- 

firmirten  Geistlichen; 
/^)  derselben  Ccnsurae  morum; 
r)  die  Matrimonialia  primae  Instantiae; 

(/}  die  Anliefjcnheiten,  .so  die  Kirchen  und  Schulen  bctretTen; 
«•)  die  Hin-  und  Aufsicht   über   die  Kirchen   und   Aiimosenjicider. 

dann    ihre    Verwendung,    obschon    im    Bexiig    auf   das    letztere 

unter  diesortigen  Bcstatti^ung,  jedoch  Salva  Appellaliore    hi'; 

her,  und  Salva  Revisione  nach  Hof.  übergeben  werden   sol'en.-- 

Von  diesem  Consistorio  wäre  eine  eigene  Instruction  racii 
ihren  Principiis,  jedoch  mit  Rücksicht  auf  die  Landesfursllichcn  \'cr- 
ordnungen  zu  entwerfen,  und  solche  eben  so,  wie  die  zum  Con 
sistorio  anzustellenden  Subjecta  durch  dieses  k.  k.  Amt  zur  aller- 
höchsten Approbation  gutachtlich  ein/.ubefordern.* 

Zum  Schlüsse  der  Intimation  wird  noch  mitgetlieilt,  »dal?  dis 
förmliche  PubÜcation  der  die  Toleranz  Grundsatze  btlrcnende:) 
Circular -Verordnung  nächstens  erfolgen  werde'.') 

Seit  dem  Weslfal.  P'rieden  hatten  keine  >Gravamina«  und  keirc 
iPrcces«  der  Schlesier,  die  bei  Oesterreich  verblieben,  einen  solchen 
Krfoig,  wie  die  vom  Jahre  1781.  Es  war  eben  schon  eine  neue  /!^Jt. 
in  welcher  sie  eingereicht  und  erledigt  wurden.  .  .  . 

Mit  der  Abschaffung  der  Religionscommission,  mit  welcher  die 
schksischcn  Protestanten,  insofeme  sie  sich  auch  protestanti-^ches  n^n- 
s'storium  nannte,  geziiciitigt  wurden,  und  mit  der  Kinselzun'*  eiiits 
f.irmlichen  und  wirklichen  evangelischen  Consistoriums  in  Te-^cheii 
beginnt  in  der  evangelischen  Veifassungsgeschichte  Oesterreii-hs 
eine  neue  Aera,  die  Aera  der  Toleranzzeit.  Diese  hrzt-iuhnt: 
ohne  Zweifel  einen  Fortschritt  in  der  Verfassungsentwickelung  der 
evangelischen  Kirche  Oesterreichs.  Ihre  Schilderung  m^ge  einer 
späteren  Zeit  vorbehalten  werden. 

1)  Würliich   '<•  li.lL  tter   K^i=er  den   AlKriig   iler  Hofkan/Ici  uii,j;r3...icr!. 
')  Gescliah  <U«  30.  M"i  1782. 


VIII. 
Zum  Schlusse  sei  es  uns  noch  gestattet,  einen  Umblick  in  den 
anderen  iisterreichischeii  Erblanden    zu    halten,  um    zn  erfahren,  ob 
sich    dort    bis    zur    Toleranzzeit    nichts    ereignet    hat.    was    die    Ver- 
f.T.'isiingsseschichte  zu  verzeichnen  hätte. 

Die  Thatsache,  dass  es  schon  vor  Anbruch  der  Toleranzzeit 
in  Oesterreicii  neben  Schlesien  doch  auch  andere  Länder  gab,  in 
welchen  den  Evangelischen  die  freie  Religionsubung  zugestanden 
wurde,  nöthigt  uns,  diese  Frage  zu  stellen.  Ist  ja  die  freie  ReÜglons- 
ubung  die  Bedingung,  unter  welcher  es  zur  Verfassungsbildung  und 
■Hnt Wickelung  kommen  kann. 

Wir  finden,  dass  es  in  Oesterreicii  in  der  That  vor  1780 
Länder  oder  wenigstens  Gegenden  in  den5clben  gab,  in  welchen 
sich  die  evangelischen  Bewohner  des  freien  Religionsexercitiums 
erfreuen  durften. 

Galizien  war  es,  welches  vor  Allem  in  dieser  Hinsicht  in 
Betracht  kommt. 

Die  Theilung  Polens,  an  welcher  Maria  Theresia  nur  mit 
Widerwillen  theilnahm.')  brachte  (1772)  Oesterreich  ein  grosses  Stück 
de^  genannten  Königreiches,  welches  dann  durch  die  dritte  Theilung 
Polens  (1795)  noch  vergrössert  wurde.  Die  eingeheimsten  Länder 
stellen  das  heutige  Königreich  Galizien  und  Lodomerien  mit  einem 
Flächcnraume  von  1400  Ouadratmeilen  dar.  Auch  in  den  von  Oester- 
reich in  Beschlag  genommenen  Gebieten  befanden  sich  Evangelische 
—  Dissidenten,  wie  man  sie  in  Polen  nannte.  Das  Hauptcontingent 
der  Evangelischen  scheint  aber  die  Gemeinde  Biala  vorgestellt  zu 
haben;  in  den  anderen  Theilen  Gaüziens  mag  die  Anzahl  der  Pro- 
testanten unbedeutend  gewesen  sein. 

Es  ist  nicht  unsere  Aufgabe,  auf  die  Geschichte  der  evangeli- 
schen Dissidenten  in  Polen  und  damit  auch  des  jetzigen  GalizJens 
einzusehen.  Es  mag  nur  im  Interesse  des  besseren  Verständnisses 
der  Sache  bemerkt  werden,  dass  die  auf  der  Synode  zu  Sendomir 
aus  Reformirten,  Lutheranern  und  Anhängern  der  Brüderunität  ge- 
einigte  Kirche   (1570)'}   viele  Verfolgungen    und    Bedrückungen    zu 


'1  VbI.  Af 

neih,  Maria  Theresia 

1870.  Btl.  Vllt.  S.  .Ml 

>)  Lukasi 

fwici,    Von  <)en   Kir 

chen    ä.  böhm.   Brüder    iir 

-leu 

seh  Y.  F[sch 

r,  1B87,  S   75  «.  f. 

248 


erdulden  hatte,  bis  für  sie,  leider  erst  dann,  als  bereits  das  Küaij- 
reich  Polen  seiner  Auflösung  entgegenging,  eine  bessere  Zeit  kam. 
Der  sogenannte  Warschauer  Tractat  vom  24.  Februar  176^ 
abgeschlossen  zwischen  Russland,  Preussen,  Dänemark,  England  um: 
Schweden  einerseits  und  Polen  andererseits,*)  brachte  den  Dissidenter. 
>die  freie  Relif^ionsübung  in  ihrem  ganzen  Umfange«.  Die  Evange- 
lischen, welche  durch  die  Theilung  Polens  an  Oesterreich  kam  er., 
brachten  sozusas^en  die  Religrionsfreiheit  nach  Oesterreich  mit  sich. 
Sie  sollte  ihnen  auch  unter  der  neuen  Regierung  nicht  verkurz: 
werden.  Schon  in  dem  vom  Landesgouverneur  v,  Pergen  unter- 
zeichneten Patente  vom  12.  October  1772/)  welches  die  Flüchtlin^^e 
in  ihre  Häuser  zurückrief,  wird  gesagt:  »Asseritur  denique  in  per- 
petuum  unicuique  incolae  revindicatarum  harum  terrarum  liberum 
religionis  suae  exercitium,  ea  ratione  tamen  et  modo,  quo  nunc  re  ipsi 
fruitur.«  Als  der  förmliche  Theiiungsvertrag  zwischen  Oesterreich, 
Russland  und  Preussen  den  18.  September  1773  abgeschlossen  wurde. 
ist  den  Evangelischen  durch  den  Art.  V  desselben  Folgendes  zu- 
gesichert worden:*)  >Dissidentes  et  Graeci  non  Uniti,  qui  provincii- 
praesenti  Tractatu  cessas  incolunt,  gau debunt  possessionibus  et  pn> 
prietatibus  suis  quoad  statum  civilem,  et  respectu  religionis  conser- 
vabuntur  omnino  in  statu  quo;  nempe  in  eodem  libero  cultus  a: 
disciplinae  suae  exercitio,  cum  tantis  et  talibus  Ecclesiis  boni<qae 
ecclesiasticis,  quae  possedere  in  momento  transitus  sui  sub  Dominiunn 
Suae  Maj.  Imp.  Reg.  et  Apost.,  mense  Septemb.  a  1772,  —  Nequr 
Sua  Maj.  juribus  Summae  potestatts  in  praejudicium  Status  quo  circn 
religionem  Dissidentium  et  non  Unitorum  in  regionibus  supra  dict  s 
unquam  utetur.«  *) 

Josef  II.  hat  sich  die  materielle  und  geistige  Hebung  Galizien.^ 
sehr  angelegen  sein  lassen,  und  mit  Recht  ist  er  der  Sch^  pfe: 
Galiziena  genannt  worden.  Er  bemühte  sich,  Galizien  auf  die  Art 
aufzuhelfen,    dass    er   deutsche  Colonisten   in's  Land   rief,    denen  er 


*)  Vgl.  den  geschichtl.  Ueberblick  bei  Kolatschek,  Gesch.  d.  evang.  Ger: 
zu  Biala,  1860,  S,   13  u.  f. 

a)  Kolatschek,  1.  c,  .S.  230  u.  f.;  Kuzmany.  ürkundenbuch,   S.  73. 

3)  Kuzmany,  Urkiindenb,  S.  74;  Kolatschek,  S.  40. 

*j  Kuzmany,  Urkundenb,  S.  74;  Kolatschek,  S.  234 

f)  Im  deutschen  Texte  bei  Kuzmany:  ,Zur  Beschränkung  ihrer  derma  .^irii 
Verfassung  niemals  bedienen." 


249 

durch  die  Patente  vom  1.  October  1774  und  17.  September  1781 
bedeutende  Privilegien  zusicherte.  Zu  diesen  gehörte  auch  die  freie 
Keligionsübung  mit  der  Erlaubniss,  eigene  Bethäuser  zu  erbauen 
und  Prediger  zu  berufen.') 

Das  Toleranz  patent,  welches  in  Galizien  den  10.  November 
ITÖl  zur  Pubiicjfung  gelangte,')  brachte  das  Rellgionswesen  der 
Kvangelischen  Galiziens  ,auf  den  Fuß*  der  anderen  Kronländer. 
Wie  gestalteten  sich  aber  die  Verfassungsverhältnisse  Galiziens  bis 
zunn  Jahre  178 1 .'  Die  Verfassungs Verhältnisse  der  evangelischen 
Kirche  in  Polen  sind  durch  die  Synoden  zu  Pinczow  1557  und  1561. 
Wlodzislav  1558  und  1559,  Xions(1560)  und  die  Generalsynode 
zu  Krakau  (1573)  geregelt  worden.')  Diese  thaten  es  auf  synodaler 
Grundlage  und  gewährten  bei  der  Leitung  der  Kirche  dem  evange- 
lischen Adel  bedeutende  Vorrechte,  Die  ganze  evangelische  Kirche 
Polens  zerfiel  in  drei  Provinzen,  von  welchen  jede  einen  geistlichen 
Senior  primarius  (Superintendenten)  an  der  Spitze  hatte.  Jede  Provinz 
zerfiel  wiederum  in  Districte,  welche  von  einem  geistlichen  Senior, 
Consenior  und  einem  Senior  politicus,  welchen  die  Patrone  auf  der 
Synode  wählten,  geleitet  wurden.  Die  einzelnen  Gemeinden  sind  von 
einigen  Aeitesten,  welche  die  Gemeinden  aus  den  angesehensten 
Gemeindegliedern  wählten,  verwaltet  worden.  Die  Anzahl  der  Mit- 
glieder des  Aeltestencollegiums  war  in  verschiedenen  Gemeinden  und 
in  diesen  auch  zu  verschiedenen  Zeiten  eine  verschiedene.  In  der 
Bialaer  Gemeinde  scheinen  es  nicht  mehr  als  vier,  in  den  anderen 
Gemeinde,  z.  B.  Krakau,  sechs  gewesen  y.usein.  Neben  den  Aeltesten, 
die  man  auch  Senioren  nannte,  gab  es  einige  Diacone,')  deren  Pflicht 
es  war,  freiwillige  Gaben  einzusammeln;  mit  diesen  sollten  die  Bedürf- 
nisse der  Kirche  gedeckt  werden  (publicae  eleemosinae,  quibus  juvetur 
ecclesia  in  suis  necessitatibus).  Der  Schwerpunkt  der  ganzen  Kirchen- 
organisation lag  in  den  Synoden.  Es  gab  Districtssynoden  (vier  jähr- 

>)  Zuiiächsl  in  den  Slädlen:  Lemberg,  Jwoslav.  Zamoäd,  ZalecSiyki;  das  Patent 
v.iti    17.  September  1781   (hei  Kolat  sehet,   S.  234)  brachte  Hiala  und  I'odgorie  nach. 

')  Frank,  Tuler^-mimtent,    1881,   S.  50. 

»)  Lechler,  Gesch.  der  rresliyier.  und  Synodal  Verfassung,  1834.  S.  142, 
I-ukaNzewici,  S.  a9.  Besonders  auch  „die  älteslen  evang.  Synodal  pro  lok  olle  Polens 
1555—61',  in  den   ^Lasciana'  von  Dallon.  1898. 

J)  Wengierski,  Chronik  der  «vang,  Gemeinde  lu  Krakau  (deutsch  von  AU- 
mann,    1880),   S.   17  und  sonst. 


250 


lieh),  zu  denen  ausser  den  Geistlichen  alle  Mitglieder  der  Gemeindeii 
Zutritt  hatten,  Provinzialsynoden  (eine  jährlich),  welche  aus  Senioren, 
Consenioren  und  aus  weltlichen  Aeltesten  (vier   aus   jedem  Bezirke^ 
sich    7Aisammenset/.ten.    Der   Zusammenschluss    der    ganzen  Kircl  e 
geschah    in    der  Generalsynode,    welche  nach  Bedarf  zusammentrat. 
Im  Laufe  der  Zeit  haben  die  Svnoden  beinahe  ihre  oranze  Hedeuturr:: 
eingebüsst.  —  Der  Warschauer  Tractat  gab  den  Kvangelischen  das 
Recht,    3^ da   keine  Gesellschaft    ohne  Subordination    und   Zucht  sein 
kann*,    eigene    Consistorien    zu   errichten,    ihre   Synodalischen 
Versammlungen  zu  halten,  sie  so  oft  zusammenzuberufen,  als  sie  es 
für  nöthig  erachten  werden,  und  auf  denselben  alle  diejenigen  Sachen. 
die  ihre  Lehre,  ihre  Ordnung,  ihre  Kirchenzucht,  ihre  Gebräuche  und 
das  Verhalten    ihrer    Prediger    angehen,    zu    entscheiden   und  anzu- 
ordnen*  (§  5).  Und  dieses  Recht,    sowie  die  kurz  skizzirte  Kirchen- 
verfassung    hat    den  Evangelischen    in  Galizien    der  Toleranzvertra.: 
von  1772  resp.   1773  zugesichert. 

Die  Evangelischen  in  Galizien  sind  aber,  so  viel  wir  sehen. 
nicht  in  die  Lage  gekommen,  von  dem  Rechte,  Consistorien  aufzu- 
richten und  Synoden  zu  halten,  Gebrauch  zu  machen.  Wenigstens 
liört  man  von  derlei  Dingen  nach  dem  Jahre  1773  gar  nichts.  Dic- 
jcni^^en  evangelischen  Gemeinden,  welche  es  in  Galizien  gab.  unil 
welche  dort  in  Eolge  der  Colonisation..  vom  Jahre  1775  ange^an-en. 
sich  bildeten,  mussten  einige  Zeit  hindurch,  wie  einstens  die  schlesischcn 
Gnadenkirchen,  für  sich,  ohne  einen  kirchenregimentlichen  Zusammen- 
schluss, existiren.  Sie  verfuhren  so,  dass  sie  Kirchen  Vorstehern  die 
Leitung  der  Gemeindcangelegenheiten  übertrugen,  welche  dieselben 
im  Vereine  mit  dem  Pfarrer,  wenn  nämlich  ein  solcher  vorhanden 
war,  besorgten.  Erst  die  Toleranzgesetze  Josephs  IL  regelten  die 
Veifcissungsverhältnisse  der  Evangelischen  Galiziens  in  gleicher  Weise 
wie  die  der  anderen  Länder. 

Ein  anderes  Land,  welches  zwei  Jahre  später  als  Galizien  an 
Oestcrreich  kam,  ist  Bukowina  (7.  Mai  1775).  Es  ist  aber  schwer 
zu  sagen,  welcher  Art  die  Kirchenverfassungsverhältnisse  der  dortigen 
Evangelischen  zu  jener  Zeit  waren,  in  welcher  Oesterreich  Bukowin.i 
in  seinen  Besitz  nahm.  Dass  es  auch  dort  Evangelische  g-ecebcn 
haben  musste,  cfeht  aus  der  Allerhöchsten  EntschliessunGf  vom 
23.  Mai   1 835  hervor  ^),  in  welcher  gesagt  wird,  dass  in  der  Bukowina 

1)   Kiizinany,   Urkundenbuch,   S.   105. 


\ 


.auch  die  Protestanten,  30  wie  überhaupt  alle  Uekenner  der  christl. 
Religion  gleiche  Rechte  in  Absicht  auf  die  Ausübung  ihres  Gottes- 
rlienstes  und  auf  die  Er?,iehung  der  Kinder,  sowohl  während  der 
Moldauischen  Regierung,  als  nach  der  Besitznahme  des  Landes  ge- 
nossen.*') Ueber  ihre  Kirchenverfassunj;  fehlen  uns  gänzlich  die 
N'achrichten.  —  Unter  Joseph  II.  bildete  Bukowina  als  Bestandtheil 
Galiziens  den  ,Czernowitzer  Kreis*.  Damit  ist  wohl  der  für  die 
übrige  evangehsche  Kirche  Oesterreichs  geltenden  Verfassung  auch 
in  den  evangelischen  Gemeinden  Buhowinas  Geltung  verschafft  worden. 
Das  Toleranzpatent  ist  in  der  Bukowina  nicht  kundgemacht  worden.  =) 
Eine  eigenthümliche  Erscheinung,  auch  auf  dem  Kirchen- 
verfassungsgebiete, gewährt  der  BeiiirkAsch  mit  Sorg  und  Neu- 
berg in  Böhmen.  Dasselbe  gehörte  seit  1331  zum  Egerlande.  Im 
J^hre  1397  kam  das  , Ascher  Inspectorat'  in  den  Besitz  des  Ge- 
schlechtes der  Zcdwitz,  und  zwar  als  Kronlehengut  von  Böhmen. 
Die  Zedwit/,  verstanden  es  (seit  1400),  sich  nicht  nur  von  Eger  unab- 
li.ingig  7.U  machen,  sondern  überhaupt  eine  besondere  staatsrechtliche 
:^telhing  zu  gewinnen.  Die  Herren  der  .Dynastie  Asch*  gerirten 
«ich  ganz  so  wie  reichsunmittelbare  Fürsten,  verkündeten  Reichs- 
heschlüsse  in  ihrem  eigenen  Namen,  gaben  Polt/.eiverordnungen  etc , 
kurz  nahmen  in  Böhmen  eine  exceptionelle  Stellung  ein.  Das  dauerte 
bs  1736.  Da  fing  die  Wiener  Regierung  an.  die  Reichsunmittelbar- 
keit  der  Zedwitz  zu  bestreiten  und  sie  als  Vasallen  der  böhmischen 
Krone,  und  damit  auch  des  Hauses  Habsburg,  anzusehen  und  zu 
behandeln.  In  Folge  dessen  kam  es  zu  einem  langen  Rechtsstreite 
zwischen  den  Zedwitz  und  der  Krone  (der  sogenannte  Exemtions- 
oder  Immedietätsstrcit],  in  welchem  das  Corpus  evang.  vergeblich  zu 
Gunsten  der  Zedwitz  intercedirte. ')  Der  Streit  fand  damit  sein 
Ende,  dass  sich  die  Zedwitz,  nach  dem  Beispiele  Christ.  K.  L.  Ad. 

Die 


■)  VbI.  auch  d»< 

1    ilher    die  Gemeinde    Screih  Gesagle    in    Köl«l! 

ichek's,   I 

.■v.-,nE.  Kkdie  Oc-^MT. 

in  den   deutsch -lavisthen  I,STu!ern,    18GD,  S.   200, 

Getilgte. 

')  Frank.  Tole 

riin^patent,  S.  53. 

-)  Ueber  diesen 

Streit    wird    ausführlieh  in    den    Act.  bist,  eccle«. 

berichtet. 

V^l.  ;.uch  die  „Weite« 

:  AiLsrüIming    des    im    Jahre   1767    herRuseekomm, 

;nen    ausfü 

lidien   und  gründlichen 

Unlerridits  von   der,   der  Krun   ÜÜhmen  Über  die 

von  Zedw 

™  Neuberg  und   Asch. 

auch  deren   Geridit   A^ch    und  daiu  geliürige    Or 
nde^lioheit      vvurinne    be«n([ter    Unlerricbi    ireifen   r 

.Schäften, 

penannlen   re.i.eclnose.'i 

Zedwii^.   lie.ntiiworiung  nihthlich  und   nlingriindli, 

:h  gemach 

Vorwürfe  au<  klaren   U 

rkuniien  gereciiirerligt  wird."   1772  (hei  TraUnet). 

V.  Zedwitz»  der  sich  bereits  17G0  ^submittirte*,  1774  eine  Sub- 
mission Allerhöchsten  Ortes  einbrachten,  und  diese  vor  einer  ei:^e:.> 
dazu  bestellten  Commission  , nochmalen  anerkannt  und  sov.  <•:/ 
mündlich,  als  mittels  ihrer  eigenhändigen  individual-Unterschrift  ur  ; 
Pettschafien  schriftlich  widerholt  bestättiget,  mithin  dero  Landr- 
mütterlichen  nur  auf  Milde  und  Gerechtigkeit  abzielenden  aller 
höchsten  Gesinnung  das  vollständig  gehorsamste  Genügen  gel  eist,  t 
haben.**)  In  Folge  dieser  Submission  ist  das  Ascherland  defin  t:v 
zur  Krone  Böhmen  geschlagen  worden  und  kam  so  an  das  Hr.jL> 
Habsburg.  Bei  ihrer  Submission  übergaben  die  Zedwitz  eine  Bn:- 
schrift,  in  welcher  sie  ihre  Desiderien  namhaft  machten.  Diese  ct::- 
hielten  gleichsam  die  Bedingungen,  unter  welchen  sie  bereit  waren. 
in's  Vasallenverhältniss  zur  Krone  Böhmen  zu  treten.  Ihre  Bittschri': 
ist  von  der  Krone  mit  den  sogenannten  Temperamentspunkten 
vom  10.  März  1775  beantwortet  worden,  in  welchen  ^e:n  Zeduitj 
eine  Reihe  von  Privilegien  zugestanden  und  auch  das  Religionswoer. 
geregelt  wird.  *) 

Ehe  wir  aber  die  betreffenden  Bestimmungen  anführen,  ist  o 
nothwendig^,  zu  bemerken,  dass  das  Ascherland  sich  seinerzeit  gar; 
der  evangelischen  Lehre  zugewendet  und  es  verstanden  hat,  ai:ch 
in  der  Zeit  der  Gegenreformation  evangelisch  zu  bleiben ;  dasselbe  i>: 
sogar  damals  vielen  evangelischen  Flüchtlingen  aus  dem  Eg-erlanv".^ 
zur  Zufluchtsstätte  geworden.  Gewährten  ja  Asch  ihren  Schutz  der 
Markgraf  Albrecht  von  Brandenburg  und  der  Churfürst  Johann  Gec»rj 
\on  Sachsen.  Weil  Asch  zu  jener  Zeit  in  kirchlicher  Hinsicht  unter 
das  Consistorium  in  Dresden  gehörte,  übte  auch  der  Churhir>: 
Johann  Georg  von  Sachsen  das  Jus  circa  sacra.  also  auch  da- 
Patronatsrecht  bei  Kirchen  und  Schulen,  aus.")  Es  scheint  jedoch 
die  Familie  Zedwitz  nach  und  nach  das  Patronatsrecht  und  andere 
Jura  ecclesiastica  sich  angeeignet  und  ausgeübt  zu  haben.  Den  Hclc:: 
dazu  finden  wir  in  dem  weiter  unten  folgenden  Wortlaute  der  Teir.- 
peramentspunkte.     Es    bestand    daher    auch    im  Ascher   Bezirke    c! V 


M  Aus  dtfm  Eingänge  der  Temperamentspunkte. 

9)  Die  Tt-mperamenisi)unkte  vollständig  in  Unger's  ^Urkunden  u\>rr  e 
böhmischen  Kronlehengüler  Asch  und  Fleissen*,  1841,  S  28  u.  f.  Der  u.if  -•:• 
Keligionswesen     sich     beziehende    Ab^chnilt    bei    Kujmany,    Urkur.denbuch,      S.   T*-» 

3)   Diese  und  die  meislen  historischen  Mitiheilungen   haben   wir  der  «Gevc:..v.t 
liehen   Skizze**   in  Tiltmann's  Heimat^kunde  dts  Asch.  Bez.»  1893,  entin.TiMu»  n. 


253 

C  on  sistorialverfassung,  was  bei  der  Neuordnung  der  kirch- 
lichen Verhältnisse  durch  die  Temperamentspunkte  nicht  ausser  Acht 
gelassen  werden  durfte. 

Eine  der  ersten  Bedingungen,  unter  welchen  die  Zedwitz  sich 
der  Krone  unterwerfen  wollten,  war  natürlich  die  freie  öffentliche 
Religionsübiing.  Diese  ist.  wie  aus  dem  Wortlaute  der  Temperaments- 
punkte liervorgeht,  Asch  schon  1757  und  seit  der  Zeit  •mehrmaien* 
zugesagt  worden.  Und  die  Temperament.spunkte  haben  an  erster 
Stelle  die  Bestimmung,  »daß  Selbe  (Zedwitz)  weder  in  dem  freyen 
Religions-Exercitio  der  A.  C.  gestöhret,  noch  in  der  bisherigen 
Ausübung  der  jurium  ecclesiasticorum  et  circa  Sacra  auf  einigerley 
\\'eii3e  gehindert  werden  solle,  wie  dann  Ihro  Mai.  weiters  gnädigst 
bewilligen,  daß  für  die  ad  forum  ecclesiasticum  einschlagende  An- 
l^elegenheitcn  ein  eigenes  Consistnrium  zu  Asch  bestellet 
werden  möge,  von  welchem  sodann  der  Zug  an  die  Kim.  Appellations- 
Kammer,  und  von  dort  hieher  an  die  höchste  Hof-Stelle,  als  den 
obrislen  Richter  zu  nehmen,  hieselbst  aber  secundum  Pnncipia  a.  c. 
in  Judicando  fürzugehen  seye;  Wohingegen  Ihro  Mai.  sich  alleinig 
das  Ihro,  als  regierende  Königin  in  Böheim  zustehende  Jus  summum 
circa  sacra  vorbehalten,  alle  diesfällige  recursus  nach  Sachsen  aber 
Kiib  poena  excitationis  fisci  schärfest  verbotlien  haben  wollen;  dahero 
dann  die  Supplicanten  die  Art  und  Weise,  wie  Selbe  sothanes  Con- 
sistorium  in  gedachten  Asch  zu  errichten  gedenken,  der  Kön.  Appel- 
lations-Kammer, als  ihrer  vorgesetzten  Instanz  zur  Wißenscbaft  an- 
zuzeigen, daßelbe  mit  tüchtigen  und  untadelhaflen  Subjectis  zu  be- 
setzen und  solche  ersterwehnter  Appellations-Kammer  nahmhaft  zu 
machen  haben.« 

Wie  aus  dem  Angeführten  ersichtlich  ist,  sollte  von  nun  an 
die  Abhängigkeit  der  Ascher  evangelischer  Kirche  vom  Consistorium 
in  Dresden  aufhören,  und  die  Leitung  des  Kirchen wesens  einem 
eigenen  Consistorium  übergeben  werden.  Der  Familie  Zedwitz  sind 
von  nun  an  auch  rechtlich  die  landesfürstlichen  Jura  ecclesiastica 
et  circa  Sacra  zuthcil  geworden;  nur  das  Jus  summum  hat  sich 
die  Kaiserin  vorbehalten.  Dieses  kam  auch  darin  zum  Ausdrucke, 
dass  der  Instanzenzug  an  die  Appellationskammer,  und  von  da  an 
die  höchste  Hofstelle  ging.") 


')   Die  Appellalionskammer  ist   von  Ferdinand   I.  (1548)  anstail  der  ehern [ili(;en 
alioRen   nich  Magdcbuig  und  Leipiig  eingerichlel  worden.  —   Die  Ui^iricie  Egec 


"t"'"^'    ^'-'imHJftfl; 


'L<\  den  Jiir.i  ecclesiaslica  dtr  Ztdwitz  fielnifle  nach  den  Ttr.> 
I)eraiiicnt!-[niiiktt-ii  auch  die  Einrichturi'j  des  neL;en  Asciicr  C;;- 
visloriums.  Diese  ist  auf  foii^'ende  Weise  vollzoi,'en  worden  :  die  Fan^i  .r; 
Zcdwitz  ubernaiim  das  Prasidimii;  Mitj^üedcr  mit  der  Eigenschaft  &.' 
Assessoren  und  Votantcn  waren  der  Oberpfarrer  (In*pector'  v>i; 
Asch,  welcher  zugleich  die  Function  des  RcfereTiten  ausübte,  car..^ 
tier  Pfarrer  von  Xeuberg  und  ein  landesfursthcher  Coniniis.sar.'i 

Das  Patron alsrecht,  welches  in  den  Temperamentspunkten  a!  cr- 
iiiii!:;s  nicht  besonders  angefulirt  ist,  welches  aber  in  den  j^r,'. 
ccciesiastica  entliahen  sein  mochte,  übte  die  Familie  Zedwitz  bc. 
Kirche  und  Schule  aus,  indem  sie  allein  die  gesanimten  Steigen  ccr 
evan.L:elisclien  Pfarrer  und  Lehrer  besetzte  (auch  die  Erneniiiing  d:- 
Inspectors  kam  ihr  zu).  Sie  hatte  auch  massgebeiiden  F.inllii?s  •x-'. 
die  \'erwaltung  des  Kirchenvermogens  und  noch  andere  Sond-^r- 
rechte.  Dabei  waren  ihre  Pflichten  dem  evangelischen  Kirchen «e^cü 
gegenüber  ganz  unbedeutend.')  Die  anderen  Gemeindeglieder  hatua 
an  der  Kirchenverwaitung  nicht  den  geringsten  Antheil. 

Auf  das  Ascher  Territorium  hatte  das  Toleranzpatent  k-eint,i 
Hezug.  Dort  sollte  der  »bisher  hergebrachten  Observanz  nachge- 
gangen werden».') 

Und  noch  eine  Stadt  gab  es  in  Oesterreich.  in  uelcher  V'.r 
der  Publicirung  des  Toleranzpatentes  die  evangelische  Kirche  Heima;-- 
recht  erlangt  hat:  Triest,  Mit  der  Eröffnung  des  FVcihafens  '171-' 
begannen  wiederum  die  Evangelischen  sich  in  Triest  anzusiedeln.  Ihr^- 
V'ersuchc  und  Kcmühungen,  freie  Religionsübung  zu  erhalten,  hatten 
erst  im  Jahre  1778  den  gewünschten  Erfolg.  Das  kaiserliclie  Kescriir; 
vom  '_'l.  Februar  1778  erlaubte  , denen  in  Triest  anwesenden  evan^e- 
ii.schen  augsb.  Confessiunsverwandten«,   ,ihre  Versammlungen  zu  Au- 

un<l  i;il..,ncn  gdiö.lpii,  WL-il  siesogtnnnile  „teul.^che  l.elien'  «a.eu,  tiiolit  unlrr  da«  Vr..;^- 
IlontlmiieridU,  soniletn  unter  die  Ap|>ellati(,ii,^kammet  als  „TeulM:lie  Lehen->thriir,c- 
(i-illitr.  Vetor(liiuiig<:nS.-.mniluiii;,  1758,  S,  162.  —  Piilier  «ar  Kecht,coiisu>.i:  !^ 
dem  Extniiioiisslreiie;  dieser  wird  de!.hall>  auch  der  „Puiiet'^clie  rmccC-  gen.inni.:  - 
Vgl.  autli  über  die  A(^|>.-Camin,  als  „construiMe  teulsclie  Lehnshauplraaiinsch.iii'-  C...J--. 
Ferd.  Lop.  Joseph.  Carol.,  Frag  1720,  S.  084,  Auch  im  Archiv  des  Mini.  d.  lunc.n 
in  Wien  (IV,  A.  2). 

1)  Die  I.  Gener.-.'iyn.  det  evi^ng.  Kirche.  1864,  S.  181.  —   Ob  da<  Cou^Uiur^^i;. 

»)  lue  1.  Gener.Sj-n.,  S.  181. 

')  llofdect.  vom  6,   Mai   1791   (Kuimany,   UrkunJenbuth,  S.    KU). 


\iburiy  ihres  Gottesdienstes  in  einem  F'nvatViaii?e  halten  zu  dürfen, 
tlaiici  aber  alles  Geräusch  gänzlich  zu  vermeiden'.')  Am  ti.  Juni 
1778  ist  die  evangelische  Gemeinde  A.  C.  zu  Triest  begründet 
worden.  Die  evangelischen  Familienhäupter  (neun  Personen)  einigten 
sich  als  Stifter  der  Gemeinde  über  eine  Kirchenordnung,  nach  welcher 
die  Leitung  und  Verwaltung  derselben  vor  sich  gehen  sollte.  Diese 
ritatuten  haben  den  Titel  eine.s  , Gesetz-Buches,  welches  die  neun 
Stifter  der  Evaiig.  Gemeinde  Ang.  Conf.  zu  Triest,  nachdem  denen 
selben  durch  Ihro  Exe,  des  Hochwürdig.  Hoch-  und  Wohlgcbornen 
I  lerrn  Carh  des  H.  K.  K.  Graf  und  Herrn  von  Zinsendorf  und  Potten- 
dorf, Erbland-Jägermeister  in  Osterreich  unter  der  Enns.  des  hohen 
Teutscheii  Ordens  Ritter  und  Commthur  zu  Möttlinjj  und  Tschernembl 
in  Krain,  beider  K.  K.  A.  Mayestäten  wirklicher  Geheimer  Kath, 
Kämmerer,  Ziwil-Haiiptmann,  Militär-Commandant,  und  Gouverneur 
des  freien  Seehafens  und  der  Stadt  Triest  etc  etc.  laut  dem  in 
unserem  Kirchen -Archiv  verwahrten  Dokument  angezeiget  wurde, 
dali  Ihro  K,  K.  A.  Maye.'^täten  Josephus  H.,  Römischer  Kaiser  und 
Maria  Theresia.  Kaiserin  und  Königin  von  Ungarn,  Böhmen  etc.  etc. 
denen  sich  allhier  befindlichen  Evanfj.  Luther.  Glaubens  Verwandten 
einen  geistlichen  und  privat-Gottesdienst  gnädigst  zu  erlauben  be- 
liebten, zum  Besten  und  zur  Beobachtung  der  ganzen  Gemeinde,  den 
ij.  Juni  im  Jahr  Christi  1778  verfertigt  haben'.  Das  »Gesetzbuch* 
zerfallt  in  zwei  Theile,  von  welchen  der  erste  (in  17  Paragraphen)  ,die 
Gesetze  von  der  Einrichtung  der  Gemeinde  und  des  Gottesdienstes 
iiberhaupt',  der  zweite  in  drei  Abschnitten  ,dic  Gesetze  oder  die 
Pflichten  der  Kirchen  Vorsteher  gegen  die  ganze  Gemeinde  und  den 
Geistlichen*  (in  14  Paragraphenl,  , die  Pflichten  des  Geistlichen  gegen 
die  Vorsteher  und  gegen  die  ganze  Gemeinde'  (in  17  Paragraphen)  und 
,die   Pflichten  der  ganzen  Gemeinde  gegen   die  Vorsteher  und  gegen 

'1  Steinscker,  Gesell,  üebers.  d«  Enlw.  der  evHiig.  Gem.  A.  B.  lU  TrLeü, 
1849,  S,  8,  —  MedEcus,  Gesch.  Noliien  lum  lOÜjühdgcn  Jubiläum  der  evang.  Ge- 
meinde A.  C.  in  Triest,  1878,  S.  11  u.  f.  —  Ob  die  Bestimmung:  Mes  Geräusch  im 
(Icitcsdiensle    i\t    vermeiden,    nicht   die  Ursache    davon    war,    dass    wie    man    aus  den 

Sinken  eines  Liedes  abgesehen,  und  sUtt  dessen  ,ein  auf  den  Inhal!  d-cr  Predigt 
MCh  lieiiehender  Gesang  mit  vernehmlicher  Deutüchkeit  und  Nachdruck  vorgelesen' 
«urde.i  Uie.'.es  Vorlesen  sollte  vom  Altäre  aus  gescheher.  Vom  Absingen  eines  geist- 
lichen Liedes  wird  wie  von  einem  löblichen  Gebrauche,  welcher  eveiilucll  später  in  die 
Gemeinde  elngefühtt  werden  könnte,  gesprocheii. 


1 


256 

den  Geistlichen*  (in  12  Paragraphen)  enthält.  —  Am  15.  Juli  17^1 
wurden  die  in  dem  Gesetzbuche  enthaltenen  Bestimmungen  in  einc- 
allgemeinen  Versammlung  der  Mitglieder  der  Gemeinde  durch  , Zu- 
sätze* erweitert,  welche  lediglich  liturgischen  Inhaltes  waren.  Un: 
so  liegt  uns  in  dem  Triester  , Gesetzbuche*  mit  seinen  .Zusatzeii* 
eine  evangelische  Kirchenordnung  vor,  welche  in  formaler  Hin^ich' 
den  Charakter  der  alten  evangelischen  Kirchenordnungen  aufwei-t 
und  ohne  Zweifel  zu  den  interessantesten  Verfassungsurkunden  der 
evangelischen  Kirche  in  Oesterreich  aus  der  Zeit  des  XVIII.  Jahr- 
hunderts gehört.*) 

Aus  dem  , Gesetzbuche*  geht  hervor,  dass  sich  die  tolerirte 
Gemeinde  in  Triest,  welche  ungefähr  70  Secten  zählte  und  \(''j. 
isolirt  war,  auf  presby  terialer  Grundlage  organisirt  hat.  Es  si:J 
sogleich  nach  Constituirung  der  Gemeinde  aus  der  Mitte  der  reni 
Stifter  derselben  durch 's  Los  Vorsteher  auf  drei  Jahre  gewählt  worJerj. 
und  zwar  so,  dass  je  drei  von  ihnen  ein  Jahr  lang  fungiren  soUteiu 
Der  Vorsteher,  aufweichen  das  erste  Los  fiel,  hiess  der  erste  u.  >j.  ^v 
Nach  je  drei  Jahren  sollte  die  Wahl  des  Kirchenvorstandes  auf  die- 
selbe Weise  vollzogen  werden.  Ging  unterdessen  etwa  ein  Vors-teher 
ab,  sollte  , durch  Balotation*  ,ein  anderes  würdiges  Glied  au?  der 
Evang.  Luther.  Gemeinde  an  seine  Stelle  erwählt  werden*.  Die  Vor- 
steher, welche  verreisen  mussten,  durften  sich  durch  den  einen  ocer 
anderen  Herrn,  der  nicht  Vorsteher  war,  vertreten  lassen.  Die  \'«.^r- 
Steher  hatten  sich  ,als  Väter  der  Gemeinde  zu  betrachten  und  cl:.> 
Beste  desselben  zu  befördern*.  Zum  ,Entzweck*  sollten  sie  ,blos 
die  Ehre  Gottes  und  das  Wohl  der  Gemeinde*  haben,  ,nie  Personai- 
feindschaften,  oder  partialitäten  äußern*.  Sie  hatten  die  Zucht  in  der 
Gemeinde  auf  die  Weise  auszuüben,  dass  sie  , grobe  Vergehurg^on* 
dem  , Geistlichen  anzeigten*,  damit  er  den  Leuten  , ins  Gewissen  rede*. 
»niemals  aber  in  öffentlichen  Predigten  auf  eine  solche  Person  specia- 
liter  abziele,  denn  dergleichen  Bestrafungen  bringen  nur  Haß  uni 
sehr  selten  Lebensbesserung,  und  streiten  auch  wieder  die  Liebe  des 
Nächsten*.  Den  Kirchenvorstehern  lag  die  Verwaltung  des  Gemeiiuie- 
vermögens,  die  Fürsorge  für  die  Almosenbüchse*  und  für  die  Ordnur  ^ 


»)  Durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn  Sen.  Medicus  aus  Triest  ist  mir   *!..s 
„Gesetzbuch"   sammt   ^Zusätzen*  in  Abschrift  zugckomnr-en. —  Dasselbe  ist  im  .Eine: 
buche*    der    evang    Gemeinde  A.  C,  in  Triest   eingeschrieben.  (Steinacker,    Ge 
Uebers.  etc.,  S,  9.) 


eh. 


257 

des  Gottesdienstes  ob.  Sie  hatten  die  Plenarvcrsammlungen  der  Ge- 
meinde einzuberufen  und  ihre  Tagesordnung  zu  bestimmen,  die 
Wahl  des  Geistlichen  einzuleiten,  für  die  Unterkunft  desselben  zu 
sorgen  und  dessen  Lebenswandel  und  Amtsführung  zu  beaufsichtigen. 
Nach  den  , Zusätzen'  aus  dem  Jahre  1781  hatten  sie  sogar  die  in 
dem  Gottesdienste  zu  brauchenden  Gebete  zu  approbiren.  Hinsicht- 
lich der  Verwaltung  des  Kirchenvermögens  waren  die  Vorsteher  der 
Versammlung  der  .neun  Häupter  der  Gemeinde'  verantwortlich. 
Alle  Jahre  sollten  sie  in  derselben  in  Gegenwart  des  Geistlichen 
Rechnung  legen.  Dieser  Versammlung  stand  es  auch  zu,  die  im 
, Gesetzbuche*  , verordneten  Punkte*  in  Zukunft,  .wenn  es  Zeit  und 
Noth  erfordern,  zu  verändern,  und  einige  Punkte  davon  oder  dazu 
zu  setzen,  je  nachdem  es  die  Umstände,  und  das  Reste  der  Gemeinde 
erfordern  dürften'.')  —  Der  Geistliche  war  immer  nur  auf  vier  Jahre 
zu  wählen.  Die  Wahl  sollte  auf  die  Weise  voll^.ogen  werden,  dass 
.ein  ordinirter  Kandidat,  von  dem  man  versichert  ist,  dass  er  einen 
guten  exemplarischen  Lebenswandel  fuhrt,  ein  gelehrter  Theolng 
und  guter  Prediger  ist,  und  sich  anheischig  maclit,  Kinder  von  (i  bis 
14  Jahren  im  Christenthum  zu  unterrichten,  von  einem  der  Vor- 
steher, oder  auch  von  einem  andern  Glied  der  Gemeinde,  der  oder 
das  in  diesem  Stücke  dazu  die  beste  Gelegenheit  hat,  aus  einer 
Stadt  von  Deutschland  mit  der  ausdrücklichen  Redingniß  unserer 
Gemeinde  vier  nacheinander  folgende  Jahre  getreulich  zu  dienen, 
beschrieben  werde*. ■  Nach  Ablauf  des  dritten  Jahres  .sollte  der  Geist- 
liche den  Vorstehern  anzeigen,  ob  er  gesonnen  sei,  einen  neuen 
Contract  auf  weitere  vier  Jahre,  abzuscWiessen.  Die  Vorsteher  sollten 
darauf  alle  neun  Glieder  der  Gemeinde  zusammenrufen  und  sich  mit 
ihnen  berathen,  ob  man  mit  dem  bisherigen  Geistlichen  einen  neuen 
Contract  schli essen  oder  aber  einen  anderen  Geistlichen  .beschreiben* 
solle.  Die  Entscheidung  wird  durch  die  Mehrheit  der  Stimmen  ge- 
troffen. Der  Geistliche  »muß  sich  den  Ausspruch  der  mehrestcn 
Stimmen  gefallen  lassen«.  Sollte  der  Geistliche  von  selb.st  weg  wollen, 
kann  er  es  nur  dann,  wenn  er  im  dritten  Jahre  die  fiiiher  erwähnte 
Kündigung  eingebracht  hat.  Er  durfte  die  Gemeinde  in  keinen» 
Falle  früher  verlassen,  bis  der  neue  Geistliche  zur  Stelle  war, 
•  es    wäre    denn,    daß    ihn    .sämmtliche    neun    Herren     von   der   Er- 

■)  Auf   Giund    dLestr    BesUmmung    sind    im    Jahre  1781    djs    liturgischen    „Zu- 
5al:e"  in  dem    .Ceseiibuche"    hiniugefiigt  worden. 

Jihibuch  äa  P.(H«i.niiiinui  189S.  H,  111  u.  IV.  I7 


258 


fulliing    dieses  Punktes   looßzählen    wollten«.    —    Zum    Schlüsse  d^? 
> Gesetzbuches«  wird  festgesetzt,   »daß  außer  den  jährlichen  3  Herrc: 
Vorstehern  mit  dem  Geistlichen,    Niemand,    es    seie,  wer    es    wo.li 
etwas  zu  befehlen    habe;    auch    werden    alle  Glieder    der  Gemciii:.e 
und  absonderlich  das  weibliche  Geschlecht,  christlich  vermahnet,  g-t 
Geistlichen  und  denen  Kirchenvorstehern  durch  unnöthige  Verkleine- 
rungen,   Schwätzereien,   Rangstreitiorkeiten    und   anderen   der<^Ieiche-i 
Unanständigkeiten    ihr  Amt   nicht   sauer   zu    machen    oder  Unciri: 
Weiten  unter  der  Gemeinde  zu  stiften,  sondern  sich  untereinander  •=" 
zu  betragen,    wie    es    evangel.  Christen    geziemet   und    wie  es  ur.sc- 
Hrlöser  Jesus  Christus  durch  den  Evangelisten  Mathäus   im  22.  Car 
von  37 — 40  Vers  von  uns  fordert«.  * 

Auch  Triest  brachte  das  Toleranzpatent  die  öffentliche  Religi«  n- 
übung.*)  Auf  demselben  basirt  das  Hofdecret  vom  9.  Januar  ITM' 
durch  welches  den  Evangelischen  in  Triest  eine  ötYentliche  Kirch-. 
gestattet  wird.  In  demselben  Jahre  constituirte  sich  auch  die  reformi^'c 
Gemeinde  in  Triest.')  Die  Toleranzgesetze  bildeten  auch  für  dt 
Triester  evangelischen  Gemeinden  die  Basis  für  die  weitere  Ordn.r;: 
und  Einrichtung  ihrer  Verfassungsverhältnisse. 


Wir    bestrebten    uns    im    Vorhergehenden,    Beiträge    zur    Ver 
fassungsgeschichte    der     evangelischen    Kirche    in     Oesterreich.    ht 
sonders  in  dem  Zeiträume  vom  Jahre  1648 — 1781,  zu  hefem  und  :  : 
zeigen,    in    welcher    Richtung    und    Weise  sich  die  Verfassung  jenr'' 
Kirche  in  der  angegebenen    Zeit    ausgebildet   hat.     Da    es    ganz  Ir 
sonders  die  Verfassungsgesclfichte    der  Kirche    ist,    in    welcher    skj 
ihre  Beziehungen    zu  der   staatlichen  Macht  zu  spiegeln    pflegen.    ^• 
sollten   unsere  Beiträi^e  auch   die  Beziehun^ren,   wie  sie  sich  zwisclu* 
der  evangelischen  Kirche  und  der  staatlichen  Macht  in  Oesterreich 
in  der  von  uns  geschilderten  Zeit  entwickelt  haben,  beleuchten  und  d-^ 
jener  Entwicklung  zu  Grunde  liegenden  Motive  angeben. 

Das  Bild  der  evangelischen  Verfassungsentwickelung,  welche- 
wir  mit  Hilfe  der  beigebrachten  Belege  und  Verfassungsdocumertc 
7u  zeichnen  uns  bemühten,  dürfte  ein  evangelisches  Auge  kaum  sehr  er 
freuen.  Steht  es  ja  auf  demselben  ganz  deutlich,  dass  die  evangelisclir 

*)  Der    Triester    evangelische    Geistliche     durfte    bis     dahin    keine   Tauten    un 
Trauungen  vornehmen. 

*)  ^g'«  Venetianer,  D.  evang.  ref.  Kirche  zu  Triest,  1887. 


259 

tvirclie  Oesterreichs  zur  staatlichen  Macht  vom  Anfange  an  in  solchen 
Keziehungen  stand,  welche  es  ihr  unmöglich  machten,  die  Ver- 
fa.  ssungslhätigkeit  als  ihre  selbstständige  Thätig- 
k:eit  auszuüben.  Gleich  zu  Beginn  unserer  Arbeit  haben  wir  darauf 
aufmerksam  fjemacht,  dass  die  Verfassungsthäligkeit  der  Kirche,  als 
ilire  selbstständige  Thätigkeit  unter  Umständen  verkümmern  kann. 
Unsere  Beiträge  sind  ohne  Zweifel  Beiträge  zur  Erhärtung  dieser 
Wahrheit.  In  Oesterreich  hat  die  staatliche  Macht  die  Arbeit,  welche 
den  Zweck  hatte,  die  evangelische  Kirche  zu  organisiren,  ganz  für 
sich  in  Beschlag  genommen.  Der  evangelisch L^n  Kirche  gegenüber 
brachte  die  weltliche  Macht  alle  Consequenzen  des  alten  Staats- 
kircbenthums  mit  allen  seinen  »Ecken  und  Kanten*  zur  Anwendung. 
Und  da  sich  diese  Macht  in  den  Dienst  der  römischen  Kirche  stellte 
und  sich  alle  Mühe  gab,  dieser  die  Stellung  der  ,ecclcsia  dominans* 
zu  sichern,  konnte  es  nicht  anders  sein,  als  dass  sie  der  evange- 
lischen Kirche  eine  Organisation  octroyirte,  welche  ihr  keine  freie 
Bewegung  gewährte,  sie  aber  dafür  in  möglichst  grosser  Abhängig- 
keit von  der  staatlichen  Macht  erhielt.  Die  Organisation,  welche  die 
evangelische  Kirche  aus  der  Hand  der  staatlichen  ATacht  hinnehmen 
musste,  glich  in  vieler  Hinsicht  einer  Zwangsjacke,  in  welche  sie 
eingeschnürt  wurde,  um  nicht  mehr  freie  Bewegung  zu  machen,  als 
es  der  sie  mit  eifersüchtigem  Auge  beobachtenden  staatlichen  Macht 
genehm  war.  Auf  mehr  hatte  sie  ja,  deren  Existenz,  wie  man  meinte, 
schliesslich  von  der  Gnade  des  Kaisers  abhing,  keinen  Anspruch.  .  .  . 
Das  Traurigste  dabei  war,  dass  die  staatliche  Macht  die  Behandlung, 
welche  sie  der  evangelischen  Kirche  angeddhen  lio^^;,  kurzweg  als  eine 
Anwendung  protestantischer  Principien  hinstellte:  und  dartiber  hätten 
sich  die  Protestanten  wahrlich  nicht  zu  beklagen. 

Der  evangelischen  Kirche  musste  aber  eine  solche  Vcrfahrungs- 
weise  der  staatlichen  Maclit  widerstreben;  und  sie  empfand  dieselbe 
als  Unrecht,  wenn  sie  auch  mit  dem  Rechts grundsatze  der  Epis- 
copal-.  Territorial-  und  Majestätsrechte  des  I.andcsherrn  gestützt 
wurde.  Und  hätte  man  nicht  besser  gethan.  jenen  Rechtsgrundsatz 
auf  seine  Richtigkeit  hin  zu  prüfen,  als  einfach  zu  behaupten,  es  ge- 
schehe den  Protestanten  kein  Unrecht,  weil  man  sie  nach  den  auch 
von  evangelischen  Landesherren  angewendeten  Principien  behandle? 
Die  evangelische  Kirche  in  Oesterreich  konnte  nicht  anders,  als  das, 
was  von  der  Staatsgewalt  für  ein  ,summum  jus*   ausgegeben  wurde, 

IT 


260 


für  eine  , summa  injuria*  zu  halten.  Sie  musste  im  Bewussts^:. 
des  ihr  zukommenden  Rechtes:  an  ihrer  Organisation  selbst  'n 
arbeiten,  im  Bewusstsein  des  Bedürfnisses  einer  grösseren  Freihci: 
und  Selbstständigkeit,  gegen  eine  solche  Verfahrungsweise  sich 
stemmen  und  ankämpfen. 

Leider  that  sie  das  mit  nur  geringem  Erfolge.  Und  auc:i 
die  wenigen  Zugeständnisse,  welche  ihr  in  Folge  des  Beisprinj^en^ 
anderer  ihr  freundlich  gesinnten  staatlichen  Mächte  auf  dem  Ver- 
fassungsgebiete zutheil  geworden  sind,  waren  in  steter  Gefahr,  irr 
wiederum  genommen  oder  eingeschränkt  und  in  einem  ihr  ungün^tieeri 
Sinne  ausgelegt  zu  werden,  wie  es  ja  sowohl  nach  demWestfäl.  Frieceru 
als  auch  nach  der  Altranst.  Convention  und  ihrem  Executions-Rece^> 
wirklich  geschehen  ist.  Es  ist  ihr  selten  gelungen,  ihr  getahrcete^ 
Verfassungsrecht  mit  vollem  Erfolge  zu  vertheidigen  und  vor  Ein- 
schränkungen zu  bewahren.  Und  es  konnte  ihre  Ohnmacht  in  dieser 
Hinsicht  nicht  greller  illustrirt  werden,  als  durch  die  Einsetzung  jen^- 
berüchtigten  teschnischen  Religionscommission  zum  Consistorium  A.  C, 
welches  am  liebsten  die  ihm  unterstellte  evangelische  Kirche  zu  Tode 
regiert  hätte. 

Wer  weiss,  ob  ihm  dies  schh'esslich  nicht  gelungen  wäre,  \\  er:rt 
der  oberste  Inhaber  der  staatlichen  Macht  nicht  zur  Einsicht  uii.i 
Ueberzeugung  durchgedrungen  wäre,  dass  es  einfach  schon  die 
Wohlfahrt  seines  Staates  erfordere,  der  evangelischen  Kirche  und 
den  evangelischen  Unterthanen  daselbst  eine  andere  Behandlungswei?* 
angedeihen  zu  lassen. 

Er  hat  es  zuwege  gebracht,  dass  sich  die  Beziehungen  der  Staat 
liehen  Macht  zur  evangelischen  Kirche  Oesterreichs  in  der  Folge  be 
deutend  gebessert  haben.  Damit  ist  jedoch  nicht  gesagt,  dass  sich  clor: 
das  Verhältniss  zwischen  ihnen  bereits  damals  richtiggestellt  hätte.  D.e 
weitere  Verfassungsentwickelung  der  evangelischen  Kirche  in  Oesterreich 
spricht  deutlich  dagegen.  Der  Strom  der  Entwickelung  ergiesst  sich  nur. 
allerdings  über  die  meisten  österreichischen  Länder ;  er  wird  aber  noch 
immer  von  der  staatlichen  Macht  gänzlich  geregelt.  Auch  jetzt  wirc 
die  Organisation  der  evangelischen  Kirche  in  Oesterreich  von  dt^r 
staatlichen  Macht  vorgeschrieben,  verordnet,  decretirt.  Aber  in  dtr 
verordneten  Verfassung  befinden  sich  bereits  Elemente,  welche  auch 
für  die  Verfassungsentwickelung  der  evangelischen  Kirche  in  Oester- 
reich eine  bessere  Zukunft  verkündeten  und  —  garantirten.  Es  wenifi. 


Verfassungsinstitiitionen  geschaffen,  welche  der  Kirche  die  Möglichkeit 
geben,  ihren  —  wenn  wir  so  sagen  dürfen  —  so  lange  niedergehaltenen 
Verfassungstrieb  zu  bethätigen.  Die  Einzeige nieinde  im  vollen 
Sinne  dieses  Wortes  tritt  nun  auch  in  den  Vordergrund  und  erhält 
ein  gewisses  Recht,  an  ihrer  Organifetion  und  Leitung  mitzuwirken. 
Das  hatte  Tür  die  Zukunft  die  grosste  Bedeutung,  da  ja  die  Organi- 
sation der  Einzelgemeinde  die  Grundlage  der  Kirchenorganisation 
zu  bilden  hat.  Die  evangelische  Einzelgemeinde  fing  in  Oesterreich 
an,  die  Verfassungsthätigkeit  als  eine  Thätigkeit  der  Kirche  für  die- 
selbe zu  reclamiren;  es  sollte  die  Zeit  kommen,  in  welcher  diese 
Reclamation  zu  Gunsten  der  evangelischen  Gesammtkirche  daselbst 
entschieden  wurde. 


IX. 

Bibliographie  über  die  den  Protestantismus  in  Oester- 
reich  betreffenden  Erscheinungen  des  Jahres  1897, 

nebst  kurzen  Nachrichten  über  dieselben,  mit  Ausschluss  der  in  c.e.-tr.i 

^ Jahrbuche*   selbst  erschienenen   Artikel '). 

I.  Für  das  Allgemeine. 

Fr.  Scheich  1,  Glaubensflüchtlinge  aus  Deutschland  seit  den. 
Jahre  1500   und  die  Duldung   im    XVI.  Jahrhunderte.     Zwei    cuU  i- 
geschichtliche  Aufsätze.  Linz,  Mareis,  34.  Mk.  1. 

C.Haupt,  Melanchthon's  und  seiner  Lehre  Einfluss  aufMax- 
milian  IL  von  Oesterreich.  Programm,  Wittenberg,  t>l,  4*. 

Kretschmayr,  Maximilian  11.  an  Ferdinand  I.  .Mittheilun^L: 
des  Instituts  für  österreichische  Geschichtsforschung*.   18,   620. 

W.   E.   Schwarz,    Ein    Gutachten    des    baierischen    Kanzle- 
S.  Eck   gegen   die  officielle  Duldung  des  Protestantismus  in  Ocsttr: 
reich  1568.     In:    , Festschrift    zum    elfhundertjährigen  Jubiläum    l:c> 
deutschen  Campo-Santo  in  Rom*.  Freiburg,  Herder,  IX.  307.  IMl:.  I. 

Nasemann,  Maria  Theresia.  ^Deutsch-evangel.  Blatter*,  22. 
391—404. 

J.  Frank  Bright,  Maria  Theresa.  (Aus:  Foreign  Statesm tu. 
London,  Macmillan  &  Co..  224.  2  sh.  C  d. 

J.  Frank  Bright,  Josef  II.  (Aus:  Foreign  Statesmen.)  London 
Macmillan  &  Co..  XI,  222.  2  sh.  6  d. 

A.  Beer,  Kirchliche  Angelegenheiten  in  Oesterreich  181«»— 4.. 
Archival.  Mittheilung.  , Mittheilungen  des  Instituts  für  österreichische 
Geschichtsforschung*,  18,  493 — 581. 


*)  Vgl.  dazu  mein  Referat:  „Kirchengeschichte  vom  Beginn  der  Kefoimrtr 
^is  1648"  in  dem  „Theologischen  Jahresbericht**,  bisg.  von  D.Krüger  Diid  D.  U- 
mann,  1898,  17.  Bd.,  S.  307—375. 


I 


263 

Haupt  behandelt  lichtvoll  und  eiugehencl,  leider  ohne  nälicre 
Literaturangaben,  die  vom  Referenten  im  , Jahrbuche'  IH,  9—12 
beregten  Beziehungen.  — 

In  dem  von  Kretschmayr  mitgetheilten  Briefe  Maximilians  (11.) 
an  seinen  Vater  vom  11,  Mai  1562  ist  ein  Ausdruck  für  die  Wendung 
in  dem  zwei  Jahre  vorher  noch  recht  unerquicklichen  Verhäitniüse 
Beider  zu  einander  gegeben.  — 

Bei  Eröffnun;;  der  Landtagsverhandlunßen  am  18,  August  lötlS 
•^ab  Kaiser  Maximilian  II.  den  beiden  adehgen  Standen,  die  eine 
i:;rosse  Schuldenlast  übernehmen  sollten,  eine  Krkiarung,  die  eine 
officielle  Duldung  des  Proteslantismus  bedeutete.  J'ius  V.  war  dar- 
über entsetzt  und  sandte  den  Cardinal  Joh,  Franz  Cummendonc  an 
den  Kaiser,  um  die  Toleranz  zu  vereiteln.  Der  Cardinal  traf  in 
Innsbruck  beim  Erzherzog  Ferdinand  Herzog  Albrecht  V,  von  Baiern 
mit  seiner  Familie  und  den  ErzbLschof  von  Sal/.burg;  s»*  fand  er 
Gelegenheit,  sich  Rath  zu  holen.  Diesem  Bestrehen  wird  auch  dan 
lateinische,  von  Schwartz  mitgethcilte,  Gutachten  entsprungen  sein, 
das  der  Kanzler  Simon  Thaddäus  Eck  verfasste.  Er  verurthcüi 
natürlich  das  Vorgehen  des  Kai'^ers  aufs  Enl^ichiedcn.ste.  wodurch 
ein  Fenster  geöffnet  würde,  den  Katholicismus  ai!s  'Jc-terreich  hin- 
aus zu  weifen,  die  gottlosesten  Secten  cinzufuhre«  und  in  ganz; 
Deutschland  zu  stärken.  Wie  wenig  erfol^jrcich  di^s  Prfrtnemoria 
n-ar,  beweist  das  Jahr  1571,  in  dem  Maximilian  die  lö^f  zutii  ersten 
Male  zuTesa^te  ofncielle  Toleranz  wirklich  enheiiic'.  — 

Beers  Erhebungen  sind  für  uns  namcnlikh  wici.ri:,'  «egen 
der  \'erhand;u:igen  über  das  Vorgehen  bei  jifcmis' hten  fJi'^D 

II.  FGr  die  einzelnen  Lflnder. 
Hlederocterreich. 

L.  Pr  '.'.,  Die  Gcgenref'jfTnation  in  der  Unde»r;r-*r'r.T.  Vi-ft 
r;r.:c.:  a.  d.  I —  e::i  typ.  Bild,  nach  den  Aüfzc:chn\:n:-<m  'if  '-•»■it- 
=  :h.-e"-«^  G.  Khirniaicr  entworfen.  Wien.  May«'  &  Oi-..  V."!. 
M;.:,  2  2-f. 

l  'iii-^T.r.y.  D.f:  Gr.;.Tfitdr.;eg.:ng  der  evar.g.  Kirch?  !-•  Vt'i^.f.JiZ' 
'.Vier:,   lÄ.  &>  ir. 


264 

Hempel,  Reisebilder  aus  der  Diaspora  Oesterreichs.  ^Bot:^ 
des  Gustav- Adolf- Vereins  aus  Thüringen*.  4,  61 — 66,  Gallneukirchcn: 
5,  70 — 75,  Uireichsberg  und  Lahnsattel;  6,  85 — 88,  Nasswald.  (Schr.n 
1894  im  , Sächsischen  Gustav- Adolf-Boten*  veröffentlicht.) 

L.  Pröll  erschliesst  die  wenig  bekannte  religiöse  Beweguni; 
in  Brück  auf  Grund  einer  bisher  unbenutzten  HS.  auf  der  Breslauer 
Stadtbibliothek.  Sie  enthält  für  die  Jahre  1575 — 90  alle  bezüglichen 
Actenstücke  und  viele  wichtige  Nachrichten,  so  dass  wir  über  Auf- 
nahme, Verbreitung  und  Verdrängung  der  evangelischen  Lehre  in 
der  Stadt  eingehend  belehrt  werden.  Sie  stammt  von  dem  Brucker 
Stadtschreiber  Georg  Khirmaier,  einem  hervorragenden  Führer  ccr 
Evangelischen,  einem  treuen  Anhänger  des  Augsburger  Bekennt- 
nisses, für  das  er  in  Verbannung  und  Elend  ging;  einem  wahrheits- 
liebenden, bescheidenen,  milden  Manne.  Die  mit  aufgenommcnerx 
Randbemerkungen  rühren  von  anderer  Hand  her  und  stechen  auch 
ab  durch  die  leidenschaftliche  Parteinahme,  Spott,  Hass  und  Hohn 
gegen  die  Verfolger. 

Oberösterreich. 

Hempel,  Feldkirchen-Weiern ;  in  »Reisebilder«,  s.o.  7, 107 — 10L<. 

Steiermark. 

J.  Loserth,  Eine  Fälschung  des  Vicekanzlers  Wolfg.  Schranz. 
(Kritische  Untersuchungen  über  die  Entstehung  der  Brucker  Paci 
fication  von  1578.)  , Mittheilungen  des  Instituts  für  österreichischr 
Geschichtsforschung*,   18,  340. 

J.  Loserth,  Die  Anfänge  der  Gegenreformation  in  Inner- 
österreich.  ^Allgemeine  Zeitung*.  Beilage  Nr.  2S  f.,  31. 

V.  Krön  es,  Bericht  über  die  Ergebnisse  meiner  archival.  Reise 
im  Herbste  1896.  , Beiträge  zur  Kunde  steiermärkischer  Geschichts- 
quellen*, 28,  8«— 126. 

J.  Loserth,  Erzherzog  Karl  IL  und  die  Frage  der  Errichtung 
eines  Klosterrathes  für  Innerösterreich.  Nach  den  Acten  des  sleier- 
märkischen  Landesarchivs.  (Abhandlungen  der  Wiener  Akademie i. 
97  S.  Wien,  C.  Gerold. 

J.  Loserth,  Zur  Geschichte  der  Gegenreformation  in  Inner- 
österreich. Vier  Briefe,  betreffend  die  Vertreibung  Joh.  Keplers  aus 
Graz.   , Historische  Zeitschrift*   78  (resp.  42),  255—263. 


265 

J.  Loserth,  Keplcriana.  Vier  Briefe,  betreffend  die  Vertrei- 
bung J.  Keplcr's  aus  Graz.   , Grazer  Tagblatt'   Nr.  54.  — 

Gegenüber  den  von  Hurter  aufgebrachten  Anklagen,  die  steier- 
niärkische  Landschaft  habe  sich  bei  der  Brucker  Pacification  von 
1578,  die  für  den  Protestantismus  in  Innerösterreich  eigentlich  völlige 
Religionsfreiheit  bedeutete,  einer  Fälschung  scinildig  gemaclit,  beweist 
Loserth  schlagend,  dass  nicht  die  Männer  der  steirischen  Land- 
schaft, insgesammt  lautere  Charaktere,  die  eher  das  Aeus.'icrste  erduldet 
hätten,  als  etwas  zu  bestätigen,  was  nicht  bis  auf  das  i-Tiipfelchen 
wahr  gewesen  wäre,  einer  Fälschung  beschuldigt  werden  dürfen, 
sondern  allein  der  Vicekanzler  Schranz,  von  dem  man  weiss,  dass 
er  bestechlich,  ein  Denunciant  und  Zwischenträger  war.  — 

Im  Widerspruch  gegen  katholische  Fälschungen  schildert  eben- 
falls Loserth,  der  über  eine  grosse  Kenntniss  der  Acten  verfügt. 
die  Anfänge  der  Gegenreformation  in  Steiermark  in  den  beiden 
Momenten  der  Visitation  der  protestantischen  .Schule  und  Kirche 
durch  die  Jesuiten  in  Graz  und  der  , Pariser  Bluthochzeit'  daselbst, 
nebst  dem  Kampf  um  die  von  Otto  v.  Herberstcjrff  auf  eigenem 
Grund  gebaute  Kirche.  —  v.  Krones  theilt  aus  dem  fürstlich 
Schwarzenberg'schen  Archiv  in  Wittingau  ein  Schreibeii  vom  23.  No- 
vember 1599  mit,  Phil,  Renners  an  Peter  VVok  von  Rosenberg  (den 
Letzten  vom  Mannesstamme  seines  Hauses  [1539—1611],  durch  seine 
erste  Frau,  Kath.  v,  Ludomic  [f  1601]  vom  Katholicismus  für  den 
Brüderglauben  gewonnen)  u.  A.  über  die  Unduldsamkeit  Erzherzogs 
Ferdinand  von  Steiermark  in  religiösen  Dingen.  —  Loserths  Ab- 
handlung über  Erzherzog  Karl  II.  belehrt  über  die  Wirksamkeit  eines 
Institutes,  das  in  den  letzten  Regierungsjaiiren  desselben  im  Sinne 
der  Gegenreformation  thätig  war,  des  katholischen  Kegimentsratlies. 
und  über  ein  zweites,  dessen  Einsetzung  in  sichere  Aus.«icht  genommen 
war,  das  aber  nicht  zu  Stande  kam,  sei  es,  das"!  schon  die  Krank- 
heit Karls  II.  ihn  nöthigte,  den  Gegenstand  zurückzustellen,  oder, 
dass  die  jesuitische  Partei  an  der  starken  Betonung  der  .staatlichen 
Interessen  Anstoss  nahm,  oder  endlich,  dass  der  Einfiuss  des  Salz- 
burger Ordinariates,  das  wegen  der  Ausübung  des  Patronats  mit 
Innerösterreich  im  Streite  lag,  die  ganze  Sache  vereitelte.  Das  war 
der  katholische  Klosterrath,  ein  verspäteter  Versuch,  eine  Einrichtung 
Maximilians  II.  für  Nieder-  und  Oberösterreich  unter  wesentlich 
geänderten  Zeitverhältnissen  auch  in  Innerösterreich  einzuführen.  — 


266 

Loserth's  Kepleriana  , zeigen  die  grausame  Wuth,  mit  der  man  n:cl.: 
blos  den  protestantischen  Lehrern,  sondern  auch  den  Lehrbehelftri 
zu  Leibe  ging*.  Wagenweise  wurden  die  seelischen  Bücher,  die  d.z 
Landschaft  mit  grosser  Freude,  Mühe  und  Kosten  gesammelt,  dtn. 
,Vulcan  geweiht*,  denn  der  Eifer,  evangelische  Bücher  zu  haben. 
erfüllte  nicht  nur  den  Schlossherrn,  sondern  auch  Bürger  und  Bauern. 
Auch  für  Keplers  Geschichte  bieten  die  Briefe  manches  Neue, 
danach  stand  sein  Entschluss,  Protestant  zu  bleiben,  doch  nicht 
allezeit  und  unwiderruflich  fest. 

Kärnten. 

F.  Khull,  Zur  reHgiösen  Bewegung  in  Kärnten  während  der 
Gegenreformation.   ^Carinthia*,  87,   15 — 27. 

Erhardt,  Ueber  die  Einwanderung  von  kärntnerischen  und 
steiermärkischen  Exulanten  in  die  Gemeinde  Wain.  ^Beila^^e  des 
Staats-Anzeigers  für  Württemberg*  (1896).  Nr.  5  6.  S.  92— 9ö. 

Aus  dem  reichhaltigen  Archiv  des  Grafen  Wurmbrand  q^r^b 
Khull  ein  seltsames  Schriftstück  aus,  als  Zeugniss,  wie  sich  über- 
spannte mystische  Naturen,  nach  dem  Mindermaass  ihrer  Bildung;, 
eine  Reformation  dachten,  die  Erzählung  eines  Bauern  aus  der 
Umgebung  von  Gurk,  der  für  seinen  in  Folge  der  gewaltth«itigen 
Gegenreformation  gewaltthätigen  Protest  gegen  die  Messe  auf  d:e 
Galeeren  kam.  — 

Nach  Erhard t's  Erhebungen  werden  die  Kärntner  in  dei 
Wainer  Kirchenbüchern  zum  ersten  Male  1646  erwähnt:  in  au>- 
gedehnterem  Maasse  kam  die  Einwanderung  vom  Jahre  1650  an :  nun 
traten  die  Kärntner  und  Steiermärker  den  Einheimischen  g^e^enüher 
entschieden  in  der  Mehrzahl  auf;  um  1665  scheint  die  EinwanderiTr.e 
abgeschlossen. 

Krain. 

Th,  Elze,  Primus  Truber's  Briefe.  Mit  den  dazu  jiehöricrcn 
Schriftstücken  gesammelt  und  erläutert.  Tübingen.  , Bibliothek  des 
literarischen  Vereins*  in  Stuttgart,  CCXV,  VIII,  574. 

Paul  Wiener,  Mitreformator  Krains,  , Allgemeine  deutsche 
Biographie*,  42,  420—422. 


1 


267 

Der  Xestor  der  protestantisclien  Kirchen  bist  oriker  Oesterreichs, 
der  ausgezeichnete  Kenner  und  Schilderer  des  ProtcstantiMnus  Krains, 
Elze,  hat  in  der  »Bibliothek  des  literarischen  Vereins*  in  Stuttgart 
die  Briefe  des  Reformators  von  Krain  vorgelegt.  Truber  pflegte 
Verkehr  mit  hervorragenden  Menschen  der  verschiedens^ten  Lebens- 
kreise: Maximilian  11.;  Herzog  Christoph  von  Württemberg;  dem 
humanistischen,  dem  Evangelium  zugewandten  Bischof  Peter  Bonomo 
von  Triest;  dem  übergetretenen  Bischof  und  Nuntius  1'.  P.  Vcrgerio; 
J.  Lorenz;  Heinr.  Bnllinger:  Veit  Dietrich;  ]'.  Wiener,  dem  er.sten 
evangelischen  Bischof  Siebenbürgens;  Jak.  Andrea;  Frhr.  Hans  Un- 
gnad,  der  Vaterland,  Ehren  und  Würden  seines  Glaubens  wegen 
verliess;  dem  frommen  Landeshauptmann  Herwart  Frhr.  v,  Auers- 
perg;  den  edelsten  Männern  des  krainischen  Adels,  den  Thurn, 
Lamberg,  Gaiienberg,  Egk;  wie  der  gebildeten  Bürgerscliaft  der 
Städte  Laibach,  Kempten,  Rothenburg  a.  d.  Tauber  ii.  A. ;  dem 
abenteuernden  Schwindler  Paul  Skalich  aus  Croatien;  dem  unruhigen 
Agitator  Matthias  Klombner  in  Laibach ;  den  an  ihm  oder  ge^en  ihn 
sich  heranbildenden  Schriftstellern  in  Krain,  Croatien  und  Istrien  etc. 
Mit  diesen  Allen  stand  Truber  auch  in  brieflichem  Austausch;  leider 
sind  nicht  mehr  viel  Briefe  vorhanden.  Die  hier  gesammelten  Keste, 
mit  den  dazu  gehörenden  Antworten  und  anderen  ergänzenden 
Schriftstücken,  zeigen  uns  Truber  in  Amt  und  Maus,  Freude  und 
Leid,  Sorge  und  Kampf,  Ruhe  und  Aufregung,  gegenüber  Freunden 
lind  Feinden.  Dabei  bietet  sich  Gelegenheit,  um  ihn  her  die  ver- 
schiedensten Charaktere  zu  beobachten  und  zugleich  einen  Einblick 
in  die  sittlichen  Zustände  und  die  Verwaltung  .seines  Vaterlandes 
zu  thun,  der  äussersten  Mark  des  deutschen  Reiches  an  der  türkischen 
Grenze,  das  oft  von  der  Pest  und  .stets  von  den  Türken  heimgesucht 
war.  Die  meisten  der  Briefe  finden  sich  im  krainischen  Landes- 
archive, in  den  Staatsarchiven  zu  Stuttgart.  Zürich,  Wien  und  der 
Tübinger  Universitätsbibliothek.  Kurze  Inhaltsangaben  am  Kopf 
wären  erwünscht  gewesen.  Die  Erläuterungen  sind  besonders  bio- 
graphisch reichhaltig  und  bei  den  ferner  liegenden  Persönlichkeiten 
doppelt  werthvoll;  hie  und  da  liessen  sich  die  Quellenangaben  ver- 
vollständigen, z.  B.  bei  Vergerio,  Flacius.  Pfauser.  Die  Einleitung. 
die  Truber's  Leben  umreisst,  lässt  um  so  lebhafter  hoffen,  dass  es 
dem  greisen  Verfasser  vergönnt  sein  möge,  seine  in  Aussicht  gestellte 
Truber- Biographie  zu  vollenden. 


Salzbnrg. 

Salzburger  Emigration.  Kirchlicher  Handlexikon,  begründfl 
von  Mcusel.  5,  761—763- 

W.  Böhme.  Durchzug  der  Salitbiirgtr  Emigranten  durcli  di 
Rcussenland  1731? — 173B.  ,Au5  vergangenen  Tagen  des  Reassd 
iandcs  und  der  Stadt  Schleie*.  IV,  (i7.  Schlcix.  Lämmel.  I 

Tirol.  I 

C.  Unterkirchcr.  Chronik  von  Innsbruck.  Aus  ,Ncue  TiroU 
Stimmen*,  IV,  644.  Innsbruck,  Vereinsbuchhandlung.  Mk.  4'80. 

Chr.  Meyer.  Ausgewählte  Selbstbiographien  aus  dem  15.  b 
IS.  Jahrhunderte,  Leipzig.  J.  J,  Weber.  XII.  24«.   Mk.  ö.  1 

G.  Halin.  Aus  der  Tiroler  .Schule  zu  ZJIlertbal  im  Riesq 
gebirge  in  den  ersten  50  Jaliren  ihres  Bestehnes,  Jubitäumsschrift.  cd 
haltend  Lebensbilder  aus  der  kleinen  und  grossen  Welt.  Breslau  18^ 
Dülfer.  459.  —  1 

Unter  Meyers  schwer  zugänglichen  Selbstbiographie! 
sich  auch  die  des  merkwürdigen  Tirnlcrs  Lucas  Gcizko0< 


"1 


Böbmeo'). 

J.  Müller.  Böhmische  Brüder.  Herzog-Hauck.  Rcai-Encydöp 
für  Theologie  und  Kirche.  3.  Aufl.,  3.  44Ö — 46' 

Prag.  Kircliliches  Handlexikon,  begr.  von  Meusel,  10,  292—2! 

Majestät  Kräle  Fridricha  Faickeho  (Majestätsbrief  des   Kön 
l'riedrich  von  der  Pfalz).  Von  Jar.  Celakovskj'  (,Hist.  Casop. 
.Hist.  Zeitschr.'),  HI.  24i»  f. 

F.v.Krones,  Aus  der  Jugendzeit  Herrn  Wilhelms  V.  Slaw 
(Convertit),  1072—1597.  Zeitschrift  für  Culi Urgeschichte,  heia 
gegeben  von  Steinhausen,  5.  Bd.,   1.  Heft. 

J,  VIcck,  Dejiny  öesk^  Literatury  (Geschichte  der  böhmiscl 
Literatur).  Prag,  Verlag  des  Vereines  der  böhmischen  Philologen 

Martin  Luther  a  Üechov^  pod  oboji  (Martin  Luther  und 
böhmischen  Ulraquisten).  Napsai  Josef  Cihula  {.Hist,  t>a9<^' 
.Hist.  Zeitschr.*).  III.  Heft  5  u.  6,  S.  274  f. 

Studenti  z  öech  a  Moravy  ve  Wittenbcrku  (Die  Studenten 
Biihmen    und    Mähren    in  Wittenberg).    Aus   dem  Album  acadi 


und    Not 

j.  A.  Sknisky. 


dei   l!chcchi seilen  I.iUf 


(ritnnkc   teil  B 


Wittenberg,  von  F.  Menüik  (.Casopia  Cesk6ho  Musea*  —  .Böhm. 
Museal-Zeitschiift). 

Jan  Blalioslav  a  Jan  Josqufn.  Pfispfivek  k  dejinäm  ?esk^  hudby 
a  theorie  umSni  XVI.  vek»,  Napsal  O.  Hostiiisky.  S  nov^mi  otiskv- 
oboL  Muzik:  Blahoslavovy  [1569]  a  Josquinovy  [1561].  [Joh.  Blahosiav 
und  Joli.  Josquin,  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  böhmischen  Musik- 
und  Kiinsttheorie  des  XVI.  Jahrhunderts.  Mit  neuen  Abdrücken  der 
beiden  Musiken:  des  Blahosiav  [1569]  und  Jusquins  [156t]).  Heraus- 
gegeben von  der  böhmischen  Akademie  der  Wissenschaften.  Cl.  I. 
Jahrg.  V.  Nr.  1. 

H.  Krüger,  Bischof  Joh,  Augusla  und  Philippine  Welser. 
Herrnhut,  Winter.  30.  Mk.  —-50. 

G,  r^oesche,  Joh,  Mathesius,  ausgewählte  Werke.  2.  Bd. 
Hochzeitspredigten.  Herausgegeben,  eingeleitet  und  erläutert.  XXI, 
■681.  Mk.  3. 

A-Tscherney,  Fastoren  in  Schluckenau,  1615— l(i87.  ,Mit- 
theiluiigen  des  Nordbohmischen  E.xcursions-Club',  XIX,  fi.  4. 

Had  Cirkevni  Jednoty  Bralri  Cesk;^ch  (Ratio  disciplinae  ordi- 
nisque  ecciesiast,  in  Unitate  Fratrum  Bohemorum),  In  böhmischer 
(üech.)  Sprache  herausgegeben  vom  »Comenium*  [wissenschaftliche 
Section),  mit  einem  Vorworte  von  A.  V;ivra,   125.  fl,  2. 

K.  Ludwig,  Die  Gegenreformation  in  Karlsbad.  Nach  den 
Quellen.  Frag.  Frogr.  Dominicas,  48.  Mk.   1. 

Seeger,  Des  Comenius  Schrift:  ,Eins  ist  notl'  (Unun 
n.)   .Monatshefte  der  Comenius-Gesellschaft'.  6.  1  —  12. 

Jana  Amosa  Komenskeho,  Orbis  pictus,  svSt  v  obrazicl 
[Die  Welt  in  Bildern),  le  monde  en  tableaux.  NezmenÖnj'  otisl 
vydäni  z  r,  1883  (Unveränderter  Abdruck  der  Ausgabe  von  1893 
V  Praze  1896,  ebd..  6,  54  f. 

.Casopis  Öesköho  Musea*  (,Böhm.  Miiseal-Zeitschrift*).  Ilsudel 
J.  A.  Komenskeho  o  staroklassicke  ÜteratufefUrtheil  desj.  A.  Comcniu 
über  die  altclassische  Literatur),  von  J,  V.  Novak. 

K.  Thilo,  Die  Erziehuns  des  Menschen.  Wien,  Szelinsk\ 
(11.   Comenius,  Pestalozzi,  Fröbel.) 

Spisy  Jana  Amosa  Komenskeho:  C.  1.  Korrespondence  Jan 
Amosa  Komenskeho.  Listy  Komenskeho  a  vrstevniku  jeho.  \ov 
sbjrka.  Uspofädal  dr.  J,  Kvat'ala.  Nakladem  Ceskc  Akademie  Cii 
Frant.  Jos,    pro  vpdy  a.  t.  d.   1897    (Schriften   des  J.  A.  Comenius 


2T0 

Nr.  1.  Correspondeiiz  des  J.  A.  Comenius.  Briefe  des  Comenius  urd 
seiner  Zeitgenossen.  Neue  Sammlung  von  Dr.  J.  Kvacala,  herai.- 
gegebcn  von  der  böhmischen  Akademie  der  Wissenschaften  m 
Prag,   18117. 

Joa.  Henr.  Kessels,  Ecclesiae  Londino-Batavae  archiv.  o; 
autographis  mandante  Ecclesia  Londino-Batava  edidit  Cantabrigi;: 
typis  Academiae.  Bd.  2/3  mit  Separattitel:  epistolae  et  tractat-s 
reformationis  historiam  illustrantes.  (Mit  Mittheilungen  über  Job.  Lasco. 
Blandrata,  Comenius  u.  A.) 

Zivotopis  bratra  Nik.  Drabika  (Biographie  des  Bruders  Nikolaus 
Drabik).  H.Hruby,  »Filolog.Li.sty'(.Philolog.  Blauer*),  XXIV,  Jsi'T. 

J.  Kvacsala,  E.  Jablonsky's  Briefwechsel  mit  Leibniz  neb^: 
anderem  Urkundlichen  zur  Geschichte  des  geistlichen  Lebens  in 
BerUn  unter  Friedricli  (HI.)  I,  und  Friedrich  Wilhelm  11.  Soncn- 
abdruck  aus   ,Acta  et  commentationes  Universitatis  Jiiricvensis'. 

Ufedni  jedoani  konsistofe  Praiske  ve  pfii5inÖ  jinovercii  v  1,  ITjH 
ai  1747  (Die  Amtshandlung  des  Prager  Consistoriums  in  der  An- 
gelegenheit der  Andersglänbigen  in  den  Jahren  1730 — 1747.)  V-">ii 
A.  Podlaha,  ,Sbornik  hist.  Krouiku'  {, Jahresschrift  des  hist.  Krar.- 
chens').  Auf  Grund  eines  Manuscriptes  der  erzbischöflichen  Bibiioih:k 
in  Prag. 

O.  Steinecke,  Eine  Bittschrift  evang.  Böhmen  an  den  Regen- 
bnrger  Reichstag  (1735)  Nach  ungedruckten  Quellen.  [Flugschrf: 
des  evang,  Bundes.)  Leipzig,  Braun,  32.  Mk.  — '25. 

Jan  SIerka,  Pfispevek  k  dc'jinam  ceski  emigrace.  Napsal  Jo^. 
Müller.  (Job.  Schlerka,  Ein  Beitrag  zur  böhmischen  Emigration, 
von  Jos.  Müller.)  (.Hist.  Casop.'  —  Hist.  Zeitschr.)  11,  Heft  4.  S.-2M 

Na  obranu  reformatorü  a  reformace.  Otevfeny  iist  Karlu  Leon.: 
Reiiäkovi,  duktoru  bohoslovi  v  Praze,  napsal  Frant.  Sadek,  r^f. 
faräf  V  Ranne.  Pardubice  i89S.  (Zur  Vertheidigung  der  Reformatorer. 
und  Reformation.  Ein  offenes  Schreiben  an  K.  L.  S.ldek,  ref.  Pfantr 
in  Rannä.)  Pardubitz  1S98.  S.  215. 


Celakovsky  bringt  nach  dem  Original  den  Majestätsbriti 
des  Winterkönigs  vom  2.  December  1619,  den  er  laut  seines  Reverre^ 
den  böhmischen  Ständen  versprochen  hatte.  — 


271 

Vltek  kommt  mit  dem  6.  Hefte  (vgl  Jalirbucli  XIV,  289)  zum 
sogenannten  .goldenen  Zeitalter*  der  böhmischen  Literatur:  alle 
ihre  Erscheinungen,  die  vom  Protestantismus  bceinflusst  sind,  werden 
pünktlich  verzeichnet  und  verständnissvoU  beurtheilt;  als  Hinter- 
grund wird  Luthers  Verliältnisa  zu  den  Böhmen  gezeichnet.  Dieses 
Verhältniss  ist  wiederholt  geschiiderl,  auch  von  böhmischer  Seite, 
wie  von  Goll  in  der  böhmischen  Mtisealzeitschrift  im  Jahre  1880. — 

Cihula  will  die  Arbeit  GoU's  auf  Grund  neuer  Quellen  er- 
i;änzen,  nicht  so  hinsichtlich  des  Endresultates,  sondern  der  Belege. 
Kr  stützt  sich  zumeist  auf  die  Weimarer  Luther-Ausaabe  und  Enders' 
Briefwechsel.  Das  Verhältniss  Luther's  zu  den  Böhmen  wird  vom 
Jahre  1513 — 1521  verfolgt,  und  gezeigt  wie  Luther,  der  anfangs 
Hus  und  die  Böhmen  fijr  arge  Ketzer  hielt,  nach  und  nach,  zu 
ihrem  Anwalt  wurde.  Ja,  es  wird  auch  zu  erweisen  versucht,  dass 
die  Schrift  von  Hus:  ,De  ecciesia'  auf  die  Entwicklung  des  Kirchen- 
begriffes bei  Luther  nicht  ohne  Einfluss  gebliehen  ist.  Oihula  be- 
schränkt sich  hier  nur  auf  die  Utraquisten;  das  Verhältniss  Luther's 
zur  Unität  hat  er  anderswo  (.Sitzungsbericht,  d.  kgl,  Ge.'^ellsch.  der 
Wissenschaften'  in  Prag,  IV)  geschildert.  — 

Der  hervorragende  Bruder  Blahoslav  wird  von  Hostinskj' 
vom  kunsthistorischem  Standpunkte  beurtheilt,  als  Verfa.sser  der  ersten 
theoretischen  Schrift  über  Musik  in  böhmischer  Sprache,  und  zwar 
habe  er  seine  theoretisch  musikalische  Bildung  Wittenberg  zu  danken; 
auch  das  berühmte  Brüdergesangbuch  von  Samtern  (1561,  1564) 
wird  besprochen.  In  Josquin  wird  Bruder  Wenzel  Solen  vermuthet,  der 
sich  den  Namen  des  Niederländers  zulegte  (,Hist.  öasop.',  3,  315).  — 

Krüger  hat  sich  bei  seinem  Vortrage  die  wichtige  Schrift  von 
\V.  Bocheim  über  PhiÜppine  Welser,  Innsbruck  (1807)  (vgl.  Jahr- 
buch XVI,  267),  entgehen  lassen;  auch:  Nuntiaturberlchte,  3.  Abth,, 
3.  Bd.,  1896,  S.  144.  Nach  Müller's  Schrift  (vgl.  Jahrbuch  1896. 
S.  236}  waren  diese  Blätter  kaum   Bedürfniss. 

Bekanntlich  lag  die  Hauptbedeutung  der  Brüdcrunität  auf  dem 
praktischen  Gebiete  des  kirchlichen  Lebens,  vmd  besonders  ihr 
jOrdo*  war  es,  der  die  Bewunderung  der  Zeitgenossen  erregle.  In 
der  eigenthümlichen  Organisation  der  Unitiit,  in  ihrer  straffen  Disciplin 
Jag  grossentheils  die  Erklärung  der  auffallenden  Erscheinung,  dass 
es  der  kleinen  Gemein.schaft,  trotz  ihrer  mannigfachen  Schwankung-en 
in  der  Lehre,  gelang,  so  lange  unter  anderen  evangelischen  Kirchen 


»ich  ihre  Selbstständigkeit  zu  erhalten.  Und  wenn  man  jetu  kson 
gesonnen  sein  durfte,  nach  dem  Ausspruche  des  Generalsupetiniei 
denten  Strueiisee  zu  handdii,  der  behauptete,  dass  .unsere  Kadi 
kommen  die  chnstliclie  Theologie  wieder  von  den  mahrischen  Brüden 
hoIeLi  müssen',  so  ist  es  ohne  Zweifei  heute,  wo  kirchliche  Vei 
fas SU ngsf ragen  vielfach  besprochen  werden,  lehrreich,  das  vollständig 
Uild  der  kirchlichen  Organisation  der  alten  Unität  aDin»chxua 
auf  welche  unter  Anderem  ein  Buddeus  so  grosse  Stücke  Welt.  Dl 
, Ratio  disciplinae*,  die  uns  in  der  vom  .Comenium"  besorgt«! 
von  Vavra  bevorworteten  Ausgabe  vorhegt,  ist  im  Jahre  IfilJÖ  eii 
worfen,  auf  der  grossen  Synode  von  Zerawitz  il616)  durthg^ehe 
ergänzt  und  der  ganzen  Priesterschaft  ,Kum  Durchlesen  und  Erwine 
unterbreitet,  und,  als  sie  dieselbe  angenommen,  mit  Untctsdu^Üi 
aller  Senioren  aus  Böhmen,  Mähren  und  Polen  versehen  und  i 
Jahre  1632  In  IJssa  In  böhmischer  Sprache  gedruckt  worden.   Ei 

jieinische  Ausgabe  besorgte  Comcnius.  der  schon  lö4Ö  aus  Anla 
iler  VVestminsterversammlung  seine  .Independentia'  schrieb,  um  d 
englischen  Kirche  das  Gute  des  ,Ordo*  der  Unitat  zu  veitnittt! 
im  Jahre  UißO.  in  seiner  Sammelschrift:  ,De  bono  Unitalis  et  ordii 
liisciplinaeqiie  et  obocdientiae' ,  mit  welcher  er  den  englischen  Kn 
der  Unität  geneigt  machen  wollte.  Er  hat  die  .Ratio*  zugleich  i 
Anmerkungen  verschen,  Kine  neue  Ausgabe  dieser  lateinischen  XJek 
Setzung  besorgte  1702  Buddeus  in  Halle.  Deutsch  erschien  die  ,Rat 
in  Schwabach  unter  dem  Titel:  ,Die  apostolische  Ordnung  t 
Kjrchenzucht,  wie  dieselbe  bei  denen  Gemeinden  der  Vereinig 
Brüder  in  Böhmen,  im  Segen  und  zur  allgemein  seligen  Erbaui 
und  Wachsthum  in  dem  Guten,  beobachtet  und  geübet  vnti 
.Anno  1738.'  Die  deutsche  Ausgabe  enthält  ebenfalls  Anmerkut^ 
von  denen  sich  aber  etliche  im  lateinischen  Texte  nicht  vorfinden: 

iL-shalh  als  Anmerkungen  des  Conienius  nicht  gelten  können. 
.\.visgabe  des  , Comenium'  ist  nach  der  böhmischen  ,Edit:o  princf 
liergestellt  und  mit  den  Anmerkungen  des  Comenius  ans  der  lab 
sehen  Ausgabe  versehen.  In  dieser  Ausgabe  ist  auch  eine  Reihe 
Zeugnissen  hinsichtlich  der  kirchlichen  Ordnung  überhaupt  und 
der  Unitat  insbesondere  aufgenommen  (der  heiligen  Schrift, 
Kirchenvätern,  Reformatoren!,  auf  die  die  , Brüder'  bekanntlich 
grosses  Gewicht  legten,  um  .sich  a!s  eine  gut  evangelische  Gen 
Schaft    auszuweisen.     Die   , Ratio'  selbst   besteht   aus   einer  \'on 


273 

der  Senioren  und  Priester  der  Unität,  aus  7  Capiteln.  in  welchen 
die  einzelnen  .Ordnungen'  geschildert  werden  und  aus  einem  kurzen 
Schlusswort.  — 

Die  Gegenreformation  in  Karlsbad  ging,  abgesehen  von  dem 
Widerstände  der  weiblichen  Bevölkerung,  schliessHch  ohne  Schwierig- 
keiten vor  sich.  Ausser  dem  Prädicanten,  Schulmeister  und  Cantor  ist 
kein  Karlsbader  des  Glaubens  wegen  ausgewandert;  sie  hätten  als 
Bettler  in  die  Fremde  ziehen  müssen,  Ludwig  berichtigt  Hofmann 
(Jahrbuch  Xm,  101);  die  Notizen  Schmidt's  (vgl.  Jahrbuch  XVI,  271} 
scheinen  ihm  entgangen  zu  sein.  — 

Der  , Magister  mundi'  erfreut  sich  noch  immer  keiner  Gesammt- 
ausgabe  seiner  Werke.  Bckannthch  hat  Comcnius  selbst  nur  die  Ge- 
sammtausgabe  seiner  didaktischen  Werke  (in  4  Theilen)  1657  zu 
Amsterdam  besorgt.  In  neuerer  Zeit  sind  zwar  einige  Anläufe  zu 
umfassenderen  Ausgaben  gemacht  worden,  aber  über  die  Zahl  13 
hat  es  keine  von  ihnen  gebracht.  Was  bedeutet  das  aber,  wenn  man 
bedenkt,  dass  das  neueste  Verzeichniss  der  Werke  des  Comenius 
141  Nummern  aufweist!  Während  es  in  der  »Comenius-Gesell.schaft* 
Ktill  geworden  zu  sein  scheint,  hat  die  böhmische  Akademie  der 
Wissenschaften  in  Prag  den  Anfang  gemacht,  der  ihr  freilich  zu- 
nächst liegenden  Verpflichtung  nachzukommen.  Sie  eröffnete  ihre 
Ausgabe  mit  dem  Briefwechsel,  den  sie  keinem  Geeigneteren  als 
denn  trefflichen  Comenius- Biographen  Kvacsala  anvertrauen  konnte. 
Er  war  es  auch,  der  auf  die  Mängel  der  ersten,  von  A.  Patera  be- 
sorgten und  ebenfalls  von  der  böhmischen  Akademie  der  Wissen- 
schaften herausgegebenen  Correspondenz  des  Comenius  (1892)  hin- 
gewiesen hat.  Kvacsala  durchforschte  alle  bedeutenderen  Sammlungen 
Nord-  und  Mitteleuropas-  Es  gelang  ihm  aber  auch,  ganz  neue  Briefe 
aufzufinden.  Er  hat  nicht  nur  Briefe  von  und  an  Comenius,  sondern 
auch  über  Comenius  (geschrieben  von  seinen  Zeitgenossen)  auf- 
genommen, ja  auch  Briefe  hinzugefügt,  bei  welchen  die  Mitwirkung 
des  Comenius  wahrscheinlich  ist  (z.  B.  Nr.  3),  oder  die  zur  Be- 
leuchtung der  Situation  dienen  (z.  B,  Nr.  4);  sogar  (Nr.  121)  das 
Document,  das  den  Ankauf  eines  Hauses  durch  Comenius  von  der 
Unität  in  Lissa  bestätigt,  ist  mitgetheilt  worden.  Hier  finden  sich 
alle  die  so  charakterisirten  Briefe,  die  irgendwo  im  Drucke  erschienen 
oder  in  Handschriften  Vorhanden  waren,  insofeme  sie  Patera  nicht 
veröffentlichte.    Der   erste  Theil   der  Sammlung   Kvacsala's   umfasst 

/ahcbuch  de.  ProlnUnumu.  1B98,   H.  111  u-  IV.  lg 


274 


die  Zeit  von  1628  (September)  bis  1655  (April).  Er  enthält  im 
Ganzen  151  Nummern,  in  drei  Gruppen:  Briefe  des  Comenius  i2o  . 
Briefe  an  Comenius  (18),  die  iibrig^en  Briefe.  Die  Sammlung  ist  aber 
nicht  nach  Gruppen,  sondern  chronologisch  geordnet.  Die  Brie:c 
des  Comenius  sind  bis  auf  einige  Ausnahmen  im  vollen  Wortlaut 
gegeben  und  sämmtlich  durch  grösseren  Druck  ausgezeichnet.  Die 
wichtigsten  Briefe  der  anderen  zwei  Gruppen  sind  ebenfalls  im 
Wortlaut,  die  iibrigen  auszugsweise  gegeben.  Bei  einer  Reihe  von 
Briefen  steht  nur  die  Quelle,  der  sie  entnommen  sind,  nebst  Inha'.ts- 
ansrabe.  Die  letztere  hat  Kvacsala  allen  Briefen  tschechisch  voran- 
gestellt  und  ausserdem  viele  derselben  mit  kurzen,  erläuternden  An- 
merkungen im  Anhang  versehen.  Die  Inhaltsangaben  sind  schon  des- 
halb nothwendig,  weil  die  Correspondenz  in  sechs  Sprachen  (lateinisch, 
deutsch,  tschechisch,  französisch,  englisch,  magyarisch)  gcfijhrt  wurde. 
Zur  Erleichterung  des  Verständnisses  sind  auch  da  und  dort  im 
Texte  selbst  einzelne  Correcturen  und  Conjecturen  in  Klammem  an 
gebracht.  Eine  gründliche,  die  Briefe  ausbeutende  Einleitung  ist  für 
den  Schluss  in  Aussicht  gestellt.  — 

Hruby  gibt  eine  Uebersicht  der  in  einem  Manuscripte  ent- 
haltenen Autobiographie  des  bekannten  Sehers.  — 

Jos.  Müller  führt  eine  der  interessantesten  Gestalten  der 
bcihmischen  Emigranten  des  XVIII.  Jahrhunderts  vor.  Schlerka  gehörte 
den  Resten  der  Brüderunität  an,  die  sich  in  Böhmen  und  Mahren 
(geistlich  versorgt  von  Laienpredigern)  bis  1770  gehalten  hat.  Schlerka 
zog  nach  Ungarn,  Schles^ien  und  Polen.  1770  verschwindet  seire 
Spur  gänzlich.  Er  war  auch  schriftstellerisch  thätig. 

Mähren. 

J.   Reichert,    Pfispevek   k   näboXenskym   pomeriim   na   korc; 
XVI.   stolcti    ve  Velk^m    Mezihci.     (Beitrag   zu    den    religiösen   Ver- 
hältnissen gegen  das  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  in  Gross-Meseritsch 
Programm.  Trebitsch,  140. 

Trautenberger,  Die  Chronik  der  Landeshauptstadt  Brunn. 
IV.  Bd.    (Vom  Beginn   des  XVIII.  Jahrhunderts   bis   zur  Auflösuivc 
des  römischen  Reiches  deutscher  Nation.)  244.  Brunn,  Verein   , Deut- 
sches Haus*,  Mk.  8.  V.  Bd.  (Das  Kaiserthum  Oesterreich  bis  184>. 
(Mit  Inhaltsverzeichniss  zu  allen  5  Bänden),  ebd.,  O.  J.,  181,  Mk.  b. 


275 

Trau teiiberger  ist  zur  Vollendung  seiner  von  niitionalem 
und  protestantischem  Geiste  getragenen  Chronik  zu  beglückv.iinsclien. 
Das  dankenswerthc  Register  über  alle  Bande  erleichtert  wesentlich 
die  Nutzbarmachung  für  die  Österr.  evang.  Kirchengeschichle. 

Sohlesies. 

G.  Biermann,  Geschiclite  des  Protestantismus  in  Üester- 
reichisch-Schlesien,  VI,  223,  Prag,  Calve.  Mk.  ö. 

M.  Modi,  Kurzer  Abriss  der  Geschichte  der  evang.  Kirchen- 
gemeinde A.  B.  zu  Bielitz  vom  Zeitalter  der  Reformation  bis  auf 
die  Jetztzeit.  30  kr.  O.  J.  33, 

Soffner.  Biographisches  0^dinationsregi^ter  aus  der  Zeit  von 
1564 — 73.  jZeilschr.  des  Vereines  für  Geschichte  und  Alterthum 
Schlesiens*,  31.  Bd. 

Bronisch,  Versuch  einer  Verdrängung  lutherischer  Kirchen- 
gebräuche durch  calvini-schc.  (In  Jägerndorf  und  Schlesien  lßl6.) 
.Monatsschrift  für  Gottesdienst  und  kirchliche  Kunst',  385. 

Soffner,  Die  Altranstädtische  Convention  (1707)  und  die 
Kaiser  Josephinische  Pfarrfundation  für  Schlesien  (1710).  Aus  ,SchIe- 
sisches  Pastoralbtatt«.  Breslau,  Aderholz,  11.  73.  80  Pfg. 

Der  frühere  Gymnasialdirector  und  Schulrath  in  Frag,  Dr. 
Biermann,  hat  uns  schon  mit  verschiedenen  Früchten  seiner  For- 
schung beschenkt,  die  nun  erweitert  und  ergänzt  sind.  Die  Erzühlung 
verläuft  nach  einer  geographisch -statistischen  Einleitung  und  einem 
Hinweis  auf  die  kirchlichen  Verhältnisse  bis  zur  Reformation  in  drei 
Zeiträumen:  der  Protestanti'imus,  im  Vordringen  begriffen,  findet 
Widerstand  im  NeJ.ssischen  und  Troppauischen,  später  im  Teschen- 
schen;  die  Leidenszeit,  1620 — 1781  (1.  Verfolgung  bis  zum  Vertrag 
von  Altranstädt,  1620—1709 ;  2.  Freuden  und  Leiden  bis  zum 
Toieranzpatent).  Vom  Toleranzpatent  bis  auf  die  Gegenwart  (I.Dul- 
dung; 2,  Gleichberechtigung).  Das  Buch  ist  von  protestantischem 
Geiste  und  österreichischem  Patriotismus  durchweht,  verbindet  Wärme 
und  Kritik,  Unparteilichkeit  mit  Entschiedenheit,  Mannhaftigkeit  mit 
Loyalität.  32  Seiten  Anmerkungen  und  1 1  Seiten  Register  henrüssm 
den  Forscher  und  erleichtern  die  Ausnützung,  Da  in  keiner  Prnvin?, 
der  deutsch-sl avischen  Länder  Oesterreichs  der  Protestantismus  einen 
so  nachhaltigen  Widerstand  geleistet  hat  wie  in  Schlesien,  da  Teschcn 
auch  die  Geburtsstätte  der  obersten  evangelischen  Kirchenbehorden 

18' 


1 


276 

Cisleithaniens  ist.  ja  die  dortige  Kirchenorganisation  sich  auf  die  ganre 
evangelische  Kirche  Oesterreichs  ausgedehnt  hat.  darf  Biermar.s 
mit  Grund  liolTen,  dass  er  nicht  dem  Schicksale  eines  Local-  ur.ü 
I'rovinzliistonkers  verfallen  wird.  — 

Soffner's  Ordinationsregister  ist  wichtig  für  die  Geschieht; 
der  evangelischen  Kirche  in  Schlesien,  Böhmen.  Mähren  und  L'ngarn. 

Qalizien. 
H.  J(akobi),  Baranowka  in  Galizien.   .Bote  des  Gustav-Ado::- 

Vereines  aus  Thüringen*,  3,  48—51. 

Ders.,  Noch  eine  Erinnerung  an  Gahzien,  ebd..  5,  77 — 81. 
Stadlo  und  Golkowice. 

Bukowina. 

H.J.ikobi,  Eine  Fahrt  durch  die  Bukowina.  , Bote  des  Gustav- 
Adolf- Verein  es  aus  Thüringen*.   1,  4 — 10. 

j.  Fronius.  Wie  ein  Pfarrer  in  der  Bukowina  seine  Filialen 
schildert,  ebd..  2.  3l~i34.  3,  43-47. 

J.  Poiek,  Das  Entstehen  und  die  Entwicklung  der  evan-. 
Pfarrgenieinde  in  Czernowitz.  Czernowitz,  Pardini,  19. 

Poiek  schildert  nach  den  Acten  die  seit  1786  pastorirte  Ge 
mcinde;  er  gibt  Veranlassung,  den  Wunsch  einmal  wieder  aus- 
zusprechen, dass  unsere  Pfarrer  in  kurzen  Umrissen  auf  festtr 
Grundlage  die  Geschichte  ihrer  Gemeinde  schreiben  möchten. 


Ueber    die    heranzuziehenden    Kirchenzeitungen,    beziehentlicb 
protestantischen  Blätter,  die  Jahresberichte  der  einzelnen  Gemeindcr 

und  der  Gustav- Adolf- Vereine    vgl.    Jahrbuch*   18  (1897).    S.  2r>T 
Der   Redacteur   des   Ev.  Cirkevnik,    Pfarrer   Hrejsa,    ist    aii> 
Wilimov  (Böhmen)  nach  Jasena  [Mähren}  übergesiedelt, 

Dr.  Locsche. 


Ankündigung. 

In  Kürze  gelangt  eine  statistische  Denkschrift  zur  Veröffent- 
lichung, von  der  wir  Vorwort  und  Einleitung  mittheilcn;  sie  wird 
nicht  nur  den  staatlichen  und  kirchliclicn  Behörden,  den  Pfarrern 
und  Presbj-tern  als  das  langentbehrtc  Nachschlagebuch  dienen,  son- 
dern Allen  eine  willkommene  Lectürc  sein,  die  eine  eingehendere 
Theilnahme  für  unsere  Diaspora  haben.  Unsere  Leser  aber,  die 
meist  in  die  Vergangenheit  geführt  werden,  dürften  mit  besonderem 
Wohlgefallen  diesen  Querschnitt  aus  der  Gegenwart  betrachten. 

,        •  Die  Redaction. 

Die 

evangelischen  Kirchen  Augsburgischen  u.  Helvetischen  Bekenntnisses. 

Aiiläs^livli    des   fUnfiigjiilirieen   Rcgietungsjubiläums 

Seiner  Majestät  Kaiser  Franz  Josef  I. 

CaAUi.E3  Alphohbe  Wite,   Daclur  der   Tliealogie. 
Wien   t88B.   (Staebelsiii   und   I<  a  u  e  Da  C  e  I  n.) 

Vorwort. 

Vor  zehn  Jahren  habe  ich,  anlässlich  des  vierzigjährigen 
Regierungsjubiläums  Seiner  Majestät,  im  Namen  der  .Gesellschaft 
für  die  Geschichte  des  Protcstaniismus  in  Oesterreich'  eine  Fest- 
:  chrift  veröffentlicht,  unter  dem  Titel:  .Kaiser  Franz  Josef  I, 
und  die  evangelische  Kirche'. 

Diese  Schrift,  welche  Seine  k.  und  k.  apostolische  Majestät  mit 
Alicrhöchster  EntSchliessung  vom  5.  März  1S80  der  huldreichsten 
Annahme  für  die  k.  k.  Familien-Fidcicommissbibliothek  zu  würdigen 
geruht  haben,  enthielt:  1.  die  En tschlicssungen,  Verordnungen 
und  Gesetze,  welche  Seine  Majestät  in  Bezug  auf  die  evangelische 
Kirche  erlassen  oder  genehmigt,  2.  die  Reden  und  Ansprachen, 
welche  der  Kaiser  bei  feierlichen  Anläst^en  an  die  Vertreter  der  beiden 
evangelischen  Kirchen  Augsburgischen  und  Helvetischen  Bekennt- 
nisses oder  einzelner  Gemeinden  gerichtet,  und  3.  die  Geschenke 
und  Gaben,  welche  Allerhöchst  derselbe  für  evangelische  Zwecke 
gespendet  hat. 


Irlwii^ß^j'^H-    Jpj!V!f' 


Nun  erscheint  das  Gegenstück.  Jene  Erinnerungen  sollten  ::■-- 
weisen,  wie  sehr  wir  als  Evangcüsciic  berechtigt  sind,  den  »Fre-iUi- 
tag  de?;  Vaterlandes  mitKufeiern,  nicht  allein  als  Bürger  eines  durci 
seinen  Herrscher  beglückten  Reiches,  sondern  als  dankbare  Beke!;:-: 
unseres  Glaubens*.  Diese  Darstellung  wird  zeigen,  wie  st-hr  sich  d - 
Evangelischen  bemüht  haben,  die  gewährleisteten  Rechte  und  Fr.i 
heilen  zum  He:l  ihrer  Glaubensgenossen,  zum  allgemeinen  Bv.>!c.t 
nutzbar  zu  machen. 

Zu  diesem  Zwecke  erfolgt  die  Beschreibung  des  gegen warlig':;; 
Standes  der  evangelischen  Kirchen  Augsburgischen  und  HelvetiscJitL 
Bekenntnisses.  Nur  des  gegenwärtigen  Standes,  weil  dieser  gera:ct 
die  allmälige  stete  Entwicklung  in's  hellste  Licht  zu  stellen.  Nacr, 
dem  denkwürdigen  Toieranzpatcn t  vom  13.  Octobcr  IT'l 
bis  zum  Regierungsantritte  Seiner  Majestät  unseres  anergnädi','st:r. 
Kaisers  hat  sich  die  evangelische  Kirche  gesammelt.  Ein  fiisiih.-?. 
freies  Leben  hat  sich  erst  in  Folge  der  Allerhöchsten  Entschlie^^^r., 
vom  26.  Dcccmber  1848  entfalten  können. 

Mithin  ist  die  Entwicklung  der  protestantischen  Kirche  i) 
Ocstcrreich  gleichsam  der  werkthätige  Ausdruck  evangelischer  D.i::-:' 
barkeit  für  die  Huld  und  Gnade,  welche  Gott  uns  durch  unsere;; 
Kaiser  geschenkt  hat- 

DieseDankbarkeit  wollen  die  vorliegenden  Blatter  zur  Anschaii"-r.j 
bringen,  so  weit  nämlich  die  eingelangten  Nachrichten  es  ermü^j  :'^' 
haben.  Die  Darstellung  kann  daher  keinen  Anspruch  auf  Vollstaiid:^ 
keit  erheben,  allein  sie  wird,  auch  in  dieser  Gestalt,  Zeugniss  ab'e;.;-:. 
von  der  Lebenskraft,  wie  von  dem  Lebensrecht  des  evan gel: seht-:: 
Glaubens  in  Üesterreich. 

Zu  diesem  Zwecke  J)erichlc  ich  nach  einander  über  Bcs!:n!-- 
Besitz  und  Bethatigung  der  evangelischen  Kirchen  Augsbur.- 
sehen  und  Helvetischen  Bekenntnisses,  von  dem  Wünscht  Le-i'ii- 
dass  es  mir  bald  vergönnt  werde,  die  vorhandenen  Lücken  ai;^ 
zufiülen,  und  von  der  Hoffnung  getragen,  dass  sich  die  Evange  i'ci--  ■ 
Oeslerreichs  immer  mehr  befleissigen  weiden,  ihre  treue,  unerschuf.i' 
liehe  Hingebung  an  Kaiser  und  Reich  mit  dem  Glauben  zu  krön-; 
der  in  Christo  Jesu  gilt,  mit  dem  Glauben,  der  in  der  Liebe  th.rJ; 
ist.  (Gal.  ö.  6.) 

Wien,  im  November  1898. 

Der   Verfasser. 


Einleitung. 


Die  evangelischen  christlichen  Kirchen  Aiigsbutgischen  und 
I  lelvetischcii  Bekenntnisses  in  Oestcrreich  —  auf  dem  Grunde  des 
Mvangetiiims  erbaut  und  beharrend  —  umfassen  die  Glaubensgenossen, 
welche  in  den  im  Reichsrathe  vertretenen  Königreichen  und  Ländern 
wohnen  und  gestalten  sich,  auch  in  ihren  kirchlichen  Ordnungen, 
nach  den  Lehren  und  Vorbildern  der  heiligen  Schrift. 

Die  Zahl  der  Evan  gelt  sehen  in  dieser  Hälfte  der  österreichisch- 
unirarischen  Monarchie  belauft  sich,  nach  der  letzten  Volkszählung, 
auf  436.352  Seelen  ').  Dieselben  vertheilen  sich  nach  Bckcnntniss  und 
Kronland,  wie  foIt;t: 


I                       K  r  o  n  I  «  n  d  .  Ai.E=burg«=h 

I                  _     _                                ■■    _    Beken 

1    Nifdcrüilerreich 42.370 

I   OUrösicireich 17,134 

SaUhutg 7ß5 

BiciermKk 10.0(18 

,  Kärnten ]8..')99 

'   Kram 237 

Ttie,i  mit  Gebiet 821 

I    Gün  und  Gradisk« 282 

Jsirien 101) 

Tirol 1.662 

Vur.trlberg 824 

Böhmen ''        60.737 

Mihren 23.&62 

I   Schle*ien 84.359 

I   Gaiitirn 38.289 

l   Bukowina ir>.8G8 

;    Dalmaüen .      ■      ■ 151 


60,002 
17.273 


523 

2. 185 

39ä 

1.216 

66.499 

137.236 

37.717 

61.279 

365 

74.724 

4.990 

43.279 

476 

16.314 

Suni' 


35.SL>S      I      ]2ü.:i24 


Die  , Magna  charta'  der  evangelischen  Kirche  Oesterreichs  ist 
das  sogenannte  Protestantenpatent,  das  kaiserliche  Patent  vom 
*;.  April  IStil  (Nr.  41  des  Reichs-Gesetz -Blattes).  Auf  diesem  Patente 
beruht  die  von  den  evangelischen  Generalsynoden  Augsburgischen 
und  Helvetischen  Bekenntnisses  im  Jahre  1889,  bezw.  von  der 
ausserordentlichen  Generalsynode  Augsburgischen  Bekenntnisses  im 
Jahre  1890  beschlossene  und  mit  Allerhöchster  EntschÜessung  vom 
1'.  December   1891    genehmigte   presbyterial-sy nodale  .Verfassung 

')   Die  andere  Half«   —   Ungarn  —   zahlt  3—4,000.000. 


'•    "Ü^M* 


der    evangelischen    Kirche   Augsburgischen  und  Hc'."-: 
sehen  Bokenntnisses.  Kraft  dieser  Allerhöchsten  Gcnchmig-jrj 
d:e  bishtT  in  Geltung  gestandene  Kirchen  Verfassung  vom  tj.  Januar  > 
ausser  Wirksamkeit  gesetzt  worden. 

Nach  d-eser  Kirchcnverfa^isung  gliedert  sich  die  Vertretnr;^:  .:.■ 
Ver^vallunj;  der  Kirche  in:  Pfarrgemeinde,  Seniorat,  SupK-rinc-T J*: 
(Diöcese,,  Gesammtgemeinde  alleT  Glaubensgenossen  iJandeäkirir. 
de-s  be Cremenden  Bekenntnisses, 

Die  gesetzmä^sigen  Organe,  durch  welche  die  Kirche  :hrtPfJ-!_:- 
ansiibt,  sind: 

1,  für  die  Pfarrgemeinde:  Pfarramt.  Presbytenam,  Gtm;-i 
Vertretung,  bezw,  Gemeindeversammlung; 

3,  für  die  Senioratsgemeinde :  Senioratsamt,  Seoioratsaiissci:  „: 
Senioratsversammlung; 

3.  für  die  Supcrintcndenlialgemeinde :  Supcrint enden tiir,  5-_' 
inte n den tialausschuss,  Supenntendentialversamm'.ung : 

4,  für  die  Gcsammtgemeinde:  Oberkirchen rath.  Sjii'xialai^ic: 
Ge  n  era  1  sy  nod  e , 

Jede  kirchliche  Gemeinde  ■  Pfarr  gemein  de.  Scr.iorat.  S.i 
intendeni.  Gesammtgcmeinde''  ordnet  und  vemaltet  ihre  be&ir.c*: 
Kirchen-,  Unterrichts-  and  W'ohlthätigkeits-.Angele^enheiien  uri  . 
dazu  bestimmten  Anstalten.  Stiftungen  und  Fonde  d-jrch  ihre  g_-s 
massigen  Vertreter,  insofeme  dadurch  nicht  den  i^taais-  und  Kiicr. 
gesetzen  oder  den  ge«et2massrj.'en  Anordnungen  der  ihr  vorgcse-i: 
Beh'Tden  cnt;:;ege'i gehandelt  wird. 

Den  Ertolg,  welchen  dieses  Recht  der  Selbstverwa'r.^  -  '. 
jetzt  erziel:  hat,  ersehen  wir  aus  den  nachstehenden  M:tthc---r.. 
über  den  Bestand,  den  Besitz  und  die  Bethätigung  der  b,-  - 
evangelischen  Kirchen. 


Allan 

,  Job.  118. 

Albin 

US  112,  121 

Alea 

der  198. 

Andrea  115. 

Andr 

s  12Ö. 

Bach 

142,  164. 

Baiei 

78,  110, 

Banis 

US  200. 

Harlf 

n.us  233 

liartl 

Olim.!  175 

llalic 

US   122. 

B*nig 

ni>«   179. 

Itenh 

US  120. 

ReinV 

nrdi   126. 

Berti 

old    V.    Ch 

Personenregister  'j 

Csisander  97,  107. 

lulus  118. 


Celles  178. 
Cheynoiinua 
Chieregiti  178. 
Chrer 


i  114 


Bill 

ICahoslav  269. 

llludow.ky  30,  47, 60  f..  63, 

222,  226. 
Itophl  163. 
Boiilinshi  129 
lUirovski  120. 
Hrotibtrhtl  179, 

C^lbch  237  f. 
CamerürLus   117. 
Carl    II.  269. 
Carl   V.  177. 
Cnrl  vr.  69.  207. 
Carl   Xir.  8,  8,   10,   16. 


>  123. 


Chuditius  122. 
Chylraeus  M.    120. 
Cle<s   173. 
Coelenius   115.   119- 
CuUcinas  12,  113. 
Comenius  269. 
CnDimeitiloiie  263. 

tciiuB   118. 
Copus  102,   104, 
Cureus  114, 
Cypri»nus   123 
Ciaban  126. 

esla,   V.  208, 


Dobthoff  143. 
Dochoslav.  lU. 
Docli  74. 
Dolsrslty  31. 
Doroihiciu':  126. 
Drabk  274. 
Dreilingk  36. 
Duchon  116, 

Eberhaidl  116. 
Echtius  107. 
Eck,  Job.  181. 
Eck,  S.  Th.  26S 
Egk,  V.  267. 


Ernst,  Erib.  179. 


:r  75,    111. 

e  168. 
Ferdinand  I.   253.  262. 
I  Ffrdinand   II.   82. 
Ferdinand  III.   83. 

inand  I.  137,   149,   177, 
Ftacius  96  ff.,  267. 
Frag.teiu  62. 
incisci   126  f. 
jnk   164. 
\ni  I.   Ifil. 
Franl   142.   154. 
Frani  Josef  1.    129  ff.,    146. 

149,  161  f. 

Friedrich   I.   2- 


drich   II.  209. 
drich   1.  (t.   Pfoii 

Onbelmann  111. 
Gnlknberg  267. 
Gnllus    103  (. 

iaru«  99.   110. 
Geisslcr  76. 
GeiikoHer  268-  ' 
Gcotellui  120. 

a  125. 

■lach  126. 


GoUchulkairtk]'  v.   SOS. 
Granburg  Val.  76. 

Hilmcl  169. 
Halt«  U7. 

Halvepai.ms    111,    117. 
Hanici»   120. 
Hartraann  78 
Haymerle  238. 
lUchtiuit  99. 
Heetbrind    126. 

Hcii  122. 

Ileinold  126. 

Heintici  62.  67,  »20  t. 

Heinuel  99. 

Ilelfert  t.  148. 

lUnKchel  37,  53  f..   56,  67. 

SUf, 
HCTber^toiiT  v.  265, 
Herold  75. 
HeiWl   122 
Haber  123.  125  f. 
HUbner  76. 

Hunniu*  118  ff.,  124,  126. 
Hatiel  124  IT. 


Ire 


i  173, 


Kintcl  Nik.  55. 
Kleber  122. 
KUllenhot  48  il. 
Kocb.   Ilburar  87. 
Kochaiitis  120. 
Kurynthinus   119. 

»intky  V.  231. 
Krelschmer  77. 


■legei 


Kune 


67. 
:   114. 


Laiincr  161, 
Lang  M.   171  ff 
Unguel  97,    107. 
Lttpcido  74. 
Leo  X.   133. 
Lryser  123  f, 
Uherhaler  75. 
Liechlen.tein   V.  81. 
Lifornischlenu.  124, 
Link  W.    187, 


JablinsUy  270. 
JflckoYski  112, 
>niteui  116. 
Jeciehoviu5  57, 
Johanny  86. 
Jon  75. 

Jc«ef  1.  1  r..  10,  16,  69,  240- 
Jotef  il.  83,  134,  137,  165, 
235,  248,  255,  262, 

Jungiui  116. 
Jud«  102,   104, 

Kabi«<chirius  114. 
Kalnai  116. 
Kei>ler  264. 
Kculschnch,   L.  V.  173. 
kherner  117. 
Khirmnier  263  f. 
Kirt«  112,   116. 


Luiher  180,   1631.,  268. 

Michal  211  f, 
Malob[cenu»  117  f, 
Malwcysi  75. 

Mari»  Tliersia  209,  247,  262- 
MatliesiuE  269. 
Maiimilian   I.   170, 
Maximilian  II,  262. 
Medicns  256, 
Melanthon  76,  ISO,  262. 
Meltemich  135  f. 
Mie<,leceiiu<>   114. 
iU\\ti<:ii  35. 
Merlin  62.  65  f. 
MakDt.chinus   116,   126. 


Mnl 


94. 


Musil  89. 

Mmhroann  48.  50  L 
.Myconinc  204. 
Mylius  106  S. 


Mylnc 


77. 


NieOeman^chel   7. 
Nigrits   115,  U8. 


Olmiiier  74 
Otthemrich  99. 


Peschek  55. 

Perg 

n.  *.  248 

Peuli 

nger  181. 

pr.ni^ 

er  267. 

Pfeffe 

rkorn   180 

Pieti 

s  111  ti. 

PraetoriuB  102,   104. 
PuMer  112, 

Raimund   173. 
Rauscher  v.  150,   159  f. 
Rechenius  118,  122. 
Rennet  S65 

Keuchlin  180, 


Kostiff  16-2. 

Kubinus  74. 

Kuckschloss  112. 

Kymultowsky  222. 

Salin   4. 

Sarganek  57. 

Sartorius  116. 

Sossadius  56. 

Schlmko  141.   156,   161 

.Schindler  15. 

SchlerVa  274. 

Schmeling  62. 

SchroerlinE  156  f. 

Scbmid  56,  68. 

Schnider   145,   148. 

-oulei.»  116.  121  ff. 


Sorg  261. 

Speratus  195,   197. 


Si«c 


1  US. 


SlaehUn  161. 
StainbcTgec  113  (. 
Stander  113.   120. 

arok   112. 
Staupig  V,   178.   182  f. 
Steioaeker  142. 
Stein  meti  56. 
StillcT  94. 


Stoliu: 


112. 


Sloppius  110. 
Strahknheln  v.  16,  i 
Stransky  3l. 
Stroubcrk    114. 
Sturm  110. 
Sunnegh.  Graf  50,   j 
Svomjrk  115. 
Syxtus  112,  115. 
Steremlec  163. 

Tannebergius   114. 


1 


Tuy  201. 
Tienker  76. 


Veli«  116. 

«s  178. 
Vergerio  267. 

;IiU5  122. 
Vogel  V.  163. 
Wagner  109. 
Wehrenftniilg  95. 
Wiener  266. 
Wigand   102,    104. 

movsky  30. 


Wiatislav.  Graf  5.  9.  16,  60. 


-SkaUky   168. 
Skrbensky,  v.  208,  212. 


Thun   I-eo     Graf  151,   155  f. 
Thurins  122. 
Thuin  ».  267. 
Thurio  111. 
Tilius  77.   107. 


Zateceniu  117. 
Zcdwili  r.  2bl. 
Zepta  115. 
Zetriw  V.  82. 
Zierowsky  48. 

mdoif  8,   35.   48,    255. 


XII. 

Ortsregister'). 

ansüdt    10  f.,    30,     42.  ,  Bernsdorf  S^'.  |  Biieg  2.  7.  12,  15,   22.   2! 

'ä.  ;flieliti51,  55  148,234.275.,     3S.  41,  53 f..  67.  210. 

ladt  76.  '  [(ülkenlmc   76,  ""=''  '-  ^-  ^  ^^■ 

'"   '8-  8ä.  Braun«  76,   173-  ""'"'  2'*- 

''  ^^^-  ;  Bre-.Uu  U  f.   1.5.  17,  20,  22.    Carlsbad  269. 

anowka  276.  j     31,   34,   44,  56.  60.  7G.   ConMadi  48.  120. 

ipha  125  210.  Ciereowiti  276. 


EfetJine  122. 
Een  87.  251. 
Eperi»  13411. 

Feldkirclien   2M. 


Q.bIoni  86,  89. 
Gollncukircheii  2Qi. 
Glntz  76. 

GI..g.D21.3I,35,72t.,2I0 
Goldb«e  75,  77. 
Goldenöls  77. 
Golkowice  276. 
Gtni  265. 

GrossMtteriUch  874. 
Gutk  173.  260. 

Hirtensdorf  75. 
Herrn  annseif en  85, 
Ilirsclibeig  35, 
Huhencllie  7b. 
IIorWBlh  124  f. 

IgUu  110,  IIB 
lonsbruEk  263,  268. 

JSKerndotf  210,  275. 
Jauer  21,  31,  So.  44.  75 
jDliannislmd  87. 
Jungbuch  77,  86, 

Kempten  267. 
Kiichbcrg  122. 
Krakau  249. 
Kremsier  137.  145,  149, 


Uhn<>«ticl  264. 
Laibmcb  287, 
Lamberg  267. 
Luidbhut  35,  76. 
Laub4in  82. 
Urpzig  9. 
I.eisnig  74. 

Ueberwolkowitz  9. 
Liegniti  2  f.,   7.   12 

29,  33,  41,  78. 


Marsehendorf  78,   87. 
Muhldoff  174. 
Münsterberg   12,    15,   22. 


Neuberg  S51. 

Ol-er-AllslBill  ( 
Oderhcrg  234 
OeLs   12,   22. 
Olmati  137. 


Poliiisch-Warleiiberg  20. 
Prag   75,    113  ff. 

R  the  b    g       d.  T.  267. 

5  g  n  3      h3 


ächwadowili  86. 
Schworzenberg   87. 
Schweidniit  21.   31.  3Ö  .< 

71.  88. 
Sendomir  247. 
Sitten  200. 
Stadlo  276. 
Steümu  B.  d.  O.   4. 

Tcschen  16  f.,  SO  f.,  33 
43  (f,  52,  57.  Bä.  T 
210. 

Tl.ünonlg   174. 
Trsmcau  74  f. 
Traut  enbach  92. 
Trienl  173. 
Troppaa  210.  275. 
Trieit  200,  254  f. 
Tübingen    126 
Turn  77. 

Ulrelchsbers  264. 

Wühiing  263. 
Wain  266. 

Waijchau  248.  ; 

Wien  5,  7,   40  f..  44,  Ül     ' 
130,   137,  150.  1&4.         ' 
WillenbcrB  76,  82.  . 

Wlodiiilav  249. 
Wohlan    2,    7,    12.    15     S-  I 

33.  41. 

Wunicbelbiirg  75. 

Xions  249. 

Z,ire  112. 
ZillerthU  268. 


Der  Central -Vorstand  der  „Gesellschaft  für  die  Geschichte 
des  Protestantismus  in  Oesterreich"  besteht  aus  folgenden  Herren; 

D.  Ch.  Alphonse  Witz-Stöber, 

k.  Ic.  Oberkirchcnrath,   Pfarrer  dnr  Wiener  ref.  Gemeinde. 

Präsident. 

D.  Theodor  Haase, 

ReichsrathH-Abi^eordneter,  Superintendent  und  Pfarrer    in  Teschen. 

I.  Vice-Präsident. 

Lic.  Dr.  Gustav  Trautenberger, 

Senior  und  Pfarrer  in  Brunn. 

II.  Vice-Präsident. 

D.  Dr.  Georg  Loesche, 

o.  ö.  Professor  an  der  k.  k.  evangr. -theolog.  FacuUat. 
Redacteur  dcrs  Jahrbuches. 

Dr.  Carl  Ritter  von  Sääf, 

Hof-  und  (»erichts-.Advocat  in  Wien. 
Cassier. 

Carl  Bauer, 

Superintendent  der  Wiener   Diöcese  A.  C.  und  Pfarrer  in  Klagenfurt. 

J.  Friedrich  Koch, 

Cotiienior  und  Pfarrer  in  Gmunden. 

Rudolf  Howard  Krause, 

Director  der  en^l'Rchcn  Verficheruiigsgescilschaft  »Gre^haIn«. 

Dr.  Carl  Reissenberger, 

k.  k.  Staats  -  Ober  >  Realschul  •  Director  in  ßielitz. 

Marcus  Stein, 

k.  u.  k.   Hofbuchhandler. 
In  Firma:    Manz'sche  k.  ii.  k.   Hof- Verlags-  und  Universitats-Biichhandlung  in  Wien 

(J'iliu»  Klinkhardt  it  Co.). 

Dr.  Eugen  von  Trauschenfels, 

k.  k.  Oberkirchenrath. 

D.  Dr.  Paul  von  Zimmermann, 

''  Pfarrer  A.  C.  und  Privatdocent  in  Wien. 

_ €>cHO» 


Druck  von  Köhler  &  Hamburger,  Wi«n,  VI.  Mollardgass«  il 


JAHRBUCH 


d«T 


GesellsGliaft  für  die  Geschicbte  des  Protestantismus 


in  Oesterreich. 


l'nier  Mitwirkung  von 

Dr.  C.  A.  VTitz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautenberger 

k.  k.  Oberkkdkemscb  im  Wjcb  Sapcnoiendent  in  TcK^iea  Sewior  in  Arfina 

henrai>gegeben  von 

Dr.  Georg  Loesche 

k-  k.  Ofd.  fTOTCiKir  in  Wh 


Sechzehiter  Jahrgang. 

IL  Heft. 

Ausgrüben  am  31.  Mai  1895. 


>r  C    :.    ^' 


Wien 

Manx'scfae  k.  n.  k.  Hof-Vcaiaig»-  «nd  UnirerEitüts-Biichhandlang  (Julius  Ktinkhardt  &  Co,). 


Jvllvft    Kiinkbardt. 
1805. 


Inhalt  von  Heft  n. 

4.  Aus    der    protestantischen  Zeit    der  Steiennark.    Stammbnchblättcr    aus   den 
Jahren  1582—1616.  Mitgetheilt  von  Universitäts-Professor  Dr.  J.  Lifserth  in 

Graz ^ 

5.  Bilder  aus  der  Zeit  dei  Gegenreformation.   Von  Professor  Dr.  Scheichl  in  Lin»  7b 

6.  Oesterrcichische    Exulanten,    die    Ahnen    des    deutschen   Kaiserhauses.     Von 
Pfarrer  Scheuffler  in  Lawalde  »Sachsen) ^^ 

7.  Das  Evangelium  in  Gablonz  und  Umgebung.  Von  Lic.  thcol.  Artkur  Schmidt^ 
evang.  Pfarrer  in  Bielitz,  früher  in  Gablonz  a.  N.    ......     ,  85 

8.  Bericht  des  Central -Vorstandes  über  das  Vereinsjahr  1894 111 

9.  Mittheilung  der  veränderten  Statuten  der  Gesellschaft  ...  .     .     HS 


Zur  Beachtung. 


Alle  Zuschriften  wolle  man  richten : 

An  das  Bureau 

der 

Gesellschaft  für  die  Geschichte  des  Protestantismus  in  Oesterreich 

WIEN 
I.  Doroiheersaase  16. 

Die  Geldbeträge  wolle  man  senden  an  den  Cassier  der  Gesellschaft: 

Herrn 
Hof-  und  Gerichts-Advocat  Dr.  Carl  Ritter  von  SäSf 

in 

WIEN 
I.  Ballcaase  6. 


/ 


mExtb 


JAHRBUCH 


der 


Gesellschaft  für  die  Gescbichte  des  Protestantismas 


in  Oesterreich. 


Unter  Mitwirkung  von' 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautenberger 

k.  k.  Oberkirchenrath  in  Wien  Superintendent  in  Teschen  Senior  in  Brunn 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg   Loesche 

k.  k.  ord.  Professor  in  Wien. 

Sechzehnter   Jahrgang. 
III.  u.  IV.  Heft. 

Ausgegeben  am  30.  November  1895. 


Wien 

M.inz*sche  k.  u.  k.  Hof -Verlags-  und  Universiläts  Buchhandlung  (Julius  Klinkhardt  &  Co.). 

Leip2dg 

Julius    Klinkhardt. 
1895. 


Inhalt  von  Heft  m  n.  IV. 

Sc» 

10.  Die  slovenischen  protestantischen   Bibelbüchcr    des  XVI.  Jahrhunderü:.  Von 

Dr.   Th.  Elte  in  Venedig 117 

11.  Beiträ{{e  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen  und  Lehrer  Oesterrcichs 
aus  den  Witienbcrger  Ordinirienbüchern  seit  dem  Jahre  1573.  Von  Dr.  theoL 

et  phil.   Georg  Huchivald  in  Leipzig 17»* 

12.  Schicksale  eines  Exulanten  aus  Oberösterreich    in    den  Jahren  1624 — 1628. 
Von  Pa&tor  Karl  Nutzhom  in  Bissendorf  (Hannover) 2"^ 

13.  Das  Evangelium  in  Gablonz  und  Umgebung.  Von  Lic.  theol.  Arthur  Schmidt^ 
evang.  Pfarrer  in  Bielitz,  früher  in  Gablonz  a.  N 227 

14.  Bibliographie    über   die    einschlägigen    Erscheinungen   des  Jahres  18M    mit 
kurzen  Nachrichten.  Von   Dr.  Loesche 2'>3 

16.    Mittheilung  des  Central -Vorstandes 277 

16.  Personenregister 27> 

17.  Ortsregistcr 282 


Zur  Beachtung. 


Alle  Zuschriften  wolle  man  richten : 

An  das  Bureau 

der 

Gesellschaft  für  die  Geschichte  des  Protestantismus  in  Oesterreich 

in 

WIEN 

I.  Dorotheerfcass«  16. 

Die  («eidbeträge  wolle  man  senden  an  den  Cassier  der  Gesellschaft: 

Heim 
Hof-  und  Gerichts- Ad vocat  Dr.  Carl  Ritter  von  SäSf 


in 


WIEN 
I.  BaUgasae  6. 


d-^ 


0 


JAHRBUCH 


der 


Gesellschaft  f j)r  die  GescMclite  des  ProtestantisMS 


in  Oesterreich. 


Unter  Mitwirkung  von 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautcnberger  • 

k.  k.  Oberkirchenrath  In  Wien  Superintendent  in  Teschen  Senior  in  Brunn 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg   Loesche 

k.  k.  ord.  ProfcMor  in  Wien. 

n 

Siebzehnter   Jahrgang. 

I.  u.  II.  Heft. 

Ausgegeben  am  15.  Mai  1896. 


:ßfe^ 


Wien 

Man  z'sche  k.  u.  k.  Hof -Verlags-  und  Universitäts-Buchhandlung  (Julius  Klinkhardt  &  Co  ). 

Leipzig 

Julius    Klinkhardt. 
1896. 


Inhalt  von  Heft  I  n.  n. 

Seite 

1.  Der  Briefwechsel  zwischen  Flacius  und  Nidbruck.  Von  Dr.  Fictor  BtA/ in  Wien         1 

2.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen  und  Lehrer  Oester- 
reichs  aus  den  Wittenberger  Ordinirtenbüchern  seit  dem  Jahre  1573. 
(Fortsetzung.)  Von  D.  Dr.   Gecrg  Buchwald  in  Leipzig  ....       25 

3.  Ueber  eine  Wiedertäufer-Handschrift  des  XVH.  Jahrhunderts.    (Fortsetzung.! 

Von  Dr.  Th,  Ünger,  Landesarchiv-Adjunct  in  Graz 64 

4.  Böhmische  Pastoren,  in  Anhalt  ordinirt  1583  —  1609.  Von  Heinrich  Becker, 
Pastor  in  Lindau  (Anhalt) 72 

5.  Die  Wiener  Gemeinde  Denuncianten  gegen  die  Evangelischen.  Von  Dr.  Kar! 
Schalk^  Gustos  am  historischen  Museum  der  Stadt  Wien 96 

6.  Gegenreformation  in  Steiermark.  Von  Dr.  Christian  Meyer,  königl.  Archivar 

I.  GImsse  a.  D.  in  München 97 

7.  Bilder  aus  der  Zeit  der  Gegenreformation.  (Fortsetzung.)  Von  Prof.  Dr. 
Fran%  Scheicht  in  Linz 106 

8.  Urkundliches  aus  der  Toleranzzeit  in  Kärnten.  Von  f  yoh.  G.  Schmidt, 
evang.  Pfarrer  zu  St.  Ruprecht  bei  Villach  in  Kärnten 116 

9.  Bericht  des  Gcntral -Vorstandes  Über  das  Vereinsjahr  189d    ......  127 


Zur  Beachtung. 


Alle  Zuschriften  wolle  man  richten: 

An  das  Bureau 

der 

GeaeUschaft  für  die  Geschichte  des  Protestantismus  in  Oesterreich 

WIEN 
L  DorotheeTKass«  16. 

Die  Geldbeträge  wolle  man  senden  an  den  Cassier  der  Gesellschaft: 

Herrn 

Hof-  und  Gerichts- Ad vocat  Dr.  Carl  Ritter  von  Sääf 

Sa 

WIEN 

I.  Ballffaaae  6. 


^ 


JAHRBUCH 


der 


Gesellscbaft  ftlr  die  Gescbichte  des  Protestantismns 


in  Oesterreich. 


Unter  Mitwirkung  von 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautcnberger 

k.  k.  Oberkirchenmth  in  Wien  Superintendent  in  Teschen  Senior  in  Bninn 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg  Loesche 

k.  k.  ord.  Professor  in  Wien. 

Siebzehnter   Jahrgang. 
III.  u.  IV.  Heft. 

Ausgegeben  am  31.  October  1896. 


"•'■ )ft»S 


Wien 

Man  z'sche  k.  u.  k.  Hof -Verlags-  und  Universitäts-Buchhandlung  (Julius  Klinkhardt  &  Co.). 

Leipzig 

JuliusKlinkhardt. 
18Q6. 


Inhalt  von  Heft  m  n.  IV. 

10.  Böhmische  Pastoren,  in  Anhalt  ordinirt  1083 — 1609.  (ForUetzung.)  V<» 
Htinrick  Becker,  Pastor  in  Lindau  (Anhalt) 129 

11.  Beiträt;e  zur  Kenntni^s  der  evangelischen  Geistlichen  und  Lehrer  Oesterreidii 
aus  den  Wittenberger  Ordinirtenbüchem  seit  dem  J&hie  1573.  (Fortsetzung.! 
Von  D.  Dr.    Georg  Buchwald  in  Leipzig 157 

12.  Ucber  eine  Wiedertäufer-Handschrift  des  XVII.  Jahrhunderts.  (Forts^tzimg.) 
Von   Th.   Ufii^er,  Landesarchiv-Adjunct  in  Grax 187 

18.    Ein    Exulantenzeugniss    für    einen    Kxulanten.     V^on    Pfarrer    Scktufßer    m 

Lawalde  (Sachsen) 20o 

14.    Das  Corpus  evangelicorum  und  die  österreichischen  Protestanten  (168d — 1764). 

Von  Friedrich  Reiisenber^er  in  Hermann«tadtf  Siebenbürgen 207 

16.  Eine  böhmische  evoog.  Gesandtschaft  in  Berlin  1723.  Aus  dem  Unuätsarchir, 
deponirt  im  kgl.  Staatsarchiv  zu  Posen.  Mitgethcilt  von  Dr.  f.  JCrarsala, 
Professor  an  der  Universität  Dorpat-Jurjew -     ,     ,     223 

16.  Bibliographie  iiber  die  einschlägigen  Erscheinungen  des  Jahres  1895  mit 
kurzen  Nachrichten.  Von  Dr.  Loesche 227 

17.  Nachträge  und  Berichtigungen.  Von  Pfa.rrer  Fr,  Koch  in  Gmunden     .     .     .     240 

18.  Personenregister 241 

19.  Ortsregister 245 

20.  Mittheilung 247 


Zur  Beachtung. 


Alle  Zuschriften  wolle  man  richten: 

An  das  Bureau 

der 

GeMllschaft  für  die  Geschichte  des  Protestantismas  in  Oesteneich 

WIEN 
I.  Dorotb«eTKA88e  16. 


Die  Geldbeträge  wolle  man  senden  an  den  Cassier  der  GeseüschAft: 

Herrn 
Hof-  und  Gerichts-Advocat  Dr.  Carl  Ritter  von  SlUlf 

in 


WIEN 


^ 


JAHRBUCH 


der 


Gesellscbaft  für  die  Gescbichte  des  Protestantismas 


in  Oesterreich. 


Unter  Mitwirkung  von 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautcnberger 

k.  k,  Oberkirchenrath  in  Wien  Superintendent  in  Teschen  Senior  in  Brunn 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg   Loesche 

k.  k.  ord.  Professor  in  Wien, 

Achtzehnter   Jahrgang. 

L  u.  II.  Heft. 

Ausgegeben  am  16.  Februar  1897. 


— t>|^<B- 


Wien 

Manz'sche  k.  u.  k.  Hof -Verlags-  und  Universiiäts  Huchhandlung  (Julius  Klinkhardt  &  Co.). 

Leipzig 

Julius    Klinkhardt. 
1807. 


Inhalt  von  Heft  I  u.  IL 

1.  Zu    Mflanthon's    vleiter    Sacularfeier.     Melantlion's    Bezieliungen    zu    Oeiter- 
reich-Ungarn.     Akademische    Festrede,    gclialten    am  16.  Februar   1897    von 

Dr.   Gfoff^  Loesche 1 

2.  Melanthnn  und  Nidbruck.  Von   Dr,    Victor  Bthl  in  Wien        ..... 


3.  Caspar  Nydbruck's  Verhältnis^  zu  den  Calixtinern  in  Böhmen.    Vnn  Dr.  FuJ, 
Men^ik,  Scriptor  an  der  k.  k.  Hofliib'iothek  in  Wien 4-^ 

4.  Beiträge  zur  Kenntnis*  der  evangelischen  Geistlichen  und  Lehrer  Oe&tctreicU^ 
au!6  den  Wiltenberger  Ordinirtenbüchem   seit  dem  Jahre  1573.  (Fortsetzung.) 

Von   Dr.   Georg  Buchivalcf  in  Leipzig .?o 

5.  Böhmische  Pastoren,  in  Anhalt  ordinirt  1583 — 1609.  (>chluss.)   Vt)n   Htiuii-h 
Bfckfr,   Pastor  in  Lindau  fAnlialt)     ,     , 73 

6.  Böhmische  Flüchtlinge,    unterstützt  von    der  niederländiscli  -  reformirten  Ge- 
meinde   in    Hamburg- Altena    in    den    J ihren    1623 — 163 L     Von     Prolepsor 

Dr.    IV,  SilUm  in  Hamburg >8 

7.  Ueber   eine    W^iedcriäufer  -  Handschrift    des    XVH.    Jahrhundert.«.     Von    /a'. 
L'n^^r,   LandesarchivAdjunct  in   Grar *^ 

8.  In  memoriam ; 111 

9.  Eilass  des  k.  k.  Oberkirchenralhes  zur  Förderung  unserer  Gesellscharr   .     .     Wi 


Zur  Beachtung. 

Alle  Zuschriften  wolle  man  richten : 

An  das  Bureau 

der 

QeseUschaft  fUr  die  Geschichte  des  Protestantismus  in  Oesterretch 

in 

WIEN 

I.  Dorotbeerfpass«  lö 

Die  Geldbeträge  wolle  man  senden  an  den  Cassier  der  Gesellschaft: 

Herrn 
Hof-  und  Gerichts- Ad vocat  Dr.  Carl  Ritter  von  Sääf 

in 

WIEN 

I.  Balle:aa«e  6. 


ö 


JAHRBUCH 


der 


desellscbaft  {Qr  die  Gescbicbte  des  Protestantismos 


in  Oesterreich. 


Unter  Mitwirkung  von 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautenberger 

k.  k.  Oberkirchenrath  in  Wien  Superintenifent  in  Teschen  Senior  in  Brflnn 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg  Loesche 

k.  k.  ord.  Professor  in  Wien. 

Achtzehnter   Jahrgang. 
III.  u.  IV.  Heft. 

Ausgegeben  am  15.  December  1897. 


Wien 

Mans'sche  k.  u.  k.  Hof -Verlag»-  und  UniTersitäta-Bttchhandlting  (Julius  iOinkhardt  &  Co.). 

Leipzig 

Julius    Klinkhardt. 
18  97. 


Inhalt  von  Heft  m  n.  IV. 

Sette 

10.  Das  Evangelium  in  Trautenau  und  Umgebung.  Von  Pfarrer  Dr.  A.  Schmidt 

in  Bidiu 113 

11.  Zur  Geschichte  der  evangelischen  Kircbenvetfassung  in  Oesterreich.  Von 
Gustav  Adolf  Skalsky^  k.  k.  o.  Professor  in  Wien 136 

12.  Die  im  Auftrage  der  Staatsbehörde  verfassten  Religionslehrbücher  der 
evangelischen   Kirche  A,  C.   in   der   Toleranzzeit.    Von   Dr.    Gustav   Frank, 

k.  k.  Hofrath  und  o.  Professor  in  Wien 193 

13.  Der  Briefwechsel  zwischen  Flacius  und  Nidbruck.  (Fortsetzung.)  Von  Dr.  Victor 
Bihl  in  Wien ,     .     .     201 

14.  Beiträge  zur  Kenntniss  der  evangelischen  Geistlichen  und  Lehrer  Oester- 
reichs  aus  den  Wittenberger  OrdinirtenbUchern  seit  dem  Jahre  1573. 
(Fortsetzung.)  Von  Dr.  Georg  Buckwald,  Pfarrer  an  der  Nordkirche  in 
Leipzig , 239 

15.  Bibliographie  über  die  den  Protestantismus  in  Oesterreich  betreffenden  Er- 
scheinungen  des  Jahres  1896,  nebst  kurzen  Nachrichten  über  dieselben,  mit 
Ausschluss    der    in    diesem    , Jahrbuche''    selbst   erschienenen  Artikel.    Von 

Dr.  Loesche 259 

16.  Berichtigung   und  Nachtrag  zu   Seite  211  und  218  des  ^Jahrbuches*   1895. 

Von  Pastor  Karl  Nutshom  in  Bissendorf  (Hannover) 268 

17.  Bericht  des  Central -Vorstandes  über  das  Vercinsjahr  1896 270 

18.  Personenregister 272 

19.  Ortsregister 275 


Zur  Beachtung. 


Alle  Zuschriften  wolle  man  richten: 

An  das  Bureau 

der 

QeteUschaft  für  die  Geschichte  des  Protestantisnius  in  Oesterreich 

WIEN 
I.  Dorotheergasse  Ifi. 

Die  Geldbeträge  woUe  man  senden  an  den  Cassier  der  Gesellschaft: 

Herrn 
Hof-  und  Gerichts-Advocat  Dr.  Carl  Ritter  von  SSSf 

WIEN 


I.  BaUiEMUM  «. 


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JAHRBUCH 


der 


Gesellschaft  für  die  Geschicbte  des  Protestantismus 


0 


in  Oesterreich, 


Unter  Mitwirkung  von 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautenberger 

k.  k.  Oberkirchenrath  m  Wien  Superintendent  in  Teschen  Senior  in  Brunn 

herausgegeben  von 

Dr.  Georg  Loesche 

k.  k.  ord.  Professor  tn  Wien. 

Neunzehnter   Jahrgang. 
I.  u.  II.  Heft. 

Ausgegeben  am  10.  Mai  1898. 


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Wien 

Manz'sche  k.  u.  k.  Hof -Verlags-  und  Universitäts-Buchhandlung  (Julius  Klinkhardt  &  Co.). 

Leipzig 

Julius    Klinkhardt. 
1898. 


Inhalt  von  Heft  I  n.  II. 

Sens 

1.  Zur  Geschichte  der  evangelischen  Kirchenverfassung  in  OeiteTrcicli.  (FoiS- 
Setzung.)  Von   Gustav  Adolf  Skahky^  k.  k.  o.  Professor  in  Wien    ....         J 

2.  Das   Evangelium    in  Trautenau   und  Umgebung.   (Fortsetiung.)    Von  Pfarrer 

Dr.  A.  Schmidt  in  Bielitz 74 

3.  Der  Briefwechsel  zwischen  Flacius  und  Nidbrnck.  (Fortsetzung.)  Von  Dr,  Victifr 
Bibl  in  Wien 96 

4.  Beitrüge  zur  Kenntniss  der  evangclisclien  Geistlichen  und  Lehrer  Oesicr- 
reichs  aus  den  Wittenberger  Ordinirtenbüchern  seit  dem  Jahre  1573. 
(Fortsetzung.)  Von  Dr.  Georg  Buchwald,  Pfarrer  an  der  Nordkirche  in 
Leipzig 111 

5.  Bericht  des  Central -Vorstandes  über  das  Vereinsjahr  1897 127 


Zur  Beaohtung. 


Alle  Zuschriften  wolle  man  richten: 

An  das  Bureau 

der 
Gesellschaft  für  die  Geschichte  de9  Protestantismus  in  Oesterreich 

WIEN 
I.  Dorotheerffasse  10. 

Die  Geldbeträge  wolle  man  senden  an  den  Cassier  der  Gesellschaft: 

Herrn 
Hof-  und  Gerichts -Advocat  Dr.  Carl  Ritter  von  SäSf 

io 

WIEN 

r  Ballffsue  6. 


AÜC«. 


JAHRBUCH 


der 


Gesellscbaft  für  die  Geschichte  des  Protestantismas 


in  Oesterreich. 


(Jntcr  Mitwirkung  von 

Dr.  C.  A.  Witz  Dr.  Th.  Haase  Dr.  G.  Trautenbergcr 

k.  k.  Oberkirchenrath  in  Wien  Superin lendenC  in  Tescfaen  Senior  in  Brunn 

herausgegeben   von 

Dr.  Georg    Loesche 

k.  k.  ord.  Professor  in  Wien. 

'J 
Neunzehnter    Jahrgang. 

III.  u,  IV.  Heft 

Ausgegeben  am  2.  December  1898. 


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Wien 

Manz'sche  k.  u.  k.  Hof  Verlags-  und  Universiiäts- Buchhandlung  (Julius  Klinkhardt  &  Co.). 

Leipzig 

Julius     Klinkhardt. 
1898 


Inhalt  von  Heft  HI  n.  IV. 

Settc 

6.  Gedenkblatt  der  k.  k.  evaiig.-theologischeti  Facultät   in  Wien.     Zur  fünfiug 
jährigen  Jubiläumsfeier  der  Regierung  Seiner  Majestät  Kaiser  Franz  Josef  I. 
1848 — 1898.     I.  Der  österreichische  Staat  und  die  evangelische  Kirche   in 
ihrem   wechselseitigen  Verhältnisse   vom  Jahre  184S— 1861.    Decanatsrede, 

gehalten  von  Dr.  Gustav  Adolf  Skalsky,  ordentlichem  Professor  der  prakti- 
schen Theologie  und  des  Kirchenrechtes ».•     12\^ 

II.  Symbolae  ad  recentiorem  C.  R.  ordinis  Theologorum  evangelicomm 
Vindobonensis  historiam  congestae  a  Gustavo  Frank,  SS.  Theologiae  doctore 
eiusdemque  P.  P.  O , 161 

7.  Des  Cardtnals  und  Erzbischofs  von  Salzburg  Matthäus  Lang  Verhalten  aar 
Reformation.    Von  Dr.  Josff  SchmiJ  in  Fürth  (Baiern] 171 

8.  Zur  Geschichte  der  evangelischen  Kirchenverfassung  in  Oesterreich.  (Schlnss.} 

Von  Dr.    Gustav  Adolf  Skalsl-y,  k.  k.  o.  Professor  in  Wien  .     •     .     .     .      .     ^»6 

9.  Bib]if>graphie  über  die  den  Protestantismus  in  Oesterreich  betreffenden  Er- 
scheinungen des  Jahres  1897,  nebst  kurzen  Nachrichten  Über  dieselben,  mit 
Au.<isch]uss    der    in    diesem    „Jahrbuche*    selbst   erschienenen  Artikel     Von 

Dr.  Ixffsche 262 

10.  Ankündigung  der  Denkschrift  von  Oberkirch enrath  Dr.    Witt 277 

11.  Personenregister 281 

12.  Ortsregister 283 


Zur  Beachtung. 


Alle  Zuschriften  wolle  man  richten: 

An  das  Bureau 

der 

Geaellschaft  für  die  Geschichte  des  Protestantismus  in  Oesterreich 

in 

WIEN 

I.  Dorotheercassa  16. 

Die  Geldbeträge  wolle  man  senden  an  den  Cassier  der  Gesellschaft; 

Herrn 
Hof-  und  Gerichts -Advocat  Dr.  Carl  Ritter  von  SSäf 

WIEN 
L  BalUtsias«  e 


Der  Central -Vorstand  der  „Gesellschaft  für  die  Geschichte 
des  Protestantismus  in  Oesterreich-  besteht  aus  folgenden  Herren  : 

D.  Ch.  Alphonse  Witz-Stöber, 

k.  k.  Oberkirchenralh,  Pfarnr  der  Wiener  ref.  Gemeinde. 

Piäsident. 

D.  Theodor  Haase, 

Rcichsraths-Abgcordneler,  Superintendent  und  Pfarrer   in  Teschen. 

1.   Vice-Präsident. 

Lic.  Dr.  Gustav  Trautenberger, 

Senior  und  Pfarrer  in  Brunn. 
II.  Vice-Präsident. 

D.  Dr.  Georg  Loesche, 

o.  ö.  Professor  an  der  k.  k.  cvang.-theolog.  Facultat. 
Kedacteiir   des  Jahrbuches. 

Dr.  Carl  Ritter  von  Sääf, 

Hof-  und  Gerichts- Ad vocat  in  Wien. 
Ca^ssier. 

J.  Friedrich  Koch, 

Conscnior  und  Pfarrer  in  Graunden. 

Rudolf  Howard  Krause, 

Director  der  englischen  Versicherungsscseilschaft  »Gresham«  in  Wien. 

Dr.  Carl  Reissenberger, 

k.  k.  Staats  -  Ober  .  Rcalschul  -  Director  in  Bieliti. 

Marcus  Stein, 

...  -,  ^  k.  u.  k.  Hofbuchhändler. 

tirma:   Manische  k.  u.  k.  Hof- Verlags-  und  Universiläts-Buchhandlung  in  Wien 

(Juhus  Klinkhardt  &  Co.). 

Dr.  Eugen  von  Trauschenfels, 

k,  k.  Oberkirchenrath. 

D,  Dr.  Paul  von  Zimmermann, 

Pfarrer  A.  C.  und  Privatdocent  in  Wien. 
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Druck  von  Köhler  &  Hambmger,  Wien,  VL  Motlardgasse  41. 


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1  v^  2  8  1927 


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