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JAHRBUCH
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Gesellschaft fUr die Gescbichte des ProtestanüsniDS
in Oesterreich.
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Unter Mitwirkung von
Dr. C. A. AVitz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautcnbcrgcr
a. k. Oberkirchenrath m Wien Superiotendent in Teschcn Senior In Brtinn
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. herausgegeben von
Dr. Georg Loesohe
k. k. ord. Professor in Wien.
Sechzehnter Jahrgang.
I. Heft.
Ausgegeben am 1. Februar 1895.
Wien
V inz'tche k. u. k- Hof -Verlags- und UniversitätB Buchhandlung (Julius Klinkhardl & Co.).
Leipzig
Julius Klinkhardt.
18 G 5.
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THE NEW YORK
PUBLIC LIBRARY
ASTOR, LENOX AND
TILfil£N FOUNDATIONS
H 1927 i, j
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INHALT.
Sehe
1. Luther's Beziehungen zu Böhmen. I. Von Robert Fronius, Vicar in Czernowitz 1
2. Die Bedeutung des , Wittenberger Ordinirlenbuches 1637—1560" für die
Refoimations Geschichtsforschung Oesterreichs. Von Dr. theol. et phil. Georg
Buckwald in Leipzig 29
3. Das Evangelium in Gablonz und Umgebung. Von Lic. theol. Arthur Schmidt,
evang. Pfarrer in Bielilz, früher in Gablonz n. N 35
4. Aus der protestantischen Zeit der Steiermark. Stammbuchblätter aus den
Jahren 1582 — 1616. Mitgetheilt von Universiiäts- Professor Dr. y. Loserth in
Graz 53
Ö. Bilder aus der Zeit der Gegenreformation. Von Professor Pr. Scheichl in Linz 78
6. Oesterreichische Exulanten, die Ahnen des deutschen Kaiserhauses. Von
Pfarrer Scheuffier in Lawalde (Sachsen) 83
7. Dos Evangelium in Gablonz und Umgebung. Von Lic. theol. Arthur Schmidt,
evaog. Pfarrer in ßielitz, früher in Gablonz a. N. 85
8. Bericht des Central -Vorstandes Über das Vereinsjahr 1894 111
9. Mittheilung der veränderten Statuten der Gesellschaft 113
10. Die slovenischen protestantischen Bibelbücher des XVI. Jahrhunderts. Von
Dr. Th. Ehe in Venedig 117
11. Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterreichs
aus den Wittenberger Ordinirtenbücbern seit dem Jahre 1573. Von Dr. theol.
et phil, Georg Buch^vald in Leipzig 176
12. Schicksale eines Exulanten aus Oberösterreich in den Jahren 1624 — 1628.
Von Pastor Karl Nutzhot n in Bissendorf (Hannover) 209
13. Das Evangelium in Gablonz und Umgebung. Von Lic. theol. Arthur Schmidt,
evang. Pfarrer in Bielitz, früher in Gablonz a. N 227
14. Bibliographie über die einschlägigen Erscheinungen des Jahres 1894 mit
kurzen Nachrichten. Von Dr. Loesche 253
15. MittheiluDg des Central -Vorstandes 277
16. Personenregister 278
17. Ortsregister 282
I.
LrUther's Beziehungen zu Böhmen.
I.
Lnther'8 Beziehungen zu den U.traqaisten.
Von Robert Fronius, Vicar in Czcrnowitz.
Als die Hammerschläge Luther's an die Schlosskirche zu
Wittenberg fielen, fanden sie lauten Wiederhall nicht nur im Reiche,
sondern auch in den heutigen österreichischen Ländern, und wie
dort, so konnte auch hier die Centralgewalt es nicht hindern, dass
5ich nach und nach immer mehr Herzen der neuen und doch im
Grunde uralten Lehre anschlössen. Wie konnte es auch anders sein 1
waren doch die geistlichen Zustände wie im Reiche, so auch hier
unerträglich geworden; flammte doch auch hier in den edelsten
Seelen die Sehnsucht nach einer Reformation und waren doch auch
hier bereits einzelne Geister als kräftige Vorboten einer neuen Zeit
aufgetreten.
Keines der österreichischen Länder aber war für die Refor-
mation so vorbereitet, wie Böhmen. Hier hatten die Waldenser
durch zahlreiche Anhänger seit dem XIIL Jahrhundert schon refor-
matorische Gedanken verbreitet. Hier hatte in der zweiten Hälfte
des XIV. Jahrhunderts Konrad von Waldhausen in Prag mit schonungs-
loser Schärfe g^en die Laster der Zeit und die Unwürdigkeit der
Mönche geeifert und überall lebendiges, werkthätiges Christenthum
gefordert. Hier hatte sein Amtsnachfolger Johann Mili£ von Kremsier
als Bussprediger und Bdchtvater, die Gebrechen und Schwächen
aller Stände geisselnd und auf praktisches Christenthum dringend,
unerhörte Erfolge erzielt. Hier war der Magister parisiensis Mathias
von Janow, ein Mann, dem sich an klarer Erkenntniss bis dahin im
Abendlande Niemand an die Seite stellen konnte, als Prediger und
Jahr^ach 4«i PioC«stantiimus 1896, H. I. 1
■jjy/^t ;c-,/. 'J^' '1
2
Schriftsteller gegen einzelne in der Kirche eingerissene Missbräuche
aufgetreten. Hier endlich hatte Johann Hus alles bisher auf religiösem
Gebiete Errungene mit fester Hand, zusammengefasst und war so
zum Reformator der Sitten und des Clerus geworden. Und wenn
er auch seine reformatorischen Bestrebungen mit dem Tode auf dem
Scheiterhaufen büssen musste, so konnten doch seine Lehren durch
den an ihm zu Constanz vollzogenen ^Glaubensact* nicht ver-
nichtet werden. Sie behielten vielmehr auch nach seinem Tode die
Oberhand und trugen ihre Früchte. Bald gab es in Böhmen eine
Reihe von religiösen Parteien, die alle mehr oder -weniger seinen
Grundsätzen huldigten und aus denen im Laufe der Zeit zwei
besonders hervortreten: die Utraquisten und die ^böhmischen
Brüder*.
Die Utraquisten, mit denen wir es zunächst zu thun haben,
waren die Geistesnachkommen jener gemässigten Husiten, welche
den Hauptnachdruck auf die Freigebung des Kelches legten, im
Uebrigen neben der heiligen Schrift auch die Tradition gelten liessen
und nach langen Unterhandlungen mit Rom endlich durch die vom
Baseler Concii gewährten Compactaten wieder in den Schooss der
römischen Kirche aufgenommen worden waren. Zur Zeit, als Luther
auftrat, gehörte der grösste Theil Böhmens ihnen an. In Bezug auf
ihr Glaubensbekenntniss hatten sie seit den Tagen des Baseler
Concils keine wesentlichen Fortschritte in evangelischem Sinne ge-
macht. Sie unterschieden sich von den Katholiken hauptsächlich
dadurch, dass sie vom Papste unabhängig sein wollten, auf freie
Verkündigung des Wortes Gottes und auf Spendung des heiligen
Abendmahles unter beiderlei Gestalt bestanden und von den Priestern
Verzichtleistung auf weltliche Herrschaft, als der Quelle vieler Uebel,
und Bestrafung der Todsünden verlangten. Im Uebrigen hielten sie
es mit der römischen Kirche nicht nur in Bezug auf die Glaubens-
lehre, sondern auch, was kirchliche Gebräuche und Ceremonien an-
langte. Auf der einen Seite also wollten die Utraquisten Reformen in
rein evangelischem Sinne und Unabhängigkeit von Rom, auf der
anderen Seite hielten sie an römischen Lehren, Gebräuchen und
Einrichtungen fest. Es war das eine Halbheit, welche die grösste Schuld
trug, dass der Utraquismus der römischen Kirche gegenüber so
wenig Erfolge aufzuweisen hatte. Das Kirchenregiment führte in der
utraquistischen Kirche ein eigenes Consistorium mit einem Admini-
3
strator an der Spitze, dem im XVI. Jahrhunderte ein Archidecanat
und 44 Decanate untergeordnet waren *), Das kirchliche Leben war
durch bis in s Kleinste gehende Vorschriften geordnet und geregelt
worden. Allein bei der Schlaffheit des Kirchenregimentes und der
^inneren Fäulniss* des Utraquismus war an eine Aufrechthaltung
der Ordnung nicht zu denken. Dazu kam noch ein Uebelstand: die
Utraquisten litten beständig Mangel an Priestern. Seit dem Tode
des Erzbischofs Konrad gab es in Prag blos zweimal rechtmässig
consecrirte Bischöfe — den in Modena seines Amtes entsetzten Bischof
Augustin Lucian und den ebenfalls aus Modena kommenden und
wahrscheinlich später auch excommunicirten Bischof von Sidon,
Philipp de Nova Villa — und die Utraquisten standen in fast fort-
währender Unterhandlung mit der Krone und Rom um Einsetzung
eines solchen, denn nach ihrem LehrbegrifTe konnte nur ein recht-
mässig geweihter Bischof dem utraquistischen Candidaten die Weihe
ertheilen; als solcher galt ihnen nicht einmal ihr eigener Admini-
strator.' Die utraquistischen Cleriker holten sich daher ihre Weihe
in der Regel aus Italien, wohin sie zur Beendigung ihrer Studien
gingen. Die italienischen Bischöfe vollzogen diese Weihe aber nur
dann, wenn der utraquistische Candidat das heilige Abendmahl sub
una nahm, den Compactaten entsagte und das Versprechen leistete,
nach seiner Rückkehr in die Heimat das heilige Abendmahl eben^
falls in römischer Weise zu spenden. Kam nun der auf diese Weise
zur Weihe gelangte Priester nach Prag, so musste er vor dem
utraquistischen Consistorium Alles widerrufen, was er . vor seiner
Ordination dem italienischen Bischöfe in die Hand gelobt hatte, und
versprechen, nur den Willen des Consistoriums als massgebend zu
betrachten. Als aber dieses zweideutige Spiel der utraquistischen
Priester in Italien bekannt wurde, weigerten sich die Bischöfe, die
Weihe an den utraquistischen Candidaten überhaupt vorzunehmen,
und damit stieg die Priesternoth nur noch mehr. Wenn nun wenigstens
die vorhandenen Priester ihren Gemeinden ein gutes Vorbild gegeben
und ihre Pflichten erfüllt hätten, wäre das Uebel erst nicht so gross
gewesen ; aber davon war ^ gar keine Rede, im G^entheil, Zucht-
losigkeit war das charakteristische Merkmal der damaligen utra-
quistischen Cleriker; und dieser Uebelstand hatte bereits $o weit
>) Czerwenka, Gesch. d. ev. K. in Böhmen. II (1870), 142.
um sich gegriffen, dass nicht nur von Seite des Adels» sondern auch
von Seite des Volkes heftiger Unwille sich dagegen erhob. Im Jahre
1619 richteten zwei böhmische Ritter*) an die Landstände ein
Schreiben und verlangten dringend amtlicherseits die Beseitigung der
schreienden Sittenlosigkeit unter den Priestern. In demselben Jahre
Hess sich auch eine Stimme aus dem Volke in gleichem Sinne hören.
Es war dies Matthias der Einsiedler*), der aus der Gegend von
Saaz stammte und früher das Kürschnergewerbe betrieben hatte.
Nachdem er mehrere Jahre in der Einsamkeit zugebracht, ver-
langte er in dem oben erwähnten Jahre in einem ausfuhrlichen
Briefe an den Bürgermeister und Rath der Stadt Prag die Beseiti-
gung der herrschenden Laster. Bald kam er selbst in die Haupt-
stadt und begann hier ^in Gasthäusern, zuweilen auf Inseln und
Ufern* das Wort Gottes zu predigen und die Sünden und Laster
zu tadeln. Seine Predigten, die meist Sittenlehren des Evangeliums
enthielten und in denen er gelegentlich auch den Doctor Martin
Luther lobte, fanden immer grösseren Anklang beim Volke. Wohl
blieb Matthias von den Prager Priestern nicht unangefochten und die
weltliche Macht wies ihn wiederholt aus der Stadt, aber er kehrte
immer wieder zurück und Hess sich in seinem Werke nicht stören.
So standen die Verhältnisse unter den Utraquisten, als die
Kunde von Luther und seinem Auftreten zu ihnen drang. Kein
Wunder, dass er bei ihnen sofort grossen Anklang fand und dass
sie, obwohl sonst den Deutschen nicht gerade gewogen, in diesem
Falle ihre Abneigung überwanden und sein Auftreten sympathisch
begrüssten. Luther *s L6hre hatte ja so viel Aehnlichkeit mit der
Hus' und bot ihnen Alles, um was sie seit fast hundert Jahren
in fortwährendem Kampfe mit Rom gelegen: das heilige Abend-
mahl unter beiderlei Gestalt, die freie Verkündigung des Wortes
Gottes in der Landessprache, eine Priesterordination, bei der es
keine widerstrebenden Bischöfe gab und keine Abschwörungseide
geleistet werden mussten, endlich Prediger in nicht geringer Zahl
und Beseitigung aller anderen herrschenden Uebelstände. Ueberdies
war ja Luther auch gegen das sichtbare Oberhaupt der i*ömischen
Kirche, gegen den Papst, aufgetreten, gegen den die Utraquisten
eine inimer entschiedenere Abneigung empfanden. ""
t) Palacky, G«ich. v. Böhmen, V (1865), 2, 406.
Unter diesen Verhältnissen darf es nicht Wunder nehmen,
dass schon 1518 der utraquistische Pfarrer Johann in Deutschbrod,
durch Luther's Schriften gewonnen, in dessen Sinne predigte und,
der ausdrücklichen Anordnung des Consistoriums entgegen, alle
Ceremonien beim Gottesdienste abschaffte*). In gleichem Sinne
lehrten aber bald auch Andere; so Johann MiruS, ein schon
bejahrter, utraquistischer Priester, der Pfarrer an der Kreuzkirche
zu Prag gewesen und jetzt wahrscheinlich Professor an der Prager
Universität war, dann der Prediger an der Bethlehemskirche,
Martin, femer der Prediger bei St. Gallus, Wenzel Poöatek,
u. A. m. *). Allein bei dieser indirecten Einwirkung Luther's auf die
religiösen Verhältnisse der Utraquisten blieb es nicht; bald nahm
er auch directen Einfluss auf ihr religiöses Denken und Thun, indem
er in persönliche Beziehung zu ihnen trat. Der erste Anlass dazu
ward von utraquistischer Seite gegeben. Am 16. Juli 1519, also
unmittelbar nach der Leipziger Disputation, schrieb nämlich der
Pfarrer am Tein in Prag, Johann Poduska, an Luther einen Brief*).
In demselben theilt er ihm mit, dass Luther ihm wohl bekannt sei,
wenn auch nicht persönlich, so doch aus vielen und verschiedenen
seiner Tractate. Am meisten bewundere man in Böhmen an ihm,
cass er trotz so vieler Schmähungen ganz und gar kein Bedenken
trage, Qiristi und der Apostel Lehre frei und offen zu predigen.
Er beglückwünschte ihn. dass er ^das einzige endlich einmal auf-
richtige lehre, was wirklich zu lehren sei, nämlich das lautere Gesetz
Christi und der alten Väter und keineswegs mit menschlichen Zu-
>atzen vermengte Theologie*. Gott habe ihn als , Wächter über sein
Volk gesetzt*, er möge darum ^das seinem Heile Nöthige nicht
verheimlichen, sondern an's Licht bringen*. Wohl werde er deshalb
nicht nur in Deutschland, sondern auch in Böhmen Ketzer gescholten.
aber er möge mit -Christus diese Schmach gerne tragen, eingedenk
des Matthäischen Wortes: »Wenn sie den Hausvater Beelzebub
genannt, um wie viel mehr seine Hausgenossen.* Hilfe von oben
•verde ihm nicht fehlen; seien doch auch in Böhmen sehr viele, »die
Tag und Nacht für ihn beteten*. Er selbst möge nur vorsichtig
sein, , damit nicht, während er Christum vom Antichrist befreie, er
t) Czerwenka, II, 154.
•) Palacky. V. 2, 406, 408.
*) Enders, Dr. M. Lather's Briefwechsel II (1887). 75.
6
selbst von diesem ergriffen werde, denn tausend Arten habe dieser
zu schaden*. Zum Schlüsse bittet er ihn noch, ein unbedeutendes
Geschenk, bestehend in Messern, als ein , Unterpfand aufrichtiger
Liebe und Wohlwollens* zwischen ihnen, gefälligst anzunehmen.
Dieses Schreiben zeigt deutlich, dass Luther's Schriften in
Böhmen bereits Verbreitung gefunden und dass man ihnen dort
Beachtung und Aufmerksamkeit schenkte; noch weit mehr aber legt
für das eifrige Interesse der Böhmen an Luther's Person und Werk
Zeugniss ab der Brief*) des Probstes des Kaiser Karls-Collegii zu
Prag, Wenzel Rozdalowsky's, des Gehilfen des PoduSka. Dieses
Schreiben ist vom 17. Juli datirt und wurde offenbar gleichzeitig
mit dem Poduska's iiberschickt. RoSdalowsky und seine Freunde
hätten sich eben mit Luther und seinem Thun beschäftigt, als ein
gewisser Jacobus, ein Instrumentenspieleir, ein grosser Verehrer von
Luther, bei ihnen eingetroffen und ihnen Alles erzählt, was zwischen
ihm und Eck in letzter Zeit öffentlich geschehen sei. Er könne gar
nicht sagen, wie erfreulich ihnen diese Mittheilung gewesen, nament-
lich, dass Luther über Eck einen ruhmvollen Sieg gewonnen. Er
beglückwünsche ihn darum und sage Gott Dank, dass er ihn erhalte
und über seine Feinde triumphiren lasse. Jacobus habe ihm auch
mitgetheilt, dass er (Luther) grosses Verlangen nach Hus' Schriften
trage, um sich über den Märtyrer, den er ,nur nach der Meinung
der Menge und dem schlecht berathenen Concil* kenne, aus dessen
eigenen Schriften ein Urtheil zu bilden. Er sende ihm deshalb <lessen
Abhandlung ,über die Kirche*, und zwar um so lieber, als sie
einige Sätze enthalte, die Luther auf der Leipziger Disputation auch
verthejdigt habe. Es sei das wohl ein billiges Geschenk, aber es
werde ihm vielleicht nicht unerfreulich sein, zumal es seinen Wunsch
erfüllen könne. Zum Schlüsse fügt er noch hinzu: ,Was einst
Johannes Hus in Böhmen gewesen, das bist Du, Martin^ in Sachsen.
Wache und kämpfe in dem Herrn und hüte Dich vor den Menschen und
lass* den Muth nicht sinken, wenn Du Dich Ketzer und excomniunicirt
schmähen hörst, eingedenk dessen, was Christus gelitten, was die
Apostel, was alle auch heute leiden, die fromm in Christo leben wollen. *
Beide Briefe erhielt Luther erst am 3. October (1619) durch
Vermittlung ') des kursächsischen Hofes und er mag über diese herz-
0 Enders, II, 78.
*) Enders, II, 183.
liehe Kundgebung nicht wenig erfreut gewesen sein; berichtet er
doch gleich davon in einem an Dr. Johann v. Staupitz an diesem
Tage geschriebenen Briefe *). — Enders behauptet ■), der Inhalt der
beiden Briefe müsse schon vor ihrer Absendung bekannt geworden
sein oder habe man dieselben unterwegs eröffnet. Diese Behauptung
stützt er auf die Nachrichten, die Hieronymus Emser dem katholi-
schen Administrator Johann Zack in Prag am 13. August brieflich
^ab. wahrscheinlich am meisten auf die in diesem Schreiben ent-
haltene Mittheilung, dass »die Böhmen, während Luther in Leipzig
gekämpft, für ihn öffentliche Gebete und tägliche Gottesdienste ver-
anstaltet hätten* *). Diese Mittheilung stimmt nun allerdings mit der
in Poduska-s Schreiben enthaltenen Stelle: ,Es gibt sehr viele in
Böhmen, die Tag und Nacht für Dich beten*, inhaltlich so ziemlich
überein und man könnte daraus wohl den Schluss ziehen, dass
Hieronymus Emser von deni Inhalte der beiden Briefe auf irgend
eine Weise Kenntniss erhalten habe. Dieser Schluss ist indess gar
nicht nöthig, wenn man eine Bemerkung, die Dr, Eck bereits am
5. Juli auf der Leipziger Disputation Luther gegenüber machte, in
Betracht zieht. Eck sagt nämlich hier: ,Sein verehrter Gegner
Lnthcr möge entschuldigen, wenn er den Böhmen als Feinden der
Kirche feind sei und wenn er ihrer hier gedenke, da Luther's
Behauptungen nach seinem bescheidenen Dafürhalten ihren Irrthümern
sehr günstig sein und sie selbst, wie er höre, zu denselben Glück
wiinschten* *). Danach muss also bereits vor der Leipziger Disputa-
tion oder doch in den Tagen derselben von Seite der Böhmen dem
Wittenberger Reformator irgend eine Kundgebung gemacht worden
sein. Denn Eck kann seinen Ausspruch wohl nicht auch aus Poduäka's
oder Rozdalowsky's Briefe geschöpft haben, da ja diese erst nach
der Leipziger Disputation am 16. und 17. Juli geschrieben wurden.
Daraus kann man aber dann auch den weiteren Schluss ziehen^
dass Poduska und Roi^dalowsky nicht die ersten Böhmen waren^
die zu Luther in persönliche Beziehung traten. Vielleicht lässt sich
die Sache auf diese Weise erklären, dass während der Disputation
einige Böhmen in Leipzig anwesend waren, unter ihnen vielleicht
>) Enders, II, 183.
«) Enders, II, 77.
') Köstlin, Mart. Liither, Sein Leben und seine Schriften. I (1883), 276.
«) Köstlin, I, 265.
auch jener von Rozdalowsky erwähnte Jacobus, über den wir sonst
keine Nachrichten haben, und dass diese die Gelegenheit wahr-
nahmen, um Luther, in dem sie einen Verbündeten gegen den Papst
erbUckten, ihre Sympathien zum Ausdrucke zu bringen und ihn zu
beglückwünschen. Bei der Gelegenheit mag dann auch Luther den
Wunsch geäussert haben, Hus aus seinen eigenen Schriften kennen
zu lernen. Es ist sehr zu bedauern, dass das Antwortschreiben an
die beiden utraquistischen Geistlichen nicht mehr vorhanden ist.
Vielleicht hätte das genaueren Aufschluss über diesen Punkt geben
können. Dieses Schreiben war in Gegenwart des böhmischen Boten
und in Gemeinschaft, mit Luther und anderen Wittenberger Freunden
von Melanchthon verfasst worden *). Wahrscheinlich sollte es, gut
stilisirt, denen der Böhmen nicht nachstehen ; denn diese waren nach
Luther's Urtheil den Gedanken wie dem Stile nach erasmusartig *).
Dem Boten aus Böhmen gab Luther als Gegengeschenk zugleich
seine sämmtlichen kleineren Werke mit*).
So war eine Verbindung Luther's mit den Utraquisten einge-
leitet, und wenn auch Poduska und Rozdalowsky für Luther's Sache
zu früh starben — sie erlagen beide der im Jahre 1520 in der
verheerendsten Weise in Prag auftretenden Pest*) — , so musste sie
doch ihre Rückwirkung haben, und diese blieb in der That nicht
aus. Viele junge Böhmen zogen damals der Studien halber in deutsche
Universitätsstädte, besonders gerne und zahlreich nach Wittenberg,
seit sie von Luther Kunde hatten. Bei ihrer Rückkehr von dort
brachten sie nicht selten satirische Schriften *), die das alte Kirchen-
wesen verspotteten und deren es damals eine grosse Anzahl gab,
in ihre Heimat mit. Hier übersetzten sie diese meist in's Böhmische»
verbreiteten sie eifrig, untergruben dadurch den alten Glauben
und die alten kirchlichen Einrichtungen in der Heimat noch mehr
und bearbeiteten so negativ den Boden für die Reformation; anderer-
seits verkündeten sie auch begeistert die neue evangelische Glaubens-
und Freiheitslehre, die sie im Auslande ebenfalls kennen und lieben
gelernt, und schafften so auch positiv für Luther's Sache. Wurden
durch solche junge Männer namentlich die gebildeten Kreise für
1) Enders, II, 201.
«) Enders, II, 183.
•) Palacky, V, 420.
*) Gindcly, Gesch. d. böhm. Br., I (1868), 163.
9
Luther gewonnen, so wirkten die aus dem Auslande zahlreich
herüberkommenden Prädicanten, die von den adeligen Herren mit
Vorliebe in den ihnen unterstehenden Gemeinden als Pfarrer an-
gestellt wurden, in gleicher Richtung im Volke. Kurz, eine mächtige
Bewegung ging durch's ganze Land und 'brachte die Geister in
Aufregung. In der Hauptstadt, in den meisten königlichen und
freien Städten, ja in vielen Landgemeinden wurde in Luther's Sinne
gepredigt. Seine Schriften wurden gerne und viel gelesen, ja auch
ins Böhmische übersetzt, und die Frucht solcher Beschäftigung war,
dass viele utraquistische Geistliche bereits die Verehrung der Hostie
einstellten und viele Ceremonien und Feiertage abschafften*). Ja, im
Frühjahre 1520 war die lutherische Partei in Prag in den ton-
angebenden Kreisen soweit erstarkt, dass sie das^utraquistische Consi-
storium durchwegs mit Leuten ihrer Gesinnung besetzen konnte').
Und ein Jahr darauf beriefen einige Ständemitglieder Thomas Münzer,
einen Schüler Luther's — später als Prophet der Bauernkriege und
Apostel der , Wiedertäufer* übel berüchtigt — , d'er von Zwickau
uach Saaz gekommen war, in die Hauptstadt. Hier reichte er ^den
Leib und das Blut des Herrn unter beiden Gestalten dem gemeinen
Volke beiderlei Geschlechtes in der Teynkirche und predigte das
Wort Gottes in deutscher und lateinischer Sprache in Bethlehem
und in der Frohnleichnamskirche. Darauf verpflegten ihn die Herren
auf eigene Unkosten unter den Magistern im grossen Collegium* •).
Münzer wusste durch seine Predigten namentlich die unteren Volks-
classen derartig zu fanatisiren, dass sie die Klöster zu St. Jacob,
St. Clemens und Maria Schnee in Prag stürmten und Bilder und
Statuen in denselben beschädigten oder zerstörten *). Die Central-
gewalt aber, die von der römischen und einer jeden Neuerung feind-
lichen, utraquistischen Partei wiederholt angegangen wurde, der
lutherischen Bew^nng entgegenzutreten, war viel zu schwach, um
gegen dieselbe energische Massregeln durchfuhren zu können.
Luther selbst scheint es sehr darum zu thun gewesen zu sein,
die Böhmen für sich zu gewinnen. War ihm vordem der Name eines
, Böhmen* nur ein arger Schmähname und der Vorwurf, dass er
, böhmisches Gift* verbreite, die gehässigste Verleumdung, so ändert
>) GJndely, I, 165.
>) Czerwcnka, II. 159.
») Palacky, V. 2. 442, 444
10
er jetzt seine Meinung hierüber. Schon auf der Leipziger Disputation
sagt QT offen, unter den Sätzen des Hus und der Böhmen gebe es
manche sehr christliche und evangelische und diese dürften nimmer
verdammt werden ; und etwa zwei Monate später erklärt er in einem
Schreiben an Hieronymus Emser geradezu: ,Ich will, wünsche, bete,
danke und freue mich, dass meine Lehren den Böhmen gefallen*).*
Im Februar 1520 endlich, wahrscheinlich nachdem er die ihm aus
Böhmen überschickte Schrift des Hus ,über die Kirche* gelesen
hatte, schreibt er an Georg Spalatin: ^Unbewusst habe ich bisher
Alles so gelehrt und gehalten, wie Johannes Hus ; ebenso unbewusst
hat auch Johann Staupitz dasselbe gelehrt : kurz, wir sind alle Husiten,
ohne dass wir es wussten, sogar Paulus und Augustin sind im eigent-
lichsten Sinne des Wortes Husiten. Siehe, in welche Wunderlichkeiten
sind wir ohne irgend einen Führer und Lehrer aus Böhmen gelangt !
Ich w^eiss vor Entsetzen nicht, was ich denken soll, wenn ich das
furchtbare Gericht Gottes unter den Menschen sehe, dass die offen-
kundige evangelische Wahrheit vor mehr als hundert Jahren ver-
brannt wurde, also, dass sie für verdammt gehalten wird und das
Bekenntniss derselben nicht gestattet ist*).*
So hatte Luther das Vorurtheil, das er früher gegen die
Böhmen und die husitische Lehre gehabt, nun vollständig über-
wunden und war zu' einem Freunde derselben geworden. Das be-
weisen die oben angeführten Aussprüche und das zeigt er neuerdings
im Jahre 1522. Im März dieses Jahres war nämlich der 16jährige
König Ludwig nach Prag gekommen und versammelte im Juni zum
ersten Male seine Stände. An diese nun richtet Luther ein ausführ-
liches Schreiben, datirt vom 15. Juli*). Schon bei der Begrüssung
des Königs in Prag hatten die Vertreter der katholischen Kirche
denselben gebeten, die , Ketzerei* in Böhmen ausrotten zu wollen *).
Auch jene utraquistische Partei, die von jeher zu einem Compromiss
mit Rom geneigt war, und bei der diese Neigung seit dem Eindringen
lutherischer Grundsätze in Böhmen noch gestiegen war, mag nicht
unthätig geblieben sein, kurz: es verbreitete sich das Gerücht und
1) KöstUn, I, 278.
») Enders, II, 34ö.
») De Wette, Luther's Briefe, II (1826), 225; Enders, III, 432. Vgl. MÖller-
Kamerau, Lehrb. d. Kirchengesch., III (1894), 396 f.
*) Czerwenka, II, 160.
n_
drang offenbar auch zu Luther, dass einige Utraquisten lebhaft den
Anschluss an Rom wünschten, und dass auf der bevorstehenden
Ständeversammlung ein Ausgleich zwischen beiden nicht ausge-
schlossen sei. Das allein schon hätte Luther bei seinem Interesse
für die Utraquisten vielleicht veranlasst, an die Stände in Prag zu
schreiben. Dazu kam aber noch ein zweiter Grund. Luther war kurz
vorher heftig angegriffen und ein , Böhme* und ^Husite*, dem wohl
nichts Anderes übrig bleiben werde, als nach Böhmen zu fliehen,
gescholten worden, und zwar von keinem Geringeren, als von König
Heinrich VIII. von England. Diese vermeintliche Beschimpfung
musste sich Luther übrigens öfters gefallen lassen. Es scheint seine
Theilnahme für die Böhmen und die Verwandtschaft seiner Lehre
mit der Hus' bei Manchen Veranlassung zu dem Glauben gegeben
zu haben, dass er aus Böhmen stamme. So lässt z. B. Salat in seiner
,History martini Luters uss Böhmen* Luther »dies pestilentzisch
grusam, wütend tier nit in tütschen Landen, sundern enmitten in
Böhmen* geboren sein, als der Sohn eines , geborenen Franzos der
vmra erhebung willen einer sect uss Frankrich vertriben worden*)*.
Andere bezeichneten sogar Prag als seine Geburts- und Erziehungs-
stadt *). Aus dem Grunde mag auch Luther im Februar 1520 Georg
Spalatin brieflich Nachricht von seiner Abstammung und Herkunft
;,^egeben haben*). Diese Verunglimpfung von Seite des englischen
Königs war nun auch eine Veranlassung zu dem Schreiben Luther's
an die Stände*). In demselben kommt er zunächst auf das Gerücht
zu sprechen. ,als sollten etliche unter ihnen sich unterstehen, darob
zu sein, dass die Böhmen wiederumb zum schädlichen Stuhl der
römischen Tyrannei fallen sollten*. Dann behandelt er seine Stellung
zu den Böhmen: Ehedem sei er den Böhmen sehr ungeneigt gewesen;
nun aber habe er ihren , Ungehorsam wider die Päpstischen also
gelobt*, dass der Hass. der auf ihrem Namen ruhe, wohl keinen
mehr getroffen, als eben ihn. Werde er doch auch heutigen Tages
gescholten, dass er ein Böhme von Geburt sei und in ihr Land
fliehen wolle. Zwar wäre er herzlich gerne nach Böhmen gekommen,
') Archiv für die Schweiz Refürm.-Ge«ch., Bd. I, S. 2.
>) Enden, II, 291, Anmerkung 5.
») Enders, II, 293.
*) Derselbe Gmnd veranlasste Luther am 15. Juli, auch an Sebastian Schlick,
Grafen von Passau, ein Schreiben zu richten ; siehe darüber im III. Theile der Arbeit.
12
um sie zu sehen und ihren Glauben ,zu erlernen*. Allein das hätten
ihm die Papisten als Flucht vom , Fähnlein* auslegen können, und
den Triumph gönne er ihnen nicht. Der Name der Böhmen erfreue
sich jetzt sowohl bei den j^fürnehmsten Herren deutscher Nation wie
bei dem gemeinen Mann* eines guten Klanges und er hoffe. ,dass
beide, Deutschen und Böhmen, durch das Evangelium und göttlich
Wort Einen Sinn und Namen überkommen werden*. Damit es dahin
komme, mögen sie durch gottesfurchtige, fromme Prediger dem Volke
das Evangelium rein und lauter verkündigen lassen und unter ein-
ander verträglich sein. Wegen dem Vorhandensein von Secten mögen
sie sich nicht allzu sehr kränken. Durch ihren Beitritt zur römischen
Kirche werde dieses Uebel auch nicht beseitigt werden. Gebe es
doch auch in Deutschland, ,wo des Papstes Tyrannei regiert*, Secten ;
ja, der allerheiligste Vater zu Rom fördere sogar »mit aller Gewalt*
dieselben aus Furcht, dass sie eins werden möchten, und seinem
Regiment sei doch Uneinigkeit und Zwiespalt auf geistlichem und
weltlichem Gebiete am günstigsten. So mögen sie sich denn getrost
wider »den leidigen Lästerstuhl zu Rom setzen, beide Gestalt des
heiligen Sacramentes behalten und das unschuldige Blut ihres seligen
Johannis Hus und Hieronymi von Praga sammt ihrer Lehre nicht
verdammen*. Diese zwei Artikel werde der Lästerstuhl gewiss
ernstlich von ihnen fordern und ohne Abschwörung derselben sie
gar nicht aufnehmen. Alle aber, die diese zwei Artikel verleugnen,
verleugnen Christi und wahrlich er (Luther) und die Seinen »wollen
Johannem Hus, den heiligen Märthyrer Christi, vertheidigen und
wenn auch gleich ganz Böhmen, da Gott für sei, seine Lehre ver-
leugnete, so soll er doch unser sein*. So bitte er sie denn, »zu
verharren im Ungehorsam des Teufels* und dem Evangelium, das
jetzt wiederum blühe, keine Unehre durch ihren Abfall zu machen.
Und wenn jetzt bei ihnen auch nicht Alles in dem Stande sei, wie
es wohl hillig sein sollte, so könne ja Gott auch unter ihnen einen
Paulus erwecken, der gesund mache, was jetzt krank sei. Nur der
»gottlosen römischen Tyrannei* sollen sie sich nicht unterwerfen.
Nach einer RJittheilung des Joach. Camerarius soll Luther mit
diesem Schreiben bei den Böhmen keine besonderen Erfolge erzielt
haben *). Indess trafen auch seine Befürchtungen nicht ein. Wie in
i) Enders, IV (1891). 259.
13
früherer Zeiten, so kam auch auf diesem Landtage eine Einigung
zwischen den Utraquisten und der römischen Kirche nicht zu Stande;
und wie die Verhältnisse nun einmal lagen, konnte eine solche
überhaupt nicht mehr gelingen. Die Utraquisten waren bereits zu
weit gegangen und hatten sich schon zu viel erkämpft, als dass sie
nun alle ihre bisherigen Errungenschaften hätten aufgeben und zur
römischen Kirche zurückkehren wollen. Rom aber verlangte bedin-
gungslose Unterwerfung, wenngleich es mitunter den Anschein hatte,
dass es Concessionen nicht abgeneigt sei.
Am Schlüsse des vorangehenden Schreibens an die böhmischen
Landstände hatte Luther versprochen, ,auf eine andere Zeit mehr
und weiter davon zu schreiben*. Das hat er indess nicht gethan,
offenbar weil er vernommen haben musste, dass in Böhmen die
Verhältnisse für ihn und seine Sache sich günstiger gestaltet hatten.
Dagegen richtete er im folgenden Jahre eine Schrift ,über die Ein-
setzung von Kirchendiener* an die Vertreter der Prager Gemeinde *),
die weit folgenreicher und berühmter geworden, als sein voran-
gehendes Schreiben an die Stände. Diese Schrift zerfallt in zwei Haupt-
theile, welche die Aufschrift führen: I. „Abmahnung die papistische
Weihe zu empfangen* und II. , Priester sein ist nicht das, was Presbyter
oder Diener, jener muss geboren, dieser gemacht (erwählt) werden*.
Indem Luther im ersten Theile dieser Schrift die ^papistische
Weihe* beleuchten und deren Verdammungswürdigkeit öffentlich
zeigen will, kommt er zunächst auf die unleidlichen Verhältnisse zu
sprechen, unter denen die Böhmen besonders schwer seufzten. Durch
die , Gewalt der römischen Bischöfe* und , durch harte Noth* seien
sie gezwungen, jährlich ihre Cleriker nach Italien zu schicken, die
papistische Weihe zu holen. Das bringe aber , grosse Nachtheile
und Gefahren* über sie. Abgesehen von den Mühseligkeiten und
Kosten der grossen Reise, von den vielen Krankheiten und schlechten
Sitten, die sie sich in Italien holen, würden sie dort überdies ge-
zwungen, unter , unehrenhaften Bedingungen* und »mit Verletzung
des Gewissens^ ihre Weihe zu erkaufen. Schlimm sei es, derartige
Hirten dulden zu müssen, ebenso schlimm aber, dass in Folge der
Priesternoth jeder , beliebige Taugenichts* und »Apostat* zum geist-
lichen Amte in Böhmen gelangen könne, und dieses voll von »frevel-
») Dr. M. Luthcri op. Ut. VI (1872), 492—535.
t
14
haften und ungelehrten* Hirten sei, von denen einige lehren, was
sie wollen, hier das, dort jenes predigen, andere das Volk betrügen,
indem sie sich für Priester ausgeben, ohne es zu sein; andere wieder
ihre Pfarren kaufen, andere endlich mit Gewalt eingedrängt werden,
und nicht selten der Nachfolger gegen den Amtsvorgänger offen
auftrete. So sei ,in Böhmen weder Art noch Weise eines rechten
Priesteramtes* und es gleiche jenem Babylon, von dem Jesaja
schreibe, dass in ihm ,Pilosen herumspringen und Käutze, Ohreulen
und Hexen singen*. Dieser greuliche Zustand müsse ernstlich
erwogen und entschieden beseitigt werden. Er empfehle ihnen lieber,
keine Priester zu haben, als solche verruchte und gottlose, wie sie
jetzt hätten. Viel heilsamer sei es, wenn jeder Hausvater in seinem
Hause das Evangelium vorlese und seine Kinder taufe und selbst,
wenn sie ihr Leben lang auf das heilige Abendmahl verzichten
müssten. Das Nothwendigste und Wichtigste sei ja doch das W^ort
Gottes, in welchem der Mensch lebe. Nachdem er so die böhmischen
Verhältnisse eingehend berührt hat, will er ihnen auch einen all-
gemeinen Grund anführen, aus dem sie von der , papistischen Weihe*
ablassen sollen. Bei der römischen Weihe geschehe nämlich Alles
in der ,grössten und gottlosesten Verkehrtheit*. Nach der heiligen
Schrift und dem Beispiel der Apostel seien im Volke , Diener am
Worte Gottes* einzusetzen; denn ohne das Wort bestehe nichts in
der Kirche, durch das Wort allein bestehen alle Dinge, , Von diesem
Amte aber lassen sich die Papisten, wenn sie die Weihe vornehmen,
nicht einmal träumen.* Sie wissen ja gar nicht, was das ,Wort*
oder das ,Amt am Worte* sei; deshalb , weihen sie an Stelle der
Diener am Worte Gottes Opferer, die Messe opfern und die Beichte
hören sollen*. Nicht einer aber sei zu finden, dem bei der Weihe
der Auftrag zutheil geworden wäre, »die Geheimnisse Christi aus-
zuspenden, das Evangelium zu lehren und die Kirche Gottes zy
leiten*. Ja, soweit sei es gekommen, dass die zu Weihenden glauben,
die , Weihe* bestehe allein in der Uebertragung der Macht Christum,
in der Messe zu opfern und Beichte zu hören, Messe und Beichte
seien aber , menschliche und gottlose Erfindung und Lüge*. Darum
werde durch die römische Weihe vor Gott keiner weder Priester
noch Diener. Die ,gelarvten Bischöfe* verleugnen vielmehr durch
ihre Aemter und Opfer geradezu Christus selbst. Christus habe
uns von unseren Sünden durch das einige Opfer seiner selbst erlöst ;
15
trotzdem opfern sie täglich in der Messe an unzähligen Orten Leib
und Blut Christi fiir unsere Sünden, als ob ihnen das von Christus
dai^ebrachte Opfer nicht genüge. So sei es denn eine ausgemachte
Sache, dass man » nirgends weniger die heilige Weihe mittheile und
zu Priestern mache, als unter der Herrschaft des Papstes*, und es
sei Gewissenssache, von dieser Weihe abzulassen. Ganz besonders
aber sollten die Böhmen sich vor derselben hüten. Rom sei ja ihr
erklärtester P^eind gewesen und sei es* noch; wenn sie trotzdem die
Weihe von dort begehrten, so habe es den Anschein, als ob sie
Hus' und ihre eigene Verdammung vollkommen billigten. Auch
aus dem Grunde sollten sie in Zukunft von ^ diesem Sohne der
Verderbniss* die Weihe weder begehren noch empfangen.
Im zweiten Theile der Schrift kommt Luther zunächst auf den
neutestamentlichen Begriff , Priester* zu sprechen. Nach dem neuen
Testamente mache nicht ^das Scheeren und das äusserliche Salben*
zum Priester. Der Priester werde gar nicht gemacht, sondern ge-
boren, nicht geweiht, sondern erschaffen. Geboren aber nicht nach
dem Fleische, sondern ^nach dem Geiste aus Wasser und Geist im
Bade der Wiedergeburt*. Demnach seien überhaupt ,alle Christen
Priester und alle Priester Christen*. Die römischen Bischöfe, diese
, Larvenweiher*, behaupteten wohl, der Priester sei etwas Anderes
als ein Christ, und ohne ihre Salbung und Weihe sei keiner Priester,
selbst der heiligste Christ nicht; dagegen werde durch diese jeder
Priester, selbst wenn er gottloser als Nero oder Sardanapal sei.
Allein eine solche Behauptung sei ihre eigene Erfindung und ein
Anathema. Christus, der erste Priester des neuen Testamentes, habe
weder jene Scheerung und Salbung, noch jenen unauslöschlichen
Charakter und jene Maske der bischöflichen Weihe empfangen ; und
auch seine Apostel und Schüler habe er zu Priestern gemacht ohne
alles derartige Maskenzeug. Auch hierin verleugnen die römischen
Bischöfe Christus, indem sie sich nicht nur nicht nach seinen Grund-
sätzen halten, sondern diesen geradezu entgegenhandeln. Dass alle
Christen in gleicher Weise Priester seien, das erweist Luther dann
sehr ausfuhrlich an den priesterlichen Aemtem, deren er sieben auf-
zählt und bespricht: 1. das Wort Gottes lehren; 2. taufen; 3. weihen
oder darreichen das Brot und den Wein ; 4. die Sünden binden oder
lösen ; 5. opfern ; 6. für Andere beten ; 7. urtheilen und entscheiden
über die Lehre. Alle diese Aemter seien allen Christen gemeinsam
16
und alle haben das Recht, sie auszuüben. Einen besonderen Priester-
stand gebe es demnach nicht, und die Bezeichnung , Priester* für
die. welche das Wort Gottes verkünden und die Sacramente ver-
walten, sei entweder von den Heiden oder den Juden entlehnt und
-zum grossen Nachtheile der Kirche gebilligt worden. Der heiligen
Schrift gemäss sollte man sie richtiger »Diener*, , Diakonen*,
, Bischöfe*, , Haushalter* oder , Presbyter* nennen. Wenn sie das
Alles erwägen und beherzige*n möchten, dann sei es mit der Noth.
die sie bisher gezwungen, ,das geschorene Priesterthum fast zu
erbetteln* und die Unwürdigsten davon zu ertragen, vorüber: denn
nun wüssten sie ja, woher sie Priester oder, besser gesagt, , Diener
am Worte Gottes* nehmen sollten: aus der Hecrde Christi selbst
und nicht sonst woher. Die Gemeinde, die berechtigt sei, das Priester-
thum auszuüben, habe auch das Recht der Ordnung halber, dieses
Amt einem oder mehreren zu übertragen. Sie sollten deshalb nach
vorausgegangenem Gebete einen oder mehrere, welche ihnen eben
würdig und geeignet scheinen, aus ihrer Mitte auswählen, die An-
gesehensten unter ihnen diese durch Handauflegen bestätigen und
sie dem Volke, der Kirche oder Gemeinde empfehlen. Das sollten
dann ihre Bischöfe, Diener oder Hirten sein. Es sei nun nicht noth-
wendig, dass der Landtag diese Art der Priestererwählung sogleich
in ganz Böhmen einführe; jede Stadt könne das besonders ver-
suchen, so dass das Beispiel der einen Nachahmung bei der anderen
fände. Wohl aber möge der Landtag darüber berathen, ob diese
Neuerung in Böhmen anzunehmen sei oder ob nur ein Theil sie an-
nehmen, der andere aber die Annahme noch verschieben oder ob
man sie überhaupt unbeachtet lassen wolle; denn zum Glauben sei
Niemand zu zwingen. Dass diese Neuerung allen und sogleich zu-
sagen werde, das hoffe er wohl selbst nicht, aber es genüge, wenn
einstweilen auch nur wenige den Anfang damit machten. Sollte hin-
gegen diese Sache doch grössere Fortschritte machen, dann sei es
angezeigt, dass die von den Gemeinden gewählten Bischöfe aus ihrer
Mitte in eben derselben Weise, wie die Gemeinden Hirten erwählen.
Vorgesetzte wählen, welche ihnen , dienen und sie besuchen sollten,
bis Böhnfien wieder zum gesetzmässigen evangelischen Archiepiskopat
zurückkehre, das reich sei an vielen Aemtem und Kirchenvisitationen*.
Sollten sie aber noch zu , schwach sein*, diesen freien apostolischen
Brauch der Priestereinsetzung zu versuchen, so könnten sie noch
17
eine Zeitlang von papistischen Bischöfen Geweihte annehmen, ,etwa
jenen euren Gallus (nämlich Gallus Cahera) und seinesgleichen*, die
aa Stellt der papistischen Bischöfe auswählen und bestätigen Die-
jenigen, welche tauglich und den Gemeinden erträglich wären, in
eben der oben mitgetheilten Weise und nach der Lehre des Paulus.
Denn bei Paulus sei gewiss derjenige Bischof, ,der dem Worte vor-
stehe, wie euer Gallus ist, obgleich er durch Infula und Hirtenstab
und durch andern Stolz und Pomp nicht glänzt*. Zu etwas Anderem
könne er sonst nickt rathen. Am Schlüsse seiner Schrift verspricht
Luther noch, über die Verbesserung der Messe und über die Wieder-
herstellung des Gottesdienstes zu anderer Zeit vielleicht selbst ihnen
zu schreiben.
Diese Schrift brachte der in derselben erwähnte Gallus öahera,
ein ehrgeiziger und charakterloser Mann, in dem Luther, wie selten
in einem Menschen, sich getäuscht, an seine Adresse nach Präg.
Gallus Öahera war in der böhmischen Hauptstadt als der Sohn eines
armen Fleischhauers geboren, hatte zu Prag auch seine ersten Studien
gemacht und an der dortigen Universität den Magistergrad «ich
erworben. Er widmete sich hierauf dem geistlichen Stande und
erhielt seine erste Stelle als Pfarrer in Leitmeritz, die er indess nur
kurze Zeit innehatte: Streitigkeiten mit der Gemeinde veranlassten
ihn. Stelle und Stadt zu verlassen. Sein nächster Aufenthaltsort war
Wittenberg, wo er etwa Mitte Mai 1523 eingetroffen sein mag. Hier
näherte er sich Luther, wurde mit ihm bekannt, ja erlangte binnen
kurzer Zeit dessen ganzes Vertrauen. Dass Luther gerne mit Öabera,
(kr ihm offenbar die genauesten Nachrichten über die kirchlichen
Verhältnisse Böhmens gegeben — und dass er mit denselben sehr
vertraut war. zeigt ja diese seine Schrift an den Rath der Prager
Gemeinde — . verkehrte, ist bei Luther's Interesse für Böhmen be*
Reiflich. Ueberdies mag Luther grosse Hoffnungen bezüglich der
Reformation Böhmens auf diesen durch glänzende Gaben ausge*
zeichneten Mann gesetzt haben. Dennoch i5,t der Einfluss Öabera's
auf Luther von Manchen *) zu gross angeschlagen worden. Dass
Cahera allein Luther zu der Schrift, deren Ueberbringer er war,
bewogen, wie behauptet ■) worden, geht als unrichtig hervor schon
aas dem Wortlaute des Schreibens, mit dem Luther jene in Rede i
h Palacky, V, 2, 510 f.; Ginddy, I, 167.
s) Gindely, I, 167.
Ubibuch <!cft Proteitantismas 3895. H. I. 2
18
stehende Schrift nach Prag schickte *). Dort heisst es ausdrücklich :
, Oftmals und: durch Schreiben vieler bin ich ersucht worden, über
die Art der Berufung und Einsetzung von Kirchenhirten Euch, aus-
gezeichnete Männer, zu schreiben, zuletzt auch durch die Liebe
selbst gedrängt, konnte ich nicht nein sagen.* Danach dürfte Luther
von mehreren Seiten aus Böhmen aufgefordert worden sein, über
die fragliche Angelegenheit einen Rath zu geben, was seine Be-
stätigung findet auch durch Mathesius, der in der fünften Predigt
seiner Luther-Historien *) sagt: , Etliche aus dieser Krön Behem be-
gerten auch bericht | wie sie ihre Kirchen bestellen | drumb Doctor
(seil: Luther) an den Rath zu Prag schribe | darinnen er alle Welt
vermanet | das man sich für des Bapsts Character | salb unnd mal-
zeichen hüten | und zum teglichen meßhalten unnd unmüglicher
Keuschheit sich in keine wege niemand wolle verstricken vnd ver-
binden lassen | ob schon die Clerisey ein dispensation zuließ | beyde
gestalt mit dem Leyen zu reichen.* Nach alldem mag. Luther
schon vorher zu der Abfassung dieser Schrift halb entschlossen ge-
wesen sein und öahera durch seine Schilderung der böhmischen
Verhältnisse und durch sein Drängen ihn darin noch bestärkt haben,
so dass dieser insoweit die letzte Ursache der Schrift geworden
ist; nur so kann wohl jene Stelle in Luther*s Brief an den ein-
gekerkerten böhmischen Rathsherrn Burian v. Kornitz •) (vom
27. October 1524): »Du schwanke dennoch nicht, da jener (Gallus)
nicht nur die Ursache ist, sondern er dazu sogar drängte, dass
die in Rede stehende Schrift von mir verfasst worden ist*, aufgefasst
werden. Auch die Behauptung, dass öahera den grössten Theil dieser
Schrift selbst verfasst habe *), ist nicht richtig. Nach Luther's eigener
Aussage — in seinem Briefe an Burian v. Kornitz *) — stammt von
Luther in dieser Schrift der , modus*, das ,dogma* und der »discursus
scripturae*. Unter , modus* mag Luther wohl die von ihm empfohlene
Art der Priesterberufung und Einsetzung verstehen, unter »dogma*
die Glaubenslehren und unter »discursus scripturae* die Besprechung^
der citirten Schriftstellen. Alles Uebrige, sagt er cbendort, sei von
Gallus (Cahera), namentlich alle Ermahnungen, welche die Schrift
i) Darauf weist schon Czerwenka hin.
«) 1566, S. 44 a.
») Enders, V (1893), 41.
«) Gindely, I, 176.
19
an gewissen Stellen enthalte. Danach hat also öahera verhältniss-
massig nur geringen Antheil an der Abfassung der in Rede stehenden
Schrift und das Wesentlichste derselben rührt von Luther selbst her.
In einer so wichtigen Angelegenheit, wie die Berufung und Eit\-
setzung von evangelischen Geistlichen, hat es diesen jedenfalls ge-
drängt, den Böhmen selbst zu rathen, ihnen sein Herz auszuschütten.
Dagegen entspricht es sehr dem Charakter eines Cahera, das Gerücht
zu verbreiten, als sei er allein Veranlasser, ja zum grössten Theile
sogar Autor jener Schrift gewesen.
Cahera verliess etwa Anfang August desselben Jahres (1523)
Wittenberg und begab sich, versehen eben mit jener Schrift an den
Rath der Prager Gemeinde und dem sie begleitenden Schreiben
Luther's. nach Prag. Ob ihn nach so kurzem Aufenthalte in Witten-
berg die Fortschritte des Lutherthums in Böhmen bewogen, in die
Heimat zurückzukehren *), oder ob er dafür andere Beweggründe
hatte, m«^ dahingestellt bleiben. Genug, er kam zur besten Zeit
nach Prag. Bei der nicht lange vorher vorgenommenen Neubesetzung
der Regierung waren die hervorragendsten Aemter in die Hände
Johann v. Wartemberg's und anderer Utraquisten gelangt. Eine
ähnliche Umgestaltung war auch im Stadtrathe vorgenommen worden. '
Johann Hlavsa v. Liboslav, ein der Einführung Luther's Lehre sehr
geneigter Utraquist')^ hatte die' einflussreiche Stellung des Hof-
richters, ersten Rathes und Bürgermeisters erhalten. So lag die
^rösste Macht jetzt in den Händen der Utraquisten, und zwar solcher,
die einer Umgestaltung der religiösen Verhältnisse im Sinne Luther's
.^ehr gewogen wären. Ueberhaupt hatte Luther damals schon zahl-
reiche Verehrer unter den Utraquisten. Das zeigte sich deutlich auf
der im April 1523 auf dem Altstädter Rathhause abgehaltenen
Synode des utraquistischen Adels, der Städte, Priester und Dechanten,
wo die Mehrzahl der Versammelten lutherisch gesinnt war. Ein noch
deutlicherer Beweis aber, wie weit die Reformation in den ton-
angebenden Kreisen damals eingedrungen war, sind die Beschlüsse
der Gemeinde vom 23. Juli 1523, durch welche Mathias Korambus,
(gewesener Administrator, und drei Prager Pfarrer aus der Stadt ver-
bannt wurden, weil sie ,die lutherisch gesinnten Prediger öfTentlich
«) Cierwenka, II, 172.
«) Gindely, I, 168
2*
20
geschmäht und hinterlistige Anschläge geschmiedet hatten gegen
Alles, was auf Wittenberg bückte* *). *
So standen die Verhältnisse, ak öahera in Prag eintraf, gewiss
für ihn und sein Vorhaben sehr günstig. Am 29» Jani 1528 war der
Administrator des utraquistischen Consistoriums, Wenzel Sismanek,
gestorben. Am 24. August versammelten sich deshalb die Utra-
quisten zur Neuorganisirung ihres Consistoriums. Unter den gewählten
Administratoren befand sich Gallus Gahera, dem überdies von der
Prager Gemeinde bald darauf die Teiner Pfarre übertragen wurde.
Wie konnte es unter den obwaltenden Verhältnissen auch anders
sein! Ihn umgab ja der Nimbus, Luther's Schüler und Vertrauter
gewesen zu sein, ihn hatte dieser selbst zum Bischof empfohlen und
für ihn redeten überdies seine glänzenden Gaben.
Mit einem Male war also Cahera im Mittelpunkt des utra-
quistischen Clerus und Volkes; wenn einer, so konnte er jetzt für
Luther*s Sache in Prag und, da die Hauptstadt meist massgebend
für dats Land war, in Böhmen überhaupt sehr viel thun. Und that-
sächlich hat er seine Stellung" benützt, um für Luther^s Sache zu
arbeiten: in seinen Predigten in der Teinkirche hat er es nie unter-
lassen, von dem , berühmten Dr. Martin Luther, diesem Verkünder
der Wahrheit und des Evangeliums*, lobend zu sprechen, auf seine
grossen Thaten hinzuweisen und aufzufordern, für dieses auserwählte
Rüstzeug Gottes zu beten. Seine Predigten wurden gerne gehört,
fanden immer mehr Anhänger, und von Prag aus verbreitete sich
die Neuerung überall hin, wo es Utraquisten gab, umsomehr, als
gleichzeitig geistliche und massgebende weltliche Persönlichkeiten
Cahera in seinem Beginnen unterstützten. So arbeiteten in gleicher
»
Richtung Georg Smakal, utraquistischer Pfarrer von St. Heinrich,
dann der Prediger an der Bethlehemskirche, Martin, der zugleich
Mitglied der Unität war. Unter den Laien seien erwälint der Stadt-
kanzler Burian v. Kornitz, der spätere Prager Bürgermeister Bdccius,
ein gelehrter Humanist, o. A. m. •).
Nachdem Uahera's bisheriges Auftreten so grossen Erfolg hatte,
konnte er daran denken, in der einmal eingeschlagenen Richtung^
einen Schritt weiter zu thun. Am 2. Februar 1524 tagte mit Er-
1) Czerwenka, II, 170.
«) Gindely. I, 169.
21
laabniss des Königs unter Vorsitz des Herzogs Karl v. Münsterberg *)
eine utraquistische Versammlung im grossen Saale des Karolin-
gd>äudes "). Zu derselben waren alle utraquistischen Stände Böhmens
und Mährens, die hervorragendsten Cleriker, die bedeutendsten Per-
sönlichkeiten Prags und Vertreter der Universität geladen. Dieser
Versammlung nun legte öahera 21 von ihm verfasste Glaubens- und
Verfassungsartikel zur Berathung und Beschlussfassung vor. Zwanzifj
derselben wurden als für alle Zukunft in der utraquistischen Kirche
geltend angenommen: den 21. musste er jedoch fallenlassen. Diese
Artikel sind zum grössten Theile unter lutherischem Einflüsse ent-
standen; die Einwirkung von dieser Seite zeigt sich namentlich bei
jenen, die über die Lehre und die Ceremonien handeln: die Bibel
als Norm des Glaubens ist Erwachsenen wie Kindern freigegeben,
die Tradition als überflüssig fallen gelassen, jedem nach dem freien
Evangelium lehrenden Priester Schutz zugesagt, Hns' Lehre nur,
insofeme sie nnit der Bibel übereinstimmt, empfohlen. Die Messe fst
wohl beibehalten, aber bei derselben ist die Muttersprache zu ge-
braacfaen und alle überflüssigen Ceremonien sind zu entfernen. Das
hdltge Abendmahl ist im Glauben, dass Christi Leib und Blut vor-
handen sei. ohne jede weitere Erklärung und Deutung zu spenden,
die Ausstellung der Ho.stie dem Gutdünken der einzelnen Priester
und dem Belieben der einzelnen Gemeinden überlassen. Endlich sind
alle überflüssigen Ceremonien aus dem Cultus zu entfernen •). Der
21. Artikel handelte von der Aufhebung des Cölibates und der Zu-
lassung der Priesterehe*). Obwohl auch von öahera entworfen und
verfasst, Hess dieser doch Andere ihm das Wort reden und ihn be-
fürworten; er selbst verhielt sich ruhig und neutral bei der Ver-
handlung über denselben. Ja, als derselbe mit grosser Majorität,
offenbar als zu , lutherisch*, voriäufig abgelehnt wurde, brachte
Cahcra es über sich, zu erklären, der Artikel rühre gar nicht von
ihm her, er habe ihn vielmehr nur auf Wunsch \ieler Personen in
den Entwurf aufgenommen.
1) Karl r. Mtetterberg war Verweser des Königreiches Böhmen ; über ihn siehe
Jahrbach 1890, S. 82 f.; Gindely, I, 181; Köstlin, I, 642; Enders, III (1889). ilO.
«) Gindely, I, 170.
■) Czerwenka, II, 173; Gindely, I, 170 f.; Buchholz, Gesch. Ferdinands I.
IV (laSS), 439.
<) Gindely. I, 171.
22
Hatte öahera schon in dieser Versammlung bei der Verhand-
lung über den 21. Artikel seine bessere Ueberzeugung — wenn er
eine solche je besessen — verleugnet und sich nach dem Winde
gedreht, so sollte er bald einen noch glänzenderen Beweis einer
seltenen Charakterlosigkeit geben. Die Beschlüsse vom 2. Februar
(1524) fanden im Volke nur wenig Anklang, ja erregten namentlich
bei der streng utraquistischen Partei, die von jeher einen Anschluss
an Rom wünschte und an dem römischen Ceremonienwesen g^rossen
Gefallen fand, geradezu Anstoss. Manche sogar, die der lutherischen
Lehre bisher nicht abhold gewesen, mögen durch diese Beschlüsse
wieder zurückgeschreckt worden sein. Kurz, in Prag gewann die zu
Rom hinneigende, streng utraquistische Partei die Oberhand. Hlavsa
wurde am 13. März (1524) seines einflussreichen Amtes entsetzt und
an seine Stelle wieder der jeder religiösen Neuerung feindliche Pasek
eingesetzt. Mit dem Fortschritte der Reformation war es damit vor-
läufig zu Ende. Gahera sah ein, dass unter diesen Umständen binnen
Kurzem die Nothwendigkeit an ihn herantreten werde, entweder
seine Stellung oder seine Lehre aufzugeben. Er opferte die letztere
und damit auch seine früheren Freunde, vor Allem den, dessen
Empfehlung er^mt und Stellung verdankte: Luther. Am 17. Mai
(1524) schon beschloss der Prager Rath auf Grund eines von einer
Commission vorgelegten Entwurfes von 10 Artikeln: ^Weil der
Mensch im lang Gewohnten verhärtet, so schnell sich nicht ändern
könne, solle keiner den anderen mit Gewalt in der Religion
zwingen* *); und nun wurden die alten Ceremonien im Cultus, wenn
nicht gerade anbefohlen, so doch gebilligt und empfohlen, und damit
die Beschlüsse vom 2. Februar (1524) im Sinne der streng utra-
quistischen Partei umgeändert, öahera gab selbst seine volle Zu-
stimmung; charaktervolleren Männern aber, wie Martin, dem Prediger
von der Bethlehemskirche, und 18 anderen Priestern war ^die Er-
füllung der gegenwärtigen Anordnungen ein Handeln gegen Gott, ihr
Gewissen und das allgemeine Beste*, und darum verliessen sie Prag *).
Auf dieser Versammlung hatte Cahera zum ersten Male seine
Wandlung bewiesen. Von nun an trat er immer mehr als Gegner
seiner früheren Freunde auf und suchte sich immer grössere Ver-
dienste in den Augen seiner neuen Genossen zu erwerben. Auf der
1) Buchholtz, a. a. 0„ IV, 440.
«) Palacky, V, 2, 518.
23
Kanzel der Frauenliebkirche (Teinerkirche) fand er nun nicht genug
Schmähnamen fiir Luther und sein Werk und wollte denselben nur
deshalb besucht haben, um ihn besser durchschauen, seine bösen
Absichten und Reden der Welt besser offenbaren und ihn selbst
besser bekämpfen zu können. Mit seinem Genossen Padek im Bunde
bewaffnete er seine neuen Anhänger und veranlasste am 9. August
1524^ einen Aufstand, bei welchem die Häupter der lutherisch Ge-
sinnten: Bürgermeister Briccius, Stadtkanzler Burian v. Komitz,
Hlavsa u. A. *) ihrer Stellen entsetzt und verhaftet, später zwar
wieder in Freiheit gesetzt, aber aus Prag ausgewiesen wurden*).
M t dem Prager Domcapitel setzte sich Cahera auf freundlichen Fuss
und war nun eifrigst bestrebt, eine Vereinigung des Utraquismus
mit Rom herbeizuführen. Ja, im Geiste sah er diese Einigung bereits
vollzogen und sich vielleicht schon mit der erzbischöflichen Krone
geschmückt. In der Fastenzeit 1525 schrieb er im Namen des
Consistoriums an den in Ofen weilenden päpstlichen Legaten: »Es
lie^t uns nichts mehr am Herzen, als dass wir durch die Einheit
des Glaubens und durch den Gehorsam gegen den päpstlichen Stuhl
beständig* als mit der Kirche vereinigt erfunden werden. Böhmen
\sl auf dem festen Grunde des katholischen Glaubens aufgebaut, alle
Stürme der Ketzerei, durch welche die verschiedenen Gegenden des
benachbarten Deutschland heimgesucht wurden, hat unser Vaterland
bisher wie ein unbeweglicher Fels überstanden und gebrochen und
wie ein Leuchtthurm, aufgerichtet inmitten des durch Stürme ge-
•peitschten Meeres, trägt es allen Schiffern die leuchtende Fackel
vor und zeigt ihnen den sicheren Hafen, der sie vor Schiffbruch
schützt. Wir haben das Vertrauen, dass der Gottesbau vor dem
Zusammensturze bewahrt bleiben wird, und sind erst unsere Ab-
geordneten bei euch, dann werden auch die Mauern Jerusalems
gebaut werden und unsere Füsse werden in den Vorhöfen des Herrn
stehen und der Gott aller Götter wird sich in Zion zeigen und wir
gehen von Kraft zu Kraft*).* So kam durch Öahera »seit dem Auf-
.' >) Gindely, I, 176.
>) König Ludwig, von Hlavsa über das Geschehene in Kenntniss geseUt, drang
viederholt auf Zurückberufung der Verbannten, allein seine Anordnungen wurden, dank
dem Treiben Cahera's und PaSek's, nicht befolgt. Erst Ferdinand gelang es, die Aus-
gewiesenen wieder nach Prag zu bringen.
«) Czerwenka, II, 179.
24
treten des Hus und der durchgeführten Trennung Böhmens von Rom
die erste Obedienzversicherung aus diesem Lande zu dem Gesichte
des römischen Papstes Hadrian VI.* *). Tief schmerzlich muss es
Luther berührt haben, als er von Cahera's Gesinnungswechsel und
seinem Auftreten gegen ihn und seine Freunde Nachricht erhielt.
Schon am 27. October 1524 schreibt er deshalb an den einge-
kerkerten Burian v. Kornitz '), tröstet ihn und entschuldigt sich
zugleich wegen Cahera's Empfehlung. Was höre er über Gallus, ruft
er aus, so habe dieser sein ganzes Vertrauen getäuscht und Ver-
wirrung angerichtet, während er ihn fiir einen Ehrenmann gehalten.
Habe dieser ihn doch mit Macht und Eifer dazu gedrängt, dass er
seine Schriften rasch in's Böhmische übertragen möchte. So sei er,
Armer, getäuscht worden durch dessen Unredlichkeit. Allein noch
hatte Luther bezüglich Cahera's nicht alle Hoffnung aufgegeben. Das
beweist der Brief, den er an diesen selbst am 13. November 1524
schrieb. In ernst väterlichem Tone ermahnt er ihn, er möge auf-
hören, Gott und Christo sich zu widersetzen, er möge umkehren,
so lange er Zeit dazu habe, sei er doch auch ein Mensch, dessen
Ende vielleicht heranrücke. Glaube er denn nicht, dass Christus
zugleich Gott sei, der ihn schützen und einst auch richten werde.
Wenn er seinen Worten folge, werde er sich freuen; wenn er aber
weiter hartnäckig bleibe, möge er ^^ seine Schuldenlast* selbst tragen *).
Begreiflicherweise machte dieses Schreiben auf Uahera gar keinen
Eindruck, und auch Luther muss ihn endlich in seiner ganzen Nichts-
würdigkeit erkannt haben, sagt er doch in seinem Schreiben aa
Nikolaus Hausmann vom 2. Februar 1525: »Gallum, der Böhmen
Ungeheuer, kenne ich; Gott mache dessen Bemühungen, der unsei*
so gespottet hat, zunichte*).*
Luther's Wunsch ging jedoch erst im Jahre 1529 in Erfüllung.
Zweimal noch wurde uahera bis zu diesem Jahre von dem Prager
Stadtrathe bei Neubesetzung des Consistoriums wieder zum Adnaini-
strator gewählt, und als solcher schritt er, trotz des strengen Gebotes
König Ludwigs, Ruhe und Frieden zu halten, auf dem betretenen
Pfade weiter fort. Endlich machte König Ferdinand I. seinem Treiben
») Gindely, I, 181.
«) Enders, V, 40.
a) Enders, V, 49.
*) De Wette, Luther's Briefe, II. 621.
25
ein Ende, öahera rüstete sich eben am 9. August 1529 für den
nächsten Tag zu einer Procession zu Ehren des heiligen Laurentius,
als der verhängnissvolle königliche Befehl ihm überbracht wurde.
Danach hatte er »alsogleich, noch vor Sonnenuntergang die Stadt,
binnen sechs Tagen aber Böhmen und binnen 14 Tagen die Erb-
länder Ferdinands zu verlassen*. Vielleicht erinnerte sich Gahera
jetzt des letzten Briefes, den er von Luther erhalten, ist doch der
von ihm über diese Begebenheit in den Actenstücken des utraquisti-
sehen Consistoriums gemachte Bericht ein wahrer Trauergesang über
die Vergänglichkeit alles Irdischen und über die Willkür der Feinde.
Der kategorische königliche Befehl Hess nicht daran zweifeln, dass
Ferdinand eine Ausserachtlassung desselben strenge ahnden werde.
Gahera mag deshalb demselben unverzüglich Folge geleistet haben,
so dass er wohl nicht einmal Zeit zu persönlichem Abschiede von
seinen Freunden fand; deshalb richtete er ein Schreiben an die
Stände, in dem er sich ^von allen ihm zur Last gelegten Beschuldi-
gungen zu reinigen suchte und seinen Glaubensgenossen alles Gute
wünschte* *). Der Schauplatz seiner nächsten Thätigkeit war Nürn-
berg, ^letn nur kurze Zeit Mit der Geistlichkeit der Stadt in Streit
gerathen, bekam er vom Rathe den Auftrag, ^bet scheinender Sonne*
Nürnberg zu verlassen« Er zog nun nach Schwabach, aber auch
hier Uieb der unbeständige Mann nur vorübergehend. In Ansbach
endlich liess er sich dauernd nieder, heiratete und wurde — Schänk-
wirth »).
Die traurigen Erfahrungen, die Luther mit Cahera gemacht,
hatten ihn offenbar tief verstimmt und ihn veranlasst, mit den Utra-
quistcn jeden weiteran directen Verkehr abzubrechen. Seine Ein-
wirkung auf die Utraquisten war aber bereits zu tief gegangen, als
dass damit nun auch jedes Weiterschreiten derselben auf dem Wege
der Reformation aufgehört hätte. Der Utraquismus ging vielmehr
zum grössten Theile nach und nach ganz in 's Lutherthum ü^er.
Schon in der ersten Zeit von Luther's Auftreten war es vor-
gekommen, dass junge Böhmen der Studien wegen nach Wittenberg
gingen; je weiter nun Luther auf der einmal betretenen Bahn
vorwärts schritt, desto grösser wurde auch die Zahl der in Witten-
1 Czerwenkji, 11, 19<>.
«) Czerwenka, II. 195.
26
berg studirenden Böhmen M. Diese kehrten dann meist mit lutherischen
Anschauungen in die Heimat zurück und i\'irkten hier durch Wort
und That für Luther. Das utraquistische Consistorium sah sich fort-
während genöthigt. Vorschriften wegen Aufrechthaltung des utra-
quistif^chen Glaubensbekenntnisses zu erlassen ; diese wurden aber
in der Regel ganz ignorirt. Die meisten utraquistischen Cleriker
hatten eben die neue Gedankenströmung in sich aufgenommen, und
was von dem utraquistischen Glaubensbekenntniss eine Prüfung an
der heiligen Schrift nicht bestand, wurde von ihnen einfach fallen
gelassen. Immer häufiger zogen sie nach Deutschland, besonders
gerne nach Wittenberg und Leipzig, um sich dort die Ordination
zu holen. In ihren Gemeinden vereinfachten sie dann den Gottes-
dienst, beseitigten die Messe, die vielen Weihen, die Ceremonien
und die aus der römischen Kirche herübergenommenen Gebräuche,
ja legten selbst die römische geistliche Kleidung ab, nahmen dafür
den Lutherrock an, hielten evangelische Predigten und traten in den
Ehestand, Die Compactaten waren für die Meisten bereits ein über-
wundener Standpunkt. Das Consistorium aber konnte mit seinen
schärfsten und wiederholtesten Verordnungen dagegen nichts aas-
richten. In Folge dessen Hess er mit der Zeit in seinen Bemühungen
gegen die Neuerungen bedeutend nach. Hatte es z. B. bis etwa 1540
eine Reihe von Processen gegen verheiratete Geistliche gefuhrt, so
kamen von dieser Zeit an solche immer weniger vor, obwohl der
verheirateten Pfarrer immer mehr wurden •). Oft aber erliess es seine
Verordnungen auch nur des Scheines wegen. Denn häufig waren
die Consistorialräthe, ja selbst die Administratoren, Anhänger Luther's,
wie z.B. Martin v. Klattau, Johann Mistopol, Jobann v. Kolin, Matthias
Dworsky u. A. m. Diese drückten bei der Durchfuhrung der noch in
streng utraquistischem Geleise sich bewegenden Bestimmungen und
Erlässe des Consistoriums in der Regel ein Auge zu, wenn sie nicht
geradezu selber Neuerungen im Sinne Luther 's offen anregten. So ver-
langte beispielsweise Johann Mistopol auf einer Utraquistenversammlung
im Jahre 1543 die Beseitigung der Messe, der Ausstellung der Hostie,
1) Vgl. Foerstemann : Album Acadetniae Vitebergensis ab a. ehr. MDII usque
%d ft. MDLX. 1841. — Selbst die Öechischen Adeligen, die bis dahin fast aasschliesslich
an italienischen Universitäten studirt hatten, gaben nun Wittenberg den Vonng vor
jenen. Wolkan, Gesch. d. deutsch. Lit, in Böhmen (1894), S. 31.
«) Frind, Kirch.-Gesch. Böhmens. IV (1878), 109.
27
der Processionen, der Gebete für die Verstorbenen, der Anrufung der
Heiligen, der glänzenden Beleuchtung der Kirchen, des vielen Bingens
nnd Läutens, der Weihen verschiedener Gegenstände u. dgl. m. *).
Aber auch unter dem Adel stieg die Zahl der Anhänger
Luther s immer mehr. Im schmalkaldischen Kriege weigerten sich
die vorgeschrittenen Utraquisten, dem Könige Hilfe zu leisten, ja
die Prager erklärten geradezu, ^würden sie wider den Kurfürsten
Johann Friedrich ziehen, der mit ihnen den gleichen Glauben bekenne
und schütze, so müssten «sie sich vor Gottes Rache fürchten* •). Von
den freien böhmischen Städten aber stellten sich damals nicht weniger
als 25 zu Gunsten des Lutherthums an die Seite der Prager*).
So starb der alte Utraquismus mehr und mehr ab, und Luther's
Ideen fanden immer mehr Ansehen und Anhang im Lande. Wohl
arbeitete seit dem Jahre 1555 auf König Ferdinands Veranlassung Peter
Canisius init zwölf Jesuiten in Prag der neuen Gedankenströmung
entgegen, allein gerade dieser Umstand trug noch mehr dazu bei,
dass der Utraquismus als solcher innerhalb der folgenden Jahre ganz
im Protestantismus aufging ; denn je kräftiger die Jesuiten gegen die
evangelisch Gesinnten auftraten, um so mächtiger wirkte der Gegendruck
und drängte auch schwankende und bisher unentschiedene Gemüther
in s lutherische Lager. Aber auch alle anderen Versuche Ferdinands L,
die Weiterentwicklung der evangelischen Lehre unter den Utraquisten
zu hindern und diese mit Rom zu versöhnen und zu vereinen, blieben
erfolglos, und er mag am Ende seines Lebens, nach fast 38jährigem
Arbeiten in dieser Richtung, wohl selbst zur Erkenntniss gekommen
sein, dass das Lutherthum ihm über den Kopf gewachsen und die
evangelische Lehre in Böhmen unaufhaltsam vorwärts schreite.
Unter seinem Sohne und Nachfolger Maximilian IL. dem
Josef des XVL Jahrhunderts*, ging der Process der Umwandlung
des Utraquismus in den Protestantismus seinen sicheren Weg fort,
and unter ihm kam diese Umwandlung endlich auch ofiiciell zum
Ausdrucke. Bisher hatten nämlich für die Utraquisten, wenngleich
der grösste Theil von ihnen lutherisch dachte und fühlte, die Com-
pactaten noch zu Recht bestanden. Am 3. März 1567 nun, auf dem
Landtage zu Prag, wurden diese aufgehoben und für ungiltig er-
») Cierwenka, II, 247.
>) Czerwenka, II, 260.
*) Frind, IV, 108 f.
28
klärt und allen auf die Bibel sich gründenden Christen Freiheit des
Bekenntnisses zugestanden '). Die evangelisch gesinnten Utraquisten
konnten nun daran denken, ihren Glauben in einer officiellen
Bekenntnissschrift zusammenzufassen und ihr Kirchenwesen zu orga-
nisiren. Das geschah auch im Jahre 1575. Auf Veranlassung der
Stände wurde auf Grund der Augustana und des Brüderbekennt*
nisses eine aus 25 Artikeln bestehende Confession, die sogenannte
böhmische Confession, und eine eigene Kirchenordnung ausge-
arbeitet *). Diesen versagte zwar Maximilian II. mit Rücksicht auf
seine Stellung die Bestätigung, aber das hinderte die Evangelischen
nicht — sie hatten ja Freiheit des Bekenntnisses zugesagt erhalten — .
an der Confession festzuhalten. In demselben Jahre endlich setzten
sie beim Kaiser die Errichtung eines eigenen lutherischen Consi-
storiums durch. Damit aber legte der bei weitem grösste Theil der
ehemals dem Utraquismus zugethanen Böhmen das bidier in annt-
lidier Wirksamkeit noch zur Schau getragene Wesen des Utra-
quismus auch officiell ganz ab. Das utraquistische Consistorium aber,
das noch fortbestand und in letzter Zeit sich Rom sehr genähert
hatte '). ja abgesehen von der Gestattung des Laienkelches eigent-
lieh ganz katholisch geworden, zählte um diese Zeit zu seinen An-
hängern nur etwa 15 Adelige, einige wenige königliche Städte*) und
die Universität, die stets zu ihm gehalten. Bald indess wandte sich
auch diese bisher so treue Freundin von ihm ab und auch vom
Adel und den Städten wurden mehrere untreu, so dass endlich im
Jahre 1589 nur mehr sieben Städte *) die Autorität des Consistoriums
anerkannten und auch diese nur dem Namen nach; in Wirklichkeit
waren auch sie bereits von lutherischen Ideen zersetzt und respec-
tirten die wenigsten Anordnungen und Vorschriften derselben.
Schliesslich kündigten die wenigen noch vorhandenen utraquistischen
Pfarrer ihrem Consistorium den Gehorsam und begannen die Refor-
mation Luthers in ihren Gemeinden durchzuführen. Damit schwand
auch der letzte kümmerliche Rest des Utraquismus — er war völlig
aufgegangen in dem Lutherthume.
i) Ccerwenka, II, 4Qi.
<) Cserwenka, II, 458.
*) So leistete der im Jahre 1580 zum Administrator gewählte Wenzel BeneSow'sky
dem Erzbischofe den Eid des Gehorsams (Czerwenka. II, 489).
«) Czerwenka, II, 483.
*) Czerwenka, II, 495.
II.
Die Bedeutung des „Wittenberger Ordinirtenbuches
1537 — 1560" für die Reformations-Geßchichtsforschung
Oesterreichs.
Von Dr. thcol. et phil. GEORG BuCHWALD in Leipzig.
Mit Nachdruck hat Dr. Georg Rietschel in seiner verdienst-
vollen Schrift , Luther und die Ordination* (2. Ausg. Wittenb. 1889)
auf ein leider fast 150 Jahre völlig vergessenes Buch hingewiesen.
Er schreibt S. 25: ,1m Archiv der Wittenberger Pfarrkirche be-
finden sich die gesamniten Verzeichnisse der in Wittenberg ordinirten
Geistlichen bis zur Aufhebung der Wittenberger Generalsuperinten-
dentur in unserem Jahrhundert. Sie enthalten manches interessante
Material, das noch nicht verwerthet ist, zumal von 1560 an jeder
Ördinand eigenhändig ein kurzes curriculum vitae oder wenigstens
seine persönlichen Verhältnisse eingetragen hat.*
Es ist allerdings in hohem Grade bedauerlich, dass diese
Wittenberger Verzeichnisse unbeachtet und unverwerthet geblieben
sind. Das ist vielfach mit Schuld daran, dass unsere Kenntniss der
nicht im Vordergrunde der Schaubühne der Reformation stehenden,
aber doch in ihrer Gesammtheit bedeutsamen Geistlichen und Schul-
männer jener Zeit zum Theile eine recht mangelhafte ist. Ebenso
wie die Herausgabe der Universitätsmatrikel Wittenbergs bis 1560
durch Förstemann und die Veröffentlichung der Wittenberger Bacca-
iaurei und Magistri bis 1560 durch Köstlin unsere Kenntniss nach
dieser Seite hin vervollständigt hat, werden dies jene Verzeichnisse,
in erster Linie das älteste, die Jahre 1537 — 1560 umfassende, thun.
Mit Freuden folgte ich der Aufforderung Dr. Rietschers, dasselbe
herauszugeben, und zu grossem Danke sind die Freunde reformations-
i^eschichtUcher Forschung dem opferwilligen Verleger verpflichtet »).
^) Es ist erschienen unter dem Titel: Wittenberger Ordinirtenbuch 1537—1660,
l«piig, Georg Wigaad, 1894.
30
Behufs allgemeiner Orientirung über jenes älteste Ürdinirten-
buch sei auf den betreffenden. Abschnitt in Rietschel's genannter
Schrift S. 25 — 29 hingewiesen. Die folgenden Zeilen sollen dazu
dienen, auch in den Kreisen Derer das Interesse an jenen Documenten
zu wecken, die österreichische Reformations-Geschichtsforschunor
pflegen. Denn ohne dieses Interesse würde die äusserst wünschens-
werthe Herausgabe der weiteren Ordinirtenbücher, wenigstens bis
zur Mitte des XVII. Jahrhunderts, sich kaum ermöglichen lassen.
Selbstverständlich liegt es mir ferne, etwa eine Art Auszug
aus jenem Ordinirtenbuche für die österreichischen Lande zu geben.
Das wäre ein Ding der Unmöglichkeit. Jeder, der das Buch nur
eines oberflächlichen Blickes würdigt, wird sehen, dass Beziehungen
zwischen Oesterreich und Wittenberg auf jeder Seite
reichlich zu finden sind. Nur dieses soll in Folgendem an
einigen Beispielen gezeigt werden, die wir an unser ^Jahrbuch* an-
knüpfen.
Zu Jahrgang IV, S. 85 f., citire ich folgende Ordinations-
eintrage :
1549. Feria Quarta post Egidij (4. September) per dominum
D. Pomeranum: Bonifatins Zschipchen von Pirna, Edituus zum Roten-
wald, Beruffen gein Arnstorff zum Pfarambt.
1553. Feria Quarta post Oculj (8. März) per dominum D.
Pomeranum :
Hieronimus Beyer vom Lauben, Custos zur Steinkirch, Beruffen
gein Arnstorff zum Pfarambt unter Ferdinando.
1553. Feria [Quarta?] post decollationis S. Johannis Baptistae
[30. August.^] per dominum D. Pomeranum:
Melchior Schneyder von Pirna, Baccalaureus daselbst, Beruffen
gein Arnstorff zum Pfarambt.
1548. Sabbatho post Jubilate per dominum D. Pomeranum
(28. April):
Matthias Sinder vom Freiberg, Jeronimus Stauden Kinder
Preceptor zu Steindal, Beruffen gein Bensen zum Priesterambt.
1553. Feria Quarta Crispinj per dominum D. Pomeranum
(25. October):
Johannes Busch von Pirna, Aus dieser Universität beruffen
gein Bentzen in Behemen zum Priesterambt. (Nach Förstemann.
31 '
.\lb. Viteb., S. 248b. war der Genannte am 27. September 1549
als Johannes Busch Birnensis immatriculirt worden) *).
1549. Feria [Quarta?] post Visitationis Mariae per dominum
D. Pomeranum [3. Juli?]:
Brictius Lewel von KönigOwalde bey Aussigk an der Eiben,
Schulmeister zu Bensen, Berufen gein Günterstorff unterm von
Salhawsen zum Pfarambt.
Zu Jahrgang V, S. 116:
1550. Feria [Quarta?] post Bartholomej per dominum M. Froe-
schel [27. August?]:
Georgias Bemdt von Niderheinerstorff im Seuflfen, Custos zu
Warmstorff, doselbsthin beruffen zum pfarambt, unter Ferdinand©
und Herrn Jörgen von Schleinitz.
Zu ScheufTler's Artikeln ^Der Zug der österreichischen Geist-
lichen nach und aus Sachsen* (Jahrg. VI, S. 127 AT.; VII, S. 188 ff.
u. s. w.) seien folgende Ordinationseinträge citirt:
Zu Nr. 3. 1559. Basilius Camerhouer Styrius vocirt gen
Frigbergk Dominica vocem Jucunditatis (30. April). Vermuthlich
identisch mit Försteniann, Alb., S. 312a (18. Mai 1555): Basilius
Kunecker Stirus.
Zu Nr. 7 4. 1543. Feria Quarta post Dominicam ludica per
dominum D. Pomeranum (14. März):
Petrus Steinbrecher von Brandis, Aus dieser Universität be-
nifen gein Bitzschen, Bickel und Kemnitz zum Pfarambt.
Zu Nr. 133. 1549. Feria Quarta post Lamperti per dominum
D. Pomeranum (18. September):
M. Sebastianus Starck von Meißen, Aus dieser Universität be-
ruffen gein Buchholtz bey St. Annaberg zum priesterambt.
Vgl. Förstem., Alb., S. 204a (Mai 1543): Sebastianus Starck
Misnensis. — Köstlin, Bacc. und Mag. 1548—1560, S. 8 b (30. April
1549): M. Sebestianus Starkh Mysnensis.
Zu Nr. 147. 1547. Feria Quarta post Prisce per dominum
D. Pomeranum (19. Jänner):
Jacobus Fidler vom Lauben, Baccalaureus auff der Schul zu
Fridlandt in der Slesien unter den von Biberstein, beruffen gein
Kunerstorff zum pfarambt.
») Vgl. hiexa Jahrg. VII, S. 188.
»2
Zu Nr. Id2. 1553. Fem Quarta post Visitationis Mariae per
D. D. Pomcranum (5. Juli):
Matthias Hake von der Sitta, Cantor zur Gabele, dohin be-
ruffen zum Priesterambt.
Zu Nr. 17 7. 155;i. Feria Quarta post Letare per dominum
D. Fomeranum (15. März):
Laurentius Drescher von Gercka in Behmen, Schulmeister zu«
Kemnitz. dohin beruffen zum Pfarambt.
Zu Nr. 178. 1554. Feria Quarta post Trinttatis per dominum
Pomeranum (23. Mai) :
M. Caspar Püberhardt vom Schneberg, Aus dieser universitet
beruflfen auf die Gottisgab zum Predigambt.
Vgl. Köstlfn. Bacc. und Mag. 1548—1560, S. 7 a (18. Sep-
tember 1548h M. Caspar Eberartus Snebergensis.
Zu Nr. 232. 1546. F'eria Quarta Commemorationis S. Pauli
per dominum D. Pomeranum (30. Juni):
Christophorus Fridericus von Kirchberg, Aus dieser Universitet
beruffen in Joachims Talh zum Priesterambt.
Vgl. Förstern., Alb,, S. 193 a (26. Nov. 1541): Christophorus
Fridericus Chirchbergensis. — Köstlin, Bacc, und Mag. 1548 — 156(»,
S. 17 a (27. F'ebr. läo^^i: Christophorus Fridericus Kirchenbergensis
gratis.
Zu Xr. 247. 1551, Feria Quarta post JubOate per dooiinum
D. Pomeranum (11, Mai):
Michael Kyben ausm Thal, Cantor zu Wilstorff bey Dresen.
Beruffen doselhsthin zum Priesterambt.
Zu Nr. 24H. 1580. Dominica XVII per dominum D. Pome-
ranum .'28. September* :
Ambrosius F'Lscher vom Thalh, Bürger daselbst, Berutttm gein
(rotteslob zum pfarambt.
Zu Nr. 291. 155S. 21. September:
W'olffgangus «schuman. mitwedensis, vocirt gehn Ringethal.
Ktn besonderes Capitel wäre, zu zeigen, welche hervorragende
Stelte Joachimsthal in unserem Ordinirtenbuche einnimmt. Seine
Bedeutung in der Reformations^eschichte tritt hier sofort in die
Augen. In chronologischer Fol^^e führen wü- die aus Joachimsthal
^itammenden oder nach Joachimsthal berufenen Ordinirtcn von 1537
bis 1560, soweit sie nicht schon oben berücksichtigt worden sind, an.
33
Des , Bürgers* Ambrosius Fischer ,vom Thal* ist schon oben
^dacht.
Am 1. Juni 1541 wurde von Bu^enhagen ordinirt:
»Andreas Castner von der Schlätha, Bürger im Joachimsthalh,
Beruffen gen Königswerde zum Pfarambt unterm WolflT Schlicken
von Falkenaw.*
Am 9. November 1541 wird durch M. Georg Rörer ordinirt!
,Wuolffgangus Schmatzner von Erberstorff bey Sant Annaberg,
Buergcr in S. Joachims Thal» Beruffen auf die Blatten zum Pfar-
ambt. *
M, Johannes Mathesius wird ordinirt am 29. März 1542 ').
Am 6. Februar 1544 wird von Bugenhagen ordinirt:
,M. Christophorus Fischer vom Thal, Aus dieser Universitet
beruffen gegen Jueterbogk ins Jungfrauen Closter zum Predigambt.*
Vgl. Förstem., Alb., S, 185b (22. Nov. 1540): Christophorus Piscator
ex vallibus Joachim! (dazu die Notiz : Superintendens Ducatus Lüne-
burg). — Köstlin. Bacc. und Mag. 1538—1546, S. 15 a (25. Jan. 1543) :
Christophorus Piscator Vallensis (dazu die Notiz: Pastor et Super-
intendens Hennepergensis).
Am 13. Juni 1548 wird durch Bugenhagen ordinirt:
,Bartholomeus Reibolt vom Joachimstalh, Cantor zu Brand im
Thalh, dohin beruffen zum Priesterambt.*
Am 15. August desselben Jahres wird gleichfalls von Bugen-
hagcn ordinirt:
^Johannes HirO vom TTialh, Baccalaureus zum Caden, Beruffen
gein Bresenitz zum Pfarambt.*
Am 16. Juli 1550 wird von Bugenhagen ordinirt:
Johannes Salater von Embach, Baccalaureus im Joachims
Thalh, .doselbsthin beruffen zum Priesterambt,* Vgl. Förstem., Alb.,
S. 180 b (5. Juni 1540): Johannes Salaterus de Ernbach ex inferior!
Bauaria.
Unter Feria Quarta post ludica 1551 (18. März) ßnden wir
als von Bugenhagen ordinirt aufgezeichnet:
jGregorius vom Joachims Talh, Aus dieser Universitet beruffen
zu der Dotterwiese zum Pfarrambt.* Ob dieser identisch ist mit
Förstern., Alb., S. 255b (30. April 1550): Georgius Busch Vallensis?
1) Uebcr das Nähere vgl. Loesche, J. Mathesius, I (1895). 102 f.
Jahrbuch des Procestantifma« 1895. H. I. 3
34
Am 6. April 1552 wird durch Bugenhagen ordinirt:
,Georgius Patzschka auffm Joachimsthalh, Aus dieser Univer-
sitet beruflfen gein Luckenwalde zum Priesterambt. * Vgl. Förstern.,
Alb., S. 259 b (26. Sept. 1550): Georgius Bassianus Joachimicus.
Am 28. December 1552 wird durch Bugenhagen ordinirt:
y Bartholomäus Beyer auffm Thalh, Schulmeyster aufm Aber-
tham, Beruffen gein Ottenreutt zum Pfarambt.*
Am 31. Mai 1553 wird durch Bugenhagen ordinirt:
, Andreas Richter auffm Thalh, Schulmeyster auff der Bresenitza,
Beruffen gein Maschaw zum Pfarambt.*
Am 29. November 1553 wird durch Bugenhagen ordinirt:
, Johannes Fabritius aufm Thalh, Schulmeister zu Toepelitz,
Beruffen gein Schlackenwerde zum Priesterambt.*
Am 29. December 1557 wird durch Georg Major ordinirt:
,M. Christoff Brenner Ausm Joachimsthal, Aus dieser Univer-
sität beruffen gein der Czane zum Dyaconat.* Vgl. Förstern., Alb.,
S. 272 b (17. Dec. 1551): Christophorus Brennerus Vallensis. —
Köstlin, Bacc. u. Mag. 1548—1560, S. 19 b (5. Aug. 1557): Chri-
stophorus Brenner ex valle Joachimica.
Von bedeutendem Umfange war der Zug siebenbürgischer
Studenten nach Wittenberg*). Auch dies spiegelt unser Ordinirten-
buch in interessantester Weise wieder. Man vergleiche die Ordinations-
vermerke, die sich an den im Register unter Kronstadt citirten
Stellen finden.
Diese Mittheilungen werden genügen, die Bedeutung des
, Wittenberger Ordinirtenbuches 1537 — 1560* für die Reformations-
Geschichtsforschung auch der österreichischen Lande zu erweisen.
Möge die Veröffentlichung desselben eine derartige Aufnahme finden,
dass die Herausgabe auch weiterer Bände ermöglicht wird.
1) Vgl. liiezu auch Album Acadexniae Vitebergensis ab a. Ch. MDII usque ad
a. MDCII. Vol. 11. 1894. S. IX, XI.
III.
Das Evangelium in Gablonz und Umgebung.
Von Lic. theoL ARTHUR SCHMIDT, evang. Pfarrer in Bielitz, früher in Gablonx a. N.
II. Abschnitt.
Die Begründoiig der eyangelisohen Qemeinde Qablonz zu Beginn
dea XIX. Jahrhunderts.
1. Das Toleranzpatent Josef IL
Nach der langen Nacht der Bedrückung ging zuerst den
Protestanten Schlesiens das Morgenroth evangelischer Glaubens-
freiheit auf. In der Altranstädter Convention vom 22. August 1707
wirkte ihnen der Schwedenkönig Karl Xu. Religionsfreiheit aus, so
dass sich um die 120 den Evangelischen zurückgegebenen Kirchen,
sowie um die neu erbauten ^ Gnadenkirchen* blühende Gemeinden
sammelten. Auch die Protestanten Galiziens, die noch zum polnischen
Reiche gehörten, und die Bewohner des Ascher Ländchens erfreuten
sich der Glaubensfreiheit. Für die evangelische Kirche der anderen
österreichischen Erblande kam erst unter Josef II. die Stunde, ,da
die Gebete, Prophezeiungen, Hoffnungen und Wünsche der ver-
triebenen österreichischen Dulder in Erfüllung gehen sollten: des
Arnos Comenius Gebet, dass Gott in diesem Lande das Evan-
gelium wieder einst erwecken möge, die Prophezeiung des letzten
evangelischen Pfarrers in Gmunden, Daniel Tanner: »Wir gehen
jetzt, aber wir werden wiederkehren!*, die Hoffnung der frommen
Exulantin Maria v. Auer, die nach ihrer Niederlassung in Ulm ein
Stipendium gründete für Theologen, welche sich durch Revers ver-
pflichten, »dass, wenn einstens die evangelische Lehre in Oester-
reich wiederum würde freien Lauf bekommen, sie sich zur Ver-
kündigung derselben in diesem Lande auch wollten brauchen lassen*,
der Wunsch und die Zuversicht des letzten evangelischen Schul-
st
36
rectors in Iglau, Paulus Austerlitzer, der in Folge der Gegenrefor-
mation am 16. December 1622 sein durch 13 Jahre innegehabtes
Schulamt niedergelegt mit der Bemerkung, ,bis Gott das exer-
citium religionis wiederumb verleihen möchte* ').
Als Kaiser Josef II. den Thron bestieg, ging er sogleich daran,
die drückenden Fesseln, unter denen die Evangelischen schmachteten,
zu lösen. Sein Erlass vom 30. Juni 1781 hob alle , Religionspatente*
für immer auf, die seit Ferdinand IL zum Nachtheile der Nicht-
katholischen erschienen und noch am 29, November 1752 durch Maria
Theresia erneuert worden waren. , Alle darin anbefohlenen Ausübungen
sollten eingestellt und in keinem Stücke, ausser dass sie (die Nicht-
katholischen) kein öffentliches Religionsexercitium haben, ein Unter-
schied zwischen katholischen und protestantischen Unterthanen mehr
gemacht werden*).* Endlich am 13. October erschien das Toleranz-
patent. Es gewährte den Protestanten wenig im Verhältniss zu dem,
was ihnen geraubt worden war, allein es gab die Grundlage ab,
auf der das Gebäude evangelischer Glaubensfreiheit in Jahrzehnte
langer Arbeit aufgeführt werden konnte. Seine Giltigkeit erstreckte
sieh auf alle Österreichischen Erbländer und stellte die Grundsätze
fest, unter denen die Protestanten ihres Glaubens leben durften.
Das Toleranzpatent erweckte in Böhmen alsbald neues Leben.
Im Jahre 1781 schon bildeten sich mehrere evangelische Gemeinden,
hatten doch viele im Geheimen der reformatorischen Lehre ange-
hangen; keinen Augenblick wollten sie länger zögern, sich zum
Evangelium offen und ehrlich zu bekennen. Neun Jahre nach dem
Toleranzpatente <^ab es schon 42 evangelische Gemeinden in Böhmen.
Die Deutschen schlössen sich durchwegs dem augsburgischen, die
Tschechen in überwiegender Mehrheit dem helvetischen Bekenntnisse
an. Die Zahl der Lutheraner betrug zu Anfang dieses Jahrhunderts
in Böhmen 27.600 und die der Reformirten 52.000. Im nordöst-
lichen Theile Böhmens regte sich nach Erlassung des Toleranz-
patentes noch nichts •). Die treuen Bekenner des Evangeliums waren
nach Sachsen und Preussen ausgewandert, die anderen hatten sich
zur katholischen Kirche bekehrt. Hie und da wohnten Evangelische
1) Trauteoberger, Gesch. d. evang Ktrche in Oesterreicb, S. 64.
s) Czerwenka, Gesch. d. evang. Kirche in Böhmen, II, S. 658«
s) Die folgende Darstellung ist nach Aufzeichnungen des Gablonzer Pfarr«
archivs gearbeitet. *
37
mitten in katholischer Umgebung, aber sie wagten es nicht, mit
ihrem Bekenntnisse offen hervorzutreten. In Folge der beständigen
Kriegsunruhen zu Beginn unseres Jahrhunderts wanderten zahlreiche
Evangelische in üesterreich ein. Die Tuchmacher ei in Reichenberg
nahm damals einen grossen Aufschwung und beschäftigte in allen
umliegenden Orten Tausende von Händen damit, auf Handrädern
Tuchgam zu spinnen. Der gute Verdienst zog viele evangelische
Tuchmachergesel Icn nach Böhmen, doch mit der zunehmenden Zahl
wuchs auch der Neid der Tuchmacherzunft in Reichenberg. Als
man ihnen die Verleihung des Meisterrechtes wehrte, wanderten sie
nach dem zwei Stunden entfernten Gablonz aus, wo man ihnen
gerne den selbstständigen Betrieb ihres Gewerbes gestattete. Der
Besitzer der Herrschaft Kleinskal, Zacharias Edler v. Römisch,
leistete den 'eingewanderten Protestanten allen möglichen Vorschub,
war doch die Verpflanzung eines so wichtigen Erwerbszweiges, wie
(iie Tuchmachcrei, für Gablonz von grösster Wichtigkeit ').
2. Der erste evangelische Gottesdienst in Gablonz.
Die Zahl der Evangelischen in Gablonz wuchs allmälig auf
mehr als sechzig. Viele von ihnen liessen sich in Gablonz häuslich
nieder und ehelichten katholische Frauen. Nur die Söhne durften
nach den Bestimmungen des Toleranzpatentes dem evangelischen
Vater in der Religion folgen und evangelisch werden, die Töchter
dagegen mussten katholisch erzogen werden. Da die Evangelischen
ihre religiösen Bedürfnisse in Gablonz nicht befriedigen konnten,
gingen sie einige Male des Jahres nach den benachbarten sächsischen
Gemeinden Reichenau, UUersdorf und Zittau, um dort die Predigt
des Gotteswortes zu vernehmen und das heilige Abendmahl zu
empfangen. Oft versammelten sie sich zu gemeinsamem Gebete und
zur Vorlesung einer Predigt in einem zwischen Gablonz und Reichen-
berg liegenden Walde, bis die Polizeibehörde diese Versammlungen
verbot. Mancher der Glaubensgenossen wünschte, dass in Gablonz
regelmässige Gottesdienste abgehalten würden, allein es fand sich
Niemand, der diese Angelegenheit in die Hand genommen hätte.
Die nächste deutsche evangelische Gemeinde Hermannseifen bei
Aamau war zu weit entfernt, von den evangelischen Gemeinden
M Jiger, Dorfchronik, S. 183.
38
tschechischer Zunge trennte die Gablonzer Protestanten die Unkenntniss
der Sprache. Da fanden die bedrängten Glaubensgenossen Hilfe von
einer Seite, da man es am allerwenigsten erwartet hätte. Die duld-
same katholische Geistlichkeit und die wohlgesinnte Grundherrschaft
Kleinskal nahmen sich der Verlorenen an, die da glichen einer
Herde ohne Hirten. Dem Senior Johann Molnar, lutherischen Pastor
in der tschechisch-evangelischen Gemeinde Krschischlitz, die von
Gablonz etwa sechs Stunden zu Wagen entfernt ist, gebührt das
Verdienst, den ersten evangelischen Gottesdienst in Gablonz nach
den Tagen der Gegenreformation gehalten zu haben. Derselbe fand
unter zahlreicher Betheiligung der Protestanten von nah und fern
am 29. Juni, am Feste Peter und Paul des Jahres 1820, im Speise-
saale des katholischen Pfarrhauses statt.
Doch lassen wir Pastor Molnar selbst sprechen, der in einem
amtlichen Berichte an die evangelische Superintendentur A. B. in
Prag über diesen ersten evangelischen Gottesdienst in Gablonz
Folgendes ausfuhrt:
, Hochwürdiger Herr, insbesondere hochzuverehrender Herr
Superintendent: In und um den Markt Gablonz Bunzlauer Kreises,
Herrschaft Klein-Skal, hat sich eine nicht unbedeutende Anzahl von
Ausländern evangelischer Religion ansässig gemacht. Diese ungefähr
60 Familien starken Protestanten waren bey dem Mangel einer
eigenen Religionsanstalt genöthigt, mit vielem Zeit- und Geldverlust
und anderen Beschwerlichkeiten, ihre Andachten ausserlands gewöhn-
lich nach Ullersdorf oder Zittau zu verrichten, auszugehen. Die gegen
ihre neuen treuen und fleissigen Unterthanen, lauter Handwerker
und Künstler, liebreich gesinnte Grundobrigkeit zu Klein-Skal, in
Erwägung dessen, dass der Wille Sr. Majestät sey, keinen seiner
Unterthanen des Trostes der Religion beraubt zu sehen, hat darauf
angetragen, dass für diese auf ihrem Territorio befindlichen Pro-
testanten wenigstens ein oder zweymal im Jahre ein evangelischer
Gottesdienst in dem Markte Gablonz abgehalten werde. Daher wurde
dem Unterzeichneten von dem Herrn Josef Nigrini Schul-
districtsaufseher und Pfarrer zu Hochstadt erst durch
eine freundschaftliche Zuschrift des HerrnPfarrers zuPoniklay
Franz Hofmann und durch eigenhändiges liebreiches Schreiben
von diesem Willen der Klein-Skaler Grundobrigkeit
und dem Verlangen der evangelischen Christen zu und um Gablonz
39
eme zuverlässige Nachricht ertheilet. Dieser zufolge, um nicht nur
die jährliche Andacht mit diesen evangelischen Glaubensgenossen
vorzunehmen, sondern auch für die Zukunft das hierinfalls Nöthige
einzuleiten, verfügte sich Unterzeichneter persönlich nach Gablonz.
Dieses geschah an dem von selben im Voraus bestimmten 29. Juny
d. J. als dem Feste der heiligen Petrus und Paulus. Die Grund-
obrigkeit hatte zwar wohlmeinend zur Abhaltung dieser Andacht
die katholische Kapelle zu Seidenschwanz oder Hennersdorf vor-
geschlagen, nachdem aber dieser Vorschlag in weiser Hinsicht auf
die Toleranzgesetze von der dortigen Geistlichkeit nicht angenommen
wurde, hatte der Herr Pfarrer zu Schumburg Franz Neubart
als designirter Pfarrer zu Gablonz, mit dem Pfarradmini-
strator Joseph Haman, die ihm Ehre machende Anstalt getroffen,
dass diese Andacht, um ungestört vorgenommen zu werden, in
dem Speisesaale des Pfarrhauses abgehalten werde. Bey diesem
ersten inGablonz durch den Unterzeichneten verrichteten
Gottesdienst fanden sich nicht nur- die dortigen Protestanten, sondern
auch gegen 50 Personen aus Reichenberg ein, an welche die Nach-
richt hiervon gelangte. Die Versammelten versicherten einstimmig
^em Unterzeichneten, dass sich zu dieser Andacht kaum der dritte
Theil der in und um Gablonz und Reichenberg befindlichen evangel.
Glaubensgenossen, theils, weil viele derselben ihre jährliche Abenä-
mahlsandacht schon im Auslande verrichtet haben, theils, weil sie
eine unbegründete Besorgnis einiger Missliandlung zurück-
hielt, erschienen sey; sie versicherten annebst, dass sich auch in
Liebenau, Eisenbrod und anderen nahen Orten mehrere evangelische
Familien und einzelne Personen befinden. Wenn man alle die so
vorhandenen Familienhäupter zusammennimmt, so fehlen ihrer schon
nur wenige zu einer normalen Summe von 100 Familien, für welche
ein Bethaus und ein Pastor von nöthen wäre ; oder würde sich diese
Anzahl nicht finden, so ist es doch höchst nothwendig für deren
die sich wirklich befinden, religiöse Bildung zu sorgen und einst-
weilen eine Filial-Kirche, die von Kfzischlitz, als dem nächsten
Pastorate, welches nur 3 Meilen von Gablonz entfernt ist, einzu-
richten.
In dieser Absicht hatte zwar schon der Endesgefertigte dem
Klein-Skaler Wirthschaftsamte angedeutet, dass um diesen Zweck
für die Gablonzer evangelischen Glaubensgenossen zu erreichen, es
40_
räthlich wäre, ihre Zahl auf ein Verzeichniss zu bringen, um dieses
vom Amt bestätigte Verzeichniss als ein Document der h. Landes-
stelle vorlegen zu können, hat sich um dergleichen Verzeichniss
auch an den löbl. Magistrat der Stadt Reichenberg verwendet ;
dennoch erachtet er es für zweckmässiger, wenn die hochlöbliche
Landesstelle hievon berichtet, angesucht würde von allen den unn
Gablonz gelegenen Wirthschaftsämtern, mittelst des K. Bunzlauer
Kreisamtes ein genaues Register der auf ihren Territorien befind-
lichen ansässigen Protestantischen Individuen abzufordern.
Diese Sache ist wichtig; und daher ersucht Endesgefertigter
Euer Hochwürden wollen das Nöthige bey den betreffenden Behörden
einzuleiten suchen. Zu dem Ende lege ich hier gegen Rückstellung
auch die in dieser Angelegenheit der Gabionzer Protestanten ge-
schriebenen Briefe bey.
Kfzischlitz, den 18. July 1820.
Johann Molnär.
Pastor allda und Senior.*
Auf diesen amtlichen Bericht an die Superintendentur lassen
wir das Begleitschreiben im Wortlaute folgen, das Pastor Molnar
dem Berichte zur Ergänzung und Klarstellung der eigenartigen Ver-
hältnisse in Gablonz beifügt. Es lautet:
, Hochwürdiger Herr Superintendent! Was Euer Hochwürden
aus dem über die in Gablonz sich bildende evangel. Gemeinde hier
beyliegenden officiellen Berichte nicht ersehen können, zur Ergänzung^
desselben und zur privat Kenntniss füge ich noch folgendes zu : Die
in Gablonz seit etlichen Jahren ansässigen evangel. Ausländer, deren
43 sind, kamen mcistentheils als ledige hieher, heurathethen Katholische
Weiber, ebenso auch die in Reichenberg und lebten ungestöhrt wegen
ihrer Religion, besonders Hess sie die Geistlichkeit in Ruhe, weil sie
in der Hofnung stand, dass sie ihre männlichen Geschlechts
Kinder auch in der Katholischen Religion erziehen
lassen werden. Herr Districts-Schulaufseher Pfarrer zu Hochstadt
Jos. Nigrini erfuhr bey der Schul Visitation, dass diese Kinder von
Protestantischen Eltern herstammen; ladete einige vor sich, und
befragte sie über ihre Religion, und über die Erziehung ihrer Kinder
in Ansehung der Religion. Sie bekannten frey, dass sie evgl. 0>u-
41
fession sind und da sie keine eigene Schulanstalt haben, dass sie
ihre Kinder in die Katholische Schule schicken. Dieses
gefiel denn Herrn Visitator, und auf die Frage, wo sie ihre
Gottesdienste verrichten und das heil. Abendmal geniessen, ant-
worteten sie, sie seyen gezwungen zum wenigsten einmal im Jahre
in den nächsten evangel. Kirchen im Auslande diese ihre Andacht
2u verrichten : Er war damit nicht zufrieden, weil sie im Lande nun
Gewissensfreyheit geniessen, so mussten sie auch von einem in-
ländischen Pastor mit dieser Religionssache versehen seyn. Sie
\vussten nicht, dass sich in der Nähe ein evangel. Geistlicher befinde,
und wenn sie es auch wussten, weil sie sich noch für schwach
hielten, indem einer vor dem andern nichts wusste, einen Pastor zu
sich zu holen, und wenn er angekommen wäre, ob sie ungestöhrt
im Orte ihre Andacht verrichten konnten. Der Herr Visitator, da
er ihre Anzahl in der Pfarre erfuhr, hat einige von ihnen neuerdings
vorgerufifen, und ihnen erzählt, dass sich in seiner Nähe gewiss
ein evangel. A. C. Pastor befinde und da sie sich schon genug stark
dazu fühlten, die Gelegenheit für ihn zu bestreiten, ersuchten sie den
Herrn Visitator die Güte zu haben, es zu veranstalten, damit sie
mit Zeit und Geldverlust und Verlassung ihrer Wirthschaft nicht
gezwungen würden wegen der Religion ausserlandes aus zu <?ehen.
Er schrieb daher an den Herni Pfarrer zu Ponikla, das was der
Brief des H. Poniklaer Pfarrers enthält: und da ich auf diesen Brief
dem Herrn Pfarrer zu Ponikla antwortete, so wurde diese meine
Antwort, in welcher ich den Tag bestimmte, an welchem ich in
Gablonz erscheinen werde, dem Schumburger Hen-n Pfarrer, dem
Gablonzer Administrator, und durch diesen der Grundobrigkeit mit-
^etheilt. Hierauf erfolgte dann das eben hier von dem Herrn Schul-
districtsaufseher durch einen Geflissenen mir zngemittelte Schreiben,
liebst einem Briefe des Herrn Neubart, Pfarrer zu Schumburg, aus
dem ich dann das was mich betraf in diesem Briefe . . . abkopirte.
Ich wurde von dem Herrn Pfarrer zu Schumburg als designirter
Pfarrer nach Gablonz so wie in der Nacht um 11 Uhr in Gablonz
im Wirthshause von dem Oberrichter des Marktfleckens und einigen
vornehmeren Bürgern auf das freundschaftlichste empfangen. Früh
versammelten sich nun auch einige der evangel. Glaubensgenossen
und führten mich in's Pfarrhaus zu dem administrirenden Herrn Caplan
Haman. der einen hellen Kopf und ein wahrhaft gutes Herz
42
gegen mich äusserte, mir gleich den Saal im Pfarrhause, wo ich die
Andacht verrichten werde, anzeugte, und den von dem Wirthschafts-
beamten ihm zugeschickten Brief vorgelesen. Der Oberrichter auf
Befehl der Obrigkeit, bestellte durch einen Geschworenen alles, was
ich befahl. Es wurde ein Tisch wie ein Altar angebracht mit
Kruzifix und Lichtern geziert und die Kniebank gelegt. Es wurden
auch viele Stühle eingebracht und von Brettern Sitze gemacht: So
dass nur einige wenige von den 120 lauter erwachsenen Personen
unter welchen nur 11 weiblichen Geschlechtes waren, stehen mussten.
Im Nebenzimmer befand sich der Wirthschaftsbeamte der Grund-
obrigkeit, der Marktrichter und andere Honoratiores, welche alle
durch die offen gelassene Thür in den Speise-Saal sahen. Es hätten
sich viele von den Katholiken, vielleicht auch zur Störung
dieser Andacht eingedrungen, hätte die Obrigkeit nicht einen
Polizeimann an die Thüre des Pfarrhauses gestellt. Es wurde also
diese unsere erste evangelische Andacht in aller Ruhe und zur
Freude und Zufriedenheit aller evangelischen Glaubensgenossen ab-
gehalten.
Nach geendigtem Gottesdienste habe ich folgende Fragen an
die Versammelten gethan. 1. Ob alle, die in diesen Gegenden
evangelisch gesinnt sind, sich bei der heutigen Andacht eingefunden
haben? Worauf mir von den Gablonzern und Reichenbergem ge-
antwortet worden dass kaum der dritte Theil anwesend sey. 2. Ob
sie verlangen, dass in die Zukunft von mir wenigstens zweymal des
Jahres der Gottesdienst bey ihnen abgehalten würde. Da sie auch
diese Frage mit Freudenthränen bejahet haben, erklärte ich mich,
dass ich es willig, aber doch ohne Nachtheil meiner Kfzischlitzer
Gemeinde thun wolle, welches am füglichsten an katholischen Fest-
tagen, an welchen sie als ruhliebende Staatsbürger nicht arbeiten
dürfen, und zwar im Frühjahr im Monath May und im Herbst im
Monat September, wo die Tage noch genug lang und die Witterung
noch leidentlich ist. Wegen des Ortes wo, und wegen der Tage,
an welchen sie sich versammeln sollen, wolle ich noch nichts ent-
scheiden; diess werde die Zeit lehren, und dass sie von mir davon
immer gehörige Kenntniss bekommen werden.
3. Ob sie nicht willens wären, alle eine Gemeinde zu bilden
und daher wenige einsichtsvolle und redliche Männer zu ihren
Repräsentanten wählen, und durch die Obrigkeit bestättigen lassen.
43
Ja, war die einstimmige Antwort, wir wünschen einen ordentlichen
Gottesdienst zu haben, eine Gemeinde auszumachen uud unsere
Repräsentanten zu haben.
So entliess ich die Gemeinde auseinander, noch mit der Mahnung,
dass sie von dem, was heut hier vorgegangen, allen abwesenden
Bekannten ev. Mitchristen Auskunft geben, damit sie sich bey der
nächsten Andacht alle in Gablonz einfinden mögen.
Nach Mittagsmahl, welches ich im Pfarrhause genossen, um
4 Uhr erschien in diesem Pfarrhause mit dem Oberrichter, einem
Geschworenen und 4 evangel. Bürgern der Herr Seibt, Wirthschafts-
beamte von Klein-Skal, mit welchem ich folgendes abgethan habe:
1. Dass den hiesigen und Reichenberger Protestanten die Erlaubniss
gctjeben werde, in dem Hause, welches sie sich wählen werden,
ihren Gottesdienst, bis zur förmlichen Bildung zu einer Gemeinde
abzuhalten. 2. Und damit sie von der hohen Landesstelle die Er-
laubnis erhalten, eine Filial-Kirche, oder wenn ihre Anzahl auf
500 Personen oder 100 Familien sich belaufen sollte, eine förmlich
evangelische Kirchen gemein de zu bilden, damit von allen umliegenden
Wirthschaftsämtern die Verzeichnisse der Protestanten abgeführt
und von diesen Wirth§chaftsämtern mir zur Benützung übergeben
werden. Das Klein-Skaler Wirthschaftsamt befahl daher auf der
Stelle dem anwesenden Herrn Kaplan als Pfarradministrator des
(gleichen Verzeichniss zu verfassen und dem Wirthschaftsamte zur
Bestätigung zuzumitteln. Hier entspann sich die Frage: ob auch
die Kinder der Protestanten mit in diese Liste einzu-
tragen scyn, in dem ihre Väter durch Heurath mit
katholischen Weibern eingewilligt haben, dass sie in
der katholischen Lehre erzogen seyn sollen. Worauf der
Oberamtmann, nachdem ich darüber die Gesetze von den Eheverträgen
und Reversalien ihnen zu Gemüthe führte, dem Herrn Pfarradmini-
strator antwortete, dass nach den allein gültigen höchstenortes dic-
tirten Gesetzen gehalten werden soll : wo der Vater Protestant ist,
die Kinder seines Geschlechtes in der Religion ihm folgen sollen.
3. Die Auswahl der Eltesten ist von dem Wirthschaftsamte auf-
geschoben, und festgesetzt werden, dass, sobald sie die Erlaubniss
vom H. Gubcmio erhalten werden, eine Filiale oder eine eigentliche
Kirchengemeinde formiren zu dürfen, diese Wahl ohne Anstand und
Bestättigung vor sich gehen werde.
44
Nun ist es nur daran zu thun, ein zuverlässiges Verzeichniss
dieser Leute zu erheben, und sie zählen, und dann mit Sicherheit
ihr Anliegen der hohen Landesstelle vorlegen zu können. Das Klein-
Skaler Wirthschaftsamt will es schon thun, und wie es scheint es
auch wünscht/
Unter den im amtlichen Berichte des Pastors Molnar erwähnten
Briefen sind wohl diejenigen zu verstehen, welche dem Pastor Molnar
von dem Herrn Josef Nigrini, Schuldistrictsaufseher und Pfarrer
zu Hochstadt, und dem Pfarrer Franz HofTmann zu Ponilda ge-
schrieben worden sind, ferner das von Amtmann Seibt in Kleinskal
an den Pfarradministrator Haman in Gablonz gerichtete Antwort-
schreiben auf die Eingabe des letzteren vom 28. Juni 1820. Diese
Briefe lagen lange Zeit im Superintendentiaiarchive zu Prag und wurden
vom Superintendenten erst am 28. November 1838, unmittelbar
nach der Einweihung des evangelischen Bethauses in Gablonz, an
den ersten Pfarrer der Gemeinde zurückgestellt. In dem Schreiben
heisst es ausdrücklich: , Zur Geschichte der Entstehung der evangeli-
schen Gemeinde in Gablonz übersende Ihnen die verlangten Briefen
des Herrn Hochstädter Bezirksvicars Josef Nigrini und Herrn Ober-
amtmann Seibt und lege noch dazu bey einen Brief von Pater Hoff-
mann, Pfarrer zu Ponikla, welche alle Urkunden ich mit vieler Mühe
ausgesucht habe, weil das Superintendentialarchiv in einer grossen
Unordnung sich befindet.*
Nun lassen wir die wichtigen Briefe sammt der Eingabe des
Administrators Haman an das Wirthschaftsamt in Kleinskal, welches
aus den Kleinskaler Archivacten abgeschrieben ist, nach der Zeit
der Abfassung auf einander folgen:
,An Herrn Herrn Johan Molnar würdigen Pastor in Kfischlitz.
Liebster H. Pastori Der Herr Districts Schul Aufseher und Herr
Pfarrer von Hochstadt, hat mir mittelst eines beflüssenen Bothen
ein Schreiben zustellen lassen, worin er mich ersuchet, an Sie zu
schreiben, und Sie befragen, ob Sie nicht die Gefälligkeit haben
möchten, nacher deutsch Jablonze zu kommen, und mit denen
dortigen Protestanten, die ohnfehlber Auspurgischer Confession seyn,
die jahrliche Andacht verrichten möchten, und das zwar, damit sie
nicht gezwungen wären auser Landes zu gehen, was doch verbothen
ist. Wenn Sie es über sich nehmen wollten, so wollen Sie sich die
Gelegfenheit nehmen, die Ihnen bezahlet wird, und denn über Hoch-
45
Stadt dahin reisen, und sich bey dem H. Pfarrer aufhalten möchten,
der Ihnen die Auskunft von allen geben könnte. Jedoch wollen Sie
ehender den Tag bestimmen, an welchem Sie in deutsch Jablonze
eintrefen wollten, und diesen Tag dem Herrn Pfarrer in Hochstadt
bekannt machen, den er wieder nach deutsch Jablonze berichten
wird, damit sich die dortigen leuthe zur Andacht vorbereiten möchten.
Antworten Sie nur gleich kurz, auf dass ich auch also gleich dem
H Pfarrer in Hochstadt davon den Bericht erstatten möchte, bin
mit aller Achtung des Herrn Pastors
Ponikla, den 2. Juny 1820.
ergebenster
Fr. Hoffmann,
Pfarrer in Ponikla.*
Von Hochstadt
,An den Hochwürdigen, Geehrtesten Herrn Herrn Johann
Moinar verdienstvollen Pastor, Senior und Schulaufseher zu Kfischlitz.
Hochwürdiger, Geehrtestcr Herr! Es war mir sehr angenehm von
dem Poniklaier Herrn Pfarrer meinem guten Nachbar, und geliebten
Hen-a Bruder zu vernehmen, dass Sic sich bereit willig zeigen, den
evangelischen Glaubensgenossen in und um Gablonz den angesuchten
Dienst gütigst zu erweisen. Ich säumte nicht am Freitage, als ich
nach Hause kam durch einen Geilissenen von Ihrer Willfahrigkeit
Nachricht zu ertheilen. Man ist mit der Bestimmung des Tages zur
Andacht sehr wohl zufrieden, und wird Sie zu der festgesetzten
Zeit mit Vergnügen erwarten. Das Uibrige werden Sie aus der
mitgegebenen Zuschrift des Schumburg^r Herrn Pfarr«^ entnehmen.
Es wird mich freuen Sie vor dem Feste des heil. Petrus und Paulus
^i mir zu sehen, ich werde Sie zum Mittagsmahle erwarten, wo
Sie dann ganz leicht in vier Stunden in Gablonz sich einfinden
»können. Leben Sie wohl, ich bin mit Hochachtung Euer Hochwürden
ergebener Nigrini Joseph, k. k. Schuldistrictsaufseher
Vicariatsverweser, Pfarrer.
Hochstadt, den 11 ! Juny 1820.*
yEuer Hochwürden, Gnädiger Herr, Herr 1 In Gablonz befinden
sich gegen 40 und mit der umliegenden Gegend könnten wohl gegen
^) Protestanten zu dieser Religioashandlung zusammenkommen.
46
Nebst dem haben sie die Güte dem Herrn Senior und Schulaufseher
ZU melden, er wolle eine Gelegenheit mit sich bringen, den Betrag
und die Kosten wollen gerne die evangel. Glaubensgenossen tragen.
Gablonz, den 10. Juny 1820.
Franz* Neubart,
Pfarrer zu Schumburg.*
, Löbliches Amt. Unterzeichneter macht die geziemende An-
zeige, dass derselbe mit der ersten Gelegenheit den Herrn H. Vicariats-
verweser dem erhaltenen Auftrag gemäss, den ganzen Hergang
in Betreff der Protestanten schriftlich mittheilte, aber bis diese
Stunde noch keine Antwort erhielt; hiemit auch früher sich seiner
Pflicht nicht entledigen konnte, welche Massregeln in so einer be-
denklichen Lage von Seite des hiesigen Marktgerichtes und Unter-
zeichneten getroffen wurden, um der Sache die beste Wendung zu
geben. Es wären nach gemachter Vorstellung und Bemerkung der
allgemeinen Gährung die hier ansässigen Protestanten gänzlich
zufrieden, wenn man ihnen die in der hiesigen Pfarre sich befind-
lichen geräumigen Zimmer einräumte, die auch wirklich schon zum
Empfang für den H. Pastor vorbereitet stehen und erst hören werde,
was derselbe dazu sagen werde. Auch ist geunss Unterzeichneter
von derselben Ueberzeugung beseelt und wünscht nichts sehn-
licher als ein Fortschreiten in der Aufklärung und
Besserung, auch gewiss alles mögliche dazu beyträgt:
um diesem schönen Ziele näher zu kommen; aber in
der gegenwärtigen Lage bey dieser Stimmung, wenn
es in einem förmlichen katholischen Gotteshause geschehen sollte,
Aufsehen und Wiedersetzlichkeit zu verhüten sich zu
schwach fühlt, überlässt derselbe unverantwortlich den ganzen
Hergang der Dinge der Einsicht und Verfugung, Einem löbl. Wirth-
schaftsamte.
Gablonz, den 28. Juny 1820.
Joseph Hamann,
«
Administrator. *
Von Kleinskai Sr. Wohlehrwürden Herrn P. Joseph Hamann,
Pfarr- Administrator zu Gablonz. j^ Wohlehrwürdiger Herr! Ich habe
Ihr Vorhaben, die Andachtsübung der dortigen Protestanten in dem
47
^peise-Saale des Pfarrhauses verrichten zu lassen, dem gnädigen Patron
{gemeldet, welcher hiemit ganz einverstanden ist. Ein Beweis seiner
aufgeklärten Gesinnung und Liberalität ist die Aeusse-
rüng. dass er den Protestanten für künftige Fälle zu ihrer einmaligen
Andachtsübung im Jahre selbst seine Schloss-Kapelle einräumen
vr.^lle. wenn es dem H. Pastor und diesen evangelischen Glaubens-
genossen sonst nicht zu entlegen und beschwerlich ist. Um übrigens
reden Unfug zu verhüten, werde ich morgen früh im dortigen
Vtarrhause eintreffen. Uebrigens habe ich mit wahrem Bedauern
vernommen, dass man wider die Andachtsübung dieser
evangelischen Glaubensgenossen in der Kapelle zu
:*cidenschwanz oder Hennersdorf ebenfalls protestirt
tat. und jeder Unbefangene wird dieses Mitleidsgefühl mit mir
rheilen; in so manchem deutschen Staate ist man doch
MÜeranter — und ich sage nicht zu viel — menschen-
freundlicher.
Morgen umarmt Sie
Ihr aufrichtigst ergebener
Seibt.*
Die bisherigen gedruckten Berichte über den ersten evangelischen
Gottesdienst in Gablonz *) geben an, dass derselbe am 29. Juni des
Jahres 1818 zu Lebzeiten des duldsamen Pfarrers Ultsch stattgefunden
hat. Die hier angeführten Urkunden, welche sich im Archive des
evangelischen Pfarramtes befinden, stellen diese Angaben dahin
nchtig. dass der erste Gottesdienst erst im Jahre 1820 stattgefunden
bt. nachdem der Pfarrer Ultsch bereits gestorben war. Der münd-
lichen Ueberlieferung mag immerhin zugestanden werden, dass der
mild denkende und allseitig geliebte Pfarrer Ultsch dazu beigetragen
habt, dass es so schnell zur Abhaltung eines evangelischen Gottes-
dienstes in Gablonz gekommen und den Protestanten das Speise-
rimmer des katholischen Pfarrhauses eingeräumt worden ist.
Wir lassen hier auch die Namen der Evangelischen folgen,
cie an jenem denkwürdigen Tage das heilige Abendmahl gefeiert
haben. Sie haben ihre Namen eigenhändig in ein Verzeichniss ein-
?:etragen, dass im Pfarrarchive hinterlegt ist.
*) J*««". Dorfchronik, S. 184; Benda, Geschichte der Stadt Gablonz, S. 576 ft.;
^tsstl Geschichte der Kirche und Schule, S, 97 ff.
48
Ver zeich nish der ;iin 211. J uny 1820 in Deuts ch-Gablon z
im (katholischen) Pfarrhause der heiligen Communion
beyj^e wohnten evangel. Glaubensgenossen.
1 . Friedrich Klotz, t^ebürtig aus Prausnitz ? etablirt in Reichenbg.
ein Tuchmacher,
2. Wilhelm Kretschmer fjeb. aus Breslau arbeit in Reichenberg.
i\. Carl Claufs von Camen/, arbeit in Reichenberg ein Tuch-
macher,
4. Gottlieb Kndrich von Camcnz arbeit in Reichenberg ein
Tuchmacher.
0. Ferdinand Roland aus Griinberg arbeit in Rcichenberg dito.
tV Carl Gottlob Uruchmann aus Oschatz in Reichenberg dito
in Beisein seiner Frau.
7. C4rl Ciottfried Büdterbach, arbeitet in Rcichenberg. ein Seiler.
s. Friedrich Kortetzki.
\y Carl Gottlob (unleserlich).
10. Göttlich Pietsch.
11. Gottlob Siegert
12. Christoph Seibt.
15. Gottfried Kessner von Grünberg.
14. joh. Christiaa Moosdorf aus Tauche Sattler aus Reichenbcrg.
15 Friedrich Ulrich aus NeuUaai.
16. Johann Weber von Bernstadt.
17. Curl Schurich TuchscHeret aus Leipzig.
l5^. Johann Krüger ditCK
19. Carl Fenzler aus Xiederedelsdorf Tuchbereiter.
20. Johann Gottlieb Schultz.
21. Karl Bergmann aus Dresden elii Tischler.
i'2, Karl Richter aus Frauenstein arbeit Reichenberg, Tuch-
b^reitcr.
23. Fricdr. Wilhelm Bartsch Tuchmacher.
:f4. Franz Traugott Meyer aus Görlitz Uhrmacher Reichenbcr«^.
2ö. Gottlieb May aus Reichenbach.
26. Gottlieb Beyer aus Görlitz.
27. Friedrich Domeier Tischler bey Herrn Josei^ Kittel geb.
von Hannover,
2S. Wilhe'm Reiche aas Treu>tadt Tuclimacher.
49
29. Carl Friedr. Reiche aus Treustadt, Tuchmacher.
30. Carl Bönke aus Brieg Tischjer arbeit Reichenberg.
31. Carl Neumann aus Carlsberg in oberlaußift, wohnhaflft in
Neuhartsdorf.
32. Friedrich Reuther, Tuchmacher.
33. Gottfried Engelhardt aus Goldberg.
34. Christian Heinrich Ackermann, Kunstweber ausRuppersdorf.
35. Carl Heinrich Ackermann.
36. Henriette Caroline Ackermann.
37. Johann Löschnerin.
38. Johanna Sofia Schönin.
39. Friedrich Pulgrün aus Falkenbufg, Tuchmacher.
40. Ludwig Man aus Fälkenburg dito.
41. Daniel Saiice Tuchbreiter etabliert in Reichen berg.
42. Carl Knoche aus Nordhausen Tuchmacher.
43. Carl Glitiky aus Merseburg, Glaser.
44. Grottlieb Hempel aus Scbmiedeberg Tuchmacher wohnhaft
in Reichenberg.
45. Cari Jansen.
Um die Besorgung des ersten Gottesdienstes haben sich
besonders angenommen die Tuchmachermeister Wilhelm Koeppe,
Carl Kern und Gottfried Zeitler in Gablonz. Eines Vorfalles, der
sich anlässlicfa des ecsten Gottesdienstes am 29. Juni 1820 ereignet
hat, müssen wir noch gedenken. Im Jahre 1880 lebte in Gablonz
der 87jährjge Tuchmacher Anton Sachers, der am Vormittage jenes
29. Juni 1820 mit unter der Menge war, die sich vor dem katholischen
Pfarrhause angesammelt hatte, als der evangelische Gottesdienst im
Speisesaale des Pfarrhauses abgehalten wurde. Anton Sachers hat
dem damaligen evangelischen Pfarrer von Gablonz, Hermann Rolle,
mitgetheilt, dass es ihm gewesen wäre, es sollte Rebellion werden.
Derselbe glaubwürdige Gewährsmann will auch mit eigenen Augen
gesehen haben, wie der damalige Marktvorsteher Stracke zwei Kerle,
welche stören gewollt, bei der Brust gepackt und mit den Worten
ins Pfarrhaus gezogen habe: , Jetzt kommt herein, dass Ihr hört,
Aas der Pastor lehrt.*
Pfarrer Max Lampadius berichtet in Benda's Geschichte der
Stadt Gablonz: ,Wohl warteten Fäuste und Knittel auf die Evan-
Jahrfandi des ProUsUndnaas 1M6, H. I. 4
50
gelischen, welche sich hier nach gemeinsamem Zuge zu dem lang-
entbehrten Gotteswort wieder versammeln wollten, aber der da-
malige wackere Marktvorsteher Stracke, der auch den Geist
evangelischen Glaubens kannte, nahm zwei Individuen, die eine
besonders drohende Haltung annahmen, beim Kragen, nicht um sie
als Unruhestifter unter Schloss und Riegel, sondern in das Pfarr-
haus zum Gottesdienste zu fuhren. Erst sollten sie hören, dann
sollten sie schlagen.*
Wenn auch Ressel in seiner Geschichte der Kirche und Schule
diesen Bericht zu widerlegen sucht, so dürfte er doch in der Haupt-
sache wahr sein. Sicherlich aber ist die Schilderung in Jäger's Dorf-
chronik richtig, die auch Ressel nicht widerlegt hat: ^Einige Zeloten
aus dem Pöbel, welche die Protestanten für verworfene Menschen
hielten, sollen nun, von blindem Glaubenseifer gestachelt, auf Störung
dieses Gottesdienstes gesonnen haben. Darum habe, erzählt man,
der Marktrichter Wache vor die Thüre des Pfarrhauses gestellt; er
selber belehrte die Leute über das Unchristliche ihres Vorhabens *).*
3. Die Neubildung der evangelischen Gemeinde.
Johann Molnar, Pastor und Senior in Krschischlitz, zugleich
Schulaufseher über die evangelischen Schulen im nördlichen Theile
des Königreiches Böhmen, Hess sich die Neubildung der evangelischen
Gemeinde sehr angelegen sein. Nach dem ersten Gottesdienste wurde
vereinbart, dass in Zukunft zweimal des Jahres, im Frühling und
im Herbste, evangelische Gottesdienste in Gablonz abgehalten werden
sollten. Zunächst wurde ein Verzeichnis der evangelischen Glaubens-
genossen, die in Gablonz und Umgebung wohnten, zusammengestellt.
Das erste Verzeichnis vom 29. Juni 1820 weist 43 in Gablonz an-
sässige Familienhäupter auf, ein anderes zählt auf den Herrschaften
Kleinskal, Morchenstern und Böhmisch- Aicha 136 ansässige Gemeinde-
mitglieder, dazu etwa 60, meist Tuchmachergesellen, die sich nur
zeitweilig auf den genannten Herrschaften aufhielten. Durch eine
hohe Präsidi'alverordnung vom 20. April 1821 wurde den Pro-
testanten in Gablonz und Umgebung gestattet, in einem Privathause,
1) Die erste richtige Darstellung jener für die evangelische Gemeinde Gablonz
so wichtigen Ereignisse im Jahre 1820 hat auf Grund der Aufzeichnungen des Pfarr-
archivs Pfarrer Hermann Rolle in dor „Rcichenberger Zeitung* vom 16. und 27. Juni
1880 veröffentlicht.
51
der scgenaimten alten Apotheke, einige Maie des Jahres Gottes-
dienst zu halten; davon wurde das Wirthschaftsamt in Kleinskai
verstäiMfigt mit dem Beisatze, , dasselbe habe darauf zu sehen, dass
dicso- Gottesdienst von dem Krschischlitzer Pastor Molnar, den
bestehenden allerhöchsten Toleranzvorschriften gemäss abgehalten
und dabei jede Unzukömmlichkeit vermieden werde*.
In Reichoiberg wohnten schon im Jahre 1821 ÖO Evangdische.
Diese wandten sich an den evangelischen Pfarrer der deutschen
Gemeinde Haber bei Leitmeritz und schlössen mit ihm ein Ueber-
einkommen« nach welchem er ihnen vier Gottesdienste im Jahre
abhalten sollte. Dafiir verpflichteten sie sich, ihm nebst der Fahr-
eelegenheit und Wegzehrung den Betrag von 50 fl. C.-M. jährlich
zu entrichten. Der Pfarrer von Haber hielt auch in Gablonz einige
evangelische Gottesdienste ab. Die Abneigung, die einige Zeit in
der neugegründeten Gemeinde gegen Pastor Johann Molnar herrschte,
ist wohl mit darauf zurückzufuhren, dass die Gablonzer Protestanten
Deutsche waren, während Pastor Molnar tschechischer Abkunft war.
Indess fand bald eine Aussöhnung zwischen den Gemeindemitgliedem
in Gablonz und dem Krschischlitzer Pfarrer statt. Im Jahre 1827
übertrug der Superintendent A. B. in Prag gemäss krcisämtlichen
Erlasses vom 4. Mai. Z. 4300, die Besorgung der geistlichen An-
gelegenheiten der e\'angelischen Glaubensverwandten in Gablonz,
die bisher dem Pfarrer in Haber zugewiesen waren, dem Krschisch-
•itzer Pastorate.
Schon im Jahre 1821 tauchte der Plan auf, ein eigenes Gottes-
Haus zu bauen. Das Kreisamt in Jungbunzlau erklärte aber, die
ßajbcwilligung nicht früher ertheilen zu können, bis nicht die ent-
sprechenden Mittel fiu- den Bau eines Gotteshauses ausgewiesen
^eien. Da dies aber nicht möglich war, so unterblieb die Ausführung
^es gebeten Planes. Ein Jahr später kaufte die Kirchengemeinde
e*ne am Marktplatze ^ele^ene Baustelle im Ausmasse von 15^",
'J-adratkiaftcr um den Preis von 12^ fl. C.-M.. welche jedoch spater
niit Aufzahlung von 14^J fl. gegen eine bessere und gro fasere um-
;:etau5cht wurde. Wiederholt schritt man um die Bewilligung zum
Baue eines ,Bethause<i* ein, denn Kirchen zu bauen war ja gemäss
Ge^ Toleranzpatcntes den Protestanten nicht erlaubt. D:e ein-
gereichten Baupläne wurden dreimal als unbrauchbar zurückgeschickt,
und erst im Jahre 1^31 wurde die Baubewilligung ertheiJt,
52
«Da sich gemäss der krebämtlich gepflogenen Erhebuhgren die
auf dem Dominio Kleinskal, Keichenberg und Morchenstern befind^
liehen augsburgischen Confessionsverwandtenauf 150 Familien belaufen <
so wurde denselben gemäss eines herabgelangten höchsten Hof^
kanzleidecretes vom 27. Juli, Z. 11.953, die Errichtung eines unted
dem Krschischlitzer Pastorate stehenden Filialbethauses zu Gablonz
bewilligt. *
Freilich waren noch viele und grosse Schwierigkeiten zu über^
winden, ehe der Bau begonnen und glücklich zu Ende geführt
werden konnte, allein der glückverheissende Anfang zur Festigung
der neugegründeten Gemeinde war gethan.
IV.
Aus der protestantischen Zeit der Steiermark.
Staxnmbuchblätter aus den Jahren 1582 — 1616.
Mitgetheilt Ton UniTersitäts • Professor Dr. J. Loskrth in Graz.
Die Beziehungen der protestantischen Glaubensgenossen der
Steiermark zu den Hochschulen in Wittenberg, Rostock und Tübingen
Aaren seit der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts ausserordentlich
ebhafte geworden- Bei dem Mangel geeigneter Schulen auf heimat*
iichem Boden schickte der protestantische Adel — und die über-
viegende Mehrheit des Adels war protestantisch — seine Söhne an
eine oder die andere der genannten Hochschulen. Später fand man,
da^s die beabsichtigten Zwecke in vielen Fällen nur nothdürftig, in
manchen gar nicht erreicht seien : die Jugend kehrte mit grossen
Ansprüchen und geringen Erfolgen in die Heimat zurück. Man hielt
'--s für besser, im Lande selbst eine Schule aufzurichten. Als man
^aran ging, das Schulwesen für die Evangelischen im Lande zu
r^-anisiren, hielt man sich nicht blos an deutsche Vorbilder, man
»ar auch auf das Eifrigste bemüht, tüchtige Kräfte fiir die landschaft-
:he Schule in Graz zu gewinnen und scheute zu diesem Zwecke
e.-j>t die grössten Opfer nicht. Da gab es eine Correspondenz
' s lachen der Landschaft und den Aemtem an den genannten Hoch-
• ::.ilen, die sich zum Glücke wenigstens noch theilweise erhalten hat
'i einen Einblick in diese Beziehungen gewährt. Nur einige Proben
^- ^en das Gesagte beleuchten. Am 24. Februar 1565 schreiben die
Verordneten des Herzogthums Steiermark an den Oberpfarrer
ni Superintendenten der Kirche zu Wittenberg, sowie an den
i<ector und Decan der Universität: Ihr bisheriger Pastor Balthasar
^helchinus sei mit Alters- und Leibesschwäche beladen und konritr
Jahrbndi des PioteaUafanna« 1986. H. 11. 5
J
54
seines Amtes nicht mehr walten. Man ersuche daher, sie mit zweien
christlichen gelehrten Seelsorgern Augsburger Confession zu versehen.
In ähnlicher Weise wenden sich die Verordneten der Landschaft
am 1. September 1579 an die Universität Tübingen: ^ Durch die
Berufung ihres bisherigen Schulrectors Philipp Marbach nach Heidel-
berg sei dessen Stelle in Graz erledigt. Man bitte, der Landschaft
eine gelehrte und taugliche Person zu bezeichnen, die durch ein
nüchternes und eingezogenes Leben ein gutes Beispiel abgebe und
sich mit emsigem Fleisse, mit Treue und unverdrossener Arbeit dem
Schulwesen widme.* In solcher und ähnlicher Weise erbeten, kamen
Jörg Kymeus, Thomas Laschitz, Jörg Khuen, Jeremias Homberger,
Hieronymus Lauterbach, Hieronymus Osius und zahlreiche andere
Lehrer in*s Land. Leider war die getroffene Wahl nicht immer die
glücklichste ; nicht selten erschienen eckige, steife, unglaublich streit-
süchtige Naturen, die allerorten und nicht zuletzt und am wenigsten
bei -ihren eigenen Glaubensgenossen anstiessen. Ich will hier nicht
einmal den vielberufenen Jeremias Homberger, gewiss einer der
galligsten unter den streitbaren Aposteln, anfuhren. An seinen
Vorgänger Jakob Khuen schreiben die Verordneten : Trotz der letzten
Verwarnungen hat er schon wieder die Kanzel benützt und gestern
gegen das Ministerium (d. h. gegen seine eigenen unmittelbaren Vor-
gesetzten und Glaubensgenossen) mit höchster Verkleinerung gepredigt
und sein hitziges Gemüth ausgegossen. Air seine Absicht ist dahin
gerichtet, dass das angefangene Werk mit Erbauung der Kirchen
und Schulen verhindert und kein gelehrter Mann in's Land geschickt
werden sollte.
Um so dankbarer empfand man es, wenn man auf Männer stiess,
mit denen man in jeder Weise zufrieden war; man unterliess dann
nicht, der Universität, die ihn hieher gesandt, noch besonders zu
danken. In einem (leider nicht datirten) Berichte der Verordneten an
die Universität Tübingen lesen wir: ^Das Evangelium sei auch in
diesem Lande siegreich und werde mit Eifer gepredigt. Thomas
Laschitz, der bisher die Schule im Fürstenthum Steier mit Eifer
versehen und sich gut verhalten, habe aus christlichem Eifer sich
nach Tübingen begeben; man bitte, ihm Gelegenheit zu gewähren,
die dortigen christlichen Gebräuche und die Einhaltung der Ordnung
kennen zu lernen*).*
^) Alles nach den Acten des steierischen Landesarchives.
oo
Als man an die Ordnung des evangelischen Kirchenwesens schritt,
ein organisch gegliedertes Kirchenministerium einsetzte, eine neue
Schulordnung aufrichtete, da wandte man sich nach Rostock und
i:e\vann an David Chyträus eine treffliche Kraft. In Oesterreich war
seine Kirchenordnung zeitweise in einen , beschwerlichen* Widerstand
[gekommen, wurde aber schliesslich in Kirchen, Schlössern, Häusern
und Gebieten der beiden Stände, der Herren und Ritterschaft, an-
;;eaommen und erwies sich als durchaus brauchbar. Nun traten die
Verordneten der Steiermark mit ihm in Verbindung, damit er auch
tir dieses Land eine Kirchenordnung aufrichte. An den Herzog
Aibrecht von Mecklenburg wurde die Bitte gerichtet, Chyträus ^zur
Aufrichtung des angefangenen christlichen Werkes der Bestellung
ler Kirchen und Schulen* in Steiermark zu lassen. Am 5. Juni 1574
schreiben sie ihm: Ihr wollet noch ferner das Beste thun und die
Sache, die wir Euch übersenden, berathschlagen. Da es ungewiss
i>t, ob sich Dr. Chemnitzius zu uns begeben wird, so ist unsere Bitte,
Euch auf ein Jahr hierher zu begeben, die Agenda und was dazu
[gehört, anrichten zu helfen. Besoldung wollen sie ihm 1000 Gulden
aussetzen, dazu eine passende Herberg, Beheizung, Wein und Getreide-
Nach einem Jahre wolle man ihn auf Landeskosten entlassen *) :
»Darauf sie auf herr Davidt Chytraeum, welcher derzeit unter andern
i:elerten leuten ein ansehenlicher und gelerter und fürtrefflicher mann,
§:eschlossen . . und ein aigen boten zu herrn Chytraeo abgefertigt . .
der nun etliche articl als anrichtung des consistorii, Ordination
•1. d.^1. mer geschriben . . .* Chyträus wurde auch in der Folge von
tiem Consistorium fleissig consultirt. Schon am 24. März 1574 wandten
;ch die Verordneten an ihn um Auskunft über Philipp Marbach
ien Jüngeren, der sich bewegen lassen wollte, nach Graz zu gehen.
In Rostock nahm er sich mit besonderem Eifer der Studirenden aus
'^^r Steiermark an, eine Sache, um die ihn die Landschaft am
-1. März 1581 besonders ersucht hatte. Zugleich baten sie ihn, er
ni /chte ihnen einen Magister für ihre Schule empfehlen. In Erwägung,
•^ss man ihn mit manchem beschwerlichen Handel beladen, schicken
^ie ihm 28 Ducaten; am 10. Juni dankt er für den guten Willen,
*) Bei diesem Stücke, das wie die vorhergehenden in Manchem unklar ist, möchte
c^ scheinen, als ob es von niederösterreichischen Landesbehörden ausgegangen wäre. Es
*:amt aber mit einem zweiten von den steierischen Verordneten ausgegangenen Schrift-
•'ackc aberein.
5*
56
den sie in der Steiermark ihm immer erzeigt hätten. Er werde sich
der Steirer gerne annehmen und auf die Gesundheit, das Studium
und das Leben der steierischen Edelknaben achten.
Solch' ein steierischer Edelknabe, Johann Jakob von Steinach,
kam 1582 nach Rostock; denn der Verkehr mit den genannten
Hochschulen blieb, auch nachdem man das Schulwesen geordnet und
eine für alle innerösterreichischen Lande bestimmte Kirchenagende
angefertigt hatte, aufrecht. Jahraus, jahrein begegnen wir Prädi-
canten, die in's Land hereinkommen, Studenten, die ^in's Reich*
hinausziehen, jene, um hier zu lehren, diese, um dort zu lernen, oft
auch nur, um die Stätten aufzusuchen, wo Martinus Luther und der
^PraeceptorGermaniae* gelehrt hatten. Danahm der , Edelknabe* wohl
ein Stammbuch mit und liess sich von den Lehrern einen und den
anderen kräftigen Spruch eintragen. Wie glücklich war man, wenn
man solch' einen Denkzettel etwa von der Hand Melanthon's erhielt;
mit welcher Verehrung ward solch' ein Buch in der Heimat aut-
genommen und als kostbare Reliquie weiter vererbt ! Nur wenig der-
artige Bücher aus jenen kampfesfrohen und glaubenseifrigen Zeiten
sind auf uns gekommen und mahnen die Nachkommen hier zu
Lande an das stürmische und sieghafte Vordringen der neuen Rich-
tung und an den schweren Kampf mit dem alten Kirchenthum,
darin sie erlag. Solch' ein Buch, in seiner Art ein Unicum, liegt vor
uns. Es sind nicht mehr die ersten Jahre und Jahrzehnte der Refor-
mationszeit, die in den Blättern dieses Stammbuches an unseren
Augen vorüberziehen; denn wenn sie auch einen Satz vonMelanthon
bringen, der seinem guten Herzen und seiner Menschenfreundlichkeit
alle Ehre macht, so ist das doch nur etwas Zufälliges. In der Haupt
Sache sind es schon Epigonen, die zu uns sprechen, die Söhne —
wie der jüngere Bugenhagen — der Männer, welche der ersten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts ihren Stempel aufgedrückt haben : ein
Leiser, Selneccerus, Caselius, Maior, Barths Lauremberg, die beiden
Chyträus, Fladus u. A. Auch ist der Ton schon ein gedämpfterer.
Unter den Sinngedichten, die sich unten vorfinden, ist nur selten
eines, das, einer Fanfare gleich, den Gegner zum Kampfe ruft ; man
könnte eher sagen, ein Zug der Resignation zieht durch mehrere,
und es ist bezeiehnend, dass verhältnissraässig die meisten sich
das Motto wählen: Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend
werden.
57
Da dieses Buch in seiner Art einzig ist, so mag es gestattet sein,
(iarüber noch ein Mehreres zu sagen und seinen Inhalt etwas genauer
zü verzeichnen. Herr Custos Dr. A. Schlossar überliess es mir bereit-
vrillig, sobald er erfuhr, dass ich die religiöse Bewegung in Inner-
sterreich zum Gegenstande eingehender Studien gemacht habe.
Der Cod. 1709, erst jüngstens unter die Handschriften der
Grazer Universitätsbibliothek eingereiht, enthält die Icones novi testa-
menti arte et industria singulari exprimentes tum evangeliorum
-iominicalium argumenta, tum alia quam plurima in evangelistarum
et apostolorum scriptis eximia. Que ne muta essent, sua quoque tum
Latina quam Germanica carmma singulis iconibus adiuncta habent.
C;im brevi quadam artis pictorie, in epistola dedicatoria, apologia.
Cum gratia et privilegio, Francoturti ad Moenum, 1571. Herausgeber
st der bekannte Buchhändler Sigismund Feyerabend. Es sind also
Bi::ier, welche die Sonntagsevangelien illustriren : 1. Die Geburt
Christi. 2. Die Beschneidung. 3. Der zwölfjährige Jesu im Tempel.
4. Die Hochzeit zu Kana. 5. Die Heilung des Aussätzigen, die Er-
•rankung der bösen Geister etc. 6. Der Sturm auf dem Meere. 7. Der
^aemann. 8. Während Alles schläft, kommt der Feind. 9. Abermals
^er Säemann. 10. Die Arbeiter im Weinberge etc. 11. Die Prophezeiung
•meons (s. 2). 12. Die Heilung des Blindgeborenen. 13. Christi
•'-rsuchung. Und in gleicher Weise finden sich noch 77 Bilder, die
r.nzelne Scenen aus dem Leben Christi zur Darstellung bringen. Oft
.nd auf einem Blatte sogar zwei oder noch mehr derartige Scenen
-1 sehen. Zu jedem Bilde finden sich entsprechende Erläuterungen
■"•^ deutschen und lateinischen Versen. Das letzte Bild ist eine Vignette :
Hn^el mit ausgebreiteten Flügeln, zwei Posaunen an den Lippen
Uitend, stehen auf einem Globus (Verkündigung des Wortes Gottes
^n die ganze Welt) ; darüber in Wolken Gott Vater schwebend, im
Hintergründe Städte und Burgen; dazu die Worte: Getruckt zu
rVünkfurt am Mayn | durch Martin Lechler | in Verlegung Hieronymi
ieyerabendh |.
Ueber den Ursprung des Buches belehrt die Widmung. Sie ist
:tn:htet an den kursächsischen Rath Michael Teuber, Professor in
' ttenberg, Heinrich Husen, magdeburgischer Kanzler, Andreas
'yiius und M. Tilemann (Stella) und erinnert an den letzten Auf-
^"thalt Maximilians IL beim Reichstage 1570. Bei einem Gastmahle,
-A> der advocatus primarius von Frankfurt, Johannes Fichardus, gab.
58 _
traf er mit ihnen zusammen. Zum Danke für die daselbst genossene
Unterhaltung, an die er mit überschwenglichen Worten erinneit,
fasste er den Plan, Bilder aus den Geschichten des neuen Testamentes
zu verlegen; der Plan schien ihm aus manchen Gründen gut: ^tenent
oculoä picturae, quo fit, ut paulatius eciam animam afficiant*. Er
lasse sich nicht schrecken durch das Geschrei der Leute, die von
HiUlern nichts wissen wollen: Quid, inquiunt, pictoria nisi frivolum
otiosorum hominum inventum est? Quem usum, quid utilitatis ad
communem humanae vitae necessitatem adfert . .? Solche Reden fanden
allerdings bei seinen Gönnern kein Echo. Die ganze Vorrede enthält
einen Lobspruch auf die bildenden Künste, vornehmlich auf die Malerei.
Wichtiger aber als diese Bilder ist für uns ein anderes; zwischen
je zwei Bildern sind immer ein oder mehrere Blätter leer ge-
blieben, und diese wurden nun von dem Besitzer zu Stammbuchblättern
benützt.
Wem das Buch gehörte ? Sein Besitzer wird an mehreren Stellen
genannt. So heisst es an einer: Nobilissimo atque omatissimo ado-
lescenti domino Johanni Jacobo a Steinach Witebergae scribebat
Jacobus Turnetus M. Scotus S. Mail anno 1582. Es gehörte also einem
steierischen Hans Jacob von Steinach, in eine Adelsfamilie, die in
allen ihren Yerzwtrigungen fest zum Protestantismus hielt. Ein Vetter
unseres Hans Jacob erzählt uns hierüber — ich entnehme den Sach-
verhalt der ebenso anmuthigen als lehrreichen Erzählung J. v. Zahns
(Styriaca S. 214) — eine recht artige Geschichte eines Oheims Jacob
von Steinbach, des Vaters unseres Hans Jacob. Als 1573 das er-^-
herzogliche Paar i Karl 11. und seine Gattin Maria) der Jagd weg-en
nach Steinach kam, merkte die Fürstin, dass die schwere Stunde
der Frau Jacobs sehr nahe sei, und harmlos Hess sie merken : , da
die Frau nieder khumt und ein Tochter gebäre, wolte sie auf An-
sprechen di^ aus der Tauf heben*. Nun war grosse Verlegenheit.
Allein als die Fürstin zum Jai;en auswärts und mittlerweile ein
Töchterlein ankam, ,hat Herr Jacob diseSabinam flugs taufen lassen,
besorgend, da die Fürstin vom Gejaid käme und die Tochter aus
der Tauf hebete. dass sie auch bäpstisch müsst getauft werden.*
Der V^etter unseres Hans Jacob, Wolf Andreas, hat sich in
seiner Jugend fleii^ig in der, Welt umgesehen. Just in dem Jahre,
da Hans Jacob an deutschen Hochschulen weilt, starb Wolf Andreas
Vater i IÖJ52) und nun zo^r Wolf aus, »in der Fremd was zu suchen*
59
Mit wenig Geld schlägt er sich durch ; in Innsbruck schliesst er sich
den Edelknaben seines Landesfürsten an, des Erzherzogs Karl. ^AIs
blinder Passagier* geht er mit nach München und Ausgburg, von da
nach Linz, macht hierauf eine Reise in den Orient und beschreibt
air das, was er sah, in lebendiger Weise.
Wie es scheint, hat unser Hans Jacob die Steinach'sche Reiselust
!^eerbt. Doch muss er sich ernstem Studium zugewandt haben, da
wir ihn dreissig Jahre später im Pfalz-Neuburgischen als pfalzgräflichen
Rath und Präfecten des Gymnasiums Lauingen wiederfinden, ihn
also eine Stellung bekleiden sehen, die weitgehende Studien erforderte.
Dafür spricht nun auch, dass die meisten der Stammbuchsätze in
lateinischer, viele in griechischer Sprache geschrieben sind, was doch
die Kenntniss dieser Sprachen seitens des Besitzers voraussetzt. Viel
dankte er wohl schon dem Magister Georg Moriz aus Nürnberg, der
in Steier eine Schule hielt. Hier fand auch Hans Jacob seinen ersten
Unterricht. Die weitere Ausbildung wird er an der landschaftlichen
Schule in Graz erhalten haben. Dann zog er 1582 nach Deutsch-
land. Heimgekehrt, wird er sich der Verwaltung der väterlichen Güter
gewidmet haben. Im September 1586 heiratete er ; in seiner Heimat
im Sinne seiner Glaubensgenossen in regster Weise thätig, wanderte
er schliesslich aus; er zog nach Neuburg an der Donau und wurde
pfalzgräflicher Rath. Seinen Besitz hatte er für 27.000 Gulden an
Leopold Grafenauer von Oberdorf verkauft.
Das also war der Besitzer des Buches. Doch nun von diesem.
Es ist in Klein-Quart (19 X 16 cm.), nach der breiten Seite zu öffnen,
ein schöner, weisser Lederband mit Goldschnitt und Blumenorna-
inenten darin. Auf den äusseren Seiten der beiden Deckelblätter finden
J^ich in entsprechender Vertiefung und prächtiger Ausführung die
Bilder Martin Luther's und Philipp Melanthon's. Beide Bilder
'^nd von sprechender Aehnlichkeit ; Luther stehend, in schwarzem
Talar, rother (!) Halsbinde mit weissem Hemdkragen, ein'aufgeschlagenes
Buch in den Händen haltend, in dem man auf der zweiten Seite
5Jnten noch Mart .... Lutero lesen kann. Luther ist in kräftigstem
Alter dargestellt, das Haar allerdings schon gebleicht. In den Ecken
öes Bildes sind Engel angebracht, Schilde haltend, auf denen übrigens
nicht, wie ich ursprünglich meinte, das Steinach'sche Wappen an
gebracht ist, denn das ist von drei übereinander liegenden, von nntrn
nach oben kleineren Steinen gebildet.
60
Das Bild Melanthon's ist, da es auf der rückwärtigen
Seite angebracht ist, also vor Beschmutzung u. dgl. besser geschützt
war, auch besser erhalten als jenes Luther's. Es stellt Melanthon
in späterem Mannesalter vor. Haupt- und Barthaar sind gebleicht,
das Gesicht ist ausserordentlich ausdrucksvoll, ernst und mild zugleich.
Er ist mit dem pelz verbrämten Doctormantel bekleidet und hält wie
Luther in den Händen ein aufgeschlagenes Buch. Der bekannte Satz
Wenn Gott mit uns, wer wird gegen uns bestehen (Si Deus nobiscum
etc.), ist wenigstens zum Theile noch zu lesen. Die sonstige Aus-
stattung des Bildes ist jener des Lutherbildes analog. Die Ecken
der Einbanddeckel sind auch hier reich verziert. Von den rothen
Seidenbändern, mit denen das Buch einstens zugebunden wurde,
sind nur noch Spuren vorhanden. Auf dem Rücken befand sich der
Titel: Icones novi testamenti ....
So viel über das Aeussere des Buches. Von dem Inhalte des
Stammbuches geben wir in den folgenden Blättern nur jene Sätze
wieder, die von den Schreibern selbst herrühren, nicht auch die
Citate, weil das diesen Aufsatz noch mehr anschwellen würde, als
es ohnehin schon der Fall ist. Eine Ausnahme wurde nur an zwei
bis drei Stellen bei kurzen prägnanten Aussprüchen zugelassen.
Was die Stammbuch -Inschriften betrifft, so stammen sie aus
den Jahren 1582 — 1616. Das Stück, das von Melanthon's
eigener Hand sich in dem Buche findet, rührte allerdings aus früherer
Zeit her. Es war ein separates Blatt, das der Besitzer des Buches
wohl auf seinen Studienreisen erworben und später am Ende des
Buches eingeklebt hat. Es hat auch ein etwas kleineres Format und
war ehedem zweimal gefaltet. Die Inschrift ist die funfundachtzigste.
Da sie aber offenbar die älteste ist. heben wir sie gleich von
vorne heraus:
Magnifice et Rector et clarissimi domini lectores et coUegae.
Oro propter Deum, ut miserae matronae coniugi doctoris Leonarti
aliquid viatici ex publico detis. Philippus.
Die übrigen Ein Zeichnungen wollen wir der Reihe nach vor-
nehmen :
1. Polycarpus Leiser zum Bilde 'Christi Geburt':
Ad Christum puerum.
Dilige nos, aeterne puer, rex alte polorum
Illo, quo te ardet magnus amore, parens
_ 61_
In studiis nostris, in vitae aevique periclis
Inque illo, cum mors imminet atra, die.
Sis bonus et praesens, hostiliaque arma retundens,
Neve errare sinas, neve perire sinas.
Te sine nuUa salus, tu nos ad gaudia transfer,
Quae verbo tocies sunt repetita tuo:
Quorum nee sensum nee finem percipit ullus,
Vitam in peccati corpore donec agit.
Polycarpus Leiser d. pastor Vitebergensis
23 Apr. anno 82 scribebat*).
Polycarpus Lyser, geb. zu Winenden im Herzogthum Württem-
berg am 18. März 1552, studirte in Tübingen, wirkte als Pfarrer zu
Gt'üersdorf in Oesterreich, worauf er 1576 als Doctor und Theologiae
Professor, Assessor Consistorii und Superintendent nach Wittemberg
berufen wurde. Er war eifrig um die Anfertigung der Concordien-
formel bemüht. Ueber seine lit. Bedeutung s. Jöcher, Gelehrten-
Icrxikon II, 2630.
2. Vitus Winshenius zu demselben Bilde:
Ad filium Dei et Mariae virginis :
Est pueris brevis ira, bonis placabilis aetas,
Haec facile ofifensam deposuisse solet.
Tu nobis igitur placabilis omnibus esto,
Quo melior non est natus in orbe puer.
Scriptum manu Viti Winshenij P. J. U. D.
Witebergae 3. Maij anno 1582.
Des Vitus (Ortel) aus Windsheim in Franken gleichnamiger
Vj!m, geb. zu Wittenberg 1521, wurde 1557 zu Padua, 1560 zu
V/ittenberg Prof. Juris. 1581 unterschrieb er das Concordienbuch.
S. löcher, 1. c.
3. Johannes Schütz zu dem Bilde 'Der 12jährige Jesus im
Temper :
Augustinus libro VI. contra Julianum Pelagium. Cap. 11: Non
tst quemadmodum etc. . . . Dazu die Verse:
Aura tonet, sonet unda niaris. fremat orbis et orcus,
Tu limen (?) ') in sertos nos tibi, Christe, legis.
1582, 26 Aprihs Witebergae Joh. Schütz.
«) Alte Signatur 22./8. 1.
«j Cod.: lamcß.
62
Johann Schütz von Halle, Magister der Philosophie, des
Flacianismus verdächtig 1555 zu Hohenstein gefangen, 1577 Professor
und Kanzler der Akademie in Wittenberg, starb daselbst 1584.
Jbcher. 1. c. IV. 373.
4. Johannes Matthaeus aus Schmalkalden zum Bilde .Die
Hochzeit zu Kana* schreibt eine Stelle aus Augustinus de Fide ad
Petriim.
Unterschrift: Johannes Matthaeus Smalcaldensis, theologlac
doGtor et professor scribebat hoc Witebcrgae
4 Maij anno domini 15S3.
Job. Matthäus aus Schmalkalden, Professor der Theologie in
Wittenberg, abgesetzt 1588, starb 16 Tage nach seiner Entlassung,
Jocher, 1. c. ni, 287.
5. Levinus BaJtus in Rostock zu demselben Bilde eine Steile,
aus Herodot. Darunter:
Lux petat invidia, fugiat compassio procul,
Foelicem invidia miserum compassio signat.
Unterschrift: Levinus Baltus Rostockii scribebat
Kai. Septembris anni 1582.
6. Johannes Frederus zum Sturm auf dem Meere;
E'^xfi'J 51«' "övEs (Bete und arbeite).
Taulerus; Ubi crux, ibi lux;
Übt tentatio, ibi oratio.
Quisquis es in navi cum Christo, fidere Christo,
Disce: Nocere tibi nulla procella potest.
Unterschrift: Johannes Frederus.
Johannes Freder, geb. 1544 zu Hamburg, 1587 Professor
der Beredsamkeit zu Rostock, gab David Chytraei Summa heraus.
7. Salomon Albertus zum Bilde: Während alle schliefen:
Vivendo morimur, moriendo vivimus in te,
Namque tuae massae pars quota ,Christe, sumus,
E5)(cu xai Ttivet.
Salomon Albertus D.
Albert Salomon aus Nürnberg, Professor der Medicin in
Wittenberg, berühmter Anatom, .suchte sonderlich die Zergliede-
rungskiinst zu befördern*. S. Jocher, I, 210.
63
8. Nicolaus Selneccer zum Bilde , Christus straft die Ge-
lehrten*:
a b
Ubi Simplex et compositum, ibi Dei gratia et beneficium.
a. Vocatio. b. Invocatio.
Unterschrift: Nicolaus Selneccerus D.
S. Lipsiae 20 Sep. 1582
1. 2. 3. 6 (sie).
N. Selneccer, berühmter Theologe, studirte zu Wittenberg,
wurde 1554 Magister, 1558 in Dresden Hofprediger, 1561 Professor
der Theologie in Jena, 1568 in Leipzig Superintendent, 1570 Professor
in Wittenberg, 1577 wieder in Leipzig, 1589 abgesetzt, starb 1592.
S. Jöcher, IV, 494.
9. Nicolaus Thoterius (sie) zu demselben Bilde citirt eine
Stelle aus Lyra und eine Regula Lesbia.
Unterschrift: Nicolaus Thoterius (Thoderius.^)
scribebat Vitebergae anno 82, 28 Junii.
10. Andreas Frankenberger zu dem Bilde: Christus speist
viele Leute citirt eine Stelle aus Paul, ad Tim. 4 cap.
Unterschrift: Andreas Franckenberger
scribebat Wittembergae 24 Juni anno 82.
11. Simon Syderus zum letzten Abendmahl:
Vesper adest, ne te vagus error ducat in umbras.
Lux tua sit Christus, caetera noctis erunt.
Unterschrift: Simon Syderus M. verbi divini in ecclesia
Wittebergensi minister scribebat 15 Maij 1582.
12. Johannes Caselius zum Bilde Christus vor Pilatus:
1582
Joannes Caselius
Rostockii pridie Kai. Septembris.
Ueber Johannes CaseUus, von Maximilian zum Dichter gekrönt,
5. Jöcher, I, 1720.
13. Mag. Jacobus Turnetus (zu dem Bilde der Kreuzgang
Christi) schreibt zwei Stellen aus Augustinus.
Unterschrift: Nobilissimo atque ornatissimo adolescenti
domino Johann i Jacobo a Steinach
Witebergae scribebat Jacobus Turnetus
M. Scotus 3 Maij anno 1582.
64
14. Simon Pauli aus Schwerin zu demselben Bilde:
Aeternum gemat ille miser, qui vulnera Christi
Despiciens propriis meritis placare furorem
Molitur, patris aeterni, quem crimina nostra
Non secus ac ignem faciunt andere vorantem.
Christe, tibi, qui causa fuit, tot obire dolores,
Vulnera, mortis onus, Stygii rabiemque draconis,
Si genus humanum factis placare parentem
Et sibi iusticiam potuit pietate mereri?
Magnae est amissam molis rcparare salutem,
Viribus hanc perferre suis, non angelus ullus
Non hominumve potest quisquam sed, Christe, redemptor,
Te decuit nostro pro crimine solvere poenam
Atque iram patris proprio sedare cruore.
Quid factis tribuis, scelerate papista salutem.
In cruce cum videas Christum profundere vitam?
I blaspheme gemens et praemia digna referto,
Perpetuam mortem, Stygiae tormenta paludis,
Et nunquam videas (quo non est tristius ullum)
Conspectum lucemque Dei vitamque beatum,
Qui tibi quique tuis factis adscribis honorem
Justiciae; est meritus quem Christus morte cruenta.
Unterschrift: Faciebat et scribebat Rostockii Idibus Augusti
Anno a nato Jesu Christo 1582 Simon Pauli
Sverinensis.
Pauli (Simon), geb. zu Schwerin, studirte zu Rostock und
Wittenberg. Er starb 1591. Ueber seine Werke s. Jöcher, III, 1313.
Das obige Gedicht enthält einen scharfen Angriff auf die Lehre
von den guten Werken ('die werke helfen nimmermehr', P. Speratus).
15. Johann Maior zu dem Bilde Christus am Kreuze:
Magnus amor Jesu ') est hostie amore mori.
Unterschrift: Johan Maior D.
Ob es Johann Maior aus Joachimsthal in Böhmen ist, dessen
Jöcher, III, 56 erwähnt, muss dahingestellt bleiben.
*) Lesung nicht ganz sicher.
65
16. Michael Teuber bringt zu demselben Bilde einen Spruch
aus Psalm VIII.
Unterschrift: Micael Teuberus J. U. D. scribebat
Witebergae anno salutis 1582.
Michael Teuber aus Eisleben war Professor juris zu Witten-
berg; t 15. Sept. 1586. S. Jöcher, IV, 1074.
17. Johannes Bugenhagen zu dem Bilde Christus wird mit
Dornen gekrönt:
Est pater aeternus magna vi motus amoris,
Ut gnatum mundo mitteret ipse suum.
Nil valet hie ratio, meritum nil iuris habebit
Credula sed capit haec munera sola fides.
Dazu einen Spruch aus Bernhardus.
Unterschrift: Johannes Bugenhagius D. scribebat
5 Maij anno 1582.
Ueber Bugenhagen den Jüngeren, Professor linguarum orien-
talium zu Wittenberg und Professor der Theologie, s. Jöcher, I, 1472.
18. Matthaeus Dresser schreibt zu dem Bilde Auferstehung
Christi :
Recte dictum est, dum vivimus, vivamus, dummodo haec cura
adhibeatur, ut auctori et domino vitae aliquando transactae
vitae racionem reddere possimus.
Unterschrift: Matthaeus Dresserus Lips. VII. Idus Maij
anno 1582.
Matth. Dresser, geb. 1536 zu Erfurt, studirte hier und in
»Vittenberg, 1560 Professor der griechischen Sprache in Erfurt,
1574 in Jena, 1581 in Leipzig, starb 1607. S. Jöcher, II, 218.
19. Johannes Posslius zu demselben Bilde:
Insanus est qui alteri fortunam tamquam probrum exprobrat,
cum nemo hominum sciat, eciamsi florens sit, an ad vesperam
sit eadem fortuna mansura.
'OfToq dvetSt^et tijv Suoru^ftijv ßpoicp iv5pi,
'ATpexicD? 5cpp(i)v, oOS' dcvÖTjxo? Icp'j.
OöSeJp yap Tcavxcöv aatp' iTrforaTat eOiuxeo^/Ttov,
Ei zOr/r^ d^ TctYfirjv xoö ypövou r^oe jiever.
Unterschrift: Johannes Posse lius
scribebat Rostockii anno 1582.
66 _
Joh. Possei, ,ein guter Graecus*, geb. 1528 zu Parchim,
1554 Professor der griechischen Sprache in Rostock, f 15 Aug. 1591.
S. Jöcher, III, 1721.
20. Jacob Praetorius schrieb zu demselben Bilde eine Stelle
aus Cic. Tusc. 3.
Unterschrift: Jacobus Praetorius scribebat
Rostockii 3. Sept. anno 82.
21. Balthasar Schelhammer zumBilde: Die Jünger inEmmaus:
Mane nobiscum Domine, quia advesperascit.
Unterschrift : Haec scribebat Balthasar Schelhamer
J. U. D. et iurid. facultatis Lipsiensis Ordi-
narius atque professor 9 Maij 82.
22. Caspar Strubius zu demselben Bilde die Verse Melan-
thon's:
Vespera iam venit, nobiscum Christe maneto
Extingui lucem nee patiare tuam.
Dann: "Opa tö jiiXXov 7i6XX' ivaaipl^et S-edg.
Unterschrift: Caspar Strubius D.
scribebat Witebergae 28 Maij 1582,
23. Michael Barth zu dem Bilde ^Christus erscheint den
Jüngern* :
Qui dubius Christi latus exploravit apertum,
Huius perfodit lancea saeva latus.
*0 XptoToO dTcopcov zb TiXeOpov dEvotxiov 5Xaaaev,
Toö5' äijera 8tdb TtXeup&v Bpu^sv öXty^.
Thomas, der. Christi offne seit
Betast und sein finger dreinleit,
Des Seiten ist mit einem spiss
Durchstochen worden, als man list.
Unterschrift: Michael Barth Annaebergensis Philos. et
Medicinae doctor et prof. publ. in acad.
Lipsiensi scripsit die 10 Maij 82.
Er starb 1584. S. Jöcher, I, 815.
67
24. Zu demselben Bilde Andreas Schato:
Johan. Stigel:
nie sapit, quicunque facit, quodcunque necesse est
Nee stultas venatur opes: sed sustinet omnem
Aequo animo sortem, certus superare ferendo,
Certus in aeternae patriam migrare salutis.
Andreas Schato D.
Witeb. 18 Maij anno etc. 82.
Andreas Schato, geb. zu Torgau 1539, Professor der Mathe-
matik und Physik zu Wittenberg, f 1603. S. Jöcher, IV, 227.
25. Petrus Albinus von Schneeberg zu demselben Bilde:
Fide Deo, tua caute agas, aliena relinquas,
Dissimules, et sunt si qua ferenda feras,
Tela venenatae ne eures invida linguae
Tuque tuam rege, die pauca, tacenda tace.
Sic placidos curret facilis tibi vita per annos,
Et dabit oranti moUia fata Deus.
Unterschrift: s. manu Petr. Albini Nivemontii Jll^ Electoris
S(axonie) histori. prof. W. 15 Kai. Junii anno 1582.
Vel (est }) invitis invidis : quod per ipvidos liceat.
Petrus Albinus von Schneeberg, ,ein berühmter Historicus*,
ans einem 1497 von Max I. geadelten Hause stammend, Professor
-0T,76<ü^ zu Wittenberg und chursächs. Historiograph, f 1698.
26. Dionysius Widemann zu dem Bilde ^Der gute Hirt*
bringt eine darauf bezügliche Stelle aus Cyprian lib. III, Ep. XIII.
Et si pastores multi sumus etc.
Unterschrift: Dionysius Widemannus illust. d. provincialium
inclytae Styriae concionator ad Anasum Neohusii
15 Kai. Dec. anno 1582 scribebat.
27. Johannes Limmerus zu dem Bilde , Bittet und es wird
Ruch gegeben* :
In prece sis ardens operasque fideliter urge.
Dinget eventum cura paterna Dei.
Cardo, vigor, finis rerum dependet ab ipso,
Is facili expediet numine si qua volet.
68
Committenda Deo est rerum fortuna tuarum
Vola, labor, tua sint munia, cura Dei.
(Wer nur den lieben Gott lässt walten . . .)
Unterschrift: Johannes Limmerus Lutensis J. U. D. et proC
in acad. Witteberg manu propria scripsit anno
d. 1582.
Sperare in Christum, vitae tolerare labores,
Et bene posse mori, disce: beatus eris.
28. Johannes Zanger zu demselben Bilde , Christus Lucae XVIII*
dicit: Oportet semper orare, nee defatigari.
Unterschrift: Joan. Zangerus J. U. D. et prof. scribebat
Witebergae 14 Maii anno 1582.
Ueber Zanger s. Jöcher, IV, 1149.
29. Plateanus (Theodor) zum dem Bilde , Christi Himmelfahrt* :
Ascendit ad coelos, sedet ad dexteram patris,
Et intercedit pro nobis filius Dei,
Dominus noster Jesus Christus.
Unterschrift: Scribebat Plateanus Dominica Ascens. Dom. anno 82.
S. Jöcher, III, 1621. Plateanus schrieb in deutscher Sprache
eine Arznei-Practica.
30. Heinrich Brucaeus zu demselben Bilde:
Labor vincit omnia improbus.
Unterschrift : Henricus Brucaeus scribebat Rostockii
10" Augusti a. d. 1582.
Brucäus, geb. 1531 zu Alst in Flandern, Professor der Mathe-
matik und Medicin in Rostock, f 1593.
Sein Wahlspruch war : Divina praecedent, humana sequantur.
31. Wilhelm Laurenberg h zu demselben Bilde:
ä 8er (pp6v€c.
Affectus curari nuUus potest manente quae ipsum excitavit causa.
Galen.
Unterschrift: Wilhelmus Laurenbergh scribebat
Rostochy 4 Sept. a. 1582.
Laurenberg, Professor der Medicin in Rostock, f 1612. S.
Jöcher, III, 2306.
69
32. Erasmus Stockmann zu demselben Bilde hat zwei Citate
aas Seneca.
Unterschrift: Erasmus St ocmannus Hamburg, scribebat
Rostockii 4 Sept. a. 1582.
Stockmann, geb. zu Hamburg 1544, studirte zu Rostock und
vurde 1579 Professor der Physik daselbst.
33. Andreas Scheffer zu dem Bilde 'Das Gleichniss vom
A'einstock' :
Justus ut palma florebit.
Unterschrift: Andreas Schefferus J. U. D. et professor
atque hoc tempore Lips. rector scribebat haec
Lipsiae die 10 Maij anno 82.
S Jöcher. IV, 231.
34. Franz Faber zu dem Bilde 'Pfingsten' bringt eine Stelle
ij> Suidas.
Unterschrift: Franciscus Faber medicinae D. et professor
scripsit Wittebergae 1582, 16 May.
35. Valentin Esstich (}) zu dem Bilde 'Jesus lehrt die Jünger':
Disce pati inque malis certum sperare salutem,
Difficile est Christo te preeunte nihil.
Folgen einige griechische (verklexte und) schwer zu lesende Worte.
Unterschrift: Valentinus Esst rieh (?), d. scribebat Wittemberge
pridie Rogationum anno Christi 1582.
36. Christoph Schwartz schreibt zu dem Bilde Christus
'':art die rechte Liebe' eine Stelle aus Chrysost. Hom. 4. sup.
' tth. 1. c. die. cur hie. Fidelis non modo etc.
Unterschrift: Scriptum manu Christoph. Suuartzii eccl.
Neohusianae ad Anasum minist. 14 Kai. Dec.
anno 1582.
37. Wolfgang Ortner zu dem Bilde 'Die Speisung der Vier-
"nd' einen Satz des Hippokrates.
Unterschrift: Wolfgangus Ortner medicinae doctor et
illustrium procerum Stiriae in tractu Juden-
burgensi et valle Anasina medicus Ordinarius
IX Kai. Juni 1591.
i-.T^MÖt d«« ProtestJUiüunus 1895, H . I! ß
1.'
^ iK--f.,^: i.'*.- :tf'. /-; ■W^-. rS'-iit TJ«" f2Ce Baum tr^t
f./,^Afv.,-,/.^ J.t.-.'ÄiÄ; Rt-chart wribebat Vite-
r>n-^»e priÖe Kai. Jonn anno 15S2.
■i'j M'Mcij ' (i'/tfi«'iä «'Jir-ni/t zu dem Bilde "Der getreue
ttiii'^fa'ltHd N;illian Chytraeus scribebat Rostockii
j.rlilic Non. Sept. anno 82.
i|'>lliHH ( l.i'llHito, 'In Jltinli;r des Folgenden, seiner Z«t be-
411 iMililt In'limif »111 dein Hilde 'Werkheiligkeit' eine Stelle
■11)« Mo-,. < N»-hii«
m>l>( \ llVHrtuii«, yrl« U'.HO. lööl Professor in Rostock
jjilyiHr m vlvt »tk^n. I\li llU tli'i |>uilfil«ntischen Bewegung in Stcier-
\\yj,\\. t»i;.,.li.m ».Hl»; i:»i'»-v> K»»ll<-. rtls dir Stande ihn nach Oesterreich
nwtX '^t~\v\\\\Mi, t'kix.u». d.i'i Sih»!Mc^«-n iliisethst lu ordnen.
4( i M,*> ^1a.'"v\^U-: -.^ .■.-ift-or'.Str't IvöiT ÄTJe Stelle Augu-
V-w— ^A ■.-,....1+.... I;\^s..>.i.'
'i M^v- .v'V" '- » -v.t,-». V-t,- (.',•: >;jt i* *cr3, Rostochi:
\- ;i ;■ ., j: . . , .1....V1; .■.'., vw'f .■>i-;r-^i,-JiS4:i>;fi Scar.der
71
44. Johannes O r t e 1 i u s zu demselben Bilde einen griechischen
Satz (Sappho) und eine Augustinusstelle.
Widmung : Nobilitatis, eruditionis ac prudentiae splendore
viro praestantissimo D. Johanni Jacobo a Stein-
ach etc. consiliario palatino et praefecto Lauin-
gano etc. scribebat Johannes Ortelius ethices
ac oratoriae prof. publ. Lauingae anno aerae
Christ. 1616.
45. Heinrich Camerarius zu dem Bilde ^Der Herr tröstet
die Jünger':
Ex Euripide: oforiov xai ikmaxiov
ferendum et sperandum.
Scriptum manu Henrici Camerarii
mense Septembri anno 1582.
S. Jöcher. I, 1592.
46. Georg Cleminius zu dem Bilde 'Christus lobt Johannes'
bringt eine Stelle aus I Tim. 1.
Unterschrift: Strenuo etc. . . . Georgius Cleminius U. J. D.
et illustris Gymn. palat. Lauingani rector ac
Professor pub. 25 Feb. a. C. 1616.
S. Jöcher, I, 1955.
47. Eberhard v. Weihe zu dem Bilde 'Martha und Maria':
1582. Latius Imperium caesare Christus habet.
Eberartus a Weyhe J. U. D. ac pand. in
acad. Witeb. professor scrib. III May.
Erbherr auf Bömen, Sensenstein und Roda, 1580 Professor
zu Wittenberg, siehe Jöcher, IV. 1922.
48. Caspar Altonensis (?) zu demselben Bilde mehrere Bibel-
stellen.
Unterschrift: Scribebat W. 14 Juni 82
Caspar Altonensis Coto (}).
49. Endress Forstenhuiser zu dem Bilde 'Magdalena':
In manibus domini sorsque salusque mea.
Unterschrift: Endress Forstenhuiser U. J. D. pal. et statuum
provinc. dominicatus Nevburgici advocatus
scripsit 11 Nov. a. 1615 Nevburgi ad Istrum.
6*
V2
fill l'rliiiriii Mut; '""' Hilde Die Samariterin' eine Stelle:
I>'' criK c et afllictionibus ccclesiae.
l'iilnm In IM : 1 Uci: Kcribcbat M. Joh. Hagius W. tunc temporis
friciiltiitls phii. decatius anno 1582, 9 Juli,
l'l' l"li Ihin''. «If"!««-!! in J<icher, 11, 1315, gedacht wird?
fil (Jf.'it; ClirlNt mann ku dem Bilde »Andreas folgt dem
riiis nitiliU vcritas venltlata.
Wlilimiiiu Vli« iiithilissimo domino Joh. Jac. a Steinacb
. . Si'ribrtut Georgius Christmannu«
V. I n *>Mi<riar. paiat. et consistorii, quod
0x1 Nciibui};» «d lljniib.dircctor 10 Nov. a.l61Ö.
?'■' I1»"''n* IU'»(l»lH'>»*^r ;« v-emse.ben Biide eine Stelle
\\\t \Utw\\ All |S'm>-t<u.|.
^"l•^\-^'.^^■■H ^''^ ' f '■ > i'^i'ir-i-jser D. Superintendent
\ ».■ •■;Ar.-> *.^;-^-; Xf.i^-r^ Col." Dec 1609.
** 'wN'I' !■*•. t'iv-'^i' V; ^•^ r: .- äx :ris ;j «c.
\ •*.»-«! "" - '. ».v""."-.-» Vc >: --.- r sc-b. Neiiburgi
»I ^"^ li . •«.■•.- '-y V ,•-< liMW .~.-=; V-anümr et
,- — .--, ,-.--* .vs\. .V -i.v i ■•V?' r>*:';;C"a' :*t ieficiamus,
, - V «^-' ■* V •■.!. -tL-i; . - . .-■;.;.- ST--: Höch-
w ■ 'S \.f\ v^ 1"'-^ fc'■^■ jA.-r^ si'-Hferi
•i,. \. •...-,.
^^ " ■. ■ • . • • . . ti -V* - . '.'itMR ec — ArrvTrJin
\. .,» ...» . .... I 1 .-,-, ;4^-uii i-v-ji':-
-•!>. tM.--C.- rÄT-.T
73
57. Matthäus Vursenbecius zum Bilde von Zachäüs:
Hospitio excipias nos bone Christe tuo.
Unterschrift: Matthaeus Vursenbecius
Witemb. 1582, 30 April.
58. Mathias Pauli zu demselben Bild^:
In aeterna memoria erit iustus.
Unterschrift: M. Matthias Pauli eccl. patriae diaconus anno
ministerii 40, aetatis 64, salutis 1617 die 12. Juli
ofiiciosae memoriae ergo haec scripsit Lauinge.
59. Stephan Wexler zu demselben Bilde:
Vespera nunc venit, nobiscum Christe maneto,
Extinqui lucem nee patiare tuam.
Unterschrift: . . . Scripsit M. Stephanus W ex 1er us pastor
Lauingae et inspector generalis VI. Jul. anno
separatae salutis 1617.
60. Joh. Grunius zum Bilde *Ecce homo' eine Stelle aus
jt'jaia und eine aus S. Bernhard.
Unterschrift: Johannes Grunius Noribergensis scribebat
Witebergae III Non. Jun. 1582.
Joh. Grün von Nürnberg, 1582 Professor der Philosophie in
Wittenberg. S. Jöcher, II, 1211.
61. Friedrich Konrad Tuschelin zu demselben Bilde aus
joh. Wolff, lib. I, lect. memorab :
Vitae, que sint, condimenta rogas.^
Labor, dolor, luctus,
Inservire dominis superbis,
Uxorum tolerare molestias,
lugum ferre superstitionis,
Quos habemus charos, sepelire,
Patriae videre interitum.
Unterschrift: . . . Nobilissimo . . . scribebat . . Pridericus
Conrad. Tuschelin Bipontinus L. L. D. et
pro tempore consil. Pal. Nevb. anno 1615 11 Nov.
D'un beau soleil mon ame se consume.
74
62. Marcus Valcntinus Schindeler zum , Kindermorde* eine
hebräische Stelle.
Unterschrift : M. Valentinus Schindeler scribebat
Witebergae 10. May a. 82.
63. Bernhard Bungenstadt zu dem Bilde ^Diaconenwahl' :
Omnium habere memoriam et in nullo penitus errare est pocius
divinitatis quam humanitatis.
Unterschrift: Bernhardus Bungenstadt J. U. D.
scripsit Rostockii 4 Sept. anno 82.
64. Elias Perotlus zu demselben Bilde:
Eo omnis vitae nostrae ratio est transmittenda, ut magnam nominis
nostri famam ex maximis in rempublicam meritis coUatis posteris
relinquamus.
Unterschrift: Elias Perotlus (?) J. U. D. scribebat haec
Rostockii IIL Sept. a. 1582.
65. Caspar H e u c h e 1 i n zum Bilde 'Christus wählt die Jünger'
eine Stelle aus I Tim. 1.
Unterschrift: Caspar Heuchelin U. J. D. concil. et pro-
cancell. observanciae et officii ergo scripsit Nev-
burgi ad Dan. 28. Oct. anno redemptionis 1619.
66. Petrus Apianus zu demselben Bilde eine Stelle aus Psalm 37.
Unterschrift: Petrus Apianus D. scribebat Witebergae
6. Non. Jul. an. 82.
67. Philipp Zohrer zu dem Bilde Tauli Bekehrung':
Domine dirige semitas meas etc.
Unterschrift: Philippus Zorer U. J. D. et Com. Palat.
Nevburgi ad Istrum 22. Nov. 1615.
68. Christoph Mumprecht zu demselben Bilde eine Stelle
aus dem Horologium princip. des Antonius.
Unterschrift: . . . scripsit Christophorus Mumprecht
V. J. D. consil. Pal. et reip. Lauinganae
advocatus 3. Mart. anno Christi 1616.
75
69. Valentin Schacht zu dem Bilde , Christus wird gegeisselt*
eine Stelle aus S. Bernhard.
Unterschrift: Valentinus Schachtius scribebat Rostockii
25 Aug. anno 82.
S. Jöcher, IV, 205.
70. Georg Zeaemann zu demselben Bilde:
In silentio et spe fortitudo nostra.
Unterschrift: Georgius Zeaeman th. doct. et Prof.
Lauing. scripsit Neoburgi Cal. Dec. 1609.
S. Jöcher, IV, 2161.
71. Bartholomaeus Merclinus zu dem Bilde 'Die Weisen aus
dem Morgenland':
Bene sperando et male agendo vita transit mortalium.
Unterschrift: Bartholomäus Merclinus Med. D. Lauingae
exaravit a. 1616. 27 April.
72. Johannes Heilbrunner zu demselben Bilde:
Vespera nunc venit, nobiscum, Christe, maneto
Extingui lucem nee patiare tuam.
Unterschrift : Strenuo .... scripsit Johannes Heilbrunner
U. J. D. pro tempore consiliarius palatinus
Nevburgi 13 Nov. 1615.
73. Marcellus Dietrich zu demBilde eine Stelle ausProv. XVI, 7.
Unterschrift: Marcellus Dieterich D. cons. Pal. obser-
vantiae memoriae et amoris ergo scripsit
Nevburgi 17 Nov. anno 1615.
74. Melchior Erasmus zu demselben Bilde:
Si nisi qui propria caelum pietate meretur
Nemo beatus erit, nemo beatus erit.
Unterschrift : Strenuo . . . scripsit Melchior Erasmus
U. J. D. et consil. pal. Nevburgi 13 Nov.
a. 1615.
75. Georg Wolfgang Silbermann zu dem Bilde Johannes'
Taufe :
Non vis nee numerus, sempcr bona causa triumphat.
Unterschrift: . . . scripsit XVIII Kai. Dec. 1615 Georg
Wolfgang Silbermann U. J. D. F. Pf. Hof-
und Cammerrath.
76
76. Martin Heinrich zu demselben Bilde: Stellen aus I Tim. IV.
Psalm XXXI.
Unterschrift: Martinus Henricus prqf. Wittebergensis
scribebat 13 May anno Christi 1582.
Dann folgen im Anhang, wo bereits die Bilder fehlwi:
77. Laurentius Pancklow J. U. D.:
Quas gratias aut quas laades domino et deo nostro Jesu Christo
exhibere debeamus nee mens nostra potest concipere nee
ling^a proferre.
Unterschrift: Laurentius Pancklow J. U. D. Rostocldi
1582, 24 Julj.
78. Matth. Fl(acius):
Una temporantia totius est iocundae salubrisque vitae moderatrix,
nulla calamitate premetur, qui vitae fundamentum iecerit
temperantiam.
Unterschrift: Matth. Fl. Med. D. et Phys. Aristotelis
Professor Rostockii an. 82. 13 Aug.
Matthias Flacius der Jüngere, s. Jöcher, II, 670.
79. Antonius V a r u s :
Hippocrates.
dtTzavxa yap 8*era.
Juppiter est, quodcunque vides, quodcunque movetur.
Unterschrift : Antonius Varus Med. D. prof. Jenae, scribe-
bat Nevbmgi ad Dan. 22 Oct. 1614.
A. Varus starb 1637. S. Jöcher, IV, 1459.
80. Ludwig Schal lingr Eine Stelle aus Rom. V. 3; eine
andere aus Ignatius.
Unterschrift: Ludowicus Schalling th. d. et concionator
aulicus Saxonicus . . . scripsit Neoburgi ad
Dan. 22. Oct. anno toO •freavS'püwrou 1614.
8L Joh. Plane US eine Stelle aus Psalm. 26. und Antonini
imp. rescriptum: Neque omnia, neque quovis tempore, neque omnibus.
Unterschrift: Strenuo . . . M. Johannes Plancus prof.
Pal. Lauingea VI Jd. Maij anno salutis 1616.
I
Ti
1599 Professor am Gymnasium in Lauingen, 1618 Rector in
Salzbach, 1627 der Religion wegen entlassen, wurde er nach Nürn-
berg berufen, wo er 1628 starb. S. Jöcher, III, 1615.
82. And. Jagenteufel eine Stelle aus Psalm 119, 3, und eine
griechische aus Epiktet: 'ASuvaxov XpTj|ia etc.
Unterschrift: Vitebergae scribebat M. Andreas Jagen teuffei
diaconus a. a. 1582 Mense Maio die XIII.
Ueber Jagenteuffel s. Jöcher, II, 1831.
83. Christoph Cellarius; Sigillum sapientiae silentium.
Si Deus elingues faceret quoscumque bilingues
Uno saepe die centum fieret Zachariae.
Unterschrift: .... scrib. Lauingae anno 1616 die mort.
Joh. Bapt Christophorits Cellarius.
84. Nicol. Reinhardt: Mane nobiscum domine etc.
Unterschrift: Nicolaus Reinhardt.
Longicampi 8. Oct. 1596.
85. Philippus (Melanthon) s. oben S. 60.
86. Georg Mauricius: Precatio pii regis Josaphat carmine
'^eidita a clariss. viro D. Joach. Camerario.
In tenebris nostrae et densa caligine mentis,
Cum nihil est toto pectore consilii:
Turbati erigimus Deus ad te lumina cordis
Nostra tuamque fides, solius orat opem:
Tu rege consiliis actus pater optime nostros,
Nostrum opus, ut laudi serviat omne tibi.
D. Casparis Peuceri de Q. M.
Gratia pro meritis tibi, magne Philippe, refertur,
Qualis ab ingrato redditur orbe piis.
Ailatrant rabidi te post tua fata Molossi,
Sed tua persistet vindice causa Deo.
Suo Johanni Jacobo a Steinach scribebat haec
Georgius Mauricius, 10. Oct. 82.
^^co ac Virtuti
M- U. S. A.
Georg Mauritius von Wittenberg, geb. 1570 (?) Eloquentiae
rof. und Poeseos zu Altorf, schrieb Carmina, eine Komödie vom
"-lulwesen in deutschen Reimen. Er starb 1631. Das kann aber
'jHI jener G. Mauricius nicht sein, der das obige Gedicht geschrieben.
V.
hililn nun der Zeit der Gegenreformation.
V.Ol l'n>h><«>r Hr. Sl'HKICHL in Linz').
1.
Untrrrichts\wesen.
Oiv .tV.;*'m.'i»i' Votkvliitihin-; \\r\t dua-h die Rückbekehrung einen
li.;.« -.».w .■«^,*'t»» Aovh vvn Utho;i^o;wr Seite wird zugegeben
'■\-.t ..K .'-.• '.i:vuo«t»x-» ^'^v^^^^v■r -.sisx ö.is Schdi.ve?en insbesondert
... '».s.;!,-» v'»s( MmVW« \»v>h:\vtv-r.t UMvV.-.en. Nicht a!s ob ctiva
.; ,,f y.,.'-- -"••■*' «v^^ SiHW t*.«; W-^V^'^-'.i.."^ ^iib: hatten, als die
V:'.^, .. i. ■„^..^Vv' Vt- Vs -V^fiC. "V '■^ rr,-;»;i.-rscbeii G'auben?
•. s * *^ ,..•■,. ;■■ V <y-- W ,■■■.-* ki-.vr: r.i-it* li ier Thatsache,
— . '■• K ..^-■■.■•' -■ \ .-• i--«""- .'■■,; J^T V.'>.Tf -■■;* X''~l- jih-hur.derts
, . , .. , ■,,<i,"-,i-.,-,-S,ti.*ri-i-i;~j-aTidc'
c,
79
darauf, dass seine Kinder dereinst aus der ihm so theueren Bibel
,das reine Evangelium* zu schöpfen im Stande wären.
Es gibt für die Allgemeinheit einer wenn auch bescheidenen
Volksbildung noch viele andere Belege. So vermerkten es die katho-
li>chen Behörden in Niederösterreich im Jahre 1584 übel, dass die Prä-
dicanten sogar den erwachsenen Bauernknechten Lesen und Schreiben
beibrachten, um sie dann durch ihre Bücher verfuhren zu können *).
Diese Angst um die Herrschaft über die Gewissen war die
Ursache, dass sich die katholische Geistlichkeit bis in das XVIII. Jahr-
hundert hinein wenig um die Volksbildung im weiteren Sinne des Wortes
':ummerte. , Damals,* sagt ein streng katholisch gesinnter Rechts-
torscher*), ,übersahmanim frommen Genüsse der siegreich durch-
^:^führten Gegenreformation über der Hervorhebung der stillen,
beruhigen Frömmigkeit und Sittlichkeit im Volke die Wichtigkeit
es Unterrichtes, den man vielmehr wegen der Ver-
breitung neuer Ansichten als gefährlich fürchten zu
müssen glaubte.*
Wie schwer sich Volksbildung mit der Herrschaft des römischen
Kirchenglaubens in jener Zeit vertrug, sprach der Bischof von Seckau
n einem Berichte an die Mitglieder der Kammer (datirt vom 16. Februar
iT52i mit den durch ihre Offenheit geradezu verblüffenden Worten
ius: ,Alle Schulen sollten auf dem Lande gänzlich auf-
;ehoben und nur einige wen ige in dem einen und anderen
Markt unter Aufsicht der Seelsorger und Missionarien
Cc-stellt werden, weil die Kenntnis des Lesens und Schreibens fast die
- nzige Quelle ist, wodurch die Bauern das Gift einsaugen und wegen
Abi^ang genügsamer Beurtheilungskraft hartnäckig in demselben ver-
.arren, weshalb das des Lesens unkundige, windische und krainerische
V):k den katholischen Glauben eifrig bewahre.* Ein Glück, dass
-escr , fromme* Wunsch wirklich ein solcher geblieben ist*).
Aehnlich war der Gedankengang einiger Salzburger Gottes-
^rlehrten, die da meinten, ,das wirksamste Mittel, Ketzereien aller
^) Wtedemann, Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande
^'tr der Enns. Prag 1879 ff., III. 426.
*) Bass, Oesterreichs Umbau im Verhältnisse des Reichs zur Kirche. I. Tlieil.
•Ven 1862.
*) Kotschy, Gedenket der Torigen Tage! Versuch einer Chronik der evange-
:rcn Kirchengemeinden in Obersteiermark und ihrer Schulen; nebst einem Rück-
:ie auf ihre Vorgeschichte von der Reformation bis lur Toleranz. Vöcklabruck 1881.
80
Art vor/ubciij^en, bestdic darin, das Lesen selbst physisch unmöglich
TU machen'. In der That wurden an einigen Orten die Schulen
l^iuixlich geschlossen. Sogar Erzbischof Leopold Firmian war mit
die.«em Vorganee nicht einverstanden. ,Er glaubte nicht, dass, wer
Ruhe, Ordnung und i^ittlichkeit hemtellen woile, dem Volke die Mittel
de» Unterrichtes rauben, sondern sie vielmehr vervielfältigen müsse '}.*
Von ganz denselben engherzigen Beweggründen, dieser Be-
sorgnis um die gefährdete Herrschaft, wird auch heutzutage jener
Theii der Priesterschaft geleitet, der fast alle Einrichtungen grund-
sätzlich bekämpft, welche die Volksbildung zu fördern suchen. Alles.
was .sich nicht in den Bahnen bewegt, welche die katholische Geist-
lichkeit vor7u:!eichncn beliebt, wird auf das Heftigste angefeindet.
\"iclleicht ist dies mit ein Grund, warum die Zügel der Herrschaft
über die Geister den Händen des katholischen Priest erth ums, trot;
mancher Ruckbildungserscheinungen, mehr und mehr entgleiten. Die
Zeiten sind eben vorüber, da die Kirche allein die Trägerin der
Hildung war. Ks wird unvergessen bleiben, welch' grosse Verdienste
lim die Bildung und GcNtltung des Mens^chcngeschlechtcs sich die
KI-'steT des Mittelalters envorben haben. Sie waren die Burgen, «o
Ijeisliges Streben fast allein eine Zufluchtsstätte fand, als ringsum
Alles in finstere Nacht getaucht war. Aber von der Erinnerung an
diese S'crdiensle kann man nicht ewig jehren. ,\Vas du ererbt von
denen Vatcm hast, erwirb es. um es i, besitzen* — das gilt auch
hier. Vnd so belegen \*ergangenheii und Gegenwart den Erfahrungs-
54t.-, ,v!as5 die eigentliche Priesteraristokratie zwar die Anfange der i
Volksbildung (Nrdert. aber mir bis auf einen gewissen Punkt. Dies«
vi! hernach, wenn 's möglich ist, unwartJclbar festgehalten werden';'.
Auch der hi'herc Unterricht erfreute sich unter Max ü. und
Rud'-''f II einer seltenen Bi^the, Fast je^fes Städtchen und selbst viele
^t.u^.te hitcen ihre I^teinschi;>n. Diese niederen Lateinschulen
b'\i«ten eine Mrttci*tiife lut^^chen den eigent'iiüien Volk-sschulen und
»t.;n h htr^n M:ttcUchu>n Gjmr^s-eti. Be*or.tiers Böhmen konnte
« ,-h an der Wende des X\'I v.rJ X\"!I- Jahrhunderts günstiger
Ktw-.-^bK^i.': IB» i<^ {a>:rkfcc -eben >tind'
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81
."chul Verhältnisse rühmen. Müchel *) sieht die Ursachen dieser Blüthe
omehmh'ch in drei Dingen: 1. In der gründlichen Vorbildung der
Lehrer, deren Laufbahn in der Regel nicht abgeschlossen war, wie
lieutzutage. Die Mehrzahl sah sich gewöhnlich nach einigen Jahren
um andere Stellungen im Leben um. Viele wurden Hochschullehrer.
2. Die Geistlichkeit nahm auf den Unterricht und die innere Ein-
ichtung der Schulen keinen Enfluss. 3. Die Aufsichtsbehörden waren
meist der ihnen gestellten Aufgabe vollkommen gewachsen.
Die Wechselbeziehung zwischen Mittelschule und Universität
zeigte sich auch darin, dass alle Lehrerstellen an den Stadtschulen
ies Landes von der Universität (Carolina) aus besetzt wurden ").
Nach der Rückbekehrung traten die Jesuiten fast allenthalben
ücses reiche Erbe an. Die Prager Hochschule, nunmehr Carolina-
Fcrdinandea genannt, kam ganz in ihre Hände. Freilich wehrten sich
dtr neue Erzbischof Harrach und die Congregation de Propaganda
nie gegen die Anmassung der Jesuiten, die alle anderen geistlichen
'>den von den Professuren ausschliessen wollten. In diesem Kampfe,
ier in katholischen Kreisen viel Aergemis erregte, spielten namentlich
cer Jesuit Lamormain, der Beichtvater des Kaisers, und der Capuziner
i'ater Valerian Magni als Gegner der Jesuiten eine bedeutsame Rolle.
IJer Streit endete mit dem vollen Siege des Jesuitenordens, der nun
•einahe auf das ganze Unterrichtswesen und die literarische Bildung
-er Zeit einen verhängnisvollen Einfluss gewann. In einer Richtung
Her brachten die Jesuiten ein fortschrittliches Element in den höheren
•nterricht. Dem demokratischen Zuge folgend, welcher der katho-
^hen Kirche unleugbar zu hohem Ruhme gereicht, ließen sie nun
jcri begabte Jünglinge aus dem Volke, Söhne nicht freier Personen,
^m Studium an der Universität zu*).
Die Jesuiten haben auf dem Gebiete des Mittel- und Hochschul-
••esens namentlich in dem ersten Jahrhunderte ihrer Wirksamkeit
Kr<;prießliches geleistet; doch lief ihre Lehrweise vielfach auf
'Gedächtniskram hinaus. Besonders eingehend und gründlich betrieb
nan die Sprachstudien, vor Allem Latein. Als Kaiser Ferdinand II.
>) Müchel, lieber die Einrichtung und den Zustand der Schalen Böhmens
ii Mährens, besonders als Mittelschulen betrachtet, zur Zeit ihrer Blüthe unter Rudolf II.
'm Jahre 1076—1612. Notizenblatt Nr. 3. 1858.
■) G i n d e 1 y, Geschichte d. Gegenreform, in Böhmen. Leipzig 1894. S 149 und 156.
») Gindely. S. 136—194.
L
(m Jnlirc Mi'AH mit seiner Gemahlin das Jesuitencollegium zu Praj
bcnuclitc, wurden sie, so behauptet man wenigstens, in dreissig ver-
Äcliloilcncn Sprachen be;^rüi3t '). Tüchtige sprachliche Schulung wird
Riich hciiti^utagc noch von berufener Seite den Zöglingen der Jeswiten-
Kymnimicn nachj^crühmt. Weniger Lob verdient dagegen die eigentlich
nrxtchlichc Thaligkeit der Jesuiten Die einseitig frömmelnde Richtuns;
l<oinilc keine (jntc sittliche Wirkung auf das Gemüth und den sittlichen
Krnnt der anvertrauten Zöglinge ausüben. Sie merkten gar bald, da^s
AIIr» nur auf den Schein, das Aeußere, hinziele. Fromme Heucheitri
musste vielfach die F'"olge solcher Erziehungskünste sein.
ICinc küstliche, vielleicht etwas übertriebene Schilderung der
KnlartiiüK und des Verfalles der Jesuitenerziehung bietet Johann
JcniW Ritter vnn HralfitÄ '). Er «■ar um 1770 Zöghng des Jesuiten-|
ciinviotc,'« in Trag, ,Die adeligen Zöglinge,' sagt dieser Gewährsmann.!
.wurden den Icsiiilen zur Ausbildung übergeben .... Dem .an-
scheine nach waren diese Zöglinge sehr fromm. Sie beteten viel
h'rnicn nher wcnit; ; ausser Küchcniaiein fast nichts Anderes
Nicht ein rindiger l'hilosoph (Hörer lier Weltweisheit) fand sich,
WpK'hcr im Stande gewesen wäre, ein Schreiben auszufertigen, ohne
dÄ"«« dsntl in je-ler /eile so \-icle Fehler als Worte gewesen wären,
\\'a< «Iht das Küchenlatein anl»elangt, so ist es wahr, dass der erste
K'<ile Sohwlcr aus den unteren Classen jeden AugenWick sich ma
jodom Krann^kaniT-tiiMrihAn, ja seihst mit dem Prior der Dominikaner
in ein Liteinisi-ho* licstHAoh e::):asscn konnte Während de>i
I'uvti» wui\1on von einer erh.hien Kanzel verschiedene Lebens-'
)i:<-«chK-l\len wundovtamcT Heiliger Uat vorgelesen, z, B. wie ein solcher^
IletiCiH- in »einem l.clien sich im S^-hnee oder in Domen nactcti
hiT.iiilwX'.-te, ein anderer witNivT auf einer hohen, schlanken Sauld
»luivli »i.-I*en fahre Is^lArtdig a;i:' ct-rem Fusse stand, dem Krähen,
R.aN'iI «od andere h-mm^i-si-he V.'i^ei drcse ga:irc Zeit über Nahrung
■HiiHK<"^ ""*>' '!"i efsn; li:;teiten . Solche und viele ähnliche
I le"ic'«->i;<'ndcn mj"'"'tv'H «ir mit demuir.igem Herren andächti,:
.» ih »im. .^hne r:n W-ntchen m-tenai-^er sprechen ru dürfen.'
• .' H*#- l, '■■-! «l^.AvVe ,1«» r^Er*.*^ -i.sns .r O.j-rrToca-Lngun mit ;■;
■ -.".T. K'..\=''< V '■• 'Uv-f* »♦iCM'-''^- ■ '■ ''■■' 5SH. 36. hi. Jei Schriften ,i;t
fc r - n* 1. • ■» n-'-tr •*«*— •• Af. \ h »O -•»■" ^. f-'^'fT lipSfl.t;^;;: inr Beförderung
».,,.■-,,... ,. |. '^^ V-V,---;
VI.
Oesterreichische Exulanten, die Ahnen des deutschen
Kaiserhauses.
Von Pfarrer SCHEÜFFLER in Lawalde (Sachsen),
Wenn die preussischen Könige und deutschen Kaiser allezeit
-in theilnehnnendes Herz und eine offene Hand für die Evangelischen
' .^esterreichs und namentlich einzelne besonders mühsam um ihre
Plxistenz ringende Gemeinden haben und wohl kein Jahr vorüber-
^eiien lassen ohne eine hochherzige, fürstliche Spende an die öster-
reichische Diaspora, so folgen sie ja allerdings der alten Ueber-
ct'erung des Hauses HohenzoUern, die evangelische Kirche überall
'la in grossmüthigen Schutz zu nehmen, wo sie bedrängt oder arm
•t. Aber sie folgen hierin auch einem Zuge der Pietät gegen
Ire Vorfahren.
Dr. Franz Scheichl in Linz sagt (Jahrb. 1893, 154) in seinem
erdienstvollen Aufsatze über österreichische Glaubensflüchtlinge :
Nach Sachsen hatten sich Mitglieder der Herberstein, Tattenbach,
^rubenberg, Räcknitz, Zinzendorf und Gayersperg gewandt. Zwei
eser edlen Häuser zählen zu den Ahnen Kaiser Wilhelms 11.
Es exilirte Graf Gotthard zu Tattenbach; sein Sohn ist
'jraf Siegmund Richard von Tattenbach; dessen Tochter Gräfin
hanna Dorothea vermählte sich am 1. September 1693 mit Graf
H-inrich XL von Reuss-Schleiz (geb. 12. April 1669, f 1726).
i^cren Tochter Luise vermählte sich als Witwe nach fünfjähriger
-i^.derloser Ehe mit Prinz Christian Wilhelm von Sachsen-Gotha
1T43 — 1748) am 6. Jänner 1752 mit Prinz Johann August von Sachsen-
iotha zu Roda (geb. 17. Februar 1704, f 8. Mai 1767). dem älteren
hruder ihres Gemahls. Ihre Tochter zweiter Ehe, ebenfalls Luise
genannt (geb. 9. März 1756, f 1. Jänner 1808), verheiratete sich
i. Juni 1775 mit Herzog — später Grossherzog — Friedrich Franz L
>n Mecklenburg-Schwerin (geb. 10. December 1756,
^4
t 1. Februar 1837). Auch auä dieser Ehe entsprang eine Tochter
Luise [^'cb. 19. November 1779. f 4. Jänner 1801). seit 21. October
I7'J7 mit Herzog August von Sachsen-Gotha (geb. 23. November
1772, t 17, Mai lHi:2) vermählt. Dieselbe war durch ihre Tochter,
wiederum Luise f;enannt, die reiche Erbtochter des Gothaischen
Hauses (•;eb- 21. Decembcr 1800. f 20. August 1831). die Schwieger-
niutter Herzog Ernst I. von Sach-i^en-Coburg-Saalfel d, seit
12. November IWfi Sachsen-Coburg-Gotha fgeb. S.Jänner 1784,
t 29, Jänner 1844). Die am 31. Juli 1817 geschlossene Ehe wurde
schon 182r> gelcist. nachdem ihr die ?.wei Sohne, der im Jahri^
1893 verstorbene Herzog Ernst II. und Prinz-Gemah! Albreciit
von Grossbritannien (geb. 2(i. August 1819, + 14. December
1801), entsprossen waren. Dass der Letztere durch seine und der
Königin Victoria älteste Tochter Victoria, die Kaiserin Friedrich.
der Grossvater Kaiser Wilhelms II. ist, ist aligemein bekannt.
So ist also Graf Gotthard von Tattenbach, der österreichiach--
Kxulant, des dcut.<;chen Kaisers Vorfahr im neunten Gliede. ,
D;is Gleiche gilt vom gräflichen Hause Zinzendorf. Graf Maxi-I
milian Krasmus v. Zinzendorf- Pottendorf, Erbland Jägermeister im
Ocfilerreich, gint; 16(il um des Glaubens willen in die Verbannung.
Er siedelte sich ;^u Oberbürg bei Nürnberg an und starb 1672 zu
Niirnberg. Durch seinen Sohn Georg Ludwig ist er der Grossvatcr
des Stifters der Bruderkirche. Seine Tochter Dorothea Renate ver-
mählte sich am 7. März 1693 mit dem bereits verwitweten Grafen
WoIfgangDietrichv. CasteU (geh, 6. Jänner 1641). Ihre Tochter
Sofie Thcodora (geb. I.Juni 1703, f «. Mai 177^!) vermählte sich mit;
Graf Heinrich XXIX. von Reuss-Ebersdorf (geb. 1699. f 1747.
Zinzcndorfs Schwager. Bekanntlich hatte sie sich erst mit demi
Grafen Zin/.endorf verlobt. Derselbe trat sie seinem Freunde und!
nachmaligen Schwager ab. Ihr Sohn war Graf Heinrich XXIV, e-.i|
Kbersdorfigeb 1724, f 13.Mail779); dewenTochterGrafin August»-
(gcb. 19. Janner 17.^7. + 16. November 18311 wurde am 13. Juni 1777
die iwatc Gemahlin des Herzogs Franz zu Sachsen-Cobura-
Saalfeld igeb. 15 Juli 17Ö0. t 9- December 1806] und die Mutler
de» schon i:cnannten Herzogs Ernst 1 von Sachsen-Cobu r lT*
Gotha. Somit ist Zinzcndorfs einst exilirter Grossvatcr Kaiser
Wtibclms II. Vorfthr im achten Gliede.
VII.
Das Evangelium in Gablonz und Umgebung^).
V.n Lic. thcol. ARTHUR SCHMIDT, cvang. Pfarrer in Biclitz, früher in Gablonz a. N.
III. Abschnitt.
Der Ausbau der evangelischen Gemeinde in Gablonz und die
Ausbreitung des Evangeliums in Nordböhmen.
1. Die evangelische Kirche in Gablonz.
Trotz der herabgelangten Erlaubniss zur Vornahme des Bethaus-
-äues machte das Oberamt Kleinskal sowie andere Behörden grosse
Schwierigkeiten, die überwunden werden mussten. Am 24. April 1832
^urde der Kaufvertrag über den noch jetzt der evangelischen Ge-
'^einde gehörigen Kirchengrund abgeschlossen. Am 1. August 1833
am vom Oberamte Kleinskal, gezeichnet vom Amtmanne Stelzig,
jn den Gablonzer evangelischen Bethausvorstand folgendes Schreiben :
, Infolge herabgelangten k. kreisämtlichen Missiv vom 1 7. July d. J.
Z S990 wird demselben bekannt gemacht, dass nunmehr der Bau
-^s Gablonzer Bethauses nach der vom k. k. Kreisingenieure am
' jten V. M. geschehenen Aussteckung der Baustelle, und nach dem
Orts genehmigten Bauplane ohne Anstand vorgenommen werden
nne.*
Unter schlichter Feierlichkeit wurde der Grundstein zum Baue
? Bethauses am 4. October 1833 gelegt. Der Bau dauerte nach
reimaliger Unterbrechung fünf Jahre. Er wurde geleitet von dem
^'^prüften Maurermeister Josef Wörfel in Reichenberg und von dem
Zutimermeister Marras in Gablonz. Die Kosten des Baues beliefen
"'^h auf 13.718 fl. 7*/4 kr. Es wäre der Gemeinde nicht möglich
gewesen, diesen Bau, dessen Kosten so hoch waren, zu Ende zu
fahren, wenn nicht das evangelische Ausland sich mit Liebe und
The:lnahme der Noth der Gemeinde angenommen hätte. Es war
') Vgl. Jahrbuch 1896, S. 35 f.
lahrbuch des PretettaotUraut 189$, H. U. 7
90
Silbermünzen, sowie ein papierener Geldschein. Die Opferfreudigkeit
der Evangelischen, insbesondere des Marktricliters Peter Sarder, des
Tuclikaufmannes Friedrich Rohne und des Webfabrikanten Karl
Hofmann, die hilfsbereite Liebe der katholischen Mitbürger, der j
gl aub e n sb rüder! ich e Beistand des Gustav-Adolf- Vereines haben sich
vereinigt, urn dieses Werk zur Ehre Gottes zu vollenden. Durch!
freiwillige Gaben in und um Gablonz wurden 941 fl. 94 kr. ge-i
sammelt, der Gustav-Adolf- Verein steuerte 256 fl. 70 kr. bei, aus
der Kirchencasse wurden 245 (1. 76' , kr. entnommen, so dass diel
Kosten des Baues in der Höhe von 1444 fl. 40'.', kr. vollständig,
gedeckt wurden. 1
Die noch fehlanden Glocken beschaffte der um die Gemeindei
besonders hochverdiente Pfarrer Leopold Petri. der im Frühjahr IStÜ^l
seine Stellung antrat, Die beiden Glocken, von dem G lock engl csser
Karl Jauk in Leipzig geliefert, wurden am 24. Mai 1864 geweiht.
Die grössere Glocke in As wiegt T\ Centner und trägt die Inschrift:
.Rüstet euch ihr Christenleute. Diese Glocke schenkte der evange-i
lischen Gemeinde A. C. in Gablonz der Frauenverein in Detmold im
Jahre des Herrn l^^iJ'A. I, Co. 16. 13: Wachet, stehet im Glauben,
seid männlich und seid stark.' Die andere Glocke in Es. 3'/» Centner
schwer, trägt die Aufschrift: .Hallelujahl Lobet den Herrnl Durch
Gaben der Liebe von nah und fern wurde diese Glocke von der
evangelischen Gemeinde A. C. zu Gablonz erworben im Jahre lÖtiS
Psalm 117: Lobet den Herrn alle Heiden, preiset ihn alle Volker,
denn ?eine Gnade und Wahrheit waltet über uns in F_wigkeit. Hatle-
lujah.' Die Kosten im Betrage von 1100 fl. wurden, wie schon die
Inschriften besagen, durch Sammlungen in und um Gablonz bei
Protestanten und Katholiken, sowie durch Spenden des Frauen vereine«
zu Detmold gedeckt. Der Fabriksdirector J. ZoUinger in Tannwi^ld
sammelte für die Anschaft'ung der Glocken 157 Thaler.
Im Jahre 1868 wurden die granitenen Werksteine der Kirche,
welche bisher roh zu Tage gelegen halten, mit einem Verputz ver-
sehen, eine Arbeit, die der Maurermeister Josef Schwarzbach uiii
den Betrag von 800 fl. ausführte. Auch im Inneren der Kirche voUj
zogen sich im Laufe der Zeit mannigfache Veränderungen. Zu Pfingsten
des Jahres 1878 wurde die neue Orgel eingeweiht, ein vortreffliches
zweimanualiges Werk, das von der Orgel- und Harmoniiimfabrif:
G. F. Steinmayer & Comp, in Oettingen a. R, in Baiern um der
91
Preis von 4732 Mk. ausgeführt wurde. Das Jahr 1885 brachte der
Kirche viele Geschenke, die zur Ausschmückung des Inneren bei-
tmgren. Der evangelische Frauenverein spendete 10 vierarmige Wand-
ieuchter und einen kostbaren, altgoldenen Rahmen für das von
Professor Haseroth gemalte und gestiftete Altarbild , Christus am
Kreuze*. Erich Raehm in Wiesenthal schenkte zwei Tafeln zum
Aufstecken der Liedernummern, Wilhelm Riedel in Polaun neue Seile
für die Kronleuchter. Heinrich Mahla spendete einen grossen Altar-
teppich, Presbyter -Cassier Richard Haasis einen Kronleuchter aus
geschliffenem Glas, Curator Jakob Mahla einen in Sandstein künst-
lerisch ausgeführten Taufstein.
Die auf einer Anhöhe frei stehende Kirche war Wind und
Wetter arg ausgesetzt. Wenn auch die festen granitenen Mauern
den rauhen Stürmen des Isergebirges Trotz boten, so litt doch der
hölzerne Thurm sehr unter den Unbilden der Witterung. Da seine
Balken in Folge des eindringenden Regenwassers theilweise morsch
geworden waren, versetzte ihn jeder heftige Sturm, sowie das Läuten
^ler Glocken in besorgnisserregende Schwankungen. Im Inneren der
Kirche nistete sich der verheerende Laufschwamm ein und zerfrass
fiie hölzernen Dielen und Bänke. Alle diese Umstände Hessen in
<ier Gemeinde den Wunsch rege werden, einen neuen steinernen
Thurm zu bauen und die Kirche entsprechend herzustellen. Am
I.März 1885 spendete der damalige Küster Josef Knoreck, anlässlich
>einer goldenen Hochzeit, den ersten Gulden für den Thurmbau und
legte damit den Grundstein zum Thurmbaufonde.
Das 50jährige Gedenkfest der Kircheinweihung, das am 21. Octo-
ber 1888 gefeiert wurde, brachte dem Baufonde einen bedeutenden
Zuwachs. Die Vertreter des Gustav-Adolf-Vereines brachten Spenden
niit, die Gebrüder Mahla spendeten 1000 fl., den gleichen Betrag
gab Richard Haasis. Durch die Bemühungen des damaligen Pfarrers
Dr. Johanny wuchs der Baufond stetig. Dem Jahre 1891 blieb es
vorbehalten, den Plan des Kirchumbaues der Verwirklichung nahe
zu bringen. Am 1. Juli 1891 zählte der Baufond 4575 fl. und mehr
abi 10.000 fl. waren zur gediegenen Ausführung des Umbaues noch
nothwendig. Der Verfasser sammelte im Vereine mit den Presbytern
mnerhalb der Gemeinde und bei den katholischen Mitbürgern der
Stadt. Auch die evangelischen Gemeinden Teschen, Skotschau, Bielitz
und Wien, in denen ebenfalls vom Pfarrer gesammelt wurde, trugen
rcklilicti Ifci. Die Stacitgtmeinde Gablonz ijab (iOO fl.. den gleichen
Hclrii^; spcn elften die beiden SparcasscD. 250 fl. steuerte die liezirks-
vcrlrcliiriK. UtM fl die böhmische UnionbanV bei. Der Gustav- Adolf-
Vt;rein bcwilltfilc im Citizen für den Umbau der Kirche 80tl fl, Im
April 1HSI2 widmelcn die Gebrüder Malila dem Kirchbaufonde noch-
iiiaU liHKI n.. Hans Bnller. Theilhaber des Geschäftes \V. Klaar h
(iiiiilonzlieriin, schunkte der Gemeinde eine grosse Thurmuhr mit ,
vier (liirchschcinciidcn ZilTerblättem. die G;iU fl. kostete: Wilhelm ■
Klaar in liorlin stiftete die noch fehlende grosse Glocke im Werthc
Von l'JW fl, Hesonders freute es die Gemeinde, an der Spitze der
Spender Sc. MaJcNtat Kaiser Franz Josef L. der lOU fl. yesclienk-t
hatlc, üu liejirdsscn.
Am 12. April l'^Üä fasste die Gemeindevertretung den Beschluss, |
(Im Umbau der Kirche dem Architekten und Baumeister Anved '
'rii.iiiicnis in <i.d>Ion/ /u übergeben. 14 Tage später wurde mit der
Abtrasiun« .Ich allen Thurmes begonnen. Am 19. Mai 1S92 feierte
die Gemeinde im engen Kreise das Fest der Grundsteinlegung des
Thurmcs. ]Jie Milfjücder des l'rc.sbyteriums. der Gemeindevertretung.
die Si'huliiigend mit den Lehrern, sowie viele Gemeindeniitglieder
bclhcili^tcn sicli an derselben. Die Festpredigt hielt der Verfa.«er i
auf Grund von Kol. 3, I7. In den Grundsfein, der unterhalb der j
linken, den S|>it/liogL'n des llauptthores tragenden Säule eingefügt
ist. wurde eint luftdicht verschlossene Blechbüchse mit folgendem
Inhi'.t^ hinterU'gl : Uie Griindunj^surkunde, die Geschichte der Ge-
meinde seit IStil, mehrere Zeitungen, zwei Ansichten der alten
KijA'hc ans den _I.diirn ISiil nnd li*>^y, die damals giltigen Münzen
h'.S.u I tl .lufw.ut?!. nii'hrercKunslgegensIhndc der Gablonzer Industrie,
»«wu- ailtf die tie^enstande. welche dem Knopfe des alten Thurmes
C'lUiiimmeil w>'t.;co vvaien. Der Wortl.iut der Urkunde ist folgender:
,L'ie cv.iR};c'ischc Kirchengcmeinde Augsbiu^ischen Bekennt-
«■«'■c* m Gal'"«.- a. N.. weU-V.e am Ü'XJuni 1?20. am Feste Peter
wa.l Vau': ^iYii:n.!tflwiir\ieundin einer Ausdehnung von 10-59 Quadral-
>|yn*mtftCTn *:■.,- üenrVshauptnunnscharEe'.i Gabtonz. Trautenau und
runutt vn""i<*;. hat heute am tt'. Mai tritugs im Jahre des Heils
li't'J. im 44 _*i*>re vier Ke^ier.:n^ ^r. M.i^s:ät des Kaisers Franz
■ ■.»* r I . H .i'- (•,'.} Icrr GtA\ Fr^nr Xbr^a »is Äanhalter von Biihmen.
'A<T KMft'vi .va.ier vo« \\>!V-sgrJn als IV^nrtshaupitnami. Herr
'.'- Kui >•.— :' i< Bcr-rss.'S-^inn. Herr Ai-vf P.«s^::t als Bur-er-
93
m-ister der Stadt Gablonz ihres Amtes walteten, diesen Gedenkstein
in feierlicher Weise versenkt und damit den Aufbau des neuen
steinernen Thurmes und die Erneuerung der in den Jahren 1833 — 1838
trbajtcn evangelischen Kirche nach den vom Herrn Architekten
Anved Thamerus angefertigten Entwürfen mit Gebet und Segens-
S)ruch begonnen. Und der Herr unser Gott sei uns freundlich und
ordere das Werk unserer Hände bei uns, ja das Werk unserer
Fiande wolle er fördern (Psalm 90, 17). Das Presbyterium und die
'^ ertrctung der evangelischen Kirchengemeinde A. B. in Gablonz a. N.*
Die Urkunde ist unterfertigt vom Pfarrer, den Mitgliedern des
Pre^byteriums und der Gemeindevertretung, sowie den evangelischen
i-ehrern. Mit den üblichen Weihesprüchen und Hammerschlägen
>:hioss die schlichte Feier ').
Im September desselben Jahres waren die Bauarbeiten ferti^::-
estellt, nur die innere Ausstattung der Kirche fehlte noch. Altar
nd Kanzel im Preise von 6Ü0 fl. spendete der evangelische Frauen-
trcin in Gablonz. Das Elektricitätswerk Mahla-Hofmann & Comp.
'eilte die unentgeltliche Beleuchtung der Kirche und der Thurmuhr
ur 25 Jahre bei. Die Kosten des rückwärtigen, auf dem Dachfirste
tnndlichen Thürmchens im Betrage von 150 fl. trug Richard Haasis.
bie grosse Glocke, welche 620 Kg. wiegt, wurde bei G. A. Jauk
n Leipzig gegossen und trägt die Inschrift:
^Diese Glocke spendeten Herr Wilhelm und Frau Sophie Klaar
'n l-erlin. Gegossen im Jahre des Herrn 1893.* Auf der anderen
"eite lesen wir die Worte: , Kommet herzu, lasset uns dem Herrn
: hlocken und jauchzen dem Hort unseres Heils. Psalm 95, 1.* Da
- ich die kleine Glocke umgegossen wurde, läuten die Glocken jetzt
' n Dreiklange F . As . C.
Die Glockenweihe fand am 17. December 1892, Nachmittags
3 Uhr, statt und wurde vom Superintendenten-Stellvertreter Karl
I-irnnitzer aus Töplitz vollzogen. Die Einweihung der umgebauten
Kirche erfolgte am nächsten Tage. Die Einweihungsrede hielt Super-
ntendent-Stellvertreter Karl Lumnitzer über Philipper 4, 4. Fünf
i' irrer, die in vergangenen Jahren das Hirtenamt an der Gemeinde
^} ^g^« »^c»" Thurmbau der evangelischen Gemeinde A. B. in Gablonz a. N.*.
- Erinnerung an die Grundsteinlegung des neuen Kirchthurms am 19. Mai 1892.
•i-^riuigegcben von Lic. ihcol. Arthur Schmidt, evang. Pfarrer. Im Selbstverlag der
-arg. Gemeinde A. B.
,; ■.- «. J....» '.'f ■.-[^.■sitfiunn '^niiriKi
•, . _•--.(. ,;i.i.!*^ ..> rtU* tu> '.!.».«■. UH sn ^rtafiiimusr xw.""' is^
/ -.. :.ii irtt /.» •»'■tinÄ't la -.iir Ture seaLcr "«.-"isarr.«?"
., . • .* ^«■.. ^;- ■ >^ C***t'"'t.'>.. l^Jit ^ .-z-. 'f^rra ~=^: Sapcr-
.j .(.•-..1 f A •<•,*, •: ^*^j. »M '//rv,, iTkV'x Bdxaart! Grieshamirrr
lir - .<-.-'k- M I', (/;-///*..» '.;»): \ji*^u\,^-i-.z'. va Meissen, Pfarrer
/■*'/ ( t''*tf--*''l"l"-' ••■" ^' "it'"'''fti. '''"-f w:edcrhoii Pfarradm:ni?trator
'n\ \\.,\,u,ii, iit.v,i.n.H \ti, uh'X l'farrcr Vir. Erich Johanny aus Wien.
|(l». |-'"l|ii'-lli.l lil' II il»f '/(lapfurrpf (ilicr 1. Mose 28, 16 und 17.
iiii'l J ^\'i->--i\\ Jl 1' III ». In /,iliIrH<li lii-siicIUes Festmahl beschloss
||. . ii, t--ii.lt. |'l.|..| ,"h^| imfiliivAiIrtlf-VervIiic und mehrere Freunile
il' I l* .ii>.||iil>. »|i>.iiil>.|>.ii Hii illi'V'iii Tn^c bedeutende Beträge ziT
I li„Miiri >l-i lt.iiia> liiiM t'li' Klii'lir ist in romanisch-nothischcm
•(ii- mit l( -itti t i;. 1.. |iiiu»tt.Vi»ll «ii!«i;c1iihrl. Der Thurm erreicht
ttt \\\ \\\ ,_ii W \....\\ ,iw WAw v\»» 4S Met«T>. Die Kosten diS;
\ >s\l ^^. li. li y\\\ -y. \\ 0',:v. h.» S\»w ä.-rv Itrschmkcn. auf I6.U>fl ll .
\- ... ,-j^.-..i.. ..XV ........ ti »•.--.cn ".-ftA_— >t .ri-
. .. .». .• 1;...«-. -, -,... -."i. <..« S?.' .-.s r.=r A.~:*-
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95
,Zu unserem künftigen Seelsorger haben wir den Wohlehrwür-
cigen Herrn Christian August Molnar, zeitweiligen Vicarius an der
evangelischen Kirchengemeinde zu Krschischlitz einstimmig berufen
lind ihm die anruhende, von ihm angenommene Vocation überreicht.
Bei der Wahl dieses unseres künftigen Seelsorgers haben wir's für
zweckmässig befunden, den uns bekannten Herrn Molnar, dem unsere
Genieindeverhältnisse bekannt sind, zu berufen; auch fordert es von
uns das Gefühl der Dankbarkeit, die wir schon seinem würdigen
Vater, weiland Herrn Senior Molnar, dessen Andenken bei uns stets
in Segen bleibt, und ihm für den bisher treulich erwiesenen geist-
lichen Beistand schuldig sind. Ferner war eigentlich die Besorgung
und Leitung unserer Gemeindeangelegenheiten die Haupttriebfeder
dessen, dass unser zeitheriger Herr Pastor Johann Molnar, der mit
vielseitiger eigener Aufopferung das Wohl unserer Gemeinde gesucht
hat und sucht, und dem wir es einzig zu verdanken haben, dass
unsere Religionsanstalt den Grund gefasst hat, die ihn bewog, zur
Aushilfe seiner vielseitigen und getheilten Amtsarbeiten einen Vicarius
zu berufen.*
Die Errichtung des Pastorates zu Deutsch-Gablonz und die
Anstellung eines eigenen Pastors daselbst wird durch ein h. k. k.
Gubernialdecret vom 1. December 1836, Nr. 56.733, bewilligt. Die
Gemeinde war jedoch bei der Wahl ihres Pastors nicht nach dem
Ge?^etze vorgegangen, denn gemäss der allerhöchsten Entschliessung
Sr. k. k. Apostolischen Majestät vom 11. Mai 1834 musste jede
Gemeinde bei der Wahl des künftigen Predigers drei Candidaten
ccra h. k, k. Consistorium vorschlagen. Daher bringt der Vorstand
der evangelischen Kirchengemeinde in Deutsch-Gablonz laut Schreiben
an die hochwürdige Superintendentur in Prag vom 12. Februar 1837
Christian August Molnar, Vicarius zu Krschischlitz, an erster Stelle
:um Vorschlag. Das k. k. Consistorium bestätigt mit Erlass vom
3. März 1837, Nr. 73, die von der evangelischen Kirchengemeinde
-ü Deutsch-Gablonz getroffene Predigerwahl. Weil der Geschäftsgang
stockt und das Kirchencapital, ^dessen Interessen zur Dotirung des
Pastors bestimmt und auch in das commissionale Protokoll auf-
:;er.ommen waren, erhoben und zur völligen Ausbauung der Kirche
verwendet worden sind*, nimmt der Vicarius Molnar unter solchen
Umständen die Vocation nicht an. Das h. k. k. Consistorium genehmigt
n^iit Decret vom 7. September 1837, Z. 447, ,dass die Anstellung
iti;
eines eigenen Pastors in Gablonz, bis die Verhältnisse der Gemeinde
.sich günstiger gestalten, auf sich berulien dürfe*.
Indess scheinen sich die Verhältnisse der Gemeinde schnell
gebessert zu haben, denn schon am 9. Jänner 1838 bittet Christian
August MoJnar das k. k. Consislorium A. B. um Entlassung von
seinem Vicariatsposten in Krschischlitz behufs seiner Anstellung als^
Pastor in Deutsch-Gablonz. Nun legte sich wieder die Statthalterd
in Prag ins Mittel und verordnete am 9, April 1838, Z. 12.754-.
,So lange nicht die ursprünglich ausgemitteite und genehmigte
Dotation Tür den Deutsch-Gablon^er Pastor sichergestellt und hierüber
von den Vorstehern der betreffenden akatholischen Gemeinde die
rechtsformige Urkunde eingebracht sein wird, kann die wirkliche
Anstellung eines Pastors nicht erfolgen u. s. w.'
Nach der Dotationsurkunde vom 6. Mai 1838 verbürgen die
Vorsieher und Repräsentanten der evangelischen Kirch enge mein de
im Markte Deutsch-Gablonz unter eigener Dafiirhaftung und Verant-
wortung im Namen und Vollmacht der vereinigten, sich in Deutsch-
Gablonz versammelnden Kirchcngemeinde A. C. die für den aniu-
stellenden Pastor ausgemitteite Dolalion. Diese Dotationsurkunde
wird vom Pastor Johann Molnar in Krschischlitz in einem Schreiben
an die k. k. Superintendentur vom 16. August 1838 k-räftig befür-
wortet. Nun wurde Chr A, ;\Iolnar vom k. k. Consistorium A. C.
mit Erlass vom 19. Februar 1838, Z. GO, als Pastor an der neuen
evangelischen Kirchengemeinde zu Deutsch-Gablonz angestellt und
in dieser Eigenschaft von der h. k. k. Landesstellc mit Erlass vom
19. Juli. Z. 32.069, bestätigt. Die Installation fand am 20. October
183.'*, am Tage der Einweihung des Bethauses, durch den Super-
intendenten Kreitschy aus Prag statt.
Der neugewählte Pfarrer bezog einen Gehalt von 300 fl. nebst
40 fl. für Beheizung und 40 fl. Wohnungsmiethe. Die Aufbringung
desselben war in Folge der Verarmung eines grossen Theiies der
Genjeinde mit grossen Schwierigkeiten verknüpft. Wenn Pastor Molnar
nicht bedeutende Unterstützungen vom Gustav- Adolf- Verein bezogen
hätte, wäre es ihm gar nicht möglich gewesen, mit seiner Familie
in Gablonz zu leben. So wandte sich Pastor Molnar ahne die Ver-
mittlung der verschiedenen Behörden unmittelbar an den neu-
gegründeten Zweigverein der Gustav- Adolf-Stiftung in Löbau i. S.
und bat inständig um Hilfe. Die Gaben, die ihm gewährt wurden.
97
:'':v^tn auch nicht den geordneten Weg, sondern wurden an den
S;;,mali<iten Schuppan, der in Zittau in Garnison stand, geschickt,
von dem sich Pastor Molnar sein Geld und nebstbei seine Geistes-
nahrung holte, nämlich den im Metternich'schen Oesterreich streng
verpönten .Sächsischen Postillon*. Da las er über die Fortschritte
der Ronge 'sehen Bewegung, von der ja auch in Deutschland bedeu-
tende Männer Anfangs Grosses erwarteten. Sein kärglicher Gehalt
•:ani nur sehr unregelmässig ein, weshalb er die Unterstützungen
'ies Gustav-Adolf-Vereines für die Gemeinde auf seinen rückständigen
Gehalt an sich nahm. Man begreift die Noth dieses evangelischen
geistlichen, wenn man erfährt, dass der reiche Dechant in Reichenberg
1 Tch Bekehrung wohlhabender Evangelischer auf dem Sterbebette ihn
'ch um die Begräbnissgebühren bringt.
Wie schwierig damals der Verkehr der Evangelischen Oester-
rtichs mit dem reichsdeutsch en Gustav- Adolf- Vereine war, erhellt
i b folgender Mittheilung des Volksboten der , Gustav- Adolf-Stiftung
in Thüringen* vom Jahre 1849: ,Am 9. Februar 1847 kam einErlass
'>.% e7angelischen Consistoriums in Wien an alle Superintendenten
f '.^enden Inhaltes: Es sei bekannt geworden, dass der schleswig'sche
(i^'^tav-Adolf- Verein beschlossen habe, einen Prediger mit der Sendung
:j beauftragen, die Bedürfnisse evangelischer Gemeinden in katholi-
-riien Ländern näher kennen zu lernen. Deshalb wurden die Super-
ntendenten angewiesen, solchen Schritten auf das Entschiedenste
J begegnen. Die ihnen unterstehenden Pastorate seien namens des
vonsistoriums emsth'ch zu warnen, mit solchen ausländischen Predigern
nter keinem Vorwand in nähere Verbindung zu treten, sondern bei
•^ Vchen Zumuthungen sofort eine Anzeige an die zuständige politische
l^ehorde und zugleich an das Consistorium zu machen.* Zur näheren
i'eieuchtung der damaligen Verhältnisse der Gemeinde Gablonz und
vres Pfarrers sei nochmals auf den bereits angeführten Reisebericht *)
Mn;xewiesen, in dem es unter Anderem heisst:
,Wir erinnern uns eines Schreibens des Pfarrers Molnar, in
'•'•elchem er seine Klage über den betrübenden Zustand seiner
Gemeinde ausspricht: ,Ich gestehe, an Glaubensfreudigkeit fehlt's
'^•ir oft, Niedergeschlagenheit bemächtigt sich meiner. Mein Herr
») jVolksbote der Gustav- AdolfStiftung in Thüringen", 1849, Nr. 1. Der Reisc-
'^ncht erzählt von den Verhältnissen der evangelischen Gemeinden Gablonz, Krschi-
^ :u ond Hermannseifen.
'•wi VI- i-ir »r !, "ii i xh :^v: /--s^ lä Jtb 'zjh^ znc. ci^s ich ihm
fi'Tf-^ a .» a ^r. Kfi-'r-n •i:-^-'; la-i *cir-=i Rdcb; ct^ch sein rr.ocbte.
U.h }/■''■•'-'/.'! '.f.r;i*:S; »i^a G^kreszirtea izcr tetm irgendwo, so
WJ/'l iri*r ';.-; iVi-::^ v'-n i=i i-zTh--rae^ i-i'zalztJi. Weiche Wurzeln
(W l'n;'*-*.''j^. 'lit Fr^-rj-Ti^Eerei -cd ^r^silicfce Ur.^ebcndenheit hier
^f/-"' u.-^/'^ii ha' '.rd »i-i .•i:e*r drei ci^s kir.geaMschcn Ice«Q pflegten
iin'l f'mitf\ittt/.t':n. m'-ihre man nicht 50 leicht glai:hen: O möchten
iifp* lUf. li':trt«i (Je'it'rf.h^n Brti^er nicht niu" ieibliche Mittel reichen
«'fft'I'-rn >i >'.h 'iin »-rüiijen Gia üben ihrer tre-Jcn Vorsteher darreichen
^irfiii'^nl' I-;* tvllte lln^ liair.als so vorkommen, ajs ob »*tr diese
Kl.i(;'n rti':lir nh den Aii^druck einer verzagten und niedergebeugten
fir-mitlli"<limti)'<n[{ aufzunehmen hatten. Allein in einem von dem
fiaM'fn/'Ti'(cnidn'!cvf)r«Iande nnd dem wackeren Tuchmachermeister
.'■ilimidl fiiitiinlf:r/ctrlincten Schreiben Molnar's vom 30. August des
I.ilii'-* «n rli-n (,'cniral vorstand in Leipzig, welches ich in diesen
Tii!:!-!! ■'■Ilmt (»cictt'rn habe, fgrdcrte er uns doch auf, diese Klagen
Hill ijuKirr Iteifiritnif*!! anzuhören,*
riiiKir M'tlriiir inusstc wahrend des Weihnachtsfestes und Neu-
|nhi«lf«lrii lHl-l,'4ri eine scchswiichentliche Gefängnissstrafe zu Jung-
liiiii/lMit riliiil/i'ii, iln er Schriften devitsclikatholischen Inhaltes, von
Kmiir.- liriiiiliK'Mil, um FreiiHMisch-Schlesien mit hereingebracht und an
i'li!li;r n''I(tuinlr, nftli-l atirh evani;elische Glaubensgenossen, vertheilt
linllc I'Im lMlli''ll«rhpr(;cintlichcr hatte die Anzeige gegen ihn erstattet.
Hoiihii ili.' llrstLifiint; frriiit;te, Molnar verliess seine Stelle in Gablonz,
lU -Hi-i lii'ii Ihin, iliT In den letzten Jahren alle Geldangelegenheiten
d>'i liriiii'lii.li- i-t'lli'.t l>fion;t hatte, und dem ncugewählten Gemeindt*-
viiiolnnili- Mrfilij;lM-itfn .uiSi;cliroclien wnren. Das Oberamt Kleinskal
(■■«•tlint In i-iiirm ^ihioibcn vom 27. Februar 1848, dass Pastor
Mdliiiu ili-m Mitikti'.i'ii'htf in (iahlonr iwci Siegel bei seiner Abreise
iilii'ii;i-l'i-M h,ilii« hic Icl.-le M^trikcncintragung von ihm betrifft ein
Hr.:uil»iK, v»m i;l. |->bnmr lS4tt. Am 29. Mai desselben Jahres
«■•liliilil Mkiln>ii nl< mij;flwi>htler l'a»iti>r der evangelischen Ge-
iiii'indi' •» tlvim<tni)*t'iU<n »U-m cvanL;clischen Gemeindevorstande
\n \iK^<\"\- tiiiil «i-i)i1>>l cin^ AbxN'hnui^i: über die eingenommenen
ti >ii >iiili');f!,K-i \in IS l.iniifi 1^4^ vermeidet der Superintendent
\ 1 Kii4it>l'ik tu i')Mti««'l-. tU« dv-m Tjstor Molnar unter Einem
i't« \m»>i 'li"i .^lUstvl f'x ['»«vic di.T l»eme:nde Hermannseifen zu-
..-%>. It und
IT
99
Nach einer kurzen Pfarradministration durch den Pfarrer Paul
Straka in Kowanetz wurde der in Wien weilende Candidat der
Theologie, Georg Hölzel, zum Pfarrer der Gemeinde Gablonz vor-
^eschlaoren und mit Erlass des h. k. k. Consistoriums vom 25. 30. Mai
1849, Z. 285, genehmigt. Unter ihm sammelten sich die Glaubens-
cnossen in Reichenberg und bildeten eine eigene Tochtergemeinde
von Gablonz. Hölzel richtete regelmässige Gottesdienste in Reichen-
bcrj ein. Zu seiner Zeit erfolgten in Reichenberg und Gablonz
70 Uebertritte von der katholischen zur evangelischen Kirche. Pfarrer
[i-izel wirkte vom 1. September 1849 bis 15. Jänner 1854 in
Gablonz. Er verwaltete das geistliche Amt leider in durchaus un-
uürdiger Weise und entging nur durch freiwillige Amtsniederlegung
einer Disciplinaruntersuchung. Als letzte von ihm vollzogene und
eingetragene Amtshandlung erscheint eine Beerdigung am 11. Jänner
1S54. Nach dem Taufbuch vom Jahre 1853, Nr. 12, S. 41, ist er
der Sohn des Webers Michael Hölzel in Neuberg bei Asch. Hölzel
wanderte nach Brasilien aus und pastorirte dort mehrere deutsche
Niederlassungen. Er wirkte zuerst als erster Geistlicher an der
deutschen evangelischen Gemeinde zujoinville, wo die Staatsregierung
eine evangelische Kirche und ein Pfarrhaus gebaut hatte. Die Nieder-
lassung war erst kurz vorher in sumpfigem, mit Urwald bedecktem
I-ande angelegt worden. Von dort ging er nach St. Paolo, kehrte
aber im Jahre 1866 nach Joinville zurück und versah daselbst das
jyeistliche Amt bis zu seinem 73. Lebensjahre *).
Ein Jahr hindurch besorgte die Pfarrverwesung der Senior von
Krschischlitz, Johann Molnar, der für sechs Monate seinen Vicar
iriedrich Johann Molnar nach Gablonz sandte. Am 22. October 1854
A irde in der W^ohnung des Rechnungsführers Friedrich Rohne in
Gablonz Gottlob Stolze einstimmig zum Pfarrer gewählt und vom
Consistoriura mit Vorbehalt der landesfürstlichen Bestätigung in Folge
Erlasses vom 23. November, Z. 765, angestellt. Die h. k. k. böhmische
Statthalterei bestätigte Gottlob Stolze als Pfarrer der evangelischen
Gemeinde Gablonz mit Erlass vom 22. December 1854, Z. 14.133,
*o dass er am 6. Mai 1855 vom Senior Benesch installirt werden
Konnte. Seit Molnar's Abgang hatte die Gemeinde jegliche Fühlung
niit dem Gustav-Adolf-Vereine verloren. Unter Stolze's Amtswirk-
*) ,Die deutsche evangelische Diaspora'', heraosgegeben von Dr. Borchard. Gotha,
1890. 1. Heft.
• >
1514U
ino
samkeit blieben die Verhältnisse recht traurig. Da.*! Bethaus stand i
nocli immer tinvollendet da. ein Pfarrhaus fehlte ganz. Die Kinder j
besuchten die katholische Schule und viele wurden ganz katholiscUl
erzogen. Die Zahl der Gemeindemitglieder schmolz in Folge von
Auswanderungen sehr zusammen. Das Concordat von 18ö5 lastete
schwer auf den evangelischen Bewohnern von Gablonz. Seit 1851'
verlangte die katholische Geistlichkeit bei Eingehung einer Mischehe
den sogenannten Revers, ein von zwei Zeugen unterfertigtes schrift-
liches Versprechen, dass alle aus der Ehe hervorgehenden Kindtr
katholisch erzogen werden sollten. Die Angelegenheiten nicht nur
der rein katholischen, sondern auch der gemischten Ehen kamen
vor das katholische Ehegericht. Glocken und Gemeindefriedhofe
wurden alleiniges Eigenthum der katholischen Kirche. Die Glocken
katholischer Kirchen , die früher bei evangelischen Begräbnissen
geläutet hatten, mussten verstummen. Evangelischen Chri.sten wurde
nach dem Tode in der geweihten Erde katholischer Friedhöfe kein
Ruheplatz gegönnt. Erst das Frotestantenpatent vom Jahre \^(<\
brachte wieder ein frisches, freudiges Leben in den Kreis der evan^re-
lischen Gemeinde zu Gablonz,
Durch den Bau des Thurmcs war das Toleranzbethaus ir.
jähre ISdl ?.ur Kirche umgestalte; und damit auch äusserlich die
Gleichberechtigung mit den Katholiken bekundet worden. Die inneren
Verhältnisse der Gemeinde gaben jedoch zu grosser Besorgnis
Anlass. In jener Zeit erfolgte die Loslösung der Tochtergemeinde
Reichenberg von Gablonz. die beinahe den Untergang der Mutter-
gemeinde herbeigeführt hätte, sah sich doch die Gemeinde Gabloni
von dner Seeien^ahl von 1300 auf 300 herabgedrückt. Diese m*
Evangelischen waren nicht im Stande, einen eigenen Pfarrer zu e^
halten. In Gablonz waltete Stolze seines Amtes wdter. obwohl er
mit dem Presbjtcrium gänzlich zerfallen war und wiederholt seine
Absetzung verlangt wurde. Der gegen ihn bereits eingeleiteten
Disciplinaruntcrsuchung entging er nur durch frci^villige NiederlegansT
seines Amtes. Der k. k. Oberkirchen rath in Wien enthob ihn
anf sein Gesuch vom 5. Deccmber lSl52 seines Amtes, worauf er
am 14. Decembcr das Pfarrarchiv an das Presbj-terium übergab
Von Senior Kowarz war bereits am 30. October 1862 Johann
Kopka. Pfarrer in Hermann seifen, zum Pfarrverweser bestellt worden,
der dieses Amt ein Jahr hindurch versah. Die kirchlichen Amts-
101
handlungen besorgte inzwischen der neugewählte erste Pfarrer der
Gemeinde Reichenberg, Gustav Walter.
Die Gemeinde stand trostlos in höchster Noth da. Die lang-
ahrigen traurigen Verhältnisse hatten einen grossen Theil der Ge-
.Teindemitglieder der Kirche gänzlich entfremdet. Alles Gemeinde-
rewusstsein war geschwunden, die Gemeindemitglieder untereinander
LTcspalten und uneins, dazu von Reichenberg verlassen und nun gar
ohne Hirten und Führer. Es bot sich fast kein anderer Ausweg,
ais zur Tochtergemeinde von Reichenberg herabzusinken, eine Möglich-
f:e;t. die bei der ohnedies zu grossen Ausdehnung des Reichenberger
I'farrsprengels besser unerfüllt blieb. Mitten in dieser Wüste gab
c> eine Oase, die das Herz der Gemeindemitglieder noch erfreute,
nämlich die neugegründete evangelische Schule, die unter der Leitung
" res tüchtigen Lehrers sichtlich gedieh. Aber auch ihr Bestand war
n Folge der misslichen Lage der Gemeinde in Frage gestellt. Es
ar ein trauriger Winter von 1862 auf 1863. Aber mit dem be-
... jmcnden Frühjahre kam unerwartete Hilfe von zwei Seiten ; die
-:ne aus der Gemeinde selbst, die andere vom Gustav-Adolf- Verein,
jf den die Gemeinde in ihrer Bedrängniss ihre hilfesuchenden Blicke
:*;worfen hatte. In Böhmisch- Aicha, einer etwa fünf Wegstunden
•on Gablonz entfernten kleinen Stadt, hatten sich 50 Evangelische
/c>ammelt, meist Glaubensgenossen aus Deutschland und aus
•rr Schweiz. Sie erklärten sich bereit, 350 fl. zum Pfarrgehalte bei-
-5teuem, wenn jährlich 12 Gottesdienste vom evangelischen Pfarrer
Ti Gablonz abgehalten würden. 250 fl. brachten die Gemeinde-
'Kt^^^ieder auf und als sich auch der Centralvorstand zu Leipzig zu
::ner dauernden Beihilfe zum Unterhalte des Pfarrers bereit erklärte,
'•nnte man wieder zur Wahl eines eigenen Pfarrers schreiten. Am
-^ März 1863 wurde der Pfarramtscandidat Moriz Leopold Petri,
tborcn im Jahre 1838 zu Lemgo im Fürstenthume Lippe, gewählt.
Er hatte die Hochschulen zu Erlangen und Berlin besucht, wurde in
seiner Heimat ordinirt und hielt am 17. Mai 1863 seine Antrittspredigt.
^elne Installation wurde am 11. October von Senior Benesch voll-
v^en. Ihm fiel die Aufgabe zu, die Gemeinde nach so langer Zeit
'sicheren Schwankens endlich festen Verhältnissen entgegenzuführen.
'^'farrer Petri mit seinem unerschütterlichen Gottvertrauen, seiner
.^ermüdlichen Schaffensfreudigkeit und jugendfrischen Arbeitskraft,
*'ar so recht der Mann, um einerseits die traurige Lage der Gemeinde
»hrfaach de» Pro(e»UncximQa 1B96. H. II. k
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KH vcrlicuBcrn, anticrerseits wieder evangelisches Leben, das aus den
Keilieii der Gerne indemit^lieder fast gewichen war, zu erwecken.
/.imiicIiHt i^alt es, den Bestand der Gemeinde für die Zukunft zu
■irhern. L>ie Zahl der GcmeindemitgÜeder war klein, die ausgiebige
UntersllltKung durch die Glaubens^'enossen in Böhmisch-Aicha auch
xwelfelhaft, weil die bei der Firma Schmitt bediensteten Famüien-
httu]>ter |r;icht wieder wegziehen konnten. Die Kirche befand sich
In oehr Thlcchtcm Zustande, Die Pfarrerwohnung kostete jährlich
|H0 fl. Mictiic und die Schale war in einem kleinen und feuchten
Kiiiiine uiiteißcbracht. Es gelang lviat, einen geeigneten Raum für |
die Scliulc ju beschaffen, aber nur gegen eine Jahresmiethe von 1
IIMI H, l'iir den Lehrer blieb nur eine kleine Stube als Wohnung, |
H Kux« \n\\^ und ebenso breit. Die Erbauung eines Pfarr- und 1
Schullinunes war darum dringend ^'eboten. Sogleich wurde mit der i
Sftmniluiiff fiir den geplanten Hau begonnen, im Jahre 1S65 das <
Grliamlc (»ercit* im Olierbau vollendet und 1866 gänzlich fertig-
Ki'ilellt. Hie Krnchtunp; des Tfarr- und Schulhauses hat sehr viel]
dnüU b^■i^;^t ragten, die Zukunft der Gemeinde sicherzustellen. Der
Kiii:lt*hiirm stand bis 18'">4 stumm da. Die Benützung des katholi-
«.thi«n l»lockengeli>utei bei cv.ingelischen Begräbnissen wurde ver-
wciyrft. Alu eini-n ilcr an j; eschensten Gemeindemitglicder, der
MmklriilHcr l'i'ter Sardcr. starb nnd die katholische Geistlichkeit
dA>i GflAutf vcr*.»>;lc. schritt l'larrcr Petri sofort zur Anschaffung
i-wi«!« tiWken.
Wf i.-v.\\\^<\\y<\\t Gemeinde Gabloni zählte 1867 etwa 30<)
Sifltn, wi>viin l[«l am iVl« seihet wohnten. Die Stadt Gabloni
h.iH* lUmaU "th>tV «Ite rwx Gemeinde gehörigen Bezirke oündestens
irMVrtH) t* inwiMim'i . We ^^<^1rt<^i'^dcmit^'iedc^ trieboi Tuchmachcrei,
i ilA")*mnen'i \wA (t'-t^haniid. Rs aiit :?ö reformirtc Schweizer ge-
hoH«- Jw v,\n f tiiincin.V «lern a;-!r>Suri:i*cbeii Bekenntnisse an
\\y\ tiom^>i>*-iM<' « nl^lf .i»< S»u-ri'=ohc Kirchenbach und das baierische
»t."'«n,;l*>nh p^"^ra^^■I^^ V^cr V\-is:T^e.'i^',l betrug $00 fl. und etwa
1>»1* rt S«.i;s.-',*«hi\-i nK»*! IPON'! W.ihn.rnc- A^ii^f^nntaglich wurde
I .ou.-«»!!«^»! o-'tVi'-n. <n> S'^ft'tier 'aioen auch Nachmittaigsgottes-
,l..-tiMr ttan, Afi «t^t S^T>t»c^r. h;e': F'iaiTCT Petri in Böhmisch-
Vt."»» \v*itip«Ji«-nM, iV -"^^. ikr Kirche nbetacher belief sich an |
.;iwl>n-i.-l<cn ^•"•n!-»\.'''n ••" »>*'''^- s,:; 3*^ — f. an Festtagen auf
tii* n\^ i..-t^.-'( «iti-Vn 1"'T 1 S\-'.V i:''.i .^ Majchen, znsammen
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6 Kinder. Getraut wurden 5 Brautpaare, darunter nur ein rein evange-
iisches. Beerdigt wurden 3 männliche und 2 weibliche, zusammen
5 Personen. An der Feier des heil. Abendmahles betheiligten sich
67, und zwar 36 Männer und 31 Frauen.
Am 1. Jänner 1868 ging Pfarrer Petri nach Mansfelde bei
Friedeberg in der Neumark, später wurde er Superintendent in
Küstrin und wirkt gegenwärtig in gleicher Eigenschaft zu Sorau in
Brandenburg. Mit Pfarrer Petri war die Sturm- und Drang-
zeit, die den Bestand der Gemeinde oft bedroht hatte, glücklich
beendet und viele Jahre friedlicher Entwicklung und fortschreitenden
Wachsthums folgten ihr. Am 22. December 1867 wählte die Gemeinde
den Predigtamtscandidaten Otto Bernhard Grieshammer, der am
2. Februar 1868 seine Stelle antrat. Grieshammer ist geboren am
10. December 1840 zu Rödern bei Radeberg in Sachsen als Sohn
des damaligen v. Klitzing 'sehen Hüttenmeisters G. Grieshammer. Er
?tudirte in Leipzig und war daselbst zeitweiliger Vorsitzender des
studentischen Gustav-Adolf- V^ereines.
Am 5. Juli 1868 wurde er, nachdem er die behördliche Be-
stätigung erlangt hatte, vom Superintendenten Benesch ordinirt und
am 19. Juli vom Pfarrer Dr. M. Geissler in Reichenberg, der inzwischen
die Pfarrv'crwesung besorgt hatte, in Vertretung des erkrankten
Superintendenten in sein Amt eingeführt. Die Gemeinde erstarkte
:nter seiner umsichtigen Leitung immer mehr, das Verhältniss zu
cen katholischen Mitbürgern gestaltete sich freundschaftlicher, fo
iass die Kirchhofsmauer, die bis dahin die evangelischen von den
riatholischen Gräbern geschieden hatte, niedergerissen wurde. Damals
•vurde auch der Verputz der Kirchenmauern durchgeführt, wozu
Jberpfarrer Zürn zu Lübben, Provinz Schlesien, der Gemeinde von
niehreren Gustav-Adolf- Vereinen den Betrag von 100 fl. ausgewirkt
■latte. Grieshammer richtete während der Fastenzeit regelmässige
Abendgottesdienste ein und schuf auch die Predigtstation Tannwald,
vo viermal des Jahres gepredigt wurde. In Böhmisch-Aicha gab es
^iamals 20. in Tannwald 15 erwachsene männliche Gemeindemitgliedcr.
Bernhard Grieshammer verliess die Gemeinde Gablonz im Februar
l'^TS und übernahm die Pfarrstelle in Neukirchen bei Freiberg in
Sachsen- Seit 1880 wirkt er als Oberpfarrer in Schandau a. E.
Die erledigte Pfarrstelle verwaltete nun vertretungsweise Pfarrer
Klemm aus Reichenberg, bis am 19. Juni 1873 der Predigtamts-
8*
KM
.Mii,fi.!,.t M..X l.it.lwiL,' Hriino Lampadius gewählt wurde. Er ist gf-
Iliuii >im M. Juni 1^46 ku Leipzig als Sohn des Diacoaus zu
M Nil-..lul, \I Williflm l..»n>padius. In seiner Vaterstadt und in
liUiiiu'iii l<t;tr ri irinc thcoln^ischen Studien zurück. Senior Kovvarz
rnliiU' ilii) .im UH, Sr-pii-iiiher X^^TA in sein Amt ein. Für die evange-
li>. hc iiciui'iiiiU- (i.ihliin;. wjr d.imals eine traurige Zeit angebrochen,
tili t;.iii,.n ri.iti1.iiiJ' Ijnnnaldcr Bezirke herrschte in Folge der an-
li.iii.:ii.l. n AiIirirsI.iML^krit rin i;rosser Nothstand, von dem auch die
i.. iii.i».l.iliilt;li>-.lrr aif; ItPtr.itlcn wurden. Ferner riss der Tod in
.liv- K.ilu- lii-i lifin-H l-vciiVLirliM-hen manch" schmerzliche Lücke. Mit
i,.o>?.i lliil.-nni-iii- llilino I Am]i.»di\is; die ihm anvertraute Gemeinde
.l-.uh ,!u-c )MiH.i»_L;'.ic-!.hi-n T.ii;r, 11.» die alle Orgel sehr schadhaft
(,.«.M,l..i \i.ii n.i,l nur AwO'.-v-i^iis:!^ nicht mehr lohnte, sammelte
lis.ivi \ .iiijv*.t,n» hHV* rt j.-,! Avi>,>.A:':i;r;i: einer neuen Orgel, die
»..- ti .-;,v..-\ -. .*.-!!> \i. 'u.>'i;i-i :., Tr-i^er 1>7S eingeweiht wurde
V, '.:»,,.> .,;, ^ >■,».■ k.ii ,- vi,--.->-->.rr Jc ir\-ani:c'ii=chen Gemeinde
i i; .V w: l>".\i , ■,■ _• ii,--- i> ^ ir(^~.~.vhre cer Stadt Gabion;'
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hcit unter den Glaubensgenossen um sich, dass die Gottesdienste für
einige Zeit eingestellt werden mussten. Um die evangelische Schule
hat sieb Rolle als Schulleiter ausserordentliche Verdienste erworben.
Ausser dem Religionsunterrichte ertheilte er, wie seine Vorgänjs^er,
m 12 Stunden wöchentlich Unterricht in weltlichen Gegenständen.
Anerkennend muss femer hervorgehoben werden, dass er die grosse
Muhe nicht scheute, das gänzlich ungeordnete Pfarrarchiv in muster-
hafte Ordnung zu bringen. Seine eingehenden Studien über die
Geschichte der evangelischen Gemeinde Gablonz veröffentlichte er
in den gedruckten Jahresberichten der Gemeinde. Pfarrer Rolle legte
-ein Amt am 7. März 1881 nieder und ging nach dem einsamen
Hoheneiche oberhalb von Saalfeld in Sachsen-Meiningen. Gegen-
wärtig bekleidet er die Oberpfarrstelle in Stift Graba bei Saalfeld.
Während der Pfarradministration durch Pfarrer Julius Ergenzinger
aus Reichenberg feierte die Gemeinde am 13. October 1881 das
lOujährige Gedächtnissfest des Toleranzpatentes Josef II. Am Tage
vorher fand eine entsprechende Schulfeier statt, Abends wurden
Kirche und Schule wirkungsvoll beleuchtet. Den Festgottesdienst
?im 13. October hielt Superintendent Leopold Petri. Am Abend
vurde eine zahlreich besuchte Festversammlung auf dem Schiess-
hause abgehalten. Am 9. October 1881 wählte die Gemeinde den
r i'arrer Kowala aus Dalkau in Preussisch-Schlesien, der jedoch die
ijf ihn gefallene Wahl nicht annahm. Am 18. Mai 1882 berief die
Gtmtinde den Reiseprediger für das westliche Seniorat in Böhmen,
Karl Schimek, geboren zu Freistadt in Schlesien, zum Pfarrer. Er
h.'itte zuletzt die erledigte Pfarrstelle in Rumburg verwaltet und war
>chon am 1. Februar zur aushilfsweisen Versorgung der Gemeinde
'.ach Gablonz gekommen. Am 10. December 1882 wurde er von
.Senior Koch aus Eger in sein Amt eingeführt, legte jedoch dasselbe
^-reits am 9. Juli 1883 nieder. Er wirkt gegenwärtig als Pfarrer
ii der evangelischen Gemeinde zu Vöcklabruck in Oberösterreich.
In demselben Jahre (am 10. November) feierte die Gemeinde
-en 400jährigen Geburtstag Dr. Martin Luther's mit einer Schulfeier
T.d einem Festgottesdienste, der von dem Candidaten Härtig aus
I-t:pzig abgehalten wurde. Beleuchtung der Kirche und Schule am
Vorabende, Choralblasen vom Kirchthurme am Morgen des Festes
anzeichneten auch vor der katholischen Gemeinde die Feier. Das
imalige Presbyterium im Vereine mit Pfarrer Ergenzinger gab sich
» A'
Ute
alle ertlcnkliclic Mühe, um einen tüchtigen Seelsorger für dieGcmcinci;
'II gcivinncn. liei dem herrschenden Mangel an Pfarrern meldete
fllcli jcdndi lange kein geeigneter Bewerber. Drei Gemeirdeversamm-
Umuoii mitl IH IVcsbyterialsitzungen wurden im Jahre 1884 ab-
gchallcii. ein Zeichen, wie sich die damaligen Vertreter der Gemeinde
dftR Wtilil derselben angeie^jen sein liessen. Am 8. Juni 1884 wurde
iler ChiuIiiIhI der Theologie. Erich Johanny, geboren 1861 als Sohn
den Apothekers Gustav Johanny zu Bielilz in Oesterreichisch-Schlcsien,
Kcwitlill und trat sein Amt am 20. August an. Er hatte die Hoch-
<icluilen zu Wien, Zürich und Leipzig besucht und auch kurze Zeit
AHsihiirsweisc als I'reiligcr und Rcligionslehrer in Wien gewirkt.
Na»:hdeni er am 12. Juli 18S5 von Senior Koch in sein Amt ein-
j;erillirl Wvirdcn v^r. arbeitete er im Vereine mit einem tüchtigen
i'tcshyie>iinii. amlesscii Spit.-e der umsichtige und schaffensfreudige
V\iialiir J.ikob Mahla slitnii. ^lnau^^;esctn an der Hebung der Ge-
mrinde. V.r Vfrmehne itic Zalil der Gintesdienste in Gablonz dadurch.
n.iw( er die in ^>n leisten J.»hien abgestellten Fastenaiidachtc:i
w leiVr .^«fnahni. I^urf h lahlretclic Geschcnte von Gcmeindemitgliedeni
wiiHe das tnni-re der Kirihe wiirJig auügestattcL Im Jahre 1S85
Iv>;i"iidfte IV. lAhannx in W-ewnthal eine Re.igionssiation, wo die
evanjtyli'iihen Kinvlct Vi"«!! Wiesenthal und Morcbenstem in einer
Stnmle ft-»'*v-henl!ioh untorrichtet «ur-^en. Auch mehrere Predigl^orte
in» Ivtnrehii fft. wie Iwrlha:, licbenaii MaxdoTf und Morchcnstern.
rirt rt in\ l.rtxMi. IW vrotJc^Hiienüie ertreaien sich eines gutei
Heiwht'v. vieVKathoiikon «art-n üiandij::? Gaste in der evangcÜscheti
Kiivlir, i« Ir.it^'n 7<im Pri^lcsJantTsm.is über. Die ci-aageüschen
ti!aiiIvnM.-<niov<HH in Tmutenftu. «-e'cbc h:F öahin nach Hennanr.-
vcifen cin^tnifnrrt »nron, Mrrbten <*te Aitsptamin^ an unci wünschten,
li.'h ili'i rvBn»;<*liv.h^n li^rTTin.le GaSirtiu attruschiiesscn. Am 1. juii
|SS^ y,^.h i\n\ Pr*xl'\rri-iiim ,1cm Tiarr« dw Friaubniss jährlich
W'hv VM-tttrodf -?«■<(•- in Tini»t«*i'Hi; aMia-tcn n: dunen. Von da an
prtvh.K-rf Pliiiffi l"»!. lolvinr.\ fej.vlmRs<:f: in Trautenau. verrichtete
.(.ixcIt'M niii'h .\miNhar.!'i<ri^<>» hK Tratirenau im Jahre 1SS9 a>
|'.>.-ht''ri'"ni<'ii>.V ^^'n itiU'.w; Kr«Mt:j: wiirtie
Omvti •■mm \ithn'. "n.i h".!*» H,-»*tf':iini:sarheitco wurde
ISJ-r. .i.., 1*1 .n.i Nl-"Iv."^ ir S:.n.: c*^:-: i-in die Emw-ji-ite
dfi iIi-tD'-itv'r s'-'iiili.' "■ i-h ^Vn. n ti.V ir d,*: Liemeindei-errreiun;;.—
.■1-...1,- V.M1, 4 'i>l iwv K-.. >■-»•.>..■■. 1-' .1."' ir die Ge^ll-j:s,<iCTa^=e
L
107
grenzenden Kirchengrund sechs Verkaufsläden zu erbauen, deren
Erträgniss der Gemeindecasse zufliessen sollte. Zur Deckung der
Baukosten und der schwebenden Gemeindeschuld wurden 16.000 fl.
aufgenommen, die in 35 Jahren bei ö';« Zinsen und l'/p Abzahlung
zurückerstattet werden sollen. Der Bau wurde dem Architekten und
Baumeister Arwed Thamerus übertragen, der ihn bis zum 1. Juli
1>89 fertigstellte. Der Bau kostete mit den nothwendig gewordenen
Nachtragsarbeiten 14.000 fl. Die Geschäftsläden sind gut vermiethet
und werfen jetzt schon ein Reinerträgniss von 200 fl. jährlich ab.
Zu Anfang der Achtziger-Jahre gewann der Altkatholicismus im Iser-
^ebirge eine immer grössere Verbreitung und auch in Gablonz ent-
stand eine kleine altkatholische Gemeinde Das Verhältniss der Evange-
lischen zu den Altkatholiken gestaltete sich freundschaftlich, so
dass den Altkatholiken die evangelische Kirche für die Gottesdienste
und Amtshandlungen, eine Ciasse der evangelischen Schule zur Er-
theilung des Religionsunterrichtes eingeräumt wurde. Während der
Wirksamkeit Dr. Johanny's wurden auch mehrere Feste in Gablonz
gefeiert.
Am 11. April 1886 beging die evangelische Gemeinde den
25jähngen Gedächtnisstag der Erlassung des Protestantenpatentes
iarch einen Festgottesdienst. Am 24. und 25. J;ini desselben Jahres
feierte der böhmische Hilfsverein der Gustav-Adolf-Stiftung sein
hhresfest in Gablonz unter dem Vorsitze des Barons Riese-Stallburg.
Die Festpredigt hielt der erste Pfarrer von Prag, Lic. theol. Färber.
Am 21. Octobcr 1888 wurde das 50jährige Gedächtnissfest der
Kirchweihe feierlich begangen. Den Oberkirchenraths- Präsidenten
I>r. Franz aus Wien, Hofprediger Dr. Rogge aus Potsdam, viele
Vertreter der benachbarten Gustav-Adolf-Vereine und Gemeinden
konnte Gablonz damals begrüssen. Die Festpredigt hielt der Orts-
pfarrer Dr. Johanny. Am 28. April 1889 wurde Dr. Johanny zum
Püarrer der evangelischen Gemeinde Wien gewählt, hielt am 28. Juli
iiber IV. Mose 6, 22 — 27, seine Abschiedspredigt und verliess bald
darauf Gablonz, um in dem Vororte Wiens, Währing, sein neues Amt
anzutreten, wo er noch gegenwärtig wirkt.
Nur kurze Zeit hindurch wurde die Gemeinde vertretungsweise
von Pfarrer Ergenzinger aus Reichenberg versorgt. Am 8. September
18S9 wurde der Verfasser, damals Pfarrvicar von Troppau, geboren
am 30. März 1866 als Sohn des Goldarbeiters Heinrich Schmidt zu
108
Tesclien in Üesttrr- Schlesien, zum Pfarrer gewählt. Er hatte iii
Wien, Jena, Heidelberg und Krakau Theologie und Philosophie
studirt und über ein Jahr als selbstständiger Vicar das Pfarramt in
Troppau verwaltet. Am I. November 1889 trat er sein Amt an
wurde am 30. März 1890 vom h. k. k. Oberkirchen rathe bestätigt
und am 29, Juni von Senior Rodewald au.s Karlsbad feierlich in'<
Amt eingeführt. In seine Wirksamkeit fällt der Umbau der evange-
lischen Kirche in Gablonz, Nachdem der äussere Aufbau der
Gemeinde vollendet war, mus.ste an dem inneren Ausbau derselben
um so eifri;;er gearbeitet werden. Zur Hebung des evangelischen Ge-
mcinschaftsbcwusstscins veranstaltete der Verfasser alljährlich mehrere
Familienabende mit Vorträgen, meist dem Gebiete der KirchcTi-
geschichte entnommen ; eine Gemeindebiicherei wurde gegründet,
aus der jedes Gemeindemitgiied sich unentgeltlich Bücher entleihen
konnte. Der Verbreitung evangelischer Zeitschriften und Sonntag--
blätter, Gustav- Adolf- Kalender und Kirchen Zeitungen wurde besondere
Aufmerksamkeit geschenkt. Im Jahre 1893 wurden auch Kinder
gottesdienste mit Unt'envelsung der Kinder in Gruppen, durch fre-
willige Helfer und Helferinnen, sowie Unterredungen mit der coti-
firmirten Jugend eingerichtet. Die Zahl der Abend gottesdienste in
der Woche wurde vermehrt. Auch die Tochtergemeinde Trautenau
entwickelte sich in vielversprechender Weise. Ein Männer- und Frauen-
ortsverein der Gustav- Adolf- Stiftung wurde gegründet. Der Ankauf
eines H.iuplatzes fiir ein evangelisches Kirchlein am Fusse d«
Gablenzberges und die Sammlung einer bedeutenden Bausumme
wurde durchgeführt.
Um uns das Wachsthum der evangelischen Gemeinde Gabion;*
innerhalb 25 Jahren zu veranschaulichen, wollen wir die Ge
meindcverhältnisse von 18(57 ') mit denen des Jahres 1893 verg^leichen
Die Seelenzahl ist von 300 auf 1100 gestiegen, davon etwa 600 in
Gablonz selbst. Die Stadt Gablonz zählt über 17,000. die nach
Gablonz eingepfarrten Bezirke mindestens 200.000 Einwohnet. Die
Gemeindcmitghedcr sind Handwerker, Gürtler. Glasarbeiter. Geschäfts
bedienstcle und Kaufleutc. Im Gottesdienste wird noch immer dos
baicri 5 che Gesangbuch, dagegen da.-^ sächsische Kirchenbuch gebraucht
Der vocati lins massige Pfarrgehalt beträgt 1200 fi. und freie Wohnung
Im Jahre l!?93 wurden TS Gottesdienste gehalten, imd zwar
I Zeil d« ViKTittf P«ri,
109
Gablonz 56, Trautenan 7, Böhmisch- Aicha 4, Dessendorf (früher
Tannwald) 4, Morchenstem 2, Maxdorf 2, Iserthal 2, Liebenau 1.
Die Gottesdienste in Gablonz werden durchschnittlich an gewöhnlichen
Sonntagen von 100, an Festtagen von 200 und mehr Andächtigen
besucht. Getauft wurden 26 Knaben und 21 Mädchen, zusammen
47 Kinder, um 41 mehr als 1867. Getraut wurden 3 Brautpaare
^eichen und 15 gemischten Bekenntnisses, zusammen 18, um 13
mehr als 1867. Beerdigt wurden 12 männliche und 12 weibliche,
u^ammen 24 Personen, um 19 mehr als 1867. An der Feier des
heiligen Abendmahles betheiligten sich 260, und zwar 91 Männer
nd 169 Frauen, um 193 mehr als 1867. Von 1883 bis 1893 sind
z' Gablonz und Umgebung 135 Personen von der katholischen zur
::vangelischen Kirche übergetreten, dagegen nur 24 aus der evange-
ichen ausgetreten.
Für den Gustav- Adolf- Verein wird in der evangelischen Ge-
:i einde Gablonz seit Anfang der Sechziger-Jahre gesammelt. Die
Onindung des nordböhmischen Zweigvereines der Gustav-Adolf-
^tiftung, welche am 6. Juli 1890 in Reichenberg stattfand, trug viel
^r Hebung der Gustav-Adolf-Sache bei. Diesem Zweigvereine
s'chören an: Reichenberg mit den Tochtergemeinden Friedland und
Grottau. Gablonz mit Trautenau, Rumburg mit Wamsdorf, Hermann-
-ifen, Aussig, Heida und Böhmisch-Leipa. Am 5. Juli 1892 feierte
ier nordböhmische Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung in Gablonz
cia Jahresfest, bei dem Pfarrer Kurt Grethen aus Prag die Fest-
'jTzdv^t hielt. Während beispielsweise die Gemeinde im Jahre 1865
"i 5 2 für den Gustav- Adolf- Verein steuerte, wurden 1890 120 fl.
?" diesem Zwecke aufgebracht. Sammlungen für arme evangelische
jtmeinden werden in Gablonz seit Anfang des Bestehens der Ge-
- tinde vorgenommen. Auch für die Heidenmission wird seit der
^n Pfarrer Petri gegebenen Anregung im Jahre 1863 nahezu all-
^lich eine Kirchencollecte eingesammelt und der Betrag an die
-vangelisch-lutherische Missionsgesellschaft in Leipzig gesandt.
Nachdem schon seit mehreren Jahren eine Vereinigung evange-
-:her Frauen zu freier Liebesthätigkeit bestanden hatte, wurde
• 1 Pfarrer Johanny am 12. November 1884 ein evangelischer
•"rauenverein gegründet, dessen Satzungen mit Erlass der k. k.
" amlschen Statthalterei vom 10. Februar 1885, Z. 6695, genehmigt
• rden. Der Verein zählt über 70 Mitglieder und entfaltet durch
HO
Unterstützung Armer und Kranker, durch Ausstattung unbemittdtci
Schulkinder und Confirmanden, durch Veranstaltung einer alljährliche^
Christbescherung für die evangelische Jugend und Anschaffung ver^
schiedener für die Kirche nothwendiger Gegenstände eine segens-
reiche Thätigkeit.
Ein weiteres Zeichen des regen kirchlichen Lebens in dq
Gemeinde ist die Begründung des , Kirchlichen Anzeigers für diq
evangelischen Gemeinden Gablonz und Reichenberg*, der vom 15. Mara
1887 an von den Pfarrern Dr. Johanny und J. Ergenzinger, seit dera
15. Juli 1889 von Pfarrer J. Ergenzinger allein als , Kirchlicher An
zeiger für die evangelischen Gemeinden des westlichen Seniorat«
in Böhmen* herausgegeben wurde. Das Blatt verfolgte den Zwecki
das Reich Gottes in den nord böhmischen Gemeinden ^ bauen zj
helfen auf der Grundlage eines mehr und mehr erstarkenden evang
tischen Glaubens- und Gemeinschaftsbewusstseins*. Da das Bla
ausserhalb von Gablonz und Reichenberg nur ungenügende Unter
Stützung fand, musste sein Erscheinen mit dem Jahrgange 1893
eingestellt werden.
(Schluss folgt.)
VIII.
Bericht des Central -Vorstandes über das Vereins-
jahr 1894.
In der Sitzung des Central -Vorstandes am 13. Mai 1894 er-
stattete der Cassier der Gesellschaft, Herr Dr. Ritter von Sääf,
den Bericht über die Gebahrung des Vermögens für das vergangene
Vereinsjahr unter Vorlage der bezüglichen Belege.
I. Einnahmen.
A. Saldo vom Jahre 1893 1483 fl. 13 kr.
r Eingegangene Mitgliederbeiträge:
Rückstände bis einschliessl. 1893 = 218 fl. — kr.
pro 1894:
61 Beiträge ä 5 fl. — kr. . = 305 , — ,
78 , a 3 , — , . = 234 , — ,
2 , zusammen . . «= 6 , 16 ,
pro 1895, 1896 und 1897 :
6 Beiträge ä 5 fl. — kr. . =s 30 , — ,
0 , ao, — , .«^ 9, »
1 , ä 3 . 10 , . = _3^,_10^*_ 805 . 26 .
'- Für den Verkauf des , Jahrbuches* im Buchhandel 62, 04 ,
Für den Selbst verkauf des , Jahrbuches* ... 16 , 60 ,
- An Interessen von den Einlagen bei der All-
gemeinen Depositenbank, Buch Nr. 21.047 und
Nr. 26.696 53 , 03 ^
Gesammteinnahme . . 2420 fl. 06 kr.
IL AiMgsbea.
M Jjtiir |.t('/Mr|t 'Itr Vier Hefte des , Jahrbuches* ,
Jrtl)ii'..iiy IH'H, VeriicrKliin[;sKpesen sammt Mit-
jj|lu(nkarl<:ii 418 fl. 12 kr.
// |(..ii.iiiii'<:< .(li <!ir Mititrbeitcr am »Jahrbuch* . 200 , 05 ,
>l J Si lii'i-ilitirrjejMindAiillicwahrung desMobiliars,
,lri Ap.liivn 1.11(1 der Hibüothek pro 1894 . 80 , - ,
^ ' Niir|ilr»ti''h|ifi«f II fltr die Ausstellung des ,Jahr-
UwWh' In <liWj;(. 6 . — ,
. ' l'ur d.ia l''iinni>iien iler Mitgliederbeiträge 25 > 24 ,
</ l-iir (ii'liiiltiiMiaiiiilv.tlctit. Torti, Kanzleiaus-
Uy.w. .su-mpcl u. «, w 37 , 85 ,
i:cs;uHmt.»isj:aben . . 767 fi. 2C kr.
-Ivltl Hi-iii ,l.u 1 ii.iuhmru vo« , 24^1 fl. IW kr.
>»• V »i t'Siii't Hin t iu!p IVvVUiIht
|^'*.i tm K.-.1 v\»'t 10Ö2 S. >0 vr.
H'«-vv>tt w.tuii .»m 51 Ptvv.n'ivr l>i4 bei der
Ir. - .,>^..vS \r, -ri ■.■■*: ... 443 tl ilT kr
. :;•■•, :^:>i . . - Uli , 47 ,
IVii '-Uno v"\.vviti "■.(■.c ;,>Ä Xy^'Aic.-v^m ir'.'z- • -jr i fui
IX.
Statuten der Gesellschaft für die Geschichte des
Protestantismus in Oesterreich.
Titel.
§ 1. Die Gesellschaft führt den Titel , Gesellschaft für die Ge-
schichte des Protestantismus in Oesterreich* und hat ihren Sitz
in Wien.
Zweck.
§ 2. Zweck der Gesellschaft ist die Erforschung, Sammlung,
Erhaltung, Veröffentlichung und Bearbeitung der auf den Protestan-
'smus in Oesterreich bezüglichen Denkmale, Schriftstücke, Druck-
end Bildwerke, Nachrichten u. s. w.
Zur Förderung dieser Aufgabe tritt die Gesellschaft mit wissen-
schaftlichen Vereinen des Auslandes, welche ähnliche Zwecke ver-
■^l^en, in Correspondenz.
Die regelmässigen Publicationen der Gesellschaft werden in
Gern Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschieht e des
Protestantismus in Oesterreich* niedergelegt.
Dieses Jahrbuch erscheint in vierteljährigen zwanglosen Heften
V'jn mindestens drei Druckbogen.
Mittel.
§ 3. Die Einnahmen der Gesellschaft bestehen in den Beiträgen
^ Mitglieder, dem Erlöse aus den Publicationen, dem Ertrage von
Vorlesungen, in Geschenken, Vermächtnissen u. s. w.
Gliederung.
§ 4. Die Gesellschaft besteht aus Ehrenmitgliedern, correspor
dircndcn. wirklichen und unterstützenden Mitgliedern.
E h r c n m i 1 5j li e d e r sind Jene, welche in Folge hervoi
raffender Verdienste um die Gesellschaft der Geschichte des Prc
IcstantismuH in Üesterreich zu solchen ernannt werden,
Correspondirende Mitglieder sind Jene, welche regel
mitssig historische Arbeiten liefern. Auch können Schriftsteller, welch«
ohne der Gesellschaft anzugehören, deren Zwecke durch literarisch
Arbeiten dauernd fördern, zu correspondirenden Mitgliedern emanij
werden,
Wirkliclie Mitglieder sind Jene, welche regelniässi|
historische Arbeiten liefern und den Mitgliederbeitrag von 3fl-ö. W
jahrlich leisten.
Gönner sind Jene, welche den jährlichen Beitrag von min
dcstcns 5 tl, Ö. \V. leisten, ferner Jene, welche als Gründer ein- fii
allemal wenigstens .'»0 fl. i\ \V, bettragen.
Unterstützende Mitglieder sind Jene, welche den Abonot
nwntsbetrag von 3 fl. ö, \V, fiir das Jahrbuch bezahlen.
Die lOirenmitiilieder ernennt die Generalversammlung übe
Antra^; de?: Cent rata U5)!chiisses ohne Discussion: die wirklichen um
ivrrcsp-^ndirendeii Mttgiieder ernennt der Ccntralausschuss pe
majora.
Jedem Mitg'iede wind eine Jahreskarte und gegen Eriag voi
10 fl. .V \V, das \iMn PräMdcntcn, einem der Mcepräsidentcn um
dem Sccretkr unterlcrti;;!« Geseüpchafb^i-plom ausgestcllL
l^je Jahreskarte berechtis;! Jum unen: jc'.tlichen Besuch der voi
d«- Geseüjvhaü xxransraltcten ViVtra-rc. ihrer Sammlungen uin
V«**mm^;:*ir'-n, le.its Mib:'ii>iä ertia:: ausserxJem ein Exemplar de
refclmä^s^^cn IV.S".:ca:i.>nen j;Tat;s.. Do» aneiit^ltlüen Besuch ihra
Simn'i>.ingrti j^fTstaUrt die t»c?^:ÄrHai: a-Ki Jenen, welche ihr i
«icm betne'Vcidcrt Jahre dn bcnebijrcs G«5^cni; iziter 50 fl. ö. \V|
jremach! baVn.
I>ie t>*ie;;<<r'Saft <*r<eSt .■^je I?:.ö.mj; von Sectionen (Zweig
vcTfirh«\ m .i«n e;nre'ncii Kr.V.irscem an
115
Generalversammlung.
§ 5. Mindestens alle drei Jahre findet eine Generalversamm-
■':ng statt, zu welcher alle Mitglieder vierzehn Tage früher durch
ien Centralausschuss eingeladen werden. Die Erscheinenden sind
beschlussfähig.
Sämmtliche Beschlüsse werden durch absolute Stimmenmehrheit
.s'cfasst.
Jedes Mitglied hat Stimmrecht.
Die Generalversammlung wird in der Regel mit einem histo-
ri>chen Vortrag eröffnet; sie nimmt den Rechenschafts- und Cassa-
.'»ericht entgegen, ernennt die Rechnungsrevisoren und wählt alle
-irei Jahre den Centralausschuss.
Selbstständige Anträge eines einzelnen Mitgliedes werden (ab-
;*c>ehen von Fällen der Dringlichkeit) nur dann berathen, wenn
?ie acht Tage vorher dem Centralausschusse schriftlich mitgetheilt
'Verden.
Centralausschuss.
§ 6. Die Leitung der Gesellschaft besorgt ein Ausschuss (Vorstand)
von zwölf Personen. Dieser wählt aus seiner Mitte durch absolute
cJr-inmenmehrheit den Präsidenten, die beiden Vicepräsidenten, den
^^scretär, Archivar und Cassier.
Die Vertretung des Vereines nach aussen übernimmt der
^<isident, in dessen Verhinderung einer der Vicepräsidenten.
Ausfertigungen und Bekanntmachungen führen die Unterschrift
-cb Präsidenten oder eines der Vicepräsidenten und des Secretärs.
Der Centralausschuss erstattet über seine Thätigkeit jährlich
cnen Druckbericht im Jahrbuch der Gesellschaft.
Die Herausgabe des Jahrbuches obliegt dem Präsidenten, den
-•Jen Vicepräsidenten und dem Secretär.
Für die Cassagebahrung ist der Cassier verantwortlich. An-
-i^ungen an die Cassa sind vom Präsidenten oder einem Vice-
i;tidenten und einem anderen Vorstandsmitgliede zu unterzeichnen.
Zur Giltigkeit einer Vorstandssitzung ist die Anwesenheit der
'-i orität der in Wien domicilirenden Mitglieder nöthig.
Statutenänderung.
§ 7. Statutenänderungen können nur, wenn sie von mindestens
24 Mitgliedern scliiiftlich verlangt wurden, in der Generalversamm-
lung durch Zweidrittel-Majorität der Anwesenden beschlossen werden.
Zu jeder Statutenänderung ist die Genehmigung der competentea
Behörde einzuholen,
Auflösung.
§ 8. Im Falle der Auflösung der Gesellschaft (welche durch
Drei viertel -Majorität der in der Generalversammlung Anwesenden
beschlossen werden kann, wenn sie vorher von mindestens 24 Mit-
gliedern, unter denen sich die Majorität der Functionäre befinden
muss, schriftlich verlangt wurde) fallt das literarische Eigenthum der
Gesellschaft der k. k. evangelisch-theologischen Facultät in Wien, das
Baarvcrmögen dem Jubiläumsfonde zu.
Entscheidung von Streitigkeiten.
§ 9. Streitigkeiten innerhalb der Gesellschaft werden durcli
ein Schiedsgericht ausgetragen, wozu jeder streitende Theil zwei
Schiedsrichter bestimmt und diese aus ihrer Mitte den Obmann
wählen.
4
X.
/
Die slovenischen protestantischen Bibelbücher des
XVI. Jahrhunderts.
Von Dr. Th. Elze in Venedig.
Xachdem Primus Trüber die beiden ersten Büchlein in
^v. epischer Sprache hatte drucken lassen (1550), hielt er zunächst
:.it weiterer Arbeit dieser Art stille. Die erfahrenen Schwierigkeiten
him Druck und die Höhe der dazu erforderlichen Kosten mögen
n von ferneren Versuchen abgeschreckt haben. Allein in Krain
■:ir das Verlangen nach mehr geweckt und man wünschte nament-
h eine Uebersetzung der Postille Luther's '). Davon erfuhren auch
' vci .Männer, welche in der Folge sehr wichtig fiir die Weiter-
r.t.vicklung der slovenischen und der krobatischen Literatur wurden,
" 'cm sie dafür sorgten, dass der einmal ausgestreute Same nicht
n:rjchtbar liegen blieb. Der Eine war der edle Freiherr Hans
t-n.:7nad7, welcher von der Zeit seiner Landeshauptmannschaft in
^' r und seiner Feldhauptmannschaft her, mit einer besonderen
"e:!nahme für die slovenische und krobatische Bevölkerung erfüllt,
oa!d den Wunsch äusserte, dass ihr die Bibel in ihrer Sprache
:^;cben werden möchte. Der Andere war der gewesene Bischof
" T Capo d'Istria, Peter Paul Vergerius, ein ehrgeiziger, ein-
^' chiger und nicht ganz wahrhafter Mann •). Derselbe hatte in
V Schnurrcr, Slav. Bücherdnick in Württemberg, Tüb. 1799, S. 8.
'- Ucbcr H. Ungnad vgl. Schnurrer'i ebengenanntes Werk, Tüb. 1799;
*^'treT,e:e, Urkondl. Beitr. zur Gesch. der prot. Literatur der Südslaven, Wien, 1874;
''^ E.ze. D. Univcrs. Tübingen u. d. Studenten n. Krain, Tüb. 1877, S. 26—31.
•) Ucber Vergerius vgl.: Sixt, P. P. Vergerius, Braunschw. 1855; Kausler
^ >chof.t. Briefwechsel zw. Christ. Herz. v. Württemberg u. P. P. Vergerius. (Bibl.
^^^> Lit. Ver. in Stuttgart, CXXIV). Tüb. 1875 (namentlich die Einleitung v. Schott,
'^1-42;; Th. Elze. a. a. O., S. 25 f.; Hubert, Vcrgerios publicistische Thätigkeit 1893.
j-Vh,ch des Proteftand^mus 181», H. Ilt u. IV. 9
T«
_118_
Folge seines Uebertritts zum Protestantismus sein Bisthum verlassen
und aus Italien flüchten müssen, hatte sich eini<^e Jahre in Grau-
bünden aufgehalten und war dann (1553) nach Wirtenberg unter
den Schutz des Herzogs Christoph gekommen. Hier ergab er
sich dem von Herrn Ungnad angeregten Gedanken an eine slove-
nische Bibelübersetzung, und erfragte bald den Aufenthalt des einzigen
bisherigen Schriftstellers in windischer (sl ovenischer) Sprache, Primus
Truber's'). Von da an blieb die Uebersetzung der heil. Schrift in
diese beiden, zwar nahe verwandten, aber doch verschiedenen Sprachen
das eigentliche letzte Ziel der literarischen Bestrebungen beider
Stämme, deren jedoch nur einer es ganz, der andere nur halb
erreichte.
Die Krobaten hatten das Glück, dass ihrer Sache ein Mann,
wie Herr Ungnad, sich annahm, ein Mann, der um seiner Ueber-
zeugung willen freiwillig allen seinen irdischen Ehrenstellen entsaj^t
hatte und, frei von jeder eiteln Ruhmsucht, nur noch diesem einzigen
Werke diente und lebte, der sein Leben lang nicht ein Mann der
Worte, sondern der ernsten, tüchtigen That war. Sie hatten ausser-
dem den Vortheil, dass die Slovenen (Trüber) die Bahn gebrochen
hatten und vorangegangen waren, so dass sie selbst im Anfang nur
diesen zu folgen und deren Arbeiten mit leichterer Mühe in ihre Sprache
zu übertragen brauchten'). Allein die politische Lage der Krobaten
war von derjenigen der Slovenen in den österreichischen Erbländern
Krain, Steiermark und Kärnten sehr verschieden, und die Cultur-
elemente, welche zur Entwicklung einer National-Literatur die un-
erlässliche Vorbedingung bilden, waren bei ihnen kaum in Anfangen
vorhanden. Auf ein Volk, das nicht lesen konnte, wollte man durch
*) Däss Triibcr und Vergerius früher einander persönlich gekannt hahen,
ist nicht wahrscheinlich, wohl aber werden sie von einander gehört haben. Ohne
Zweifel kam Vergerius in Tübingen bald in Kenntniss der neuen slovenischen Bücher
und ihres Verfassers, dessen gegenwärtigen Aufenthalt er vielleicht auch hier, etwa
von Garbis oder Tiffernus, oder aus Südösterreich erfuhr. Denn er stand fortdaaernd
in regem brieflichen Verkehr mit seiner Heimat Istrien und correspondirte auch nach
Laibach mit dem angesehenen Kaufmann Andr. Foresto, der aus Istrien geburtig und
eines der (nichtgeistlichen) Haupter der Laibacher Protestanten war.
») M. Klombner schreibt am 28. Mai 1561 an H. Ungnad: ^Er (Pr. Trüber)
muss mit dem krainerischen Werk vor(an)gehen. Daraus mag man mit (ge)ringer
Arbeit in die Glagola und daraus in die Cvriliza drucken treten.** (Kostrenr (^.
a. a. O. 36.)
119
Bücher wirken *). Dazu wählte man Schriftzeichen, deren eine Art,
c:e glagoiische, schon sehr ausser Gebrauch, die andere, die cyril-
Ische, hier nie sehr in Gebrauch gekommen war"). Die Männer aber^
'\ eiche sich mit diesem Werke beschäftigten, waren demselben nicht
lüg gewachsen"), manche von ihnen erfreuten sich nicht des
■ )
*) Was Klombner an Ungnad 12. Dec. 1561 schreibt: ^Herr Primus soll hinnen
-n .in Krain) und das Wort treiben, . . so wird der Druck erst giltig. Es muss wahrlich
lebendige thätige Wort mitgehen; es kann eines ohne das andere nii wol sein, sonst
it es eine halbe Sache", — das gilt für die Krobaten in weit grösserem Masse als für die
Krainer. Wenn auch Gr. Vlachovitsch einmal vor dem Ban u. a. Grossen und sonst predigte
?i sich deren Beifall und W^ohlwollen erwarb, so war das gewiss für den Protestan-
'iimu5» freudigst zu begrüssen, aber eine eigene prot.-krobat. Literatur Hess sich darauf
r .hl begründen. (Vgl. Kostren6id, a. a. O. 62, recht unvollständig, dann S. 171 f.)
») Vgl. Kostren6'5. a. a. O. 191.
*) Schon am 19. März 1561 schrieb Trüber von Urach an die Laibacher Freunde
H. Kisel, L. Budina, U. Koburger, G. Seyrl, M. Klombner, A. Foresto u. M. Pregl):
.Meine grösste Sorg und Anfechtung zu dieser Zeit ist diese, dass ich fürchte, ich
v^erie mit des H. Stephan und Anton Dolmetschen und Orthographie nicht bestehen.
II. Stephan ist kein Crobat, kann auch nicht perfect windisch; H. Anton, was er
.r^ibatiäch dolmetscht und geschrieben, kann selber nicht wol lesen. Dem ist also.**
Kiäin. Land.-Arch.) Als später Trüber in Krain gehört hatte, dass in diesen krobati-
sc'.fn Schriften „viel fabch" sei und er dies nach Urach meldete, gab dies Anlass zu
);rf>s5er Aufregung, indem Herr Ungnad diesen Tadel grammatischer und orthographi-
:rer Unrichtigkeit als auf die „Substanz" bezogen ansah. Auch die Aeusserung und
Ansicht Trubcr'g, dass dies krobatische Werk, insbesondere die Uebcrsetzung besser
' Krain gemacht würde, weil hier leichter kundige Männer zu bekommen seien, ver-
irtrhte der jetzt zu einem gehässigen Gegner Trüber'» gewordene Klombner bei Un-
zt.lA dahin, dass Traber nur darum alles in Krain haben wolle, um der alleinige Herr
■ir;iber zu sein, obschon dieser von dem ganzen krobatischen Werke sich durchaus
^s^'^g^ hatte. Ein lang fortgesetzter leidiger Briefwechsel, eine halbgeheime Reise
(.^r^al's tmd Zwetzitsch's nach Krain im Auftrage des Herrn Ungnad, Verbitterung
-'.: Verwirnmg waren die Folge davon, die erst nach längerer Zeit wieder schwand
5 K^strenöiC, a. a. O.). Freilich später (28. Juli 1563) schrieb Klombner selbst an
'-r^ad: .Der Zwetzitsch (Üebersetzer mehrerer neutestamentl. Briefe) meint, er wolle
-.*^: da« neue Testament viel geschicklicher und reiner von Neuem einrichten^ ; dann
''-rit die Revision der krobatischen Arbeiten in Istrien vorgenommen (seit 28. Decbr.
\'rj2'. Koslrenöid, a. a. O. 133 ff.); später wurden die Uebersetzungen für Herrn Ungnad
- Krain ausgeführt, und nicht blos krobatische (z. B. das 1. Buch Mose. Klombner'a
'Ei'cf- an Ungnad v. 11. n. 25. Nov. 1563, bei Kostrenöi6 S. 197 u. 201, xu mangcl-
'-'•- ▼. 6. Dec, S. 209), sondern auch slovenische; aber freilich war dann Herr Klombner
' *:i£S 6n Dirigent und das vertheilende Haupt, so dass er am 28. Juli 1563 an Herrn
.'r^xd ganz im btile des Vergerins) schreiben konnte: ,,Ich habe dem .Schulmeister za
*- .: •:> d Bocboritsch") auf E. Gn. Wohlgefallen den Psalter auferlegt zu vertiren, damit E. Gn.
' z.* rr-be haben seiner Arbeit.* (Das Exccrpi bei Kostrendiö, S. 184, f. hat davon nichts.)
9*
li.-.|-i( \:i\\rv, Uml iiIli-N rulitc auf Kinem, Herrn Ungn ad, A..s
(II.-4I I ril'if iilclil liiin;c mich Vollendung des krobatischen
N.MII-II I r.il iiiiM'iil-i (^ilii^,'. lbG2, cyriil. 1563) unerwartet starb
itiillll. <\i\ i'iliiBili niil iluil mich der jungen krobatischen Literatur
ili-i 1 >li.>ii«lii llt. Um- l''rkstcin war hinweggenommen, das Gebäude
'^Mli ■!•■ , iiiininu'n. Noch cischicnen einige üterarisclie Nachklänge
\\\\ Hi-iviiolniii^^ ti'iili wurden in Krain einige erfolglose Versuche
»m .\< I l 'i'Ik'i "fl ;iuii; di-i .\ltcn Testaments gemacht (von Juritschitsch',
\w\\ .l,vi» l^.iili- mit du>on IcUtcn Zuckungen die Sache ein Ende.
Aii.l.". riiiu .«. Ivi vIcnSlovenen. Ihr Reformator Pr. Trüber
WM 1 .;'m, ;\ ,liM |l,'.;»mi.ii-r ihrer Literatur. Die Vertreibung de=-
«I "«V» All« .',.■»» \ ,ii.'»';iikK' ci:c«j;te t^icse. lüc Liebe zum eigenen
\ .^'\i- .;i liM "!.>, .»'vi ihit' \Vi<-i;e st^nd fern von der Heimat in der
1 ,, ■,*■-?,• IV^ .l,,\-.r,i.- v„;wm ViOiK.^i^r »n s;e her.in. P. P. Vcrgerius
.■■rt l ■> >r ■>: v\;.' \ \ i-'M'i, .i.T X» e ti'r*«- u-n s^ciner Ucbcneuguns
\\-, .■ :> ,1 '.■ V,- ■>*■ lI^",».,^,-,l 1">. cn .•r-.^. vi.'K- \~e:;.~'ren hi:te. Aber e.-
W-i, r . " I ., .• 1 T.-X' : ■ :•,^ v ,v\ ■,-•;-. ~>;i.-7i V. -.."<:;. .--? ihn caru tr:cl\
• .'. ,',■.- .';,• .-iv«'!"'" K. V-,-v.\ : ;. no."hf tn ..::=r h.-^.:hi;l:ngenccn
V -iv ■:; I- ■'' Ai'V, ",■,■. i,\T. r.■.^■. nx': '.V'. .::. t^: srhwÄ- vcrhar;.
^■^i-v V »!■■ ■ \-.,. .V ^ !■■■.■ V,-;-, ■^ ' .,'',-r,~ : '. r.-';-7>^:;ij vir er ;:;ew . i-rt,
• ■.-\ :■''•. \- i-.v 1 .• '■oN-'', •!■,■>'; .'i",-r, :-r ;;':-Tier.. ^^-■n Hius r,,ä
121
ihm diese zu verdanken hat, besteht nicht in seinen literarischea
Leistungen, obschon er eine grosse Zahl kleiner Schriften in ver-
Einmischung in die polnischen Religionsangelegenheiten und gegen Vergerius selbst
l.tfjjte. Verger berichtete (Wien 29. ? Februar 1658) seinen Misserfolg an Herzog
Chri'^toph und meldete ihm: er hoflfe, binnen vier Tagen abzureisen und zu ihm zuiück>
zukehren ; er werde spät kommen, da die Wege bereits schlecht zn werden beginnen
urA er seiner Gesundheit wegen in einem Wagen fahren müsse. Seinerseits schrieb
K. Maximilian Wien, 3. März 1668 : Verger sei etliche Tage bei ihm gewesen, habe
ctzt aber seinen Weg wieder heimwärts genommen, und obwohl derselbe in des
Herzogs Namen allerlei Anzeigen und Vermelden gethan, aber mit keinem Credenz-
schreiben versehen gewesen, so habe er dasselbe alles, wie man sagt, ein Ding ein
Ding sein lassen. Inzwischen kam der berüchtigte Paul Skalich mit Empfehlungsschreiben
v>n K. Maximilian bei Herzog Christoph an, der nicht wenig erstaunt war, von diesem
Manne zu erfahren, dass Ve^erius noch nicht so bald erscheinen dürfte, da er nach
<ltT\ windischen Landen verreiset sei. Das waren also die .schlechten Wege'', von denen
Verger erst am 19. April 1668 nach Tübingen heimkehrte. In der That war dieser
<iurch Oesterreich, Steiermark und Kärnten nach Krain gereist und selbst in Istrien
und Cörz gewesen. In Görz und Gradisca hatte er sogar gepredigt, und der Patriarch
V in Aquileja, Giov. Grimani (der selber der Ketzerei verdächtigt war), hatte für den
Fall seines Eintreffens daselbst Vorkehrungen getroffen (Gius. de Leva: Giov. Grimani
»r. den Atti del R. Istit. Ven. di Scienze, Lettere ed Arti, Serie V, Tom. VII, p. 418,
431, 461; Ven. 1880 — 81). Nach Aquileja war Vergerius nicht gekommen, aber aus
Kriin kamen später (1669.^) Klagen an Herrn Uugnad: dass Verger Trübem beschuldige,
er habe seine (Verger's) Uebersetzung des Neuen Testaments depravirt, da doch Ver-
■^eria^ selbst die krainische (sloven.) Sprache nicht verstehe; er habe sich gerühmt,
wie er die windische (sloven.) Bibel bald fertigen wolle, habe vorgegeben, was davon
bereits vorhanden sei, sei sein Werk, da er doch an dieses Gebäude keinen Stein
gelegt habe ; er suche nur seinen Nutzen darunter und habe das zu diesem Werke von
ihm erbettelte Geld in seinen eigenen Nutzen gezogen u. s. w. Unter den , allerlei
Anzeigen*, welche Vergerius in Wien dem K. Maximilian gethan, war aber auch diese
;;ev\'esen, dass Herzog Christoph im vorigen Jahre einen gewissen Georg von Mitter»
lurg mit einem Briefe und 60 Thalem an einen Handelsmann in Laibach geschickt,
'ier Bote aber Schreiben und Geld nicht Überantwortet, sondern für sich behalten habe.
I'iraufhin hatte K. Maximilian durch die Niederösterreichische Regierung an Landes-
verweser nnd Vicedom in Krain schreiben lassen, sie möchten den genannten Gcoig
fragen nnd festnehmen lassen. Die krainische Behörde übertrug dieses dem Verwaltet
•ier GrafiKhaft Mitterburg, Jos. Nicolitsch zum Waxenstein. Aus Mitterburg, 7 Apr. 1558
antwortete dieser nach Krain zurück: er habe den Georg Tschurtschik bis auf Weiteres
▼erhaften Imssen; derselbe gebe jedoch an, dass er 60 fl. rhn. (also nicht Thaler) dem
Andr. Foresto in Laibach zugestellt und auch die Briefe dahin Überantwortet habe,
a-<ch biete er für seine provisorische Freilassung 100 Ducaten Bürgschaft ; derselbe habe
^'y viel und mehr Guts in Mitterburg. Landesverweser und Vicedom in Laibach Hessen hierauf
icn Andr. Foresto vorladen, der auf ihr Befiragen erklärte, Geld und Briefe richtig von
^eorg ton Mitterburg empfangen zu haben. Jene meldeten dies Laibach, 6. Mai 1668
122
schiedenen Sprachen verfasste, sondern darin, dass er, wenngleich
zunächst nur an sich denkend, Trübem aufs Neue zu diesem
«n »lie Nioilci österreichische Regierung mit dem Bemerken, dass Nicolitsch den ver
bnfictcn Cleojg um 100 Ducaten Hürgschaft provisorisch freigelassen habe. K.Maximilian
iIumUc »Inrauf Wien, 23. Juli 1558 die ganze Geschichte unter Beilage der Berichte au-
l.rtibach und MiUerburg dem Herzog Christoph mit, der gewiss nicht ohne Elrstaunm
den Randhescheid beischrieb: , Weiss von diesem Handel nichts; Vergerio soll ge
schrieben werden, was er derwegen mit dem König von Böhmen geredet, und iu
wessen Namen, damit Ihrer K. W. ein sattes zugeschrieben werden könne." Vcrgeriu-
antwv>rtete hierauf aus Tübingen, II. August 1558: er habe im Mai 1557 Briefe und
50 Gulden an Freunde in seinem Vaterlande durch Georg von Mitterburg mit einem
Herz«>g]. Patente, dass Georg ein Diener (famulus et minister) des Herzogl. Rathts
Ver^erius sei, geschickt, um zwei der slovenischen Sprache kundige Diener aus seinem
Yaterlande zu erhalten, die er nothig gehabt, weil er gemeint habe, im vorigen Jahre
«ach IVIen gehen tu müssen (worüber er doch eist im Octobcr an K. Maximilian
»chriebV In Wien habe er im März die Kon. Würde gebeten, darüber nachforschen
«nd Geld, Hritfe und Patente ihm wiederscharien zu lassen. Dazu sei des Herzogs Name
t>icht nothweii»iig gewesen, darum (ideo"^ habe er nicht denselben, sondern seinen eigenen
gebraucht, utid es sei ein Inlhum des Kanzjers oder des Schreibers, dass sie statt an
^hn, die lUrichte über seine Angelegenheil an den Herzog richten zu müssen geglauh:
hJiiren ( ^. Uebrigens berichte er dem Herzoge, dass er kürzlich (nuper) Briefe aus dem
V^aterlardc von seinen Freunde« erhalten habe, die ihm melden, dass jener Gcors^
ihnen endlich (tandem ') das Ge.d und alle Schriften übergebeu habe (was ja nach dem
•mtlicVien Bcnoht schon seit M^>nÄten geschehen war V Er bitte daher den Herzog, dem
Konige rn schreiben, dass, da er Geld und Briefe wiedererlangt habe, Georg seiner
V<ürs:sohaft entlassen werde. Er selbst schreibe deshalb an dec Vicekanxler (des Kön;i;-)
i»r.d bitte diesen auch, dass dem Georg weiter nichts ircschehe, obwohl er sich wen;^
freu auty:e.uhri habe (licet parnm tidelirer se gessit '; aber vielleicht »ei er doicL
Krankheit oder andere latale Umsrüri^e (wie es ja vorkomme) verhindert gewesen. —
So wagte Vorgcrius seinem Fürsten m schreiben, der dit amtlichen Berichte in Hinien
batte. Her7.->g Christoph schrieb hierauf von Urach, 12. Ang. 1558 in K. Maximil an
find bedankt sich dnJür, dass er sich in dieser Sache so ^adig erwiesen; da Geor^
von Mitrerburg Geld urd Briefe richtig überantwortet, möge er demselben seine
Bürgsohnft wieder erinsson. wie denn hieneben Vergehos an des Königs Xlcekaniler
schreibe. .\ber warum hntte Vergcr diese Sache nicht in l^alhach (bei Foresto) im
Sprncoc ^:<*brRohl, stntl seiner hiisslichen unwahren Au^««treuungen ' Es scheint, dass er
mit so!cl -m Vci-sohweigen lupleich die Rolle eines Diplomaten spiden "W^oUte, wie er
ia auch seinem Fürsten anfttn^lich die^^en ganzen Auslhig nach dem Süden and dr-^
Aufcnthnlt im (.rorrischen fnst gRnr verschwieg (nur beiiautig am 16. Juni 1558 we£;rn
«ier dnmut ei folgten Verhafamg seiner Verwandten und Freunde andeutete^ (Kaoslrr
ti. Schofi, a n. O., S. 179.^ Aber mit diesem Verschweißten hinterging er ihn rng'ci:r.
wn))l wjsfrnn. da«» der Herzog ru seinem Besuch in Istrien und Görz nicht die E-n
wii!ig<Mig eriheili luil^en würde, liier mag noch an^refuhrt werden, was Tmber au<
Kemi>t«*n. 2 jin. l^^\0 an K. Maximilian schreibt ^Mit: dem Dolmetschen der Fi ei
123
Werke angeregt und ermuthigt, fiir dieses die Theilnahme des Herzogs
Christoph von Wirtenberg erworben und demselben bei manchen
hervorragenden Personen Wohlwollen und Hilfe gefördert hat. (Vgl.
Schnurrer 21 f.) Pr. Trüber setzte seine literarische Thätigkeit
noch ein Vierteljahrhundert lang fort und gab seinem Volke das
slovenische Neue Testament (vollständig 1577) und den Psalter
(1566). Hier hatte die Literatur eine breitere Basis als bei den
Krobaten, denn es gab einen zahlreichen gebildeten Mittelstand und
das Schulwesen wurde mit grossen Opfern gepflegt, gebessert und
aus^^edehnt. Es gab Buchhandlung und Buchbindereien ; Herr Hans
Kisel gründete eine Papiermühle'), Hans Mannel eine Buch-
druckerei (1575), Männer, wie Seb. Krell, Georg Juritschitsch,
AdamBochoritsch, Georg Dalmatin, Hans Tulschak u. A.,
traten in Truber's literarische Fussstapfen. Dem Dalmatin ver-
danken die Slovenen ihre vortreffliche Uebersetzung der ganzen
Bibel. Als dieselbe in Laibach bei Mannel (1580) gedruckt werden
sollte, unterdrückte die landesfürstliche Regierung, um das zu ver-
hindern, die Druckerei. Sie erschien nach einer genauen Revision
durch eine in Laibach abgehaltene Versammlung kundiger Theologen
und Philologen (1581) im Ausland (Wittenberg 1584). Durch die Gegen-
reformation (1598) ward mit der evangelischen Kirche in Krain auch die
krainische Literatur gewaltsam ausgerottet. Die Bücher wurden wagen-
ladungsweise zusammengeschleppt und verbrannt. Mit dem Erlöschen
ihrer Flammen lagerte sich eine hundertjährige Dunkelheit über das
schone, von Türken und Jesuiten verheerte Land. Einzelne gerettete
Bücher aus jener vielverheissenden Blüthezeit des Krainer Landes sind
dem ernster denkenden Nachkommen kostbare und seltene Reliquien,
die seine offene Bewunderung und wehmüthige Verehrung erwecken.
in die Crobatische sprach, welches der Vergerius na in das viert jar außgibt, würdt
nichts daraaO, dan er halt noch bißher an der Bibel oder ainigen Buch nicht ain
^ont in der crobattischen sprach verdolmetschet, ursach, er khan weder windisch noch
crobatisch recht reden, vil weniger dolmetschen. So mag er auch jemandts, wicwol er
deswegen iren vilen und an manigs orth mit grossen verhaissungen geschriben, der
so.Iichs wolt oder khändt thon, nicht bekhumen ; dauon ain andermaln mehr.*' (Vgl*
U Br«, Magacin IX, 128 flf. Schnurrer 40. Kausler u. Schott 150-164. 170 f. 182 f.
NMi/enbl. der kais. Akad. der Wissensch. in Wien 1852, Nr. 13.)
*) Dies ist daraus zu schliessen, dass es in jener Zeit (z. B. 1574) Papier mit
dem Kisel'schcn Wappen als Wasserzeichen gibt. Die Mühle war vielleicht in der
Kisel'schen Herrschaft Kaltenbrunn gelegen.
l
124
N;h li ilifKcni l.'(;lK-rl)lici; ist es nöthig, zu Trüber und Ver-
1' t'i lii-i /mlirki^iikclircn '). Nachdem Vergerius den Aurenthaltsort
l I mIht'" misi^rfiusclit hatte, setzte er sich mit demselben in
Wiliiiiiluinr, Am li, J.inuiir lü'tö schrieb er von Göppingen (wo er bei
Hein I'Ihmti JiiKiib Aiitlicii wuhiite} an Herzog Christoph : .adornabo
iir!;i>liimi lU' vcrsioiio in linfjiiam Siavicam*. An Trüber richtete
IT ilir Aiifriiv;r, t>b er sich i^ctratie, die Bibel in's Slovenische und
\\\i Kh'lulifdir 'u iibersci/cii. er selbst wolle dann dazu mit allen
Kiitltm lirhitriicli sein. Tniber enviderte verneinend, denn er
^^■^«lol^^■ iiiilil liricvhisch umi Hebräisch, und das Slovenische sei
w\>it,iMti inul III vcrschiodcnc Mundarten getheiit, des Krobatischen
ntipT «ri fr nid« niiichtit;. v\m 15, Januar 15ÖÖ meldete Verger von
tt>>p|tltt({rn tlcm Ilcrioj;; ,nunc nihil aliud cogito. quam de ador-
natnU vx-rw-iHP in liu^uam Sl^ivomcam. - . et spero me brevi
r«m Icliviltr .-unifv tur.im'; doch müsse er auf einige Tage
Wft W Auxiir* lieiwltv-h («w^r «icht nach Kempten, aber) nach L'!m
(;rh<^(. ,\il^( i\«n\T«Hmt lili, i;-it n>c s;:nt ac;uvaturi in negotio
Vv iMittvti^, CK sj^CTi^ »ne <U>^ i">«\juct-.;r.:ai h'-ic Goeppingam, ubi
>W*^ ft«t'. W-«» S4 Us S; >r,;v*r iXv o>-f«irten Verger und
AM\tteA «B K'1«W mi* Vruber, wv->>k a^jcb L^n^er Theologen zn-
);«(;«« y»4»v*i A»v*» H*t* «t^ti:? svj: Trib^r a^iraEgÜch aus den
A«ii:W!:^^y«*'* t*j-i»».V5>, Mäk »t-.^ V^rr-, ^rst^ ti^ea. <iass seine Vn-
Vv'WMwi^'. .*« 4l*^A ?'(y)K-JK-.i .^x-o>, rirw; .^^-Ä■7^«l crcü^en Revisor
*wt^(f>>-W*i »"«vV« t,v**!«- »■iÄS* c:i sei v^iTi-T^ h;^i!e, eine allen
>3,M'*ih*'ft \'«-«»fc»,JK-V SArrts;-.rji>-'Sf rr >itsr"'"'Jf^ i:=^äe wie im
IVohät**'ft" v> -le- "* 1"^ Jvs-iJTiv-;'.' TW V,;.rir ";tsss ä-^i endlich zu
yks t-^-tifc-onf Iv^V^STft vi*s> <•: vi« V*>"1; -u-.Vr.: iiberniinDeii wolle,
•nyrt»; tftinf, i)>Wi r»v S(.-«'CTM'n :Vv-c-o". iiit jra: w-miisä slov. ,
lrt*MK'^ »fvi itp^1^4,"ih "»w: vn-p: K T.i- «;t'>- r, flu ^'iR ::^:mar:r."ydi und
KvthK'V. (wV^ i't*^. 'i'i^ii i::^"?-''*''*'""'- '"^' ■■■.'~'^'=*-~^- s^^nrdSaT-. tinnen,
Kl^f***^ ^i'^* «iKvM- i»TiiS*i>.nninvr titv! irr AiiC-v^ ii=* Vsrjrcrius
i«>ri fJti «ftVN- ,\*f^jBhw Jv «witv"- v.Ttviimrr Jteirannreii Geli zu
>MK,*«iWH »•ii««>e «i'HrHji^ ^ ri ^,f r *i.i-,-t ptn;'r f^ncE Bccec nach
V»*l^ "W* ^'><' '»^Vh^- T'cv-iJi': «.rr i^'.''.<n:.a r.W- *-iL-=iri; Ver jjcrius
\V%»i 5')«- HO ^^ Hc-Jflt , ,'i'i'ir |'-^ nun; iiwiimr^a: mies ver-
■ ■»•-1 y>!^jiifSrt '^ 'S**-!--- ■■'- ■i'. V ,-.l'- i S.-r.^r: ~fi S! i.. fS r.
-•E . ms »If. m )I$ 'iS SÄ ---v -.KT.; i.,-..^^,.- iT-^ laaiiirt r--,c:3.
125
tendi Novum Testamentum in linguam Slavicam, fuit omnino necesse,
ut Ulmam venirem, quo avocarem ad me pastorem Campidunensis
ecclesiae (Trüber), atque cum ipso coram conferrem. Veni itaque,
contuli quae volui, atquc hodie rursus Goeppingam redeo cum
Doctore Fabri, qui mecum est. Negotium versionis bene habet feli-
citerquef procedet, Deo gratia*. Scheidend hatte Verger Trubern
drei handschriftliche Aufsätze mitgegeben, welche dieser jedoch
i:nterwegs verlor, darunter einer, quo pacto deberet in negotio ver-
sionis in linguam Slavicam, ut scilicet Martini Lutheri versionem
sequeretur, donec conferemus cum aliis versionibus, item monebam,
ut ex dominio regis duos alios ejusdem linguae peritos a d m e mit-
teret etc. Am 1. April 1555 meldet Verger von Stuttgart dem
Herzoge, dass ein Cardinal in Rom ihm anzeige: se audivisse me
nunc laborare in Novo Testamento in linguam Slavicam
vertendo, und da wolle er auch eines so guten Werkes theilhaftig
sein und einen Geldbeitrag geben. Desgleichen am 13. Juli 1555
von Stuttgart: ^quia debemus conferre cum pastore Campiduncnsi
totum Matthaeum, qui jam versus est, neque ego audeo Campidu-
num ire. statuimus proxima septimana convenire Blopirae*), atque
ilic triduo aut quatriduo subsistere ad gloriam Dei. Volumus
vertere etiam Catechismum d. Brentii et aliquot Psalmos. Alle
diese Mittheilungen Verger*s an den Herzog machen den Eindruck,
cass er diesem die slovenische Uebersetzung als sein eigenes Werk,
^ich selbst als den Hauptfactor, Trubern aber nur als einen unter-
geordneten Gehilfen hinstellt, während es ziemlich klar ist, dass
r.ach der Uebereinkunft zu Ulm Trüber der Uebersetzer, Vergerius
höchstens der Revisor mit Zuratheziehung der Originalsprachen war.
Und selbst diesem fühlte er sich nicht gewachsen, denn er erkannte
f-r nothwendig, sich zwei sprachkundige Slovenen aus Krain zu ver-
schreiben. Aber die Laibacher Freunde hatten selbst für Trüber
nur einen slovenischen und einen krobatischen Priester auftreiben
^^nncn, und auch diese halfen zu nichts. Denn Jener starb, als er
ydi gerade zur Reise bereitete; der Krobat aber kam, brachte sogar
eine handschriftliche krobatische Bibelübersetzung mit, die er nach
«) Blavbenren in Wirtenberg, nicht fem von Ulm. Offenbar hatte Herzog Christoph
^"''cr die Reise nach Kempten untersagt und dann diejenige nach Ulm missbilligt,
vrnnuthlich weil ein Aufenthalt seines Schützlings in diesen Reichsstädten ihm leicht
Verlegenheiten hätte bereiten können.
der Vulgata selbst gemacht zu haben behauptete, war jedoch nicli
zu bewegen, dieselbe herzugeben oder selbst länger zu bleiber
sondern kehrte nach vier Tagen mit seiner Bibel wieder nach Di
matien zurück. Inzwischen hatte Trüber allein fleissig gearbeitc
und Anfangs Juü war die Uebersetzung des Matthäus bereits fertig
Zur Revision kam Trüber mit Vcrger in Blaubeuern zusammcr
und auf das ungeduldige Drängen der Krainer, des Htrm Ungnat
des Vergerius u. A. iiberliess Trüber dieses einzelne Evan^t
lium als eine Probe der ganzen Arbeit dem Druck, für weiclie
Vergerius vom Buchdrucker Morhart in Tübingen, weil hier d:
Pest herrschte, eine Presse nach Reutlingen schaffen Hess, Nun aht
hielt derselbe es entweder unter seiner Würde, die Correctur d<
Druckbogen zu lesen, oder er verstand selbst hiezu nicht genu
slovenisch, oder vielleicht war beides der Fall; kurz, Vcrgeriu
berief den Trüber zur Correctur nach Reutlingen, was er vo
Stuttgart, 8. August 1555 dem Herzog mit den Worten meldet
.Keuthlingam . . . jussi ad me venire ministrum ecclesiae Camp
dunensis multo peritiorem me in ea lingua, qui corrigat '). Atqu
ita hodie (Deo propitio) ambo se conferimus Reuthlingam tantur
propter Slavica.* So sprach er also von Trüber wie ein Herr vo
seinem Diener, der nur für ihn zu arbeiten und Correctur zu lese
habe, und das in demselben Augenblick, wo er dessen sprachlich
i) Sixl, welcher für Verger sehr mtein genommen isl, übersetit dies (S. 371
„damit er meine Arbeit corriEire', wodurch der Sinn gänilich geülscht ist. Alle
illiigB hat Vergerius (De Gregor. I, A 6] 1566 Trubern als einen „singulari pietate si^x
eruditione viruro" beieichnet, aber erst 1ÖÖ9 sagt er {vgl. 'Inquisitor!, f. 46 sq.
,Poi ho fflito tradur TEvangelio di S, Mstteo." „Pio M. P. Trubero ha tradotto
Nuovo Testamente" . . (Diall. IV, f. 63); „Vergerius ante tnennium coepit curar
ul in linguaro Sclavicam Nov, Test, converl eretur' {»Khrend er 2a. Nov. 155
s, ob., dem Herzoge geschrieben hatte: coepimus v er tere u. s. w.). Dasi er 1&(
IDella dcclin. del Pap., A &) Trubern einen .valente huomo" nennt, hat für die hi
geschilderten Verhiiltnisse keine weitere Bedeutung. Wenn aber Vergerius in seinf
Diall. IV (r. 63) 1559 einen der Unterredenden sagen laist: .Weil jene (slov.) Ueb<
Setzung nur für die Krainer. tCEmtner und die Bewohner einiger ingrenicnden Provinn
sich eigne!, io will Vergerius jetit den Versuch machen, die verschiedenen Dialecte j
verrchmeUen und eine Uebersetzung der ganien Bibel lu liefern, die auch von d
übrigen slaviaehen StSmmen, wenigstens von den bedeutendsten und namentlich v
den Dalmatinern, verstanden werden kann' (Schnurrer 23, Sixt 879), so ist dies i
Vergerius sehr charakteristisch, (leilich in anderer Weise, als es bei Sixt nun eii
Seite lang lautet.
127
Uiiberlegenheit anerkennen musste, um die daraus erwachsende Aus-
übe vor dem Herzog zu rechtfertigen. Und als er am 18. August 1555
. .> Reutlingen dem Herzoge den ersten Druckbogen des Matthäus
schickte, schrieb er wieder: ^Adorno una catechismum in eadem
jr.jjua.* Während er in Reutlingen wochenlang mit einer italienischen
Arbeit beschäftigt zu sein am 23. November 1555 von dort dem Herzoge
■neidete, fugte er bei: ,Coepimus vertere in linguam Slavicam
c^nfessionem fidei Celsitudinis Vestrae*).*
Unter solchen Umständen erschien:
1. TA EVAN^ , GELI S VETIG A MA- 1 TEVSHA, SD AI
PERVIZH VTA I Slouenskijefigpreo^: | bernen. | EVANGELIVM
D. N. lESU I Chrifti, Authore Matthaeo, nunc | primum verfum
in linguam | Schlauicam. | (Holzschnitt: Ulr. Morhart*s Drucker-
zdchen: Das triumphirende Lamm auf dem Drachen.) MATTH.
XXI. I Dabitur genti facienti fructus eins. | M. D. LV. |
Ein Büchlein von 92 Blättern in 8^ — Auf der Rückseite des
Titelblattes: Od S. Mateusha Lebna S. Jeronim taku pifshe etc. —
' Blätter : slovenische Vorrede : Tei praui cerqui Boshy tiga flouens-
^a Jefika Milort: inu Myr od Buga Ogheta skusi Jefufa Cristufa
rashiga Ohranenica, profTimo etc. Unterzeichnet: Vashi flushabniki
li bratie. V. T. — 6 Blätter: Summarij vfeh Capitolou. — Noch
ne Anrede an die Slovenen, bezüglich des Sprachlichen. — 80 Blätter
Text. — Auf den letzten Blättern : loh. XX, 31 : Haec autem scripta
-int etc., Setu in pag piffanu 2C. Matth. XXIII, 14: Et praedica-
bitur etc., 3nu ia (Suangelion ic. — Schliesslich ein Wort an die
i-eser, welche um Fürbitte für das unternommene Werk und um
Berichtigungen des Vorliegenden gebeten werden. — (S. ausführ-
:cher bei Kopitar 392 ff.)
Obschon Vergerius zur literarischen Arbeit dieses Buches
ichts beigetragen hatte, erhob er doch Anspruch darauf, in dasselbe
f'ie in zwei andere gleichzeitige slovenische Veröffentlichungen
irnber's seinen Namen als Urhebers und Mitverfassers zu bringen,
i^.ese sind der vom Vergerius dem Herzog Christoph erwähnte
CATECHISMVS I Vslouenskim Jefiku, 1555, 16««) und ABECE-
IMRI= 1 VM . ENE BVQVICE, M. D. LV. 8' »). Trüber gab dem
*) Von dieser Arbeit ist nichts weiter bekannt.
*) S. Katechismen Nr. 4.
•) Ebenda Nr. 3.
Ansinnen Verger's so weit nach, dass die Vorreden mit den Initialen
V, T. — N, V, T. unterzeichnet wurden. Ja, seine Güte ging 50
weit, dass er dem Vcrgerius das unter dessen Namen erscheinende
Schriftchen ENA MOLI» | TOV ') in seinem stavischen TheOe slove- I
nisch machte, während er die RASGOVA= | RANGE . . . po Antone
Segnianine, M. D. LV., 8") offenbar nicht corrigirte. In den Vor-
reden und Anreden seiner eigenen Schriften hatte er stets den Aus-
druck »wir* (mi) gebraucht, freilich nicht so, wie Vergerius den '
Plural (mehr als Plur. majcstat.) gebrauchte.
Als dies Buch erschienen war, drängte Vergerius Trübem,
mit der Uebersetzung immer fortzufahren, allein Trüber hielt inne.
um erst das Urtheil seiner Landsleute über diese Probe zu hörcTi
Vermuthhch haben ihm auch die mit Vergerius beim Druck
gemachten Erfahrungen missfallen und er mag auch bald genup
von dessen eitelm Gebaren, als Verfasser dieser slovenischen Werke
zu gelten, erfahren haben. Kurz danach (vor ^uni 1557) löste er die
literarische Verbindung mit diesem gänzlich auf, indem er ihm die
Gründe davon schriftlich erklärte*), und ging seinen Weg allein
weiter. Von nun an schrieb er .ich' (iest) statt ,wir* (mi).
Nachdem Trüber aus der Heimat günstige Urtheile über 1
seine Probe erhalten hatte, griff er das Werk von Neuem an, \er- I
besserte noch die Uebersetzung des Matthäus und vollendete im
Herbst 1556 diejenige der übrigen Geschichtsbücher des Neuen
Testaments'). Vergerius, von seinen Reisen nach Preussen (I55P
und Graubünden (1557) am 17. Juni 1557 nach Tübingen zurück-
gekehrt, fand dieselben unter der Presse, berichtete am gleichen
Tage darüber an den Herzog Christoph: .Est nunc sub prelo Novuni
Testamentum slavice, absolvetur intra duos menses. Interca dum cgo
abfui, d- Primus Truberus, qui vertit, dedit imprimendani
praefationem germanice* und erlaubte sich von dieser einen Abzu;
») S. Gebetbücher Nr. 1.
•) S. Rilualbüchet St. t.
*) SchmuTci 41.
') Schnorrer 21. — Von einer Ceberwtiung der Tier EvangelieB, welch« Unpia.i
1655 >ns Stewrmvk an VeTgerias ichickte, ist weiter nichti bekannt, ali dass dieser
T. Reallingen. IS. Ko«. 1555 dem Henog Chnscoph davon Nachricht ^bt. (Kani'er
D. Schott, a. «. O.. S. 113.1
129
einzuschicken mit dem Bemerken: ,111. V. Dom. dignare legere,
nam si quid in ea corrigendum esset, adhuc tempus est* *). (!)
2. TA PER VI DEIL TL | GA NOVIGA TESTAMEN-
TA, ! VTIM SO VSI SHTYRI EVANGELISTI INV TV DIA |
ne tih logrou, fdai peruizh vta Slouenskije* | fik, Skufi Primosba
Truberia fuei- | flu preobernem. || KAR IE VEZH PER TIM, INV |
kadai to drugi Deil bode dokonam, tebi ta | druga (Iran Letiga
papy^ I ria povei. || S)er erft falber Zdi be§ neiüen Jeftament^, | barinn
l'einb bic öier ©uangetiften, önb ber Sipo- | ftel Ocfcfiid^t, aufe ben für^^
nembften önb appxo^ \ biettcn Satcinifdjen, Icütfdjen önb SBälfd^en, | Sllten
r»iib 9tetütn Iranötationen, in bie ge* | meine Sßinbifd^c '\pxa6), jefeunb
jum crften ma( fleiffig öcr^ [ bolmetf^t. || S?nb ttJQö me^r babe^, önb
loanimb nur bifcr l^alber teil jefeunb | gebrucft lüorben, baröon lüürbt bir
iie I crfte Stcütfd^c SBorreb bifeö | 99uc^g fagen. i| TVBINGiE ANNO |
M. D. LVIL I — (in 4«).
Es gehört zu Truber's schriftstellerischen Eigenthümlichkeiten,
lass er nicht nur lange Titel (die zu jener Zeit vielfach üblich waren),
ndern auch eine überreiche Zahl von Beigaben zum Hauptwerke
itibte. So enthält auch dieses Buch, wie die Rückseite des Titels (in
51 ovenisch er Sprache) angibt, deren nicht weniger als acht, denen
"^ich dann noch ein kurzes Nachwort anschliesst *). Diese Stücke sind :
1. eine deutsche Vorrede (eno Nembshko predguuor) — 10 Blätter —
--n die gottseligen Christen in Crein, Untersteier, Kärnten, Karst,
Histerreich und in der Windischen Mark — (sehr interessant) — ,
unterzeichnet: Tübingen den 9. Juni 1557. Primus Trüber Creiner.
I>i:ese deutsche Vorrede fehlt in manchen Exemplaren. Als Epilog
derselben dient ein Gebet in windischer Sprache (2 Seiten). — Darauf
">'.^t für Diejenigen, welche die deutsche Vorrede in einem slo venischen
Buche entbehren wollten, ein neues, ganz slovenisches Titelblatt:
TA PP:RVI DEIL | TIGA NOVIGA TESTA* | MENTA, YTIM
>0 VSI SHTYRI EVANGELI | fti, inu Diane tih logrou, fdai
Perv'izh vta | Slouenski Jefik skufi Primosha Tru;* | beria, fueiftu preo- 1
fernem. || PER TIM IMASH, OD SPRED | en kratig Nauuk, kai
• e S. Pifmu ufebi dershi, Ta Kolendar, | Inu eno dolgo Predgunor,
») Kansler «. Schott 142.
*) Eine aasführliche Beschreibung dieses Buches findet sich bei Schnurrer 24 — 28
• '-d bei Kopitar 399—415. — Vgl. S'.ov. prot. Pastillen Nr. 1.
> j
Vti fc raftopmi vuzhe vfi po» | trebni Articuii oli Shtuki te kerszhanske
Vere, Jnu | potlc na konzu. eno kratko | Postilla. || Htimu fe ie ta
Syn Bosliy perkafal, de on ta Hudizheva | della refuali. 1, Joh, 3,
(Holzschnitt: Morhart's Buchdriickerzeichcn, das triumphirende LamiTJ
auf dem Drachen.) | VTIBINGI. | Vtim Leitu po Criftufeuim Royftuu.
M. D. LVII. I — Dahinter eine Summe der ganzen heiligen Schritt
{3 Blätter). — 2. Der Kalender für 1557, etc. (verfertigt von Professor
Johann Hildebraiid in Tübingen). — 3. Einige Reime (eni Raimi.
auf den Kalender und die Festtage. — 4. Anzeige der vornehmsteii
Zeitperioden von Adam bis 1557, — 5. Register der Bücher der
Bibel alten und neuen Testaments. — 6. Eine lange (slovenischci
Vorrede mit besonderem Titel: Tiga nouiga Teftamenta ena dolga
Predguuor — 22 Bogen — . in welcher die fürnemsten Hauptartikel
des christlichen Glaubens in Ü'i Capiteln enthalten sind. Es ist dies
eine freie Bearbeitung und Uebcrtragwng von Melanchthon's ,Loc:
communcs'. welche auch selbstständig ausgegeben und später von
Anton Dalmata und Stephan Consul ins Krobatische über-
setzt und in dieser Sprache ebenfalls selbstständig (als eine Einleitun;- 1
in's Neue Testament) 15(j2 sowohl mit glagolischer als mit cyrillischer
Schrift gedruckt wurde: Kdna kratka Kasumna etc., Tübingen 15)VJ.
4" '}. — 7. Nun erst S. 1 — 4:29 der Text der vier Evangelien uiiJ
der Apostelgeschichte (mit Randsummarien und Parallelstellen). —
a. Ein Rejjister über alle Sonn- und Festtags evangelien, mit kurzer
Auslegung derselben ; d. i. eine Postille in zwei Theilen. Diese erschien
1558 auch separat und ward ebenfalls von Anton Dalmata und
Stephan Consul ins Krobatische übertragen und in glagolischea
und cyrillischen Lettern, unter dem Titel Postila, Tübingen 1502 und 1
1563, gedruckt'). — Zum Schluss ein Nachwort an die Leser, worin I
ihnen der zweite Theil des Neuen Testaments in dieser Uebersetzun;;
{mit Gottes Gnade) für die n;ichsten Jahre versprochen wird.
Hierauf erschien im Jahre 1560:
3. TA DRVGI DEIL | TIGA NOVIGA TESTAMENTA
VSEM BUSH IMEL VSE LIST\' INV PIS= | ma tih logrou
Shrattdmi inu Saftopnimi Islaga- | mi, Sdai Peruizh is mnogoterih
>] Schnurret 36 f., 96—98. — SafofLt:
') S, S!or. prüt, PostillFD \r. li u, Ib, -
RcgiMcr B. »uromaii^thcr Inhalt, Tub 1561,
131
lefikou, vta Slo= | uenski, skufi Primoslia Truberia Crainza, | üieiftu
preobemem. || 5Det anbei t)ül& I^eil beS nemen | aSintiiidjcn lcftöiiieiit-5,
barinn mcrbcn fein ade | Spiftelit Diib ©cjcfirifften ber !q. Slpofteln, mit
5iinima= | rien önb flirren StuSIegiingeii. || RO. 10. PSAL. 19. |] Atqui
in omnem terram exivit fonus eorum, & in fines | orbis tcrrariim
uerba illorum. [| (Holzschnitt: Morhart's Buchdruckerzeichen , das
triuinphirende Lamm auf dem Drachen, mit der Umschrift
VICTORIA. II VTIBINGl. | Vtim Leitu po Criftufouim Royftuu. |
,M. D. LX. I
Von diesem Buche in 4° finden sich ausführlichere Beschreibungen
bei Schnurrcr 28 ff. und Kopitar 215 ff. — Es hat im Ganzen 46
HIatter (XVIII und 28) und (windische) Randsammarien in deutscher
Schrift. — Auf der Rückseite des Titelblattes: Vtetih buquah böte
>,:ta Pifma poredu imeili (das Vcrzeichniss der sämmtlichen Episteln
und der Offenbarung, hier jedoch vorerst nur der Text des Romer-
bricfes), dann: Vi tukai sdai leta Lyft htim Rymlanom drukan imate,
ls vi ta zhas, dotle ty drugi vfi drukani bodo, preoberite, inii lipu
hranite'), inu molyte fa me. [ — a2 — ba (7 S.) Deutsche Zuschrift')
-.n K. Maximilian mit dem Schluss: „^atunt Siilpingen oiii i-rftcil
iiiij Clanuflrij. Anno M. D. LX. | ®. il. 5ßJ. | Sinbertfjenigfter Güplaii. |
l-iimu3 Iruber Greiner, bet G^riftÜdjen fi'iri^en ^u kempim ^a[(ot. " j
- b Rückseite und b2 Vorderseite: SVMMA S. PAVLA PISMA]
HTIM RYMLANOM. |Lubi Slovenci etc.| 12Blätter: PREDGVVOR
ZHES VSE LYSTVE | S. Paula. | — PREDGVVOR ZHES TA
L\'ST I Htim Rymlanom. | — S. 1 — 27: der slovenische Text des
R'-merbriefes. — S. 28: Sa teim böte imeli (aku bug hozhc skorai)
te drugi listi s Paula inu tih drugih Jogrou vse ner poprei ta dua
htim Corintaricm. — Auf der vorletzten Seite: Holzschnitt: Morhart's
Buchdrucker zeichen, das triumphirende Lamm auf dem Drachen,
mit der Umschrift VICTORIA. || Darunter : V TIBINGI. | Na Noviga
Leita Dan, | le leta Lyft dokonan. | SBttm Seitn po Etiftujenini
>irti|"tuu- I M. D. LX. | (Die vorletzte Zeile in deutschen Lettern)
— Die letzte Seite leer.
Vergcr hatte aus gekränktem Ehrgeiz ausgesprengt, dass
Trüber seine (Vergcr's) Uebersetzung des Neuen Testaments
■) Um später das Nachfolgende dazu binden lusen lu können (KopiUi).
■) Einen tSnseien Aastug dariui i. bei Schnairer, ■. a. O.
132
.depravirt* habe, wie früher schon mitgethdlt wurde. Er hatte dies
nicht blos in sprachlicher Hinsicht gemeint, und es war bei dem
Herzog Christoph mündlich und schriftlich angebracht worden (ofTenbar
auch durch Verger selbst, vielleicht auch durch Andrea), dass in
Truber's gedruckten windischen Büchern sich unrichtige Dolniet-
schungen, grosse Irrthümer, falsche Auslegungen, schwärmerische
und zwinglische Meinungen von den Sacramenten und der Recht-
fertigung befanden '). Dies war für Trüber wohl die eigentliche, wenn
auch nicht geradezu ausgesprochene Veranlassung, dass er dieses Buch
dem K, Maximilian xuschrieb. wobei er ihn bat, neben den frommen und
sprachkundigen Siovenen sein Patron und unparteiischer Richter seiner
windischen Bücher sein zu wollen. Ueber Fehler werde er sich
gern betehren lassen, Irrthümer werde er in jeder Weise öffentlich
widerrufen •). Dieser Zuschrift vom I.Januar 1560 hessTruber am
2. Januar 1560 ein Schreiben an K. Maximilian folgen'], in welchem
er von jenen Verdächtigungen berichtet. Er habe dies zwar mit
Hilfe des Herrn Ungnad und einiger schrifthchen Zeugnisse (aus
Kempten) zum Theil schon widerlegt, doch habe ihm der Herzoo
befohlen, mit dem windischen Druck bis auf weiteren Bescheid inne
zu halten, von jedem seiner windischen Bücher ein Exemplar ein-
zusenden und über deren Inhalt eine kurze Darlegung beizuscbli essen,
weiches alles der Herzog dem Könige iiberschicken wolle. Solches
thue er hiemit und lege auch die bereits gedruckte deutsche Vorrede
zur Epistel an die Römer bei (das Uebrige war noch nicht fertig".
Der Konig wolle dies alles den Landesobrigkeiten in Krain, Unter-
steier und Kärnten zuschicken, dass sie sammt ihren (slov.) Gelehrten
und Sprachkundigen es beurtheilen. Einzelne Druckfehler möchten
vorhanden sein, wie in allen Büchern, wenn aber sonst alles für
recht und gut erkannt werde, so bitte er den König, dies dem
Herzoge zu berichten, ihn der ungegründelen Verdächtigung zn
I) Tmbu'i ächreibcD >n K. Muimiliia t. Kempten, 2. Jan. 1860 (_t. nacfabcT;.
— Vgl. Schnaner 42. — In Krain wurde ein staltUiJies Zengniss der Lanilschaft ki
Tmbet bereitet {Schnürtet 41 ; — Traber's Brief an die Laibacher Freunde ». Keinple?'.
19. Min 1Ö60; — Krain. Land..Arch,;
') Auifülirlicher bei Schnorrer 29—31.
') Notueobl. der Icus. Akad. der Wissensch. in Wien I8ÖS, Nt. 13 — und daiau.
in den MlllheQ. de* hi^toi. Ver. f. Knin 1653. S. 33 f. — Hier findet sich auch ais
Beüige das reriangte , Register and lomarisehe Venaichnos*, weiches dann (wie scbcD
angegeben) Tmbei 1561 im Druck erscheinen iieiä.
133
entschuldigen und die Sache dahin zu befördern, dass ihm die
Druckerei in Tübingen wieder geöffnet und gestattet, zugleich auch,
dass er insbesondere für die krobatische Bibelübersetzung noch
durch einen Krobaten neben dem Stephan Consul unterstützt
werde.
Dieses Schreiben nebst den Büchern und der kurzen schrift-
lichen Darlegung ihres Inhalts (, Register*) sandte Herzog Christoph
an den König Maximilian mit einem eigenen Schreiben, welches der
König am 31. Januar 1560 erhielt und am 4. Februar 1560 von
Wien dahin beantwortete, dass er das Ueberschickte richtig em-
pfangen habe, und werde er nach dem Wunsche des Herzogs die
Büchlein durch der windischen Sprache und der h. Schrift Verständige
prüfen lassen und dann mit ehestem darüber berichten *). Am
17. Februar 1560 erhielt der Herzog einen Brief des Herrn Ungnad
von Urach, 15. Februar 1560, womit dieser ihm auch den Brief eines
achtbaren Mannes in Wien an Trüber mittheilte, worin derselbe auch
ein wenig über dessen windische Uebersetzung und von dem Herrn
Vergerio schreibe. Auch Andere aus Krain hätten ihm in gleichem
Sinne geschrieben (s. Schnurrer 40), dass sie Truber's Uebersetzung
für gerecht und gut halten, aber den guten Herrn Vergerium eines
Dinges beschuldigen, ^das ich ihm doch nit zutraue, will derhalben
denselben Personen zuschreiben, dass sie solches in seinem Werth
beruhen und den Herrn Vergerium zufrieden lassen, denn er
entschuldigt seie*. (Original im k. H.- u. St.-Arch. zu Stuttgart.)
Schon am 19. Februar 1560 übersandte K. Maximilian von Wien
dem Herzoge einen beiliegenden Bericht über Truber's Bücher'). In
diesem Berichte, dessen Verfasser nicht genannt war, wird gesagt,
dass die Uebersetzung der Evangelien recht und lauter und sammt
den Vorreden und Anhängen heilig und christlich sei — dass die
gebrauchte Sprache diejenige der Slovenen in Steiermark, Kärnten
und Krain, doch mit nicht wenigen Germanismen gemischt sei^
und dass die angewandte Orthographie nicht ganz entspreche, da
besser Luch für Luzh, Chlouik für Zhlouik, Ochak für Ozhak, Chezt
>) Le Bret, Magazin IX, 171. — Schnnrrer 31 f.
*) Le Bret, Magatin IX, 172. — Scbnurrer 32. — Von diesem Briefe gibt es
"irti gleichzeitige Abschriften im Krain. Land.*Arch. und eine gleichzeitige Abschrift in
<ier Tübinger Bibliothek.
JaMnich des ProCestaaCinn» 1806, H. UI n. IV. |0
134
für Zhaft u. s. w. zu schreiben sei *). Der Herzog übersandte von
Stuttgart den letzten Februar 1560 Abschriften des Briefes K. Maxi-
milian's und des Gutachtens an Trüber, meinte, er werde wohl
die orthographischen Mängel zu verbessern wissen, und gestattete ihm
den Weiterdrück seiner Bücher in Tübingen*). Trüber dankte von
Kempten, 8. März 1560 dem Herzog für seine viele Güte und Mühe in
dieser Sache, nahm seine Orthographie gegen das Urtheil des Bericht-
erstatters in Schutz, der kein Slovene sei [wie er ausdrücklich er-
beten habe), sondern ein Beßyackh, »mag vielleicht Herr Doctor
Scalichius sein* ■), und erklärte, mit dem Druck noch so lange inne
halten zu wollen, bis er von der Landesobrigkeit in Krain und Unter-
steier und anderen gelehrten gottseligen Krainern und Untersteirem
lautern und wahrhaften Bericht über seine Dolmetschung und Ortho-
graphie habe, verhoffend, dieselben werden sie wohl wie bisher für
recht und verständlich erkennen*). Trüber hatte nämlich inzwischen
(schon am 12. Januar 1560 von Kempten) an den Landeshauptmann
(Jak. Frhr. v. Lamberg), den Landesverweser (Jobst v. Gallenbergl
*) Von diesem Gutachten („Tota continentia libri hujus Sclavonici" elc.) findet
sich eine gleichzeitige Abschrift (meist von Truber's Hand) im Krain. Land.-Ärch., eirc
andere im Laibacher DomcapiteKArchiv, eine dritte in der Tübinger Bibliothek (abgedruckt
bei Le Bret, a. a. O. 173, fehlerhaft, und bei Schnarrer 32~S4, fehler und lückenbafr .
und das Original im kais. H.- u. St.-Archiv in Wien (abgedruckt im NotUenbl. der
kais. Akad. der Wissensch. in Wien 1852, Nr. 13, und danach in den Mitthcil. des
histor. Vereins f. Krain 1853, S. 37). Auch diesem Abdrucke des Originals ist es eigen
ergangen. Irgend ein Archivbeamter hat darunter geschrieben: ,Primus Trüber* unJ
mit der Bezeichnung „Ad 1660, 2. Jänner" versehen. Mit diesen beiden (Archiv*) Notizen
hat es Chmel als 2. Beil. zu Truber's Brief an K. Maximilian v. 2. Jan. 1860 (s. ob.)
im Notizenblatt abdrucken lassen, und Sillem (Primus Trüber, Erlangen 1861, S. 42 f.f
kommt daher auf den sonderbaren Gedanken, diesen Bericht für eine ^Rechtfertigung^-
Schrift* Truber's anzusehen. (!)
•) Original und zwei gleichzeitige Abschriften (davon eine von Truber's Hand)
im Krain. Land.-Arch.
') Ueber Paul Skalich (eigentlich Jelenchich), den Agramer Schulmeisterssobn.
der Talent genug besass, um sich auf den Namen seiner Mutter (Skalichka) zu einem
Nachkommen der fUrstl. Familie der Skaliger, zu einem Fürsten de la Scala, Mark-
grafen von Verona, Hörgrafen von Hunn hinaufzuschwindeln und Männer, wie König
Maximilian, Herzog Christoph von Württemberg, Herzog Albrecht von Preussen, Frhm.
Hans Ungnad u. A., zu täuschen, bis er endlich enthüllt wurde und im Elend endete;
vgl. J. Voigt, Paul Skalich (im Berliner Kalender f. 1848), Kausler u. Schott, a. a. 0.,
Th. Elze, D. Univers. Tübingen u, d. Studenten a. Krain, Tübingen 1877, S. 8 £
*) Copie im Krain. Land.>Arch.
135
und die Verordneten in Krain geschrieben *), ihnen das Vorgefallene
berichtet und sie gebeten, ihm ein wahrheitgemässes, stattliches
Zeugniss darüber zu senden, dass in seinen bisher gedruckten windi-
schen Schriften (die er beilegt) kein falsches Dolmetschen und keine
Schwärmerei enthalten sei, dass darin alle Artikel der Augsburgischen
Confession und ihrem Verstände gemäss gelehrt werden, und dass
sie dem armen windischen Volke nützlich, gut und verständlich seien.
Am 19. März 1560 schrieb er nun von Kempten aus an die Freunde
in Laibach •), schickte ihnen das Schreiben des Herzogs vom letzten
Februar 1560 nebst Abschriften des königlichen Schreibens (vom
19. Februar 1560), des (Skalich'schen) Gutachtens und seiner eigenen
Antwort an den Herzog (vom 8. März 1560) und bittet sie, bei der
Landesobrigkeit und der Landschaft anzuhalten, dass sie bezeugen,
seine Sprache und Orthographie sei »dem gemeinen Mann in Krain
verständlich und leslich*. Bezüglich des Vorwurfs der Germanismen
sagt er, er hätte ja wohl milost für gnada, vafsania für trosht, prid
für nuz, shiuot für leben, glos für shtyma u. s. w. setzen können,
wie er sich denn auch etlicher dieser Worte bedient habe, ,abcr ich
hab bei der gemeinen Creinerischen sprach bleiben wollen* '). Am
1. April 1560 von Kempten sandte Trüber die aus Krain ein-
gegangenen Schreiben und Zeugnisse an Herrn Ungnad*), und von
da ab ging es nun mit dem windischen und dem krobatischen Druck
ungestört vorwärts.
Zunächst folgte 1561 die zweite Lieferung des zweiten Theiles
Briefe) des Neuen Testaments.
4. (Nov. Test. II, b.) — 1. und 2. Korinther, Galater,
Tüb. 1561, 4».
>) Original im Krain. Land.'Arcb.
') Original im Krain. Land.-Arch.
s) Kopitar nnd Andere nach ihm haben Trübem immer wieder seine Germa-
r/.smeQ Torgeworfen, Dass er, aus dem Vaterlande vertrieben, in Deutschland die
«'ovenische Sprache xuerst in Schrift fixirte, sollte ihn schon an und für sich bei jedem
B-illgdenkenden darüber entschuldigen. Obiger Brief zeigt aber, dass nicht er diese
germanisirenden Ausdrücke in die sloTenische Sprache eingeführt, sondern dass er sie
iarin Torgefonden und gerade darum beibehalten hat Das mag man beklagen, aber
ihn trifft dann nur der Vorwurf, dass er in zu geringem Grade Purist war. Doch wo
:3t jeweilen die Temünftige Grenze des Purismus?
*) Tmber's Brief an üngnad v. Kempten, 1. April 1560; Original in der Tübing.
Univcrs.-BibL, abgedruckt bei KostrenÖiö, S. 9 ff.
10*
136
Von diesem Stücke ist kein Exemplar mehr bekannt, auch
keine Spur davon aufzufinden gewesen *).
Noch einmal, zum letzten Male, mischte sich um diese Zeit
Vergerius in den slavischen Bücherdruck, zwar nicht in den
slovenischen (mit dem er nichts mehr zu thun hatte), sondern in
Herrn Ungnad's krobatischen (mit dem er eigentlich gar nichts zu
thun hatte), diesmal aber zum Guten. Im Februar 1561 war nämlich
in Ungnad's Druckanstalt zu Tübingen der krobatische Katechismus
mit glagolischen Lettern im Druck befindlich (s. Katechismen 4 a)
und man hatte dazu eine überlange deutsche Zuschrift an den
K. Maximilian und eine krobatische Epistel des Scalichius gesetzt.
Vergerius bekam einen Abdruck davon in die Hände, schrieb
unter des Scalichius' Epistel: ^Statim in primo folio (vx fex
dumtaxat) magna apparet ambitio, sunt enim quinque nomina celebrata,
et aliqua quae non sunt vera, recensentur ; hocne erit docere Croatos
modestiam et humilitatem? Utinam Deus aspiret his reptisl metuo
ne faciat, cum fastum et ambitionem odio habeat. Cur non liccat
Christian© homini dicere quod sentiat? Pe. Pau. Ver.* und schickte
es an Herrn U n g n a d. Darauf ritt er selbst sofort nach Stuttgart
zum Herzog. (Truber's Brief an die Laibacher Freunde von Urach.
19. März 1561; — Krain. Land.-Arch.) Der Herzog schrieb sofort
an U n g n a d : die Vorrede zum krobatischen Katechismus sei zu lang
und wäre einfach und kurz an den König von Böhmen zu stellen;
er solle das dem Herrn Primus anzeigen, der werde solches wohl
zu verordnen wissen. Ungnad entschuldigte sich darauf von Urach
(7. März 1561, pr. Stuttgart 9. März .1561) beim Herzoge: er habe
die Bogen gerade erhalten, als er sein letztes Schreiben an ihn ab-
fertigen wollen, da habe er sie eilends beigelegt, ohne das Deutsche
nur anzusehen. Als der Bote weg gewesen, habe er dies gethan
und auch ^desScalichj Ceremonien vernommen*. Darauf habe er
eilends einen Boten an Herrn Stephan nach Tübingen geschickt:
er (Ungnad) wolle in der Präfation nit stehn; man solle mit dem
Druck dieser ersten Quaterne stillhalten, ihm alle vorhandenen Exem-
plare zuschicken und etwa ausgegebene kaufweise oder wie immer
möglich wieder an sich bringen ; er wolle darin ungemeldet sein und
in der Vorrede solle nichts anderes sein, als blos einfach und kurz
1) Schnurrer 23; Kopilar 401, Anm. 1.
137
an die königliche Würde ; die Ehre gebühre Gott und dem Herzoge.
Umgehend (Stuttgart, 9. März 1561) antwortete der Herzog an
Ungnad: Du hast recht und wohl gehandelt die weitläufige Präfation
in den krobatischen Katechismus abzustellen etc. Du wollest dem
Trüber und den Andern anzeigen, dass sie uns darin auch nit
melden wollen. Denn es will sich nit gebühren, dass in Gottes Sachen
die Menschen auch mit sollen eingezogen werden. (Beide Briefe im
k. Archiv zu Stuttgart.) — Natürlich hatte Herr Ungnad sofort
auch nach Kempten an Trüber geschrieben : er möge sich eilends
nach Tübingen verfügen, denn es sei im krobatischen Drucke in
der Vorrede etwas gefehlt. Trüber, der schon im vorigen Jahr
von der Landschaft in Krain als Landschaftsprediger in Laibach be-
rufen war, aber nach mancherlei Verhandlungen noch auf eine Ent-
scheidung wartete, hatte damals seine Stellung in Kempten aufgegeben,
den Pfarrhof für den Nachfolger räumen müssen und wusste eben
nicht, wohin mit Weib und Kind. Daher zog er ungesäumt mit
den Seinen und aller Habe in sechs Tagen nach Urach und von
da nach Tübingen, wo er dann die Druckangclegenheiten ordnete.
Man druckte damals eben auch die krobatische Uebersetzung des
kleinen Katechismus Luther's (s. Katechismen 4e) und der Predigt
de vocabulo et efficacia fidei, »tuelc^e jtöO ftücf^ (schreibt Trüber) fic^
nic^t jufammcn 3n ein büc^I raiimcn, »arumfe fpbt \x bcn mein 3n XVI •
(s. Katechismus 4) nid|t laffen boImetfd|en, bct ift lenger onb nad| notturft
QU^elcgt*. (Trüber an die Freunde in Laibach vom 19. März 1561 ; —
Krain. Land.-Arch.)
Die bisher genannten Stücke des slovenischen Testaments dienten
den beiden bei dem Freiherrn Hans Ungnad in Urach (Wirten-
berg) befindlichen krobatischen Uebersetzern Anton Dalmata
und Stephan Consul*) als Grundlage ihrer Uebersetzung in's
Krobatische, in welcher sie freilich Trübem bald überholten. Dieses
krobatische Neue Testament erschien dann in Tübingen 1562 und
1563, sowohl in glagolischer als in cyrillischer Schrift. Die Titel lauten :
4a. (Prvi del Novoga Testamenta, po Antonu Dalmatinu i
Stipanu Iftrianu; — 9 Zeilen glagol.) Darunter deutsch: 2)ct etft
^Ib I^t bc§ netoen le* ] ftamentg, barinn fein bie oier ßtiangeliften ünb
ber %s I poftel @e]d)xd)t, jcfet jum erftcn mal in bie ßro* | batifrf^e ©ptac^
') Ucbcr Stephan Consul und Anton Dalmata s. bei den Katechismen.
138
Derbotmetjdit, Diib mit | ©lagolitcöen SSut^ftaben l gettiicfl. || V Tubingi
leto od Krstova roiflua. | 1 . 5 . 6 . 2. | — Mit sehr interessanter
deutscher Vorrede Truber's an König Maximilian (29 Seiten), unter-
zeichnet : SBracf) am 12 tag Sanuorij Stitno ic. 1562. | g. ÄÖn. SRoi). '
SBnbert^Qnigiftct ßaplan. | 5ßtinmg Itubet Greinet, tiet 3*'* ^for^
gü ^xad). — 26 Blätter (Titel, Widmung, Vorreden) und Text 206
Blätter in 4». (Vgl. Schnurrer 89 ff. , Kopitar 439 ff.— Auflage SOOOEx.)
id. (Drugi djal Novoga Tefhtamenta ; — 5 Zeilen glagol.)
Darunter deutsch : 33et anber 1|qI6 t^eit be# nerocn Iefta= | mmts,
je§ jum erften in bie ©i:oba= | titdje ©proi^ »erbolmetfe^, | tmb mit
©tagolifc^n | öudlftaben gc^ | tnirft. | (Bibelspruch, 4 Zeilen glagol.)
Shtampan V Tubingi. | 1.5,6.3. | — Die (krobatischc) Vorrede ist
von Ant. Dalmata, Steph. Istrian und Georg Juritschitsch unter-
schrieben. — Mit Holzschnitten illustrirt, — 31 Seiten (Titelblatt.
Vorrede), Text 2 Alphabete, 4 Bogen in 4", (Vgl. Schnurrer 93 f..
Kopitar 444. — Auflage 1000 Ex.)
4c. {Prvi 6i\ novoga Tefhtamenta, — po Anton u Dalmatinu
i Stipanu Iftrianu ; — 11 Zeilen cyrillisch.) Darunter deutsch: Ter
erft ^16 üt^cil beä neroen Zt= \ ftamentä, imrinn fein bie uier Gnaii-
geliften | mh bet Slpcftel ®e5ii)ii:^t, jegt jum erftenmol in bie j ttobotiid)!-
©ptoc^ oerbofmetfi^t, mh mit | S^tuIijc^enSudjCtabcn ] gcttutft. || V Tubingi
1 . 5 . 6 . 3. I — 2 Alphabete 9 Bogen Text, 18 Seiten Titel und
Vorrede, in 4°. — Die deutsche Zuschrift an Wolfgang Pfalzgrafcn
bei Rhein ist unterzeichnet: Tübingen ben 4. aRaij Slnno JC. 63. |
fSroer gütft. &. \ SJnbetttiänige | Ißtimnä Itubet Greinet, Antonius
33ütmQta, Step^annS ßoniul §iftrianuä. — Darauf dieselbe Zuschrift
krobatisch- cyrillisch, aber blos von den beiden Letzteren unter-
schrieben. — (Vgl. Schnurrer 94 f., Kopitar 452. — Auflage 1000 Ex.)
4ä. (Drugi d^I novoga Tefhtamenta; — 7 Zeilen cyrillisch.)
Darunter deutsch : 3)er onbet ^atb t^eil bcS nettien Xef{a= | ments, jf^
jum erften in bie Stoba^ | ttfc^ @pca<^ ceibolmetfc^t, | tmb mit (Sqtu'
lifc^n I aSn^ftaben gc [ tturft. || (Bibelspruch, 4 Zeilen cyrillisch,) \
Shtampan V Tubingi. | 1.5.6.3. | — 2 Alphabete 5 Bogen 3 Blatt
Text und 31 Seiten Titel und Vorrede, in 4*. — (Vgl. Schnurrer
95 f., Kopitar 452. — Auflage 1000 Ex.) ').
<) Ei mag hier noch bemerkt werden, äasi auch eine Probe au* deo Propheten
(JesAiaii), Uberietzt von Leoohard Mercberiisch, in krobttlscher Sprache sowohl mi'
139
Die Verhältnisse der Männer, in deren Händen damals diese
literarische Entwicklung lag, hatten sich um diese Zeit eigenthümlich
gestaltet und mannigfach verwirrt *). Trüber, seit Juni 1560 als Prediger
nach Laibach berufen, hatte seine bisherige Isolirtheit als Schrift-
steller und zugleich Verleger inso^^^eit aufgegeben, als er wegen des
Druckes und Verlages im August 1560 mit Herrn Ungnad in
Verrechnung getreten war*). Ungnad seinerseits hatte aus dem
früher erzählten Vorfalle mit Scalichius und Vergerius deutlich
erkannt, dass er für seine Anstalt (zumal bei der Entfernung Tübingens
von Urach) durchaus eines kundigen und zuverlässigen Leiters der-
selben bedürfe, und suchte nun Trüber dafür zu gewinnen. Da
diesem der sehnlich, aber ohne Grund erwartete schliessHche Bescheid
aus Krain immer länger ausblieb, nahm er nach längerem Zögern
;noch am 19. März 1561 lehnte er ab) den Vorschlag Ungnad's und
die von diesem beim Herzog Christoph von Wirtenberg ihm er-
betene Pfarrstelle in Urach an. Da erschien im Mai 1561 der von
der krainischen Landschaft besoldete Procurator Elias Stotzinger in
Urach, um Tr ubern nach Laibach abzuholen. Mit diesem zog Trüber
im Juni 1561 in sein Vaterland, nachdem man übereingekommen
war, dass er noch einmal zur Ordnung des Druckwesens in Urach
auf einige Zeit dahin zurückkehre, was er auch von September 1561
bis Juni 1562 that. Aber der ehrgeizige und intriguante Steph.
Consul, der sich wohl nur ungern unter Trüb er's Leitung gefügt
hatte, wusste dessen Ansehen durch Verleumdungen zu untergraben
und sich bei Herrn Ungnad einzuschmeicheln. Es gab Unannehm-
lichkeiten und Schwierigkeiten, und Trüber sagte sich vom kroba-
tischen Werke los (October 1562). In Laibach selbst entstanden
Trabern Gegner unter seinen protestantischen Freunden. Der ehr-
geizige Klombner fühlte bald, dass er künftighin in der Leitung
der evangelischen Kirche Krains nichts mehr zu sagen habe. Er
verhandelte insgeheim mit Consul, hetzte schriftlich bei Ungnad
und bildete in Krsun mit einigen protestantischen Predigern (nament-
gbfoUschen als mit iateinUchen Lettern 1664 in Tübingen (Urach), je 50 Ex., gedruckt
«urde. Doch ist davon kein Exemplar bekannt. (Vgl. Schnurrer 69 ff. EUe, D. Univ.
Tübingen n. d. Studenten a. Krain 66 f.)
») VgL hierüber meine Superintendenten der ev. Kirche in Krain, Wien 1863,
S. 10 ff.
') Schnurrer 52.
140
.lieh krobatischer Abstammung) eine Partei gegen Trüber, mit
deren Hilfe er die Leitung der gesammten literarischen Thätigkcit
des Krainer Landes in seiner Hand zu vereinigen suchte. Trüber
selbst war durch seine Amtsgeschäfte in der Organisation der Kirche
und der Gemeinden, in Predigten und geistlichen Amtshandlungen
so in Anspruch genommen, dass ihm kaum Zeit zu literarischer
Thätigkeit übrig blieb. Die wenigen Augenblicke, die er dafür er-
übrigte, widmete er der Herstellung einer windischen Kirchenordnung M,
die fiir ihn und die evangelische Kirche seines Vaterlandes jetzt das
dringendste Bedürfniss war. Aber gerade diese gab (wie schon früher
erzählt wurde) Veranlassung zu seiner abermaligen Vertreibung aus
Krain (Juli 1565).
Herr Ungnad war am 27. December 1564 gestorben. Seine
Anstalt hörte auf. Das krobatische Werk, nun ohne Haupt, ohne
rechtes Leben, ohne breitere dauerhafte Basis im Volk, schlief nach
und nach ein und hatte dann ein Ende. Trüber war verbannt,
aber das slovenische Werk ging fort, denn seine Grundlage war das
slovenische Volk und die krainische Landschaft. Er arbeitete auch
in der Ferne weiter, die Besseren der Männer, die ihm abwendig
gemacht worden waren, wandten sich nach und nach seinem Werke
wieder zu, neue Kräfte wuchsen (zum Theil unter seinem Schutze)
heran und setzten seine Arbeit fort, in freierer und besserer Sprach-
entwicklung den Bahnbrecher und Führer mit der Zeit noch über-
treffend.
Das Nächste, was Trüber der OeflTentlichkeit übergab, nach-
dem er 1565 in Wirtenberg (zu Laufen am Neckar) eine neue
Heimat gefunden hatte, war eine slovenische Uebersetzung des
Psalters mit ausfuhrlichen Auslegungen. Er hatte elf Jahre lang
in Kempten, Urach und Laibach über denselben gepredigt, ihn über-
setzt und das Manuscript war 1564 druckfertig. Da erfuhr er, dass
Klombner eine gleiche Uebersetzung dem Bochoritsch auf-
getragen habe (wovon früher berichtet wurde), und schrieb darüber
von Laibach, 8. Mai 1564 an Herrn Ungnad, welcher ihm darauf
antwortete : dass Klombner dem Schulmeister zu Gurkfeld (Bochoritsch)
eine Uebersetzung des Psalters aufgetragen, sei ohne seinen Befehl
geschehen; er habe auch nicht gewusst, dass Trüber denselben
1) Vgl. Ritualbüchcr 4.
141
dolmetsche ; da Trüber ausser der angefochtenen Kirchenordnung nie
etwas zum Druck herausgeschickt habe, so habe er erachtet, dass
wenn ein gutherziger christlicher Mann etwas Christliches übersetze,
namentlich wenn dies recht und gut befunden werde, dasselbe wohl
gedruckt und dadurch die Sache gefördert werden möge, denn die
Kirche Gottes sei an kein End und Ort gebunden, wie Trüber baß
wisse, wie denn im Reich der Psalter auch an mehrern Orten von
^gottseligen Menschen verdeutscht und gedruckt worden sei, wie
Trüber auch wisse *). Nach einigen anderen derartigen Weiterungen,
Nachklängen der geschilderten Missverhältnisse, blieb die Sache ruhen,
bis Ungnad gestorben und Trüber nach Wirtenberg gekommen
war. Hier bereitete dieser sofort sein fertiges Manuscript zum Druck,
dessen Vorrede vom 1. Januar 1566 datirt ist.
5. Ta Celi Pfalter Dauidou, | VTIM SO | VSI SHLATH
VISSOKI BOSHY | Nauuki, Troshti, Pryteshi. Prerokovane, Te |
lefufeue inu nega Suete Cerque, Molytue, Pro- | shne, Huale inu
Sahuale, etc. Sdai peruizh vta | Slouenski Jefik Iftolmazhen, inu
kratku fa- | ftopnu Ifloshen, skufi PRIMO- | SHA TRUBERIA |
Crainza. |! 2)cT gan^ ?ßfatter | in bic SlBinbifc^c | Sprach jum crftcn
mal öctboIntctj(^t, Dnnb | mit lurfeen öcrftcnbigcn ärgumcntcu | önb
Sd)OÜen erflärt. || PSAL. 68. || Increpa feram arundinis, congrega-
tionem Tau- | rorum inter vitulos, populos conculcantes pro-
pter Argentum, Diffipa gentes quae bella volunt. | V TIBINGL
M. D. LXVI. I
Dieses Buch in 8^ besteht aus 16 (incl. Titelblatt) ungezählten,
2t>4 gezählten und wieder 8 ungezählten Blättern und hat sloveni-
sche Rand-Summarien in lateinischer Schrift. — Die Rückseite des
Titelblattes ist leer. — Dann folgen 10 Blätter deutsche Zuschrift *)
an die Herren, Grafen, Freiherren, Ritter, Edelleute, Bürger und
alle gottseligen Christen in Crain, Untersteier, Kärnten, Görz, der
Windischen Mark, Metling, am Karst und in Histcrreich, der
Augsburgischen Confession Verwandte. Er habe diese windische
Verdolmetschung seit zwei Jahren völlig fertig, habe den Psalter
nicht nur aus eigenem täglichen Gebet und dem Studium der
Commentare gelernt, sondern auch elf Jahre hintereinander (in
1) Original im Krain. Land.-Arch.
*f Schnarrer 117 f.
-•
<ru*r ^yL^t t-tt*««« kam. ,-V-:a n^ mi' fr.» rrT^ri^ "äsrnru« in
t^/^r*fr, ^ . — KI*cra--t 4 -iirsjger^'-'t* Blirter nrt cn-r sTovenischcn
7jri^Jr.T,rZ: Vvnn B^-^-irw^^rhfra T*n:':i: Crsinji^cs in-s S'ouenom od
fci^a ^ici^ Chrs«r.2$a rsch dobro prDS?-jn, e:c :rvf schlresst: Vash
vvth brat ^. - i'.'j.*r-abts5c PrTm-.^h Treiber is Rastrrf'rr Das folgende
i«55^2ar..t^ B.att ist leer. — N:ni b-e^'ns«! die gezahlten Blätter,
voo d^Jien z,inarr:st EL 1 — 14 eine V^rräie zum Psalter enthält :
P/'Äi^'>vor zhes ta p^alter ' Lete b-i-c vkaterih so stu inu pelderset
IfoIytCr-x in 3 D-ihouskili Pcisscn, sapcssace. etc ; Schluss: Timu bodi
vfna Zhaft ve'-coma. Amen. : — BL 14 r: leer. — BL 15 — 264:
Text der Uebersctzun^ des Psalters. Jedem Psaim ist eine aus-
führliche Inhaltsanzeige Samma. vorgesetzt. — BL 264* schliesst:
Vfte ta kar sapo ima. Tu hoali [ Gospudi Allelira. ; Tiga Psalteria
konej I — Schliesslich folgen 8 ungezählte Blätter mit zwei alpha-
betiji^hcn Registern, nämlich 4 BIl. : Regishter Latinski vfeh Psalmou,
kei na katerim lystei inu platd vfald vietih Buquah se naide (nach
den lateinischen Pszdmanfängen*, und 4 Bll.: Kratig Regishter inu
Samerkane od zhes vfaki Pfalm fuseb, | nornejh gonori, kadai inu
fakai | fe ima molyti inu brati (nach dem Inhalt). — Zuletzt folgt
ein kurzes Druckfehler -Verzeichniss: Errata, kai se ie V druku pre-
gledalu.
^) Vielleidit war dieser Möncli ein ^wisser Lucas a Sittich Canonic Labac,
welchem (nach gfltiger Mtttheilong des Herra Prot Dr. A. Loschin von Ebengreutfa
1a Grax) dat in der UniTersitits-Bibliothek zn Olmutz befindliche Exemplar dieses
Werket gehörte, in dem an der betreffenden Stelle eine gleichzeitige Randnote mit dem
heftigiten pertiinUcheD Angriffe gegen Tmber als Verftihrer u. s. w. beigeschrieben ist
«- Di« fcböne deotiche Vorrede rerdiente wohl einen aosfiihrUcheren Auszug, als den
hier mit Rücksicht aaf den Raum gegebenen, znmal sie för alles Lehrhafte anf die
folgende längere windische Vorrede rerweist und Tielleicht das schönste Denkmal des
Charakters ihres Verfassers und eine herrliche Probe seines deutschen Stiles ist. Mehr
als Schnurrer gibt auch Sillem (S. 72) davon nicht.
143
Diesem Buche, dem einzigen des Alten Testaments, von
welchem Trüber eine slovenische Uebersetzung gegeben hat, Hess
dieser zunächst (im Januar 1567) wieder eine Fortsetzung derjenigen
des Neuen Testaments (U c) folgen, welche die weiteren Briefe des
Apostels Paulus enthält.
6. SVETIGA PAV | LA LISTVVI, HTIM | EFESERIEM
FILIPERIEM, I COLOSSERIEM, TESSALONIHERIEM, TI- \
raoteu, Titu inu Filemonu, piffani, fdai per- | uizh vta Slouenski lefyk
tolmazheni, inu 1 kratku faftopnu ifiosheni, skufi | Primosha Truberia |
Crainza. || 2)c§ ^eiligen ?ßauli Spiftdn, bie er an bie | ©p^cfer, ?ß^iß|)pcr,
ßoloffct, I^effalonic^er, Simotl^eum, j litum önb 5ßt|ttcmoncm gefdiribcn,
jiim er- | ftcn ma^I in bie 2Binbifd|c @prac^ tjcrbol- | metfc^t, önb mit
furzen tjcrftänbi- | gen Slrgumcntcn onb Sd^o- | Ken erflätet. || Effa. 52.
Rom. 15. I Quibus non est annuntiatum, videbunt: | Et qui non
audierunt de eo, intelligent. i| UTIBINGI, | M. D. LXVII. |
Dies Buch *) in 4* enthält 88 Bll. mit Randsummarien in deut-
schen Lettern. — Die Rückseite des Titelblattes ist leer. — 3 Bll.
deutsche Zuschrift an die gottseligen Frauen, Witwen und Jung-
frauen in Crein, Untersteyr, Kärnten und der Grafschaft Görz, weil
sie durch Einrichtung von Hausgottesdiensten in deutscher und
^^ndischer Sprache auf ihren Schlössern und Höfen so viel Gutes
für die Ausbreitung des Evangeliums und das Lesen der windischen
Sprache gewirkt, sich um seine Rückberufung in's Vaterland und
die Aufrichtung des Predigtamtes in Laibach und an anderen Orten
besonders bemüht und durch Errichtung und Erhaltung des Armen-
Fastens vielfach Hilfe und Segen verbreitet haben. Den Spott der
Lästerer, ^dass er dieses Buch den Weibern dedicire und zuschreibe*,
^volle er durch der Propheten und Apostel« des Herrn Christi
J-elbst und der alten Kirchenlehrer Verhalten beantworten lassen.
»Geschriben zu Dercndingen, im Monat Januario, Anno 1567.* etc.
»Primus Trüber, Pfar* | herr daselbst.* — 5 — 6 Blatt: Slovenische
Zuschrift an die Krainer und Slovencn : VSEM CRAIN- | ZOM
INV SLOVENOM I myloft, prauo Vero, inu volnu terplene, | od
ß^ga Ojheta, skufi Jefufa | Criftufa proßim. | Zum Schluss (6 Bl a,
oben): Molj'te fa me, kakor ieft fa vas. Letu pishem is Deren-
^nge, na teh trieb Kraleu dan, vtim leitu po Criflufeuim Royftuu,
0 Erwähnt bei Kopitar 401, Anm. 1. Noch nirgends beschrieben.
144
1567 I Vash vfeh fueilli | Sliishaljnik | Primush Trüber | Crainej,
Darunter eine Holzschnitt- Arabeske. Die folgende Seite (6 Bl. c"
leer. — Nun folgen 83 (richtig 82, denn die Zählung ist mehrfach
versehen) gezählte Blätter. BI. 1 — 7: Einleitung zum Brief an die
Epheser; OD TIGA MEI. 1 STA EFESA. | Köpfe; ARGVMENT
S. PAVLA LYSTV | HTIM EFESIOM. 1 — Bl. 8 <?— 20 a : D(
Brief an die Epheser. — Bl. 20(^—24* (Mitte): PREDGVVOR
ZHES TA LVST S. PAVLA | htim Fiiipperiem. j' Üd Imena, Bo-
gaftua inu diane, tiga Meifta Filippos. | — BI. 24^ (Mitte) — Bl. 32r
Der Brief an die Philipper. — Bl. 33—34// (oben): SVF.TIGA
PAV^ I LA LYST PISSAN | htim CoIolTeriem. |1 Od tiga Meiila
CoIofTa. li Kopfe: PREDGVVOR ZES TA LYST | HTIM CO.
LOSSERIEM I . — Bl. 34^ (Mitte) — 41*: Der Brief an die K.>
losser. — Bl. 42a— 43« (Mitte): SVETIGA PAV= | LA PERVI
LYST PIS- I fan htim TelTaloniheriem. .j Od Meifta TefTalonica.
Kopf der folgenden Seite: PREDGVVOR ZHES TA LYST | . -
Bl, 43fl (Mitte — ÖOd: Der 1. Brief an die Thessalon ich er. -
Bl. ölrt — 5U (Mitte): TA DRVGI | LYST HTIM; TES= | falon:-
heriem. J ARGVMENT INV SVMMA letiga Lyftu. [i — Bl. öl-
(Mitte) — 55*: Der 2. Brief an die Thessalonicher. — Bl. 56« -
58a (Mitte): PREDGVVOR | ZHES TA LYSTV SVE= | tiga Pauli
Htimoteu J Du inu kai ie Timoteus bil. [ — Bl. 57 (Zahl vergessen);
ARGVMENT, SVMMA INV KRA- | tig fapopadik vfiga per^wgi
Ly- I ftti Htimoteu. | — Bl. 58a (Mitte) — 67*: Der 1. Brief an
Timotheus, — Bl. 68<i — 68* (Mitte): ARGVMENT, | SVMM.^.
KRATIG SAPOPADIG | tiga drugiga Lyftu Suetiga Paula [ Hü-
motcu. I — Bi. 08* (Mitte) — 74*: Der 2. Brief an Timotheus. -
Bl. 75« — 76* (Mitte): PREDGVVOR | ZES TA LYST SVE-
TIGA I Paula timu Titu pilTan. ;| Du ie Titus bil, koku fe ie der-
shal, ka- I dai ie vmerl. '| Bl. 76 (Zahl vergessen): ARGVMENT,
SVMMA INV l kratig Sapopadig letiga vC- | ga Lyftu. | — Bl. 7>ii
(Mitte) — SO-i: Der Brief an den Titus. — Bl. SO* — 81a (Mitte;-
PREDGVVOR 1 INV ARGVMENT, KRATIG Sapopadig Suetiga
Paula Lyftu, kir ie li- | mu Filemonu pilTal, — Bl. Sic (Mitte —
82* (Mitte): Der Brief an den Philemon. — Bl. 83 (richtig 82).i:
Nachschrift an die Krainer und Slovenen : ,Dofehmai, ui luhi
Crainci inu Slouenci, imate utim nashim lefiku 1 ufe Lyftuue ian
Pyfma S. Paula, kakou pag Shaz inu blagu tukai ] imate, guishr-J
145
famiga lefufa fo vfem nega Nebeskim Blagum, tu | fmo uom uti
Predguuori zhes ta perui Lyfl: htim Rymlanom poueidali. | Onu ie she
en Lyft piflan htim ludom, kateri tudity eni menio de ie S. | Paula,
oli kadar ie nekuliku teshak, inu potreben, de fe proufaftopi. lest |
hozho ta ifli fufeb fobilno islago, aku Bug muimu shiuotu odlog inu
pa- I met da, drukari. Inu kir te liftuue S. Paula inu tih logrou,
taku dolgu, I kafnu inu fufeb, nekar kmalu ukupe, ne puflim drukat,
Tu della mu le | teshku dolgouane, preganene, fem ter tam uleghene,
de ne fem nigdar | tulikain pokoia imel, de bi letu Boshye pridnu
inu potrebnu dellu htimu | ifvelyzhanu, bil dokomal. Inu tudi ne
fem, kakor fdai nemam tulikain de- | nariue, kir bi tiga Drukaria
plazhal. left ne fem tudi tih Lyftou, kir | fem tolmazhil, hotel pu-
ftiti faleshati, de bi ufi kmalu drukanu bili, fakai | ieft fem fe bal,
inj she fdai, de bi poprei ne umerl, bi ufe to(l)maghil, | inu ty kir
sc tolmazheni, bi tudi po mui Smerti ne bili tolmazheni, etc. | Per
tim ima tudi vfaki ueiditi, de fem S. Paul fuih Lyftou nei kmalu
pif^ I fal, temuzh po zhafu inu po redu, S. leronim tudi nei to Biblio
kmalu I tolmazhil inu islagal, Glih taku ty drugi ftari inu noui Vu-
zheniki, ToU | raazhary inu PilTary, ne fo kmalu, temuzh fufeb po rcdi
tu S. Pifmu if« I lagali. Obtu letu muie fufeb drukane, ment oben
brumen faftopen Kerf:= | jhenik ne bo na hudu islagal. Patehmal raven
ictih fuetih Lyftou, fmo | inu bomo tudi druge pridne Buquice dru-
kaii. Proßite Bogu fa | me, koker ieft ueden fa uas. De uas fa uolo
Tuiga Synu 0*= | baruie pred Papeshkim Anticrishtouim nu= | kum, inu
y»red to Tyransko, Tursh- | ko Voisko inu Oblaftio, | Amen.* | —
Die letzte Seite leer.
Aus diesem seltenen, nur in einem Exemplare (in der Univ.-
Bibl. zu Göttingen) bekannten Buche mag hier als eine Probe der
Leistung Trübe r's als Bibelübersetzer der kurze Brief an Philemon
foWen 1
,SVETIGA PATLA LYST HTIMU FILEMONV.
9 Paulus letnik Criftufou lefufou, inu Timoteus nash Brat, File-
»monu timu lubimu inu nashimu rauenpomozhniku, inu tei Appij
»lubefimi, inu Arhippu nashimu Rauenuitefu, inu tei Cerqui, kir ie
»vtai Hyshi. Gnadu inu Myr bodi vom od Boga nashiga Ozheta, inu
,od Gofpudi lefufa Criftufa. Ieft fahualim muiga Boga, inu fmiflim
.vfclei na te vtih muih molytuah, potehmal iest flishim od te tuie
/lubefni inu Vere, katero ri imash pruti Gofpudi Icfufu, inu pruti
146
,vfem Suetnikom, de ta Vera, katero vkupe imamo, vtebi bo mozhna,
,skufi tu fpofsnane vfiga dobriga, kir vi imate Voriftufu lefufu. Inu
,mi imamo veliku veffele inu velik trosht na tui lubefni, sakai ta
,Serza tih Suetikou, fo skufi tebc; Brat fpet queku perpraulena.
,Sa tega volo, nai fi imam veliku feuupane Voriftufu tebi sapoue-
,dati, tu kar fe tebi fpodobi, Taku vfai jeft hozho fa volo lubefni
,le profsiti, Idr fem tak, tu ie, lest Paul fem ftar, inu fdai tudi letnik
»lefufeu Criftufeu. Profsim tedai tebe fa muiga Synu Onefima, kate-
,riga fem iest rodyl vtih muih fuefah, kateri ie bil nekadai tebi ne-
»priden, fdai pag tthi inu meni veliku priden, kateriga ieft tebi
^nafai poshlem, Ti pag nega koker muie ferze, vfamiga gori. lest
,fem ga hotel per febi obdershati, de bi on.bil na tuim meiftu
»meni vtih fuefah tigu Euangelia flushil, Oli ieft ne fem pres tuie
»vole hotel nishter diati, de bi ta tuia dobruta ne || bila permorana.
,temuzh volna.
,0n ie lohkei fa tiga volo en zhas od tebe shal, de ga ve-
,koma fpet gori vfamesh, nekar vshe vczh koker enigaHlapza, temuzh
,vezh koker eniga HIapza, eniga lubiga Brata, fufeb meni, koku
, veliku, vezh tebi, po teim Meffei, inu vtim Gofpudi? Akai tedai ti
,mene imash fa Touarisha, taku ga vfemi gori, koker menc. Ie li
,tebi kako shkodo fturil, oli ie li kai dolshan, tu iftu meni raitai.
,Ieft Paul fem piflal fmuio roko, ieft hozho plazhati. Ieft molzhim
,kir fi ti meni fam febe dolshan. la lubi Brat, fturi de tebe bom
yVshiual vtim Gofpudi, ohladi tu muie ferze vtim Gofpudi, Ieft fem
,na tu feuupane te tuie pokorfzhim tebi püTal fakai ieft veim, de
^bosh vezh, kar ieft prauim, fturil. Inu per tim tudi perpraui meni
^Erperge, fakai ieft vupam, de skufi vashne proshne bom vom shen-
ykan. Tebi flushbo spouedaio Epafras mui Rauenietnik Vorifhifu
, lefufu, Marcus, Ariftarhus, Demas, Lucas, muy pomozhniki. Ta
yGnada nashiga Gofpudi lefufa Chriftufa bodi fuashim Duhum. Amen.
jPiffan in Ryma skufi Onefima,*
Bei näherer Vergleichung ergibt sich, dass dies eine sehr wört-
liche Uebertragung der deutschen Uebersetzung Luther's in's Slo
venische ist, welche andererseits bei der Aufnahme in Dalmatins
windische (Gesammt-) Bibel (1584) nur die nothwendigen sprachlichen
und orthographischen Veränderungen erfahren hat.
Bald darauf, im April desselben Jahres (1567), gab der uner-
müdliche Trüber seinem Volke das erste slovenische Kirchen-
147
gesangbuch (s. Gesangbücher Nr. 1). Dann aber trat in Folge
von Kränklichkeit und anderen Umständen eine längere Pause seiner
literarischen Thätigkeit ein, in welcher nur neue Ausgaben des Ge-
s:ingbuches (a. a. O.), einige geisdiche Lieder (a. a. O.) und nochmals
ein (wohl schon früher vorbereiteter) Katechismus (s. Katechismen
Xr. 7) von ihm erschienen.
Inzwischen aber war sein literarisch tüchtigster und thätigster
Schützling, Schüler und Nachfolger, Georg Dalmatin*), heran-
:^ewachsen und beschäftigte sich sofort auf dem Felde der Bibel-
übersetzung. Von ihm erschien zunächst auf diesem Gebiete die
Uebersetzung des Jesus Sirach (Laibach 1575).
7. JESVS SIRAH. | ALI NEGOVE BV- | quice
Latinski ECCLESI- | ASTICVS,) sa vfe shlaht ludy, | sufeb sa
Kerfzhanske hishne Ozhe | te inu Matere, vflouenski lesik | ftol-
mazhene, sueiflu pregledane, [ inu s'red enim kratkim nuz* | nim
regishtrom, sdai per« | uizh Drukane. | (Sleiltcr SSfatt^^^^crat^.) ||
lÄIeiner fte^enber yianUn^Qkxatfi.) Jefu« ;§ijrarf) IBPinbifdj, | fampt
furzen argumcntcn ö* | ber aüt ßopiter, ön einem nufe* | liefen regifter,
10 am enb be^ | büc^teinö ju finben ift. | DRVKANV VLVBLANI, |
Skusi Joannefa Mandelja. | M. D. LXXV. |
Dies ist das erste in Krain gedruckte slovenische Buch, da
Hans Manne! erst im Mai des Jahres 1575 seine Druckerei zu Lai-
bach eröffnet hatte *), für welche vermuthlich eine Kisel'sche Papier-
fabrik das Papier lieferte •). Das Werk besteht aus 6 ungezählten
Blattern und (sammt dem Register) 241 paginirten Seiten. — Das
Titelblatt, in verzierten Randleisten, ist auf der Rückseite leer. —
Es folgen 3*/, BU. deutsche Widmung Hans ManneFs an Herrn Hans
Kisel zum Kaltenprunn Ritter, Obristen Elrbtruchsess der Fürstlichen
Grafschaft Görtz, Pfandinhaber der Herrschaft Weixelberg, Rom.
Kais. Maj. Rath. auch Fürstl. Durchl. (Erzherzog Karls) Hofkammer-
1) Vgl. meine Schrift: D. Univer». Tübingen u. d. Studenten a. Krain. S. 68
".eren Anna. 2 ich hiemit ausdrücklich zurücknehme, da Dalmatin in der Vorr. zur
Wind. Bibel 1584 sich als Uebersetzer dieses Buches nennt); ferner: Gesangbücher,
>. 19 f., und meine Biographie desselben in der Allg. deutschen Biographie IV, 712 f.
») Dimite ni, 189.
*) Unter den Acten des Krain. Landes* Archivs gibt es Papiere aus jener Zeit
•r^it d^xn Zeichen des Kisel 'sehen Wappens.
riUlix-Prlisiilfm, Sc. Gn habe zwar als ein christlicher Hausvater vor
ctllrhen Jahren dieses holdselige Handbüchtein für sein windisches
(ir-Ninde vcrwiiidischen lassen, allein es sei bisher blos in seinem
Ilaii^p vcrhlicljcn nnd habe, da es mit dem Abschreiben schwer und
InnuNiini »,uj;che, blos seinen H.iusgcnossen gedient. Als aber er
{Mimncl) ein Kxemplar dieser Translation bekommen, habe er es
dmvh rtlicbc christliche und in der krainerischen Sprache erfahrene
IVrnoiiirn niil FIciss übersehen, verbessern und {so \-iel möglich ge
wpiieii^ jiUfrdinjis auf die gemeine krainerische Sprache richten und
iitr I*cl"'rderunj; der christlichen Hauszucht und aller löblichen Tugend
In Oniok vorfrrligcn lassen. Wenn er dasselbe unter Sr, Gn. Namen
V-Oii{f Itcp Ivvti-ni f4 aiihrnflid) bDlmcticbrt, t>nb beriellw für e^en gc
ittlfntfl n>ort*n"'* nun .illen Windifchen Christen mittheile, verhoffe er.
S tin, \v<T\!cn .ils em eifriger Befi^rderer der Gottseligkeit. Zucht
und l-"hrK»ikc;l. »lirviber kein un!niä>^ii;es MtssfaÜen tragen u. s, w,
'I\tlU)H i'dtilvivt' &fn U. Titi*!!* ftnnn lö7ö ß. (?. | onblert^nigct
TWiKi ■ 4wn^ iWinwl. ?*uriin ' fnb ^idÄ-rucfn ' haieltit | — Dann
S ;!«);r;Alislr' li.»*.ieT s\^ven:*che V^irrede Predg-j-jor ; darin heisti
r« «I A. ,S.* f-i;^ ^^'^• !'> >':ie R:\;-,:-c<' sjv^i.-b:;-j is tiga Gcrthkiga
WS^Va wX.i' > v!.\ X .;;;n*vi. Nc"fhVi. LsshÜ, ina drjgc iesike.
»Ci".--tl ;t>*! is t.h ■-■": '! V ra*K\> cr-insko S^uiTis^Iiino sueistu pre-
..'NttK*'** fu ».N — tv^liVi:» !•;■- Äix '.xr-ii! I;r-'<ai na dan dane.
IX-* ■. -^••■-r.s» vVSrr^«:rTc c>w^-s Pwcies b: Georg Dal-
— LI ■• '. IV Kfv.-i,v-c -.i-^ vVt«».-*-- CS- Ki^ii-rhrtfi besorgte für
Kl'-- Vi-s-' >i.,■csJ^-^■..v■5 A--i- ? .-ci .riT*;-: * . Dis Werk
i .-^ vu'.« » .*:v' i"--«!« o.r*i- -ti-*.^- r« 5«- Z-.'—^z-^ scben B:T>c;-
.iCs.^'^^ T^ *>>•■ ->.-«■ -"* '.■TTT-^r: r SV* ,^tr cr^ Hi.pter dsr
»U-M^^iT'» ■ :.-■ .:..- a K-io ,x-t ;^; c-ac;r Hsrr-i Hins Kise:
'Y ^ifi-m y.-jiic. .',-■ T.-.o' x-- ii.-!r >.ä:t .^^.-(-^ ~iz. den ersten
J^w.'^-l .i.xv> ■ V. uit 1-" !T< V, : » r j -XT sr-ri; . ■"!"= = I u-'-.i.-h
*<>»•♦ i"*«. ••-■ V - ,■■^^>I:s ' ..S-,-^ ,-- * r.«: i.irrr ; -y; i-ii --.^^a Hsj; :-
'Ifc.-* » ■•••r vv >.-'-^»ot !'i ", ..■^,(? .~ .■ -■ - - " ; rri::- 5er sein?
149
Bezüglich der Sprache darf man nicht vergessen, dass Dalmatin
in seiner frühesten Jugend ein Schüler des Bochoritsch in Gurk-
feld war, erst später unter dem Einflüsse Pr. Trübe r's sich bildete
und dass sein vorliegendes Buch vor dem Druck durch seinen ehe-
maligen Lehrer Bochoritsch nochmals corrigirt und aus dem
Görzischen möglichst in die .gemeine krainerische Sprache* gerichtet
'.vurde.
Das folgende Jahr (1576) brachte von Dalmatin blos seine
prosaische und poetische Bearbeitung der Passion *), dann aber er-
schien wieder der alte Trüber mit einer, der letzten Fortsetzung des
Neuen Testaments {IIa),
8. NOVIGA I TESTAMENTA | PVSLEDNI DEIL, SO S. |
Paula htim ludom, S. lacoba, Petra, Tan- | sha, ludesha liftuui, inu
S. luana Befodi- | uene, Skratkimi faftopnimi Islagami, | Druguzh
popraulen inu prepiflan | fdai peruizh drukan, od | Primosha Tru- |
beria. ,| Deut. 4. Pfal. 119. Efai. 8. Apoc. 22. | Si quis appofuerit
ad haec vel diminue- | rit de verbis libri Prophetiae huius, appo-
net I Deus fuper illum piagas fcriptas in hoc li- | bro, & conferet
partem eius ^ libro vitae & | ex vrbe fancta. || 2Paa Ißlß S[f)6il
bes neroen | Xcftamentö, in roetc^em begriffen finb, bie | (Spifteln bcß
fieiligcn Stpoftcfe ?ßauU jun ^* | breem, Stent, Sacobi, ^etti, So^anni^, |
^sube, \amht ber Cffenbaruitg, mit | furfecn öerftcnbigcn Äufe- | tegungen. H
VTIBINGI, I M. D. LXXVII. |
Ein Buch in 8», von XXX (gezählten) und 510 (gezählten) Seiten
und 20 (ungezählten) Bll. *). — Auf der Rückseite des Titelblattes eine
kurze slovenische Anrede: VSENf BOSHYM | CRAINZOM INU
SLO= I uenom, kir bodo lete logerske Bu^ | que brali, Pomagai |
Bug. I etc., unterzeichnet: VASH STAR PA- | ftyr Trüber. | —
Dann folgen X (paginirte) Seiten deutsche Zuschrift an die Herren
<-hristoph Freiherrn von Aursperg und Nadlischegk, Erbkämmerer
in Crein, derzeit Verwalter der Landshauptmannschaft in Crein, —
Andre von Aursperg, Erbmarschall in Crein, — und die Jungherren
Franz Gall zum Lueg und Gallenstein, und Jakob Call zum Graven-
weg und Gallenstein. — „35a§ ic^ biefcn legten 3^1 bcÄ SReucn ScftQ--
•nents in nnfercr gemeinen tüinbifc^n ©prad^e (tnelc^en iä) eud^ unb euren
0 Gesangbücher, S. 24 f.
-) Vgl. Schnurrer 119 ff. — Es ist von Georg Grnppenbach, Morhart*s Nach-
Iger, gedmckt
Jahrboch dcsProtetUntitmufl 1885, H. HI u. IV. XI
150
€d)ulge{e[len, Dor ettid)en Sauren, noc^ bojumal, ha it)t bä unä in
lübingcn ftubirtet '), ^u bebiciren Wrivro^cn) fo (ongfom unb fpät in
!ErufI gegeben, finb nid)! aÜein, büfe ic^ bie 33al)rffeit brfeniie, meine
([^ireten, langwierigen firanflieiten, bog MItet unb UnDennögen, ben ^nirf
jii uerlegen, (onbetn auc^ meine SWac^Iäifigteit unb nreltlic^en ©ejt^Tif
idjulb; etjriftuS bei §err »ergebe unb oergeffe mir bie(e uub anbere
meine @tinbe. Stmen." — Er liabe beabsichtigt, das ganze Neue
Testament mit den Commentaren in ein Buch in Fol. zusammendrucker
zu lassen, wollte aber die schon so sehr beschwerten Landschaften
nicht um die Verlegung ansprechen und lasse daher diesmal allein
diesen Theil drucken. Und da man jetzt an manchen Orten die ganze
Bibel und andere Bücher in kleiner Form, wie 8*, 12* und 16', j.u
drucken pflege, welches den Leuten also klein angenehm, so möge
man auch die andern Theile des Windischen Neuen Testaments, die
zuvor in 4" ausgegangen, wieder auflegen und (zu diesem) drucken.
— Dass er nun gerade ihnen dieses apostolische Büchlein zuschreibe,
geschehe aus folgenden Ursachen. Nachdem er im Land Crein auf
der Rastzhiz, den Freiherren zu Aursperg gehörig, im Jahre 1Ö08
geboren, und hernach 1530 zuerst in der Grafschaft Olli, dann in
Crein das Evangelium vom Reich Christi und den Katechismus in
rechtem Verstand neben Andern (gleichwol noch bei der Messe) zu
pred^en angefangen, und also vor der ersten Verfolgung 17 Jahre
nach einander gepredigt, seien ihre gottseligen Voreltern und Ver-
wandten nebst Andern dem Evangelium bdgcfallen. Nachmals »ie
ihr vor 10 Jahren mit euren Brüdern und Vettern, Wolf Engelbrechi
Freiherrn zu Aursperg (der jetzt um Christi und des Vaterlande'^
willen in der Türkei leider anderthalb Jahr gefangen liegt), und
Trojan, seinem Bruder (der in seinem Beruf im fleissigen Studiren I
zu Padua vor 8 Jahren in Christo entschlafen), die freien Küns^te
und Sprachen, fiimemlicb aber den rechten Verstand der heiligen
biblischen Schrift zu lernen von euren christlichen Eltern zu uns
gen Tübingen abgefertigt worden, habt ihr mich allda in meiner
Herberge, nicht wie euren Landsmann, sondern wie euren Vater oll
besucht und von alten Geschichten, die sich in unserm Vaterlande
zugetragen, gefragt, und haben also Einer dem Andern alle Ehre.
■) Vgl. me[ne Scliiift; D. Univen. Tüblngeii u. ä. Studenten b
1877, S. 67, 69, 71.
i^
151
Liebe, Treue, Freundschaft, und ehrliche Gesellschaft, wie sich denn
Landsleuten in fremdem Lande gebührt, erzeigt und bewiesen.
Zudem so habt ihr euch die 3 Jahre lang, als ihr bei uns zu Tü-
bingen gewesen, mit fleissigem Studieren u. s. w. also gehalten,
dass Jeder dadurch erfreuet, Jeder aber auch durch den Tod des
weitberühmten Herrn Hörwart Freiherrn zu Aursperg, ihres Vaters-
bruders und Vetters, bekümmert und betrübt worden sei. welchen
M. Christoph Spindler und Herr Jörg Kisl zum Kaltenbrunn lateinisch
und deutsch wahrhaftig, ordentlich beschrieben haben, wovon her-
nach in der Windischen Vorrede*) mehr. — In Betracht nun, dass
er (Trüber) ein Kind und , Erbhold* ihres Landes sei, dass ihm
und den Seinen von ihren Voreltern, von ihnen und andern Creinern
viel Gutes widerfahren, auch in seinen drei Verfolgungen mit Rath
';nd Hilfe treulich Beistand geleistet worden, wolle er dieses Büchlein
in ihrem Namen ausgehen lassen. Dazu komme noch, dass er ver-
nehme, dass Etliche aus ,unserm* Vaterlande, ihres und dergleichen
Standes und Alters, die von Jugend auf beim Evangelium erzogen
und nachmals in fremde Länder auf die hohen Schulen geschickt
wurden, wenn sie erwachsen wieder anheim kommen, frei, zuchtlos,
freche, grobe , Pengel*, Müssiggänger, Säufer werden, und sogar
um zeitlichen Nutzens willen wieder zum Papstthum fallen und die
Rechtgläubigen verfolgen. Dagegen will er warnen und ermahnen ;
segnen aber u. s. w. Diesen Segen haben auch eure Voreltern nun
lange Zeit. Der Herren von Auersperg Geschlecht ist alt bei 600 Jahre,
wie ihre Stift- und Heiratsbriefe, auch das alte Steinmonumciit in
der Ringmauer des Schlosses Aursperg bezeugen, darauf ein Auerochs
gehauen und geschrieben ist, dass ein Aursperger mit Namen Hörwart
im 1001 Jahr nach Christi Geburt das ,ober Geschloß* zu bauen
angefangen habe. Dergleichen der Herren Gallen zum Gallenberg ist
ein altes, ehrliches, grosses Geschlecht u. s. w. — „®cjc^ri6cn gu I
Xercnbingcn ora ctften tag apriüä, | noc^ G^rifti gebart im | 1577. 3ar. ||
trroer ©naben (Smueft önb | bcr ßrcinifc^en aSJinbijdjen | ©eracin @otte^ |
Irctoer tmb bienfttt)iIU* j ger ©eclforgcr, | ?ßrimu§ | Strubcr." | —
S. XI— XXV (paginirt)slovenische Vorrede: PREDGVVOR. | VSEM
1) Dieselbe erwähnt wohl des Krainischen Gideon und Samson ^Gospudi Erbat ti
Aarfpergaria Capitaoa** Tod, aber nicht die oben angeführten (lateinischen und deutschen)
Schriften.
11*
152
BOGABOIE. I ZHIM CRAINZOM INV 1 Slouenom, od Buga skull
Criftufa, | vfe Dobru molim. | etc., unterzeichnet: M. D. LXXVII.
Vash fiieift ftar | Paftyr Trüber. | — S. XXVI— XXX (paginirt):
SA VOLO DE LE= | TA PAPYR GILY PRASEN | pres Pifma '
iie Oftane, fem lete | beflede | perlushil. | etc. — S. 1 — 509 (paginirtlt ,
Text. — S. 510 (nicht paginirt), oben: VTIBINGI. | (Darunter: |
I iolzschnitt : Das früher Morharksche, von Georg Gruppenbach über- !
nonuiiene Buchdruckerzeichen: Das triumphirende Lamm auf dem ,
Drachen, in Medaillon mit Umschrift: ECCE AGNVS DEI QVl '
TOLUT — PECCATA. MUNDI. lOAN. 1. | und umgeben von
Arabesken.) | Unten; M. D. LXXVI (sie). | — Es folgen 18 un- I
gezählte Blätter: Register. — Dann ein (ungezähltes) Blatt: VSI j
I'RAVI PRE' I roki, logri inu Predigary, | fo Euangelißi. | etc., i
unterzeichnet : Vash Trüber. | — Das letzte (ungzählte) Blatt hat !
auf der Vorderseite: ERRATA, die Rückseite ist leer. ;
Der Gedanke, welcher Trübem veranlasste, dieses Stück de* 1
Neuen Testaments nicht wie die früheren in Quart, sondern ii i
Üctav erscheinen zu lassen, der Gedanke namltch eines U ieder- '
abdruckes der früheren Stücke in handlicherem Octavformat, bei i
welchem dann dieses letzte Stück mit angefugt werden könnte, ;
verwirklichte sich einige Jahre später (1582 — s. Nr, 11). !
Inzwischen erschienen erst noch ein paar einzelne Stücke von
Dalmatin's Uebersetzung des Alten Testaments. Schon während
seines Aufenhaltes im Tiffernum zu Tübingen hatte derselbe das 1. Buch
Mose übersetzt und diese Uebersetzung, übersehen und emendirt von
seinem gleichzeitig in Tübingen studirenden Laibacher Landsmann
Andreas Saviniz'), von Esslingen') 10. Januar 1572 (pr. 29. Man
1572) an die Krainische Landschaft als ein Zeichen seiner Dankbarkeit
geschickt und mit Saviniz zugleich unter warmer Empfehlung Tru- ■
*) Andreas Saviniz aus Lsibacb studiite gleichzeitig mit Dalmatin in
Tübingen, half doit diesem wie dem sllernden Tniber (1571) bei ihren slovcDitchec
Arbcileo, predigte und unterielchnete di<- Coacordienfotmel in Ltiliach 1680, <rar (wohl
sihoii vor) 1579-95 Prediger und Dialtonas in S. Canii.n bei Auenperg, war 168! i
Mitglied der Revision sconreienz der Bibel Dalmatin's, deren Reinscbiift er besorgte, di
er zugleich eine selii schätie Handschrift hatte, und schrieb 1695 eine kleine sIot.
VL-rrede in Tiuber's Uehersetmng der Postille Luther's. (Vgl. Postilien Nr. 4; Erit.
nie Univers. Tübingen, S. 69: Dimitt, Gescb. Krains, III, 197.)
•) Die Uaiversitai war damals wegen du Fest, seit 10. Aug. 1571, nach E»-
lingen verlegt (Stoll, Magister. Promotionen tu Tübingen, Slultg. 1766, 5. 41).
153
bers (von Derendingen, 16. Januar 1572, — aUe drei Schreiben im
Krain. Land.-Archiv) um Anstellung in der vaterländischen Kirche
gebeten. Diese war erfolgt, er hatte an seinem Werke weiter ge-
arbeitet und betrieb nun (schon 21. April 1575; im Hofteiding)
bei der Landschaft die Revision und Drucklegung seiner Arbeit.
Bochoritsch revidirte ihm die 5 Bücher Mose, wie früher den
Jesus Sirach (s. Nr. 7) und später die Sprüche Salomos (s. nachher
Nr. 10): Da aber die Landschaft zunächst sich auf den Bibeldruck
nicht einlassen wollte, Hanns ManneP) hingegen Beschäftigung
seiner Druckerei suchte, und Dalmatin auf die Veröffentlichung
seiner Arbeit im Interesse der evangelischen Kirche dringen musste,
so erschien zunächst (1578) wenigstens dieUebersetzung des Pentateuch.
9. BIBLIE; | TV IE, VSIGA SVE^ | TIGA PISMA
PERVI DEIL, VKA:^ | TERIM SO TE PET MOSESSOVE
BVQVE, I sdai peruizh is drugih iesikou vta Slouenski sueiftu
ftolmazhene, | sred kratkimi inu potrebnimi argumenti zhes vfak
Capitul, inu } saftopnimi islagami nekoterih teshkeishih befsed, inu
seno I potrebno Slouensko Predguuorio, vkateri ie kratka | fumma,
prid inu nuzh letih Büqui sapo* | paden, skusi luria Dal=^ | matina. ||
NA KONZI IE TVDI EN RE- | gishter, vkaterim fo, sa Haruatou
inu drugih Slouenou volo | nekotere Kranske inu druge befsede vnih
iesik ftol* | mazhene, de bodo lete inu druge nashe | Slouenske Buque
bule I saftopili. |] 3?ie Süutf ©üt^cc B)oft0, fambf kurzen |
Srflmnentrn, t)nnb not^tpenbtgen ©i^olien. || Joan: 5. Cap. || Praui nash
GOSPVD inu odreishenik Criftus: De bi vy Mo^ | sefsu verouali,
taku bi vy guishnu tudi meni verouali : | Sakai on ie od mene pifsal. ||
Arabesken-Zierath.) | DRVKANV VLVBLANI VTIM | leiti po
Criftufeuim Roifluu skusi Joan= | nesa Mandelza | M. D. LXXVIII, |
Ein Buch in klein Folio, 181 Bll. •) — Nach dem Titelblatt folgen
2 Bll. deutsche Zuschrift an die Grafen, Freiherren, Ritter, die von
Adel, Bürger, und alle gottselige Christen in Steier, Kärnten, Krain,
Görz, in der Windischen Mark, Metling, Isterreich und am Karst. —
Diese Uebersetzung, zu welcher er auch den hebräischen Text ver-
glichen habe, würden nicht allein Krainer, Untersteirer, Kärntner,
sondern auch Krobaten, Wesiaken (Besiaken), Isterreicher, Karstner u. A.
<) Uebtrr Hans Mannel s. später bei Nr. 12.
s) Die Beschreibung dieses Buches folgt hier derjenigen bei Kopitar 429 f.
I
154
verstehen. — Datum Laybach am Tag aller Heiligen, (f), M. Georgius
Dalmatinus. — Dann 7 Bll. slovenische Vorrede, — der Text, —
und 3 S. Register, vkaterim fo nekotere Krainske befsede sa Haruatou
inu drugih Slouenzou volo vnih iesik ftolmajhene, de bodo lete inu
dnige nashe buque bule saftopiti, worin 200 krainische (grösstenthäls
gernianisirende) Worter durch slovenische, krobatische, dalmatinische,
istrische u, a. Dialect-Ausdrücke erklärt werden (zu deren Aufnahme
sich Trüber nie herbeilassen wollte).
Der Text dieses Pcntateuchs gehört der unrevidirten Handschrift
von Dalmatin's Uebersetzung der ganzen Bibel an und war blos von
Adam Bochoritsch durchgesehen'). Er ging spater mit un-
bedeutenden Veränderungen (die nicht immer Verbesseningen waren'
in Dalmatin's slovenische Bibel (1584) über.
Diesem Buche folgte zunächst (1580) D a 1 m a t i n's (von
Buchoritsch revidirte) Uebersetzung der Sprichwörter Salomos,
da sein erneuertes Ansuchen vom 16. November 1578 wegen Revi-
sion und Druck seiner Bibeltibersetzung abermals zu keiner bestimmten
Entscheidung geführt hatte,
10. SALOMO= I NOVE PRIPVVISTI, [ tu ie, Kratki, leiiii
inu vfem, fta^ | rim inu mladim Ludern potrebni | navuki, skusi luria
Dalmatina | v Slovenfzhino tol= | mazheni. |] (Arabesken -Zierat h.i
Prouerb. 1. 9. | Timor Domini. initium sapientis. [| VLVBLANl.
M. D. LXXX. I
Von diesem BUchlein in klein Octav ist nur ein leider defectes
Exemplar (in Kopenhagen) bekannt. Dasselbe besteht aus Titelblatt,
d ungezählten und 56 gezählten Blättern, der Rest ist weggerissen, —
Die Rückseite des Titelblattes ist leer. — Die folgenden 3 (ungezählten'
Blätter enthalten: Predgwor zhes SalomonovePripuvisti. | — BI, 1 — öü
(gezählt): Text. — Dieser bricht auf Bl. 56^ mit dem Ende d«
1. Verses des 29. Capitels ab. Man kann daher das Fehlende des
Textes auf 6 BU., und somit, falls ein kldnes Register oder Druck
fehlerverzeichuiss dabei war, den ganzen Defect auf 1 Bogen schätzen 'j.
Der Text dieses Buches gehört, wie der des vorigen, der un-
revidirten Handschrift von Dalmatin's Uebersetzung der ganzen
') Dimid. in, 193, Anm. 8.
1) So (8 Bogen) gibt aach Safafik (S. 99) an, wohl nach Baumgarten'c Nach
richleii von merkw. Bflchem, lir, 475. I
155
Bibel an und war blos von Ad. Bochoritsch durchgesehen *)i
Das Werk selbst ist das letzte in Laibach während des XVI. Jahr-
hunderts gedruckte, denn gegen Ende März 1580 wurde die Druckerei
des Manlius von der erzherzoglichen Regierung gesperrt und ab-
geschafft (s. später bei Nr. 12).
Doch hatte dieses Buch wenigstens den Erfolg, dass es in Ver-
bindung mit einem wiederholten (dritten) Gesuche Dalmatin's vom
22. September 1580 um den Druck der windischen Bibel, Revision seiner
Uebersetzung, Verhandlung mit dem Buchdrucker und Erlangung der
Figuren von den Herren Ungnad oder aus Frankfurt die Krainische
Landschaft bestimmte, das grosse Werk endlich mit Ernst in die Hand
zu nehmen.
Inzwischen folgte jedoch noch ein hieher gehöriger Tübinger
Druck (1582), nämlich die zweite (Octav-) Ausgabe von Truber's
Uebersetzung des Neuen Testaments.
11. TA CELI NOVI I TESTAMENT NASHI- | GA
GOSPVDI INV ISVELI- | zharie lefufa Criftufa, na dua maihina
ddlla I resdilen, vtim ie tiga ftariga Teftamenta do- | polnene,
Soma inu praua Islaga, drugujh | pregledan inu vkupe drukan,
skufi I Primofa Truberia Crain- 1 za Rastzhizhe- J ria. || M ATTH. XXIIII. ||
Et predicabitur (dicit Chriftus) hoc Euange- ] lium regni in vniuerfo
orbe, in teftimonium om | nibus gentibus, & tunc veniet finis. ||
Bas ntro ffitpamBnl tjnfers ^n^ \ vtn onfe Äeligmai^cra Jef^
(E^rijli, in | gtoen firin tl^cil abgctt|cilt, in tt)e(^em beö alten %e^ \ fta*
mcnts (grfüKung, ©umma ünb rechte | Äufelcgung Begriffen, jum anbern |
raot öbcrfe^ tinb jHfa- | men getrucft. i VTIBINGI, || M. D. LXXXII. j
Zweite Auflage der früher in einzelnen Stücken (oben 2, 3, 4, 6, 8)
erschienenen Uebersetzung des Neuen Testaments von Fr. Trüber;
2Th. in 8*«). (I.) Der 1. Theil, XXXXVIII und 613 (614) paginirte
Seiten, enthält die Evangelien und die Apoftelgeschichte. Der Haupt-
titel des Ganzen bildet zugleich denjenigen dieses ersten Theiles ; die
2., 3. und 4. (bis ,na*), die 11., in der 12. die Worte in der Parenthese,
die 15., 16. und 22. Zeile sind roth. Auf der Rückseite des Titelblattes
ein seitenlanges slovenisches Vorwort. — Dann folgen XXXIII Seiten
deutsche Zuschrift an Herzog Ludwig von Würtemberg. Wir Krainer,
X) DimtU, Iir. 193, Anm. 2.
») Schnurrcr 122 flF.
156
Untersteirer, Kärntner und Windischen, die wir uns mit dem gemeinen
Landvolk der windischen Sprache bedienen, haben billig Gott zu
danken. Denn vor 34 Jahren gab es noch keinen Brief oder Register,
viel weniger ein Buch in unserer Windischen Sprache zu finden ; man
hielt dafiir, die Windische und Ungarische seien so grob und bar-
barisch, dass man sie weder schreiben noch lesen könne. Jetzt haben
wir nicht allein den Katechismus mit dreierlei kurzen und aus-
führlichen Auslegungen, auch in Reimen und Gesangsweis sammt
etlichen Psalmen und der hohen Feste geistlichen Liedern,
und die Haustafel in unserer Windischen Sprache, sondern wir haben
auch das ganze Neue Testament zum andernmal gedruckt
und ausgegangen, und daneben der Apostel Epistel alle sammt
der Offenbarung Johannis mit verständigen Auslegungen von
den besten Commentarien der alten und neuen Scribenten genommen,
item die Locos theologicos, eine Postille; die Augsburgi-
sche, Würtembergische und Sächsische Confessionen,
die Formulam Concordiae, eine völlige Kirchenordnung
mit dem Examine theologico, den ganzen Psalter mit der Auslegung
und andere Bücher mehr; so ist auch das Alte Testament ver-
dolmetscht und durch die Krainerischen, Steierischen und Karnerischcn
Theologen und Prediger durchgesehen und corrigirt, das wird auch,
will's Gott, bald gedruckt, desgleichen die Hauspostille Lutheri. —
Und diese Bücher werden nicht allein in Städten, da man gemeine
Schulen hält, sondern auch in Dörfern von Bauern und ihren Kindern
gelesen, daraus sie denn alle seligmachenden Artikel des christlichen
Glaubens nach der h. Schrift, dem Katechismus und der Augsburgi-
schen Confession erlangt haben. Denn ich habe aus vielen alten und
neuen Scribenten, sonderlich aus D. Lutheri, Herrn Brentii,
Melanthonis, Urbani Regij, des Herrn Georgen Fürsten
von Anhalt und ihresgleichen Commentarien das Beste genommen
und gestohlen, verdolmetscht und in die obgemeldten Windischen
Bücher eingesetzt. — So viel nun diese Translation belangt, so habe
ich dies Testament bei meiner ersten Dolmetschung bleiben lassen,
denn ich darin bei diesem andern Durchlesen nichts unrechtes ersehen,
bin auch in den 25 Jahren, seit ich es zu dolmetschen angefangen,
von Niemand einigerlei Falsität beschuldigt worden ; ich lasse es auch
bei der vorigen Orthographie, weil ein Jeder, wenn er auch nicht
Windisch versteht, danach so liest, dass es jeder zuhörende Windische
157
Bauer wohl verstehen kann *) ; und ich habe es dämm jetzt in klein
Forma drucken lassen, dass der Text in Ein Büchlein zusammen-
gebunden und so leicht in der Hand mit in die Kirche getragen
werden könne; weil das aber zu unförmlich und dick würde, habe
ich's in zwei Theile abtheilen müssen und zu dem andern kleinern
Theil die Windische Vorrede (der deutschen in der Lehre nicht un-
gleich), die Summa der heiligen Schrift, den Kalender und andere
nothwendige Stücke hinzugethan. — Diesen langen Bericht von den
Windischen Uebersetzungen, und was in den Windischen Landen
gepredigt und geglaubt wird, hab' ich darum gethan, dass E. F. G.
und Derselben Inspectores der Druckereien, auch alle so das Win-
dische nicht verstehen, wissen, dass in jenen Ländern die Lehre von
Christus dem Gekreuzigten rein und lauter gepredigt und geglaubt
werde, wie denn auch alle dortigen Predicanten die Formula Con-
cordiae unterschrieben haben. Es ist auch bei ihnen keine Secte,
Calvinisten noch Flacianisten, noch andere, wie bei den Deutschen,
entstanden, ausser dem Papstthum, von dem sie Verfolgung leiden.
Vom Nachtmal des Herrn halten und glauben sie einfaltig den Worten
Christi, geben Christo seine Ehre, disputiren nicht viel davon. Zwar
ehe das Evangelium so rein und öffentlich bei ihnen gepredigt wurde,-
hatte die Wiedertäuferei ziemlich überhand genommen; aber
seitdem der eine Wiedertäufer, der sich zwar mit Geberden, Reden
und allem Thun ganz andächtig stellte, in der Grafschaft Cilli
bei Reichenburg und Drachenberg seinen eigenen frommen
Herrn, Doctor N., des Bischofs von Salzburg gewesenen Hofmarschall,
der des Herrn Georg von Reichenburg sei. unterlassene Witwe
zur Ehe genommen, gräulich ermordet, mit dem Fürgeben, der Geist
habe ihm solches befohlen, denn seines Herren Weib sei ihm, nicht
dem Doctor, von Gott geordnet und gegeben, zu Grätz in Steier
im Jahre 1545 mit dem Rade gerichtet worden, ist dadurch, und
zuvörderst durch die Lehre des h. Evangelii diese Secte auch bei
den Windischen vergangen. — Dass ich aber E. F. G. dieses Buch
zuschreibe, geschieht aus folgenden drei Ursachen. 1. Durch Ver-
günstigung Herzog Christophs von Würtemberg, Ihres
Vaters, sind die oben angezeigten Windischen Bücher alle zu
Tübingen gedruckt worden (welche man zu Nürnberg und
Schwäbtsch-Hall, auch nur den ersten kleinen Katechismus inr
*) Ein derartiger Versuch aas dem Gesangbuch gelang noch 18G4 vollkommen.
tl58
Reimen und Gesangsweis mit einer Predigt von der Rechtfertigung
vor Gott, zur Zeit des Interim zu drucken nicht hat gestatten wollen),
daneben hat derselbe auch zur Cyrillischen und Krobatischen Dol-
metschung und Druck grosse Hilfe gethan, mir auch alihier nahe
bei der Druckerei sichere Herberge und Unterhalt verordnet ; ebenso
I haben E. F. G. sowohl bei diesem jetzigen, wie bd dem frühem
ersten Windischen Druck und sonst mit grossen Wohlthaten gegen
mich gnädig bewiesen, auch in Ansehung meines hohen kracken
I Alters mir zwei Diaconos aus Ihrem Stipendio zu Tübingen ver-
f ordnet, die mir die Pfarrei alihier mit Predigen versehen helfen.
|_ '2. Weil E. F. G. eine besondere Liebe und Lust zu den übersetzten
p Windischen Büchern tragen, deswegen allerlei Exemplare dereelben
I aus Krain bringen lassen, mir auch aufgetragen die Formula Con-
I cordiae, sobald sie ausgegangen war, zur Augsburgischen Confession
zu verdolmetschen, welches ich auch gehorsam verrichtet habe, wofür
mir gute Belohnung widerfahren ist. 3. Dass E, F. G., wie Ihr gott-
seiigster Vater gethan, etliche Krain cri sehe Studiosos in Ihrem
Stipendio zu Tubingen nach einander erhält und studiren lä.'^st.
unter denen sind auch meine zweiSöhne erzogen, und Magistii,
nachmals, Gottlob, taugliche Kirchendiener geworden. — Ilerenbingoi,
am etften Wla)), im 1582. 3af|t. | (£. g. @. [ 9inber t^nigftcr, | ttciwr
Kaplan | $timu3 Snibet, Grei= [ net, ^fac^et bafelbj't. | — Dann folgt:
Register Evangelion, etc. — Oponimane hbranu tu S. Pismo. Vsem
Slouen om, pomagai Bug. — S. 1—613 (paginirt): Text. — Auf
der letzten (614., nicht paginirten) Seite : Hübsches Holzschnitt-Porträt
Primus Truber's in rdcher Zierath-Einfassung, mit der Umschrift
:-t PRIMSV.TRV — BERVS. — CARNIOLANVS. :-S — ANNO.
i^TATIS LXXI I, oben darüber im Rahmen 1578 ; unter dem Bilde:
PSALMVS XXI. I O Domine, Spes mea ä juventute mea, ne proij-
cias me in tempore fenectutis, cum defuerit virtus | mea, ne delinqua»
me. Anno actatis fuae 73. fcri- | pfit manu fua. |
(2.) — Der 2. Theil enthält die Episteln, die Offenbarung Jobannis,
und die Beigaben. — Titelblatt:
TA DRVGI I DEIL NOVIGA TE= | STAMENTA HTDI
SO VSA I Pifma di logrou dniguzh prcgledan inu | vkupe dnikan.
od Primosha | Truberia. |{ ACTOR . X | Huic Chriflo omnes Pro-
phetae teftimonium | ferunt, quod remiffionem peccatorum acceptu- [
159
rus fit per nomen eius, Quifquis crediderit in | eum. || I^BU ailbßi:
Ceil its itBiucu Cb^ | ftamentg, in bcm [inb alle ©cfd^rifften | ber
äpoftel, üum anbcrcn öbcrfcf)cn önb | jufammcn gebrudt. || (Zierath.) ]
\TIBINGI . 1 M. D. LXXXII. |
Die 1.. 2., 3. (bis ,htim*), 7., 12., 13. (bis ,iu*), 16. Zeile sind
roth. — XXXII Bll. und 1—447 (paginirte) Seiten. — Nauuk od
S. Pisma. — Nauuk od vere Voriftusa, unterzeichnet : vash ftari fueifti
I^astyr, Trüber. — Slovenische Vorrede: Trüber od Slouenom slouu
iemle. — Summe der ganzen heiligen Schrift (Ta Summa etc.) —
Windischer Kalender, mit eigenem Titelblatt:
TA SLOVENS- | KI KOLENDAR KIR | VSELEI
TERPI INV ENA TABLA | per nim, Ta kasche inu praui ftu
inu duaffeti | Leit naprei, käkou Nedelski pushtab bode vfaku |
Leitu, kuliku Nedel inu Dni od Boshyza do Pufta. | Eni Raimi, ty
prauio, kudai bode dobru Vreme. Vfa= | ke Quatri, Ta dalshi dan,
Ta kratshi Nozh, Kadai fo | Leitu, Syma Spomlat inu lefTen fezheno,
Kuliku ie | Dni venim Leitu, Kuliku ie Leit karta Sueitftoy, En |
Regishter, ta praui, Kuliku ie Bucqui inu Capitolou | vfiga S. Pifma,
koku fe vfake Bucque Bu* | kouski inu Slouenski imenuio, | kratku
inu dolgu, I Pifsheio. || IKinbifdjcr Haicubec, unb | anbete fachen
bürte^. I (Zierath.) | VTIBINGI, | Vtim Leitu po lefufouim Criftu-
fouim Royftuu. | M. D. LXXXII. |
Dieses Titels 1., 2., 3., 16., 17., 19. Zeile sind roth. — Der
Kalender umfasst 4 Bogen. — Nach demselben folgt S. 1 — 447 der
biblische Text, wieder nach einem besonderen Titelblatt:
TA DRVGI I DEIL TIGA NOVIGA | Teftamenta, vtim
fo vfa I Pifma tih logrou. || (Vignette: Gruppenbach's [früher Mor-
hart's] Buchdruckerzeichen in kleiner Form: Das triumphirende
Lamm [nach rechts gewendet] auf dem Drachen.) || VTIBINGI. |
M. D. LXXXI. I — Am Ende steht nochmals die Jahreszahl :
M. D. LXXXII.
Hieraus ergibt sich, dass die einzelnen Stücke dieser 2. Aus-
^'abe des Neuen ^Testaments in verschiedenen Jahren (1581—82)
;?edruckt wurden und durch die eigenen Titelblätter für Separat-
ausgaben eingerichtet waren.
Die beiden Theile dieses VVerkes sind bei manchen Exemplaren
in gleichzeitigem Einband zusammengebunden.
160
Was Truber im letzten Stücke der 1. Ausgabe seiner Ueber-
setzuny des Neuen Testaments (1577) angedeutet und durch dessen
Fnrmat (in 8') vorbereitet hatte, das hat er nun hier ausgeführt.
Wenn er dies jetzt (1581 — 82) noch that, wo ihm schon die Revision
(löai) und die Absicht der Drucklegung von Dalmatin's Ueber-
set^img der j^anzen Bibel bekannt war, so lasst sich vermuthen,
dass er an der baldigen Ausführung dieser Absicht zweifelte, oder
dass er meinte, seine liandliche Ausgabe des Neuen Testamente
werde auch neben einem grossen Bibelwerk (2 Bde. in Fol.) noch
immer ihren Platz behaupten.
Von [grossem Interesse flir die Geschichte der slovcnischen
Literatur, insbesondere der literarischen Thätigkeit Trubers, und
der Culturentwicklung in Krain ist die Vorrede. Welch ein Fort-
schritt .seit 25 bis 30 Jahren! Hatte Truber noch in seinem Briefe
von Urach. 19. März 1561 (s. oben), die Laibacher Freunde mahnen
müssen : „bringt bic \)amxn an, twfe fie 3rc ßinber minbijd) leftmen
leifn", .'^o konnte er jetzt sagen (s. oben): „3)ie(e S8üct|et roetben nid«
aKeiit in ©tobten, ba man gemeine ©d|ulen fjäXt, fonbem auä) in 3)örf cm
Don SSauttn iinb iljrcn .ftinbern gelefen." So war denn Alles gut vor-
bereitet, das gesteckte Ziel zu erreichen. Die vorhandenen einzelnen
Bücher des Alten Testaments und das Neue Testament durften nur
unter Ergänzung der [freilich noch grossen) Lücken zusammengestell:
werden, und das erstrebte grosse Werk war fertig.
Dafür sorgte Dalmatin, und 1584 erschien dessen windische
Bibel In Wittenberg.
12, BIBLIA, 1 TV IE, VSE SVE- | TV PISMA. STA-
RIGA I inu Noviga Tellamenta, Slo- | venski, tolmazhena, Ikusi
IVRIA DALMATINA. j| Bibel, baa iji, bit gan 1 fcc ^eilige
®[f)rifit, aEßinbijc^. | (Kleiner Zterath von drei Blättern.) | ©cbcuAt
in bei- Q;i)«i:fürniid}eii | BääfiiVtfea ©tobt aBittemberg, | butd» ^n^
Srafit^ grbfn. | ANNO M. D. LXXXIIIL |
Das Werk besteht aus 2 Bdn. in Folio. Das Titelblatt enthält
obigen Titel in reicher Holzschnitt-Tafel; oben Gott Vater und die
Schöpfung, auf einer Seite die Sintfluth, darunter Loth mit seinen
Töchtern, auf der anderen: Mose empfängt die Gesetztafeln,
darunter der Thurnibau zu Babel; unten in einem leeren Felde:
Jcsa. 8. i; Ad LEGEM magis & ad 1 TESTIMONIVM. Quod fi
161
non dixerint iuxta verbum | hoc: non erit eis matutina | lux.
Hemm auf Schildern des Rahmens, oben : SBittcmberg. | , zu beiden
Seiten: Anno Dni — 15 . 84 | . —
(1.) — Der 1. Band, dessen Titelblatt der oben angegebene
Haupttitel bildet, enthält 50 (incl. Titelblatt) ungezählte und 334 ge-
zahlte Blätter mit 147 (grösseren) Holzschnitten und hübschen Initialen
am Anfang der Capitel und Psalmen. Er umfasst die Bücher des
Alten Testaments bis zu den Propheten. Die Holzschnitte stammen
aus den Jahren 1550—1568 u. s. w. und sind aus den deutschen
Hibeiausgaben jener Zeit bekannt; es befindet sich darunter auch
einer in Blattgrösse (Schöpfung der Eva; PB 1550).
Nach dem Titelblatt folgen 4 (ungezählte) Bll. deutsche Vor-
rede, gerichtet an die Grafen, Freiherren, Ritter, die von Adel,
Burger und alle gottseligen Christen in Steier, Kärnten und Crein,
in der Windischen Mark, Metling, Isterreich und Karst. — (Darin
heisst es gegen Ende:) Nun hat Gott uns in diesen Landen durch
den Ehrwürdigen Primum Truberum, als einen geborenen
Windischen, nicht allein gezeigt, wie diese (windische) Sprache mit
lateinischen Buchstaben eben so wohl als andere geschrieben werden
könne, sondern es sind auch durch ihn und Andere etliche biblische
und sonst heilsame Schriften, nicht ohne Nutzen der Kirche und
Zunehraung in Lehre, Zucht und Besserung vieler windischen Chri-
sten, in unsere gemeine Sprache gebracht und darin geschrieben
'.vorden. Weil aber von der ganzen Bibel blos das Neue Testa-
ment und der Psalter durch Herrn Primus (ausser den fünf
Büchern Mosis, Sprüchen Salomonis und Sirach, die ich
Dalmatin] noch vor etlichen Jahren verwindischt und drucken
lassen) bisher in windischer Sprache verdolmetscht worden, und
doch die andern Bücher des Alten Testaments gleichermassen
nützlich und nothwendig sind, bin ich, da es bisher kein Anderer
gethan hat, aus gottseligem Eifer und besonderer Liebe zu meinem
Vaterlande auf Bitte vieler Christen und E. G. H. und E. Befehl
vermocht worden, die ganze heilige Schrift aus den Originalsprachen
und andern Interpretibus, namentlich aus Luther's berühmter Ver-
deutschung, in unsere Sprache zu transfcriren. Und wiewohl unsere
Creinerische Sprache, auf die ich hierin als ein Creiner fürnemlich
gesehen, sich von anderen windischen Dialecten hierin etwas unter-
scheidet, so habe ich doch mit der Orthographie und Schreibung
162
der Wörter theils durch Beifügung am Rand, theils hinten in einem
Register, mich beflissen, dass diese meine Verdolmetschung nicht
allein in Crein, Untersteier und Kärnten, sondern auch in den be-
nachbarten Ländern sowol zur Aufnehmung der Sprachen selber,
als zur Beförderung reiner Lehre mit Nutzen gelesen und gebraucht
werden kann. Wie ich denn der gänzlichen Hoffnung bin, es werden
alle, die diese verwindischte Bibel lesen und mit Luther's Ueber-
setzung und den Originalsprachen vergleichen, sich dieselbe so wohl
gefallen lassen, wie die Theologen, Prediger und andern christÜchen
Personen, welche auf E. G. H. und H. Verordnung diese meine
grosse Mühe und Arbeit, ehe ich's in den Druck zu geben bewilligt,
abgelesen, abgehört, ein jedes Wort auf die Goldwage gelegt und
wohl erwogen haben. Dass ich aber dieses Werk E. G. G. und E.
sammtlich und sonderlich zuschreibe, dazu hat mich nicht allein
E. G. H. und E. gottseliger Eifer zum reinen unverfälschten Wort
Gottes und die gnädige Beförderung dieses Werkes bewogen, die-
weil die Windische Sprache, in welcher dies Buch geschrieben ist,
wie auch die reine christliche Lehre in diesen drei Landen bei den
reformirten Kirchen in Gebrauch ist, sondern auch die vielfaltigen
täglichen Wohlthaten, so mir und andern Kirchendienern von den-
selben widerfahren. — Datum | SBittembcrg am fftetocn Süt^tag be»
eingcunbcn | M. D. LXXXIIII. Sarg. |: g. @. ^. mb ©. |i »nber*
ttjcnigcr gc^orfamer ftirdjcnbicncr, || SR. ®corgiu8 SDalmattnu^. | —
21 Bll.: GMAIN PREDGVVOR | ZHES VSO SVETO BIBLIO. .
Sine auöfü^rtid^e bogmatifd^c ' SBorrcbc gut S3ibet — Am Schluss :
SAMERKANIE ENIH POTREB- | nih fhtukou, nakatere imajo
merkati, ty, kateri bodo | leto flovenfko Biblio brali | (eine halbe
Seite). I — 4V, Bl.: PREDGVVOR ZHES | STARI TESTAMENT, j
D. M. L. I eine Ucberfefeung öon Sut^er'ö SSonebe auf ba8 ?llte Sefta^
ment. — V. Bll. : BVQVE STARIGA TE- | STAMENTA XXIUI.
SScrjeic^iiife ber Sucher beS Sitten leftament«, — in welchem (ganz
wie bei Luther) unter XXIIII die 12 kleinen Propheten mit Namen
verzeichnet (Dvanaift mali preroki, s'imenom), und dann auch noch
die Titel der apokryphischen Bücher beigefügt sind. — 18 Bll. :
REGISTER ZHES VSO BI* | BLIO, VSEH IMENITISHIH IMEN. '
inu potrebnilhih navukou inu rizhy. | Eine Art Concordanz, wie
auch die deutschen Bibeln damaliger Zeit ein „SRegiftcr imb ©umma*
rifc^eg SJerjcic^ui^ ber fürnembften Setirpuuctcn'' u. s. w. mit Anführung
163
der betreffenden Stellen hatten. — 1 BI., Vorderseite leer, Rück-
seite: blattgrosser Holzschnitt (die Schöpfung Eva's; PB 1550).
Gerade so hat Luther's Bibel 1541 ein Blatt, dessen Vorderseite
das Vcrzeichniss der Bücher des Alten Testaments und dessen
Rückseite einen blattgrossen Holzschnitt (Gott Vater den VV eltkreis
schaffend) zeigt. — Bl. 1—334 folgen die Bücher des Alten Testa-
ments bis zum Hohenliede (einschliesslich). — Bl. 334 ^ (Mitte) schliesst :
Salomonove Viffoke pejfni koncj. | — Bl. 334 d (letzte Seite) leer.
(2.) Der 2. Band, ohne Haupttitel, enthält 2 Abtheilungen, jede
mit besonderem Titelblatt und besonderer Blattzählung, von denen die
erste die Propheten und die Apokryphen, die zweite das neue Testa-
ment enthält.
SVETI I PREROKI, I V SLOVENSKI | lesik tolmazheni, |
SKVSI II IVRIA DALMATINA | (Arabeskenzierath) || Actorum
X. I lesufu Criftufu prizhovanje dajo vfi Preroki, de | fkus njegovu
Ime, imajo vfi odpufzhanje grehou pre- | jeti, kateri v'njega
verujo. II VVITEBERGiE j Anno M. D. LXXXIIII. |
Dieser Titel steht in einer schönen Holzschnitteinfassung (oben :
Moses empfangt die Gesetztafeln ; zu beiden Seiten : Opferung Isaaks,
Anbetung der Schlange; unten: Anbetung des Christkindes; in den
Ecken: die symbolischen Thiere der Evangelisten). Die 2., 6., 7. und
11. Zeile desselben sind roth. Die Rückseite des Titelblattes ist leer.
Dann folgen 3 (ungezählte) BIL: PREDGVVOR ZHES | VSE
PREROKE. I — Weiter 2 (ungezählte) Bll.: PREDGVVOR ZHES
PRE* I ROKA lESAIA. D. M. L. | Eine Uebersetzung von Luther's
Vorrede auf den Propheten Jesaia. — Die letzte Seite leer. —
B!. 1 — 132: die Propheten. Bl. 88^ — 94: eine Uebersetzung von
Luther'sVorrede zum 12. Cap. Daniels. — Bl. 132 ^ (Mitte) APOCRIPHA
STARt I GA TESTAMENTA: TV SO TE ] Buqve, kir fe drugimu
S. Pifma glih nedersh^, ali fo vi^ j ner pridne inu dobre brati, kak6r
slaili. I Darunter das Verzeichniss der VIII Bücher, dann eine Ueber-
setzung von Luthcr's Vorrede auf das Buch Judith. — Auf Bl. 210«:
das Gebet Manasse. Darunter: VSEH BVQVI STARIGA | Tefta-
menta konez. | Samimu GOSPVDV Bogu etc. Amen. — Bl. 210^
letzte Seite) leer. — Auch diese Abtheilung ist mit hübschen Initialen
und mit 34 Holzschnitten (von FB und A., von 1558, 61 u s. w.)
geschmückt. Ihr folgt das Neue Testament:
164
NO VI TE^ I STAMENT : T V IE, | t^h Svetih Evangeliftou
inu I Apoftolou, Buqui inu | Lyftuvi : Slovenfki, || SKVSI || IVRIA
DALMATINA. || (Länglicher Arabesken-Zierath) || JESA : XÜ '
Koku fo na Gorrah lubesnive noge, t^h poflanih, kate- | ri myr
osnanujo : od dobriga predigujo, isvelizhanje osna- | nujo, kateri
pravio k' Zionu : Tvoj Bug je Krajl. || VVITEBERGiE. ] Exuidebant
haeredes Johannis Cratonis. || Anno M. D. LXXXIIII. |
Dieser Titel steht in derselben Holzschnitteinfassung wie der
vorige; die 1., 2., 7., 8., 12. und 14. (blos die Jahrzahl unter dem
schwarzen Strich) Zeile sind roth; die Rückseite des Titelblattes ist
leer. Auch diese Abtheilung ist mit denselben hübschen Initialen und
mit 38 Holzschnitten •) ausgestattet, von denen 26 zur Illustration
der Offenbarung dienen, während bei den Evangelien und Episteln
nur die Verfasser (Johannes 2mal, Paulus 4mal (wiederholt) dargestellt
werden; dieselben stammen meist von denselben Künstlern und aus
denselben Jahren (1558 u. s. f.) wie die früheren. Sie besteht aus
(incl. Titelblatt) 151 gezählten und 8 ungezählten Blättern und enthält
ausser dem Text auch Uebersetzungen von Luther's Vorreden zum
Neuen Testament, und zu einzelnen Schriften (wie zum Römerbrief,
Hebräerbrief, Brief des Jacobus, zur Offenbarung des Johannes, u. a.), ein
Verzeichniss der Perikopen, und zuletzt ein vergleichendes Wörter-
verzeichniss des Krainischen und der benachbarten Dialecte '). — Bl. 2 :
PREDGWOR ZHES | NOVI TESTAMENT. | D. M. L. | Darunter
das Verzeichniss der Bücher des Neuen Testaments : BVQVE NOVIGA
TE« I STAMENTA. | — Bl. 3: EVANGELI SKVSI | S. Mattheusha
sapiffan. | — Das geht dann so weiter mit dem Text, welcher mit dem
Ende der Offenbarung auf Bl. Ibla (Paginirung fehlt) schliesst. Darunter
steht dann noch : S. loannefa Resodivenja kon^z. |1 NOVIGA TESTA-
MENTA INV I Biblie, tu je, vfiga fvetiga pifma, kon^z. || Saniimu
Gofpudu Bogu bodi vfa zhaft tar hvala, sdaj | ime vekoma dana.
Amen. | — Auf Bl. 151 (Signatur Cc) Rückseite folgt zunächst das
Verzeichniss der Perikopen (4 Seiten) : REGISTER | TEH EPISTEL
INV EVANGELIOV, KATERI j SE OB NEDELAH. etc. — Auf
Cc Rückseite beginnt dann ein vergleichendes sprachliches Wörter-
verzeichniss und geht (diese Seite und 6 BU.) bis zu Ende des
i) Bezeichnet sind mehrere mit f, einer mit T, einer mit MG, einer mit IB loöO.
«) Vgl, Dalmatin's windisch. Pentat euch (Nr. 9).
165
Werkes. REGISTER | Nekaterib befcd, katere, (1) Crajnfki, (2) Corolhki,
3) Slovenfki ali Besjäzh* | ki, (4) Hcrväzki, Dalmatirrfki, Iftrianfki,
aii Crafbki, | fe drugäzhi govor^. | Der grösste Theil der Zusammen-
stellung dieser Dialcctwörter entfällt auf das Krainische und Slovenischc
oder Besiakische). — Auf der letzten Seite unten zum Schkiss:
KONEZ. II lDiäemfe«cg | Gedruckt, Durch Hans Kraffts Erben, |
ara 3ar 1584 | —
So war denn endlich das anfängliche Ziel der Begründer des
slovemschen Schriftthams erreicht Wie Primus Trüber mit dem
Evangeltum Matthäi begonnen und nach und nach das Neue Testament
^u Stande gebracht hatte,, so hatte Dalmatin den Pentateuch und
andere einzelne biblische Bücher als Vorläufer dem ganzen Bibelwcrk
vorausgehen lassen. Jener hatte cme schwerere literarische Arbeit zu
erfüllen, dieser bei der Ausführung des Bibeldrucks grössere Hinder-
nisse zu überwinden gdiabt. Zur Errichtung der Mannel'schen
Druckerei (1575), der ersten in Krain, hat der Druck der Dalmatinischen
Bibelübersetzung den Anstoss gegeben, ihr aber auch das Ende
bereitet (1580).
Schon 1572 hatte Georg Dalmatin von Tübingen, wo er
seit sechs Jahren studirte, die windische Uebersetzung des I. Buchs
Mose nach Laibach geschickt. Im selben Jahre noch ward er hier
Prediger und setzte als solcher sehie Arbeit dfng fort, so dasa er
am 21. April 1575 b«n Hofteiding um die Verordnung nachsucht,
dass seine Uebersetiuog durchgesehen und dann gedruckt werde,
während (offenbar im Zasammenhang' damit) 6er Bürger und Buchr
Händler H. Mannel gleichzeitig um die Bewilligung nachsuchte,
auf eigene Kosten eine Buchdruckerei errichten zu dürfen. Obwohl
dem Letzteren sein Gesuch als unthunlich und als dem Gesnchsteller
selbst nicht nützlich zonäcbst id€iA bewilFigt wurde, war Mannel's
Druckerei doch schon im Mai desselben Jahres thätig und im August
in vollem Gange, während damals in den drei innerösterreichischen
Ländern noch keine Landschafts-Druckerei bestand. Im Jahre 1578
hatte Dalmatin die Uebersetzung des Pentateuch beendigt, für dessen
Druck Hans Mannel der Landschaft einen Voranschlag vorlegte
und dann das Bach druckte. Im folgenden Jahre (1579) hatte
Dalmatin die Uebersetzung der ganzen Bibel beendigt, und am
26. März 1580 pflog die Krainische Landschaft Verhandlungen wegen
des Druckes mit Hans Mannel, der derselben, obschon ihm wenige
Jahrbttcb des ProtestaaCkmisi 1895, H. III u. IV. 12
166
Tage darauf vom Landesvicedom verboten worden war, ohne sein
Vorwissen fortan etwas zu drucken, am 23. April 1580 den Ständen
einen Voranschlag fiir den Druck von 1500 Exemplaren in ,Sub-
Medlan* (Mittel-FoÜo ; ein Voranschlag für den Druck in Gross-ÄIedian
war zu hoch befunden worden) um 3010 Gulden, und zugleich ein
Probeblatt *) vorlegte, auch vorschlug, die Herren Ungnad um die
, biblischen Figuren*, die sie früher bei ihrer Druckerei zu Tübingen
gehabt und nun zu Waidenstein (in Kärnten) hätten, zu bitten.
Hierauf wurde dem Hans Mannel (»der nit in der Landschaft
Schutz, sondern ein Bürgersmann*) vom Vicedom der Druck der
windischen Bibel gänzlich verboten und die Druckerei eingestellt.
Nichtsdestoweniger sandten die Verordneten der Krainischen Stände,
gemäss des in Brück an der Mur am 22. Februar 1578 getroffenen
Uebereinkommens der drei Länder Steier, Kärnten und Krain bezüglich
des Druckes der windischen Bibel, am 25. April 1580 Mannel's
Voranschlag und Probeblatt den beiden anderen Ländern zu. Nach
Dalmatin's wiederholtem Ansuchen vom 22. September 1580 und
mancherlei Verhandlungen mit den Nachbarländern, wobei Tübingen
oder Frankfurt als Druckort und Laibach als Versammlungsort einer
vorgängigen Revisions-Conferenz in's Auge gefasst wurden, kam die
letztere 1581 zu Stande (24. August bis 22. October), und zwar in
Laibach, obschon die Steirer bei dem Vorschlage dieser Stadt an-
fanglich den Krainern vorgeworfen hatten, dass sie damit eine ,Prae-
roinenz* suchten (1). Inzwischen aber berichtete der Bischof von
Laibach am 12. September 1581 über diesen Vorgang an den Erz-
1) Dieses Folio-Blatt (wovon 1 Ex. in meinem Besitze) enthält das erste Blati
der Genesis: PERVE BVQVE MO- | SESSOVE, GENESIS IMENOVA- | nc, ludouski
Breshitb. || J. CAPITVL | (Holzschnitt: Gott die Erde scbaflfcnd; im Hintergni«a:
Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradiese) {. Dann folgt der Text. Es ist von
Interesse, diess Blatt einerseits mit Dalmatin's Pentateuch (1578), andererseits mit seiner
vollständigen Bibel (1584) zu vergleichen. Bei Letzterem ergibt sich, dass die 1581
stattgefundene Revision durch die Theologen« und Philologen^Conferenz in Laibach
grösitentheils die Orthographie u. dgl. betraf; sie führte das j und die Accebte ein.
beschränkte den Gebrauch des Artikels und der grossen Anfangsbuchstaben, vermehrte
die Randsummarien, fflhrte das unterkrainisch-dialectische u fiir o durch (z. B. nu^h
für nojh, änderte die Ueberschrift in das einfache : Perve Mofeifove Baquc, und einigem
Andere, z. B. 1580: Duh Boshij ie leita nad Vodami, 1584: Duh Boshji fe je refproAerl
zhes vod^; — 1580: vfebi, — Seimo, — Vodee, 1584: v'febi, — f^me, — vod^; —
1580: de lozhio Dan od Nozhi, 1584: de lozhio Dan inu Nuzh, — u. s. w. (Vgl.
Kopitar, XXXVI u. Anm.)
167
herzog Karl nach Graz, dass dies Unternehmen , unserer heiligen
katholischen Kirche und deren Klerisei zu grossem Spott und Un-
ehre, ja auch der ganzen Gemeinde, so bisher noch des alten katholischen
Glaubens gewesen, zu sonderm Abbruch, noch mehrerer Verkleinerung,
Verführung und Abfall, auch zu unwiderbringlichem Nachtheil und
Schaden gedeihen würde*. Daraufhin verbot der Erzherzog nicht
blos den Bibeldruck (den er als ein Regal angesehen wissen wollte)
in Laibach und sogar jeden anderen Druck im Lande Krain, sondern
verbannte auch H. Mannel bei Leibesstrafe aus allen seinen Erb-
iändern •). Dalmatin aber, von Nikodemus Frischlin (der damals
Schulrector in Laibach geworden war) unterstützt, betrieb 1582 den
Bibeldruck bei den Krainischen Ständen auf's Neue, der dann auch
endlich 1583 unter seiner und Bochoritsch's persönlicher Leitung
in Wittenberg zu Stande kam*). Dimitz, III, 194 — 211, berichtet über
die Revisions-Conferenz und den Bibeldruck aus den Acten so ein-
gehend und genau, dass hier darauf verwiesen werden muss.
*) Derselbe ging nach Ungarn, wo er 1583 — 84 in Gissing, 1586 in Warasdin,
1687 in Eberau, 1593 in Schützing, 1605 in Keresztur druckte.
*) Von den hier besprochenen Büchern gibt es Exemplare: 1., Ev. Matthaet
in Wien; — 2. Nov. Test. I in Berlin, Dresden, London, München, Wien (2 Ex., 1 ohne
die deutsche Vorrede, 1 ohne die Postille); — 3. Nov. Test. IIa in Laibach, Wien;
— 4. Nov. Test. IIb. (?) — 4 a u. b. Nov. Test. I u. II (krob.-glag.) in Königsberg
iStadtbibl.), London, München, Kassel, Stuttgart, Tübingen, Wien; blos 4a in Dresden,
Halle, Laibach, Rotenburg a. T.; — 4c u. d. Nov. Test. I n. II (krob.-cyrill.) in
Berlin, Dresden, Laibach, München, Stuttgart, Tübingen, Wien (Hofbibl. u. Discalceaten),
Wolfcnbüttel ; blos 4c in Petersburg; — 5. Psalter, in Laibach, Olmütz (v. Trüber
1566 an H. ConUill (Concili?) geschenkt, Laibach, 9. Juli 1568 in Besitz v. Andr.
Dernüsik), Stuttgart ; — 6. Nov. Test. IIc in Göttingen ; — 7. Jesus Sirah in Laibach ;
- 8. Nov. T«$t. Ild in Stuttgart; — 9. Pentateuch, in Gotha, Wien; — 10. Sprichw.
Jiai. in Kopenhagen; — 11. Nov. Test. I u. II, 2. Aufl., in Berlin, Graz (LycealbibK),
Laibach, Stuttgart; — 12. Die ganze h. Schrift (1584) I u. II, in Bautzen (Bibl. der
SersVa Ma^ica), Berlin, Dresden, Gotha, Görz (Lyc.-Bibl.), Graz (Lyc.Bibl.), Halle,
Uibach (Lyc.Bibl. u. Museum), Leipzig (Stadtbibl.), London (Bibelgesellschaft), Marburg
'. St. (Gymn.-Bibl.). München, Olmütz, Prag, Pressburg (ev. Gymn.-Bibl.), Stuttgart,
Wien, Wolfenbüttel, auch mannigfach im Privatbesitz.
Wo bei Städten die Bibliotheken nicht besonders genannt werden, sind immer
<Jie Hanptbiliotheken zu verstehen ; also Wien : Hofbiblioihek ; Berlin, Dresden, München,
Stuttgart: die kön. öüentl. Bibliotheken; London: British Museum; Tübingen, HaUe,
Olmütz: die Universitäts-Bibliotheken, u. s. w. Gewiss sind die gegebenen Nachweisungen
«ler Fandorte nicht vollständig, trotz aller mühsamen Nachforschungen, für deren überaus
gutige und lang fortgesetzte Unterstützung ich den betreffenden Bibliotheksvorständen,
Beamten und Freunden hiemit bestens danke.
12*
168
Zasätzd und Berichtigungen ^a den Aufsätzen über die slovenischen
protestantischen Druckschriften des XVI. Jahrhunderts.
1. Zusätze zu den Postillen (Jahrg. 1893).
Während des Druckes dieser Aufsätze über die slov. prote^t.
Literatur des XVI. Jahrhunderts ward mir im Sommer 1894 zu Graz un-
erwartet Gelegenheit, im Besitze des Herrn Privatdocenten Dr. V. Oblak
daselbst zwei Postillen zu sehen, deren eine ich bis dahin nie voll-
ständig gefunden, die andere aber nur aus fremder Angabe kannte.
Die daraus entstandenen Unrichtigkeiten bedürfen hier einer nach-
träglichen Correctur, obschon diese bezüglich der Spangenberg'schen
Postille von 1578 seitdem durch Herrn Friedr. Ahn in seiner hüb-
schen Schrift »Bibliographische Seltenheiten der Truberliteratur*
(Leipzig, in Commission bei O. Harassowitz) 1894 bereits erfolgt ist.
I. Zu meiner Beschreibung der Spangenberg'schen Po-
stille von 1578 (s. die slov. Protest. Postillen, Nr. 3, im , Jahrb. des
Protestantism.*, 1893, S. 127 ff.) ist daher Folgendes zu bemerken :
l . Der von mir (nach dem Stuttgarter Exemplar) als Haupttitel und
zugleich als Titel des ersten Theiles angegebene Titel ist derjenige
des dritten Theiles, als welcher er nachher (nach Correctur der vor-
handenen Druckfehler) wieder angeführt werden wird* Der Titel des
ersten Theiles lautet: POSTILLA, | To ie | KERSZHAN* | SKE
EVANGELSKE | predige, verhu vfakiga Nedek | skiga Euangelia. j
OD ADVENTA DÖ PASKE | aU Velikenojhi. | SA HISHNE
GOSPODARIE. [ Shole» mlade inu preprofte liudi. | Od loan :
Spangenberga, na vprasha* | nie^ inu odgouor isloshena. | PERVI
DEL. I Sdai peruizh, verno inu su^o Stolmazhena: Inu \ vpraui
Slouenski lewk prepifana. | Anno, M. D. LXXVIII. ( Klemes Stück
des oberen Theiles der Titeleinfassung, die 3., 4., 7., 11. u. 18. Z.,
sowie die Jahreszahl (nicht das Wort Anno und das Komma) sind roth
gedruckt ; über der letzteren (nicht in der Mitte) eine schwari&e Linie.
Die Titeleinfassung ist (wie btä den Titeln der folgenden beiden
Theile) die angegebene. — Die slovenische Vorrede (Bl. 2u. 3 a) ist
unterschrieben : Georgius (nicht Georg) Jurishitsch. — Nach der leeren
Seite Bl. 4 6 folgt (in Herrn Oblak's Ebcemplar) eine deutsche Zuschrift
des Druckers und Verlegers H. Manuel an Adel und Bürgerschaft,
a,uch alle gottselige Christen in Steyr, KäraÜiexi uad Craio» auch in
Görz, Möttling, Isterreich und Karst : Weiland M. Sebastianu» CretHus
169
E.E.Landschaft desFürstenthumsCraiii Christlicher Kirchen Pastor habe
Joh. Spangenbergij (Postille) in die VVindische Sprache zu *transferiren
unternommen und den ersten, als den Wintertheil in Druck lassen
auscrehen, sei aber, bevor er die anderen zwei Theile angefangenen
habe, verstorben. Darauf habe die Landschaft in Crain verordnet
und auferlegt, dass ein anderer der windischen Sprache wohlerfahrener
Mitgesell des Crellij die überblieben en zwei Theile nach des Crellij
Orthographie verdolmetsche und verfertige, dass dann (:„Xo\t ifjnen
Mijl BciDlft":) noch vor zehn Jahren vollendet und also bis auf diese
Zeit , anständig* verblieben. Weil aber er(Mannel) erachte, dass diese
\'er«.ion den Unter-Steyrern, Unter-Marchern, Karnern, Yst erreichern,
G()rzern, ,Kharfltnern* und sonderlich denen in der Grafschaft ^^Zylla*
Cilli), sowohl als den Krainern sonders hochnützlich sein könne, als er
ein Exemplar davon bekommen, habe er sich darum angenommen, das-
•^clbe durch gelehrte und sprachkundige Leute übersehen und corrigiren
lassen, auch in eigenem Verlag, mit grosser Mühe und Arbeit, in diesen
verständlichen und wohlleserlichen Druck verfertigt . . . ißaiboc^, ben
'26 ?lprili«. 9tnno 1 578, | g. ®. tjnb ^r. SIuc^ g. (£. SB. | »nbcrttiemger önb
gehoriamcr ; 3o^nncS SWonnliug, ©iic^* | trurfcr bafelbft. | — Dann folgen
1-136 gez. BU. Text. Zuletzt: AMEN. Eine Holzschnitt- Arabeske
(schwarz auf weiss). — Trotz der Angabe des Verlegers scheint die
Ortiiographie nicht die Kreirsche zu sein, wenigstens sind die Bibel-
texte in dieser zweiten Ausgabe des ersten (Krell'schen) Theiles nach
Trüber 's (recipirter) Uebersetzung sprachlich revidirt worden *).
2. Der zweite Theil hat den Titel : POSTILLA, | To ie |
KKRSZHAN- | SKE EVANGELSKE | predige, verhu vfakiga,
Xedel. I skiga Euangelia. | OD PASKE, ALLl VELIKE | Nozhi do
Aduenta. I SA HISHNE GOSPODARIE | Shole, mlade inu preprofte
iiudi. I Od loan : Spangenberga, na vprasha* | nie, inu odgouor islo-
si.ena. | DRVGI DELL, j Sdai peruizh, verno inu sueifto Stolmazhe
na: inu upravi Slouenski iesik | prepifana. | — Der ganze Titel und
t'ie Titelein fassung (dieselbe wie im ersten Theil) schwarz. —
1—124 gez. Bll. Text, inclusive Ev. am 26 S. u. Tr,, schliesst auf
<) Herr Dr. Oblalc (dessen hier besprochenes Exemplar dieses Werkes leider
T)3ch London in das Britische Museum gewandert ist) hat seither das literarische Ver-
UjnUs der beiden Uebersetzer Krell und Juritschit seh in einem Aufsätze : Prote-
^tauske postile v slovenskom preycdn (Matice Slovenske 1894) eingehend dargelegt,
we er auch im .Archiv fUr s-lavische Philologie* (XV, 459—468) einen interessanten
Bericht über einige in Kärnten vorhanden gewesene slov. protest. Bücher gegeben hat.
170
Bl. 214^; dann: AMEN. Holzschnitt- Arabeske (dieselbe wie im ersten
Theile, nur weiss auf schwarz); darunter: DRVKANO VLIVBLANI
SKOSIIJoannefa Mandelza, AnnojM. D. LXXVIII. | — Bl. 214^ leer.
3. Der dritte Theil hat den von mir früher als Titel des ersten
Theiles gehaltenen, hier von seinen Druckfehlern gereinigten Titel:
POSTlLL/\, I To ie I KERSZHAN^ | SKE EVANGELSKE
predige, verhu Euangelia, na vfe | poglauite Prasdnike, skos | celo
Leto. I SA HISHNE GOSPODARIE, | Shole, mlade inu preprofte
liudi. I Od Joan: Spangenberga, na vprasha* | nie, inu odgouor islo-
shena. | Sdai peruizh, verno inu sueifto Stolmazhena: Inu | vpraui
Slouenski lesik prepifana. | Anno, M. D. LXXVIII. | — Dieselbe
Titeleinfassung wie im ersten und zweiten Theil. — Die 1., 3., 4., S.u. 10. Z.
sowie die Jahrzahl (nicht das Wort Anno und das folgende Komma) sind
roth, die ober der Jahreszahl (nicht in der Mitte) stehende Linie ist
schwarz. — 2—136 ge?. BU. Text, darnach Bl. 136^ zuletzt (etwa in
der Mitte der Seite): Amen. | ^ \ Tebi u. s. w. (wie S. 129 angegeben).
II. Herr Dr. V. Oblak war auch im Besitze eines Exemplars der
Besyakischen Postille des Ant. Vramecz (a. a. O. S. 129 f.). Es ist dies
das früher in Sv^tinje befindliche Exemplar, während dasjenige des
Klosters Klanjec seither in der Zelle eines verstorbenen Mönches
abhanden gekommen sein soll. Eine genauere, gewiss sehr inter-
essante Untersuchung der Sprache dieses Buches und seines Ver-
hältnisses zu Juritschitsch's eben besprochener Ueberset/.ung der
Spangenberg'schen Postille wäre wünschenswerth. Dasselbe ist von
demselben Buchdrucker Joh. Mannel (der 1581 aus Laibach wegen
des beabsichtigten Druckes der Windischen Bibel verbannt worden,
und dann als wandernder Buchdrucker 1583 — 84 in Gissing, 158(5 in
VVarasdin, 1587 in Eberau, 1593 in Schützing, 1605 in Keres^tur
thätig war) in demselben Format (4®), mit denselben Typen und der-
selben Titeleinfassung wie jenes eben beschriebene Werk zu Wa-
rasdin 1586 gedruckt worden.
1. Der erste Theil enthält die Sonn- und Festtage vom 1. Advent-
bis (incl.) 26. Sonntag n. Tr. — Der Titel und das Nächstfolgende
fehlt diesem Exemplare, das mit gez. Bl. 10 (im 3. Adventsonntag^
beginnt und dann auf gez. Bl. 238 /& schliesst. Am Schluss (etwa in
der Mitte der Seite): FINIS. | Dann eine längliche Holzschnitt-
Arabeske, darunter: STAMPANO V SZLO- | BODNOM KRALE-
VOM VARASV I Varafdine po luane Manliufe. | M. D. LXXXVI.
171
2. Der Titel des zweiten Theiles lautet : POSTILLA
\'ESZDA ZNO- 1 VICH ZPRAVLENA SZLO- 1 uenfzkim iefzikom
po godoune | dni, na vfze leto. i| PO | ANT: VRAMCZV SZ : P. |
Doctoru. IJ Pfalmo 118. j Domine greflus meos dirige. !| STAMPANO
V SZLOBODNOM | kralieuom Varaffu Varafdinu | M. D. LXXXVI.
— Die 2., 3., 7. und 11. Z., sowie die Jahrzahl sind roth, die
über der letzteren stehende Linie ist schwarz. — Nach dem
Titelblatt stehen 2 ungez. Blätter mit dem Inhaltsverzeichniss :
PREDECHTVA OVA, PO- | LECH CZIRKVE ZAGRE-
BECHKE KA- | lendarisma, v kniga oui dole popifza- | na ief/.u. |
Die erste Predigt: Na fuetoga Andreafa Apoftola dun . . . v lifztu 1;
die letzte: Na fzuete Katalene dun . . . v lifztu 115. | — Darauf: 1 — 78
gez. EU. Text ; der Rest, nach dem Inhaltsverzeichniss zu schliei^sen,
etwa bis Bl. 116— .118 gehend, fehlt.
2. Zusatz zu den Gebetbüchern (Jahrg. 1894).
Eine merkwürdige Erscheinung ist ein slovenisches Gebetbuch
aus dem XVIII. Jahrhundert:
KRISTIANSKE | BUKVICE, | V'KATEREM \ SA HISHNE
GOSPODARJE INV | GOSPODINJE, TUDI SA DRUGE |
STANOVE STAREH INU | MLADEN LUDI | MOLITVE |
SE NAIDEJO I IS I PSALMOU | VKUP SBRANE. | (Kleinej
Holzschnitt-Arabeske.) | Skus perpufhanie Zaefarfke Oblafti. |
V'ZELOVZI. I per Ignaziu Kleinmayrju 1784. |
Es ist in modernem grösseren 8* gedruckt. — Des Titelblattes
2., 8. und 11. Z. sind in grösserer und rother Schrift gedruckt. —
Dann folgen 3 (unpaginirte) Blätter mit einer slovenischen Vorrede
des ungenannten Herausgebers, weiter 1 — 220 (paginirte) Seiten Text,
schliesslich 2 (unpaginirte) Blätter: REGISTER.
Dieses Buch (im Privatbesitz des Herrn Dr. Oblak) ist nichts
Anderes als ein im Anfange der Toleranzzeit ,Mit Erlaubniss der
Kaiserlichen Regierung* zu Klagenfurt veranstaltetcr, mit sehr ge-
ringen orthographischen Aenderungen •) versehener wörtlicher Wieder-
abdruck von G. Dalmatin's Betbüchlein Windisch, Wittenberg 1584^
1) Besonders im Anfange des Buches werden v für m, z für ^ i<. dgl. m. ge»etzt;
<Ict Unterschied zwischen*/ und / ist genau beibehalten; einige Male ist ein über-
flü5-.ig eiscfaeinendes Wort (wie „Allelnja' oder dg),) weggelassen oder zugesetzt, so
Mnd auch einmal ein paar anwesentliche Zeilen auftger.'illen.
172
Tübingen 1595 (s. Gebetbücher Nr. 3 und 4). Die Wiedererscheinung
dieses Buches nach genau 200 Jahren ist um so mehr bemerkens-
werth, als es in Kärnten (und überhaupt) nur eine einzige windische
protestantische Gemeinde gibt, nämlich in Agoritschach bei Amoldstein.
3, Zusätze zu den Ritual- etc. Büchern (Jahrg. 1894).
I. Die unter Nr. 1 dieses Aufsatzes genannte Schrift RASGO-
VARANGE u. s. w., deren Dialect aus Versehen als der istrisch-
slovenische statt der istrisch-croatische (cakavische) bezdchnet ist,
gehört streng genommen nicht hieher. Der Wunsch, dieses von mir
hier in der Markus-BiWiothek entdeckte Büchlein bekannt zu machen,
veranlasste mich, es in diese Reihenfolge aufzunehmen. Zwar hatte
ich Herrn Dr. Ljubi6 bei seinem Aufenthalte in Venedig (1881) von
dieser Entdeckung Kenntniss gegeben, ihm auch die Verwerthung
derselben gestattet, aber erst jetzt erfuhr ich in Folge- dieses Aufsatzes,
dass dieses Schriftchen von Prof. M. Valjavec nach einer von Ljubir
gemachten Abschrift in der von der Agramer Südslavischen Akademie
herausgegebenen ,Starine*, Bd. XVII, 1885, S. 232- 240 (doch in der
Orthographie der Akademie), abgedruckt sei. Die , Starine* sind mir nicht
zugänglich; anderweite Nachricht darüber war mir nicht zugekommen.
IL Dagegen wurde mir unerwartet der Anblick einer bisher
unbekannten slovenischen Kirchenordnung zutheil, welche diesem
Aufsatze als Nr. 7 beigefügt werden muss. — Auf Mittheilung und
durch gütige Vermittlung des Herrn Dr. Oblak erhielt ich aus dem
Besitze des Herrn Prof. I. Milcetic in Warasdin einen Sammeltand
in 8* zur Benützung, welcher folgende Stücke enthält: 1. Schrift
ohne Titelblatt (Agenda); 2. Ta kratki Wirtemberski Catechismus,
VViteberg. 1585 (s. Katechismen Nr. 9); 3. Ta celi Catehismus, eni
Psalmi etc., Bitemberg. 1584 (s. Gesangbücher Nr. 5) ; 4, Karfzhanske
Lepe Molitve, ikusi J. Dalmatina, VViteberg. 1584 (s. Gebetbücher
Nr. 3); 5. Catehismus sdveima Islagama (v. Trüber). Tibing. 1575
(s. Katechismen Nr. 7. — Ein anderes Exemplar dieses Buches
befindet sich in der Grazer Universitäts-Bibliothek)
Das erste Büchlein dieses Sammelbandes ist eine Agende, aber
leider ist sein Titelblatt verbrannt, und der Titel nur mit moderner Hand-
schrift eingetragen. Auf Grund dieser Handschrift lässt sich mit Be-
nützung der geringen Reste der Anfangsbuchstaben der Titelzeilen etc.
der ursprüngliche Titel m t ziemlicher Gewissheit also wieder herstellen.
173
7. AGENDA, j TV JE KOKV SE | TE LMENITISHE |
BOSHIE SLVSHBE OPRAV* | lajo po Wirtemberfki Cer* | kovni
ordnungi, | Slovenfki. |l l©irtE»nbcrgifdj« Stcdjcnagcnb | ßDinbifri;. ||
'Kleine Holzschnitt -Arabeske.) | I. Cor. 14. | Puftite de se vfe
poshtenu | iau poredi rovna. ' M. D. LXXXV. (
Dieses Büchlein in 8® besteht aus nur 24 ungezählten Blättern.
-Titelblatt. — A2— C7Ä: Text. — C8 (letztes Blatt) leer. —
Inhalt: A2a: KOKV SE | IMA KARSZHO- | VATI. \ — ASa:
OD NADLIGA | KARSZHOVANIA. j — B3^: KOKV SE IMA
OB- I HAILV DERSHATI. [ OPOMINANIE | K'OBHAILV |
CRISTVSEVE I ve^herje. | — B6./: FORMA TE ABSOLVCIE. |
- B7ö: BESSEDE SKATE- | RIMI IE CRISTVS SVOIO |
Ve/herjo gori poftavil. | — B 7/;: SAHVALENIE PO S. | OB-
HAILY. I etc. etc. — BSa: SHEGEN. | GOSPVD shegnai vas,
: iu vas obari | GOSPVD refvejti fvoje oblizhje. | zhes vas, inu vam
l»di miloftiv. | B8^: GOSPVD vsdigni fvoje oblizhie | zhes vas,
:u vam daj vezhni myr, Amen. ] — KOKV IMA EN CER- |
KiJVM SLVSHABNIK NOVE i Sakonike vkup porozhiti. | —
C 4. 7 (unten): GMAIN MOLITOV | po Predigi. | — CGd: ENV
KRATKV O- ! POMINANIE INV MOLITOV, | katere fe more
vjr Pogrebu ludern naprej I brati, suffeb kadar nej druge Pogre- | bne
i'^eJitje. j — CH: Ojha nafh etc. — GOSPVD shegnai vas etc.,
Amen. \ Agende konez. | (Darunter ein kleiner Holzschniit-Zierath :
c: je Eichel an Ranken, wie deren drei als Zierath auf dem Titel von
G. Dalmatin's ^Karfzhanske Lepe Molitve*, Witeberg. 1584 stehen.) |
"Darunter:) DRVKANV V'BITEBERGI | (darunter:) Anno 1585. |
Diese Agende scheint ein kurzer, praktischer Auszug aus der
i' 'i^enannten , Kleinen Wirtenbergischen Kirchenordnung* („Äirrf)en'
cr^mung, xoit e^ mit bzt Sictc ünb Gercmonicn im gürftentl)umb
iiirtembcrg angeric^t önb geilten werben foü." lübiitgen, Ulr. 2Hor=
Iwrt 1553; Ulr. SKor^art'^ SBme. 1555) zu sein, mit der sie vielfach
^ui^ammenstimmt- Doch wäre auch Truber's unterdrückte Kirchen-
''dnung (s. oben Nr. 4) zu vergleichen. Der Autor dieses Büchleins
bit v,ie derjenige des Brenzischen Katechismus Windisch unbekannt.
Der gleichzeitige Druck beider Schriften in Wittenberg 1585 steht
Heilbar mit demjenigen der Bibel, des Gesangbuches und des Bet-
l'xh'eins (s. oben), sowie der ^Arcticae honilae fucciffivae* des
Adam Bochoritsch, Wittenberg 1584 (sämmtlich bei J. Krafft's Erben)
174
in Zusammenhang. Bezüglich der Correctur ist wohl an die beiden
Jünglinge Adam Bochoritsch d. J. und Johann Snoitschek zu denken,
welche schon 1583 beim Druck derDalmatin'schen Bibel mit beschäftigt
(Dimitz, III, 202) und dann in der berühmten Schule der Schulpforte
untergebracht worden waren, wo sie am 6. Januar 1584 inscribirt wurden
(s. Dr. Max Hoffmann, Pförtner Stammbuch 1543—1893, Berlin 1893.
S. 48, Nr. 97 und 98), worauf sie in Wittenberg studirten.
Nachwort.
Mit der Geschichte der Reformation in Krain seit vielen Jahren
beschäftigt, musste ich mich mit der ihr zugehörenden Ijteratur
genauer bekannt machen, umsomehr, als die slovenische (windische!
Landessprache derselben erst ihre Literatur verdankt. Die Drucke
der betreffenden Schriften (1550 — 1595) in deutscher, lateinischer,
italienischer, slovenischer und krobatischer Sprache, die letzten theils
in glagolischer, theils in cyrillischer, theils in lateinischer Schrift
gedruckt, sind jedoch fast alle grosse Seltenheiten und, wie die
Geschichte ihrer Verfasser, ziemlich unbekannt. Die trefflichen Vor-
arbeiten darüber von Schnurrer (Slov. Bücherdruck in Würtem-
berg, Tüb. 1799) und Kopitar (Grammatik der slov. Sprachein
Krain etc., Laib. 1808) genügen für das Ganze nicht. Dobrowsky-
Hanka (Slavin, 2. Aufl., Prag 1834) bringt fast nur Auszüge au?
Schnurrer. Safafik-Jireöek (Geschichte der südslav. Literatur,
I, Prag 1864) gibt in Form eines Bücherkataloges die von Ersterem
gesammelten und hinterlassenen Notizen, ohne die berichtigenden
und ergänzenden Forschungen des letzten Menschenalters zu berück-
sichtigen. Einige Beiträge zur Kenntniss dieses Literaturfeldes .«^ini
zerstreut. Unter den Schriftstellern, welche sich damit beschäftigen,
gibt es jedoch auch solche, die ein sonderbares Wissen zu Markte
bringen. Man lächelt, wenn die ,sy mische* Sprache in ,syrische*
verwandelt wird; man lächelt, wenn man in den , Studien derWürten-
berg. Geistlichkeit* (I, 153 — 162) die Druckfehler (?) ,Tt^abatisch
und ,^!agolisch* für ,crobatisch' und ,glagolisch* findet, und man
schüttelt den Kopf, wenn Jahre später (1842) ebenda (XIV, 44!
Ottmar Sc hönhuth abermals ,tc;abatisch' und ,^Iago]isch' schreibt.
Aber es überschreitet die Grenze des Komischen, wenn (ISot')
Ed. Burdach: , Herzog Christoph von Würtenberg*, Hamb. 1850.
der Welt erzählt: Vergerius habe die heil. Schrift in ,die slavische
175
Sprache* übersetzt, und auf H. Christoph's Betrieb sei zu Urach
eine Druckerei errichtet worden, welche evangelische Schriften
in ,cyrulischer oder syrenischer, croatischer und wendischer
Sprache' druckte, Herr Ungnad aber, vertrieben, habe sich zu Herzog
Giristoph geflüchtet, um der Druckerei in Urach vorzustehen u. dgl. m.
Und was zuletzt D. Hurban in der ,Real-Encyklopädie für Theologie
und Kirche* (2. Aufl., XIV, 355 ff".) über die krainische Literatur
des XVI. Jahrhunderts erzählt, ist voll Unrichtigkeit und Confusion.
Sillems ,Pr. Trüber* (1861) war unbrauchbar; Kostrenßiö
jUrkundl. Beiträge* (1874) und Dimitz , Geschichte Krains*, III
1875), kamen für mich zu spät.
Unter solchen Umständen war ich veranlasst, seit einer Reihe
von Jahren eigene Forschungen auf diesem Gebiete zu unternehmen,
welche viel Zeit und Mühe erforderten und dennoch ohne vielseitige
Gefälligkeit und Beihilfe wohlwollender und befreundeter Männer
kaum zu einem befriedigenden Resultate gefuhrt hätten. Mit dankbarem
Gefühle mag ich dieselben, die geschiedenen und die noch lebenden,
i^em hier nennen; in Stuttgart: W. v. Heyd, — in Tübingen:
K. Klüpfel und Herm. Kurz, — in Leipzig: O. v. Gebhard, —
m Wolfenbüttel: O. v. Heinemann, — in Halle: K. Elze, —
in Dresden: E. W. Förstemann und Schnorr v. Karolsfeld, —
in München: H. Simonsfeld, — in Kopenhagen: D. West, —
in Upsala: Bibl. Styffe, — in Venedig: Camillo Conte So-
ranzo, — in Görz : Mirosl. Premrou, — in Laibach: K. Desch-
mann, Aug. Dimitz, Gottfr. Muys und Fr. Levstik, — in
Graz: J. v. Zahn, V. Oblak und Arn. Luschin v. Ebengreuth,
meinen unermüdet gütigen und hilfbereiten, verehrten Freund.
Diese Nebenproducte weiter greifender Studien habe ich um-
somehr sammeln und Mitstrebenden nicht vorenthalten zu sollen
geglaubt, als sie zusammen mit dem bereits 1884 im , Jahrbuch für
die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich* (und Sonder-
abdruck) erschienenen Aufsatze über die ,SIov. protest. Gesangbücher
des XVI. Jahrhunderts* den ersten sicheren Gesammtüberblick über
dieses Literaturgebiet gewähren. Auch fühle ich nach fünfzigjähriger
literarischer Thätigkeit, dass noch vor Abschluss der beabsichtigten
Hauptarbeit die Feder der müden Hand zu entsinken droht.
Venedig, im November 1895.
Th, Elze.
XL
Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen
und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger
Ordinirtenbüchern seit dem Jahre 1673.
Von Dr. theol. et phil. Georo Buchwald in Leipzig.
Im 11. Jahrgange dieses Jahrbuches (S. 158) spricht Pfarrer
Sehe uff 1er den Wunsch aus: ,es möchte einer der berufenen
österreichischen Brüder eine Zusammenstellung der österreichischen
evangelischen Geistlichen, ähnlich der Kreyssig'schen, wenigstens
für die Zeit seit dem Toleran^edicte, veranstalten. Noch ver
-dienstlicher, freilich schwieriger, aber doch mit vereinten Kräften
nicht unmöglich, wäre es, dieselbe von der Reformation an
aufzustellen * .
Dem hochverdienten Pfarrer Dr. Kreyssig ist eine wichtige
Quelle für die Kenntniss der Personalgeschichte der Geistlichen
Sachsens leider entgangen, deren Erschliessung Kreyssig's , Album*
vielfach ergänzt und berichtigt. Diese Quelle bilden die Witten-
berger Ordioirtenbücher (vgl. Jahrb. XVI, 29 ft*.). Ohne deren
Erschliessung würde ein ähnliches Album für Oesterreich gleichfalls,
sicher aber in noch höherem Grade lückenhaft werden.
Von den Wittenberger Ordinirtenbüchern habe ich bisher die
ersten drei Bände herausgegeben. Diese reichen bis zum Jahre 1572').
Die ungekürzte Herausgabe der weiteren Bände begegnet jedocli
Schwierigkelten, die unüberwindbar erscheinen. Trotzdem möchte ich
dieselben nicht bei Seite legen, ohne sie für die Kenntniss der säch-
sischen und österreichischen Geistlichkeit ausgebeutet zu haben.
Durch die Freundlichkeit der Redaction ist mir in diesem und
den folgenden Heften der Raum zur Verfügung gestellt, dessen ich
i) Wittenberger Ordinirtenbuch. 1637—1560, 18W; 1560—1572, 1895. (Leipxig
Georg Wigand.)
177
^ dit Mittheilungr der für die österreichischen Lande in Betracht
.nmenden Ordinationseinträge bedarf, bei denen ich auch die evange-
_he Lehrerschaft Oesterreichs berücksichtigen zu sollen glaubte.
^ ,:ch die aus Oesterreich stammenden, aber zunächst ausserhalb
^rterreichs vocirten Geistlichen sind aufgenommen, da bei einer
^ >sen Anzahl die 'Wahrscheinlichkeit vorliegt, dass sie später ein
. -tüches Amt in der Heimat übernommen haben.
Die Mittheilungen werden nach der chronologischen Folge der
r iiiirtenbücher gegeben. Ein Personen- und Ortsverzeichniss wird
Schluss bilden.
Einen wie starken Procentsatz zu den in Wittenberg ordinirten
gelischen Geistlichen Oesterreich liefert, wird sich am leichtesten
> falgender Tabelle ergeben, mit der dann nur die Anzahl der
':T bei dem betreffenden Jahre aufgeführten Geistlichen zu ver-
: :hen ist. Der Vollständigkeit halber beginnen wir mit dem Jahre 1 537 .
^1
1624: hört die Freizügigkeit auf. Es wurden in W
:')
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*. .1
8 Personen
24
. 110
. 119
. 103
. 103
. 91
. 97
. 81
. 102
. 76
. 66
. 70
. lO
. 87
. 125
. 126
. 121
. 110
. 25«)
. 26«)
Dss Ordinirtenboch dieser beiden Jahre ist unvollständig.
1558
1559
1560
1561
1562
1563
1564
1565
1566
1567
1568
1569
1570
1571
1572
1573
1574
1575
1576
1577
1578
ttenberg ordinirt:
, 87 Personen
. 112
. 100
. 102
. 96
. 95
. 102
. 94
. 109
. 105
. 98
. 89
. 94
. 96
. 113
. 79
. 64
. 69
. 53
. 40
. 38
1&79
:i7 Personen
1G03
. 72 Personen
158(1 .
35
1604
■ 47
1581
34
1605
. 44
1582
32
1606
. 43
15«:)
33
1607
. 60
1584
48
1608
. 50
1585
42
1609
. 59
15811
47
1610
. 53
1587
37
1611
. 63
158(1
55
1612
. 42
1590
34
1613
. 46
15111
31
1614
. 49
15(12
31
1615
. 34
1593
35
1616
. 47
1594
36
1617
. 53
15(15
51
1618
. B3
1596
02
1619
. 40
1597
58
1620
. 31
1598
64
1621
. 20
1599
Üd ,
1622
. 26
1600
70 ,
1623
. 19
KiOl
75
1624
. 15
1602
73 '.
15;3.
1. Ich Abraham Steinstock von Glischa von der Bcr^kstad
vnter den hern Bausern gelegen in Behm, bin 6 Jhar an diesem ortl
in die schul gangen, nachmals zum Behmischen Budeweis auft" de
keiserlichen Berckstadt ein Zeitlang Schichtschreiber gewest, endlicl
von der dorfschafft Pischtin so vnter dem hern Jacob Skotzophsck
gelegen zum predigampt beruffen. — O.') Widebr.*} [15. Januar.]
2. Ego Martinus Peipius Boleslauiensis ex schola Gorl
censinm Vittebergam missus disccndi causa, inde Amouiam profecti:
sum ibidemque a Magnifico domino a Walstein auocatus sum ad munu
1) O. = Ordini
•) Dr. Iheol. Fr
1674 nbgesetit.
h Widebram, teil 1670 Ceneralsupeiinicndenl ; am 15. U:
179
docendi in ecclesia Seiffensi misitque me huc Wittebergam. — O.
Widebr. Reminiscere. [15. Febr.]
3. Ego Michael Schiferdecher Nariscus prima elementa
literarum & institutionem uerae religionis didici in superiore palatinatu
in quodam monasterio Walderbach, inde in patriam rediens in scholam
Islebiensem me contuli, ibi per triennium literis operam dedi, ex
schola Islebiana Witebergam a parentibus missus sum, & ibi sumptibus
parentum per biennium sustentatus a docto & erudito viro domino
M. Johanne Hagio Ecclesiae ciuitatis Egrae pastore ad pastorem pagi
Nebenicensis uocatus sum. — O. Widebr. Reminiscere. [15. Febr.]
4. Ego Martinus Kylian Hradecenus Boemus prima funda-
mentsi cum literarum tum pietatis in sua patria accipiens ad ea con-
tinuanda me in exteras DEO ductore contuli, inde ueniens Chradimij
annum et Hradecij alterum exigens a D. M. Mathia Molesino (iam
Professore in Academia olim celeberrima Prag^si) Praeceptore suo
coiendo, sub cuius ferula triennio uixeram, pro famulo, Reuerenter
colendo Domino Magistro Petro Codicillo a Tuleckowa nunc sustinenti
officium Magnüici Rectoris in vniversitate Pragensi missus, ob eodem
pro Studioso Academiae Pragensis pronunciatus, adiutus sumptibus a
Reuerendo uiro ac pio D. M. Stephano Kolaulio Wisouiceno (Sena-
te..mm in ordine primo multos annos regenti Rempublicam Hradecij,
piae memoriae iam Moecenati studiosorum iuuenum praestantissimo
de me bene merito) annum peregi. Deinde ad gubemandam scholam
Jaromcrzensem cum consensu Dominorum Professonim a Magnifico
Domino Rectore vniuers. Prag. Anno 1569 promotus lUam ad volun-
tatem Dei administrans impeditus sum, a Pastore Ecclesiastico suscepi
Poedagogiam apud Nobilem D. Nicolaum Rohowlat a Biela etc. Do-
TT.ini colendissimi filium & aliorum Nobilium liberos cum in funda
mentis literarum tum pietatis per integrum annum informaui. Sed
ab eodem uocatus a Senatu Pardubicensium eis Albim, Regni Boemiae
functionem scholasticam per medium annum sustinui non frena laxans
discipulis & Aiino 71 Deo dante per Senatum virginem Katherinam
honestis de parentibus ac nobilium genere ortam in vxorem duxi
iliaque in Ciuitate Pardubic annum cum dimidio pro ciue ordinato
habitus consummaui. 72 uero Anno a honorando viro Domino
.Magistro Wittebergensis Academiae Jacobo Camaeniceno suspenso
ab officio Ecclesiastico annorum uiginti propter purani Religionem
180
quam Zacae coiitit, pulso in exilium accipiens vocadonem a Domino
Domino Wencesilao Berka a Lippa & sacramcnta adnunistrandi
uocationem indc habens ad munus docendi Euangelium a Senatu
Guitatis Morauiae Mezeric eis Oslauam, Witebei^am Anao salutis
humanae per Christum partae propter sacros ordJnes 1573 missus eo
morabar ad quartam partem anni. — O. Widebr. [28. März.]
5. Ego Georgius Fabri Cemnicenais de finäius Bohemiae
puer domi a parentibtis et in scholis a ßdelibtis praeceptoribus uera
pietatis fundamenta didict. Postea Dresdam [vofectus sum, ubi prae-
ceptorem habui M, Nicolamn Coesium. Tandem in Academiam
Lypsensium me contuli- Hinc ad functionem scholasticam in oppidum
Gurrauiam sum uocatus. Inde in oppidum Apoatolorum portam uocatus
et ibi a senatu in Ministerium electus sum. — O. Widebr. [28. März]
(i. Ego Thomas Agilis Tentobrodenus a prima poeritia
domi a parenübus et in schola a fidelibus Praeceptoribus m ucra
pietate primum enutritns et edticatus sum. Tandem adolescens Hra-
dezium me contuli. Vb! et in alüs aliquot Bohemia lods cum in
stüdiis profectum mediocrem fedssem, Güttebergae ofütiDm collegac
in instituenda iuiientute SDScepi. Inde Morauiam profectus in oppido
nominatim Alba EcdesJa Rectoreni scliolae ^. Postremo et in
Praerow, ubi a Senatu et a Pastore Joanne Adelpbo Aastino coeterisque 1
l'astoribus ad Miniiteriimi Eaan^elij l^CinK uocatas sam. — O.
Widebr. [2H. März.)
7. Ego Venceslaus Albinus Scutius in mea patria 8 Annos,
Coloniae 4, Pragae 5 Annonim literis pietatis et honestatis <^eram
nauaui et inde in Montibus Caesareae Maiestatis apud Budeuioam
in officio Notarius in fodinis fiii 14 Annorum, Postea a Nobilissimi>
dominis Strauch a Chlumek et in Raginorees vocatus ad Ministerium
Pastoris in Hospozüi. ~ O. Widebr. [8. April.]
^. EgoMartinus Holecius Ostlyanua oatione ^amiSt Oppid<>
Pannoniae inferioris Ostiyan, opeiam dedi bonis literis & honestis
moribus per quadrieonium in [»tria, istbinc prolectns Trcbcldniuin,
2 annos egi, postea Tyropolim, nbi quoque 2 atmos, delüac Scbemi-
nidum, post Barttphani ö annos, oppida qoae sunt inferioris Pannoniae.
Reuersus in patriam rcgioien scfaolae ^ud Sanboloete soscepi rcgen-
dom per »paciam vnios annl. Dehinc in coU^fimn cdebre Pragen^^e
181
me contuli. Vnde a Reuerendo D. Petro Bendino pastore Holescho-
uiensi in munus Ecclesiasticum vocatus et adoptatus missusque ab eo
Wittebergam. — O. Widebr. [25, April.]
9. Ego Christophorus Rost Sepusianus Nouoforensis
institutus a teneris annis in scholis per Leonhardum Sepusianum
Patrem meum piae memoriae usque ad annum 15 aetatis meae,
Deinde profectus e Marchionatu Morauico in Boemiam uersatus sum
in Schola Lithomericensi per spacium anni, Raudnicii item per spacium
anni sub praeceptore Venceslao Holarchio Kosteleceno. Inde me
contuli Hradecium et ibidem mansi per spacium anni pro primo sub
praeceptore Joanne Raubalio Zaleczeno. Tandem suscepi officium Can-
toris in ciuitate Policensi & deinde officium Rectoris in Oppido Austensi.
Abhinc deinde uocatus sum ad ministerium verbi a Magnifico Domino
D. Hinecio a Waldstein et a pastore Syxto Candido Praheno tali
condicione, ut Subdiaconum agam apud Syxtum per biennium, —
0. Widebr. [25. April]
10. Ego Georgius Dobromiaensis a prima pueritia a
parentibus domi et a fidelibus praeceptoribus in schola in pietate et
initiis uerae doctrinae instructus sum. Adolescens in aliquot scholis
in Bohemia versatus sum. Tandem Pragae in Noua ciuitate apud
aedem Diui Michaelis Cantorem egi. Hinc in oppidulum Lipnicz me
contuli, Vbi officio Rectoris scholae functus, tandem a generoso D.
Comi'te Thurriano ad ministerium Euangelij vocatus sum. — O.
\Videbr. [2. Mai.]
11. Ego Johannes Hefflin Witteberg: initia literanim &
'rhristianae doctrinae percepi in oppido Hain ad Albim sito, hinc
ablegatus a parentibus in celeberrimam Academiam Wittebergensem
et patriam dulcissimam, ibi summa diligentia et quantum pro virili
potui audiui praecipua fundamenta sacrac scripturae et artes liberales.
Contuli deinceps me in Austriam, ubi in oppido quodam nomine
Veklapnig officio cantoris functus sum, ibi a Generoso domino Weich-
hardo libero Barone a Polhaim et Ecclesia Veklaprugensi uocatus
sum ad Diaconi munus suscipiendum. — O. Widebr. [3. Mai.]
12. Ego Michael Seuberlich Weidanus ex Silesia Post-
iuam prima artium rudimenta in patria didicissem praeceptore Gallo
Holcy, contuli me Bartpham, ubi per spatium anni literis incubuj.
.'ahrbtjch des PreCMUntismui 1895. H. III u. IV. |3
182
Deinde in schola Schembvicensi in Montanis Pannoniae sita triennium
ingenuis artibus operam posui. Posthac Vratislauiae in schola Eli-
sabethana annum consumsi. Tandem in Liuoniam naui proficiscens
munere scholastico biennium functus siim. Postremo in Silesiam rediens
a Generoso domino domino Bernhardo P'reidentalensi ad Ecclesiae
ministerium uocatus et in celeberrimam hanc Academiam missus sum. —
O. Widebr. [24. Mai.]
13. Ego Daphus Pardubicenus Boemus primum operam
literis dedi Racouiae, deinde Pragae in parua parte per triennium,
tandem uocatus sum ad ministerium Euangelii in ciuitatem supra
nominatam Pardubicensem. — O. Widebr. [7. Juni.]
14. Ego Johannes Braunerus Julimontanus Morauus prima
mea fundamenta literaria et semina pietatis in patria hausi. Et tandem
relicta patria mea Cracouiam ad uberiorem bonarum literarum fructum
capessendum me contuli et per totum septennium ibidem honesti's
studijs inuig^laui. Inde vero rediens in patriam conditionem schola-
sticam Müglitij mihi oblatam suscepi eamque pro tenuitate ingeniolt
mei fideliter per biennium administraui. Relicta tandem illa conditione
ad exteras nationes, praesertim in superiorem Germaniam ad perlu-
strandas Academias, item ad uidendos et audiendos viros claros pro-
fectus sum. Reuersus deinde in patriam bene praemeditatus ex multis
uariisque probatis mihi Optimum quodque genus uitae elegi, vel vt
possem agere salutare organon Ecclesiae CHRISTI, per quod gloria
nominis diuini apud rudiores innotescat, illustretur Ecclesiaeque salus
propagetur. Ad quod Ecclesiae ministerium principio a Deo, Patre
domini nostri Jesu CHRISTI et ab lUustrissimo Principe Carolo Prin-
cipe Münsterbergensi uocatus sum. — O. Widebr. [7. Juni.]
15. Ego Seraphinus G osnouic er u s Leutschauiensis prima
elementa liberalium artium et praecipua capita Christianae pietatis in
patria didici. Deinde ab inclyto Senatu Leutschauiensi (quod oppiduni
est Sepusiorum ad radices Carpati ac paret Serenissimis regibus
Hungariae) in Academiam Witebergensem sum missus, in qua cum
annos quatuor et menses octo continuos studiis operam nauassem.
ab eodem Senatu reuocatus ad functionem ministerii in Ecclesia
Leutschauiensi. — O. [21. Juni.]
16. Ego Simon Taschnerus Transyluanus Coronensis fateor
me prima initia liberalium artium in patria didicisse operamque inde-
183
!essam huc usque ad praesens tempus nauasse profiteor, quod non
ergo modo, uerum id et a praeceptoribus meis percontari potest,
uorum vnus in praesentia nunc adest etc. Parentibus natus legitimis
niagfnaque cura et diligentia educatus, qui magno desiderio conati
sunt me retinere in iis quibus a praeceptoribus a teneris educabar iam
fcre ad annum 23 meae aetatis. Pastor itaque noster vir clarissimus,
cui tota mea vita & mores perspectae erant, consilio inito cum paren-
tibus, ut mitterer in Academiam hanc celeberrimam, cui placuit sen-
tentia, huc itaque profectus anno 1571 commoratusque usque ad
innum 1573. Grassante autem peste eo loco supra nominato videlicet
Corona euocatus est pastor et praeceptor fide dignus Jacobus Melem-
bei^enis ex hac vita. Cui tandem successit Excellent. vir D. D. Petrus
Bognerus Coron. cui & uitae & morum integritas mea perspecta est.
Literas vocationis ad me transmisit. — O. Pezel *). [19. Juli.]
17. Ego Georgius Lupulus Nissensis prima fundamenta
bonanim literarum ieci in patria. Postmodum me contuli Wratislauiam,
ioi per Annum dedi operam literis. Inde profectus sum in Vngariam.
Ciuitatem Epperies, ibi functus sum officio Cantoris ultra biennium.
Deinde ueni Wogstadium, ubi Ludimoderatoris officio functus sum
per biennium. Postea a Reuerendo viro Domino Laurentio Droseo
pastore Ecclesiae Dei eiusdem loci et ab inclito Senatu eiusdem
(Jiuitatis rite ac legittime vocatus sum ad Diuum Ministerium. —
O. Pezel. [19. Juli.]
18. Ego Andreas Kitzss Torgensis postquam in patria
[jnma pietatis & artium liberalium initia percepissem, a senatu patriae
nieae amplissimo Vuitebergam missus ad uberiorem doctrinae cultum
capiendum fui, ubi per quinquennium fere operam doctrinae studijs
oedi, postea a M. Laurentio CoUino Ludimoderatore scholae pro-
uincialis quae est in oppido Austriae Ens ad labores scholasticos in
Austriam accersitus sum atque inde a Generoso & nobili viro Dn.
<Teorgio Sigismundo Schifero Dn. in Freulingen ad ministerium
Ecclesiae uocatus. — O. Pezel. [2. Aug.]
19. Ego M. Simon Rubellag Tribellensis cum in patria
;)rinna pietatis et literarum rudimenta percepissem, denique consilio
*) Christoph Pezel, seit 1567 Schlossprediger und Professor za Wittenberg
▼gl. Herzog's Realencykl. 2. Anfl. XI, 561 flf.).
13*
t I » "■» ;
184
parentum P>ancofurtum eis Viadrum ab eis studiorum causa missus
SLim. Vbi cum per annos plus minus nouem artibus liberalibus et
disciplinis incubuissem, diuina gratia et prouidentia praecedente accidit
ut acciperem conditionem scholasticam in oppido Bescko ludirectoris.
in qua cum studijs iuuentutis per triennium praefuissem, resignata
condicione et tradita inclyto senatui contuli me Witebergam ad übe-
riorem ingenij cultum capiendum. Tandem cum aliquot anni quadrante!;
audiuissem professores atque aliquoties quoque exercitij gratia con-
cionatus in templo arcis Christo auxiliante et benedicente vocatus
ab inclyto senatu Zittauiensi ad ministerium uerbi diuini. — O. Pezel.
[16. Aug.]
20. Elias Oppala Philomathes, Bytzinensis, Namslaiiiae 6c
Bregae utrobique triennio artibus Philosophicis & Theologiae inuigilans
in Metropolin Academiarum Christianarum quae est Vuitebergae, veni,
et illic ultra semestre commorans uocatus sum in munus Ecclesiasticum
Bytziniam, oppidum Sylesiae, in dioecesi D. Georgij lilustrissimi
Principis Bregensis, ut auxiliarer Alberto Oppalae parenti septua-
genario. — O. Pezel. [16. Aug.]
21. Ich Johannes Zeuner vom Henichen, welchs bey Fre}-
bergk gelegen, bin daselbst von Jugend auf in die schule gegangen
vnd hernachmals gen Leipzigk komen vnd 2 Jar in der thomserschuell
gewesen vnd darnach 2 Jahr zum Henichen Cantor gewesen, vnd
darnach von dem Edelen wolgebohmen herren Ernst von schleyTiiz
vnd dem pfarrherr daselbst zu schluckenaw zum predigampt beruffen. —
O. Pezel. [30. Aug.]
22. Ego Balthasar Lumnitzer Oppauiensis prima literarum
fundamenta ieci Norimbergae sub praeceptore M. Geoi^a Sella
3 aut ultra annos, cuius Scholae inspector fuit apud Diuum Laurentium
doctissimus uir Jeronimus Baumgartnerus. Tandem Bensauiatn ad
gubemationem scholae cui etiam unum annum praefui uocatus fui ii
Reuerendo uiro D. Johanne Schlegelio, pastore et superintendente
eiusdem oppidi, ad functionem pastoris sum uocatus. — O. Pezel.
[30. Aug.]
23. Ego Venceslaus Tarnouini Colinus operam nauaiii
honestarum artium studijs in schola Iglauiensi per quatuor annos &
Brigae per spacium unius anni. Tandem uocatus eram Olsnam et ibi
185
per annum sustinui munus xoö ouvIpyGu. Tandem me Brodam Hunno-
nim contulj et ibi primo cantoris et deinde et Ludimoderatoris officium
administraui. Nunc uero uocatus sum a Consulibus oppiduli Senicze,
quod situm est in finibus Morauiae ad docendum Euangelium &
administrandum Sacramenta. — O. Pezel. [27. Sept.]
24. Ego Christophorus Frenzelius Vuansensis Silesius
per spacium unius anni nauaui operam literis Vratislauiae & per spacium
duorum annorum Brigae. Tandem uocatus Tribouiam, ubi Cantoris
officium biennium administraui. Nunc uero a Magnifico domino domino
Joanne a Boskowitz domino in Tribouia Morauiensi & Hunstadt
uocatus sum ad docendum Euangelium & administrandum Sacramenta
in Villa Conzendorff. — O, Widebr. [11. Oct.]
25. Ego Casparus Breterus Graupensis prima literarum
fundamenta ieci in patria. Deinde me contuli Schemnitium in Hun-
,;^ariam et ibi sexennio operam dedi literis. Tandem uocatus ab Inclyto
Senatu Fronensi Almann: ad offitium Rectoris, quod administraui
.sesquiquarto anno. Nunc uero ab eodem Senatu ad officium Diaconi
uocatus. — O. Widebr. [8. Nov.]
26. Ich Wenczeslaus Schymko von Jegerndorff geburtig
ihn Schlesien, gewesener Schulmeister ihn hartt ihm vngerlandt vndt
a!da von dem Ehnvirdigen herm pastore Vdalrico Huebero vndt der
,^anczen gemein ihm dorff hart zum predigampt beruffen. — O.
Widebr. [8. Nov.]
27. Ich Mattheus Hemisch von Krischow geburdigk ihn
<iberlausitzer Ihm dorff zur Krebe ein Schulmeister gewesen vnd her-
nach von dem Edlen vnd Emuesten Junckern Casper theinritz zum
Kulmen vnd von Christoffen von gerdorff zum pittershein zu einem
tiiencr des wort gottes ihn das hochwirdige Ampt der pristerschafft
Erkoren vnd beruffen. — O. Widebr. [8. Nov.]
28- Ich Valentinus Tadler von der Littaw der geburt aus
dem Land zu Mehren vnnd gewesner Sdiulmeyster zu der Deutschen
Hausen vnnd aide von dem Ehrwirdigen herm Georgio Blasko pfar-
berr zu der Bodenstadt in Mehren vnd aus befel seiner Obrigkeytt
zu einem Diacono auff Rudelschaw zum predigampt vocirt. — O.
Widebr. [8. Nov.]
i
186
29. Ego Adamus Principis patria Theutobrodenus a teneris
annis in scholam ciuitatis iglauiensium a parentibus meis commen
datus ibi per interuallum trium annorum studüs liberalibus operam
dedi, quo tempore cantoris offitium Richardus cognomine kauffmj
tenebat. Huic addictus discipulus semper eram, donec discessit, deinde
Viennae ciuitati latine & Germanicae phrasi apud M. Leopoldt.
leonem cognomine paululum instructus. Tandem reuersus in patna
scholae Theutobrodensi assidue versatus et postea anno 1573 a generoso
domino praefecto pagi oppatouiensis a Domino Vrbano Sudyczio a
Modrzycz & a Senioribus huius nominati pagi ad ritus sacri Ministerii
in Ecclesiam Oppatouiensium legitime vocatus. — O. Widebr. [22. Nov.'
30. Ego Wolphgangus Steinninger Formpacensis funda
menta literarum ieci cum in patria tum in Silesia in oppido Gorlicensl
sub praeceptoribus M. Petro Vincentio et M. Laurentio Ludovicd
Leobergensi. Postea voluntate et consilio parentum et superiorunj
veni Vitebergam, vbi biennium nauaui honestis literis. Tandem a
Generoso D. Heinrico D. a Starchenwerg in Wiltperg, Riedecklj
vnndt Lobenstein, Rom. Khays. Maiest. Reichs Hoffrath 61. uocatuj
sum ad docendum euangelium Christi et administranda sacrament3
in ecclesia Galnewkirchen. — O. Widebr. [22. Nov.]
31. Ego Martinus Schindeler Pirnensis cum prima lite
rarum fundamenta in patria sub humaniss : viro M. Stephano Tanne
bergio praeceptore meo charissimo iecissem, ab Amplissimo senati
Pirnensi in hanc inclytam Academiam Witebergensem missus ei
stipendio de publico bono desumpto nutritus triennium artibi:
honestis incubui doctrinamque verae pietatis hausi. Postea per mensef
nouem in oppido Lauenstein et deinde per biennium fere in oppidc
Geusingk iuuentutem scholasticam informaui. Tandem a senatu Monti-
S. Nicolai uocatus ad docendum euangelium Christi et administrandi
sacramenta in eo loco. — O. Widebr. [22. Nov.]
32. Ego Petrus Molitor natus in oppido in valle Diu
Georgii inferiore, Fundamenta literarum prima ieci in patria et ciuitate
unum milliare distante a patria Pontensi. Postea contuH me Witen
bergam & ibi quadriennio operam literis dedi. Illinc uocatus a Senati
montis Diuae Catharinae ad functionem scholasticam egi ibi trienniunn
Ludimoderatorem. Tandem uocatus a Generosa et nobili mulicr^
187
Anna a Jahn Domina in Ottowitz & OberleutmanstorfF ad ministerium
Euangelij in Pagum Oberleutmanstorff. — O. Widebr. [22. Nov.]
33. Ego Dauid Pelerus Schnebergensis semina pietatis et
bonarum literarum initia didici partim in patria, partim in vallibus
joachimicis. Hinc profectus sum versus Magdeburgam, ibique versatus
sum per triennium. Denique profectus sum in Boemiam et Como-
thauiae functus sum officio Cantoris per biennium, postea contuli
me in oppidulum Willomitz ibique rexi scholam per annum. Hinc
ad ministerium sacrosanctum a Generoso domino Sebastian© a Lob-
kowitz domino in Hassenstein in oppidulo Placensi uocatus sum quod
distat milliari uno a Cadana. — O. Widebr. [2. Dec]
34. Ego Johannes Noscko Lypschae Zoh'ensis Pannonius
a prima pueritia domi a parentibus & in schola a fidelibus prae-
ceptoribus in vera pietate primum enutritus & educatus sum. Tandem
adolescens Bartpham me contuli: vbi per quadriennium operam
honestis literis nauaui, sub D. Thoma Fabri. Passim cum in aliis
scholis superioris Pannoniae mediocrem profectum studiorum fecissem,
tandem in Comitatu Lyptodensi Lypschae Almanieali officium collegae
in instituenda iuuentute suscepi. Inde profectus in Comitatu Zoliensi
in oppido Ponyck Rectorem scholae per biennium egi. Vbi a pastore
videlicet Alberto Seleczeno et senatu ad ministerium Euangelii legi-
time sum vocatus. — O. Widebr. [20. Dec]
35. Ego Christophorus H o b n e r u s Selecenus ex Pannonia
prima fundamenta literarum in patria ieci Et institutionem verae
religionis Bartphae versatus per triennium sub disciplina D. Leonardi
Stöckclii didici. Rediens Bartpha vocatus sum a senatu ciuitatis
Lipschae Soliensis ad obeundam prouinciam scholasticam, vbi per
^cxennium et vltra in erudienda iuuentute meae fidei commissa
operam impendi. Postea singulari Dei ordinatione a dicto senatu
legitime vocatus ad suscipiendum ministerium Ecclesiasticum (nempe
ad functionem Diaconi). — O. Widebr. 4. Adv. [20. Dec]
36. Ego Joannes Faber Iglauiensis Morauus a pueritia
'^cholae paternae, post Lipsiae annos per duos scholae publicae
alumnus fui. In patnam reuersus pueritiae in schola annum dimidium
seruiui. Vocatus autem ab inclyto senatu Iglauiensi ad munus docendi
in Ecclesia pagi Vuolferansii huius ditioni subiacentis. — O. Widebr.
120. Dec]
15-4.
37. Ego Joannes Sabbathi Althomitenus prindpia mea in
patria primum accepi, tandem a parentibus meis commendatus fui
Domino Joanni Zabonio tum temporis ludimoderatori scholae apud
diuiim Michaeiem in noua duitatc Pragensi. Ab illo autem contuli
me in Marchionatum Morauiensem et ibi PrzizianouJae fungebar
officio Cantoris per quinquennium et vocationem a senatu legitimam
accepi. — O. Widebr. [27. Januar].
38. Ego Christophorus Hermann Gotleubensis, posi-
quam prima Grammatices eiementa in patria percepissem, electione
.senatus in scholam lliustrissimi principis etc. Misnensem sum missus,
ibique in artibus dictndi sexennium imbutus Witebergam me contuli,
ubi opere famulitio apud homines honestos in aedibus clarissimi viri
D. D. Christophori Pecciii sumptus ad uictum nccessarios habeu.«
biennium fere studÜs sacris incubui, et ob inopiam studia mea cum
continuare non possem. paedagogum apud NobÜem et generosum
uirum Joannem a Kospot Dominum in Kottaw egi, inde uocatus ad
munus Ecciesiasticum a generöse et nobiii viro Heinrico a BunaV
in pagTim Eula, — O. Frid. Widebr, [? Febr.'),]
.39 Ego Johannes Behem Brigensis S. postquam in schoia
patria et in inclyta vrbe Vratislauia biennium semina pietatis et
initia artium dicendi percepissem, a parentibus meis in hanc Aca-
demiam missus sum, vbi cum per triennium vixissem, in Austriam
profectus sum et in vico Vualkcrskirchen studia discentium informaui
per triennium. Vocatus autem ad munus Diaconi in loco praedicto. —
O. Widebr. [24. Febr.]
40. Ego Victorinus Horke Ninburgensis Martini Horkii
lilius dedi operam literis Bernstadiac in Sylesiis per triennium. Tan-
dem rediens ad parentes contuli me Zittauiam et ibi uixi sub disd-
püna D. Thobiae Schnirer item per triennium. Bona uenia patriani
repetens ueni l'ragam et ibi accepi condicionem pedagogicam apud
Nobilissimam D. Margarctham a Stampach, Ex qua condicione uocatus
sum ad ministerium EuangeliJ In oppidum Nepomuk in Boemüs sub
dicione Gcnerosae Dominae a Stellis et in viridi monte. — O.
Widebr. [28. März.]
') Vgl. „Jahrbuch* 1886, S. 189.
r
189
41. Ego Vitus Laurentides Ciuitatis Albae aquae et
Laurentii Lucae et Margarithae iilius, semina pietatis et bonarum
artium initia partim in patriam ab his praeceptoribus sumsi: Et
primum sub Joanne Rokycano, item deinde sub Joanne Oxyopo
Sabbateno scholam frequentare incoepi. Partim in aliis locis Boemiae
uti Turnowii ibique sub Joanne Hoczepniceno tum temporis eiusdem
Ciuitatis scholae rectoris per biennium operam literis dedi. Inde post
veni Boemicam Brodam tum temporis Cypriano Metello Melniczeno
iudlrectore existente, operam literis per quatuor annos exhibui.
Posthaec officio institutoris puerorum scholae Benescouiemis per
biennium functus sum. Inde discedens ueni in patriam et ab ea
dioccesi ad ministerium Euangelii vocatus. — O. Widebr. [4. April.]
42. Ego Nicolaus Clarus Habelschwerdensis ex comitatu
Giacensi Christophori Clari, ciuis ibidem et pannifici filius, prima
elementa Grammatica et literarum didici in patria. Deinde contuli
me Glaciam et ibi per duos annos permansi. Dehinc Goldbergam
profectus sum et ibi fere per tres anni quadrantes literis operam dedi.
Denique contuli me in celeberrimam Witebergensium Academiam
et ibi etiam per sesquiannum bonis artibus et Theologiae studio
incubui. Illinc discedens patriam repetii et sine ulla conditione seu
munere ibi vixi, nisi quod me ibi per duos integros annos in con-
Gonando cxercuerim, instinctu et institutione Reuerendi viri D. M.
Casparis Elogii Wratislauiensis Pastoris Habelschwerdensis. Vocatus
autem sum ad Diaconum Tribouiensem in Morauia. — O. Widebr.
[21. April.]
43. Ego Jacobus Muckius Budissinus primum pietatis ele-
menta percepi in patria. Inde peste expulsus Cracouiam me contuli
Academiaeque istius biennium ferme alumnus fui. Inde in patriam
rediens consensu parentum et amicorum meorum Vitebergam me
contuli, vbi et totum triennium bonarum artium studis incubui.
Hinc in collegam celeberrimae scholae Iglauiensis vocatus labores
istius scholae fere annum sustinui. Ac inde a generosissimo Domino
Barone Hinke a Waldstein in Pyrnitz in pastorem pagi Lithieis vo-
catus. — O. Widebr. [28. April.]
44. Ego Johannes Morawus Natione boemus prima funda-
nienta meorum studiorum ieci in patria mea et ciuitate Reginae
Hradecae ad Albim, inde progressu temporis a tutoribus meis
r
190
Itrlauiam R. D. M. Eberhardo commendatus, ubi conttnuaui mea
studia, postremo omnium ad H. D. Paulum Hemerka Cziaslauinum
pastorem Canalium fidcli patrocinio Gencrosi domini Hcrmanm
Binhdaiiecky de Hodkow, item generosae ac piae uiduae D. Eliza-
bethae Bohdaneczky de Nest^ow et D, Conrado Boh. de Hodkow
adiunctiis. — O. Widcbr. [14. Mai').]
45. Ego Georg: Crell Lachensis Austriacus pietatis et bo-
nanim artium initia perccpi in schola Spicensi, ibi trlennJo operam
dedi literis, postea uocatus ad functionem scholasticam in oppidiim
Riedt. in qua sudaui quadriennium. Tandem a nobiü viro D. Jacobo
Radt a Rcinprechtspölla et Streit wisen et a Reuerendo pastore
eiusdem Diocoesis vocatus ad docendum Euangelium. — O. Widebr.
[16. Mai.]
46. Ego Johannes Fleischnerus Neostadiensis Misniae primo
in patria fundamenta liberalium artium mediocriter ieci, Dein per
biennium Freibergae, annum Lipsiae, Wicnnae triennium, tandem in
Italia et Galüa, sdlicet Fatauii et Parrhisii per totum quadriennium
uersatus sum. Postremo uocatus sum ad Sacro.sanctum Ministerium
a .senatii oppidi Austriae Niclasburgii. — O. Widebr. [1, Juni.]
47. Ego Lcopoldus Zcrer ex austria de Traissmaur prim»
fundamenta literarum in patria et Cremsensii ieci sub discipiina
Johannis Galiculi et veniens in pagum Harascensii et ibi scholasticam
Condicionem accepi, ex qua condicione a pastore meo Laurentio
Schulteti Grokouiensi ad ministerium Euangelü vocatus sum. — 0.
Widebr. [1. Juni.]
48. Ego Johiannes Tarci Nouizoliensis initia bonaxum artium
imbibi partim in patria, partim in schola Bartphensi. tandem vocatus
in fundum valtis dominorum, ubi triennio in erudienda iuuentiite
praefiii. Oblata vocacione a ministris Ecclesiae Nouizoliensis Olassiiim,
ibi ut munus Ecciesiasticum susciperem. — O. Widebr. [10. Au^]
49. Ego Georgius Pithuss Arzoniensis initia bonarum
artium imbibi partim in patria, partim in schola Schebniciensi. ubi
uberiorem cultum ingemi capiendi causa a parentibus missus eram.
biennium fere commoratus ad functionem pacdagogicam sum a domin'>
Thoma Schecher, praefccto montanorum accersitus, ubi annum integrum
I) Or. hat 2. Idu9 Jun. Du ist wobi sicher ein .SchTeibfehler.
191
transegissem, uocatus. sum ad munus Ecclesiasticum a Magnifico
Domino Ladislao Baltasar de Diarmokh in oppidum eius subditorum
Strohar. — O. Bugenhagen. [10. Aug.]
50. Ego Martin US Radeuualdus Pirnensis honestarum
artium et s. Theologiae Studiosus in patria schola a Doctiss. viro
D. Magistro Tannebergio in primis rudimentis et artium triuialium
tündamentis informatus autoritate et bono consilio parentum in
Academiam celeberrimam Vuitebergensium missus ibique susten-
tatione et alimentis clarissimi D. Doctoris Joannis Hermanni per
triennium uersatus et postea per dimidium anni in Academia Jenensi
jictitans, exorto Flacianismo post obsidionem Gotanam in patriam
depulsus, tandem a Tezenensium Senatu ex iussu Generosi Domini
Gimtheri a Buna uocatus ad informationem puerilis aetatis. ubi
sexennium fere uitam degens, Deo aeterno prouidente ad munus
Ecclesiasticum uocatus a Reuerend: D. Joanne Bersdorff pastore in
Crisemsdorff et Olschitz in finibus Silesiae et Bohemiae, et Senatu
eiusdem oppidi. — Ex.*) Joh. Bugenhagen. O. Casp. Eberhard*).
:12. Sept.]
51. Ego Nicolaus Marci Moschouiensis Pannonius funda-
menta pietatis, artium liberalium et honestatis in schola patria et
Hartphensi ieci. Postea propter vberiorem ingenii fructum conse-
;-endum contuli me Iglauiam, vbi per triennium vixi. Inde iussu
parentum meorum profectus sum in Academiam Vittebergensem,
vbi per annum; et Pragensem, itidem per annum mansi. Praga habui
vocationem a senatu Hradisstensi ad munus scholasticum, vbi cum
[jraeessem iuuentuti literariae, ad idem munus scholasticum vocatus
v-im a senatu Hunobrodensi. Ibi cum instruerem pubem scholasticam
per semestre, vocatus sum ad munus diaconi a Reuerendo viro d.
Benedicto Cutschino pastore eiusdem ciuitatis. Testimonium voca-
tionis habui a Magnifico domino domino Theodorico a Kunowitz
iomino eiusdem vrbis et a communitate eiusdem districtus. — O.
Eberhard. [17. Nov.]
52. Ich Johanes Felix gepiertig von schlaciz in der graw-
^chaft merhem vnter dem hern herrn von walschtein vnd auf piecnicz
^'elegen vnd bin zu trewicz drei gar vnd zu zneim peide im land
') Examinirt durch.
'i Seit 1574 Generalsaper inten den t. Vgl. Dietmann, Sachs. Priesterschaft II, 53.
192
zu merhern gelegen ein gar in der schuel gewesen und nachmals
pei meinem pruedern der decanus zu sedlczan im pehmerlant ist.
ain zeit lang gewesen vnd von ime vnd von dem Edlen vnd festen
herrn adani varcziczky von pabienicz vnd auf peczicz zum predig
amt peruefen worden, — O. Eberhard, [1. Dec]
53. Ego Paulus Saltzburger Schnebergensis prima artium
liberalium fundamenta in patria ieci, postea per annum honestis
artibus animum excolui in schola Hochstedeasi exqua schola vicissim
per cognatos meos auocatus Schnebergi bonis artibus ac honesti«
moribuR hactenus operam dedi. Ex hoc loco legitime vocatusfui ad
diaconum et ministerium verbi diuini in Willomitz a Reuerendo
domino Andrea Hermanno pastore illius lod. — O. Casp. Eberhard.
[15. Dec-]
1575.
äi. Kgo Johannes Palingenius Guttebergenus natlone
Bohemus iiiitia liberalium artium una cum instttutione uerae religionis
Christianae sub ludimoderatore ächolae Thoma Ganimede Miseno in
patria sumpsi ac inde ad grandiora studia aspiranda Viennam me
contuli ac iustum tempus quinquennii ibi ucrsatus, inde Pragam
reuersus studüs operam dando, Ledecium ad rcgcndam scholam
profectus, cui per annum praefui ac tandem in Marchionatu Morauico
Prostannae ac Bystrzidi eis Olomuncium Ludirector extiti ibique a
Capitaneo Wrahouiensi eaque dioecesi nee non Dioecesis Pastore
Joanne Stezichoro Chlumeczeno ad munus Sacerdotii sum uocatus
ac in oppido VVrahouicze pro diacono futurus. — O. Eberhard. [12. Mai.]
55. Ego Martinus Philadelphus Lanetsccnus natione
Bohemus, cum essem aetatis annorum 10, magno desiderio affectu?
cognitionem litterarum consequi in Boemiam profectus Pragae et in
aliis cinitatibus operam honestorum studiorum nauaui. Tandem in
Marchionatiim Morauicum in oppidum Bystrzicze ueni et per totmn
annum offitio Rectons fungebar. Postremo vocationem a prüden
tissimo seiiatu Bystrzicziensi, cuius oppidi ecclesiae uerbo dtuino in
administratione sacramentorum inseruire dcbeo, accepi. — O. Eberhard.
[12. Mai.J
56. Ego Andreas Kirsten Tauchensis natione Misnicu=
fundamenta liberalium ardum et uerae religioais jcci in schola Sehne-
193
bergensi sub Ludirectore Paulo Obermeiero per quinquennium, postea
ut super illa fundamenta aedißcium solidae et perfectae eruditionis
sjperstruerem, contuli me in Academiam Witebergensem ibique per
biennium uersatus sum. Hinc discedens ad Austriacos me contuli,
ibi scholasticam conditionem nactus sum apud Reuerend. uirum Cas-
parum Raydt pastorem apud S. Michaelem. Huic cum meam dili-
;^entiani et iidelitatem probarem in erudienda iuuentute, uocatus sum
ab ipso ad diaconum. — O. Casp. Eberhard. [12. Mai.]
57. Ego Hieremias Auenarius Schonfelsensis positis
primus rudimentis sustentatione et alimentis parentis mei in inclytam
Academiam Vitebergensem missus fui ibique annos 4 continuos
überalibus artibus operam dedi, inde a parente meo auocatus suscipe
functionem ludimoderatoris in oppido Schonfeld non procul a Schlacca-
walda dissito, et functo illic officio per triennium vocatus fui a
nobilibus de Kauffungen in Cutenbergk ad pastorem in pago Milau
sub inspectione R. et Clarissimi viri domini Georgii Languoit Sacro-
sanctae theologiae doctoris et superintendentis Chemnicensis. — O.
Eberhard. [1. Juni.]
58. Ego Gregorius Böttinger Rochlicensis Christianae
religionis et liberalium artium initia in patria, deinde in valle Joa-
chimica sub ludimoderatore domino Magistro Michaele Eringio didici.
Deinde in Austriam proficiscens in oppidulis Ernsprun et Pisnperg
informandae iuuentuti per decennhim operam dedi, denique a vicinia
n pago Pirpaum prope Crems ad parroetiam vocatus. — O. Casp.
£berhard. [1. Juni.]
59. Ego Casparus Grumbigelius Dippolswaldensis cum
ä pueritia bonarum artium studüs in patria uersatus et postquam
dd altiora perueni, accessi Halberstadiam, ibi per triennium operam
dedi literis, Deinde profectus sum in Austriam et Velspurgii functus
sum officio scholastico, a quo a domino Johanne Judice ad functionem
Diaconi sum uocatus. — O. Casp. Eberhard. [8. Juni.]
60. Ego Elias Donatus Stolpensis h'beralium artium Studiosus
initia feci in patria nostra cum institutione pietatis et religionis sub
-udimagistro M. Friderico Zörlero Dresdensi per triennium didici.
Tandem a Generoso viro Christophoro a Schleinitz in oppidum
Rumborgensium ad ministerium sum uocatus. — O. Casp. Eberhard.
:?. Juni.]
194
61. Ego Christophorus Grewinckell Greuenhenichensis
postquam fundamenta a iuuentute mea partim in patria, partim uero
in schola Witebergensi hausi, discedens autem contuli me in Austriam
et nactus ibi Ludirectoris conditionem in oppidulo Durnholtz, per
annum autem mansi ibi, tandem consilio Joannis Judicis Senioris
pastoris atque Superintendentis Veldspurgensis vocatus sum ad Dia-
conatum Durnholtzensem et Neusiedlenscm. — O. Eberhard. [S.Juni.'
62. Ego Andreas Schupko Priuidiensis Pannonius ad radiceni
Montanarum Ciuitatum, patre defuncto, authore Deo et ex consilio
Matris Annos pueritiae meae in primis studiorum artiumque honestarum
fundamentis iaciendis in patria peregi, hinc duce Deo et fratre mco
natu et consilio maiori Martino Schupka Bartpham concessi, ubi
partim sub sanctissimae memoriae D. Leonhardo Stöckelio, partim
uero sub successore et Genero defuncti D. Thoma Fabri Nouisoliensi
per spatium 4 annorum uixi. Relicta Bartpha Wratislauiam appuli.
meque studiosorum Wratislauiensium una cum praefato fratre Catha-
logum referre passus sum, ac Rectore D. Andrea Wincklero per
integros annos 5 studiis operam dedi. Hinc Zakoltzam ad munus
Cantoratus quod sesquitertium annum gessi, uocatus, ex cantoratu
in oppidum Wyhel ad Vagum in Comitatum Nitriensem per R. Nico-
laum Miezer praepositum auocatus sum annos 6 omni qua potui
ingeniique vires ferebant, diligentia et fide iuuentuti profui. Oblata
tandem per R. Andream Soczolosky ad Diaconatum Priuidiensem
vocatione. — O. Eberhard. [15. Juni.]
63. Ego Matthaeus Nagelius Stolpensis in schola patriae
prima latinae et graecae literaturae elementa usus clarissimo uiro
Luca Albino praeceptore percepi. Inde uberioris cultus ingenii causa
capiendi parentum et praeceptorum consensu et autoritate in scholam
Dresdensem sub disciplinam clarissimi et doctissimi uiri d. M. Johannis
Purgoldi me contuli. Ibi biennium commoratus Freibergam discessi
usus clarissimis et doctissimis uiris D. M. Valentino Apelle et
M. Friderico Zorlero et M. Michaele Hempelio mediocres in artibuh
et Unguis latina et graeca progressus feci, ibique quinquennium
uersans clarissimi et prudentissimi uiri D. Mathaei Rod liberos priuata
institutione imbui, Tandem et in hanc Academiam celeberrimam
consilio et sumptibus parentum sum missus, vbi annum uersatu?
testimonio publico Academiae hinc discedens sum ornatus et com-
195
mendatus uiro eruditione praestantissimo domino M. Martino Tabor
scholae Goltbergensis Rectori, ibi per aliquot septimanas degens
uocor ab inclyto et amplissimo senatu simul et Reuerendo uiro
D. Martino Todtenwolff pastore urbis Tribouiae Morauorum ad
docendum Euangelium domini nostri J. C. — O. Casp. Eberhard.
;13. Juli.]
64. Ego Paulus Bor sehe Schlocknauiensis in schola patriae
imbutus primis literarum rudimentis de consilio parentum meorum
Dresdam missus sum, ubi per anni spatium usus fui doctiss. et fideliss.
praeceptoribus D. Tobia Mostelio et Matthia Schumanno. Tunc
Stetinum proficiscens usus fui R. Joach. Ricmanno. Hinc ad munus
cantoris in patriam meam sum vocatus, vbi quadriennium commo-
ratus et ea conditione functus sum. Tandem a magistratu superiore
patriae meae vocatus ad ministcrium Ecclesiasticum in ipsa patria. —
f). Eberhard. [3. Aug.]
65. Ego Johannes Bartusch natus in terra Sepusiensi paren-
t.büs demente Bartusch in oppido Sperendorff prope Leutschouiam.
Literis operam dedi Bartphae primo sub Leonhardo Stekelio et
'ieinceps Thoma Fabri. Dehinc conferens me Wratislauiam vixi ibi
'^' scholis et Ecclesiis ipsorum quadriennium, functus sum officio
Ludirectoris in oppido Austriaco Gmünd per biennium. Rediens
Wratislauiam vocationem accepi in oppidum Leutten diocoesis Wra-
•sauiensis sub imperio Georgii Schellendorff in Hartmansdorff et
Leutten. — O. Eberhard. [24. Aug.]
66. Ego Salomon Pisch Grimicensis de finibus Bohemiae
p^er domi a parentibus et in scholis a fidelibus praeceptoribus uera
pietatis fundamenta didici, postea primum Dresdam profectus sum,
-'ji praeceptores habui M. Steflfanum Tannebergium et M. Nicolaum
Caesium. Tandem in Academiam Lipsiensem me contuli. Hinc ad
'inctionem Cantoris in ciuitate Tecinensi sum uocatus. Nunc uero
^'i munus docendi Euangelii ad Diaconum in pago Holschitz uocatus.
— 0. Eberhard. [13. Sept.]
67. Ego Christophorus Gros Joachimicus fundamenta pie-
^^tis. ünguanim et artium bonarum posui in patria. Deinde annos
natus 16 contuli me studiorum gratia Freibergam, postea postquam
iJoctiss. et Vcnerandus Vir M. Fridericus Zörlerus Dresdam Ludi-
196
rectoris ibidem officio fungens proficisceretur, secutus sum hunc et
auditorem fidelem et diligentem tum morigerum me praebui per
annum, qui me etiam ad functionem scholasticam Regiopontanam
oppidulum citra Albim tribus miUiaribus a Dresda distans situm
promouit, et senatui inclyto commendauit. Huic scholae cum fructu
et vtilitate Deo iuuante praefui tres annos et semestre. Cum autem
pastori meo Hieronymo Bhreme (piae memoriae) de improuiso uita
abrumperetur, substitutus est alius pastor, nomine Abrahamus Riccius
Polsnicensis, quiutfacilius sibi esset munus docendi et uisitandi aegrotos
cooptauit me sibi legitime diaconum. — O. Eberhard. [4. Oct.]
68. Ego M. Georgius Bernhardus Gilbertus natus in
Libenuuerda Misniae oppido uersatus sum per sexennium in schola
illustri Misnensi sub Georgio Fabricio piae memoriae Anno salutis
1562 usque ad 68, inde discedens Cantoris officio functus sum in
patria mea per annum. Postea missus a patre meo M. Mardno
Gilberto pastore ac superintendente Libenuerdensi in Academiam
Vitebergensem, ibi per triennium eius sumptibus uixi. Post patris
autem mei obitum liberos Cl. Viri Domini Doctoris Wesenbecii
institui per 14 menses, cuius etiam ope et commendatione gradum
adeptus sum Magisterii sub Domino Licentiato Bartholomaeo Schön-
born. Profectus deinde commendatione D. Wesenbecii Vratislauiam
scholae aliquandiu praefui. donec uocarer in Austriam a Reuerendo
viro domino Martino Regulo socero meo, ubi Ludimoderatoris officio
functus sum et simul condonando me exercui. Cum autem ciues in
Austerlitz oppido Morauiae pastore destituerentur, petierunt a me,
ut eorum essem concionator. Acceptis igitur literis uersus Brigam,
ut ibi in ministerio confirmarer, ibi fieri non potuit propter principis
absentiam qui grauiter accusatus a pontificiis manus imponere iis
qui non sunt sub sua ditione amplius non audet*). Reuersus igitur
ad praeceptores meos cum literis Brigensis superintendentis submisse
petii ut me ad ordinationem admitterent, ne propter pontificios ciues
oppidi supradicti verbo dei et Sacramentis destituerentur. — 0.
Bernh. Apitz. [11. Oct.]
69. , Ego M. Andreas Pucherus Dresdensis fiindamenta
artium in patria ieci, postea Misenae in ludo illustri sub disciplina
>) Diese Stelle ist für die Geschichte der evangelischen Ordination Ton beson-
derer Wichtigkeit.
197
viri optimi et clarissimi Georgi Fabricii per quadriennium versatus,
Witebergam honestatus senatus mei stipendio ad vberiorem ingenii
cultum capiendum discessi. Inde abiens Misenae praeceptoris optime
de me meriti filios domestica doctrina instruxi. Argentoratum deinde
profectus ad philosophiam Aristotelicam et graecarum Uterarum
studia plenius cognoscenda, per biennium illic comnioratus Bacca-
laureatus et Magisterii titulo et insignibus ornatus sum. Tandem ad
meos domum rediens a Generoso et illustri D. Hinrico a Starnberg
Barone in arcem Wiltperg, ut ibi sibi suisque a sacris concionibus
essem, uocatus sum. — Ex. Job. Bugenhagen, Crellius. — O. Bernh.
Apitius. [18, Oct.]
70. Ego Simon Bohemus Pratienus dedi operam honestis
artibus per sexennium in triuialibus scolis, per biennium Pragac,
deinde in academia Wienensi per unum annum sub magnifico domino
rectore Edero et Pragae per triennium sub magnifico Rectore M. Petro
Codicillo et M. Mathia ab Haiek quoque rectore, postea transi ad
officium pastoris uocatus in Neustupono [?] ad Diuam Virginem. —
Ex. Bugenhagen, Grell. — O. Bernh. Apitz. [18. Oct.]
7 1. Ego LucasHauboldus Hainensis ad Albim dedi operam
iiteris in Academia Lipsensi per septennium, sed sub seruitute, deinde
uocatus in scholam Elsteruerdensem ibique duos annos iuuentutem
institui tum in Iiteris tum in moribus. Nunc autem iterum uocatus
in diaconum Satzaniae in diocoesi Heinrici a Schleinitz. — O. Bernh.
Apitius. [26. Oct.]
72. Ich Zacharias Rhel von Michelspergh vnter dem Graffen
Moritz Schliken gelegen bekenne das ich daselbst von Jugendt auflF
in die schul gangen, Auch zu Luditz vnd Horabitz in behm, endlich
in dem Mark Walzsch vnd Rudich etlich Jar schuldiener gewest vnd
darnach von dem Erwirdigen hern Wolfgang Kurbitzer pfarrhem
zum Watzsch vnd Neuhotzelitz mit bewilligung der herrn von Vcze-
iowicz vnd des gantzen Kirchspiels zu einem Diacon vnd Kaplan
befördert vnd berufen worden. — O. Martin Obemdorfer. [11, Dec]
1576.
73. Ego Ghristophorus Dieczinus fundamenta artium
ieci in scholis particularibus in patria et in aliis scholis in Boemia.
Jahrbuch des Proteitantlsznoc 1895. H. Itl u. IV. 14
198
Deinde in Academia Pragensi per annum studui Rectore vniuersi-
tatis M. Petro Codicillo, postea rexi scholam in oppido Kralouicensi
per triennium. Hinc Deo ordinante a Nobilissimo viro D. Joanne
Georgio a Schorenberg et in Ronsperg ad ministerium verbi Dei
uocatus sunn in oppidulunn Ronsperg et pagum Meczler. — Ex. Joh.
Auenarius, Mart. Oberndorfer. — O. [25. Januar.]
74. Ego Balthasar Theodorus Hertzbergensis postquam
fundamenta a iuuentute mea partim in patria, partim uero in schola
lutrebocensi hausi, discedens autem contuli me in Austriam et nactus
ibi conditionem cantoris in oppidulo Weissenkirchen, ubi per annum
permansi, deinde honeste discessi et ad hanc Academiam Wite-
bergensem me contuli, et per biennium hie uersatus tandem a nobili
Wilhelmo Losem ad obeundum munus pastoris in pago Alsdorff
uocatus. — O. Oberndorfer. [29. Febr.]
75. Ego Petrus Pragius Nouisoliensis Pannonius prima
artium liberalium fundamenta Hausi in patria. Inde primum ex consilio
parentum et amicorum quorundam missus fui Bartpham ad doctissi-
mum et bene de Ecclesia apüd nos meritum D. Thomam Fabri
generum beatae memoriae Magni illius Stöckelii, sub cuius disciplina
non mediocres progressus feci. Inde contuti me Schembnicium ad
D. Martinum Schwenglcrum. Tandem consih'o parentum et praecep-
torum meorum missus sum in inclytam hanc Academiam Witte-
bergensem ut ea quae in patria hauseram assidua lectione et con-
uersatione doctorum scriptis etiam confirmarem. Jam oblata mihi
conditione in patria me examini subieci. — O. [21. März.]
76. Ego Georgius Astronomi Nouisoliensis prima artium
liberalium fundamenta ieci in patria, deinde consilio meorum missus
fui ad Doctissimum virum D. Thomam Fabri, Ludirectorem Bart-
phensem et illic triennium fere literis piis et bonis incumbens reuersus
eram in patriam illicque subcollaboratoris functus officio. Consilio
tandem quorundam missus in celeberrimam hanc Academiam piis et
liberalibus artibus insudans fere semestre, post defectum sumptuum
et iussu D. Reuerendi Propastoris nostri Gregorii Mclceri qui disce-
dens patria iniunxit, ne prius mouerem ex hac Academia pedem
nisi ordinatus, me examini subieci. — O. [30. März.]
11)9
77. Ego Paulus Maior Soproniensis Pannonius fundamenta
pietatis et liberalium artium in patria a doctissimo viro Francisco
Hermanno Mansfeldensi ieci, deinde cum uoluntate parentum meorum
missus sum Vratislauiam, ibi praeceptori meo clarissi uiro D. M. Petro
Vincentio commendatus, sub cuius disciplina uixi menses fere quin-
decim, deinde cum commendatione perueni ad scholam quae Halae
Saxonum est. Tandem ut continuarem studia mea missus sum ad
hanc inclytam Academiam. Cum autem spes mihi esset, ut Ecclesiae
Christi seruire possim, reuocatus ab Academia in patriam. Denique
missus sum a viris prudentissimis Zainacensibus sub ditione Alde-
biirgica Vngariae, vt ordinationem a Reu: viris Academiae Vuitte-
bergensis peterem. — O. Bemh. Apitz. [4. April.]
78. Ego Stephanus Lohaeus Holfeldensis Mag. studiis
liberalibus a teneris in Academiis Vienense et Ingolstadiense mentem
excolui, postea per septennium officio paedagogi apud viros nobiles
in Austria perfunctus. Tandem ab inclytis et generosis D. Dominis
Bemhardo et Johanne Turzo a Bethemsdorff liberis Baronibus ad
ministerium J. Euangelii sum uocatus, et in hanc celeberrimam Wite-
bergensium Academiam missus, ubi per anni spatium uersatus et
saniorem doctrinam hausi. — O. Bernh. Apitz. [9. Mai.J
79. Ego Petrus Henzelius Kemnicensis Boiemus in patria
primum et deinde in schola Pimensi per triennium prima initia artium
didici. Postea Magdeburgam missus sum ad excolendum ingenium
meum uera pietate, ibi triennium operam dedi literis. Postea consilio
parentum meorum discendi causa Wittebergam me contuli, ubi cursum
Studiorum meorum in liberalibus artibus per triennium habui. Hinc
in Gruppis ad offitium Ludimoderatoris sum uocatus, ubi per triennium
iuuentutis studia gubemaui. Tandem uero a Magnifico ac Generöse
Domino Casparo a Schönberg ad functionem Ecclesiasticam seu
Diaconi apud Grauppenses sum vocatus. — Ex. und O. Bugenhagen.
[9. Mai.]
80. Ego Mathias Ricelius Nouozoliensis ex Metallicis
sq)tem ctuitatibus Hungariae in praefata patria Nouizolii fundamenta
cum pietatis tum artium dicendi hausi. Deinde iussu parentum Leut-
schowiae in Sepusio sub Caspari Crommeri disciplina per triennium
uersatus ad officium Ludirectoris Lypscham Alemannorum in comitätu
Lyptowiensi sitam uocatus sum. Postmodum autem per biennium in
14*
200
officio degens ad munus Diaconi a Reuerendo viro D. Gregorio
Melczer Propastore Nouizoliensi vocatio mihi oblata est. — Ex. und
O. Bugenhagen. [23. Mai.]
81. Ego Mathias Paruus Mielnicenus Boemus fundamcnta
cum pietatis tum artium libefalium hausi Zaczae ciuitate Boemica
sub praeceptore Magistro Venceslao Henniocho Lythmericio. Tandem
diuino iuditio vocatus ad offitium Rectoris scholae Naepomucensis,
ibi rexi scholam annis duobus. Postea inde vocatus diuiua uoluntate
et suasu Reuerendi viri Domini Joannis Stransky suscipiendorum
sacrorum ordinum in celeberrimam Academiam Vittebergensem sum
profectus. — Ex. u. O. Oberndorfer. [31. Mai.]
82. Ego JohannesTurca Egranus prima elementa doctrinaeque
catecheticae Curiae hausi eademque in inclyta Academia Witebergensi
pauIo altius excolere coepi. Vocatus autem ad sacrosanctum Dei
ministerium a Reuerendo D. Laurentio Codomanno pastore Ecclesiae
Egranae et Reuerendo ac nobile uiro D. Georgio ab Hanfmus Egranae
domus Teutonicae commendatore, et ab Ecclesia Milesana. — Ex.
und O. Oberndorfer. [20. Juni.]
83. Ego Vencesilaus Crispus Altaemythenus in patria
mea liberales artes doctrinaeque caelestis fundamenta didici. Deinde
mortuo iam patre consensu amicorum Pragam me contuli et in Noua
Ciuitate apud Diuum Petrum in schola versatus sum. Hinc Raudniczium
profectus per biennium in schola pueros instttui. Postea ueni in
ciuitatem Lopnicz, Rectorem egi, tandem a senatu Lopnicensi et
Domino Capitaneo ad Ministerium Euangelii uocatus sum. — O.
Oberndorfer. [11. JuU.]
84. Ejgo Demetrius Sybolthius Pannonius Primum dei
beneficio fundamenta caelestis doctrinae Thulnae didici, mox Themes-
uarinum me conferens dicendi artes a praeceptore Stephano Szegedinae
hausi, deinde heraclae Nobilium Massayensium liberos domi, postea
Erdedini, Zekelfaidae, Azzalmiae, tandem suasu amicorum ope diuina
Wyttebergam me contuli Anno 1559. Philippum immortalis memoriae
praeceptorem communem annum audiui ac reliquis non minorisedulitate
auditts 62 anno egressus in Vngariam primum G3mlae ludirectorem,
deinde Czepreglimi in bonis Magnifict D. Nadasdy cgi, indea postea
primum Zemptczinum ex uoluntate Illustris Comitis Julii a Salmts et
201
Xeaburg, uocatus nouissime uero a Tyrnauiensibus. — O. Oberndorfer.
[11. Juli.]
85. Ego Adamus Schwemmius Steinensis Silesius vocatus
ab illustrissimo principe ac domino D. CaroJo Duce Munsterbergensi
etc. ad sancti ministerii functionem in oppido Morauiae Hoff. Prima
catecheticae doctrinae fundamenta Olsnae Silesiorum didici. Postea
uero Vratislauiam studiorum causa profectus triennium ibidem con-
sumpsi, donec tandem maioribus studiis aptus in celebrem Academiam
Witebergensem me contuli, in qua biennium uersatus sum. — O.
[11. Juli.]
86. Ego Joannes Bartholomeides natione Sedesanus fun-
damenta honestanim literarum in patria ieci, tum temporis ludirectore
existente Gallo Vuodmano, posthac Brodam Bohiemicalem me recepi et
istinc per quinquennium commoratus sum sub ferula Magistri Joannis
Zahrobini, inde Glattouiae per biennium commoratus sum, unde in
Pragensem Academiam ad Clariss. virum D. Jacobum Codicillum me
contuli et hinc ad rectoratum scholae Jaromirensium sum remissus.
Posthac patriam redii et inde a Cosouiensibus huc ordinum sacrorum
causa remissus sum. — O. [22. Aug.]
87. Ego Georgius Basti Morauus in patria fundamenta ieci
artium primo sub Rectore scholae Jacobo albino Gutenbergeno, inde
in patriam Budeconicium redii et istic pietatem et doctrinam de Deo
a Venceslao Zdarowicio didici, unde a patria ad ordinandum huc
Vittebergam sum missus. — O. [22. Aug.]
88. Ego Jacobus Lotge Lipsiensis initia Literarum didici
in patria mea, partim in schola triuiali, partim in Academia. Postea
ob sumptuum penuriam cum ibi amplius haerere non possem, in
Morauiam me contuli atque ibi in opido Titzinensi officio cantoratus
per sesquitres annos praefui atque inde a senatu promotus sum ad
parochiam Schönensem. In Academia Lipsiensi usus sum praeceptoribus
D. D. Joan. Pfeflingero, D. Joachimo Camerario piae et sanctae
memoriae. — Ex. und Ord. Obemdorfer und Grell. [17. Oct.]
89. Ego Michael Mocoschinus ex Vngaria ea parte quae
Vago flauio alluitur ciuitate Teutolypschensi, honestis parentibus
natus et patre quidem Ministro Ecclesiae Christi ibidem fidelissimo
202
et ab ineunte aetate in bonis literis et fundamentis doctrinae
Christianae vere institutus sum a D. Petro Baroschio Rectore scholae
ibidem triennium et eruditissimo viro D. Thoma Fabricio Rectore
scholae Bartphanae fundatae quondam a doctissimo uiro D. Leonarto
Stöckelio quinquennium. Witebergam uero profectus ut et studiis
meis extremum actum adderem et publicum docendi testimonium
acciperem uocatus ad officium Diaconi Ecclesiae Teutolypschensis. —
O. [7. Nov.]
90. Ich Lucas Rosenkranz von Ölsnitz im voitlandt vnter
dem hertzogk churfursten augusto gelegen bin 6 Jhar daselbest in
die Schul gangen, item lij jhar zu Leiptzig, ij Jhar zu naumpurgk,
bin hernach Schulmeister zu marcheney (-Marienei) eine meil weges
von ölsnitz gelegen xiiij jhar gewessen, nachfolgende vonn Edlen vnd
Ehrenuesten Hans von Schimding vffen Schönwalt zum pfarherr
berußen worden. — Ex. u. Ord. Bugenhagen und Oberndorfer.
[6. Nov.]
XII.
Schicksale eines Exulanten aus Oberösterreich in den
Jahren 1624—1628.
Von Pastor Kaxl Notzhorx in Bissendorf (Hannover).
In meiner früheren Pfarre Hudemühlen, am Zusammenflusse
der Leine und Aller in Hannover gelegen, befinden sich im Haus-
archiv der Herren von Hodenberg, der Patrone über die genannte
Stelle. Papiere, welche die Berufung eines aus Oesterreich ob der
Enns vertriebenen lutherischen Pastors, Namens ZantmüUer, betreffen.
In Folgendem sollen diese Nachrichten nebst dem, was ich durch
mehrjährige Nachforschung habe in Erfahrung bringen können, ver-
öffentlicht werden.
Magister Martin ZantmüUer, aus Pappenheim an der Altmühl
in Franken gebürtig, war vom Consistorium zu Regensburg geprüft
und am 28. Februar (alten Stils) 1612 für die Pfarre Lindach, zwischen
der Stadt Gmunden und dem Kloster Lambach im Traunviertel
gelegen, ordinirt worden. Die Ordinationsurkunde ist in Abschrift
erhalten und lautet folgendermassen :
NosInclytaeReipub.Ratisbonensis deputati Consistoriales salutem
dicimus omnibus Lecturis.
Gratias agimus Deo et aeterno Patri Domini nostri Jesu Christi,
quod se inde usque ab initio mundi generi humano certis testimoniis
patefecit et verbum suum revelavit ac Ministerium docendi Evangelii
instituit et servat; ideoque ut deinceps inter nos servet, ardentibus
votis oramus.
Cum autem mandaverit vocari et ordinari pastores animarum
ut coliigat sibi Ecclesiam aeternam per minister ium Evangelii per
quod vere est cfficax. ut scriptum est : Evangelium est potentia Dei
ad salutem omni credenti. ac per Organum suum electum praeceperit
explorare prius Ecclesiastici muneris Candidatos quam in Pres-
bv-terorum ordinem recipiantur 1. Timoth. 3, ne ipsorum vel negli-
gentia vel affectata ignorantia vel alia culpa Auditores animarum
204
jacturam faciant et sanguinem eorum de manu pastorum Deus requirat
ut Ezech. 3 severissime comminatur : Proinde Nos quibus hie com-
mendata est ab Ecciesia pia administratio explorandi doctrinam et
mores ordinandorum testamur hunc M. Martinum Zantmuel-
lerum Pappenhemiacum attulisse nobis literas quae afHrmabant eum
verae pietatis amantem, honestis moribus praeditum et vocatum esse
a Nobilissimo viro Domino Helmhardo Haydn a Dorff
et Lindach ad ministerium Ecclesiae quae coUigitur ibidem in
Lindach: Cum igitur habita doctrinae ipsius exploratione cogno-
verimus, eum amplecti summam doctrinae Christianae comprehensam
in monumentis prophetarum et apostolorum, Augustana Confessione
ejusdemque Apologia, item in catechismis Domini D. Lutheri minore
et majore et articulis, quibus additae sunt subscriptiones in conventu
Schmalcaldensi et in formula Concordiae de controversis articulis
anno MDLXXX edita quam Ecciesia nostra una voce et uno spiritu
cum Catholica Ecciesia Christi profitetur et abhorrere ab omnibus
phanaticis (sie!) opinionibus damnatis verbo Dei et judicio recte sen-
tientium: Cumque promiserit in doctrina pia constantiam, in officio
diligentiam et in moribus honestatem, commendavimus ei publica
ordinatione, per manuum Apostolico ritu impositionem, frequente
Ecclesiae nostrae conventu, Ministerium publice docendi Evangelium
et administrandi Sacramenta et potestatem fecimus reliquas hujus
sacri ministeril functiones in nomine sanctissimae Trinitatis exercendi.
Precamur autem filium Dei qui propterea ascendit in Coelos
ut dona det hominibus prophetas, Apostolos, pastores et doctores
ut hujus jam ordinati Zantmuelleri Ministerium benigne gubemet et
secundet. Deinde rogamus omnium ordinum homines pios et communi
religionis professione nobis conjunctos ut commendatum sibi hunc
Zantmuellerum habere ad gloriam Filii Dei et salutem publicam
omnibus humanitatis officiis prosequi favere ac defendere velint ut
operam Filio Dei in pascendo grege sibi commisso sacra fide perpetua
sedulitate ac constantia praestare possit.
Datae Ratisbona sub Ecclesiastici Senatus sigillo Anno recuperatae
salutis humanae supra millesimum Sexcentesimum duodecimo, vigesimo
octavo mensis Februarii die.
Ex autographo
subcripsit Stephanus Ccb:
Senatus Ecclesiastici Secretarius.
205
Der genannte Freiherr Helmhart Haydn oder Hayden gehört
einer oberösterreichischen adeligen Familie an, welche die Aus-
breitung der Reformation in jeder Weise begünstigte. Es war der
achte und letzte Sohn Sebald's von Hayden (1511 — 1591) von dessen
zweiter Gemahlin Anna von Wallowitz. Stülz in seiner Geschichte
von Vöcklabruck (S. 97 Anm.) erwähnt eine Beschwerdeschrift vom
Jahre 1601 gegen Helmhart Hayden von Lindach, , welcher des hohen
aufgesetzten Pönfalls ungeachtet den zur Pfarr Gmunden und anderen
Kirchen und Filialen gehörigen Gottesdienst verhindert, dagegen
de novo einen sectischen Praedicanten (gleichwol unter dem ver-
meinten Schein seiner Jugend verordneten Praeceptorn) aufgestellt
hätte*. Es wären ihm deshalb schon früher Unterthanen angesetzt,
d. i. mit Beschlag belegt, der Ansatz aber wieder aufgehoben. Der
Beschwerdeführer, Freiherr Hanns von Haim zum Reichenstein, An-
walt der Landeshauptmannschaft, schlug vor, Hayden in das kaiser-
liche Schloss in Linz zu citiren. Damit stimmt, was der Landes-
hauptmann an den katholischen Pfarrer zu Gmunden, Philipp Kegel,
im Jahre 1600 schreibt: In der Filiale Laakirchen liefen die Bauern
dem Praedicanten des Hayden zu Lindach zu und Hessen die katho-
lische Kirche leer (Scheichl, Aufstand der protestantischen Salzarbeiter
und Bauern im Salzkammergut 1601 und 1602, S. 29), Im Jahre 1604
wurde Daniel Tanner aus Regensburg von Helmhart Hayden für
die Pfarre Lindach präsentirt und in Altorf am 10. Juni desselben
Jahres ordinirt. Dort blieb er vier Jahre, kam dann nach Schwanen-
stadt und 1610 nach Gmunden, wo er bis zur Vertreibung aller
lutherischen Prediger aus Oberösterreich (1624) wirkte. Unter dem
1. Februar 1611 präsentirte Helmhart Hayden für die vacante Pfarre
in Lindach den M. Hieronymus Lucius aus Augsburg, den er ,zur
Information der khindter* gebraucht habe*). Lucius wurde am
4. Februar des genannten Jahres in Regensburg ordinirt. Nach nur
einjähriger Wirksamkeit in Lindach folgte ihm dann Martin ZantmüUer.
Letzterer hielt in Lindach zwei Probepredigten ab und wurde dann
mittelst Schreibens vom 11. Februar (alten Stils) 1612 nach Regens-
burg zur Ordination empfohlen. Nachdem das Schreiben am 21. Fe-
bruar daselbst präsentirt war, hielt Zantmüller am 26. Februar
Sonntag Quinquagesimae) seine Ordinationspredigt über das Sonn-
i) Diese Nachricht, sowie die des folgenden Absatzes verdankt der Verfasser
der Gftte des Herrn Conseniors und Pfarrers J. Friedrich Koch in Gmunden.
206
tagsevangelium Luc. 18, 31 — 43. Thema und Theilung seiner Predigt
lautete mit seinen eigenen Worten folgendermassen : , So wollen wir
ohne ferrern eingang dises andere stückh vom Blinden in 3 pünctlein
vmb beßerer nachrichtung willen kürtzlich vnd einfeltig abtheilen:
1. wollen wir vernemmen, wass dises armen Mans eilend und Zu-
stand gewesen ; 2. wie er sich in solchem seinem Creitz vnd trüebsal
verhalten, wie er Hilff gesuchet und gebetten; 3. wie ihm sey
geholflfen worden, neben angehengten lehren, trost und erinnerung
waß wir bei einem ieden stuckh zu lernen vnd zu studiren haben.*
Helmhart Hayden nahm nach Hoheneck (Genealogie I, S. 276)
Susanna Jöstlin (Jöbstlin) Freiherrin von Jöstlsberg (Jöbstlsberg) zur
Frau und hatte mit ihr zwei Söhne: Sebald und Hans Christoph.
Sebald Hayden hatte zur Gemahlin Maria Salome v. Geyrsperg
und wohnte wie sein Vater im. Schlosse zu Lindach, Sein Bruder
Hans Christoph hatte im Aigen (Mittelding zwischen Dorf und Flecken)
von Reichenthal bei Freistadt im Mühlviertel einen Hof (Czerny,
Einige Blätter aus der Zeit der Gegenreformation in Oberösterreich,
S. 140).
Als in Folge des Reformationspatentes Kaiser Ferdinands IL
vom 4. October 1624 sämmtliche Prediger und Schulmeister das
Land ob der Enns verlassen mussten, gab Sebald von Hayden seinem
langjährigen Prediger ZantmüUer folgendes Empfehlungsschreiben mit
auf den Weg:
ICH Sebald Haydn von vnd zu Dorff ^) IntzerstorfT*) vnd Lin-
dach im Ertzhertzogthumb Österreich ob der Enß önnbiete allen
vnnd ieden Geistlichen vnnd weltlichen, was würden standts, wesens
oder conditions die sein, vnnd hiemit ersucht werden, einem ieden
seine gebür naeh, mein beflissene willige Dienst vnd alles guths
zuuor vnd gib dennselben hiemit zuuernemmen, das nach vor drey-
zehen Jahren der Ehrwürdig vnnd wohlgelehrt Herr Magister Martin
ZandtmüUer, in meiner aigenthumblichen Kirchen zu Lindach, wol-
angeordneten Christlichen Ministerio, zu einem Evangelischen Prediger
ordentlich beruffen, vnnd in bestallung an : vnd auffgenommen worden,
in solchen seinen Kirchendienst vnnd ordentlichen vocation hat er
das H: Evangelium Christlich nach Prophetischer vnd Apostolischer
>) Stammsitz der Hayden unweit des Klosters Schlierbach.
*) Schloss unweit des Klosters Schlierbach und des Marktes Kirchdorf im
Traun viertel.
207
Lehr, wie die von Articl, zu Articl, in der Reinen vnverfelschten
Augspurgerischen Confession begriffen, der gemein Gottes fleissig
beschaiden vnd vnuersaumblich fürgetragen vnd die hochwürdigen
Sacramenta nach der Einsatzung Christi administriret, sich auch
sonsten dise Jahr vnnd Zeit vber in seinem Leben vnnd wandel
Ehrlich aufrichtig vnd fridferttig ( . wie es einem Christlichen Prediger
aignet vnd gebürt . ) erzaigt vnd verhalten, dahero Ich Ihme bey
diser Kirchen vnd Gemain, in seiner vocation vnd beruff gern lenger
foviert vnd erhalten hette,
Die weil aber vermügenns durch der Rom: Khais: Mayest:
vnsers allergnedigsten Erbherrn vnd Landt fiirsten, dato dessen
publicierten Khay: patents, alle Prediger vnd Schulmeister vnder
einem abgeschafft, vnd Ihnen Ihnnerhalb Achttagen bey Vermeidung
Leib, haab vnd Gutts Straff, sich außer Landts zu begeben, aufferlegt
worden: deme dan so wol Er herr M: ZandtmüUer als betrübte
Ständt vnd Ich aller vnderthenigst voltziehen: vnnd solches in
Gottes namen gedulten müssen, doch benebens nicht zweifeint der
AUmechtige Gott, in dessen bänden es alles steht, werde vieller
Christglaubigen hertzliches seufftzen vnd gebett, gnediglich erhören,
vnd sein theures wahres seeligmachendes Licht Widerscheinen lassen.
Alß ersucht ich demnach hirmit jedmeniglich, hoch vnd Niderständts,
beweglich bittundt sie wollen Ihme herrn M: ZandtmüUer, von mein:
auch seines ehrliches verhalttens wegen, auf begebende gelegenheit,
wie sich die nach Gottes Willen vnd in seinem exilio schleichen
möcht, inn gnedigen, gunstigen vnnd gutten befelch erhalten, vnd
mit erspriesslicher hilff vnd beföderung diser meiner wolmeinenden
Commendation empfinden vnd genießen lassen.
Das erbeuth Ich mich hinwiderumb der Gebür nach dankhbar-
lich zu beschulden. Dessen nun zu wahren vhrkundt gib ich Ihme
herrn M: Martino ZandmüUer diß Testimonium mit meiner aigenen
handt vnderschrifft auch angebornen vnd hierangehangunden Insigl
becrefftigt. Geschehen in schloß Lindach den Sechzehenden Octobris
des aintausent Sechshundert vier vnd zwainzigisten Jahrs.
Der oben bereits erwähnte Pfarrer von Gmunden, M. Daniel
Tanner, von 1628 — 1646 Prediger in seiner Vaterstadt Regensburg,
hat ein jetzt in der Hof- und Staatsbibliothek zu München befind-
liches Diarium geschrieben. In demselben findet sich S. 1017 ein
übrigens nicht von ihm angefertigtes
208
Verzeichnüs der Prediger und Exulum so auss dem
Lanndt Oesterreich ob der Enss Anno 1624 vertriben
worden.
Einige derselben werden in Raupach's Presbyterologie genannt.
Diejenigen, welche auf ihrer Reise in Nürnberg eine Unterstützung
erbaten und empfingen, sind in v. Soden 's Kriegs- und Sitten-
geschichte der Reichsstadt Nürnberg, Theil H, S. 263 f., S, 293,
S. 327, S. 384, S. 444 aufgeführt.
Das Verzeichniss nebst Nachschrift lautet so;
Hausruck- Viertel.
Dorff.
1. Bartholomeus Risser.
Bramkirchen.
2. Wolf Kolowald unnd
3. sein Sohn *).
R i e d a w.
4. M. Philipp Jakob Huetstockh.
Rayd.
5. Jacob Schramm.
Aistershaim.
6. Jacob Hueber.
Köppach.
7. M. Johann Georg Jungmann.
Huckenach.
8. M. Christophorus Keil.
Bennewang.
9. Matthaeus Busaeus.
Bachmanning.
10. M. Leopold Mößlinger.
Offenhausen.
11. M. Matthias Herpius.
<) M Wolfgaog Colewaldus, ordinirt für Pramkirchen am 23. September 1634
SU Regensburg, ist identisch mit dem BauemfÜhrer Colibalt im Aafstande von 1626.
VgL Mittheilixngen des Institutes für österr. Geschichtsforschung. Jahrg. 1884| pag. 626.
Stainakirchen.
12. Georgius Staininger.
13. M. Johann Ticher.
Gallspach.
14. Augustin Krammauer.
St. Georgen.
(Herrn Jörgers Freyhl. Stiffts.)
15. Georg Hadergasser.
Tolet.
16. David Walthcr.
Michlbach.
17. Friederich Jacobi.
Watzenkirchen.
18. M. Andreas Hartmann,
19. Daniel Xylander.
20. Wolfgang Püchlcr.
21. Johann Walther.
Beuerbach.
22. M. Clemens Popp.
23. Gregorius Berthold.
24. Johann Hadei^asser.
Natternbach.
25. M. Huttenlojus.
26. Jacob Rabus.
Neumarkt,
27. Johann RoOner.
Grießkirchen.
28. M, Johann Simonis,
29. M. Johann FrenckhI.
30. Daniel Müller.
Wäldern.
31. Albertus VoO.
Krengelbach.
32. Andreas Winckhler.
210
Efferding.
33. Samuel Uebermann.
34. Heinricus Snellius.
35. Erhard Caesar.
36. Johann Spangenberg.
Holtzhausen.
37. Wolfgang Koch.
Offtering.
38. Cyriacus Heß.
Traun.
39. Martinus Lamend.
Traun- Vierteil.
Gmunden.
1. M. Daniel Tanner.
2. Johann Georg WolfmüUer.
Lindach.
3. M. Martin Zandmüller.
Egenberg an der Alm.
4. Pangratz Kegel.
Seisenburg.
5. Daniel Kellerreuter.
Müllgrueb.
6. M. Christophorus Grinesius.
Klaufi.
7. M. Johann Zumpfius.
St. Georgen bey Forchdorff.
8. M. Tobias Mayer.
Intzerstorff.
9. M. Johann Andreas Brendel)^.
Losensteinleuten.
10. Samuel Grater.
Gschwend.
11. Barthlme Weiß.
211
Weissenburg.
12. Samuel Hartmann.
Steyer.
13. Johannes Isingius.
14. Tobias Schaidhauff«).
15. M. Hieronymus Weixelberger.
Ennß,
16. M. Johann Haßelmayer.
Stain.
17. M. Wolfgang Pauer.
Stadelkirchen.
18. Paulus.
SteinhauO.
19. Johann Georg Richter.
Schleißheim.
20. David Pleninger.
Schernstein.
21. Johann Knoderer.
Leonstein.
22. Schranckh.
Wilmspach.
23. M. Heinricus Schach.
Marcktrenck.
24. Johann Schlepper.
Wellß.
2ö. M. Andreas Hafner.
26. M. Johann Conrad!.
0 Nach ZetI, Chronik der Stadt Steyer, S. 34, ist der „Predigant Herr Thobias
Schaydthanflf* am 22. Juli 1624 wegen einer Predigt gegen die Frohnleichnamsprocession
nach Linz citirt, fast einen Monat gefangen gehalten . und hernach des Landes ver-
diesen. Nach Stiere, Bauernaufstand 1626, S. 110, wollte man den Prediger des Guts-
herrn Ton Unterwallsee (N.Oe.), Tobias Schaitterhaufen, zum Bauemprediger gewinnen.
" lehnte aber „wegen Unvermögenhett seiner Person* ab.
212
y
■'a-
Irnhardting.
27. Andreas Krener*).
Schwannß").
28. M. Andreas Steininger.
29. Johannes Sutorius.
30. Petrus Molterus.
Buechheim.
31. Paulus Haider.
Fögglavruckh.
32. M. Jeremias Neobolus alias Newheller.
Thalheim.
33. M. Nicolaus Olai.
Gampern.
34. Johann Tauber.
Marckht S. Georgen.
35. Mauricius Seifert.
Franckhenmarckht.
36. Johannes Faber.
Feckhlamarckht.
37. Wilhelm Schwaiger.
Franckenburg oder Zwispaln.
38. M. Christophorus Steidelmayer.
Neukirchen
(fehlt).
Ampfelwang.
Georgius Hämmerl.
Lintzlburg.
Cyriacus Götz.
Wagrain.
Leonhard Zitchger^).
1
>) Endres Grexner bei y. Soden, Geschichte von Nürnberg, II., 444.
>) Später Schwanenstadt genannt.
*) Leonhard Zitscher, gewesener Pfarrer in der Grafschaft Starkeaborg in
Oesterreich, bei v. Soden, U, 29d.
?
213
Annaberg, unter dem Herrn?
Aespen.
L 1 n t z.
M. Daniel Hitzler.
M. Johann Mayer.
M. Johann Rebmann.
Mahland- Viertel.
Gallneukirchen.
1. Augustin Episcopus.
Hagenberg.
2. N. Hüller.
Weinberg.
3. Christophorus Trebsius.
Schwertberg
(fehlt).
Tragein.
M. Johann Faber.
Zell.
Johann Wider.
(Bergkirchen: Johann Vrlsperger.
K^«w.uu^t*ov,**t Müntzbach*): M. Valentinus Lang,
j Altenburg: Hieronymus Pauli.
Steyeregck.
Christophorus Gilbertus.
Klam
(fehlt).
När n
(fehlt).
Berg.
M. Johann Gstetner.
^) Stieve, Baueniaufstand, berichtet S. 31, Anm. 9 : Im Tauf buche von Mttii£>
bach, welches dort erhalten ist, wird am 13. Januar 1625 zu der Nachricht, dass ein
Udermetster beerdigt worden sei, folgende für die Stimmung des Volkes bezeichnende
Bemerkung gemacht: ,nnd zwar one gesang und ceremonien, wie dan die obverzeich-
3ete alle vom 14. october an bis zu end des 1624. jares, und welche künftig sterben,
werden auch nit anders begraben, biß ain pfafT herkommt; alsdann wird's an ain
bnimeln gehen beim grab, als wenn hurniO fligen täten.*
Jahrbuch des ProtesUtatitmus 18K, H. U\ u. IV. 25
214
Freystatt.
M. Johann Erhard,
Johann Holdmayer*).
Lassberg.
Leonhard Fürsteneckher.
Reichau.
M. Lucas Vötterer.
Kurtzen Zwetl.
Daniel Engelhart.
Hellmaßöd.
Marcus Kellerreutter.
Reichenthall.
Georgius Vogl.
Müll- Viertel.
Grafschaft Neuburg.
1. Johannes Sartorius.
Liechtenaw (Herr Hörlsperger).
2. Johann Wilhelm Hofmann.
Eschlberg.
3. Hartman Buttler.
Oberwallsee.
4. Jacob Hartmann.
Ottensheim.
5. Andreas Geyer *).
B u c h e n a w,
6. Christophorus Murvius.
^) Johann Haltmaier wurde am 2. März 1618 ordinirt. Verzeichniss der zu
Regensburg Ordinitten am Schlüsse des Diariums von Tanner.
*) Bauernprediger während des Aufstandes. Vorher in Ottensheim (1608 — 1623),
dann in Ennsdorf gegenüber von Steier, trat er sein Amt als Feldprediger den
3. Juni 1626 an. In Steier, Ebelsberg und Wels entfaltete er eine grossartige Wirksam-
keit, da er die Gemttther der Bauern zu beschwichtigen und zu leiten verstand. Ende
August wurde er von dem kaiserlichen Oberst Loebl gefangen genommen und wie ein
Rebell verhört. Auf die Verwendung der protestantischen Adeligen Hess ihn Loebl
gegen ein Lösegeld von 500 fi. entkommen. Er stammte aus Gräfenthal in Sachsen-
Meiningen. Vgl. Stleve, Bauernaufstand.
215
Die Nachschrift hinter dem Exulantenregister lautet:
Summar(i)um der auß dem Lanndt ob der Ennß Exulierenten
Evangelischen Prediger.
Lactantins^).
Sic moris est spiritibus istis contaminatis et perditis, quibus
veritas et nota est et invisa, ut publicis eos odiis prosequantur :
vel provinciis exterminent: aut omnino de terra auferant, quos
sibi graves sentiunt, ne sint, qui possint eorum nequitiam exercere.
Et timent, ne a nobis revicti manus (dare aliquando) clamante ipsa
veritate cogantur. Justas hi impioruum conatuum aliquando in cen-
soria die, cui non subrepere fas est, justo judici poenas pendent.
Isidor. Hb. 1. de sum. bono:
Quanto propinquius diabolus finem mundi videt: eo crudelius
persecutiones exercet: ut qui se continuo damnandum conspicit,
sibi socios multiplicet, cum quibus gehennae ignibus addicatur.
Von den genannten 111 Predigern — nach anderen Nach-
richten waren es 115 — verliessen die meisten auf der Donau das
Land und zogen nach Baiern. Ihr Ziel war zunächst die freie Reichs-
grafschaft Ortcnburg bei Passau, dann Regensburg (Tanner's Diarium
erwähnt die dort Verstorbenen) und Nürnberg sowie Augsburg.
Ehe wir Martin Zantmüller auf seiner Wanderung durch Süd-
und Norddeutschland folgen, werfen wir noch einen Blick auf die
Stellungnahme seines Patrons und dessen Bruders zu der so ge-
fährdeten Sache des Protestantismus. Bereits im Anfange des Bauern-
aufstandes von 1626 finden wir Hans Christoph Hayden als Ober-
hauptmann der Bauern. Er leitet die Belagerung von Freistadt und
nimmt diese Stadt am 1. Juli im Sturm ein. Sein Bruder Sebald
wird unter dem 17. Juli auf einem Requisitionsscheine der Bauern-
führer als Oberhauptmann im Traunviertel bezeichnet. Nach Stieve,
l 154, ^scheint seine Ernennung ohne sein Wissen geschehen und
tr nie in das ihm zugedachte Amt eingetreten zu sein. Dass man
Sebald wählte, rührte wohl daher, dass sein Bruder Hans Christoph
vor Freistadt befehligte und man deshalb seine Bereitwilligkeit voraus-
9
setzte*. Am 16. August wurde Freistadt von den Kaiserlichen unter
*) Freie Citate ans Lactantius, Divinarum Instihitionum Liber V De Justitia,
C»P. XXI u. I.
16*
216
dem Obersten Breuner eingenommen und Hans Christoph Hayden
tjefangen.
Ueber das Schicksal des Letzteren berichtet Stieve S. 315 f. :
»Schon bei der ersten ,Execution' (in Linz am 26. März 1627, wo
Achaz von Wiellinger das Haupt abgeschlagen wurde) hatte auch
Hans Christoph von Hayden, der Eroberer Freistadts, enthauptet
werden sollen. Er war indess zu spät nach Linz gebracht worden,
um ihn noch bekehren zu können, und auf diese Vervollständigung
des Sieges ihrer Kirche wollten die Commissare nicht verzichten.
Kurz vor der zweiten ,Execution' hatte dann der Wiener Hof Bericht
eingefordert, ob Hayden nicht Freistadt auf eine ihm durch Breuner
gemachte Zusage der Begnadigung hin übergeben und sich so der
vom Kaiser gewährten Verzeihung theilhaftig gemacht habe, und
dadurch war Hayden wiederum dem Richtschwerte entgangen. Noch
im November 1627 sass er in Haft; welches Schicksal er später
fand, ist nicht ersichtlich.*
Ueber Sebalds Betheiligung am Aufstande, sowie über das
Lebensende Hans Christophs etwas Authentisches in Erfahrung zu
bringen, ist mir trotz mehrfacher Umfrage bei den hervorragendsten
Kennern oberösterreichischer Geschichte, den Herren: Universitäts-
professor Stieve, Archivar Dr. Krackowizer, Gymnasialprofessor Edl-
bacher, Pfarrer J. Friedrich Koch u. A., nicht gelungen; doch ver-
danke ich den genannten Herren manchen werthvollen Fingerzeig
in dieser Angelegenheit. Der katholische Pfarrer von lindach, Herr
Franz Honig, theilte mir mit. dass im Schlosse Lindach, dessen Archiv
vor etwa 300 Jahren (vielleicht also im Bauemau&tande) durch
Feuer zerstört worden sei, sich kein Actenmaterial mehr vorlande,
das über diese Fragen Aufschluss geben könnte. Schloss Lindach
gehört übrigens gegenwärtig einem Evangelischen, dem Herrn
D. V. Hombostel. Ein directer Brief an den Herrn Gutsbesitzer
Freiherrn Eduard v. Hayden zu Dorff bei SchKerbacb fand keine
Beantwortung. Da der genannte Herr, wie ich später erfuhr, ebenso
eifrig dem Papstthum zugethan ist, wie seine Vorfehren Kit Luthers
Lehre Gut und Blut einsetzten, so darf ich mich über sein Sdiweigen
nicht wundem. Die Hoffnung, betreffs der Hayden doch norfi einmal
etwas Gewisses zu erfahren» gebe ich darum nicht auf. Vieüdcht
trafen diese Veröffentlichuni^en dazu bei, dass die noch sciiweben«
de»i Fragen end-^^iltf-^ ^el"st werden
217
Nach der Vertreibung der lutherischen Prediger und Schul-
meister aus Oberösterreich im October des Jahres 1624 erfahren
wir etwas Genaues über ZantmüUer's Schicksal erst aus der Stadt-
rechnung von Nürnberg im Jahre 1625, wie sie in der Stark'schen
Chronik erhalten ist, bei v. Soden, Kriegs- und Sittengeschichte
der Reichsstadt Nürnberg. Theil II, S. 293. Es heisst dort unter
dem 12. (22.) Februar 1625: Martin ZandtmüUer, gewesener Hof-
prediger zu Lindach, Adam Winkler, gewesener Prediger zu Kreutz-
bach, und Johann Tauber, vertriebener Oesterreich'scher Prediger,
erhielten zusammen 12 fl.; Hans Pölhammer, gewesener Schulmeister,
bekam nur 2 fl. Ferner: Bartholomäus Weiss aus Eger, des Herrn
von Lossenstein vertriebener Hofprediger, und Georg Fix aus Eger,
gewesener Pfarrherr zu Glum in Böhmen, erhielten am 16. (26.) Februar
miteinander 8 fl. Der gewesene Diacon zu Plau in Böhmen, Matthäus,
erhielt 2 fl. Leonhard Zitscher, gewesener Pfarrer in der Grafschaft
Starkenburg in Oesterreich, bekam am 19. Februar (1. März) ein
Geschenk von 4 fl. Ferner: Georg Sartorius, vertriebener Pfarrer
aus dem Lande ob der Enns, erhielt am 16. (26.) März ein Geschenk
von 4 fl.
Die hier erwähnten Leidensgefährten ZantmüUer's sind uns nicht
ganz unbekannt. Im dritten Jahrgange dieses Jahrbuches, S. 67 ff".,
finden wir im Verzeichnisse der zu Altorf ordinirten Geistlichen
unter dem 11. April 1617: Joh. Tauberius, Galspachianus Austriacus,
diac. Pichelensis in Austria. In dem Verzeichniss der Exulanten
in Tanner's Diarium finden wir Traunviertel Nr. 34: Johann Tauber,
Pfarrer von Garapcrn. Wenn wir dann in den Matriculae ordinan-
dorum von Altorf unter dem 22. November 1620 einen Michael
Foersterus, diaconus Pichelensis in Austria sup., finden, so werden
wir folgern dürfen, dass Johann Tauber von 1617 — 1620 Pfarrer in
Pichl bei Wels, von 1620 — 1624 Pfarrer in Campern gewesen ist.
Bartholomäus Weiss, Pfarrer von Gschwend, wird im Diarium unter
Nr. 11 des Traunviertels aufgeführt, Leonhard Zitchger als Pfarrer
von Wagrain gegen Ende des Verzeichnisses der Exulanten aus
dem Traunviertel. Ein Sartorius findet sich ebendaselbst als Erster
aus dem Mühlvicrtel, allerdings mit dem Vornamen Johannes, ge-
wesener Pfarrer in der Grafschaft Neuburg. Adam Winkler, gewesener
Prediger zu Kreutzbach, wird nicht identisch sein mit Nr. 32 des
Verzeichnisses aus dem Hausruckviertel: Andreas Winckhler zu
218
Krengelbach (bei Wels). In Tanner's Verzeichniss der zu Regens-
burg Ordinirten finden wir unter dem 23. Februar 1608 Jacobus
Eckhard und unter dem 4. August 1615 Andreas Götzius Hasius
als , Hoffprediger zu Kreußbach*. Vielleicht ist damit Krausenbach
im Spessart gemeint.
Von Nürnberg kehrte Zantmüller nach Regensburg zurück.
Dass er Frau und Kinder hatte und sich kümmerlich durchschlagen
musste. erhellt aus dem Schreiben des Kämmerers und Rathes, so-
wie des Consistoriums von Regensburg, wodurch Zantmüller Anfangs
März 1627 , verursacht wurde, sich an andere Ort zu begeben und
um Dienst zu bewerben*. Diese beiden Schreiben lauten wörtlich so:
1. Wir Cammerer vnd Rath deß heil. Rom. Reichs Freyen
Statt Regenfpurg fugen hirmit Meniglich, nechst Zulegung feines
gebürendt ehrentituls, auch entbietung vnferer vnderthenigsten freund-
lichen vnd gantz willigen Dienste hirmit Zu vernemmen, daß nach
jüngster in dem Ertzhertzogthumb Osterreich ob der Enß befchehe-
ner Religionsreformation Zeiger difes, der Ehrwürdig wolgelerte
M: Marthin Zantmüller gewcster Pfarrer zu Lindach in Österreich
fich neben andere Exulanten hirher begeben, von vnß biß zu ver-
hoffter fernerer vocation vnd beförderung den beyfitz bittlich er-
langt, feithero vnß vmb promotion angelangt vnd gebetten.
Ob nun wol wir Ime M: Zandtmüllem in anfehung feines
alhie gefiirten Gottfeligen, stillen, eingezogenen vnd exemplarifchen
lebens vnd wandeis, auch bewuster guten qualitaten vnd gefchikhiich-
keit gern befüdert hetten, So ist doch der Zeit gott Lob vnfer
Ministerium erfetzt und crgentzt, keine gelegenheit vorhanden ge-
wefen, Ine zu befürdern, vnd dahero er vervrfacht worden, fich an
andere ort zu begeben, vmb Dienst zu bewerben, vnd zu verhoffter
feiner mehrem befiiderung, vnß vmb vnfere Testimoniales gehorsamb-
lich zu bitten, Meniglich erfuchent, Sie geruhen Ihne M: Zandt-
müllem, in anfehung obangezogener feiner gutten Qualitäten, Ihnen
befohlen vnd commendirt fein zu laden, und wo nicht zu diensten
zu befördern, doch fich fonsten, gegen Ihme mitleidntUch zu er-
weifen vnd nicht zu zweiffein, Er ZandtmüUer werde folche gut-
tbaten, in feinem gebett zu gott ingedenkh fein, wir find es auch
auff alle gelegenheit, Ime wieder zubefchulden erbiettig. Signatum
vnder vnferm Gemeiner Stadt hiefurgedruckhten Secret Infigel, den
3 Monatstag Marty. Nach Christi vnfers lieben Herrn vnd Seelig-
219
machers heiligen geburt, Eintaufent, Sechshundert Siben Vnd
Zwaintzigisten Jahrs.
2. Wir eines Erf. Cammerers vnd Raths deß heyl: Rom:
Reichs freyen Stadt Regen fpurg verordtnete Director vnd Con-
iistoriales, Bekennen öffentlich, vnd thun kundt meniglich, daß der
Ehrwürdig vnd wohlgelehrte Herr M: Martin ZandtmüUer zu LindacK
in Österreich ob der Enns gewester: vnnd wegen der dafelbsten
furgenommenen religionsreformation dimittirter Hoffprediger, vor
vns erfchinen, vnd zu erkennen gegeben, wasmaffen er Vorhabens
vnd entfchloffen, zu Vnterhait: vnd hinbringung feiner, auch feines
weibs vnd Kinder, fich anderßwo vmb dienst zu bewerben, vnd
derohalben gebetten, Ihme feines alhier in exilio, geführten thuns,
Lebens vnd wandets, glaubwürdige Kundtschafft zu ertheilen.
Wann wir dann die warheit zu befiirdern, nicht weniger geneigt,
als fchuidig, So contestiren wir demnach hiemit, vnd in crafft
difes, das gedachter Herr M: Zantmüller die Zeit feines alhier ge-
habten Anwefens vnnd beyfitzes, fich, wie einer feines gleichen
geistlichen Perfohn, zustehet vnd gebürth, wohl vnd vnclagbar ver-
halten, vnd wir Ihme alfo, de integritate, doctrinae vitae et morum,
wahres Zeugnuß geben können. Vnd gelangt hirauff an einen
jeden, Standes gebür nach vnfer fleißiges bitten voremanten Herrn
M: Zandtmüllern in gutten recommendat, zu haben, vnd Ihne difer
vTiferer Kundtfchafft, vnd fürbitt mit erfprießlicher promotion oder
milden steur vnd handtraichung, mitleidiglich genüeffen zu laffen.
Solches würdet nicht allein Er, mit feinem eyferigen Gebett,
vnd getrüwen diensten, wiederumb vergelten vnd erfetzen, fondern
wir (dndt es auch, für vnfere Perfonen, auff begebendter occafion,
zu bcschulden geneigt, vnd erbiettig.
Zu vrkundt ist difer brieff mit wohlermelts Eines Er. Cammerers
^Tid Raths confistorial Secret Infigel verwahret und geben, den
achten Monathstag Martij nach Christi vnfers herrn geburth, im ain- i
taufent Sechshundert Siben vnd Zwaintzigistem Jahre.
Somit musste sich Zantmüller mit den Seinen wieder in's
Elend begeben. Er kam schliesslich nach Einbeck, wo er eine Zeit
lang Rector war. Dort wurde der Landdrost von Grubenhagen,
Marquard von Hodenberg, auf ihn aufmerksam. Obwohl derselbe
in Osterode am Harze seinen amtlichen Wohnsitz hatte, führten ihn
seine Geschäfte doch häufig nach Einbeck, weil diese Stadt in
220
geistlicher Hinsicht mancherlei Sonderrechte beanspruchte. Marquard
von Hodenberg übte mit seinen Brüdern Levin und Wilhelm, sowie
seinen Vettern Wilhelm und Ortgies von Hodenberg das Patronats-
recht über die Pfarren Hudemühlen und Eickeloh aus, beide in der
Nähe des Zusammenflusses von Leine und Aller in anmuthiger
Gegend gelegen.
Da nun der bisherige Pfarrer von HudemüMen, Johann Diinck-
hörst, im Jahre 1628 verstorben war, Hess es sich Marquard von
Hodenberg besonders angelegen sein, die vacante Pfarre durch einen
tüchtigen Prediger wieder zu besetzen. Stets hatte er der Kirche
2u Hudemühlen seine Fürsorge gewidmet. Nicht nur stiftete er für
aie eine Glocke und Abendmahlsgeräthe, auch die Armen des Kirch-
spiels bedachte er durch eine jährlich zu vertheilende Schenkung.
Dass er ein Mann von vielseitigen Interessen war, beweist auch die
von ihm verfasstc Hodenberger Chronik. Am 7. April 1563 geboren,
hat er in seiner Jugend grosse Reisen unternommen. Als Hofmeister
des Herzogs Friedrich von Celle besuchte er mit ihm Italien, die
Niederlande, England und Schottland. Nachdem im Jahre 1617 das
Fürstenthum Grubenhagen dem Herzog Christian zugefallen war.
wurde bald darauf Marquard zum Landdrost und Hofrichter für
diese Landschaft ernannt. Dass er treu fiir das ihm anvertraute
Gebiet sorgte, beweist unter Anderem auch folgender Vorfall: Als
Wallenstein im September 1625 bei Allendorf über die Werra ge-
gangen war, plünderten und verwüsteten seine Schaaren das ganze
(lebict bis nach Göttingen und Einbeck. Marquard hatte sich von
Osterode nach Allendorf begeben und die Landschaft Grubenhagen
dem Schutze Wallenstein 's empfohlen. Obwohl er von Letzterem
freundlich empfangen und beschieden war, wurde die Gegend von
S^ilzderheldcn und Rotenkirchen von den Kaiserlichen doch ge-
plündert. Als der Statthalter dies dem Generalissimus klagte, liess
Wallenstein sogleich 15 Schuldige auf der Hube henken. (Vgl. auch
l^nno Klopp. TiUy im 30jähr Kriege, I. 280.)
Auch die Brüder Marquarvi s bekleideten ausgesehene Stellungen.
Wilhelm war HofmarsK^all zu Celle und Hauptmann von Medingen
und Oldenstadt« Levin hatte als Rittmeister in dänischen Diensten
das TretVen bei Seelze nüt^emacht. Während in demselben die An*
(uhrer. Herzog Friedrich \*on Sachsen- Altenburg und der General*
Keuteiiat\t Michael \\>n Oben traut, von Tillys Schaaren getödtet
221
wurden (4. November 1625), gelang es Levin von Hodenberg, zu
entkommen. Nachdem dann Tilly dem König Christian IV. von
Dänemark bei Lutter am Barenberge am 27. August des folgenden
Jahres eine furchtbare Niederlage beigebracht hatte, war auch das
Furstenthum Lüneburg schutzlos den kaiserlichen Schaaren preis-
gegeben. Auch Haus Hudemühlen wurde überfallen und ausgeplündert,
obwohl es, wie der Merian*sche Kupferstich zeigt, mit Mauern und
Thürmen wohl versehen und ausserdem durch einen Burggraben
geschützt war.
Die Briefe, welche Marquard von Hodenberg wegen der Wieder-
besetzung von Hudemühlen durch Zantmüller an seine Brüder und
Vettern richtete, sind noch erhalten. Der erste derselben, vom
30. September 1628 datirt, lautet folgendermassen :
Mein freundt- brüder- und vetterliche Dienste zuvor. Ehrwürdige
WolEdle Gestrenge und Warhaftige, freundliche liebe Brüder und
respective Gevettern. Dieselbe wißen fich fampt und fonders freund-
lich zu entfmnen, wie daß nach tödtlichem abgange weylandt unferes
gewefenen pfarherren zur Hudemühle Ehrn Johann Dunckhorst fei.
bil3 anhero wegen des eingefallenen continuirlichen krieges Unwesens,
folche ftelle wiederumb mit einer anderen düchtigen perfon zu er-
fetzen, in folchem merckliche Verhindernis erreget worden.
Alß aber die unumbgengkliche hohe notturpff gleichwohl er-
fordert, das dahier eine tüchtige Perfon bestellet und nach wie vor
der Gottesdienst nach Christlichem Gebrauch und gewonheit wieder
aldar angerichtet und gepfleget würde. In maffen Sie auch jüngst
in meiner gegenwart zu Zell hievon erinnerungh gethan und auff
folche wege nebenst mir bedacht zu fein fich erkleret, weill ich für
meine perfon domalO eines mit Nahmen M: Martinum SandtmoUer
nahmbhaftig gemacht, welcher ein gelarter Mann, in Ebreifcher,
Griechifcher und Lateinifcher Sprache erfahren, ein Magifter artium
liberalium und fonften eines guten Lebens und Wandelß ist, der
auch albereits an die 16 Jahr in officio neml. bey einem Freyherrn
in Österreich für ein Hoffprediger gewefen, für weiniger Zeit aber
wegen der reformation derer örter neben Anderen vortrieben und
inß elendt gerahten und unlengst zum Rectore in der Stadt Eimbeck
utfgenommen worden und bißhero uff meine recommendation aldar
Ach endhalten, welchen fie auch hte fchon auff eine pharr fich zu
einem pharrer begcret haben, Alß habe Ich nun denfelben in an-
222
fehungh feiner gefchicklichkeit, auch guten gaben, womit Er von
dem allmechtigen begnadet zu obgevürtem pfardienste meines theils
geren befordert fehen mögen. So habe ich Ihnn hiemit zu den Brüder
und Vettern abfertigen wollen, Mit freundtlichem erfuchen, Sie
wollen denfelben foweit ufnehmen, allen guten Willen und beforde-
rung ihm erweifen undt zur Hudemühle die Probpredigt thun laflen
und dafern er Ihnen also wohl, wie ich hoffen will, gefallen, Ihm
die gelegenheit der pfar und waß einkommen bei diefer fei. dorauf
berichten und dann wiederumb von allem derofelben meinung undt
wie eß allerfeits Ihnen beliebet mir überschreiben und zu wiffen
thun, ob in dem weitervorfahten er dorauff instauriret werden foU
und weil auch nach feinem jetzigen Zustande Ich demfelben die
Zehrung auf der Hinreife gutwillig dargestrecket alß verfehe Ich
mich. Sie werden nach ihrer discretion auf der rückreife ingleichen
Ihn domit zu bedencken sich belieben laffen, welches den Brüdern
und Vettern Ich hiemit unvermeldet nicht laffen wollen Ihnen
Brüder- freundt Vetterliche angenehmbe Dienste zu erzeigen bin
alzeit williger. Des will ich Sie hiemit in des AUerhögsten bewahrung
zu allen gedeylichem Wolwefen getreulich empfehlen.
Datum Osterode am 30 7 bris Ao 1628
M: V: H.
Den Ehrwürdigen woledlen, Gestrengen wahrhaften, fämptlichen
von Hodenberg zum Hove der Hudemühlen geb:
Meinem fli. lieben Brüdern wie den respective Gefetcm, fampt
und fonders.
Da der Bericht der Brüder und Vettern von Hodenberg über
Zantmütler günstig ausfiel, so richtete Marquard an sie folgendes
Schreiben :
Mein freundt- Bruder- und Vetterliche Dienste zuvor. WolEdle
Gestrenge und Vehste freundliche liebe Brüder und respective
Gefetters.
Ich habe aus derofelben allerfeits an mich gethanen Antwort-
fchreibens gantz gern vernommen, daß fie den von mir nooiinirten
und praefentirten zum Pfarherm unfer Kirchen zur Hudemühlen
Ehrf. M. Martinum Sant moller willig aufgenommen, die Probpredi^t
thun und feine Perfon und Gabe ihnen femptlich belieben und wol-
gefallen lalTen. worauf ich ihm den auch für meine Perfon Iblchen
Kirchdienst damit als nunmehr der Eideste Patron verliehen und
223
damit investiret habe, Weill den ihr mich berichtet, daß erster
Tao^e Er fich hinüber Verfüge und zu demfelben antretten wolte
und deßwegen ferner bei mir umb promotion angehalten, alß habe
ich demfelben auch hierin befürderiich fein und die Brüder und
Vettern hiemit freundt- Bruder- und Vetterlich erfuchen wollen, die-
felbe ihn nun femer uff- und annehmen und nach jetziger feiner
Gelegenheit und zustandt in allem mögliche Handtbietung thun
wollen, Nicht zweiffeilend, er werde fich hiergegen nach aller Gebühr
bezeigen und in lehr und leben, wie einem christlichen Prediger
und Seelforger geziemt, demfelben gemäß und fich wol verhalten.
Sonst seine Antrettung bei. halte ich dafür, daß er nun sofort
>ein Ambt mit lehr und predigen und Reichung der heiligen Sakrament
^epürlich anfange und vorrichte, solte das etwa von Serenissimo
Illustrissimo U. G. F. und Herrn mit der Introduction wie mit Ehr.
Johann Dunckhorst sei. de facto geschehen, verfahren werden, müssen
wir uns darunter gedulden, dürffen S. F. G. uns in dem, waß wir
bitten und protestiren, aber nicht erhalten können, woll nicht wieder-
setzen. Es hat aber bei jüngster Ehr. Johann Dunckhorst sei.
geschehener introduction niemandt von uns oder der Unseren dabei
^tin wollen, sondern der Specialis zu Ahlden solches allein vor-
richtet.
Weill Ihm auch schrifftliche bestallung, wie sein Antecessor
bekommen, von nöthen sein will, die copia aber derselben inüberfall
undt der Ausplünderung des Hauses nebenst allen brieffen und nach-
richtung der beiden Kirchen zu Hudemühlen und Ecklo *) und andre
Document und Fundation, leider durch übellverwanmg uns abhanden
kommen, alß köndte man von ehegedachten Johanns Dunckhorst
sei. Wittibb die etwa noch selbige Bestallung im originall vorwahrt
haben mögte, abfordern und diese darnach dirigiren und einrichten.
Als auch vermelter Ehr Martinus Santmoller zu Ueberpringung
seiner Frauen, Kinder und weiniges gerähtes umb eine phur bei mir
angehalten, worzu ich aber dieses orts nicht rahten können. So habe
ich für gut angesehen, daß er eine phur zu Eimbeck bedingen mögte
mit Verheiß, das selbe von uns allesampt belohnet werden solte,
inmaßen das wir Ehr Johann Dunckhorst sei. auch Ihn und seine
Haußfrau, Kinder und geräthe durch ätzliche Wagen abholen lassen
baben. habe ich meinem Vorwalter befohlen, aldar so viell es mir
>] Eickeloh unweit Hudemühlen.
224
anlauffen wolle, abzustatten; versehe mich auch, daß Sie das Ihrige
darzu thun undt es daran nicht ermangeUi lassen werden.
Der Almechtige stehe zu solchem seinem angenohmenen geist-
lichen Leben mit seinem heiligen Geiste getreulich bei, daß ehr damit
viell Früchte in allen denselben Herzen, so Ihn hören, schaffe und
jenen all zu ihrer Seelen Seligkeit und zum ewigen lebend ge-
reichen möge.
Den Brüdern und Vettern habe Ich hiermit ohnangefiigt nicht
lassen wollen, Ihnen allerseits Brüder- Freundt- Vetterliche Grüsse
tu erzeigen, bin ich stets willig und Thue Sie in des AUerhögsten
Ob^icht zu allem wolstande gnediglich empfehlen.
Osterode am 28 8bris
1628
An M. V. H.
SdimptUche gebrüder
und Vettern vx>n Hodenbergk.
BcrtHl5 l>d der Einführung des Vorgängers von Zantmüller.
dc^ J^^hAnn Dunckhonit, auf die Pfarre zu Hudemühlen im Jahre 1622
\x Af eine Mcinu«^\^r$chiedenheit zwischen den Herren von Hoden-
b<f^ unvi ihit^m l.Ande:>herm, dem Heriog Christian von Braun-
*v"h\X'C,j^4xncbur^, der ju^'cich Riäicho'f v*>n Mmden war. entstanden.
XWvUiMi die WHi HvvknScrc die Kirche ivt Hudemühlen als ihre
boxNndv^'C HAU<acj4;x'r.c in der W>:se bcanspr42chen, dass die dortigen
rÄ:t:\\rcn WN«« i>.r<« <-ir.5::f^:whTt ut>c Ä-,>di ihnen allein verpflichtet
>Ä^\^o« ^oic^n. :5^^ j^b Herr*^ Cr*rij<iÄa ihiwai am 29. April 1622
\v;,;.vl4 ;« vc^-s^cJ^n, *5äss <=<^ 4U5 Ljljcs fccnc gastlichen Hoheits-
*y\>,;-e ^,T>. i>cti, A.^^ A*K*:ii k<•.rx^ Tj^jCcioen ag^enmachtig anstellen
x^.:ft"0'%. OÄ'sss '*';;^ Hovi^n^ir^-J^j: *:^^"* r^.fi-hrju^ öer Geistlichen Sache
VNN ^N>v^>>,sf< '«n:*; ono \^:-r» .^-e x-kö^ rassaiier Vertrages vom Jahre
IXNC ^t.: j>n Ä> « Ay^^V^^^;^^^or, 4j>crj:^ye, Rr verlang also, dass
xiiN 4ii>v..^c ;of*A*k' Tä^x^i v^^r« lYrr. hescari^ nni exD^efiihrt werde,
%s-i* •ijr<'^r)t*i *^ /M »r. :- »s-^YiTijV.j^n kvanc«: pÄSt^TT ;3*.';3en iniirde. Sonst
>>aN' <*; kv^-r, K*;ro.. ^^fx- K^^..cn^^. irr. l^nöc he*ciad'<: xu erhalten.
.V«vV V*: ; v^vh^^^. 3w^ J^^^^-Tfr, vnr* Hv-oeubcn: betreffe der
V»n»»»V 'nnc / v<^^'^^Iv•»• X ih: vo-nvMnrJ?rhr< Kernt 'tne5er geltend lu
225
Hochwürdiger Durchl. Hochgeborener Fürst, E. F. G. sein
jnserc untcrthänige gehorsame undt pflichtschuldige Dienste mit
aüem Flciße zuvor.
Gnädiger Herr.
Auf E. F. G. an uns abgangenes gnediges Schreiben wegen
ces in unser Capelle zur Hudemühle aufgestelleten Pastore, Ehr
M. Martini ZahntmoUers auch desselben Introduction belangendt,
sollen und können deroselben Wir in Unterthänigkeit hinwieder
unberichtet nicht lassen, das Wir uns allerseits viell zu weinig
erkennen, diesfallD E. F. G. in einige wege uns zu wiedersetzen. Es
ist aber, G: Fürst und Herr, mit dieser Capellen oder bedienung
solches phardienstes solchergestalt beschaffen, das solche Cappelle
von unsern Vorfahren wolmeiniglich fundiret, auch jederzeit von
denselben die Pastores aldar angenommen und bestellet worden,
zumahlen in selbiger Kirche niemandt denn wir, unsere Diener und
cinwohner gehören und des Gottesdienstes darinnen uns gebrauchen.
Da denn gedachte unsere Antecessores die Pfarherrn an selbigem
orte, wie wir auch bishero gethan, auch noch ferner thun müßen,
von dem Ihrigen erhalten, so sie fast aus dem Munde ersparrt, er-
halten und ihre besoldung reichen lassen. Dannenhero wir uns dieser
befagnis mit annehmb- und uflstellung des pastoris ferner angemaßet
haben. Undt daferen nun E. F. G. bey dero gnedigen fürnehmen
plcibcn und etwa diesen Priester bei unserer Capelle zur Hudemühle
introducircn lassen würden, können und wollen wir hierin E. F. G.
ins nicht opponiren. Aber da es möglich, hctten wir gleichwohl
E. F. G. unterthänig zu bitten, uns bei dieser unserer alten Kirchen-
Gerechtigkeit gnedig verbleiben zu lassen.
Sonsten gedachten Pfarherren Herkommens, thuns undt lebens
bctrcfifend, weill derselbe bey einem Freyherm in Österreich hiebevor
für einen Hoflfprediger bedienet gewesen, daselbst vertrieben, im
e.xamine woU bestanden und reiner gesunder Lehr befunden, auch
albcrcits ordiniret und nach der Zeit für einen Rectorem zu Eimbeck
angenommen worden und wie allerseits seine testimonia vermögen,
J^ich unsträflich verhalten. So haben wir Ihnc derowegen zu solcher
beforderungh an unserem Orte uns befohlen sein lassen wollen, ver-
hofTen auch, das Er sich hinfuro in seinem Ambtte ganz unverweiD-
lieh bezeigen werde, Welches E. F. G. wir in unterthänigem gehör-
226
samb unvermeldct nicht lassen sollen, deroselben wir unterthänig
(^ehorsamblich zu dienen stets willigk und pflichtschuldigk sein. Undt
thun dieselben Göttlicher gnediger obacht, Dero aber zu Gnaden
uns unterthänig empfehlen.
Datum Zell am 13 Martii Anno 1629.
An Semptliche Gebrüder
Seren. Illstrm. Undt Vettern
. Christianum. Von Hodenbergk.
Noch im Jahre 1629 starb der Gönner Zantmüller's, Marquard
von Hodenberg. Sein einziger Sohn Bodo ist der Verfasser des in
fast allen Gesangbüchern stehenden Liedes ,Vor deinen Thron tret'
Ich hiermit*. Er war am 3. April 1604 geboren, wurde Marschall
beim Herzog Christian Ludwig zu Braunschweig-Lüneburg und starb,
wie sein Vater, als Landdrost zu Osterode am 20. September 1650.
Wann Zantmüller in Hudemühlen gestorben ist. lässt sich, da
die Kirchenbücher daselbst erst mit dem Jahre 1726 beginnen, nicht
ausmachen. Sein Nachfolger Hans Hinrich Gutturpf wurde im Jahre
1655 eingeführt. Von Zantmüller s eigener Hand besitzen wir nur
noch eine ,Quitt\mvj auf 3 dicke Thaler Zins von 40 Rthler Capital
Y\M^ dem KirchenUmde herrührend* aus dem Jahre 1635. DerVoU-
st^mtt^jkeit halber m6g« sie hier mitg«theilt werden:
Ich M. XUirttnu:!^ Zantmüller dtser Zeit bestelter Evangelischer
rtnrvU^tr «ur Hudemühte bekenne mit dtsem sdidn. das Ich von der
WolKvlieit wie Fhr Vndt Tu^ndtrekrben Frauen Catbarina Sophia
wn Hvxlenberg. eitter gebocnen wa Bremer, Wittib, Anno Christi
1«^ Auf Mich^teUs S dikhe Re^AsthJuer in spcoe wegen deO stukh
UxK{e:i^ rum Kirchen^Artett gehört^: m recht empfangen.
Actum ut ^st^rju
So» KAtte vier jura^ v>^<r^':?cerTetc!usc^le Exulant Martin Zant-
Ä^'.et ttvt Wcib Wfri K*avk™ ÄJich wecfcsel\>x^er Wanderung durch
vU."* whä vk'^t Gie<>e'**4 vk* ^V^xV^ea Krieges TcihctitiL Deutschland
etNlv^ ut N:sNw:<JtcV$ciÄ <i'*e c-AÄrace J^'^-cä:sstatte gefunden.
XIII.
Das Evangelium in Gablonz und Umgebung^).
Von Lic. theol. ARTHUR SCHMIOT, evang. Pfarrer in Bielitz, früher in Gablonz a. N.
3. Schulgeschichte.
Das Jahr 1861 ist für die evangelische Gemeinde Gablonz von
grosser Bedeutung. Das alte Toleranzbethaus wurde durch den Bau
eines Thurmes in eine Kirche umgestaltet und zu gleicher Zeit die
Gründung einer evangelischen Schule in Angriff genommen. Bis
zum Jahre 1861 besuchten die evangelischen Kinder die katholische
Schule und wurden, wie es natürlich ist, daselbst im katholischen
Geiste beeinflusst. Der Religionsunterricht, welchen der evangelische
Pfarrer ertheilte, konnte diesen Einfluss nicht beheben. Sollte die
heranwachsende Jugend im evangelischen Geiste erzogen werden,
so musste eine evangelische Schule errichtet werden. Der Mangel
an Geldmitteln war das grösste Hinderniss, das sich der Ausführung
dieses Planes entgegenstellte. Doch die Mittel wurden beschafft
vornehmlich durch die hilfsbereite Bruderliebe des evangelischen
Auslandes. Der Gustav-Adolf- Verein nahm sich der bedrängten Ge-
meinde fördernd an. Der Chemnitzer und Zwickauer Zweigverein
erklärten sich bereit, zur Erhaltung des Lehrers einen jährlichen
Beitrag von 150 Thalern zunächst auf fünf Jahre zu leisten, wenn
die Gemeinde wenigstens 50 Thaler jährlich zu diesem Zwecke auf-
bringen würde. Dieser Schulbeitrag war unter den Gemeindemitgliedern
bald gezeichnet, und so konnte denn die langersehnte evangelische
Schule unverzüglich in's Leben gerufen werden. In der Person des
Lehrers Ludwig Franz Scheibe, gebürtig im Jahre 1836 zu Trebsen
bei Grinuna i. S., erhielt die evangelische Jugend einen tüchtigen
und gewissenhaften Lehrer.
0 Vgl. ^Jahrbuch« 1895, S. 85 f.
228
Im Hintergebäude des am oberen Marktplatze gelegenen
Hauses Nr. 423, das früher als Scheune verwendet worden war,
miethete die Gemeinde um den Jahreszins von 70 fl. einen dürftigen
Raum mit der Aussicht auf den Friedhof, der als Schulclasse und
zugleich als Lehrerwohnung dienen sollte. Am 13. October 1861
begann Lehrer Scheibe mit 12 Kindern den ersten Unterricht. Am
20. März 1862 genehmigte auch die Statthalterei von Böhmen die
Errichtung der evangelischen Schule in Gablonz. Da das gemiethete
Schulzimmer feucht und ungesund war, wurde alsbald ein anderes
in dem der Stadtgemeinde gehörigen Hause Nr. 515 unterhalb der
Gärtnerei des Robert Matuschek für den jährlichen Miethzins von
200 fl. gemiethet. Der Aufwand, welchen die Schule im ersten Jahre
ihres Bestandes erforderte, betrug 1270 fl. 38*/, kr., der durch eine
Einnahme von 1300 fl. 33»/. kr. gedeckt wurde. Am 28. Mai 1864
zeigte Lehrer Scheibe dem Presbyterium an, dass er vom Stadtrath
zu Zwickau i. S. an die dortige St. Moritzschule berufen worden
sei. Am 28. Juni hielt er den letzten Unterricht, der bis zum
5. August von Pfarrer Petri fortgesetzt wurde.
Am 19. August desselben Jahres berief das Presbyterium den
bisherigen Hilfslehrer zu Altmügeln bei Oschatz i. S., Jobann Heinrich
Eduard Lugenheim, geboren 1842 in Kuhnitzsch i. S., als Lehrer
nach Gablonz. Kr wirkte an der evangelischen Schule vom 5. Sep-
tember 1864 bis zum 6. April 1868, bis er als Hilfslehrer nach
Dresden abging. In diese Zeit fällt der Bau eines eigenen Pfarr-
und Schulhauses, der von Pfarrer Petri mit bewunderungswürdiger
Entschiedenheit und seltenem Gottvertrauen durchgeführt wurde. Da
der Ankauf eines Grundstückes mit einem entsprechenden Gebäude
zu grosse Opfer erforderte, entschloss sich die Gemeinde, auf ihrem
eigenen Grund und Boden ein Pfarr- und Schulhaus zu bauen. Der
Gemeinde stand damals nur die Summe von 2500 fl. zur Verfugung,
die aus Beiträgen der Gustav-Adolf- Vereine gesammelt worden war.
Am 3. Mai 1865 wurde seitwärts der Kirche unter schlichter Feierlich-
keit der Grundstein zum Pfarr- und Schulhause gelegt. Der Bau
wurde nach Plänen des Architekten F. Thyll in Reichenberg aus-
geführt und die Bauarbeiten dem Maurermeister Josef Schwarzbach
und dem Zimmermeister Jakob Miksch übertragen. Die nöthigen
Ziegeln wurden der Ziegelei des Grafen Clam-Gallas entnommen,
der den Kaufpreis mit grösster Bereitwilligkeit auf längere Zeit
229
stundete. Auch dieser Bau konnte nur durch die thatkräftige Unter-
«^tützung des Gustav-Adolf-Vereines zu Ende geführt werden. In den
Grundstein wurde eine Blechbüchse mit einer vom Pfarrer und dem
iVesbyterium unterfertigten Urkunde vom 3. Mai 1865 versenkt. Beim
l'mbau der Hausthüre im Jahre 1889 wurde diese Blechbüchse aus-
[jehoben und mit einer Denkschrift des Presbyteriums, sowie einem
Berichte über die letzten 25 Jahre der Gemeinde wieder an den
alten Ort zurückgelegt. Schon im October 1865 stand das Haus
unter Dach und Fach, wurde jedoch erst im Sommer 1866 seiner
eigentlichen Bestimmung übergeben. Pfarrer Petri legte selbst mit
Hand an's Werk. Tagelang stand er beim Bau, um die Lieferung
der Baumaterialien zu überwachen. Die gesammte Rechnungsführung
iber den Bau lag in seiner Hand und wurde von ihm auf das Ge-
naueste besorgt. Die Baukosten beliefen sich nach Vollendung des
Hauses auf 15.912 fl. 71*/« kr. Bis Ende des Jahres 1867 war die
Bauschuld vollständig gedeckt.
Das geräumige Pfarr- und Schulhaus steht nun, durch die
Opferwilligkeit der Gemeindemitglieder und Unterstützung der
'jlaubensbrüder erbaut, in der Nähe der Kirche und entspricht noch
heute vollkommen seiner Bestimmung. In das Kriegsjahr 1866,
velches Gablonz und seinen Bewohnern manche Bedrängniss brachte,
•^.el die Vollendung des Hauses. Da viele Gemeindemitglieder vor
'^en heranrückenden Preussen geflohen waren, und auch sonst in
Folge des Krieges grosse Verwirrung herrschte, sah man von der
feierlichen Einweihung des Hauses ab. Die ersten Bewohner desselben
varen preussische Soldaten, die mehrere Monate hindurch im Hause
'a^en.
Am 19. April 1868 berief das Presbyterium den Schulamts-
candidaten Alwin Oskar Böhme aus Penig i. S., der schon am
-1. April sein Amt antrat und es bis Ostern 1872 innehatte. Hier-
^-uf bezog er zu seiner weiteren Ausbildung die Hochschule zu
I-cipzig. erwarb später das Doctorat der Philosophie und wirkt
'gegenwärtig als Realschuloberlehrer in Reichenbach i. S. Am 5. Sep-
tember 1871 wurde Adolf Scharf, geboren in Hirschfelde bei Leipzig,
DLsher Hilfslehrer zu Lindenau i. S., als zweiter Lehrer berufen. Er
ölieb von October 1871 bis September 1873 an unserer Schule und
i^ng als Lehrer an die evangelische Schule in Graz, Gleichzeitig mit
ihm arbeitete Wilhelm Eduard Voigt von März bis September 1872,
Jahrbuch des Protestaatismus 1895, H.IUa.lV. , \Q
2:)0
der jedoch wegen seiner schwachen Gesundheit die Stelle wieder ver-
lassen musste. Sein Nachfolger war der Schulamtscandidat Friedrich
Hermann Biehl aus Heinichen i. S., der, am 23. November 1872
gewählt, von Jänner 1873 bis September 1874 in Gablonz weilte.
Er wurde als Lehrer nach Wiener-Neustadt berufen.
Durch Ministerialerlass vom 21. Jänner 1873 erhielt die evange-
lische Schule zu Gablonz das Oeffentlichkeitsrecht. Den Unterricht
besorgte ausser den Lehrern auch der Pfarrer, der nicht nur den
Religionsunterricht ertheilte. sondern sich auch mit einer gewissen
Stundenanzahl wöchentlich an dem Unterrichte in den weltlichen
Gegenständen betheiligte. Die Schulleitung lag in den Händen des
Pfarrers. Bei der geringen Schülerzahl gelang es leicht, das Lehrziel
der mehr gegliederten öffentlichen Schule zu erreichen. Am 16. Sep-
tember 1874 wählte das Presbyterium den bisherigen Kirchschul-
lehrer Ernst Meier in Oberneuschönberg i. S.. geboren in Hertmanns-
dorf bei Frauenstein i. S., der vom 15. October 1874 bis Id. Juli 1879
an der hiesigen Schule wirkte. Seine Gattin, die aus der französischen
Schweiz gebürtig war, errichtete in Gablonz mit Genehmigung der
Statthalterei eine französische Schule, welche sich eines zahlreichen
Besuches erfreute. Zur Erhaltung des zweiten Lehrers, der nicht
mehr zu entbehren war. wurden wiederholt freiwillige Beiträg^e in der
Gemeinde gesammelt. Am 13. October 1877 wurde der Lehrer
Julius Slunicko in Kreuzberg in Oesterr.-Schlesien, geboren zu
Humpoletz in Mähren, berufen, der sein Amt vom 3. März 1878 bis
zum Schlüsse des Schuljahres 1880 verwaltete. An Stelle des scheiden-
den Ernst Meier wurde am 5. Mai 1879 der Lehrer an der evange-
lischen Schule in Eger, Eberhard Fischer, angestellt, der jedoch schon
am 12. März 1880 seine Kündigung dnreichte. In der Presbyterial-
Sitzung von 27. April 1880 wurde Philipp Uhl. Lehrer an der
evangelischen Schule zu Bodenbach, gewählt, der bis Juli 1881 in
Gablonz blieb. Als zweiter Lehrer wurde am 26. Juli 1880 Friedrich
Mücke aus Kreuzberg in Oestcrr.-Schlesien, der eben die evang-elischc
Lehrerbildungsanstalt zu Bielitz verlassen hatte, gewählt. Mit Ende
des Schuljahres 1880 81 verliesscn beide Lehrer Philipp Uhl und
Friedrich Mücke den Dienst der Gemeinde, da zwischen dem Lehrer
Uhl und dem Presbyterium ein arger Zwiespalt ausgebrochen w^ir.
Für die beiden abgegangenen Lehrer wählte das Presbyterium
am 28. JuK 1881 den Lehrer Franz Repp, damals an der evange-
231
lischen Schule in Wels, und am 30. August Valentin Popp aus
Bielitz. Letzterer reichte schon nach wenigen Monaten in Folge
seiner Kränklichkeit seine Entlassung ein, die ihm auch am
16. Juni 1882 gewährt wurde. An seine Stelle trat Lehrer Friedrich
Mücke, der das Schuljahr 1881/82 an der evangelischen Schule in
Wels gewirkt hatte. Am 26. Juli 1884 kündigte Lehrer Repp seine
Stellung; während bisher die Lehrer Mücke und Repp einander
-'leichgestellt waren, wurde jetzt die Oberlehrerstelle dem Lehrer
Mücke übertragen. Am l. August 1884 wurde der Lehramtscandidat
Moritz Oehler aus Hillersdorf in Oesterr. -Schlesien, der an der evange-
lischen Lehrerbildungsanstalt in Bielitz herangebildet war, berufen.
Durch zahlreiche Spenden, namentlich durch die Güte des
Gönners der Gemeinde, Regierungsrathes Dr. Freiesleben in Leipzig,
wurde die Gemeinde in Stand gesetzt, ihre Lehrerbücherei zu be-
reichern. Dieselbe wurde auch der Gemeinde zugänglich gemacht,
und Oberlehrer Mücke zum Bücherwart gewählt. Die Schule wurde
durch Einrichtung eines dritten Lehrzimmers erweitert, und neue
Lehrmittel im Werthe von 200 fl. angeschafft. Im Jahre 1885 wurde
das Pfarr- und Schulhaus einer gründlichen Erneuerung unterzogen,
und auch die Schulräume derart ausgestattet, dass sie, mit Ausnahme
der Bänke, allen Anforderungen eines entwickelten Schulwesens ent-
sprachen. Mitte Juli 1887 verliess Lehrer Oehler Gablonz und nahm
eine Lehrerstelle in seiner Heimatsgemeinde Hillersdorf an. Für ihn
^Hiirde der Schulamtscandidat Karl Müller aus Smolin in Galizien
gewählt. Bisher hatte der Pfarrer die Schulleitung innegehabt, den
Religionsunterricht und überdies noch in 12 Stunden wöchentlich
<itn Unterricht in verschiedenen weltlichen Gegenständen ertheilt.
Da sich aber unter Pfarrer Dr. Johanny die Pfarramtsgeschäfte in
Folge des Wachsthums der Gemeinde, insbesondere in Folge der
Neubegründung der Tochtergemeinde Trautenau und mehrerer Predigt-
orte bedeutend mehrten, musste der Pfarrer von der Ertheilung
des Unterrichtes in den weltlichen Fächern befreit werden.
Die beiden Lehrer konnten nur mit grosser Mühe den Unter-
richt in den drei Schulclassen bewältigen; das Lehrziel der Bürger-
^hule konnte unter diesen Verhältnissen in vielen Lehi^egenständen
nicht erreicht werden. Daher wurde schon in der Gemeindever-
tretungs-Sitzung vom 12. Februar 1888 über die Anstellung eines
dritten Lehrers verhandelt« Damals machte man auch den Vorschlag,
16*
freiwillige Spenden zur Erhaltung des dritten Lehrers von den
Gemeindemitgliedern zu erbitten. Am 11. November 1888 beschloss
die Gemeindevertretung endgiltig die Schaffung einer dritten Lehrer-
stelle. Da man aber mit der Zeichnung freiwilliger Beiträge schlechte
Erfahrungen gemacht hatte — dieselben wurden nämlich anfangs regel-
mässig, dann aber immer lässiger gezahlt — , kam man überein, die
Gemeindebeiträge um 33 Vi Vo zu erhöhen. In demselben Jahre wurde
aus freiwilligen Spenden und einem Beitrage des Frauenvereines von
60 fl. ein Harmonium für die Schule angeschafft, und die Lehrmittel-
sammlung bedeutend bereichert.
Schon am 27. Jänner 1889 wurde Karl Wolf, Lehrer an
der evangelischen Schule in Bielitz, nach Gablonz berufen, doch
konnte er erst am 1. September 1889 sein Amt antreten, das er
nur ein Jahr hindurch bekleidete. Als Pfarrer Dr. Johanny nach
Wien abging, wurde die Schulleitung dem Oberlehrer Friedrich
Mücke übertragen. Zum Ortsschulinspector wurde in der Gemeinde-
vertretungs-Sitzung vom 8. September 1889 Curator-Stellvertreter
Wilhelm Gleiss gewählt. Da mit Ende des Schuljahres 1888,89 nicht
nur Lehrer Wolf, sondern auch Lehrer Müller Gablonz verlicss,
mussten zwei neue Kräfte gewonnen werden. Am 24. Juli 1890
wurden von der Gemeindevertretung angestellt Emil Kaisar, aus Alt-
Bielitz in Oesterr.-Schlesien gebürtig, zuletzt Oberlehrer an der evange-
lischen Schule in Görz, und Paul Spandrzyk aus Mosty bei Teschen,
Lehrer an der öffentlichen Schule in Engelsberg, Bezirk Reichenber^.
Letzterer kehrte nach Verlauf eines Jahres wieder an seine frühere
Stelle zurück, und für ihn wählte man am 15. August 1891 Franz
Kastinger aus Au bei Vöcldabruck zum Lehrer, der bisher das Amt
eines Unterlehrers an der Schulvereinsschule in Senftenberg ver-
sehen hatte.
Unterdessen war für die evangelische Schule in Gablonz eine
schwere Zeit angebrochen. Die Anstellung eines dritten Lehrers be-
lastete den Gemeindehaushalt doch mehr, als man früher gemeint
hatte: auch verursachte der beständige Lehrerwechsel der Gemeinde
empfindliche AiTsgaben, Desgleichen wuchsen die anderen Ausgaben
der Gemeinde, so dass der Gemeindehaushalt in den letzten drei
Jahren einen Fehlbetrag von je lOiH) fl. aufgewiesen hatte. In der
Gemeindcvertretun^s-Sitzung vom 17. Jänner 1S92 entrollte der Zah-
m^ister der Gemeinde. Richard Haas'S> ein trauriges Bild von der
233
Vennögenslage der Gemeinde und warf die ernste Frage auf, ob
die weitere Erhaltung der evangelischen Schule möglich sein werde.
Die Aufnahme einer Schuld von 3000 fl. zur Deckung des Fehl-
betrages der letzten drei Jahre wurde einstimmig beschlossen. Die
Schulfrage wurde hierauf in einer öffentlichen Sitzung der Gemeinde-
vertretung vom 15. Februar, an der 19 von 24 Gemeindevertretern
und 34 Gemeindemitglieder theilnahmen, sowie in einer besonderen
Sitzung der Gemeindevertretung vom 22. Februar 1892 weiter er-
örtert. Dass die Ausgaben der Gemeinde mit den Einnahmen in's
Gleichgewicht gebracht werden müssten, sah Jedermann ein. Die
Schulfrage spitzte sich also wie in vielen anderen Gemeinden zu
einer Geldfrage zu. Mit dem Gedanken, die Schule, welche unter
so grossen Opfern 30 Jahre lang erhalten worden war, aufzulösen,
konnte sich die grosse Mehrzahl der Gemeindevertreter nicht be-
freunden ; Heber wollte man grosse Opfer bringen, damit die Schule
v.eiter fortbestehen könne. Eine in der Gemeinde eingeleitete Samm-
lung ergab den Betrag von 830 fl. Die Gemeindemitglieder ver-
pflichteten sich zugleich, diesen Betrag vorläufig auf drei Jahre hinaus
zur Erhaltung der Schule aufzubringen. Die Jahresbeiträge für Kirche
und Schule stiegen demnach von 1300 fl. auf 2130 fl., so dass auf
jedes der 188 beitragenden Mitglieder der Betrag von 11 fl. 25 kr.
entfiel. Wenn man nun bedenkt, dass die Mehrzahl der unbemittelten
Gemeindemitglieder nur 1 — 5 fl. jährlich entrichtet, so dass ver-
naltnissmässig wenige Gemeindemitglieder weit höher besteuert
werden, so muss man dieser ausserordentlichen Opferwilligkeit alle
Anerkennung zollen. Jakob und Heinrich Mahla allein spendeten
iahrlich für die Schule 200 fl., Richard Haasis 50 fl. Aber auch
diese aussergewöhnlichen Opfer reichten nicht hin, um den Fehl-
betrag im Gemeindehaushalte zu decken und die aufgenommene
Schuld abzuzahlen, daher musste sich die Gemeindevertretung ent-
schiiessen. den dritten Lehrer zu entlassen und die Schule wieder zu
einer zweiclassigen mit fünf Jahrgängen umzugestalten. Die evange-
'i:>chen Kinder besuchen bis zum 11. Jahre die evangelische Schule
und gehen dann an die öffentliche Bürgerschule über. Da Lehrer
Kastinger alsbald eine Stelle an der öffentlichen Schule zu Prellen-
kirchen in Niederösterreich erhielt, verliess er schon am 1. März 1892
Gablonz. Bis zum Ende des Schuljahres theilten sich der Pfarrer und
^ie beiden Lehrer in seine Vertretune.
234
In demselben Jahre reichte Oberlehrer Friedrich Mücke sein
EntlassunsTssresuch ein, da sich ihm eine Unterlehrerstelle an der
('>ffentlichen Schule in Gablonz bot. In der Gemeindevertretungs-
Sitzung vom 1. August 1892 wurde ihm die erbetene Entlassung
aus dem Schuldienste der evangelischen Gemeinde ertheilt. Die Ge-
meinde bedauerte aufrichtig den Verlust dieses bewährten Lehrers,
der 11 Jahre hindurch mit grossem Erfolge an der Erziehung der
evangelischen Jugend gearbeitet hatte. Es ist ja begreiflich, dass
viele evangelische Lehrer, von der Sorge um die Zukunft geleitet,
den Dienst an der öffentlichen Schule dem an der evangelischen
vorziehen, können doch die wenigsten evangelischen Gemeinden ihren
Lehrern eine entsprechende Altersversorgung bieten. Auch bedroht
die Auflassung einer evangelischen Schule nach der anderen be-
ständig den evangelischen Lehrer in seiner Lebensstellung.
Am 30. August 1892 übertrug das Presbyterium dem Lehrer
Katsar die Schulleitung. In der Sitzung der Gemeindevertretung
vom 19. Februar 1893 wurde er zum definitiven Oberlehrer bestellt.
Die freigewordene Lehrerstelle wurde mit dem Lehramtscandidaten
Georg Göhler aus Lomatzsch i. S. besetzt, der am 1. September 1892
sein Amt antrat, nach Verlauf eines Jahres jedoch an die evange-
lische Schule nach Wien abging. Für ihn berief das Presbyterium
den Lehramtscandidaten Hermann Krause aus Stargard in Pommern,
der seine Lehrthätigkeit mit dem 1. September 1893 begann und
noch gegenwärtig an der Schule wirkt. Die Lehrmittelsammlung
erfuhr in den letzten Jahren wieder eine bedeutende Bereicherung.
Auch die innere Einrichtung der Schule wurde gründlich erneuert,
insbesondere aus freiwilligen Spenden neue zwei- und dreisitzige
Bänke angeschafft, die sich ausgezeichnet bewähren.
4. Verfassung und Verwaltung der Gemeinde.
Als am 29. Juni 1820 der erste evangelische Gottesdienst in
Gablonz gehalten wurde, befanden sich bereits 43 Gemeindemitgliedcr
am Orte. Sie schlössen sich in Folge ihrer Glaubensgemeinschaft
enge zusammen und wählten zur Leitung ihrer Angelegenheiten vier
Vorsteher. So finden wir im Jahre 1825 als , Vorstand der sich
bildenden Gemeinde Gablonz* die Herren Johann Schmekel, Christian
Kessner, Samuel Geling und Johann Friedrich Schmidt genannt.
Seit 1830 stand an der Spitze der Gemeinde der Tuchmachermeister
235
Karl Sigismund Schmidt, der sich durch seinen rastlosen Eifer und
durch sein unerschrockenes Auftreten in den Jahren des Bethaus-
baues grosse Verdienste um die Gemeinde erworben hat. Als im
Jahre 1831 die Erbauung eines , unter dem Krschischlitzer Pastorate
stehenden Filialbethauses* bewilligt wurde, gehörten zur Gemeinde
alle Glaubensgenossen, die auf den Herrschaften Kleinskai, Reichen-
berg und Morchenstern wohnten, im Ganzen 150 Familien; Unter
dem 1836 von der Statthalterei genehmigten , Pastorate* zu Deutsch-
Gablonz standen alle Evangelischen, die in den heutigen Bezirken
Reichenberg, Kratzau, Gabel, Friedland, Gablonz, Tannwald, Böhmisch-
Aicha und Turnau wohnten. Diese Bezirke umfassen einen Flächen-
raum von 20*41 Quadratmyriameter = 37 Quadratmeilen. In Folge
der Abtrennung der Glaubensgenossen in Reichenberg 1861 wurden
die vier ersten Bezirke zu einer eigenen Gemeinde vereinigt. Gegen-
wärtig umfasst die Gemeinde die Bezirkshauptmannschaften Gablonz,
Turnau, Trautenau, mit Ausnahme des Gerichtsbezirkes Marschen-
dorf, und die Stadt Liebenau in der Bezirkshauptmannschaft Reichen-
berg. Nach Vollendung des Bethausbaues im Jahre 1838 finden wir
ausser dem Pfarrer Christian August Molnar folgende weltliche Vor-
steher der Gemeinde: Karl Sigmund Schmidt, Vorsteher; Samuel
Geling und Friedrich Rohne, Repräsentanten ; als Beisitzer : Johann
Paul, Andreas Glaser, Karl Weidner und Karl Lips.
Durch den Erlass des Oberamtes Kleinskal vom 25. Septem-
ber 1847, Z. 2054, wird die Wahl von vier Vorstehern der Gemeinde
bestätigt und dieselben zugleich angewiesen, »sich ihren neuen
Berufspflichten unverzüglich zu widmen*.
Diese vier Vorsteher sind: Friedrich Rohne, Tuchmachermeister,
erster Vorsteher und Rechnungsführer; Peter Sarder, Handelsmann,
erster Repräsentant ; Wilhelm Kretschmer, Tuchmachermeister, zweiter
Repräsentant; August Schmidt, Tuchmachermeister, dritter Repräsen-
tant. Als das Protestantenpatent vom 8. April 1861 in Kraft ge-
treten war, wurde in Gablonz das erste Presbyterium gewählt.
Bei der Wahl am 15. December, die unter dem Vorsitze des Pfarrers
Stolze vollzogen wurde, einigte man sich dahin, 10 Presbyter zu
wählen, vorausgesetzt, dass auch auswärtige Mitglieder in dieser
Körperschaft Sitz und Stimme annehmen. Die Glaubensgenossen in
Reichenberg nahmen an der Wahl nicht Theil. In dieses erste
Presbyterium wurden gewählt: Friedrich Rohne, Peter Sarder, Karl
236
1 lnfiiiiiim, Autjiist Scliiiiidt, Fritz Meyer, Josef Geling, Christian
C/;irliicr, lUircnfricd Wagner, Hugo Rother aus Böhmiscb-Aicha und
Otto Hirt aus I.iebcnau. Anj^elegenheiten wichtiger Art. wie: An-
hicllinig der l'farrcr, Bewilligung grosser Ausgaben, Prüfung der
Juliresrccliiumfjcn. wurden stets vor die Gemeindeversammlung ge
briiclit, itic jährlich mindestens einmal zusammentrat. Nachdem sicli
die GUubensgeiioBsen in Reiclienberg abgetrennt hatten, wurde die
/.iihl dtr l'rcsbyter auf 0 lierabgesetzt. Friedrich Rohne, der im
Jjihre 1H47 tum Vorsteher und Rechnungsführer gewählt worden
war, w,ir der cr.sle Oirator der Gemeinde. Leider verwaltete er
dictfs neue Amt nur ein Jahr, denn in einem Schreiben vom 4. Juli
\M'J erklärte er, sein Curatoramt in Folge seines geschwächten
Augenlichtes und der Krankheit seiner Frau niederlegen zu müssen.
Als ßOjfthrijier Grci.>; schied er von dem Felde seiner erspriesslichen
und verdienstvollen TItätigkeit. nachdem er nahezu 15 Jahre lang
ltt\ der Spitie der Gemeinde gestanden hatte. Sein Nachfolger war
der Fiihrik.inl Karl Hoffmann, der mit einer Unterbrechung von drei
Jahr*« 10 J.dire Uni; die Wurde des Curators bekleidete. In den
J.-»hn:n l»**»'.' — 1S7S. ferner ISil» — l^-^ö war Emil Müller Curator.
Kr veffiijite in seiner Figenschaft als Stadirath von Gablonz und
ijuile* als l»tudtaj;s- und Reichsrathsab^eordneter iiber einen grossen
l-'inAwt», ^en er oft t\x Gunsten der cvanseüschen Gemeinde Gablonz
iku*^eüb< h*t. A1& er »ni 13, IVcember 1^*'2 in Wien starb, herrschte
auftichtiiir Tra»»*? uottr seinen GJijbensjenossen in Gablonz über
d?« «-hwetren Veilu«, tlen \Üe evoniietLsche Gemeinde erlitten hatte.
\\>« 1STJ>— ISX^t vUnn vv*n l-'Si— I^^S* bekleidete Robert Henke
*!j« Aart vtps Curil\>fs. Vv>n l^Sl — IS>i stani Leopold Schömberg
N»C^'>Ae«e«. i.l> tEw Se*.'«Mih- i-;T G;-':. ie Kr' urersrlegen habe,
♦öi»<ni^«»cG«M»c)**Jc*«m<;tui»t; :- -.v.iv.-^ -s.i <i.-;'.:;cie:ceGemei!icc;-
^-«(tiv«w^ 4ÄS S^ -VlÄsbcJ«« i^^'■ -■« i-Je .'jJ: ier Pre^b>-tcr nurdi
w« t- **»" S «4-Wäd:. i'Jtoi^« 0>:r oc-jv!! K:r!:!i<;=-.-e:fi>sung vom
V\ tVvNMUfcst IS*1 «««^^«f m Jvr G-.--r:c!fiv,--;v-;rtr^-,=-,^S;;i',T.g vom
ISi. Utf« i^SÖ bcr^SkWiSci». Jw Jii^ .JvT Gi;:rn;i3ii^.-!;r:rrtsr i;ni i>
M «Iwi«;« a(hi Jl« t».*>««iK::fe;-.-' N-i> ■' * i-' •^' \'?cz\ir--trT:icr\. Das
^IbJ».». vV'iUNr VViJlKM» O-i-'-vv .'i: i;-.- ^--i/ •jrtr^'a-. R-rh3:i
237
Haasis, Cassier ; Georg Rod, Schriftführer ; Franz Dahm, Paul Distel-
barth in Morchenstern, Wilhelm Knoreck und Arwed Thamerus. Das
älteste Mitglied des Presbyteriums ist Richard Haasis, der dem
Presbyterium, von einer geringen Unterbrechung abgesehen, seit 1869
angehört und das Amt eines Cassiers in der aufopferndsten Weise
verwaltet. Er hat als erster Presbyter der Gemeinde Gablonz am
4. April 1894 sein 25jähriges Presbyterjubiläum gefeiert und durch
die bereits erwähnte Diaconissenstiftung neuerdings bewiesen, wie
sehr ihm das Wohl der Gemeinde am Herzen liegt. Jakob Mahla
kam im Jahre 1882 in's Presbyterium und wurde 1884 zum Curator
gewählt.
Im Februar 1894 wurde ihm seitens eines evangelischen Fürsten
eine hohe Auszeichnung zutheil, indem ihm der Grossherzog von
SachsenWeimar-Eisenach, Karl August, in Würdigung seines ver-
dienstvollen Wirkens in der evangelischen Gemeinde Gablonz das
Ritterkreuz des Hausordens zum weissen Falken oder zur Wachsam-
keit verlieh. Seit dem Jahre 1881 gehört der derzeitige Ortsschul-
inspector Wilhelm Gleiss dem Presbyterium an. Wilhelm Knoreck
wurde 1877 in's Presbyterium gewählt und verwaltet die Bau-
an Gelegenheiten der Gemeinde. Franz Dahm, Paul Distelbarth und
Arwed Thamerus sind erst seit dem Jahre 1889 Mitglieder des
Presbyteriums. Das Schriftführeramt verwaltete vom Jahre 1882 bis
1S91 Presbyter Adolf Lehmann mit ausserordentlicher Gewissen-
haftigkeit. Seine angegriffene Gesundheit und sein anstrengender
Kaufmannsberuf zwangen ihn, sein Amt im Jahre 1891 niederzulegen
und eine Wiederwahl entschieden abzulehnen. Sein Nachfolger wurde
Georg Rod, nun das jüngste Mitglied des Presbyteriums.
Zur Bestreitung der Gemeindeauslagen wurden seit 1820 frei-
willige Beiträge eingehoben. Da die Einnahmen aus den freiwilligen
Beiträgen nicht genug ergiebig waren, fasste man in der Gemeinde-
versammlung vom 22. Juni 1879 folgenden Beschluss: Zur Bestreitung
der für Gottesdienste und Unterrichtszwecke der evangelischen Ge-
meinde erforderlichen Mittel sind die von den Gemeindemitgliedern
zu leistenden Beiträge bis auf Weiteres nach folgendem Satze zu
bemessen, die einer jährlichen Ueberprüfung durch das Presbyterium
Hr-
HtdurJen
Verniägeiu verh äl
Grn
ul-rr
efiiegeo : Beitrage bei einem jäl
f ,'idi I fi.. über 30l)~500 fl. 2 fi..
3 ,1, ,iiH>—htiü li. ^ d., BÜÜ— 1000 fl. 6 fl. H>00— li
1200— I.VM) fl. 10 fl.. ISOO— 2000 fl. 16 fl. Bei cmei
KHikoiumcn MeiU e» den Gemeinde mitgliedern iibcriassei
thfeii Jah«-««bciUag« "U bestimmen. Jeder Glaubensgenoa
•ccli.% Wnclicn im Kitrraptengel aurhalt, soll nach diesei
tieticrt werden Bei der Berufung des zweiten Lehrers in
wurden diese Ücitraßc um 33'/,*/„ erhöht. Im Jahre 1
die BciCriigc der Mitgheder durch freiwillige Zcichnun{
haltunR der Schule von 1300 fl. auf 2130 fl, gesteigert,
Eine weitere Kinnahme der Gemeinde bilden die ]
Bei Begrilndvjiig der Schule wurde für ein Kind ein Sei
(t kr, die Woche cio(j;chobcn, das lK6n in Folge venu
lugen fllr die Beheizung auf 8 kr. erhöht wurde, so dajj
«nstiitl 2 fl. 88 kr. nun 3 fl, 84 kr. jährlich zahlten. ^
wird fuf die evangelischen Kinder ein Schulgeld von &
ftndersg laubigen ein Schulgeld von 12 fl. jährlich bezahl
gebühren kamen frUher dem an der Gemeinde angcsteU
Lehrer und Kirchendiener zu. Bis lum Jahre 1865 wurde
Stolgvhiihren entrichtet und erst in der Sitzung des I^
vom 2t> -September 18(>5 ein fe.itcr Satz eingeführt. DJ
roitgliedcr wurden je nadi ihren Vcrmögensvcrhältnii
Classcn cingcthcilt und für jede Classe eine besonder«
für Jede Amtshandlung festgcsetxt. Die Gemcindeversai^
);i. Februar 187<,> fasste den Beschluss. die Stoigebi]
Gcineiadecassc fliesscn eu la^cn und sie dem Pfarrer !
dem Lehrer mit 40 fl, jährlich abxul<>sen. Später wur^
t:ebührcn«at: noch öfter venodeit. doch werden die S
noch heute in die Genieiodecasse entrichtet. |
Durch die Kinaahmen aus dem engen Kreise da
iiiitglte^ler allein kann die Gemeinde ihre jährb'cfaco grosri
lünuner besKeitco. thr steht vtelmehr hüfteich sur Seit^
Aiiolf- Verein, der »eil mehr denn &0 Jahren ihr
uiitiiK^« Freund ^ebheben ist. Al^ihrikh
deutcad«ol'citcrstut£tut}:«a ein und ensogtichc dndncfa
der A<Mi>^eR Gv Kirche
239
aus dem Aufwände für die Gehälter des Pfarrers, der Lehrer und
des Küsters, für die Erhaltung der Gebäude und Bestreitung der
Kirchen- und Schulerfordernisse. Der erste Pfarrer der Gemeinde
bezog ein festes Gehalt von 380 fl. C.-M. nebst Holz und Wohnungs-
Zulage. Gegenwärtig beträgt der Pfarrgehalt gemäss der Berufungs-
urkunde 1200 fl. nebst 200 fl. Personalzulage und freier Wohnung
im Pfarr- und Schuihause. Das Gehalt des ersten Lehrers belief sich
auf 380 fl. festen Einkommens nebst freier Wohnung. Aus der Sohul-
casse wurden 300 fl. und 30 fl. Holzgeld, aus der Kirchencasse 50 fl.
für den Kirchendienst bezahlt. An Stolgebühren und für den
Organisten dienst in Böhmisch- Aicha nahm der Lehrer rund 50 fl.
jährlich ein. Gegenwärtig bezieht der Oberlehrer ein Gehalt von
100 fl., der Unterlehrer ein Gehalt von 500 fl.; beide erhalten
freie Wohnung im Pfarr- und Schulhause. Für den Kirchendienst
wird der Betrag von 50 fl. aus der Gemeindecasse entrichtet.
Die Einnahmen und Ausgaben der Gemeinde von einst und
jetzt weisen bedeutende Unterschiede auf. Im Jahre 1820 wurden
zur Bestreitung der Auslagen für den ersten Gottesdienst von den
Glaubensgenossen im Markte Deutsch-Gablonz gesammelt 9 fl. 4 kr.
C.-M. Die Ausgaben betrugen nach dem noch vorhandenen Rechnungs-
buche 10 fl. 25 kr. und setzen sich, wie folgt, zusammen:
Für Abhaltung des Gottesdienstes fl. 6* —
, Hostien und Wein zum heil. Abendmahl . . . , — 36
, zwei Stück Wachskerzen , — '48
Dem Kirchendiener David Kutschera von Krschischlitz , 1'52
Für einen Stempelbogen zur Quittung , —'03
, verbrauchte Schreibmaterialien , — '06
, Abfassung dieser Rechnung , 1* —
10
25«)
Nachdem die Schule errichtet und die Gemeinde Böhmisch-
Aicha einbezogen- war, weist der Gemeindehaushalt folgende Ein-
nahmen und Ausgaben auf: Einnahmen 1811 fl. 17 kr., darunter
625 fl. 95 kr. Gemeindebeiträge. Die Ausgaben beliefen sich auf
1770 fl. 75 kr. 25 Jahre später (im Jahre 1890) betrugen die Ein-
*) Hier obwaltet offenbar ein Rechenfehler, denn die richtige Summe der an-
geschriebenen Zahlen ist 9 fl. 45 kr.
240
nahmen der Gemeinde 4254 fl. 20 kr., darunter 1367 fl. 25 kr.
Gemeindebeiträge. Für Kirche und Gemeinde wurden ausgegeben
2747 fl. 50 kr., für die Schule 2373 fl. 84 kr., so dass ein Fehl-
betrag von 867 fl. 14 kr. zu verzeichnen war. Im Jahre 1893
leisteten die Gemeindemitglieder an Gemeindebeiträgen 1359 fl. 60 kr.,
an freiwilligen Schulbeiträgen 817 fl. Auf eines der 206 zahlenden
Mitglieder entfällt somit der Betrag von 10 fl. 50 kr.
5. Die Abzweigung der evangelischen Gemeinde
Reichenberg.
Da Reichenberg, eine der industriereichsten Städte Böhniens.
in der Nähe der sächsischen und preussischen Grenze liegt, ist es
natürlich, dass sich daselbst bald eine grosse Anzahl Protestanten,
ihrem Berufe folgend, niederlie^^s. Sie gehörten zur Gemeinde Gablonz,
lebten jedoch ohne jede engere Verbindung mit ihren Glaubens-
brüdern in dieser Stadt. Einmal des Jahres, am Charfreitag, feierten
sie in Gablonz das heilige Abendmahl. Die übrigen geistlichen Amts-
handlungen wurden vom Pfarrer in Gablonz versehen. Da ihm aber
die Fahrgelegenheit vergütet werden musste, vertheuerte dies alle
Amtshandlungen bedeutend. Es tauchte daher bald aus der Mitte
der Protestanten in Reichenberg der Plan auf, eigene Gottesdienste
in Reichenberg abhalten zu lassen. Friedrich Weickelt sammelte
schon 1842 über 50 Unterscliriften für ein Bittgesuch um Abhaltung
evangelischer Gottesdienste an jedem zweiten oder dritten Sonntage
in Reichenberg. Am 25. Juni 1842 wurde dieses Bittgesuch an das
k. k. Kreisamt überreicht, in dem ausgeführt wurde, dass etwa
300 in Reichenberg und Umgebung wohnende Glaubensgenossen
zur Gemeinde Gablonz gehören, dorthin Beiträge leisten, ohne die
Wohlthaten des geordneten kirchlichen Lebens gemessen zu können.
Die Reichenberger Glaubensgenossen fühlten das Bedürfniss nach
regelmässiger religiöser Erbauung, doch sei es ihnen einerseits wegen
der grossen Entfernung, andererseits wegen ihres Berufes, der ihnen
eine längere Abwesenheit von Reichenberg nicht gestatte, unmöglich,
die Gottesdienste in Gablonz häufig zu besuchen. Auch sei der
Gablonzer Pfarrsprengel zu gross, denn nicht nur die Evangelischen
der Herrschaft Reichenberg, sondern auch die der Herrschaft Grafen-
stein gehörten ihm an. Die Evangelischen in Reichenberg seien auch
241
gewillt, dem Gablonzer Pfarrer eine entsprechende Entschädigung
zu bezahlen, wodurch sich seine bescheidenen Einkünfte erheblich
vermehren würden. Im Namen der übrigen Glaubensgenossen zeichnete
die Bittschrift: Ernst Friedrich, Ernst Seyffert, Karl Borel, J. M.
Schossbeck, Gottwald Lier.
Mit Erlass des k. k. Kreisamtes vom 3. Juni 1843, Z. 6406,
wurde die Abhaltung evangelischer Gottesdienste in Reichenberg
nicht gestattet, einestheils, weil eine Deckung für die erwachsenden
Auslagen nicht vorhanden sei, anderentheils, weil die Unterschriebenen
nicht als Vertreter sämmtlicher Protestanten der Herrschaft Reichen-
berg gelten könnten. Weitere Gesuche, wie das am 15. Juli 1844
an den Erzherzog Stephan in Prag abgesandte, wurden von der
Oberbehörde ebenfalls abschlägig beschieden. Im Jahre 1848 verliess
Pfarrer Johann Molnar Gablonz und Georg Hölzel wurde vom
2. September 1849 an sein Nachfolger. Da den Evangelischen durch
das kaiserliche Patent vom 4. März 1849 manche Erleichterungen
gewährt worden waren, benützten die Glaubensgenossen in Reichen-
berg die günstigen Verhältnisse, um das k. k. Kreisamt nochmals
um die Gestattung evangelischer Gottesdienste zu ersuchen. Der den
Protestanten wohlwollende Kreispräsident Baron Kotz gab ihnen
mündlich die Erlaubniss. Daraufhin wählten die Evangelischen einen
Vorstand und sammelten zur Anschaffung einer beweglichen Kanzel,
eines Altares und anderer kirchlicher Einrichtungen. Am 21. Juli 1850
hielt Pfarrer Georg Hölzel evangelischen Gottesdienst in Reichenberg,
dtn ersten seit mehr als 200 Jahren. Zu diesem Gottesdienste hatte
der katholische Pächter des Gemeindehauses in Reichenberg den
Saal überlassen. Auch die folgenden Gottesdienste wurden in diesem
Räume, der sonst nur weltlichen Vergnügungen diente, abgehalten.
Durch Erlass des h. k. k. Consistoriums in Wien vom 10. März 1852
wurde die Abhaltung des Gottesdienstes in einem Tanzsaale, da
dies der Würde der feierlichen Handlung nicht entspreche, verboten
und die Gemeinde zugleich aufgefordert, geeignete Schritte zur
Bildung einer eigenen Tochtergemeinde der Muttergemeinde Gablonz
zu unternehmen. Ferner sollte die Gemeinde unverzüglich einen
anderen Raum, der geeignet sei, darin Gottesdienst zu halten,
suchen. Da ein .solcher durchaus nicht zu finden war, und das Con-
sistorium seinen Erlass trotz aller Bitten nicht zurückziehen wollte,
wurde auf Einschreiten des Consistoriums durch den Bezirkshaupt-
!
242
mann .im 8 fänncr iSÖi die Abhaltung evangelischer Gottesdienste
strengstens untersagt.
Unterdessen hatte Hülzel das Pfarramt in Gablonz niedergelegt, '
und Gottlob Stohe war zum Pfarrer gewählt worden. Er gab in ,
einem Schreiben vom 2- Jänner 1854 seine Absicht kund, regel-
mässige Gottesdienste in Reichenberg abzuhalten. Es wurde mit ihm
vereinbart, diiss die Reicheiiberger Glaubensgenossen zum Pfarrgehalt
300 fl. beisteuern und überdies dem Pfarrer für die Fahrgelegenheit
3 fl. vergüten sollten. Später wurde der Beitrag der Evangelischen
in Reichenberg auf 210 fl. jahrlich angesetzt. Auch die Zusammen-
fassung der Reichenberger Glaubensgenossen zu einer Tochter-
gemeinde von Gablonz wurde beschlossen. Nach längeren Verhand-
Umgen, sowie Plänen und Vorschlägen mancherlei Art gelang es
endlich, im Hause des Tischlermeisters Neumann in der Kratzauer-
gassc ein grösseres Zimmer /,u miethen. Die k. k. Statthalterei in
Prag gestattete den Evangelischen mit Erlass vom 29. Mai 1856.
Z, 23.739, von nun an in einem Miethraume an jedem dritten Sonn-
tag durch den evangelischen Pfarrer von Gablonz Gottesdienst ab-
halten zu lassen. Die Vorsteher und Ausschussmänner der Gemeinde
Rcichenberg hatten, wie aus einem Versammlungsberichte vom
1. Jänner 1855 ersichtlich ist, ihre einmülhige Zustimmung dazu ge-
geben, dass abwechselnd in Gablonz und Reichenberg evangelischer
Gottesdienst abgehalten werde. So konnte nach langem Ringen die
Einweihung des Retsaales am 3. August 1856 erfolgen. Auch die
Glaubensbrüder in Sachsen nahmen warmen Antheil an dieser für
die Gemeinde so bedeutsamen Feier, indem Zittau die Abendmahls-
und Taufgeräthe, Dresden ein Altarbild und Hohenstein eine blau-
sammtene Altarbekleidung schenkten.
In den Jahren des Kampfes war den Reichenberger Glaubens-
genossen in dem Gustav-Adolf-Verein ein treuer Helfer zur Seite
gestanden. Seit 1844 empfingen sie von Leipzig aus Unterstützungen,
da auch der Vorsitzende des Centralvorstandes, Dr. Grossmann, an
dem Gedeihen der kleinen Gemeinde lebhaften Antheil nahm. Da
der Betsaal in Folge der stets wachsenden Zahl der Glaubens
genossen zu klein wurde, fasste die Gemeindeversammlung vom
1. August 1858 den Beschluss, Mittel und Wege zur Erbauung
eines eigenen Gotteshauses ausfindig zu machen und die Gründung
eines Kirchbaufondes sofort in Angriff zu nehmen. Als die Eröffnung
243
der Zittau - Reichenberger Bahn viele evangelische Beamte nach
Reichenberg führte, ging man daran, eine eigene evangelische Schule
in s Leben zu rufen. Durch Unterstützungen des königl. sächsischen
Consistoriums in Bautzen und der Zittau-Reichenberger Eisenbahn-
gesellschaft, sowie des Gustav-Adolf -Vereines wurden die Gründungs-
und Erhaltungskosten für die Schule aufgebracht. Die Gemeinde-
versammlung vom 4. December 1860 beschloss, ein Haus sammt
Garten und geräumigem Hof um den Preis von 9500 fl. anzukaufen,
worauf sofort 3000 fl. gezahlt, die übrigen 6500 fl. zum Zinsfuss
von 6Vo als Schuld auf dem Grundstücke haften blieben. Da die 160
zahlenden Gemeindemitglieder sehr opferwillig waren, konnten die
Unterstützungen des Gustav-Adolf- Vereines fast alle zurückgelegt
werden, so dass man in der Gemeindecasse über einen Betrag von
3800 fl. verfügte. Das Gesuch um Bewilligung einer evangelischen
Schule in Reichenberg wurde am 6. August 1861 von der
\c. k. Statthalterei genehmigt und hierauf ein Bittruf um Unterstützung
an die Glaubensgenossen Deutschlands erlassen. Bahnhof-Inspector
Mieth und Dr. August Uchatzy, der, obwohl Katholik, sich mit voller
Hingebung der Förderung der Gemeinde widmete, unternahmen
mehrere Reisen zu den Gustav - Adolf- Vereinen und riefen deren
Hilfe mit grossem Erfolge an.
Pfarrer Gottlob Stolze stand allen diesen Bestrebungen der
jungen Tochtergemeinde, da er in ihnen eine schwere Schädigung
der ohnedies schwachen Muttergemeinde Gablonz erblickte, ablehnend
gegenüber und bewahrte diese abweichende Haltung bis zu seiner
Enthebung als Pfarrer von Reichenberg. Sein Verhältniss zum
Prcsbytcrium in Reichenberg gestaltete sich immer unerquicklicher,
die Streitigkeiten zwischen Reichenberg und Gablonz nahmen zu
und wurden zum Theile in geradezu beleidigender Weise geführt.
Endlich wurde Pfarrer Stolze von der kirchlichen Oberbehörde seines
Amtes in Reichenberg enthoben und hielt am 17. November 1861
die letzte Predigt. Nach seiner Absetzung verrichteten die Amts-
handlungen abwechselnd Zittauer Geistliche, während die Pfarr-
verwesung in der Hand des Pfarrers von Hermannseifen, Hermann
Kupka, lag. Trotz dieser Streitigkeiten, die das innere Gemeinde-
leben beeinträchtigten und auch den Ruf der Gemeinde nach aussen
^hädigtcn, machte die evangelische Sache in Reichenberg gewaltige
Fortschritte. Am 20. October 1861 konnte unter schlichter Feierlich-
244
keit die evangelische Schule eröffnet werden, nachdem die Gemeinde
früher den Schulamtscandidaten Johann Müder aus Sachsen zum
Lehrer gewählt hatte.
Mit Erlass vom 31. October 1861 erhielt die Gemeinde vom
k. k. Oberkirchenrathe in Wien den Auftrag, ein eigenes Presbyterium
zu wählen, aber sonst in dem alten Verhältnisse zu Gablonz zu ver-
bleiben. Dieser Beschluss wurde alsbald ausgeführt, ein Localstatut
entworfen und das neugewählte Presbyterium durch Pfarrrer W. Martius
in Prag am 12. Jänner 1862 feierlich eingeführt. Die Namen der
Presbyter sind: A. Auerbach, M. Burmann, C. Harnisch, C. Kilian,
A. Mieth, R. Sieber, H. T. Stiepel, J. Ströhmer. Nun strebte die
bereits mit einer Schule versehene Gemeinde nach vollkommener
Loslösung von Gablonz. Mit einem Schreiben vom 1. Februar 1862
schritt die Gemeinde um Bewilligung der Selbstständigkeit beim hohen
k. k, Oberkirchenrathe ein. Mit dem Presbyterium in Gablonz wurden
gleichzeitig Unterhandlungen gepflogen, ob Gablonz nicht in das
Verhältniss einer Zweiggemeinde zu Reichenberg treten wollte, so
bald letzteres seinen eigenen Geistlichen gewählt habe. Doch davon
wollten die Gablonzer Evangelischen nichts wissen, umsoweniger, als
von ihnen die bedeutende Beitragsleistung von 400 fl. zur Erhaltung
des evangelischen Pfarrers in Reichenberg verlangt wurde. Das
Gablonzer Presbyterium widerstrebte daher nach Kräften einer Ab-
trennung der Reichenberger Glaubensgenossen, weil von der richtigen
Erwägung geleitet, dass von Reichenberg aus eine ausreichende Ver-
sorgimg der zahlreichen Evangelischen im Isergebirge wegen der zu
grossen Entfernung sehr erschwert sei.
Ende Mai 1862 ging eine Abordnung Reichenberger Glaubens-
genossen nach Wien, um die Genehmigung der Selbstständigkeit
beim hohen k. k, Oberkirchenrathe zu erlangen. Dieselbe wurde
ihnen auch nach langen Verhandlungen mit Erlass vom 18. Novem-
ber 1S(>2, Z. IS05, zugesprochen. Unter Leitimg des Oberpfarrers
Mcnde aus Seidenberg wählte die Gemeinde am 14. December 1802
Gujitav Walter, Hiitspredig^er in Wds in Ober«5sterreich, einen ge-
Ix^rencn Württcmberger, zxim ersten Pfarrer. Am 17. Jänner 1863
tTÄt er sciu Amt an und x^urde am 14, Mai desselben Jahres vom
Su|>enntendcnien Bcnesch aus Prag in sein Amt eingeführt. Mit
dieser bcvicutxmj^fs vollen Fe er wurde auch die Einweihong des neuen
l^et^AAlos vcibundcn. Pa licr alte für die stetig wachsende Zahl der
245
Protestanten zu klein geworden war, hatte die Gemeinde mit Unter-
stützung des Bürgermeisters L. Ehrlich ein Nebengebäude der Spar-
casse, ein ehemalfges Wollmagazin, gemiethet und am Himmelfahrts»
feste 1863 eingeweiht. In demselben Jahre traten für Harnisch,
Kilian und Ströhmer die um die Gemeinde hochverdienten Männer
R. Hanewald, L. Reinhard und E. Seyffert ein.
Die Muttergemeinde Gablonz, für welche die Lostrennung
Reichenbergs ein schwerer Schlag war, erholte sich unter Leopold
Petri's thatkräftiger Leitung und bildet heute ein blühendes Gemein-
wesen. Aber auch die Tochtergemeinde Reichenberg hat sich viel-
verhcissend entwickelt und mehrere Zweiggemeinden in's Leben ge*
rufeiK Die Schule wuchs in erfreulicher Weise und zählte schon 1863
zweiCIassen und 71 Kinder; später wurde sie zu einer dreiclassigen
Schule erweitert, an der der Pfarrer und drei Lehrer unterrichteten.
Am 19. October 1864 wurde in feierlicher Weise auf dem Linden-
platze der Grundstein zur evangelischen Kirche gelegt und am
21. October 1868 wurde der in romanischem Stile ausgeführte
prächtige Bau eingeweiht, der gegen 120.000 fl. gekostet hatte. Der
Gustav-Adolf-Verein, Spenden der katholischen Mitbürger und Bei-
träge der evangelischen Gemeindemitglieder haben den grössten
Theil der Bausumme aufgebracht. Die Kirchbauschuld von 65.000 fl.
hat die Gemeinde bis auf den geringen Rest von 5000 fl. bereits
be7ahlt.
An der evangelischen Gemeinde Reichenberg wirkten folgende
Pfarrer: Gustav Walter 1863—1865, Dr. Max Geissler 1866—1870,
Ludwig Klemm 1870—1875, Alfred Bräuer 1876—1880, Julius Ergen-
zinger seit 1880.
Von Reichenberg aus rief Pfarrer Ergenzinger mehrere Predigt-
stationen in's Leben. Für die Glaubensgenossen in Gabel war schon
vorher durch Baron v. Palm auf Lauterbach bei Grossenhain i. S.
dadurch gesorgt worden, dass er in seinem unmittelbar bei Gabel
gel^enen Schlosse Neu-Falkenburg der kleinen Gemeinde einen
würdigen Betsaal einräumte und 100 fl. Unterstützung zusagte. Der
erste evangelische Gottesdienst wurde im Jahre 1870 gehalten. Gegen-
wärtig werden die Kosten der Gottesdienste aus einem etwa 1400 fl.
betragenden Fonde bestritten. Grottau wurde durch die gründende
Versammlung der Glaubensgenossen vom 5. December 1880 eine
Filiale von Rcichenberg, in der seit 1881 in einem gemietheten
Jahrbuch des Protestantiuntts 1895, H. III ii. IV. 17
246
Gasthaussaale regelmässige Gottesdienste abgehalten werden. Grottau
wurde im Jahre 1893 eine selbstständige Tochtergemeinde mit einem
eigenen Presbyterium, das am 2. Mai 1893 gewählt wurde. In Fricd-
land hielt Pfarrer Et^enzinger den ersten evangelischen Gottesdienst
am 5. August 1883 in der alten Turnhalle im .Oesterreichischen
Hof, die später zur Abhaltung der Gottesdienste gemiethet wurde.
In Kürze wird auch Friedland eine scibstständige Tochtergemeinde
Reichenbergs werden. In Grottau wie in Friedland sind bereits Bau-
plätze zur Errichtung evangelischer Kirchen angekauft; jede der
beiden Tochtergemeinden besitzt ein bedeutendes Baucapital und hofft
mit Unterstüzung des Gustav-Adolf-Verdnes bald zum ersehnten
Ziele zu gelangen. Die evangelische Schule in Reichenberg wurde
im Jahre 1892 aufgelöst, da die Räumlichkeiten völlig unzulänglich
waren und die Schule in Folge ihrer ungünstigen Lage am äussersten
Ende der Stadt von verhäitnissmässig wenigen evangelischen Kindern
besucht wurde. In demselben Jahre berief das Presbyterium zur
Unterstützung des Pfarramtes den Candidaten der Theologie, Karl
Waelzel, als Hilfsprediger und Religionslehrer nach Reichenberg, dem
im Herbste 1893 der Personalvicar Erich Stökl folgte.
6. Die Predigtorte im Isergebirge.
Im Jahre 1863 lebten in Böhmisch- Aicha etwa 60 Evangelische,
20 Männer und 40 Frauen und Kinder, Diese vereinigten sich zur
Bildung einer Zweiggemeinde und schlössen sich an die Mutter-
gemeinde Gablonz an, ja ihren Bemühungen war es hauptsächlich
zu verdanken, dass die Gemeinde Gablonz nach der Loslösung
Reichenbergs als scibstständige Gemeinde bestehen bleiben konnte,
indem diese wenigen Evangelischen sich zu einem jährlichen Beitrage
von 350 fl. verpfiichteten, gegen die Bedingung, dass der Gablonzer
Pfarrer in Böhmisch- Aicha alljährlich 12 Gottesdienste abhalte. Der
katholische Fabriksbesitzer Franz Ritter v. Schmidt, in dessen Fabrik
sämmtliche Evangelische bescliäftigt waren, versprach die Miethe i
eines Betsaales mit 100 Ü. jährlich auf drei Jahre. Die Gemeinde
richtete mit einem Kostenaufwande von 100 fl. den Betsaal ein, .
schaffte Altar, Kanzel, Bänke und Gesangbücher an, und der Central- i
vorstand der Gustav- Adolf Stiftung schenkte eine Kanzelbibel. Die
Herren Rother, Hesse, Mulisch und Neunhöffer wurden als Vertreter j
247
der Gemeinde Böhmisch-Aicha in das Presbyterium zu Gablonz
hineingewählt.
Am 25. Mai 1863 hielt Pfarrer Lepold Petri in Böhmisch-Aicha
den ersten Gottesdienst und fuhr von da an regelmässig alle vier
Wochen hinaus. Drei Jahre blieb es so; allein die trüben geschäft-
lichen Verhältnisse dieser Zeit äusserten ihren Einfluss auch auf
diese kleine Gemeinde. Da die Zahl der Gemeindemitglieder im
jähre 1863 nur noch 30 betrug, wäre es ihnen nicht möglich ge-
wesen, die festgesetzten Beiträge nach Gablonz zu leisten, wenn
nicht der Vorsteher der Gemeinde, Hugo Rother, der sich persönlich
für die richtige Zahlung der vereinbarten Beitragssumme verpflichtet
hatte, aus seinen eigenen Mitteln den bedeutenden Fehlbetrag gedeckt
hätte. Da kam der Krieg des Jahres 1866 zwischen Oesterreich und
Preussen. Hugo Rother, ein geborener Preusse, sah sich in Folge
der Anfeindungen der zum Theil tschechischen Bevölkerung von
Böhmisch- Aicha veranlasst, am I.Juli desselben Jahres die Stadt zu
verlassen und in sein Vaterland (Preussen) zurückzukehren. Damit
Har auch der Bestand der Gemeinde in Frage gestellt. Die kleine
Zahl Evangelischer, welche noch übrig blieb, etwa 25 mit Frauen
und Kindern, wünschten dringend, das Werk nicht untergehen zu
lassen, und erklärten sich bereit, die von ihnen bisher geleisteten
Beiträge auch ferner zu zahlen; doch betrug die Summe derselben
nur etwas über 100 fl. Mit dem Presbyterium in Gablonz wurde
nun das Abkommen getroffen, dass gegen Zahlung von 100 fl.
jahrlich und Ersatz der Reisekosten der Pfarrer von Gablonz in
jedem Jahre acht Gottesdienste abhalten sollte. Unter solchen Um-
ständen erklärte sich der Fabriksbesitzer Franz Ritter v. Schmidt
wieder bereit, für fernere drei Jahre die Betsaalmiethe zu zahlen.
Im August 1866 wurde die Stadt Böhmisch-Aicha, die ohnedies durch
<^en Krieg viel gelitten hatte, von einem neuen Unglücke heim-
J^esucht. Gegen Ende dieses Monates brach eine furchtbare Feuers-
brunst aus, die binnen Kurzem 32 Häuser in Asche legte, darunter
auch das Haus, in welchem sich der Betsaal befand. Glücklicherweise
wurden zwar alle Einrichtungsgegenstände gerettet, aber der gewölbte
Betsaal stürzte zusammen und begrub unter seinen Trümmern den
Hausbesitzer mit seinem Knechte. Die Gottesdienste wurden vorläufig
^n ein Privatzimmer verlegt, bis Franz Ritter v. Schmidt in än-
crkennenswerther Weise der kleinen Gemeinde ein schönes, geräumiges
17*
248
Zimmer in einem Fabriksgebäiide unentgeltlich iiberliess. das nun
mit Altar. Kanzel. Bänken und e'ner Sacristei versehen wurde. Der
Fraiienverern /.n Detmold spendete der Gemeinde 1866 auf Bitten
Pfarrer I'etri's 75 Thaler zur Anschaffung eines Harmoniums; zwei
Jahre vorher hatte der Frauenverein zu Lübeck 33 fl. zu demselben
Zwecke gesandt. Nach Rother'sUebersiedlimg übernahm Karl Heinrich
Mulisch die Leitung der Gemeinde und besorgte mit grosser Treue
bis zu seinem Tode am I. Jänner 1882 alle Angelegenheiten der-
selben. Am 8. Jänner 1882 wurde Otio Pflug zum Vorsteher gewählt,
der sein Amt trotz seines hohen Alters mit seltener l'flichttreue und
Opfcrwilligkeit verwaltet. Da die Beitragsleistung der Gemeinde-
mitglieder an Gablonz sich allmälig von 100 auf 50 und schliesslich
auf 30 fl. verminderte, wurde auch die Zahl der Gottesdienste von
8 auf 0 und seit dem Jahre 1890 auf 4 herabgemindert. Gegen-
wärtig predigt der Gablonzer Pfarrer am zweiten Weihnachtsfeiertage,
Ostermontag, Pfingstmontag und einem Sonnlage vor dem Refor-
mationsfeste in Böhmisch- Aicha ; am Ostermontag wird stets das
heil, Abendmahl gefeiert. Die Zahl der Gemeindemitglieder beläuft
sich auf 7 Männer und 1.? Frauen, Trotz dieser geringen Zahl
steuern sie doch alljährlich für den Gustav-Adolf- Verein etwa 12 fl.
bei. Die Gottesdienste sind stets sehr gut besucht.
In Tannwald, einem industriereichen Orte des Isergebirges,
über zwei Wegstunden von Gablonz entfernt, liessen sich Ende der
Sechziger-Jahre mehrere evangelische Familien, namentlich reforrairte
Schweizer, nieder ; daher wurde in der Presbyterialsitzung vom
13. Jänner 1870 be?;chlossen, den Fabriksdirector Zolünger in Tann-
wald zu ersuchen, dass er die Hand zur Abhaltung von Gottes-
diensten für die zerstreuten Glaubensgenossen im Isergebirge biete.
Pfarrer Bernhard Grieshammer hielt auch 1870 und 1871 viermal
des Jahres an katholischen Feiertagen gut besuchte Gottesdienste
in Tannwald ab. In der Gemeindeversammlung vom 10. November
1872 sprach der Fabriksdirector Karrer den Wunsch aus. dass sechs
evangelische Gottet-dienste in Tannwald abgehalten werden, ausser
an vier katholischen Feiertagen auch an zwei Sonntagen. Die daselbst
wohnenden Glaubensgenossen erklärten sich bereit, die Kosten für
die Fahrgelegenheit zu tragen. Damals wurde auch beschlossen, in
die Berufungsurkunde des neu zu wählenden Pfarrers die Verpflich-
tung, in Tannwald Gottesdienste abzuhalten, aufzunehmen, Pfarrer
249
Lampadius nahm sich, seinem Vorgänger getreu, eifrig der kleinen
Gebirgsgemeinde an. Im Jänner 1877 wurde von Ferdinand Wagner
in Grottau ein Harmonium um den Preis von 180 fl. bezogen. Bei
den Evangelischen in Tannwald hatte Pfarrer Lampadius 130 fl. 40 kr.
I^^esammelt, 25 fl. bewilligte die Muttergemeinde in einer Versamm-
lung vom 15. März zu diesem Zwecke. Anfang der Achtziger-Jahre
wurden die Gottesdienste, die bisher in der öffentlichen Schule zu
Tannwald stattgefunden hatten, wegen zu geringen Besuches gänzlich
eingestellt. Es machte sich damals gegen die Muttergemeinde in
Gablonz eine derartige Missstimmung in den evangelischen Kreisen
Tannwalds geltend, dass die dortigen Glaubensgenossen in einem an
das Presbyterium in Gablonz vom 6. Mai 1882 gerichteten Schreiben
erklärten, gar keine Beiträge mehr leisten zu wollen. Pfarrer
Dr. Johanny nahm im Jahre 1885 die Gottesdienste in Tannwald
wieder auf, verlegte dieselben aus der engen Schulclasse in die
geräumige Turnhalle und bestimmte auch die dortigen Glaubens-
genossen, die Vergütung der Fahrgelegenheiten zu tragen. Die Leitung
cer Gemeindeangelegenheiten lag in den Händen des Procuristen
Johann Samuel Monnard, eines Schweizers, der am 18. Juni 1887
starb, und des Fabriksdirectors Otto Pahl. Als die altkatholische
Gemeinde im Isergebirge immer mehr erstarkte und im Jahre 1890
in Dessendorf ein kleines, aber würdiges Kirchlein erbaute, wurde
beschlossen, die evangelischen Gottesdienste von nun an viermal
<ics Jahres in der altkatholischen Kirche zu Dessendorf abzuhalten.
Der Besuch derselben seitens der Evangelischen wie der Altkatholiken
i?t ein reger. Otto Pahl starb am 29. Juli 1892 im Bade Nauheim,
wo er Linderung seines schweren Leidens gesucht hatte. Für ihn
übernahm die Leitung der Zweiggemeinde der Fabrikant Alfred
Lüthy in Polaun, der gegenwärtig auch der Gemeindevertretung in
Gablonz angehört.
Für die evangelischen Glaubensgenossen in Morchenstern und
Maxdorf richtete Pfarrer Dr. Johanny im Jahre 1884 Gottesdienste
ein, die an jedem Orte zweimal des Jahres stattfinden. Die kleine
Gemeinde in Morchenstern, deren Leitung der Kaufmann Paul Distel-
barth, seit 1889 auch Presbyter der evangelischen Gemeinde Gablonz,
inne hat, versammelt sich in dem Sängerzimmer des Gasthauses »Zum
schwarzen Ross*. Im December 1893 wurde durch den Vorstand
des evangelischen Frauenvereines das erste Mal eine Christbescherung
260
fiir die 17 evangelischen Kinder von Wiesenthal und Morchenstern
iui dein obgenannten Orte veranstaltet.
In Maxdorf wird der Gottesdienst für die wenigen dort wohnen-
den evangelischen Familien entweder in einem Gasthaussaale oder i
in der Wohnung des Fabriksbeamten Karl Geyer, eines Mitgliedes |
der Gemeindevertretung in Gablonz, abgehalten. Der erste Gottes- I
dienst fand am 22. September 1884 statt.
An der Spitze der Evangelischen in Liebenau stand lange Zeit
ttcr FabriksbesitKer Friedrich Ahrens, zu dessen Lebzeiten Pfarrer
llr, Johanny daselbst einige Gottesdienste abhielt. Da sich seit 1889
die Zahl der Glaubensgenossen in Liebenau auf etwa 20 herab-
gemindert hat, und kein Mann vorhanden ist, der in entschiedener
Weilte die Leitun^if der kleinen Gemeinde in die Hand nähme, konnte
der Verfasser kaum einen Gottesdienst jährlich zu Stande bringen.
Als im Jahre 1S92 die tschechisch gesinnte katholische Geistlichkeit
von l.ichenau sich mancherlei Uebergriffc gegenüber der deutschen
Htf\-ölker\ing der Stadt erlaubte und sogar von der Kanzel herab
RC}icn die De» Ischen losioj;. wuchs die Erbitterung gegen die
katholische Kirche in den massgebenden Kreisen der Bewohnerschaft.
Im llcrhstc It'ilä hielt der Verfasser auf eine an ihn ergangöie
l'inladunj; hin in vier geraumigen Turnhalle einen Gottesdienst ab,
iWr wn ctwÄ SW Terstinen. darunter dem Bürgermeister mit dem
St.idtTAthc. besucht w»r. Dieser Gottesdienst hatte den einen
Krt'''li:. i).»-« Kild darauf der tschechische Hetzcaplan, welcher vor-
^K■hnl;^■h vl^'n Stein lies Ansti^sses irebildet hatte, von der geistlichen
tVvoilvh.-n.io CMifcrnl «v.rde. Diniit «-ar allerdings das Strohfeuer
d(^ lv~i:o-*!<T«nj tWd«i IViMestJiniisn'.us bei den Katholiken Liebenaus
«ilvwh.-n.
Seit IST» »VTvifn 3«;!ch in Isertha!. crier deutschen Fabriks-
«>»,N^t\ ',«si.;«j; .1.T Ki:r,iJi S.->.r;-.-,^t m-itea im tschechischen Sprach- i
jrv'-^»i^^'. '■■<■ o!«* ^^ V.n.itm v,si C3- Biihitslaaon Semil do- süd-
«.Nv„;,-^i;«.h^n V»N>j';.".;r^-*SAh:;; ■rr. T>«je öst Iser Segt, Gottesdienste '
«lV"-'v%";.-i i^-.' V",^*"?i,- .'wois^^c.'.v-.-'.Te rjit ^^ Scden. Frauen und
Ki'.i.i «*t *-■■ .ät.-i\vy.?^.'< .""^ .v-.sl ^?s 'ihres vcrsanarndn sie sich im
*<«.■■ -VI-;.-! ö.-v AiX^-'r.'-'-- .-:. ripix-Ä^ines- -.nii d« Wort Gottes zu i
Y-.w^- vo.; ,»v S,- .\S,- ■.■ ••i\ ;.-rr": y>?\Tsr"E; Gestalten lu feiern. Bis
-. - tV V '.vV».S ^:.t;-.' ,-,--1 > s.x-i-i,- Tc^,-c- Kt", Hess an der Spitze der
*.,^V-:'.-,' ^V- 'V N^ '^ .-S,'.N;v,;, r;^ -.B.r>. Ba-rbd^ übergab .er d^e
251
Leitung derselben seinem Nachfolger, dem Fabriksdirector Robert
Schmidt.
Die Pfarrer der evangelischen Gemeinde Gablonz a. N.
1820 — 1836. Johann Molnar, Pfarrer und Senior zu Krschischlitz.
1836—1848. Christian Augnst Molnar.
1849—1854. Georg Hölzel.
1854—1862. Gottloh Stolze.
1863—1867. Leopold Petri.
1868 — 1873. Bernhard Grieshammer.
1873—1877. Max Lampadius.
1877—1881. Hermann Rolle.
1882—1883. Karl Schimek.
1884—1889. Dr. Erich Johanny.
1889—1894. Lic. theol. Arthur Schmidt.
Die Vorsteher und Curatoren.
1820 — 1826. Johann Schmekel, Vorsteher und Rechnungsführer.
1827 — 1829. Friedrich Schmidt, Vorsteher und Rechnungsführer.
1830 — 1846. Karl Sigismund Schmidt.
1847 — 186 L Friedrich Rohne, Vorsteher und Rechnungsführer.
1861 — 1862. Friedrich Rohne, erster Curator der Gemeinde.
1862—1869. Karl Hoffmann.
1869—1872. Emil Müller.
1872—1875. Karl Hoffmann.
1875-1879. Robert Henke.
1879—1881. Emil Müller.
1881—1882. Leopold Schömberg.
1882—1884. Robert Henke.
Seit 1884 Jakob Mahla.
Die Lehrer.
1861 — 1864. Ludwig Franz Scheibe.
1864 — 1868. Johann Friedrich Eduard Lugenheim.
1868—1870. Oskar Alwin Böhme.
1870—1872. Adolf Scharf.
1872—1873. Hermann Voiet.
^-«-'Ml «'"'""'■'»'■er
*" '«9« &„ , f' "'°'f
'«»■-iS», '' *•«<='.
XIV.
Bibliographie über die einschlägigen Erscheinungen
des Jahres 1894 mit kurzen Nachrichten').
I. FOr das Allgemeine.
1. Hamanismüs und Philosophie.
R. Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation.
Forschungen zurGeschichte der deutschen Bildung, 1. H.
(Erweiterter Abdruck aus: »Ccntralblatt für Bibliothekswesen*.)
XX, 137. Halle 1893, Niemeyer, Mk. 4.
Burdach unterzieht sich der schwierigen Aufgabe, den Ueber-
gang vom Mittelalter zur Neuzeit, das Emporkommen der neuen
Bildung zu erforschen. Im Mittelpunkte steht Karl IV., unter dem
»mit dem politischen Schwerpunkte des Reiches auch der der
deutschen Cultur sich verschiebt. Von ihm dringt der Geist neuer
Ideale, neuer Kräfte vor, die von Böhmen aus sich über Deutsch-
land verbreiten*.
R. Wolkan, Der Humanismus in Böhmen; s. unter
»Böhmen*.
A. John, Humanismus und Reformation im west-
lichen Böhmen. (, Zeitschrift für deutsche Culturgeschichte*, 1893,
177 ff., 273 ff.)
V. Mayer, Wolfgang Lazius als Geschichtsschreiber
Oestcrreichs. Ein Beitrag zur Historiographie des XVI. Jahr-
hunderts. Mit Beiträgen zur Biographie. IV, 91, Innsbruck, Wagner,
Mk. 1-80.
Mayer weist dem Wiener Humanisten und Hofhistoriographen
«ne höhere Stellung an, als ihm bisher vergönnt wurde; er sei für
0 Die im ^Jahrbuch" enthaltenen Artikel sind nicht nochmals aufgeführt.
^gl mein Referat im „Theolog. Jahresbericht", herausgegeben von H. Holtzmann,
Braiwfchweig, Schwctschke & Sohn, 14, 1896, 246—304.
254
Oesterreich das, was Aventin für Bayern, der erste Geschichts-
schreiber in modernem Sinne.
Jurek, Valentin Meseficky (Rector in Saaz, f 1540)
und sein Verhältniss zu Bohuslaw v. Lobkowitz. (Vgl.
Jahrbuch* 15, 205.) »Öasopis Matice Moravske* (Ztsch. d. Mähr. M.),
Brunn, 18 ]., S. 31.
Zum Paracelsus -Jubiläum : , Monatshefte der Comenius-
Gesellschaft*, 3, 40.
K. Sudhoff, Versuch einer Kritik der Echtheit der
Paracelsusschriften. XIII, 722. Berlin, G. Reimer, Mk. 18.
F. Hartmann, Th. v. Hohenstein, sein religiöser
Standpunkt und seine Stellung zur Reformation. , Blatt,
f. württemb. Kirchengesch.*, Nr. 1, 1 — 8.
F. Hartmann, Th. Paracelsus. Ein Versuch, die in
den Schriften v. Th. Paracelsus verborgene Mystik
durch das Licht der in den Werken der Veden ent-
haltenen Weisheitslehren anschaulich zu machen. , Mittheil,
d. Ges. f. Salzb. Landeskunde*, 34, 97 — 144.
F. Hartmann, Th. Paracelsus als Mystiker. Aus:
, Mittheil. d. Ges. f. Salzb. Landeskunde*, III, 55. Leipzig,
W. Friedrich, Mk. 2.
K. Gerster, Th. Paracelsus als Vorläufer der
hygienischen Reformbewegung.
L. Schmued, Dr. Kahlbaum üb^r Paracelsus. , Mittheil,
d. Ges. f. Salzb. Landeskunde*, 34, 207.
J. Heidemann, Bernh. Thurneisser zum Thurn (An-
hänger des Paracelsus). ,AlIg. Deutsche Biogr,*, 38, 226—229.
2. Politisolie Entwloklung.
Dahlmann - Waitz, Quellenkunde der deutschen
Geschichte. 6. Aufl., bearbeitet von E. Steindorff. XV, 730.
Göttingen, Dieterich M. 11. (S. 364—390.)
Dahlmann- Waitz' Werk hat sich durch Steindorff s aufopferungs-
vollen Fleiss aufs Neue in seiner Unentbehrlichkeit befestigt. Mit
der letzten Auflage verglichen ist die neue als stark vermehrte zu
bezeichnen. In der allgemeinen Ordnung und Gruppirung schloss sich
Steindorff eng an Waitz an; innerhalb der grösseren Abtheilungen
hat er Manches geändert. Auf das Register ist besondere Sorgfalt
255
verwendet. Da die von Waitz beibehaltenen selbstständigen Be-
merkungen Dahlmann's und dessen Vorwort zur zweiten Auflage,
ferner die Uebersicht nach Dsthlmann's Eintheilung, und Waitz' Vor-
reden zu seiner Bearbeitung in die neue Auflage nicht aufgenommen
«ind, an sich lesenswerthe Stücke, so behält die alte Auflage neben
der neuen literarhistorischen Werth, zumal in der letzteren auch
ältere Quellensammlungen beseitigt sind, die nach den neueren ein-
schlägigen Veröffentlichungen ihre unmittelbare Bedeutung ein-
gebüsst haben.
Zimmermann. Zur Charakteristik der neuesten
Geschichtsschreiber (Baumgarten [vgl. , Jahrbuch* 14, 101]
und V. Bezold [vgl. , Jahrbuch* 12, 145]). »Historisch-politische
Blätter* 113, 1—5.
L. V. Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der
Reformation. 6 Bde., 7. Aufl., VII, 351; VI, 391; XI, 435;
\ai, 325; VII, 383; VII, 376. Leipzig, Duncker u.Humblot, Mk. 30.
K. Lamprecht, Deutsche Geschichte. 5. Bd. L H.
XIII, 358. Berlin, Gärtner. Mk. 6.
Lamprecht behandelt in dem neuen Stücke seines grossen
Werkes die Anfänge Luthers.
Th. Lindner, Geschichte des deutschen Volkes.
2 Bde., XII, 342 ; X, 288. Stuttgart, Cotta, Mk. 10.
Lindner's zunächst bis zum Augsburger Religionsfrieden reichen-
des Buch ist freudig zu bewillkommnen als der seit Langem zum
ersten Male von einem unserer bedeutendsten Geschichtsforscher
unternommene Versuch, mit Bewältigung der fast verwirrenden
Menge der Einzelarbeiten eine deutsche Geschichte zu schreiben, die
nur die grossen Gesichtspunkte herausstellt und das fiir die Ent-
faltung Entscheidende betont.
G. Wolf, Der Passauer Vertrag. ^N. Archiv f. sächs.
Gesch.*, S. 237—282.
Wolf sucht in sehr gediegener Art den Beweis zu führen, dass
der Passauer Vertrag für Moritz wie für Karl V, nur die Bedeutung
einer Entwicklungsstufe hatte und erst durch Curfurst Augusts
Stellungnahme die Neugestaltung Deutschlands begründete.
Hansen, Nuntiaturberichte aus Deutschland, nebst
ergänzenden Actenstücken. Dritte Abtheilung, 1572
bis 1585. II. Der Reichstag zu Regensburg 1576. Der
256
Pacificationstag zu Köln 1579. Der Reichstag zu Augs-
burg 1582. XCHI, 679. Berlin, Barth, Mk. 25.
Der zweite Band der Nuntiaturberichtel572 — 1585, von Hansen
herausgegeben, enthält die Berichte derjenigen päpstlichen Legaten
und Nuntien, die die Interessen der Curie auf den in das Pontificat
Gregors XIII. fallenden Reichstagen zu Regensburg und Augsburg,
sowie auf dem durch Kaiser Rudolf IL veranlassten niederländischen
Pacificationstage zu Köln vertreten haben. Sie unterrichten uns ein-
gehend über die auf den beiden Reichstagen geführten Kämpfe um
die religiöse Frage, insbesondere um die ferdinandeische Declaration
und die Freistellung, ferner über die Umstände, welche die Spaltung
der niederländischen Provinzen und ihre Trennung vom Körper des
Reiches herbeiführten. Daneben berühren sie die ganze bunte Menge
der übrigen Verwicklungen religiöser wie politischer Art, die auf
diesen drei Versammlungen zur Erörterung kamen. Wohl sämmt-
liche wichtigen kirchenpolitischen Fragen dieses Zeitraumes werden
in den Berichten dieses Bandes behandelt oder wenigstens gestreift,
und die Stellungnahme der Curie zu diesen Fragen tritt aus ihnen
klar hervor. Die Ueberlieferung der einschlägigen römischen Acten ist
durchwegs eine recht vollständige, und sie befinden sich fast sämmtüch
im vaticanischen Geheimarchive. Ein verhältnissmässig geringer und
leicht zu entbehrender Bruchtheil der hier in Betracht kommenden
Correspondenzen ist nicht auf uns gekommen. Einige für Oesterreicli
wichtige Punkte seien daraus hervorgehoben: Cardinal v. Como
(Tolomeo Galli), Staatssecretär unter Pius V. und Gregor XIII., schreibt
am 23. Juni 1576 an den Cardinallegaten Joh. Morone über religiöse
Unruhen in Linz und Wien. Ueber Maximilian IL religiöse Stellung sind
folgende Angaben bedeutsam: S. XXV: Morone empfing (Juni 1576)
von den Audienzen bei Maximilian den Eindruck» dass der Kaiser
geneigt sei, den Wünschen der päpstlichen Regierung nachzukommen ;
mit Freude verzeichnet er die Theilnahme des Kaisers an den
gottesdienstlichen Handlungen und mit besonderer Befriedigung die
Frömmigkeit der Kaiserin, die ihm als Säule des Glaubens erschien.
S. XXXIII : Morone und die übrigen Vertreter der katholischen Kirche
legten besonderen Werth darauf, den Kaiser zu veranlassen, die
Sacramente der römischen Kirche zu empfangen, und als sein Zu-
stand die ernsteten Besorgnisse erregte, redete ihn die Kaiserin in
Gemeinschaft mit dem spanischen Gesandten, dem Marquis v. Almazan,
257
zu und wandte sich an Morone, damit auch dieser seinen Einfluss
:;eltend mache. Morone that das in der Abschiedsaudienz am
7. October 1576 und gewann den Eindruck, als ob der Kaiser willens
sei, die Sterbesacramente zu empfangen. Das erwies sich als Irr-
thum. Maximilian war dazu durchaus nicht zu bewegen ; er ver-
weigerte es auch noch am 12. October Morgens, eine Stunde vor
seinem Tode, als seine Schwester A. von Bayern, die Gemahlin des
Herzogs Albrecht, und der Hofprediger Bischof Lambert Gruter von
Neustadt gemeinsam auf ihn einwirkten. Auf alle bezüglichen Fragen
s^ab er würdige, aber ablehnende Antworten ; er erwähnt, dass er seine
Sünden bereue und sich mit dem Glauben der katholischen Kirche
in Einklang fühle; den Empfang der Sterbesacramente lehnte er
ab mit den Worten, dass er gethan habe, was nöthig sei; Weiteres
sei nicht erforderlich. Mit dieser Erklärung schied Maximilian aus
iera Leben.
Der zweite Band des grossen Geschichtswerkes
von O. Klopp) über den 30jährigen Krieg. , Histor.-polit
Blatter', 113. 43-51. (Vgl. Jahrbuch* 15, 211.)
Kroiherr, War die Verletzung des Majestätsbriefes
der Grund des böhmischen Aufstandes.^ ^Sbornik histo-
rickeho krouzku* (Magazin d. histor. Cirkels), Prag 1893, 1, 49.
Mayr-Deisinger, Die Flugschriften der Jahre 1618
bis 1620 und ihre politische Bedeutung. 26 S.,
München 1S93.
Unter den etwa 60 Festschriften zum Gustaf-Adolf-Jubiläum«
lie dichterischen Ergüsse und die Festspiele ungerechnet, finden
'^ich die verschiedenen Schattirungen von der Auffassung als Gideon
bis zu der als Attila. Eine Bereicherung durch neue Stoffe und
Gesichtspunkte ist nur vereinzelt anzutreffen ; da dies für die Schweden-
zeit in Oesterreich besonders gilt, muss hier umsomehr auf das im
>Theol. Jahresberichte* a. a. O. (S. 276—279) Mitgetheilte ver-
wiesen werden.
G. Fischer, Zur Geschichte des Schwedeneinfalles
!n Vorarlberg im Jahre 1647. 39 S. Feldkirch (Vorarlberg).
Dr. A. Rezek und J. Svätek*), DSjiny öech a Moravy
nove doby. Kniha III. : Vladafeni cfsafe a kräle Leopolda I.
•) Die Titel und Notizen aus der tschechischen Literatur verdanke ich Herrn
<>'anJ. Stehlik.
258
Zwei Theile. 418 und 452. Prag, Verlag von L. Kober, 19 Hefte
a 30 kr. (Geschichte von Böhmen und Mähren. III. Buch: Die
Regierung des Kaisers und Königs Leopold I. Erster
Theil von Dr. A. Rezek, zweiter Theil von J. Svätek.)
Aus dem ersten Theile ist besonders die Charakteristik Leopolds,
dann die Schilderung des öffentlichen Lebens, der Staatsverwaltung
und der nationalökonomischen Verhältnisse zu erwähnen. Aus
öffentlich nicht genug klargelegten Gründen übernahm die Fort-
setzung des Werkes (den zweiten Theil) J. Svätek. Dieser zweite
Theil ist wissenschaftlich minderwerthig ; das äussert sich schon an
dem beinahe durchgängigen Fehlen von kritischen Anmerkungen,
an denen der erste Theil reich ist.
3. Eiroliengesoliiolite.
W. Möller, Lehrbuch der Kirchengeschichte. Dritter
Band: Reformation und Gegenreformation. Unter Be-
nützung des Nachlasses von Dr. W. M., bearbeitet von G. Kawerau,
XVI, 440. Freiburg i. B., Mohr, Mk. 10.
Das Ereigniss für diesen Paragraphen ist der dritte Band von
Möller's Lehrbuch der Kirchengeschichte, der in Wirklichkeit als
G. Kawerau 's Reformationsgeschichte zu bezeichnen ist, der Tübinger
theologischen Facultät gewidmet. Er entspricht den hohen Er-
wartungen, mit denen man ihm entgegensah, und ist demgemäss
einhellig begrüsst und belobt worden, sowohl in Bezug auf den
Inhalt, als die Form, die Auswahl des Stoffes und der Literatur,
die bewundernswerthe Belesenheit, die Zusammenarbeitung des
Theologischen, Politischen und Culturellen, das in's Schwarze treffende
Urtheil. In dem ganzen Bande stammt nur ein kleiner Passus von
Möller's Hand ; die Hefte seiner Vorlesungen wurden wohl verglichen,
aber kein einziger Abschnitt ist aus ihnen einfach entlehnt: ,Ich
muss für Alles die eigene Verantwortung tragen.* Der Band führt
nur bis zum Jahre 1648.
Die für einen Verfasser angenehmste Auisstellung ist im All-
gemeinen die zu grosser Kürze, die man auch diesem Werke gegen-
über machen möchte. Verfasser beklagt selbst, dass die dem Lehr-
buche zu bewahrenden Grenzen nicht gestatteten, der deutschen
Localkirchengeschichte und dem biographischen Interesse an der
grossen Zahl hervorragender Personen, von denen zu handeln war,
r
259
mehr Raum zuzuwenden. Dem Referenten liegt in dieser Beziehung
besonders nahe das Bedauern, dass deshalb die österreichischen
Kronländer sehr zu kurz kommen mussten. Freilich sind hier auch
die Vorarbeiten noch sehr unzureichend und zerstreut, und es wird
leider noch viel Wasser in die Donau fliessen, ehe es eine die
archivalischen Schätze ausbeutende Geschichte des Protestantismus
in den österreichischen Gebieten geben wird.
J. Maurer, Zur Geschichte der josefinischen Neue-
rungen. ,Ztschr. f. kath. Theologie*, S. 391 — 399.
Hans Schütter, Die Reise des Papstes Pius VI. nach
Wien und sein Aufenthalt daselbst. Ein Beitrag zur Ge-
schichte der Beziehungen Josefs IL zur römischen Curie. Wien,
Tempsky (XIX, 229). Mk. 4 60. (Font, rer Austriac, 2. Abth.,
Bd. 47, 1. Hälfte.) [Vgl ,Lit. Cent.-BI.* 1895, 14, 489.]
J. Gendry, Les d^buts du Josephisme d^meles entre
Pie VI et Joseph IL ,Röm. Quart. Sehr.*, 455—509.
4. Zur SittengesoUohte.
J. Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit
dem Ausgange des Mittelalters. 8. Bd. VIII, LV, 719. Frei-
burg i. B., Herder, Mk. 10.
Auch im verflossenen Jahre haben Janssen-Pastor wieder eine
Masse wohlgeordneter Zettelkasten ausgeschüttet; es sei in Bezug
auf diese seltsame Art, Culturgeschichte zu schreiben, an das voriges
Mal Gesagte (vgl. ^Jahrbuch* 15, 214) erinnert. Dieser achte Band
behandelt die volkswirthschaftlichen, gesellschaftlichen und religiös-
sittlichen Zustände, Hexen wesen und Hexen Verfolgung. Namentlich
zu diesem letzten Punkte ist eine imposante Fülle scheusslichsten
Stoffes zusammengetragen.
5. Täufer.
Loserth, Der Communismus der mährischen Wieder-
täufer im XVI. und XVH. Jahrhundert. Aus: , Archiv fiir
österr. Gesch. % 188 S. Wien, Tempsky, Mk. 3-60.
Loserth hat seine Bearbeitung der Beck 'sehen Hinterlassen-
Schaft (vgl. , Jahrbuch* 13, 275, 353) zum Abschluss gebracht. Er
vereinigt in dem letzten Bande die bisher nicht zur Geltung ge-
kommenen Sammlungen, die meist die Beziehungen der Mährischen
260
zu den Täufern in anderen Ländern, dann ihre Stellung in Mähren
selbst betreffen. Besonders reichhaltig sind sie für das innere Leben
der Mährischen Täufer, ihr Lehrsystem und ihre communistischcn
Lebensformen. Nach dieser Seite bin stand eine ausserordentlich
reichhaltige Menge von Actenstücken, Sendbriefen, Lehrgebäuden.
Handwerksordnungen u. dgl. zu Gebote, auf deren Grundlag^e eine
gerechtere Würdigung der Mährischen Täufer möglich war, als man
sie noch in vielen neueren Büchern findet. Der erste Theil schildert
die Huter'sche Gemeinschaft in Mähren von ihrem Entstehen bis
zu ihrer Vertreibung, nachdem sie sich unter wechselvoUsten Schick-
salen über ein Jahrhundert behauptet hatte. (1. Die Parteiungen
unter den Taufgesinnten in Mähren von Hubmaier's bis zu Jakob
Huter 's Tode. 2. Fortschritte des Anabaptismus in Mähren nach
dem Tode Jakob Huter's. Der Kampf gegen die , Gemeinschaft* und
die zweite grosse Verfolgung in Mähren. 3. Die Wirksamkeit Peter
Riedemann 's und Lienhard Lanzenstiers, Peter Walpot's und Hansel
Kral's. Die glückliche Zeit der Gemeinschaft und die zweite Ein-
wanderung aus der Schweiz. 4. Das Ende der glücklichen Zeit der
Täufer in Mähren, die Anfänge der katholischen Reaction in Xicols-
burg und die Streitschriften katholischer Schriftsteller wider die
Huter'sche Gemeinschaft [1583—1609]. 5. Die Vertreibung der
Wiedertäufer aus Mähren.) Der zweite Theil ist dem Leben und der
Lehre der Wiedertäufer in Mähren gewidmet. (Stimmen der Zeit-
genossen über Leben und Wandel der Wiedertäufer. WeiterbÜdung
ihrer Lehre. Der Communismus.) Das Leben und die ganze Haltung
der Täufer war es, die ihnen die Sympathien der grossen Massen
gewann ; ihr feines Benehmen in Mähren bezeugen auch katholische
Stimmen. Der Adel des Landes sah durch die täuferischen Verwalter
Haus und Hof, Aecker und Wiesen, die ganze Wirthschaft am besten
versorgt und konnte vor Uebervortheilungen unbedingt sicher sein.
In seinem eigenen Interesse trat er nachdrücklich gegen die Ver-
treibung derselben ein. Im ganzen Lande war die Pferdezucht der
Täufer berühmt, ihre Aerzte gesucht. Ihr Schulwesen haben sie auf
eine verhältnissmässig hohe Stufe gebracht ; eifrige Bibelfreunde, be-
nützten sie meist das kleine Zwingli'sche, in Zürich gedruckte
Testament. Manche der Täuferschriften, z. B. des Gabriel Ascherham,
dne der originellsten Gestalten unter den Separatisten Mälirens. ge-
hören zu den schönsten deutschen Prosaschriften des XVI. Jahr-
261
Hunderts. In Bezug auf das körperliche Wohl der Jugend findet man
bei den Täufern Vorschriften, die der heutigen Schule Ehre machen
würden. Die Beilagen bringen fünf Stücke, von denen das erste ein
Beispiel der Sendbriefe der Täuferapostel an die , Gemeinde* gibt
von Claus Felbinger, 1560); die übrigen beweisen, dass die (Züricher)
Quelle, aus der zuerst die täuferischen Elemente nach Mähren ein-
strömten, bis in die letzten Zeiten des Bestandes der Mährischen
Gemeinde nicht versiegte.
Loserth, Wiedertäufer in Steiermark. , Mittheil, des
histor. Ver. f. Steiermark*, 42, 118 — 157.
II. FQr die einzelnen LHnder.
Niederösterreich.
M. Mayr, Der Generallandtag der österreichischen
Erbländer zu Augsburg, December 1525 bis März 1526.
iZtschr. d. Ferdinandeums*, 3. F., 38, 1 — 154.
Zu den gemeinsamen Beschwerden der Erbländer, die in Augs-
burg 1525 laut wurden, gehören — wie Mayr belegt — auch die
in Bezug auf Religion und Geistlichkeit, das Verlangen der Predigt
des reinen Wortes ohne Zusatz, Abschaffung der Missbräuche bei
^em Clerus, der vielen überflüssigen Feiertage u. s. w. In dem
Schreiben, das der Kaiser nach Schluss dieses Landtages auf Ferdi-
nands Ansuchen an die Tiroler Landschaft sandte, beklagt er unter
Anderem die starke Ausbreitung der verdammten Secte des Luther-
thums in einigen Erbländern und die Missachtung aller dagegen
gerichteten kaiserlichen und landesfurstlichen Mandate. Mit grossem
Befremden habe er vernommen, dass sich die Ausschüsse von Tirol
und anderen Ländern unterstanden haben sollen, unter dem schein-
baren Verlangen nach dem Evangelium durch mehrfaches Anlangen
bei Ferdinand die Erlaubniss zur Predigt der verführerischen Lehren
in den Erbländem zu erwirken, und dass sie ihm in Form von
Bitten vorschreiben wollen, wie mit den Predigern verfahren werden
*oIle. Er habe erwartet, dass seine und seines Bruders Befehle bei
ihnen mehr Ansehen gehabt hätten, welch' letzteren zu gehorchen
er ernstlich mahnt, da er seines Bruders Angelegenheiten als seine
eigenen betrachte.
A. Nicoladoni, Casp. Tauber. , Allgemeine deutsche
Biographie*, 37, 423—429.
Jahrbuch d«« ProtesUntunous 1895, H. III ii. IV. lg
262
(Hopf) J. Maurer, Anton Wolfradt, Fürstbischof
von Wien und Abt des Benedictinerstiftes Krems-
münster, Geh. Rath und Minister Kaiser Ferdinands IL
III. Abth. Wien, Holder, 80, Mk. 1-20.
In diesem neuen Hefte schildert Maurer Wolfradt in seiner
bischöflichen Wirksamkeit bis an seinen Tod, ,ohne Zweifel ein
bedeutender Staatsmann und Kirchenfürst, der viel geleistet hat
und noch mehr hätte leisten können, wenn nicht der Tod seiner
Thätigkeit zu früh ein Ende gesetzt hätte*. Uns interessirt besonders
die Schilderung der Gegenreformation Wiens (S. 33 — 37).
A.Rauch, Componist und Organist der drei evange-
lischen Landstände des Erzherzogthums Oesterreich
unter der Enns, zu Hernais bei Wien, seit 1630 in Oeden-
burg. Kümmerle, Encyklopädie d. ev. Kirchenmusik, 3, 6.
K. Saueracker. Der Protestantismus im Gerichts-
bezirke Mödling. ,Ev. Kirch.-Ztg. f. Oest.*, Nr. 16 f.
Roethe, H. Christ. Freiherr v. Teuffei. , Allgemeine
deutsche Biographie*, 37, 789.
V. Zimmermann, Aus der Wiener Diaspora. In: Blanck-
meister, Gustav- Adolf-Stunden. Leipzig, Richter, VIII, 357, S. 300
bis 309.
K. Käppel und V. Pilecka, Die evangelische Schule
in Wien vom Jahre 1794 — 1894. Wien, Verlag der evange-
lischen Gemeinde A. B. in Wien. 80, 4*.
I. Die evangelische Schule vom Jahre 1794 bis 1850. II. Die
evangelische Schule vom Jahre 1850 bis 1870. lü. Die Bürgerschule.
IV, Die Uebernahme der Schule in die Verwaltung und Leitung der
Gemeinde A. B. Anhang: Namen und Amtsdauer der Vorsitzenden
des Schulvorstandes seit dem 20. Mai 1862; der Katecheten und
Religionslehrer; der Lehrer an den evangelischen Schulen. Vorläufige
Verabredungen über die von beiden protestantischen Gemeinden zu
errichtende Schulanstalt. Nachricht von der gemeinschaftlichen Schul-
anstalt beider protestantischen Gemeinden. Tabellarische Uebersicht
über die evangelischen Schuianstalten.
Oberösterreich.
Zöhrer, Oberösterreichs Chronik. 224 und 192 S. Linz,
Zöhrci. Mk. 2 u. 1*70.
263
Mit feurigen Zungen preist Zöhrer sein Oberös^terreich und
will jedem Bewohner desselben die gleiche Liebe einflössen. Schade,
dass er in seinem engen katholischen Gesichtskreise so wenig offene
Augen hat für die grossen geschichtlichen Bewegungen und sich
so wenig bemüht hat, die Reformation zu verstehen (vgl. II, 40).
Da zu Beginn der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts kaum
ein Zwanzigstel der Bevölkerung noch katholisch war, hätte der
Protestantismus wohl ein eigenes Capitel verdient. Aber diese
Ausstellungen werden dem Verfasser sehr leicht wiegen gegenüber
den clericalen Belobigungsschreiben, die er dem 2. Bande voran-
zudrucken für gut fand.
A. Czerny (regul. Chorherr von St. Florian), Die Anfänge
der Reformation der Stadt Steyr 1520 — 1527. , Museum
Francisco-Carolinum*, S. 1 — 46.
Zu dem bei Zöhrer vermissten Capitel liefert der Chorherr
Czerny einen archivalischen Beitrag : Nicht durch eine hervor-
ragende Persönlichkeit, sondern durch die verderbliche Thätigkeit
des Buchhandels wurde das Gift von Luther's Reformbewegung
schnell und weit in Oberösterreich verbreitet. In Steyr steht Bruder
Calixt im Vordergrund; Czerny identificirt ihn mit dem Prediger
in Joachimsthal, Amtsbruder von Mathesius und Steude. Czerny
bleibt übrigens die Erklärung nicht schuldig, wie es kam, dass die
Drachenzähne der Religionsspaltung in ganz Oberösterreich gesät
wurden; sie liegt namentlich in der , Verkommenheit* desCIerus; ,in
Linz herrschte, wie in so vielen der grössten und reichsten Pfarren
Oberösterreichs, der von den Ständen oft beklagte Missstand, dass diese
Pfarren unter einem Oberpfarrer standen, die die besten Einkünfte
für sich einsackten, diese sehr häufig an fremden Orten verzehrten
ond sich um die Seelsorge nicht bekümmerten*. ^Vicar wurde oft
der, der es am wohlfeilsten that.* ,Auch in Oberösterreich wird über
das Treiben der Courtisanen geklagt, die sich in Rom Pfründen durch
Hcstcchungen erschlichen.*
Krones, Georg Erasmus Freiherr v. Tschernembl.
,Al!g. deutsch. Biogr.*, 38, 711—714.
Den Georg Erasmus Freiherr v. Tschernembl, den der eben ge-
nannte Zöhrer als , ehrlicher Geschichtsschreiber und gewissenhafter
Chronist* als Vcrräthcr und Rebellen brandmarkt, kennzeichnet der be-
^nnte Historiker und Universitätsprofessor Krones in Graz als den
18*
l(c|iIitniMrciLhcn und gewandten calvinischcn Vordermann der ober-
'mtcrrcicliiNclicn akatholiRchen Stande, den feudalen Autonomistcn.
tlrK'ioii hcwr^;licher HIrck nicht blos eine politisch-confessionelle Inter-
i'isrnvctliindiinj; mit de» Staats- und Glaubensgenossen der anderen
lialiNliiiri^iscIicn Lande, sondern auch mit den ReUgionsverwandtcn ii
1 )eiit^clilnml anstrebte. Bei der ständischen Audienz in Wien (3, III. 1 6101
verfocht er das Recht des vierten Standes auf Glaubensfreiheit und den
Aiiüimich der Protestanten auf die Bekleidung von Landesämtem ; 1 6 1 8
Vcrlas'^ie er ilas Gutachten der oberösterreichischen Stände über den
tt>thnii«chcn Krieg. Nach der Schlacht am weissen Berge floh er in
(lie(>bcrpfAb. dann nach Wiirttembei^, Heidelberg, Genf, wo er starb.
ti. K};:elhaaf, Der Aufstand der evangelischen
Mauern vHierosterreichs im Jahre 1636. »Christliche Welt*,
IS. 4Ki x>;I. ^UhrbuchV XIII ,1 JW . 9S.
\.. v. Xinwy^Mng. WaKl-Gaisborn und Gosau. »Bote
Jp* l^H^t -A-i.-Vcr. *. ITiiiririiTMi'. 4T, J.. 11. 146 — 150.
Oi»n«iicn, »Ar.g. Kvan_-;,-l;:ih, Kirchenicitg.*, 32. 749 — 751.
i" l'^^■'^ iho!";", l^fi*r»i:e Si^m Oce^lenstndinm Sal7-
>irii:.v.-)i^; 1 «T!v^f-'t;.:Ti.-:c Äs.rbsTi:, Ma>T. Xr«. 1^0. 4. Heft.
^"'■v^fc;:J>);j;c! Tfr. ;:rjir.teii :ti K'miÜd. .Bote de*
1- K.-..>.^ , ! ; t. T, t : i: T. H i: T. t. rcl F :n;;ructe im tath.
N,s ^' : v.■^ :*.r..-.p Ir. ?;.J»ivS.-r(v>csr, ijujC -A-, -Stränden, a. a L'.
Kv vfi > > ■ . t r, r r ;; (.,*; Trrherrr.jr tob Steier-
t» s V /• ,^ V r-f Is.lr s. tc te:'--'T ira: -.rn ;IIiX\^. Jahr-
h-- ..■.i .V Kc..> 'v: -v-^« .-*i-, m,-h; Ak .-.TanzEn des Re^^;5 .
i.V-'i.-U •"••I "v***"- .' il*- '■*^v..!i'Ti: iir: airer Jcsiiprm vomahn '
■^ V '^s- "vV'iH"',". -^n, rtirt e--j.pnrr Henke E^ewscr.'
.•V -■■: .;,. ...,^-.vM .^...^ ^c.J•^:v^- ■"-.•?■■ fciKi: desVon;» ±'
■• 1. >i.^-r^- • .v ;; X.-r,; rtiwr IrnnKn Fllutes h^t
265
, Wie die Stadt Leoben lutherisch und wieder katho-
lisch wurde.* (, Gaben des Seckauer kathol. Pressvereines*
T. J. 1892. S. 160.)
Jesuitengeständnisse. »AUg. Evang.-luth, Kirchenzeitg.*,
18. 413—415. 19, 441—443. (Zur Gegenreformation in Salzburg.)
K. Grossmann, Blicke in das kirchliche Leben von
Steiermark, Kärnten und Krain. In: Blanckmeister, Gast -Ad.-
Stunden, a. a. O., S. 309 — 333.
J* V. Zahn, Gedrucktes und Ungedrucktes zursteier-
märkischen Geschichte und Culturgeschichte. VII, 277.
Graz, Moser. Mk. 360.
V. Zahn hat seine seit Jahren an verschiedenen Orten
abgedruckten Abhandlungen zur Steiermärkischen Geschichte über-
arbeitet und in Buchform gesammelt. , Manche davon können
beanspruchen, dass sie veraltete und irrige Anschauungen bessern
oder tilgen ; andere besprechen Sectcn und Zustände, die Jahrhunderte
markiren, und auf die noch kein Geschichtsbuch zu reden gekommen;
wieder andere heben Persönlichkeiten hervor, die der Heimat zur
Zierde gereichen.* Uns beschäftigen die Mittheilungen ,aus Wolfs
Andreas von Steinach Familienchronik* ; denn seine ganze Familie
hielt zum Protestantismus; sein Sohn Wolf Sigmund muss 1629
vom ^ Auswanderungspatente* betroffen worden sein; seine Tochter
Virginia war sicher Exulantin (vgl. ^Jahrbuch*, X, 95).
Vertheidigung des Pfarrers Mich. Biberauer in
Graz gegen die Anklage, dass er durch den Besuch s.
Kirche . . . Katholiken zum Uebertritt bewogen. Proto-
koll und Vertheidigung vom 17. und 19. November 1827.
,Oest. Protestant*, 17. Jahrg., Nr. 10.
Kärnten.
A. Lörcher, Die Familie Lavenstein. Ein Bild aus
der Zeit der Gegenreformation. Calw und Stuttgart. 283. Mk. 1.
M.Joh. Maximilian Lavenstein, Diakon zu Leonberg in Württem-
berg, begann am 15. December 1716 sein Haus- und Familienbuch
zu schreiben. Es ist ^is heute erhalten und von den Nachkommen dem
Verfasser zur Verfügung gestellt, der es am Schlüsse seiner darauf
basirten Darstellung zum Abdrucke gebracht hat.
:^
266
Erain.
Elze, Primus Trüber, ^AUgem. deutsch. Biograph.*, 38.
(5G9--674.
Ahn, Bibliographische Seltenheiten der Truber-
Litcratur. 48 S. Graz. Leipzig, Harassowitz. Mk. 1'50.
Als die protestantischen Bücher in der Gegenreformation wagcn-
weisc verbrannt wurden, eine geistreiche Bekehrungsmassregel, die die
frommen Väter der Gesellschaft Jesu auch in Krain bis zum Ende des
XVII. Jahrhunderts anwendeten, entging nur eine geordnete Samm-
lung von lutherischen Druckschriften in Krain dem heiligen Feuereifer,
die ansehnliche Bibliothek der krainischen Landschaft in Laibach,
deren eigentlicher Begründer Primus Trüber selbst gewesen war. Aber
auch dieser letzte Rest ist — eine sichtliche göttliche Fügung —
durch die Feuersbrunst dahingerafft, die 1774 das Jesuitencollegium
in Laibach einäscherte. So haben sich nur zufallig einige wenige
Werke der jungen Nationalliteratur der Slovenen erhalten. Ein solches
bibliographisches Unicum ist die Spangenbergische Postille, übersetzt
von Krell und Jurischitsch, aus der Laibacher Druckerei des Johann
Mannet 1578. Bei Gelegenheit der Beschreibung derselben erwähnt
Ahn auch die Werke dieser Periode, die die Universitätsbibliothek
in Graz besitzt, da es Rarissima sind. So Truber's Neues Testament.
1. Th. von l5o7: das croatische Neue Testament, L Th. von 1562;
der Katechismus Trüber 's von 1575 (vgl. , Jahrbuch* 1893. 14, 931.
Th, Elze, Thomas Chrön. »Allg. deutsch. Biograph/, 38,
i\ — <v>.
I\l7e schildert den Fürstbischof von Laibach, Sohn eines
tMotest antischen Rathsherm, Stadtriditers und Bürgermeisters von
Laibach, als Bckämpfer der Protestanten in Krain, Zerstörer der
dorti<:rcn cvang^clischcn Kirche und Vemichter der dovenischen Literatur
seines Jahrhunderts. Das Erg^ebniss seines Wirkens war die Zer-
st»Viin^ dor Freiheiten und der Verfassung seines Vaterlandes, die
abf^Mnte Macht des l^ndesfiirsten, die Herrsdxaft der Jesuiten und
eine hnnvicrtjiihrijire geistige Nacht seines Volkes,
Tirol,
1. Hirn, Pi<* Tiroler Landtage znrZeit der grossen
l^au ernhewe^: unij. Ait<; Jahrbuch der Leo-Gcssellschaft*. Wien.
St. N\>rK-rt,iv. i?S IS^\^ Mk. —-45.
_267_
Hirn gibt einen Beitrag zu einer noch nicht vorhandenen ge-
nügenden Darstellung der Periode des Bauernkrieges in Tirol. Auf dem
Tiroler Landtage von 1525 kam ausser den Unruhen, die durch das neue,
in Unfähigkeit und Unkenntniss, ausbeuterischem Eigennutz und Gewalt-
thätigkeit hervorstechende Regiment zum Ausbruch gekommen waren,
die Religionsfrage zum ersten Male auf offenem Landtage zur Sprache.
Vor Aller Augen lag bereits die zunehmende Ausbreitung des Luther-
thums und auch des Täuferthums. Die Stände halten nun hier noch
einmüthig am alten Glaubensbekenntnisse fest. Sie nehmen keinen
Anstand, jeden Abfallsversuch streng bestrafen zu lassen. Daneben
wird die Reform des geistlichen Standes für nothwendig erklärt.
Als nach dieser wichtigen Tagung der Aufstand in hellen Flammen
ausbrach, als dessen Grund ausdrücklich u. A. das Verlangen der
Unterthanen nach der Predigt des lauteren Evangeliums und Hass
gegen den Clerus wegen seiner Selbstsucht angegeben war, ergeben
sich die 106 Meraner Artikel des Bauerncongresses als ein Entwurf
zu einer neuen kirchlichen wie politischen Verfassung des Landes. In
diesen Meraner Artikeln fluthet die kirchliche Bewegung am höchsten.
Es war hauptsächlich die Festigkeit des Landesfürsten, Erzherzog
Ferdinand, durch die diesen Wogen ein Damm entgegengeworfen
wurde, vor Allem in Bezug auf die kirchlichen Institutionen und thun-
lichste Beschränkung der lutherischen Bewegung. Die neue Landes-
ordnung von 1532 ist denn auch besonders in dieser Beziehung
rückschrittlich; freilich blieb die Unterordnung des Clerus in welt-
lichen Dingen unter die weltliche Behörde, auch die Beschränkung
der Ansammlung weltlichen Gutes in kirchlicher Hand. Aber im
Allgemeinen sind in Tirol, im Unterschied zu den meisten anderen
Territorien, bleibende Erleichterungen für den Bauernstand durch
seinen Aufstand errungen worden.
W. Boeheim, Philippine Welser. Innsbruck. Museum
Ferdinandeum. 67. 4*. Mit Illustr. fl. 3'10.
Da man verschiedentlich von evangelischen Neigungen der
Philippine Welser lesen kann, sei auf Boeheim verwiesen, der in seinem
parteilosen, quellenmässigen Buche davon nichts weiss, auch sonst den
Legenden über die von der Romantik umsponnene Erzherzogin mehrfach
zu Leibe rückt. Um so schöner ist vielleicht der mit Erfolg gekrönte,
unermüdliche Eifer der Fürstin, ,den unglücklichen Bischof der böhmi-
schen Brüder, Jan Augusta, und den Bruder Jacob Bilek, deren Kerker-
s
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269
XV. Jahrhundert, der sechste das XVI. Jahrhundert; in diesem
letzten fühlt Wolkan selbst die Stärke seines Werkes liegen: ,Die
deutsche Literatur Böhmens war uns Deutschen in Böhmen fremd
geworden, ... da wollte ich nicht zögern, die Darstellung breiter
anzulegen und öfter die Schriftsteller selbst zu Worte kommen zu
lassen. In Böhmen ist damals jede literarische Erscheinung unmittel-
bar oder mittelbar durch die Reformation beeinflusst. In den Vorder-
grund müssen wir die Lyrik stellen. Am reichsten und schönsten
entwickelte sich das Kirchenlied bei den böhmischen Brüdern. Ihres
Weisse Lieder sind wie wenig andere Gemeingut der protestantischen
Kirche geworden. Zwischen den beiden Richtungen der dichtenden
Nachfolger Luther's, von denen die Einen das didactische Element
einseitig hervorhoben, die Anderen durch möglichste Herablassung
die Jugend zu gewinnen suchten, steht vermittelnd Nie. Herman,
der viele geringerwerthige Nachfolger fand. Die bedeutendste Er-
scheinung der Literatur Böhmens im XVI. Jahrhundert ist Mathesius
dem eine treffliche Würdigung zutheil wird). Sein Beispiel ist nicht
ohne grossen Einfluss auf die Prosa seiner Zeit geblieben. Auf dem
Gebiete der Gebetliteratur ragt Joh. Habermann hervor. Bei der
fast unübersehbaren Fülle theologischer Schriften, die im XVI. Jahr-
hundert in Böhmen entstanden, blieb der weltlichen Prosa wenig
Raum zur Entfaltung!* Nur als Beweis aufmerksamer Leetüre sei
erwähnt, dass es ein Irrthum ist, Luther sei selbst in Joachimsthal
gewesen (S. 426) ; von den S. 434 dem Mathesius zugeschriebenen
Fabeln ist die vom Sperling ihm jedenfalls zuzuweisen; die übrigen
sind Bearbeitungen äsopischer.
John, s. oben S. 252.
R. Wolkan, Die Anfänge der Reformation in
Joachimsthal. ,Mitth. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen*,
32. Jahrg., Nr. 3, S. 273—299.
Hier schildert Wolkan die Wirksamkeit von Egranus und Carl-
stadt. Vgl. die Ergänzung dazu von Kawerau in ,Theol. Literatur-
Zeitg.* 1895, 12, 315 f.
(Amelung), J. Mathesius: (Meusel's) Kirchl. Handlexikon,
4. 498.
Amelung, J. Mathesius, ein lutherischer Pfarrherr
des XVI. Jahrhunderts. VIII, 284 S. Gütersloh, Bertelsmann.
Mk. 3 60.
270
Amelung; wollte keine im engeren Sinne des Wortes wissenschaft-
liche Biographie liefern, ja er hat möglichst von der Beifügung wissen-
schaftlichen Beweismateriaies abgesehen; er richtet sich vor Allem
an den weiten Kreis derer, die fiir die Kirche und deren Geschichte
ein warmes Interesse haben; als demüthiger, lernbegieriger Schüler
hat er sich zu den Füssen der Glaubenszeugen aus der Jugendzeit
unserer Kirche gesetzt und seine Blätter ausgehen lassen, um den
Kindern eines schwachgläubigen und zerfahrenen Zeitalters aus
gesundem Quellwasser Stählung zu gewähren. Wie man schon danach
vermuthet, steht Amelung wesentlich auf dem Standpunkte des
XVL Jahrhunderts und des Mathesius, was sich namentlich in der
Bcurthcilung der Reformirten und Täufer in peinlicher Weise geltend
macht« Amelung durfte die seit Jahrzehnten gepflegten eingehendsten
Mathcsius-Studien seines Schwiegervaters, des treuen Freundes Vil-
mÄr's, Christ, Malier, benutzen, l>estehend in einer grossen Mathesius-
Bit^lios^raphie und einer Menge Exccrptc und Notizen. So bezeichnet
Awclvm^'i^ Mathe^ius einen grossen Fwtschritt gegenüber Ledder-
h\v<e, der eigentlich nur die alte Schrift des Balthasar Mathesius aus-
i;reschr\>tct hatte.
\Va5 Kin Feinheiten betrink so hiess Matbesus' Mutter nicht
KAlhArinJt. ^^^nJem Christine S, 1 ■; statt Gaus Janus ist Ctsio Janus
7\\ icitcn iS. S-; die lijA^cn<3i::e<jchk:hte fS, 4 — 9 in Mittweida ist wie bei
den mrt^itcn WM^^^n^^cm irrthumlich; statt Wach lies Vach oder
KäoNj^ 'S. :i'y : i^ic Vcrmu:hi:nc. Freund Burckhart, der Mathesius an
doA i*iAt^n SohiKk cn-^pTAhl. «fi SpaUnn gewesen 'S. 35^ ist hinfällig.
i^A Nom r«.nÄn><^ W^ioohoh KcVannt ist; 5:tait l5oquin /S, 73) lies
^^v\^n n . ^i^'^j A*^rt*<JSÄ: X utS i<t C. Heidrich; in der Bemerkung
X KS». vU>c< MÄthosiij^i d}c Kenurromg des öiientHdien Brunnens
>sNn V'jntvT^ft nioht iroc^t^nT <5ci. «zhcim eine Verwechslung mit
1 nih^i v*v; j}i?o^on, X ?tvS tics 1ä?*S, das Datnm S. A3 ist falsch:
^ii >\r<^'^n mohi wNrj Xlfithrsui* N^chkammcn. a» Aaoelcng (S. 240)
moiot S. V^4 8 N,> 1 HV"hrofT<rcir. , .ii^ Fabel ,S. ?>4» Bt nicht von
\l.mh<*^:«»v ^vlaohi. <^^^n^U•*••^. n<4->nT>icth 'Mehrtach jeh^ die Kritik an
fMN«^hon Anc«Ni'*n *k^ XUthrsüis v.t^ iihcr Durers Bfld (S. 14 und
N 1^ «i «^on ''t\;^ \»Ar. 1 n;V»o. > BciT* a^»nt>;s 'S lid. Sehr x'cnnisst
>vtvN*o« i\u )<*k-^o S^i <'*ir»^: Koihr vnn Combi naticmen : in Bezug
%k}* \iM,K^vMvv »ti>, W^.vrv* >. mi>5iK;4i-^^he Stiuhrx S. It>^l9 . über
k\ \\'ss»oMx .f.» N. .N. nS<»- \'r.rKo<x;«i lurenm^siDT. S. 76. über
271
Dr. Klein als Hochzeitsgast (S. 90). über Steude's musikalische
Schwester (S. 96) etc. Die Unterlage für diese Ausstellungen findet
man in des Referenten Werk über Mathesius (Gotha, Perthes), das
im nächsten Berichte zur Anzeige zu kommen hat.
Loesche, Prosarium Vallense. ^Blätter für Hymnologie*,
Nr. 1—12.
Referent macht auf eine Handschrift der Rathhausbibliothek
in Joachimsthal aufmerksam, die ein Stück der dortigen Agende
aus der Reformationszeit enthält, in der sich Nie. Herman als
Schriftsteller (Componist) und Schönschreiber zugleich hervorgethan
hat. Das Eigenthümlichste daran ist die Wiederaufnahme der uralten
Form der Prosen, und zwar mit dem Inhalte der Evangelien-
Perikopen.
Nie. Herman, K ümmerle's Encyklopädie der evange-
lischen Kirchenmusik. 3, 139.
H. Gradl, Die Reformation im Egerlande. Nach den
Quellen dargestellt. Abdruck aus dem ^Jahrbuch*. Eger, Götz, V,
266. Mk. 5.
W. A. Schmid, Reformation und Gegenreformation
in Schlaggen wald. ,Ev. Kirchenztg. f. Oest.*, 10, 145 — 149.
A. Horci6ka, Die Lateinschule in Schlaggen wald
1554 — 1624. Ein Beitrag zur Geschichte der Reformation in Prag.
Prag, 32 S.
Aus dem reichen Stadtarchiv von Schlaggenwald, das leider,
also im Unterschied von sehr grossen Archiven, seine Schätze nicht
zur Benützung versendet, hat Horöiöka ein Stück bearbeitet, hoffent-
lich nur als Vorspeise. Schlaggenwald hat zur Zeit seiner Blüthe ein
rein protestantisches Gepräge gehabt; die Lateinschule daselbst ist
im Zeichen des Protestantismus in*s Leben gerufen und mit der
Wiedereinführung des Katholicismus sang- und klanglos eingegangen.
Wahrscheinlich ist derStudienplan der Lateinschule nach demjoachims-
thaler angefertigt.
A. Bachmann, Zach. Theobald, Geschichtsschreiber
und Theolog aus Schlaggen wald. »Allgem. deutsch. Biogr.*.
37. 682.
R. H. Vickers, History of Bohemia. Chicago.
Vickers' prächtig ausgestattetes Werk verweilt am längsten
hei den Husiten und , Brüdern*.
''■ C(»,> Kral,
'■•"""».■ .» d„ MiL,™"2'\"^- ''-"fei B,h f""*
.. O" »»«»»hrl. , '" ''■'«te.) Vif / '" '
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''"cftra der lull. '■"'' "'"'"«us»,!,—
•"•7- '"''-*"■ «'■-""X^r-''--^
'«'■"«1. »
273
J. Reber, Des J. A. Comenius Lebensregeln (Regulae
vitae) mit einem einleitenden Bericht über des Comenius
Aufenthalt und Thätigkeit in Elbing vom Jahre 1642
bis 1648. 45. Aschaffenburg, Pr.
K. Reinhardt, Die Schulordnung in Comenius'
Unterrichtslehre und die Frankfurter Lehrpläne(,Mitth.
d. Comenius-Gesellschaft*, 3, 16 — 44.)
J. Reber, J. Am. Comenius und seine Beziehungen
zu den Sprachgesellschaften. Denkschrift zur Feier
des vierteltausendjährigen Bestandes, des Pegnes.
Blumenordens zu Nürnberg. 61. Leipzig, Fock. Mk. 1'50.
lEbd. 1895. S. 65.)
Fr. Sander, Comenius, Duraeus, Figulus. Nach
Stammbüchern der Familie Figulus Jablonski. (Ebd. 3,
306-326.)
Fr. V. Krones, Karl v. Äierotin und sein Tagebuch
vom Jahre 1591. ^Ztschr. f. Culturgesch.* (Steinhausen), 4. F.
II. Bd. 1—31.
[Er ist durch seine nahen Beziehungen zu Comenius bekannt.
Ebd. 3. 337.]
Auch diesmal sei auf den reichen Inhalt der ^Mittheilungen
der Comenius-Gesellschaft* hingewiesen.
F. Svoboda. Der Prager Landtag vom Jahre 1575.
f,Ztschr. f. kath. Theol.*, 17, 385—419. 18, 85—107.)
A. Gindely, Geschichte der Gegenreformation in
Böhmen. Nach dem Tode des Verf. herausg. von Th. Tupetz. XI,
532. Leipzig, Duncker & Humblot. Mk. 12.
Das nachgelassene Werk Gindely's erregt, trotz seiner Breite
und mangelhaften Durchführung, die angenehmste Verwunderung, denn
er hat eine halbe Frontveränderung vollzogen ; der Prager Geschichts-
professor und Archivdirector fuhrt zum Theil eine sehr scharfe Klinge
gegen die Jesuiten und Behörden der Gegenreformation. Allerdings
ist das fiir einen ehrlichen Mann, der an der Quelle sitzt, der diese
Acten aus dem Statthalterei- und erzbischöflichen Archiv vor sich
hat, nicht anders möglich. Auch die heutige Stellung Böhmens in
der Monarchie empfangt hier ganz eigenthümliche Beleuchtung.
Gindely betont die Grausamkeit des Erzbischofs (S. 195), der ehr-
liche Frauen zu Concubinen stempelt und in die Welt hinausstösst;
274
iU\n% 1', Lappiui^ prächtige Phrasen zu drechseln wusste, aber mit
der Noth des Volkes kein Erbarnnen hatte (S. 207); dass die
bohniisclie Literatur durch das rohe Gebahren mit der Bibliothek
der llnitat unersetzlichen Schaden erlitt (S. 266). Die ^ maasslose
Henschsucht* der Jesuiten tritt unverhüllt hervor (S. 178); die
Jesuiten suchten Zwang und Gewalt jeder Art mit den Geboten der
Christ Hohen Religion in Einklang zu bringen. Zurückgezogen in ihre
Stube und von den Leiden der Welt nicht berührt, kannten sie keine
KucksiohtnÄhwe ^S. 246 f.» 24^*» ; sie waren ein Gegenstand tiefsten
Uasj^Os^, 5^^ v>ft sie sich aut den Strassen Rozmitals blicken Hessen.
tV^hen die Leute \xy ihnen wie \*or der Pest, so dass der Jesuiten-
jvÄtvT \uo iU'Kchrvtnjj auf c:e \Vinter?rcst rcrschoben wissen wollte,
>Ä<s, vUun vJ^e lNenohT>cr sick ntcht von Haus und Hof flüchten
)s\'«ntr« ,S ;^M l'^ie r.k4i:<>Ä JTvV.i:en Getstiichen waren unter dem
\\x*l\\^\vs jAhrrv-l^ ^v i?>4 IX^e ^FrisEScarten* aber, durch Tod,
A>v<x*A>SN'r, *v AVTaI V. *,s^ F . "/k^ crr- -^c hed^;::tciiJ ccj<Atct, waren
N\N ^\,.:>i;5; >>Ä^ s:!«e oihcj^ ^oSi-:: v.x- iiT Gefahr überall dahin
5^ Avv"^^ ^v"^ :^^- v-NT VL'^"5:-c r^Äv^'::: r.-^jz: Äirte S. -ÖT«. EHe Con-
^vsAtsSis"^-- i •;^•:v^^^,.r;5:vT. V^j^ri^^rscir./^cirjnrr-^ '^berschrirtcn alles
Vjit,VK SÄ?" ^vr w •♦* "vi'C^y^rrr rr 5» «r-Tsis: ,5«!^ 5:T:«s:esi Jammer
^» V ? t . 'VO'-N -s^N^ \ ^•'• » * ftsc^V . :r^'.rr» iiÄÄT^ii^r rtrc-racas aber erregten
vv; viuv ;^^%\'<>-v V,'Nv>v>*' 4.f',' x'jrsc'.ni.tr^rr ,-trir kiiscrlJcbeE Rc^iroentc
,i^fv>vr>S,Nr X^v it ^^^tt ,\i:^ ^•'i;.n?onj' *rci£rw^ ötr Ir-cjjs:i:n stand
'N ^V**, ,V" •■»A'i. v-v* f b-^r ^Ni'nÄT^vrt.^: Trjr-jcfurst 'w:ie de '•jisle*:.
^v^Mr v^ xvi>v ,it 'M^ hn'vv^'V **v»r ^ lk^-.nr ' i-r * ^.i?sniir*cr ccaa Recht
Uw
275
Seite der Regierung, die schonungslose Ausbeutung der Bürger und
die Entvölkerung in Folge der Verarmung und die Gegenreformation
i?t die reichste Einnahmequelle in Böhmen versiegt. Ein grosser
Mangel des, wie man sieht, hochwichtigen Werkes ist das Fehlen
eines Registers.
K. Schmertosch, Ein böhmischer Exulant in Leipzig
zur Zeit des 30jährigen Krieges. (Wissenscb. Beilage der
,Leipz. Ztg.*, Nr. 102.)
Cisaf, Blutende Kirchenkörper (Kirchliches Zeitbild
aus Oesterreich). , Reform. Kirchenzeitg.*, 13, 100 — 102.
Haase, Rybnik in Böhmen. 32. Jahresber.d.Gust.-Ad.-Ver.,
S. 45—48.
Dr. Z. Winter: Ze stary Prahy, Historick6 obräzky.
Prag 1894, J. Otto. 227 S. (,Aus Alt-Prag.*) In 14 culturhistori-
<chen Bildern wird das Leben aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert
geschildert.
Schmidt, Die Evangelischen in Gablonz und Um-
c:ebung. (In: Blanckmeister, Gust.-Ad.-Stunden, S. 262 — 276.)
F. Tribauer. Dichter u. Prediger in Iglau, f 1501, wohl aus
Iglau. , Allgemeine deutsche Biographie*, 38, 595.
Th. Haase, Nikoltschitz in Mähren. (32. Jahresbericht
des österr. Gustaf-Adolf-Vereines, S. 40 — 43.)
Schlesien.
G Biermann, Geschichte des Herzogthums Tcschen.
Zweite, neubearbeitete Auflage, VII, 301. Teschen, Prochaska, Mk. 6.
Biermann's unter den Geschichten der einzelnen Kronländer
hervorragende ist in zweiter Auflage erschienen. Er behandelt
natürlich auch unsere Periode; Herzog Wenzel (1540 — 1579) wurde
für die lutherische Lehre gewonnen; sein Sohn Adam Wenzel
.1595—1617) trat zur katholischen Kirche über.
Galizien»
H. Jacobi, Ein Sonntag in Gillersdorf und Bara-
nowka, zwei Filialgemeinden in Galizien. (Bote d. Gust.-
Ad.-Ver. a. Thüringen. 47. J. 8, 102—110; 9, 128—133.)
Manowski und Chmiel. Album stud. univ. Cracov.
276
Schrauf, Regestrum bursae Hungarorum Craco-
viensis. Das Inwohnerverzeichniss der ungarischen Studentencurse
zu Krakau (1493—1558). XXIII, 138 S. Wien, Holder, M. 2-60.
Istrien.
Witz, Zur Geschichte der evangelischen Kirche in
Tri est. (32, Jahresbericht des österr. Gust.- Adolf- Ver., S. 23—32.)
Haase. Pola in Istrien. (Ebd., S. 43—45.)
Ueber die heranzuziehenden Kirchenzeitungen Oesterreichs, in
denen auch die Jahresberichte der einzelnen Gemeinden, sowie die
GustarAdolf-Vereins^Prcdigten und -Berichte erwähnt werden, die
meist geschichtliche Nachrichten enthalten, vgl. , Jahrbuch* 1891.
S, 155 f. Doch ist dort Folgendes jetzt zu ändern:
»Hlasy ze Siona* wird redigirt von Pfarrer Sadek in Ranne.
Warrer S, J. Kaäjxar ist in KönigL Weinbergen bei Prag.
Jednota* ist eingegangen.
^Hus* erscheint in 12 Nummern, fl. 1*50; redigirt von
J. Pchäek in Bily Podol bei Caslau.
^Cesky bratr* erscheint in 24 Nummern, fl. 2.
Neu htn£uzutu^en sind:
^Bratrskc l-bty*, herausgegeben von J, Betka in Prag (Organ
der Herrt\huter Gemeindet
^MUviv khftstan*. herausgegeben von A. Adlof in Prag (Organ
der bc>hmischea Jun^angsvereine .
Dr. Loesche.
XV.
Mittheilung des Central -Vorstandes.
Auf Anr^^ng desselben hat die im October zu Wien ver-
sammelte Generalsynode beider Bekenntnisse folgende Resolution
nebst Beschluss gefasst:
,Die Generalsynode anerkennt die Wichtigkeit der Gesellschaft
fjr die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich auch diesmal
lind befürwortet bei den Pfarrämtern, Presbyterien und Einzelnen den
Beitritt zu derselben. Die Generalsynode legt grosses Gewicht darauf,
dass der Gesellschaft Mittheilung gemacht werde über die etwa vor-
handenen, auf den Protestantismus sich beziehenden, Acten, Urkunden,
Zeichnungen, Bücher, Bilder, Münzen, Medaillen, Siegel; auf Einsendung
von actenmässigen Monographien über die Geschichte der einzelnen
Gemeinden, Die Synode legt grosses Gewicht darauf, dass der histori-
^hen Gesellschaft diejenigen bezeichnet werden, die geneigt sind,
:,egen Honorirung das in Landes-, Bezirks-, Gemeinde-, Stadt-, Schloss-
i^nd anderen Archiven befindliche Material im Hinblicke auf die
Geschichte des Protestantismus zu durchforschen, bezw. authentische
Abschriften anzufertigen. Die Synode ersucht den Oberkirchenrath,
^ie Visitatoren anzuweisen^ darauf ihr Augenmerk zu richten, dass
^ie Pfarrarcbive auch rücksichtlich der älteren Bestände in guter
Ordnung und leicht benutzbarem Zustande sich befinden, ferner dahin
zu wirken, dass in den Jahresberichten der Pfarrämter auch über den
Zustand des betreffenden Archivs, bezw. der Kirchenbibliothek Aus-
tunft ertheilt wird.*
J^hibuch des PffOtesUolismus 1895, H. UI u. IV. 19
XVI.
Albinus P. 67.
AI brecht vcn Bayern 257.
•— von Mecklenburg 55.
Almazan v. 256.
Altonensis C. 71.
Andrea 124.
Anna von Bayern 257.
Aptanus P. 74.
Auer V. 35.
August von Sachsen-Gotha 84.
Augusta J. 267.
Aursperg Chr. v. 149.
~ H. V. 151.
— Tr. V. 150.
— W. E. V. 150.
Austerlitzer 86.
Bacmeister 70.
Baltus 62.
Barth 56, 66.
Bassianus 34.
Benesch 99, 103, 244.
BeneSowsky 28.
Berndt 31.
Beyer B. 34.
— H. 30.
Biberauer 265.
Biberstem v. 31.
Biehl 230.
Bilek J. 267.
Blossius 70.
Bochoritsch 123, 140, 148 f.,
173.
Böhme 228.
Boller 92.
Personenregister *) .
Bräuer 104, 245.
Bratfitz 82.
Brenner 34, 216.
Brenz 125, 156, 173.
Briccius 20, 23.
Rrucaeus H. 68.
Budina 119.
Bugenhagen 30 f., 32 fF.
— jun. 56, 65.
Bungenstadt 74.
Busch 30.
Cahera G. 17, 20, 24.
Calixt 263.
Calvin 157.
Camerarius H. 71.
— J. 12, 77.
Camerhöfer Bas. 31.
Canisius 27.
Carlstadt 269.
Caselius 56, 63.
Castell v. 84.
Castner 33.
Cellarius 77.
Chelßicky 268.
Chemnitz 41, 55.
Christian von Braunschweig
224.
Christian IV. von Dänemark
221.
Christian Wilhelm August von
Sachsen Gotha 83.
Christmann G. 72.
Christoph von Württemberg
118 f.
Chrön 266.
Chyträus D. 65 f., 62, 7(»
— N. 70.
Cleminius G. 71.
Comenius 272.
Consul 17, 119, 130, 137.
Crell Seb. 123, 168.
Dalmata A. 130, 137 f.
Dalmatin G, 123, 147. 149
Dietrich 75.
Drescher 32.
Dresser 65.
Dunckhorst 220 f.
Duraeus 273.
Dworsky 26.
Bberhardt 32.
Bck 6 f.
Eckhard 218.
Egranus 269. i
Ehrlich 245. ,
Emscr H. 7, 10.
Enders 7.
Erasmus M. 75.
Ergcnzinger J. 94, 106. lol
110, 245.
Ernst I. von Sachsen Gotha S^
— IT. von Sachsen Gotli
84.
Esstich 69.
Eyben 32.
Fabor 69.
Fabricins 34.
Färber 107.
Felbtnger 261.
^) In das Register »ind nicht nufgeiK»mmen : 1. die Namen S. 48 f.; 9. die S. 176-^202, d« d
Verfasser am Schlosse seiner Aufaue selbst ein Register aurstellen wird; 8. die Listen S. 208— SU; 4 <f
Veiseichniss S 251 f.
279
Ferdinand I. 23 f., 27, 30.
- II. 36, 81, 206. 262,
264.
Feyerabend 57.
Fidler 31.
Figulus 273.
Fumian 80.
Fi^chird 57.
Fischer A, 32.
- Chr. 33.
- Eb. 230.
Foc 217.
Flacius 56, 157.
- jun. 76.
Fürster 217.
Forcsto 118 ff., 123.
FtjrstenhaiMr 71.
Franckenberger 63.
Fruit I. 84.
- Friedrich von Mecklen-
burg 83.
~ Josef I. 92.
Fredenis 62.
Fisiesleben 231.
Friedrich Chr. 32.
- von Sachsen- Altenburg
220.
Friv.chlin N. 167.
Frocschcl 31.
Gall Fr. v. 149.
- J. V. 149.
Ua'.lenberg ▼. 134.
Oa. i 256.
Oayersperg ▼. 83, 206.
Gti^ler 103, 245.
G^crg von Anhalt 156.
^ciss 232.
-iler 234.
^JTafcnauer 69.
*Jri5s 70.
*>egor Xlir. 256.
Oregorius 33.
'^T-.thcn 109.
^^^hammer 94. 103, 248.
Grimani 121.
Grunius 73.
Gruppenbach 149.
Gruter 257.
Gutturpf 226.
Haasis 91, 237.
Habermann 269.
Hadrian VI. 24.
HÄitig 105.
Hag 72.
Haman 39, 46.
Harrach, Erzbischof 81.
Haseroth 91.
Hasius 218.
Hausmann 24.
Hayden E. 216.
— Seb. V. 205 f.
Haydn H. v. 204 f., 206, 215.
Heilbrunner Heinr. 72.
— Jac. 72.
— Joh. 75.
— Ph. 72.
Heinrich VIII. U.
— XXIX. Reuss 84.
— M. 76.
Herberstein v. 82.
Herman N. 269, 271.
Heuchelin 74.
Hieronymus von Prag 12.
Hirsch 33.
Hlavsa v. 19, 22 f.
Hodenberg v. 203, 219 f., 226.
HöUel 99, 241.
Honig 216.
Hofinann Fr. 38.
— K. 90.
Hohenbuch 72.
Hornberger J. 54.
Hombostel v. 216.
Hus H. 57.
— J. 2, 4, 6, 8, 10, 12, 24.
Istrian 138.
Jagenteufel 77.
Janow M. v. 1.
Jauk G. A. 93.
— K. 90.
Jöstlsberg v. 206.
Johann 5.
— Friedrich 27.
Johanny E. 91, 94, 106, 109,
231 f., 249.
Josef II. 35, 105, 259.
Juritschitsch 120, 169.
Kaisar 232.
Karl II., Erzherzog 58 f.
— XII. 35.
Kastinger 232.
Kegel 205.
Khuen Jak. 54.
— Jörg 54.
Kisl H. 119.
— J. 151.
Klaar S. 93.
— W. 92 f.
Klattau v. 26.
Klemm 103. 245.
Klombner 119, 139.
Knoreck J. 91.
Koburger 119.
Koch 105 f.
Kolin v. 26.
Korambus 19.
Kornitz v. 18, 20, 23.
Kotz 201.
Kowala 105.
Kowarz 100, 104.
Krause 234.
Kreitschy 86, 96.
Kristufek 98.
Kupka H. 243.
— J. 100.
Kymeus 54.
Lamberg v. 134.
Lamormain 81.
Umpadius 49. 94, 104, 249.
Laschitz 54.
Lauremberg 56, 68.
Lauterbach 54.
Lavenstein 265.
Lazius 253.
Leiser 56. 60 f.
19*
280
Leopold I. 268.
Lewel 31.
Limmer 67.
Lobkowitz V. 254.
Loebl 214.
Lossenstein v. 217.
Lncian A. 3.
Lucius 206.
Ludwig von Württemberg 166.
— von Ungarn 10. 23 f.
Lugenheim 228.
Lumnitzer 93.
Luther 1, 4 f., 6 f., 10 f., 13,
17, 20, 24 f., 28. 66, 69 f.,
106, 107, 166, 161, 269.
Magni 81.
Mahia H. 91.
— J. 91 ff., 106.
Major G. 34.
— J. 66, 63.
Manuel 147.
Marbach Ph. 64 f.
Maria, Erzherzogin, 68.
— Theresia 36.
Martin 6, 20.
Martius 244.
Mathesius 263, 269.
Matthias von Oesterreich 78.
Matthäus J. 62, 217.
Matthias der Einsiedler 4.
Maximilian J. 67.
— II. 27 f., 67, 63, 80,
120, 132 f , 136. 266.
Meier E. 280.
Melanthon 66, 69 f., 130, 166.
Mende 244.
Mercharitsch 138.
Merclinus L. 76.
Meseficky 264.
Mettemich 97.
Miksch 89.
MiUe 1.
Mirnfi 6.
Mistopol 26.
Molnar Chr. A. 86, 94 ff., 235.
Molnar J. 38 f., 86, 94. 99, 241 .
Morhart 126 ff.
Moriz 69, 77.
Morone 266.
Müder 24 f.
Mflchel 81.
Mücke 230.
MüUer K. 231.
Münsterberg K. v. 21.
Münzer Th. 9.
Mumprecht 74.
Mylius 67.
Neubart 39, 41 f.
Nigrini 38, 40 f.
Novavilla de 3.
Obentraut v. 220.
Oehler 231.
Ortelius 71.
Ortner 69.
Osius 64.
Palm V. 246.
Pancklow 76.
Paracelsus 254.
Pafiek 22 f.
Patzschka 34.
Pauli M. 73.
— S. 64.
Perotlus 74.
Petri90, 94. 101,106, 108 f.,
228, 247.
Peucer 77.
Pius V. 266.
— VI. 269.
Plancus 76.
Plateanus 68.
Po6itek 6.
PoduSka 6, 7 f.
Pölhammer 217.
Popp 231.
Posselt 92.
Posslius 66 f.
Praetorius 66.
Pregl 119.
Räcknitz v. 83.
Raehm 91.
Rauch 262.
Reibolt 33.
Reichenburg v. 157.
Reinhardt 77.
Reinhart 70.
Repp 230.
Reuss-Schleiz 83.
Richter 34.
RieseStallburg 107.
Rodewald 108.
Römisch v. 37.
Rörcr 33.
Rogge 107.
Rohne 90, 99.
RoUe 49, 104.
Ronge 97 f.
RoSdalowsky 6 ff.
Rudolf II. 81, 266.
Salat 11.
Salater 33.
Salhausen v, 31.
Salomon 62.
Sarder 90, 102.
Sartorius 217.
Saviniz 152.
Schacht 76.
SchaUing 76.
Scharf 229.
Schato 67.
Scheffer 69.
Schelchinus 53.
Schelhammer 66.
Schimek 105.
Schindeler 74.
Schleinitz v. 31.
Schlick Seb. v. 11.
— W. V. 33.
Schmatzner 33.
Schmidt 87, 236.
Schneyder 30.
Schütz 61 f.
Schuman 32.
Schuppan 97.
Schwartz 69.
Schwarzbach 90.
281
Selnecccr N. 56, 63.
Sc^tI 119.
Silbennaon 75.
Sicder 30.
^iimanek 20.
Sitta ▼. d. 32.
^kalich 121, 134 f., 139.
Sianicko 230.
.^makal 20.
Snoitschek 174.
Sptlatin 10 f.
Spangenberg J. 168 f.
^pandrzyk 232.
Speratns 64.
S;:indkr 151.
Stark 31.
Siaude 30.
StaupiU ▼. 7, 10.
^Jdoach J. J. V. 56, 58 f.,
71, 77, 265.
~ Sab. V. 58.
- W. A. 58, 265.
Ncinmayer 90.
Meinbrecher 31.
Meilig 85 f.
^lengl 92.
^lephan 241.
Stende 263.
>'igel 67.
^'ackmann 69.
>'ockl 246.
>\izc 89, 99 f.. 242.
M.tiinger 139.
i^traka 99.
S'nibius 66.
63,
Stubenberg v. 82.
Sydertis 63.
Tanner 35, 205.
Tannwald 90.
Tattenbach v. 82.
Tauber J. 217.
Teuber 57, 65.
Teuffei 262.
Tham 272.
Thamerus 92 f., 107.
Thoterius 63.
Thun Fr., Graf 92.
Thumeisser 254.
ThyU 228.
Tilemann 57.
Tilly 220 f.
Tribauer 275.
Trüber 117 ff., 266.
Tschemembl v. 263.
Tulschak 123.
Tumetus 58, 63.
Tuschelin 73.
Uhl 230.
Ultsch 47.
Ungnad H. v. 117 f., 132, 136.
Urbanus Rhegius 156.
Varus A. 76.
Vergerios 117 f.
Victoria von England 84.
— von Preussen 84.
Voigt W. E. 229.
Vursenbec 73.
V\raelzel 246.
Waldhausen v. 1.
Wallenstein 220.
Wallowitz 205.
Walter 101, 244 f.
Wartenberg v. 19.
Weihe v. 71.
Weiss B. 217.
— J. 89.
Weisse M. 269.
Welser Philippine 267.
Wenzel, Herzog 275.
Wcxler 73.
Widemann 67.
Widmann v. 86.
WielUnger v. 216.
Wilhelm II. 82.
Winckler 217.
Windsheim 61.
Wörfel 85.
Wolf K. 232.
Wolfgang, Pfalzgraf bei Rhein
138.
Wolfersgrün v. 92.
Wolfradt 262.
Wnmatschka 89.
Zanger 68.
ZantmüUer 203.
Zeaemann 75.
iierotin v. 273.
Zinzendorf v. 83 f.
Zitscher 217.
Zohrer 74.
Zollinger 90.
Zschipchen 30.
Zürn 103.
Zwetzitsch 119.
Zwingli 132.
Al«t 68.
Akmügeln
Alturt 77, 205, 217.
AU tan Stadt 34.
Annaberg 31.
Ansbach 25.
AquiUJR 121.
Amstoif 30.
Asch 35.
Au 232.
Auesbüig m. 205, 815.
26C.
Aussig 31. lO'J.
Bnranuwka 275.
llasel 2.
lUutien 243
Bensen 30 f.
BerUn 101-
Bickel 31.
Dieliit 91, 106, 231.
Biischen 31.
Blaubeuren 125
Bödenbach 230.
Bohmiich-Aicha 50, 101, 109,
235, 240 f.
BöhmiBCh-Leipn 109.
Borna 104.
BrancleU 31.
Btesenili 33 f.
BuchhoU 33.
Bunil;
■. 40.
xvn.
Ortsregister*)
Capo d'Istiil 117.
Chemnitz 31 f.
Cöln 2.
ConBlani 266.
Dalkau 106.
Deiendingen 161.
Däsiendorf 109, 249,
Detmold 90, 248.
Deutschbrod 6.
Dotterwiese 33.
Drachenberg 167.
Dresden 63, 228.
BbeUberg 214.
Eget 106, 217, 230
Eickeloh 220-
Einbeck 21B.
Euenbrod 39.
Eiileben 66.
Embach 33.
Engelsberg 232.
Ennsdoif 2li.
Erfurt 65.
Erlangen 101, 104.
Esilingen 152,
Falkenau 33.
FTankfurt 57, 155, 166.
Freiberg 80 f., 103.
Freiland 3t.
Frci&udt 105.
Friedberg 103-
Ptiedland 109, S35, 246.
Gabel 236, 246.
Gabloni 3, 5 If.. 65 ff., 226
Gampen 217.
Gerka 33.
Glllendorf 275.
Glnm 217.
Gmunden 35. 203.
GeilcTsdorf 6t.
Göppingen 120, 124.
Gön 232.
Gotlingen 220.
Gosau 264. I
Gotlesgab 32.
Gotieslob 32. !
Graba 105. j
Gräfenthal 214.
Gräti 157.
Graa 9, 63 f., 57, t)7, 2^
Grimnia 227.
Grossenhain 245.
Grottau 109, 245.
Grubenhagen 219.
G«chwend 217.
Güntcrdoif 31.
Garkfeld 119, 149.
Haber 61.
HaUe B. d. S. 62.
Hamburg 62, 69.
109.
Heidelberg 64, 108.
Heinichen 230. j
Hennersdcnr 39,
iten37, 97 f., H«
Kernall 262.
Hilletsdorf 231.
•) Si.i
983
Hochstadt 38, 40 f.
Uüheneiche 105.
Hohenstein 62, 242.
Hademfiklen 203.
Hompoletz 230.
Iglaa 36.
hnsbnick 69.
btxcrsdorf 206.
hertb.1 106, 109, 260.
i«na 63, 65, 76. 108.
Joachifflstfaal 32 ff.
JoinvJlle 99.
jodenburg 69.
jEterbock 33.
JüigbraiEUu 61, 89, 98.
Knden 33.
Kambarg 104.
Karlsbad 108.
Kempten 124, 182f., 135.
140.
Kircbberg 32.
Kirchdorf 206.
Kagenfnrt 171.
Kleinskai 35, 44, 50, 52, 85 f.,
98, 235.
Koaigswalde 31.
Kuoigswerdm 33.
KoviDctz 99.
KrJcan 108, 275 f.
Krauau 235.
Kremsicr 1.
Krengelbach 218.
Kreotzbach 217.
Xretttzberg 230.
KnchischHu 38 f., 50, 52. 86,
94 ff, 99, 235.
Köstrin 103.
Kohnitzsch 228.
KsocTsdorf 31.
Uakirchcn 205.
Laibach 118 f., 135, 139 f.,
152, 167.
uabcn 140.
Uafcn 140.
L^ttingen 70 f.. 72 f.
Leipzig 6 f., 26, 63,^65 f., 69,
90, 98, 101, 103. 105 f..
228.
Leitmerifz 17, 61.
Lemgo 101.
Leoben 265.
Liebenaa 39, 106, 109, 288,
250.
Lindach 203, 206, 216.
Linz 59, 206, 216, 256.
263.
Löbau 96.
Lomatzsch 234.
Luckenwalde 34.
Lttbben 108.
Lübeck 248.
Lutter am Barenberge 221.
Magdeburg 57.
Mansfeld 103.
Marschendorf 235.
Maschau 34.
Maxdorf 106, 109, 249.
Medingen 220.
Meissen 94, 104.
Meran 267.
Minden 224.
Mitterburg 120 f.
Mittweida 32.
Modena 3.
Morchenstern 50, 52, 106,
235, 249.
Mosty 232.
München 69.
Neapel 86.
Neuberg 99.
Neuburg 69, 71, 74 f., 76.
Neuhaus 67.
Neukirchen 103.
Niderheinersdorf 31.
Nürnberg 62, 73, 77, 84,
167, 216. 218, 251.
Oberburg 84.
Obemdorf 59.
Oettingen 90.
Oldenstadt 220.
Opatowitz 98.
Ortenburg 215.
Oschatz 228.
Osterode 220.
Ottenreut 34.
Ottensheira 214.
Padua 61, 160.
Pappenheim 203.
Paolo, St., 99.
Parchim 66.
Passau 11, 216.
Penig 229.
Pichl 217.
Pirna 30.
Pisino 120.
Plau 217.
Pola 276.
Polaun 91.
Ponikle 38, 41 f.
Potsdam 107.
Prag 1, 3 f., 7 flF., 10 f., 13,
17 f., 20, 22, 38. 41, 81 f.,
86. 89, 95 f., 107. 109,
244.
Prellenkirchen 233.
Radeberg 103.
Regensburg 120, 203, 218,
256.
Reichenau 37.
Reichenberg 27, 39 f., 42,
61 f., 86, 89. 94, 97, 99,
100, 103, 109, 167, 232,
236, 240.
Reichenthal 206.
Reutlingen 126 f.
Ringethal 82.
Rödem 103.
Saalfeld 105.
Saaz 4, 9, 254.
Salzburg 79, 157.
Salzderhelden 220.
Schandau 94.
Schlackenwerth 34.
Schlaggenwald 271.
Schlierbach 216.
284
Schmalkalden 62.
Schneeberg 32, 67.
Schmnburg 39 f.
Schwabach 25.
SchwIbischHall 157.
Schwanenstadt 205.
Schwerin 64.
Seckau 79.
Seelze 220.
Seidenberg 244. .
Seidenschwanz 30.
Sidon 3.
Skotschau 91.
Smolin 231.
Sorau 94, 103.
Stargard 234.
Steier 59. 69, 78, 117, 214.
Steinach 58.
Steindal 30.
Steinkirch 30.
Steyr 263.
Stuttgart 125, 136.
Sulzbach 77.
Tannwald 103 f., 109, 235,
248.
Teplitz 34.
Teschen 91, 108, 232, 276.
Töplitz 93.
Torgau 67.
Trautenau 87, 92, 100, 108 f.,
231.
Trebsen 227.
Triest 276.
Troppau 107 f.
Tübingen 53 f., 61, 118, 128,
134, 136, 139, 167, 172.
Turnau 92, 235.
Ullersdorf 37 f.
Ulm 35, 124.
Urach 119, 122. 13% 139 f.
231
106
Vöcklabruck 105, 232.
Wagrain 217.
Waidenstein 166.
WaldGaishorn 264.
Warnsdorf 31, 109.
Wels 78. 214. 217,
244.
Wien 91, 94, 97, 99.
108, 120 f., 133,231,256
Wiener-Neustadt 230.
Wiesenthal 91, 106.
Windsheim 61.
Winenden 61.
Wittenberg 1, 7, 17. 20. 26
29, 53, 57 f., 61 f., 63, 6.5 tt.
70 f., 73 f., 76 f., 1157
173 f.
Zittau 37 f., 97, 104, 242.
Zürich 106.
Zwickau 9, 228.
Druck von Köhler ft Hamburger, Wiev-VI. Mollard|^atte 41.
JAHRBUCH
Gesellscliaft für die Geschichte des Protestantismos
in Oesterreich.
Unter Mitwirkung Ton
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautenberger
herausgegeben von
Dr. Georg Loesohe
Siebzehnter Jahrgang.
Wien
e k. u. k. Hor-Verlagi- und UniTcnilüts-Buchhandlong (Julius Klinkhirdt & Co ).
Leipsig
Julini Klinkhirdt.
1886.
INHALT.
1 Der Briefwechsel iwischen FImHqs und Nidbnck. Von Dr. Victor BibI in Wien 1
1 B«ii[ilge lur Keantniis der evangelischen Geistlichen un« Lehrer Oester-
rtichs aus den Wittenbei^er OrdiniTtenbilchern seit dem Jahre 1573.
i'FortsetHing.) Von D. Dr. Gtorg Suckwalä in Leiptig 25
3. Ueber eine Wiedertäufer- Handschrift des XVII. JshrbUDdeiM. (Fotltetiung.)
i Von 7X. Ungtr, UndeSBCchiv-Adjunct in Gt« 64
ri Bahmische Pastoren, in Anhalt otdinitt 1683—1609. Von Hrmrick Bicktr,
Putor in Lindao (Anhalt) 72
z. Die Wiener Gemein de- Den uncisnten gegen die Evangelischen. Von Dr. Karl
Sikalk. Cnstos am historischen Museum der Stadi Wien . 96
6. Gegenreformation in Steierroark. Von Dr. ChriiHan Mtyer, känigl. AichiVHt
I. C!use a. D. in München 97
'. Bildet aas der Zeil der Gegenreformation. (Fortielning.] Von Prüf. Dr.
Front StJuichl in Lins 106
i UrkundUches am der Toleranueit in Kürnlen. Von f 7"*- '''■ Schmidt,
I ning. Pfarrer tu St. Ruprecht bei Villach in KHrnlen . . .116
I 9 Bericht des Centrsl- Vorstandes Übet das Veteinsjahr 1895 ...... 127
\\'i. Böhmische Pastoren, in Anhalt ordiaitl 1683—1609. (Foi»etiung.) Von
Hiittritk Btckir. Pastor in Lindau (Anhalt) 129
' 11. Beiträge snr Kennlniss der CTangelitchen Geistlichen und Lehrer Oesttrrcichs
I im den Wittenberger OrdinirtenbUchein seit dem Jahre 1673. (Foit^etiung.)
I Von D. Dt. Gterg BtuHiBald in Leipiig 1Ö7
IS. Ueber eine WiedertMnfet-Handsch rift des XVII. Jahrhundetls , (Fociselzung.)
Von Tk. Ungir, Landesarchiv-Adjnnct in Grai 187
13. Ein Exulantenieugniss für einen Eiulanteo. Von Pfaner Sckrufßtr in
Liwilde (Sachsen) 205
11. Dil Cotpu» evangelicorum und die öslerreichischen Ptotestanlen (1686 — 1764).
Von Fritdrith Riissfnbtrgcr in Hermann Stadt, Siebenbifrgen 207
lö. Eine böhmische eT.ng. Gesandtschaft in Berlin 1723. Aus dem Unitatsarchiv,
deponitt im kgl. StaatsarchiT lu Posen. Mitgelheilt Ton Dr. J. Kvaiiala,
Professot an der Universität Dorpatjarje« ■ . . 223
Ifi. Bibliographie übet die eins ch lüg igen Erscheinungen des Jahics 1895 mit
knrzen Nachrichten. Von Dr. Lattikr .227
n Nactatrige und Berichtigungen. Von Pfarrer Fr. Keck in Gmunden ... 240
li. PcTHnenregictet 241
19. Ortiregister 245
Ä. Miitheilung 247
■KaHÜMM
■I ■ I V u
I.
Der Briefwechsel zwischen Fiacius und Nidbruck.
Aus den Handschriften gjjj b, i und k der k. u. k. Hofbibliütkek in Wie».
Herausgegeben, eingeleitet und erläutert von Dr. Victob Bibl in Wien.
Einleitung.
Die erste Anr^^ng zur vorliegenden Arbeit verdanke ich der
Liebenswürdigkeit des leider zu früh verstorbenen k. u. W. Custos
der Wiener HofbibHothck, Herrn Regierungsrathes W. HartI, der mich
wf die überaus reichhaltige und fiir die Geschichte der Magdeburger
Centurien wertvolle Briefsammlung des kaiserlichen Rathes Caspar
[.Nidbruck aufmerksam machte. Bei meinen Vorstudien zur Bearbeitung
''nid theilweisen Herausgabe dieser Correspondenz '), die in den
Handschriften Nr. 9737 b, i und k der Wiener Hofbibliothek ') ent-
iialten ist, reifte in mir der Plan, den besonders anziehenden Brief-
.»echscl desselben mit Fiacius Illyricus (Matthias Vlacich aus Albona)
c'ff Oeffeatlicbkeit zu übermitteln.
Ich bringe im Folgenden 41 Stücke {26 von Fiacius an Nid-
^fuck und 15 von Nidbruck an Fladus) aus den Jahren 1552 bis
nXidbnick's Todesjahr 1557. Es sollen zunächst einige Bemerkungen
«i>er den wesentlichen Inhalt der Corrcspondenz Raum finden.
Im Jahre 1552 war Fiacius mit zwei grossen kirchengeschicht-
■ichcn Arbeiten beschäftigt : einem Katalog der Wahrheitszeugen und
iiner Kirchengeschichte. Die erstere war nahezu vollendet*), die
Mztcre hatte Jemand auf seine Anregung hin begonnen ') ; er selbst
blatte Material gesammelt und war sogar nach Italien gereist, um
^ dortigen Bibliotheken zu besuchen und Vergcrius und andere
I') Sie befindet »ich in Vorbereitung tÜr dCD Drtick.
<) Der Cod. Nr. 10.364 (ebenda] entfailt ebenfalls einige Briefe (in Abschriß).
•I VgL Nr. 1.
*) Vgl. Nr. 3.
MibodidBrcouiuiiiiiiEui IS» H.Iu.ll. 1
gelehrte Männer für seinen Plan Zugewinnen. Zwei oder drei versprachen
ihm Dante's Monarchie ; jedoch blieb es bei den Versprechungen %
Flacius mochte wohl bald zur Erkenntnis gelangt sein, dass
er allein dem Riesenwerke nicht gewachsen sei; überdies witterten
die „Papisten* etwas, und die Bibliotheken schlössen sich ihm. So
musste er sich denn nach Hilfe umsehen. Er verfasste zu diesem
Zwecke eine ausführliche Darlegung seines Planes *). Der Erste, an den
Flacius am 10. November 1552 diesen Plan sammt einem Schreiben
schickte, wareinerseiner ehemaligen Wittenberger Schüler, der einfluss^
reiche Gesandte am österreichischen Hofe, Caspar von Nidbruck*)
Durch seine glänzende Stellung als Rath Ferdinands, Maximilian^
und auch Karls V.'), sowie durch seine gelehrte Bildung und sein^
Hinneigung zur evangeUschen Richtung stand Nidbruck in regcrt
Verkehr mit den bedeutendsten Männern seiner Zeit, wie Melanthon
Calvin, Bucer, Camerarius, Peucer, Mathesius, Sleidanus, Vergeriuj
und mit vielen Fürsten, wie Ottheinrich von der Pfalz und Christoph
von Württemberg. Auf seinen vielen Reisen, die er seit 1550 *) all
Gesandter im Dienste König Maximilians unternahm, hatte er — offeni
bar in dessen Auftrag — zahlreiche Bibliotheken besucht und rcicb
liches Material gesammelt*).
Flacius trat also mit diesem der evangelischen Sache rastloi
dienenden Hofmann in Verbindung, der von sich sagen konntcj
^quaecunqne ego in Italia, Gallia, Polonia, Hispania, imo in Turcii
inquirere potero (habeo autem in iis locis amicos, qui operam polUcil
sunt), lila omnia ad promovendum ecclestae emolumentum conferaol
ad vestrum etiam institutum devovero')*. Nidbruck hatte diesen Bri^
I
sammt Plan am letzten Februar 1553 erhalten und schon am nächstd
Tage schickte er ein ausführliches Schreiben an Flacius, in welchem i
der Freude über den rühmlichen Zweck des Werkes überschwen^
liehen Ausdruck gibt und seine werkthätige Unterstützung verspricht ^
t) Vgl. Nr. 5.
*) Vgl. Nr. 1; 8. auch Prcger, M. Flacius Illyricus und seine Zeit. 1859 — 186
n, 416 f.
>) Vgl. die gründliche Literaturan gäbe beiLoesche, Johann Mathesius, 1895, 1, 191
«) Vgl. Memoriale fUr Bruschius ddo. 25. März 1567; k, 212.
») Vgl. N. an Melanthon ddo. 25. Nov. 1552; k, 251.
•) Vgl. Nr. 2 ; s. auch Horawit«, Siti.Bcr. d. kais. Akad. d, Wissensch. 1874» S. 3 1!
») Vgl. Nr. 33.
«) Vgl. Nr. 2.
Und Nidbruck hat Wort gehalten I Mit einem wahren Feuer-
eifer gibt er sich dem kühnen Unternehmen hin. Der nun folgende
rührige Briefwechsel bietet ein ungemein anschauliches Bild von seiner
hervorragenden Antheilnahme. Unermüdlich, theils persönlich, theils
schriftlich, wirbt er Hilfskräfte, wie Cassander, Wouters, Bale, Schard,
ßalduin, H)^erius, Oporinus, Gesner, Tanner, Arien etc.; macht
selbst Vorschläge zur inneren Ausgestaltung des Werkes *) ; verfasst
ein yConsilium extemporale in scribenda historia ecclesiastica')* ;
gibt fortwährend literarische Winke ; sendet den Basler Buchdruckern
handschriftliches Material zum Druck, um Flacius zu entlasten');
kauft an allen grösseren Büchermärkten ake und neue Werke;
besucht einmal über hundert Bibliotheken^); schafft endlich eigenes
und fremdes Material nacji Regensburg zu Gallus, damit es die
Centuriatoren ungestört benützen könnten*).
Auch fUr die finanzielle Unterstützung sehen wir Nidbruck
unausgesetzt Sorge tragen, wenn auch nicht in dem Maasse, wie er
Aoilte ; denn seine Stellung erforderte grossen Geldaufwand und seine
Familiengüter wurden im Kriege zerstört •). Flacius selbst bittet Nid-
bruck, seine Mittel vor allem auf die Bücherbeschaffung, weniger iiir
Geldbcitr^c zu verwenden: ^Te nihil de tuo conferre velim in
personas seu operas, rectius in conquisitionem librorum coUocaveris,
cbi habebis amplissimam exponendi oocasionem, etiam si ferme
Crocsus sis ').*
Darin hat nun Nidbruck die reichste Thätigkeit entfaltet : was
Flacius zu seinen Arbeiten benöthigt, sucht jener aufzutreiben. Seme
ausgedehnten Beziehungen benützt er, um aus allen Ländern Quellen
zusammenzubringen: Böhn^en, Ungarn, Polen, Russland, England,
Frankreich, Italien, sogar aus der Türkei. Ueberaus interessant
gestalten sich seine Nachforschungen in Böhmen, Italien und Frank-
reich. In dem diplomatisch gebildeten und gelehrten Burgunder
Hubert Languet') fand er die geeignete Person dazu.
0 Vgl. Nr. 2, Nr. 4. Nr. 6.
') Vgl. Nr. 33.
*) Ebenda.
*) Vgl. Nr. 9. Nr. 10, Nr. 12.
•) VgL Nr. 20, Nr. 24, Nr. 26.
«) Vgl. Nr. 9; auch N. an Taoner dda. 16. Juni 1665; i, 242 b.
') Vgl. Nr. 12.
":> Ueber Langnet Tgl. Nr. 6, n. 6.
1*
Zuerst finden wir diesen in Böhmen, wohin er sich im Herbste
1553 begeben hatte, eifrig bemüht, tüchtige Bundesgenossen zu
erlangen. In Prag werden u. A. die beiden Professoren Matthäus
Collinus und Thaddäus Nemicus, desgleichen auf seiner Rückreise
nach Sachsen in Saatz, Joachimsthal, Schlaggenwald zahlreiche
reformatorisch gesinnte und gelehrte Männer gewonnen*), und bald
strömt aus Prag, Königgrätz, Saatz, Nimburg, Neubydzow und anderen
Orten reichliches Material herzu').
Zwei Jahre später wird Langtet mit der Ausführung eines
von Flacius längst gehegten Planes*) betraut. Am 20. Juli 1555*;
reist er von Augsburg nach Italien ab und kehrt erst am 6. De-
cember desselben Jahres zurück •). Die Ausbeute entsprach keines-
wegs den ursprünglichen Erwartungei^ und bedeutenden Kosten.
Ausser einigen gedruckten Werken hatte er nichts mitgebracht ').
Der grösste praktische Erfolg lag in der Anbahnung von Be-
ziehungen zu dem bücherkundigen Arien und dem Mönche Don-
zellini '). Nidbruck hatte Flacius zu spät die Mittheilung gemacht,
dass in Italien andere, viel leistungsfähigere Männer für ihn thätig
wären •). Er meinte ohne Zweifel die beiden Juristen Georg Tanner *)!
und Georg Aigmayr, die allerlei Aufträge für Maximilian und auch|
für die Centuriatoren besorgten.
Allerdings kam der Misserfolg nicht unerwartet. Als Flacius mitj
Languet wegen der Reise nach Italien verhandelte, trug er schon Be-!
denken, ob nicht Frankreich, vornehmlich Paris, wo der gelehrte Tiliusi
lebte, ein ergiebigeres Reiseziel darböte "). Als Nidbruck, der bereits eini
Empfehlungsschreiben vom Kurfürsten Ottheinrich und vom Herzog
Christoph von Württemberg 10 Goldgulden für Languet*s Reis^
zu Tilius erwirkt hatte"), ihn zur Reise nach Frankreich bewegen!
») Vgl. Languet an N. ddo. 28. Oct. 1553; i, 43.
«) Vgl. Briefe des Collinus. bes. ddo. 14. Febr. 1555; i, 169.
•) Vgl. Nr. 7.
*) Vgl. N. an Tanner ddo. 26. Juli 1655; i, 244 b.
^ Vgl. Hainzel an N. ddo. 9. Dec. 1555; i, 432.
«) Ebenda.
T) Vgl. Nr. 36.
8) Vgl. Nr. 33.
*) Tanner's Beziehungen zu N. werde ich demnächst separat behandeln,
10) Vgl. Nr. 31.
ti) Vgl. Nr. 33.
wollte, war es schon zu spät. Nach Languet's Rückkehr aus Italien
dachte man daran, ihn neuerdings reisen zu lassen ; doch scheinen
die Geldmittel gefehlt zu haben '), ausserdem hatte Nidbruck in den
Juristen Sioaon Schard, Fran^ois Baudouin u, A, warme Vertreter
serner Sache gefunden ').
So viel über den Inhalt des Briefwechsels. Es erübrigt noch.
Einiges über die Herausgabe zu sagen. Bei der Herstellung des Textes
folgte ich der uns geläufigen Orthographie und Interpunction. Die
in dieser Correspondenz häufig vorkommenden geheimnisvollen An-
deutungen habe ich so weit als möglich aufzuhellen gesucht. Bei Nid-
bruck's öffentlicher Stellung ist es nicht zu verwundem, dass er ängst-
lich jede Entdeckung seiner Beziehungen zu Flacius vermeiden wollte.
Daher finden wir den Namen Flacius lUyricus höchst selten und dafür
die Bezeichnung ^amicus* ,<fiXoq* oder ,9* '). Auch von sich selbst
spricht Nidbruck oft in der dritten Person: »amicus*, ,ille bonus
vir*. Besonders deutlich geht dies aus Nr. 2 hervor, wo er einmal
rfas bereits ausgestrichene „habeo (quoque scripta)* in ein .habet*
verwandelt und ,ille, quem novi* hinzufügt*). Die Briefe des Fla-
; r>js werden höchst selten direct an Nidbruck gesendet und sind
! ^ar im ersten Briefe (Nr. 1) mit seinem wahren und vollen Namen,
ra zweiten (Nr. 3) aber nur mehr mit 111. unterzeichnet. Bei den
späteren Briefen ist entweder gar kein oder ein fingirter Name
I idäpjntcr gesetzt, wie Theod. Henetus, Theod. H., Th. H., Petrus
■ Pan, Andreas Petri, Johannes Hoppius, Petrus Hoppius, P. Oppius,
i fetrus Hoperius. Joh. Tulius, P. P., P. A., Petrus Henius.
Während die Briefe des Flacius, theils von ihm selbst, theils
von einem Schreiber, vermuthlich Marcus Wagner '), geschrieben,
■ehr gut leserlich sind, haben mir die meistens von Nidbruck selbst
flüchtig hingeworfenen Concepte manche Schwierigkeiten bereitet.
Einscbiebungen und Streichungen einzelner Worte oder ganzer Sätze
habe ich, weil sie zu häufig vorkommen, nicht angemerkt.
Nr. 4, nur einzelne unzusammenhangende Punkte zu einem
Schreiben an Flacius enthaltend, habe ich in Regestform mitgetheilt,
1) Vgl Nr. 34, Ni. 36.
•) Vgl. Nr. 39.
") In Nr. 4 i!l ,Illyrico' »ugestricbeD nnd dnrch ,^tp* ersetit,
•) Konwid. <iet diesen Brief ediit hat (siehe unten), h«t diei nicht bemerkt.
l t) N.ch der Schrift; Tgl, k. 219.
desglnchen Nr. 2, weil von Horawitz, der eine Gesammtedition
plante, in den Sitzungsberichten der kais. Akademie d. Wissensch.
76. Bd., S. 319—324, publidrt*)-
Dagegen habe ich die drei von Schulte") edirten Briefe (Nr. 1,
Nr. 5 und Nr. 40) mit Rücksicht auf ihre Wichtigkeit, die Voll-
ständigkeit, die geringe Verbreitung der Schrift Schulte's und die
stelleniveisc Ungenauigkeit in der Text wiedergäbe noch einmal hier
aufgenommen.
Nr. 1.
Magdeburg. 10. November 1552.
Flacius an Nidbruck.
Freude über die Bereitwilligkeit, sein Geschichtswerk zu fordern.
Plant eine grössere Kirch engeschichte und einen Katalog der vor
Luther aufgetretenen Wahrheitszeugen. Will eine Sammlung von
Schriften über die Waldenser herausgeben. Hofft auf Nidbrucks
werkthätige Unterstützung. Larius' Bücherschätze seien zu verwerten.
Bittet um Uebermittlung von Material.
Handschriftlich (Original): b, fol. 1, auch (Abschrift) 10.364,
fol. 1 5; Druck: Schulte, a. a. O., S. 60 f.
Salutem a Domino Jesu, unico omnium pionim servatore.
Maximas habeo gratias Deo, quod et isthic inveniantur homines.
qui et Christum veramque pietatem curent et meum historicum
consilium adluvare cupiant ']. Nam praeterquam quod etiam de
singulis piis [sicut de angelis Christus testatur) maximopere gau-
dere debemus, etiam spes quaedam maiorum fructuum, quos tum
ex reliquis tuis piis conatibus, tum etiam ex studio iuvandi nostrum
laborem consecvituros spero, suaviter animum meum exhilarat.
Nee enim dubito, te taientum Domini minime (ut plcrisque iam
moris est) in terram defossurum esse, sed eo strcnuc negotiaturum,
ut quam plurimum lucri advenienti Domino exhibere possis. Meum
1) Richtiglust eilen wäre in dieser Publicuion : Auf S. 320 (Z. 7) .liKanin'' in
.linura"; nuf S. 321, n. 2 „quo in i]uali(>) lempei otiosi illi laginati. Wahracbeinlich
»ues" in „quo inquinalj f«e scmpet otiosi illi »iginalifque] fneniot" ; >uf S. 322
(Ictile Z.) „conscripta" in „comiirehenw* und auf S. 323 (Z, 7 von unten) .rtrum
') Beiträge zur Entstehungsgeich. d. Magdebu^et CcDtnrien. Neisse 1877
(Separatabdruck aus dem XiX. Jahr.-Ber. d. Philomattua).
') Also hM Fluctus ichon früher Nidbrack teine Idee mitgetheill.
mp
cf^o institutum bac inctusa charta ') complexus sum . Praeter maj-
orem autem illam historiam, cuius ego tantuin matcriam coUigere
cupio, alten magis idoneo scriptionem mandaturus institui etiam
ac propemodum confecj catalogum omatum eoriim, qui ante D.
Martinum Luthenim ptae memoriae contra papani eiusque errores
scripsenint, tempus et articulos eorum annotavi. Eum brevi aliquando
Deo volente edam *}. Habeo praeterea quaedam historica iam olim
a papistis de Waldcnsibus scripta, quae simul coiiiuncta edam.
Video enim iilos potissimum fiiissehisce 400 annis illa 7000 piorum,
qui pure Chmtum adorantes Romanum Baal detestati sunt *). Quo
porro ordine historia maior tractanda slt'), non video nisi secun-
dum tempora. Cupto enim eam inde a Christi resurrectione incho-
ari; atque adeo iam inchoata est. Indicatum est aliquid de ordine
inclusa schcda. Quod autem indicas, nosse te quendam '), qui nos
et libris et tndustria ac etiam Opera sua esset adiuturus, rem sane
oppido*) iucundum indicas. Vides enim id opus esse ut ingentis
coiusdam utilitatis, ita etiam laboria immensi, quare plurium opera
ac subsidio indiget. Vide ergo, ut quam plurimos icloneos in partem
taboris accersas.
Woifgangum Laziiun*) Viennensem multa antiqua scripta
habere audio et haud gravatim ea aliis quoque litteratis communi-
care; verum quia intelligo, eum a veritate alienum esse, arte cir-
cnmveniendus esset. Marsilius Patavinus *), eximius sane scriptor,
mihi quoque est; habeo etiam eius nondum impressum opusculuni
de transiatione imperii a Graects ad Germanos '). Si quid porro bonus
Sie vir, cuius mentionem fecisti, coUegit aut etiam deinceps coUiget,
■) k. 316.
*) GcmciBt iilCBtilogu* teitiin rerit ■.(!■, qui anle notiram »ecalem
itc]>m&rQnt Pspae. Cnm praefatione M. Fl. 1 1 1. 3. R e g. 19. Kum. U. Reli-
aigini Baal, 8. Ba». per J. Oporinum 1666; vgl. Preger. a. a. O..
IL 463.
i) VgL o. 3.
*) Schalle hat eit.
*) VertDDiiilicb Nidbnick lelbii.
•) Schatte bat diei Won oli unleierlich bezeichnet.
t) Vgl. Aichbach, Goch. d. Wiener Un>T. III (1888), SOä f.
^ VgL Lechlet, Joh. t. Wicltf etc. 1873. I, 109 f.
*) Encbiea in J. 1666 bei Oporinos in Baiel all Anhang lar Anlilogia
?ipM ecc ; vgl. Preget. a. a. O.. II, 468 r.
w\ «
8
sicut summis cum precibus oramus et obsecramus, id quaesumus, ut
nobis in tempore mittatur. Dominus Jesus te ad sui nominis gloriam
et miserorum hominum salutem clementer regat et conservet, Amen.
Magdeburgae, 10. Nov. anno 1552.
Tuus ex animo M. Fl. Illyricus.
Beilage.
Utile esset scribi historiam ecclesiasticam, in qua ordine per
temporum successionem monstraretur, quomodo vera ecciesia eius-
que religio ab illa prima puritate et simplicitate, quam apostolorum
tempore habuit, paulatim successione temporum et hominum cres-
centibus falsitate et erroribus declinavit in peius, partim ob negli-
gentiam et inscitiam, partim etiam ob malitiam impiorum, contra
etiam quomodo subinde per aliquos vere pios nonnihil instaurata
Sit, atque ita veritatis lux iam clarius fulserit, iam tenebris im-
pietatis augescentibus obscurata plus minusve sit, quoad tandem
hisce postremis temporibus, cum deleta ferme penitus veritas esset,
ingenti Dei beneficio vera pietas penitus sit in integrum restituta.i
Hac enim historia vere mönstrari posset, quod omnibus tempo-
ribus fuerint, qui veritatem hanc religionis, quam iam pii amplec-l
tuntur, tenuerint et secuti sint, quod inquam semper fiierintj
Septem milia Antichristum eiusque abominationes detestantium et
Christum eiusque pietatem pure amplectentium ; qua opera tum;
aliae plurimae consolationes piis pararentur, tum etiam occurrereturl
unico ferme isti papistarimi argumento, qui semper clamitantj
ecclesiam Christi veram nunquam defecisse, sed semper omnibus
temporibus fuisse, nostram vero ecclesiam esse novam, nuper ante
annos 30 natam, suam semper fuisse, ergo ipsos, non nos essei
illam veram catholicam et perpetuam Dd ecclesiam.
Ad hanc porro rem praeter alios impressos libros hi potissi-l
mum quaerendi essent: primum agendae vetustissimae, quae ante
Gregorium in usu fuerunt ; deinde inquisitiones et processus contra
pios homines ante haec tempora facti; tertio scripta a piis homi-
nibus contra Antichristum aut eius abominationes composita, quo-
rum multa passim adhuc in veteris bibliothecis inveniuntur ; quarto
libri scripti a papistis contra recte sentientes, nam et ex illis
aliquid sumi posset, quod ad historiam faceret; quinto inspiciendae
essent chronicae seu annales singulorum locorum, in quibus etiam
certaminum religionis mentio saepe flt; denique explorandum e
senibus esset, an meminerint, se audJsse aliciibi olim aliquem recte
sentientem aut docentem vel in tota religione vel in aliquibus eius
partibus fuisse. Hos vero autores nominatim habere cupio: In-
quisitiones Nicolai Emerici ') impressas, Monarchiam Dantis '),
Caesarii de haeretids '), libros theologicos Johannis de Vesalia*),
Johannis de Janduno '),' Arnold! de nova viUa'); denique omnia ea,
quae quoquo modo vestigia aliqua illorum 7000 piorum monstrare
possent, praesertim autem quaecunque antiquiora de Waldensibus
habere possunt.
Nr. 2.
s. 1. 1. März 1553.
Nidbruck an Flacius.
Lobt den Zweck der geplanten Kirchengeschichte. Wird Fla-
cius nach Kräften unterstützen. Hat seit zwei Jahren viele Bibliotheken
besucht und Einiges gesammelt. Fragt, wer mithelfe. Nicolaus Gallus ')
ist zum Verfasser geeignet. Empfiehlt für die Kirchengeschichte nebst
der chronologischen Ordnung auch eine Eintheilung nach Materien.
Drei Haupttheile. Ausheilung der Arbeit, Pellicanus •) sollte wegen
seiner Belesenheit in den Vätern mithelfen. Versichert nochmals
seine Antheilnahme. Hofft, die Bücher schätze des Lazius') benutzen
tu können. Flacius möge mit ihm nicht direct verkehren, sondern
durch Gallus. Er sei für ihn ein livövujws. Zuschrift an Gallus.
Handschriftlich (Concept) : i, fol. 23 ; Druck : Horawitz. a. a. O.
1) Gemeint ist du Werk dei ipanischen GnmkIiiic)uisitoTS Nicolaus Eymeric
,T 1399): Directorium Inquiiitorum cani commcntariis Francisci
!'cED*e, Ven 1607; vgl. Rentch, Index der lerbotenen Bücher, 1883, I. 14.
*) Die eme Aui^giibe beiorgte Oporinm i. J. 1659; vgl Reo^ch, n. a. O., 1, SS7.
■ ) OSenbar der .diLloga« contra haereticoi sui lemporii el etrores
f'^rnin' do CiRercieiiKr Manche* CBCMrin« von Heiiterbnch; vgl. Jöchet, Gel. Lei.,
!. 1543.
•) El ist der aacb im ,Cat>toglll' «iwahtile Johann von Wesel, eig. Johann
RochrMh (t 1481); Tgl. Lechler, «. «. O., II, 623 f.
>, Ueb« Johannes von Jandan (f n«ch 1338); vgl. Lechler, n. a. O., I, 107 f.
•l Arnold von ViUanova (+ nm 1310); vgl. Reiuch, a. a. O.. I, 24.
i] U«ber Nicolais Hahn; vgl. Heriog-Plitl-H»uct. RealEncyklopadie, IV, 743.
•I Conrad Pellikan [Künner, g«i. 6. AprÜ 1666); ebenda IX, 432 f.
•) Vgl. I, n. 8.
10
s, 1. Nr. 3. 1. October 1553.
Flacius an Nidbruck.
Hat einen befähigten Schreiber gefunden. Wenigstens 500 fl.
jährlich für vier Hilfskräfte erforderh'ch. Dankt für Unterstützung.
Das Werk habe Jemand im Vorjahre auf seine Anregung hin be-
gonnen, der Stil gefalle ihm aber nicht. Bezeichnet Stellen, wohin
Nidbruck seine Sendungen richten möge. Bittet um Zusendung von
handschriftlichen und gedruckten Werken, vornehmlich solchen aus
Böhmen, die er edh-en wolle. Erwarte aus England und Böhmen
altes Material. Bittet um Bekanntgabe jener Klöster und Bibliotheken,
die Nidbruck besuchte.
Handschriftlich (Original): b, fol. 3.
Adresse: DoctissimoviroD.LeopoldoSchwibermaier, suodomino.
Serius omnino quam par fuisset, vir doctissime, tuis litteris
prima Martii^) datis respondeo, tametsi tuae quoque admodum
tarde mihi redditae sint; sed mora ea nihil neglectum opinor,
et tu meas occupationes nosti, ut facüe veniam huic peccato
daturus sis. Sed ad rem. Quod ergo ad tllum historicum conatum
attinet, iam in eo praecipue sum occupatus, ut idonei homines ad
confidendum id opus inveniantur, sumptusque eis certi constitu-
antur. Ac bonam spem recte conficiendi negotii habeo, nam et
scriptorem, hominem pium, stilo, industria ac iudicio valentenoi, ut
etiam Gallus noster de eo iudicavit, iam habeo') et sumptuum a
quibusdam principibus aliqua spes affulsit. Erunt enim necessarii
ut minimum floreni vel thaleri 500 annuatim in sexennium, quibus
alantur quatuor homines, unus, qui stilo valeat et ea, quae scri-
benda erunt, scriptione complectatur, duo, qui tantum in inquisitione
materiarum seu lectione occupentur illique scriptori materias iam
paratas suppeditent, et quartus, qui in describendo aliisque vili-
oribus ministeriis huic conatui inserviat. Tibi vero et isti alten
bono viro aliisque piis maximae gratiae habendae erunt, qui
adiuvabitis tum librorum inquisitione, tum et alioqui consflio et
quacunque re poteritis. Credo, si praesentes bellorum turbae con-
quiescerent, et senior dominus ■) sua reciperet, quod protinus opus
Ö^Vgl. Nr. 2.
>) Gottschalk Prätorius; vgl Nr. 6, n. 29.
*) Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen; vgl. v. Bezold, Gesch. d. deutschen
Reformation. 1890, S. 772 f.
11
hoc in Domini nomine inchoaretur, tametsi iam ferme ante
annum quidam meo hortatu incepit, scd stilus eius aHquanto
tenajor et infirmior est, quam veltem. Quod vero iam quosdam
libros poUiceris te missumm, si scires, quo mittendi sint. gaudeo,
Kd dulnto, quem tibi locum perscribam, cum ignorem, in qua
orbis terrarum parte nunc agas ; dicam tamen de pluribus. Ratis-
bonae est M. Nicolaus Gallus '], Augustae D. Johannes Baptista
Hdnzelius Senator"), Noribergae M, Hieronymus Uesoldus'), Lip-
siae D. Sarceri[us*) et] Alesius •) aut pharmacopola Johannes
Recait in via Grimtca, Vitebergae M. Sebastianus Theo[doricus] "),
Wicemii gener. Ad homm quendam miseris et significaveris, mea
esse; iUe porro recte curabit. Hosce vero qui sequuntur libros te
mihi mitterc velim. Primum quaecunque habes manuscripta de
Boemicis controversiis et concilio Constanticnsi et Basiliensi,
multa autem te habere indicas huius generis.
Atque honim libronim niissionem te maturare velim, nam
praeter historicum conatum iam etiam illud ago, ut omnino Hussi-
tarum scripta in ordtne redigantur, et simul imprimantur et nactus
som iam quaedam non pauca *). Deinde mitte et illud Magdeburgensis
decani de vitiato statu curiae Romanac *) et si quae alia ab eo
tempore invenisti. Curabo enim imprimi ea ad publicam utiütatem,
sicut hactcnus non pauca tum hie edidi, tum Basileam, ut ederentur,
misi. Ha[beo] et ego quaedam eiusdem generis. quae fortasse cum
isto tuo recte simul edentur. Postremo cupio et üla tria impressa
opuscula videre, quae polliceris: Episcopi Gurcensis Balbi de
coronatione ad Carolum V. Imperatorem *), Dominici de Dominicis
') Vgl, Nr. 2. n. 1.
') Johuin Baptiit Heiniel, Mitglied d» gebeimen Ratlies in Augsburg; vgl.
ATg. D. Biogr. VIII (1878). S. S97.
>) VgL Adelung, Gel. Lei.. I, 1794.
*) Die Handschrift iit hier stark Terbandm, doch otfeabDr Erasmus Sarcerius;
TjL Lilentnr bei Loeiche, HuheiiDi, II. 290.
tj Ebenda I, 134.
^ Ueber Sebaitianot TheodoricD*, Pntfesaor der Malhematib in Wiltenbptg,
•gl Jdcher, Gel Lei., IV, 1101.
r) Eiaiga tob Tbadd. Nemicni; vgl. Lugnet an N., ddo. 28. Oci. 1553: i, 43.
■) Wer Ider gemeiiit i«t, vermocbte ich nicht eu eniiren.
*) Hieronymi Balbi Episopi Gaic. ad Carolum V. iaip. sempec Augusium de
Coronatione über. BononUe, 1630; »gl. Awhbach, a. a. O.. 11 (1877), S. 167.
12
Brixiensis de reformatione Romanae curiae *), Maphei Vegii Lan-
densis dialogum "). Ex libris D. Lazii ■) a te nominatis nuUum
proinde optarim videre, quam librum epistolarum historialium
Pontificum et fundationes monasteriorum ; sed an simus impetraturi,
tu forte melius nosti. Nominavi libros, quos te mihi mittere cupio ;
plures autem causae sunt, cur id primo quoque tempore fieri
optarim, quas etiam superius utcunque attigi; prima quod iam
statim darem perlegendos ei, qui scriptionis operam sustinebit;
secunda, quod controversias Boemicas et scripta in ordine redigo;
postrema, quod aliqua ex illis curarem imprimi. Exspecto eius-
modi vetera etiam monumenta ex Anglia et quibusdam locis
Boemiae; nam et scripsi in eas partes, et aliqua mihi spes facta
est, ut te tanto minus pigere debeat, si et tu tua mittas. Valde autem
optarim, te mihi significare, quaenam monasteria et quas biblio-
thecas inspexeris, quo ego, qui eodem studio delector, non sumam
inanem operam iisdem inspiciendis. Saluta illum alterum amicum»
iuva opus Domini strenue, tuum nomen et locum et bene in Do-
mino Jesu vale.
Cal. Octob. 1553*).
Nr. 4.
s. 1. 12. October 1553.
Nidbruck an Flacius.
Wiederholt seine Dreitheilung. Joh. von Turrecremata *) soll
gelesen werden. Von Bedeutung wären alle Schismen, besonders
alle Schriften, welche in dem Streit zwischen Kaiser- und Papstthum
entstanden, dann die Arbeiten Carl d. Gr. Flacius soll die Biblio-
theken des Fugger •), Peutinger ') und der Stadt Augsburg besichtigen, in
welchen sich auch griechische Kirchenschriftsteller vorfinden. Hainze! ')
i) Vgl. Gestier's Bibliothek (Ausg. 1683), S. 266.
s) Wohl Maffeo Vegio's ,|De miseria et felicitate dialogus'' gemeint, der 1530
in Frankfurt anonym erschien; vgl. Voigt, Die Wiederbelebung des dassiscben Aker
thums, 1893, II, 39 f.
•) Vgl. Nr. 1, n. 8.
^) N. hat auf der Aussenseite des Briefes bemerkt: ^Calend. Oct. 63, Rec.
9. Januarii 1564.
B) Ueber Juan de Torquemada, Tgl. Voigt, Enea Silvio etc. 1856 I, 208 f.
•) Joh. Jacob Fuggcr; vgl. Allg. D. Biogr, VUI (1878), S. 183.
») Conrad Peutinger; vgl. ebenda XXV (1887), S. 661 f.
») Vgl. Nr. 3, n. 6.
13
wird ihm dort die Werke des Nilus zeigen, der u, A. den Streit
über den Primat des Papstes behandelt. Flacius möge den ,Cata-
logus' ') herausgeben, um zu Nachforschungen anzuregen. Mit dem
Besuch der Bibliotheken soll Flacius einen Scholaren oder Höfling
betrauen. Durch Intervention des Maximilian oder eines Hofmannes
könnte Flacius Bücher aus Bibliotheken benützen, die ihm sonst
versagt wären. Die Schriften Carl d. Gr. könnten ebenfalls durch,
äudirende beschaßt werden. In Frankreich finden sich einige vor.
Handschriftlich (Concept): i, fol. 41.
Adresse: Huberto Langueto Burgundo,
Nr. 5.
s. 1. 28. November 1553.
Flacius an Nidbruck.
Mit Hubert Languet den Plan besprochen. Kritisirt die von-
I N. vorgeschlagene Eintheilung nach Materien. NothwendJgkeit aus-
; reichender Geldmittel und Arbeitskräfte. Vergebliche Bitten um
Unterstützung. War im Vorjahre in Italien, um Vergerius u. A. zu
gewinnen. Aussicht auf Erlangung von Quellen aus England. N.
soll in Ungarn nachforschen lassen. Zur Ausfuhrung bedürfe es der
Mitwirkung vider. Vier Schreiber nöthig. Hofft auf Beitrage von
öttheinrich und Johann Friedrich Prätorius. Schickt den ,Catalogus'.
hx gegen einen öffentlichen Aufruf zur Unterstützung. Kirchen-
Geschichte des Aventiuus. Lazius' Bibliothek sollte ausgebeutet
»erden. Andere wertvolle Schriften. N. soll sich Schonung auferlegen.
Handschriftlich (Original) : b, fol. 5; Druck: Schulte, a. a. O.,
I S, V3 f
S. Docdssime vir et fratcr in Domino carissime, ante omnia
j maximopere a te peto et contendo, ut hanc meam extemporanam
scriptionem, quoniam nunc diligentius scribere non vacabat, boni
consulas. Id sane, quod optas, perinde ex tali atque accuratiore
ci^oscere poteris. Ad Htteras tuas vere primo huius anni ad me
niissas ") respondi circiter ante duos menses ') inscriptasque D.
Leopoldo Schwibermeier ') Witebergam ad M. Paulum Ebenim *),.
■) Vgl. Nr. 1. n. 3.
') Vß], Nr. 2.
') Vgl. Nt. 3.
'j Vgl. Nr. 2; Horavfiti, a. «, 0„ S. 324.
[ f) Vgl. LitenlDT bei Loache, Uitfaeiiu), I. 198.
14
sicut praeceperas, misi nee dubitOp te iam id respoosum vel acce-
pisse vel brevi accepturum esse. Inde ergo prolixius sententiam
meam, de quibus voluisti, cognoscere poteris. Quod porro ad
secundas T. H. litteras *) attinet, per hunc tuum Hubertum Bur-
gundum ') missas, contuli quidem diligenter cum eo de toto illo
tiegotio, sicut praecepisti, nee dubito, quin ille tibi meos sermoncs
diligenter perseripturus sit*). Verum netuo sanctovoto utilissimoque
eonatui desim, exponam tibi et ipse mearum eogitationum summam
quam brevissime potero. Primum igitur, quod ad ordinem historiac
in quo nonnihil dissentimus *), attinet, video, utramque rationem
aliquid eommodi et incommodi prae altera habere. Mea illa perpetua
series magis quiddam historieum prae se ferret plusquc fidei
haberet quam illa tua, quae mere 7coX£(itxov seriptum ae veluti
ex instituto eontra Papam directum efficeret. Praetcrea plura
etiam ^ utilissimaque pervestigaret et exponeret, quae ad Papam
eiusque controversias nihil attinerent, quibusque vix in altera
forma seripti loeus esse possit. Scio enim omnino multa varia
eaque utilissima hincinde ex tenebris erui in historiamque rcfcrri
posse, quae si non ad eontroversias eum Papa, at certe ad alias
haereses refutandas veritatemque illustrandam essent plurimum
profutura, et video sane proh dolor I aetatem nostram haercsium
feraeissimam, nee minus nos eontra alias pestes quam contra
Papam armari oportere. Contra tua ratio ad hoc vel in primis
utilior esse videretur, quod aliquanto accuratius prolixiusque ma-
culae ac errores Antichristi depingi illustrarique eo ordine possent.
Vix enim videtur illa mea historica series admissura, ut cum tanto
taedio et ordinis temporum perturbatione prolixi velut catalogi
certaminum cum Papa, scriptorum eontra Papam, reprehensionem
eins seelerum subinde repererentur •) ac inculcarentur, quae tuus
ordo, dum velut in communes locos singulas historiae partes
coniieit, summa commoditate reciperet. Eminebunt etiam magis
1) Wohl der Brief, zu welchem wir in Nr. 4 einen kurzen Entwurf haben.
*) Ueber den hervorragenden Diplomaten Hubert Languet aus Vitteaux in
Burgund (gest. 1581), vgl. Waddington, de Huberti Langueti vita 1518—1681. 1888;
Allg. D. Biogr. XVII (1883), S. 692 f.
•) Vgl. Languet an N. ddo. 1. Dec. 1563; i, 64.
*) Vgl. Nr. 2 und Nr. 4.
*) Sehulte hat etiam ausgelassen.
>) Seh. h. in gerer entnr.
15
singulae materiae, si in sua loca distribuantur, quam si ad tem-
porum seriem subinde aliis aliae admiscendae erunt ^). Gratissimum
sane id et utilissimum lectori erit, si in singulis locis sui generis
res in unum congestas simul velat in cumulo deprehendet, alibi
scilicet probationem v«rorum dogmatum, alibi confutationem fal-
sonim, alibi vituperationem morum spiritualium seu cleri, alibi
caeremoniarum acervum, alibi Schismata et bella a papis excitata.
Quare si contingere id, quod caperem quodque utile esset, posset,
atramque sane historiam contexi optarim, prius tarnen illam meam,
qua confecta non difiiculter posset illa iam comportata materia
in istos tuos quasi communes quosdam ') locos partiri et distribui,
sivG id quasi indice solummodo quodam faciendum esset, ut lector
in priorem historiam remitteretur, sive res integre prolixeque denuo
exponendae essent. Atque hactenus de ordine operis. Porro quod
ad librorum') necessariorum «d tale institutum copiam attinet,
qaaerendi sane illi ex omnfbvs mundi partibus essent, ad quam
qiiidem rem non tantum fidorum hominum ministerium, sed et
sumptus haud contemnendi essent pemecessarü.
Video enim etiam mediocres homines vix aliquid laboris
suscipcre velle, nisi praesens pecuniariaque merces eis promittatur.
Scripsi hactenus ad multos etiam vere pios, ut quidem ego statuo,
homines de meo conatu petiique, ut me in investigatione librorum
iuvarent ; nemo tamen ferme hactenus quicquam opis attuh't prae-
ter Tuam H. et Palatinum Otthonem*). Superiore anno ea de
causa in Itaüam eram profectus, ut et ipse bibliothecas Venetas
inspicerem et Vergerium ») aliosque quosdam pios ac doctos
homines ad adiuvandum hunc conatum excitarem. PoUiciti illi qui-
dem large sunt, ac duo seu tres quidem etiam nominatim missuros
sc mihi Dantis monarchiam •) sero pollicebantur, verum nemo om-
nium Ulonim quiquam hactenus vel misit vel brevi se missurum
esse significavit. AfTulserat quaedam spes consequendi ex Anglia
<) Seil. h. essent.
<) Seh. hat quosdam ausgelassen,
s) N. (Hgt ad marg, Libri hinzu.
*) Uebcr Ottheinrich von der Pfalz, vgl. Allg. D. Biogr. XXIV (1887), S. 713 f.
fj VgL Hubert, Vergerio's publicistische Thätigkeit nebst einer Biographie und
tVoersicht, 1893.
^ Vgl. Nr. 1, n. 12.
-*.■• «-
16
haud pauca vetera monumenta huic nostro instituto necessaria *).
Cum enim catalogum Balaei*) percurrissem totque ibi vetustissi-
mosque autores ecclesiasticos et historicos nobis igpaotos legissem,
scripsi ad cum una cum clarissimo viro D. Doctore Alesio •), cui
aliqua cum eo vetus amicitia intercesserat, ac re exposita pedi-
mus, ut et consilio nos iuvaret et libros ad eam scriptionem ne-
cessarios tum indicaret, tum etiam, si posset, mitteret. Verum
acciderunt istae turbae subitae, quae nobis omnem spem adipis-
cendi inde quicquam eiusmodi scriptorum praecidunt *). Spero
tarnen fore aliquando, ut adhuc ea provincia pium magistratum
habeat nobisque pateat. Reliquum ergo esse videtur, ut hie in
Germania saltem hoc tempore vetusta monumenta conquiramus.
Ego quidem occasioni, ubi se offerret, minime deero; idem et
tuam praestantiam facere et gratissimum et utilissimum est.
Optarem etiam T. H. in Hungariam *) ad aliquos industrios homi-
nes scribere, qui eiusmodi inquisitionem adiuvarent, tametsi T. H.
haud dubie et in aliis regionibus suos habeat, quibus id recte
demandare possit. Ne vero pius iste conatus diutius differatur.
mihi valde placet, ut quoad alia scripta conquirantur, istis, quae
alioqui extant haberique possunt, utamur. Semper enim facile
erit inventis addere et ex novis autoribus, si quae minus recte
scripta fuerint, corrigere. Hactenus de librorum inquisitione ; quam
tamen ut T. H. tanto melius adiuvare possit, mitto ei, ut petiit,
quosdam catalogos librorum, qui mihi tanquam necessarii in
mentem venerunt. lam de ratione') aggrediendi operis pauca
dicam. Indico sane et ego verum esse, quod T. H. scribit, hunc
nostrum conatum non unius hominis esse, sed plures oportere
suas operas ad conficiendum tantum opus conferre '}. ludico etiam
0 Vgl. Nr. 3.
s) John Bale, später Bischof von Ossory (gest. um 1563), schrieb u. A. ^Scrip-
torum illustrium maioris quam nunc Angliam et Scotiam vocant cataiogum". Ipswich,
1548 (enthält nur fünf Centurien), Basel, 1657--1Ö59. Vgl. Jöcher, Gel. Lex., I, 722 f.:
Ebert, Allg. Bibliogr. Lex., S. 131; Reusch, a. a. O., I, 92 f.
•) Vgl. Nr. 3, n. 8.
^) Wohl die Verfolgungen der Protestanten durch Maria i. J. 1553; vgl. Froude
History of England, vol. 6.
') N. hatte sich am 26. Nov. 1553 an Zabertinus, Bischof von Grosswardein,
gewendet; i, 62.
*) N. schrieb ad. marg. ratio operis.
0 Vgl. Nr. 2.
17_
me ad eam scriptionem parum aptum esse, quod et stUo praesertim
UnUc htstoriae necessarJo destituar et labores non ita multos
perferre possim et denique in tarn varias curas tuendae veritatis
distrahar, Quare iudico omnino ncccssc esse, ut cum aliquo domino
agatur, qui mcdiocre Stipendium in aliquot annos paucis aliquot
collegis in hoc opcre occupatis constituat. Puto autem debere esse
unum inter alios, qui et eruditione ') et stÜo valcret eaque omnia,
quae scriptione comprehendenda essent, pcrtexeret. duos porro,
(jui raaterias undique conquircrent et comportarent illique scriptori
In ordinem digerendas apum instar apportarent, quartum denique
tliis tribus, qui scribae tantum officio fungeretur, hominem levioris
lioctrinae addere possemus. Hi ') quattuor collegae quingentis
SoFcnis annuatim ractUime ali possent '). et ne rem plane quae
, id effectum perducatur, impossibilem esse putes, iam egi cum
Palatino Otthone*} Henrico, qui admodum cupit istam historiam
; fonscribi meque uttro ut opus promoveam, hortatur ac, ut spero,
(adle aÜquam partem sumptuum suppeditabit, nee quidquam nunc
iiagis in hac quidem parte opto a Deo, quam ut Elector ') in
MB vel aliquatenus rcdcat.
Spero enim illum promptissime conatum hunc adiuturum
«sc pro suo crga pictatem et littcras studio. Est etiam hie ludi-
fnagister, nomine Godescalcus •), homo meo sane et M. Galli iudi-
00 ad talem scriptionem admodum idoneus. Nam et stilum habet
<nm fadlem, tum latinum, tum denique et gravem, et iudido
mu'tum valet et demum laboris plurimi est; taceo ') enim pietatem,
quam hie quoque pemecessariam esse nemo dubitat. Locutus est
cum CO tuus Hubertus '), qui tibi de eo haud dubie suum iudidum
pe^^cribet; mittam etiam brevi aliquod eius scriptum, unde de
i^ornrnis ingenjo coniecturam facere possis. Quare in hac etiam parte
^t. s quid consilii aut auxilii omnino invenire potes. Ego quidem
')Sch. b. condicione,
') Seh. h. Uli.
') Vgl. Nr. 3.
'1 Vgl. ob, o. U.
*| Vgl. Nr. 3, n. 3.
•■. U.bCT Pri-oriu« (t 1673), vgl. Allg. D. Biogr. XXVI. (1888). S. 513; »gl.
S.. J, V 2.
')Sch, h. taee.
•) Vjr. ob. n. B.
18_
ccrte nieliorem rationem aggrediendi negotii non video. Utini
iam vel ducentos tantum florenos habere pos^enus pro ipso sei
tore cum ') uno tantum adiutore, quoad tiirbae istae in melior
statum redigerentur, Exspecto quotidie responsum a Palatino, t
quidcm mihi ex ista summa nihil plane expeto et tarnen libenl
qtiacunqiie rationc potero opus adiuvabo. Mitto meum catalogun
quandoquidem cum tantopere videre cupis; fortassis etiam bi
typis excudetur; neque enim iam quicquam amplius habeo, qi
addam. Vide tarnen, obsecro, ne istud exemplar intereat, quc
alterum, quod adhuc apud me est quodque brcvi Basileam miti
cogito, in intinere perierit, istud haberi possit; neque enim al
ullum habeo '). Quod porro ad eius praefationem attinet, cogil
sane et ego saepe de admonitione ac pelitione ad omnes pios
doctos facienda, ut iuvarent quacunque ratione possent ist
conatum, praescrtim autem hbrorum inquisitionem *).
Sed illud mc rursus ab eo consilio absterret, quod expei
sum hactenus, quam parum nostri homines tali cura affidan'
cum quidem ad non vulgares viros ea de re scripsissem. Qu
vereor, ne nihil aüud tali publica admonitione efficiamus, qt
ut papistas de nostro consilio praemoneamiis et ad opprimei
talia monumenta excitemus ; quare cogito eiusmodi admonitior
modis Omnibus omittendum esse. Possumus alioqui privatis litt
illud idem agere apud eos, quos aliquid posse existimaverin
Quodsi tu diversum senlis. amabo fac me quam primutn de
re certiorem. ne prius Basileam cum alia praefatione mittatur,
animo habeo, ut nuper scripsi, omnia Eohetnica seu HussJ
scripta in certos tomos redacta imprimi curare ^), si modo es
qui typographorum egestatem aliquo munusculo sublevarc ve
Nam vix alioqui credo eos suo sumptu impressuros, propte
quod minus vendibilia fore videntur. Quare si quae eius gen
aut habes aut adhuc congregas, fac obsecro ad me dek
tametsi et alios ad historiam neccssarios ad me mitti utile es
I) Seh. h. ei.
•) Calal. tesl. vcril.; vel, Nr. 1, n. 3.
•) Dieses Manuacripl ist noch auf der Hofbibl. ta Wien Nr. 11.591 trhsl
Anmerlt. d. Scb.
*) Vgl. Nr. i.
*) Vgl, Nr. 3.
19
quod quoquo se res modo habuerit, mihi eius historiae praccipua
.-jra incumbet. Aventinus, Bavaricus historicus, scripsit duas histo-
tii^. alteram titulo illustratam Germaniam, altcram ccclesiasticam
hi-torram'); utraque adhuc extat apud Bavanim'); Germ.iniam
::ustralain vult brevi curare edi princeps. Sed quia qüat:d:mi de
;enealc^ia ducum Bavariae putat in suum praeiudicium cadere
;!0S5e, ideo tradidit eam 6lio iurispru dentis Eckii') corrii^cndam.
Vcreor, ne corrigat non tantum illa genealogica, sed etiani cccle-
^iaslica, ut est inimicissimus verae pietati, et sunt plurima eccle-
-lasticain ea ipsa historia, ut ex primo tomo bibliothecae Gesneri')
i^'paret, Quare valde optarim Lazium ') vcl T. H. nomine regis ')
pcterc eius sibi copiam fieri et utramque quam primum de^cribere.
Ecclesiasticam sane eius hlstoriam tibi velpraecipue conimr.'ndo,
ii videas, ut eam nanciscaris, quoquo demum modo pott-^. Est
iri aula Bavari consiliarius meus amicus, nomine Albertus Kciffcn-
'tm'). qui fortassls libenter adiuvabit. Optarim sane etiain aliqua
Lazii describi, si sumptus adessent. Est isthic quidam nomine Lau-
i^tius Zadesius '), meus gentilis, quiproxima aestatefuitartitini deca-
Mj. Credo eum discipulos habere aut alioqui certe familiäres Fcliola-
'ticos, ut facillimc descriptionem necessariorum librorum atiiiivare
;. 'äsit. Vereor sane, ne non possimus ca habere, cum volDerimus,
iraccipuc autem PontiBcumcpistolas ') putarem describcn das, lamctsi
Tinia istius non viderim. Putas tu, vir optime, praedpua scripta et
^ontroversias posse referri ad scismata; est istud quidem .iliquid,
•tä tarnen ego eas controversias et pluris facio et maiores fuissc
vito. cum falsa Antichristi dogmata oppugnata sunt, ut contro-
ersiaHus. Wiclef, Valdensium, qui ferme soli hisce 400 annis")
') Ueber Johann Turmair (f 1534) und seine Schriften vgl. Alle- D- Ili'>i;r. [
:-Z j. 700 f.
'i apad B. h>l Seh. ansgel>ss«n.
': N. tagte ad. matg. hiuiu Osw^ldoEckio. Leonbardi Eckii (,. "s.
■'Conrad Gesner's Bibliotheca universalis erschien 1546—1 :>'l^; vgl,
^-, l>. Biogr. DC (1879). S. 107 f.
" Vgl. N. 1, n. 8.
'' König Maximilian.
': Vgl. Allß. D. Biogr. XXVII (1888), S. 692.
'i Vgl. Aschbach, a. a. O., II, 387.
'! Vgl. Nr. 2; Horawiti a. a. 0., S. 323.
i 'Sei. h. hoste CCCC anno..
"^T"
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20
puriorem doctrinam habuerunt. Balaeus ^) dicit quoque, gravissima
certamina pro puriore religione fuisse, tum in Anglia, quando
primus Gregorius eo suum Pseudo-Augustinum *) misit, tum ali-
quando post, cum Bonifacius, qui alioqui Germanorum Apostolus
a multis vocatur, in Germaniam a Papa missus est, eos enim
veterem sinceritatem verae religionis in papatum in hisce regi-
onibus frustra multis etiam sanguine repugnantibus commutasse.
Hactenus tumultuarie, ut ex tempore alteri dictare potui, T. H.
meas cogitationes exposui, alias Deo volente idem diligentius
faciam. A tua caritate vero illud summis plane quibus possum
precibus oro atque contendo: primum ut pergas sedulo adiuvare
istud sanctissimum institutum, sicut incepisti, deinde ut tuae vale-
tudini aliquanto magis, quam hactenus te fecisse audio, parcas.
ne non lente sed praecipitanter festinando minus, quam alioqui
posses, cursus conficias et non tarn te vita, quam ecclesiam Christi
fideli ministro et nutricio spolies. Quare vide') obsecro te tum
per salutem tuam, per Dei gloriam ac ecclesiae incolumitatem. ut
tuae valetudinis summam curam habeas. Vale in Domino Jesu feliciter.
4. Cal. Dec.
T. P. deditus Theod. Henetus *).
Nr. 6 »).
s. 1. s. a.
Flacius an Nidbruck.
Wünscht die ^Perspectiva* des Alhazen und alte Agenden.
Handschriftlich (Original): b, fol. 7.
Audio Alhacis perspectivam •) manu Vogeli descriptam extare
istic, opinor in universitatis bibliotheca. Valde optarim, eam mihi
quam primum usui dari, quo, quoniam et ipse unum exemplar
habeo, in communem utilitatem iste quoque autor prodiret. Magno
1) Vgl. ob. n. 18.
*) Augustinus, Bischof von Canterbury ; vgl. Wetzer und Weite, Kirchenlexikon.
I» (1882), 1678
•) Seh. h. in de.
^)Tengnagelfiigthinzu: quoties nomen Proteus xnutatM.FIacins Illyrtcus.
^ Diesen Brief setzte ich hieher, weil in den folgenden diePerspectiva und
die Agenden urgirt werden.
^ Gemeint ist ofifenbar Thesaurus opticae des Arabers Alhazen (1572 i^
Basel gedruckt) ; vgl. Jöcher, a. a. O., I, 272.
21
enim id fieret non tantutn studiosorum, sed et meclianicorum
commodo. Nescio, an monuerim in meo catalogo de a^enda vcteri,
sed valdc operae pretium esset eam habere, quae ante Gregorium
in usii alicuius celebris ccclesiae fuit. Vale I Cura amabo, ut quam
primum et de liac re et de aliis omnibus responsa accipiamus.
Nr. 7.
s. I. 23. Februar 1554.
Flacius an Nidbruck,
N'idbruck soll Arnold Arien in Italien zum Ausforschen von
Büchern bewegen. Es soll Jemand nach Italien gesendet werden, z. B.
Hubert Languet. Wünscht Handschriften über die griechischen Concile.
Handschriftlich (Concept): i. fol. 96.
S. Scripsi nuper prolixc non semel ac responsum avide expccto,
sed subinde accidunt aliqua, quae tibi significare operae pretium
est. lam illud tantum T. H, indicabo, videre mihi valde utile fore,
ul cum Amoldo Arlenio "), qui ante Diegi ') minister fuit, iam autem
vel apud Ferrariae vel Florcntiae ducem agit, agatur, ut conquisi-
I tionem libronim, quos ei vel nominatos sigülatim vel in genere
[ indrcare potes, adiuvet; habet cnim omnes bibliothecas Italicas
notissimas. Utinam et Romac non solum bibliothecas, sed acta
' paparum vetustiorum inspicere per idoneuni hominem possemus 1
j t'tilc esset eius rei causa tuum Burgundum') in Italiam mitterc,
I si modo sumptibus abundaremus. Tu vide, quid tua crumina possit,
r,atn mea est tenuior. ConcUia Graeca manu.scripta habere valde
I Jiile esset. Bene in Domino vale! 23. Februarii 54.
Nr. 8*).
s. 1- s. d.
. Flacius an Nidbruck.
Hat Nidbruck seinen Katalog der Wahrheitszeugen gesendet,
■^ii-arbeitung eines neuen, ausfuhrlicheren Planes. Schickt Nidbruck
I <) UelwT Arroldas Arlenins PetuJIai (>ui Herzogenbusch), b<?kaiiTil nli IleraiH-
j E'Ui griechiscbcT Auloren, ig], Slinzing, G. Titinei's Briefe an Bonif. u. Bae. Amer-
. ^ !^c., Bonn, 1879, S. 67 ti. 4.
'i Diego Hnrtado de McDdou, Graf vod TiBdillo. kaj^. Gesandter in Venedig*
'Mfltscbe. ». ,. O., 11, 268.
'1 VgL Nr. 6, n. 6.
') Ich ieuie den Brief bieher, weil Nr. 9 die Antwort daraaf isi.
I
I
I
äae seiner kleinen Arbeiten. Empfiehlt demselben die Ausforschung
der Werke des Aventinus. Vielleicht kann Nidbruck dieselben von
Georg Römer erhalten. Nidbruck möge ihm Bücher zukommen lassen.
Für G. Prätorius wäre ein jährliches Stipendium von 100 Thalem
zu bestimmen. Wünscht die Perspcctiva des Alhazen und die Schrift
Karl des Grossen gegen die Heiligen Verehrung. Werde diesen Sommer
alte Gedichte gegen den Papst drucken lassen.
Handschriftlich (Original): b, fol. 31.
S. a Domino, unico omnium piorum salvatore. Eximie vir
et patrone observande ! Scripsi ad te iam temas litteras '), misi
etiam catalogum meum '), ex quibus omnibus T. E. clare et
perspicue mcam sententiam de iis omnibus, de quibus cupivit. in-
telecturam esse non dubito. Quare de eadem materia porro ad
T. P. scribcre non opinor necesse esse, quoad T. H. novum re-
sponsum videro. Scripsi quidem aliquanto prolixius novam consul-
tationem de scriptione istius historiae atque fructibus inde ad
ecclesiam Dei et pios proventuris '). Quam co confeci, ut üs dominis,
quorum opem ad hanc rem implorare in animo habeo, aliquanto
plenius et clarius totum insdtutum ac consiUum meum proponere
possim eosque tanto fadlius ad talem benignitatem seu libera.litatem ,
pelliciam. Eam consultationcm T. H. iam non misi, quod ipsa. meum
institutum plus satis pernovit ex meis littcris, ut supra dixi, quodque '
etiam ad promovendum salutare opus sua sponte prona ac parata
est; mittam tarnen alias, sl eam petieris. Nunc accipe hie brevem
quidem, scd admodum insignem ac ecclesiae Dei nccessariam hi«-
toriolam'), a mc rudi et inepto stilo utcumquc delineatum. Flures
haud dubie tales ac paene infinitae historiae ex vetustis monumentis,
si diligentes in ea re homines haberemus sique necessarii sumptus
adessent, erui posscnt, quo studiosius et tua Caritas et omnes boni
hoc pientissimum opus promovere debent. Habeo deliberationem
Friderici Caesaris, istorum avi, de toUendis Germanicae ecclesiae
oneribus a Curia Romana ipsis impositis Moguntiae anno 1441
') Vgl, Nr. 6. Nr. 6, Nr. 7.
1) Vgl. Nr. 6. 0. 33.
*} Wahrscheinlich tlie im Cod. Germ. Nr. 4110 b der MUnchetier Staatsbibl,
S. 131—1«; ^1. Preger, a. ». O.. 11, 417.
«) Wohl die Hiitorii certaminum inter Rominos Episcopos c-1
sextam Cirthag. Synodnm etc„ gedr. Basel, 1664; »gl. Preger, a. a, O., II, 553.
23
habitam '), de qua aliquid parvum in fine Clemangis ') una cum
epistola Friderid legis, eam quoque si cupis T. H. descriptum
mittam. Non dubito poiro serio te id agerc, ut übros ad eam
scriptionem necessarios conquiras, Scripsi quoque aüquoties de
Aventina bibÜotheca eiusquc duobus voiuminibus. nempe illustrata
Gcnnaiiia et ecclcsiastica historia a condito orbe*), quam tibi rem
cordi esse non dubito. Monuit vero intcrea me amicus quidam de
risdem scriptis, quod tibi iam indicabo. Est Norimbergae Senator
quidam, nomine Georgius Romanus, homo ut non studiosissimus
pietatis, ita vetustorum monumentorum, quin et omnigenae vetustae
supellectilis mirus amator et indagator, Is adliuc vivo Aventino
cuiavit sibi illustratam Gcrmaniam (cuius summarium indicem in
primo tomo bibliothecae Conrad! Gesneri '} in Johanne Aventino
'■tgae potes), nescio, an etiam ecclesiasticam historiam describi;
veri sinüle mihi est, cum pro suo eiusmodi rerum studio et eccle-
siasticam histomm habere et a morte Aventini pleraque vetusta
moDumenta ad se pertraxisse, ex quibus Aventinus suam hii^toriam
collegcrat. Ab eo igitur homine cupio te, quacunque demum ratione
potes, vel ad paucos menses eas historias extorquere et statim
describi curare; omnino essent ad nostrum institutum mire utiles.
Non puto autem tibi eum quicquam tale negaturum, praesertim
cum tantum negotii nunc vobis cum eo senatu sit propter istud
commune bellum. Agc igitur Christo favente et tenta id efficere,
in quo profecto non parvum momentum totius negotii situm est.
Atque de hoc hactenus. Quod autem me in proximis litteris de
Peutingerorum *) bibliotheca monueras, eius quoque rei memincro.
Libros quos ehismodi colligis cupio te ad me mittere. Ego tibi
illud contra bona fide polliceor me id acturum et Deo volente
effectanim, ut ca scripta vel vivo vel mortuo me non in altcrius
t>aaum. quam eius, quem quam maxime id opus adiuvare posse
3c vellc iotdlexero, perveniant, tametsi et iam mihi in conficiendo
nieo catalogo *), quem quotidie non inutili acces?ione augeo, usui
') Vgl. Voigt. Eaea SilTio, I, 258 t.
' Vgl. Geraer, «. ^ O.. S. 622 L
'. V0. Kt. 5, B. 37.
■} V^l. ebenda o. 41.
*) V(l. Nr. 4. D. 3.
*) VjL Nt. 1. n. 3.
» —
24
esse possent tua quoque monumenta. Id etiam sedulo ago, ut omnes
Hussitici libri in ordinem redigantur *) et alii etiam veteres contra
Papam imprimantur. Scripseram nuper de nostro ludimagistro
Godescaleo '), quem idoneum esse ad talem scriptionem existimo.
quod et stilo et pietate et iudicio et firma valetudine nciultique
laboris patiente sit praeditus. Eius tibi orationem tuus Burgundus •)
nuper, ut credo, misit, unde et tu de eius orationis filo iudicare
possis. Valde optarim nos vel illi soli conficere posse annuum
Stipendium ad centum thalerorum, quo abstractus a schola huic
rei totus vacaret. Nam si modo principium aliquod fecissemus, ac
opus inchoatum esset, facilius porro auxilia a potentibus impetra-
remus. Moverentur enim non parum ipso quasi aspectu inchoati
operis fidemque nobis haberent rem serio agi, et non fiicum solum-
modo quendam ac praetextum extorquendae pecuniae eis proponi.
Quare amabo, si et tu vel consilium vel auxilium nosti, in eo
ecclesiae Dei ne desis. Res profecto longe maxima in longe minimo
momento hie vertitur. Nam si sane usquam principium medio plus
est. tum profecto in primis hie iam. Scripseram nuper de Alhacis
perspectiva*); si haberi potest, adhuc eam peto. Curabo, ut in
communem usum in publicum prodeat. Librum Caroli Magni contra
sanctorum invocationem *), nancisci non possum, sed videre percupio;
quare amabo mitte. Curabo Deo volente, ut hac aestate multa
poemata vetusta contra Papam Basileae excudantur •). Vale in
Domino Jesu, qui te diutissime incolumem conservet, Amen 1
«) Vgl. Nr. 6, n. 36.
9) Ebenda, n. 29.
») Vgl. ebenda, n. 31.
*) Vgl. Nr. 6, n. 2.
*) Flacius meint wohl: Opus illustrissimi et excellentissimi sen
spectabilis viri Caroli Magni ... contra synodum, quae in partibus
Graeciae pro adorandis imaginibus gesta est', das der Bischof Jean du
Tillet unter dem Namen Elias Philyra 1649 zn Paris veröffentlichte; vgl. Reusch.
a. a. O., I, 266.
«) Ohne Zweifel die Antilogia Papae etc., Basel 1666; vgl. Preger, a. a. O.,
II. 664.
II.
Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen
und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger
Ordinirtenbüchem seit dem Jahre 1573.
Von D. Di, Giokg Bdchwalu in Leipiig,
(FoiUetzung. ')
1577.
91. Ego Ntcolaus Steint natus in oppido Artzberg in uicinia
Egrae Caesareae vrbis, Illustris^mi Christianissiniique principis ac Do-
mini Georgii Friderici MarchJonis Brand ebiirgensis subditus, in cele-
benima Academia Vuitebergensi ab Anno Christi incarnati septuagesimo
usque ad septuagesimum tertium bonis literis operam nauaui. inde
propter sumtuum paucitatem in patriam rediens ultra semestre ibi
sum commoratus, donec a prudentissimo Egrae ciuitatis senatu
■^cbolastica functio mihi deferebatur, cui tot\im triennium pro con-
cessa a Deo mihi gratia praefui, tandem ibidem ad munus Eccle-
siacticum uocatus. — O. Oberndorffer, [3. März.]
y2. Ego Marcus Grumm in schola paterna Iglauiae a tencris
ad pietateoi et literanim studia adhibitus tiiiiialibus cognitis a paren-
tibus ad hanc Academiam tnissus et priuatae institutioni D Becelii
tra(Utiis eram trjennio. Hie dum eos progressus ut I. et 2. in philosophia
gradum Dccanis Becetio etEzromoconsequerer, reuocabar post quadrien-
nium completum in patriam ad conrectoris in schola officium. Tandem
post annum et semestre vberioris doctrinae nauandae causa liuc Vite-
bergam rcdÜ animum ad iurispnidentiam applicans. Verum in hoc
studio nondum bicnnio exacto correptus morbo medicorum consilio
in studiorum cursu medio destid administraturus scholam priuatam
horti Angelici Pragae. Isthinc propter religionem et praxin fnrensem
Vratislauiam ueni. Quia uero tum temporis pater meus ab intestato
') Vgl. Jahrbuch 1896, S. 176 ff.
26
e uiuis decederet spe hereditatis adeundae in patriam reuersus sum.
Ibidem a senatu uocatus ad ministerium docendi Euangelium ling^ua
bohemica in sacello bohemico. — O. Oberndorffer. [16. März.]
93. Ego Dauid Reussius Quernfurdensis Natione Misnensis
in patria elementa studiorum ieci, crescente aetate uocatus ad mu-
nus cantorale in Morauiam ciuitatem Nicopolitanam. Denique uo-
catus legitime ab hominibus in quorum potestate ius patronatus
situm et, ad sacrosanctum Ministerium in pagum Amsdorff. —
[24. März.]
94. Ego Joannes Resaunerus in oppido Brandeis Boemiae
natus ibi primordia honestarum artium ieci» tandem Zittauiam me
contuli, inde Iglauiam, dehinc Zaczam, postea ab M. Georgio Ostra-
tio remissus Pragam vrbem metropolim Boemiae me contuli ac in
Academia Caroli IUI. Imperatoris per annum ac 4 menses studia
continuans titulo Baccalaurei ornatus ac tandem a Magnifico D. D.
Friderico Mitzan a KUinsstein et Rostok D. in Komhaus Barone
libero ac D. Venceslao Brodero pastore Ecclesiae Litomericensis ad
ministerium Euangelii D. N. L C. legitime uocatus. — O. Leyser.
[31. Juli.]
95. Ego Joannes Campanus Zluticenus prima honestarum
artium fundamenta in patria ieci, postea honestis artibus per annum
Pragae in schola ad aedes B. M. Virginis animum meum excolui et
initia sacrarum litterarum hausi. Postea ad Gorlicenses propter cele-
briora Musarum studia me contuli, ubi per semestre tantum uixi,
inde per cognatos meos auocatus Thaborium me contuli, ubi hactenus
honestis artibus operam dedi. Inde legittime uocatus fui ad Dia-
conum et Ministrum verbi divini Nouam Boleslauiam a Reuerendo
D. Nicoiao Turnouino eodem in loco pastore. — O. Leyser. [31. Juli.]
96. Ego Martinus Trunchat Altae Mittenus prima meanim
honestarum artium fundamenta in patria ieci, postea in scholis Pragae
et in oppido Scutria propter celebria Musarum studia me contuli,
inde in pago Wratislauia, inde in arce Branicz contuh* ubi hactenus
honestis artibus operam dedi, et ex oppauia legitime uocatus £ui ad
Diaconum et Ministrum verbi diuini a Reuerendo viro Vitum Pam-
phillum Gutembergensis eodem in loco pastore. — O. Leyser.
[31. Juli.]
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97. Ich Georgius Hanesch von Krena geboren vnter dem
wolgcborcn hcrrn Jane von Bozkowicz herr auff der Menschen
Tribau vnd Hondstat bin in dieScbuel gangen, mein Erst fundament
bekomen im Marclct Krena, darnach iij Jar zur Merischen Tribau,
mein praeceptor ist gewessen Paulus Ekeliiis, hernachmals zum Lcut-
mischel bin ich ein Jar lang in der böhmischen Schuel gewesen,
von dem achbarn Erwirdigen hern Ambrosio Oswalt Migliccnsem
Pfarherrn zur Litau zwo Meiln von der haubt Stat Olmücz in Mehren
gelegen zu ein Diacon vnd Minister götliches worts beruffen. —
0, Leyscr. [14, Aug.]
98. Ego Samuel Wibel Joachimicus pietatis et liberalium
^um fundamenta in patria et deinceps Vitebergae in inclyta Aca-
demia ieci ibtque triennium ucrsatus. Tandem praeccptorum autori-
tate et consilJo amicorum Pacdagc^iac apud Magniiiciim et Genero-
sissimum Nobiütate et consilüs praestantem virum D. Johannem
Löser in Pretzach et Haereditarium Marescallum Saxoniae per annos
oclo pracfui a quo postea ad functionem Ecciesiasticuum Pastoris in
Meier et Renhartz ex inopinato Deo ita mirabiliter ordinante vocatus
sum. — O, Leyser. [1. Sept.]
' 99. Ich Thomas Nicolaus vom Altenberg bin Erstlich in
meinem patria in der schulen vnderweyset, darnach bin ich Ein
Jhar zum Caden im lant zu Behm gelegen instituirt worden, von
dannen gen Frcybergk in Meissen, aldo ich 2 Jhar vorwartet, Nach-
mals gen Pirnaw, do ich dan I Jhar vnder dem Achtbarn wol-
gelerten hem M. N. Dannebet|f in freien kunsten bin vnderichtet
worden. Nachmals bin ich gen Closterle im land zu Behm gelegen
lu Einem Schuldinst vocirt worden, aldo ich 4 Jhar vorharret, von
dannen bin ich gen Crolup auch in Behmcn gelegen zum Schul-
dinst vocirt worden, do ich dan 1 Jhar vorharret, von dannen bin
ich zu Niderleutmannsdorff zu der Edlen vnd Thugentsamen frawen
äalooiena Ein geborne v. Wrzesowiz Ihre junge Sohne zu instituiren
»odrct worden, do ich dan 4 Jhar vorharret, von dannen bin ich
von dem Ehrwirdigcn hem Christophorus Beyer pharhcrr zu Olbers-
dorff gen grunwalt in Behmen gelegen auf Einer gantzen gemein
freundlichs Ersuchen zu ihren Sehlsorger vocirt worden. — ü. Leyscr.
{11- Sept.]
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100. Ego Paulus Wzanka Priwidiensis ex Sareptis Hunga-
ricts a Montanis ciuitatibus ab ineunti aetate in scholis triuialibus
utpote Schemnitii apud d. Thomam Fabrum, Cassowiae apud d.
Richardum 16 annos uersatus, postea ad functionem scholasticam
in comitatu Turocziensi in Hay uocatus annum exegi. Postea Tholt-
pron triennio scholam administraui, inde quoque uocatus in Chrenocz
biennio mansi. Postea a communitate oppidi Oczowa siue Boynicz
ad munus sacrum suscipiendum inductus sum. — O. Leyser.
[4. Oct.]
101. Ego Anthonius Oltardt Cibiniensis Transyluanus
•operam dedi bonis literis primum in patria, tandem in ciuitate
Corona in Transyluania per biennium egi existente Rectore fratre
meo Martino Oltardt. Insuper etiam per spatium unius anni fui
Ludimoderatur in oppido Eczell prope Medies in Transyluania. Inde
huc missus a fratre meo Mar: Oltardt (a quo et uocationeni habeo
in oppido Probstdorff in Transyluania) caussa discendi bonas artes,
hoc fine tarnen ut hie etiam munus Ecclesiasticum subirem, egique
hie Vitebergae per dimidium annum. — O. Leyser. [9. Oct.]
102. Ego Wenzeslaus Huberinus Niuemontanus prima
fundamenta artium in schola patriae ieci, postea missus sum a
parentibns meis in celeberrimam Academiam Vitebergensem et ibi
per biennium sacris literis operam dedi. Hinc auocatus ad prac-
ceptorem nobilium liberorum Guntheri a Bunau senioris super Kister-
berg et Gera prope Elistrim flunium, deinde ad ludimoderatoreni
Aberthami ibique etiam per biennium auxiliante Deo officio isto
functus sum. Rursum hinc auocatus a Strenuo et Nobilissimo Do-
mino Loth de Munckwitz ad officium Ecclesiasticum pagi Ltndauiensis
inferioris Lusatiae. — O. Leyser. [9. Oct.]
103. Ego ThomasCrato Mariaemontanus prima literarum fun-
damenta in patria posui sub ludimoderatore Alberto Lyttichio Joachi-
mico artium ac theologiae sacrae Magistro. Cum vero essem annorixm
sedecim missus sum in ludum literarium Dresdensem ibique bienni-
nium integrum permansi artium initia imbibens sub Rectore Johanne
Purgoldo Magistro artium, patria Isenacensi. Postea Naumburgam
missus ibique in ludo literario sub Ludimagistro Valentino Caesamero
Naumburgensi Unguis et artibus nauaui operam per quinquennium.
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Hinc dem um Lypsiam profectus studio Theologico incubut per
semestre, ope eoiin parentum et auxilio amiconim destitutus omni,
diutius permanere non potui. Hinc in patriam discessi et in mode-
ratorem pubis Cuprimontanae auocatus sum per senatorü ordinis
viros urbis Cupfferbergae sitae in finibus Bohoemiae. Tandem ab
iisdem, quia pastore carebant, uocatus in ministerium. — O. Leyser,
[19. Oct.]
104. Ego Jacobus Dubouianus Selezensis prima artium
fundamenta leci in schola Schcmnicensi, urbc metallica in Vngaria,
existente ludirectorc D. M. Johanne Egrano Nisseiio, hinc a paren-
tibus missus sum VratisIauJam et uixi sub disciplina D. M, Petrl
Vincentii Vratilauiensis triennium, hinc me contuli habens legitimam
uocationem Bicinium ad erudiendam pubem scholasticam. Hinc mc
domum contuli, unde a praefecto scholae Cremnicensis legitime
üocatus sum ad obeundum Synergi officium in schola, ubi anniim
docendo consumpsi. Tandem a communitate Selez pago ualde uicino
XouisoÜo in Hungaria missus sum ad petendam ördinationem Wite-
bcrgam legitime uocatus. — O. Leyser. (6. Nav.]
105. Ich Johannes Boemcrus aus der Zwcniz bin zu Stol-
berg 2 Jahr in die Schul gangen, darnach in Sant Jochimschal
'4 Jahr, nachmals wegen der Boeoiischen Sprach zu Rakonik vnd
Prag auch 3 Jahr in die Schul gangen. Naahmalils bin ich zum Purloss
2 Jahr Schulmeister gewest vnd zu Podworsan ein halb Jahr, Alda
bin ich legitime zu den christlichen Predigampt vocirt worden von
dem Edlen vnd Ehrvehsten hern Jahn Marckfart autT Nickmirsch
luff die Pfarre Gonischau. — O. Leyser. [6. Nov.]
106. Ego Paulus Mathesius natusin valle Joachimicaimbutus
^um primum bonis Itteris in patria schola vsus praeceptoribus fidelissimis
M. Michaele Geringio et D, Paulo Rappio. Inde anno aetatis 16 missus
in illustrem scholam Misenensem audiui clarissimiim virum Dominum
Gcorgium Fabricium per annum. Deinceps contuli me in celebcrrimam
.\cademiam Vitebcrgensem, ubi per triennium proprüs vixi sumpti-
bus atque hinc avocatu.s Noribergam, ibi docui in schola Sebaldina
per triennium, cumque remearem in Mtsniam vocatus ad fanctionem
scholasticam Torgensem, quadriennium ibi degi, inde cum coiisc-
cntos essem Stipendium Theologicum beneficio illustriss. ac potentiss.
electoris Saxoniae redii Vitebcrgam, quo vsus sum biennium et
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amplius, atque cum voluntate et iussu clementiss. illustriss. electoris
Lipsiam mitterer ad docendum in schola et Ecdesia nondum seme-
stris spacio transacto, iterum auocatus sum ad functionetn Ecclc-
siasticam Oschacensem. — O. Leyser. [10. Nov.]
1578.
107. Ego Melchior Ebie Turociensis prima fundamenta pie-
tatis ieci in patria sub praeceptore Simone Jesensky. Inde profectus
sum Bartpham, ubi liberalibus artibus operam dcdi per quadri-
ennium sub erudito viro Thoma Fabri. Tandem legitime vocatus
sum ad functionem scholasticam Stropkouiam et per triennium in
schola docui. Deinde auocatus a parentibus demum profectus sum
in Bohemiam et in Academia Pragensi degi dimidium annum. Ist-
hinc reuersus rursus in patriam accepi regimen scholae in patria et
per septennium ibidem docui. Tandem vocatus sum ab Ecclesia
Martinopolitana et ab Erudito viro Stanislao Gosnouicero pastore
ibidem ad diaconatum. — O. Leyser. [5. Jan.]
108. Ego Mathias Reithinus natus in comitatu Thuro-
czensi in Hungaria in pago Neczpal ieci prima fundamenta pietatis
et artium liberalium in oppido Martinopolitana sub disciplina Eruditi
viri Martini Taborini, hinc promotus Lypczam, oppidum Lyptowiensis
comitatus uersatus sum sub Petro Baroschio biennium, tandexn vero
profectus sum pro continuandis studiis meis Bartpham scholaxn cele-
berrimam Pannoniae, cuius olim fundator Doctiss. et Clarissinrius vir
fuerat Leonardus Stöckelius successore Thoma Fabro Nouosoliensi
Doctissimo viro atque sub huius disciplina versatus quadriennium,
veni in patriam, vocatus tandem ad institutionem iuuentutis oppidi
Martinopolitani» ubi triennium operam meam iuuentuti literariae
nauauL Hinc vero legitime a Nobili Johanne Wratlai alias Gazda
nee non aliis nobilibus eius loci vocatus sum in locum Patris senis
in pastorem. — O. Leyser. [5. Jan.]
109. Ego Valentinus Rabus Mariaemontanus prima literarum
fundamenta in patria posui sub Rectore Alberto Lyttichio, deinde
profectus sum Annabergam ibique biennium permansi, hinc a paren-
tibus missus sum in Academiam Lypsiam, tan tum annum versatus
sum. Deinde contuli me in Bohemiae regionem, ibi Cantoris ofHdo
functus sum, et ibi uocatus sum a senatu Cadanensis ad ministerium
in pago Wistritz, quia pastore iam carebant. — O. Leyser. [12. Jan.]
31
110. Ego Nicolaus Foelix Pardubiczensis prima litcrarum
fundamenta ieci partim in patria, partim Strigellae et Euanziciis in
Marchionatu Morauiensi. Dein de missus studiorum gratia in cele-
berrimam Academiam Anno 1571 Witte bergensium, ibidem vltra
biennium moratus sum. Tandem domum vocatus per triennium fere
paedagogum apud Genero. D. Galorum iuniorem a Zerotin cgi. Deinde
singulari Dci prouidentia legitime vocatus sum ab Ecclesia Chrudimensi
ad docendum sacrosanctum Euangelium. — O. Leyser. [12. Febr.]
111. Ego Paulus Fabriciusex comitatu Aniensi in Vngaria
prima fundamenta litcrarum ieci sub ferula clarisüimt uiri D. Simonis
Jesscnii apud Sanctum Martinum in comitatu Thurocz. Et tandem
Docti uiri D, Petri BarossÜ in schola Teutolipczensi et Leiczouiae
sub disciplina M. Antonü Platiieri. Posteo ucro in patriam renersus
scholae triuiali praefui per decennium. Jam uero immediate a Christo
domino nostro uocatus et ad administrationem Euangelii ab uniuersa
Parocia et opptdo Magnae villae delectus. — O, Leyser. [12. Febr.]
112. Ego Sigismundus Nostitius Pannonius ex comitatu
Thrincziniensi in Vngaria grata mente atque Christiana affectione,
vitimo etiam ingenue (vt mea fcrt natura semper) fateor me ab
iaeunte aetate in schola Teutolypczensi in Lyptouia sub laudatis^ima
dbciplina Clarisstmorum virorum Nobilis Simonis Jessenü et D. Petri
Barossii, vna cum filiis Generosissimi Domini Christophori Kubini
Causidici primarii et honeste et pie per quinqucnnium, in paedagogia
vcrsatum esse. Dcindc primarum artium rudimcnta et semina vcrac
pietatis ac humanitatis magna auiditat« ccleritateque arripuisse et
hausisse in schola Rosenbergensi a Doctiss. V. D. Andrea Jacobeio,
^uius suasu et sanctls monitis Anno 67. in Maio Vratislaiiiain mc
contuli ad Eruditiss. D. Magistros D. Andr. Wingierum, M. Balthaz.
N'eandrum, M. Bonauen. Röslerum, M, Nicol. Steinpergemm ibiquein
tabula Excellentiss. D. Doctoris piae mcmoriae D. D. Joaimis Aurifabri
asque eiusdem mortem placidissam victitaui. Deinceps prapter vim
pestileottac 1568 iilico perueni Gorlicium ad Eloquentiss. et Eruditiss,
Viros D, M. Petrum Vincentium, Laurentium, Ludouicum, M. Fabianum
Gossiuin. Eorum de consilio et hortatu ad hanc potissimum inclytam
matrcm Academiam Witteb. inuisendam meis sumtibus 1571 veni eo
quod vel in hac sola cum verae religionis repurgatae luce, optimarum
etiam artium et linguarum studia renata et ad alios longe lateque
32
propagata esse, audirem et viderem; vbi studiose dedi eam operac
per aliquot tempus, vt iacta domi et alibi sub optimis D. Pra^
ceptoribus bonarum literarum fundamenta ad solidam eruditioneff
assiduo et indefesso labore discendi et pie viuendi excolerem atqui
exornarem cursumque studiorum omnem gloriae diuinae . et dul
cissimae patriae, proximis et amicis plane consecrarem. Hinc it
opia sumtuum redituro in patriam singulari Dei Termaximi proui
dentia in ciuitate Rosenberg ad fluuium Wagh in Vngaria functfi
scholastica et Notariatus publici officium mihi praeter opinioneii
assignatum est, in quo hactenus Deo adiutore toto biennio permansi
Jam vero ex hac ipsa statione secundum Dei Ter Maximi beneplacitun
vir Reverendus et Doctiss. praeceptor meus D. Andreas Jacobaeus
subinde et valde valetudinarius, Superintendens 44 Ecclesiarum e
pastor ad S. Johannem mecum diligentissime et saepius egit, im<
pie conclusit, ne mea qualicunque opera ipsi eiusque Paraedae ii
Euangelii ministerio et legitima administratione Sacramentorum deessem
— O. Leyser. [12. Febr.]
113. Ego Wenceslaus Weiss Bischofs werdensis Misyus
prima fundamenta literarum ieci sub ferula clarissimi viri Johannis
Puschman in patria. Et tandem docti et eruditi viri M. Andreae Balduini
in schola triuiali Vuitebergensi. Denique per tres annos bonis literis
operam dedi in hac Academia. Postea in Austriam profectus sum et
scholae triuiali Agspazensi per triennium praefui. Jam uero immediate a
Christo domino nostro uocatus et ad administrationem Euangelii ab
uniuersaparetiaPezenkirchen delectus. — O. [Zwischen 12. u. 23. Febr.]
1 14. Ich Casparus Augustinus Thumensis bien erstlichen
in meinem patria 4 Jhar in die schul gangenn, hernach auf S. Anna-
bergk zwei Jhar, Darnach zu Brüx in Behmerlandt ein Jhar. Damach
bien ich wieder in mein patria kommen vnnd des Ehrwirdigen herrn
Magistri Johanni Höselii dieser zeitt Pfarherr zum Thum Famulus
gewesen vnd ihm seine Kinder instituirt, vnnd von ihme zu dem
Ehrwirdigen Herrn Theophilum Beckhen Pfarherm zu Rettschitz in
der Krön Behaim commendiret worden, alda ein Jhar gewesen,
darnach zu Stadt Briesen in der Chron Behaimb 7 Jahr Schulmeister
vnnd Stadtschreiber gewesen. Darnach von einer ganzen gemein
Wilemz zu ihren Pfarnern vnnd Seelsorgern beruffen. — 0. M.
Johann Schütze. [11. Mai.]
33
I 15. Ich Bartholomacus Wol ff Mitwoner vonn der Czwittaw
n Mehrerlandt gelegenn hab erstüch ihn meinem Patria ö Jahr
m die Schuel gangenn, darnach gehn der Mörissen Triebaw, atda
iwey Jahr gewessenn, darnach gehn der Iglaw, alda ein Jahr, von
J«- Iglaw bin ich gehn Eisleben kommen, alda 5 Jahr gewessen,
Darnach bin ich heim wider kommen vnnd beruffen worden zwm
Schueldinst in den Mark Weehl vnd alda ein zeitt lang gewessen,
D^imach vonn dem Ehrwirdigenn herrn Thomas von Gotyburscli,
Pfarher der Stadt Deutschen Brod zue einem Caplan angenommen
werden. — O. Schütze, [11. Mai.]
116. Ego Michael Pepichius Cocauinus Pannonius prima
fLndamcnta pietatis et studiorum ieci Leutschouiae sub Reucrendo
viro D. M. Anthonio Platnero, sub cuius disciplina continuis annis 5
mansi, Inde profectus in Bohemiam Zaczae sub M. Paulo Melniceno
per biennium, item Lunac biennium sub doctissimo viro D. M. Paulo
Pressio. Inde reuersus in patriam missus sum in celebcrrimam Vngariae
'cholam Bartphensem, vbi annis duobus et dimidio sub clarissimo et
ioctissimo viro domino Thoma Fabri Neosoliensi literis operam
nauaui. Inde rursus Cassouiam profectus per annum mansi sub pio
et docto viro D. Magistro Martino Breslak Kurstbergensi. Hinc deinde
i-ocatus sum a tribus pagis Lopeg atque Lehota inferior! et superiori
ad ftiDctionem Ecciesiasticam. — O. Apitz. [11. Mai.]
117. Ego Paulus Dionysii Pannonius prima principia literarum
hausi in patria mea Beczkouio ad fluuium Vagum Pannoniae, dein
jberiorum studiorum gratia a parentibus mcis traditus sum in palestram
iitsrariam Galgociensem cui Doctissimus vir Stanislaus Neyk praefuit,
«ab cuius disciplina per biennium uersatus sum. Inde reuersus in
patriam sub Magistro Blasto ibidem per integrum annum operam
iabam literis. Kinc profectus perueni in Liptouiam Nicopolim. ubi
per biennium apud virum satis eruditum Martinum Zaborcium studiis
honestis incumbebam. Hinc honesta et Icgittima habita uocatione a
Domino et ciuibus oppidi Chajtensis regimen scholasticum suscepi,
cui Dco gressus et omnes actus meos gubernante triennio ptaefui.
Tandem Deo patre ita ordinante a Domino Achacio Rorontalij
praefccto Arcis Chajthensis Spectabilis ac Magnifici Domini Domiri
Christophori Nadazdi necnon et incolis Pagi Wadiocz sub eodem
dominio sitis habita legittima uocatione expeditus sum ad doctores
Wittebergenses. — O. Apitz. [11. Mai.]
Jshibucli dci FiotdUntiUDiu lS9t. H. I u. II. 3
ler.l
34
118, Ich Salomon Peter von der Schonaw ein Meil wegs
von Schnebergk gelegen burtigk, bin erstlich inn dem StedÜein
Auerbach inn die Schul gegangen, darnach zu Zwickaw vnnd von
dannen inn Jochimsthal gezogen, alda drey Jhar geblieben, entlieh
ein Jar zu Regenspurgk studirt, hab darnach ein Schuldienst inn
Bohemb inn eynem Stedtlin Rademiz genant angenohmcn, dosdb>t
vber drey Jar gediiient, volgents inn dem Marckt Willomiz auch inn
Bohemb auch drey Jar schuJmeyster gewesen, Dann von dem EJlcti
vnnd Ehrniiesten Hannsen Alfarecht von Neundorf auf Seepergk lum
Predigtampt vocirt. — O. Joh. Schütz. [14. Mai,]
119, Ego Martinus Alitis Radwaniensis Pannonius pnma'
fundamenta ieci Veterisolii sub Reuerendo viro D. Martino Sweni
sub cuius discipHna 2 annos mansi, Inde profectus Trencliinium'
sub doctissimo viro D. Petro Barossio mansi annos 2. Inde reuersus
in patriam mansi in officio rectoratus per 2 annos. Hinc deinde'
vocatus sum a egregiis dominis, a domino Georgio et a domino
Francisco Radwan : ad muniis ccclesiasticiim. Testimonium morum
et uitae habui a doctissimo viro domino Gregorio Melczero paftore
primario Nouosoliensi. — O. Leyser. [8. Juni,]
120, Ego Georgius Grynaeus Nouizoliensis Panonius prima
fiindamenta pietatis et studiorum ieci .sub Doctissimo viro Domino
M, Mathia Freind sub cuius disciplina continuis annis 4 mansi. Inde pro-
fectus Schemnicium sub M. Christophoro Bemero mansi per biennium.
Inde profectus Lipscham sub Christophoro Hebner per t! annos man«.
Inde profectus in Eohcmiam sub Baccalaureo Johanne Styx Pragac
mansi per unum annum. Inde profectus in patriam functtis sum in
officio Cantoris per annum. Hinc deinde uocatus sum a Magnifico
Domino Theodoro Rubigallo et a Ciuitate Lipsch: ad functionem
Ecclesiasticam. — O, Leyser, [8. Juni.]
121, Ego Sebastianus Nu.sshart Dinckelspühlensis prima
artium liberalium fundamenta ieci Nordiingae, septennium iilic ucrsans
consilio tandem meorum ad continuanda mea studia missus sum
Waidhouiam ciuitatem Austriae et doctissimum vinim D. Mag. Christo-
phorum Fraium tum temporis Rectorem, illic fere per biennium literis
piis insudans, ab ipso literis commendaticiis promotus in celebem'mum
Gymnasium Graetiam Stiriae Metropolim, ilüc per sesquiaiinum
35
jccns profcctus sum in ciuitates Hungariae Metalltcas et regii moiitis
r bJennium officio cantoris functus, filius Dci X&y&g aeterni patris
mbili sua uoluntate legitime per iudicem et primririos pagi in
ETigaria Hochwies ad praedicandum sacrosanctum suuni Euangelium
QL-it. — O. Leyser. [15. Juni.]
122. Ego M. Andreas Nauwicius') Mittuueidensis iactis
■mt pietatis et bonarum artium in patria schola fuTulamenlis <
Üo senatus et parentum meorum missus sum Grimam in scholam
L-:rissimi principis D. D. Augusti ibi per sexennium continiuim sub
fcpÜna et institutionc ciarissimi uiri M. Adami Siberi pmcceptoi
c, omni obseruantia colendi sum uersatus, deinde cum Ingenium
eta ad altiora maturuisse praeceptoribus et parentibus meis esset
f^'m, tanquam ad mercaturam bonarum artium sum profectus in
inJfmiain Vuitebergensem, in qua cum per triennium uixi.ssem <t
äi, satis eniditionis, quac gradu digna esset, comparasse uiderer,
K «nsurae collegii philosophici subieci, quae cum profectus nieos
i-:jdiis doctrinae de Deo et philosophiae sanioris ex])Iorasset, sub
tcäao tunc temporis Doctissimo uiro M. Conrado Bei gio gradu et
1. (1 Magisterii philosophici me ornauit. Cum autcm an,t;ustia rei
teiKticae parentum meorum me diutius in Academia liaerere non
Ktretur. omatus ego testimonio publice collegii philosophici petendae
criinnjs gratia adü peregrinas orasatque Deo opt. Max. mirabüiter
arocurante delatus sum in Bohemiam, ibi cum Ecclesia Chcm n
3<r,!i careret, mihi hoc munus est oblatum. — O. Apitz. [23. Juli.]
123, Ego Georgius Mokoschinus Lypschen;-is Pannonius
"i Studiorum meorum fundamenta ieci in mea patria sub Huma-
e-Jio et doctissimo viro Petro Baroschio fere per quadriennium,
*T!io tandem parentum et amicomm meorum Leutscliouiam uersus
' :;ctus sum, ibi auxilio Dei uocatus sum per triennium duos annos
t: Humanissimo et Doctissimo viro M. Caspare Craniero, terlium
"■ innum sub Doctissimo viro D. Joanne Rudolph», Hinc rediens
t .lEriam priuatim domi meas lectiones tractaui fere per bicmiium.
■iEdftnaMagistratu patriae mcae vocatus sum ad minitterium Eccle-
i-ticum. cum autcm me uiderem non adeo bene et fundameiitaliter
t'"rjctum esse in Theologia, mansi ultra duos quadratites anni in
^; cdeberima Academia. — O. Apiti. [23. Juli.]
'I Vgl. Jahtbnch VII, S. 190.
124. EgoLucasPelckiusLypschensis Pannonius prima princ::':;
Uteraruin hausi in patria mea sub disciplina humanissimi et eruditiss:m
viri Petri Baroschii per tricnmtun, tandcm persuasione parentum meoma
et aliorumvironimcontuli me Cassouiam, ibidem fauente diuina clementu
uersatus sum apud Humanissimum Doctis^mumque virum Rychardun
Kaufni per aiinum. Deinde quoque Schemnicii apud Dominum Dodokii;n
praescnte Reuerendo niro domino M. Mathia Ebcrhardo, Tandem diu ju
sie ordinante cleaientia a Reuerendo viro Domino Cholissouino Prae
posito Nouae ciuitatis ncc non etiam ab alüs duibus legitima et honest
vocatio oblata est ad munus ministerii. — O. Leyser. [6. Aug.]
125, Ego M. Hieronymus Schein Dresdcnsis prima pietati
et artium fundamenta ieci in patria sub praeceptore M. Nicola«
Cacsio. Deinde ad atnpliorem studiorum culturam bene6cio senatu
missis in scholam illustrem urbis Misenae Hermunduronim ad Albin
Rectorc clarissimo viro D, Georgio Fabricio, coUegis eius viris on;J
tissimis D. Mathia Marco Dabercusio, Htobo Magdeburgo, Wolffgan^t
Figulo Musico. artes dicendi, linguam graecam et latinam didid
Hinc ad celeberrimam Academiam Lipsensem consitio praeceptorum
patrocinio et liberalitate Amplissimi seoatus patriae me contuli Ann(
1554. ubi studia quinque annos integros continuavi et primos n
pbilo^wphia honores adeptus 1559. Vocatus inde ad prorectoris m-^-'^
Annaeber gam iuuentutcm per biennium instituL Tandem loc.::i
mutans Cadani et Bruxi in Bohemia pueritiae operam locaui mc^
per quadriennium. ubi propter religionis fidem, oonfessioneni ei
constantiam Christo 6Iio Dei debitam quater in exilinm ooniectos '
Saxoniam inferiorem. Lubecam {Ht>pe mare Baltknm prxtrcc'^'-!
officio functus. Duld uero patriae desiderio, aeris mcommoditi::
loletudinis tmbecülilate. solom vertere compulsus in Bobcmiam redieo*
in aula Generosi Domini D. Alberti S<Higk Comitis de Basan <::'
Weissen kirchcn. D. in Winteritz. pracccptoris labores sustinni. A'-'.^
demum pertaesus molestias et sedes stndü qnaercns accomntodan ."c
in vallibus Wesenstcinianis sob generoso viro D. Rudolphe a Bono«
ardom Wesenstein et Blandteostein prope patriam Drcsdam luc~-n
sperui. vhra quadriennium. Ad extremiim dtmoae maiestatB prnui
dcntia et uoluntate lUosCriss. priuüpn Aagnsti potentiss. Elect^i:
Sucoatae. clecnentissimi Dontni oostii et litcrarom pztrom mancaR
in Amsfeld pagum prope Aimad>ergam in locom pastoris Eal<?ii<
glii Dei Yocanis. — O. Leyser. [10. Sept.]
37
12*5. M. Balthasari Drommero nato in oppido Mittweida
patre Scbaldo Drommero sartorc, tnstituto in primis pietatis et
Bn^^uarum fundamentis in scbola patriae: deinde Freibci^am misso
e ibi commorato biennium sub praeceptore clarissimo viro M. Valcntino
Appelle: inde vero Dresdam profecto et in ea schola versato inteorum
inennium sub discipüna doctissimi viri M, Fridcrici Zörleri : postea
:n Academiam Vitebergensem a parentibus et patronis misso anno
Christi 1574, vbi primum sc sustentauit nobiles quosdam adolesccntes
m aedibus reuerendi et clarissimi viri domini Doctoris Casparis
Kberhardi pie defuncti instituendo : deinde vso beneficio illustrissimi
principis ac Domini Domini Augusti Ducis Saxoniae, Electoris etc.
intcgnioo tricnnium et semestre: tandem vero a Reucrendo et claris-
smo viro Domino Doctore Polycarpo Leyscro, pastorc Ecclesiae
Vitebergensis praeceptore suo summa observantia colendo nomine
^enerosi Domini Domini Michaelis Ludouict a Pucheim, Domini in
GoUcrsdorf, Archiducatus Austriae sub Anisum dapiferi haereditarii
?cpremi, Romanae Caesareae Maiestatis consiliarii etc.vocato ad docen-
Juo) verbum Dei in Göllersdorf Austriae. — O. Leyser. [il. Sept.]
127. Ego Jacobus Peilio Tribouiensis Morauus in patna
F:hola iactis fundamentis artium liberalium et linguarum in scholam
Goldbergensem missus sum anno 1575 sub priuata discipUna M. Martini
I Taborini ac ibi ipsum audiui in altenim annum. Deinde a tutoribus
:n;i5 missus sum in hanc Academiam Wittcbcrgam anno 7*1, ubi
per duos annos audiui Doctissimum virum D. D. Polycarpum Leiserum
pa.'itorem ecclesiae Witte bergensis ac M. Johannem Schutz, a quibus
pracceptoribus meis Reuerendissimis atque omnibus modis colendis
oblata uocatione a Reuercndo viro Martino Todtenwolff pastore
Ecclesiae Tribouiensis et magistratu illius loci) ordinatus sum ad
diaconatum Ecclesiae in Tribouia Anno 1578 34. Sept.
128. Ego Hellas Schubertns Görlicensis Hexapolitanus in
patria prima rudimenta necessaria artium ieci per Quinquennium.
Deinde a patre Adamo Schubertho Ecclesiae Ebcrsbachensium pastore
defuncto) in scholam Budissinensem missus sum sub disciplina M.
Galli Emmanni lutrobocensis. Deinde a tutoribus meis Magdeburgiam
missus sum et postea in celeberrimam Academiam Erphordensem
ueai. ubi per duos annos uitam egi, de qua legittime ad Diaconum
Schliignauensis Ecclesiae uocatus. — ü. Bugenhagen. [2. Oct.]
38
129. Ego Andreas Crupinius Carponensis Pannonius pnma
pietatis et artium fundamenta ieci in schola patriae sub M. Gec^rs;?'
Saltzbanck. Deinde ad uberiorem studiorum culturam beneficio sciwU;
et parentum mcorum missus sum in scholam Bartphensem Anno 71.
Rectorc viro clarissimo D. Thotna Fabro, collega ipsius viro oma-
tjssimo Georgio Radaschino, ibi per quadricnnium sum uersatus
Tandem ita uisum erat Domlnis meis, uocatus sum in patriam i.i
ofHcium collefjae ibique cum Rectore I^urentio Drexlero fidclite:
iimentutem scholasticam per integrum annum institui. i'ostea cum
scnatus patriae meae uideret meam diligentiam in informanda pueritia.
liberalitate et patrocinio Amplissimi Senatum patriae missus suni
in hanc celebrem Academiam Vitebergen.sem anno 1576 Magnifico
Domino Rectore D. Salomone Alberti. Hie habui fidelissimos prae-
ccptorcs Reuerendum et clarissimum D. D. Polycarpum Leiser, M.
Johannem Schütz et coeteros qui me in uera religione et pietatL'
doctrina fideliter erudierunt, pro hac felicitate mihi a Deo concessa
gaudeo et Deo ago gratias. Tandem Deo sie uolente vocatio miiii
est oblata a senatu patriae et Reuerendo viro Domino Georgio Vlent;
et M. Matthia Eberharde pastore Schemnicensi, dati« literis ad prae-
ceptorcs meos fidelissimos ordinatus sum ad Diaconatum Ecclesise
Carponensis. — O. Lcyser. [15. Oct.]
130. Ego Matthias LochnerSchönfeldensise finibus Bohemiat
didici prima fimdamenta in schola paterna a doctissimo viro Christo-
phoro Meder, postea uero propter inopiam parentum missus aii^i,
ad comparandiim uberiorem cultum ingenii veni Naburgam ibique
per annum instructus sum in liberalibns artibus a doctissimo räo
Litticho Joachimico, postea contuli me Chemnatium ibique incobui
literis per biennium, et aliquandiu etiam uersatus sum Augustae
Vindelicorum, item Kaufburnae per semestre, dehinc profectus sum
in Misniam dedique operam Leucopetrae literis ultra semestre sub
disciplina doctissimi viri M, Petri Hörn. Postea ueni Aldenburgum
et ibi per biennium fideliter instructus fui in artibus liberaiibus a
M. Michaele Chiliano et a M, Sole. Postea consilio praeceptorum
profectus sum Berlinum ibique quadricnnium incubui literis sub dis-
ciplina M. Sebastiani Brunnemanni. Tandem consilio parentum veni
in haue celeberrimam Academiam Witebergensem et didici doctrinam
coelestem a M. Oberndörfer, D. Pomerano, Crellio et multis aliis
a hac Academia tum temporis viuentibus. Postea ueni Bohemiam
1 ibi fere per biennium in oppido Theusing functus siini officio
^udimoderatoris, postea ueni Schlaccouualdam. quo in loco deman-
iatitm est mihi ofßciuai cantoris. Tandem a Generoso Domino
-Venceslav Chrispeckh vocatus ad grauissimum et sacrosanctum
nunus docendi in Hohcnzötzlitz et Hotzschau. — O, [30. Nov.]
131- Ego Gallus Facilis Byssicensis prima nidlmenta leci
n inclyta vrbe Pragensi ad aedem Diui CastuH, dicatam sub prae-
:eptore Trajano tunc existente. Postea profectus sum Brodam Boemicam,
ibi per biennium iionestis artibus et moribus op<;ram dedi. Tandem
coniuli me ad uberiorem cultum ingenit mei in montem Tliabor,
ubi biennium usus sum praeceptore atque Rectore scholae Petro
Austino. Praefui edam scholasdcae functioni quadricnnium in oppido
Straznic. Postea ad munus ministerü Euangelici legitime uocatus sum
a Humaoiss. viro D. Casparo Karlaliczky pastore eiusdeni loci. —
0. Apitz. [10. Dec]
1679.
132. Ego M. Joachimus Francus Joach. in schola patria
doctrinae Christianae artiumquc bonarum ac lingiiarum fundamenta
ieci et his praeceptis instructus ubcrioris ingenii capessendi fructus
causa et ad pleniorcm disciplinarum Cognitionen! anno li-ezviJptünou
XpiTToü 1570 in Academiam Lipsensem me contuli, in <iua prirao
gradu honoris quem Baccalaureatum uocant, omatus sum. Inde ad
gubcmationem schotae Presnizensis a frequenti illius oppidi metallici
senatu publicis literis cooptatus pueritiae informandae ad anriuum
spatium operam meam dedi. Hinc in ludum Misnensem senatorium
ascitus partim bypodidascali partim uero (impetrato Ma.,'isrerii philo-
sophici gradu et titulo Vitebergae anno fteon ifptuitJse^ 1 573 sub
Decano clanss. uiro D. Mag. Burcardo Mathaei} ludirectoris munere
ad septennium perfunctus sum. Denique #£oO fl-IXovto; vlxI xuj^epvsOvco;
a senatu Friburgensi ad concionatorem Ecclesiae CatJiedraÜs publicis
literis cooptatus et uocatus. — O, Leyser. [11. Jan.]
133. Ego Jacobus Stenczil Nouosoliensis Panonius ieci funda-
inenta pietatis et honestarum artium primum omnium in patria mea
piae memoriae sub M. Mathta Freundt. Deinde ductus sum a fratre
parcntis mei in duitatem Rosnauiam sitam 6 milliaribus a Turcica
40
arce Filek, quamuis ciuitas illa quoque est Turdci Imperatoris, ibi
studui Vngaricam Hnguam sub D. Martino Vnterbaum Tyropolicna
per vnum annum atque post missus sum beneficio patruelis mei
Bartpham Anno 1569 ibique dedi operam honestarum artiuin sob;
D. Thoma Fabro Nouosoliense, coUega vero ipsius ornatissimo viro
D. Georgio Radoschino per sesquialterum annum ac tunc vocatus
sum in oppidum quoddam quod vocatur Bartolt, ibi iideliter functus sum
officio Rectoris per annum. Deinde vocatus sum a Domino Valentin©
Corl: Rosnauiense Rectore scholae Marciuillense, ibi egi Cantorem
quoque per sesquialterum annum. Tandem sie uisum erat Dominis
Carponensibus. Uli me uocarunt Carponam ad officium Cantoris, quod
etiam fideliter peregi per annum sub Rectore Laurentio Drexlero
Carponensi, vbi mihi statim post oblata est vocatio ad munus eccie-
siasticum a prudentibus D. Domino Judice et Juratis Ciuibus Oppidi
Magnaeuillae adiuncta commendatione R. viri D. Gregorii Melczcr
Pastore Ecclesiae Dei apud Nouosolxenses. — O. Leyser. [Zw. 17. Febr.
und 8. März.]
134. Ego Paulus Horadiouinus Achantis Boemus prima
fundamenta literarum in patria percepi sub praeceptore Michaelc
Monetula. Deinde profectus sum pragam, ibi per aliquot annos
honestis artibus et moribus operam dedi. Postae contuli mc Tyropolim
ad uberiorem cultum ingenii mei, uixi sub praeceptore Richardo
Kaußni per aliquot tempus. Praefui etiam scholasticae functioni in
multis locis Bohemiae & Morauiae. Pragae officio cantoris fungebar.
Deinde ad munus ministerii Euangelici legitime vocatus sum a R.
viro Domino Vito Pamphilo Gutten concionatore Bohemico Troppac
in districtu Ducatus superioris Silesiae. — O, Leyser. [22. März.]
135. Ego Martinus Krssniak Thaborita Bohemus prima
phncipia literarum hausi in patria mea in monte Thabor. Deinde
a parentibus meis traditus sum in Lithomieczicz & commissus doc-
tissimo viro M. Mathiae Bidzovino, ibi per aliquot annos artibus
honestis & moribus operam dedi. Deinde in ciuitatibus Pragensis &
Clatouiae per multos annos offitio cantoris fungebar. Post ad munus
ministerii Euangelici legitime uocatus sum a Re: viro Domino Matheo
Trzebiczeno Parocho in Libomierz. — O. Leyser. [22. März.]
136. Ego AndreasReussius Quernfurdensis natione Misnensis.
in patria elementa studiorum ieci, deinde consilio parentum meorum
41
t'ius Soitquellam studiorum gratia, deniquc in Hungaria functus
iJtti officio Rcctorts per biennium & tandcm uocatus legitime ad
^^OTKanctum ministerium a venerando domino Leonhardo Raffa in
^iEwn Steinichcn. — O. Leyser. [1. April.]
137. Ego Christophorus Scholius Habelschuerdcnsis,
s.me Silesius, prima elementa in patria ieci, postea con&ilio pa-
mmOppauiam missus studendi gratia, deniquepostobitumparent um
l'ijinani ueni, ibi Schemnitii per tricnnium frequentaui, tandcm a
mmunitate Nouifoeniensium ad hoc munus Euangelii legitime uocatus
m. — O. Leyser. [1. April.]
138. Ego Georgius Fabricius Alnouicnsis Pannonius lite-
KJm prima fundamenta ieci in patria. Consilio deinde parcntum
ECDiuli me Leutschouiam in Cepusium ibique sub discipltna Hum: &
b:üs. uiri M. Caspari Crameri annos continuos 4 operam nauaui
I' löhli meo strenuam. Hinc maioris eruditionis comparandae gmtia
i «fcgrinas oras mea contuli ac primum celebntate scholarum in
i^i Suidnicium appuli ibique Clanssi: ac doctis: M. Chnstophoro
"iilöbio praeceptore, donec uitam finirct, annum integrum, usus
sa fidelissimo. Post obitum ucro memorati Orthlobii commigraui
'ii^hemiam, Pragam, ubi in schola diui Henrici sub ludimoderatorc
ü Johanne Kanha Prageno annum commoratus sum. Tandem in
'fT.im redü ac patriae gratitudinem dcciaraturus annum vnum
t::ilam rexi pro uirili meo fideliter. Post quia pestis grassabatur in
-.na. in Eohcmiam remigraui, ibique paedagogiam nactus in Aicc
i'iy apud Generosum Dom: Johannem Malessiczki mansi unum
^Tiestre, vnde & patria & amicis efflagitantibus operam meam ad
r^T'üs Ecclesiasticnm in patriam legitime & honeste per litcras
-catus sum Anno 1578. — O. Barthol. Thilo Jubilate. [5 April.]
139. Ego Georgius Hieronymus, alias Artopoeus Eppc-
~-:'Ms Pannonius iactis primum in schola patria. deinde Bartphensi
' idionim & artium bonarum tyrociniis ex consilio Ampliss. S<;natus
-;oenensis et Reuerendi viri D. Benedict! Belsii, pastoris Ecclesiae
^eriensis laudatissimi veni Swidnicium in Silesiam: vbi cum & aetate
-- iTuditione simul (Deo sie meis conatibus bencdicente) proficerem,
~ ta autoritate & hortatu inclyti scnatus nostri ac dominorum
- scenatum meorum recepi me in celeberrimam Academiam Wite-
<rfnisem, in qua cum vItra annum beneficio ac muniBcentia prüden-
/
42
tissimi senatus nostri vixisscm, ab eodem Anno 1579 ad sacrosanctum
ministcrium vocatus sum. — O. Simon Sidcr. [31. Mai,]
140. Ego M. Antonius Niger Torgensis bonarum literanur
fundamenta prima in patria Torgae didici sub Rectore ^-iro doco
domino M. Martino Obcrndörffero. Postea anno 72 ad mercaturam
boaarum artium sumtibus incliti senatus Torgensis in Acadcmiani
inclytam Witebergensem missus, quo ad quinquennium uersatns
Tandem Morautam adire uoiui, quo in loco Baronls cuiusdam Magni-
fid liberos erudiendos accepi ad integrum annum. Hoc elapso litera
parentum & amicorum meorum commotus domum redü. In [
priuatim ad aliquot septimanas uixi. Dcnique ab inclyto senatu Tof'
gensi in patria ad ministcrium pastoris ad -spiritum sanctum vocatuF
— 0. Barth. Tilemann. [14. Juni.]
141 . Ego Samuel MeUkius Brisncnsis Pannonius prima
pietatis fundamenta ieci Libethis sub D. Martino Wagnerio. Dein«
anno 1572 apuli Tyropolim versatusque sum ibi per triennium suii
disciplina D. Matthiae Thoraconymi Brisncnsis. Hinc tandem reccpi
me Iglauiam dedique Üteris operam praeceptore tum existente Joachim"
Artopoeio. Habuique Iglauia vocationem Trebitschium ad officium
cantoris. Trebitschio discedens visitaui patriam indequc dum manereai
apud parentem. Lipscham Zoliensem ad functionem scholasticam siim|
auocatus. Kursus vero Lipscha in patriam meam legitimam Itabuij
vocationem ad prouinciam Scholircgae et Notarii Ciuitatis ibiquc pMJ
biennium egi. Inde itaque voce communitatis et pastoris R. D. Aodrcao
Soc20wsk>' Turocensis tradita simul vocatJone a ciuibus et pastora
praenominato, vt sim synergos. — O. Job. Schutz. [2. JuU]
142. EgoJohannesCnidonymus Dubensis Pueritiam transegj
in studüs humanioribus Pragae sub disciplina R. D. Mag. Vencesisi
Zelotini. tandem voluntatc parentum praeceptore vsus sum D. M.
Paulo Pressio Lunae. Inde Iglauiam profectus per tres annos cum
dimidio ^nxt sub disciplina D. M. Matthiae Eberhardi. Postea iodfl
secutus D. Matthiam Thoraconymum in Pannoniam veni ibique legittimc
vocatus a pastore et ciuibus Lipschae Zolicnsis schoiam per 3 .innui
cum dimidio rexi. vnde acccrsitus Nouisoüum cantoris ftinctus ^vr.\
officio per biennium ac legittime ad sacrum ministenum per K. P
Tliomam Frv^lich Rectorem Hospitaüs Xouisoliensis vocatus et ettam
ab Omnibus eiusdem ciuitatis concionatoribus et verbi Dd ministn.'
coramcndatus. — O Joh. Schütz. [2. Juli.]
43
143. Ego Andreas Renman Torgensis prima ingenijariim
artium fundamenta ieci Torgae, in patria mea, sub clarissimo viro
D. Magistro Martino Oberndörffer scholae illius Rectore. Deinde
stipendio senatus patriae adiutus in Academia hac fiorentissima Wite-
bergensi per quadriennium versatus sum. Postea hinc discedens in
Austriam in oppido Stiro superioris Austriac, collegae scholae illius
ümctioncm suscepi et peregi per sexennium: a cuius oppidi senatu
tandcm ad sacrosanctum Ecclesiasticum et diaconatus officium vocatus.
— O. Joh. Schütz. [8. Juh.]
144. Ego Georgius Fanckner Freistadiensis Austriacus
iactis literarum fundamentis primis in schola patria Dresdam profectus
sum ad uberiorem ingenü capiendam culturam ibique sub M. Friderico
Zörlero Ludimoderatore uixi triennium, ex quo Vuitebergae qua-
dncnnium. Dchinc informaDdis puerorum animis et unguis in schola
patria meam adduxi operam per semestre spacium. Ex quo loco
vocatus a Senatu ampUssimo et Ecclesia, qiiac est in patria, ad
üinctionem Ecdesiasticam censurae et examini me subieci Theolo-
gorum, qui sunt in Academia Witebergens:. — O, Joh. Schütz.
12-2. JuU.]
145. Ich Johannes Resch de ciuitate Noua Germanicc Newstat,
Bohemice Vniczow Do byn ich von Meynen Eltern Ertzogen vnd
byn do yn die schul gegangen bey 6 Joren vnd tzu der Littaw bey
i Joren. Diese Stedt ligen ym land Marhem vnd t^u Prag byn ich
in die schul g^angen 8 wochen. vnd byn gesandt von dem Ehr-
wirdigen herm Johannes Albus Pardubtcenus gen Wittemberg gesandt
vnd die Stadt da er wont heist behmisch Slatynam ym böhm gelegen.
- 0. Joh. Schütz. [22. Juli.]
146. Ego Georgius Waltherus Reichensteinensis natJone
Silesius in patria elementa studiorum ieci. Deinde consilio amicorum
meoruin missus Torgam, studiorum gratla ibi septennium frequcntaui.
Denique in Hungaria functus sum officio Rectoris per biennium et
Uodem legitime vocatus ad sacrosanctum ministerium a communitate
Jaaoualehetensium Germanice Drechselhey. — V.x. Bugenhagen. O.
Leyser. [9- Sept.]
I 147, Ego Valentinus Tiderus Czuitauiensis Morauus prima
studiorum et pietatis fundamenta ieci Iglauiae biennium, Cassouiae
in Vngaria triennium. Tandem sumtibus illustris Domini D. Francisci
U
44
Comitis Turcensis et Domini in Lipnicz promotus in Academiam
Vitebergensem totum triennium ibidem uersatus sum discendi causa.
Reuersus Viteberga scholam Tribouiae Morauorum rexi triennium
fere. Postea ad ministerium Ecclesiae uocatus a Generoso et Magni-
iico Domino Zdislauio a Rziczau Domino Sazmucii. — O. Job. Schütz.
[13. Sept.]
148. Ego Jacobus Czebanus Brisnensis Pannonius iactis in
patria primis fundamentis pietatis et honestarum literarum studiis
Epperies sub clarissimo viro domino Luca Fabino et Tyropoli sub
disciplina Matthiae Thoraconimi triennio iisdem studiis diligentem et
felicem operam nauaui ac sequentibus duobus annis eadem auxi et
confinnaui in schola fidelissimi et industrii iuuenis Leonardi Moko-
schini Lypschae Alemannorum. Hinc per Reuerendissimum virum
D. Georgium Mokoschinum pastorem Ecclesiae in fodinis Bocae ad ofii-
cium Diaconi eiusdem Ecclesiae legitime vocatus. — O. Leyser. [4. Oct.]
149. Ego Nicolaus Praetorius Regiocurianus Francus litte-
rarum elementa in patria schola usus praeceptore Gabriele Hofiflich
ieci. Quia uero haec pontificiae idolomaniae subiecta erat, ita ut sine
conscientiae vulnere in illa uiuere non possem: parentum suasu
Suinfordiam me contuli, ubi integrum quinquennium sub M. Zacharia
Moibano Vratislauiensi pietati ac bonis literis fui addictus. Tandem
Augustam profectus, ubi cum quadriennio pauIo amplius vixissem :
quod tempus magnam partem consumsi tum audiendis praelectionibus
publicis clarissimi doctissimique viri D. Hieronymi Vuolfii, utriusque
linguae in Gymnasio illo Doctoris: tum id contuli ad formandos
puerorum mores, quos primis litterarum elementis priuatimque erudii,
dignus sum existimatus, ut beneficio Viri eruditione pietate nobili-
tatisque genere praestantissimi D. Joannis Heinrici Linck ornatus in
Academiam Jenensem, in qua biennium integrum sum uersatus,
mitterer. Inde cum biennium in Academia Wittebergensi uixissem
et sanarum litterarum studio operam nauassem, intercessione et
autoritate viri clarissimi et excellentissimi Theologi D. D. Polycarpi
Leiseri praeceptoris mei omnis reuerentiae cultu dignissimi et patroni
venerandi a Nobili et Generoso D. Sigismundo a Puchaimb libero
Barone in Rabs et Krumbach, Domino in Dobresperg haercditario
dapifero Austriae infenoris, Romanae Caesareae Maiestatis Consiliario
ad munus Ecclesiasticum uocatus. — O. [28. Oct,]
45
150. Ego Gregorius Philaretus Carponensis Pannonius
prima litterar um rudimenta led in patria et Schemnitü. In patria
quidem vsus sum praeceptore M. Georgii Salczbang, SchemnicÜ vero
M. Johanne Heoselio. Postea duobus potissimum quibws erudiendo
appositus fui, praeceptoribus vsus sum. Ac primo quidem continuis
aDDorum quinquc spaciis sub disdplina clarissimi ac doctissimi viri
M. Mathta Eberhard! Iglauiae fui. Deinceps vero Guttebergam in
Bohemiam concessi, vbi fideli itenim Magistri Traiani Mieschticzeni
Opera et inatitutionc vsus aiuium excgi, Vlterius Zakolizac in Vngaria
in fiinctiODcm scholasticam collocatus per annos (]uatuor ibidem illius
Reipublicae scholae praefui. Hinc Hradischtium in Morauiam ad
Qiunus scholasticum vocatus ibidem ab eiusdem Reipublicae Ecclesia
eonsilio et opera D. Danielis Virgac eius loci pastoris vocatus. —
0, [25. Nov.]
151. Ego Valentinus Traianus StreJicensis Silesius ex
patria studiorum gratia discedens Bregam me contuli ibique tum
scholae rectoribus viris cum primis clarissimis Doctore Johanne
Hciderico et Laurentio Bezlero existentlbus per annos aliquot sanam
de Deo doctrinam et honestas literas didici. Postea vero Lypniky
in Morauia toto sexennio scholam rexi, quod tandem Reipublicae illius
cidbus occasionem praebuit, mihi ut vocationem legitimam ad obcunda
Diaconi apud eos munia concerncrent. Litcrae autem vocatoriae iudicio
et Toluotatc Domini Wcnccsilai Tawaczowint ordinarii Ecdcsiae
eiusdem pastoris concinnatae et compositae sunt. — O. [25. Nov.]
162. M. Johanni Bap. Eberhardo nato 1557 in iugo
montium Sudetum. Theodosiae Iberorum, oppido metallico Regis
Bohemiac, patrc Casparo Eberhardo Schncpergensc sacrosanctae
Theologiae Doctore et professorc et Ecciesiae Wittebergensis sub
rtpurgationem a Caluinismo pastore, inserto ecciesiae Dei per claris-
ämum ac disscrtlssimum Theologum M. Johannem Matlieaium Roch-
liansem pastorem Ecciesiae collectae in valle Joachimica et ornato
ab eodem Johannis Baptistae nomine, Instituto vero primum in Salinis
Swooicis ex catechesi Bibliorum S. Reuerendi patris ac sancti Dei
: S. S. organi D. D. Martini Lutheri a pastore eiusdem Ecciesiae vi^lan-
tissimo N. Sebasüano Boetto et parente suo carissimo. trium autem
Im^uanun cardinalium et artium liberaltum primordiis in scola illustri
' Miseoae Hennunduronim ad Albim quam octennium sub Rectore poeta
46
suauissimo et viro clarissimo d. Georgio Fabricio, praeceptore doctis-
simo D. Jobo Magdeburgo et horum collegis M. Pctro Tbomaeo et
Wolffango Figulo frequentauit, studiorum suoriim formatore parente
carissimo, quem unicum praeceptorem sibi contigissc summae feiici-
tatis loco ponit, Ornato deinde gradu in philosophia summo ab Vite-
bergensium Academia inclyta ad quam accessit primutn anno 1570,
ubi tarnen tum tcmporis diutius non haesit, sed mox post obitiim
praeceptoris sui FabricÜ in scola Misena LJpsiam et Jhenam studiorum
gratia visitauit. Hinc vero in synodo Torgensi aduersus intestinos
coenae dominicae hostes darissima cum parente piae memoriac Ca5pait
Eberhardo, dcnuo Vitcbergam sc contuÜt, vbi studia sua iam quin-
quennium continuavit et S. S. Tlieologiae studio se dicauit. triennimn
ctiam publicis concionibiis in templo arcis se exercuit, vocato tandeni
a Generoso et inclyto D. D. Georgio Brunone, Libero Barone in
Warttenberg et Bralin. Caes. Maiest. Consiliario intimo, domino suo
clementi circa initium anno Christi natt 1580 ad gubernationetn et
administiationem Ecclesiae dei collectae in oppido tpsius Warttenberg
ultra Vratislaiiiam sito. — O. Leyser. [13- Dec]
1680. I
1Ö3. Ego Cliristophorus Gosnouicerus Paludinus prin»
fundamenta literarum ieci in I.iptouia Lipzc Rectore Petro Barosch.
inde parentum meorum uoluntate contuli me Leuschouiam, ubi sub
disciplina MagLstri Anthonii Platneri modo pastoris Ecciesiae Leuscho-
uiensis itixi. Inde migraui Cas=ouiam, ibi ferulac M. Richardi KaufFni,
M. Johannis Braun, Jacobi Melceri me subiect. Kursus Leuschouiam
redii et sub Rectore Casparo Cramero Leuschouiense et M. Martine
Breslaeo studia continuaui mea. Vocatus sum ad ministerii Ecclcsia-
stici functionem, vndelicet Diaconatus eccles^jae S. Martini a domino
Stanisiao Gosnouicero pastorc Ecciesiae S. Martini in Turocz. —
O. Leyser. [7. Febr.]
154. Ego Melicheor Molitoris Moscowiensis Pannonius
prima fundamenta ieci in patria mea Moscowiae apud dominum
Andrcam Kramar, Inde parentum meonim voluntate contuli me
Nouisolium ad D. M. Abrahamum Schreml, ubi sub disdplina illius
mansi per quadrigenium. Dciiide reuersus sum in patriam et profectus
sum ad sanctum Martinum. ibi mansi per spadum dimidÜ anni et
47
sie oblata est mihi uocatio ad ministerium Juancensium. ^ O. Leyser.
[7. Febr.]
155, Ego Andreas Schyndlerus Lyptouiensis de pago
Ludrowa eiusdem districtus iactts primis pietatis et bonarum literarum
fiindamentis in schola Rozenbergensi patriae vicina sub disciplina
Andreae Jacobci et Andrea Czenglcrii per septennium, illis tandem
dijcessi missus a parentibus in montanis ciuitatibus siib Magistri
Abrahami et sub Dodokii disciplina per quadrigenium uixi, adueniente
p?stea Matthia Ebcrhardo, me Schemnidum contuU et illius me fidelitati
subieci, ibi per sesquiannum uixi. Accepta postea uocatione a Galgo-
cienMbus ad subeundum regimen scholae eotum me recepi, quorum
'cholac unum praefui annum. Accepta iterum ab Illauiensibus honesta
■:rcat;onc ad obeundum laborem scholasticum me contuli ilüqnc
soholae per duos annos praefui. Hinc Mezericium discessi et officium
n iegae suscepi, quo suscepto ex Hungaria a senatu liberae et rcgiae
ci;itatis Trenozensis uocationem ad munus Ecclesiasticum accepi. —
u. [9. März]
156, Ego Jacobus Schröter in schola paterna Nouisolii a
;:neris ad pietatem et literarum studia adhibitus triuialibus cognitis
a parentibus in scholam Bartphenscm missus et priuatae' institutioni
Domini Thomae Fabricii traditus eram triennio. Hie cum eos pro-
;ressus in phüosophia facerem, reuocatus a parentibus post triennium
in patriam ad conrectons scholae Bolnensium uocatus sum. Tandem
P'i« annum cxpletum uberioris doctrinae causa redii Iglauiam et ibi
:';r biennium sub Magistro Johanne Vrssino mansi, inde rediens
pstriam: oblata est mihi uocatio a Reucrendo viro domino Georgio
; brineo, pastore Eccicsiae Lipschensis ad munus ecclesiasticum loco
sacdlani Boemici. — O. Leyser. [16. März.]
157, EgoStephanus Lengholtzerus Joachimius in schola
^ius^ri vallis Joachimicae fundamenta pietatis, linguarum et artium
'jonanim posui sub Ludimoderatore Paulo Rapio et in Unguis et
^bus liberalibus ad sedecim annos progressus consilio amicorum
piofectus sum in Bohcmiam ac Ludirectorem cgi in pago quodam
Magnac villae, inde mittente ad me M. Petro Lopho, pastore oppidi
Flehen patrem suum vocatus ad scholam nominati oppidi illinc quin-
"uennium Ludirectorem cgi ac caeteris Unguis Bohemicam addidici.
Ac raortuo meo pastore Domino Magistro Petro Lopho a Generoso
Barone Domino Bohuslauo Gallo domino a Lobkowitz Cae^oreae
Maiestatis Consiliario domino ciuitatis Flehen prae caeteris elec:u>
vocatus. — O. Leyser. [16. März.]
158- Ich Gregorius Schaller von der Iglaw prima funa-
menta literarum in patria, Damach gehn Brag geschickt worden
daselbest ich 4 Jahr in die Rchuel gangen, Nachmals zu Khnidim
2 Jahr, ferner bin ich gehn Inngelstadt geschickt worden, aid-i
12 Wochen vnd nit lengcr wegen der Religion verblieben {so se
Bäpstlich war) nochmals zu Strassburg 2 Jahr in die schuel gangen,
ferner zu Pressburg l Jahr, nachmals für einen Schreiber gedienei
deudscher vnnd Belienüscher Sprach abzuwartten, dem Edlen ge-
strengen Ehruesten Junker Casparo v. Rebetschytz, ferner mich
begeben gehn Golberg, alda in die schuel gangen, da die statt durch
Gottes straff abgebrant vnd ich das meinige darbei verlustig worden,
bin ich verreyset vnnd nachmals von der Edlen Tugendsamen Frauen
Sabina von Eberhardt, des Edlen gestrengen Ehmuesten JuncV^i
Heinricius von Metzerodt nachgelassene wittib legitime zu dem christ-
lichen predigampt vocirt worden. — Sim. Sider. [10. April.]
159. Ego Christophorus Landtmannus Schemnicenfis
Pannonius mco hoc chirographo testatum facio, quod semina pietaii-i
et verae doctrinae primum in patriae schoU inbiberim, quam tum
clarissimus vir M. Johannes Egranus eximia cum laude et fnicta
rexit. Hunc postea vocatum ad obeunda munia scholastica a RepubÜci
Suidnicensi interiecto trium annorum spatio ob vberiorem ingcnii
culturam consilio parentum secutus sum, ubi ab ipso in artibu« e!
nccessariis Unguis liberaliter institutus sum, tandem ad commen
dationem eius qua me ornauit discedentem in celebre Gymnasium
Magdeburgum me contuli, regente tum coetum scholasticum Reue-
rendo viro D, M. Georgio RoUenhagio. Adhaec cum annum circitei
et aliquot menses ibi versatus fueram nec non aetas vberiorem ir
artibus et disciplinis grauioribus progressionem rcquireret, Vitcber^am
appiili, ubi discendi causa in annum usque tertium vixi. Ad extremum
cum nccessariis sumtibus destitutum me esse scircm, patriam certis
de causis reuisere placutt, ad quam cum itineris cursu accederem.
Deo ita curriculum vitae et vocationis meae gubemante ad obeundum
munus in Ecclesia parochiali apud Gaidlenses non tarn a Generöse
et inclyto comite Domino Johanne Tutsone, quam tota communttate
legitime vocatus sum. — O. Joh. Schütz. [24, April.]
49
160. Ego Abel Aurora Carponensts Pannonius initia pietatis,
)onaruni literarum et honestarum disciplinarum in scliola patria feci
iab M. Georgio Saltzbanck. Deinde ad largiorem ingenii cultum
khembnidum a parentibus 11. Anno missus, ubi sub signis C. V.
t. Joannis Egrani usque ad 72. Annum uersatus sum, sub cuius
kern ob uberiorem ingcnii culturam consilio et Opera parentum in
:elebrem scholam Bartphanam ablegatus sum. Isthic sub disciplina
Joctissimi viri D. Thomae Fabri Annos 4 egi. Tandem mandato et
ooluntate parentum 75. A, patriam petiui. Vbi aliquantisper commo-
ralus uocationcm functionis scholasticae a Senatu Piiccanensae [so]
icccpi. Isthic per hunc ferme curriculum uersatus uenia ac testimonio
iiitae et gestorum impetrata 76, A. Iglauiam continuancii studia [so]
perrcxi ac per A. 1, spacium utens pracccptoribus R. atque D. domino
D. Joachimo Pistorc, M. Paulo Holopappa. Isthinc copia mihi a
praeceptoribus meis data discessi uisitans regiones exteras, Poloniam.
Russiam et Transyluaniam seu Dadam. Confectis 2 A. in patriam
iler parans Tessinii in coUegae officium muncris scholastici sum receptus
a H. V. domino Joanne Tichinio, ibi decique bis gratia Dei et pcr-
misaonc R. V. Ecciesiae eiusdem ministrorum D, Salomone N. et
Georgio N. concionatus sum exercitü causa. Postea uero quartuali
exacto patrias lares adiui. Dilnis Montanarum cinitatum auxilio diuino,
wiiantate R, domini parentis mei, Adami Fabri 2 contiones habui,
q«i ingenio meo explorato me ad uberiorem doctrinam sacrarum
iitetanim percipiendam, opera et auxilio cum propHa tum Senatus
Viiebei^m remisit Sub finem A. 79. Vbi ueniendo Suidnitium proptcr
certas et grauissimas causas gradum sistere ibique hyemmarc coactus.
Tandem uero ductore_ et auspJce Christo Vitebergam uentum est
IK April. A. MDLXXX. 19. uero April in Album studiosorum ad-
Kfiptus sum. Tradita uero legitima uocatione mea R. atque D. domino
M. Joanni Schitzio, quam a R, domino Patente meo authoritate totins
nxlesiae Dilnensis acceperam, — O. Job. Schütz. [24. April.]
161. EgoGcorgius Richnouinus fundamcnta pietatis artium
Bfaeralium et honestatis in schola patria, Mielnicii icci, postea propter
■■■beriorem ingenii factum consequendum contuli me cum praeceptore
^lelkheoro Ziateceno (cognomine) Vrtalio Raudniciam, ibi per bicnnium
^. Inde uenj Curimiam, ibidem per annum mansi, Curimae habui
aocationem a Joanne Zaphiride Hunnobrodensi ad officium praecep-
Jiblndi ia Piousunliuiiu 18M, H. I u. It. 4
50
toris. Vbi cum prodessem iuuentuti literariae, ad officium ludirectoris
vocatus sum a R. V. D. Chrisostomo Bucziouiczium. Ibi cum mansissem
per biennium m officio ludirectoris, Deinde 70catus sum ad munus
Diaconi a R. V. Domino Chrisostomo pastore dusdem comunilitis
ecclesiae. — O. Joh. Schütz. [23, April]
162. Ego Dauid Ketheuig Anncbergensis fundamenta pietatis
et artium ieci in patna mea. Inde bencficio senatus mei miss'iU in
ludum iilustrem Misenensem continuaui illud exennium operam dando
studiis. Hinc Lipsiam ueni atquc ultra triennium ibi uersatus sum
in literis pietatis et artium. Veni deinde Vueitram in Austria missus
ad officium scholasticum, cui praefui toto sexennio. Post uocatus ad
officium pastoris ecclesiae HarmenschJag {qui locus Vueidrae proximus
est) a Generoso D. D. Joanne Jacobo de Greyssen, a quo etiam litens
vocationis attuli Vuittebergam. — O. Joh. Schütz. [26. April.]
163. Ego Stephanus Osualdi Raczenus Pannonius funda-
menta seu ut alü uocant elementa principionim scholasticorum ied
in schola Dywekiensi apud parentem proprium Laurentium Osuatdi
virum Reuerendum ac oues Christi in veritate docentem fere usque
annum ab ineunte aetate mea 13. Dein per eundem Kremnidun
Montanam ciuitatem in Pannonia transmissus sum. ubi per biennium
manens ieci a1 iqua solidiora iam et firmiora documenta grammatices
Hinc post obitum eiusdem Reuerendi viri D. parentis mei per fralrem
patruelem Reuerendum virum D, Michaelem Raczenum promotussum
Trenczinium ad D. Petrum Barossium virum omni officio colendum,
ubi per integrum sexennium manens omnia quae hactenus scio, ab
eodem hausi et didici. Post per eundem D. praeceptorcm meum pa
honestam vocationem promotus sum in oppidum Baan ad ludirectorem
scholae, vbi manens integrum biennium per eosdem circumspectos
et prouidos viros incolas eiusdem oppidi vocationem ad genus \itae
saccrdotis suscepi et Wittebergam per eosdem promotus sum. —
O. I^yser. [12. Mai.]
■ 164. EgoGeorgius StolliusMurauiensis Styrus prima funda-
menta pietatis et artium liberalium ieci in patria apud parentem
proprium Vitum Stollium, pastorem cius loci, ubi fere quinqucnnium
studiis incubui, hinc Tubingam missus ultra semestre non sum versatu.".
aed Ratisbonam profectus integrum quadriennium ibi uixi et liinda-
mentis artium liberalium et linguarum mediocriter perccptis nirsus
51
in patriam ueni, Tandem in hanc celebemmam Academiam vberioris
Ftudii g^ratia a parentibus transmissus annum ferc hic consumsj.
Acceptis autem ex patria uocationis meae Uteris illas obtuUi dignis-
äimo huius Ecdesiac ministcrio. — O, Leyser. [12. Mai.]
165, Ego Emericus Peluch Brusnensi.s Tannoniiis prima
fundamenta reügionis et bonarum artium ieci in palria apud Thomam
Wranka Priuidiensem, Ministrum nunc in eadem patria mea existentem,
ubi biennio mansi. Hinc cum fratre Georgio Peluch profectus sum
id Hay pagum Comitatus Thuroccnsis, vbi sub disciplina Thomae
Czudlik CO tempore Rectoris scholae mansi per annum. Indc ibam
am eodem Thema Czudlik Rectore et consanguineo meo Bart-
rham mansique sub ferula pii et eruditi viri D. Tliomae Fabri Nouo-
solcnsis, Rectoris scholae ibidem spatio vnius arni. Barthpha autem
P'ofectus sum in Vngariae Superioris oppidum Vyhel, ubi biennio
vjb Nicotao pastoris filio liberalibus dedi operam artibus, Post pera-
jmtis Vngariae aliquibus partibus veni Moschouiam oppidum comi-
;iiis Thuroccnsis, ubi Rectore scholae existente Josepho Basteno,
Tjo singulariter pio, dedi operam honestis artium überalium literis
äfirum cum dimidio, Hinc contuH me Tyropolim ciuitatem comitatus
Scrpusicnsis, vbi sub disciplina pii et docti viri Mathiae Thoraconymi
ii!'. Cabathaei Rectoris eius loci mansi in studio liberaüum artium
plus anno. Hinc postea veniens uicissim Moschouiam. oppidum supra
iaam et habita vocatione legitima suscepi functionem scholasticam
ÜJidem mansique in hoc munere Rectoratus unius anni spatio. Hinc
Qci'sim auocabar in arcem Sklabynya Comitatus Thurocensia a
■Generoso et Illustri D, Francisco de Rewa Comite Comitatus Thuro-
:tn>Ls et consiliario Sacrae Caesareac Rcgiaeque Maiestatis pro
^^cipienda Paedagogiae functione seu fiiü Gabrielis erudiendi, ubi
Kmpleto anni termino et habita iterum honesta vocatione a pastore
;:Tnit|ao Gosnouicero et ciuibus Sancti Martini in Thuroc?. suscepi
I i.jnijs regcndae scholae ibidem et postea per annum manenti oblata
*: mihi vocatio ab eodem Generoso et Illustri Francisco de Rewa
I wpra annotato et Belensibus, subditis dus. ad Ministerium siue
-cdesiam eorum regendam. — O. Leyser. [28, Mai.]
166. Ego Matthacus Pelczl Iglauiensis Morauus a pueritia
'tliolae paternae. post hac schola publica annum integrum fui alum-
'-S Hinc in patriam ab inclyto senatu Iglauiensi ad informandam
52
iuuentutem aetatem fui uocatus, cui annos sex integros, laus deo ins
uiui. Denique a Generoso et Magnifico Domino Gerosiao Tersch
Domino de Leppta in Letsch et Ventosa Jenkau ad munus docen
pagi Gishiblensis huius ditioni subiacentis fui uocatus. Ab hoc tcs
monium attuli simulque a D. Ma^. Johanne Vrsino Rectore schol
Iglauiensis commendatus. — O. Leyser. [12. Juni.]
167. Ego Leonartus Mokoschinus patria Pannonius <
comitatu Lyptouiensis oppido Lypschae Alemannorum iactis in patr
schola primis fundamentis pietatis et honestarum literarum sub erudi
et Humanissimo viro D. Petro Baroschio Bartpham profectus Docti
simum et clarissimum virum, dominum Thomam Fabri, scholae iJin
Rectorem docentem sacras literas et liberales artes integrum septei
nium audiui. Inde missus in Academiam Vitebergensem annuzn cur
semestre eadem studia continuaui. Tum in patriam reuocatus utschoia
praeceptor praeficerer, biennium in ea iuuentutem mihi commissan
erudiui. Reuersus Vitebergam ad inchoata studia excolenda, augenda
promouenda et absoluenda, semestre cum quadrante anni jam exegeram
cum affertur mihi triste et luctuosum nuntium de obitu Reucrend
et docti viri D.Stanislai Mokoschini Pastoris ecclesiae Christi Lypschae
Alemannorum, parentis mei clarissimi simulque reuocor non simpli
dter in patriam, sed Pastor in Ecclesiam Christi quae colligitur apud
S. Johannem in comitatu Lyptouiensi, uocatione facta per Reucrend um
et clarissimum virum D. Melicheorem Duchon, Superintendentem
Ecclesiarum in eodem Comitatu. — O. Leyser. [12. Juni.]
168. Ego M. Wenceslaus Dasypodius Nymburgensis in-
stitutus artium ac pietatis elementis in Bohemia, Hungaria et Saxonia
in primis a clarissimis ac doctissimis vsus praeceptoribus meis per-
petua obseruantia colendis M. Feiice Praheno, D. Mose Zdinouino,
M. Eberhardo Iglauiense, Doctore Joachimo Pistorio etc. per in-
effabilem Dei nostri misericordiam uocatus ad munus ecciesiasticum. —
O. Leyser. [15. Sept.]
169. Ich Valentinus Zellerus von Wurtzen vnter dem
Bischoffthumb Meissen gelegen , 7 ihar Lipsiae frequentirt, nachmals
bin ich aedituus gewesen zu Werdenhain *) vndter der Superintendens
Grossenhain, Endtlichen aber von dem gestrengen vndt Emvesten
Hauptman dem wolgebornen Herren Herrn Peter v: MoUpch Nach-
1) Wildenhain.
63
lelasne witwe landfrau Drossendorff vnd Reineck in Österreich vnter
1er Ens gelegen in dass dorff waldtkirchen zum predigampt be-
Tiffcn. — O. Leyser. [14. Sept.]
nO. Ego Paulus Hrubeczius Pannobrodenus prima ele-
nenta litcrarum didici in patria a Nicoiao Troianek, nunc ciue eius-
km ciuitatis. Inde in Sclauoniam Ilauiam, hinc Tyropolim in Scepu-
iium ad Lucam Fabinum et Thoraconymum profectus siim et ibi
nansi continuo spacto 9 annonim regens studia et mores illustris-
ami et Magnißci Domini Alberti de Lasky fiüi. Inde reuocatus in
pairiam ad regcnda frena scholac, sed cum terminum pracscriptum
[ie;;lexerim, non obtinui. Sed adhuc biennio Iglauiae apud D. M.
Johannem Vrsinum Turingum mansi et inde Moschouiam in Vngaria
id scboiam gubernandam vocatus sum, cui domino operante per
annum cum quadrante non minus diligenter quam felJciter praefui.
Hujc renundans in patria a Reuerendo domino decano Paulo Kyrmesero
Schemnicensi vocatus ad Diaconatum. — O. Leyser. [19. Oct.]
171. Ego Johannes Gassur Moschouiensis Pannonius primum
in schola patria prima pietatis et literarum elcmenta percepi, DeJnde
vbenoris ingenioü cultus capessendi gratJa missus sum a parentibus
Schemniczium. vbi praeceptores nactus sum fideles ac eruditos sub
Quorum disciplina per triennium vixi. Inde Tyropolium me contuH
ittSepusium, vbi vir optimus et humanissimus Matthias Thoraconymus
r^mina cum laude scbolasticam iuuentutcm crudüt, sub cuius disci-
pütia cgo quoque mansi per biennium. Cum vero extcras regiones
ideundi mirifico desiderio tenerer, contuli me Brygam in Silesia faces
jcholasticos in illustri illo ludo gerente omatissimo et dociissimo
M Jacobo Paulonio, vbi membrum scholae factu.s sum. sub cuius
di=cipliBa qnoque per biennium vixi. Tandem cum fama et auditione
äcccpissem ad gubernandam rem scbolasticam Witebcrga vocatum
ese Iglaoiam virum litcris cxcultissimum M. Johannem Vrsinum, co
proücisd non dubitaui et sub huius Magistri disciplina tamdiu me
(isceado cxcrcui. quoad ingenii herbescens viriditas actis iam fibris
cim actate adolescerct. Inde in patriam redii scholaeque patriae per
^■Jmm insenihiL Postquam autem ex honestis laboribus Dco bene-
dicente collegissem aliquid sumtuum, in hanc celebcrrimam Acadc-
^am me contoU, in qna vixi annum cum quadrante. — Ex. Job.
><^--^z. 0. Leyser. [19. Ort,]
^T'-r
54
172. Ich Johannes Neupaur von Ebersdorff in Voigtlan
gelegen, bin erstlich in meinem patria in der schuelen von Nicol
Hasen vnterwiesen worden. Darnach bin ich von meinen eitern g
Querfurt im landt zu Turingen gelegen geschickt worden, alda i
3 Jar lang in die schuel gangen, ist schuelmeister gewesen der w
gelert herr Henricus Wexius. Von dannen bin ich gen Erffurdt zoij:
vndtin Augustiner Kloster vnter dem hochgelertenherrnD. N. Tresch^
welcher damals Rector gewesen, 2 Jar studiret, darnach bin ich ^i
Nürnberg khommen vnd in der Spitallschuell, do M. Joannes Ba
schuelmeister gewesen, 3 Jar verharret, von dannen bin ich g<
Steyr im landt ob der Enns gelegen, alda der wolgelert M. Thom
Paegaeus schuelmeister gewesen, khommen vnd alda auch 2 Jar vc
bleiben. Endtlich hat es sich zutragen, das M. Andreas Maden
von einem Ersamen weisen Rath der Stat Krembs zu einem schu«
meister vocirt ist worden, welcher mich zu seinem Cantorem vr\
CoUegam aufgenommen, alda ich zwey Jarlang den Cantorstanc
verwesen. Darnach bin ich in einem Marckte in Vnterösterreich m
Namen WuUerstorfT 2 Jar lang schuelmeister gewessen, von danne
bin ich gen Mauttern, ein Stetlein an der Tonaw gelegen khommen
alda auch 2 Jar den schueldienst versehen, Endtlich bin ich gt\
Enns khommen vndt alda den Cantorstahdt verrichtet. Schlieslichei
bin ich von einem Ersamen weisen Rath der Stat Enns vnd voi
dem Erwurdigen herrn Abraham Hundtsperger, pfarherrn daselbst
zum heyligen Kirchenambt vocirt worden. — O. [23. Oct.]
173. Ich AndreasSigelius von Kremnitz aus den Vngrischei
Bergkstäten bin erstlich bies in das 16. Jar meines alters in meineir
patria in der schuelen von Leonhardo Staudenhertz vnterwiesen
worden. Darnach bin ich von meinen Eltern inn Schlesien gehn
Breslaw geschicket worden. Da ich bies ins vierdte Jar sub discipüna
et institutione Petri Vincentii gewesen, von dannen bin ich gehn
Goldtbergk, allda hab ich ein halbes iar studiertt. Darnach ttiit
M. Jacobo Colero gehn Franckfurtt an die Oder, da ich ein Jar
studieret, nachmals bin ich von meinen Eltern abgefordert worden,
bin also in patriam zogen vnd da ein kleine czeitt commorirt. Darauf
bin ich gehn Wien in Osterreich zogen vnd daselbst nur ein halbes
iar wegen der grossen abgötterey verblieben. Da ich das Decretum
Regni Vngariae angehöret hab. Folgends wieder in patriam kommen.
55
ßi ich dann von denen Fraesidibus scholae zum Conrectori;
ruilügung eines ganzen Raths vnd Gemein) bin angenommen
»erden, welcher Function ich 2 Jar vorgestanden vnd die Jugendt
B viel mir mueglich vnd gnadt verlihen hat mit fleis instituirt vnd
plehret. Nach diesem als ich mich im predigtampt exerciert. bin
A ran einem gantzen Rath vnd Gemein der vorbemelten Bergstadt
[femnitz tzum mintsterio ordentlicher weiss bernffen worden, das
th hä der Christlichen kirchen meines vaterlandts Diaconiis ein
BDt:iing sein sol. — O. Joh. Schütz, [9. Nov.]
174. Ego Thomas Kelnerus Lippensis Bohemus iactis in
i^li patria fnndamentis Vratislauiam me contuli uberioris ingenii
nltns gratia, ubi prae reUquis pietate et uirtute prae stantibus prae-
Ecpiores habui patris instar colendos Reuerendos et clarissitno;
pominum Esaiam Heidenreich SS. Theologiae Doctorem et pastorem
misM Dd, quae est ad D. Elisabeth uigilantissimum, Dn. Tetrum
Ttccntimn Scholae Elisabethicae tum Rectorcm et reliquarum in-
ijtcorem, Dn. M. Johannem Fleischerum et alios non minori reue-
viOi obseruandos. Horum Opera et tndustria in artium et pietatis
B^iiitione quinquennium fideliter educatus tandem ad officium Choraiis.
pmm mihi res erant exrguae, promotus sum. Cui cum btennium
yndiiissem, authores mihi extiterunt, ut Academiae huic celebcrrimae
tfflmigrarem. Quod feci eo libentius, quia existimaui nunquam hoiicstae
«mm uoluntati refragandum, diutius tarnen quam annum dimidiatum
ppter sumtus exiguos hie uersari non potui. Itaque in patriam
B^ redeundum censui, ubi a Generoso et nobili Domino Dn. Georgio
Tirodorico Barone etc. Domino meo clementtssimo functio ecclesia-
ta niihi est delata in pago Birckstein. — 0. [23. Nov.]
175, Ego Johannes Wranka Priuidiensis prima initia in
pstna didici. Postea missus sum in Sylesiam Wratislauiam in Scholam
i Elizabetbae ut vulgo uocatur et ibi per annum uixi praesente
Hiccndo. Tandem contuli me Brigam et uixi per Annum in paeda-
V>V^ artesque liberales audivi a M. Jacobo Paulon, a M. Laiirencio
Bsiitro et a Thobia Theodore. Postea contuli me Hunnobrodam et
"i per annum apud D. Martinum Malobiccum. Hinc vocatii'^ .sum
s Pagura Kosh a Reuerendo D. Thoma Körnero ibiquc Rectoris
«niiun habens per medium annum uixi. Tandem obtulit mihi Reue-
■«Äis vir D, Thomas Priuidiensis Senior totius comitatus Znliensis
56
functionem scholasticam in Hainik. Ibi per totum biennium iuuentui
praefui. Is enim me elegit in Diaconum et ablegauit Wittebergam. -
O. [4. Dec]
1581.
176. Ego Joseph Bastianus Pannonius natus in oppid
Pannoniae Morawek, iactis in patrio solo primis literarum fundi
mentis contuli me uberioris doctrinae parandae gratia Goldper^.
quod est oppidum Silesiae, ubi sub uiro clarissimo M. Mai
Thabornio operam dedi liberalibus artibus. Hinc postea reflexi gr
Wratislauiam, ubi sub uiro clarissimo M. Petro cursum studioru
meorum ursi. Inde in patriam redii et in erudienda iuuentutc seh
lastica toto triennio cum semestri operam meam impendi. To|
praeterea biennio in erudiendis Generosorum et Magniiicorum don
norum Comitum Comitatus, Thuroccnsis et sacrae Caesareae Re[
aeque maiestatis consiliariis etc. Filiis meum Studium locaui. Tande
suasu doctorum uirorum in haue celeberrimam Academiam ueni,
qua toto biennio quanta fieri potuit assiduitate et diligentia de
inprimis operam sacrosanctae Theologiae audiuique Reuerendum
Clarissimum uirum immortali gratitudine et obseruantia colendu
D. D. Polycarpum, Reuerendum item et clarissimum uirum D. Johanne
Mathaeum et alios uiros clarrissimos perpetuaque obseruantia cole
dos. — [? Jan.]
177. Ego Valentinus Czechus Helnowiensis Pannen
prima fundamenta religionis et bonarum artium ieci in patria ap
Johannem Magnum ubi biennio mansi. Hinc me contuli in scholaj
Priuidiensem, ubi sub disciplina Martini Schupka eo tempore recto^
scholae per annum mansi. Priuidia autem profectus sum Veterizoliuij
ibi toto triennio honestis literis operam nauaui sub disciplina dd
tissimi viri Eliae Vodniani. Hinc me contuli Vratislauiam et i\
triennio quoque quanta fieri potuit assiduitate et diligentia dej
operam philosophiae in primis, deinde quoque Theologiae sub dis<|
plina clarissimi viri Nikolai Steinbergeri. Hinc cum in patriam mcai
uenissem, oblata est mihi functio Ecclesiastica ab amplissimo senat
ciuitatis Dilnensis, quae ciuitas est una ex Septem montanis ciuital
bus. — O. [22. Febr.]
178. Ego MichaelPetrouitius Regiomontanus prima fundä
menta ieci in patria Regiomonte ciuitate Metallica in Hungaria
57
Missus postea Schemnittum ibi sub disciplina Domini M, Christophori
Eckardi uixi toto triennio. Inde me contult Halam Saxonum, ibi per
annum uersatus sum sub Domino M. Johanne Ladislao. Anno dominl
1580 in patriam Hala redii Sc ibi ab inclyto senatu ad munus Diaconi
legitime sum uocatus. — O. Leyser, [22. Febr.]
179. Ego Joannes Artochidius natione Bohemus iactis
fundamentis Iglauiae contuU me cum Doctissimo viro D. Magistro
Paulo Haluepap: AquisJluano in montanas ciuitates illinc uocatus fui
in Morauiam, ut susciperem officium cantoris Albae Ecciesiae, interitn
facta mihi vocatione a senatu Drzenohosciceasi, ut susciperem munus
Diaconi. — O. Leyser. [22. Febr.]
180. Ich Johannes Leber von der Mährischen Trybau
gcborn vnter dem wolgebornen Herrn Jane von Boskowicz hcrrn
auff der Mährischen Tricbau, bin erstlich in meinem patria in der
schulen vntcrweyset bey Neun jaren vnd ist mein praeccptor ge-
wesen Paulus Ekelius. Hemacher bin ich gen Glotz in der graff«
schafft gelegen kommen vnd alda zwey Jar lang in meinem Studio
instituirt worden von dem M. Martino Sturmio schulmeistern da-
selbst. Damach bin ich ins böhmerland getzogen vnd zum Leyten-
mischel 2 Jar in der Böhmischen schul meinem studio obgelegen
vnd zu Prag drcy Jar. Endlich aber bin ich von dem Erwirdigen
Herrn Ambrosio Oswald pfarrherrn zur Littaw in Mehren gelegen
zu einem Diacono vnd diener des Göttlichen worts beruffen. —
0. Leyser. [8. März.]
181. Ego Paulus Thirschius Chemnicensis pietatis & bonarum
artium fundamenta in patria schola ieci. Inde ab Amplissimo &
prudentissimo patriae meae senatu clarissimo ac excellentissimo uiro
Domino Caspari Naeuio (cuius nomen sit in benedictione) artis
medicae Doctori excellentissimo et professori in Academia Lipsensi
primario commendatus et benefido stipendii a fratre ipsius Domino
Johanne Naeuio (piae et sanctae recordationis) olim Rom. Caesar.
Ferdinand! et dominomm septemuirum imperil principum Saxoniae
Mauricii & Augusti fratrum per annos 30 medico fidelissimo fundat
donatus in celeberrimam Witebergensium Academiam ad uberiorem
ingenii mei cultum capessendum, annum actatis ingVessus 18 sum
missus, in qua per integrum sexennium uiuens artibus liberalibus,
imprimis vero studio theologiae incubui, prac reUquis pietate, eru-
58
ditione & virtute praestantibus viris praeceptore vsus clarissimo &
excellentissimo uiro D. Polycarpo Leysero S. S. theologiae doctore
eximio & ecclesiae ibidem pastore & superattendente vigitantissimo.
Periodo uero stipendii mei exacte elapsa autoritate & intercessione
eiusdem D. Doctoris Polycarpi, praeceptoris mei omni reuerentiae
cultu dignissimi & patroni venerandi nomine Nobilis & generosi
Domini Domini CaroK Ludowici liberi Baronis a Pucheim, Domini
in Gollersdorf Archiducatus Austriae sub Anisum dapiferi haereditarii
supremi ad munus ecclesiasticum uocatus. — O. [28. März.]
182. Ego Melicheor Cantoricz Nouisoliensis Pannonius
Fundamenta liberalium artium partim Nouisolii, partim Cibinii &
Brizne Beiaeque didici. Deinde profectus sum in partes Silesiae ibique
suscepi conditionem in oppido Gyngsberck. Redeundo vero in patriam
oblata est mihi vocatio legitima ad sacrosanctum ministerium verbi
diuini in pagum Radwan, tenentem officium subdiaconatum. Afferens
uero vocationem una cum commendaticiis ab eodem pastore £cclesiae
Christi ex Radwano Bartholomeo Oczowsky. — O. Leyser. [4. Mai.]
183. Ego Ladislaus Zaborius Pannonius ex Comitatu
Turocziensi ex parentibus videlicet Johanne Zaborio et Barbara
iuxta Ecclesiae Catholicae ritum copulatis prognatis. Operam dando
honestis literis cum expensis eorundem sub ferula colendissimi viri
et obseruandissimi praeceptoris Martini Chowan, in praedicto Comitatu
Thurocziensi intra septennium Et domini Thomae Fabri, domini
Magistri scholae Bartphensis quadriennium. Etiam in vrbe Wratis-
lauiensi sub ferula sanctae memoriae domini M. Andreae Wincieri
sexennium. Porro iuxta modulum mei literis formati ingenii profui
tenellae iuuentuti apud Beatam Virginem in districtu Liptouiensi in
Pannonia septennium, Galgocii, Ciuitate dicta etiam in Pannonia sita
quadriennium. Postea vocationem mihi legitimam oblatam a Specta-
bili Barone Regni Vngariae Stephano Balasi ad certum locum oppidi
dicti Malaczka cum consensu eius comitatus, intra possessionem eius
Domini siti, vbi paedagogum intra biennium eius tgi pueri. — 0.
[16. Mai.]
184. Ego Franciscus Vuincklerus Sepusiensis Georgii-
montanus honestis parentibus natus et ab ineunte aetate prima opti-
marum artium initia, partim Graetiae in Styria, partim Hungariae.
Cassouiae, partim Wittebergae tempore Peuceri viri clarissimi hansi
59
Inde profectus sum in Styriam, ibi per annum optimarum artium
studüs inuigilaui, denique a Luthauiensibus in Morauia ad munus
Cantoris uocatus, statim consensu Rectoris discessi & prouinciam
suscepi. Tandem Singular i Dei beneficio a primoribus in pago Trech-
feldiensi oblata est mihi uocatio ad munus docendi in ecclesia. —
O. Leyser. [16, Mai.]
185. Ego Georgius Poloni Cremsiriensis ex Marchionatu
Morauiensi prognatus ex parentibus benemoratis, uidelicet Johanne
Polono et Barbara iuxta Ecclesiae Catholicae ritum legitime copulatis.
Operam dedi honestis literis sub ferula colendissimi viri Bartholomaei
Vrbensky Mezericensis in duitate Noua Pragensi et Domini Sebastiani
Fabri Strakoniceni in ciuitate Altomitensi triennium. Proinde iuxta
scientiam aetatis meae profui iuuentuti tenellae Trebicii in Marchio-
natu Morauiensi sitae triennium, Bytessi uero biennium, et inde
uocatione legitima mihi data. — O. [16. Mai.]
186. Ego Andreas Schormannus Coschensis Pannonius
natus in pago Cosch didici prima elementa literarum in patria schola^
ex qua Bartpham sub disciplinam clarissimi viri Domini Thomae
Fabri praeceptoris mei omni obseruantia dignissimi me contuli. Hinc
delatus ex consilio amicorum Wratislauiam, vsus sum opera clarissi*
morum virorum Domini M. Andreae Winkleri, Balthasaris Neandri
et aliorum coUegarum in formandis et promouendis studüs meis.
bderediens ad functionem scholasticam in oppidum S. Crucis vocatus^
cui praefui per triennium. Tandem legitime accessi ad regimen scholae
Teutopronensis, cui operam meam per sexennium impendi. Denique
diuina sie ordinante dementia oblata legitima vocatione a Senatu
Tcutopronensi cum literis vocationis profectus Witebergam. -r-
0. Leyser. [16. Mai.]
187. Ego Johannes Schweglerus Nouisoliensis Vngarus
a patria scholae patemae, post Bartpham me contuli ad uberiorem
ingenii mei eruditionem comparandam. Vbi octo annos in studio
literario et artium liberalium operam sedulo nauaui sub clarissimo
viro D. Thoma Fabri N: Rectore dusdem loci. Vocatus ergo hinc
in patriam ab inclyto senatu Nouisoliensi et viro clarissimo D. Thoma
Wanka Rectore Ecclesiae eiusdem ad munus Ecclesiasticum. —
0. Leyser. [16. Mai.]
60
188. Mytha mihi agnomen dederat» vocer Altimytenus,
Sacra Bohuslai nomen at vnda tulit.
Cor tarnen Ocerii cognomine gaudet ouatque
Sic vocer vt, cogit namque parentis amor.
Trebicium petii, dum me schola patria liquit,
Sancta duos annos hie vbi doctus eram,
Iglauiae schola me prope tres nutriuerat annos.
Sex menses ludum Buduidi inde rego.
Litera missa volat Fridrico huc missa Barone,
Vt Christi flectam dogmate corda gregis.
Quindecies centesimus octogesimus vnus
Annus erat, capio munus Apostolicum.
Dominica 4. Trinitatis. [18. Juni.]
189. Ego Johannes Fabriciades Suioczenus Pannonius in
•schola patria paedagogorum & praeceptorum honesta instnictus dis-
•ciplina, aetate paulo factus adultior ueni Iglauiam, oppidum Morauiae,
consilio & iussu parentum ad perdiscenda prima & quidem solidiora
quam ante fundamenta praeceptore publico viro clarissimo M. Eber-
hardo, cuius & mensa fruebar, usus sum priuato uero Elia Vodni^
ano, apud quem toto sexennio permansi, tum cum discedens Iglauiae,
Sebniczii per biennium degeret, tum cum ipse regnum ludiliterariij
apud Veterisolienses per quadriennium administraret. Ab eo dicedens
fama doctissimi viri D. D. Joachimi Pistorii motus & ardore studi-
orum ductus iterum Iglauiam redire placuit, ubi per biennium mansi.
Ibi quoque disciplina D. M. Johannis Vrsini, qui Iglauiam anno ante
meum discessum Viteberga uenerat, usus sum. Deinde cum & vttos
claros audire & artes pertransire uellem, patriis instructus sumptibus
biennium literis humanioribus & sacrosanctae Theologiae Vitebergam
ueniens tribui, Donec ad extremum Deo Opt. Max. sie ordinantc in
Patris collegam eligerer. — O. Leyser. [23. Aug.]
190. Ego Elias Hern i Titschinensis artium liberalium studiosus
prima fundamenta iaciens, ad vberiorem ingenii md cultum a meis
dulcissimis parentibus Epperies missus, vbi sub disciplina domini
praeceptoris Lucae Fabini annum & semestre uixi. Postea a Domino
pastore Benedicto Belsio, cuius benefido per aliquot temporis vsus,
missus in scholam Bartphanam, in qua integrum fere annum operam
honestis literis dedi. Cum autem propter aduersam valetudinem eodein
61
in loco diutius commorari non potuerim, contuli me Schuidnicium &
sub disciplina domini M. Cristophori Ortlobii pie defuncti 2 annos
mea studia continuaui. Post obttum autem ipsius Gorlicium veni,
in quo Gymnasio usus fui opera doctissimorum virorum domini
M. Joachim! Mcisteri & domini M. Laurentii Ludouici Leobergensis,
qaonim consÜio me huc Wittebergam contuli & in album studiosorum
rdatus, tandem ad functionem schoiasticam Oderam vocatus, in qua
integres duos annos piam iuuentutem in doctrina catechetica & alüs
honestis artibus ac moribus (vt decet) informaui. Inde uocatus ab
.^plissimo senatu Wogstadiensi in ludimoderatorem rursus 3 annos
iuuentuti fideliter pracfui. Vocatus itaque legitime consilio Magnifici
domini Domini Bemhardi Praschniae a Bylkaii uocationem minime
reoisarc volui. — O. Leyser. [3, Nov. (3.) Sept.]
191. Ego Johannes Bauarus Juncehusanus in patria schola
iactis fundamentis artium liberalium uberioris ingenii fructus capiendi
causa Noribergam me contuli, ubi septenniiitn uixi, inde in inclytam
Witcbergensium Academiam ueni Anno 1577 in qua qiiadriennium
studia tarn humananim quam diuinarum liCerariim excolui. Postea
sumtibus deficientibus Zittauiam ad munus paedagogi priuati obeun-
dum accessi. Inde a Magnifico et generoso Domino Domino liern-
hardo Jörgern Domino in Tollet, Roppach et Creuspach &c. ad munus
doccndi in Eccicsia publicum uocatus sum. — O. Leyser. [4. Oct.]
192. Ego Vuendelinus Kessler Cantharobolensis') Thyrigeta
lue propria mea testor manu me prima religionis et bonarum literarum
dementa in patria schola sub ornaii rloctique viri ac domini prae-
ceploris Thomae Leimgrubii disciplina mediocriter didici^ise atque
ibinde aetatis duodecimo anno parentum suasu meorum Krphordiam
Metropolim rae contulisse, ubi biennium permanens illinc ad Aca-
demiam Jenensem, clarissimo viro domino M. Joanne Rosa Rectore
Undem sum profectus ibique bonis literis panlo amplius triennio
operam nauaui. Commotis autcm tum temporis ibidem uariis de
ttliigione controucrsiis contuli me cniusdam Nobilis Achatü a Schau-
roth consilio persuasus ad Generosum & Optimum virum, nunc piae
memoriae, defunctum, Joannem a Schauroth habitantem in Röpsen.
t^uius filiolis a me pro ingenii mediocritate per biennium instructis
commendabar a Generöse ac Nobiü viro U. Decia a Kreytzen in
') Kannewurf.
I ') Kannewur
62
Gera, fratri ipsius, amplissimo sane viro, domino Vuolphgango a
Kreytzen ad Osterodam Borussiacam. A quo postea ad magnificos
dominos Dominum doctorem Joannem a Kreytzen lUustrissimi Prussiae
Principis Cancellarium, item ad Dominum Christophorum a Kreytzen,
Aulae eiusdem Burggraphium atque a consiliis Regiomontem missu^,
ueni in celeberrimam eiusdem vrbis Academiam illicque biennium
praeter Musicalem illam in aula ducalis iniunctam functionem sacris
ac liberalium artium studiis incubui. Hinc iter suscepi Gedanum
Bomssiae Metropolim praefatorum Principis Consiliariorum promotionc
motus. Officio itaque Cantoris illic per integrum anni spacium functo
conditionequeresignata transgressus sum Viennam Austriae. In posterum
autem mittebar ab Ornatissimo ac Prudentissimo viro D. Joanne
Eisslero ciue & consiliario Reipublicae Viennensis ad scholam Hasel-
bacensem in lUüstris ac Generosi Domini Domini Vuolphgangi Streinü
a Schuuartzenaw ditione amplissima sitam, ut puerorum animos ac
ingenia informarem, cui equidem muneri triennium usque praefui.
Cum autem oportuniorem locum quaerere proposuissem, offerebatur
mihi a Reuerendo & clarissimo viro Polycarpo Leysero S. S. Theologiae
Doctore et tum temporis EcclesiaeGöUersdorphensis Antistite celeber-
rimo munus eiusdem Ecclesiae scholasticum, in quo loco abhinc
quinquennium uixi: Donec tandem diuina profecto prouidentia per
Illustres ac Magnifkos Dominos, Dominum Carolum Ludovicum &
Dominum Joannem Christophorum, fratres germanos & Barones a
Puchaym &c. Dominos meos clementissimos ad sacrum Euangelii
atque Sacramentorum ministerium legitime sum uocatus. — 0,
£25. Oct.]
193. Ego Georgius Czodor Sellecenus Pannonius prima
fundamenta ieci in patria sub praeceptore meo Wenceslao Layer
Bohemo, sub quo didici legere, inde profectus sum Nouisolium ad
Dominum Abrahamum Schreml, uixi sub eius ferula per quadrieO'
nium. Illinc profectus sum Bartpham ad Dominum Thomam Fabri-
cium Nouisoliensem, sub eius disciplina mansi per septennium. Hinc
profectus sum Iglauiam ad D. Magistrum Vrsinum, sub eo uixi per
quadnennium. Iglauia profectus sum in patriam, ex patria iterun^
Bartpham ad D. Rectorem Thomam Fabricium, mansi iterum per
annum. Ex hac schola uocatus sum legitime ad munus Ecclesiasticuoi
per illius pagi ciues, suadente domino Martino Wagnero et d. prac-i
ceptore Thoma Fabricio. — O. Leyser. [22. Nov.]
i
63
194. Ego Balthasar Paczolthu Sellecenus Pannonius prima
fundamcnta icci Raduanü apud praeceptorem meum fidelisBimum
Danielcm Czabani Meczinenscm, vbi didici lectionem et paradigmata
Dominum et verborum mediocriter. Suasu tandem parentum et caete-
rorum me contuli Cybinium ad D. Johannem VIreich Noiiisoiiensem,
apud quem per quatuor annos dedi operam honestis literis. Hinc
tandem habitis comitibus in Bohemiam me contuli Pragam ad
D. Vitum Ophtalmum Strakoniccnum Baccalaureiim vniuersitalLs eius-
dem vrbis, Postmodum flagrans desiderio patriae exactis ibidem
quatuor annis profectus sum in patriam. Visis tandem parentibiis et
Cdeteris amicis salutatis Schemnicium ad Magii^trum Cliristophorum
Ecchardum penieRJ, sub cuius disciplina annum et paulo plus uixi.
Postrcmo a D. Pastorc Ecciesiae Selleczensis ad prouinciam scholasti-
am suscipiendam sum vocatus, quam per annum pro virili mea rexi,
iiem in oppido Hllnik tantumdem praestiti. Deniqiie D. Jacobus
Dubouiczenus pastor Ecciesiae in patria mea me legitime mea ex-
plorata voluntate ad officium Diaconi datis testimoniis vocauit. —
0, Joh. Schütz. [9. Dec]
195. Ego Georgius Kerneri Oczouianus Pannonius primo
f'^iinium ieci fundamenta in patria sub ferula praeceptoris mei Nicolai
Sareuuiczky. Tandem me contuli primis elementis degustatis in patria
ludionim causa Schebnici
ijiennium vixi. Hinc recepi
:-^nolae Epcriensis, sub cui
cium, vbi sub ferula Martini Swenglerii
me ad Seuerimim Schultheti Rectorem
uius regimine tres solummodo quadrantes
Mni mansi. Porro per literas vocatus a Matthaeo Czabani Rectore
icholae in oppido Hlinik ad officium collegae ibidem sum promotus,
« post discessum eius in locum promotus. Ex hac itaque scholastica
f-nciione a D. Danihele Czaban pastore ecciesiae ibidem legitime
i-m vocatus. — O. Joh. Schütz. [20. Dec]
Ueber eine Wiedertäufer -Handschrift des
XVII. Jahrhunderts.
Von Th. Unqek. Landesarchiv. Adjuncl in Crai.
Die Täufer-Lieder, nach Ländern geordnet.
[Forlsetmng. ')
Schweiz.
Dieses Land ist, wie vorbemerkt, die Wiege der Wiedertäufer.
Um 1519 sind deren Anfänge anzusetzen. Das nachfolgende Lied
besingt den Tod des Liederdichters Heinrich Summer und des Jacob]
Mandl. Zu Zurzach in der Schweiz eingefangen, wurden die beiden |
nach Baden geführt und daselbst am 9. October 1582 ertränkt. '
(Font. 11/43. 281.)
F. 373'. Ein Liedt von vnfirerm heben Brueder Heinrich Sumer vndt
Jacob Mändl. die man zu Baden jn dem Schweizer Landt
gericht hat 1582 Jar. In des Königs Laffels Thon zu singen.
1. Merkht auf ir geliebten Gottes kündt,
Die ir hie in Jamerthal findt, !
Merkht auf was wir euch fingen,
Wir wollen euch berichten than
Von erbärmlichen Dingen.
2. Zwen rechte frome Chriften Man,
Vnnfere Hebe Brüeder fchan,
Die hat man gfangen gnomen
Zu Zierch in dem Schweizer Landt,
Vmbs Glaubens ein komen.
') Vgl. Jahrbuch 1894, S. 23 ff.
65
3. Heinrich Sumer mit feinem Nam,
Ein Diener des wortes Gottes Tchan
Von feiner Gmain erkoren,
Jacob Mändtl der ander bies,
Sie fein hingefieret worden,
4. Gen Baden in diefelbig Stadt,
All da man fie verhöret hat
Von ires Glaubens wegen,
Vor dem Landtvogt vndt fein Gricht,
Vil Volk war da zugegen.
B. Darbci fein auch gewefTen nrjch
Viervndzwänzig Pfaffen doch
Mit in zu difpodieren.
Aber fie richten alle nichts,
ThÖten die Schanz verlieren.
6. Sie kundten all mit jrer Müe
Kains Unrechten beweifen fie,
Kain Irthumb auf fie bringen,
Auch kein Vrfach des Todes werdt^
Es thet in nit gelingen.
7. Die Briieder warn beftändig gar,
Sie weichen frey nit vmb ein Haar
Von fchmalen Weg des Herren,
Das fie hetten ein Sicfaerhait,
Dämon woltens nit kören,
8. Ja fie haben mit Gottes Wort
Ganz crefTtiglich bezäuget Tort,
Das ir Glaub fcy grechte
Vndt die Pfaffen mit ircm Gefindt,
Ein tafterhafts Gefchlechte.
nlSM, H. ty. II.
66
9. Alfo fein gleich die PfafTen drauf
Verzagt worden all auf ein Hauff,
Sie fprachen zum Rathsherren:
Handlet nun nach eurem Wiln,
Mir wiflen doch nichts mere.
10. Da fie nun gar auff keinen W^
Sich lieffen fieren von Himelftcg,
Da thet Philatus Schare
Wol durch der alten Schlangen Naidt
Zum Endt mit inen faren.
11. Sie hielten ein Gricht vber fie,
Doch kuntens nit gleich iUmen hie
Ein Theil die waren geschlagen
In iren Herzen, wie euch ich sag;
Woltens nit auf sich laden.
12. Den Todt der vnfchuldigen zwar,
Die in Chrifto vertrauen gar,
Aber dieweil mer Stimmen
Gangen waren auf iren Todt,
Folgtens den Teufel hierinnen,
13. Der ein Mörder ift von Anfang,
Die Welt hat bracht in feinen Klang.
Sie han das Vrtl bfchaiden,
Das die zwen frome Brüeder werdt
Den Todt da folten laiden.
14. Alß fie herden von folcher Meer,
Sie freidten fich von Herzen feer,
Waren fröhlich zu Stundte,
Seer wol getröft in Gott dem Herrn
Sagtens aus jrem Munde,
67
15. Sie betten delten vil mer Freidt,
Alß der, fo geet auf ein Hochzait,
Sie waren gueter Dingen,
Das fie Gott alfo wirdig macht
Durch die enge Port zu dringen.
16. Vndt das fie die göttlich warhalt
Alfo mit jrem Todt berait,
Sollten fo frei bekennen,
Wie vil Hailligen habens than.
Die Gott herrlich wird krenen.
17. Wie man fie nun außfiiren thet.
Zum Volkh habens frölich geredt
Vndt fie ermandt dameben,
Sollen Bueß thuen vndt fich beköm
Von dem findlichen Leben.
18. Sie fingen an ganz freidenreich
Mit einander zu fingen.
Gleich ein Lobgefang dem Herrn,
Sie {timbten fo herzlich zufamb,
Es wundert das Volk feere.
19. Ein groBe Menig volkhs da war,
VH hueben an zu wainen gar,
Das fie ty hörten fuigcn.
Aber die Brüeder wol getroft
Uelfen ir Stimb erklingen.
20. Dan es war die ewige frddt,
Schon hie eingangen berait.
Das fie iezt folten komen
Zum Abraham, Ifacc, Jacob.
Zum Alt Vätern vndt fromen.
U
68
21. Vndt zu aller Heilligen Schar^
Zu allen Propheten fiirwar
Vndt Apoftlen des Herren
Zu Jefu Chrift in die Freidt,
Die auf hört nimer mere.
22. Alfo haben fie beede ohn Grauß
Gfungen biß ans wafler hinauß,
Da man fie wolt ertödten,
Der Brueder Jacob muefs am erft
Allhie den Todt antretten.
23. Der Henkher nani jn aufF der Stat,
Ins Waffer in verfengt er hat,
Biß er fein Geift aufgeben,
Da thet er in wider hörauß
Dem Heinrich fürs Gficht legen.
24. Sprachen: ach lieber Hainrich mein.
Nun fchau doch an den Brueder dein^
Dem das Leben ift genomen,
Vndt ftee du von dem Glauben ab,
Sonil muefhi auch vmbkomen.
25. Es kan ye fünft fein anderft nit,
Sy verfuechtens mit groffer Bit,
Er antwort jnen mere
Ich ftee in rechten Glauben gwiß,
In Chriftum vnfem Herren.
26. Jr foUent nit gedenkhen, das
Jch die göttliche Warhait verlaß,.
Deren ich bin ergeben,
Darbej will ich beharen veft^
Eis koft Leib oder Leben.
27. Aber jr fo gar blindte Laut,
Secht felbs, das ir abflandt bei Zait,
Von dem gottlofen Leben,
Darin ir ftandt, fonft wirt euch Gott
Kein Thail an fein Reich geben.
28. Alß fie nichts richten vberail,
Da nam in yetzt der Henkher balt
Vndt thet in auch ertrenkhen,
Wee dir du gottlofe Roth,
Gott wirt euch das nit fchenkhen
29. Solches gefchach am nainden Tag.
Des Monats October ich fag,
Jm zwey vndt achzigften Jare
Zu Baden in dem Schweizer Landt,
V/ie ich euch fmg ftirware.
30. Nun hörent mich weiter fÜeran,
DifTe zwen lieben Briieder fchan
Haben bej Jrem Leben,
Den hailligen chrilUichen Grueß
An die Gmain aufgeben.
31. Sie liefTen grüelTen Brüederlich
Alle elteften fonderlich;
Damach gar alle fromen,
Die ganz beillige Gottes Gemain,
Wo fie beifamen wonen.
32. Sie haben vnß auch BotfchafTt than,
Wir folen ein guets Vertrauen han
Zu in beeden dergleichen,
Se wollen bleiben treu vndt fromb,
Von Gott keins w^ nit weichen.
IV.
Böhmische Pastoren, in Anhalt ordinirt 1583 — 1609.
Von Heihbigh Bbgkeb, Pastor in Lindau (Anhalt).
Die nachfolgende Arbeit verdankt ihre Entstehung dem Wunsche,
zwei Bände Acten des Zerbster Superintendentur- Archivs, welche mir
durch die Freundlichkeit des Herrn Superintendenten Fiedler fiir
geschichtliche Zwecke überlassen waren, nicht aus der Hand zu
geben, ohne sie vollständig dafür ausgekauft zu haben. Sie enthalten
eigenhändig geschriebene Lebensdarstellungen von evangelischen
Geistlichen, die, fiir ein Pfarramt berufen, in Zerbst ordinirt wurden«
um dasselbe antreten zu können, und zwar aus der Zeit von 1578
bis 1697. Darunter ist eine Reihe Ausländer, die ich mit einem
Sammelnamen als Böhmen bezeichnet gefunden habe und die auch
zum grössten Theile Böhmen sind. Die übrigen gehören nach
Mähren, einige wenige nach Schlesien und je einer nach Elbing and
Danzig. Diese Ordinationen fallen in die Jahre 1583 — 1609. Ich
werde bei Bezugnahme auf die beiden Actenbände dieselben kurz
mit XI und XII bezeichnen, da dies ihre Archivnummem sind. —
Ausser den Lebensbeschreibungen sind noch Abschriften der Voca-
tionen, Empfehlungsschreiben und Aehnliches, sowie gelegentliche
Mittheilungen über besondere Vorkommnisse in die Sammlungen
aufgenommen, welche letzteren auf die Zustände in Böhmen, be-
sonders in der Zeit kurz vor Erlass des Majestätsbriefes, interessante
Streiflichter fallen lassen.
Die Lebensbeschreibungen selbst sind in der Regel ziemlich
dürftig und knapp gehalten. Als Lücken habe ich besonders den
Mangel an Jahreszahlen empfunden, da nur ganz ausnahmsweise über
die Mittheilung des Ordinationstages allein hinausgegangen wird.
Für die Abfassung des Lebenslaufes findet sich in Xu ganz neu
folgende Vorschrift, von der Hand des Superintendenten Wolfgang
Amling, den wir noch näher kennen lernen werden:
73
(Ritum ordinationis, qukunque a ministerio Servestano impe-
rarint, praemisso cxaimne de praeciquis Rcligionis Christianae
apitibus, nomen inscripturi huic libro exprimant diserte quae paucis
ic consigaata vident.
I. Nomen, cognomen, patriam suam.
n. In quibusnam scholis aut Academiis et quam diu sint ver-
ati discendi causa.
m. Servierintne pueritiae in scholis aut privatis familiis; ubi,
luaoi diu?
IV. Locum vocationis h. c. ditionein, urbem, pagum etc.,
p^dumque, quem obtinebunt in illa Ecclesia, imprimis ne reticeant
V. Significcnt etiam, unde et a quibus testimonia de vocatlone
t moribus suis attulerint.
VI. Promittant denique in fide et doctrina cum lionestate vitae
Eonimquc conjunctam constantiam atque 6|^voi(XV scriptis propheticis
et apostoUcis in sensu symbolorum Apostolici, Nicaeni et Athana-
siani. nee non Augustanae Confessionis othodoxo ; et .'^ymboHs ipsis
in sensu sacranim literarum veteris ac novi testamenti seu foederis
canonico; dvoU-oyov vuxl b^i^rjcfoy iv dX^jd-Eta xa! Twe'jjj.aTL xyii^ äveu
K'.oj xoi dmäaii d^avta tanquam in ipsius dei conspectu scrutantis
cDrda et renes*. Da die Eintragungen in XII erst mit Ende 1599
beginnen, so ist fiir die früheren jedenfalls nur mündliche Anweisung
legeben und es scheint, als ob diese schriftliche Anweisung nur der
Abkürrung halber vorgesetzt sei, ohne unbedingte Verpflichtung
luTiegen zu wollen, dass man sich ganz genau ohne Abweichung
^ach richte. Dies gilt besonders auch von dem Ordinationsgelübde.
Es ist allgemein bekannt, dass mit dem Winterkönig, dem
Pfalzer Friedrich V., zugleich ein anhaltischer Fürst, Christian I., in
B-'hmen auftritt. Auch in Glaubenssachen lehnt sich Anhalt an die
Pfalz an. Nehmen wir dazu, dass ein Arnos Comenius pfälzische
Hochschulen besucht, dass die Brüdergemeinde bei ihrer Neugründung
in Hermhut entschieden mehr zur reformirtcn aLs zur lutherischen
Kirche ndgt und dass die alte und die neue Unität in der Ver-
fassung und der besonderen Betonung des christlichen Lebens und
^"listlicher Zucht ihrem Wesen nach auf's Engste mit der reformirten
Kirche verwandt sind, so wird von vornherein die Vermuthung nahe
■sgen, bei unseren anhaltiscfaen Ordinationen aus Böhmen handelt
« sich um solche Kreise, die Anschluss suchen an die reformirte
74
Kirche in Deutschland. Dabei ist jedoch nicht zu vergessen, dass es
rfch hier um erst in der Entwicklung begriffene Dinge handelt. Er?t
niit dem Abschluss des westfälischen Friedens gewann das Wort
^reformirt* in seiner gegensätzlichen Bedeutung gegenüber dem
Lutherthum festen Boden unter den Füssen und mit dem Worte zugleich
die Sache. Wenn daher die Reformirtgesinnten, um sie kurz so zu
bezeichnen, in Böhmen zu der Anfangszeit unserer Actenstücke ii
keiner Wdse von Bedeutung sind, so zeigt ihre Partei, je näher wij
dem unglücklichen Ende alles evangelischen Kirchenthums daselbsi
mit dem Beginn des 30jährigen Krieges kommen, ein geradezu er
staunliches Wachsthum. Sie ordnen sich der böhmischen Confessioi
von 1575 unter, wie ,die bei Weitem grösste Zahl der Protestanten*
Aber auch in Böhmen werden sie von ihren Gegnern ^ Calviner*
genannt, wie in Deutschland Calvinisten, und charakteristisch für si<
ist, dass sie ihre Sammelpunkte grösstentheils in den bedeutendster
Städten hatten *). Als am 6. October 1609 das Consistorium zu Pra«
neu eingerichtet wird, fuhrt das Verzeichniss der ersten Räthe dicsci
obersten evangelischen Kirchenbehörde in Böhmen in erster Lini^
den Senior der Unität, Matthias Cyrus auf und in zweiter änti
Reformirten, dessen Name weitaus am meisten in unseren Actci
vorkommt, nämlich den Erzdechanten von Kuttenberg, Wcnzc
Stephanides •). Als dann weiter Friedrich V. und seine Gemahlin
in Präg gekrönt werden, da ist die Krönungskirche zu St. Vei
mit derselben Rücksichtslosigkeit, die mir auch aus Anhalt von
Jahre 1596 her bekannt ist, umgestaltet. ,Die Altäre wurden thcil
abgerissen, theils ihres Schmuckes beraubt, die Bilder entfernt, sclb$
die Grabstätten nicht geschont ; die Reliquien, wie z. B. die Gebeini
der 10.000 Jungfrauen, wurden verbrannt* •). Das galt für ^Reforma
tlon*. In dem neu reformirten Gotteshause musste auch ein Reformirtc
den König krönen. Es war Georg Dikastus, der Administrator de
Prager Consistoriüms, d. h. der Vorsitzende desselben. Er hiel
dabei am 4. November 1619 eine Predigt über I. Tim. 2, 1—1
<) Czerwenka, Gesch. d. ev. Kirche in Böhmen. II, S. 571.
>) In meinen Acten wird er allerdings nnr einmal Stephanides genannt, tom
immer nur Stephanus oder Stephan! ; aber da es zur selben 2^it nicht zwei Archidecaai i
Kuttenberg gegeben haben kann, einen Wenzel Stephanus und einen Wenzel Stephan ide
so muss es dieselbe Person sein« Vgl. auch Czerwenka, a, a. O. S. 571.
•) Czerwenka, S. 620.
75
Auch er tritt in unseren Acten heraus als ein Mann, der Jünglinge
seiner Gesinnung nach Zerbst zur Ordination sendet, wenn auch nicht
so viel wie Stephanus. Der oberste Geistliche des ganzen König-
reiches, das damals zu neun Zehntel evangelisch war, ist also ein
Reformirtcr um diese Zeit und während noch 1609 unter den Räthen
in erster Linie ein Senior der Brüdergemdnde genannt wird, tritt
bei der Krönungsfeier 1619 ein solcher in die zweite Stelle. Johann
Corvin. «n Priester der Bruderunität, krönt die Gemahlin Friedrichs,
Elisabeth, am 7. November 1619, aber er hält dabei ebenfalls seine
Predigt über I. Tim. 2, 1 — 7, jedenfalls auch zum Zeichen dafür,
dass beide Parteien, wie sie sich unter dem Dache der böhmischen
Confession zusammengefunden hatten, auch brüderlich nebeneinander
in guter Eintracht leben wollten.
Es wird aber doch nicht überflüssig sein, aus unseren Acten
Belege dafür beizubringen, dass, wenn in Zerbst die Ordination ge-
sacht wurde, dabei auf den reformirten Charakter derselben Gewicht
gelegt wurde. Vene. Thandarias beruft sich in seiner Vita auf ,literae
a Pastoribus reformatae Religionis ex Marchionatu Moraviae scriptae*
pCn, 7) und ebenso bezeugt Samuel Radeschinsky de Radcschowitz,
U[triusque] J[uris] D[octor], Comes Palatinus Caesarius Auratus et
Armatae militiae equcs etc., dass Thandarias a pastoribus Reformatae
Rdigionis hie in Marchionatu Moraviae degentibus multis nominibus
commcndatus Sei (1600). Wenn .Bürgermeister und Rathmannen der
Stadt Elbmg* schreiben: .Gelanget also an jedermänniglich, in-
sonderheit aber die Ehrwürdige, Achtbare, Hoch- und wolgelarte
des Heiligen Ministerii der Reformirten Kirchen Doctores etc. : so
solcher Christlichen Ordination halber von Zeigern Matthiae Lossio
möchten ersucht werden, Unstr freundliches ansuchen und bitten,
dis de Ihme allen günstigen und freundlich willen und beforderung
darin erzeigen . . . und er desfalls ein glaubwürdiges testimonium
bekommen mi^e* und wenn sodann von Zerbst aus diesem An-
sachen gewillfahrt wird, so hat sich offenbar Zerbst selbst zur
.rdbrmirten Kirche" gerechnet. Am 16. Mai 1606 war der Zerbster
Superintendent Wolfgang Amling gestorben, ein Mann von hervor-
ragender Bedeutung in der Entwicklung der anlialtischen Kirche,
■ie auch besonders in dem G^enübertreten derselben gegen die
Coocordienformel, mit dessen Eintritt in das Ephoralamt zugleich
das Gymnasium illustre in Zerbst und die Herübernabme der Ordina-
76
tion von Wittenberg nach Anhalt in's Leben trat. Sein Nachfolger
zuerst nur vertretungsweise, dann in geordnetem Auftrage, wai
Caspar Ulricus (f 28. December 1611). Derselbe hatte eine ander<
Weise als Amling, von dem gelegentlich einer seiner Böhmen sagt
er habe ihn peramanter examinirt. Als ihm Einiges mangelhaft er
schien bei den fernher gekommenen Herren, thut er sich keinei
Zwang an und giebt seine Meinung ohne Weiteres zu erkennen. D<
schreibt er u. A. (XII, 78, 5. October 1607): ,Lectionem Bibliorun
assiduam et Examen Melanthonis una cum Catechesi Heidel
bergensi omnino commendari et inculcari mature velim eis, quf ad
hoc maxime arduum munus se vocari et ad nos vel alios hoc nomine
mitti patiuntur, ut aut ex dictis libellis methodice aut saltem ex
biblico textu aphoristice testimoniis scripturae rite allegatis ad
quaestiones propositas animi sui sententiam mediocriter explicare
queant. Da ist nicht von Conf, Aug. oder anderen Bekenntnissschriften
die Rede und statt des lutherischen Katechismus tritt der Heidel-
berger auf. Der lutherische Katechismus mag allenfalls noch fiir die
Bauern gut sein, aber was mit der Zeit mitwill, das muss höher
hinauf*), das muss zum Heidelberger fortschreiten. Das ist der Sinn,
der sich auch hier ausspricht und das ist: ,reformirt*.
Der Ausdruck ,reformirt* wird jedoch verhältnissmässig selten
gebraucht. Statt dessen tritt der Ausdruck , orthodox* auf. Wenc.
Cardus schreibt (XII, 25, 1603). Servestam fama orthodoxae religionis
motus me contuli, und mit denselben Worten Dan. Stephanus
(12, 58 a, 1606). Ebenso ist dem Decanus et Senioribus Decanatus
Hunnobrodensis (XI, 70a,) Zerbst ein Ort, ubi et in scholis et Ecclesüs
orthodoxa doctrina Dei beneficio sonat. Wostersky a Sulewicz
schreibt (XU, 75, 1607) ad vestras Reverentias atque Excellentias
in orthodoxa Ecclesia. Servestana. Amling wird mehrfach ^orthodoxae
religionis defensor fidelissimus* genannt (XI, 27, 66a u. A.). Dan.
Vojacius schreibt (XI, 103): ,Soteropolim Anhaldinorum sacris
initiandus veni, ubi me examini Theologico subjeci et consensum in
religione cum Ecclesia Servestensium orthodoxa me eundem habere
probavi.* (Aehnlich Gallus Phaeton in Gitschin XI, 50, ,ubi me
») (juniorem cvangelii doctrinam amplccti, Xu, 72. Mag. civium et Senatas
civitatis Zatecensis 24. September 1607) — Jo. Theodonis a Kunowic schreibt an
die doctores, qui in Ecclesia Servestana purioris Theologiae orthodoxaeque doctnnae
Studium promovetis. Jan. 1602, XII, 19.
■ I
77
puram et orthodoxam religionem amplecti et a phanaticis opinionibus
abhorrere professus sum; s. auch XI, 63, XII, 73 a.) Dabei tritt dann
,orthodox* gel^entlich in Gegensatz gegen die genuin lutherische
Lehre. So wenn Jacobides schreibt: ,Hunc enim Ubiquitariorum,
ülum Orthodoxorum sententiam coniirmare et defendere videbam*, oder
der schon erwähnte Samuel Radeschinsky d. R. die defensores erro-
nim ubiquitatis den orthodoxis ministris entgegensetzt (XII, 8). lidem
mtorcs nostris extitere, ut doctrinam orthodoxae Ecciesiae sub nomi-
nibas Zwinglii et Calvini condemnarent, ac libro Formulae Concor-
diac, subscriberent (Xu, 65a, Kuttenberg, 1. September 106). Am
schär£5ten kehrt das Caspar Schultzius (XI, 44) heraus, wenn er
sdireibt: »quibus etiam aliorum vere orthodoxorum virorum scripta
adjungo una cum Apologia Anhaldina monstrosis ac fanaticis opinio-
nibus, virulentisque male feriatorum hominum caluminiis opposita.*
Dabei wird Luther wie immer von den Böhmen unserer Acten
vollständig bei Seite gelassen. Aehnlich schreibt Jac. Fabricius
an Amling 1603 (XII, 27 a): Ad ministerium obeundum vocati
niinistri, sive illis (er nennt sie vorher ,Lutheromanitae*) sive Ortho-
doxis addicti essent, . . . alii Stolpam ad Crollium Lutherobrentia-
nnm, orthodoxarum Ecclesianun acerbum hostem, alii Rügewaldum
ad D. Joachimum Phrysium p. m. cum Orthodoxis sentientem se con-
tulerint. — Es wäre hiebei nur etwa noch hinzuzufügen, dass
Peucer, der bekannte Schwiegersohn Melanthon's, eine Empfehlung
des Kolnicky seitens seines Schwiegersohnes Medicus, nunc Pragae,
et suo et aliorum optimorum virorum nomine an Amling weiter gibt
mit der Begründung, er besitze auch andere Gaben, sei aber beson-
ders orthodoxer Lehre und Glaubens. Das sind Streiflichter, ge-
nommen allein aus dem Verkehre der Böhmen mit Zerbst ; es wird
nicht nöthig sein, noch Anderes beizubringen aus den sonstigen
Zcrbstcr Kundgebungen. — Auf die Ordinationsgelübde komme ich
später.
Wenn wir nun der Frage näher treten wollen, warum denn aber
die Ordinationen nicht im Lande selbst vorgenommen sind, so werden
^ die Hinweise unserer Handschriften nicht würdigen können, ohne
^nen, wenn auch nur flüchtigen Blick auf gewisse Eigenthümlichkeiten
des kirchlichen Lebens von Böhmen in dieser Zeit zu werfen. Von Hus
licr war den Utraquisten die unterbrechungslose Weitergabe der
Ordination durch geweihte Bischöfe eine unzweifelhaft: anzuerkennende
78
Ordnung der Kirche *). Auch die Brüder hielten daran fest, wenn
sie sich auch sonst gewisse Eigenmächtigkeiten erlaubten, die ihre
Ordinationen nicht zur vollen Anerkennung bei Anderen kommen
Hessen. So legten sie verhältnissmässig spät erst Werth auf wissen-
schaftliche Ausbildung und ordinierten Leute, die nebenbei ihrem Brot-
erwerb im Handwerk etc. nachgingen *). Dagegen hatten die Tabo-
riten die Priesterweihe als Sacrament völlig verworfen und sahen
in ihr nur eine Uebertragung des kirchlichen Amtes mittelst einer
menschlichen Handlung. Nun wechseln die Majoritäten in der bunten
Reihe der Confessionen in Böhmen sehr schnell und häufig und
ebenso die Art der Beziehungen zu einander. Bald befehden sie
sich aufs Heftigste, bald wieder leben sie in Frieden miteinander.
So schreibt Czerwenka vom Jahre 1601 : ,Dem Anscheine nach la«j
Alles im tiefsten Frieden ; die höchsten Staatsämter waren in den
Händen der Katholiken, aber unter den Augen dieser arbeiteten die
höheren und niederen Beamten, die fast alle dem evangelischen Be*
kenntniss angehörten. Nicht blos in den utraquistischen evangelischen
und der Bruderkirche empfingen die Communicanten das Abend-
mahl unter beiden Gestalten, auch die katholischen Priester reichten
auf Verlangen der Laien den Kelch. Auch in dem Familienleben
brachten die Mischehen nur in den seltensten Fällen einen Zwiespalt
hervor; ohne Bedenken hielt der Evangelische das Kind seines katho-
lischen Freundes über der Taufe, wohnte der Katholik dem Begräb-
niss und der Leichenpredigt seines evangelischen Standesgenosseni
der Protestant dem Todtenamt der katholischen Kirche bei.* Es ist
überall ein sehr reges Interesse an Glaubensfragen vorhanden: Jeder
hat seine Meinung und hält sie dem Widerspruch gegenüber mit
Selbstverleugnung fest, ist aber leicht erregbar und, ich möchte fast
sagen, launenhaft in seinen Ansichten. Dabei bleibt dann eine Ab-
hängigkeit von aussen, die uns oft wunderbar erscheint.
Nach unseren Handschriften wird in den reformirten Kreisen
Böhmens die Nothwendigkeit der Ordination unbedingt festgehalten.
In den Empfehlungsbriefen der Ordinanden wird öfter darauf Bezug
genommen, z. B. in der Weise, dass, wer ohne Ordination ein Pfarr-
amt bekleidet, dem gleicht, der anders als durch die Thür in den
1) Czerwenka, I, S. 90 u. 92 Absicht Rokycana^s, d. Ordination der böhm.
Cleriker u. griech. Patriarchen zu erlangen. S. 1452. Czerwenka, I, 366, u. II, 408, 421.
») Czerwenka, II, S. 82 f., U, 26.
79
Schafstall eingeht. Ich mochte nur noch folgende Stelle aus einem
Laienbriefc, nämlich den des Joh, Ilburgk Kaplircz Wostersky a
Sulewicz in Kystra vom 19. August 1607 (XII, 75) anführen : .Jehovah
per Prophetam Jeremiam querelam protulit: Non mittebam cos et
ipsi currebant. Nonnulli ardeüones reperiuntur, qui sine legitima
vocatione in munus Ecclesiasticum intrudunt, tandem auditores sedu-
cunt aut nihil efÜciunt. Hie vero . . .*
Wie schwer es empfunden wurde, wenn nur der Ordination
halber eine Reise nach Deutschland (,iter in Germaniam*) gemacht
werden musste, darüber spricht sich 1603 Andreas Sswiha so aus:
&d, proh dolor, haec molestissima calamitas nos misere exagitat,
dura videhcet in patria nostra, Regno alias celeberrimo, Pontificia
pötestas donünatur, Ministerium verum post principia stare cogitur.
Extcrarum modo nationum beneficio adjüti fovemus Christi ministe-
rium. Et nisi in postcrum licuerit nobis earum praesidio et patro-
anäo fhii, haud ad postcritatem nostram propugnabitur cognitio Dei.
Ideo nunc magnis precibus vestras Reverentias oramus . , .* (XI, 68).
Es war eine kostspielige Reise, zu der nicht immer das genügende
Geld vorhanden war. so dass C. Ulricus (XII, 74, 24. September 1607)
klagt: Plerique accedunt, ex Moravia praesertim, cmaciati et poatca
in reditu itineris molestia nonnulli toti conficiuntur. Novo a nobis
saQc viatico instniendi erant. Dass das keine grundlose Befürchtung
wr, geht daraus hervor, dass von Joh. Selinius (Xll, 46a) berichtet
"ird; Hie vero in reditu obiit ac in Districtu Lidmericensi, non procul
10 urbe Lidmerido sepultus est. Hujus viri casus eo graviorem Ecclae
B'f-trae dolorem attulit, quo major spes de eo ejusque ministcrio
['■nccpta fuerat.
Ueber die Unmöglichkeit, die Ordination in der Heimat vor-
ai:iehinen *), finden wir manche Auslassungen. Das war ja auch ein
Gegenstand, der immer wieder Erörterungen und Klagen veranlassen
nicsste, bis es endlich anders wurde. Ich führe Folgendes an: ,Quia
tsTQ Alma Academia in inclyta re publica vestra praeter alia
praetiosissima Clynodia omata est a Deo et facultate ordinandonim
ministrorum Verbi Dei (qua nos in Patria nostra destituismus,
t)rannidi autem Pontificionim subesse hac in rc nee volumus nee
propter conscientiam possumus) ideo osculamur hanc gratiam Dd
ci^nacditam vobis et pro eo ardentJssimis animis Deum concelebra-
') Vgl. Cierwenka, II, 146, 372, 306 u. 391, 441.
80
mus.* (Paulus Stradalius Kuttenbergenus min. Ecciesiae Dei Obrizi
15. Juli 1607. XII, 76.) Wenc. Stephanus schreibt aus Kuttenberg
am 29. October 1604 an Amling (XII, 35): ,Quae contentio sit al
annis pluribus cum Papistis in Bohemia et Moravia (ut tumultu!
excitatos Oppaviae in confinibus Silesiae et alibi taceamus) inter aBi
de legitima Ministrorum in Elcclesia Dei vocatione, rev. ac doct. vii
Doctores ae Ministri Ecclae Senrestanae, Patres honorandi, qu
vobis constet, nuUum est dubium.* Xu, 18 schreiben 6 Mini
verbi Dei et Sacramentorem sub ditione Baronis Joannis Thcodo
a Kunowic, Domini in Ostrow (Mähren) am Ep.-Tage 1608 an di
Doctores, Professores et Theologos in EcclesiaServestana: ,Etsi ncmir
pio etiam mediocriter in sacris literis versato dubium est, ordinationei
ministrorum Evangelii et Sacramentorum Jesu Christi debere fid
non in peregrina sed domestica Ecclesia ad normam verbi Dei e
exemplum Apostolicae et primitivae Ecciesiae, idque cum sacris publfdj
Ecciesiae precibus et impositione manuum, 1 Tim. 4, 14. item 1 Tim
5, 22. item 1 Tim. 3, 2—7. item 2 Tim. 1, 6. Tit. 1, 5 — tametj
quia in nostris regionibus et praesertim in hoc Marchionatu Morg
viensi non in Universum omnes Ecciesiae repurgatae, sed plurimae adhuj
jugo Antichristi miserrime subjectae et pauculae illae quae ven
Orthodoxam doctrinam de persona Domini Jesu Christi et sacrj
illius coena receperunt, per totam fere Moraviam, ita ut Dominj
Visum est, dispersae et undiquaque hostibus cinctae sunt, proptcr ecJ
igitur, qui domesticae legitimae quidem ordinationi nuUo pacto locuij
dare et pro legitima eam agnoscere volunt, nostros Diaconos, quo
legitime cum diuturna probatione doctrinae, vitae morumque eligimu
et recipimus, non jam domi ordinäre, sed ad exteras regiones d
Ecclesias eos ablegare et ab illis ordinationem eis impetrare coginiu^
ut hac saltem ratione aliquando Ecclesiis repurgatis et hinc indl
dispersis consulere possimus. — Daniel Virga, Pastor Ostrowi ii
Marchionatu Moraviano, illustrirt dann solche Verhältnisse in eineil
Briefe vom Ep.-Tage 1602 durch folgendes Beispiel (XII, 20): ,E
sind 20 Jahre her, als in Hunnobrod Doctor Paulus Pressius Bojeniu
Decan war und eines Diaconus bedurfte, obwohl er selbst in UcbeJ
nähme der geistlichen Mühewaltungen, welche unzählig sind und emej
einzigen Mannes Kraft in seiner Gemeinde übersteigen, nichts untet
liess. Auch einige benachbarte Kirchen waren von Geistlichen ent
blösst. Besagter Decan rief also die Senioren und übrigen Priester
81
die an Zahl 25 waren, zusammen und stellte ihnen drei junge Männer
vor, die durch Frömmigkeit, gute Sitten und Reinheit des Lebens
sich auszeichneten und auch mit ganz besonderer Gelehrsamkeit
ansgeriistet waren, nämlich D. MarCinum Mallobicenum, der 8 Jahre
das Amt eines Rectors in jener Stadt zur höchsten Zufriedenheit
verwaltet hatte '), Joannem Lowicanum, einen Collegen des Mallo-
bicenus, beide Pannonier, und als Dritten den Procopius Mazancius,
einen Böhmen. Von dsnen gab er dajin kund, ihr Vorsatz sei,
?iich weihen lassen zu wollen für den Dienst im Heiligthum, und
unterzog sie einer öffentlichen Prüfung und Beurtheilung. Nach
reiflicher Ueberlegung und Prüfung wurden sie als nach Urtheil und
Billigung Aller für würdig zum heiligen Dienst öffentlich verkündet.
Sowie dies beschlossen wird, werden sie der Herrschaft, dem Herrn
Ffeiherm Theodor von Kunowicz, Herrn in Broda Hunnorum. Illuk
und Ostrow empfohlen und gesetzmässig mit Zustimmung eben dieses
Freiherrn nach Brieg in Schlesien geschickt '). Hier in Brieg sind sie
dann zwar mit Ehren aufgenommen, aber weil durch eine Vorschrift
der Fürsten vorgesehen ist, dass Mähren zur öffentlichen Ordination
nicht zugelassen würden, werden sie mit ehrerbietiger brieflicher Ent-
schuldigung sowohl gegenüber dem Herrn Freiherrn als gegenüber
') ,D. Martinum Matlobicenum, qui octennio Rectari« oFliciu in eadeiu civitale
'-Emma com lande funulus est.* Er ist also von 1674 — 1582 Rector der Schule in
äfod» Hnunonini gewesen — (Vene. Thandarias w«r dort sein Schüler, XII, 7, ord.
■ ISDO) — , jener Schale, in der Job. AmoB Comenina den eisten Schulunterricht empfing.
■■Vtno niiD auch Comenius erst 1592 geboren wnrde, so dürfte doch unsere Stelle hier
iriofem eine gewiise Beachtung verdienen, als wir hier einen tüchligen Lehrer au
i;r Soden, der ibi sicher einen guten Ruf verschafft hat und als in dem herrschenden
rrfmnirten Wesen daselbst die ersten Wurieln lu des Comenius Hinneigung lu Studien
. 11 rcfennirteti Universitäten (Herborn, Heidelberg] aufgedecitt worden. — XII, S. e3,
nullit Jonas Sartoriu^ welcher 17-/27, Octoher 1606 otdinirt ist: „PoBlea Hunno-
Wim concessi, ibiqne Eruditissimi viri D. Andrea« Damiani Neoiuliensis institutione
^lonia osns sum,* Auch er berichtet weiter: ,Servest3m Anhaldinorum iniliandorum
-«mtnm gritia cum conseniu Generosi ac Magnifiei Domini, Dei Johnnnis Theodorici
Biiaiiii a Ktmowic, Dni in Ostrow, Lnka et Swetlow et npprobatione Ministronim,
;ii sTOt in fmda ejusdem, miiius sam.* In dem Freiiierin von Kunowic scheint
; ^ reiomirte Richtung schon früh einen mlichtigen Förderer gehabt xti baben. Er
■u n, der den 19jihrigen Coraenins mm Mentor und Reisebegleiter seines Sohnes
omsah, was diesen suniclut nach Herborn führte; jedCDfails hat ein Wunsch des Vaters
LJbei oitgeipTochen.
I) Nach Ausweis des Catalogus Anditorum poblicorum des Gymn. ill. in Zerbst
; :a1>si io dieMt Zeil Schlesier in ziemlicher Anzahl in Zerbst siudirt.
IiIdIkhA •)(* PrMsunnimui IBM, H. 1 u. H. 6
82
der Geistlichkeit wieder zurückgeschickt. Wie dies nun erfolglos ist,
ruft unser Decan wiederum die Senioren zusammen und heisst ac
berathen, was zu thun sei. Die Einen rathen, dass sie nach Deutsch-
land geschickt werden, die Anderen weisen darauf hin, dass ihnen
wegen der Pest, welche zu dieser Zeit in Ungarn, Mähren und
Böhmen heftig wüthete, der Zugang in die deutschen Städte ver-
schlossen sei '). Weil die Wahrheit davon nur zu sehr auf der Hand
lag, einigten sich schliesslich Alle dahin, dass jene zu Hause ordinirt
würden nach der Norm des Wortes Gottes und dem Beispiel der
apostolischen und ersten Kirche. Weil die Sache aber noch nicht
durch Gewohnheit eingebürgert war, wird sie an den Herrn gebracht.
ohne dessen benöthigte Zustimmung das zu thun nicht gerathen war.
Jener hat dann, da er ein frommer, orthodoxer und in der heiligen
Schrift nicht wenig bewanderter Mann war, nach reiflicher Ueber
legung unserem Beschluss beigepflichtet und befiehlt und ermahnt
uns, nach dem Beispiele der Waldenser Brüder '), welche daheim in
ihren Kirchen ihre Geistlichen (ministros) ordiniren, so zu thun. Am
2. Ostertag desselben Jahres 1582 werden also alle Senioren und einige
andere Geistliche zusammengerufen und vor zahlreich versammelter
Gemeinde werden in der Kirche zu Hunnobrod mit heiligen öffent^
liehen Gebeten, frommen Ermahnungen und demüthigem Flehen
jenen die Hände aufgelegt. Nach Verlauf von einer ziemlicheij
Anzahl Jahren werden zwei von diesen aus dem Leben gerufenj
Herr Martinus Mallobicenus aber, welcher noch jetzt lebt, übcrkamj
nachdem er in gesetzmässiger Weise in einigen benachbarten Kircherj
berufen gewesen war, bald ausserhalb der Herrschaft des Herrn
Barons von Kunowicz, bald in dem Gebiete desselben, zuletzt aucü
ein Pfarramt an der Hrodenser Kirche, das er viele Jahre mit Lu^
verwaltet hat. Nun aber vor 2 Jahren ist er aus eben dieser Kirch«
mit List herausgedrängt und wird durch seinen Nachfolger (supplan
tatorem) wegen dieser gesetzmässigen Ordination mit Schmähungen
überschüttet, ausgewiesen und den Feinden der Wahrheit verhassl
gemacht. Da dies nicht nur unseren Mallobicenus, sondern auch mfi
gesammte Senioren, so viel wir noch am Leben sind, angeht, so
t) Die Pest von 1582 wird noch erwähnt XI, 73, XII, 38 a, die von 1599 XII,
28 a und 33, steht ohne Jabresangabe : XII, 7 und 71a.
') Auch die Böhmischen Brüder wurden bisweilen Fratres Waldenses genannt, dj
Manche meinten, sie hfitten davon ihren Ursprung genommen.
83
nehmen wir unsere Zuflucht zu euch . . ., setzen euch sowohl die
Sache selbst, wie sie sich verhält, auseinander, als auch schicken
wir das Zeugniss, welches dem Herrn Martinus Mallobicenus unter
dem Siegel des Hunnobroder Decanats ausgestellt ist, zur Einsicht
und zum Durchlesen mit, und bitten drint^end, ja beschworen euch
im Namen Jesu, dass ihr diese Sache Wahl erörtert und wenn ihr,
wie wir nicht zweifeln, diese Ordination für gesetzniässig haltet, sie
durch eine öffentliche Schrift gutheissen und mit dem Siegel eures Col-
legiums befestigen wollet, damit der gute Mensch wieder aufathmen
und seinen Verleumdern und Lästerern den Mund stopfen könne.
Wir zweifeln nicht, dass ihr dies thun werdet, um die gute und ge-
rechte Sache zu unterstützen," . . . Ostrowii in Marchionatu Mora-
viano, die Epiphaniorum Dei Ao. 1602. Daniel Virga, Pastor Eccle-
siae Ostrovianae cum omnibus fratribus suis et ministris Ecclesiarum
in dicione Dni Baronis Johannis Theodori a Kunovic etc. Dni in
ÜHrow, Lauka et Nova Swetlow etc. — Derselbe Daniel Virga
fchreibt 12 Tage später über sonstige üble Folgen bei der Noth-
wendigkeit, auswärts die Ordination zu suchen (XII, 21): .Die
Leute bei uns erkennen an, dass ea in der Befugniss unserer Kirche
^tthc, ordnungs massig zu wählen und eine nach Lehre und Leben
gebiiligte Person zu berufen, und sie bestreiten gleichwohl uns die
BtiugnisB, die Hände aufzulegen und die urdnungsmässige Wahl
<md Berufung zu beglaubigen (approbare); sie behaupten, man müsse
die Leute dazu nothwendiger Weise iv fremden Völkerschaften
schicken. Wie grosse Schäden und Nachtheile unseren Kirchen dar-
ii< erwachsen, kann in Kürze nicht zusammengefasst werden. Nicht
dis Letzte ist, dass durch solchen Betrug des Teufels Possen re isser,
Räuber, Ehebrecher, Diebe, Todschläger, Trinker, Schurken, Spielef
und Andere solcher Sorte, indem sie ihre letzte Zuflucht im geist-
lichen Amte suchen, ohne durch rechtmässige Wahl und Berufung
','eschickt zu sein, nach auswärts laufen, von da die Ordination (im-
positionen manuum) erlangen und weil sie Beglaubigungsbriefe bei-
bringen, zu Pastoren gemacht werden (creantur). Und diese werden
Verwüstcr, eine Pest der Kirche, sie thun der Wahrheit Gewalt an,
I ffllerdrücken orthodoxe Männer mit List, treiben sie aus ihren Stellen,
'' nehmen auf jede Weise Geld, indem sie Alles verkaufen und nur
I 'hre Bereicherung suchen ; sie verüben ungestraft allerlei Laster. Und
I d'ich würden derlei Schurken, wenn eine BegUubisung daheim da;!u
84
käme, vom heiligen Amte abgehalten werden* . . . *) Für die Reiter
mirten gewannen diese Uebelstände, wenigstens vor dem allgemeine!
Aufschwung ihrer Sache, noch besondere Bedeutung durch dd
schwer empfundenen Mangel an Geistlichen ihres Bekenntnisses. Sl
schreibt Samuel Radeschinsky de Radeschowicz aus Chrastau ^
19. October 1600: Fama te accepisse sendam, quam plurimos aput
nos errorum ubiquitaüs defensores inveniri, orthodoxorum Ministni
rum (excipio Collegia Fratrum, quos per calumniam Picardos nuna
pant) magna raritate '). XII. 8. Noch 1607 am 24. Septemb
schreibt der Magister civium et Senatus civitatis Zatecensis
Böhmen (XII, 72): ^Quotiescunque miserum Ecclesiae Dei in patr^
nostra statum animo perpendimus, nihil nobis aeque dolendum occu^
rit, quam quod videmus, Diabolum hoc agere, ut per defectum cod
cionatorum Verität em verbi Dei opprimat aut saltem obscuret et interii]
sua mendacia rudioribus obtrudat. Nam cur eos, qui puriorem evar
gelii doctrinam amplectuntur, a munere docendi et administration
integra coenae Domini arcet, nisi ut suos in illorem loca substituat . . .V>'
Wenn dann nun die Umstände dazu drängten, die Ordinatioi
auch auf dem beschwerlichen Wege einer Reise nach Deutschian(
zu suchen, wie kamen die Betreflfenden gerade nach Zerbst? Wi|
finden in unseren Quellen ausser Brieg, was oben erwähnt wurdi
noch Leipzig und Wittenberg als Ordinationsorte angegeben. Letzten
sind sicherlich hauptsächlich wegen der confessionellen Verhältnisse ad
gegeben. XII, 59 a heisst es in einem Briefe d. do. Kuttenberg, 1. Sept
i) Vgl. auch Czerwenka, II, 424.
^) Der Name Picarden als gehässiger Beiname von Nicht-Rechtgläubigen kumm
in Böhmen suerst Tor 1424, wo Pfibram die Taboriten so schilt, Cserwenka, I, 189
Schon 1461 finden wir ihn aber auf die Brüder wegen ihrer Leugnnng der Brot
Verwandlungslehre angewandt und bürgerte sich der Name für sie dermassen ein, das
man unter Picarden später niemand anders als die Böhmischen Brüder verstand. ,W(
zwei oder drei zusammen von tugendhaften Dingen sprachen, da schalt man sie gleicl
Picarden; den Picarden erkannte man zumeist daran, dass sie mit Andern nicht sun
digten und nicht, wie Andere, die Gewohnheiten hatten, zu schwören, zu fluchen, un
züchtig zu reden und zu lügen, sowie auch, dass sie nicht nach Rache lechzten m6
nach fremdem Gute." Palacky, IV, 2, 497. Ihr Name wurde fälschlich dem Cslvin
gegenüber von der Picardie hergeleitet, aus der die Adamiten nach Prag gekommen
seien. Czerwenka, II, 22 und 242. Das Wahrscheinlichste ist eine Entstehung des
Namens aus Begharden. Auch die Waldenser und am Niederrhein Alles, was ron
der Kirchenlehre abwich, bekam den Namen Picarden. Czerwenka, I, 319.
») Vgl. auch Czerwenka, II, 171.
85
506: ,Non dubitamus, constare vobis de rationibus nostri instituti,
jod praetermissis Academiis Lipsiensi ac Wittebergensi ad vus emitta-
.us juvenes ac viros Sacro ministerio initiandos. Praeterqnam enini.
jod commentidum dogma Ttepl navTaxouat'aj apud Ductores earum
■cademianim locum obtinuisse certum est, iidem etiam autores nostris
stitere, ut doctrinam orthodoxae Christi ecciesiae sub nominibus
wingUi et Calvini condemnarent ac libro Formulae Cuncurdiae, quem
unquam nostrates illj legerunt, subscriberent. Qund quam alienum sit
pictate ac candore Christiano ac quam nequiter conscientüs hominum
iqueos induant, nemo est, qui videre non possit. Verum alia est, r. v.
cstrae Ecciesiae agendi ratio, ubi non tantum, qui ad vos ritum peti-
iri venerunt, benigne auditi ac informati sunt, sed etiam, ut audimus,
ro nostra Ecclesia preces ad Deum institutae sunt in publice coeto
ie ac devote. Id, quantam solacü nobis attulerit ac inter minas
ostium ercxerit, haud facile vcrbis vobis exprimi potest. * Aber
ach andere Vorwürfe werden nach dieser Seite hin gemacht. Georgius
>icastus wirft den Wittenbergern als Decanus et pastor Ecciesiae
»itczincnsis in Bohemia mit dürren Worten Leichtfertigkeit vor
iaciles estis, nimium, dicam ingenue, faciles estis); sie hätten ganz
TLgelehrte Leute (homines rüdes), die kaum lesen könnten (modo
cctionem callentes), öfter auch Handwerker (manuarii artifices), die
hr Hab und Gut im Wohlleben durchgebracht und blos nach
Versorgung trachteten, mit OrdJnationsbescheinigung zum grossen
jchaden der Kirche in Böhmen ihnen zugeschickt. Wegen der hervor-
a^enden Bedeutung des Dicastus. der ja später 1(519 als oberster
Leiter der gan7.en evangelischen Kirche in Böhmen erscheint, theilen
«ir den Brief desselben in der Anlage vollständig mit (Anlage I).
Ebenso klagt Martinus Galli, Gernovicenus, .Slanae Decanus 6. id.
Au'^ust 1598 (XI, I23a): ,Principio huc omnes velut ad vinaria cur-
nint. quibus res nulla domi est. De Franciscanis optimus postea
incuit, quam merito plerosque Ecclesiarum nostrarum Buemicarum
ministros id torserit, quotus et quisquc est, qui e scholis accersitus
fi, quo deceat, animo ad ministerium Ecciesiae, satagat. aüus re
femiliari deminuta aut penitus exhausta, alius infelici junctus matri-
munio, nonnulli infamia etiam publica asper^i, quin quo se vertant,
n'm inveniant, velutl ex desperatione in sacerdotium veniunt, nee est
iquod sciam) quod plus noxam aut majorem pernicicm patriae nostrae
i'.tulcrit atque sacras illas operas et bonorum virurum ministerium
86
tot calumniis subjecerit atque hoc ipsum. Memini ante annos tre
duos, alterum quidem propolam Cernovicensem alterum sutorei
Kamenicensem (ea civitas Boiemiae est) utrumque Lectionis prorsi:
ignarum, sese ad nos recepisse Lipsiae sacris initiatos et ad mioist^
rium ordinatos. Mirandum profecto, imo dolendem, Consistoriur
illud, alioquim doctorem virorum fertile, negotium tantum consult
negligentius, et, ut dicam, praepostere egisse et confecisse, atque ii
curiae istius DeauIlT magno reddituri sunt olim rationem*).* '
Zerbst war nun besonders zu Amling's Zeit eine Hochburg d^
Bestreiter der Ubiquitätslehre. Das 4. Cap. der Apologie der Conci
Formel ist ,mit ausgedruckten Namen* gegen die Anhalter gerichtet
Dazu rühmen die Böhmen wieder besonders zu Amling's Zeit dii
freundliche Aufnahme in Anhalt. Dass es hier von vornherein genai
genommen werden sollte mit Untersuchung über Befähigung zuit
Pfarramt, beweist schon die Thatsache allein von der Anlegung
unserer Ordinationsacten. Es wurde aber auch Niemand ohne vorj
gängige Prüfung ordfnirt. Von ganz besonderer Wichtigkeit abe^
ist, dass die Reformirten keinen anderen Ort hatten, wo sie al^
solche sich die Ordination holen konnten. Peucer, Mel. Schwieger-i
söhn, schreibt am 19. März 1596 an Amling (XI, 76): „Laetor
fratres in Boemia ad nos confugere et res eo rediisse etiam laetorj
ut orthodoxi non alia perfugia, nee alios receptus reperiant, quam;
ad nos.* Wir erfahren auch aus unseren Schriftstücken, wie das zu-
ging. XII, 80 a schreibt Caspar Ulricus, der Nachfolger Amling's in
der Zerbster Superintendentur, am 5. Juni 1606: ,Und habe ich von
vomemen des Ministerii in der Pfaltz gehört, das sie gewünschet, j
Es möchte der Ritus impositionis manuum und andere erbauliche
Ceremonien anfenglich nicht per praeceps abgeworflTen, sondern der
abusus nur abgeschafft sein; da sie aber gleichwol ein nervum undj
gefasten Senatum ecciesiasticum haben, und absque censura et explo-
ratione mit nichten also zur Investitur die newe Ministros eilen lassen/
Dabei darf wohl hier eingefügt sein als Beitrag zur klareren Heraus-
stellung jener Eigenthümlichkeit gerade dieser Zeit, dass jetzt welt-
liche Herren die Leitung der kirchlichen Angelegenheiten über die
Köpfe der Geistlichen hinweg in die Hand nehmen, wie es nur durch
kluge Energie des Casp. Ulricus gelang, auch für Anhalt die Ab-
schaffung der Ordination zu verhüten. Amling war vor Kurzem
>) Vgl. auch Czerwenka, II, 143 und 405.
- rben und Ulricus nur erst vorläufig mit der Vervvaltung der
,„tendet>tr.rgescll.ifte beauftragt. Da erhält er von den furst-
„„c. Hofräthen, gei. Barth. Gcricke, den Auftrag, den Herrn
Pter Benedict An.brosius, nachdem ihn die Fürsten ,m der
kn allhier zu Dessaw mehr als eins wegen seiner gethanen
tedi»t gehöret, darinnen er denn allewege wohl bestanden,
das °er .seiner Lehr halber nicht zu tadeln und desf.ls recht
■ Uten Pfarre wirdig isf, .noch für den angehenden Pfingst-
bertagen- zu investiren. Dieser Befehl war ihm aber .suspeclae
lOoritatis'. weil nicht einmal von Examen, geschweige denn von
Wination dabei die Rede war, und so schreibt er einen wohldurcb-
Khten feinen Brief an den Fürsten Johann Georg nach Dessau,
mn er das Bedenkliche der Sache auseinandersetzt Dabe. heisst
u \ Letzlich so würde es ein absurdum werden, fast über
«dert nie'l den Transylvanis. Moravis et Bohemi. fratribos ritum
dinationis alhic conferiren (ohne welchen publicum et sigiUo In-
eclionis hujus munitum ritum. wenn es were. sie sonst klagen,
■s propter insectaliones pontificiorum sie Jhre eigene Zuhörer n.cht
jmsciren wurden, als die kein legitimnm testimonium Ordinalioms
vocalione betten), und diesen nervum censutae, ordinationis et
talionis publicae unter den Jungen dome.tici» selbst proculc.ren.
^der Antwort schreibt Johann Georg: .Ist mir in Wahrheit umb
\m Befehl gar nicht bewust, l.ab auch, wie mein Bruder Fürst
ludoU weiss - Fürst Rudolf hatte den Zerbster Antheil, worm
iKckby la» — . mit S. L. gar einen andern abscheidt genommen."
Dl er dann weiter schreibt; .bin sonsten mit Eurem Bericht und
Wenken der Ordination halber gar woll zufrieden', s.. wurden diese
llachinationen zu Schanden und die Ordinationen wurden in der bis-
sen Weise wcitergehaltcn (XII, 79— 82a).
Dass die Ordination zu Zetbst von Gottes- und Rechtswegen
ertheilt wurde, stand bei den Böhmen fest, Sie sprachen das
«r« Male aus. So Consul et jurati atque Iota communitas civi-
Wizowicz (Mahren), 6, October 1595 (XI, 71): .Cum et vos
>:,.., Ecciesiae .Alumni et hoc dono Spiritus sancti, quo et
kpostoli ab ipso Deo ornati erant, ac candem efficatiam Mini.teru
k.,c nustro saeculo minime esse dubitemu., sitis secundum dictum
D Pauli I Tim- 4. nnde dona Dei, quae dantur per prophetiam
cm impositione manuum Praesbyterii es.e rata et firma adhuc
88
credimus, haec jam huic exibitori harum, loanni Brassicano Silesi<»
communicanda a vobis esse ducimus.* Der Senatus populusque in
oppido Gitschin schreibt ebenfalls 1595: ,Quapropter eum {Kolnick)-i
legitime et unanimiter vocatum ad vos mittimus, vestrae censurac
et examini subjicimus, ut eundem pro facultate divinitus vobis con-
cessa juxtaque ritum Ecclesiae in Ministerium Evangelü et Sacra-
mentorum Jesu Christi ordinetis* (XI, 74a). Aehnhch Paulus Stra-
dalius min. Eccl. Obrizii 1607 (XII, 76). Daher wird mehrere Male
bei der Aussendung nach Deutschland Zerbst ausdrücklich als Ziel
der Reise genannt (zum ersten Male 22. August 1592 von Joachim
von Berg zu Herndorf in Schlesien, XI, 46 a; XII, 8; 28 a; 33a) und
als nach dem Tode Amling's nicht unbegründete Besorgniss herrschte,
diese Gelegenheit möchte den Böhmen genommen werden, bitten
sie sehr dringend um Weitergewährung der Ordination (XII, 62 i.
Daniel Stephanus Drumensis ist schon Acoluthus und Diaconus
gewesen, dann expulsus (religionis causa) cum charissimis in Christo
Fratribus wird er von dem Baro a Prziczan zum Pastor angenommen,
verwaltet das Amt drei Jahre, ^premente autem rursus Ecclesia (sc.
die katholische) a Magnifico Domino et toto coetu Ecclesiae Neosta-
denecensis Servestam ad ordinationem missus sum* (XII, 59). Auch
Jeremias Colerus ist schon ein Jahr concionator aulicus bei dem Frei-
herrn von Schönaich gewesen, als er erst zur Ordination nach Zerbst
geschickt wird (XII, 35a). Unter diesen Umständen übernahmen sie
auch den für Zerbst missbräuchlich gebrauchten Namen SoteropoHs
als Namendeutung (atöxrjp, servare, Servesta) und wenden ihn öfter an.
Zerbst konnte sich indess gar nicht einmal einer langen Dauer
seines Privilegiums, die Ordination zu ertheilen, rühmen. Amling
schreibt an Daniel Virga 1602: , Ritum ordinationis placuit, Illustrissi*
mis Anhaltinatus principibus committere Ecclesiae Servestanae tum
propter frequentius presbyterium tum propter Gymnasium illustre'
(XII, 23). In der That wurden schon mit der Uebertragung des
Ephoralamtes an Amling im Jahre 1578 die anhaltischen Ordinationen
von Wittenberg fort nach Zerbst verlegt, während das Gymnasium
illustre, das als reformirte Universität gedacht war, erst 1581 eröffnet
wurde. Seine Errichtung lag allerdings auf der gleichen Linie, wie
die Verlegung der Ordinationen von Wittenberg nach Zerbst
Bei der Frage, wie nun die Böhmen so bald nach Beginn der
Zerbster Ordinationen die Spur derselben gefunden und aufgenommen
89^_
baben, begegnen wir gleich anfangs dem Georgias Dicastus. Im
fahre 1583 war Christophorus Regulus Laubensis Lusatius ordinirt
hr Dümholz, dessen Patron Freiherr Christoph von Teufenbach *)
rar. und 1586 Paulus An lacander, der Pastor wird in Ecclesia Seiffensi.
Wur diese Beiden gehen vorweg und nun begegnen uns im Jahre 1592
»leich vier Ausländer. Unter ihnen fesselt den Blick sofort Gallus
Pfaaeton, weil dieser später sehr viele junge Leute mit aussendet nach
Zerbst. Phaeton aber bekennt von sich Suasu et consilio Rev. viri
Seorgii Dicasti Mirzkovini, ejus oppidi Ecclesiastae consensu et appro-
batione unanimi senatus et oppidi Gitschinensis in Diaconum electus
Scrvestam sacrorum (ut vocant) ordinum assequendorum causa missus
>mn (XI, 50). Also schon als Pastor in Gitschin war Dicastus in
Rrirksamer Weise thätig für die Ausbreitung reformirten Kirchenthums.
Gallus Phaeton also wird zunächst in Gitschin sein Diaconus 1592;
äann finden wir ihn in der Nähe dieser Stadt 1598 als Minister
Ecclesiae Veterobidzovii (XI, 121) und im Mai 1623 verwaltet er ,in
Cmtate metallica Kuttenberge ad D. Barbarae* (XII, 25) das Pfarr-
amt Wenn in dieser nach Prag bedeutendsten Stadt des ganzen
Königreiches Böhmen — sie zählte nach einer Randbemerkung unserer
Handschriften (XII, 60 a) drei böhmische und eine deutsche evange-
kche Kirche — schliesslich der Hauptherd aller Sendungen von
Ordinanden nach Zerbst gefunden wird, so ist wohl anzunehmen,
fcs gerade die Ansiedlung des Gallus Phaeton in Kuttenberg fiir
^'enc. Stephanus, den Archidiaconus dieser Stadt, eine Anregung
[gebildet hat, da vor dessen Anwesenheit daselbst keine Aussendungen
ftach Zerbst erfolgt sind. Auf Phaeton's Ordination beruft man sich,
^'^ im Jahre 1603 Wenceslaus Cardus Trebicensis nach Zerbst ge-
schickt wird [,Ante aliquot annos Gallus Phaeton Salanus ordinatus
fuit apud vos ad ministerium Verbi Dei*, XII, 25] und dieser wird
als erster einer ganzen Reihe für ein Diaconat in Kuttenberg ordinirt.
Er besonders wird Zerbst in freundlichem Andenken behalten haben,
^ er dort zwei Jahre studirte ,fama orthodoxae religionis motus*
^) Ein Freiherr von Teufifenbach stand an der SpiUe der Mährer, ein Graf
Thani an der der Böhmen, von Tschemembl an der der Oesterreicher, Bethlen Gabor
tfi der der Ungarn und Johann Georg von Brandenburg- Jägerndorf an der der Schlesier,
^ es galt, vereint die Bewilligung der Religionsfreiheit bei der Wahl Ferdinands zum
König TOD Böhmen durchzusetzen. Er wurde 1620, als er krank im Bade Pfeffers lag,
a^rch Vcrrath dem Kaiser ausgeliefert und in Innsbruck enthauptet. W. Menzel, Allgem.
^«Itgesch., Bd. 8, S. 12 und 20. Das ist wahrscheinrich derselbe.
90
und zuerst eines Freitisches genoss, hernach aber auf die Fürsprach
von Caspar UWcus und Kisvetterus eine Hauslehrerstelle (,paedi
gogiam*) bei dem Zerbster Bürgermeister Friedrich Hammel bekan
Darin liegen denn die Hauptfaden ziemlich klar, an denen entlan
den Böhmen der Weg zur Ordination in Zerbst gewiesen war.
Wir sehen uns jetzt den Verlauf der Ordination etwas näher
Bedingung dazu war auch hier bei den Auswärtigen, ganz v,it b
den Einheimischen, die bereits erfolgte legitima vocatio für eirt Pfai
^ amt. Nur tritt als Besonderheit hier bei den Böhmen heraus, da
' sie sehr häufig zunächst blos zum Diaconat (regelmässig die Kutt^
berger), und zwar bei einem Geistlichen, nicht an einer Kirche, beniö
werden. Es ist ja anderweitig bekannt, dass hier das Diaconat m
Vorstufe zur Einlebung in das Pfarramt bildete und dass dazu d
Diaconen nur als Gehilfen der Pfarrer angesehen wurden. So war^
sie im Grunde nur in Erwartung einer demnächst sich öffnend^
eigentlichen Pfarrstelle vorläufig angestellt. Mehrfach finden sich au^
Bezeugungen, dass schon in Böhmen mit ihnen eine Prüfung vo
genommen ward *). Wenn sie in Zerbst die Ordination beantragte
so hatten sie sich durch Schriften, die mit dem Siegel der Betreffende
versehen waren, über ihre Verhältnisse auszuweisen. In der Reg
waren das mehrere. So sind in Abschrift noch vorhanden bei d<
Eintragungen, dieSimeonKolnicky Pragensis, XI, 73, vom 3. April 15J
macht, 1. ein Brief vom Senatus et populus in oppido Gitschi
2. von Georgius Dicastus Mirkovinus Ecclesiae Christi minister Gitschina
dem , Amiingo Domino amico ac fratri mihi plurimum observando
3. von Caspar Peucer und 4. vom Decanus et facultas Academ
Pragensis. Trotzdem hatten sie sich der Ordnung zu fugen, ein^
Lebenslauf in die dazu vorhandenen Bücher — eben unsere Acten -
in lateinischer Sprache eigenhändig niederzuschreiben. Dabei tritt eir
ziemliche Verschiedenheit der Bildung heraus. Sie betonen dabei reg^
massig die eheliche Geburt ; diese war jedenfalls unumgängliche ?
dingung für die Anstellung im geistlichen Amte. Vor der Ordinatiq
— einen oder zwei Tage vorher — fand eine öffentliche Prüfung i
der Kirche statt, und zwar bei Lebzeiten Amling's in St. Nicoli
und zu Ulrich's Zeiten in St. Bartholomaei. Bei diesen Prüfung^
fand sich meist ausser den Professoren des Gymnasiums eine gros^
1) XII, 73 : Nicodemus Kozeky . . . non tantum in exatnine nostro privato, s<
etiam publice pro concionibus probatum.
f,
1
91
ahl von Studenten ein. Von der Prüfung selbst sagtAmling: ,Insti-
luntur coUationes sententiarum placidae, non de rebus frivolis, sed de
apitibus orthodoxae religionis primariis, in quibus cardo salutia nostrae
ertitur, quorum summam et quasi üitoxüiHöOLv compl ectitur Libellus
!e Methodicus. dignus (nostro quidem judicio) qui Christianae juventuti
er universam (si fieri potestj oecumenicam commendatur, praescriptus
im olim a communi praeceptore Philippe Melanthone, Exaniini eorum,
{lü audiuntur ante ritum publicae ordinatlonis, qua commendatur
is ministerium Evangelii.' [XII, 23.) Dass C. Ulricus etwas strengere
\nforderungen stellte und namentlich auch Bekanntschaft mit ein-
schlägigen Beweisstellen der Bibel, sowie mit dem Heidelberger Kate-
;h!smus ausser der mit dem Examen Philipp! verlangte, ist schon
rrwähnt. Das Examen Philippi bildete übrigens in sehr breiter Weise
Mie Grundlage des Unterrichtes bezw. der , öffentlichen Vorlesungen',
i. h. derjenigen für die Studirenden, auf dem Gymnasium illustre zu
Zerbst, wie die Lections-Kataloge ausweisen ').
Die Ordination selbst geschah gewöhnlich an einem Sonntag,
nnd zwar im Anschlüsse an den Gottesdienst. Amhng äussert sich
darüber in folgender Weise (XII, 23): ,Formam ordinationis conceptam
3 Reverendo D. Luthero piae memoriae retinemus, quae constat
recitatione testimoniorum aliquot (ut nostis) de ministrorum ofRcio. ex
cOTcionibus et Epistolis Paulinis, mixtis piis commone facti unculis, ex-
hortationibus et precibus. Uno quasi Aphorismo, quae ad legitimum
wdinationis ritum imprimis requiri possent. complexus videtur Apostolus
id Tim. inter caetera scribens: xai oöiot 5£ Soxijiai^^oit'uoav Ttpiöw/,
!:ti ciaxtüvet'Ö^aay, äviyxXjjTct Svre;. Nee dubitamus, nostram illam
raüonem ab ApostoHco hoc praecepto nequaquam discrepare. Im-
pisitio manuum, quam et ipsam, omni remota superstitione, retinemus,
« quidem a concione Dominieali in totius Ecclesiae nostrae (congre-
■atorum praesertim ad Sacrae Synaxeos celebrationem seu x^iviuviav
>:orporis et sanguinis Domtni) conspectu, non est nobis characteris
licujus indelebelis impressio fanatica vel potius magica, quaiem rasi
isti unctique apud Pontifkios (ad Popani consec ratio nem a chorepiscopis
reati) Sacriüculi vesana erroris opinione fascinata, sibimet suisque
persuadere assolent ; sed adhibetur a nobis, ut symbolum confirmationis
« äustae comprecationis, utquc in Presbyterii consortiuni recepti
■ tque cooptati de periculis, adversus quae in posterum ipsis tum
I >) KiniUch« in d«n Gymnasial. Programmen vnn 1868 und 1871.
92
primis divina proteclione opus sit, cogitent. Hanc igitur implorent.
huic confidant, freti dulcissima promissione propheticar Verba mea
posui in ore tuo et umbra dextrae meae protegam te, ut plantem
coclos ac fundem terram et dicam Sioni; populus meus es Tu, jes.
51, 16. Caveat etiam sibi quilibet omni studio ab ignavia, perfidia et
negligentia in munere suo obeundo. Horrendem enim est (inquit
Apostolus) incidere in manus Dei vivi. Et Maledictus (clamat Prophetat
quisquis opus Dei fecerit negligenter aut fraudulenter. * Das ist in
seinem Wortschwall zugleich charakteristisch für Amling's Weise. —
Nur einmal finden wir eine Ausnahme gemacht. Nicodemus Rozsh'
a Plechova findet bei seiner Ankunft in Zerbst 1607 dort die Pest
Seine Mittel sind auch knapp. Er will durchaus so schleunig als
möglich fort. Da kommt ihm Casp. Ulricus entgegen und statt des
öffentlichen wird ein fraternum coUoquium gehalten auf Bitten des
Joh. Ursinus und die Ordination findet in der Kirche statt (XII. 741.
Wir kommen jetzt auf den wichtigen Punkt der Ordinations-
gelübde. Dieselben sind als schriftliche Festlegung dessen, was bei
der Ordination mündlich gelobt war, ziemlich regelmässig am Schlüsse
jeder vita vom Ordinirten zugefügt. Schon daran indess. wie sie Jeder
in seine eigenen Worte kleidet, die ihm gerade zur Verfügung stehen,
ist zu erkennen, dass keine nach allen Seiten hin bindende Forme!
vorgelegen hat. Allgemein ist das Versprechen, der Schrift (scripta?
propheticis et apostolicis) gemäss zu lehren und einen würdigen Wandel
zu führen. Wenn Bekenntnissschriften erwähnt w^erden, wde in An
lehnung an Amling's Anleitung auf dem Vorderblatte von XII, sn
wird nicht vergessen, hinzu^ufiigen : in sensu orthodoxo. Selten und
blos in der ersten Zeit werden noch andere Bekenntnisse heran-
gezogen, wie etwa die Augustana (dann aber auch ,in sensu ortho-
doxo*) oder die anhaltischen Bekenntnisse und die Schriften anderer
orthodoxer Männer. Paulus Aulaeander stellt statt dessen Thesen auf,
deren zweite lautet: Panis et vinum sunt signa corporis et sanguinis
Christi. Melanthon's Schriften werden auch hier angezogen, dagegen
nie Luther's Schriften, mit alleiniger Ausnahme des Dan. Mollerus
(ordinirt 1593), der neben Melanthon's auch Luther's Schriften nennt.
Um ein Beispiel anzuführen, das den Typus der gebräuchlichsten
(späteren) Form wiedergibt, greife ich als ein beliebiges das des Wenc.
Cardus heraus von 1603 (XII, 25): ,Testor itaque et sancte promitto
hoc meo chirographo, me doctrinam Propheticis et Apostolicis libris
93
lomprehensam retcnturum et secundum analogiam fidei auditoribus
»ro ea quam Spiritus Sanctus suppeditabit gratia fideliter inculcaturum,
itaeque ac morum honestaCe professionem orjiaturum esse.'
Natürlich wurde eine Bescheinigung der erfolgten Ordination
nit angehängtem Siegel dem Ordinirten in die Heimat mitgegeben.
Doch findet sich keine Abschrift einer solchen in unseren Urkunden.
Der Wunsch der Böhmen, die Ordination selbst in der Heimat
'oLlziehen zu dürfen, war jedoch ein vollberechtigter und wurde immer
nieder von Neuem lebendig, wenn die Schwierigkeiten der auswärtigen
[)rdination heraustreten. Ausser dem, was nun schon oben angeführt
St. kam noch hinzu, dass Mancher, der wohl in Böhmen für würdig
»ehalten wurde, doch wegen mangelhaften Lateins und vielleicht völliger
L'nkenntniss des Deutschen in Zerbst keinen günstigen Eindruck
loachte. So finden wir selbst Entschuldigungen und Bitten, es möchte
tticht so genau genommen werden mit dem Ueberbringer in dem
betreffenden Anschreiben. So heisst es z, B. XII, 73 betr. des Nie.
Kozsky im Jahre 1607: ,In latino idiomate licet jejunus reperiatur,
tarnen cum in Ecciesüs nostris Bojemicis lingua materna utamur.
oratos velim, ne ob ahquos defectus latini Jdiomatis munsus istud
sacrosanctum denegetis.' Dazu kam die strengere Weise des Caspar
Uiricus und so sehen wir denn, je näher wir der Zeit des Majestäts-
briefes kommen, der die bisherigen Bande mit Zerbst löste, desto
mehr Vorbereitungen dazu in die Erscheinung treten. Schon am
i^. Januar 1602 (XII, 21a) spitzen sich die Klagen über Uebelstande
öer fernher geholten Ordination zu der Anfrage des Samuel Virga an
Amling dahin zu: ,Ea propter, Clarissime et doctissime vir, nomine
Christi te obtestor, ut aliquo certo argumento declares: An justo
iliquo jure possit denegari nostris Ecclesiis impositio manuum elecds
et vocatis.' et vicissiman et vos annuatis et suo testimonio confirmatis
nostras Ecclesias posse legitime imponere manus, cum possint eligere
rt vocare?* Darauf erhält Virga dnen vier Seiten langen Brief als
.\ntwort, der von zwölf Geistlichen, bezw. Professoren aus Zerbst und
nächster Umgebung mit vollen Titeln unterschrieben ist und auch
nir Beglaubigung die Unterschrift eines Notarius Caesareus Immatricu-
latus trägt, worin in feierlicher Weise vor aller Welt den Böhmen
das Recht eigener Ordination zugesprochen wird, so weit es auf die
Meinung der Zerbster ankommt {XU, 24fr.)- Ich ziehe die Hauptstelle
in Folgendem aus: ,Responsuri pro nostra tenuitate . . , respondemus,
94
adeo non esse, cur Rev. et clariss. vir D. Martinus Malobicenus. queas
fraterne in Christo salutamus, quorundam intempestivis clamoribus
moveatur ant impetratam sibique a vobis collatam ad Ministerii munoü
in Ecclesia Christi obeundum Ordinationen! dubiani reddi patiatur: ui
potius, quotquot posthac in collegium presbyterii vestri cooptitur
estis. rectius vos facturos dicamus, si tum donis ad tarn ardeum munus
necessariis, tum vitae moribus professioni congruentibus rite serif>qGi
exploratis, Ecclesia annuente et Magistratu, cujus subditos ai;itis
vocationem approbante ratamque haben te (currentes enim, qui nm
mittuntur, admitti nolumus) iisdem in vestra congregatione, ubi omniun
ordinum atque aetatum preces conjunguntur, ritu ordinationis ab omn
superstitione libero munus docendi Evangelium Jesu Christi et ad
ministrandi sacramenta secundum Domini institutum . . . pie commen
daveritis, quam ut eosdem tot tantisque longissimorum ad exlercJ
eiEpGY^w*^^'-»^ praesertim itinerum molestiis, immo periculis objiciam
Nolite, fratres. nolite (per Christum vos obtestamur^ hoc jugum vestri
ipsorummet cervicibus imponere. Insolentia esset intolerabilis, cun
manifesta gravique impietate conjuncta, si ritui ordinationis a nobis co
lato nescio quid sancdmoniae tribueremus, vestro derogaremus. Min
sterii sancitorDeus est. idem propagat.servat. defendit ministerium open
riosque fideles extrudit. Non est major minorve eflicatia pianim precum :
Germania quam in Moravia. Titum in Creta Paulus oppidatim j'jbe
constituere prcsbyteros, constitutos ad se Nicopolim in Macedonian
ut Ordinationen impetrarent, aut Hierosolimam ad Jacobum. au
Ephesum ad Johannem Evangelistam at quam eximia Ecclesia
lumina!"^ ablej;arc nuspiam jussisse legitur. At nos niiseri. colunir i
Ulis Eeclesiae mmime comparandi, unde hanc nobis vel quispia
alius^ autoritatem nndicabimus proprer ordinationis quam ac v*x:an
ntum attrahendi fratres ex tarn longinquis regionibus * r* Als can
das Dran5;:^n der Ik^hmen auf Re!ic:ionsfreiheit immer mehr Aussiclj
hatte auf Erreichunvr des Zieles, da wendet sich denn auch Ven<
Stephanus am 3. Juii liWS aus Kuttenberg an Caspar Ulr.cus ml
den XW^rten: »Pace ac lit^ertate Re!:^onis Ecc!esxis Boemiae proxirrj
> XII i^4 «,;i «rvtäunt. dsss Kstte^^CfC 6. Apcil tt%>S axci: ^ber eice xr ir«
loc<^^J: »ji^XÄ ü »s.>vl.m r.>$U£c$ KscrexV. 1, ^<c* l^J^w*
95
isce regni cümitiis concessa, speramus aliquam Doctrinae et rituuiii
etormationem et ptures ex scholis pios ac ductos juvenes prodituros,
ui Ivcciesiae Christi suam addicant operam. (Ueber Manj^el an Geist-
chen wird oft geklagt.) ... De ritibus Ecciesiae vestrae erudtri cupi-
:111s. Si über rituum impressus ac venalis est, juvenis hie (NechwataLius)
TCcio justo emat ; sin minus, perinittatur ei, ut ex libifj Kcdesiae vestrae
le-cribat. Nam libertate Religionis concessa aliquorum rituum emen-
ationen cupimus. ' (XII. 86.) Da ist sicher auch der ritiis ordinationis
nit gemeint und XII, 92a bemerkt dann Caspar Ulriciis am Rande:
,XB quod ao 1609 pax Religionis data Tuerit in Hohemia (utinam
incera) ideoque Candidati Theologiae inibi posthac initiari sacris
Kjterunt. * Vom Erlasse des Majestätsbriefes ab verschwinden die
»hmischen Ordination sein tragungen in unseren beiden Actenbänden;
lie letzte ist die des Vencesilaus Nicolaides Cheynovinus Bocmus
n>m 23. April 1609. Ueber die neue Kirchenordnung in Böhmen
>!;■ Czerwenka, II. 580 u. 627.
(Schluas folgl.J
V.
Die Wiener Gemeinde -Denuncianten gegen die
Notiz aus dem Archive der Stadt Wien.
Mitgetheilt von Dr. Kabl Schalk«
Custos am hutomchen Museum der Stadt Wien. j
Oberkammeramts-Rechnung der Stadt Wien aus dem
Jahre 1586.
Ausgaben fol. 107 a.
Erstlichen den 11. october gab ich [der städtische Oberkämmercr]
herrn Georgen Vrsiluani, gewesten chormaister zu St. Steffan alhic
die 41 gülden, so er wie oben vermelt noch chormaister alhie gewest,
aufdiekhundschafter wegen der burgerlichenpersonen.
so gehn Inczersdorfzu der verbotnen predig gel offen.
ainziger weis ausgeben und bezahlt laut seiner quittung und ad
mündlichen bevelch fl. 41 st dn.
Gegenreformation in Steiermark.
ILigetheilt von Dr. Chribtiam Metu, königt. Archivar I, Qosic a. D. in MQnchcn.
Um die Art und Weise der g^enreformirenden Thätigkeit in
Desterreich zu veranschaulichen, lasse ich hier den Bericht eines
Augenzeugen über die Ausrottung des Protestantismus in Steiermark
im Jahre 1600 folgen. Derselbe rührt von katholischer Seite her,
daher die dem unterdruckten Bekenntnisse so ungünstige Stimnnung
des Verfassers. Trotzdem dass demnach die angewandten Gewalt-
jnas.'regeln in einem möglichst unverfänglichen Lichte dargestellt
»erden, wirkt die Lectiire doch geradezu absto^send für unsere
heutige tolerante Anschauungsweise. Wie mag es sich nun erst in
Wirklichkeit verhalten haben! In einem Punkte jedoch unterscheiden
'ich die Glaubenseiferer des XVII. Jahrhunderts vortheilhaft von
Elfen beutigen Nachahmern : nämlich in der enerj;ischen Ver-
dammung alles Wunderschwindels, mochte derselbe noch so sehr
ibren Zwecken in die Hand arbeiten.
Der Bericht lautet:
Nachdem etliche mit dem Lutherthum inficirte Städte der Fürst,
Durchl., ihres Landfürstens (Erzherzog Ferdinand, nachmaliger Kaiser
Ftfdinand II.) Dekret und Befehl eine lange Zeit hcro wenig respec-
tirt, sonderlich aber die Stadt Radkcrsburg so mit Ungarn grenzet,
ädi zu viel — wie die Vermuthung gehet — auf ihre Stadt-
mauern, desgleichen auf die lutherische Landhcrm, sonderlich aber
ivi die benachbarten arrianisdien Ungarn und dann auch auf das
nicht wcitlicgende granitzerische Kri^svolk verlasse, I. F. D. Befehl
»eoig in Acht gehalten, sich der sectiscben ausgeschafften Prädi-
onten nicht enthalten, die lutherische Schul über die so oft er-
gangene Befehl immerdar fortgehalten, haufenweis zu seelischen
Predigern auf das Ungarisch ausge^ren. die eingesetzten zwei
HlMC, H. Id. IL 7
98
katholischen Rathsfreund im Rath nicht geduldet, den Pfarrer zum
Anwalt und den vorgeschlagenen Stadtschreiber nicht annefaxnes
wollen, die abgesandten fürstlichen Commissarien zu mehnnaln
spöttlich schimpflich tractirt, ihnen kein Gehorsam nicht geleistet,
auf dem Rath haus tumultuiret, nachmals vor ihnen auf dem Schloß
nicht erschienen, auch die sieben nach Graz citirte Bürger sich nicht
gestellt, sich vieler bösen unnützen Reden vernehmen laßen, dk
katholischen Bürger — deren über 3 oder 4 nicht gewesen —
unterdrückt, sie aufs höchst verfolgt, zu keinem Amt nicht kommec
laßen, die Altgläubigen zu Bürgern nicht aufgenommen, allen schul-
digen Gehorsam und Unterthänigkeit dermaßen bei seit gesetzt, dal
man nicht anders abnehmen möge, als daß sie zur Rebellion nicht
allein geneigt, sondern sich derselben zu unterfahen gänzUch ent
schloßen, haben I. F. D. aus habendem Eifer gegen die katholisch«
Religion vor ein hohe Notdurft geachtet, eine ansehnliche Com
mission armata manu abzufertigen. Und haben darzu verordnet er5t
lieh als directorem und das Haupt den Herrn Bischof zu Seckau,
nachmals Herrn Andream von Herberstorf, Freiherrn, Herrn Ar:aiD
von Moßhaim und Herrn Hans Friederichen von Fahr. Die itz<
I
benannte Herrn Commissarii sind den 17. Dccembris bei Nacht i^
guter Still im bischöflichen Schloß Seckau ob Leibnitz zusammcr
kommen und daselbst in die 150 geworbene Musquetirer und danij
in die 170 bischöfliche Unterthanen, so alle mit Musqueten unc
langen Rohren bewehret gewest, zusammen gebracht und folgender
Tag mit bemelten Fußvolk und einer zimblichen Reiterei nacl
Radkersburg gerückt ; im Vorüberziehen aber im Stubenbergischei
Markt Mureck, da der sectische Prädicant entwischt, einen katho
lischen Priester eingesetzt. Nachmals auf den Abend, als sich Tag un<
I
Nacht schier schaiden wüUen, zu Radkersburg eingezogen, ob wel
eher Ankunft das Stadtvolk sehr erschrocken: Denn obwohl denei
von Radkersburg von einer Commission gedrohet, so haben sie docl
der Herrn Commissarien Ankunft nicht gewußt, bis sie in die Stadi
eingedrungen. Deswegen die Radkersburger in eine große Cunfusior
und Schrecken gerathen, hin und wieder gelaufen und nicht gewußt
was ihnen zu thun seie. Stracks aber seind die Schlüßel zu den
Thoren, zum Rathhaus und Zeughaus abgefordert worden, die Stadf
gesperret und uf allen Plätzen starke Wachen angestellt worden
Folgenden Tag haben die Herren Commissarii der landiurstlichen
99
fciavonischen Haronnien (?) — deren über 400 gewest, von welchen
a-ich die Stadt nichts gewußt — erwartet und dieselben bei eit-
licher Nacht umb 2 Uhr in die Stadt gelaßen. Darob das Volk
sehr erschrocken; sonderlich bei den Weibern hat es Heulens und
Weinens abgeben.
Nach solchem ist den 19. Decembris die Stadt versperret
geblieben, alles Kriegsvolk in guter Ordnung in aller Frühe sich
i'T des Bischofs Losament befunden, dahin auch die ganze Bürger-
schaft erfordert worden. Als nun die Herren Commissarii auf einem
Sa.ll sich versammlet und Richter, Rath und ganze Gemein vor
ihnen erschienen, hat Herr Bischof der Reformation einen Anfang
gemacht und die Ursach ihrer Ankunft angezeigt, denen von Rad-
ktrsburg allen ihren Ungehorsamb und Mutwillen, welchen sie in
12 fahren hero geübt, mit großem Ernst verwiesen und ihre lioch-
strafmäOige Verbrechen dermaßen exproprirt und hervorgezogen,
izi ihren Vielen dardurch das Waßer aus den Augen getrieben
»erden, über das ist auch eben dasjenige, so Herr Bischof münd-
:ch vorgetragen, durch einen Secretarium was weitläufiger verlesen
worden. Und als sie sich deshalben aus Befehl der Herrn Com-
Tiissarien unterredt und zur Antwort ermahnet worden, haben sie
lireii Ungehorsamb mit wenig Worten und weinenden Augen bekennt
j"d weiter nicht reden können, auf welche ihre Bekanntnuß ihnen
ciiser Sentenz und Bescheid erfolgt, daß sie nemblich I. F. D. ihrem
Undäfürsten mit Leib, Hab und Gut zu Straf seien heimgefallen,
cahero sie dann Gnad und Ungnad zu erwarten haben.
Stracks darauf seind der Stadt Privilegien und Freiheiten auf-
;exbt und aus dem Rathhaus in das land fürstliche Schloß ob Rad-
■wsburg — da sie dannoch sein — geführt worden.
Weil auch die von Radkersburg Bann und Acht mißbraucht,
i'i Gerechtigkeit nicht gehandhabt, die Katholischen unterdrückt
i:nd in viele Wege, was sie von Obrigkeit wegen schuldig, nicht
;;händelt, ist ihnen die Hoheit des Landgerichts entzogen und aul
'lä' vorbemelte Schloß transferirt worden. So seind auch Richter und
Käthe und andere Stadtoffizier aller ihrer Dignitäten und Aemter entsetzt
^^rileti. Alle Bücher seind von manniglich ins Rathhaus abgefordert
*tir(len, und da einer seine Bücher wollte vertuschen, soll er der
Giiardia vor jedes Stuck 10 Dukaten zur Straf verfallen sein. Und
'^ der Pfarrer solche durchsehen, seind die seelische Bücher in
r
100
großer Anzahl durchs Fenster vom Rathhaus hinabgeworfen und
durch das windisch Kriegsvolk mit großem Frohlocken an dreien
Orten der Platz verbrennt worden.
l Es hat Herr Bischof zu mehrmalen stark gepredigt und die
ganze Bürgerschaft ermahnet, daß sie sich zur katholischen Religion
begeben wolle. VornembUch aber hat er — semel pro semper zj
vermelden — zu Radkersburg sowohl als in allen Städten und
Märkten, da die Commissarii hinkommen, die Augsburgische Con-
fession confutirt, widerlegt und pur lautern menschentand sein er
wiesen. Nach solchem das credo ecclesiam catholicam weitläufig
erklärt und ausgelegt; ferner das Volk de fide, spe atcaritate, de
praeceptis dei et ecclesiae, de sacramentis, de socerdotum odinatione
et potestate ecclesiastica und ausfuhrlich de communione subuna
specle unterwiesen und durch Beistand Gottes so viel ausgericht,
daß fast alle Bürger und Einwohner, gar wenig ausgenommen, ihrem
Bischofen in dem examine, da jeder insonderheit erfordert worden,
mit Mund und Hand versprochen und zugesagt haben, sie wollen
der Kirchen Gehorsamb leisten und altem katholischen Brauch nach
das Sacrament sub una specie empfahen. Es sein ferneres etlichd
bei scheinender Sonnen aus der Stadt und innerhalb drei Tagen
aus dem Land, etliche aber aus dem Burgfrieden geschafft, etliche
zu 300, 500 und 1000 Thalem, etliche gar in 2000 Dukaten gestraft
worden; doch ist die Moderation gemeldter Geldstrafen I. F. Dj
vorbehalten worden. So haben auch die von Radkersburg einen
leiblichen Eid, so durch den Herrn Bischofen ihnen ist vorgehalten
worden, geschworen, daS sie I. F. D. wollen gehorsamb und
gewertig sein, dero Gebot und Verbot halten, sich der sectischei^
Prädicanten gänzlich enthalten, ihr exercitium meiden, ihnen kein
Unterschleif geben und bei keinem heimblichen verbotenen conventi
culo sich nunmehr nicht finden laBen. Nach beschehener Beeidigung ist
ihnen ein Instruction vorgelesen und durch die Herrn Commissarien
gefertigt hinterlaOen worden, ungefehrlich dieses Inhalts:
1. Daß sie alle Sonnti^ und Feiertag dem Gottesdienst und
durehs Jahr den gewöhnlichen processionibus wollen beiwohnen;
2. an den verbotenen Fasttagen sich des Fleischessens ent-
halten ;
3. zur Zeit des Gottesdienst sollen alle Laden gesperret und
auf dem Mstrkt nichts verkauft werden ;
101
4. einige lutherische Postillen Bücher sollen sie in ihren Häu^iern
nicht haben, lesen noch lutherisch singen;
ö. der, so ein lutherisch Buch hat, soll 10 Dukaten verfallen
sein, halber Theil der Kirchen und halber Theil dem Richter;
6. alle Sakramente soll man allein beim ordentlichen l'farrer
empfahen, der sectischen Prädicanten sich gänzlich bemüßigen;
7. kein Hochzeit soll in der Stadt gehalten werden, es sei
denn die Copulation durch einen katholischen Priester verneinet
worden ;
8. da ein seelischer Prädicant betreten, soll er gcfengüch
eingezogen und bis uf I. F. D. Resolution verwahret werden ;
9. Bürgerstöchter und Wittiben sollen sich zu Katholischen
ralhen ;
10. die Bruderschaften, Fahnen und Beleuchtungen der Kirchen
«ollen wiederumb angestellet werden;
11. die Stadtpfeifer sollen Sonntag und Feiertag helfen den
Gottesdienst verrichten;
12. die unfleißigen Schulmeister sollen auf Anbringen des
Pfarrers gestraft werden;
13. alle BUrgerskinder sollen bei katholischen Schulen unter-
K;e=en werden, und da sie sich auf lutherische Schulen begeben,
soll ihnen ihr Erbschaft nicht aus dem Land gestattet, sondern auf
I. D. Resolution vorbehalten werden;
14. Niemand soll ohne VorwiBen des Pfarrers begraben werden,
»elches wegen der Todtengräber ihn soll angelobt sein;
15. Niemand soll ohne des Pfarrers Examen und Approbation
mm Bürger aufgenommen werden;
16. Alle, so Bürger werden, sollen den neuen katholischen
Eid schwören;
17. Niemand soll die Macht haben, ohne Ihrer F. D. Be-
'^lligung das Bürgerrecht aufzukündigen ;
18. die Kirchenrechnungen sollen in Gegenwart des Pfarrers
jöchehen ;
19. der Pfarrer soll des Spitals Superintendent sein;
20. die Stadt soll man sauber halten;
21. die Instructioa soll alle halbe Jahre vor der ganzen Ge-
mein und Bürgerschaft im Beisein des Pfarrers verlesen werden :
22. der Stadtsc'ireibcr soll I. D, auch geschworen sein;
102
23. der Pfarrer soll als I. D. Anwalt dem Stadtrath beiwohnen
und darob sein, daß die Instrucktion, wie auch in alle Wege I. D.
Reputation gehalten werde, im Widerigen I. D. solches berichten,
und da er Anwalt, Richter und Rath I. D. Hülf bedürfen, soll
ihnen dieselbige nicht mangeln.
Es sein über das alle Bürger, so entwischt und flüchtigen
Fuß gesetzt, citirt und ihre Güter confiscirt worden.
Der ganze Rath ist mit einem katholischen Richter und anderen
neuen Rathsfreunden ersetzt worden, welche nicht allein den obver-
melten Eid vor den Herrn Commissarien geleistet, sondern auch Lt.
Rathhaus sua sponte ohne alle Zumuthung vor sich selber den
katholischen bürgerlichen Eid gethan.
Es haben die Herren Commissarii nicht allein den stuben-
bergerischen Markt Mureck mit einem katholischen Pfarrer ersetzt.
sondern haben auch zwo Pfarrern, Halbeuren und Kloch im Un-
garischen, ein Meil von Radkersburg, eingenommen und mit katho-
lischen Priestern versehen, die Pfarrgemein ihrem Seelsorger Geher-
samb zu leisten beeidigt, und unangesehen der Herr von Radi
mannsdorf solches nicht hat wollen laßen geschehen, so ist er doq
über das gedrungen worden zu versprechen, daß er die Pfarrer voi^
Vogtobrigkeit wegen beschützen wolle.
Herr Karl von Herbersdorf hat gleich bei der Stadt Radkersi
bürg aus einer Rindhütten eine sectische Synagog gemacht, za
welcher die Bürger haufenweis hinausgelaufen; solche waren di^
Herrn Commissarii zu verbrennen entschloßen ; weil er aber in Wegi
Schaffung der Prädicanten I. D. Gehorsamb geleistet, den Altarj
Taufstein, Predigtstuhl und der Prädicanten Epitaphia aus de^
Kirchen gethan, die Glocken weggenommen, den Thurm abgetragen;
haben I. D. ihm begnadet, daß ihm solches Gebäu — doch dafl
einiges Religion-Exercitium darin nicht werde gehalten — unzer
stört verblieben ist.
Als nun solches Alles zu Radkersburg verrichtet worden, sein
die Herrn Commissarii auf die andern Städte armarta manu, unge^
fährlich mit 1000 Mann — da zu den Vorigen etlicher Städte Schützen
gestoßen — fortgezogen und erstlich zu Marburg ankommen. Da-
selbst ist schier ebennäßiger Proceß wie zu Radkersburg gehalten
worden, die Bürgerschaft modo solito, wie oben vermeldet zur
katholischen Religion ermahnet, etliche Nobilirte hinweggeschaft.
103
der katholische Generaleid vorgehalten und die obbemelte Instruction
verlesen worden. Herr Wolf Wilhelm Freiherr von Herberstein hat
ein Schloß gar nahe bei Marburg, Windcnau genannt, bei welchem
er gehabt eine sectische Kirche, Schul und Prädicantenhaus. Zu
solchem sectischen cxercitio sein die Marburger haufenvveis hinaus-
gelaufen, ßemelte Synagog haben die Herrn Commis.sarii den
8. Januarii des 1600ten Jahres in Brand gesteckt und sowohl die
Schul und Prädicantenhaus als die Kirchen mit Pulver zersprengt.
Und weil bemelter Herr von Herberstein I. F. D. decreta verächt-
lich gehalten, ist auf die Brandstatt ein Galgen ufgerichtet worden.
Sobald aber die Commissarii mit dem Kricgsvoik wiederumb gen
Marburg kommen, hat der von Herberstein den Galgen wiederumb
abhacken laßen. Dcrohalben folgenden Tag in aller Frühe wiederumb
ein dreifacher Galgen an das vorig Ort gesetzt worden und von
den Commissarien ihme von Herberstein ein Dekret zugeschickt
worden, daß er den vorigen Galgen habe umbhacken laßen, werde
L D, ungestraft nicht laßen; itzund aber werde ihme bei Verlierung
Hab und Gut ernstlich befohlen, daß er den wiederumb neu auf-
gerichteten dreifachen Galgen unbetrübt verbleiben laße. Wann er
dann wohl hat vermuthen können, da er ferneres wieder solches
Hocl^ericht was attentiren würde, daß die Herren Commissarii
mit den großen zu Petau liegenden Stücken, mit welchen Petrinia
ist bezwungen worden, ihm vor sein Haus rücken würden, hat er
sich eines Beßeren bedacht und den Herrn Commissarien eine
schriftliche Entschuldigung zugeschickt.
Es befinden sich auf dem Windischen bezauberte Leut so sich
Mitsamb werfen, umbgauglen und sich sehr wnnderbarlich stellen,
nachmals in ecstasj, als wenn sie todt wären, liegen: wenn sie nun
wiederumb zu sich selber kommen, predigen sie dem Volk, sie
haben visiones gesehen, die Chor der Engel, die heiligen Apostel
und die würdigste Jungfrau Maria in einem schönen goldenen Saal
und dergleichen mehr; item die Mutter Gottes wolle kurzumb, daß
man ihr zu Ehren Kirchen baue, sonderlich eine bei S, Leonhard
im Windischen Pühel ; und in dieselbe Kirche werde von den Engeln
das heilig Grab von Jhenisalem in Lüften geführet; predigen
dem Volk, ermahncns zur Büß und haben soviel ausgericht. daß
das Volk ein Kirchen bei S. Leonhard im Wündischen Pühel, zum
; venneintcn heiligen Grab genannt, gebauet, zu welcher das Volk
-» n
104
haufenweise gelaufen. Und gleich wie die Lutherischen zu wenig,
als glauben dergleichen Leut superstitiose zu viel. Solche Kirch,
wie auch noch eine andere zu Leutschach ist durch die Heim
Commissarii in Brand gesteckt worden.
Als die visitatio zu Marburg verrichtet worden, seind die
Herrn Commissarii more solito auf die Städte Petau, Windisch
Füstritz, Cili und Windischgrätz gezogen, dieselbigen alle sowohl
als die zwo vorige modo praedicto reformirt. Also sein auch folgende
Markt sowohl als die Städte reformirt worden, nemblich: Ganewitz,
Saxenfeld, Traburg, Cibiswald, Leutschach, Leibnitz, Wildau, welche
Örter alle seind visitirt und Gottlob glücklich und wohl reformirt
Zu Gatzelitz ist ein Friedhof, so die zu Datenbeck erbauet,
zerstöret worden.
Zu Windisch Grätz ist ein großer Friedhof sampt einem Kirch-
lein, so von Langherrn erbauet worden, mit Böcken angerannt und
zerstöret worden.
Zu Anfels ist ein schöner, dem Herrn von Gera gehöriger
Friedhof zerstoßen und ganz und gar niedergelegt worden.
Den 19. Januarii ist das schöne herrliche, von Marmelstcin
durch die Landherm ufgerichte Gebäu, nemblich die sectische Kirch
bei Saxenfeld ob Cili mit Pulver zersprengt und mit großem Froh-
locken des windischen Volks in Grund verheert, verderbt und zer-
störet worden. Solche Synagog hat in die 2000 fl. gekostet.
Zu Schwamberg ist der Friedhof und Kirche auch in Grund
zerstoßen worden.
Zwei Friedhöfe und stark gemauerte Kirch bei Leibnitz seind
den 28. Januarii mit Pulver zersprengt und in Grund zerstöret
worden.
Die Filialkirch bei Amfels, darin Herr von Gera sein sectisch
exercitium gehabt, ist dem Pfarrer zu St. Johann im Saxenthal ein-
gehendigt worden.
Als nun dieses Alles vermelter Maßen und andere viel Sachen
mehr, so wegen der lieben Kürze nicht können beschrieben werden,
durch die Herrn Commissarien verrichtet worden» sein sie vom
Schloß Seckau ob Leibnitz, da sie dieser Commission ein £nde
gemacht, nach Graz gezogen und ihrer Commission halber Relation
gethan, darob I. D. wohl zufrieden gewesen.
105
Letzlich ist zu merken, daß der Herr Bischof die fundamenta
latholicae religionis dermaßen eingekleidet, erklärt und eingedruckt,
daß durch Beistand Gottes fast alle Bürger und Einwohner bekehrt,
mch viel derjenigen, so ihrer Halsstarrigkeit halber aus geschafft
worden, Gnad begehren und sich wollen weisen lassen.
Nachmals ist der obbcmelte catholische Generaleid in allen
Städten und Märkten geleistet und aufgenommen worden.
Dann zum dritten ist an allen Orten die obbemelte Instruction
verlesen worden, und sollen die Anwälte und Pfarrer darob sein,
daß sie allenthalben alle halbe Jahr verlesen und ins Werk gerichtet
werde, in widerigem I. F. D. Berichts und Bescheids erwarten.
Zum vierten sind an allen Orten scctischc Bücher in ctHch
ILKK) Stück verbrennet worden. Man hat auch der nobilitirten Per-
sonen in Städten und auf dem Land nicht verschonet; allein in der
l^ndesherms Schlößer einzugreifen, haben sich die Herrn Com-
missarü bishero enthalten.
Letzlich ist an allen Orten der Rath, da es die Nothdurft
erfordert, verändert, und auch die Stadtschreiber in I. D. Gelübd
genommen worden.
VII.
Bilder aus der Zeit der Gegenreformation.
Von Prof. Dr. Fbanz Schxiohl in Linz.
(Fortsetsang. *)
I. Sprachgrenzen.
Die Rückbekehrung hatte durch die umfangreichen Aus-
wanderungen naturgemäss einige Veränderungen in sprachlicher
Hinsicht im Gefolge '). Dieser Einfluss zeigte sich hauptsächlich an
den Sprachgrenzen, vornehmlich in Böhmen, wo ja heute noch
Deutschthum und Slaventhum in heissem Ringen liegen. Nach-
dem unter Karl IV. (1347 — 1378) die weit vorgeschobene slavische
Halbinsel in Gefahr gerathen war, von den deutschen Sprachwogen
gänzlich überfluthet zu werden, kam durch die Husitenstürnne der
Rückschlag.
Die Zeit der Glaubensneuerung brachte eine Art Ausgleich
zwischen dem deutschen und czechischen Lager. Die grossen
Glaubensfragen drängten die stammesgenössischen vorläufig mehr in
den Hintergrund. Erst als die religiös-nationale Erhebung der böh-
mischen Stände gescheitert war, gewann das Deutschthum wieder etwas
1) Vgl. Jahrbuch 1895, S. 78 ff. :
*) Ficker, Die Völkerstämme der österreichisch-ungarischen Monarchie. Mit-:
theilungen aus dem Gebiete der Statistik, XV, 4. Heft, 1869. — d'EWert. Zur!
Geschichte des Deutschthum« in Oesterreich-Ungarn, mit besonderer Rücksicht &uf die;
slavisch-ungarischen Länder. — Beheim- Schwarzbach, HohenzoUer'sche Coloni-
sationen. Leipzig 1874. — Wolf, Geschichtliche Bilder aus Oesterreich. Wien 1878.1
II. Bd. — Weber: 1. Ueber die Ausbreitung der deutschen Nationalität in Böhmen.
2. Ueber die inneren Zustände Oesterreichs vom 30jährigen Kriege bis zum Re^enings
antritte der Kaiserin Maria-Theresia. Zwei Programmaufsätze, 1860 — 1861. Elbogeo
O. R. — Schwicker, Die Deutschen in Ungarn und Siebenbürgen. Wien und
Teschen 1881.
107
von dem im XV. und XVI. Jahrhundertc verlorenen Boden zurück.
Freilich kann von einer zielbewussten Ausbreitung deutscher Sprache
and Sitte seitens der Staatsleitung kaum gesprochen werden, ab-
gesehen etwa von dem Umstände, dass seit Ferdinand II. die
deutsche Sprache neben der stavischen als Gerichtssprache in Ver-
wendang stand. Einigen Vorschub erhielt das Deutschthum dadurch,
dass nach Bewältigung des grossen Aufstandes viele katholische
Priester aus Baiem und anderen deutschen Gebieten herbeigezogen
ftiirden, um die Lücken, welche durch den Abzug so vieler Prediger
gerissen worden waren, wieder auszufüllen. Die Zuwanderungen aus
deutschen Ländern : Oesterreich, Tirol, Baiern, der Pfalz waren über-
haupt beträchtlich. So erfolgte zumal im westlichen Böhmen um
1680 eine massenhafte Einwanderung deutscher Bauern. Daher
stammen die Klagen der czechischen Schriftsteller über die Ver-
deutschung Böhmens in den Jahren 1620 — 1700. Ficker ') warnt
indessen, wohl mit Recht, davor, derselben zu grosse Bedeutung
zuzumessen. Gindely') huldigt auch der landläufigen Anschauung
von der Germanisirung Böhmens nach der Schlacht am Weissen
Berge. Nach ihm wurden durch die Gegenreformation in Böhmen
die Slaven zu jener untergeordneten Stellung herabgedrückt, welche
die Deutschen bis dahin eingenommen hatten. Aber Gindely wider-
spricht später dem selbst. S. 97 heisst es, dass nach den Berichten
des Nuntius Caraffa die deutsche und böhmische Sprache im Jahre
1621 gleichmässig in Prag herrschten, S. 213 findet sich die Be-
merkung, dass die gegenwärtig ganz böhmische Stadt Jungbunzlau
damals noch ganz gemischtsprachig war. Dasselbe gilt auch von
Kuttenberg. Wo bleibt da das Vordringen des Deutschthums ? Das
Zunickweichen des Czechenthums ^
,In Mähren weiss man von einer Germanisirung. insbesondere
durch deutsche Ansiedler, nichts').* In Oberschlesien zeigte sich
sogar das gegentheilige Schauspiel. Hier erlitt das Deutsche starke
Einbusse und das sogenannte .Wasserpolakische' gewann die Oberhand,
In Innerösterreich schob sich die deutsche Sprachgrenze
immer weiter nach Süden vor. Gross war hier im Laufe der Zeiten
der Gewinn des deutschen Wesens, standen ja doch im X. und
') S. 28.
■) Gindely, Gcfchichte der GegenreformatioD in Böhmen. S. 84.
•) d'EiTerl.
108
XI. Jahrhunderte die slavischen Vorposten im Lungau und seihst im
südöstlichen Winkel des heutigen Oberösterreich.
An diesem steten Vordringen der deutschen Sprache konnte
selbst die Thatsache nicht viel ändern, dass durch die Gegenrefor-
mation gerade das deutsche Bürgerthum getroffen wurde. Die Süd-
slaven hatten sich bis auf verschwindende Ausnahmen dem Pro-
testantismus gegenüber ablehnend verhalten. Die Ueberlegenheit
der deutschen Geistesbildung machte sich nach wie vor geltend
und zog die Gebildeteren unter den Slovenen in ihren Bannkreis.
Hier stand dem vordringenden Deutschthum kein national-slavisches
Schriflthum von Bedeutung entgegen, wie etwa in Böhmen, wo das
XVI. Jahrhundert als das goldene Zeitalter der czechischen Sprache
gefeiert wird. Zudem nöthigten die Verkehrsverhältnisse die slovcni-
sehen Geschäftsleute vielfach» sich neben der Muttersprache, die
nur auf einem kleinen Räume Geltung hatte, noch des Deutschen
oder Italienischen zu bedienen.
Die slavischen Sprachinseln Niederösterrcichs ersetzten
durch zahlreiche Zuwanderungen wieder, was sie durch fortwährende
Abgabe an das sie umschUessende deutsche Sprachgebiet einbüssten
Die Reformation, die evangelische Kirche und Schule, hatte
das ungarische Deutschthum wesentlich gekräftigt. Die in derZips
schon im Anfange des XVII. Jahrhunderts beginnende Zwangs-
bekehrung, die dann in allen deutschen Gebieten Ungarns mit ab-
wechselnder Heftigkeit bis in das XVIII. Jahrhundert fortdauerte,
engte wieder das deutsche Sprachgebiet merklich ein. In der Zips
und in Oberungarn kam diese Verdrängung des Deutschthnms nicht
dem Magyaren-, sondern dem Slaventhume zugute. Zahlreiche
deutsche Protestanten zogen anlässlich der Gegenreformation aus
Nordungam nach Siebenbürgen, wo ihr Glaube und ihr Volksthum
gesichert waren. So lange man die Gegenreformation auf ungarischem
Boden nur lässig betrieb, wandten sich manche glaubenshalber Ver-
folgte aus den deutschen Erbländern nach Ungarn. Das deutsche
Wesen wurde aber dadurch kaum gekräftigt, wenn man etwa von
den westlichen Gespanschaften absieht. Diejenigen, welche nach
Mittelungam zogen, gingen zumeist ihrem Volke verloren; s/c
wurden Magyaren in Sitte und Sprache.
Nachtheilig für das deutsche Sprachgebiet erwies sich die Rück-
bekehrung auch in Tirol. Sie brachte eine grössere Anlehnung
II den katholischen Süden, zog viele italienische Sendboten ins
jnd und forderte so die immer weiter fortschreitende Verwelschung
iudtirols. Dieser Verlust deutschen Volksthums fand nur einen
mu unzureichenden Ersatz durch die Verdrängung des rhato-
tnunischen aus dem oberen Vintschgau, woselbst die Ver-
cdscbung gewaltsam betrieben wurde, um dieses Thal von dem
lik'inischen Graubündten abzuschli essen. Die Zurückdrängung
er deutschen Sprache in Görz ist zumeist auf Rechnung der
alitnischen Jesuitcnschulen zu setzen. Die Regierung that nichts,
11 Jer unaufhaltsam fortschreitenden Verwelschung zu steuern ').
Abgesehen von dieser theilweisen Einengung des deutschen
jiracti;'ebietes durch die G^enreformation, schadete die Bevorzugung
Bi.inischen Wesens seitens des Hofes und des Adels, wie sie ins-
C'^nderesdt dem 30jährigen Kriege zu Tage trat, auch dem Gefiige
ia deutschen Sprache ausserordentlich. Im katholischen Süden war
I das Italienische und Spanische, im protestantischen Norden vor-
ipneisc das Französische, das zersetzend in den deutschen Sprach-
Bii eindrang. Von den oberen Classen verbreitete sich diese Vor-
ea für das Fremde auch in die breiten Volksschichten und half
flnuiig, aus unserer schönen Muttersprache jenes , Kauderwelsch'
ciiffen, mit dem wir noch heutzutage unsere Noth haben.
2. Bergwerke ').
Durch die Auswanderungen der protestantischen Knappen
r-iJtn auch viele Bergwerke stark in Mitleidenschaft gezogen. So
>}Cioernie, Du Land Gärz und Gradiska mit Einacbluss von A<jmleja,
V-i 1893. S. 925.
'> Buiii, Der Verfall der Gold- und Silberbergwerke in KMrnlen und die
'EiiiTlonnition. Cuinthia 1880. — Chevalier, Skizze einer GetchicMe des Kety
«2' m Hin. MittbeilDDgen dei Vereinet für Geschichte der Deutichen in liohmen,
'-1I' ISTö. — Cierweny, Geschichte der Schwarzenthaler Goldgruben im Riescn-
l'^'iit. Hiltbeilangen de* Vereines fdr Geschichte der Deutschen in Böhmen. _ Dur
-gcr, Piugau und Pongau. Satiburg 1867/68. — Egger, GeicMchle Tirols von
b ältesten Zeiten bis in die Neaxeit. Innibrack 1872. — Egger, Die Tiroler und
'!i:berjeT. iDubmck 1882. — d'Elvert, Geschichte und Beschreibung der könig-
^ Eieis. nnd Bergstidt Iglau in Mähren. Bdinn 1850. — d'Elvert, Zur
'niiichlc de* BergbKuei in Mlhren and Oesterreichi seh -Schlesien. 15. BJ. der See
'-ladiifiea. 1866. — Goehleit, Denkschrift über die böhuiischeo Lande.' finanitn
■"»iiiue 1618. HiUheiInng des Veieioes für Geschichte der Deutschen in Buhmcn.
l
110
Kössen und Pillersee in Tirol; Neustadt), Michaelsberg, Eule, Kutten
berg. Neudeck, Joachimsthal in Böhmen; Iglau in Mähren. Vice
protestantische Bergleute aus Inner Österreich wandten sich nach
Württemberg und gründeten dort den Ort Freudenstadt. Diese
unleugbare Schädigung und Beeinträchtigung einzelner Bergwerke
clurcli die Gegenreformation hat viele Geschichtsschreiber verleitet,
die K.ückbekehrung fast einzig und allein für den beinahe allgerndnei
Verfall der Bergwerke verantwortlich zu machen. Es ist leicht, den
Nachweis für die Uebcrtreibung, die in einer solchen Behauptung
liegt, zu erbringen. Es ist dies übrigens schon zu wiederholten Maler
geschehen, meines Wissens von Buzzi, Wolfskorn und Richter
Treten wir also der Sache etwas näher.
Schon gegen Ende des XVI. Jahrhunderts wird fast
überall die Klage laut, dass die Bergwerke vcrfallea
Zumal sind es die Bergwerke auf Edelmetalle, die in der Zeit vot
1660 — 1620 mehr und mehr herunterkommen. Dieser Niederganj
ist ziemlich allgemein. Er erstreckt sich auf die Alpenländer sogul
wie luf Böhmen, Mähren und Schlesien. Es müssen also hiebd woh!
gemeinsame Ursachen im Spiele sein. Vor Allem muss die Beoh
IV, 1866. — H»llwich, Rekhenberg und «ine Umgebung, 1870. — Ilingeino
.stuJien Ubei den Bei^bau in Oestetreich. Oetterreichitche Revoe 1863. I. II. VI
1865, L — Hirn, Ertberiog Ferdinand 11. von Tirol. Innsbruck 1885. — Koiti
Slcmfeld, Du Gaste in eithal. Salibuig 1610. — Renner, Analecten aus der Ge
schichle Neudecks. Miltheüungen d« Vereines fUr Geschichte der Deutschen in Bobmcn
VJir, 1870. — Feier, Die Goldbergwerke bei Zuckin»ntel und Fteivaldau. Zejlichif
de« Vereines fUr Geschichte und Alterlhum Schlesiens. XIX, 1886. — Schebeck
Zur Geschichte der GegenreroiniBtion in Böhmen. Nach den Aufieichnungen cmo
Fm3n:beainten. Mittheiinngen dei Vereines für Cochichte der Deutschen in Biihmcii
XIII, 1876. — Schön, ProlcEtantische Exulanlen and FlUchllinge und deren N'icli
knmmtn in Wamemberg. BläUer Wr württembeigitche Kirchengcscbichte. Stmif"i
1890, Nr. 3 u, 4. — Urbin, Der Bergbau zu und um MichaeUbetg, Mittheilnoen
lies Vereines (Ür Geschichte der Deutseben in Bühincu. XXIII, 1S8&. — Viertbaln
Reihen durch Saliburg. Salibnrg 1799. — Wolf, Geschichtliche Bilder aus Oeslerreicti
Wirn 1878. — Wolf. Lucas Geiikofler und seine Selbstbiographie 1650-16«
Wien 1873. — WoUakron, Zur Geschichte des Lungauer Bergwerkes. Saltbur^c
Lsnileskunde. XXIV, 1884. — Wolfskron, Zur Bei^baugeschichte von WinJis^h
MalteL Ebenda. — Wolkan, Beitrüge zu einer Geachichte der Reformation in Böhme»
Da< Decannt Aussig. Jahrbuch der Gesellschaft des Protestantlsmui in Oe&lerrcicb
1885. — Zillner, Saliburger Cull Urgeschichte in Umrissen. Snlibui^ 1671. -
Sche:npf1ug, Der Bergbau auf dem Dominium Ossegg und in seiner nücbsten Umgebung
MitttiFÜungen des Vereines (Ur Geschichte der Deutschen in Böhmen. XV, 1877.
111
jchtung stutzig machen, dass gerade die Bergwerke auf Edelmetalle
lerfielen. Die auf Eisenerze und auf Salz wurden von diesem all-
gemeinen Verfalle wenig berührt. Und doch sind die Arbeiter bei
derlei Bergwerken von der Zwangsbekehrung nicht verschont worden.
Die Bergwerke auf Gold und Silber hatten eben schon
vor Beginn der Gegenreformation aufgehört, lohnende
Erträgnisse zu liefern. Dass dieser Niedergang dann durch
den Wegzug von Bcrgarbatern beschleunigt wurde, liegt auf
der Hand. Mit dieser Auswanderung der Arbeiter in Gold- und
S Liberbergwerken hat es eine eigene Bewandtniss. Es lässt sich nicht
leugnen, dass sie vielfach mit der kirchlichen Verfolgtingssucht ver-
bunden war. Im Allgemeinen aber dürfte der Satz gelten: Nicht
der Verfall war die Folge der Wegwanderung der
Bergarbeiter, sondern umgekehrt derWegzug die Folge
des Verfalles.
In Tirol tauchen die ersten Klagen über den Rückgang der
Bergwerke schon 1550 auf. Nur das Salzbergwerk zu Hall machte
eine rühmliche Ausnahme. Dies ist wiederum bezeichnend. Längs
der Tauem, in Kärnten, Steiermark und Salzburg, schliesst
die Blüthezeit der Gold- und Silberbergwerke mit dem Jahre 1560.
Selbst die Uebernahme der Gewerke zu Ramingstein, Gastein und
Rauris durch die erzbisch ofliche Herrschaft vermochte nicht den
.Siedergang aufzuheben. Im Jahre 1635 waren die Gewerke in
Oastein, Rauris und Gross-Arl schon völlig verarmt. .Gletscher
b;';deten sich über den Gruben und von den prächtigen Wohnungen
te Gewerke sind nur Trümmer vorhanden: Grabmäler und Leichcn-
':eine des vorigen Wohlstandes').* In einer Denkschrift vom Jahre
liilS heisst es über Böhmen: ,Die Bergwerke liegen ganz
■jud gar still und öde.* Das Silberbergwerk zu Kuttenberg
arbeitete schon 16 — 20 Jahre vor Durchführung der Gegenrefor-
mation mit einem jährlichen Verluste von 15.000 fl. Im Jahre 1624
-berslicgen die Betriebskosten die Einnahme wöchentlich um 700 bis
"fK* Thaler. Die böhmische Kammer sah die Ursache des Nieder-
ganges allein in der Geringhaltigkeit des Erzes. Im Laufe des 30jährigen
Krieges ging das Bergwerk ganz ein. Auch die Bergwerke von Joa-
'-iiimsthal und Schlaggenwald gaben imjahre 1627 keine nennen.swerthe
Ausbeute mehr. Schon zum Beginn des XVI. Jahrhunderts stockten
112
die meissnischen Bergwerke am böhmischen Gebirge, und anne
Bergleute mussten an fremden Orten ihr Heil versuchen *).
Diese Verödung ward auch dort nicht behoben, wo sidi in
Folge der Gegenreformation die meisten Arbeiter zum katholischen
Glauben bequemten und von einer Auswanderung in grossem Stile
nicht die Rede sein konnte.
Ueberblicken wir die obigen Zeitangaben, so finden wir, da5ä
der Rückgang der Bergwerke schon vor der Durchfuhrung da
Gegenreformation eine vollendete Thatsache war. Der SOjährigt
Krieg brachte noch eine Verschlimmerung der Verhältnisse. Ar
manchen Orten wurde der Bergbau unter grossen Verlusten nm
noch aus Rücksicht auf die Arbeiter einige Zeit weiter betrieben
um diesen, so lange es halbwegs anging, das Brot nicht zu ent
ziehen. Endlich stand er ganz still. >An vielen Orten, wo einsteni
reicher Bergsegen thronte, sind heute die Schachte dem Boda
gleich, die Stollen verfallen, auf den Halden erheben sich Fichtei
und Tannen*).*
Was waren also die Ursachen einer so traurigen Veränderung
Den Hauptstoss erhielt der Bergbau wohl durch die Entdeckun[
und Ausbeutung der reichen Erzgänge in Amerika, was die En(
werthung des Edelmetalles und grosse Handelskrisen in Europa id
Gefolge hatte. Dazu kamen, namentlich für die Bergwerke in dej
Alpen, die Verödung der Handelswege nach Italien, das Sinken dej
levantinischen Handels durch die Entdeckung des Seeweges nach 0^^
indien. Manche Bergwerke gingen auch an Erschöpfung zu Grund^
Vielfach beschleunigten fieberhaft betriebener Raubbau und nicht z|
bewältigende Wassereinbriiche den Glückswechsel. Theuere B^
fbrderungsmittel, das Abholzen der Wälder, das Steigen der Boden
preise, erhöhte technische Schwierigkeiten verschlimmerten die Sachlage
Nicht gering anzuschlagen ist ferner die Erstarrung des Unte^
nehmungsgeistes durch die AUesweltsmengerei des Staates, der y
Bergwerken nur Melkkühe zur Auffrischung seiner leidenden Ein
künfte erblickte. Daneben gingen verfehlte wirthschaftliche Massregeli
einher, eine zumeist schlechte Verwaltung, die Verschleppung dei
1) Gindely, Geschichte der Gegenreformation in Böhmen. S. 222—224 on^
S. 294. — Georg L o e s c h e, Johannes Mathesias. Ein Lebens- nnd Sittenbild aus de
Reformationszeit Gotha 1895, I, S. 6.
*) Sehe in pflüg, Ossegg.
113
Erze durch Beamte. Mit der Förderung dieses Unterachlei fes befassten
sich vorzugsweise Juden, weswegen schon am 18. August 1568
Kaiser Max II. eine Verordnung erliess, worin er unter schweren
Strafandrohungen an Leib und Gut den Juden befahl, dass sie alle
Orte, wo Bergbau betrieben wurde, meiden soHten. Unter Rudolf JI.
wurde dieser Befehl erneuert (1586). Einen besonderen Antheil
hatte schliesslich noch Rudolf II. Schwäche an dem Niedergänge
der Bergwerke in seinen Ländern. Dadurch wurde die Bestechlich-
keit der kaiserlichen Beamten gefördert, die in ihrer Selbstsucht
und in ihrem betrügerischen Sinne ,von den erhaltenen Befehlen
nur hielten, was sie wollten und was ihnen gefiel',
GlaubensfLÜchtlinge.
1. Nachtrag'),
In den Blättern fiir württembergische Kirchen geschieh te, 5. Jahr-
gang, Nr. 3 und 4 (22. März und 26. April 1890) hat Dr. Theodor
Schön unter dem Titel .Protestantische Exulanten und
Flüchtlinge und deren Nachkommen in Württemberg*
auch die hervorragendsten österreichischen Glaubensfliichtlinge einer
eingehenden Würdigung unterzogen. Nach diesen Ausführungen sind
■ n Württemberg, .dieser Schirmburg des Protestantismus in Süd-
deutschland*, aus Oesterreich folgende Leute eingewandert:
Aus Steiermark: Drei Mitglieder der Familie Wundegger.
Michael Rösch aus Schwannberg ; Gallus v, Racknitz, Moriz v. Rack-
n:tz, Freiherr Adolf v. Teuffenbach, die Gemahlin Christoph Fried-
richs V. Spangstein, Regina Sidonia, eine geborene Herrin v. Liechten-
stein, mit einem Söhnldn; die Familie Abel.
Aus Kärnten: Michael und Balthasar Kerner, aus deren
Gcschicchtc der Dichter Justinus Kerner hervorging: Johann Hegel,
der Ahnherr des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel; die
Kdclleute Daniel und Andreas Bernerdin; Gabriel Moser aus Villach.
Aus Krain: David Vcrbez aus Laibach.
Aus Oberösterreich: Der Pfarrer Johann Wider von der
Au zu Steinkirchen ; Martin Zeiler, kaiserlicher Notar in Linz; Ferdi-
nand Welsch (oder Welz) ; Freiherr von Eberstein und Spiegel-
i) Siehe die Abb»ndlung. welche ich unter dem Titeh „Giauhensflüchtlinge aus
in ütterreichiichen Gebieten in den leliten vier Jahrhunderten", Jahrgang 1893,
Htfl m n. IV, S. 134—184. veröffentlicht habe.
114
feld, Pfandinhaber der Herrschaft Rölzitsch (? ?) ; Frau Witwe v. Welz.
Fräulein Siguna und Elisabeth Maria v. Welz ; Balthasar Stockmayer,
Pfarrer in Enns.
Aus Niederösterreich: Johannes Mohl, der kaiserliche
und erzherzogliche Rath und Landrechner Johann Baptist Tafingcr,
Georg Sandberger, Jakob v. Müller, Agent mehrerer Fürsten am
kaiserlichen Hofe, sämmtliche aus Wien ; Georg Strein v. Schwarzenau
(floh selbst nach Hessen, seine Nachkommen zogen nach Württem-
berg); Daniel Hauff, Ahnherr des Dichters Wilhelm HaufT.
Aus Böhmen: Ludwig Betulius oder Birkener, Pfarrer zu
Neukirchenberg ; Daniel Betulius in Wildenstein bei Eger.
Aus Mähren: Wolfgang Reuss; Ferdinand Levin Flattich
aus Flatach.
Aus Schlesien: Georg Hoffmann, Kaufmannssohn aus Breslau.
Aus Tirol: Juni aus Nassereith.
Schliesslich ohne Angabe des Landes und Ortes, woher sie
stammen: Georg Stephan Gerlach (wahrscheinlich aus Oberösterreich i.
Planer von Plan, Abraham Schwartz, österreichischer Hofrath und
Consulent, Benedict Niedermeier.
Näheres wolle man bei Schön selbst nachlesen.
2. Nachtrag.
In dem von Tu petz aus dem Nachlasse Gindely's heraus-
gegebenen Werke: , Geschichte der Gegenreformation in
Böhmen*, Leipzig 1894, finden sich über die Auswanderungen
aus Böhmen folgende Angaben:
Infolge des ersten allgemeinen Ausweisungserlasses gegen
die Geistlichkeit der böhmischen Confession vom 13. December 1621
zogen aus Prag 30 Geistliche weg. Schon bis zum Mai 1621 sollen
beiläufig 200 Prädicanten Böhmen verlassen haben (?). Im Jahre
1624 (18. Mai) erschien ein Decret gegen sämmtliche ketzerische
Prediger. Das allgemeine Ausweisungspatent gegen hartnäckige
Nichtkatholiken, ob nun Mann oder Frau, Edelmann, Bürger oder
Bauer, ist vom 31. Juli 1627 datirt. Bis dahin war man namentlich
gegen die deutschen Evangelischen glimpflicher verfahren. Für die
slavischen Land estheile, deren Geschrei nicht nach Deutschland
drang, hatte man weniger Rücksicht. In Kuttenberg waren im
I
^
115
Jahre 1628 von den 594 Häusern der Stadt 202 von ihren Besitzern
verlassen; die Stadt zählte kaum mehr als die Hälfte ihrer früheren
Einwohner. Aus der Stadt und Umgebung zogen 21 Prädicanten
weg. In Böhmisch-Brod verliessen im Jahre 1624 wegen Er-
pressung seitens der Truppen 51 Bürger Haus und Hof, 30 der-
selben kehrten später zurück. In den Jahren 1625 und 1626 wan-
derten 34 Protestanten aus. Im Jahre 1654 zählte Böhmisch-Brod
nur 46 ansässige Bürger. Im Juli 1627 wanderten , viele' Utraquisten
aus Prag weg. Der sächsische Einfall des Jahres 1631 fand die
Landeshaitptstadt fast ganz katholisch. Aus Koni^'t;rätz zogen
28 Bürger mit Weib und Gesinde fort. Die Stadt ütt auch sehr
durch den Krieg. Im Jahre 1654 waren nur 201 Häuser bewohnt,
495 lagen in Trümmern. In Kaaden verliessen (1625} 48 Bürger
und Bürgersfraucn die Heimat. In Leitmeritz standen im Jahre
1654 von den 266 Häusern, die es ehemals besass, 95 unbewohnt
und verwüstet, von den 221 Häusern und Hütten der Vorstadt
liatten 161 dasselbe Schicksal. Unter den Emigranten aus dieser
Stadt ist insbesondere der böhmische Historiker Paul Stransky \
zu nennen. Die meisten böhmischen Glaubcnsflüchtlinge wandten
sich nach Sachsen. Im März 1623 befanden sich in Dresden 64 Per- ■
äonen, meist Geistliche. Die Leitmcritzcr wandten sich meist nach
Pirna, während die Kaadener sich in Annaberg und Marienberg
niederliessen. In Pirna befanden sich im Jahre 1618 gegen 500 höh- I
mische Glaubensflüchtlinge, darunter 100,dienurczechisch verstanden. .
Für Pirna und nur für dieses allein erlaubte der Kurfürst die Ab-
haltung des böhmischen Gottesdienstes. Wenn wir zum Schlüsse
noch anfuhren, dass Gindely den Werth sämmtlicher vom Kaiser ^
in Laien und Geistlichkeit gemachten Schenkungen auf 5 Millionen
Gulden veranschlagt und dass »andererseits der Werth der den
Städten entzogenen und nicht mehr zurückgegebenen Güter, der
:hnen confiscirten öffentlichen Schuldtitel, dann der den einzelnen ""
Privaten auferlegten Geldstrafen sich für ganz Böhmen auf 2,403.870
Thalcr belief', ist ziemlich Alles erwähnt, was diese Geschichte
der .Gegenreformation* über das Capitel der Auswanderungen und
verwandter Dinge Neues bietet.
VIII.
Urkundliches aus der Toleranzzeit in Kärnten.
Erinnerungen an den ersten Pastor zu St. Ruprecht und nachmaligen
Pastor zu Stoggenboi am Zlan, Samuel Sachss.
Von f JoH. G. Schmidt, evang. Pfarrer eu St. Ruprecht bei Villach in Kämte^o.
Zu Ende des Jahres 1786 schreibt Pastor Sachss, welcher seit Be-
ginn des Jahres 1784 Pastor in St. Ruprecht gewesen, Folgendes
in das erste Protokoll- oder Tagebuch der Gemeinde:
^Dieses Jahr gehet nun zu Ende, und mit demselben endiget
sich auch mein Predigeramt, das ich nun 3 Jahre, zuerst an dieser
Gemeinde geführet habe. Lebe wohl, Gemeinde! mein Weg geht
nun zu einer andern, nach Stoggenwoi auf dem ZlanI — — Zwar
kam fast zu gleicher Zeit ein Ruf an mich von der evgl. Gemeinde
zu Kulm auf Ramsau in Steiermark. Allein ich habe den erstren
vorgezogen, weil er zuerst kam.*
Indessen verzögerte sich Sachss' Abgang von St. Ruprecht noch
um ein Vierteljahr, denn er hielt am 25. März 17 87 seine Abschieds-
predigt. Im Februar desselben Jahres macht er noch folgende aus-
fuhrliche Mittheilungen, die uns interessiren können.
yDie drückenden Abgaben an die kath. Geistlich-
keit, denen die Protestanten hierlan des jetzt noch immer unterliegen»
i. e. nicht nur die Fortdauer der sog. Stolgelder allein, sondern
auch anderer Materialien, so jährlich an Getreid, Schmalz, Eier und
Geld unter allerhand Titel, für kath. Geistliche und Meßner geliefert
werden müssen, haben zuerst meine beiden jetzigen Gemeinden,
meine alte hier zu St. Ruprecht und meine neue zu Stoggenwoi
auf den Entschluss gebracht, dem Monarchen diese Sache vor-
117
lustellen und um Erleichterung dieses so ungeheuren Joches zu
bitten.
. Den neuesten Beweggrund zu diesem Entschlüsse gab die harte
Begegnung, so einige evgl. Bauern, die sich den sog. Läutroggen
für die kathol. Meßner (der doch schon seit einigen Jahren aligemein
abgeschafft gewesen) aufs neue zu geben weigerten, diesfalls — und
namentlich in den Landgerichten zu Patcmion und Spital, von den
Pflegern haben erleiden müssen. Im erstem Landgerichte
ward ein evangl. Bauer deshalb von dem dasigen Landrichter in
den Kerker geworfen, wo die Kalte so stark war, daß er den Fuß
erfror! Im letztem Landgericht ging man noch weiter und schmiß
die sich Wcigemden ins Gefangniss und legte ihnen Eisen und
Banden an,
.Diese harten Begegnungen, so unsre Leute noch dazu unver-
schuldeter Weise ausstehen mußten, weil die Protestanten kraft eines
allerh. Toleranzpatcntcs vom 13. März 1782 von aller Abgabe an die
kathl. MeBner — und kraft eines kreisamtl. Decretes dd. VÜlach
18. Homung 1784 von der Abreichung aller Getreidekollektur, welche
ihren Bezug auf Wetterläuten und derlei Verrichtungen hat, in specie
losgesprochen waren, — gössen nun Öl ins Feuer.
,Zu der St. Ruprechler und Stoggenwoirer Gemeinde gesellten
^ich bald die andern, als: Fresach sammt Filial Puch, Feffernitz,
Wcissensee, Eisentratten, Trabesing mit Filial Treflfling, Gnesa
mit Filial Pimitz. Nur allein Arriach und Feld zogen sich zurück,
.Unterm 13. Febr. brachen die Deputirten von den evgl. Ge-
meiden, als: Georg Huber, Moser zu St. Ruprecht, Johann Käümann
huber von Stoggenwoi und Jonas von Feffernitf nach Wien auf,
und überreichten den 19. darauf Ihro Majestät folgende Bittschrift:
,,Eure Majestät! Die unterzeichneten treugehorsamsten evgl,
Gemeinden io Kärnten haben durch 3 ihrer Gemeindeglieder eine
Reise von mehr als 40 Meilen machen lassen, um sich ihrem gnä-
digsten Landesvater unmittelbar zu Füßen zu werfen und im Namen
derselben ein^e drückende Beschwerden vorzutragen, die, wenn ^ie
nicht von unserm huldreichsten Kaiser werden vernichtet werden,
uns unausbleiblich in das größte Elend und die bitterste Armut ver-
setzen müssen.
,,Wir haben zwar die größte Ursache, £. Maj. fiir die uns
, ^digst geschenkte Gewissensfreiheit in lebenslänglicher Dankbar-
118
keit zu ersterben; allein wir müssen diese edelste Freiheit gegen
die mildesten Absichten E. Maj. so theuer bezahlen, daß wir ohne
standhafte Hilfe nothwendig zu gründe gehen und an den Bettelstab
kommen werden.
^,Das weiseste Absehen E. M. ist dahin gerichtet, dero Unter-
thanen die Gewissensfreiheit zu lassen ; aber die kommt uns so theuer
zu stehen, daß wir entweder nützliche Unterthanen zu sein aufhören
müssen, oder wir würden uns gegen unsre Überzeugung gezwungen
sehen, eine Religion wieder zu verlassen, von der wir im Leben
Beruhigung und im Tode Trost hoffen zu dürfen glauben.
,, Kärnten ist ein armes Land und der Bauer ein geplagter
Mann. Ein paar Jahre her will nichts wachsen und wir sind froh,
daß wir zum wenigsten doch noch so viel aufbringen, um das Leben
zu erhalten und die herrschaftlichen Abgaben bestreiten zu können.
,^ Außerdem aber drücken uns noch ganz andere Beschwerden.
Wenn uns Steuern und Gaben und andere Lebensnotwendigkeiten
wenig oder nichts übrig gelassen haben, so kommt noch die kathoL
Geistlichkeit hinten nach und zapfet so gar noch das Mark aus den
Beinen: und wir armen hilflosen Leute sind gemeiniglich noch
unglücklich genug daran, zu dem mit Gewalt von den Gerichten
gezwungen zu werden, was wir zu entrichten beinahe außer
Stand sind.
^,Um unserer Bitte nicht das Ansehen einer heuchlerischen
Vorstellung zu geben, so wollen wir E. M. zuerst einige allgemeine
Beschwerden aller evgl. Gemeinden in Kärnten demütigst zur Be-
herzigung vorlegen, und diesen noch besonders einige gewagte Ein-
griffe in die Gewissensfreiheit anhängen, worüber die beigebrachten
Beilagen das Weitere darthun werden.
,^Nach den erschienenen a. h. Toleranzpatenten, worinnen
uns die Gewissensfreiheit zugestanden worden, hat es unser Glaube
erfordert, daß wir uns Bethäuser, Pfarrwohnungen und Schulhäuser
baueten. Diese haben uns viel Geld gekostet und der Beutel ist leer
worden. Viele von uns können ohnedem aus lauter Armut keinen
Groschen aufbringen, und da müssen es also diejenigen für sie her-
geben, welche noch ein wenig etwas mehr haben. Dann müssen
wir noch Jahr aus Jahr ein unsere Pfarrer und unsere Schullehrer
erhalten, und das alles aus unserm ohnehin dürftigen Vermögen.
119
E. M. können wohl leicht erachten, was dieses alles k-ostet, und
wie wehe es ohnedem armen Unterthanen fallen müsse.
,,Abcr dieses ist noch nicht alles. Unsre Lasteti sind noch
weit größer. Dem kath). Pfarrer, dem kathl. Meßner müssen wir
alles noch, wie vorhin geben, da wir noch Katholiken waren. Diese
beiden, Pfarrer und Meßner, sind es eigentlich, die uns hilflosen
Leuten das Mark aus den Beinen ziehen und uns durch ihre Un-
geheuern Forderungen bald so weit bringen werden, daß wir weder
unsre eigenen Seelsorger erhatten, noch die herrschafll, Abgaben
melir bestreiten können. Sie nehmen uns unser sauer erworbenes
Geld zu Stolen, sie fordern uns unsre Eier, Hühner, Schmalz, Butter,
Getreide, Käs, Fleisch, Holz und was wir haben, mit einer solchen
Zudringlichkeit und Hartherzigkeit ab, als ob wir eigens dazu
geschaffen wären, von ihnen uns die Haut über die Ohren ziehen
tu lassen.
,,Allc Trauungen, alle Taufen, alle Begräbnisse müssen wir
an die kathl. Pfarrer bezahlen, welche dabei nicht das geringste zu
ihun haben. Erwägen nun E. M. die unerschwingliche Last, die
den Nacken eines ansehnlichen Theils Ihrer treugehorsamsten und
redlichen Unterthanen drückt.
,,Alle Jahr Steuer und Gaben entrichten, Kirchen und Schulen
bauen und im Bau erhalten, Pfarrer und Schulmeister besolden, den
kathl. Pfarrer und Meßner fortbezahlen — und doch auch leben und
fijr die Scinigen auf die Zukunft sorgen wollen ; — Erwägen E. M.
um Gotteswillen, wo das herkommen soll? Wir könnens gewiß nicht
mehr länger aushalten. Wir werden sichtbarUch arm und ausgesogen.
Und dann schmerzt es uns noch am meisten, wenn man uns spott-
weisc sagt: ,Seht, die kathl. Bauern bleiben durch Gott reich, aber
die Lutherischen macht der Teufel arm.*
,,Doch, damit unsere demüthigste flehentlichste Vorstellung
sich nicht etwa den Verdacht zuziehe, als ob unsere Beschwerden
luierheblich oder ungegründet seien, so wollen wir dieselbe mit Bezug
luf die Beilagen noch genauer berühren.
,,Wie uncrschwinghch groß die Forderungen einiger kathl.
Pfarrer sind, das bezeugen die Beilagen 1 — 5. Zehn bis 12 Maßl
Weizen (42 Uter) und ebensoviel Roggen und 16 .Maßl Haber all-
jährlich an die kathl. Pfarrer: — lieber Gott! wo werden wir alles
dieses herbringen?
120
,, Nicht genug! Man legt uns auch noch andere Lasten auf
Ein Beispiel davon ist in der Beilage 2 enthalten. Fehlt an kathl
Pfarrgebäuden etwas, oder will sich der kathl. Pfarrer ein neu«
Haus, eine Gartenmauer oder so etwas dergleichen bauen lassen:
so muß der evgl. Bauer das alles b/ezahlen, was er nur fordert, wie
es in der Nachbarschaft Gschriet geschah, wo jeder evgl. Bauer
nur allein zur Gartenmauer des kathl. Pfarrers 2 fl. 26 kr. (Conv^
Mzc) hergeben mußte, des vielen Geldes nicht zu gedenken, das sie
zum Pfarrhaus selbt zu bezahlen hatten.
,,Die kathl. Geistlichkeit begnügt sich also damit noch nicht
betriebsame und fleißige Unterthanen E. M. geschwächt zu haben:
sie erlaubt sich auch Mishandlungen gegen die so vielfaltig ergan-
genen Erinnerungen in den a. h. Toleranz-Patenten. Wenn sich
Leute bei ihren kathl. Pfarrern melden, daß sie zu den Protestanten
übergehen wollen, so müssen sie während des Examens viel Gar-
stiges hören. Die kathl. Pfarrer belehren nicht, sondern schimpfen,
fluchen und schmähen ganz gräulich. Auch macht der Pfarrer
aus dem 6 wöchentlichen Examen ein halbes, oft ein ganzes Jahr,
wie es laut Beilage 3 sonderlich in der Himmelberger und Gnesaer
Gemeinde geht. Er fordert die Leute, wenn es ihm einfallt. Sind
sie 2, 3 und mehr Stunden weit zu ihm gekommen, so schickt er
sie wieder fort und sagt: er habe keine Zeit. Dies geschieht
Sommers in den nöthigsten Feldarbeiten und Winters in der größten
Kälte. Sehen E. M. so werden Ihre Unterthanen um Zeit und Ar-
beit gebracht.
9>Wie sehr man sichs in vielen Fällen zum Geschäfte macht,
den Unterthanen die von E. M. allermildest geschenkte Gewissens-
freiheit zu kränken, ist aus der Beilage 6 zu ersehen, wo dem
Käufer eines Guts bei Verlust des Kaufschillings bedungen worden,
bei der allein seligmachenden römisch-kathl. Religion zu verbleiben.
,^Was uns bei den abgeforderten Abgaben am sonderbarsten
vorkommt, ist jene, die der Meßner für das Wetterläuten verlangt,
das doch schon längstens abgestellt ist. Wir haben darüber sowohl
als über andere Beschwerden unsere Klagen schon öfters bei der
Landesstelle erhoben und inständigst gebeten, daß man uns von
den Zahlungen an den kathl. Pfarrer und Meßner freisprechen
möchte : aber immer hat man uns wieder zum Zahlen angewiesen,
und sogar mit Execution gedrohet, wie solches der Gemeinde ta
121
Weiisensee besonders befi^egnet ist, worüber die Beilagen 9—15 das
3]e!irere ausweisen.
,,In dem Landgerichte Spital legte man die sich Weigernden
pit Eisen und Banden ins Gefängnis und in Paternion wurde ein
trg\. Bauer so hart gehalten, daß er im Kerker vor lauter Kälte
dm Fuß erfroren. Das höchste Patent vom 13. März 1782 hat uns
iwar von allen Abgaben an die kathl. MeOner und Schulmeister
Ettigcsprochen, und ein wohllöbl. Kreisamt hat auch vermöf; eines
hrausgcgebenen Dekretes laut Beilag 7 darauf Rücksicht genommen
md den Wetterläutroggen fiir die kathl. MeDner eingestellt und seit
4 Jahren wurden wir auch damit verschont. Jetzt aber wollen sie
illes wiederam auf einmal haben und drohen sogar, unsere Getreide-
kisten aufzubrechen, um sich selbst für alles Rückständig« bezahlt
m machen, sowie es zum Theil schon auch geschehen ist.
,,Weil wir nun schon alles versucht haben und keine Hilfe
liat geschehen wollen, ja nicht einmal die geringste Hoffnung vor-
handen ist, daß unserer Beschwerden, ohne Dazwischenkunft E. M.
niemals werde abgeholfen werden : so wenden wir uns voll kind-
lichen Vertrauens an E. M. unsem huldreichsten Landesvater, in der
Etwissestcn Hoffnung. Höchstdiesclben werden uns helfen können
ünd wollen, mit der besondern flehentlichsten Bitte:
i^daD E. M. uns von allen Geldentrichtungen und .sonstigen
Gctreid- und anderen Abgaben, die wir an die kathl. Pfarrer und
Mcßner unter allerlei Vorwänden noch zu entrichten haben, gänzlich
losiumachen geruhen wollen, diewetl wir ohnedem so viele Ausgaben
m unserem Kirchenbau, Pfarrhäusern, Schulhausbauen und alljähr-
Jcher Erhaltung unserer Prediger und Schulmeister haben, und alle
diese Kosten und Aufwand ohnmögHch länger erschwingen können.
,, Erhören E. M. unsere demütigste Bitte in höchsten Gnaden ;
^'v werden lebenslänglich bleiben Euer Majestät getreuesie und
dankbarste Unterthanen, die evangelischen Gemeinden zu Stoggen-
*oi; Weissensec; Fefemitz; Fresach und Puch; St. Ruprecht und
jI. Josef; Gnesa und Simitz; Eisentratten; Trebesing und Treffling."
,Dies war also die Bitte, so die kärntnisch Deputirten von
genannten Gemeinden unterm 19, Febr. h. a. Ihro Maj, eigenhändig
uberfabcB. Sonderbar war es, daB die Oberöster r eichischen
Gemeinden auch Deputirte nach Wien abgeordnet hatten, welche
<"= nämlichen Beschwerden zu der nämlichen Stunde ebenfalls mit
122
einreichten. Es läßt sich hoffen, daß hierauf eine Erleichterung unsere
Lasten erfolgen wird.
»Wenn ich meine politische Kanne mitgießen sollte, so wollte
ich das Wahrscheinlichste hierauf hoffen und vermuten. Und da
ist : Alle Stolen, bis auf die Taufstole (so bereits in andern Lände
aufgehoben ist, und wovon uns doch auch noch die Reihe treffet
wird) bleiben. Dagegen werden alle Getreideabgaben, Holz, Schmalz et(
an die kathl. Geistlichkeit wegfallen. Und so könnten wir zufriede
sein 1 Daß uns der Kaiser von Allem losmachen sollte, geschieht nicht
Aber daß er doch etwas thun wird — sollten wir daran zweifeln:^
Die Beilagen zur Bittschrift sind gewesen:
Nr. 1. Ein Extract der Abgaben der St. Ruprechter und
St. Josefer Gemeinde.
Nr. 2. Eine Anzeige von der Nachbarschaft Gschriet in der Frc-
sacher Gemeinde. Dort muß ein ganzer Bauer dem kathl. Geist-
lichen geben 10 Mßl Weizen, 10 M. Roggen, 5 M. Haber: für
Käs und Fleisch 15 kr. alljährlich; dem kathl. Meßner 1 M. Ob-
latenweiz und 4 M. Roggen. Auch hat diese Nachbarschaft deu
Bau des kth. Pfarrhauses und der Gartenmauer mit bezahlen müssen.
Nr. 3. Beschwerden der Himmelberger, Gnesner und Simitzer
Gemeinde. Der kth. Pfarrer nimmt 12 Mßl Weiz, dort 12 Maß!
Roggen, dort 18 M. Haber. An Zuleg nimmt er weiter 1 bis'
4 Laib Brod von Weiz, detto von Roggen, 1 Käs, 3 Pfennig Beicht-
geld, 1 M. Oblatweiz, 1 Wetterkäs. Der Meßner fordert 3 bis
6 M. Weiz oder auch Roggen. Auch reichte diese Gemeinde die
Beschwerde wegen der Verlängerung des 6wöchentl. Examens ein
Nr. 4. Stoggenwoier Beschwerden, auch vom Filial TrefFling.
Die Stol. Ferner 18 M. Haber an den kth. Pfarrer zu Kammering.
Verholzung des kth. Pfarrers.
Nr. 5. Weissenseer Beschwerden wegen großer Stol, Meßgelder,
Kostgelder, GetreidekoUektur für kth. Geistl. und Meßner.
Nr. 6. Ein ganz neuerliches Aktenstück! Jakob Buch-
holzer kauft im Porciaischen Pfleg- und Landgericht die Bräuer-
kaische an der Lang, und wird somit ein grafschaftl. Ortenburgsch
FreistiftKaufrechts-Unterthan. Und ihm wird diese Kaische für sein
123
baares Geld auf Leibes Lebealang überlassen; Jedoch gegen-
der ausdrücklichen Bedingnis, daß er dem allein selig-
machenden Römisch-Kathol.-Glauben unabänderlichbei-
gethan bleibe, widrigenfalls aber des Kau fscliilliii^s
verlustig sein solle*.
So beschehen und mit 4 Zeugen unterschrieben, und urkund-
lich ausgefertigt! in der hochfiirsttich von Porciaischen Pfleo- und
Gerichtskanzlei zu Spittal den 26. Juni 1783. Ausgefertigt durch
S. T. H. Ignaz Edler von Rosenfeld, Pfleg- und LandricIUer.
Nr. 7. Dieses Aktenstück muß ich um deswillen hier ganz
alwchreiben, weil 1, es sich in wenig Pastoraten befinden mag (die-
Tcil CS nur der Nachbarschaft am Buchholz ausgehändigt
worden) und 2. weil die Weigerung unsrer Protestanten pcto Ab-
rcichimg des Wetterläutroggens sich vornämlich mit darauf gründet.
3, weil es beweiset, daß wegen der Abgaben an die kth GeistI,
vorerst bei den niedem Stellen Anfrage geschehen.
.Gleichwie sie akathol. Gemeine vermög höheren und bekannt-
^machten EntschlieOungen nicht mehr verbunden ist, den
Mfßncrn an jener Getreid-CoUectur, welche ihren Bezug
iaf Wetterläuten und derlei Verrichtungen hat, in Zukunft
«was mehr abzureichen: so muß es derselben auch bekannt sein,
M der kth. Geistlichkeit in keinem Stücke eine Verkürzung zu-
ijelien möge; da das weiters nachgefolgte Patent vom 11. \T;irz
\.'62 § 6 ausdrücklich enthält und befehliget, daß die Ak.itholiken
im kath. Pfarrern und Seelsorgern nicht nur die jura stolae, sondern
aacii alle übrigen Pfarr-Zinsungen, Decimationen und anderi; alt
iiergrfarachte Nutzungen ohne weiters fernerhin leisten soUeu. unter
welchem letzteren die quaestionirte Getretdsammlung als eine alt-
hishero undisputirlich abgereichte fassionirte Gabe zu \-ersiehcn
kommt.
,Da man also andurch allerdings anhoffet, daß sie akathol,
Oemrine in Absicht der kth. Gastlichkeit und dero «iiliger A!>
gätwn die sonst zu befahren habende Zwangsmittel von selbst zu
"«meiden trachten werde: ebenso mag sich dieselbe in Absicht
lierMeßner gegen das etwaige Andringen des H. Pflegers zu Afritz
"nd Treffen, mittelst Vorweisung dieses Dekretes allenthalben be-
'^en und den richtigen Befolg gewärtigen. Welches auf die srili
^
124
praes. 15L dies anhero gemachte Einlage rückbedeutet wi^
Decretum Villach den ISL Hornung 1784. In Abwesenheit d
H. Kreishauptmanns Claudius v. Lind, Kreiscommissair. Ex Ca^
Reg. Capitaneatu Sup. Carinth. Mary Ant. Pobuenz/
Nr. 8. Das kreisämtl. Dekret dedato Villach den 27. M^
1786 wegen Fortdauer der Stolgebühren.
^^ I
Nr. 9. Currenda von dem k. k. Gubernium in Innerösterreid
nach welcher die Protestanten wiederum neuerdings zur Abrc
chung des Läutroggens andiekath. Meßnerangehalte
Wurden, des Inhalts:
, Unterm 7. Jänner d. J. ist die allerhöchste Verordnung erfolg
daß ungeachtet des verbotenen Wetterläutens die bisher den Schii
meistern oder Kirchendienern dafür zu reichen schuldig gewesen
sog. Läutgarben oder sonstige diesfallige Zuflüsse auch dermale
noch abgereicht werden müssen, indem ihnen solche zur Subsisteij
unumgänglich nöthig sind, die Gemeinden auch der Pflicht, fiir derq
Erkaltung zu sorgen, sich um so weniger entschiagen können, a|
das Wetterläuten nicht aus Willkür der Schulmeister oder Kircher]
diener, sondern auf Allerhöchsten Befehl und in einer ganz anderd
Absicht unterlassen wird, als um etwa den Gemeinden, welchen docj
durch Fortsetzung dieser Abgabe keine neue Last zuwächst. €inig\
Ersparung zu verschaffen. Grätz, den 20. Jänner 1785. Franz Antcw
Graf von Khevenhüller, Gouverneur. Franz Anton v. Glaunach/
Nr. 10 — 14 waren kreisämtl. und landgerichtl, Anweisungeij
an die Weissenseer Gemeinde, die Urbarsgiebigkeiten dem kathli
Pfarrvicario zu Weißbriach abzuführen.
Nr. 15. war eine Abschrift des Protocolls, so in Betreif ver-
weigernder Meßner-Wetterläuts-Kollektur auf die Klage des kthj
Meßners zu Kammering gegen die dasige Gemeinde, zu Paternfon vom
19. Dezbr. 1786 gefiihret worden. Nach demselben hat das Freiland-
gericht St. Patemion den Bescheid ertheilet, daß die AkathoKkcn
so gut wie die Katholiken die Wetterläutgebühren entrichten müssen.
Ad Beilage 1. A. Kathol. Pfarre St, Ruprecht. l"ur eine
lufe 20 kr. (Conv. Mze); eines unehl. Kindes: 1, 2, ;5 fl. ; Uh
J)piilation mit Verkündigung 1 fl. 25 kr.; wenn die I'.raut außer
« Pfarre heiratet extra 1 fl. 30 kr. Für die Leiche eine- Kimlcs
(I Kt.. größere Personen 1, 2 fl„ eines Bauern oder lliuienn ;i fl
Inch müssen dem St. Ruprechter Pfarrer die — thnleni ir
einer Pfarre Kth. gewesenen, — nun aber Evgl. — seit unt^^rrnincii.
^i her unter dem Titel: Zulege, jeder 1 Laib Brod uinl Ift ki ,
bnn unter dem Namen: Zehend, jeder nach Proportmn steine-;
Wenvcrks 1—2 Vierling Roggen, 6—9 Maßl Weiz, mil '.i Malll
iirsch (Hirse) jährlich entrichten.
Zeugen dessen sind alle Bauern, die nun Ev., in liir .St R»
ircchter k. Pfarr aber ehemals waren.
M Beilage 2. B. Kth. Pfarre Treffen. Für eine laufer Ju kr.,
Ki einem unehl. Kinde zum ersten mal 2 fl., zum 2tf'n nul iIlt
na.ii'.ichen Mutter 4 fl. und so allemal doppelt'). Für i.i>|ml, ind
Jnial Verkiirdcns 1 fl. 5 kr., wenn die Braut aber au(?t.T .It^r l'l'arr
irjatet extra mehr 4 — 5 fl. Für Begräbnis Unbemittelter -'der auch
(i.KT Personen, Knechte, Mägde, 1 fl. 18 kr.— 30 kr., ,lcr IkuiLTii
Bä'jrinnen 2 fl. Sonsten müssen dorten die prot. Bauern unter dem
Tiiel: Kaplanskollckte jed«' 1 Metz Weitzen uu<l 1 Mal-1
Häber geben. Diese Abgabe soll ihren Anfang daher .cmDTiiimii
'<^'xa. Ein Kaplan konnte wegen körperl. Dicke oder schln lui^ni l'"ul^
i'-rk die Berge bei Krankenbesuchen nicht mehr steigt-u. I'a liatte
ä*nn die Bauern gebeten, Ihm ein Roß zu halten. Da- li.iltt.ti '■i'j
CJthan. Nach seinem Tode aber hätten sie den Haber lur ila> Rn\l<
liKtändig fortgeben müssen, und den Weizen, weil der n<iur K.ipkiu
das Roß nicht mehr brauchte, statt des Rosses noch ohernirL^iit.
Zeugen: Steinwender vlg. Lakner Nr. 3 am Mittler 'Ssuiciif-uir^.
Sebastian Pulverer vlg. Mitterer Nr. 15 ebendaselbst. Geot l; Raiilcrni/
Ebner Nr. 1 ebendaselbst.
') Bdia Beginn meines Hieneins, um die Mitte der Sechziger- 1 il>r^, luli ilIi
tiairlnt Blätter einer aajgemusteilen Rechnung eines Landgeric^r. w.i ViiitiiHi
S. N. oUgi far sich und die N. N. 4 fl. für ihr unehl. Kind.
126
Ad Beilage 3. C. Kath. Pfarr zu Ossiach. Für die P
taufen 30 — 35 kr. (bei unehl, Kindern ists wie in anderen kth. Pfa
Für Copul. 40 kr. Für Begräbnisse 20, 30, 40 kr., 1 fl. Aue
hier eine Abgabe unter dem Namen: Zulege, gewöhnlich, di
das Hubwerk der Bauern rcpartirt ist und sich bei den eim
21 kr. 2 dl., bei den andern zu 30, 43 — 55 kr. belauft. Den
sigen Meßiicr muß noch immer fort für das Wetterläuten, unter
Titel: Läutroggen, von jedem evgl. Bauer 3 Maßl Rogger
richtet werden.
Zeugen : jakob Adibrecht vig. Schloßberger Nr. 23 St.
Johannes W'eger vg!. Bartl in Winkel Nr. 10 am Unterossiacb
Ad Beilage 4. /?. Kath. Pfarr zuTreffen. Hier ist eine so
bare Einthcilung zu sehen, nämlich daß ärmere Leute, z. E. Kai;
(i. e. Handwerker) und Gästleute (Innwohner) solche doppelt
noch einmal so hoch als gewöhnlich die Bauern entrichten mi
Für eine Taufe muß der evgl. Bauer dem kth. Geist, g
20 kr., der Kaischier und Gastmann aber 40 kr. (Unehl. K
wie in anderen Pfarren.) Für Copul. {incl. 3mal Verkünden ä 21
1 fl. 20. kr. Bei Ausfuhr der Braut extra 3 fl. 20 kr. Kai;
und Gästleute müssen bei jedem Fall (nur nicht Ausfuhr) do
bezahlen. Für Begräbnisse der Bauersleute 20 kr., Gästleute
Kaischier doppelt. Dem kth. Pfarrer müssen unter dem Titel:
lege jährlich am allerheil. Tag die prot. Bauern liefern Jeder 9-
— 12 kr. auch dem Kaplan 9 — 12 und dabei zugleich 2 — 4 Maß! H
Zeugen: Thomas Melch, vlg. Gabering Nr. 27 am Ni
ossiachberg. Christoph PetraschoJy Machofrig Nr. 28 e. d. Chri
Gelsser vlg. jud Kr. 13 e. d.
IX.
Bericht des Central -Vorstandes über das Vereins-
jahr 1896.
Der von dem Cassier der Gesellschaft, Herrn Hof- und Genchts-
advocaten Dr. Ritter von S ä ä f, schriftlich erstattete Bericht über
die Gebahrung des Vermögens für das vergangene Vereinsjahr wird
hiemit veröffentlicht.
I. Einnahmen.
A. Saldo vom Jahre 1894 1652 fl. 80 kr.
B. Eingegangene Mitgh'ederbeiträge :
Rückstände bis einschliessl. 1894 = 276 fl. — kr.
Mitgliederbeiträge pro 1895:
78 Beieräge ä 3 fl. — kr. . = 234 , — .
42 , 4 6.—. . = 210 . — .
2 . zusammen . . = 6 . 11 .
pro 1896, 1897 und 1898:
2 Beiträge ä 3 fl. — kr. . = 6 , — .
1 . i3,— . .= 3.-.
1 , 43,—. .= 3,— ,
c.
Kne Gabe zu 20 , — .
758 .
11 .
ß.
Für den Verkauf des .Jahrbuches* im Buchjiandel
66 .
24 ,
B.
An Interessen von den Einlagen bei der All-
gemeinen Depositenbank, Buch Nr. 21.047 und
Nr. 26.696
Gesammteinnahme . .
55 .
83 ,
2532 fl.
, 98 kr.
128
n. Ausgaben.
A, Druckkosten und Versendungsspesen der vier
Hefte des ^Jahrbuches*, Jahrgang 1895, sowie
Druck von Statuten 511 fl. 50 kr.
B, Honorare an die Mitarbeiter am , Jahrbuch* . 200 , 50 ,
C, Diverse :
aj Schreibereien und Aufbewahrung des Mobiliars ,
des Archivs und der Bibliothek pro 1895 . 60 , — ,
b) Für das Eincassiren der Mitgliederbeiträge 23 , 90 ,
c) Für Kanzleiauslagen , Gebührenäquivalent,
Porti, Stempel u. s. w 20 , 54 ,
Gesammtausgaben . . 816 fi. 44 kr
Stellt man den Einnahmen von . 2532 fl. 98 kr.
gegenüber die Ausgaben von . . 816 , 44 ,
so verbleibt mit Ende December
1895 ein Rest von . . . . 1716 fl. 54 kr.
Hievon waren am 31. December 1895 bei der
Allgemeinen Depositenbank laut
Einlagsbuch Nr. 21.047 459 fl. 31 kr.
, 26.696 1252 , 66 ,
und baar in Händen des Rechnungslegers ... 4 , 57 ,
Zusammen . . 1716 fl. 54 kr.
Wien, am 12. März 1896.
X.
Böhmische Pastoren, in Anhalt ordinirt 15B3— 1609.
Von HiiNRlca Beckeb, Pastor in Lindau (Anhallt.
(Fottsetiung.)
Wenn ich nun beginne, die einzelnen Persönlichkeiten in kurzen
Umrissen vorzuführen, so übergehe ich nicht die beiden Einzigen,
die vielleicht aus den .Böhmen* auszuscheiden wären. Sie sine! beide
in Preussen angestellt gewesen und nach dahin haben wenigstens
die Brüder aus Böhmen mannigfache Beziehungen gehabt. Es ist
zuerst Matthaeus Lossius, Chcmnicensis, natione JVIisnicus. Nach
mehrfachen Irrfahrten, die ihn früher schon einmal nach Elbing ge-
führt haben, kommt er zum zweiten Male dahin, um eine Schule z\i
übernehmen, und wird vom Bürgermeister und Rath der Stadt
empfohlen, als er für das Predigtamt in eccl. Suburbii (Divi corporis,
quae dicitur) berufen ist, um im August 1595 in Zerbst ordinirt zu
werden (XI, 66). Der Andere ist Wolfgangus Mandeliiis aus
Chrcmsmünster in superiore Austria, der Schulen besucht hat ausser
zu Haus in Linz, Padua, Epperies (Ungarn) und Leutschovia. Dann
wird er Cantor zu Warallium in Ungarn, geht, durch die tristissimos
belli tumultus bewogen, aus Ungarn fort, findet in Braunschweig an
der Katharinenschule ein Lehramt und als die immer gefährlicher
werdende Pest ihn auch von dort vertreibt, wird er Rector in Danzig
in schoia Bartholomaeana ac Petrina, um endlich 10. August 160.3
für ein Diaconat an S. Barth, in Danzig ordinirt zu werden. Bürger-
mei.stcr und Rath der Stadt Danzig und Jacobus Fabricius em-
pfehlen ihn.
In eine besondere Gruppe zu sammeln sind dann vier ächlesier.
Davon haben zwei zu Patroninnen Je eine Witwe aus der Familie
von Schindel, und zwar Caspar Schultzius, ordinirt 25. Juni 1592
für das Pfarramt in eccl. Nimpkana, die matrona Magdalena ex nobili
Haugwiziorum familia nata. Dni Christophori a Schindel in Bernstadt
JiKibnch itt PiDMiliiDiiiniui I89S, K. Hl u. IV. g
130
et Nimpkau relicta vidua, und Daniel Moll er us, ord. 26. August
1593 für das Pfarramt in pago Zuberiano, die Anna geb. Schindelin,
Hans von Kregwitz auf Kummernick. Zubern und Kutelaw binter-
lassene Wittfrau. Der erstere stammt ex ducatu Vratislaviensis, ist
Schosnizii 1569 natus, patre ministro verbi divini ejuisdem nominis.
Er hat die Schulen besucht zu Brieg, Epperies, Amberg und Bremen.
Letzterer nennt sich Sueboniensis Silesius, hat seine Studien er-
möglicht durch munificentia Joachimi a Berg. Auf dessen Geheis.s
muss er auch schliesslich von Wittenberg fortgehen, als nach dem
Tode des Kurfürsten Christian von Sachsen von Neuem das dogma
Suevicum (gemeint ist die Ubiquitätslehre) eingeführt wurde. qu>d
antea vix erat explosum, um ein Cantorat in scola Bethaniens! zu
verwalten. In diesem Joachim von Berg stossen wir jedenfalls aj!
die Seele der reformirten Bestrebungen in Schlesien. Diese spiegeln
sich darum nicht in einer ihrem Umfange und ihrer Bedeutung ent-
sprechenden Weise in unseren Handschriften wieder, weil die
Ordinationen sehr bald, wie wir oben sahen, in Brieg vollzogen
wurden und nicht mehr in Zerbst. Wir haben nun zunach>t
noch einen zu erwähnen, der dem Joachim von Berg die Enrc»^
lichung des Studiums verdankt, den Martinus Füsselius. natjs
23. November 1571 und ordinirt fürCladen 24. August 1592. Aber
dieser erzählt. Joachim von Berg habe seiner Vaterstadt \'iel Ge'J
(grandem pecuniami gegeben, damit junge Leute von geringerem
Vermögen den Studien obliegen und der Kirche dereinst diene?
könnten. Sein Beglaubigungsschreiben für Füsselius ist das erste
das mit ausdrücklicher Nennung des Ortes Zerbst daselbst die
Ordination begehrt. Da es auch sonst zur Charakteristik dieses
jedenfalls bedeutenden Mannes dient, so möge es hier Platz finden:
,Ich, Joachim Ernst vom Berg zu Hemdorf, Rom. Kais. Maj. Rath etc.
bekenne hirmit öffentlich und thue kund: Nachdem ich ^^-ttlichem
Befehlich und Ordnung: nach den Kirchendienst in meinem Dorfe
'?>
Ciaden christlich und eottselie zu bestellen im fiirhaben bin
5>
^«~'
habe ich dcrwegen dieses Briefes Zeigern, den Erbam und gelarten
Martinum Füssell von Görlitz als meinen Stipendiaten und Alumnen,
den ich etliche Jar erstlich in der particular. Schulen zu Görlitz und
dan auch in der löbl. Universitet Wlttenber«: uff mein selbst ci^en
Kosten gehalten, im itztgemelten Kirchendieost in mdn Dorf Ciaden
zu einem Pfarher und Kirchendiener \txire, berufe und erfordere.
131
Und ist demnach und derhalben an das Ehrwürdige Ministerium zu
Zerbst in dem löblichen Fiirstcnthum Anhalt mein günsliglich und
freundlich ersuchen und bitten, wollen vorgenannten Martinum Füs-
selium günstiglich hören und ob derselbe zum Predigtamt tüglich,
nottürfftiglich examiniren und woferne er tüglich befunden, ime als-
dann durch den gewönlichen ritum ordlnationis das heil. Predigtamt
und die administration und Aushandung des hochwürdigen Sacraments
nach christlichem Brauch und Gewohnheit conferiren und verleyhen.
Doran beschicht dem Almechtigen Gott, stifftcrn, Einsetzern und
Erhaltern des heyligen Predig Amptcs ein sonders wolgefallenes
Wergk: So will auch Ich obgenannter vom Berg umb einen Jeden,
so dieses christliche gottselige wergk befordern helfTt, solches günstig-
lich und freundlich beschulden und verdienen. Und habe dessen
2U Uhrkundt mein angeborn Insigel hieraulT gedruckt. Geschehen
zu Herndorf den 22. Tag Augusti Anno im zwey und neunzigsten.
J. vom Berg.'
Envähnt zu werden dürfte in diesem Zusammenhange verdienen,
dass Fussel beim Ordination sgelübde mit Uebergehung Luther's die
Schriften Mclanchthon's nennt ,una cum confessione Anhaltinnrum
aliisque scriptis eorundcm Apologeticis eruditis et invictis. quac
unquam publicam lucem viderunt*. — Ausser diesen beiden Schütz-
lingen J. von Berg's kommt nur noch einer aus Schlesien zur Ordi-
nation nach Zerbst, der auch dort studirt hat. Es ist Jeremias
Colerus. .Dehinc (von Görlitz) Servestam conEÜio et voluntate
nobiliss, Dni Joachimi a Berga Mecoenatis.' Er ist hernach in der-
selben Weise wie Comenius ,Herbornam Nassoviorum cum discipulo
paedagogus profectus, unde Heidelbergam*. und wird dann a Georgio
a SchÖnaich, libero Barone in Beuthen, ad officium concionatoris
aulici accersitus, aber erst nach einem Jahre, als er praeter auhcam
etiam Carolatensem Ecclesiam bedienen soll, am 13., 23. Jan, 1605
in Zerbst ordinirt. Da er in der langen Zeit von 1593 — 1609 der
Einzige ist, der fiir Schlesien ordinirt wird, so ist seine Ordination
jedcn^Is als Ausnahme anzusehen.
Eine grössere Gruppe bilden die Mahr er.
Wir treffen da zuerst auf Christophorus Regulus, Lau-
bensis Lusatius, natus 1559 und ordinirt 17. Jan. 1583, also nicht
lange nach Beginn der Ordinationen in Zerbst überhaupt, da diese
erst mit dem 27. Febr. 1578 beginnen. Er ist der erste Auswärtige,
■! * ■
132
der in Anhalt ordinirt ist. Für ihn tritt ein Christoph Freiherr von
Teufenbach zue Märhofen und auf Dürnholz, Rom. Kays. Mt. und
auch S. D. Carls Erzherzogen zu Oesterreich Hofkriegsrath und der
Crabatischen, Windischen und Mör Greinzen Obrister Zeugmeister.
R. habe sich bei seiner Herrschaft Dürnholz 1*/, Jahr lang ehrlichoi
und guten Wandels verhalten, da er auch mit seinem fleissigen
Lehren und Predigen des heiligen Wort Gottes einen Diaconum
vertreten. Nun wolle er etliche fiimehme Universitäten besuchen
und in studiis Theologicis was Mehreres und Gründliches erlernen.
,Ist an diejenigen, denen es Amts halber gebührt, abermaln mein
Sünder bittlich Anlangen, ihn dazu kommen zu lassen und dem
christlichen Gebrauch nach zu ordiniren und dessen gewöhnliche
Testimonia mitzutheilen.* Durrnholz 27. Sept. 1582. Da der Lebens-
lauf des R. manche interessante Punkte bietet — z. B. dürfte sein
Vater einer der ersten evangelischen Geistlichen in Wien gewesen
sein — , so theile ich ihn in Anlage II vollständig mit.
Ein Zweiter, Joannes Brassica, Silesius, Glogoviae inferion
natus, kommt als gubernator Scholae in marchionatum moravicum
(nach Wisowicz) und wird dann für ein Diaconat in dieser Stadt am
12. October 1595 ordinirt, nachdem er aliquot annos puersitiam
scholasticam in Religionis christianae primordiis ac literarum elementis
instituendo pariterque in Ecclesia ejusdem loci publice exercitia con-
cionum ex verbo Dei habendo sibi apud oppidanos comparuit gratiam.
Solches bezeugt ihm Decanus et Seniores Decanatus Hunnobrodensis.
Leider ist kein Name unterzeichnet. Doch dürfte es wichtig sein
zur Charakterisirung des Geistes, der damals in Hunnobrod, der
Stadt der ersten Jugendentwicklung desjoh. Am. Comenius, herrschte,
wenn zur Empfehlung des Joh. Brassica bemerkt wird: Habemus
cum in consensu orthodoxae doctrinae exploratum. Ein zweiter Brief,
der für ihn eintritt und ebenfalls Zerbst als Adresse zeigt, ist be-
stimmt dem Dno N. sacrae Theologiae Doctori, pastori Ecclesiae
Servestensi et caeterarum Ecclesiarum Superatendenti . . caeterisque
in inclita Academia Servestensi professoribus et Ministris verbi Divini.
Er ist unterschrieben: Consul et Jurati atque tota communitas civi-
tatis Wizowicz.
Die nächsten Beiden scheinen zusammen gekommen und zu-
sammen ordinirt zu sein, wie sie denn neben einander im Buche
stehen und beide enge Beziehungen zur Stadt Brtnjcz gehabt haben.
133
Es sind Daniel Vojacius und Bartholomaeus Javorsky.
\'ojadus nennt sich Guttembcrgenus Boemus, Nachdem er zuletzt
die Schule zu Prag ad aedem B. Virginis Mariae ante laetam curinm.
welche damals unter dem Rector M. Stephano Turka Varncnsi stand,
besucht hat, wird er praefectus chori Musici Veronensis, wird als-
dann zum Rector in oppidum Brtnicium berufen, was den Uebergang
bildet zum Pfarramt, jedenfalls ebenda. Die Berufung schreibt er in
beiden Fallen den confratribus et Senioribus, qui ad districtum Bre-
nensem pertinent, zu. Leider fehlen bei ihm, wie bd Javorsky, die
Keglaubigungsschriftcn. Ordinirt ist Voj. Cant. 1597. Da Czerwenka,
a. a. O., II. 638 (Hist. pers. L) unter den Märtyrern von 1621 auch
Barth. Javorsky auffuhrt, SO wird es wohl richtig sein, wenn ich
den kurzen Lebenslauf, der in steifen, etwas unbeholfenen, aber treu-
herzig anmuthenden und sauberen Schriftzügen geschrieben ist, hier
»ollständig mittheile: , Ego Bartholomaeus Javorsky in pago Bohemiae
Javorska dicto, Patre Bartholomeo et Matre Eva natus. Mortuis
vero parentibus meis a Reverendo Viro D. Johanne javorsky meo
fratre pro filio educatus. Suticiam Rectori Scholae coinmendatus, ibi
per biennium commoratus fundamina plctatls et literarum jeci. Post
Guttembergam concessi, ibi praeceptore M. Johanne Beniczio natione
Taboraeno usus sum, ab eoque Pragam Domino Samucli Radeschino
<it Radeschowitz allegatus per biennium ad aedem D. Martini mansi.
Tandem Moraviam legitime vocatus officium Cantoris in oppido
Brtnjcz quam in templo, tarn in informanda juventute per biennium
sastinui. donec a Rev, viro D. Ladislao Corvino cacterisque D. Seniori-
Qus Ministri verbi Dei in Moravia vocatus Servestam Anhaldinorum
sacris informandus vcni ibique me cxamini Theologico subjcci, con-
sensumque cum Ecciesia probavi. Tandem a Reverendo et doctissimo
'■iroD. M.Volphgango Amiingo Ecclesiarum in Principatu Anhaldinensi
Superintendente altero ab examine die ritu solenni ad docendi munus
inauguratus sum. — Tester itaque hoc meo scripto stipulataque manu,
rfoctrinam caelestem scriptis Propheticis et Apostolici^ complexam
perpeluo defensurum, in iisque ad finem vitae meae adjuvante Deo
perseveraturum. Actum Servestae 97.* (Tag fehlt.)
Dem in dieser vita erwähnten Samuel Radeschino JRadeschinsky)
werden wir öfter begegnen und es dürfte daher angemessen sein,
»as wir über ihn erfahren, zusammenzustellen, um möglichst ein
Büd von ihm zu gewinnen. Er nennt Amling wiederholt seinen
134
werthen Freund (,amico meo omnibus modis honorandissimo*). Sdr.
voller Titel ist: Samuel Radeschinsky de Radeschowitz, U. J. D
Comes Palatinus Caesarius Auratus et Armatae militiae equcs, D
Principis in Silesia Teschini ac Majoris Glogoviae Ducis consiliarins
atque apud S. C. M. agens. Für seine Glaubensstellung ist Folgendes ;
aus dem Empfehlungsbriefe für Thandarias charakteristisch: fama
te accepisse sentiam, quam plurimos apud nos errorum ubiquitats
defensores inveniri, Orthodoxorum Ministrorum (excipio CoUcgia
Fratrum, quos per calumniam Picardos vulgo nuncupant) magna raritatc
Sept. 1595 erzählt Cubinius von ihm, er sei Pragae ludi ad D. Martin!
moderator, tum saltem philosophiae Baccalaureus, jam vero etiam
J(uris) U(triusque) D(octor) . . . folgen die oben angegebenen Titei
Während er am 19. October 1600 aus Chrastau schreibt, treffen vdr
ihn 1607 wieder in Prag, wo er den Simon Machaonius in seinen Dienst
zieht, der ,apud illum domesticam Ecclesiam verbo De! per annum
informavit*. Er schliesst einen Brief an Joh. Ursinus in Zerbst:
D. N. J. C. faciat nos in orthodoxa fidei confessione pie vivere et
constanter mori. Pragae Boh. 20. Aug. 1607.
Schon für den Nächsten der Mährer, den Vencesilaus
Thandarias, Biloviczenus Moravus verwendet er sich. Dieser Th
ist u. A. zu Hunnobrod bei Martinus Mallobitenus Pannonius in die
Schule gegangen. Die Barones a Wartenberg nehmen ihn zum
Paedagogus an, dann bekommt er das regimen scholae in oppido
Wesseli und wird dann ebenda in ein Pfarramt berufen. Ausser von
Sam. Rad. wird er von den pastoribus reformatae Religionis in
Marchionatu Moraviae, deren Namen aber fehlen, brieflich geleitet
Er ist ord. 28. Oct. 1600. Amling bemerkt am Rande: Septuaginta
milliarium iter ad nos habuit Ordinandus, germanicae linguae prorsus
ignarus. Ideoque latino sermone utendem nobis fuit in conferendo ei
ordinationis ritu. Das ,Von weit her* hat Amling geschmeichelt!
Elias Zwalingius, Mossoviensis Pannonius Mossoviae in
Comitatu Turocensi sub ditione Francisci Rewaii de Rewa. Sein
erstes Amt ist das eines Rectors zu Ostrow, in das er berufen wird ab
Alexandro Cakotulsky civibusque civitatis Ostrow. Vom Pastor daselbst
wird er dann zum Diaconus angenommen und ordin. für diesen Posten
31. Jan. 1602. Seinem Lebenslauf sind die Abschriften von vier Bürg-
schaftsschreiben beigegeben. In dem ersten bezeugen die Ministri vcrbi
Dei sub ditione Baronis Joannis Theodori a Kunowic, Domini in Ostrow,
135
Luka et nova Sw^tlow, dass er ein adolescens vitae probatae et
lonestis moribus satisque doctus et vere orthodoxus sei. Im /.weiten
schrieb Joannes Thcodorus a Kunowic, Liber Baro in Ostrow nova
äwetlow et Kuna an den Supenntendens und die doctores, qiii in
Ecclesia Servestana purioris Theologiae Orthodoxaeqiie doctrinae
Studium promovetis. Da er der Patron auch des Comenius ist, so
möge noch folgende Stelle aus seinem Anschreiben hier Platz finden.
Cum Ecciestae, quae in civitate mea Ostrow per verbi Dei praedi-
cationem et Sacramcntorum administrationem colli^itur, Diaconoindiget
et pastor ejus loci, Rev. D. Daniel Virga, sußragio coeterorum pastorum
in ditione mea degentium El. Zw. in socium laborum adscivit, is
ad vos mittitur . - Dabantur ex Marchionatu Moravicn in arce Ostrow
ineunte anno 1602. Das dritte Schreiben ist vom Consu! et Senatus
totaque Respublica Civitatis Ostrow ausgestellt und das vierte von
dem alten ,jam senio coniecto*, wie der Consul in Ostrow schreibt,
Daniel Virga selbst.
An diesen schliesse ich gleich Jonas Sartorius, Sancto-
crucenus Pannonius. Sancta Crux ist gelegen sub ditione Archi-
episcopi Johannis Kutassü Posoniensis. Dieser wird, nachdem er
Rector in Teutobrod gewesen ist, a Samuele Virga, Ecclesiae Ostro-
viensis ministro, tunc cum adversa valitudine luctante ad officium
Diaconatus sustinendum vocatus Servestamque cum consensu joh.
Theodori a Kunowic missus, und am 17., 27, Oct. Iti06 ordinirt.
Eine ziemliche Thatkraft muss Tobias Fabri Krenovius
Pannonius, natus in ditione Dni Nicolai Turzo, besessen haben.
Er übernimmt, nachdem er fünf Schulen besucht hat, das Rectorat
in Ujhelium für 1'/, Jahre und dann, cum tcnuitateiii meam agnos-
cerem in studüs et erudiendo juventutem, recepi me in nonnullas
scholas Silesiae, ut doctior rcdderer, verum cum non .succederet mihi
juxta Votum, reversus eram in Moravtam et cnnsumsi fere biennium
incumbendo privatim studiis in scholis Preroviae, Austerlicii et alibi
nullis implicitus ofRciis publicis. Dann wird er von dem Decan
Jacobus Zamozius (Zamoflius) in Nossisslavia als dessen Diacon
angenommen und deshalb am 30. Mai 1607 ordinirt. Ihn empfehlen
der Decanus et Seniores caeterique ministri v. d. des Districtus
Nossisslav unter längerer Darlegung ihres Bekenntnisses und der Zu-
bände des Landes. Eine Bemerkung sagt : Noösisslav: oppidum situm
-') milliaria circa Bnimam et 9 miUiaria ultra Iglaviam in Moravia.
136
Der Letzte der Mährer ist Georgius Czeykowsky, Chli-
necenus Bohemus. Er war Famulus des Professors M. Andreas Mv-
tiskus Lidmerzenus in Prag, zu dessen Füssen er schon als Schüler
gesessen hatte, zuerst in Prag-Altstadt an der Aegidien-Schule, dann
zu Teutobrod und endlich zu Kuttenberg. Sodann ist er thätig im
Schulamt bei der schola Zlutecensis, Gurimensis, Hradistiensis (eis
Iseram) und endlich Nicolaensis Palaeo-Pragae. Er wird a Georgio
Dicasto Mirzkovino, Ecclesiae Prostanensis apud Moravos Decano ad
officium Diaconatus berufen, aber ob longum Prostannam iter nee
satis tutum propter militem Archiducis Matthiae ubique grassantem
a Kuttensi Dno Archidecano ablegatus. Seine Ordination geschieht
am 16. Juli 1608, wobei er sich auch z. pura et orthodoxa doctrina
bekennt. Beigegeben ist ein Schreiben von Vene. Stephanus Thermenus
Archidecanus Kuttembergae und Gallus Phaeton unterzeichnet. Die
enge Verbindung des Kuttenberger Archidecanus mit Dicastus dürfte
an dieser Stelle zu beachten sein. Phaeton bildet offenbar das Mittel-
glied zwischen beiden (vgl. dessen Leben). Vielleicht steckt bei den-
jenigen Beglaubigungsschreiben, wo nur im Allgemeinen ohne Namen-
nennung die mährischen Senioren unterschrieben, schon Dicastus
dahinter.
Wir kommen nun zu der letzten und grössten Gruppe, der
aus dem Königreich Böhmen selbst. Es wird nothwendig
sein, um einigermassen das Bild anschaulich werden zu lassen, ge-
wisse Mittelpunkte herauszuheben, um die sich die Erscheinungen
sammeln, wie die Eisenfeilspäne um den Magnetstift.
Zunächst einige Vor- und Nebenläufer, bei denen für mich
der Zusammenhang mit einem bedeutenderen Mittelpunkte nicht zu
erkennen war.
Da ist zuerst M. Paulus Aulaeander, der als Lehrer in
Goldberg berufen wird in ein Pfarramt in Ecclesia Seiffensi, qiiac
interBohemos coUigitur in ditione inclytorum ac generosorum Baronum
a Waldstein, Dominorum Arnoviae et Meletinae und dazu ordinirt
wird am 20. Oct. 1586. Er ist es, der streitbare Thesen gegen das
Lutherthum seiner Zeit statt des Ordinationsgelübdes den Acten ein-
verleibt hat. Dass die Barones a Waldstein selbst den reformirten
Anschauungen zuneigten, geht daraus hervor, dass sie selbst in
Zerbst am Gymnasium illustre studirt hatten. In dem mir vorliegen-
den Catalogus Auditorum publicorum ab Anno 1582 dieser Hoch-
137
schule finden sich folgende Eintragungen: 10. April IÖ92: Henricus
über Baro in Waldstein u. Hannibal L. B. inW. ; 27. Mai 159«:
Bartholomaeus Liber Baro in Waldstein.
Ein Zweiter ist Thomas Sturmius, Bohemus, natus in
cppido Wittinga sub ditione Wilhelmi a Rosenberg. Auch hier tritt
tin Herr des vornehmen Adels als Gönner und Wohlthater heraus.
Es ist Emericus Forgach, liber Baro in Gimesch, Comes Trenchinii
(jusdemque Comitatus supremus Comes, Eques Auratus ac dominus
in Comniatyn et Marosch. Er hat den St. in alumnnm adsdtus
sumptibusque bene instnictus in Academiam Wittebergam missus. Von
dort wird er nach 1'.', Jahren abgerufen, um in das Coilegium der
Schule zu Trinchinium einzutreten. Hier hat er aber blos ein Jahr
seines Amtes gewaltet und wird dann von seinem Patron als Pastor
i:n Dorfc Hradna angestellt. Die Ordination fand statt 21. Sep-
tsmber 1592. Das briefliche Geleit gab ihm ebenfalls sein l'atron in
(inem an Amling gerichteten Schreiben, in weichem folgende cha-
nkteristische Stelle vorkommt: ,Inter alias ecclesiae Christi pestes
nocentissimas est illa, quam inducunt ü, qui in ovile domini non
per januam ingrediuntur. Hoc nos scmper hactenus ab ecclesiis
cilionis nostrae studiosc arcuimus.* Er sendet daher den St. nach
T-., ,ut per V03 pro authoritate ac jure, quo gaudctis, claves ecclesiasti-
cas accipiat*.
In dem Leben des Daniel Stephanus Drumensis (natus
Dnimae Bohemorum), der als erster Ordinandus des Caspar Ulricus
in aede Bartholomaei ordinirt ist, ist erwähnenswerth, dass er von
^Vittenberg sich nach Zerbst begibt fama orthodoxae religionis motus.
In Catalogus Aud. publ. ist er am 4. Oct. 1600 eingetragen zus.
mit Wcnceslaus Cardus Trebicensis Moravus und Johannes Artocopius
Horazdovinus Bohemus, welche am selben Tage immatricuhrt wurden.
Er blieb ein Jahr in Zerbst. Dann finden wir ihn in Neoboleslavia
iioemorum als Akoluthen und später als Diaconus. Mit anderen
diarissimis in Christo fratribus der Religion wegen von da vertrieben,
»■ird er von Joannes Baro a Rzizan als Pastor angestellt. Aber
p'ementc rursus Ecclesia — natürlich zu ergänzen catholica — a
M. Dno et toto coetu Ecclesiae Neostudenecensis Servestam ad
ordinationem missus sum. Abschriften von Beglaubigungsbriefen fehlen.
Der Zeit nach ist einzureihen Venceslaus Georgides
■^ognomine) Kuchinka, Humpoleczenus Boemus. Er wird von dem
138
Rev. Sacerdos Vitus Fabricides Humpoleczenus, min. v. d. in arcc
Kystra et PoczedcUcz berufen zum Coadjutor in dessen Kirche und j
am 11. Oct. 1607 ordinirt. Es liegen Empfehlungsschreiben bei vc«
dem Besitzer der Arx Kystra, einem Herrn Johannes Ilburgk Kap- j
lircz Wostersky a Sulewicz, sodann von Vitus Fabricides. von Paulis
Stradalius Kuttembergenus. min. Ecclesiae Dei Obrizii und von Job
Telonius, Pfarrer und Kirchendiener am Wort in Schmeckwiz, einr
halbe Meile von Kystra und Potschedelitz in Böhmen. C. Ulricus
lässt aber auch daneben einen Brief an Vitus Fabr. abschreiben
worin er den Wunsch ausspricht, man hätte den G. besser mit Geld
ausrüsten sollen und auch länger hier lassen, damit er seine Kennt-
nisse hätte erweitern können. Bibelkenntniss, das Examen Melancfa-
thon's und der Heidelberger Katechismus seien möglichst früh schnn
zu treiben.
Den Schlqss der Unterabtheilung Derjenigen, welche nicht
in grösserer Zahl sich um einen Mittelpunkt sammeln, bildet e;ti
Paar, die am 31. Oct. 1608 zusammen ordinirt werden. Eis sine
Thobias Nezorinus, Reginae Hradecenus Boemus. unc
Andreas Zahorsky, Czaslavinus Boemus. Der Erstere ist
berufen für eine Pfarrstelle in Herzmanno Mestecensium und der
Andere für die Chraustovicensis Ecclesia.
Wir sehen, unter den sechs Leuten dieser Art sind vier aus
den Jahren 1606 — 1608, während die anderen Beiden aus den Jahren
1586 und 1592 stammen.
Eine zweite Gruppe unter den eigentlichen Böhmen ist mit
dem Namen des uns schon von den Mährem her bekannten Sam.
Radeschinsky zu verknüpfen. Es sind dies blos die Beiden : Johannes
Cubinius Ticschinii Boemiae pago natus (auch Cerequicenus genannt],
ord. 7. Sept. 1595, und Simon Machaonius, Cuttembergenus, ord.
29. Aug. 1603. Den Ersten holt Sam. Rad., damals Pragae in Scholis
D. Henrici et D. Nicolai Rector, philosophiae Baccalaureus, jam vero
J. U. D. etc. etc. zum rector chori musici in oppido Nymburga und
dann Andr. Sswiha Piscenus et senatus illius loci ad ss. min. in
oppido Dobrovecio. Daher liegen auch Empfehlungsbriefe von Sswiha
und Rad. bei. Aus der vita des Machaonius dürfte bemerkenswerth
sein, dass er sagt: »In CoUegium Pragense a M. Joannes Tykalides
Skutio, tum tempore rector scholae Lidomerczicensis fui promotus
ac pro Studioso receptus; denn darin liegt eine der ersten Spuren
139 _
dnes Reifezeugnisses aus Böhmen för die Universitätsstudien. Er
wird Baccalaureus, Conrector in Boemo-Broda, dann Hausprediger
bei Radeschinsky und endlich auf dessen Befürwortung Pastor an
der Ecciesia Roznensis. Sam. Rad. gibt ihm zwei Empfehlungs-
schreiben mit, eines an Casp, Ulricus und eines an Joh. Ursinus,
Die dritte Gruppe hängt mit dem Namen Brunczvicius
lusammen. Da wird zuerst ein Venceslaus Br. in Zerbst ordinirt
im II. Oct, 1593, dessen Vater bei seiner Geburt in civitate Boemiae
Miletina dictu und bei seiner Ordination in Holicio Pastor ist, um
Diaconua seines erkrankten Vaters zu werden. Briefabschriften fehlen.
Dieser Vene. Br. schickt mit Berufung auf seine Zerbster Ordination
fünf Jahre später den Georgius Labini (cognomini Hubato)
Kozlenscm nach Zerbst, wo er am 6, Aug. 1598 ordinirt wird
Er unterschreibt seine Empfehlung des Labini als ,Miletinus Chrau-
slovicii' und mit drei anderen Pastoren .Clucii in Bojemia e Domo
Paroeciali*. In einem anderen Briefe tritt für Labini ein S. M. Mar-
tinus Galli Czemovicenus, Slanae Decanus. Ob der Dritte wirklich
immer Beziehung zu den beiden Vorhergehenden hat, ist allerdings
iweifelhaft, da nicht ein Vene. Brunszv., sondern ein Zacharias Brunszv,
ihn empfiehlt. Es ist der am 24, Sept. 1607 ordinirte Nicodemus
Kozsky a Plechova. Er ist Cantor in schola Hunstadiensi Mora-
Ti^e, dann Rector zu Landskron in Böhmen und zu Straznicium in
, Moraviae gewesen, als er ad min. Ev. a Zatecensi Ecciesia berufen
I '■ird. Er wird ausnahmsweise am Donnerstage (und nicht am Sonn-
oder Festtage) ordinirt, da er metu contagü — es ist die Pest in
Zerbst — nicht länger am Orte zu halten ist. Desto tapferer ist er
mit Worten bei seinem Ordinationsgeliibde; er will nicht blos, wie
die sehr gewöhnliche Redewendung ist, ad extrcmum usque haütum
Christo et Ecclesiae ejus orthodoxae adhaerere, sondern auch ejus
doctrinam contra omnes assultus Daemoniorum Antichristi et ubi-
quistarum aliorumque fanaticorum pro virili defendere. Ausser Zach.
Br Neo-Pragensis unterschreiben für ihn Magister civium et Senatus
Civitatis Zatecensis. Aus dem Leben des Nie. K. führe ich Folgendes
*n: , Factum est, ut (Nie. K.) in oppidum Straznicz (in Moravia) ad
'«gimen ludi vocaretur. Verum misero non diu contigit ibi quiete
morari. Nam colluvies ista praedonum, quae anno 1605 optima
Moraviae loca igne, ferro pervastavit, eum fuga sibi salutem quaererc
fclictis Omnibus bonis coegit. Ex eo tempore hinc illinc errans fato
140
quodam ad nos sub finem veris anni hujus currentis (1607) appulit
(Zatecii) et hie patriae nostrae Dnm Decanum amicum suum veteretr:
invenit. Qui memor pristtnae amicitiae et communicationis officiorum,
quae invicem, cum superioribus annis Landskraunii civitate Boheinica
simul vixissent, deferebant, ut homini sie miserabiiiter afflicto aliqua
ratione eonsuleret.*
Wir kommen nun zu den von Georgius Dicastus Mirz-
kovinus, dem späteren ersten Geistliehen des ganzen Königreichs
Böhmen. Empfohlenen. Wir haben Dicastus schon getroffen bei dem
Mährer Georgius Czeykowsky und er ist der Deeanus Ecclesiae Pro
stanensis apud Moravos (1608). Hier erscheint er immer noch in
Böhmen als Min. verbi D. Gitezinae. Leider ist über seine Verhält-
nisse weiter nichts aus seinen Handschriften zu entnehmen.
Als erster der von Dicastus Empfohlenen ist zu nennen Gallus
Phaeton, der bereits 1592 — das Datum ist nicht angegeben —
ordinirt wird. Er ist in Prag Baccalaureus geworden, hat dann in
Gitschin zwei Jahre lang an der Schule unterrichtet und nun begibt
er sieh nach Zerbst ,suasu et consilio Rev. viri Georgii Dicasti
Mirzkovini, ejus oppidi Eccle?iastae, consensu et approbatione una-
nimi senatus et oppidi Gitschinensis in Diaeonum electus. Senatus
et populus in oppido Bohemiae Gitschin geben ihm denn auch ein
Beglaubigungsschreiben mit. G. Ph. bildet ein Bindeglied zwischen
Gitschin und Kuttenberg (Dicastus und Stephanus). XII, 25 hcisst
es von Phaeton: ,Ante aliquot annos Gallus Phaeton Salanus ordi-
natus fuit apud vos ad ministerium Verbi Dei, qui primum Diaconus
fuit in oppido Gitschin, jam vero ministerio perfungitur apud nos
in Civitate metallica Kuttenberga ad D. Barbarae.* Dies schreibt
der Arehidecanus Stephanus 1603.
Ein nicht unbedeutender Mann muss M. Simeon Kolnicky,
Pragensis, gewesen sein. Geb. 1562, hat er gradum Magisterii in
Academia Pragensi 1593 erlangt. Weil er weiss, willkommen zu sein,
trägt er sieh den Gitschinern sponte et libere zum Diaconus an und
wird am 3. April 1596 in Zerbst zu diesem Amte ordinirt. Der
Senatus in oppido Gitschin nennt ihn im Empfehlungsschreiben einen
eruditione et probitate spectabilem virum. Aber ausser ihm empfiehlt
ihn Dicastus und sagt dabei: Offerebantur illi faciles et domesticae
ad honores Ecclesiasticos perveniendi occasiones : maluit tarnen con-
scientiam Dei salvam, Patriae fidelem sibi incorruptam servare, quam
141
ciiaractere besdae insigniri. Ein dritter Brief ist von Caspar Peucer
in Amiing. Darin heisst es: ,Hunc mihi accurate comniendavit
Gener mcus Medicus, nunc Pragae, pater meae Annulae et siio et
alionim optimorum virorum nomine, cum ab aliis dotibus, tum vcro
praecipQe ab orthodoxa doctrtna et fide. Ein vierter Brief endlich
ist vom Drcanus et Facultas Academiae Pragensis omnibus et sin-
guüs hasce litteras inspecturis, worin sie Köln, dignum judicant, in
quem omnc genus officiorum tam humanitatls, quam Christianismi
conferant.
Matthias Radda, natus in oppido Bohemiae Chrast, hat
ein unstetes Leben geführt. Nach dem Besuche vieler böhmischer
Schulen (auch Mescricii ad Oslavam} geht er nach Pannonien als
Hauslehrer und wird später Rector. Dann kommt er nach Zerbst
.mercatum bonas literas* (im Catalogus eingeschrieben lö. Juli 1595],
dann ist er wieder Rector in patria, von hier wandert er nach
Mahren, deinde Mesericii und wird endlich zum Diaconus in Gitschin
ierafen, weshalb er 31. Mai 1598 ordinirt wird. G. Dicastus bittet
m sdne Ordination, wie auch mit ihm drei andere Geistliche und
in dnem besonderen Schreiben die Stadt Gitschin.
Auch den Jacobus Hrabaeus DobrissiiiuH Bohemus
smpfiehlt Dicastus, obwohl er für die Stadt Hradecii Retinae ad
confluentem Albis et Aquilae ordinirt wird am 15. Sept. 1605.
Wir kommen nun zu der bedeutendsten Gruppe der Kutten-
'Jei^cr Diaconcn, die von dem Archidecanus Vene. Stephanus nach
Z«rbst geschickt werden. Auch über diesen ist nicht viel aus unseren
Handschriften zu erfahren. Er nennt sich XII, 25, Teplicenus, ad
D. jacobi Archidecanus, sonst aber immer Thermenus (Thermensis)
und unterschreibt seine Briefe in der Regel an der Spitze einer
ganien Reihe von Kuttenberger offenbar ihm unterstellten Geist-
■ichen — es ist von einem Consistorium in Kuttenberg die Rede — ,
dwen Zahl und Namen aber wechseln. Der erste Brief ist vom
\f Nonas Maji juxta stylum novum 1603, und der letzte vom
21. August 1609. Er hat H Geistliche in dieser Zeit nach Zerbst
gesandt. Bemerkens werth dürfte sein, dass er auch politisclie Nach-
"chten nach Zerbst schickt, und zwar an Z. Ursinus. Dabei kommt
folgende Stelle vor: Si lubet, aliis communices. Si vero apud vos ea
sunt, quae nostra scire intcrsit, magnopcre rogo, ut nos certiores facias.
i^ind das diplomatische Wendungen in diplomatischen Geschäften^
142
Der Erste ist Wenceplaus Cardus, Trebiccnsis, natoäli
bicii Moravorum. .Servestam fama orthodoxae religionis motu :i
coiituli atque ibi biennium in Illustri Gymnasio excgi, primum qmii
mensa communi usus, tandem protnotorihus Casp. Ulrico et Kis-
paedagogiam apud Coiisulem Reip. Servestanae Fridericum Kanr.i
nactus. Er ist in Zerbst immatriculirt am 4. Oct. IGOO mit D:i-.
Stephanus (s. daselbst) und Joh. Artocopius zusammen. ,A See;
GutteTiibcrgeniii in Diaconiim sum receplus. Mox deinde ab Ali
decaiio et reÜquis miiiistris Servestam ad ordinationera missus slh
Ord. 4. Maji 1603,
Joannes Szwiha Dobrovicenus ist ein PastorssohT-..
war zuerst Cantor in urbe Roschalovicii ein Jahr lang-. Hinc Cy
laviam et matrimonium honestc contraxi. Kurze Zeit darauf vrird l
zum Diacoiius ad D. Barbarae vom Archidccan angenommen an
cum consensu totius ConsistorÜ Guttembergensis Reipublicae t.',-\
Zerbst ausgesandt (.emissus'l, Ord. 2., .'12. Oct. 1603.
Von Andreas Jac obide.s, der ein Jahr Später ordJnin «v-v
theile ich wieder den ganzen Lebenslauf mit, wie er ihn selbst '■■•
ge?;eichnet hat, da er mit Barth. Javorsky das gleiche Ende iil
Märtyrer der Liechtcnatein'schen Gegenreformation gehabt hat. XU
33« schreibt er; ,2jv Jt'eqi — Si in omnium rerum officiis. tum cen
in ministerii Ecclesiastici negocio, operae precium est, omnes qu: a
id legitime admitti debent, tolerabilem vitac et studiorum s'.ior.-
reddere rationem, ita nt omtiia in Kcciesia Dei juxta Pracccpt-:
Pauli deccnter fiant et ordine, — Quociica, cum ita se res habeal
— Kgo, Andreas Jacobides Policenus, ex patre piae memoriac Jacob
Opicfka, cive Patricio et Matre Maria Wocct, conjugibus le>jit:"
copulatis prognatus. Deo Ü. M. sie disponentc, mox in tenerri:r
aetate, quartum aetatis attingens annum, Patre per mortem ff.'i
abiato, orbus relictus fuerain, Undc aniplissimus Patriae meae Senate
prospiciens ad meam una cum rcliqui« duabus sororibus orbationer
Patreque sine testamento haereditario e Wvis sublato, me in tutein
Patrociniumque suum susceperat, duosquc civium haereditatis me:
tutores (ad qiios interdurn necessariarum rcrum com par an darum grat
confugeram) mihi selegcrant et proposuerant. Uli itaque cum an
plissimi Senatus et amicorum superstitum consensu, me primo i
patria Htcrarum studiis initiatum factoque tandem puerili progress
pcregre viro pio et erudito consanguinitate mihi conjuncto, pia
143
memoriae, D. Johann! Pesscüo Poüccno augendarum literarum causa
commendavere, a cujus ego ore pcndens fere majorem aetatis partem
una in schoHs, ut Herzmanomistecü, Polnae, Neocolonicz, Doncacz-
licii Bohemorum contrivi. Illo demortuo, peste tum temporis (fuit
annus 98) in Bohemia passim grassante, Patriam me recejii. Hie
alkiaantum temporis sub disciplina Dni Nicolai Pevcei Strasseceni.
Scholae patriae meae modcratoris versatus, Pragam posthac me
contuli, ibi ad D. Adalberti scholam Praeceptore D. Tiioma Smichaeo
Turnovino usus. Hinc Luticium ad civem meum D. Johannem Kube-
culum avocatus, Chrudam usquc una commigraveram. Tum autetn
inter alia studia maxima teneri cupicbar desiderio studii Theologicii,
«casione inde sumpta, cum varias viderem in Bohemia de praecipuis
!t:,g-.(jnis articulis spargi opiniones. Hunc enim Ubiquitariorum, illum
iWhodoxorum sentcntiam confirmare et defenderc videbam. Itaque
Numine Dei implorato, id quod summopere, tii videücet, quo me
ie:!ere debeam. sciam, cupiebam, adeptus siim: quove huu;s rei
adminicata mihi superessant, nactus sum tandem Praeceptorcs duos,
vjfos optimos, fratres germanos, Laurentium et Georgium Chudecios
laromirzcnos, orthodoxam sententiam amplectenies, quorum altcro
Vodnanae altcro Czaslavii usus fueram. — lilorum vera pictas et
solida eruditio, tum in mci institutione fidelitas eo me perduxit, ut
initia coelestis doctrinae et in orthodoxae religionis sententia veri-
iitem, quantum divina mihi concessum gratia consecutus et amplexus
cwem. — Studiorum et vitae meae cursu sie cum omni decenti et
^ebita hone State progrediente Czaslavia ad minisCerium Ecclesiasticum
subeundum Guttnam per Dnum Archidecanum ejusdem EccJae vocatus,
ib eodem pro Diacono receptus ; inde praemisso morum et doctrinae
examine cum totius ordinis Consistorii Reipublicae Guttebergensis
consensu Servestam in Ducatu Anhaltino ad ordinationis sacrae con-
rjmationcm missus sum. — Ubi fidel, doctrinae et ingenii nervis
per Examen publicum cxploratis in Ministrum Ecclae Christi lc;^itime
per Revcrendum virum Dn M. Wolphangum Amiingum, Theologum
nptimum et Ecciesiae Servestanae vicinarumque Supcrintendentem
digniss. ordinatus sum. — Consuetudine ergo hujus amplissimi Con-
■■istorii sie jubente, testor et fide bona polliceor, me puram et
'Mhodoxam Religionis .sententiam, in scriptis Propheticis et Aposto-
li*^is comprehensam et a Spiritu S. approbatam, cumque simbolis.
Apostolico, Nicacno, Athanasiano consenti entern, quam pro teiiuitate
144
ingenioli in examine publico testatus sum, constanter et pure, cum
vitae honestate morumque integritate ubique locorum professunnr.
propagaturum et defensurum ac ad ultimum usque vitae halitum
retenturum. — Deus in me opus suum faciat concedatque, ut pro-
missis satisfacere in omni vitae studio valeam. Amen. — Servestat
mensc Novembri 1604.* — Wenc. Stephanus und vier Andere gebe^
ihm Zeugniss.
M.Wenceslaus Melissaeus, Lunaeus, hat schon in Kutten-
berg in schola Jacobaea als Rector gearbeitet und sich in Prag den
Magistertitel geholt, als er zum Diaconus und Collegen des Herrn
Archypresbyters geholt wird. Wir ersehen aus XII, 46 a, dass er
ad ministerium Ecclesiae Wozicensis in Regno Boemiae berufen ist.
Seine Ordination fällt auf den 27. Mai 1605.
Joannes Selinius Zatecenus war rector scholae Zdera-
sianae und in Kostelecium eis Albim. Gezwungen, zu den Prag-enses
civitates zurückzukehren, ist er zwei Jahre Rector Laetacuriensis in
antiqua Praga scholae und wird dann befördert (^promotus*- ao
rectionem scholae Lunensis. Nachdem er eine schwere Krankheit
überstanden, macht er an der Prager Universität das Examen zur
Erlangung der Magisterwürde, geht nach Brunn, verheiratet sich und
wird dann in Zerbst 28. Juli 1605 ordinirt für das Kuttenberger
Diaconat, das im Bereiche des Archidecanats Kuttenberg immer den
Uebergang zur Pfarrstelle bildet und nach XII, 73 immer drei Jahre
dauerte. XII, 46a erfahren wir aber Folgendes: Hie vero in reditu
obiit ac in districtu Lidmericensi non procul ab urbe Lidmericio
sepultus est. Hujus viri casus eo graviorem Ecclesiae nostrae dolo-
rem attulit, quo major spes de eo ejusque ministerio concepta fuerat
Johannes Gregorii Hradecenus ist ordinirt 13. /23. April
1606, wieder für das Diaconat in Kuttenberg. Mit seiner wissen-
schaftlichen Bildung war es nicht weit her. Er schreibt ziemlich
unbeholfen, und Stephanus sagt von ihm selbst: ,Etsi paucas defini-
tiones ex Philippi examine didicerit, ut procul dubio examini rigi-
diori vix satisfacere possit ; tamen Boemice praecepta Catechetica et
graviores quaestiones utcunque cognovit necnon praescripto biennio
suo seniori adhaerere promisit, postquam illi potestas docendi in
Ecciesia per pias preces ac sanctam manuum impositionem a vobis
concessa fuerit Quare ne quis forte male de nobis suspicetur. in-
genue coram vobis haec aperienda fuerant.* Bei dem Mangel an
145
;eeigneten Leuten musste eben, trotzdem es ungern geschah.
loch tiefer gegriffen werden. In der schweren Zeit fanden sich
.Venige,
Simon Alexius Svinczanus Boemus ist am 6. Sept. ltJ06
lir das Kuttcnberger Diaconat ordinirt. Er hatte vorher drei Jahre
ang eine Rectorstelle inne, die er durch die cives Choteborzenses
irhaltcn hatte. Um heiraten zu können, gibt er es auf und ver-
.vaitet dann merkwürdigerweise vier Jahre hindurch ein officium
N'otariatus. Erst von da wird er nach Kultenberg ins Diaconat
öenifen.
Daniel Joanni des Kuttenbergenus wird durch Ordination
vom Sonnt. Miseric. Dom. 1607 Diaconus Archipresbyteri Stephan!
in Kuttenberg.
Zacharias Nechwatalius Brtnicenus Marcomannus ist
paedagogus W lasch imii apud D. Joannem Wostrowecium de Krulovicz,
dann Conrector scholae Hradecensis und wird flir das Kuttcnberger
Diaconat am 17. Mai 1608 ordinirt. Seine Meldung zum kirchlichen
Dienste wird als besonders tapfere That angesehen.
Emericus Polonius. Sentpet ro-T urocenus Pannonius
war Baccalaureus in Prag geworden und hatte in schola Raudnicensi
et Guttebergensi unterrichtet, ehe er von den Archidec. Vene. Stcph.
Dno Gallo Phaetonti als Diaconus beigegeben wird. Er wird 3. Oct.
ItJUS ordinirt,
Venccsilaus Nicoiaides Cheyno vinus Boiimus endlich
nar durch den Rector magnificus der Academia in Prag für das
Regimen Chori Kuttembcrgensis ad D. Barbarae empfohlen imd
wird von da weg zum Diaconus in Kuttenberg durch den Archi-
decanus berufen. Seine Ordination lallt auf den 23. April 1609.
Es sind im Ganzen 41 Ordinationen. Dieselben vertheilen sich
auf die Jahre folgendermassen : 1583: 1 und 1586: 1 — 159ü: 4 —
1593: 2 — 1595: 3 — 1596: 1 — 1597: 2 — 1598: 2 — 1600: 1
- 1602: 1 — 1603: 3 — 1G04: 1 — 1605: 4 — IGOG: 4 —
l'JOT: 5 — 1608: 5 und 1609: 1. — Den Anstellungsorten nach
stellt sich die Vertheilung so: I. Böhmen: a) Kuttenberg 11.
b; Gitschin 4. c) des Bninczovius 3, d) des Radeschinsky 2, e) Ver-
schiedene (besonders von Adeligen Berufene) 6, also zusammen 26;
II. Mähren: 9; III. Schlesien: 4; IV. Danzig und Elbing: 2. — Ver-
gleichen wir nun die einzelnen Unterabtheilungen der Böhmen mit
J.hrboch du P.ol«l.nliiniu. 1B9G, H. III u. IV. Ifj
146
einander, so weist Gitschin. d. h. Dicastus, die meisten Ordinationen
vor 1600 auf. nämlich 3 unter den 4, wogegen die sämmtiichcn
Kuttenberger erst mit 1603 anfangen. Nachdem die Anregung de>
Dicastus in Kuttenberg durch Phaeton Wurzel geschlagen hatte
wird dieser Ort der Hauptherd der Bewegung. Das zeigen scher
die Zahlen. Die Gruppe c) (Brunczv.) hat 2 vor 1600 und 1 im
Jahre 1607 : die d) (Rad.) 1 in 1595 und 1 in ir>OT und die e. Vcr
schiedene) 2 vor 1600 und 4 von 1606 — 1608. Im Ganzen iäss:
sich gerade in Böhmen eine entschiedene Zunahme nicht verkennen,
je näher wir dem Jahre des Abschlusses 1609 kommen.
Es bleibt nun nur noch übrig, die mancherlei Nachrichten |
herauszuheben und zusammenzustellen, die sich in unseren Hsnri-
schriften über die Zeitereignisse finden. Es sind ja augenscheinlich
oft Herzensergüsse, die aus der Empfindung fliesscn, Gethe Itt-
Leid ist halbes Leid. Aber manchmal habe ich mich doch des Ein-
druckes nicht erwehren können, als käme es den böhmischen Herrer.
nicht gerade ungelegen, wenn derlei Mittheilungen auch ihren ^^'e^'
finden in andere als kirchliche Kreise in dem damals auch politisch
hervortretenden Anhalt. Es wird ja das auch geradezu ausgesprocher.
Da diese Nachrichten, so weit ich sehen kann, zum Theile wenigstens
nicht unwichtige Verhältnisse aufdecken, will ich mich noch mehr
als bisher bestreben, sie wörtlich wiederzugeben.
Es sind zuerst allgemeinere Schilderungen, denen wir begegnen.
Den Reigen eröffnet folgende Stelle aus einem Briefe des Georgiu>
Dicastus d. d. Gitczinae supra Cidlinam 11. März 1596 an seinen
Freund Amling in Zerbst. , Magna est hoc tempore ubiv-is terranini
impiorum adversus Ecclesiam Christi rabies et acerba Evangelii ejus
que ministorum persequutio, Optime Amiinge, ut non mirum \'iden
possit fragilitati humanae, multos ab aperta Qiristi confessione deterrcri.
Resurgat diversas Antichristus artes ad depravandos bonorum, flec
tendos constantium, molliendos piorum animos: alios quippe metu
periculorum a proposito recto avertit, alios premiorum dulcedine
allectos seducit, alios gratia potentum et mundi hujus amore inebriat.
ut quocunque tandem stratagemate noxas et scandala in Ecclesia
disseminet suoque regno stabiliendo fulcra mancipata ponat. Hujus
calamitatis publicae cum ubivis loconim passim, tum maxime in
nostra Bohemia exempla videmus, quorum nullum, nisi rerum fiat
conversio, finem speramus. Unicum hoc vobis est solatio.
147
[uod Dci beneficio, Baronum ctNobilium pars maxima
ivangelii ministerium purum tueatur et fideiiter intra
M.05 fines propaget magis tratusque summus non ad-
nKtat publicam Ecclesiae persequut ionem, quamobrem
3(0 gratiac perpetuo agendae sunt proque boni istius conservatione
tidaae preces fundendae. — Acccdit, quod et viros doctos
iijb>eainus. qui (idelem ecclesiac navant operam in studio literarum
B ;icliy:ionis propagando ; quorum ex numero M. Simeon Kolnicky
fr Tinas . .* {XI, 75 f). Aehnüch klagt Brunczvicius 1598 in einem
Bnefr aus Clucü (XI, 123): .Cum (prob dolor) hac postrema mundi
wiccta tontopere tantaquc rabie adversus vcram Christi Ecclesiam
Evingeiiique puram doctrinam ä^rtooSo; ille Dei et gcneris humani
h'tisSatanas per Organa sua, partim Sophistica fraude, partim
raj:ii;";sla vi et tyrannide grassetur, cumque ipso autore atque im-
!;:-i;ore Monachorum atque Jesuitarum hie in Boemia s ectae
li'it sint infinitae tot Eremitarum Mandrae cxtractae, tot ImTflM«
'i iTt-i^sz-^ invectae, quibus puritas orthodoxae doctrinae nor solum
u-b3ri, verum etiam in locum fontis Evangeiici limpidissimi cisternae
h.:r,inarum traditionum fetcntes atque turbatissimae effodi possint,*
.'-:ch Vene. Stephanus gibt im Mai 1603 (XII, 25) noch eine ahn-
;H: Schilderung, wenn er auch schon bezeugt, dass es vorwärts
^^:e. ,Etsi die unquam clarius et splendidius, quam nostris hiscc
:e:r.poribus vera ac Christiana religio vires eundo ac-
,i'-'iverit: tamen quot et quantos hostes habeat, qui eam perti-
naciier et crudeliter oppugnant, res ipsa tcstatur. Nempc sicut
TOCjrum ocuIds non illustrat, sed perstringit SoÜs lumen, sie appa-
ttntem lucem mundus ferre non potcst. Exemplum sane in oculis
'■imium est nunc nostra charissima patria Bohemia et vicina Jloravia
-1 quam pluribus locis ab crroribus papistieis repur-
^atac sint Eeelesiae, non dcsunt ibidem hostes, qui suis
"ichinationibus non tantum Evangelii cursum remorari, sed etiam
■^i-.tuscvcrtere satagunt, ita ut vere usurpare possimus pÜ quoedam
v^cMoravos exulis Esromi Rudingeri de nostra Boemia versiculum:
Ewlal in patria terra Boema sua.'
Im October 1604 kommen schon Einzelheiten (XII, 35, Vene.
-^Jphanus). .Caeterum vos non latcat, Pragac, quac metropolis est
oshemoriim, nee non aliis in locis per Jesuitas, Cappucinas et id
ioiiis Papistas, adjuvantibus caussam Antichrist! praecipuis Baronibus,
148
veros Christianos miserere oppressos esse, Oppavicnsiumqj
legatos et cives Cadenenses in carceribus detinen
multaque tristia in Christi ecclesiam in Boemia et Moravia designah
ut nobiscum ad Deum vestra pia rota conjungatis.
Derselbe Vene. Stephanus klagt im Mai 1605 (XII, 37 a) über
odium ac crudelitatem barbaricam antagonistarum, die sie auf viel:
Weisen erfahren hätten. Dann fährt er fort: ,Exempla non pauci
his annis suppeditat patria nostra Boemia cum adjacentibus region:
bus Moravia et Silcsia, ut nunc taceamus Ecclesiarum et Schtv
larum in Styria et Pannonia eversionem.* Wie freute
sich, trotzdem im Juni 1605 gleich zwei Ordinanden aussenden zu
können! >Quis fieri posse cedidisset, ut in misera nostra patria regn^» 1
Boemia, ubi hostium plena omnia, comperirentur viri pii et doc::. |
qui pro gloria Christi et salute fidelium seu ministerio evangeüi ce- j
voverent.* Inter alios d u o pii et docti viri, orthodoxae fidei :
cultores, Dns M. Vene. Melissaeus Lunaeus et D. M. Joanne?
Selinius Zatecenus eodem tempore in consistorio nostr«»
comparuerunt (XII, 39a). Im April 1606 kommt Vene. Stephanus
noch einmal auf die Verwüstungen des Jahres 1605, in die auch
die schon berührte Vertreibung des Daniel Stephanus fallt, mit
folgenden Worten zurück (XII, 46 a): ,Ceterum nuUis verbis explicart
possumus, quantae anno praeterito vastationes rerum
publicarum, Ecclesiarum et Scholarum per regnuni
Hungariae, Archiducatum Au Striae, Marchionatum Mo-
raviae factae sint, idque malum jam etiam nos in regno Boemiae
attingat, nisi Deus, quod speramus, nobis adfuerit.* Auch auf die
eilige Flucht des Nicod. Kozsky, der nur das nackte Leben rettet
vor der colluvies ista praedonum, quae anno 1605 optima Moraviae
loca ferro, igne vastavit, ist hier hinzuweisen (XII, 74) und ebenso
geht sicher die Bemerkung des Emericus Polonius (XII, 88 a), ,posi
deplorandam illam propter irruptionem et depopulationem totius rei^ni
Tartaricam, dissipationem universae Hungariae scholarum* auf da?
böse Jahr 1605. — Wie man aber dennoch nicht verzweifelte, da-^
ist der Schluss der Schilderung des Samuel Virga, der im October
1606 aus Ostrow, Marchionatus Moraviae, also aus eigener An-
schauung schreibt (XII, 61a): ,Quibus et quantis bellorum fluctibus
anno superiori involutus et jactatus una cum vicina Austria, Marchio-
natus iste Moraviae, Domino superrima flagella sua in nos propter
149
I
^tra et majorum nostronim peccata explicante, aliquid hujus haud
inaudivere Reverendae praestantiae vestra; quo, inquam, pacto per
Turcotartarhungaros, olim vicinos et amicos. jam vero immanissimos
hostcs, in nobilissima Austriae atque Moraviae nostrae parte, igne,
ferro, captivatione in omnes iRdiscriminatlm desaevitum fuerit, usque
adeo, ut portenti ac prodigii instar credcretur. si quis a tot im-
prtssionibus, a tot hostium immanium manibus superesse potuerit.
At porro supcrsunt ubique cxiguae quaedam reliquiae, quas ex
cladibus tantis istis, aliis atque alüs modis divinae bonitatis atque
proiidcntiae manus mirabiliter incoiumes praestitit. Quo nomine
ctiam laudanda atque celebranda est ipsa illa, liberatrix suorum Dei
dextera atque potentia; Ardentibus votis exorandus porro nobis est
benignissimus pater, ut .... injiciat hostJbus suis froenos, ut non
tantum liceat, quantum maliciae illorum libeat. Et quanto Satanas
in omnes Ecciesiae turbandae occasiones excubat intentius, hoc Domino
largientc consilia, vires et efficaciam, invigitare nos decet tnstantius.*
.■lucli dn Brief vom Decanus et senioribus districtus Nossisslav vom
^1. Mai 1607 blickt noch einmal klagend auf die Zerstörung zurück
iXIl, 66) und betont besonders die Feindschaft gegen die reformirte
Anschauung von der Person Christi.
Es sind auch schwere Sorgen und Nöthe, in die uns weitere
Briefe vom Mai 1608 ab einführen. Nicht mehr die Turcohungari
sind CS, die Furcht verbreiten, sondern der kaiserliche Bruder, Erz-
; herzog Matthias. Ich versage es mir, sowohl zum Jahre 1605, als
m 1608 und 1609 die allgemeinen Verhältnisse darzustellen. In dem
wsten Briefe des Vene, Stephanus an Casp. Ulricus vom 7. Mai 1608
lÖI,84f) heisst es: Qualis Status sit Ecclesiarum Dei per
"egnum Boemiae, sine lacrymis dici non potest. Sere-
nissimus Are bidux Austriae Matthias magnis Hungarorum,
Austriacorum etMoravorumcoUectis copüs jam in finibusBoemiae
'^ästrametatur ac propediem in Civitatcm Czaslaw, quae uno
f^nlum milliari a nobis posita est, venturus spectatur, ut istic de
pace cum Hungaris et Turcis confirmanda et de aliis magnis negotiis
sgilur. Nos interea Ecclesiarum et Scholarum dissipa-
'lonem metuimus, ita tamen, ut minime dubitemus, nobis adesse
ütum et in omni pcriculo adfuturum ac coetus fidelium conscrva-
'wum secundum promissionem ; Ecce ego sum vobiscum usque ad
I ™"5ummationem secuü Matth. 28. Et ut atiquod hujus nostrae con-
150
fidentiae testimonium appareat, Zach. Nechwatalium mittimus . .
Formulam foederis inter Hungaros, Austriacos et Mo
ravos, quod Franczizii (oppidum est in Marchionatu Moraviae
19. Aprilis inierunt, D. M. Joanni Ursino mittimus. Foedus
est ad conservationem pacis et libertatis in Religione, ad
quod etiam Boemos resistentes adigere volunt. scd
utinam absque caede et saoguine ! Orate nobiscum, fratres, ut in fidc
ac pace nostra Kuttembergensis Orthodoxa Ecclesia conservetur
Valete. Kuttembergae Boemorum 7. Maji A. D. 1608.
XII, 82a f. ist dann Folgendes zu lesen: ,CIarissimo ac Doc-
tissimo viro, Dno Mgro Joanni Ursino in illustris Gymnasio Sen-e-
stano Ludi Rectori ac civi optimo. amico honorando.
Gratiam ac pacem a Deo. Clarissime ac doctissime Vir, lacr\'-
mis, non atramento, scribendae essent literae, si omnes calamitates
ac miserias Ecclesiarum nostrarum annotare vellem. Has inter maxima
videtur, quod Sereniss. Archiducem Austrae Matthiam cum magnis
armatorum copiis ex Hungaris, Austriacis, Moravis etc. collectis h
finibus Boemiae castrametari audimus, jamque Iglaviae cum Proceribm
consistit, eo animo, ut se Czaslaviam moveat et confirmationem pacis
inter Turcas Hungaros et alias Provincias vicinas urgeat. Dicitur in
castris habere 40.000 (? auch blos 4000, da durch die letzte Null
von 40.000 ein schräger Strich gezogen scheint) et nisi Czaslaviae
conclusum fuerit, de pace et libertate Religionis, quam Hungari.
Austriaci et Moravi postulant, Boemis multis tacite seu in eonim
societatem insinuantibus, Pragam Regis Boemiae scdem se invadere
velle non obscure subindicant. Comites Palatini a meridie ad
sylvam Bavaricam exercitus aliquot millium expectare dicuntur.
magnumque vicinis Boemis terrorem incutit. Ex hac calamitate me-
tuimus discipationem fidelium ac Ecclesiarum et Scholarum eversionem.
nisi Deus, quem imploramus, nostri misertus fuerit ac nos conserva-
verit. Quod vero inter haec juvenem Nechwatalium.., Formulam
confoederationis factae in conventu Franziczii generale des-
cribere visum fuit, ut quae fiunt apud nos sine nube videas, et si
lubet aliis communices. Si vero apud vos ea sunt, quae
nostra scire intersit, magnopere rogo, ut nos certiores
facias. Vale, mi Ursine, quem omnes nostri amantissime salutant.
Datae Kuttembergae Boemorum 7. Maji A. D. 1608. — Postscripta.
Ladislaus Berka, qui Mezericii Ecclesiam et Scholam evertit, vastator
151
t venator magnus, per Status Marchionatus Moraviae invito Impera-
ore Capitaneatu privatus et ex omni ditione ac possessione, quam
nagnam et amplam in Moravia habuit, pulsus hinc inde vagatur.
<am apud Moravos opposuit sese cum paucis aliis negocio publico,
n quo de pace et libertate Religionis actum fuit. Haec ideo te scire
rolui, ut videas poenam ac vindictam Dei dilatam quidem fuisse, sed
:\uae nunc acerbior appareat. Iterum vale. Venceslaus Stephanus
rhermenus, Archidecanus Kuttembergae.
XII, 85 a schreibt Nechwatalius, er sei a Georgio Dicasto Mirz-
kovino, Ecclesiae Prostanensis apud Moravos Decano ad officium
Diaconatus sustinendem legitime vocatus, at ob longum Prostanuam
iter (er war in Böhmen) nee satis tutum propter mih'tcm Archi-
ducis Matthiae ubique grassantem a Kuttensi Dno Archidecano Ven-
cesilao Stephanos Thermeno et Gallo Phaetonte Scrvestam ablegatus.
16. Juli 1608.
XII, 83a: Confoederatio statuum ordinumque Mar-
chionatus Moraviae cum legatis ex Hungaria, inferiori
superiorique Austria ad generalem conventum Franzicz
missis facta 19. April 1608.
Nos Valentinus LopesEpus (episcopus) Vespriniensis S. C. Regiae-
que M. Consiliarius — Stephanus Balffy de Eroed Comes Comitatus
et arcis Poseniensis — Capitaneus Andreas Osbosyth de Gyletnicz
et Illewa — Theodosius Thyrmiensis de Karom p. nomine Serenissimi
Principis Dni Dni Mathiae Dei gratia Archiducis Austriae, Gubernatoris
Regni Hungariae et Austriae statuumque et ordinum praedicti Regni
Hungariae — Nos Paulus Jacobus Baro a Starhemberg, Dns in
Scbonbihel, Serenissimi Archiducis Mathiae Camerarius — Georgius
Erasmus Baro de Tschernembl in Windeck Schwadtpech, pincerna
hercditarius in Carniola et Marchia Sclavonica — Sebastianus Guntenis
Hassler ab Allentsteig et Reinspach ordinum Austriae — Et nos
Status et ordines Marchionatus Moraviae p. universis et singulis
harum nostrarum (sc. litterarum) noticiam habituris memoriae com-
inendamus et pro nobis ac eorum nomine, quibus missi sumus testatum
facitnus: quod ad sedandos et componendos nocivosquos-
dam motus et intestina dissidia denuo ab Heydonibus Tur-
carum instincta ratione transactionis Hungariae et Turciae, non ita
pridem conclusa, exuscitata Conventus Posonii habitus fuisset, in quo
ad vindicandum a praesentissimo interitu Hungariae Regnum, ne a
152
Christianitate avelleretur, et viciniora Regna et Provinciae ne Tur-
carum depopulationi paterent, placuisset praefato Serenissimo Principi
et ordinibus Regni Hungaricae et Austriae arcta necessitudine in-
vicem confoederari : Visum fuisse nobis hie congregatio mag-nis de
causis eam confoederationem ad nos etiam extendere ac proinde
firmum et inviolabile foedus inire, prout praesentibus inivimus et
confirmavimus ea conditione si nimirum temporis successu pp. vel
contra transactionem Viennensem et Turciam nuperrime conclusam
quam servare intendimus, vel qualemcunque aliam ob causam justam
et legitimam, Nobis, Regnis, Provinciis et Patriis nostris aut ejusdem
commembris et confoederatis hostis aut turbator aliquis ingereret,
ex tunc Serenissimum Archiducem et omnes Status et ordines tarn
Regni Hungariae, quam Archiducatus inferioris et superioris Austriae
et nos memorati Status atque ordines dicti Marchionatus Moraviae
mutuis auxiliis et suppetiis nobis et nostris Commembris et con-
foederatis non defuturos ; scd tanquam in communi periculo nos et
nostros, omnes et singulos ratione pacis et confoederationis hujus in-
teressatos tueri, defendere juvare ac pp. ea simul vivere et mori
teneri et obligatos esse. In cujus sei fidem et certitudinem perpetuam
quc firmitatem hasce nostras sub sigillis et chirographis, futura
p. cautela clandas duximus ad expediendas. — Actam
Franczicz in generali congregatione 19. Aprilis 1608.
Auf diese Zeit grösster Besorgnisse folgte sehr bald ein Auf-
athmen. Jeder der beiden Brüder, Erzherzog Matthias und König
Rudolf, hatten das grösste Interesse daran, die Evangelischen auf ihrer
Seite zu sehen, und so bewilligen beide Religionsfreiheit, zuerst
Matthias, dann Rudolf im Majestätsbriefe. Wir haben in unseren Hand-
schriften zwei Briefe des Vene. Stephanus vom 3. Juli 1608, den
einen an Caspar Uiricus und den anderen an Ursinus. Im ersten
(XII, 86) lesen wir: ,Non dubitamus, apud vos varios spargi rumores
de regno Bohemiae: verum ea, quae sunt certissima, ex literis ad
Dnm M. Johannem Ursinum cognoscere poteris. Nisi negotium esset
inter duos fratres et quorum familia praecipua est (Matthias und
Rudolf) procul dubio alius metuendus esset eventus. Sed magno
illi regum ac regnorum Domino laus sit et gloria, quod alium Rncm
negotium hoc sortitum sit, quam Antichristus Romanus cuperet et
expectaret. Pace ac libertate Religionis Ecclesiis Boemiae
proximis hisce regni comitiis concessa, speramus all-
153
juam Doctrinae et rituum reformationem et plures ex scholis
jios ac doctos juvcnes prodituros, qui Ecdesiae Christi suam ad-
Jtcant operam.*
In dem Briefe an Ursinus hcisst es weiter (XII, S6a): Ouae
"acics sit inclyti Regni Boemiae, non sine lacrymJs videre est.
Archidux Matthias cum Hungaris, Austriis, Moravis et undiquc
collecto milite, etsi numerus equitum simul ac peditum 16000 non
excederet, tarnen nescio qua fiducia, ne dicam audacia, ad ipsam
Metropolim Regni castrametatus eüt. Indictis Re^ni nostri comitiis
res composita est: ut Archidux Matthias successionem in Regno
expectaret et nunc contcntus esset titulo Designati Regis Boemiae,
ut HuQgaria, Austria et Moravia sub ipsius esset imperio et guber-
nationc. Nam Hungari Austrii et Moravi facta confoederatione
dlsjungi noluerunt; ut articuli Viennenses de pace cum Hungaris
et Turcis habenda confirmarentur. Hungari praeterta coronam Regni
obtinuerunt, quae inter Imperatoris thesauros custodiebatur. Verum
haec Archiduci Matthiae praesente fratre Maximiliano per Cardinalem
Ditrichstanium tradita ac videntibus Hungaris cistae imposita est.
Facta sunt haec 27. Junü finitis Regni Comitiis. Miäes veio, qui jam
ad suos redit, quae damna spacio duorum Mensium dederit, paucis
dici non potest. Apud nos Kuttembergae milites Moravici numero
1000. equites, per duas fere hebdomadas sese contiruierunt ; quantas
impensas respub. et civcs fecerint, judicare cuique facile est. Interea
hoc bonum operatus est Deus perorgana sua in comitiis,
ut libertas Religionls omnibus Regni statibus con-
cederctur. Ladislau^ Berka, evertor Scolae ac Ecclesiae Mcseri-
censis, multorum accusatur criminum et sl causa ceciderit, bona.
quae in Moravia habet, amittet. Haec visum fuit ad te perscribere,
ut Statum Regni ac Ecciesiarum in Boemia cognosceres . . Kulte-
bergae Boemorum 3. JulÜ A. D. 1608.
Den weiteren Fortschritt auf dem Wege zur Erlangung der
Religionsfreiheit berichtet derselbe Vene. Stephanus sodann in einem
Briefe vom l. October 1608 {XII, 88): ,Caeterum. qui Status sit
rerum per Boemiam et Moraviam, paucis accipe. B o e m i in p r o-
ximis comitiis Hbertatem Religionis postularunt, re-
sponso accc.pto, ut ad alia comitü res differatur, nempe
ad 8. Novemb.; interim vcro, ut cuique sit liberum Re-
ligionis exercitium. Quod futurum sit, atrectis auribus
}
154 I
expectamus. In Moravia Archidux Matthias dcsignatus Rex
BoemUe ad finem Augusti Ordinibus Marchionatus juramento sese
obstrinxit. ita tamen, ne quid novi in Religione attentarent. et
praeter omnium spem multis nondum constitutis Vicnnam Austriae
rediit. In Austria inferiori S. Johannes Gcorgius Gayr, Baro magni
nominis, quod in sua ditione templum apcrucrit et Evangelicac
Religionis excrcitiiim permiserit, noctc captus et Viennam adductu*
est. Austrii exercitium coUigunt, Hungaris secundum formulam federis
eos juvantibus. Dns Stephanus Jllishaz Hungarus Viennam vcnit et
aliquot Articulorum confirmationcm urget, quos Legatus Papae tan-
quam Haereticos damnat. Silesii contra interdictum Imperatorium
Wratislaviae Comitiis adsunt et llberam Rempub. constituere cupiunt.
Ladislaus Berka ea sententia Ordinum Moraviae ad intercessionem
Imperatoris et Archiducis bona restituta habet hac conditione, ne
unquam ad poscessionem earum redeat sed intra annum vendat.
rcstitutis Mezericens'bus et alüs eorum privjlegiis. Haec et alia
magnariim calamitatum Ecciesiae Christi initia quis non vidcl!*
Khe ich nun dsn Abschluss der Berichte des Vene. Stephanus
bringe, habe ich nun noch aus der Feder des Vene. Brunczviciu!^
die Schilderung einiger Vorlalle wiederzugeben, die zum Mindesten
Zeiigniss gibt von der Aufregung, in der damals die reformirten.
Geistlichen lebten Sie ist gesehrieben in oppidulo Ch rauston icensium
in Regno Bocmiae 28. October 1608 (XII, 90). .Rumor hie spargitur
et a vicinis Baronibus et Nobilibus novi auditur, Archiduccm Mathiam,
Fratrem Caesareae Majestatis nondum pro Rege Ungariac receptuni
atque coronatum. Dum eomitia superioribus diebus Viennae in Austria
peragebantur, ferunt Arehiducem Mathiam ad quendam Reverendum
atque Orthodoxum vtrum, Verbi divini praeeonem, instinctu et suasu
cujusdam Cardinalis Romani eapite pleeti jussisse, et tandcm Car-
dinalem istum Romanum una cum Episcopo Olomueensi et reliquis
Ponliticii.s et Papislis eonsilium elam de omnibus Baronibus
et Nobilibus tam Austriae quamUngariae orthodoxae
religionis atque professionis necandts atque trucidandt«
cepisse. Sed postquam res tnnotuit et Consilium nee non insidiae
Pontificiorum et Papistarum ad Barones et Nobiles tam Unfrariae
quam Austriae Orthodoxae Religionis sunt delatae, primo omnium
in l'ontificios et Papistas irritati irruerunt atque impetum feeerunt.
EpiscopusOlumiiccnMS, qui et Cardinalis vocatur, solus in unico caballo
155
solum modo Vienna cursu trepido atque precipiti cvolavit, fugam
dedi't, evasit relicto Viennae suo Comitatu et famulis, qui ad unum
sunt trucidati, Alter vero Cardinalis Roma, a Papa primo in Boemiam
et tandem in Austriam missus, quamvis et iste cursu celerrimo in
aliquot curribus Vienna fugam dabat, attamen fugi entern Ungari
insequebantur et apprehensum ceperunt, auro, argento, vestitu spo-
lianint et multis verberibus vulneribusque exceperunt, semimortuo
quasi relicto. Ea igitur de causa Ungari superiores unanimiter codem-
que consensu et assensu Generosum ac Magnificum Turtii etc. pro
Rege sibi el^erunt et opem Turcae adversus Archiducem Mathlam
et Papam ejusque asseclas implorant, coronamque Ungariae (quae
Viennae manet) vi et tmpetu bellico adipisci vel huic similem curare,
praepararc molirique conantur. Asservant et N. Archiducem Tyrolis
liisce diebus ab Ungaris cum aliquot niillibus militum oppressum,
cinctum, humi prostratum eundemque solum vivum captum et in
circeres conjectum esse. Barones et nobiles Boemiae jam quoque a
Cdesarea Majestate Pragam ad Comitia ad diem Divi Martini invitantur,
metuendum est, ne tute quispiam (sicuti Viennae) nostratibus a Ponti-
ficiis et Papistis eveniat, contingat et accidat, Dcus Opt. Max. nostra-
tum et nostri defensionem et curam gerat, hostesque suae Ecclesiac
reprimat et opprimat et consilia. dolos insidiasque illorum disperdat
et in nihilum redigat.'
Zu diesem Briefe macht der Zerbster Superindentent C. Ulricus
folgende Bemerkung: , Tarda solet magnis rebus inesse fides. Hie
igitur suspicatur initio ficta fuisse, quae in Epistola hac nanciantur.
Die=; docuit.' Man wird allerdings diese Dinge nicht von vorneherein
in das Gebiet der Fabel verweisen dürfen, auch wenn man nicht die
thatsächlich durchschimmernden Facta als geschichtliche Ereignisse
sennt Die Parii^cr Bluthochzeit war nicht gar lange vorhergegangen
und ein Blutbad, das die Edelsten der Böhmen erreichte, und das
in grausamster Weise, sollte bald darauf folgen, als nach der un-
glücklichen Schlacht am weissen Berge Böhmen eher eine Wüste
lis ein Ketzerland sein sollte.
Unsere zeitgeschichtlichen Auszüge aus den Zerbster Urkunden
dürfen allerdings schliessen mit einem friedlichen Ausblicke, wenn es
auch nach menschlicher Empfindung und nach unserer kurzsichtigen
Anschauung bedauerlich ist, dass die schöne Wirklichkeit eines
Religionsfricdens damals von so geringer Dauer war. Der letzte Brief
156
des Vene. Stephanus an Ursinus vom 21. April 1609 lautet der
Hauptsache nach: »De senatu Regni Boemiae, ut scias, aliqmd
scribendum est. Anno praecedente, cum Archidux Matthias cum
Hungaris, Austriis et Moravis in Boemiam venisset, Comitia indixit
Imperator, in quibus Status ac ordines Regni, qui Evangelici sunt
exhibita fidei suae confessione, liberum Religionis exercitium postih
larunt et vix adduci potuerunt, ut negotio Religionis ad alia Comitia
dilato, res, quas Imperator proposuit, tractarent. In Novembri Comitia
celebrari debuerunt, sed ad 28. Januarii praesentis anni dilata sunt
Spes fuit Religionis exercitium liberum concessum in, verum per
Episcopos, Pragensem, Viennensem, Olomucensem, Passariensem et
jesuvitas ac paucos quosdam Imperatorios Consiliarios hactenus
nihil concessum est, verum totum negotium impeditum, ita et solutis
Comitiis initio Aprilis discessum sit. Jam vero ordines Regni, quos
Evangelicos vocant, conventum ad 4. Maji indixerunt in curia Novae
Urbis Pragensis et Legatos miserunt ad Electores et Principes Im-
perii, ut, quid agendum sit, ex consilio ipsorum fiat et de modo
defensionis aliquid certi constituatur. lamque quid futurum sit, ex-
pectamus ac Deum precamur, ut nos ac Evangelicos per Regnum
Boemiae Ecclesias tueatur et conservet* (XII, 92).
Und dann merkt C. Ulricus an, quod ao 1609 pax Religion!
data fuerit in Bohemia (utinam sincera!) ideoque Candidati Theo-
logiae inibi posthac initiari sacris poterunt (XII, 92 a).
(Schluss folgt.)
XI
Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen
und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger
Ordinirtenbüchern seit dem Jahre 1Ö73.
Von D. Dr. Gborö BucaWiLD in Leipzig,
(Forlsetiung.)
1582.
196. Ego Johannes Zubor aüas Zadzeüky patri Pannonius
ex comitatu Lyptouiensi ex pago Zadzel iactis in patriae scliolis primis
fundamentis pietatis et lioncstanim literarum sub enidito et huma-
nissimo viro D. Feto Pastore Scepusium profectus doctissimuni et
darissimum virum dominum Gasparum Kromerum Leuc7owieTisem
scholae illius docentem sacras literas et liberales artes per biennium
audiui. Tum in patriam reuocatus, ut scholae praeceptor praeiicerer ,
biennium in ea iuucntutem mihi commissam erudii. Ex hac itaque
scholastica functioneaReuerendo D.Johanne Malyk, pastore ccclesiae
oppidi vna aim oppldanis legitime sum vocatus. — O, Lcyser.
[16. Jan.]
197. Ego Johannes Duchon Pannnniu'; natus in oppido
Pannoniae Mossowiecz iactis in patrio solo primis literarum fundamentis
contuli me uberioris doctrinae parandae gratia Vetusolium ciuitalem
quae est sita inVngaria, iibi sub viro docto Elia Bernhardi operam
dedi liberalibus artibus. Hinc ^glauiam ubi U';us sum praeceptor ibus
M. Joachimo Pistoris & M. Johanne Vrsino, Iglauia Tyropalium, ubi
sub niro docto Sebastiane Lamio cursum studiorum meorum ursi.
Inde uQcatus sum ad functionem scholasticam Martinopolium oppidum
Pannoniae, cui annum praefui pastore ouium Christi existente Stanislao
Gosnouiczero. Hinc discedens rogatus a Joanne Fabriciade Thuroczcno
158
& parente suo, amicis meis profectus sum Wittebergam pro sup-
pelictili eiusdem Joannis, in quo itinere diuina sie disponente gratia
uocatus sum ad officium diaconatus in regno Boemiae a Reverendo
viro domino Georgio Thesak ministro ecclesiae quae est Lstiborz. —
O. Leyser. [16. Jan.]
198. Ego Johannes Czaue Schlucnauiensis in patria Grair.
matices ieci fundamenta. Hinc sum missus Iglauiam uberiorem ingen;i
mei capiendi fructum gratia, ubi ad decennium (ut mea habent testi-
monia) bonarum literarum studiis incubui. Inde Francfurtum adOderam
profectus per sesquialterum annum mansi. Hinc uocatus ad functionero
scholasticam sub ditione Generosi Domini a Lescauetz, cui annum
praefui. Reliquum tempus consumpsi in pristino loco, uera matrc
Studiorum meorum Iglauiae, usque dum ad conditionem Ecclesiasticam.
quae est in Hardeck sub imperio Illustris et Magnifid Comitis ab
Hardek etc. sum uocatus. — O. [7. Febr.]
199. Ego Petrus Dorffner Austriacus oriundus honestis
parentibus Vualdneukirchii, quod est oppidum superioris Austriae,
iactis in schola Stirensi linguarum & artium mediocriter fundamentis
Iglauiam a parentibus missus sum, vbi sexennium opera d. d. Joachim i
Pistoris vsus fui, inde consilio parentum aliorumque doctorum virorum
Vuitebergam me contuli vbi vltra triennium studiorum gratia vixi
Tandem a domino parente meo pastore Ecclesiae Vualdneukirchensis
ad ministerium Ecclesiasticum, officium videlicet diaconatus in oppidc»
Vualdneukirchen vocatus sum. — O. Leyser. [14. Febr.]
200. Ego Vuolfgangus Krisenperger Austriacus ex
oppido superioris Austriae Wazenkirchen fundamenta studiorum in
patria ieci. Deinde consilio amicorum meorum in Misniam me con-
tuli & Schnebergae sub disciplina clarissimi viri domini Pauli Ober-
meieri annos tres commoratus. Deinde in Austria paedagogi officio
functus ad sexennium, denique Beurbachii ludimoderatoris ad trien-
nium & iam uocatus legitime a Magnifico ac Generoso D. Gundackero
D. a Starhemberg ad sacrosanctum ministerium. — O. Leyser.
[4. April.]
201. Ego Johannes Pruno Galgoccensis Pannonius primo
quidem prima linguae latinae & graecae tyrocinia in patria fcci.
Postea uero in scholam Solnensem missus sum. Hinc vero in scholam
159
glauiensem. Deinde iJberalitate & munificentia Generosi ac inclyti
äaronis Andreae Balassae promotus sum in Academiam Jenensem,
n qua annos pene duos vixi. Ex hac luis contagione dissjpata Lip-
icnsem adii, ubi annum pene vixi. Ex hac in inclytam hanc Vitte-
>ergenseni Academiam sum profectus, ubi similiter annum com-
moratus sum. Vbi vero rediissem in patriam, commendata est mihi
Functio scholastica, cui annum praefui. Exacto vero anno in hanc
Academiam redii ad continuandum studiorum meorum curriculum,
Oblata autem mihi opportunissima & optatissima liinc discedcndi
cum bibliopola quodam Pannonio occasione eam negUgendam non
esse putaui. Cum autem studiorum meorum hie unicus scopus & haec
utiica meta proposita fuerit, ut aliquando Ecclesiae Dei sancta dicendo
et sancta faciendo inseruire possem. — O. [2. Mai.]
202. Ego Marcus Henselius Pannonius ex pago Hochwyss
vixi in bis celeberrimis scholis Lunae, Schcbnicii, Cibinü. Postea uero
uocatus sum ad mtnisterium ab Ecclesia Nemethi, quae subiecta est
did'jni Generosi ac inclyti Baronis Simeonis Forgacz. — O. [2. Mal.]
203. Ego Johannes Spannebogen Witebergensis primo
hie Witebergae per aliquot annos tum studio philoi^ophico tum
Theologico diligentem operam nauaui. Deinde eruditis et honestis
Tiris meum profectum perspicientibus ab illis promotus sum ut
lunctionem scholasticam subirem Mirouiae sub ditione Du eis Cle:
C.uoli MeWeleburgensis, huic functioni per integrum annum cum
praefuissem, inde legitima uocatione in Bohemiam sum uocatus atque
ibi in oppido Crolepio Diaconus elcctus. — O. Leyser. [18, Apri!.]
204. Ego LeopoldusLähinger Closterneuburgensis Austnacus
hac mea manu testor me primum in schola patria sub M. Adamo
Richardo initia litcrarum fecissc, quae in schola Lyttepontano, quae
est vrbis inferioris Austriae, cum Rectorem ageret Ambrosius Furten-
bachius, triennio continuaut, cuius consilio propter maiorem informa-
üonem ingenii Ratisbonam me contuli, vbi a Johanne Wolfio tum
temporis ibidem Rectore in schola poetica {vt vocantj in numerum
discipulorum receptus sum, sub cuius disciplina biennio vixi, et ab
^ cum in artibus et Unguis tum in fundamentis doctnnae christianae
üdeliter informatus. Illinc consilio meorum patronorum, inprimis vero
mei praeceptoris Brunsuigam profectus sum, vbi similiter biennio sub
160
discipHna M. Rudolph! Hilebrandi in schola Martiniana Recton>
militaui. Tandem ad confirmanda mea studia suasu praeceptoris in
Academiam Witebergensem migraui, in qua triennio partim studio
philosophico partim theologico operam nauaui, vnde tandem Singular
Dei consilio a Generoso Domino Hartmanno a Liechtenstein ad
gubernationem Ecclesiae ditionis Eyssgruben legitime vocatus. —
O. Joh. Mathaeus. [9. Mai.]
205. Ego Adamus Albinus Abrahamides Bohemus a pueritia
in patria operam honestis studiis dedi. Hinc iam adolescens causa
vberioris fructus studiorum me ad virum doctum piumque Nicolaum
Colacinam contuli, eo tempore Rectorem scholae Zolnensis in Pan-
nonia, sub cuius ferula quadriennium vixi, vnde ob turbationem scholae
per Papistas factam Nouisolium ad D. Magistrum Haluepappium etiam
causa discendi missus sum. Sub eoque semialterum annum mansi.
Tandem in Morauiam profcctus Function em scholasticam Zlinae su<-
cepi, Et inde ad munus Apostolicum a Domino ßernardo de Zerotin
et a senatu Mezericensi cum pastore Georgio Crucigero vocatus
sum. O. [5. Juni.]
206. Ego Mathias Transalpini Patria Ponicenus prima
initia in patria didici. Postea missus Sepusium in scholam Cibiniensem,
ut uulgo appellant, et ibi per trigenium vixi artesque liberales audiui
a M. Johanne Hulrich. Postea contuli me Vetusolium et vixi per
biennium apud D. Marthinum Swengler. Hinc vocatus sum in pagum
Micziuam a R. Domino Dauide Soczowsky ibique Rectoris officium
habens per dimidium annum uixi. Tandem obtulit mihi Reuerendus
D. Albertus Pauli patria Selezenus pastor ecclesiae Ponicensis func- 1
tionem scholasticam, ubi per quinquennium iuuentuti praefui, is enim
me elegit in Diaconum. — O. 26. Calen. Julii. [6. Juni.]
207. Ego Balthasar Latomi alias Kostw. patria Radw-a-
niensis prima ingenuarum artium fundamenta ieci in patria schola.
Deinde anno domini 1571 veni Vetuzolium ac ibi vixi per biennium
sub doctissimo viro D. Martino Schwengler. Postea contuli me Krem-
nicium, ibi quoque vixi per annum sub doctissimo viro D. Leonhardo
Stanhertz. Inde vero vocatus sum ad officium Rectoris in pagum
Badin a Reueren do viro Domino Casparo Lipschense, et ibi vixi in
illa functione scholastica integrum annum. Deinceps vero vocatus
161
sum ad sacrosanctum ecclesiasticum orfidum a egregio D. Johanne
Schiirowitz et a tota parochJa Badin. — O. Leyser. 26, Calen. Julii.
[6. Juni.]
208. Ego Hieroslaus Vrbanouitz Kubiniensis Pannonius
in patria prima fundamenta ieci literarum sub ferula clarissimi viri
Martini Rosinsky. Post amicorum suasu et consilio profectus sum
in comitatum Scpusiensem. ubi uixi Lenbiczii apud Adamiim Huttenum
biennium & Tyropolii apud Sebastianum Lamium, illinc propter
aduersam valetudinem in patriam redii, ex patria tandem Galgocium
ad Doctissimum Johannem Prunonem sum profectus. Is uero cum
nderet me posse cum fructu in Academüs versari, me vna in hanc
inclytam Academiam Vitebergensem assumsit, in qua annum cum
femestre in honestis discipHnis, praecipue tarnen in doctrina coelesti
consumsi. - O. [8. Aug.]
209. Ego Daniel Rakus Moschouiensis Pannonius funda-
menta Studiorum In patria ieci, deinde consilio amicorum meorum
in oppidum Senicze me contuli et sub disciplina Nicolai Marci per
annum commoratus, deinde in ciuitatem Lipczam Germanorum ad
Leonhardum Mokoschinum virum eruditum sum profectus, .sub cuius
vexillo uixi per spacium duorum annorum. Hinc Nouizulium sub
ferulam Magistri Pauli Haluopapii sum profectus, ,suh cuius ferula
per annum sum uer.satus. Postea Zernouiam ad dominum Stephanum
, Wydan Carponcnsem sum promotus. uixi per spatium duorum an-
'norum. deinde legitime ad ministcrium Euangclii a Zernouiensibus
sum uocatus. — O. Leyser. [H. Aug.]
210. Ego Jacobus Pulmannus Vuiteberg cnsis fundamenta
doctrinae Christianae et liberalium artium sub discijilina M. Pauli
Eberi in patria mea ieci, postea a scnatu huius vrbis. rogatii affinis
mci Domini Conradi Rühelii (piae memoriae) in scholam illustrem
Grimmensem missus per triennium ibi uixi et tandem ad patriam
Academiam reuersus sacrae Theologiae et bonarum artium studiis
operam quantam potui, nauaui. Verum cum parentes mci sumptus
id studia necessarios amplius suppcditare negarent, cum octo comi-
tibus in Italiam sum profectus ob uariarum rerum et linguarum
cognitionem. Singulari autem fato Del morbo tum temporis illic
grassante affectus ad patrios lares redire sum coactus Inde Dresdam
IihibDchda PioiciUeüunuilSM, H. [II u. IV. ii
162
uocatus per inte^rrum annum institui scribam quendam qui fuit affinis
clarissimi viri Domini Doctoris Pauli Vogelii. Denique voluntate Dei
in Austriam sum profectus atque in castello Ascha functus sum
munere cantoris per 6 septimanas, atque ita legitimo modo a nobJi
domino Joanne Ludouico Kirchpergero Domino in Seisenburgk e:
Kirchpergk ad ecclesiasticam functionem sum uocatus in pago Kirch-
pergk. — O. Leyser. [19. Sept.]
211. Ego Martin US Hanko Nouizoliensis ieci fundamenta
artium liberalium et doctrinae coelestis in patria sub ferula et dili-
gentia M Abrahami Schremelii, inde Schebnizium montanam ciui-
tatem profectus, ubi continuaui studia mea per triennium sub Martino
Dodokio, hinc Cremntcium commigraui ibidemque uixi sub disciplina
Georgii Sontagii per annum, dein de ad uberiorem fructum capiendae
doctrinae contuli me Bartpham ad D. Thomam Fabrum, a quo dili-
genter in artibus et doctrinae coelestis studio instructus sum. Postea
uero consilio et voluntate parentum & amicorum contuli me in
illustrem scholam Brigensem M. Petro Sikio Rectore, in qua schola
uixi per annum. Cum uero uisum fuisset mihi Academiam aliquant
inuisere, inter reliquas petii Witebergensem, quae tandem in florc
erat hac de causa praecipue ut cognoscerem statum eius tum eccle-
siae. Quare cum propter defectum facultatum mearum mihi hie
diutius manere non concederetur, statui petere testimonium ab honesto
et doctissimo consensu Theologorum, ne iterum ex patria, quae
nimis remota est uariisque periculis exposita, repetere a me cogatur. —
O. Leyser. [18. Sept.]
212. Ego Jacobus Spigler Carponensis Pannonius primo
quidem prima linguae graecae et latinae tyrocinia in patria feci, postea
uero in scholam Barthphensem missus, hinc in scholam Wratis-
lauiensem et demum Schwidnicensem Silesiorum. Deinde uero ad
reportandum maiorem studiorum meorum fructum hanc Academiam
adii et per annuum spacium hie commoratus sum. Vbi uero rediissem
in patriam, commendata est mihi institutio Generosorum Dominorura
Doczy de Nagdlucha, quibus per biennii spacium praefiii. Exacto
autem hoc temporis spacio liberalitate et munificentia inclyti senatu«
patriae in hanc rursus missus Academiam. Vbi uero annum cum
semestre uixi. Destitutus autem sumptibus et oblata commoda occa-
sione discedendi cum auriga Silesiorum, eam negligendam non putaui.
163
Cum autem studiorum itieorum hie unJcus scopus et unica meta
proposita fuerit, ut Ecclesiae Dci sancta dicendo et faciendo ali-
quando inseruire possem: Reuerenter a coUegio Theologico petii,
ut me admitteret ad examen mihique testimonium publice docendi
Euangclii Christi in cccicsia praeberet (si quidem in patria spes mihi
facta esset, ut ad Diaconatum substituerer, quod et impctraui). Factum
est autem id a me, ne tertio difficillimi, longissimi et periculosissimi
idneris aleam subire cogerer. — O. [31, Oct.)
1583.
213. Ego Dauid Wernerus Joachimicus fundamcnta artium
in patria ieci, postea Drcsdae in schola illustri sub disciplina viri
optimi et clarissimi Friderici Zorleri per quinquennium uersatus,
Etiam Magdeburgum discendi gratia profectus sum, ibi etiam per
quinquennium operam Uteri? dedi sub disciplina clarissimi Rectoris
Georgü Rollcnhagii, postea ad uberiorem ingenii cultum capiendum
discessi Vuitebergam et ibi per triennium permansi, etiam Magisterii
tilulo ornatus sum. Tandem in oppidum Schuenitz ad diaconi munus
ab Ecclesia sum uocatus. — O. Judica Leyser, [17. März.]
214. Ego Johannes Alborn Kyrchainensis qui primum in
initüs honcstarum titerarum in patria, deinde per quadriennium in
schola Freibergensi sum instructus, Postea ad maiorem cultum ingcnü
tum in artibus tum in doctrina coelesti comparandum contuli me in
ülustrem Academiam Witebergenscm, ubi duos annos continue uixi.
üehinc a Nobili ac Strenuo viro Heinrico a Gersdorff in Dobry-
lugk ad paedagogicam functionem sum susceptiis, quam sustinui
annos octo. Tandem a generoso & nobili Domino Christophoro a
Schlcinitz in Thalenstein et Rumburgk uocatus sum ad munus Eccle-
»a^ticum in oppiduto Rumburgk Diaconi gradum subcundum. — 0.
Uyser. [17. März.]
215. Ego M, Felix Veselius Paczoviensis Bojemus Pragae
in adoptione educatus in ludo Taulensi (quem veluti Coloniam &
posteritatem scholac clarissimi doctlssimique viri Matthaei Collini
de rc iittcraria praeclarissime meriti in manum quasi traditum magna
cum laude & opinione virtuHs multis annis rexit & tanti artiiicis
»(stigüs insistere conatus vir magoi iudicii ac sagadssimus puerilium
iigeniorum censor, magister & moderator M. Georgius Nicolaus
164
Brunensis). Hoc tarn solerti praeceptore qui me etiam plus quam
paterno affectu prosequutus est, cum totum biennium & amp.his
cum felici studiorum meorum auspicio & successu usus sum, fideliter
pietatis, linguarum & artium fundamentia iactis, de eiusdem consilio
ad pleniorem ingenii cultum percipiendum Freibergam Misniae missus
ibi in nobili Gymnasio studia bene coepta continuavi. Et cum bier-
nium plus minus etiam telam studiorum pertexuissem privataquc
institutione honestorum civium filios erudiissem, et jam ^d maiores
disciplinas ingenium praeparasscm meum, in hanc Vitebergensium
Academiam Anno Christi 76 me contuli. In hac vero ea qua potui
ac par erat studio & diligentia in iAsud-Eptwv y-olI TcpoTiaiSsujii-nir^
inque puriore & sinceriore philosophia atque linguarum studüs ali-
quousque progressus animum ad sacrosanctae Theologiae Studium
applicaui & id coniunxi. Ac cum hie ad pedes D. praeceptorum vS:
celeberrimi huius Academiae senatus in hac schola integros VI cum
dimidio annos beneficio & munificentia Academiae (perpetua memona
digna) enutritus fuerim et illi studia & operam meam probavcrim.
postea magno ornatissimi coUegii Philosophici consensu Anno S*2
mensis Martii die 20. Decano viro Clarissimo M. Andrea Francken-
bergero Meiningensi Franco oratoriae professore publico in opti-
marum artium rectissimorumque studiorum magistrum sum renu-
ciatus & promotus. Tandem elapso semestri post in patriam me
contuli et illinc vocationis literis a senatu & generoso ac inclyto domino
Johanne Spanofski acceptis huc reversus. — O. Leyser. [10. April]
216. Ego Valentinus Mitzius Otczouiensis Pannonius prima
elementa studii literarii in patria ieci, tan dem in Sepusium profectu«
Cibinii primum vnum annum sub Johanne Vltreich, viro doctissimo,
honestis literis operam dedi, tandem Eperies me contuli, vbi etiam
unum annum cum dimidio sub institutione Clementis Fabri räi
doctissimi mansi. Inde in Morauiam descendi et Mezericii eis 0^-
clabam in illustri schola Baronum tres annos consumpsi Rectorc
M. Gasparo Kipsero, inde in oppidum Daubraunik ad docendam
iuuentutem per R. virum Briccium Taiouinum Decanum eins loci
sum vocatus et vna cum eo mansi vsque exilium, quod factum est
per Jesuuitas. Inde susceptus bonus senex a domina AUna Bercouissa
in ditionem suam in oppidum Tassow me sibi adiungere voluit in
Diaconum consensu eiusdem Baronae et Superintendentis Simonis
Haliaei Decani illius loci. — O. [24. April.]
Iti5
217. Ego Grcgorius Pfei f f e r l'irnensis perceptis verae
pictatis, optimarum artium & linguarum elcmentis in ludo dilectae
patriae mcae, bono consilio parentum ac praeceptorum meorum in
hanc celeberrimam Vuitebergensium Acadeniiam studiorum causa
Anno 1573 missus sum, vbi biennium parentum sumptibus sustcn-
latus, postca hinc disccdcns paedagogum egi apud uiros nobiles Dn.
Oiristophorum a Schönfeldt in Zehista, Misniae regionis & Dominum
Johannem a Flanss in Vuitbrizen. Elapso autem triennio denuo in
hanc Academiam rediens quadriennium munificentia & liberalitate
niustrissimi principis & Electoris Ducis Saxoniae Dn. Augusti altus
S: nutritus, tandem ab ecclesia quae in oppido Lippa Boemiae, et
a senatu amplissimo islius loci ad ministrum Euaugelü uocatus. —
0. Exaudi Leyser. [12. Mai]
218. Ego Andreas Lambert! VaralienKis Sepusius funda-
mcnta überalium artium icci Libetis in ciuitate Metallica a Reuerendo
viro Domino Martino Wagnero Nouisoliensi, postmodum anno 1575
Bartpham a parentlbus missus ibi per annum sub doctissimo viro
Domino Thoma Fabri studui, scquenti anno Epperies profectus
ibidem per intcgros tres annos literis operam nauaui sub viro doc-
tissimo Domino Seuerino Sculteti. Prouinciam scholae sustinui Olassii
m Sepusio anno 1580, postea vocatus 3 Libetensibus primnm collegae
officium sustinui per dimidium annum, donec -iibernatio scholae tota
tradita, quam annum cum dimidio retinui. Post obitum autem parentis
piae memoriae, qui ibidem pastorcm egerat, vocatus sum a toto
«natu & communitate in locum ipsius. — O. Exaudi Levser.
[12. Mai.]
219. Ego Georgius Francisci Lipschensis i'annonius natus
in oppido Lipsch: Zoliensi: Fundamenta & initia bonarum artium
imbifai Briinac a Reuerendo viro Petro Bcr^ero Lipsch: sub cuius
(Üsciplina vixi integros Septem annos. Hinc per |iarentes meos missus
sum Veluzolium ad Doctissimum virum D. Martinum Schuenglerum,
:bi mansi integros tres annos, tandem contuli nie Pragnm mansique
ipud D. Nicolaum in mlnori parte in sclinla particulari apud
M, Barth: Rokiczanum Bohemum. Hinc Deo sie nrdinante oblata
«t mihi vocatio in fnnctionem scholaslicam a Reuerendo viro
D. Bartholomaeo Oczouiano pastore Raduaneusi, vbi in functione
1 —
166
hac scholastica mansi docendo iuuentutem integros quinque annos.
Per eundem quoque pastorem legitime in Diaconatum vocatus sum
in Hospitale Nouizoliensium. — O. Exaudi Leyser. [12. Mai.]
220. Ego Thomas Wincklerus Chemnicensis in Misnia
educatus et praeceptis Grammatices et latinae linguae in patria schola
imbutus recepi me primum post 16 annum aetatis in scholann parti-
cularem ut vocant quae est Naumburgi ad uberiorem percipiendi
Studiorum fructum, quod per integrum septennium fere praeceptonim
ministerio ac institutione fideli factum est. Ideoque ad rogationem
meam Clarissimus in medica arte D. D. Casparus Naeuius contulit
in me Stipendium ex fundatione fratris sui D. Johannis Nacuii Ex-
cellentissimi Medici etc. ad sexennium, cuius adminiculo integrum
quoque septennium in Academia Witebergensi in studiis commoratus
sum. Destitutus autem porro sumtibus et victus commoditatibus iussus
sum suscipcre functionem paedagogicam nobilium puerorum in
Segrena Nobilis ac primariae Dominae Veronicen Leutschen ex
familia nobilis: Statiorum atque expectare in eo loco commodiorem
conditionem quam Deus tandem post vnius anni et quadrantis spa-
cium mihi monstrauit. Vocor enim nunc a Generoso Domino Domino
Johanne Christophoro de Buchaim dapifero haereditario Austria etc. —
O. Leyser.
221. Ego Michael Laczanskj Pannonius natus in oppido
Pannoniae Bajmocz iactis in patria in primis literarum fundamentis,
deinde contuli me uberioris doctrinae parandae gratia Bartpham, ubi
sub viro docto Domino Thoma Nouisoliensi incumbebam. Post uocatu^
sum ad prouinciam scholasticam in Turocz in pagum S. Michaelis,
unde uocatus ad Diaconum in oppidum Bajmocz a Reuerendo viro
Domino Paulo Wranka. — O. 1. p. Trin, [2. Juni.]
222. Ego Joannes Tobaeides Byteschenus Moravus vix
a limine (ut aiunt) salutatis in patria mea majori Bytesch literis ob
paupertatem parentum, sat tenerae aetatis puer in Bojemicas reg^iones
causa discendi honestas disciplinas patriis finibus excedere coactus,
ubi in nonnuUis triuialibus (ut vocant) scholis sub praeceptoribus
fidelibus pietati artibusque dicendi operam navans hactenus Dei
gratia vixi. Civitatum autem ac praeceptorum (ut alias et alios laco-
nismo studens omittam) praecipue hae et hi fuerunt: Czaslavia.
167
praeceptor Nicolaus Rakocius, tum Baccalaureus, dein Suticia civitaK,
praeceptor Georgius Xenophilus Poinensis Baccalaureus. Inde Gutten-
berga, praeceptor Nicolaus Rakocius iam magister, post Chnidimia,
praeceptor Joannes Poluczino Curius Baccalaureus. Deficientibus hie
vestimcntis studiis non in longum vale non dicere poteram. susce[ito
igitur paedotrybatu in oppidulo Chrastii duravi spacio unius anni,
hinc in Ausunensem civitatem eis Aquilam fluvium literig senatoriis
vocatus Rectorem schotac biennium & uno quartali cgi. Kostelicii
eis Aquilam tlumen 5 quartis anni, in Dobruscensi civitate uno anno,
Landskronae fere sexennio ludirectorem perajjens causa istorum
strenuorum Andchristi Romani satellitum, Confessionis sanae evan-
gelicae vcritatis ergo actus a Generosissimo Barone ac Domino
Joanne a Bozkouicz Hohenstadio et in Trebovia Moravorum, suprcmo a
iudiciis Marchionatus Moraviensis mcdiantibus venerabilibus domino
Vatentino Nigro Svitavicnst, tum Kosteücii ad Aquilam flumen,
D. Joanne Kaukalio Przelmiceno, Solnicensi civitate, D. Joanne
Melkner Landskroniano, pago Chlenensi, pastoribus, honesta vocatione
ad certum locum, nempe pagum Rohle vocatum (qui paguü est ex
i!ominio Gen: Baronis D. Joan: a Bozkouicz). — O. Lcyser. [19. Juni.]
223. Ego Michael Coruinus Gallicuhis semina pietatis et
bonarum artium initia partim in patria, partim in üchnla triitiali
Lipsensi didici, inde ob paupertatem atque inopiam parentiim meorum
ad conditioncm scholasticam in monte S. Catharinae in monlibus
Bohemicis sito, quo legitime vocabar, conferre me sum coactus, vbi
per integros annos nouem & semestre iuuentutis studia & mores
informaui. Tandem oblata est vocatio ad munu!> ecciesiasticum a
Generöse D. D. Bohusla Felix ab Hassenstein nempe ad ecciesiam
Dei quae est in Laucha. — O. Leyscr. [26. Juni.]
224. Ego Beniamin Winckler Grunhanensis iactis primis
Üterarum fundamentis in patria parentum iussii Annabergae quin-
quennium uersatus sum in literis. Inde uberioris ingenii cultus gratia
Lipiiam me contuli, vbi biennium commoratu*: ad gubernationem
schoiac oppidi metalUd montis D. Sebastiani uocatus sum. Postea
Buckam ueni & scfaolam ibidem rexi per annof< septem. Hinc a
nobiiissimo domino Wencciao a Sahr uocatus ad munus pastoris in
pago Saiar. — O. [24. Juli.J
168
225. Ego Balthasar Hil lern ei er natus in oppidulo Marckt-
offinga Sueuiae prima elementa literanim et pietatis ieci in schola
Nordlingensium, item in scholis Stirensium & Annaebergensium.
Postea vero in celeberrimam Vitebergensium Academiam missus
biennium literis politioribus et studio Theologico deditus fui. Hinc
a Reuerendo et clarissimo viro Domino Doctore Polycarpo Leiser
professore sacrae Theologiae ibidem atque eiusdem Ecclesiae pastore
Dresdam ad illustrissimi principis Electoris Cancellarium Hugoldum
ab Einsidel missus, eius liberos triennium integrum erudiui. Illinc
vocatus sum ad munus docendi in ecclesia a senatu oppidi metallici
Gruppae. — O. Leyser. [31. Juli.]
226. Ego Balthasar Schretterus Teutolypschensis Pan-
nonius prima fundamenta ieci in patria sub disciplina clarissimi viri
Petri Baroschii tarn litcrarum quam pietatis. Hinc ablegatus fui per
parentes Rozombergam ad doctissimum virum Andream Czeuglerium,
ubi mansi biennio, illinc profectus Roznauiam pannoniam superiorem
ad doctissimum virum Nicolaum Tyburcinum, apud quem uixi qua-
driennium. Tandem veniens in patriam oblata est mihi vocatio ad
munus Diaconatus a R. viro domino Matthia Kalar pastore ecclesiae
Cubiniensis comitatus Orauiensis. — O. Leyser. [28. Aug.]
227. Ego Jacobus Schuler Orauiensis Pannonius fateor me
prima fundamenta literarum iecisse apud clarissimum virum Paulum
Fabricii in patriis oris, tandem uero consensu et consilio parentum
contuli me in comitatum Sepusiensem, ubi primum apud R. virum
Adamum Huttenum integre annum honestis literis operam nauaui,
tandem rursus contuli me ad clarissimum virum Tyropolium D.
Sebastianum Lamium, ubi etiam annum cum dimidio sub disciplina
illius uersatus sum. Tandem uero rursus contuli me in patriam, ubi
rursus contuli me Moschouiam ad D. Nicolaum Col: sub cuius quoque
disciplina honestis literis incubui annum cum dimidio. Hinc ueniens
in patriam est mihi oblata uocatio a R. viro domino Michaele
Moskoschino ad munus Diaconatus. — O. Leyser. [28. Aug.]
«
228. Ego Thomas Giskra Nalzouinus in iuuentute mea dans
Crumnouiae in partibus Bohemiae operam literis per biennium. Deinde
contuleram me in Vngariam Banouium, sub disciplina Josefi Basti-
nensis tractaui in literis per triennium, Schemnicii per annum, Bartuae
169
per annum. Dcinde conferens me in Marchionatum Murauiensciii,
fanctus sum officio Rectoris uno anno Byttessiae. Ad gradum Diaconi
ab illa ciuJtate Byttessia uocationem habens, et a Reuerendo pietate-
que et doctrina ornato viro Domino Johanne Altomiteno Pasitore
Ecciesiae eiusdem ciuitatis peracto examine. — O. Leyper. [25. Sept.]
229. Ego Jacobus Siberus Stolpensis semina pietatis et
ar.ium Uberalium initia partim in patria partim in illustrissima prin-
dpis Ducis Saxoniae schola Portensi didici, inde uberioris iugenii
frjclus capessendi causa et ad pleniorem disciplinarum Cognitionen]
in Acadetniam Lipensem me contuli. postea sum])!:ibiis in studia
cailocandis destitutus iter in Austriam direxi, ubi in oppido Cremsa
apud nobUcm et inde ad alium nobilem oppidi Gmundae uocatus per
ij'ainquennium egi paedagogum, hinc in oppidulum Stras supradictae
tegionis auocatus, ibi locorum per anni spatium officio ludirectoris
5um pcrfunctus. Demum a Domino Gencroso libero Barone Matbia
Teuffelio Gnbernatore oppidi Garsü eiusdem rcsionis ad sacrosanctum
Ministerium legittimc uocatus. — O. [(>. Oct.]
230. Ego Nicolaus Hranicenus prima fundamenta artium
iJberalium ieci in ciuitate Vnczouia Morauiae a Magistro D. Nicoiao
-N'ouak de Moschouecz, deinde a parentibus missus Wratislauiam
ibique per bicnnium mansi, deinde po-^^t aliquot annos uocatus sum
Konicziam, ibi pro Rectore scholae per triennium manPi, inde postea
missus sum Witembergam ad Sacrosordinesi^uscipiendos. — O Leyser.
(lli. Oct.]
1684.
231. Anno 1559 fere septem septimanis post Nattuiiatim Bealae
^'irginis Mariae Genitricis Dei in oppido Tabor todemqiie anno
conflagratione miserabili in vniuersum euerso natns ibidemque a
nueritia in bonis literis usque ad annum decimum tertium inj^titutus,
suasu et conscnsu parentum meorum linguam ut addiscerem ger-
fnanicam Iglauiam deductus ibique octennium in schola exigens, quia
eram agrestibus moribus, in aulam abductus, sesquique altero anno
fUpso in pa triam rcdiens et quadriduum domi manens in aliam
aulam redii, postea ad musas ingenium e.xculturus et vberiorem
floclrinae fructum capturus Goriicium veni, vbi vsus praeceptorc
Joachimo Mcistero & eius collegis per semestre i'.issu fratris mei
170
Vittebergam veniens clapsoque semestri in Ecclesiam Gitschinenseni,
ut cssem Diaconus a Rcuercndis viris Mathia Klaloviceno Decano
districtus (ciusdem oppidi Gitschin) Gitschinensium eis Cydlinam.
Dario Pardubiceno ministro ecciesiae apud Nemiczouienses, Gcorgio
Zateceno, ministro ecciesiae Christi apud Nouopakovicnses, Bausr
lavo Balbino Altaemiteno Diacono Gitczinensi uocatus. — Scribebat
haec Seuerinus Thesauri Taborinus. — O. Lcyscr. [15. März.
232. Ego Michael Leporinus Pannonius patria Crcmnicius
postquam in schola patria pnma rudimenta & capita religionis Chri-
stianae a Leonarto Staudenhercz viro integro & docto hausissem.
contuli me in Silesiam, primariam civitatem, nimirum Vratislaviam.
ibique in schola Elizabetica usus sum praeccptoribus D. Magistro
Petro Vincentio & M. Nicoiao Steinpergero viris doctissimis quin-
quennium. Inde profectus contuli me Rostochium; mansi per medium
annum, impulsus crumenae inopia veni Pragam & honorifice salu-
tatus suscepi paedagogicum officium apud Generosum virum dominum
Ferdinandum Hoffmannum SacraeCaesareae Maiestatis aulicae Camer?c
praesidem, quod obivi annum unum. Veni in patriam & vocatus a
senatu Schemnicensi administraui in schola eorum officium coUegae
per sesquialterum annum. Nihil tale autem sperans & suspicans uocor
ab Illustrissima Ducissa Katarina Sidonia vidua ad administrationemi
Ecclesiasticam in pagum Poncouium. — O. Leyser. [22. April.]
233. Ego Daniel Vocalius Boemus patria Heczmanome>-
tecenus postquam in patria prima rudimenta religionis Christianae
honestarumque artium a Nicoiao Pisceno hausissem, contuli me
Chrudimiam, ibi praeceptore erudito viro Joanne Cancouino per
triennium usus sum. Inde profectus contuli me Slanam & a parente
meo commendatus Reuerendo uiro D. Magistro Georgio Sussilio,
cuius opera per biennium usus Zaczam tandem profectus sum, ubi
hoc ad usque tempus sub disciplinajoannis Stunderi manseram. Incc
in patriam ueniens iam post obitum patris ibique per aliquot heb-
domadas manens ab amplissimo senatu Teschinense per literas R.
viri d. Martini Philadelphi ad Diaconatum uocatus sum. — O. Leyser.
[22. April.]
234. Ich Johannes Argus von Prosnitz aus mehren hab
erstlich in meiner patria in die schul gangen vnd democh tzu Pra
T
171
tudiret vnd alda mein fundament gelcget, von dannen bin ich gehii
■ngerisch Brodt komen vnd drei Jahr mich bei dem pfarhr aidar
lüffgehalten vnd seine klnder instituiret vnd hemoch bin ich khen
loppaw komen vnd alda von Ehrbaren Rath diser stat pis einen
Mb Diacon vociret vnd angcnomen. — O. Leyser. [3, Mai.]
235. Ich Bartholomeus Bauczonus von Gumppoding
[uncchst bei Lintz gelegen gib biemitt zu erkenen, das ich crstlichcn
Foa meinen lieben Ellern auff sandt Anapei^ (das in Österreich Hgt)
bin in die Schuel gcschickht worden, altdo gestudirt bey dem wol-
gelerden H. Andre HoUrcich 7 Jar lan. nachmals von Anaperg gen
Weis gcschickht, zu dem wolgelerden herrn M. Nicolaus Hagio,
alta gestudirst 4 Jar, Nachmals gen Steur bey M. Georgo Mauricio.
von denen auff den Straham komen, alda 2 Jar lan vndcrrichtung
der kinder vnd lessung der Heiligen vnd ander Rainer schrifften
verhöret, nochmals zu dem Edlen vnd gestrengen herrn Honnssen
Lütwig Kirchburger gen Kirchberg auff das filial vncirt. — O. Joh.
Matthaeus. [9. Mai,]
236. Ego Johannes Possta Lithomislensis Boemus prima
fundamenta artium & literamm postii in schola patriae meae, postea
de consilio parentum meorum contuli me Threnchinium, ubi per
biennium operam litcris dedi. Posthac auscepi officium Rectoris in
Mürchionatu Morauico ciuitatc Vizouicz, ubi quoque per biennium
in instruendis pueris artium liberalium laboratus sum. Deinde a R.
viro domino Nicoiao ministro ecclesiae Viczouiensis habeus legitimam
vncadonem. — O. Joh. Matthaeus. [23. Mai,]
237. Ego Bartholomacus Thilo Oederanus prima artium
iiberalium fundamenta in patria ieci, postea per octennium honestis
artibus animum in schola Freybergensi excolui, ex qua schola in
lunc ccleberrimam Academiam a parente missus sum. in qua per
biennium ferme commoratus. Deinde puerorum nobilium per quin-
qaennium paedagogum egi. Tandem diuina prouidentia ad sacro-
iuictum ministerium in pagum Maiorem Auges in finibu.s Bohcmiae
iwope oppidum Prixensem legitime uocatus ad hanc Academiam
itenim a viro nobili Georgio a Schonbcrck missus. — O. Joh. Mat-
lam. [24. Mai.]
172
238. Ego Nicolaus Orpheus Pragenus prindpia sua ,;
accepi in patria sua Praga, a Johanne Ssebonio, inde profectus c(
tuli me Zaczam a parentibus meis commendatus Reuerendo vi
domino Magistro Paulo Philopatri Miolnicensi, cuius opera J
sexennium usus, tandem Ricknouium peregrinatio mea erat et
mansi in offitio succentoris per triennium. Deinde uocationem Pae<
tribae a senatu Kostelocensi eis Aquilam accepi et in illo offitio c
decennium apud ipsos mansi. Vnde tandem uocatus sum ad muii
sacerdotale in Ecclesia elusdem ciuitatis Anno 1584 die 9. Septembj
ad munus illud ordinatus sum a Reuerendo viro Polycarpo Leys<
239. Ego Venceslaus Custos Choteborenus prima fund
menta ieci Pragae apud Dinum Venceslaum Peraz [:], Deinde api
Diuum Stefanum in noua ciuitate, postea cum quodam Joanne Sturmi
Magistro uersus sum ad montes Cutnas. Vicissim me contuli Pra^i
ad Diuum Michaelem. Illo tempore Dominus Burianus Trzka d
Lippa et in Suetla distraxit me e schola ad aulam suam et iti
principias meas bonas [so] contumeliose eiecit. Idque deinde feci iuxti
sententiam illam: Qui dissimulare nescit, exeat aula. Veni Litomis
liam, ibi egi pro succantore per triennium. Deinde pro recton
Boemiae Treboniae in medio liminis Morauiensium et vltimo iil
ciuitate Solnicz pro cantore Chori, unde ad sacerdotaie officium mi
Vitebergam contuli honesta uocatione accepta. — [9. Sept.]
240. Anno domini 1584 die Septembris 9 Ego Stephanus
Thuengerus Stirensis prima ingenuarum artium fundamenta ico
Stirae in patria mea sub clarissimo viro D. Magistro ThomaPigaeo
scholae illius rectore ipsoque octennium usus sum praeceptorc. De-
inde stipendio senatus patriae adiutus in Academia florentissima
Witebergensi per biennium uersatus sum. Tandem ab eiusdem ciui-
tatis inclyto senatu illiusque ecciesiae ministris ad sacrosanctum
Ecciesiasticum officium uocatus. — O. Leyser,
241. Ego Georgius Hermanus Wogstadiensis Silesius, initio
statim a pueris in patria instructus schola concessi ad uberiores
Studiorum meorum fructus capessendos Leutzschouiam, Eperies, ciui-
tates Cepusii, dehinc Dantiscum, ubi biennium commoratus in patriam
reuersus cantoris officium triennium fideliter subii. Inde ad ecciesiasticum
munus in patria perfungendum legitime uocatus. — O. Non. [Oct.]
173
242. Ego Stephanus Grussko de Vstio oppido Bojemiae
prma literarum rudimcnta in patria iam dicta feci, exinde bonam
aetatis meae partem in Litomisna oppido Bojemiae exegi, pro ratione
loci illius liberalibus studiis incumbens, tandem in pago Cliieny corti-
plures annos scholae praefuj. Demum a Reuerendo viro d. Johanne
Addpho Pastore Holowlawiensi suffragante reliqua ccciesia ad munus
Ecdesiasticum sum vocatus. — Dom, XIX, Leyser. [25. Üct.]
243. Ego Albertus Husselius Prividiensis Pannonius natus
PrVidiae sub ditione Magniticonim Dominorum Thur-^o anno 1554:
primis literarum tyrociniis imbutus ibidem sub disdpüna Ladislai
liptoviensis anno 60. 61. 62, 63: Hinc dedi operam literis ac Theo-
lügico studio Martinopoli, sub ditione Magnificorum Dominorum de
Kewa. sub ferula partim Martini Zaborsky, partim Joliannis Dworsky
anno 64. 65. 66. 67, 68; Inde CremnicÜ, anno 69. 70; sub Rectoratu
Leonarti Staudenhertz : Post haec impendi unum annam peregrinationi
per Moraviam & Silesiam, Annum scilicet 71: Tandem 72 praefui
scholae in pago Hay sub ditione dominorum Cremnicensium: lUinc
vocatu.s sum ad Notariatum Prividiensem, cui praefueram totum
tiiennium anni 73. 74. 75: Pertaesus illius ofiicii cotitnH me rursus
Leutschouiam ad Dn. Casparem Kromerum Anno 76. 77 : Inde
ichola pcstc dissipata veni Zolnam & siistinui officium tarn collabora-
toris quam cantoris apud Dn, Nicolaum Colacinatem anno 78&79:
;Po5tquam illic schola dissiparetur per Magistratum Pontificis ad-
ilaerentem reversus in patriam suscepi regimen scholae, cui praefueram
jtreimium, anno scilicet 80. 81. 82: Posthac vocatione oblata per
iMa^nificos Comites de Rewa, rexl scholam Moschuviensem in
Taurocz biennio fcre, minirum Anno 83 & 84, Unde vocatus ad
pbemationem Ecciesiac Prividiensis. — O. Leyser. [15. Dec]
244. Ego Georgius Balgar Bannoviensis Pannonius prima
jt!OTienta literarum Latinarum & Graecarum in patria ieci usus
iprimo praeceptore iam iv Z'j'.g äyt'^:; Domino Nicoiao Colacinate
per quinquennium; ab eodem mlssus Schcbnicium, ibi unum semestre
i:xi sub disdplina Docti viri Domini Johannis Aegrani, unde Zer-
noviam veni & biennium apud Ladislaum Marci Rectorem illiu.s loci
~xi. Zemovia reversus in patriam contuli me Tyropolium annumque
lib' moratus sub disciplina Matthiae Thoraconymi (tum temporis
cnnscntiente puritati doctrinae ecclesiarum Saxonicarum) Tyropolio
174
re versus in patriam vixi sub disciplina D. Josephi Basceni (hie '<
ante quinquennium ordinati). Ex patria contuli me Solnam a
D. Nicolaum Colacinatem ibique quinquennium exegi, unde legitia
vocatione oblata mihi ab eodem honeste dimissus in patria praefa
scholae annos quinque. Oblata vero ab eisdem civibus patriae mca
honesta vocatione ad sacrosanctum munus Ecclesiasticum. — O. Le>*sci
[15. Dec]
245. Ego Thomas Fabiani Rastoczinensis prima Ixterarui
fundamenta in patria schola ieci sub praeceptore Thoma Wrank^
Postea suasu ac consilio ipsius Praeceptoris tum parentum quoca
Sepusium me contuli vixique in schola Cibiniensi sub disciplina Johanci
Erasmi Novizoliensis toto sexennio. Postea literis praefati olim pra«
ceptoris Thomae Wranka ad functionem scholasticam sum evocatJ
praefuique patriae scholae in informanda iuventute toto fetme quj
driennio. A quo deinde promotus ad munus ecclesiasticum in eaden
patria inserviendum. — O. Leyser. [15. Dec]
1585.
246. Ego Gallus Lumen Littouiensis feliciter iactis funda
mentis primis literarum in patria sub erudito ac pio praeceptore PanW
Langio, inde missus Vratislauiam in Silesia dedi operam literis bonii
sub clarissimo viro dom. Petro Vincentio scholae Elisabetbanae Rectort
quatuor annos. Ac tandem profectus Vitebergam uberius artes discendi
gratia inuigilaui ibidem studiis annum cum dimidio sub Rectoribus
Joachimo a Beust J. V. D. et M. Schindlero. Deinde vocatus a
prudenti et spectato senatu Tribouiense ad functionem scholasticam
consumpsi annos tres et semestre in instr uenda pueritia vrbis Tribouiensis.
Hoc postea labore absoluto vocatus sum a Generoso Dom. Johanne
a Vuoskowitz Dom. Honstadiae et Tribouiae de sententia et consiliol
Martini Tödtenwolffs pastoris Tribouiensis ad munus docendi Euan-
gelium Jesu Christi et administrandi sacramenta a Christo instituto
in pago Porstendorff non longo interuallo loci a Tribouia sito. —
O. Leyser. [27. Jan.]
247. Ego Simon Pistorius Tribouiensis Morauus pie iactis
fundamentis literarum primis in patria sub docto viro Paulo Eccelio
praeceptore dilecto, ab eodem substitutus sum auditor, in scholam
Tribouiensem, illic uixi ultra annum, postmodum uero consilio vene*
175
randi viri Domini Johan: SatpogÜ Goldbergam ad uberiorem studiorum
progressum me contuli, in illo celebri Goldbergensi Gymnasio literis
opcram dedi & usque in quintum annuin eniditum & pium virum
M Martinum Thaburnium, itemque M. Georgium Helmcricum summa
cum voiuptate audioi. Postmodum uero paupertate compulsus autoritate
& consilio piorum dictorum virorum in aulam quandani pagi Mauer
p.iedagogiam suscipiendam deiicni, informans nobilis cuiusdain viri
Conrad! a Tschirnhaus liberos, iUic transegi annos tres. Tum com-
moda oblata uocationis occasione a senatoribus oppidi KupffcrbergW
JBuentutem informandam in locum illum me rccepi, ibi jiraefui pueritiae
in schola in septimum usque antium. Tandem a prüden tissimo senatu
consilio & autoritate Venerandi Dn. Martini Tödtenivolff pastoris
fdelissimi patriae suae uocatus sum ad Diaconatum Ecclesiae Trihou
Mensis. — O. Leyser. [27. Jan.]
248. Ego Abrahamus Glaser ab urbe patria Ciiemnicensi,
com parente meo, qui ad metalücam praefccturam ab equite nobi-
bsimo Christophero a Carlowitz Catharinabergam avncabatur, discc-
dens ibi pracceptore Melchiore KrautvogeUo primas didici literas
Hinc inde parentibus meis mortuis veni Freibergam, ubi sexennium
Rectore Vaientino Apelle (piae mcmoriae) et M. Midiaele Hempelio
praeceptoribus studiis invigitaui. Hinc causa studiorum meorum con-
tuli me Witebergam, ubi quatuor fere annos consumjjsi. Nunc Dei
gratiaaddocendumEuangeiium vocatusanobiUbusnobilissimis Johanne
«Sigismundo de Ziesar fratribus in pago Lubenitz. — O. Leyser.
(16 Juni.]
249, Ego Lucas ZicgI Prachaticenus Bocmus prima funda-
menta pictatis & Hterarum Latinarum ieci in patria, tandem ob
vberioris ingenü fructum a parente suo Gregorio Ziegl promotus
sjm Meiericium & ibidem vsus sum praeceptore Domino Thoma
Hermanomiesteceno per biennium, vnde profectus sum in montanas
ciwtaics & mansi Nouosolü sub disciplina Doctissimi Domini M. Pauli
Haluepapii Pomerani per quadriennium. Nouosolro vocatus sum legi-
'ime a Zenthiwaniensibus Dominis nobilibus ad reijimen scholae
Wuyccnsis, cur praefui per annum cum dimidio. Oblata vero ab
;isdem egregiis & nobilibus Dominis Zenthiwaniensibus lionesta voca-
üone ad Sacrosanctum munus Ecclesiasticum eidem parui. — 0. Leyser.
131. Juli.]
176
250. Ego M. Wolfgangus Gotzius Crimmicensis pie iaai
fundamentis literarum primis in schola patria contuli me studiorur
causa Cycnaeam, in qua quinquennium commoratus fui sub clarissiro
viro Dn. M. Paulo Dalbitio. Deinde Snebergam profectus quadrier
nium ibi vixi sub clarissimis viris Dn. M. Johanne Sarcandro ^
Dn. Paulo Obermeiero. Tandem Dn. praeceptorum meorum c
cognatorum consilio in hanc Academiam Witebergensem loiige cel^
berrimam me recepi Anno 75. Ibi propriis sumptibus per quadrienniuij
sustentatus, postea in numerum stipcndiariorum Illustrissimi Principi
ac Ducis Augusti Electoris Saxoniae receptus sum. Anno 83. HinI
a Senat u Aquensi ad munus scholasticum vocatus sum. ubi pc
biennium ea, qua par fuit, fide et dexteritate scholae Rectorem eg
Deinde iterum Witebergam me contuli. Novissime ad officium Eccl
siasticum legitime per Reverendum Dominum Doctorem Polycarpu
Leiserum &c. a Generoso Dn. Barone Feliciano ab Hertenstein h
Vngaria vocatus. — O. Leyser. [25. Aug.]
251. Ego Johannes Crocinus Pragenus prima literarun
rudimenta in patria ieci. Deinde Slanae aliquot annos exegi pietai
& liberalibus disciplinis operam nauans sub praeceptore Georgi^
Sussilio Raconiceno, paulo post Academiae Pragensis professore facto
Hinc Zaczae ad officium collegae uocatus ibidem Annos 4 exegj
Demum Hradecii Reginae ibidem Collegae officium sustinui, tandeci
Nymburgae Cantoris officio praefui & Bydzionii in eodem offidc
uersatus. Hinc legitime vocatus ad ministerium Ecclesiasticum
Georgio Dycasto Mirzkouino Decano et pastore Ecclesiae Giczinensis
O. Leyser. [4, Nov.]
252. Ego Martin US Chlumocenus rudimenta literaruifl
Hradecii ciuitate Booemiae feci & ibidem annos adolescentiae mea<
in studio pietatis & honestarum artium contriui. Tandem a clarissim(|
viro D. Decano Mataeo Chrudimeno Phagaride, pastore Coliniensj
vocatione mihi oblata ad officium diaconi Vittebergam adii. -^
O. Leyser. [4. Nov.]
253. Ego Andreas Smiccius natus in oppido Pannoniad
Warna domi primum a parentibus et in schola educatus prima iccj
fundamenta literarum. Tandem sub disciplina sanctae memoriae et
industrii viri Dn. Nicolai Colacinatis Zolnae annos exegi duos cumi
177
miüdio, Rursum Mezencii in Morauia annum. Post Thrinchinii in
utria sub disciptina Dn. Joannis Brunonis amplius quam spacium
ami vixi. Vnde postremo in ccleberrimam hanc Wittebergensem
icademiam a Domino parente Antonio Smiccio missus unum exegi
mnum. Ac tum vocatione ad ministerium EuangelÜ oblata a Gene-
Diis Dominis Patronis Domino Nicoiao Patroecio de Cassa, Domino
öolao Ostrodth, Domino Emerico Jakusitz et Domino Joanne
aadaczani. — O. Leyser. [29. Dcc]
254. Ego Petrus Martinides Slavetinus ieci fundamenta
heranim et pietatis in ciuitate Lünens! sub D. M, Andrea Fabricio.
Oönde missus a parentibus in Pannoniam, ibidem Schemnicii quin-
pienmum literis operam nauabam. Hinc reuccatus sum ab oppido
itmouiensi ad gubernationem scholasticam, ubi ultra annum uixi.
Tandem gratia studendi me rursus contuli Trenchinium ad Dn. Joannem
Eninonem, ibi uersatus sum unum integrum annum, Deinde facta
smihi uocatio ab eodem praedicto oppido Zernouiensi. — O. Leyser.
■», Dcc]
1586.
255. Ego Balthasar Pole Glogouiensis primum a paren
äkJS et in sctiola educatus prima ieci fundamenta literarum sub
isdplina eniditi atque docti viri Caspari Pridmanni, tandem uero
tt consensu et consilio parentum meorum contuli me Iglauiam uersus,
per bienoium ibi operam nauaui in literis. Hinc vocatus sum ad
pbemationem scholac Libcouiam, cui per quinquennium praefui,
poiiea uero a nobiU uiro Wenceslao Gwolski ad munus Ecclesiasti-
Bim in pago Hermesdorf inopinate uocatus sum, — O. Leyser.
[E. Jan.]
2äG. Ego Samuel Paulinus Prividiensis Pannonius oriundus
Pnndia, prima elementa literarum ibidem didici et commoratus .sum
oi-;üc ad adolescentjam sub ferula Humanissimi Domini Johannis
IJwrsk>' Prividiensis. Inde discedens mansi in schola Rosenbergensi
fitun annum continue. apud D. Johannem Philomatem. Illinc vocatus
if patriam transegi duos annos et duodecim dies sub ferula D. Alberti
Hciselii, ubi praedpue operam dedi studio Theologico. Tum egi
X^isenbergac Collegam et Cantorem annum integrum. Dehinc Bitschac
Kfctorcm scholae annum annum. Ubi vocatione oblata ab Illustri
n Magnifico Domino Emerico Forgach, Comte Thrinchinicnsc ad
gubernationem Ecclesiae Theplensis. — O. Leyser. [16. Jan.]
librbKli iwi PioIMUnliimu itOt, H. U[ u. IV. 12
178
257. Ego Elias Spaldtholtz Stolpensis Mysius primis m
patria schola et pietatis et liberalium artium fundamentis iactis in
hanc Academiam commigravi, in qua sexennium adiutus liberalitate
et beneficientia lUustrissimi Principis et Electoris Augusti etc. et
theologiae et philosophiae operam navando transegi. Exinde cuni
et Baro et inclytus senatus Triboviensis in Moravia sibi Diaconura
a Collegio Tlieologico mitti peteret, Triboviam sum ablegatiis. —
O. Leyser. [9, Febr.]
258. Ego Johannes Flederwizius Tribouiensis MorauL«;
a primis annis literarum elementa in patria didici. Tandem sumptiLus
et beneficentia parentum meorum Lipsiam me contuli. Cumque ilhc
non per integrum biennium bonis literis operam dedissem, rursus a
parentibus meis a studiis auocatus sum et ipsorum consensu ac
uoluntate in patria ciuem egi per annos nouem. Tandem Deo ita
ordinante a Magistratu meo Generoso ac Magnifico D. Johanne y
Boskowiz Marchionatus Morauiae Eparcho uocatus sum ad pastoraturc
Ecclesiae Reichnaw. — O, Leyser. [9. Febr.]
259. Ego Melchior Ludouicus Senfftenbergensis natior.c
Misnicus prima artium rudimenta imbibi in patria. Deindc missua
Dresdam, ibi sub disciplina Humanissimi Domini M. Friderici Zörlen
ludimoderatoris honcstis et liberalibus artibus operam dedi. VosXeA
me contuli Budissinam, ibi integrum biennium sub praeceptore Luc:
rectore Thoma Fabro confeci. Deinde propter aeris mutationem
Wratislauiam me appuli, ibi quoque sub praeceptore Steinber^:«)
biennium confeci. Vocatus deinde ad munus scholasticum in oppidum
Freudenthal a Domino Matthia Mosaeo, quadriennium ibi consumpsi.
Tandem amicorum meorum consensu Witebergam me reccpi, ib:
quoque biennium confeci in audiendis Theologicis lectionibus. sump-
tibus illustrissimi principis Augusti piae memoriae sub Reuerendissimis
et clarissimis viris Domino D. Polycarpo, D. Johati: Schuz et D
Matthaeo. Nunc uero ad munus docendi Euangelii in pagum Vogel
seiflfen situm prope Freudenthal in finibus Morauiae uocatus a Gen^
roso Domino Domino Hynecko a Wirbka seniore Domino in Freuden-
thal, Bistriz et Goldenstein, Caesareae Maiestatis a consiliis. — O
Leyser. [31. März.]
ii9
260. Ego Michael Albertus Edelstadienäs uel Zuckmantl :
Sitsius prima elementa artium et pietatis in patria leci, Deinde
>:j;iT>nicü annum Üteris incubui. Postea mlssus Iglauiam ibi quin-
::jir.ium, Nouisolii biennium, Leutscbouiae annum operam literis
tiiuaui. Quo tempore peracto biennium scholae Petersdorffensis in
Vngaria ludimoderator fui annumque Cantoris officio in patria functus
IT, Tandem a Generoso ac Magnifico domino domino Hyneko
«niori a Wirben domino in Freudenthal, Bistritz et Goldenstein.
S Caesareae Maiestatis Consiliario ad officium Diaconi uocatus. —
0. Leyser. [3l. März.]
26t. Ego M. Antonius Ebhardt Lubecanus, Saxo. postquam
(irncipia quacdam in literis sacris et prophanis primum in patria ac
deinde in Silesia Gorlitü sub M. Petro Vincentio percepisseni, deinceps
Wiiebergam ueni, ubi cum ultra quinquennium perdurassem et titulum
Magistri consecutus essem, profectus in Austriam biennium paeda-
gogum egi apud Gcnerosum et magnificum Dominum D. Keichardum
itrein etc. cuius pcrmissu scholae Leucophanensi ditionis eiusdem
oppidulo praefui per decennium. Tandem ab hoc eodem Domino
Strein ad parrochiam promotus sum. — O- Leyser. [10. April.]
262. Ego Mathias Becksbrodt Filneccnsis Morauus in
schola Leuschouiensium prima literarum fundamenta et pietatis prae-
«pta imbibi. Deinde de consilio parentum meorum Trentzinium ueni,
ibi operam literis per annum, Rectore Petro Barosschio existente
, 4edi. Relicto Trentzinio ueni Oppauiam, ibi per integrum biennium
sjb Johanne Küchlero cognitioni bonarum artium sedulo incubui.
Ex hoc ioco amicis meis ita suadentibus Br^am pedem detuli
ätque iUic in illustri Gymnasio per integrum quadriennium praecepta
artium ad docendi munus necessariarum percepi, utens praeceptoribus
Clarissimis D. M. Petro Sicdo, M. Jacobo Paulonio ac M. Laurentio
H«lero pie defuncto. Postremo discendi causa me Wittebergam con-
wli, quo in Ioco per semestre quoad potui ingeniolum meum excolui.
Et hac celeberrima Academia discedens aeger ueni Neotitschinium,
™ Cantoris functioni praefectus iuuentuti eiusdem loci per scqui-
älttnim annum operam meam impendi. Tandem ab amplissimo Senatu
«usdem ciuitatis ad Ecclesiasticum munus uocatus. — 0. Leyser.
[3'. April.]
180
263. Ego Christophorus Jancke Bodenstadiensis Moraua
prima artium liberalium rudimenta et pietatfs seminaria Olmudi ii
schola D. Mauricii M. Sperussio Rectore existente imbibi. Hinc Neotit
schinium uberiorem ingenii culturam faciendi gratia ueni. £o relic
me Hranicium contuli ac ibi discens literas necessarias per bienniun
commorabar. Ex eo loco aduolaui Oppauiam, ubi ultra bienniun
sub Johanne Kuchlero literis incubui, Oppauia relicta de consili
meorum parentum ueni Vratislauiam. Ibi audiui Clarissimos wo
Dominum M. Nicolaum Steinbergerum, M. Langium, M. Weiglcrufl
et M. Fleischerum. Inde uocatus domum cum consilio mei parenti
missus sum a Generoso Domino Dionysio Podtstadtsky Wittebergai
ordinandus. — O. Leyser. [27. April.]
264. Ego M. Stephanus Berckman Cycnaeus pie iact!
fundamentis literarum primis in schola patria sub clarissimo vir
Domino M. Ludovico Brusmanno et M. Paulo Dalbitio, postea coi
tuli me Studiorum causa Bernburgum sub Praeceptore M. Bartholomae
Frenzelio, denique Halam, in qua sexennium commoratus fui sul
clarissimo viro Domino M. Joanne Riuio. Tandem Dn. Praeceptorur
et cognatorum consilio in hanc Academiam Witebergensem long
celeberrimam me recepi Anno 81 et in numerum stipendiarioruE
Illustrissimi principis ac Ducis Augusti Electoris Saxoniae receptu
sum. Nouissime ad officium Ecclesiasticum legitime per Reuerendun
Dominum Doctorem Polycarpum Leyserum ab lUustri et Generös
Domino Barone Helmhardo Jörgero in Koppach in Austria uocatus. -
O. Leyser. [4. Mai.]
265. Ego Jacobus Wagner Nouisoliensis ex Inferioris Pac
noniae Ciuitate Metallica ortus et ibidem in schola educatus usqu<
ad 10. aetatis annum. Hinc in aliam ciuitatem montanam 2 milliaribu
a patria Libetas in scholam fratris mei Martini, nunc Pastoris Bart
phensis sum missus: ubi circiter triennium consumpsi. Tandem pro
fectus sum Leopsicium in Silesiam; per 1. annum tantum sub LudJ
rectore D. Johanne N, adhuc superstite eo in loco uixi. Reuocara
ab amicis in patriam ablegarunt me Bartpham in scholam Hungaria^
praecipuam. Vixi ibi sub disciplina clarissimi viri D. Thomae Fab;1
per quadriennium. Feste autem hinc pulsus consumpsi prope annunj
Libetis in officio scholastico. Postea iter suscepi cum Excellentissimcl
viro D. Georgio Henischio, Doctore Medicinae et Mathematico insignl
18T
b.'ustam Vindelicorum, audiui ibi docentem ultra annum clarissimiim
irum D, Hieronymum Wolfium (piae memoriae). Paupertate tandem
Mipulsus priuatim erudiendos suscepi pueros circumspecti viri D,
iirolai Pcmeri, Mercatoris Augustatii, publico Gymnasio dcseito.
ei uix expleo semestre in Paedagogia, bcneuolentia doctissimoriim
ioiarcharum Augustanorum retrahor in publicam scholam D. Annae
I paenultimo classis gubernatione subornor: quo in officio ea <iua
Küi diligentia per triennium integrum uixi. Contractaque inde
eania placide Augusta dimissus petii almam Academiam Tubingen-
nn. in qua sesquialterum annum in inopia mea consumpsi, ita ut
enerabile Theologiae consistorium eius loci non sit dedignatum
pnnte dare mihi honestum studiorum meorum et uitae testimoniLim.
'abinga uocatus ab amicis redii in patriam tempore veris. In autumno
PO oblata est mihi functio Ludirectoris in ciuitate supcrioris Hun-
pnae Epperics dicta. At uix integrum ibi expicui annum: vocor
Bunimi consensu ecclesiae, scholae et Reipublicae, Senatus et Com-
laitatis Bartpham ad Diaconi officium. — O- Leyser. [23. Mai.]
266. Ego Stephanus Kimeriing Ratisboncnsis pie iactis
indamentis literarum primis in schola patria contuli me studiorum
>n;s Graedum ciuitatem in Stiria, ibi per triennium sub clarisaimo
ifo Dn. M. Hieronimo Peristerio commoratus fui, deinde Traburgum
rofeaus paedagogum apud Paulum Forhögerum per biennium egi,
b hinc ad officium Ecclesiasticum legitime a Generoso Wolfgango
lEssmundo a Gaisruck in Stiria de Gratisch, a Wilhelmo Lcyssero
iwitroso, etiam a Joanne Sigismundo a Gaisruck vocatus. — O
't>'ser. [24. Mai.]
267. Ego Matthias Inquilinus Pragenus qui Pragac edii-
atus. postea Nouisoiii in Pannonia sesquiannum et Pragae in Academia
mnum annum studui et Slanae in Bohemia octennium collegae officio
1 iunentutc instituenda functus sum. Deinde Budeuicii per triennium
^olam rexi, donec tandem Slanam iterum reuocatus ad schnlae
Tjinen ex eadem schola Cuttebergam ciuitatem metallicam in
äoIiHnia ad officium Diaconi uocatus, — O. Leyser. [15. Juni.]
268. Ego Christianus Dreuerhoff Gottingensis Saxo
priaa pictatis et studiorum fundamenta in patria iacta Hildesiae per
bitnnium et Francofurti ad Moenum etiam per biennium continuaiii,
182
postea Argentinam me contuli ibique per annum commoratus sinn
hinc in Austriam discessi et Waidhoiiae ad Ipsam apud Sebalduni
Eggerum senatorem eiusdem ciuitatis paedagogi officio functus sum.
Ik donec ad instituendum iuniorem comitem ab Ortenburg a Gencros^i
D. D. Emesto comite in Ortenburg libero Barone in Carlsbach et
Frcinstain D. in Ericourt et Lil uocarer, hinc a Generoso D. D. Joante
Wilhelmo libero Barone in Losenstain et Schalaburg ad offitiuni
Diaconi in ecclesia Losdorpiana Austriae legitime sum uocatus. —
O. Leyser. [26. Juni.]
• >
269. Ego Vit US Galli Netholicenus, Prognatus ex parentibu^
bene moratis videlicet Vencesilao Gallo et Anna iuxta Ecclesiuc
Catholicae ritum legitime copulatis operam dedi honestis literis suti
ferula colendissimi viri D. Petri Barossii et D.M. Hieronimo Machabci
Klatoviceno, Slanae D. Mathia Inquilino Prageno. Deinde BudeviGi
[■- per triennium juventutem Scholasticam administravi, inde honesta äc
legitima vocatione mihi data ab amplissimo senatu Bitessensi c:
pastore eiusdem civitatis ad officium Diaconi vocatus. — O. [26. Juni.
270. Ego M. Sebastianus Wintersolerus Augustanu^
natione Suevus, natus anno Christi 1558 fundamenta pietatis, artiiim
liberalium et linguarum in patria ieci. Postea de sententia meoniir
Ingolstadium studii philosophici percipiendi causa missus, ibi pel
dimidium annum eorum sumtibus vixi. Deinde Marpurgum Cattorun
veni, ibidem per biennium cum dimidio pene versatus Magister!
gradum suscepi. Postea anno 79 in patriam rcvocatus oblatam paeda
gogiam apud Dn. Albertum a Stetten per annum et in patria cl
I
Tubingae administravi. Tandem in Austriam inde digressus bienniun
cum dodrante impendi instituendis liberis strenui et nobilis hcroi:
Dn. Francisci a Gera, qui me inscio postquam audierat cum su^:
pastore M. Luca Kirchmayr in Tates, extremae Vngariae adversui
Turcicas impressiones propugnaculo, vacuam extare functionem Eccle
siasticam, omnem moverat lapidem, ut mei haberetur ratio in ist(
mihi assignando loco. Quod cum sit factum et heros ille Georgiui
Paxii a Paxos, Über baro, noster supremus capitaneus me cum excf
citu germanico benigne ad istum locum suscipiendum invitasset
r Vienna discedens ibidem post aliquot concionum specimina ediu
oblatum munus non detrectavi. — O. Leyser. [20. Juli.]
183
271. Ego Andreas Architectorii Alemannürum Lypczensis
Pannoniua prima clementa Trenchinii cbi per quadrigennium vLxi,
deinde profectus sum Galgocium sub disciplinam Symonis Baymo-
cziensis etiam per trigenium commoratus sum, postea Igiauiani sub
disciplinam mei 6delissimt Praeceptoris D. M. Johan: Vrsini mansi
per quadrigenium, postea vocatus Trenchinium ad officium Canloris,
ubi praefui integrum annum, inde vocatus ^d sacrum Fanctissimum
irimsterii oßicium per Reuerendissimum D. Andream Schyndleriiim
in pagum Tuma. — O. Leyser. [7. Aug.]
272. Ego Michael Czabaneus Seleczensis patria Pannonius,
ex comitatu Nouisoliensi, vitla Selecz, actis in patria schola primis
lundamcntis pietatis et honestarum artrum Cibinium profectus usus
sum septennio Joanne Huldrich Nouisoliensc )iraeceptore. Inde sumptu
parentum Bartpham profectus Doctissimuin et Clarissimum virum
Dominum Thomam Fabri scholae illius Rectnrem docentem Sacra-^
literas et liberales artes integrum triennium aiidivi. Post vocatus sum
Lypschem Alemannorum et praefectus sum scholae regendae. quam
et administravi toto septennio cum dimidio, Demum vocatione accepta
in munus sacri ministerii a Spectabili et Magntfico Domino D, Emerico
Forgach. libero Barone in Gymesch et Cumite Comitatus Thren-
chiniensis nee non Aurato Milite ad Ecclesiam quae coHigitur Christo
BjTocii in comitatu Threnchiniensi verbo divinn pascendam, —
0. Leyser. [7. Aug.]
273. Ego Joannes Hloschinus Faiinonius districtu Lipto-
utensis natus ad Beatam virginem ex honeslis parentibus ibidem ieci
fundamenta honestarum Hterarum sub Doctissimo viro D. Georgio
Zarewaczki. Hinc expeditus a parentibus Cibinium pro ubcriori pro-
fectu Studiorum ingenioque meo excolendn mansi 9 sub disciplina
ciarissimi viri Joannis Huldreich NouosoliLnsi. Inde uocatus sum
Teplam ad prouinciam scholasticae gubernatiunis, post annum in
"ppidum Weleciauium, ibi egi duos annos. Tum demum in Turan
'>ppidum a quo foco a Doctissimo viro D. Michaele C7aban uocatus
5um in ministerium Ecclesiasticum pro diacono. — O. [7. Aug.]
274. Ego Caspar Thomae Teplicenus, patria Pannonius ex
wmitatu Cepusiensi. villa Teplice, iactis in patria schola primis funda-
mentis pietatis et honestarum Hterarum in Muntern Georgü profectus
i
184
usus sum triennium disciplina Francisci Nigri modcratoris scholae
eiusdem ciuitatis. Inde in Morauiam Hunnobrodam profectus eniditmn
virum Martinum Mallobicenum triennium sacras literas et liberales
disciplinas docentem audiui. Tandem Epperies ueni ibidem usa«:
Praeceptore Jacobo Wagnero per spacium unius anni. Post L}'pscham
Alemannorum deueni, ubi peregi biennium audiens fideliter docentem
doctum virum Michaelem Czabanium. Ex qua schola uocatione accepta
in munus sacri ministerii a Reuerendo viro Domino Leonardo Moko-
schino Pastore Ecclesiae ibidem in Diaconi officium eiusdem Ecclesiac
promotus sum. — O. Leyser. [7. Aug.]
275. Ego Joannes Heinricus Scheubelius patria Uracensis
ex ducatu Wirtembergensi iactis in patria primis fundamentis pietaüs
et honestarum literarum Tubingam profectus sum, ibi clarissimos et
doctissimos uiros et professores Philosophiae et Theologiae tricnniuin
audiui. Postea in Austriam uocatus liberos D. Joannis Hauffii a Steinach
in Boppen, nobilis, per biennium cum dimidio instruxi. Demum
uocatione accepta a Generoso Domino Theoderico Barone a Buchaim.
Domino Hornae et Wiltpergae, Archidapifero Austriae haeredi-
tario ad Diaconatum Ecclesiae Hornensis in Austria inferiori. —
O. [18. Sept.]
276. Ego Johannes Albertus Edelstadiensis uel Zuckmant-
liensis Silesius prima elementa artium et pietatis in patria mea ieci.
Deinde Schemnicii triennium literis incubui. Postea Iglauiae in Morauia
triennium, Nouisolii annum operam literis dedi. Quo tempore pcracto
scholae Edelstadiensis ludimoderator 6 annos fui. Tandem a Magnifico
et Nobili Domino Domino Laurentio Eder seniore de Schemnitz,
Domino in Eulenberg, ad officium Pastoris in pagum Moraw uocatus
sum. — O. Leyser. [7. Sept.]
277. Ego M. Andreas Ammon Staffelsteinensis Francus
prima elementa Coburgi posui, deinde missus Noribergam sub disci-
plina M. Georgii Sellae per integros sex annos fui, ad maturiorem
aetatem perueniens sumptibus Noribergensium missus sum ad
Academiam Wittebergensem ibique promotus in Magistrum Anno 76.
Dehinc profectus in Austriam, oblata est mihi conditio scholastica
in Neusidel Hungariae ad lacum Feortheo, cui scholae praefui quadri-
ennium. Tandem a papistis, quorum impiae doctrinae et idololatricis
185
:ultibu5 nolui adherere, hinc depulsus Jauritium Vngariae ordinarie
id scholam gubernandam conuocatus per biennium huic inserutens
:t me exercens concionando a Gcncroso Domino Andrea Teuffei
^ibero Barone supremo Capitaneo excrcitus militiae in Vngaria et
i Regimine istius loci Wittebergam transmissus ordlnationis legitimae
^3nsequendae gratia. — O. Leyscr. [16, Oct,]
278. Ego M. Matthaeus Mittenzwei Cygneus in schola
patria ceicbri prima artitim et pietatis elementa Rcctore Clarissimo
viro Domino M, Justo Ludowico Brysomanno Jenae olim professore
publico, postque huius discessum legitimum Rcctore Clarissimo viro Dn.
Paulo Obermeiero, quem propter publicam et priuatam Institut ionem
adhuc amore prosequor. percepi. Huius consilio et authoritate Anno
1581 Prid. Non: Junii in celeberrimam Witebergensem Academiam
ueni et Rectore clarissimo viro Dn. Salomone Alberto artis medicae
Doctore et Professore publico in munerum studiosorum relatus et
asscriptus sum. Vbi per integrum quinquennium et 4 menses sum-
tibus lUustrissimi et Potentissimi principis ac Domini Domini Aiigusti
Ducis Saxoniae Elcctoris etc. sanctissimae mcmoriae uixi atque studio
sanioris Philosophiae inprimisque studio Theologico atque linyuarum
operam dedi. Hinc X, Calend. Aprilis Anno Jesu Christi M. D.
LXXXV Rectore lUustrissimo Principe ac Domino Dn. Augusto
Duce Brunsuicensi ac Luneburgcnsi, ProrectoreReuerendo et Clarissimo
Viro Dn, Johanne Bugenhagio Theologiae Doctore et professore
publico, Collegii Phiiosophici Decano Clarissimo et Spcctabili viro
Do. M. Michaele Richardo Ratisbonensi gradum Magisterii Phiio-
sophici suscepi. Tandem legitime ad munus Ecclcsiasticum per
Reuerendum uirum D. Polycarpum Lysemm a Generöse Dn. Barone
Wilhclmo ab Anger ad D. Petrum in Aid in Austriam uocatus. —
0. Uyser. [16. Oct]
279. Ego Christophorus Schönikel Muscauiensis Lusatius
i» patriae schola instructus a pueritia in doctrina pietatis Christianae
per humanum virum Andream Coslenum praeceptorem, ibidem judi-
'ectorcm, Catechismo D. M. Luthcri piae mcmoriae indc percepto,
Iglauiae in Morauia tricnnium frequentaui, sub institutionc tum tem-
poris M. Joachimi Pistorii Aquisyluani et M. Pauli Haluepapae Aqui-
syluano Anno salutis 1576. 77. 78. Postquam in Morauia annos sex
s^olastids conditionibus functus essem, uidclicet in oppidulis Hosterliz
186
biennium, Prostomeritz biennium et Gurdauiae biennium, Annonim
autem 80. 81. 82. 83. 84. 85, Anno 86 uocatus ad ministerium ex
Silesia inferiori pago quodam Hohen Brissnitz per R. Dominiini
Casparum Reitterum pastorem ibidem. — O. Leyser. [19. Oct.]
280. Ego Michael Baudius iunior Rumburgensis prima Ute-
rarum fundamenta ieci puer Rumburgi, quod est oppidum Boemiae
confinium sum praeceptore Petro Zebicero. Pragae biennio animum
literis excolui, hinc domum uocatus, usus sum doctrina aut potius
instructione parentis mei in Theologicis. Et sie legitima ad sacnim
ministerium uocatione ad ordinationem et facultatem docendi sanctum
Euangelium et administrandi sacrosancta sacramenta Domini acci-
piendam a Domino Joanne a Leymar ex pago Wamsdorff missus
fui Wittebergam. — O. Leyser. [20. Nov.]
281. Ego Daniel Mensatorius Arvensis patria Pannonius
ex comitatu Arvensi, oppido Weliczan, prima elementa literarum et
institutionem verae religionis in patria didici. Deinde monitu parcn-
tum me Teutolypscham contuli, ubi triennium operam dedi literis
Postea Zolnam profectus, hinc Moschoviam, ubi uno eodemque
praeceptore usus sum D. Nicoiao Colacinate triennium quoque.
Praeterea Prividiam ivi. Illinc Baymocium vocatus ad regimen scholae.
cui annum praefui. Post in patriam cuius pueritiae informatorem in
pietate et honestis literis, egi biennium. Dehinc a Senatu nostri
oppidi et Reverendo viro D. Johanne Nozchko in patria pastore,
legitimo modo in Diaconi officium vocatus in hanc celeberrimam
civitatem Witebergam veni, in qua prius studio pietatis tres qua-
drantes anni et aliquot septimanas invigilavi. — O. Leyser. [23. Nov.]
(Forlsetzung folgt.)
XII.
Ueber eine Wiedertäufer-Handschrift des
XVII. Jahrhunderts.
Von Th. Unoes. Lindcsarchiv-Adjunct in Gm.
Die Täufer -Lieder, nach Ländern geordnet.
(Fonaetiung.')
StalflFiuBrk,
Hier kommt nur das Oberland mit seiner rein deutschen Be-
völkerung für uns in Betracht. Schon 1513 am Christi-Himmelfahrts-
tage warnt der Rath der Eisenverlags-Stadt Leoben unter Berufung
auf die crflossenen kaiserlichen Mandate die Bürgerschaft vor jedem
Verkehre mit Wiedertäufern und verbietet namentlich, diese zu be-
herbergen.
Am 4. Februar und 1. April 1528 erfliessen von König Fer-
dinand Begnadigungspatente fiir reuige Wiedertäufer ').
In dieses Jahr fällt zu Brück a. d. M. die Hinrichtung von zmilf
Mitgliedern der neuen frommen Gemeinde. Neun Männer wurden
enthauptet und drei Mädchen ertränkt.
Ihren heroischen Muth besingt das nachfolgende Lied, das bei
Wakemagl K. Lied. III. 467 abgedruckt ist'). In der österreichi-
schen Geschichtsliteratur ist es aber wenig bekannt geworden und
ebenso in Steiermark. Namentlich in der Localhistorie, wo sich
mindestens der Vorgang erwähnt und verzeichnet finden sollte, ist
es niemals verwerthet worden.
In dem benachbarten Leoben wird 1528 der Bürger Peter
Schuster sammt Frau und Schwester der VViedertäuferei bezichtigt
und vom Stadtricbter in Arrest genommen, aber nach gepflogener
Untersuchung mit einer Verwarnung entlassen.
>^ Vgl. Jahrbuch 1894. S. 23, und 1896, S. 64.
■) BeiCrilge lur Kunde sreiermirliLscher Geschichtsquellen XIX. 20, Nr. 92 u. 86.
■) Fonl, rer. 43/11. 68.
188
Derselbe machte sich jedoch das Jahr darauf nebst dem Bürger
»Grinzinger* abermals verdächtig. Beide wurden, als man ae vor
Gericht ziehen wollte, mit Hinterlassung ihrer Habe flüchtig^).
Den Besitz der Beiden eignet König Ferdinand mit Verordnung
ddo. Speier 21. April 1529 seinem Rathe und Kammermetster in
Niederösterreich, Veit-Zollner, zu. Das betreffende Decret lautet:
, Nachdem fich N. Yntzinger vnd Peter Schuester zu Leobm
wider chriftenliche Ordnung vnd unnfer vilfelttig aufgangen manndat
vnd Warnungen in die verfiirlich verpoten Sect der widertauff ein-
gelaffen vnd delhalben fluchtig worden vnd aufgetretten vmb weihe
jr verhanndlung vnns jr hab vnd guter confiscirt vnd verfallen fein
vnd als sy vnnder andern zway hewfer in vnnser ftat Leobm ver-
laffen*. Zollner foll allfällige Schulden bezahlen & dem Landfchaft-
fchr eiber in Steyer Colman Prunner. 200 fl. Reinisch, ,fo wir (der
König) jme zu uergnuegung der Expectanz so er auf fellige guter
von vns hat vnd fonnft in anfehung feiner diennft, die er vns vorher
gethon aus gnaden dauon erfolgen zu laffen bewilligt* — zur Schadlos-
haltung auszahlen.
1534 wird zu Bairisch-Graz ein gewisser Kropff mit zwei Glaubens-
genossen geköpft. Vier evangelische Schwestern werden ertränkt ').
Am 4. April desselben Jahres wird für die niederösterreichi-
schen Lande ein Mandat gegen die Wiedertäufer und ihre Anhänger,
betreffend Verbannung und Bestrafung, verlautbart •).
1538 wird Hans Seidl von Murau zu St. Veit in Kärnten hin-
gerichtet*).
1542 lehnt der Rath von Brück a. d. Mur die Aufnahme von
ketzerisch verdächtigen Personen ab *).
Am 10. December 1544 befiehlt R. Ferdinand, dass das Verbot
gegen die Secte des ,Widertaufs* nach den Artikeln des Speierer
Reichsabschiedes aufs Strengste aufrecht erhalten und durchgeführt
werde. Am 10. Jänner des folgenden Jahres wird ein Generalpatent
gegen die Wiedertäufer verlautbart ").
*) Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark. 26, 68 Note.
«) Font. 43/11, 116.
«) Beiträge XIX, 28. Nr. 151.
*) Font. 43/11, 141.
») Beiträge XVII. 87.
•) Beiträge XIX, 43, Nr. 258 und 261.
189
1545 wurde der Lederer Ruprecht zu Leoben ,mit der Tauferei
erwandt befunden* und entzog sich der Untersuchung durch die
Hucht. Der Rath nahm die hinterlassene Habe in Obsorge und
;estattete, dass dessen unmündiger Sohn, der kein Wiedertäufer
i-ar, die Lederci erlerne ').
Am 8. Mai 1548 und am 9. Juli 1557 werden die Patente
jcgcn die Wiedertäufer erneuert ').
Indess scheint schon früher ein Stillstand in der neuen Lehre
angetreten zu sein, wenigstens kamen bis 1581 keine neuen Hin-
richtungen mehr vor '),
Zwelff Pörson.
F. 261'. Ein Liedt von fieben Brüedern vndt finff Schwertern, die
zu Bruckh an der Mur Gott vndt sein wort bezaigt vndt
bekcnt haben biß im Todt 1528 Jar, Im Tliuen: Ich ftucndt
an einen Morgen.
1. Nun wolt Ir hören fingen
Wol hie zu difer Frift
Von neu gcfchehen Dingen,
Wie es ergangen ift
Von zwelff Euangelischen Pcrfon
Die man da hat gefangen
Fräfflich genommen an.
2. Ir habts nit wol befunen
Daß ir vns gefangen habt,
Ir werdt fein noch wol kumen
Habt auf euch giegt ein Laft.
Den ir von euch nit bringet met,
Waifhaid ifl euch zerrunnen
Ist euch ein kleine Ler.
■) Miuheilungen XXVI, 69.
>) Beitrüge XIX, 44, Nr. 269, und ö3, Nr. 400.
•) Foul. 43/11, 278.
') d. h. leidet..
■) d. h. scho.
3. Ein Burger thiie ich nennen
Der fas bey der Verhör.
Den timet Jr aucli wol keoen. ,
Man Tuert ein fchucchknecht herJ
Der hueb von Gott zu reden aii-|
Der Burger gab im Antwort,
Stundt im gar übel an,
4, Ein Gfangner fragt die Herren
Aus renfflmiettigen Mundt.
Seit ir von Grichtes wegen
Zu richten vnfer Fleifch vndt Bluet
Oder von wegen der Warhait fchoig
Sie fcholleo in dn Naren
Vndt hielTen in daruon gan.
5- Die Fromen Tein außgangcn
Zu Prukh wol aas der Stat
Gebunden vndt gefangen
Als man gefelien hat.
Gegrüeft seyllu edle Walllat
Heut wollen wier auf dir laitcn ') 1
Wol vmb das göttlich Wort.
6. Ir Herrn von Brukh solt wiflen.
Vndt fccht euch eben für
Ir feit fo iioch befliefTcn
Gnadt kombs euch fiir die Thiier '
Hört auff mit vns vnd laft daruo«
Dan ir tliuet an vns nichten
Das vnfchultig Biuet fchonn •).
7. Prukh wolt fich geern auOreden
Mit Fürften Jcnneral,
Es bleibt nit vnderwegen
Man fchlechts an überall
Es ift nit allein flandt (!) Fürflen Schuldl
Minich vnd Pfaffen thuen üe's lemett
Sein ir Biebel Buech.
191
8. Ir Volkher folt nit weinen
Vber vnfer Fleifch vndt Bliiet,
Got thuets vns alfo mainen
Halt vnfer Seel in Huet,
Gott erleicht dem Landtfiirften sein Herz
Dss er Gott lern erkennen
Es gilt vor im kein Scherz.
9. Ein Ring theten fie machen,
Wie ir gewonnheit ift,
Der Freidt weit Niemand lachen
Hilff vns Herr Jesu Chrift,
Sie knieten nieder vndt beten fo fchon
Zu Gott dem himmlischen Vater
Wol vmb die ewig Cron.
10, Sie ftuendten auff mit Freidten
Vndt richten fich zu dem Schwerdt,
Der Henker ftaendt im Laide.
Keins richtens er begert,
Du feift getröft, lieber Freyman.
Gott welle dirß verzaichen
Wir wollen dirs halten fchonn.
11, Der Jüngft der bat von Herzen
Die Briieder zu der Stuendt
Wolt laiden den erften Schmerzen
Kicii fie an jren Mundt,
Gott gfcgne euch, lieben Briieder mein.
Heut wellen wir bey einander
In dem Paradeis sein.
12, Nein Brüedtcr thet man enthaupten
Auf einen anger grien,
Ir Herz war ohn verzaget
Man fach fie nider knien,
Wol über das Schwert vei^olTens ir Bluet
Von wegens Chriftiich Glaubens,
Gott hat ir Seel in Huet.
■^
192
13. Die Freilein thet man ertrenken
Zu Brukh wol an der Mur,
Von Gott woltens nit wanken
Das fag ich euch für war,
Das Jüngft das lachet im Waffer fo fchon
Das hat all da gefehen
Gar manicher Bitterman *).
14. Es fprach der gottloß Hauflfen,
Das ift des Teuffels Werkh,
Darrin fie gar erfauffen
Ir keiner fich bekehrt,
Sie fchenden Gott im Himels Thron,
Zum Ante Chrift thons faren,
Der wirt in geben den Lonn.
15. Man thet fie all begraben
Wol in ein Grueben tüeflf,
Da war vil wain vnd clagen
Das man zu Gott auf ruefft,
Gott geb denen die ewig Rue
Daicht mich das allerbefte,
Das man Niemandt ohnrecht thue.
16. Die Handlung war dt verbrachte
An einen Freidtag frue
Vnbesunen vndt vnbedachte
Gar vil Sachen darzue,
Sie zogen traurig wider daruon,
Ich kans nit alles befchreiben
Wie ichs gesehen han. Amen.
Tirol.
In dem Lande der Glaubenseinheit regten sich schon frühe
die Schwingen der neuen reformatorischen Lehre. Aus der benach-
barten Schweiz und aus Schwaben zogen Wanderlehrer dahin
1527 erfolgt schon zu Kitzbühel die erste Hinrichtung, welcher bald
solche zu Schwatz, Kopfstein am Inn, Sterzing u. s. w. folgten.
1535 — 36 brach über die Anhänger der Wiedertäuferei eine strenge
^) = Biedermann.
193
ferfolgung herein. Bis zum Jahre 1581 kamen im ganzen Lande 1
15y Hinrichtungen vor, |
Unsere Lieder-Handschrift enthält vier Gesänge, welche sich j
Bit Vorgängen in Tirol beschäftigen und den gewaltsamen Tod
jigender Männer besingen;
Hans Pirchner, geköpft zu Schlanders in Tirol 1556; Hans Krail,
[CTinnt Kitzbiichler, in schwere Gefangenschaft gelegt zu Taufers
m Pustcrthal 1557 — 59; Hans Platner oder Passeyrer, zu Rotenholü
n Innthal enthauptet und verbrannt 1674. Ein gleiches Schicksal
lirt den Ziegelmacher Andre Pirchner zu Schlanders am 19. October (
lö:4. (Font rer., 43/11, 204, 217, 266, 289 u. a. O.)
So recht anschaulich schildert uns Krail in seinem Liede die '
Jrauel eines Gefängnisses dieser Zeit mit seinen Qualen und Ent- '
kehnjngen. Leider lässt oft der Text, wie schon im Vorworte envähnt, '
Uanches zu wünschen übrig.
F 3>*ö'. Ein Liedt von vnfTenn lieben Brueder Hanß Birchner, den
man zu Schlandters vmb der Zaignuß Crifti willen gerichtet ]
hat anno 1555 Jar. Im Thon: Ein Rlüemblein auf der I
Haiden, oder Wächter auf der Zincn. i
1. Mit freiden wellen wir fingen, j
Wie wirs befchloffen han «
Von neu gefchehen Dingen.
Die jetzt fmdt auf den Plan
Sich haben zugetragen
Zu Kortsch in Schlanders Gericht,
Als wir vernomen haben
In disen lezten Tagen,
Merkht fleissig die Geschieht.
2. Im tauffent vndt finffhundert
In finff vndt 6nffzigften Jar
Ift geschechen difes Wunder
Vndt worden offenbar.
Als vns haben berichtet
Die es gefehen han,
Vndt nit selberft erdichtet
Das auch Wort gelten nichte
Drum soll irs glauben schon.
194
3. Hans Birchner fromb mit Namen
Ein Brueder Chrifti recht
Des derfft er sich nit schämen,
Dan er als ein treuer Knecht
Im Dienst Gottes ist gewesen
Mit allen Frommen schon,
Der ift gefangen worden
An obgemelten Orten,
Wie ir solt hören nun.
4. Ein Scherg wonet zu Schlandters
Mit Namen WallTer Hies,
Der zum Birchner oflft kam
Vndt mit im redet ließ,
Im in haichlerifchen Schaine
Seine Sälligkeit verbürgen thet,
Hanß Birchner thets nit mainen
Das er ein Feindt wordten feine,
Wie im hernach geschech.
5. Es thet fich nun begeben,
Das bei einander wern,
Hans Birchner, merkht eben,
Zwen Brueder offenbar
In einem Haus gefamblet
In Gottes Wort allein,
Der Scherg das het verflanden,
Das fie waren verhanden,
Macht fich balt aufif die Bein.
6. Auff einen Tag thuet komen,
Der im gelegen war
Haimb zu suechen die Frommen
Mit valschen Herzen zwar,
Das er lang trueg verborgen
Wie vorgemeltet ist.
Der Birchner thets nit forgen
Er het fich fonft verborgen,
Hört zue wies gangen ift.
195
7. Er het alfo erwirkhet (!)
Den Hans mit einer Handt,
Den Jillig mit ein Zipfel
Wol mit der andern Hand,
Eine Mauren war ganz eben,
Darauf der eine sprang
Ergrieff eine Weinreben,
Die thet er halten eben,
Biß daß er auch entrann.
8. Der dritte stuendt nit fere
Von disen zwen recht,
Kundt den Handel hören
Den fie bewüffen fchlecht,
Der Scherg für thet gane
Da er in nit erkent,
Den Birchner nam er hambe
Mit im bald auf die Bann
Der Scherg von Gott verblendt.
9. Hanß Birchner thet er faffen
Vndt binden zu der Fart,
Auf seiner Handt nit laffen
Sonder fürt in dort
Wol zum Richterhaus mit Eyle
Nach feines Herzens Gier,
Gott wird es an dir rechen,
Thet der Hanns zu im fprechen,
Wol an den jüngften Gericht.
10. Der Scherg antwortet halte
Ich wollt nit nemen groß gelt,
Das ich dich geen laffen folte
Mir es also gefeit.
Zum Pfleger mit im Eylet,
Das er in bracht in Noth
Das er in nun verhöret,
Welches fein Herz begeret
In zu füren in Todt.
13*
JOS _
19. Er thct auch nit verzagen
Yetzundt zu allerfart,
Da theten fie in fchlagen
In einen Stockh so hart
Mit baiden Fiefen zwüngen
Recht nach der böflen Art,
Darumb ich auch mueß fingen.
Die Fließ in Löcher eindringen.
Darin er behalten wardt.
20. In Gefenknuß ift er gelegen
Mer dann ein halbes Jar,
Des Liechtes fich verwegen
Im Findern ganz vndt gar,
Sein Zeit mueßt er vollenden
Mit Schmerz vnd Laiden groß,
Sein Kummer thet Gott wenden
Die Hielflf von Himmel fenden
Wie Chriftus auch gefchach.
21. Viel Fleiß thetens anlegen,
Mit iren falfchen Lift
Den Fromen zu bewegen
Als ir Gew^onhait ift.
Mit druzen vnd handieren
Zum Birchner kamens hin
Minich vndt Pfaffen fchire
Nach jres Herzens Giere,
Des hettens kein Ge\vinn.
22. Weider hat fich begeben
In feiner Gefenkhnuß fchwer,
Darzu im kam gar eben
In dem reutet ein Herr
Mit einer golden Ketten
An feinem Halß fo fchon,
Hans Birchner mit im redet,
Daß er im ganz beweget
Durch Gottes Wort fo rein.
199
23. Zu Handt nam er die Ketten,
Die im war angehenkt,
Ganz traurig von jm gienge,
Sein Schmach volget im nach.
Sein fpotten fie anfiengen
Wie ir gewonhait ift.
An difen frembten Dingen
Doch wotts inen nit glingen,
Wie wol er branget hoch.
24. Die beschorne Redt der Pfaffen
Münich vndt allerhand
Des ganz gefchmierten Hauffen
Wart gemacht durch in zu Sch&ndt,
Er redet frej ohn Schrecken
Von Gott gezindet an,
Thet fein Leib dran ftrecken
Ob man (in) hart thet recken
Blieb ganz beftendig fein.
"iÖ. Alß nun nichts mochten fchaffen
Zwen Tag ein ganze Nacht
Mit ircm Uft die Pfaffen
Haben fie fich bedacht
Tn jrem Recht erkennen
Vlit valfchen Radt erdicht,
^n Kezer in zu nennen
\dt mit Feuer zu verbrennen
Dl fromen Gottes Knecht.
26. Dasvrtheil thetens fprachen
Erktnend {n 2um Todt,
Gott irt es noch wol rechen
An di^ falfchen Rott,
Die Ge^women in dem Gerichte
Verliere jren Muet
In dem l=ngen Gerichte
Wolltcns rhelffen nichte
Vber ohnft.,|dig ßluet.
c *
2()0
27. Doch als man fie thet dringen
Hetens kein Kraflft nit.
Sonder lieflen fich zwingen,
Auff daß fie Rue vnd Fridt
Mit der Welt möchten haben
Vndt nit kommen zu Spott,
Den fie noch mueOen tragen
Wol an den jüngften Tagen
Vndt laiden große Noth.
28. Do fi wider zu famen
Kamen nach jrer Weiß,
Haben fie angefangen
Veriuecht mit ganzen Fleiß
Das Vrtail thetens fagen,
Es wer krump oder fchlecht,
Wie fie fürgenommen haben
Das Haupte abzufchlagen
Den fromen Gottes Knecht.
29. Da im folches wardt kundte,
Preift er von Herzen Gott,
Das komen was die Stunde
Ein Endt der groffen Noth.
Er dankhet Gott von Herzen
Der im von folchem drang
Vndt jämmerlichen Schmerzen
Erlöflen wolt ohn Scherzen
Wol durch des Todes Drang.
30. Die Vrgicht thetens löffen
Mit Lug vndt Löftrung vil,
Vil Volkhs dabei ift gwefien
Der Brueder fchwieg nit ftt'
Thets mandlich widerfprec)/^
Vndt gab in Antwort daf*^
Auch etlichen zue Spore''
Den Stab theten fie brfl^^"
Nach der Gottlofen Br/^-
201
31. Die eufferigen ohn laugnen
Die dazumall darbej
Waren mit naffen Augen
Vndt fachen alfo frej.
Sein ftandhaftiges Gmüete
Vndt fein Ohnfchuld vnzal.
Der Henkher fprach mit Sitterj
Nach allen jren Wieten
1(1 frimber dann wir all!
32. Alß man jn thet bclaiten
Wol zu der Richstat hin,
Auf einen Roß thet er reitten
Dann er nicht mochte gen,
Das Volkh umb fich auftache
Frey mit lachenden Mundt,
Der Henkher nacher träte
Und den Hanß Birchner bäte :
Vergib mir zu der Stundt.
33. Dan was ich thue volbringen
An dir zu difcr Frift,
Darzue thuet man mich dringen,
Alß mir zuwider ift.
Hanß Birchner antwortet halte
Kein Ausred giltet nicht
Ob man folcher Geftalte
Käme für Gottes G walte
Wurdt es helffen nicht.
34. Hanß Birchner wardt hingeben
Dem Henkher in fein Gwalt,
Das er in folt vom Leben
Bringen zum Todt gar baldt
Er richtet fich mit Freiden,
Sein Herz Gemiiet auch Sin
Dahin den Todt zu laidcn,
Von dannen wolt er fchaiden.
Das er bey Gott möcht fein.
*
I
_ 202
35. Da er thet nider knien
Füell vmb (er) zum andern Mal.
Ein Holz thet man herziechen»
Darauf er folt fizen wol
Wie ein Bach Schaidt ganz dikhe.
Darauf er lainet recht,
Der Henkher fein Schwerdt zukhet
Wolan das Haupt hinruckhet..
Vndt hautt im ab fo fchlecht.
36. Gott thet ein Zaichen geben
An difen fromen Chrift,
Sein Haupt das fprang gar eben
Zwifchen des Henkhers Fiiefl"
Das Bluet bald auf thet fprin^^en
Wie ein Qual *) über fich
Mit ganzer Macht hin dringen
Woll auf fein Klaidt abrinnen
Vors Henkhers Angefleht.
37. Auff das richten ich forget
Sprach der Henkher gar balt,
Das ich vezt mit Gefarten
Habe gethan fchrökhlicher Geftalt
Ganz grimmig Wart mit fcheltcn
Daß im befudlet wart
Sein grienes Klaidt thet gelten
Vndt kundt im Niemandt heltfen
Wol zu derfelben Fardt.
38. Alfo thet man vollenden
Den Handel zu der Stundt,
Das Volkh thet wider umb wenden
Haimb zue gangen ift
Mit ganz traurigen Herzen
Auch Laid vnd Kumer groß,
Das man fo groffen Schmerzen
Vndt Pein ohn allen Scherzen
An legt dem Gottes Gnoß.
>) == Quell.
39. Der fo mit groüTen Freuden
Zue Gott dem Vater rüefft,
Da er yetzt ab wolt Tchaiden,
Sein Gmtiet eyllet vndt lücff
Aus dilTem Jamer Thale
Zue der ewigen Rue
Da dann die Fromen alle
Liegen vnderm Altare
Mit hären fchreyen nun (!)
40. Herr wie lang thueftu richten
Vndt rechfl nit vnfier Bluet.
Das man vns thuet vergüerfen
AuiT Erdt mit fchnolen Muet,
Ein Antwort wart im geben,
Daß warten Ibllten fchon,
Biß ire Mitknecht eben
Die noch haben das Leben
Auch nacher komcn thuen.
41. Alfo thet hin tringen
Der ftandthafftige Heit,
Hat fich nit laflen zwingen
Gar nicht in difer Welt,
Sein Leben ring geachtet
Das nur zergenglich war.
Das ewig Wol betrachtet
Vndt alle Schmach verachtet
Das in nicht hindert zwar.
42. Sein Geift thet er beuelen
Dem Vater ganz vndt gar
Das beft im auserwelen
Gleich wie auch Maria,
Der im nit wart genomen
Durch keine Thiraney,
Die laiden alle Frommen,
Biß daß fie durch hin komen
Werden von Banden frej.
43. Vndt dann in Freuden Tprii
In dem ewigen Reich,
Das Liedlein rmieß ich fingen
Vndt feinen Englen gleich
Für Gott auf Stüellen fizen
Richten den Israel,
Hinfiir wird fie nit ftechen
Die Sonnen noch kein Hiz
Vndt waichen alle Qual,
44. Prdß Lob fey Gntt dem H.
Glori vndt aller Ruem
Von yct^t vndt immer dare.
Auch Chriftum feinen Sühn,
Der in fein Schoß gefeiTen
Durch fein hailligen Gairt,
Seine Krafft thuet er beweiflen
Yetzt in den lezten Zaiten,
Im fej' der ewig Prelfl — Amen,
(Fottseiiung folgl.)
XIII.
Ein Exulantenzeugniss für einen Exulanten.
Von Pfarrer Scbeufplek in Lavalde (Sachsen).
Ich Georg Kameytsky von Elstiborsch ictzo zu Pirn in Meisscn
Uhrkunde und bekenne hiemit: Demnach der Ehrsame Valtin Hohley
weyland Einwohner zu Kameyk bey Leutmeritü in Böhmen, mein
gewesener Unterthaner, ietzt allhier auch wohnhafftig, mir zu erkennen
geben, wie Er nunmehro bey zunehmenden Alter und Ohnverm »eii,
seinem Sohne Gallen, mehrers nicht denn einen Ehrlichen Nahmeti
hinterzulassen gedächte, Mitt fleissiger Bitt, weil ich, als ^e^'ssener
Erb Herr, um sein Verhalten und des Sohnes ehrliche Herkunft
gute Wissen seh äfft hätte. Ihm zu künfftigcn Bedürfniss, glaubwürdige
KundschalTt dessen zu ertheilen. Wann mir dann wohl bewust, dass
dieser mein gewesener Unterthaner, Valtin Hohley, mitt Marinna,
seinem letzt noch lebenden Weibe, Anno 1619 sich ehrhch verlobet,
und zu Leutmeritz Ehelichen copuliren lassen, Hernachmahle Anno
1633 mitt Ihr aus einem reinen Ehe Bette, obgedachten Sohn Gallen
gezeuget und gebohren. Denselben auch, als um des reinen Kvangelü
willen. Er gleich andern, sein Haab und Vermögen auch verlassen
und mit dem Rücken ansehen müssen, aus dem Vaterlande und an
diesen Ort ins bittere Exilium mittgebracht, und nicht weniijer, wie
dfirt, so hier sich ehrlich und redlich in der Zeit sich verhalten.
AU habe ich seinem billigen Suchen nicht abschlagen, sondern viel-
mehr zu Beförderung seines Ehrlichen Nahmens und ZeitLcli'.T Wohl
fi«, Dieses also Öffentlich und in Wahrheit (wie es sich i'ann bey
meinen Adelichen Worten und Trewe anders nicht verhält iis-agen
und bezeugen wollen, Dannenhcro an alle und Jede, mnn, nach
Standes Gebühr dienst: und freundliches Bitten gelanget, Si;; wnllen
nicht allein diesem allen festen Glauben geben, sondern melir-
?edachten Gallen Holey auch als einen Exulanten allen guten Willen
1
206
erzeigen und seiner Ehe: und Ehrlichen Geburth, auch dieser mcjia
wahren Kundschafft fruchtbarlich geniessen lassen. Solches
einem jeden Standes Gebühr nach zu verschulden, bin ich jcdare:;
willig. Uhrkundlich hab ich Dieses mitt meinem angebohrnen Act
liehen Siegel bedrucket, und eigenhändig unterschrieben. So l^:-
schehen Pirn in Meissen, den 10. Juny Anno Christi 1660.
(Siegel.) Georg Kamcytsky von Elstiborsch n
Dieses — in dem weitschweifigen, breitspurigen Stile Jena
Zeit abjjefasste — Zeugniss ehrt beide : den, der es ausgi."
und den. dem es gilt, die beide Vaterland, ,Haab und Vcrir, ■:
,um des reinen Evangelii willen* verlassen. Elstiborsch haben
nicht auffinden können: Kameik. der Stammsitz der FannilieKamexi;
Hegt etwa eine Stunde nordwestlich von Leitmeritz. Ob geirir
adelige Familie noch blüht, ist uns nicht bekannt. Nacli Pcschi
Die böhmischen Exulanten in Sachsen, S. 30 — 37, waren zahlrei
Glaubensflüchtlinge aus Böhmen, auch aus adeligem Stande, n
Pirna geflüchtet, von wo sie ja bei einer gunstigeren Wendung ihr^
Geschickes schnell nach dem theuren Vaterlande heimkehren konr*.
Die Familie Holey blüht noch in Sachsen. Die oben mitgetheilte \\t<
volle Familienurkunde befindet sich im Besitze der Frau Ida Gnibi
geb. Holey in Prausitz bei Riesa, Witwe des im Anfange d. J- i tr
verdienten Cantors Grübler daselbst.
XIV.
Das Corpus evangeticorum und die österreichischen
Protestanten (1685 — 1764).
Von FniEDBiCH REispEsucHutii in Hermai.ii.-tndl. Siebenbürgen.
Das durch den westphäiischen Frieden — nach Treitschke im
jäsle Gustaf Adolfs — geschaffene Corpus evangelicorum war ins
Leben genifen worden zur Wahrung der Gleichberechtigun;,' des
sTin gel i sehen Glaubens, überhaupt zur Vertheidigung protestantischer
bieressen auf diplomatischem Wege. Solcher Aufgabe gemäss hat
Kh das Corpus evangelicorum auch der österreichischen Proteslanten
uigenommen in den fiir dieselben so schweren Jahren 1685 — 1755.
Db es mit irgend welchem praktischen Erfolge geschehen, läs-^t sich
laf Grundlage des hier mitzutheilenden Materiales nicht nachweisen.
Kl dass die Aufgabe des Corpus evangelicorum auch nach dieser
S«i;c eine ideale genannt werden muss ! Die Gesandten in diesem
Corpus evangelicorum sehen sich sogar einmal veranlasst, über den
«ni- passenden Ton der Antwort und das .unfreundliche und
in^eiiemende Betragen* des sab.burgischen Gesandten gegeii das
0>rpus evangelicorum sich zu beklagen und ihren Fürsten u -. w.
•Tii^chiagen '), das .Commercium tam publicum quam privat\im zu
tijpendiren', bis der salzburgische Gesandte nicht .mehreren Rcspecr
iind Consideration bezeigte'.
Chronologisch lassen sich vier Hauptgruppen unterscheiden.
ci: die Thätigkeit des Corpus evangelicorum umfassen und sich 7,u-
|.c;ch auch auf Protestanten in verschiedenen Theilen Oesterreichs
te;iehen.
I Die erste Gruppe enthält die Schreiben des Corpus evangeli-
"rem betreffs der Tefferecker und Tiroler Protestanten (1685— 109U].
Er-tere waren neuerdings gezwungen worden, die Messe zu besuchen,
') RelatLoQ vom 15. Märi 1732: Schaurolh, Sammlung »Her Conciusorum
, 'S Cü.pm evangelicorum, III, S. 454, 457.
208
an Processionen und Wallfahrten theilzunehmen u. s. w. und hatten
dies , Gewissens halber* nicht gethan. Sie sollten nun mit S^.
14tägiger oder monatlicher Frist das Land verlassen, ihre Kinder
unter 15 Jahren zurücklassen bei Strafe der Confiscation ihres Ver-
mögens. Das Corpus evangelicorum verlangt nun *) im Sinne des
westphälischen Friedens Privat-Religionsübung oder falls sich dies<:
für 1624 bestehend nicht nachweisen lässt, freie Emigration mit Ver-
mögen und Kindern. In der Antwort (10. September 1685) wird ia
Frage gestellt, dass jene der recipirten evangelischen Religion an-
gehörten. Aus diesem Grunde werden von einer Commission Examina
abgehalten zur Prüfung ihrer protestantischen Rechtgläubigkeit 1 Gegen
»Sectarii und Novatores* würde auch zukünftig so vorgegangen
werden; nur die wirklichen Protestanten könnten die Rechte des
westphälischen Friedens geniessen.
Am 12. Juli 1685 richtet das Corpus evangelicorum an den
Kaiser ein Schreiben, worin es sich der in Tirol wohnhaften und
sich jetzt zur evangelischen Religion bekennenden Unterthanen an-
nimmt, sowie der Salzburgisch-Tefferecker Thalbewohner, denen trot?.
salzburgischen Passes beim Ueberschreiten Tiroler Gebietes die Kinder
weggenommen worden sind. Nachdem dies Schreiben ohne Erfol;;
geblieben, wird nochmals (15. December 1686) nach mehr als Jahres-
frist eine »Vorbitte* an den Kaiser gerichtet.
Die erwähnte (10. September 1685) salzburgische Antwort hatte
als Grund der Behandlungsweise der Protestanten angeführt, dass
sich erwiesen hätte, dass die Betreffenden gar nicht Protestanten
wären sowohl im Ganzen, als sie auch unter einander im Glauben
abweichen. Hierauf bezieht sich nun ein zweites Schreiben (15. De-
cember 1686) an den Erzbischof vom Corpus evangelicorum : Die bö
zwei Gelegenheiten ,im Thal* verbrannten Bücher seien Bibel,
Augsburger Confession, und andere von A. C. Verwandten ge-
brauchte gewesen, aber kein ,sectirisch* Buch. Wie könnten auch
jene abgesandten Commissarii von der evangelischen Religion Ab-
weichendes constatiren, da selbige ihnen — zumal sie Weltliche
sind — nicht genügend bekannt ist. Das Gesuch um Auslieferung
des Vermögens und der Kinder der Emigrirten und zukünftige freie
Emigration wird wiederholt ; den Emigrirten seien von ihren jetzigen
') Intercessionf schreiben an den salzburgischcn Erzbischof, 9. Juli 1685. Schau-
roth, IIT. S. 691.
209
Obrigkeiten (vom Herzog von Württemberg, Friedrich Karl, dem
Magistrat von Augsburg und Leutkirchen) ') Zeugnisse über ihren
evangelischen Glauben ausgestellt worden.
Auf neuerliches Ansuchen der Emigrirten beim Corpus evangeli-
conim geht am 6. Februar 1687 ein neuerliches Intercessionsschreiben
nach Salzburg, , nachdem nun ganz klar gemachet*, dass es die per
sjnctionem pragmaticam zugelassene evangelische Religion sei, zu
der diese Unterthanen des Erzbischofes sich bekennen. Gesuch um
fcracres ,Beneficium emigrandi* ; den Emigrirten aber mögen ,ihre
Kinder restituirt, das Ihrige zu verkaufen nachgelassen und aus-
gefolget werden*.
In der Antwort (3. März 1687) wird nun von den Emigranten
jenes behördliche Zeugniss verlangt. Auch hier heisst es wieder.
dass die Emigrirten .hochverbotene neue Lehr und falsche Dogmata*
§e;eigt hätten.
Nach dem Tode des Erzbischofs Maximilian Gandolph geschieht
ein die Sache empfehlendes, zugleich aber auch Beschwerde führendes
Schreiben (30. September 1687) an dessen Nachfolger Johann Ernst,
dass trotz der behördlichen Zeugnisse doch keine Besserung ein-
getreten sei. Johann Ernst verlangt nun in der Antwort vom
30. October, dass diese Zeugnisse direct an ihn oder an sein Hofgericht
einzuliefern seien, woher dann die Verfügungen geschehen werden.
Nachdem Alles nichts geholfen, wendet sich Corpus evangeli-
corum am 22, Februar 1688 an den Kaiser. Es sind nicht nur jene
Attestata vorgebracht, sondern sogar ein Beamter des Herzogs von
Württemberg, Johann Martin Zandt, mitgeschickt worden. Derselbe
:st aber abgewiesen worden unter Hinweis auf eine Verordnung der
oberösterr eich i sehen Regierung zu Innsbruck, dass aus dem salz-
burgischen Theile des Teffcrecker Thaies keine Kinder in den öster-
reichischen Theil (Tirol) hinüber gelassen werden sollen. In der
Antwort an den Herzog von Württemberg, die Zandt mitbekommen
in. Jänner 1688), macht nun der Erzbischof alles von der Ent-
schliessung des Kaisers abhängig ; deshalb geschieht am 22. Februar
das Gesuch des Corpus evangelicorum an den Kaiser,
Nachdem nun Salzburg nochmals am 30. April auf die Antwort
des Kaisers hinweist, Corpus evangelicorum aber Ungünstiges be-
fürchtet — es hatte erfahren, dass die Tiroler in den Prüfungen als
>) StTuve, Historie der Rdigionsbeschwerdcn. II, S. 88.
Jiliitiwh du PmeiUDiiisiiu ie«6, H. lU u. IV. ^^
210
Nichtevangelische befunden worden seien — , so wendet sich Corpus
evangelicorum am 15. August 1688 nochmals an den Kaiser, ver-
theidigt die evangelische Rechtgläubigkeit : sie zögen alle in evang^
lische Länder und brächten Zeugnisse und verlangt von der cht:
österreichischen Regierung freien Auszug mit Kindern und Vermöge.
Aus einem Schreiben an den Erzbischof (15. August 16.5^
entnehmen wir nun, dass den Salzburger Emigranten, wenn sie mit
Pässen von den salzburgischen Behörden versehen sind, der frdc
Durchzug durch das Tirolische gestattet sein soll. Um Ausstellun';
dieser Pässe sowohl für die bereits Emigrirten als auch fiir die noch
zu Emigrirenden wird gebeten.
Am 6. und 26. Jänner 1690 verwenden sich die Chursäch^i
sehen und Churbran den burgischen Wahlgesandten nochmals in An-
gelegenheit der Tefferecker, Tiroler und Salzburger Protestanten.
Am 31. Jänner erhalten sie das Versprechen einer Untersuchun,
der Sachlage.
Struve theilt in seiner Historie der Religionsbesch werden '
mit, dass »den 6. September 1690 ein kaiserliches Rescript an di
oberösterreichische Regierung erfolgte, dass den der A. C. ode:
reformirter Religion Zugethanen freie Emigration solle gestattci
werden*.
Ebendaselbst ') finden wir die Zahl der Emigrirten angeführt
und zwar auf Grund der von Zandt abgelegten Relation: ,das!
ohngefahren Überschlag nach mit Wissen und Fehden jeden Ortt
Obrigkeit 429 Personen emigrirt, welchen sämmtlich noch 311 Kindö
mangeln, ohne das Vermögen, welches sich über 60.000 fl. bc
lauffet und was noch nicht angeschlagen werden können*.
II. Die zweite Gruppe umfasst die Interventionen des Corpui
evangelicorum betreffs der Kärntner Protestanten (Schauroth
I. Bd., 303 ff.).
In Folge des Gesuches des Johann Uttlinger (aus Sienetzl
Gurkische Herrschaft in Kärnten) an das Corpus evangelicorum spricW
in dessen Namen der Chursächsische Legat Secretarius Frenzd
beim österreichischen Gesandten Jodoci vor (4. September 1723
Die Antwort war, dass sich der die freie Emigration sichernd^
Paragraph nur auf Oesterreich ob der Enns beziehe; übrigens solk
i) II, S. 90.
«) II. S. 89.
211
man sich an den salzburgischen Bischof wenden. Der Gesandte des-
selben, Zillerberg, gibt Frenze! die Antwort, es sei nicht klar, wer
ienem Uttlinger das Vermögen genommen (nach Uttlinger's Aus-
sage, die Augustiner) und endlich solle man sich, weil es ein Eingriff
in die oberherrliche Landes-Jurisdictionalia sei, an die Österreichische
Gesandtschaft wenden! So wird am 7. März 1724 der Österreichischen
Regierung das Promemoria vorgelegt, mit dem Gesuche um volles
ius Emigrandi ohne Vorenthalt des Vermögens.
Am 27. Jänner 1725 wird der Österreichischen Regierung wegen
Freilassung mehrerer Kärntner gedankt.
Am 8. August 1727, 29. August 1728, 22. August 1729 wird
an die österreichische Gesandtschaft, am 30. December 1730 und
4. August 1733 an den Kaiser geschrieben mit der Vorlage von
Klagen einzelner Kärntner, denen das Vermögen zuriiclcbehalten,
tfacils ,da denen vom katholischen zum evangelischen Glauben Ueber-
gehenden ihre Erbportiones auszuliefern sich nicht gebührte*, theils
wegen dem Antheile ebenfalls zurückgehaltener Kinder oder endlich
wegen behördlichen Auslagen.
Ein Anderer, Wolff Hälser (aus dem gräflich Seeau'schen Järinger
Markte), bringt zuerst Frau und Kinder nach Regensburg und kehrt
luriick, um sein Vermögen zu holen. Er wird gefangen und soll
erst freigelassen werden, wenn er seine vier Kinder zurückschafft;
seinem Verwandten Wolff Höppel wird dieser Kinder wegen das
Vermögen ebenfalls vorenthalten.
Am 19. Juni 1734 wird ein Intcrcessionsschreiben an den
Kaiser gerichtet, das dadurch bemerkenswerth ist, dass in demselben
die , Transmigration* zum ersten Male') genannt wird. Mehrere
Hundert Personen im Lande ob der Enns, besonders im Salzkammer-
gut, bekennen sich zum evangelischen Glauben, werden eingesperrt
und unter Drohungen zum katholischen Glauben zurückzuführen
versucht. Am 31. Mai und 1. und 2. Juni 1734 sind 44 Hausväter
aufgefordert worden, sich zur Auswanderung nach Ungarn und
Siebenbürgen (per Schiff über Linz) fertig zu machen. Das Corpus
evangeliconim legt nun Verwahrung dagegen ein, der § 24 des
»estphälischen Friedens gebe Emigrationsfrei h ei tl Auch sei es
g^en diesen Friedensschluss ,in dergestaltige Gegenden gebracht zu
') belrefit der Frage der etslen TTantmigritton {übeibanpl und ipecidl nach
i:tbniltuigen) Mchc du Jahrbuch, Jahrgmng VII. S. 67.
212
werden, wo sie evangelische Schulen und Kirchen entweder wiederum
gar nicht oder wenigstens sehr schwer und selten gemessen, als
dergleichen von Ungarn und Siebenbürgen theils des Sprachunter
schiedes, theils anderer nur allzu notorischer Umstände halber gänz-
lich zu besorgen stehet*. Die Siebenbürger Sachsen waren also als J
Deutsche und Evangelische offenbar nicht allzu bekannt ! Das Corpus i
evangelicorum wünscht auch Gelegenheit für Religionsunterricht. Am j
22. October 1735 wurde dies Gesuch wiederholt; die Länder ob ^
der Enns und Kärnten seien streng abgesperrt, offenbar, um ein ,
Ausströmen der protestantischen Bewohner zu verhindern, da ja der .
Gedanke der , Transmigration* schon gefasst war. Es werden auch ;
Bedrückungen in Böhmen erwähnt ; man verwendet sich wegen ^incar-
cerirter Böhmen*, für die der westphälische Friede auch gelte. j
IIL Drittens beziehen sich die Bemühungen des Corpus evange.i-
corum auf Salzburger Protestanten »). 1709, 1710, 1726 und 1730hande.t !
es sich in den betreffenden Schreiben an den Erzbischof oder seine ;
Gesandtschaft in Regensburg um die Angelegenheit Einzelner, denen ^
Frau und Kinder und Vermögen zurückbehalten werden oder die
wegen evangelischer Bücher im Gefängniss sind. Auch hier •) (Schreiben j
an den Erzbischof, 22. April 1730) heisst es: ,Dero hiesige Gesand-'
Schaft gemessenst zu befehligen, .... dergestalt sich zu betragen, wie
gewünschte Einigkeit, worzu friedliebende Communication und billig-
massige Erörterung vorkommender Beschwerden das meiste con-
tribuiren kann, auch höchst- und hohen Evangelischen Reichsständen
schuldige Consideration es erfordern.* Der Gesandte, Baron von
Zillerberg, hatte nämlich die Annahme eines Promemoria verweigert.
Am 27. October 1731') geschieht das erste ausführliche und
mit strenger Bezugnahme auf den westphälischen Frieden verfasste
Schreiben an den Kaiser: ,Den dermaligen Zustand vieler in Erz-
bischöfflich Salzburger Landen zur evangelischen Religion sich be-
kennender aber an behöriger Emigrationsfreiheit widerrechtlich ver-
hinderter auch sonsten sehr hart gedruckter Einwohner, oder was
mehr dahin einschlägt und die Reichsgesetze und Friedensschlüsse
dißfalls erfordern, betreffende.* Der V. Art., §§ 34, 36, 37, in In-
4) Schauroth, III. S. 407 ff.
») Ebenda, III, S. 417.
*) Nachdem die Salzburger am 14. Februar 1731 und später ein zweitem
Memoriale an das Corpus evangelicorum gerichtet hatten.
213
>truin, Pacis Westph., werden citirt und gegenübergestellt die Be-
drückungen, denen die Protestanten seit diesem Jahre (1731) in
laesonders grosser Anzahl ausgesetzt sind. Es wird um die Ein-
setzung einer Localcommission angesucht, welche die Untersuchung
leiten solle, besonders in Sachen der Rebellion, die in jenen Landes-
theiten ausgebrochen sei und den Protestanten zur Last gelegt wurde.
Am 31. October 1731 war das Ennigrationspatent erschienen,
dessen Paragraphe , deutlich wider die Reichs-Constitutionales und in
specie den Westphäli sehen Friede nsschiuss anstösset, ja öfters denen-
selben, gleich als ob man sie zu abrogiren guten Fug und Macht
habe, diametralitcr cntgegendisponirt* '). Auch betreffs der Emigration
wird geklagt; die Pässe seien abgesperrt, die Leute streng bewacht
und doch sollten viele in acht Tagen oder einem Monat bei Leib-
und Lebensstrafe auswandern. Das Beneficium emigrationis sei in
poenam Relegationis verwandelt- Seit Juli 1731 zieht eine Commission
umher und mahnt ,zum Gehorsam gegen nicht nur weltliche, sondern
auch in dem casu veränderter Religion keinen Platz mehr greiffender
geistlichen Obrigkeit, zur Rückkehr in die Catholische Religion *, Es
wird die Publication eines neuen Patentes gefordert, welches den
Reichs- Constitution CS gemäss sei. In einer mündlichen Antwort hierauf
am 24., 26. und 31. December) wird vom salzburgischen Gesandten
erklärt, dass sich die evangelischen Unterthanen der Beneficia pacis
Westph. verlustig gemacht hätten durch ihre Auffuhrung, Man
wolle aber ,noch ein übriges thun', so sei der Befehl gegeben, vor
21. April (Georgstag) Niemanden zur Emigration anzuhalten, ihnen
bei sonstiger Ruhe die Privat- Gottesdienste nicht zu stören u. s. w.,
alles Versprechungen, die scheinbar recht sehr im Sinne des west-
phalischen Friedens geschehen waren. Diesen Versprechungen stellt
nun aber ein Promemoria aus dem Jänner 1732 einige Ereignisse
gegenüber, die beweisen sollen, dass diese Versprechungen nicht
durchgeführt worden seien ; auch wird der Vorwurf zurückgewiesen,
dass sich Corpus evangelicorum der Sache von Rebellen annehme.
Gleichzeitig (26. Jänner 1732) geht ein Inhaesiv-Vorstellungs-
schreibcn an den Kaiser, den ,Supremus pacis Westph. Executor*.
Der wesentliche Inhalt ist derselbe und ist unter Anderem auch das
Saizburgischc Patent vom 31. October 1731 beigeschlossen.
>J Piomemoria des Carpni evsngelicoTua an die saUbnrgische Gessndtschafi
n. December 1731.
214
Das im Jänner 1732 überreichte Promemoria wollte der salz-
burgische Gesandte nicht annehmen. Am 15. März wird eine Con-
ferenz im Corpus evangelicorum abgehalten und darin ein Conclusum
festgesetzt, das den Beschluss einer Relation an die Fürsten u. s. w.
des Corpus evangelicorum enthält, da unter anderen Gründen ,dcr
salzburgische Gesandte von unfreundlichem und ungeziemendem Be*
tragen gegen Corpus evangelicorum erst kürzlich wiederum eine
neue Probe an den Tag gelegt, da er fast eodem tempore et pari
passu, als er Corpus evangelicorum auf sein letzteres (Jänner 1732,
Promemoria eine ob gravitatem causae erbetene und erinnerte
schrifftliche Antwort zu ertheilen, unter an sich bedenklichen Aus-
flüchten abgeschlagen, dergleichen doch drucken und feilen kaufTs
weise divulgiren lassen* *). Diese Relation schlägt nun vor, das>,
bevor die im Instrum. Pac, Art. 17, § 6, erwähnten Mittel in Ver-
wendung gebracht würden, ,die höchst und hohe Herrn Principalen
welche darzu in Ihren Landen Gelegenheit hätten sowohl dero
katholischen Unterthanen auch entgelten Hessen, was denen evange-
lischen Glaubensgenossen im Salzburgischen Unrechtes widerführe,
insonderheit die katholischen Kirchen verschliessten, dem katholischen
Clero die Güter und Einkünfte sequestrirten, als Retorsio iuris iniqui
Natürlich und bürgerlichen, göttlich und weltlichen Rechten nach
erlaubt*. Auf diese Retorsio werde ,an sichern Orten aus eigner
Bewegniss reflectiret* ■).
Gewiss ein Schritt, der am besten Zeugniss ablegt von der
Erbitterung, die sich der Gesandten im Corpus evangeltconmi be-
mächtigt hatte, als ihr Bemühen so gar keinen Erfolg hatte, ja sogar
mit Geringschätzung und dem Hohnlächeln des sich überlegen
fühlenden Gegners behandelt wurde! Im Anschlüsse hieran geschah
auch der schon erwähnte Vorschlag, das Commercium mit der salz-
burgischen Gesandtschaft abzubrechen und sogar, »wenn nach der
bekannten Alternation im Fürstlichen CoUegio zu dirigiren an Salz-
burg wäre, alsdann was nun gleich die Materie beträffe, des Deli-
brirens und Votirens sich zu enthalten*.
Die Bedrückungen und das Vorgehen gegen die Protestanten
sind zur Genüge bekannt; auch in dieser Relation werden sie ge-
schildert.
<) Conclusum, Schauroth, IH, S. 453.
») Ebenda, III, S. 456.
215
Hierauf erfolgt am 5. Mai 1732 das salzburgischc Schreiben,
dass der Erzbischof die Meinung hat, in nichts gegen den west-
phälischen Frieden gehandelt zu haben und auch jetzt z. B. befohlen
hat. freiwillige Emigration anzuordnen und das Land und die Passe
bereits Emigrirten und Emigrirenden ofTen zu halten. Mit dieser
nun schrifUichen Antwort könnten die Gesandten zufrieden sein und
jene angedrohten Repressalien auf sich beruhen lassen.
Trotz solcher Versprechungen und Versicherungen war Alles
beim Alten geblieben; so ersucht Corpus evangelicorum am 7. Mai
1*32 um Veröffentlichung eines Patentes, das die Grundsätze des
Antwortschreibens vom 5. Mai allen, besonders den ausführenden
"rganen klar und offen mittheile. Am 20. Mai gibt die Gesandt-
schaft zur Antwort, dass, da sich Corpus evangelicorum mit der
Antwort vom 5. Mai nicht zufrieden gebe, die ganze Angelegenheit
dem Kaiser vorgelegt werden solle und dass der Erzbischof und
die Gesandtschaft sich in nichts mehr einzulassen gedenken.
Es waren inzwischen einige Rescripte (6. December 1731,
' April 1732 , . .) an den Erzbischof vom Kaiser geschickt worden
in dem vom Corpus evangelicorum gewünschten Sinne '), das vom
I.April 1732 die Worte enthält: .Also ermahnen Wir Euer Liebden
hiemit von obtragenden Kayaerlichen Obrist- Lohn- herr- und höchst
Richterlichen Amtswegen, nochmahlen gnädigst und ernstlich, denen
jetzt insgesammt frcymüthig emigrirenden nicht nur alle übrige
Beneficia Juris et Pacis Westph. zu statten kommen zu lassen',
Mildern auch die Inhaftirten zu begnadigen. (Moser, Salzburgische
Emigration sacta, 1732.) Auch dies Rescript hat auf den Erzbischof
,gu keine Impression gemacht*, wie es in der Relation (31. Mai
1132] der Gesandten des Corpus evangelicorum an ihre Fürsten u, s. w,
heisst. jjedoch seie sehr zu besorgen, dass selbst Ihro kaiserliche
Majestät des Herrn Erzbischoffen hochfürstliche Gnaden kräftigeren
Einhalt, dann durch blosse bishero ganz fruchtlos gebliebene Rescripte,
^0 behende kaum würden thun können, als man im Salzburgischen
mit denen Emigranten auf bisherige den We.'^tphälischen Frieden
"■eniichtende Art und Weise fertig zu werden, Staat mache').* Des-
'I Auf Ansuchen des Eribischof» waren vom Kaiser zur Uni erdrückung der
"nadmlichen Rebellion Truppen in's Land geschickt worden, sowie noch am 26. August
ini Dehorlatoria an dw Bewohiier! Hoser. Reichsfama, X, .S. 34.
■) Relation Tom 81. Mii 17.')2; Schauroih, III, 461.
216
halb weisen die Gesandten, erinnernd an die Fruchtlosigkeit
Bemühungen, auch in der Angelegenheit der Tefferecker
bcwohner nochmals auf die Retorsio iuris iniqui und auf die *•
hebung des Commercii hin.
Nachdem so eine Verhandlung der Angelegenheit salzbui
scherseits wieder zurückgewiesen worden war, wandte sich Coi
evangelicorum am 31. Mai 1732 wieder an den Kaiser. Es wer^
die zahlreichen Beschwerden angeführt, übermässige Abzugsgei
vom Vermögen, Ausweisung eines Transportes von 866 Köpfen,
am 15. Mai 1732 in Kauflfbeuern angelangt, u. s. w. Es wird Zurü
nähme des salzburgischen Patentes (31. October 1731) verlangt
Garantirung des Trienniums.
Nach Jahresfrist (20. Mai 1733) wiederholt sich dies Gesi
an den Kaiser; neue Patente und ,Proceduren* sind vorgekomm
,Das Ratione temporis et modi unbillige und unbefugte Austrd'
etlicher 1000 zur evangelischen Religion sich bekennender Seel
hat noch den ganzen verwichenen Sommer 1732 gedauert, bis mi
endlich mit den Dürnbergern beschlossen, welche gerne an Michea
nur besagten Jahres emigriren wollen, darum fleissig und demüthig»
I
lieh gebeten ; alleine damit auch sie nicht ohngekränkt davon kommen
mögten, gerade umgekehrt bis Eintritt des Winters nemlich de«
20. November bleiben müssen und als sie sodann wegen eingefaKeneö
stürmigten Wetters nur um einzigen Tag Nachsicht flehentlich an-
gesucht solche keineswegs erlangen können: Alles und jedes zum
handgreiflichsten Abbruch und Verachtung des bekannten, im West-
phälischen Frieden stipulirten Trienni.* Ein neues Patent (28. Jänner
1733) bezog sich auf , unkatholische* Bücher, in dem sogar »Ver-
leumdung und ■ Schmähung der evangelischen Religion selbsten*
enthalten sei. Solcher unkatholischer Bücher wegen wurde ex capitc
delicti Ruprecht Junger der väterlichen Gewalt für verlustig erklärt
und seine zwei Kinder ihm vorenthalten. Die Pässe seien noch nie
so streng gesperrt gewesen, wie jetzt; mit allen möglichen Mitteln
suche man auf die so Eingeschlossenen einzuwirken und sie zur
katholischen Religion zurückzuführen. Die schon Emigrirten werden,
wenn sie wegen ihres Vermögens oder ihrer Kinder für kurze Zeit
zurückgekehrt sind, gewaltsam wieder über die Grenzen geschafft;
solchen, die Briefe mitbringen, mit schweren Strafen, ja sogar mit
dem Strange gedroht und alle Correspondenz verboten und ge-
217
hemmt. .SoIUe wohl vernünftiger Weise eine Verfuhrung derer im
Lande zurückgebliebenen heissen, wann schon die Emigrirten, dass
CS ihnen wohlgehe, in ihre Briefe mit einfliessen lassen').* Es wird
nochmals um eine unparteiische Localcommissinn und Gcnuss aller
Beneficia und Privilegia für die Emigrirenden angesucht.
Wieder nach mehr als Jahresfrist {4. September 1734) legt das
Corpus evangeticorum neuerdings, zum fünften Male, dem Kaiser ein
Vorstellungsschreiben vor mit den alten Klagen, die noch immer
keine .Reparirung* gefunden. Das Bücherpalent (28. October 1733)
finde zahlreiche Anwendung, wie an vielen Beispielen gezeigt wird.
Das ganze Vorgehen sei solcher Art, als ob der evangelische Glaube
.eine dem juri canonico unterworfene Sektirerei sei*. Auch die
Baucrn-Empörung werde wieder vorgeschützt, wegen der schon 1731
Militär in's Land gekommen war. Auf Briefe wird- gefahndet und,
w er solche in's Land bringt, bestraft. Ein Bote kommt mit 2fi Briefen,
die ihm die Churbrandenburgische Comitiaigesand tschaft unversiegelt
und in einem Verzeichnisse angeführt, von Emigranten übergeben,
ins Salzburgische; die Briefe werden ihm abgenommen und er mit
Drohungen und unter Verweisung des Landes über die Grenze ge-
bracht. Unter den zahlreichen Belegen spricht einer von einem
Sohne des Georg Krantzpichler. dass er mit dem grossen Transport
Durnbcrgern (20. November 1732) emigrirt und seitdem in Holland
gestorben sei.
Im Jahre 1736 am 23. Mai wird in einem .Nothdringlichen
V'irstellungsschreiben* an den Kaiser die Angelegenheil mehrerer
Sahburger vertheidigt. denen die Kinder und das Vermögen vor-
enthalten werden. Die zahlreichen Beilagen — es sind die alten
Klagen — zeigen auch hier bei den Salzburgern, dass ein Erfolg
auch dieser Bemühungen des Corpus evangelicorum ausgeblieben ist.
IV. Die letzte Gruppe bezieht sich auf die oberösterreicliischen
Theile, auf das Land ob der Enns, Steiermark und Kärnten. Am
20. November 1752 war diesbezüglich eine mündliche Vorstellung bei
der Erzherzog lieh- österreichischen Comitialgesandtschaft geschehen,
>) Auch im Retctipt äei Kaisei» >n die Sladt Kegcnsburg (ö. Septembet 1731)
"ir äit CoTrespondeni unter StiaCe des Fried enab euch es verboten norden. Ein nur
gelinjener Brief mit diesbeiüRlichem Amtsact des sjebenbilrgi sehen Hofloiulcrs Betlilen
i-l Ion mir milgetlieilt, Co^re^■|)onden^bUll des Vereines für aiebenbiirgi-tlie Landes-
Wonde, XV;i. Jabrg.. Nr. 2.
218
nachdem die Bittgesuche der Evangelischen selbst von den ein*
heimischen Behörden gar nicht angenommen worden waren. Es wird
wieder um Gewährung des Privatexercitiums der evangelischen
Religion oder um freie Emigration mit den Ihrigen und ihrer Habe
angesucht. ,Nach einer dreimonatlichen Zusieht* ist diese mündliche
Vorstellung ,von der allergeringsten Wirkung nicht gewesen*, wes-
halb sich das Corpus evangelicorum schriftlich an Maria Theresia
wendet in der Hoffnung auf Abhilfe, da , oberwähnte Gewaltthaten
nicht diejenige ächte Mittel sein mögen, wodurch Ueberzeugung und
Begriff von dieser oder jener Glaubenslehre zu bewirken stehet
ehender durch angezogenes der Klerisey Verfahren die der ge-
sammten Christenheit wesentlichste Wahrheiten verletzet, ja gar
umgestürzet, unbefestigte Gemüther aber zum Naturalismo und
Indifferentismo geflissentlich verleitet werden* *). Die Beilagen ent
halten Verzeichnisse. ,So viel haben wir zu nennen gewusst, welche
gefangen weggeführt und ihre Häuser und Güter verkauft worden.*
Es sind ungefähr 60 Familien aus dem Lande ob der Enns.
17 Familien aus Steiermark und 4 Familien und 17 alleinstehende
Personen aus Kärnten mit Angabe ihres Wohnortes, jedoch ohne
das Ziel der Transmigration angeführt.
Als Antwort ergeht das k. k. Rescript an den Directorial-
Gesandten zu Regensburg, Freiherm von Buchenberg ■). ,\Vie
ungegründet nun diese Vorgaben (im Schreiben des Corpus evangeli-
corum an die Kaiserin vom 28. Februar 1753) sind, kann nicht woh!
Jemand misskennen, so von der Lage und Verfassung unserer k. k.
Erbländer die behörige Kenntniss hat * In eine Begründung der
Unrichtigkeit der Klagen wird nicht eingegangen, vielmehr werden
den evangelischen Ständen gute Lehren gegeben, sich durch keinen
, unzeitigen Religionseifer verblenden zu lassen*. Betreffs des Grundes
dieser ^ Transmigrationen* — allerdings nicht der Bedrückungen —
wird des Längeren auseinandergesetzt : , ... da die eingeschlagenen
Maasnehmungen, in Ansehung des fälschlich ausgeschrieenen Ge-
wissens-Zwangs, das gerade Widerspiel zu Tage legen, auf eine
wahre Landesmütterliche Vorsorge gegründet seynd und unsere
protestantischen Unterthanen zur freien Ausübung ihres Gottes-
dienstes die Gelegenheit verschaffen, zugleich aber die keinem Tadel
^) Intercessionsschreiben am 28. Februar 1753. Her rieh. S. 422.
») Am 17. November 1753; Herr ich, S. 434.
219
ittrworfene heilsame Absicht befördern, nach anderwärtigem Bei-
iü verschiedene zwar gesunde und fruchtbare aber wegen Ab-
og der Inwohner noch Öde liegende Gegenden in unseren Erbianden
bevöllcern und mehrere Einwohner aus Orten, wo ein Uebcrfluss
I Volk ist, dahin zu ziehen. Diese Verfugungen haben noch ehender
1 in einigen Unserer deutschen Erbianden die dermaüge Religions-
Bchnerden ausgebrochen, ihren Anfang genommen; und wird
sbey auf keinen Unterschied des Glaubens zurückgesehen .... Dass
r nun zu solchem heilsamen Endzwecke unsere protestantischen
ientlassenen Erbunterthanen mit zu Hülffe nehmen, . . . solches
am Dicht änderst, als eine wahre Landesmütterliche Milde, Vor-
ige und besondere Gnade angesehen werden . . , .*
Die österreichischen Protestanten richteten wegen fortdauernden
tdruckungen am 19. August 1754 ein Memoriale an das Corpus
rmgeiicorum, demzufolge sich dieses wieder IG. November) an dic.-
iiserin wendet und im Anschluss dieses Memoriale mittheilt. Alles
ane vermieden werden durch die Worte: ,Ich trete wiederum /ur
«mscii-liatholischen Kirche über').* Es wird nochmals um Gewissens-
oheit oder um Emigration mit , Verabfolgung deren Familien und
i^.en Vermögens* angesucht.
.\h Antwort ergeht ein anderweitiges Rescript an BuchenbiirL:,
sc'aes in scharfem Ton, jedoch in wenig eingehender Art ind
fe« die Sache behandelt und an mehreren Stellen sich mit Auf-
thüjiieit ausspricht!
Dass das Corpus evangelicorum jenes Memoriale der Protestanten
Mfm Intcrcessionsschreiben beigeschlossen, wird wegen des Inhalie-
li: heftigen Worten getadelt. Es wird gehofft, dass das Corjiu-
\ä.igeIicorum ,aus eigenem Antriebe bedacht sein werde, das unter-
^tae Verschen auf eine Unserer höchsten Würde anständige Art
« -erbcssem und Uns der unangenehmen Veranlassung zu ent-
ei^, dass Unsrerseits auf der behörigen Ahndung bestanden
itrdcn müsste*.
.Wir stellen also nicht in Abrede, sondern bekennen gar gern
■T der ganzen Welt, dass Wir als eine Christkatholische und die
lV,Ufahrt Unserer getreuen Untcrthanen beherzigende Regentin
•'r eiae Unserer ersten Obliegenheiten ansehen, allen Reiigiins-
^;-L!iingen , . , möglichst vorzukommen Zu gleicher Zeit aljer
')Httrich, S. 440.
220
wollen Wir auch Unser christliches Gewissen keineswegs nnil ReÜ
bedriickungen beflecken. . . Gleichwie übrigens in Unsem Teutsdin
Erblanden der alleinige katholische Öflentliche Gottesdienst sich ein-
geführt befindet, also folget auch von selbsten, dass wir nicht i>
geben können, noch jemals zugeben werden, dass darinnen tu
geringer Theü derer von dieser Religion abweichender Insassen nrii
der unangefochten verbliebenen geheimen (!) Gewissensfreiheit uij
Uebung einer andern Glaubenslehre, sich nicht begnügen, , . .
es nun Unsern hohen und löblichen protestantischen ReichsmitständM,
wie wir uns allerdings zu ihrer Gemüthsbilligkeit versehen, bloss uolt
allein um Gewissens- Freiheit und diesfalligc Beruhigung ihrer Glaube;'?
genossen, so unsre Erbunterthanen seynd, 7,u thun, und zugleich die
Absicht von ihnen entfernt ist, durch Entblössung Unserer Erblan«
von Einwohnern die ihrige zu bevölkern*, so stimmt die Tran'-
migration speciell nach Siebenbürgen auch mit den Ansichten Corpori^
evangelicorum überein.
.Wir glauben gern, dass ein und das andere ihnen beschwer-
lich und empfindlich falle, doch haben sie ganz keine Ursache, über
die jeder Entfernung anklebende Folgen sich zu beklagen. . . .'
Es wird zwar auch behauptet, dass für den Transport keinem!
,auch nur ein Kreutzer von seinem vorhinnigen Vermögen abgezogen'!
wird, doch ist dies falsch, wie aus Rechnungen der Transmigranten-
Cominissäre hervorgeht '); es bezieht sich nur auf solche, die entweder
kein Vermögen gehabt oder deren Vermögen durch Transportkosten
vor der Zeit aufgezehrt worden! Alles mussten die Transmigranteu
sich selbst zahlen: Verpflegung, Wagen für Kranke und den Trans-
port ihres Gepäckes, Schiffe, Särge für die unterwegs Verstorbenen
und endlich die für sie gebauten Häu.ser {z. B. in Hermannstadt u:id
den umliegenden Dörfern) wurden ihnen aus dem vorenthaltenen
Gelde abgezogen. Dass sie Aufseher und Commissäre nicht selbst
bezahlten und dass den Vermögenden nicht auch die Kosten for
die Vermögenslosen abgezogen wurden, ist — wie auch aus den
Beilagen dieses Rescriptes her\'orgeht — der einzige Gnadenact io
dieser Richtung gewesen!
Gegen die Klage, dass in Gmünd die Schulen geschlossen
worden seien, wird geantwortet: .Beruhet diese angebliche Spcmin^'
derer Schulen darinnen, dass hierlands jene ge fahr liehe Winkel schulen.
') Z, h. auch in den Beilagen dieses Rescriptes.
221
> der Jugend andere als die katholischen Glaubenslehrsätze bey-
ebracht, aufgehoben werden und wird verhoffentlich nicht in Ab-
ide gestellet werden, dass die Allerhöchste Landesfürstin zu Ver-
Lnderung dessen, damit in ihren österreichischen Erblanden die
atholische Religion widrige Glaubensbekenntnüssen nicht mehreres
ber band nehmen, all immer mögliche Vorsorge zu gebrauchen,
erechtigt seye. . .*
, Andrerseits ist kein Gesetz vorhanden, welches die Weiber
ahin verbindet, dass sie ihren Männern, wenn sie in der katholi-
chen Religion mit ihnen verehelichet worden, bei Annehmung eines
ndem Glaubens ebenfalls folgen sollten.*
Die Beilagen zu diesem Rescripte enthalten Rechnungen, Zeug-
lisse, Verzeichnisse u. s. w., die z. B. 1752 — 1754 sieben grössere
fransporte nachweisen, was andere diesbezügliche Actenstücke in
günstiger Weise ergänzt.
Offenbar nach diesen Transporten nach Siebenbürgen — viel-
cicht glaubte man, dass weitere Transmigranten hier schwer Unter-
commen finden würden — haben sich solche Transmigranten wieder
nach Regensburg gewendet. Von Seiten der Kaiserin sind nun an
Jen Magistrat Verordnungen ergangen, welche, wie aus dem Späteren
folgt, für diese auswandernden Protestanten von vielfach erschweren-
der Natur gewesen sind. Das Corpus evangelicorum richtet nun an
den Gesandten Buchenberg ein Promemoria (11. October 1755), in
dem der Magistrat gewissermassen entschuldigt wird ; er habe nicht
mehr gethan, als solche Evangelische in seiner Stadt aufzunehmen
and mitleidige Handreichung zu thun. Es wird die Hoffnung aus-
gesprochen, dass solches »ganz unschuldiges und aller Seiten unan-
stössiges Betragen des Magistrates* demselben nicht die Gnade der
Kaiserin entziehen wird und dass von ihm weiterhin nichts verlangt
wird, was den »verfolgten* evangelischen Glaubensgenossen den Weg
^um Corpus evangelicorum abschneiden oder sonst etwas erschweren
icönnte. Dieses Promemoria wurde nicht angenommen, was nach einer
am 22. October 1755 abgehaltenen Conferenz allen Fürsten etc. des
Corpus evangelicorum mitgetheilt wurde; es waren die Worte: , ver-
folgte Glaubensgenossen* und das auch im Text gebrauchte
»Corpus evangelicorum* beanstandet worden. Betreffs des letzteren
entstand eine vielfach erörterte Frage nach der Berechtigung dieses
Titels.
222
Endlich sind noch zu erwähnen die Schreiben des Corpus
evangelicorum an Georg IL von England (7. Mai 1755), Friedrich
Adolf von Schweden, Friedrich V. von Dänemark, Friedrich II. von
Preussen, die verbündeten Stände von Belgien und an die evangeli-
schen Cantons der Schweiz (in deutscher Sprache, sonst lateinisch,
immer aber derselbe Inhalt). Von Seiten der letzteren erfolgt auch
zweimal Antwort (29. December 1755 und 3. April 1756). Sie ver-|
sprechen , bereitwillige Hände zu bieten zu dem, was der Sachen
triftige Bewandnis, die Theilnahme an der Aufrechthaltung des
evangelischen Wesens und unsere aufrichtige gewidmete Dienstbegier
erfordern mag*. Sie hätten auch schon an Grossbritannien und
Preussen um Unterstützung geschrieben, ebenso auch an die General-
staaten der vereinigten Niederlande. 1732 hatten der britische,
holländische, dänische und preussisch-churbrandenburgische Gesandte
in Wien Memoriale an den Kaiser in Angelegenheit der Salzburger
übergeben. I
Aus dem Jahre 1764 stammen zwei Memoriale der Trans-
migranten an das Corpus evangelicorum aus Hermannstadt vorn!
15. Februar und 20. October; sie sind mitgetheilt in diesem Jahr-
buche IV, S 181 ff., und tragen den Wunsch vor, aus diesem Exilio i
wieder in die Heimat zurückgelassen zu werden. Nach einer Con-
scription wollten ungefähr 800 Personen nicht mehr in Sieben-
bürgen bleiben. l
XV.
Eine böhmische evang. Gesandtschaft in Berlin 1723.
Aiii dem UnililsarcliiT, deponirt im kgl. Staalaacchiv zu Huse».
Milgethdlt von Du. J. Kvaciala. Professor an der Universität Dorpal-Jurjew.
Nach dem unglücklichen Religionskriege des XVII. Jahrhunderts
verstununen bald alle Nachrichten über das Evangelium in Böhmen,
Irotzdem es im Lande zahlreiche Protestanten gab. Einiges lässt
sich aus den Relationen der preussischen Gesandten in Wien con-
statiren. Die preussischen Könige versuchten öfter zu Gunsten ihrer
b(;hmischen Glaubensgenossen zu intervcniren, doch niussten .sie sich
bald überzeugen, dass dies für die österreichischen Erblander ein
eitles Unternehmen ist, und sodann beschränkt sich die IVotcction
nur auf freundliche Aufnahme der Exulanten.
Dass die Unterdrückten immerhin nicht alle Hoffnung aufgaben,
darüber mag die folgende kurze Regeste zeugen. Sic .stammt aus der
Sammlung D. E. Jablonsky's, des bekannten Enkels des Comenius
uod Hofpredigers in Berlin. Die Erzählung ist aus seiner eigenen
Feder, die übrigen Documente sind copirl. Ich gebe die Erzählung
wörtlich, da sie, wie ich denke, interessante Details enthält, dagegen
die ziemlich primitiv abgefassten Puncta und das Gesuch nur dem
Inhalt nach. Zur Sache sei noch erwähnt, dass Strahlenheim, der
Gesandte Carl XII., in Breslau gewesen und sich 1707 — 17U9 be-
mühte, allerdings erfolglos, auch die Reformirten Schlesiens in die
Religionsfreiheit des Altranslädter Friedens aufzunehmen. Metternich
war ein preussischer Gesandter, der früher eine Zeil in Wien ge-
wesen war.
, . . . . [Nachfolgende] ') Puncta haben zween Böhmische Männer,
welche auch kein dcutsdi reden konnten, anhero nach Berlin den
25 Augusti 1723 überbracht, und sich an mich addressiret. Der
<) In der VorUge steht „obige*, di darin die Erzählung nach den FunkleD steht.
224
eine wohnete numehr in Sittau, der andere in Ungarn, dahin sie
der Verfolgung wegen entwichen, und trieben den Ackerbau. Der
eine hiess Martin Rochliczek und der zweite Mikolaj Wydraczek,
dieser letztere ist der in Sittau wohnet.
Diese Leute nachdem sie etwa 8 Wochen dahier sich ver-
weilet und in des Hrn. v. Ilgen Hand Memorialien an die Könige
von Preussen, Engelland, Dänemark und Schweden übergeben, zu-
letzt auch dem K. von Engelland am tage seiner abreise (d. 13. Oc-
tober 1723) eine neue Abschrift ihrer Supplic in eigene bände
übergeben, verlangten hernach von mir und Propst Reinbeck ein
attestatum des, so hier passiret, damit sie es ihren Landsleuten vor-
zeigen könnten. Da solches nun solte von mir gesiegelt werden,
baten sie dasz das Siegel nicht in wachs, sondern eine oblate ge-
drucket würde. Und das daher, weil, da auf den grenzen alles so
genau visitirt würde, sie solch attest nicht anders als in ein brodt
gebacken durchbringen könnten, da den das wachs schmeltzen
müste, die oblate aber unversehret bliebe.
Sie erzehleten auch, dasz da Strahlenheim die Religions Affairen
zu Breslau A'., tractirete, einige Deputirte von diesen armen Leuten
nach Breslau abgefertiget worden. Zu welchen aber sich ein listiger
apostate gesellet, Sie anzuführen und zu recommandiren so heissen,
aber anstatt Strahlenheims sie zu dem Kais. Commissario gebracht,
dem sie ihr Memorial übergeben, und solcher gestalt die Sache ver-
rathen und die armen Leute in unaussprechliche Leiden gebracht
worden.*
*
Die hier erwähnten ,Puncta derer Böhmen, welche von denen
Papisten wegen der Religion grossen Verfolgung leiden* sind:
1. Dass sie vor 100 Jahren aus Böhmen und Mähren vertrieben
worden.
2. ,Vom Jahre 1716 werden wir verfolget wegen des Wort
Gottes, unser haab und guth nehmen sie Uns, peitschen uns mit
scharfen Karbatschen bis aufs blut, werfen uns in die Gefängnisse,
in Ketten und banden. Zu 6 Jahren arrestiren sie die leüte, noch
bis dato sitzen ihrer viele wegen der Religion an etlichen Orten.*
3. sie nehmen, verfluchen und verbrennen die heiligen Bücher,
auch die Bibel.
'JW^--^
i. ,Nach Beraubung aller unszrer Güter, bey schwerer Strafe
( uns verboten worden die biicher zu lesen.*
D. viel 1000 gemein Volk ist nach Sachsen, Schlesien, Ungarn
wjagl worden.
t>. Viel tausend Leute beten und seufzen zum Himmel um das
L Abendmahl, das ihnen verweigert wird.
7. A* 1719 haben auf 18-UOO Menschen in Böhmen und Mähren
Airch gewisse Mittel* das hochw. Abendmahl unter beydcrlei Ge-
tiit empfangen.
if. ,Wie allesamt in Böhmen und Mähren alles Gemeine Leute'
rinnen auch sie ihre Zuflucht zum Könige von Preussen.
9. Weil sich jetzt der König in Prag befindet, möge jetzt der
iäiig bdra Kaiser freies Exerdtium der Religion und etliche Kirchen-
nra:imung erwirken.
10. Weil sie, arme Leute weder Hülfe noch Rath wissen, dies
I suchen, so bitten sie den Kg von Preussen, er möge sich ihrer
ttebmen, Gott werde es ihm vergelten.
Me Rechtgläubige in Böhmen und Mähren die sich zu der
litten Religion bekennen.
Die Bitte an den Allerdurchlauchtigsten Grossmächtigsten König,
tognädigsten König und Herrn, — von Berlin, 23. Augnist 1723
ttirl. — sagt, die Verfolgung geschehe ,von einigen Catholischen
i" viele Jahre her', .viele (werden) vor den Pflug gespannt, dass
»anstatt des viehes den Pflug ziehen und den acker umbrechen
fesen*. Sie haben gehört, dass dies gegen den Willen des Kaisers
öchehe nnd da sie niemanden haben, der ihm dies vortrage, so
itra sie darum den König von Preussen.
Unterschrift :
Sämtliche Glieder der Evangelischen Religion in Böhmen,
Mahren und Schlesien.
Jacob Pohatscheck,
Martin Rochlitschek,
Nicolaus Wondrascheck
aus der Herrschaft Mirschötz.
■ IBM, H. niu. IV.
i
,Da obiges SuppUcatum nacher Regensburg versandt worden,
hat der H. Graff von Mettemich deshalb folgende Relation ab-
gestattet, sub dato Regensbg. den 13 Sept. 1723'
Tit.
.Habe ich wegen der in Böhmen und Mähren sich befindenden
Evangehschen nach Ew. Königl, Majestät ailergnädigster PSto. von:
4 September mit dem Chur Braunschweigsciien Gesandten commum
cirt. Unserer beider Meinungen geht dahin, dass Ew. Königl. Maje-
stät Vorschrifft diesen guten Leuten mehr schädlich als nützlich
seyn diiriTte, und dasz insonderheit sie ihre gäntzliche Ausrotluni;
zu gewarten, wann ihnen ein schriftlicher Bescheidt solte gegeben
werden, als welcher ohn möglich in die länge verborgen bleiben
könte ; dahero ihnen dann dieses zu bedeuten wäre und dabey, dasi
sie sich stille halten, und in Christliche Gedult ihre Errettung er«-arten
solten.
Datum ut in relatione humillima Regenspurgden 13 Sept. 1723.
S. Königl. Majestät
in Preussen
Mettemich.
Bibliographie über die einschlägigen Erscheinungen
des Jahres 1896 mit kurzen Nachrichten'}.
I. FUr das Allgemeine.
1. Hamanisrnns und Philosophie.
G. Kawerau, Ein Brief H. Glareans anjoh. Laski.
(Zdtschr. d. histor. Gesellschaft f. d. Prov. Posen, S. 131—134.)
K. Sudhoff, Ein Rückblick auf die Paracelsus-Jahr-
hundertfeier. (.Monatshefte d. Comenius-Gcsellschaft' , 4. Bd.,
S. 115—122.)
2. PoUtlaohfl Entwioklnng.
K. Lamprecht, Deutsche Geschichte, 5. Bd., XIII,
'M S.. Berlin, Gaertner. Mk. 12.
Lamprecht's auf löjähriger Vorbereitung beruhendes, vielseitig
begrüsstes Werk, dessen fünfter Band von Maximilian I. bis zum
westphälischen Frieden reicht, wird am besten durch sein Wort
gekennzeichnet: Es ist undenkbar, dass die Geschichtsschreibung
unserer Zeit einen anderen als cultur geschichtlichen, wirthschafts-
geschichtlichen, rechtsgeschichtlichen, gcistesgeschichtlichen Stempel
trage. Lamprecht schöpft überall aus dem Vollen ; während er gc-
HTssenhaft und dankbar die reichen Vorarbeiten benützt, hält er sich
den Blick frei zu sclbstständiger Beurtheilung, so dass oft längst
Bekanntes in neue Beleuchtung rückt, unzähligemal Dargestelltes
von Frischem fesselt ; dazu gehört freilich die geistreiche Form und
der schwungvolle Stil, der noch gewinnen würde durch Beseitigung
der .Hypertrophie* von Fremdwörtern,
■) Die im „Jahrbuche" enthaltenen Artil^el sind nicht nochmals Bufgetilhn. —
^;l. aein Rcferal im ,Theologiic)ien Jahresbericht", herausgegeben *on H. HolUmann,
Brwnscliweig, Schwetichke & Sohn, 15. Bd.. 1896, S. 230—274.
228
Widmann, Geschichte des deutschen Volkes, 908 S.,
Paderborn, Schöningh.
Widmann*s Standort ist dadurch deutlich, dass er von dem
Wesen der das Brandmal ungesetzlicher Auflehnung gegen die
Autorität an sich tragenden Reformation spricht.
Turba, Venetianische Depeschen vom Kaiserhofe,
3. Bd,, 815 S., Wien, Gerold, Mk. 11.
Turba's Depeschensammlung ist mit dem von Büdinger heraus-
gegebenen dritten Bande, der von 1554 — 1576 reicht, abgeschlossen.
Die gut unterrichteten venerianischen Berichterstatter bieten eine
Menge von Nachrichten, die zum Verständniss des geschichtlichen
Verlaufes und Zusammenhanges der politischen Begebenheiten
Europas wichtig sind, während sie für die religiösen Verhältnisse
und für darauf bezügliche Verhandlungen auf Reichs- und Landtagen
nur soweit Interesse zeigen, als sie eine Wechselwirkung zwischen
Religion und Politik erkennen.
O. H. Hopfen, Kaiser Maximilian II. und der Com-
promisskatholicismus, VII, 439 S., München, M Rieger, Mk. 12.
Hopfen hat den von F. Stieve geprägten Kunstausdruck des
Compromisskatholicismus aufgenommen. Letzterer hielt vom Papste
nichts und von den Bischöfen wenig; verwarf die Ohrenbeichte,
Firmung und letzte Oelung ; forderte das Abendmahl sub utraque
und die Beseitigung oder Verdeutschung der Messe; verlachte den
Ablass und glaubte nicht an das Fegefeuer; erklärte Fasten für
unnöthig; eiferte gegen Wallfahrten, Anrufung der Heiligen und
Verehrung der Reliquien ; verachtete das Klosterleben und Cölibats-
gesetz. Aber die Anhänger dieser Negation blieben katholisch, theils
freiwillig, theils gezwungen. Zu den ersteren gehörten die geistlichen
und weltlichen Fürsten, die sich abhängig von Rom fühlten, Verlust
an Besitz und Umsturz der Ordnung fürchteten; zu den letzteren
die katholischen Herren Unterstehenden. Dieser Compromisskatholicis-
mus erfüllte nach Stieve und Hopfen auch Kaiser Maximilian, dem
man mit Unrecht als Charakterschwäche vorgeworfen habe, was nur
dem Mangel an theologischer Einsicht entsprang. Indem er die Be
deutung der dogmatischen Unterschiede nicht zu erfassen vermochte,
hoffte er durch äusserliche Zugeständnisse eine Einigung zwischen
dem Protestantismus und der alten Kirche herbeifuhren zu können;
deshalb suchte er einerseits die verfallene Zucht bei der Geistlich-
kcit und in den Klöstern zu heben, andererseits das Auseinander-
geben des Protestantismus in verschiedene Secten und das Ueber-
handnehmen schroffer Gegnerschaft gegen Rom zu verhüten. Mehr
als die Hälfte des Werkes nehmen Actenstoffe ein, namentlich aus
den Wiener Archiven, Den meisten Lesern wäre wohl eine Er-
klärung des freilich im XVL Jahrhundert oft vorkommenden .Ecebolus*
lieb gewesen; zu Baiem könnte die Abhandlung von Hilliger im
-Histor, Taschenbuch* genannt sein; ferner fehlt die Abhandlung
von Schlecht in .Histor. Jahrbuch d. Görres-Gesellschaft ' über das
geheime Dispensbreve Pius' IV. für die römische Königskrönung
Max' II. Warum ist S. 5 nicht lieber Corp. Ref. citirl?
H. Moritz, Die Wahl Rudolfs IT., der Reichstag zu
Regensburg und die Freistellungsbewegung, XXIV,
466 S., Marburg. Elwert, Mk. 12.
Moritz stellte sich die Aufgabe, die Katastrophe des Pro-
testantismus als politischer Partei zum ersten Male ausführüch und
allseitig darzustellen. Es sind jene Jahre, in denen das Uebergewicht
im Reiche von den Protestanten auf die Katholiken überzugehen
begann. Den rothen Faden der Schilderung bildet die Geschichte der
Freistellungsbewegung, d. h. aller jener Bestrebungen, die auf eine
Ausdehnung der Religionsfreiheit bezw. einen umfassenden Schutz
des evangelischen Bekenntnisses abzielten. Da diese Bestrebungen
mit den auf die Wahl Rudolfs zum römischen Könige bezüglichen
Verhandlungen, mit den Berathungen des Regensburger Reichstages
und besonders mit der Frage der Türkenhilfe unlösbar verknüpft
sind, wurde die ganze Geschichte der Wahl und des Reichstages in
die Darstellung einbezogen. Auf Grund reichen, wenn auch nicht
ganz vollständigen, Actenmateriales ist die Untersuchung A, v. Kluck-
hohn's würdig durchgeführt, der den Verfasser auf den Gegenstand
hinwies und dessen Andenken das Werk gewidmet ist.
W. Ritter, Deutsche Geschichte im Zeitalter der
Gegenreformation und des dreissigj ährigen Krieges
1555—1648). 2. Bd„ 1686—1618, X, 481 S„ Stuttgart, Cotta.
Mk. 6.
Rttter's Werk behauptet im zweiten Bande den Ruhm, neben
der Beherrschung der fremden Forschung eine Fülle eigener zu
bringen, frei zu sein von confessionetler Einseitigkeit (wenige Schwan-
kungen zu Gunsten des Katholictsmus abgerechnet), das Gewirr der
230
Verhandlungen und Ereignisse zu lichten und anziehende Porträts
der Hauptpersonen zu zeichnen. Man muss jetzt die bisher übliche
Auffassung aufgeben, nach der seit dem Augsburger Religionsfrieden
bis zum Ausbruche des grossen Krieges die Gegensätze sich immer
mehr zugespitzt hätten; vielmehr trete seit Maximilians IL Tode
plötzlich ein Umschwung ein, die eingeschläferten confessionellen
Gegensätze erwachen, sie verschärfen sich und treiben zu den Waffen.
W. Meyer, Compositions- und Successionsverhand-
lungen unter Kaiser Matthias während der Jahre 1615
bis 1618. Bonn, Cohen, Mk. 1'50.
H. Forst, Der türkische Gesandte in Prag und der
Briefwechsel des Winterkönigs mit Sultan Osman II.
(, Mittheil. d. Institutes f. österr. Geschichtsforsch., 16. Bd., S. 566 ff ■
O. Klopp, Der dreissigjährige Krieg bis zum Tode
Gustav Adolfs 1632. 2. Ausg. d. Werkes: Tilly im dreissig-
jährigen Kriege, 3. Bd., 1. Th.: 1628—1630. 628 S. Paderborn,
F. Schöningh, Mk. 10. (Vgl. Jahrbuch*, 15, 211.)
Nuntiaturberichte aus Deutschland nebst er-
gänzenden Actenstücken. 4. Abth. XVII. Jahrh. 1. Bd. Hrsg.
durch das k. preuss. hiat. Institut in Rom u. d. k. preuss. Archiv-
Verwalt. Beriin, A. Bath. 4. Nuntiaturberichte 1628—1635. Nuntiatur
des Pallotto 1628—1630. 1. Bd. 1628. Bearb. v. H. Kiewnin-.
(CVII, 380 S.) Mk. 16.
An seine Nuntiaturberichte aus dem XVI. Jahrhundert schliesst
das preu8sische historische Institut in Rom die des XVII. an, be-
sonders für die Periode des dreissigjährigen Kri^es, von Pallotto,
Rocci, Grimaldi. Allerdings fanden sich aus den Jahren 1618 — 1628
nur geringe Reste im vaticanischen Geheimarchive und in anderen
römischen Archiven und Bibliotheken, die für die deutsche Geschichte
von Wichtigkeit sein konnten. Durch einen glücklichen Zufall jedoch
wurde das Privatregister Caraßas im Privatbesitze gefunden und
angekauft. Für die darauffolgenden Jahre bis zum westphälischeni
Frieden sind die fortlaufenden Nuntiaturberichte in Rom erhalten.
Die Nuntien des XVII. Jahrhunderts schreiben und sammeln mehr
wie die des XVI.; Zeitungen und Beilagen aus den entlegensten
Orten über die entlegensten Dinge werden zusammenhangslos be-
rücksichtigt. Der von Kiewning herausgegebene Band umfasst nur
das Jahr 1628 ; die Einleitung berichtet über die Quellen, das Leben
231
des Pallotto und die Geschichte seiner Nuntiatur bis 1628 ; dann
folgen die 165 Acten nebst Regiater, Wir haben hier dadurch eine
besonders werthvolle geschichtliche Quelle, weil wir ein fortlaufendes
Bild über das Leben und Treiben am Hofe empfangen.
Ranke, Geschichte Wallenstein's. 5. Aufl., X, 371 S.
Leipzig, Duncker & Humblot, Mk. 7-20.
F. Ruby, Zeittafeln zur österreichischen Geschichte
(bis 1880) mit erklärenden und ergänzenden Anmerkungen u. ein.
histor.-geogr. Ortsverzeichniss. 335 S,, Wien, Franz Doli, Mk. 5.
3. Elrohengesohlclite.
F. X.KrauB, Lehrbuch der Kirch engeschichte, 4. Aufl.
!*5ti S., Trier, Linz. Mk. U.
A. Knöpfler, Lehrbuch der Kircliengeschiclite auf
Grund der akademischen Vorlesung, von Bischof von
Hefele. XXIII, 748 S-, Freiburg i. B., Herder, Mk. 9.
G. T. Bettany, A populär historyofthe Reformation
and modern Protestantism. 520 S., London, Ward & S. 6 sh.
K. Aust, Lehrbuch der Kirchengeschichte fiir den
evangelischen Religionsunterricht an Volks- und Bürger-
schulen, sowie verwandten Lehranstalten. 108 S., Wien,
A. Holder, fl. —-60.
Aust hat das Verdienst, einem lange empfundenen Bedürfniss
abgeholfen zu haben. Es ist hier zum ersten Male der Versuch
gemacht, in einem kleinen Schulbuche auch die Geschichte des Evan-
geliums in Oesterreich darzustellen. Von den 42 Bildern, in denen
die Entwicklung der christlichen Kirche dargestellt ibt, kommen acht
auf die evangelische Kirche in Oesterreich. Dem Eifer des Ver-
fassers ist die Genugthuung geworden, dass das Ministerium für
Cullus und Unterricht seine Arbeit als Schulbuch genehmigt hat.
Möchte es in den künftigen Auflagen immer mehr seinem Zwecke
entsprechen !
Fr. Arnold, AltÖsterreichischeCuiturstudien (Oester-
reich und die deutsche Reformation). (.Germania', Illustr.
Monatsschrift f. Kunde d. deutsch. Vorzeit, 1, 229 f.}
K, Schmertosch, Vertriebene und bedrängte Pro-
testanten in Leipzig unter dem Schutze Joh. Georgs 1.
'.Neues Archiv f. sächs. Gesch.', XVI. Jahrh., S. 269—291.)
232
H. J. Schäffler, Die Sammlungen von Glocken-
metall und Gesangbüchern für arme Pflegekinder des
Gustav Adolf-Vereines. (»Für die Feste und Freunde des
Gust. Ad.-Ver/, Nr. 181, 183. Barmen, Klein, 40 «. 32 S. ä 10 Pfg.)
II. FUr die einzelnen Länder.
NiederöBterreich.
Aus Alt-Krems, Festgabe zum 900jährigen Jubi-
läum der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadt
Krems. Hrsg. v. städt. Museum, XVI, 94 S. Krems, F. Oester-
reicher. (Vgl. Tafel VIII u. IX.)
K. Uhlirz, Das Archiv der landesfürstlichen Stadt
Zwettl in Niederösterreich. 30 S. 4«. Zwettl, tl. 1*50.
In den Bauemunruhen des Jahres 1597 war auch Zwettl, das
einen starken Einschlag bäuerlicher Bevölkerung hatte, dem Pro-
testantismus beigetreten. Doch schon im Jahre 1602 stellten die
Bürger einen Revers über ihre gutkatholische Gesinnung aus.
A. Huber, Neue Mittheilungen über die ^Sturra-
petition* der protestantischen Stände O esterreichs,
5. Juni 1619. (, Mittheil. d. Institutes f. österr. Geschichtsforsch.*,
XIV. Jahrh., 4. H.)
Huber bezieht sich auf den in Klein's Geschichte des Christcn-
thums in Oesterreich und Steiermark (5. Bd. Anh.) entiialtencn
Bericht Christoph Ruechner's, der von den protestantischen Ständen
Oberösterreichs nach Wien gesandt war, wonach von einer eigent-
lichen Sturmpetition nicht zu reden ist.
V. Capesius, Die Zustände in der evangelischen
Gemeinde A. C. in Wien. Charakterbilder. Wien, Selbstverlag,
VI, 62 S.
OberöBterreioh.
Karl Schimik, Die evangelische Gemeinde A. C
Vöcklabruck von der Reformationszeit bis zur Gegen-
wart. Ein Bild aus der oberösterr. Diaspora. Vöcklabruck, Verlag
der Gemeinde, IV, 116 S., 60 kr.
Auf Grund der gedruckten Quellen und Acten des Pfarr- und
Presbyterialarchivs hat Schimik die Reformations-, die baierische und
<äic gegenwärtige Gemeinde geschildert und mit statistischen Daten
sowie bildlichen Beigaben bereichert.
233
Jeder Pfarrer und jede Gemeinde Oesterreichs, die archivalische
Stoffe besitzt, sollte es fiir eine Ehrensache halten, eine solche
achJderung ihrer Vergangenheit und Gegenwart zu besitzen, damit
mmer mehr das auch in hohen Kreisen zu vernehmende befremdende
Vorurthcil schwinde und actenmässig widerlegt wurde, der Pro-
lestantismus habe in Oesterrcich überhaupt keine Geschichte.
J. Jäkel, Zur Frage über die Entstehung derTäufer-
jemeinden in Oberösterreich. Freistadt, Selbstverlag, 39 S.
Jäkel wendet sich, wie schon seinerzeit Lnserth, gegen Nico-
ladoni's (vgl. , Jahrbuch', 15, 217) Verknüpfung der österreichischen
Täufer mit den Waidensem,
Salsborg.
A. Bühler, Salzburg und seine Fürsten. Ein Rund-
gang durch die Stadt und ihre Geschichte. 2, Aufl. V. 2.
88 S, Reichenha«, Bühlcr, Mk. 3-50,
1. W, Hauthaler, Cardinal Matth, Lang und die re-
ligiös-sociale Bewegung seiner Zeit(lö 17 — 1540). Zumeist
nach Salzburger Archiv. 1. Th. Bis zum Religionsmandate vom
22. Juli 1523. (.Mittheil. d. Gesellsch. f Salzburg. Landeskunde*.
35. Jahrg.. S. 149—201.)
2a. Derselbe: Cardinal Matth. Lang. (,Jahresber. d, Leo-
Gesellsch.')
2b. Derselbe: Des Cardinais u. Salzburg. Erzbischofs
Matth. Lang Verhalten zur religiösen Bewegung seiner
Zeit (1519—1540). 20 S. Wien. Leo-Gesellsch . Mi kr.
Hauthater beschränkt sich meist auf berichtende Darlegung des
Thatbestandes, die Darstellung der ganzen Persönlichkeit Lang's und
die Würdigung seines Verhaltens einer gewandteren Feder über-
lassend. Die von Hauthaler gesammelten Acten sind zum grossen
Theile schon von Datterer (1890) benützt und abgedruckt. Er kann
nicht ambin, zuzugeben, dass der Cardina! kein Mittel verschmäht
und dass er prunksüchtig und ehrgeizig war; doch fasst er sein
L'rtheil dahin zusammen (2b, S. 19): ,M. Lang war als Erzbischof
von Salzburg ein steter und zlelbewusster Gegner Luthers und aller
rdi^ösen Neuerung seiner Zeit ; er war aber nach den Acten durchaus
nicht jener blutgierige und gewaltthätige Fürst, der alle seine
Gegner nur aufknüpfen und durch Feuer und Schwert vernichten
_234_
wollte; ja, er war nicht einmal jener schreckliche, absolutistische
Tyrann, vor dessen Willen sich Alles im Staube verkriechen musste,
wie er in der bisherigen Literatur mehr oder weniger deutlich und
rücksichtslos gezeichnet wurde.*
In 2 b, S. 18, ist der Ketzerprocess des Predigers zu St. Veit
in Kärnten, Hieronym. Hofmann, erörtert, der zur katholischen Kirche
zurücktrat.
In 1 sollte statt der Ausgabe des Briefwechsels Luther's durch
de Wette die von Enders notirt sein; bei Staupitz' Predigten fehlt
der Hinweis auf das Jahrbuch {II [1881], S. 49 f.), bei Speratus der
auf die , Allgemeine deutsche Biographie* (Bd. 35). Speratus'
Familienname war nicht Sprettler, sondern Spret.
Steiermark.
J. V. Zahn, Steiermark im Kartenbilde der Zeiten.
Vom II. Jahrh. bis 1600. Graz, Landesarchiv, Mk. 25.
Kärnten.
HansUngnad, Freiherr v. Sonneck. (,Allgem. deutsche
Biogr.*, 39, 308.)
J. Loserth, Zur Geschichte des Kryptoprotestantis-
mus in Innerösterreich im XVII. und XVIII. Jahrhundert.
(, Beilage z. allgem. Zeit^ Nr. 327. S. 3—6.)
Je unvollkommener man bisher über die Geschichte des heim-
lichen Protestantismus unterrichtet ist, desto mehr wird man ihn
betreffende Mittheilungen willkommen heissen, wie die Loserth's aus
den Actenbeständen der Archive in Klagenfurt über die Herrschaft
Gmünd.
Man sieht daraus, dass mit Hilfe von Bücherverbrennung,
Militär, Verhaftungen, Abschiebungen die ,Compescirung der un-
ruhigen Unterthanen* und Con Versionen in der Gegend von Gmünd
bis in die dem Toleranzedict unmittelbar vorhergehenden Jahre
fortdauerten; für solche Verdienste verlangte der glückliche Religions-
commissär allerhöchste Auszeichnung, die ihm auch zutheil ward.
J. Loserth, Zwei biographische Skizzen ausderZeit
der Wiedertäufer in Tirol. (^Zeitschr. d. Ferdinandeums für
Tirol u. Vorarlberg«. 39. Jahrg.. S. 277—302.)
235
Loserth's mit Benützung von Becks Nachlass gearbeitete Studie
ichildert: 1. Pilgram Marpeck, ein Tiroler Wiedertäufer in der Fremde;
i. Gallus Müller, der heil. Schrift Doctor, Innsbrucker Hofprediger
jnd Pfarrer von Meran (1535 — 154()).
Böhmen.
Die österreichisch-ungarische Monarch ie in Wort
jnd Bild. Böhmen. 618 u. 681 S. Wien, Holder.
K. F. Rietsch. Das Stadtbuch von Falkenau. Prag,
D.iminicus, Mk. lÖO.
A. Horcieka, Das geistige Leben in Elbogen zur
Zeit der Reformation. (,Gymnas.-Progr. d. k, k. Neustädtcr
deutsch. Staats-Obergymnas.*, Prag, Verl. d. Gymnasiums, 83 S.)
Horcieka setzt erfreulicherweise seine reformationsgepcliichtlichen
Studien fort (vgl. Jahrbuch', XVI [1895], 271). vornehmlich das
Schulwesen in 's Auge fassend. In den Beilagen sind 16 Actenstücke
abgedruckt aus der Zeit von 1538—1607.
G. Loesche, Johannes Mathesius. Ein Lebens- und
Sittenbild aus der Reformationszeit. XXI, 63i> u. 467 S.
Mit Porträt u. Facsimile. Gotha, Fr. A. Perthes, Mk. 16, geb. Mk. 20.
Ref. gibt auf Grund handschriftlicher wie gedruckter Quellen
ein Bild des Reformators von Joachimsthal, des hervorragenden
Predigers. Schulers, Tischgenossen, Freundes, Biographen Luthers.
Der Lebensgeschichte, die sich zum Theilc zu einer Reformations-
beschichte Böhmens erweitert, folgt zunächst eine Ikonographie,
lerner eine ausführliche Bearbeitung der Joachimsthal er Kirchen-,
Schul- und Spitalordnung, als Hintergrund für die Kanzel. Dann
werden die Predigt werke analysirt mit Berücksichtigung ihrer Anlässe,
Wirkungen und Schicksale, sowie ihres Platzes in der Geschichte
der Predigt. Den zweiten Band eröffnet eine systematische Charak-
teristik der Predigten, eine Uebersicht über ihre Theologie und
Weltanschauung, Form, Sprache und Hilfsmittel. Die dichterischen
Versuche, bisher meist Überschätzt, konnten kurz abgethan werden;
doch war es unumgänglich, den Canälen nachzugehen, in denen
M.'s Verse sich verbreitet haben, viel weiter, als man es für wahr-
scheinlich hält. In den Beilagen gehört der Briefwechsel an die
Spitze. Natürlich sind allein die bisher ungedruckten Schreiben
und einige wenige schwer zugängliche ganz mitgetheilt. die übrigen
236
nur in Regestenform; ein Commentar sucht das Verständniss
erleichtem. Während sonst auf die Wiedergabe der im Text v
arbeiteten Urkunden verzichtet wurde, schien die mathesianis
Recht fertigungsschrift an König Ferdinand zu bedeutsam, um ni
im lateinischen Wortlaute wiedergegeben zu werden. In der BibE
graphie wurden Bibliotheken, in denen die aufgeführten Werke
finden sind, angemerkt und die Stellen der Biographie nodrt, v
die betreffenden Schriften besprochen sind.
R. Wolkan, Die Sonntags-Evangelien von Ni
Her man. XVI, 256. Prag, Wien, Leipzig, Tempsky, Mk. 2.
In der »Bibliothek deutscher Schriftsteller in Böhmen* h
Wolkan als zweiten Band Nie. Herman's Sonntags-Evangelien heraus«
gegeben mit einer Einleitung u. einem Anhange: 1. Textkritischesi
2. Verbreitung der Lieder und Verzeichniss der Versanfange.
Josef Müller, Die Gefangenschaft des Joh. Augusta,|
Bischofs der böhmischen Brüder 1548 — 1564 und seines
Diakonen Jak. Bilek, von Bilek selbst beschrieben. Aus
dem Böhmischen übersetzt und herausgegeben. XVI, 136. Leipzig,
Jansa, Mk. 2.
Der Historiograph der Brüdergemeinde, jetzt Professor der
Kirchengeschichte am theologischen Seminar in Gnadenfeld, Josef
Müller, hat die ergreifenden Denkwürdigkeiten eines religiösen Silvio
Pellico aus dem Böhmischen übersetzt. Der böhmische Text ist in
vier Handschriften erhalten und in zwei gedruckten Ausgaben er-
schienen. Müller hat die zweite dieser letzteren (1880) zu Grunde
gelegt und an einzelnen Stellen die Lesarten des vierten Manuscriptes
angenommen. In der Streitfrage über den Verfasser des ersten Theilcs
gesellt er sich den Bilek-Stimmen zu; manche werthvolle Erläute-
rungen stammen aus dem , Brüderarchiv*, einer Sammlung böhmischer
Handschriften im Unitätsarchiv zu Herrnhut. Abgesehen von kleineren
Ausstellungen wie der, dass die Geldsorten nicht umgerechnet sind,
würde man die schlichte, klare Einleitung ausführlicher wünschen
und, insbesondere im Hinblicke auf die der Sache femer Stehenden,
mehr und genauere Literaturangaben. So erfährt man auch nichts
von dem berüchtigten Zettel, auf dem König Ferdinand grässHchc
Folterqualen angab, die freilich nicht zur Anwendung gekommen sein
dürften. Unbekannt scheint dem Verfasser die hübsche quellenmässige
Schrift von W. Boeheim über Philippine Welser (1894), der den
237
cgEDden über die 7on der Romantik, auch der protestantischen,
tfipoQnene Erzherzogin mehrfach zu X^rbe rückt, ihr aber Ja^^
Dil des unermüdlichen Eifers lässt, mit dem sie für die Betreiim;^'
5 Mif iücklichcn Bischofs wirkte, obwohl ihr Verhältaiss zur eigenen
khc nie getrübt war.
R.Wolkan. DieLiteratur der letzten 50 Jahre iiber
itGeschichte der böhmischen Brüder. (.Monatshefte der
mtnius-Gesellschaft', 4. Bd., S. 45—48.)
A. Novädek, Listaf k döjerän äkolstvf kutnoliur-
teho 1520— 1623 (Urkundenbuch zur Geschichte de'
cbulwesens in Kuttenberg). Prag 1894.
Novacek liefert einen sehr handlichen Beitrag zur Geschicbte
B Schulwesens in Böhmen zur Zeit des vorwiegenden protestanti
iicn Einflusses in den bedeutenden Städten.
A. Schmidt, Das Evangelium in Trautenau. (,Evan^.
kbcnieil. f. Oesterr.*, Nr. 27, S. 159.)
V. Krön es. K. v. Zieret in und der Kreis seiner
tatschen Freunde und Zeitgenossen. (.Monatshefte d
imeniia^sellschaft'. 4. Bd., S. 197—216.)
Die böhmischen Landtagsverhandlungen iind
jndtagsbe Schlüsse vom Jahre 1576 an bis auf die Neu-
«it. BiVIII, 1592—1594. IV, 909, S. 40. Prag, Landesausschu-s,
D:. 16.
Der neue Band der Landtags Verhandlungen behandelt nanieni-
täidie grosse Verschwörung der Brüder von Lobkowitz; wicliii.;e
Itfechlussc bieten auch die Actenstücke über die religiös-kirchiiclien
lastande.
■-■ Zwei Hexenprocesse in Braunau (XVII. Jahrh, ,
iMitthdl. d- Ver. f. Geschichte d. Deutsch, in Böhmen*, 33. Jahr.;..
i m f.)
ComeDlns-LIteratur.
R. Aron, Comenius als Pädagoge im Urtheile seiner
tfitgenossen. (»Monatshefte d. Comenius-Gesellschaft', 4. Hil.
i 211-241.)
J-Böhm, Geschichte der Pädagogik mit Charakter-
^'■dern hervorragender Pädagogen und Zeiten. 31U n.
W S. Nürnbct^, Korn. Vgl. ebenda, 4. Bd., S. 54 f.
238
L. Keller, Comenius und di e Akademien der Natiir-
philosophen des XVIL Jahrhunderts. (Ebd., 4. Bd., S. 1.
t)9. 133.)
J. Reber, J. A. Comenius in seinen Beziehungen zu
den Sprachgesellschaften. Leipzig, Fock. (Vgl. ebd., S. 255
Derselbe, Des J. A. Comenius' Glücksschmied oder
dieKunst, sich selbst zu rathen. J. A. Comenii faber fortnna^
sive ars consulendi sibi ipsi. Nach dem Amsterd. Druck v. Ihol
mit e. einleit Bericht. 67. Aschaffenburg (Progr.).
Derselbe, J. A. Comenii Physicae ad lumen divi-
num reformatae Synopsis cum versione germanice edita
et notis illustrata. Giessen, Roth, Mk. 12.
Joh. Noväk, Das älteste pansophische Werk des
Comenius. (»Monatsh., 1. c.*, S. 242.)
K. Dissel. Der Weg des Lichtes. Die Via lucis des
Comenius. (Ebd., S. 295 ff.)
C. V. N.. Spicilegium didacticum artium discendi
ac docendi summam brevibus praeceptis exhibens c
MSS*'* J. A. Comenii collectunx et editum. Amstelodami
Cunrad 1680. Nunc edit. Vm, 35. Rosenbergae, C. Salva, fl. —-30,
Das Spicilegium ist von Kvacsala mit einer leider slovakisch
geschriebenen Vorrede eingeleitet, in der die Bedeutung und Gd
schichte des Schriftchens betrachtet wird.
Dunker. Comenius' Bedeutung für die Leibesübungen,
(»Ztschr. f. Turnen u. Jugendspiel*, 4. Jahrg., S. 16 f.»
B. Baehring. Comenius und Fröbel. (^Com.-Blätt. i
Volkserziehung*, III, 45 — 48.)
v.Heinemann. Die Handschriften der herzoglichen
Bibliothek zu Wolfenbüttel. II. Abth. Wolfenbüttel. Zwissler
S. 1. (Vgl. auch die , Nachrichten* der citirten , Monatshefte d. Comen.«
Gesellsch.*)
B. Bretholz, Urkunden, Briefe und Actenstückc
zur Geschichte der Belagerung der Stadt Brunn durch
die Schweden in den Jahren 1643 und 1645. XVII, 143
Brunn. Winiken. Mk. 2.
Brunns Commandant zur Zeit von Bretholz* L'rkunden war on
Hueenot.
239
W, Stief, Geschichte der Stadt Stern be lg in Mahren
lon ihrem Ursprünge bis zur Gegenwart. VIII, 8S. Stern-
ag. F. Piaick Söhne, Mk, 2-50.
Stief widmet auch dem Protestantismus ein Capitel.
Chr. d'Elvert, Zur Geschichte der Juden in Mahren
ind Oestcrr.-Schlesien. Der Verlauf der Rebellion und
Itr dreissigjährigc Krieg in Mähren. Die Gegenrefor-
Bätion in Mähren und Oesterr.-Schlesien. Die Umgestal-
nng der staatlichen Verhältnisse Mährens, des Clerus
lud des Unterrichtes, der Adel, das Städte- und Bürger-
tum und die Leibeigenschaft in Mähren uril Oesterr.-
ichlesicn. V, 269. Brunn, Winlken, Mk. 4,
Oalizias.
H. Jakobi. Gelsendorf und Stryj in Ostga
,&jte des Gustav- Adolf-Ve rein es aus Thüringen', 48. Jahrg.
Ueber die heranzuziehenden Kirchenzeitungen Oc'-terreichs, die
torcsbcrichte der einzelnen Gemeinden (die jetzt ausser vom k. k.
Dberldrchenrathe auch von der k. k. Universitätsbibliothek in Wien
[tsammclt werden), sowie die Berichte der Gustav- Adolf- Vereine,
Hl .Jahrbuch*, XVI (1895). S. 276.
Dr, Loesche.
(
XVII.
Nachträge und Berichtigungen
lu Heft III und IV des Jahrbuches 1896 von Pfarrer Fr. Koch in Gmxmden.
S. 208: 98. Huckenach* muss „UnckeDach** heissen (jetzige Schreibweis«:
nUngenach^ bei Wolfeegg am Hausruck). Anstatt ^Cfaristophorus' Keil muss es hei5^en
yChristimn*. In der Neupfarrkirche in Regensburg befindet sich noch eine ron dieseci
Pfarrer gehaltene und gedruckte Neujahrspredigt: ,Dulce Jesu Nomen, d. i. Newe Jxhr>
Predigt auß Luc. 8, 21 darinnen der holdselige, fiüTe Tud trostreiche Jesus Nahxae
tum Newen Jahr aufigetheilet wird, Gethan vnd gehalten in der Pfarrkirchen zu. Vngimacb
im Land ob der Ennfi bei Volckreicher ▼ersamblung, im Jahr nach Tnsers liebea
Jesnieins leiblicher Geburt vnd Beschneidung, 1623, anjetzo aber anff Begehm fromme
Christen wieder reridirt vnd mit schönen hieran gehängten gebettlein vod SeuEEcrlen!
augiret vnd in Druck gegeben durch M. Christianum Kheylen Ton Wittenberg 21z; ^
Sachsen wejland Evangelischen Pfarrern, beydes in OberOesterreich an obgedacbtn
Orth« hernach tu Michelbach in NiederOsterreidi : jecao Eaculem Christi 1629. Gednc «:
bei Euphrosina Müllerin Wittib, Regenfpurg. 4*. (Innen: Epheser 3, 19; Jac. 1, 2.
M. Chrift. Kheyl, Tertium ExuL*
S. 212: anstatt ^Lintzlburg* ist ^Lietslborg* cn lesen; ehemals ein kleines
Schloss im Attersee, jetzt nur noch eine kleine Insel.
S« 213 «' anstatt «Annaberg unter dem Herrn? Awyen* muss es heisren:
yAmiaberg unter dem Herrn (you^^ AsfMUi*.
S. 214: anstatt ,Lconhard FQfsimeckhcr* muss es heissen: ^Pnssenedd:^.
Eine Biographie ^Fttssencgger^s* ist in J. F. Rein ^Das gefamte Ai^pm^ciie ETasge-
lifcKe Minti^enum etc.*. 1749. 4* 2 Tlu S. 122, eathaltea. ebenso andi das FoTznr
Fteseneg^w's ^Schwanbtatt).
S^ 218w Z« 4 ▼. o.: ^KreuAbach* tst nicht Kransenbacit im Spessart. sondern
^Kreiitbach* m der Nahe des Neusäedler Sees. ^Uie P&rrei Kreufibach war ein L«hec
des Bbthums Raab.* (Wledemana. «Geschichte der Refbcmation etc.*. Bd. IV. S.421.'
Die Jorger vacen Fteihecren voa «Tollet UKd Kzeafibach*.
-Der in der ^Eirang. KlrrheiuezC. fir Oest erreich* 1S95. Nr. 3. S. 36. ^ ^^^
Oesterret«^ scamjaend erralui^ Takv^b Lechaer ist in T mr Obcröstcrreicb. geb:*rec
BiI4 «Bbd kurae Bio^Jt^vu^ desseCbea befin>ien sich in: Lebensbesdl&reibangeB der N-ir^
bec^^ Geistlich«« von Auvir. Wirt«!. Nirabec^ 1756-'
\bel 113.
\.leiphus 173,
Acgianus 173.
Aigin ayer 4.
a;«?!«!-^ 11.
.Alwins 145,
,Mhii«i 20, 22.
Altomltenus 169.
.\mling 75. 133, Ul
-Anger ». 185.
Apell« 176.
Aden 3 f., 21.
Aitocnpins 137.
A^pati V. 240.
Aa T. d. 113.
Augnsta 23fi.
Anläander 89. 92, 13
.\YenHrus 13, 19. 22
Ra:as« 169.
BsrossiQS 1G8. 179.
Biscenus 174.
Eeig y. 88, 130 f.
Knger 166.
'■«rk. 160.
XVIII.
Personenregister ^).
sold 11,
Belhlen Gabor 8S
Betulius 114.
BeuBt Y. 174.
Biltk 236.
BoniracItiB 20.
Collmus 4, 163.
Comenius 73. 81. 131. 136,
223, 237 r.
Corvinus 75. 1.13.
Coslenus 185.
Ctolliiis 77.
Cromcms 157, 173.
Btuncivicius 139, 147.
BoikovLci V. 167.
Bruno 177.
Cubini
. 134.
Buchenberg ». 218.
Bucet 2.
Bugenfaftgen 185.
Cauiiai T. Heisterbach 9.
CaWin 2.
Camerarins 2.
CaralTa 230.
Cardus 76, 89, 92, 137, Uv
Carl V, 2, 11.
- Xir. 223.
Carlo wilz v. 176.
Ca-isander 3.
Cheynovinus 95-
ChriEtt.in I. von Anhnli 73.
. von Sachsen ll^O.
von WürttembiTg 24,
ChradimenDS 176.
CoUcinas 160. 173, 186.
Colerus 88, 131.
Cyrus 74.
Ciabanius 184.
Cwngleriua 168.
Cicyltowsky 136.
Dalbiiius 176, 180.
name 9, 16.
DLkaslus 74. 8ö, 9(
140. 14ö.
Dieltiichstein 153.
DodoUius 162.
Donielliiii 4.
Dru
' 137.
r 13, 161,
rsirin 113,
Eck ig.
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JiliHxKh d« Promunlumiu IBM, >
242
Faber 164, 178, 180
Fabri 183.
Fabriciades 157.
Fabricides 138.
Fabricius 37, 129. 168, 177.
Fabrus 162.
Ferdinand I. 2, 187, 236.
— II. 89, 97, 107.
FlaciuB 1 ff.
Flattich 114.
Flattss ▼. 165.
Fleischer 180.
Forgach 137, 183.
Forgacz 159.
Forhöger 181.
Franckhenbergh 164.
Frenzel 180.
Friedrich II. von Prcussen
222.
— V. von Böhmen 73.
— von Dänemark 222.
— Adolf von Schweden
222.
— Karl von Württemberg
209.
Fröbel 238.
Fugger 12.
Furtenbach 159.
Fusselius 130.
Fusseneckher 240.
Galli 85, 139.
Gallus 3, 9. 11, 17.
Georg II. von England 222.
Georgides 137.
Gerlach 114.
Gersdorf v. 163.
Gessner 3, 19.
Glarean 227.
Glaunach v. 124.
Gregor I, 20.
Gregoric 144.
Grimaldi 230.
Grinzinger 188.
Gustav Adolf 230.
Gyletnicz v. 151.
Hälser 211.
Hagins 171.
Hainzel 12.
Haliaeus 164
Halnepappins 160, 175, 185.
Hammel 142.
Hassler v. AUentsteig 151.
Hassenstein v. 167.
Hauff 114.
Haugwitz V. 129.
Heinzel 11.
Hegel 113.
Helmericus 175.
Hempel 145.
Henischius 180.
Herbersdorf 102
Herberstein v. 103.
Herman 236.
Hermaniomiestecenus 175.
Hilebrand 160.
Höppel 211.
Hoffmann 114, 170.
Hofmann 234.
Hohley 205.
Hrabaeus 141.
Huldreich 183.
Hulrich 160.
Husselius 172.
Hütten 161, 168.
Hyperius 3.
Ilgen V. 227.
Inquilinus 182.
Jablonsky 223.
Jacobides 77, 142.
Jandmann 9.
Javorsky 133, 142.
Joannides 145.
Jodoci 210.
Jörger 180.
Johann Ernst, Erzbischof von
Salzburg 209.
— Friedrich von Sachsen
10.
Johann Georg tos Brandes
bürg 89.
— — von Smchsen 87
231.
Junger 216.
Juni 114.
Kalar 168.
Kameytsky 205.
Karom v. 151.
Kaukalius 162.
Keil 240.
Kemer 113.
Khevenhüller 124.
Kipser 161.
Kirchmayr 182.
Kirchperger 162.
Kisvetter 90, 142.
Kitzbichler 193.
Kolnicky 77, 90. 140.
Korsky 139, 148.
Krail 193.
Krautvogel 175.
Krantzpichler 207
Krenovius 135.
Krulovicz v. 145.
Kubeculus 143.
Ktichler 179 f.
Kunowic V. 76, 80 ff.. 135
Labini 139.
Lamius 157, 161. 168.
Lang 233. 180.
Langius 174.
Languet 3 f.. 13 f.
Laski 226.
Lazius 6, 12 f., 19.
Lechner 240.
Liechtenstein v. 113. 142. 160.
Lind V. 124.
Leyser 168.
Lippa de 172.
Lobkowitz V. 237.
Lopesepus 151.
Lossitts 129.
rj^-
243
LoTTicanns 81.
Lathcr 131.
Macbabeus 182.
Machaonitts 134, 138.
Mallobicenus 81 flf., 134, 184.
Malyk 157.
Mandelius 129.
Mandl 64.
Marbeck 235.
^larcus 161.
Maria d. Kathol. 16.
Maria Theresia 218.
Marsilius Patavinus 7.
Mathesins 2, 235.
Matthias, Erzh. 149.
— Kaiser 230.
MaunciQS 131.
^laximUian I. 227.
- 11. 2, 13, 113, 228.
Max Gandolph, Erzb. von
Salzburg 209.
Mcdicus 77.
Meister 169.
Melanthon 2, 77. 131.
Melissaeus 144, 148.
Mendoza de 21.
Melternich 223.
Mohl 119.
Moller 92, 130.
Mosaeus 178.
Moser 113.
Mosshaim v. 98.
Müller 235.
Müller V. 114.
Mytiskas 136.
Naevitts 166.
Nechwatalius 145.
Nemicus 4.
Xczorinos 138.
Nicolaides 145.
Kicolaus 163.
Nidbruck 1 ff.
Niedcrmeycr 114.
Ni§r> 184.
Nilus 13.
Nowak 169.
Nozschkus 186.
Obermeier 158. 176. 185.
Oporinus 3.
Osman II. 230.
Ottheinrich 2, 4, 13, 15.
Fahr v. 98.
Pallosto 230.
Paracelsus 226.
Pauli 160.
Paulonius 179.
Pellican 9.
Pemenis 181.
Peristerius 181.
Pesseliufl 143.
Pctus 157.
Peucer 2, 77. 141.
Peuceus 143.
Peurbach 158.
Peutinger 12, 23.
Phaeton 76, 89, 136, 140,
145 f.
Philadelphus 170.
Philomathes 177.
Philepater 172.
Phrysicus 77.
Pigaeus 172.
Pirchncr 17, 193.
Pistorius 157 f., 185.
Plan V. 114.
Platner 193.
Podstadtsky 180.
Pohatscheck 225.
Polonius 145, 148.
Prätorius 10, 13, 22.
Pressius 80.
Pridman 177.
Pruno 161.
Prziczan v. 88.
Racknitz v. 113.
Radda 141.
Radeschinsky 75, 84, 138.
Radeschimus 133.
Rakocius 167.
Regulus 89, 131.
Reiffenstein 19.
Reinbeck 224.
Reitter 186.
Reus V. 114.
Rivitts 180.
Rocci 230.
Rochliczek 221.
Römer 22 f.
Rösch 113.
Rokycana 78, 165.
Rollenhagen 163.
Rossky 92.
Rudinger 147.
Rudolf II. 113. 152. 229.
Ruechner 232.
Rubel 161.
Ruprecht 189,
Rzizan v. 137.
Sachs 116.
Sahr 167.
Sandberger 114.
Sarcerius 11.
Sarkander 176.
Sartorius 135.
Satpogius 174.
Schard 3, 5.
Schindel v. 129 f.
Schindler 174.
SchleiniU v. 163.
Schönaich v. 88, 131.
Schönfeldt v. 165.
Schremel 162.
Schuenglerus 165.
Schultz 17.
Schultzius 129.
Schurowitz 161.
Schuster 187.
Schuz 178.
Schwartz 119.
Schwarzenau v. 114.
Schwibermaier 10, 13.
Schyndlerius 183.
Scultetus 165.
16*
244
Seidl 188.
Selinius 79, 144, 148.
Seiler 184.
SikiuB 162, 179.
Sleidan 8.
Smichaeus 143.
Socsowsky 160.
Sontagitts 162
Spangstein v. 113.
Spanowsky 164.
Sperossius 180.
Ssebontus 172.
Sswiha 79. 138, 142.
Starhemberg ▼. 151, 158.
Stanheita 160.
Staudenhertx 170, 173.
Stanpitft 234.
Stephanides 34.
Stephanus 76. 88 f.. 94, 141
143 f.. 155 f.
Steinadi t. 184.
Steinberg 170, 178. 18a
SlvK^MATT 114.
StT^aalitts ^ 138.
Strab!c«b^m 223.
S^muasiwT 115.
5^ft^<r 170
^«m 137. 172
SsS^m-kx T 7t; lÄl
$MMMT 64.
$«ssi)ii»^ 170
TAftn^n 114.
Ta^-rxMis. IM.
f..
Tanner 3 f.
Telonius 138.
Teufel 169, 185.
Teuffcnbach v. 89, 113, 132.
Thaburnius 175.
Thandarias 75, 134.
Theodoricus 10.
Thermenus 136.
Thoraconymos 173.
Thom V. 89.
Tilius 4.
Tödtcnwolf 174.
Tscheniembl 89. 151.
Tschimhaus ▼. 175.
Tnrca 133.
Tnrrecremata t. 12.
Tyburcmns 168.
Tykalides 138.
Ulricus 76, 86, 97. 139, 142.
149.
r-reich 164.
L'ngrad t. Sonncck 234.
:Ur-^:i:c< 92. IM. 139, 156 f .
j 183.
J
210
Vegi.^ 12.
Vcrbai 113.
Yes^cTjas 1, 13 Ih.
Ti^ÄDfra T. 9
VmccDän» 170, 174 17?.
Vir^f* 80. 135. 14S.
jV<^ 162.
iV.voumtt 133-
Wagner 5. 184.
Wallenstein 136, 231.
Warna 176.
Wartenberg ▼. 134
Weigler 180.
Welser 236.
WeU 113 f
Wesel T. 9.
Wiclcf 19.
Wolf 159, 181.
Wondraschek 225-
Woskowitz T. 174.
Wonters 3.
Wranka 174.
Wanderer 113.
Wydan 161.
Wydraczek 224.
Xeiiopbiliis 16.
16.
19.
iZabcRskr 138.
Zicmcoass 145.
ZxDdt 209.
ZBTwmaki 183.
Zcäiifer Idfi.
-!«Oer 113.
^^axßm T. 160. 237,
▼. ITol
iZiUfriÄrg 21L
jZiricr 176l
I
jr.cirler lß3.
jIwaiingzsE 134.
XIX.
Ortsregister').
.\Hranstadt 223.
Daniig 72, 129. 145.
G munden 169.
Amberg 130.
Dresden 115, 161
163, 168.
Gnadenfeld 236.
Anfels 104.
Dümholi 89, 132
Gnesa 117.
Annaberg 115. 167
f., 240.
Görliti 130, 169, 176, 179.
Arntels 104.
Eger 114.
GÖri 109.
Arriich 117.
Goldberg 136.
Augsburg 12, 209.
Elbmg 72, 75, 129, 145,
Gr.. 98,
Aosterliti 135.
Elbogen 235.
Elitiborscb 206.
Grimm,! 161,
Grossnrl 111.
Basel 11, 18.
Enns 11*.
Gcossw-irdein 16.
Berlin 223.
Eperies 129, 165,
172, 181,
Gschriel 122.
Bemburg 180.
189.
Eule 110.
im 111.
Braun au 237.
Heidelberg 81, 131,
Brinnschweig 129.
159.
Falken.!. 236.
llerborn 81, 131.
Bremen 130.
Feffemiti 107.
Bteslao 114, 224.
Fela 117.
Uerme-idoif 172.
Brirg 81. 84, 130.
Ferrar« 21.
Hemdotf 88, 130.
Briien 12.
Flatach 114.
He.rnhut 33.
BitnJM 132.
Florenx 21.
Himmclberg 112.
Brück a. d. M. 187
Frankfurt ». M, 158, 181.
Hunnobrod 81, 132, 184.
Bcünn 144, 238.
FraniLci 151.
Budweij 181.
Freiberg 163. 171
Freiach 117.
175.
Igbu HO, 135, 160, 157 fr.,
177 f„ 184 f.
CkemniU 129. 166,
168.
Ingolstadt 182.
Chiasl 140.
Innsbruck 209.
Oruun 134.
GMntwiU 104.
Cibijwald 101.
Gastein 111.
Jena 169, 185.
Cilli 104.
G>t«Ut. 104.
c:«i™ 130.
Gelsendorf 239.
[ungbunilflu 107.
Cob»^ 184.
Giuchin 85, 140,
145. 170,
Cuslati 142. 149, 167.
Glogau 132.
Kaaden 116, 148,
Cierao^ti 86.
Gmand 220, 234,
Kau[Tbeu(cn 216,
'1 Nicki lüfc«.
■um iLn
die Ctbuiu- und B«
f«ng.o,.,. d
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Kiubtihel 192.
KlaEcnfun 284.
KöniggrKu i, 116.
Köiaen 110.
Konituii 11.
Kopbtein 192.
Kreomitz 162.
Alt Kremi 232.
KrenumUnKter 129.
Krcu-.»bn<:li 24U
K..|ifcrbfrg 175.
Kuttcoberg 8u, 89, M. 107.
tlÜ, 114, 136, 140, 144 r.,
149, 237.
Kysl.
Lcibni
V68.
las, 167.
104.
I*ip"B 84, 169, IBT.
Leiimeriti 79. 115. SH».
I-eoben 187.
l.eutkirchen 2i.^.
I.eut!,chi>cb 104.
Lealschofia 129
Lirtilburg 240
Utu 103. 1211. 2t 1. 240.
Magdeburg <o. 163.
dUtburg Uß, 182.
XUrienbeig Ilö.
M«eritt 15a 177.
MicliMlsbcrg 110.
MicVplIuich 240
MiiilCTov.i.oKbeif 18&.
Mureck 98.
N»»rciih 114.
N Hamburg 16R.
X«n.1cck 110
NttiliirthCTibfrg 114.
NmbvtMnw 4,
Nm^Ni^tl 110.
NnMiMchin ISil.
Nördlingen 168.
issUi 13Ö.
Nürnberg 184, 240.
Nymburg 138.
OlmUti 164, 180.
Ossüch 126.
Ossory 16.
Osttow 80. 134 f., 148.
PcltflU 13.
Ulenee 110.
ima 115, 204.
(•ubcbedeliti 138.
Pr.ig 4, 74. 116. 133, 136,
138, 166. 170. 230.
crau 135.
Tuch 107.
Ki-ikersburg 97 f.
Kannngslcin 111.
RaudniU 146.
K.ucU 111.
RfgensbuTgS-Sll. 217. 840.
Rosi.-ck 170,
RolcBboli 193.
Rugeo wilde 77.
Ruprecht, St, 116 f.
S.a. 4.
v3i.-lni*X 208 f.. 233.
Savcnteld 104.
Sfh^i^grnirald 4. 111.
SfhUndcts 193.
SchmccVwü 138.
S.bn«bcTE 168. 176.
v,V,>r»inVr^ 104,
>.W« 1S2,
{^■rckaa Sa
Sterling 192.
Steyr 168. 171
Stoggenboi 116.
Stolpe 77.
Strusbui^ 182
Strunicx 139.
Stryj 239.
Täufers 193.
Teffeteck 207.
Teplili 141.
Teutobrod 135.
Trabesing 117.
Traburg 104.
Triatenan 233
Treffen 126.
TreOling 117.
Tübingen 181 l
Unkenach 240.
Veit, St. 188. 334.
VilbKh 113, 117.
Vöcklabrnck 232.
Waidhoren ■. d. V. 183
WaralliDm 129.
Weis&ens« 107.
Wds 171.
Wicn96. 114. 132,151.80'.
Wild* 104.
Wadeoäeia 114.
Windisch-Füslritt 101
Wndischgrili 101.
\ViF..-Hc: 133.
Witmbetg 11. 13. 76. U
130 137. 158. 162/. ns
186. 340.
Teitit 73. 129, 136 139
Zarrach G4_
.:wrtil 232-
-wicta« 176. 190. Ifö.
XX.
Mittheilung.
Im Anschlnss an die Nachricht im ,Jahrbuche' (XVI [1894]),
dass unsere Gesellschaft auf der Weltausstellung in Chicag^o mit Diplom
und Medaille prämiirt sei, soll jetzt eine Beschreibung der soeben ein-
getroffenen Stücke, die in ihrer bezieh ungs reichen Sinnigkeit Manchen
erfreuen werden, folgen,
1. Oaa Diplom
(Grösse 93 X 65 Cm.) zeigt, umrahmt von einem Richenkrani;,
den Medaillons mit dem Monogramme U. S. und Bandgewinde
abwechselnd schmücken, in den unteren zwei Dritteln eine monu-
mental behandelte, vom Ocean bespülte Steinwand, deren weiss-
gehaltenes Mittelfeld die Inschrift trägt : The United States Of America
By Act OfTheir Congress Have Authorized The Worlds Columbian
Commission And The International Exhibition Held In The City Of
Chicago, State Of Illinois, In The Year 1893 To Decree A Medal
For Specific Merit, Which Is Set Forth Below Over The Name Of
An Individual Judge Acting As An Examiner Upon Tlie Finding
Of Board Of International Judges To Historical Protestants Society
Vienna Charts, Books And Houseplans Award For An Instructive
Display Showing The History, Growth, Interest And Aims Üf The
Organization. (Folgen die Namen.)
Zu den beiden Seiten dieser Inschrift .sind Ornamente von
banddurchflochtenen Lorbeerbäumen angebracht ; auf den Bändern
'iir Linken stehen die Namen: Arg[entinia], Mex[iko|, Ven|e]zuela,
Br[ajsil, Parag[uay], Chi[[e], Peru, Urugjn]ay, Hayti, Costarika,
Cohinibi[a], Ecuador, Bolivia, C[üba ?] ; auf denen zur Rechten :
Ilaij-, Spain, Great-Britan, Germany, France, Russia, Austria,
Hiilland. [Be]lgium, Sweden, [N]orway, [Denma]rk.
Von dem marmornen Hintergrunde jener Steinwand heben sich
die Häupter von vier allegorischen weiblichen Gestalten ab, die in
einer mit sieben Wappenschilden (Holland. Russland, Frankreich,
Deutschland, Grossbritannien, Italien, Spanien) behänjjten Barke
sitzen. Hinter ihnen steht hochaufgerichtet Columbus, in der einen
Hand die mit dem Kreuz gekrönte Weltkugel, in der anderen da.s
248
Steuer. Am Bootsrand: 1492. Die vier jugendlichen Rudrerinnen
stellen die Welttheile dar: eine anmuthige Japanerin Asien; neben
ihr die dunkle Gestalt inn Schmucke der Wildniss das damals noch
unbekannte Australien; ein — wie vor drohender Sclaverei er-
schrockenes — Negergesicht Afrika; ein antiker Kopf mit lorbeer-
geziertem Helm, um die Brust die Brünne. Europa. Alle schauen
auf das schlanke vom Schnabel des Bootes aufschwebende Mädchen,
Amerika, das, in der Linken eine Tuba, mit der Rechten den Lorbeer-
kranz der Personification Chicagos reicht; diese lehnt sich, gelagert
auf dem Sims jener Stein wand, auf einen Büffel und deutet mit der
Linken durch den Bogen einer über ihr sich öffnenden Lünette auf
die Ausstellungspaläste am Michigan. Ihr gegenüber decken drei
nackte Knaben den Ansatz desBogens; ein Indianer mit Feder und
Bogen, ein sinnender Weisser mit Hammer und Buch, ein Neger mit
Baumwollenblüthen. In den Ecken über der Lünette nochm.iN
zwei symbolische Figuren : Fruchtbarkeit mit Urne, Betriebsamkeit
mit Rad. Der Kopfstein des Bogens zeigt Adler mit Wappen.
2. Die Medaille
(Bronze, ?*/• Cm. Durchmesser, in Aluminiumkapsel) trägt auf dem
Avers die Inschrift:
Worlds Columbian Exhibition In Commemoratin Of The Four
Hundredth Anniversary Of The Landing Of Columbus MDCCCXCIl.
MDCCCXCIII To (erhaben aufgelegt auf kleinerer Platte) Histor.
Protestants Society in Austria.
Das Viereck mit dieser Widmung verdeckt die Segel der Pinta, '
deren Rumpf die Wogen durchschneidet ; rechts und links flammende
Fackeln. Auf dem oberen Rande des Vierecks knieen zwei geflügelte
weibliche Gestalten: Victoria mit Tuba und Kreuz, und Geschichte,
Chicago am Globus weisend und die Ruhme.stafel fassend.
Der Revers ist Columbus (mit drei Gefährten im Hintergrunde)
gewidmet; in Rüstung und Mantel, barhäuptig, zum Himmel schauend,
mit einem Fuss auf dem Land — vielleicht der Augenblick des
,Te deum laudamus*.
Hinter Columbus : Christopher Columbus October 12 MCCCCXCIl,
darüber als Wappen zwei Säulchen, zwischen denen ,Plus ultra*.
L,
Kttbler * Bambursar, WUd, VI. MoUardgMM 41.
JAHRBUCH
der
lesellscMt für die Geschichte des Protestantismus
in Oesterreich.
Unter Mitwirkung von
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautenberger
V.V. Oberbirchcnnlh in Wien Ruprrinriifiilcnl in T^irhcn ^rninr in Rninn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
Achtzehnter Jahrgang.
Wien
Min.'Khek. o k. Hof -Verbig»- und UmietiilKU-Huthliin.llunf!: (Juliu? Klinlhnidl & Co.),
Leipsiä
JnliDi Klinkh.irdt.
1897.
iiapj .1
l
INHALT.
1 Za Helanthon's Tieiter Säcularfeier. MetaiKhon's Betiehungen zu Oeiter-
tcichUngani. Akademische Festrede, gehalten «m 16. Februar 1897 von
Dr. GiBTg Lutsche 1
L Mtlaothon und Nidbruck. Von Dr. Victor BM in Wien 34
1 Cispar Njrdbruck's VerhällniBs lo den Calixtinern in Böhmen. Von Ur. t'trd.
Mnüi. Scriplor an der k. k, Hofbibliuthek in Wien 48
i. Ucilräge IUI Kenntni&j der evangelischen Geisllichen und Lehrer Oesleiteichs
in den Wittenberger Ordinirlenbüchern seit dem Jahre 1573. (Forts etiung.)
Von Dr. Gforg BuehwoM in Leipzig 56
j, ßohmUcbe Pasloren, in Anhalt otdinirt 1583—1609. (Schluss.l Vmi Hrimiih
E.:kfr. Pastor in Lindau fAnliail) 73
l>. Sahmische Flüchtlinge, unterstiltit von der niederlindiich ' reformirten Ge-
meinde in Hamburg-Allona in den Jshreii 1623—1681. Von Profetsor
Dr. H-'. SilUm in Hamburg 88
T. L'cb« eine Wiedertäufer - Handschrift des XVII. Jahrhundert?. Von Th
'-'titr, Landesaichiv-Adjnncf in Graz 90
*, la memoriam ; 111
9^ Edats des Ic. k. Oberkirchen lath es zur Fürdetnng unserer Gesellschaft . . 113
t Du Erangelium in Trautenan und Umgebung. Von Pfarrer Dr. A. Sthmidl
la Bieüti ..." 113
1. Zgr Geschichte der evangelischen Kirchen Verfassung in Oestetreich. Von
Guttat Ada!/ Stallt^, k. k. o. Professor in Wien 136
J. Dir im Auftrage der Slaatabehorde verfnssten Religionslehibiicher der
mngelischeD Kirche A. C. in der Toleranzieil. Von Dr. Guilav l-raak.
k. k. Hofralb und o. Professor in Wien 193
3 Pe. Briefwechsel zwiichen Fladus undNidbruck. (Fortsetzung.) Von Dr. Viiior
Bik! in Wien , . . 201
i. Beiträge zur Kennlnisä der evanEelischcn Geistlichen und Lehrer Oesler-
I lüchs mui den Willen berger Ordinirtenbitcbern seil dem Jahie 1573.
IFortseUang.) Von Dr. Georg Bvek-.vaUI. Pfarrer an der Nordkirche in
Ldpiig 239
lä Bibliographie ilber die den Froteslantiamus in Oc^terreich betreuenden Er-
•cheianngen des Jahres 1896, nebsl kurzen Nachrichlen über die<:e]ben, mit
Ausschluss der in diesem „Jahrbuohe" selbst erschienenen Artikel. Von
r.T. Uesehe 259
K. Berichtigung und Nachtrag zu Seite 211 und 218 des Jahrbuche!^' 1895.
Von Paslor Kart Nalthum in Rissendorf (Hannover) 26H
JT. Bericht des Central -Vorstandes über dns Vercinvjiihr lB9ß 270
K Petionenregisler 272
il Ortsrepster 275
1
I M h^
"1
I.
Zu Melanthon's vierter Säcularfeier.
Uelanthon'B Beziehangen eu Oösterreloh-Ungarn.
Akademische Festrede.
gchillim un 16. Februar ISS7 von Dr. Ceobo Ldbschb.
Hochgeehrte Versammlung, liebe Commilitonenl
Ein Fest- und Ehrentag ist heute angebrochen ; ein Freuden-
fest für die gesammte evangelische Welt, ein Gedenktag zum
Uindesten für alle Gebildeten. Denn die Morgenröthe, die vor
100 Jahren diesen 16. Hornung heraufTiihrte, verkündete den An-
trrLch eines neuen Abschnittes in der Geschichte des religirisen
Ubens. der Theologie, der Wissenschaft, der gesammten Cultur,
E? wäre vermessen, von dieser Stelle aus wenigstens, in der hier
üüchen Spanne, das Vollbild von dem .Praeccptor Germaniae'
Bt'-verfen zu wollen, von diesem umfassenden Geist und edlen
Charakter, von diesem .Doctor universalis*, der eher diesen Titel
ftrdicnt als Thomas von Aquin, dem modernen Schutzheiligen
R'jms. Da muss die Kunst der Rede immer wieder die bildende
beneiden ; die vermag in einem Augenblick den Eindruck einer
flössen Persönlichkeit zu wecken. Sehen wir ab von des guten
bicas Kra.iach grobem, aber treuherzigem Pinsel und anderen Ver-,
'xhen, wie sprechend ist das kleine Rundbild von Hans Hulbein
dem Jüngeren, das alle Feinheit des geistigen Lebens festhält,
v:i:ends das vom .deutschen Apelles*, Albrecht Dürer, dtr mit
Her7 und Hand zur Reform stand! Dürer hat Melanchthon 1524 ge-
lecluiet, als er die Weiherede bei Eröffnung des evangelischen
GiTTinasiums in Nürnberg hielt, das Urbild zu seinem Kupferstich :
tarhäuptig, die hochgebaute Stirn vorwärts geneigt, mit iriiicni
Jahrbseb da Pn>L«iinüiniiii 1897. H, I u. 11. X
feinen dialektischen Lächeln,*) den geistvollen Gelehrten, den
allezeit bereiten Vorfechter der Reformation. Wie haben ihn
verleiblicht Drake in Wittenberg — Sie sind des hier selbst
Zeugen ! — Kietz am Rietschel-Werk in Worms, Schilling in Leipzi;^.
Sauer in Karlsruhe 1 Dagegen kann die Rede ja nur nach und nach
entwickeln, vor Ihren Augen Strich für Strich ziehen, musivisch
Stein neben Stein setzen; freilich mag dafür ihre Leistung, ästhetisch
ärmer, beredter und lebenswarmer sein. So brauchen uns nicht erst
die mehr oder minder gelungenen Epigramme •) von den Bildern
auf die Schriften zu verweisen. Doch ist es aber mehr als eine
ciceronianische Floskel, dass mir der Tag ausgehen würde, ehe ich dies
Porträt vor Ihnen fertig malen könnte. Nur in einer Richtung darf
ich Ihnen unseren Jubilar zeigen; aber in welcher? Die Wahl macht
die Qual; Verlegenheit aus Ueberfülle; Hunderte von Schriften von
ihm und über ihn, mehr als zehntausend Briefe! Besitzen wir auch
noch kein abschliessendes, die bisherigen Forschungen zusammen-
schauendes, Fahnenwerk über ihn, ja sollen jetzt erst, auf Anlass
des Jubelfestes, neue Bausteine herbeigeschafft, die vorhandenen
gesichtet werden, ist er doch schon gleichsam prismatisch behandelt
worden ; krystallinisch ist ein reiches Gebilde entstanden. Wir könnten
Melanthon in den Blick fassen als Humanisten, Philologen und Philo-
sophen; als Erzieher, Unterrichtsleiter, Gestalter von Hoch- und
Mittelschulen, vor Allem als Seele der ,Albipolitana* ; als Aka-
demiker, wie er auch Anderen zu akademischen Zwecken Reden,
ja Vorlesungen ausarbeitet, was wir heute nicht mehr für statthaft
Verzcichniss der Sigla und der vollständigen nur mit dem Verfa««^r
namen angeführten Werke: AdB. = Allgem. deutsch. Biographie, 1875 f.; Analecii
= Loesche, Analecta Lutherana et Melanthoniana, 1892; Balbinus, Bohemia d<Kta.
1776 f.; (Bauhofer), Gesch. d. ev. Kirche in Ungarn, 1854; Bindseil, MeUnchthoni>
epistolae etc., 1874; Bod, Histor. Hungaror. ecclesiast., I, 1888; Borbis, D. ev. lurb.
Kirche Ungarns, 1861; Corp. Ref. = Corpus Reformatorum, Melanchthonis oper».
1834 — 1860; Drews, Disputationen Luther's, 1895; Fraknöi, Melanchthon's Beziehun
gen zu Ungarn, 1874; Hartfelder A. = H., Melanchthon, 1889; Hartfelder B. = H..
Melanchthoniana Paedagogica, 1892 ; Horawitz, Beitr. zu den Sammlungen von Bricfec
Melanchthon's. Sitzungsber. d. Akad. d. Wissenschaft. Philos.histor. Kl., 1874.
S. 299 f.; Jahrbuch = J. d. Gesellsch. f. Geschichte des Protestantismu5 if
Oesterreich; Klein, Nachrichten v. d. Lebensumstünden . . ev. Prediger in ....
Ungarn, 1789; Linberger, Gesch. d. Evang. in Ungarn, 1880; Mathesius = Loesche.
Mathesius, 1895 ; Wolkan, Gesch. d. deutsch. Liter, in Böhmen, 1894.
t) Hartfelder A., S. X. — «) Hartfelder B., S. 254, 259.
halten. Manchmal hatte der Vortragende schon begonnen, während
Melanthon noch mit der Niederschrift des Endes beschäftigt war,
so dass das noch nasse Manuscript auf das Katheder wanderte.')
Im Umgange mit den Studirenden würzt er Vortrag und Unter-
haltung mit Geschichtchen und Witzen, nicht immer den feinsten ; ')
während des Collegs fragt er und dient auf eine schlechte Ant-
wort wohl mit einem .asinus*; in den Disputationen weist er
schwache Beweise kurzer Hand ab. lässt den Gegner gar nicht aus-
reden, sondern gebietet ihm Stillschweigen, um Andere zu hören.')
Wir könnten ihn betrachten als Theologen, insbesondere als Dogmen-
historiker und Dogmatiker. wie seine Festsetzungen nicht zu ver-
stehen sind, ohne die von Luther gegebenen Hauptleiter und Schlag-
•vorte,*) und wie seine Herübemahme mittelalterlicher Muster, Formen
und Formeln zur frühen Erstarrung der reformatorischen Dngmatik
beitrug — mit Einbeziehung der possenhaften Anklage des Jesuiten
Possevino auf Atheismus. Wir könnten sein Verhältniss prüfen zu
Zwingli, den er, so wenig kennend wie Luther, gelegentlich für ver-
ruckt erklärte, und zu Calvin, dessen starke Einwirkung wohl der
Erweichung seiner Theologie zu Gute kam, aber sein Leben ver-
bitterte. Wir könnten reden von dem einen Markstein aufrichtenden
Ethiker, dem Liturgiker und Homileten; von dem Historiker, Bio-
graphen, Juristen, Naturforscher; von dem Aesthetiker — er zeichnete
selbst — , dem Dichter, .Wittenbergs Philomele' ; dem wissenschaft-
lichen Pubiicisten. Stilisten, Redner, Briefsteller, wie er in seinen
Musterreden, die zu den anziehendsten seiner Leistungen gehören,
durch die Fülle des Stoffes und die Schönheil der Form, auf der
ein Abglanz griechischer Anmuth ruht, eine Art Handbuch des
orbis litterarum schuf.') Wir könnten uns seinen Aberglauben an
Astrologie, Chiromantie, den Wahn vom Wiedererscheinen Ge-
storbener mit Hilfe der Seelenkunde und des neuesten reichen
occultistischen Schriftthums begreiflicher machen.
Indem Melanthon, dank seiner durch und durch gymnastischen
^"atur, alle Wissenschaften — freilich lebte er und sein Geschlecht
nur erst in der grauen Dämmerung der modernen Wissenschaft —
') H«ilfe1der. Mdsnchlhon DNlimatiores. 1891, S. XVI, — >) Analecu,
' n. 19. — *] Drews, S. XXVII. — *) Ttoehsch. Vernunft und OffenbaniuE bei
''''n, Gcihud und Melanchlhon, 1891, ü. 139. — •) Nikol. Müller, Zur Cbtonol. u.
'■''■'"^r. d. Reden Mei.'i, 1546—1560. (Aus „Feslschrift für KÖsdir', 1896) ü. 1.
in den Dienst der Gottesgelahrtheit stellte, gab er nicht nur dem
Humanismus eine Beziehung zur Kirche, sondern es wurde so aucb
möglich, dass der protestantische Universitätsbetrieb hernach in
Aehnlichkeit mit dem mittelalterlichen Studium generale sich gestaltete
das ganze Wissensgebiet ein gegliedertes Ganze, von vorbereitendem
und unterstützendem Werth für die princeps omnium artium. die
Theologie. Durch die Indienststellung der allgemeinen Wissenschaft
unternahm es Melanthon als seine Lebensarbeit, das , reine Gottes-
wort*, von dem er tief ergriffen war, vor der Ilias von Uebeln zu
schützen, die eine ungelehrte Theologie in den Händen fanatischer
Prädicanten und cyklopischer Pastoren der Kirche Gottes bringen
würde.*)
Wir könnten ferner die Urtheile der Nachwelt abfragen und
damit zugleich einen Abriss der neueren Dogmengeschichte gewinner..
wie der einst Gefeierte von den Luthern überluthemden Nachtreterr
verlästert wurde, die, ohne Luther's Genie, alle Härten. Spitzen und
Grobheiten desselben pflegten mit böotischer Plumpheit und sardoni-
schem Grinsen. Hesshusius und Wigand beantragen MeIanthon>
Verdammung mit Namensnennung; seine Bücher werden nur noch
geduldet, etwa wie die Apokryphen neben dem Canon. Hutter hat
bei einer öffentlichen Rede, als er gegen Melanthon eiferte, sein
Gipsbild, das mit dem Luther's neben dem Katheder hing, im Zorn
heruntergerissen und in Stücke geworfen. Jakob Andrea orakelt:
Herr Philippus hat sich des calvinischen Teufels verdächtig gemacht :
man weiss nicht, ob er zu unserem Herrgott oder zum Teufe!
gefahren ist; ja er nennt ihn ein falsches Brüderlein, einen bösen
Buben und nichtigen Mann.') Dann kamen wieder Zeiten, wo be-
sonders im Zusammenhange mit unionistischen Hoffnungen ein über-
schwenglicher Melanthoncult getrieben wurde. Darauf folgte, wie
die Ebbe der Fluth, neue Ernüchterung, indem man die Halbheit.
Aengstlichkeit, Unentschiedenheit, Leisetreterei des Reformators
betonte, die Kehrseite seiner Tugenden, Behutsamkeit, Mässigung.
Besonnenheit, Gewissenhaftigkeit und Friedensliebe, ohne ihm recht
als Entschuldigung zuzubilligen, dass Alles, Alles in der Welt ver-
wickelt ist,* selbst wo es dem Flachkopf sonnenklar ist, ohne die
Anwendbarkeit von Goethe's Spruch zu prüfen: Zu starker Einig-
i) Kawerau, Kirchengeschichte, 1894. S. 18; Troeltsch, I. c. S. 68 f. — »} Frank.
Protest. Kirchenzeit. 1860, 14, 337 f
ktit gehört Nachgiebigkeit bei grossem Willen. Jüngst hat man
unverholen die Schleichwege des findigen Diplomaten beklagt — nicht
zu reden von der Verfehlung in Sachen der Doppelehe des Land-
j;rafen und der Billigung von Servcto's Brandopfer — . aber gerecht
zugleich den Finger darauf gelegt, dass es unerlaubt .«ei, unseren
jetzigen sittlichen Massstab an jene Zeiten und Männer zu legen,
die sich nicht mit einem Schlage aus allen rückständigen mittelalter-
lichen Anschauungen herausarbeiten konnten,') In der That! Nur zu
selten wird diese Warnung befolgt. Wer im Glashause sitzt, soll
nicht mit Steinen werfen. Wie werden wir uns denn im Spiegel
der Nachwelt ausnehmen? Sie wird staunen und spotten, dass es
I. B. heute immer noch viele Christen, Theologen gibt, die in der
Wissenschaft, wie lichtscheue Fledermausseelen, die Dunkelheit lieben ;
sie wird staunen und spotten über heutige Christen, Theologen, die,
wohl gerüstet mit der , göttlichen .Weitordnung', die , Enterbten'
darben lassen, während sie selbst sich für die gut essende GeselU
.^chaft ausersehen wissen; die so im Zauberbann der Vorurtheile
stehen, dass sie den Zweikampf mit verlegenem Stammeln entschul-
digen oder gar mit hohler Sophistik vertheidigen ; dass es heute
Christen, Theologen gibt, die. wie Priester und Levit. an hundert-
tausend Christcnleichen mit diplomatischem Achselzucken, vielleicht
noch mit Verleumdung vorüberschieichen und aus dem Luthervers
ihres Gesangbuches, Erhalt' uns Herr bei deinem Wort, die Zeile
streichen: Und steuere des . . Türken Mord. —
Mehr durch Schuld der Beurtheilung als der Quellen hat
Melanthon's Charakterbild geschwankt in der Geschichte, von der
Parteien Hass und Gunst verwirrt; allein, wenn man alle Ueber-
malung loslöst, behauptet es seinen Ehrenplatz; auf die Dauer lässt
Mch die Geschichte nicht irren; .sie hält den verdienten Oliven-
I^ranz frisch und zerbricht den Obelisken, den die Eitelkeit thürmt".
Alle die beregten Themata verabschieden wir, um nicht Bekanntes
f>der doch schon Erörtertes zu wiederholen; wir wählen ein noch
nicht behandeltes, uns gerade so naheliegende-!: Melanthon's Bezie-
'lungen zu Oesterrcich, zu Städten und einzelnen Persönlichkeiten,
'atholischen und evangelischen, zu Gelehrten, Pfarrern, Lehrern.
Aerzten, Fürsten und Adligen; Männern, die aus Oesterreich stammen
''>iler eingewandert sind, die vor, während oder nach den Daten der
') W. Wiliher, Neuekirehl. Zeitschr., 1896. S. 935 f.
Beziehung hier gewirkt haben. Bei diesem Streifzug durch Ocsterreicb
und durch Melanthon's Werke — es kommen dabei auch einige
handschriftliche Stücke in Betracht — erhalten wir einen QuerschniR
seiner Arbeit und des österreichischen Protestantismus.
In einem von Niemandem nach ihm erreichten Grade und
Umfange hat Melanthon das Vertrauen der Evangelischen der weiten
Welt besessen, wie in der Schweiz, Frankreich, Italien, Gro55
britannien, Skandlinavien, so auch in Polen, Oesterrdch und Ungranj
Unseren schon begrenzten Vorwurf müssen wir noch mehr uro-
schränken. Wir müssen absehen von den Hunderten von Studentcr
die aus unserer Monarchie nach Wittenberg eilten, trotz aller Vcr
böte, um zu Melanthon's Füssen zu sitzen, soweit wir sie nur aus
den Matrikeln und Ordinirtenbüchem *) kennen. Diese Bezichungcr
sind zu mannigfaltig, allgemein, unbestimmt, um uns hier fesseln r.
können; dafür genüge die Erinnerung, dass Melanthon, namentlich
in seinem letzten Jahrzehnt, allsonntäglich fiir Böhmen, Polen, Ungarr.
und andere des Deutschen nicht mächtige Studirende lateinische An
dachtsstunden hielt, aus denen seine Postillen erwuchsen, ein Mittelding:
zwischen Vorlesung und Predigt, in freierer, vertraulicher Vortragsweise.
In dem so umzirkten Raum beginnen wir mit den Herrschern
In den Verhandlungen mit ihnen spürt man, bei aller Höflich-
keit und Ergebenheit, dass ein Fürst von der Feder einem gekröntem
sich gegenüber weiss.*) Trotz unserer entwickelteren politischen
Formen könnte heute kaum ein Gelehrter so freimüthig und mahneri
zu einem mächtigen Monarchen, geschweige zu kleinen Machthaberr.
reden, ohne anzustossen. Schon 1528") hatte Ferdinands Hot-
prediger, der spätere Bischof von Wien, Joh. Faber,*) Melanthon
im Hinblicke auf dessen Visitatorenunterricht *) aufgefordert, von
seiner Sache abzufallen und als Belohnung eine Stellung an Ferdi
nands Hofe zugesagt.*) Im nächsten Jahre widmete Melanthon dem
Könige seine Daniel-Erklärung,') der er einen Brief voraiLSschickte,
0 FörstemaDn, Album acadcm., 1841: Köstlin, Die Baccalanrei u. Magi>:n i
Wiltcnb. philos. Facultät, 1887—1891 ; Bachwald, Wittenberg. Ordinirtcnbucb, 1884 *
Jahrbuch, 1895 ff.; Frakii«3i, S. 7. — >) Ueber die damab sonst übliche Vater
wörfigkelt im Briefstil. Tgl. Steinhausen, Gezch, d. deutsch. Briefes, I (1889), 167. —
') Melanthon's Leichenrede anf Maximilian I. in Wittenberg ^Corp. Ref. 11, 26 1 t>t
hier übergangen. — *) Wetzer-Welte, Kircbenlexikon, 4> (1886). 1172 f. — ') Hrr-
fcldcr A., S. 586. 134. — •) Ccrp. Ref. 1, 998. — n Hartfelder A.. S. 687. I3i*. -
«) Corp. Ref. 1, lOöl f.
»enige Tage vor der Protestation zu Speier. Darin berührt er
Ferdinands Vorliebe fiir Geschichte und Poesie, und dass für
Herrscher aus Daniel viel zu lernen sei. Ein Hauptgrund seines
Sclireibcns aber sei der, dass in diesen Zeiten einige verhasst sind,
die die beilige Schrift lauter auslegen ; gegen sie werden die Fürsten
iiifgeregt: es gibt jetzt kein grösseres Verbrechen, als der echten
ReJigionslehre zu folgen. Es wäre billiger und dem Öffentlichen
frieden dienlicher, die Lehre, als deren Beispiel er sein Buch schickt,
nirber zu erkennen, als mit Edicten zu erdrosseln. Er bittet nur:
fjuiu: i^cfciv ÄxpoaoBcH, eine Commission von ehrlichen und gelehrten
Ltuten im Namen der höchsten Fürsten einzusetzen, um über die
Dogmen zu urtheilen. Einige wüthen gegen die, die nicht alles Hei-
brnmliche billigen, als ob sich in so vielen Jahrhunderten kein
Iirthum eingeschlichen. Die aber in Kirche oder Staat herrM:hen,
musfen Sorge tragen, dass dem Volke die möglichst reine Lehre
Christi dargeboten werde. Der König wird beschworen, durch ihrr
Herstellung Eintracht zu stiften: Nichts Gott Angenehmeres kannst
duthun, nichts für das Andenken der Nachwelt Rühmlicheres, nichts
des österreichischen Namens Würdigeres I . , . Dem Briefe ist eine
lange Kette von Distichen beigeschlossen: Germania an Ferdinand.
Sie beklagt die Kriege, mahnt doch zu dem gegen die Türken, im
Anscbluss an Daniel, verlangt aber zunächst, die religiösen Unruhen
in stillen.
Ein Jahrfünft später beklagte sich Ferdinand beim Kurfürsten
Jcihann Friedrich von Sachsen darüber, dass an vielen Orten dieZwiny-
'ianer sich mehrten ; Melanthon setzte die Antwort auf, die abervom Kur-
fürsten verbreitert und hinsichtlich derZwinglianer verschärft wurde. ')
Wie mit Bischof Faber, berührte sich Melanthon auch mit
«inem Nachfolger.') Nausea.') Auf Wunsch Pauls III. und ferdi-
nands wohnte Nausea, als dessen Hofprediger, dem Religions-
2espräch in Speier (1540} bei, das nach Hagenau und dann nach
Worms verlegt wurde; hier hatte er eine Sonderzusammenkunlt mit
Melanthon und Martin Bucer. Während des Convents bittet
Melanthon den Nausea in sehr höflichen Briefen,') sein Ansehen zu
BiassvoUer Behandlung der Streitigkeiten aufzubieten; er würde sein
Leben für die Eintracht' geben. Er freut sich, dass Nausea's Stein-
■) Corp. Ref. 2. 781. — ") Seit 1641. — ■) Wetwr.Welte, I. c. 8« {1886..
3J f. - *) Corp. Ref. 3, 1263 f.
8
leiden gelindert sei; wenn er nicht bessere Aerzte hätte, wäre e:
selbst herbeigeeilt.
An den Nuntius am wiener Hofe, Pier Paolo Vergerio der
Jüngeren, entwarf Melanthon die amtliche Antwort der schmalval-
dischen Fürsten in der Concilsfrage. Ein zweites persönliches Schreiben
an den nunmehrigen Bischof von Capodistria gibt einem Ejcemp-ir
der Confessio Augustana und der Apologie das Geleit *)
Den König umgeben ausser den Hofpredigern drei Räthe;
Reibisch, Carolus und Nidbruck. Melanthon s Briefe an sie beleger.,
was wir für andere Namen aus den Nuntiaturberichten wissen. cac<;
der König confessionell seiner eigenen Räthe nicht sicher war. In
einem Empfehlungsschreiben •) an den königl. Rath Dr. Heinrxh
Reibisch') sieht Melanthon das Lob des Staates in der Sorgfalt
und Gerechtigkeit der Regierung, in der Bildung, Humanität, .'rit:-
lichkeit und Religiosität der Bürger: Da ich sehe, dass dies L''^
Eurem Staat mit vollem Recht gebührt, liebe ich ihn wie mein Vater-
land, verehre ihn wie die gefeiertsten Staaten der Alten, beglück-
wünsche das Volk, das solchen Staat hat, der den Nachbarn Bei-
spiele der Tugend darbietet. ... —
Auf Wunsch des Wolfgang Severus, seinerzeit die bedeutendste
Persönlichkeit unter Luther 's Kostgängern,*) der Lehrer der Sühn?
Ferdinand's gewesen war, wegen seiner evangelischen Gesiniiur.ij
aber diese Stelle aufgeben musste, schreibt ihm Melanthon e.nen
Empfehlungsbrief an den kgl. Rath A dam Carolus.') da er vim
dessen Neigung und allenthalben ermässigenden Thätigkeit geh'^rt.
Weit fesselnder ist die Gestalt Nidbruck's.*) Kaspar von
Nidbruck, aus einer angesehenen lothringischen Familie, triebj
humanistische und juristische Studien in Orleans, Italien und Witten-
berg und blieb mit dem hier gewonnenen Kreise in Verbindung, vne
seine Brietbände auf unserer Hofbibliothek beweisen. Als kgl. Rath
war er meist mit auswärtigen Missionen betraut — seine Depeschen
sind eine wichtige Quelle für die Verhandlungen des augsburger
») Corp. Ref. 2, 1018. 4, 22; Friedensburg, Nuntiatnrbcrichtc 1 (1892), 12 ff. -
*i Für Georg Aemilius = Oehmler. Mel/s Schüler, aus Mansfeld, Rector in Siegen (1540).
Pastor u. Superintend. in Stolberg, gest. Iö69: Cor]). Ref. 3, 523. 10, 395. — ». AdB. 2?
(1888), 607. — *) Mathcsius 2, 157. — ») 1540, Corp. Ref. 3, 1094. — «) M^the-
sius 1, 199, Hopfen, Maximil. 11. 1895 s. v., Bibl, Jahrbuch 1896, S. 1 C, 189?.
Meniik. ebd. 1897.
J
Religionsfriedens — , besorgte Tür Erzherzog Maxim üilIii, v.u tics^cn
Partei ihn seine evangelische Ueberzeugung führte, litcrrui'iclicAiirträ;^e.
diente als Mittelsmann zwischen dem Krzherzog uni.i Mtlanthnn, Sein
Ansehen in gelehrten Kreisen war gross, seine seitnif fiefnlli^isfit
in der Unterstützung wissenschaftlichen St rebens ervr.uli ihm iibenill
Freunde und Lobredner. Seine besondere Ncignir,' tjc-linrlc der
Kirchengeschichtc, daher die Beziehungen zu stiucni ScImaLicr
Sieidanus; er gründete in Prag auf eigene Kosten ciiu- Ansiialt, lik-
ihm die Vorarbeiten zu einer von ihm bcabsicliti^'tei» KirdK'n-
^eschichte liefern sollte; unermüdlich diente er l-lnciu.'-' ilahin-
?;elenden Anstrengungen, obwohl selbst von friedliclicr XaHir. Fr
«arb auf einer Ge^andtschaftsreise in Brüssel, wie es lifi-st, durch
tjift. In seinem Briefwechsel mit Melanthon ist d^i- in-dL-utsiinisic
älück jenes, in dem er diesen um AufschluSs über <:\r,<c zweck-
mässige Anordnung und Eintheilung der Kirchcnf;ij-Lliiclilc liirtt-l.
Aus der Freundschaft mit Melanthon crfloss leii In i\\r rnit
dessen Schwiegersohne Dr. Kasp. Peucer, dem liurch >i^;ii
trasrisches Schicksal bekannter gewordenen kurfiirst'irlirii l,i.ll),iryl,
der auch unser Land besuchte.')
Unter Ferdinands und Maximilians LeibäntLii lurnulL't sich
e'.n besonders hingebender Schüler Luther's und Mcl.iiüluili -, iIit
liresiauer Dr. Johann Krato von Kraftheini. ilr^^-i'n Krii-f-
"■echsel mit Melanthon allerdings aus der Zeit vor S( 'hl'ui 1 l(ir,lii'ns(
stammt. Crato war der erste Arzt seiner Tage, vi irn|i.ii--,-lK-ni
Kufe, dabei ein überaus eifriger Protestant, eine tiehilh" >•■: N,.Mr
als Theologe Kryptocalvinist Melanthon nennt ihn /r.iti'v r;.in>^inii:'i
et j-j|i-^:/,o^o^o; ; auch zwei Widmungsdistichen an (.r.itn li.ihi ti *'\s.\\
erhalten.
Der grosses Ansehen geniessende Leibarzt Ferdiii.nut'- \I;ii1k'iiIii>-,
iicnauer Pietro Andrea Mattioli,') vorzüglich dun h ^uitiL: lii.>i,iiii
sehen Kenntnisse hervorragend, wird wenigstens mit 'ti nvin 1ii'il'u:lit.
Der Verkehr mit dem späteren Kaiser Max i m 1 1 i.ni II. in-
;'innt sehr gewichtig mit Fragen von elf strittigen Krii'ti ni-.n ul.i In,
') Mathestu» s. V. In der Wailenberg' sehen Kircherbiblii.rl: , I i li i
^;h:efien (Origmalb riefe d. Reformatoren 1. 162) befindet ^ich ... Im. ! N ■ I-
^Ti Peuter, 1656. — ') 1519—85. Corp. Ref. 10, 353. 658. A..: . -I \>~.\\ TiCT
Hinch, Leicikon d. hervorragend. Aemle 2 (1886). 102. Hopfen s, ■ - ^ (■■ i, \IÜ',
Citp. Ref. 9, 129. 186. Hirsch 1. c. 4 (1886). 167. Wolkan, P I:.!
so, auf Befelil des Königs. Sr. Majestät Hofpred
der in unserer Augustinerkirche paulinisch predigt«
Dr. Richter an Meianthon hatte gelangen lassen : •) 1
halb des Wortes Gottes einen Richter in der Christe
jure divino der Papst mehr Gewalt als der Bischof, dei
als ein Priester- Welche Autorität gebührt den gcmeinei
dem vicarius Christi? Sind die guten Werke, die ans Ut
nicht allein nothwendig. sondern auch verdiensdich zur
die Heiligen anzurufen? Gibt es ein Fegefeuer? Soll mai
bitten? Soll allen Ciiristen das Abendmahl unter beiderlei C
werden? Wenn ein Laie den nicht consecrirten Wein nir
ein. das sei das Blut Christi, spricht auch die (Consecradt
damit das Sacrament hergestellt '■ Ist die Hcrzahlung i
der Beichte nöthig? Welches sind der römischen Kirche
Meianthon antwortet ausführlich deutsch auf die deut
In dem Begleitschreiben ^u seinem Bescheide, datirt als
t.ige Maximilians I.'j fleht Meianthon auf den Könij
Daniel unter den Löwen, gleich den drei Männern im
der Chaldäer Mtze. Gottes Schutz herab; er möge zu
der Barmherzigkeit werden, zu einem heilsamen Werli
Kirche und viele Völker. Wenige Monate später driic
aufs Neue den Gebetswunsch aus. Maximilian möch
wohlgcßilligen Kreise der Da*Hd. Salomo. Josapbat, H
Cynis. Constantin. Theodosius zi^esellt werden.') A
nächsten Jahres ') wendet sich Meianthon an den röm
mit einer Bittschrift (ür Lalhis Sozinns. dessen Vtagx
a!s drei Jahre lang höchst willkommen gewesen sei:
Nachricht nach lulien gelangte, dass Lälius in uns.
weile, haben die InqinsitoTeii begonnen, ihn zu bedrohen
ihn am Genüsse seines Erbes : der König möge eine
nach Venedig ausstellen. Unter demselben Datum ergehl
Sache eine Zuschrift an Pfauser'l mh dem Ersuchen, i
dem Könige eiiuutreten.
•) U«beua> i, .. Ilopfoi ». v. _ ») Qwy. r^^ g «99— 7B,
Evavl. 0«»rT««i l (173*). öS. HtifUia A„ S.612. AT«. — ^ |
MM«*i« .rt«w »ickt. d» 4«« SMck » rma Amtmvn pbfl
*«1 tvSN. hnytt Uorant) S. SU. — ■) Owp Ret 9. 381. ,
K*f.S^ 38S.
11
Merkwürdig muthet uns diese eifrige Verwendung an in tier
Erwägung, dass Lälius der eigentliche Urheber des Unitarismus «ar,
im freilich Faustus Sozinus erst zu geschichtlicher Wahnithinuiifj
ud Auswirkung gdiracht hat, doch nur insofern er ^der NeiVc als
[)iikel' war. Allerdings befleissigte sich Lälius ausserster \'iir5iciit.
Nun vergehen anderthalb Jahre, bis wir auf wichtige SL-lirift-
R-Jcke Maximilians an Melanthon stossen. Der König d:i;il;t') für
lfc!anthon's Schrift: Antwort auf die baierischen Inquisitior- utikel.")
Diese Antwort gegen die vom Herzog Albrecht von Baiern ei :.i-;>;enen
hquisitJonsartikel, ein Werk der von ihm in's Land lic-rufenen
lernten, ist Melanthon's letzter, kräftiger Einspruch geg<:i Rom,
Ri;Ieich seine letzte zusammenfassende Erklärung über die in licr
Mutti Kirche selbst strittigen Punkte, von ihm selbst in -eincrii
Tylament als sein Bekenntniss bezeichnet. Zweitens malml der
K'inig, auf dem gegenwärtigen Reichstage') die gottsel^e, ^clicblc
Vef^ldchung sich treulich angelegen sein zu lassen, dass alli- .-cliarfe
«rmicdeo werde. Ueber diese Mahnung zum Frieden IkiIi sicli
Melanthon auf) gegenüber dem kurfürstlich sächsischeii kaliie
Df Ulrich Mordeisen,') der eine amtliche Abschrift .Ir- k'^l
Schreibens an den kurfürstlich sächsischen Abgesandten mi Jeni
betreffenden Reichstage, Georg Krakau,') nach Augsburg m liicktt-.
Komme doch jene Aufforderung von Solchen, die fruh.T dif
fticlanischen Jrrthümer genährt hätten; er konnte dariilici .iu( -^
Schlagendste erwidern, wenn er nicht Ferdinand und M.i\;iinli:iri
«chonen müsste, doch werde er etwas antworten. Ebenso uuuilfit
ss:!i Dr. Mord eise n ') über die Friedensschalmei, da do- h cIk'h
Maximihan zuvor den Illyricum hofirt, ihm allerlei Gesclv nla' und
Geld geschickt. Diese Beschuldigungen") sind überrascl:' ti.l, il.-i
Maximilian sonst durchwegs die Friedenspartei begünstig;! -■; man
tit die Verbreitung des Flacianismus in Oesterreich aus jenen lii-
^Jnstigungen herleiten wollen. Vielleicht galt aber die dem I laciu'-
jenährte königliche Huld nur der Förderung des Centiiiiiiinrcii-
i'^kes, durch Vermittlung von jenem Schüler und Freund de- l'lacins
1) (Ranpach, I, c. Fortseci. 1, 123.) BrLeger, Theol. Stud. u. Krit. lR7;i -, 7l'2.
' = i't<i S. 464. — ") Hartfelder A.. S. 616, 649. — •) Corp. Ref. 28. \ ui,
' h". 1559. — *) Corp, Ref. 9, 832. — ') AdB. 22, (1886) 2IG. — AmIi 4
1^;6', Ö4e. — ") Brieger, 1. e,. .S. 726. — •) Hopfen, I. c, selzt sich nkl. i .Iiiki.
12
Dr. Nidbruck, und wurde lediglich von der Gegenseite auf des Illyn
dogmatische und polemische Haltung ausgedehnt. Wir haben dafj
einen Anhalt in einem Briefe Nidbruck's an Flacius, ') durch Eintrete
Maximilians könne Fiacius Bücher aus Bibliotheken benutzen, ^*
ihm sonst versagt wären.
Ein Schüler Melanthon's wurde hoher Beamter Maximfiar«,
was er freilich nicht mehr erlebte, Heinrich von Starhember^,
Die Starhemberg's gehören zu den sogenannten ^Aposti
familien* ; so bezeichnen die Stammbaumkundigen die Geschlechts;
die entweder mit den Babenbergern in das ober- und unterennsbd
Erzherzogthum kamen oder unter ihnen als Landesherren begut
waren und feste Burgen besassen. Landes -Apostelfamilien, au
Fundamente oder Stützen des. Landes, heissen sie, da es gers
zwölf waren, in den uralten Gedenkbüchem, aber auch in den A
Ordnungen Rudolfs II. Sie spielen in den Jahrbüchern der Poiit
und des Krieges Oesterreichs eine bedeutende Rolle. Unsei
Heinrichs Vater, Erasmus L, der berühmte Kriegsheld, der Stamr
vater aller noch heute blühenden Linien der Starhemberg 's, war ei
eifriger Lutheraner, wie der Grossvater Bartholomäus ; Bartholomai
und Erasmus wechselten mit Luther Briefe. Als die österreichisch
Stände 1547 48 Ferdinand um Freigebung der Religionsübung bat
fiel Erasmus in Ungnade und verlor nebst mehreren Gütern au
seine Würde als Oberstlandesmarschall. Sein Sohn Heinrich 7c
nach Wittenberg. Hier henschte die Unsitte, adlige Studenten
Rectoren zu machen ; auch Heinrich genoss diese Auszeichnung un
hielt bei Uebernahme des Amtes die übliche kurze lateinische, ihn
von Melanthon in den Mund gelegte Rede, in der er für das ihr.
erwiesene Wohlwollen dankt und bekennt, zu dieser Würde ^nn:
ungeeignet zu sein. Heinrich wurde dann bei Maximilian Regierung
rath, Vicestatthalter und Hofrath und ging wiederholt in wichtigen
Aufträgen des Kaisers an die Höfe der Kurfürsten von Sachsen und
Brandenburg. Heinrichs Sohn, Erasmus, verliess im dreissigjähri:jen
Kriege lieber Besitz und Vaterland, als seinen Glauben zu verleugnen.*
Die gleiche akademische Ehre wie Heinrich von Starheinbersj
wurde David Ungnad von Sonneck zutheil. v. Ungnad
nannten sich meist im 16. Jahrhundert einfach die Grafen Weissen-
«) Jahrbuch 1896, S. 13. — *) Corp. Ref. 10, 984. Wurzbach, Biogr» Lexikon .H7
(1878). 168 f.. 180 f. Enders, Luther's Briefwechsel 5 (I893i, 13.
13
irair.') Hans Ungnad, der einflussreiche Landeshauptmann
Steiermark, der tüchtige und glückliche Kriegsheld, ist wohlbekannt
in der österreichischen Reformationsgeschichte als der opferfreudige
Verbreiter lutherischer Schriften in deutschen und slavischen
Landen.') Sein Neffe, unser David, war der Sohn des Andreas,
welch' letzteren Melanthon an Nidbruck empfiehlt.*) Ueber die beiden
Söhne von Hans und den von Andreas in Wittenberg verhandelt
.Melanthon mit seinem Freunde, dem vielgenannten Dr. Paul Eber.*)
David von Ungnad hielt im Mai 1557 seine Rectoratsrede, als ein
Knabe, völlig ungeeignet, nur, um nicht stolz und widerspenstig zu
erscheinen; eine zweite Rede folgte im Juli, vor der Verlesung der
»kademischen Gesetze, ausgehend von einer Cy rus-Anekdote über
die Majestät der Gesetze gegenüber persönlicher Willkür, wie sie
sich verkörpert in den Cyklopen, Centauren und den neuen Anti-
nomem; nach zehn Tagen schliesst sich eine drittt: Rede an, als
er, wegen des Todes seines Vaters nach Hause gerufen, .';eine
Rectorats würde niederlegte. Diesem Jünglinge widmeie Melanthon,
der schon die drei Reden geliefert, ') seine neue Ausgabe von
Tacitus' Germania, eine weitere Unsitte, die zu der der Rectorats-
übertragung stimmt. Eine Entschuldigung kann man darin finden,
dass Tacitus ein Buch für die Jugend sein sollte, und dass Ungnad
sich mit derselben allgemeinen Vorrede begnügen niusste. mit der
bereits vor langer Zeit die erste Auflage dem Grafen Joachim
Schlick zugeeignet war.') Man rühmte später David von Ungnad.
der wiederholt zu Missionen bei der Pforte gebraucht wurde, wegen
seiner gelehrten Bildung, grosser Sprach kenntniss und Bcfurderung
des Evangeliums ; ja wegen geistlicher Dichtungen hiess er der
fromme Sänger.
Von den einzelnen Kronländern empfängt den Lowcnantbeil
von Melanthon's Gaben Böhmen, in zweiter Linie sieht Galizien.
Nur kärglich sind die anderen Provinzen bedacht, di.; freilich im
Ksherigen schon zum TheÜe gestreift sind.
') Wuribach 1. c. 54 (1886), 180 f. — •) Herzog- Pütt, Real-K^icyklophdie 2. A,.
•. V, Jihrbuch 5 (1884), 5. V. 6 (1885), 181. 14 (1893). s, v. 15 (18941, s. v.
WtiiibKh 1. c. Gaspariti, .Mittheil, d. hislor. Vereines f, Sleiermiirk 1883. S. VII,
1«Ä8. S. 73 ff. AdB. 39 (1895), 308 f. Hopfen I. c, S. 188. — >] I iar.iMit?. .S. 310. —
') Corp. Ref. 8, G94. — «) Corp, Ref. 10. 970 f„ 979. — ■) Corp. Ref. 9, 162.
lluhesius 1, 172. Harltelder A., S. 634, 268,
14
Nach Niederösterreich schickt Melanthon an Christoph
Reuter, Schlossprediger bei Leopold Grabner zu Rosenberg und
Pottenbrunn am Kamp, seine Examensordnung, warnt vor Streitig
keiten über's Abendmahl und äussert sich über die damals vie
erörterte Wucher- und Zinsenfrage. Reuter arbeitete später mit denr.
rostocker Professor David Ch}'träus an der vom Kaiser gewünschten
Agende, als der einzige aller Geistlichen Oesterreichs, der dazo von
den Ständen ausersehen war. Damals hielt sich Reuter wiederhch
in Wien auf und predigte in den Häusern der evangelischen Grafen
und Herren.*)
In die Hohenveste zu Salzburg sendet Melanthon rrit
einem Anschreiben dem Adligen Philipp Voit einen Erzieher fr
seine Söhne.'*)
Dem Begleiter des Chyträus fiir sein Reformationswerk in
Steiermark, dem von den steierischen Ständen zum ersten Rector
der neuen Schule in Graz ernannten Hieronymus Osius, schrie:
Melanthon eine Vorrede zu dessen umfangreichem* Gedichte ,über
die Vermeidung der Trunksucht*, sowie eine grössere Widmung an
König Friedrich von Dänemark, zu Osius' ^Geschichte der Könige
Paul und David*, voll Anerkennung für des Verfassers Kenntnisse
und Tüchtigkeit.')
An die Synode zu Trient verfasste Melanthon im Namen des
Herzogs Moritz von Sachsen ein Einführungsschreiben für sich selbst
und seine Begleiter, das durch Moritz' Feldzug hinfällig wurde.*)
Leider kam mittelbar aus Oesterreich die heftigste Anfeindung.
die Melanthon im eigenen Lager erfuhr, aus Istrien, durch Flacius
.lUyricus*, ^Slavus*, dem einstigen Schüler, dann anmassenden
Feind des mehr als zwei Jahrzehnte älteren Meisters. Es war ein
grosses Unglück für den Protestantismus hierzulande, dass sich viele
Flacianer einnisteten, die als Fanatiker mit eisernem Reif um Hirn
und Herz Kaiser Maximilian an der Herstellung des Friedens ver
zweifeln Hessen.*)
») Corp. Ref. 9, 1037. Raupach, Presbyterologie 1741 s. v. Wiedemann. Ge
schichte d. Reform, u. Gegenref. im Lande unter der Enns 1 (1879) s. v. Hopfen
S. 160, HerzogHauck, Real-Encyklopädie, 3. Aufl., 1897 s. v. Chyträus. — «) Cori
Ref. 7, 862. ~ «) Corp. Ref. 8, 466. Hartfelder A„ S. 611, 550. Corp. Ref. 9. 793
Hartfelder A., S. 616, 646. — *) Corp. Ref. 7, 910. Mathesius 2, 290. — ^} Corp
Ref. 10, 861. 28, 209.
15
Aber nicht nur (rübc Gedanken musste der Zusatz .Illyricus'
B Melanlhon wecken; er gehört auch cmpfchlenswcrthen Männern.')
Für Schlesien kommt eine Enttäuschung; denn die ohne-
(in späte Nachricht, dass der bedeutende Humanist und Kirchen-
Bann Andreas Althamer, dessen Jugendarbeit, Scholien zum Tacitus,
im Melanthon kritisirt werden, Superintendent in Jägerndorf ge-
rorden und dort gestorben sei, ist irrthümlich.')
Doch der Besitzer des Herzogthums Jägerndorf war der
Mdanthon befragende Markgraf Georg von Brandenburg-
Ansbach, ,der Fromme', der Mitunterzeichner der augsburger
[rafession. der in Kürze seine schlesischcn Gebiete, nicht ohne
Sma.tmassregeln, reformirte.*)
Kein Land Oesterreichs war für die Reformation so vor-
fcretet. wie Böhmen, keines in so enge Verbindung mit Luther
ptreten. Schriften und Menschen gingen hin und her zwischen
Rittenberg und Böhmen. Melanthon hat eine hohe Meinung von
foi -Nachkommen der Husiten, er wird nicht müde, mit rednerischem
Schwünge von ihnen zu sprechen, was ihm heute Viele verübeln
rurden, von dem alten Ruhm, der Würde, Tapferkeit und Stand-
Wdgkdt, ja der Gelehrsamkeit und Bildung ihrer Vorfahren.
Er wünscht, dass die Nachkommen, wie sie die alle Seelen-
frösse bewahrten, so auch die Studien pflegen, weil nicht alle über
bie eigenen geistigen Kämpfe genügend unterrichtet sind.'j
Als die Unität 1535 gewahr wurde, dass zum Frieden mit dem
L'taquismus noch ein weiter Weg sei, während sie bei den Lutheranern
tifnge Zuneigung erwarb, ordnete sie neuerdings Gesandte nach Witten-
^Hg ab. Sie fanden bei Luther und Melanthon freundliche Auf-
p^mt, die durch deren an die Böhmen mitgegebene Hriefe be-
li^elt wurde. Melanthon schreibt an ,Bcnedictus und die übrigen
Wälienser' ; er meint Benedictus Baworinsky, den Senior der Unität,
Kdi Blahoslaw's Urtheil ein Idiot ; es herrschte, und nicht nur da-
■cais, die irrige Ansicht, die auch von Flacius verfochten -nird, dass
fl« Unität. jfratres seu Waldenses*. ihre Lehre den Waldenscm
'^dankten, was die .Brüder* selbst zurückweisen. Melanthon will,
') Corp. Ref. 6, 266. 8. 512. — ') Corp. Ref. 1, 327. Koläe. Andr. Allhamer,
:Sa. S. 75, _ i, Corp. R*f. 10. 365. Enders 4 (1891), 52. Jahrbuch 13 (I8!(2), 3 f. —
' <'J!r' R*f- 3, 616. 1099. 6, 816. 7, 503, 800. 8, 116. 233. 9, 971. jnlirbucli,
16
da man sich im Wesentlichen geeinigt, über Riten und Gebräuche
nicht gestritten wissen; die strenge Kirchenzucht gefallt ihm nicht
übel.*)
Einige Jahre später beklagen sich die päpstlichen Nuntien
Aleander und MignanelH über Besorgung des Druckes picardiscber
Schriften, d. h. der böhmischen Brüder, in Wittenberg, wobei Luther
und Melanthon behilflich waren.*)
Die mehr als zwei Dutzend Personen, die noch in Böhmen
auf diesem Spaziergang unserer harren, begrüssen wir in den Städten
ihrer Heimat oder ihres Berufes.
Die Grundherren von Bensen aus dem Geschlechte von Sa!-
hausen gehörten zu den entschlossensten Protestanten; wir be-
sitzen einen Briefwechsel zwischen ihnen und den Wittenbergerr.
Zu den Geistlichen Bensens. der alten deutschen Reichsstadt,
damals Hauptort des westlichen Böhmen, gehörte kurze Zeit Chri-
stoph Fischer (Piscator), der joachimsthaler Richterssohn, einer
der fruchtbarsten Erbauungsschriftsteller, voll Kraft und Derbheit
zuletzt Generalsuperintendent in Celle. Melanthon bespricht mit ihm
die berüchtigten , Prager Artikel*, die vom König, um die Roraanisi-
rung des Utraquismus zu vollenden und um so leichteres Spiel mit
der Unität und den Lutherischen zu haben, den Utraquisten vor-
gelegt wurden, aber zu Fall kamen. Sie seien voll hässlicher Irr-
thümer und offener Bestätigung der Götzenbilder.')
Den Dichter SimonProxenus aus Budweis, der zu dem
Kreise deutscher und tschechischer Gelehrten gehörte, die Johann
Hodejowsky von Hodejowa um sich schaarte, empfiehlt Melanthon
an CoUinus in Prag, von dem gleich die Rede sein wird, und
wünscht, dass CoUinus dem Proxenus ein TTpo^evYjxr^^, ein Vermitt'cr
an andere Freunde sein möge ; er sendet ihm wiederholt Grüsse.*^
InEger, wo Melanthon einmal durchgeritten ist,*) drängt sich
schon durch seinen Namen sofort SylviusEgranus auf, eigent-
1) Corp. Ref. 2. 854. Czerwenka, Geschichte d. ev. Kirche in Böhmen, 2 (18701,
226, 334 f. Gindely, Gesch. d. böhm. Brüder 1868. 1, 221 f. — ») Friedensburg,
Nuntiaturberichte 3 (1893), 618. — •) Corp. Ref. 10, 360. 405. Seltsamerweise wird
hier Corp. Ref. 7, 423. 531. Bensen auf Jüterbog gedeutet, wo Fischer freilich vor-
her war. Jahrbuch 9, (1888), 55. Enders 1. c. 4 (1891). 367 f. Mathesius 1, 11. 168
194. 2, 318. Mittheil. d. Ver. f. Gesch. d. Deutschen in Böhmen. 33. Jahrg., Ut.
Beil., S. 14. Wolkan S. 440. — <) Corp. Ref. 8. 783. 829. 9, 129. WoUcao
S. 123. 131. — ») Mathesius 2, 291.
17
Joh. Wildnaucr, der zu den merkwürdigsten Persönlichkeiten der
solchen reichen Zeit gehört.')
Als Prediger an der schönsten Kirche Sachsens, der gothischen
Se Marien in Zwickau, stemmte er sich dem gewaltthätigcn
reiben Thomas Münzer's entgegen, ohne die Missbräuche zu ver-
idjgen, aber auch ohne sich den Wittenbergern anzuschliessen,
chon er in Eck's Bulle mit verdammt war. Zweimal wurde er
Wiger in Joachimsthal. Er sprach mit klarer Gliederung usid sorg-
;er Durchfiihrung, dabei volksthümlich packend. Er wendet sich
^en die päpstlichen und hierarchischen Anmassungen, Ablass.
lönchthum, Heiiigenverehrung. Immerhin trennten ihn neben per-
Dniicher Abneigung die Lehren von der Schrift und der Kirche
Luther; er will die gute Ueberlieferung gern neben der Schrift
eken lassen und die äussere Einheit der Kirche nicht zerstört sehen.
b mehr von der humanistischen und ängstlichen Art des Erasmus,
nirde er aus Luthers Genossen immer mehr dessen Feind, Melanthon
iibietct ihm noch einen Gruss, als er schon längst von Zwistig-
titen zwischen ihm und Luther wusste.')
Der Dichter und Componist Joh. Hagen (Hagius), Super-
Bendent in Eger, das er in Folge eines Spottgedichtes auf Erfurt
erlicis, eröffnet den Reigen der Dichter der Symbole und Wahl-
ptuche, durch Fluss der Sprache und Reinheit der Form auffallend.
!r hat geraume Zeit nach Melanthon's Tod auf diesen wie auf
«her Symbole gedichtet.')
Ihre liebste Herberge in Böhmen haben Melanthon's Briefe in
ler Silberbergwcrksladt Joachimsthal aufgeschlagen, wo er auch
inÜch zweimal zu Gast gewesen ist und sich der ausserordent-
dien Aufnahme seitens des Magistrates und der Bürgerschaft freute;
im Dank dafiir lieh er auch dichterischen Ausdruck.*)
Im Mittelpunkte steht Mathesius. Der über hundert Nummern
^eode Briefwechsel zwischen Beiden — wieder Dr. Peucer ein-
[echlossen — beredet in herzlichem, vertraulichem, durch keinen
lang gestörtem Ton, voll gegenseitiger Anerkennung, die welt-
'I Mithesiu» s. V. — •) Corp. Rer. 4, 927. Mathesius s. v. Wolkin, s. v.
k'ifh II (1890). 165 f. — ») Jah.buch 12 (1891), 102. AdB. 10 (187111, 3ä4.
. 1. ». Buchwald, Ordinirtenbiich 1 (1894), Nr. 1710. Wollian ^. v. —
■im 2, 791. vgl. auch den Brief des RaChes. ebd. 2, 234, und auch die lie-
;a Graf Schlick, s. oben S. 13, 6.
ch d« Piuciiinlluni» 1897. K. I ii. U. 3
18
bewegenden, politischen, theologischen, literarischen und numis-
matischen, zwischendurch die vertraulichsten Familienangelegenheiten.
Aber der Reformator von Joachimsthal war nicht der Einzige, aoch
nicht der Erste dort, an den Melanthon's Post ging.
Freilich die Zreilen an Joh. Schlaginhaufen (Turbicida,
vorübergehend nach Egranus Hilfsgeistlicher, rühren aus dessen nach-
böhmischer Zeit. Vier Männer dieses Namens stellen sich uns vor,
die wahrscheinlich sich zu einer Person verdichten, derselben, der
wir eine wichtige Quelle von Luther's Tischreden verdanken.*}
Auch ganz im Anfang der Reformations- wie der Thalgeschichte
wurde Philipp Stumpff von Eberbach, aus dem literarischen
erfurter Kreis, der Nachfolger des später in Zwickau zu weit-
greifender Bedeutung gelangten Rectors Stephan Roth in Joachims-
thal, und zwar auf Empfehlung Melanthon's, mit dem er bis an
seinen frühen Tod in Coburg in Briefwechsel stand, der nicht un-
getrübt blieb. Melanthon muss Eberbach tadeln, dass er sich in
Parteistreitigkeiten eingelassen. Namentlich sei er schmerzlich bt>
wegt durch das Gerücht, Eberbach habe das Judicium von dem
Theologen und Dichter Erasmus Alberus wider des Desiderius Erasmus
^Schwamm* herausgegeben, womit Erasmus Hutten's Anspritzungen
abwischen wollte. Er warnt ihn vor allem Parteitreiben; trotz
mancher Klagen gegen Erasmus hat Melanthon Huttens Brandt
Schrift gem issbilligt.")
Unter des Mathesius Rectorat wirkte als Lehrer Martin
Faber;*) Mathesius' zweiter Nachfolger im Amte war der Humanist
und Theologe, Prediger und geistliche Liederdichter Joh. Gigas.-i
Unter den Aerzten Joachimsthals beschäftigen uns Georg
Agricola, der ^deutsche Plinius*, der ,neue Albertus magnus*, da
Schöpfer der neueren europäischen Mineralogie, Geologie und
Geognosie;*) Georg Sturtz, der Gründer der Apotheke, und Johani
1) Corp. Ref. 10, 384 f. Mathesius s. v. Der anriehende, inhaltreiche Ver^th
zwischen den beiden Männern ist hier unverhältnissmässig kurz behandelt, um eich
erst neulich in dem beregten Werke Gesagtes ru wiederholen. — •) Corp. Ref. 10
406. Mathesius s. v. — •) Corp. Ref. 10. 3Ö7. Strauss, Hütten, 1877. 3. 47»;.
Schnorr v. Carolsfeld, Erasmus Alberus, 1893, S. 13 f. Mathesius s. v. Wolkan ;>. »
— *) Corp. Ref. 10, 360. — ») Corp. Ref. 10, 366. Mathesius s. ▼. Wolkan s. r
Ein ungedruckter Brief von Gigas an Melanthon befindet sich in der Wallcnberg'sciierl
Kirchenbibliothek zu Landshut i. Schi. Originalbrief. d. Reformator. 1, 305. — «) Mühe
sius s. V.
19
XelT. der spätere Leibarzt der Kurfürsten Moritz und Autjubt von
Sachsen, An Sturtz ') wendet sich Melanthon unter Anderem wegen
Münzen zur Bibelübersetzung und wegen eines in's Thal stellenden
Mediciners; an Neff) und Agricola um Hilfe in Fra^^en der
i'hysik, da der in den Schulen darüber aus Aristoteles iibuT lieferte
Stoff zu mager sei.
Ein Echo der Begeisterung, die man für Melanthon im Tliale
hegte, hallt zurück aus den Gleichnissdichtungen des in Joachinis-
thal geborenen Humanisten Joh. Major, des philippistischen
Satirikers, der geradezu das Ziel verfolgte, Melanthon als den
einzigen Mann hinzustellen, von dem Heil für Deutschlaiiil /w ei-
ivarten sei.')
In dem nahen Kaaden erhielt der Prediger Simon ii^clicr
'Haliaeus), auch Scharanus von seiner mährischen Heim:n I [Kidi^ch,
einen Trostbrief in seiner Zeugennoth; er wurde eingekt'ikert und
kam, wieder befreit, nach Wittenberg.')
Aus dem allezeit deutschen Kommotau stammt Mnltli.ius
Auri(o)gallus [Goldhahn), der zu Luther's bibelüberset/Leiiiiem
Sanhedrin gehörende Hebraist, In Folge von Karlstadt's Unitriehen
wollte er nach Prag gehen. Auch die Tschechen haben seiner nicht
vergessen.')
Leitmeritz ist in derKirchengeschichtebekannt.il- l'fnmdi'
»les Augustiner Chorherrn Konrad von Waldhausen, de.'i \<irl,iiirtTs
der husitischen Bewegung, des deutschen Bussprediger> In l'i;i'4.
Der Magistrat von Leitmeritz schrieb (1553) an Melanthmi .\\- prin-
«ps et columen academiae. um ihm heimische Stu : n II- :*vI
empfehlen. In seiner Antwort redet Melanthon wieder m i IkIikus-
niirdig von den Böhmen, von dem durch römische S' iiiiiistciler
gefeierten Hermunduren-Stamm, der diese Gegend zwi'-'lii^n ilitii
Sudeten bewohnt: Wir sind diesem Volke Dank schuld).;, \Vi:j| ts
"ns die Quellen reiner Lehre zeigte. Möge die böhmiscli ■ und i.üf
deutsche Kirche Eins sein in Gott!')
') Corp. Ref. 10, 414. Adl!. 37 (1894). 54 {Wolkan S. 40) ' ' ii,'.
Xef. 4, 1021. MflthesLus s. v. Wolkan, s. v. — a) Malhesius s. v, Wi. ■ j., —
'.'Corp. Her. 10, 368. 8, 753. Malhesius 3. v. K.aden. — t] Coip, i -! tlM-1,
Balbinus 2. 78. Mathesius, Wolkan. Drews s. v. — «) Corp. Ref. 8, II ' , Muri,
Kiichtngeschkhte Böhmens 4 (1866). H. 401 ff. 477. Wolkan s, v.
20
Den Rector in Leitmeritz, Adam Aquila aus Saaz (Sacends .
ermuntert er in seinem Lehrerberuf, wenn er auch von den Cen-
tauern, d. h. den Junkern, verachtet wird. Da in Deutschland die
Studien durch Unruhen gehindert werden, müssen die Böhmen ca<
wettmachen. Die kleinen Geschenke, die die Freundschaft erneuem
sind hier nicht nur geistiger Art, auch für Wein hat Melanthon v\
danken.*)
In Prag verkehrte er mit dem Magistrat, der Univers'tkt
und den kirchh'chen Behörden.
Mit einer tiefen Verbeugung vor der Nation bittet er den
Magistrat um einen alten Plinius-Codex in Prag, behufs einer besserer.
Ausgabe von Plinius' Naturgeschichte, ohne die man weder An
stoteles, noch Galen, noch Dioscorides verstehe. Wegen solcher Wob!
that würden die Gelehrten den böhmischen Namen noch mehr
lieben. Diesem Wunsche wurde entsprochen, und nach einem Jahr:
der Codex unversehrt zurückgesendet.')
Vereinzelt nur sind auch die Berührungen mit Heinrich
Curius, der, nach Studien in Sachsen, Decan der philosophischer
Facultät in Prag war,*) mit Adam Wasser, dem Melanthon für
Dienste und Geschenke dankt,*) mit dem Mathematiker Thaddeus
d.h. Thaddens Häjek von Hodejov, bei dem Melanthon sich
über eine Schrift gegen die Anzeigung der Gestirne beklagt, in der
Wittenberg durchgehechelt wird; *) mit Thomas Mitis, dem Nestor
der Städtedichtung in Böhmen, den Melanthon fiir des Adressaten
in Wittenberg studirenden Bruder zwecks Verlängerung seiner
Studien angeht.')
Mitis leitet sofort zu dem schon beregten CoUinns über, inso
fern die lateinischen Dichter Böhmens sich um Mitis und Collinu?
schaarten. Collinus wieder und Wenzeslaus Arpinus von Dorn-
dorf, Melanthon 's Schüler und wittenberger Magister, waren c.c
Ersten, die, dank der Stiftung eines prager Bürgers zum Unterhalt
eines Lectors der griechischen Sprache an der Universität, nach Pra^
berufen wurden. Mit ihnen errang der Protestantismus einen Siec:
an der bisher utraquistischen Universität. Aber Arpinus verliest
Prag bald wieder und wurde Rector der Schule zu Saaz, die da-
>) Corp. Ref. 10» 334 f. 7, 233. — ») Corp. Ref. 3, 615. — ») Corp. R^f. 3
615. 4, 660. 8. 829. — *) Corp. Ref. 7. 503. — *•) Corp. Ref. 8. 235. 669. 695. 7S.^
Balbinus 2, 339, — «) Corp. Ref. 8, 725. Balbirus 2, 239. Wolkan S. 166.
21
■nals als eine der hervorragendsten tschechischen Lehranstalten ge-
■uhmt wurde. Er gab die Anregung, dass eine neue Einrichtung des
resammten niederen tschechischen Unterrichtswesens in Angriff ge-
lommen wurde.')
Matthäus CoMinus von Cotherin, tschechischer Herkunft.
A-ar der erste und letzte Lector der griechischen Sprache an der
xager Hochschule im XVI, Jahrhundert; seine 24jährige Thätiglteit
ja-selbst eine lange Kette von Enttäuschungen und Kränkungen, die
nur schlecht durch ein ihm am Platze seines Wirkens gewidmetes
Monument gesühnt wurden. Unter den tschechischen Humanisten hat
Collinus wohl allein die Auszeichnung erobert, dass .seine Lieder
ils Kirchenlieder betrachtet und gesungen wurden, wie sie in's
magdeburgische Gesangbuch (1594) Aufnahme fanden. Colünus steht
auf sehr vertrautem Fusse mit seinem Lehrer Melanthon, wie die
V erh alt niss massig zahlreichen Briefe, über M, beweisen. Melanthon
gibt ihm warme Empfehlungsschreiben nnch Prag zunächst an den
Administrator Marlinus Glatovinus, d. h. Priester Martin von Klattau,
der kurz vorher wegen seiner lutherischen Neigungen von den Ständen
dazu ernannt war; neben ihm an den Kanzler von Altprag und
den eben genannten Professor Heinrich Curius. Dieses Schreiben
Melanthon's, in dem des CoUinus Geist und Vaterlandsliebe gerühmt
ivird, wurde dann dem von Melanthon zum IJruck beförderten
Gedichte Colhns über den am Kreuze reuigen Scliächer al.s Vorrede bei-
fefiigt. Eine zweite Empfehlung für ColHn richtet Melantiion an den
prager Magistrat. Acht Jahre habe er mit ihm verkehrt, dem be-
gabten und ehrenwerthen Gelehrten, der zum Studium der schönen
Künste den Eifer für das christliche Alterthum und die christliche
Lehre füge: Oft denke ich mit grösstcr Bewunderung an die ausscr-
"^rdcntlichc Tüchtigkeit, die der prager Rath bethätigte, al.s in den
Finsternissen der gcsammten Kirche er allein die reinere Lehre
Christianzuerkennen und zu vertheidigen wagte. Diese ewigen Ruhmes
"urdigc That würde nicht unternommen sein, wenn nicht die ge-
ehrten Studien bei Euch geblüht hätten. Ihr wisst. wie der Zustand
Euerer Kirche war, als der Unterricht fehlte: darum thut Ihr sehr
recht, wiederum Kirche und Vaterland mit Wissenschaft zu schmücken;
(iaiu wird auch Collinus viel beitragen. , . . Melanthon gibt dem
Collin u. A. einen Wink für sein Gedicht zur Verherrlichung des
>, Balbbus 2, 333. Wotkan s. v.
22
böhmischen Volkes; mit den literarischen Fragen und Geschäftec
vermischen sich politische, dogmatische, allerhand persönliche. Me
lanthon räth, mit unserem Hofrath v. Nidbruck anzuknüpfen, woraus
sich zwischen diesem und Collin ein lebhafter Austausch entspinnt
dessen Veröffentlichung in Vorbereituug ist. Literarische Geschenke
gehen zwischen Melanthon und Collin hin und her, aber sie wechselr
mit stofflichen; Collin schickt Butter und Käse, Melanthon dank1
mit den von ihm nach allen Richtungen entlassenen handschriftlicher
Zeitungsblättern, durch die er einen ausgedehnten Nachrichtendienst
zwischen den entgegengesetzt wohnenden Freunden unterhielt
Schliesslich bekennt er, dass er wegen seines Steinleidens Käs<
nicht essen darf, höchstens homerischen, d. h. von Ziegen. Für den
Fall der Vertreibung — Collinus wurde in Untersuchung gezo^e:!
und verlor durch die Jesuiten sein Gehalt — bietet ihm Melanthon
sein Haus an. Er weiss, dass Collin nicht nur Dichter und Gelehrter,
sondern ein edles Gemüth ist: )rapit(i)v yap önjjio^ apiozoq; er findel
Trost in den Briefen dieses doctissimus vir et carissimus frater; doc\
sehnt er sich nach einer mündlichen Aussprache: ißuye ^uou Acys]
eaxt tok; XuTcoufievo:?. Um so schmerzlicher die Klage, dass Collir
den Verleumdern sein Ohr zu leihen scheine.*)
Ehe wir uns von Böhmen verabschieden, haben wir noch Saai
und Schlaggenwald einen kurzen Besuch abzustatten.
In Saaz, uns naheliegend durch St. Prokop, den Legenden
heiligen Nepomuk, Thomas Münzer, bereits von uns gegrüsst i«
den Saazern Arpinus und Aquila, findet der Pfarrer Jakob Ca«
menicenus bei Melanthon warme Unterstützung. An ihn adressrt
Melanthon die Vorrede zu Veit Dietrich's') ^Erklärung von Haupi
stellen aus dem Evang. Johannes*, die von Lorenz Span verlateint
sind. Dieser Span von Spanow war auch ein Saazer, wittenber^cl
Magister, und gehörte zu dem Kreise von deutschen und tschecte
sehen Gelehrten, die sich um den genannten Mäcen Joh, Hod^•^
jowsky sammelten.') Melanthon ermuntert den Camenicenus. ä<
Verbannung nicht zu scheuen; wirklich wurde er von Ferdinand ver-
jagt, kam nach Wittenberg, erhielt, wegen seiner Lehre verdächtigt
>) Corp. Ref. 10, 351 f. 3, 971. 1099. Baibin 2, 249. Gindely 1. c. 1 (1868\ 251
Goedeke, Grundriss d. deutsch. Dichtung 2 (1886), 98. Mathesius, Wolkan s. v. -
«) Mathesius s. v. Hartfclder A, S. 606, 471. — •) Balbinus 2, 327, Köstln. P-
Baccalaurei und Magistri 1891. S. 26. Wolkan S. 123 f.
das erbetene Glaubens- und Sittenzeugniss, und wurde Magiater mit
der üblichen, wieder mel an thoni sehen, quaestio.') Auf die dem Camcni-
cenus vor seiner Vertreibung in Saaz drohenden Gefahren wird sich
ein Brief Melanthon's an den Baron Johann v. Waldstein
beziehen. Das ist entweder Johann von Waldstcin-Wartenberg, der
älteste Sohn Wilhelms, des Stifters der lomnitzer Linie, Oberst-
landrichter, dann Oberstlandkämmerer und Statthalter von Böhmen,
von Maximilian II. zu vielen wichtigen Sendungen verwendet, oder
ein genealogisch nicht einzureihender, Oberstkämmerer von Böhmen.
Melanthon hofft, dass durch Waldstein's Ansehen einigermassen die
ungerechte Wildheit derer beschränkt werde, die den saazer Pfarrer
bedrängen.')
Mit dem utraqu istischen Lehrer in Saaz (Jakob) Sophianus
scheint es über eine Anknüpfung nicht hinausgekommen zu sein.
Sophianus gehörte zu einer Sippe von Poeten, die Wilhelm von
Rosenberg andichteten und mit Widmungen beglückten, der nebenbei
Millionen fiir Alchymie verdampfen licss; Wilhelm und Peter, die
beiden letzten Rosenberge, hatten überhaupt ihre Schlösser zu Frei-
stätten für Kunst und Wissen gemacht. Melanthon erinnert Sophianus
an Theokrits : writ^ (tev TETUiyt lytXo;, (iup^axt Se (lupiia^ ; wie sich Cicadc
□nd Ameise leichter vergesellschaften als Bestien, so auch die Ge-
lehrten leichter, süsser, fester als die Tyrannen.')
In Schlaggen wald endlich bittet der Magistrat Melanthon
um einen Lehrer und einen Cantor. Die Lateinschule von Sclilaggen-
wald wurde bald von einheimischen und fremden Schülern derart
besucht, dass sie einen nicht unbedeutenden Ruf, die Bürgerschaft
aber das Lob verdienstlicher Beförderung der evangelischen Lehre
erwarb. Mit Wiedereinführung des' Katholicismus ist sie sang- und
klanglos eingegangen, wie Bergbau und Wohlstand der Stadt über-
haupt allmälig an Bedeutung verlor.*)
Wir verlassen Böhmen mit der von Melanthon verfassten Trost-
schrift der Theologen in Meissen an die Pfarrherren, welche in
') Corp. Ref. 10. 346. 821. Wolkan S. 32. — «) Corp. Ref. 7, 812. Wunb»ch
l c. 52 (1885). 208. Der Herzog v. Frl<;dlind gehört :ur zweiten Haupttinie Wald,
"fin lu Aroau. — ») Corp, Ref. 7, 793. Balbinus 2, 99. Wolkan S. 365. — ') Corp.
Rii. 7, 226. Birdieil S. 356. Kohl. D. Wiedereinfuhr, der kotho!. Lehre in ... .
S:h]aegeD«ild. 1861, S. 6. Frind, I. c. S. 379. Hori^itika, D. Lateinschule in SchUggen-
».Id. IBM, S. 6.
24
»Behmischen und Laussnitzer grenzen*, um der reinen Lehre willen
verfolgt werden.
Der Zusatz Lausitz — sie war 1526 mit Böhmen an Ferdinand
gekommen — scheint eine Redeblume, da wir nur von Vertreibungoi
aus Böhmen wissen. Die Verjagten werden gemahnt, ihre Gemeinden
im Glauben zu stärken, und mit einer Verwahrung gegen katholifcbe
Hauptirrthümer gestützt.')
In Mähren laden uns Iglau und Olmütz ein.
I g 1 a u gehörte einst zu den wichtigsten Städten Mitteleuropa«,
durch seinen Bergbau. Sein Bergrecht ist das Mutterrecht der Berg-
gesetzgebung von ganz Deutschland und hat die Runde durch ganz
Europa gemacht. Im iglau er Vertrag beschwor Sigismund die
.Prager Compactaten * . Darauf wurde Iglau während eines Jahr-
hunderts der Vorort des mährischen Protestantismus, dessen Haupt-
zierden Paulus Speratus,') Dr. Joh. Heidenreich*) und der Kirchen-
liederdichter Kaspar Stolshagius.*)
Aus einer alten Chronik entnehmen wir, dass wenige Monate
nach dem augsburger Religionsfrieden zwei Abgeordnete des Stadt-
rathes zu Melanthon kamen und um einen Pfarrer baten. Melanthon
stellte ihnen Mag. Albert Cr(e)utziger vor. Diese Familie
stammt aus Böhmen, in den Husitenkriegen bewährt; der Name
kommt noch in Böhmen, Mähren und Oberösterreich vor. Prof
Kaspar Cruciger war mit Luther und Melanthon befreundet; seine
und seiner musischen Elisabeth Tochter heiratete Luthers ,HänschenV
Das Einvernehmen zwischen Iglau und Albert Cruciger währte nicht
lange, da dieser ebenso durchgreifend, als der Stadtrath bedächtii;
vorging. Bald musste der Pfarrer weichen; der Stadtrath sandte einen
Boten an Melanthon, mit einem Entschuldigungsschreiben und voller
Klagen gegen den Entlassenen. Melanthon — der , milde* — wardarüber
so entrüstet, dass er dem Boten nur einen offenen lateinischen Zettel
mitgab, in dem er über das Benehmen der Iglauer und ihre un-
gewöhnlich harten Urtheile sein Bedauern ausspricht.*)
1) Corp. Ref. 8. 428. Mathesius 2, 304. — *) AdB. 35 (l893). 123. — ») E:>d.
11(1880), 303. — *)Jöclier, Gelehrten-Lexikon 4 (1751), 858. Mützell. Geistl. Lieder
1855, S. 627. Fischer, Kirchenlieder- Lexikon. 1878, S. 478. — *) Corp. Ref. 9. 87
d'Elvert, Chronik des Martin Leupold v. Löwenthal, in: Quellenschriften zqt Ge-
schichte Mährens it, O.sterreich-Schlesiens. Sect. 1. Bd. 2. 1861. Wallncr, Gesch. A
Lateinschule zu Iglau während der Zeit d. Protestantismus 1562 bis 1623 1881. ,HiUe
was du hast.* (Brunn). 1875. S. 6. 17. 37.
25
Von dem einstigen Vororte des mährischen I'iotestantismuH
zu der kirchlichen Hauptstadt des Landes, nach Ol mutz, in dessen
Kerker unser meistersän gen sehe Speratus nach der erst kürzlich
lerstörten Sage sein in Thaten und Zeichen erprobtes Lied; ,Es ist
das Heil uns kommen her* gedichtet hat! InOlmütz wurde Christupli
Preuss von Springenberg, aus Pressburg, daher Pannonius, der in
Wittenberg gewesen, Syndicus. Von den 49 Briefen, die Mekinthim
an ihn richtet, gehen fast alle nach Frankfurt, wo Preuss Universitats-
professor war; nur die drei letzten nach Julii mons, wie man Olmütz
irrthümlich aus dem Lateinischen statt Böhmischen ableitete Mit
dem thcuren Freunde ist der Verkehr wissenschaftlich iind fiinnlien-
haft. \felanthon bittet um sein schriftstellerisches Urtheil und Ver-
besserung, dessen Glanz in der Sprache er rühmt, der Diirre der
eigenen gegenüber. In dem letzten Schreiben, kurz ehe die Feder
feiner Hand für immer entfiel, erwähnt er die Kunde, tkips I'reiis^
als Gesandter zu König Ferdinand gereist sei,')
Wir schliessen mit Galizien. Das nach dem Macheiiiiihnlt
und der Einwohnerzahl grösste österreichische Kronhind ist ;iuch
das grösste politische und Gustav-AdoIfVereins-Schmer/en'-kind : in
der Reformationszeit liess es Besseres erhoffen. Bei iler t-rsten
Theilung Polens kamen die Gebiete, die etwa das jetKiL^e Gnlizicn
bilden, zusammen, also mit dem Theiie, in dem vor Allem die
Reformation Fuss fasste, Kleinpolen. Wie den Böhmen, biin[,^t Me-
lanihon den Polen seine geschichtlich begründeten Huldi^^uiu^eu &.\v
Wie eine Mauer haben sie die wilde Barbarei der T,irt;iren viiid
Türken abgekehrt und dadurch dem öffentlichen Wohle mehr !;emit/t
ais die übrigen europäi-ichen Mächte; dafür gebührt ihnen unsere
Dankbarkeit.') Wiederholt wurde Melanthon nach Polen eingeladen,
insbesondere durch Andreas Cricius (aus Krzycko, eig Kr/ycki),
der kurz danach Erzbischof von Posen wurde;') vcrs^t-licn^. Aber
seine Worte scheuten die Reise nicht. Wir begegnen ihnen vorab
in amtlichen Acten, König Sigismund I, von Polen hatte, mhi
seinem Schwiegersohne Kurfürst Joachim II, von Brandi^nlmi^; nnf
die in Frankfurt (1539) bevorstehenden Verhandlungen auhneik^am
gemacht, den Kurfürsten von Sachsen zum inneren Frieden und
zum Kampfe g^en die Türken gemahnt; er beklagte die relii;iiise
n Lexikon, Etgänz. 3 (ITJli ITtili. —
') Bindscil S. 50. HsrllVl.!):! H. >. li'il.
26
Spaltung und Hess seine Feindseligkeit durchblicken. Mit grosser
Kraft wirft Melanthon im Namen des sachsischen Kurfürsten die :
Anschuldigung der Friedensstörung auf die Gegenseite zurück; aodi i
mangele es nicht an Willigkeit zum Türkenkriege, der freilich besser !
wie früher vorbereitet werden miisste. Einen zweiten Brief richtet i
Melanthon an König Sigrsmund im Namen des brandeoburgis(±en '
Kurfürsten von Berlin aus, äusserst massvoll, ja doppelsinnig, rar '
Rechtfertigung des allerdings sehr zurückhaltenden Benehmens
gegenüber den Vorwürfen des Königs.') Im eigenen Namen schrdbt
Melanthon an den kgl. Rath Joh. Dantiskus, den Bischof vmi
Kulm,') und Joh. Tarnov in Krakau. Der edle Tarnov war der ^
grö;;sten Polen einer, freilich einem Calvin nicht bestimmt genug
Den uns erhaltenen Briefaustausch eröffnet ein Huldigungs schreiben
des Gelehrten: Wenn ich die Geschichte der Völker überdenke
pflege ich das polnische zu bewundern, das an Alter und militärischen!
Ruhm hervorragt und beständig treffliche Führer zeitigt; jetzt is
keiner dem Tarnov vorzuziehen, als Hort dieses Theiles von Europj
gegen die skytische Barbarei ; hoffentlich ist Tarnov noch r-i
grösseren Dingen berufen, nämlich das gesammte Europa von der
Tyrannei der Türken zu befreien.')
Sigismunds Sohn, Sigismund II. August, Hess der Re-
formation freieren I^uf, stand mit Calvin und Melanthon in schrift-
lichem Verkehre. Letzterer lobt ihn für die Sorge, dass das kri^eriscli
berühmte Polen Gott richtig erkenne und anrufe. Osius und Andere
— Stanislaus Hosius, Bischof von Ermland, wurde ja der Retter dsr
katholischen Interessen in Polen — versuchen das aufgehende Lidii
zu dämpfen ; die königliche Weisheit, der ausführliche Auskunft lur
Verfügung gestellt wird, wird die Quellen aufsuchen.*} Melanthon
lobt die polnischen Adligen in einer Encyklika, dass sie über
die Verbesserung der Kirche berat hsch lagen, wobei sie sich an die
Lehre der Schrift und der Symbole halten mögen,')
Dem kgl. Rathe Joh, Christoporsky, dessen Vater Peter
von Melanthon gebeten war, seinen talentvollen Sohn noch weiter
Studiren zu lassen, drückt er die Freude aus, mit vielen gelehrten
>) Corp. Ref. 3, 760. 789. — •) Corp. Ref. 10, 365; BLndteil S. 523; Hai
felder B. S. 202. — ■) Corp. Ref. 10, 415; Hartfelder, Zeitschr. f. Kircheogei^h.
(1886). 453; Dalton, Job. «. Lasco, 1861, S. 501. 549. 553. — *) Corp. Ref. 8. 86
9, 379. — •) Cotp. Ref. 9, TBL 788; Matliesius 2, 341.
27
Mannern Polens in trauter Freundschaft verbunden zu sein, und den
Wunsch, dass die Fürsten auf eine heilsame kirchliche Ueberein-
slimmung sännen.')
Unter den wenigen Urkunden über die Bekanntschaft mit
Joh. a Lasko, dem polnischen Bibel Übersetzer, finden sich doch
iwei, freilich noch nicht veröffentlichte, aus der Zeit der Heimkehr,
nachdem Lasko als Superintendent der reformirten Gemeinden in
Kleinpolen fiir eine Union der Lutheraner, Reformirten und
bobmischen Bruder thätig war,') — - —
Verehrte Festgenossen ! An Festen soll man nicht geizen.
Deshalb mag heute der engere österreichische Rahmen überschritten
werden; wir .«ind das auch unseren transieithanischen Gästen und
Commilitonen schuldig. Bei den Beziehungen Melanthon's zu Ungarn
iinc! Siebenbürgen können wir uns um so kürzer fassen, dank treff-
lichen, freilich wenig bekanntgewordenen und nicht ganz erschöpfenden
Vorarbeiten.
Die Magyaren standen nicht ausserhalb der Gelehrten-Republik
jener Tage, die in Folge der Einheit der Literatursprache eine weit
ausgedehntere war, als heute; Melanthon's Weltbürgersinn hatte auch
Platz für Ungarn; er betrieb mit ihre Unterstützung gegen die
Türken, obschon des Sultans Drängen wiederholt die Protestanten
schlitzte. Als auf den Zinnen Ofens der Halbmond aufging, schreibt
Melanthon flammende Worte, denen gegenüber leider die dazwischen
liegenden Jahrhunderte versinken: O rem miseram! Nostri heroes
«dent domi, deliberant fortasse. si quid rei seriae agant, ccrtant
iritcr se libellis. Nostri Germani tantum de suis finibus tuendis
deliberant, adeo virtus antiqua exstincta est. Quolidie tarn atrocia
nuntianturdeTurcarumfurore, utdepericulispubliciset calamitate totius
orbis terrarum cogitans paene contabescam. — Der .milde* Meianihon
fahrt fort wie der grimme Gladstone oder der neue englische
Tyrtäus Watson : Omncs concurrere et arma capere deberemus, vel si
cessant nostri duces, Deus adjuvet nos et puniat impeiium Turcarum.')
Mit der verwitweten Königin Maria von Ungarn und
Böhmen waren Melanthon's Berührungen nur mittelbar. Vom Con-
fessions -Reichstage schildert er sie als eine Frau wahrhaft heroischen
•) Corp. Ref. 10, 3S0. — ') Corp. R(f, 10. 379; Bindseil S. 398. Wallen-
li'tgiche Kirchenbibliothek lu Landshul in Schiet., I. c. Bd, 1, 146 f. — ') Corp, Ref,
3 «7. 4, U2. 165. 661 f. 703 f. 8, 533; Bindseil S. 112. 273; Friknüi S. 42 f.
Geistes und ausserordentlicher Frömmigkeit, die versuche, ihren
Bruder Ferdinand den Protestanten zu versöhnen. Marias cwaji^t-
lische Gesinnung ist freilich damals, namentlich von Luther, über-
schätzt worden.') Ihren protestantischen Hofprediger Joh. Hcn
iässt Melanthon griissen und verwendet sich für seinen Neffen.
Der uns schon bekannt gewordene Herr von Jägerndnr{
MarkgrafGeorg von Brandenburg,') der Erzieher von Maria
unglücklichem Gatten, unterstützte die Theologen in Ofen, V
Windsheim') und Simon Grynäus, dies glänzendste Gestirn
seines Jahrhunderte lang zu Basel blühenden Geschlechtes,')
Cordatus verstärkte vorübergehend an der ofener Universität die
lutherische Strömung; dieser aus husitischer FamiUe in Uns
geborene, verdiente, aber rechthaberische, beschränkte Mann
später auch mit Melanthon in Streit gerathen.*) Zu einer ungle.i-"^
bedeutenderen Thätigkeil gelangte in Ungarn der sogenannti:
.magyarische Luther*, der spätere Bannerträger des Ca!vini?mu>,
Matthias Dcvay Birö. Melanthon nennt ihn einen durch
Glauben und Frömmigkeit. Gelehrsamkeit und Klugheit au-^
gezeichneten Mann, den man nach Homer's Gebot als Biul?^
verwandten behandeln miis.ee. Fr schenkt ihm seinen Kolosser-
Commentar mit einem allerdings ganz unpersönlichen Sinngedichte '
Den schon zweimal eingekerkerten D^vay sicherte der Magna:
Graf Thomas Nadasdy vor weiterer Verfolgung, der Reichthum
und Bildung mit Reformationsgeist verband. Auf D^vay's Wunseii
gibt Melanthon ihm eine Empfehlung an Nadasdy mit, der im
Begriffe war, eine Schule zu errichten. Er ermuthigt ihn dazu mit
zum Thcile sehr naiven Gründen : Die Griechen haben den Mufcn
Herkules zugesellt, weil die Wissenschaft durch das Ansehe.-
tüchtiger Führer zu schirmen sei; nun steht es fest, dass die Ungarn
" Corp, Ref. 2, 178: Schmid, Mflanchlhon. 1861, S. 219; Molhesius I, lii?.
Fiiedensburg, Nurtiaturberichte, 1S93 s. ».; Kolde. Btiir. i. baier, Kirchenges:! . i
(1896J. 82 f. — ') Corp. Ref. 2, 685. 4. 1052. 6. 467 ; FraUnJi S. 33. 38, -
•) -S. ob., S. 15; Neustadt, MtrVgtsf Georg v. Br. als Etiieher am ung«, H. 1%
1883. — *) Corp. Ref. 10, 395; Maihesius s. v. — <■) Corp, Ref. 10. 367; Ur.,
buch 13 (I8ü2). 3; Hartfeldcr .\. B. s. y. — •) Corp. Ref. 10. 352; Bmd^f:
S. 360; Harifeldrr A., S. 610, 539. E. t, v.; Anakct». Mathesim, Dre«] f, v, -
I) Corp. Rpf, 3. 336. 375, 416. 15, 1221; Klein 2, 96f.; Bauhofet S. 61 f.: B.rl •
S. lOf.; Liiibergei ,S. 18 f. 28; Frakniii 7f,; Heriog.Pli«, Real-Encyklopädi.; ;i-
(lfi78). 572: Bod S. 237 ; HatKdder A , S. 587, 152.
von Herkules stammen, deshalb wird Nädasdy den Scliutz der
Studien als eine Famiiienehre ansehen.') Gleichzeitig emprahl Me-
lanthonjoh. ErdÖsi Sylvester, den magyarischen Bibelübersetzer ;
sein neues Testament wurde in der auf Kosten des Grafen eingerichte-
ten Druckerei ') gedruckt. Der Dreibund Nädasdy, D^vay. Sylvester
fesste bereits den Plan, die Reformation durch Schule und Schriftthum
zur Durchfuhrung zu bringen. Durch Franz Nädasdy wurde dieser
Segensname in der Gegenreformation befleckt, der eine Bibei am
Brritspiess rösten liess und als Verschwörer auf dem Blutgerichte endete.
Als der gelehrteste Kämpe der ungarischen Reformation gilt
Leonhard Stöckel aus dem wegen seiner Heilquellen be-
liebten Bart p ha, Bartfeld, der treffliche Schulmann, frut^htbare
Schriftsteller und einflussreiche Rathgeber bei kirchliclien Ver-
sammlungen, Nachdem er fast ein Jahrzehnt in Gesellschaft der
leitenden Männer in Wittenberg mit wissenschaftlicher Arbeit zu-
gebracht, erhielt er einen Ruf an die Schule der Vaterstadt. Me-
lanthon bittet um Aufschub und schickt statt seiner Bartholomäus
von Mansfcld. Im nächsten Jahre folgte Stöckel der erneuten Auf-
forderung, obwohl Melanthon ihm die Erziehung der Sohne seines
Kurfürsten anvertrauen wollte. Kurz darauf wünscht man ihn in
Breslau. Melanthon, vom Rathe zu Bartfeid gebeten, Stöckel daselbst
Hl halten, erwidert, er könne diesem nicht von einem grösseren Orte
abrathen; sein Bruder würde dessen Platz ausfüllen, wie überhaupt
Ungarn genug gelehrte Männer für die bartfelder Schuljugend habe.
Doch Stöckel blieb. Nun fordert Melanthon selbst ihn auf, Pfarrer
in Mansfeld zu werden, mit der Lockung durch die Nähe der Hoch-
schule und der Entfernung von der Türkengefahr ; er schickt ihm
eine griechische und lateinische Umschreibung des 133. Psalmes,
wie seine neuesten Arbeiten, so dass Stöckel mit inniger Neigung
an dem gefeierten Lehrer hing. Als dann daheim Misshelligkeiten
eintraten, und Stöckel's Gesundheit geschwächt war, versuchten
abermals die Breslauer, ihn zu gewinnen; doch weder sein noch
MeUnthon's Wunsch vermochte die Bartfelder, ihn ziehen zu lassen,'}
ij Corp. Ref. 3, 417. 8, 512; Bauhof« S. 96; BorbLs S. 18: Linberger
S. 17-19; Frakn^i S. 35. 38.; Hertog-Pliu ]. c, 3' (1878), 574; Bod S. 332, —
'I Linberger S. 17. 19. Ueber Job. Drugnitiut r Corp. Ref. 8, 513. 885; KraUnüi
>. Ja. — •) Corp. Ref. 3, 1068. 5, 445, 469. 9. 849; Klein I, 186 ff.; Ilauhofer
-.72; LLnberger S. 16. 22: Frakuöi S. 9. 35; Abel, Ungar. Revue. 7 (1887), 705 f.
30
Auch für Saiomo Scherer aus Bartfeid verwendet sich Melantho:)
bei dessen Magistrat.') '
In einer für Bartpha und Eperies gemeinsamen Angelegcnhc ;
•iteht im Mittelpunkte der Pfarrer von Eperies, der spitifindije
Matthias Lauterwalt, den Melanthon als so streitsüdfii;
schildert, dass er noch mit Charon im Kahne disputiren würA.
Michael Radaschius (Radaschinus), Pfarrer von Bartfeid, ineiilB!
den Witlcnbergcrn, dass man bei einer religiösen ZusammenkifiA ■
sich mit Lauterwalt über einen Punkt nicht habe einigen könneti.j
Lauterwalt's Bekcnntniss lag bei. Bartfeld und Jriperies bitten icj
Entscheidung. Melanthon stimmte gegen Lauterwalt und rieih, ■.31
Beharrungsfalle, zu dessen Absetzung, die auch erfolgt m M.-.J
scheint.')
In Eperies treffen wir auch Sigismund Torda aus GyslJ-.
daher Goleus, auch Geloo. Melanthon entwarf ihm die Magisterredt
und sah ihn nur mit Schmerz scheiden. Torda wurde Rector ii
Eperies, dann trat er in den Dienst Ki.inig Ferdinands.') Eine TA
lang unterstützte er seinen Schwiegervater Georg Werner in da
Verwaltung der ob erun gar i sehen kgl. Einkünfte. Diesem durdi
Bildung und Beredtsamkeit ausgezeichneten kgl. Käthe empfielill
Melanthon Paul Scipio.*) Für Torda verwendet er sich bei Peter
Perenyi, einem so mächtigen Aristokraten, dass er Ungantt
Krone auf sein Haupt zu setzen plante, doch den Tod im Kerkff
zu Wiener-Neustadt fand. Er gab seinen Unterthanen evangelw:ba
Seelsorger und wurde Stifter der evangeli.schen Schule zu Sar^wJ
Patak, wo später Comenius den verunglückten Versuch machte dit
AUweisheits-Ideen in die Wirklichkeit einzuführen.')
An den Magistrat der kgl. freien Bergstadt Kremnitz, iiachs
Ofen, der ältesten königlichen, durch das Theoiogengeschlecht Jn
Chladenius in der Ferne nicht fremd, schrieb Melanthon einen o9
vervielfältigten Brief fiir den in Wittenberg ordinirten Paului
') Dolescball, Zeitschi, f, kircli. WUsenicli, a. kirgh. Leben 6 (1885), 391. (fiii i
S. 39.) — ') Corp. Kef. 8, 352. 3M. 358 (. 360. 9. 516. 819. Borbis S. 19. K.-Hi
D. Baccalanrei 1891, S. 30. Fraknüi S. 39. Frank, Gesch. d. prol. Theol, 1 (lSi?i
151, Moller, Oämnder 1870, S. 314 f. 335 f. Adü. 18(1883', 79 f. Haunleil«. An-iW
Schule Melacithlhon'a 1897, s. v_ — ', Corp, Ref. 9, 821. 10,743. FraVnüi S.B4!T-
») Curp. Ref. 3, 233. 447. Fraknöi S. 30. 35. — «J Corj., Ref. 5, 715. 10, 35. B
hofei S. 76, Fraknöi S. 28,
31
i i t i u s (Niceus) aus Nemesvalh (Namslau). ') Dem Kremnitzer
'aul Rubigallus stellte er ein Zeiigniss aus; Rubigallus wurde
'farrer in Schemnitz, der ältesten Bergstadt Ungarns, die im
'littelalter von flandrischen und niedersäcl isischen Colonisten be-
ölkert, im XVI. Jahrhunderte slovakisirt wurde.-) Dem Bürgermeister
onSchemnitz.Quirinus Schaller, wird Martin von St. Elisabeth
mpfohlen.') Einen allgemeinen Geleitsbrief voll rührender Fürsorge
teilt Melanthon für Ungarn aus, damit ihr Gepäck vom Zoll nicht
lelästigt werde.*)
Unser im Geschwind seh ritt zurückgelegter Ausflug endet in
iiebenbürgen.
Matthias R a m a s s y (Ramser), Pfarrer in Hermannstadt,
latte ein Buch über die Reformation der kronstädti.schen Kirche
'crfasst und um das Urtheil der Wittenberger gebeten. Sie billigen
s, Melanthon schreibt die Vorrede. Ein Jahr spater bittet Ramser,
n Schwierigkeiten, kirchliche Gebräuche betreffend, um Aufklärungen
in ihn selbst und den Magistrat, die bisher leider noch nicht ge-
linden sind,')
Besonders willkommen ist uns zum Abschlu.sse Jakob
rlonter. evangelista Hungariae oder Dacicus, der Humanist,
i'bilosoph. Theolog, Redner, Mathematiker, Zeichner und Buch-
irucker, dem sich, angesichts seines nahenden vierten Säculartages,
Mehrere Federn geweiht haben.'}
Honter, der mit tiefer Frömmigkeit und sittlichem Ernste die
Frohe Begeisterung für die Schätze des classischen Alterthums zu
finer harmonischen Einheit zu verbinden wusste, war für die sieben-
tiiirgischen Sachsen Luther und Melanthon zugleich. Eine der letzten
Arbeiten über ihn meint, die Sage habe ihn zu einem guten Freunde
') Corp. Ref. 8, 162. Fraknöi S. 34. 39. Bucliwald, WiKcnbdrg. Ordiiiirten-
buch, 1, 89. Nr. 1430. — ') Corp. Ref. ö, 750. 7, 560. Fraknüi .S. 34. — ') Corp.
K(f, 6 äO. Friknüi S. 35. 38. Ob Wolf. Amph« Coi|i. Ref. 7, 602 nacli Schemniii
(ffiknOi lässt ihn aus) oder Chemniu gehörl, ist iweifelhaft; er ist weder hier noch
■tili fesdustelien. — •) WenigBlens anmetkungsweiae seien noch erwähnt .Stef. HarsHUi
iFrikr.-.i S, 33), sowie Baithol. Georgiewi« (ebd. S. 38), der nach melirjÄh.iger lUrkiacher
liefmgenscbaft Meluthon's Gast war {Bod -S. 239); namenlos isl die Ad.esje einer
"ich Ungarn gesandten Eiorlerung über dos Abendmahl, Ci.r]i. Ref. 9, 10.19. — »} Corp.
f.-.ä, 170. 173.053. Bindteil S. 210. Fraknüi S. 38. Bod S. 258. Hanfelder A. S. 599.
ül. — •) Wolf, 1895. Höcbsmann, 1896. »gl. auch Becker, D. Volks.schule der
"^I.enbdr6.-Sach5en. 1896. Bod S. 252.
II.
Melanthon und Nidbnick.
Alis den HandschHftm gyjy i mtd k der k. k. Hofbibliothek in W
\'on Dr. VjcroB Bist in Wien.
Einleitung.
Zum Melanthon- Jubiläum dürften einige unedirte Briefe an den-
selben aus der Nidbruck'schen Briefsammlung (Handschr. Nr. !*737
i und k der Wiener Hofbibliothek) freundliche Aufnahme finden. Sit
rühren von dem gelehrten kaiserlichen Rath Caspar v. Nidbruck ') her
und bilden ein Gegenstück zu der Publication des Adalbert Horan-iti.1
der aus der angeführten Sammlung nur die Briefe des Melanthoa
an Nidbruck herausgab, und zwar sechs Stücke (Nr. 1, 2, 3. 5
6 und 7, wovon Nr. 3 und 6 kurz vorher von Bindseil in dem
Supplement zum Corpus Reformatorum •) gedruckt waren).
Die folgenden 11 Briefe aus den Jahren 1553 — 1556 geben
uns ein klares Bild von den innigen Beziehungen der beiden gesinnung?-
verwandten Männer zu einander.*) Einedirecte Betheiligung Melanthon'^
an den grossen kirc he n geschieht liehen Arbeiten der Magdeburgf
Centuriatoren war bei der grossen Spannung zwischen ihm unJ
Flacius wohl ausgeschlossen; trotzdem versucht Nidbruck seinen grossen
Freund mittelbar zur Unterstützung und Förderung heranzuziehen.
Als Nidbruck, von Flacius darum gebeten,') sich an einige
gelehrte Freunde, wie Simon Schard,') Georg Tanner,') Johann«
') Vgl. Jahrbuch 1896, I. und 11. Hefi, S?. 1—24.
<J BeiCriige id den SammlQngeD von Brieren Philipp MeUnchthon's in il^n
Siliungtbe richten der Itais. Akidcmie der Wissen icb>rten. Philosoph.-hiil. Cl. 76. M.
Ift74. S. S99-324.
») S. 382 und 392.
•) Vgl. darüber Horawili, a. ■. O.
•) Flacius an N. ddo. 9. September 1555 {K foL 14) und I. Jänner lä56
10737 I: toi. 16).
•) N. an Schard ddo. 31. MSn 1666 («, Fol. 54).
'1 N. an Tanner ddo. 19. September 1556 (*. fol, 1251
33
treoirencn Quark beleidigt haben. Melanthon gehört überhaupt zu
0 Mannern. denen trotz aller ihrer , Menschlichkeiten' eine gewisse
rii<?e, eine , interessante* Grösse immer zugesprochen werden wird.
m-.f-s, der Menge wird er nie ,imponiren*. die immer hinreissende
l):;lichkeit vorzieht begütigender Allmähgkeit; nie wird Melanthon,
1 lenig wie Cahnn, die Volksthümlichkeit eines Zwingli, ge-
dweige eines Luther, geniessen, des Adams unserer neuen geistigen
Wiordnung oder, um in Melanthon's Bildern zu bleiben, des
oivmpischen Donnerers', des geistlichen Achill und Phiinktet, der
tuen Platz sogar in der .Walhalla' gefunden hat.
l'msomehr ist es Pflicht akademischer Gemeinschaft, Melanthon's
itdachtniss zu ehren, aber wieder nicht nur akademisch, sondern zur
lu- sung von Thaten, so dass das Monument zum Moniment wird.
as^i wir uns hinziehen lassen zu diesem Vorbilde begeisterten Zu-
unmenschlusses der universitas litterarum im Dienste des Evangeliums ;
1 diesem Vorbilde unversicglicher Arbeitslust, trotz der Feuergeissel
m Krankheit und Kummer und des Gebeisses der Busenfeinde ; zu
ttam Vorbilde unentwegter Berufserfüllung auch gegen Natur und
leigung; zu diesem Vorbilde geistiger und dinglicher Spende-
ttdigkeit und Aufopferung!
»1697, H. lu. u.
^
ad T. H. dedi, potuit certior fieri. Deus singulari benefido et mt
hactenus inter varia^ procetlas conservavit et studia mea promoi^:
benigne. IVoximis enim comitüs Augustanis anno 50 ad coii-
dicionem vocatus ap id Seren issim um Regem Maximilianum seqyrr
vucationem et officia praesto, qua possum (ide atque sedulitat;
confido etiam Serenitati Suae hactenus a me satisfactum. Quod vtr^
mihi summum est atque me ipsum concernit, vixi in hunc us>:ij;
dicm animo tranquillo; norit H. T, quid velim, Neque omnis spc
excidit. quin deus sua gratia nobis sit adfuturus, tcmpus opili;;ar.ii
opportunum ipsi notum est; nos precabimur, ut gratia sua anitrif
praestemus. quae praecepit, diligenter, praeparet corda no'j-
gubernet consiÜa, dirigat actiones ad nominis sui gloriam, verai^ifr.
rerum propagationem et salutcm nostram. Pii viri omnes üot
parum afficiuntur calamitate ccclesiarum ac perniciosi^sima prae«:i::
scholarum dlssipatiooe. Non posset satan virulentiori telo n -
impetere, quam sl pios cr.nventus turbet, studia litterarum rem--
retur et cursum verbi atque doctrinae pervertat. Hinc enim liirrv
biles tenebrae, superstitiones. neglectus religlonis, contempn:'
disciplinarum et nescio quae non barbarica ex consequentia trahuntur,
Quapropter et maiorl cura atque diligentia certas sententias rctioere
deberemus. et ab Üs, quos nutrices ecclesiac decet esse, occurrcnduni
futuro malo et invigilandum esset. Ex hac parte non dcest h<-
nigna propensio in rem titterariam neque occasiones et ration»
dccssent, nisi hacc tempora adeo iniqua atque perturbatio rerutvi
tam pcriculosa inddi<tsent. Certum enim est, quod ex te didi:,
et Euripides meo indicio vere dicit; ,-/ü)pa; xax(o9-e:aae vossiv xii
xi Tüv O-eöv*. — Novi quibus mediis res litteraria atque studionr.i
promotio tentanda esset et cum T. H. cuperem de ea re confere
si occasio aut iter Ita ferat, quod forte aliquando dabitur; agno« ■
etiam, mc ac qucmlibet amantem veritatts id litteris debere, "i
studia promoveat, sed nunc parum integrum est. Deum, aetem."
patrem domini nostri Jesu Christi ardentibus precibus inccssant«
invocabimus, nc caecitate nos puniat; sed nomen suum redi'i:
illustre, accendat corda principum spiritus, mitiget iram suam ii
pios conatus conservet. Eundem precor, ut et te una cum aliis pi-*
et doctis viris incolumem conservet et nos nostraque studia rcsT'"
quo aliquid a nobis fiat ÜTcäp Tf,; sOBoxia; äOtoO, Vale tibi fc'.'':
nobisque, praeceptor observaiide, in multos annos utilis, donnn'
37
mag. Paulo Ebero,'} Ambrosio Reutter, vetcri hospiti atque aliis
bonis viris salutem plurimam T. H. ex me dicet non gravatim,
quod ad me et T. H, et illi scribcre digriabimi, quod rogo ne
intermittatis; tuto reddetnr, si ad Leopoldimi Schwibermair per-
ferantur. Datum raptim Gracü, 25 Novembris anno 1552, quo die
Encomiomm templunn Hierusalem per Judam Machabeum est
recuperatum. Benignus pater coelestis nos templum suum repurgct
ac impollutum occupet atque custodia!. Rcliqua ex magistro
Balthasaro T. H. cognoscet, qui statum harum regionum vidit.
Tui studiosissimuR Gasp. ä Nydbruck,
iur-isconsultus, Serenissimi Bohcmiae
regis consiliarius.
Nr. 2.
Wien. 10. August 1553.
Nidbruck an Melanthon.
Pontanus wird die Neuigkeiten erzählen. Bereitwilligkeit, ihm
eine Freundschaft zu bezeugen. Wundert sich, dass Melanthon nicht
chreibt. Griissc an Paul Eber. ^
Handschriftlich (Concept): i, fol. 32.
-Adresse: Domino tp. |i.
S. P. Cum dominus d. Pontanus junior confectts negotiis suis
hinc discederct, noiui committere, praeceptor cArissime, quin
saltem tc per litteras salutarcm, Quod hoc tempore rerum nova-
rum hie spargitur, ipse Tuac H. referre poterit; veüem occasionem
mihi dari tibi atque omnibus bonis vJris gratum meum promptum-
que animum declarandi, De te inter nos fit nisi honorifica mentio,
quod vero tibi scribo, ac sempcr, quantum in me erit, id indicare
non cessabo, quod res ipsa est. A te quod nullas accipiam, nescio
quid causae sit; cum tamcn rector huius universllatis Miischlerus ^
recentes habeat, una opera et eodem tabellario id expedire tuae
erat ergo me bencvolentiae, Pudet me, multa offerre, cum profitear,
me tibi non parum debere et tamen irrequisitus ac inscius praestare
nequeam, praeterea dicere has litteras ab aulico potius quam candido
') Henog-Plitl Hauet, Rc«!Encyklopädie. IV. S. 8 fg.
'I Georg MaschtcT au* Schwaben. Professor der Dialeciifc nn der Wiener Uni-
""im, im April 1563 lum zweiten Male Keclor; vgl. Aichbach, G»ch. d. Wiener
'■■"!•■. 111, 1888, S. 387.
38
amico profectas. Fac tu periculum et si nihil sit, in quo tibi com- {
modare queam, studiosum aliquem et pium virum vel adolescentem. 1
qui hie mea opera iuvari possit, si mihi saltem comoiendavens:;
sentient commendationem non sibi inutilem fuisse. Domino magistro i
Peuccro *) scribo de nostro negotio h'tterario. Dominum magistrim ^
Paulum Eberum ') plurimum saluto; iam novit, num commissumi
negotium de puero austriaco diligenter et fideliter apud Yitricusi;
expedierim; alia si iniunxeritis, non remissius curabuntur. Dens v-T^i
ecciesiae et rei litterariae quam diutissime incolumes consenetV
Valetc in domino!
Viennae 10. Augusti 53 . .
Tuus discipulus Gasp a Nydbruck.
Nr. 2b.
s, 1, 23. September 1553
Meianthon an Nidbruck.
Antwort auf Xr. 2.
Druck: Horawitz. a. a, O., S. 304.
Nr. 3.
Wien. 3. October 1555.
Nidbruck an Meianthon.
IvNlaxnert. mit Hubert Lang'jet nicht länger beisammen gewesen
5U suf\n. Peucer soU auch scliretbcn. Lan^jet wird die Neuigkeiten
Nctvhten.
Hjittv.l$chr-h*ich: L fv\' 4*A
Asir?Ä*: ?. n. v!c v::i::ti oct^brts 53.
S. P. K^5t pjurcn^ ^t. ^--».xi r«MC3 no\*arum scribam, pne-
c^y^oc k^its«\a.ec<'. rc*,;; taiDen c:rac dominum Hupertura B r-
^ux-su* ^•^>f \:t^'^ T2Ät;< ad re iwr'.aiTC. Per^xata ftiit cc«nver-
sjl:*«." -j^^.is r^i'Ä ec i».>:t.:ai est et bor:ar;nn rcnxm stuciofu?, et
certT o^*5iJTf'^^ Yc' *".^5^-s r!Ks 'tii ierrent. ut nofacscum h£c a::.,-^-.-
sV,^ ^*x;ff%rt^ \x*t>sec. ^':ri 'ri>; r<r v^crim licrdsset de plunbus re:?u5
\*r\\',v-7< sVt'v'o ^.rvif >ic - fet Mir«^ irter a»?* :>er Ilttcras. Tu.
hoc loco facio, quod debco, honestam mentioncm neque exosus es
Omnibus, ut harum lator indicabit. Si quid rescribere saltem dig-
neris, gener tuus '} suis coniunget. Quae hie sunt rerum novarum,
dominus Hiipertus referre potent, atque ita vale in domino, qui
te incotumem conservet. Si quid a te accipiam, vicissim in respon-
dendo cro impigcr. Tibi rerum novarum nihil offerrj, praeatabo
vcro semper, quae tibi grata esse scio. ac si quos hie vel studiosos
vel alios iuvarc in tui gratiam possim, ne verearis eos ad me
remittere; faciam sincere. quod amiciim dccet.
Datum Viennae 3. Octobris 1553.
Nr. 4.
Wien, 18. November 1553.
Nidbruck an Melanthon.
Durch eine dienstliche Reise am Verkehr mit Bernhard ver-
indert, bittet er diesen um Entschuldigung^. Melanthon möge ihm
ft schreiben. Findet im literarischen Verkehr Trost.
Handschriftlich (Concept): i, fol. 55.
Adresse: <p. ji.
S. P. Tuas per famulum ad me miserat dominus d- Bernhardus ")
sed illo ipso tempore mandatum a Regia Maiestate acceperam, ut
sine ulla mora me darem in iter, ut non fiierit otium de meis
rebus cogitandi vel etiam, quod periucundum fiiisset, conferendi
cum ipso; salutaveram in aulam adventantem et lubentissime
pluribus de rebus fuissem cum eo locutus; scio enim, quod iudicio
atque usu rerum non parum valeat et sit vir bonus. Collegas
quoqtie suos utpote vctcrcs commilitones lubens convenissem, sed
Rcgiae voluntati pro officio meo fuit in hac causa obtemperandum.
Sperabam quoque me ante ipsorum abitum ex Saxonia Viennam
reversurum: tum licuisset ipsorum familiarftate et conversatione
frui; sed spe frustratus .sum et ego in reditu meo aliud iter pro
re rata ingressus sum, ut nee in itinere occurrerint. Excusabis me,
piacceptor humanissime, si quando ad dominum d. Rernliardum
scribas; forte in posterum conveniemus alio in loco, ubi tum
compcnsabo, quod nunc pro offidi mei ratione est intermissa. Dum
I C«spai Peucer; vgl. Nr. 2.
'] Bernhardol Frisiu?, cWnL^cher Gewindter ; vgl. Melanihon an N. ddo. 23. Sept.
1^3, bt\ Horawili, a. a. O.. S. 306.
40
in Saxonia nunc essem, nihil ad te scripsi, quia sciebam. domin:
Hupertum') in itinere esse, qui et meas Tuac H. sit rcdditur
Egu quod antea aliquotics scripsi, nunc quoque rcpeto, mc te
ut praeceptorem revereri et facturum setnper in tut gratiam, qu
potero. PergraCum feceris, si ad me saepius scripseris; nihil eniir.
est, quod hoc tempore perturbato JCa me recrcare solcat, a
piorum doglorumquc virorum litterae et mutuae studionim
municationcs, ad haec Icctio piorum Script onim, e quibus
solationes haureo, dum ab occupationibus et negotiis vocali>rLi
aliquid temporis conceditur; video enim, quam inanes sint hominiim
pleraeque cogitationes et nihil fecundant solidum, quod diTi^at
voluntati non consentiat. (
Deus aeternus pater protegat ecclesiam suam, det ilH pacco,
concedat nobis veros doctores cum pane atro, quo nunc pas"iii'
germania propter quorundam cum in ecclesiis tum et politiis per;i;
ciosum furorem. j
Vale in domino, quitc confirmet ac conservet incoljmeni |
Datum Viennae, 18. Novembris 15ö3.
Nr. 4 b, '
s. 1. 23. December 1553
MelantfaonanNidbruck.
Druck: Horawitz, a. a. O.. S. 305.
Nr. 5.
s. 1. S. März 1554
Nidbruck an Melanthon.
Dankt für den Brief vom 23, December. — Fürchtet m;i
Melanthon wegen der Schlechtigkeit der Menschen den Hereinbrudi
noch ärgerer Wirren. Gott möge sie schützen. — Schriften erhalten.
Handschriftlich (Concept): i, Fol. 32'.
S. 1'. Accepi tuas 23, Decembris scriptas.') praeceptor obser-
vandissime, et certe non parum me e-xhilarimt; nam, ut antea aJ
te scripsi, ita nunc quoque dico, vere nihil esse, quod in tantis
occupationibus et perturbationibus gratius mihi acddere po^i-
quam si a püs vins tale quid acdpiam et intelligam, ipfo? in
mediocri tranquillitate esse.
>) Vgl. Nr. 3.
1) Vgl. Nr. 4b.
41
\am, ut tu quoque scribis, in hac delira mundi senccta ')
vereor futuras maiores confusionc;,'} quam antea; ingratitudo enim
nostra id meretur, ut qui ad veram agnitionem vocati. contumaces
5umus prorSiis ncque poenis ad poenitentiam letrahi possiimus ac.
quod horribilius est, spernimus verum et prsecipuiim culti)m. ut
illud non raro in mentem veniat: n:yG> -Aal Tieii'^tia; tö jiE7iptü|iivsv.
quod et tu proxime scripsisti, fatalu esse causas accersere fati.')
Nostrum est ingemiscere, luctari contra satanae machinationes et
Organa ac facere officium fideliter: ipse enim xaipSio-f/iiiatr,; erit
etiam opitulator, nam ubi iugum. ibi Christus erit. Consolemur
tgitur nos invicem, praeceptor oh-ervande; lu. quod praesens
benigne praestitisti obm, quaeso absens per Utteras non mihi
denegcs, pietatisinluitum. nempe ut de rebus veris mecum saepius
conferas et ut deum ores, quo f:iciat me vas misericordiae et
studia conatusque nostros dirigat ad nominis sui gloriam, Nolo
ad particularia descendere, hoc ilico me omni spe deslitui fruc-
tum aliquando faciendi et quae inierea ferenda, feram lubens, modn
-(ii d-E^ quid fiat ü^Uf eüSoxeta;. Ipse cogitare potes, in quo agone
sim aiiquoties, opräv tijv Toifiav-xl/v. ne quid gravius dicam, Tfj; äJ-ijH-Eia:;
i[i£;v(i); (sie!) :pepo[ilvr;v, tarnen hnnesti propositi cogitalio 5uvsi5i;
■/.ai>apiv xa; l/.raSej iya&ai eü:ppa;v£;v Eji* ifaviz^. Pagcllas tuas
accepi et legi perlubens et vehementer rogo, ut saepe el multa
ad me mittas et addas litteras prolixas; sincero amico et disci-
pulo scribes, qui si in tui gratiam nihil hoc tempore possit. sit
tarnen tui tuorumque studiosis^imus futurus et in communi negotio
Votum suum et lamentationes piorum virorum precibus adiuncturus.
Deus confirmet in nobis.
Wien. 2a. August 1554,
Nidbruck an Melanthon.
War durch fünf Monate auf Gesandtschaftsreisen; daher ve
hindert, jenen Mann zu empfehlen. — Dankt für die Bücher. -
'j ,In hac delira mundi lenecta el fiilut.i- esse mai'MCs eonfuüiones genci
liiiinani' ; igl. Horawiu, s. ». O., S, 305,
•) ,Sed hoc quoque faule est, ciusai jicrrscre f.iri- ; cbd, S, 306
42
Wird dem Pcucer keine Briefe senden, weil dieser auch nicht schreib:
Sendung an Carlowitz.
Handschriftlich (Concept): i, fol. 11.
Adresse: cp. \i,
S. P. Tuas festo natalicio Caesareae Maiestatis scriotas
praeceptor observandissime, accepi ante octiduum, abhui enim pc
menses quinque in legationibus apud Electores Rheni, Juliacensci:
Wirtembergensem et alios. Quae profectio fuit certe periucund
vel praecipue hoc nomine, quod confectis Regiae Maiestatis negotii
cum doctis ac piis nonnullis viris et amicis licuit conversa:
familiariter. Non potui itaque illi commodare, quem commenda
Veras; fecissem alioquin in tui gratiam, quod amicum et gratuti
hominem decebat. Si in posterum quid iniunxeris, intelliges. quani
te faciam quamque amari me abs te desiderem. Habeo gratias d
libellis transmissis atque ut ita pergas, peto reverenter. Xüii
scribo genero tuo,*) quia factus est piger in colenda atnicitia
nihil scribit; quapropter neque responsum a me expectet: Hortari
igitur ita det operam liberis et litteris, quo et amicorun
memor aliquid ad me, ita vicissim neque ego in posterum amk
officio admonitus deero. Misi quaedam ad d. Carlowicium,'» qu2
communicabit. Deum ora pro me, ut me gubemet atque custodia!
Rescribas quaeso, quandocumque et quotiescumque per occasioneü
licebit atque vale nobis incolumis in domino.
Datum Viennae 23. Augusti 54.
Tuus ex animo.
Nr. 7.
Augsburg. 9. Juni lö55.
Nidbruck an Melanthon.
Hat mit Carlowitz über ihn gesprochen. — Möchte mit M
zusammentreffen. — Wundert sich, dass Peucer nicht schreibt.
Handschriftlich (Concept): i, fol. 272.
S. P. Nactus hanc opportunam occasionem, praeccpta
observandissime, nolui dominum Joachimum Camerarium •) nostruit
1) Pcucer, vgl. Nr. 2.
«) Ucber Christian Carlowitz, Allg. D. Biogr. III (1876), S. 788 fg.
8) Wahrscheinlich Joachim Camerarias junior; vgl. Literatur bei Loe^chf
Mathesius 1895: s. v.
43
ad vos sine meis rcverti, Feriucunda certe tui mentio milii fuit,
cum de mercibus tuis Lipsiam proximis nundinis allatis nuntiaret.
nempc de nepotibus tuis, et valetudincm indicaret mediocrcm esse
ac mentem quietam. Optarim profecio tecuni aliquante conferre
ncque intermitterem, si in vicina loca ablegarer, verum incerta
profectio est; animo coniuncti erimus et sententia, qiioad vixcro.
Si certi fuerint homines, satuta saltem me per litteras. Genero tuo
nihil scribo, quia plane desiit me inviscre, qviod prius tamen solebat
pro sua humanitale nonnunquam facere; nesdo quid causae sit,
quod plane intermiscrit, amicitiam hoc gencre ofticii colere. Precor
deum, ut vos omnes cum liberis et familia custodiat. Quid status
sit horum comitiorum, ex domino Joachime plenius intelliges. Vale
in domino plurimum et me pergas amare
Datum Augustae 9. Junii 1555,
Nr. 8.
Wien. 130. November 1555.
Nidbruck an Mclanthi.n,
Briesmann hat Ihm in Melanthon's Namen Griisse ausgerichtet.
- Ist zu jedem Dienst bereit. — Gerücht über Melanthon's Ver-
i'undung. — Neuigkeiten, — Melanthon möge die liriefe an Carlo-
«tz senden.
Handschriftlich (Conccpt); i. fol. 402.
Adresse: ^. [i.
S. P. Non possum intermittere, clarissime vir et praeccptor
fibscrvandissime, quin te per litteras invisam, cum nactus sum com-
mijdum tabellarium. Saltitem mihi di.xit nomine tuo doctor Paulus
Üriessman. qui te et Camcrarium ') Norbergae est alloculus. Ego,
ut debeo et alias quoque scripsi, grati discipuli officium lubens
praestarem, si quid esset, in quo tibi possem usui esse; quare si
quid in tui gratiam me conficere aut amlci^ tuis commodare hoc
loco voles. impone id mihi confidenter, nam occasionem dari mihi
cupio declarandi animi mei erga te et quia consuetudine tua,
quod longe optatissimum esset, frui ncqueo, oro deum, ut te
ecclesiae ac aliis studiosis seminariisque reipublicae quam diu-
tissimc incolumem servet. Rumor hie in universitate inter paucos
tamen sparsus, te in tumultu studiosorum VVittcbergensium vul-
') Vgl. .\r. 7.
neratum esse graviter,'} nee quemquam audivi, qui non admtitkn]
doleret, si confirmaretur talis rumor. Ego contra longe mcli'>r;
iubeo illos sperare, eoquod iitteras a domino Carlowicio*) acccperii
de 13. huius, quibus cius mali nullam mentionem facit, quo:
tarnen non omisisset. Quod de harum regionum statu pcrscribam
parum; a Turcis non parvum imminet periculum. ineunt en ii
fiegotio deliberationes. Deus dirigat contra nostra ad nominis m:
gloriam et ecciesiac salutcm. Orate dcum, ut mentes eorum il:;
minet, qui id et deberent et possent praestare, Ego non de Mtn
(libus despero et habeo certa indicia, ut sperem, deum accensunc
mentem boni cuiusdam princi'pis, et oremus, ut, quod cctpit
confirmct.
Pergratum erit. si crebras ad me scribas; rectc curabjr.iur
si ad dominum Carlowicium pcrfcrantur. Vaiete in Christo Jm
qui nos cusCodiat et gubernet.
Datum Viennae ultima Novembris festo Andreae. 55.
Nr. 8b,
s. 1. 25. Jänner 15.'>tj.
Melanthon an Nydbruck,
DrucK : Horawitz. a. a. O., S. 306.
Nr. 8 c.
s. 1. 22. März 1556.
Melanthon an Nydbruck,
Druck: Horawitz, a, a. O., S. 308.
Nr. 8d.
s. I. 16. April 1556
Melanthon an Nydbruck,
Druck: Horawitz, a. a. O., S. 309.
Nr. 9.
Wien. 18. April I55'V
Nidbruck an Melanthon.')
Empfiehlt einen Priester aus Syrien. — Beginn des Rdcii--
tags. — Fürchtet grösseres Unheil. — Gott beschütze die KifcJie.
Handschriftlich (Concept): k, fol. 79.
1) Uchtr den nächtticlien AngrifT eine» polniichen äludenleit auf Mcbiilti'^n.
c£. Atinales viWe, Corp, Reform. Bd. 28. mm 3, Juni 1655.
') Vgl, Nr. 8.
■) Auf fol, 80 eine neuere Abschrift.
45
S. P. Cum fioctor Richter hinc di-ccderet, praeceptrir obser-
vandissime, scripsi ad te, deinde et 19. Martii;') nunc quoque
non potui intermittere, quin hunc virum bonum tibi commendarem .
Presbyter est ex Syria, qui testamentum salvatori nostro verna-
cula lingua hie excudi curavit expensis Regiae Maiestatis, excm-
pldHa in Syriam secum abducturus, unum tibi relinquet; potes ex
ipso intelligere, quibus ceremoniis utantur et qua religione. Visa
Saxonia et posteaquam vestra familiaritate fuerit usus, cupit in
Italiani proficisci, in itinere tarnen Palatinum Rheni Electorem
Ottonem Henricum ') statuit convenire et fragmenta quaedam
lingua syriaca vcnderc: adiutum se fore non parum cxistimat, si
cümmendaticias a te impetret ad Electorem Ottonem Henricum,
quas meo Judicio, ubi hominem noveris — nam est moderatus et
prudens — pro humanitate tua non recusabls. Comitia ad 8. Junü
indtcta sunt. Nescio quomodo respublica fere ubiqiie nulare vidctur,
et quia incrementa sumunt*) libidines, socordia, securitas et reliqua
peccata, poenae quoque pro foribus videntiir esse graviores. Dens
mitiget promeritas,*) regat, gubernet et conservet ecclesiam. Ora
deum pro nobis, ut dona confirmet et in tentationibus ') adsit
opitulator, quo victores evadere et organis satanae convenientem
resistentiam (ut ita loquar) facere possimus. Vale in domino,
praeceptor colendissime.
Datum Vicnnae 18. Aprilis 1556.
Tui semper studiosissimus Ga.sp. a NydbmcW.
Nr. 10.
Wien. 16. Mai 1556.
Nidbruck an Melanthon.
Dankt für die zwei Briefe und die Beilage. — Bittet um eine
iteckmässige Anordnung und Eintheüung für eine Kirchengeschichte,
Handschriftlich: k, fol. 42.
Adresse : ?. (i.
') Nicht in dieser Sunmlung.
■I Ueber Ottheinrich ton der Pfalz, vgl. Allg. D. Biogr.. XXIV (18ST).
s ;n lg.
') lammunC; h. d. Abschrift.
') per morriui; h. d. Abschrift.
'^ teiuiionibai ; h. d. Abschiifl.
_46_
Acccpi binas') abs te, darissimc vir, praeceptor observan-
dipsime, nam et misit ö. Richter, quas ipsi commiseras. priuEq>:=.ii
ad nos veniret, et civis quoque Wittenbcrgcnsis reddidit. c-as
perfercndas siisceperat; pergratae certe fuenint. et ago tibi grat;:j
de iis, quae coniunxi^ti littcris et rogo vehementer, ut ita perris
et saepe ad me scribere cteiuscemodi übellorum piurima äd
me mitterc. Intellexi. te historiam ecclesiasticam contcxcre et
solcre nonnunquam qiiaedam dictare, quemadmodum et d. Kichtsr
ostendit cxemplum de Davide. Ego profecto ita sempcr iodica-a
hoc institutum ionge omm'um ecciesiae cum utitissimuni fore et
digmim, quod ad posteritatem transmittatur, ut quilibet. qui siat.;r:i
pracsentctn rcrum corruptissimum intuetur, facile cognoscit, t.ii
etiam te prae ceteris quos novi omnibus commodissiina via «
methudo tale opus instituere posse. Et quia vcreor. nc non i:n;u'
sit hominis, nam et antiqua scripta piurima invotvenda tarn graeca
quam latina. bibliothecae variae et diversis in iocis \-isitancit
atque per-Iustrandae atque per seriem annonim dogmata p-re
inducenda, invectae superstitiones proponendae, cumulus ctit
muniarum atque rituum ostendendus, corum dico, qui non tarn
ministcno serviunt, quam id ip>^um impediant. sub quo pontilrc;
quid acce^serit tam traditionibus quam etiam reliquis cu!:i'L ■
quae contentiones fuerint tempore scismatum, causae institutai.j
synodorum. celebratorum conciiionim et Id genus reliqua, c.k
unus memoritw recitare netjuit, sed opus est varia et lonja !eo
tione. iabvirii'sa exscriptiime: idcirco te, praeceptor observ.r.
d ;v-iiiiic. vehementer et per amicitiam nostram rogo, ut in .~;
gr.itiam non graveiis quan) primum per otium licebit, oeconr-rr. j"
quand.im huius-cemodt hi^onae contexcndae conscribere in ■: ■
aut tri:» fi.'ij chart.»e vel p'.ura, ut stilus exercitatissimus s^-j:
qua ratione. via ac methi'do ta'em historiam ecclesiasticam .r,:
versalem conscriliendi piitcs. et iocos tantum digneris anno:ar(
atv-.ue seJ.es ti-tius tractatiinis. item ordincm. Qua in re r '".
Iccetis iirvifecto i;ratiÄs:mum neque amplius tibi molestus e- -
i;:vaK> j-;tcni Cv' c-.^m;roi i:s ut debeo communia studia et max rr(
in hv i'psre i'^^viiovenco de^ 'j-jae^o tanhilum temporis pr-- '■■■>
hv.-xK\n.t.\X<s i::>\-i;>u! » tui <t-.;,::.isissimo; agam saltem grati.ii. 5i
rrtVrte iie\;ueim p,cv:ue p-^rii-ts tui inimeraor ero Quam h ■.-
47
fronte litterae tuac et rcliqua accepta fucrint, ab eo, qui a plis
Omnibus coli merito debeat, brcvi intelÜges. Vale in domino et
me tui amantissimum perge amare. et orate deum, nc labores
nostri inanes sint,
Datae Viennae 16. Maii 155(>.
D. Richter adhuc hie nobiscuni est, s^lutat te reverenter.
Nr. U.
Dresden. 20. Juni läöO.
Nidbruck an Melanthon.
Wird nach seinen Gesandtschaftsreisen im Auftrage Maximilians
j Melanthon reisen.
Handschrifthch (Concept): k, fol. 79.
Adresse: 9. ;i.
S. P. Clarissime vir, praeceptur observande ! Hinc in Marchiam
proficiscor, ubi brevi conficiam, quae expedienda mihi erunt, tum
rursum in huius Ülustrissimi EIcctoris Saxoniae aulam reversurus
?^uni vel Torgam vel quocumque in locn Elector fuerit ; inde recta
ad te, ac tum, quae in mandatis habeo, tecum loqiiar.') Spero
autem me dei beneficio yobiscum futurum, pruisquam ab hoc die
ijuatuordecim elabantur; quapropter omnia quae scribenda aut
dicenda essent, reücio in nostrum conventuni, quem deus felicem
et prosperum largiatur. Saluta i^renerun tuum et omnes nostri
isthinc studiosos.
Datum Dresdae 20. Junii, annfi 1556.
■; Vgl. Horawiti, a, a. O . S. 301.
III.
Catpftr Nydbruck's Verhfiltniss zu den Calixtinero i
Böhmen.
Onti')) ilci) Hiimiinismus hat sich in der Mitte des XVI. Jöh;
htmilrrls cm loyos liter,»rischcs Leben cnt«ncke!t. «clcbes in :itr
\w\\ lifiinUciiilcr Weise auf die europäischen Literaturen ev
j;<'«iikt haHr Wie anderswo, war das auch in Böhmen der Fä
\\i\ M.h .lic UUeinisoh schreiben c'en Dichter um Matthaeus Co".;;:;';
«n.1 IhiM^AS MiTis schwarten, l^ei^e Bewegung wurde von eir.e"
Mawic jrc»Alnl. über dr^en Bede!:!jnj: man bisher nun^-caiit: Wert
j;-.'lmi«!rn bAI «iid wc'ohei iss: j^anr'hrh vei^jessen geblieben :>;
^~avj\*i Win Nxv.hnvV wat esv vcAer eincai grossen Einfluss 3:
,1a\ jji-'i'-V.jr i;/-.! iTi_c fW LfSff. in F:hinai hatte, and es x--
^.■v,\n,-,'i-v sr-mf V<"S-^,~,.vtj r.i-; ,^m .irtaq astischen Dichtem henc-r
(,;),\;^i w ,-!■,!.-■ r. v"i^ovii. tz Ä.'jj 3! läej rr>jri eine ben^orra^s";
>;,s. >,■ j^.-v.w-; V~fc;tj- s.*! s.^.■i «i; j^x-h ^Ser seine Lebeii*Terha.:nL=t
»- ■ vjiÄ. v->; ü-r.--- :.-'r!»: ' 5": >rjirr;n:re j..i> enjero iothrhi£7i?ch;
V.N-sj;,-* ->-■,>,•' ,,- «■,•",-*>,■* Tkj»,->, .'rr- ^kj.r..:7i:.;r-i: die bc dem Z:
vt,;vrft,>r '"..■«,- .v-, ; ^r,.- >irs,-^^^ nir d^ dej:-i:ic:5 Nida i^t--'-'
.-^ X^nfc-^-: •!'■,'.'■ >;■■■ \ (.??- ■:iti..T.' m^,^^:^ s.v-± m den Kr;;;:
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49
:h im Jahre 1555 in Speicr dem Kriegsdienste widmen wnllte.
id zwar gegen den Willen des älteren Bnider.«, welcher gern
sehen hätte, dass auch er die Gelehrtenbahn betrete.
Es kann sein, dass Caspar Nydbruck den ersten Unterricht
der nahen Reichsstadt Metz genossen hatte. Um das Jahr 1539
hen wir ihn in Orleans an der Universität, wo er sich der Juris-
ud cnz widmete und wahrscheinlich bis zum Jahre 1542 verblieb.
:ine Vorliebe fiir das classische Alterthum führte ihn später nach
'ittcnberg, wo unter Philipp Melaiichton das Studium der griechi-
hen Sprache eine hohe Stufe erlangt hatte, und war dort eine Zeit
ng auch Schüler des Fiacius lilyricus, dessen Erklärungen über
c Politik des Aristoteles er hörte. Ueber seinen Fleiss geben uns
iS be;-te Zeugniss die in der Hofbibliothek erhaltenen Anmerkungen
I den Universitätsvorlesungen,') Im Jahre 1547 sehen wir Caspar
ydbruck auf der Universität zu Bologna, ') wo er auch den Doctors-
:el erreicht zu haben scheint.
Kurze Zeit darauf sehen wir ihn in den Diensten des Königs
aximilian, ohne jedoch angeben zu können, auf welche Weise es
eschehen ist. Schon im Jahre 1551 war er königlicher Geheimrath
eiiorden und seither wurde er öfters mit Gesandtschaften an west-
jropäische Höfe betraut._ Ausserdem wurde ihm von dem König
ie Verwaltung der königlichen Bibliothek in Wien anvertraut, welche
laximilian durch Ankäufe in den ehemals griechischen Landern zu
ergrössern versuchte, wobei Caspar Nydbruck sehr thätig war.
ils Leiter einer Bibliothek, welche sich schon damals durch wichtige
ijtorische Schriften auszeichnete, befasste sich Nydbruck mit der
ib=icht. die allgemeine Kirchengeschichte zu bearbeiten, und schon
lamaLi theilte er seinen Plan dem Buchdrucker Oporinus und dem
ichriftsteller C. Gesner mit. Gelehrte Arbeiten forderte er nach
■einem besten Können und später, als lilyricus seine Reformations-
!e5chichte zu schreiben anfing, hat er ihm nicht nur Abschriften
jeliefert. sondern auch Bücher aus der königlichen Bibliothek
;ei:chen, sowie er auch dafür sorgte, dass sein ehemaliger Lehrer
uhig an seinem Werke arbeiten könne, und unterstützte ihn sogar
iiit dem Gelde, welches er unter seinen Freunden gesammelt hatte.
') Die Handschriften 9701, 9703
). NobMi* dominus Casparus a Neidpixck Metensis lilirn), duns a, 1547. Vf,-
t'icbe: Ana nalionU gernianicae unWersilatis Bononitnsis. Berlin 1887. 4= S. 331,
i'-.-^uch d« PrDietuuüimui 1897. H. I u. II. 4
.ät
60
Ihm selbst blieb wenig Zeit übrig, um sich beständig mit seiner
K irch e ng es ch Seilte beschäftigen zu kcinnen und dieselbe lu Ende lu
führen, und das ist auch der Grund, warum sein Name verge?«:
geblieben und beinahe verschollen ist, und Niemand nahm ääi
später die Mühe, um hervorzuheben, zu weiciien literarischen ünte-
nchmungen sein scharfer Blick die Anregung gegeben hatte. Sor
hie und da stossen wir in der deutschen Reformationsgeschidöc
auf seinen Namen, aber alle die kleinen Anmerkungen beieugea
nur. dass Caspar Nydbruck fern von jedem persönlichen Ehrffoi
war, welche Eigenschaft selten bei einem Politiker zu findcD irt.
Nichtsdestoweniger ging er von seinem Plane nicht ab und nodi'
kurz vor seinem Tode ersuchte er Matthaeus Collimis, er möge ihm
eine P-intheilung der Kirchengeschi cht e zusammenstellen. Und dies«
sein Plan brachte Nydbruck auch in eine nähere Bekanntschaft mit
den böhmischen Gelehrten.
Die Bekanntschaft datirt aus dem Jahre 1553. wo er nach
Prag gekommen ist und namentlich mit CoUinus sich befreundet
Diesem eriifTnete er sein Verlangen, die literarischen Schätze, welch«
in Böhmen enthalten waren, hauptsächlich aber die Schriften 6a
böhmischen Reformatoren, wie Miücz. Matthias von Janov und
Johann Hus, kennen zu lernen oder wenigstens zu erfahren, wo die-
selben aufbewahrt seien. Nicht nur CoUinus wusstc er für dic<e
seine Idee zu gewinnen, sondern auch andere Männer, wie dei
M. Thaddaeus Häjek (Nemicus) von Hodejov, M. Cuthenus ur
M. Thomas Mitis. Auch bewog er seine Freunde dazu, dass sid
nicht nur überall nachforschen wollten, sondern ihre ganze Unten
Stützung zusagten. Am meisten zog ihn die Hassen stdn'sch^
Bibliothek an. welche reich an den Werken aus allen Wisse :i-iliaf»j
zweigen war. Leider war schon damals eine grosse Zahl von de«|
Handschriften theils verschleppt worden, theÜs verliehen, so das^
Nydbruck nicht wenig besorgt war, auch der Rest der Bücher
möchte zum grossen Schaden der VVissenschaft in die Fremde auW
wandern. Auch von der Stadtbibliothek in Nymburg bat er gehSn
und erfahren, dass dort sehr wichtige Werke aufbewahrt wcrdcnj
Davon geben auch noch jetzt die in der Hofbibliothek si<i
befindenden Wicliffhandschriften das beste Zeugniss. Aber dort
wusste man die Bücher zu schätzen, und die Nymburger waren
behutsam genug, um nicht leicht den Zutritt in ihre Bücherei zu
■"IBW
51
(nähren ; es gelang dem Nydbruck nicht gleich, auch nur eine
Abschrift des Handschriftenverzeichnisses zu bekommen und man
auüste unter der Hand mit dem Stadtschreiber unterhandeln. Da-
(^en war der Dechant von Nymburg bereitwillig genug, dass er
lene auch reiche Sammlung dem CoUinus übersandte, welcher
Äraus Abschriften für seinen Freund besorgte. Es blieb nur noch
■mt Hoffnung, da.ss die Nymburgcr auf ein königliches Mandat die
Bibliothek dem Nydbruck öffnen werden.
Nydbruck war damals um die Bücher, welche Illyricus aus
in Hassensteiner Bibliothek ausgeliehen hatte, besorgt und trug
ach dem CoUinus auf, über dieselben nachzufragen; er selber traute
ich nicht, an Illyricus zu schreiben, um den Schein eines Einver-
-jjndnisscs mit den Lutheranern von sich fernzuhalten. Ueberhaupt
wollte er zuerst den ganzen Bestand der Literatur über die religinse
Bfnegung in Böhmen kennen lernen. Zur schnellen und gründlichen
Darthforschung gründete Nydbruck in Prag auf .seine Kosten ein
tütitut, welches ihm die Vorarbeiten ^u seiner Kirchcngeschichte
Wem sollte. Er betraute nämlich den CoUinus mit der Aufgabe,
ÄK er zwei oder drei junge Männer aufsuche, welche an
kcMimmten Tagen in der Woche zusammenkommen und lateinische,
me auch böhmische Schriften geistlichen Inhaltes durchlesen, ab-
schreiben oder excerpiren sollten. M. Häjek sollte mithelfen, CoUinus
jiber die Arbeiten leiten und den jungen Leuten, wenn sie bedürftig
■tären, Unterstützungen gewähren; auch sollte CoUinus dit: Ab-
Kariiten und Auszüge bei sich behalten und, wenn etwas zusammen-
pbracht sein würde, dem Nydbruck übersenden. Schon damals
kce sich Nydbruck die Postille des Hus ausgeliehen. Damit nun
litse Schrift auch Anderen, welche der böhmischen Sprache unkundig
nun, zugänglich gemacht werde, regte er die Uebersetzung der
•'«tille an. Er wollte, dass Cuthenus oder Häjek oder beide zu-
gidch sich dieser Arbeit unterziehen möchten und sich dadurch
wbt nur Dank, sondern auch Ruhm erwerben.
Auch für die Prager Universität bezeugte Nydbruck seine
wliebe und hatte die Hoffnung, dass .gelehrte und andächtige*
Männer bei der Erneuerung dieser hohen Schule belohnt würden ;
versprach, in dieser Angelegenheit seine Fürsprache bei dem
lig. Noch zu Ende des Jahres 1553 hatte er von Humbert
Unguetus davon Nachricht erhalten, dass auch in Saaz wichtige
52
Schriften sich befänden, dass einige Schriften auch der dortig
Sladtnotar Wenzel Vodiianus und M. Johann Camincius besitze, j
derselben Stadt lebte auch der Schullehrer M. Petrus Codicil.jJ
welcher sich mit der Uebersetzung der Predigten von Johann Hi
befasste. Alle diese Männer liess Nydbruck durch Collinus ermahnen
dass sie fleissig nachsuchen und was sie Wichtiges finden wuroea
ihm mittheilen sollten. Collinus wieder machte seinen freund
eine andere adelige Bibliothek aufmerksam. Es war das die Ha!<i
burger Bibliothek in Budynö, welche nach einer Mittheiiung
werthvolle Handschriften enthalten sollte, über welche er wohl nichl
Näheres anzugeben im Stande war. Auch der Prager Collegiaiti
bibliothek erwähnte Collinus, musste jedoch dabei bemerken.
der Zutritt in dieselbe schwer zu erlangen war. Auf diese Wo-
wurde Nydbruck auch über die Koniggrätzer, Klattauer und <1
ziemlich reiche Neu-Bydiover Bibliothek unterrichtet, deren Vt
zeichnisse ihm spater eingehändigt wurden.
Unterdessen nahm Peter CodicüUis die Uebersetzung der PosI:'
des Hiis in die Hand, und Nydbruck versprach ihm seine Unte
Stützung. Aber nicht nur die handschriftlichen Schätze zogen Ü)
an, sondern er liess sich fast die ganze gedruckte lateinische Lileriti
schicken und wurde auf solche Art mit allen Schriftstellern bek-aco
weiche ihm dann von Zeit zu Zeit ihre Werke als Geschenk c*
brachten. Im Jahre 1555 wollle Nydbruck die Kirchengebraudi
der Böhmen kennen lernen und ersuchte Collinus, dass er ihm di
Agenden, Breviere, Ritual bücher, Psalter und H eiligen legeniii
gedruckt oder handschriftlich verschaffe, und zwar von Hus an ^
in die Gegenwart. Collinus hat ihm dann schriftlich die wenige
Unterschiede der Calixtiner von der römischen Kirche mitgethci.
Nydbruck's frommer Wunsch war, die Schriften des Hi
bekannt zu machen. Wie er nun hörte, dass Codicillus wegen seini
Schulbeschäftigung die Uebersetzung aufgegeben habe, liess er il:
«ieder durch Collinus mahnen, damit er die Arbeit fortsetze, zuglec
aber den M, Hajek auffordern, zu trachten, in die Coliegiaiei;
bibliothek zu gelangen; dabei hätte er gern gesehen, dass Je mar-
die Lieder des Vodüanus ins Lateinische übertrage. Seine Neu
gierde wurde immer mehr geweckt, je häufiger man ihm Kenntr.!-
von wichtigen, ihm noch unbekannt gebliebenen Schriften geistlicbcJ
Inhaltes verscliaffte. So gab man ihm die Nachricht von
ker Moiitanus,
einige gelehrte
Unternehmen,
. bewegen, mit
ig bedurfte 'es
atiiten des Ernest von Pardnbitz, von den Scrmones Taboritarum.
m einer Taboriten-Chronik und von der Schrift des Hns: Crmtra
illam et occultum adversarium und Anderen.
Damals beabsichtigte der Nürnberger Biichdnic
e Schriften des Hus herauszugeben, und ersuchte >
inner um Beihilfe. Nydbruck wusste von seinem
ib den Colh'nus davon die Nachricht und suchte ihn zu
ontanus zu unterhandeln; denn nach seiner Meimir
ibei eines treuen und gelehrten Herausgebers. Bald darauf kam
IS Magdeburg nach Prag die Nachricht, dass Illyricus die kleinen
:hriften des Hus schon nach Nürnberg geschickt hatte, und dass
«selben herausgegeben werden; deshalb war Colliniis der Meinung,
äss der Drucker dieser Beihilfe nicht mehr bedürfte; nichtsdesto-
eniger wollte er ihm doch an die Hand gehen. Dagegen war
I. Codicilius aufgebracht, als er gehört hatte, das Flacius die
ledigten herausgeben wolle, und verbrannte seine Ueberselzung,
eiche schon zur Hälfte fertig war; er nahm jedoch die Arbeit
iecier auf, als ihn Collinus mahnte, musste sie aber auch diesmal
nterbrechen, weil er sich zu weiteren Studien nach Wittenberg
egab. Um dieselbe Zeit bekam auch Collinus dieselbe Nachricht
ber die Absicht des Montanus von seinem ehemaligen Studien-
enussen in Wittenberg und jetzigen Prediger in Nürnberg.
!. Hieronymus Besold, und daraufhin machte er ihn auf viele
leologischc Schriften aufmerksam, welche verdient hätten, publicirt
ii werden; dabei fragte er an, ob dieselben in Uebcrsetzung den
Verken des Hus beigegeben werden könnten. Besonders machte
Collinus auf die Antwort der böhmischen Stände an Kaiser Sigismund
nd auf das Sendschreiben von Constantinopel aus dem Jahre 145!
ufmerksam. Die Abschrift dieses Schreibens verschaffte Collinus
lern Nydbruck, welcher es dann dem Flacius mittheilte, und dieser
Ifuckte es ab in seinem Catalogus testium veritati«. ') Nydbruck
w auch bereit, zum Theile die Kosten der von Montanu.s beab-
'ichtigten Publication zu tragen.
Die Zustände, in welchen damals die böhmischen Uiraquisten
ebten, waren unleidlich und am meisten waren Diejenigen bedrängt,
«eiche in Wittenberg studirt hatten. Collinus selbst war in eine
'I Blich 18 (1597, S. 828).
54
Untersuchung gezogen, und nur die Aufmunterung des Nydbrjci
bielt ihn in Prag zurück. In der Meinung, ihm zu helfen, empfal.
ihn Nydbruck dem in Prag lebenden königlichen Astronomtr
Cyprianus Leovitius und ersuchte ihn, über Collinus seine schützende
Hand zu halten. Zugleich gab er dem Freunde eine Anweisung, vi-:
er sich in seiner unerfreulichen Lage benehmen solle. Collinus al^r
kannte diesen Mann, welcher vor einigen Jahren zu der römiscacn
Kirche übergetreten war, und mahnte den Nydbiuck. dass er künftig
behutsamer in der Wahl seiner Leute tei.
Nydbruck, welcher damals in seinen Briefen die Verhäitfii^
in Böhmen nicht berühren wollte aus Furcht vor verschiedenoi
Angebern, hotTte. dass es ihm möglich sein wurde, während cö
Jahres 1556 nach Prag kommen zu können, wobei er auch die .Ac
gelegenheiten seines jüngeren Schützlings, des M. Thomas }i)l--
befdrdern wollte. Da sich diese Angelegenheit nicht darbot, UQä a
verreisen musste, liess er den Codicillus versichern, dass er ihm ii
für Montanus unternommene Arbeit bezahlen werde, und forcetd
zugleich den Mitis auf, in seinen literarischen Arbeiten auszuharr«
In diese Zeit fallt auch die Ausarbeitung eines l'lanes zur Ges.chii;irt
der kirchlichen Bewegung, weiche Collinus für Nydbruck besorj
hatte. Erst im Sommer 1556 ist Nydbruck nach Prag gekomr.ie
und hat sich dort von den Verhältnissen überzeugt, wobei ihm a
meisten der Stand der Universität am Herzen lag. Denn seho
damals hatten die Jesuiten .so viel Kinfluss am Hofe des Kai>a
Ferdinand I. erlangt, dass man befürchtete, das in Prag gegriindd
Cüllegiuni werde bald die alte Universität verdunkeln. Ausserca
waren wahrscheinlich auch die zwischen Melanchton und Fiaea
herrsclienden Zwistigkeiten zur Sprache gekommen. So wie Collin:
selbst Melanchton ersuchte, dass er in seinem Eifer naclilasse, s
ersuchte er auch Nydbruck, er möge als Schiedsrichter zwiscbc
ihnen beiden auftreten. Dem Collinus war eben nicht recht, di!
Flacius gelten Melanchton, welcher doch sein Lehrer war und flu
auch Wohlthaten erwiesen hatte, so heftig auftrete. Zur Beruhignn
diente ihm der Umstand, dass die beiden Parteien einen Tag i
Cosswig anberaumt hatten, wo der ganze Streit zwischen die«
beiden Männern geschlichtet werden sollte.
Dem Nydbruck ist es auch endlich damals gelungen, in ä
Collegiatenbibliothek zu gelangen. Wahrscheinlich durch Venniitluo
CS Königs Maximilian sahen sich die Prager Professoren genöthigt.
em Nydbruck ihre werthvollen Handschrißen nach Wien zu iiber-
cndcn ; leider hatte er damals keine Müsse gefunden, um sich in
ieselben zu vertiefen. Dieselben für seine Arbeiten zu benutzen.
i^T Nydbruck nicht mehr gegönnt, denn er starb im Jahre 1557
1 Brüssel, wohin er vom König mit einer Botschaft gcKchickt wurde.
Jnd auf diese Weise sind alle seine Arbeiten, zu welchen er Tnient
ind auch Wissen besass, nicht zu Ende geführt worden.
IV.
Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen
und Lehrer Oesterrcichs aus den Wittenberger
Ordinirtenbüchern seit dem Jahre 1573.
Vun D. Dr. GiiOKr, Biitiwii.o in Lei]iiig,
(Foitsettung.) I)
1687.
282. Ego Matthaeus Maior Augustanus itx patre Thcok';:"
et eius loci concionatore Euangelico legitime natus überalium artijra
et iierae pietatis primis clementis in patria iactis ab amplissimo senatu
Augustano non tarn Tubingae quam Heidelbergae per plures ann-.'i
sustentatus sum Übenter. Cum uerü ingruente (nunquam magis quani
hodie deploranda) et imminente ruina Ecclesiac Augiistanae ad exteras
Ecclesias et scholas confugiendum mihi cum pluribus esset, Wiiie-
bergam tcntandi fortunam meam gratia ex Sacri Collegü AlIg^lst;l^
consilio me contuli. Vbi postquam aliquandiu essem commoratu^ d
nuUa sc iuuandi me offerret occasio, Reiierendi<i5imorum et Clariss:-
morum D. D. D. D. Georgii MylÜ et Polycarpi Leyseri ornatus c:
donatus literis commendaticüs in Austriam deflexi, ]a qua tandeiu pet
prouidentiam Dei et piofLim quorundam virorum interuentum a Gene-
roso ac Illustri Domino Johanne a Tschernembl, Domino in Windeif.^
et Schwertperg ad Diaconatum qui ad Danubium est in Ecclcii
inferioris WaUsec, Syndelburgensis dicta, acccptis literis vocationis. —
0- Leyser, [1. Jan.]
283. Ego Thomas Ebrlc Slancus, Ex patre jacobo et Matre
Margaretha, legitimus parentibus prognatus et Slanae educatus, Hradecii
Reginae sub D. Magistro Thoma Herzmanno Mesteceno per bicniiium
etGuttebergae scsquitertium annum, in collegio Prägens! unum annuin
studui. Et postea promotus in oppidum Nepomuk ibi per tres annos
1) Vgl. 1896, S. 157.
L
:holam rexi. Inde ad officium Diaconatus vocatus et accepti^ literis
b eiusdem oppidi senatu et Reverendo viro D. Petro Longolio. Pastore
»dem Vittcbergam veni. — O. Leyser. [18, Jan.]
284. Ego Andreas Jungnickel Mulbergensis primo in scliola
atria primis pietatis et literarum initiis imbutus, po<;tea per integrum
exennium in ülustri ludo Portensi quem illustnssimus Dux et Elcctor
axoniae Christianus etc. fovet et munificentia sua alit, liberaJiter
1 doctrina pietatis et bonarum artium instilutus in inclytam lianc
Uademiam veni, ubi per quadricnniiim fere stipendio iliustrissimi
Pectoris Saxonia usus sum et Sacrosanctae Theologiae, item humani-
aiis et literarum studio Dei auxilio incubui. Cum autem Geiierosus
t incKtus Baro Dn. Johannes a Boskowitz, Marchionatus in Moravia
iraefectus atque Senatus Tribouiensis Diaconum sibi mitti petcrent,
irdinatus sum etc. — O, Leyser. [18. Jan.]
285. Efjo Daniel Ruricli Bylicensis a pueris scholam patriae
retiuentavi, ddnceps ablcgatus Prostannam (in tractatu Moraviae
itamj fundamenta pietatis ibi ieci sub ferula M. Joliannis Klierneri. i
'')Stquam vero excessi ex ephebis in collegium Caroli 4. Pragae ab |
:iusdem praeceptore pro famulo susceptus ac illic quadrigenium egi, l
nde vero divina ordinatione 87 ad officium Diaconatus vocatus ab '
'.lustrissima Sidonia Katharina de domo Saxonica Principissa Theschi-
icnsi. — O. Leyser, anno aetatis meae 22'. [8. Febr.j
286- Ego Joannes Nausse Vodnianus fundamenta pietatis i
eci Vodniani. Postea uero vocatio mihi data a Ciuitate Tabor. — 0. [
..eyser. {8. Febr.]
287. Ego Joannes Molestiis Glatouinus Bohemus jjrincipia I
iterarum hausi in patria mea in Glatouia, deinde a parentibus meis
Taditus sum in Praga et commissus doctissimo viro D.Joanni SsCander |
iieraunensi. ibi per aliquot annos artibus honestis et moribus operam I
dedi. Deinde in ciuitate Hon-iczia officio cantori.s fungebar Post ad j
muiius ministerii Euangelici legitime vocatus sum a Re: viro D. Mar-
tino Thabor: Parocho in Minori Bor. — O. Leyser. Jubilate [7. Mai,]
288, Ego Georgius Machaeropoei Stupnensis prima fiinda- i
'.lenta honestarum artium ieci in parochia Gessenicensi, postremo '
■lulEm Trinczinii, tum temporis scholam regente Clarissimo viro domino
Petro Barossio. Inde honeste auocatus ad regimen scholae in oppiduni
P'redmier in ditione Magnifici domini Andreae Balassi sitiim, vbi
58
2\, annos scholae praefui. Hinc adii Magnificum dominum mcu
haereditarium Patronum dominum Gcorgium Turzo etc. eique anim
nieum apcrui, quod velim vitae genus mutare. Huius consilio
promotione Vitebergam veni examinandus et ordinandus. Quantum a
vocationem attinet, nitor promissis praetacti patroni mei qui ei
Reuerendis dominis sacrae Theologiae Professoribus promittit, s
curaturum mihi locum in ditione sua alioqui satis ampla. — 0
[28. Juni.l
289. Egojacobus Lieuius Thurociensis educatus in Rudac
traditus sum in scholam Pronensem ad D. Blasium Bristensk>^ apuc
quem initia literarum didid. Hinc Martinopolium ad D. Melchioren
Kliae cui successit ibidem D. Matthias Raithinus in qua schola maos
annos fere octo. Cum autem idem D. Raithinus Rosenbergam uocatd
est ad regimen scholae, eum secutus sum et mansi apud ipsum tot
tempore quo ibi uixit. Post cuius discessum constitutus est D. Joanne
Philomathes, apud quem mansi semestre vnum. Hinc Zolnam acced
adD. ApoUinem Milicium, cuius disciplina usus sum biennium. Euocatu
sum in Hrichori ad informandam iuuentutem cui pro facultate stud
prodesse per sesquiquartum annum. Deinde conseusu Illustris
Magnifici Domini Georgii Thurzo de Bethlehem falua Comitis Con^
tat US Arnensis, et facta est mihi vocatio per Reuerendum virum L|
Petrum Bergerum in Generali conuocatione pastorum Zolnae, a quib
etiam testimonium vocationis habui, cui adiunxit etiam literas Sena
Zolnensi;^ et Dominus Ms^ificus etc. cuius memini supra, quia i
ditione eius uixi. Vocatus sum in Kolurowich. — O.Leyser. [27. Juni
290. Ego Venceslaus Joannides Raudnicenus priir.un
literarum rudimenta in patria ieci, deinde Pragae aliquot annos exefj
pietati et liberalibus disciplinis operam nauans sub Praeceptore D
M, Joanne Nepresio Boemo Trebouino, paulo post Academiae Prägens:
Professore facto, cui et famulabar in Collegio per annum integrum
Hinc a Magnifico viro domino Petro CodidUo Rectore vniuersitat.j
Pragensis promotus suscepi r^men scholae ad aedem D. Martirj
übt annum exegi, vocatus a Senatus duitatis Chlumensis scholam red
Hinc legitime vocatus ad ministerinm Ecdesiasticum a Laurenti
Leandro Raudniceno pastore ecdesiae Luzanac. — O. Lcy«er
[2S, Juni.]
59
29\. Ego NicolausBaticius Arvensis Paiinonius inilio statim
in patria mea Arwa oppido Weliczan prima literaruin initia Icci,
Pracccptore usus Paulo Fabricio Arvensi amplius per triennium. Tum
oceram dedi literis Lcutschouiae et Leibicii Civitatibus Geimanicis.
Inde reversus ilerum in patriae meac scholis Rosenbergensi, Zolnensi
et Moschowiensi studui. Atque sie in studiis aliquousqtie progrcssus
Riscepi gubemationem scholae in oppido Weliczan patria mea per
unum. Vnde avocatus sum ibidem ad Regimen scliolae Bitschensis
Domino iltius loci lllustri ac Magnifico Domino Domino Emerico
Foigach qui me ibi non diu praeesse scholae relinqiiens misit in hanc
Witteber gen sem Academiam in qua me annum semiquartum benigne
[ffomouit. Idemque mihi vocationem in ministerinm sacrum obtulit
ceferens mihi munus in sua Arce Trinchiniensi ConcionaCoris videlicet
sUtonensis. — O. Leyser, [9. Juli.]
292. Ego Andreas Kapyrius Hajenais e coniitatu Turocensi
[irimam literarum bonarum cognitioncm imbibi in patiiae meae schola.
in Banovich et Moschoviae honestis literis operam dedi sub ferula
docti et pii viri domini Josephi Bastinensjs vltra biennium. Rozen-
hergac sub discipliiia commendatissimi domini Johannis Philomathis
siudui per integrum annum. Prividiae sub disciplina ornati.ssimi,
ductissimi ac fidcUssimi mci praeceptoris Domini Alberti HusseJii
Vitra biennium mansi. Hinc honeste et legitime vucatiia amplexus
•um provinciam regendac scholae Thapolczanensis et explevi ibi
antios duos pene cum dimidio. Hinc adversa valetudinc exciusus in
Tiirocz Pronae Slavorum legilime oblatum Ludirectoris officium sum
amplexus et ordinarie vocatus a Docto et humanissimo viro Domino
Paulo Wrankio Pastore Ecclesiac Baymociensis ad Diaconatum, —
U. (8. Juli.]
293. Ego Stcphanus Kewicky Turocien^is Pannonius filius
robilis Johannis Kewicky de Kewicz, nunc Magi^tri curiae Magnificae
Iiominae Blatnicensis relictae a Domino Johanne Keway, prima
:yrodnia literarum didici ab humanissimo viro Domino Paulo Dexericlty
t'im Rectore scholae Diui Michaelis, nunc vero ministro Ecclesiae
äd aedem S. Petri in comitatu Turocz. Postea eidem scholae prae-
teus erat D, Josephus Bascenus, vir ut pius iia non indoctus, sub
rius disciplina annos circiter quinque mansi, partim apud S Michaelcm,
partim Moschoviae, partim quoque Banowicü. is modo regit Eccle-
60 I
^iam Radwanensem prope Neosolium. Coeterum cum ampüorcs pro-
gressus in literis facere cuperem, contuleram me Iglavtam Anno Tn,
ubi non sine fructu mansi ad annum usque 82, paitim sub Dn, M
Joachimi Pistorii disciplina, plurimum ctiam sub Domini M. Johanni?
Vrsini. Illinc decedens semestre unJus anni consumsi in perlustrandi
Bocmia et Moravia. Cum vero domum redire veüem, oblatum et
mihi rcgimen scholae Boykovicensis, quod oppidum non procul Hunr:o-
broda distat, quorum vocatiom' parui mansique enidiens Juventuten;
annum integrum. Hinc vocatiis sum l'rividiam in officium collegie
dcfuncto vero Rectore scholae Anno 85 tota cura scholae in humeff-
decidit mcos, ubi tantisper perstiti, donec ad munus Ecclesiasticcn
Deo sie volente eligerer. — O. Leyser. [8. Juli,]
29-1, EgoMichael Stillerus Wnidnensis Silesius initia pnm:
litcraruni didici in patria, postea Iglauiam ucniens sub discip')r.
domini M. Joachimi Pistorii honestis literis per quadriennium ojieröff.
dedi. Deniqiie in Montanas Vngariae ueni et Sklenae sub dif.on;
Nobilium Dominorum Crcmnicensium Rectoris officio functus uocati;-
sum a Reuerendo viro domino Georgio Priuidiensi pastore Tho:i-
Pronensiiim ad diaconum Germanorum eiusdem Ecclesiae. — ('
IS. Au-l
2!)ö. Kgo Andreas Kyslinus Bohemus Patria Misenus pHnii
fundamenla honestarum literarum jeci in schola patema. Postea ve:;
Deo sie ordinante missus alio ad comparandum uberiorem in;;em:
fructum vcni Pr:^ibramum ibique dans operam humanioribus discipUni>
btennium exe->i Rectore sciiolae, viro erudito MatthJa Benedick Hiscuo
Hinc vna cum praeceptore Matthia jam nominato iqui vocatus e:ii
ad regimen scholae Thaborensisl discessi et ibi per annum vixi. ?<•>■
in Hnngariam profectus, ubi quadriennium consumsi discendo optici
qiiaeque quae in lileris tam divinis quam humanis habentur, Prse-
ceptore D, Nicoiao Colacina, Klapso tandem illo tempore in Bohemiiw
redii et elegi mihi in praeceptorem Magistrum Martinum Bachaczie.:
Vixi eliam in Academia Pragensi per annum. Praefui scholae Canco-
viensiiMii, Tandem vocaius ad ministerium Ecclcsiasticum a D.Georg; "
Dicast«! Mirzkovino in Ecclesiam Gitczincnsem idque eo (ine, ut priit>
Oi.iconi officio fungerer. — O. Leyser [zwischen 8. Aug. und 6. tept.
2W, Ego M, Jiihannes Lachenbecius Augustanus pn/na
l\iiid.\nienta in patiia mea Augnstae \'mdelicorum iccü postea con'i^p
61
parentum meorum in Austriam in scholam prouincialem, quae est
Lintzii, missus, ibi per quinquennium partim inseruiendo aut famu-
lando aliis, partim praeceptorem agendo apud Generosos et inclytos
D. D. Barones Ehrenricum, Georgium Rupertum et Johannem Weltzeros,
fratres germanos, D. in Niderwalsee vixi sub Rectore D. M. Johanne
Meinhardo. Elapsis hisce quinque annis ad percipiendum vberiorem
Studiorum meorum fructum Vitebergam veni eo anno, quo Rectorem
agebat Nobiliss. Clariss. et Excell. Jurisconsultus Joachimus a Beusth,
in qua Academia per integros nouem annos vixi, in eaque gradum
Magisterii consecutus a Decano Spectabili D. M. Ernesto Hettenbach,
scholae triuialis coUega. Inde in Austriam profectus ibique a Reue-
rendo D. M. Stephano Lohaeo pastore vigilantissimo in Hörn, Gene-
roso et inclyto D. D. Barone Gabriel Strein D. in Schwarzenau,
Hirschpach et Rackerspurg commendatus qui me etiam cum literis
vocationis Vuittebergam pro consequenda et impetranda impositione
manuam ablegauit. — O. Leyser. [6. Sept.]
297. Ego M. Michael Schreinerus Grimmensis primis
artium rudimentis in patriis scholis senatoria et Electoriana imbutus
fui. Inde ex sententia parentis mei M. Johannis Schreinen in ludum
Portensem missus sub disciplina Magnifici D. Rectoris Christophori
Baldufii primum, quo mortuo sub D. M. Jacobi Lindeneri uixi, qui
me post exactum sexennium doctrina atque moribus auctum honestis-
simo testimonio ornatum dimisit. Postea ad continuationem studiorum
Witebergam mittor, ubi studiis cum philosophicis tum theologicis
i'lustrissimo Domino Electore mihi necessaria suppeditante operam
dedi, in quibus per integrum quadriennium ita (Deo successum dante)
profeci, ut tandem idoneus iudicarer, cui Ecclesia Dei committeretur.
Vocatus itaque in Austriae uicum Weickersdorff. — O. Leyser.
[7. Sept.]
298. Ego Jacobus Faber Blaubeirensis prima artium rudi-
menta in schola patria posui. Deinde peregrinas scolas visitare libuit,
ac veni primum Witebergam ibique initia mea inccpta auxi sub M.
Joh. Vrsino. Postea vero in Morauiam profectus et in Gymnasio
Il^lauiensi per 3 frequentaui, denique in numerum collegarum susceptus.
lllinc Witebergam redii ac studia mea incepta ex parte complere in
animum induxi. Cum autem per triennium hie versarer, vocatus
a Generoso et Inclyto D. D. Barone Gabriel Strein Domino in
Schwartzenaw, Hirspergk et Rackerspurg. — O. Leyser. [6. Sept.]
62
299. Ego Tobias HeinzeliTic.nnus KauflTbiranus Sucuuf
initia literarum et linguarum imbibi, partim in Austriae oppido Lcdoj
phano. alias Weissenkirchen, partim in Gymnasio Augustano. Hinc
a D. Moecenatibus meis patricii Augustanis Vitebergam ubcrioris
eruditionis capiendae causa missus sum: inde post biennium a Gene-
roso Barone Austriaco, Dn. Wolfgango ab Hofkirchen ad ip^iu-
aulae functionem Ecclesiasticam in Colmünz auocatus sum. — ^j
Leyser. [6. Sept.]
300. Ego Christophorus Fertschius Bartphanus Pan
nonius, posteaquam in patria schola Bartphae initia literarum per-
cepissem, autoritate parentum meorum profectus sum Patakinium.
urbem Vngariae superioris, quae sicut fuit. ita etiamnum est senüna
et cloaca Sacramentiperdarum. Cum autem periculum mihi immineret
ab Vngaris, ne seducerer, suasu parentum meorum domum reuocatu*^
fui (cum tamen alteram iam pedem in castris Caluinianorum haberem
ac sumptibus parentum meorum missus fui Bregam urbem Stlesioruni
quae etiam tum temporis cloaca erat Semicinglianorum, uel ut cras
sius dicam, Philippistarum. Ibi toto biennio nihilo melior factus in
syncera doctrina contuli me Graecium, metropolim Styriae, ac ibi
operam meam locaui Generoso ac Magnifico Domino Matthaeo
Ammonio secretario summo Styriae, cuius paedagogus toto biennio
fui. Ibi tantem Hambergerus D. eius loci animo meo (postquarü
resciuisset me caluinismo esse infectum) uirus illud Deo auxiliantc
exemit. Postea contuli me Witebergam, ibi toto etiam fere bienni«
uixi propriis sumtibus parentum meorum. Cum autem ibi uitam
agerem. petiit a me D. Martinus Wagnerus pastor patriae meae, u:
ttim propter loca suspecta, in quibus uixi, tum etiam propter Semi
dnglianum quendam me eius dogmatis tum temporis insimulans
conscripta Apologia de coena D. ingenuam de eo religionis Christianac
articulo confessionem ederem. Hoc cum fecissem, fit illico. ut diui-
nitus pastor praenominatus confessionem meam Generoso et Magnifico
D. D. Gregorio Honiath Stansiz etc transmitteret. Is relegens offerebat
mihi uocationem, qua uocabar ad muneris Ecclesiastici et Scholastici
regimen. — O. Leyser. [6. Sept.]
301. Ego Balthasar Anesorgius Bensensis ab ineunte
aetate bonarum artium studiis operam dedi, quapropter cum Bensenae
in finibus Bohemiae primanim artium fundamenta utcunque ieci<;sem.
63 _
JD Silesiam in oppidulum Lubenam profectus sum, Postea consüjo
Qwrum parentum et cognatorum Dresdam ad ubcriorem eruditionis
(rEctum capiendum me contuli, qua in schola, pietate et liberalibus
irtibus fideliter instnictus sum a doctissimis viris ac scholae ilÜus
rtctovibus M. Fridcrico Zorlero Kittingcnsi, M. Bernhardo Heroldt
Üpscnsi et M. Bartholomae Rulich Lumnicensi praeceptoribus raeis
jilendissimis, Deindeinhancceleberrimam Academiam Witebergensem
nt reeepi, in qua annum versatus sum. Tandem a patriae meae
irbis Benscnae praefectis ad scholasticum Cantoris raunus anno 1585
'«atus sum, cui officio biennium et semestre praefui. Nunc rursum
6 eisdem dei singulari prouidentia ad munus Ecciesiasticum in pago
^rnsdorf suscipiendum accersor. — O. [(zwischen 6. und 10.) Sept-1
302. Ego Johannes Leuthnerus Jaegersdorffcnsis Silesius
frima Christianae religionis et bonarum iiterarum fundamenta ieci
in <chola patria usus praeceptoribus D. Mag. Georgio Isingio. qui
ironc est pastor ecclesiae Oppaviensis, et D. Matthia Vngaro Oppa-
ritnse, medicinae sanioris doctore. Hinc de consilio parentum meoriim
miwii? in illustrem scholam Vratislaviensem, quae est ad D. Eliza-
kihae, ibt fere per sexennium ubcriorem optimarum artium et
Egtarum culturam acquisivi paedagogumque egi primo apud Jacobum
Uofmannum. deinde apud Reverendum etClarissimum virum D. Esaiam
Heide nreichium S. Theologiae doctorem et pastorem Vratislaviensem.
l^i exercitia concionum in templis ad D. Hicroymum et ad 11000
rirpines (ut appellantur) publice habenda mihi permisit. Vsus fui ibi
praeceptoribus viris clariss: et doctlss: D. Mag. Nicoiao Steinpergero
Rectore et poeta laureato, Reverendo viro D. Mag. Johanne Fieischero
:i Mag. Johanne Scholtio Vratislaviensibus, quibus abunde mea fides
tt diligentia per.=pecla fuit. Hinc missus in hanc Academiam Witten-
Iw^ensem per annum Philosophicis et Theologicis studiis, qua potui
ciduslria invigilavi. Reversus deinceps in patriam a Magnifico et
(ie:ieroso domino domino Hineck seniori, domino a Wirben, dnmino
ii Freudenthal, Pistrschitz et Guldenstein, vocatus sum ad obeundum
DiMus diaconi in Ecciesia Freudenthalensi. — O. Leyser. [1. Oct-.]
303. Ego Johannes Langius Gorlicensis a pueritia nsquc
ii patria mea schola Gorlicensi operam dedi literis ibique prima
Christianae religionis et bonarum Iiterarum fundamenta ieci u.sus
praeceptore Dn. Magistro Laurentio Ludovico, postea uero me in
^inc celeberrimam Academiam contuli, ubi fere triennium propriis
64
sumptibus uixi: reuersus uero in patriam uocatus sum ad ludimode-
ratorem in oppido Cratza a vobilissimo viro Domino Georgio Mehi
a Strolitz Caesareae Maiestatis Vicecancellario Domino in Gräfin-
stein etc. ibi biennium officio Ludimoderatoris functus sum. di^ct-
dente uero ibi in oppido Cratza diacono a tota ecciesia cum air-
sensu Clementissimi nostri iam Domini Ferdinandi Hoffman Caesareae
Maiestatis a consiliariis etc. Domino in Gräfinstein ad munus Diacon
uocatus sum. — O. [4. Oct.]
304. Ego Georgius Conradi Neosoliensis Pannonius prin:
fundamenta pietatis et literarum in patria schola ieci, tandem s/'»
disciplina Domini Petri Barossii Trinchinii per triennium et Clarissirr:
viri Domini Nicolai Colaciuatis Solnae per sesquiannum maiores pr -
gressus in literis et doctrina coelesti feci. Hinc Anno 1578 vocatu^
sum ad gubernationem scholasticam in oppido ülax^a in comitat.
Trinchiniensi ad fluvium Vagum sito. Cui totos novem annos pracfwL-
Inde per Spectabilem et Magnificum Dominum Johannem Bann dt
Inferiori L>Tidva, perpetuum Comitem terrae Zaiadiensis etc. vocatus
sum ad ministerium Ecclesiae in ditionis suae pagum Haluzicz i::
comitatu Tnnchiniense existente. — O. Levser. \2. Oct.l I
305- Ego Stanislaus Petrassko Pannonius in comit^it'j
Lyptouiensi natus ex parentibus legitimis et honestissimis Alex -
Petrassko et matre Agncta Jonowa quondam inhabitatoribus oppi. i
LN'pcze Alemanorum. fateor me prima fundamenta in patria s-b
disciplina primum humanissimi xnri Simonis Jassenski, dein de Peti'
Baroschii. tandemque Damiani Parlagi toto septennio iecisse. Tandem
cum consenstt ^>arentum Cassouiam egressus sub disciplina huma-
nissimi quoque viri Geor^ii Sontagii et Martini Breziak ibidem inte-
^Tum quadrig^enium Üteras c^if^se. vbi omnibus rebus pro stUxüs
necessariis destitiitus prouindae scholasticae in Polianka (et Paeci
goo^iac ibidem E^e^ii ac Generosi D. Christophori Sedincky de
Stvxo'ice, Dv^mtni eiusdem loci, nlioram integru quadriennio. Dein Je
in Sw aboci tantundem. Tandem in Zigra anno integro meam operan-
cv^mmunicaueram. Vnce tandem mirabiü Dei consilio a Reuerend"
viro lX»mt:K^ K^harine Tirci qui Diacono semper opus habet, ad h »•:
muaus Ecclesi-isticum in Ecciesiam Betaniensem uocatus sum, — ' '
o» •<> Fi:v> I o h d n •* e s L a z v c z k i u s Pannonius natus c.\
hvM>.*>tivs:ur< ivir;??^:*"?.!^ m p-v>\incia L\'pto\-icnsi fateor mc prin.^
uiium liberalium tyrocinia sub disciplina Damiani Parlagi TeuUi-
lypcac intcgro triennio, tandem sub disciplina Leonharti Mokossini
biennio ibidem degustassc. Hinc cum consensu parentum digressus
«ntuleram me Epperies ad humanissimum virum Severinum Sculteti,
sjb quo, bis tamen peste inimicissima studia mea interrumpente per
menmum commoratus sum. Hinc postea reversus denuo Teutolypcae
likipüna Michaelis Czebanii integro fere biennio usus sum fide-
h.<sima. Interca Prividiensi schola, cui praefuit Doctissimus vir Albenis
Hussellius, in nostra Slavonia tum celebcrrima facta, cum cnnsensu
eiiram. a quibus dependcbam, ad eundem virum me cnntuleram,
anw lideltssima institutione integro biennio usus sum, Hinc tandem
«treme miser propter nimiam egestatem factus contuleram me
BiTumum ad regendam provinciam scholasticam, cui etiam integro
tannio sub praeside ecclesiae Andrea Schindlero praefui, unde
sjniptibiis qualibuscunque collectis in haue celeberrimam Academiam
ojm iisdem me contuleram, ex qua spacio unius anni cum aliquot
«ptimanis exacto Deo sie ordinante ab Amplissimo Imperialis
Gvitatis Trenchiniensis senatu ad officium Diaconatus revocatus. —
|0. [17. Dec]
1588.
-W7. Ich Blasius Raitsch der Geburt von Guttwitz aus der
lausnitz, bin Erstlich in meiner patria vntterwiesen worden ii
Sudiis, Darnach bin ich komen in Zips gen Barttphell, daselbst
iüch studirtt 4 Jahr lang, vndt in der Leu tt seh 2 Jahr, Darnach bin
idi wiederumb heraussget zogen biss gen der Litta, daselbst zwey
)i! lang für Einen Cantorcm gedienet, Letzlich ins Oesterreich
Hifimen, gen Eissgrueb, da gedienet für Einen Schulmeister auch
t^ty Jar, vnd darüber beruffen worden von der Gnedicjen Frawcu
Frau- Anna Maria Gehörnen Greffin von Orttenburgk, Fraw von
fehlen stein, vnder ihrer Gnaden gebiett zu Millowitx. vor Einen
pedicanten. — O. David Voit. [2. Febr.]
308. Ego Andreas Zachanides Turoczensis I'annonius ab
lede D. Michaelis attigi primam literarum Cognitionen! in [jraefatae
pitriae schola uiuens sub disciplina Dn. Pauli Dezeric>:ki tum tem-
poris scholirega, nunc uero pastoris ecclesiae quae esl ad S. Pelrum
ninus biennio. Deinde praefectus fuit eidem scholae eruditus tt
?össimus vir D. josephus Baykenus, ex cuius doctrina ntjnnihil lite-
ixrbuch da ProKiiadtiuiiui 189!, H. I u. II. f,
J
I>
-^-r-
66
rarum imbibi per annum, verum is tempore moderno excubias tcne:
super gregem Christi in Ecclesia Radwanensi. Postea operam Hterb;
dedi apud eruditum virum tunc officium scholae tenentem, nunc uero
ministerium Ecclesiae sustinentem in pago Dubnicz ad Vagum Eme-
ricum Chlupacz. Ibi tunc pro excolendo ingenio Iglauiam profectus,
ubi uixi per annum sub ferula M. Domini Joannis Vrsini. Inde deuerj
ad Eruditissimum et fidelissimum meum rectorem D. Joannem Sark<v
cium Priuidiam, qui ibidem peste extinctus. Atque illinc uocatus
legitime patriae praefui in schola annum cum dimidio. Hinc tandem
legitime et honeste uocatus per Reuerendum et honestum uirara
D. Joannem Fabricii Pastorem Ecclesiae Galgoczensis per eunden.
et per incolas ciuitatis promotus. — D. [12. März.]
309. Ego M. Simon V r s i n u s Melicensis Austriacus a pueri>
scholam patriae frequentaui, postea in Saxoniam ad patnium virum
Reuerendum profectus sum qui me in scholam Bernburgicam misit.
ubi per quadricnnium sub disciplina viri doctissimi Dn. M. Bartholomao
Frencelii uixi. Dehinc Magdeburgam uersus studii gratia nie dedi,
ibi per biennium fui, demum ad discendum linguas et artes ex coti-
silio parentum meorum Witaebergam profectus sum et ibi elapso
spatio triennii gradum Magisterii petiui. Posthac in patriam pro-
fectus, ubi annuo spatio scholasticam functionem habui, vocatione
oblata a viro Nobili et Ampliss. Josaphat Isperero ad gubernationem
Ecclesiae in oppido Gerastorph. — O. Laetare Voit. [17. März.
310. Ego Joannes Muckius Budissinus Superioris Lusatiae
prima fundamenta in patria ieci. Hinc consilio patris mei Iglauiam
honestis literis nauaui per biennium. Abhinc Schemnicium ad mon-
tanas ciuitates consilio parentis profectus ibi ferme per biennium
bonis artibus incubui, Domino Johanne Sculteto Magistro Rectorc
existente. Deinde Schemnicio discedens Viennae per medium annum
paedagogiae praefui. Tandem consilio fratris mei et Reuerendissimi
viri Mathiae Romenec Decani Deutobrodensis et uoluntate Senatus
ad Diaconatum in pagum Schlapnitz cooptatus sum — O. Barth.
Tilleman. [6. März.]
311. Ego Wolffgangus Fauching Beurbacensis Austriacus
in patria schola educatus postmodum a parentibus in Griesldrchensiuni
scholam sum missus vbi sub disciplina clarissimi viri Frandsd
Scheuflleri integrum sexennium militaui. Elx qua schola parentum
consilio in Tubingensium Academiam sum transmissus, in qua per
^«
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'liennium liberalium artium studüs opcram dedi. Tandem (.■tinm in
»ieberrimam hanc Wittebergensium Academiam studiorum ccrnti-
Twindorum gratia accessi, in qua per biennium una cum '■L'iiiestri
i-ciitaui. Quum autem parens meus ob adultam aetatetn tft ^laiiis-
-imos exantlatos labores officio diutius praesse non potiierit, ;i
Generoso et illustri Barone D. Georgio Achatio a Starb cmherc; in
B«iirbach ad Diaconatum Ecclesiae illius sum vocatus. — <>. I.uctare.
[17. März.]
312. Ego Daniel Mendricius Teschinü in Superiori Silesi.i
naiu5, posteaquam in patria schola prima studiorum fLimhinienta
JKcram: missus sum a parentibus Oppaviam vbi per tempus ^i^niestre
-cholam frequentabam. Postea Vratislaviam profectus nUru quin-
qienmum in utraque schola urbis paedagogico munere a|iiid cives
ibidem functus literis opcram dabam. Hinc Argentinam prufectiis,
'<i annonae caritate et inopia sumtuum repulsus in Bocminm me
cr,nUili, hic Pragae in schola D. Galli addiscendae linguac illius tri-
W5trc spacium temporis consumsi. Mox in Misniam concc'^si et
Frtibergae Rectore FridericoZörlcro M. paedagogiam nactiis i:tte_'^iim
f«e annum versatus sum. Revocatus in patriam a MaLinillcn et
Generoso Domino Nicoiao Carvinscio a Carvina, Marschall IJiicatus
Teschinensis ad instituendum privignum suum Gulielmum '.ii-.siiim a
Mucodiel vocatus sum, cum quo post menses sex Brigam in scli'ilam
i'.ustrem missus fui ibique integrum annum et dimidiuni oper:!!!)
Äeris navavi. Cui conditioni cum propter parentes et tot;im jiciit
fimilJam meam peste grassante sublatam renunciare coactii'; fucrim
cnilecta ex patnmonio relicto pecunia Vitebergam veni, -'■il iilirn
omidiu mannum sumtuum inopia hic versari non permisit. i Ui.irp in
patriam redü. Tandem a Magnifico et Generoso Domino nnttliRidn
Logo ab Altendorf, Domino haereditario in Slocza ei 'ilnniifu.i
^ulgo Seh wart zuasser in pastorem Strumenensis Ecclesiae i'.iuis —
'>. Voit. [31. März.]
313. Ego Melchior Delongius Teschinensis Silesin- pn^tt^.i-
qnam in schola patria prima literarum fundamenta jecenim, mi-^^^iis
ftm in scholam Vratislaviensem, ibi Domino Nicoiao Steinln r.ipt K.
?er quadriennium operam literis nauaui, postea in scholam Mn-L'n-^cnr
wcontuli et duos annos Rectore Melchiore Tilesio in eaitcirt scliolri
■■■(fsalus sum, Postea me Vitebergam contuli et dimtdium .'Mnum liir
peregi, domum rediens a Senatu Reipub: Teschinensis in l ikk i>]iiini
Ecclesiae ipsorum Boemicae vocatus. — O. Voit. [31. Mn |
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314. Ego M. Zacharias Hofmarius Tyrolius ex schola
Lauingana Wittebergam missus studiorum causa et ibi sumtibus
inclytorum procerum inferioris Austriae per sesquiennium sustentatus
tandem ad parochiam Radigerstorphianam in Austria a reuerendo et
doctissimo uiro domino Paulo Hillemario pastore in Aigen inferioris
Austriae uocatus. — O. Voit. Himmelfahrt. [16. Mai.]
315. Ego Matthias A 1 b u s Guttenus Boemus semina pietatis
et bonarum literarum initia didici partim in patria, partim in aliis
civitatibus Regni Boemiae. Tandem progressu temporis vocatua ad
functionem scholasticam loco Cantoris in patria et alibi perfunctus
sum per sexennium. Hinc tandem vocatus a Consistorio vrbis Gutte-
bergensis, patria mea, ad ministerium Euangelii. — O. Voit.
Himmelfahrt. [16. Mai.]
316. Ego Jacobus Junek Pragenus prima pietatis et artium
fundamenta ieci in schola patriae meae Boemiae sub disciplina
M. Johanni Trebovini. Tandem vocatus ad scholasticam functionem
a Reuerendo viro Domino Johanne Cubinio Altomiteno (loco Can-
toris). Hinc tandem vocatus a Consistorio vrbis Guttenbergensis ad
Ministerium Evangelii. — O. Voit. [21. Mai.]
317. Ego Simon Ziarenus Architectoris Silesius fateor me
prima fundamenta iecisse in patria sua apud D. Lucam. Inde missus
sum a parentibus in Sclauoniam ad D. Pruno, ibi mansi per triennium.
Deinde vocatus sum ad functionem scholasticam Hranicium. Postremo
habui vocationem a R. V. Joanne Miletino in ciuitatem Straznic. —
O. Voit. [27. Mai.]
318. Ego Georgius Goczenus Pannonius Lipschensis prima
fundamenta ieci Lipschae in patria apud dominum Joannem Cnido-
nimum, sub cuius disciplina vixi per annos 5. Inde profectus Trcn*
czinium sub doctissimo viro Domino Petro Paroschio mansi annos 2.
Inde profectus Hunobrodam mansi apud Martinum Malobicenum
annos 3. Hinc deinde vocatus sum ad officium Rectoratus, ibi
mansi in functione 5 annos. Postremo vocatus a Reuerendo viro
domino Georgio Micha lacz ad munus Ecclesiasticum in oppidum
Welka. — O. Voit. [27. Mai.]
319. Ego Georgius Crinaceus de Brodek prima rudimenta
honestarum artium in patria ieci apud R. V. D. Laurentium Bli-
zentium Koriczanensem. Deinde contuli me in Schlavoniam in oppidum
Bischae, vbi versatus sum sub R. V. domino Nicoiao Baciceo Arvcnii
60
titnnium. Tandem a Reverendo viro domino Johanne Milctino \-ocatiis
iTi ad munus ecclesiasticum in Straz. — O. Voit. [27. Mai.]
320. Ego Joannes Parlagi Ocovinus Pannonius prima funda-
nenta artium ieci Veterisolü in montanis civitatibus praeceptorc
Martino Schwengler, Hinc de consilio parentum meonim missus
Cassoviam, ubi sub ferula Reuerendi domini M. Martini Preslac ultra
trioinium vixi. Inde Epperies me contuli, ubi sub discipÜna domini
Sererini Scultcti ultra quadrigenium mansi. Tandem in Moraviam
me contuli, ubi scholam Hunnobrodanam nondum completo biennio
f:xi, unde a Reuerendo domino Martino Malobiceno tum decano
nusdem dioecests Hunnobrodensis et reliquis senioribus sum vocatus
ffl diaconum EccJesiae Hunnobrodensis. — O. Voit. [7. Juli.]
321. Ego Samuel Sltinskt Klobiiciensis prima initia didici
Trencinü usus praeceptore Domino Pctro Baroschio. Postea missus
v.'tn Neusolium in montanas ciuitatcs ad D, M. Paulum Halutpapium.
Ibi uixi per annos tres. Tandem contuli me Brigam et ui.xi pt-r
Jimum in paedagogia artesque liberales audiui a M. Melicheore
T[e?io. inde honesta ac legi tima uocat tone mihi data ab amplissimo
^enata Klobuciensi et eiusdem dioecesis decano uocatos" sum ad
Ministerium ecclesiasticum. — O. Voit. [7. Juli.]
322. Ego Vitus Mateoli legitime thoro natus prima funda-
■mcnta literaria ieci sub praeceptore Wencesilao PolÜ in paliia. po^.t
c'ino'* nonnuUos Pragae apud Diuum Henricum a Magistrn Ailamo
H:adisteno coniugationes et declinationes didici, posthac ibidtm apud
[ Dmum Stephanum sub praeceptore M. Johanne Pleuka fundamcnta
■ Grammatices percepi, inde profectus Slanam ibi a Johanne I-IHnL-ceno
Diilectices Rhetoricesque et in fundamentis Theoiogicis sum insti-
tu:ii5. Inde reuersus Pragam apud Diuum Aegidium sub praeceptore
.\ndrea Mitisko in iisdem artibus sum institutus et inde a Georgio
L'icasto decano et senatu Gitcinensium ad munus Ecclesiasticum sum
!'«tus. — O. Voit. [14. Juli]
323. Ego M. Johannes MielinguB Abspergensis Noricus
t^ndamenta artium Noribergae sub ornatissimo doctissimo viro domino
M. Johanne Barth ieci, deinde Anno 79 contuli me Hailbronnam,
^L'i tanquam pauper scholasticus stipem ostiatim collegi per aiini
'pacium. Tandem discendi gratia Budissinam veni, ubi qu'Hjue per
inni spacium literis operam navavi. Postea uisitaturus fraircm n-.e
''■ennam in Austriam contuli ibique philosophiae curriculo absolute
70
iterum Noribergam veni. Tandem honestorum civium sumptibu?
Wittebergam studiorum causa veni anno 87. Tandem impctrato
summo philosophiae gradu Noribergam me recepi, ubi novissime
legitimam uocationem a Nobilissimo viro Johanne a Stainaw in Euer-
bach Burggrafio Rottenbergensi ad Ecclesiam Kirchenrötenbacen
sem accepi. — O. Voit. [4. Aug.]
324. Ego Johannes Gabriel Habelschuuerdensis ex comitatu
Giacensi parentibus tenuis fortunae natus, ubi primum in schob
patriae meae et Giacensi fundamenta aliquo modo ieceram, ex
consilio parentum meorum Vratislauiam me contuii, ibi paedagogiam
nactus per triennium fere uersatus sum, hinc Argentoratum uersus
profectus propter sumptuum defectum annum integrum me sustinere
non potui, reuersus itaque domum in montana Vngarica Cremnicium
uersus me contuii, coUegam illius scholae in quartum fere annum
egi. Vocatus vero ad ministerium Ecclesiasticum a Magnifico et
Generöse D. Domino Laurentio Edero a Schemnitz, Domino haered:
tario in Eulenberg in oppidulun. Fridlandt in Morauia. — O. Vojt
[4. Aug.]
325. Ego Esaias Chrysostomus Zdanicenus Morauus rudi-
menta Grammaticae Trencinii sub praeceptore Petro Baroschio pri-
mum accepi. Deinde Iglauiae praecepta Dialecticae et Rhetoricae.
Post Witebergae propriis sumptibus uictitans nonnihil utilitatis rediir
ad me cum ex studio philosophiae tum sacrosanctae Theologiac
Tandem patriam repetens uocatus sum a libero Barone Joanne
Ottrich et in arce Straznic, tum Senatu eiusdem ciuitatis et Reuerend-
viro D. Joanne Miletinensi Pastore Ecclesiae ibidem ad ministeriurr.
Ecclesiasticum. — O. Voit. [18. Sept.]
326. Ego Wenceslaus Stephanus Teplicenus Bohemu««
prima pietatis et literarum initia Teplicii in patria sub D. Joanne
Gedesano suscepi. Dein Litomericii, Brodae Bohemorum. Zacac
studui. Zaca tandem promotus sum in almam Pragensem Academiam
a D. Magistro Standero Beronense. Inde vocatus sum Guttebergam
ad docendam inventutem collegae munus in laboribus scholasticis
obeundo. Jam vero iudicio eorum, ad quos ius eligendi ordinarie
pertinet, electus et vocatus sum ad sacrum docendi munus Gutte-
bergae, ibidem Archidecano D. Sixto Candigo Prageno. — O. Vo:t.
[29, Sept.]
1.
71
327. Ego Abraham Closius Gorlicensis iactis
i licrarum fundamentis in patria contuli me in scholam Vrati^lavie
'iltetiam per triennium oixi sub ferula D. Melchior^ Steinbergwi.
'jfjuo et satis fideliter institutus, deinceps contuH tnü in Aciidemia
■ francofurtensem ad Oderam. ubi etiam per anni spaciuni hrjiic:slJN
iüeris et uerae religioni operam dedi. Tandem suli (ifiuTnso ;ic
Magnüico Domino Melchiore Redero Barone Bohemiar nMcnuis siini
1 Reuerendo et docto domino Martino Vnslero pastoi;' iTiill.Lnijciis!:
ad officium Diaconi. — O. Voit. [18. Dcc]
328. Ego Gcorgius Sartorius Chrenoviimv l';iMiinnius
ftima elementa ieci in patria sub diversis praeceptocili-.i'.. lJt:ind':
apessendae uberioris eruditionis gratia contuli me Mn',tlin\inni in
tumitatu Thurocziensis, ubi sub diciplina D. Josepln ll;i-LMiii ei
D.Emerici Peluchii vixi biennium. Hinc me rursus in i-HiDnin rccfpi
ci usus sum pracceptorc D, Thoma Fabiani annum ]iirf;.;i*Li[ii. I'-iv;.
modum vcni Cibinium in Comitatu Scepusiensi, ubi s'uj ^ul, fcml-i
D. Christophori Hertelii itidem annum. Rursus in CLimnr.itii Nun;!«
Ciuitatis ad fluuium Vagum cxegi annum. Inde vocatus .\<\ n-inmon
■jcholae Oslanensis praefui illi trimestre. avocatus i.iiim -iiin ;i(l
rc^endam scholam patHam, cui praefui toto triennio l'iuli' cninn
vocatus sum ad Diaconatum per Reverendum virum \'i IhIlidiilh'
: Fatiricium Zcrnovinum, pastorem ecciesiae Chrenovien-. , '' \'nl
'[:'ii. Oct.)
I 329. Ego Michael Kawicky Prividiensis l>,u> nr. umo-
IPrividiae sub ditione Magnificorum dominorum Thurzo pi]iii,i ,;li-( .inim
cJi;m(nta accepi in patria sub praeceptoribus D(.iniiiii> M;iihiiM
'Sdiupka et Domino Johanne Dworsky. Hinc instiiutu i'l -ikish
iparentum meorum contuli me discendae Germanicae liirju^i i;t:ili,i
Pfonam Germanorum, ubi vixi sub Domino Andre. i ^l iMrni.uiiii'
innum cum dimidio. Illinc ubi disccssissem. peragr.iiuln iiiiiini(!l;i
'Oca Hungariae et Transylvaniae consumsi annum. \ inu ii^ iUTUiii
■inpatriam usus sum praeceptore fidelissimo Domino Alli' du I in— ßlm
IT« continuos annos partim Privldiae, partim Mosch", n^, IiullilU
su-^cepi munus scholasticum in pago Nowak, cui praefui .mrnim nmilii
qto continuato veni Leutschovtam et vixi sub rectore r! i 1 Iihihvi
Hentschelio trimestre. Post modum vocatus sum in collu ■;iliii]i 'i^liuli.-
patriae exegique in eo biennium, avocatus nimirum i; |i,iiri,i nl
wudiendam iuventutem scholae Thottpronensis, cui i>pi>riim im .um
locavi annum dimidium et inde vocatus sum ad docendam ecclcMatr
KoroKsienscm in comitatu Thapolczanense per Generosum Dominum
Franciscum Korossy primarium patronum eiusdem Ecclesiae. —
O. Voit. [20. Oct.]
330. Ego Stephanus Zlonniceus Bajmocensis Pannortiu'
iiatus Bajmocii sub ditione Magnificorum Dominorum Thurzo prima
elementa llterarum didicj in patria sub praeceptoribus Joanne Lup'^llo,
Martino Miko et Matthia Thelizeo, vberiori.s autem eruditionis ^at^s
contuli me Casclioiiiam ac uixi sub praeceplnre Richard© Kaufner.
Hinc ueni Galgocium et usus ."iiirn praeceptore Simone Baimocei:5e.
Posten siiscepi prouinciam scholasticam Boschani, cui pracfui qtia-l
drienniiim, et inde vocatus sum ad munus ecclesiasticum in pa4;i:rr.
Kostolna. per efjregios dominos Laurentium. Andream. Joannem,
Emericum et Gabrielem Bofchau, patronos praenominatae ecclesiae. —
O. Voit. [aO. Oct.]
331. Ego Matthias Slonicz Bajmoccnus Pannonius natus
Bajmocii fiuh ditione Magnificorum Dominorum Tliurzo prima eie-
menta literanim didict in patria sub disciplina Domini Matthiae
Theluss, c.\ patria discedens vixi in oppido Solczan sub praeceptore
Georgio Repa. Hinc veni Galgocium ad Georgium Seratorium, cuinsl
Opera iisu^; sum annum integrum, Postmodum suscepi Cantoratiitnl
in oppido Thopolczan et praefui illi annum cum diniidio. vbi cuai,
versarer. Reuerendus vir Dominu.s Nicolaus Henedicti vicem gercn»
eiu.sdem comitatus Thopalczensis a.sscivit me sibi in collcgam. —
O. Voit. [20. Oct.]
332. Ego Scbastianus Nicolai Piscent Bohcmus patna
Herzmanomiestecenus prima fundamenta honestarum literanim jcci
in schola paterna. Postea uera Deo sie ordinante missus alio ad
comparandum uberinrem ingenii fnictum veni Hradecium ibique dan«
operam liiimaninribus discipünis biennium exegi Rectore schciUc
Magistro Thoma Herzmanomiesteceno. Hinc consilio parentum Pragam
me Studiorum gratia contuli, iibi sesquiannuni literis operam dedi.
lUinc digressus suni Nymburgam, ubi per biennium integrum com-
moratus sum. Tandem uocatus ad functionem officii Rectoris \'eten-
coloniam. Abliinc uero lionesta ac legitima uocationc mihi data ab
Amplissimo Senatu Coloniensi et pattore eiusdem ciuitatis ad offici'-.m
Diaconatus. — O. Voit. [1. Nov.]
riMfei
V.
Böhmische Pastoren, in Anhalt ordinirt 1583^1609.
Von Heinrich Becke«, Pastor in Lindiu (An hall).
(Schluss.)
Anlage I.
Ad Theologos Vittebergenses cpistola Georgii Dicasti Miisko-
vini, Decani et pastoris Ecclesiae Gitczincnsi-s in Bohemia.
Dolens cogito, viri Reverendi et Clarissimi, qui 6at, qnod cum
hoc nostrum iiterarum studiJs florentissimum seculum veteribiis illi^
mtrito sit comparandum, in eo tarnen Ecciesiasticus ordo non
paci. ut aequum esset, autoritate utatur: immo cujus in
humanis prima debuit tiaberi ratio, is abjectus contemtusque jaceat
et tan quam sui dissimilis, viüssimus passim in omni po[)ulo
conspiciatur. Loquor autem hie non tarn de universo orbe Chri-
stianae (quamquam ublque terrarum exorbitetur} quam de n o s t r a
Bohemia, quae literis et bonis ingeniis quam unquam
antea fertilior, in rebus Ecclesiasticis rcvercnter
laborat. — Dum haec, inquam, cogito, subit animum, ad vos referre
ea. quae malo huic matcriam praebere et simul remcdium alu]iio(i
afiferc posse videantur. Licet autem nihil insolens mihi arrojjeni,
tamtn, quum intelUgam, ad me quoque curam Ecclesiae pertinere
A lidelem mlnistrum deceat, fidem incorruptam et puram conscientiam
in Omnibus servare, eo audentius id quod sollcitum me t;raviiis
afticit, apud- vos exponam. — Dabitis itaque mihi veniam, quae
i'estra est humanitas, si Ecclesiae Christi minister, ea quae fortassis
vos a nostra Bohemia longius remotos lateant, Jiberius denon-
stravero.
Contemtissimus, proh dolor, apud nos EcclcBiasticus ordo
habetur, eorum potissimum, qui humanis traditionibus abjectis Mvan-
Eelium Christi sincere profitentur et a vobis ordinati vulgo Evan^fclici
ministri nominantur. Atque contemt us istius duplicem potissi-
mum causam agncsco (nt mittam Interim peccata hominum et
74
ingratitudinem crga verbum Dci, quae vitia in quavis natione ho
aevo corruptissimo dominantur, sicut hujus, ita omnium malorji
patrem esse) quarum alteram a nobis proficisd. altcraoi ii
vobis haerere certum est, — A nobis quideiti, quod qui nutric
debebant esse Ecclesiae, non usque adeo, ut deccret et a Do
mandatum est, diligentem sacronim curam gerant, vulgus vero. d
est ad imitandum mores dominonim proclive. parum pensi habe»
quid aut quomodo doceatur, dummodo pro diebus fesds campanarui
•^onitus et canlantium murmur audiatur. Hinc ergo eveoire solei. i
homirtes rüdes, modo lectionem callentes, saepius etiai
maniium artifices. quos vel extrema rerum inopia, pe
tuxum aliamque turpitudinem patrociniis exsutos coa
peltil, vel pinguioris fortunae spes invitat, ad munn
docendi in Ecciesia perfricta fronte aspircnt; «juci'
consecuti. ut didicerunt. ita administ rant impudcntci
utque malis moribus vivere consuevenint, ita passim exeir.pj
pessmio deformant. Ac quo facilius tarn saactum munus adipiscantm
ijuaerunt sui similes patronos, ut igna^-i ab ignaWs, rüdes ab incoctii
niali et indigni a pessimis proniOTeantur et ad vos petitum ord
nationem emittantur. Atque isla prior est causa cur mal
hjbeat .ipud nos ordo Ecciesia sticus. quam a nobis emaaarc demai
ütralum est.
A5ieram brevius exped:am. quae in vobis sacros ordines lCI
lercutüiu-s haeret eaijue priore gra\Tor et pemiciosior esse videiut
civus ciiim culpj ma;or. qui peccat. an qui peccantcm confinni
ci.;i:e Uvenco st-m-^lum pcccanci additr Faciles estis, nimiut
aic.im ingenue, faciles estis. patres Reverend i. quiai
•;uasvis. Hterul.ts hominibus rudissimis sacros ordir.c
Di»n dubitatis conferre: ii:nari quippc, quantam etiam noniii
vestn» il> adversar.:!; por.tificiis et a plebcjis hominibus detrahatur
Kjuii h: loqu.:'.;.:r, i.l; e;:ain pub'icc scribunt. vos ordinante? av
OTii-r^t» sim ies esse <i.;t cer:e l^y.zr^.j. laborantes in pestem Rcj
Bohen'.iXf :.i:v. ;".ef:,>s h,-»:r.-r.es S.-tzo ordinäre, quod mihi de vobi^ u
Öe rrtA^nis n-at:".c-.^rd;.ie iü\-irue or^anis optime scndcnti una cun
i'v.f- Sts v.r^ Äu.iire « -i-jZirc ni>^^!cstissimum est. Ä nostrates ) '
a«i v.>s ^^r,i a*: .':;;s oa-.isa o:>n'.meantes ri^idius examinarentur, s
xxix'. C"- <t rr;.-' i^r,-.T;a:T> r.s an>^\-erenf.a-. [wofecto non tanta eorun
I »■•■.-■er; » \\-< -V.,- ><:iss« r ■:> t-^-t scandala E\'3ngelium Christi cot
75
temtui darent, ncque tantus esset ubique queri
bonis et legitimis, qui per impensam istorum malorum cluviem
calumniis premuntur, suus et locus et honor habcretur ; pietas uberius
in animis auditorum propagaretur ; Deus sacrumque Jesu l hiisti
ETangelium merito honore afficeretur, quippe metu rcpuisac rnali
iflstnicti sibique non satis conscii abstinerent ministerio, i|ui ver»
esfent petituri. majore opera, fide et diligentia mitterentui, ut eu,
quod postuiarent, munere digni exterorum judicto compriUirtiitiir
Jicjue tandem in vinca Domini cum fructu proximi et salute animnrum,
recta consdcntia opcrarentur. Quodsi putatis, ut ad nosdt-vobis
ptrfertur, Ecciesias nostras tarn rudibua minist ris
carere iion posse, nihil minus quam hoc admittimus:
Dam cum hac aetate aurea diviiia benignitas etiam in nostin p:itria
H;erarum studia in lucem adduxerit clariorem, scholis recte con-
slimtis non omnino caremus, in quibus bona ingenia artibus liiima-
Dioribus recte instituta, dum vident quosdam ignaros fucn-. vestra
(jpera cvehi, offenduntur et aversantes Studium Theologiae iiotniR nd
Rcmp, quam ad Ecclesiam se praeparant et conferunt. AdiKi etiam,
quod Uli inepti homines a vobis ordinati, dum conditiones nancisci
nequeunt, per oppida pagosque magno cum Ecclesiae deiiL-curc et
sc.indalo gregatim discurrunt, et testiiionia a vobis accepta vulgu
ostentantes risui exponunt et tum vobis ordinantibus, tum .aliis;
cultioribus a vobis ordinatis contemtum ingentem pariunt. ^cJ jam
oimium progressus sum et modum epistolae ferme transgrcsMi'-, dum
animi mei dolorem exponere ac remedium aüquod huic malo .ipud
vos invenire studeo. Aequifacite v:a.ppr,Qi(xv meam, qua hie ui"i, si>lii
publici boni amore. Fidem testor et conscientiam me non alm Iml-c
scribere fine. quam ut, quoad ejus fieri possit, error ille cnirijjahir
ulque ii, qui deinceps ex nostra patria a vobis ordinationeni [leiituri
smt (parant autem in dies, ut inteiligo, aliquot luiie
briores ad vos eo nomine profectionem) diligentiu- i^vniiii-
nentur. indigni ministerio repulsam patiantur, digni vero .1 n'hIüs
promoveantur, ut a peste malorum Ecciesiac nostrae per \i'-. \imJi-
centur. pietati et verbo Dei suus honor reslituatur. salus anitiininin
augeatur atque ad extremum Deus communi pioque coii'-iri'^ii a
niibis rate invocetnr, laudetur, praedicetur. Valete feliciiiT. viri
Reverendi et clarissimi. — Gitczinae Bohemorum etc. [Datnni ft^hlt
leider.]
76
Anlage IL
Anno 1583.
Ch.istophorus Regulus Laubcnsfs Lnsatius. natus anc- l'^
undccmo die mensis Julii. parcnte Martino Renale tonpcrc ca-
morum doctissimorumque vironim. D. Philippi;j,Aaiuus Beerh.
tomeran. Georgii Majoris. sacrosanctac Theologe Doct^rr
aliorum fquos taceo^ ministerio Ecclcsiac inau.^^ratac. pa5t.:.e ■
n Gcsdorf. Schre.bershof et Rengersdorf. Lnsatiae pagTscb .•
Harone WUhalmo Hofkirchio) Austriae. educatns in Schola r -
Laubano Lusatiae et Schrattenthal oppido Austriac. simul inf.;: .
cum i'* T"" ^^^"^^^ ""'■•"^''^^ "^"' »• ^I^^o Tabumo Re.
cum c..lle,Ms ,,Georgio Helmrico. Casparo, Kiefero. George kr..
aulo Jun,.,o Zachariae Bartsch. Magistris) in illustre 6vm.>
C.otber,an, Nlesiae erudiendus traditus sum. Hie fundamenta h: :
ViL "1""'" ""■• •'''°''"° P""^' ^'^^^'>- -"™Ptibus des-r.
M^r..? '""" ""'• I^^^'^*"«?^"'" functionem apad Cacsa«
MaeMat.s armorum custodem (cujus f.lium informavi) Zachaj
An '"7 '""""' ^ '''^"■^''"'^-^ P"^^"^ subRectore (tum tc:r.r.i
•n ! r' hras.^cano. Juris u.nusque Doctore. adii: studiorun,"«
r.X T; '""' "^'" -nimadvertens (rehgionis enim xnutatio t:
."',•"*'"' '"^' "'^^"^"* P"^"^« •" Academia saev.e
l-u« .„eras ad a,n:,em Ma^istrum Georgium Schregsme.
l;^T:;:r ^''^'■•^^" ^'>-^-^'^ >-^ <^=^^one Baronis Friderici Hofn.z.
[,^. .. \ '"^"- P*^^ ns promoüonem ; (1578) ofn. ••
- . 4:>..: scs* ivcri^e :.:uni onercbat et ad se vocabat. F:
.^„., , -■ ^-™ -»««e n.%ndunfi tanto munere d-
^\.,,. . '^-^ ~* -•^er.n-om la sua disciplina foveh
vv.'-; .-».-.. V . ^ ^ "^■era.iDus. nee non Theok-
! , - . "v ■" V \ "^ -"'^"^ --* '-"^ T::. niae Hausteno. CaroÜ Arci
::r: v':'"^'^- ^^^-'^^^•-' « >^'^-^^^-^* H^^mbercrert,. hnfc Theoloc::^
,. ., ,^ - '•^-* - -^ UnevuiB. btA-nae Metron '
l\<t.K l ^ s*.,^ '- , ^... : *^ ^^^^ "^^ "^ provchenJ
- -vV'^.M
77
.'bat (1581), tum aßinfs mcus eo quoque (singulari Providentia
factum esse dixerim) venicbat, a Christophoro Teufe nbachio
ne in Moraviam vocatus; petebat (affinis), ut sese in Moraviam
.tarer vel rcligionis, vel conditionis spectandae causa. Comitabar.
n pastorem et superattendcntem ecclesiariim istius loci (nimirum
esiae Dürtiholcianae, Neosidllanae et Frölichdorfianae] eligelatur ;
, (quod antea non potuerat) hie perficiebat et qiiia Diacomis
isto loco moriebatur, Generosus Christophorus Teufenbacliiiis
j, de aetate mea cogitans inaugurationem ministerii permittere
bat; sed annum, quo mea opera Ecclesia Dürnholcensis et
isidliana (1582) (cum non idoneus ad manum esset) frui posset.
tus etiam concedebat, Semestri vix dilapso conditiones tres mihi
rebantur, binac Ecclesiasticac, tertia paedagogica, prior Badenae
itriae, a patrono singulari, Gcorgio Cotlcro, cive et mercatore
is Vienensis, posteriores Evantzizii, Ecciesiastica per affinem (cum
: Franziscus, comes de Tum, senior, nomine Baronum, qui liic
am operam expetebant, egerat), Paedagogica per A. Joachimum
lium, pastorem Mislicium ; hanc affinis recipere suadebat; Barones
m duo juniores Mislicio Argentoratum adire constituerant. Sed
D fato prohibiti nescio iter recusarunt. Affinis itaque apud Genero-
n de response Jnstabat (ipsum enim semestri ante anni finem de
icono idoneo laborare oportebat) et dimissionem mei petebat ;
llum responsum semestri toto dabatur: Interea vero Ecclesia
Store orbabatur, Mox Generoso statum Ecciesiac aperui. messem
agnam, operarium nullum conquestus; tum munus docendi mihi in
roque templo demandavit. Anno nedum transacto apud praefectum
eis Georgium Closium absente Barone instabam et an certo mihi
ire cupiebam. Dilationem usque ad reditum Generosi pelebat. Tum
enerosus mihi peregrinationem ad sesquiannum vel etiam biennium
jsdpiendam suadebat, in qua promotionem ad graduni et ministerii
litiationem quaererem. (1583) Itaque ordinationem a Reverendo et
irnatissimo viro, Domino Magistro Wolfgango Amiingo in ducatu
Vnhaldino superattendente suscepi. Polliceor autem, me adjuvante
jpiritus divini gratia talem fidem in pascendo grcge mihi commisso
idhibiturum. qualcm D. Paulus a ministro Ecclesiae vigilantissimo
-cquirit. eamquc honesta et innocenti vita, quoad vbcero, con-
ürmabo. — Servestae decimo septimo Januarii Anno miltesimo
ijuingcntesimo octuagesimo tertio.
78
Christe piis adsis clemcns successibus oro:
Dirige tu ceptum, perficc solus iter.
Discedam salvus, fac incoliimisquc revertar:
Da longo pascam tempore pastor oves.
Frigida da renovet sacrum quod pectora Flamen:
Ignis succendat jpsc calore sui.
Anlage III.
Alphabetisches Verzeichniss der in XI und XU v
kommenden Pastoren.
Anmerknng. Uie mit * Bezeichneten Kind nicht in Zerbst ordioirl und Vnmi
nur als Nebenpersonen vor.
Adamides*, Wenceslaus — , Neo-Colinus. Diaconus Kutteber:;;
XII, 35. — 19. Oct. 1604 unterschreibt er die Empfehlung I
Andr. Jacobides Policenus mit Anderen.
Alexius, Simon — , Svinczanus Boemus — ,Ad mtnisterium KccI
siiffragiis Presbyterii Kuttebergensis et in Diaconum et Colleg;
Dni Archipresbyteri in ea Urbe Venceslai Stephani Thermt
adscilLS.* Ord. 7. Sept. 1606. XII. 60a.
Aulaeander, M. Paulus — , patria Nissenus natione Silesii
jVocatus sum ad obeundem munus Pastoris in Ecclesia S«
fensi, quae inter Bohemos colligitur in ditione Inclytorum
Generosorum Baronum a Waldstein. Dominorum Amome
Meletinae.« Ord. 20. Oct. 1586. XI, 27.
Bergerii.s*, Martinus — , Dresdensis v, d, apud Aedem D. Geor^
Empfiehlt mit Anderen den Joh. Sswiha d. d. Guttember^
22. Sept. slylo Gregoriano A. D. 1603.
Bernhart*, Elias — , Wodnianus, min. Christi et Ecciac Ne
komiensis, unterschreibt mit Anderen, Ostrow, Marchionat
Moraviae, Cal. Oct. A. D. 1606 f. Jonas Sartorius. XII, 63 ui
Ostrovii ipsa die Epiphaniorum Dni Ao 1602 f, Elias Zwalingii
wobei er sich nennt min. Christi et Ecclae in oppido Bogkow-it
XII, 18 a.
Brassica, Johannes — , Silesius, Glogoviae inferiori natus, V(k.
pastore in Civitate Wisovicz et senatu iUius ad sacrosanctui
Ecclae munus (in Marchionatu Moravico). Ord, 12. Oct. sub. lö«
XI. 70.
J
runczvicius*. Andreas — . Vor 1593 Pastor in civjtate Boemiae
Miletina dicta und später in oppido Holicio. Vater des Folgenden.
XI, 63.
runczvicius, Venceslaus — , in civ. D. Miletina d. natus. — In
Oiaconum Parentis legitime electus. Ord, 11, Oct. Jub. 1593.
XI, 63.
ampanus*, Joannes — , Zluticenus, M.V.D. empfiehlt mit Anderen
den Emericus Polonius s. d. Guttebergae in Boemia die ult.
Sept. A. 1608. XII, 88.
apkonius*, Johannes — , Richnovinus, minister Herzmano Micste-
censium unterschrieben: Datae in oppidulo Chraustonicensium in
Regno Boemiae 28. Oct, Ao novissimi temporis 1608 mit Anderen
f. Tobias Nezorinus und Andreas Zahorsky. XII, 89a.
ardus, Wenceslaus ^, Trebicensis, natus Trebicii Moravorum in
dittone Dni D. Smil Osowsky de Daubrawic. Ab Archidecano
Wenc. Stcphano et Senatu Reipubl. Guttembergensi in Dia-
conum rcccptus. Ord. 4. Mai 1603. XII. 25.
lapkowsky*, Vencesilaus — , Min. Ecclae Dei Pitynii empfiehlt
mit Anderen unter dem Datum Ostrow, Epiph. 1602 den Elias
Zwalingius. XII. 18 a.
;hristophori*, Johannes — , Misenus, Pastor Ecclae Traoniccnsis.
Unterschreibt mit Anderen .Datae Slucü in Bojemia c Domo
Parocciali ipsa die Tra nsfigu ratio nis D. N. I. C. Anno rccuperatae
Salutis a Christo Jesu 1598.' Georgius Labtni. XI, 123a.
'hytraeus*, Matthias — , Min. v. beruft mit den reliquis con-
fratribus et Senioribus, qui ad districtum Brenensem pertinent
1597. Daniel VojaciuB XII. 103.
Tolerus, Jeremias — , Guraviensis Silesius. A generöse et magnifico
Dno Georgio a Schonaich, Libero Barone in Bcuthcn, Carlat
et Milcau etc. ad doccndum domi praeter aulicam ctiam Caro-
latesem Ecciesiam. Ürd. 13./23, Jan. 1605. XII, 35 a.
i^orvinus*, I^dislaus — , Senior und min. verbi divini in Moravia
beruft mit Anderen Barth, Javorsky zum Pfarramt 1597. XII, 103 a.
Cubinius, Johannes — , Ticschinii Boemiae pago natus, saepius
etiam a patris patria Cerequicenus nuncupatus. A. R, viro D.
Andrea Sfwiha Pisceno Ecclae Dei in oppido Dobrovecio et
Senatu loci illius ad s. Ecclae ministerium honeste et legitime
vocatus. Ord, 7. Sept. 1595. XI, 68.
80
Czaban*, Matthaeus — , Mitcinenus Pannonii ad aedem altam Gutem
berg Diaconns. Empfiehlt mit Anderen den Job. Gregoriis
Kuttemberga Boemonim 6. Apr. 1606.
Özeykowsky, Georgias — , Chlumecenus Bohemus (Patre Czcyka
A venerabili Sene, Georgio Dikasto Mirzkowino, Kcciae Prosta
nensis apud Moravos Decano ad officium Diaconatus Busdnenden
legitime vocatus. Ord. 16 Julii 1608. XII, 85 a.
Daubravius*, Johannes — , Nymburgenus. Min. eccl. oppidiZclü
nicii. Empfiehlt d. d. Gitzinae e domo paroeciali 8 Juni 15.*'
m. A. den Matthias Radda. XI, 121.
Dicastus*. Georgias — , Mirzkovinus Ecclesiastes in Gitschin beni
zusammen mit dem Senat und der Stadt Gitschin den GaKui
Phaeton zum Diaconus daselbst. Oct. 1592. XI, 50. Bcfürwortö
8. Juni 1598 als min. Eccl. apud Gitczinenus die Ordination de
Matthias Radda XI. 121. Schreibt in Gitschin (Datum unbekannl
als Decan und Pastor Ecclae Gitschinensis eine Epistola ^':
Theologos Vittebcrgcnses (XI, 135). Beruft Georgius Czeykowslq
Juli 1608 als Decanus Ecclae Prostanensis zum Diaconat. XU
85 a.
Fabri. Tobias — . Krcnovinus Pannonius, natus in ditione Magnific
Dni Nicolai Turzo in pago Krenovec. Nossisslaviam vocatus \
Jacobo Zamozio Decano ut Diaconus essem apud eum. O
30. Maji 1607. XH. 67,
Fabricides*, Vitus --, minister vcrbi Dd in arce Kystra et Tocic
delicz. beruft im Ck:t 1607 in Gemeinschaft mit dem Hern
Collator den Venccdaos Georgides (Kuchinka) zum Coadjutor
XII. 77 a.
Fussel ius. Martin us — . Goriicios. Pastor Qadensis. Ord. 24. Auf,
lo^ä. XI, 46 a.
Galli*, Mtus — , Xetoliccnus, min. verbi apud Badclovicenscs in
Mv^avia. Emptidilt mit den Kuttenbcrgem zusammen des
Jt>hAnne$ Ssw-iha unter dem Datum »Guttembergae 22. Septem
bris $tv:cv Grt^^oriano A. D. 1603V XII. 30.
Galli'^. XI. Mjurtinus — • GenH>\iccnas, Slanae Decanus schreibt fe
O^v^iis Labini ^Slaoae Boemonun 6. Augusti 1598*. XI, 12*^
Grecorio:«^ U>hjtnnes — » Hraifeccmis. Ab Archidecano Veoc
Stct^hanx^ et Senatu RdpubL Gutembergensb ad Diaconatn^
V r-^vSuai tocAtxis. vVL Domin. Palm. 13. 33. Apr. 1606. XU. 4^^
81
Empfiehlt mit Anderen als ,aä aedem altam Diaconus* am
7. Mai 1608 den Zach. Ncchwatalius. XII, 84a.
ortulus*, Johannes — , Wodnianus, pastor Ecclae Ccreqcensis
unterschreibt mit drei Anderen ,Datae Clucii in Boiemia e
Domo Paroeciali ipsa die Transfigurationis D. N. J. C. Ao 1598*.
für Georgium Labini. XI, 123 a.
rabaeus, Jacobus — , Dobrssinus Bohemus. Empfohlen a scnatu
Hradeccnsi eis Albim literis patentibus ad omnes omnium Aca-
demiarium Professores Thcologiae üpectantibus a Georgio Di-
casto .... nominatim ad ill. Gymn. Servestanum. Ord. Iß. Sept.
1605. xir, 41.
[ubati s. Labini.
lusselius*, Albertus — , Pastor, oppidi Prividiac [in Pannonia)
beruft den Matthias Radda ad scholae gubernacula. .\I, 120.
acobides, Andreas — , Policenus. Ad ministerium Ecc les last i cum
subeundem Gutnam per Dnm Archidccanum ejusdem Ecclae
vocatns et ab eodem pro Diacono receptus. Ord, Novbr. 1604.
XII, 33 a.
avorsky, Bartholomaeus — , in pago Bohemiac Javorska dicto
natus. jMoraviam legitime vocatus officium Cantoris in oppido
Brtnjcz, quam in templo, tarn in informanda juventutc per bten-
nium sustinui, donec a Rev. D. Ladislao Corvino caeterisque
S. Scnioribus Ministris verbi Dci in Moravia vocatus Servestam . ,
veni* Ord. 1597 (Datum fehlt). XI, 103 a.
oannides, Daniel — , Kuttembergenus. Ad ministerium Ecclae
Kuttembergensis vocatus et in Diaconum Archypresbyteri in ea
civitate. Ord. Dom. Miseric. Dni 1607. XII, 64a.
oannides*, Petrus — , Kosseticenus, pastor Ecclae ad aedem
Namet dictam. Vater des Vorigen, XII, 64 a.
tolnicky, Magister Simeon — , Pragenus. ,In Diaconum Gitczi-
nensibus me sponte et libere obtuli.* Ord. 3./13. Apr. 1596.
XI. 73. Empfiehlt Matthias Radda 8, Juni 1598 (Gitzinae) als
Ecclae Christi Veterovelissi minister, XI, 121, Mpd den Jac.
Hrabaeus Gitschinae 15. Sept. 1605 als M. S. K. a Rosicz EccI.
Veterovelissii Pastor.
Komlsky*, Alexander — , Min. Ecclae Novodillae. Schreibt für Elias
Zwalingius zusammen mit den .Ministris verbi Dei et Sacra-
mentonim sub ditione Baronis Joannis Theodori a Kunowic, Dni
iih.buch da Pmieitiuiliipiiii IB97. H. I ii. It. R
«2
in Ostrow. Liika et nova Swctlow*. Ostrovii t|
onim D. A. 160a. XII. 18 a.
Kuchjnka, Venccsl aus Georgides — , Humpoleczen
jiitor ministri vert>i Dei in Arce Kystra et
11. Oct. 1607. XII. 77 a.
Kuchjnka", Georgius Humpoleczenus, Pastor i
des Vorigen. XII, 77 a. ,Decanus, piae memoi
noviccnsis' genannt. XII, 75 a.
Labini, Georgius — , Kodensis in civitate Silesic
Chrastecii ad ss. min. voc. Ord. 6. Aug.
,NB. Hubn Polonice os. seu labium signat.
Georgium illum cognominavit depositor Prager
cognomcn erat Hubato. Sic en im Georgius ilU
Anna, Amling's.
Lhotsky*, Georgius—, Diaconus ad D. Jacobi.
Wenc. Cardus d. d. Kuttembei^ae Boemonir
juxta styluni novum A. D. 1603. XII, 26; et
Sswiha 22. Sept. 16U3.
Lossius, Matthaeus — . Chemnicensis, natione M
vocatus üd munus docendi in Eccta Suburbit.
nähere Angabe). XI. 66.
Lowcanus*. Joannes — , Pannonius. ,Ad Domir
Anni 1582 convocantur omncs Scm'orcs et noi
et in coetu fretjuenti Ecclae Hunno-Brodanae <
precibus, pÜs admonitionibus et cum devotis si
[sc. dem Lowcanus und zwei Anderen] impo
Lucae*. Joannes — , Nepomucenus. verbi divini
schreibt Kuttemberga Bocmorum 1. Sept. 1606 I
XII. 60.
Macliaonius, Simon — , Cuttembergcnus. ,Ad rr
Roznensis vocatus'. Ord. 30. Aug. 1607. XII
Mallobi cetius*. Martinus — , Pannonius. Mit Loi
ordinirt. XII. 20.
M and eli US, Wolfgangus — . .aWolfgango Mandeli
cive Chremiphanensi (,von Chremsmünster'l ii
gcnitus'. In Diaconatum in tcmplo Bartholon
vocatus. Ord. 10, Aug. stilo novo 1603. 3
03. 3^
83
athaeides*, Venceslaus — , NetoHcenus, Minister Ecclae Trebo-
nensis. Unterschreibt f. Joannes Sswiha Guttcmbergae 22. Sept.
1603. XII, 30.
azancius*, Procopius — , Bojemus. Mit Matlobicenus u. Lowcanus
1582 zu Hunno-Brod ordinirt. XII, 20.
elissaeus, M. Wenccslaus — , Lunaeus. .Vocatiis ad min. Ecclae
sufTragüs Prcsbytcrii Kuttebergensis et in Diaconum et Collegam
Dni Archypresbyteri in ea urbe, Wenc. Stephani Thermcni ad-
scitus.* Ord. 26. Maji Juliani A. 1605. XII, 30a. Unterschreibt
für Job. Gregorius Kuttenberga 6. Apr. 1606. XII, 47.
elissaeus*, Wenceslaus — , Krtenus, Ecciesiae Lunensis olim et
postca Dubensis pastor. Vater des Vorigen. XII, 36 a.
ütis*, Vencesilaus — , Lypanus, Minister Ecclae Reginae Hradecü,
ennpfiehlt Tobias Nczorinus ,Datae in oppidulo Cliraustonicensium
in Rcgno Boemiae 28. Oct. 1608'. XII, 89 a.
tolitoris*, Paulus — , Turnowinus, Diaconus Kutteberg ac empfiehlt
6. Nonas Maji 1605 Joannes Selinius. XII, 38.
lollerus, David — , Suebosiensi.*; Silesius. — A nobilissima vidua
nomine Anna Cummericana vocatus, ,ut in pago Zuberiano
gregem Christi pascam*. Im Vocationsschreiben unterzeichnet
Anna Schindelin, Sic war Witwe des Hans von Kregwiz auf
Kummernick, Zubern und Kutelaw. Ord. 26. Aug. 1593. XI, 62.
lollerus*, Georgius — , Freistadiensis, pastor Ecclae Herrndorfianac.
Vater des Vorigen. XI, 62.
iechwatalius, Zacharias — , Brtnicenus Marcomannus. A pres-
byterio celebris Ecclae Kuttembergensis vocatus et in Diaconum
et Collegam Dni Archidecani Thermen! adscitus. Ord. 17. Maji
1608. XII, 85. Unterzeichnet für Vene. Nicolaides Cheynovius
als Diaconus ad aedem Jacobaeam Kuttemberga Boemorum
21. Apr. 1609. XII, 91a.
*i'ezorinus, Thobias — , Reginae Hradecenus, Bociraus. Ad mini-
sterium Ecciae Dei Herzmano Mestecensium vocatus. Ord. 31. Oct.
1608. XII, 90 a.
Sicolai des, Vencesilaus — , CheynovinusBoemus ArchidecanoVenc.
Stephane Thermeno adjunctus. Ord. 23. April 1609. XII, 92a.
Sicolaides*, Johannes — , Czaslavinus, Pastor Ecclae Zlebensium.
Vater des Vorigen. XII, 92 a.
6»
84
Nisetius*, Gregorius — , Lithomißlenus, Minister Pardubiccnäun:
Unterschreibt in oppidulo Chraustonicensium 28. Oct. 1608 fi;
Tob. Nezorinus. XII, 89 a.
Obsopaeus*, Cyriacus — , Pastor in Warallium in Ungarn, biete
dem Wolfg. Mandelius eine Cantorstelle an. XII, 26 a.
Okrutsky*, Stephanus junior — , Minister Christi Pozlowicü empfiehi
mit Anderen Ostrovii dieEpiph. 1602 den Elias Zwalingius. XII, 1 S a
Parlagi*, Joannes — , Minister et Concionator Ecciae Derflen«^i
unterschreibt zu Ostrovium 6. Jan. 1602 mit Anderen für Elia
Zwalingius. XII, 18 a.
Pessinus*, Cyprianus — , Zatecenus, Diaconus ad D. Jacobi empfiehl
den Wenz. Cardus, Kuttembergae VI Nonas Maji 1603 (XII, 2b\
den Joh. Sswiha 22. Sept. 1603 (XII. 30), den Andr. Jacobide
9. Oct. 1604 (XII, 35), den Werte. Melissaeus 6 Nonas Maji I6(«i
(XII, 38), den Joannes Selinius 12. Junii 1605 (XII, 40), dci
Joannes Gregorii 6. April 1506 (XII, 47), den Simon Alex:u
1. Sept. 1606 (XII, 60), den Daniel Joannides 18. April U)«'
(XII, 64 a), den Zach. Nechwatalius 7. Mai 1608 (XII, 84 a) um
den Em. Polonius 30. Sept. 1608 (XII, 87a).
Phaeton, Gallus — , in pago Bohemiae Salana dicto natus. Suas
Georgii Dicasti Mirzkovini Ecclesiastae consensu et approbatior
unanimi senatus et oppidi Gitschinensis in Diaconum legitimj
electus. Ord. Oct. 1592 (XI, 50). Unterschreibt für Matthias Radd
8. Juni 1598 Gitzinae als Minister Ecciae Veterobidzovii (XI, 121'
für Wenc. Cardus Kuttembergae als Pastor ad D. Barbarai
VI Nonas Maji 1603 (XII, 26); für Joannes Sswiha 1603 an
22. Sept. als apud D. Barbarae (XII, 38); für Joannes Seliniu
12. Juni 1605 (XII, 40); für Joh. Gregorii 6. April 1606 (Xn.4:
für Simon Alexius 1. Sept. 1606 (XII, 60); für Zach. Ncchwa
talius 7. Mai 1608 (XII, 84 a); iiir Georgius Czeykowsky 3.Jul
1608 (XII. 86 a); für Emerich Polonius 30. Sept. 1608 (XII, 8>
endlich für Vene. Nicolaides 21. April 1609 (XII, 91a).
Polonius, Emerius — , Sentpetro-Turocenus Pannonius Pastor a(
Aedem Barbarae Guttebergae et in Diaconum Dni Gallo Phaetont
adjunctus. Ord. 3. Oct. 1608. XII, 88 a. Empfiehlt Vene. Nicola
ides 21. Apr. 1609 (XII, 91a).
Predmerita*, Stephanus — , Minister Ecciae Pozloviensis. SchrciH
für Jonas Sartorius, Ostrow Cal. Oct. 1606. XII, 63.
85
hadda, Matthias — , natus in oppido Bohemiae Chrast. A Scn.itu
Gitzincnsi in Bohemia et a Georgio Dicasto Ecciae Christi ibidem
pastorc ad min. Ev. legitime vocatus. Ord. ipso die Penteco.'.tes
aristianac 1598. XI, ISJO.
Rigulus, Christophorus — , Laubensis, Lusatius ratus ao \:mY.\.
Christoff Freyherr von Teufenbach beruft ihn zum Diaconui^ ;uif
seiner Herrschaft Dürnholz. Ord. 17. Jan. 1583. XI, 7 a.
Rozslcy, Nicodemus — , a Plechova natione Bojemus. Vocatus .t
Zatecensi Eccla ad ministerium Evangelü. Ord. 24. Sept, liIUT
XII, 73 a.
Saitorius, Jonas — , Sanctocrucenus Pannonius. in oppido (|unU
Sanctacrux nuncupatur sub ditione Archiepiscopi Kutassü Po-^hdi-
ensis natus. A Samuele Virga Ecciae Ostroviensis ministro luc-
lante tunc cum adversa valetudine ad officium Diaconatus si^sti-
Dcndum vocatus. Ord. 17. ,'27. Oct. Ao redempHonis Christi.uiae
1606. XII, 63.
Schultzius, Caspar — , ex ducatu Vratislawiensi Schosnizii ai. t;;i
natus, patrc ministro verbi divini ejusdem nominis. Ad mnniH
docendi in Eccla Nimpkana a matrona Magdalena ex nuliili
Haugwiziorum familia nata domini Christophori a Schindel in
Berastadt et Nimpkau relicta vidua legitime vocatus. Ord. 25. Imii
1Ö92. XI, 43a.
selinius, M.Joannes — , Zateccnus. Vocatus a Guttebergensi (nc^-
byterio. Ord. 29. Julü stylo antiquo 1605. XII. 38a.
Ssniha, Joannes — , Dobrovicenus. Ab Archidecano Guttembei .;cn-
«um, Venceslao Stephane in Ecciam vocatus a S. Gallo Phattun
min. ad D. Barbarac in Diaconum receptus. Ord. 2./12.0ct. l^in;!
XII, 28.
iha*, Andreas — , Piscenus, officium pastoris in Eccla Dnhpi-
vicensium sustinuit. Vater des Vorigen. XII, 28. Joh. Lubiniu-;
nird laut XI, 68 ab Andrea Sswiha Pisceno Ecciae DcJ in
oppido Dobroveciro et Senatu illius loci ad sacrosanctum En:lae
I rninisterium vocatus 1595. XI, 68.
iStirky*, Nicodemus — , minister Ecciae Clycii XI, 123a und Stnidr.
XI, 123 unterschrieben bei Berufung von Georgius Labini ii;icli
Chrastecium,
Stephan US, Daniel — , Drumensis, natus Drumae Bohemorum, ' 'r-l.
, 24. Aug. 1606 f. Eccla Neostudenecensis XII. 58 a.
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Stcphanus*, David — , Pastor Ecclae Drumensis in ditioneHearid
Malzani a Watumbeck, 1606 erwähnt als verstorben. Vater de<
Vorigen. XII, 58 a.
Stcphanus*, Vencesilaus — , Teplicenus XII, 25, sonst immer
Thermenus (einmal Thermensis), Archidecanus (Archipresb>^er .
Statt Stephan US oder Stephani steht auch einmal Stephanidc>.
Er unterschreibt in erster Linie alle Empfehlungsschreiben, die
von Kuttenberg ausgehen, so das für Wenc. Cardus 4. Mai 1603
(ad Dr. Jacobi, Archid.). XII, 25 ; für Jo. Sswiha 22. Sept. 16(j:;.
XII, 30; für Andr. Jacobides 19. Oct. 1604, XII. 35: für Wenc.
Melissaeus 6. Nonas Maji 1605 (Archipresbyter in Eccla Kutte-
bergensis), XII, 38 ; für Jo. Selinius (Venceslaus Stephani Tber-
menus, Archipresbyter in ecclesia K.) 12. Juni 1605, XII. -^K
für Joh. Grcgorii 6. Apr. 1606, XII, 47 ; für Simon Alcx:us
1. Sept. 1606, XII, 60 (Archidecanus) ; fiir Dan. Joannides 18. Ar.
Iß07, XII, 64 a (Archipresbyter) ; für Zach. Nechwatalius 7. Mai
1608 (Archidecanus), XII, 83 a und 84 a; für Georg Czeykowsky
3. Juli 1608, XII, 86a; für Emericus Polonius *). Sept. IG'^r
XII, 88 und 88 a; endlich für Vene. Nicolaides 21. Apr. KM
XII, 91 und 92.
Stradalius*, Paulus — , Kuttembergenus. Min. Ecclae Dd Obrizii
Empfiehlt Vene. Kuchjnka, Obrizü 15. Julii 1607. XII. 76.
Sturmius, Thomas — , Bohemus; natus in oppido Wittinga sub
ditione Magnifici Dni Wilhelmi a Rosenberg. Ord. 21. Sept. 159:*.
XI. 49.
T ha ndarias, Vencesilaus — , Biloviczenus Mora\ais. Ori ad doccnj
munus in Eccla Wesseliana (in Marchionatu Moraviae; 28. 0:t.
1600. XII, 7,
Tilonius*, Johannes — , , Pfarrer und Kirchendiener am \V*rt
allhie*. ^ Datum Schneckwitz in der Pfarre * , meil von Kystra
und Potschedelitz in Böhmenden 20. Augusti 1607.* Empficha
in einem deutschen Briefe «einziger in deutscher Sprache de
Vene. Kuchjnka. XII, 77,
Virga'*, Daniel — <auch Wirga gesdiTieben'>. miters<Jireibt dt:
Beg^iaubig;ung5bricf für Elias Zwalingius an der Spitze der ,M-
nistri verbi Dci et Sacramentonim sub ditione Baronis loanni^
Thcodori a Kunowic Dni in Ostrow. Laka et nova S'sret'"«'
(V lan. 1602. XII. iSa und XII. 20. I
87
irga*, Samuel — , verwendet sich für El. ZwaUngtus .Hostimio
18. Jan. 1602*, Xll, 21; 1. Oct. 1606 unterschreibt er als Min.
Ecciae Ostroviensis betr. den Jonas Sartorius. XII, 63.
'ojacius, Daniel — , Guttembergenus Boemns ; Moraviam in oppidum
Brtnicium vocatus ad sacrosanctissimum mintsterium a Mathia
Chystraeo reliquisque ejus confratribus et Senioribus, qui ad
districtum Brcncnsem pcrtinent, Ord. Dom. Cant. 1597. XI, 103.
lahorsky, Andreas — , Czaslavius Boemus. Vocatus a Chraustovi-
censi Eccla et a Vene. Bruncvicio Miletino ad min. Ev. Ord.
31. Oct. 1608. Xn. 91.
^amozius*. Jacobus — , Decanus in Nossisslavia, beruft den Tob.
Fabri 1607. XII. 67a.
Iwalingius, Elias — , Mossoviensis Pannonius. Mossoviae in Comi-
tatu Turocensi sub ditione Francisci Rewaii de Reva natus.
A Daniele Virga Pastore Ostrovicnsium in Diaconum receptus.
Ord. 31, Jan. 1602. XII, 17a.
Böhmische Flüchtlinge, unterstützt von der nicdcr-
ländisch-reformirten Gemeinde in Hamburg-Altona in
den Jahren 1623—1631.
Von Crofcssor Dr. W. Sillku in Hamburg.
AU Herzog Alba sich 1567 den Niederlanden nur nähert:,
flohen viele protestantische Einwohner derselben theüs nach En^
land, theils nach Deutschland. Dieser Zuzug wurde noch vermehrt
als 1585 Antwerpen vor Alexander Farnese capituUren musste. Ein
Theil dieser Flüchtlinge wandte sich nach Hamburg und dem benach-
barten Altona, das die Schaumburgischen Grafen durch die Auf-
nahme derselben und Gewährung freier Religionsiibung zu heben
bestrebt waren. Hier durften sich die reformirten Niederländer eine
Kirche bauen und I'rediger halten, was ihnen in Hamburg versagt
wurde. Dagegen halten viele Reformirte ihren Wohnsitz in Ham-
burg, namentlich die an°^eseheneren Kaufleute unter ihnen. Indesi
der Sitz der Gemeindeverwaltung war Altona. Ueber das I^bcn in
dieser Diasporagenieinde hat kürzlich Prof, Dr. Faul Piper berichte
im VI, Abschnitte der .Geschichte Altenas unter Schaumburgischer
Herrschaft' unter dem Titel: ,Die Reformirten und die MennonitcD
Altonas*. Altona. S. Harder's Verlag, 1893, S. 97, 8».
Die Mittheilungen aus dem inneren Leben der Gemeinde sind
grössten theils aus den reichhaltigen Schriften geschöpft, diejet^tiin
Archiv der dcutsch-reformirten Gemeinde in Hamburg aufbewahrt
werden.
Selbst aus Flüchtlingen entstanden, hatte diese Hamburj-
Aitonaer Gemeinde ein warmes Herz und eine offene Hand für die
vielen Flüchtlinge, die sich personlich und noch riftcr brieflich an
ihre Mildthätigkett wandten. Schon von Stade aus. wo sich Kiier5t
am Ende der Achtziger-Jahre des XVI. Jahrhunderts eine belgische
Gemeinde unter einem Prediger gebildet hatte, zu der sich die
Rerorinirtcn Hamburgs hielten, waren ausser den eigenen Armen
fremde Nothleidende unterstützt worden. Während des
jährigen Krieges mehrten sich die Ansprüche, die von Vertriebenen
der Pfab-, aus Hanau, Nürnberg, Frankcnthal u. s. w. an die Altonaer
gemacht wurden.
Ueber Flüchtlinge aus Böhmen schreibt Piper S. 74 das
Folgende:
,Von den böhmischen Flüchtlingen nahm besonders der Obrist
Gottlob Bercha, Bui^graf von Praga, Freiherr von der Daube und
Faype, die Hülfe der Gemeinde in Anspruch. In seinem ersten
Gesuch vom 8. August 1629 nimmt er fiir sich den Ruhm in An-
spruch, seinem Gotte und seinem Könige treu gedient xu liaben.
Im Kirch enrechnungsbuch finden sich Beträge von löO Mark
[2', Mark^l Thaler] (13/5 1623), sodann regelmässig monatlich
13 Mark (22/12 1623 ff. 1624. 1625). Am 8. Januar l(i2y leiht er
von der Gemeinde 1000 Thaler und dankt 16/1 und 25/1 lf)2S für
die Bewilligung. Am 15. August d. J. erhält er schon wieder
m Thaler, ebenso 29/1 1629, aber am 18. Sept. 1629 mahnt man
ihn, ^unnötiges Gesinde abzuschaffen*.
,Am 16. Juli 1629 bitten auch die böhmischen Flüchtlinge
aus Berlin (gez. Peter M, von Mülhauscn und Wilhehn Herr von
Ruppa) um Hülfe: sie hätten in Treue bei ihrer kön. Maj /u Beheimb
ausgeharrt, und bäten nun uno Hülfe. Namentlich wird darin Elias
Czeschin (sonst Rosin von Jawornik), des Königs zu Beheimb Appel-
iationsrath, erwähnt, und dieser, sowie der Vicekanzler Ruph erhält
am 29. October d. J. 300 Mark. Ein böhmischer Prediger, Assessor
des Königs von Böhmen, Johannes Roserius, erhält am 1. Sept.
1625 gleichfalls 30 Mark. Noch 1631 erhält der steinalte exilierte
Prediger Zacharias Branzwick zu Thymen [Thorn.-] in Prsussen
20 Thaler und am 6. April bittet ein Herr von Sclawata das Cnn-
sistorium [Kirchenvorstand] dringend um Kollektengelder für etwa
2ijO böhmische exilierte Prediger, die sich an der polnischen Grenze
aufhalten. Er selbst hatte schon vorher (27/7 1631) f^ Thaler er-
halten.*
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I
91 i^
3. Nun war diß alß nur der Anfang,
Wie man mit mir jns Schlöffe kam,
Erfchwarzet ich dergftalte
Vom lauffen vndt vom herten Bandt,
Das mir gleich zu der Stundt der Sinn gefchwandt
Vndt (ich) da nieder wolt fallen.
Da bfuchtens mich vndt was fie dann
Bei mir funden, (fie) genomen han,
Thäten mich gfangen legen,
Aber gleich an dem andern Tag
Verhörtens mich vndt war ir frag
Von meines Glaubens wegen.
4. Solches hab jch verantworth klar,
Wie das die göttlich Warhait war.
Es war ir maistes Gsange
Ich fol abftehn, mich weiffen lahn.
Als ich des kainswegs nit wolt than,
Mueß ich wieder hingan
In die Gfenghnus dazumall.
Vber achtag mich abermall
Sie fürfüerten vndt verhörten,
Da ich in auch wolt volgen nit,
Habens mich in Gfenkhnuß gefchückht
Vndt wider wol verfpöret.
5. Küertzüch, woU jn der nächften Woch,
Habens mich wider gfordret doch
Wol für den ganzen Rathe,
Der Richter hies meins Glaubens Grundt
Ein Secten vnd ein Verfiirung,
Darauf ich gantwort hate,
Es fei die recht Gottes Gemain.
Dem Richter thets verdrüfflich fein,
Er fprach, es fey zum Teuffell,
Soltet jr fein die Gemain in Gott,
Das hielt er bej im für ein Spot,
Ich fprach, ich habs kein Zweuffel.
1
.■ I
6. Recht will ich beharcn darbej.
Der Richter fprach, wie yezundt fey
In ein Beuöich (zu) kommen
AuD der Regierung von InfTpruckh,
Daf man wiffen wöl dise Stukh
In der Verhörung Namen,
Die vns aus fchückhen in die Landt
Vndt auch die vnß beherbrigt handt.
Die fol ich in da nennen.
Ich fprach, das ift nit nothwendig
Kein Artiikhl des Glaubens nit,
Drumb thue ichs nit bekennen.
7. Aber vn^Tere Sendung zwar
Betrüefft der Menschen Hail für war;
Sie zur Bclifrung zu vermanen
Ift nit zu Yemandt Schaden gericht,
Darauff der Richter zu mir fpricht.
Ich fol mein felbs verfchonen,
Sie miietTen mich fonft an mein Leib
Angreiffen, das man mich treib.
Ich mueß die Laidt anfagen,
Di vns bherbrigt vnd Guets gethann.
Ich fprach daraulT fie alle ann
Vndt thct fie wider fragen.
8. Lieber fagt mir, wie Ir drin fteet.
So einer aus euch felbft mich het
In feinem Hauß behalten.
Ich folt in yetzt verrathen than
Wurdt er es für guct neman an?
Sie bekanten gleich baltc
Das Kainer das wurdt haben gern.
Deft mer schlueg ich ab ir Begeern.
Der Richter zirnt deswegen
Ob ich einen eerfamen Rath zaich
Das es vor der Verraiterey (!)
Vndt thet wider anheben
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9. Gar hoch mich zu ermanen wo!
Das ich mein felbs verfchonen folt
Emil wurdt man wenden ane.
Aber ich loffet jnen nit,
Da habens mich in Gfenkhnuß gfchükht
Biß fie alle gcITen hane.
Da kamens wider Nachmitag
Fürten mich an die ftrenge frag,
Ich löHet mein Gwant aufTe
Vndt fezt mich gleich vnder das Saill,
Das auch mein Feinden Teindt ein Thail
Die Augen vber glauffen.
10. Es henkhedt mich der Scherg ins Sali
Den er mueß auch helffen fein Thaill,
Ein grolifen Stain fo fchwere
Haben fie auch hcrfiir gericht,
Der Richter wider zu mir fpricht,
Ich fol doch Tagen hÖre(!)
Vndt meiner felbs yezundt verfchonen,
Aber ich hab im Antwort than,
Ich well es da erwarten
Was inen Gott mit mir zu laft,
Vm Vnfchuldt allein laidt ich daß,
Gott werdt fie (Iraffen harte.
11. Füellen hiemit in ein Bedacht
Giengen all von mir weg darnach.
Ein Kath (fie) gehalten hane,
Ich muefl am Sali hangen also,
Allein ein Scherg blieb bej mir da.
Der fprach : Nun zaig doch ane,
Sie werden yetzt nit lafTen nach,
Biß sie dein L^ib zerreißen doch.
Ich fprach obs da hin glengeth,
So wil ich es erwarten than
Meer kinen fie nit haben an.
Als was in Gott verhenget.
94
12. Es fprach der Scherg: biflu ein Narr,
Das du meinft Gott nem es war
Vndt werdt yetzt daher fchen.
Die Ratsherren kamen wider her.
Sagten die Frau im SchlofT bit feer,
Drumb laflens sies gefchehen
Vndt wellen mich nit reckhen lohn,
Alfo mueOt ich ins Gfenkhnuß gon.
Der Herr ins SchlofT hinrüte.
In die Regierung geen Inßprukh.
Wie er haimb kam war kein Verzug,
Kain Heiß er nit vermithe.
13. Nämblich mir ihrer Pfaffen Schar,
Die mueftens mit mir handien gar
Wo! zwen Tag an ein ander,
Sie verfuechten doch allerley,
Aber vnfer Gott iluendt mir bey,
Richten nichts alle fander.
Der Herr in SchlolT ziernet zu der Stuendt,
Sprach zu mir du verftokhter Hundt
Ich hab verfuecht fo ville
Vndt alle Mittel mit dir braucht
Wils fürthin noch verfuechen auch.
Halt noch ein wenig ftüellc.
14. Grimig droet er mir darumb,
Ich wil dich lafTen fezen uun
Wol auff ein Schaitterhauffenn
Vndt fehen wie du Gott allda
Ein fchönen Eer wirft fein alfo.
Ich aber fprach darauffe,
Ich wirts vmb Gottes Warhait rain
leiden vndt im kain Ohneer fein.
Darnach vber drej Tage
Habens mich in feül Thurn gelegt,
Da ich kain Tages Liecht mer hctt,
Das machet mich nit zage.
n
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15. Kein Vnderfchaidt hett ich nit mer
Wen es Tag oder Nacht hie wer
Ich weiß es nit auf Erden,
In difer hoffen finftern Kaich
Die Nacht aber merkht ich nur gleich,
Wen es kyler thet werden.
Den bei Dag war es in dem Loch
So dinftig vndt warmdempfig doch,
Es faulten an meim Leibe
Meine Klaider gleich alle gar.
Das ich nunmer vast nakhent war
Vndt mir nichts vber bleibe.
16. Nur gleich hett ich ein grobe Deckh,
Wickhlets vmb mich auf alle Eckh,
Doch thet ichs auf Gott wagen.
Die Pfaidt am Leib zerfauUet mir fchon
Kain faden het ich mer daruon
Ohn nur allein den Kragen,
Den henkhent ich hin an die Mauer
So groff war mein EUendt vndt Trauer
Allein Gott war mein Schuze,
Die Sone hab ich gefehen kein Dritt
In anderthalben Jaren nit,
Das war das feindes Truze.
17. Vndt ich kundts nimer laidten woU,
Das ich am Tag vndt Luefft fein foU,
Wan fie mich hinauß brachten
Vndt mich wolten verhören lang.
So thet mir Luefft vndt Liecht fer bang,
Da war nur das mein Trachten
Wider in finftern Thum alfo,
Wan ich drein kam war ich fo fro,
Das Eelendt war mein Aigen,
Aber ich liets vmb Gottes wil.
Seiner Gedult gab er mir vill
Thet mir Beiftandt erzeigen.
•n
9Ö
18. Solchen Geftankh ich auch bekam.
Von der feullung, die ich ein nam.
In diCer ßnllern Keuchen
Niemands kunt bej mir bleiben Hiaiin
Wan fie mich fiir gefodert han,
Mueftens wol hin dan waichen,
Ich faß vor in jn meiner Dekh,
Die icli vmb mich wikhlet alleweg,
Wen mich heten gefehen
Die fromen aus der Gottes Gemain,
Wie maniches Her« het muelVen wain,
Ich liea alles gelchehen.
19. Lag alfo jn den dieüTen Thurn.
Der war vol Ohn Zietfer vnd Wurm,
Die machten mir vill Graufen.
Alfo das ich vmb jrentwillen
Kntlichcn mueÖ mein Haupt verhillcn
Ein lange Zeit durch aufe.
BiU das fyes gewonet fein,
Sie fralTen mir das Kfl'en mein.
Wen ilc es hat! gefchmekhet,
Vndt fo ichs nit veriert gar baldt.
So kundt: mir es nit werden alt,
Wens gleich in BueiTen (ich) ftckhet.
20. Ich het aber zum Vorthail das,
Das mir kain ^lall nicht vbrtg was..
Ich wer denn krankh geweiTen.
Mwi koili^ micb mit Hunger woU.
Auf das ich doch gcnneg Idden foU.
Pii) niiv-h Gott tbet «r;\.'iTcn.
IVr Wimier \-ndt Ohn Zietfers HautT.
l*ie dekhtcQ mir mein Trinkhgfchter auf
Vndt WaTer n-it mir tecben,
F:S ich ein fchvrcrcD Stain bdL^am.
IVn bab tcb a-.!^ Gfchier I^oi tban.
Th.'l n-.icb !\> *ti in rechen.
97
21. Es war mir daß der gröft Triebfall
In meiner Gfengkhnuß vber all.
Das mir nit möcht zu komen
Kain ainig Botfchaf^t von der Gmain.
Welches thuet fein ein groQ EUcndt,
Das glaubet mir ir fromen,
Es war difmall im Ober Landt
Der Hanß Mändl war er genandt,
Der treu Diener des Herren,
Der het ein groß Verlangen doch
Entbeut mir in das GfenkhnuQ Loch
Mit herzlichen Begeren.
22. Das ich doch ein Warzaichen gewiss
Hcrauß wolt fchükhen, das er wiss.
Ob ich wol ftee vorm Herren,
Vndt fey das Zaichen alfo klein,
Wen fchon ein Püschl Stro thuet fein
Oder was es doch were.
Ich hett geern gefchukht ein Pischel Stro,
Aber es war nit fo vill do
In GfenkbrniG vberall,
Alfo arm ich geweßen bin,
Win nit, was ich nur fchükhet hin
Zu lezt thet mir einfallen,
23. Wie ich dennoch wer noch fo reich.
Het an der Mauren hengen gleich
Mein Kragen von der Pfaiden,
Den fchückhet ich alsbalt von mir
Zum Warzaichen den Brüedem fchier
Zu einem gueten Befchaide,
Daß ich woll ftee vor meinen Gott,
Auch wol zufriden in der Notb
Mit feiner ganzen Gmaine.
Da fachen fie mein Armueth fchwer,
Das erbarmet fie tröftlich feer,
Sie thcten herzlich weinen.
iboch itt PiaMUntiirant ISIT, H. I u. II.
98
24. Ja fle haben mir botten an,
Wen es Glegenhait haben kan,
Das es mir nur möcht werden,
Sie weiten mir fchiikhen ein Gwanth,
Ich thet wider Botfchaft zu Handt,
Man möcht mich halten herte
Auch diefe mir dafTelb gebracht,
Welches ein Yeder woll eracht
Drumb foltens bleiben laffen.
Ich hielt mich noch des bellen Klaid,
Das von Gedult war zuberaith,
Das mir Gott gab dermaden.
25. Es verlieff die gantz Sumerszait,
Das ich in der Trüeblalligkheit
Im feul thurn liegen müeffen,
Biß das der Herbft yezt zuher kam
Vndt meine Feindt gefehen han,
Das ich auch an meinen Füefen
Zu fauUen angefangen hab,
Da haben fie gelaffen ab
Vndt mich heraußgezogen,
In ein andere Gfenkhnuß gelegt
Vndt mein abermals wol gepflegt,
Des ich mich wol gefchmokhen.
26. In der Gefenkhnuß giengs alfo,
Das ich im Stockh mießt henngen doch
Mit einer Handt im Bloche,
Des gleichen auch mit einem Fueß,
Welches ich Alles laiden mueß
Sibenvndtdreiffig Wochen.
Ich faß auf ein Beth nach der Zwerch,
Kundt nit liegen noch filzen recht.
Aber fteen noch vil minder,
Da mueft ich auch vil Schmach vndt Spott
Erlaiden zufambt meiner Noth
Von dem gottlofen Gfmdte.
4
27. Mit Verachtung fprachcns zufam
Sich! da lait ein hailiger Man,
in weilTer dan wir alle.
Er wais es alles nur allein,
Da liegt die aulTer weit Gemain.
Drumb das ich alle malle
Solche Zculchnuß von fromen gab.
Wen ich löfteren gehöret hab,
Dargegen ifts auch gefchehen.
Wie wol ich katn Trofl: Botfchaff het
Von der Gmain nicht beckomen thet.
So hab ich Troft gefehen.
28. Gott richtet an das mich gar wol
Ein ahnglaubiger tröften foU
Aus meiner feinden Gmaine,
War darzue ein fümemer Man,
Er fprach foll mich nit fchrekhen lan
Vndt fol nur dapffer feine.
Es wiffens doch die mcnig zwar,
Das difes fey die Warhait dar
Vndt recht vor Got dem Herren,
Allein das man folches nit thue
Vndt auch nit laiden wel darzue,
Brüder, das trofl mich feere.
29. Wie hats mich fowol geftcrkht,
Ich hab CS gar fleifllg gemerkht,
Nun hört mich weiter fingen.
Es begab fich vmb dife Nacht,
Das mir Gott einen Äuffcr macht,
Gab mir ein folche Dinge,
Ich fol den Schreiber fordern lohn.
Der mich gfenkhlich hat grücffen an.
Das thet ich auch ausrichten,
Schückht dem Schreiber ein Botfchafl bald.
Er fol zu mir komen ein mall,
Er blieb auch aus mit nichten.
100
30. Thet bald komen jnß Gfcnknus mci;
Den er wiß nit was es wurdt sein,
Vndt fraget mich von Stuendte,
Was ich fein wcl, ich aber fprach.
Das ift allein yezt die Vrfach,
Das icbs nit lalTen kundt.
Du waid wie das du schuldig bift
An difer meiner Gfeiikhnos gewiß,
Das mueD ich dir noch fagen.
Der Richter rith fiir mich behendt.
So hallu mich erll angerendt
Vndt vil wellen erfagen.
31. BiO: fchuldig an meiner grofTen Noth.
Ringer wer mir der bitter Tod,
Alß dife Bandt erdulden,
Hab ich dir doch mein Leben lang
Kain Laidt gar nie begert zu than,
Mueß laiden vmb OhnfchuMe.
Der Schreiber ganz crschrokhen war.
Saß da vndt war verftummet gar.
Er kundt kain Antwort geben.
Allein fprach er, hets miieffen thuen,
Kain Wort kundt er mer reden nun,
Alfo erfchrakh er eben.
32. Ein fchwäreß Gricht haß du dir doch
Aufgladen vndt dein Vrthel noch
Hiemit miielTen erftllen.
Das du fo magll bluetgio^ fein
\T>er der fromcn Gottes Gemain,
Die leben nach fein Willen.
Gott wird dich gwilTlich finden drumb
Vndt dir es nit fchenkhcn knrzumb.
Sonder llralTen dein Sünde,
Das du ein folches Vhti thneft.
Es wart auf dich ein fchwwe Bueß.
Das mueß ich dir verkünden.
101
33. In dem gieng er dahin von mir.
Alß vierzehen Tag verloffen fchier,
Da hat es sich erfunden»
In einer Nacht lit er die Noth,
Er ift geweflen gefund vndt todt,
Alfo wardt er von Gott geplagt.
Sein Schuldt, die hat er feer geklagt,
Geftorben mit großer Angfte,
Alfo mueß es geen diffen Gseln,
Die den Teuffei fo dienen wein
Wie ich ims fagte vorlangfte.
34. Groß freidt kam mir die felbig Nacht,
Denn mich Gott alfo frölich macht,
Wie wol ich im Trüebfal läge,
Es kam mich an ein folche Freudt,
Alß ich nie gehabt zu keiner Zeit,
Es ift nit Alles zu fagen,
Ich kundt Gott nit genueg dankhen wol,
Den ich wift, das ich komen foll
Wider zu feiner Gmeine.
Alß es nun wider Morgen war,
Des Schergen Weib kam zu mir dar
Vndt thet mirs kundt alleine.
35. Saget mir wie heut in der Nacht
Differ Schreiber fei ausgemacht
Mit dm fchrekhlichen Endte,
Da es nun im alfo ergieng,
Die Herrfcbafft ein Schrökhen empfieng
Von meinetwegen behendte,
Sie verfuechet mancherley findt,
Ob fie mein ledig werden kindt,
Doch wolt es fich nit geben,
Alfo mueft ich die Winders Zeit
Noch liegen in Trüebfälligkait
Vndt in meiner Gfenkhnus leben.
L
102
36. Treulichen hielt ich mich an Gott,
Er ließ mich nit werden zu Spott
In all meinen Triiebfalle,
Die Frau im Schloß rchükhet auch fchier
Iren Diener, der rücflet mir
Vndt faget mir zu malle,
Die gnädig Frau dir das entbeut,
Sie will den Rath verfamlen heut
Vndt ich fol nur zwey Worte Tagen,
Ich wel mich weifTen lohn
Oder ich hab geiret daran,
So foll ich ziechen forte.
37. Alfo ich ledig werden kindt
Vndt ob ich deffen het ein Sündt.
So well fies für mich tragen,
Vndt ich foll kain Sündt haben drin.
Ich fchükht den Betten wider hin
Seiner Frauen zu fagen,
Sie hab vorhin vill Sindt auf ir,
Sol nur keine begeren von mir,
Sie hab ohn das gcnucge
Vndt das fie nur abflee daruon,
Das wil ich ir geradten han.
So fie anderft fey kluege.
38. Nun wie der Früeling heran gieng,
Von Infprukh man Bcuelch empfieng
Aus der Regierung Höre,
Weil ich fo gar verftockht fey,
So fol man mich ohn allen Schey,
Hinfchükhen auf das Mer,
Mit dem kam nun die Herrfchafft dar,
Thet mir den Beuclch löffen dar.
Den fol ich nun vermeyden
Vndt fagten, wies mir da geen werdte,
Wen ich hinkomm auf das Mer,
Da mueß ich crft vil leiden.
103
39. Da fagt ich, wie Gott vnfer Herr
Sej gleich fo wol auch auf dem Meer,
Dem ich vertrauen wolte.
Da ließens mich aus der Gefenkhnus
Zween Tag vmb geen woU in dem Schloß,
Das ich geen leemen folte,
Dan ich kundt nimer geen zumall.
So war ich verderbt vberall
Durch die Gefenkhnus vnd Bande,
Darin ich liegen mueft zwey Jar
Weniger finff Wochen es war,
So ich es rechne allfander.
40. Es wardt darzue geordnet ein Man,
Den fie mich vberantwort han
Hin auf das Mer zu füren.
Der war ein Scherg vndt gottloff kündt
Alß mans vnder den Haufien findt.
Wie ich fort folt paffieren.
Da nam ich im Schloß allendthalb
Vrlab von Inen vberall,
Thet fie zur Buess ermanen,
Vndt das fie kein fromen fiirbas
Sollten gfangen nemen dermaß.
Welches fie bewiligt hane.
41. Nun ich zur Frauen ins Schloß kam
Vndt von ir auch Vrlab nam,
Saget fie zu mir fchone.
Es fole mir mein Leben lang
Keiner mer komen in mein Handt,
Da mit zoch ich daruone.
Sie fagten all, er zeucht nit weit.
Er wird liegen bleiben bej Zait,
Der Scherg fürt mich von hinen.
Der war ein Menfch von böffen Gfeln,
Ich muest allweg nur fein fein Schelm
Wen ich im kam zu Sinnen.
104
42. Nun alß ich zwen Tag tnit jm zach,
Da thet er In dem Wiitshcuis doch.
Mit Wein sich vbeHiillen.
In der Nacht halff mir gnädigtich
Der HcFT^tt, das ich entwich
Nach feinen gtieten Willen,
Vndt dife meine ErltilTung war
Im nein vndt finffziglleii Jar
Der mindern Zal verileete,
Alfo das ich redtiich der Zait
Zur Gmain Gottes mit grolTer Freudt
Widrumb komen thete.
43. Gelobt Tey Gott aus gantzer Macht,
Das er mir gab himlirdie Krafft
Durch Chril^um vniTern Herren,
Gelobt fey Gott in allem dem.
Der mir das gab zu vberfleen,
Ich will in allzait eeren,
Gelobt fey Gott nur jmmer dar,
Lob Gott mit mir du frome Schar,
Den Herren wil ich preilTen,
Wie gab er mir fo vil Gedult,
Er hielt mich frey in feiner Schuldt
Lobt Gott auf alle Weiffe.
44. Der diffes hat erlitten gwiß,
Brueder Hanß Krail genennet ift,
Das Liedt fchenkh ich dem Fromen
Zu einer Gab vndt guet anlczt,
Das auch nach meinem Abfchaidt yezi
Der Hoch-Gmain Gottes zu atner Ler
Vndt Gott dem Herrn noch vil mer
Exempel drauß zu nemen
Der Geduldt vnd Berten digkeit.
So meg werden fürher gcnomen
In Frimbkait vnd Gerechtigkeit
Sich kaines Laidens zu fchämen.
105
45. Den durch vil Trüeblal miffen wir zwar
Eingeen ins Reich Gottes fiirwar,
Schükht euch in diflen Tagen.
Der nit lautter vndt richtig ift,
Der befteet nit in folcher Frift,
Das wais ich euch zu fagen,
Vndt bej der Prob nement war,
Das ift der Weg der Warhait dar,
Darauf beharrent allfamen,
Die vns von Gott ift zuberait
Durch Jefum Chriftum. Amen.
F. 431. Ein Liedt von Hanß Platner oder Passauer, den man jm
Intall vmb der Zeugnuss Chrifty willen gericht hat anno
1574. jar. Im langen Winer Thon oder wie man die Seiden
fingt. Oben die Randnote: PofTauer Liedt.
1. Hördt zue, waß wir euch fingen thon,
Ir Gottes Haußgenoflen,
Von cim Liebhaber Gottes fromb,
Der fein Bluet hat vergofTen.
2. Allein vmbs Glaubenß Chrifty will,
Vmb Gottes Warhait wegen,
Liedt er den Todt vndt Trüebfal vil,
Ee er fich ließ abwegen.
3. Nun ift er vnfchuldiger weiß
In der Grafffchafft Thirole
Zum Rottenholz nach Sathans Fleiß
Gefangen worden dißmale.
4. Solches gfchach gleich alß man zalt
Tauflfent finffhunndert Jar
Vier vndt fibenzig dergeftalt,
Alß ich euch fag fürwar.
106
5. Balt er nun war in jrcm Gwalt,
Han fie vil gehandtiret
Durch die Pfaffen alfobalt,
Sagten, er war verfüeret.
6. Leftcrtcn in mit Lugen behendt.
Wie er in Irthumb ftekhe.
Ganz verflokhet were vnd verblendt
In einer bölTen SeWhten.
7. Auch daß er die römifche Kirch
Hab freffendlich verlaffen
Vndt von derfelben gewendet fich
Vndt nimer gee ir Straffen.
iS. Theten in drumb häfftig erman,
Er foll Hell ye/t bekeren
Vndt fich wideninib weifen lan
Volgen den Pfaden Leren.
9. Nit alfo. fprach der Brueder fromb.
Kein Irrthumb ill bei mire,
Auch der Verfiierung in der Summ,
Sonder ich waiQ mit Qere,
10. Es ift die Warhait Gottes gewiß
Die rechte Gmain des Herren,
Die vom b offen abgeltanden ift
Vndt fich zu Gott tet Iceren.
11. Rüemen kann ich von vnfer Gmain,
Daß fie in Gott ift yfliffen.
Der Welt Sindlafter vnrain
In ir nit dult mit Wüffcn.
12. Alfo wil ich bleiben darbey,
I-aß mich nit anderft waifen.
Es ist der Weg der Warhait frey,
Darunib wil ich Gott allzait preiflen.
107
13. Vndt aber ir Pfaffen zuegleich
Seit gwiß falsche Propheten,
Eckert euch felbft mit eurem Reich,
Die Bueß thuet euch von Nöten.
14. Schändlich feit ir doch ye verkerdt.
Die ir wölt andere leeren,
Seit die gröftcn Bueben auf Erd,
Thuet man allenthalb hören.
15. Pfaffen fein gwifflich diefc Laidt,
Durch die der Sathan eben
Die ganze Welt verfüert vndt betreugt
Mit falfcher Leer vndt Leben.
16. Aber zum Warzaichen habt ir
Euer Kirchen vndt Gmatne,
Die ye lenger ye erger wirt
Vndt euer Sigl feine.
17. Steuff war alfo der Brueder treu,
Ließ sich gar nit betricgen.
Wie vil fie auch verfuechtcn frei
Mit Thiraney vndt liegen.
18. Sein Sicherhait in Gott bewart,
Gab was die Feindt anüengen.
Da die Iahen, daß er beharrt.
Zu Rat fie gar balt giengen.
19. Endlich zum Tode vervrtlet man in,
Wie ich euch yczt thue nennen.
Mit dem Schwert zu richten hin
Vndt darnach zu uerbrennen.
20. Indem gieng es aißbaldt von (tat,
Das man es thet erfülen,
Denn was Fhilatus gevrtlet hat.
Das ift der Pfaffen Willen.
108
21. Rüeffen alfo wol zu der Schlacht
Diitem SchäfiRein des Herren,
Alfl er auf die Richtftat wardt bracht.
Kniet er auf die Erdten.
22. Er keret fein Angefleht frifch
Ge^en Aufgang der Sonnen
Vndt fach gen Himmel vbcr fich
Fieng an zu beten fchonc.
33. Ja hcrzigklich ruefft er zu Gott
Mit aufgehobenen Henden,
Daß er fein nemb in der Noth
Im geh ein fältigs Ende.
24. Nit aliO kann ich erzclen zwar,
Wie er treulich thet beten
In Angefleht alles Volks fogar,
Das fich verfamblet hatte.
25. Seer herzigklich bat er ingemain
Füer alle Menfchen eben.
Die es doch wirdig möchten fein,
Das in Gott well Buefi geben.
26. Chriftlicher weiß lobet er Gott
Für all fein ^oße Gnade,
Die er von im empfangen hatt
Sampt manicherley Wolthate.
27. Hört wie es fich weiter begab,
Dem Henkher ward es zu lange.
Er wollt, er folt fchier bröchen ab
Mit fein Gebet ablange.
28. Nun aber die Männer im Gericht
Dem Henkher weren theten,
Damit er in verkürzet nit
Sonder in genueg lass beten.
« • •
109
29. Er hat alfo außgefüherth zu Gott
Sein Gebet vnuerholen
Vndt feinen vnfchuldigen Todt
Gott im Himmel beuolhen.
30. Ja feinen Geist vnd all fein Sach
Haim geftellt dem Herren,
Als er diefes gar hett vollbracht,
Steet er auf von der Erden.
•
31. Da gieng er hin mit Kreiden balt
Zum Henker an das Schwerte
So gar mit ohn erfchrokhner Gftalt
Kniet er nieder auf die Erde.
32. Es entfetzt fich der Henkher drob,
Het in ein Forcht angange,
Er fraget erft den Brueder noch,
Ob er yezt wolt abftane.
33. Recht balt gab er im Antwort hert
Vndt thets im kurz verfagen.
Da zukht der Henkher aus das Schwert,
Thet im fein Haupt abfchlagen.
34. Darnach hat er in auch verbrenndt,
Den chriftlichen Helden,
Wie alfo redlich hat er bekenndt,
Han Wir euch muffen melden.
35. Der gftalt man jm vom Leben halff
Nach der Gottlofen Willen.
Secht doch wie die reiffente Wölff
Mit Gottes Schäfflein fpielen.
36. Hanß Blatner hieß er mit fein Nam
Der Paffauer genennet.
Er wirt von Gottes Englen fchon
Vor Chriftus felbft bekennen.
110
37. Wenn er kommt mit des Himmels Heer
An feinen groffcn Tage.
Da die Krden vndt aucli das Meer
Wider herfür wird tragen
38. Die Todten, die darinnen fein,
Ja die in alten Orten
Zu Afchen vndt zu Pulver klein
Allhie verbrenndt fein worden.
39. Die werden wieder auferfteen
Am Gerichts-Tag des Herren
Vndt lebendig fürher geen,
Wie vns die Gfchrifft thuet leeren.
40. All den Mördern der froinen hie
Wird Gott fein Grimb nit fparen.
Also lebendig miieffen fic
Hinab zur Hellen farcn.
41. Aber die SchäfBein Gottes rain,
Die foichen Todt han erlitten,
Auch die fonil biß zum Endt fromb fein
Vndt redlich han gertritten.
42. Die haben groite Freidt erwardt.
Die nit ift zu ermeffen,
Vndt ein fällige Himmelfarth,
Das well kainer vergelTcn.
43. O Gott beut vns dein treue Handt,
Bitten wir dich allfamen.
Hilff vns ins ewig Vaterlandt
Durch Jefum Chrirtum. Amen.
VIII.
In memoriam.
Dr. Karl Ritter von Otto f.
ilitbegrunder und Ehrenpräsident unserer Gesellschaft,
nd Reglern ngsrath Dr. Karl Ritter v. Ütto. ist am
1 11. Jänner in Dresden, wo er den Lebensabend im
Seinigen verbrachte, achtzigjährig, schweren Leiden
Jahre lang hat er an der k. k. evangelisch-theologischen
Wien die Lehrkanzel für Kirch engeschichte innegehabt,
e an sie berufene Ausländer, und neben dem Philologen
dem Mediciner Brücke überhaupt der dritte vnm Ausland
itcstant, der zur akademischen Professur in Wien gelangte.
ler Vaterstadt, an der Universität Jena, hat er seinen
lieben Ruf begründet, den er sicherte durch sein Lebens-
eun Bände umfassende, damals einzigartige, durch Ge-
Scharfsinn, peinliche Sorgfalt und geschmackvolles Latein
;te. in mehreren Auflagen iiber Europa hinaus verbreitete
igabeder christlichen Apologeten des zweiten Jahrhunderts,
auch seiner zweiten Heimat hat v. Otto seine Forschung
wie mehrere Abhandlungen dieses Jahrbuches bezeugen,
eselbe Pünktlichkeit und Gediegenheit ausgezeichnet sind,
hnenwerk.
V. Ottos Name unlöslich verknüpft mit der Geschichte
Schaft und des österreichischen Protestantismus, der
■n Wiener Facultät und unserer Gesellschaft.')
ntschlafene war mit Ehren, Titeln und Orden des In-
des geschmückt; aber auch die Widmungen der Kranz-
r seinem Grabe versprechen ihm ehrenvolle und dankbare
Nicht minder wird unsere Gesellschaft ihrem Obmanne
;r ein treues Andenken bewahren.
iesellschart für die Gescbicbte des ProtestaDtismus in Oesterrelcli.
■e Auskunti über sein Leben etlheill G. Frank in: Die k. k. evang.-
iWien 1671, S. 59 Derselbe Jnr Evangelische Kirelienwit, f. Oesterreich,
ncb*l den an beiden Orten angegebenen f^uellen.
IX.
Erlass des k. k. Oberkirchenrathes zur Forderung
unserer Gesellschaft.
Der k. k. Oberkirchenrath hat mit einem an die Superinten-
denturen gerichteten Erlasse vom 18. November 1896, Z. 1864
Nachstehendes eröffnet:
,Die VI. Generalsynode A. B., wie die VI. Geoerakynod?
H. B. haben laut Zuschrift der beiden evangelischen Synodalaus-
schlisse A. B. und H. B. vom 11. Mai 1896, Z. 59, beziehungsweise
vom 20. August 1896, Z. 53, je in ihrer IX. Sitzung vom 30. Oc-
tober 1895 folgenden Antrag des gemeinschaftlichen Ausschüsse^
der beiden Synoden einstimmig angenommen:
1. Die Generalsynode anerkennt die Wichtigkeit der Gesell-
schaft für die Geschichte des Protestantismus in
Oesterreich auch diesmal und befürwortet sowohl bei den hoch-
würdigen Pfarrämtern und den löblichen Presbyterien als bei Ein-
zelnen dringend den Beitritt zu derselben. Sie legt grosses Gewicht
darauf, dass der Gesellschaft Mittheilung gemacht werde über die
etwa vorhandenen auf den Protestantismus sich beziehenden Acten.
Urkunden, Zeichnungen, Bücher, Bilder, Münzen, Medaillen. Siegel
sie legt grosses Gewicht auf Einsendung von actenmässigen Mono-
graphien über die Geschichte der einzelnen Gemeinden; sie leg:
grosses Gewicht darauf, dass der historischen Gresellschaft Diejenigen
bezeichnet werden, die geneigt sind, gegen Honorirung das in
Land-, Bezirks-, Gemeinde-, Stadt-, Schloss- und anderen Archiven
befindliche Material im Hinblick auf die Geschichte des Protestantis-
mus zu durchforschen, beziehungsweise authentische Abschriften
anzufertigen.
2. Die Generalsynode ersucht den Oberkirchenrath, mit Bew^
auf § 29, 3. Abs., al. 2, in Verbindung mit § 84, 4 und § 101. 4 der
Kirchen Verfassung die Visitatoren anzuweisen, darauf ihr Augenmerit'
zu richten, dass die Pfarrarchive auch rücksichtlich der älteren
Bestände in guter Ordnung und leicht benutzbarem Zustande sich
befinden, ferner dahin zu wirken, dass in den Jahresberichten der
Pfarrämter auch über den Zustand des betreffenden Archivs, bf-
ziehungsweise der Kirchenbibliothek, Auskunft erthdlt wird.*
X.
Das Evangelium in Trautenau und Umgebung.']
Von Thmr Dr. A. Scbuiot in Bieliti
I. Vorgeschichte.
Die Landschaft zwischen dem Riesengebirge und dem , König-
reicher Wald*, der sich zwischen Königinhof und Trautenau hin-
zieht, war in den ältesten Zeiten von dichtem Walde bedeckt, denn
noch im XVI, Jahrhundert wird der Wald ,das Königreich* als ein
dichter Wald von mächtiger Ausdehnung bezeichnet und noch im
XV^I1. Jahrhundert beschwert sich das preussische Truppcn-
commando über die schlecht überbrückten Sümpfe desselben. Durch
diese Gegenden führte seit vielen Jahrhunderten eine Handelsstrasse
nach Polen (dem jetzigen Preussisch- Schlesien), an der die ersten
Ansiedelungen entstanden sein mögen. Insbesondere Grenz- und
Waldwächter, die in den ältesten Urkunden ,tesni* genannt werden,
schlugen dort ihre Wohnungen auf; die häufig wiederkehrenden
Ortsbenennungen ,Oelse, Olesna, Otesnice' lassen darauf schliessen.
Schon zu Anfang des XI. Jahrhunderts sollen Burgen und Ort-
schaften in der Gegend von Trautenau entstanden sein. Urkundlich
nachweisbar ist nur, dass im Jahre 1260 an der Stelle des heutigen
Trautenau ein Marktflecken, Namens Aupa, und in seiner Umgebung
mehrere Dörfer bestanden haben. Aus den sagenhaften Berichten
'iber die Gründung Trautenau's lasst sich etwa folgender geschicht-
liche Kern herausschälen.
Schon zu Herzog Udalrich's Zeiten legten die Grenzwächter
zum Schutze der Strasse kleine Ansiedelungen an. Im XIII. Jahr-
•l Vgl. Simon Hüllel's Chronik der Stadt Traultnau (1484—1601). Bearbeitet
vr.Q Dr. L. Schlesinger. Prag 1881. — Beltiüge zur Geicbiclite Böhmens. Ablb. 111
Ort-ge^ehichten. Band T. Geschichte der Stadt Trautenau. Bearbeitet »on Julius Lipperl.
Vog 1863, S. 1—62.
hunderte übertrug König Pfemysl Ottokar 1
siedeliing' einem Ritter aus baicrischem Gcscbleca)
von Trautenberg. In den Urkunden von 1260 ist de
noch unbekannt, andererseits ist erwiesen, dass
Tramenbergc spater in und um Trautenau Besitzi
einer glaubwürdigen Schilderung des Vorgehens bt
»lurdcn die iinbebanten I-andstriche durch das L«
vertheilt, welche das Dorf anlegten und selbst, a
Schuhen von allen Lasten befreit, eine Art Vasa
Belehnung dieser Mannen fand auf gewöhnliche
<lurch Ucberreichung einer Fahne statt
In einer Urkunde vom Jahre 1301. in welchei
die Schenkungen der Familie SchwabenJtz an da
Hospital bestätigt, wird zuerst neben dem alten
der neue Trauteiiau ,Trutnov* genannt- Mebrei
blieb der Ort noch ein .locus forensis', eine ,
Stätte', der indess schon zahlreiche Beweise c
lieferte und vom Kiinige wcrthvotle Gerechts=anie
Auch dem am linken Aupaufer in der ,Au'
wurden weitgehende Rechte gewährt. Die I-eute de
aus allen kiinigH>:hen Wäldern freies Holz benebea
ihrer Häuser sowohl, als zum Feuern. Die Bewohi
Hospitals sollten einzig und allein der Gerichts
unterstehen. Das Hospital sollte indess nicht die W
die königliche Einwilligung etwas von diesen Gül
oder auf längere Zeil zn ffermiethen.
Die Briidcr des Hospitals bestanden aus Geis
und wurden vom Volke ,Kreu2briider', ,Kreazherr
Christen* oder .Schwertbrüder' genannt. Sie tr
zeichen ein rothes Doppelkreuz ;iuf schwarzem M«
wies dasselbe Zeichen in blauem Felde auf. Seh
zwischen dem Stifte und dem M.irktflecken zu Zwist
in offenen Kampf ausarteten, denn das Spilal auf
in einheimischen Fehden nieder. Um dem Stifte
erleichtern, schenkte ihm Johann von Wartenbc
Trautenaii, das Patronat des benachbarten Orte
Orden scheint fich in dieser Gegend nie recht hcii
auch nicht 'ie Zuneigung der einheimischen \
worauf schon das häufige Ansuchen der Traiitenauer
Versetzung m eine andere Pfrüncie schliessen lasst,
m Jahre 1424 husitische Heerhaufen einen Kriegszug nach
den Böhmen und nach Schlesien unternahmen, zerstörten
:ias schutzlose Hospital auf der Au, das seitdem nicht
dem Schutte erstanden ist. Die ans. Böhmen vertriebenen
der fanden in dem der heiligen Maria geweihten Kreuz-
: zu Neisse Zuflucht. Die Schätze des ebenfaÜR von den
;rstörten Klosters Zderas in Prag wurden auch dorthin
Das Stift zu Neisse versorgte bis zum Jahre 1520 die
Trantcnau mit Seelsorgern. Die Gerechtsame über das
urden später der Stadt Trautenau übertragen, wofür ein
Zins entrichtet und 10 Arme verpflegt werden mussten.
Itung dieses Vermögens wurden alljährlich xwei sogenannte
n aus der Burgcnschaft gewählt,
■end so das geistliche Stift in Kriegsläuften unterging,
junge Ort Trautenau mächtig empor, so dass er schon
340 vom Könige Joliann, dem Luxemburger, zur Stadt
erden konnte. Die Huld des Königs schenkte der neuen
lufen Landes mit aller Herrlichkeit über dieselben, gelegen
idt Trautenau selbst, um Hohenbruck, Altstadt, die junge
heutige Jungbuch) und im Weigelsdorfe, mit allen Rechten
iten, die königliche Städte damals besassen ; ausserdem
Parschnitz sammt seinen Höfen, Leuten, Waldern und
nit Ausnahme von vier Hufen, die, zu oberst auf ,dem
legen, der Trautcnauer Vogtei gehören sollten. So lange
eben in der Hand des Königs blieb oder durch einen
mten verwaltet wurde, stand es um die Stadt und ihre
nicht schlecht. Leider aber benützten die Könige von
IS im fernen Gebirge gelegene Lehen fast ununterbrochen
durch Verpfändung desselben aus Geldverlegenheiten zu
der Folgezeit finden wir Trautenau fast beständig als
en Händen böhmischer Adelsfamilien, die das aufblühende
(ürgerthum mit scheelen und neidischen Blicken bctrach-
bestrebt waren, es in seinen Gerechtsamen und Freiheiten
das Jahr 1415 erscheint als Burggraf Herz von Zajitschek
ad um die Mitte desselben Jahrhunderts die Herren von
116
Warnsdorf. Als 1470 Hans von Warnsdorf starb, setzte er der.
Herrn Friedrich von Schumburg und auf Pirschenstein als Erben
seiner Forderungen auf den Gütern von Trautenau und der Riesen
bürge ein und übergab ihm sämmtHche königh'che Verscfareibungen
die König Wladislaus 1472 voUinhalth'ch bestätigte. Zu Anfang des
XVI. Jahrhunderts geriethen die Bürger der Stadt in einen erbitterter
Kampf mit den Herren von Schumburg, die einen sittenlosen Lebens-
wandel führten und selbst vor gemeinen Verbrechen nicht zurück-
scheuten. Auf dem Trautenauer Schlosse führten die beiden unver-
heirateten Herren Hermann und Karl ein tolles und ausschweifendem
Leben, das in der Stadt allgemeines Aergerniss hervorrief. War
einmal der Säckel leer, so legten sich die adeligen Herren hintc*-
den Busch und raubten jüdische Händler auf der Landstrasse aus
Ein Kriegszug des Statthalters von Böhmen, Karls von Münster-
berg, machte 1523 diesem Raubritterunwesen, das auch die Städte
schwer gefährdete, ein Ende. Mehrere Raubschlösser, darunter auch
das auf einem hohen Berge gelegene feste Schloss Schatzlar bei
Trautenau, wurden mit Kanonen beschossen, erstürmt und nieder-
gebrannt.
In den folgenden Jahren brachen traurige Wirren über Trautenau
herein, aus denenp auch der König seine Stadt nicht erretten konnte,
da er mit dem Kriege in Ungarn vollauf beschäftigt war, zu derr
die Gemeinde Trautenau 10 Mann ausrüsten und absenden musstcr.
Die üble Behandlung der königlichen Stadt von Seiten der wieder-
holt wechselnden Herren bewog die Königin Anna, die Gemeinde
Trautenau von jedweder fremden Herrschaft zu befreien und ihr
1542 das Einkommen und den Genuss der Stadt, des Schlosscf
sammt allem Zugehör gegen Entrichtung von jährlich 500 fl. rheinisch
zu verleihen. Im Jahre 1545 bestätigte die Königin Anna aufs Nene
die Ueberlassung der ganzen Trautenauer Herrschaft an die Stadt
auf weitere sechs Jahre und die Aebtissin von Schwatz in gleicher
Weise die Gerechtsame der Stadt über jene Güter, die ehemals dem
KreuzherrenHospital gehört hatten. König Ferdinand I. beschenkte
die Stadt 1545 sogar mit dem Privilegium, in rothem Wachs zu
siegeln.
Doch nicht lange sollten sich die Bürger Trautenaus dieser
Vorrechte erfreuen, wurden doch viele Städte Böhmens, darunter
Trautenau, zu ihrem grossen Nachtheil in den Kampf der Prcr
117
:estanten mit den Katholiken in Deutschland hineingezogen. Der
schmalkaldiscbe Krieg zwischen Karl V., dem Vorkämpfer des
KathoHcismus, und den protestantischen Fürsten, Landgrafen Philipp
von Hessen und Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen, war aus-
gebrochen. König Ferdinand von Böhmen eilte seinem Bruder
Karl V., nachdem er 1546 mit den Türken Frieden geschlossen
hatte, zu Hilfe. Karl V. vereinigte sein in aller Eile gesammeltes
Heer bei Eger mit den Truppen Ferdinands und Moritz' von
Sachsen, um dem Kurfürsten Johann Friedrich an der Elbe ent-
gegenzutreten.
König Ferdinand befahl den Ständen, elligst ihre bewaffneten
Leute in das Lager bei Leitmeritz zu schicken. Die protestantischen
Stände weigerten sich jedoch, gegen ihre Glaubensgenossen zu Felde
zu ziehen. Als der König mit selbstgeworbenen Truppen auszog
und sich, wie vorhin erwähnt, mit Karl V. vereinigte, schlössen
zuerst die königlichen Städte, sodann auch ein Theil der anderen
Stände 1547 ein Schutz- und Trutzbündniss gegen ihren König,
warben Truppen und bedrohten an der sächsischen Grenze das
königliche Heer.
Die Bürgerschaft von Trautenau, die unterdessen auch der
neuen Lehre Luthers zugefallen war, hatte sich an diesem Bunde
thatsächlich nicht betheiligt. Wohl aber hatten die Abgesandten
der Stadt, Georg Weniger und Wenzel Herolt, das bei einem Gold-
arbeiter in Prag angefertigte neue Stadtsiegel ohne Vorwissen des
Rathes der Bundesurkunde beigedruckt.
Als Karl V. in der Schlacht bei Mühlberg 1547 über das
Heer des sächsischen Kurfürsten einen glänzenden Sieg erfochten
hatte, unterdrückte Ferdinand den Aufstand der böhmischen Städte
ohne Schwertstreich. Der ^Pönfall* der berühmten Lausitzer , Sechs-
städte* blieb den Bundesgenossen in Böhmen nicht erspart. Die
schuldigen Städte wurden mit der Einziehung eines grösseren oder
kleineren Theiles ihrer Güter und dem Verluste ihrer Gerechtsame
bestraft.
Von der Einfuhrung einer beständigen Trunksteuer und Ein-
setzung eines königlichen Richters, womit andere Städte bestraft
wurden, blieb Trautenau befreit; allein es verlor die erst vor Kurzem
erworbene Herrschaft über das Schloss und 28 ihm gehörige Dörfer,
welche zur Herrschaft Schatzlar geschlagen wurden. Schloss und
118
Stadt Trautenau erhielt der königliche Rath Christof von Jendort
gegen die Summe von 4000 Schock meissnisch. Die Bürger wurder
ihm jedoch nur mit , gewöhnlicher Pfandpflicht* angewiesen, mit
dem ausdrücklichen Befehl von Seiten Ferdinands, dieselben nicht
^wider die Billigkeit, alte hergebrachte Gewohnheit, Freiheit ur.d
Gebrauch* zu beschweren. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, ^t
vielen Streitigkeiten der Stadt mit Christof von Jendorf, sowie die
Geschicke derselben in der Zeit, da sie keine Burggrafen hatte, de*
Näheren zu schildern. Genug, dass sich die evangelische Bürger
Schaft Trautenaus durch Fleiss und umsichtige Verwaltung des
Stadtwesens von den schweren Verlusten, die Ferdinands Strafe ihr
beigebracht hatte, allmälig erholte und die Gemeinde zu grossem
Wohlstande gelangte. Auf dem Landtage des Jahres 1598 erhielt
Kaiser Rudolf IL von den böhmischen Ständen die Erlaubniss, c'c
ganze Herrschaft Trautenau zu verkaufen, da der Ertrag derselben
in Folge der entfernten Lage im Gebirge für den König zu gerin^'
sei und meist in andere Hände fliesse. Wir staunen nur, wenn wir
hören, dass die so schwergeprüfte Stadt, welche auch wiederholt
ein Raub der Flammen geworden war, die ganze Herrschaft käuflich
an sich brachte. Am 2. April 1599 verkaufte die königliche Kammer
die gesammte Herrschaft Trautenau dem Rathe und der Gemeinde
der Stadt Trautenau um 47.131 Schock meissnisch, zahlbar in fünt
halbjährigen Theilbeträgen. Wenn auch einzelne Güter sogleich
nach dem Kaufe wieder veräussert werden mussten, um den Kauf-
preis aufzubringen, so blieb die Stadt doch im Besitze ausgedehnter
und im Werthe stetig steigender Ländereien. Am Ende des
XVI. Jahrhunderts stand nun Trautenau nach vielen schweren
Kämpfen da als eine freie und wohlhabende Stadt deutscher evange-
lischer Bürger, deren Gewerbefleiss das Gemeinwesen bald zu
grosser Bedeutung emporhob. Die Stadtgeschichte Trautenaus, nur in
ihren Grundzügen entworfen, soll nun den Hintergrund abgeben fiir
das folgende reformationsgeschichtliche Bild.
II. Die Reformation in Trautenau.
Der König von Böhmen, dessen Macht nicht einmal ausreichte,
um seine königlichen Städte vor Räubern zu schützen, war ganz
machtlos gegenüber den Wandlungen, die zu Beginn des XVI. Jahr-
119
hunderts in den Herzen und Gemüthern seiner Unterthanen vor
«ich gingen. Karl von Münsterberg, der Enkel König Georgs von
Podiebrad, seit dem 13. Februar 1523 bei König Ludwigs Ab-
wesenheit Statthalter von Böhmen, neigte selbst der neuen Lehre
Luthers zu und that der Verbreitung derselben in Böhmen nicht
den geringsten Eintrag. Wie in so vielen anderen Städten vollzog
sich auch in Trautenau der Uebergang von dem katholischen zum
evangelischen Bekenntniss allmälig und ruhig. Die berufenen evange-
lischen Prediger stellten nach und nach die gröbsten Missbräuche
ab, führten den deutschen Gottesdienst ein, belehrten das Volk eifrig
in den Predigten, sorgten im Vereine mit tüchtigen Lehrern für die
Erziehung der Jugend und pflanzten so den Geist des Evangeliums
in die Herzen ihrer Mitbürger.
Simon Hüttel's Chronik der Stadt Trautenau (1484 — 1601)
überliefert uns zuverlässige Nachrichten über die Einführung der
Reformation in Trautenau. Simon HütteL wurde zu Trautenau im
Jahre 1530 geboren und dürfte bald nach 1601 gestorben sein.
Schon in seinem 22. Lebensjahre, am 22. Jänner 1552, verehelichte
sich Hüttel mit der Tochter des Bürgers Merten Hrüdel, Namens
Sabina. ,Gott gebe uns seinen Segen!* ruft er bei dieser Gelegen-
heit aus. Ein Jahr nach seiner Verheiratung schlägt er seinen Herd
im eigenen Hause auf und treibt als bürgerlichen Nahrungszweig das
Gewerbe der Malerei. Von der Bedeutung seines Standes tief durch-
drungen, versäumt er es nie, seinem Namen das Beiwort ,der Maler*
hinzuzusetzen. Er polychromirt die Häuser seiner Mitbürger, malt
mit besonderer Sorgfalt die Giebelfelder und schreibt nach gutem
alten Brauche gereimte Sprüchlein mit zierlichen Buchstaben ein.
In den weiten Hallen der Stadtkirche findet er ein dankbares Feld
für die Entwicklung einer mehr künstlerischen Thätigkeit. Seine
Kunstfertigkeit konnte er bei der Aufstellung der Grabmäler in der
Kirche, bei der Bemalung der den verschiedenen Zechen gehörigen
Chöre, des Predigtstuhles u. dgl. beweisen. Im Jahre 1581 übermalt
er die ,alte Passion*, die schon 104 Jahre alt war, und bewältigt
diese grosse Arbeit innerhalb vier Wochen, für die er vom Rathe
allerdings die nicht gerade hochgegriffene Entlohnung von 5 Thalern
erhält. Hüttel macht hiezu in seiner Chronik folgende Bemerkung:
,Der Maler hat das Seine auch dabei gethan, mehr als 12 Thaler
dem Leiden Christi zu Lobe, der Kirche zur Zier, einem ehrsamen
120
Rath zu Ehren, der ganzen Gemeinde zum Wohlgefallen und zu
seinem und der Seinigen gutem Gedächtniss.*
Alle seine freie Zeit widmete er in uneigennützigster Weise
dem Dienste seiner Vaterstadt, deren Schicksale ihn unaufhörlich
auf das Lebhafteste beschäftigen.
In guten wie in bösen Tagen steht dieser seltene Mann, der
sich mit einem gewissen Stolz ^civis Trutnoviensis* nennt, treu zu
seinen Mitbürgern, deren Vertrauen ihn 1573 zum Rathsmann und
im darauffolgenden Jahre zum Bürgermeister erwählt. Doch bald
schüttelt er die Bürde dieses verantwortungsreichen Amtes ab. um
seinen Lieblingsbeschäftigungen ungestört obliegen zu können, nämlich
der topographischen Erforschung der Umgebung Trautenaus und der
Pflege der heimischen Ortsgeschichte.
In religiöser Beziehung huldigte er in einem Zeitalter, in dem
die heftigen religiösen Streitigkeiten so Manchen zum Uebereifer
verleiteten, gemässigten Anschauungen. Aus vielen Andeutungen
in seiner Chronik, auf die wir noch vielfach zurückgreifen werden,
lässt sich mit Sicherheit schliessen, dass er ein treuer Anhänger der
neuen Lehre Luther's war. So berichtet er über den Tod Dr. Martin
Luther's: ^Anno domini im 1546 den 18. tag des monats februari
ist der ehrwirdig und hailige man Martinus Luther zu Eissleben
in got ruende entschlafen.* Hüttels Schuld ist es wahrlich nicht,
wenn eine spätere Hand das , ehrwirdig* und ^hailig* in , ehrrührig*
und ^haylos* geändert hat.
Mit den Neuerungen, die einzelne Pfarrer einführten, wie Ein-
schränkung der Feiertage, Abschaffung der Processionen, der Roraten-
andachten, des Wetterläutens u. dgl., ist er vollkommen einverstanden,
nur nicht mit gewissen Neuerungen, die Pfarrer Johannes Timus an-
bahnte, z. B. mit der Entlohnung von einem Thaler fiir den Schul-
meister beim Ausläuten einer Leiche mit der grossen Glocke. Die
Ausschreitungen und Blossen einzelner Seelenhirten, mögen sie nun
evangelisch oder katholisch gewesen sein, deckt der Chronist ohne-
weiters auf.
Simon Hüttel war ein frommer und gottesfurchtiger Mann. Er
hörte gerne die Predigt des Wortes Gottes aus beredtem Munde und
legte selbst eine Sammlung von 23 Predigten an, die verschiedene
Pfarrer in Trautenau gehalten hatten. Bei Envähnung von Todes-
fällen ruft er den Dahingeschiedenen ein frommes ,requiescat* oder
. ihm' nach. Bei Schilderung von L'ngliicksfallen und
Igen untcrläs<>t er es nicht, auf Golles Warnungen und
e hinzuweisen, die den Menschen zur Bu.sse rufen. In
Jng als Rathsherr und Bürgermeister wurde er bekannt
Wunden im Stadtarchiv, sein Freumhchaftsverhältniss zu
farrcrn von Trantcnau gewährte ihm auch einen Einblick
■archiv, so dass er sich, der keineswegs ein grosser Ge-
aber immerhin viele für einen Stadtchronisten schatzens-
ntnissc besass. im Jahre Iö78 entschloss, ein ,Gedächtniss-
r Vaterstadt anzulegen, das er , gleich \vi- vor ein heil-
ten, gotllöb meinem lieben vaterlandc, einem ehrbarn
jmeiner stat Trautnaw zu ehren und meinem namen zu
echtnis'.') Huttels ,Memorativ' und der ihm angefugte
den man als Kirchen- und Schul gescliiclite von Traiiienau
kann, liegen der nun folgenden Darstellung zu Gfunde.
1. Di
■ Kirche
Uuptkirche zu Trautenau war ursprünglich dem heiligen
er zu Ehren der Aposlelzertheilung j;eweiht. Die Seel-
Jieser Kirche verwalteten schon seit den ältesten Zeiten
,t über die umliegenden Kirchen, und zwar über die
Altstadt. Goldenöls, BernsdorC, Albendorf, Qualisch,
". Bnhmisch-Werner.sdorf, Eipei, Kognitz, Soor. Altbucli,
, Pilnikau, Kottwit/., Wiltschitz, Arnau, Böh misch- Ocls,
Langenau, Mohern, Hermanseifen. Jungbuch, Tj^cherna,
Gradlitz. Zwoll. Roszbcrg. Schlockendorf, Schalzlar,
rf, Friedland (in Schlesien)
eelsorger gehörten zuerst dem bereits genannten Orden
erren an, .«ipätcr wirkten Wellgcistüche und verschiedene
liehe, wie Mönche des Predigerordens, Bernhardiner
;r) aus dem Stifte Grüssau und ein Benedictiner aus dem
-aunau.
0. Jänner 1493 kam der Kreuzherr Kaspar Girk aus Ncisse
nach Trautenau. Dieser würdige Priester wurde auch zum
weiht und verwaltete sein Decanat mit grosser Umsicht.
)n alt war, liess er sich alle Freitag auf einem Stuhle in
Eirleifung iii Simun Hültel'> ClitoriU der Stadl Traulcnnii.
i
122
die Kirche tragen, um die Communion zu empfangen. Zu seiner
Unterstützung wurden mehrere Geistliche berufen. Von 1500 — lölTi
wirkte in Trautenau der Kreuzherr Paulus Oehler aus Wohlau in
Schlesien, sowie 1513 Petrus, der Schlossmönch. Beide wohnten a:.r
dem Schlosse der Herren von Schumbur^. Am 2. Februar 151-i
wurde der gebürtige Trautenauer Johannes Pechatzsch angestellt, cer
indess bald als Pfarrer nach Altstadt abging, wo er noch sieben Jahrr
seines Amtes waltete.
Als am 28. Jänner 1520 der Pfarrer und Dechant Kaspar G:r\
nach 28jähriger Amtsthätigkeit starb, wandte sich der Rath de
Stadt Trautenau an den Convent der Kreuzherren mit dem Ersucher.
die erledigte Pfarrstelle durch ein Ordensmitglied zu besetzen. Diese
Bitte wurde bereitwilligst willfahrt und der Priester Johannes au-
Neisse am 5. Februar 1520 nach Trautenau gesandt, der jedoCi
schon am 6. Mai starb. Er wurde neben Kaspar Girk in der Kircbr
begraben und auf seinem Grabsteine ein Kelch mit einer ent-
sprechenden Inschrift angebracht. Ihm folgten die Kreuzherren
Bernhard und Nicolaus, die ebenfalls binnen Dreivierteljahren dahin
starben. Am 15. September 1521 kam der vierte Kreuzherr, Namen
Petrus, nach Trautenau, erkrankte jedoch nach fünf Wochen an de:
Pest, die damals schrecklich wüthete und in Trautenau selbst binnen
einem Jahre 550 Personen hinwegraffte. Als Petrus schwer krank
nach Neisse zurückgeführt wurde und eine halbe Meile vor dem
Ziele seiner Reise starb, wollte kein Kreuzherr mehr nach Trautenau
gehen. Da der Bischof in Folge dessen die weitere Versorgung der
Pfarrstelle entschieden ablehnte, musste sich die Stadt Trautcnju
hinfort selbst um die Beschaffung geeigneter Seelsorger kümmern.
,AIso seind die kreizpfaffen zu Trautnaw aller gar wegkomen. laii>
deo.* Dass der Chronist den abziehenden Kreuzherren ein >lai:>
deo* nachruft, darf uns nicht Wunder nehmen, denn der Lebcn>
Wandel so mancher dieser Brüder war fiir die Gemeinde nicht«^
weniger als vorbildlich. Was z. B. Hüttel über die Liebhabereien
des Mönches Petrus und über die Spässe, welche sich die Herren
von Schumburg mit ihm erlaubten, erzählt, lässt sich hier niciit
wiedergeben.
Am 28. October 1521 wurde Johannes Ron aus Landshut von
dem Rathe nach Trautenau berufen ; er zog jedoch nach kurzer Zeit
wieder weg und übernahm die Pfarrstelle in Goldenöls. Neben seinem
iri
128
ßerufe üble er das Seh neidcrhand werk aus und forderte
5 der Predigt das Volk auf. bei ihm die Kleider machen
im 8. Jänner 1522 zog Marianus Linificarius aus Seh w eid-
irrer in Trautenau ein. Er stellte, «ohl schon vom
:hen Geiste berührt, die Wallfahrt naeh Altstadt ab, die
n St. Vcit-stag unternommen wurde und zu der man seit
arfuss und mit Fahnen und Kreuzen auszuziehen pflegte.
Vallfahrt nach Altenbuch schaffte er ab. Nach einem
leun Wochen kehrte er wieder nach Schweidnitz zurück,
ri Caplane: den Bernhardinermönch Matterne aus Franken-
esien, der am 17. September 1522 wieder in sein Kloster
;, und den Mönch aus Schweidnilz, Johannes Schwert,
ei angebliche Rossdiebe unschuldig richten und an den
gen Hess. Bald darauf fiel er aus einem Fenster des
lerab und schlug sich beide Kinnbacken entzwei, so dass
s stumm und taub blieb. Der Chronist sieht dies als
rafe dafür an, dass Johannes Scliwert nach seines Vaters
tiweidnitz in einem ausschweifenden Leben sein Hab und
iSt habe. Danach ging er ins Kloster .und ist ein ab-
lonachus und seines ordens ein prediger mönch worden,
as latern gedacht hat: cape und kalck deckt manchen
.. Janner 1524 wurde der Magister Wenzeslaus Büttner
■g in Böhmen als Pfarrer berufen und holte bald darauf
en angetraute Ehefrau aus seiner Vaterstadt heim, Er
seine Schwester .lus. bis sich durch die Geburt eines
das Geheimniss verrieth. Als der ehrsame Ralh ihn des-
cchenschaft zog, wies er ,mit lachendem wort* seinen
nd forderte für sein Siihnchen einen guten Geburtsbrief
irgermeister Georg Scheiber als Gevatter. Nach andert-
vcrliess er wieder Trautenau und ging nach Schlesien.
jedoch 1530 wieder nach Trautenau zurück und wirkte
!u seinem Tode im Jahre 1535. Wie nun andere Priester
:henkte auch er der Kirche einen goldenen Kelch,
ieser erste verehelichte Pfarrherr von Trautenau einen
Lebenswandel führte, musste dies auf die öffentliche
ine gewaltige Wirkung ausüben und manchen anderen
I den Weg bahnen. Ihm folgte am 23. Jänner 1525
124
Konrad Preysse, Bernhardinermönch aus Griissau in Schlesien. Er
las die gestifteten Messen, stellte den Zeiger, verfertigte schöne
»sandseiger* (Sanduhren) und nähte kunstvolle Tischtücher aus, Aip
22. Februar 1526 kehrte er nach Preussen zurück. Ihm wurde aU
Caplan Georg Springer, ein geborener Trautenauer, Benedictino-
mönch aus Braunau, beigegeben, der am 2. Februar 1525 sein Air:
antrat, es indess bereits nach einem Jahre wieder verliess.
Im Jahre 1526 brachte man nach Trautenau viele neue lutherische
Bücher, »das new testament, cathegismus und postillen*, welche d-:
Bürger eifrig kauften und fleissig studirten. Am 18. Februar 1526
kam Johannes im Korbe, Pfarrherr von Breslau, in die bereits vor
Lutherthum durchdrungene Stadt. Er war zwar nicht verhdrater
hatte aber nichtsdestoweniger für eine Familie zu sorgen. Ohne e-
zu wollen, leistete er der neuen Lehre gewaltigen Vorschub. Er
stellte sich schroff auf die Seite der Papstkirche, begann von der
Kanzel herab Luther*s Bücher und Lehre zu verdammen und be-
hauptete, Luther habe ,ein new falsche ketzerische lehr* in cie
Welt gebracht. Dafür erbrachte er nicht eben glückliche Beweise
So erzählte er öffentlich von der Kanzel, dass er ein lutherische?
Testament auf dem Pfarrhofe in den Kachelofen geworfen habe.
alsbald habe es angefangen zu krachen, als ob man eine Haken
büchse abgeschossen hätte und noch ärger. Also habe Gott c;n
Zeichen gegeben, dass Luther's Lehre falsch wäre. Johannes irr.
Korbe scheint mit solchen Gründen seine Zuhörer allerdings nicht
überwunden zu haben. Denn darauf erhob der Seifensieder Matthäus
Freise, ein Bürger und Rathsherr von Trautenau, öffentlichen Wider
Spruch und rief überlaut in der Kirche: ,eur pristerlicher wirdcri
ambt auszgenommen, her Johanns im Korb, du leugst in hals, des
doctor Martinus Luthers lehr ist recht, nach den Schriften der pr- •
pheten und aposteln das klare wort gottes. aber des pabsts und der
papisten lehr ist falsch und erlogen.*
Wenn hernach der Pfarrer Johannes im Korbe über verschiedene
Legenden predigte und sich gar zu hoch am , Papistenberg* verstiei:
also dass man ihm mit einer Leiter hätte wieder herabhelfen müssen,
fing der genannte Rathsherr Matthäus Freke in der Kirche zu pfeifen
an. Das verdross den Pfarrer derart, dass er Trautenau wieder verliess.
So war denn der erste Versuch seitens eines katholischen Geistlichen
die Bürger von Trautenau vor der verderblichen Pest des Luther
125
ibums zu bewahren, gänzlich misslungen. Die Reformation machte
von da an stetige Fortschritte.
Zum Beweise dafür diene Folgendes: Die Geschlechter der
Hübel und Friese, welche wahrscheinlich aus Trautenau stammten,
stifteten der Kirche 1526 den Betrag von 400 fl., wofür jeden Freitag
eine Messe gelesen wurde. Alsbald aber stellte man das Messelesen
ab, so dass der Rath beschloss, von den Zinsen der Stiftung all-
jährlich für arme Leute und arme Schüler zwei Tuchgewänder anzu-
schaffen.
Im Jahre 1528 wurde Matheus aus Bolkenhain in Schlesien
Caplan des Johannes im Korbe, ein kleiner Mönch , stolzer person,
prechtiger worte*, der indess nur wenige Wochen sein Amt versah.
Nach dem Tode des würdigen verheirateten Pfarrers Wenzes-
laus Büttner, der auf Bitten der Bürgerschaft Trautenaus neuerdings
von 1530 — 1535 das Pfarramt verwaltet hatte, wurde Martinus
Tabernator, der mit seinem deutschen Namen , Märten Kretzschmer*
hiess, zum Pfarrer gewählt. Er war ein Mönch vom Predigerorden,
zu Frankenstein gebürtig, und hatte vorher zu Soor bei Trautenau
gewirkt. Er verheiratete sich zu Trautenau und nannte sieben
Kinder sein eigen. Von ihm rühmt der Chronist, dass er niemals
ein Evangelium aus irgend einem Buche auf der Kanzel abgelesen,
sondern Alles ohne Buch auswendig gepredigt habe. Bei den Epistel-
predigten habe er stets den , Spangenbergischen corvinus* benützt.
Das Einkommen des Pfarrers Martinus Tabernator wurde am
20. Mai 1549 durch einen Vertrag mit dem Rathe zu Trautenau
geregelt. Als Ertrag frommer Stiftungen für die Versorgung der
Orgel und das Zeigerstellen sollte er alljährlich 8 Schock, und zwar
vierteljähriich 2 Schock, erhalten. Für diese Verrichtungen konnte
er sich jedoch auf seine eigene Rechnung einen Caplan halten. An
Getreide komme ihm jährlich zu 10 Malter und 4 Scheffel ,ohn alle
accidentia*. Ueber Sommer und Winter könne er 30 Scheffel auf die
Widmut (Pfarrfeld) säen und 14 Stück Rindvieh und kleineres Vieh
nach Belieben halten. Acht Dörfer gehörten mit Taufen, Trauungen
u. s. w. zur Kirche. Die , Kirchenbauern* sollten ihm überdies die
Accker versorgen. Die Ausübung seines Handwerkes mag ihm auch
ein bescheidenes Nebeneinkommen abgeworfen haben, da er Lein-
wand wirken und schöne Sanduhren verfertigen konnte. Ausser den
genannten Einkünften kam dem Pfarrer auch die Benützung des auf
126
dem Kirchhofe gelegenen Wohngebäudes zu, Ueber 28 Jahre lar..
wirkte dieser tüchtige Pfarrer in Trautenau, bis er am 20. Sep
tember 1563 von dem Rathe den erbetenen Urlaub erhielt Die|
Ursache seines Abschiedes von Trautenau soll darin gelegen sein
dass ihn der Stadtschreiber beim Weine gerauft und gcschlagct!
habe. Am 1. December desselben Jahres verliess Martinus TabcrnatJ/
den Pfarrhof und siedelte mit Weib und Kind zu dem befreundeter.!
Simon Hüttel, dem Maler und Verfasser der Chronik, über, der ih^
bis Mittwoch nach Pfingsten 1564 in seinem Hause beherbergte, Z*
der Zeit zog Tabernator mit seiner Familie nach Langenau, wo er
über 15 Jahre das Pfarramt versah.
Von den Caplänen zu jener Zeit ist zu nennen Matthäus \tr.
Luca, ein Mönch, der von 1531 — 1534 unter Wenzeslaus Bütti\r
seines Amtes waltete. In Trautenau verheiratete sich der Cap!äi:
Franciscus Ay, ein Bernhardinermönch, dem Beispiele Tabernator-
folgend. Nach drei Jahren zog er 1541 nach Kottwitz, wo er avi'
der Herrschaft des Herrn Georg von Waldstein bis an sein Lebern
ende verblieb. 1540 — 1542 stand an Tabernator's Seite Johannes
Agricola, der nach Liebau in Schlesien fortzog. Der Nachfo!i:(5
Agricola's, Matheus, ein Predigermönch von Schweidnitz, erhitii
wegen seines unordentlichen Lebenswandels den Beinamen: ,5;^-
matz*. Als derselbe 1543 wieder in*s Kloster nach Schweidnit:
zurückkehrte, kam Martinus aus Gabel in Böhmen an seine Stellt
ein langer schwarzer Bernhardinermönch, der nach einem Jahre ur.i
sechs Wochen an die Theinkirche nach Prag ging. Ein traurigem
Beispiel für die Sittenlosigkeit der damaligen katholischen Geistlichen
welche die Bürger geradezu abstossen und der Reformation in de
Arme treiben musste, gibt der Caplan Matheus aus Schweidnitz. der
1544 nach Trautenau kam und mit einer Dirne als Pfarrer nachdem
benachbarten Rognitz zog.
Nachdem 1545 das ^kleine mönchlein* Franz aus dem Kloster
Grüssau des Hilfsamtes mit Messelesen, Zeigerstellen u. dgl. ge-
wartet hatte, war im nächsten Jahre kurze Zeit Johannes Mur vor.
Geiszlingen Caplan in Trautenau, der bei seiner Abreise einen
Schüler ohne Wissen der Eltern mitnahm. Es ging das Gerücht.
dass er mit dem Knaben nach Rom gezogen sei. Mehr als 10 jähre
finden wir keinen Caplan in der Stadt, vielleicht weil sich die i^
diesem Dienste berufer-^-^ Geistlichen recht schlecht bewährt hatten
127
weJ! die Einkünfte dieser Stelle yar zu gering waren. Im
versieht der Pfarrer von Rognit^, Andreas Kilfinger,
den Caplansdienst. doch kommt er mit dem .Messe
nicht auf die Kosten, weslialb das Vertragsverhaltniss
ist wird. Sechs Jahre hindurch waltet dann der Pfarrer und
I Trautenau allein seines Amtes.
der eifrigsten Reformatoren war Johannes Hintz, der am
r 1563 aus Michelsdorf .zun einem sehlsorger und pfarher
iv aufgenomen worden*. Am 3U. November hielt er icine
dtgl, übersiedelte jedoch erst am 14. October 1564 ,mit
:reueten ehgemahl und kindern und ganzem hauszrat'
enau. Bevor er sein Amt in Trautenau antrat, sandte er
ertretung zwei Capläne nacheinander in die Stadt. Der
n Korb, der am 5. December löß.'J seine Antrittspredigt
itte, wurde Pfarrer in dem benachbarten Rognitz unter
Christoph Silber. Als ihm in Jahresfrist 40 Thaler baaren
.tohlcn wurden, zog er ,in solchem härm' von Rognitz
wcisz wohin*. Die Kirchenfenster in Trautenau scheinen
;ht gerade In gutem Stande gewesen zu sein, denn
lintz schenkte der Kirche vor seinem Amtsantritte eine
i um 6 Thaler. ,die kirchenfenster darmit zu verglasen',
14. Juni 1564, ,an der niitwoch Tiburtius* sang der
i Pfarrers Hinlz, Albertus Bamberg, zum ersten Male die
,ttanei und begann an jedem Hinn-och und Freitag über
n zu predigen. Der Chronist begleitet diese Neuerung
chönen Worten: ,gott gebe seinen göttlichen segen zu
igen worte alzeit'. Diese echt evangelische Einrichtung
schon auf den Einlluss des neuen Pfarrers Johannes Hintz
iren sein, der am 14. October 1564 mit neun schwer
Wagen voll flausrath von Michelsdorf her seinen Einzug
au hielt. Länger denn eine halbe Stunde wurde ihm mit
1 Glocke entgegengeläutet. Die Bürgerschaft von Trautenau
■IQ bereuen gehabt, dass sie ihrem Seelsorger einen so
Empfang bereitet hat. Johannes Hintz hat den Gottesdienst
;estaltet, dass die Predigt des Evangeliums und die Be-
s Volkes in den Mittelpunkt gerückt wurden. Kr war ein
tadellosem Lebenswandel und grossem Eifer im Amte,
sich bald die allgemeine Achtung und Liebe der Bürger
128
erwarb. Seine Frau mit den Kindern wohnte nicht in der Stadt,
sondern auf dem Vorwerke der Widmut vor dem Thore. wo Hintz
zwei Tage in der Woche im Kreise seiner Familie zubrachte, während
er sonst eifrig seinen Studien oblag.
Merkwürdigerweise wurde Johannes Hintz trotz seiner re
formatorischen Bestrebungen als der Erste unter den Pfarrern von
Trautenau von dem Erzbischof zu Prag zum ^decanus* oder Vicarius
über die umliegenden Kirchen bestätigt. Am 19. September 156r>
nahm ihm der frühere Pfarrer von Trautenau, Martinus Tabernator.
vor dem Hochaltare den Eid ab und bestätigte ihn in seinem Decanal-
amte im Auftrage des Erzbischofs. Das Amt eines Dechants war
zwar mit dem Pfarramte in Trautenau seit alten Zeiten verbunden,
aber eine erzbischöfliche Bestätigung konnte nicht stattfinden, da
der ßischofsstuhl zu Prag seit der Zeit der Husitenkriegc in Fo^ge
der beständigen Kriegswirren unbesetzt blieb. Erst 1561 wurde der
erzbischöfliche Stuhl mit Johann Brus von Mohelnitz besetzt, der
nicht nur katholische, sondern auch utraquistische Geistliche zu
weihen hatte. Da nicht angenommen werden kann, dass der Erz-
bischof durch die Weihe des evangelisch gesinnten Pfarrers Johannes
Hintz zum Dechant die Einführung des Protestantismus habe fördern
wollen, so kann der Erzbischof nur in völliger Unkenntniss der
religiösen Verhältnisse in Trautenau und Umgebung gehandelt haben.
Arn 1. Mai 1565 zog der Dechant Johannes Hintz mit dem
Pfarrer von Mohern, Johannes Kaschkau, nach Prag zum Begräbniss
des Kaisers Ferdinand. Der ehrbare Rath von Trautenau Hess seinem
Pfarrherrn aus diesem feierlichen Anlasse vom Kirchengeide ,ein
grosse schwarz vorstatene reverenda machen*. Seit dem 20. April 1565
liess Hintz ,am gutten freitag* zur Passionspredigt mit der grossen
Glocke läuten, stellte sodann das Klappern und Schnarren in der
Charwoche, sowie das Aussetzen der Monstranz ab. Die Frohn-
leichnamsprocession und ähnliche Umzüge wurden ebenfalls ab-
geschafft. Am 16. Juli 1565 hielt Hintz die erste Versammlung:
sämmtlicher zur Dechantei Trautenau gehörigen Pfarrer ab, was
seit mehr als 40 Jahren nicht dagewesen war. Bei diesen Conventen
mussten die Pfarrer schriftliche Predigten und andere theologische
Arbeiten abliefern. Auch Bestimmungen über verschiedene kirchliche
Angelegenheiten, wie die Kleidung der Geistlichen, wurden getroffen
Mit dem Nützlichen wurde bei solchen Conventen auch das An-
129-
gcnehme verbunden. Denn wenn die obgenannten Pfarrherren eine
Zusammenkunft hatten, gab ein jeder einen böhmischen Groschen.
Dafür kauften sie ein Fass Bier und liessen es auf den Pfarrhof
schroten, während Pfarrer Johannes Hint^iiis das Essen zu dem Hier«
spendete, ,also hüten sie nach ihrem examen ein convivium und
freie musicam,*
Auf der Pastoralconferenz vom 25. November 1565 wurde das
Rorate in der Dechantei Trautenau abgeschafft, dagegen bestimmt,
dass der Reihe nach jeder Dorfpfarrer eine der neu eingerichteten
Mittwochs- und Freitagspredigten zu halten habe, .solche predigten
machten, das viel volcks in die kirche ging; dan jedenmann vvolt
gern die neuen predigcr anhören.' Hüttel berichtet, das.s er mehr
als 23 solcher Predigten gesammelt habe und die lateinische und
deutsche Handschrift von mehr als zehn Pfarrern besitze. Dieselben
haben sich also unterschrieben :
Matias Cioselius, pastor ecclesiaruni in Arnau et Oelsen, Matheus
Hanke Hirsch, diaconus Amovicasis, Melcher Thilesius, pfar zu Alde-
stat, Wenzeslaus Pritcner, pastor in Wiltschit^, Christopherus Flach-
nerus, pfar zu Rognitz, Caspar Gans, pastor in Mohern. Andreas
Mohaubt, pfarrher aiifSoher. Jacobus Leimgrube, pastor in Antiquo-
fago, Hieronimus Henricus Adamus Cinck, pastor zum Schwull, Israel
Geiszier, pastor in Pilnicau.
Am 23. März 1566 liess Pfarrer Hintz auf dem Kirchhofe eine
.breche* bauen, d. i. eine Vorrichtung, in welcher Personen wegen
gewisser Vergehen zur Strafe der Öffentlichen Beschämung ausge.stellt
wurden, Sie war bestimmt, ,vor die, so gott lestern, vor haderleite,
es sei fraun oder man*. Als Johannes Hintz am 13. December 1568
von Trautenau nach Ellbogen ging, lernten die Trautenaucr in
Hieronymus Hirsch aus Meissen, der früher im Kriege Feldprediger
gewesen war, einen nichtswürdigen Geistlichen kennen. Er war ein
, guter bibasticus*, lief betrunken in die Schule, jagte den Cantor
Sigmund Hübner zum Fenster hinaus, während Lehrer Valerius
Grünberg schleunigst über den Ofen in eine Kammer flüchtete,
schlug mit einem langen Messer, »tesak* genannt, einem ehrbaren
Bürger, Namens Paul Zipfel, die Nase entzwei, entführte die Ehefrau
des Caplans Albrecht Bamberg und verliess sein eigen Weib und
Kind. Dafür sass er längere Zelt im Mittelthurm gefangen und ent-
wich dann von Trautenau.
Jahrbucli d» Prolauixümui isn, H. IJI a. IV. ^
I --
130
Am 29. December 1568 wurde der ^ehrwirdige und wolgelerte*
Herr Johannes Thijnus, gebürtig zu Zwickau, als Pfarrer eingeführt.
Er kam von ,KaufTung aus der Schlesing*. Von 1568 — 1576. länger
als acht Jahre, wirkte er in evangelischem Geiste in Trautenau, wobei
er sich allerdings durch seinen übergrossen Eifer und sein oft un
überlegtes und hitziges Vorgehen viele Feinde machte. Am
24. März 1574 starb seine Gattin im Wochenbette, ,die erbar frau
Gertrud*, und wurde in der Kirche begraben. Der Chronist ruft ihr ein
frommes ^requiescat in pace* nach. Ein Jahr später freite er in Prag
^HansWeygels des weiszgerbers vor dem niederthortochter*, Helena.
. Umfassende Reformen führte Johannes Thimus im Einverständ-
niss mit dem Stadtrathe durch. Dieses gute Einvernehmen zwischen
dem Geistlichen und seiner Gemeinde erreichte sein Ende, als
Thimus für den Schulmeister die Gebühr von 1 Thaler für das Aus-
läuten mit der grossen Glocke und für sich allsonntäglich eine Zulage
von 7 Pfennigen aus dem gemeinen Kirchensäckel forderte. Als ihm
dies verweigert wurde, erklärte er, das Volk nicht mehr vermahnen
zu wollen, auch nur einen Heller zu geben, damit Kirche, Pfarrhof
und Schule in gutem Stande erhalten werden möchten. Um die
Belehrung und Erbauung des Volkes, sowie um die Unterweisung
und Erziehung der Jugend erwarb er sich grosse Verdienste.
Im Jahre 1668 fing er an, in täglichen Morgenpredigten, den
Donnerstag ausgenommen, die ganze heilige Schrift vom Anfange
bis zum Ende, alle Bücher hindurch, dem Volke auszulegen. Zc
diesen Predigten brauchte er volle sieben Jahre, so dass er am
22. October 1575 die letzte derartige Predigt hielt. Auch die Kinder-
'lehre, d. i. die Unterweisung der Kinder in Luther's kleinem Kate-
chismus, richtete er ein, so dass die Schüler den Katechismus alle
Sonntag zur Vesper aufsagen mussten. Er beaufsichtigte scharf den
Schulunterricht, damit in der Heranbildung der Kinder nichts ver-
säumt werde. In seinen Predigten ermahnte er die Gemeinde, fleissig,
den armen Leuten und Schülern in die Butten vor den Kirchen-
thüren Brot und Pfennige einzulegen. Er theilte selbst Brot und
Geld unter die Armen aus, ja er buk oftmals von seinem eigenen
Korne Brot, um es den Gemeindearmen und den bedürftigen
Schülern zu geben.
Das Salvesingen in der Fastenzeit stellte er ab, führte hingegen
das Singen und Beten der Kinder zu Mittag, wenn die Glocke ertönt
■^AJi. . .
131
ein. Anstatt des Einlauteiis der Bräute richtete er das Orgeispielen
und Singen bei Hochzeiten ein. In der Fasten/.cit liess er das Tuch
vor dem Hochaltare nicht mehr aufdecken, üess die Kerzen von den
Altären, ausgenommen vom Hauptaltare, entfernen und die Fahnen
aus der Kirche wegräumen. Von den Zunftleuchtern nahm er die
Wachskerzen weg und rief den Leuten von der Kanzel zu; ,ich nem
die l^erzen selbst und studier dabei*. Dadurch brachte er es so weit,
dass Niemand mehr derartige Kerzen aufsteckte. In der Sommerszeit
legte er ein Schloss vor den Kirchthurm, damit das Wetterläuten
bei heranziehenden Gewittern aufhöre.
Hatte schon des Johannes Thimus' unerhörte Neuerung, für
sich und den Schulmeister eine Aufbesserung des Gehaltes zu fordern,
den Beifall des Rathes nicht im Mindesten gefunden, so machte es
ihn geradezu missliebig. dass er mit dem königlichen Forstmeister
Kaspar Nuss von Reihersdorf in einen heftigen Streit gcrielh, den
er sogar mit grossem Nachdruck von der Kanzel herab führte.
Kaspar Nuss, der ein eifriger Katholik gewesen zu sein scheint,
verklagte ihn 1575 beim Erzblschofe in Prag, vor dem er .sich
rechtfertigen musste. Die 40 Thaier Zehrgeld, welche Thimus dem
Käthe aufrechnete, wurden zwar .aus gemeiner Stadt Beutel* für
ihn bezahlt, er aber nachdrückh'ch ermahnt, künftighin von solchen
Narretheien abzulassen. Unhaltbar wurde des Pfarrer.s Stellung, als
es offenbar wurde, dass er den Pfaffenwald sammt den dazu ge-
h' rigen Wiesen heimUch dem Herrn Prschibik Mirschkovsky von
Tropschitz auf Neuhof übergeben habe. Er musste deshalb um seine
Entlassung cinkommen, die ihm auch sofort gewährt wurde. Als er
am Ostcrsonntag 1576 von der Kanzel offen und ehrlich erklärte,
er werde morgen seine , Valetprcdigt* halten und darin alle seine
Widersacher, die ihn von Trautenau vertrieben hatten, namhaft
michen, hielt der Rath die Kirche verschlossen. Da forderte Thimus
^eine Bauern auf, mit ihm nach Neuhof zu ziehen, wo er ihnen in
einem Saale die Abschieds predigt hielt. Nach der Predigt überredete
er den genannten Prschibik Mirschkovsky dazu, die Bauern von
Gabersdorf und Wolta nicht mehr nach Trautenau. sondern nach
Gir.;den'j;s und Altstadt zur Kirche zu schicken.
.Ajn 26. -Mai 1576 zog Johannes Thimus vom Pfarrhofe zu
Trautenau in sein Haus vor dem Niederthore. Bexor er die Sudt
verüess, wurde ihm vom Ratbe noch erlaubt, das Grabmal seiner
132
Gattin Gertrud neben dem AUerscelenaltare an die Mauer zu setzen
und eine Grabschrift anzubringen. Am 24. September zog er
40 Meilen weit weg nach Schwett in der Mark, auf die Herrschaft
des Grafen von Vierrhaden, wo er noch nahezu drei Jahre Pfarrer
gewesen ist. Er soll in den acht Jahren seines Aufenthaltes in
Trautenau 400 Thaler erübrigt haben. Der Chronist weiht ihm ein
^requiescat in pace*.
Bis jetzt hatte sich der Protestantismus in einem Zeiträume
von mehr als 50 Jahren ruhig in Trautenau und Umgebung ver-
breitet, ohne dass mit Entschiedenheit versucht worden wäre, seiner
Ausbreitung Einhalt zu thun. Die Anklage gegen Johannes Thimus
beim Erzbischofe in Prag war von keiner grossen Bedeutung, denri
dem Angeklagten gelang es, sich zu rechtfertigen. Die Verhältnisse
änderten sich unter der Amtswirksamkeit des Tobias Scharffenberger.
der am 3. Mai 1576 Nachfolger des Johannes Thimus wurde. Er war ge-
boren zu Liebthal in Schlesien und hatte zuletzt als Schulmeister in
Bolkenhain gewirkt. Seine Antrittspredigt am Morgen handelte von dem
Glaubensbekenntnisse des Athanasius, seine Haupt- und Vesperpredigt
von dem Gleichniss vom guten Hirten. In seinem Predigtamte entwickelte
Scharffenberger einen ausserordentlichen Fleiss. Er hielt alle Wochen
sieben Predigten, am Sonntag drei, am Montag, Dienstag, Mittwoch und
Freitag je eine. Er ermahnte die Gemeindemitglieder, den armen
Schülern Brot und Geld in die Butten vor den Kirchenthüren einzu-
legen und theilte die milden Gaben alle Sonntage unter sie aus. Er
selbst ging der Gemeinde mit gutem Beispiele voran und schenkte
den armen Schülern alle Vierteljahre einen bestimmten Geldbetrag.
Wiederholt richtete er strenge und ernste Ermahnungen an die ver-
sammelte Gemeinde. So verlas er öfter das scharfe ^Holzmandat*
der Obrigkeit, in dem das Stehlen des geflössten Holzes verboten
wurde. Am 28. März 1580 verbot er den Zechen in der Predigt.
bei den Begräbnissen Kerzen zu tragen. Als im Jahre 1582 die
Pest in der Nähe Trautenaus, namentlich in Königgrätz, Jaromirsch
und Königinhof heftig wüthete, rief der genannte Pfarrer das Volk
nachdrücklich zur Busse also, dass am 30. September 140 Personen
zum Tische des Herrn gingen. Als am 12, September 1583 zu
Mittag im Malzhause ein Feuer ausbrach» das die Stadt innerhalb
dreier Stunden gänzlich einäscherte, forderte Scharffenberger seine
Gemeinde zum Danke gegen Gott auf dafür, dass die schreckliche
133
Feuersbrunst nicht in der Nacht ausgebrochen sei; wären doch dann
Hunderte in den Flammen umgekommen. Einem Bürger, der am
20. Februar 1579 plötzlich gestorben war, verweigerte er das
kirchliche Begrabniss, da er nie zum heiligen Abendmahl gegangen
war. Auf Bitten der Söhne des Verstorbenen, die 10 Schock zum
Pfarrhofbau spendeten, liess er sich endlich dazu herbei, dem Todten
eine Leichen predigt zu halten.
In der Neujahrspredigt pflegte Scharffenberger stets an der
Hand sorgsam ausgewählter Texte, die der Chronist uns meist
überitcrcrt hat, eindringliche Ermahnungen an die Gemeinde zu
richten und nach Schluss der Predigt die Amtshandlungen des ver-
flossenen Jahres zu vermelden. So wurden im Jahre 1&SI 156 Kinder
geboren, 31 Paare getraut, 67 Personen sind gestorben. Im Jahre 1585
betrug die Zahl der Taufen 144, die der Trauungen 21, die der
Todesfälle 126 ; 33 Personen starben in und vor der Stadt an der
Pest. Während des Jahres 1592 fanden 172 Taufen, 32 Trauungen
und 68 Begräbnisse von Erwachsenen und Kindern statt.
Dem strengkatholischen Forstmeister Kaspar Nuss war der
eifrige lutherische Prediger ein Dorn im Auge, weshalb er ihn beim
Erzbischofe Berka in Prag verklagte, und zwar mit besserem Erfolge
als seinen Amtsvorgänger Johannes Thfmus. Nachdem Scharffen-
berger den dritten .Ladebrief* vom Erzbischofe erhalten hatte,
stellte er sich in Prag dem geistlichen Gerichte. Ihm wurde strengstens
verboten, weiter im Kirchenamte Trautenau zu verbleiben, zu predigen
und zu ,communicircn*, da er von keinem böhmischen Bischof ge-
weiht sei. Er enthielt sich auch jeglicher Amtswirksamkeit, bis er
am 2. October 1594 seine .Valetpredigt* in der Kirche hielt, bei
der Jedermann in Thränen ausbrach. Er dankte in seiner Abschieds-
predigt jedem einzelnen Stande und allen Gemein dem itglied er n ins-
gemein. 306 Abend mahlsgäste drängten sich zum letzten Male
weinend um ihren treuen Hirten, der seine Herde über 18 Jahre mit
dem Stabe , Sanft' geweidet hatte und nun mächtigen Feindes-
gewalten weichen musste. Der Rath der Stadt Trautenau gab ihm
ein gutes Zeugniss Über seine nahezu I9jährige pflichtgetreue
W rksamkeit, auf Grund dessen er im nahen Hohenelbe als Pfarrer
an;;e?!tellt wurde. Die Trennung von Trautenau wird diesem edlen
Seelcnhirten um so schwerer geworden sein, als er das Grab seiner
gehebten Tochter Marie zurücklassen musste, der er mit Bewilligung
des Trautenauer Käthes von Hoheneibe aus ein Gi
neben dem Hoclinltare setzen liess. Tobias Seh;
ein vcrmiigender Mann gewesen sein, denn er kaufte
von der Gemahlin des Herrn Adarei Silber das
20O0 Schock. 50 Schafe, 6 Kühe. 4 Pferde und e
schon KXK) Schock baar.
Der Nachfolger Tobias Schar ffcnberger 's w
evangelisch gesinnte Pfarrer Gregorius Forbergk
Schlesien, der am 8. Dccember 1594 berufen und ;
in den Pfarrhof eingeführt wurde. Am 29. Dec<
Ordination nach Frankfurt a. O. und hielt am
seinen ersten Gottesdienst, bei dem viele Leute
feierten. Während er sich am 9. October desselbe
Pfarrers Schobricius Tochter Susanna vermählte,
Schwester. Jungfrau Elisabeth, am 3. December
Trautenau, Matthäus Radetzky. Die Einleitung un
der Sechswöchnerinnen verlegte Forbergk von Sonn
damit die Abendmahl« gaste dadurch nicht gehindi
scheiterte die Einführung dieser Neuerung an dem
Stande der Bäuerinnen, die ohne Einleitung zur Ki
22. Sepiember 1596 führte er die Feier der Apc
Alters wieder ein und begann 1601 sogar damit
verstorbene Kinder mit der ganzen Schule unter '
7.U geleiten. Wie lange Forbergk in Trautenau gc
wir nicht, denn Hiittcl's Chronik schliesst mit dem_
über die anderen Pfarrer, welche bis zur Gegen
Amtes gewaltet haben dürften, fehlt uns jede Nacl
VerzetchniBB der Ffbrrer und Capläne zur Bafo
Tränte naa,
1493 — 1520. Kaspar Girk aus Neisse, Dechant.
1500—1513. Paulus Oehler aus Wohlau in Schlesi
1513. Petrus der Schlossmönch, Caplan.
1514, Johann Pechatzsch aus Trautenau, Ca
1530. Johannes aus Neisse.
1520, Bernhard aus Neisse.
1520—1521. Nicolaus aus Neisse.
1521. Petrus aus Neisse.
135
1521. Andreas Ron aus Landshut.
1522 — 1523. Martinus Linificarius aus Schweidnitz.
1522. Matterne aus Frankenstein in Schlesien, Caplan.
1523. Johannes Schwert aus Schweidnitz, Caplan.
1524 — 1525. Wenzeslaus Büttner aus Lemberg in Böhmen.
1525 — 1526. Konrad Preysse aus Grüssau in Schlesien.
1525 — 1526. Georg Springer aus Trautenau, Caplan
1526 — 1530. Johannes im Korbe aus Breslau.
1528. Matheus aus Bolkenhain in Schlesien.
1530 — 1535. Wenzeslaus Büttner aus Lemberg in Böhmen.
1531 — 1534. Matheus von Luca, Caplan.
1535 — 1563. Martinus Tabernator aus Frankenstein in Schlesien.
1538 — 1541. Franciscus Ay, Caplan.
1540 — 1542. Johannes Agricola, Caplan.
1542 — 1543. Matheus aus Schweidnitz, Caplan.
1543 — 1544. Martinus aus Gabel in Böhmen, Caplan.
1544. Matheus aus Schweidnitz, Caplan.
1545. Franz aus Grüssau in Schlesien, Caplan.
1546. Johannes Mur aus Geiszlingen, Caplan.
1557. Andreas Eilfinger, Pfarrer zu Rognitz, Caplan.
1563 — 1568. Johannes Hintz, Dechant.
1563. Fabian Korb, Caplan.
1564. Albert Bamberg, Caplan.
1568. Hieronymus Hirsch aus Meissen, Caplan.
1568. Johannes Cascanus, Caplan.
1568 — 1576. Johannes Thimus aus Zwickau.
1576 — 1594. Tobias Scharflfenberger aus Liebthal in Schlesien.
1594 — 16 . . Gregorius Forbergk aus Lauban in Schlesien.
(Fortsetzung folgt.)
XL
Zur Geschichte der evangelischen Kirchenverfassung
in Oesterreich.
(Sls zum. 17oleraIizpateIlt^)
Mit Benntzang haadschrifUichcr Qneileit.
Von Gustav Adolf Skalskt, k. k. o. Professor in Wien.
I.
Es ist im Wesen der Kirche begründet, dass sie ein Erscheinungs-
leben auf Erden führe. Die Gnadenmittel als ^notae extemae aut visi-
biles, quibus ecclesia invisibilis agnosci potest*, sind es vor Allem,
welche das Erscheinungsleben der Kirche bedingen. Wäre das Ver-
hältniss Aller, welche sich zur Kirche halten oder zu ihr gerechnet
werden, zu den Gnadenmitteln ein gleiches, dann gäbe es auch in
der Erscheinung nur eine Kirche. Dieses Verhältniss ist aber ein
verschiedenes. Die Kirche theilt sich in Folge dessen ihrer Erscheinungs-
seite nach in eine Reihe von Bekenntniss- oder Particularkirchen.
In ihren Bekenntnissen sprechen die Particularkirchen in prägnanter
Weise aus, in welchem Verhältnisse sie zu den Gnadenmitteln stehen,
resp. welcher Art ihr Wissen um dasselbe sei.*)
Mit zwingender Nothwendigkeit müssen von den Particular-
kirchen ^Einrichtungen getroffen werden, deren Zweck ist, diese
Gemeinschaften zu erhalten und die Vereinzelung der Thätigkext, die
Schwächung des Bewusstseins der Gemeinschaft zu verhüten*.')
Oder mit anderen Worten : Jede Particularkirche vermag der ihr ge-
stellten Aufgabe ihrer Selbstverwirklichung in der Welt nur dann ge-
recht zu werden, wenn sie sich Ordnungsformen und Ordnungsnormen
gibt, in und nach welchen sie ihre Thätigkeit, deren Object sie oder
1) Frank, System der christl. Wahrheit, II, 1880, S. 375 u. f.
>) Puchta, Einleitung in das Recht der Kirche, 1840, S. 65.
137
oder beide zusammen sind, vollzieht, ihr Gcmeinschafts-
ibt. Es widerstrebt dem Wesen der Kirche nicht, wenn
ihrem Ersch ei nungs leben und für dasselbe, kurz gesagt,
t. eine Verfassung gibt.
.äre uncvangelisch in den Verfassungsformen der Kirche
^eil suchen zu wollen; im Leben der Kirche kommt es
auf den Geist an, der sie treibt. Aber es wäre ebcn-
ngelisch. wenn man die Bedeutung Jener Formen für das
Kirche unterschätzen wollte. Gibt sich ja in dem Streben
?. sich die entsprechende Verfassungsforni zu geben, das
-s Geistes, der in ihr wirksam ist, auch kund: und die
■ der Kircine und Kirchen lehrt und beweist es. dass die
jsformen, in welchen sich das Erscheinungsleben der Kirche
ir sie einen grossen pädagogischen Werth haben. Der
■ V. Zezschwitz hat es klar erkannt und gesehen,') dass es
iung der reformirten Kirche war, welche in ihr ein Gemein-
usstsein geweckt und erhalten hat, das der lutherischen
;lfach abgeht, und die Mitglieder der zuerst genannten
eine so rege Antheilnahme an den Gemeindeangelegen-
ehe. die wir in der lutherischen Kirche oft schmerzlich
und nach welcher wir uns inständig sehnen. Oder man
as eigenartige und dabei ao rege kirchliche Leben der
derunitdt, der ja bekanntlich Luther selbst seine An-
nicht versagte und welche auf ihre Zeitgenossen eine
>ndere Anziehungskraft ausübte; wer könnte es leugnen,
re Verfassung war, welche kraftig mithalf, sie zu dem zu
ifas sie in ihrer Blüthezeit gewesen istr
ich kann es ge.schehen, dass sich der Verfassungsthätlg-
lirche Hindernisse in den Weg legen, welche in den Ver-
in und unter welchen sie sich in der Welt zu erbauen
Grund haben. Diese verschulden es vielfach, dass die
cht im Stande Ist, für ihr Erscheinungsleben die ent-
:q Verfassungsformcn zu fixiren. Ja es kann sogar ge-
mäss die Verfassungsthätigkeit der Kirche als ihre selbst-
Tiätigkeit überhaupt verkümmert.
ja weiss die Geschichte der evangelischen Kirche Manches
Als sie sich in der Reformadonszat als
Kirche constituiren rausste. lag es ihr »elbsh-eu;
ob. sich, wie Hundeshagen sagt.') .eine ;
hcitlicher Vergesellschaftung« zu geben. Es wird
in die Verfassungsgeschichte der evangelischen
und der lutherischen insbesondere, sofort belehi
Verfassungsthatigkeit die grössten Schwierigkeit«
als auch innerer Art. entgegenstellten.
Diese Erfahrung machte auch die evangcli.s.
Ländern, welche berufen waren, den osterreichUcl
Es möge vor Allem auf das Eine, was sich ihrer
in den Weg legte, hingewiesen werden: auf c
der evangelischen Kirche zur hochs
Macht. Diese reprasentlrle der Kaiser, welcher
rochischen Ländern mit einem ganz anderen Nacl
bringen konnte, als draussen in Deutschland. Di
stand der evangelischen Kirche mehr oder mind
über. In einem oft harten Kampfe mit jener ^
die .Stände, eventuell auch .Städte, die Freiheit
Bekenntnisses erringen und als Schutz- und Scliitti
lischcn Kirche dem Kaiser gegenüber auftreten -
welche in den böhmischen Defensoren ihren ptägn
gefunden hat. Nun bedenke man aber auch die p
hältnisse, hezw. die politische Verfassun
sehen Länder In jener Zeit. .Bis zur Mitte des X
war Oesterreich seinem ganzen Wesen nach ein m
föderativ-feudaler PatrimoniaLstaat. Es gab keine
fassung. kein gemeinsames Recht, keine gleichmäss
Die föderative Verfassung der einzelnen Bslerre;
gruppen brachte es mit sich, dass sich auch die ei
Oesterreichs in verschiedene, man könnte sagel
theilte, und von den Ständen der einzelnen Länder
und beschiitzt wurde. Das mussle auf ihre Verfassu
Zeit ihres Entstehens von grosslem Einiluss sein. Mai
dass die evangelische Kirchenverfassnng in jener /
Protest., 1864. S. 6.S.
139
lu dei politischen Verfassung Ocsterreichs, wie sie bis in die Zeit
der Maiia Theresia hinein bestand, bildete. Es gab damals — die
Verhältnisse gestatteten es nicht — keine einheitliche evangelische
Kirchen Verfassung in Oesterreich. Im Kampfe um die Freiheit des
evangelischen Bekenntnisses, welchen Ritter, Herren und Städte mit
der höchsten Staatsgewalt führten, kam es zwischen den Kämpfenden
sozusagen zu Separatverträgen, weiche fiir die einzelnen Territorien
Geltung hatten, und durch welche das Bestehen der evangelischen
Kirche gesichert werden sollte. In diesen Territorien organisirte sich
die evangelische Kirche, oder besser gesagt : wurde von jenen organi-
sirt, welche ihren Bestand erkämpften und garantirten. Ja es kam
vor, dass die Patrone der evangelischen Kirche in ein und dem-
selben Lande hinsichtlich der Verfassung derselben nicht einheitlich
vorgingen, sondern auf eigene Faust für den Theil der evangelischen
Kirche, über welchen sie daa Patronatsrecht ausübten, Kirchen-
verfassungen gaben. So entstanden in jener Zeit auf österreichischem
Boden eine Menge evangelischer Kirchenordnungen, welche uns einen
Einblick in die bunte Mannigfaltigkeit der Kirchenverfassungs-
hältnisse der evangelischen Kirche in derReformationszeit gewähren,')
>) MitRechthatbereitsLoeicIieQohaaneiMathesius. 1,1896, 5. 261; Jahrbuch
d.Gn.f.d.GeH:h.d.P[Otut.,X[I, 1891, S. 1 u. 64) gesagt, dasi die evangelicchen Kirchen-
ordnungen in den öilerreichiichen Lindern einen) Brachfelde gleichen, welches noch
auf einen Bebauer wütet. Wir wollen hier wenigsleni eine Reihe von Kirchen-
ardunngen anfahren, welche ans bekannl lind:
<■) Die Gottesdienitordnung der Stadt Elbogen vom Jahre 1623 (verüSentlichl
ÜB Jahrbuch, II, 1881, 5.61; aber iction 1846 in Richter's: Die evang. ICO. des
XVI. Jahrbnnderts, I, S. 15.)
i) Die behemische Ordnung von 1624 in Richter's: Die evnng. K.-O. II, 1846,
S. 4SÖ (Ueber die Kirchenard nung der Utraquisten findet man Anfschluss in den Scbrifren
BoroT^'s [.Die Ulraq nisten in Böhmen', Archiv Tür österreichische Geschichte, 1866;
,ActenstÜcke des kath. und utraq. Consistorioms', V. Ablh. der Monuroenia hisloriae
bohemieae]; Winter's [.2(vot citkevni y Cecbicb", I. Bd.. 1895); Cierwenkas
[.Geschichte der evang. Kirche in Böhmen*, II. Bd., 1870]; Gindetf'i [.Die Büb-
mischen Brüder", II. Bd., 1858] etc.)
r) Kirchen-, Schul* und Spital -Ordnung von Joachimstbal, 1661 [Jahrbuch,
XV, 1894 S. 1 ; ^I. oben Anm. 1 )
<^ Die Iglauer Kirchenordnungen von 1669. revidirt 1670 i von 1675, revidirt
1676; von 1604 (Jahrbuch, 11, 1881. S. 143).
t) Die Oberösten. Kirchen Ordnung von 1578 (K Oberleitner, Die evange-
lischen Stünde im Lande ob der Enns unter Maximaian II. und Rudolf II., 1868, S. 80).
/) Die innerosterr. Kirchenordnung von 1678 (Jahrbuch, V, 1884, S. 163).
140
Es ist nicht unsere Absicht, die Verfassung der alten evange-
lischen Kirche Oesterreichs eingehend zu schildern. Wir wollen uns
nur mit der Bemerkung begnügen, dass auch dort, wo in ihr das
lutherische Bekenntniss überwog, ihre Verfassung im Grossen und
Ganzen dasselbe Gepräge hatte, wie die der lutherischen Kirche
Deutschlands: sie gestaltete sich im Sinne des Territorialismus ais.
Die Repräsentanten der höchsten weltlichen Macht standen
als ySummi episcopi* an der Spitze der Kirche und übten ihre
Kirchengewalt zumeist durch die Consistorien aus. Die Gcsammt-
gemeinde trat als eigentlich handelndes Subject des Kirchen-
regimentes in der Regel zurück. — Ein eigenartiges Gepräge tnig
dagegen die Verfassung der alten Brüderunität : ihre Verfassung war
«ine Vereinigung bischöflicher und presbyterial-synodaler Elemente.
Seit 1609 ist die Unität mit der übrigen evangelisch-böhmischct!
Kirche eine Verfassungsunion eingegangen, welche auch sie aif
g) Die niederösterr. Kirchenordnnng ; sie war mit der „Christi. -Kirchen- Agenda
wie sie von den zweyen Ständen der Herrn und Ritterschaft im Ertsherzogtum Öster
reich unter der Enns gebraucht wird*', 1571, in deren ursprünglichen Gestalt Terbundes.
h) Die Stemberger Kirchenordnung von 1614 (mir nur dem Titel nach be
kannt; das Manuscript im BrUnner Fransensmuseum, vgl. Jahrbuch, XI, 1890, S. 109.
XU, 1891. S. 64. Anm.).
t) „Die aufgerichtete Vereinigung zwischen denen sub una und sub utraque".
^DeOgleichen : Die Artikeln der Vergleichung aller dreyen Stfinde deß Köcig
Teichs Bohemen*' (darin: n^^i^ auffrichtung und vergleichung deß Consistorii. Voc
Kirchenordnung und geistlicher Verwaltung deß Prägerischen Consistorii derer &-"
unter beyderley Gestalt den Leib und das Blut unsers HERRN Jesu Christi genießer.
Instruction so den Herrn Defensoribus von den Ständen gegeben". Ebeordnnng, 1609.
Pescheck, Geschichte der Gegenreformation, I, 1850, S. 196; Jahrbuch, VII, 1886.
S. 157).
J) Ratio disciplinae ordini>>que ecclesiastici fratrum Bohera. Gedr. au Lissa 1632,
«n böhmischer Sprache herausgegeben von ^Comenlum*', 1897; deuuch 1738. (öaio
auch: Lasitius, Histor. de disc. mor. et inst, fratr. 1570 oder 1571 geschrieben.
Decrete der Brüdersynoden, herausgegeben von Gindely 1865 etc.)
k) Die Instruction für die Superintendenten in Eger von 1665 (Gradl, Die
Reformation des Egerlandes, Jahrbuch, XI, 1890, S. 210; in dem erwähnten Artikel
wird die Egerer ^Norma Reformationis', sowie auch einzelne Elemente der Egerer
Kirchenordnung, z. B. XII, 1891, S. 134, und tonst angelUhrt).
t) Eine Reihe von Kirchenordnungen aus Böhmen und Mähren führt Wiotet
in seinem „2fvot cirkevnf v Öechäch», I, 1895, S. 366 ff. an.
ffi) Die schlesischen Kirchenordnungen. Es gab derer ebenfalls mehrere. Sir
iu)llen später angeführt werden.
141
einige Zeit in eine Nahebezieliung zur consistorialen Verfassung
brachte.
Der Sturm der Gegenreformation hat selbstverständlich auch
das Verfassungsgcbilde der Reformationskirche in den meisten habs-
burgischen Ländern hinweggefegt. Die evangelische Kirche sank in
jenen Ländern zu einem .coUegium illicitum* herab und fristete
nur im Geheimen in ihren zerstreuten und arg verfolgten Gliedern,
in welchen die ihnen gebliebenen Erbauungsbücher den evangeli-
schen Glauben nährten und stärkten, ein kümmerliches Dasein. Von
einer Verfassungsthätigkeit kann aber bei einem .collegium illicitum*,
bei einer Gemeinschaft, die auszurotten die weltliche Macht sich alle
Muhe gibt, keine Rede sein. Erst dann, als auf den Ruinen der
alten evangelischen Kirche Oesterreichs neues Leben aufzublühen
begann, Ist es möglich gewesen, die Verfassungsthätigkeit wieder
aufzunehmen. Es haben sich Inzwischen die inneren politischen Ver-
baltnisse der österreichischen Länder im Sinne der Centralisation
gründlich verändert. Sofort kam auch auf dem Verfassungsgebiete
der tolerirten evangelischen Kirche das Pendant: eine einheitliche
Verfassung derselben, zum Vorschein. Und erst seit jener Zeit kann
überhaupt von einer einheitlichen Vcrfassungsentwickelung der
evangelischen Kirche in Oesterreich die Rede sein. Diese einheitliche
Entwickelung währt — freilich auch von Protesten begleitet — bis
zum heutigen Tage. Wir haben uns die Aufgabe gestellt, den Ent-
wickelung sgang der Verfassung der evangelischen Kirche Oesterreichs
zu verfolgen und zu schildern. Wer die Geschichte der evange-
lischen Kirche Oesterreichs kennt, weiss, dass es nicht angeht, die
Schilderung dieses Ent wickelungsganges mit der Toleranzzeit zu
beginnen. Die Antwort auf die Frage, warum sich die Kirchen-
verfassung in Oesterreich in der Toleranzzeit gerade so gestaltet
bat, wie sie sich gestaltet hat, Ist in der älteren Vergangenheit zu
suchen. Das Sachen dieser Antwort sehen wir als unsere erste Auf-
gäbe an. Es scheint uns, dass nur dann ein vollständiges Bild der
Verfassungsentwickelung der evangelischen Kirche Oesterreichs zu
Stande kommt, wenn man die ältere Zeit mit der neueren und
neuesten zu einem Ganzen verbindet.
Es ist nicht nur historisches Interesse, welches uns antreibt,
an die Schilderung der Entwickelung der evangelischen Kirchen-
verfassung Oesterreichs zu gehen. Wir möchten damit auch der
142
Gegenwart dienen. Es ist binläaglich bekannt, dass Verfassung^fragen
die evangelische Kirche allenthalben bewegen. Auch bei uns dürfte
die Vcrfassungsentwickclung der evangelischen Kirche nicht als abf;e- 1
schlössen betrachtet werden ; die Art und Weise, aufweiche das letzte!
Stadium derselben zu seinem Abschlüsse gelangt ist. berechtigt wul'.
zu dieser Behauptung. Da mag es doch von Interesse und Nuze^
sein, vom vorläufigen Ende aus die ganze bisherige Entwickelun,;
zu überschauen. Zur Erleichterung des Verständnisses und zur rieh
tigen Beurtheilung der gegenwärtigen Situation wird es vielleicht
doch dienen ; und dass diese beiden Dinge bei der Behandiunc; cki
kirchlichen Verfassungs fragen unumgänglich nothwendig sind, csn
wohl als ausgemacht gelten. — Bei der Schilderung des Enuicke-
lungs ganges der evangelischen Kirchenverfassung in Oesterrcich
handelt es sich um das Durchforschen eines guten Theiles der evange-
lischen Kirch engeschichte Oesterrelchs ; man pflegt die Gesdiich;:
eine Lehrmeisterin zu nennen: wir wollen den bescheidenen Va-
such machen, die Sprache dieser Lehrmeistcrin hinsichtlich äa
sich nach und nach ausgestaltenden Verfassung unserer heinut'
ländischen Kirche deutlicher zu machen. Möge es uns wenig>[er!
einigermassen gelingen.
Wir sind allerdings nicht die Ersten, welche sich mit da
Schilderung der Verfassungsverhältnisse unserer Kirche in Oesterre!d|
beschäftigen. Besonders die Verfassungsentwickelung seit der Tolerad
zeit bildet den Inhalt mancher literarischer Erscheinung. Kirchd
geschichts- und Kirchenrechtsbücher gehen auf jene Entwickelanj
mehr oder weniger ein. In geringerem Maasse gilt dies aber vu^
der Zeit bis 1781. Es sind zumeist engbegrenzte Zeiträume, wc'.ch
ältere titerarischc Quellen, aus denen man Belehrung über ä'
kirchlichen Verfassungsverhältnisse jener .Zeit schöpfen kann, ht
handeln. Und den Zweck; den Entwickelungsgang der cvangclischa
Kirchen Verfassung in Oesterreich ausführlich zu schildern, verfolgei
die Wenigsten. Dankbar entnahmen wir den gedruckten Queüoi
die uns zu Gebote standen, die Bausteine, welche sie für die G<
schichte der evangelischen Kirchen Verfassung in Oesterreich enl
hielten ; wir mussten uns aber auch noch nach anderen umsehef
welche wir mit jenen zu einem Ganzen zusammenzufügen und s-
das Werden der Österreichischen evangelischen Kirchenverfassung n
zeigen uns bestrebten.
143
Behufs genauer Klarstellung unserer Aufgabe mÖKe bemerkt
werden, dass wir mit Rücksicht darauf, dass die evangelische Kirche
Ungarns und Siebenbürgens im Grunde doch ihre eigenen Ver-
fassungswege gegangen ist, diese in unserer Abhandlung nicht zu
berücksichtigen gedenken Auch dies möge noch angeführt werden,
dass wir unsere Aufgabe nicht darin aufgehen lassen wollen, dass
wir eine Reihe von Verordnungen und gesetzlichen Bestimmungen
verzeichnen, um mit und an ihnen den Entwickelungsgang der
österreichischen evangelischen Kirchen Verfassung vorzudemonstriren.
Wir werden uns bestreben, dort, wo es wiinschensvverth und noth-
wendig sein wird, auch den mehr aligemeinen historischen Hinter-
grund, von welchem sich die Verfassungsentwickelung deutlicher
abheben könnte, zu schildern, und einzelne, jene Kntwickelung illu-
strirende Beispiele heranzuziehen. Dies gedenken wir nicht nur aus
dem Grunde zu thun, um dem Bilde, das wir zu zeichnen haben.
ein etwas lebhafteres Colorit zu verschaffen, sondern um die Ein-
sicht in die Vcrfassungsentwickelung unserer Kirche zu erleichtern.
II.
Es drängt sich Demjenigen, der daran geht, sich näher mit
der Vcrfassungsentwickelung unserer österreichischen evangelischen
Kirche zu befassen, sofort die Frage auf. ob man denn in der
Toleranzzeit genöthigt war, das Verfassungs.gebaude derselben von
Grund aus aufzuführen, oder ob sich doch nicht etwas auf dem Ver-
fassungsgebiete aus der Sturmfluth der Gegenreformation gerettet hat,
woran man anknüpfen konnte, als man sich anschickte, der wieder-
erstandenen evangelischen Kirche eine Verfassung zu geben? Die
letztere Frage ist entschieden zu bejahen. Dort, wo bei uns die
evangelische Kirche das seltene Glück hatte, sich durch die Drangsals-
zeiten der Gegenreformation ein gewisses Maass der Religionsfreiheit
hindurch zuretten, gab es schon vor Anbrucii der Toleranzzeit eine
Kirchenorganisation, welche zur Basis der weiteren Organisirung
derselben gemacht werden konnte. Schlesien ist das glückliche
Land gewesen, welchem es, wie Hensel') sagt, .unter der langen
und über 200 Jahre dauernden Regierung des glorwürdigsten Erz-
") ProteWantLsche Kirchengeschichle der Gemeiniäen in Schlesien, 1768 (Vor-
bCTichl § 2).
144
hauses Oesterreich bey vielen huldreichen Kaysem gar sehr vie'.
leidlicher gegangen, als ihren armen verfolgten und gedruckten
Glaubensbrüdern in den übrigen Theilen von Europa, nament'icb
aber im römischen Reich* und — so sagen wir — in den übrigeu
österreichischen Erblanden. Und in Schlesien hat sich mit der
evangelischen Kirche auch eine Kirchenorganisation erbalten, vctkhc
in der Toleranzzeit mutatis mutandis auf die ganze evangelische
Kirche Oesterrcichs ausgedehnt worden ist.
Da ist es doch wohl nothwendig, unseren Blick nach Schle-
sien zu richten und die dortige evangelische Verfassungsenr
Wickelung vor Allem zu verfolgen. Und nachdem sich von a.'.e?.
österreichischen Erbländem einzig und allein in Schlesien eine Kirchec-
Organisation durch die Stürme der Gegenreformation hindurch er-
halten hat, werden wir gewiss gut thun, wenn wir die Verfassung«-
Verhältnisse der dortigen evangelischen Kirche in der Zeit ihres ersten
Bestehens mit einigen Strichen zeichnen.
Selbstverständlich fesselt unsere Aufmerksamkeit vor Alkrr
jener Theil Schlesiens, welcher noch heute Oesterreichisch-
Schlesien heisst. Dieser Theil bildete in den der Toleranzzcit
vorangehenden Decennien den Vorort und vielfach auch den Centm-
punkt der evangelischen Kirche Oesterrcichs ; und dort konnte die
evangelische Kirche in jener Zeit eine Verfassung aufweisen, weiche
dazu bestimmt war, die Basis fiir die weitere Verfassungsentwickclun:
derselben in den gesammten österreichischen Erbländem zu bilden
Leider müssen wir sofort gestehen, dass wir hinsichtlich de:
alten evangelischen Kirchenverfassung des jetzigen Oesterreichi>>i
Schlesien nicht eingehend genug informirt sind. Es ist bekannt
dass der Herzog Wenzel II., ein Freund der böhmischen Bruder
(gest. 1579),*) der evangelischen Kirche des Herzogthums Teschcn
eine einfache Organisation gab. Der Landesherr war zugleich Summi
episcopus der evangelischen Kirche. Einen Superintendenten gab csi
nicht, wohl aber einen Dechanten. Dieser hatte wahrscheinlich die
Aufsicht über die Geistlichkeit und Gremeinden zu fuhren und Kirchen-
visitationen zu halten. Einiges Licht fällt auf die erste Organisation
i) Bier mann, Das Hersogtbum Teschen. 2. Aufl., 1894, S. 187. Biermanr.
Gesch. d. Protest, in Schles., 1897, S. 12, 45. Ausserdem in der handschriftüchr
Geschichte der Stadt Teschen Ton Kaufmann, ehemaL Bürgermeister daselbst. ,Ar
Schrift im Teschn, ev. Pfarrarchiv.)
Üb
seilen Kirche im Teschnischeri aus der Kirchenorilniing,
[)ia Katharina, die Witwe Wenzels, als sie die vormimd-
iegierung für ihren unmündigen Sohn Adam Wenzel
ihre 1584 jener Kirche gab. ') Aus dieser Kirchen Ordnung
1. dass es, wenn auch kein eigentliches, so doch eine
)rium in Tcschen gab.') Im Artikel I (Von Pfarherrn,
t Schueldienern) lesen wir: ,wo dann bey unsern Dorf-
Lvas vorfiele, daraus sie sich nicht richten oder es niet
köndten, solches sollen sie an den decanum und seine
ngen vndt gelangen lassen,' Es bildete demnach der
i seine Collegen eine Behörde, welche die Jurisdiction
rfpfarrer auszuüben hatte. Und wir werden wohl keinen
thun. wenn wir mit Rücksicht darauf, dass die Dorf-
■ Jurisdiction jenes Collegiums unterstanden, sagen, dass
ti Teschnischen evangelischen Ministerium gebildet war.
Tcschen eine Art Consistorium gab, bezeugt auch eine
welche in einem Memorial aus dem Jahre 1707, dessen
i Teschener evangelischen Pfarrarchiv in Abschrift vor-
vorkommt: jWasmaaßen von zimblich uhralten Zeitten
allen dißen Kirchen der Aug. Confes.eion Gottesdienst
uch gar in der Stadt Teschen einConsistorium.
jo der alldortige Dechant gewesen, geheget
Desgleichen ein anderes Schriftstück, welches aus der
;rhandlungen über den F.xeculionsrccess der Altranst.
stammen mag, in welchem es heisst: .Wenn doch einige
:hen in Oberschlesien erlaubt werden sollen, das man
daraus zu machen, consequenter ein Consistorium auO-
fugt sein möchte, wie , sonsten das Fürstenthumb
19): ,Dir Acta
1 dein füret liehen
zwei begiaubiglen
je» sind (die cme
rie und in etlichen
. Jahre 1578 „vet-
mann sagt (Gesch. d. Prolesl.. S. 182, Anc
«ihnen die Kitchen instructioa de anno 1584 i
ite iLc nicht nUher kennen." — Ich kenne sie ai
■Iche im Teschener evangelischen Pfarratchiv vorha
1618/. Wir erfahren aui ihr, dRsa 9ie die ,vetnew
irle* Kirchenordoung der vom Hertog Wenzel i
ufgerichlEten Schul- und Klrchenordnung' sei. Diese kenae ich nicht,
niel «liesi auch (1&73) eine Voiechtift an den Stadtraih (in Teichen);
elben gibt Kaufmann a. a. O,
mann lagl (Da& Herzagthum Tcschen. S. 188): „Ein eigene* Con-
TeEchen nicht."
PrsUHinIxmut 1»IT, H, ll[ u, IV. IQ
146
Teschen vor diesem selbsten ein Consistorium gehabt.'
Und noch ein interessantes Zeugniss! Es existirt') eine Urkunde in
böhmischer (öechischer) Sprache aus dem Jahre 1622, welche eine
warme Empfehlung des Joh. Pragenus enthält; diese ist von
,Dcchanten und Seniores des löbl. Conventes des Fürstcnthumf
Teschen' ausgestellt, und in der Unterschrift wird vom .Siegel de-
Conventrathes* gesprochen. Unterschrieben ist die Urkunde vrr
Timotheus Lorocsany,') Decanus Evangelii Consistorii in Ducan
Teschin, und von Johannes Baudizius, Notarius Teschin.*) Auf
Grund der angeführten Zeugnisse wird wohl der Schluss bcrcchii^^
sein, dass es in Teschen eine Art Localconsistorium gab, welcherr.
eine engere Competenzsphäre ausgemessen war,') Es würde jedoch
zu weit führen, auf diesen Gegenstand naher einzugehen. Wi:
bemerken noch, dass in jener Kirchenordnung aus dem Jahre 15;4
der Grundsatz des Summepiscopats des Fürsten zu seinem möglich-:
stärksten Ausdrucke kommt,') und dass (Art. Xllj der Stadtpfirr«
,vom Rath und der Gemein ervehlet und beruffen werden soll, jedocb
vorbehaltlichen, nach eingenohmener erkundigung seines Leben?,
Lehr vndt anderes Wot Verhaltens, unserer Ratification und Con
firmation. Desgleichen soll es auch mit Schul und andern Kirchen-
dienern . . . gehalten werden'. Und im Art. XIII wird von .Kirchen-
vätern* gesprochen und ihnen die Sorge um den ökonomischer,
Theil des Gemeindelebens aufgetragen, — Aehnlich wie im Tesch-
nischen mag es auch in den anderen seh lesischen Fürstenthümem
gehalten worden sein. Ueberall übte der Landesfiirst als Sunim
1) Abschriften im Teschener evungeli sehen PFartarchir.
•) Im Teschener evangelischen Pfarrarchiv das Original und die Abschrift.
») Ueber ihn: Biernninn, Gesth. d. Prolest, a. a. O., S. 19, 42. 49.
*) Auf dem in einer Kapsel verschlossenen Siegel ist nocb deutlich du ^^ ''■
„Consistorii" zn lesen. Das Siegel leigl das Bild des Auferstandenen mit der Fali'^
Es ist ganz dksielbe Bild, welche», aus Holz ingefertigt. noch heute die Kautel >i<<
Teschener Jesuskirche liert.
•) Das Teschener Consistorium wird etwa dieselbe Stellung eingenommen hil't;-
wie das Kuttenberger im Verhältnisse zum Prager. (Wi nie t, 2irol ci'rk., I, 1895. S.'M-'
') Ein Beispiel: ^Demnach aber alle Ordnung vndl SaUung, so den Vnterlhi'is:
zur gutten und gnediger Wolfahrt gemeinet, wenig fruchtbar, wo darüber nich: C"
halten, die nolturflige Eieculion erfolge, vndt die Verbrecher zur gebucrlichen S^ti'
gezogen. So vermahnen, wollen und bevehlen Wir hiermit Euch allen vndt JedeD i^
sonderheil dieser vnscr Schul vndt Kirchen Ordnung bey Vermeydung Vnseier tm-'
liehen Straff nichts zur entgegen vorzunehmen ..." '
147
episcopus, eventuell nach einer Kirchenordnung, die er aber selbst
gab,') die Kirchengewalt aus.
Er ernannte die Dechanten (Senioren) oder auch Superinten-
denten,') gab Verordnungen und bestimmte die Kirchen Verfassung,
hatte die höchste Disciplinargewalt und Aufsicht über die Zucht und
Lebenswandel der Unterthanen. Die Superintendenten, bo'.w. die
Dechanten (Senioren) hatten Visitationen der Kirchen und Schulen
abzuhalten und in ihrem Wirkungskreise — eventuell mit Ziizielumg
der weltlichen Amtleute — zu entscheiden.') Sie hatten auch die
Synoden einzuberufen, zu eröffnen und zu leiten.') Das Recht, die
Pfarren zu bestellen, hatte derjenige, welchem das jus patronatus
zustand. Die Conörmation der Pfarrer, Schul- und Kirchendiener
gehörte zu den »jura vicaria* des Landesherrn. Die Gemeinden
hatten keinen Antheil an der Kirchengewalt, höchstens durften
sie ihr ,votum negativum* abgeben, wenn es sich um Einführung
von Neuerungen handelte, welche ihren verbrieften Rechten entgegen
waren.') In schwierigen und verwickelten Fällen") ging man das
1) Eine iLemlich angführUche Kirchen Ordnung gib Crif v. Würben (Wrbna),
Fceudenlhal und Goldenstein, im Jahre 1684. (Abgediackt in der Zeil^cbiifl „Halte,
»1.^ da hast", Jahrg. 1869; vgl. Biermann, Gesch. d. Hroteit., S, 185, Anm. 46);
Schulig, Geschichte des Proleslantismus im Henogthum Jitgeindorf (Jahrb. Xill,
18a2,S, 21). — Bier mann und Schulig schreiben de» Ur lieber der Kirchenordnung
Hei nricb der Aeltere ; in der Kirchenordnung selbst nenni er sich Hynek, d. i. Ignai.
Troppau soll sich der B res lauer Kirchenordnung bedient haben (Biermanii,
Ge^ch. d. Protest., S. 48); es scheint, dass im Troppauischen die evangelische
Kirche am wenigsten organiairt war. (Schulig, S. 21.)
Jügerndorf bekam (1632) vom Markgrafen Georg dem Frommen eine Kirch en-
ordnung. die nicht bekannt ist. Sie mag wohl mit den Visilationsartikeln des Mark.
gtifen Üeorg (1528) oder mit dessen Brandenburg- Nürnberger Kirch enoidnung (1633)
in enger Beziehung gewesen sein (vgl. Richter, Kirchen Ordnung. I, S. 1T6).
') Einen solchen gab es in Jigemdorf; ihm waren die Senioren und Pfarrer
nmetgeordnet. (Biermann, Gesch. d. Protest., S. 46.)
*) K.-O. von Goldenttein und Fteudeathal, Artikel von Ehegelobnissen und
'tri tilgen Ehesachen.
*) K.'O. von Goldenstein und Freudenthal ; diese Synoden waren ausschlicESlich
Predigeriynoden, tthnlich der Züricher .Ftopheiey'. Es sind in ihnen theologische
l^ragen behandelt worden. Sie hatten keine Execulivgewatt, höchstens durften sie
Wunsche lussem (»Halte, was du hast», 1869, S. 74; Schulig, S. 20; Bier-
mann, Geich. d. Protest., S. 46).
>) Schnlig, S. 20; Biermann, Gesch. d. Protest., S. 47.
*) Zu diesen gehörten meisiens die ,causae mjilrimoniaics' .
10*
_148_
Consistoriutn um die Entscheidung an. Demselben kam es auch zu.
die Candidaten des Predigtamtes zu examiniren und zu ordiniren.
Mit Ausnahme des teschnischen Gebietes gab es in den jetzt
noch zu Oesterreich gehörenden schlesischen Fürstenthümem kein
Consistorium ; ') und auch das Teschnische hatte das Recht zu exa-
miniren und zu ordiniren nicht und kann deshalb nicht als ein
Consistorium im vollen Sinne dieses Wortes gelten. Ueber dem
selben stand ein anderes Consistorium, in welchem sich die evange-
lische Kirche der bis jetzt erwähnten schlesischen Fürstenthüme-
in gewisser Hinsicht kirchenregimentlich zusammenfasste und nach
der Verfassungsseite hin einen Mittelpunkt hatte: das Consisto-
rium in Brieg. Dort war ein echtes und rechtes Consistorium, mit
allen Qualitäten eines solchen ausgestattet, vorhanden. Der dorJ;c
Herzog hat es ,mit stattlich gelehrten Leuten zu gerichtlichem ur.d
und weltlichem Regiment* wohl versehen.*) Es hatte auch einen
guten, bis über die Grenzen Schlesiens dringenden Ruf. ,In An-
sehung deß so wolbestellten fürstlichen Consistohi und Mmisteni zu
Brieg, schickten gewöhnlich die Ungarn, Mährer und OberSchiesier
ihre Candidatos nach Brieg und Hessen sie hierselbst publice ordi-
niren. Der Herzog (Georg) verordnete hierzu die lutherischen Predii^er
aus der grossen Pfarr-Kirche zu Beysitzern, welche ebenfalls der
Ordination beywohnten, die so hochgehalten ward, als geschehe mc
selbst zu Wittenberg bey Lutheri Cantzel.* •) Spedell von der , Kirche
Gottes* im Fürstenthum Teschen wissen wir, dass ihre Lehrer und
Diener , allewege In furfallende Irrige Kirchensachen* nach Bric^
,eine Zuflucht gehabt und sich Unterrichts vndt Rechts erhollct*.
Ebenso thaten es die anderen Fürstenthümer.*)
Das zwingt uns, Brieg unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden
und die dortigen kirchlichen Verfassungsverhältnisse näher in's Aui^e
1) S. dagegen hinsichtlich Jägerndorf : Anders, Gesch. d.ey. Kirche Schles.. S. 33.
*) Bi ermann, Gesch. d. Protest., S. 47.
*) Lucae, Schlesiens Curiöse Denckwürdigkeiten, 1689, S. S4S.
*) Bi ermann, Gesch. d. Protest., S. 185, Anm. 60. Dort lesen wir (S. 17
Wenzels Sohn Friedrich Kasimir, welchem sein Vater die Herrschaften Bielitz, Frieork
und Freistadt (die späteren sogenannten , Status minores", vgl. Kaufmann, Gesch.
d. St. Tesch.) übergab, wendete sich (1666) an Georg II, v. Brieg mit der Biiic
es möge seip Unterthan Jakob Preiss die Ordination ftlr das Predigtamt in Bieliu er-
halten (vgl. auch S. 47 hinsichtlich Freudenthals und Jägemdorfs; hinsichtlich dei
letzteren Herzogthuros auch Sc hui ig, S. 20).
_149_
zu fassen. War ja Brieg, welches mit den anderen zwei Herzog-
thümcrn: Liegnitz und Wohlau, schliesslich von einem Pia st en herzöge
beherrscht wurde, bis zum Jahre 1742 österreichisches Land und
hatte für die Verfassungsentwicicelung der evangelischen Kirche bis
zu jener Zeit die grösste Bedeuiung. Und auch nach dieser Zeit ist
d/e Brieg'sche Kirchen Verfassung für die der österreichischen Kirche
in vieler Hinseht vorbildlich gewesen.
Auch hier wollen wir kurz angeben, wie sich in den besagten
Fiirstenthiiinern die Verfassung der evangelischen Kirche in der Zeit
ihrer Entstehung ausgestaltet hat. Es gibt darüber ziemlich genaue
Nachrichten. Wir schöpfen sie /or Allem aus den Kirchenordnungen,')
welche jenen Ländern gegeben worden sind, aber auch aus anderen
Quellen, <iie in Folgen<(em anzuführen sein werden.
Auch in Brieg, Liegnitz und Wohlau bedienten sich die Heringe
,der Episcopal-Jurisdiction*. d. h übten die Rechte der Summ-
episcopen aus, ,In einem jeden Fürstenthum Lutherischer Seiten
bestellten sie ihre Consistoria und Ehe-Gerichte, besetzten dieselben
mit geistlichen und weltlichen Käthen und decidirten ihre
Kirchen -Sachen, Ehe-Händeln und dergleichen nach ihren angenom-
menen Con-stitutionen und Rechten." ') — Diese Consistoria werden
in der Kirchen Ordnung vom Jahre 1594 genannt. Sie bestanden
aber bereits lange vor dieser Zeit.') sind jedoch erst durch den
>) Die ältesten sind: Die erste, aus dem Jahie 1Ö34, Ut vom Herzog
Friedrich II, lUt ille drei Länder gegeben worden. Zu ünden bei Richter. D. ct.
K.-O.. I, 339, Sie buielit lieh nur auf dis Adminijlriren der SacTLmente, (Hensel,
S, 116,) Die zweite, welche sich auf die Kitchenverfassung bezieht, stammt aus dem
Jahre 1542. (Richter, D. e*. K.-O., I, 360; man beachte das dort in der Ein-
leitung über das Dktnm der Kircbenordnung Gesagte.) Diese Kircbenordnung rnlstand
ml Grund eioer Visitation, welche iö46 wiederholt wurde. (Hensel. S. 180.} Die
dritte Kirchenordnung dalirt ans dem Jahre 1594. Anlaii za ihrer Einfühlung gab
die 1593 TOD zwei sächüschen Theologen abgehaltene Visilation. welche Herzog
Friedrich IV, aus Anlaii der Irrlehre XrenzheimK befahl. Diei>e Kirchenardnung i<:t nichts
Anderes, als ein Abdruck der .General Anicul" fflr ChurSachsen aus dem Jahre 1&67
(Richter, D. ct. K.-O., II. 178) mit eingeschobenen SlUcken Ubc-r die Taufe und
das heilige Abendmahl. Die neueren Kirchenordnungen sollen gelegentlich erwKhnt
»erden.
') Lnca^ Cur. Denckw., 318. 319.
*) Hensel, S. 22b: ,*o halleix zwat die ilerioge im Lande schon von ihrer
Väter und Giossvtiter Zeit an, ihre Consistoria in Liegnitz, Brieg, GelBe eingefithret".
150
schlesischen Majestätsbrief vom 20. August 1609^) (Punkt 4i ^g^:
ausdrücklich autorisiret*. Dies bewog die Herzöge, die Consistorieri
,in eine noch bessere Verfassung* •) zu setzen. Es geschah durch
die Consistorialordnung des Herzogs Georg Rudolf (30. Juni 1613',
nach welcher künftighin das Consistorium , nebst denen dazu ver-
ordneten Theologis, auch aus dazu verordneten Politicis, unseren
Räthen bestehen solle*, und zwar sollen ^allewege bei unserm Con
sistorio in allen Sachen von sechs Personen, drey Theologis un:
drey Politicis, als unseren Räthen gehalten werden*. Die geistliche:
Beisitzer sind aus dem Ministerium der Residenzstadt genommen.
das Präsidium führte ein ,Cantzeley-Rath*.*) Neben den Prüfuno^er
und Ordinationen der Candidaten, Ehesachen u. A., hatte das Con-
sistorium auch das letzte Wort bei der Kirchenzucht zu sprechen
>) Hengel, S. 219; Kuzmany, Urk.Buch, 1856, S. 59; dort das Datam in ir
Ueberschrift unrichtig. — Wie dieser Majestätsbrief der katholischen Geistlichkeit n
wider war, erhellt aus den Worten des Bischofs von Breslau, welcher erklärte, ü& -
der Majestätsbrief als „anuUirter und übel impetriret angesehen werden müsse, ui.:
unter die sub et obreptitie impetrata instrumenta gehöre", (Hensel, S. 228. die V^rr
handlungen mit dem Bischof, im Archiv des Ministeriums für Cultus und Unterr-dl
in Wien. Fase. ^Schlesien", IV, A. 3.)
«) Hensel, S. 225.
•) Abgedruckt bei Hensel, S, 226, aber nur die Vorrede und der Sch)n- .i
Die eigentliche Consistorialordnung führt er nicht an. Ich kenne sie aus dem Arcb*
des Ministeriums für Cultus u. Unterr. in Wien. (Fürstl. Verordn., wie es mit d. Cct\
im Fürstenth. Liegnitz, desselben zugel heilet en Weichbildern u, Herrscha£f . gebalt. «e-i
den soll. etc. Gedruckt durch Nie. Schneidern. 1613.) Sie enthält neben der Vorrrie
und dem Schluss sieben Abschnitte. Das Meiste bezieht sich auf die Jurisdiction >'
Ehesachen. Das eingerichtete Consistorium sollte alle „vorfallende Ehesachen und 3r
lehmungen*' auf- und annehmen. Diese sollten beim Superintendenten eingebracht „^ ■■
biß anher geschehen^) und von ihm den anderen Consisturialibus cur ^Berathschlaguii^"
übergeben werden. Das Consistorium sollte „vermöge u. inhalts der Richtschnur G^tt
Wortes u. Gesetzes, der heilsamen geistl. u. weltl. Rechten, wie dann auch aller der
A. C. Verwandten wolbehalten u. bifihero in unserem bey diesem Consist. in stercr
uebung gehaltenen Consist. Ordnungen" entscheiden.
*) Lucae, S. 429.
*) Es hatte Berichte der Pfarrer entgegenzunehmen und auf Grund der>e;beE
Resolutionen zu ertbeile». — Wi^ an so viel anderen Orten in der lutherischen Kircli?
so verfiel auch in Brieg etc. die Kirchenzucht gänzlich. Es herrschte dabei schlie>^
lieh völlige Willkür, und die Ausübung der Kirchenzucht bestand in der Anwen^iung
polizeilicher Massregeln. (Matzke, D. General • Visitationen der ev. Kirchen u--
Schulen im Fürstenth. Liegnitz, 1854, S. 31, 88.)
151
Dem Consistorium stand auch die Executivgewalt zu.') Unter dem
Consistorium standen die Superintenden teil.') welche Mitglieder
der Consistorien waren und vom Landcsfürsten ernannt wurden.
Diese Würde bekleideten die ersten Hofprediger.') Den Superinten-
denten waren die Dechanten oder Senioren untergeordnet,
welche ebenfalls der Landesfürst ernannte.') Der erste Prediger bei
der Stadtkirche war Senior primarius. Das ganze Land war in
.gewisse Weichbilder oder Classes* eingelheilt. Jedes Weichbild
hatte seinen be.'ionderen Senior oder Superintendenten.*) Wie schon
(Anm. 4) bemerkt worden ist, hatten die Senioren die Inspection
über ihre Districte zu führen. Das Mitlei dazu sollten die Visita-
tionen sein, welche sie in ihrem ,Circulo' zu halten halten.") Das
jus vocationis und praesentandi hatten die , Lehnherrn', da ihnen
das jus patronatus zukam. Hatten dieses Recht die vom Adel
und unterwarfen sie sich in Kirchensachen dem bischöflichen Rechte
und Consistorio. sind sie vom Herzog in ihren Rechten geschützt
worden. Freilich durften sie .ihre Jura nicht zu weit ausdehnen'.')
Auch dem R.ithe (.«iehe früher bei Teschen!) vergönnte der Fürst
die Präsentation der Prediger und Schuldiener.') Ja es kam vor, dass
katholische Prälaten und Aebte in Dörfern, welche sich ihre evan-
gelischen Prediger erhalten haben, hinsichtlich ihrer evangelischen
VI». Bd..
nath dem 30jShrigen
1867. -S. 128.)
jede? Land
idnen eigenen Siiper-
e sich UDti
!i retormictem EinBusae
>) E& halte t. B. das Recht, widerspenstige Verlobte ohne Weiteres in Aireil
10 nebmen, um sie inr Erfüllung ihres Versprechens lu zwingen. (Schimmel-
Pfennig. Die ev. Kirche im Fürslenthum Krieg i
Krieg in d. ,Zeitscbr. f. Gesch. u. Allerlh. Schles.'
') Die K.-O. ran 1542. — Seit 1563 hatte .
iniendenten. (Anders. S. 26.)
•) Lucae, .S. 429.
*) Der Titel „Senior" slatt Dechant bürgert.
!in ; so I. B. in Licgnitz.
■) K.'O. von 1542. Lucae, S. 429; diese Superintendenten sind nicht mit
den MbtT erwUhnlen Mitgliedern des Consisloriums ed verwechseln. Es ist nur ein
anderer N«tne für Senioren. Sie heissen Superintendenten, weil ein jeder Senior in
■einem Districie gleichsam ein Vicesu perinten den t war nnd die Inspection über des-
selben Kirchen und Prediger halle. (Lucae, S. 441.) — Derlei DiMricte oder Weich-
bilder gab es in Brieg G, Liegnitj 7, Wnhiau 5, später 6.
•} Mntike, S, 25.
') Lucae, S. 430.
') So in Sagan, BresUu. (Ltieae, S. 322, 430.)
M
152
Unterthanen das jus praesentationis ausübten *) Das Rechtsverhältnis^
hat sich in solchen Ortschaften so ausgebildet, dass sich die Prediger
für ihre Person den fürstlichen Consistorien und Superintendenten
unterwarfen ; dagegen mussten sich aber die Unterthanen in Rechte
handeln und Ehesachen, wenn es ,die Noth erforderte*, vor da>
katholische Consistorium stellen.') Die berufenen und erwählter.
Prediger sollten den Superintendenten und Senioren ^fiirgestellt*
werden, welche sie in ihrer Lehre und Leben ,probiren und ver
V hören* sollten.*) Wurden sie tüchtig befunden, dann sind sie von
Landesfiirsten confirmirt worden/) um dann von den Superinten
denten und Senioren ,in ehrlicherweise vor allem Volk* in's Pfarr-
amt eingesetzt werden. Dabei sollte ihnen befohlen werden, das
Volk , treulich zu besorgen*, dagegen dasselbe vermahnt werden
»dass sie sich gehorsamlich gegen ihren Pfarrherrn verhalten.*'
Die Geistlichen jedes Weichbildes hatten sich alle Quartale ni
Synoden zu versammeln.*) In der Leitung der Gemeinden sollter
den Geistlichen Kirchenväter beistehen. Pfarrer und Kirchen
Väter sollten Sitzungen wegen Kirchensachen haben und ,was vor-
gelaufen, verzeichnen*.') Es scheinen nicht viele Kirchenväter (woh'
nicht über vier) gewesen zu sein. Ihre Bestellung geschah höchst
wahrscheinlich seit Langem auf die Weise, wie sie in der Specia.-
instruction für die Visitatoren im Liegnitz'schen von den Jahren 1654
und 1674") angegeben ist: ^sollen von der Herrschaft, Beamten.
Pfarrern und Gemeinde gewisse Personen erwählet und sofort in
Erinnerung ihrer Pflichten und Gebühr bestätiget werden*. Da ur.ü
dort erhielten sie für ihre Mühe eine Belohnung.*)
') So präsentirte allezeit bei vorgefallener Vacanz der Abt von Camentx cier
(evangelischen) Pfarrherrn in dem Flecken Michelau im Brieg'schen. Dafür musste iha
der Pfarrer jährlich ,ein gewisses Maass Zwiebeln und dergleichen Gartengewächse m
seine Klosterküche lieffern". (Lucae, S. 442.)
«) Lucae, S. 442.
») K. O. von 1Ö42.
«) Lucae, S. 822, 430. Ausnahmsweise hatten auch die Prälaten das ju5
contirmationis. (Lucae, 1. c.)
») K.O. von 1642.
•) K.O. von 1642.
f) Matxke, S. 26.
8) Matzke, ib.
*) In Streblen erhielten sie als Remuneration für ihre Bemühungen jährlich
2 Thaler aus der Kirchencasse; die Schreibendorfer alle hohen Fcsstage 3 NVeM
153
Als in Brieg und den anderen Füratentliüraem das reformirte
Bekenntniss Fuss fasste und unter den demselben zugethanen
Herzogen sich ausbreitete, ist dadurch auch die Kirchen Verfassung
beeinflusst worden. Im Jahre 1614 ist die seit 1(J09 vacante Super-
intendentur in Brieg vom Herzog Johann Christian mit dem refor-
oürten Superintendenten Johann Neomenius besetzt worden. Nun
erhielten die vierteljährigen Predigersynoden, von welchen früher
die Rede war, einen ganz besonderen Zweck: die Förderung und
Fortpflanzung der reformirten Religion. Lucae, der selbst reformirt
war, beschreibt') das Vorgehen in diesen Conventen auf folgende
Weise: ,Bey dieser geistlichen Versammlung führte der Super-
intendent Neomenius das Pracsidium recht ordentlich auff der obersten
Catheder und besonderte aus dem Hauffen nach der Ordnung einen
Rcspondenten, welcher einen gewissen Streitpunkt von denen vor-
nehmsten Glaubens- Articuln vortragen und der andern Widersprechen
erwarten muste. Durch dieses Mittel unterrichtete der Praeses und
Superintendens die Schwachen, und brachte auch die Stareken wo
nicht gäntzlich auff seine Seite, jedoch zu bescheidenen Gedanken
und raisonablem disputiren, wiewol die meisten ausser diesen aufT-
richtige und modeste Phlhppisten waren.' — Es scheint aber
doch, dass sich der Widerspruch in diesen oder gegen diese Ver-
sammlungen, an welchen theilzunehmen Jedem freistand, dann und
wann regte.') — Unter dem Schutze der Landesfürsten gewann die
reformirte Kirche immer mehr an Boden. Auch in kirchenregiment-
iicher Hinsicht machte sich ihr wachsender Einfluss geltend, was
um so leichter geschehen konnte, als ja der Herzog dem reformirten
Superintendenten in Bri^ .nebst der Kirche das Constistorium fast
der Inspection und Direction anvertraut'. — Auf einen härteren
Widerstand stiess die Propagirung des reformirten Bekenntnisses durch
den damals noch reformirten Herzog Georg Rudolf in Licgnitz,*)
wo es zwischen Reformirten und Lutheranern .Jalousien* gab.') Es
gro'chen; die Türpitier hatten io frilherec Zeit jährlich von der Kirche — ein Paar
Sricreln und ein Paar Niederschuhe, in welche lie sich abwechselnd Iheilten. — Die
Belohnung der Olbendorfer uod Anudorrer beiland — ,in böser Mäuler Undank'.
^Schimmetpfennig, S. 181.)
■) S. 4SI.
') Vgl. Lucae, S. 491.
') Er herrschte auch Über Wohlau.
•) Lucne, S. 527.
154
kam im Jahre 1615 auch zu einem Competenzstreit zwischen den
Herzog und den Ständen, denen es nicht gefallen wollte, dass der
Herzog aus eigener Autorität, ohne ihren Consens. Superin tendcmer
einsetzte. Aber der Herzog wollte sie ,bei diesem Geschäfte nicij:
concurriren lassen', so lange sie sich nicht hierüber ,mit SpecL-
Privilegieij* auswiesen, welche von der , das Landes- und Jos Epis^^r-
pale führenden Obrigkeit' ertheilt wären. Ganz besonders opponirtt;
die Stände gegen die Einsetzung eines reformirten Suptt
intendenten, .entweder weil ihnen die stäte Observanz anstatt e;r.s^
Privilegii passiren miiste, oder weil es eine Sache wäre von gros=:r
Moment, im Falle ein anderer Religions- Verwandter eines gant;er
Fürstenthums Ministerio zum Inspectore auffgebiirdet würde', T)~
Herzog gab aber nicht nach, sondern übte ganz so, wie es J;;
Landesfursten in anderen Territorien Deutschlands thaten. sdr.;
Kirchengewalt unbeschränkt aus und setzte den reformirten Super-
intendenten ein. Und die Stände!' ,Aquiesdrten*, sobald sie .c^-
Herzogs Ernst verspürten*. Dazu trug auch der Umstand bei, ca^^
der Herzog dem reformirten Superintendenten den lutheriscl.e ;
Senior primarius des Fürstenthums an die Seite setzte, .damit st
(die Stände) keine Neuerungen oder Veränderungen bey dem Cvn-
sistorio zu befürchten hätten'.'}
Anhangsweise möge noch angeführt werden, dass sich die eb«::
geschilderte evangelische Kirchen Verfassung auch in den andere.
schleslscfaen Fürstenthümern auf ähnüclie Weise ausgebildet i:^'
(z. B. in Sagan, Gels etc.). Auch Breslau, wo es sieben evangelische
Kirchen mit 26 Predigern gab, hatte ein eigenes Consistorium, welciic^
die Ehe- und Kirchensachen ,disponirte und debattirte' in \vichnger
Fällen mit Vor wissen desRathes Der Jurisdiction dieses Consistoriuir^
unterstanden auch die unter die Stadt gehörenden Dorfschaften. Auch
die (Noblesse* des Breslauischcn Fürstenthums, welche ,ebenmä£'ii;cr
Religionsfreiheit genoß*. liess ihre Prediger im Breslauer Consistoriur
ordiniren, gleichwie die Ober-Schlesische ihre Prediger zu Brieg. 'i
<) Lucae, S. 527. Zu vgl. mit Ander», S. 76 n. f., Hensel, S. 321 u. f
— Sonst batte der Herzog für die evangeliscbe Kirche und ihr Wohl ein tnrm« Hu:
Davon leugt «uch die von ihm 1646 errichtete Stifts fundation lu St, Johanni? :'■
Gunsten der lerstöclen evangelischen Kirche, , insonderheit lur Besoldung und Lt.^^
haicung derer bey der fürstlichen Stifrs-Kirche tu 5t. Johannis in Unserer Sladt Liegn^^
ilio und kanfiigen bedienten Kircbeo' und Schuldiener*. (Matike. S. 6.)
') Luc»e. S. 430.
das gedrängte Bild der evangelischen Kirchenverfassung
es ersten Bestehens der evangelischen Kirche in jenen
1 FürsienlhLimcrn, weiche für die weitere Entwickelung
!Hschen Kirchen Verfassung in Oesterreich in Frage kommen
ledcutiing sind. Man sieht: in allen jenen Fürstenthiimern
:irchen Verfassung einen gleichen Typus auf. Es ist derselbe,
,e Kirchenverfassung der lutherischen Kirche in Denlsch-
lommen hat: der consistoriale, mit dem lan des fürst liehen
:opat. bei offenkundiger Verkümmerung des Gemeinde-
Es wird uns nicht Wunder nehmen, wenn wir auch in
le Verfassungsentwickelung der evangelischen Kirche in
luf diesem Wege fortschreiten sehen werden.
III.
westfälische Friedensscliluss ist es bekanntlich gewesen,
as trauri<;e Los der evangelischen Kirche in den habs-
I Erblanden besiegelte. Was half es. dass der Augsburger
■ieden vom 25. September 1555, welcher ja auch, wie die
riedensschlüssc. auf .ewige Zeit en' geschlossen worden
:n Zweck haben soUle, .solche nachdcnckiiche Unsicher-
iheben, der Stände und Unterthanen Gemuther wiederumb
und Vcrtrawen gegeneinander zu stellen, die Teutsche
nscr gehebt Vateriandt für endtlichcr Zertrcnnung und
g zu verhüten",') die Bestimmung enthielt: ,so sollen die
wie auch curftirsten. fürsten und stende des hl. reichs
:and von wegen der A. C. und derselbigen Lehr . . .
rat gewaltiger weis überziehen .... und soll die streitig
licht anders, dan durch christliche freuntliche, friedliche
d wege zu einhelligem, christlichem verstaut und ver-
gepracht werden*.') — Der Kaiser und seine Räthe
n der Constitution desselben Frieden.eschlusses andere Be-
en zu finden, um mit ihrer Hilfe das westfälische Instru-
»acis so KU schmieden, dass durch dasselbe der evangelischen
i den österreichischen Erblanden der Todcssloss versetzt
ehmann, De pace r
g.-Fr.. 1896. S. 16.
pubU, !.Th., 1707. S, 136;
156
werden konnte. Das geschah ungeachtet der Erklärung und Ver-
sicherung, welche vom Vorfahren des Kaisers am 24. September 1550
— also einen Tag vor dem factischen Abschlüsse des Augsburi;«
Religionsfriedens — schriftlich abgegeben worden ist: 6as^ die evaii'
gelischen Unterthanen auch unter katholischen Landesherren cit
Freiheit der Religion haben sollten; ist ja damals diese Erkiarun-:;
in den Religionsfrieden selbst nicht aufgenommen und seitdem aucb
vom katholischen Religionsthcile unberücksichtigt gelassen worden,']
Der Kaiser handelte nicht anders. Ganz besonders machte er <k}i
in Osnabrück und Münster jene Worte des Augsburger Religions'
friedens zunutzen, welche nach der geltenden Auslegung öie Untoi
thanen dem ,jus reformandi* des Landesfürsten preisgaben, ohne
dass CS das Reichsrecht verhindern konnte, und welchem .Reformiren'
sich die Unterthanen nur durch den Gebrauch des .flebile pri. ■
legium* der Auswanderung entziehen konnten.") Jene Worte lautetci,
wie folgt: ,Es sol auch kein stant den andern, noch de5.seiben
undcrtanen zu seiner religion zvingen, abpracticieren oder wieder
ire oberkeit in schuz und schirm nemen, noch verteidingcn in keinci
weg. Und sol hiemit denjenigen, so hievor von alters schuz- und
schirmhem anzunemen gehabt, hiedurch nichts benommen und die-
selbigen nit gemeint sein — Wo aber unsere, auch der curfiirsten,
fiirsten und stende undertonen, der alten religion oder Augspurgischef-
confession anhengig, von solcher irer religion wegen aus unscni.,
auch der curfiirsten, fiirsten und stende des hl. reichs landen fiirsten!
tumben, stetten oder flecken mit ircn weih und kindem an ändert^
ort ziehen und .*ich nider tun wolten, denen sol solcher ab- urni
zuzug, auch verkaufung iter hab und guter gegen zimblicheo bitlichen
abtrag der leibeigenschaft und nachsteuer, wie es jedes orts von
alters anhero übhchen, hcrpracht und gehalten worden ist, unvcr-
hindert mennlklichs zugelassen und bewilligt, auch an iren ercn unii
pflichten ailerding unentiijolten sein, doch sol den obrigkeiten 3D
iren gerechtigkeiten und herkommen der leibeigenen halben, <^i^
selbigen ledig zu zelen oder nit, hirdurch nichts abgebrochen oder
benomen sein.") Auf Grund dieser Bestimmungen bestand da
>] Pütt er, GeUt des WestfU. Predens, 1795, S. 387.
*] Thudichum. Die Eiafflhrung der Rcfotmation und die Relig.Fr. >'»
lfiÖ3, 16&5, J648. 1896, S. 23.
») Br.ndi, S. 81 u. t.
167
ia-'CT bei den Verhandlungen in Osnabrück auf seinem vermeint-
thcn jus rcformandi hinsichtlich seiner Erbländer. Und er wusste
ach seinen Willen durchzusetzen. Was half es, dass durch den
Ictfal. Frieden im Allgemeinen .die Unterthanen jetzt in sehr
ie! grösserem Umfang Schutz erhielten gegen Religionszwang, und
ass das früher von verschiedenen Fürsten und Herren schonungslos
iL^geübte sogenannte jus reformandi im Wesentlichen aufgehoben*.
■der dass es , jetzt eine viel schwächere Bedeutung als vor dem
ihre 1648 erhielt* ; dass nun die Gegenreformation nur zu dem
'»ecke gestattet war, um den Zustand vor dem Normaljahre 1624,
esp. 1618 oder 1648 herzustellen — auf die Unterthanen der
jserreichischen Erbländer erstreckten sich diese Bestimmungen so
fut wie nicht.') , Dieses alles, so weit es der Rom. kays. kön.
Miy. und des Hauses Österreichs Unterthanen und Vasallen nicht
betrifft, soll seine völlige Krafft und Würckung haben* — so lautete
Q in dem Osnabrücker Friedensinstrument.') Dem Hause Habsburg
ift (ias jus reformandi , ausdrücklich*, ,in einer auch durch ältere
Undesverträge nicht weiter beschränkten Weise zugesprochen*
forden.') Allerdings bemühte man sich, den Kaiser, welcher durch
den Grafen Max, v, Trautmannsdorf, seinen vertrautesten Minister,*)
und ausgezeichneten Vertreter, der Einschränkung seiner Gewalt
so viel als mÖgUch entgegenzuarbeiten suchte, zu bewegen, dass
er seine evangelischen Unterthanen .amnestiemässig herstelle', d. h.
iTinen .ihre Kirchen etc. mit dem öffentlichen Exercitio der Aug.
iC'>iif., wie es ihnen durch die mit grossen Unkosten und theuer
jcruorbcnen Majestätsbriefe. Vergleiche und Privilegien zugesichert
irden ist*, einräume und ihnen zugestehe, ,daß niemand der
Aug. Conf halber von seinem Amte, Gütern und Ehrenämtern
n weichen gezwungen, sondern die Vertriebenen vollkommenlich
iK'titiurt werden'.*) — Vergeblich 1 .Die kaiserlichen Gesandten
frachen selbst mit solchem Nachdruck über diesen Punkt, dass
w mehrmals betheuerten, der Kaiser würde sich eher Krone
d Scepter, ja selbst das Leben nehmen lassen, als hierin
')Thudichum, S, 39. 47, 48.
■) Uhminnas Suppletus (Relig. Acten), 1709, 5. 8Ö8.
■) Tbudichum. S. 48.
') Van Haus aus evangelisch erzogen.
*) Eifclätung der cvaag. Stünde vom 26. Februw 1647 (Pütter, üeist des
■■«lÜ. Friedens, S. 115, Anm,).
\
158
nachgeben.* ') Wahrlich, ein schwacher Trost lag darin, da?? t-
denjenigen evangelischen Unterthanen, welche sich nicht ,rcfo:-
mircn' lassen wollten, .freistehen sollte, von selbsten abzuzichca
oder wenn vom Landes-Herrn solches zu thun befehligt wäre, dtn
soll frey stehen, entweder bey behaltenen oder veräusserten Gu'.err
abzuziehen*.*) Und wie Hohn klangen in die Ohren der cnttäusc:;t=t
Evangelischen Oesterreichs die Worte: ,Und als von mehrer
Religion s-Freyheit und Übung in obgcdachten und übrigen der
Rom. Kays. Majest. und Hauses Österreichs Königreichen u^d
Landen zuzulassen bey gegenwärtigen Tractaten viel gebamis.'-
worden; Und wegen der Herren Kayserlichen Gc voll mäch listen
Widersprechungen man nicht eines werden mögen: So behalten di:
Königl. Majest, in Schweden und Augsp, Confessions- Verwand::
Stände sich bevor, um desentwegen auffnechstkünfftigen Reichstag;
oder sonsten bey der Rom, Kays. Majest., jedoch mit Vor-
behalt des nichts desto minders fortgehenden Friedens
und Ausschliessung aller Gewalt und Feindthätlichkeit femers resiiei:'
tive gütlich und demiithig zu intercidiren.* ') Aeusserst gering waren
die Zugeständnisse, die man mit grosser Mühe für die Evangeiischen
Oesterreichs dem Kaiser abdrang und abrang. Diese Zugeständnis^
bezogen sich auf Niederösterreich und — Schlesien.*)
1) Püttet, S. 119. I
>) Lehmann. SuppL, 1709, S. 864. — Wie man in den österr. Erbl.r..-;
diese Bestimmung einhielt, davon leugen die sogen. .Absliftqngen' oder .Tr::iv
plantationen'. Dteie bedeuteten eine offenbite Verletzung der betreffenden Bestimm.^:
des Westftil. Friedens.
•) Lehmann. Suppl., S. 86&.
*] Es fiel natürlich auf, ditss diese Zugest£ndnisse so gering waren, ncd mi.-.
«uchte Eich das zu erklären. Sofort war man mit dem Vecdscht bei der Hand, Ju.-
hier, wie Pütter tagt, ,auri sacra fames viiksam gewesen sei*. Besonders sina i-'
Schweden der Bestechlichkeit geziehen worden. Man sprach davon, dass ^dafili', ■■^<
sie Böhmen etc. im Stiche gelassen haben, „in der Sehwedischen Gesandten Gui"!
600-000 Thal, geflossen seien". (Acta hist. eccl«. von 1736, S. 779 f. Schi es. Kirch«-
hislorie von Ehrenkton, 1708, I, 236. — EhienkTon ist FsendonTm; das Bucb \i:
von Zicbackwiti, wie Grunhagen, Schles. Gesch., 1886, II, Quellen etc, S. ti
angibt.) Dieses allgemein veibreitete Gerücht beieicbnele man am schvedischen h'At
als VerWumdung. (PUttec, Geist des West fiÜ. Friedens, S. 63. Anm. ; dort ^tc'^
die Literatur darüber.) — Anlass zu jenem Gerllcht gab wahrscheinlich der rio
Kaiser den Schweden lo zahlende Betrag für die Rilumung der von ilmeti be-'ti^'^n
österr. Plütze, insbesondere OlmUtz (vgl. Gindely, Der SOJährige Krieg, IlL lSS2
196; GrUnhagen, Gesch. Schles., 11, 1886, Quellen und Nachweise, S. 36).
159
Welcher Art die Begünstigungen waren, die den Evangeli-
schen in Niederösterreich und Schlesien durch den Westfäl. Frieden
zu Theil geworden sind, ersieht man am besten, wenn man sich
den Wortlaut des bezüglichen Artikels {V.) des Osnabrückischen
Instrumentum pacis vergegenwärtigt'): ,Die Schlesische Fürsten
Augsp. Confession, als die Hcrtzogen zu Brieg, Lignitz, Münster-
berg und Oels, ingleichen die Stadt Breslau, sollen bey frcyem ihrer
vor dem Krieg gehabten Recht und Gerechtigkeiten, als auch des
Ecercitii Augsp, Confess, aus Kayserlich und Königlicher Begnadung
gehandhabet werden. — Was aber die Grafen, Herren, Edelleute
und ihre Unterthanen in den übrigen Schlesischen Fürstenthümern,
welche unmittelbar zu der königlichen Kammer gehörig, denn auch
die jetziger Zeit in Unter-0 est erreich befindlichen Grafen, Herren
und Ritterstands betrifft,') ob zwar der Rom, Kays, Maj, das
Recht, das Religions-Exercitium zu reformiren, nicht weniger als
andern Königen und Fürsten zustehet, jedoch nicht zwar nach der
Vcrgieichung des vorgehenden Articuls, noch vorgangenem Vertrag,
sondern auff Interposition der Königl. Majest. in Schweden und den
Augsp. ConfeDions-Verwandten Ständen zu Lieb, lassen sie zu, daß
selbige Grafen, Herren und Edlen, auch deroselben inbenannten
SchlesischenFürstenthümen Unterthanen wegen Profession der Augsp.
Confeßion von Orten und Gütern nicht dürffen ausweichen (cedere
aut emigrare non teneantur). noch auch um ihriges Exercitium in
nechst angräntzenden Orten ausser Gebiets zu besuchen behindert
werden sollen. Wofem sie nur im übrigen sich still und friedlich
und dergestalt, als sich es gegen ihre höchste Obrigkeit gebühret,
verhalten. Da sie aber von selbsten abziehen thäten und ihre liegende
Güter entweders nicht verkaufen weiten oder nicht verleihen möchten,
so soll ihnen ein freyer Zugang, um ihre Güter zu besichtigen und
zu verwalten, zugelassen werden. — Über dieses aber, was vorhin
von besagten Schlesischen Fürstenthümen, so unmittelbar zu der
Königl. Kammer gehörig, verordnet, versprechen die Rom. Kays,
Maj. ferners, daß sie denen, so in solchen Fürstenthumen der Augsp.
Confeßion zugethan sind, zu Behuff dieser Confessions-Ubung drey
«) Lehmann. Suppl., 1709, S. 864 (deWsch). Kuimany, Urltund.Buch, S. 65
(lalein.) Wir sagen; InMrnmentum pacis Osnabr., weil es anch ein Insttumenl. pac,
Monaiteriensi« (zwischen Kaiser und Franlcreicii etc.) gab.
■) Wie man sielit, galt die Begünstigung den Städten nicht.
,g„ei' Kosten ausser den Städten Schwani-j,
fCi^hen ■«"" ' ^er Stadtmauer an darzu bequemen, von \kf.
Ijiar ui'l ^'^ . ^^,gninen Orten , nach getroffenem Frieden lu:
fi^p. Ü'V- ^g solches begehren werden, erlauben wollen,'i
lubsocn- " ^^^ ^jg ebenso charakteristischen als instructivcr
gep **" Westföl. Friedens bezüglich der Österreich-
^'^"'" ^[jiiten.') Noch zwei Tage vor dem Friedcnssclilu.« i
^ rien t"'^ evangelischen Reichsstände zu Gunsten ihrer Ö.sta :
"■Ihtcben Religionsverwandten — es gelang ihnen nichts mehr, :
, _^ngefiihrtc zu erlangen — ,die Rom. Kays. Maj. haixr
/. jj, dieser Sachen von andern nicht wollen Ziel und Maß 5i:
chrciben lassen', und die »H. Reichs-Stande haben es auch nitt:
RalJisai" ermessen, daß auff der Kays, beharrlichen Widersetiuü-,
um deß willen der Krieg länger zu continuiren sey'.') Die Au<;nahn;;
21, Gunsten des Adels in Niederösterreich hatte gar keine Bede^
tung. die Ausnahme zu Gunsten der verschiedenen Theile Schlesier.;
ivar zwar wichtig, aber verschiedener Deutung fähig. So konnte
denn die Reformation auch in denjenigen österreichischen Provinzen
wo sie während des 30jährigen Krieges oder früher noch nicht
unterdrückt worden ist, nunmehr ausgetilgt, in Schlesien in der Foi;;c
wenigstens halbwegs rückgängig gemacht werden — so urthai
Thudichum*) über die auf die österreichischen Protestanten ^nh
•] Der Anlrag der ev.ingelisclien Slände vom 2Ö. Februar 1647 beiJgl.--
Schlesiens lautete: ,Die evanj;. Fitrslen und Stünde in Schlesien, lammt den l;.'
fdrslenthiitnern und Landen, auch deiE^fllien Unterthanen, lowohl die Stadt Btr^^-
sollen bei dem öffenilichen eietcilin A.C. und allen Rechten, Gerechtigkeit en er'
Freiheitcu, so sie Krnfl des im Jahre 1681 durch Jonderbaren Vergleich besliilfi::
MajesUtsbriefe« erlanget, in Lehn- und Erblanden und Gutem gelassen, und alles, >i£
tu Beschwer- und Verhinderung des Goltesdienstes geichehen. abgethin, auch i:t
StadI Breslau mit item neuen Jetuiter Oröen nicht beschwert, sondern dietell>cn 'v:.
lier Stadt zu enthalten, so seit gedachtem Jahre drin gefunden, ginilich von dsiin''
iO. begehen, gewiessen und angehalien wefden, (Pütter, Geist des WestfSI, Friole^-.
S. 321.)
•) Obwohl fiie so wenig gaben, so erregten sie ein so grosses „Missvergniii:;:
der katholischen Geistlichkeit und vornehmlich des Hauptes derselben in Rom". d>-i
der lelEleie nicht umhin konnte, die sieb auf die Protestanten beiiehcnden Be^iir-
mungen des Westfal. Friedens, den 26. JS'av. 1648 durch die Bulle ,Zelo domus A< '
(public, a, Jänner 1651) feierlich filr nichtig «i etklSren.
•) Lehmann. Suppl., S. 868.
*) Die Einfuhr, der Ref. etc., S. 4a Vgl. auch Hinichias, W. Fr., in R. £
f. proc. Theol. u. K., 2. A., 16. Bd.. 1885, S. 829 ff.
161
beziehenden Bestimmungen des Westfäl. Friedens. Man muss
ihm unbedingt Recht geben, weil ihm ja die Geschichte der evange-
lischen Kirche Oesterreichs, wie sie seit jenem Frieden verlaufen
ist, recht gibt. Wir möchten aber in seinen Worten das auf Schlesien
sich Beziehende, und darin ganz besonders die Worte: ,war
wichtig*, unterstreichen. Das Schlesien gemachte Zugeständniss
war auch fiir die weitere Verfassungsent Wickelung der evangelischen
Kirche in Oesterreich von grosser Bedeutung. Es hat die historische
Continuität derselben erhalten helfen.
Ehe wir aber darauf näher eingehen, jene Verfassungsent Wicke-
lung weiter zu verfolgen, wird es wohl noth wendig sein, die Frage
zu beantworten, welche sich sofort aufdrängt, wenn man die auf die
österreichischen Länder Rücksicht nehmenden Bestimmungen des
Westfal. Friedens kennen lernt: warum sich gerade Schlesien einer
solchen im Verhältniss zu den anderen Ländern gewiss nicht zu
unterschätzenden Bevorzugung in demselben zu erfreuen hatte } Wieso
kam es, dass gerade die evangelische Kirche in Schlesien mit
ihren Einrichtungen sowohl, als auch speciell mit ihrer Verfassung,
im Westfal. Frieden berücksichtigt worden ist und dadurch die
Möglichkeit erlangte, in den nachfolgenden Stürmen, welche die
evangelische Kirche in den anderen Kronländem völlig zerstörten,
in jenem Frieden Rückhalt und Schutz zu haben .^
Die Geschichte gibt eine klare Antwort auf diese Fragen. Sie
belehrt uns, dass es Schlesiens kluge Politik war, welche diesem
Lande die Zugeständnisse des Westfal. Friedens einbrachte. Es
haben sich allerdings auch die Schlesier trotz der Abmahnung
ihres Oberhauptmannes Johann Christian, Herzogs von Brieg und
Liegnitz, an der , Rebellion* betheiligt. Der Winterkönig ist auch
von ihnen als Herrscher anerkannt worden, und als er 1620 nach
Breslau kam, wurde ihm eine glänzende Huldigung zu Theil.*) Nach-
dem aber die Schlesier sahen, dass das Kriegsglück dem Kaiser
hold sei, suchten sie sich mit ihm auszusöhnen. Dazu sollten ihnen
gewichtige Vermittler und Fürsprecher verhelfen. Nach diesen sahen
sie sich seit jener Zeit stets eifrig um. Den ersten fanden sie in der
Person des Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg. Es kam zum so-
*) Hensel, 259; Lucae, 600 u. f. — Dort auch der Majestätsbrief des
Königs Friedrich V,, gegeben den Reformirten Schlesiens ihrer freien Religionsübung
wegen Yom 5. März 1620.
Jahibucb des Protestantismus 1897. H. lU u. IV. H
.^
162
genannten Dresdner Accord vom 18. Februar 1621,*) in welchem
der Kurfürst den Schlesiern folgende Zusage gemacht hat: ,die
Fürsten und Stände in Ober- und Niederschlesien sollen Pardon
haben und ihrer begangenen Irrtümer femer nicht gedacht, noch
über kurz oder über lang vom Größten bis zum Kleinsten, und vom
Kleinsten bis zum Größten nicht gestraft werden* — freilich ,sub
certis expressis conditionibus*. unter welchen die erste war. da«
sie den Kaiser Ferdinand ^als ihren rechten, erwählten, gekrönten
und gesalbten König und Oberherzog in Schlesien achten, ehren
und halten und auch mit neuer Eidespflicht bekräftigen.*) Dafür
wollten ,S. Churfürstl. Gnaden bei Kais. Maj. fleißig intercediren.
daß sie bei dem Majestätsbrief geschützet, ihnen ihre Privilegien
confirmiret, denen Gravaminibus abgeholfen etc.
Ausserdem versprach ihnen (Art. VII des Acc.) der Kurfiir>t
er wolle, wenn die Schlesier wegen der lutherischen unverfälschten
Religion bedrängt oder angefochten werden sollten, diese in Schutz
nehmen. Der Kurfürst kam den 25. October 1621 nach Breslau
und verpflichtete die Schlesier von Neuem dem Kaiser. Was galt
aber der Dresdener Vertrag diesem, welcher nur katholische Unter-
thanen in seinem Reiche haben wollte;') der mit einem Feder-
striche in seinem bedeutendsten Kronlande*) alle , aufgerichtete Mait-
stätsbriefe, Landtagsbeschlüsse, Reversalien, Resolutionen, Privilegien
oder andere Satzungen und Ordnungen*, welchen Namen sie haben
mögen, und zum ^Favör* der Stände sub utraque j^ ausgebracht*
worden sind, cassirte und verbot, in's Land Jeden aufzunehmen, der
, unserer heil. Cathol. Religion* nicht zugethan war. Er begann auch
in Schlesien mit der evangelischen Kirche aufzuräumen. Seine Kricgs-
vortheile ermöglichten es ihm, mit aller Rücksichtslosigkeit, welche
im berüchtigten Restitutionsedict vom 6. März 1629 ihren deutlichsten
Ausdruck erhielt, auch in Schlesien zur Durchführung der Gegen-
reformation zu schreiten. Besonders die Oberschiesie r, welche
er einer geheimen Verbindung mit Mansfeld beschuldigte, erregten
1) Hensel, S. 264; Zschackwitz, Schles. Kirchenbistor., I, 195; Kuz-
many, Urk.-Buch, S. 65.
*) Auch sollten die Schlesier 300.000 Gulden Strafe zahlen. (Gindely, ,Pi;r
30jährige Krieg'', I, 1882, 234, und sonst.)
») Decret vom 31. Juli 1627. (Tomek, Gesch. des Königr. Böhm., 1886. S. 28S.
*) Böhmen, durch die „vernewerte böhmische Landesordnung" vom 10. Mai 1627.
(Riegger's Corpus juris eccl. Austr. et Bohem. 1770, S. 169.)
163
seinen Zorn. Nur Brieg, Liegnitz und Oels blieben einigermassen
verschont. Vergeblich trugen die Schlesier ihre Gravamina in Wien
vor; sie mussten sich , statt einer angenehmen Resolution mehr
rcprimandiren lassen, dass sie das Geld auf unnöthige Dinge ver-
geudeten*.*) Da trat Gustav Adolf auf den Kampfplatz. Die Schlesier,
welche sich 1633 unter den Schutz des sächsischen Kurfürsten ge-
stellt hatten, traten 1634 dem Bündnisse mit Schweden, Branden-
burg und Sachsen völlig bei. Als es zwischen dem Kurfürsten und
dem Kaiser zum Frieden kommen sollte, bemühten sich die schlesi-
schen Stände eifrig, den ersteren für die Vertretung ihrer Interessen
auf Grund des Dresdener Accordes zu gewinnen. Er sollte es er-
wirken, dass ,die Religionsfreiheit für Schlesien von Neuem bedungen
würde*, j^ welches auch der Churfürst treulich gethan*.*) Der Kur-
fürst schloss bekanntlich mit dem Kaiser den Particularfrieden von
Prag ab (30. Mai 1635). Zu Gunsten Schlesiens ist in demselben
nicht viel enthalten. Seine Bestimmungen beziehen sich auf Brieg,
Liegnitz, Oels und die Stadt Breslau. Die Herzöge sollten ,für
sich und ihre Landschafften, Räthe, Diener, Beamte und Unter-
thanen, auch respective Einwohner und Mit-Bürger, vor alles, womit
an Ihr. Kays. Maj. und dem hohen Ertz- Hause sie sich einigen
Weges vcrtieffet, vergangen und Ihr. Kays. Maj. beleidigt hätten, in
aller Unterthänigkeit demüthigste und gehorsamste schrifftliche An-
suchung thun, daß Ihre Kays. Maj. solches alles aus eingcbohrner
Ertz-Hertzoglichen Sanffmuth und Gütigkeit fallen und sincken lassen
wollen. — Gegen solche aller unterthänigste Bezeigung und neue
Versicherung wollen Ihr. Kays. Maj. aus höchstangebohrener Öster-
reichischen Milde und Sanffmuth und um des geliebten Frieden willen
obgemeldetc Fürsten etc. In Kays. u. Königl. Gnaden auf und an-
nehmen* •). So lautete es in diesem ^Fundamentum der schlcsischen
Religionsfreiheit*, wie man später den Prager Frieden zu nennen
beliebte! — Auf das übrige Schlesien sollten sich die Bestimmungen
des Prager Friedens nicht beziehen; dieses sollte der Gnade und
Ungnade des Kaisers preisgegeben werden. Eine bessere Zeit schien
auch für dasselbe nach dem Tode Ferdinands II. kommen zu wollen.
Besonders die Teschner schöpften neue Hoffnung aus dem kais. Decret
1) Zschackwitz, Schlei. Kirchenhist. I, 216.
s) Hensel, S. 286.
>) ZsQhackwitz, Schles. Kirchenhist. I, 227, 228.
11*
164
vom 5. August 1642,') welches die kais. Antwort auf den mündlichen
und schriftlichen Vortrag des Deputirten der Herren Landstände de
Fürstenthums Tcschcn, Johann Radötzky v. Radotz, die Eröffcuns
der ,etlich Jahr gesperrt gcwcstcn Kirchen betreffend*, enthiet
In diesem Dccretc ist Folgendes zu lesen? ,Waß auch im übrigai
das Religion weßen (Religionswescn) der ungeänderten Augsp. Cm-
fession anreicht, hätte es allerdings bey demjenigen Außsatz, ?o r
dem Fragerischen Neben receB das gesambte Landt Schlesien b^
triefft, sein verwenden, und würden Ihro Kays, und König], Ml:
in alle wege, die Teschnische Herren Landt Ständte der ungeanden;r.
Augsp. Confession hierinnen dennen andern dero ErbfürstemhüniberT.
gleichhalten laßen.' Wie und in welchem Maasse dieses Vcrsprechtr
im Westfäl. Frieden eingelöst worden ist, davon zeugen die v^r.
' uns angeführten, auf Schlesien sich beziehenden Bcstimmung^c
desselben. Daran vermochte auch der Umstand nichts zu ändern
dass sich die schlesischen Stände und Fürsten, als es zum Friedens-
schlüsse kommen sollte, an die .Reichsfursten von der protestan-
tischen Religion mit Bittschriften und Memorialen wendeten, da);
man sie doch ja nicht im Friedensschluß etwa vergesse*.'} — Brief
Liegnitz und Oels hatten ein gewisses historisches Recht für sich,
über welches man doch nicht gut zur Tagesordnung schrdteti
konnte; und dass auch für die Erbfürstenthümer einige Brosamen 1
abfielen, hatte man ganz besonders der Fürsprache der Königin
Christine von Schweden zu danken.')
<) Im Teschener evangelischen Pfimrchiv in TJelen Abscbriften forhuden.
•) Hensel, S. 291. Auch den ichwediicben Gaandten, Joh. OxenHierna ct<!
Joh. Adlet Skivius, aiellte man diese Binschriften tu; so i. B. 16i7 die Biltschrie
der Glogauei,
■) Anders, S. 102. Auffallend ist es. dass auch Münslerbe^ nnter den f.t
gUnstigter erscheint. Zschackwitt (I, 229) gibt den Grand so an: ,Der Hern-E
Heinrich Werne! (f 1639) ist dem Kaiser tren geblieben; detfaalb sollle er auch .ai,
Torigen Statu mit seinen PUrstenthUmern und Hemchalten in Retigions and Prophz?
sieben ruhigtich gehalten und gelasten werden'." (So auch eine „Dedaction* im Aniliit
des Min. f. C, u. U. in Wien, 5.. 63.) Das Land kam schon unter Muinulian IL >n
den Kaiser und halte im Jahre 1648 IKngst keine eigenen Herzöge mehr. Die m
Oeb residiienden Heiiöge durften aber den Titel und das Wappen der alten Münsterbeij-
«eben Stammlinie rühren, obwohl sie sonst beidgticb MUnslerbergs .kein Theil ori«
Praeteniioti mehr hatten*. Wahrscheinlich kam beides; die Treue des Herzogt Heinrch
Weniel („m seinem hoben Nachruhm", sagt die erwähnte „Deduction') und der Ti:d
der Hertöge von Oeb MUnalerberg lugule. (Lucae, 995; Griinhagen. IL 403.] —
165
Selbstverständlich konnte den schlesischcn Fürstenthümern
tbnen im Westfal. Frieden Dargebotene nicht genügen. Sie
Ken Deputirte an den kaiserlichen Hof, welche den 5. März
Bin Regcnsbitrg in Audienz empfangen worden sind. Wilhelm
llcdiger auf Striese legte in langer, beweglicher Rede die
pge dar. Die Antwort de.s Kaisers, welche die Deputirten
Trautmannsdorf empfingen, war abschlägig. Der Kaiser
nicht aus feindlicher Gesinnung, sondern aus landcsväter-
Treue, welche ihn wünschen lasse, dass al!e seine Unter-
die Seligkeit erlangen. ') Ganz besonders bemiihten sich
Teschner, das itber sie hereinbrechende Unheil der Gegen-
Cnation. welche die mit einer kaiserlichen Instruction versehene
ionscommission durchfuhren sollte'), abzuwenden und eventuell
^tens eine Kirche zu erhalten. Sie siiilzten und beriefen sich
I hauptsächlich auf das Decret vom 6, August 1642.') Im Jahre
f intercedirte der Herzog von Brieg und Liegnitz zu ihren
ten in Wien.*) Desgleichen Kursachsen und Brandenburg, welche
baten, dass Teschen ,in puncto Rciigionis' den drei Erb-
n : Schweidnitz, Jauer und Glogau, glcichgehalten und
1 einiget Kirchenbau cum appertinentiis bey der Stadt Teschen
;nädigst erlaubt werden möchte'. Einen Hortnungssch immer cr-
die auf die zuletzt erwähnte Intercession erfolgende katser-
I Antwort, gemäss welcher der Kaiser das .eingereichte An-
an dero Kdnigl. oberamts Collegium umb gutachtlichen
iht alicrgnädigst remittirt' hat und nach Einlangen desselben
; Bescheiden zulassen* wollte.') Dieser Hoffnungsschimmer
Bwand aber in Folge der Decretc vom 8. und 10, Juli 1669, •) von
len das erste den Teschn. Evangelischen eröffnete, dass der Kaiser
Erlangten Kirchen- und Scliulbau »cum pertinentiis zu deferiren
hagi
n. II, 307.
n {Ge<ch.
. Teschen) sagt: Es wurde dn.
liedcrgCKetil, wricbe bui g«i sl I ictien Comiiiis^iircn besland, äi
Achec Begleilung das Land beteiiten und alle piot et lan tischen GeiEllich
. anfmclite und aus dem Lande jsgte, — Wir kommen noch
'l Fach«. Malecialiea lur Tesclin. Rel .Guch., S. 26,
•) D. Intetceision, «bgedruckt bei Fuchs. S, 57.
'j TeMhn, Pfairarchiv.
•) T«chn. Pfariarcliiv.
Kdigions
166
gnädigstes Bedenken habe, würde aber in deme, waß Ihnen dos
Instrumentum Pacis einräumet, sie allerdings erhalten und in keinerley
wcge dar wieder beschwehren laßen*, wogegen das zweite rund erklärte:
,Waß aber den Kirchen- und Schulbau anlanget, da laßen wir ät
Landsaßen augsp. Confess. dahin bescheiden, daß diesem ihrem ansuchen
nichts könne eingeräumet werden*. Und dabei hatte es auch vorläufig
sein Bewenden.*) Es blieb den Teschnern nichts Anderes übrig, a.s
in die benachbarten Länder, auch 20 Meilen weit, zum Gottesdienst
zu pilgern. — Aber auch mit dem Baue der drei bewilligten Gnaden-
oder Friedenskirchen ging es nicht recht vorwärts. Man musste la
Wien um den Bau dieser Kirchen, welche nach einem kaiserlichen
Rescript vom 3. September 1652*) j^nur von Holz und Leimen* auf-
geführt werden durften, recht inständig bitten,") und erst den 8. Octobcr
1652 konnte zu der ersten von ihnen, der bei Glogau, die erste
Kirchenschwelle gelegt werden.**)
Es ist jedoch an der Zeit, das allgemein historische Gebiet,
von welchem man sich wahrlich nur schwer trennt, zu verlassen
und zuzusehen, welche Bedeutung fiir die evangelische Kirchen-
verfassungsentwickelung in Oesterreich der Westfal. Friede hatte?
Es liegt auf der Hand, dass sich diese Frage nur auf die Länder,
welchen die Religionsfreiheit zugesichert worden ist, und dann höch-
stens noch auf die Gemeinden, welchen Gnadenkirchen zugestanden
wurden, beziehen kann. Die letzteren kommen aus Gründen, welche
wir später kennen lernen werden, für uns ganz besonders in Betracht.
Für Brieg, Liegnitz und Wohlau beruht die Bedeutung des
Westfal. Friedens hinsichtlich der Kirchenverfassung darin, dass es
dort bei dem Status, wie er vor dem Kriege war, auch ferner ver-
bleiben konnte. Da es dort damals Consistorien gab, konnten ae
auch femer beibehalten werden, eventuell auch unter katholischen
i) Ein interessantes Schriftstück war das Tom Schwedischen ^B^traordinair-
Ambassadeur** Graf Bened. Oxenstierna wegen der bedrängten Evang. in Ungarn cnd
Schlesien in Wien im December 1674 eingereichtes Memorial. Es ist im Archiv des
Min. f. C. tt. U. in Wien zu finden. Vgl. auch zu dem Ganzen: Rad da, Materialieo
zur Gesch. d. Protest, im Herzen Teschen (XII. Jahresber, d. Staatsrealsch. in Tesch.).
Derselbe: Beitr. z. Gesch. d. St. Tesch,, (V. Progr. d. Staatsrealsch. in Tesch).
Derselbe: Urkundl. Beiträge zur Gesch. d. Protest, im Herzen Teschen, 18$2,
s) Zschackwitz, I, 241. Hensel, S. 344.
•) Hensel, S. 309,
*) Hensel. S. 318.
167
Landesherren, welche sich in die .Rechte und Gerechtigkeiten* der
Evangelischen jener Fiirstenthümer keine Eingriffe erlauben durften.
Damit ist jenen Fürst enthümern die Mögüchkeit gegeben worden, ihre
alte evangelische Kirchen Verfassung, deren Aufriss wir im vorigen
Capite! gegeben haben, zu erhalten. Und das thaten sie denn auch,
so lange sie es eben vermochten. Ja, die Herzöge jener Fürsten-
thiimer,') welche überhaupt einen rühmlichen Eifer an den Tag legten,
die Wunden, weiche der 30jährige Krieg ihren Ländern geschlagen
hat, zu heilen,') gaben sich auch viel Mühe, das darniederlie^'ende
Kirchenwesen zu verbessern.
Das geschah zunächst dadurch, dass sie den Consistoricn die
gebührende Aufmerksamkeit widmeten. In Wohlau ist 1659 ein
ordentliches Conaistorium eingerichtet, das ganze Fürstenthuni in
sechs Seniorate eingetheilt und mit Senioren, welche der Herzog
durch das Consistorium den ,qualificirten alten und gelehrten Predigern*
entnahm, besetzt worden. Diese hatten die .Befelile und Verord-
nungen des Consistorii und Superintendenten zu erfüllen' und auch
Sachen ,von geringer Importanz zu debattiren', damit .Weitlauffig-
keiten*, welche nämlich mit der Einholung der Consiatorialsentenzen
verbunden wären, verhütet werden.')
In anderen Fürstenthümern bestanden auch ferner die Con-
sistoricn nach der alten Weise — in Brleg auch jetzt mit refor-
mirten Elementen stark versetzt — denn ,es besetzten die eine
Banck im Consistorio die Reformirten und die andere die Lutheraner.')
Ein reformirter .Canzleyrath* präsidirte, dann folgte der Super-
intendent von Brieg, dann der erste Senior ,in der Session' und
nach diesen die übrigen Beisitzer. Zur Vermeidung aller ,Dissiden
und Suspicien' führte der Präses das Protokoll eigenhändig; der
■) Im Jahre 1664 Iheilten sich die drei Dtudcr : Geoig, Ludwig und C
in die drei Linder. Georg crhieit Brieg, Ludvig Liegniti, Chrisliin WobUü.
■) Znni Beispiel durch Einführung neuer Industrieiweige (so der Tahaki'
in die Gegenll ron Wohlsu ; Grünbagen. 11, 312),
•) Lncae. S, 440. — Wir bemerken gleich hier, dass dai Consiiloi
Wohlan bis 18G7 bettand. Im genannten Jahie hl es mit dem Briegischen i
worden. Nur der Senior primariu» blieb im Wcichbilde Wohlau, Das K
der Ton Brieg weiter cntfernlen Weichbilder sollte die Wohlau-^che Regierung im Ver-
tine mit dem ersten Senior ,mit gewissen Condilionen", nkmlich dass sie „Impor-
linlen Sachen nach Brieg verweisen soilte*, besorgen, (Lucae, S. 460.)
*) Lacae, S. 662,
168
reformirtc Superintendent hatte es aber in Verwahrung. Dieser con-
fessioneli gemischten KircbenbehÖrde unterstanden alle lutherischen
Pfarrer, ,uber welche die Ritterschaft das Jus Patronatus hatte', uhg
muBsten dem reformirten Superintendenten .allen geziemenden Respect
und Parition leisten*. Von ihm mussten sie sich auch auf ,das Corp,:''
doctrinae Melanchthonis und die Augsp. Confession samt ihrer Apo-
logia examiniren, ordiniren, introduciren und gouvemiren lassen'. '<
Was speciell das Examen betrifft, so wurde dasselbe in Gegenwart
lutherischerundreformirter Prediger abgehalten. Die Ordination vollzog,
wie schon bemerkt, der reformirte Superintendent, wobei die cvang^
tischen Prediger .ohne Unterschied mit der Handauflegung apsi-
stiften'. Die Ordination wurde in der Schlosskirche vollzogen.'
Es war jedoch freigestellt, dieselbe besonders für Prediger, welche
die .Noblesse* vocirte, ,in Wittenberg oder anderswo' zu suchen,
Lucae') meint aber, dass .dergleichen Exempel gar rar waren
und selten passirten* ; die meisten wären bei dem Consistorio und
Superintendenten, dem sie unterordnet sein sollten, geblieben und
.machten deßwegen keine Scrupel, weniger Difficultäten*. ,Ja sogar
die lutherische Noblesse sistirte sich in wichtigen Matrimonialsachen
vor diesem Consistorio mit ihren Advocaten und Procuratoren und
accommodirte sich dessen Sentenz.**)
1) Lucae, S. 612
»} S, 512. — Für lulh, und ref. Prediger g»ll ein utid dieselbe ,fonnii:i
oidinandi**. .Sie ist (Lucae fuhrt sie S. 512 >n) in mancher Hinsicht ein inter»svil«
lilurgiwlies Documfot. Die Ordination wird dort «Is .flffenlliche Bestäligung lum Am«-
(camprobatio) gefasst, welcher der innerliche Trieb (vocal. interna) des ,mit nolh-
dürftigen Gaben versehenen nnd nuf rechtmüssige Weise lum Lebr. und Prcdigiimi
beruffenen" (vocat. externa) enuptechen soll. „Die Macht und obliegende Filrsoige' "
bestätigen haben die .AufsehFr und Vorsteher' (sptiter wird auch „Eltesten* geüg'.
das sind aber nicht Lsienältesten !). Der Gemeinde wird — aber jchon während ir
Handlung — das Ei ntp ruchstecht [auf dreimalige Aufforderung) luetkuint. Die Bt
ilStigung geschah auf Grund der Bezeugung, dass N, N. ,der heylsamen Lehre gcave-
sam kundig, derselben auch, wie sie nach Gottet Wort in den 4 Haupt Sjmboli». -'C-
wol auch in der Augsp. Confess. und Apologia derselben begriffen iKiA, güatiüch
beipflichtend befunden worden ist'. — Unter den Aufgaben des Predigers wird »atb
die genannt, ,daD er über der gebührenden Kireheniucbt und Diseiplin hatte mit a"™
Ernst und nothiger Bescheidenheit, wie Paulus lehrt 2. ThesB. 3 und 1.' Cor. &.. d«-
gleichen auch Johannes Ep. S v. 10'. — Die eigentliche ,foriiinla juramenli" iil liM"-
lieh allgemein gehalten.
"0 Lucae, S. B12.
«) Lucae, I. c.
169
Man muss in der That zugestehen, dass die kircheiiregiment-
üchen Verhältnisse in Brieg in confcssion eller Hinsicht ganz eigen-
artig waren ; und hält man sich vor Augen, wie man sich bestrebte,
b der Tolcranzzeit in Oesterreich die evangelischen Verfassungs-
verhältnisse zu ordnen, wie auch damals das Project auftauchte, für
alle Evangelischen ein gemeinsames Consistori um ciozurichten, wird
man sich kaum der Vermuthung erwehren können, dass darin die
Briegische Tradition zum neuen Leben erwachte.
Schwieriger gestalteten sich die Verhältnisse in Liegnitz. Wir
haben es schon angedeutet und werden später noch auf die Sache
zurückkommen. Früher möchten wir aber zeigen, auf welche Weise
die Herzöge für die Hebung des Kirchenwesens in ihren Ländern
thatrg waren. Es sollten zunächst die Mängel desselben constatirt
werden. Das Mittel dazu war ein« Generalvisitation. Sie ist
im Briegischen 1651, in Liegnitz 1654 vorgenommen worden, Die
Visitationscommissionen bestanden aus einem herzoglichen Rath,
dtm Superintendenten und dem Senior primanus des Herzogthums.
Auf herzogUchen Kammergütern wurden auch die Amtsvcrwalter
ex officio zugezogen.') Was die Visitation, resp. Visitationen (es gab
deren mehrere) in Liegnitz betrifft, sind wir genau informirt.*) Das
Patent, welches die Visitation anordnete, erschien dort 165iJ. Juni
1654 sind die Visitationsartikel in allen Kirchen verlesen worden,
und dann wurde zur Visitation geschritten.') Die Visitatorcn em-
pfingen vom Herzog eine Specialinstruction, in welcher 40 Fragen
angeführt werden, die bei der Visitation beantwortet werden sollten.*}
') Schimmelpfennig, Zeitschr. f, Gesch. u. Alterlli. ScHesieiis, Vltl. S. 110.
■) Malzke, D. GenecaUitit. im F[l»t. Liegnili, 16Ö4.
^ Im Decrele, weichet die Visitalion in LiegDitz anordnete (Malcke, .S. 8),
«klart es der Herzog für seine PSicht, vor Allem ,die Kleinadien des Lande?, Kitchen
und Schalen bestertniBen in acht lu nehmen, insonderheil aber die in den Kirchen
(in geschlichene unordnong abzuBchaflen, nUIiliche Ordnung hingegen wtederumb aufzu-
brlcgen". Deshalb ordne er die Visilalion an. Sie soll kein Eln^ritT in das Jus Palro-
mius derer, welche dasselbe haben, sein, sondern lu „heikomtr Kirchenordnung und
»abiliiung eines Gottseeligen Chris lern hu mbs, wie auch zu wiederaurrtchtung der guii
•trfallenen Kirch endiscipl in, so bei Herrschaften und Unterthanen, so hei Lehrein als
Zuhöiem einen gutten Weg bahnen".
<) Sonderbar ist die Weisung beiUglich der Visitalion des Pfarrers: „Die H.
Vbitaloren sollen des Pfarrers Musaeum, Bibliothek und Wohnung besehen, nach
it'iatr Studirzeit und gewöhnlichen horis fragen, seine operas und scripta beliehen,
ft\Tte Qualitülen, belangend Erudition, Beredsamkeil und dergleichen, wohl beobachten,
170
Sie sind es, aus welchen auf die Kirchenverfassung, wie sie sid
ursprünglich ausgebildet hat und zur Zeit der Visitation hätte zu
Recht bestehen sollen, manches Streiflicht fallt.
Die Visitation förderte höchst traurige Thatsachen zutage. Wir
erfahren z. B. aus dem Bericht der Visitatoren, dass die Stellen da
Kirchenväter beinahe nirgends vollständig besetzt, Hausbesuche ganz
unbekannt waren etc.^)
Die Folge der unternommenen Visitation, ^die wohl in aler.
drei Fürstenthümern auf gleiche Weise geschah, war eine Kirchcn-
ordnung, welche 1656 für jene Fürstenthümer erlassen wurde*.'
Diese Kirchenordnung sollte auf höheren Befehl an hohen Festen
in den Kirchen vorgelesen werden. Sie basirt auf den Berichten der
Pfarrer und der an Ort und Stelle gemachten Wahrnehmungen der
Visitatoren. Ihren Inhalt bilden strenge Anordnungen hinsichtlich
der Sonntagsheiligung,*) der Katechismuslehre, des Brautexamens.
der Inspection der Schulen und Kirchen durch die Lehnsherrschatten
und CoUatoren, der Fasteiipredigten, des Läutens der Betglocke.
der Abstellung der lärmenden Hochzeiten am Sonntag, des TanzcriS
am Sonntag, Kirchgangs der Wöchnerincn, der Zahl der Gevatter
(drei, höchstens fünf; nur der Adel durfte mehrere haben) und der
Gäste bei den Gevatteressen (nicht mehr als zwölf Personen, die
Pathen eingerechnet), Anlegung der Kirchenbücher, der Zucht*)
daß man wisse, was vor Subjecta in zukünftiger Promotion aller Orten Torhandei;
seine Person sollen sie auch betrachten, ob etwas an ihm dem prittterlichen Susi
Unanständiges zu finden, ob er lange Haare, alamodische Kleidung und Bart. al.n-
prächtigen oder auch unsaubem Habit, Spitzen, Handblätter, Canonen, Stiefeln, Sporen,
Degen, Büchsen und dergleichen habe, auch wie sich die Pfarrfrau mit den Kiodtn:
in Kleidung, Leben und Wandel verhalten? Item ob er auch aufgeblasene Worte.
stolze, hitzige, störrische, zornige, zänkische Gebehrden und dergleichen führe . . .'
(Matzke, S. 24.)
*) Ein Pfarrer sagte vor den Visitatoren aus: „Ich bin zwar nicht in die H&oser
gegangen und gesehen, wie sich ein jedes verhalte; habe gemeint, wenn ich meia
Amt verrichte, mit dem könnten die Zuhörer zufrieden sein, dieweil auch des.«en icn
Befehl gewesen ist (!). — Andere hatten noch sonderbarere Ausreden." (Schimmel
pfennig, S. 131.)
*) Schimmel pfennig, S. 140 u. f.; dort auch über das Datum desEdicie»,
durch welches die Kirchenordnung publicirt worden ist. In Liegnitz scheint es er»t
1660 geschehen zu sein.
*) Schon 4. September 1650 erschien ein Patent über die Sonnlagsheili^Tig
*) Aergerliches Leben Führende, öflfentliche Verächter des göttlichen Worte*
und heiliger Sacramente, oder sonst Übeln Lebens Berüchtigte sollten, wenn sie da^sa
171
Kirmcsse, Schankhäuser und Spiele. Zum Schlüsse wird verordnet,
dass ,die eingepfarrten Herrschaften und Gemeinden, welche, wie
der Fürst mit sondern ungnädigen Mißfallen vernommen. 7.um Auf-
baue oder Reparirong der Kirchen, Pfarr- und Schulhäuser wenig
oder nichts beitragen, das ihrige dazu thun und unweigerlich leisten*.
Eine weitere Folge der Visitation war die vom Superintendenten
Biermann den 28. August 1662 erlassene Instruction 7.ur Anlegung
neuer Kirchenbücher, damit diese über alle Verhältnisse der Kirchen-
gemeinde Auskunft ertheilen könnten. ,Die Charteken, Brieflein,
geheftete Papicrlcin, wie auch das Verzeichnen in den Kalendern,
mit dem sich mancher Geistliche behelfen mochte, sollten ganz und
gar abkommen*. Zugleich wurde auch die Anlegungeines .schwarzen
Registers fiir die spurü, die unehelichen, in der Halle getrauten
Brautpaare, die nicht solenn Begrabenen* angeordnet.
Die Genera] Visitation, welche in Liegnitz im Jahre 1655 ihre
Fortsetzung fand, war eine zu vereinzelte Erscheinung des kirch-
lichen Lebens, um nachiialtig wirken zu können. Auch die ein-
luf des Pfairrers ,secundum giadui admanilionum' beichehenc Ertnihnung nicht ab-
itehen wolllen, lur Kindeitsufe gani und g«r nicbt admiltirt werden. — Die ielite
Enlicheidung war beim Consistorium. Der Pfarrer, der sich bei aeinem Strafimt alles
.unieiligen Eifers und Affeclen" m enthalten halle (Matike, S, 31), durfte nicht
eigenmäcbtig verrahren, sondern muaste den betreffenden Fall dem Senior. ,der es
behoiigen Ortes anzubringen witsen wird", ■nieigen. (Schimm etpf en n ig, ä. 143.)
Dis Consistorium legte Strafen auf, welche durchaus nicht „eeitHich" waren. Wir
werden sofort erkennen, welcher Art diese Strafen za sein pflegten, wenn wir lesen,
dass die Visitttoren (in ihrem Diredorium) angewiesen waren, iniuselien, ob — Hals-
ei^en und Handsliieke bei den Kirchen vorhanden seien? (Matzke, S. 31.) — Und
wenn wir weiter in der General- Relation der Visitatoren aus dem Jahre 1676 (M atike,
S. 88) die Worte lesen: .Kein Irrender wird gestraft'. „Die Pastoren halten sich in
gehörigen casibns nicht an die Obrigkeit und dero hilflichc Hand contra iransgressores;
aber auch die Obrigkeiten sind säumig mit ihrer Hilfe denen Pastoritiu« an die Hand
lu kommen. Die Obrigkeiten und Herrschaften belieben nicht gute Ordnung mit ge-
wissen poeni» zu strafen oder solche an Verbrechern tvt exerciren, da doch Icges sine
execnitone sunt quasi campana sine Piftillo*, dann werden wir sofort sagen mllESen,
dasi die Kiicheoordnnng in puncto Kircheniucht keine Remedur geschaffen hat. Bei
ätr An und Weise, wie diese prakticirt wurde, war ihr Verfall unausbleiblich; gar,
ils man anEng, die Kirchenbusse durch Dispensation, welche der Landesfilrst — dem
slitd ja das Begnadigungsrecht lu — ertheilte, in Geldstrafen tun iii wand ein, was in
Deutschland lur gewöhnlichen Praxis wurde. (Richter, Gesch. der evang. K.-V„ 1651,
S. 329 ] Hatte man kein Geld — die Höhe der Geldstrafen richtete sich nach den
Vcrmägensverhaltn lasen — mnsste man an das Halseisen ! (S c h i m m e 1 p f e n n i g, S. 143.)
_172_
geführte Kirchenordnung scheint den gewünschten und erhofften
Effect nicht gehabt zu haben. ,So oft sie an hohen Festen vor-
gelesen wurde, mögen sich Pfarrer, CoUator und Gemeinde beglück-
wünscht haben, dass sie trotz derselben so ruhig und unangefochten
weiter leben konnten.* *)
Die Fürsorge, welche die fürstlichen Brüder fiir die evangelische
Kirche ihrer Länder an den Tag legten, missfiel der katholischen
Geistlichkeit, welche ,eine Contravention nach der anderen vorzu-
nehmen sich bemühte*. Besonders auf die evangelischen Consistoricn
jener Länder hatte sie es abgesehen. Der Bischof Leopold Wilhelm
von Breslau suchte schriftlich (23. März 1661) den Kaiser zu be-
wegen, diese Consistorien aufzuheben und die Jurisdiction auch über
die Evangelischen dem katholischen Consistorium in Breslau zu über-
tragen. Der Versuch glückte ihm damals noch nicht. Die Herzöire
sendeten (10. November 1662) dem Kaiser eine wohlausgearbeitete
,weitläuftige Deduction und Beweis ihrer habenden Gerechtigkeiten*
zu, worauf der Kaiser den Bischof ,zur Ruhe gewiesen*.*)
Im Jahre 1664 vereinigte der Herzog Christian von Wohlau
nach dem Tode seiner Brüder alle drei Fürstenthümer unter seinem
Scepter. Auch er begünstigte das reformirte Bekenntniss, so viel er
nur konnte.*) Lucae*) meint, es habe in Brieg die frühere Harmonie
{nämlich zwischen Lutheranern und Reformirten), .desgleichen man
schwerlich in Teutschland antreffen wird*, auch weiter angedauert.
Wenn man aber weiter von ihm hört, dass , lutherische Eltern von
Condition vorsetzlich ihre Kinder in der reformirten Religion er-
zogen*, und dass »dazu selbst die lutherischen Präceptoren und Can-
didati Ministerii halfen, indem sie die Jugend in dem Heidelberger
Catechismo informirten* ; und dass ^^ vornehme lutherische Prediger
auch gar bey der grossen Haupb und Pfarr-Kirche mit reformirten
Weibern ohne Bedencken* sich verheirateten, so wie auch, dass der
Herzog, obschon die sämmtliche Bürgerschaft lutherisch war, den
halben Stadtrath mit reformirten Rathsherren besetzte etc.. dann
bedeutet es wohl nichts Anderes, als dass in Brieg das reformirte
1) Schimmelpfennig, S. 144.
«) Hensel, S. 347.
*) Er ernannte (1668) den schon oft erwähnten Friedrich Lucae zum ersten
Hofprediger in Brieg mit dem Sitze im Consistorium.
*) S. 633.
173
Bckenntniss unter der Protection des Herzogs bedeutende Fort-
schritte machte.
Aber bei aller Vorliebe für das rcformirte Bekenntniss ging
Giristian ganz im Sinne des Territorialismus vor. Ais nach dem Tode
des Superintendenten Biermann eine längere Vacanz der Super-
tntendentur eintrat, beschnitt der Herzog auf Ansuchen etlicher Räthc
die ohnehin geringe Selbstständigkeit des Consistoriums noch mehr,
indem er dasselbe, das ja ,ein Corpus und Expedition flir sich war*,
zum Anhängsel der Regierungskanzlei machte. Das hatte zur Folge,
dass sich das Recht, an den Consistorialsitziingen theilzu nehmen,
solche Räthe anmassten, die nicht dazu gehörten. Natürlich , machte
solches die Priester schafft sehr blöde und sähe es ungerne vieler
Ursachen wegen*. Deshalb setzte der neue Superintendent Christ.
Pauli das Consistorium , wieder an den gehörigen Ort". ') Aehnlich
vie in Brieg ging es auch in den anderen zwei Fürstenthiimern zu.
Schon der Herzog Ludwig verstand es. im Liegnitzer Consistorium,
weiches sonst lauter lutherische Prediger und Beisitzer hatte, dem
Georg Wittichius, einem .fumehmen JCtus' (Juris Consultus) und ,Rath-
Eltesten' bei der Stadt Liegnitz, der reformirten Bekenntnisses war.
,das Syndicat und also gleichsam das Directorium' zu verschaffen.')
Der Herzog Christian von Wohiau, welcher das Land durch Erbschaft
erwarb, schaffte den alten Titel .Kreisdechant* ab und führte den
mehr reformirt klingenden , Kreissenior' ein. ') Er veröffentlichte
eine , Resolution wegen Einrichtung des fürstlichen Status mit dessen
ein- und zugchörigungen im Fürstenthum Liegnitz' ddo. Ohlau, 17. März
1665,*) in welcher er kundgibt, dass er, weil er nicht .allezeit zur Stelle
sein kann", die Kirchen Sachen, worunter auch Matrimonialia und
,wann Pfarrer und Kirchenschreiber in Ecciesiasticis unter einander
oder mit cii^epfarrten zu thun hätten', zu verstehen sind, dem
fürstlich UegnJtz. Consistorium, nämlich dem Superintendenten
bezw. Superint. Administrator und dem Präses ,remittirt' habe. Sie
werden in allen solchen , Vorfall enheiten gezlehmende außrichtung
zu verschaffen wissen*. Was aber die Dispensationen in Ehesachen,
.hergebrachten* Kirchenbussen, dann so oft die eine oder andere
>) Lncae, S. 36.
•) Lncae, S. 624.
*) Oironik TOD Liegnilz. heransgegebFn »on Kralfert, H. Th,, 1871, S, 866.
*) Extract im ArcbW des Min. f. C, u. U. in Wien,
174
Partei mit dem Ausspruche des Consistoriums ^ nicht vergnügt sdn
wollte*, soll »ein Zug an Unß vorUnß*, d. h. die Appellation an
den Fürsten gehen und ihm die Entscheidung vorbehalten bleiben.
Das Consistorium sollte so besetzt bleiben, wie es in jenem Jahre
war: als Praeses sollte Mart. Bernhardt, fiirstl. Rat und Regier.
Secretarius an des Fürsten statt, als Beisitzer Schmettau, der Ver-
walter der Superintendentur fungiren. Der letztere war reformirt
Nun entschloss sich der Herzog, die Administratur in fine wirkliche
Superintendentur umzuwandeln und diese dem reformirten Schmettac
zu übertragen. Dass er sich der Tragweite seines Vorgehens bewusst
war, davon zeugt der Umstand, dass er nicht nur Schmettau eine
gründliche Instruction zukommen, sondern ausserdem auch ein Patent
an die Priesterschaft des Fürstenthumes Liegnitz, und ein anderes
jin's Liegnitzische Fürstenthum wegen der Bestellung der Super-
intendentur und des Consistoriums* ausgehen Hess. Alle drei Schrifr-
stücke tragen das Datum des 15. Juli 1665.*) Sie sind in mancher
Hinsicht interessant, indem sie helles Licht auf die Kirchenverfassungs-
verhältnisse im Liegnitz'schen und in den anderen Fürstenthümcrn
werfen. Der Fürst mochte wohl ahnen, dass die Besetzung der
Superintendentur mit einem Reformirten böses Blut im Lande machen
werde; deshalb ermahnt er in allen drei Patenten zum ^^ Studio
concordiae* und warnt ^vor Zank und Streit von den Kantzeln und
in den Versammlungen*. Seine Summepiscopatsrechte bringt er zu:
allerstärksten Geltung. Der Superintendent darf ,ratione religionu.
und bißhero üblichen Ceremonien* ohne des Fürsten ^gnädige VerJ
Ordnung* nichts statuiren, und in dem Abschnitte von der latro-
duction kommt der Passus vor, dass der Superintendent ^ohnediefij
in allen geistlichen Sachen die Stelle des Fürsten vertrete*. BctrefS
des Consistoriums enthalten die Patente nichts Neues; wir erfahren!
nur, dass dasselbe durch den Hofdiakon Gertichius vermehrt worden
ist und dass die Adelschaft ebenfalls j^in rebus eccles.* (Elhesachen^
und was den Gottesdienst betraf) vor dem Consistorium ^stehen*
musste und „ohne Subsidialcitation beladen werden und erscheinen*
sollte. In »causis mixtis* sollte sie vor die fürstliche Regierung be-
langt werden.*) Wichtig sind die Bestimmungen, welche sich aol
>) Alle drei im Archiv des Min. f. C. u. U. in Wien in Abscliriften.
*) Später ist ihr auf ihre Bitte gestattet worden, durch die fürstliche Regienfflg!
vor das Consistorium citirt zu werden. Sie sollte aher sowohl der Cit&tion als auch
175
die Vocation, Ordination, Bestätigung, Verpflichtunjj und Introduction
der Prediger beziehen. Beim Lesen jener Bestimmungen erhält man
sofort den Eindruck, dass manche von ihnen in die Verfassung der
später organisirten evangelischen Kirche im Fürstenthum Tcschen
anfgenommen worden ist und dass der Kaiser als schlcMscher Krb-
herzog bei der Ausübung der Kirchengewalt vielfach in den Fuss-
stapfen der alten schlesischen Herzöge ging.
Wir wollen einige dieser Bestimmungen anführen. Vor Allem
diejenigen, welche die Besetzung der Pastorenstellen betreffen. Selbst-
verständlich geschah diese nach Belieben des Fürsten dort, wo er
das Vocationsrecht .immediate' hatte. Aber auch dort, wo Andere
das Jus vocandi hatten, durfte der Berufene nicht früher sein Amt
übernehmen, bis er sich dem Superintendenten itnd Consistorium
,ad Examen eniditionis gestellt und praesentirt. auch seines Wohl-
verhaltens gutes Zeugniß mitgebracht hat*. Ist er noch nicht im
Amte gewesen, musate er sich beim Consistorium ordiniren lassen.
Alle, welche für das Amt bestimmt waren, sollten sich dem Super-
intendenten und Consistorium stellen und ihre Namen verzeichnen
lassen, damit man sie kennt, wenn es sich um die Besetzung der
Stellen handelt, und , alles ungebührliche recomcndiren und lauffen
aufhöre*. Jeder Vocirte sollte verpflichtet sein, seine Vocation dem
Superintendenten und Consistorium vorzuzeigen. '1 Die Verpflichtung
der Vocirten geschah ,auf das Wort Gottes, in den prophetischen
und apostolischen Schriften verfasset, folgend« aber in den appro-
birten Symbolis zusammengezogen, auf die Augsp, Confession, wie
solche dem Kayser Caroto V. glorwürdigster gedächtnuß überreichet,
wie auch die orthodoxa scripta Lutheri et Melanchthonis et huius
corpus doctrinae, gereichet;*) denn von der formula concordiae. so
dietJer Landen von unßeren fürstlichen Vorfahren niemahls an-
genommen worden, wir durchaus nichts wissen wollen.* Was den
ipassum ordinationis* betraf, hatte beim ,Examine ordinandi* der
äem ,Judic>to' ,Parition' leitten. Sollte sie es nicht Chun. dann »ollte die Regierung
dem Consittarinm nacbdriickliche Hilfe leisten. (Instruct. für den Sup. Aüscher vom
J^hre 1667.)
') Die Superintendenten -Instruction vom 16. Jnli 1665, welche diese Beitim-
mangen enthalt, bemerkt, dass es also auch in Briegischen und WohUuiichen ge-
halten wird.
*) Aehnlich lautete spHter die Verpflichtung der Teschnischen Pfarret.
176
Superintendent die erste ,Umbfrage*, Jedoch nach Anleytung der
im Fürstenthum üblichen Kirchen- Agenda*. Die anderen Examira-
toren sollten nachfolgen, ,aber so, dass mutuo die quaestiones contrc-
versae künfftig untermieden und zu Zwistigkeiten Ursachen nicli:
geben werden mögen*. Wegen der Concurrenz des Superintendcr.tc.
(bei der Ordination der lutherischen Prediger) sollte es ,zur Br*
Zeugung der möglichen inclination zu Friede* bei der Disposition
sub acto 1. Juni 1663 bleiben, d, h. der reformirte Superintcncen:
sollte bei der Ordination anwesend sein, die Handauflegung voilra::
jedoch ein lutherischer Prediger. *) Die Introduction sollte der Super
intendent ^bey Landt und Städten in Ordnung halten*. Auf Kammer-
gütern sollte er sie in Person vollziehen. Die Adeligen durften sie
durch den Senior des Weichbildes oder Kreises als Substituten tic>
Superintendenten verrichten lassen; der Superintendent musste aber
das »accidenz ordinarium* erhalten. Der Senior hatte Anspruch a^f
ein ,honorarium*. Auch in den Kirchenbussen trachtete der Herz» ^
Ordnung zu schaffen. Er verordnete, dass auch dann, wenn c:
Dispensation von der Kirchenbusse ertheilt, das Consistorium den
noch j^eine Abkiindigung deß gegebenen Argemußes in loco delicti
von der Cantzel* verordnen soll. Die ,Excessus* sollen den Co..j-
toribus angezeigt und um ihre Einstellung und Abstrafung angehalten
werden. Sollte die ^wohlgemeinte Erinnerung* nichts helfen, s^ i
dem Consistorium nebst Specificirung solcher Excesse die Anzeige
^ohne Heychelei* gemacht werden. Die groben Sündenfälle, mögen
sie CoUatoren oder Eingepfarrte oder andere, die sich zur Kirche halten
betreffen, sollen .ohne einigen respect und saumbsal* dem Cun-
sistorium von der Priesterschaft .entdeckt* werden. Die Priesterschart
werde sich auf diese Weise »von aller Verantwortlichkeit befreyen'.
Die Ehebrüche und Hurerei sollen nicht .durch Verordnung cer
Lehnherrschaft mit den Kirchen-Bußen ausgetilgt* werden, da ja
solches nicht zum »Jure Patronatus, sondern ad Censuram Ecciesia-
sticam gehörig sei*. Die Pfarrer sollten in solche Dispensationen
nicht willigen, sondern die Verbrecher an das Consistorium weisen.
damit sie .eine geordnete Recognition* beibringen. Wenn sich ge-
fallene Personen durch die Ehe .wieder zu Ehren setzen und also
das scandalum . gemildert werde*, wird es dem Consistorium anheim-
i) Hensel, S. 400. Diese Praxis führte man auf Grund des Gutachtens d^
Akademien Breslau, Wittenberg und Jena ein.
^m
177
gestellt, ,die dreyfachc Vorstellung in der Kirchen,') naclidem
gefallene ernste Buße erwiesen, in honorem Matrimonii dem Befinden
nach auf eyn oder zweymahl, nicht aber gätiztlich zu erlaben'. Auch
die Entheiligung des .Sabbats', der Feier- und Bettage durch Tanzen
und Aehnliches wird streng gerügt und auf die Abhaltung der
,examina Catechismi' an Sonntagen gedrungen.
Alle diese wohlgemeinten Vorschriften, Bestimmungen und Er-
mahnungen vermochten aber nicht die tiefe Verstimmung der luthe-
rischen Geistlichkeit, welche die Ernennung eines reformirten Super-
intendenten schwer trug, zu bannen.') Es kam zu Streitigkeiten, in
welchen man bedauerlicherweise die Entscheidung sogar dem Bres-
lauer katholischen Bischof und schliesslich dem Kaiser überlies.s. Der
letztere entschied, ohne ein ordentliches Verhör anzusi eilen, zu
Ungunsten der Reformirten. Das kaiserhche Rescript forderte .die
Abschaffung des der sogenannten reformirten Relij^ion zugethanen
Superintendenten' und verbot .solche dem allgemeinen Ruhestände
zuwiderlaufende Neuerungen',') Die Supcrintendentur ist nun mit
Lutherischen besetzt worden. Aber die Reihe dtr Liegnitzer Super-
intendenten sollte bald enden. Im Jahre 1667 erlangte die Supcr-
intendentur Seb. Alischer. Auch er erhielt vom Herzog eine In-
struction, welche das Datum des 4. August 1667 trägt.') Sie ist nur
ein Auszug aus den im Jahre 1665 bei Gelegenheit der Ernennung
Schmettau's zum Superintendenten cmanirten Patente. Mit Alischer
(1674) starb der letzte wirkliche Liegnitzischc Superintendent.')
In demselben Jahre befahl die Herzogin Louise, welche für
ihren unmündigen Sohn Georg Wilhelm die Regierung führte und
eine kluge Regentin war,') .auf gehorsames Anhalten der Herren
Landesstände, zur Abstellung derer bei dem unseeligen Kriege ein-
geschlichenen und bisher continuirten Unordnung', zur Einführung
,der Kirch endiscipl in und ConformJtät', .wie auch Fortpflanzung
>] D. h. das äffeiitliche Stehen bei der KirchentbUr.
•) Hensel, S. 400. Kraftert, ChronLk von Uegniii, II, S. 256.
■) Chronik von LiegDiti, II, 357. — Schmetlau entzog »ch der anbefohlenen
Abseciung durch seinen Weggang nach Berlin (1666).
•) In der Chronik von LiegniU, II, 260, wird lie erwähnl. Eine vollständige
AbsEhrift ist im Archiv dei Min, f, C. u. U. in Wien vortnnden.
t) Hen»el, S. 403. Lucae meint (S. 466). es bitte kein taugliches Subject
für die Saperintendentur gegeben.
*) Hencel, S. 404.
Jahilnch da PnH»t>nli>imii ISBT, H. III u. IV. 18
^-
178
der christlichen Kirchen*, eine Generalvisitation in den drei Fürsten-
thümern.*) Bei dieser Visitation ging es ähnlich zu wie bei der
ersten. Die Visitatoren, welche »in einer blauen Kutsche* fuhren
vollbrachten ihre Arbeit im Zeiträume vom 25. September bis
28. November 1674. Die Kosten der Visitation fielen den einzelne?
Kirchencassen zur Last. Die Visitationscommissionen verfassten ctn:
Generalrelation, die in allen Fürstenthümem ähnlich gelautet haben
mag. Wir kennen die aus Liegnitz.*) Aus ihr geht deutlich hervor.
wie gering die Früchte waren, welche die erste Visitation gezeiti;:
hat. Die Relation entrollt ein Bild desoluter kirchlicher Zustande.
auch der Verfassungszustände. Es wird in ihr geklagt, dass ck
Pastoren meistens für sich leben, sie hätten , keinen respectum a:f
ihre seniores, diese nicht auf den Superintendenten oder in dessen
Ermangelung — in Liegnitz war ja kein eigenüicher Superintcndcwt
mehr — auf das fürstliche Consistorium. Es gäbe keinen Super-
intendenten, und die gesammte Priesterschaft, ja das Liegnitziscrt
Collegium selbst sei wie ein Leib ohne Haupt, wie ein Körper ohne
Seele, jedermann thue, was ihm recht dünke. Es werden keine
Conventus mehr gehalten, und es lerne der Pastor seinen Senioren
oder der Senior seine untergebenen Pastores kaum kennen. Kein
Irrender wird gestraft, er lebe geistlich oder weltlich, so ist's eines
und heißt fast quot Pastores tot Licentiati. Die Herren Collatore^ ic
Städten und Dörfern weisen ihre neu vocirte Pastores nicht an dcj
Superintendenten oder Consistorium; sie bilden sich meistens ein,
es stehe ihnen frei, ob sie den Pastorem wollten ordentlich zum
Amte investiren lassen oder nicht, halten sich durch ihre gegeben*
vocationes nicht an die alten und löblichen Ordnungen der Ante
cessores. Die Pastoren seien fahrlässig im Amte, admittiren J^'J
Kanzel nämlich) studiosos ohne Unterschied und aus bloßer Faulhci'
an Hauptfesten*. Ein gleiches Lied wird hinsichtlich des übrij^«
kirchlichen Lebens gesungen. Nur in Brieg scheint es einigermassci
besser gewesen zu sein; Lucae erzählt,') es habe der Super
*) Aus der Instruction der Visitatoren vom 16. September 1674. — I^'^ ^^
stnictionen waren für alle FürstenthUmer bis auf einige Abweichungen gleich. (Mafil^^
S. 9, 21; Schimmelpfennig, S. 149.) — Die Directorien der VisiUtionen war:
dieselben wie bei der ersten Visitation. (Matske, L c.)
«) Matzke, S 87. — Sie hat das Datum des 23. April 1676.
•) S. 636.
179
intendent Pauli ,die zerfallenen Sabbats- und Kirchenordnungen ver-
bessert*.
Es hätte wohl eine kräftige Hand eingreifen müssen, um Ord-
nung zu schaffen. Vielleicht hätte sie der Sohn Christians, der reich-
begabte und hoffnungsvolle Georg Wilhelm gehabt, von welchem
ein altes Manuscript sagt,*) er sei »wider aller andern Reiche Zu-
stand und Gewohnheit der beste gewesen*. Leider ist Georg Wilhelm,
der letzte Piast, 15 Jahre alt, an den Blattern (21. November 1676)
gestorben. Als ob er geahnt hätte, wie es nach seinem Tode mit
der evangelischen Kirche in seinen Ländern zugehen werde, schrieb
er noch auf seinem Totenbette an den Kaiser Leopold I. einen
Brief,') in welchem er folgende Bitte ausspricht: , Vornehmlich
aber meine arme Unterthanen bey Ihren Privilegien und bißherigen
Glaubens-Ubungen in Kayserl. HuUden und gnaden femer aller-
gnädigst zu halten*. — Ob seine Bitte auch Erhörung gefunden
hat? Die Antwort auf diese Fragö werden wir im nächsten Capitel
erhalten.
Ehe wir aber zu diesem übergehen, müssen wir noch früher
zusehen, wie sich jene schlesischen Gemeinden organisirt haben,
welchen durch den Westfäl. Friedensschluss je eine Gnadenkirche
zugestanden worden ist: Glogau, Jauer und Seh weidnitz. Dies
müssen wir schon deshalb thun, weil sich ihre Organisation im
Grossen und Ganzen die späteren sechs Gnadenkirchen zum Vorbild
genommen haben — unter ihnen auch Teschen, der Ausgangsort
der neueren Organisation der evangeHschen Kirche in Oesterreich.*)
lieber die Organisation der drei alten Friedensgemeinden ist
im Allgemeinen zu sagen, dass sie ein eclatantes Beispiel eines er-
zwungenen Independentismus darbieten. Von einem Zusammenschlüsse
im gemeinsamen Kirchenregiment durfte nicht die Rede sein. Jede
') „Historische Beschreibung des Fürstenthums Liegnite" in S offneres: Die
Kirchenreductionen in dem FUrstenthume Liegnits etc. nach dem Tode G. Wilh.
'Schles. Zcitschr., XX. Bd., S. 121).
*) Der ganEc schöne Brief: Chronik von Liegnitz, II. Th., 2. Abth., S. 327;
Lucae, S. 15, 261, mit Abweichungen; Schluss des Briefes: Acta histor. eccles.
^■. Bd.. 1741, S. 834.
') In einem späteren ActenstÜcke, welches sich im Teschner evang. Pfarrarchtv
^Andet, wird von der Glogauischen und Schweidnitzschen Kirchenordnung gesprochen,
^e.che man bei der Zusammenstellung der Kirchen Ordnung fUr die neuen Gnaden»
Jtirchen ^zugezogen* hätte.
12*
L
180
Gemeinde musste ihre Angelegenheiten selbst besorgen. Das that
sie durch etliche ,Kirchenvorstcher und Deputirte*. durch
welche die Gemeindesachen sollten ,reguliret* werdeo.') Die Regie-
rung hat sie auch als ausübendes Organ der Gemeinde anerkannt,
Hess ihnen die Verordnungen zukonimen und verhandelte mit ihnen.
Einen genaueren Einblick in die Verfassungsverhältnisse der alten
Gnadenkirchen gewährt ein uns vorliegender Bericht über die Institu-
tion der Kirchen vorsteh er aus Schweidnitz aus dem Jahre M2h.
welcher durch das kaiserliche Rescript vom 27. August des ge-
nannten Jahres von allen Gnadenldrchen abgefordert wurde. Wir er-
fahren aus demselben, wie es sich mit jener Institution in Schwdd-
nitz gleich in der Zeit nach dem Westfäl. Friedensschlüsse verhie'.t.
Und wie in Schweidnitz, mag es wohl mutatis mutandis auch bd
den übrigen Gnadenkirchen gehalten worden sein. Der Bericht sag:.
dass man zunächst eine gewisse Anzahl Manner aus der Mitte der
evangelischen Bürgerschaft zu Kirchen Vorstehern vorschlug. Aus
diesen von der evangelischen Bürgerschaft vorgeschlagenen ,Sub-
jectcn* sind bei Gelegenheit der Aussteckung des Kirchenplatzes
vier als Kirchenvorsteher .erkieset und confirmirt worden*. Auch
in der nachfolgenden Zeit übernahmen die Kirchen vor st eher ihr
Amt nur , praevia Confirmatione Offidi Regii'.
Weil den wenigen Kirchenvorstehern die Einrichtung und
Beförderung des Kirchenwesens ,vor sich allein zu übernehmen und
zu tractiren allzuschwer und bedenklich* fiel, vereinbarten sie (1654
mit der gesammten evangelischen Bürgerschaft, dass aus der Mitte
derselben noch eine andere Körperschaft gebüdct werde, weiche
sich mit den Kirchenvorstehcrn ,associiren, bcysammen einen die
gantze evang. Burgcrschafft repraesentirenden Ausschuß constituircn,
und mit einander in Kirchen-Sachen das nöthige unternehmen,
handeln und schlügen möchten*. Die Mitglieder dieser Körperschaft,
in welcher wir auf österreichischem Boden die erste
Vorlage unserer modernen Gemeindevertretung haben,
hiessen Deputirtc. Die Zahl derselben war auf 14 festgesetzt,
und zwar .sechs ex Civibus honoratioribus, zwey aus der Kretschmer-
Zunfft, viere von den Geschworenen HaubtzünfTten, und zwey aus
denen kleinen Zünfften*. Bei diesen Deputirten ist eine Confirmation
>) Heniel, S. 341.
181
durch die Regierung niemals üblich gewesen und auch niemals ge-
fordert worden.
Ist ein Kirchen Vorsteher , abgegangen*, ist er aus der Zahl
der Deputirten , durch eine Wahl per Schedulas* ersetzt worden.
Der betreffende Deputirte ist auf gleiche Weise ,ex suo Ordine
ergäntzet und folglich dem CoUegio adjungiret worden*.
Es befanden sich aber im Sprengel der Gemeinden Mitglieder
der Landstände, welche sich zu den Gnadenkirchen hielten, den
dortigen Gottesdienst besuchten und mit ihren Unterthanen die ge-
meinsamen Lasten mittelst nicht unbedeutender Beiträge tragen halfen.
Sie erhoben deshalb auch Anspruch, an der Leitung der Gemeinde
theilzunehmen und speciell bei der Ausübung des Jus patronatus zu
concurriren. Da war es nöthig, ihren Forderungen gegenüber Stel-
lung zu nehmen. Diese Angelegenheit ist aber nicht in allen
Gnadenkirchen auf gleiche Weise geregelt worden. In Schweidnitz hat
man es (1674) fiir , nicht undienlich zu sein erachtet, salvo Jure Patro-
natus sich mit ihnen dergestalt zu combiniren, daß wolgedachte
Herren Landstände aus Ihrem Gremio zwey Deputatos erkiesen
möchten, welche der Abnahme derer Kirchen Rayttungen beywohnen
und sonsten bey wichtigen Fällen, welche nicht das Jus Patro-
natus betreffen, ad Consultationes mitgezogen werden könten*. Und
dieser Brauch blieb ,in viridi*. — In Glogau sind einzelne vom
Adel vollberechtigte Mitglieder des Kirchenvorstandes gewesen, d. h.
sie haben auch an der Ausübung des Jus Patronatus t heilgenommen.*)
Wie sich die Sache im Einzelnen in Jauer gestaltet hat, ist uns
nicht bekannt. — Als die Gemeinden ihre Geistlichen hatten, stellte
sich damit auch die Nothwendigkeit ein, Stellung derselben zum
Kirchen vorstand zu regeln. In Schweidnitz ist es auf die Weise ge-
schehen, dass man den Pastor primarius und endlich auch die
obersten zwei ,Capelläne* in den Kirchen vorstand aufgenommen
hat, ,umb sich ihres Beyraths in Kirchlichen Berathschlagungen mit
zu bedienen; iedoch daß sie in casibus, welche das Jus Patronatus
und Ersetzung der vacanten Prediger-Stellen concerniret, niemalen
concurriret, noch einiges Votum gehabt*. In Jauer scheint man es
ebenso gehalten zu haben. In Glogau dagegen hätten, wie Hensel
meint, auch die Geistlichen an der Vocirung ihrer Amtsbrüder An-
1) Hensel, S. 341, 548. — Zu vergleichen auch das später zu erwähnende
kais. Rescript vom 4. Mai 1731.
-"VV
\
182_
theil gehabt, falls nämlich unter den von ihm erwähnten Vocationen
die der Geistlichen gemeint sind *) Aber mit Rücksicht auf den
Wortlaut des kaiserlichen Rescriptes vom 4. Mai 1731, •) in welchem
gesagt wird, es sei durch die Resolution vom 10. Juli 1669 der
Modus der Wahl — wir werden denselben sofort näher kennen
lernen — für alle drei Gnadenkirchen ^uniformirter* ausgemessen und
es solle auch bei dieser Ausmessung, dass nämlich die Bürgerschaft
die Wahl der Geistlichen , allein und privative* vornehme, bleiben,
wäre wohl zu behaupten, dass sich die Geistlichen auch in Glogau an
der Wahl ihrer zukünftigen Amtsbrüder nicht betheiligt haben. Eine
stricte Entscheidung in dieser Angelegenheit zu fallen, vermögen
wir allerdings nicht.
Die wichtigsten Obliegenheiten des Kirchenvorstandes waren:
Erwählung der Prediger und Schulbedienten, Verwaltung des Ge-
meindevermögens, Abnahme der Rechnungen, Aufluhrung von Bauten.
Entgegennahme und Ausfuhrung der königlichen Amtsrescripte, Be-
sorgung verschiedener Rechtssachen und , andere Vorfallen heiten,
welche hiezu nöthige Materie an die Hand geben*.
Es ist nothwendig, die wichtigste Obliegenheit des Kirchen-
vorstandes, die Wahl der Prediger, noch besonders in's Auge
zu fassen. Bis zum Jahre 1669 hatten die Gnadenkirchen in dieser
Hinsicht ziemlich freie Hand.') Durch das Rescript vom 10. Juli 1669
ist die Sache anders geworden. Es werden durch dasselbe die
Pfarrwahlen so geregelt, dass der Bürgerschaft der (drei) Städte
die Vocirung und Präsentation der Prediger zuerkannt wird, Sic
musste aber den Erwählten dem Rath , benennen* und vorschlagen.
Dieser hatte sich dann hinsichtlich ,deß Erwähleten Religion,
Leben und Wandel zu informiren und genaue Acht haben, daß er
1) Hensel, S. 648.
>) Riegger K. E., Samml. d. in Kirchens. etc. erg. landesf. Ges. in Sch^es..
1778, S. 166.
') ZschackwitZ) Schi. Kirch. H., I, 262. Dort auch das Rescript Tom
10. Juli 1669. Dasselbe untersagt auch den Gloganem, welche sich mit der An-
stellung des dritten Geistlichen nicht beeilten, dieselbe. Der dritte lyPraedican:*^.
welcher von der ^uncatholischen BürgerschafTt* ^propria authoritate* angenommen
worden ist, „wird nicht zu erdulden seyn* ; „ob aber sonsten der Numerus ternaiios
bey dieser Kirche xugelassen sey oder nicht, darüber befinden Wir Tor diesmahl nicht
der Notdurfft zu seyn eine determination zu thun, sondern es wird bey dem, wie es
bißhero gehalten, also auch noch verbleiben kotanen**. (Vgl. auch Hensel, S. 339;
Lucac. S. 423.)
183
nicht einer von nicht .tolerirten Secten, oder aus denen elimi-
nirten, noch sonsten zancksüchtigen und auffrührerischen Gemüthes
sei*. Nachdem der Rath seine Informationen eingezogen hat,
war es seine Pflicht, den Erwählten dem Landeshauptmann ,mit
Vermelden, daß es auf der uncathol. Burgerschafft Benennen und
Vorschlag geschehe*, zu präsent iren und denselben ,umb Ampts-
Consens* anzugehen. Dieser Consens sollte ,wie auch die Praesen-
tation in terminis Permissionis, nicht in P'orm einer Concession
oder Confirmation, sondern eines Bescheydes auf das Memorial, ohne
Auffdruckung deß Am pts-In siegeis, geschriebener* ertheilt werden.
So sollte ,von dem Rath und der Burgerschafft dieses sogenannte
Jus Patronatus suo modo concurrenter gebraucht und der Praedicant
ehender nicht, als nach solcher gestalt erhaltenem Ampts-Consens
installirt werden*.*) Wir erfahren noch weiter, dass die Auswahl
der Prediger durch den Landeshauptmann zunächst aus neun, später
aus drei Subjecten zu geschehen hatte.') Die Geistlichen mussten
ihre Ordination, wenn eine solche noth wendig war, , auswärts*,
d. h. bei einem auswärtigen Consistorium, suchen. Der erste Geist-
liche führte den Titel ,Inspector* oder ^pastor primarius*.
Auch sonst sind die Friedensgemeinden, welche für die Er-
haltung ihres Kirchenwesens mit eigenen Mitteln aufzukommen
hatten, vielfach geplagt und bedrückt worden. Dabei mussten ihre
Gemeindeglieder den an den weggenommenen Kirchen fungirenden
katholischen Geistlichen die ,taxam stolae* zahlen, die gar nicht
unbedeutend war.*) Sehr beschwerlich war auch für die Gnaden-
1) Welchen Plackereien die Evangelischen in dieser Hinsicht und auch sonst
ausgesetzt waren, wird man sofort erkennen, wenn man bedenkt, dass der Rath,
der ja überhaupt die Jurisdiction über die Prediger und in Kirchensachen aus-
zuüben hatte, katholisch war. (Hensel, S. 356.) Zschackwitz meint, der Kaiser
hätte um das Rescript nicht gewusst, was schwer zu glauben ist.
>) Henself S. 341. Diese Regelung geschah durch die kaiserliche Resolution
vom 23. Februar 1664. Nach derselben sollte es dem Landeshauptmann freistehen,
die ^Praedicanten', gegen welche er ^erhebliche Bedencken*^ hatte, nicht zu be*
stätigen, sondern „zu dimittiren undt andere vorschlagen und praesentiren zu lassen*'.
I Archiv des Min. f. C. u. U. in Wien.)
^ Noch im Jahre 1746 ist durch Friedrichs II. Erhebungen festgestellt worden,
dass es eine Reihe Ortschaften in Schlesien gab, wo es zwar katholische Pfarrer, aber
kein einziges katholisches Gemeindeglied gab, und wo die Protestanten den katholischen
Geistlichen hohe Zehnten und Stol gebühren zahlten. (Fried berg, Die schl. Zehntverf.,
in der „Zeitschr. f. K. R.«, VI, 1866, 376.)
•11
184
kirchen das Verbot, dass die Parochi loci leinen fremden Geistlichen
und noch weniger einen Studenten für sich predigen und die
Sacramente administriren lassen durften. So konnte es geschehen,
dass die Gemeinde ohne jeglichen Gottesdienst war.*)
IV.
Auch für die noch immer bevorzugten schlesischen Fürsten-
thümer kam. dem Westfäl. Frieden zum Trotz, eine Zeit der Ver-
folgung und Bedrückung heran. In ihr sollte die bisher aufrecht er-
haltene evangelische Kirchenverfassung der Piastenländer in die
Brüche gehen. Ist es ja überhaupt so weit gekommen, dass man in
Schlesien anfing, die Frage zu verneinen : ob die Lutheraner der
im Instrumento pacis den Augspurg. Confessionsverwandten ver-
liehenen Religionsfreiheit sich getrösten könnten?*) Klar und deuthch
war das Bestreben derer, welche diese Frage aufwarfen: ,eiD Loch
nach dem andern durch das so theure, beschworene Instrumentiim
pacis zu machen*. Dies Alles geschah ungeachtet dessen, dass die
Kaiser nicht müde wurden, zu versichern, sie wollen darüber, ,wa5
ihnen Augsp. Confessionsverwandten das Instrumentum Pacis ein-
räumet, veste Hand halten und nicht gestatten, daß ihnen demc
zuwider etwas zugemuthet werde*.*) Diese Versicherungen sind
einfach nicht gehalten worden. In Schlesien sollte, und zwar nach
dem Grundsatze Leopolds L, ,suavi modo, sine strepitu et violentia*.
die ^Reconciliation*, d. h. die Rekatholisirung durchgeführt werden.*) —
Es war im Jahre 1662, als man es in Breslau wiederum wagte, die
Frohnieich namsprocession mit grossem Gepränge abzuhalten. Darauf
fand man in den Gassen zerstreute Zettel mit folgender bezeichnen-
den und vielsagenden Inschrift:
, Dieses Jahr heisst es zusehen.
Ubers Jahr stille stehen,
Und über zwey Jahre mitgehen.* *)
Die Inschrift enthielt eine richtige Prophezeiung ....
1) Lucae, S. 433.
«) Fuchs, Materialien (Teschcn), S. 29; Lucae, S. 467.
») Au8 dem Rescript vom 8. Juli 1669 (Hcnsel, S. 394); ähnlich aber schon
in den Jahren 1654 und 1658.
*) Siehe das über Leopold bei Noorden, Der spanische Erbfolgekrieg, 2. Bd..
1874, S. 583. Gesagte.
*) Lucae, S. 444.
185
Selbstverständlich fing dieser neue .Cours' an. auch mit der noch
geltenden evangelischen Kirchenverfassung aufzuräumen. Und man
setzte gerade dort ein, wo man es am wenigsten erwartet hätte,
weil es sich dabei eigentlich um eine Verletzung der Bestimmungen
des Westfal. Friedens, also im Grunde genommen um einen
Rechtsbruch handelte. Man hat ganz übereinstimmend den Wortlaut
des Westfal. Friedens, Art. V, § 44, ') so gedeutet, dass das
Patronatsrecht kein Recht gäbe, die eine oder andere Pfarrei
oder Gemeinde zu reformiren;') jetzt duldete und erlaubte man
es. wenn Privatpersonen, welche in Schlesien Güter besassen, ihr
Patronatsrecht in der Weise ausübten, dass sie auch dort, wo es
gar keine Katholischen gab, katholischen Priestern zur Anstellung
verhatfen. Und wo evangelische Stadtgemeinden oder Herren das
Patronatsrecht hatten, da verlangte man bei der Besetzung der
Pfarrstellen von ihnen den stricten Nachweis, dass sie das Patronats-
recht auch wirklich besitzen. Und lieferte man den Nachweis,
so fand man ihn nicht genügend, besetzte die Pfarrstellcn mit
katholischen Geistlichen oder sperrte die evangelischen Kirchen zu
und verbot die Berufung evangelischer Prediger; ein Vorgehen,
welches man mit dem gewiss euphemistischen Ausdruck der Kirchen-
reductionen zu bezeichnen pflegt. Und wie man den Gnaden-
kirchen ihr Recht, die evangelischen Prediger zu wählen, zu schmalem
wusste. ist früher quellenmässig belegt worden.
Ein Dorn im Auge waren den Gegnern der evangelischen
Kirche die noch zu Recht bestehenden evangelischen Consistorien
in Schlesien. Systematisch ging man vor, um ihren Einfluss zu ver-
mindern oder sie gänzlich abzuschaffen. Das hatten z. B. die Bres-
lauer sofort zu erfahren. Dort breitete das katholische Consistorium
seine Competenzsphäre auf Kosten des evangelischen aus. Diesem
ist zunächst die Jurisdiction über die evangelischen, zu Breslau ge-
hörenden Dörfer abgesprochen worden. Dann wurde den evangelischen
Parteien freigestellt, sich eventuell auch vor das bischöfliche Con-
sistorium zu stellen, wogegen sich das evangelische Consistorium
hüten musste, etwas vor sein Forum zu ziehen, was das katholische
>) Das blosse Hoch-, Hals- and Cendgericht, vie auch dtt jus gladii, reten-
iinnii ci filialitatis geben neder msgesammt noch absonderlich das Refoimat Jon (recht
(Uhmann. Suppl,, S. 86&).
«) Thud chum. S. 48, Pütter, Der Geist des Westftl. Friedens, S. 405
186
als in seinen Wirkungskreis gehörig ansah.') Früher waren die
evangelischen Geistlichen dem Magistrate verantwortlich ; im Jabre
1676 musste sich auf kaiserlichen Befehl der erste evangelische Stadt-
pfarrer joh. Acoluthus, welchen man beschuldigte, dass er evange-
lische Exulanten aus Ungarn begünstige, vor den Bischof und d<L'
Oberamtscollegium stellen, .wobei auch etliche Canonici waren'
Und wie ihm, erging es auch anderen evangelischen Geistlichen.'
Wie ging es denn speciell in Brieg, Liegnitz und Wo h lau
zu, welche nach dem Tode Georg Wilhelms an das Haus Habs-
burg gekommen sind ? Die evangelische Kirche daselbst soil::
dessen bald inne werden, dass der sterbende letzte Piast seine Bitte
um Erhaltung der Religionsfreiheit und Rechte seiner evangclischet
Unterthanen vergeblich vorgetragen hat . . . Allerdings erhielten die
an Oesterreich im Jahre 1675 gekommenen Fürstenthiimer noch in
demselben Jahre (14. Dccember) vom Kaiser Leopold 1. ein Decrei.
in welchem er ihnen die Zusicherung gab, dass er .geneigt sei, die- |
selben bei wohlhergebrachten Freiheiten, erlangten Concessionea i
und Begnadigungen, wie nicht weniger bisherigen Rechten- uno i
Gerechtigkeiten auch fürohin zu handhaben und zu gestalten*,') Uns '
im nächsten Jahre (15. Juli 1676) beantwortete der Kaiser eine
schriftliche Bittschrift der Ritterschaft dahin, dass ,Ihro Kays, unj
Kön. Mayest. geruhtten sie dahin zu b^nadigen, daß sie und ihre
Posterität bey itzigem würcklichen und vor dem Kriege gehabter
Exercitio August. Confcss. nebst Erhaltung bisheriger
Kirchen- und Schulvcrfassung, mit allen dabey zcithcro
geübten und hergebrachten Ceremonicn, Ordnungen und Kirchen
ämtern allergnadigst gelassen, erhalten und mächtiglich geschützc:
werden mögen. Wie nun allerhöchst erwähnte K. und K. May. sie
gesamten der Augsp. Confess. zugethane Herren Ständen ob-
gedachter dero dreyen Fürstentumern Liegnitz, Brieg, Wohiau in
der den Pragerischen Neben-Receß, das Instrumentum Pacis und
die darauf erfolgten K. und K. allei^nädigsten Resolutiones zu be-
schweren oder durch jemand anders beschweren zu lassen, wie vor-
hin, also annoch gnadigst nicht gemeynet sey; also versehen .-iich
dieselben (nämlich I. Majest.) gegen die supplicirenden Herren
0 Hemel, S. 617.
*) Lucie, 5. 473; ZichBckvici, Schi. Kirchenhlsc.. I. 287. |
■) Saffner, KirchenTeducüonen, S. 122
187
•:lin(ie gnädigst, daß sie sich also bezeugen werden, wie es sich
m gehorsamen Vasallen und Unterthancn gegen ihren Erbherren
md Landesfursten eignen und geziemen thut.')
Wie ist es jedoch ganz anders gekommen 1 — Der Breslauer
Bischof Friedrich, Landgraf von Hessen, ein Apostat, wollte seinen
Ufer für die katholische Kirche damit erweisen, dass er die neuen
Erbfürs tenthümer des Kaisers »nach und nach in Kirchensachen auf
ätn Fuss der ahen reducirten Erbfürstenthümcr' zu setzen suchte.')
L'nd man liess ihn gewähren. Mit den Reformirten wurde der
Anfang gemacht; sie sind im Jahre 1680 ausgewiesen worden.')
Die Lutheraner sollten alsbald an die Reihe kommen. Auch hier
!H gegen sie ,ex jure Patronatus* operirt, oder, wie es in einer
spateren Beschwerde hei.sst, ,sub praetextu Patronatus* die katho-
lische Reformation eingeführt worden,*} Auch hier wurde dasselbe
denen, welche es „von uhraltcn Zeiten her' wirklich besessen und
a'K^eübt haben, abgeleugnet. Und w^te man das nicht, dann ist
Denjenigen, welche es ausübten, von der Regierung im Namen des
Kjisers befohlen worden, bei sich ereignender Vacanz den Prediger,
i.eichen man anzustellen sich anschickte, zuvor der Regierung zu
pri'entiren; und diese machte dann die grössten Schwierigkeiten,
iidem sie die Confirmation verzögerte oder .difficultirte*,')
Schliesslich kamen auch die Consistorien an die Reihe, Hensel
sigt kurzweg, sie seien mit dem Tode des letzten Herzogs ein-
gegangen.') — Da nun der Kaiser Landesfiirst war, wäre es seine
Pflicht gewesen, die Consistorien im Sinne der bestehenden .Ge-
rechtigkeiten* und seiner eigenen Resolutionen neu einzurichten,
beiw, sie zu bestätigen. Das ist aber nicht geschehen, und die Con-
■- si-storien lösten sich auf. Da entschlossen sich die Stände, die Sache
Klbst in die Hand zu nehmen und eine neue Kirchenordnung in
trer Landern aufzurichten. Fs mag ungefähr so zugegangen sein:
Nachdem die kaiserlichen Resolutionen von ltJ75 und 1676 den
xnn, Sup^Tl., S.816.
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471
188
Ständen , neuen Muth* gemacht haben, traten diese in den einzelnen
Fürstenthümem zu Versammlungen zusammen, in welchen urtcr
Zuziehung ^einiger der obersten Stadt geistlichen* über die neue
Kirchenordnung berathen wurde. Zunächst dachte man wahrschein-
lich an die Wiederaufrichtung der alten Consistorien, welche sich
z. B. die Liegnitzer aus zwei adeligen Landesältesten und zuci
Predigern (einer vom Land und einer von den Städten, welche
»ambulatorie beim Consistorio sitzen* sollten) zusammcngesetrt
dachten. Aehnlich dachte man sich wohl die Sache auch in der.
anderen Fürstenthümem. Nur die Brieger ^vermeynten ihre Priesttr-
schaft etwas enger einzuschrenken, indem sie zu ihrem Reglement
aus dem Jure Canonico zusammengezogene Gesetze vorschrieber
durch ihren Land-Syndicus*. Man scheint aber von dem Plane. ;cr.c
Consistorien einzurichten, abgekommen zu sein und einigte sich au:
Folgendem : Es sollte die Eintheilung der Fürstenthümer in Weich-
bilder (Seniorate) dtr neuen Kirchenordnung zu Grunde gelegt werden
In jedem Weichbilde sollten ^triumviri*, d. h. eine Commission.
bestehend aus einem von der Ritterschaft, dem Senior loci (Pri-
marius) und einem Rathsherrn, das Kirchen wesen besorgen. Jede^
Fürstenthum hatte in dem Senior der ersten Stadt einen Senif-
Primarius, welcher die Functionen eines Superintendenten verrichtete,
also die Examina und Ordinationen der Candidaten zu Vollzieher
hatte, wozu er aber seine CoUegen oder nächsten Nachbarn hinzu-
zuziehen verpflichtet war. Hinsichtlich der Besetzung der Pfarrsteijcr.
ist bestimmt worden, dass jeder Ritter oder jede Stadt, welche das
Jus Patronatus haben, den betreffenden Candidaten dem , Consistorio*
präsentiren. Dieses hatte ihn den dazu berufenen Predigern zum
Examen und zur Ordination zu^.uweisen.*) Auch auf Visitationen
war man bedacht. Zuweilen sollten die , Consistorien* eine Com-
mission, bestehend au» Geistlichen und Weltlichen, in die Städte
und Dörfer entsenden, damit sie dort Kirchen und Pfarrherren visi-
tiren. Diese Visitation sollte unter Inspection des Senior, in dessen
Weichbild sie vor sich ging, vollzogen werden. Auch dem Schul-
wesen sollten die »Consistorien* ihre Fürsorge widmen.
1) Manchmal soll von Collatoren und Candidaten die Ordination in Oels, iz
sogar in der Lausitz angestrebt worden sein. — In Oels erging es nämlich dcrcvan^.
Kirche verhältnissmässig gut. Unter dem Schutze der Herzoge gab es dort ein Consistorium
ja man errichtete, als sich die herrschende Linie theilte, noch ein zweite». (Hensel, S, 5E4 }
189
Das wären ungefähr die hauptsächlichsten Bestimmungen der
enen Kirchen Verfassung, die man einzuführen gesonnen war, und
ich welcher man wahrscheinlich auch vorzugehen begann. Sollte
;d-xh von der verpflichtenden Geltung dieser neuen, die Verfassung
« evangelischen Kirche normirenden .Ordnung*, von welcher
itnsel sagt,') dass sie .aus etlichen Bogen* bestand, die Rede
m, dann musste ihr von Wien aus die Bestätigung verschafft werden.
fan bemühte sich auch um dieselbe ; es ist indessen anzunehmen, dass
nan sie nicht erlangte. Hensel sagt freilich'): .daher baten sie
oie Stände) durch das königl. Oberamt die Confirmation vom Hofe
rti verschaffen ; sie erfolgte 1677*. Dagegen spricht aber, was
rir bei Lucae") lesen. Er erzählt von einer Deputation nach Wien,
»tlche aus den Herren Tschirsky aus dem Briegischen und Baiidiß
WS dem Liegnitzschen bestand.') Diese hätte eine zweifache Instruc-
tion erhalten; die erste betraf die Confirmation der neuen Kirchen-
Öffnung der Fürstenthiimer, die andere ihrer Kinder freie Education.
Belangend das erste (lautete nämlich die Entscheidung), so soll es
b(i dem alten beruhen, was wohl so zu verstehen ist, dass die neue
Kirchenordnung die kaiserliche Bestätigung nicht gefunden hat.
Damit stimmt auch das weitere Vorgehen der Regierung Uberein, von
'eidicm Hensel selbst erzählt, ,es seien die lutherischen Pfarrer
vor weltliche, mit katholischen Räthen besetzte, Fora vorgeladen
unrden, und man behandelte sie hart, wenn man nur einige Ursache
liätie, ihnen etwas aufzubürden*. Es wird sich so verhalten haben,
wie Lucae sagt: man richtete die neue Kirchenordnung .nach
Güitbetindung des königl. Oberamtes* ein, womit auch Zchack-
*itz') übereinstimmt, indem er sagt, dass die Fürstenthiimer ,mit
Genehmhaltung des Kays. Oberamtes ihre Consi'storien einrichteten',
lobei er bei Consistorien an jene Commissioncn in den Weich-
Wdem denken mag. Aber die kaiserliche Genehmigung er-
■Mt die Kirchenordnung nicht, und vergeblich war das Bemühen,
■) S. 498.
') S. 492.
■) S. 475.
') Hensel gibt freilich (S 602) den eigemlichen Zweck der Deputation
H 983,
_J90_
<lie alten Consistorien irgendwie ersetzen zu wollen.*) Man wollte
eben in den Fürstenthümern keine geordneten kirchlichen Verhält-
nisse haben, um dort mit der evangelischen Kirche desto leichter
fertig zu werden. — Wohin die Regierung zielte, erhellt aus der kaiser-
lichen Resolution vom 3. Juli 1681 : ,Ihr. K. u. K. Maj. hätten
nicht befunden, noch verstatten können, dass Ihr von den der Augsp
Conf. zugethanen Ständen und Städten (als welchen aus blos K. u. K.
Gnade allda toierirt würden), in dero Jure Patronatus et praesen-
tandi. so keinem Privato verschränkt werden könne, Ziel und Mav
sollte gesetzet oder zugemutliet werden, auf dero eigenen königL
und landesfürlichen Kammergütern andere religionsgesinnte Pfarr-
herren, als dero sie selbst zugethan, zu berufen und zu praesentiren. *
, Dennoch aber wolle er diese Gnade erzeigen, und es in diesen
neuen Erbfürstenthümern Liegnitz, Brieg und VVohlau. eben also
einrichten, wie es vermöge des Westfäl. Friedens in den alten
Schweidnitzischen, Jauerischen und Glogauischen geschehen, d. h. : Er
wolle sich in Kurzen entschließen, nur drey Kammergutskirchen ir
den drey neuen Fürstenthümern zu lassen und mit luther. Predigern
zu bestellen . . . die andern alle würden catholisch bestellet.*') Uro
so wurde auch verfahren ') Alle Intercessionen (Schwedens, Sachsens,
*) Grünhagen (II, 371) urtheilt über die fragliche Angelegenheit folgen dcrma>5.er •
„als dann auch bald die Consistorien aufgehoben wurden, schufen sie zum Ersätze Com
missionen, aus einem Landesältesten, einem Senior und einem städtischen Rathraan-
gebildet, welche mit Zuziehung von anderen Geistlichen nach Bedürfniss dos Ex^
miniren, Confirmiren, Installiren und Visitiren der Gemeinden besorgen soUten. —
Eine nachmals von den drei Färstenthümern gemeinsam aasge
arbeitete neue Kirchenordnung hat nie die landesherrliche Bestait
gung gefunden. — Er meint demnach, dass die Commissionen zunächst als Xod •
behelf eingerichtet worden sind, und dann berieth man die neue gemeinsame Kirchen
Ordnung, um deren Bestätigung man sich vergeblich bewarb. Schade, dass Henkel
über die berathene Kirchenordnung sich zu äussern nicht für noth wendig fand. De.
ganze Vorgang ist uns nicht deutlich genug.
*) S offner, Kirchenreductionen, S. 129; Hensel, S. 502.
>) Eine Probe aus Liegnitz: Die dortigen Kirchen Vorsteher haben nach dem
Tode des Diacons Klitschenreuter einen Nachfolger in der Person des %!. Dewer'beck
(1699) angestellt. Den 25. Mai 1700 langte vom Hofe eine Resolution ein, in welcher !
dieses Verfahren , Unfug" genannt und befohlen wird, ^alles wieder zu redintegriren* !
und ,,gegen das Verbrechen gebührends zu anthen**, — Dewerbeck musste abgescharrt
•werden. (Chronik von Liegnitz, III, S. 78, 300.)
_191
Preussens, Englands, der zwei letzteren zu Gunsten der Refor-
mirten), Deputationen etc. blieben ohne Erfolg.*)
Lässt es sich dann denken, dass es der evangelischen Kirche
in den anderen Theilen Schlesiens, die im Westfäl. Frieden spärlicher
oder gar nicht bedacht worden sind, besser erging? Die Antwort
kann nur verneinend lauten. Als Beleg gelte das Teschnische,
das wir ja mit Rücksicht auf den in dieser Abhandlung verfolgten
Zweck nicht aus den Augen verlieren dürfen. Wir haben bereits
darauf hingewiesen, dass auch dort den Evangelischen die Zu-
sicherung gegeben wurde, der Kaiser werde darüber, wozu er sich
,in Instrumento pacis deutlich verbunden, veste Hand halten*.*)
Konnte sich aber damit die Wirksamkeit jener von uns schon früher
erwähnten k. k Religionscommission vertragen, welche sogleich,
nachdem das Teschnische an den Kaiser fiel (1653), behufs Durch-
fuhrung der Gegenreformation eingesetzt worden ist?') Die Ein-
setzung jener Religionscommission, welche aus Dr. Wenzel Ottik
v. Dobrzan, Erzpriester aus Freistadt,*) und dem k. k. Oberst-
lieutenant Abraham v. Steinkeller bestand, , bildete einen Wende-
punkt für die Geschichte des Protestantismus im Tescbnischen*.*)
Sie arbeitete an seinem Ruin mit dem grössten Eifer. Man bedenke
nur, dass sie in dem kurzen Zeiträume vom 21. März bis zum
18. April 1654 — 49 evangelische Kirchen gesperrt hat.*) Es ist
nicht unsere Aufgabe, die , löbliche* Wirksamkeit dieser unheil-
vollen Institution eingehend zu verfolgen, das haben ja Andere
schon gethan. Wir bemerken nur im Allgemeinen, dass sie sich
treulich bemühte, zu bewirken, dass jene Millionen Seufzer, welche,
>) Die Deputation von Liegnitz wurde Yom Kaiser an die Regierung daselbst
gewiesen; dort werde sie ihre Resolution vernehmen. (Hensel, S. 528.)
■) Decret vom 9. August 1659 (im Teschencr Pfarrarchiv).
*) Die Leitung des Landes übernahm ein Landeshauptmann. Er vermittelte
zwischen den Ständen und Städten einerseits und dem königlichen Oberamte in Breslau
andererseits. Ihm kamen die landesherrlichen Erlässe zu. (Bier mann, D. Herz.
Teschen, S. 210.) — Auch in den anderen Fürstenth. sind Relig.-Comm. eingerichtet
worden; sie begannen alle denselben Tag j,ihr schwieriges und beschwerliches Werk^,
nämlich den 8. December 1653. (S offner, d. Altr.-Cons., S. 5.)
*) Ueber diesen „Ehrenmann" Näheres in Kaufmann's Gesch. d. St. Teschen.
Vgl. auch Biermann's Gesch. des Protest., S. 77; desselben Herzogthum Teschen,
S. 221.
*) Rad da, Materialien z. Gesch. d. Protest, im Herz. Tesch., S. 6.
•) Bier mann, Herz. Tesch., S. 219.
192
wie wir lesen, ') alle diese Drangsale der unschuldig Verfolgten
in Schlesien auspressten, auch im Teschpischen gehört werden. Urd
doch sollte merkwürdigerweise gerade jene ReligionscommifÄior
dazu berufen sein, in der weiteren Verfassungsent wickelung der cvangt-
lischen Kirche Oesterreichs eine wichtige Rolle zu spielen. Da is:
es gewiss nothwendig. sie immerwährend im Auge zu behalter
Wir constatiren daher sofort, dass diese Commission, nachdem ik
nach ihrer ersten regen Thätigkeit in ihrem Eifer zu ermatten
schien — wenigstens hört man von ihr seit 1654 nicht viel — , naca
einigen Jahren ') zur neuen Thätigkeit berufen und angeregt xvurc*;.
indem sie von der Regierung als .Religions-Eliminatirris-
Commission* auf den Plan gestellt worden ist. Ihre hauptsacl-
lichste Aufgabe sollte die Durchführung der Verordnungen sein
welche den Zweck hatten, die evangelische Kirche in Schlesien n-
überwachen und einzuschränken,*) Auch jetzt war ihte Zusammen-
setzung die alte, — An geeigneter Stelle werden wir auf sie zurüc!-:-
kommen.
(Forlsetiung folgt.)
1) Zschackiriti, Schi. Kircbenbist., I. 249.
■) Nach RaddB, (Materitüen), S. 7, im JaliK 1663. KaufniaDD, <Gc.^l
d. St. Teschen) führt t\s Datam der UDdesämtlichen Intimatton, durch welche ■-.-.t
Elimination scommisiion zur neaen Tbtlligkeit berufen wurde, den 6. April 1661 i^
(Vgl. auch Radda, Das FriTilegium der Henogin Elisabeth Lncreti», S, 20; ilt-
dort Gesagte niltde mit dem von Kaafmann angeRlhden Datum übereinstimmen.'
*) Kaufmann führt an, dass der Elim.Commisaion ein Commando Dragor.«'
als Executionsmanntchaft beigegeben war.
wr^ir^m
XII.
Die im Auftrage der Staatsbehörde verfassten Religions-
lehrbücher der evangelischen Kirche A. C. in der
Toleranzzeit.
Aaf Gniad der Actin des k. k. evangelischen Oberkirchenrathes.
Von Dr, Gustav Frank, k. k. Hofrath und o. Professor in Wien.
Die Staats- und Kirchenbehörden wirkten zusammen, die durch
das Toleranzpatent wiedererweckte evangelische Kirche in Oester-
reich möglichst auf eigene Füsse zu steilen, kirchenrechtlich, liturgisch
und auch katechetisch. Mit Hofdecret vom 19. Juli 1789 erhielt das
Consistorium den Auftrag, Lehrbücher zum Gebrauche beim öffent-
lichen Religionsunterricht der Jugend in den Schulen der Kirchen-
gemeinden A. C. in den deutschen Erblanden auszuarbeiten, und zwar:
1. Eine kurze Erklärung des kleinen Katechismus Lutheri,
als eines symbolischen Buches der evangelischen Kirche.
2. Erster Unterricht in der Religion für die Jugend nach
Rosenmülle r*s kleinem Lehrbuch.
3. Vollständiger Unterricht in der christlichen Religions- und
Sittenlehre nach Rosenmülle r's grösserem Lehrbuch.
4. Kurze zusammenhängende Geschichte der geoffenbarten
Religion.
Was die an erster Stelle gewünschte Erklärung des kleinen
Katechismus betrifft, so war eine solche vom Superintendenten
Thielisch im Lande ob der Enns bereits vorhanden und in den
dortigen evangelischen Schulen eingeführt. Dem Consistorium schien
dieselbe, um zweckmässiger zu werden, einer Umarbeitung zu be-
dürfen. Zur Ausarbeitung der an vierter Stelle verlangten Religions-
geschichte hatte sich ,der sehr geschickte und aufgeklärte* Super-
intendent Bartelmus in Teschen freiwillig erboten, auch einen
vom Consistorium mehrfach bemängelten) Entwurf dazu eingereicht,
dann aber, zur nicht geringen Verwunderung des Consistoriums,
Jahrbach des Protestantismus 1897, H. III u IV. X3
194
mit Rücksicht auf seine gehäuften Amtsgeschäfte und seine fchwäch-
liche Gesundheit die Ausarbeitung abgelehnt. Unter dem 1 6. Juli 1792
wurde mit Genehmigung der Hofkanzlei an seiner Stelle ,der sehr
geschickte und flcissige Senior und Pastor der Kirchengemeindc A. C.
zu Brunn, M. Riecke* mit der Arbeit betraut, weil das Consistorium
, keinen anderen kennt, dem es dieses Geschäft mit so vieler Ucbcr-
zeugung eines glücklichen Erfolges anvertrauen könnte, und weil es
von dem thätigen Eifer dieses Mannes^ für das allgemeine Beste der
Kirchengemeinden A. C. erwarten darf, dass er sich diesem Geschäfte
gerne unterziehen wird*. Für die Einrichtung des Buches erhielt er
folgende Directive: Dasselbe müsste die merkwürdigsten Begeben-
heiten, Veränderungen und Schicksale der geoffenbarten Religion in
einer lichtvollen Ordnung, einer simpeln fasslichen Sprache mit ein-
gestreuten praktischen Anmerkungen für*s Herz und Leben erzählen.
Hiebei wird auf Seiler's Kurze Geschichte der geoffenbarten Reli-
gion (8. A. 1792), Henke's Geschichte der jüdischen und christ-
lichen Religion (1788) und besonders auf J. W. Schmid's, des
Kantianers, biblische Geschichte im zweiten Theile seines katecheti-
schen Handbuches (1791) als auf Schriften verwiesen, welche das
Ideal einer zweckmässigen Religionsgcschichte an die Hand geben
können. Unter dem 10. August 1792 erklärte Riecke, der an ihn
ergangenen Aufforderung mit Vergnügen entsprechen zu wollen, und
legte zugleich den Plan des abzufassenden Lehrbuches vor. Es sollte
in vier Abschnitte zerfallen: 1. Religion der Urväter. 2. Vielgötterei
und Götzendienst reisst ein. Abraham sondert sich ab. 3, Jesus
Christus. 4. Reformation. Hus und Luther. So eingetheiit würde das
Buch einen Totalblick in den Plan der Vorsehung geben, die Mensch-
heit ihrer geistigen Vollkommenheit vermittelst einer von Anfan;;
der Welt bis auf den heutigen Tag immer geläuterteren Grottcs-
erkenntniss näher zu bringen. Bezüglich der Reformationsperiode
hielt Riecke für nöthig: 1. überall die, obgleich nur natürlichen,
Einwirkungen der Vorsehung zu zeigen, selbst da, wo die Reforma-
toren auf eine bald die Fehler ihres Zeitalters, bald ihre eigene,
nicht immer genug lautere Absichten charakterisirende Weise zeigten,
dass sie Menschen waren, 2. die Folgen der Reformation für Welt
und Nachwelt, die gegenwärtige Lage des Christenthums in aller
Welt, auch der übrigen Religionen und ihr Verhältniss unter ein-
ander, die Fortschritte der Cultur, Sittlichkeit und Glückseligkeit
195
unseres Zeitalters, wohin auch die hierländische eingeführte Toleranz
gehört, die noch glückUcheren Aussichten. in die Zukunft, die das
Mannesalter der Religion immer reifer herbeibringen wird, zu be-
schreiben. Freilich, eine solche Arbeit brauche eine lange Feile und
sei daher die Schrift, ehe sie in dem besonderen, fiir die Gemeinden
bestimmten Druck erscheint, in einem Journal oder Magazin der
öffentlichen Kritik auszustellen. Eine zu grosse Bedenklichkeit scheint
die Ausführung seines Planes verhindert zu haben. Weder die Acten-
register der nächsten Jahre, noch die mir zu Gebote stehenden
Bücherlexika verzeichnen eine Religionsgeschichte von Riecke.
Die Umarbeitung von J. G. Rosen müller's Erstem Unter-
richt in der Religion für Kinder (5. Aufl. 1791) übernahm der Con-
sistorialrath und zweite Prediger A. C. in Wien, Georg Christian
Schmidt. Das Büchlein wurde am 26. Januar 1795 vom Consistorium
Sr. Majestät ,in schuldigster Befolgung der aufgetragenen Aus-
arbeitung der nöthigen Religionsbücher für die Schulen der A. C.-
Verwandten zur Einsicht und Approbation* unterbreitet. Nachdem
das Directorium in cameralibus et publico-politicis unter dem 23. Juni
1795 die Erlaubniss zum Druck ertheilt hatte, erschien das Büchlein
im Verlage des k. k. priv. Buchhändlers Josef Stahel in Wien unter
dem Titel: , Erster Religionsunterricht für die Schulen protestantLscher
Confessionsverwandten in den k. k. Erblanden, nach höherem Auf-
trage abgefasst von G. Ch. Schmidt 1796*. Die Superintendenten
A. C. erhielten unter dem 15. Februar 1796 den Auftrag, durch die
ihnen untergeordneten Senioren die ihrer Aufsicht anvertrauten Ge-
meinden und Prediger von dem Dasein dieses Lehrbuches und dessen
Verkaufspreis (12 Kreuzer) zu verständigen und solches, jedoch mit
Beseitigung alles Aufdringens zum Gebrauch und Einführung in den
Schulen blos zu empfehlen.
Das nach Rosenmülle r's , Christlichem Lehrbuch fiir die
Jugend* (1787) entworfene Religionsbuch wurde vom Superinten-
denten Fock am 26. Februar 1793 dem Consistorium in der an-
genehmen Hoflfnung, dass dasselbe seine Arbeit günstig aufnehmen
werde, überreicht. Das Consistorium erstattete am 26. Februar 1793
folgenden Bericht: ^Ew. Majestät! Nachdem der Superintendent
Fock das nach höckstem Auftrag von ihm ausgearbeitete Lehr-
buch der christlichen Religion zum Gebrauch beim Jugendunterricht
in den Schulen der A. C.-Verwandten dem Consistorio eingereicht
13*
196
hat, so unterfangt es sich, solches Ew. Majestät zur weiteren Ap-
probation und huldreichsten Genehmigung des Druckes in der Neben-
lage submtssest zu Füssen zu legen.* An das Consistorium gelangte
hierauf der nachfolgende Directorialbescheid vom 5 Juni 1793: ,Zu
dem Druck der von dem Superintendenten Fock als ein Lehrbuch
iiir die Schulen der augsburgischen Confessionsverwandten verfassten
Anleitung zur gründlichen Erkenntniss der christlichen Religion wird
die angesuchte Bewilligung gegen dem ertheilt, dass die darin unter-
strichenen zwei Stellen, welche auf die eigentlichen Religionsmeinungen
keinen Bezug haben, weggelassen werden. Die erste dieser Stellen
kommt im zweiten Hauptstücke im dritten Abschnitt des zweiten
Capitels vor, wo gesagt wird: Das Laster des Diebstahles werde
auf eine verdeckte Art durch drückende Auflagen begangen.
Dieser Ausdruck ist nicht nur übel gewählt, sondern auch unrichtig,
weil Auflagen zwar drückend, aber doch billig und nöthig sein können,
und weil die Beurtheilung, ob eine dem Staate zu entrichtende Gebühr
die letztere Eigenschaft habe, nicht eine Sache des Volkes ist, folglich
auch davon in einem für das Volk bestimmten Lehrbuche keine Rede
sein kann. Die zweite Stelle erscheinet im fünften Capitel des vierten
Hauptstückes, wo es heisst: Die Christen können und sollen nicht
in Meinungen und Gebräuchen über die Religion einig sein. Die Worte
^sollen nicht* enthalten wirklich einen falschen Begriff und setzen
sogar die Vereinigung der Glaubenssysteme unter die moralischen
Uebel, welches eine theologische und politische Irrlehre wäre.* Nach
Streichung dieser beanstandeten Stellen erschien das Buch unter dem
Titel: ^^ Anleitung zur gründlichen Erkenntniss der christlichen Religion
in den Schulen der Augsburgischen Confessionsverwandten in den
kaiserl. königL Erblanden. Nach höherem Auftrag verfasst von Johann
Georg Fock, Superintendent, Consistorialrath und erstem Prediger
der Kirchengemeine Augsb. Confession in Wien*. Wien gedruckt bei
Franz Seizer, k. k. privilegirter Buchdrucker. 1794. VIII und 262 S*
Bestimmt für Kinder von reiferem Alter und nöthigen Vorkenntnissen
nicht in Form von Frage und Antwort, sondern in fortlaufender Rede
abgefasst, ist dasselbe in sechs Hauptstücke abgetheilt:
1 . Von Gott, seinem Dasein, seinen Eigenschaften und von den
göttlichen Werken der Schöpfung und Vorsehung. Hier wird zugleich
die Lehre von der heiligen Schrift als der Erkenntnissquelle der Reli-
gion vorgetragen.
■I^
197
2. Was Grott von den Menschen fordert, um sie glücklich zu
machen oder von den Geboten und Pflichten der christlichen Religion.
3. Von der Sünde und ihren traurigen Folgen.
4. Von der Erlösung der Menschen durch Christum.
5. Von der christlichen Besserung als der Hauptbedingung der
Seligkeit.
6. Von einigen besonderen Beförderungsmitteln der christlichen
Besserung und Tugend.
Diese , Anleitung* mit dem Nebentitel ^^Handbuch der Religion
für die häusliche Erbauung* ist ganz im Sinne der deutschen Auf-
klärung und ihres Eudämonismus gehalten — die Lehre Jesu die
Anweisung zur Tugend und dauerhaften Glückseligkeit. Dass der
Beweis für die Wahrheit des Christenthums aus den Wundern über-
gangen, die Ewigkeit der Höllenstrafen unberührt geblieben, die
Gegenwart Christi im Abendmahl unbestimmt gelassen, das gött-
liche Ebenbild nicht in anerschaffne Heiligkeit des Willens und
Weisheit des Verstandes, sondern in die Freiheit von der Sünde
gesetzt, die biblische Beschreibung vom Weltgerichte als Accommo-
dation an die sinnliche Vorstellungsart der Menschön aufgcfasst.
die Dämonischen des Neuen Testamentes als Rasende, Wahnsinnige,
mit Epilepsie behaftete und andere dergleichen elende Personen
dargestellt werden, dieses Alles fand den ungetheilten Beifall der
Aufgeklärten. Und wenn es gleich in einigen wenigen Stücken
immerhin noch etwas zu dämmern scheine — wofür als Beweis die
S. 86 mitgetheilte, zu irrigen Vorstellungen geeignete Erzählung der
Entstehung der Schöpfung in sechs Tagen angeführt wird — so
werde doch der Weise dieses dem hellesten Manne so wenig zum
Verbrechen anrechnen, als er der aufgehenden Sonne einige lichte
Wölkchen, die ihren helleren Glanz dem nachtgewohnten Auge
mildem, übelnimmt. Einig also darin, dass hier eines der besten
und brauchbarsten Lehrbücher vorliege, waren sie nur in dem
Einen unentschieden, wem dasselbe mehr Ehre bringe: ob der Re-
gierung, welche ein solches Buch zum Religionsunterricht ihrer pro-
testantischen Unterthanen veranlasste, oder dem würdigen Verfasser,
der sich in dieser Schrift als einen wahre Religionskenntnisse glücklich
ffirdernden Theologen zeige. „Wohl dem Volke,* schreibt ein zeit-
«[enössischer Beurtheiler, ,das nach solchen geläuterten Grundsätzen
in der christlichen Religion unterrichtet wird, und Heil allen auf
198
geklärten Religionslehrem, denen Gelegenheit und Erlaubniss gegeben
wird, nach solchem trefflichen Leitfaden ihre Gemeinden zu unter-
richten!* Selbst unter den Katholiken in den österreichischen Staaten
werde dieser Katechismus grossen Nutzen stiften, und wie zum Beweis
daflir wird die Aeusserung eines Mitgliedes der Wiener evangelischen
Gemeinde A. C. aus dem Jahre 1794 citirt: ,Die Katholiken (nur
wenige aus der niederen Volksclasse ausgenommen) werden hier von
Tag zu Tag aufgeklärter und toleranter, und ich kann mit Wahrheit
sagen, dass sie hier in Wien nicht den geringsten Religionshass gegen
die Protestanten blicken lassen, sondern uns im Gegentheil lieben und
verehren. Fast die Hälfte der Zuhörer in den Predigten des Herrn
Superintendenten Fock sind Katholiken, welches dann zur guten
Harmonie zwischen beiden Religionsparteien gar Vieles beiträgt.*
Mit freudiger Begeisterung wurden die beiden neuen ,Volks-
Religionslehrbücher* auch im Inlande begrüsst. Der Pastor zu
Arriach, Johann Samuel Kaltenstein, apostrophirt die verehrungs-
wiirdigsten Verfasser derselben in einem Bericht vom 15. April 17^4
in folgender Weise : , Vergessen Sie, ich bitte Sie bei dem Gott der
Liebe, vergessen Sie auf wenige Augenblicke nur meinen Namen,
den man Ihnen so widerlich klingend zu machen beflissen war,
Hören Sie nur die Stimme eines Hirten, der unter Ihren Auspicien
im Namen seiner Herde zu Ihnen spricht. Gross war die Mühe und
anhaltend der Fleiss, den Sie auf die Bearbeitung Ihrer Bücher ver-
wandt, aber gross wird auch der Segen sein, den Sie damit für die
Bewohner einer ganzen Provinz gestiftet haben. Was Arndt, Spener.
Müller u. A. nach dem Geist ihres Zeitalters und nach dem Maass
ihrer Fähigkeiten in diesem letzten Winkel Deutschlands stifteten
und gründeten, das werden nun Fock und Schmidt entwickeln
und zur schönsten Reife bringen. Sie haben einen Samen für acht-
zehn- bis zwanzigtausend Menschen gestreut, der nicht Jahrhunderte,
sondern nur Jahrzehnte braucht, um aufzugehen, und reinere Er-
kenntniss Gottes, vernünftigen Glauben an den Weltbeglücker, frohe
Begierde gewissenhaft zu leben und Ruhe und Freude für Menschen-
herzen zur Frucht haben wird. Diesen Samen haben Sie hingestrejt
nicht da, wo schon seit längst gute Saaten sprossen und ihre Körner
sich unter der Menge der Uebrigen verlieren können, sondern in
ein Land, das wälschen Boden und wälsche Luft zur nächsten Grenze
hat. zu dem bisher die Strahlen höheren Lichts beinahe unzugänglich
199
waren, und wo unter Hunderten von Säemännern kaum Einer es
der Mühe werth geachtet hätte, guten Samen auszustreuen. Diesen
Samen haben Sie hingestreut, edelmüthige Oberhirten, ohne Rück-
sicht auf gegenwärtigen Lohn, vielleicht mit einigem Nachtheil sogar
für die ungestörte Fortdauer Ihrer Ruhe und Zufriedenheit. Ja! wohl
dem Manne, der seines Herrn Willen weiss und Kraft und Muth und
Talent genug besitzt, ihn also zu erfüllen. Er war über wenig getreu,
ihn wird sein Herr dereinst über viel setzen. Kann es auch etwas
Weniges zur frohen Rückerinnerung an Ihre gehabte Mühe bei Ab-
fassung dieser Lehrbücher beitragen, so vollenden Sie Selbst Ihr
gutes Werk, das Sie angefangen, dadurch, dass Sie jetzt mit grossem
menschenfreundlichen Herzen meinen und meiner Gemeinde redlichsten
und innigsten Dank für dieses Geschenk Ihrer Liebe Sich gefallen
lassen. Meinen Dank. Denn Niemand kann das bereits erschienene
Lehrbuch so genau kennen und so richtig beurth eilen, als ich. Weil
ich zu meiner eigenen Uebung und zu immer mehrerer Bekannt-
werdung mit der Verbindung, in welcher die Religionswahrheiten
unter einander stehen, selbst ziemlich an einem ähnlichen Buch bis
itzt gearbeitet und hier die Schwierigkeiten kennen gelernt habe,
die mit dieser Arbeit unzertrennlich verbunden sind. Wie angenehm,
wie froh ward ich überrascht, als ich bei der Prüfung des Fock'schen
Lehrbuches sah, dass Vieles von dem, was eine Schwierigkeit war,
diesem Herrn gar keine Schwierigkeit gewesen, und über andere
Lehrpunkte, die in unserm jetzigen Zeitalter und in einer Lage, wie
die unsrige, auch für ihn bedenklich gewesen sein müssen, er eines-
theils mit der grössten Leichtigkeit, anderntheils mit dem edelsten
Muth zu Werk gegangen, so dass der glückliche Mittelweg betreten
worden ist. Ruht nun wohl, ihr meine lieben Blätter ! mein künftiges
Handbuch ist fertig. — Und was den Dank meiner geliebten Ge-
meinde betrifft, er lautete freilich nur simpel und kurz: ^Ein solches
Buche) hat uns noch immer gefehlt, wie schön ist es, ein braver
Herr muss sein Verfasser sein.* Lassen wir 's bei diesen Worten
bewenden, ich mag sie nicht überschreiben, eine jede andere Ein-
kleidung würde ihre eigenthümliche Kraft schwächen. Was ihnen
noch gebricht, wird das Gefühl dessen, dem sie gelten, gewiss
reichlich ersetzen.*
Bereits 1795 machte sich eine zweite Auflage des Fock'schen
Lehrbuche» nothwendig. Sie ist ein Jahr später mit Zusätzen und
200
(wie das Consistorium urtheilt) zweckmässigen, der Augrsburgischcn
Confession entsprechenden Abänderungen, jedoch unter Beibehaltung
des Grundsatzes der Glückseligkeit erschienen. Zwar war dem Ver-
fasser die Kantische Philosophie und der Ernst ihres Antieudämo-
nismus nicht unbekannt geblieben, aber er bekennt, die Prüfung des
Systems der kritischen Philosophie und deren Anwendung auf die
christliche Religion und ihren populären Vortrag noch nicht voll-
endet zu haben. Die dritte (1804), vierte (1814) und fünfte Auflage
(1825) hat Fock nicht mehr als Wiener Superintendent, sondern
als königl. dänischer Consistorialrath und Hauptpastor in Kiel redi-
girt. Sein Buch ist wohl mit der Aufklärungstheologie selbst, der
es entstammte, ausser Curs gekommen.
XIIL
Der Briefwechsel zwischen Placius und Nidbruck.
Alis den Handschriften 9737 b^ i und k der k. k, Hofbibliothek in Wien.
Herausgegeben, eingeleitet und erläutert von Dr. Vxctos Bibl In Wien.
(Fortsfttiung.) *)
Nr. 9.
Augsburg. 13. — 14. März 1554.
Nidbruck an Flacius.
Will den neuen Plan zur Kirchengeschichte sehen. Flacius soll
nur die Verzeichnisse der Bücher schicken, diese selbst aber bis auf
weiteres bei sich aufbewahren. Vorsicht bei Versendung der Briefe.
Bücherbestellungen. Hofft, Aventin's Schriften zu bekommen. Wird
auf seiner Tour mehr als 30 der berühmtesten Bibliotheken besuchen.
In Regensburg wird Flacius Material gesammelt finden. Will zum
Stipendium iiir Prätorius beitragen. Material aus Böhmen gesammelt.
Beschaffung der Kosten. Verspricht seine Mithilfe. Schickt die von
Tilius herausgegebene Schrift Karls d. Gr. Aus Frankreich könnte
viel beschafft werden. Wird, sobald Friede ist, einen Studenten hin-
schicken.
Handschriftlich (Concept): i, fol. 102.
Salutem in Christo et felicem studiorum successum, amice in
Domino carissime. Accepi quas sine datum cum historia certa-
minum etc.*) et nonnullis libellis ad me misisti. Credo et meas tibi
redditas esse, quas paulo ante ad D. Magistrum Nicolaum Gallum ')
transmiseram.*) Respondebo igitur sigillatim. Consultationem de
i) Vgl. Jahrbuch, XVII. Jahrg., 1896. I. und II. Heft, S. 1—24.
«) Vgl. a. a. O.. Nr, 8.
»I Vgl. Nr. 2.
^) Dieser Brief befindet sich nicht in dieser Sammlung.
y ■
202
fructibus ex instituto tuo proventuris etc. cuperem videre, licet pro-
positi tui adhuc sim memor. Quae in posterum habebis parata iam
ad excudendum, non est quod ad me mittas. Scribas saltem, quid
expectandum nobis sit ; libellos etiam, quos meo nomine isthinc
colligis, sive tui sint sive aliorum, non est opus, ut litteris coniungas,
sed tantum indicem insere, quid pro me isthinc serves, nam cum
integer fasciculus erit. tum ego mittam expensas et significabo. quo
mittendi; possent intercipi et eo loco fraudi forcnt, Litteras tuas
non nisi certis hominibus committas ea inscriptione et forma, ut
hactenus. Habes registrum librorumMagdeburgensium: quaedcerunt
rogo, ut per aliquem studiosum adolescentem conquirantur. Petes ad
me, si lubet, mittere deliberationem Frederici Caesaris ; ') sumptus,
quos facies in transcribendis huiusmodi libris, refundam lubens
Quod de Aventino *) scribis, ego ipse non parum laboravi in con-
quirendis iis libris, sed nihil adhuc profeci; spero me succc55ü
temporis habiturum, quae ullo pacto conquiri possunt. Vidi quaecam
et scio apud quos, sed occassio captanda. Curabo nihilominus etiam
interpellari Normbergensem •) per suos concives aliquot viros bonos.
De illa ecclesiastica Aventini historia nihil adhuc audivi, legi tarnen
in fragmentis nuperrime quaedam, quae a tuo proposito non longo
abhorrent. Nee desinam pro commoditate instare, prudenter et
cauteprocedendum, et tu cave apudquemquam mei facias mentionem.
quisquis ille sit, licet non iniquus aut malevolus aestimator nostrorum
laborum alioquin futurus esset. In Peutingerorum bibliotheca*
admodum pauca reperies eaque impressa ; cum mihi otium dabitur,
perlustrabo et quae existimabo ad rem facere, sumam accomodato.
Sum iam in profectione, in qua praeter negotium cogamissum spero
me amplius quam 30 bibliothecas *) easque totius Germaniae et anti-
quissimas et celeberrimas perlustraturum idque solo studio promo-
vendi pios et rectos conatus, nee laboribus nee sumptibus parcam
nee redibo Dei beneficio vacuus. Quae usui non dabuntur, curabo
in iis locis meis sumptibus describi. Haec omnia sdas me tibi
communicaturum, non exigua sit accessio talium autorum in dies.
1) Vgl. Nr. 8.
«) Vgl. Nr. ö.
») Vgl. Nr. 8,
*) Vgl. Nr. 4.
*) Vgl. Nr. 10.
203
neque enim cesso. Tu solum cogites de certa ratione mittendt
remittendique, curantur haec per mercatores plerunque negligen-
tissime; quapropter scripsi nuperrime de interponenda per merca-
torem cautione. Reperientur forte brevi quaedam apud Magistrum
Nicolaum Gallum, et si tibi ita consultum videatur, forte non esset
abs re, si Studiosus aliquis adolescens, percupidus eius rei, instituti
vestri conscius et in hoc negotio parumper exercitatus ad Magistrum
Nicolaum Gallum veniret paulo ante festum pentecostes ; spero enim
circa id tempus eo me Dei beneficio venturum. Huic ego mea
communicarem et committerem, ostenderem etiam, quid in unoquoquo
libro ego deprehenderim causae deserviens, et qua ratione quid
eliciendum putem, quae alioquin per litteras tractari nequeunt. De
sumptibus non esset magnopere laboraret; quae ad reditum neces-
saria essent, ego suppeditabo et curarem, ut per Bohemiam proficis-
ceretur et a quibusdam amicis meis ') collecta reciperet atque ad
vos adferret. Coram plura secum possem conficere quam scribendo.
Quod de centum thaleris annuis Godescalco *) tribuendis scribis, ego
meum im^iXXov (ilpo^ cum aliquot bonis viris lubenter conferam.
De imprimendis libris Bohemicis •) mallem aliquos mercatores vel
opulentos typographos hoc onus expensarum in se suscipere, quam
te aut doctos alios, qui in ordinandis ac distinguendis dirigendisque
libris toti eritis occupati, et certe meo iudicio illa ipsa scripta
Vicleph*) et aliorum sobrie tractanda. urgent alicubi nimis communi-
onem bonorum, et forte alia scabiosa reperiuntur, quia homines
fuerunt nee tanta lux, quanta hodie, quare ecclesiis recte sentientibus
forte prius offerendi illi libri vel pia censura atque commotione illi
loci notandi, ne occasio calumniandi vel fanaticts spiritibus ansa vera
dogmata depravandi praebeatur; comparanda sunt non pauca in iis
praesertim, quae ad posteritatem transmittuntur. Cupio a te proxime
scire, num acceperis, quae ad te mittenda erant ex Bohemia,
•
quorum indicem habeo. •) Scias plura conquisita esse, si modo
certiores nos reddas de fideliter et mature imprimendis et deinde
remittendis secure ad illa loca, unde ille Studiosus eos accipiet dato
i) Vornehmlich Matthias Collinus v. Choterin.
•) Prätorius ; vgl. Nr. 5.
•) Vgl. Nr. 1, Nr. 3 und Nr. 6,
*) Ucbcr Johann von Wiclif, vgl. Nr. 1.
6) Vgl. Brief des Collinus an N. ddo. Prag, 27. December 1ÖÖ3 (<, fol. 76).
204
chirogrrapho. Si vos talem isthinc non habeatis, quem mittatis aut
quo carere possitis. ego nihilominus perquiram, qih ad vos veniat
et de me meisque monumentis plaribus vobiscum agat. Significa
tarnen proxime, quid facturi sitis, quid, qua rattone edituh Te
cupercm omnino smnptas typographicos fugere et vel principcm
vel rempublicam aut bonorum aliquot mercatorum sodalitium id in
sc recipere. Urgcndum esset coeptum negotium multis de causis
atque impedimentis, quae Satan iniiciet; quare prius necasfaria
prae paramentis providendum. Si tibi mea tenuitas et pro loco in-
exhausti sumptus, bonorum quoque iactura hoc praeterito bello
essent nota, facile me excusares.^) Non tamen desinam pro mds
angustiis piorum virorum tenuitatem sustentare, principes cohor-
tandi et magistratus de vestris ministerio, fructu et labere stbi
conscius'. Deplorarem certe nostrum sive piorum statum, nisi cogi-
tarem, servatori et domino redemptori nostro nato vix in toto
diversorio locum in praesepi datum, quo caput reclinaret. Sed crimus
aliquando in futuro saeculo reges, quia cohaeredes Christi sumus.
Interea non cessemus pro viribus agere negotium Domini et absol*
vere stationem. Orabitis pro me, ut me gubcrnet et conservet in
tanta mole ac diversitate negotiorum hoc tempore periculosisstmo.
Scripsi. si recte memini, proxime ad te habere quendam doctorem
medicum Alhads perspectivam, •) qui mihi rettulerit se ab haerc-
dibus Vogelii emisse 20 R. et aliquando se edere velle cum aliis
nonnullis eiusce generis scriptis. Mitto libellum, qui Carole Magno
adscribitur, sed dubium est et mihi non fuit verisimile; audio
praeterea in parlamento Parisiensi Äp^nTpotp-fioTErov, nomine du
Tillet, qui fratrem habeat studiosum antiquitatis,') et quod forte
inde liber prodierit,*) neque per omnia neque ab omnibus prob[ctur].
1) Vgl. Brief des N. an Georg Tanner ddo. 22. Juni 1666 (t\ fol. 243): »Eßo
certe solus lubens tibi sumptus suppeditnrem ; sed cum nnaximas impensaj; in die>
cogar facere, nihil intra quinqut-nnium a rege adhuc perceperim clrmentiae. orbatu
sim parenttbus, imputes, bellis vastata ^^int baeredilaria fenda et ngri, ipse conüccre
potes, quam parum sit integrum.'
«) Vgl. Nr. 6.
■) Ueber Jean du Tillet (Johannes Tilius), später Bischof von S. Brieux. zulcrr:
Bischof von Meaux; gest. 1570; vgl. HerzogPlitt-Hauck. RealEncyklopädie, VlI, S.536.
III, S. 80; Jöcher, Gel. Lex. IV, S. 1202; über seinen Bruder, den Geschtchis
Schreiber, ebd. S. 1201.
*) Vgl. Nr. 8.
J
205
ut ipse legendo senties. In Gallis ex archivis non pauca erui
possent, si quis esset ibi harum rerum Studiosus; nam pragmaticas
saepius erexenint cum summis pontificibus Romanis, quorum iugum
reges nonnunquam paene Universum excusscrunt, nonnunquam
foverunt contra imperatores Romanorum nempe Avioni. Tu cogita,
si quid inde corradi possil; ego quoque, si cessent hi tumultus
bellid, ero memor, ut cum studioso adolescente agam. Tu, si ad
me scribas. scribas prolixe; nuUum enim mihi taedium iniicies et
significa, quid edere velis. Cupio et illa poemata vetusta*) excu-
denda et alia, quae erunt, quam primum publicata videre. Et vel
privata vel publica exuscitatio, quoad id velis modo, ad consimilem
conquirendi laborem non oberit, ut puto; nam non suppriment
talia, cum ut plurimum ignorent, quid librorum servum hoc pecus
et rüde, a vera pietate et litteris alienissimum in bibliothecis habeat.
Tractatus, quos dids te habere, quaeso eures edi, nempe Marsilii
de translatione imperii *) quem et ego habeo, item Theoderici a
Niem ■) de investitura episcopatuum et abbatiarum,*) similem ego
habeo incerti autoris ex tempore Leonis imperatoris scriptum.
Cuperem prolixam enumerationem legere eorum autorum, quos
habes et quos desideras, nam ego in inquirendo minus laborarem.
Accipies a nobis aliquot tuis amicis; hos boni consulas. Deum
pro nobis ores et pergas in negotio Domini strenue, hie nos ad
nominis sui gloriam et ecclesiae salutem custodiat Datum Augusta,
13. Martii 1554.
Nr. 10.
Köln. 14. April 1554.
Nidbruck an Flacius.
Ueber Karl des Gr. Schrift gegen die Bilderverehrung. Hofft,
über 100 Bibliotheken besuchen zu können. Zusammenkunft und
Verhandlungen mit Balaeus. Flacius soll sich an Alesius wegen
Herausgabe von Arbeiten des Balaeus wenden. Benützung des in
i) Ebd.
«) Vgl. Nr. 1.
») Ueber den Geschichtsschreiber Dietrich von Niem, f 1418, vgl. Allg. D..
Biogr. XXIII (1886)« S. 671 fg.; Erler, Dietrich von Niem, Leipzig 1887.
*) Abgedruckt in ^Simonis Schardii tract. de iurisd. imperiall'' ; vgl. Jöcher,.
Gel. Lex. IIl, S. 937.
k
206
Regensburg aufgespeicherten Materialcs. Zusammenkunft mit Flacius.
Fürsten und Magistrate sollen gewonnen werden.
Handschriftlich (Concept): (. fol. 103.
S. P. Scripsi ad te ante mensem unum '} et ad D. Mag. Nico-
laum Galium miseram, qui ad te dubio procul pcrferri curavii,
adiunxeram Hbellum Caroli Magni, de quo libro aliorum iudicium
longe divcrsum nunc intellexi, nempe esse librum non impium, «
quod eo conctudat autor Alcuinus,') imagines tantum, si retinen-
dae sint, ornamenti ac monumenti causa habendas. Ego librum
nunquam legi, tu iudicabis. Quod nuper scripseram me visitaturuD
aliquot bibliothecas, scias me confectis rebus in hoc uno Jam vcr-
sari, et ■ confido me Dei beneficio ante absolutam profectionem
ultra centum ') perlustraturum. Colligo quae arbitror profutura «
in reditu te certiorem reddam pluribus de rebus. Conveni Johannem
Balaeum,*) qui nunc Wessaliae est; is communicavit, quae anno-
tata habebat, et pjura est pollicitus. Agam etiam cum ipso in
postcrum per Jitteras ca de pc ; tibi vel ülis, qui operam diligen-
tem navabunt, tradentur omnia. Mittit ad, D. Alexandrum Ale-
sium '] tractatum anglicum de sua vocatione, in quo, ut mihi
rettulit, commcmorat inter cetera sua pericula atque persecutiones,'
seriem propagatae doctrinae in Anglia inde ab initio christianae
religionis. Si quid in eo libeilo tuo instituto conveniat, id D
Alexander Alesius in tui gratiam latine poterit reddere, auxit
indicem sive commentarium suum de vtris illustribus Angliae'
et rccognovit Lelandi ') scriptum, hactenus nondum cditum dui^
demque argumenti ; haec traderet chalcographo. Si quis illud
') Vgl. Nr. fl.
<) Ueber Alcuin vgl. Herioe-PUltHauck, Re>l-Enc7klopadie, 1, S. 254 fg.;
Hehle, Concili engeschichte, III, S. 693 fg. l Dümmler, Alchuin Studien, Iteilin 1B91.
») Vgl. Nr. 9.
•) Ueber den englischen Bischof John Bale, vgl. Jöcher, Gel.-Lex. I, S. 733:
Reusch ; b. a. O. I, S. 92 fg.
•) Vgl. Nr. 5.
•) Bale wurde im Jahre 16Ö3 ■ut England vertrieben.
*] ,Bale, J. Scriptorum illnstriam maioiis Britannioe, quam nunc Angliam et
Scotiam vocant. eatalogns etc." Basel, Oporinus, 1657 — 1669. (Erste Ausgabe:
Ipswicb 1618.)
*} Johannes Leland. ein engl, Antiquar in London und Bibliotheltar des Künigi
Heinrich VIII., gest. 1662; schrieb u. a. d« virit iHastribat 4 libr.; vgl. Jöch«.
GeL-Lex,, II, S. 2365.
excudere vellet, iustum opus esset; quare si intelligas ex Lipsen-
sibus typographis, aliquem id opus excuderc velle, reddam Ba-
laeum ea de re certiorem. Arbitror te strenue pergerc, quamvis
et obstet tibi mors pii principis,') quem multi dolent hoc tempore
ereptum. Dabit Dominus alios fautores; in eo etiam tibi laboran-
dum. Ex me inteilexisti, quo loco res sint meae; non deero tarnen
Godescalco ') et tibi pro mea tenuitate, donec Deus meliora;
arbitror, iam dudum aliquam summam ad te transmissam esse ex
Augusta.') A te cupio plenlus de omnibus certior reddi. Sperabam
me ante festum pentecostes Ratisponam venturum, sed protrahetur
meus adventus in aliquot hepthomadas tres vel quatuor plus
minus. Si quem studiosum miseris, conferam cum eo de omnibus
et ostendam libros, quos ad manus habebo ; concedam etiam
avehendos, si de commoditate constet. Si tempora haec esscnt
tranquilliora, mallem tecum aliquando conferre, quia majori cum
fructu id fieret; ignoro autem, quid tuae rationes fetant. Ego ad
summum circa medium Junü existimo me Dei beneficio Ratis-
ponac futurum et forte citius.*) Sin tibi minus integrum sit venire,
quod pro statu rerum et temporis facile pro tua commoditate
iudicabis, conferam cum eo, quem miseris. Si neminem mittis, ego
de aliquo Ratisponae cogitabo, qui ad vos veniat et de meis
studiis vos certiores reddat. Principes vel magistratus aliqm
commonefacicndi, ut studia vcstra promoveant. Ego meo loco
tempore opportuno non deero, atque ita vale in Domino. Quas
ad me voles — scribas autem quam saepissime et prolixe —
D. Mag. Nicolaus Gallus rectc curabit. Vale in Domino et omnes
pios saluta plurimum. Sunt hie aliquot boni viri, qui te cu-
piunt in Domino valere. Datum Colonia 14. Aprilis 1554.
<) Offenbar Kurfüril Johann Friedrich von Sachsen (gest. S. Muri 1664) gemeint.
Vgl. Nt. 3.
') Ueber Prälorius Tgl. Nr. 6.
•) Vermuthlieh von Johann Baptist Heinzel (Nr. 8, S. 11, n, 2), den N. zu
Beilrigen anfgefordert hatte; vgl. Brief da N. >d Heiniei ddo. Wien, 12. janner 155*
(i, fol, 77): , Quare de amice et propler pietatem hortor, at sine allius menlione colligas
»d cenlam luque flatenoi et per mercatorea Jenam »el ubi erit ad ipium (Flacium) roittai.*
*) Vgl, N.'i Brief an Nie. Gallm ddo. Speier, 23. Mai 1564 (i. fol. 106):
,Valde dcsidero M. Malhiam convenire. nam magnii Laboribm nee parvis aumptibui
eolligo plurima non parum initiluto operi deiervientia. nam et ego ad
■□mmani circa finem Junü confido ne dei beneficio Ratiiponae raturDm."
208
Nr. 11.
Mainz. 7. Juni 1554.
Flacius an Nidbruck.
Hat in Regensburg Nidbruck vergebens erwartet. Die erster
Capitel der Kirchengeschichte sind fertig. Freude über Nidbruck?
Verhandlungen mit Balaeus. Molinaeus hat seine UnterstiitzunL;
zugesagt. Erwartet Nidbruck's Büchersendungen. Neue Hilfskraf:.
Die Bibliothek des Bischofs von Passau soll besichtigt werden
Handschriftlich (Abschrift): 10364, fol. 13^
Scripsi nescio unas an binas in proximo mercatu, opinor me
unas ad Heintzelium misisse. Tuas cum B(alaei) *) libello accepi.
profectus fueram usque ad Gallum, sperans ibi corara; nam po?:
pentecosten ') spem feceras. Opus Dei beneficio inchoatum primunj
brevi finietur; nühi initia perplacent; hodie aliquot capita perlc;i
et Signa vi, quae mutari cupio. Omnino multorum sententiae
audiendae erunt, et cum Apelle post tabulam auscultandum. Qm
primum erit finitum, mittam ad Gallum, qui porro tibi et Heintzelio'
communicet. Gaudeo te cum B(alaeo) contulisse. Scripseram dudum
ad Molin (aeum) ; *) nuper admodum respondit, pollicetur suani
operam. Utinam cum eo coram posses; maxime inquisitione per
alios suos notos adiuvaret, sed forte ad eam rem sumptus aliqiii>.
quandoquidem gratis poenitet esse pium. Catalogum et silvam
Ga(llus) communicabit. Tua vasa') miro desiderio expectamus, et
scis, ipsam nos necessitatem inchoati operis urgere. Adiunximu?
hunc nobis, cuius inclusos accipis libellos, hominem iuvcncm,
probum et, ut ego statuo, admodum industrium ; pollicitus est se
ad Michaelis rediturum. ') Promisimus ultra 60 per annum. Audio
Viennae inventum manuscriptum graecum, librum similis materiae
sed quem Jesuitae ad se. De Arnoldo Arlenio®) alias monui.
») Vgl. Nr. 10.
« Ebd.
») Vgl. Nr. 3.
*) Ueber Du Moulin, französischer Rechtsgelehrter; Tgl. Stintzing, Geschieh:;
der deutschen Rechtswissen$chaft. 1880» I. S. 381 fg.
*) seil, aprimi libri* ; vgl. Nr. 12.
•) Vgl. Nr. 9 und Nr. 10.
T) Mag. Hermann; vgl. Nr. 12.
«) Vgl. Nr. 7.
209
G(aUo) multa coram dixi, quac tibi, Pataviensis ') supellex libronim
invisenda. Brevi prolixius. Benc in Domino Jesu vale!
7. Juni 1554, Moguntiae.
T. Petrus Pan.
Nr. 12.
Köln. 28. Juni (1554).
Flacius an Nidbruck.
Urthcil über Karl d. Gr. Schrift gegen die Bildcrverehrung.
Wünscht alle Acten über das Frankfurter Concil. Klagt über Mangel
an Material. N. soll seine Büchersendung beschleunigen. Sorge ftir
Geldbeiträge. Braucht vor gregorianische Agenden. Wünscht die bei
dem Passauer Bischöfe befindlichen 24 Bücher der Kirchengeschichte
des Dugo. Anstellung eines Arbeiters. N.'s Geldbeiträge sollen sich
auf die BiicherbeschafTungen beschränken. Ueber Avcntinus.
Handschriftlich (Origin.): b. fol. 21.
Adresse: ^fXü).
S. Percurri tametsi vel festinanter vel etiam praedpitanter
Carolum tuum,*) quem iam. quo mihi magis obnoxius esset, hie
nostris vinculis vinciri curavi. Erudite ac pie disputat primum ac
potissimum in eam sententiam, imagines non esse adorandas, non
colendas vestitu. suffitu, candelis, geniculaüone ac similibus ; obiter
vero ac minus ex instituto reprehendit etiam eos, qui ne htstoriae
quidem aut ornatus causa imagines tolerandas censent, etiamsi non
adorentur. Non dubito quoque esse vetus scriptum aut ipsius Caroli
aut alicutus eius amici, ipsius tamen nomine scriptum. Optandum
porro vehementer esset, omnia acta Jllius Francfordensis "} synodi,
quae graecam septimam damnavit,') ac cuJus occasione hie libellus
Script US est, extare.
Credo etiam inveniri haud difficulter alicubi posse, si modo
diligentes inquisitiones haberentur, forte alicubi in Hunsruc*) exstant.
Cupio mihi illas 100, quas te inspecturum proximc scribebas,')
1) Wolfgang von Salm, Bischof von Pa«<au, g»t. 5. Dccember 1650 ; vgl. Gims,
Seriei epitcop. EccI. cath. — Raliip., 1873, S. 301.
•) Vgl. Nr. 8, 9 und 10.
>) Ueber die Frankfurter Sjaode im Jahre 1794; vgl. Flacius, Calalogus test.
'er. 1, S. 818-832; Hefele, a. >. O.. II[, S. 693 fg.
•) Hundsrucli in HauiKKrer.
•) VgL Mr. 10.
lahrbicb ds FrolMUiiliiDi» 1891, H. lU u. IV. 14
_ 2 1 0_
compendio nominis rcgionum saltcm indicari. Nos quidein Dei
beneficio laborem incepimus ac, qua n tum potcrimus, pergemu?.
sed instrumentis valde destituimur. Quare maiori destderio tua
expectamu^, quam facile credere possis, eoque te oramus, obse-
cramus ac obtestamur, ne in mora sis. sed Jd podus agas, ut ad
nos quam primum. Ego quoque nuper Ratisbonae et Noribcrgae
aliquid inveni et, quantum possum, omnia nece^saria sumptuum.
librorum et personarum conquiro. De sumptibus habemus aliquas
mediocres promissiones etiam in hisce locis, nee valdc dubito. nos
in hac parte non nimium tandem laboraturos esse. Balaeum ') te
allocutum esse, gaudeo; utinam scrio causam promotam cnpiat ac
laboret; scripsi de eius libris Alesio,') qui ei iam respondit, FuJ
nuper colloquii causa Ratisbonae, sed aberas; mandavi Gallo
summas, de quibus tecum.') Si quando propius ad nos accesseris.
indica; festinabo dies ac noctcs. Agendam illam VVinariensem sum
nactus, sed multo mcliorcs aliquot habeo; verum ego eas, quae
ante Gregorium in usu fuerunt, quaero. Molinaeus *} mihi epistoUun
inclusam rescripsit. De Arlenio, bibliothecarto Florentini ') alias
scripsi, quod tibi cordi fore non dubito. Patavicnsem •) habere
24 hbros cuiusdam }. Dugonis historiae ecciesiasticae ') Ga(![iiS'
haud dubie narrabit ; eos utile esset quam primum vcl prece vel
prccio vcl commodato aut quacunque demum ratione fieri potcst.
accipere idque propter duas potissimum causas, quarum altera est.
quod nobis usui esse possent, altera, ne ab illis comimpantur.
Conduximus ad hunc laborem quendam M. Hermanum, ') cuius
libellos nuper misi, quem eximium plane coUectorem fore non
dubito, nam et iudicio ac eruditione valet et in patribus probe est
versatus iamque haud mediocriter ecciesiac vetustates seu anti-
quitates pernovit; is in autumno ad nos se rediturum data dcxtra
est pollicitus. Indicem librorum conquirendorum haud dubie apud
') Vgl. Nr. 10 und 11.
«) Vgl. Nr. 5.
') Vgl. Nr. 10,
') Vgl. Nr, 11.
f) Vgl. Nr. 7.
•) Vgl. Nr. 11.
I) Ucber Philoniiu Dugo, Priester In der DiScese Fuuu, vgl. Remch, a. i.
I. S. 869.
•) Vgl. Nr. 11,
211
Gallum accepisti, ubi et silvam primi libri reliqui, ut testimonium
aliquod nostrae sedulitatJs haberes. Te nihil de tuo conferre velim
in personas seu operas, rectius in conquisitionem librorum colio-
caveris, ubi habebis amplissimam cxponendi occasionem, etiam si
fere Croesus sis. Quod reliquum est, Ulud iam praecipue et fere
solum peto, oro ac obsecro, ut ista quam primum ad nos mJttas
et porro alia, ubicunquc potes, conquiras. Aventini') nihil credo
extare praeter id, quod nos habemus: Septem Annalium Bavari*
corum, de episcopis Ratisbonensibus et de remediis pracscntium
calamitatum, nam vix credo, eum illustratam Germantam absolvisse
aut ecclesiasticam historiam ab initio mundi, ut habet primus
tomus bibliothecae Gesneri.') Sed tamen quid obest percunctan
diligentius ; alia forte eius vetera monumenta inveniri possent, si
quis diligenter i nvesti garet ? Vale in Domino Jesu feliciter, qui te
regat et conservet, Amen !
Col. 28. Junii.
T. Theod. H.
Nr. 13.
Löwen. 4. August (1554).
Flacius an Ntdbruck.
Wegen Zusammenkunft mit Nidbruck. Den Nilus erhalten.
Wird einiges abschreiben und nach Basel schicken. N. möge ihm die
Kirchen geschieh te des Maximus aus Venedig verschaffen. AufRndung
von GeschichtsqucUen. Klage über mangelhafte Unterstützung. In
Leipzig griechische Kaiserurkunden gefunden. Wünscht Verzeichniss
der noch unedJrten Autoren, besonders der griechischen. H. Wolf
und A. Arien dazu geeignet. Wolf soll die Fuggcr zu Editionen,
speciell der griechischen Conclle bewegen. Literarisches.
Handschriftlich (Origin ): b, fol. 23.
Adresse: Amico. .
S. Non magrs tu meum, vir praestantissime, quam ego tuum
colloquium expcto atque ea de causa circa pentecostcn ad con-
dictum locum veneram ; *] verum cum nullo illorum temporum,
quae litteris indicasti, ibi adesse potueris, non fuit mihi facile te
•) Vgl. Nt. 6.
») Ebd.
*) Vgl. Nr. 12.
^^*
212
convenire. Polliceor vero libenter venturum, quocunque vocaveris.
etiamsi in Bohemiam aut Austriam; si quando vero ad Mysos
ibi citis equis ad te advolarem. Dedi tarnen capita rerum com-
muni amico, de quibus tecum conferret. Litteris item agemus c:
haud scio, an melius coram, sed tamen sum paratus, ut dL\i.
Partem aliquam descriptam operis misi ad G(allum), quam tibi
procul dubio communicabit.^) Nilum') accepi, eure inde quaedani
describi de primatu/) quae mittam Basileam. Totum opus non
est bonum, habet tarnen multa utilia ex vetustis concilüs. Kuper
admodum indicavit quidam doctor, se Venetüs vidisse ante
quadriennium apud quendam Graecum historiam ecclesiasticanQ
cuiu$dam Maximi/) quam ille 30 coronatis indicaverit, fuisse enin]
manuscriptam. Velim de ea re quaeri. Nicolaus Stopius ') Bamberg! '
procurator novit hominem et codicem. Norimbergae nuper nor
pauca inveni, sed pleraque recentiora circiter trecentorum, tameti:
et Caroli Magni historiam quatuor libris comprehensam, iteir.
Suevicam seu Ulmensem. Ego non desisto dies ac noctes cogitare
et in omnes partes scriptitare ac sollicitare tum de libris, tum de
sumptibus. Faxit Deus, ut aliquid efficiam, sed pleriquc sunt iusto
et frigidiores et negligentiores, qui ardere zelo in tanta re deberent
Lipsiae sunt quaedam graeca historica Constantinopolitanonini
Imperatorum; eis cupio potiri et tamen modum non satis scio,
Valde optarim nos habere catalogum autorum nondum impn:>-
sorum et tamen extantium, praesertim Graecorum. Volfiiis/) cum
Fuckerorum *) bibliothecae praesit, aliquid posset, nee paua
i) Ebd.
*) NUus Kabasilas, Erzbischof von Thessalonich ; Tgl. Herzog -Plitt- Hau ci:
Real-E., X, S. 682.
•) Wurde von Flacius herausgegeben und im Jahre 1655 gedruckt: Nili Tbe^sa-
lonicensis libellus de primatu romani ponificis. A M. FI. III. in Latinum seraio?f:r
conversus, cum praefatione eiusdem ; vgl. Preger, M. Flacius Illyricus etc., U, S. .304.
^) N. hatte sich deshalb an Tanner gewendet; vgl. N.'s Brief an Tanner ddo.
Augsburg, 7. Sept. 1556 (<*, fol. 245**): „Dicitur alicubi per Itaiiam extare Anasta>ii....
historia ecclesiastica, itera Maximi.^
^ Nicolaus Stope, ein niederländischer Poet; vgl. Jöcher, a. a. O., IV, S. 86<.^
*) Daniel Bomberg, ein berühmter Buchdrucker in Venedig; vgl. Jöcber, a, a. 0.
I, S. 1211 fg.
V) Der bekannte Philologe Hieron]rmus Wolf war längere Zeit KbUotbekar li^^
Jobann Jacob Fugger; vgl. Allg. D, Biogr., VIII (1878), S. 183.
•) Ebd„ S. 182 fg.
213
Amoldus Arlenius,*) bibliothecarius Ducis Florentini, de quo iam
saepius; nam is totann Italiam vel perlustravit vel etiam spoliavit.*)
Optarim instigari Fuckeros, ut curarent coliigi omnia concilia
^raeca et simul edi; libenter studio gloriae facerent, si non quid
suspicarentur. Essent et ad aliorum consimilium autorum editdonem
incitandi. Voliius posset commode huic negotio subservire, si modo
vellet; cogitandum est de ratione monendi cum. Scriptum Caroli
Magni mihi plane probatur et inveni in Aventini Carolo, Franco-
fordiae Graecorum acta de adorandis imaginibus rescissa esse.
Locum descriptum mitto.*) Alium quendam industrium nos*) con-
duxisse nuper indicavi et scripta eius quaedam misi. Quaeso vide
in initio tomi conciliorum paenultimae editionis catalogum librorum
manuscriptorum, quibus ille coUector *) usus est ; invenies aliqua
non contemnenda nomina» libellum esse in monasterio prope
Bonam indicat. Utinam vel praescivisses vel incidisses. Tua miro
desiderio expectamus et diutius eis carere, cum inceperimus, non
possumus; quare si ullis nostris precibus moveris, cura quam
primum. De Passaviensi, praesertim eius historia ecclesiastica, •)
quam habet, scire aveo. Haec iam festinanter, brevi prolixius.
4. Augusti. Lovanii.
T. H. studiosissimus
Andreas Petri.')
Nr. 14.
s. 1. 23. August 1554.
Nidbruck an Flacius.
Ueber Flacius* Katalog der Wahrheitszeugen. Empfiehlt Cassander
und Wouters als Mitarbeiter. Charakteristik derselben. Deren werth-
volle Bibliothek. Möchte zu einer Sammlung von Hymnen, Antipho-
») Vgl. Nr 12.
•) Vgl. Tanntrr's Brief an Ronif. Amerbach ddo. Padua, 4. Februar 1666
(Stinuing, Georg Tanner** Briefe. Bonn 1879).
») i; fol. 24\
*) Hermann ; vgl. Nr. 12.
^) Ohne Zweifel der Mechelner Franziskanermönch Peter Crabbe gemeint, der
1538 und 1661 bei Quentel in Köln den Druck der Concile besorgte: „Concilia
omnia tarn generalia quam particularia ab apostolorum tempore celebrata;** vgl. Eben,
a. a. O., S. 390.
•» Vjil. Nr, 12.
T) Tengnagel fügt hinzu: „Vertumnus lUyricus*.
L
. ^^.
214
narien etc. einiges beitragen. C. Hupertus sammelt Gedichte. N. piant
Herausgabe der von ihm gesammelten heih'gen Gedichte. Kauft alle
auf die Mönchsorden bezughabenden Schriften. Zählt einige Autoren
auf, die er besitzt. Flacius soll sich des Balaeus annehmen. Santphurdiu^.
Hyperius. Gesner will den Photius haben. Flacius möge mit Gcsne:
und P. Pema verhandeln. Literarische Mittheilungen Hat Tauler?
Grabmal gesehen.
Handschriftlich (Concept): i, fol. 121.
S. P. Prolixas ad te nuper*) dedi, amice carissime; tu
quoque, quod ego facere soleo, observes, ut ad singula capita ex
ordine respondeas. Percurri librum, quem ad me miseras, cataloj^unr
scilicet, qui purius scripserunt superioribus annis, sententiis bre
viter insertis. Probatur ille liber, cum tu scribebas, per Oporinum'
excudendum, quod mihi non displicet; nam alios excitaret ad
augmentationem libri et similem perquisitionem. In praefatione
quoque adhoriari lectorem ad talem laborem posses et quae habere-
lector, vel tibi communicaret vel ipse ederet, quicunque eiuscemodi
quid sciat. Librum sine farragine illa simpliciter exire optarim sins
cuiusquam privata mentione nostri temporis, nam exempli gratia
de D. Gasparo Pflueg*) atque aliis quaedam interponuntur, quae
nonnullis acerbius dicta videbuntur et calumniandi ansam praebe-
bunt neque etiam illa aliqua ex parte dogma concernunt, Nam ec
casu nequaquam connivendum esset, sed privatorum ista sunt, et
consultum puto, hoc animadvertatis in instituto vestro, ut nihi
praeter antiquorum sententias puritati congruentes inseratis, qu"
aliae nationes sub iugo magis positae eosdem Hbros a vob>
collectos in bibliothecis suis habere aliisque venundari queant
Ita enim meo iudicio fructum istis facturi longe uberiorem simphci
scilicet commemoratione, bona fide cum publica attestatione facta.
1) Nicht in dieser Sammlung. Er war vom 28. Juli datirt ; vgl. Nr. 16.
•) Catalogus testium ▼eritatis; vgl, Nr. 1.
•) Ueber den berühmten Baaler Buchdrucker Johann Oporinos (Herbat), gest,
6. Juli 1668. vgl. Allg. D. Biogr., XXIV (1887), S. 381 fg.; Schmidt, Die Briefe Joli.
Oporins an den Strassburger Prediger Conrad Hubert in: Beiträge aur vaterlirJ..
Gesch., herausg, von der histor, und antiquarischen GeseUsch, ru Basel, N. F., III
(Basel 1893), S. 381 fg.
*) Kaspar Pflug von Rabstein, oberster Feldhauptmann der böhmischen Truj pen;
vgl. Gindcly, Gesch. der böhm. Brüder, Prag 1861, I, S. 186. 300 fg.
215
nihil scilicet in eo volumine contineri, quod non longo ante tem-
pora M. L(utheri) scriptum sit, eiusque rei multos claros pios et
omni exceptione maiores testes esse, qui antiquos Codices ipsi
viderint vel in hanc sententiam, ut tu cum tuis melius excogita-
bitis, quomodo videlicet omnem suspicionem amoliamini, locum,
unde libri habiti sint, et de me ne minimum, cavete diligenter.
Heimburgensis ^) scriptum dicis in eadem farragine te habere
contra papam germanice et latine ; •) ignoro, num illud sit, quod
evulgasti contra primatum.") Quod vero in eodem libro D. Lutzen
adscribis tractatum de squaloribus curiae, erras forte, nam ego in
bibliotheca Coloniensi vidi eundem adscribi Matthaeo de Cracovia,*)
professoris sacrae theologiae, postea, ut aliqui scribunt, episcopi
VVormaciensis ; quod et mihi fit verisimilius, nam hie tempore
concilii plura scripsit, uti reperies inter libros. Hoc quoque scire
te volo, quod Coloniae sunt duo iuvenes docti et Studiosi, alter
Georgius Cassander,*) alter Cornelius Gualterus *) vocatur, uterque
plus et doctus, ut Pylades et Orestes convivunt.^) Hi duo profecto
ad tuum institutum aptissimi, nam Cassander certas habet de fide
christiani hominis sententias, in patribus et antiquis ecclesiae
ritibus exercitatissimus, qui nil agit potissimum, quam quod in
priscorum ecclesiae rituum et veritatis perquisitione insudat, vir
certe dignus, qui coUoquio theologorum adhibeatur, si quod
instituendum esset; firmissimis enim argumentis de dissidiis potest
disserere. Alter Cornelius totus historiis deditus iisque sacris,
maximus antiquitatis et veterum librorum indagator. Fuerunt olim
») Ucber Gregor von Heimburg, vgl. Allg. D. Biogr., XI (1880), S. 327 fg.
') Vgl. Flacius, Catalog., S. 866.
*) Historia certaminum inter Romanos Episcopos et sextam Carthagin. synodum»
Africanasque Ecclesias, de primatu seu potestate Papse etc. Basel 1654; Preger,
a. a. O., II, S. 613 fg.
«) Ueber Matthäus von Krokow (f 1410) und die Schrift „De squaloribus
romanae curiae' (Basel 1561), vgl. Sommerland, Ueber das Leben und die Schriften
des Matthäus von Krakau. Inaug. Diss , Halle a. S. 1891. Nach Potthast, Bibliotheca
historica medii aevi, 2. Aufl., Berlin 1896, I, S. 777 fg., ist es noch ungewiss, ob diese
Schrift von ihm ist.
*) Ueber Georg Cassander (f 3. Febr. 1666), vgl. Allg. D. Biogr. (1876),
S. 69 fg.
«) Ueber Cornelius Wouters (f 12. Aug. 1682), vgl. Jöcher, a. a. O., IV, S. 1079.
f) Cassander und Wouters an N. ddo. Duisburg, 13. Febr. 1654 (i, fol. 92), wo
sie über ihr Zusammenleben und ihre Studien berichten.
216
aliquot diebus Wittebergae, per annos aliquot in Italia, in Gallia
longo spatio, Tilio *) familiarissimi et qui libros ipsius Tilii vidermt
et excuserint. fere omnes infcrioris Germaniae et Rhenanae ripae
bibliothecas perlustrarunt solertissime. Utrumque commendavi
Palatino principi Ottoni Henrico,*) qui annuum Stipendium pollicc-
batur; verum nescio, quid actum sit. Si ad vos isthinc addud
atque sustentari queant (nam video omnes fere pios hoc tempore
opibus non cumulari), recte certe faceretis, si ipsorum opera
uteremini. Sed quia magna difficultate attrahi poterunt, uterque
valetudinarius, per litteras nihilominus ipsos consulere de rebus
ad vestrum propositum pertinentibus, sententias accipere et labores
aliquos imponere poteris idque per interpositam personam, medicum
D. Echtium, •) virum pium et doctum ipsisque famiUarissimum,
olim veterem tuum hospitem. Is etiam norit, ubi illi duo degant,
nam in Juliacensi ducatu Tuisburgi nonnunquam habitant. Uli ipsi
ecclesiae non parum possent prodesse. nam pro experientia, qua
valent, omnem fere seriem a tempore Gregorii ecclesiae cere-
moniarum posset Cassander ostendere, quia id studuit et habet
ad eam rem antiquos ordinarios libros, ut vocant; a me quoque
ipsi quaedam transmissa sunt. In hymnariis et antiphonariis corri*
gendis, item martyrologiis non parum praestare possent, quae omnia
ad statura ecclesiae per successionem cognoscendum spectant; sed
partim, ut dixi, valetudine aliisque incommoditatibus praepediti.
partim sumptibus destituti, quibus scribam aliquem doctum alant,
qui ipsorum collectanea in ordinem redigat, quamquam nee ibi
sunt ad eam rem apli ipsisque e vita discedentibus haec omnia
intermorientur, addo et illud (scribo enim quod scio), in veterum
synodorum canonibus versatissimi, nam in iisdem aliquamdiu
elaborarunt ; historias et ecciesiasticos libros habent nondum
impressos. Quare si doctus apud vos adolescens, alicuius fortunae
peregrinandi cupidus ad ipsos sese conferret et operam suain
ipsis impertiretur, posset sine omni dubio plurimum proficere et
quae vellet, coUigere; non enim invidentur cuiquam suae lucubra-
tiones. Uli studioso singulis diebus praelegerent aliquid, et haberct
domesticos theologiae et praeceptores et commilitones. Sancte tibi
») Vgl. Nr. 9.
•) Vgl. Nr. 6.
*) Dr. Johann Echtius, praktischer Ant in Köln ; vgl. Jöcher, a. a. O., II, S. 272.
217
poiliceor, si non esset alia vocatio, ego ipse iucundissimo anjmo
ipsis convcnirem, ut nunc absoluta commissione mecum duxi
utrimque per multos dies et vix potui distrahi. Quod si essent,
qui huic rei, nempe percurrendis restaurandisque ordinariis, antiquis
piorum vironim hymnis, antiphonis, coücctis et etuscemodi studüs
vacare possent, communicarem quaedam ei negotio deservientia.
Si homines ad ea, quae supra dixi, pertractanda sufficientes ad-
hiberi possent, pro opportunitate essent undiquaque missalia,
breviaria, agenda taiia comparanda, unde discrepantia in ritibus
deprehendi et ubi densissimae tenebiae, ubi minus crassae fuerint,
intelligerentur; esset quidem magni laboris. sed non untus, et
versatis in iis squaloribus minus molestum ac, ut dixi. ad iugum
ecciesiarum detegendum et indicandam seriem superinductarum
teiiebrarum offuscataeque evangelicae praedicationis accomodis-
simum. Verum ea de re tuum ad me perscribas iudicium et pro-
lixum catalogum eorum, quae desideras. mitte; tum pro viribus
enitar. Lossius Luneburgcnsis, ') item in hymn(is] paucis Magde-
burgius agricola quidam est conatus aliquid. Arjjentinae est Conradus
Hupertus,") concionator apiid S. Thomam ; is colligit omnia carmtna,
Sacra, lyrica et alia id g(enus) exceptis heroicis, quae Oponnus
edet.*) Ego vero omnia carmina in sacris scripta colligo et libenter
typographo communicabo aliquando, ut habito delectu edat in
aliquot tomos; nam erunt, quae iuventuti serviant, quae doctis
item probentur, ut loco obscoenorum poetarum hi in bibliothecis
mcrito conserventur. Quicquid de monachonim ordinibus, Institu-
tion«, progressu, privilegiis, conßrmationibus, dissidiis etc. reperio,
id coemo. Si id velis, significa mature; nam inde non pauca,
licet enim ex iis perspJcere, quam mulus mulum scalpat et dignum
Sit patella opcrculum. Etenim a sede Romana evecti Cherubint et
Seraphici, item et alii in statu perfectionis constitutt et viam etiam
conctlionim sequentes, ut aiunt. eiusdem sedis pfopugnatores stre-
nui.«simi extiterunt semper. Habeo et opera omnia GuilielmiOccam,*)
'i iMoi Lo-tioi (LoUe); vgl AUg. D. Biogr.. XIX (1884). S. 220 ff.
*| Vgl. Schmidt, Die Briefe Job. Opoiiu* ui den ürnttbaifer PrcdigeT Conrad
HupFn etc.; Räbrich. Miltheil. »u der Ge*ch. der enog. Kirch« iet EIuhm*. Sttaw-
taig 188&, 111. S. 245 fg.
•1 Der Drvck üt in Folge »on Habert'i Ableben nnterbliebeii,
*) Vgl. Allg D, Biogr., XXIV (1887), S. 122 fg.; d«s. wdlere Liieratnr.
220
virtutem vitionimque exemplorum librum.*) In libro, cm titulcs
est supplementum coelifodinae extat passus; in quatemione T.
habes aliquot argumentationes contra mendicantes, reliqua nullius
momenti. In siimmis scholasticorum in indice quaerenda quaedatn.
ut in vocabulo: haeriticus, praelatus, sacerdos, clericus et similibos,
recensentur enim nonnunquam, quae veritati non sint contraria.
Alvarum Hispanum •) de planctu ecclesiae/) quem scribis tc habere
manuscriptum , reperies Lipsiae apud Clementcm bibliopolam.
Parisiis impressum parva littera in folio ; idem quosdam alios habet
Lutetiae impressos, quos non multi bibliopolae habent. Expccto
copiosum indicem omnium eorum quos desideras autonim. Sek)
ubi lateant exemplaria manuscripta concilionim. sed desunt, qni
conferant; si tibi essent noti, qui hoc onus susciptre vellent con-
ferendi exemplaria Coloniae impressa cum antiquis manuscriptis.
indicabo illis bibh'othecas. Scribe, quid in Nilo meo repperen^
notatu dignum. Porro in illa tua farragine veterum doctofüm
mentionem facis Tauleri.*) Vidi nunc recenter cius E^uxacptov, ita
habet in circumferentia Anno 1361, 16. Cal. Junü Cyriad et
Julia .... frater Johannes Tauler, neque additum est. quod alloquin
plerunque annectitur, seil, orate pro eo; agnum supra Itbnim
gestat et digito ostendens, haec sunt adscripta: in Christo Jesc
voluit meo iudicio innuere, se in hunc solum omnem fiduciacn
recondliationis ponere, non in aliorum intercessionibus aut suffragiis
pro se interponendis etc. Hie ille noster Pontifex, [itoirr^^ xod [xettj:
studia nostra gubemet, nos custodiat et regat. Amen.*) Reliqua
cum libris. Rescribe et ad Galliim. Datae Utopia, 23. Augusti 1554.
Mitto hie quaedam, nee otium fuit iudicium interponere, num tibi
omnia peraeque serviant institutoque conveniant. Habebo ipsc
delectum.
^) Nicolaus de Hanapes, apostolischer Poenitentiar and Patriarch von Jern^mka
(f 1291} schrieb: „Biblia pauperum sive virtutum vitiorumque cxempla utriusqne legi«
promtuario deprompta^ (Tübingen 1533); Ygl. Jöcher, a.a.O., Ill, S. 921; Le Qerc
Nie. de Hanapes in: Histoire Littöraire de la France, XX (1842), S. 51 fg.
*) Alvaro Pclayo, spanischer Franciscaner, Dr. jur. can , zuletzt Bischof xo
Silves in Algarbien (f 1353); vgl. Jöcher, a. a. O., III, S. 1351.
») Zuerst gedruckt zu Ulm i, J. 1474 und zu Lyon i. J. 1517; vgl. Poithast.
A. a. O., I, S. 38.
«) Vgl.. Schmidt, Johann Tauler von Strassbnrg, Hamburg 1841.
8) Ueber Tauler's Grabmal, vgl. Fiacius, Catal. test. ver., II, S. 778 fg.
221
Nr. 15.
Köln. 5. September (lö54).
Flacius an Nidbruck.
Klagt über Ausbleiben der von N. versprochenen Bücher-
sendungen. Zwei Schreiber auf seine Kosten angestellt.
Handschriftlich (Origin): b. fol. 26.
Adresse: amico.
S. Expecto cupide tuas litteras. vir doctis.time. Galhis ') signi-
ticavit. pauca quaedam te sibi dedisse nobis transmittend a, quod
me ingenti dolore affecit, nam mihi prius significaveras, qiiatuor
vasa iam eo perlata esse praeter ea, quac hac acstate ferme ex
centuni,*) esse tantam copiam. ut diligentissimus vi.x biennio
qucat etc., quae omnia nobis communicare vells; quapropter quid
id sibi velit, ncscio, nisi quod quam primum cupio audire. Sicubi
quis alius magis idoneus est inventus, non cupio ecclesjae Dei
utililatem impedire; quare propter Christum te oro, ut vel omnia
communices vel saltem consütum tuum fraterne cxponas. Conduxi
duos scribas meis sumptlbus, per quos volebam hac hieme in
ordinem redigere ex diversis codicibus tuis ac meis scripta eodem
pertinentia; nam et id praeclanim aliquid esset, sl quasi Hippolyti
cuiusdam discerpta disiectaque membra in unum corpus vetera
monumenta redigcrentur. Nunc video, me operam et impensa ludere.
Dominus Jesus adsit suae miserrimae ecclesiae. Amen !
5. Sept. Coloniae. Lythodius •) salutat.
Tuus Th. H.
Nr. 16.
Köln. 8. September 1554.
Flacius an Nidbruck.
Wiederholt Klage über Materialmangel. N- soll eine Zeit für
die Zusammenkunft bestimmen. Mystißcation. Erwartet Nachrichten.
Handschriftlich (Concept): /, fol. 128.
A<lressc: Clarissimo et prudcntissimo viro d. d. Gasparo a
Nidbruck, Regiae Rom. M. consitiario, suo Domino ac patrono
plurimum observando, Pragae aut Viennac aut übt est.
') Vgl. Nr. 2,
•) Vgl. Nr. 10.
>) Leibant du Herzogs von Jülich ; Tgl. Flacius ui N. ddo. lö. Decembtr 1554
<^. fol. 342): gLjthodius est medicus Jnlikcensis Principis.*
222
S. Clarissime vir et patrone plurimuin observande, ex quo
a nobis hinc discessisti, nuUas plane litteras accepi, nisi quas
Spirae,*) ni fallor, scripsisti. Caetcruiti duas epistolas, quas proximc
-Gallo ') dedisti mihi mittendas, interiisse vereor. Scribit alioqui ille,
pauca quaedam sibi data, quae mihi mittat, quod non sine ingenti
dolore accepi ; nam opus est inchoatum, operae adsunt, sumptos
fmstra fiunt, quandoquidem instrumentis destituimur. Quod si alibi
inventi sunt meliorcs artifices, hoc ipsum scire quam primum
cupimus. Scribit idem, me debere venire media ferme hieme, sed
quam mihi illa peregrinatio sit tali tempore futura commoda tum
propter valetudinem tum propter varias occupationes, tulemel
iudicare potes. Ad haec certa dies constitui non potest, quarc
verendum, ne tolerato tanto labore ibi mensem frustra sedeam et
demum re infecta (ut Homerus loquitur) vacuus navigcm. Quarc
rectius vel cum propius esset, alicubi subito evocaret vel cum in
Juliacum, quandoquidem in itinere recto sumus. Torquebis te. vir
clarissime, ut opinor, horum mysteriorum interpretatione ; sed con-
ficti loci sunt; volui tibi melancholiam nonnihil excuterc, Salutat
te noster Lythodius') et Aechtius,*) qui voluerunt. me tale quid
serium confingere, quoniam tantum seriis intentus esse vis et a
iocis penitus abhores. Expectamus a tua humanitate vidssim
quippiam simile; omnino enim quam primum tuas litteras videre
cupimus, ut sciamus," an tibi tam longa peregrinatio recte successerit.
et incolumis domum sis reversus. Per Lipsicum mercatum como-
dissime litteras mittere potes, nam ibi erunt, ut opinor, quidam
nostri mercatores. Vale feliciter meque in tuorum clientum numero
numerare ac fovere perge.
Coloniae, 8. Septembris 1554.
T. H. deditissimus
Johannes Hoppius.
i) Vgl. Nr. 16.
«) Vgl. Nr. 2.
») Vgl. Nr. 16.
*) Vgl. Nr. 14.
«^J:^ *f
223
Nr. 17.
Köln. 10. September 1554.
Flacius an Nidbruck.
Abermals Klagen über Mangel an Unterstützung. Der Eifer
der Mitarbeiter wird erlahmen. N. soll daher seine Bücher schicken.
Zusammenkunft.
Handschriftlich (Origin.): b, fol. 13.
Adresse: amico.
S. Clarissime vir, significavit Gallus noster, pauca sibi quae-
dam a T. H. tradita esse, quae mihi mitteret, ex qua re plane
ingentem dolorem concepi; nam cum laborem illum inceperimus,
progredi non possumus sine tam necessariis instrumentis,*) In portu
igitur ferme naufragium facere cogimur et sumptus in conductos
homines frustra facimus. Ipsi etiam coUegae ut alacriores facti
erant spe istorum monumentorum, ita nunc, cum rem evanescere
vid(ent), animis collabuntur ac a me sese mendaciis lactari et
circumduci statuunt, tametsi hominem de nomine non norint. Idem
et aliis accidet, cum mox sentient, rem iacere ac negligi, seque
a me pecunia arte emungi dicent. Hie quid ego laetitiae aut
animi habere possim, facile ipsemet divinaveris, utpote quem et
publicum damnum et scandalum et propria ignominia hinc per-
veniens excruciet. Quare per Deum Jesum oro, ut vel mitti quam
primum illa eures, quae plurima te habere indicasti vel saltem,
si alium magis idoneum habes, significes, ne tantos hie conatus
volvere et ad tam multos scribere deinceps etiam pergam. Indi-
cavit quoque idem frater, expectari me ibi circa Novembrem,
nimirum tuo mandato ; verum oro, ut simul quoque cogites, quam
commoda sit huic tenui et macilento corpusculo futura tam longa
hibema peregrinatio, qui quidem nee equos habeam nee talem
famulum nee alia ministeria ad talem laborem necessaria. Ad haec
iis sum molestiis, curis ac laboribus obstrictus et implicatus, taceo
enim rem domesticam et familiam, ut mihi non nimium vacet
peregrinari aut otiari. Quibus omnibus et illud accedit, quod tu
mihi nullum certum diem condicere potes; quare verendum est
vehementer, ne accidat sicut prius, ut vel expectare diu illic
otiosus vel frustra sumpto tanto labore domum redire infecta re
*) Vgl. Nr. 15 und 16.
224
cogar. Quare meo iudicio rcctius feccris, ut vcl cum ad Misnenstm
venis, me protinus evoces, vel cum ad Johannem Lythodium*.
medicum seu eius dominum in transitu aut reditu, quia hac brevisä-
mum itcr est, mc alloquaris. Cum aura nonnihil tempemtior erit
ibo quocunque me vocaveris. Haec iam (uti opinor
tibi lacta futura nee ex hilari corde progredientia, prout nccessitas
flagitavit, scribere volui. Tu vero pro tua humanitate omnia in
meliorem partem accipe et nostris etiam votis ac petitionibus,
quantum ea certa ratione subnixa fultaque esse vides, annue, nisi
totam rem omitti ac coll(abi) vis ; ego enim certe quomodo in
instituto pergere alioquin possimus, haudquaquam video. Responde
quaeso quam primum. Dominus Jesus adsit tibi omnibusque suis.
Amen!
10. Sept. 1554. Coloniae.
Tuus Th» Hen.
Nr. 18.
Köln. 6. October (1554.
Flacius an Nidbruck.
Wegen Zusammenkunft mit N. in Erfurt. Literarische Mit-
theilungen. Languet's Aufenthalt unbestimmt. Würde demselben aut
die römische Reise 10 Thaler aus eigenem geben. Tilius. Wünscht
Edition der griechischen Concilien; Wolf soll auf Fugger einwirken
Schreiben an V^al. Wagner wegen Nachforschungen in Transsylvanien
und in der Walachei. Auch in Moschovien soll gesucht werden.
Desgleichen in Rom und Griechenland. Hildesheim hat 13 Biblio-
theken. Aventin. Waldenser.
Handschriftlich (Origin.): b, fol. 27.
S. Clarissime vir, scripsit semel atque iterum Gallus') de
mea profectione circa Novembris initium, quam sane nunc susci-
pere non possum partim propter aeris iniurias partim quia dies
certa indicari non potest adventus Phili,*) partim quia Phili epistob
nihil tale praecipif, sed sicubi propius, ut scribit 9*) aut in Mis-
nensem aut a Juliaco rediens transiret Erfordiam, ubi etiam aliqua
i) Vgl. Nr. 15.
* Vgl. Nr. 2.
«) Nidbruck.
225
inveniri haud vulgaria possent, praesertim collegio magno et coeli-
porta, quae mihi iam non patent; in collegio magno sunt circiter
tomi 10 de concilio Basiliensi et Constantiensi et quaedam Johannis
de Vesalla *) : eo praemisso nuntio evocatus advolarem, et revertenti
illi aut etiam eo proficiscenti in itinere est. Nicolai Emerici in-
quisitiones •) bis habeo et non pauca inde selegi in meum cata-
logum, sed epistolas N(icolai) Cle(mangiis) ') tuo exemplari adiunctas
videre valde cupio. Historiam Dugonis*) et si quae habet alia
P(ataviensis),*) videre operae precium esset. Humpertus Lagnetus')
abierat ante complures menses in Prussiam ; ubi nunc sit, scire non
facile possum. Si ipse aut alius industrius vellet bonam operam
nobis medio anno Romae navare, darem ei ex meo 10 thaleros
lubentissime ; aliquid ei ex aerario, si quid habebimus, dari poterit.
Te sane nihil de tuo; habes plus satis, quo rectissime colloces.
De Tillet ') sedulo cogitabo, si quis in aula Viteb(ergensis) ®) tales
litteras impetraret; Juliacensem ') pluris faciam, sed ille eo forte
non posset protrahi. Concilia graece omnia extare valde optandum
esset; Volfius ***) facile hoc opus apud cfoy.") promovere posset, ut
illi conquirerent, qui late amplas negotiationes habent. Scripsi
aliquando ad pastorem Coronensem,") meum intimum, ut curaret
in Transsylvania et Valachia; mitto exemplar eius responsionis.*')
Forte si a maioris autoritatis viro sollicitaretur, aliquid efficeret.
Optavi saepe et in Moschovia inquisitionem fieri posse ; cum enim
0 Vgl. Nr. 1.
>) Ebd.
•) Vgl. Nr. 14.
*) Vgl. Nr. 12.
«) Vgl. Nr. 11.
•) Vgl. Nr. 5.
») Vgl. Nr. 14.
») Herzog Christoph von Württemberg; vgl. Allgem. D. Biogr , IV. (1876),
S. 243 fg.
•) Wilhelm, Herzog von Jülich (f 1592); vgl. Loserth, Die Registratur Erzh.
Maximilians in Fontes Rerum Austriac. II. Abth. XLVIII. 2. Hälfte, S. 484.
") Vgl. Nr. 13.
**) Fugger; ebd.
1'} Valentin Wagner, Stadtpfarrer in Kronstadt; vgl. Traasch, Schriftsteller-
Lexikon d. Sicbenb. Kronstadt 1871. III, S. 469 fg.
1«) Vgl. Wagner an Flacius, ddo. Breslau, 3. März 1663 (i, fol. 27). Der Name
Flacius IHyricns iit auf der Adresse theils ausradirt, theils überschrieben.
Jahrbuch des Protestantiunut 1897, H. III u. IV. ^5
226
graecam religionem habeant, vcrisimile est, eos et Hbros aiiquos
adhuc habere. Petri Alexandri *) et Molynei ') meminero. Stephano
Roberto •) semel scripsi de ista ipsa re, sed nihil respondet ; quare
quid porro cum eo agam, dubito. Acta synodi Francofordensis*i
fortassis rectius ad me missa füissent, sed tarnen urge, ut pro-
deant. Indicem, quem petit cp, brevi coUigam et mittam. Vcrcor,
ne Tilii ^) animum mitra immutet. De homine idoneo, qui Romac
res nostras curet, cogitandum sedulo erit.*) Utinam sit, qui et in
Graecia. Dominus Jesus suo operi adsit.
Vale Coloniae, 6. Octob.
Tuus Petrus Hcnius.
Hildeshemia prope Brunsvigam 13 bibliothecas satis veteres
habet. Brevi prolixius, haec repente acceptis litteris. Annalibus
bavaricis Aventini, quae apud nos sunt, deest secundus et tert:u>
ac initium quarti, quae nunc nobis vehementer essent necessaria.
Ingolstadii quaedam edita audio, quae cupio quam primum videre.
forte quid ad rem. Die Waldenser haben gleichwol für jharen eine
meile weges von Steyr gewonet imnd ein eigen kirchen gehabt.
Davon das gemeur noch stehet. Aber endlich vertrieben unnd ihr
viel gerichtet worden, davon noch ein coemiterium vorhanden,
welcher der Ketzer Fridthoff genennet wirdt. Haec quidem amicus
tu vide, si quid certius aut si quae scripta etc.
Nr. 19.
Köln. 7. October (1554).
Flacius an Nidbruck.
Hat Verzeichniss der gewünschten Bücher durch Gallus an N.
gesendet. In Deutschland meist nur neueres Material. Daher muss
auswärts gesucht werden, besonders in Rom und womöglich in Asien.
Die Fugger könnten behilflich sein; Wolf soll sie dazu bew^en.
Languet.
Handschriftlich (Origin.): k, fol. 313.
^) Ueber ihn ist mir nichts bekannt.
*) Du Moulin; vgl. Nr. 11.
*) Robert Stephani, ein gelehrter Buchdrucker zuerst in Paris, yon 1547 sn ic
Genf, gest. 6. Sept. 1559; vg'. Jöchcr, a. a. O., IV, S. 818 fg.
*) Vgl. Nr. 12.
») Vgl. Nr. 9.
•) Languet war dazu in Aussicht genommen worden; vgl. oben.
S. Cum iam heri vesperi ad omnia, quae incidcbant, subito
rcspondissem ac litt er as Lipsiam inde R(ati3ponain) mittendas
misisscm, venit mihi hac nocte in mentem. tp ') petere, ut raitterem
catalogum librorum, unde animadverti eum a G(alio) '} non acce-
pisse, nam ibi ad hoc ipsum exemplar ciusmodi reliqueram ; quare
mitto huic novum exemplar non tale quidem. qualc iam brevi ali-
quando a me conßcietur, scd quod hac acstate pararam. Quare
quaeras, ubi et quantum poteris; non cnim necesse est, ut te
horter, cum tu etiam magis hoc studio mc ipso ardeas. Video
quae nos in hac Germania reperimus, plerunquc recentiora esse
ad summum 400 annorum; quare videndum omnino, ut etiam in
extcris regionibus, praeserdm Romae et, si possibile esset, in Asia.
f^uy.') Propter amplas ncgotiationcs ad hanc rem inprimis sunt
idonei; quare cum eorum bibliothecario *) vel quoptam alio idoneo
agendum esset, ut eos ad eiusmodi Studium excitent. Lagnetus '}
ubi iam sit, nescio, nam in Prussiam abierat. Si Witembergam
dirigere litteras cupis, habeo ibi amicos Johannem Luffi, typo-
graphum, Casparum Pfreund, pharmacopolam, E. M. Sebastianum
Theodoricum, mathematices lectorem,*} qui hac aestate rector fiiit.
Lipsiae recte mitte ntur Ittterae Chris top horo Naumair, dvi ac
mercatori celebri.
Coioniae, 7. Octobris.
Joannes Tulius
corrector Werheli tui studiosissimus.
Nr. 20.
s. 1. {1. November 1554.)
Nidbruck an Flacius.
Zusammenkunft mit Flacius. Kirchengeschichte des Maximus.
Es soll Jemand in Italien fiir sie excerpiren (Languet), Arien könnte
viel helfen. Geldbeiträge. Commentare zu Karl d. Gr. Schickte
Bibliothekskatalogc. Pacaeus soll gewonnen werden. Herausgabe der
<) Nidbrack; Tgl. Nr. 18.
') VfiL Nr. 2.
») Fugger; ^1, Nr. 18.
•) Wolf; »gl. Nr. 18.
•) Langnet; Tgl. Nr. 18.
•) Vgl. Nr. 3.
228
griechischen Concile. Karl d. Gr. und Ludwig d. Fr. Schriften gcgcL
die Synode von Nicäna. Gegen 10 Schriften, darunter eine über
die Frankfurter Synode an Cassander gesendet. Flacius soll Cassander
und Wouters zur Unterstützung heranziehen. Verhandlungen tr. :
dem Passauer Bischof. Hat Termin der Zusammenkunft nicht ein-
halten können. Büchersendung auf dem Wege nach Regensbur^
Zusammenkunft nothwendig. Flacius hat genug Material, z. B. au>
Böhmen, um fortzuarbeiten. Bedingungen für die Entlehnung seiner
Bücher. Literarische Mittheilungen.
Handschrifth'ch (Concept): k, fol. 282, Fortsetz.: i, fol. 133.
Adresse: npbQ cpÄov de 1. Novembris 54.
S. P. Accepi binas, ad quas nondum respondi, priores
illas a te scriptas 4. Augusti *) et heri illas, quas 10. Scp-
tembris ') dedisti. Miror autem non parum, quod communis amicus
G(allus) meas de 28. Juh'i*) et 23. Augusti*) cum fasciculis no*:
miserit. Scribe proximis, quid acceperis, et ad singula capita re?-
spondeas, ut ego soleo facere. Et primum ad priores illas tuas de
4. Augusti: et prinjum non uter excusatione, quod minus potue-
rimus pro utriusque desiderio colloqui, nam a me intermissi
fuissent multa, quae grata tibi erunt, si ex litteris meis supcriori-
bus intellexeris, quid egerim et quare emanserim. Quod de Mysis
scribis et Lythodü doraino, quem intelligas, ignoro; incertum est,
quia de meis profectionibus ego nihil quicquam statuere pK>ssi:ni
neque opus est, nok convenire, utile quidem esset et utrique periD-
cundum. Ego etiam, si convenissemus, deinceps commodius de
libris inquirere et cogitare de promovendi tuum institutum rationi-
bus cogitare possem, sed forte aliquando Deo volente dabitur. i:t
conveniamus ; tempus et locum nondum video, admonebo tarnen,
si intelligam, qua ratione fieri queat. Si tibi nota esset mea con-
dicio, mirareris, quo modo cogitandi saltem de huiuscemodi rebus
vacaret; scio tamen, quid Deo debeam et Dei beneficio adhuc
libera est conscientia. Orabis pro felici successu. Pergo ad littcras
tuas. Quod de doctore Babenbergensi scribis, mallem te scripsissem.
ubi ille liber Maximi Venetiis haberetur, et eas circumstantias fpse
») Vgl Nr. 13.
») Vgl. Nr. 17.
•) Verloren; vgl. Nr. 14.
*) Vgl. Nr. U.
229
Babenbcrgae intellexisses ; nam licet in ca dvitate fucrim, praeter
aulicos nulluni novi; si perscribas, ubi inveniri possit, reliquum
mihi committe. Scribis quidem multa de libris in Italicis biblio-
thecis. Sed ego non video, quomodo operae precium facturus sit,
quisquis eos autores describi curaret, nam intra quinquennium
vix omnes possent describi, et sumptus infiniti mihique intollera-
biles fierent, ac tandem aut nihil aut parum tuo instituto conveni-
rent. Quare quantum ad huiuscemodi autores attinet, omnino
iudico consultius, ut a vobis vir pius, linguae graecae peritus et
cui perspectum sit penitus vestrum institutum et qui capita teneat
futuri operis, eo proficiscatur et excerpat atque rescribat vel ipse
vel per alium, quae videbit profutura vobis, reliqua omittat. Si
utatur ille idem iudicio, facili labore multa conficiet et vos magna
molestia levabit, si digestas materias, suo loco ordinatas vobis ad-
ferat. Si talem habeatis, ego ipsi aditum parabo in omnes biblio-
thecas Italiae, modos teneo et autoritatem ipsi comparabo. Scri-
pseras de Huberto nostro*) sed mihi sustentatio est impossibilis ;
vos dispicite et cum illo vel alio tractate. Arlenium *) curavi ad-
moneri, sed parum spero, quia, dum ego in Italia studerem, vidi
hominem et intellexi ipsum societatem habere cum typographo
Laurentio Torrentino,') ita ut rei typographicae potius studeat et
lucro. Habet quidem non pauca, sed ea in suos usus reservat,
quoad ex editione fructam faciat; utcunque sit, ille Arnoldus possit
tali Studioso, ut antea depinxi, ostendere, ubinam boni autores
reperiantur, et iuvaret forte non illubens. Ego apud Arnoldum aut
alius quispiam litteris parum efficiemus. Quod cogitaro te scribis
de sumptibus, facis profecto recte, sunt enim nervi. Cuperem
intelligere, quid princeps Otthenricus *) conferret. Sed forte apud
honestos cives et di vites mercatores plura consequeris ; Haincelium *)
hortare, cum Volfio •) et aüis agat. Quod de quatuor libris
commentariorum Caroli scribis, scire te volo, me quoque et hos
et alios de Caroli M. et Francorum gestis habere; sed de histo-
1) Languet; vgl. Nr. 19.
«) VgK Nr. 13.
3) Vgl. Stintzing, G. Tanncr'i Briefe etc. S. 22.
*) Vgl. Nr. 5.
5) Heinicl; vgl Nr. 3.
•) Wolf; vgl. Nr. 13.
230
ricis mcis libris infra. Quod Lipsiae scribis historica quacdam
esse graeca, ego ignoro; mitto tarnen indicem omnium libronim
bibliothecae ad te, vasi cum aliis indicibus bibliothecarum Italiae
inclusum.*) Si quos libros desideres, ages multo commodius per
interpositam personam, quam ego, qui longe absura, Valentinus
Paceus') dicitur antiquarum renim et monumentorum, praecipue
librorum peritus esse; nescio, quomodo possis ipsum habere
adiutorem. Tu cogita, utendum esse ad pium institutum etiam
eorum opera, cum quibus alioquin non omnino conveniret. De
conciliis graecis edendis,') quae habui et Basileae intellexi, per-
scripsi ad te; per eundem, quem antea nominavi, et Volfium
potes hortari. Quod tibi probetur scriptum Caroli, recte est, scd
tu cura etiam, ut Ludovici scriptum ad versus eandem synodum
graecam *) nandscaris ; scripsi ad te 28. Julii, quis habeat et quo-
modo soUicitari debeat. Quod de libro, scilicet de vitis pontificum,
qui fuit prope Bonnam, scribis, fui quidem in monasterio et omnes
perlustravi, sed in eum librum non incidi. nam monachus ille
compilator conciliorum non omnes libros restituit, quod scio. S}tio-
dum Francofortensem habitam a Carolo M. tempore Adriani et
synodi tempore in Graecia habitae misi Coloniam ad illos bonos
viros,*) de quibus nuper prolixe scripsi; frustra conquereris tuis
postenoribus litteris, quasi aliis libros distribuam: tibi tuisque
ouvTcovot^ omnia in unum locum coacervantur scilicet apud t6v
G(allum)/) Uli Colonienses habent forte decem libros a me, non
amplius, inter alios et leges Gothorum atque huiuscemodi, quae
tibi non servirent. Fac coniungatis studia, nam si raeo iudicio
qutsquam te iuvare potest, illi duo te quoque possunt* Placet stilus
illius, cuius opuscula misisti, diligentia quoque non improbatur.
quod ex patribus veritati fulcra quaerat. De Passaviensi ^) historia
nihil potui agere; aberat enim Reverendus, qui huc brevi dicitur
venturus; ea de re conveniam et si quid sit, non dubito me im-
1) Wahrscheinlich von Georg Tanner.
s) Ueber V. Paceus (Härtung), Professor und Archidiakon in Leipug, gest. 1558,
vgl. Loesche, Mathesius, II, S. 290.
«) Vgl. Nr. 18.
4 Vgl. Flacius, Catal., I, S. 812.
>) Cassander und Wouters; vgl. Nr. 14.
•) Vgl. N. an Gallus ddo. Wien, 23. August 1554 («, fol. 125).
») Vgl. Nr. 11.
231
petraturum. Nunc devenio ad posteriores tuas de (8.) Septembris.*)
In iis quicquid dicis urgendo, facis id pro amicitia et tibi licet,
sed tu bonus vir ignoras, quibus occupationibus distrahar ; sufficiat
tibi, si dictorum meorum constantiam cognoscas. Quod ad diem
praestitutum non veni, excusationem non peto, nam tibi scio non
gratum esset, si visitationem tot bibliothecarum, ad quas nunquam
talis aditus et conquirendi commoditas dabitur, intermisissem ;
quantum periculum sustinuerim illa emansione, nemo novit meb'us
me. Quod scribis, te in portu naufragium fecisse, in publica igno-
minia versari, scandalo aliis esse et multa gravia, dolerem certe
tua vice, sed Deus meliora. Quomodo ea potuissem mittere,
quae in sinu non habebam, sed in hac urbe ; in Augusto a G(allo)
discessi, promisi me tibi conducentia missurum intra duos menses;
steti promissis, sunt enim in itinere et ad communem amicum
G(allum) proferentur. *) Quomodo citius convasari et adversus
flumen vehi potuissent ! Quod vero accersitus sis incommodo tem-
pore, id stat in arbitrio tuo; corpuscülum tuum tenue et maci-
lentum bonum vinum francicum et rhenanum reficient. Nolim tamen
ipse te valetudini tuae incommodare ; maneas in hypocausto usque
ad philomelae cantum. Mittetur ad te nihilominus plenum vas,')
quod hac hieme vobis omnibus sufficiet; ita enim ad G(aUum)
scribo, ut quam primum id transmittat, nuncnunc si te ipsum non
expectet. Ego certe omnino necessarium duco, ut semel con-
veniaraus, nolo autem, ut te frustra in iter des, nam certum diem
aut locum condicere nequeo hoc tempore, sed forte tempore
opportuno. Miror, quod scribas, omnes conatus vestros evanes-
cere, otiosos degcre conductos homines, quasi vero desit- diligcn-
tibus unquam, quod agant. An non plus satis vobis est librorum
et fragmentorum? Pauca sunt quidem, quae ego misi, quia tabel-
larium gravare nohii, grata tamen si vobis aeque sint, atque ego
raptim et diligenter coUegi, satisfactum mihi putabo. An non habes
Marsilii Ficini*) et alia, quae Novimbergae, Coloniae et alibi col-
legisti? Nam D. Echtius *) subtile tuum furtum mirum in modum
1) Vgl. Nr. 16.
*) Am 23. October von Wien per Schiff abgesendet; Yfl. N. an Gallus ddo.
31. October 1664 (i, fol. 131).
') Mit ,A" signirt; s. oben.
*) Vgl. Nr. 1.
») Vgl. Nr. 14.
L.
232
commendabat. An non sunt tibi alii Hbri, quos in Bohemia oos-
quisivisti; in iis relegendis et digerendis an vobis tempus abundatr
Visne institutum tuum intra unum annum absolvere? Diii^entiain
iaudo. maturam tarnen. Res nova et fastidiosa aliquibus videbitnr.
neque enim tu solus omnia. Nam non es papa ; solus papa potest
omnia et quaedam alia. Delectus meorum librorum habendos erit :
te facio magistnim delectus. Quare necessario eo venias ad
G(allum), sed tua conunoditate. Interea fhiere his, qaae in vase
signato A, et quia tibi omnimodam facio facultatem utcndi meis
Hbris, intelligas velim, quibus id condicionibus cupiam fieri, et sd*^
te omnia in bonam partem interpretaturum ; nam nuila est oocasxo
sinistre quid suspicandi. qda vos promptos ad restitutioneTn fore
non dubito. Ego et labores et sumptus pro viribus et factos et
faciendos conferara, non male autem, st id fiat autoritate pablica
interposita. nam communis senatus non moritur. nos vero in dies
nil aliud expectamos, Quare fac quaeso. ut quae in postcrum
habere volcs, magistratus vcster ab iUo. übt est D. G'allus^ red-
piat dato ch\Tt>gTapho ab acdpiente, et deinde distnbuant pro tuo
a^nsilio, übt opus erit, et utamtni Ulis, quam diu voletis. Si tJ
circa Ter aut quando voles. eo vencris, fac sis mimitus täli man-
datx>, quod sdücet libros subsequentes aut qui infia sequcntur.
annotabuntur enim a te, antequam ardiantur. et cavebitur Scripte,
quod maiTistratus vestcr altcii Ratisponensi velit post tanti tem-
poris spatium eosdem -ibros remittere. Tali mandato sauTuir^s
potes ex CO loco auferre qoae voles, reperies autem« qnae tibi
non in^ata 5^'nt fcrara. Et ut planius tibi de mca voluntatc
ccmstet, mitto hie extracram ex bttexis. quas ad communec:
amicum X, Gal/jm scnho '' Vos quaeso noo gTa\'at2nx in eo
mihi ohteirjpenoe, nam -onge p^^ira a mc hoc pacto cjqjectare
potcri^s. M^iTi^uarus atr-mcac, a vobis infonnatus rede, duos ad
munin'jw'.ni drpijtab'.t. cui ei ra consensom praebeant« niliil e^:
0»ii^Vi3Äni djrrrin-^err; s.bixreant^ir, e^:© nihM pcto praeter restitu-
tior^eni, «;*uAn"j T>on ur%:cK' ri<7 absD"*ito opcre et vestia commodi-
lAte i»i fjeri piis>!:: 5:;TT:-:p:4.^ i^Ä'ifOj'TieiiQccum. si -ta opus sit. e^o
i;"v>5^ fe'Äm S: xnrm: e5öcn*i:>, r.z^l certe laborarenu caasas verh-
ex prÄ^.^.K*^(> e\:rav"ro i^rci^Tö^ Käbeo quaedam praeterea^ c-ae
li^i trr.*;. nSi hÄC in pirte Tne^e CDC»qae \'x>Iantati oec i-^.i^«
233
obtemperaveritis, scilicet interponendo cautionem et agendo id
per publicas personas aut publico saltem nomine, lubens communi-
cabo, scilicet epistolas Pipini ad Stephan um *) et Adriani *) ad
Carolum, iustum opus, item epistolas Bonifacii,*) primi episcopi
Germanorum ad Lullum*) et alios coepiscopos suos cum per
Germaniam tum per Westphaliam, et alia quaedam, quae nunc
non mitto, tum quia, dum otium est, ego ipse in iis libris mira
vetustate praecellentibus tanquam in hortis versor. Hoc tarnen
scias nihil esse, quod non ad propositum pium et utile sim coUa-
turus, sed omnino cupio caute et diligenter custodiantur, ob quam
causam ego ipse quoque volo per magistratus sive deputatos id
agri, scilicet recipiendo et remittendo eosdem libros, certe thesaurum
meum usu non directo dominio, nam restitui vellem ad loca
publica post usum, unde deprompti sunt, et propter quos ego
arcte sum obstrictus. Missalia coUigo et habeo ^) slavonicum, quaero
hominem, qui vertat; in Russiam scripsi, expecto responsum ad
articulos, super quibus resolutionem petii. Quantum per otium
licebit, ego ipse de scismatibus •) quaedam hincinde soleo decerpere,
quae omnia ad te. Oporinus '') ad Ottonem Henricum *) misit
Hippolytum super Apocalypsim.*) Venio nunc ad catalogum tuum
et breviter indicabo, quae nunc in buccam venient. Acta con-
ciliorum plurima desideras, quae meo iudicio partim impressa
habentur.*®) Ansegisum abbatem ") habebis, ubi integer excusus
erit, est enim sub prelo in Gallis; ego plurima exemplaria manus-
scripta habeo, curabo aliquando cum impresso conferri. Ammonium
1) Papst Stephan TU. (f 772) ; vgl. Potthast, a, a. O., II, S. 1033.
5) Papst Hadrian I. (f 795) ; vgl. ebd., I, S. 566.
•) Ueber Bonifaz, den Apostel der Deutschen (f 755), vgl. ebd., I, S. 164 fg.
*) Lullus, EKbischof von Mainz (f 786); vgl. ebd., S. 762.
*>) Hier ist in der Hs. 9737 A der Brief abgebrochen ; der folgende Theil steht
in der Hs. i, fol. 133.
•) N. verhandelt deswegen mit dem Basler Buchdrucker Henricpetri; vgl. N.
an H. ddo. Augsburg, 21. Juni 1555 (/. fol. 284); Augsburg, 30. August 1555 (t\ fol. 364)
und H. an N. ddo. Basel, 29. Juni 1555 (i, fol. 295\
T) Vgl. Nr. 14.
•) Vgl. Nr. 5.
•) Vgl. Schäfler, Handlexikon d. kalh. Theo!., Regensb. 1883, II, S. 332 fg.
»0) Vgl. Nr. 13.
*>} Abt in dem Benedictinerkloster Lobies bei Lüttich (f 833); über ihn und
seine Werke vgl. Potthast, a. a. O., I, S. 111; Flacius, Catal., II, S. 105.
234
de gestis Franconim ') reperies arbitror Lipsiae, est enim in Gal. >
impressus per Badium, ni failor. Dum Antonium Florentinja
nominas, nescio an süinmam intelligas, in tres tomos divisam; |
habeo, mittam si voIcb, verum fere in Qmnibus bibliotheds reperiwr.
Acta Francofordensis synodi sub Carolo etc. erras, amice. nam m .
ea synodo nihil adversus Graecos actum est, sed adversus haere^i~
Felicianam ; ubi sint illa acta a me alicubi reperta, supra scrip~
ncc negabuntur tibi, si petas, quamvis illi, qui meum cxemp.J
habent, poUiciti sint se velle curare edi. Verum est quidem. quoJ
eo tempore convocata synodus Francofordensis, quo tempore ;'w
in Graeda habebatur, et ad Carolum synodi in Graecia habira;
acta Francofordiam sunt allata, quantum ex actis potui obiier
percipere, Alpharus Hispanus etc. habes. nam est tila summa d;
planctu ecciesiae') in favorem Johannis XXII. scripta; repentr
passim, olim Ulmae*) impressa, deinde in Gallts;'} librum secund-n:
lege, nam in primo astruitur potestas pontificia. Balaei •) hi-storic
cgo nulla vidi, nee habet, quae ipsc composuerit ; collectanea quider.
multa. et iam a me accepisti excerpta ex ipMus ore et libris p;r
integrum quatriduum; de instructa sua bibliotheca 28, JulÜ ^; ad
te plura scripsi, Bartholomaei Eergomatis ') opus historiarum ■
est illud, quod alias dicitur supplemcntum xpovixtiiv. Biondi'»i et
Beati Rhenani '*) coramentarii ubique in Germania repenuntur.
>) BeDCdictinermönch in der Abtei Flenry a. ä, Loire; ^1. Jöcber, a. s. O.
I. S. 171. Seine Schrift ,De reEii''i praceramqaE Francotnm angine geatisqae e-c'
müde in Paris bei Asceniius Badius i. J. 1614 ee<l">ckl ; Tgl. Graesse, Tresor, I.. S. 48.
') (Antonii episcopi Florentini Repertorinm totins inmnue maioris* ; rgl. Ge<cer
i.a. O.. S. 56.
•) Vgl, Nr. 14.
*) Vgl. ebd,
t) Vgl. ebd.
•) Vgl. Nr. 6.
I] Verloren; i. oben.
*) Ueber den Augnttiner Eremiten Pilippo dl Bergamo (f 1520): vf\. Jöcber.
«. «. O., I, S. 997.
») Supplementnm chronicamm, gedr. lu Venedig i, J. 1483: »gl. Potthajt,
«. «. O.. 1. S, 466 fg.
■•) Ueber den Historiker Flavini Btondm (f 1468). Tgl. Huios, Flario Bionjo.
■ein Leben und seine Werke, Leipug 1679; Gabolto, Aicune idee di FlkTio Biondj
nilla aloriogriphii, Verona 1891.
") Vgl. Horawili, Beatus Rhenanos, Wien 1872.
Cyprianus *) de abusibus ecciesiae erras, forte dcceptus per indicem
Lazii, nam nihil tale Cyprianus; sed hincinde dtatur Cyprianus
dixisse duodecim esse abusiones saecult: praetatum negligentem,
muliercm inverccundam etc.; nihil ad rem. Habes hincinde et in
20. libro de planctu ecciesiae. Concilii Coloniensis canones provin-
ciales, item Germanica historica et quac hiiiusmodi sunt, apud
vos reperiuntur, Pluris constarent hinc avehendi et reveiiendi,
quam isthinc emantur. Einardi cancellarii ') etc. est ille idem,
quem de vita Caroli Magni comes Nuttcnarius. ") praepositus
Coloniensis olim curavit imprimi, et tu babcs in illis quatuor libris
commentariorum Caroli Magni, est primus liber, reliqui enim a
capellano, quartus a patre capellani sunt compositi, ut in fine
tertii iibri et praefatione qiiarti videbis; quod epistolas idem
Eginhardus (quem cancellarium scribis fuisse. ego legi capellanum
et amanuensem Caroli fuisse) scripserit, non scio. Epistolas histo-
riales summorum pontificum ad reges et episcopos Gerjnaniae ego
quidem habeo et communicabo, sed prius curo, ut describantur,
quia archetypum cogor brevi reddere. Eusebü martyroJogium *)
desideras ; sunt etiam, qui Bedac martyrologium ') cupcrent habere.
Doctor Ludovicus Barus,*) concionator Argentinensis vitas describit;
iuva dus opus, si potcs. Eugenii invectivas,'} quin imo ausim
dicere fere aut forte omnia concilii Basiliensis et Constantiensis
accipies; sunt enim in itinere. Gregorii Nazianzeni •) quaedam requiras ;
sdas Oporinum ad Otthonem Henricum Paiatinum misisse graecum
Nazianzenum, nesdo, an integrum, quia non vidi, johannis de
Janduno ') theologica non legi, misi ad te super clementinas.
>) Vgl, Potth«Ki. «, a. O., I, S. 360.
») Vgl. Gesner. ». «. O., S. 211.
») Hermuin Graf von Nuenar (f 1630) gab die ScTirifl des Eginhafd „De viu
Hatoli M.' lu Buel i. J. 1632 bermui; vgl. Allg. D. Biogr., XXIII (1886). S. 486 fg.;
Jesner, a. a. O.. S. 337.
') Vgl. HerrogPIiK-Hauck, a. a. O., IV, S. 390 fg.
■) Ueber den englUchen Benedicliner Bcda (f 736), vgl. Jocher, a. a. O., I,
). 905 fg. ; Potthan, a. «. O., I, S. 137 fg.
■) Ueber ihn habe ich nichU finden kännen.
>} Vgl. Gesner, a. a. a., S. 823 : .EugcnÜ quarti F. epiEtoli et libelTus contra
Conciliam Baiileenie exlart apud Marcam Diesterum.'
•) Ueber Gregor von Naiiani, vgl. Ullmanr, Gr. v. N., 1867.
») Vgl. Über ihn, Loreni, Deutichlands Gewbichtsijuellen. 3. AnB., II (1887J,
236
Joachim! abbatis de pontifidbus ^) mitto ad te, inclusmn in va^ A.
Omnium ordinum monasticonim historias cupis videre; mit::
quaedam de praedicatoribus, coUigo hincinde, quae ad ordine?
quosvis spectant, ea aliquando quoque ad te. Petis omnium locoruiTi
historias, quare scias, me non contemnenda habere in historici
et variarum nationum cum impressa tum scripta, sed necessc
pnus coUoquamur, ut intelligam, quibus habeas opus, reliqui mih-
remaneant, item quos habeas, qui ei rei incumbant, ne frustri
hincinde libri vehantur. Perge strenue, sed non despera, si prbo
anno non omnia congeras, fruere üs, quae conceduntur, reliqua i
me non negantur, et nihilominus perge in perquirendis et sumptib:'
et hominibus, ego idem faciam, sed nondum, quae vellem aut sperr*
possum. Deus iuvet recta consilia. Sigeberti monachi Gemblacens*.:
chronicon *) ad te misi, Sicardi •) martyrologiüm, vis forte dice«
Huswardi,*) qui vixit tempore Caroli Magni. Excuditur Colonu;
Odonis martyrologiüm. Talia et quaecunqu^ ad statum eccles:ü'
secundum seriem cognoscendum faciunt, ego studiose colligo. sc:
necesse de sumptibus et homtnibus pluribus dispiciamus. Open"
precium igitur, ut aliquando conveniamus et ego plene de sta:.
propositi vestri et laboribus fiam certior. Pium et laudabile er
opus, sed non paucorum hominum; exhibete tarnen specimer
utimini iis, quae habetis, et progressum facite infracto animo et
orate Deum, ut me ac omnes honestis ac veris rebus favente^
custodiat, consilia ad nominis sui gloriam, ecclesiae aedificationer
et salutem nostram promoveat, Amen! Valete in Domino. Rescrih
saepe ad singula, quae plenius percipere a me cupias et signiüo.
quot et quando a me scriptas acceperis. Datum 1. Novembn?
1554.
*) Ueber den Cistercienser-Abt Joachim von Floris (f 1202); vgl, Herzog Pit«
Hauck, a. a. O., VI, S. 786 fg. ; Potthast, a. a. O., I, S. 653.
«) Sigebert, Mönch von Gembleaux (f 1118); vgl. Reusch, a. a, O., I, S 226.
Potthast, a. a. O., II, S. 1018. Sein Martyrolofrium wurde 1513 in Paris gedruckt,
vgl. Graeser, a. a. O , S. 402.
«) Sicard, Bischof von Crcmona (f 1205); vgl. Jöchcr, a. a. O.. IV, S. 566.
Potthast, a. a. O., II, S. 1014.
*) Usuard, ein Benedictiner «u Fulda; vgl. Jöcher, a. a. O., IV. S. 1748. ^^f r
Martyrologiüm wurde zuerst 1475 in Lübeck gedruckt; vgl. Potthast, a. a. C. U
S. 1081
237
Nr. 21.
Köln. 1. November (1554).
Flacius an Nidbruck.
Cassander soll zu Tilius, Wouters zu ihnen, Languet oder ein
nderer nach Rom reisen. Brief des Metellus. Literarisches.
Handschriftlich (Origin.): b, fol. 28.
Adresse: <pfX(().
S. Misi nuper prolixas Htteras in Galli epistolam inclusas
Woügango Waldner,') norico concionatori, in quibus ad singula
tuanim epistolarum capita diligenter rcspondi; eas te vel accepisse
vel mox accepturum, non dubito. Jam hoc tantum adücio videri
mihi valdc operae prcchim esse, ut, sicut nupcr signiBcavi, et
Cassander ad Tilium et Cornelius ad nos proficiscatur, et deniquc
ut Romae, quae usui fore videbuntur, vel per Lagnetum vel per
alium describi compararique curemus.') Mitto partem epistolae
proxime huc Roma missae, ut tanto melius deliberare possis.
Clementis Scoti •} et Adalberti GalH *) contra Bonifacium inprimis
videre cuperem. Ecclesiae archeologias Lazü,*) de quibus in prae-
fattone Abdiae,*) vide, an possis curare describi. Valc, Cal. Nov.
Coloniae.
Tuus P. A.
Nr. 22.
Köln. 10. November 1554.
Flacius an Nidbruck.
Wegen Entsendung des Cassander zu Tilius,
Handschriftlich (Origin.): (, fol. 136.
Adresse: Clarissimo viro D. D, Casparo k Nidebruck, regio
R. M. consiliario, suo domino et patrono observandissiino.
S, Clarissime et prudentissime vir, scripsi temas, ex quo
binas tuas ütteras (quarum alterae interüsse putabantur) accepi, in
iis de Omnibus, quae ad rem pertinebant, prolixe scripsi, non
>) Vgl. Preger. ■. .. O., II, S. 230 fg.
^ Vgl. Nr. 20.
>) Vgl. FUcius, Cata]., I, S. 633.
*) Vgl. HeTK^-Flitt-Hiuck, o. a. O., 1, S. 142 fg.
0 Vgl. Aschbach, Gocli. d. Wiener Unir., III, S. 206 fg.
•) Ebd., S. 821.
dubito, te iam recte eas vel iam accepisse vel brevi accepturum
Hie iam breviter illud tantum moncre volui, videre mihi valde
operae precium esse, ut si possibile est, quam primum Cassancc
ad Tilium ') abtegctur.') NuUa enim ratione, quod volurous, ab ep
acdpere poterimus. llle enim ob vetercm familiaritatem ab insdente
et incauto acctpiet, quod volet. Habebit etiam haud dubie (acTe
apud divitem amtcum iam sumptus. Fuit ante annum Ulius Roma;,
multa ibi accepit, ut nobis proxime inde scriptum est. Quart
obsecro te propter Dominum, ut omni studio et cura id agas. Si
sumptibus caret et rem serio agere volet, potent vel hinc deccm
aut etiam viginti coronatos habere. Bene in Domino vale. qui t(
diu incolumem servet, et quam primum potes rescribe. Saiutai:
tc Hechtius •) et Gymnicus. Coloniae, 10. Nov. 54.
Tuus Petras Hoppius,
si forte et huius amiculi nomlnts meministi.
') Vgl. Nr. 20 und 21.
*) Vgl. N. &n Caiunder ddo. 28. MKri 1666 (>, (ol. 66).
*) Dr. Ecbiius ; vgl. Nr, 14.
-^^m^^r
XIV.
[c zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen
und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger
Ordinirtenbüchern seit dem Jahre 1573.
Von D. Dr. Geobo Buchwald, Pfarrer an der Nordkirche in Leipzig.
(Fortsetzung.) i)
1589.
333. Ego Jacobus.Mikovius Pannonius de comitatu ZoHensi
e provido viro Stanislao Miko et pia matrona Sophia in civitate
Brezno dicta legitime natus nono aetatis anno in patria ad discendas
literas disciplinae R. Viri Petri Bergeri tum Ludirectoris Briznensium
trador, sub quo prima literarum elementa vix assecutus Clarissimo
viro Dom. Severino Sculteto successori eius ibidem a parentibus
commendor. Is vix anno expleto honorifice Epperiesinium vicinam
Cassoviae civitatem ad gubernaculam scholae evocatus commigravit,
cum quo ex voluntate parentum una discedens ibi sexennium in
studiis fructuose transmisi. Postea valetudinis gratia, cui mollior aer
plurimum incommodabat, Tyropolium ad radices Carpati situm deveni,
ubi posteaquam sesquiannum literis operam dedisscm, anno sequenti
ab ornasissimo viro D. Paulo Mimchin tum scholae loci illius Rectore
et praeceptore meo fideli in coUegam ascisor. Inde literis Magnif.
D. Simonis Forgach in aulam dictam Hernknecht ad paedagogiam
evocatus concessi, cuius filios sesquianni spatio informavi, cum unice
desiderarem Academias Germaniae uberioris eruditionis causa salutare.
Commendatus igitur literis fratris ad Illustrem Generosum D. Emeri-
cum Forgach, comitem Trynchiniensem, patronum meum, in arcem
Trynchin spe adipiscendorum sumptuum veni. Quod cum viderem
aegre impetrare posse aulicae vitae molestia pertaesus ex voluntate
») Vgl. 1897, S. 56.
_240_
D. Comitis ad petitionem R. Andreae Schindleri tum pastoris Ecclesiac
Byrocensis ad regimen scholae legitime vocatus veni praeferens pd-
verem scholasticum splendori aulico, cuius loci scholae triennmtn
laboriose praefui. Inde ab eodem lUustri et Magnifico Comitc Emcrico
Forgach in Ecclesiae Suczensis pastorcm legitime vocatus. — ü. Volt.
[1. Jan.]
334. Ego Sigismundus Chalupka Teutolipschensis de
districtu Liptouiensi fateor me ortum esse ex honestis parentibus.
patre Joanne Chalupka, matre Margaretha, et initia literanim acce
pisse in patria a Demiano Pariagio nunc pastore Ecclesiae LitouicnsL«.
tandem promotione parentum emissum esse Rozombergam, vbi sub
disciplina Sigismundi Nosticii me biennium exegisse agnosco. Xli
vero eum locum mutare animaduerterem commigraui Caschouiam
ibique similiter biennium sub disciplina M. Martini Breslacii exe^.
Tandem fama edoctus de Leonhardo Mokoschino qui tum ex stiiciL«
Vviteberga reuersus fuerat, ipsius .disciplinae me submiseram. Eo
mutante stationem suam ad Sanctam Crucem ad Granum me con-
tuleram ibique sub diversis Rectoribus integrum sexennium con-
tinuaui. Hinc legitime vocatus ad regimen scholae Vgrocziensis, qaatr
per annum rexi. Postremo perueni in Radaczow vel in villam Dk\
Emerici sitam inter Eperiesinium et Caschouiam ad Reuerendmn
virum D. Blasium Dworsky, a quo legitime vocatus ad officmtn
Diaconi in Ecclesiam Diui En:erici. — O. Voit. [1. Jan.]
335. Ego Matheus Wegner US Fristadiensis natus in cadeTi
ciuitate legitimis parentibus, postea scholae traditus, aliquamiii:
literis operam dcdi, deinde Hranici, Lipcini, Brisne, Brotane studui.
inde Boleslauiam ueni commendatus a Casparo Kisellino Reuerend^
domino Decano Jacobo Miloticeno. — Ö. [1. Jan.]
336. Ego Thomas Hekelius Stubnensis Pannonius natus in
eadem sub ditione dominorum Crennicensium in comitatu Turoa
dicto, dedi operam literis primis sub praeceptore Josepho Basceno
Moschoviae, tandem Rozembergae sub D. Johanne Philomate, binc
factus adultior, concessi Prividiam et ibi navavi operam literis sub
praeceptore D. Alberto Husselio annis quatuor nfiinus quadrante.
hinc me contuli uberioris doctrinae capessendae gratia in oras Sepu-
siacas et degi Novocomi sub praeceptore Georgio Simonide per trcs
quadrantes anni, illinc reversus in patriam vocatus sum legitimo
241
ordine ad regendam scholam oppidi Zernowiensis, quod regimen
amplexus sustinni per triennium, hinc postremo oblata ordinaria-
vocatione ad regimen Ecclesiasticum per Reverendum virum Domi-
num Andream Kozaky ministrum fidelem loci eiusdem, item per
Dominum Magnificum Gabrielem Doczij et per civcs oppidi eiusdem
Zernowiensis. — O. Voit. [2, Febr.]
337. Ego Nicolaus Walde Döbelensis Mysius in patria
schola literarum elcmenta didici. Deinde ab Amplissimu Senatu in
ludum ad Salae ripum illustrem sum missus, in quo sexenniuni libe-
ralitate et benelicentia Illustrissimi Principis et Elcctoris Augusti
usus et in doctrina pietatis atque liberalium artium institiitus transcgi.
Postea Witebergam sum profcctus, ubi biennium cum dimidio vixi.
Cum autem Generosus et Inclytus Baro Dominus Dominus Johannes
a Bozkowitz, Marchionatus Morauiae praefectus atque senatus Tri-
bouiensis praeceptorem scholae sibi peterent a Reuerendo et Clarissimo
viro Domino Doctore Polycarpo Leysero, ad hoc munus subeundum,
sum missuB, cui praefui sesquiannum. Postquam uero Diaconus eccie-
siae Tribouicnsis in pagum a Magnifico et Reuerendo Dn. pastore
promoueretur, mihi futuro successori literas uocationis et Magnificus
et senatus dabant. — O, Barth. TÜemann. [26. Febr.]
338. Ego Johannes Seuberlich Sorkauicnsis natus sum
legitimis parentibus, patre Valentioo et matrc Margareta, Bischof-
wcrdae literarum fundamentis iactis in celeberrimam Academiam
Upsensem sum missus ibique paternis sumptibus uixi Vin annos.
Deinde reuersus functus sum munere praeceptoris priuati apud nobi-
lissimum virum Sigismundum a Gerstorff in Micka. Tandem in ea
vicinia a nobili airo Balthasaro a Gersdorff in Amsdorf non [procul]a
Gorlicio, vocatus ad Sacrosanctum ministerium. - O. Voit, [23. März.]
339. Ego Valerius Grünebcrgerus Trutnouiensis Teuto-
boiemus natus Trutnouiac (quod est oppidum Boiemiae siium ad
fines Silesiac) patre Valerio Grunebergero pastore Gülden Olesnae et
matre Barbara filia tinctoris Trutnouiensis Christophori Hentzii; a
pueris vero scolam patriae frequentaui, postea Goldpergam in Sile-
siam ad R. dominum M. Martinum Thabor ad parentibus missus,
vbi in schola ülustri ibidem sub disciplina eiusdem viri vixi annos
fere quatuor. Indc D. M. Petro Vlncentio commendatus Wratislauiam
profectus sum. Commendatione D. Petri Vincentii vicissim elapso
Jjihrbnch d» ProMiUEiiuDi» INT, H. ni a. IV. ]g
anno in Poloniam ad D. Johannem Malachouium missus, ibi filii
ciusdem Humantouü paedagogum egi annos duos, dcinde in Boiemiam
reuersus plurimorum Baronum tarn domi quam foris praeceptor fci,
nempe D. Subcamerarii Trtzkonis, D. Stepham Straelae, D. Mi'so-
lassky, ac in Austria D. Johannis a Gera, D. Leiserii et l^ge'-
bergerii etc. Demuin Anno 87 in Comitatum Glatz, duitatcm ciusdem
rominis primariam legitime vocatus ad Notariatum, Grammateum
egi, quam honestam functioncm ob euidentes causas et consilio et
iussu parentum meorum Anno 88 repudiaui. Postea vero obU:a
vocatione ab Illustri et Gencrosa viduata matrona D. D. Anna Maris,
Comitissa a Kreutz et Tuhrn orta, in Hardek et Wolfpassinga i-
Au Stria etc. ad gubernationem Ecclesiae pagi Oberrussbar g. —
O. Voit. [25. März.]
340. Ich Celestinus Harttman von Zittaw Bicn erstlich
in meinem Patria in der Schulen vndterwiescn. Nachmals gen Lcip-
zigk gefördert, alda ein Zeitlang continuiret vnd 70n dan in M«iD
Patriam zum diener in die Schulen vociret worden, vnd nachdeni
ich 12 Jahr aneinander alda gedienet, von den ArnawJschen vndter
der Herrschafft von Waldstcin im Grätzischen Kraiss gelegen zj
ihrem der Schulen diener vocirt worden, Alda 7'/, Jahr gedienet,
hernach von denen zum Hermoseyffen vndter obbemclter Herrscham
gelegen zu ihrem Kirchendiener beruffen. — O. Voit. [Zwischec
25. März und 12. April.]
341. Ego Casparus Paczolthi Sellezenus Pannonius prims
pietatis honestarumque literarum fundamenta ieci in patria Seilen.
praeceptore Andrea Kossa Ruzebcrgensi. Hinc deinde cum pi^e
memoriae fratre Balthasare Pazolthi contuli me Schemnicium ibique
annum cum dimidio iiteris incubui doctrinaque fratris in me eru-
diendo usus sum per annos quattuor, cuius etiam suasu Iglaviam ad
M. Johannes Vrsinum me recepi ibique annum cum dimidio vi>ä.
hinc Prividiam ad Johannem Sarcotium, qui fidelem mihi per
quadriennium in erudiendo praestitit operam, hinc grassanle lue
pestifera Cassoviam ad dominum Thomam Hentschelium mc contuli.
Inde vocatus ad provinciam scholae patriae meae suscipiendam in i
patriam me contuli operaque mea in erudienda pube scholastica per \
spacium unius anni non defui. Denique quo maiori fructu Ecclesiae
Dei, in cuius solius artes honestaque studia laudem dirigenda sunt.
■■ s ■
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243
I
consilio parentum aliorumque clarissimorum virorum Witebergam
tanquam ad coelestis doctrinae alumnam deueni. Post uero anni
medü spacio elapso Reverendus vir Dominus Leonhardus Zembel
ad munus Ecclesiasticum me vocavit. — O. Voit. [20. April.]
342. Magna est commendatio Hippolyti apud Euripidem quod
Castipithei discipulus fuit. Sic in laude ponitur non exigua alumnorum
fuisse eius ludi quem Princeps Elector Saxoniae unice uult officinam \
esse uerae pietatis et artium salubrium doctrinae, cuius usum per
omnes partes Reipublicae Christianae dispergi necesse est. Cum i
itaque ex tali officina et ego M. Conradus Blatt Dresdae honestis i
parentibus natus prodierim, nemo dubitabit, quin ibi religionis uerae
et literarum optimarum fundamenta mediocriter iecerim. Sexennium
enim in hoc illustri ludo ad Albim consumsi, sub clarissimis viris
Dn. Matthaeo Dressero et Johanne Ladislao Rectoribus. Completo
hoc sexennio ad Academiam Witebergensem a Principe Electore
Saxoniae Augusto piae et recolendae memoriae missus et in numenim
stipendiariorum receptus sum. Vbi per sexennium fere minus
quadrante hoc amplissimo beneficio usus fuit. Tandem a Nobilissimo
Dn. Henrico a Bunau domino in Tetzschen in finibus Bohemiae ad
Diaconum legitime vocatus. — O. Voit. [8. Mai.]
343. Ego Jeremias Kremsern s Schuidnicensis Silesius ieci
prima pietatis honestarumque literarum fundamenta Suidnicii in patria
sub disciplina doctissimi viri domini M. Johannis Egrani et domini
M. Petri Becceri. Deinde consensu meorum cognatorum profectus
sum Viennam in Austriam circa festum Pentecostes anni 1583, ibi
commoratus sufn per annum dimidium. Ast tempore autumnali peste
grassante Schemnicium Pannoniorum me contuli, ibi susceptus in
numerum studiosorum a Docto viro Domino M. Johanne Haunoldt
Nissensi, scholae ibidem Rectore, cuius per biennium fere fui alumnus
per annum officium Oeconomi sustinui, ab eodem postea ad officium
coUegae sum promotus, cui officio pro virium mearum tenuitate,
quantum potui, per triennium praefui. Inde praeter omnem meam
spem et exspectationem a Doctissimo Domino M. Luca Kirchmayr
pastore verbi diuini in Michelstetten in Austria necnon a Doctissimo
viro Domino Georgio Schildt, pastore verbi diuini apud Znoymenses in
Morauia legitime ad munus docendi in Ecclesia Christi arduum videlicet
ad Diaconatum sum vocatus. — O. Voit. [Zwischen 8. und 25. Mai.]
16*
244
344. Ego Venceslaus Fabri Strakonicenus ex parenübus
tenuis fortunae natus, ubi primum in schola patriae meae et Glaciensi
fundamenta aliquo modo ieceratn, ex consilio parentum meorum
Strakoniczii me contuli, ibi paedagogiam nactus per triennium fere
versatus sum, hinc Argentoratum versus profectus propter sumptuum
defectum annum integrum me sustinere non potui, reuersus itaque
domum in Region e Boemia in civitate Noua Domo in oppido Borouice
Rudne per quartum annum scholam rexi. Vocatus vero a Reueren-
dissimo viro D. Venceslao Lucauiense Facilio ad Ecclcsiasticum
ministnim verbi diuini. — O. Voit. [13. Juni.]
345. Ego Melchior Sorbinus Wansowiensis Silesius in
schola Nouosoliensi fundamenta pietatis et artium bonarum posu
*» per sexennium sub ludimoderatore R. D. M. Paulo Haluepapio.
Deinde uocatus sum Woizam, illic per duos annos functus sum ofHcio
rectoris. Postea uocatus sum Handlouiam ad officinum rectoris. Postea
uocatus sum a R. D. Thoma Thimaeo pastore Handlouiense et a
Magnifico Domino Tbursa ad officium Diaconatus Handlouiam. —
'^ O. Voit. [22. Juni.]
346. Ego Elias Rubecula Netolicenus prima literamm
fundamenta in patria jeci, deinde Slanae unum exegi annum pietad
et liberalibus disciplinis operam navans sub praeceptore Hicronymo
Machabaeo Kraloviceno et Budehovicii Praeceptore Matthia InquiHno
Prageno per triennium usus sum, cum ipso tandem in Academia
Pragensi per semestre studui et Slanae collegae officio functus sum.
Deinde Mescricium a M. Petro Codicillo promotus sum, ubi per
triennium apud D. M. Johannem Vrsinum collegae officio praefui.
Postremo Mesericio vocatus Eywanczicium, ibi per integrum annum
scholam rexi. Hinc legitime vocatus ad ministerium Ecclesiasticum
a Johanne Sedleywino Pastore Ecclesiae eiusdem civitatis et ab
amplisslmo senatu. — O. Voit [29. Juni.]
347. Ego Ernestus Cnappius hac mea manu omnibus
testatum facio atque profiteor bona fide, me bonis et honestis
parentibus in oppido Siiesiae Boleslauia prognatum esse, ibi prima
fundamenta literarum ueraeque pietatis fideliter posuisse ibique usque
ad annum XDC. aetatis meae literis operam dedisse, tandem ex
consilio meorum parentum et tutorum in Philippic^m Scholam
Gorlicensem missus sum, ibi etiam foelictter integro quadriennio
245
praeceptoribus clarissimis V. D. M. Laurentio Ludouico et Martino
Mylio M, caeterisque coUegis usus sum. Justa autem aetate hortan-
tibus parentibus et tutoribus studiorum gratia in celeberimam hanc
Academiam Vuitebergensem profectus sum, in qua ea qua quidem
par fuit diligentia Philosophica, in primis uero Theologica studia
continuare fidcüter conatus sum. Justis autem de causis in patriam
reuersus praeter spem diuinitus mea tarnen meorumque uoiuntate
ad sacrosanctum ministerium sum uocatus ab inclyto et Generoso
Domino Friderico a Zedlitz Sacrae Caes. Maiestatis in utraque Silesia
consiliario meque Ecclesiae in pago Merzdorff assentientibus subditis
pastorem constituit. — O. Tilemann. [20. Juli.]
348. Ego Georgius Schöffelius Joachimicus in schola
patria Rectore viro Doctissimo Domino M. Johanne Rab in schola item
Niuemontana Rectore Clarissimo et Doctissimo viro Dn. M. Johanne
Sarcandro quem propter diligentem atque fidelem institutionem ad-
huc prosequor, artium atque pietatis fiindamenta ieci. Postea
Austriam supra Anisum veni ad D. Petrum in Angea (quod oppidum
situm est sub ditione Generosi * atque Nobilissimi viri Dn. Wilhelmi
Seaman a Mangem, Caesareae Maiestatis consiliarii et praesidis
prouincialis Austriae supra Anisum etc.) ubi per integrum quadriennium
officio conrectoris scholae sum functus. Hinc legitime vocatus a
Generoso Dn. Johanne Adamo Hoffmann libero Barone Caesareae
Maiestatis Consiliaria etc. ad munus ecclesiasticum in Kirnberg. —
O. Tilemann. [27. Juli.]
349. Ego Thomas Gerstenbergius Hangensteinensis
Moraviae natus sum legitimis parentibus et quidem pastore ortho-
doxae religionis in oppido metallico Hangenstein sub ditione Nobilis
et Generosi Dn. Dn. Laurentii Eder a Schemnitz Baronis in Eulenberg.
Hinc puer extractus vocato parente ad docendum in comitatum
Giacensem Silesiae in pagum Ober et Niderlangnaw apud parentes
priuata domi schola aperta initia caelestis doctrinae et artium hausi.
Inde missus Glatium scholam eiusdem comitatus triennium fideliter
institutus sum a Rectore ibidem Dn. Martino Sturmio et M. Adamo
Gutschio Conrectore Fama deinde percitus in scholam quae est
Suidnitii Silesiae optime constitutam veni, in qua triennium cum
dimidio anno praeceptoribus doctissimis in primis artium et linguarum
cognitione fideliter excultus sum Rectore M. Johanne Egrano Nissensi,
246^
Conrectore M, Petro Beccero FreustadJcna et M, Wencestao Ottero
Lcobscliicensi, Admonitus vero aetads ratione consilio optima
praeceptorum et parentum meorum missus sum in hanc celcberrimani
Academiam Witebergenscm tanquam ad mercaturam bonarum artii;:ii
et matrem disciplinarum, in qua dum sacrae theologiae deditus
semestre spacium fui, publicis literis vocatus sum ad sacrosanctum
ministerium docendi in. pagum fiiialem Niderlangnaw et quidem
parentis mei Reverendi Diaconum a Nobili et Generoso Domino
Ditrich Haugwitz a Piscowitz vicario capitanei eiusdcm com it aus
Caesareae Maiestatis, — O. Tilemann. [27. Juli.]
350. Ego Martinus Tribalii Holicenus Bohemus thoro
genitus legitimo patre Joanne et matre Dorothea, pietatis initia et
literarum in Gymnasio ieci patrio tandem adultior factus Pragsit
ad aedem Divo Henrico sacram mc contuli bienniumque stucii;
invigilans sacris exegi, indc ad aedem Divi Nicolai me subduxi et
laudem in Academiam Pragensem promotus Altaemyttam M D. Petro
Codicillo autore concessi secundaeque decuriae praefecto succe=>i
Hinc Trebenicium me contuli et Jehovae instinctu a R. viro D. Joanne
Pytthico Mantinensi, pastore Ecciesiae Trebiulicensis et Zipzusietiii^
ad ministerium Ecciesiasticum vocatus. — O. Mich. Huttcr. [Zwischen
30. Juü und 31. Aug.]
351. Ego Simon Monachus Bohemus Lippae legitimo thoni
natus in patria fundamenta literarum et semina pietatis ieci. Postea
ad uberiores fructus studiorum capiendos missus sum in schola<
exteras. Pirnae trienniam, Friburgae biennium. Bregae Elj-sionim
quinquennium operam nauaui Hteris. Witteberga ex celeberrims
Academia. ubi semestre ucrsatus, uocatus sum ad munus scholastictiin
in patriam, cui praefui integrum sexennium. Inde a Generoso Domino
Johanne a Wartenberg. Domino in Neunschlos ad munus Eccle=i3-
sticus in oppidutum Neustadt uocatus. — O. [Zwischen 30. Juli und
31. Aug.]
352. Ego Andreas Martini Goedensis thoro genitus legitimo
patre Martini Mertzinck et matre Elisabetha Buttradin, liberal i um
artium pnma initia didici in patria una cum institudone rcHgioni«
uerae: deinde consiiio parentum meorum missus sum in superiorem
Vngariam imontanas ciuitates ut appellantl. ibi sexennium operam
dedi bonis literis Schemnitii et Regiomonte: postea Wltebergam
•2i7
profectus sum, ibi quoque biennitim commoratus, inde vocatus sum a D.
Hieronymo Opilio Superintendente Bischoffwerdensi ad munus Eccle-
siasticum nimirum ut agerem Diaconum Goedae. — O. Voit. [31. Aug.]
353. Ego Benedictus Mikuss Bylinus prima literarum
fundamenta in patria ieci, deinde Lunae vnum exegi annuni, ddnde
consiiio mcoram parentum in Sciauoniam veni, ibi Rozefaeryae per
biennium opcram studiorum nauanR sub praeceptore Americo Drobni
a S, Joanne. Inde Pragam versus uixi annum integrum apud Diuum
Endricum regente scholani D. Magistro Joanne Trebovino et ptislca
Ey-uanczichium uocatus sum ad officium Cantoris, ibi per quadrien-
nium adiuuaui meos praepositos. Inde legitime uocatus sum ad
ministerium Ecclesiasticum Mezrtcium a Reuerendo uiro Domino
Mathia Posthumio Taboreno, Decano Mezricensi et ab ampÜ^simo
Senatu. — O. Voit. [13. Sept.]
354. Ego Joannes Zoardi Biloviczcnus* Moravus rudimenta
Grammaticae Hunnobrodae sub praeceptore Martino Malobiceno
primum accepi, Deinde Trenchinü in Pannpnra praecepta Dialecticae
et Rhetoricac, Post Vitebergae propriis sumtibus victitans non nihil
vtilitatis rediit ad me, cum ex studio philosophiae, tum sacrosanctae
Theologiae. Tandem vocatus sum a Reverendo viro Domino Martino
Malobiceno Decano Hunnobrodensi ad ministerium Ecclesiasticum. —
O. Voit. [5. Oct]
355. Ego Georgius Alophiticus Woünus praecepta
Grammaticae Slanae sub praeceptore Jacobo Picardi Volino, deinde
Colinac praecepta Dialecticae et Rhctoricae accepi. Tandem vocatus
sum a Gcneroso Domino Procopio Zhotsky De Pteni et in KrziKi^mov
et a senatu eiusdem oppidult ad ministerium ecclesiasticum. —
O. Voit. [Zwischen 5. und 11. Oct.]
356. Ego Stephanus Predmerita Pannonius de oppido
Predmir ad fluvium Vagum inclyti regni Hungarid primariarum
üteraram fundamenta ieci Illaviae, hinc profectus Patacblnum ubi
sub Mathia Thoraconymo liberalioribus artibus operam plus minus
annum locavi, unde discedens scholam Straznicensem rexi per annum
reversus tandem in patriam a Reuerendo viro domino Petro Bergero
ad munus Ecciesiasticum vocatus a Generoso ac Magnifico domino
Georgio Thurzo comite comitatus Arvensis et Eccleslae BicKcnsis
commendatus. — O. Voit. [II. Oct.]
248
357. Ego Georgius Scholdius Hippolytanus Austriacus
pietatis, morum ac litcrarum sexennium in schola vrbis Cremsae io
Austria infra Onasum sitae vivensDci gratia rudimcnta fundamentaque
posui. Hoc temporis intcruallo cxacto hanc celeberriniam Viteber-
gensium Anno Christi 84 ad maiorem iiigenii cultum capicodum,
D. Praeceptorum meorum consensu ac consilio accessi Acadcmiam
«t hie liberalium artium studÜB per quatuor annorum spacia versatus
Üsquc tantam, quatitam exiguae ingenioli mej vires, inopia odumque
a famutando alÜs operam concedere praestareque posseot, dcdi. Cum
autcm duro paupertatis telo prcmerer perpetuo, neruis studtoram
carerem, progressus tarnen interea in studiis, etiam emolumento
olim aliis futuros, etsi summo cum labore tamcn Dei benedictione
me fecisse animaduerterem ac fortunam meatn secundum Dci to'uii-
tatem mutare ex puluerequc scholastico emergere tentarem, patrios
reuisi larcs. Haud diu commorans in patria, a diuina dementia in
arce et pago quodam Würmbla dicto in puerorura informatorem ac
praeceptorem tum publicum tum priuatum per Nobilem ac Strenuum
istius loci Dominum Andream Kornfaii sum constitutus. Ibi anrJ
curriculum hoc scholastico muncrc flinctus Dei voluntate ac prouidentia
legitime a Nobilissimo ac Strenuo Domino Alberto Enenckel ab
Albrechtsperg in Hoheneck, Goldeck, Zällern, Magistratu et a toto
Ecciesiae Hafnerbachensis caetu ad ministerium sacrum ac pastorem
in pago Hafnerbach nominato ex commcndattone et tcstimoni«
Doctorum ac Reuerendonim virorum D. Balthasaris Masconis oppidi
Lostorf Pastoris, Domini Pauli Fabricii Pastoris in Zeicking, Domini
Adami Timncri pastohs in Carl steten, Domini M. Christophori
Berchliaimeri Pastorem tunc temporis in Hafnerbach agentis fui
promotus et vocatus. ~ O. Volt. [19, Oct,]
358. Ego Matt hias Wo Iginii Pannonius primo dedi operam
in civitatibus Monianis et in patria et ita vocatus sum ad ministerium
Ewang. diaconatum a D. Alberto Husclio. — O- [29. Oct.]
359. Ego Georgius Regius Hostomnicenus prima fundamenu
literanim honestarum in patria mea ieci. Consilio denique meorum
parcntum et voluntate Pragae honestis literis operam dedi. Hinc
Montibus in Guttnis per quinqucnnium studui sub paeceptoribus
D. Johanne Folentarii Zebraceno. D. Johanne Sussilio Racovniccno.
D, Johanne Kochan Straconiceno, item Martino Kochan Straconiceno
249
de iegjtime vocatus sum ad ministerium Euangelii Tassovium a
«endo viro D. Brikcio Tajovino Ecciesiae Tassoviensis ministro
on a Senatu Tassoviensi. — O. Voit. 23. Stg. n, Trin. [9. Nov.]
360, Ego Johannes Stanislai Koslensis Silesius prima
imcitta litcrarum honeslarum in patria mea ieci. Consüio uero
itum meonim in Sepusium me contiiÜ, sub D. Joanne Biliceno
ore scliolae Bodchrad: per integrum annutn dando operam
s uixi. posthac ueni Neapollm in Marchionatu Moraviae, hie
i:ub discipÜna dementia Stipentü Koslensis per quinquennium.
oc Rectore sam uocatus Letliouicium, functionem scliolasticam
;pi. in officio mansi per biennium, posthac sum uocatus a Claris-
viro M. Johanne Vrsino Rectore lllustris scholac Mezericenae
)s]auaiJi pro coUega in6mae classis. per biennium mansi. Nunc
legitime sum uocatus ad ministerium Evangelü KosteUciura
Dslauam in Bohemia a Reuerendo viro D Valentino Nigro
Itauiensi Ecciesiae Kostelecensis ministro fidelissimo. ■ — O. VoiL
Nov.]
361. Ego Tobias Gimpelius hac mea manu testor ad omnes
lonestis et püs parentibus ex legitimo coniugio esse procreatum.
:nhofii ad Ybsam in inferiori Austria, parente meo tum mini-
a Ecciesiae repurgatae ac orlhodoxae ibidem agente. Ibi etiam
a litcrarum fundamenta ieci veraequc pictatis capita cum a
ntibus tum vero praeceptoribus meis fidelissimis D. M. Basilio
lero et M. Joanne Engelharto haust. Deindc morte ereptis meis
ccptoribus. viris utique doctissimis, a parentibus Styram. superioris
Tiae urbem praeclaram in scholam ibidem celeberrimam misaus
anno aetatis nono, ubi praeceptore usus sum viro Clarissimo
VI. Thoma Pegaeo et post eius obitum Clarissimo et sohda
rina praedito viro D. M. Georgio Mauricio Noribcrgensi, sub
1 disciptina vixi. donec anno domini 76, anno vidcücct aetatis
Vitebergam a parentibus mitterer, ubi biennium sttidiis operam
, sumptibus parentum. Deinde cum adversa valetudine diu con-
itus de consilio medicorum aerem mutare coactus fui, eiusdcm
per and ae gratia. Itaque in patriam per veni. ubi triennium
moratus sum agcns praeceptorem Illustrissimorum Comitum ab
nburg et Generosorum Baronum a Preesing. lUinc avocatus lileris
ntum Argentoratum missus sum. ubi biennium fere sumptibus
250
parentum liumanioribus literis operam dedi. Hinc rursus drca fineni
anni 81 Witebergam me contuli, et tandem Anno 83 Decano Cl. et
doctissimo viro M. Joanne Hagio Witebcrgensi ibidem gradu
Magisterii philosophici ornatus sum. Ingruente vero et imman:ter
grassante tandem lue pestifera iina cum aliis studiosis iuvcnibu^ ia
Austriam me contuli. quo cum pervenisscm, statim ab inclyto et
Generoao Barone DD, Gunriaccero a Starliemberg. Hcnrici oI:t
Rectoris huiu-s Academiae, fratre ad susicipiendum munus scholasticun;
Efcrdingi in superiori Austria vocatus sum, Inde tum ejiciebantcr
cum Fxclesiae tum scholarum ministri, .scilicet dogmatis pcrvsp;
lllyrici de peccato originali assertores ac propugnatores accmni;.
In illorum locum suffectus biennium ibi scholam rexi et matrimon:im
etiam contraxi satis fcliciter, laus Deo opt. maximo. Tandem litcrj
amplissimi ac prudenti-ssimi Senatus Freistadiensis in superiori Austria
ad gubcrnationem scholae ibidem sum vocatus. Cui vocatii"T-
permittente Generoso Barone parui et cum familia illuc conce^-i
Cui gubernationi quadrienniiim praefui, Pertaesus vero islius sch<l,>
Stici pulueris ea functione me abdicavi et ad politicam vitam T\'t
conferens in illa annum et paulo ultra perstiti. donec ex inspcratc.
sed dubio procul Ita vulente et ordinante Deo, a Generoso et inclyt
Barone DD. Joanne Wilhelmo D. a Zelckhing ad suBcipieiida.T
curam animarum in pago Leonstein, qui jurisdictioni praedicti Barrni'
immediate paret, legitime vocatus sum. — O. Hiittcr. [17, Dec;
362. Ego Georgius Homolovinus Radvanensis Pannrniv-s
natus ibidem sub ditione Generosi Domini Francisci de RcKiuar.,
Vicecomitis Comitatus ZoÜensis dedi operam literis primo sub
praeceptore Balthasare Hodikio in patria Radvan, hinc profectu.-
F.pperies, ibidem usus sum disciplina D. Severini Scultcti, hinc facr,:*
adultior redii Novisolium et ibi navavi operam ütcris sub praeceptccc '
D. Paulo Halvepappio Magistro, binc me contuli Prividiam capee««!-
dae uberioris doctrinae gratia atque hie sub praeceptore fidelis^imo
D, Alberto Husselio fcre per quadriennium degi, hinc exptorandae
et percipiendae alioruni doctorum virorum cruditionis et viniituci
causa appuli oras Sccpusianas et mansi Novocomii sub praeceptore i
Georgio Simonide aliqiiantisper et Cibinii sub praeceptore Christophnro
Hortalio tantundem, illinc reversiis in patriam vocatus sum legitimr
officium Zemoviam per D, Thomam Hekeliiim, quotf
hola Zernoviensi sustinui per triennium et novcm menses.
no oblata ordinaria et legitima vocatione ad regimen
n per Reverendum virum D. Venceslaum Ssestakium
;rbi Christi in EcclesJa Hajensi, quae est in comitatu
er senatum inclytum Cremnicensium. — O. Henr. Mai.
Igo Christophorus Mazurkius Teutolipschensis
rimo in patria traditus sum in disciplinam scholasticam
?ica, qui sane fidelis extitit praeceptor. Secundus in
praeceptor meus fuit Michael Mokoschinus, Leonardus
>is. Inde scilicet ex patria missus sum a parentibus
ibi sub disciplina Magistri Halvepapii aliquod temporis
:xegi. Inde concessi in Scepusium, Eperischinii sub'
octissimi viri Severini Sculteti exegi integres tres annos.
ohanne Mathaei concessi Stropkoviam in proximum
t) cuius disciplina annum vixi. Inde duce Christo veni
am virum D. Albertum Hus-^elmni Mn'ichoviam quae
comitatu Tiirciccnsi, ubi fclicitcr per Dci gratiam operam
per integros duos annos Tandem ex liac Moschovieiisi
IS sum ad cantoratum in Radvan. Inde post spacium
/ocalus sum ad Collcgatum per Georqium Seratoris
Inde post annum et semestre Trenschinium itidem ad
Inde exacto anno vocatus ad Regimen scliolae I.ipiii-
Bt MarchionatusMoraviensis. Inde I'raeroviam ad re^jimen
Praerovia ad munus in Ecclesia docendi in pa^^o
— O. lienr. Mai. [l'2. Febr.]
go M a 1 1 h a e u s K i j 1 ri i
b Arce Znyow Pannonius
i sum in scholam meae pat;
pud quem per bicnniu
Waralicnsis in di'^trictu
s ibidem, per parenles
sub disciplina Cherubini
■ersatus sitm. Inde absoliito
simpatriota meo joiianne Quassilio concessi Tren-
dominum Petrum Baroschiimi. suh cuius ferula versatus
nestre. Ab hoc miyratus sum cum eodem Johanne
ipatriota meo in Bohemiam Gutebergam, illic versatus
ivam Barbaram Baccalaureo existente Paulo Taborita.
concessi in Marchiouatum Moraviae Lyiinicium, u^que
illic versatuK sum sub disciplina D. Simonis Prageoi. Ab hoc disre-
dens Drahotuscbiuin ad D. Georgium Fadlidetn vcrsatos suin apjd
eundem fere trtennium. Posthac tterom conces» in Pannoniani
Rozabergam, ubi rersatus sum sub disciplina D. Johaimis Pfailomati:
Prividicnsis bicnnium. Ab hoc discedens Prividiam ad D. Aibencfr
HilÄseliiim, ubi versalus sum ferime triennium. Hinc vocatus SLt-
Praeroviam ad rcgendurn cliorunj. In eadem civitate sustmui offidesi
Rcctorjs per annum. Tandem vocatus sum Lypniium ad regcndan
scholam. Ex hac autem schola avocatus per Reverendos v'f*
TlicHchinium Supcrioris Sylesiac ad diaconatum. — O. Henr. Mü
[22. Febr.]
365. Kjjo M. David Kiiechlin Memmingensis Rbei«
Suevorum naCus ibidem civitate imperiali cum annum agerem actsJ»
decimum sextum, mJssu^ ab amplissimo Memmingcnsium senaa
TubinRam Academiam celeberrimam ibique tribus elapsis annis gnidua
Magisterit laudabiHter sum consecutus. Audivi dd. praccepOjrs
S. S. Theolograe ordinarios per biennium. Tandem hinc emigras
Atistriam visitarc placiiit, ubi mox paedagogicam nactus sum fi:nc-
tionem apiid Generosum et Illustrem domiiuim d. Christophoru
Baronem a Prag et Windbaag, Cumque occasio aliquando otTerreC'
et Kcclcsia Kampagorensium careret pastore, promotus a praeia'-
Generoso per Illnstrcm dominum d. Johannem Wilhelmum domin-a
in Weinperg et Zelttnig- in celeberrimam hanc Academiam ^i3
literis vocatoriis ornatus missus. — O, Mich. Hutter. [18. März.'
361). Kgo Laurentius Grouosr Fa!ckcnbergen=is natif»?;
Silesius in patria literis operam dedi. inde Rrigam tran.'Iatnt: ä'
praeccptore Johanne Bunika iibcriorem doctrinae cognitioneni coep'.
a Reuerendo Johanne Altbomithenio ad gubemationem schoht
ciuitatis Bitesch uocalus eidem muneri per annum praefui. ab eodem
Reiiercndo domino Johanne Althomitheno et a senatii Biterscber.*'
rite ad diaconatum vocatus. — O- Pierius, [24, Man.)
367- Egv Paulus Hodya Beneschowicnsis Silesius pnmtua
habui pracccptorem d. Joannem Crucigerum Lablowien*e5n Sctrpufriia
Wogstadii. suh cuius disciplina imtia litcranim « capira p:eta:>
imbibi, ibidem %'ixi per sexernium. Inde explorandae et pcndpir^iiü
aliorum docmrum x-irorum eruditJorri? et ^-irtatutn caosa in otf
Scpusianas appuli et jiisti gradnm NovocomS 5ub praeT:eptorc era-"
te aliisque virtutibus praedito D. Daniele Rechenio et
praefatus praeceptor Icgitimam ad regimen scholasticum
seoatu Cassoviensi accepisset vocationem, cum ipso
novi pedcm et usus sum institutione ipsius, tum Novocomii,
iae per quadricnninm. Inde disccdens duce Christo veni
et receptus sum Thorunii in numerum discipulorum a
ire Frisio, quum honorifico ornatus eram vitae et morum
i D. Daniele Rechenio mihi exhibito. et versatus sum
. M. Caspari per spacium unius anni, hoc elapso reversus
siae partes, et in illustri schola Bregensi sub disciplina
:hioris Tilesii per semestre permansi et Brega accepi
ad subeundum officium Cantoris, a primo praeceptore
Crucigero Vogstadium, quod etiam sustinui fermc per
rumque vctus diaconus Thobias Peusker Oderanus
licassct muncrc et in alium locum contuiisset, Ecciesiaque
is ordinario diacono careret. mc in locum ejus Gencrosus
US Praschma promovit. — O. Pierius. [19. April.]
£go M. Johannes Agricola Jun. Calensis Lusatius
docendum Evangelium ab illustrissima domina Sidonla
familia Saxonica Engardia et Vestphalia oriunda, principe
chinensi etc. et Comite Trentschini in aulam Trentschi-
/'ngariam : Vitaebergae XXII. die Aprilis ritu Apostolico
ttionem vocant more harum Ecclesianim sacris initiatus
:rendo et clarissimo viro Dn. Vrbano Picrio S. S. Theo-
are et Superintendente. Cum operam dedissem Hteris
ächola patria, Deinde Cotbusii sub praeceptore M, Greg.
;tea in ludo illustri Misenae Hcrmundurorum R. Johanne
Academiis tandem Lipsiensi et Vitebergensi, quamquam
oris sp.ilio propter [larentis angiistia'; et cahmitates
ersatus sum, gradu tarnen qiioque philosophici, quod
jisterii Viteberg^ae ornatus sum superiori anno, amicorum
ilium, quam mei gratia.
igo Gabriel Lamperti WidstochiensiR Marchicu.'i natus
; Brandenburgensi incubui literis in patria sub praeceptore
o Listenio. Hinc profectus Berlinum, ibidem usus sum
'. M. Beniamiu Boneri, hinc ad continuanda mea studia
in Academiam Rostochianam et mansi per biennium.
*k'i«W
lu
254
Illinc profcctus sum in Morauiam et ab inclyto senatu Iglauien^:.':-
ad doccndum pueros Jn schola vocatus, quod officium per t\iii6r.t:.-
nium Hiistinui. Ab hoc officio admiranda Det prouidcntia ad iriu^u
Kcclesiasticiim in oppido Steckn a Magniüco D. Nicoiao Turtihr
Ilarone sum vocatus. — O. Pierius. [7. Mai.]
370. Kgo Christophoms Leutner natus sum Schwe:pr
gae in Auistria Anno 1568 die 14.Januarü sub ditione Gcnero;-
morum B.ironum ac Dominorum Domino a Thsernembl ibi pt~
rci litcrariac fundamenia ied. Anno deinde 1581 nauaui openir -
Gymnasio Stirensi propc sexennium sub clarissimo atque doct-*'::
viro Domino M. Georgio Mauritio, Hinc in celeberrimam Witebe-^'?
sium Academiam ad pertexendam studiorum telam missus sum Ar.'
rodcmti orbis millesimo quingentesimo octuagesimo septimo Kt::.:-
RcHCrcndo Viro Andrea Jodoco Theologiae Doctore, cum uero d :
habcn-m parentem senio confectum Joannem Leutner parochur
Syndlbiirn et \V,\l«e et ob grauem senectutcm huic coni^iri :
diutius praecs^e sibi motestum esset, Witeberga me post sesquir.r.r,.-
nuocautt et in conoionando verbo diuino quantum potuit fidcliler"'
instruxil. ei;o interim in explicando Euangelü textu aliquotics pu'
me cxrrcui, Vocatus denique sum ad ministerium uerbi diu n
[tatri.im ad leuandos parcntis laborcs a Gcneroso et Strcnuo Do^
Domino Irfiirgio Ruiierto Welzcro a Spiegelfeid et W'a.se -
O. Hcnr. NUi. |I3, Mai]
3"1, Fco Daniel Krannich Lülthoriensis Mora\-us a pi.-
ti!>«s pii» rt honesti* proijnatus prinio in patria praeceptore D '
ohAcle Fvisse'io Sni.iniiensi fucdamenta picta;is ied, Dcmdel.etc.^ ■--
iw.ssus vMU<.» .1i^-en,-a:um bonarum anium. HLtc me coar-ü Pri^ "
dcindc V.w'.^rii;*;!!, isN üa.-.indiu operam naua.-i arnbjs irjt-,^
m Aca.:c^v.;a l.x'i e;i:s,:em. lllnc in patriam re-cÜ el aj Dcr.z-'
A>T,*ni..m Sohu'tc;-.:;!! I\'i5Ti-cem i" Frdioiüial rcai. c=^ Jc?:::^^ '-
ev.ani jNfr !c;r.-.^.3 a"v:.'.>i c>^ l öerJc-e ab Ecc!es:3 \T/rs:eriri
nv;:a IV; •.^r,-'»:öfn::a ai b^: rrjrLi* Ecces^asbc^in icv.-i:-;'. -
O. lifnr. V,ii /„-i, Mi."-
^».^»^>!.s jvir;— r'^iW TT. itHtsrc PitKirva. c^as sä :^- -" ■-
255
praeceptore D. Matthia Ullmanno. Jactis mediocriter fundamentis
artium Iglaviam missus fui, ubi sub M. Joannis Ursini ferula sexen-
nium literis incubui. Discedente Ursino Iglavia et ego Pragam
Bohemorum concessi et Academiae Pragensis nomen dedi et per
integrum annum ibidem mansi, ubi et gradum Baccalaureatus adeptus
sum. Promotus tandem ad gubernandam scholam Pacoviensem,
quam per biennium rexi. Hinc vocatus Budvicium Moravorum, scholam
integrum annum quoque rexi: donec me Vitebergam accepta legi-
tima vocatione a Reverendo D. Magistro Felici Veselio Pacoviensi
Superintendent! Teutobrodensi Boemorum ad suscipiendum ministerium
concionandi conferrem. — O. 3. Nonas Henr. Mai. [3. Junii.] —
In pago Sslapanz sub eiusdem patronatu munus docendi Euangelium
mihi commendatum est.
373. Ego Jacobus de Banka natus ex parentibus honestis
Laurentio Macko, quae est sub ditione Magnifici Domini Bernhard!
Thurzo Baimozhiensis, post modo fundamenta liberah'um artium jeci
in ciuitate PriuiJiae sub disciplina Domini Alberti Husselii Priui-
diensis. Anno 1589 ex schola in Thuroz ab eodem missus ad func-
tionem scholasticam Suchaniensem rexique ac praefui juventuti
scholasticae sustinuique prouinciam illam annos duos. Anno 1590
vocatus a Sinpatriotis et aliis paganis in pagum Kotsolna ad officium
ministerii. — O. 1. Stg. n. Trin. Pierius. [21. Juni.]
374. Ego Matthias Trochilates natus sub ditione Caesaris
Cremnicii in montanis orbatus parentibus meis Baymocium deductus
id studia hie versatus sum sub ferula Matthiae Teless quadriennium,
lUnc me contuleram Zolnam ad dominum Colacinatem, ibidem per
jemestre vixi, posthac vocatus ad Rectoratum in Cassam sub ditionem
Jomini Stephani Petroeci et in eodem loco per biennium integrum
•exi scholam. In posterum vocatus Vgrochium ad Rectoratum quoque,
rh'i expleto anno oblata est mihi vocatio ad Diaconatum ibidem
^grochii per magnificos dominos Petrum, Laurentium, Andream,
[ohannem Zay et per pastorem Ecclesiae eiusdem, videlicet Paulum
tfartii Prividiensem. — O. Prierius. [21. Juni.]
375. Ego Paulus Britronius Glogoviensis Silesius honestis
)arentibus natus ad decimum octavum annum vsque in schola patriae
üb disciplina Gregorii Frisii uixi, tandem a parentibus meis missus
um in celeberrimam scholam Iglauiensem, ubi sub disciplina
256
D. Joachimi Pistorii per quinquennium honestis literis incub-..
Iglauia me contuli Mczcricium, ibi etiam sub praeccptore Casparo
Kiffero ultra triennium uixi. Hinc euocatus ad labores scholastici-s
Buduicium in Marcliionatum MorauUe, ubi per dimidium annjm
choro felidter praefui. Inde euocatus ad labores Ecclesiastico= i
Domino Nicoiao Peldrimouino pastore Jaromoricensis in Morauia. —
O. Pierius. [15. Juli.]
376. Ego Martinus Felicis Oslanensis Pannonius ex diti^rf
et dominio Generosi Domini Stephani Gychii, natus sum ex paro
tibus pÜR, honestis et vitae innocentis, patre Felici Magno, mn:-:
vero Catharina. Ab iisdem in gymnasia scholarum traditus prim:'n
in patria et patriae adjacentia, in quibus ingenium meum pietate tt
morum s^nctitate excolens, a charissimo meo domino praecept r<
Johanne Mikleschinate sum commendatus gratia altiorum studior.:~
Ro7.ebergam sub disciplinam Doctissimi viri Johannis Philoma: :
cuius disciplina usus per bicnnium, ab eodem rursus sum commcr
datus doctissimo viro Johann! Prunont, tum Rcctoris officio Trinch r.
fungcntis ubi cum felici progressu studiomm sum uersatus e:i.^~
per biennium. Inde postea auocatus in paedagogiam a Gcncroso ff
Mdgnitico domino Domino Stephane Petröecdo de Petreocz et i:
Ca^v^a etc. qui cum videret me pietatis esse studiosum et fiüo $ü.
nihil profani quam ipsam pietatem et sanctitatcm proponere, ita r.
intra tnennium quoqiie illi praeeatur. nonnihil pictads et huInanitar^
stuiliorum illi accesscrit, mihi quoque legitimam vocationein in oij- :■
steriimi offerre non est dedignatus, venun sibi ä suorum conciorj-
torem cv^instituer« uoluit. — O. Pierius. [15. JuU.J
377. Ei^o Aegidius Coswigius Mariaemoatanus Misen^f
percet>tis in p-ima schola sub informatione M, Alb^ti Lyticij
dc>ctrinae catecfaeticae et linguarum radimenti« profcctos saat Giaciani.
ibi dedi openm lireris sub praeceptore Martino Stormia. L"b« p -:■
quam biennium exegcram. veni Bemoam. ibidem usos snn di»:)p'ir.;
M, Henrid Hentschd, Hinc factxis adahior coatiiü me Badissuian.
utw sub pn»cce^.^ri->rt Dn. Thoma Fabro sesquialtenan Üteiis incT:":>.::
Hmc m!i;n\i Vicnnaia, deinde in i.lustrem s<:holain Bnegcnsein, ur
x-er&afj? sum b;enn:-.:m sub Cahssimi \-iri Dn. M. Mdch-^ns T:le^-:
Kcctv-vri* i^ii^cm ii<c-p!;na. Foste» vocaros siiai Nrnic^^^: ad 5-L-
Ciin.iun» Cjir.tiV-.s »^rr.dam. Tandem Nec>ftaÄ^zii m s^iperiori Sli^ j
, ""« »P«„ l^,"""" Gorito„, .
-•""'^P 2""° '■""-fco. D «""° "'"• O M T'"'"™.
""Zll""''' 23 CO */"■"""'" a*™! ;'•"'■'"=
'•™ae„, benesJ: '■'■'™""0"'4e" "*"'"'.
258
M. Jona Bitnero, in tertia classe M. Philippo Glasero, in secunca
M. Joanne Beutzio, in prima M. Michaele Boschio. Tandem ad
publicas äxpoaaet^ adnüssus sunn a D. Exanunatoribus, quas per
biennium audiui, niminim libros 8 Aristotelis de re physica, üb. 4
de coelo, de generatione et interitu, de Meteoris, de Anima: ir.
logicis Organum Aristotelis, hosque dictauit Joannes LudouicLs
Hauuenreuterus Medicinae et Philosophiae Doctor, sub cuius Decanatu
etiam gradum Magisterii adeptus sum, Rectoratum agentc Doctissix
viro Melchiore Junio Witebergensi. Interim in Theologria S. audi::
Dominum D. Joannem Pappum et Dominum Jpannem Fabmm. Ccr.
vero de conditione aliqua mihi prospicerem nee locus aliquis vacaret.
de voluntate praeceptorum meorum in Austriam iter institui ibic c
prope Lostorpium NobilLs viri Michaelis Vorchdorfferi filios in Ii:^
rarum studiis informaui. Quia vero animum ad S. Theologiam app:
carem et aliquoties me concionando exercerem, suasu D. Paetcr>
Lostorpiani mihtque locum praedicandi concederet, a quibuscair
nobilissimis viris commendatus sum Nobilissimo viro D. Joann.
Jacobo a Greis in Sitzenberg et Walt, qui me legitime ad fur:
tionem Ecciesiasticam uocauit. — O. Picrius. [27, Sept.]
SSL Ego Michael Petrovicius Jessenensis Pannonius pf:^
et honestis parentibus natus et educatus a primis annis fundamenti
doctrinae» pietatis et bonarum artium ieci Schlavonim et Germanorjn:
Pronae in Pannonia quinquennio. tandem in Sepusio Tyropoli Frae-
ceptorem eximium vnrum D. Mathiam Thoraconium. tandem Cas5>
\nae M. Martinum Breslacium et inde appuli in partes Mora\':ui5
vbi a qmndecim annis in scholis et Ecclesiis pro vocatione irea
scholastica inserviebam. Cum vero Ecdesia Straznicensis in Morarics
partibus destitueret diacono. me pro diacono R. D. Johannes Mi'?
tinus pastoor eiusdem Ecciesiae legitime degit. — O. Picrius. [27. Sevl
SSi. Ego Georgius Clementis Daczicenus in patria pnn;:
artium fundaraenta tmbibi. postea profectus in Pannoniam anim':ir.
honestis studiis et discipünis apud sanctum Nicolauxn per ar.n^-
4 uixi. Lctschv>wiae tandetn per quadrigcnium a doctissrmis p^a^
ceptoribas D. J. Hens^rlio et D. Martino Sturmio, Hinc uolcns uis:t2:c
lx\U\\>s lütfes in itiaere uocatos legitime a reuercndo D. Johanna
Mr,eti'.K\ ut sim cius coUe^ in Ecdesta. — O. Picrius^ [37. Sert
XV.
phie über die den Protestantismus in Oester-
:treffenden Erscheinungen des Jahres 1896,
I Nachrichten über dieselben, mit Ausschluss der in diesem
.Jalirbuche' selbst erschienenen Artilcel,'}
I. Für das Allgemeine.
1. HumanisiDDa.
aria sodalitas Danubiana' in: ,Oesterr.-ungar. Revue", 14,
; Scrta
I phrasenhafter Weise,
noch peinlicher wird,
, Zeitschrift für Kirchen-
b, Ein unbekannter Brief Locher's an Celles.
Wien. Tempsky, 314 S., Mk. 12.
ite namenlose Abhandlung feiert i
erschiedene Fehler und Verseher
hnbrecher einer neuen Zeit. (Vgl.
115 [1896], B83 f)
her's (Philomusus') Brief vom 30, Juni 1501 kommt seine
benheit für seinen Lehrer stark zur Geltung.
2. PoUtlsohe EntwiokluDg.
;sart, Charles V. et Philippe II. ,Memoir. publ. p. l'Acad.
jique', 59 S.
:rth, Die Registratur Erzherzogs Maximihan (Max. II.)
Aus d. Handschriften des Stiftes Reun. X, 361—600 S.
austr., 2. Abth.. 48. Bd., 2. H.), Wien. Gerold, Mk.3-70.
sen, Geschichte des deutschen Volkes. 4 Bd. (1555 bis
16. Aufl., XXXV, 560 S., Mk. 5.
lein Referat: .Kiic he n geschieht F vom Beginn der KerormaLion bis 1048'
ogischen Jahresbericht", heiausgegebcn von Krüger and Holtimann,
16. Bd., 1897, S. 268—310.
Fr. Kurz, Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. angeworfaeccc
KriegsvoIWes in Ober-Oesterreich und Böhmen 1I6IO — 1611). -■Vl*
dessen Nachlass inits:etheilt und mit einer Einleitung versehen vcc
Alb. Czerny. II. Th. ,Beitr. zur Landeskunde von Oesterreich ob der
Enns', 48. Lief.
R. F. Kaindl, Zwei Urkunden zur Geschichte des SOjähr. Krieg:*.
.Histor. Jahrbuch der Gorres-Gcsellschaft* . S. 807.
Ritter, Ursprung des Restitutionsedictes. Historische Zeit-
schrift, 715. Bd., S, 02.
O. Klopp, Der 30jährige Krieg bis zum Tode Gustav AdOu''
1632. 2. Ausgabe des Werkes: Tilly im 30jährigen Kriege, 3. Bd,
2. (Schluss.) Theil, d. J. 1631—1632. XXXII, 875 S. Paderborn
Scböningh, Mk. 13.
V. Loewe, Die Wallenstein-Literatur. ,Mitth. d. Ver. f. Gescn
d, Deutschen in Böhmen*. 34. J.. S. 277 f.
L. Leger, Histoire de l'Autrichc-Hongrie depuis les origir.e-
jusqua rannte 1894. 4. ^dit., Paris 1895.
.'V. Huber, Geschichte Ocsterreichs. 5. Bd.. 1609—1648. Gotha
Perthes, XX, 618.
Loserth hat zufaüig in der Stift sbibüothck zu Reun die gs^
sammte Registratur des Erzherzogs Maximilian au.s der Zeit von
26. Mai 1547 bis 30. December 1551 aufgefunden. Eine Vergleichs;^
der Briefe des Codex mit dem bereits bekannten Quellcnniateiia-
ergab wichtige Ergänzungen. Gleich die ersten Schreiben vcrsetiCL
uns in's Feldlager vor Wittenberg. Eine Anzahl von Briefen ist wi
den Landgrafen Philipp von Hessen gerichtet und behandelt desssr
Gefangenschaft, wälirend die Briefe an Moritz von Sachsen und andere
deutsche Fürsten vornehmlich auch der Successions frage gelter.
Belangreicher ist der Ertrag der Sammlung für die Geschichte
Maximiiian's II. selbst. Die Mehrzahl der Briefe i.st deutsch, einige
sind lateinisch, zwei tschechisch geschrieben. Sachlich können sit
in fiinf Gruppen geordnet werden: Aus dem Lager im Feldzug?
gegen die Schmalkaldner; vom Reichstage in Augsburg: die Reise
nach Spanien; die Statthalterschaft in Spanien; die Heimkehr, zweite
Reise nach Spanien und Heimkehr; der Bozener Landtag.
Kaindt's Urkunden sind datirt vom 8. Juni und 31, November
1618; Mathias an die oberösterreichischen Stände,
261
Pür den neuen Huber'schcn Band sei auf die Kennzeichnung
es vierten verwiesen (Jahrbuch XIV [1893], S. 102), die auch auf
lien zutrifft. Das neunte Buch behandelt .das Vorspiel der Re-
ftluCion*. das zehnte ,die Revolution in den ricterr. Ländern und
ie kirchliche und politische Reaction', das elfte ,die Kriege in
leutschiand und deren Rückwirkung auf Oesterreich (1621 — 1648)*.
3. Eirolieii^esoliiolite.
R Sohm. Kirchengeschichte im Grundnss. 10. Aufl., VI, 218 S.
Ungleich, Mk. 3.
i'irselbe, Outlines of Church hi.story. Transl. hy M, Sinclair
Fi=n a preface by Prof GwatUin. 2Ö6 S, London. Macmülan 3 s. 6 d.
W. Friedensburg, über den Verfassier der Promemoria ad Hadri-
^uni papam VI de depravatione Status Romanae ecclesiae. .Deutsche
fctschrift für Geschichtswissenschaft*, N. F. I. Jahrg., LH.
i Ch. Geyer, Bilder aus der Zeit der Gegenreformation. Leipzig.
inun. Mk. —-20.
Basslcr, Zur Einwanderung osterr. Protestanten in Württemberg.
lellage des .Staatsanzeigers für Württemberg', Nr. 18.
H. Brück, Geschichte der katholischen Kirche im 19. Jahrh.
l Bd. Geschichte der katholischen Kirche in Deutschland. XIII,
tu S. Mainz. Kirchheim. Mk. 8
W. Walthcr, Der Grundschaden der ultramontanen Geschichts-
irschung. ,AlIg. Ev.-Luth. Kirchenztg.', Nr. 30—33.
Friedensburg beweist, dass nicht Aegidius v. Viterbo, sondern
Lofenio Campeggi der Urheber des Gutachtens war.
Auf Briick sei namentlich wegen der eingehenden Behandlung
les Concordates, unseligen Ant;edenkens, hingewiesen. {Vgl. .Liter,
^cntralbl.'. 1896. 42. 15^9.)
II. Für die einzelnen Länder.
Nie deröste rr eich.
Die Schul ;,'em ei nde Lahnsattel in Niederösterreich. Sachs.
busi
;tavAdolf-BQtc, Nr. 11, 83.
Oberösterreicb.
Aus den oberösterreichisclien Bergen. Ebd. Nr. 7. 53,
Steiermark.
J. Loserth, Die steirische Religionspacification. 1572—7*.
Graz, Selbstverl. d. histor. Landescommission. 102 S.
■ . • Die evangelische Gemeinde Gröbming. Ein Grass aus Ober
Steiermark. Sachs, Gustav- Adolf Bote, Nr. 3, 21.
F. W. Mayer, Eine salzburgische Visitalions reise in SteienuiJi;
und Kärnten im Jahre 1657. Gymnas.-Prog., Graz, 13 S. |
J. V. Zahn, BuchdruckernÖthe, in: Styriaca, Gedrucktes n. '
Ungedrucktes zur Steiermark. Geschichte und Cult Urgeschichte. Nccc
Folge, Graz. 283 S, S. 155—167
Die .sogenannte Rehgionspacification ist unter den vorhanden«
Quellen zur Geschichte der protestantischen Bewegung in lofier-i
Österreich die wichtigste. Sie entliäit eine Reihe von protokoUarischKJ
Aufnahmen der Verhandlungen zwischen Regierung und Landschat! '
die wahrend der Jahre 1572 — 78 gepflogen wurden, und besitit. d,
diese Aufnahmen von den protestantischen Ständen, ein Stück aud
von den landesfürstlichen Beamten, unterzeichnet sind, in gewisscrai
Sinne oflicielien Charakter. Die magna charta des Protestantisucsl
in Oesterreich, wie man sie überschwenglich genannt hat. ist ^'.t,
nicht, sondern eine Parteischrift, in der die Stellung und HaltUT.:'
des katholischen Theiies nicht oder nur sehr wenig zur Geltiir.;i
gelangt. Von den Protestanten wurde sie immerhin einer ma:^
Charta gleich geachtet, und von 1578 an wurde eine jede Abweichnfj
von ihrem wirkhchen oder vermeintlichen Inhalt von ihnen als \'a-\
tr^sbruch gerügt, Loserth verÖtTentlicht sie zum ersten Male \-<\-\
ständig nach den Originalen und erörtert ihre Bedeutung, Entstdiiit:!
und handschriftliche Ueberlieferung. 1
V. Zahn berichtet über Druckernnthc, die in Folge der Irruageni
zwischen den protestantischen Ständen und der Regierung sirb'
ergaben.
Erain. 1
K. Cmologar, Die Protestanten in Weichselburg, .Mittheiiiing.i
d, Musealvereins für Krain', 8. Jahrg.. 4, H.. S. 123.
Th. Elze, D. sloventschen protestantischen Druckschriften da
XVI, Jahrh, Venedig, Selbstverlag, IV, 120. Sonderabdruck aus diff.
Jahrbuch*. Vgl. \S$b. S. 117.
263
F. Ahn, Die slovenischen Erstlingsdrucke der Stadt Laibach
{1505 — 80), Graz, Leuschner und Lubensky.
Weichselburg hatte seit 1567 Hans Kotscher zum ^Prädikanten*,
der 1570 vertrieben wurde; die Stadt, wie die umliegenden Dörfer,
bat die Landstände, sich beim Erzherzog um die Zurückbenifung
desselben zu verwenden, doch ohne Erfolg Die Prädikanten hielten
sich in der Umgebung auf; 1578 wurde neuerdings verboten, ihre
Predigten anzuhören. Noch 1592 hatten Protestanten zu \V. ihre
Begräbnissstätte in der dortigen Pfarrkirche. Ornologar theilt aus
dem Stadtarchiv ein strenges Verbot von 1587 mit, zu den seelischen
Prädikanten zu laufen.
In Krain hat überhaupt die Reformation den ersten Buchdruck
ins Leben gerufen. In den Biicherbränden der Jesuiten ist nur die
Bücherei der krainischcn Landschaft, die wohi von allen oder den
meisten Druckwerken der protestantischen Litcraturperiode Exem-
plare enthielt, der Vertilgung entgangen. Doch auch dieser Rest
ging bei dem Brande 1774 in Flammen auf. So sind die wenigen
erhaltenen von Ahn beschriebenen Exemplare der Erstlings drucke
in Laibach seltene und kostbare Reliquien geworden,
TlroL
Fr, Seile, Z, Geschichte d. cvang. Gemeinde Meran. 1857- 95,
In : D, evang, Gemeinde A. B, Meran. Meran, Evang, Gemeinde,
Böhmen.')
F, Lützow, Bohemia. A Historical sketch.
C, E. Maurice, Bohemia Story of the Nation Scries (Fishcr
Unwin), London,
J. Rott. Relace a depeSe benätsk^ch vyslancfiv XVI. stoleti a
ßesk^ dÖj'iny {Relationen und Depeschen der Gesandten in Venedig
im XVI. Jahrh, und die böhm. Geschichte). ,ÖeskJ fasopis histo-
rick^*. S. 94,
Flor, Horut und Zdcn. V. ToboJka, Jan SIeidanus a cesk£
povstani r. 1542 (Joh. SIeidanus und der böhm. Aufstand i. J. 1547).
,Cesk^ dasopis historick^*. S. 91.
') Die Titel und Noliien Mit der lichechiichen Lileratnr verdanke ich meist der
Giile da Herrn Hofr.thes Dr. v, Tardy in Wien.
E. Dvofäk, Dopisy kn^if Simona z Habni a Jana faraie
NßmccWobrodsk^ho o rozdflech ve vife z let 1528 — 29 (Correspondcc:
der Priester Simon v, Haber und Johann zu Deutschbrod üb«
Glaubensunterschiede in d. J. 1526—29). .Archiv Ccsk^*, dfl XI\'.
G. I^eschc, Job. Mathesius. Ausgewählte Werk«. I. Ed- Leichen-
reden. In Auswalil herausgegeben, erläutert und eingeleitet. (Bibliothe-:
deutscher Schriftsteller aus Biihmen. Bd. 4.) Wien. Prag, Leipzig,
Tempsky. XXXVII, 283. M. 2—.
Michael Weisse, ,Allgem Deutsche Biographie*. 41, 597.
A. Flesar, Träkuv fäd bohosluzebn^ z r. 1616 (pro mesto
Dobruäku) [TrSkü's Gottesdienstordnung v, J. J616 für die Stadt
Dobruäka]. ,Sborntk historick<5ho krouiku*. 1895.
R. Wolkan, Goldhammers Beschreibung von Eger a. d. J. 15S1.
.John's Liter. Jahrbuch*, VI. lö— 42.
Die Kronungsfeier des Winterkönig.'!. .Stimmen aus Maria-
Laach*. S. 331.
J. Müller, Die Gemeindeverfa.s.sung der Böhmischen Brüder
in ihren Grundzügen. .Monatshefte der Comenius-Gesellschaft* . S. 140.
Heath, Living in communiiy. ,Contempor. Review*, Aug.
W. Keating, Comenius, the great didactic. 7 sh. 6 d.
L. Dezsö. Comenius Amo.s Janos. Nagy Oktatastana (Grosse
Unterrichtslehrcl. Säros-Patak, Steinfeld. Vgl. .Monatshefte der
Comenius-Gesellschaft', S. 246.
W. S. Monroe, Comenius »School of Infancy*. An Essay on
the education of youth during the first six years. Boston. Heath.
Vgl. ebd.. S. 246.
W. Begemann. Zum Gebrauche des Wortes .Pansophia' vor
Comenius. Vgl. ebd., 3. 2tO.
Th. Tupetz, Comenius, Orbis pictus. Leipzig, Freytag,
Ncsemann, Comcnii Panegyricus Carolo Gustavo. Gymnas -Progr
Lissa, Eisermann. Vgl . , Monatshefte der Comenius - Gesellschaft '
S. 169.
L. Neubaur, Ein Traiiergedicht von Comeniu-;. Ebd.. S. 330.
G. Loesche, Ungedruckte Briefe zur Geschichte des Comenius
und der böhm, Brüder. Aus dem de Geer'schen Familien-Archive.
Ebd.. S. 100 f.
M^
K. Melchers, Pestalozzi und Comcnius. Eine vergleichende Be-
:rachtung ihrer social-politischen und religiös-sittl. Grundgedanken.
Ebd., S. 24 f.
J. Kvacsala, Ostern in Naarden. »Politik*, Nr. 117.
Derselbe, Komensky und das Perpetuum mobile. , Politik*,
Nr. 165. Vgl. .Monatshefte der Comenius-Gcsellsch.*, S. 245.
Müller, Ueber eine angebliche Schrift des J. A. Comenius.
,Ceskf öasopis historickj*, Prag. I, 2. H.. S. 117.
P, äpiüka, Po stopäch drabikovjch proroctvi (Ueber die Pro-
phezeiungen Drabik's). ,Sbomfk historick^ho krouzku*, 1895.
J. Kvacsala, 50 Jahre im preuss. Hofpredigerdienste. D. E.
Jablonsky. (Aus : Acta et commentationes imp. univ. Jurievensis.)
23. Jurjcw. (Giessen, Ricker.) Mk. —-60. Vgl. .Theol. Liter.-Ztg.',
1897, Nr. 5, Sp. 146.
Fr, DvorskJ, Listy panf Katefiny z Zerotlna, rozcn^ z Vald-
^tejna. 2 Bd. 1894/95. — Historick^ archiv, 5esk4 akademic cisafe
Frantiika Josefa. Cfslo 2 a 7. 1894 und 1895.
J. Bolte, zwei böhm. Flugblätter des 16. Jabrh. mit einer An-
merkung von A. Brückner. ,Arch. f. slav. Philol.', 18, H. 1.
Sigm. Winter, 2ivot cfrkevni v Öechäch. (Das kirchl. Leben in
Böhmen Ein culturgcsch. Bild aus dem XV. und XVI.Jahrh.) Bd.I,
1895. Bd. II, 1896, Prag.
Star^ rukopis {P. Anton Vondra naiezi v knihovn^ paldce
Lambeth v Londjng latinsk^ rukopis, o ütrapäch sboni bratrsk^ho
V Lesne r. 1655 a näsl. a otiskuje Jej tuto v (iesk^m pfeklade.) In
,Hus*, Vni, 6. 9. (Alte Handschriften, gefunden durch P. Anton
Vondra in der Bibliothek des Lambethpalastes in den Londoner
lateinischen Handschriften. Von den gramvollen Ver.sammlungen
der , Brüder* in Lissa im Jahre 1655 f. und ihr vollständiger Ab-
druck in böhm. Ucbersetzung.)
Zur Geschichte der böhmischen Gegenreformation. ,Histor.
Blätter*, S. 313, 412, 541. (Ueber Gindely's Werk vgl. Jahrbuch*
16 (1895), S. 273.
J Zrzenczycki, O penÖänich zäsilkäch z Polska Cechöm proti
Ferdinandovi IL (Ueber Geldsendungen aus Polen an die Böhmen
gegen Ferdinand II.) Vgl. ,öesk^ ßasopis historick^*, S. 42.
Rezek, Beiträge zur böhm. Auswanderung im XVIII. Jahrh.
.ÖeskJ Jasopis historickj.* Prag, l, 1. H., 32.
i
266
Ith. Koch, Festgabe zur Erinnerung an die Einweihung der
^Evangel. Friedenskirche*. Eger, Selbstverlag.
A. Podlaha, Sobotäfi na Morave a v öechäch v X\^. stol.
^Sbomfk historick^ho krou2ku*. (Die Sabbathisten in Mähren und
Böhmen im XVI. Jahrh.)
A. Schmidt, Das Evangelium in Gablonz. Wien, Evang. Buch-
handlung Währing, S. 105. Sonder-Abdrücke aus dem , Jahrbuch*.
• . • Saaz in Böhmen. Sachs. Gustav-Adoif-Bote. Nr. 7. S. 54.
,Von unseren Brüdern in Böhmen.* Reform. Kirchenztg. 16. 125 f.
F. Menöik, Ueber ein Wiedertäufergesangbuch. , Sitzungsbericht
d. kgl. böhm. Gesellsch. der Wissenschaften.* Ciasse für Philosophie.
Geschichte und Philologie. XI. Prag. Verlag d. kgl. böhm. Gesellsch.
d. Wissensch. 15 S.
Maurice schreitet vom IX. Jahrh. bis zur Gegenwart fort. —
Goldhammer, mit dem sich Wolkan beschäftigt, seit 1559 Leiter der
Lateinschule in Eger, hatte den Uebergang Egers zum Protestantismus
zumTheil selbst angebahnt. Das Bruchstück seiner breiten, verworrenen,
plötzlich abbrechenden Chronik kommt zuletzt auf die protestantische
Zeit. — Heath würdigt die wirtbschaftliche Verfassung und La^e
der Brüdergemeinde nach Loserth. — Nesemann reinigt, gegen
Gindely, Comehius von dem Vorwurfe, fiir die Schweden Partei er-
griffen und dadurch die Polen gereizt zu haben. — Spi^ka be-
schuldigt Drabik des Betruges, Comenius der Leichtgläubigkeit. —
Da Kathar. v. Zerotin, die vierte Frau des berühmten mährischen
Staatmannes Karl v. Äerotin, ein eifriges Mitglied und treue Schützerin
der Unität war, bieten ihre von Dvorsk]^ gesammelten mehr als
600 Briefe aus den Jahren 1631, 1633. 1637 u, A. reichen Stoa
fiir das Leben und Dulden der zahlreichen Exulanten der Gemein-
Schaft. — Sigmund Winter breitet eine grosse Fülle von Daten aus,
nur die Kühle der Berichterstattung wird getadelt. Der 8. Band ver-
breitet sich im ersten Buch über die religiösen Kämpfe (Husiten;
böhm Brüder; Protestanten; Katholiken ; Ende der religiösen Kämpfer-
kleinere Secten); im zweiten über die kirchliche Regierung. Der
2. Band im dritten Buch über das Leben der Priester (Einkommen;
gesellschaftliches und sittliches Gebahren ; von den geistlichen Orden ;
ihr Einkommen; das Leben in ihnen); im vierten Buch über die
Gottesdienste (der Katholiken und Utraquisten ; Predigt, Cereraonien :
von der Gottesfurcht; von den Bruderschaften der Literaten).
Mftbren.
G. Trautenberger, Die Chronik der Landeshauptstadt Brunn.
a. Bd. (Von Karl den V. bis Ende des XVII. Jahrh.) 243. Brunn,
Verein , Deutsches Haus*. Mk. 8.
K, Lechner, Verzcichniss der in der Markgrafschaft Mähren
i. J. 1652 zum Druck und Verkauf erlaubten Bücher. »Centralblatt
f. Bibliothekwesen/ S. 158.
Loserth, Bilder aus der Reformationszeit in Mähren. .Zeitschr,
d. Vereines f. Gesch. Mährens und Schlesiens.* 1. Jahrg. S. 65.
Dr. M. Göschl, Probst d. Frauenstiftes Kanitz.)
G. Trautenberger, Die evang. Schule in Briinn. Festgabe zur
Jubelfeier ihres hundertjähr, Bestandes. Bruno. 30 kr.
Sobald man heute noch der Chronik eine Berechtigung zu-
gesteht, wird man der Trautenberger's die Anerkennung nicht ver-
sagen können, der von deutscher aber auch protestantischer, der
Unparteilichkeit sich befleissigenden Anschauung ausgeht. (»Zeitschr.
d. Vereines f. Gesch. Mährens und Schlesiens.* 1. Jahrg. S. 110.)
— Maximilian II. eröffnete, wie Lethner erhebt, 1567 den mährischen
Ständen, dass keine wo immer gedruckten böhmischen Bücher nach
Mähren eingeführt werden dürften ; alle zum Verkauf ausgebotenen
Bücher müssen vorher dem Bischof von OlmüCz. zu dessen Diöcese
ganz Mähren gehörte, zur Begutachtung vorgelegt werden.
Sohlesien.
■.■ Jägemdorf, Sachs. Gustav- Adolf-Bote, Nr. 2, 13.
Oalizlen.
Kropf, John a Lasco's Church - performents. »Engl. Histor.
Review.* Jan.
Uebcr die heranzuziehenden Kirchenzeitungen, bezw. pro-
testantischen Blätter, die Jahresberichte der einzelnen Gemeinden,
die Berichte der Gustav- Adolf- Vereine, vgl. Jahrbuch* 16 (1895),
S. 276; 17(1896), S. 239. — Diesmal ist hinzuzufügen: .Böhmisch-
mährische Blätter aus der Brüdei^emeinde*. Hrsg. vom Comite fiir
das Werk der Brüdergemeinde in Böhmen und Mähren.
jReformovan^ listy. (Reformirt. Zeitschr.) Hrsg, von Jan Karaßat.
Prag, Balteck;?.
Dr. Loesche.
XVI.
Berichtigung und Nachtrag
cu Seite 211 und 218 des „Jahrbuches^ 1895 Ton Pastor Karl Nntzhorn in Büsendorf
(Hannover).
Auf S. 240 des vorigen Jahrganges gibt der beste Kenner der Exulantea-
geschichte des Enhersogthums Oesterreich, Pfarrer Friedrich Koch in Gmunden, dn
uns hoflfentlich bald einmal die Ergebnisse seiner Forschungen, die zum Theil längit
druckfertig vorliegen, hier mittheilt, ^dankenswerthe Nachträge und Berichtigiingen zs
meiner Arbeit über Martin ZantmüUer. Nur betreffs „Kreussbach' möchte ich liebe:
der Ansicht seines Bruders, des Superintendenten Jakob Koch in Wallern bei VieU.
beitreten, welcher mir Ende 1895 freundlichst schrieb:
,Im Gebiete meiner Gemeinde, etwa 10 Minuten östlich von dem Scfalo>i^c
Tollet IjtUt im Besitze des Grafen Revertera, Österreichischen Botschafters beim Pap>te
liegt die Ortschaft Kroisbach (früher Kreusbach).
Raupach schreibt in der fortgesetzten historischen Nachricht von den Schick
salen der evangeli$ch*lutherischen Kirche in dem Erzherzogthume Oesterreich, I. Thei .
S. 60: Es war dieselbe Frau Dorothea gebome von Räming, weiche im Jahre 1497
an Herrn Wolflfgang Jörgem zu Tollet und Kreusbach, Rittern nnd Länder
hauptmann in Oesterreich ob der Enns, vermählet war.
Vielleicht ist auch der S. 217 genannte Adam Winkler, gewesener Prediger r:
Kreutsbach, in Kreussbach angestellt gewesen, doch ist das nur eine Vemuthiing/
Zu S. 211, wo als dritter Prediger von Steyer M. Hieronymns Weixelb«rgc:
genannt ist, möchte ich auf dessen mir gedruckt vorliegende Magisterdispotation n.
Wittenberg vom 27. October 1615 hinweisen, deren vollstlndigcr Titel so lantei:
26v Ba^ Problema Theologicum« An Svncretismus fidd et reiigi<»üs intcr LstheraD.^»
et Calvinianos ideo iniri vel possit, vel debeat, ut Antichiistx Tjrannis. coniinctii
viribus et studüs, facilius et felicius reprimi possit: ordinariae dtspntaxionis \oco proj-o-
situm: et D. Davidis Parei con&iliis et strophis oppositnm, pnestde Leonharto Honero.
S, TheoK Doctore et in Electorali Academia Witebergessi Professore P. et Seciw^re
resjwndente M, Hieronymo Weixcibergero Welsensi, Anscriaco: •»'//>-=
Facultatis Phil. Adjuncto.
Ad diem 27. Octob, in acroasi Theologorum. Wittebo^gae, ex ditrr.m Jo^ussis
Gormanni. Anno MDCXV.
An dem Streit, welcher zwischen dem Professor Parcas sc He.i«ut»cr|: sn-i
Leonhard Hutter über des Ersteren Irenicam. de nnione « sy^>3d^ Etixngr-ir.-un
coaciliajida liber TOtivus, paci ecciesiae et deiideriis pacificorLim dicatus, losbrach, hat
also Weixetbei^er thütigen Antheil genoromen. Psreu; kommt auch in seiner aka-
demischen Rede »om 11. April 1616, gedruckt lu Heidelberg, auf das Problema
zuräck: Witebeisensium unos (Friedlich Balduin) thealrica declamatiotie dissuadet
syDoduED. quasi minime necessariam, utilem. posiibiletn. Alius in endem scliola
(ef. Problem« HuHeri) ceu precio conductus intercessor, Iribunitia disputalione Syn-
cretismnm sire amicabilem convenlionem Evangelicotum ojipugnandam sum&it. Caeterum
ambos hos cavillis nimium frirolis rem (antam agere, non diflicile fuit ostenderc.
Darauf erschien dann im Herbst 1618 Hutter's Irenicutn vere Chri^lianum.
Hieronjrmus Weiielberger aus Stejr wird als Hausgeno^s des D. Balthasar
Meissner in Witlenbeig 1618 beieichnet (bei Raupach). Letzterer hat als theologischer
Professor in Wittenberg i. B. 1624 eine Erklärung des 19. Psalms unter dem Tile! :
, Eines seligen Menschen dreifacher Schatz' herausgegeben, die ebenfalls bei Gormann
gedruckt ist.
Von 1608 — 1624 wird Aegyd Weichselberger aU Leiter der protestantischen
Schale in Steyr genannt, der wahrscheinlich mit Hieronymus vemandt ist.
Nach der Vertreibung der oberos (erreich ischen Prediger ist Weinelberger aU
EinUnt auch nach Nürnberg gekommen. In t. Soden's Kriegs- und Siltengeschichle
von Nürnberg heisst es II, 384: Hieronim. Weixeiberger, gewesener Pfarrer in Stcier,
erhielt am 28. August (7. September) 1627: 6 9.
Schliesslich möchte ich noch auf einen sinnsttreniien Druckfehler auf S. 216-
in dem Citat aus Lactantios aufmerksam machen. Statt nequitiam exercere muas es
cöercere heisseo.
Bericht des Central -Vorstandes Ober das Vereins-
jabr 1S96.
Der von dem Cassier der Gesellschaft. Herni HoF- ond Goicbo-
advocaten Dr. Ritter von Sääf. schriftlich erstattete Bericht übe:
die Gebahrung des Vermögens für das vergangene Vereinsjalu' idri
hicBiit veröffentlicht.
I. EinamliBien.
A. Saldo vom Jahre 1895 1716 E 54 kr.
B. Eingegangene Mitgliederbeiträge:
Rückstände bis einschliessl. 1895 =- 212 fl. — kr.
Mttgliederbdträge pro 1896:
65 Beträge i 3 fl. — kr. . = 195 , — ,
49 , ä 5 » — , . = 245 , — ,
3 , zusammen . . = 1,90,
pro 1897:
2 Beiträge k 3 fl. — kr. . = 6 , — , 665 , 95 ,
C. Für den Verkauf des , Jahrbuches* :
Im Buchhandel 114 fl. 48 kr.
Durch Selbstverkauf . . . 20 . — . 134 , 48 ,
D. An Interessen von den Einlagen be! der All-
gemeinen Depositenbank, Buch Nr. 21.047 und
Nr. 26.696 60, 40^
Gesammteinnahmen . . 2577 fl. 37 ki.
II. Ansgaben.
'. Dmckkosten und Versend unggspescn der vier
Hefte des »Jahrbuches*, Jahrgang 1896, sowie
Druck von 300 Jahreskarten, dann 60 Separat-
abdrücken des Aufsatzes »Die slovenischen prote-
stantischen Druckschriften des XII. Jahrhunderts* 502 fl. 95 kr.
'. Honorare an die Mitarbeiter am »Jahrbuch' . 229 , — ,
'. Diverse :
aj Schreibgeschäfte und Aufbewahrung des Mobi-
liars, des Archivs und der Bibliothek pro 1896 60 , — ,
bj Für das Eincassiren der Mitgliederbeiträge 21 , 52 ,
cj Für Kanzleiauslagen , Gebührenäquivalent,
Porti, Stempel u. s. w 18 , 95 ,
Gesammtausgaben . . 832 fi. 42 kr,
teilt man den Einnahmen von . 2577 fl, 37 kr.
egenüber die Ausgaben mit . 832 , 42 ,
3 verbleibt mit Ende December
1896 ein Rest von .... 1744 fl. 95 kr.
Hieven waren am 31. December 1896 bei der
lügemeinen Depositenbank laut
Einlagsbuch Nr. 21.047 475 fl. 51 kr.
1296
zusammen . . 1772 fl. 37 kr.
'ogegen dem Rechnungsleger eine Forderung von 27 » 42 ,
usteht, wonach sich das Vermögen mit .... 1744 fl. 95 kr.
rgibt.
Wien, am 10. AprU 1897.
Acoluthus Joh. 186.
Aemilius G. 8.
Agricola G. 18.
Albenis Er. 18.
Albrecht v. Bauern 11.
Aleander 16.
Alesius 205.
Alischer Seb. 177.
Althamer A. 15.
Amerbach B. 213.
AmUng W. 77.
Andrea Jac. 4.
Aquila Ad. 20.
Arlenius A. 35, 208.
Arpinus Wenz. 20.
August von Sachsen 19.
Aurigallus Matth. 19.
Aventin 201.
Balaeus (Bale) 205.
Bartelmus 193.
Bartsch Zach. 76.
Bascenus 240.
Bau^iss 185.
Baworinsky Bened. 15.
Bekker P. 243, 246.
Bercha G. 89.
Berchhaimer Chr. 248.
Bergamo Filippo di 234.
Berger P. 239.
Berka, Erzbischof 133.
Bernhardt M. 174.
XVIII.
Personenregister.^)
Besold H. 53.
Biermann 173.
Bilicenus 249.
Blahoslaw 15.
Blondus Fl. 234.
Bomberg D. 212.
Boner B. 253.
Branzwick Z. 89.
Brassicanus Ambr. 76.
Breslacins M. 240.
Briesmann 43.
Bucer 7.
Bugenhagen 76.
Bunan H. v. 243.
Calvin 3. 35.
Camenicenus J. 22.
Camerarius Joach. jun. 42.
Camincius Joh. 52.
Carlowitz Chr. 42.
Carolus 8.
Cassander 213
Chladenius 30.
Christian, Herzog v. Wohlau
167.
Christine von Schweden 164.
Christoporsky Joh. 26.
Christian, Herzog Joh. 153.
Chytrfttts D. 14.
Cinck H. A. 129.
Closelins M. 129.
Qosius H. 77.
Codicillus P. 52. 244, 257.
Collinus 16, 21, 48. 201
Cordatus 28.
Cotler G. 77.
Crabbe P. 213.
Cricius (Krzycki) A. 2d.
Crutziger A. 24, 252.
Crutziger Elis, 24.
Curius H. 20.
Cuthenus 50.
Czeschin EI. (Rosin v. Jawor-
nik) 89.
Dantiskus Joh. 26.
D^vay Biro M, 28.
Dewerbeck 190.
Dicastus G. 72.
Didrich V. 22.
Dietrich von Niem 205.
Dobrzan W. Ottik v. 191.
Dugo Ph. 209 f.
Dresser M. 243.
Eber P. 13, 3ö, 37 f.
Eberbach Phil. Stumpff ».
18.
Echtitts Joh. 216.
Eck 17.
E^anus Sylvius 16.
Egranus J. 243.
Engelhart J. 249.
Erasmus Desid. 17 f.
0 Nicht auffenommen tbd die Namen der Ordtoaaden S. 56—72, 239—868. weil Vcifu«ria
Schlüsse seiner BiittheiloiigCB ein susammenfiMSOides Register mufttellen wird«
Nicht muf^enommen sind ferner die Listen S. 78 — 87 und S. 134 1»
F.bcr J. 7. 258.
Haimoldt J. 243.
Kaltenstein J. S. 198.
Faber N. 18.
Karlstadt 19.
Kabec Th 256.
Hanapes N. de 220.
Kay V. 267.
Fabricius P. 248.
Harsani Sl. 31.
Kiefer 76.
Ferdinand I. 6. 116.
Kirchmayr L. 243.
Fischer Chr. 16.
Hausten Th. 76.
KoiaWy A. 241.
Fischer Sim. 19.
Heidenreich Joh. 24.
Kraflheim J. K. v, 9,
Ftachner Chr. 129.
Eleimbnrg Gr. v, 215.
Krail H. 90.
Flacius 9, 14, 201.
lleinzet J. H. 20 f., 229.
Ktakau G. 11.
Fock 196.
Helmrich G. 76.
Krenzheim 149.
Forgach S. 238.
HencVel J..h. 28.
Kreuti und Thurn Anna Maria
Friedrich II. U9.
Hensel J. 258,
V. 242.
Friedrich IV. 149.
Hermann 208.
Krokow M. v. 215.
Friedrich V. 161.
HesshDsiug 4.
Kutschenreuter 190.
Friedrich, Bischof von Hessen
Hirsch M. 129.
187.
Udisiaus J. 243.
Frisius B. S9.
16, 32.
Languet Hub. 38. 224.
Frisius C. 253.
Hodikins L. 250.
Lasko Joh. V, 27.
F..gger J. J. 212.
Hofmann Baron Fr. 76
Lauterwalt M, 30
Fossel M. 254.
Hornberger Jer. 76.
Laiius 237.
Hortalius Ch, 250.
Leim grübe J. 129.
Gallus N. 48, 201.
Hogmann Frh. J. A. 246,
Leland Joh, 206.
Gans C. 129.
Honter J. 31.
Leopold I. 179.
Ceisiler J. 129.
Hosius Stanisl. 26.
Leopold Wilhelm, Bischof
Hübner S. 129.
von Breslau 172.
bnrg-Aüsb«ch 15. 28, 147.
HUltel S. 119
Leovitius Cyprian 54.
Georg, HeTzog von Brieg 167.
Huperias 218.
Lejser P. 241.
Georgiewici B. 31.
Lossius (Lolz) L, 217,
Georg Rudolf, Heriog 150.
Hl» 50.
Ludwig, Herzag von Liegnili
Georg Wilhelm, Henog 177.
Husselius A. 240, 860.
167,
GerslorfT S. v. 241.
Hütten 15.
Luther H. jun, 25.
Gettichins 174.
Hütter 4.
Luther M. 3, 12, 17 f.
Gesner C. BB, 49, 211.
Hjperius 214
Lm«r 215.
Gigtts Joh. 18.
Lythodius 221.
Gbiovinus M. 21.
Lytlchiüs A. 256.
Grabnei Leop. 14.
Ising G. 76.
Greis J. T. 268.
Major G. 76.
Grürberg V. 129.
Janov M, v. 50.
Major Joh, 19,
Crynäus Simon 28.
Jendorf Chr. v. 108.
Malobicenus M. 242.
Gutschios A. 24Ö.
Joachim I[., Kurfürst 26.
Mandl H. 97.
Gymnicn» 2B8.
Jodocus A. 2H,
Hanffeld Barthol. v. 29.
Joh. Christian, Heriog von
Marbach 76.
Hagen (Hageas) Joh. 17.
Brieg 161.
Maria. Konig. von Ungarn 27.
HagiQs J. 250.
Joh, Friedrieh von Sachsen 7,
Mascon B. 248.
Joh. Georg, KurfUrst 161.
.Matheolus 9.
50.
Jung P. 76.
MathesiuB 17.
im, H.iiiii. IV.
18
274
Mauritius G. 249, 269.
Maximilian II. So.
Maximus 211.
MeissCT J. 267.
Melanthott 1 f.« 36.
Mttttichen B. ▼. 267.
Mignanelli IB.
Miletinns J. 268.
Milicz 60.
Mimchin P. 239.
Mitis Th. 20, 48.
Mohaubt A. 129
Mokoschinus L. 240.
Molinaeus (du Moulin) 208
Molitor Pb. 267.
Montanus 53.
Mordeisen Ülr. 11.
Moritz, Herzog von Sachsen
14, 19.
Mülhausen Peter v. 89.
Münsterberg R. v. 116.
Münzer Thomas 17.
Muscbler G. 87.
Mylius J. 77.
Mylius A. 257.
Nadasdy Thom., Graf 28.
Naumair Chr. 227.
Nausea 7.
Ncff Job. 19.
Nemicus s. Hajek.
Neomanius J. 163.
Nidbruck 8. 22, 34 ff., 201 f.
Nitius P. 31.
Nosticius S. 240.
Nuenar H. v. 235.
Opitz H. 247.
Oporinus 49. 214.
Ortenburg, Graf ▼. 249.
Osius H. 14.
Otter W. 246.
Ottheinrich 46.
Ottokar II. lU.
Pacaeus 227.
Pappus J. 268.
PardubiU E. ▼. 53.
Parlagius D. 240.
Paul III. 7.
Pauli Chr. 173, 179.
Peckham J. 219.
Pegaeus Tb. 249.
Pelago A. 220.
Pcr^nyi P. 30
Perna P. 214,
Peucer C. 9, 17, 36, 38.
Pfauser 10.
Pfreund C. 227.
Paug V. Rab.stein C. 214.
Philomates J. 240.
Pistorius J. 266.
Pontanus 37.
Prätorius 201.
Prag Freiherr Chr. v und
Windhaag 262.
Pragenus Job. 146.
Preesing Freiherr v. 249.
Preiss J. 148.
Preuss Chr. 26.
Pritener W. 129.
Proxenus Simon 16.
Pruno J. 266.
Rab J. 245.
Radaschius M. 30.
Radötzky v. Radotz Job 164.
Radwan Freiherr ▼. 260.
Ramassy M. 31.
RampigoUis A. 219.
Rechenius D, 26.
Redern M. ▼. 252.
Regulus Christ. 76.
Reibisch 8.
Rengersdorf 76.
Reuter Ambr. 37.
— Chr. 14.
Rhediger W. v. 165.
Rhenanus Beat. 234.
Richter 46.
Riecke M. 194.
Rosenberg Peter und Wilhelm
23.
Rosenmüller 193.
Roser J. 89.
Roth Stepfa. 18.
Rubigallus P. 31.
Rudolf n. 12, 118
Ruppa W. ▼. 89.
Salhausen v. 16.
Salm W. ▼. 209.
Santphurdius 214.
Sarcotius J. 242.
Sarcandro J. 246.
Sartorius B. 35.
Scballer Qoir. 31.
Schard Sim 34.
Schemnitz Freih. L. Edrr <
245.
Scherer Salom. 30.
Schüdt G. 243.
Schindler A. 240.
Schlaginhaufen (Turbicii
Job. 18.
Schlick Joachim Graf 13.
Schmettau 174
Schmidt G. Chr. 195
Schobricios 134.
Schregsmelins G. 76
Schumburg v. 116.
Scbwabenitz 114.
Scbwibermayr Leop. 35
Scipio P. 30.
Scultetus A. 859.
— Sev. 238.
Sedleywinus J. 249.
Severus W. 8.
Sigismund 84.
— I. von Poles 25.
— II., August 26.
Simon Pragenus 252.
Simonides G. 240, 2d0
Slawata v. 89.
SIeidanus 9.
Sophianus 23.
Sozinus Faustns 11
— Läl. 10.
Span Lor. 82.
aperatas P. 24.
■isestakins W, 251.
^tarbemberg Barlhol. t
Etasmus I v. 12
- Gund. V. 250.
Heinrich v. 12.
steineccer Z. 76.
Steiner B. 249.
Steinkeilei A. v. 191.
Siephani R. 226,
Stücke] Leonh. 2S.
Scolshagius C. 24.
ätope N. 212.
Sturm M. 245, 266.
Stortz G. ]8.
Sylvester Job. Etdosi 29
TabnrniM M. 76.
Tanner G. 34. 204.
Tamov Job. 26.
Tauler 221.
l'eufenbach Chr. 77.
Tbaddeus, s. Hajek
TheodoricDs Seb. 227.
Thielisch 193.
Thilesius M. 129. 253. 256.
Thimaeus Tb. 249
aus J. 130.
>■ 201.
ner A. 248.
Tollet V. 268.
Torda Sig. (Geloü) 30.
Traulenberg A. *. 114,
ilniannsdorf M. V. 167.
Treborinus J. 247.
Tsehernembl Freih v. 259.
Tschirsky 189.
Ullmann M. 255.
Ungnad And. v. Sonneck 13
- David V. 12,
Ufsi
= j. ;
Vergerio P. P, 8.
Veseiius F. 255.
:eD(ius P. 241.
Vocorineus M. 252.
nanus W. 52,
Voit Ph, 14.
Wagner V, 32, 224.
W>idhausen K. v. 19.
Waldaer W. 237.
Waldslein Joh. v. 23,
WarnEdorf v, 116
Wartenberg Johan.i v,
246.
Wasser Ad, 20,
Weixdberg« H. 2G8.
Weniei U. 114, 144.
~ Adam 145.
Werner G. 30.
Wigand 4
Wilhelm, llereog von
Winckler A, 268.
Windsheim Veit 28,
Wiltichiu^ G. 173,
Wolf 11 212, 224.
Wouters 213.
ZajiÖck H, v.
ZantDiUller M, S
Zelckbing Freih.
Zwingii 3.
115.
XIX
Ortsregister.*;
Albendorf 121.
Bernsdorf 121.
Coln 205 ff.
Altbuch 121,
Csenger 32,
Aluudt 121, 129,
131.
— Wemersdorf
121.
CzaslQu 257,
Aniiqnofago 129.
Aman 121. 129.
Breslau 29, 154, 163, 176,
Domdorf 20.
Arriach 198.
Brieg 148, 166.
Dümholi 77.
Angiburg 201.
Brunn 194.
Budweis 16.
Eger 16, 140,
Baden (Ntederäste
reich)
77.
Budynö 62.
Eigel 121,
Barifeld 29.
Ellb<^en 129, 1
Bensen 16.
Capodislria 8.
Eperies 30, 23»
Berlin 177.
Celle 16,
Erfur! 17.
<) Nicht nufccDommt
276
Fninkfurt 2ö.
Freudentha] 147, 254.
Friedland 121.
Fröhlichdorf 77.
Gabeisdorf 131.
Geisdorf 76.
Gitschin 73.
Glogau 160. 165, 179, 190
Goldberg 76, 241.
Goldenöls 121, 131.
Goldenstein 147.
Gradlitz 121.
Graz 14.
Hamburg-Altona 88.
llermannstaiU 31, 121.
Hildesheim 224.
Ilohenbruck 115.
Hohenelbe 121. 133.
Hradisch 19.
Iglau 24. 189, 242, 255.
Innsbruck 102.
Jägerndorf 15, 147.
Jaur 160, 165, 179. 190.
Jena 176.
Joachimsthal 17, 189.
Jungbuch 115, 121.
Kaaden 19.
Kauffung 130.
Klattau 52.
Königenhof 118.
Königgrätz 52.
Kommotau 19.
Kottwilz 121.
Krakau 26.
Kremnitz 30, 255.
Krems 248.
Kreusbach 268.
Lan genau 121.
Lassinga 76.
Lauban 134.
Leitmeritz 19, 257.
Liebthal 132.
Liegnitz 149, 166. 169.
Mainz 208.
Marschendorf 121.
Mediasch 32.
Merkelsdorf 121.
Michelstetten 243.
Mohem 121, 129.
Münsterberg 159.
Nemesvath 31.
Neisse 115.
Neu BydÄov 52.
Neuhof 131.
Newidl 77.
Nürnberg 1.
Nymburg 50.
Oels 154, 188.
Oelsen 129.
Ofen 27.
Olmütz 24 f.
Parschnitz 115.
Passau 208.
Pilnikau 121, 129.
Prag 9, 16, 20, 133
Prausnitz 121.
Pressburg 25.
Qualisch 121.
190.
Regensburg 165, 2(X).
Rognitz 121, 129.
Roszberg 121.
Saaz 20, 22. 51.
Sagan 154.
Salzburg 14.
Schatzlar 121.
Schemnitz 31, 242 f.
Schlaggenwald 23.
Schlakendorf 121.
Schrattenthal 76.
Schreibershof 76.
Schwatz 116.
Schwcidnitz 165, 179, 19l'
Schwull 129.
SchweiniU 160.
Schwett . 132.
Soher 129.
Soor 121.
Steier 268.
Sternberg 140.
Täufers 90.
Teschen 144 ff., 193,
Trautenau U3 f.
Trient 14. \
Troppau 147.
Tschema 121.
Weigelsdorf 115.
Wien 6, 14, 76, 165, 243
256.
Wiltschitz 121, 129.
Wittenberg 16, 20, 25. 73.
168, 176, 227.
Wohlau 149, 166, 190.
Wolta 131.
Zerbst 78.
Zwickau 17, 130.
ZwoU 121.
» »» >
K5klw ft B«ab«uf«r, WIm, YL MoUardffMM 41.
- • - - - ^
JAHRBUCH
der
(lesellsctialt für die GescMchte des Protestantismus
in Oesterreich.
Unter Mitwirkung von
Dr. C. A. Witz Dr. Th. I^aase Dr. G. Trautenberger
k. k. Oberkirchenrath ta Wien Superintendent in Teschen Senior in Brunn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
k. k. ord. Professor in Wien.
Neunzehnter Jahrgang.
^ß^
Wien
M anzische k. u. k. Hof -Verlags- und Universitäts-Buchhandlung (Julius Klinkhardt & Co.).
Leipzig
Julius Klinkhardt.
1898.
1
INHALT.
Seile
1. Zur Geschichte der evangelischen Kirchenverfassnng in Oesterreich. (Fort-
setzung.) Von Gustav Adolf Skaisky, k. k. o. Professor in Wien .... i
2. Das Evangelium in Trautenau und Umgebung. (Fortsetzung.) Von Pfarrer
Dr. A, Schmidt in Bielitz • 74
3. Der Briefwechsel zwischen Flacius und Nidbruck, (Fortsetzung.) Von Dr. Victor
Bibl in Wien 96
4. Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oester-
reichs aus den Wittenberger Ordinirtenbüchem seit dem Jahre 1573.
(Fortsetzung.) Von Dr. Georg Btuhivald, Pfarrer an der Nordkirche in
Leipzig 111
5. Bericht des Central -Vorstandes über das Vereinsjahr 1897 127
6. Gedenkblatt der k. k. evang.-theologischen Facultfit in Wien. Zur fünfzig'
jährigen Jubiläumsfeier der Regierung Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I.
1848 — 1898. I. Der österreichische Staat und die evangelische Kirche in
ihrem wechselseitigen Verhältnisse vom Jahre 1848 — 1861. Decanatsrede,
gehalten von Dr. Gustav Adolf Skalsky, ordentlichem Professor der prakti-
schen Theologie und des Kirchenrechtes 129
II. Symbolae ad recentiorem C. R. ordinis Theologorum evangeliconim
Vindobonensis historiam congestae a Gustavo Franko SS, Theologiae doctore
eiusdemque P. P. 0 161
7. Des Cardinais und Erzbischofs von Salzburg Matthäus Lang Verbalten zur
Reformation. Von Dr. Josef Schmid in Fürth (Baiem) 171
8. Zur Geschichte der evangelischen Kirchen Verfassung in Oesterreich. (Schluss.)
Von Dr. Gustav Adolf Skalsky, k. k. o. Professor in Wien 206
9. Bibliographie über die den Protestantismus in Oesterreich betreflfenden Er-
scheinungen des Jahres 1897, nebst kurzen Nachrichten Über dieselben, mit
Ausschluss der in diesem ^Jahrbuche" selbst erschienenen Artikel. Von
Dr. Loesche 262
10. Ankündigung der Denkschrift von Oberkirchenrath Dr. Witn 277
11. Personenregister 281
12. Ortsregister 283
I.
Zur Geschichte der evangelischen Kirchenverfassung
in Oesterreich.
(Sls 9B11XK1 ITolei'a.iiaspa.'teii't.)
Mit Benntzang handschriftlicher Qasllen.
Von Guer^Y Adolf Skalskt, k. k. o. Professor in Wien.
Berichtigungen zu Heft III und IV (1897): Auf Seite 146, Zeile 8 von oben,
ist statt Lorocsany Lowcsany zu lesen.
Auf Seite 147, Zeile 13 von oben, soll statt jura vicaria jur. reservat a stehen.
Auf Seite 160, Zeile 7 von oben, steht irrthümlicb ,noch zwei Tage vor dem
Friedensschlüsse", statt „noch einmal, zwei Tage nach dem Friedensschlüsse*'.
V.')
Die vielen Millionen Seufzer, welche, wie oben bemerkt wurde,
die Drangsale den Evangelischen in Schlesien auspressten, richteten
sich, wie Zschackwitz meint, theil weise auch gegen Schweden,
, indem solches seinen im Friedensschluß gethanen Versprechen so
übel nachkam und auff dem Reichstage den armen Lutheranern nicht
mehr Gewissens und Religionsfreiheit verschaffete*. Schon auf Grund
dessen, was wir bisher ausgeführt haben, muss dieser Beschuldigung
Schwedens widersprochen werden. Und es sollte bald die Zeit
kommen, in welcher sich die gegen Schweden ausgestossenen Seufzer
in Jubelrufe und Danksagungen verwandeln sollten.
Diese Zeit brachte die Regierung Josephs I. (1705 — 1711).
Allerdings war dieser nicht gewillt, die bisherige innere Politik
0 Vgl. „Jahrbuch« 1897, III. und IV. Heft, S. 136—192.
lahrbucr. des Protestantismui 1898. H. I u. II.
seiner Vorfahren aufzugeben;*) aber er war ,ein kluger und ge-
scheiter Herr*, unter dessen Tugenden eine der vornehmsten die
war, ydass er allemal klugem Rathe folgte; und ob er gleich in
seiner Religion keine Aenderung vornahm, so sah er doch, dass
die Geistlichen und Mönche dem Staate nichts nützten, wiewoh
man an deren Ausrottung nicht dachte.') Ja, Joseph I. verstand
es, selbst dem Papste gegenüber seine Rechte energisch zu be-
haupten und zu wahren, wie davon seine Antwort auf die Decia-
ration des Papstes zeugt.') — Sein Regierungsantritt erweckte ha
den Evangelischen freudige Hoffnungen. Sofort intercedirte bei ihm
zu ihren Gunsten Friedrich I. von Preussen, welcher in seinem Inter-
cessionsschreiben sagt: Joseph habe ,an den vorigen Druckungen
welche mehr ex conniventia als mandato Ew. Majest. hochseliger
Herrn Vaters geschehen*, niemals keinen Gefallen getragen.*) Auch
das Corpus evang. verwendete sich für die Schlesier. Aber diese
selbst verhielten sich nicht unthätig; ihre Glückwünsche zur , kaiser-
lichen Dignität* waren zugleich eine Bittschrift, in welcher sie be-
theuerten, dass ihre früher eingereichten Memorialien ,von Thränen
und Blut gleichsam trieflend seien*, und sie sendeten, theils separat,
theils gemeinsam, ihre Gravamina ein, um eine Erleichterung ilires
Loses beim Kaiser zu erwirken.*) In der Beschwerde, welche Br.eg.
Liegnitz und Wohlau eingereicht haben, wird ganz besonders auf das
unrechtmässig ausgeübte und als Vorwand zum Reformiren gebrauchte
Jus Patronatus (Gravamen I) von Seite der Katholischen und auf die
Restrinctionen, welche dasselbe erfahrt, wenn Evangelische sich an-
^) ,,Die Habsburg. Reichspolitik hat auch unter Joseph I. einen ausschliesslich
katholischen Charakter gehabt." (Noorden, Der spanische Erbfolgekrieg, 1874, HI
8. 432)
*) Zschackwitz, Allerneueste Staats- und deutsche Reichsgeschichte, S. 2ü5.
Die Charakteristik Josephs I. ist damit richtig gegeben. Aehnlich wird Joseph I.
in dem „Zusatz an die neulichst an's Licht gekommene Religionsfreiheil der evang.
Schlesier**, abgedruckt in Lehmann. Suppl., S. 845, geschildert: „Er (Joseph) zeiget, «iat
Ihm diejenigen Ministri Wohlgefallen, die recht rathen und diejenigen lieben, die gleici-
zurathen. Ach Gott, bewahre diesen Sinn beständig in Ihnen, und mache Ahituphel-
und aller bösen Rathgeber Anschläge zu nichte" etc.
•) Zschackwitz, Leben und X^aten Sr. k. u. k. Majestät KatI VI, llfi.
S. 215.
*) Grünhagen, II, 396.
6) Lehmann. Suppl., S. 813, 819.
=^l:xicken, es auszuüben (Gravamen II), Rücksicht genommen.*) Joseph
^^stnt^vortete die eingereichte Bittschrift ungefähr so: Er habe die
\.t>sicht, , gedachte Stände Augsp. Confession mit einer solchen Re-
olution zu begnadigen, welche zu ihrer Consolation und Ihrer Majest.
V^vantage gereiche*.*) Und dass Joseph I. gegen die Evangelischen
nilder gesinnt zu sein schien, davon zeugt z. B. die für Liegnitz
vvasgegebene kaiserliche Resolution vom 31. August 1705, in welcher
Aie Bürgerschaft aufgefordert wird, für die seit 1690 vacante Pfarr-
-t^Ue, freilich ,ohne Consequenz und Praejudiz des Petitorii sowohl
3.1s Possessorii ihres praetendirenden Juris patronatus et vocandi*,
eiii ^Subjectum zum Predigeramte provisorio modo* vorzuschlagen.')
Es ist aber dennoch zweifelhaft, ob für die Evangelischen
Schlesiens etwas Bedeutenderes geschehen wäre, wenn sich der
Schwedenkönig Karl XII. nicht in's Zeug gelegt hätte. Es gehört
nicht zu unserer Aufgabe, die Veranlassung zum nordischen Krieg
und den Verlauf desselben zu schildern; wir begnügen uns mit der
ßemerkung, dass dieser Krieg den reckenhaften König von Schweden,
ICarl XII., in die Länder des Kaisers führte und dass seine Gegen-
wart daselbst für den Kaiser, welcher sehr unzuverlässige AUiirte
hatte, eine gefährliche Situation schuf.*) Diese nützte Karl XII. zu
Gunsten der schlesischen Protestanten aus. Es mag richtig sein, dass
KLarl XII., als er in Schlesien einfiel, nicht sofort die Absicht hatte,
sich der schlesischen Protestanten anzunehmen und erst am Ende
der Entwickelung der Dinge als ihr Helfer und Beschützer aufgetreten
*) „So sehr nun ersterwehnter unter Massen, daß denen Catholischen bey Evangel,
Gemeinden zustehende Jus Patronatus contra naturam negotii extendiret, und per
manifestum Absurdum, in ein völliges Jus Reformandi verwandelt wird, so sehr wird
solches hingegen restringiret und contra Libertatem Patronis Ecclesiarum competentem
eingeschräncket, wann der Casus conrroversus ist, und wir Evangelische dieses Jus
Patronatus zu exerciren haben, da dann unter andern denenselben Nomine regio an-
befohlen worden, bey ereignenden Vacantien den vocirenden Prediger jedesmahl denen
Kon. Regieningen zu praesentiren ; welches aber dem biflhero exercirten Juri Patro-
natus, als etwas vor diesem ungewöhnliches zu wider laufft." — Diese Worte be-
leuchten die Sachlage vollständig. (Lehmann. Suppl., S. 822.)
*) Lehmann. Suppl, S. 814. — Die Bittschrift ist den 12. Mai 1706 über-
reicht worden. Die Antwort des Kaisers erfolgte mündlich. (Archiv des Min. d. Inn.
In Wien.)
») Kraffert, Chronik von Liegnitz, II. Th., 2. A., S. 92.
*) Noorden, Der spanische Erbfolgekrieg, 1874, II, 576. Dort auch (S 565)
die treffliche Charakteristik Karl Xll.
1*
sei ; *) aber es bleibt doch Thatsache, dass er es gethan hat. — In
Steinau a. d. Oder ergriff ein grauköpfiger Schuster die Zügel seine?
Pferdes und erklärte, er werde sie nicht früher loslassen, bis der
König verspreche, für die bedrückten schlesischen Protestanten ein-
zutreten. Unter allgemeinem Jubel gab Karl XII. das verlangte Ver-
sprechen und reichte zur Bekräftigung desselben dem Greise die
Hand.*) Er hat auch Wort gehalten und damit der ganzen evange-
lischen Kirche in Oesterreich einen grossen Dienst erwiesen. Das
soll ihm für alle Zeiten unvergessen bleiben !
Was war aber die nächste Veranlassung zur Intervention des
Königs zu Gunsten der schlesischen Protestanten? Hauptsächlich
wohl der Durchzug der russischen Soldaten durch Böhmen und
Mähren, welchen der Kaiser zuliess. Daraufliin äusserte sich (22. Jun*
1707) Karl XII. : ,Ja, wo der Kaiser mir vor die getanen Unbilden
nicht bald Satisfaction gibt, so werde ich in seine Länder gehen und
mir solche selbsten holen müssen.* Das hat er schliesslich auch getha:..
Er fiel in Schlesien ein, besetzte einzelne Ortschaften daselbst und
fing nun an, dem Kaiser gegenüber als Garant des Westfäl. Friedens
aufzutreten, welchem es obliege, auf das Einhalten der Bestimmungen
desselben und ganz besonders derjenigen, welche sich auf die schlesi-
schen Protestanten beziehen, zu dringen. Diese selbst begrüssten die
Schweden mit Jubel. Es meldeten sich — ein Beweis, welche Er
bitterung damals in Schlesien herrschte — so viele Schlesier unter
die schwedischen Fahnen, dass die Schweden den Recruten nicht
nur kein Handgeld zahlten, sondern sich vielmehr die Aufnahme in
ihre Armee bezahlen Hessen.') — Was sollte nun der Kaiser thun.'
Seine Rathgeber riethen ihm, die unerquickliche Situation, in welcher
er sich befand, wohl durchschauend, zur Nachgiebigkeit. So der
F^ürst Salm, der einflussreichste Minister Josephs I. und ein An-
hänger freierer Ansichten. Er befürwortete die Absendung einer
Deputation aus Schlesien an den Hof, welche dort die Beschwerden
der schlesischen Protestanten vorlegen und vertreten sollte. Auf
Grund der Verhandlungen mit ihr sollte sofort eine kaiserliche
Declaration erlassen werden, in welcher den schlesischen Prote-
*) So Goll in seiner sehr informirenden Arbelt: ,Der Vertrag von Altransi/
(Abhandl. d. kön. böhm. Gesch. d. Wissensch., J. 1879 u. 1880, S. 5 ff.)
») Grünhagen, II, 397.
3) Goll, Der Vertrag von .Altranst., S. 29.
r-tanten Rücksichtnahme auf ihre Beschwerden zugesichert werden
^^ollte. Denselben Rath ertheilte dem Kaiser der böhmische Vicekanzler
Oraf Joh. Wenzel Wralislav von Mitrowitz. Obgleich dieser für seine
l^erson ein eifriger Katholik war, so hatte er dennoch so viel Gerechtig-
Vceitssinn, um einzusehen, dass den schlesischen Protestanten Unrecht
<^eschehen ist, welches gut zu machen wäre. Auch er rieth daher
dem Kaiser zur Nachgiebigkeit; und als kluger Politiker wollte er,
dass die kaiserliche Declaration nicht als eine durch die schwedische
Pression abgenöthigte, sondern als Ausfluss der kaiserlichen Gnade
erscheine.*) Der Kaiser war bereit, dem Rathe der erwähnten Männer
zu folgen. Die Deputation ist durch das kaiserliche Handschreiben
vonn 14. Mai 1707 nach Wien berufen worden. Sie bekam von den
Ständen eine aus 39 Punkten bestehende Instruction, welche vom
Juli 1707 datirt ist.*) Man ersieht aus derselben, wie schwer die
Kvangelischen Schlesiens die ungerechte Ausübung und Verwendung
des Jus patronatus und überhaupt die ungeordneten Verfassungs
zustände ihrer Kirche trugen. Die Deputirten sollten darauf hin-
wirken, dass die evangelischen Pfarrstellen nicht durch Missbrauch
des Patronatsrechtes mit katholischen Subjecten besetzt werden. (P. 18.)
Ausserdem sollten sie ,mit Nachdruck* um die Bewilligung einer
,Ober-Inspection* der evangelischen Religion bitten, »daß nehmlich
vor solcher (Inspection) nach gewisser Subordination alle Pfarrer jedes
Fürstenthums sich zu sistiren, allda ordiniren zu lassen (hätten), und
dass es ihr forum competens seyn solle, und könnte solche als eine
Kirchen- Amtslnspection oder dergleichen betitult werden*. (P. 21.)
— Wie man sich im Einzelnen die Sache dachte, ersieht man genauer
aus den ^Unvorgreiflichen Anmerkungen etlicher Fürstenthümer und
Stände in Schlesien*, welche sozusagen einen Commentar zu der
früher erwähnten Instruction bilden.*) Zum 21. Punkt wird bemerkt:
*) Für die Gesinnung des Grafen Wratislav sprechen folgende Worte, welche
er an den schwedischen Minister Piper (11. August 1707) schrieb: „Die Sach*, umb
welche es zu thuen, ist — das freye Excercitium der Augsp. Confession zugethanen
Stände in Schlesien, und wan man kann Mittel finden, diesen Endzweck zu erhalten, ohne
der höchsten kays. Auihorität zu nahe zu treten, oder das kays. Gewissen in Dubiis
zu beschweren, so wird man beyderseits ein preiswürdiges, vorzügliches und Gott ge-
fälliges Werk verrichten, welches auch mehr beständig sein wird, weilen es mit beyder-
seits Vergnügen wird sein zu Ende gebracht werden.* (Goll, S. 51.)
>) .BreDlau mense Julii 1707.'* So Zschackwitz, Schles. Kirchenhist. 11, 61.
Goll gibt an, dass die Deputirten schon im Juni nach Wien kamen.
•) Bei Zschackwitz, N. Schles. Kirchenhist. 1708, II, S. 84.
,1
Jedes Weichbild — auch jetzt hält man an der Eintheilung in
Weichbilder fest — solle wenigstens fünf Pfarren haben. Wo es
weniger Pfarren gibt, sollen zwei Weichbilder zusammen unter
einem ,Inspections-Amt* stehen. Dieses mögen zwei Folitid und eic
Prediger bilden. Von den weltlichen solle einer aus dem Adel von
den gesammten evangelischen Ständen des Fürstenthums gewählt
werden. Er soll Präses des CoUegii sein. Der andere W^eltliche sei:
bürgerlichen Standes und womöglich ein ^literatus* sein. Ihn s^üi
entweder die Bürgerschaft oder der Rath, oder der Rath und die
Stände wählen. Der geistliche Assessor hätte in der , Session« den
Rang vor dem bürgerlichen. Gewählt sollte er werden von den
Ständen aus der gesammten Geistlichkeit, ohne Unterschied, ob sie
aus den Städten oder Dörfern war. Vor dieses CoUegium würde
Alles das, was in den anderen evangelischen Ländern die Consistoria
jdecidiren*, zu bringen sein. Die höhere Instanz dieser Inspections-
ämter könnte ,in denen künfftigen Evangel. Assessoribus des Ober
Amtes bestehen*. Die Patroni hätten das Recht der Vocation,
das Inspections-Amt das der Confirmation. Wird diese von den
Inspectionsämtern verweigert, was nur aus , erheblichen Ursachen*
geschehen darf, soll die vom Patron vorgeschlagene theologische
Facultät entscheiden. Ebenso soll es mit der Remotion der Geistlichen
gehalten werden. Der Patron kann auch einen Substituten (für das geist-
liche Amt) bestellen; geschieht dieses ohne Begehren des ordentlichen
Pastor, dann muss der Patron den Substituten aus eigenen Mitteln
zahlen. — Bemerk enswerth ist der Schluss dieser ^unvorgreiflichen
Anmerkungen* : ^ob nun schon eine dergleichen projectirte Kirchen-
Verfassung einigen unter denen Herrn Evangelicis in Schlesi^^n noch
zur Zeit zu frühzeitig und zu bedencklich fallen möchte, so scheinet
doch ohne selbige die Wieder-Aufrichtung des freyen Religions-
Exercitii denjenigen Zweck nicht zu erlangen, welcher zu einer be-
ständigen Ruhe in Ecclesiasticis nöthig, dahero die Herrn Depu-
tirten diese Angelegenheit dem kayserl. Hoff in Zeiten, und zwar
wenn ihre auffgetragene Commission guten Fortgang erlanget, zu
incaminiiren hätten, damit nachmals bey etablining dergleichen
Kirchenordnungen um so viel destoweniger contradiction weder vom
Kayserl. Ministerio noch denen Ständen zu besorgen wäre,**)
1) Wie man sofort sieht, greifen die Stände auf die nach dem Tode des letzten
Plasten zu Stande gebrachten Kirchenordnung zurück. Ich habe diese, nachdem bereits
Die Declaration des Kaisers liess jedoch auf sich warten. ') Das
hatte zur Folge, dass es zur schwedischen Intervention und zu Ver-
der erste Theil meiner Arbeit gedruckt war, aus zwei Abschriften genau kennen gelernt,
^welche mir Herr Prof. Dr. Arnold aus dem Staatsarchiv in Breslau freundlichst ver-
schafft hat. Die Abschriften enthalten Copien der Liegnitzer Kirchenordnung vom
11. Jänner 1677 und der Brieger Kirchenordnung vom 17, Jänner 1677, deren Inhalt
am Schlüsse des IV. Cap. dieser Arbeit angegeben wurde. Beide Kirchenordnungen gehen
inhaltlich nur im Wenigen auseinander. Die Liegnitzer ist geordneter, die Brieger in
einzelnen Abschnitten (Ehesachen und Zucht) ausführlicher. Die Brieger ist auch mit
Unterschriften versehen, was bei der Liegnitzer nicht der Fall ist. Dafür gibt diese
die Namen der „triumviri'' (in den Kirchenordnungen „trigae" genannt) an Die Lieg*
nitzer kennt neben dem Sen. primarius und Weichbildssenioren auch noch Senioren
„auf dem Lande*' (Seniores circulorum, Seniores diaconi), die Brieger erwähnt sie
nicht. Beide Kirchen Ordnungen kennen Kirchen Vorsteher der Einzelgemeinden (Particular-
Kirchenvorsteher, tribuni plebis), erwähnen sie aber nur beiläufig. Die Liegnitzer lässt
die Candidaten nur von der Liegnitzer Geistlichkeit examiniren und ordiniren, die
Brieger verlangt die Zuziehung zweier angrenzenden Senioren. Die weltlichen Mit-
glieder der „trigae" (Weichbilds-Kirchen vorsteh er) sollen nach beiden Kirchenordnungen
von den Weichbildsständen und der Weichbildsstadt gewählt, der königl. Regierung
präsentirt und von derselben bestätigt werden. Von Visitationen ist nur bei Discipltnar-
Untersuchungen der Geistlichen die Rede. Die Remotion derselben kann nur im Ein-
verständnisse mit den anderen Weichbilds-Kirchenvorstehern und dem Sen. primär.,
geschehen. — Näher auf die beiden Kirchenordnungen einzugehen, vermögen wir hier
nicht mehr. Wir bemerken nur noch, dass wir den Inhalt derselben (im IV. Cap.) im
Grossen und Ganzen richtig angegeben haben; es sollte nur der „Senior loci" jedes
Weichbildes nicht als „Sen. primär.*, sondern als „Weichbildssenior" bezeichnet werden.
Allerdings ist auch jetzt noch die Frage unentschieden, ob diese Kirchenordnung (von
1677) vom Kaiser bestätigt worden sei (wie Hensel sagt) oder nicht, ob die Fürsten-
thümer nach 1677 noch eine andere Kirchenordnung zu Stande gebracht haben (wie
Grünhagen behauptet) und ob die im Jahre 1681 nach Wien abgeschickte Deputation
(Tschirsky und Baudiß) die Bestätigung der ersteren (von 1677) oder einer späteren
Kirchenordnung anstrebten. Da man 1707 auf die von 1677 zurückgriff, wird diese,
wie ic)^ glaube, die einzige sein, auf welcher man sich nach 1675 geeinigt hat.
Nachträglich fügen wir auch noch zu den (Cap. II) aufgezählten ältesten schlesi-
sehen Kirchenordnungen das Ausschreiben des „Fürsten und hern Friderichs Hertzogen
In Schlesien" aus dem Jahre 1527. (Richter, Kirchenordnung, I, 72 u. f.) hinzu.
*) Im Teschener evang. Pfarrarchiv befindet sich ein Schriftstück, betitelt: ,Ohn-
vorgreif liehe Gedanken eines guten Freundes*, mit dem Datum 29. October 1707.
Wir werden den Zweck desselben noch kennen lernen. — Aus diesem erfahren wir
Folgendes: Sofort nach dem Regierungsantritt Josephs I. schickten die ^Particular-
Vasallen^ der Fürstenthümer Liegnitz, Brieg und Wohlau den H. v. Niefiemattschel
nach Wien in einer ihre Güter betreffenden Angelegenheit. Seine Anwesenheit in Wien
benützten die sämmtllchen Stände A. C. von Ober- und NiederSchlesien, um durch
ihn ihre Glückwünsche zum Regierungsantritt Josephs I. und, wenn möglich, auch ihre
handiungen mit dem schwedischen Bevollmächtigten, Minister Piper.
kam. Die Gesandten des Kaisers waren der kaiserliche General-
wachtmeister und Hofkriegsrath Graf Zinsendorff *) und der früher
erwähnte Graf Wratislav. Der letztere hatte die Hauptarbeit bei den
Verhandlungen zu leisten. Er führte zunächst eine ziemlich stolze
Sprache ; als er aber erfuhr, dass neue schwedische Regimenter zum
Einmärsche nach Schlesien bereit seien, um der Intercession Karl XII.
den gehörigen Nachdruck zu verschaffen, ist ihm »bey der Sache
gar nicht wohl gewesen * '), und er änderte deshalb seinen Ton. Bei
den Unterhandlungen, welche den 2. August 1707 begannen, hatte
Religion s-Gravamina, in welchen ihre Noth nur ^generaliter berührt* war, einzu
reichen, was auch geschehen ist. In diese Beschwerden ist des Fürstenthums Tesche:}
, großes Anliegen nicht mit gerucket worden". Die eingereichten Gravamina haben Anfanget
einen ^Ingress** gefunden. Der Kaiser wäre bedacht gewesen, eine Universal-Reso'u-
tion in puncto Religionis der in Schlesien befindlichen acatholicorum ergehen zu lassen
Das hätte bis März 1706 gedauert. Hernach zeigten sich einige Schwierigkeiten (forme' >
Missgriffe, welche die kaiserl. Minister in der Eingabe gefunden haben ; Grünhagec,
II, S. 397) utid H. V. Nießemaüschel kehrte „nach ziemlich langer Solicitatur* krank
nach Hause. Hierauf kam es zur Abschickung der Dcputirten im J. 1707, und zw^r
auf Grund zweier „Misiven" ddo. 14. Mai 1707 (für zwei Deputirte „vom Lande*»
und 8. Juni 1707 (für noch einen von den Städten). Diese Deputation bildeten:
H. V. Nießemaüschel, H. v. Rothenburg und für die Städte (wie der Verfasser glaubt)
H. Clesel. Die Mission der Deputirten fing an, Erfolg zu haben. Da aber ^docfa einige
Vorschläge etc. von den H. Ständen selbst gefordert wurden, und in einigen Gravä
minibus sich noch Schwierigkeiten zeigten', kehrte H. v. Rothenburg nach Schlesien
zurück, um sich mit seinen ^Principalen*^ zu besprechen. Die beiden anderen blieben
in Wien (das erklärt uns, warum Zschackwitz, II, S. 61, nur von zwei Deputirter.
weiss). — Inzwischen ist die Altninst. Convention abgeschlossen und publicirt worden.
Graf Wratislav kehrte den 16. September 1707 aus Sachsen nach Wien zurück, ^dis-
curirte* mit den schlesischen Deputirten und verlangte eine Specification der eir.
gezogenen Kirchen, worauf die Deputirten den Vorschlag gethan hätten, ein aller-
unterthänigstes Memorial einzureichen. Die Deputirten scheinen Anfangs 170B noch
immer in Wien gewesen tu sein, weil in dem Schreiben der zur Durchführung der
Altranst. Convention bestellten Commission an den schwedischen Bevollmächtigten
ddo. 10. Jänner 1708 zu lesen ist: „dafl weilen Ihr. Kays, u KÖn. Maj. bereits einige
Deputirte von denen A. C. Verwandten Ständen au sich nach Wien beruffen und ge-
meynet gewesen die Religions«Grevamina zu rettiediren, so würde mdn Kön.-Sdived.
•Seiten besser thun diesem Wercke abzuwarten und davon bey der Convention zu
praes<;indiren.* (Lehmann. Suppl., S. 968.)
1) Nicht Sinzendorff, obwohl er in den ActenstUcken jener Zelt meistens so
geschrieben vorkommt; das war eben die Orthographie jener Zeit. Man schrieb auch
Sittau statt Zittau.
•) GoU, S. 28.
_ 9
A'ratislav wahrlich keinen leichten Stand ; er verstand es aber, äusserst
ciuii^ vorzugehen.*) Der Hauptgrundsatz, von welchem er sich leiten
iess, war, keine auswärtige Macht sich in die Verhandlungen ein-
nischen zu lassen. In's Meritorische ging man bei denselben erst den
l O. August ein, als dem Grafen Wratislav der erste Entwurf eines
Vertrages von schwedischer Seite zukam. Auf diesen antwortete man
^'on kaiserlicher Seite den 18. August mit einem eigenen Ver-
tragsentwurf. Den 24. August kam dem Grafen Wratislav ein neuer
schwedischer Entwurf zu, welcher als schwedisches Ultimatum be-
/t-ichnet wurde. Graf Wratislav erbat sich drei Tage Bedenkzeit.
Die Lage war verzweifelt. Von den Alliirten war ,eine schlechte
Assistenz zu gerathen*. Karl XII., welcher einstweilen sein Quartier
aus dem 1^/, Meilen von Leipzig entfernten Altranstädt in das
Dorf Lieber wolkowitz verlegt hatte, drohte, auch Nordböhmen mit
seinem Heere zu überfluthen. Da entschloss sich Wratislav, den
schwedischen Entwurf mit einigen von ihm beantragten Modifica-
tionen anzunehmen und zu unterschreiben. Er that dies den 1. Sep-
tember im schwedischen Quartier in Lieberwolkowitz, mit Vorbehalt
der kaiserlichen Ratification. Um diese bat er den Kaiser schon den
2S. August mit eindringlichen Worten. Zugleich bittet er auch, ein
Edict — auf Grund der Vereinbarung mit Schweden •) — zu Gunsten
der schlesischen Protestanten zu erlassen, da ja davon die Räumung
Schlesiens durch die Schweden abhänge. Auch habe sich der König
vorbehalten, zurückzukehren, wenn das versprochene Edict nicht
erlassen werden sollte. Der König sei ,kein Herr, mit dem man
kann tractiren, als wie mit einem andern, sondern wan er einmal
eine Resolution genommen, so ist er davon nicht abzubringen, da-
hero habe (man) müssen sorgen, daß wan er sich in denen böhmischen
Landern ausgebreitet hätte, so würde er nicht allein mit der Unter-
schrift des Tractatus sich nicht befriedigen, sondern unter dem Vor-
wand erwartenden Execution sich darinnen aufhalten und unter aller-
ley Praetext den Ausmarche bis gegen den Winter verzögern, folgent-
lieh vorgeben, daß er bey Winterszeit seine Truppen nicht mehr
hinausziehen könne, und mittlerweile würde es Frankreich an Mitteln
1) Ein anschnuliches Bild bei Goll; dort auch die Fest- resp. Richtigstellung
der einzelnen Tagesdaten.
•) Goll, S. 58. — Piper forderte ein ^solenne pactum" (sein Schreiben an
Wratislav vom 13. Angust).
[
10
nicht gefehlet haben, entweder das Werk in eine grössere Wc:r
läuftigkeit zu bringen, oder die Aliirten wenigstens in soweit zu
intimidiren, daß dieselben vor Anfang der künftigen Campagne ru
Evitirung grösseren Übels einen güttlich Frieden zu schliesficn sie:
hätten resolviren dürfen*. Und um dem Kaiser den Vertrag a^-j-
nehmbar zu machen, schrieb Wratislav : ,es sei in gedacht. Projc-Vt
nichts, was den Münsterfrieden extendiret oder zu künftigen Weit
läuftigkeiten könnte Gelegenheit geben, sondern die kathol. Relig3r«r.
bleibet vielmehr in denen quaestionirten Fürstenthümben stabiliret
welches, wan man stricte reden will, bey dem Schluss des Westfcl
Frieden nicht gewesen*.*) Die erbetene kaiserliche Ratification tri*
auch wirklich ein und ist am 12. September in Reichenbach Piper
durch Zinsendorff eingehändigt worden.*) So ist die berühmte und
auch für das Verfassungslebcn der evangelischen Kirche Oesterreich-
wichtige Altran Städter Convention zu Stande gekommen
welche den Evangelischen Schlesiens eine Reihe von werthvolei
auf die Ausübung ihrer Religion sich beziehenden Bestimmung^:
brachte, und deshalb dem Papste so unangenehm war, dass er s\-
in seinem Breve vom 10. September 1707 zu verurtheilen sich i^e
müssigt sah. Für den Kaiser bedeutete sie allerdings eine Demut* i
gung, indem er sich es gefallen lassen musste, dass eine fremde
Macht sich in die inneren Angelegenheiten seines Reiches mische
und ihn zu gesetzUchen Bestimmungen behufs Neuregelung derselber
zwinge. Mit Recht sagt Goll, dass sich an Joseph I. die Intoleranz
seiner Vorfahren bitter gerächt hat.
Der Kaiser hat der Altranstädter Convention eine Declaratioii
vom 6. September 1707 beigefügt,') in welcher er verspricht, das
») Goll, S. 64.
2) Den 19. September überschritt Karl XII. die polnische Greiue und Am
22. September war der letzte schwedische Soldat aus Schlesien verschwunden.
•) Der officielle Titel war: Verordnung wegen der Evang. Schlesier Religion %
reiheit. (Teschener evang. Pfarrarchiv.) Lehmann. Suppl., S. 847 und sonst. — Der
Altranst. V. selbst wird unter verschiedenem Datum angeführt (22. August. 1. Sep
ember, 3 September etc., vgl. H e n s e l, S. 661, 666. Lehmann. Suppl., S 848 u, f. ttc ).
Nach der Abschrift (Archiv d. Min. f. C. u. U. in Wien) trägt der in latcinifonei
Sprache verfafste Vertrag am Kopfe das Datum 21. August (1. September) 1707. E>
ist ein und dasselbe Datum, nämlich das des 1. September. Die Schweden bedieniec
sich damals noch des alten Kalenders, welcher um 11 Tage zurück war. Die Unter
Schrift des Grafen Wratislav, durch welche der Vertrag perfect wurde, geschah am
11
j eilige, was in der Altranstädter Convention enthalten sei, ,ad Exe-
cutionem zu bringen und darüber steif und vest Hand halten zu
laßen*. Weiter befiehlt er allen Aemtcrn und Obrigkeiten in Schlesien
,die genaue Beobachtung der darinnen enthaltenen, das freye Re-
ligions-Exercitium concemirendenPuncten*, und dass , solche künflftig-
hin vor eine ordentliche Cynosur und Richt-Schnur* zu halten sei.
Insonderheit sollen die königl. Regierungen in Liegnitz, Brieg und
Wohlau ydarob sein*, dass den Evangelischen ,ohne weitheren Um-
stand* die ^annoch gesperrte vorhandene Kirchen A. C. wiederumb
eröffnet und Ihnen darinnen das freye Religions-Exercitium zu halten
erlaubet werde*. Ausserdem verspricht der Kaiser, ,eine Commission
alsobald anzuordnen, welche das geschloßene in die Execution zu
setzen wissen wird*.
Der Vertrag ist den 11. September 1707 vom Oberamte in
Breslau zur weiteren Intimation abgeschickt worden, und deshalb
wird er auch öfter unter diesem Datum angeführt.')
Selbstverständlich hat man sich bei den Verhandlungen, welche
dem Vertrage vorangingen, mit Verfassungsfragen eifrig beschäftigt.
So spricht sich § 9 des ersten schwedischen Entwurfes ausführlich
über die Art und Weise der Bestellung der Pfarrämter und die
Ausübung des Jus Patronatus aus. Auch in dieser Hinsicht ging
Graf Wratislav darauf aus, so viel als möglich zu Gunsten des
Kaisers durchzusetzen. Was in diesem Punkte vereinbart worden
ist, werden wir am besten erkennen, wenn wir uns den geschlossenen
Vertrag näher besehen und gelegentlich auf die während der Ver-
handlungen auf beiden Seiten gemachten Vorschläge einen Blick
1. September mit folgenden Worten: „In quorum fidem Snae Caes. Maj. Minister
plena Potestate instructus, praesentem Convent. manu sua subscriptafn Sigillo suo solito
confirmavit, atque a sua Caes. Maj. intra terminum duanim septimarum ab hoc die
computandum ratam habitam, ipsumque adeo ratihabitionis Instrumentum rite extradi-
tum iri promissit. Dabantur in Castris Reg. Altr. die 1. Sept. 1707. J. W. Comes a
Wratislav. •* Dann folgen die drei Artikel, in welchen Karl XII. verspricht, mit dem
Kaiser weitere Freundschaft zu halten und sein Militär zurückzuziehen, sich aber das
Recht reservirt, dasselbe nach Schlesien zu führen, falls der Kaiser seinen Verpflichtungen
nicht nachkommen sollte. Hierauf folgt die Unterschrift der Schweden: j,In quorum
omnium fidem nos diploma hoc manu nostra subscriptum Sigillo Regio confirmari jussi-
mus. Quod actum est in castris nostris Wolkowic. die 22. Aug. 1707. Carolus. Piper."
— Darnach hätten die Schweden den 2. September unterschrieben.
«) Die Zuschrift des Oberamtes im Teschener evang. Pfarrarchiv.
12
weiten. Es kommt für uns nur der Art. I der Convention — s:-
zählt derer drei — in Betracht. Im Eingange wird das ,liberun
Religionis Exercitium* denen zugesichert, welchen es der Westfa
Friedensschluss zugestanden hat.*) Dann folgen die Bestimmunper.
des Artikels in 11 Paragraphen. Für uns haben die §§ 7, 8 und •■
die meiste Bedeutung.*) Wir fuhren sie ihrem Wortlaute nach an
§ 7. ,Die Ehe-Sachen und was sonst die Religion betrifft, soüe:
entweder vor das Catholische Consistorium gar nicht gezogen, ode:
doch nach denen Rechten (secundum canones) der Augsp. Confessio-
judiciret werden. In den Fürstenthümern aber, so zur Zeit ce^
Westf. Friedens Consistoria der Augsp. Confession gewesen, soüe-
sie wieder auff die alte Art (juxta veterem usum) eingefuhre:
(restauranda) und von ihnen dergleichen Sachen untersucht mta
entschieden werden, jedoch daO davon an Jhr. Kays. Maj. r:
appelliren frey stehe (salva ubique Appellatione ad summuxn prir
cipem).*)
1) Das schwedische Ultimatum halte hier den Wortlaut: ,Utrisqae Aug. cor
fessionis socüs" ; es berücksichtigte demnach auch die Reformirten. Der Vertrag sagt
„Principibus SUesiae, comitibus, baronibus, nobilibus, eorumque subdids, nee non cirj
tatibus sub urbiis et pagis Aug. Conf. addictis, pace Osnabrugensi est concessum, r.cT
modo salvum etc.
•) Der Inhalt der übrigen ist kur* folgender : Die gesperrten Kirchen und Schalr.
in Liegnitz, Brieg, Münsterberg und Oels sollen wieder eingeräumt werden (g 1
Glogau, Janer und Schweidnitz können so viele Geistliche aufnehmen, wie viele s^ie
brauchen (§ 2). Ueber das Privatexercitium (§ 3). lieber die Zahlung der Stola an die
evangelischen Geistlichen (§ 4). Ueber die Erziehung der Mündel und Waisen (§ oV
Ueber die Zulassung der Evangelischen zu den öffentlichen Aemtern (§ 9). Ueber die
Zulassung von Intercessionen zu Gunsten der Evangelischen (§ 10). Ueber die ExecuiioE
des Vertrages, der ein schwedischer Minister beiwohnen kann. — Zu bemerken is:
noch, dass auch in der Altranst. Conv. Münsterberg vorkommt. Man hielt sich
eben an den Buchstaben der Osnabrücker Friedensurkunde, in welche Munsterbeif
aus Gründen, die wir früher angeführt haben, aufgenommen worden ist. Es ist bei
der Kirchenreduction nicht verschont geblieben. Nun kam man darauf, dass Münster-
berg eigentlich Liegnitz etc. nicht gleichzustellen wäre. Bei der Execution der Altranst.
Conv. wählte man einen Mittelweg : man gab die Kirchen zurück, welche zur Zeit der
Execution evangelische Grundherrschaften hatten. Das waren im Ganzen neun Kirchen.
(Grünhagen, 11, 403.)
Den ganzen Vertrag findet man bei Lehmann. Suppl. (lateinisch und deutsch'
S. 648; Hensel, S. 563 (deutsch); Kuzmany, Urk. B., S. 67 (nur Art. I. lat.);
Bier mann, Gesch. d. Protest., S. 88 u. sonst.
*) Man ist in Versuchung, zu sagen, dass man dem ersten Theil dieses Para-
graphen die Geburtswehen ansieht. Das schwedische Ultimatum sagte kurz: „Causae
13
§ 8. Es sollen fernerhin keine Kirchen und Schulen in ganz
•Schlesien in denen Städten, Vorstädten und Dörffern, wo das Augsp.
:<.eIigions-Exercitium noch verbleibet (adhuc manet), sie mögen ent-
wveder Jhro Kays. Maj., oder einen andern Cathol. Patron oder
^ollatoren haben, weggenommen, sondern mit ihren Pfarrern und
rSchulbedienten erhalten und geschützet werden. Denen Patronis und
Kirchen bleibt ihr Recht ungekränckt, Pfarrer und Schul-Bcdienten
der Augsp. Confession zugethan, zu vociren, woran sie die Contra-
ciictiones der Catholiken, welche zugleich das Jus Patronatus haben
• c^ui Jus Patron, habent simultanei), nicht verhindern sollen ; vielmehr
soll der andern Gemeine frey stehen (universitati facultas esto), im
F*all sie Verzögerungen machen und sich binnen der gewöhnlichen
y^eit nicht erklären würden (qui si tergiversentur, nee intra tempus
consuetum se declarent), geschickte Pfarrer und Schulbediente zu
vociren. jedoch ohne Abbruch des dem andern Kirchen-Patrono
clißfalls zukommenden Rechtens (sine tamen diminutione Juris Patrono
hac in Causa competentis).* ')
Zum Schlüsse noch die auf die Entscheidungen in Streitsachen
und auf eine ständige Vertretung der Evangelischen am Hofe sich
beziehende Bestimmung (§ 6): ,Wenn etwas in ReligionsSachen
vorfallt, sollen die Landes-Hauptleute und andere Unterrichter eher
nicht exequiren, biß zwar derjenige, welcher den Streit hat, solches
dem Königl. Oberamt oder Jhro Kays. Majestät selbsten vorgetragen
\ind sich daselbst entscheiden lassen : Wie denn auch denen Ständen
.Augsp. Confession frey stehen soll, dessentwegen gewisse Leuthe
und Mandatarios an dem Kayserl. Hofe auff ihre Unkosten zu halten
und zu unterhalten (alere ac sustentare).*
Dies waren die auf die Verfassungsverhältnisse der evangelischen
Kirche Rücksicht nehmenden Bestimmungen der Altranst. Con-
vention.
Freilich muss zugegeben werden, dass gleich die erste derselben
causae Matrimon. etc. consist. cathol. vel non subjic, aut secundum
matrimoniales, aliaeque ad religioDem spectantes consistorio catholico non subjicientur,
>ed in consistoriis principatuum Aug. conf., quae juxta veterem usum restauianda
Nunt, examinabuntur." Das: „constorio cathol. vel non subjic., aut per canones etc."
schlag Wratislav vor. Auf seinen Vorschlag ist auch der Zusatz: „salva ubique etc.*^
(er schlug vor: „salva relicta «ppell. ad summ, princip.) in den Vertrag hinein-
gekommen.
^) Wörtlich aus dem schwedischen Ultimatum.
14
:an. etc.) ihrer Undeutlichkeit und Zweideutigkeit wegen von zwcifd-
laftem Werthe war und einen Keim künftiger Differenzen in sieb
jarg, was sich auch bei den Verhandlungen über die Execution des
v/^ertrages sofort zeigte. Die Möglichkeit, ihre Consistorien dort auf
zurichten, wo sie dieselben ehedem hatten, ist aber den Evangelischen
iennoch verschafft worden, und damit ist einer ihrer Wünsche,
velche ihre Deputirten in Wien zu betreiben hatten, in ErfiiUung ge-
gangen. Ausserdem durfte das Patronatsrecht nicht mehr als Vor-
vand zur Katholisirung gebraucht werden. Ja — und das scheint
ms auch von Bedeutung zu sein — es wird im Vertrage auch dort,
vo Einzelne das Patronatsrecht auszuüben hatten, der , universitär*.
1er Gemeinde, wenigstens dann auf die Besetzung der Pfarrstei'.er
:in Einfluss zugestanden, wenn der katholische Patron etwa cie
Neigung zeigte, die Vocation zu verzögern ; damit meldet sich aber.
reilich nur leise, der wichtige und richtige Grundsatz zum Worte,
lass bei einer die ganze Gemeinde so nah angehenden Sache,
vie es eben die Besetzung der Pfarrstellen ist, diese doch auch
lin Wort mitzureden hat.*) Und auch das war nicht ohne Wichtig-
1) Diese Bestimmung ist der angeblich nicht bestätigten Kirchen Ordnung t:>r
677 entnommen. Es heisst dort (wenn die Collatoren einer anderen Religion .m
ehören) : „Bleibt es bei der uralten christlichen und dieser Lande auch intrr.
ucirter Gewohnheit, dafi durch gesambte Gemeine vor eingepfarrter evang.
lerrschaften u. gesambten Kirchkindern, oder welche sie disfalls unter sich bevoll
lächtigen würden, ein taugliches subjectum erwehlet u. nebst denen Kirchenambts-
or Stehern (?), der Kon. Regierung oder sonst gehörigen Orthes zur Erwerbung <\ct
snfirmation praesenttrt u. nach solcher impetrirung die vocation ausgefertigt wer -er
■>Me." So die Liegnitzer Kirchenordnung; ähnlich auch die Brieger, nur spricht fic
II gemein von , denjenigen Orten, welche des Juris vocandi ermangeln", und bat statt
nebst denen Kirchen-Amptsvorstehern" „und denen König 1. Amtsvorstehcrc
der auch gar nach bewandnuD des Orts der Königl Regierung*, was wohl auch vi^'
ichtige sein wird. Auch spricht sie nicht von der Ausfertigung der Vocation
ach Erlangung des Consensus, sondern v«n der Bestellung des Praesentirien .iiri!er
es Raths oder gesamten gemeine Nahmen", was ebenfalls einen besseren Sinn gibt. —
ach der Liegnitzer Kirchen Ordnung wäre diese Art der Wahl durch die gesanin.tf
emeinde bereitsi früher in Schlesien prakticirt worden; es möge hier mit dissj^m
etail das in den früheren Abschnitten gezeichnete Verfassungsbild vervollstämiie:
erden. — Dieselbe Kirchenordnung verlangt, dass bei der Vocation der Gei"«tlLi.ii'
irch die Collatoren in jedem Falle der „Consensus Ecclesiae darzu cxpresse "^
iiriret und Keiner ohne Probepredigt, noch wider ausdrückliche Einwilligung ür.«i
ich erhebliche contradition der incorporirten u. Gemeine der Kirche obtrudiret wcrde^.
nd weiter: die Pfarrer sind „mit Vorbewust u. Genehmhabung der ganzen Kircbc
15
teil, dass die Jurisdictionsgewalt der Landeshauptleute in Religions-
lachen beschränkt und den Evangelischen ermöglicht wurde, für die
ständige Wahrung ihrer kirchlichen Interessen am Hofe Sorge zu
tragen.
Selbstverständlich hing ungemein viel davon ab. auf welche Weise,
und in welchem Umfange und die Bestimmungen des Altranst. Ver-
trages zur Durchführung gelangten. Diese sollte, wie aus der
Zuschrift des königl. Oberamtes in Breslau (vom 12. October 1707)
an die königl. Regierungen in LiegnitK, Brieg, Wohlau und an das
fürstl, Münsterbergische Amt hervorgeht.') , binnen den praefigirten
*> Monatlichen Tcrmino' geschehen. Es scheint aber, dass man
nach einzelnen Bestimmungen der Convention schon vorging, ehe
es noch zu einem Executionsrecess gekommen war. So fing man
wahrscheinlich an, die Bestimmung hinsichtlich der Aufrichtung der
Consistorien sofort zur Anwendung zu bringen. Wir lesen z. B in
der (Chronik von Liegnitz'.') dass dort schon den 21. Juni 1708
die Regierung ein Consistorium eingesetzt und den Pfarrer an der
Niederkirche, M. Schindler, zum Superintendenten ernannt hat. Und
doch befand sich die Frage nach der Weise, auf welche die neu
erstehenden Consistorien einzurichten seien, unter jenen, welche durch
den Executionsrecess endgiltig geregelt werden sollten.')
Durch das schon erwähnte Schreiben des königl. Oberamtes
in Breslau vom 12. October 1707 an die königl. Regierungen in
Liegnitz etc. sind die Execut Ions Verhandlungen inaugurirt worden.
In demselben wird die Zeit ihres Beginnes und der Vorgang dabei
bestimmt. Es sollte die in der kais. Declaration vom 6. September
versprochene, kais. Commission mit den versammelten Ständen der
Fiirstenthümer, an deren königl. Aemter das Schreiben gerichtet war,
la l.erufen*. Das isl schon elwas mehr, als das blosse jVOtum negatioum'. Leider
tnIT man im Execut. Rect-ss, und später auf diese Bestimmung (der Brieger Kirchen-
■'■Jiiunß von 1677 fehlt sie) nicht lutdck.
'} Lehmann. Suppl., S. 939.
») n. Th. 2. A., S. 102 (Kraffert).
') Vgl. auch die Stelle lu.s dem schon erwähnten Sciireiben der zam Volliug
ilti Convention bestellten kais. Commission an den schwedischen BevoUmächliglen
ii". 10. Janner 1708^ ,nebst diesem auch die in denen quaestionirtcn Fürstetithümern
■Itnfn A. C. Verwandten eingeräumte Kirchen mit Pfarrern u. Cons i st oti al ien
; tichmi^siger Religion nach jeden Orts Bc-chafTenheit mit nächsten zu verseh. n 7,u
: -^eii im Wercke bCEriffen seyn*. ILehmnnn. Suppl., 8. 964.)
16
verhandeln und eine Vereinbarung zu erzielen suchen. Mit Liegniiz
sollte binnen 14 Tagen der Anfang gemacht werden. Die Cohtj
mission trat auch sofort in Breslau zusammen.*) Als schwedü-cLt:
Plenipotentiarius sollte (im Sinne des § 11 der Altranst. Conr
Henning Freiherr v. Strahlenheim fungiren. Er griff in die Unter
handlungen schriftlich und mündlich ein, und man muss ihm ca>
Zeugniss ausstellen, dass er sich bemühte, eine für die Evangr-
lischen möglichst günstige Auslegung des Altranst. Vertrages zu
erzielen. ')
Ehe wir aber auf jene Unterhandlungen näher eingehen, wollet
wir noch bemerken, dass die Altranst. Convention in Schlesier
eine freudige Bewegung verursacht und auch ausserhalb der ic
ihr begünstigten Fürstenthümern die geängstigten evangelischen
Herzen mit neuen Hoffnungen erfüllt hat. Ja, die Freude über die
neu zugesicherte Religionsfreiheit machte sich Luft in poetischen
Ergüssen zu Ehren Josephs I., Karls XXL, Strahlenheim 's unr.
Wratislav's. *) Besonders im Teschnischen scheint man in mächtif:e
1) Ihre Mitglieder waren: Hans Anton Schafgotsch, Christoph Wilh. Schafgotscr.
Franz Ant. Graf Schlegenburg und Franz Albrecht Langias v. Kranichstädt,
s) Allerdings beanspruchte Strahlenheim für seine Bemühungen 20.000 Unldfr*
und für seinen König 200.000 Gulden. (Grünhagen II, 404.) Dergleichen ^FriUent:^-
waren damals etwas Gewöhnliches. Belege dazu noch später. Anders freilich hat ric:
katholische Graf Wratislav gehandelt, welcher zum Zwecke der kirchliches VersoTg-^nz
der Katholiken in Schlesien 20.000 Gulden aus eigenem Vermögen (zur sogenannre:.
Josephin Pfarrfund ation) gespendet hat (Soffner, Die Altranst. Conv. u. d. ka'E
Josephin Pfarrfundati on, 1897. S. 34.)
•) Lehmann. Suppl., S. 1042. Eine Probe aus dem Strahlenheim ge'widmetcT
Sonnet :
„Erquicktes Schlesien! Ach dancke deinen Gott,
Und zünde Weyrauch an in Tempeln und Altären,
Die dir der Gothen Held last unverhofft gewähren,
Daß Er dich frey gemacht von der Gewissens-Noth.
So lang in Schlesien wird Licht und Wejrrauch brennen.
Wird man den Strahlenheim auch seinen Pharos nennen.*
Und das Sonnet an Wratislav endigt mit den Worten :
,,Ich kann dir sonst nicht thun als deinen Ruhm erhöhen.
Weil Wratislavia und Schlesien wird stehen
So wifl^, das WVatislau im Hcrtzen leben soll.
Wenn Viva l'Aus^tria wird Welt und Nach- Welt schreyen.
So wird es stets geschehen zu beyder "Wohlgedeyen.*
(NB. Viva l'Austria kommt durch Versetzung der Buchstaben aus Wraiislavü i
17
Erregung gerathen zu sein. *) Das evangelische Pfarrarchiv in
Teschen enthält Beweise davon. Man gab sich alle Mühe, die Aus-
delinung der Begünstigungen des Altranst. Vertrages bezüglich des
freien, öffentlichen Religionsexercitiums und der Einräumung der
gesperrten Kirchen auch auf das Teschnische zu erwirken. Ja, man
dachte daran, für die Kirchen, welche in Oberschlesien eventuell
erlaubt würden, ein ^Corpus zu machen, consequenter ein Con^
sistorium aufzurichten * . *)
Die evangelischen Stände haben (den 3. October) mittelst einer
von 40 ihrer Mitglieder unterfertigten Vollmacht sechs Deputirte
aus ihrer Mitte beauftragt, in , bester Form cum Clausula Rati et
Grati in dem Religions-Negotio* ihre ,Nothdurfft an allen gebührenden
Orten und Stellen nach ihrem guten befinden und dünken und wie
Sie es dermahl bey Gott sich zu verantworten getrauen werden,
ohne einige Beschränkung zu fuhren*.') Damit man aber mit der
Commission, welcher die Durchführung der Altranst. Convention
oblag, im Contact bleibe und ihre Aufmerksamkeit auf das Teschnische
unaufhörlich lenke, ist F'reiherr v. Sobek von den Deputirten, mit
einer General- Vollmacht (vom 27. October 1707) versehen, laut
welcher er verpflichtet war, , zuerst alles mit den übrigen zu com-
municiren und von ihnen in allem Specialen Vollmacht erwarten
sollte*, nach Breslau ,zur Beförderung des Religions-Negotii ver-
schickt* worden. Was er dort erreicht hat, wird an geeigneter Stelle
anzuführen sein.*)
1) Der Altranst. Vertrag ist den 19. September 1707 auf dem Landhause zu
TescheQ zur Mittheilung und Veröffentlichung gekommen.
*) Actenstück im Teschener evangUschen Pfarrarchiv. — ]n jener Zeit ist zu
Informationszwecken das auf S. 7, Anm. 1. angeführte Schriftstück geschrieben worden.
'j Bier mann, Gesch. d. Protest., S. 90. — Damit treten die zukünftigen
Kirchen Vorsteher von Teschen in Sicht. — Die sechs Deputirten hiessen: Ferd. H.
Sobek, Georg Bludowsky, Max. B. Skrbcnsky, Nik. Gurctzky, Wenzel Pelhrzim, Georg
Zierowsky.
*) Teschener evang. Pfarrarchiv. — > Dort befindet sich eine Eingabe Sobek's
an den Landeshauptmann (mit Beilagen}, aus welcher auf seinen Aufenthalt in Breslau
einiges Licht fällt. Sobek bat nämlich, als er sah, dass das Relig. Negotium „eine
langwührige Subsistenz erfordere", um seine „Avocation''. Die Stände bewogen ihn,
zu bleiben, und die Herren Bludowsky und Wilimovsky gaben ihm die Versicherung
, aller Satisfaction*^ und dass man ihn „auch noch mit einer redavablen Vergeltung
beh.rtzigen' werde. Beide baten ihn dringend, zu bleiben und das Negotium, das
allem Anscheine nach guten Fortgang hatte, zu Ende zu führen. (Die Briefe der
lahrbnch des Protettantitmus 1898, H. I n. II. 2
18
Wir wollen nun aber die Unterhandlungen selbst näher besehen.
Hensel meint, dieselben seien »ein verdrießliches Werk* g^ewesen :
wer sich die Mühe genommen hat, sie genauer zu verfolgen, wird
ihm gewiss beipflichten. Ja, man ist in Versuchung, auch die Schilde-
rung des Verlaufes jener Verhandlungen ,ein verdrießliches Werk*
zu nennen Es soll deshalb nur das fiir unsere Zwecke
Nothwendigste aus ihnen hervorgehoben werden.
Die kaiserliche Commission begann ihre Arbeit den 31. October
17U7 mit den Verhandlungen mit den Ständen in Liegnitz. *) Au5
ihrem Vortrage fuhren wir Folgendes an: Die Commission sei
»instruiret, das Kirchenwesen, wie es zu Lebenszeit der damahli^en
Herzoge beschaffen gewesen, nebst denen Consistorialen, jedoch
dergestalt einzurichten, daß es wohl denen mehr allerhöchst
gedacht Ihro Kays. May. zugehörigen Juribus patro-
natus, als auch Deroselben als Landes-Fürsten zu-
kommenden Juri Episcopali nicht nahe getreten, son-
dern vielmehr der Recurs und die Appellationen in
dergleichen Kirchen-Sachen auff alle Weise derselben
vorbehalten werden;« auch verlange der Kaiser >auD hiesigem
Fürstenthum zwey Deputirte zu erwehlen und dergestalt zu bevoll-
mächtigen, womit die Commission mit denen selben das ganze
Religions-Werk in complexu fassen« könnte. — Der Kaiser habe
jedoch die Absicht, die katholische Kirche dafür, was nun der
Evangelischen zugestanden werden solle, zu entschädigen und ver-
lange, dass die Stände auf Mittel und Wege sinnen, mit und auf
welchen es geschehen könnte — wie man sieht, sollte nach der
Ansicht des Kaisers dem Grundsatze: ,do ut des* gemäss gehandelt
werden. Das zu thun, haben die Stände in ihren ,votis collectivis'.
mit welchen sie auf den Vortrag der Commission geantwortet haben.
genannten Herren sind vom Mai 1708 und enthalten manches Charakterist iscbe
für die damalige .Zeit und ihre Verhältnisse.) Sobek blieb, und es gelang ihxa
wie er schreibt, das Negotium glücklich «u beendigen. Da aber trotzdem , nichts er-
folgte", ersucht er um die Intervention des Landeshauptmannes. — In demselben
Archiv sind verschiedene Briefe der früher genannten Herren an Sobek (vom 6, Oct.
1708), aus welchen hervorgeht, dass der letztere um Geld und eine Instruction
gebeten hat.
1) Wie es dabei zuging, schildert anschaulich Hensel, S. 570. VgU :i-acri
Lehmann. Suppl., S. 904.
19
allerdings abgelehnt/) im Uebrigcn aber, die Kirchenverfassungsfrage
nicht ausgenommen, sich ziemlich unbestimmt ausgesprochen.*) Am
wenigsten hat der Commission das ,votum coUectivum* der Brieger
Stände gefallen. Sie hielt es deshalb für angezeigt, an sie eine
»Letztere Erinnerung* zu richten, in welcher sie ihnen den Vorwurf
machte, dass sie die , ihnen vorgebrachten Motiven in sehr schlechte
Con«iideration* gezogen hätten, und von ihnen eine andere Decla-
ration verlangte.*) In der darauf wahrscheinlich sofort erfolgten
Replik verwahren sich die Brieger gegen den ihnen gemachten Vor-
wurf und verlangen, dass ihnen ein j^geraumes spatium* bewilligt
^werde, in welchem sie mit den Ständen der anderen Fürst en-
thünier conferiren wollen, ,ob diesem Postulato einigermassen abzu-
helfen wäre*.*)
Wie man sieht, fand die Commission nicht das erwartete Ent-
gegenkommen, und die Verhandlungen mit den Ständen können als
resultatlos bezeichnet werden.
') Sie wollten höchstens den abziehenden katholischen Pfarrern, mit Ausnahme
der Religiösen, „als kalten Trost", jedem 100 Gulden gewähren. (Soffner, Die
Altranst. Conv, und die kais. Josephin. Pfarrfundation, 1897, S, 16.)
•) Das Vot, coli, der Stände von Liegnitz vom 3. November 1707, von Wohlau
vom 16. November 1707, von Brieg und dem Weichbilde Wohlau vom 22. November
1707, alle im Lehmann. Suppl.
8) Vom 23. November 1707. (Lehmann. Suppl., S. 911.)
*) Wenn auch die Stände nicht geneigt waren, das Opfer, welches der Kaiser
verlangte, zu bringen, so waren sie doch zu anderweitigen Opfern bereit. Sie legten
sich eine Steuer auf — „60 oder 50 Thaler schlesisch auf das Tausendt* — , um die
.Unkosten und auf Wendungen*^, welche das so grosse und schwere Werk der Religions-
regelung erforderte, zu decken. Es mussten die Kosten, welche die Abs^ndung der
Deputationen nach Wien verursachten, beglichen werden, und man hielt es für billig,
.jetzo die hohe Kays. u. Kön. Commission, nebst dem Schwedischen Abgesandten,
vor Ihro so rühmlich angewändete große Mühe in glückseligster Vollziehung de
allergnädigsten Kays. Willens mit Einem ansehnlichen zu Regaliren und zu be»
ehren'*, was ja „auch vor sich selbsten die höflichkeit erfordert". Diese S euer sollten
.die gesambten Evang« Stände, Städte und Pauerschaften*' tra<ren. Das Ausschreiben
dc:r Steuer für Liegnitz (vom 5. Jänner 1708), aus welchem hervorgeht, dass dieselbe
auch in den anderen Fürstenthamern Ober- und Nieder-Schlesiens eingehoben wurde,
spricht die Hoffnung aus, dass „jeder frommer Christ und Evang. Inwohner des
Fürstentums gern und willig beitragen werde, da man ja früher so oft von sich hören
ließ: mann würde alles gehrne was man hätte, geben, wann man den Edlen Fnden
des gewißens, als deßen gröstes Kleynodt der Weldt haben und erhalten köntc*,
(Teschener evang. Pfarrarchiv.)
9*
20
Der Schwerpunkt der Verhandlungen lag jedenfalls in dener
welche die Commission mit dem schwedischen Bevollmächtigt; r
führte. Dieser trat mit ihr in einen längeren Verkehr, in welchm:
er sich, wie schon bemerkt worden ist, bestrebte, so viel als ihm
möglich war, für die Evangelischen zu erwirken. Leider ist es er.-
nicht eininal möglich, den schriftlichen Verkehr Strahlenheim':
mit der Commission genau zu verfolgen, da uns eine vollständig:
Sammlung der zwischen den beiden verhandelnden Parteien -^t-
wechselten Schreiben nicht zu Gebote steht. Allem Anscheine nach
begann Strahlenheim sein Intcrcessionswcrk mit seinem aus BrcjlsL,
datirten (vom 13. November 1707) und der Commission adressirter
Schreiben, in welchem er behufs nothwendiger Information vo'-
schlägt, vor wirklichem Antritt der Executionscommission eineGeneral
Conferenz ,ohne Maßgebung* in Breslau mit ihm zu halten, um fiat
zu vergleichen, »mit welcher Ordnung und Erleichterung man du?
Sache hinführo zu tractiren haben möchte*. Weiter zeigt er der
Commission an, dass er im Sinne des § 11 der Altranst, Conventio:;
beordert sei, sich mit ihr in jedes Fiirstcnthum zu begeben und
dort ,der ersten Einrichtung des veraccordirten üben Religioni.-;
Exercitii, mit Bestellung der Pfarrer, Kirchen und Scbul-Diener durch
die Patrones eines jeden Ortes, oder welche sonst darzu berechtigt
erfunden wurden, wie auch der Veranstaltung der jetzigen und
IdinüTtigen Ofliciorum publicorum der A. Confess. Verwandten in
loco gewärtig zu seyn, wie nicht weniger dienstlich zu begehren
daß denen gesambten Fürsten und Ständen in Ober und Nieder-
Schlesien per Decretum Caesareum allergnädigst verstattet werden
möge, in dieser Religions-Angelegenheit ohngescheuet mit ihm :u
communiciren*.')
>) Im Tcichener eraog, PftrrarchiT beÜDdet lich die Ab^brifl eines Schrifi'
itdckei, welches leider ohne Datum ist, sich iber ebenfslli *af den Bcgion der IjKer
cetiion von Seite Sirifalenbcim'i beliebt. Game SKtte de* aben mgefllhiien Scbrtibtn«
ddo. 13. November ITOT finden sich in demielben. Aosierdem fcK'dert StrahlCDhcin:
ein Verieichoi« iller evang. Kirchen, Schuten und Hospiltlien, wie anch der 0:D
clomm pubt., welche die Evangelischen vor odrr nach dem Weslftl. Frieden jtmi'.t
iiine gehabt. Auch führt ei acht Punkte an, bezüglich welcher er von den Stinden ic-
furmirl werden will. Der achte Pnnkt enthUi die Frage, ob das Fttrslenthnm ein Con
listorium gehabt, mit welchen und wie viel Penonen et besetit war und wobei dirse
ihre Besoldung empfingen. Das Schriftstück schlietK mit der Bemerkung, disi d:; ,
Tontehenden Punkte vun Strahlenheim den kaJF. Commissarien Ubersandt worden leicn'
21
Hierauf fuhrt Strahlenheitn seine Ansichten über die einzelnen
r*iinkte der Altranst. Convention aus. Es ist bezeichnend, in
tvelchem Sinne er seine Aufgabe auHasste. Er beruft sich auf das
lern Könige von Schweden im Westfäl. Friedensschlüsse zugestandene
Intercessionsrecht, und zwar zu Gunsten aller evangelischen
,Kr b-Unterthanen*. Im Interesse der Schlesier wollte es der
König von Schweden beim Abschlüsse der Altranst. Convention
in einem grösseren Maasse gebrauchen, als es geschehen ist. Er
that es in diesem Maasse nicht ,aus Mangel an Zeit und zuläng-
licher Nachsicht von der eigentlichen Beschaffenheit dieses Bedräng-
nisses, wie auch der da zu gekommenen freiwilligen Versicherung Ihre
Exe. des H. Grafen Wratislav, wie nehmlich Ihro Kay. Maj, aus erheb-
lichen Ursachen gesonnen wären, mehr und nicht minder zu Ihrer
Evang. Unterthanen in Schlesien Trost und Gewissens-Ruhe zu thun,
als man in der Altr. Conv. stipuliret hätte*. Nun schien Strahlen-
heim die Zeit zu dieser Intercession gekommen zu sein. Er will,
,daO neben dem accordirten freyen Privat-Gottesdient in einer jeden
Stadt eine ÖfFenthche Kirche und Schule, und in denen Districten
Creyssen oder Weichbildern, wie auch auff dem Lande eine zuläng
liehe Anzahl derselben ihnen (den evang. Schlesiern) allergnädigst accor-
dirt werden möchten', damit sie die nicht 5 — 20 Meilen zum Gottes-
dienste müssten und nicht ,in das andere Extremum einer groben Un-
wissenheit von Gott und seinem heiligen Worte, Verehrung der Eltern
und Obrigkeiten verfallen, mithin zu untüchtigen Gliedern so wohl
der Christi. Kirchen als der weltlichen PoÜcey. wie man in Ober-
Schlesien davon die Mittletdungs-würdigsten Exempel haben soll,
gemachet werden mögen*.') Wichtig ist noch, wie Strahlcnheim den
§7 der Altranst. Convention ausgelegt wissen will : ,da wäre zu ob-
serviren, daß obgleich bloß und alleine in denen Fürstenthümern, wo
zur Zeit des westphäl. Friedens Consistoria der Ausgsp. Conf. gewesen,
dieselbe wieder auff die alte Art eingefiihret und von ihnen die dahin
gehörigen Sachen untersuchet und entschieden werden sollen, dennoch
denen Augsp. Confessions-Vcrwandten in denen übrigen
Erb-Fürstenthümern und Herrschaften Ober- und Nieder-
Schlesiens solche auch ad certissimam Analogiam
derer Kirchen und Schulen, welche sie hactenus ex
pacis Westphäl. & Alt. Ranst. zu Schweidnitz, Jauer
■) Das ganze Schceiben in Lehmanr. Suppl., S. 896 u. f.
J
22
und Glogau, wie auch denen angräntzen den Bricg-
Lignitz-Münsterberg-Oelsischen Fürstenthümern, und
der StadtBreßlau unter andern sich bedienen, solcher
gestalt zu gute angedeyen mögen, dass auch ihre Causae
Consistoriales in solchen ConsistoriisEvangelicis auff
gleiche Weise in prima instantia zu untersuchen und
zu entscheiden, in suprema Caesaris Instantia aber
contra Canones in August. Religione receptos nichts
dawider verhänget oder verfüget werden möge*. Es
sei noch bemerkt, dass Strahlenheim bezüglich der Besetzung-
der ,Officiorum* und j^honorum supremorum* darauf drang, ,dasf
auch in diesem Casu das Suum cuique auff eine so glimpfTlicbe Art
restabiliret werden könne*. Zum Schlüsse spricht Strahlenheim die
Hoffnung aus, ,daß auff alle diese unvermeidliche Erinnerungen und
insonderheit derKönigl.so nachdrücklichen Intercession ein schleunic^er
und willfiihriger Schluß, welcher in einen vollständigen
Executions-Recess zu bringen, erfolgen werde*. — Wie
hat sich die Commission zu diesen Ausführungen des schwedischen
Plenipotentiarius gestellt? Dies ist aus ihrer Antwort auf das
Schreiben Strahlenheim's leicht ersichtlich.^) Dieselbe erfolgte erst den
10. Jänner 1708, weil die Commission das Schreiben Strahlenheims
j^der Sachen Wichtigkeit halben* dem Kaiser übersendet und sich
von ihm weitere Instructionen ausgebeten hat. Nach der Antwort,
welche die Commission auf Grund dieser Instructionen verfasste. ist
zu sehen, dass der Kaiser gesonnen war, in einigen Sachen, welche
von geringerer Bedeutung waren (z. B. bezüglich der Vermehrung
der Pfarrer bei den alten Gnadenkirchen etc.) nachzugeben, sonst
aber sich den Forderungen Strahlenheim's gegenüber mehr oder
weniger ablehnend verhielt. Die Forderung einer Generalconferenz
beantwortete die Commission in der Weise, dass sie sich geneigt
erklärte, j^wo in diesem verwirrten Religions-Werck einige Zweiffel-
haftigkeiten und Difficultäten vorfielen*, mit Strahlenheim ^zusammen
zu treten und das dubiöse gütlich aus einander trachten zu setzen*.
Auf die Forderungen bezüglich der Informationen etc. reagirte die
») In dieser Antwort wird das Datum des Schreibens Strahlenheim's mit dt-m
14. November angegeben. Aus dem Schriftstücke geht aber klar hervor, dass das oben
unter dem 13. November angeführte Schreiben gemeint ist. Vgl. auch Zschackwirz.
K -Hist., I, 220. (Die vollständige Antwort in Lehmanr. Suppl., S. 950 u. f.)
23
Commission nicht. Offenbar hatte sie die Weisung, sich so viel als
möglich an die ,Utera* der Convention zu halten und sich allen
, Extensionen* derselben entgegenzustellen, da ja der Kaiser auf die
, bewegliche Intercession * des Königs von Schweden , bereits in so
vielen passibus in favoem der Augsp. Conf. Verwandten den Westphäl.
Frieden zu extendiren* sich hat bereden lassen. Wie die Commission
speciell den § 7, der sich hauptsächlich auf die Regelung der Ver-
fassungsverhältnisse bezog, auffasste, davon zeugen folgende Worte
ihres Antwortschreibens: ^wie nicht minder, daß in denen Religions-
und Consistorial-Fällen die Execution interposita appellatione festzu-
stellen kein sonderliches Bedenken tragen, als wäre § 7 bey der
Alt-Ranst. Convention auch sehr operose tractiret worden, und als
man denen Kön. Schwed. Commissariis vorgestellet, daß diejenige
Augsp. Conf. Verwandten Stände, welche anjetzo unter der Juris-
diction derer Catholischen Consistorien stehen, von denselben nicht
füglich und ohne Verwirrung des innerlichen Ruhe-Standes könnten
entzogen werden; So wäre man auch der Billigkeit nach eines worden,
daß gedachte Augsp. Conf. Verwandten zwar unter denen Cathol.
Consistorien verbleiben, doch aber secundum Canones in August.
Religione receptos judiciret werden solten, bey welchen es auch
billich sein Verbleiben haben und Ihro Kays. u. Königl. Majestät
jederzeit feste Hand darauff halten werden*. Aus Gründen, die im
Folgenden anzugeben sein werden, ist es auch nothwendig, die
Ansicht der Commission bezüglich der Besetzung der Stellen anzu-
führen. Der Kaiser lasse sich j^ nicht die Hände binden, waßerlcy
und cuius religionis subjecta, sowohl was die quaestionirten Fürsten-
thümer betrifft, er ad ofificia publica zu appliciren hätte*, was die
Commission als das Richtige mit verschiedenen Gründen zu erweisen
sucht, unter welchen sich auch der findet, dass der Kaiser dasselbe
thun wolle, was die Herzöge von Brieg etc. gethan hätten. , Nicht
minder beruhet auch die Verleihung der honorum supremorum ledig-
lich in Ihro Kays, und Königl. Majestät tanquam summi principis
allergnädigsten Wohlgefallen * Die Berufung auf die früheren
Privilegien und besonders auf den Majestätsbrief von 1609 weist die
Commission zurück; der Westfal. Friede habe die Privilegien der
Schlesier ausgelöscht, und es ist aus des Kaisers purer Gnade ge-
schehen, dass sie in jenem Frieden berücksichtigt worden seien.
Bezeichnend sind auch die Worte, mit welchen das Schreiben der
24
Commission schljesst: .Nachdeme nun solcher Gestalt öffters alier-
höchfit-crwchnte Ihro Kays. u. Königl, Maj. Ihrer scits nicht allem
alles dasjenige beygetragcn, was der Oßnabriigischc Friedcns-SchluE
nach dem Buchstaben der Altr. Convention mit sich bringt, sondern
auch durch gegenwärtige Erklärung in Ansehung der eingewendeten
Kön. Schwed. Intercession sich durch weit mehrere Concessione^ in
favorem derer A. C. Verwandten herausser gelassen, nebst diese:E
auch die in denen quaestionirten Fürstenthiimern denen A. C. Ver-
wandten eingeräumte Kirchen mit Pfarrern und Consistorialien gleich-
massiger Religion nach jeden Orts Beschaffenheit mit nächsten ver-
sehen zu lassen, im Wercke begriffen sein; also haben Ihro Kays.
u, Kön. Maj. das gantzliche Vertrauen, es werde nicht allein jeder-
männiglich dero zur Erfüllung dessen, was in öfters gemelter Altr
Conv. beliebet und pacisciret worden, geneigtes Gemüthc verspüren
sondern auch Ihro Kön, Maj. von Schweden selbsten wahrnehmen,
daß man Dero Kön, Intercession, vermittels operirter Erklärung in
vielen importanten passibus die A. C. Verwandten in Schlesien cum
effectu gemessen zu lassen, absonderlich beobachtet haben, und es
solchen nach hierüber eines absonderlichen Executions-Reccsses desto
weniger brauchen werde, als in diesem § ') von Einrichtung derley
schrifftlichen Executions-Recesses keine Meldung gescbiehct, sondern
bloß respectu der vollziehenden Execution in Gegenwart des König).
Schwed. Ministri. nebst Communication desjenigen, was hierinnfalls
vollzogen worden, in terminis expressis permittirt, denique ut Minister
Suecicus executioni adsistat ac eorum, quae hoc in negotio aguntur.
communicationem accipiat, (welches beydes biß anhero jederzeit ge
schehen) bedungen worden.*')
Wir haben absichtlich längere Stellen aus diesen ersten zwischen
dem schwedischen Bevollmächtigten und der kaiserlichen Commission
gewechselten Schriftstücken angeführt, um den Standpunkt, welchen
beide Theile bd der zu vollziehenden Execution der Altranst. Convention
einnahmen, ersichtlich zu machen. Die weiteren Verhandlungen, in
1) Nämlich § 11 der Altranit. Conv.
'} Lehmann. Suppl., S. 958. — Die Mittheilung de)!>eTi, was in jenein .Religion^-
Negolio" bis daliin geschehen iit, mag dif Cominitsion nicht gar »it.l Arbeit gekoMtl
habeo. Sagt ja Strahlen heim in seinem Schreiben ddo. 13- November 170T: .vei] i't
Helffle det ausgesellten Frist ohn« die geiingtlc Verrichtung m Ende eilet*. (Lehmano,
Suppl.. S, 897.)
25
welche auch die Stände mit ihrem Memorial vom 16. Jänner 1708 *) ein-
griffen und während welcher auch zu Gunsten der Reformirten
Holland, England und Schweden, jedoch vergeblich, intercedirten.*)
credcnken wir nur kurz zu charakterisiren. Es zeigte sich bei ihnen,
dass man es auf kaiserlicher Seite besser verstand Poh'tik zu machen,
als auf schwedischer, und dass es nun äusserst schwer war, den
Evangelischen grössere Begünstigungen zu verschaffen, nachdem man
es unterlassen hatte, die Bestimmungen der Altranst. Convention ent-
sprechend weit zu fassen. Die Commission verschanzte sich einfach
hinter den Wortlaut derselben. Ganz besonders zeigte es sich, dass
die Fassung des § 7 der Altranst. Convention keine glückliche war.
Die Commission verstand es vorzüglich, aus jener Fassung für sich
Capital zu schlagen. Sie wurde nicht müde, ihren zuerst eingenommenen
Standpunkt zu vertheidigen und darauf zu verweisen, dass die Ein-
richtung der Consistorien in der Willkür des Landesfursten liege,
es sei also consequenterweise bei dem Kaiser, wie er sie in den
, quaestionirten Fürstenthümern* einrichten wolle.*)
Auf eine Sache, welche im Laufe der Verhandlungen in den
Vordergrund trat und die Einrichtung jener Consistorien betraf,
haben wir ganz besonders hinzuweisen: auf das katholische
Präsidium der evangelischen Consistorien, welches beinahe
bis in die jüngste Vergangenheit eine Besonderheit des evangelischen
Kirchenwesens in Oesterreich bildete und die evangelische Kirche da-
selbst zugleich als eine ^ecclesiapressa* charaktcrisirte. Diese Einrichtung
verdankt ihre Entstehung der von uns in diesem Capitel geschilderten
Zeit. Die erste Andeutung, das.»; von kaiserlicher Seite beabsichtigt
werde, den evangelischen neu einzurichtenden Consistorien einen katho-
lischen Präsidenten vorzusetzen, finden wir in dem Schreiben Strahlen-
hcim's an die kais. Commission ddo. 17. Februar 1708.*) Es geht
jedoch aus demselben hervor, dass schon früher die Forderung des
katholischen Präsidiums für die evangelischen Consistorien von der
^) Lehmann. Snppl., S. 9d4.
*) Lebmann. Suppl., S. 959. — Auf kaiserlicher Seite berief man sich darauf,
dass in der Altranst. Cony. das „utrisque A. Relig. sociis" auf Vorstellungen des Kaisers
ausgelassen worden sei. — Die letzte Intercession zu Gunsten der Reform, geschah
im J. 1713. (Acten im Min. f. C. u. U. in Wien.) Auch damals ohne Erfolg.
') Vgl. die Antwort der Commission ddo. 22. Februar 1708 auf das Schreiben
Strahlenheim's ddo. 27. Jänner 1708. (Lehmann. Suppl , S. 966.)
*) T«ehmann. Suppl., S. 961.
Commission aufgestellt worden sei; wo, ob etwa in einer müini
liehen Berathung, wissen wir nicht anzugeben. Es konnte allerdini:s
diese Forderung als Consequenz der Deutungen betrachtet werdtr.
welche man kaiserlicherseits den §§ 7 und 9 (deshalb führten uir
die Ansicht sowohl Strahle nheim's als auch der Commisäon hm
sichtlich der Besetzung der ,officiorum publicorum* und ,bonori;3:
supremorum* an) zu geben sich gemüssigt und berechtigt sah ; wenr
aber Strahlenheim sagt: ,Was aber das verlangte Praesidicn:
Catholici in denen aufTzurichtenden Consistorüs anbetrifft*, dann niuC
man doch wot annehmen, daß jene Forderung von der Commissior
speciell ausgesprochen worden sein mußte.
Nun entspann sich hinsichtlich dieser Forderung eine ziemlich
hartnäckige Controversc zwischen Strahlenheim und der Commission
Der erstere wies darauf hin, wie unzutreffend es sei, sich auf
das Beispiet der Herzöge von Brieg etc. zu berufen, welche den j
lutherischen Consistorien reformirte Präsidenten vorsetzten, da ja ,die
Religions-principia derer Reformirten in Causis Consistoriatibus irir j
denen A. C. Verw. einstimmig gewesen* ; wie unbillig es sci:i i
würde, .wenn der Chef in Collegio, worauPfals das principium motus j
et quietis das meiste, ja alles ankommt, der A. C, nicht zugethan sein
sollte* ; ') die Commission liess sich nicht überzeugen und bcharrte I
auf ihrer Forderung und bei ihrer Ansicht. Diese hat sie in der ,End- '
liehen Erklärung' vom 4. März 1708.') welche sie Strahlenheim zu-
schickte und mit weichcrsie ihrerseits die Verhandlungen mit demselben
beendete, folgen der massen begründet: es sollen ja die Consistorien
nach , altem Brauch* (juxtd veterem usum) eingerichtet werden.
Nun hätten aber die vorigen Herzöge den Consistorialpräsidenten
aus der Zahl ihrer .gewöhnlichen Regierungs-Rathe nach Woh-
gefallen verordnet*, und so habe auch der Kaiser das Recht, i:en
Präses der restaurirten Consistorien ,aus dero königl, oder futst-
liehen Liegnitz-, Brieg- oder Wohlauisehen Regierun gs-Räthen vor-
zusetzen* ; und thue er es, so käme er der Altranst. Convention
nachl Die Commission gab auch in demselben Schreiben an, warum
man auf das katholische Präsidium in den restabilirten evangelischen
Consistorien dringe: die katholischen Prä.sides sollten Aufsicht
fuhren, damit man in den Consistorialversammlungcn nicht ,Hn
1) Lehmann. Suppl., S. 962.
•) Lehmann, Suppl., P. 963.
anders* als ConsistonaUngelegenlieiten .tractire*, wie man solches
bereits durch auferlegte »Indiction (Zinß-Zahl)' und die ,in eine
sehr grosse Summam einlaufTende Collectirung * ') gethan hätte, was
aber dem J. K. u. K. Maj. allein zukommenden ,Jus coilectandi'
zuwiderlaufe. Und die Evangelischen hätten sich über das katholische
Präsidium umsowcniger zu beklagen, als ja der .Praeses ad majora
(Mehrheit der Stimmen) gebunden, die litigirende oder interessirle
l'artheyen sccundum Canones in August. Retig. receptos judiciret*
werden, und ihnen auch, wenn sie sich ,in ein oder andern I'assibus
gravirter befindeten, das Beneficium Recursus et Appellation is ad
summum Pnncipem nach der Altranst. Conv. unverschrenckler ver-
bleibe'.') — Man kann, wenn man diese Deductionen liest, nicht um-
hin, Zchackwitz Recht zu geben, welcher zu denselben die
Bemerkung macht, es liege hier ein .error elenchi' und eine ,fallacia
in terminis* vor. ,Die schlesischen Fürsten Iiatten mit ihren Unter-
tbanen communem Reügionem, also konnten sie auch aus ihren
Käthen einen Praesidem Consistoriorum ordnen ; Jhro Kays. Maj.
hingegen bekennen sich ad Sacra Ecclesiae Romanae, die ja von der
Protestantischen gantz und gar abgehet, dahero auch unmöglich
ist. dass ein Praeses ihrer Religion sothane Charge bekleiden kann.")
Und noch mehr auf den Boden der — wie wir wohl sa^en
müssen — Spitzfindigkeiten begab sich die Commission mit ihren
Ausführungen über das Patronatsrecht, zu welchen ein specieller
Fall *) Veranlassung gab. Man erinnere sich nur, wozu das Patronats-
recht von katholischer Seite mtssbraucht wurde ; nun erklärte auf einmal
die Commission, dass das Patronatsrecht ,vom ReÜgionswesen ganz
abgesondert' seül Nun war es ,an sich Selbsten causa privata et
adiaphora*, welche ,also in die Rcligions-Angelegenheiten oder die
Convention auf keinerley Weise einlauffet* — wie man sitht, wendete man
die Sache, wie es eben passte. Wir werden es begreiflich finden, wenn
Strahlenhcim von den Ausflihrungen der Commission durchaus nicht
befriedigt war, was er ihr schon den nächsten Tag [ö. März 1708)
in einem kurzen Schreiben mittheilte, und ihr zu wi.ssen gab, dass
') Siehe -S. 19, Anm. 4,
■I Lehmann. Suppl., ,S. 964.
») N. K. Hist. II. 286.
*j Dje Controverse iwischen i
_28
er die Altranst. Convention bei weitem nicht für durchgeführt be
trachte. ')
Auch den gesammten evangelischen Ständen Ober- und Niccer
Schlesiens dauerten die Unterhandlungen zu lange. Sie wendeter
sich daher den 10. März 1708 an den Kaiser mit einem Memoria
in welchem sie darüber klagen, ,daß diese bißherigen Commissioti:-
Tractaten zu mehrerer WeitläufFtigkeit besorglichen Anlaß gcb;r.
könnten*, und zugleich die Hoffnung aussprechen, es werde de-
Kaisers Befehl — wie sie ja schon zum Theile in den wirkliche-
Genuss der ihnen durch die Altranst. Convention gewährten ,Con
cessionen versetzet worden* — ,in denen rückständigen Punktfri
vollends adimpliret, zugleich aber auch die Andere zu Gott ucc
E.Maj. mit stetem inbrünstigen Gebet und Flehen aus treu-bestandig^cr
Hertzen unauffhörlich-seufTzcnde Fürstenthümer gleichmässig erhöret'
und ihnen ,zu ihrer und unserer allereintzigcn höchst-erwünschtc:!
Consolation , . . das freye Exercitium Relig. Aug. Conf, cum
Effectu, in Concession öffentliche Kirchen und Schulen wie auch
Schulhalter vor die Dorffschafflen allergnädlgst verliehen werden*.'
Dieses Memorial kreuzte sich mit dem kaiserlichen Rescript voir
10. März 1708, ') welches den Beweis liefert, dass die Bemühungen
Strahlen heim 's doch nicht ohne Erfolg gewesen sind. In diesem Rescripte
werden neun Punkte angeführt, in welchen die ersten Punkte de?
späteren Executionsrecesses unschwer zu entdecken sind. Zugleich
wird bemerkt, dass die für die vier Fürstenthümer Uegnitz etc.
, aufgerichtete und confirmirte* neue Taxa Stolac auch den übrigen
Fürstenthümem im ganzen Lande ,zu gutt kommen möge*.*) Au"'
die Kirchenverfassungsfragen nimmt dieses Rescript keinen Bezug
Und bald darauf (3. April 1708) erging ein neues kaiserliches Rescrip:
an die Religionscommtssion in Schlesien, zu welchem ein Bericht
derselben vom 9. März 1708 die Veranlassung gab.'] In diesem
wird Folgendes angeführt: Strahlenheim habe sich in einer münd-
lichen Unterredung mit den Commissariis geäussert: wenn der Kaiser
■] Lehmann. SuppU, S. 96Ö.
>) LebniBiiD, Soppl , S. 967.
■) Den königlichen Aemlern und ReginuDgen vom Bteslauer Oberamie den
27. Aprit 1708 intiinirt. (Teachener ev»ng. PfsrrarehiT.)
•} Dieselbe ist Tom 18. Februar 1708. (Lehmann. Snppl., S. 966.)
•) Lebmann. Suppl., S. 989.
t die Inlerccssion seines Königs hin .denen ijbrigen Stiidten A. C
Schlesien einige Consolation vergönn« nnd selbigen entwcjei
denenjenigen Orten, wo sie von ihrem Gottesdienst am weitesten j
Kernet, oder wo es sonsten Uns gefällig, aufi" ihre eigene Unkosten \
»oder sechs Kirchen zum Erbauen verstattet werden möchten',
■, Strahlenheim. hoffe, dass sein König dann die Convention als
lilslandigadimpliref anzunehmen kein Bedenken mehr haben werde,
mit der bisherige ,Religions.Tractat eine vollkommene Endschafft'
liehe, gestatte der Kaiser jene Erbauung von fünf bis sechs
en ,in ein und andern' nach des Kaisers .Belieben und Wohl-
;n denominirender Orten- auf Unkosten der Evangelischen,
IKO unter der Bedingung, dass .pro aequivalente von denen in
D drey Filrstenthumern Liegnitz, Brig und Wohlan pro Exercitio
15. Conf. eingeräumten und der Menge halber überflüOige Kirchen
wiederum die zulängliche Anzahl zu bequemer Verrichtung des
ithol. Gottesdienstes denen Catholicis zurück gegeben und ein-
numet werden mochten'.'; Man wollte, wie man sieht, auch jetzt
Xh an dem Grundsatze : .do ut des' festhalten.
Trotz dieses Rescriptes gerieth die Sache von Neuem in's
kecken, so dass sich Strahlenheim (den 21. Juni 1708) genölhigt
■Mu, der Religionscommission ein ,1'romemorid' zu übermitteln,
welchem dem Befremden des schwedischen Königs darüber, dass
kr, Kays. Maj. .die Stattgebung der Kön. .schwed. Inlercession vor
le übrigen Fürstenthnmer und Herrschaften ausser Liegniti etc.,
Dil sie gleich darzu eben sowol. als denen andern ArticuBs, auf
linerley Weise sich verbundlich gemacht, annoch nicht effectniret
alten- und Überhaupt bei der Execulion .so viele unerhebliche
«Bcultäten würden aufgeklaubet ■ . unverhohlen Ausdruck gegeben
■d auf die Durchführung der .Pactorum' energisch gedrungen
nrd.'l Die Commission verlangte (22. Juni 1708) zu wissen, ob
nan schwedischerseits gegen die Uebergabe etlicher evangelischer
Circhen in Liegnitz etc. den Katholischen an denjenigen Orten,
a sie an ihrem Cathol. Gottesdienste Noth leiden', nichts ein-
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405.)
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618
30
wenden werde? Strahlenheim antwortete noch denselben Tag, das?
sich jene Uebergabe zwar nicht verantworten lasse, er wolle jedoch
hoffen, dass der König, wenn der Kaiser willens sein wird, ,dic
ganze Convention vollkommen zu erfüllen*, zu jeneni Umtausche
seinen Consens zu geben »nicht so sehr difficultiren dürffte.* *) Ab«r
auch dann dauerte es noch bis in das nächste Jahr hinein, ehe alle
,in puncto Executionis der Altranst. Convention geschwebten
Differenzien* beseitigt und beglichen worden sind, und es möglidi
wurde, durch eine j^ Finalresolution* das , wichtige Religions-Negoti^m
in vollkommene Endschafft zu setzen*. Allem Anscheine nach machte
die Vertheilung der bewilligten fünf bis sechs neuen Gnadenkirchen
die meisten Schwierigkeiten. Dass es in dieser Hinsicht an Bitt-
stellern nicht mangelte, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Be-
merkenswerth ist ein auf diese Angelegenheit sich beziehendes
Rescript Josephs I. vom 12. October 1708,*) in welchem von Neuem
die Erlaubniss ertheilt wird, dass Diejenigen, welche um die neuen
Kirchen competiren, künftighin mit ihrem Ansuchen sich ^immediatc*
an den Kaiser wenden, ja dass ,die der A. C. zugethane Stände
einige Abgeordnete in Ihriger dießfälligen Religions-Sache anhero
senden mögen*, was nach der Erklärung des Grafen Wratislav voni
22. October 1708 dahin zu verstehen war, dass »eine und andere
Parthey einen besonderen Deputirten anhero senden, oder diflTerentc
Persohnen allhier dieses Negotium tractiren* könnten.*) Unter den
Petenten befanden sich auch die Teschner. Sie reichten ein schriftliches
Gesuch ein,*) in welchem sie darauf hinwiesen, ,daO unter allen Erb-
*) Beide Schreiben vollständig im Teschcner evangelischen Pfarrarchiv ivg.,
Hensel, S. 620).
») Teschener evang. Pfarrarchiv.
•) Teschener evang. Pfarrarchiv. Dazu bemerkt der Referendarius y.Sannig, ,daß e
nicht übel sein würde, wann gemeldte Hh. Stände einen specialem Deputatnm anhen'
sendeten, so dieses Negotium bey Hofe selbsten urgirte und zugleich durch eine
Ihro Kays. Kön. May. offerirende Anticipative bey jetzigen necessitatibus pnblicü
dem petito ein mehreres pondo geboten, wobey ich (Sannig nämlich) meinige Cooperation
nicht unterlasse und bey hoffender wirkl. Bedienung dehro wehrtesten Persohn con-
testire.* — Ob sich das speciell auf Teschen berieht? Vgl, das in der folgend. Anm.
angeführte Schreiben der Herren Bludowsky und Wilimovsky.
*) Das Gesuch in Abschrift im Teschener Pfarrarchiv, leider ohne Datum, — l'i
demselben Archiv befindet sich ein Brief der Herren Bludowsky und Wilimovsky vom
23. October 1708 an Sobek, in welchem von einem Schreiben an den H. Referen-
darium* (Sannig?) die Rede ist. Sollte dieses etwa das beim Oberamte eingereichte
Benthiimbern da«: Fürstenthumb Teschen einige Exercitia publica
igionjs cum annexis am allemöthigsten bedörfte', und deshalb den
Oberamtsrath um ,Recommendirung' bitten, damit sie .denen
iihumbern Schweidnitz, Jauer und Glogau gleichgehaltcn und
ann bcy der vorhabenden Repartitton mit Kirchen cum annexis
I begnadii;t werden'. Dem Gesuche, welches in Breslau ein-
eicht wrorden ist, trachtete der daselbst weilende Freiherr v. Sobek,
eher es wahrscheinlich einreichte, eine günstige Erledigung zu
Khaffen.
Dies ist auch wirklich gelungen Das kaiserliche Rcscript vom
Jänner 1709 brachte die langersehnte .Finalresolution* oder
I ,Executions-Recess' der Altranst. Convention.') Und unter dem
am des 9 Februar 1709 ging an den Landeshauptmann in
iien einschreiben der Religion scommission ab, in welchem bekannt-
^ben wird, dass für die Gnadenkirche in dem Fürstenthum
n der Ort vor der Stadt Teschen ,allergnädigst dcnominiret
1 außgesehen* sei. Damit war der Ort für die Kirche nur all-
mciti bezeichnet. Die genauere Bestimmung brachte die kaiserliche
äolntion vom 18. März 17U9. Diese enthält die Antwort auf die
ngabe des , Primas Bürgermeisters und Rathmanen' der Stadt
ichen. in weicher sie bitten, .denen zu außweisung des ohrles
li ODtcntütieii ? Wenn ja, dnnn würe dasselbe vor dem 23. OctobEi 1708 elo-
kt worien. U« in der BitnchiiCi Am Memorial der Stünde vom 16. Jünner 170S
Rt und auf da) Rcscript vom 3. April 1708 Rücksicht genommi^n wird, konnte
BiDSchriFt der Teaclmet SUnde in <1eni dadurcli ausgemesseDen Zeiträume ein-
tichl worden iein. — Ein indeiei Gesuch tekhlcn Im Dccerabfr 1708 40 evl^ge-
PerBOneii A. C. aas der Zahl der .Cammer- und! Adeliche IlorfschatTtt-
leithineo des KUr^tenlhums Teschen" ein. Sie bitten, ihnen die beiden Prediget
W G. Dolansky und G. Stiansky aus Zittau ,>d interim" bis auf die la enrirtende
mlallan des Kaisers ,iBr Ausübung des freyen Augsp. ReligionB*Exercitii in den
D «u »erslatten' und sie „mit einigen Kirchen nach der Gröfle unserer Ge-
nni cansoiiren*. Der er*te Theil der Bittschrift i^l von Wien aus (7. Jänner 170B)
ehUgig^ beantwortet worden. Die beiden „Prnedicanlen undt Pusch Prediger" Wollte
lUier .aliiiele'üh abgeschaffter wießen'. Auf den »Weiten ThHI des Gesuches
I du Retcripi nicht ein.
>) IntiDiirt cu Breslau de» 9. Pebrunr 1709. Der Receis wird meistens unter
I DuilKi det 8. Februar 1709 citirt (Kensei, S. 631 ^ Hietmartn, Getch.
i'roiek'l,. S, 91 etc.); das ist das Datum, unter welchem die ReligionscommisBion
> litiierliche Final resolntion dem schwedischen Bevollmichtigten mit-
Ikeiil hüt.
S2_
undt Platzes der Kirchen benennten Höh. K. Commissariis per ex-
pressum mit zu geben, womit Sie der ihnen vor hin beywohnendej
punctualität nach, die k. Mandata ad amussim zu exerdren, auch in
hoc passu sich verhalten, von dehroselben k. allergnädigsten Resolutioi
sich keineswegs abwendig machen, sondern den Orth in der Teschn:-
schen Vor Stadt (derer gantz nahe an der Stadt gennug seyn) hierzu
destiniren*.*) — Man kann es schon diesen Worten anmerken, dafs
der Teschener Stadtrath seine Eingabe aus keiner besonderen Liebe
zu den Evangelischen verfasst und eingereicht hat. Ganz andere
Gründe nöthigten ihn dazu. Er klagt in seinem Gesuche darüber, dass
Teschen in Folge der ^Elimination* der evangelischen Bürger zu
einer ^ad non Ens eilenden Stadt* geworden sei; die evangelische
Kirche bei Teschen würde auch Bürger in die wüste liegender.
Häuser bringen. Ausserdem werden die , unkatholischen Stände una
ihre Geistlichkeit die limites E. k. k. May. Allergnäd. Concessi^n
wegen Stätter und fläßiger Obsicht des k. Ambtes und unserer
kathol. Geistlichkeit nicht excediren und überschreitten dörfen*. Und
das wollen sie ja schon jetzt, indem sie, wie verlautet, ihre Kirche
gegen den Wortlaut des Rescriptes (die j^formula* in demselben
laute ja: ^^ausser der Stadt Mauer*, also ganz nahe bei der Stadt'
auf einem von der Stadt eine ganze Meile entlegenen Landgute.
Parchow, erbauen wollen. Das sei ein , Mißbrauch* der allergnäd.
Resolution, der ausserdem zum höchsten Nachtheil der Stadt Teschen
gereiche — deshalb die obige Bitte.*) Dieser willfahrte der Kaiser
alsbald, und in der früher angeführten und dem Landeshauptmann
in Teschen adressirten Resolution (vom 18. März) befahl er, dass
die Stände die 3^ zu Erbauen erlaubte Kirchen in einer von denen
daselbigen Vorstädten Unseren hierüber emanirten Allergnäd. Ver-
ordnungen gemäß* erbauen sollen.')
Sehen wir uns jedoch den Executionsrecess selbst genauer an. ai:?
Grund dessen die weitere Verfassungsentwickelung Schlesiens vor sich
gehen sollte. Derselbe war von einer Zuschrift begleitet, nach welcher
die kaiserliche Verordnung »allen Geist- und weltlichen Instanzien* in
^) Die Eingabe im Archiv des Min. f. C. u. U. in Wien mit dem bei-
geschriebenen Datum: 12. März 1709.
*] Ob an der Beschuldigung der evangelischen Stände: sie wollen die Kirde
in Parchow bauen, etwas Wahres war, vermögen wir nicht anzugeben.
•) Teschener evang. Pfarrarchiv.
33
Schlesien zugleich mit dem Befehle einer ,punctualen Observanz*,
und mit der Weisung, j^daß darwieder keine Exceptiones einiger
dagegen habenden particular Berechtigungen ietzo oder künfftig
etwas gelten sollen*, zu intimiren war. 'Ferner wird bekannt gemacht,
<^ass der Platz und die Art der neu zu erbauenden sechs (die Zahl
ist nun festgestellt) Kirchen in Gegenwart des Grafen Zinsendorf
und des Landeshauptmannes des Fürstenthums, in welchem sich die
Städte befinden, vor deren Mauern jene Kirchen zu erbauen sein
werden, auszumessen und zu bestimmen sind. Dann folgt der eigent-
liche Executionsrecess in 16 Punkten. Zum Schlüsse wird die Hoff-
nung ausgesprochen, dass auch schwedischerseits, nachdem der
Altranst. Convention ,ein sufficientes und zulängliches Genügen ge-
schehen*, mit der Finaldeclaration nicht gezögert werde. ^) Man
wartete aber ihr Eintreffen nicht ab, sondern ging sogleich daran,
die Bestimmungen des Executionsrecesses zur Durchführung zu
bringen.»)
Uns interessiren hier vor Allem jene Bestimmungen, welche
sich auf die Regelung der kirchlichen Verfassungsverhältnisse der
Evangelischen Schlesiens beziehen. Sie sind in den §§ 13 und 14
und, was die Organisirung der neuen Gnadenkirchen betrifft, im § 16
enthalten. Die beiden ersten Paragraphen geben die Praxis an, nach
welcher der § 7 der Altranst, Convention exequirt werden soll. Wir
führen die betreffenden Abschnitte ihrem Wortlaute nach an:
§ 13. »Mit der quoad Formam et Materiam auf den Fuß,
welcher tempore Pacis Westphalicae gewesen, verabfaßten Einrichtung
der Consistoriorum zu Liegnitz, Brieg und Wohlau. hat es nunmehro
seine Endschaft erreichet, und seyend die dazu verordnete catholi-
schen Praesides, daß sie Secundum Canones im August. Religione
receptos et majora Assessorum Vota, bey denen vorkommenden
Sachen, salva ubique appellatione immediata an Ihro Kay. u. Kön.
i) Das kaiserliche Rescript vom 27. Mai (Breslau, 3. Juni) 1709. in welchem
der Uebertritt von der katholischen Kirche rur ,Augsp. Confession* als „crimen
aposiasiae"* verboten wurde, gab Strahlenheim noch einmal Anlas«, vor der Absendung
xeines ^Finalrapportes* an den schwedischen König zu interveniren (20. Juli 1709).
— Die schwedische Finaldeclaration langte erst den 21. Märr 1710 aus Bender ein.
Sie befindet sich bei H e n s e l, S. 364.
*) Der Recess mit der ihn begleitenden Zuschrift im Teschener Pfarrarchiv;
gedruckt bei Hensel, S. 622. Kutmany, Urk.-B., S. 68.
Jahrbuch des Protestantismus 1898, H. I u. II. 3
34
May. zu concludiren und decidiren hätten, gleich anfangs hiernacber
instruiret worden.
Was aber die Confirmationes der Praesentatorum belanget, da
haben Ihro Kays, und Kön.' May. sich dahin Allergnädigst ent-
schloßen, daß bey denen jenigen Partheycn, allwo deroselben öi^s
Jus Patronatus immediate zukommt, weilen sothanes Jus Praesentanci
una ciun Jure confirmandi unseparirter verknüpfet ist, solches auch
absolute deroselben verbleiben müsse, womit aber binner dieser Zeit
die eingepfarreten in denen Cammerdorfschafften sich üb^ den at-
gängigen Gottesdienst nicht zu beklagen hätten; So werden fich
Ihre Kajrs. und Kön. May. nicht entgegen seyn laßen, daß in
zwischen und so lang, bis dero AUergnädigste Collatur (welche jcde>
mahl zeitlichen eingerichtet werden wird) erfolget, sothaner Gottes-
dienst nebst denen Ministerialien entweder von denen angräntxendec
Pfarrern, oder von Einem von dem Consistorio provisorio modi>
hierzu erkiesten substituto verrichtet werde. Wie dann auch öfter?
Allerhöchst erwaehnte Kays, und Kön. May. dahin Allergnädigst
condescendiren, daß in dem jenigen Casu, allwo den pnvatis mehr
gemeldtes Jus Patronatus gehörig, das Conststorium den von denca
privatis praesentirten Pfarrer, sobald er demselben vorgestellet worden,
also gleich provisorio modo die Ministeriaiia inzwischen verrichter.
und super Qualitatibus et habiUtate des vocirten Subjecti Bericht
erstatten und die diesfällige ßestättigung bey Ihro Kay. Majestä:
durch Vorzeigung seiner Vocation ausbitten und erwarten solle.*
Nicht minder
§ 14. y Sollte auch das Consistorium oder sogenannte Kirchen-
Amt bey der Stadt Breßlau in derjenigen Verfaßung, wie solche
Tempore Pacis Westphaltca gewesen, annoch ferner verbleiben. Und
nachdeme die bisherige notorische Praxis gezeuget, daß entzwischer.
dem Bisch. Consistorio und oberwehnten BreOlauischen Kirchen-
Amte das Jus praeventionis et Electionis allezeit stattgefunden, und
in der litigirenden Partheyen freyen Willkühr bestanden, zu welchen
sie sich aus beyden wenden wollen, also müße es auch dabey um
so viel mehr ins künftige verbleiben, als derley zu dem Bischöfl.
Consistorio freywillig recurrirende Partheyen von demselben entweder
secundum Canones in August. Relig. receptos et quidem salva semper
Appellatione immediata an Ihro Kay. und Kön. Majestät indiciret
oder aber gleich Anfangs nach der Sachen Bewandnuß und Um-
85
s>tänden von erwehnten Bischöfl. Judicio abgewiesen, und an das
£reBiauische Kirchen-Amt remittirt werden sollen/
Aus dem § 16 führen wir Folgendes an: Es wollen »Ihro
Kays, und Kön. May. erlauben und zulaßen, daß öfters erwehnten
unveränderten Augsp. Confess. Verwandten über oben gemeldte
cirey Kirchen annoch eine Anzahl von andern Sechs Kirchen und
dazu gehörigen Schulen nach Art und Weise obgerügter Schweidnitz,
Jauer und Glogauischen Kirchen, und zwar dergestalten, daß selbige
keine Actus Parochiales zum Praejudiz der daselbigen Catholischen
Pfarrer zu exerciren befugt seyn, weniger denen Parochis Loci an
Ihre Stola. Zehenden, oder andern Accidentiis einigen Eintrag thun,
auch quod ad Praesentationem Ministrorum auf gleiche weise, wie
obige benambsete drey Kirchen verfahren und die Praesentators
zur AUergnädigsten Kays. Confirmation sodann jedesmahl einsenden
sollen, auf Ihre selbsteigene Unkosten, in denen Ihnen denominirten
Oerthem auf denen aussteckenden Plätzen frey und ungehindert er-
bauen mögen*. ^)
Welche in den Bereich der Kirchenverfassung fallenden Grund-
sätze waren in diesen Bestimmungen des Executionsrecesses ent-
halten ?
a) Die alten Consistorien sind zwar als oberste Kirchen-
regimentsbehörde wiederum aufgerichtet worden, aber gewiss nicht
,jiixta veterem usum*. Trotz aller Bemühungen und Protestationen
Strahlenheim's blieb es bei der Bestimmung, dass die neu auf-
gerichteten Consistorien katholische Präsidenten haben sollen. Damit
ist dem katholischen Einflüsse in die obersten evangelischen kirch-
lichen Behörden Thür und Thor geöffnet worden.") — Die Art und
Weise, wie die neuen Consistorien im Uebrigen eingerichtet wurden,
gibt Hensel an.') Der Präses, welcher ein königlicher Regierungs-
rath war, bestimmte die Sitzungen, in welchen nach den Gesetzen
der A. C. Verwandten und nach der Stimmenmehrheit concludirt
1) Diese Kirchen sollten Sagan, Freistadt« Hirschberg, Landshut, Milit^ch und
Teschen erhalten. — Nach der alten Bestimmung, welche hinsichtlich der ersten drei
Gnadenkirchen galt, sollten sie vor der Stadt , einen Stück-Schuß weith" erbaut
werden. Deshalb sagte man: die Gnadenkirche vor (ecclesia post portam) Teschen.
*) Anders, S. 135, spricht vom akatholischen Präses, was wohl ein
Druckfehler ist. — Dass das Verfahren der katholischen Präsidenten in den Con-
sistorien nicht inmier zu Gunsten der Evangeli>chen war, bezeugt Hensel, S. 667.
») S. 560.
3*
36
werden sollte, nach seinem Belieben. Das Consistorium bestand noch
aus folgenden Beisitzern: aus einem von den evangelischen Ständtn
und Landesältesten, ,der auch hernach den Titel eines kaiserl
Rathes dieses Officii wegen erhalten und damit beehret worden; aas
dem Superintendenten des Fürstenthums, aus noch einem evangeli-
schen Geistlichen, nach Belieben des Kaisers aus den ältesten
Geistlichen der Städte oder des Landes von demselben (dem Kai'-er
nämlich) ernannt ; einem dritten evangelischen Geistlichen als Assessor
consistorii, wiederum nach des Kaisers Belieben, und aus einem
Juris consultus als Secretarius consistorii. Alle diese hatten e n
, wirkliches Votum* in den Sitzungen*.
Diese so eingerichteten Consistorien hatten vor Allem die
Candidaten — nach deren Vocirung und Präsentation — zu exami
niren und zu ordiniren. Sie waren aber auch berechtigt, absolvirten
Studenten der Theologie ^Licentz-Zettul* zu geben, welche sie zum
Predigen in den Kirchen des betreffenden Consistorialsprengels er-
mächtigten. — Solche ^Licentz-Zettul* sollten sie aber nur solchen
Studenten ertheilen, von welchen sie wussten, dass sie ihren Zu
hörern keine ,von verschiedenen*, auf Universitäten, wo sie studirten,
3> aufgeklaubten verdächtigen doctrinis imbibirte Principia beybringen*.
wie überhaupt die Consistorien darüber zu wachen hatten, dass keine
verdächtigen, ^contra Aug. conf. receptam scripturam* gehenden
Lehren in ihren Sprengein ausgestreut und Theologen, welche solchen
der A. C. zuwiderlaufenden Lehren anhingen, nicht zu Beneficien
präsentirt würden.*) Ihnen kamen die Rescripte zu, welche sich auf
die vor ihr Forum gehörenden Fälle bezogen. Diese Rescripte sind
ihnen durch die königlichen Regierungen vermittelt worden. Im
Uebrigen war der Wirkungskreis dieser Consistorien ein ähnhcher
wie jener der alten.
b) Was spedell die Ausübung des Jus praesent. umi
confirm. betrifft, so übte der Kaiser dort, wo er das Jus Patronatus
unmittelbar hatte, also auf den Kammergütem, jenes Recht ,abso-
lute*, d. h. ohne jegliche Beschränkung aus. Für die Zeit der Vacanz
1) Im Jahre 1730 musste sich das Wohlauer Consistorium dem Obemmte K\tx
Austheilung solcher „Licentz-Zettul' wegen verantworten. Auch schien man dasseile
zu verdächtigen, dass es auf Diejenigen, welche sectirerische ^speciell pteti^ische)
Lehren ausstreuen, nicht genug wachsames Auge habe« (Die Verantworturg im
Teschener Pfarrarchiv.)
37
galten, wie oben angeführt wurde, besondere Bestimmungen. Wo
die Privaten das Jus Patronatus hatten, durften sie auch die Pfarrer
präsentiren. Die Präsentation geschah aber unter Concurrenz des
Consistoriums, welches über den präsentirten Bericht zu erstatten
hatte. Die Confirmation ertheiite auf Grund der Vocation und jenes
Consistorialberichtes der Kaiser.
c) Die dritte Bestimmung bezog sich auf die kirchlichen Ver-
fassungsverhältnisse in Breslau. Wie sich diese im Laufe der Zeit
zu Ungunsten der Evangelischen gestaltet haben, ist am betreffenden
<Jrte gezeigt worden. Der Executionsrecess machte diesen fiir die
Evangelischen ungünstigen Zustand der Kirchen Verfassung zum sta-
bilen und lieferte damit einen interessanten Beitrag zur Bildung des
Gewohnheitsrechtes innerhalb der evangelischen Kirche.
d) Die letzte auf die kirchlichen Verfassungsverhältnisse sich
beziehende Bestimmung betrifft die Organisirung der neuen, um die
bewilligten Gnadenkirchen sich sammelnden Gemeinden. Es wurde
bestimmt, dass auch sie hinsichtlich ihrer Verfassung ,auf den Fuß*
der alten Gnadenkirchen gesetzt werden sollen. Wir haben im
Vorhergehenden schon die Organisation derselben geschildert; eine
ähnliche, mit allen der ^ecclesia dominans* zugute kommenden
Beschränkungen der evangelischen Kirche und ihrer Rechte mussten
sich auch die neuen Gnadenkirchen gefallen lassen. Die Geistlichen
derselben waren nur dann berechtigt, die Ministerialien zu ver-
richten, -wenn Diejenigen, welche sie verlangten, einen »Licenz-
zettel* (schedulam) vom eigentlichen, d. h. katholischen Parochus
loci, beibrachten, eine Bestimmung, welche sich zur Quelle un-
gezählter Schwierigkeiten und Anlässe zu Bedrückungen und Placke-
reien sowohl der evangelischen Geistlichen als auch der Gemeinde-
glieder seitens der katholischen Geistlichkeit gestaltete. Dabei
mussten die Evangelischen den katholischen Geistlichen die
Zehenten abfuhren und Stolagebühren für Functionen, zahlen,
welche dieselben selbstverständlich niemals verrichtet haben.*) —
Trotzalledem sprach man vom , freien Religiortsexercitium*, und
die Evangelischen waren so hoch erfreut, dasselbe erlangt zu
1) So verklagte t. B. im October 1712 der den Evangelischen ungemein feindlich
gesinnte katholische Decbant Twaruschka den Teschener evangelischen Pfarrer Hentschel,
weil ihm dieser, als er seine Tochter verheiratete, einen Gulden Stola nicht betahlen
wollte. (Teschener evang. Pfarrarchiv.)
38
haben, dass sie sich nicht sträubten, die bedeutenden Opfer zu
bringen, welche man von ihnen dafür forderte. Mussten ja z. B. alle
neuen Gnadenkirchen für die ihnen gewährte ^kaiserliche Qemenz*
dem Hofe, der sich damals des ^geldfressenden* spanischen Erbfolge-
krieges wegen in ziemlich grossen ^necessitatxbus publids* befand,
grosse Geldgeschenke oder Darlehen oder beides zugleich (cfie so-
genannten Donativgelder) bezahlen. Die Evangelischen des Teschencr
Fürstenthums mussten trotz ihrer Armuth 10.000 Gulden als , frei-
williges Geschenk* aufbringen und in Wechseln nach Wien schicken.
Die sechs Gnadenkirchen sollen zusammen 700.000 Gulden nach
Wien bezahlt haben.*)
Zum Schlüsse möge noch bemerkt werden, dass der Kaiser
als Compensation für die neuen Gnadenkirchen mit einem Capital
von 100.000 Gulden (der sogenannten Josephinischen Fundationi
17 neue katholische Kirchensysteme, und zwar 10 im Bricgiscben,
3 im Liegnitzischen und 4 im Wohlauischen Fürstenthume errichtete.
Man nennt diese Kirchensysteme ^Josephinische Curatien*.") Die dort
angestellten Geistlichen hatten nicht das Recht, den Titel , Pfarrer*
zu fuhren, sondern nannten sich »Curaten*. Auch das Stolagebühren-
recht hatten nicht sie, sondern die zuständigen evangelischen Pferrer
— es hatte demnach der Executionsrecess der Altranst. Convention
auch die Errichtung einer Art von katholischen Gnadenkirchen zur
Folge. •)
») Biermann, Gesch. d. Protest., S. 92 ; Griinhagcn II, 404. — Aus nem
früher (S. 17, Anm. 4) angeführten Schrift.^tücke geht hervor, dass auch Teschen ein Dar-
lehen von 70.000 Gulden hätte leisten sollen. Sobek schreibt sich das als Verdienst tu,
dass das verlangte Darlehen „mit Gottes Hülfe allerunterthänigst abgelehnt' werden konnte
Er meint, dass y^wann es gezahlt hätte sollen werden, wegen der Unmöglichkeit, man sie:;
der Kirchen nicht zu erfreyen hätte". Weil Teschen nur das Geschenk geben sollte,
wäre es ihm gelungen, das ^negotium* glücklicher als die Herren Depotirlen der
anderen Fürsienthümer zu endigen. — Soffner gibt das Donativ Teschens — wöhl
nicht richtig — auf 15.000 Gulden an. (Altranst. Conv., S, 23.)
*) Grünhagen II, 405. Derselbe meint, es sei das Capital dem Kaiser vom
Breslauer Domcapitel vorgestreckt worden sei; Soffner beweist dagegen (D, Altranst.
Conv. etc., S. 24 u, f.), dass es sich um ein eigenes, dem Bisthum Breslau zngc
wendetes Stiftungscapital handelte. Er gibt die Anzahl der Pfarrsysteme (gegen Grcn-
ha gen, der 15 anführt) auf 17 an und meint auch, dass der von Grünbagen an-
gegebene Gesammtbetrag der Donativgelder (700.000 Gulden) zu hoch gegriffen sei.
*) Swientek, Die Josephinischen Curatien, im „Schles. Pastoralblatt", XVUI,
1897, Nr. 2.
39
VI.
In diesem Abschnitte haben wir zu zeigen, wie sich auf
Grund der im Executionsrecess enthaltenen Bestimmungen die
weiteren Verfassungsverhältnisse der evangelischen Klirche Schlesiens
entwickelt und gestaltet haben. Schon in der auf den Executions-
recess folge^iden Zeit wird hauptsächlich das Fürstenthum Teschen
unsere Aufmerksamkeit fesseln; denn in demselben wurden damals
schon die Grundsteine für das Verfassungsgebäude gelegt, welches
später die gesammte evangelische Kirche Oesterreichs umfassen
sollte. Der Verlauf der geschichtlichen Ereignisse hat es mit sich
gebracht, dass den Evangelischen in Teschen die Aufgabe zufiel,
jene Grundsteine zu legen, — Das Interesse, welches wir dem Tesch-
nischen zuwenden wollen, soll uns jedoch nicht hindern, auch das
übrige Schlesien, so lange es nämlich österreichischer Boden blieb,
im Auge zu behalten.
Wenn wir die auf die Verfassungsverhältnisse der evangelischen
Kirche Schlesiens sich beziehenden Bestimmungen und Zugeständnisse
des Executionsrecesses mit jenen des Westfäl. Friedens vergleichen,
so müssen wir sagen, dass der Vergleich nicht zu Gunsten des
ersteren ausfallt. Und es sollte doch, wie es eine spätere schlesische
Beschwerdeschrift ausdrückt, die Altranst. Convention nichts Anderes
sein, ,als eine Correction dessen, was contra genuinum Sensum In-
strumenti Pac. sc. Westph. innovirt worden!* Es ist allerdings zuzu-
geben, dass die evangelische Verfassungsentwickelung einen weiteren
Kreis gezogen hat, weil sie ja auf die neuen Gnadenkirchen aus-
gedehnt wurde; aber die ursprüngliche Gestalt der Verfassungs-
verhältnisse hat die Altranst. Convention nicht hergestellt. Durch
sie, resp. ihren Executionsrecess, ist die evangelische Kirche in
eine bedeutend grössere Abhängigkeit von der Staatsmacht gebracht
worden, als dies zur Zeit des Westfal, Friedens der Fall war, und
das war mit der Beschränkung der Freiheit ihrer Bewegung gleich-
bedeutend. Ausserdem hörte man ja nicht auf, die römische Kirche
ganz offen zu favorisiren, und betrachtete die »Ausgp. Religion* nur
als eine tolerirte. Als solche hatte sie ihre Verfassung aus der Hand
der weltlichen Macht einfach hinzunehmen und sich damit, was man
ihr gewährte, zufriedenzustellen.
40
Eine Sache ist es ganz besonders gewesen, welclif diesen für
die evangelische Kirche ungünstigen Verfassungs7.ustand illiistririe
lind belegte: die Confirmation der Geistlich cn, welche nun
in jedem Falle in Wien einzuholen war, ein Umstand, welcher so-
wohl die Abhängigkeit von Wien zum stärksten Ausdrucke brachte
als auch eine Quelle fortwährender und grosser Schwierigkeiten wurd-,
die das Gedeihen der evangelischen Kirche sehr beeinträchtigten.
Ja, diese Art der Confirmation gab Anlass zu Manipulationen, welche
vom sittlichen Standpunkte aus ganz entschieden verurtheiJt werdm
miLssen. Man kam sofort in Wien darauf, dass die Confitmationcn
der evangelischen Geistlichen eine einträgliche Etnnahmsquellc bilden
könnten. ,Jhro Rxcellenz der oberste Canzler und die hohen Ministri
Kajs. Maj.' fassten auch sogleich den .billigen und zugleich nütz-
lichen Gedanken, eine kais. Verordnung auszuwirken*, nach welcher
für alle Confirmationen der Geistlichen ,vom Superintendenten an bi<
zum untersten ' , der Canzeley einige Sportein ' gezahlt werden
sollten, die nicht fiir den Kaiser, sondern nur ,lur die Herrn in der
Canzeley als ein Accidens kamen'. Man verlangte für die Confir-
mation eines Stadt geistlichen 100. eines Dorfgeistlichen 50 Gulden
Es stiegen aber im Laufe der Zeit die Preise so hoch, dass die
Geistlichen bei den Dorfkircben bis über 400 und ein Superintendent
so;jar 1000 Gulden zahlen mussten!') Das wäre noch nicht da'
Aergste gewesen; aber es bildete sich bei der Besetzung der geist-
lichen Stellen eine Art Simonie aus, welche als höchst bedenklich
beKeichnct werden muss.'j Ausserdem gestaltete sich die Besetzung
einer jeden geistlichen Stelle wegen der aus Wien abzuwartenden
Confirmation zu einer sehr langwierigen Angelegenheit. .Nachdcni
die Landeshauptleute sahen, dass diese Confirmationen in Wien
Nutzen bringen, machten sie den Ständen das Anerbieten, in Wien
dahin wirken zu wollen, dass die Confirmationes der Pfarrer nicht
erst bey Hofe dürften mit Mühe und Verzug gesucht werden, sondern
dass sie, die Landeshauptleuthe, in jedem Fürstenthume dieselben
gültig confirmiren könnten; so würde es leichter sein.' Aber die
Stände und , weitersehenden Landesältesten' merkten die eigeui-
liehe Absicht der Landeshauptleute und stimmten dem Antrage nicht
bei. Man iiielt dafür, dass es für die Evangelischen entschieden
•) Hensel, S. 661. Act. hisior. ecciei. IM, VI. 1742, S. 687.
') Hetisel, L c.
&er sei. -wenn die ConfirmatJon in Wien nach einer .billigen
'**^* gescHehe. indem man wenigstens nicht so bald eine Acnde-
ig zu befürchten haben werde; denn ,was nun einigen Nutzen
einem Hofe eintrage, daure doch gemeiiii^;lich länger, als wovon
i Hof nichts zu geniessen habe'.') Und so blieben denn auch die
jnürmationen in Wien.']
Dort hat man auch .-strenge darauf gehalten, dass dieses Reclit
Hofes nicht verletzt werde. Ein kaiserliches Rescript vom
November 1713 schärfte den .privatcollatoribus' der evangelischen
. :hen zu Liegnitz. Brieg und Wohlau ein. .die Auslösung unserer
::rgnadigsten Confirmation' .derpraesentirten Ministri' »bey unserer
nv^l. Böheimiscbcn Hof-Caniley' nicht zu unterlassen, und dem
_i-onsistorio ist zugleich nachdrücklich bedeutet worden, .daß selbte
^ dergestalt pracsenlirtc Ministros zu schleuniger Auswürckung
■ disfalls zu suchen habenden Confirmation anhalten, und wann
IsoWhe binnen zweyer Monathen Frist nicht darzeigeten. deren
lentation eo ipso vor null und nichtig gehalten werden solle». ■)
Zum Glück hatte man die Bestimmung, dass ein Jeder, wenn
f seine Präsentation und Vorstellung beim Consistorium ordriuni;s-
mäss gescheiten ist, und nichts Erhebliches gegi^n ihn eingewendet
ftden konnte, sein Amt schon vor dem Einlauft^n der .gnädigen
Kifirmation* aus Wien antreten durfte. Die Installation im Namen
i Kaisers als Summi episopi durfte der Superintendent natürlich
dann vornehmen, wenn die Confirmation vorlag. Dazu wurde
Jlmi vom Consistorium der Befehl gegeben ')
So lange sich die vocirten und das Amt eventuell provisorisch
■»erwaltenden Pastoren nicht legitimiren konnten oder legitimirt haben,
|d«s Sic die kaiserliche Confirmation mittelst der .eigends ergehenden
I allermildestcn intimation' erhielten, durften sie nicht zum Genüsse der
1 «äl dem Pastorate verbundenen .emolumentorum* zugelassen werden.
'I He.i .■.(!, S. G53
■) Naiarlkh blieb der
|ul, ehe die CoDärmalion i
«ngW.
1 fiiermann, Gesch. d. Proieit,. S. 109.
"gang der alte; über 3 Jahre d.merle » ninnch-
Vgl. Biermann. Gesch. d. Prolcsl., S. 201,
*) RleeK^f K. K. Samml. der in Sclilesien liundtem. Ge.elie, 1778, S. 87.
') Die Confirmaiioner. verlogenen »ich mnch In Folge der peinlich genauen
™iionen, welche man in Wien durch die Conwslorien über alle« Mögliche ciniog.
' «ich im Teschener evang. Pfarrarchiv.
42^_
So bestimmte es das kaiserliche Rescript vom 27, September 1736. V
Es scheint aber auch dann noch öfters vorgekommen zu sein, da:»
PrivatcoUatoren den von ihnen vocirten Pastoren, ohne das Einlangen
der Confirmation abzuwarten, oder ohne dass die confirmirten Pastoren
die Confirmationstaxen bezahlt und die ^diesfalligen Rescripte' bei
ihren zuständigen Regierungen behoben hätten, ihnen den Genuas
der Pastoratseinkünfte verstattet haben. In Folge dessen hat das
am 13. August 1739 erlassene kaiserliche Rescript von Neuem dec
Collatorcn streng aufgetragen, ,daß Sie kein zu denen sich erledigten
Pastoraten von ihnen vocirtes Subjectum, bis nicht dasselbe über
die respectu der bescbehenen Vocation von Ihro May. erfolgte alier-
gnädigste Confirmation durch die an die Behörde diesfalls erlassene
intimation sich legitimirt haben würde, ad perceptionen auch nur
deren mündesten emolumentorum zuzulassen* haben. Im Falle des
Nichtbefolgens dieser Verordnung wird den CoUatoren mit einer
Geldstrafe von 100 Ducaten gedroht.*)
Die Altranst. Convention (P. 6) gab den schlesischen Pro-
testanten das Recht, , gewisse Leute und Mandatar los an dem kais
Hofe auf ihre Unkosten zu halten und zu unterhalten*, welche dort
ihre Interessen zu vertreten die Pflicht hatten. Die evangelischen
Stände machten auch fleissigen Gebrauch davon. Veranlassung dazu
gaben ja die vielen Eingriffe sowohl der katholischen Geistlichkeit,
als auch der Regierungsämter in die knapp ausgemessenen Rechte
der Protestanten. Das gab immerwährende Ursachen zu Beschwerdeti
und Klagen ab, welche die in Wien am Hofe stationirten Agenten
zu übermitteln, und für deren günstige Erlediguni^ sie nach M'>'-
liciikeit Sorge tragen sollten. Da das Erhalten der Agenten Unkosten
verursachte, musste man darauf bedacht sein, einen Fond zn haben.
aus welchem jene Unkosten gedeckt werden könnten. Dieser Fond
ist durch eine Collect e. deren wir schon früher Erwähnung gethan
haben, aufgebracht worden.*) Diese sollte, um den Fond immer
») Im Archiv des Min f. C. u. U. in Wien,
') Teschener evang. Pfarrarclnv. — Das Rescript führt zwei Beispiele de«; in
dem>elben gerügten Verfahrens an,
•) In dieser Hinsicht griff man auf die Bestimmungen der Kirchenordnung -us
dem Jahre 1677 zuiück; diese will die Reisekosten und Diäten, auf welche Air
„Triga- Männer** Anspruch hatten, wenn sie Sitzungen in der Weichbilds&tadi abhielten,
durch eine regelmässig abhaltende Collecte (in der Quatembeneii) gedeckt wissen
Die Auswärtigen sollten 2, die in der Weichbildsiadt Wohnenden 1 Rth. erbalten
43
vieder zu speisen, wiederholt und in der Quatemberzeit an die
Senioren und Superintendenten gegen eine Quittung eingesendet
Ä' erden, welche sie den , darüber constituirten* Landesältesten zu-
stellten. Die Collecte geschah zunächst durch die Auferlegung einer
Steuer, was der Religions-Commission, wie wir schon sahen, miss-
liebig war, indem sie darin die Verletzung des ^Regale principis*
sah. Weil man aber auch vielen anderen, welche ^in keiner Steuer
Indiction lagen*, Gelegenheit verschaffen wollte, beizutragen, hat
nrian neben der ersten Art des Collectirens auch das Sammeln bei
den Kirchenthüren eingeführt,*) — Dass die Aufgabe, welche die
Agenten in Wien zu lösen hatten, keine leichte war, braucht wohl
nicht weitläufig bewiesen zu werden. He n sei meint,') dass ,der
schlechte Erfolg ihrer Remedirung und Abstellung geschwinde wahr-
zunehmen war; denn wer den Herrn Agenten bey Hofe sähe, konte
sich schon einbilden, daß sein Vortrag unter die odieusen und un-
angenehmen Dinge des Hofes und der catholischen Kirche gehöre,
wodurch eben denen Evangelischen in Schlesien so sonderlich nicht
gerathen wurde*. — Dieses Urtheil ist nach unserer Ansicht nicht
ganz zutreffend. Wir wissen speciell aus der Geschichte der evange-
lischen Kirche im Fürstenthume Teschen, dass die Agenten am Hofe
den Evangelischen manchen guten und wichtigen Dienst geleistet
haben. Dass ihr Vortrag und Intervention unter die ^odieusen und
unangenehmen Dinge des Hofes und der kathol. Kirche* gehörte,
wollen wir gerne zugeben.
Nach diesen mehr allgemeinen und die ganze evangelische
Kirche Schlesiens betreffenden Bemerkungen wollen wir uns speciell
*) Im Teschnischen ist die CoUccte durch eine K. O. A. R. (kön. Ob.-Amts-
Resol.) vom 13. Februar 1708 geradezu verboten worden („ratione derer von denen
A. C. Verwandten außgeschrieben seyn sollenden Collecten, um solche durch nach-
rirücklichen Verboth sogleich sistiren und genauest nachzuforschen: durch wenn? und
wie viel bereits von solchen Geldern coUcctiret oder wohin sie di>tribuiret worden,
auch wo irgends was davon anzutreffen? welches aUogleich in Sicherheit zu bringen
und darüber Bericht an das kön. Ober-Amt abzust^ttfu ist). (Jahrbuch IX, 1888,
S. 41.) Im J. 1727 befahl aber das Oberamt durch die Verordnung vom 27. Jänner,
zur Besoldung des Mandataiius Adam Stössel das Quantum von 268 Gulden 36 Kreuzern
von den Landständen einzucassiren und bis Pfingsten „unter Bedrohung erfolgender
Execution" nach Breslau abzuführen. Die Eincassirung sollten die Teschener Kirchen-
vorsteher besorgen. (Teschcner evang. Pfarrarchiv.) Im Liegnitz'schen hat der erste
kath. Präses des Con:^istoriums Volbracht die Collecte zugelassen. (Hensel, S 653.)
") Hensel, S. 653.
44
dem Fürstenthume Teschen zuwenden, um dort die Bildung der
ersten Organisation der evangelischen Kirche zu verfolgen. Wir werder
damit auch ein Spiegelbild der Schwierigkeiten erhalten, welche d r
dortige evangelische Muttergemeinde in der ersten Zeit ihres Bc
Stehens zu überwinden hatte.
Die BewiUigung, eine Kirche vor Teschen bauen zu durfer.
ist im Teschnischen selbstverständlich mit der grössten Freude bt-
grüsst worden. Das Dankschreiben, welches in Folge dessen nad
Wien abgeschickt wurde, strotzt von überschwenglichen Ausdrücken
welche diese Freude bezeugen.*) Sofort ging man aber daran. c:t
ersten Schritte behufs Organisirung der neuen Gemeinde zu thLü
Man sah sich nach Vorbildern um und zog über die Organ ifatiu:
der alten Gnadenkirchen Erkundigungen ein. Man wollte die Kirchtrc
Ordnungen der alten Gnadenkirchen kennen lernen ; man wollte wis^er
wie man es mit dem kaiserlichen Bevollmächtigten halten si>! f
der zur Absteckung des Bauplatzes kommen soll; man liess sich d:t
Kirchenagende von Breslau, Schweidnitz und Jauer schicken etc. I^ r
erste That, welche man zum Zwecke der Organisirung der neuen G^
meinde vollbrachte, war die Wahl von elf Deputirten oder Kirchen
Vorstehern. Sie ist auf die Weise vollzogen worden, dass man zu
den früher erwähnten sechs noch fünf neue hinzu wählte.") Ein
Actenstück aus späterer Zeit, auf welches wir noch zu sprechen
kommen,') macht uns mit der Entstehung des ersten Teschenc:
Presbyteriums ziemlich genau bekannt. Wir erfahren aus dem-
selben, dass die Stände, ^wie es von ganzen Corporibus* zv
geschehen pflegt, welche »durch gewisse Membra* ^ad e\itar
dam confusionem et molestias minuendas* ihre Angelegenheiten ^rc
exerciren pflegen*, ^nach dem Exempel derer, denen die übrigen
alten und neuen Gnadenkirchen verliehen worden, Einigen aus ihrem
Gremio das Jus Patronatus, ipsorum nomine bey Kirche und Schule
nebst ordentl. und unermüdeter Besorgung der Ihnen Allerhöchst
verliehenen Religions-Begnadigungen zu exerciren, durch ertheilte
*) Teschener evang. Pfarrarchiv.
•) Es waren die Herren Sobek. Bhidowsky, Skrbensky, Gurexky. Pelhrzim.
Marklowsky, Skoczowsky alias Wilimovsky, Cardinal, Zierowsky, Tschamer, Rusezky. —
Bezüglich der Zahl entschied wohl auch das Vorbild der anderen Gnadenkirchen. Im
Saganischen gab es z. B. 10 Kirchenvorsteher.
■J Im Teschener evang. Pfarrarchiv. ^,'
45
Vollmachten confcrirt und zu Vorstehern erwehlt. Und dieses ist
von denen Ständen nicht clancularie, sondern nft'entlicli und in
solchen ZusamrocnkünfTten geschehen, weiche Ihnen nach ordentl.
bey Einem löbl. Landcs-Ambte geschehener Anmeldung ungeweigert
concedirt worden'.
Die Vollmacht, welche dieser erste Teschener Kirchenvorstand
von den übrigen Mitständen erhielt, trägt das Datum des
10, April 1709. Man wird uns gewiss zustimmen, wtnn wir .sagen,
dass die Wahl des ersten Teschener Presbyleriums zu den Mark-
steinen der evangelischen Kirchenverfassungscntwickelung in Oestcr-
reich gehöre, und dass das Document, durch welches jenem Kirchen-
vorstände seine Rechte und Pflichten aufgetragen worden sind, für
diese Entwickelung von ganz besonderer Bedeutung sei. Klingen ja
sciion aus demselben ähnliche Töne, wie sie unsere jetzige Kirchen-
verfassung in ihrem Abschnitte von den Pflichten und Rechten des
Presbyteriums anschlägt. . . .
Soviel wir sehen, ist jene Vollmacht des ersten Teschener
Kirchen Vorstandes noch niemals im vollen Wortlaut abgedruckt
worden; wir fühlen uns deshalb verpflichtet, es hier zu thun,'}
Das Original dieser Vollmacht war in böhmischer Sprache verfasst,
wie ja überhaupt die evangelischen Stände vielfach in dieser
-Sprache mit einander schriftlich verkehrten.'} Wir brauchen uns jedoch
mit der Uebersetzung der Vollmacht keine Mühe zu machen;
das früher erwähnte ActenstUck auf S. 100 enthält eine voll-
ständige deutsche Uebersetzung oder, wie es dort heisst, ein ,Trans-
sumpt*. welches wir hier folgen lassen:
.Im Nahmen der Hochgelobten und unzertheüten
heiligen Drcycinigkei t. Amen!
Wir Endes unterschriebenen Land- Stände des Fürstenthumbs
Teschen, so wohl Herren- als Ritter-Standes der Aiigsp, Conf.
zugethan, bekennen mit diesem Briefe, der eine Vollmacht heißet,
vor jeder männiglich, besonders wo es von nöthen seyn dürffte,
Weichergestalt, nach dem Ihre Rom. Kay. auch in Hungarn und
Böheimb Königl. May. unÜ mit der allerhöchsten Gnade be-
schencket, und unO eine Kirche zum Exercitio des Evangelischen
') Vgl. Bierminn, Gesch. d. Protest., S. 93 und Gesch. der ernng. K., S. 34.
■} Die Ausschreibungen tu gemeinüunen Versammlungen, in welchen man die
kirchlichen Angelegenheiten berieth. erfolgten meisten» in böhmiicher Sprache.
46
Gottesdienstes, wie auch eine Schule zur Unterweisung in ScientiL-
Literarum und Christiichen Tugenden, zu erbauen erlaubet; Wrr
unß von wegen Desto ehendem und ordentlichem Aufbauung be-
sagter Kirche und Schule, ingleichen derer Wohnungen vor c:c
Docentes bey Kirch und Schule, dahin vereinbaret und die WoL-
gebohrenen Herren (nun folgen die elf Kirchenvorsteher mit ihren
vollen Nanicn und Titeln) erbethen, daß dieselben der obbesagten
Kirch und Schule Curatores zu werden sich entschlüßen und :. -
solche derselben vorzustehen Sich gefallen lafien möchten ; welcfce<
Sie auch, unserer Bitte dcferirende, auf Sich genommen.
Derohalben Wir denn dieselben in Kraft dieses Briefes, u
bester Form Rechtens, aus tragendem Vertrauen gegen diesdbr^
zu dem bedeuteten Vorsteher- Ambte bevollmächtigen, und
1. dieselben ersuchen, daß Sie in unserem Nahmen, und vor.
Wegen des Herren- und Ritter-Standes der Augsp. Confess. allent-
halben und wo Sie es vor gutt erachten möchten, zur Erbauung
bemeldter Kirchen, Schule, wie auch der Prediger- und Schul
Wohnungen, in regard unser Armuth, die Allmosen anfs allcr-
möglichste soUicitiren und erbitten, dann dieselben auf die o*v
beschriebene Bedürffnuß verwenden, und bcydes, die Einnahme
als Außgabe ordentl. verzeichnen.
2. Ersuchen Wir dieselben, daß Sie besagte Gebäude nach
Ihrer Willkühr auferbauen mögen.
3. Was die Vocationes und Beruf so wohl der Kirchen- al>
Schul-Lehrer, wie ingleichen der Kirch-Bedienten betrifft, so er-
theilen wir denenselben auch dießfalLs volle Macht, daß Sie solche
nicht nur vociren, sondern auch wegen der Salarien mit ibncri
abkommen, wie ingleichen denselben die Instructiones vorschreiben
werden ;
4. Anlangende die Kirchen-Einkünifte, die man zusammen
bringen und beybehalten möchte, solche sollen Sie zu sich nehmen,
und an sichern Orten verwahren, und auf die Nothwendigkeften
sowohl zu conservirung der Gebäude, als zur salarirung der
Lehrenden und Bedienten, oder auch anderer Vorfallenheiten v«?r-
wenden.
5, Wann Sie irgend eine Richtigkeit ratione derer Einnahmen
oder Ausgaben, es sey derer Allmosen oder auch der Kirchen-
Einkünffte machen wolten, sollen Sie uns Land-Ständen zeitlich
47
davon Nachricht geben, damit wir zu der benöthigten Richtigkeit
etwelche aus unserem Mittel *) deputiren mögen.
6. Letzl. tragen wir zu denenselben eine dergestaltige Confi-
dence, daß wir Ihnen nicht allein hierinnen, sondern auch in
andern Vorfallenheiten, so die obbeschriebenen Materien betreffen,
völlig cum clausula grati et rati vertrauen, und auf alle dem, non
obstante unius vel alterius absentia. was Sie feststellen und ordnen
werden, gäntzHch beruhen wollen. Zu deßen desto beßerer Ver-
sicherung haben Wir uns nicht allein in dieser Vollmacht eigen-
händig unterschrieben, sondern auch dieselbe mit unseren Insiegeln
bekräfftiget; So geschehen in der Stadt Teschen, den 10. Aprilis
A^^ Domini 1709. (Folgen Siegel und Unterschriften 23 Landstände.)
Das Landesamt sowohl als auch das königliche Oberamt be-
trachteten die von den übrigen Ständen erwählten und mit obiger Voll-
macht versehenen Kirchenvorsteher als die legitimen Vertreter derselben
in Religionsangelegenheiten und verhandelten mit ihnen als solchen.
Die königlichen Aemter haben die von ihren Mitständen erwählten
Deputirten einfach , gnädigst agnosdrt* ; eine Präsentation und Con-
firmation derselben ist durch 20 Jahre hindurch nicht gefordert worden.
Bludowsky sowohl als auch die anderen Kirchenvorsteher
bezeugen später einmal, als man von ihnen über ihr Amt und ihre
Thätigkeit, sowie auch die Berechtigung zu derselben, Rechenschaft
forderte (im Jahre 1728), , daß weder er, Baron Bludowsky, noch die
übrigen von Anfang aus 1 1 Personen bestehenden Kirchen-Vorsteher,
weiter von niemanden confirmirt worden, wie denn auch in keiner
Cantzelley einiges Documentum deßhalb zu finden seyn wird*.*) —
Die Art und Weise, auf welche sich der Kirchenvorstand ergänzte
und erneuerte, war einfach die, dass die Stände, wenn ein Kirchen-
vorsteher mit Tod abging oder aus anderen Ursachen aus dem
Kirchen vorstände ausschied, ^wie bey den Ersteren geschehen, sich
von dem löbl. Landes-Ambte eine Zusammentretung ausgebethen
und andere Subjecta per pluralitatem votorum eligirt und constitnirt
haben*.') Bei diesem modus procedendi verblieb es auch 20 Jahre
lang, und Niemandem fiel es in dieser Zeit ein, die Stände ,in der
^enoßenen ruhigen Possessione Juris et facti istius, Kirchenvorsteher
>) Nach dem böhmischeD Original = Mitte.
*) Das auf S. 44 erwähnte Memorial der Kirchen vor steh er.
•) Das früher citirte Memorial.
_48
oder Deputatos zu denen Kirch- Schul- und Religions-Angelc^c
hejten, aus ihrem Mittel und nach ihrem beften Einsehen, zu er-
wählen und zu constituiren*, zu stören. i
Werfen wir jedoch einen Blick auf die erste Thatigkeit C:- '
neuen Kirchen Vorstandes, durch welche ja die weitere Organisirun^ dr:
Gemeinde, wie wir sofort ersehen werden, raitbcdingt war. Zunäch?:
mussten die Kirchenvorsteher dafür Sorge tragen, dass ein geeigceür
Bauplatz für die Kirche. Schule etc. beschafft werde. Diese Aufg.-.t ;
haben sie nach dem Beispiele der anderen Gnadengemeinden so ;t-
löst, dass sie den betreffenden Platz bei Teschen ankauften.') Nj'
handelte es sich darum, den Platz auf eine feierhche Weise abstec'->cr
zu lassen. Dies ist auch den 24. Mai 1709 in Gegenwart des kai-tr-
lichcn Commissärs Grafen von Zinsendorf und Pottendorf des La-id;-
hauptmannes Grafen von Tenczin und einer grossen Menschcnmeng.
geschehen,'} Die Einweihungsrede hielt Joh. Muthmann, Diaconu? l'
Constadt, der nachmalige erste evangelische Pfarrer von Tesche.T.-
Es scheint aber, dass gerade diese Feierlichkeit zu einer rac^
calen Veränderung in der Zusammensetzung des erst einen Mona:
bestehenden Kirchen Vorstandes Veranlassung gab. Es werden näm-
lich seit dem Jahre 1710 nur drei Männer: Sobek, Bludowsk^- ur<:
Zicrowsky als fungirende Kirchen Vorsteher angeführt, und wir ge-
stehen, die Ursachen, warum jene Veränderung im Kirchcnvorstande
so bald nach dessen Constituirung geschah, nicht vollständig
angeben zu können. Klettenhof, der im Jubiläumsjahre IS'A'
fungirende Kirchenvorsteher, hat in seiner , Denkschrift' aus jenem
Jahre die Nachricht, es habe sich bei Gelegenhdt der feierlichen Ab-
steckung des Kirchplatzes Herr Sobek , besonders thätig au^ezeichnet ' ,
■) Der Kaufconttflcl ist vom 14. Mai 1709 daiiit. Er iM bei Rad Ja. U. ]>ii> .
d. Hen. Elis. Lucr., S. 22, lu finden.
*l Die TcKhener Evangeliscben haben die Feier nach dem Heispicie ,:;;
aiiilercii neuen Gnade nk in. hen eii> gerichtet, worüber sie fiUher NacbricLtt:ii einio^^:
Ueber den Verlauf liehe bei Biermann, Geach. d. erang. Kirche. S. 36: tt'
Scbilderung dort wesentlich nach Kletteühof« „Denkschriti aus dem J. 1809-.—
Der silberne Adler, welcher die schwan-gelbe SUnge tierle. die Ziniendorf im Kinien
des Kaisers aufrichtete und „also den Kirchplalt bemerket», ist noch beute im evjt:^.
Pfarrarcliiv in Teschen «u sehen.
») Kleltenhof nennt ihn einen „gelehrlen und feurigen Mann". Et ist acch
als Liederdichter bekannt; »on ihm ist i, B, das Lied: „Gott ist getreu, et selbst h.MT
oft beteugel". (Alt, D. christl. Cultus, 1851. I, 460.)
_ 49
,und wurde von den evang. Herren Ständen zum Director, und
nebst ihm Herrn G. Fr. Bludowsky und dem Herrn Joh. G. Zierowsky
zum e r s t e n Kirchenvorsteher gewählt*.*) Demnach scheint Kletten-
hof diese drei Männer für die ganz ersten Kirchenvorsteher
zu halten, wie er auch die Wahl der elf gar nicht erwähnt, was
doch höchst auffallend ist. Aber ebenso auffallend ist es, dass das mehr-
mals schon erwähnte Memorial aus dem Jahre 1728, welches wiederum
auf die Erwählung der ersten elf solchen Nachdruck legt, von dieser
Wahl nichts sagt, sondern ganz allgemein über die eventuell noth-
wendig gewordene Ergänzung des Kirchenvorstandes spricht. Man
wäre versucht zu sagen, es sei der erste Kirchenvorstand nur ein
provisorischer gewesen, wenn dieser Annahme die demselben
gegebene Vollmacht nicht entgegen wäre. Vielleicht — wir ver-
mögen hier nicht apodiktisch zu reden — hat der , Elferausschuß*
bald erkannt, dass es die rasche Erledigung der sich häufenden
Geschäfte erfordere, diese einer kleineren, dafür aber beweglicheren
Corporation zu übertragen. Und nachdem die drei genannten Männer,
die ja alle Mitglieder des , Elferausschusses* waren, bei Gelegen-
heit des Ankaufes und Absteckung des Kirchenplatzes einen so
rühmlichen Eifer an den Tag gelegt haben, ist ihnen die Besorgung
jener Geschäfte übertragen worden, welche durch die Vollmacht vom
10. April 1709 dem , Elferausschuß* zugetheilt worden sind.*) Ob
diese Uebertragung durch den Beschluss der gesammten evange-
*) Biermann gibt an (Gesch. d. Prostest., S. 94), die Wahl dieser drei
Männer sei „kurr vor der feierlichen Einweihung des Kirchenplatzes" geschehen.
') Vielleicht schwebte den Ständen damab das Vorbild der Schweidnitzer
Kirchenordnung vor, welche, wie wir gesehen haben, neben den Kirchenvorstehern
noch Deputirte hatte. Das hatte dort den Zweck, den einzelnen „ordines", welche die
Gemeindelasten trugen, die Antheilnahme an der Leitung der Gemeinde zu ermög-
lichen. Hier waren es nur die Stände, in deren Händen die Leitung dt r Gemeinde
*ar. E» hatte deshalb keinen rechten Sinn gehabt, wenn neben dem Kirchenvorstande
noch ein weiterer Ausschuss bestanden hätte. Die Stände bildeten hier in ihrer
Gesammtzahl die Gemeindevertretung. Die Kirchenvorsteher und die Deputirten waren
hier identisch. — Auch die Teschener Pastoren waren nicht eigentliche Mitglieder
*^es Kirchenvorsiandes. Ein besonders wichtiger Beleg dazu war die Vocation der
Hastoren Steinmetz und Sassadius, welche ohne ihre Zustimmung geschah. — Es scheint
reibst bei den Ständen keine genügende Klarheit über diesen Gegenstand geherrscht
zu haben. In ihrer Verantwortung aus dem Jahre 1749 lesen wir: „es seien von An-
fang Curaiores, Deputirte und Kirchenvorsteher promiscue gewesen, und bald so, bald
anders geneuerr worden*. (Teschener evang. Pfarrarchiv.)
Jahrbuch di% Protestantismus 1898, H. I u. 11. 4
50
lischen Landstände oder nur des ,Elferausschusscs* geschehen ist
können wir nicht sagen, da wir den betreffenden Wahlschhiss lir
Archiv nicht gefunden haben. Das Memorial aus dem Jahre 172*
würde für das Erstere Fprechen. — Auf jeden Fall ist aber cit
Nachricht Klettenhofs wichtig und interessant, dass Sobek vor.
den Ständen zum Director gewählt worden ist. So hätten vfnr de^Q
in ihm den ersten Curator der in den jetzigen österreichischen
Ländern vorhandenen evangelischen Kirche und seine Wahl hätte
einer Institution das Leben gegeben, welche zu den hervorragen ccr
Elementen unserer jetzigen evangelischen Kirchenverfassun^ gehör
Eine der Hauptsorgen des Kirchenvorstandes war es, im Sim«
seiner Institution und Vollmacht die sich sammelnde Herde m::
Hirten zu versehen. Es gab freilich noch keine Kirche auf dem aV
gesteckten Kirchenplatz — der Grund zu dieser ist erst de
13. October 1710 gelegt worden — . man baute jedoch bald nach de
Einweihung des Kirchenplatzes eine grosse hölzerne Hütte, in welcher
Gottesdienst gehalten wurde. Zum ersten Geistlichen wurde loh
Muthmann vocirt und präsentirt. *) Es erfolgte aber die Vocation
und Präsentation in diesem ersten Falle nicht durch die Teschnischen
Kirchenvorsteher, sondern — durch den Grafen Sunnegh und die
Bürgerschaft der Stadt Bielitz. Die Teschcner Kirchenvorstcher
machten dieselben nur auf Muthmann aufmerksam, der sich ja bei
der Einweihung des Kirchenplatzes so ausserordentlich g^nbti^
eingeführt hat. Wie kamen aber Sunnegh und die Bielitzer Bürger
dazu, den Pfarrer für Teschen zu vociren ? Sie haben zum Baue der
Teschnischen Kirche 2000 Gulden beigetragen und ausserdem sich
verpflichtet, jährlich 200 Gulden zur Besoldung eines Predigers
in Teschen so lange zu zahlen, bis sie selber eine Kirche erlangen
Dafür erhielten sie eigene Plätze in der Teschnischen Kirche an-
gewiesen und das Recht, einen Pfarrer bei derselben zu vociren. '
i) Die Vocationen yerpflichteten die Vocirten, „das reine Wort Gottes in den
prophet. und apostol. Schriften verfasset, wie in der darauf gegründeten unTcrändertcD
Augs. Conf.f deren Apologie, Formula Concordiae und den drey Symbol is Oecnxneiiicts
wiederholet, dem rechten Verstand nach rein, lauter und unverfaUccii ▼orzutragec^.
(Kloch's Vocationsurkunde im Teschener evang. PfarrarchiT.)
*) Modi, Kurzer Abriss d. Gesch. d. evang. K.-Gem. BielitZf S. 13 und 14
Bi ermann, Gesch. d. evang K., S. 35; Gesch. d. Protest.. S. 93. Modi gibt des
Besoldungsbeitrag auf fl. 100 an; einen ähnlichen Vertrag schlössen die Teschener
Kirchenvorsteher mit dem Grafen v. ^romnitE, „dem Plessischen Regenten".
51
3icscs Recht brachten sie sofort bei der Berufung Muthmann's z '
r\.nwendung. Man sah aber sofort ein. dass eine geistliche Kraft
ür die grosse und zerstreute Gemeinde bei weitem nicht geniige,
jnd so vodrtcn die Kirchen vorsteh er noch vier [mit dem Conrector,
:3er Theologe war, fiinf) andere, die aus Ungarn, Polen und Deutsch-
land waren. Die Kirchen Vorsteher sollten jedoch alsbald erfahren, dass
gerade diese ihre Thätigkeit, der Gemeinde Hirien zu verschafTen,
auf ganz besondere Schwierigkeiten stiess. Gemäss den Bestimmungen
de5= Executionsrecesses. sowie der nachfolgenden Verordnunf:en,
hatten sie die Confirmation der vocirten Prediger durch die Ver-
mittlung des Wönighchen Landesamtes beim Hofe zu erwirken ')
Dieser aber stellte eine Forderung auf, welche den vocirenden
Kirchen Vorstehern die grössten Sorgen und Verlegenheiten bereitete:
es sollten alle für die evangelische Gnadenkirche vocirten Geist-
lichen — schlesische Landeskinder sein! In der königlichen
Resolution vom 23. Jänner 1710 wird erklärt, man werde die sechs
vocirten Subjecta nicht eher confirmiren, bis Bericht erstattet sein
wird, von woher sie gebürtig sind? Ob sie ,den emanirten aller-
[^nädigsten Verordnungen gemäß eingebohrtie Landeskinder*
sind? was für functiones selbige und wo bereits versehen?* ,oder
wo sie sich aufgehalten und wie sie eich aufgeführt haben?' Auch
bezüglich ihrer .Qualitäten' soll ein ausführlicher Bericht zu Händen
der böhmischen Hofkanzlei eingeschickt werden I ') Und auf den
^15 Februar) eingeschickten Bericht hin erfolgte die kaiserliche
Resolution vom 28. Februar 1710, in weicher mitgetheilt wird, dass
der Kaiser ,auD denen besagten vocirten Sechs Ministris allein den
Johann Muthmann, alß ein in Unserm Erbhertzogthiimb Schlesien
eingebohrnes Subjectum in der jenigen Function, wozu er beruffen
worden, in Gnaden zu confirmiren, keinen weiteren Anstandt haben
werden; undt im übrigen Unserer AlIc^gnädig^t frgangenen Prag-
maticae, vermöge derselben zu denen Ministerial- Verrichtungen bey
denen A. C. Verwandten eingeraumbten undt neu aufzubawen zu-
oeiaOenen Kirchen keine AuQländer, sondern nur allein die in
>} Mit den
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52
»chlesien ein^ebohrne Landes- Kinder beruffen werden sollen, al c
nterthänigst nachgelebt wißen wollen*. Zugleich wird den Tescher«:-
vangelischen Ständen aufgetragen, statt der flinf, Ausländer* ancer-
u vociren. *)
Vergeblich war alles Bitten und Interveniren der Stände i:
ieser Angelegenheit. Die Resolutionen vom 5. und 22. Mai. dt"
4. Juli 1710, haben die erste Resolution nur bestätigt. Vergebl::!
/ar auch die Mühe, die Berufung des Platani aus Oh lau nacl
Tcschen als eine , Translation* darzustellen; es ist nichts Andert-
Is die Erlaubniss erwirkt worden, den Platani in Ohlau zu L-.
assen (Resolution vom 22. Mai 1710). Den 2. August 1710 bracht
ine kaiserliche Resolution die letzte Ermahnung, die vocirt-r
usländischen Prediger, die man unter dem Verwände eine-
lerrschenden ^Contagion* zurückzuhalten suchte, binnen 14 Ta^~
bzuschaffen;') es blieb den Kirchen Vorstehern nichts Anderes übr.
Is sich schliesslich dem kaiserlichen Willen zu fügen, besonder? a -
lie Resolution vom 22. August 1710 eine Strafe von 200 Ducate:
1 Aussicht stellte, wenn man sich zur sofortigen Dimittirung ce-
Ausländer* nicht bequemen sollte.*) Und so bemühte man sich z\.
len Predigcrstellen in Teschen , Inländer* — so vieler man eber
labhaft werden konnte — zu berufen.
Die Con6rmation der Prediger war aber noch an eine wchtii:?
Bedingung geknüpft. Wir erfahren sie aus der Resolution, welche a:c
Konfirmation des Joh. Muthmann in Aussicht stellt (28. Fcbn:ar
.710): »wegen deß Muthmanns, au ff daß derselbe ad Examer
lach Brieg sich begebe, undt nach solchen Unß z .:
banden Unserer königl. Böhaimischen Hoff-Cantzley
)bgemeldtesConsistorial-Attestatum alleruntcr-
hänigst beybringe*. Dieses Examen sollte »vor seiner ordent-
ichen Installation* ex fundamentis der unveränderten Augsp. Cor-
ession vollzogen, »das Attestat seiner dießfähligen glaubensbekänt
*) Teschcner evang, Pfarrarchiv.
•) Teschener evang, Pfarrarchiv.
') Teschener evang. Pfarrarchiv. — Ja, die Regierung ging später so weit, da*»
ic durch eine K. O, A. R. vom 26. Juni 1724 den evang. Geistlichen verbot, frnniie
.uther-Theologen in der Teschener Gnaden kirche A. C. , publice* predigen zu la-ojcn.
)en Ueberiretcrn dieser Resolution wird mit der ,poena saspensioni^** gedroht. (K. O.
\. R. = Kön. Ober-Amts-Resol ; Jahrb. IX, 1888, S. 42.)
53
iß lialbcr' eingebracht werden; ein untriigücher Beweis davon,
.SS es sich um kein wisscnschattliches Examen, sondern um
e Prüfung des Candidaten auf seine Orthodoxie hin handelte
Diese Forderung bedeutet, da?;s nun das alte Verhäll-
iss, wie es sichin der ersten Zeit des Bestehens der
i'a n gelischen Kirche im Fürstenthum Teschen zwischen
ersclben und dem Consistorium in Biicg fixirt hat,
icdcrum erneuert wurde. Xachdeni durch den F.xecutions-
!;ccss nur eine einzige evangelische Kuche im Fürstenthume Teschen
«willigt worden ist, konnten die dortigen Evangelischen für sich
in eigenes Consistorium, welches sie, nie wir g-esehen haben, even-
acll erstreben wollten, nicht beanspruchen. Es wurde ihnen erlaubt,
sich zu einem Consistorium zu schlagen'. Und das war Hiedenim
las alte Brieg. Aber auch jetzt ist das Verhältniss der evange-
i=chen Gemeinde in Teschen zu ihrer geistlichen OberbehÖrdc kein
»esonders inniges gewesen. Besser als alle Schilderungen dieses Ver-
la tnisses charakterisirt dasselbe ein im Teschener Pfarrarcliiv sich be-
indendes Schriftstück aus dem Jahre 1711 (14, October), welches eine
Beschwerde gegen den schon genannten Teschener katholischen
[Jechanten und bischöflichen Commi-^sir Twaruschka an den Landes-
hauptmann enthält.'} In dieser Beschwerde sagen die Teschnischen
evangelischen Kirchenvorsteher r ,Nun ist E, Exe. wohl wißend,
dass unsere bey der Stadt zu bauen allergnädigst erlaubte Kirche,
noch auch ihre Ministri mit keiner Jurisdiction (außer der
e.xpressenAllergnädigst demandirten examinis unseres
geistlichen Ministrorum bey dem briegischen Consi-
storio) an kein e geistlich e Obrigke it v erwiesen worden,
wohl aber, daß an E. Exe. Löbl. kön. Ambt die Landes-Haupt-
mannschalTt, als quo mediante, nicht allein die praesentationes der-
selben an Allerhöchst gedachte Kays, u Kon. Maj, eingeschicket,
sondern auch dieConfirmationes und andere unÖerer Religion cernirende
") Der besagte Pechant (über ihn bei Rpcrmann, Getch. d. I'roli
IS die ,haereliichen Prnedicanten Muthmaiin und Heiitschcl duccb sein«
[ Lut heran ismum > aut denique Confesi. Aug. juita ccimpactala et decie
miant. foveinl et doceanl.'" .Sie solllen sich beliufi «eiterer Anzeige
bselli«" verantworten. Diese« Verfahren Leirachtelen die Ki'chenvorileh
irechtmässig auEgetlble Juriidiclion.
54
Sachen an E. Exe. Kön. Ambt von dannen expediret worden*. —
So hatte denn das Brieger Consistorium hinsichtlich der Teschnischec
Gemeinde einen beschränkten Wirkungskreis. Ausser der Prüfimg, oc."
Ordination der Candidaten und der Ausstellung von Attestaten für
dieselben sind es wohl nur einzelne Gutachten in Ehesachen ge-
wesen, welche dieses Consistorium abzugeben hatte.')
Auf die Prüfung beim Brieger Consistorium legte aber dt
Regierung ein grosses Gewicht, und zwar ganz besonders damals, als
man anfing, inTeschen den pietistischen ^Irrthumb* und ^Schwärmerei*
zu wittern und zu verfolgen. Heisst es z. B. in dem Attestate Chnst
HentscheFs (vom 7. October 1710),') es sei bei dem verlangten, ,'d
loco Consistorii* abgehaltenen Examen befunden worden, ^dass der
Examinatus der Augsp. ungeänderten Confession durchaus zugethsn
auch Sich einzig und allein dazu bekennet, und keine andere Pic: •
stisch- und Fanatische Opinines heget; Als haben Wir zu Steuer ccr
Wahrheit dieses Attestatum darüber unter dem Uns anvertraut»
Consistorial-Siegel ausfertigen lassen*. — Es sind auch die vocirten
Geistlichen gleich in ihrem Vocationsdocumente aufgefordert worden
sich nach Brieg ^zu einem gewöhnlichen Consistorial-Examine unc
Ordinatione* zu begeben.*)
Es möge hier der Vollständigkeit halber noch bemerkt werden,
dass. wie es aus der Verantwortung der evangelischen Stände aus dem
Jahre 1728 hervorgeht, auch die Präsentation der vocirten Schur
bedienten> zur kais. Confirmation im Unterschiede zur Praxis oer
übrigen Gnadenkirchen verlangt wurde.
Das wären wohl die wichtigsten Züge aus dem Bilde der Organi-
sation, wie sich dieselbe die evangelische Gemeinde in Teschen in
der Zeit ihrer Wiederentstehung — natürlich mit der Zustimmung
der Regierung — nach dem Vorbilde der anderen Gnadenkirchen
aber auch mit Berücksichtigung ihrer Verhältnisse aneignen durfte.
Ein Zug tritt in diesem Bilde ganz besonders hervor: das Handeln
des schlesischen evang. Adels im Namen der Gemeinde.
Die evang. Stände haben sich um den Erwerb der Religionsfreiheit
am meisten bemüht, sie haben sie endlich auch errungen; sie
bringen zu ihrer Erhaltung die grössten Opfer. Sie sind die eigent-
^) Z, B, bezüglich der Ehen der „in gradu quarto consanguinitatia Stehenden^ u a.
•) Teschener evang. Pfarrarchiv (Abschrift),
») Aus der Vocat.-Ürkunde Kloch's (1711).
00
liehen Repräsentanten der Gemeinde, das handelnde Subject der-
selben. Die ^Unterthanen* haben in die Leitung und Verwaltung der
Gemeinde nichts dreinzureden. Nur die Bielitzer Bürgerschaft hat
das Recht, bei der Vocirung eines Geisth'chen mit dem Grafen
Sunnegh mitzuwirken,*) Die Regierung hielt selbst darauf, dass den
Ständen, resp. ihren Deputirten, die Leitung der Gemeinde ver-
bleibe. Als sie die ersten vocirten ^Ausländer* abgewiesen hat, und
die Kirchenvorsteher nicht recht wussten, was sie thun sollten, er-
griffen die gesammten der A. C. zugethanen Dorf sc haften im
Fürstenthume Teschen die Initiative, beriefen Nile. Kintzel und
Christ. Peschek zu Pfarrern bei der Kirche und baten die Regierung
um ihre Zulassung zum Examen, eventuell nach Bestehen desselben
um ihre Confirmation. Darauf brachte die kais. Resolution vom
23. September 1710') den Bescheid, dass , dergleichen Ministros
die Deputirte von denen Augsp. Conf. Verwandten in besagtem
Fürstenthumb Teschen als Kirchen -Vorsteher der alldortigen Orth
neu zu erbauen erlaubten Kirchen, und nicht die Dorfschaften,
gleich wie bey denen anderen, zu dem unveränderten Augspurg.
Conf. Exercitio gewidmeten Kirchen geschieht, vorzuschlagen, und
derer Bestättigung allerunterthänigst vermittels Unseres all dortigen
Kön. Amtes auszubitten haben* ; ein Bescheid, welcher zugleich
die Kirchenvorsteher als die einzigen legitimen Vertreter der evang.
Gemeinde auch für die Regierungsorgane proclamirt. Es sollte aber
eine Zeit kommen, in welcher die Kirchen Vorsteher der Regierung
gerade diesen Punkt ihres Bescheides in Erinnerung zu bringen sich
gezwungen sahen.
Diese Zeit haben die sogenannten pietistischen Streitig-
keiten in der Teschener Gemeinde herbeigebracht.
Selbstverständlich liegt es uns ferne, auf diese Streitigkeiten,
welche der evang. Gemeinde in Teschen unsägliches Leid und grosse
Schädigung in jeder Hinsicht gebracht haben, näher einzugehen.
Sie sind des Oeftern schon ausführlich geschildert worden.')
1) Der Graf hatte den Geistlichen ^mit gleicher Concurrens der Evang. Burj^er-
schafft zu denominiren**. (Biermann, Gesch. d. cvang. K., S. 36.)
*) Teschener evang. Pfarrarchiv.
») So Radda, Biermann, Walch (Einl. in d. Religstr., Bd, 5). — Im
Teschener Pfarrarchiv sind die Acten über die.se Angelegenheit ungemein zahlreich
und sorgfältig geordnet. Vieles darüber auch in der Scherschnikischen Bibliothek in
Teschen.
56
Uns liegt es nur ob. den Effect zu besehen, welchen jene
litig^keiten für die Verfassungsentwickelung der Gemeinde hatten,
ser ist leider ein äusserst trauriger gewesen. Die Streitigkeiten
en der Regierung, von welcher ja die Gemeinde ohnedies mcrhr.
es ihr zuträglich war, abhängig war, Anlass um Anlass, sich ir
inneren Angelegenheiten derselben einzumischen. Das benützte sie
fach, um auf dem Verordnungswege die ohnedies spärlichen Rechte
Kirchen Vorsteher noch mehr einzuschränken und so die Gemeinde
sine noch grössere Abhängigkeit von sich zu bringen.
Diese Behauptung wollen wir im Einzelnen belegen.
Es möge zur Erklärung vorangeschickt werden, dass die Regie-
g gegen den Pietismus ganz entschieden Front machte, wovor da5
verliehe Rescript vom 12. Februar 1712 zeugt, nach welchem das
iramt der Stadt Breslau auftrug, dafiir Sorge zu tragen, , damit
ers keine irrige lehren, durch welche das Publikum mit verrücket
den könnte, eingebracht, damit auch der Pietismus sich nicht
er verbreiten möge*.*) Die Regierung gebot auch den Con-
'rien, sich mit der Sache zu befassen. So ist vom Oberamte in
lau durch die königliche Regierung an das Consistorium des
tenthumes Wohlau den 23. Februar 1730 die Aufforderung ge
et worden, ein Gutachten über folgenden Punkt abzugeben: , Was
bhaltung und endlichen Ausraütung derer Pietistischen Schwar-
ten hier Lands diensam allergehorsamst einzurathen w^äre?* *
es wird wohl auch auf die Initiative der Regierung zurück
ren sein, wenn das Consistorium zu Brieg durch die Verordnung
f, Juli 1727 den Geistlichen jedwede Begünstigung des Piedsmns
tet.*) Es wird demnach nicht überraschen, wenn wir hören, dass
egierung gegen die drei Pastoren (Muthmann, Steinmetz und
lius), welche ihre beiden CoUegen (Hentschel und Schmidt:
nhängens den pietistischen Irrthümern beschuldigten.*) sowie
I Radda, „Beiträge zur Geschichte des Pietismus' , S. 27.
I Teschener evang. Pfarrarchiv.
Bier mann, Gesch. d. evang. K., S. 56.
Die beiden klagbaren Pastoren stöberten auch einen Kechtsgrund auf: sie
Ue Vocation des Steinmets zum Pastor prim. und des Sassadius zum DiakciO
sie ohne ihre Zustimmung geschehen wäre. Die Berufungen erhielten abcrr
liehe Confirmation (9. April 1710 und 10. Juli 1721), und damit mussten ja
ürfe aufhören. Au«senJem waren die Pastoren nicht Mitglieder des Kirchen*
>.
b7_
luch gegen die beiden ebenfalls im Gerüche des Pietismus stcliendi^n
i, ehrer (Jerlchovins und Sarganek) feindselig auftr.it und schliesslich
kaiserliches Decret vom 21. Jänner 1730) ihre , Abschaflung' an-
ardncte,') Die Kirchen vorsieh er, welche ganz klar sahen, dass die
eigentlichen Motive, von denen sich Hentschel und Schmidt leiten
ie^sen, wo anders, als im Eifer um die reine lutherische Lehre
la^jcn. stellten sich an die Seite der Beschuldigten und suchten sie,
so viel sie es vermochten, zn schützen und ?.u stutzen und der
Gemeinde zu erhalten. Damit geriethen sie aber in Opposition gegen
die Regierung, welche ihnen auch sofort ihr Missfalleti bekundete.
Schon die oberamtiiche Verordnung vom 1. October 1722 rechnet es
dem Kirchenvorstand als Schuld an, dass er mit den Geklagten
,coinmunem causam gemacht, ihre Facta entschuldigt und vertreten
hat', sowie auch in dem Streite der Pastoren unbefugterweise als
Richter aufgetreten sei. d. h, man legte ihm als Schuld ans, was
seine Schuldigkeit und Recht war',} Durch jent- VerordniTng sind
die nachfolgenden feJnd.seligen Schritte der Regierung gegen den
Teschener Kirchen vorstand eigentlich schon eingeleitet. Zum vollen
Aasbruche gelangten die Feind seh gkeiten der Regierung gegen den-
selben freihch erst im Jahre 1728.
Der Kirchenvorstand hat Mch bis zu jener Zeit je nach den
Verhältnissen und Bedürfnissen in den mit Vorwi.ssen des Landes-
amtes abgehaltenen Versammlungen ergänzt, resp. ntu constituirt
und die R^ierung Hess es dabei bewenden. Im Jahre 1715 sind
zu den bisherigen drei Kirchen vor st ehern durch den Conferenz-
beschluss vom 20. November noch zwei neue hinzugekommen.
In der Conferenz vom 22. November 1723, der man eine grosse
Bedeutung beizulegen schien, ist alle.'' das. was die Kirchenvor-
stchcr .zeithcr eingerichtet und veranstaltet*, .approbirt und
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bestättigt* ; die Vollmacht vom 10. April 1709 wurde erneuert
und die Stände erklärten, dass die Kirchenvorsteher ^noch ferner
sowohl bey den Vocationen als anderen Vorfallenheiten nach obiger
Pienipotenz verfahren mögen*. Die Zahl der Kirchen Vorsteher i«t
in dieser Session auf sechs bestimmt,^) als Beiräthe sind ihnen
noch zwei Herren beigegeben worden.*) Den so neu constituirte^.
Kirchen vorstand beauftragten die Stände, »auf alle Weise da'nin
bedacht zu seyn, womit bey dem hiesigen Kirchen-Ministerio ein
gutes Vernehmen und die vorige Einigkeit hinwiederum dai^cste.lt
und eingefiihret. alle simultäten und aemulationes aber aus dem
Grunde gehoben und abgeschafet werden möchten*. Zugleich werden
sie aufgefordert, gegen Schmidt und Hentschel eventuell auch mit
Einziehung der Salarien und Accidenzien vorzugehen.")
Wie schon bemerkt, dauerte es noch fünf Jahre, ehe sich die
Regierung entschloss, die bisherige Freiheit der Wahl des Kirchen-
vorstandes zu beschränken. Den 3. November 1728 sind jedoch die
, bestellten Vorsteher et Deputat! * zum Landesamte ,adcitirt* worden.
um über folgende Punkte Aufklärung zu geben: 1. ,worinnen unser
Corpus Evangelicum (wie Sie es zu nennen geruhet) oder die a:'>
hiesig-Evangelische Kirch- und Religions-Freyheit fundirt. als auch
woher wir Kirchen- Vorsteher unsere Authorität haben und worinnen
unsere Vorrichtungen bestehen? 2. Von wem wir Kirchen- Vor-
steher confirmirt seyend? 3. Was wir Kirchen-Vorsteher in unsem
sogenannten Conferenzien thäten, und ob die Stände davon, was
darinne vorgenommen werde, wüßten? 4. Warum die Prediger und
Schul-Bediente ohne deßelben (näml. des Landesamtes) Vorbew^st.
et quo iure berufen werden? 5. Warumb wir den Sarganek
pro Conrectore vocirt? — Die Kirchen Vorsteher arbeiteten eine
, gründliche schriftliche Erörterung* aus. in welcher sie auf alle die<c
*) Es sind gewählt worden: G. Fr. Bludowsky, Rud. Skrbensky, Nile B.a-
dowsky, G. Rymultowsky, G. v. Logau und Hns. Wilimowsky.
^ >) Ad. Schmeling und K. Fragstein. — Der Letztere ist (Versammlung vom
1. August 1728) in den Kirchenvorstand aufgenommen, „nachdem bey jetziger Zeit
viel Kirchen Affairen zu debattiren vorfallen und die Hh. Kirchen- Vorsteber ctwc.che
theils- durch Reisen^ theils durch Kranckheiten verhindert werden jedesmahl zns&mmeü'
zukommen^. Dafür findet sich 1730 R3nniultowsky nicht mehr unter den Kirchen-
Vorstehern.
•) Teschener evdiig. Pfarraichiv.
69
Fragen eine eingehende Antwort geben.*) Diese Erörterung ist eben
jenes Schriftstück, welches wir schon öfters (S. 100 u. s.) er-
^wähnt haben; es ist mit zahlreichen Rescripten, Conferenzschlüssen
etc. als Belegen versehen und deshalb für die Geschichte der evang.
Gemeinde in Teschen überhaupt und für ihre Verfassungsgeschichte
insbesondere von grosser Wichtigkeit. In ihren Ausführungen fassen
die Kirchenvorsteher ihre Pflichten und Rechte in folgende charakte-
ristischen Worte zusammen: ^Ihre Pflicht und Befugnüß erfordert:
1. Die Kirch- und Schul-Bedienten nach dero bestem Gewißen zu
erwehlen und zu vociren, und die berufenen Prediger Ihro Kays. u.
Kön. May. tanquam Summo Episcopo ad confirmationem zu prae-
sentiren; 2. Die Kirchen-Einkünfte, und was damit verknüpfet, als
den Bau, die Salaria, zu besorgen, und in bestmöglichster Richtig-
keit zu erhalten; 3. Die Kirch- und Schul-Bedienten, wenn sie sich
gebührend verhalten, besonders aber auch wegen einiger ihnen
ex ofiicio incumbirenden Actionum publicarum Anstoß leiden, ver-
möge der Ihnen ertheilten Vocation und gemeinen Praxi der Gnaden-
Kirchen zu vertreten ; 4. Damit das überGutt und Leben zu schätzende
Kleynod der Ihnen so theuer anvertrauten Kirch- Schul- und Religions-
Begnadigung durch nützlichen und denen Principiis der Augsp, Conf.
und Evang. Kirchen-Praxi gemäß verfaßte Ordnung rechtschaffen
gebrauchet, hingegen aller besorgliche Schaden abgewendet, und
wenn derogleichen zu besorgen gewesen, solches an Ihre ordentliche
Hohe und Höchste Instanzien demüthigst deferiret werde. Vorsorge
zu tragen ; folglich deßhalb und umb dieses Alles Krafft ihrer Pflicht
bestmöglichst zu befolgen, miteinander so oft es nöthig, zu con-
feriren.* — ,Daß Sie aber in diesem allen nicht allein den allgemeinen
Juribus Civilibus et Canonicis, als welche solches alles von denen
Patronis Ecclesiae erfordern, gemäß gehandelt, sondern auch hierin-
falls nichts gethan, welches die Hohe und Höchste Approbation
unserer Allertheuersten Obrigkeiten nicht erhalten hätte*, das be-
weisen und belegen sie Punkt für Punkt so genau wie nur möglich.
Aus den weiteren Erörterungen interessiren uns noch einzelne
Mittheilungen, wie z. B. die, dass sie sich nicht verpflichtet fühlten,
1) Die , Erörterung'' ist noch im November 1728 dem Oberamte zugeschickt
worden (Brief Bludowsky's an das Oberamt vom April 1729). Die evang. Stände
beschlo!»sen auch, ,per pluralitatem votorum* persönlich am Hofe zu intervenircn. Der
Beschluss ist ausgeführt worden.
60
das, was ihnen die Stände vermög^e der Vollmacht ,cum clausula
rati et grati zu thun committiret*, denselben ,specialiter zu hinter-
bringen*, was ja auch die Stände gar nicht verlangten. Handelte es
sich aber um etwas Wichtiges, ^deßen in der Vollmacht nicht sped-
aliter gedacht worden*, so haben sie nicht ermangelt, nach vorher
ausgebetener Erlaubniss mit den Ständen zusammenzukommen und
mit ihnen zu berathen.
Es lie§[t auf der Hand, dass sich die Regierung schon damals
mit der Ausübung des Patronatsrechtes von Seite der Kirchen-
vorsteher nicht recht befreunden konnte. Deshalb die Frage: ^warum
die Prediger- und Schulbedienten ohne das Vorwissen des Landes-
amtes et quo iure berufen werden?
Die Kirchen Vorsteher antworteten darauf, dass sie das ,den
gesambten ev. Ständen von Ihro K. u. K. May. AUergnädigst ver-
liehene Jus Patronatus ipsorum nomine und Krafft habender Voll-
macht exerciren*. Dieses Exercitium bestehe ja ,notorie primario in
Electione, Vocatione et Praesentatione Ministrorum Ecclesiae, item
in Electione et Vocatione derer Schulbedienten*. Dabei berufen sie
sich sowohl auf den § 16 des Executionsrechtes als auch auf die
gleiche Praxis bei den übrigen Gnadenkirchen, auf ^ deren Fuße*
sich ja die zu Teschen befindet. Und .so sprechen sie die Hoffnung
aus, dass sie bei diesem Rechte auch »fernerhin unter dem Schutz
des AUergerechtesten Monarchen und gnädiger Assistence Eines
Lobl. Landes- Ambtes verbleiben werden«.
Diese hinsichtlich des Landesamtes ausgesprochene Hoffnung
sollte sich aber nichts weniger als erfüllen. Der damalige Verwalter
des Landesamtes, Maximilian Graf Wratislav von Mitrowitz, war
nicht im Entferntesten gesonnen, den evang. Ständen behufs Er-
haltung ihrer Freiheiten und Rechte Assistenz zu leisten. Im Gegen-
theil. Er war es, welcher geradezu darauf ausging, die Wiener
Regierung zum Aufheben jener Freiheiten und Rechte zu bewegen,
wie er sich ja überhaupt den Kirchenvorstehern gegenüber ganz eigen-
thümlich benahm. Davon zeugt das Schreiben, welches einer der
Kirchenvorsteher, G. Fr. Bludowsky, im April 1729 an das Oberamt
in Breslau abzuschicken sich genöthigt sah.*) In diesem klagt er dar-
über, dass der Landeshauptmann nur ihm allein die Verordnungen
zuschicke, dagegen die anderen »in Activitate« befindlichen Kirchen-
*) Teschen er evang. Pfarrarchiv.
6l_
Vorsteher excludire. Es hat demnach, und es geht auch aus den
übrigen Theilen des Schreibens hervor, der Landeshauptmann nur
Bludowsky als Vorsteher der evangelischen Gnadenkirche angesehen.
Bludowsky hält das für eine Verletzung der »Libertates Clemen-
tissime concessae«, welche denen bei den übrigen Gnadenkirchen, wo
doch nicht einer, sondern mehrere Kirchenvorsteher zu finden
seien, gleich seien, und bittet, dass der Landeshauptmann die frühere
Observanz einhalte >und sich fernerhin solcher Innovationen ent-
äußern möge, zumahlen bereits mense Nov. des abgewichenen Jahres
in einer von denen gesambten Vorstehern dem Löbl. Landes-Ambte
gemachten und mense eod. an Ein Hoch-Löbl. Kön. Ober-Ambt
übersandten weitläufftigen Deduction die Constitution der sämbtl.
Vorsteher nach der Wahrheit vorgestellet wordene. Die Beschwerde
Biudowsky's hatte Erfolg. Das Oberamt schärfte noch in demselben
Jahre dem Landeshauptmanne ein, sich in keine Neuerungen jener
Art, wie sie Bludowsky in seiner Beschwerde anführte,*) einzulassen.
Damit hat sich aber der Landeshauptmann nicht zur Ruhe
weisen lassen. Und als Bludowsky (9. Mai 1730) das Zeitliche ge-
segnet hat, setzte er seine Action gegen die Teschener Kirchen-
vorsteher in Wien fort, und zwar diesmal nicht olme Erfolg.
Man ist ihm in Wien bereits entgegengekommen. Diese Be-
deutung hat das kais. Rescript vom 10. März 1730,*) in welchem
gestattet wird, die durch die Abschaffung der drei , Pietisten* er-
ledigten ,Predicanten-Stellen mit anderen der A. C. zugethanen
tauglichen Subjectis wiederumb zu besetzen*, aber auch kund getan
wird, dass der Kaiser , gewollt seyn, dass die darumb competiren,
bei Unß, allerunterthänigst supplicando einkommen sollen*. Die
Kirchenvorsteher erkannten sofort die Tragweite dieses Rescriptes,
welches ihr Patronatsrecht bedrohte, und gingen sofort daran,
die demselben drohende Gefahr abzuwenden. Sie beriefen (den
23. März 1730) eine Versammlung der evangelischen Stände, in
welcher sie denselben über die Sachlage Bericht erstatteten und sie
aufforderten, zum Schutze des »Kleynodts, Juris Vocat. et Patron*,
das Nothwendige zu veranstalten, um nicht »die Thränen der Nach-
1) Biermann, Gesch. d. Prot., S. 201, Anm. 11 f.
*) Teschener evang. Pfarrarchiv. Auch Fuchs, Material. S. 33, und Riegger,
Sohle«. Gesetz. S. 156.
62
kommen auf sich zu laden <. Es ist beschlossen worden, dass die
Kirchenvorsteher auf die alte Weise (more solito et praesumpto) zwei
Prediger: Christ. W. Heinrici und Joh. Fr. Richter vociren und zur
Confirmation präsentiren sollen; man wollte eben zuvorkommea.
um auf diese Weise das Inkrafttreten des Rescriptes zu ver-
hindern.*) Ausserdem sollten die Kirchenvorsteher in der Sache
»nach Möglichkeit invigiliren« und event. H. Fragstein und Schmeling.
oder einen von diesen, nach Wien »abfordern«, umb damit die Al.er-
gnäd. Confirmationes auf das schleunigste befördert werden könnten«.
Den 24. April 1730 wurde abermals eine Conferenz zum gleichen
Zwecke abgehalten.
Leider ist diese Action der Kirchen Vorsteher durch den einer
der zurückgebliebenen Pastoren, Hentschel, durchquert und erschwert
worden. Diesem lag daran, die erledigten Predigerstellen für seine
zwei Söhne zu erhalten, und er war, wie aus den Zeugnissen der ir
jener Angelegenheit interessirten Männer hervorgeht, bereit, alles
Mögliche zu thun, um seinen Plan zu verwirklichen. Das Krste. was
er, respective seine Söhne, thaten — der evang. Agent Mörlin in
Wien vermuthet, es sei auf das Anstiften des Landeshauptmannes
geschehen *) — war, dass sie im Sinne des Rescriptes vom 10. März
1730 ihre Gesuche um die vacanten Pfarrstellen »immediate«. d.h.
ohne die Wahl und Vocation der Kirchenvorsteher abzuwarten, nach
Wien schickten. Was für eine Entrüstung dieses Benehmen im
Kreise der Stände, ja der ganzen Gemeinde, speciell aber im Kircher-
vorstande hervorgerufen hat, das beweist das Schreiben des Kirchen
Vorstehers Gottfr. v. Logau, welcher den alten Hentschel, »als sein
und seines ganzen Hauses aufrichtigster Freund«, »um Gottes, ja
um der BlutflieQenden Wunden Jesu willen« auffordert, sofort nach
Wien zu schreiben, und »die in dieser Gelegenheit gestellte Memo
rialia« zu revociren. »Denn bedenken doch dieselben, daß wann Ihnen
in diesem Petito gratificirt würde, daß Sie Ihre graue Haare, dk
Sie vorjetzo als eine Crone tragen, sehr blamiren und der Nach-
*) In der Vocation Heinrici's vom 26. April 1730 hcisst es: ,Alß wollen W''
Ihn hiemit und Kraft dieser Vocation su einem ordentlichen Lehrer nnd Prediger l'^v
allhiesiger Evangel. Kirche in dem Fürstenthumb Teschen berufen haben.* (Tescbi f'
evang. Pfarrarchiv.) — Die Vocandi soUten sich jedoch vorher ,mit zugänglichen 't
stimonüs Orthodoxiae* legitimiren.
') Biermann, Gesch. d, Prot.. S. 201, Anm. 121.
63
weit ein übles Gedächtniß hinter sich lassen würden <.^) Hentschel
war aber auch für diese beweglichen Worte unempfänglich und setzte
»Hioimel und Erde« in Bewegung, um sein Ziel zu erreichen.
Aber auch die Stände blieben nicht unthätig. Sie hielten aber-
mals eine Conferenz ab, in welcher sie beschlossen, die Herren
Schmeling und Fragstein nach Wien zu schicken, damit sie zugleich
mit dem dortigen Agenten Mörlin ihre Sache betreiben. Der letztere
legte das Project eines Memoriales vor, welches nach seiner Meinung
eingereicht werden sollte Zugleich verspricht er Alles zu thun, was
»zu Justificirung der Conduite und Aufführung der Hh. Kirchen Vor-
steher gereichen kann«, »wiewohl man noch immerhin in dem
Praesupposito stehet, einige von Ihnen hätten denen drey Predigern
zu viel eingeräumet, zu Ihren nicht erlaubten, ja sogar in den Statum
publicum civilem mit einschlagenden Unternehmungen conniviret
und Sie noch dazu vertreten, auch Ihnen aller Orten das Wort ge-
redet. Mit der Zeit wird sich die Sache endlich wohl geben, und
muß man das Werck mit aller Behutsamkeit tractiren, in zwischen
den H. Landeshauptmann zu besänftigen suchen und temporisiren,
bis die Umstände sich hier ändern und der Himmel sich wiederum
auskläret«. Zugleich gibt er den Rath, sich die Gewogenheit jener
Oberamtsräthe in Breslau zu erwerben, durch deren Hände die
Teschnische Religionssache vermuthlich gehen werde.')
Der Rath, den Landeshauptmann zu besänftigen trachten, war
allerdings nicht überflüssig. Er war den Kirchen Vorstehern noch
immer nicht hold. Und den früher erwähnten Tod G. Fr. Bludowsky's
benützte er zu einem Hauptschlage gegen die ihm missliebigen Männer.
Den IL Mai 1730 schickte er einen Bericht an den Kaiser ab,') in
welchem er den Tod Bludowsky's anzeigt und die Behauptung auf-
stellt, dieser sei gleich Anfangs als »Principal-Kirchen Vorsteher« bei
der Kirche »allermildest angesetzet«, wogegen die anderen Kirchen-
vorsteher »nicht angesetzet, weniger confirmirt worden«. Damit
*) Teschener evang. Pfarrarchiv. — Der Brief ist ungemein herzlich und innig. —
Logau macht Hentschel in demselben auch darauf aufmerksam, dass sein Verfahren nicht
r>ur für Teschen, sondern für ganz Schlesien ein Präjudiz schaffe, wie ja auch schon das
gross'^loglauische und Saganische Ministerium über das letzte „Script" (vom 10. März 1730
räiij'.ich) betrübt ist u. vermeyncrt, daß es ihnen auch nachtheilig seyn würde".
«) Der Brief ist vom 12. April 1730.
•) Teschener evang. Pfarrarchiv.
64
e er sich rechtfertigen und aufklären, warum er die Andere.
als Kirchenvorsteher angesehen und behandelt habe. Weiter de
rt er dieselben, dass sie die pietistischen »Irrthünner und Schwr-
yen« »stark defendirt und fovirt haben,« und es sei alle Ursache
^sorgen, , damit durch Ihre weiteren Anschläge nicht wiedemir
re der pictistischen Sect gleichfalls ergebene Subjecta in d\t drty
igte Wortsdiener-Stellen herein practicirt werden, wodurch im
rsigen Fürstenthumb Teschen ein neues und viel ärger und
llichers Unheil und Übel als immer vorhero gewesen, gar leicht
shen dürfte«. Dann schlägt er >zur Verhüttung dcrley künfti;
•genden Unwesens« vor, »anstatt derer eigenmächtig creirtci
ahligen so genannten Kirchen- Vorstehern andere fünf Subjectd
remio derer hiesigen der ungeänderten A. C. pur zugetharer
lebenden Ländständen, und zwahr ohne mein allergeringste^
Igebcn den H. (nun nennt er fünfe) zu dem Augustaner-V^cr-
r-Ambte (siel)*) allergnädigst anzusehen, und dabey. damit nichi
die Ministerii- und Schul-Inspection denen allhiesigen: von E
K. E. M. confirmirten unverdächtigen Wortsdienern G. Schniidr
Z!hrist. Hentschel aufgetragen, sondern auch zu denen in matcria
Conf. künftig vornehmenden Zusammentretungen jederzeit an
)1. Landrechts-Beysitzer ambtlich deputirt und sonsten alles und
, es betreffe die vocir- und Aufnehmung derer Schul und Kir-
Bedienten, oder anderer Kirch- und Schul-Einrichtungcn, mit
ewust und Consens des Landes- Ambts vorgenommen und ver-
2t werden möchte, ins Künftige allergerechtest zu statuircn zu
n«. Das war allerdings eine deutliche Sprache, und man muss
ich die Fürsorge des Landeshauptmannes für die pure luthe-
e Lehre bewundern. . . .
Es ist leicht einzusehen, dass sowohl die Deputirten der Stände,
uch ihr Agent in Wien vollauf zu thun hatten, um. wie es in
»kurtzen Instruction vor die nacher Wien expedirten Herren
itirten« vom 22. Juli 1730 heisst,*) die »wegen der Tasch-
en Evang. Kirche und dabey vorfallender Ungelegenheten
gefährliche und höchst praejudicirliche Vorschläge, welche beytn
*) Auch das Oberamt verstieg sich zu der Titulatur: „ Augustan er- Kirchen- Vorsteher .
*) Teschener evang. Pfarrarchiv. — Die Instruction ist mit Unterschrifien '''"
haften* der vier Kirchenvorsieher : Wilimowsky, Logau, Nik. BUtdowsky uih-
isky versehen.
65
Kays- Hofe geschehen seyn sollen, zu hintertreiben < und es zu er-
wirken, »daß es den treugehorsamsten Ständen erlaubt und frey stehen
möge, auß ihrem Mittel solche Kirchen-Vorsteher ais ihre Mandatarios
und Repraesentanten zu erwählen, zu welchen sie ihr völliges Ver-
trauen setzen können«. Ausserdem sollten die Depuiirten im Sinne
der Instniction »allen ersinnlicheii Fleiß vorkehren, die Vocations-
Angelegenheit bey der vormahligen einrichtung zu conserviren, und
sich insonderheit sowohl in der praxi der übrigen Gnaden-Kirchen,
alß auch fürnehmlich in der Kays. joKcpliin. Resolut, d. d. 2S. Sept.
1710 gründen«. Die persönliche Intervention der Deputirten sollte
mit dem Einreichen eines Memorials begleitet werden, in welchem
dem Kaiser die Bitte vorgetragen werden sollte, es in Religions-
sachen bei den bisher publicirtcn Generalien und Resolutionen be-
wenden zu lassen, insonderheit aber, dass »alle und jede causae
Religionis dem Königl. Oberamte allergnädigst committirC und auf-
getragen» werden, und dem »Herrn Landeshauptmann solche Ai
gelegenheiten an sich zu ziehen nicht verstattet werden möchte, we
.solches ohne dieß nur auf neue Sportein und exactiones anziehlet, wi
durch die treu gehorsamsten Stände zu Ihr, Kays. May. allerhöchst.
Diensten unvermögender gemacht werden«.
Das Memorial ist auch in dem angegebenen Sinne verfasst und
eingereicht worden. Die Stände, dem Rathe MöHin's folgend, stellten
sich so, als ob ihnen das Rescript vom 10. März 17.30 ihr Jus
Patronatus (vocandi et praesentandi) gar nicht benähme, sondern, in-
dem es fordert, dass sich die liowerber mit ihren Supplicatis an den
Hof wenden, nur eine Verfügung; enthielte, welche »ohnehin jetzo
observirct wird». Der Unterschied wäre nur der, dass die Com-
petenten früher »mediante des Teschn. Landesamtes« zur Confirma-
tion präsentirt wurden.')
Die Bemühungen der evang. Stände sind nicht ohne Erfolg
geblieben; alles, was sie anstrebten, erreichten sie freilich nicht. —
Zunächst erfolgte eine Antwort auf die vom Landeshauptmanne
den IL Mai 1730 eingeschickten Vorschläge durch das kais. Rescript
vom 2. Mai 1732.') Der Kaiser resolvirte. dass er zwar Ursache
') In diesem Sinne waren auch i
Vocitten. welche »ie ,inimediBte' nsch V
') Tesehener evang, Pftrrarcbi».
Kirchenvorstehem iit nur ein Theil des
JlhrblKh de> ProlHUntitmiit IBM, H. I u. II
^(^suche der von den Kirchen
abschiciilen, verfassl.
h Jahrbuch, IX. 1888. ä. 46
ripl« mitgelheiU worden.
J
66
hätte, nach dem Vorschlage des Landeshauptmannes zu handeln un:
die jetzigen Kirchenvorsteher »zu cassiren und andere anzusetzen«
er wolle aber »für diesmahl die Milde der Schärffe annoch vorziehen«
Er ertheilt aber den Befehl, dass die Kirchenvorsteher »fiirobir
weither, alß ihnen gebühret, in ihren Operationibus lunb so wenige:
zu gehen, oder (sich) in einige ihnen nicht zustehende Sachen einzu-
mischen hätten, als Wir sonften wieder dieselbe mit einem schärfferer
Einsehen fiirgehen wiirdenc; d. h. die Kirchen Vorsteher erhielten in den:
kais. Rescripte, was man im amtlichen Leben eine »Nase« zu nenner
pflegt. Aber sie kamen auch sonst nicht mit heiler Haut davon
Der kais. Wille lautete, »dass ins Künftige, so oft einer von sotharcr
Kirchen -Vorstehern mit Todt abgehet, Unß solches jederzeit ar
gezeiget und ohne unserm Allerhöchsten Vorwissen zu der W^h
eines anderen nicht geschritten werden solle, respectu des neolect:
aber wäre einzuberichten, ob er nicht in einem Verdacht einicer
der A. C. zuwiderlaufenden Principiorum sich befunde, dann ob e:
nicht geneigt in Religions-Sachen sich zu weith einzumischen un:
ungegründete Motus zu erwecken, auch ob derselbe nach dttr
Westphäl. Friedens-Schluß die erforderliche qualität, ein ruhiges
friedferttiges und zur Beobachtung der Allerh. Anordnungen
geneigtes Gemüth besitze?« *) Damit war die eine Angelegenheit
erledigt.
Länger währte die Vo cirungs-Angelegenheit. — Den
2. Mai 1732 forderte der Kaiser, indem er die an ihn »immediate«
gelangten Gesuche der beiden Hentschel an das Oberamt behu^
abzugebenden Gutachtens übersendete, abermals diejenigen, weiche
sich bei jenem Amte etwa anmelden sollten, mit ihren Gesucher.
immediate an ihn zu weisen.*) Das Oberamt schien aber mit dem
Gutachten (wie es Mörlin in seinem Schreiben vom 12. April 173i*
vorausgesehen hat) keine Eile zu haben ; und so fordert der Kaiser
*) Der zweite Theil des Rescriptes galt natürlich den kön. Aemtern. Es sch«:rJ
auch, dasi es dem Vorschlage des Grafen Wratislav gemfiss in Brauch kam. in ^>^
Versammlungen der Stände, in welcher et sich um die Wahl neuer Kircfaenrorstelie^
bandelte, einen katho). Landrechtsbeisitzer za entsenden. Kaufmann berichtet io
seiner ,,Gesch. d. St. Teschen", die Kirchenrorsteher seien ,von den Gemeindeglieder
unter Vorsitz des K. H. Landesältesten gewählt u. von der k. k. Repraesentat:on
u. Kammer bestättigt worden**. Im Jahre 1762 praesidirte, nach Kaufmann. ^^•
den Wahlen der Laodesäl teste Rudolf Czelesta.
*) Das betreffende Rescript im Teschener evang. Pfarrarchtv.
67
den 13. Jänner 1733, nachdem noch eine Reihe von Gesuchen —
unter diesen auch die der vom Kirchenvorstande Vocirten — ein-
gelaufen ist, abermals zur Einvernahme des Landesamtes und des
Brieg'schen Consistoriums und zur Erstattung des Berichtes »sub
brevi termino« bezüglich aller Competenten.*) Unterdessen ist es auch
höchst wahrscheinlich gelungen, den Landeshauptmann zu besänftigen.
Davon legt sein Bericht an das Oberamt vom 14. März 1733 Zeugniss
ab,') in welchem er für die erledigten drei Pfarrstellen den einen
Hentschel, Krieger und Richter vorschlägt; bezüglich Hentschel's
jedoch darauf hinweist, dass er zwar in Schlesien von Jugend auf
erzogen, aber in Brandenburg geboren sei; sollte sich deshalb
seines Incolates wegen Anstand erheben, schlage er zum dritten
Prediger Heinrici vor, Hentschel könne dann das >vacirende< Schul-
rectorat übernehmen.
Und nun werden wir den Brief Logau's an den Landeshaupt-
mann vom 27. März 1733 verstehen, in welchem gesagt wird,
»daß wann die dießfälligen Negotia zu unserer und der allhisigen
Gemeine Consolation außschlagen, und die Confirmationes auf die
3. Prediger: Richter, Heinrici und Krieger einlangen würden, wir
unsere Danck-Erkäntlichkeit zu erzeigen, unß nicht nur anerbothen,
sondern auch bereits einen würcklichen Anfang hiezu
gemacht haben, worauff dann die von E. Exe. alle zeit
und neulich in Trzitiesch erhaltene Gnaden Versiche-
rungen unßdergestaltberuhiget, daß wir... des festen
Vertrauens leben. Seibete werden nichts unterlaßen,
was zu unserer dießfälligen Consolation gereichen
könnte« — gewiss bezeichnende Worte, besonders für den Herrn
Landeshauptmann . . .
Es wird uns demnach nicht überraschen, wenn wir hören, dass
der Kaiser schliesslich auch im Sinne der Vorschläge des Landes-
hauptmannes durch das Rescript vom 14. December 1733 die deutsche
Predigerfunction Richter, die anderen Predigerstellen Krieger und
Heinrici verlieh. Hentschel erhielt — zu keiner grossen Freude der
Stände, welche die Besetzung des Schulrectorates Heber in suspenso
^) Einstweilen ist für die dritte Predigerstelie Krieger vocirt worden.
•) Tcschener evang. Pfarrarchiv.
5*
68
gelassen hätten — das letztere Amt.*) Aus Gründen, welche das
Einzahlen der Rectoratstaxe betrafen, verzögerte sich noch einije
Zeit die Einsendung des kais. Rescriptes. Endlich langte dasselbe
ein, und die Kirchenvorsteher durften nach längerer Zeit aufathrnrn
Wie aber das sich verziehende Gewitter, gleichsam zum Abschiede
noch einige Donnerschläge entsendet, so war es auch hier. Der m:t
dem Schulrectorat bedachte Hentschel konnte das MissUngen seiner
Pläne nicht verwinden ; und als Schmidt starb, reichte er (13. Jänner
1736) abermals ein immediates Gesuch um die dadurch freigewordtne
Predigerstelle nach Wien ein, in welchem er sich über die Kirchen
Vorsteher und die ihm durch sie zugefügte vermeintUche Ziinjc!-:-
Setzung beklagte.') Aber auch dieser Donner verhallte. Die Stell?
nach Schmidt erhielt der von den Kirchenvorstehern vocirte Schuber..
Als letzter Donnerschlag kann wohl die Ermahnung gelten, dit
das kais. Rescript vom 11. April 1740, durch welches Schuchard
als Pastor bestätigt wurde, den Kirchenvorstehern brachte : sie möger
sich vor der Vocirung der dem pietismo zugethanen subjectomni
hüten, da sich sonst der Kaiser bewogen fühlen würde, das ihnen ,au5
purer Allerhöchsten Gnad verwilligte Jus Praesentandi gäntzlich z^
benehmen*.') So ist der Kampf um das grösste Recht der Kirchen-
vorsteher: die Vocation und Präsentation der Pfarrer, zu ihren Gunsten
entschieden worden. Mühe, Opfer und Sorge hat er sie genu^'
gekostet.
Wie sich die Regierung in alle Angelegenheiten der evange-
lischen Gemeinden in Tfcschen und sonst einmischte, davon noch
einen Beweis!
Im Jahre 1738 (10. März) will sie wissen, woher die Installations-
kosten der Pastoren hergenommen zu werden pflegen, und ob man
nicht dazu das >peculium Ecclesiae« verwende? Den 21. Augvst
1738 befiehlt ein kais. Rescript,*) dass die > Wortsdiener« sowohl
bei der Gnadenkirche in Teschen, als auch bei den anderen Parochia.'-
kirchen A. C., die Installationsunkosten aus eigenem Vermögen zu
<) Mörlin schrieb nach geschehener Confirmation Krieger's desssclbcD titca
schönen Brief (Inter medios Belli tumultus, Pacis ego Amantissimus ad Te, qui Medm.«
es inter novos Pastores, ad pascendum oves Teschinienses legitime vocatos de Pav.«
iterum scribo . . .), Teschen er Pfarrarchiv.
*) Teschen er evang. Pfarrarchiv.
') Teschencr evang. Pfarrarchiv.
<) Teschener evang. Pfarrarchiv.
bestreiten haben, sowie auch, dass »in diesfälligen Verausgabungen
nicht excediret werde«. Diesbezüglich wird auch eine .gesatzgebige
vorschrifft> in Aussicht gestellt. Uns interessirt dieses Rcscript noch
deshalb, weil wir aus demselben erfahren, dass die Prediger bei den
Gnadenkirchen, also wohl auch in Teschen, •gemeiniglich blos allein
durch den ersten Kirchen Vorsteher ohne vergeh- und Haltung einiger
mahl-zeit introduciret zu werden pflegten«, eine Nachricht, welche
das eben gezeichnete Verfassungsbild zu ergänzen geeignet ist.
Eine Beschränkung der Freiheit der Kirchen Vorsteher sowohl,
als auch eine grössere Abhängigkeit von der Regierung bezweckte
das kais. Rescript vom 22. November 1737, welches künftig die
Kirchenrechnungen dem fürstlichen Landesamte jährlich abzugeben
ßebot.')
Ehe wir von der evangelischen Gemeinde in Teschen in diesem
Capitel Abschied nehmen, wollen wir noch bemerken, dass in der
von uns geschilderten Zeit noch andere Factoren thätig waren, um
ihre Lage nicht sehr erfreulich zu gestalten. Man bedenke, dass
nach der kurzen Regierung Josephs I. Karl VI. dieselbe über-
nahm (1711 — 1740). Es ist von ihm altzugut bekannt, wie er gegen
die Evangelischen gesinnt war. »Unter seiner Regierung sind die
Akatholiken ärger verfolgt worden, als im XVII. Jahrhundert unter
den beiden Ferdinanden«, sagt ein guter Kenner seiner Zeit.")
Dass von diesen Verfolgungen auch die evangelische Kirche
in Schlesien ihren Theil bekam, ist selbstverständlich. Es ist be-
sonders die katholische Geistlichkeit gewesen, welche, die ihr günstige
Strömung verspürend, sofort auch anfing, das .incrementum Relig.
orthodoxae et salvificae zu der Seelen Heil* mächtig zu fordern.*)
Ganz besonders sind es die evangeÜschen Geistlichen gewesen,
welche unaufhörliche Chicanen der katholischen Dechantcn zu
erdulden hatten. Klagen auf Klagen brachten diese bei den Regie-
>) Jahrbuch, IX, 1888, S. 44. Ueber das äait angegebene Datum des R«*criptn
liehe ■pUer.
*) Reiek. DAjiny prostonir. hnml (Gescb. d. relig. Volksbewegung). 1887, S. 6S.
>) So lautet « in einem Rncriple *ai dem Jahre ITIS, durch welche« den
„Patribos MiHioDUÜi* erlaubt wird, in den FUistenthamerii Troppau nnd Jigerndorf
lu .arbeiten". Ob man es immer mit , beweglicher Beichejdenheit, adhibilis purij
remediii Apotlolicis* , wie es im Rescripte weiter heisst, that, ist eine Frage, die
kaum bcjdit werden könnte.
70
rungsämtem ein. Bald masste sich der evangelische ^Praedicant*.
y publice et typis*, einen Titel an, welcher nur , Personen et prae-
latis in sacra Ecciesia Catholica dignitate ecclestastica constitutis ce
jure* gebühre,^) bald griff er in die Parochialrechte des katholischen
Geistlichen ein, indem er durch Entgegennahme der »Offertorien*
und ,Neujahrsdiscretionen* dessen Einnahmen verkürzte. Schliesslich
mussten sich die evangelischen Geistlichen die Ermahnung gefallen
lassen, sie mögen sich doch so benehmen, wie die Wortsdiener bei
den alten Gnadenkirchen, welche Parochiani der ordentlichen katho-
lischen Pfarrer seien,*) womit die evangelischen Geistlichen allerding?
nicht einverstanden waren, indem sie meinten, sie seien zwar in der
katholischen Parochia, aber nicht ,de Parochia oder Parochiani, vcre
sie dicti des Decani*. Und wie viele andere Dinge gab es, übo-
welche die katholischen Dechanten Klage zu führen sich bem üssg:
sahen 1 Viele dieser Klagen waren aber im Grunde genommen nichts
Anderes, als Belege zu Anmassungen, von welchen wir eine für
alle anführten, als wir darauf hinwiesen, dass der Dechant die Juris-
diction über die Teschener evangelischen Geistlichen in Anspruch
nahm und sich zum Richter über ihre Lehre aufwarf. Natürlich leistete
auch die Religionscommission, der wir bald hernach unsere
Aufmerksamkeit zuzuwenden haben werden, ihr Möghchstes in der
Bedrückung der evangelischen Kirche. Die Memorialien und Be-
schwerden der Evangelischen, zu welchen ein solches Verfahren
immerwährenden Anlass gab,') sowie auch die in Rescripten und
Verordnungen der Regierung beruhenden Entscheidungen derselben
legen ein geradezu schreiendes Zeugniss davon ab, dass man es auf
katholischer Seite überaus gut verstanden hat, das Aufkommen einer
allzu grossen Freude über die erlangte Religionsfreiheit zu ver-
hindern.
Auch in den nachfolgenden Jahrzehnten wurde es in Schlesien
nicht anders. Ehe wir uns jedoch dieser Zeit zuwenden, um in
ihr die weitere Verfassungsentwickelung unserer Kirche auf
österreichischem Boden zu verfolgen, wollen wir noch rasch einen
Blick auf die anderen Gnadenkirchen und ihre Verfassung werfen ;
1) Klage gegen Muthmann (Jahr 1712), dass er sich ^Archiduicoims* tito-
üren lasse.
'^>) Resolation vom 28. November 1726.
*) Im Teschener evang. Pfarrarchiv eine Reihe derselben in Abschriften vorhaBden.
71
es wird ohnehin auch zum letzten Male sein, dass wir uns mit ihnen
b>efassen; die Zeit war ja schon im Anzug, in welcher sie aufhörten,
stuf österreichischem Boden zu sein.
Es ist allerdings nicht mehr nöthig, eine eingehende Schilde-
rxxng ihrer Verfassungsverhältnisse in der Zeit nach dem Executions-
recesse zu geben; hat sich ja die Verfassung der alten Gnaden-
g^emeinden, nach deren , Modell* sich die der Teschnischen Gnaden-
kirche gestaltet hat, wesentlich nicht verändert, und auch die neuen
Gnadenkirchen legten bei ihrer Organisirung, welche sie ,per specialem
deputationem* mit Zuziehung der berufenen Geistlichen berathen und
eingeführt haben, die Kirchenordnung der Alten zu Grunde. Es er-
übrigt uns nur, einige Einzelheiten nachzutragen. Die erste bezieht
sich auf die Kirchenvorsteher, welche, wie wir schon bemerkt haben,
a.uch hier, ^weil die gantze Communion gantz und gar zusammenzu-
bringen nicht möglich* war, die Gemeindeangelegenheiten leiteten und
die Function der Patrone ausübten.*) Wir erfahren aber, dass in den
neuen Gnadengemeinden diese ,deputation per Majora vota* von der
ganzen Gemeinde gewählt wurde, weil ja die gesammte Gemeinde
die Lasten zu tragen hatte. Auch die Zusammensetzung des Kirchen-
vorstandes gestaltete sich einigermassen anders, als in Teschen. Die
Kirchenvorsteher waren theils vom Lande, theils aus der Stadt, theils
aus der Ritterschaft, in Sagan z. B. drei ,Landes-Eltisten*, ein
Dcputirter von der Ritterschaft und von der Stadt, drei Literati und
drei von den Zünften.') Der Kirchenvorstand hatte seinen Directorem,
Actuarium etc., und Alles war in demselben derartig eingerichtet,
dass die Teschener Kirchenvorsteher die Meinung aussprachen, sie
hätten sich ,billich noch ein besseres Modell daher* nehmen können.')
Die Conferenzen geschahen in ihnen ,longe majori cum solennitate,
auch wohl bey gewißen Gelegenheiten in loco publico Ecclesiae*. —
Auch auf die Kirchenvorsteher der anderen Gnadenkirchen richtete
die Regierung im Jahre 1728 ihr Auge und liess sich einen Bericht
über jene Punkte erstatten, welche die Teschener Kirchenvorsteher
>) Sie waren im Stande . . . KirchencoUegia oder Vorsteher zu setzen, um gute
Ordnung beizubehalten. (He n sei, S. 645.)
*) Diese Nachrichten aus dem Teschener evang. Pfarrarchiv. Das Vorbild fand man
offenbar in der Schweidnitzer Kirchenordnung ; man scheint aber Kirchenvorsteher und
Deputirte nicht unterschieden zu haben.
*) Das Memorial der Teschener Kirchenvorsteher aus dem Jahre 1728.
»m
72
im November 1728 zu beantworten hatten. Die Berichte mögen ähn-
lich wie in Teschen ausgefallen sein; nur scheint es, dass auch in
den übrigen neuen Gnadenkirchen die Confirmation der gewählten
Kirchenvorsteher von der Regierung ebenso üblich war, wie in den
alten. In dieser Hinsicht mochte in der That Teschen bis zum Jahre
1732 eine Ausnahme gemacht haben.*)
Die wichtigste Function, welche die Kirchenvorsteher auch in
den anderen Gnadenkirchen auszuüben hatten, war die Berufung der
Kirchen- und Schuldiener. In dieser Hinsicht wurden alle Gnaden-
kirchen, auch die alten, eng an Wien gekettet. Nach dem Rescript
vom 10. Juli 1669 erfolgte die Präsentation durch die Bürgerschaft,
die Confirmation durch das königliche Oberamt. Nun ist die Con-
firmation auch nach Wien übertragen worden. Das kaiserliche Rescript
vom 11. October 1726*) brachte die Entscheidung, dass der Kaiser
gesonnen sei, sein supremum Jus episcopale in ganz Schlesien auszu-
üben und deshalb anordne, dass künftighin die ,neo praesentati*
speciell bei den Gnadenkirchen zu seiner Confirmation gebracht
werden. Die Art der Vocation und Präsentation beHess das
Rescript beim Alten: die Wahl soll die Bürgerschaft in Gegenw^art
eines Deputirten des Ortsmagistrates vollziehen, dieser erstattet über
die vollzogene Wahl eine Relation an das königliche Amt, welches
dann um die Confirmation ansucht. Eine Modification hat diese Art
der Wahl, wie wir gesehen haben,*) bei der Gnadenkirche in Glogau
erfahren, bei welcher auch die Ritterschaft bei der Vocation der
GeistHchen ein Votum hatte. Derselbe Modus ist Anfangs auch bei
der Gnadenkirche in Freistadt eingeführt worden.*) Das kaiserliche
Rescript vom 4. Mai 1731 *) hat, um das der Bürgerschaft durch
das Rescript vom 10. Juli 1669 einzig und allein gewährleistete Jus
1) Hinsichtlich Freistadts bei Ilensel, S. 648.
*) Riegger, Schlesiens Gesetze, S. 128. Das Rescript bei Riegger be-
zieht sich auf Glogau und Freistadt,* wie aber aus Hensel, S. 668 hervorgeht, ist
es auch den anderen Gnadenkirchen zugekommen. — Bei Hensel (und so auch im
Teschener evang. Pfarrarchive) hat das Rescript zum Schlüsse die Aufforderung, dass man
sich genau „wegen des Erwählten Religion^ Leben und Wandel' genau informiren, und
Acht geben soll, „dass er nicht ein von nicht tolerirter Secte, oder eines aufrtlhreri*
sehen Gemüthes sei*.
•) S. 46.
<) Hensel, S. 648.
*) Rtegger, Schlesisch. Gesetze, S. 165.
73^
Patronatus zu wahren, die Coiicurrenz der Ritterschaft bei der Wahl
der Prediger in Giogau und Freistadt aufgehoben. — Die Intro-
ductton der Pastoren besorgte, wie schon früher bemerkt wurde, der
erste Kirchen vorsteh er (Dircctor). ')
Die Schulbedienten sind in den anderen Gnaden kirchen , schlechter-
dings vocirt und zu ihrer Function introducirt worden*. Die Präsenta-
tion zur Confirmation ist von der Regierung nicht gefordert worden.
Es kam sehr oft vor, dass die Lehrer Theologen waren, und
man sie deshalb bat, aushilfsweise zu predigen. Das ist den , aus-
wärtigen praeceptoribus* durch die oberamtliche Verordnung vom
31. Mai 1730 verboten worden, da ja ,zu derley actibus, ausser
denen hierzu eigens aufgestellten Predigern niemand admittiret werden
kann*. Später {Verordnung vom 20. Juli 1730) war man geneigt,
im Nothfalle solche praeceptores, welche einheimische Landeskinder
und ihrer Lehre halber von den hierländischen lutherischen Con-
sistorüs ordentlich examinirt waren, zum Predigen zuzulassen.*)
'■) Vgl. S. 126. — Bei den anderen ParochUlkiichen pSegte ei ein ConsJitorial-
assnsor oder «in duu bevollmacbtigtei FastoT tu Ihnn. (ReScript vom 21. August 1738.)
1) Beide Verordnungen bei Riegget, Schlesisch. Gesetze, S. 160, 161.
IL
t
Das Evangelium in Trautenau und Umgebung.
Von Pfarrer Dr. A. Schmidt in BieliU.
(FortseUung.) *)
IL Die Reformation in Trautenau.
2. Die Schule.
Bei der Einführung der Reformation in Trautenau fanden die
evangelisch gesinnten Geistlichen in den Lehrern wackere Mitarbeiter.
Mehrere Lehrer in Trautenau waren selbst theologisch gebildet und
vertauschten ihr Lehramt wohl auch mit dem Pfarramt. Wie in
anderen deutschen Städten des Reformationszeitalters, finden wir
auch in Trautenau ein inniges Zusammenwirken von Kirche und
Schule bei der Verbreitung der Lehre Luther's und der Erziehung
des Volkes in evangelischem Geiste.
Schon Ende des XV. Jahrhunderts scheint die Schule in
Trautenau, , welche auf die mauer gegen dem wasser Aupa über
und gegen dem beinhause stand*, tüchtige Lehrer besessen zu
haben, wurde doch am 30. December 1492 Johannes Rubinus, ge-
boren zu Parchwitz, angestellt, der lange Zeit zu Rom studirt hatte
und der welschen und griechischen Sprache mächtig war. Als er
nach ISjähriger Thätigkeit Trautenau verliess, folgte ihm am
24. Februar 1504 Adamus Dock aus Leisnig in Sachsen, der nach
8 Jahren in Trautenau starb. Am 3. April 1512 wurde Bartholomäus
Olmitzer in's Lehramt berufen, der nach kurzer Zeit durch den Tod
hinweggerafft wurde. Wie viele Pfarrer, übten auch viele Lehrer der
damaligen Zeit ein Handwerk aus. So rühmt der Chronist von
Lehrer Bernhard Lapcida (1514 — 1516), ^dass er auch ein guter
Steinmetz und bildhauer in der Jugend gewest*.
i) Vgl. XVIII. Jahrg., 1897, S. 113—136.
75
In der neugebauten Schule wirkte als erster Schulmeister ein
gebürtiger Trautenauer, Namens Friedrich Pechatzsch, der am
2. März 1520 von dem Lehrer Caspar Malweysz aus Trautenau ab-
gelöst wurde. Dass die Schulmeister damals auch den Organistendienst
versorgten, geht aus der Aeusserung des Chronisten hervor, dass
der Obgenannte ,allhie zum Schulmaisterambt und die orgel zu-
vorsorgen vocieret* worden ist. Nach dem Tode des Caspar Malweysz
wurde für kurze Zeit Georg ius Herold, ein gebürtiger Trautenauer,
Schulmeister und Organist. Am 25. Jänner 1522 berief der Stadtrath
den Lehrer Nicolaus Jon aus Jauer in Preussisch-Schlesien, der zu-
gleich nahezu 6 Jahre das Amt eines Stadtschreibers verwaltete. Er
war ein ,studirter Mann*, was ihn jedoch nicht hinderte, sich beim
»alten Hans Hoflfmann zum nassen Künig* im Branntwein zu Tode
zu trinken, also dass er hinterm Tische sitzend starb. Am 9. Jänner
1530 wurde Johannes Faber, sonst Hancke genannt, aus Leipzig
angestellt. Er hatte zuletzt zu Wünschelburg als Schulmeister gewirkt,
zog nach 5 Jahren nach Arnau und Hohenelbe, um am 24. April
1544 wieder in sein Lehramt zu Trautenau zurückzukehren; hier
verehelichte er sich mit der , alten Bleschkin*, von der er sich her-
nach vor dem Erzbischof zu Prag scheiden Hess. Er verliess Trautenau
bald wieder und wurde Pfarrer ^zum ungetreuen Seuflfersdorf * . In
Trautenau half er die Procession um den Friedhof abstellen. Von
da an förderten die evangelischen Lehrer das Reformwerk der
Greistlichen nach Kräften. Am 12. März 1535 hielt der Schullehrer
Johannes Libethaler seinen Einzug in Trautenau, der nach vierjähriger
Thätigkeit Pfarrer zu Hartensdorf in Schlesien wurde.
Zu seltener Blüthe gelangte die Schule zu Trautenau unter dem
,wolgelerten herm* Johannes Geiszier aus Goldberg in Preussisch-
Schlesien, der am 24. September 1542 sein Lehramt antrat, in dem
er von seinem Sohne Israel Geiszler unterstützt wurde. Man hätte
die Schule noch grösser bauen müssen, meint der Chronist, wenn
der alte Herr Johannes Geiszler nicht gestorben wäre. Denn damals
waren zu Trautenau ,viel junge edelleut und frembde Knaben und
grosse Studiosi von Prag und sonsten*. Der Ruf des berühmten
Geiszler muss also weit in*s Land gedrungen sein, wenn Studenten
selbst aus weiter Ferne daherkamen, um zu den Füssen des gelehrten
Mannes zu sitzen. Johannes Geiszler richtete auch die deutschen
Kirchengesänge ein ^beim hohen grabstain zu singen*. Als er 1543
76
starb, wurde er in der Kirche unter dem Hallenfenster begraben
und sein Sohn Israel ward Lehrer an seines Vaters statt. Israel Geisz]er
betrieb nebenbei auch das Bäckerhandwerk, das er bei dem Bürger-
meister Caspar Jokel gelernt hatte, dessen Tochter Ludmilla er
freite. Als Israel Geiszier das Bäckerhandwerk einige Zeit betrieben
hatte, zog er mit dem Trautenauer Schneider Andreas Dreilin;;:!:
ans Breslau nach Wittenberg und Beide liessen sich dort V(Ti
Melanchton ordiniren. ,Also war der her Israel Geiszier Goldtber-
gensis pfarher zu Pilnikau, und der her Andreas Dreilingk vor.
Breszlaw pfarher zuFriedelandt.* Das , Wittenberger Ordiniertenbuch*
bezeichnet Israel Geiszier als Stadtschreiber von Pilnikau und Andreas
Dreylingk als Schreiber des Herrn Hans Silber, der bei TrautenaL
begütert war. Auch wird Dreylingk als Pfarrer von Altstadt, wob
Ober-Altstadt bei Trautenau, und nicht als Pfarrer von Friedelandt
(in Preussisch-Schlesien) bezeichnet*).
Am 21. März 1546 wurde Valerius Grünberg, gebürtig zu
Glatz, Schulmeister in Braunau, nach Trautenau berufen. Mit ihm
kam der Lehrer Johannes Tzenker, der einige Zeit mit Grünberg
zusammen wirkte, dann aber nach Prag ,in des Königs cantorei*
zog. Die Schule zu Trautenau musste sich bedeutend vergrössert
haben, da des Oefteren zwei Lehrkräfte auf einmal angestellt sind.
So wurde am 29. Jänner 1568 Sigmund Hübner, gebürtig von Land*-
hut, Lehrer zu Bolkenhain, vom ehrbaren Rathe aufgenommen, ,dic
cantorei und schule helfen dem her Valeri zu versorgen*. Valeriu?
Grünberg gab seinem Helfer ein Verzeichniss der Gegenstände, in
welchen er die Knaben unterweisen sollte. ,Lectiones so in unser
schule den knaben fürgegeben wird:
Compendium grammaticae latinae Goldbergense. Fabulae Aesopi
Camerarii. Musica latina Spangenbergii. Civilitas morum Erasmi
Roterodami. Catonis dicta moralia. Catechesis D. Martini Lutheri latina.
Compendium arithmetices LucaeLosii. Evangelium latinum et graecura.
Epistolae Stunnii Elegantiani. Liber Fabridi, auch die argumenta
») Das „Wittenberger Ordiniertenbuch« 1637—1660 vcröfiFcntUcht von Lic. I>r.
Georg Buchwftld, Leipzig, Georg Wigand, 1894, S. 83, nennt den 9. NoTember 1552
als das Datum der Ordination Beider und enthält die Eintragung: „Andreas Dreylirgk
von Bresslaw, Herr Hansen Silber's Schreiber, Beruffen gein Altstadt zum P^ambt."
^Israel Gieseler vom Goldtberg, Stadtschreiber zu Bilnickow, beruffeo daselbsthin tum
Pfarambt.' An dem genannten Tage wurden nur diese beiden Candidaten ordinin.
77
und anders mehr nach gelegenhait und geschichligkait der knaben,
soll nichts hinderstellig bleiben.* Aus diesen angegebenen Büchern
hat Valerius Grünberg, für seine Zeit ein überaus gebildeter und
gelehrter Mann, die Schüler fleissig unterrichtet. Bei seinen Mit-
bürgern stand er in hohem Ansehen und wurde am 14. August 1562
mit 10 anderen Männern in einen Ausschuss gewählt, der dem
Rathe der Stadt berathend und helfend zur Seite stehen sollte. Er
erwarb sich auch das Trautenauer Bürgerrecht und besass ein Haus
in der Stadt, das er auf seine Kinder vererbte. Nachdem er von
1546 — 1569 an die 24 Jahre in Segen seines Schulmeisteramtes ge-
waltet hatte, wählte ihn die Gemeinde zu Goldenöls zu ihrem Pfarrer.
Nach seinem Tode setzte ihm die Dankbarkeit seiner Mitbürger in
der Kirche zu Trautenau am 15. April 1600 ein Epitaphium.
Sein Nachfolger wurde ^Matheus Mylner aus Krymitzsch* im
Meissen'schen, der am 21. September 1569 von Goldberg nach
Trautenau zog. Als Besoldung gab man ihm jährlich 10 Schock
y beineben seiner accidentia und der schüller precem und alia, als
den Schulgarten und den umbgang zu weinachten*. Im Jahre 1572
wurde er nach Jungbuch bei Trautenau ,zum predigtambt vociert*.
Die Cantorei und die Orgel versorgte zu gleicher Zeit der am
1. Jänner 1570 berufene Adam Kretschmer, wofiir er alljährlich
24 Schock und für das Zeigerstellen noch besonders 2 Schock er-
hielt. Zur Wohnung wurde ihm das Schulhäuslein auf dem Kirch-
hofe angewiesen. Den Pfarrer unterstützte er durch Führung der
Todtenregister, nach deren Ausweis im Jahre 1571 im Ganzen
94 Personen gestorben sind. Am 15. Juli 1575 verschied er, nach-
dem er die Cantorei, die Orgel und das Zeigerstellen nahezu 6 Jahre
versorgt hatte. ,dem gott gnade* ruft ihm der Chronist nach.
An Stelle Mylner 's wurde am 11. August 1572 ,dcr wolge-
lerte her* Johannes Rosa, geboren zu Turn in Preussen, zum
Schulmeister berufen. Als Junggeselle kam er aus Goldberg herauf-
gezogen. Der Pfarrer, ein ehrbarer Rath und die Bürger speisten
ihn so lange, bis er eine Jungfrau aus Goldberg, die er nach Trau-
tenau mitgebracht, geehelicht hatte. Am 9. September 1587 unter-
richtete er zum ersten Male die Schüler in dem neugebauten Schul-
gebäude yund ist der kleinen latein zum erstenmal gewest: deus
gott, preceptum gebet*. Johannes Rosa richtete auch ein »convivium
musicum* ein, an welchem sich 13 ehrbare Personen, mit Ausnahme
78
zweier alle gelehrt, betheiligten. Ein jeder sollte der Reihe nach
den anderen alle vier Wochen eine Mahlzeit vorsetzen, doch sollte dabei
nicht mehr getrunken werden als 1 Dreiling Bier und 4 Seide
Wein. Diese ,convivia musica* hielten die 13 Herren, darunter der
Stadtvogt, der Stadtschreiber, der Cantor, mehrere Rathsherren.
ohne Beisein ihrer Frauen ab,
Während Johannes Rosa das Schulmeisteramt verwaltete, wurde
nach dem Tode Kretschmer's als Cantor Johannes Hartmann ais
Arnäu aufgenommen, der indess nach einem Jahre (1576) wieder
nach Amau zurückkehrte. Ihn ersetzte am 18. September 157»'
Johannes Debissus, genannt Heniochus Nissensis, der aus Goldber^:
berufen worden war. Er sollte als Cantor und Organist die Kirche
zu Trautenau ,mit seinen musikalischen Künsten versorgen*. Etliche
Bürger im Rathe gaben ihm freien Mittagstisch. Seine Besoldurt^
bestand in 28 Schock Baargeld und dem Erträgniss dreier Umgänge
im Jahre. Er wurde auch der Ehre gewürdigt, an dem ^convivium
musicum* seines Vorgesetzten theilzunehmen. Nach drei Jahren wurce
Johannes Debissus als Schulmeister nach Arnau berufen. Ihm folgte
als Cantor und Organist Franciscus Winkler, aus Bolkenhain gebürtig,
der zu Landshut das gleiche Amt versehen hatte. Als Besoldung
erhielt er 28 Thaler und die Umgänge zu Martini, Nicolaui und
Dorothea. Nachdem er vom 28. November 1579 bis 15. Mai lö"^:
in Trautenau gewirkt hatte, kehrte er in seine Vaterstadt Bolken-
hain zurück. Am 5. Mai 1581 wurde der ,wolgelerte und ehrenhaft
jungling* Andreas Pol von Greifenberg in Preussisch-Schlesien nach
Trautenau berufen und ihm eine Entlohnung von 26 Thalern jährlich
nebst freier Kost ohne alle Umgänge und andere Nebeneinkünfte
gewährt. Im Jahre 1583 kehrte er nach Greifenberg zurück, wurde
jedoch am 28. Jänner 1591 wieder nach Trautenau berufen nrit
einem Gehalte von 40 Schock, 4 Scheffel Korn und 3 Umgängen.
Er blieb bis 16. Mai 1592 in seiner neuen Stellung. Am 12. April
1586 wurde Valerius Baier als Cantor und Organist nach Trautenau
berufen. Im Jahre 1590 liess er sich zu Liegnitz ordiniren, worauf
er in Marschendorf als Pfarrer angestellt wurde. Am 9. December
desselben Jahres sang er bereits seine erste Messe. Für den nun
folgenden Cantor Pol, der nur 1 Jahr 4 Monate in Trautenau ge-
blieben war, nahm der Stadtrath am 6. März 1592 den Lehrer
Melcher Thomas aus Goldberg auf. Seine Jahresbesoldung bestand
79
in 40 Thalern, 7 Scheffel Nutzkorn, 7 Klafter Holz aus dem Pfaffen-
walde und 3 Umgängen.
Von dem Einkommen der Lehrer an der Schule zu Trautenau,
welche fiir die damalige Zeit fast mehr leistete als unsere Gymnasien,
haben wir bereits gesprochen: eine kleine Besoldung in Baarem,
Xaturallieferungen, das Erträgniss mehrerer Umgänge bei den
Bürgern, die Ausspeisung der ledigen Lehrer in Bürgershäusern.
Unter den Schülern herrschten ähnliche Sitten wie in Deutschland.
Den Bacchanten gleich, zogen auch sie vor der wohlhabenden Bürger
Xhüren, um sich Almosen in Geld oder Lebensmitteln zu ersingen.
Bei Begräbnissen wurden an arme Schüler Geldbeträge ausgetheilt,
so am 7. Jänner 1585 anlässHch des Todes der edlen Barbara
Stirtzldn 5 Schock. Die Pfarrer ermahnten die Gemeindemitglieder,
in die an den Kirchenthüren aufgestellten Butten Geld und Brot
für die armen Schüler hereinzuwerfen. Am Sonntag vertheilte der
Pfarrer diese Gaben und that oft noch von dem Seinen Geld und
g^ebackenes Brot hinzu. In der Kirche sassen die Schüler auf dem
ihnen zuge\%iesenen Chore. Leichenbegängnisse wurden ausser vom
Pfarrer auch vom Cantor und dem Schülerchor durch die Stadt
begleitet. Vom dem Schulmeister Johannes Rosa wurde 1577 die
in Deutschland herrschende Sitte eingeführt, dass die Schüler am
Tage Gregorü festlich geschmückt, ein weises Hemd über die Kleider
geworfen, mit schönen Gürteln geziert, Papierfahnchen in der Hand,
singend durch die Strassen zogen. Allegorische Gestalten zu Fuss
und zu Ross, die sieben freien Künste darstellend, eröffneten den
Festzug. Durch diese und ähnliche Veranstaltungen wurde viele
Knaben zum Schulbesuch angeeifert. Die Cantoren und Organisten
veranstalteten femer Fastnachtsspiele, an denen jedenfalls auch die
älteren Schüler mitgewirkt haben werden Der Chronist nennt die
Fastnachtsspiele ,von den zehen altem*, ,von den ungleichen
Kindern Adam und Eva*, ,von dem jungen und alten Tobiae*
u. a. m.
Verzeichniss der Schulmeister und Cantoren zur Reformationszeit
in Trautenau.
1492—1504. Johannes Rubinus aus Parchwitz, Schulmeister.
1504 — 1512. Adamus Dock aus Leisnig in Sachsen, Schulmeister.
1512. Bartholomäus Olmitzer, Schulmeister.
80
1514 — 1516. Bernhard Lapcida, Schulmeister.
1517 — 1520. Friedrich Pechatzsch aus Trautenau, Schulmebter.
1520 — 1521. Caspar Malweysz aus Trautenau, Schuhneister.
1521 — 1522. Georgius Herold aus Trautenau, Schulmeister.
1522 — 1530. Nicolaus Jon aus Jauer in Schlesien, Schulmeister,
Stadtschreiber.
1530 — 1535. Johannes Faber aus Leipzig, Schulmeister.
1535 — 1538. Johannes Liebethaler, Schulmeister.
1542 — 1543. Johannes Geiszier aus Goldberg in Schlesien, Schul-
meister.
1543 — 1544. Israel Geiszier aus Goldberg in Schlesien, Schulmeister.
1544. Johannes Faber aus Leipzig, Schulmeister.
1546. Johannes Tzenker, Schulmeister.
1546 — 1569, Valerius Grünberg aus Glatz, Schulmeister.
1568. Sigmund Hübner aus Landshut, Cantor.
1569 — 1572. Matheus Mylner aus Krymitzsch im Meissen'schen.
Cantor.
1570 — 1575. Adam Kretschmer, Cantor.
1572 — 16 — . Johannes Rosa aus Turn in Preussen, Schulmeister.
1575 — 1576. Johannes Hartmann aus Amau, Cantor.
1676 — 1579. Johannes Debissus, Cantor.
1579 — 1581. Franciscus Winkler aus Bolkenhain in Schlesien, Cantor.
1581 — 1583, Andreas Pol aus Greifenberg in Schlesien, Cantor.
1586 — 1590. Valerius Baier, Cantor.
1591 — 1592. Andreas Pol aus Greifenberg in Schlesien, Cantor.
1592 — 16 — . Melcher Thomas aus Goldberg in Schlesien, Cantor.
III. Die Gegenreformation in Trautenau.
Die Schlacht am weissen Berge am 8. November 1620, in
welcher der evangelische Winterkönig Friedrich V., von dem Heere
der katholischen Liga auf das Haupt geschlagen, Krone und Land
verlor, vernichtete die religiöse Freiheit Böhmens. Auch das blühende
evangelische Kirchen- und Schulwesen in Trautenau und Umgebung
wurde schnell zerstört. Ueber die Durchfuhrung der Gegenreformation
gibt uns das Trautenauer Archiv auch nicht einmal eine leise An-
deutung, geschweige denn sicheren Aufschluss, denn aUe Urkunden
aus jener Zeit sind abhanden gekommen. ^Wohl nicht rein zu-
fällig!* Wir meinen, dass diese Bemerkung des Trautenauer Ge-
81
Schichtsschreibers das Richtige trifft. Von seinen Gütern verlor
Trautenau damals nichts, woraus man schliessen kann, dass es dem
erwählten Böhmenkönige Friedrich V. keine Gefolgschaft geleistet
habe; wurde doch über die meisten Anhänger des unglücklichen
Fürsten die Strafe des Güterverlustes verhängt. Den evangelischen
Glauben scheint die Bürgerschaft von Trautenau bald eingebüsst zu
haben. Aehnlich wie die anderen Städte Böhmens, wird auch Trautenau
,mit glimpflichem Zwange* katholisch gemacht worden sein. Jedenfalls
wurden längstens 1624 die evangelischen Pfarrer und Lehrer aus
der Stadt und den umliegenden Dörfern vertrieben. Die evangelischen
Kirchen wurden geschlossen und später für den katholischen Gottes-
dienst hergerichtet. Die Abhaltung evangelischen Gottesdienstes
wurde bei strenger Strafe untersagt. Religionscommissionen durch-
zogen im Auftrage des streng katholischen Statthalters, Karl
von Lichtenstein, das Land, von Jesuiten, Musketieren und Dra-
gonern begleitet. In den Häusern wurde nach evangelischen Schriften
und Büchern gespürt, dieselben auf dem Markte zusammengetragen
und verbrannt. Die evangelischen Bewohner der einzelnen Orte
erhielten den gemessenen Befehl, die Messe in der katholischen
Kirche zu hören und die Ohrenbeichte abzulegen. Hatte das gleiss-
nerische Zureden und eindringliche Predigen der Jesuiten nicht die
gewünschte Wirkung, blieben vielmehr die halsstarrigen Ketzer
standhaft bei ihrem Glauben, so besorgten die berüchtigten ^Lichten-
steinischen Dragoner*, im Volksmunde , Seligmacher* genannt,
mit etwas nachdrücklicheren Mitteln die Bekehrung zur allein-
seligmachenden Kirche. Im Juli des Jahres 1624 erfloss an alle
Kreishauptleute Böhmens eine , Instruction* für das Bekehrungswerk,
die geradezu haarsträubende Bestimmungen enthielt. Doch wozu
alte Wunden aufreissen? Genug daran, dass es damals als ein Ver-
brechen galt, evangelisch zu sein und dass die Evangelischen von
den rohen Soldatenhorden unter Anleitung der Jesuiten schlimmer
als die ärgsten Verbrecher behandelt wurden. Da den Protestanten
verboten wurde, das Bürgerrecht zu erwerben, ein Gewerbe zu
betreiben, in den Ehestand zu treten, da endlich gegen die Wider-
strebenden mit den härtesten Gewaltmassregeln vorgegangen wurde,
entschlossen sich gerade die Besten und Edelsten des Landes zur
Auswanderung. Die nahe Grenze mag viele Evangelische in
Trautenau und Umgebung zur Auswanderung in die Fremde ein-
Jfthrbttch de* ProtestaniUmus 1898, H. I u. II. 6
82
geladen haben, wo sie wenigstens ungehindert ihres Glaubens leber
konnten. ')
Die Stadt und das Lehngut Schatzlar, 2 Stunden nördlich wr
Trautenau, waren ebenfalls evangelisch geworden, da die Herren au-
der Familie Betritz dem Evangelium treu anhingen. In Schatzlar
und in Bernsdorf errichteten sie evangelische Kirchen und Schuer
und beriefen geeignete Kräfte dahin. So wurde der Schulmeister
zu Schatzlar, Gregorius Glaser aus Lauban. am 12. November Ibö^'
zu Wittenberg ordinirt und als Pfarrer nach Bemsdorf berufen *
Da sich Hans von Zetritz der Partei Friedrich V. von der Pfalz an-
geschlossen hatte, wurden seine sämmtlichen Güter nach der Schlacht
am weissen Berge von Ferdinand II. eingezogen. Dieser vermachte
die Herrschaft in seinem Testamente den Jesuiten, welche ihm bc:
dem Bekehrungswerke in Böhmen so ausserordentliche Dienste
geleistet hatten. Erst 1646 kam das Probehaus der Jesuiten be*
St. Anna in Wien in den thatsächlichen Besitz der Herrschaften
Schatzlar und Schurz an der Elbe, welche sie bis zur Aufhebung
des Ordens 1773 behielten.
Die gewaltsame Bekehrung, eine drückende Schuldenlast unc
die Eintreibung ungeheurer Kriegssteuem schädigten Trautenau
gleich zu Beginn des 30jährigen Krieges auf das Empfindlichste.
In das schrecklichste Elend gelangte die Bürgerschaft in den letzter
Jahren des entsetzlichen Krieges, wurde doch die Stadt innerhalb
13 Jahren nicht weniger als dreimal ausgeplündert und verbranm.
Als nach Wallenstein's Tode die Heere des Kaisers in der Schlacht
bei Liegnitz geschlagen wurden, drangen 1634 Schweden unc
Sachsen in Böhmen plündernd und sengend ein. Die erste Stadt
die ihnen zum Opfer fiel, war Trautenau. Nachdem die Stadt mit
den umliegenden Dörfern in den folgenden Jahren die drückendster.
Einquartierungen zu tragen hatte, streiften einzelne Abtheilungen der
Schweden im Jahre 1642, während Torstenson die Feste Schweidnitz
belagerte, nach Böhmen, und Oberst Richwald legte am 5. Juni die
') Vergleiche die Wirksamkeit der Religionscommissionen in den nördücbcD
und nordöstlichen Theilen Böhmens in der Arbeit „Väs ETangdium in Gablonz ocd
Umgebung** Ton Lic. theol. Arthur Schmidt. Abgedruckt im ^Jahrbuch der GescUschsf:
fttr die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich*, Jahrg. 1894, lU. n. IV. Heü,
S. 128—134.
«) Wittenberger Ordinirtenbuch, 1537—1560. Veröffentlicht Yon Lic. Dr. Georg
Buchwald. Leipzig. Georg Wigand 1894, S. 71.
t
83
anglückliche Stadt abermals in Schutt und Asche. Kaiser Ferdinand III.
verlieh aus Erbarmen allen ihren Bürgern, Inwohnern und Unter-
thanen eine ,Salva quardia*, kraft welcher sie von allen Ein-
quartierungen und Kriegsbeschwerden befreit sein sollte. Als im
Jahre 1644 die Giltigkeit des Freibriefes erlosch, bekam Trautenau
die Dragoner vom Regimente Gallas in's Quartier. Im nächsten
Jahre zogen schwedische Truppen von ihrem Hauptquartiere in
I^iebau nach Trautenau, plünderten und verbrannten die Stadt am
26. September 1645 zum Danke dafür, dass die schwedischen Truppen
Monate lang von Trautenau aus mit Getreide, Mehl, Brot und Bier
versorgt worden waren. Die Thore, die Kirche und das Schloss
wurden gänzlich zerstört. Als im folgenden Jahre die Schweden
ihr Hauptquartier in dem nahen Skalitz aufgeschlagen hatten, stellte
der schwedische Reichszeugmeister die Stadt unter seinen besonderen
Schutz, verbot seinen Truppen jedwede Gewaltthätigkeit gegenüber
ihren Einwohnern und befahl als Protestant dem katholischen
Dechant Bartholomäus Meichsner ausdrücklich, seine kirchlichen
Amtshandlungen ohne Unterbrechung weiter zu verrichten. Mit dem
1648 abgeschlossenen westfälischen Frieden hörten die Kriegsplagen
für kurze Zeit auf. Von 1656 an wurden die Bewohner wieder mit
Einquartierungen und Durchmärschen unaufhörlich heimgesucht. Da-
zu kam im Jahre 1680 die furchtbare Pest, welche trotz des Handels-
und Marktverbotes aus der Grafschaft Glatz eingeschleppt wurde
und in vielen Orten, wie in Goldenölz, so stark wüthete, dass ganze
Höfe verödet dastanden. Alle die schweren Heimsuchungen er-
leichterten die Durchführung der Gegenreformation in jener Gegend,
war doch das übel geplagte Volk während dieser Kriegsläufte seiner
Widerstandskraft so gut wie beraubt worden.
Die traurigen Folgen der Gegenreformation traten noch in
den spätesten Zeiten in Trautenau zu Tage. So war das Schulwesen,
das zur Reformationszeit unter der Leitung tüchtiger evangelischer
Schulmeister derart geblüht hatte, dass viele fremde Studenten die be-
rühmten Trautenauer Schulen aufsuchten, gänzlich in Verfall gerathen.
Zu Joseph n. Zeiten besass Trautenau nur eine Volksschule, in der
nicht viel mehr als Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt wurde.
Der Unterricht wurde in einem Schulzimmer gruppenweise an die
Schüler ertheilt, wie heute noch in den einclassigen Dorfschulen.
Rector und Cantor hatten hauptsächlich den Kirchendienst zu ver-
6=^
84
sorgen und nur der Schulmeister konnte sich ganz mit der Erziehunc
der Kinder beschäftigen. Der Schulbesuch war derart schlecht, das?»
aus den 295 Häusern der Stadt nur 67 Kinder zur Schule geschickt
wurden. Die mangelhafte Schulbildung musste selbstverständlicb
auch auf das religiöse Leben und die sonstigen socialen Verhältnisse
der Bürgerschaft ungünstig zurückwirken. Zwei Gesuche des Stadt-
rathes um Bewilligung einer Lateinschule, die in den Jahren 1774
und 1775 an Kaiser Joseph II. gerichtet wurden, blieben unberück-
sichtigt. ^Die Stadt mus.ste sich mit ihrer schlechten, gegen die
Zeiten der evangelischen Lehrer und Pfarrer tief herabgekommenen
Schule begnügen.*^)
IV. Die Sründung der evangalischen Gemeinde in
Trautenau.
(Mit Benützung der Acten.)
Trautenau hat in diesem Jahrhundert einen mächtigen Aufschwung
genommen. Die Stadt besteht aus der regelmässig angelegten iiiiü
theilweise noch mit Mauern umgürteten inneren Stadt und vier sich
stetig erweiternden Vorstädten. Sie zählt gegenwärtig über 700 Häuser,
mehr als 15.000 Einwohner, von denen etwa 14.500 Katholiker.
160 Protestanten und 400 Juden sind. Trautenau ist heute die
grösste und bedeutendste Stadt des nordöstlichen Böhmens und
verdankt seinen Ruf auf dem Weltmarkte der blühenden Flachs-
und Leinenindustrie. Allwöchentlich wird hier ein Garnmarkt abse-
halten, welcher von Vertretern der bedeutendsten Geschäftshäuser
dieses Zweiges in Oesterfeich, Deutschland, Russland, den Nieder
landen und England besucht wird.
Das Schulwesen der Stadt hat gewaltige Fortschritte gemach:,
gibt es doch in ihr folgende Lehranstalten: Eine Staats-Oberreal-
schule, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Ackerbau- und Flachsbaj
schule, Volks- und Bürgerschulen, eine gewerbliche Fortbildungs-
schule und zwei aus mehreren Abtheilungen bestehende Kindergärten
Die im Barockstil erbaute Decanalkirche, deren mächtiges Haupt-
schiff zu beiden Seiten durch Hallen und Oratorien ergänzt wird.
ist im Jahre 1755 begonnen und im Jahre 1782 vollendet worden.
») Geschichte der Stadt Trautenau. Bearbeitet von Julius Lippcrt. Prag. I86i^.
S. 77—115.
4
85
Die Stadt besitzt mehrere Wohlthätigkeitsanstalten und hat zuerst
von allen österreichischen Städten die öffentliche Armenpflege mit
Arbeitsstube und Armenküche nach dem Elberfelder System ein-
geführt. Die Stadt mit ihren vielen grossen Fabriken und ihren
zahlreichen öffentlichen Gebäuden, ihren sauberen elektrisch beleuch-
teten Strassen jund Plätzen, ihren wohlgepflegten Parkanlagen und
ihrer reizenden Umgebung macht auf jeden Fremden den besten
Eindruck.
Freundlich breitet sich die , Perle des Riesengebirges* im
lieblichen, höhenumsäumten Thale der Aupa am Fusse des Capellen-
und Gablenzberges aus. Auf diesen beiden Hügeln tobte am 27. und
28. Juni 1866 die blutige Schlacht bei Trautenau, die am ersten
Tage mit dem Siege der österreichischen Truppen endete. Dreimal
wurde der Capellenberg, von den O esterreichern tapfer vertheidigt,
durch Preussens Krieger gestürmt und ebenso oft wieder verloren.
Tausende von Todten und Verwundeten bedeckten die Walstatt,
verloren doch die Oesterreicher an diesen beiden Schlachttagen
191 Officiere und 4596 Mann, die Preussen 56 Officiere und 1282
Mann, die Gefangenen und Vermissten miteingerechnet. Die heiss-
umstrittene Capelle auf dem bewaldeten Gipfel des Capellenberges,
in der im blutigen Handgemenge Mann gegen Mann gekämpft,
steht heute noch ; zahlreiche Grabdenkmäler und Kreuze bezeichnen
die Stätte, wo tapfere Soldaten im blutigen Ringen ihr Herzblut
verspritzt haben. Von der Höhe des Gablenzberges blickt ein hoher
Obelisk stolz in 's Thal hinab, dem Andenken des österreichischen
Feldherm, Freiherrn v. Gablenz, gewidmet. Am Fusse dieser ge-
schichtlich denkwürdigen Höhen, die einst von der Kriegsfurie ver-
wüstet wurden, soll jetzt eine Stätte des Friedens, eine evangelische
Kirche, erstehen.
Die Stadt Trautenau erholte sich bald von den schweren Wunden,
die der Krieg ihr geschlagen hatte, und nahm einen staunenswerthen
wirthschaftlichen Aufschwung. Die emporblühende Industrie hatte
mehrere evangelische Familien und viele alleinstehende Männer, meist
aus Deutschland, nach Trautenau und in die Orte der Umgebung
gezogen, die zu der etwa fünf Wegstunden entfernten evangelischen
Gemeinde Hermannseifen bei Arnau gehörten. Am 1. November 1883
hielt Pfarrer Johann Kupka aus Hermannseifen den ersten evange-
lischen Gottesdienst nach der Gegenreformation im Turnsaal der
86
Realschule, bei dem das kleine Häuflein Evangelischer die 400jähnge
Wiederkehr des Geburtstages Dr. Martin Luther's feierte. Am
26. April 1885, am Sonntag Jubilate, folgte der zweite Gottesdienst,
nach dessen Beendigung Pfarrer Kupka mit mehreren Glaubens-
genossen eine Besprechung abhielt, die ein greifbares Ergebnis^
hatte. Es bildete sich zur Besorgung der evangelischen Angelegen-
heiten in Trautenau ein Ausschuss, der aus den Herren Oswald
Driesen, Ernst Tinzmann und Joseph Schöps bestand. Ab und zu
erthcilte Pfarrer Kupka den evangelischen Kindern in Trautenau
Religionsunterricht, der jedoch völlig unzureichend war, da der
Pfarrer nicht einmal allmonatlich von Hermannseifen nach Trautenau
kam. Damals erhielt auch die junge Gemeinde durch Vermittlung:
der Pfarrers Kupka die erste Liebesgabe vom Gustav- Adolf- Verein
im Betrage von Mk 100.
Verschiedene Misshelligkeiten, die zwischen den evangelischen
Glaubensgenossen in Trautenau und dem Pfarrer von Hermann-
seifen ausbrachen, bestimmten erstere, sich an den Pfarrer Dr. Erich
Johanny in Gablonz a. N. zu wenden und ihn zu bitten, in Trau-
tenau einen evangelischen Gottesdienst abzuhalten. Dieser folgte
der an ihn ergangenen Einladung und predigte am 31. Mai l>^5?r>
im grossen Schiesshaussaale auf Grund von 1. Joh. 5, 4 über ,die
Siegesmacht des evangelischen Christenglaubens*. Nach dem Grottes-
dienste fand eine Versammlung mehrerer Gemeindemitglieder statt.
in welcher beschlossen wurde, durch Pfarrer Dr. Johanny sechsmal
im Jahre evangelischen Gottesdienst abhalten zu lassen. Die Vor
bereitung dieser Gottesdienste und die Verwaltung der laufenden
Geschäfte wurde in die Hand eines Dreierausschusses, bestehend aus
den Herren Oswald Driesen, Ernst Tinzmann und Fritz Zimmermann,
.gelegt. Als Pfarrer Kupka in einem Schreiben vom 6. Juli 1885
dem Pfarrer Dr. Johanny die Delegation zur geistlichen Versorgung
der Evangelischen in Trautenau ertheilte, konnten die Glaubens-
genossen der Stadt und ihrer Umgebung an die Bildung einer Tochter-
gemeinde zur Pfarrgemeinde Hermannseifen schreiten. Der Stamm
der Gemeinde hatte seinen Sitz in Trautenau, aber auch in den
Fabriksorten Ober-Altstadt und Jungbuch, in Schwadowitz mit seinen
dem Fürsten Schaumburglippe gehörigen Bergwerken, in der alten
Bergstadt Schatzlar am Fusse der Schneekoppe, sowie in mehreren
anderen Orten waren Evangelische ansässig, im Ganzen über 200.
87
Der beabsichtigten Gemeindegriindung stellten sich freihch ungeahnte
Schwierigkeiten in den Weg.
Am 13. Juli 1885 verhandelte Senior Ithamar Koch aus Eger
anlässlich einer Kirchen- und Schulvisitationsreise nach Hermann-
seifen persönlich mit Herrn Oswald Driesen über die Gründung einer
Tochtergemeinde in Trautenau, Am Tage darauf gaben das Pfarr- ■
amt und das Presb)'terium der Gemeinde Hermannsefen im Visitalions-
protokoll die bestimmte Zusage, die Sammlung der Glaubensgenossen
in Trautenau und Umgebung zu einer Tochtergemeinde von Hermann-
seifen, ja zu einer selbstständigen Pfarrgemeinde, nach Kräften
fordern zu wollen. Am 22. November 1885 fasste die Vertretung
der evangelischen Gemeinde Hermannseifen einstimmig folgenden
Bcschluss, der um so bemerkenswerther ist, als die Gemeinde-
vertretung später den entgegengesetzten Standpunkt einnahm:
,1- Gegen die Constituirung einer Filialgemeinde in Trautenau ■
hat die Muttergemeinde nichts einzuwenden und ertheilt hiezu ihre
volle Zustimmung; 2. verzichtet sie auf irgend welchen Krsatz und "
auf Beiträge der Fi lial gemeinde Trautenau und ihrer Mitglieder zur «
hiesigen Kirchencasse ; 3. die Begrenzung dieser neuen Filial gemeinde j
betreffend wird ihr die ganze Trautenauer Bezirkshauptmannschaft I
(der politische Bezirk Trautenau) zugewiesen mit Ausschluss von .
Freiheit, Marschendorf I. bis III. Theil, Johannisbad und Schwarzen-
berg, welche auch ferner bei der Muttergemeinde verbleiiien; 4. der
Anschluss der Filialgemeinde Trautenau an die Muttergemeinde
Hermannseifen wird unter der Bedingung gewährt, dass die Rechte
des hiesigen Pfarramtes unberührt bleiben.'
Der GustavAdolf-Verein versprach, die Bestrebungen der |
Evangelischen in Trautenau zu fördern und spendete ihnen auf der I
Jahresversammlung des Dresdener Hauptvereines zu Luckwitz im |
Jahre 1885 Mk. 200, eine Gabe, die jährlich wiedergekehrt und |
später erhöht worden ist. Soweit ging Alles gut. Nun aber ergab ■
.sich die Schwierigkeit, einen geeigneten Religionslehrer für die
evangelische Jugend zu beschaffen. Die 30 evangelischen Kinder,
die die Trautenauer Schulen besuchten, hatten bisher so gut wie
keinen Religionsunterricht genossen. Die Kinder aus Mischehen
wurden meist katholisch erzogen und selbst Kinder aus evangelischen
Ehen besuchten den katholischen Religionsunterricht. Hier also war
zuerst der Hebel einzusetzen, sollte die Gemeinde eine Zukunft
88
haben. Der Ortsschulrath von Trautenau ging trotz schriftlicher und
mündlicher Vorstellungen nicht darauf ein, einem in Vorschlag ge-
brachten evangelischen Lehrer eine freigewordene Unterlehrerstelle.
die im September 1885 besetzt wurde, zu verleihen. Deshalb nausstc
man darauf bedacht sein, entweder einen eigenen evangelischen
Religionslehrer anzustellen oder einem evangelischen Lehrer aus der
Nachbarschaft den Religionsunterricht zu übertragen.
Als am 2. August 1885 in einer Versammlung der stimm-
fähigen Glaubensgenossen in Trautenau beschlossen worden war.
eine Tochtergemeinde zur Muttergemeinde Hermannseifen zu gründen,
konnte man zur Ausarbeitung der für die Kirchen- und Staats-
behörden bestimmten Unterlagen schreiten, auf Grund deren um
die Bewilligung der Gemeindebildung nachgesucht werden sollte.
Diese Arbeiten zogen sich in die Länge, da die genaue Zahl der
Glaubensgenossen in und um Trautenau sich nur schwer feststellen
Hess und auch der Nachweis der für den Kirchendienst und den
Religionsunterricht erforderlichen Geldmittel nicht leicht zu fuhren war.
Die Gottesdienste wurden indess regelmässig alle 8 oder 9 Wochen
abgehalten und erfreuten sich eines zahlreichen Besuches. Am 20. De-
cember 1885 sollten nach dem Gottesdienste zwei katholische Frauen,
die sich aus Ueberzeugung zum Uebertritte angemeldet hatten, in
die evangelische Kirche aufgenommen werden. Eine grosse Menge
füllte den Schiesshaussaal und harrte des Augenblickes der Auf-
nahme, um zu sehen, ob die beiden Frauen auch standhaft
blieben, denn man hatte ihnen durch eine Mittelsperson 10 fl.
monatliche Rente angeboten, wenn sie im Schoosse der römisch-
katholischen Kirche blieben. Der Uebertritt der beiden Frauen er-
folgte an diesem Sonntag trotz des lockenden Bestechungsversuches,
den man bei ihnen gemacht hatte. Am 4. April 1887 endlich konnte
das evangelische Pfarramt in Gablonz das Gesuch um Bewilligung
der Gemeindegründung in Trautenau mit allen nöthigen Belegen an
den k. k. evangelischen Oberkirchenrath in Wien absenden, das
jedoch mit der Begründung abgewiesen wurde, dass die Beschaffung
der zur Erhaltung der Gemeinde erforderlichen Mittel und die An-
stellung eines Religionslehrers nicht genügend nachgewiesen erscheinen.
In einer Gegeneingabe machten die Glaubensgenossen in Trautenau
geltend, dass sich das erste Bedenken des k. k. Oberkirchenrathes
leicht beheben lasse. Wenn sie bisher für die Ertheilung des Religions-
89
Unterrichtes noch keinen geeigneten Lehrer gefunden hätten, so sei
dies nicht ihre Schuld, da Pfarrer Kupka dem Oberlehrer Musil aus
Hermannseifen, den sie mit dem Unterrichte hätten betrauen wollen,
die erforderliche Delegation verweigert habe. Nun hätten sie sich
mit der evangelischen Nachbargemeinde Liebau in Preussisch-Schlesien
in Verbindung gesetzt und hofften für den Religionsunterricht den
Cantor Goede aus Liebau zu gewinnen. Schliesslich baten sie den
k. k. Oberkirchenrath, ihnen die Gemeindegründung zu genehmigen,
da sie sonst i^uf den Anschluss an die evangelische Kirche Oesterreichs
überhaupt verzichten müssten. Später kamen die Evangelischen in
Trautenau bei den Kirchen- und Schulbehörden um die Bewilligung
ein, dem Pfarrer Scholz aus Liebau den Unterricht übertragen zu
dürfen.
Während die Unterhandlungen bezüglich der Anstellung eines
Religionslehrers noch in der Schwebe waren, schrieb Pfarrer Kupka
im Juli 1887 ohne Wissen des Ausschusses der Glaubensgenossen
in Trautenau an den lutherischen Gotteskasten einen Brief, in dem
er um Mittel zur Berufung eines dem Pfarramte Hermannseifen unter-
geordneten Vicars für Trautenau bat. Da der Gotteskasten nur
lutherische Gemeinden unterstützt, in Trautenau sich jedoch auch
Anhänger des unirten und reformirten Bekenntnisses, sowie Angli-
kaner befanden, wies der Ausschuss jedwede Unterhandlungen mit
dem Gotteskasten zurück. Pferrer Dr. Johanny und Pfarrer Ergenzinger
aus Reichenberg reisten nach Hermannseifen, um durch eine gründ-
liche Aussprache die Spannung, die zwischen Hermannseifen und
Trautenau herrschte, auszugleichen, jedoch ohne Erfolg. Darauf entzog
Pfarrer Kupka in einem Schreiben vom 15. Mai 1888 Pfarrer Dr.
Johanny die Delegation zur geistlichen Versorgung Trautenaus, ein
Schritt, der bei den Evangelischen der zu gründenden Gemeinde
grosse Entrüstung hervorrief. Der Stein kam nun endgiltig in's Rollen
und gelangte nicht eher zur Ruhe, als bis die reinliche Scheidung
zwischen den Glaubensgenossen in Trautenau und der Muttergemeinde
Hermannseifen vollzogen war. Am 24. Mai 1888 richteten die
Evangelischen in Trautenau sofort ein Gesuch an den Superintendential-
ausschuss der böhmischen Diöcese A. B. Prag, in dem sie um Aus-
pfarrung aus der Gemeinde Hermannseifen und Einpfarrung in die
Gemeinde Gablonz a. N. ersuchten, da die Entzweiung zwischen den
Trautenauern und dem Pfarrer von Hermannseifen bereits so weit
^
90
gediehen sei, dass an ein erspriessliches und friedliches Zusammen-
wirken nicht mehr gedacht werden könne. Mit Erlass vom 2. Sep-
tember 1888, Z. 765, genehmigte der Superinten dentialausschuss
trotz des Sträubens der evangelischen Gemeinde Hermannseifen dit
Loslösung der Trautenauer Glaubensgenossen von Hennannseifen
und ihre Angliederung an die Gablonzer evangelische Gemeinde.
Damit war nun endlich nach langen Kämpfen der Boden für
eine gedeihliche Fortentwicklung der evangelischen Gemeinde in
Trautenau gegeben. Am 13. October 1888 begann Dr. Johanny
mit 28 Kindern den Religionsunterricht, der dem Oberlehrer Musi;
aus Hermannseifen übertragen wurde. Dieser erhielt von seinem
zuständigen Pfarramte die nöthige Erlaubniss und kam von nun an
zweimal monatlich von Hermannseifen hinunter, um sowohl an der
Volks- und Bürgerschule, als auch an der Realschule unter Ver-
antwortung des Pfarrers in Gablonz den Religionsunterricht zu er-
thdlen. Die Gründung einer Tochtergemeinde in Trautenau zur
Pfarrgemeinde Gablonz wurde vom k. k. evangelischen Oberkirchen-
rathe, zumal Gablonz zustimmte, mit Erlass vom 13. September ISSy.
Z. 2042, genehmigt. Am 10. October desselben Jahres erstand
endlich die so lange angestrebte Tochtergemeinde Trautenau, die
alle Glaubensgenossen der gleichnamigen Bezirkshauptmannschaft
umfassen sollte mit Ausnahme der Orte Freiheit, Marschendorf I. bis
III. Theil, Johannisbad und Schwarzenberg.
Da Pfarrer Dr. Johanny einem Rufe nach Wien Folge geleistet
hatte, kam Pfarrer Julius Ergenzinger, der zugleich Pfarradministrator
von Gablonz war, mit dem Curator der Muttergemeinde, Jacob
Mahla, und vier Presbytern aus Gablonz nach Trautenau, um die
gründende Gemeindeversammlung abzuhalten. Von 31 stimmbe-
rechtigten Gliedern der evangelischen Gemeinde in Trautenau waren
17 erschienen. Nachdem Herr Oswald Driesen die aus Gablonz er-
schienenen Herren vorgestellt und begrüsst hatte, schlug Pfarrer
Ergenzinger zum Vorsitzenden Curator Mahla, zum Schriftführer
Oswald Driesen vor. Nach herzlichen Begrüssungsworten und Be-
glückwünschung seitens des Vorsitzenden schritt man zur Wahl von
sechs Presbytern, die folgendes Ergebniss hatte: Oswald Driesen.
Adolf Engelmann, Ernst Henner, Julius Schmekel, Ernst Tinzmann
und Fritz Zimmermann. Bei der sich anschliessenden Bildung des
Presbyteriums wurde Oswald Driesen zum Curator, Fritz Zimmer-
91
mann zu Cassier, Julius Schmekel zum Schriftführer gewählt. Pfarrer
Ergenzinger beglückwünschte die jüngste und einzige Tochter von
Gablonz herzlich und forderte alle Glaubensgenossen auf, treu an
dem Aufbau und Ausbau der Gemeinde zu arbeiten. Eine zur An-
schaffung eines Harmoniums eingeleitete Sammlung ergab den Betrag
von fl. 80-50.
Der Grundstein war gelegt, jetzt konnte die mühe-, aber auch
V er heissungs volle Friedensarbeit der Fortführung des Baues beginnen.
Hatte Pfarrer Dr. Johanny oft das Schwert zur Vertheidigung der
Gerechtsame der Trautenauer Glaubensgenossen schwingen müssen,
so war es dem Verfasser vorbehalten, die Mauerkelle zu handhaben,
damit der Gemeindebau wachse und ein festes Gefiige erhalte. Am
12. Jänner 1890 hielt der Verfasser den ersten Gottesdienst im
grossen Schiesshaussaaie zu Trautenau. Der zweite Gottesdienst am
9. März ist deshalb hervorzuheben, weil an diesem Tage in An-
wesenheit von etwa 400 Andächtigen im grossen Schiesshaussaaie
die ersten beiden Brautpaare in Trautenau getraut wurden. Die
eine und die andere Trauung wurde später vom Verfasser auch in
der kleinen evangelischen Kirche zu Johannisbad, die dem Pfarramte
Hermannseifen unterstellt ist, abgehalten. Als der grosse Schicss-
haussaal, den die Stadtgemeinde stets unentgeltlich zur Verfügung
gestellt hatte, umgebaut und vergrösscrt wurde, so dass er sich
wegen seiner allzuweiten Ausdehnung nicht mehr zur Abhaltung
der Gottesdienste eignete, siedelte die Gemeinde in den Zeichensaal
der k. k. Staats-Oberrealschule über. Da sich dieser zu eng erwies,
und namentlich im Sommer in Folge der drückenden Hitze stets
Frauen ohnmächtig wurden, versammelte sich die Gemeinde im
kleinen Schiesshaussaaie, einem dunklen und feuchten Raum, der auf
die Dauer keinen entsprechenden Ort der Anbetung abgeben konnte.
Als die neue Mädchen-Bürgerschule fertiggestellt war, wurde der Ge-
meinde 1893 der von Geräthen freie und würdig ausgestattete Tumsaal
zu gottesdienstlichen Zwecken überlassen, in dem sie jetzt noch zu-
sammenkommt. Doch auch im freundlichen Turnsaale ist die Ge-
meinde nur zu Gaste; möchte doch bald ihre Sehnsucht nach einem
eigenen Heim gestillt werden!
Die Noth wendigkeit, ein kleines, aber würdiges Kirchlein zu
erbauen, drängte sich den Gemeindemitgliedern bald auf, die auch
sofort bereit waren, zur That zu schreiten. Am 24. August 1890
92
wurde in der Gemeindeversammlung einstimmig beschlossen, einen
am Fusse des Gablenzberges gelegenen Bauplatz im Ausmaasse von
832 Qklftr. = 3000 m* von Baumeister Rieger um den Preis von
fl. 5 für die Quadratklafter anzukaufen. Auf Grund einer neuerlichen
Berathung am 1. März 1891 wurde aber nur die Hälfte des Bau-
grundes im Ausmaasse von 1500 m* um den Gesammtpreis von
fl. 2085 erstanden. Den grösseren Theil des Kaufpreises haben die
opferwilligen Glaubensgenossen in Trautenau selbst aufgebracht,
viele Spenden kamen ihnen aus dem evangelischen Deutschland zu.
Der Bauplatz ist im Jahre 1894 geebnet und auch ein unterirdischer
Canal zur Ableitung der Feldwässer angelegt worden, der fl. 92087
gekostet hat. Bei der im Sommer 1893 durch den Verfasser ein-
geleiteten Sammlung haben die wenigen wohlhabenden Gemeinde-
glieder sehr grosse Opfer gebracht. Der Herrschaftsbesitzer von
Schatzlar, Waldemar Hesse, versprach, das Bauholz zum Kirchenbau
theils unentgeltlich, theils zu ermässigtem Preise zu liefern, fl. 500
spendete die Stadtgemeinde, den gleichen Betrag die Sparcasse.
Der Kirchenbaufond wies damals einen Bestand von fl. 2300 auf,
fl. 1500 wurden von den Gemeindemitgliedern gezeichnet, mit der
Verpflichtung, die Beträge innerhalb dreier Jahre einzuzahlen. Seit-
her ist der Kirchenbaufond nur um ein Geringes gewachsen.
Der Baumeister Arvved Thamerus in Gablonz, der die Gablonzer
evangelische Kirche so treff'lich umgebaut hat, hat bereits einen
Plan fiir ein bescheidenes Kirchlein mit 150 Sitzplätzen, einer Sacristei,
zwei Zimmern für den Küster und einem Zimmer im ersten Stocke
für den Prediger entworfen, das fl. 25.000 kosten soll. Freilich
kann die kleine Gemeinde, die jetzt kaum 300 Seelen zählt, aus
eigener Kraft nimmer zum Ziele gelangen. Die feste Zuversicht, die
sie auf die Hilfe des Gustav-Adolf- Vereines setzt, wird, so hoffen
wir zu Gott, nicht zu Schanden werden.
Der Religionsunterricht erfuhr auf Beschluss des Presbyteriums
vom 12. Jänner 1890 die nothwendige Vermehrung. Der Religions-
unterricht an der Staats-Oberrealschule wurde dem Oberlehrer Musil
in Hermannseifen in zwei Stunden wöchentlich, der an der Volks-
und Bürgerschule dem Lehrer Hoinkes aus dem benachbarten
Trautenbach in demselben Ausmaasse übertragen. Vom Schuljahre
1891/92 an ging der gesammte Unterricht an den Lehrer Hoinkes
über, der unterdess die Lehrbefahigungsprüfung bestanden hatte.
Der k, k. Landcsschuirath genehmigte mit Eilass vom 22. August
1891, Z. 10.081, eine Wegentschädigung von 10 Kreuzern für den
Kilometer von Trautenbach nach Trautenau und zurück. Als in
Ober-Aitstadt und Jungbuch sich acht evangelische Kinder sammelten,
die nur schwer zum Religionsunterrichte nach Trautenau kommen
konnten, reichte die Gemeinde am 8. September 18il4 beim k. k.
Bezirksschulrath ein Gesuch um Genehmigung einer Religions-
Unterrichtsstation in Ober-Altstadt ein. Erst mit Eriass vom 8. Juli
1895 wurde die Religionsunterrichtsstation nicht in Ober- Altstadt,
sondern in dem benachbarten Jungbuch genehmigt, worauf Bürger-
schullehrer Robert Hoinkes den Unterricht sogleich aufnahm. Im
Schuljahre 1896 97 besachten den Religionsunterricht in den Volks-
und Bürgerschulen 25. in Jungbuch 4 Kinder, An der k. k. Staats-
ReaUchule waren 5 evangelische Schüler.
Um das Gemeinschaftsbcwusstsein innerhalb der weit zerstreuten
evangelischen Gemeinde zu stärken, wurden mehrere Familienabende
abgehalten. Der erste fand in einem Nebenraume des grossen Schicss-
haussaales am 12. Februar 1890 statt, bei dem der Verfasser einen Vor-
trag über die , Bedeutung der Reformation in Böhmen' hielt. Be-
deutungsvoll für die Geschichte der Gemeinde ist auch der Familien-
abend am 8. November 1890; wurde doch an demselben nach einem
Vortrage des Verfassers über den Gustav-Adolf-Verein nach seiner
Entstehung, Geschichte und Bedeutung die Gründung eines Männer-
und Frauen-Ortsvereines der Gustav- Adolf-Stiftung beschlossen.
Nachdem die Satzungen des Frauen-Ortsvereines von der Statt-
halterei genehmigt worden waren, wurde die gründende Versamm-
lung am 3. Mai 1891 abgehalten und in dieser folgende Frauen in
den Ausschuss gewählt: Franziska Kluge als Vorsteherin, Auguste
Engelmann als deren Stellvertreterin, Emma Tinzmann als Cassierin
und Hedwig Kaulich als deren Stellvertreterin. Da Frau Kluge die
Wahl dankend ablehnte, wurde die Gemahlin des Curators, Frau
Marie Driesen, zur Vorsteherin gewählt. Beide Vereine schicken ihr
Sammelergebniss jährlich an den nordbcihmjschen Zweigverein der
Gustav-AdolfStiftung ein. Der Frauenverein hat ausserdem schon
viel zur Ausschmückung des gottesdienstlichen Raumes beigetragen.
Am 16. Mai 1894 feierte der genannte Zweigverein sein Jahresfest
in Trautenau, überhaupt das erste Gustav-AdolfFest in dieser Ge-
meinde, bei dem Pastor primarius För5;ter aus l.andeshut in Preussisch-
94
Schlesien die Festpredigt hielt. Der erhebende Verlauf dieses
Festes, an den) Pfarrer Scholz-Liebau, Pfarrer Ergenzinger-Reicher-
berg al8 Vorsitzender des Zweigvereines, Pfarrer Stiller-Hermannseifen.
Vicar Stökl-Reichenberg, der Verfasser als Schriftführer des Zweie
Vereines, viele Gäste aus dem benachbarten Preussisch-Schlesien und
aus Hermannseifen theilnahmen, trug wesentlich zur Kräftigung der
evangelischen Sache in Trautenau bei.
Damals wurde auch die Streitaxt zwischen Hermannseifen und
Trautenau begraben. Pfarrer Kupka in Hermannseifen ist am 2. April
1893 gestorben und von den Senioren Molnar-Pilsen und von Lan}-
Cernilov, sowie sechs anderen Amtsbrüdem zu Grabe geleitet worden.
Pfarrer Kupka gebührt das Verdienst, die beiden ersten Gottesdienste
in Trautenau abgehalten und den Anfang zur Gemeindebildung
gemacht zu haben. Es lässt sich allerdings nicht leugnen, dass er
der weiteren Entwicklung der Gemeinde, die seiner Hut bald ent-
wachsen war, zum Mindesten engherzig gegenüber gestanden ist.
Mit dem erwachenden Gemeindeleben begannen auch die
Lasten zu wachsen. Um eine allgemeine und gerechte Besteuerung
der Gemeindemitglieder durchfuhren zu können, wurde bei der
k. k. Statthalterei in Prag um Genehmigung eines Steuersatzes nach
dem Einkommen angesucht. Als das Gesuch mit Erlass vom
31. December 1891 günstig erledigt wurde, führte man die Neu-
besteuerung sogleich durch, die ein günstiges Ergebniss lieferte. Mit
Beginn des Jahres 1897 zählte die Gemeinde 43 männliche und
12 weibliche beitragende Mitglieder, die etwa f\. 450 an Gemeinde-
beiträgen aufbringen. Als der Verfasser im Sommer 1894 nach
Bielitz berufen wurde, folgte ihm im Gablonzer Pfarramte Johann
Molin, der nun auch die geistliche Versorgung Trautenaus über-
nahm. Da die Pastoration der Gemeinde von Gablonz aus w^en
der grossen Entfernung von 5 — 6 Bahnstunden stets mit bedeuten-
den Schwierigkeiten verbunden war, beschloss die Gemeindever-
sammlung auf Veranlassung des Gablonzer Presbyteriums am 17. Mai
1896, einen eigenen Vicar für Trautenau zu berufen. Als der
Centralvorstand des Gustav-Adolf- Vereines eine jährliche Unter-
stützung von 600 Mark zusagte, konnte die Gemeinde sogleich zur
Besetzung der Vicarstelle schreiten. Am 8. October 1897 wurde
mit grosser Stimmenmehrheit der Candidat der Theologie Erich
Wdirenfennig aus Eferding in Oberösterreich zum Personalvicar
95
des Gablonzer evangelischen Pfarrers gewählt, der sogleich seine
vielseitige Thätigkeit aufnahm. Die Zahl der Gottesdienste wurde
von 7 jährlich, so viele waren zuletzt vom Pfarrer Molin gehalten
worden, auf 22 erhöht. Für den Religionsunterricht an den Volks-
und Bürgerschulen wurden 6, für den an der Realschule 2 Stunden
wöchentlich angesetzt. Dem ersten Vicar der evangelischen Ge-
meinde Trautenau obliegt nun die schwierige Aufgabe, die weit
zerstreute Gemeinde zu sammeln und durch Predigt, Religions-
unterricht und Seeisorge zu erbauen auf dem Grunde der Apostel
und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist. Dies Ziel wird
um so eher erreicht werden, wenn es bald gelingt, der Gemeinde
in einem bescheidenen Gotteshause einen entsprechenden Mittelpunkt
zu geben. Möge die bewährte Opferwilligkeit der GcmeindegÜedcr
nimmer aufhören, möge aber auch die glaub ensbrüderliche Hilfe des
Gustav-Adolf-Vereines sich ihr gesellen !
III.
Der Briefwechsel zwischen Placius und Nidbruck.
Aus den Handschriften gyjy b, i und k der k, k. Hoßibliotkek in Wien.
Herausgegeben, eingeleitet und erläutert von Dr. Victor Bibi. in Wien.
(Fortsetzung.) *)
Nr. 23.
Köln.
1. December 1554.
Flacius an Nidbruck.
Empfiehlt die Herausgabe der 7. griechischen Synode mit
der neugefundenen Frankfurter Synode. Wünscht Aventin 's Kirchen-
geschichte.
Handschriftlich (Origin.): b, fol. 29.
S. Non sine magno gaudio, vir clarissime, animadverti
nuper illam septimam Graecam synodum, de qua C(arolus) M.
scripsit, anno 51 hie Coloniae una cum aliis conciliis editam
esse,*) titulo II. Nycena synodus, quod conferenti capita utriusque
scripti manifestissimum est; praecipue autem tractat bene ipsius
Hadriani duas epistolas. Quare cogitavi protinus, illum valde utiliter
facturum, qui illam ipsam septimam s(ynodum), item C(aroli) M.
libellum cum coUatione oppositorum capitum et denique Franco-
fordensem nuper repertam") simul in publicum ederet adiun-
geretque etiam testimonia Aventini *) et Hincmari ^) maioris fidei
») Vgl. Jahrbuch, XVIII. Jahrg., 1897, III. und IV. Heft, S. 201—238.
«) Von P. Crabbe in 2 vol., vgl. Nr. 13.
«) Und zwar von Nidbruck; vgl. Nr. 20.
*) Vgl. Nr. 6.
») Vgl. Nr. 14.
"■^. ^
97
gratia. Reliqua in prioribus, iam nihil habeo, nisi quod valde
cupiam utilissimumque fore putem, si 0((Xo^?) *) nütteretur in legatione
ad novam Romam; posset ibi et in vicinia circumquaque haud
dubie multa utilia reperire aut certe occassionem quaerendi aliquibus
illic dare; quare admone eum, si quando ei scribis. Monebis
quoque illud etiam, ut si nostras cogitationes VII. et Franco-
fordensis synodi probat, aut illum admoneat, qui Francofordensem
habet,*) aut nobis huc Coloniam mittat, quandoquidem hie receptum
usitatumque est, concilia imprimi. Aventinus nescio quas archio-
logias veteris ecclesiae poUicetur,^) quas videre aut summam rerum
legere, valde cupio, si forte eas nostro prelo committere velit.
Bene ac feliciter vale et quam primum prolixe ad omnia responde.
1. Dec. Coloniae.
Tuus P. P.
Nr. 24.
s. 1. 15. December 1554.
Flacius an Nidbruck.
Büchersendung erhalten. Lythodius. Ueber die Kirchen-
geschichte des Maximus. Entsendung des Languet nach Italien.
Geldbeiträge. Behufs Erlangung der Schrift Ludwigs des Frommen
gegen das nicänische Concil soll Cassander oder Wouters zu Tilius
reisen. Beide könnten das Werk fördern. Literarisches. Entschuldigt
seine Heftigkeit in den früheren Briefen. Bittet N. um älteres Materiale,
neues hätte er genug. Vorstellungen gegen die von N. ver-
langten Ausleihebedingungen. Fünfer-CoUegium. Zusammenkunft in
Regensburg.
Handschriftlich (Origin.): k, fol. 242.
S. Accepi, vir prudentissime, tum illas 28. Julii*), tum alias
23. Augusti *), tum denique hasce primae Novembris *) scriptas et
simul fasciculum variorum coUectaneorum non ita magnum. Ad
«) Nidbruck?
>) Cassander und Wouters; vgl. Nr. 20.
>) Vgl. Nr. 12.
*) Verloren ; vgl. Nr. 14.
^ Nr. 14.
•) Nr. 20.
Jahrbuch des Protcatantiamus 1898, H. I u. IL 7
98
illas priores binas litteras respondi, tum aliis duabus brevib-js
epistolis ad G(allum) missis, tum tertia sub finem Octobris*) aö-
modum prolixa, in qua distinctis cyphris ad utramque epistolani
tuam respondi, eam quoque ad G(allum) per propriuni nuntium,
cuius moram satis mirari nequeo, ablegavi. Jam igitur restat. ut
de ultima aliquid breviter dicam. Lythodius") est medicus Juliii-
censis principis. De coUoquio coram tuum est praecipere. Occu-
pationes tuas probe novi et tantum in hac re Studium ac laboreni
tum demiror tum exosculor. Quod ad Maximum Graecum ') attinet
locum non novi, sed hominem, qui ubi esset, norit, nominavi. Unicjs
ut opinor, est typographus hebraicarum litteranim Venetiis, cogv.o-
mento Bombergus/) tametsi is Antwerpiae plerumque agat ; habe:
Venetiis procuratorem seu rei familiaris negotiationumque curatorem
nomine Nicolaum Stoppium,*) höminem tum elegantis ingenii, tum
Germanis ibi negotiantibus notissimum. Is circiter ante 4 aut ö
annos quosdam scholasticos Germanos ad videndum eum autoreir-
perduxit; quare haud dubie, ubi sit, probe novit. Cupio maximo
pere cum eo homine tibi aliquid notitiae intercedere. Quod ac
Italicos libros attinet, quid nobis Roma scriptum sit, nuper fndi
cavi.*) Habemus igitur propemodum rationem, qua inde aliquid etc.
De mittendo in Italiam aliquo idoneo etc. et ego probe con-
silium, sed deest tum homo aptus, tum sumptuum cofMa: \'ix
enim ei 100 ducati annuatim sufficient. Tuus Humpertus Lagnetus'
esset prae aliis commodus, sed ubi nunc terrarum agat, plane
ignoro, quin etiam tristis, tametsi incertus huc allatus est rumor,
eum alicubi in Sueticis finibus a latronibus interfectum esse. In
Prussiam sane hinc abierat; quo longius sit progressus, plane in-
certum est. Si incolumis redierit voletque eam functionem obire.
curabo, ut accepta aliqua summa recta ad amicum et inde porro
etc. Videbit alter ^((Xo^), an vere primo cum Petro Pema*
») 6. Octobcr (Nr. 18).
•) Vgl. Nr. 20.
•) Vgl. ebd.
*) Vgl. Nr. 13.
») Vgl. ebd.
*) Vgl. Nr. 21.
») Vgl. ebd.
•) Vgl. Nr. 14.
99
coram colloqui possit. Ottho Henricus^) nihil vide tut bonifacturus ;
milii certe nihil respondere vult. Heintzelium ') iteratis litteris
sum hortatus, sed nihil dum de libris respondit. Scripsi etiam
proxime ad Achillem Gassarum medicum,*) per quem me aliquid
effecturum spero.*) De Graeca historia/) quae in vicinia est,
laborabo ipse, tametsi hercle diu frustra iam in hoc ipso
sudaveram. De Caroli 4 libris misi etiam proxime sententiam
Hincmari, admodum scitu dignam. Quomodo Ludovici librum
nanciscar, non video/) nam amici consilium tantum non impossibile
est, meum quod nuper perscripsi longe commodius, ut vel
Cassander^) vel eius alter ipse modis omnibus persuaderetur, ut
quam primum ad Tilium proficisceretur ; ®) haberet ob veterem
familiaritatem aditum, haberet etiam a felici ac divite iam amico
facile sumptus, tametsi et hinc aliquid habere posset; alter') vero
ex illis duobus ad nos venire deberet, sed quis eos te ad utrumque
horum facilius persuadere posset! Nos quidem dabimus sedulo
operam, ne ei sumptus ad vitam hie sustentandam desint, tametsi
adhuc initio non ita nimium dites simus. Ego sane statuo magnum
aliquid in eo situm esse, ut illi duo hac ratione, ut praescripsi,
nobis subserviant ; quare si potest amicus per Hechtium *•) aut alios
amicos tentet. Collector conciliorum**) etiaiti drcumveniendus esset,
quandoquidem non omnia reddidit, sed per quem? Quod Franco-
fordensem synodum ad alios") potius ille bonus vir") miserit quam
ad nos, ferendum scilicet est, praersertim si illi edere in publicum
velint, sed optandum esset, ut non solum articuli, verum integrae
actiones haben possent. Illud exemplar vereor esse mutilum,
i) Vgl. Nr. 20.
«) Vgl. ebd.
3) Achilles Finnin Gasser, Doctor der Medicin in Augsburg; vgl. AUg. d,
Biogr. VIII (1878). S. 396 fg.
*) Auf die Fugger.
«) Vgl. Nr. 20.
•) Vgl ebd.
») Vgl. Nr. 14.
•) Vgl. Nr. 22.
») Wouters; vgl. Nr. 14.
M) Vgl. ebd.
t») Crabbe; vgl. Nr. 13.
IS) Cassander und Wouters; vgl. Nr. 20.
»») Nidbruck.
7*
100
quandoquidem negas, ^) eam synodum quicquam contra 7. Graecam
egisse, cuius contrarium tum Hincmarus tum Aventiuus tum omnes
historici testantur« lUe certe, qui praefationem Carolo adiecit, etiam
ipsum articulum seu canonem, quo 7. synodus damnata est, recitat ;
quare videndum est, ne mutilato exemplari edito magis lud ob-
simus, quam prosimus. Septima alioqui illa Graeca synodos hir
Coloniae anno 1551 in secundo tomo conciliorum edita est,*) ac
correspondcnt materiae cum C(aroli) M. libro, quod nuper admodi^m
animadverti. lUud vero maxime dignum observatu censeo, diiigco-
tissime confodere et conficere papae illius duas epistolas,*} querri
tu solum omnia posse iocaris. Quare qui Francofordensem ed&e
vellet, si C(arolum) ot septimam adlungere non posset, salteir«
aliquot capita sibi mutuo adversantia illorum duorum scriptonjrii
poneret de eoque auditorem admoneret, alioqui labor inutilis propc-
modum erit. Quod ad Gothorum leges attinet, habeo cgo tiiir.
Longobardorum tum Mervingorum, quae omnia simul coniim^r
possent, si quis edere vellet. Nee nihil inde quoque peti potesi;
insunt enim leges, religionem ecciesiasticaque iura attingentes.
Quare meo quoque iudicio illa omnia decem voIumina huc revtv
canda essent.*) Invenias enim saepe gemmam in stercore, ubi non
putasses. Quod si quis edere volet, ei haud gravatim coniniuni-
cabo; coniungi enim haec omnia recte possent et ab amici pro-
fessione non alienum opus esset Ne autem putes, me aliquid
fingere, adducam tibi unam constitutionem Merovingorum legum:
si quis episcopum, quem constituit rex vel populus elegit sibi
pontificem, occiderit etc. Hinc possumus arguere, penes quos olim
fuerit ius constituendi et eligendi episcopos. Et pauIo post decemens.
coram quo reus iudicari debeat, inquit: et si cpiscopus contra aliquem
culpabilis apparet, accusetur ante regem vel ducem vel plebcm
suam etc. Hie denuo habes, quis ecclesiasticam iurisdicdonem
exercuerit. Vide, sie fructus aliquis isque non parvus inde etiam
percipi possit, ubi alius nihil sperasset aut quaesivisset ; quare.
ut supra dixi, etiam illi Codices repetendi erunt. Excusatione ad
meas paulo vehementiores litteras amicus non indiget. mihi potius
1) Vgl. Nr. 20.
«) Vgl. Nr. 23.
*) seil. Hadriani; vgl. ebd.
*) Von Cassander und Wouters; vgl. Nr. 20-
101
deprecandum, quod dolori mimium indulserim; sed fuerunt duae
causae: altera quod putabam, illas 4 cistas, quae vere primo ad
G(allum) perlatae erant, eam supellectilem in se continere, quam
optabam, eoque facile mitti potuisse iudicabam; altera quod iam
initio n^otü revera necessariis monumentis destituimur. Nam quae
ego Norimbergae et alibi collegi, sunt pleraque recentiora, quae
non hisce primis annis, sed postremis, cum ad eos pervenerimus,
usui erunt; talia etiam sunt ferme omnia, quae index vasis A
poUicetur, exceptis paucis. Quare ut iam omissa excusatione quid
velim, scias: illud necesse est, nos nunc summopere agere, ut
vetustissima quaeque, quorum quidem potestatem habemus, primo
quoquo tempore R(atisbonam) ad G(allum) convehuntur. *) Nam de
conciiio Constantiensi, Basiliensi, Pisano et Florentino nondum
laboro, nee etiam de Hussiticis negotiis; longum enim adhuc
tempus superest, quo ad eam metam perveniamus; ad haec illis
scriptis abundamus. Scio locum vicinum, ubi sint circiter 10 tomi
tantum de Basiliensi et Constantiensi ; •) quapropter illud iteratis
summisque votis ab amico') impetres, ut vetustissima quaeque
in praedictum locum quam primum comportcntur, nam, ut dixi,
in initio temporum versamur circa apostolos et proxime post
paucissima habemus, sicut et pauca sunt edita. Ea igitur ipsa,
quae amicus adhuc retinere se, scribit, maxime nunc ob vetustatem
sunt necessaria, contra quae mittit, post longum tempus usui esse
poterunt. Quod ad cautionem*) attinet, iustam quidem rem petit,
sed quod ad senatum attinet, plura incommoda in se continet,
quandoquidem non ita tractabiles in hoc genere hie habemus. Res
(magis) evulgabitur, quam utile sit, omnia enim expiscari volent,
moram ad haec non parvam negotiis eorum cunctatio negotiis
afferet; denique ut illi dent obligationem et sigillum, antequam
libros videant et in manibus habeant, non facile persuaderi poterunt.
Quid de eo dicam, quod haud dubie ipsi volent, semper in sua
potestate libros esse et nobis paucos quosdam quasi mutuo sub inde
dare et mox repetere, quae res et incommoda et molesta erit:
novi ego, qua difficultate impetrem, quos hie in bibliotheca habent.
«) Vgl. ebd.
«) In Erfurt; vgl. Nr. 18.
») Nidbruclc.
*) Vgl. Nr. 20.
102
Quare meo iudicio commodis^imum fuerit et ab amico modis Om-
nibus impetrandum, ut fideiussione nostri collegioli seu nostri
quinqueviratus sit contentus; pollicebimur omnes simul et singul
pro sese. Adiunxi enim mihi alios quatuor, nostro G(allo) amicii-
simos, notissimos ac omnino fide dignissimos, non tarn ut laborent.
quam ut inspiciant et in medium de omnibus deliberent norintquc
omnia, quid datum, quid acceptum, ne quis quid suspicetur de
uno. Scis enim, quales sumus homines, etiamsi enim unus aliqüis
nostrum vel moriretur vel etiam fidem pracstare noUet, supererunr
tamen alii quatuor, qui compellari et compelli ad restitutioncrr
possunt. Sunt autem alii quatuor ii: Johannes Wigandus,*; M
superintendens, D.D. Martinus Copus,') M.Godescaleus Praetorius*
rector scholae et Matthaeus Iudex,*) de quibus omnibus tibi nostcr
G(allus) testimonium praestare poterit. Summa igitur caputqjc
huius scriptionis ea potissimum est, ut et libri vetustissimi quiqje
R(atisbonam) ad G(allum) quam primum mittantur, et ab illo amico
impetretur, ut tali cautione, quae profecto illi firma ac rata erit
velit esse contentus. Nam quod ad profectionem alterius amid
attinet, ille id Deo favente sedulo aget, ut vel circa nnedium vcl
circa finem Aprilis omnino ad condictum locum veniat. Quare
interea festinandum esset, ut vestutiora quaeque ibi invenire posset
nam recentioribus aliud tempus erit accomodum. De catalogo alüs-
que, quae scire cupis, alias. Quod Hechtius amici ulixeam artem
laudat,*) potest ea quidem in hoc genere laudan, pracsertim «i
scopus sit bonus ; sed utinam amicus tunc istum scopum habuisset.
corrasisset profecto plura, sed ille eo tempore aliud agebat aliaque
quaerebat. Amabo fac, ut ex epistolis Pipini, Hadriani et Bonifacii
Germanici ') aliaque vetusta amicus ibi omnino mcnse Aprili accipere
et invenire possit. Bene in Domino valel
15. Decembris.
Tuus T. H.
1) Vgl. Allg. d. Biogr., XLII (1897), S. 462 fg.
») Vgl. Prcger, a. a. O., II, S. 423.
») Vgl. Herzog-Plitt-Hauck, R. E. XVII., S. 4 fg.
*) Vgl. Allg. d. Biogr.. XrV (1881), S. 666.
») Flacius.
«) Vgl. Nr. 20.
») Vgl. ebd.
103
Nr. 25.
Magdeburg. 15. December 1554.
Fünfer-CoUegium an Gallus (für Nidbruck).
Vorstellungen gegen die von N. für die Benützung der Bücher
verlangten Bedingungen.
Handschriftlich (Origin.): i, fol. 141.
Salutem a Domino Jesu, unico omnium piorum servatore.
Venerande Domine Magister, intelleximus, esse quosdam viros
bonos, qui haud gravatim velint nobis commodare libros ad nostrum
tibique notum institutum utiles, st noster senatus cautionem praestet
vestro senatui, se curaturum, ut libri isti praefinito tempore resti-
tuantur, *) quod quidem neque iniquum neque iniustum nobis
videtur; bis enim iniustum esse iudicamus, commodantem bono
et sincero animo non tantum gratia, sed et re commodata privari.
Verum te latere non arbitramur, quae sit nostrae semidemocraticae
civitatis ratio, nempe quod ad totam multitudinem gubernatorum
rem oporteat referri et bene explanari, ubi post longam moram
parum decernatur, et quod non facile appendant cautionibus si-
gilla, nisi rem, de qua cavetur, coram habeant; adde etiam, si
dicendum est, quod eiusmodi res occupati aliis parum tum intellii
gant tum curent. Cum autem nobis commodissimum sit, ut nostrum
institutum maturetur, clam habeatur et hoc tempore paucissim-
resciscant : hie vero cavendi modus praeter alia etiam divulgationis,
morae et aliarum rerum afferat incommoda. Ideo re deliberata et
considerata censuimus, ad te rescribendum rogandumque. ut apud
illos bonos viros nostram agas causam, ut hac cautionis forma
contenti esse velint. Nos quinque, qui propriis manibus subscripsimus
quique quasi coUegium isti operi et laboratoribus praesumus, si
libros, quibus indiguerimus, commodato ab illis bonis viris aeceperi-
mus, cautionem propriis sigillis et subscriptionibüs praestabimus
de librorum acceptorum fideli conservatione et restitutione ad
tempus praefinitum. Eiusmodi cautione speramus, istos viros bonos
contentos fore, siquidem agnoscimus, illos nihil postulare amplius,
quam ut a communitate quadam fiat cautio, quae intermorientibus
personis aliquibus maneat obligata et iure ad restitutionem postulari
queat. Rogamus igitur te, venerande Domine Magister, ut, quoniam
») Vgl. Nr. 24.
104
apud illos homines gratia et autoritate vales, si agnoscLs, nos vivos
fide dignos esse, velis nostro nomine cum eis agere, ut eiusonod:
cautione deinceps mittenda content! esse velint, siquidem ea nob:5
commodior sit et negotio nostro utilior et illis viris bonis multn
tutior et efHcacior, quam ille prior. Datum Magdeburgae 15. De-
cembris anno a nato Christo 1554.
Johannes Wigandus, pastor ad D. Huldricum in vetcri
Magdeburgo propria manu subscripsit.
Martinus Copus, medicinae doctor et dvis Magdeburgensis
propria manu subscripsit.
Matthaeus Judex, minister ecciesiae ad D. Hulderichum
in veteri Magdeburgo.
Godescaleus Praetorius, rector Magdeburgensis. *)
Augsburg. 1. Jänner 1555.
Nidbruck an Flacius.
Antwort auf Flacius* Briefe ddo. 5. September, 6. und 7. Oc-
tober. Hat die Materialien zur Kirch geschieh te bereits nach Regens-
burg abgeschickt. In Deutschland sei mehr neuerer Stoff, daher man
in anderen Ländern Umschau halten müsse. Zusammenkunft mit
Flacius. Begründet seine für die Bücherbenützung geforderten Cau-
telen. Verspricht weitere Büchersendungen, sowie seine Mithilfe bei
den Nachforschungen in Rom. Erklärt sich bereit, auch in Ungarn,
Moskovien, Griechenland und in der Türkei suchen zu lassen. Wird
die Herausgabe der PVankfurter Synodalacten betreiben.
Handschriftlich (Concept); i, fol. 146.
Adresse: cp^Xu) de dato Augustae prima Januarii 55.
S. P. Precor, hie annus ecciesiae et bonis feliciter exeat.
Scripsi ad te anno elapso, scilicet 28. Julii, ') 23. Augusti ^) et
1. Novembris;*) rescribe proxime, num redditae sint omnes ncc
ne. Jam respondeo ad ternas tuas ad me perlatas fere eodero
tempore, scriptas 5. Septembris, *) 6. Octobris*) et 7. Octobris;')
^) Flacius hat nur sein Siegel aufgedrückt.
•) Verloren; vgl. Nr. 14.
») Nr. 14.
*) Nr. 20.
*) Nr. 15.
•) Nr. 18.
T) Nr. 19.
105
ad eas de5.Septembrisnihilrespondeo, quia meas nondum acceperas.
Jam tibi satisfactum non dubito: omnla tibi et studiosis et congcmntur
et dabuntur usui; alios non sciam, qui huic ipüi rei stiideant; sunt,
ut semper scripsi, aliquot cistae refertae eiuscemodj libris,
Status ccclesiasticus cognosci per seriem queat ; id quidi
supra quadringentos vel quingentos aut circiter in Germania pauca
reperiri, sed aliunde petenda et, quia purior fuit forte tum ecclesiarum
Status, minus inhacrendum. Venio ad eas de 6. Octobris. Non video,
quomodo propius sim ad te accessuru?, n:im in illas partes tibi
vicinas, quas scribis. non sum venturus, qiiod sciam, quia iam alio
soleo subinde avocari, et sunt ibl, qui ea confecturi sint in posterum,
quae ego peregi tum temporis. Verum intelligas, me iam hie man-
surum per comitia, et cum sensero fincm comitiorum, scribam ad
te mature, ut ad G(allum} advoles, circa ver vel serpenti aestate
quo et me Spcro ventunim. Nolo autem ante diem a me condictam
eo venias, quia parum sine mea praesentia efficictis; ego scio,
quid, quo loco tibi sit indicandum et tum de omnibus in genere.
Idcirco nihil ad te hoc tempore mittitur. quia ver instat. sed coram,
st ea de re conferamus, omnia simul accipietis. Scripi^i proxime.')
me cupcre, ut per publtcas personas agatur cum libris propter
varios hominum casus, et quod per vectores, utentes et alios
diligentius curetur. quae publica censeantur. Magistratus vester
aut scholarchae tibi vel etiam alteri tibi adiiincto poterunt mandatum
dare sumendi ex raeis libris, quae voletis, ita tarnen, ut magistratus
repromittat, se curaturum, ut post usum biennium vel triennium
rcmittantur. Ego vicissim scripto cavebo, quod liaec nemini fraudi
5;int futura; nam id tantummodo facio ad maiorem cautionem et
securitatem restituendornm librorum, si deus ve! mc vel te evocaret
ex hac misera vita, et ut incutiam iis, qui libros tractaturi sunt,
maiorem solUcitudinem in custodiendis. De tua fide et alionim
bonorum vironim nil quicquam dubito neque ita accipias volo; sed
coram plura ea de re et ex me causas audies, quas neque tu
ipse improbabis. Cum itaque tibi scripscro, quod Caciam in posterum,
opportune venias, sußultus tali facultate tibi publico nomine facta,
ut subscriptos scilicct libros pubiico nomine aut saitem
privatorum honestorum virorum rcipublicae vestrae.
■} In RegensbuTg; vgl. Nr.
•) Vgl. ebd.
ne lacta, ■
1 aliquot ^^^^|
simul ^^^^1
J
106
coniunctim curam custodiendorum et remittendorum in se suscipiart
eos auferas. Tum aliquot vasa concedentur tibi, cautione eiuscemo.J
mihi relicta, sumptuum partem feram ipse lubens in transmittcnd.<
vel integrum etiam pretium, si ita opus sit. Non parcam eni:::
sumptibus nee laboribus, addo quottidie plura et quia frequenir:
soleo in varias partes proficisi, pergam enixe ea de re inquircrc
admoneri quidem cuperem latissime, quid desideres, ubi esj^e c:
quomodo comparari posse credas. Adferas omnes litteras. quas ai
te scripsi, tecum, cum a me vocatus fucris ; idem ego facturus cc
tuis, ut Vulcano offeramus, facto extracto rerum memoriae dignarum.
Scribis satis breves ad me melius et rectius, si omnes eos nomi
nares autores, quibus adiutum te iri existimas. Facilior esset m-
quisitio, et simul in pervestigatione corradi possint. nam qui a':ii5
distrahitur occupationibus, non semper datur ad eiuscemodi loca
remeandi occasio. Nicolai de Clemangiis •) epistulas faciam sirra!
cum aliis accipias. De Dugone*) nihil adhuc potui rescire; sei
fiet in posterum, et si quid fit, habebis certo. De libris, qui Rom.^c
sunt, scripsi ad te superioribus meis,') quod transcriptio et longao
moram, infinitos sumptus et ad eam rem aptos desideret, Studios-,
perito iniungendum, qui extrahat', quae usui sint futuro. Kgo, ut
nuper scripsi, operam meam polliceor, ut autoritas ei comparetur
et accessus, quin imo librorum copia in ipsismet locis tali studioso
et vestri instituti conscio fiat non gravatim. Quod ad me et D.
Haincelium de Wolffio scribis,*) deliberamus, qua ratione commodc
agatur; nihil videmus, quid certos nos reddat. Quae pastor Con.-
nensis *) ad te, legi ; si quid sit in illis partibus, quod certe vel
pernihil vel perparum erit, curabo tandem conquiratur; no\n et
modum et homines idoneos, apud Turcas. Moscos et alias habco
amicos, qui operam mihi in conquirendis poliiceantur, Omninc
necesse est conveniamus et exacte de iis rebus conferamus; ubi
consuluerimus, tum ei operi historico manus firmius admovebitlir.
et ego apud Graecos et alios curabo hoc negotium commodius.
Gesnerus a te provocandus est .... variae lectionis. Urgebo,
») Vgl. Nr. 18.
«) Vgl. ebd.
5) Vgl. Nr. 20.
*) Vgl. ebd.
») Valentin Wagner; vgl. Nr. 18.
107
prodeant acta Francofortensia ; sed non talia sunt, ut tu existimas,
quemadmodum ad te scripsi.') Jam ad eas, quae datae sunt 7. Octo-
bris, nihil respondeo, quia prius ca de re ad tc plenissime.
L.itteras nemini mittam, nisi communi amico G(allo), nisi certum
alium habeam, qui recta ad te proficiscatur. Quas tu ad me voles
dare. eidcm G(allo] mitte, qui noverit, quo perferendi sint. In
posterum respondcas ad singula capita meo exemplo, Vale in
Domino, qui custodiat nos, proxime ad te de tempore, quo
opportunus me convenire qucas. Datae Augustae prima Januarii
anno 1555.
Nic(olao) G(allo).
Scripsi ad te ante biduum per Ammannum, a te responsum
ad aliquot meas expecto, num scilicet vasa et litterae ad vos
pervenerint. Has quaeso ad amicum proxima commoditate, et
missionem librorum difTer in meum ad vos adventum, qui Dei
bcneficio erit post comitia. Dicm, quo f{0.%] veniat, in postcrum
indicabo, ubi intcUcxero, quando hinc discessuri simus. Vale in
Domino et amicos saluta plurimum. Augustae prima Januarii
anno 1555.
Nr. 27.
s. 1. 10. Jänner 1555.
Flacius an Nidbruck.
Ottheinrich soll 12 Bücher von Aventin besitzen. Wünscht
die Germania illustrata und andere Geschichts werke desselben und
bittet N., bei dem Passauer Bischöfe nachzuforschen. Verhandlungen
des Echtius wegen Entsendung des Cassander zu Tilius. N. möge
ihm eine Ambrosianische Kirchenagende verschaffen. Gerücht über
Einigungsversuche der Moskoviter mit der römischen Curie. Languet's
Aufenthalt nicht bekannt. Dugo's Kirchengcschichte wäre ebenfalls
bei dem Passauer Bischöfe zu suchen. N. möge in der Walachei,
in Bulgarien, Ragusa und Venedig Nachforschungen halten. N.
Stoppius.
Handschriftlich (Origin.): i, fol, 152.
Adresse: Dem herm Doctor Caspar von Nidbruck bei dem
Herrn Heintzel zu überantworten.
') Vg. Nr. 20.
108
S. De cautione nuper scripsi non ego tantum ad te,*) sed
et totum coUegium ad Gallum,*) quas litteras ille tibi procui
dubio communicabit. Nee dubito, te preces nostras humaniter
exauditurum, cum satis cautionis ea ratio habeat et tum ad
celeritatem, tum ad Silentium sit quam altera longe commodior.
Rogavi quoque nuper maximopere, ut vetustissima quaeque, quoniam
nunc circa prima tempora versamur, non recentissima nobis com-
munices;') idem iam quoque peto, tametsi cum res ipsa. ratio ac
pietas id flagitent, me nimium sollicite petere necesse esse non
arbitror. Scripsit mihi hisce diebus noster G(allus), Otthoncm
Henricum*) habere 12 Aventini libros de Bavarica historia; ego
suspicor esse de illustrata Germania, nam septem libris latinos
annales Bavarorum octo, ut opinor, germanicis finivit. Quod ad
annales quidem attinet, non valde laboramus; habemus enim partim
latinos, partim germanicos autographos, sed illustratam Germaniam
et ectesiasticam historiam, quam eius index pollicetur, valde utile
esset, nos habere. An unquam scripserit ecclesiasticam historiam.
dubito, sed illustratam certe Germaniam seu annales totius Ger-
maniae certe in manibus habuit; saepe enim in suis alits scriptis
citat sein Zeitbuch über gantz Deudschlandt ibique se hoc et illuc
prolixius traxasse confirmat. Borussius edidit ems voluminis
primum librum anno 41 ; suspicor, eum et reliqua habere, quod
ne ipse quidem in praefatione simulat, qui tum apud Passaviensem',
Sit; facile a te potest interrogari. Certum est, multa ecclesiasdca
ei operi inesse, et ex citationibus, quarum supra mentionem feci,
manifeste cerni potest. Habet etiam ille episcopus plura alia, quac
subinde Aventinus in suis collectaneis citat, praesertim librum de
Laureacensibus episcopis; quare etc. Fuit apud me hisce diebus
Hechtius,*) communis amicus; multum cum eo egi multaque ille
est poUicitus. Rogavi quoque, ut alterum ex illis duobus,^) quorum
una est anima, ut Latini, vel unum cor, ut Hebraei loquuntur,
») Nr. 24.
») Nr. 26.
•) Vgl. Nr. 24.
«) Vgl. über ihn Nr. 6.
») Vgl. Nr. 11 und 12.
•) Vgl. Nr. 14.
') Cassander und Wouters; vgl. Nr. 22.
109
persuaderet, ut omnino ad Tilium^) recta properaret; nulla enim
unquam ratione facilius ac citius ab illo homine aliquid extorque-
bimus. Aget et praeter alia multa illud quoque, ut in mercatu
Francofordensi coram possimus, quin etiam omnia sua secum
debent Uli duo afTerre. Amabo age tu idem per epistolas cum
illis. Quod veteres agendas coUigis,') utilissimum simul et gratis-
simum est, sed obsecro vide, an Ambrosianam alicubi prope
Mediolanum, ubi eius patris ritus adhuc remanent, invenire pos-
simus;^) nam alia omnia Gregorianismus ita occupavit in occi-
dentali ecciesia, ut vix sperem, nos aliquid vestutum in hoc genere
alibi reperire posse. De Mosaraben agenda/] unde historiam habeas,
saepius iam te oravi, ut indicares. Rumor hie est, Moscovitiäs velle
papae in religione coniungi ac de ea re legationem iam ad papam,
Carolum et Ferdinandum misisse. Venatores et piscatores occasiones
et commoditates diligenter observant etc. Sapienti pauca. De
Lagneto nondum quicquam certi audire possum,*) quare vereor
et simul cupio, nos alium quaerere, qui tendat feliciter in Latium ;
quapropter si quem nosti, indica aut certe quaere. De ecclesiastica
historia Dugonis, quam G(allus) audivit ex Borussio esse apud
Pataviensem,*) valde laborandum est; verisimile est, ipsum de
multis cum Aventino contulisse. Tu nos aliquando primum evan-
geliis, deinde et re ipsa in eo genere Ut in Waiachia et
Bulgaria quaeratur, monui ante et forte iam commoditas adest,
dum vicina loca tenentur. Coronae est pastor Valentinus Wagnerus,
homo mihi satis familiaris et amicus et certe non indoctus, sed
saepius a me oratus parum facit aut potius nihil.') Si Epidamni,
quae nunc italice Ragusium vocatur, haberemus idoneum inqui-
sitorem, forte aliquid inveniremus. Venetiis multi semper inde
mercatöres sunt, quin et legatio, tametsi ea etiam in Germania
i) Vgl. cbd
«) Vgl. Nr. 20.
^) N. hatte ein Missale des Ambrosius in seinem dem nach Italien abgehenden
Langnet mitgegebenen Memoriale ddo. 10. Juli 1556 (f, fol. 311) aufgenommen und
ausserdem in seinem Briefe an diesen ddo. Wien, 26. Juli 1556 (i, fol. 331) resquirirt:
, Missale et sacramentarium Ambrosii item nonnuUa alia expecto abs te e Mediolano".
*) Ebenfalls in Languet's Memoriale.
*) Vgl. Nr. 18.
•) Vgl. ebd.
f) Vgl. cbd.
110
aliquando conspiciatur, praesertim apud Caesarem. De procuratore
Bombergi typographi hebraeici Nicoiao Stoppio, qui Maximum
historicum norit, ubi sit, indicavi nuper.*) Bene vale lO.Januarii 1555.
Nr. 28.
Köln. 8. März 1555.
Flacius an Nidbruck.
Rückkehr des Languet. N. soll sich über die Entsendung des
selben nach Italien äussern. Die Fugger sollten zur Zahlung eine?
Reisegeldes fiir ihn bewogen werden.
Handschriftlich (Origin.): b, fol. 12.
Adresse: Philo.
De aliis alias prolixeque; iam id tantum indico, tiostnim
Lagnetum *) ab inferis rediisse et brevi istuc vel ad Ph(ilum .
quo cum eo deliberct de Latio invisendo. Nos quidem spes fnictuc
invitat, sed sumptuum magnitudo territat. Tuum consiUum avidc
expectamus. Responsum ad M. Hartmannum Beier,*) pastorem
Franc(fordensem) quam primum mitte. Videndum, si quid istic
Aug(ustae) posset Uli per D. Gassarum*) viatici confici apud oüc:
cpoüy: — *) Delibera et feliciter vale. Coloniae, 8. Martii 1555.
T. Petrus Haperius.
1) Vgl. Nr. 24.
«) Vgl. Nr. 27.
•) Der Frankfurter Prediger Hartmann Beyer war einer der ersten, die tm
Flacius' kirchengeschichtlichen Plänen Kenntniss bekommen hatte; über ihn rgi
Allg. d. Biogr. 11 (1875), S. 697 fg.
4) Vgl. Nr. 24.
*) Ulrich Fugger; er steuerte nicht viel bei, wie aus N.'s Briefe an Flacius
ddo. 26. Juli 1555 (Nr. 33) entnommen werden kann.
(Schluss folgt.)
IV.
Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen
und Lehrer Oesterreichs aus den Wittenberger
Ordinirtenbüchem^ seit dem Jahre 1573.
Von D. Dr. Geobo Bucbwild, Pfarrer an der Nordkirche in Leipzig.
(For.«t.ung.).)
1591.
383. Ego Johannes FröHch Scepusicnsis a piis et honestis
parentibus natus et educatus a primis annis fundamenta doctrinae
pietatis et bonarum artium ieci in schola Kesmarcensi sub disciplina
Domini M, Gabelmanni Megapolitani per biennium, hinc postea pro-
fectus Leutschouiam Jbique per annum vixi sub disciplina Domini
Martini Sturmü. Hinc vocatus sum ad officium Ludlmoderatoris in
oppidum Salock patriae meae et ibi per biennium fideüter praefui
officio supradicto. Tandem post obitum Reuerendi et doctissimi viri
Gregorii Frölich, patris mei dilectissimi, pastoris eiusdem oppidi
Salock legitime vocatus cum ad ministerium docendi in Ecclesia a
communitate de eodem, consensu Illustris ac Magnifici Dominl
Thurzonis perpetui comitis comitatus Scepusicnsis. — O. [30. Jan.]
384. Ego Jacobus Martis Novosoliensis Pannonius püs et
honestb parentibus natus usquc ad octauum annum in schob Bart-
phensi sub inTormatione D. Thomae Fabri uixi. Deinde a doctissimo
praeceptore meo in scholam Iglauiensium ad D. Vrsinum missus sum.
Ibi integros quinque annos Dei beneficio uixi. Postea pcrceptis primis
Kberalium artium rudimentis in patria mea sub disciplina M, Paul!
Haluepapii per integros 4 annos auxilio Dei sustentatus sum. Hinc
uero euocatus ad Labores scbolasticos Lededum in partes Bohemicas,
ubi per sesquialtcrum annum scholae illius feliciter praefui. Inde
euocatus ad laboresEcclesiasticos a Magnifico Domino Venceslao C7.euak
ab Olbramic et in Cerequicio Capitaneo Dominü Ledecensis et a Domino
Georgio Czilick Decano eiusdem loci. — 0. Pierius. [14. März.]
') Vgl. Jahrbuch. XVni. Jahrg.. 1897, III. n. IV. Heft, S. 299-258.
*. *
1 1
112
385. Ego Michael Benedict! Dobrodinus Silesius prognatus
honestis parentibus ad 15 annum usque in schola patriae sub diso
plina Jacobi Jackovsld uixi, tantem a parentibus mels ablegatus sjx
in scholam Nissensem, ibi sub disciplina M. Zachariae Oppolien
per biennium literis honestis incubui. Tandem Mezritium in March:><
natu Moraviae ueniens, ibi sub disciplina M. Caspari Kiflfeh God
bergensis per triennium uixL Hinc euocatus ad labores scholastic?:
foeliciter praefui choro in oppido Lethouic per anni unius spadan
Daubraunicii item choro praefui unius etiam anni spaciunu Vltin
uocatus Mezritium ibi per annos 7 foeliciter in eadem poiytia uix:
Tandem euocatus ad labores Ecclesiasticos a D. Joanne Akac^
mitteno pastore Magnae Bytesch in Morauia. — O. Pierius. [21. Märi."
386. Ego Johannes Thaddens Mezerziczenus MorajL5
püs et honestis parentibus natus» primo in patria praeceptcre
D. Nicoiao Starok, fundamenta pietatis ieci, deinde Prostannin:
missus causa dicendarum bonarum artium ibique per biennium ver-
satus praeceptorem habui D. Adamum Simonidem Boleslavienseiri
Hinc me contuli Pragam, ubi sub disciplina M. Stephani Turca
Varnensis per annum honestis literis incubui. Inde migraui in hanc
Almam Academiam Viltebergensem, ubi itidem per annum vixi
Cum vero sumptus mihi ad continuanda studia deficerent, Boemiani
reversus sum ac veni Gottebergam ibique vocatus sum ad ministeriuiD
verbi divini a Reuerendo D. Syxto Candido Ecclesiae Guttebergensis
Archidecano. — O. Pierius [anno aetatis 30.] Palmarum [28. März ]
387. Ego Christophorus Swägerus Carinthius Mü-
stadenus, natus sum honestis et legitimis parentibus versatus sum
primam in patria schola triuiali, quae est Himelbergii sub praeceptore
Tiburtio Zare per anni curriculum. Deinde militaui Graeciae Stirorum
sub disciplina M. Hieronymi Peristerii, in schola prouinciali sexeri-
nium. Tandem etiam in hac inclyta Witebergensi Academia per
biennium fere, inscriptus Rectore M. Petro Albino historiarum pr*.»-
fessore. Functus sum aliquandiu scholastico officio sub nobilissino
viro Georgio Puhlero in Imfrizdorff, Hinc sum vocatus ad diaconatum
Ecclesiae quae est ad diuum Georgium in territorio Murauianio a
Reuerendo viro domino Vito Stolio pastore et tota Ecclesia quae
est ibidem. — O. Pierius. Mis. Dom. [18. April.]
338. Ego Daniel Ruckschlos Bozyngensis Vngarus, püs
et honestis natus sum patre WolfTgango Ruckschloss qui in dicto
113
oppido Bozyng per octodecim annos officio Ecclesiae functus fiiit.
Primum in patria schola triuiali operam nauaui studiis sub disciplina
Doctissimi viri Georgii Tinctoris. Hinc a parentibus sum missus
\Ioschoviam et sub Rectore Nicoiao Colacinate per biennium vbe-
riorem artiuip linguarumque haust cognitionem. lUinc profectus
Vratisiauiam et fere per anni spacium sub disciplina Doctissimi uiri
Domini Nicolai Stainbergeri operam dedi literis. Vratislauia iter in-
gressus in Transsylvaniam, ibi in urbe Nagibania apud Nobilem
quendam per biennium officio paedagogi sum functus. Isthinc domum
in patriam cum venirem, vocatus sum ad ministerium Ecclesiae a
senatu Bozyngensi. — O. Pierius. Jubilate. [25. April.]
389. Ego Andreas Posthumius Pragenus natus Pragae
Metropoli Boemorum ex honestis parentibus, Matbia Posthumio
Taboreno Ecclesiae Dei ministro, et Katharina Nymburgena, mox
tarnen ferente pcstc Pontificia medium annum vix egressus cum
parentibus ex patria carissima exulare coactus sum. Prima literarum
fundamenta ied Patzovii sub praeceptore Mathia Romenecio artium
Phiiosophiae Baccalaureo. Tandem fundamenta Grammaticae latinae
Gitzinii sub praeceptore Joanne Standereo, sub cuius fcrula per
triennium vixi, mox Nymburgam missus ad Samuelem Piscenum jec
fundamenta Graecae linguae. Inde Kamenitium abductus praeceptore
privato usus sum per biennium Joanne Cheynovino, sub quo Poeseos
fundamenta hausi. Mesericium tandem ad virum Clarissimum et
Doctissimum Dominum Magistrum Joannem Ursinum me cum patre,
qui illuc ad Ecclesiam regendam vocatus fuit, contuli atque sub
ipso per quadriennium et ultra vixi. Inde missus sum Vittembergam,
sed paupertate impediente per semestre tantum vixi. Tandem !n
Academiam Pragensem me contuli, ex qua legitime vocatus sum ad
regimen scholae Patzoviensis a Magnifico et Generoso Domino
Michaele Spanovicio a Spanov, Protonotario Regni Boemiae, cuius
scholae cum per annum praefuissem, inde a senatu Mezericensi legi-
time vocatus sum ad munus Ecclesiasticum. — O. [anno aetatis
meae 21.] Pierius. [Zwischen Jubilate und 13. Mai.]
390. Ego Simon Laurentii Strumenus Silesius ex Ducatu
Thessinensi bonis et honestis parentibus natus patre Laurentio
Kubiczek et matre Dorothea statim a teneris commendatus fiii a
parentibus Domino Sebastiano Strumeno Kassny, studioso artium
liberalium, cum quo in Bohemiam causa studiorum profectus sum
Jahrbach des PfotettantUmut 1898, H. I u. U. 8
lU
\3XO 'fifllH
ei ibi educatus lionestis liteiis operam dedi. Postquam 1
annum decimum octauum et in schola Chrudimensium sub I
Üomini Dochoslai CKaslauiensis uiri doctissimi csscm, adscriptas
in catalogum studiosorum coUegü Pragensis 4. CaroH. Ibi Pi
postea in scliola ad aedcs Diu! Henrici. dcinceps Reginae Hr:
sub disciplina Domini Magistri Thomae Micsteceni uiri docti
uersatus sum. Hoc uero tempore habens uocationem a Rcuei
viro D. Gcorgio Bienkowicz niinistro verbi Stronberk et a si
eiusdetn ciuitatis. — O, Job. Bapt, Pierius. [24. Juni.]
391. Ego Joannes Czizkonia Ledccenus nationc Boemus
et honestis parentibus natus patre Vitojuuatcones et matreMagds
primo in patria dedi operam honestis literis. Inde Pragam tran&latu
praeceptore Joanne O.vlpeo Sabbateno vberiorem doctri naccognitii
ccpi a Paulo Kabiesschirio Thaborita scholae Ciuitads Gutembe
abhinc coaclus duxi aulicam vitam annos 15 sub officio scribae.
uero tempore mancnssub disciplina JoanntsCuret in ciuitate Raudni
habai vocationcm a Keuerendo viro D. Georgio Kuness Decano Rai
cL-nsi et Reuerendo D. Georgio Bitro Mantino Pastore EccI
l.ibisensi.s. — O. Picrivis, Die Solis aute festum. Mar. Mag, [22.
392. Ego Georgiu.s Forsterus Znov-mensw prima mc
honestarum artium fundamenta in patria ieci, postea in sc
Trebitii et Mezeritii Morauioruni propter cclebra Musonim s
me contuli, inde in oppido Polierlitz Rcctorem scholae per st
nium cgi atquc ab Ulis ad S. Ministerium verbi diuini vocatus sui
O. Pierius. [Zwischen '22. Juli und 1 Aug.]
393. Ego Jacobus Rcichardus Tetzschensis hoi
parentibus natus primo in patria a praeceptore D. Gregorio Ti
fundamenta pietatis ieci, deinde missus Pirnam causa discend
bonarum artium ibique per triennium uersatus praeceptorem 1
D, Magistrum Tannebergium. Hinc me contuli Wratislauiam,
sub disciplina M. Steinbergeri Laureat! poetae. Inde migrai
Academiam celeberrimam Lipsicam, ubi itidem per bienniuni
Dcindc et postremo uocatus Morauiam in ciuttatem Freudei
ensem, ubi per annos tres officio Ludimoderatoris runctns
Tandem euocatus ad labores Eccicsiasticos a Domino Gern
Hyneck vonn Wirben. — 0. Pierius. [17. Nov.]
394. Ego Johannes Henricus nationc Bohcmus. p
Teutobrodenus primum omnium in patria mea ingenii et tm
115
fortnatorem habui Adamum Sixtum Czaslavinum artium Baccalau-
reum. Deinde emissus sum a parcntibus Guttembergam, ibi sub
TVIagistro Johanne Janiceo Horzepniceno 4 annos consumpsi in studio
literarum. Hinc Zaczam ad D. Magistrum Johannem Andreae Sedle-
czanum. Ubi annum integrum versatus sum. Inde Reginae Hradecium
migravi ad M. Thomam Nigrum Herzmanomestecenum sesquiannum
illic versatus. Postremo Guttebergam iterum me contuli ad Vences-
laum Wodiczka Horazovinum et ille promovit me in Academiam
Pragensem, in qua annum mansi. Vocatus sum deinde ad guber-
nationem scholae Chrudimensis : inde Petrzimoviensis, in qua func-
tione scholastica anni duo mihi sunt elapsi. Demum a D. Archi-
decano Guttembergensi Sixto Candido Prageno ad munus Ecciesia-
sticum vocatus. — O. Georg Mai.*) 1. Adv. [28. Nov.]
1592.
395. Ego Johannes Phil omath es aliter Polentarii, natione
Moravus, patria Mezericenus, prima rudimenta literarum degustavi
in schola patria. Et cum fuissem puer fere decem annorum, nactus
sum praeceptorem Thomam Coelenium Herzmanomiestecenum, qui
fuit tum temporis Baccalaureus et postea Magister liberalium artium
Pragensis. Illius institutione usus sum continuum quinquennium, in
patria quidem duos annos cum dimidio, Reginae Hradecii ad Albim
totidem. Vbi vero Mezericii extructa fuisset nova schola sumtu
Magnificae ac Generosae D. D. Atenae Berconissae etc. reductus
fui in patriam et domi ultra quinquennium frequentavi scholam, cui
praefectus erat Rector M. Casparus Kifferus Goldbergensis, Eo
avocato M. Johannes Zepta Zidlochovicenus, hoc mortuo M. Paulus
Jungius Freustadiensis. Cum autem et hie inopinato desseruisset
scholam Mezericensem, redii ad M. Coelenium, qui etiam paulo post
naturae debitum persolvit. Hradecensi itaque schola minus florente dis-
cessi Guttebergam. ubi quadrigesimalibus hebdomadis consumtis contuli
me Racociam et ibi postremum annum sub disciplina vixi. Deinde
contracto matrimonio oblata est mihi conditio collegae 4. classis in
Gymnasio patrio (piae memoriae) a Magnifico et Generoso D. D.
Henrico de Vvaldstein, quo iam fungor ultra quadriennium, et cui
legitime vocatus a senatu oppidano Mezericii ad Oslavam nee non
a Rcverendo viro Martino Svornyk Richnovino et ordinatus a Re-
1) Mylius?
8*
116
verendi&simo et clarissimo viro Gorgio Mylio. adiuncturas sum Dco
auxiliante diaconatum. — O. postridie pascbalis. ['27. März.]
390. Kgo David Simonides Badinus natione Pannonti»
hontRto viro Melchiorc. matre honesta Helena prima rei Htcraria;
fundamenta icd in palria per annos decem praeceptore usus homar- -
simo viro Gcorgi« Vclicz. Inde parentum promotione Bartpham
üalutavi ibique sub disciplina clarissimi et de eadem schola bcn;
mcriti doctissimi viri Domini Thomae Fabri per triennium vel cirdttr
mansi prindpiaque chri^^tianae religionis hausi. Hinc parentum consm
Kpperies simÜiter per bicnnium sub ferula Severini Sculteti. In«
pcrvcneram ad Generosum Dominum Frandscum KalnaJ. in«
promotus in hanc celeberrimam Academiam exegi ancum c;;n:
dimidjo. Vitcberga vocatus Rosebergam scholasticam iuventiiier;
Rector per biennlum rexi. Postea per R. D. Emericum Cocavinun
Fastorem Nicopolitanum In Lyptovia ad offidum Diacont legitime
vocatu.i. — O. Mylius. [2!t. März.]
3!)7. Ego Stanislaus Mokoschinus Pannonius patria natt;.^
sum Teutolypscba patre quondaiii Reuerendo Domino Stanislao Mp-
koschino Ministro Ecdesiae ibidem. Matre Susnnna Podhorianjfc»,
prima fundamenta pictatis ied in schola patriae meae sub disdpiina
D. germani mci I.conarti MoVoschini, tandem abiegatus sum Leut-
sdioviam. vixi sub ferula domini Thomae annos 2. Hinc honcM?
discedcns Üartpham ad darissimum viruni Dominum Thomam Faki
Neosolicnsem mansi sub disdpllna ipsius annum cum dimidio. tandem
rcvocatus a parentibus promotus sum Trinsdiinium ad doctissim^m
virum Dominum Hyeremiam Sartorium, apud quem exegi annos tres
Discedcns Trinschiniii veni Lcutschouiani ad Dominum Joannem Milinm
annum exegi. Oblata tandem legitima vocationc a Jassoviensibu=
ad regendam classem scholasticam disc^ssi. Inde itaqae a Renere^ido
viro Domino Melichcore Duchon ax-ocatns I^itime ad monus diaconi.
- O. Mylius. 12H. März.]
39?. Ego Wencesilaus Wodnanns natione Bomiius primutn
opcram literis dcdi in patria mea per annos cirdtcr 6. tandem
deductus a parentibu,e Prachaticium ibi per bicnniam \-ersatus. po«t-
quam orbatus cssem parentibus. contuli me in Pannoniam ad D. Eliam
Kbcrhardi Wodnanum, sub cuius ferula per qnadriirenium mansi. tandem
minus florentibus sludiis contuli mc ad D. Nkolaum Gnlaänatem.
apud quem annum integrum opcram '.itOTs dedi. post disres^c:!
117
eius Threncinium ivi ad D. M. Paulum Halvepapium Novozoliensem,
apud quem etiam per dimidium annum studui. Inde in Marchionatum
\Ioraviae me contuli, ubi a M. Joanne Khernero Plzeno, nunc pro-
fessore in academia celeberrima Pragensi, vocatus in officium cantoris,
in quo biennium mansi. Postremo iam a D. Martino Malobiceno decano
Hunnobrödeno ad diaconatum vocatus, — O. Mylius. [29. März.]
399. Ego Casparus Rabus Berazhausensis natione Palatinus
(ex palatinatu inferiori) imprimis fiindamenta literarum posui in patria,
postea missus a parente in Gymnasium Lauinganum, ibi per sep-
tennium operam dedi literis» postea vero ablegatus a parente in
celcberrimam Academiam Wittebergensem ibidem cömmoratus sum
per biennium. Inde profectus sum in Austriam paedagogiam egi
apud Nobilem Dominum Danielem Camerarium, qui est a consiliis
Comitis ab Ortenburg, postea uero vocatus sum a Domino Michaele
Grunbergero senio confecto ad ministerium et diaconatum oppiduli
Pazmanstorff in inferiore Austria. — O. Wolfrum. [5. April.]
400. Ego Paulus Titus Bohemus Auschtecensis honesto
viro Nicoiao, matre item Dorothea honesta prognatus, prima rei
literariae fundamenta jeci in patria, per annos 6 praeceptore usus
sum humanissimo D. Adamo Zateceno. Inde promotione parentum
Boleslaviam in Bohemia sitam salutavi ibique sub disciplina clarissimi
viri D. M. Nicolai N. per quadriennium mansi. Hinc parentum concessi
consensu Hunnobrodam in Marchionatu Moraviensi ibique sum ver-
satus sub disciplina Praeceptoris summa observantia colendi D. Jo-
hannis Taustini, sub cuius ferula quoque praecipua sincerae religionis
fundamenta imbibi. Post absolutam autem meorum studiorum
tnercaturam omnem functus sum officio Rectoratus in oppido
Ostrovia. Hinc vero legitime vocatus sum a Reverendo D. Decano
Holeschoviensi Pastore Martino Boleslaviensi et ab Ecclesia Napogedle-
censi ad functionem ministerii Ecclesiastici. — O. Wolfrum. [14. Mai.]
401. Ego Simon Pistorius Oppoliensis Silesius honestis
natus parentibus admodum puer in patria, procedente aetate Crappidi,
jam adolescens Brigae, Czaslaviae, Reginohradecü, Novosolii, Schemni-
cii, Leutschoviae, imprimis vero Mezerzicii sub discipulatu doctissimi
viri D. Joannis Vrsini cum altus tum autem liberalibus instructus
litteris, Nouagesimo post mil. quingent. a nato salvatore anno
Crappicium ad regimen vocor scholasticum, quo biennii fere spacio
functus beneficio R. Dn. Johannis Trojani Pastoris Ecclesiae ac Senatus
loci eiusdem ad hoc sacrum promovcor ministcrium, munus obirur^=
diaconatus. — O. Myüus. [4. Juni.]
402. Ego Emericus Frondator ScepusieoMS oriunc-?
ex pa^o Luczivvna honestis natus parentibus, patre videlicet B!5 =
et matre Zophia. prima rei literariae fundamcnta ieci in patria fcr
annum. Indc ex palria missus sum a parentibus in Montetn Georj:,
ubi usus sum praeccptore humaniFS^imo v-iro Francisco Nigro ¥o'--t '
per iiuadnennium. Hinc contuii me Nouocomium atquc ibidem ^.-:
suh discip'.ina Doctissimi v-iri Danielis Rechenii per bienaium. Ibidenr.
exegi annum ununi cum dimidio sub ferula bumanissimi v-iri Gec-r:.-.
Simonidis. Hoc dcfuncto conr^li me ex Cepusio in Mora\'iaii). 3Zz-^
l;;:aviae per biennium «:;b feru'.a D. M. Joachim! Go!czä Maren, r
\-ixi, Indc vocam* sum aJ ofticijm seu fcnctionem scbclastic^rT
(Vtnv^icm, ubi thbus a-mis evactis legitime vocatits sum a Re\-cxei:i:
D- IVcano H^innc^broiers D. Martno Maiobiccno. ot in Ecclesii
».>Stro-dAH3 P-JC-c-n-.::!] aperem. — O. Aeg. HiTT-n::^. 4. n. T-r
\>. .I-ci^
4(\v K;:.-» Lajrccl: = s Tbosiae Rcg:ü:aebradecze2U5 na::- t.^
B,\.^-.i:s h--r.es;is cj;=< s.td parer-sb^is^ pan-t Thrrrj Ste=be:-gcr:
'^ttriTvm wc; :a rarr-.i ;:^=ce aiolescens äjT^s Prajaz^ me =;- 1-
^X^ni jTi^a ^.^-.r,;,: ar T--in;.:= 3 =i-M<: irtÄ Fra^cr-H scb ler-i
M 'ic-.C-- Sor-U-: Vrv.iri.-: per a=-= -^en^ir::« 5.-^!=, iz «er i
'*..:»> r«fr ;^~'sr- -:=v ri «eb:"j 3 Vs^-iie -.~rr:-.:~ a=Te T a~~:-
v'-Tn;r. i~i- Tfcr.-cf M ^At-^e A£i— . F>"5r^::r:e-*:' per ir>^zj-.-.~~
ac-sgc? ?:_— .
119
LTltimo (Deo ita res meas ordinante) ad ministerium Ecclesiasticum
per Reuerendum virum Joannem Korynthinum Pannonium uocatus
et testimonio doctorum viroriim ac professorum Almae Academiae
Pragensis omatus. — O. Hunnius. [16. Juli.]
404. Ego Vcnceslaus Prziehodsk-y Regln aehradecenus
natione Boemus, honestis natus parentibus patre Stephano Fabro et
matre Anna, mox a iuvcntute mea liberaliiim artiiim in patria ieci
fundamenta, deinde adolescens factus nnctus sum praeceptorem cla-
rissimum atque excellentissimum virum D. Magistrum Thomam
Caelenium Herzmanomiestecenum. Hinc post obitum ipsius contuli me
Raconam ad Doctissimum virum dominum BaccaJaureum Nicolaum
Coneczium Jaromierzenum (per annum versatus sum apud eum).
llHnc postea Pragam ad Divum Henricum ad praeceptorem D, Ma-
qistrum Adamum Rosatium Suhienuni, sub cuius discipliiia per
biennium vixi. Postremo (Deo ita ordinante) ad munus ecclesiasticum
et administrationem Sacramentorum secundura Filii Dei institutionem
vocatus sum per Reverendum Virum Gerjrgium Thesaczum Moscho-
uinum. — O. Hunnius. [16. Juli.]
405. Ego Melchior Faschang Titschinensis honestis
parentibus natus prima bonarum artium fundamenta in patria ieci,
praeccptore usus sum viro humanissimo tt doctissimo Paulo Behm.
Deinde missus sum a parentibus ad capiendum uberiorem ingcnü
cultum Vratislauiar."., ubi per scxennium literis operam dedi. Hinc
in celeberrimam Vitebergensium Academiam nie contuli, In qua uixi
biennium et tandem, cum mihi decssent sunitus ad studia neces.'sarii,
in patriam redire coactus, ubi cum vixissem per aliquot septimanas
meque in concionando exercuissem. uocatus sum a Barone in
oppido Odera in pagum Peteradorf ad functionem EccJesiasticam, —
O, Wolfrum. [14. September.]
406. Ego Johannes Ris Hradisstlenus natione Bohemus
honestis natus parentibus, patre Johannes Ris et matre Lydia, ab
bis meis parentibus disciplinis scholasticis In Miscna Guttäte subiectus
et in iisdem educatus sum. Postea profici.scens in loca Pannoniac,
Schemnicium domtaxat et Priuidiam, praeter liberalium artium
studia religiosae pietatis fundamenta sub fidelissimis praeceptoribus
ieci. Postquam autem in Boemiam patriam meam redüsscm. cursum
Studiorum meorum pro ingenii mei tenuitate vrsi. Cum autem in
humanioribus Uteris non contemnenda iecissem fundamenta, Deo
120
auspice legitime sum vocatus ad officium Ludimoderatoris Buczouiair
in Marchionatu Morauiae. Huic cum fideliter ac pie per bienniun]
ferme praefuissem officio, Deo sie volente, mediate ac legitime sum
ad hoc sacrosanctum ministerium vocatus a Reuerendo viro Domino
Johanne Miletinensi, pastore ecclesiae Straznicensis fidelissimo necnon
eiusdem oppidi senatu. — O. Wolfrum. [24. Sept]
407. Ego Laurentius Curtius Teutobrodenus natioDc
Bohemus honestis natus sum parentibus patre Vencesilao Curtio et
matre Anna Czaslavii prognata. Prima rudimenta Hterarum ied b
patria mea. Deinde missus sum a parentibus meis Guttenbergam
ad D. M. Johannem Hanicum Horzepnicenum ad altam aedem e:
ibi per quatuor annos operam dabam honestis literis. Postea mc
contuli Zacam et ibi vixi sub ferula D. M. J. Standen Beronensis
Zaca discedens contuli me Czaslaviam, vixi sub ferula D. Joannis
Benitü per quatuor annos, a quo tandem regressus egi Rectorctn
scholae Cunstadii per tres annos. Hinc revocatus Novocomium.
ubi per annum officio Ludimoderatoris fungebar. Hinc ab Reverendo
viro D. Matthaeo Chytraeo Neapolitano eiusdem Ecclesiae pastore
assentiente Generoso D. D. Vilhelmo Dubsky a Trzebomislicz totaque
Ecclesia ad ministerium Ecclesiasticum vocatus. — O. Hunnius. [4.0a,]
408. Ego Jacobus Petrozelius Kunstadius Marcomanu«
natus sum ex honestis parentibus patre R. D. Thoma Petrozelio
Kunstadiö ibidem Ecclesiae pastore vigUantissimo et matre Anna, a
quibus mox ab ineunte aetate in domum literanam missus sum et
primo in patria literarum et pietatis fundamenta feliciter ieci. Deinde
ab eis gratia studiorum missus sum Chrudam, ubi sub ferula R. D.
Samuelis Georgili Clatovini annum exegi. Hinc contuli me Brodam
Boemorum ad R. D. M. Vencessilaum Wlaverini Nossislavinnin.
cum quo postquam tres annos ibi exegi, contuli me Pragam ad
aedem D. Henrici et timc inscriptus sum in album Almae Vri-
uersitatis Pragensis, ab eo rursum Brodam redii ad humaxiissimum
D. philosophiae baccalaureum Simonem Colnicki Pragenum a Reste.
Qui postquam scholae huic valedixit rursum Pragam ad aedem
D. Nicolai Minoris vrbis ivi et praeceptorem postremum R. D. M.
Valentinum Kochanum a Prachove habui. Hinc evocatus sum ad
munus ecclesiasticum in ecclesiam Bistricensem prope arcexn Peru*
stein a R. D. Georgio Borovski Streloceno tota consentiente ecdcsta
et eidem pro diacono adiunctus. — O. Hunnius. [4. Oct.]
121
409. Ego Valentinus Koch Kronbacensis Zepusius, qui
tum in patria tum in celebri Argentinensium Academia bonas artes
»t pietatem cum sy ncera religione didfci, primum ad coUegae munus
Strasam vel in Neerer a Generosa Domino Gregorio Horvath aliter
Stansith vocatus, per biennium et ultra ibidem iuventutem institui.
Inde ad officium pastoris a Magnifico Domino Alexio Turzone et
tota communitate oppidi Schwedler electus. — O. Wolfrum. [3. Dec]
1593.
410. Ego Vitus Vietoris Vraninus honestis parentibus
natus initia cum pietatis Christianae tum earum artium, quibus iu-
ventus ad communem utilitatem educari solet, in patria schola didici.
Hinc me Zacam contuli, ibi per triennium sub ferula D. M. Andreae
Kacov. vixi. Tandem missus fui a parentibus meis in Ungariam, ibi
per biennium apud Dominum Mathiam Lochmanum nimirum Privi-
dienst Rectore [sie] vixi. Postea Pragam ad Divum Gallum me
contuli, iterum per integrum annum et sex septimanas vixi. Hinc
ad labores scholasticos vocatus sum in oppidum Konov. fungendos,
ubi cura musices mihi commendata fuit, quo in loco per triennium
choro etiam feliciter praefui. Hinc vocatus Vesselium ibi a Reve-
rendo viro D. Casparo Libochoviceno iterum ad scholasticos labores
fungendos. A quo etiam vocatus sum ad officium ministerii. —
O. Wolfrum. [3. Febr.]
411. Ego Martinus Odontius natus Zweniciae parente pio
et enidito Vlrico Odontio eius loci pastore postquam prima liberalium
artium fundamenta in celebribus hisce trivialibus, ut vocant, schoKs,
Annaemontana, Islebiana, quae Luthero patria est, Nivemontana et
Egrana feliciter iecissem, de consiiio et authoritate parentis in hanc
celeberrimam Academtam Witebergensem uberioris capessendae
doctrinae gratia missus sum Anno post natum Christum 1586 Rectore
clarissimo viro M. Petro Albino Nivemontio ibique biennium paternis
sumtibus, quinquennium vero reliquum de beneficio Electorali tenuiter
vixi. Cumque iam singulari Dei beneficio et Providentia ad curam
animarum in pago PolnsdorfT ab inclyta Academia Witebergensi
legitime vocatus essem. — O. Hunnius. [zw. 3. Febr. u. 1. April.]
412. Ego Johannes Geblerus Witebergensis piis et honestis
parentibus natus et educatus incubui literis in patria sub informatione
M. Leonhardi Etzleri Vratislaviensis. Deinde cum in schola parti-
122
culari fundamenta ieci, proprüs sumptibus in Academia Witeberger-:
vixi per annos quinque. Anno autem 1591 in Bohenriiam sum prr-
fectus et ibi in oppido Teuto-Brodac a Decano M. Felici Vese lo
ad instituendum liberos sum vocatus et illud officium sesquialtercr
annum sustinui. Ab hoc officio admiranda Dei Providentia l:
munus Ecciesiasticum in oppido Bribitz in Moravia sito a past »re
ibidem Domino Johanne Martinide Crudimeno sum vocatus. —
O. Samuel Huber. [5. April.]
413. Ego Ambrosius Seidenzopff Marckranstadiensis
Misnicus ex honestis parentibus natus principia bonarum artium m
patria ieci. Hinc a parente Martisburgam missus ibi Doctissimi
M. Erhardi Hertelii, similiter et Lipsiae apud aedem D. Thoma-
M. Johannis Heil per quadriennium disciplina usus sum. Inde me b
Austriam contuli et in oppido Eferdinga per biennium vixi. Hin:
in aliud oppidum nomine Ottoshaim ad cantoris officium vocatus, quo
per anni spacium, deinde in alio oppido, nomine Beurbach per
semestre eiusdem officio functus sum. Inde in oppidum Helmanseth
ad ludimagistrum vocatus sum, quo in loco per quadriennium laborau.
Nunc vero a Reuerendo atque Doctissimo M. Paulo Klebero pastore
in Kirchberg Austriae inferioris uigilantissimo et a Generöse Domino
Domino Maximiliano a Memming Equite aurato ad ministerium
Ecciesiasticum vocatus. — O. Huber. [1. April.]
414. Ego Daniel Urbanowic Pannonius patria Cubinicnsis
honestis parentibus natus ibidem cum prima fundamenta artium ir
eadem iecissem, altiora tandem sectatus appuli Novocomium oppiduir.
comitatus Scepusiensis, praeceptore ibidem usus integrum quinquenniuir.
Domino Daniele Rechenio, inde Bitscham migraui de consilio amicoruci
meorum, ubi triennium rursum exegi praesidentibus duobus ludi-
moderatoribus Domino Andrea Thurio et Nicoiao Baticio. Paulo post
autem Veterosolium perueni commoratus illic sub disciplina Domini
Martini Chuditii annum plus minus. Honesta deinceps oblata vocatk)ne
in Vallem Dominorum iuxta Nouizolium ad munus et officium Cantoris
similiter illi praefui annum cum dimidio, et quia sub finem ilHus
meae functionis percrebuit salutaris illa reformatio Ecclesianim
Saxonicarum, id quod iam pridem induxeram in animum meum.
nunc primum annuente et fortunante Deo consentientibusque amicis
et patronis meis perueni in laudadssimam hanc Academiam Witte-
bergensem, ubi per dinüdium annum totus deditus fui cognoscendis
123
sacrosanctae et purioris Theologiae fundamentis. Ne.c exiguos sensi ;
eo tempore Deo benedicente profectus. Ita ut hoc unico proposito
scopo meonim studiorum deinceps quod uitae superesset totum illi
animo prompto destinarem. Quia autem propter penuriam sumptuum
diutius mihi in hac Academia commorari non licuit, tandem apud
me coepi cogitare et consilia mecum disquirere, quod meis studiis,
quibus hactenus deditus fui, aliis salutariter prodesse possem. Petiui
itaque publicum meorum studiorum et conatuum ab Antistitibus
Academiae istius testimonium. Quod et fädle obtinui, dum clarissimi
et excellentissimi viri pensitarent iustas easque grauissimas huius meae
petitionis causas. Praeter enim pauperiem, quae me hinc migrare
coeg^t, accedebant plurima pericula ab incursibus hostium Turcarum
circa patriam nostram Hungariam, qui difficiles eosque periculosos
praebent peregrinantibus transitus, ita ut aegre hoc iter a me secundo
suscipi potuisset. Accessit huc longinquitas itineris satis per se molesta
et taediosa. Quin etiam hac ipso meo facto sancte testari volui me
velle esse, quoad Deus mihi uires suggesserit, membrum huius
i^^cademiae et in eadem sana et incorrupta Euangelii doctrina, quae
iam Deo fortunante in hac Ecclesia publice sonat, et olim per fideles Dei
ministros Luthenim et fideles illius Assectas plantata et huc usque
propagata est, constanter persevcrare. — O. Hunnius. [22. April.]
415. Ego Jacobus Christophori Falckenbergensis natus
ex parentibus honestis, Christophoro cognominato Christophori
Falckenbergae sub ditione Caspari Pyklaro Magnifico Domino [sie]
primo in patria praeceptore D. Cypriano Caput fundamenta pietatis
ieci, deinde Nissam missus causa discendarum bonarum artium ibique
per biennium uersatus praeceptorem habui D. Johannem Paclauium,
hinc me contuli Olomucium, ibi sub disciplina D. Magistri Nicolai
Chrcnovii per 4 annos literis incubui, inde migraui Bninam, ubi per
annum in choralia uixi. Cum vero sumptus mihi ad continuanda
studia deficerent, Morauiam reuersus sum ac ueni in Sstitar ibique
uocatus sum ad ministerium uerbi diuini a Reuerendo Domino Laurentio
de Przichod pastore Ecclesiae Sstitariensis Silesio. — O. Leyser.
[13. Juni.]
416. Ego Johannes Hortulus Wodnianus Boemus honestis
parentibus natus prima artium fundamenta ieci in patria schola, ubi
pluribus annis commoratus sub diversis praeceptoribus, adultior factus
perveni in celeberrimae urbis Pragensis Lycaeum, Inde Chrudimam
124
eiusdem proviciae oppidum propter studia illic florentia, praeceptore
inter alios usus Venceslao Lifornischleno Bdelissimo. Tandem ubi
patriam repetiissem, oblata paedagogia in arce Strela filiorum Gencro^i
domini Petri Boribinsky per annum circiter illi praefui mediocrj
diligentia. Postmodum honesta adactus vocatione regimen scholae
Lethowicensis suscepi. Indeque in oppidum Malyn evocatus itidem
regimen scholae strenue sustinui per sesquiannum. Jam vero (nun
nisi volente Deo) honestissimorum et reverendorum virorum Venceslai
Duramensis, Adami Spaceri, Martini Philadelphi petitione et vocatione
adactus animum ad sacrosanctum ministerium adieci. — O. 3 n. Trin.
Hunnius. [1. Juli.]
417. Ego Melchior G i s k r a Rageczenus Pannonius natus in
patria Ragecz honestis parentibus Nicoiao Giskra et Dorothea matre
Milochowska. Prima honestarum literarum clementa in patria a
parente meo didici. Praefui scholis in Boemia, Moravia, vocatus
autem sum ad ministerium Euangelii Jesu Christi ab amplissimo
domini senatu Oppauiensi. — O. Leyser. [8. August.]
418. Ego Samuel Hieronymiades Banoviensis Pannonius
honestis parentibus natus prima pietatis et studiorum fundamcnta
ieci Moschoviae sub disciplina clarissimi et de scholis optime meritorum
virorum D. Nicolai Colacinatis piae memoriae et D. Alberti Husselii
Prividiensis. Hinc missus sum Prividiam ad virum humanissimum atquc
doctissimum D. Matthaeum Lochmannum. Tandem profectus sum
Strasam alias Neerer in Scepusio prope Tyropolim situm locum ; usus
sum praeceptore nobilissimo et de Ecclesiis ac Rebus pub. literariis
optime merito viro Domino Gregorio Horwath aliter Stansith de
Gradecz, item D. M. Conrado Gera, ex Academia celeberrima
Argentoratensi ad regimen scholae illius vocato, ubi exegi quadri-
ennium. Fui denique sub disciplina Reuerendi ac Clarissimi viri
D. Severini Sculteti, tum temporis scholae Epperiensis modcratoris
fidelissimi. Tandem amandatus sum a parentibus meis in celeberrimam
hanc Vitebergensem Academiam, in qua per biennium ferme mihi
vivere contigit, praecipue autem S. S. Theologiae studio addictus
fui. Factum dehinc voluntate eius qui nutu regit omnia atque gubcrnat,
•
ut hinc legitime ac mediate vocarer ad capessendum sacrosancti
ministerii munus. — O. Hunnius. [zw. 8. Aug. und 16. Sept.]
419. Ego Paulus Grauius Tribouiensis Morauus hac mca
manu testor me a piis et honestis parentibus Johanne Grauio et
125
matre Salome progenitum esse. Qui me a pueritia in pietate et
honestis artibus educari curarunt. Prima uerae religionis et pietatis
fundamenta ieci in schala patriae. Hinc missus Witebergam, ubi per
quinquennium studiis inuigilaui. Deinde praefui scholae patriae per
bicnnium. Dehinc uocatus legitinne ad ministerium Evangelii a Nobilissimo
et Strennissimo D. Zigismundo Schweinach a Schweinbydens {}) in
Ecclesia Tätnitz. — O. Huber. [16. Sept.]
420. Ego Abraham Chris tiani Parchimensis hac mea manu
testor me piis et honestis parentibus Johanne Christian! et matre
Anna Soltberges progenitum Epperieschini functus sum officio Rectoris
biennium et ultra. Postea legitime vocatus sum ad ministerium Euan-
gelii in pago nomine Villa Crucis a Gregorio Horwath et tota
communione ibidem. — O. Leyser. [21. Oct.]
421. Ego Joannes Mihalko Epperiensis Vngarus hac
mea manu testor me a piis et honestis parentibus Thoma Mihalko
et matre Cecilia progenitum prima verae religionis et honestarum
artium initia ieci in patria, deinde Bartphae sub praeceptore d. Thoma
Fabro et d. Severino Sculteti, tum postea Strasae sub praeceptore
D. M. Conrado Gera et D. Generoso Gregorio Horwath. Vocatus
autem sum ad ministerium Evangelii a Prudentissimo Senatu et tota
communnione Epperiensi. — O. Leyser. [21, Oct.]
422. Ego Martinus Fabri de Skacan Pannonius fateor et
agnosco me ex parentibus honestis, incolis olim oppidi Skacan,
natum ab illisque disciplinae scholarum Rectoribus traditum esse.
Ac ut certo constet de Praeceptoribus meis, fateor me sub disciplina
Alberti Husselii modemi Ecclesiae Prividientis Pastoris biennium,
apud Andream Francisci Martinopolitanum Moschoviae biennium,
Samuelem Andris Rosenbergenum et Thomam Dorothicium Rosen-
bergae quinquennium exegisse, tandemque Deo sie consulente Ec-
clesiae suae, honestissime a Reverendo viro Domino Nicoiao Scribae
Ecclesiae Westenicensis Pastore, consensu eiusdem ad ministerium
vocatum esse. — O. Leyser. [21. Nov.]
423. Ego Christophorus Zahronsky Hungarus fateor
et agnosco me ex honestissimo toro parentum, incolis pagi Dubowa
in comitatu Novosoliensi natum ab iisque educatum esse, ac ut
pium excmplar extaret officii parentum pios liberos concernentis dis-
ciplinae scholasticae Rectoribus scholarum ad erudiendum traditum
esse. Per quam occasionem me initia prima apud Severinum Sculteti,
126
inodernum Batphensis Ecclesiae pastorem Epperies accepisse faicr-
Postea sub disciplina Lconhardi Mokoschini Teutolipcae trienni-^r:
item apud Michaelem Czaban ibidem biennium; apud Albert-r
Ilusselium quadriennium Prividiae, apud Andream Francisci M *
chowiae biennium exegisse. Inde vocatum in oppidum Banowi:.
scholae per quadriennium praefuissc. Tandem vocatum per intn
media certa ab Ecclesia Prawoticensi. — O. Leyser. [21. Nov.]
424. Esfo Timotheus Lowczani Vetusoliensis Pannen!.-
natus in Pannonia ciuitate Vetusolii, patre R. D. Georgio Lowcz*^r.
p.istore ibidem per 20 annos Ecclesiam gubemante, matre honestiss::::^
Anna, prima fundamenta pietatis et honestarum artium in patriä l.
clauum scholae sedcnte doctissimo viro d. Elia Bemhardi jeci. Dein^:
ubcriorum studiorum et linguarum gratia ad Humanissimum d. Sirr.o-*..
dem, Rectorem scholae Neocomensis in Sepusium missus sum. Ine-
peste saeuiente in patriam redii et aliquantisper domi substiti Post R
n. Patre Schemnicium vocato ad minist erium Ecclesiae Slauoni:ir
eodem nie una contuli et annum sub disciplina d. M. Johar^r.S
Heinoldi Silcsii cxct;^. Tandem missus in Sepusium Epp>erie5 r.j
clarissimum d. Seuerinum Scultcli me rccepi. Atque ipso gnbcmaci u
schoK^e ob vocationem Bartpham ad ministerium desercnte a c
jvircntc Schemnicium reuocatus sum. Ubi cum sp>ecimcn profecr--
mei una atqne altera condone habita edidisscm, continuandorum c:
connniiandorum studiorum causa in ccleberrimam AcademiLn
Tiil^itti^ensem anno Christi 15^2 able|:atus sum. Foi praeceptor:!:.^-''
r:de!;ssm\is cLirissimo d. d, Jacobo Hcrbrando et clarissimo c. c
Slcphano Genachio professoribus S. S. Tbeolc»^iac di^issim-.s lü^--
somcstre cum i^JÄcrante cxep. Cum autem anno ec-dem illustrissin:^
Ac.^d(rm:A Vueber^cnsis a l'je Caluinisna reformari cocpisse:, e:
olÄrisÄiiias d. d, Sjimucl Huberus c«>cue ad eusdcm scholae re>ti--
^Är!v^nm1 rjv£r^-:c ex cjcara Ti:"r>:ncen>3 vocarer^ir. suasu d. Patn>
r.-je il'.i in con^-Ucm adur.xi et Viteber^-aai I Dc'n:in5ca Aducnr^
Jlp'J^.:H ac per annuni n';ir.u5 dicbus septcm S. S. Tbe^lc^.ac ir-.ierr:
oiN^ram nav^u;. liitenm cco sie A-ias lücas dEncer.te 'rocano :::
:nc'\no :«^n.»ru Schrmnicer^sl ad o^c:.ni Diacoriar:::« Ecclesiae S^^v.-
r.ue ni:h; v^^lata est. — O. H;Än:^s f"-!. 6:«=.. Tr^L. '.3, N:v '
V.
Bericht des Central -Vorstandes über das Vereins-
jahr 1897.
Der von dem Cassier der Gesellschaft, Herrn Hof- und Gerichts-
idvocaten Dr. Ritter von Sääf, schriftlich erstattete Bericht über
die Gebahrung des Vermögens für das vergangene Vereinsjahr wird
hiemit veröffentlicht.
I. Einnahmen.
A. Saldo vom Jahre 1896 1744 fl. 95 kr.
B. Eingegangene Mitgliederbeiträge :
Rückstände bis einschliessl. 1896 == 113 fl. — kr.
Mitgliederbeiträge pro 1897 :
65 Beiträge ä 3 fl. — kr.
48 , ä 5 , — ,
2 , zusammen
pro 1898:
2 Beiträge ä 3 fl. — kr.
C. Für den Verkauf des , Jahrbuches* :
Im Buchhandel ....
Durch Selbstverkauf . .
D. An Interessen von den Einlagen bei der All-
gemeinen Depositenbank, Buch Nr. 21.047 und
Nr. 26.696 56 , 04 ,
- 195 , - .
240 . - ,
- 4 . 90 ,
- 6, -,
558 ,
90 ,
es* :
72 fl. kr.
32 , 30 .
134 ,
48 ,
Gesammteinnahmen . . 2404 fl. 19 kr.
128
n. Aasgaben.
A. Druckkosten und Versendungsspesen der vier
Hefte des , Jahrbuches*, Jahrgang 1897 . . . 515 fl. 8ö kr.
B. Honorare an die Mitarbeiter am ^Jahrbuch* 228 , 5tl ,
C. Diverse:
aj Schreibgeschäfte und Aufbewahrung des Mobi-
liars, des Archivs und der Bibliothek pro 1897 60 , — ,
ÖJ Für das Eincassiren der Mitgliederbeiträge 22 , ÖS ,
cj Für Kanzleiauslagen , Gebührenäquivalent,
Porti, Stempel u. s. w 18 , 94 ,
Gesammtausgaben . . 846 fl. 28 kr.
Stellt man den Einnahmen von 2464 fl. 19 kr.
gegenüber die Angaben mit . . 846 , 94 ,
so verbleibt mit Ende December
1897 ein Rest von .... 1617 fl. 91 kr.
Hievon waren am 31. December 1897 bei der
Allgemeinen Depoatenbank laut
Einlagsbuch Nr. 21.047 490 fl. 54 kr
, 26.696 1137 ^ 87 ,
zusammen . . 1628 fl. 41 kr.
wogegen dem Rechnungsleger eine Forderung von 10 , 50 ,
zusteht, wonach sich das Vermögen mit .... 1617 fl. 91 kr
ergibt.
Wien, am 31. Man 1S97.
VI.
Gedenkblatt
der
k. k. evangelisch - theologischen Facultät in Wien.
Zur fünfzigjährigen Jubiläumsfeier
der
Regierang Seiner Majestät Kaiser Franz Josef L 1848—1898.
I. Der österreichische Staat und die evangelische Kirche in ihrem
wechselseitigen Verhältnisse vom Jahre 1848—1861.
Decanatsrede^
gehalten von Dr. Gdstay Adolf Skalsky,
ordentlichem Professor der praktischen .Theologie und des Kirchenrechtes.
1.
Das zu Ende eilende Jahr sollte den Völkern des altehr-
würdigen Oesterreich eine Feier seltenster Art bringen; die des
2. December. An diesem Tage sollte der Jubel, welcher in Oester-
reichs Gauen nur erst zerstreut ertönte, sich zu einenn einzigen Jubel-
chore vereinen, um den hehren Thron unseres erlauchten Kaisers und
Herrn mächtig zu umbrausen. Auch die Evangelischen Oesterreichs
wollten an diesem denkwürdigen Feste in den allgemeinen Hymnus mit
heller Stimme einfallen. Sie sollte auch in diesen Räumen erschallen.
Nach Gottes unerforschlichem Rathschlusse ist es anders ge-
kommen. Die grausige That vom 10. September hat sich wie eine
schwere Hand auf den Mund der Völker Oesterreichs gelegt. Auch
hier mussten die Freudentöne verstummen. Die geplante akademische
Jubiläumsfeier musste der gewöhnlichen, jährlich wiederkehrenden zum
Wechsel des Decanates weichen.
Wir wollen aber trotzdem nicht vergessen, dass das Jahr 1898
ein Jubiläumsjahr ist. Wir wollen nicht ausser Acht lassen, dass
es das Andenken jenes Jahres erneuert, welches nicht nur in poli-
tischer, sondern auch in kirchlicher Hinsicht hochbedeutsam war, des
Jahres 1848. Mit Recht ist gesagt worden *), dass das Jahr 1848 in
i) Rieker, Die rechtliche Stellung der evangelischen Kirche Deutschlands,
1898. S. 333.
Jahrbuch des Protestantismus 1898. H. III u. IV. 9
130
der geschichtlichen Entwicklung, wie auf dem politischen so accL
auf dem kirchlichen Gebiete , einen tiefen Einschnitt* bedeute. Mar.
ist gewiss befugt, zu ergänzen: w^cil auf dem politischea, deshib
auch auf dem kirchlichen Gebiete. Ist es ja eine alte Erfahrung;, Gi>^
poh'tische Ereignisse, Zustände und Systeme ihren Einfiuss auf das
kirchliche Gebiet ausüben und nicht selten ihr Gegenstück auf cerr.-
selben hervorrufen. Aus dem Bewusstsein dieser Thatsache flo>>sen w -L.
die Worte der Superintendenten und Vertrauensmänner der evange-
lischen Kirche Oesterreichs in ihrem , Gutachten* vom 1^5. A~g-<:
1849: ,Es bedürfe keiner weiteren Auseinandersetzung. wie\'iel Sta.^:
und Kirche dabei gewinnen, wenn Beide in verwandten Vcrfas^nr-^
formen sich die Hand reichen und dadurch einander in der Auf-
bildung und Belebung dieser Formen fordern*).* Allerdings gin^ e>
dabei recht stürmisch zu, als jener , tiefe Einschnitt* gemacht w-jrcT
Und wir sind weit davon entfernt, in dem Stürmen und Drängen der
Jahre 1848 und 1849 die normale und normative Art der gesch:jl::-
lichen Entwicklung zu erblicken. Wir sollen und wollen aber a'ich
nicht so kurzsichtig sein, um nicht zu sehen, dass die , tollen* JaLre
manche heilsame Folj^en hatten. ,Dic Revolutionsjahre waren e:'
gewaltiger Schlag in 's öffentliche Leben, mächtig an Wirkungen u-.c
reich an Lehren.* Und konnten sich schliesslich die neuen Gmrd-
sätze auf politischem und kirchlichem Gebiete anders als durch Sturrr
und Drang den Weg bahnen, nachdem sich, wie selbst ein H e I f e r :
zuge^Jteht, die Staats Weisheit lange darin erschöpft hat, die Revolution
niederzuhalten, aber gänzlich vergessen zu haben schien, dass e>
\'ielmehr darauf ankomme, die Anlässe zur Revolution fem zu halten '
Es ist erklärlich, dass der lange niedergehaltene, aber an Kraft immer
mehr gewinnende Strom schliesslich gewaltsam hervorbrach und freilich
dann auch »\iel Schlamm in seinen Wellen führte*. Von dieserr.
sollten sie aber gereinigt werden. Dabei hatte auch die Kirche ihr
gutes Stück Arbeit zu leisten. Dazu trieben sie geradezu die Stürtre
der Revoiutions'ahre, welche sich vielfach gegen sie richteten. In
den Septembertagen des Jahres 1848 ist der erste Witten bcrger
Kirchentag abgehalten worden, in welchem Wiehern seine mach-
**' VerhandiwPgcc und Vor^cb xge der rar Regelung de» Verhilrr.i*ses der craj,;':
ü-chcn K:rche zum Staate im S*-*mmer 1849 nach Wien einberufenen \ ersamml-.'-c.
2 Au*. 1S50. S. 86.
»; H eifert, Reroluta^n nad Reaction im Spitjihre 1848. 1870, ^ 3 ar i 7
131
tigc Stimme erhob und eine Rede hielt, welche jZU den grossen
Reden der Kirchengeschichte gehurt'. ,In energischem Appell wies
er darauf hin, wie sehr die Zeit da/.u dränge, die Kirche zu einer
wirklichen Volkskirche zu gestalten 'j.* Ja, auch aus diesem Grunde
ist das heurige Jahr ein Jubiläumsjahr für die evangelische Kirche!
In ganz besonderem Sinne ist es das für die evangelische
ICirche Oesterreichs, und zwnr wiederum mit Rücksicht auf
das Jahr 1848. Die Bewegung dieses Jahres, welche auch Oesterreich
ergriff und dasselbe in seinen Grundfesten erschütterte, wälzte sich
3.uch dort auf das kirchliche Gebiet liinüber. Die alte ,Doctorfrage'
nach der Stellung der Kirche im Staate und zum Staate, welche
namentlich für die evangelische Kirche in Oesterreich die Bedeutung
einer Lebensfrage hatte, drängte sich auch dort in den Vordergrund
der Discussion und verlangte nach einer erfreulicheren Lösung. Wohl
tlurfte die evangelische Kirche Oesterreichs im Jahre 1H48 mit herz-
lichem Dank gegen Gott, der sie zwar gezüchtigt, aber dem Tode
nicht gegeben hat (Ps. 118, 18), das 200jährige Gedächtniss des
Westfälischen Friedensschlusses feiern ^ — lag ja zwischen 1648
und 1«48 das Jahr 1781— , riLer ihre Geschichte bh 1848 ist
übervoll von Seufzern und Klagen, welche davon zeugen, dass sie
die im To leranzpatcnte enthaltene Lüsung der Frage nach ihrer
Stellung im österreichischen Staate bei weitem nicht befriedigte.
Eine andere Lösung jener Fräste hat 80 Jahre später ein anderes
Icaiserhches Patent gebracht, das Protestanten patent vom
8. April 1861. Die Freude, mit welcher es von der evangelischen
Kirche begrüsst wurde, und die sich immer erneuert, so oft sie dessen
gedenkt, ist ein Beweis, dass die Li'^ung der Frage nach der Stellung
der evangelischen Kirche im österreichischen Staate im Protestanten-
patente eine unvergleichhch bessere war als die im Toleranzpatente,
Das Protestanten patent von 1861 ist gleich bei seinem Erscheinen
als der Anfang eines neuen .grossartigen Zeitabschnittes* gefeiert
worden, ,auf den unsere Väter vergeblich hingesehen und fijr
den wir Alle betend und arbeitend — je nach unserem Berufe — ,
immer aber vertrauend und hofTeiul eingestanden' ']. Dasselbe ist
später einmal als ,die grosse That' bezeichnet worden, durch welche
Seine Majestät, der erhabene Schutz- und Schirmherr der evange-
') Wur.ter. Die Lehre von der i
*) GrI»« d.O.'K.'R. vom 24. Apri
1861. (W
n Jahrb. IX.
m
132
tischen Kirche, dieser ,den Rechtsboden für ihre Stellan^
im Staate und ihr Verhältniss zu den anderen anerkannten Con-
fessionen geschaffen haben, einen Rechtsboden, auf dem sie sich
aufbaut zur Ehre Gottes, zum Segen ihrer Glaubensgenossen und
zum Wohle des Staates, dem sie gottesfürchtige und nützliche Bürger
zu erziehen gewissenhaft bestrebt ist* *).
Die Hand des Kaisers hat im Jahre 1861 diesen Rechtsboden
geschaffen. Wofür die evangelische Kirche ^betend eingestanden*,
das ist ihr durch die Entschliessung unseres Herrschers zutbeii
geworden. Seine That vom 8. April 1861 bedeutete die £rhönmg
der Gebete seiner evangelischen Unterthanen von dem, in dessen
^Hand des Königs Herz ist wie Wasser bäche; und er neigt es, wohin
er will*. (Spr. XXI. 1.)
Und doch ist das Protestantenpatent auch das Resultat jener
Arbeit gewesen, mit welcher evangelische Männer die Stellung
ihrer Kirche in Oesterreich zu verbessern sich bestrebten. In das
Jahr 1848 fällt der Anfang dieser Arbeit. Auch ihnen hat dasselbe
die langersehnte Freiheit der Bewegung gebracht. Die Grundsätze.
^^ eiche das Protestantenpatent bezüglich des Verhältnisses der evange-
tischen Kirche zum österreichischen Staate codificirt hat, wurden im
Grossen und Ganzen schon im Jahre 1848 geltend gemacht, und für
ihre Anerkennung ist schon damals gearbeitet und gekämpft worden.
Ereignisse wie das Protestantenpatent pflegen ja nicht plötzliche
Einfälle, unvorbereitete Thaten zu sein. Sie sind gewöhnlich Ergebnisse
längerer Entwicklungen, Schöpfungen von Kräften, welche geraume
Zeit hindurch sich auswirkten. Sie bedeuten Siege, fiir welche man
schon lange kämpfte. Für den Inhalt des Protestantenpatentes, stritt
man bereits im Jahre 1848. Die neuen Principien, welche sich im
Jahre 1848 auch in Oesterreich mächtig zum Worte meldeten, bHeben
eben nicht ohne Einwirkung auf die rechtliche Stellung der evange
tischen Kirche im österreichischen Staate. Dieselbe fiingt 184S
an, eine andere zu werden, bis sie schliesslich zu der des Pri>
testantenpatentes vorrückt. Hat also nicht die evangelische Kirche
Oesterrdchs alle Ursache, das Jahr 1848 in ihrer Geschichte mit
grossen Buchstaben einzutragen?
Dass auf diese Frage eine bejahende Antwort die einzig richtige
ist. möchten die folgenden Worte erweisen. Es wird sich dabei auch
>) Ih. S. 194.
133
gen, ob das Protestantenpatent alle Hoffnungen der evangelischen
?^j%nner hinsichtlich der Stellung ihrer Kirche im österreichischen
3taate erfüllte, welche sie gehegt, für deren Erfüllung sie gearbeitet
Ha.ben. In der ganzen Darstellung muss aus den angegebenen Gründen
auf die politischen Umstände und Bestrebungen gehörige Rücksicht
g^enommen werden. Und, da ausserdem der österreichische Staat
seine Stellung zur evangelischen Kirche vielfach durch die zur römi-
f>chen Kirche bestimmen Hess, wird es erforderlich sein, auch diesem
Umstände die entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen.
2.
Der ganze Zeitraum von 1781 — 1848 trägt, auf die Beziehung
von Staat und Kirche gesehen, den Stempel des Staatskirchen-
t hums. In dem durch dieses Wort ausgedrückten Verhältnisse stand
der österreichische Staat selbstverständlich zur römischen Kirche.
Kr anerkannte ihre Lehre, nach welcher sie die Kirche schlechthin
ist; sie war es auch in ihm und fiir ihn, sie war fiir ihn die aus-
schliesslich bevorrechtete Kirche, kurz die Staatskirche. Aber
sie war für ihn zugleich die Stantsanstalt, welche er, bezw.
die oberste Staatsgewalt, nach der Theorie der Bevormundung
behandelte. Diese war bekanntlich eine Reaction gegen die mittel-
alterliche Lehre von der Abhängigkeit des Staates von der Kirche.
Den Anfang dieser Reaction bildete die Abwehr der Eingriffe
der Hierarchie oder, noch besser. Roms in die Souveränetätsrechte
der Fürsten. Schliesslich kam es so weit, dass ,das Staatswesen
in der Kirche mehr zu thun hatte, als die Kirche selbst *). Es voll-
zog sich nämlich allenthalben dne Veränderung in der Auffassung
des Staates, seiner Entstehung und seines Zweckes. Das Schlag-
wort hat bereits Macchiavelli in seinem , Principe* gegeben: salus
publica, ratio Status, Staatsraison '). Philosophie und Jurisprudenz
arbeiteten an der neuen auf naturrechtlichem Grunde basirenden
Staatstheorie. Der Staat gestaltet sich nach derselben zum absoluten,
centralistisch eingerichteten, durch die Dynastie als Inhaberin der
höchsten Staatsgewalt repräsent irten und durch die Beamten regierten
Staat. Alles, was in ihm vorgeht, wird unter dem Gesichtswinkel des
>) Rocholl, Geschichte der evangelischen Kirche in Deutschland, 1897, S. 512.
«) Ricker, a, a O., S. 231.
134
atswohles beurtheilt. Der Staat kümmert sich um alles Thun und
»scn »einer Bürger aus Rücksicht auf sein Wohl. Er ist Polizei-
it — Polizei natürlich im weiteren Sinne dieses Wortes ge-
nmen. Er kümmert sich auch um ihre Religion. Diese bindet sie
die Kirche. Auch ihr gegenüber ist der Staat Polizeistaat. Auch
Leben als einer Corporation im Staate wird vom Standpunkte
Staatswohles, also vom politischen Standpunkte aus, beurthei r
- rcglementirt, das thut man auch dann oder trotzdem, wenr
1 sie als Staatskirche mit Ehren krönt. Man leugnete ^war nicht
s CS ein internes Gebiet gebe, auf welchem die Kirche zu schalten
7U walten habe; aber die Befürchtung, dass das Staatsvoh
it leide, führte schliesslich zur Bevormundung der Kirche Rucn
iliesem Gebiete und zu Eingriffen in dasselbe. ,Der Staat leg:
Hand auch an den Stab**). Ohne Zweifel hat die Aufkiarnni:
Gewebe dieser Staatstheorie gearbeitet. Das ersieht man schon
dem Umstände, dass dieselbe die Toleranz in ihr Prograrr^m
MUMiimeti hat. Auch dafür bildete die Rücksicht auf das Woh*
Staaten, welche durch I^inoertheiinni^en vielfach eine confes^icnei!
<v"hte Bevv>lkcruni:^ erhalten haben, das Hauptmotiv'. Man gewann
chcrrtu^uni^. dass der Staat in seinem Interesse autl:' ren iriü>>c.
'v>nfcssiv>ncller Staat m sein: ein allgemein christlicher
er wervien,
1> e eSen c^^^^^h« vierte Staatstheorie bat in Ctet erreich ihre
Sr^^vi.irre Au<rvrÄC-nc itn soi:e*^anntea Tosef:-:5:r.-js crha'rer.
Ac^n* $iOC^na^r.ten ; cert: n:«is hat t: Oesterreich scbrs Ll- -e
Kcf n. räch cieser Thevroe ^HiTjfeli. 5^:cii ori» de Cr-
V«« >.^^A> 'A • • *.• Va «.JA...*.«. '^Ct C^% 4L., v^ <>.->A>^_. fC^-«* ZV.-t.M.J'^ _. '^ -**^ i. H • ^
i ■ ■ • • ik. "»>«.'■ sc-" r "'i'lil "^ *«•.
135
Das Toleranzpatent Josefs II. bildete die Grundlage bei recht-
licher Stellung der evangelischen Kirche in Ocsterreich für die
folgende Zeit Auch die evangelische Kirche, obwohl sie keine Staats-
kirche war, stand zum österreichischen Staate im Verhältnisse der
A.bhängigkeit, und sie hatte sich, wie man meinte, darüber nicht
zu beklagen, weil ihr dieses Verhältniss aus , purer Clemenz* ge-
währt und nach dem , protestantischen Axiome geregelt wurde.
Bei diesem Verhältnisse von Staat und Kirche blieb es in
Oesterreich im Grossen und Ganzen trotz aller sich inzwischen ab-
spielenden politischen Ereignisse bis zum Jahre 1848, weil bis zu
dieser Zeit in Oesterreich das josefinische System herrschte. Die
österreichischen Staatsmänner. Metternich voran, waren darauf be-
dacht, das Stabilitätssystem in Oesterreich zu erhalten. Sie waren
allem Ultramonlanismus, aber auch alleni Liberalismus abhold. In
Oesterreich sollte wo möglich , Alles beim Alten bleiben*, auch das
Verhältniss von Staat und Kirche.
Aber es konnte auch in Oesterreich nicht Alles beim Alten
bleiben. Die Ueberspannung des Princips des politischen Absolu-
tismus musste schliesslich eine Reaction hervorrufen. Der immer
mehr zum Worte kommende Liberalismus proclamirte eine neue
Staatstheorie, weil einen anderen Begriff des Staates. Man war nicht
mehr gewillt, im Staate, bezw. in der ihn repräsentirenden Staats-
gewalt, die Fürsorgerin fiir den Einzelnen zu erblicken, die sich in
dessen gesammte Angelegenheiten, auch die des Herzens, einzu-
mischen berechtigt war; man will keinen Polizeistaat mehr. Man
will einen Rechtsstaat, dessen Functionen mehr negativer Art
wären: durch Schaffung von Rechtsordnungen dem Einzelnen so-
wohl als auch verschiedenen Gemeinschaften die Möglichkeit und
Freiheit zur Wahrung ihrer Interessen zu verschaffen, sowie auch
die Grenzen für die letztere festzusetzen. Mächtig brach sich der
Fichte*sche Gedanke Bahn: ,Es ist Aufgabe des Staates, die sitt-
liche Freiheit des Einzelnen möglich zu machen durch das Gesetz,
das Jedem seine Sphäre sichert, wogegen es die Aufgabe der Kirche
ist, die Freiheit des Einzelnen wirklich zu machen durch die sitt-
liche Ueberzeugung, welche sie pflanzt* *). Da aber sowohl der Einzelne
als auch die im Weichbilde des Staates lebenden Gemeinschaften
am besten wissen, was ihnen frommt, müssen sie sich an der Auf-
1) Bei Kleinere, Zur christlichen Cultus- und Culturgeschichte, 1889, S. 222.
136
rieht ung der Rechtsordnungen und Aufrecht haltung derselben br-
theiligen» mit anderen Worten: man will mitregieren, man iri*.
einen constitutionellen Staat haben. Ja, man ^eht roch
weiter und vindicirt dem , Volke« allein die Regierung. D:c
Volkssouveränetät fangt an, der Souveränetat der
Fürsten Concurrenz zu machen. Alle Macht, hetsst es. ,ist aü.-
dem Volke*, und setzt sich damit in Gegensatz zum »Gottes^.acrr-
thum«. Die Macht des Volkes kann eventuell die Macht des Fürste:^
annulliren. Der Absolutismus schlägt um in Republikanismus. welcher
nicht selten mit dem Constitutionalismus identifidrt wird. Hei't:^
platzten die alten und neuen Pnncipien auf einander. Eis ging durch
die Revolution hindurch, ehe ^sich die Fürsten mit ihren Vvlkerc
einigten*, d. h. ehe es zur Neuordnung der Dinge kam. nach udchfr
die Fürsten als constitutionelleFürsten im Vereine mit ihren
Völkern ihre Reiche zu regieren begannen. Anfangs schien es irt:-
nahe. als ob Europa, nach einem Worte Napoleons I,. in 50 Jahrrr..
wenn nicht kosakisch, so doch republikanisch würde. Glück-
licherweise hat die Revolution in Deutschiand und Oesterreich ^^o^
den Thronen Halt gemacht*.
Den Reigen der europaischen Revolutionen im Jahre l*if4^ h^t
abermals Frankreich mit seinerFebruarrevolution erötfnet. L'.*
Wirkungen derselben auf Europa waren ungeheuer. Wenige Ta^e
nach ihr kamen die ,MArzta:^e*, und eine Reihe von Staaten krach: er
in ihren Fuhren.
Unter diesen befand sich auch Oesterreich. In detnseljer
war zu viel Zündstoff angesammelt. Es bedurfte nur eines Funken<.
um die Explosion zu bewirken. Er kam aus Frankreich gcfio^ei:
und zündete zunächst in Uno^am; dann aber auch in anderen Läncerr
des , Vormärz liehen* Oesterreich. Es konnte nicht anders sein. Der
Gedanke: ,so wie es jetzt ist. kann es in Oesterreich nicht b!eiber:* '•
beherrschte Alle. In einem Lande, in welchem es so weit kam. dass
sich ein Staatsmann äussern di'rfte: , Brauchen wir Wissenschaft, ?<:•
lassen wir ein Paar norddeutsche Protestanten bekehren, dann haben
wir sie**, in welchem man ,das Essen und Trinken. Tanzen und
»^ Schttselka m seinem Buche: Oesterreich xuid »eine Zakacfr. Vg', Wcbtr
Al'g-iineme Weh^eschiciite. B«i. XV. S 253.
»1 DobTa o • f * MtT Hei langen aas •Jem Jahre 1;?48 « ,N. Fr Presse*. ]xr.-z. l.>t-"* .
137
Lieben, nicht aber das Denken und Sprechen freigeben wollte"),
und in welchem nur ,Masiknoten in's Publicum kamen, keine diplo-
matischen**), weil es nur durch Musik erlaubt war, öffentlich zu
sprechen, musste es schliesslich zur Umwälzung kommen. Soll man
ja sogar in Regierungskreisen .metternichmüdc* geworden sein. . . .
Den 13. März musste sich bekanntlich Metternich für .regierungs-
miide* erklären. Es war ein herrlicher Frühlingstag und zugleich
der Gedenktag der Geburt Josefs II. An das letztere dachte wohl
kaum Jemand von Jenen, welche auf die Nachricht, dass Metteinich
zurückgetreten sei, jauchzend auf den Josefsplatz zogen, das Haupt
des Standbildes des Kaisers Josefs mit Blumen bekränzten und
demselben in die Hand eine weisse Fahne legten, auf welcher mit
grossen Lettern das Wort , Pressfreiheit* geschrieben stand'). —
Wir wollen auf die .Flitterwochen der Revolution*, sowie auf die
darauf folgende »gemüthliche Anarchie* nicht näher eingehen. Die
wichtigsten politischen, für unseren Gegenstand in Betracht kommenden
Ereignisse mögen nur angeführt werden. Am 25. April 1848 ist
die neue Verfassung erlassen worden. Neue Stürme hatten die Er-
klärung des Ministeriums vom 17, Mai desselben Jahres zur Folge,
welche sich auf die Wahlen und Einberufung des ersten constitui-
renden Reichstages bezog. Am 22, Juli trat der Reichstag in Wien
zusammen. Am 9. September fasste er den Beschluss hin.^iclitlich der
Ablösung der Grundlasten. Es folgten dann die trüben Octobertage,
die Flucht des Kaisera nach Olmütz, Verlegung des Reichstages
nach Kremsier, Abdankung des Kaisers Ferdinand und Thron-
besteigung des Kaisers Franz Josef I |2. December 1848). welche,
wie der von der Regierung zurücktretende Kai.ser in seinem Abschieds-
manifest sagte*), nothwendig geworden ist, weil es , jüngerer
Kräfte bedürfe, das grosse Werk (nämlich die umfassende Um-
gestaltung der Staatsformen, denen der Kaiser im Monate März des-
selben Jahres die Bahn zu brechen beflissen war) zu fördern und
dner gedeihlichen Vollendung zuzuführen'. Der Reichstag begrüsste
'} Weber. Allgemeine ViTeUgeKhichte, Bd. XIV, S 720.
') Doblhoff. ■, a. O.
•) Schall, OeaietrekhaelorreichMeTBge. 1848, S. 23 f. VELArnelh, Anlon
Ritter V. Schmerling, 1895, S. 86 ff.
*) Bei Helfen, Die Thronbesteigung des Kainers Ftant Josef 1., IB72,
138
auch den neuen Herrscher mit dem Jubelrufe: ,Es lebe der co
stitudonelte Kaiser und König!")
Mittlerweile tagte in der Paulsktrche zu Frankfurt die deutsche
Nationalversammlung. Auch sie hatte über das Verhältnis»
der Kirche zum Staate zu beratlien. Ist es aber nicht ein bc«' '
Omen für ihre Arbeit gewcKcn, dass bei ihrer Eröffnung die rr.n I
Rücksicht auf l'salm 127 vorgebrachte Mahnunj^ eines Bischofs, d:
erste Beratliuiig mit Gebet zu eröffnen, mit Hohn beantwortet wurde '
Das ruhmlose Ende der Frankfurter Nationalversammlung legt alLer- i
dings die Behauptung nahe, dass sie , umsonst baute'. ... '
Welche treibenden Ideen waren es aber, nach welchen sich jctr; |
das Verhültniss von Staat und Kirche gestalten sollte ? Die erste trat
in negativer Fassung auf: .Kein Staatskirchcnthum und keine Staa:«-
kirche mehr!' Von nun an soll es nur ,ReligionsgeseK
Schäften' geben. So verlangt es die Freiheit. Für das Individuurr.
soll sie in der Fassung völliger Gewissensfreiheit vorhanden sein. Ihr-
Consequenz ist natürlich die von jeglicher rehgiösen Ueberzeur;ur.i
und jedem Religionsbekenntnisse unabhängit;e bürgerliche Gleic!!-
berechligung. Die Freiheit soll sich auch darin äussern, dass ci;
Bürger des Staates völlig ungehindert ?.u Religiorsgesellscha::«-
zusammentreten und ihre Zugehörigkeit zu denselben bekund^a
dürfen. Freiheit soll aber auch für die Kirchen vorhanden -«^ein. 5:;
sollen keine besondere Freiheit haben, sondern an der allgemeines
participiren. Völlig freier Spielraum für ihre Bewegung soll ihrea
zutheil werden. Das bedeutet aber in letzter Consequenz die I r*v
clamirung des Frincipes der Trennung des Staates und der Kirch:
,nach vielhundertjähriger Ehe'. Das von Cavour geprägte W'ott
.freie Kirche im freien Staate' fing an. eine gewaltige PropagarcJ
zu machen. Seuic Vertreter und V'ertheidiger hatte es allcrd^nt:=
schon früher.
Damit hing das Bestreben zusammen, die Rc^iicrungsformer
des constituiionellen Staates auf die Regierung der Kirche zu über-
tragen. Die ,enlvormundete' Kirche — das Wort stammt aus den
Verhandlungen des Kremsierer Reichstages — soll sich se;b^:
regieren, und zwar so, dass das ganze ,ColIegium* an der Regic-
nmg Anthetl hat. Wie rran sieht, gelangte man in Folge der poÜ
tischen Ereignisse und Bewegungen auf dem kirchlichen Gebiete rw
>\ HeMeil. Die ThronbeMeieurg tlc_ S, 33t
139
sogenannten ,Gemeindcprincip', welchem srine Berechtigung nicht
abzusprechen ist. Es Ug in der That zu nahe, in Analogie zu der
durch Repräsentanzen ausgeübten staatlichen Mitregentschaft des-
ganzen Volkes, die Kirche durch die Betheiligung der Gesammtheit
zu regieren'). Vorlagen dazu gab es ja in hinreichender Zahl').
Wie wollte sich jedoch der österreichische Staat zu diesen neuen
Frincipien, Strömungen und Desiderien stellen? Seine erste, auf con-
stitutionelien Grundsätzen basircnde Verfassung (vom 25. April 1848) *)
sollte doch wohl eine deutliche Antwort auf diese Frage geben.'
Hören wir siel .Allen Staatsbürgern ist die volle Glaubens- und
Gewissens- sowie die persönliche Freiheit gewährleistet* (§ 17). ,Die
Beseitigung der in einigen Theilen der Monarchie noch gesetzlich
bestellenden Verschiedenheiten der bürgerlichen und politischen Rechte
einzelner Religionsconfessionen werden einen Gegenstand der den>
ersten Reichstage vorzulegenden Gesetzesvor seh läge bilden* (§ 27).
, Allen in der Monarchie durch die Gesetze anerkannten christlichen
Glaubensbekenntnissen und dem israelitischen Cultus ist die freie Aus-
übung des Gottesdienstes gesichert' (g 31). Dass die angeführten Be-
stimmungen ein Uebermass von Klarheit nicht aufweisen, ist leicht zu
erkennen. Aber dreierlei liest man ohne Schwierigkeiten aus ihnen
heraus; al dem Individuum ist gestattet, sich von einem bestimmten
Religionsbekenntnisse zu emancipiren.' Für seine Person kann Jeder
glauben, was er will. Er ist nicht mehr verpflichtet, einer bestimmten,
durch die Gesetze des Staates anerkannten Kirche anzugehören. Ob
man dabei an die Consequenz völliger Confessionslosigkeit
dachte.' Wir glauben nicht. Und dass mit der völligen Glaubensi-
freiheit völlige Cultusfreiheit nicht verbunden war, zeigt die
Bestimmung des früher angeführten § 31; b) die im Reiche be-
stehenden Religionsgeseilschaften werden einander gleichgestellt. Die
■) Kleinen, n. a. O., S. 226-
■} Sogar in Preuifcn, wo Marlieinecke unit Schlei er macher ihre Stimmen flh:
aie Verfcisungsrerorm der eTangelischen Kirche erhoben, der lelitere (1812) einen
neuen Vetfassungsenlwurf «usgearbeilet hu. (abgedruckt in D o v e's Zeitschr. f. Kirclien-
techt, I Jahrgang, 1861, S. 326 ff.) und wo Friedrieh Wilhelm IV. den Tag Segnen
wollte, an welchem er die Kirchengewalt wieder in die rechten Hände lurilcklegen
könnte. Vgl. auch r, Zezschvrili, lieber die wesentlichen Verinssiingsiiele der
lutherischen Refoimation, 1867, S. 61.
■} In: Sr. k. k. Maj. Ferdinand I Gesetze und Verordnungen für slmmtllche
Piovinien de. ö«. KaiserMaaie». B. 76. '851, Nr. 49-
14''
lUif V'/»rr.|,(c, wrU.Ue h.c aU Corporatic«: -_- / ,: .-«.'-
v<*. «J.i,, i,<,lu.H.hrri und bürgerlichen Fonnr r^. ,=. -
«»«-«r,.. M44s(. «Icr |>«>litiHchcn und burgerbri
'liir< li dl« /iu;»-l.orit;l<fiit zu ihr bedingt, der G^.-..-^-— ,^
"iii'l l<i.rt.<-ilulirn GJHf lib.-reclitigung ist pror i^:::r^ -Ü -^ .
V'.n Ulf «r.i. «her Hurli nie frei vom Staat. I-^- , ^- . .
K-^cepnondrrbujetzt tolerirtenevar.-* V-\ - - ; -
*»t I'oIk«., Mil ili.iscr Rcception ist die Gr*-._:i-".. -^ '
(•«'Ihn. vnbnn.lrn. Deshalb die auf Cultusfrdfaer «c^"-==V^^
•««".llinmiinn, Dwhh mit dieMcn Paragraphen fia- rW; -^ - -
b.^>.Mh|.n« dir dio rv.uiKclische Kirche daselbst cin-'*-:^, "-- — ■
vvd.ho blh jrt/t fiir Hurj-rr /.weiten Ranges gahen, «eftr" -
woimrn wnr.lr. bruurht nicht nussjeruhrt zu werden Was - -
.«bn dlrv< n,...ri/li,lu.n Hostimmungon für das Verfa;,itn^*K v-„ ^
«nul K.Uhr? l).u \'\w Mcht man deutlich: der Staat na- -
v>.lh|.e r,e,uu.n« von der Kirche nicht abgesehen, t
.Aur.kn»«,,»)., drr Ki.ohon wahrt er sein ,ius reformand^. v.,.
v»IUu vou irtct <»« in ,hm anerkannte Religionsconfe<. • -
>;rU-u. doi Sl,.>u >v,U d«s ahe Staatskirchenthum nicht mehrar.r
r.h.»ho«, IV« amM kannten Kirvhen gewahrt er Cultusfreiheit. l< : -
w tfu^.Mo« .slo. weiter.*« Sinne lu fassen? Bedeutet ca.-
vUx ui,,;va.,KU-,to AlvhV.tv» d^ Uv>:tesdi^n.tes. oder darf die K r '.
Nluuh c.o-.,c lW..um«,>^^.» , R ,.^, i«,,. ,.,,„, s^^j^ aufoedrun— -
v;vvtUv.v:K5v.K-« vVvmu»^^« Ai>.^-h^-t<,n und neue etnfiihrei.: I--
.V..>Nx ivt vU-.n v;c-i«-,f x.vn JiS Ai^' 1S4.S nicht ru entnehrr.
-s^ t>xxv... -v.tT^^r.'i $.^>t n:.in nur ein -reine Ko-c:-^
^ ' "^ V .H ,\. f ^, ci*ca n nuurchscaiinznerTi.
.:ww •:^i v.io^vxcu U..V? w-w v.^:^... a.f sein \-erhäi:Ti^. ^ Ic
Msi .I..NO» Jvv^ » ^ Joe- ^ov ^^ x> ^'t:-- >t» ruv. be.^j:»:f - -:r
S 'K) '«xvA ^t,tivi
iiatTr'^err J\.w-:
**
N%.i. .*...ci icr wM.?i»i,:-r;*r liiirrr ut ler *- oi - V.:
141
theologischen Lehranstalt '), welcher hoffte, dass sich die katholische^
Kirche Oesterreichs nur nach Rmancipation von der Bevormundung
durch den Staat sehne. Vorläufig wollte man allerdings Kirchen-
freiheit; aber die letzte Etappe sollte die Wiederaufrichtung
des Kirchenstaatsthumes sein. Die nächste Zukunft hat diese
eigentliche Absicht enthüllt '). Die deutschen Bischöfe gingen zunächst
an die Arbeit. Sie ist durch die Bestrebungen des, wir möchten bald
sagen, , katholischen Centrums* in der Frankfurter Nationalversamm-
lung •) und, als diese misslangen, durch die berühmte Würzburger
Bischofsversammlung (October 1848) mit ihren geschickt stilisirten
Beschlüssen *) genugsam gekennzeichnet. Die Bewegung erhielt in
Oesterreich eine separate Auflage. Die sie illustrirenden Documente hat
Brühl in seinen ,Acta eccles.* gesammelt*). Eine selbstbewusste
Sprache lässt sich in ihnen vernehmen. Jedenfalls kannten die Bi-
schöfe besser die Sprache Roms als die Sprachen Oesterreichs, unter
welchen es nach ihnen auch eine , mährische* geben soll'). Der
Grundton, welcher aus den bischöflichen Eingaben etc. klingt, kommt
gänzlich ,von jenseits der Berge*. Sie sind durchwegs auf den
l. Artikel des Concordates von 1855 gestimmt'). Es fällt auch schon
das Wort, dass tder Abschluss eines Concordates mit dem aposto-
lischen Stuhle zur Ordnung der kirchlichen Verhältnisse in Oesterreich
als nolhwendig erscheine* *).
Aber auch die evangelische Kirche unterliess es nicht, nach
der Hand zu greifen, welche sich ihr aus der Verfassungsurkunde vom
25. April 1848 entgegenstreckte. Weil sich die Regelung der kirch-
lichen Verhältnisse auf dem Wege der Gesetzgebung in die Länge
zog, nahmen in den Gemeinden Aufregung und Ungeduld täglich zu,
>) Schiznko, Das kirchlich-religiöse Leben im constitutionellen Staate, 1850,-
S. 13.
«) Im österreichischen Concordat. Vgl. auch die Encyklica Leo XIll. vom
1. November 1885.
») Geffcken, Staat und Kirche in ihrem Verhältnisse, 1876, S 505.
*) Das Protokoll der Verhandlungen bei Roskovany, Monumenta, Bd. X^
S 651 ü. Die Denkschrift der Bischöfe in Roskovany's Monumenta, Bd. IV, S. 134.
Auch Vehring, Archiv, Bd. XV, S. 208.
*) Oesterreichische Monarchie. Bd. VI, 1853.
•) Brühl, a. a. O., S. 33.,
^ Man vergleiche nur bei Brühl, S. 33, 45, u. a.
8) Brühl, a. a. O., S. 41.
142
was sich darin äusserte, dass sie ihre Hoffnungen, Wünsche ur.ii
Bedürfnisse in zahlreichen, theits an ihre Consisiorien, thcils an da.-
Ministerium und den constituirenden Reichstag gerichteten Adres^es
laut werden Hessen '). Die Gemeinden hatten ja das Bewusstscin, cass
die Regierung mit der Verfassung vom 25. April und Einberufung
des constituirenden Rdchstages auch ihnen gegenüber die Rechts
pflicht übernommen hatte, ihr Verhältniss zum Staate in ent-
sprechender Weise zu ordnen. Um die beschleunigte und richti;:e
Erfüllung desselben herbeizuführen, trat — die Anregung dazu gi^"
vom mährischen reformirten Superintendenten v. Nagy aus'; —
»zum ersten Maie eine Anzahl freigewählter Repräsentanten mehrerer
Gemeinden und Provinzial verbände in Wien (3. August) zusammen
um sich im Verein mit den Wiener Amtsbrüdem, Professoren der
protestantischen Lehranstalt und anderen Freunden der guten Sach;
uber die Sichersiellung und zeitgcmässe Entwicklung der evargf
Itschen Kirche in Oestcrreich zu berathen* '). Sie beriethen sich
— 18 Mann «aren zugegen — unter dem Vorsitze der Wiener Con
sistorialtäthe und Superintendenten Franz und Pauer: a) über ie
möglichst schleunige und allseitige Sicherstellung der durch der
Umschwung: Jet Zeit unhaltbaren oder schwankend gewordener,
äusseren Rechtsverhältnisse der evangebschen Kirche, b, über c:;
vorhiuöi^e Anbahnung einer zeitgemässcn inneren Reform c'er
Kirche, wniu die Verfassungsfrage und die Union der beiden cvange
tischen Bekenntnisse gerechnet wurden, wobö sofort tjemerkt weröe.i
mrge. dass die Unionsfrage vorläufig in der Schwebe belassen nurcie
well das Werk zwar als .heilig*, aber doch auch als >zart u.-d
sohwieris* -inerkannt wurde. lu dessen Vollendung .ein Iangere>
Stadium der Vorbereitung erforderlich sei«. Wie man SLeht. hat:e e^
der erste Funkt der Berathung mit dem Verhalmi-se von Staat un;
«.-- 114*, S. 30
•B .I»hte 1*W »biebi::n!fii. ici<m et die AniegaB* nc erjMr™ t-je itiarer Fj.-x
«■^^vbca t*^!t. Kiostrirm öt B«ri.-b^<. iös der Trie««r P-jrr« S;e:iiacket ■^•-
.Vt'««t:»jinü IS ist Coetrtee* n:« IS*? jetE« Asire* ci:»«rit w^rie. D-e Vr>a.;';
i«n>«i .\Btwatictiui£ Fr"»» i« M-a'Stenaajs fil- CiLT» ^a-i ',"irerT-.:i: rc« 9 A: -.
IWi' li* »eiT« thi:txti:«:&« T^se.ljÜJK »a der la Ois:a;«Ji »«i^rssca Jri-^:;
143
Kirche zu thun. Man einigte sich zu einer Bittschrift an das Mini-
sterium des Innern, welches damals D ob 1 hoff verwaltete. Sie be-
zweckte ein gesetzliches Provisorium, ,ehe durch den Reichstag die
vollständige Regulirung der kirchlichen Verhältnisse auf dem Wege
der Gesetzgebung ihre Erledigung finden kann*. Zu dem Behufe wurde
der Bittschrift ein in sieben Punkten abgefasster >Entwurf der pro-
visorischen Ministerialbestimmungen« beigefügt, in welchem aus den
Verfassungsbestimmungen vom 25. April 1848 für die bis jetzt tole-
rirte evangelische Kirche die entsprechenden Consequenzen gezogen
werden *). Ihre principielle Anschauung vom Verhältnisse der Kirche
zum Staate haben jedoch die Conferenzmänner in einem zweiten Schrift-
stücke niederlegt, nämlich in einer Petition an den Reichstag, welche
zugleich auch den Zweck hatte, denselben >im Namen der gesammten
evangelischen Kirche Oesterreichs zu begrüssen« '). Die Petition selbst
sollte dem Reichstage zur Kenntniss bringen, auf welche Weise die
Conferenzmänner das Verhältniss des Staates und der Kirche überhaupt,
soiTiit auch der evangelischan, geordnet sehen möchten. Sie stellen
für die Ordnung dieses Verhältnisses zwei Grundsätze auf; erstens:
»völlige Rechtsgleichheit für jedes religiöse Bckenntniss und jeden
kirchlichen Verein, der nicht mit dem Zwecke und den Gesetzen des
Staates in Widerspruch steht«"). Man sieht sofort, dass in diesen Grund-
sätzen über die Bestimmungen der Verfassungsurkunde vom 25. April
1848 hinausgegangen wird. Man will natürlich keine Staatskirche,
aber man spricht auch nicht mehr von der Beseitigung der in einigen
Theilen der Monarchie noch bestehenden bürgerlichen und politischen
Rechte einiger Religionsgesellschaften und von der Cultusfreiheit der
vom Staate anerkannten christlichen Religionsconfessionen, sondern
ganz allgemein von jedem religiösen Bekenntnisse und jedem kirch-
lichen Vereine. Und für jeden wird in der weiteren Begründung der
aufgestellten Grundsätze vollkommene Religions-, Glaubens- und Be-
kenntnissfreiheit, sowie auch Oeffentlichkeit des Cultus gefordert. Ein
factisches »ius reformandic in der Form der Reception wird dem
Staate nicht zugestanden. Alles dies deutet darauf hin, dass der
Grundsatz der Trennung des Staates und der Kirche ausgesprochen
wird. Das geschieht jedoch nicht. , Unabhängigkeit der Kirche vom
1) Bericht, 1. Beilage.
«) Bericht, 2. Beilage.
3) Bericht, S. 21.
144
Staate*, so lautet der iweite Grundsatz. Und in der Bcgründjr;r
bezw. Erklärung dieses Grundsatzes wird dem Staate ^anz deutlich
das >ius inspiciendi cavendi«, ja sogar das »ius advocatiae* eingeräuir.t.
»Die Kirche sichert dem Staate fromme und tugendhafte Bürger.
darum darf sie erwarten, dass er für ihre Zwecke und Bcdürfnissr
in entsprechender Weise das Seinige beitrage ') * Dass man eigentlir:.
an keine Trennung der Kirche vom Staate dachte, davon überzenit
uns ein Blick in den sogenannten »Köthener Verfassung^scntw-urf«
vom 26. April 1848*). mit dessen Inhalt sich die Conferenzmär.n er
im Wesentlichen einverstanden erklärten, und welcher als Basis t^r
weitere Berathungen der Gemeinden betreffs der Verfassung dier.er
sollte. In demselben (P. 4) ist zu lesen: ,Die Kirche ist auch weder
eine Staatsanstalt, noch ein Staat im Staate, sondern eine dem Staate
befreundete Gemeinschaft, welche, indem sie selbstständig ihre Zweck-*
verfolgt, zugleich dem Zwecke des Staates dient •) « Man wäre bei-
nahe in Versuchung, von zwei Seelen zu sprechen, welche in der
Brust der Conferenzmänner wohnten. Auf jeden Fall dachten sich
dieselben die Kirche als eine öffentliche privilegirte Corporation in:
Staate. Und bedenkt man weiter, dass sie einen Verfassungsentwurf
billigten, welcher (P. 38) die Bestimmung enthielt, dass in der
frefgewordenen Kirche Consistorien und Superintendenten — man
meinte ohne Zweifel solche, welche die Regierung ernennt — neb-t
Cultusministerium keine Stätte finden, dann werden wir wohl nicn:
irregehen, wenn wir sagen, dass sich die Conferenzmänner das Ver-
hältniss von Staat und Kirche ungefähr so dachten, wie es durch
den Terminus der reinen Kirchenhoheit zum Ausdrucke e--
bracht werden kann.
Wie stellte sich der österreichische Reichstag zur kirchen-
politischen Frage? — Ehe wir darauf antworten, werfen wir noch
rasch einen Blick auf die Frankfurter Nationalversammlung, in welcher
zu eben derselben Zeit die ^Grundrechte* des deutschen Volkes
berathen wurden, und damit auch das Vcrhältniss der Kirche zum
Staate besprochen wurde. Der Vergleich mit den Verhandlungen im
österreichischen Reichstage ist nicht uninteressant und weist, uie
natürlich, manche verwandte Momente auf. Die Grundrechte sine
») Bericht. S. 22.
«) Bericht, S 23.
5) Bericht. S. 23.
145
bekanntlich den 27. December 1848 als ein besonderes Gesetz publi-
cirt worden, welches den deutschen Einzehtaaten für ihre Gesetz-
gebung zur Norm dienen soUte'). Ueber das Verhältniss von Staat
und Kirche spricht sich der Art, III der Grundrechle aus. Er führt
eine ähnliche, aber präciscre und consequentere Sprache wie die
österreichischen Conferenzmänncr von 1848. Es wird zwar auch in
ihnen dem Wortlaute nach das Princip der Trennung nicht aus-
gesprochen ; wenn man aber hört, dass jeder Deutsclie unbeschränkt
ist in der gemeinsamen häuslichen und öffentlichen Ausübung seiner
Religion (§ 15), dass jede Religionsgesellschaft ihre Angelegenheiten
selbst stand ig ordnet und verwaltet, aber den allgemeinen Gesellen
des Staates unterworfen bleibe; dass sich neue Rcligionsgesell-
Schäften bilden dürfen, dass es aber einer Anerkennung ihres Be-
kenntnisses durch den Staat nicht bedarf (g 17), dass die Standes-
bücher von den bürgerlichen Behörden geführt werden sollen, so
ivird man wohl nicht umhin können, diese Sprache der Grundrechte
als Frociamirung des Grundsatzes der Trennung von Staat und
Kirche zu deuten. Und behaupten dieselben noch obendrein, dass
keine Religionsgcsellschaft vor der anderen irgend welche Rechte
geniesst, und dass es fernerhin keine Staatskirche geben soll, dann
sagen sie mit Rücksicht auf das früher Angeführte etwas, was sich
von selbst verstand
Dem österreichischen Reichstage boten die auf die
Religionsfrage sich beziehenden §§ 13, 14 und 15 der österreichi-
schen , Grundrechte' reichliche Gelegenheit, sich über das Verhältniss
von Staat und Kirche auszusprechen. Zur Debatte iiber diese Para-
S^raphe kam es erst im Februar \S49. Stoff für dieselbe war in
Fülle vorhanden. Neben der evangelischen lagen auch katholische
Petitionen auf dem Tische des Hau-es, Ehe es zur Debatte kam,
bemühte s^ich der evangelische Pfarrt^r und Reichsraihsabgeordnele
Schneider sowohl in Wien als auch in Kremsier, das Ministerium
für die sieben Postulate der Evangelischen, welche die Confercnz
vom Jahre 1848 in ihrem , Entwurf* niedergelegt hat, zu gewinnen.
Er that es, wie er uns selbst erzählt'), mit solchem Eifer und solcher
1) Die „Grundrechte' sind in die VrrfasMing dt- aeut-ehen Reiches
S Min 1849 Bufeenommen worden Der All III der .Crimrirechle" bildel de
ä 144-151.
>) Eriählungen eipeR alten Paacori aui seinem Leben, 18«0.
i>K.Duch de PruIc-IilMinBUt IBM, K. Ul u. IV. 10
146
Zähigkeit, dass ihn der Graf Stadion in ärgerlichem Tone als den
Abgeordneten, der ihn am meisten sckire, bezeichnete *). Der tapfere
Pfarrer Hess sich jedoch nicht abschrecken und stellte dem Minister
das Kommen einer Reihe von protestantischen Deputationen in Aus
sieht, falls sich die Angelegenheit der Evangelischen verzögern sollte.
wie sich ja eine, bestehend aus einigen evangelischen Geistlidien
Böhmens und Mährens, am 2. November wirkUch auch in Krcmsier
eingefunden hat, um sich zu erkundigen, wie es dort mit der evange-
lischen Sache stehe*). Mitten in die Verhandlungen fiel der Thron-
wechsel vom 2. December 1848. Das kaiserliche Patent vom 2. De-
cember 1848. mit welchem der neue Kaiser allen Völkern der
Monarchie seine Thronbesteigung verkündete •), brachte die Garanbe.
dass denselben die constitutionelle Regierungsform erhalten bleibe,
und damit auch die Frage nach dem Verhältnisse der Kirche zum
Staate ihrer bereits schon angebahnten Lösung entgegengefübrt
werde. ,Das Bediirfniss und den hohen Werth freier und zeitg^emäs^cr
Institutionen aus eigener Ueberzeugung erkennend, betreten Wir mi!
Zuversicht die Bahn, welche Uns zu einer heilbringenden Um-
gestaltung und Verjüngung der Gesammtmonarchie führen soll. —
Auf den Grundlagen der wahren Freiheit, auf den Grundlagen der
Gleichberechtigung aller Völker des Reiches und der Gleichheit aller
Staatsbürger vor dem Gesetze, sowie der Theilnahme der Volks-
vertreter an der Gesetzgebung, wird das Vaterland neu erstehen,
in alter Grösse, aber mit verjüngter Kraft, ein unerschütterlicher Bau
in den Stürmen der Zeit, ein geräumiges Wohnhaus fiir die Stämme
verschiedener Zunge, welche unter dem Scepter Unserer Väter ein
brüderliches Band seit Jahrhunderten umfangen hält* — so sjM-ach
der neue Kaiser in seinem Manifest; man begreift wohl, dass da5
Lesen desselben im Reichstage bei vielen Stellen von lauten Zeichen
der Zustimmung unterbrochen wurde*). Hätte man doch auch dem
, lebhaften Wunsche* des Kaisers, welchen er in dem an den Reichs-
tag gerichteten Rescript äusserte, Rechnung getragen: ^dass das
Verfassungswerk sobald als möglich zu Stande gebracht werde !*-i
I) Erzählungen etc., S 66.
«) Erzählungen etc., S 67.
>) RG.-Bl. 1849, Ergänzungsband, S. 1.
*) Helfert, Thronbesteigung etc. S. 334.
») Ibid.
147
Die Worte des kaiserlichen Antrittsmanifestes haben auch die
Herzen der Evangeh'schen mit frohen Hoffnungen erfüllt. Und das
i^imsomehr, als sie in dem am 29. Jänner 1849 sanctionirten Erlass
des Ministeriums des Innern vom 30. Jänner 1849 '), betreffend einige
provisorische Verfugungen in Bezug auf die Verhältnisse der Akatho-
liken, welche bis zur definitiven Regelung der kirchlichen Verhält-
tiisse im Allgemeinen, durch ein auf constitutionellem Wege zu er-
lassendes Gesetz Geltung haben sollten, ein ^ etwas verspätetes
Weihnachtsgeschenk* erhielten.
Dieser Erlass bedeutete die Antwort auf das Bittschreiben der
Conferenz vom 10. August 1848. Sie war befriedigend bis auf die
Punkte hinsichtlich des Bekenntnisses der Kinder aus gemischten
Ehen und die Trauung confessionell-gemischter Paare, welche Punkte
vorläufig in suspenso belassen wurden. Es schien ausgemacht zu sein,
dass man einer Kirche, welcher man, wenn auch provisorisch, solche
Rechte einräumt, wie die Abschaffung der Bezeichnung ^Akatholiken*,
zu welcher man den freien Uebertritt gestattet, der man die Matriken-
führung iiberlässt, deren Glieder man von den bisher üblichen Stoll-
gebühren und anderen Giebigkeiten an katholische Geistliche und
Schullehrer befreit und denen man das Eheaufgebot in einer ihnen
convenirenden Weise regelt, nicht mehr zu einer Religionsgesellschaft
zweiten Grades degradiren werde. Jedenfalls bedeutet der Erlass
vom 30. Jänner 1849 das neue Zugeständniss der Regierung, dass
es in Oesterreich keine katholische Staatskirche mehr geben soll.
Das war aber erst der allgemeinste Rahmen des Bildes, welches
das Verhältniss von Staat und Kirche in Oesterreich darstellen sollte.
Das Bild selbst zu zeichnen, war die Pflicht des constituirenden
Reichstages. Er ist leider derselben nicht nachgekommen. Debattirt
wurde in demselben über das Verhältniss von Staat und Kirche
allerdings viel; manches gute, aber auch manches geschmacklose
Wort — wie z. B. jenes des katholischen Priesters Halter, eines
Vertheidigers des Josefinismus, welcher Kirche und Staat mit den
siamesischen Zwillingen verglich") — ist in der Debatte gefallen; aber
Erfolg hatte sie schliesslich keinen. In derselben machte sich eine
seltene Vielseitigkeit der Standpunkte geltend. Der starrste Josefi-
nismus fand seine Vertheidiger ebenso, wie der Grundsatz völliger
>) R.-G.BI. I. Ergänzungsband, Nr. 107
») Hclfert. Der ungarische Winterfeldzug etc., 1886, Tl. Th., S. 112.
10*
148
Trennung. Im Ganzen machten die Berathungen den Eindruck des
Leidenschaftlichen und Unklaren. Da dieselben doch nur zwecklos
waren, möge es uns erlassen werden, auf sie einzugehen. Wir
bemerken nur, dass auch Schneider vor dem ,Thoresschluss* des
Reichstages eine cinstündige Rede hielt, in welcher er den Zustand
der evangelischen Kirche, ihren Druck und ihre Leiden schilderte
und gerechte Abhilfe verlangte *) ; eine Rede, welche ihm sein
College, der spätere Geschichtsschreiber des Reichstages, H eifert, der
selbst eine bemerkenswerthe Rede über die kirchenpolitische Frage
hielt, recht übel nahm, wie er überhaupt auf den lästigen Abge
ordneten aus Bielitz nicht gut zu sprechen war '). Schliesslich einigte
sich der Reichstag auf Folgendem ; ,Das Verhältniss des Staates
zu den einzelnen Religionsgenossenschaften (Kirchen) ist durch ein
organisches Gesetz zu regeln, welchem folgende Bestimmungen zur
Grundlage dienen sollen: 1. Jede Kirche steht, wie alle Gesel.-
schaften und Gemeinden im Staate, unter den Gesetzen und dem
Schutze des Staates ; 2. jede Kirche ordnet und verwaltet ihre inneren
Angelegenheiten selbstständig. Bis zur organischen Regelung des
Kirchenwesens auf diesen Grundlagen werden die bisher in dieser
Beziehung vom Staate oder von einzelnen Personen ausgeübten
Rechte und die denselben entsprechenden Verbindlichkeiten aufrecht
erhalten*'). Das war mit Rücksicht auf die langen und erregten
Debatten so ziemlich ein »ridiculus mus*. Und auch der war bereits
dem Tode geweiht. Die Gegensätze, welche sich bei der Berathun^
der ^Grundrechte* zwischen der Regierung und dem Reichstage je
länger desto mehr offenbarten, schienen schliesslich geradezu unaus
gleichbar zu sein. Die Regierung entschloss sich, den Reichstag n
sprengen, was am 7. März 1849 mit Hilfe des Militärs ausgeführt
wurde. Tags darauf erschien das schon vom 4, März 1849 datirte
kaiserliche Manifest, durch welches der Reichstag für aufgelöst er-
klärt wird, weil er die in ihn gelegten Hoffnungen im Hinblick aJ
die ihm gestellte Aufgabe: das Verfassungswerk zum Abschlüsse zu
bringen, nicht erfüllt hat, und weil die inzwischen eingetretenen
siegreichen Fortschritte der österreichischen Waffen in Ungarn die
Sachlage geändert haben. Es soll nun eine Verfassung g^eben
1) Erzählungen etc., S. 69.
«) H eifert, Der ungarische Winterfeldzug de, II. Th., S. 93 flP.
») Helfen, ib., III. Th., S. 318 f.
i
149
■werden, welche nicht blos .die in Kreinsier vertretenen Länder.
■i^ondern das ganze Reich im Gesammtverbande umschliesst. Dadurch
,sei das Verfassungswerk über die Grenzen des Berufes dieser Ver-
^.ammlung hinausgetreten*. Zugleich verkündete das Manifest, dass
der Kaiser beschlossen habe, .diejenigen Rechte, Freiheiten und politi-
schen Institutionen, welche Ferdinand I. und Er selbst den Völkern
Oesterreichs zugesagt haben, aus freier Bewegung und eigener kaiser-
licher Macht zu verleihen"), d. h. die Verfassung für das Gesamtnt-
reich zu octroyiren. Mit dem Manifeste erschien zugleich eine Reihe
von kaiserlichen Patenten, welche sich auf die Verfassung bezogen ').
Für das Verhätlniss von Staat und Kirche ist das ,über die durch
die Constitution eile SCaatsform gewährleisteten politischen Rechte'
<R-G.-B1. Nr. 151) das wichtigste. Da hcisst es (S. 1): .Die volle
G'aubensfreiheit und das Recht der häuslichen Ausübung des
Religionsbekenntnisses ist Jedermann gewährleistet. Der Genuss der
bürgerlichen und politischen Rechte ist vom Religionsbekenntnisse
unabhängig, doch darf den staatsbürgerlichen Pflichten durch das
Religionsbckcnntniss kein Abbruch geschehen.* ti^öe gesetzlich
anerkannte Kirche (§2) und ReligionsgeseHschaft hat das Recht
der gemeinsamen Reiigionsiibung, ordnet und verwaket ihre An-
gelegenheiten selbstständig, bleibt im Besitze und Genüsse der für
ihre Cuitus-, Unterrichts- und Wohlthatigkeitszwecke bestimmten
Anstalten, Stiftungen und Fonde, ist aber wie jede Gesellschaft den
allgemeinen Staatsgesetzen unterworfen.' — Man sieht, dass das
bezüglich der Stellung der Kirche im Staate Errungene auch jetzt
behauptet wird. Der Staat will keine Staatskirche haben. Aber er
ist auch weit davon entfernt, die Bande mit den Kirchen zu lösen.
Er hält sein ins reformandi, inspectionis et advocatiae aufrecht. Es
gibt staatlich anerkannte Kirchen und Religionsgesellschaften. Nur
diese geniessen Cultusfreiheit, nur sie sind öflentliche, privilegirte
Corporationcn, In dem Patente vom 4. März 1849 hat die Petition
der evangelischen Conferenz vom 10. August 1848 an den Reichstag
sozusagen ihre Erledigung gefunden. Mit vollem Rechte kann man
behaupten: im günstigsten Sinne. Die Verfassung vom 4. März 1849
stellt für das Verhältniss von Staat und Kirche in Üesterreich den
>) R,-G Ul, 1849. ErginiurgsUnd, Nr. 149
>) Diese Schrifmücke wurden emige Tage geheim gehallen. Erst am 8 März
brachte sie die officielle , Wiener Zeitung'. (Arneth, A. Ritter *. SchmerliiiE, S. 310 )
150
Grundsatz der Kirchenhoheit auf. und sie thut es in einer prä-
ciseren und deutlicheren Fassung, als die Petition der evangeiischen
Conferenz.
Nun handelte es sich darum, die in der Verfassung vom 4. Mar?
1849 enthaltenen allgemeinen Grundsätze näher zu bestimmen unc
► auf die Stellung der cin/.elnen Kirchen in Oesterreich anzuwenden.
k Nun war es an diesen von dem ihnen vom Staate gewährten Rechte'
.jede gesetzlich anerkannte Kirche und Religion sgescllfchaft ordnet
I und verwaltet ihre Angelegenheiten selbstständig* . Gebrauch zu machen
und ihre Angelegenheit in Ordnung zu bringen.
Beide Kirchen, die katholische sowohl als auch die evangeiisch-
gingen abermals ans Werk. Die katholische hat mit dem Aufwände
aller ihrer Kräfte die Action von 1848 wieder aufgenommen Uno
— um es kur?. zu sagen — derAbschluss eines Concordatc->
war das Ziel, dem man zustrebte '). Den Anfang machte die in der
Zeit vom .30. April bis 17. Juni 1849 in Wien tagende BischorV-
Versammlung. >Bisher hatte man eine .•-olche Versammlung im Kaiser
Staate noch nicht ge,=ehcn ') « Die Seele der Versammlung, der Spi-
ritus rector der Verhandlungen, war der damalige Fürstbischof von
Ssckau, Josef Othmar v. Rauscher. Die Bischöfe führten in ihren
der Regierung vorgelegten Specialschreiben wiederum eine selbst-
bewiisste Sprache, und speciell der arme Protestantismus kommt
gelegentlich in denselben sehr schlecht weg. Das Wort von dem
.untergrabenen, zur Auflösung neigenden Protestantismus*, welches
der Erzbischof von Köln in seinem Promemoria über die synodale
Zu.sammenkunft der deutschen Bischöfe (in Würzburg) geschrieben
hat '), wird wiederholt, und dem .der Auflösung rasch entgegen-
gehenden Protestantismus' die katholische Kirche*, welche unerschütter-
lich auf dem Felsen stehe, welchen Gottes Hand gcbaat". gegei>-
übcrgestellt '). Wir wollen die an sich gewiss interessanten Concordat^-
Verhandlungen im Einzelnen nicht verfolgen. Aber die Frage dürfte
wohl nicht ganz überfliissig sein, ob es gelungen wäre, das Con-
cordat, das ja seinem Wesen nach ein Vertrag zwischen dem
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151
päpstlichen Stuhle und dem Staate ist, zu Stande zu bringen, wenn
ciie Verfassung vom 4. März 1849 aufrechterhalten geblieben wäre?
ISTach dieser (kaiserliches Patent vom 4. März 1849, R.G.-Bl. Nr. 150)
gehörte unter die Reichsangelegenheiten (VI. Abschnitt, § 36) der
.Abschluss von Verträgen mit fremden Staaten und »die Beziehungen
des Staates zur Kirche* ; und diese Angelegenheiten hatte der Kaiser
im Vereine mit dem Reichstage (VII. Abschnitt, § 37) zu besorgen.
Hätte sich der Reichstag dazu hergegeben, ein Concordat zu schliessen,
von welchem schon 1816 Braig und Dolliner in ihrem Referate über
ciie damals beabsichtigte Ucbereinkunft mit Rom das Urtheil in den
Worten fällten: »Concordate mit dem römischen Hofe sind immer
eine missliche Sache .'^**) Nun, man machte freie Bahn für die Ver-
handlungen. Das kaiserliche Patent vom 31. December 1851*), welches
seine Vorboten hatte in dem Patente vom 13. April 1851 (R.-G.Bl.
!Nr. 92), durch welches der Reichsrath für eine berathende Körperschaft
erklärt wird, in dem vom 20. August 185P) (über die Verantwortlich-
keit des Ministeriums) und in dem a. h. Cabinetsschreiben vom
20. August 1851*), mit welchem der Inhalt dieser Patente dem
Reichsrathspräsidium mitgetheilt wird, besagte, dass in Folge der
Gründe, welche dem Kaiser das Ministerium und der (nur blos
berathende) Reichsrath vorgetragen hätten, sich Seine Majestät
bestimmt sehen, das Patent vom 4 März 1849 und die darin für
die bezeichneten Kronländer verkündeten Grundrechte ausser Kraft
und gesetzliche Wirksamkeit zu setzen. Damit wurde eigentlich von
Neuem der Absolutismus eingeführt. Das Patent erklärt allerdings aus-
drücklich, dass die im § 2 des Patentes vom 4. März 1849 den gesetz-
lich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften zuerkannten
Rechte aufrechterhalten werden sollen. Das kam natürlich der evange-
lischen Kirche zugute; aber auch der katholischen für ihre Con-
cordatsverhandlungen, für welche ausserdem noch die etwa zu
erwartenden, der constitutionellen Regierungsform entspringenden
Hindernisse weggeräumt waren. Der Erfolg der Verhandlungen
konnte nicht zweifelhaft sein. Die Stellunfr des Ministers Leo Thun
0 Beer, Kirchliche- Angelegenheiten Oesterreichs (1816 — 1842). in „Mitthei-
lunpen des Ini^tituN für österreichif^che Geschichtsforschung«, 1897, Bd. XVIII. S. 519.
») R.G.-Bl. Nr. 3 ex 1852.
») R.-G.-BI. Nr. 194.
*) R.G.-Bl. Nr. 196.
152
w.ir der ciericalen l'artei gegenüber eine schwache. Er hatte an
den Unterhandlungen geringen Antheil, Rauscher dag^cn voll-
kommen freie Hand. Der Regierung fehlte es ,an einer eeschicfcen
offiziellen Vertheidigung ihrer Interessen* '). Das Concordat \on
lH;>ä (Patent vom 5, NovemberJ') bedeutete eine Niederlage der
Regierung, eine Sprengung des durch das Patent vom 4. Mirz
1K49 vorgezeichneten Rahmens ßir das Verhältniss von Staat und
Kirche, insofern es sich um die katholische Kirche handelte. ,Die
heilige römisch-katholische Religion wird mit allen Befugnissen und
Vorrechten, deren dieselbe nach der Anordnung Gottes und den
Hestimmungen der Kirchengesetze gemessen soll, im ganzen K^5er-
tlntme Ocsterrcich und allen Ländern, aus welchen dasselbe besteh:
immerdar aufrecht erhalten werden*, so lautet der Artikel I de'
vielüch nach bayerischem Muster gearbeiteten Concordates. Wir
5;laiihen, dass diese Worte mehr besagen als alle Kritik und Er-
kUruni:;en. l'nrtteifclhaft ist es, dass das Concordat die katholische
Kirche vom Staate nicht nur emancipirt, sondern es hat ihn dersei're:
dienstbar sjemsoht, indem es in ihm die HcrrschafE des caiioni«cheti
K echtes von Neuem inaa^urirte*!. Nicht richtig geurtbeilt ist es,
.iass i1.*s Conoor.iii der Kirche geben f-t»;!te, «as der Kirche ist. urd
dem Stiuic, was dem Staate is:'i. Es hat, g^L-'indc gesagt, dem Sra_;c
ä;e:>v^nimen, was des Suates war. L'r>d »«<: nicht ai-f die wahr;
Hcäf.iTan,; i^e« d^:)corda:es der begösertc Irbe! der Arr.ärger es-
r.:!rsm.'.T'.;;)-^en Kich:-.-r^ hvn ' ' Einer von -hrtcn ;;nr.c. ; hcl:ti^: M;^
machre in Oesicrrcich «te-dervni ka:!ic*".»cbe Fc-'-rTi;'. ,E= war ge-
i» ':>;#; rr.TiavM« die Rcacri\Tr.-.Tig des ntsefisiscber! Staats^cdaniea.-,
aSer i:n;cr i:Tii; i^nsri^rn -.-s^icreai VciiiiJtr.isser. ira R-.:are s:ft ie'
viel i>?!;-chrende*i l,a-h.i".i^ic:be-. Krcbi. wejzb;- vcn ~tr- r:^ Herrs-rrii
nr-' <"^TtTi,irT*m _1e*."jiteT>..v,ien g* ehe. in äec! >e^r.a.-.£T: i^st;, r-
v\M.-.-.:vlA:e v.>m 3ii. Aiiiraa IS.^^ ihrer. ^5^ iösr drr _" .-^te^i^— ■_!
I K, r. R -tÄ.
lo3
Oesterrdchs errang* — so urtheilt über die Concor datszeit Krones*);
und er hat den Nagel auf den Kopf getroffen. Uod hat man römi-
scherseits darauf hingewiesen, dass das Concordat auf demselben
Grundsatze der Autonomie beruhe wie das Protestantenpatent von
1861 »). dann ist darauf einfach zu antworten, dass, wenn wir auch
von der Art des Zustandekommens beider Urkunden absehen, der
Zweck beider Acte himmelweit von einander verschieden ist. Die
evangelische Kirche will sich selbst verwalten, ohne über den Staat
zu herrschen, dem sie sich in rechtlicher Hinsicht willig unter-
ordnet. Die katholische Kirche will sich regieren, um auch den btaat
regieren zu können. Zu diesem Zwecke schliesst sie ja ihre Con-
cordate.
Der Erfolg, den man sich vom Concordate versprach, ist aus-
geblieben. Nicht einmal der katholischen Kirche hat es das erwartete
goldene Zeitalter gebracht"). Die Wirkungen der im Concordate
niedergelegten Grundsätze sprachen wahrlich gegen dieselben. Die
Opposition gegen das Concordat war deshalb berechtigt, wenn auch
zugegeben werden mag, dass sich an derselben auch Solche be-
theiligten, welche nicht einmal recht wussten, was das Concordat
eigentlich ist*). Und speciell die Evangelischen hatten allen Grund,
sich an der Opposition zu betheiligen. Man braucht nur den ersten
Artikel des Concordates in*s Auge zu fassen, um sofort darüber in
Klarenn zu sein, was man von Behauptungen zu halten habe, wie:
dass es ein grundloses Gerede wäre, das Concordat trete ihrer Kirche
nahe; es berühre ihr Verhältniss zum Staate gar nicht etc.*). Ist es
schliesslich doch nicht das Concordat gewesen, welches dem Staate
— wir wollen sagen : nicht einmal Zeit liess. auch die evangelische
Kirche zu befriedigen?
Sie führte inzwischen noch immer ^ein Leben im Provisorium*.
Selbstverständlich empfand sie schwer den Mangel eines Gesetzes,
welches den Grundsätzen der neuen (vom 4. März 1849) Reichs-
*) Handbuch der Geschichte Oestcrreichs, Bd. IV, S. 648; am 18. August, dem
Geburtstage des Kaisers, ist das Concordat von Rauscher und dem Nuntius Visde
Preala unterzeichnet worden.
») So Buss, a. a. 0„ S. 422
») Vgl. Geffcken. S. 637 flf.
*) Brück, III, 205.
*) Schulte, a. a. O., S. 50, 65 und sonst.
154
Verfassung, wie ihren BeJürfnissen aÜFeitig entsprochen '/. d. h. :Liy
Verhältniss der evangelischen Kirche zum Staate endgiltig gereg .':
hätte. Superintendent Franz aus Wien nahm die Action von IS-i^
wieder auf. Seinen Bemühungen ist es gelungen, dass (26. März l'^4;*
ein Gesetzentwurf dem Ministerium des Innere:i vorgelegt wurde. A.
Anregung Bach's (Ministerial-Erlass vom 27. Juni 1849; kam es r -
einer die erste Synode vorbereitenden Versamnalur.::
der österreichischen Superintendenten und ihrer Ver-
trauensmänner in Wien, welche das evangelische Pendant :
der in demselben Jahre in Wien tagenden Bischofs Versammlung vor-
stellte. Die Versammlung ist zu dem Zwecke einberufen worden, dam::
sich das Ministerium, um die Beziehungen zwischen Staat und Kirch,
regeln zu können, mit den gesetzlichen Vorständen der evangelisch.-
Kirche in jenen Kronländern, für welche das Patent vom 4. Mkr
1849 erfloss, in unmittelbaren Verkehr setzen und deren Gutachter
einholen könne. Die Berathungen währten vom 29. Juli bis rani
14. August. Sie wurden gemeinsam gehalten, nachdem man s'cr
dessen versichert hat, dass man allgemein für das Princip der prc--
byterial- synodalen Verfassung ist, und dass die Regierung gcC'"
diesen Modus der Berathungen nichts einwende *). Als Directiv d:ont .
der Conferenz die Mittheilung Bach 's, dass die Regierung auf alle
Verbindung mit der Kirche nicht verzichten wolle. Mit Eifer. Ern-t
und Mässigung ging die Versammlung zu Werke. Das Resultat ihrer
Berathungen bezüglich des Verhältnisses von Staat und Kirche war
das , Gutachten der Superintendenten und Vertrauensmänner über i: »
Regelung der Verhältnisse zwischen der evangelischen Kirche u...
dem Staate* vom 18. August*), welches am 19. Augu.<5t dem Cultus-
minister mit einem Gesetzentwurf*) übergeben wurde. Diese Schrift
stücke, welche geschickt concipirt sind, werfen Licht auf die Av
schauung der Superintendenten und Vertrauensmänner vom Verhältnis^
der Kirche zum Staate. Sie greifen auf die Verfassungen vom 25. Apii
1848 und 4. März 1849 zurück und ziehen aus ihnen die Consequenzcr.
*) Verhandlungen und Vorschläge der rur Regelung der Vcrhälttisse der evat g-
lischen Kirche zum Staate im Summer 1849 nach Wien einberufenen Versanim'nr-:
2. Aufl., 1850, S. 10
«) Durch die Deputation bei Bach den 31 Juli. (Verhandlungen ctc , S 24.
») Verhandlungen etc., S 76 6f.
*) Verhandlungen, S. 94 ff.
155
fitr die evangelische Kirche. Neue GcJankcn sprechen sie allerdings
nicht aus. Sie verlangen die Gleichberechtigung der evangelischen
Kirche ats Corporation, Gleichberechtigung ihrer Mitglieder in bür-
gerlicher und politischer Hinsicht, Sie fordern Selbstständigkeit für
die evangelische Kirche, welche sich in dem consequent durchgeführten
Principe der Selbstverwaltung äussern sollte und natürlich die Ab-
schaffung der von ,Oben* eingesetzten Consistorien involvirle ').
Diese Selbständigkeit der Kirche sollte aber , keine Trennung und
Entzweiung, sondern höhere Einigung* bedeuten '). Es wird an der
Anerkennung der Kirche durch den Staat (Gesetzentwurf § 1), am
Oberaufsichtsrecht desselben (Gutachten, S. 87) festgehalten, sein
Schutz und Schirm wird (Gutachten, S. 87) in Anspruch genommen,
ja, man geht sogar so weit, die baarc Besoldung der angestellten
evangelischen Geistlichen vom Staate zu verlangen (§ 25 des Gesetz-
entwurfes), ohne es zu merken, dass sich diese Forderung mit dem
früher verlangten Princip der Autonomie nicht vereinigen lasse! So
lauteten die Stimmen, nicht der Kirche, — das wollte die Confcrenz
nicht sein — aber aus der Kirche Ihnen mehr Nachdruck zu geben,
be:tweckie die Gelegenheitsschrilt Schimko's, ,das kirchlich-religiös'e
Leben im constitutionellen Staate* (1850), eine der wenigen literari-
schen Erscheinungen aus dem Gebiete unseres österreichischen evange-
lischen Kirchen recht es.
Als die Deputation der Confcrenz dem Minister Grafen Leo
Thun die Schriftstücke überreichte, ist von diesem bemerkt worden,
man möge es ihm nicht als Mangel an Aufmerksaml;eit oder Inter-
esse auslegen, wenn die Entscheidung in jenen verwickelten Ange-
legenheiten vielleicht nicht so schnell erfolgen dürfte, als es von
mancher Seite her gewünscht werde'). Sie hat allerdings ziemlich
lange auf sich warten lassen. ... Im September 1855 feierten die
Evangelischen das 300jährige Jubelfest des Religionsfriedens von 1555.
Einige Tage vorher ist das Concordat unterzeichnet worden ; mit
welchen Gefühlen mögen die Evangelischen Oesterreichs ihr Jubiläum
begangen haben? -Man hätte freilich erwarten können, dass, nachdem
das Gouvernement mit grösster Liberalität die römisch-katholische
Kirche befriedigt hat, wird es nicht länger Anstand nehmen dürfen,
i) Verhandlungen elc . S 85 tf,.
') Verhandlungen. S 87.
■) Ver;,»ndluT.grn, S. 74.
J
156_
nach den wiederholten Verhetssungen auch den Evanjjelischen das-
jenige zu gewähren, was zur Begründung ihrer Autonomie unuir.
gänglich nöthig ist* *). Bis zum Jahre 1859 ist jedoch damit gezögert
worden. Die politischen Ereignisse, die sich in Italien abgespielt habe
und in Ungarn im Interesse des passiven Widerstandes soviel a!-
möglich ausgenützt wurden, zeio^ten den Concordatsstaat in seiner
ganzen Jämmerlichkeit und Unhaltbarkeit. Damit ist auch die Zeit
gekommen, am Ausbau Oesterreichs in einer anderen als der durch
das Concordat bezeichneten Weise zu arbeiten. Den Anfang machte
die Allerhöchste Entsch Messung vom 1. September 1859. durch
welche dem Minister aufgetragen wurde. ,die geeigneten Kinleiton:.er
zu treifen, damit auch in dem Kirchenregimente der diesen Con>i-
storien unterstehenden Evangelischen A. und H. C. jene Verbesse-
rungen eingeführt werden, welche anerkannten Bedürfnissen ent-
sprechen, daher die Consistorien anzuweisen, mit Berücksichtigung
jener Berathungen, welche im Jahre 1849 von den Superintendenter.
und Vertrauensmännern bezüglich der Regelung des Kirchenregi-
mentes gepflogen wurden» in reifliche Erwägung zu ziehen, tnwiewc:::
es unter Aufrechthaltung der zu Recht bestehender.
Consistorialverfassung den Verhältnissen entspredien wurde
ihnen in der aufsteigenden Gliederung der kirchenregimentlichen Organe
eine Betheiiigung einzuräumen etc.*^. Auch Ungarn ist nicht ver-
gessen worden. Es erhielt durch das bekannte Patent vom 1. Sep
tember 1859*) seine octrojirte evangeli^he Kirchenverfassang. In-
zwischen hatte Leo Thun das Protestantenpatent bereits ausgearbeitet*
Die Verhältnisse in Ungarn hatten das Erscheinen des Diplomes vom
20. October 1860 zur Folge, welches die neue constitutioneile Acra
einleitete. Das Octoberdiplom *1 spricht sich iiber das Verhältm55
von Staat und Kirche nicht aus, sondern sichert im Allgemeiiien d^n
Unterthanen die Gle'chhett vor dem Gesetze und verbürgt Allen ha-c
Religionsübung. In Folge des Widerstandes, auf welchen das October-
18L-6, S 117.
*^ Dx< G&tAchtcB d«» Cocsssscrrnas list «^ EHm de« 1&. Mi.^ IggO t-
>:«I t für das Verhi raiss ro« Scsa; iwd Kirtte te»re rrscK Gesic-Ässite »il
«• R.^. B . Xr. 1«.
* Brtck. •. ». O^ Ilt 207
»• R.G.B: Nr. 2ÄI
157
Jiplonn stiess, kam der Staatsmims'er Schmerling, ,ein Liberaler
.■om reinsten Wasser*, ans Ruder (13. December 1860). Dieser
schuf das Patent vom 26. Februar 1861 '), durch welches im öster-
reichischen Reichsrathe ein gesetzgebendes Organ geschaffen wurde,
das sich mit solchen Gegenständen befassen sollte, die sich auf
Rechte, Pflichten und Interessen beziehen, welche allen Königreichen
und Leandern gemeinschaftlich hind*. Ueber das Verhältniss von Staat
und Kirche spricht sich das Patent nicht ans, da ja die Regelung
dieses Verhällnisses in die Competenz des Reichsrathcs; gehörte. Das
Februarpatent hat das noch nicht durchgeführte Concordat völlig
unausführbar gemacht. Man begann bereits das Concordat zu be-
graben, obwohl es eigentlich nicht gestorbi;n ist Wie stellte sich
Schmerling zu den Forderungen der evangelischen Kirche? Ehe der
eigentliche Feldzug gegen das Concordat im Reichsrathe eröffnet
wurde, unterbreitete Schmerling da.s Prote^tantcnpatent der Aller-
höchsten Sanction. Diese ist ihm auch nicht versagt worden. Damit
hat die Eingabe der Superintendenten und Vertrauensmänner vom
18. August 1849 ihre Erledigung gefunden. Welcher Art war dieselbe?
Wie ist die Basis gestaltet, welche durch das Protestantenpatent für
das Verhältniss von Staat und evangelischer Kirche geschaffen wurde.*^
Oas ist leicht aus dem Protestanten patent herauszulesen, dass hier
die Gleichberechtigung der evangelischen Kirche mit den anderen
staatlich anerkannten, mit den Consequenzen dieser Gleichberechtigung
principiell ausgesprochen wird (die Anfangsworte des Patentes). Der
evangelischen Kirche wird die Autonomie (gi? 1, 24) und die Cultus-
freiheit [§ 2) zugesichert. Von einer Trennung der evangelischen
Kirche vom Staate weiss das Protestantenpatent nichts. Das ganze
Protestantenpatent ist ein Beweis dafür, dass der Staat die evange-
lische Kirche zu den gesetzlich anerkannten rechnet (vgl. auch § 24);
er behält sich das oberste Aufsichtsrecht vor {§ 9) und gewährleistet
der evangelischen Kirche sein Schutzrecht (§§, 10, 20). — Das Alles
deutet daraufhin, dass der Staat der evangelischen Kirche gegenüber
die Stellung einzunehmen gedenkt, welche die Superintendenten und
Vertrauensmänner als die von ihnen erwünschte bezeichneten, und
welche als Kirchenhoheit bezeichnet zu werden pflegt. Dann ist
wohl durch das Protestantenpatent Alles das erreicht worden, was^
die Conferenzmänner von 1848 und 1849 e'rstrebten? Die Frage kann
■) R.-G.Bl. Nr. 20 ex 1861.
158
nicht bejaht werden. Die §§ 25, 16 und 9 des Protestaritenp^t/":-
lassen dies nicht zu Den Majestätsrechten, wc che d -- ;-
das Protestanten patent für immerwährende Zeiten gewahrt w-j^i -
sollen, darf ke n Eintrag geschehen '§ 25«. Das i a n d e 5 f u r «^ 1 1 : c t
Oberaufsichts- und Ven*-ährungsrecht über die evange ische K>:i
wird — die Sr. Majestät eigenen Beschlussnahme vorbehalte^«: -• F^
ausgenommen — in höchster Instanz von dem Mini^-tenum av^;.-. ■
werden i§ IB». Und die bisher bestandenen evangelischen Consi-»t r -
in Wien haben fortan die Bezeichnung ,FC k. evangeL-schcr <^c.'
idrchenrath* zu fuhren »'§ 8». d h. in dieser Institution lebt, ^^'v --
ja die Allerhöchste Entsch^iessung vom 1. September 1859 verlor jt
die alte Consistorial Verfassung in der neuen, presbjterial-fjTic-i -. r
für welche das Protestanten patent ebenfalls die Grundzügre 'ls:-
setzt. weiter. In dieser Hinsicht hat man allerdings die \Vur:-:~
der Superintendenten und Vertrauensmänner nicht berücksichtig «:*
sich ja. wie wir gesehen haben, gegen ein Consistoriam, welches v:-
,Oben* eingesetzt wäre, erklärt haben. Und man konnte <ie rlci:
berücksichtigen, weü man die Beziehung der evangelischen Kirr *
zum Staate enger fassen wollte als sie. Es ist offenbar, das? i-i-
durch das Protestanten patent bestimmte Verhältniss zwischen z.r
Staate und der evangelischen Kirche nicht das der reinen Kirr^ r
hoheit ist. Die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit der ev^r:;.
lischen Kirche ist durch das festj^ehaltene landesherrliche Kirch. r
regiment beschrankt. Man kann Rieker*) nicht Unrecht geben. ^ >':
er sagt, dass in Oesterreich der Landesherr nicht blos kirchvr-
hoheitliche, sondern auch kirchen regiment liehe B<;fi2cr->-
in Anspruch ninunt, zwar n»cht formell, dem Rechtstitel nach, a*: .:
materiell, de facto, was er natürlich nicht in Folge seiner kircli!::h.'
sondern seiner staatlichen Stellung thut.
Damit i>t eigentlich auch schon die Frage beantwortet, ob --'
Weg» auf welchem der e. angelischen Kirche ihre magna charta :.
theil geworden ist. ein berechtigter war? Ob nicht jener Theil c^
Protestantenpatentes, der sich auf difi Stellung der evang^e lisch.'
Kirche im und zum Staate bezieht, durch den vom Februarpatent £.
schaiTenen Reichsrat h. die öifi Organisation der evangelischen Kf-c.
betrenende Partie von dieser selbst gesetzgeberisch hatte zu Star:
kommen sollen? Mit Rucksicht auf die Stellung, welche der LaBi.-
^) Die rech: cac S^e.Iung ctc^ S. 457 f.
hr_rr der L'vangulischcii Kirchs L;e;^M'iuibcr in Zukunft r[nzi!nL'!imLTi
gi'Jachte. kann von seinem Standpunkte aus sein Vori^ulim.
w.'lchcs auf die Regelunff dur äusseren Ve r h a 1 tn i ;; so
<!iT evangelischen Kirch L- abz weckte, nirht als unberechtigt
liLveichnet werden Und es ist unsere iiuierste Ueber7-e';iiiin!;. dass
du: evangelische Kirche Desterreichs in ih'-em ^nissten Interesse sje-
h.üdelt hat, dass sie dicken Standpunkt luid die Initiative ihres
>chijtz- und Schirmherrn durch die dankbare, freudige Atinahnic des
i'riitestantenpalentcs als berechtigt anerkannt hat. Und wenn auch
:!ii;e-tanden werden niiiss, d;iss die al 1 go in ein e ji Umrisse der
kirchlichen Organisation, welche das Trutestantenpatent enllitilt,
äu bestimmen, eigentlich schon in die CompetenK der ihre Anjfele.ijen-
k'ilen selbststrinrii^ ordnenden, verwaltenden und leitenden evange-
lischen Kirche fallt, dass also das l'rotc'^ tauten patent in dieser Hin-
-icht ein octroyirte-: Gese^z ist, sn ist 2ii sagen, d.iiss die ev.m^elische
Kirche mit diesem octroyirten Gesetj;e ihr Glück gemacht hat, Sie
»•»Tinte sich demselben umsoniehr fugen, als es ihr entgegenbrachte,
wonach sie sich sehnte: die presbyterial-synndale Verfassung. Mag
m;iii auch auf den Zwiei^palt oder die Inconyeqnen/. — man nenne
(■5, wie man wulle — , welche das l'rote'itantenpatent Uei'.ui^lich der
.SlL'llung zum Staat:.' und ihrer Selbstverwaltung geset>;lich fisirt, hin-
\KMsen: wir wollen an demselben nicht kritteln und rütteln, da wir
'Isvon überzeugt sind, dass die LnsunL; der kirchenpolitisichin l'rage.
Hi'lche das Protestanteniiatent gebracht hat, für die evangelische
Kirihc in der Zeit, in welcher es diese J.osnng gebracht hat und
in di:ii Verhältnissen, in welchen sie sich damals befunden h.it und
iHch heute befindet, die ^iweckmassigste und be'^te war'). Die höh.'
\W;sheit und Güte unseres Kaisers, welche ihm gebot, seine Majestats-
f'chlL' der evangeli-^cheii Kirche gegeiniber -u zu iKschranken. wie
i-T L-s im Protest,mtenji,itenle :,^elhan hat, war eim^r der vielen fie-
ivim-, mit welchen Er ge/eiL;t hat, «u Ihm das Wnlil und Gedeihen
lillSL'ier Kirche am Herzen liegt.
Und das ist w-ahrlich un--er aus der Tule des Her/.eiis zum
Hüumul aufsteigender Wiiii-ch: Gntt der .Allmricbti-e, der un-^.ren
■| Mit K«
s^Ul Kl.
I iKut
. :!:ni:
160
Herrscher schon oft, in den schwersten Stunden seines Lebens, so
wunderbar getröstet, gestärkt und emporgehalten hat, möge es iminijr
wieder und ganz besonders in diesen Tagen thun, in welchen heller
Jubel in Oesterrelchs Gauen ertönen sollte, aber nicht ertönen kann,
und unserer Kirche die Gnade schenken, dass ihr Schutzherr noch
lange seine Majestätsrechte über sie ausüben könne! Und wenn wir
nicht jubeln sollen, dann wollen wir doch beten ! Wo ein treues
evangelisches Herz in Oesterreich schlägt, das rufe in diesen Tagen
mit den Worten des XXI. Psalmes: Ja, Herr, überschütte unseren
Kaiser mit Segen! Möge er durch deine Güte fest bleiben! Im go-
walligen Gebetschor, in welchen auch wir unsere Stimmen mischen
wollen, möge es statt des Jubeins zum Throne und Herzen Gottes
klingen und dringen:
,Salvum, salvum fac regem, domine!*
II. Symbolae ad recentiorem C. R. ordinis Theologorum evangeli-
corum Vindobonensis hjstoriam ') congestae
1
A. S. R. 1898-
Ordo Theologorum evangelicorum Vindobonensis quibiis de
I ciussis quandoque a divo Francisco I. conditus fucrit. quid et
quantum debeat clementissimo Imperatori Francisco Josephe I..
cuius auspiciis institutum theologicum — prius enim hoc ordinis
nomen erat — facultatis dtgnitatem ac Privilegium doctores licentia-
tosque renuntiandi nactum sit, quum solemnia ordinis semisaecularia
occasioncm narrandi suppeditarent, uberius exposuimus '). Nova nunc
fit laetissima scribendi opportiinitate data non eadem, qua incepta
est, ratione historiam persequi visum est — posteris id reiinquendum
esse duximus — sed memorabilia tantum quaedam placuit ex historia
I ordinis pervulgare, eaque more et instituto maiorum Jatine.
' lllo igitur tempore, quo Imperator potentissimus imperium
fuacepit, profeasorum superstites cxstiterunt Paulus Laitnerus, Fri-
dericus Daniel Schimko, Henricus Augustus Staehlinus, sJnguli sin-
gulis in partibus disciplinae suae versati, Schimko potissimum, qui
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162
tanta erat memoria, ut vivum quoddam historiae ecdesiasticae ccni-
pendium commode posset appellari. Adgregatus est his triumvin-
anno 1850 Gustavus Georgias Roskoffius, qui, iam piius docenci
potestate exstructus, Veteris Testament! libros interpretarctur. Candii
vir generosique animi, in speculativa philosophia. ex quo Halif
Saxonum, Hegelianorum tunc metropoli, in literas se abdider^t,
apprime exercitatus, libris de historia diaboli, qua quidem non re>
a diabolo gestas, sed opiniones, quae de diabolo feruntur. phi!<>s>
phorum more historiam architectatus, recensuit, et de ferarum natior.JT.
rcligionibus *) haud exiguam posthac nominis famam sibi compara^-it
magnasque et meritas ab exteris laudes est adeptus. Simul cum
Schimkone et, postquam hie rüde donatus est'), solus liistonarr
ecclesiasticam enarrabat Joannes CarolusTheodorus Otto, Baumgarter.il
Crussii, theologorum Jenensium illo tempore principis, in doctrinae
abundantia copiaque lectionis sectator •) et omnium primus, qui —
quam et Fridericum Guilielmum Krummacherum *) et Joannem Jacobum
') Das Religionswesen der rohesten Naturvölker. Leipzig 1880.
*) Vir singulari et bonitate et modestia praeditus supremum diem a. 1867 ob. >
Posonii ibique sepultus est.
Iam iofirmus ex diuturno morbo ipsaque senectute adfllctus hoc fratribus 5ib:> -r
posuit epitaphiam:
Hie tumulus condit tres fratres, nomine Schimko,
Quos grandaevos huc pallida mors posuit.
Hungariae vicus natalis Podluzsan illis,
Cum pater hie sacro munere functus erat.
Theöphilus medicus, Wilhelmus sacra colebat,
Sacris addictos instituit Daniel.
Hi lethi memores hocce exstruxere sepulchrum,
Huc veniens dicat: molliter ossa cubent.
Librorum monetarumque thesaurum Lyceo Posoniensi in tutelam tradidit. iju'
plura scire cupiat, adeat libellum: Denkmal der Liebe, welches dem F. D. Scbiink>
Ton seinen Brüdern und seinem Neffen errichtet wurde. Pressburg 1868.
*) Et ipse vir iuvenis pompam funebrem amplissimi sui praeceptoris duci^vit.
Tale autem funus erat, tanto comitatu, tanta magniiicentia, tanta etiam ptetate celebr^tjn}
ut haud sciam an nullum tam diu in mentibus Jenensium haereret.
*) In commentariorum Friderici Adolphi Krimimacheri ab A. W. Moellero x,
1849 editorum t. I, p. 212 haec leguntur: ,Von Fritz haben wir Briefe, dass er rucb'
nach Wien kommt, weil keine protestantische Facultäc sein soll. Fiat voluntas Domirj
Es hat mich nicht sonderlich, Mutter gar nicht, Fritz fast sehr bekümmert." P «^
secunda m. Maii a. 1820 epistolae adscripta est.
163
I-Terzogiutn muneris in ordine obtinendi spcs frustrata esset — e
Oermania ad nos vocatus est. Cum ecclcsiae dogmatumque historia,
in CUJUS primae partis tantam se dederat familiaritatem, ut reperire
vix ac ne vix quidem posses, quod ipsi, praecipuo veterum Apolo-
getarum editori et commentatori, incognitum vel inexplanatum fuerit,
tradenda — id quod pro sua linguarum, graecac cumprimis, scientia
facile patrare potuit — librorum Novi Foederis interpretationem, rectam
illam et a perversis modis liberam, coniunxerat usque donec Carolus
Albertus Vogeüus, qui libro bipartito de vita RatherÜ Veronensis,
obscurum ecdesiae saeculiim ülustrante, innotuerat, ad theologiam
hermeneuticam atqiie exegeticam profitendam ex eodem arcessitus
est seminario doctorum — quo honorifico nomine universitas literarum
Jenensis, nisi vana me ludit opinio, ex iilo tempore appellata est,
<luo ceteris universitatibus paravit philosophos, Tenncmannum dico.
Reinholdum, Fichtium, Schellingium, Hegelium, Herbarium quoque,
qui Jenae posuit doctrinae suae fundamenta. Laitneri in docenda ea
theologiae parte, quae practica vocatur, adiutor et successor factus
est Carolus Kuzmäny, qui gliscente in Hungaria tumultti Vindobonam
se rcceperat. Attentiis, dum apud nos docebat, iuris ecciesiastici et
connubialis, quod in Austria evangelica valet. inveütigator, in patriam
revocatus et, quae eius erat apud Slavos in Hungaria auctoritas,
«sacrorum praefectura in comitatu Turoczensi adornatus est '). In pro-
vinciam eius successit Joannes Michael Seberiny, Schemnicii antehac
paroclius et gymnasii ibi florentis restaurator, alacri vir nitescens
eloquentia, qui idem sacrorum antistitis miütaris praeditus est dignitate.
Inter prioris temporis professores unus fuerat ecclesiae reformatae
addiclus, Joannes Patay. Qui quum, aetate iam provectus et ofiliciis
impar, provincia se abdicasset, Gabriel S^.eremlei, in urbe Säros-Patak
philosophiae professor, anno 1851 vocatus est. Anni vixdum quinque
intercesserant, quum rediit in patriam, ubi tantam omnium laudem
collegerat, ut lumen Hungariae honorifice norainaretur. In eius locum
per novem fcre annos vacivum. suadente Hagenbachio, theologorum
viam mediam ingrcdientium in Helvetia tunc principe, suffectus est
Eduardus ßoelilius, qui privatim docendi initium fecerat Basileae. In
') Aiino 1866 Stubnat viia defunctu^ en.
164
Veteris Testamenti, messianorum imprimis, qui dicuntur, locorjo"
exegesin atque enodationcm incubuit nee non, decessoris exempl-iir
secutus, tractavit forasque dedit theologiam dogmattcam, eamque tx
Heideggeri temporibus, uti professus est, primam vere refonnatam
In synodo generali Helveticae confessionis quarta Praesidis munere
functus et quatuorviratui ab eadem synodo delecto adsociatus e^t
Staehlinus, qui praeter professionem dogmaticam ecciesiae Au-
gust anae Confessionis dicatam munus consiliarü in rebus consistori
tenuerat. immatura morte defunctus succcssorem nactus est Richard iin::
Adelbertum Lipsium, Caroli Henrici, Scholae Thomanae apud Li^-
sienses rectoris, filium, qui magna cum sua laude literas sacras
docebat Lipsiae. Quae ex primis jam, quae in lucem emisit, scripri^
de ipso fuerit opinio, facile ex eo coniicere licet, quod ab ordinc
vencrabili academiae Jenensis, tertium saeculum feliciter transiorents.
privatim etiamtum docens doctoris nomine honoris causa insignitu>
est. Nondum anni quatuor erant, quum ordinem Viennensem — eo
quidem tempore, quo Holsatia a nostris occupata erat — cum Kie-
liensi, Kieliensem post Leopoldi Immanuelis Rueckerti obitum cum
Jenensi commutavit. Interea crescerc eius fama atque augeri magis
et magis, praesertim autem quum neocantianae, quae in schoU
vocatur, philosophiae decreta ad doctrinam christianam, quae est et
dogmatis, metaphysica philosophandi ratione, de qua se desperas^^e
professus est, repudiata, argute feliciterque accommodare coepisset *..
Ex illo tempore quo pluris aestimatus maiorumque gentium theok\c;is
quo magis adscriptus est, in luctum eo maiorem inexspectata sin-
gularis viri morte cum Jenensibus sumus vocati '). Lipsius suffragan-
tibus Roskoffio, Ottone, Seberinyo successorem commendavitGustavum
Frankium, professorem tunc extraordinarium Jenensem. qui quum
aliorum professorum, quorum nomina grata memoria prosequitur, tum
») Cfr. K. Rub, Die Erkenntnisstheorie von Lipsius. Karlsruhe 1893. — E. Picn-
nigsdorf, Vergleich der dogmatischen Systeme von Lipsius und Kitschi. Gorhv 189F.
— A. Neuroann, Grundlagen und Grundzüge der Weltanschauung von Lipsius. Braue
schweig 1896. Glauben und Wissen. Ausgewählte Vorträge und Aufsätze von Lipsiur.
Berlin 1897.
*) Mortuus est die undevicesimo m Aug. a 1892. Merooriae eius orationc-
d caverunt Richterus et Nippoldus, Jenenses. 1893.
165
CaroU Hasii institudone uins erat, dein, posito docendi tirocinio, eiusdem
i n geniosi theologi consuetudine atque exhilarata familiarilate fruebatur').
Proximis annis historiam rationalismi, qui dtcitur, scripsit Hbrum-
tjue de edicto, quo Acatholicis — hoc nomine ecclcsiae evangelicae
addicti et Graeci non uniti significabantur coniiincti — tolerantia
concessa fuit, ad Josephi IL, Imperatoris tolerantis. memoriam
pie recolendam Protosynedrii evangelici auctoritate evulgavit ').
Hi igitur profcssores per octodecim fcre annos iuvcntutem stu-
cliosam pro suis qutsque viribus docendo adiuvabant. Diu turn itatem,
c|ua ad illud tempus ordo gaudebat, sat magna exinde secuta est
personarun:» rerumque vicissitudo.
Primus a nobis, quum vires iam deficerent aciesque oculorum.
hebesceret, discessit Roskoffius '). Provincia demandata est Guilielmo
Lotzio, Hasso-Cassellano, qui lectionibus academicis literas sacras
docendi primum Lipsiae, dein de Erlangae vcniam sibi paraverat.
Ouocum nova eaque ab Hofmanno, theologo muitis et ingenii et
theosophiae luminibus illustrato, condita atque exculta theologta in
ordinem nostrum intravit. Hofmanni igitur theotogorumque Erlangen-
siiim, qui, illibato principiorum Tundamento, veterum doctorum theo-
■) Vilae ätationes hii alitjuando versibus msndavlt:
Schleus Varisgorum tenerum me vidit in arvU,
Musacum impubi gaudia prima dedit.
Mens iiivenis si quid lacra profecit in arle,
Debeo — sumque meiror — , dulcis iena, tibi.
Inc1u[a lirmalo palria est mibi Caesaiis urbs nunc.
lamijue duil Numen vela secunda viro.
Viia eiu£ fuiius deKi:ripU TeperieCiir in lomo II, opetis .Das geislige Deutschland".
') E commenlatiimibus non separa^im editis memoiasse hoc loco sufficiat duos :
nllerim de pietiimo recenliore et mysticismo. libro pngülari hittorico anni 18S7 insertam,
in ephemeridibus historico ecdesJBSticii anni 1890 legilur. Edidit una cum piopinquis
Haiii lui. caiuE nomen raemoriainque qui in eius auditorihas et amicis fuerunt aeneo
, operum in unum collectorum tomum octarum.
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188S*.
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1885,
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Lipsius in
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ae Prot est an Ii um
nomen prae se ferebant
anni 1888
, p. 1049.
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16fi
logumena reformare et do^matum fidei natura, quam substantiam
vocant, intacta, formas formulasve emendare Student *}. ratiöne::.
viamque ingressus historiam Veteris Tcstamenti tanquam revela:^.:i
viresque naturae superantem ita descripsit, ut doctrinam inspiraticris
a maioribus traditam dimitteret, miracula, quippe quibus leges natuae
infirmatae non essent, retineret ').
Otto, equestrem dignitatem adeptus, quum vir exactae aetativ
sicut lege sancitunn est, munus deposuisset *), successorem, quem
exoptaverat, Georgium Loeschium ab universitate literarum Berolinen-
accepit*). Ad professionem ordinariam a. 1889 evectus libro bin:
1) Godofredus Thomasius suae neolutheriae tbeologiae, quae cadem Erlai^^fr
sium est, hos constiiuit leiminos et huncce finem praescripsit : ^Vorwärts liabcn a;:.
wir gewollt auf allen Gebiften der Theologie, nur keinen solchen Fortschritt, der i
alten Grundfesten abbricht, keinen «olchen, der lediglich in der Luft schwebt. >cr<irr
einen Fortschritt auf dem guten alten Grund, d. h einen organischen Fortschrif. "
*) Scripta ab eo in lucem edita sunt: Die Inschriften TiglalhPilesar>. Ib"^.
Quaestiones de historia subbati. 1883 Geschichte und Offenbarung im Alten Te<:a7C3 ,
Leipzig 1891.
*) Munere deposito ad suos Dresdam se recepit, unde per crebriores litci
nobiscum collocutus est. Ex vita ibi decessit die 11. m. Jan. 1897. De vita et sc:ir:
collegae nobis coniunctissimi exposuimus in cphemeridibus evangelicis Austriaci? »"
1887, p 337 s„ exposuit Loeschius in conjmentariis historicis ab ip«so editis a, IMK
*) Et ipse Berolini natus d. 22. ro. Aug. 186Ö, vicarius parochialis Tl'iTf"-^'.
factus a. 1880, facultatem dogendi Berolini impetravit 1885, unde biennio confec" j
nos vocatus est. Eum complures literarum societates socium sibi delegerunt Ii.üi-ct
commentationum et librorum a se editorum hunc nobis exhibuit : De Augustino P • ••
lante in doctrina de Deo disserenda. 1880. Minucius Felix' Verhältniss zu Athmi
goras (Jahrbücher für protestar.tische Theologie, 1882, S. 168 ff). Haben die 5ia:?rc-
neuplatonischen Polemiker gegen das Christenthum das Werk des Celsus berj:'
(Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie, 1884. S 257 ff.). Ernst Moritz Aii*^'
Biographie und Charakteristik, 1884 Jan Arnos Komensky (Comenius\ der Päcsi: c^
und Bischof, 1889. Analecta Lutherana et Melanlhonia, 1892. Die Bibliohek '-:'
Lateinsdhule zu Joachimsthal in Böhmen Ein Beitrag zur Geschichte des Hunnrl-m:'
und der Schule in Böhmen (Mittheilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehurii-
und Schulgeschichte, 1882, S. 207). Zur Agende von Joachimsthal Ein Beiti.v; .^r
Geschichte der Liturgik (Siona. 1892, Nr. 9 und 10). Prosarium Vallense (B:at<:r ;:t
Hymnologie, 1894, Nr. 1 ff.). Johannes Mathesius, Ein Lebens- und Sittenbild -a^ c-'
Reformalionszeit, 2 Bde , 1895. Mathesius' ausgewählte Werke, herausgegeben. '-
geleitet und erläutert 1. Bd : Leichenreden. 1896; 2. Bd : Hochzeitspredigten, l"^^«
3. Bd.: Luther's Leben in Predigten, 1898 (Bibliothek deutscher Schnftstcller 2->
Böhmen). Melanthon's Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn (Jahrbuch fur Ge^cl cht?
des Protestantismus in Oesterreich, 1897. S 1 ff.)
1Ü7
tito vitam Joannis Mathesii Joachimici ita exposuit, ut Godofredi
Hermanni brocardicum, quod hoc est: ,ii tantiim literis vere pro-
sunt, qui non ante desistunt, quam penitus unamquamque rem ex-
hausisse se intelligunt* normam et quasi regulam servavisse videatur.
Ottoni nostro etiam in commentariis, quibus historia Protest antismi
in Austria in lucem protrahitur. sedulo accurateque edendis successit
neque non ad annales, quibus libri libellique theologici recens foras
editi recognoscuntur, ad encyclopaediam theologicam, Herzogii nuper,
nunc Hauckii nomine emissam, ad ephemeridesque literarias Bero-
linenses suam contulit diligentiam.
Quum Vogeiius, in cquitum relatus numerum cum nobili prae-
dicato de Frommannshausen, adversa valetudine conflictatus muneri
praeesse non amplius posset *), ex academia philyraea ad nos vocatus
est Paulus Ewaldus (a. 1890) '). Scholis, quibus officii causa Hbros
Novi Testamenti interpretando explanabat, sua sponte exercitationes
interpretandi commodo iuventutis academicae addidit. In quaestione
imprimis, dum apud nos docet, versatus est, quae ratio vel neces-
situdo inter evangelia, quae synoptica nominantur, et inter quartum
evangelium intercedat libroque, quid in hac causa ipsi verissimum
Visum sit, in publicum proposuit *). Etenim parvo intermisso tem-
poris spatio factum est, ut exteri nobis Ewaldum et paulo post
Lotzium inviderent, quorum uterque in acadcmiam Fridericiam
Alexandrinam vocatus est, hie ad Veteris, ille ad Novi Testamenti
libros interpretatione exph'candos dogmaticamque theologiam tra-
dendam, et coram maiore quidem auditorum frequentia, quam quae
») Obiit Vicnnae Austriae die 11. m. Septr. a. 1890, Eius vitam breviter ex-
posuimus in Biographiae universalis Germanorum, t. XL, p. 94.
<) Vita eius summatim narrata reperitur in ephemeridibus evangelicis Austriacis
a. 1890, p. 163.
') Scripta edidit haec: Der Einfluss der stoisch ciceronianischen Moral auf die
Darstellung der Ethik bei Ambrosius, 1881. De vocis auveiStJascug apud scriptores
Novi Testamenti vi ac potestate, 1883. Das Hauptproblem der Evangelienfrage und
der Weg zu seiner Lösung, 1890. Der geschichtliche Christus und die synoptischen
Evangelien, 1891. Verhältniss der systematischen Theologie zur Schriftwissenschaft,
1895. Religion und Christenthum, 1898. Georgii Benedict! Wineri librum „Com-
parative Darstellung des Lehrbegtiflfes der verschiedenen christlichen Kirchenparteien
nebst Belegen aus ihren .symbolischen Schriften'' (1824) quartum foras edidit.
1«8
secundum minorem I'rotestanHum in Austria numeruiD ap::c: :^ -
ipsis donat.i es^et. Vacitas provincias poniti sunt Faolus Feinru= -
Tyrigeiis oriundus'), qui, Upsii in academia Salana doctore i--:„-
sedem fortunarum Gottint;ae coI:ocaverat ibiquc, Gcorpac A-j:^-';.
privatus doctt>r adscriptu«, exegeticas Non Totamenti acroa.-es ;
^IiIue^at, et Emc^tu^ Se'linus. Mei;apo'.itanus 'i, c-i, inter der:::-
aijdc-miae Erlangensis rcc«pti:s, Veicris Tej-tamcnti i:bros tll~
cum aiiditomm conflu>™ inlerprctatus est. uterq-e eiiem fcre i:-:-
V^pjkC trjctandae deüims rationi. cui Lot;ius aTq-ie Ewa.cu5. c..:.:
Ci^m:iienJantibi:s ad in^5 vocad sunt- Illc c-idcm nna so":ui zr~:-L-:f
oir.iiii sa:isfjcit, vemm etiam orattor.nriis sacri? auhro* sd prf:.;-
(VT,*,:c*rc so'.rt nmiten-cue ir^iliare,
li>aot-JS l!fä:e, C.:a j^pf-^aj^nar:^' i\-r-at^ a ci^hrdra acaier. ::^
S«-'*?- rsy .15 prorivni pr ■•';«< ot-jtti c-art-< a :r.-:^Trc rccssr-^ C ■ "
;Nw:r.>ri;;;' ra;^ ri:* vin;Tas ^ c-joi tVit. >: r^ pr ■-«*■? .-r-.'
thf,'",';; IC ras;.^rill>. ^.ie r-act:ca :;rrrir-ir— cxz ers tc r:rr
-S-!<. ■. ;~j, SS*, K* Hf IL.: .a i...>.-:^r-nn
a^que linguae satis peritiis '). Prodiit e nostris et Erlangensium schoUs
'acroque munere ad ultimum functu« est Megalo-Uiotae in Moravia.
Theologiam igitur practicam, quacum professio iuris ecclesiasti'ci
::oiiiuncta est, cura sua complectitiir.
Privat! doctores ad ordinem accesserunt Paulus de Zimmer-
inann '), pastor ecclesiae Autjustanae confessioni addlctae Vindo-
bonensis primarius, coram suggestu Facro orator disertissimus. qui
in philosophia religionis iuventutem docet atque erudit, et Antonius
Haln.elius'), qui idem e scholis nostris progressus histonam ecclesia-
sticam consectatur in caque firmare studet conimilitones.
Quibiis brcvitcr, uti propositum erat, narratis. reliqiium est, ut,
quod primo fortassis loco commemoraiidum erat, pronuncicmus:
quibus regnante augiistissimo Imperatore honoribus atque ornamentis
adfecti ,sint singuÜ professores. Tres igitur optimus Princeps e regi-
ininis, duos ex auticis consiliis esse iussit ; quatuor indulgenlia im-
peratoria coronae ferreae, unus Francisci Joseplii ordini adscripti,
duo cx illius ordinis lege nobilitati sunt Adüce <iuod decano specta-
i) OpWovitLi ii.ti.s est 1. 1857. Scripsir Upomfnka na den Konfirmoce, 1886.
Zur Geschichte der eTangelischen Kirchenveifassung in OeMerreich (bi-^ iura Toi trän i-
[jacent). 1898. A1}c|U>mdiu diaiium ecdesiaalicum, quod Evangdlckf Cirkevnfk inscn-
bilur, edidil, Calendxium ■nnivc.^atmm, tx Hui;i nomine numinatum. u. 1691 condidjt.
>j Naius esl Dtesdae d. 3. m. Scptr , 1843. VLndobonnm vocatuB 1874. licen-
liam leclionum habendatum obtinuit 1888, Scripta ab ipso edita haec sunt: CorieBgrilüc
aus Natur- und Menschenleben. — Tiopfen in's Meer. Prediglen und Confirmalionsreden,
2. Aufl. — Das Rathsel des Lebens und die Rsthlosigkeit des Mateiialismu.^ — Plnlo's
Lehre von der Unsterblichkeit der .Seele. — Liebe und I.eid. Feslworte. — Das EvanEelium
in O^slerieich und Frankreich. — Was wir der Relormation tn verdanken haben, 4. Aufl.
— Vor der Pfurte du Heiliglhnms. Ein Gespräch. — Drei Kai.i«erreden. Zum GedSchttiisB
Kaiser Wilhelms und Kaiser Friettrich-'. — Die Gabe, gesund lu machen. Ueber das
Diaconissenwesen. — Martin Luther, ein treuer Prophet des Herrn. — Verloren oder ge-
wonnen. Eine Sylvesterfrage. — Apostolische Freudigkeit. Predigt hei der Hauptversamm-
lung de» Gustav AdoK-Vereines in Mannheim, 2, Aufl. — Flir stille Stunden. — Ans
der Wiener Gemeinde. — Hauj. und Familienchronik.
») Lucem adspexit in vico Bohemiro Btoticn prope Wcgstadium sllo, Docendi
facullatem accepit 1897. Scripta cius *unt: Der Viereapilelbrief im iweiten Corlniher-
brief de» Apostels Paulus. Essen 1894. Ueber römisches Recht im Galalerbrief. Eine
Untersuchung lur Geschichte de» Paulinisimis. Es-cn 1895. Die Entstehung der
Kirthengeschichte des Eusebius von Cäsaren. Essen 1696 Die palästinischen Märtyrer
des Eusebius von CHsarca in ihrer zweifachen Form. Eine Untersuchung lar Ent-
slehunetgeschichte der Hisloria eccleslastic.i des Eusebios. Esseu 1898
170
bili, dignitas ut etiam adspectu illico percipiatur, torques aurea cum
cffigie Imperatoris clementissime concessa est.
Quotus est quisque, quin ex iis, quae memoravimus, \^deat.
quae meliora facta sint in ordine nostro, quanto prosperius res
nostrae fluant, novamque auspiciis carissimi Imperatoris quasi dietn
ordini illuxisse. Itaque hoc anno saeculari, patriae gloriosissimo.
quo opifices atque artiiices in Pratorum viridate aedibusque rotunoi«.
quid industria possit, quid ingenium, ob oculos dilectissinii Principis
proposuerunt, quo in templis vota nuncupantur et piae preces {un-
duntur pro potentissimi Imperatoris incolumitate regnique salute.
quo universa denique Austria de Imperatoris sui sacris semisaecu
laribus triumphat: hoc, inquam, ipso anno, quem nos v^idere laetaniur.
quem vidisse posteri optabunt, professores et commilitones una mentc
Deum aeternum invocant, ut potenti dextra tueatur Patrem patriae,
summum evangelicae in terris suis ecclesiae Patronum. ordinis nohtri
honestaeque in eo libertatis Statorem. Ipso florente floremus.
VII.
Des Cardinais und Brzbischofs von Salzburg Matthäus
Lang Verhalten zur Reformation.
Von Dr. Josef Schuid in Fürth (Baiem).
I. Capitel.
Lang'ri Vorleben nnd PersÖDlichkeit,
Matthäus Lang war im Jahre 1468 zu Augsburg als Sohn
armer Bürgersleute geboren'). Von seinen Jugendjahren, seiner Er-
ziehung und seinen Studien ist wenig bekannt. Er widmete sich auf
den Universitäten Ingolstadt, Tübingen und Wien dem Studium der
Rechte und der humanistischen Disciplinen, Nachdem er I49U in
Tübingen die Magisterwürde erlangt hatte, fand er Verwendung als
Geheimschreiber in der Kanzlei des Erzbischofs und Reichskanzlers
Berthold von Mainz. Er scheint eine Zeit lang Miene gemacht zu
haben, in den Dienst der Wissenschaften zu treten, denn Kaiser
Maximilian, dessen Secretär er geworden war, ettheilte ihm 1494
die Licentia doctorandi mit der Befugniss, an den Universitäten Vor-
lesungen über Civilrecht zu halten. Lang betrat jedoch diesen Weg
nicht, sondern blieb am Hofe, wo er wegen seiner Geschicklichkeit
und Gewandtheit in welscher und lateinischer Correspondenz dem
Könige ganz unentbehrlich wurde. Bald war Lang der vertrauteste
und ein fluss reichste Rathgeber Maximilians, der ihm die wichtigsten
') Unter der grossen Zahl von biographUchen Skiizen sind herTor^iiheben :
Hansii. Germania tacii, II. 664 seqq. — Veilh, Bibliotheca Auguslana, V, 25 sc qc|.
— Köhler, Hislorisciie MUMbelusligungen, IV, 26 ff. — I'aiil v. Stellen, Lebens-
beichreibungen. II. 73 ü. — Ut man n, Anikel MallhÜTi! in der allgemeinen ilculschen
Biographie. 20. 610 ff. — Detsflbe, Kaiser Max I., l, 810 fi. — Von .(cn Sali-
burgischeD Geschichtsschreibern kommen in Beltachl : Chronica fralris Leonardi
Toinaloris (Maniucripl im fürstcrtbincliöf liehen Consisloiialarchiv lu Saliburg). —
Meli» Broltberhel, Salzburger Chronik, Cod. Germ. Mon. 1698. ~ Fick ler,
Saliburgisch« Chronik (1600). Cod. Bav. 2892. — Dückher, Salil-urgische Chronica
(1668), S. 243 fr. — Met.ger, HUtoria Salisburg. (1687), .S. 524 seqq. —Jordan,
Chronica und Beschreibung von Saliburg. (1668). Cod. Ha.. 1683, ful. 358 i.eqq- —
Zauner, Chronik »on Saliburg (1797—1810), IV, 309 ff. — Pichlcr, Saliburg!
Laridesgeschichte |186ö). S. 302—365. — Hundt. ME(ro|TOlis Salisburg., S 32 seqq.
Staatsgeschäfte übertrug und sich auf den Reichstagen häußg durch
ihn vertreten hess.
Eine hervorragende Rolle spielte Lang in den auswärtigtc
Angelegenheiten '). Kaii^er Max verwendete ihn zu den schwierigsien
diplomatischen Missionen, wozu er durch seinen hohen Verstand
seinen guten politischen Blick, seine kluge Besonnenheit, seine hi:;-
rcissende Beredsamkeit und die einnehmende Eleganz seines äusseren
Auftretens wie kein anderer geeignet erschien. Er leitete ganz oder
zum grössten Theile die Verhandlungen mit Frankreich, Mailani
und Venedig, mit Spanien und dem Papste, mit England und mi:
Ungarn; die Aufriclitung der Liga von Cambray war hauptsächlich
sein Werk wie er auch für das Zustandekommen der habsburgisct-
jagellonischen Doppelheirat hervorragend thätig war. ■Unermüdlich,
in allen Sphären, ausgenommen die des Heerführers, gleich bewandert.
hat er klug imd entschlossen, gleichgiltig gegen den Tadel von der
oder jener Seite, treu seinem Herrn gedient bis zu dessen letztem
Athemzuge.* ') Dabei vergass Lang doch auch seinen eigenen Vnr-
theil nicht: er Hess sich gerne die ,Hard salben*, wo es mit scinn
Pflicht vereinbar war, ja er entwarf in dieser Hinsicht mit «einen
Collegen am Hofe wahrhaft rafißnirte Plane. "Wenig liabgierigsrs
und aufgebla.senere Streber hat es in Deutschland gegeben, al?
diesen starkknochigen und scharfäugigen Augsbnrgcr Bürgerssohn*,
urtheilt L'lmann'). Im Streben nach ,Ehre. Macht und Gold*, nichi
aus Neigung und Beruf, trat er in den geistlichen Stand und j;ab
so dem Kaiser Gelegenheit, die Dienste seines getreuen, imit i..er
Gluth seines Willens' nach hohen Würden strebenden Berathers reich-
lich zu belohnen. Eine Pfründe nach der anderen liess ihm Maximilac
zukommen, so dass Lang bald eine Anzahl von Propsteien. Abteisn
Pfarreien ohne jede Verpflichtung zu einem personlichen Dienste ak
Präbenden besass'). Im Jahre 1500 übertrug ihm des Kaisers Gutis"
auch die Dompropstei zu Augsburg. Das Domcapitel protestirte zivar
lebhaft gegen den aufgezwungenen Propst, doch vergebens. Kaiser
Max soll geäussert haben: Ware Matthäus Lang zu seinen und de<
Reiches Diensten nützlich und gut. so würde er auch ihnen lu
1) Ucbn Lang's aiplümatieche Wultsamkeil 5iehe Ulrnann, Kaber Ml» I
Dd. I, 810 fl- Darüber handelt auch Schopf. Ein Diplomat Kaiser Maiümil'atis 1., IgvJ
•1 Ulmnnn im Arlikfl „Mnlthliu»', Ailgcmemc deolBche Biographie. XX.
>) UimiRn, K.ii3er Max 1. S. 810. St4.
') Bt.Tiin, Geschichte der Hisch^fe v,.n Augsburg, TU. 585.
173
einem Dompropst nicht übel anstehen. Er müsse es bleiben, umso-
mehr, da ihn der päpstliche Legat für tauglich gehalten und mit
dieser Würde begabt hätte'}. In Augsburg ging damals das Gerücht,
Lang habe den päpstlichen Legaten durch eine hohe Geldsumme
für sich gewonnen '). Bald hernach wurde er auch Dompropst von
Constanz und im Jahre 1605 Bischof von Gurk in Kärnten, nachdem
er durch Vermittlung des Kaisers schon im Jahre 1503 zum Coadjutor
des Bischofs von Gurk, Cardinal Raimund, bestellt worden war. Die
Obliegenheiten seines Amtes übernahm Lang nicht, sondern blieb als
.Diplomat an der Seite des Kaisers.
So war Matthäus Lang aus den einfachsten Verhältnissen zur
bischoflichen Würde emporgestiegen, ohne noch die höheren Weihen
empfangen zu haben. Er war aber noch nicht am Ziele seiner Wünsche.
Zwar missglückte im Jahre 1514 der Versuch, mittelst einer Intrigue
wider den von ihm zuerst empfohlenen Cless Bischof von Trient zu
werden'), aber es bot sich eine andere Gelegenheit, noch höher zu
steigen. Die Domherren von Salzburg, bisher Augustinermonche,
fanden, dass das Gelübde der Armuth in grellem Widerspruche
stände mit ihrer Stellung und ihrem Besitzthum, und wünschten sehn-
lichst, das einfache Mönchshabit abzulegen. Deshalb wandten sie sich
unter Führung ihres Decans. Andreas v Trauttmannsdorff, an den
allmächtigen kaiserlichen Rath und Bischof von Gurk, Matthäus
Lang, Dieser versprach ihnen bei einer Zusammenkunft zu Braunau
am 2'i. Juni 1514 die erwünschte Lösung vom Ordensverbande,
sofern sie ihm zur Coadjutorie von Salzburg verhelfen würden*).
Lang that bei Papst Leo X. seine Schritte, als er ihn nach seiner
Inthronisation im Auftrage des Kaisers zu begrüssen hatte, und noch
in demselben Jahre wurde das Domcapitei in den Säcularstand ver-
setzt. Der Erzbischof von Salzburg, Leonhard von Keutschach, musste
gan^ gegen seinen Willen und trotz des lebhaftesten Protestes den
Bischof von Gurk als Coadjutor mit dem Rechte der Nachfolge an-
nehmen. Nur soviel konnte der Erzbischof erreichen, dass bei seinen
') Zauner, Chtonik von Saliburg, IV, 313.
•I Gasser's Chionik von Augsburg (Manujcript der Augsl-urEei Sladtbibliolhtk)
schreibt ad annum 1507: Lang, amanuensis latirus Caesaris, prae|.osiiuia, -junm is
Koma a caidinale de Sabellis praecessoie suo 1600 plus mlnus.iue aureis dormiuine
Pciro nc dispensante Simone comparaverat.
') Ulmann. Kaiser Man I.. S. 812
* Pichler, Saliburgi Landesgeichichle, S. 299 t.
174
Lebzeiten dem Coadjutor Lang jede Einmischung in die Re^:er-T.:
des Erzstiftes versagt blieb und ihm zu zeitweihgem Aofcnthil:*
und als Revenue die salzburgischen Städte Mühidorf und Tittmon::^
angewiesen wurden *). Seitdem Lang Coadjutor war. unterytütitc er
in jeder Beziehung das Bestreben der neuen Säcularcanonikcr. ih:t
neue Stellung auch durch äusseren Glanz zum Ausdrucke zu br'n^er
Schon seit dem XII. Jahrhundert bestand zwischen dem Domcar tr.
und dem Kloster St. Peter ein Rangstreit um den Ehrenplatz Zf
feierlichen Aufzügen und Processionen. Das Domcapitel \voI!te 5 ::
nun am Frohnleichnamsfeste 1518 durch List den Ehren vorraE^: er-
schleichen •). Darüber kam es zu einem langwierigen Processc. >
dem M. Lang auf der Seite der säcularisirten Canoniker st2.^:\
während Erzbischof Leonhard die Mönche von St. Peter unterstütrte
Nach dem Tode Leonhards von Keutschach. im Juni 1519. kor.-:e
Matth. Lang, der schon 1512 von Papst Leo X, den Cardina ^: r:
erhalten hatte, darangehen, vom erzbischötlichen Stuhle Besitr r-
ergreifen. Am 23. September hielt er in Salzburg mit bisher iir
gekannter Pracht seinen Einzug, am 24. September wurde er ru:^
Priester und am (olgenden Tage zum Bischof geweiht *V
*) Hantbaler. Cardinal Matchäas Lang und die religio «-sociale B^w^rc'."'
seiner Zeit. Mittheilnogen der Gesc-l^cbaft für Salxburger Lande^kond -, 1895 >. IV
In dieser im Jahrgange 1896 der ,Mitthei*argen* fortgesetiten Abhandlarg: g :: J-
k. k. Schulrath P. Willibald Hantbaler ein ausführliches Referat aber das r^r. .'"=.
auf Veranlassung des furslerzbiscbuf.ichcn Consistorinms in Salzburg ge^aircr.- *^
Material der Salzburger Archive. Seine Abschriften und Auszuge hatte er dfin * r'
fas»cr der rorliegenden Arbeit schon im Jahre 1891 in dankenswertker \Ve;se :
Benützung öbcrlassen. Hautbaler's Arlieit reicht bis zum Jahre 1524. eine für ~".
Jahrgang 1897 der .Mitthei'ungen* ver^pr och enc Fortsetzung ist noch nicht cr-cJ r'?'
«) Hauthaler. a.a.O.. S. 167. 170ff. — Kolde. Stauf.i'z und die AncJ^^'^'
Ci^ngregati ^n. S. 329.
') Chronica fiatris Leonardi Tornatoris (Manusaipt im türEtcnbt«^cr". :' « t*
Con!»istorialarchtv zu Salzburg*». S. 125. Ein Theil dieser Chronik .st jetzt gci .:'w
bei , Datiere r. Des Cardin als und Erzbischofs von Salzburg Matthäus Lar^ V-:
halten zur Reformation'. Err arger Dissertation 1890. Datier er brachte einer g^*--r
Theil der ron Hauthaler abgeschriebenen und ihm. wie dem Verfasser der » *
liegenden Arbeit, zur Benützung überlassenen Salzburger Acten zxxm Abdruck. I-
Schrift Datterer's, welche wie die rorliegende als Bearbeitung einer tcu Jr'
philosophischen Faculrat München gestallten '^reisaufgabe entstanden ist, berur.rt r-
die ersten Regierun gsjahre Lang's bis zum Jahre 1525. Sie beruht £LSt ganz a :f :ei.
von Hauthaler gelieferten Matenal, her ack sichtigt zu wenig die Litera^nr u-
enthält Unrichtigkeiten und Lücken
175
Durch den Eintritt in die Hierarchie war M. Lang zu Macht
und hohen Würden gelangt, keineswegs aber hatte er damit auch
alle weltlichen Neigungen abgelegt. Der Freund eleganten Welt-
lebens, der er vorher war, blieb er auch im geistlichen Gewände.
Mönchisch-asketischen Geist, wie ihm Hansiz ihn andichtet, können
wir ihm nicht zuschreiben, wenn wir bei den Augsburger Chronisten
lesen, dass er gerne nach Augsburg gekommen sei, um dort Car-
neval zu feiern, dass er, von einer grossen Anzahl von Domherren
begleitet, sich in den tollsten Masken auf den Strassen der Stadt
umhergetrieben und sich nicht gescheut habe, als Beghine maskirt,
auf den Tanzplätzen zu erscheinen *).
Der unverdächtigste Zeuge, Langes Panegyriker Richard Bar-
tholinus, der lange Jahre sein Hofcaplan und Reisebegleiter war,
erzählt und rühmt, wie Se. Eminenz zuweilen zu einem Tänzchen
sich herbeigelassen habe, freilich, sagt er uns, tanzte er ,so züchtig
und würdig, dass, wiewohl er sich bemühte, die Gravität seiner gött-
lichen Züge eine kleine Weile abzulegen, dieselbe doch unwillkür-
lich nur gehoben wurde**). M. Lang wusste Weltfreuden zu schätzen*).
Im Urtheile seiner Zeitgenossen erscheint er durchaus nicht als ein
Mann von tiefer Religiosität und sittlicher Strenge*). Er gehört zu
^) Roth, Augsburgs Reformationsgeschichte, S. 35.
*) Bartholinus, Hodoeporicon Matthaei Gurcensis, S. 621, 644.
') Als er 1513 als Vertreter des Kaisers zur herzoglichen Investitur in Mai-
land war und am Hofe des neuen Herzogs Isabella von Gonzaga mit einer Schaar
weiblicher Schönheiten erschien, da konnte auch er den verführerischen Reizen nicht
widerstehen, und er vergass ebenso wie Raimund von Cordona, Prosper Colonna "u. A.
über Freude und Lust Krieg und hohe Politik. Vgl. Brosch Jul., II, S. 271. Aus-
führlich schildert dies H. Borgia, De hello italico^ Manuscript der Marcusbibliothek.
Bruchstück bei Brosch, a. a. O., Beilage Nr. 11, S. 297. Ueber Lang heisst es
dort: „Quis non rideret seu potius stomacheretur, Gurcensem cardinalem puellae in
sinu ore resupino humi iacentem, ac more adolescentuli subinde suspirantem ! '^
*) Als nach dem Tode des Papstes Hadrian VI. das Gerücht ging, Lang solle
Papst werden, schrieb Hans v. d. Planitz an seinen Herrn, den Kurfürsten von Sachsen :
,Si is Papa fieret, Lutheranis oppressionem imminere et amorem feminarum pulch-
rarum ut legitimum et justum permissum iri.^ Seckendorff, Comment. de Luth., S. 610.
Von Lang's Verhalten während des Augsburger Reichstages 1530 wird geschrieben:
^Pluris vendidit dispensationes suas Legatus (Campegius) Augustae, quam fuerit hac-
tenus solitum, impudentius, etiam licet ventulus et podagricus, scortatus erat, lusit ac
ceteras bellvinas voluptates persecutus est, quam in omni vita sua, id quod testati
sunt Curtisani, qui ei iuveneni familiäres fuere. In his habuit strenuum socium Leo-
diensem, Salisburgensem et Electorem Brandenburgicum. Strobel, Beiträge, V, 384.
j.p,;,rmJtionszeit niclit seltenen Prälaten. ,die i>::h
■'*""' 'Ire ^Vurde in ihrem Privatleben keine Schranke auneg=:
_ , p^^ gei^ttiche Charakter trat auch bei ihm vor dem für.-;-
■ -| Jen Hintergrund. Auch er scheute sich nicht, im HarnL'cj
crschäiit^" und als Kriegsmann aufzutreten, wie denn er -Jn
I hre Jö'JS' ""' ^'"^ Gährung im Volke zu unterdrücken, in eigentr-
Pcrwn liocli tu Ross in buntgeschütztem Waffcnrocke und glänifa-
dem Harnisch, den Feldherrnstab in der Rechten, einige Fdhr.lsi
geübten Kriegsvolkes in seine Residenz führte.
Stolz und hochfahrenden Geistes, wie er «ar, liess sich Lar.g
^kein Titcichen der mit seiner Stellung verknüpften äusseren Ehren
entgehen'. Er leiste selbst den hrichstj^estellten Personen gcgen'-'rtr
jede Rücksicht hei Seite, wenn er glaubte, nicht gebülirend geehrt
zu sein. Nicht als Botschafter, sondern vie ein Ki>nig wollte er b;i
einer Zusammenkunft mit dem Papste in Bologna 1511 behands.:
sein; sitzend und mit bedecktem Haupte wünschte er mit dem
Papste zu verhandeln. Da ihm diese königlichen Ehren nicht er-
wiesen wurden, brach er beleidigt die Verhandlungen ab und vei-
liess Bologna, ohne sich vom Papste zu verabschieden'). Wiederhol:
veranlasste er Streitigkeiten wegen des Voririttes. ja selbst ce^! '
Erzbischof Albrecht von Mainz wollte er auf den Reichstagen cei
Vorrang nicht einräumen').
Sein hochfahrendes Wesen maciite ihn, besonders im letzten
Jahrzehnte der Regierung Maximilians, bei den dentschen Fürrtcr.
missliebig. Die Kurfürsten von Brandenburg und Mainz wollten sich ■::
der Wahlfrage 1519 auf nichts einlassen, wenn ihm die Leitung de:
Ein «ehr schjecbtes Zengriss slclH ihm die gul umeirkblMe und elaubwürdige ■\-:-
burgT Chronik des WiHielm Rem aus (Chronilten deutscher Slädte, XXV, Eir.ltiiLif
IX und ö. 233).
1) Bericht des päpsllichen GrosictrcmoniaFi Paris de ürasiis, der über U^i
mgt: „Barbarus esl, bnrbaie egit." Bei D öl l inger, Beitrage lur politischen. kircLitr.!^
und Cultarae6chichte der sechs kuten Jahrhunderlc, III, 403 S, — Bembni. Hin, V*:--
lib. XI. 457, nenni ihn ,homo anngRiitii et elatione inaignis''. Aehnlich urtheili Gc :
ciardini. Hist, IlaJ., und MoreriuE sagt von ihm in sdnem Dictionadtun hitlor-.fLP
,N<I antirgaiua habuisse. quam ut poteMatis et magnificentiae suae documenta pnb'.: •
dnrel, moite MoKimiliani Cesaris ambitionem ejus. exiiUmalianeniijue omnem (•■:
accisam. fuisse hominem vaniim, ambifioi'um, inanis gloriae eupiduni, parumiiue eQn'.t«
a«icum." — Han-iii, a. a. O, II, 568.
') Zauner. Chrntlik von Salzburg, V, 138-
^
177
Wahlgeschäfte übertragen würde, und nnan musste ihn zurücktreten
lassen. Freilich, nach geschehener Wahl konnte man den Rath des
, welterfahrenen Praktikers* nicht entbehren. Karl V., der ihm das-
selbe Vertrauen entgegenbrachte wie Max I., machte ihn 1519 an
erster Stelle zum Mitgliede der obersten Regierung für alle öster-
reichischen Lande, und im Jahre 1521 führte Lang Ferdinand I. in
Linz ein *).
Der stolze Mann liebte es, Glanz und Schimmer um seine
Person zu verbreiten. Er erschien an fremden Höfen stets mit
grossem Gefolge; eine seiner ersten Amtshandlungen nach Bestei-
gung des erzbischöflichen Stuhles war die ansehnliche Vermehrung
des Hofstaates *), und die Salzburger Chronisten erzählen uns von
g-länzenden Festen, die unter seiner Regierung gefeiert wurden.
Der Augsburger Bürgerssohn that sich viel darauf zugute, es
zur fürstlichen Würde gebracht zu haben. Ein Mann von hohem
Selbstgefühl, eine herrische Natur, erachtete er seinen Willen als
heilig und scheute vor Gewaltthätigkeiten nicht zurück, wenn es galt,
Hindemisse aus dem Wege zu räumen, Widerstrebende gefügig zu
machen •). Sein starres, unnachgiebiges Wesen brachte ihn in Salz-
burg in Conflict mit der Geistlichkeit, mit den Bürgern und Bauern.
Aber so unruhig und friedlos auch seine Regierung, wenigstens in
der ersten Hälfte, war, sie kann doch nicht als eine für das Land
unglückliche bezeichnet werden *).
Zwar verschlangen seine mehr als fürstliche Hofhaltung, seine
verschwenderische Freigebigkeit enorme Summen, doch wusste Lang
auch durch gute Gesetze das Volkswohl zu heben. Seine Landes-
ordnung vom Jahre 1526, seine Sorge für Hebung des Bergbaues
und fiir gute Verkehrswege, seine Forstordnung, die bis zum Jahre
•) Ulmann in der allgemeinen deutschen Biographie, XX. — Haumgarten,
Karl V., I, 392.
') Pich 1er, Salzburgs Landesgeschichte, S. 303.
*) Als es ihm nicht gelungen war, die Abtei St. Peter in Salzburg als Com-
mende zu erhalten, bedrückte er die Mönche auf jede Weise, Da sie auf ihr Recht,
einen Abt zu wählen, nicht verzichten wollten, Hess er 1521 vier Mönche in der
Festung in Kerker legen, drei in seiner Residenz in Gewahrsam halten. Nach vier
Wochen schickte er sie in verschiedene Klöster. — Haut ha 1er, a. a. O., S. 171,
und Kolde, a. a. O., S. 334.
*) Moser („Ueber die Regierung der geistlichen Staaten in Deutschland*,
121 — 128) stellt ihn als Vorbild geistlicher Regenten auf.
J.ihrbuch des Protestantismus 1898, H. III u. I*'. 12
178
1853 Geltung hatte, und Anderes förderten die materielle Cultur des
Erzstiftes; durch Pflege von Kunst und Wissenschaft suchte er
bildend auf das Volk einzuwirken Nicht geringe Verdienste erwarb
er sich um das Schulwesen des Landes ^).
Lang war ein warmer Freund des neuerwachten wissenschaft-
lichen Strebens'). Selbst ein Mann von nicht unbedeutendem Wis^^n
— besonders Geschichte und Alterthumswissenschaft zog ihn an —
stand er im Verkehre mit allen bedeutenderen Männern, welche der
neuen Richtung huldigten, und unterstützte jüngere Talente in der
freigebigsten Weise, so dass ihn Conrad Celtes den , Patron der
Poeten* nennt, und Irenicus niemand in Deutschland kennt, den er
ihm in Förderung der Wissenschaften gleichstellen könnte. Lang ge-
hörte mehreren gelehrten Gesellschaften an, der Societas CelticaV
der Danubischen Societät und in Augsburg dem Peutingerkreise. In
seinem Gefolge befanden sich stets Künstler und Gelehrte, so Chiere-
gati, der spätere Nuntius, Ursinus Velius u. A. Auch Aventin. der
, Vater der baierischen Geschichte*, erfreute sich seines vertrauter.
Umganges*), wurde von ihm mit Beiträgen und Documenten unter-
stützt *) und erhielt von Lang, noch als er bereits der Ketzerei ver-
dächtig war, eine Einladung zu dauerndem Aufenthalte am Salz-
burger Hofe*).
Als Erzbischof besetzte Lang hervorragende Stellen Vorzug:^-
weise mit humanistisch gebildeten Männern.
n. Capitel.
Lang'8 innere Stellung zu der religiösen Frage: Sein Antheil an
Kaiser Maximilians Reformplänen. Stanpitz. Berthold y. Ghiemsee.
Die religiöse Ueberzeugung des Cardinais Lang und seine
innere, persönliche Stellung zu den kirchlichen Fragen seiner Zeit
•
1) Vicrthaler, Geschichte der Cultur in Salzburg, S. 174 ff.
>) Hagen, Deutschlands literarische und religiöse Verhältnisse im Reformation^
Zeitalter, I, 221. — Veith, Bibl. August. V., 28 seqq.
5) Scharold, Luther's Reform in ihrer Beziehung zum Hochstifl Wiiri
bürg, S. 76.
*) Siehe darüber Wiedcmann, Aventin, S. 34, 38, 40, 56, und die Bi-^
graphie Vogt's in der neuen Ausgabe der Werke Arentin's; auch Oefele, Avcr.
tiniana, oberbaierisches Archiv für vaterländische Geschichte, 1887, Bd. 44, S. 9, 12 r.
6) Aventin's Chronik, S. 152^-
«) Brief Melanchthon's an Aventin, Werke I, Anhang,
179
ist schwer festzustellen, da es an unmittelbaren Aeusserungen und
Zeugnissen dafür fehlt und die officiellen Schriftstücke nicht das
Fundament für ein cndgiltigcs Urtheil in dieser Frage abgeben
können; wir müssen uns daher begnügen, nach Thatsachen zu
forschen, die seine innere Ueberzeugung, wenigstens im Allgemeinen,
crschliessen lassen. An solchen fehlt es nicht.
M. Lang war keine tiefreügiös veranlagte Natur, aber es wäre
ungerechtfertigt, dem humanistisch gebildeten Manne, der geistigen
Bestrebungen all^ Art geneigt war, auch ein theologisch-wissen-
schaftliches Verständniss und Interesse für die religiösen Zeitfragen
absprechen zu wollen. Es wird uns von mehreren Seiten glaubwürdig
versichert, M, Lang habe grosse Neigung für theologische Studien
besessen. Der sonst ausgezeichnet unterrichtete Verfasser der Vita
Langii in Brottbeyhel's Salzburger Chronik') erzählt, Lang sei
wohlbewandert gewesen in der heiligen Schrift und in den Büchern
des besonders in Humanisten kreisen so sehr beliebten praktischen
Mystikers Gerson, des glänzenden Vertreters der conciüaren Theorie
und streitbaren Gegners des päpstlichen Absolutismus. Georgius
Benignus, Professor der Theologie und Abt in L'mbricn, rühmt
Längs theologisches Wissen •), und sein mehr naiver als tendenziöser
Lobredner, der schon genannte HofcapJan Bartholinus, preist in
einem Lobgedichte auf Lang im Jahre 1515 dessen von Jugend an
gezeigten Scharfsinn und ausserordentliche Neigung zum Studiren,
zumal zur Theologie und Sittenlehre und zur Geographie').
Lang's humanistische Neigungen Hessen ihn, wie es scheint,
auch in der religiösen Frage auf Seite der Humanisten stehen, die
durch Pflege der Wissenschaft eine reinere Erkenntnis» des Chrlsten-
thums zu fördern und im Kampfe gegen , scholastische Verknöche-
>) Cod. Germ, Mon., 1698. Die Cbronik reicht bis 1519, die Fottsetiung (Vim
Langii), von anderer Hand, wuide gleich nach dem Tode Lang's geacbrieben, als Erc-
bischof Emtt in dai Stift kam. Der Veifasser kennt namenllich die Familienverhült-
ni^e Luig'i sehr genau und dlirlle in der nicbtten Umgebung des Cnidinals gewesen
Fein. Es heilst dort wörtlich ; „londertich so hal er sich auf die heilige schriiTt gegeben
und des Crislenlichen Canilers ta Paris Johannii Gersonis buecher in der Jugent mit
solchem vleiO gelesen, das er auch in allter vil aus dennielben buechern von wort la
ivari auswendig aniaigen hat rougen".
') Er nennt ihn .virum in divini« et bumanis literis eruditum". — llansii,
a. a. O., S. 666, 567.
'1 Paul T. Stetten, Lebensbeschreibungen. III, 74.
180
rung* und , hierarchische Bevormundung* durch Bildung iir.d A.
klärung die Schäden des kirchlichen Lebens zu heilen suchtcr. 5t 'r
Stellung im Reuchlin sehen Streite dürfte dies beweisen.
Als Reuchlin in Folge Widerrathens der vom Kaiser lOI '
befohlenen Verbrennung aller nichtbibliscben hebräischen Schr'r'
mit dem getauften Juden Pfefferkorn in Streit gerathcn war ::-:
die Freiheit wi^^senschaftlicher Forschung gegenüber den inqui-it' "-
sehen Bestrebungen der Kölner Dominikaner vertheidigtc, wandte er
sich nicht vergeblich an M. Lang, der damals noch des Ka >:::>
einflussreichster Rath war. Lang legte Fürsprache fiir Reuchlin er
und zeigte sich so als Förderer des neuen Geistes und als FrcJLJ
humanistischer Aufklärung*). In diesem Lichte erschien er auch et-
beiden Häuptern der neukirchlichen Bewegung. Noch im Jahre Iö>"
zu einer Zeit also, als sich Lang längst schon als ieiden^ch-f:-
licher Gegner des Lutherthumes gezeigt hatte, hielten Luther l--
Melanthon von ihm, dass er zeitgemässen Reformen in der Kirche
nicht abgeneigt sei*).
Von nicht geringer Bedeutung für die Beurtheiiung der per?^ r
liehen Stellung Lang's zu den Fragen der Zeit ist auch se:n An
theil an Kaiser Maximilians kirchlichen Reform planen.
>) Ranke, Deutsche Gegchxchte im Zeitalter der Reformation. I. l^o —
Geiger, Reuchlin, S. 278, 306, 345, 367. — Maurenbrecber, Geschicbre er
kath. Reformation, S. 141.
«) Luiher's Tischreden, herausgegeben von Förstemann. Leipzig l^*^
Bd. II, 2d3, 303; vgl. auch Loesche, Analecta Lutherana et Melantboniana, S 371
Anfangs 1619 schlug Luther wiederholt den Sakburger Erzbischof als Schied 'riL^rrr
in seiner Sache vor (cfr. Briefe Luthers bei de Wette, Luther's Briefwechsel, I. 2^ "^
213, 216. Der hier ebenfalls in Betracht kommende Brief an den Kurfürsten Fr:tr<7r :
von Sachsen bei de Wette, I, 567, datirt von 1521, wird von Brieger in .N^--
Mittheilungen über Luther in Worms**, Anhang U, S. 24 ff., richtig ins Jahr 151.*
verwiesen). Man hat in diesem „Salzburger Ersbischof* unseren M. Lang sehen ::
müssen geglaubt (soCosak, Paul Speratus, S. 8 f.; Enders in seiner neuen Aus
gäbe von Luther'^ Briefwechsel, I, 368, 343; Hefelc-Hergenröther, ConcJ.^r
geschichtc, Bd. IX. S. 91, 93; Gröne, Tetzcl und Luther, S. 163 u. A). Lang »r
damals Coadjutor des Erzbischofs Leonhard von Kcutschach, noch nicht Erzbii.h '•
Keutschach war ein Freund der Wissenschaften und ging gern mit Gelehrten ua
Vielleicht hat Staupitz, der seit 1513 wiederholt in Salzburg sich aufhielt, seinen Frcir..
auf den Erzbischof Leonhard hingewiesen, lieber Lang's Stellung zu Luther scbfit
dieser 1518 selbst in Zweifel gewesen zu sein, denn er schrieb am 10. October \bl'^
.von Augsburg aus an Spalatin : „Aliis videiur in rem meam esse, <}uod al»s«n^ tf:'
Cardinalis Gurcensis.« Walch, Luther's Werke, XV, Anhang XVL S. 40.
181
In einer Zeit politischer Verstimmung gegen den Papst (1510)
schloss sich der Kaiser den früheren Bestrebungen der Kurfürsten
liegen den römischen Stuhl an und Hess die Gravamina nationis
Germaniae ausführlicher, als es bis jetzt geschehen, zusammenstellen.
Er wünschte in enger Fühlung mit Frankreich, das eben auch den
Papst auf geistlichem Gebiete bekämpfte, die Reform der Kirche in
Deutschland durchzuführen, eine Reform nach französischem Muster,
die auf Abstellung von Missbräuchen, Stauung des Geldzuflusses nach
Rom und Beschränkung des päpstlichen Einflusses in Deutschland
durch Einsetzung eines ständigen Legaten, also auf eine gewisse
Selbstständigkeit der deutschen Kirche abzielte *). M. Lang war dazu
ausersehen, den Anschluss an Frankreich zu bewerkstelligen. Dieser
zögerte, wie es scheint, da ihm der Papst den Cardinalshut in Aussicht
stellte, wenn er nicht nach Frankreich gehe. Seine Bedenken schwanden
aber, als ihm der Kaiser dafür zu sorgen versprach, dass er seine
Pfründen nicht verliere; es sei übrigens, meinte der Kaiser, doch
zweifelhaft, ob der wankelmüthige Papst auch sein Versprechen halten
werde; wenn er (der Kaiser) und der König von Frankreich vereinigt
wären, würden sie ihn viel eher zum Cardinal und vorwärts bringen
als der Papst*). Dies zog; Lang ging nach Frankreich und brachte
ein Bündniss zu Stande zwischen dem Kaiser und König Ludwig XII.
Im nächsten Jahre (1511), nachdem vergeblich vom Papste ein all-
gemeines Concil gefordert worden war, rieth Lang, der auch in
religiös-kirchlichen Fragen das Vertrauen des Kaisers besass — 1517
forderte ihn nebst Peutinger und Dr. Eck Maximilian I. zu einem
Gutachten auf über die Frage, warum der christliche Glaube in so
viele Geheimnisse gehüllt sei ') — , diesem zur Einwilligung in die
Berufung des schismatischen Reformconcils, indem er ihm vorstellte,
dass er, der Kaiser, und Ludwig angesichts der Verderbtheit des
>) Maurenbrecher, Geschichte der kaih. Reformation, S. 86 f., 98 f. — Geh-
ha dt, Die Gravamina der deutschen Nation gegen den römischen Hof, S. 62 flf. —
Lehmann, Das Pisaner Concil von 1511, S. 6fr. — Ulmann, Studie über Maximilians I.
Plan einer deutschen Kirchenreform im Jahre 1510. Brieger's Zeitschrift für Kirchen-
geschichtc, III. Band, S, 199 f. — Derselbe, Kaiser Maximilians Absichten auf das
Papstlhum in den Jahren 1507-1511, S. 15 f.
*) Brief des Kaisers an Lang vom 6. September 1510 bei Ulmann, Kaiser
Maximilians Absichten, S. 57.
") Wiedemann, Dr. Joh. Eck, S. 34. — Hefele-H ergenröther, Concil>-
geschichte, VIII, 447.
182
Papstes als capita reiigionis in temporalibuä dazu berufen scie". -
Freilich hat er dann auch wieder in Rom die deutsche Obecier.:
erklärt, als der Kaiser auf die Seite des mit der Reform ernst
machenden Papstes trat.
Wenn wir auch in Erwägung ziehen, dass M. Lang^ als kaiser-
licher Diplomat es mit religiösen Dingen wohl kaum sehr ern^t ge-
nommen haben wird, so dürfte sich doch aus seiner Betheiligung iz
des Kaisers Reformplänen immerhin ergeben, dass er wie der Kaii^r
selbst, ja wie die ganze deutsche Nation eine Reform der Kirch:f.
wenigstens in äusseren Verfassungsfragen, für nothwendig gehalten
dass er die allgemeine Abneigung gegen den päpstlichen Absolutismen
getheilt und die Befreiung Deutschlands von Roms »eiserner Unr-
klammerung« gewünscht habe. Zu dieser Annahme berechtigt woh
schon die Thatsache, dass Kaiser Max seinen getreuen Lang zurr.
Legaten ausersehen hatte '), an den Alles gehen sollte, was bisher
an den Papst gegangen, ihn also an die Spitze der in grosser Selbst-
ständigkeit gegenüber Rom dastehenden Reichskirche gestellt u issc
wollte.
Lang's reformfreundliche Gesinnung bekunden auch seine Bc
Ziehungen zu zwei hervorragenden Vertretern gemässigter Reform-
tendenzen, Johann v. Staupitz und Bischof Berthold v. Chiemse-
Johann v. Staupitz, Luther's Freund und Berather, hielt sich sei:
dem Jahre 1511 häufig in Salzburg auf, wo er stets mit dem grössten
Beifalle predigte. Nachdem er am 28. August 1520 das Amt t\nt<
Vicars der Augustinercongregation niederlegt hatte, Kess er sich :!i:
dauerndem Aufenthalte in Salzburg nieder. Die hier nicht unwicht ;r
Frage, wie Staupitz nach Salzburg gekommen sei, ist verschieden
beantwortet worden. Wir finden die Ansicht ausgesprochen. M. Larg,
schon in den ersten Jahren der lutherischen Bewegung ein grimmiger
Feind des Reformators, habe dem Augustinervicar Staupitz ccfn
Glauben beizubringen gewusst, dass er selbst für die Bestrebungen
Luther's sich lebhaft interessire, und habe ihn zu sich nach Salzburg
gezogen, um Luther zu »isoliren*, ihm , seinen stärksten wissen-
schaftlichen Halt und Beistand, sein stets hinter ihm stehendes Orakel*
^) Brief Lang's an den Kaiser aus Ripa, 16. Mai 1511. Ulmann. K:<>fr
Maximilians Absichten auf das Papstthum, S. 17, und Kaiser Maximilian I., l>'i II
S. 415 flP. und S^ 433.
*) Ulmann, Kaiser Maximilian I., Ud. II, S. 491.
CT
183
zu benehmen *), ja Lang habe Luther selbst durch Staupitz zu sich
eladen» um seiner habhaft zu werden und ihn mundtodt zu machen •).
IDann wird wieder behauptet, Lang habe es zwar auf die Trennung
Staupitzens von Luther abgesehen gehabt, um diesem seine Stütze
zu benehmen und die lutherische Bewegung in's richtige Fahrwasser
zu bringen oder zu zersetzen, er habe jedoch weder eine wahre,
noch erheuchelte Sympathie fiir Luther's Bestrebungen an den Tag
gelegt, sei vielmehr von vornherein entschlossener Gegner Luther's
gewesen *). Gegen die Ansicht, Lange habe Staupitz von Luther
trennen wollen, wurde mit Recht auf die gewaltige Natur Luther's
hingewiesen *), welche der Stütze, die ihr Staupitz sein konnte, nicht
bedurfte. Uebrigens hatte sich im Herbste 1520 das Verhältniss
Staupitzens zu Luther schon geklärt, ganz abgesehen davon, dass Erz-
bischof Lang in den ersten Jahren der neukirchlichen Bewegung sich
noch nicht als grimmiger Feind Luther's erwies. Für die Behauptung,
Lang habe durch Staupitz in vermittelndem Sinne gewirkt, sind keine
entsprechenden Schritte des Erzbischofs nachzuweisen. Gerade die
Thatsache, dass zwischen Luther und Staupitz bis zu des letzteren
Tod (28. December 1524) ein, wenn auch spärlicher, Briefwechsel
*) Seckendorff, Ausführliche Geschichte des Lutherthums, Leipzig 1714. —
Schdlhorn, De religionis evangeücae in provincia Salisb. ortu (Leipzig 1732), § 12,
S. 13 ff. -— Kessel, Vertreibung der Protestanten aus Salzburg (Zeiischr. für bist.
Th<;ologie 1859, S. 253 ff.). — Zimmermann, Geschichte des Bauernkrieges, If,
230; in, 393. — Hormayr, Anemonen, I, 331.
*) Diese Ansicht stützt sich auf einen Brief des .Staupitz an Luther. Er schreibt
von Salzburg aus am 14. September 1518: „Placet mihi, ut Vittenbergam ad tempns
deseras meque accedas: ut simul vivamus moriamurque. Id ipsum et Principi com-
placitum est. (Löscher, Vollst. Reformationsacta, II, 446; Walch, Luther's Werke,
XV, Anhang, 39.) Doch mit dem „Fürsten* dürfte wohl nicht der damalige Coadjutor
Lang, sondern Luther's Landesherr, Kurfürst Friedrich von Sachsen, gemeint sein, den
Staupitz oft in seinen Briefen einfach mit „princeps" bezeichnet. Grimm, de Staupitio
(Zeitschr. für histor. Theologie, herausgegeben von Dr. lUgen, VIII, 1837, II. Heft,
S. 58 ff.) verlegt diesen Brief in das Jahr 1519, doch mit Unrecht, denn im September 1519
befand sich Staupitz nicht in Salzburg, sondern auf einer Visitationsreise. (Kolde,
Staupitz, S. 328.)
•) So besonders die salzburgischen Geschichtsschreiber, wie Metzger, Hist.
Salisburg., S. 540.— Haslberger, Hist. ecci. Salisb. Cod. lat. Mon. 27077, HL —
Zaun er, Chronik von Salzburg, IV, 350 ff. — Pich 1er, Salzburgische Landesgeschichte,
S. 304 u. A., auch Hauthal er, a. a. O., S. 159 ff.
*) Jörg, Deutschland in der Revolutionsperiode von 1522 — 1526, S. 548 f.
Anmerkung.
184
bestand, spricht nicht für eine von Lang beabsichtigte Trennung <Ur
beiden Freunde. Staupitzens Stellung und Ansehen am crzbisch :-
liehen Hofe zeigen wohl zur Genüge, welche Absichten Lang nii:
seiner Berufung nach Salzburg hatte. Er sah in ihm einen hervor-
ragenden Theologen, dessen Richtung ihm sympathisch war, uze
mochte wohl von der Predigt des gelehrten und als Kanzelrcdner
so beliebten Mannes eine Besserung der kirchlichen Zustände t^cr
Erzdiöcese sich erhoffen. Staupitz genoss das Vertrauen des Erz
bischofs in vollstem Masse, er wurde Stiftsprediger am Dome, en-
bischöflicher Rath und 1522, nach der Abdankung des Abtes Simon
von St. Peter, auf Betreiben Langes Abt dieses Klosters. Trotzderr.
galt er in strengkirchlichen Kreisen für ketzerisch; denn kaum va:
er in Salzburg, als Cardinal Lang von Leo X. beauftragt wurde, ihn
vor Notar und Zeugen die in der Bulle gegen Luther verworfenen
Artikel ebenfalls verdammen zu lassen. Staupitz weigerte sich dessen.
weil es nicht seine Sache wäre, Dinge zu widerrufen, die er nicht
behauptet, und bat den Cardinal, ihn davon zu befreien. In der That
kam es dahin, dass er die Verdammung nicht auszusprechen brauchte :
man begnügte sich mit einer Erklärung, wonach er den Pap^t a.s
Richter anerkannte ').
Welches war nun Staupitzens theologische Richtung')? Durch
das Studium der mittelalterlichen Mystiker und Augustins war Staup.tz
») Kolde, a. a. O., S. 331.
') Vgl. darüber Zell er, Staupitz. Seine religiös-dogmatischen An»:hauuiigen i.r<d
dogmengeschichtliche Stellung (Theologische Studien und Kritiken, Bd. 52, S. 1 ff . . —
Kolde, Staupitz und die Augustinercongregation, S.337 ff. — Derselbe, Job, v. Staup.ri
ein Waldenser und Wiedertäufer (Brieger's Zeitschr. für Kircfaengescbichte, VII. Bd.
Gotha 1885). Dieser Aufsatz ist gegen Keller gerichtet, der in seinen Schriften : ,.Jcr
V. Staupitz und das Waldenserthum" (Maurenbrecher's Hist. Taschenbuch, 6 Fol^e.
4. Jahrg., 1885), »Joh. v. Staupitz und die Anfange der Reformation*, Leipzig ISSS
und „Die Reformation und die älteren Reformparteien*, Leipzig 1885, in Stau-^'t-
einen hervorragenden Anhänger und Vertreter der ,, altevangelischen GemeirdeT*
erblickt und ihn zu einem Gesinnungsgenossen der Waldenser und 'Wiedertäufer machi.
Kolde vertritt die Anschauung, da«s Staupitz sich mehr und mehr die latheri^l»-
Denkweise angeeignet und im Grossen und Ganzen die evangelische Lehre vertreier
dass er aber nicht mit Luther und den Wittenbergem die praktischen Consequen;ai
zu ziehen vermocht habe. Dagegen sucht Paulus (Job. v. Staupitz. Seine ▼orgeb^;ct.
protestantischen Gesinnungen. Hist. Jahrbuch der GÖrres-Gesellschaft, XLL Bd.. 1891
zu beweisen, dass Staupitz mit keinem Schritte den Boden des katholischen Dogmas
verlassen habe. Ebenso urtheilte Döllinger (Reformation, 1, S. 154). Staupitz se: ir
Glaubenssachen sehr gut katholisch gesinnt gewesen.
185
zum eifrigen Anhänger der gegen die herrschende theologisch-
pHilosophische Richtung entstandenen Oppositionspartei geworden.
Staupitz ist strenger Prädestinatianer, im Wesentlichen Augustin
folgend, und der Gedanke der erwälilenden Gnade, die Alles für den
A^enechen und im Menschen wirkt, beherrscht seine ganze Gesinnungs-
und Denkweise. Gnade ist die Berufung wie die Rechtfertigung und
Olorificirung. Die göttliche Vorausbestimmung, durch welche Gott
nur aus Liebe und Barmherzigkeit, nicht wegen irgend welcher vor-
ausg^esehener Verdienste gewisse Menschen zum Glauben und zum
-Gnaden leben in Christus vorherbestimmt hat, hebt aber nach ihm
— und hierin befindet er sich im Gegensatze zu Luther — die mensch-
liche Freiheit nicht auf. Anstatt den freien Willen zu vernichten,
verschafft sie uns vielmehr die wahre Freiheit der Kinder Gottes
und fordert von uns, dass wir mit voller Freiheit den Willen Gottes
zur Richtschnur unseres Lebens nehmen; ohne diesen freiwilligen
Gehorsam kann nach Staupitz kein Erwachsener selig werden. Nicht
<ier lutherische Vertrauensglaube ist ihm also zur Seligkeit genügend,
er fordert vielmehr vom Christen jenen lebendigen Glauben, von dem
der Apostel Paulus spricht, der die guten Werke, das rechtschaffene
Leben nothwendig i^ Gefolge hat. In einer vor seinem Tode (1524)
in Salzburg verfassten und im Jahre 1525 von unbekannter Hand
herausgegebenen Schrift mit dem Titel: ,Von dem heiligen rechten
christlichen Glauben* wendet sich Staupitz ausdrücklich gegen die
lutherische Rechtfertigungslehre und tadelt jene Neuerer, welche, das
evangelische Leben vom Glauben trennen: , Derjenige glaubt gar
nicht an Christus, der nicht thun will, wie Christus gethan hat.*
,Höre der Narren Rede: Wer an Christum glaubt, bedarf keiner
Werke.* Die Lehre, der Glaube ohne die Werke könne selig machen,
ist ihm in diesem Buche ,eine ketzerische Erdichtung und Ver-
blendung der Wahrheit* *). Gerade mit diesem Buche und besonders
seinem Anhange wollte wohl Staupitz vor aller Welt verkündigen,
dass er sich von Luther getrennt.
So sehr nun auch Staupitz im Gegensatze zu Luther an der
Verdienstlichkeit der guten Werke festhält, so tritt er doch der
*) Dieckhoff urtheilt: ^Staupitz war nie in Widerspruch mit seiner früheren
Lehrmeinnng getreten*^. Er findet namentlich im Buche vom heiligen rechten christlichen
Glauben dieselbe Lehre wie in Staupitzens früheren Schriften vor dem Ablassstreit
(Zeitschr. für kirchliche Wissenschaft und kirchliches Leben, herausgegeben von Luthardt,
Heft V, S. 242).
W rkhciligkeii seiner Tage scharf entgegen. In der übertriebe:.;
ffas'.ang vom Verdienste der guten Werke sieht er das Gnindi.^
, red'^ö.sen Zustände und wird nicht müde, immer wieder dur,
Jieioiiu"ß der Innerlichkeit, des innen waltenden Geistes der Cjisü 1
und der mystischen Vereinigung mit Gott gegen das vielfach vt- [
ausscrlichie KircJienthiim seiner Zeit anzukamplen. 1
Ueber den Ablass meint Staupitz, es sei die Befreiung' xo;
Sunden durch Genugthiiung empfehlenswert her und nützlichtr a- I
durch den Ablass, empfehlenswert her, weil sie auf grösserer Liei.'; j
zur Gerechtigkeit beruht, nützlicher, weil sie das Verdienst meb-
iind sichert und eifrig macht in der Bewahrung vor Sünde-
Man hat in den Predigten, welche Staupitz 1523 als Abt \w
Klosterfrauen in Salzburg gehalten hat '}, protestantische Anschii:-
ungen finden woilen, aber ganz mit Unrecht. Abgesehen davori
dass — wie Paulus mit Recht betont') — diese Predigten nicht i^
authentische Darstellung der Lehrsätze des Staupitz gelten können.
weil sie erst nachträglich niedergeschrieben wurden, steht auch hier
Staupitz gerade in den Grundanschauungen, in der Lehre vom Glacber
und dem Verdienste der guten Werke im Gegensatze zu Luther, ur :
die Rechtfertigung ist ihm auch hier nicht eine äussere Gcrech:-
erklärung, sondern eine innere Erneuerung und Wiedergeburt'}.
Was Staupitz principiell von Luther unterscheidet, ist ss>
kirchlicher Conservatismus; er hat wie Luther ein oflenes Auge f^r
die Missbräuche in der Kirche und wünscht von Herzen deren Ab-
stellung, er ist voll sittlicher Entrüstung über die Versunkenheit äa
römischen Curie und gibt derselben in seinen Schriften in heftijf'^-i
Worten Ausdruck, aber er geht nicht SO weit wie Luther, der an
die Stelle der .historisch gewordenen kirchlichen Anstalt die nr,
geistige Gemeinschaft der gläubigen Seelen und das Pricsterlh'm
aller Christen* setzt. Staupitz will die hierarchische Form der Kirch?
beibehalten wissen, er gibt die Unterordnung unter die Lehrautor.ta!
I einer Klosterachwestec aufguch lieben, harld^i.hrl;: < .i
g Bufbew»hrt. TetöIIent licht von Auinlltler im ji'jibiiit
.mu! io Oesieriekh, B. Jahrg.. S. 49 ff. und 11. p'^'i-
■ Görres GuelUchaft, Bd. XII. Cuelbst die Beweise i--
173, gibt lu, dass in diesen PredigleD nichts cnilij1::-.<
'n Schriften enthielten.
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n der Zahl, vo
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Arch
V St.
Peter in Salibu
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Keller, Stauiiili. .S
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auch die niuier
187
des Papstes und der Kirche nicht auf; dies beweist ganz besonders^
sein im später zu besprechenden Processe des Stephan Agricola
abgegebenes Gutachten, in dem er mit keinem Schritte den Boden*
des katholischen Dogmas verlässt*). Staupitz will keine Kirchen-
trennung, sondern eine Kirchenreinigung, kein neues System, sondern
eine Wiederbelebung des alten.
Im Grossen und Ganzen sind seine kirchlichen Ziele dieselben,
wie die der positivgläubigen Humanisten, doch besteht ein Unterschied
in den Mitteln und Wegen; während die Humanisten sich von der
Pflege der Wissenschaft und Förderung der Bildung Heilung der
kirchlichen Uebel erhofften, suchte Staupitz, eine contemplative Natur,
durch Belebung des religiösen Gemüthes die Kirche neu zu heben;,
nicht auf das äussere Kirchenthum legte er dabei das Hauptgewicht,
sondern auf das innere religiöse Leben. Dabei gewann seine Theologie
einen seiner Individualität entsprechenden, etwas freieren, spirituali-
«tischen Charakter.
Wie schon erwähnt, war Staupitz Anfechtungen seitens der
streng orthodoxen Partei in Salzburg ausgesetzt; in einem Briefe an
seinen Amtsnachfolger Wenzel Link vom 4. Jänner 1521 klagte er,
dass er sich in Salzburg wie ein Gefangener vorkomme '), und am
16. October 1521 schrieb er an ebendenselben von Chiemsee aus,
auf Advent müsse er wieder nach Salzburg zurück, um zu pre^
digen, da sonst Niemand sei, der ihn ersetze. Beim Weggehen von
Salzburg sei er nicht so in Furcht gewesen, die Rückkehr falle ihm
sehr schwer, und sie solle, wie die Leute sagen, auch gefahrlicher
sein; fortgegangen sei er freiwillig (persuasus), zurückkehren werde
er nur gezwungen (coactus) '). So wenig nun auch das Vertrauen des
Erzbischofs ihn vor ^^ Verdächtigungen zu schützen* vermochte, so
ist doch die Behauptung Keller's, Staupitz sei in seiner letzten
Lebenszeit mit seinen römischen Vorgesetzten nicht mehr in Harmonie
gestanden, denn er habe im Frühjahre 1524 sein Kloster verlassen *),
1) Abgedruckt bei Gärtner, Sahburgische UnterhaltMngen, 2. Heft, 1812, S. 67 ff.
Theologisch-dogmatisch gewürdigt und als Beweis für Staupitzens Rechtgläubigkeit
verwerthet von Paulus: Ein Gutachten von Staupitz aus dem Jahre 1523. Histor..
Jahrb. der Görres-Gesellschaft, XII, 1891, S. 773 f.
>) Bei Grimm, De Staupitio, a. a. O., S. 133. Inlialtsangabe bei Kolde,.
a. a. O., S. 331.
») Grimm, 1. c. 125. — Hauthaler, a, a. O., S. 32.
*) Keller, S aupitz, S. 169, 189.
ungerechtfertigt. Wie Kolde nacligcwiesen hat, hielten ihn amtÜc:-
Obiiegenheiten und später Gesundheitsrücksichten von Salzburg- fem ■
Das Vertrauen des Cardinais genoss Staupitz stets im reichsic
Maasse. und in welchem Ansehen er am Hofe des Erzbischofs stani
zeigt die That-xache, dass im Processe des Stephan Agricola {IbSi
die Entscheidung über dessen RechtgUubigkeit in seine Händt
gelegt wurde.
Eine ähnliche Mittelstellung zwischen Luther und dem ent
arteten Kirchenthum nahm auch ein anderer Theologe am Hofe ik'
Catdinalerzbischofs ein, Berthold Pirstinger ').
Pirstinger war im Jahre 1465 zu Salzburg geboren. Uebcr $tx
Leben bis zu seinem Eintritte in das Domcapitel wissen wir nichts
Er war Licentiat des canonischen Rechtes. Im Jahre 1495 finden
wir ihn als Kammermeister des Erzbischofes von Salzburg, löC*?
wurde er Bischof von Chiemsee mit dem Sitze in Salzburg, I.Vj.^
rcsignirtc er freiwillig und zog sich in das Kloster Raitenhaslach
zurück, um dort seine , Deutsche Theologie* zu verfassen, 15*'
lieferte er davon eine lateinische Uebersetzung, welche 1531 ru
Augsburg im Drucke erschien. Seine letzten Lebensjahre brachte
Berthold Pirstinger zu Salfelden zu. Einer Aufforderung des Er.-
bischofes Lang, nach Salzburg zurückzukehren und sich als Stt!'-
vertreter des Erzbischofes bei den bischöflichen Verrichtungen i;e-
brauchen zu lassen, kam er nicht nach, indem er dem Cardini
vorstellte, dass, soweit er zurückdenke, kein Bischof zu Chiemsee wci'
solchen Aufträgen unterzogen, sondern der Erzbischof sonst einer
eigenen Weihbischof gehalten habe *). 1543 ist Pirstinger zu Salfeider,
gestorben. Er war ein milder, edler, durchaus reiner Charakter
erfüllt von aufrichtiger, lebendiger Frömmigkeit, und zeichnete sidi
durch hervorragende wissenschaftliche Bildung aus. Ihm wird mi:
guten Gründen ein im Jahre 1519 geschriebenes, 1524 in Landshut
erschienenes, höchst merkwürdiges Buch, «Onus eccicsiae* betiteU
>l Knlde, SUupitt, S. 350, Und in Brieger's Zeittclir. für Kiicbengeschuh'^
Bd. VII. S, 432.
') Vgl Über ihn Vierlhaler, Geschichle des Schulwesens ond der Ca'tar i-
Salzburg. Snliburg 1804. S. 160 ff., die Biographie ReilhmaieT'i in seiner AD<gabe i-
.Teulschcn Theologey" (1852), den Artikel Berthold in der .Alig. DeuiKhta p.;.
graphie". wwie den AufsaU von Schwarz in Gelier's Protestant iticben Honii-
hlSttem. Bd. I (18Ö2),
•) Schreiben Beithold» vom 22. Ociober 1536: »gl. Zauner. Chronik, V, JOl
189
^zugeschrieben *). Es ist in hohem Grade wahrscheinlich, dass Bischof
Berthold bei Abfassung desselben einem Auftrage des Erzbischofes«
Leonhard von Keutschach aus dem Jahre 1512 nachgekommen sei,
es sollten in einem Buche die bedeutenderen Missbräuche, aus denen
die meisten Uebel entsprungen, zusammengestellt, und einzeln alle
-A.ergerniss erregenden Dinge aufgeführt werden, damit sie desto
leicliter beseitigt werden könnten *). Wenn aber das Buch aus dieser
officiellen Anregung entstanden ist. warum hat der Verfasser seinen
Namen verschwiegen? Darüber äussert sich der Verfasser selbst in
der Vorrede, er verschweige seinen Namen aus Besorgniss, weniger
Glauben zu finden, wenn es bekannt werde, dass ein so nichtsnutziges
Alännlein der Verfasser sei. Den wahren Grund aber gibt er uns an,
wenn er sagt: , Sobald einer flir die Wahrheit eifert und ein Wort vor-
bringt, das der geistlichen Oberherrschaft zu nahe tritt, so wird er
>) Vgl. über dieses Buch und die Autorschaft Bertholds Schelhorn, De reli-
gionis evangelicae in prov. Salisb. ortu, progrcssu et fatis comment. hist.-ecci. Leipzig
1732, S. 7 seqq. (Deutsch von Stübner, 1732.) — Rei t hm eier, Bertholds Teutsche
Theologey, XXI — XXVI und den angeführten Aufsatz von Schwarz in Geize r's
protestantischen Monatsblättern, Bd. I.
*) Der Auftrag ist erwähnt in den Excerpten Gasparis (Cod. Seminarii Georg.
Monac. 251^ 2. Theil, S. 83) mit den Worten : Mandavit deinde, ut libellus conficiatur
continens insigniores abusus, ex quibus pleraque mala proveniunt, atque scandala sin*
gillatim designentur, ut eo facilius tolli possint. — J. B. Gasparis de Novomonte, erz-
bischöflicher Rath, Historiograph und Hofmeister der fürstlichen Edelknaben, später
kaiserlicher Rath in Wien und Professor der Geschichte, schrieb in den Jahren 1738 — 1741
auf Befehl des Erzbischofs Leopold Firmian eine „Historia Lutheranismi in Salisburgensi
Archiepiscopatn' in vier Büchern. Das Werk bestand aber die erzbischöfliche Censur
nicht und wurde nicht ofüciell veröffentlicht. 16 Jahre nach dem Tode des Verfassers,
im Jahre 1779, gab sein Bruder Lazarus den ersten Theil des Werkes unter dem Titel :
.Archiepiscoporum Salisburgensium res in Lutheranismum gestae* bei Antonius Zatta
in Venedig heraus. Von dem dritten und vierten Theile lieferte Huber eine deutsche
Uebersetzung unter dem Titel : „Actenmässige Geschichte der berühmten salzburgischen
Emigration'' (Salzburg 1790). Die k. Hof- und Staatsbibliothek in München verwahrt
eine Abschrift: ,yj. Casperii, Historia Lutheranismi in archiepiscopatu Salisburgensi,
libri quatuor" (Cod. lat. Mon. 1280), die auf Seite 32—95 von M. Lang handelt. Von
Bedeutung ist nur, was Gasparis dem fUrsterzbischöf liehen Archiv entnommen hat, im
Uebrigen ist er von Schelhorn, De relig. evang. in prov. Salisb. ortu, progressu et fatis
(Leipzig 1732) und Seckendorff, Historie des Lutherthums (Leipzig 1714), abhängig..
Ein handschriftlicher Sammelband der Bibliothek des Georgianums zu München (Hist.
eccl. fol. 251h) enthält in seinem ersten Theile den italienischen Entwurf zu Gasparis,.
Historia Lutheranismi in Arch. Salisb. (S. 1 — 588), sowie verschiedene Collectaneen
und Abschriften des Verfassers.
190
-gleich für einen Ketzer angeklagt, zum Scheiterhaufen verwiesen und
als ein Schuldiger zum Tode verdammt« (Cap. 19, § 33). Nach den
kühnen Sätzen in den Abschnitten ,de indispositione Romanae curiae*.
,de excessibus episcoporum*, >de praelatorum aliorumque curatoniii:
vita vitiosa*, ,de perversitate religiosorum et capitularium clericomm*
hatte der Verfasser allen Grund, seinen Namen zu verschweigen,
ganz abgesehen davon, dass Berthold in seinen Ausführungen doch
sicher weit über den im Jahre 1512 gewünschten Rahmen hinau«"-
gegangen war und die Zeit der Abfassung mit dem Regierungs-
wechsel in Salzburg zusammenfiel. Um nun die Stellung Bertholc«-
zur Reformfrage zu charakterisiren, ist es unerlässlich, auf den Inhalt
des interessanten Buches näher einzugehen«
Als Quelle der Offenbarungen über die Zustände der Kirche
gelten ihm in erster Reihe die Bücher des alten und neuen Testa-
mentes, besonders die Apokalypse. In der zweiten Reihe stehen
die Offenbarungen, welche neueren Propheten, vor Allem frommen
Frauen, einer Katharina von Siena, Hildegard und Brigitta, zutlieü
geworden sind. Nach diesen Offenbarungen nun steht das längst
geweissagte völlige Verderben der Kirche demnächst bevor, ist
zum Theile schon über sie hereingebrochen. Es la.ssen sich näm-
lich in ihr sieben Zeiten oder Zustände (status) unterscheiden,
von denen der folgende immer schon beginnt, während der vorher-
gehende noch nicht abgelaufen ist. Vorgebildet durch die sieben
Schöpfungstage und die sieben Weltalter, in deren letztes sie
fallen, sind sie an Dauer sehr ungleich und folgendermassen näher
zu bezeichnen. Die erste Zeit ist die der Aussaat, der Unschuld
das goldene Zeitalter, wo die Kirche recht eigentlich gepflanzt ward.
Auch das zweite, seit Stephanus, ist noch golden ; denn die Priester
spendeten die Sacramente umsonst, lebten rein imd heilig. Dieses
Zeitalter ist für Berthold das kirchliche Ideal, und wiederholt betont
er die Nothwendigkeit, dazu zurückzukehren. Das dritte, silberne
Zeitalter ist das der Erleuchtung. Sie liess Gott den grossen Lehrern
der Kirche zutheil werden, um die Wahrheit wider die herein-
brechende Häresie zu vertheidigen ; aber die Freigebigkeit Constantins
trägt schon zur Verweltlichung der Kirche bei. Im vierten Zeitalter,
dem ehernen, zieht die Kirche in ihren Einsiedlern und Mönchen in
die Wüsten und auf die Berge. Die evangelischen Räthe werden zu
allgemein befolgt, daher kommt viel Heuchelei. Das fünfte Zeitalter.
191
das mit dem Jahre 1000 beginnt, bringt eine Erleichterung nach der
Rigorosität der früheren. Es werden allmälig aller Oiten Ablässe
verkündet, Nachlassungen der harten Strafen, die in früheren Epochen
eingesetzt worden waren. In ihm beginnt der Citrus Reichthümcr
zu erwerben aus der verschwenderisch freigebigen Andacht der
Gläubigen. Im Allgemeinen heisst es von dem fünften Zeitalter;
.Mit Vernachlässigung der vollkommen wirksamen und hinreichenden
evangelischen Vorschriften und Lehren, in denen Jeder den Weg
des Heiles und Trostes finden könnte, beobachtet man Erfindungen
der Menschen und alte, eingewurzelte Gewohnheiten, die noch dazu
missbraucht und mehr zur Unehre und Schmach Gottes, als zu seinem
Lobe, mehr zum Verderben der Seelen, als zu ihrem Heile angewendet
werden. Täglich \verden zu Rom zu den alten Canonen und Decre-
talen neue Constitutionen gemacht, die sie Kanzleiregeln nennen und
deren Befolgung sie deshalb so streng anbefehlen, damit es ja nie
an einer reichen Materie zu Zank und Streit mangle. Täglich kommen
Bedrückungen, Ausschreitungen, unge-ietzliche Dispensationen und
unzählige andere Scandale vor, so dass dif fast völlig hilflose und
in ihren Gliedern vergiftete Kirche ihrem Untergange entgegeneilt'}.
Dieser kann nur aufgehalten werden durch das sechste Zeitalter, das
der Reformation, wie sie hinsichtlich der geistlichen Güter schon von
verschiedenen Secten. unter Anderem den Wiklefiten, verlangt wurde ').
Aber diese Reformation muss die ganze Kirche an Haupt und Gliedern
treffen. Denn überall sind die Gottlosen, die blossen Mamenchristen.
oben auf Trotz der auftauchenden Sectirer, unter welchen wieder
Wiklef hervorgehoben wird, während über Hus und Hieronymus
von Prag das Urtheil in suspenso bleibt, ist Alles mit Blindheit ge-
schlagen, ein Zustand, den der Verfas.ser in den Capiteln 19 — 28
im Einzelnen näher schildert. Voran steht die schlechte Verfassung
der C'jrie. Allerdings ist Petrus der vornehmste unter den Aposteln.
Sein Nachfolger erhielt den Primat durch die Beschlüsse mehrerer
Kirchen Versammlungen ; die römische Kirche ist die erste an Ansehen
und Würde. Was sie beschliesst und ordnet, ist von allen zu halten,
und wer den apostolischen Verfügungen widerstrebt, wird cx-
communicirt. Aber wenn auch der Papst nach canonischem Rechte
auf Erden einen Höheren nicht über sich erkennt und nicht gebunden
') C«p. li, g 7 und 9.
•) Cap. 16.
192
ist an ein positives Gesetz, so ist er doch dem göttlichen und nat-r-
lichen Gesetze unterworfen; wie Christus das Gesetz nicht aufhob
sondern erfüllte, so ziemt es den Päpsten, die Canonen zu beobachten.
Christus hat Petrus den anderen Aposteln vorgesetzt wegen seiiiC-
besonderen Glaubens, seiner Liebe und Demuth. Daher darf nicht
angenommen werden, es müsse dieser Vorzug seinen Nachfolgern
bleiben, auch wenn sie ihren Vorgängern nicht gleichen. Ebenso
wenig ist anzunehmen, die allgemeine Kirche sei auf solche Päpste
gebaut, da sie allein abhängt von Christus, der ihr Grund- uni
Eckstein ist. Nun aber schreitet der Papst einher in Gold und Edel-
steinen, mit buntem Gewand geschmückt, von Soldaten umgeben,
auf weissem Rosse sitzend oder von Dienern getragen. Das i^t
mehr eine Weide für Teufel als für Schafe; und wo nicht Weice
der Schafe ist, sondern Stolz der Menschen, da folgt man nickt
Petrus nach, sondern Constantin.* Ueber die römische Curie urthei.t
der Verfasser weiter: ,In ihr ist wie einst im römischen Reiche der
schmählichste Pfuhl von zusammengescharrten Reichthümem ui d
wachsendem Geiz. Das Gesetz ist vom Priester, der Rath von den
Aeltesten gewichen, die Schlüssel der Kirche werden missbraucl.:
und dienen der Simonie und dem Ehrgeiz, Die Laster des päpst-
lichen Hofes lassen sich kaum noch verbergen und leugnen. Rom
gleicht einem Abgrund von Schandthaten. In Rom ist der Vorhof
der Hülle und die Hofstätte des Teufels zu sehen, der ebenda als
Herr alles Geizes auf dem Throne sitzt und das Erbtheil Christi
verkauft, das dieser mit seinem Leiden erworben hat und das wir
nach seinem Befehle umsonst geben sollen, weil wir es umsonst
empfangen haben.* Das ist nun schon zum Sprichwort geworden:
,Der römische Hof will das Schaf nicht ohne die Wolle; denn die
Gebenden erhört er, den anderen verschliesst er die Thüre.* Mi:
gleich grellen Farben schildert Berthold das Verderben der Bischöfe,
der Prälaten und anderen Geistlichen, er deckt mit scharfen Strichen
ihr weltliches Treiben, ihr lascives Leben, ihre Habsucht und Un-
gerechtigkeit, ihren Mangel an theologischer und biblischer Bildun::
und ihre Nachlässigkeit in der Seelsorge auf. Ein nicht minder al>
schreckendes Bild entwirft er von den Königen und Fürsten, dem
Adel und dem gemeinen Volke.
Die folgenden apokalyptischen Partien des Buches sind hier
nicht von Belang, da es sich ja nur darum handelt, die Stellung
^93_
seines Verfassers zur Reformfrage zu beleuchten ; doch ist von
Interesse Bertholds Ansicht vom Ablass, die er im XV. Capitel
aui^führlich darlegt. Er nähert sich hier Luther, dessen Eintheilung
der Strafen er seinen Ausführungen zu Grunde legt, und kommt zu
dem Schlüsse, dass der Ablass keine andere als die canonische Strafe
aufhebe. Nicht die von Gott verhängten Zuchtstrafen, nicht die
freiwillige, evangelische Strafe, der Schrecken im schiildbewtissten
Gewissen, sondern allein die canonischen Strafen sind in des Tapstes
Hand gelegt. Die Schlüsselgewalt des Papstes reicht nach seiner
Meinung nicht bis in's Fegefeuer, und er gibt Luther Recht, der sagt,
Christus habe absichtlich die Gewalt der Kirche auf die Erde beschränkt,
weil er vorhersah, dass eJnst die Päpste in Himmel und Hölle würden
dringen wollen.
In scharfer Weise wendet sich Berthold gegen die missbräuch-
liche Ausdehnung des Ablasses und das arj^erliche Treiben der
Ablasshändler. Diese beseitigen die Früchte wahrer Busse, indem sie
behaupten, dass sowohl die Lebenden als auch die Verstorbenen
durch vollkommene Ablässe von allen Strafen und aller Schuld befreit
werden und zum Heile gelangen; sie dienen den trägen Menschen.
welche nicht durch Buüse, sondern nur durch aus.sere Werke Gott
versöhnen wollen; sie gehen nur darauf aus, auf betrügerische Weise
Geld aus den Gläubigen herauszupressen, das mehr dem päpstlichen
Fiscus zugute kommt als Christus, mehr der Eitelkeit als frommen
Zwecken dient. Berthold schreibt somit dem Ablasse eine },;eringe
Bedeutung zu; denn nicht Glaube, nicht Reue, nicht Gnade wird
durch ihn erlangt, sondern eitle Hoffnung und Naclilassung der
canonischen Strafen allein. Diesen Erlas.s aber soll der Papst nach
Bertholds Ansicht umsonst ertheilen.
In solcher Weise also schildert dyr Bischof von ChiemKee das
Verderben der Kirche an Haupt und Gliedern ; aber er ist weit entfernt,
mit Luther Dogmen und Principien der Kirche anzugreifen. Luther
ist für ihn ein Sectcnhaupt, das, von Leidenschaft und Ehrgeiz ge-
trieben, die Schrift verdreht, die Deutschen zum Aufruhr erregt und
eigenmächtig die Verbindung mit der Kirche ki.^t. Bertholds Ab.'^icht
ist die Herstellung aller kirchlichen Einrichtungen zu idealer Reinheit,
«e.shalb er mit grossem Nachdrucke auf eine durchgreifende Reform
der Kirche dringt. Diese Reform wird aber nur zu Stande kommen
auf einem aligemeinen Concil, auf dem man dem heiligen, nicht dem
;.Kibuch dt. p,oi»(inti>inu> 1898, H. I\[ u, IV. 13
194
bösen Geiste Kaum zu seinem Walten gewährt. Berthold beklagt
es, dass Concilien nur selten und nur mit Widerwillen abgehalter
werden, in Rom oder sonst vor den Grossen der Erde, wo demüthigc
und gläubige Männer sich nicht offen und frei aussprechen könnten.
Eine Reform der Kirche verlangt nun nach ihm in erster Linie einen
besseren Lebenswandel der Geistlichen wie der Laien, eine allgemeine
Besserung der ganzen Christenheit. Da Berthold den Grund öcs
Verderbens der Kirche im Reichthume, in der weltlichen Macht des
Clerus findet, so fordert er Rückkehr zur Einfachheit der altchnst-
lichen Zeiten. Vom Clerus verlangt Berthold, dass er sich zum Zwecke
einer geläuterten Predigt in das Studium der heiligen Schrift vertiefe
und diese nach Auslegung der Kirche, nicht aber, wie es üblich sei.
strittige theologische Dinge den Gläubigen vortrage.
Wie stellte sich nun M. Lang zu diesem merkwürdigen Buche
und seinem Verfasser? In der Diöcese Salzburg im Jahre 1519 ge-
schrieben, konnte »Onus ecclesiae» mitten in der Reformbewegun^
im Jahre 1524 zu Landshut, also im Metropolitansprengel des Sa z-
burger Erzbischofes erscheinen, ohne unterdrückt zu werden. Ja,
Berthold durfte sich in seinem späteren Werke, , Deutsche Theo-
logie«, ungescheut auf das >Onus* berufen und dasselbe citiren.
Gewiss war Vieles in dem Buche nicht nach dem Sinne de^
Cardinais Lang, wie wohl die Stellen über die weltliche Gewai:
und das üppige Leben der Bischöfe, über die unlängst in S^'z-
bürg vollzogene Säcularisation des Domcapitels u. A., aber die Be-
deutung des Werkes und seines gelehrten Verfassers konnte ihm
nicht entgehen. Hatte doch »Onus* dadurch, dass es rückhaltslos die
Schäden der Kirche aufdeckte und dem Zerrbild des kirchlicher
Ideals, wie es die Zeit bot, die Eigenschaften eines wirklich religiösen
Lebens entgegenstellte, der Reform die Richtung gewiesen und eint
Art von Programm aufgestellt, von dessen Durchfuhrung eine Besserung
der kirchlichen Zustände zu erhoffen war! Und dieses Reformprogramm
dürfte in Salzburg nicht ohne allen Einfluss auf die Restaurations
bestrebungen gewesen sein, umsoweniger, als sein Verfasser ebenso
wie Staupitz Berather des Erzbischofes in kirchlichen Angelegenheiten
war und am Hofe in solchem Ansehen stand, dass ihn Lang bc
auftragte, zur Abwehr der lutherischen Lehre die katholische Glaubens-
lehre in einem grösseren Werke darzustellen. Nach Allem, was wir
von Bertholds und Staupitzens Stellung am erzbischöflichen Hofe
195
wissen, erscheinen sie uns gewissermaasen als die Hoftlieologen,
denen in Fragen der kirchlichen Reform der höchste Einfluss zu-
geschrieben werden darf,
III. Capitel.
Lang's officiellea VerlLslten in den ersten Jahren der lathuriBchen
Bewegnng: Zastände in Salzburg. Speratns. FäpHtliclie Bulle und
Wormser Reichetag. Lang's Motive.
Als Luther gegen die kirchlichen Missbrauche auftrat, befand
sich M. Lang noch als Diplomat an der Seite Kaiser Maximilians.
In dieser Eigenschaft soll er dem Kaiser den Rath gegeben haben,
den Papst zum Einschreiten gegen Luther zu veranlassen, nament-
lich soll er sich auf dem Reichstage zu Augsburg 1518 viele Mühe
gegeben haben, die lutherische Bewegung zu unterdrücken '). Für
diese Behauptung suchen wir aber vergeben.^ eine Bestätigung, Lang
mag vielleicht mit Staupitz und Luther auf diesem Reichstage ver-
handelt haben, sei es, dass er eine Volkserhebung fürchtete, sei es,
dass er einer drohenden Kirchenspaltung vorbeuf^cn wolhe, jeden-
falls war ihm der von Gegnern Luther's an den Tag gelegte über-
grosse Eifer für Orthodoxie nicht sympathisch. Als nämlich der
streitlustige Eck, wie an verschiedenen Höfen Deutschlands, so auch
in Salzburg gegen Luther und seine Sache Stimmung lu machen
versuchte, hatte er dort geringen Erfolg; denn Luther, durch Staupitz
über die Umtriebe des Ingolstädter Professors unterrichtet, schrieb
am 18. December 1519 an seinen Freund Johann Lang: , Der ehr-
würdige P. Vicar (Staupitz) befindet sich wohl ;;u Sahburg, er steht
dort in Ehren und schreibt, dass Eck sich überall um die Hohen
herummache, dass aber dem Cardinal und Eiv.bischof Lang Eck's
Bescheidenheit wenig gefalle*.')
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. Job. Eck, S. 87
und 491.)
i
190
M Lang war zu raschen Schritten gegen das Lulhenh-^m
nicht geneigt; dies scheint sein ofBcielles Verhalten in der Zeit vj.-
dem Wormser Reichstage zu beweisen.
Seit langer Zeit stand es um die religiös-kirchlichen Verhält-
nisse des Erzstiftes bedenklich. Schon unter Erzbischof Conrad I
(1106—1147) galt eine Reform des Clerus für nothwcndig, iiL
XV. Jahrhunderte waren die Zustände ganz unhaltbar geworden
Die Unwissenheit und Sittenlosigkeit der niederen Geistlichen lia".ie
sich aufs höchste Maass gesteigert '). Um der Strafe zu enlgehc:i.
zahlten die concubinari sehen Geistlichen das Tributum concubinari m
an die Landdecane, und an m.inchen Orten hielten die Pric>ter
Weinschenken. Das einzige Ziel der Geistlichen war Gewinn; sie
trieben es so weit, dass sie häufig nur gegen besondere Gcbijlien
die Sacramente spendeten. Der hohe Clerus war nicht gelehrter ^i
der niedere und lebte in Ueppigkeit und Pflichtvergessenheit. Iir
Besitze der reichsten Pfründen, lud er die amtlichen Geschäfie au:
schlecht bezahlte, meist ganz untaugliche Vicare. Dabei wurde lvc
Scelsorge derart vernachlässigt, dass im XV. Jahrhunderte bei ctii
Bauern sogar das Gebet des Herrn und das apostolische Glaufaer.?
bekcnntniss in Vergessenheit gerielhen. Ein crasser Aberglaube ira:
ein, und das ganze Vertrauen legte man auf äusscrliche Uebun_;cr.
und auf den Ablass. Vergebens arbeiteten zahlreiche Synoden ,141-.
1437, 1451. 145G. 1490. 1512) an einer Besserung. Als M. Uvi
den erzbischöfliciien Stuhl bestieg, waren die alten Ucbel m^ch
herrschend, ,Onus ecclesiae' ist dafür ein ciassischer Zeuge. Wie
früher die husitischcn Lehren im salzburgischen Gebiete weite Ver-
breitung gefunden hatten, so drangen bald nach Luther's Auftreten
dessen Reformideen ein und fassten namentlich in den bergba:]'
reichen Gebirgsthälern und in den Gebieten an der baieriscici
Grenze rasch Wurzel. Der neue Erzbischof betrachtete zwar cen
tiefen Verfall des religiösen Lebens und das stete Anwachsen cicr
unzufriedenen, neuerungssüchtigen Elemente kcineswet;s mit gleich
giltigen Augen, er war vielmehr ernstlich gewillt, Ordnung :i:
schaffen, aber es wurden doch in den ersten Jahren der luthcrisclien
Bewegung, von der Berufung tüchtiger, gelehrter Prediger an ce
>) Siehe dafür die .Concilia Salisburgensia*, heiBUigegebeii von Da:Li'-.<
(1788). und Vierthaler, Gescbichle des Schnlwcsent und der Cullur in M-.-bj:(
li)7
Domlcirche in Salzburg abgesehen, weder Massregeln zur Hebung
de.s liirchüchen Lebens getroffen, noch gescliah etwas gegen Liilher.
Nur Paul Sperat') wurde aus Salzburg venrieben. Dieser war, Ende
1519 oder Anfangs 1520 von Wiirzburg. wo er auf der Domkanzel
die lütherisclie Lebre verkündet und heimlich geheiratet halle, ver-
trieben, nach Salzburg gekommen und als Domprediger angestellt
worden. Da er auch in Salzburg in lutherischem Sinne predigte,
musste er schon im Herbste 1520 wieder zum Wanderstabe greifen.
Ueber die Gründe seines VVegganj^es schreibt er selbst in leiden-
scliaftlicher Erregung an den Herzog Albiecht von Preussen : ,Dcr
grausame Behcmot und weitaugig Levialhan (M. Lang), der dort in
seinem Nest wie in einem Paradies sitzt, mocht mich ferner weder
dulden noch leiden, sondern verbucht, was er wusste und könnt, bis
er mich zuletzt von sich biss. Das macht : Ich schrie ihm zu laut
in die Ohren wider seinen unrechten Mammon, der sein einiger
Gott und Nothhelfer ist. Desshalb machet ich mich a\if in dem Namen
Gottes, schüttelt den Staub ab von meinen Füssen über ihn und
wich dahin von ihm gegen Wien'*). In Wien lebte Sperat fast ein
ganzes Jahr als Privatmann. Als aber ein .grossbaiicheter Schreier',
wie er sich ausdrückte, gegen die Priesterehe gepredigt hatte, ver-
mochte er nicht länger zu .'ichweigen ; er betrat mit bischöflicher
Bewilligung am 12. Januar 1522 die Kanzel in St. Stepiiati und
lobte die Ehre und Würde des ehelichen Standes. Dabei lehrte er
die lutherische Doctrin vom alleinseligmachenden Glauben. Dies
brachte ihn in ConÜicC mit der theologischen Facultät in Wien, und
er musste ba!d auch hier weichen '). Er wandte sich dann nach
Bt^hmen, später wurde er Hofprediger bei Herzog Albrecht von
Preiissen, und seit 1Ö2S machte er sich als Bischof von Pomcsanien
'J Vgl. Cosscli, Paui Spetalus' Lehen und Lieder (Braunschweig 1861). -S, 4 f.
— Traateciberger, Speratui und die evangeUsche Kirche in lgi>u (RrUnn 1868),
und TschBckerl, Psul Spernlus von Rollen (Schriften deit Vereines fUr Kerormnlionl-
ges^hiclue, 8. Vereinsjahr 1890—1891). S. 3 ff. Sperol's Wirhsomlteil und Aufenthalt
in Saliliurg ict oft irühUmlich in die Jahre 1621 uinä 1622 vctlegl worden. Dass er
1520 schon Sakburg vetlie«. heicugt er Relhsi in einem Briefe vom IG. fieplembEr
\b24 an Heriog Albiecht von Pieusäen ; ,Es ist nun schier oU« Tage vier Jahre,
dais ich mich von Salzburg aufmachte." (Cosacit. a, n. O.. .>*. 13. Anm. ;^G.)
•) Co»ack, a. a, O., S. 13.
>} Wiedemann, Geichichle der Reformatloa im Lande unler der Enns,
Ell. I, S. 24
19
um die Organisation des evangelischen Kirchenwesens in Preus^-ei
verdient. Die Sorge für die von ihm gepflegten Domgemeinden gib
er aber nicht auf. Im Jahre 1524 sandte er allen frommen Christtr
zu Salzburg und Wiirzburg eine gedruckte Anweisung, ,wie man
sich mit Verkiindigern des göttlichen Wortes versehen solle oder
aber, wenn man solche weder haben könne noch dürfe, wie man
sich in der babylonischen Gefängnis der Seelen wohl und christUcb
verhalten vermüge*. Es war dies eine von ihm hergestellte Ueber-
sctiung der Schrift Luther's ,De instituendis ministris eccle.siae' '
Durch die Vertreibung Sperat's hatte M. Lang gezeigt, d3->
er in seiner Dlöcese die neue Lehre nicht aufkommen lassen wollte.
Auf dem Wormser Reichstage erwies sich der sonst rcformfreunci-
liche Erzbischof schon als entschiedener Gegner Luther's.
Auf den Dreikönigstag 1521 hatte Karl V. einen Rcich-=ta^-
nach Worms ausgeschrieben, der auch in der religiösen Angelegen
heit entscheiden sollte. M. Lang, der fiir die Wahl Karls herror-
ragend thätig gewesen und dem zu den KrönungsfeierlichkciteT
reisenden Kaiser von Salzburg aus über Augsburg entgegengee.lt
war '), befand sich schon Mitte December 1520 als einer der hsupt-
sächlichsten Räthe des Kaisers in Worms und wurde von die.-err
mit hochwichtigen Aufträgen betraut. Schon bei den Vorx'erhand
lungen im December 1520 spielte I-ang eine nicht unbedeutende
Rolle. Es handelte sich dabei besonders darum, ob die lutheriscl';;
Sache vor den Reichstag gebracht werden sollte. Der päpstlicht
Nuntius Aleander, für den die Angelegenheit Luther's durch cei |
Spruch des Papstes entschieden war, suchte eine VVillensäusserrr;';
der Stände in dieser Sache zu verhindern und verlangte vom Kaiser |
die Execution des kirchlichen Unheiles und Verhängung der we;:-
lichen Strafe ohne Befragen der Reichsständc '). Die in Worms vti- |
sammelten Fürsten stimmten jedoch keineswegs der Theorie Aleander^
zu, wonach der Spruch des Papstes endgütig die Sache Luthers
entschieden habe; es erschien ihnen nicht rathsam, die Stände I::'
die wichtigen politischen Angelegenheiten, welche mit ihnen zu \er-
') Tichackcrt, Spftat, S. 7.
■) Schopf, Ein Diplom»! K«iM
>) Jansen. Aleandet am Rei.
Programm 1883), S. S8. — Brieger
(1884). S. 4.
r Maximilians (M. Lang). S. 62-
hslage lu WoiBH 1521 iKirfer Gym
Neue Millheilungen über Luther in \
199
handeln waren, von vornherein ungünstig zu stimmen, dadurch,
dass man sie in der so wichtigen religiösen Angelegenheit gan?,
unbcfragt Hess. Zudem war die politische Situation zur Zeit des
Reichstages ungemein drohend. Auf der Ebernburg sassen grollend
Ulrich V. Hütten und Franz v. Sickingen, jederzeit bereit, sich an
die Spitze des im höchsten Grade missvergnüjjten Volkes zu stellen
und mit den Waffen für Luther einzustehen, Gidch?.eitig stand der
Kaiser in Verhandlungen über ein politisches Bündniss mit dem
Papste, dessen Politik sich Frankreich zuneigte; so konnte Luther's
Sache, so lange sie noch nicht erledigt war, als Pressionsmittel dem
Papste gegenüber dienen und die unmittelbare Gefahr eines Auf-
standes abwenden.
In einer Sitzung des von Karl zur Wahrung der deutschen
Interessen eingesetzten »deutschen Rathes*, an dessen Spitze M, Lang
stand '), entwickelte der Nuntius seine Ansichten und verlangte die
Ausfertigung eines Mandates gegen Luther 'J. Der Rath lehnte :iber
dieses Ansinnen ab mit dem Hinweise, dass man erst die Ankunft
des Erzkanziers von Deutschland, des Erzbischofs von Mainz, ab-
warten müsse. Ohne dass wir genau wissen, welche Stellung M. Lang
zu dieser Frage einnahm, werden wir behaupten dürfen, er habe die
Sache nicht ohne Zuthun der Stände abgemacht wissen wollen; denn
Aleander rühmt zwar seinen grossen Eifer "), aber er lässt doch
Zweifel durchblicken, ob seine Gesinnung sich auch erproben
werde*). Wir werden M. Lang sogar als eine Havipttriebfeder der
kaiserlichei Politik des Lavirens und Temporisirens ansehen und
ihm einen Hauptantheil an dem in Worms beliebten Zögenmgs- und
Verschleppungssy.stcm iiuschreibcn dürfen. Als Haupt des deutschen
Rathes besass er ohne Zweifel grossen Einfluss auf den Kaiser und
dessen Entscheidungen, und sein Einfluss wird nicht wenig dazu
beigetragen haben, dass die Sache Luther's in Deutschland nicht
■)B.
umgarten, Karl V., 1, 478.
•)B.
egcr, A1»ncler und LuLher, Depesdie Nr. 1. Ualan, MonumenU re
miiionis lulh
«Hnar (Regensbuig 1884), Nr. 11, — Friedrich, Der Reichstag
Worms, Nr,
»)Mi
e December 1620 berichl« Al«nder nach Rom : Li Rmi Cardinnli t
in vero dimo
nitrano grande »lo ad cio. et se non faranno quelln, n che aoD len
mtriterebben
miilf etr. Ma cerlo fanno l'olöcio. (Briegcr, Aleand« und Lut
Depesche Kr
2: Friedrich, a. a. O., Nr. H.)
•} Ba
umgarten, a. a, O , 1, 393.
200
wie in den kaiserlichen Erblandeii durch ein Mandat des Kaiser-i
entschieden wurde, sondern an das Plenum des Reichstages gelang;
Lang vergass nie, Zeit und Umstände zu berücksichtigen. Dies ztij:
auch sein Verhalten zur päpstlichen Bulle, das wohl im Zusammen-
hange steht mit dem Schwanken in der Haltung der kaiserlicher.
Politik, über welche der Nuntius Aleander Klage führt, mdem e:
in seinen Berichten sagt, dass am 29. December zwar beschlossen
worden sei, ein Mandat zu erlassen, dies aber doch unterblieben je.
Die päpstliche Bulle war in Salzburg nicht veröffentlicht worden ' .
Denn die Räthe des Erzbischofs antworteten dem Bischof von Frei-
sing auf seine Anfrage im November 1520, ihrem Herrn, dem Car-
dinal, sei ihres Wissens eine päpstliche Bulle nicht zug^angen. Nlti
wandte sich Bischof Philipp an den Cardinal selbst, der in Worre-
beim Kaiser weilte. Längs Antwort vom 10. Januar vermied ject'
nähere Eingehen auf die gestellte Frage und verschob eine gcnai;cre
Antwort auf spätere Zeit. Erst in einem zweiten Briefe vom 21.Jani:-.:
1521 als sich die Politik des Kaisers entschieden dem Papste zi-
gewendet hatte, meldete Lang die durch den Nachrichter vollzoc:i;nt
Verbrennung der lutherischen Schriften in den Niederlanden unc :i;
Köln als ,neue Zeitung* und erklärte, der Kaiser habe sich nvt
gutem, zeitigem Rathc entschlossen, dem römischen Stuhle ar.: ■
hangen, er habe auch nach seiner Krönung in Aachen in den drt: ,
geistlichen Kurfürstenthiimern die Verbrennung der lutherL-^cht;;
Schriften veranlasst und sei Willens, ernste Mandate (ur das ganr;
Reich zu erlassen und mit den Ständen auf dem Reichstage ühcr
die erforderlichen Massregeln zu verhandeln').
Anfangs Februar (1521) war dem Bischöfe von Sitten, dem
BLschofe von Triest und Banisius der Auftrag gegeben worden, c;r i
kaiserliches Mandat gegen Luther zur Ausfiihrung zu bringen. D.i
verbot ihnen M. Lang, ohne Beisein zweier deutscher Rätbe d-^
Mandat zu öffnen. Drei Tage kamen diese täglich Morgens zusamn-.sn.
aber die deutschen Räthe erschienen nicht. Der Bischof von Siittr
'1 Bei ihrer Weigerung, die Bulle bekannt zu roachen, berief sich die L'.
vecsilüt Wien luf die Enbischofe von Maini und .Silibarp, velcbe die Bnlle it;:'
nichi verölTentlicht tiMtleTi. (Balin. Monuments VtikuiB, 5. 6.)
') V. Druffel. Sl[inng.ibericlile der k. b. Akademie der Wisseoschafien. 15S'
S. 677, 586 f. I
201
Hielt Lang für die Ursache, der das Mandat hinausschieben wollte,
VI m sich dem Herzog von Sachsen zu verpflichten *).
Als Mitte Februar (1521) die Sache Luther*s vor das Plenum
des Reichstages gekommen war und die Stände sich für die Be-
rufung Luther's nach Worms ausgesprochen hatten, ertheilte der
Kaiser dem Cardinal Lang den Auftrag, mit den Prälaten von Triest,
I^alenza. Tuy, dem kaiserlichen Beichtvater Glapio und drei anderen
Doctoren die Antwort an die Stände vorzubereiten. Sie sollten ein
Mittel finden, um ,Gott und dem Papste zu dienen und zugleich
Fürsten und Völker zu befriedigen*, wie Aleander nach Rom be-
richtet *).
Lang fand es für gut, den Nuntius, der in grosser Verlegen-
heit war, die Rechte Roms als controvers behandelt zu sehen, in
die Berathungen hineinzuziehen. Dieser wollte von einer Berufung
Luther's nichts wissen, aber Lang erklärte ihm, er für seine Person
wünsche zwar eine Vorladung Luther's ebenfalls nicht — wohl mit
Rücksicht auf die Gährung im Volke — , aber es sei ein anderer
Weg unmöglich, da alle Fürsten und Völker Luther's Berufung ver-
langten. Aleander erwiderte, er könne und dürfe, soweit es an ihm
f?ei, eine Erörterung, ein Anhören und Befragen nicht gestatten in
einer Sache, in der bereits die alten Concilien und der Papst ge-
sprochen hätten, ganz abgesehen von dem Scandale, den Luther's
Kommen erregen würde ; die Pflicht des Kaisers sei, die Bücher
Luther's zu verbieten und zu vernichten und mit diesem wie mit
einem Ketzer zu verfahren; fürchte er, Lang, das Volk, so möge
er das beste Mittel zu finden suchen, nur dürfe der Autorität des
Papstes kein Abbruch geschehen. Nach dieser Instruction — so
berichtet Aleander') — hat sich Cardinal Lang entschlossen, das
Decret so umzugestalten, dass weder Fürsten noch Völker recla-
miren könnten, und doch der von Rom erwünschte Erfolg erzielt
würde. Am 28 Februar kam der Entwurf des Decretes zu Stande;
*) So berichtet ein Unbekannter am 7. Februar aus Worms ; er schreibt ferner :
„II conte Camillo de Gambara me ha dicto, che alla tavola de dicto Gurgense (Lang)
se diceva mala de N. Signore (Papst) essendo lui presente et non diceva nuila."
Bai an, 1. c, Nr. 20, S. 62.
•) S. Brieger, a. a. O., Depesche Nr. 11 Vom 27. Februar lö21; Balan,
i. c., 13; Friedrich, a. a. O., 8 und 9.
») Brieger, a. a. O., Nr. 11.
er lautete dabin, dass Luther nur befragt werden solle, ob er ad
zu seinen Büchern bekenne und ob er widerrufen woilc. Da^ Dscrc;
wurde in deutscher Sprache aufgesetzt, in der Dämmerung lei,-;
es Lang dem Nuntius, und er beauftragte den Secretär Spiegel. e>
in's Lateinische zu übersetzen und dem Nuntius mitzutheilen, bevor
CS von einem der Deputirtcn gesehen würde. Aleander, der wieder-
holt in seinen Berichten Klage führt, dass tausend Beschlüsse ge^--:
und wieder unigestosscn würden, dass man stets das Gegenths
des Beschlossenen thue, und dass die Räthe des Kaisers aus »c'.t-
lichen Rücksichten die Sache verschleppten, sprach die Befürchiur,;:
aus, dass ihm das Decret nicht gezeigt würde. So geschah es ai:cb.
er bekam es nicht zu sehen ').
Von Längs weiterer Thätigkeit bei den die Religion bet reffen ccri
Verhandlungen ist nur noch bekannt, dass er, wie er im Namen des
Kaisers am 27. Januar 1521 in der Eröffnungssitzung des Reichs-
tages die Stände begrüsst hatte '), in der Versammlung, m welcher
Luther seine Rede hielt, den Vorsitz führte, und dass er bei de'
Verhandlungen über den Entwurf des Edictes gegen Ltither be-
theiligt war").
Die wenigen uns bekannten Einzelheiten über Längs Tliadg-
keit und Verhalten in Worms lassen erkennen, dass er einen hoh;r,
Einfluss auf den Gang der Dinge hatte, und wir dürfen wohl Hansi;
beistimmen, wenn er meint, Lang sei der vornehmste Anstifter ^'.'.-.^
dessen gewesen, was wider Luther und seine Partei auf dem Reiche
tage zu Worms beschlossen worden sei*).
Bis zum Beginne des Wormser Reichstages hatte LanL; clr.t
zurückhaltende Stellung eingenommen gegenüber dem LuthcrthcT..
wohl in der Absicht, zuzuwarten, wie sich die Dinge entwickeji.
wie sich Kaiser und Reich zu der lutherischen Sache verha.tcii
würden. War es doch auch eine .schwierige Stellung, in der sicii
') BrUger, ». . O.. Nr. H.
>) Baumi-arlen, Karl V.. Bd. I. S. 401.
■} BatiD. Munumenta refonn., S. 74 R.
*j Germania Sic», II. 585. Die schon eivahnte Augibgrga Chr.>i:ik d^
Wilhelm Rem belool Lang'i grossen Eifer fdr UnterdräckiiDg der luiherischen Lehn.
Wir lesen dort. Lang habe sich direet an Lother'i Landesberm. dei: Karlir^^r
Friedrich von Sachsen mit der AufTordemog gewendel. et »oile nicht so e*C™ '-■"
PapsE aufirelCD. denn Lather habe Unrecht; und er. der Kurfürst, möge dicken lo
dem Lande weisen. (Chroniken deu;scher SUdle. XXV. 146 1
203
iamats ein deutscher Kirchenfurst zwischen dem Ausbeutungsäystem
der Curie und ihren absoluten Tendenzen einerseits und den heimischen
Zuständen andererseits befand'!* Seitdem Wormser Reichstage aber
trat Lang entschieden und energisch für Erhallung des alten Kirchen-
thumes und der durch dasselbe geschaffenen Zustände ein; er
arbeitete in der Folge überall da mit, wo es galt, eine Schutzmauer
für die alte Kirche aufzurichten. Was aber den von humanistischer
Bildung durchdrungenen und mit seinen Anschauungen ganx der
■neuen Zeit angehörenden Kirchenfiirstcn bewog, sich der altkirch-
lichen Partei anzuschlicssen und an der Wiederherstellung des alten
Kirchenthumes mitzuarbeiten, war nicht .eine von allen weltlichen
Rücksichten absehende* tiefe Religiosität, nicht eine begeisterte An-
hänglichkeit an das alte Kirchenthum und die Ueberzeugung von
der Vortrefflichkeit des mittelalterlichen Kirchenideals, sein officielles
Verhatten zur lutherischen Reform war vielmehr durch Gründe,
welche ausserhalb derselben lagen, durch die äusseren Verhältnisse
und Umstände bedingt. Lang's ausschlaggebende Motive lagen auf
dem politischen Gebiete. Bei der engen Verbindung zwischen Staat
und Kirche konnte eine Neuordnung der kirchlichen Dinjje nicht
■ohne Erschütterung der staatlichen Ordnung vor sich gehen. Diese
Gefahr für den Staat steigerte sich durch die Gährung im Volke,
die Unzufriedenheit aller Stände mit den .socialen und wirthschaft-
liclien Verhältnissen. Deshalb erschien vielen und hervorragenden
Männern die lutherische Reform politisch verdächtig, staatsgefähr-
lich, und sie befürchteten aus einer Glaubensspaltung nur eine Störung
des Gesammtwohles des Reiches '). Matth. Lang sprach sich spater.
auf dem Augsburger Reichstage 1530, in diesem Sinne aus, und
wir werden ihm derartige Motive wohl auch schon in der früheren
Zeit zuschreiben dürfen. Als Regent eines geistlichen Fürstenthumes
hatte Lang Ursache genug, die lutherische Reform für staatsgefähr-
lich zu halten und ihr entgegenzuarbeiten, es war für ihn die Religions-
frage nicht nur eine Geistes-, sondern auch eine Macht- und Lebens-
frage. Gerade in Salzburg war es leicht zu erkennen, dass die Oppo-
sition gegen den Bischof zur Losreissung von der bi.schötlichen Herr-
>] Diese Anschauung vertrat z. B. der baieri'^che Kanzler Lconliard Eck (cfr.
Vogt. PoliCilc Baierns im Bauernkriege, S. 60 ff .), Auch Hertot; Gearg von Sachsen,
Eraimui T. Rotlerdam, Cochtäiu, Dlrich Zasius, Papst llr,diian VI. iL. A. Bpracbea
RchaCt, zu staatlichem Umstürze führen müsse, da die Salzburg;::
bereits vom , lästigen Joche des Krummstabes' zu sprechen bcgonr.rr,
und schon 1511 der fürstlichen Hoheit des Erzbischofs sich zu er.:
ziehen versucht hatten '). Auch Cardinal Lang wurde in SchnuJ-
Schriften angegriffen und zum Gegenstande des Spottes gemacht ' .
Im Sommer 1520 war die Gährung im Erzstifte schon so bcdeuter»:
dass die erzbischoflichen Räthe und Statthalter ernste Massrcge'n
zu ergreifen sich genöthigt sahen •).
Bei solcher Lage der Dinge können wir uns nicht wunderri.
wenn dem Erzbischof die lutherische Bewegung doch hauptsäcliicr.
als ein revolutionäres Unterfangen erschien, das mit Genali :j
unterdrücken war, ohne Rücksicht, ob in ihr ein berechtigter Ken
Stacke oder nicht, wenn der mit den stärksten Lebensinteressen ün
die alte Kirche gebundene Fürst in Luther dnen Störer des r.neijt-
lichcn Friedens sah, der für sein verwegenes Beginnen, die her-
gebrachte Ordnunjj zu stürzen, die gebührende Strafe erleiden so'iic
Aus dieser Ueberzcugung von der Gefährlichkeit des Lutherthuni-
schöpfte Lang seinen glühenden Hass und seine leidcnschaftlurhr
Energie diesem gegenüber, die ihn weit und breit in den Ruf di?
grimmigsten Feindes der neukirchlichen Bewegung brachten, so dö5=
ihn Sleidanus den ersten Verfolger der Lutheraner nennt und My
conius ihn unter den erbittertsten Feinden des Evangeliums an erster
Stelle aufrührt*}.
Nicht ohne Einfluss auf die kirchlichen Entscheidungen des Err-
bischofes war die Nähe Oesterreichs und Baierns, die der Restaiin-
ttonspartei beitraten und mit denen gute Nachbarschaft zu halten
die politische Klugheit rieth. Es ging das Gerücht, M. Lang han;
in der Gefahr, seine fürstliche Stellung zu verlieren, sich bereit erklart
das geistliche Gewand abzulegen und sich zum weltlichen Herrn er-
Stiftes zu machen, seine Unterthanen aber hätten ihm als AntM^n
auf sein Anerbieten den Wunsch zu erkennen gegeben, ihn in Stu«c
■) Pichler. Siliburger Lundesgeichichte, S. 295.
») Z. B. PasqiiUlus von deni GejBg d^r DeufFet, bei Sdohel. Mis« >:
S. 143 ff.
') Hanthaler, a. .. O., S. 176.
•) Vgl. HansJi, «. a. O,. 585, — Mycorius, Hisl. lef. C»p. XV. Leipiig 17IS
S. 99. Den .saliburgUchen Caidinal, suoders des Luthers Feind' neonl VUni'.i
Anshelm, Berner Chronik, VI, 293 den M. Lug x. J. 1625. AnsheliD W3S. i.r
SUidati und Myconiui. Zeilgenosie Längs.
205
zu hauen'). Ob Lang wirklich bereit war, einen solchen Schritt zu
ttiun, ist nicht festzustellen. Ernstlich konnte er sich wohl nicht mit
diesem Gedanken tragen, dies verbot schon die Rücksicht ;iiif Baiem,
das bereits 1519 gegen die Erhebung Lang's aof den crzbischöflichen
Stuhl Protest eingelegt hatte und in Folge seiner Säcularisationsplüne
«^tets ein gefährlicher Nachbar war '). Keinen Augenblick würde
Daiern in diesem Falle gezögert haben, das ganze Erzstift seinem
Gebiete einzuverleiben.
Wir begegnen auch der Behauptung, die Curie habe den früher
nicht recht gefügigen Erzbischof durch Concessionen für sich ge-
\vonnen und an sich gefesselt. Allerdings gewährte ihm die Curie-
das Recht, für mehrere seiner Suffraganbisthümer die Bischöfe zu
ernennen, und versäumte auch nie, ihm für seinen Eifer im Kampfe
gegen das Lutherthum Lob zu spenden'); sie mag dabei immerhin
von der Absicht ausgegangen sein, den einflussreichen Reichsfürsten
zu besonderem Eifer für die katholische Sache anzuspornen, und
ohne Zweifel schmeichelte das Entgegenkommen der Curie dem
ehrgeizigen Manne, aber für seine principielle Stellungnahme war es
sicher nicht entscheitlend, zumal da die Concessionen und die An-
erkennung seitens der Curie in eine Zeit fielen, da sich der Cardinal
schon längst als eifrigster Vertheidiger des alten Kirchenthums
erwiesen hatte. Auch ohne dieses Entgegenkommen der Curie wäre
Lang's Stellung zur Reformfrage keine andere geworden. Die äusseren.
Verhältnisse Hessen keinen anderen Weg offen.
') Erwähnt im Schieihen Herfog Ottos *on Lüneburg nti seinen liruder Ernst,
ddo. Weimw 20, Juni 1525. Vgl. F r i e d e n s b u r g. Der Reichstag von Speier 1526, S. 147.
') Jörg, DfuLscliland in der Revolmionsperiode, S. 331 ff und 570 ff. — Vogt,
Die bttieiische Politik im BauemkriegB, 343 ff. — Maur e nb re eh er, Geschichte der
koth. Refomation, l. 237.
•) Durch ein Breve vom 13, Juli 159G (Original im t. k Staatsarchiv lu Wien)
und wieder durch ein Breve Tom 13. Ottobtr 1530. Jm Jahre 1624 befreile Clemens VII.
den Cardinal, des-sen Anwesenheit in Deutschland die wachsende lutherische Keuerei
nothwendig machte, von der Residenlia in curla Komana und erklärte ihn aller Vortheile
und Rechte thellhoftig, welche sich die in curia Romana anwesenden CardinBle tu
erfreuen haben. (Originale im k. k. Staatsarchiv la Wien nach Mittheilung der Direction).
(Forlseuung folgt.)
Zur Geschichte der evangelischen Kirchenverfassung
in Oesteireich.
(Bis Kum "roleranzpatent.)
Hit BiDnt»Dg tasdicliriniithir Qullii.
Von GnaTAT Almjlf SliLMCt, k. h. o. Professor in Wien.
VII.')
Die im vorhergehenden Abschnitte geschilderten Verfassung,'?-
Verhältnisse der evangelischen Kirche in Schlesien haben sich ti>
zum Jahre 1740 erhalten. Die politischen Ereignisse, welche m;t
ienem Jahre .«ich abzu^^pielen begannen, machten das weitere un-
veränderte Bestehen derselben unmöglich. Sie brachten es mn
sich, dass in der späteren Entwickelung der Verfassung der evange-
lischen Kirche in Oesterrcich T e s c h e n nicht nur die Führung übt^r-
nabm, sondern das.s eine solche überhaupt nur auf teschnischem Boccn
stattfand. Und in dem von uns nun zu behandelnden Zeitabschnitte
geschah es, dass die evangehsche Kirchen verfassungscntwickeluns
an jene Religionscommission anknüpfte, welche behufs Unrcr-
drückung des Protestantismus in Schlesien im Jahre 1653 eingerichtet
und 1661 als Eliminationscommission zu demselben Zwecke erneuen
worden ist. Wir werden daher diesen Abschnitt wohl am passendster
damit einleiten, dass »ir die weiteren Schicksale dieser Institution, welch;
wider alles Erwarten für die Entwickelung der evangelischen Kirchen
Verfassung in Oesterreich eine so gro-^se Bedeutung gewinnen sollte.
an der Hand einzelner Daten angeben, und zwar bis zu der Ze.t.
in welcher sie — freilich nicht nach dem Willen der evangelischer
Kirche, sondern der höchsten weltlichen Macht — zum Ausgangs-
') Vgl. Jahibuch' 1898, 1. und II. Hrti, S. 1—73.
207
punkte einer neuen Entwickelungsphase der evangelischen Kirchen-
verfassung in Oesterreich benützt worden ist.
Es ist bereits erwähnt worden, welchen grossen Eifer Karl VI.
in der Unterdrückung des Protestantismus in allen seinen Erb-
ländern an den Tag legte. Die strengsten Edicte gegen den-
selben datiren aus seiner Zeit.*) Das Organ zur Durchführung der-
selben sollten die Religionscommissionen sein, welche neu ein-
eerichtet und mit einer Instruction versehen wurden. In dieser ist
es unumwunden ausgesprochen, dass der Kaiser die katholische
Religion als die in seinen Ländern einzig berechtigte und zulässige
ansieht und in den Religionscommissionen Organe zum Aufsuchen,
und Anzeigen der ,Haeresis* haben will, um diese bestrafen und
ausrotten zu können.*) Auch die Teschnische Religionscommission er-
lebte durch das kais. Rescript vom 22. November 1737 eine aber-
malige erneuerte Auflage.*) Seit jener Zeit hören wir auch im amt-
lichen Verkehre vielfach von jener Commission.
>) Besonders das Religionspatent vom 28. December 1725. (Gub. Pat. voia<
26. December 1726.)
•) K u z m a n y, Urkundenbuch, 1856, S. 77, R e z e k, Die volksthümliche Religions-
bewegung, S. 91, u. f. Czerwenka (für Steiermark). Jahrbuch I, 90. (Vgl, auch das
schöne Schreiben der Emigranten im „Halte, was du hast*', X, 112 und 233.) — Die-
Instruction ist auch deshalb wichtig, weil sie zeigt, \rie weit schon unter Karl VI. das^
Staatskirchenthum in Oesterreich gediehen ist; der Kaiser trifft seinerseits selbst-
ständige Entscheidungen in reinen Religionssachen.
*) Das Datum des Rescriptes wird verschieden und nicht immer richtig an
gegeben. Jahrbuch IX, 1888, S. 44, lesen wir den 2. Jänner 1738 als Datum der
K. O. A. J., was richtig ist; aber das Datum des kaiserl. Rescriptes ist als 22. Sep
tember 1737 unrichtig angegeben; im Manuscripte in der Scherschnik. Bibliothek in
Teschen, das wir nachgesehen haben, steht: 22. 9 br; das bedeutet aber nicht den
neunten Monat, sondern Novem — ber. Man hat in jener Zeit noch vielfach so gekürzt
(7 br = September etc.) — Rad da (ürkundenbei träge) gibt das Datum richtig
an (22. November), Bi ermann, Geschichte. der Protestanten, dagegen 22. December
1737. — Das Rescript hat eine ziemlich lange Vorgeschichte, auf welche wir nicht
näher eingehen wollen. Wir bemerken nur, dass es die Folge des Bauernaufruhres
in Teschen (Bier mann, Geschichte der Protestanten, S. 116), dann eines Berichtes
des Breslauer Bischofs und einer 40 Punkte enthaltenden Beschwerdeschrift (katholische),
war. Seinen Bericht machte der Bischof auf Grund des Visitationsberichtes des
bischöflichen Visitators Stinglheim, der voll von Denunciationen war. Wir entnehmen
dem bischöflichen Berichte (Punkt 6) Folgendes: Allgemein beschwere sich der
Clerus in Teschen, dass der H. Landeshauptmann Graf Wratislav, sowie auch der
H. Regent der Lot bring. Kammergüter die noth wendige ,assistenz gar nicht leisten,.
Das Rcscript vom 22. November 1737 {2. Jänner 1738" fc^
stimmt, dass >vonNiemanden außer der eigens angeordneten Religionv
commission einige ReligionsSession oder Decission vorgenommrr
■werden solle«. Die Rcligionscommission, durch welche >alics r
Religionssachen tractiret werden solle<, wird durch jenes Rescr;r:
förmlich organisirt. Es werden der Landeshauptmann Freihsr
V. Skrbenslty zum Präsidenten, die Freiherren v. Gotschalkowsky u-
V. Czelesta zu Beisitzern der Commission ernannt. Die^^e sollte ai'e
14 Tage eine Session »zur cxigentia rcrum« von 9 — 12 Uhr Vlt-
mittags halten, in derselben >die eingebrachten Sachen zwar snir
mansch doch legaliter mit Anhörung der denunciatorum verhandeln'.
• In casibus arduis et dubiis« sollte die Commission Belehrung vor
der Behörde einholen. Das Rcscript enthält eine Reihe von Ir,-
structionen, die sehr interessant und charakteristisch sind, anfweldie
wir aber hier, da sie sich mit Ausnahme eines einzigen Punktes, de
wir schon früher berührt haben,') auf die Kirchen Verfassung nicht
beziehen, nicht näher eingehen wollen. Nur der Schluss möge nicht
unerwähnt bleiben, in welchem geboten wird, »die bevorstehende In
struction in möglichster Geheim» zu halten. — Eine K. O. A. R.
vom 6. Februar 1740') tragt nach, dass die Religionscommi^t^ioii
>von Session zu Session die fructus Instructionis von der Gcistlich-
äie RcYigioniStisiontn nach gefallen hallen', die Apostaten und Kinder aui g<
nii<>cblen Ehen ,>wsr ciliren, allein ad lUtendum nachdrncksam nit faaliei;, <^t
schon die Pfarrer mit nit geringen Unkosten lu zehn- nnd mehmiBlen citinei ci
scheinen, welche Cilationcn umb so wenig« Krafft haben, alB solche an die E». Herr
tcbalTten eTgehen". Auch sonct wird der Landeshauptmann in dem Berichte arg m.:
genommen. — In der Beichwerdeschrift (Funkt 22) wird darüber geklagt, da.'« d::
Evongeliscbcn in Religio n«s sehen immer , causam comrounem machen*, oder sich h^«:.!-
ilai Collegium der Kirchen Vorsteher stecken, um dann ,das Werk „comrouni sumpti.'
ausiunihren, während die „cathol. Geist- und Weliüchen für sich allein oad auf irre
eigenen Koileti agireti müssen*. — Du Rescript enthült im Ganzen IT Punkte, cnd
sollte aush in den anderen FUrstenthilmern .pro Cynosura' Ricbischnur (Leiii:e:E
sein. Im 16. Funkte wird dem „Luth. Worlsdienet Heinrici dai Verkaufen der Meoi
camenle und die Besachung der kath. Kranken sub poena amotionis* Tetboten. l:.i
17. Funkle wird den ,Schul-Co liegen' die Tradirung der Theologie unlereagl. — E-
möge noch bemerkt werden, dass die beiden Extracte im Jahrbach IX. ISS^
S. 44, 45. aui einem Re<>cripte gemacht sind. Dasselbe ist im Archiv des Min. f . C
u. U. in Wien zu finden.
') Beiiiglicb des Vorlegens der Kirchenrechnnngen (Funkt 17).
*) Jahrbuch, IX, .S. 46. Radda, UrkundenbeitrSge, 18B8. S. 14.
200
eit individualiter abfordern, auch die Instruendos selbsten ver-
ehmen« soll, »um zu eruiren. mit welchen der Allergnädtgsten
""crordnung gemäß revera zu conniviren, oder wo der darunter ver-
lerkendcn Malitz etwann noch und mit was vor Bescheidenheit
ntgegen zu gehen seyn möchte«. Und dies Alles zu dem Zwecke,
lamit >der Intention S. Majestät' gemäss das >bonum Religionis
Tatholicae« befördert werde.')
Natürlich hat sich die Religionscommission derlei Sachen nicht
weitnal sagen lassen. Sic erfüllte ihre Aufgabe mit einem Eifer,
ler wahrlich einer besseren Sache werth gewesen wäre. . . Der erste
;chlesische Krieg, welcher nicht lange nach der Reorganisation der
Religionscommission ausbrach, brachte die Thätigkeit derselben zu
iiT\igem Stillstande. Indessen war gerade dieser Krieg dazu bestimmt,
3er Entwickelung der evangelischen Kirchenverfassung eine neue
Richtung zu geben, und zwar mit Hilfe jener an der Ausrottung
der protestantischen >Ketzerci> so eifrig arbeitenden Religions-
commission.
Unter denkbar schlimmsten Auspicicn bestieg Maria Theresia
im Jahre 1740 den Thron ihrer Ahnen, zu welchem ihr die
von ihrem Vater Karl VI. zu Stande gebrachte »Pragmatische
Sanction« (1713) den Weg geöffnet hat. Die ganze Umgebung der
jungen Kaiserin strotzte von Feinden, welche offenkundige Neigung
zeigten, sich in ihr Erbe zu theilen. Der gefährlichste von ihnen
war der energische, kluge, aber auch rücksichtslose Friedrich II. von
Preussen. welcher zielbewusst den Plan : die Machtstellung seines
Hauses zu vergrösscrn. verfolgte. Er warf sein Auge auf Schlesien ;
und unter dem Vorwande alter Erbansprüche auf einige schlesische
Fürstenthümcr säumte er nicht, ohne die Antwort aus Wien abzu-
warten, von der er ja im Vorhinein wusste, dass sie abschlägig lauten
werde, in Schlesien einzufallen und Maria Theresia mit Krieg zu
überziehen (15. Decembcr 1740). Das Ergebniss des Krier;es war
bekanntlich die Abtretung des grössten Theiles von Schlesien an
Friedrich durch den Frieden zu Breslau (27. Mai 1742). An diesem
Facit änderten nichts die späteren schlesischen Kriege und die sie
abschliessendenFriedcn (Dresdener und Hubertsburger). Maria Theresia
behielt nur einen Theü von Oberschlesien, nämlich die I'ursten-
I) Radda, Urkandenbeitrüge, S. 14.
r>hib:.ch da Pn)t»l>n(»niu> 189S. H. III u. IV. 14
210
thümer Teschen, Troppau und Jägerndorf; sie erlitt demnach einr:
Verlust, den sie begreiflicherweise niemals verschmerzen konrft
Friedrich II., welcher ihr denselben verursnchte, nannte sie desh ri-
nden bösen Mann«;*) und sie äusserte sich einmal: »es könnte ihrer,
Erblanden nichts Unglücklicheres gescfhehen. als in preußische Handc
zu fallen; und wäre sie nicht immer gesegneten Leibes ^cw^stn
hätte sie Niemand abgehalten, diesem meineidigen Feinde entgegen
zuziehen*.*) Die Schlesier selbst begrüssten zwar Friedrich mit keinem
Jubel, aber die kurzsichtige österreichische innere Politik, welche es
für ihre erste Aufgabe hielt, alle Einwohner katholisch zu macheri
und in der katholischen Kirche zu erhalten, hat es schliesslich 5'^
weit gebracht, dass sich die eroberten schlesischen Länder mit oe:
preussischen Herrschaft bald befreundeten.')
Selbstverständlich hatte der früher angegebene Ausgajig cer
schlesischen Kriege wichtige, sowohl poHtische, als auch kirchhc'ic
Veränderungen zur Folge. Wir haben hier selbstverständlich nur de
jenigen anzugeben, welche sich auf den bei Oesterreich gebliebener
Theil Schlesiens bezogen.*) Für diesen setzte Maria Theresia einr
eigene Verwaltungsbehörde an die Stelle des königlichen Oberamt e^
in Breslau ein. Den 17. October 1742 ist ein königliches Amt oJer
Gubernium — beide Benennungen kommen in den Acten vor — m
Troppau errichtet worden, welchem der öffentliche Convent, die fürst-
lichen Aemter und Regierungen etc. in den übriggebliebenen Herzog-
thümern unterstellt wurden/)
Was sollte aber mit dem bei Oesterreich gebliebenen evange-
lischen Kirchenwesen geschehen.^ Brieg, unter dessen Consistorijm
die Teschnische Gnadenkirche, in gewisser Hinsicht wenigstens, ;^e
») Wolf, Oesterreich unter Maria Theresia, 1885, S. 110.
') Arn et h, Maria Theresia (Separatabdr. aus der Allgem deutschen Iv -
graphie, 1880, S. 13).
*) Auch in anderen österreichischen Ländern unterhielten die geheimen Prore
stantcn Connexionen mit Friedrich. (Vgl. Rezck, Die volksthüralichc Bewegung, S.85.
*) Friedrich II., welcher den Schlesiem sofort Religionsfreiheit gewährte, lioj
Anfangs 1742 die Consislorien in Brieg etc. auf und errichtete zunächst zwei Ober
consistorien : in Breslau und Glogau. später noch ein drittes in Oppeln. In demser"i?n
Jahre (1742. 13. September) erhielt Schlesien eine neue Kirchenordnung. (Acta hist.;r
eccles., VI, 219, 358. Hensel, 716; dort ist auch die Kirchenordnung zu finden: ^i<r
sollte auch noch in Oesterreich in der Toleranzzeit eine Rolle spielen.)
») Bier mann, Das Herzogthum Teschen, 1894, S. 234.
211
liörte, ist an Preussen gefallen und das dortige Consistorium ist,
T.vie wir eben bemerkt haben, überhaupt aufgehoben worden. Und
■wenn es auch weiter bestanden hatte, so wäre es von der öster-
reichischen Regierung ganz gewiss niemals i^ugelasscn worden, dass
die Teschnische Gnadenkirche mit einem im preussischen Lande
bestehenden Consistorium in Verbindung trete. Ausserdem hörte
in Folge des Krieges die Verbindung von selbst auf; es musste
deshalb daran gedacht werden, das Verfas-^iingswesen der Gnaden-
kirche in Teschen entsprechend einzurichten.
Diese Noth wendigkeit stellte sich schon während des ersten
schlesischen Krieges ein. Anfangs 1740 sah sich der alte Pfarrer
Hentschel gezwungen, Andreas Machal, seinen .ehestens zu vociren-
den Schul-Collegen', zü ersuchen. da.s.'% er ihn in deutschen und
polnischen Predigten, sowie auch in den Katechisationen vertrete,
wofür er ihm von seinem Prediger.-ialario 50 Gulden ,cediren*
■wolle, d. h. er berief Machal. wie wir h'iute sagen würden, zu
seinem Perso na! vicar '). Machal verwaltete aber sein Vicariats-
amt nicht lange. Den 30, Mai 1740 starb Hentschel. Die Kirchen-
vorsteher säumten nicht, Machal, der ein schlesisches Landeskind war
und sich mit einem noch vom Brieg'schen Consistorium ausgestellten
Attestat seiner Orthodoxie ausweisen konnte, fiir die vacante Stelle
zu präsentiren und den Kaiser nm dessen Bestätigung 7.u bitten ■).
Den 23. Juni 1741 gelangte an die Kirchenvorsteher vom Landes-
hauptmaone die Nachricht von der erthcilten Confirmation Machal's,
und es wurde zugleich der 3. Juli fiir die Installation des Bestätigten
festgesetzt. Dieser musste jedoch früher ordinirt werden I Nun war
guter Rath theuerl Von Brieg, wie auch von den anderen ,hier-
ländischen* Consistorien war man ja abgeschnitten, wo sollte die
Ordination vollzogen werden? Die Kirchen Vorsteher befanden sich
in der grössten Verlegenheit; in dieser richteten sie ein Supplicat
') Hentschel stellte für Micha! eine Art Vocalionsnrkutiile aus, Sie Irügt das
Dalum des 4. April 1740,
') Die Prfcemation Msehars geschak auf die Denomirnitlon des Grafen v. Pleis,
weshalb ihn auch die Kirchen Vorsteher im Sinne der mit ihm den 18. AugusI 1721
abgeschlotienen Conyention um das Zahle» der Spesen etc. ersuchten. Wir erfahren
dabei, dass die Confirmat ionslaxe auf 100 „Speeies Ducaten* aufgemessen wurde.
Ausserdem musste dem Rtfferendarius ein Douc^ur (bei Schudisrd machte es 100 Gulden
rheinisch aus) und dem Agenten, ,der es insinuirt und urgitt hnt", ein Gralial und
■einige , extra Auslagen' nusgeiahll werden. (Teschener evang. PfarraTchiv.l
14»
•-»1
212
an die Kaiserin, in welchem sie baten, , Allerhöchst Selbetc ^r.
weissen obgeführten Ursachen und nach Beschaffenheit gcgcL^:r:
Umbstände, quoad hunc actum und vor dießes mahl, allerg:!
dahin zu condescediren, womit erweiter Andreas Machal von 1
hiesigen Teschnischen Ministerio gewöhnlicher maal^en o^c
und hierauf, wie bräuchlich, installiret werden könne*. D'.t>t< f
bitten sie, ,alldieweilen dieOes von E. kön. Maj. allerhöchst t
schränkter Macht einzig und allein dcpendirt, und sonsten \^
den in unßeren Kirchen üblichen Gebrauch, daß, wo gantze Minis-- 1
sind, auch von selbigen derley actus ordinationis vorgekehrct i
werden pflegen, nicht zu wieder laufen möchte*. Die KaL<;ern rV
schied in Pressburg den 31. Juli 1741 im Sinne der Bittere.
, wollen wir in hoc casu specifico wegen deren in unsereirL Er-
herzogthumb Schlesien annoch fürdauernden Kriege-Unruhen her!|
gnädigst disponiren, daß der Von uns zu der nach Absterber. ::>
Christ. Hentschel daselbst erledigten Praedicanten Stelle conf/n .'"^
Andreas Machal von dem Teschnischen Kirchen Ministerio, je:- -
unter deinem (nämlich des Landeshauptmannes) Praesidio OTcr:-'-
werden möge*.*) Und so ist denn auch Machal den 10. Sepc:-
ber 1741 (am XV. p. Trin.) ^unter dem hohen Praesidio Ihro F^.
des teschnischen Landeshauptmanns C. Fr. Freih. Skrbensky v -
E. ehrw. teschn. Ministerio examiniret, auch sodann, bey ungeir/:
zahlreicher Versammlung (da dergleichen vormals noch n^e :•-
schehen) ordiniret worden*.')
Es ist aber das Teschnische Ministerium nur , quoad nunc ur.
fiir diesmal* mit einer Consistorialfunction betraut worden; wie -^o **
jedoch in Zukunft vorgegangen werden? Man musste r'aran den'K:.i
für das mit Brieg verlorene Consistorium einen Ersatz zu scharV
Die Regierung ^ah selbst die Nothwendigkeit ein, eine Oh::-
behörde zu schaffen, welche die kirchlichen Angelegenheiten er
bei Oesterreich gebliebenen evangelischen Schlesier besorgen sulitc
*) Teschener evang. Pfariarchiv.
») Acta hist. eccles. VI, 1742, 865. — Dort wird auch bezüglich der Tesci.c: t:
Gemeinde die Bemerkung gemacht, dass nicht so leicht eine evangelische Geme.r>-
zu finden wäre, die so viele Leibeskräfte erforderte. Auch die Kirche sei *ehr ^ -^^
und folglich brauche sie solche Prediger, welche gute Pulmones haben. Vv^o Ctr.
dortigen ^Lehrern" wird gesagt, dass sie ^nur meistens von Almosen und v<»r ß -'t
licher Providenz leben*. — Das Ut. Ordinalionssdecret MachaVs in Absci-.nü in*
Teschener evang. Pfarrarchiv.
■^ -^ If"
213
AVo wäre für sie ein passenderer Ort zu finden gewesen, als in
Teschen. in welchem es eine Gnadenkirche gab, und wo auch
ein Landeshauptmann seinen Sitz hatte. Das Examen und die
Ordination Machal's haben sozusagen jener Oberbehörde den Weg
nach Teschen gewiesen. Und so bietet sich uns in jener Zeit ein
sonderbarer Anblick dar: während in den anderen Erblanden die
Hand der Regierung auf den Evangelischen so schwer lastet, dass
sie nicht die geringste freie Bewegung machen können, richtet die-
selbe Hand in Schlesien eine kirchliche Oberbehörde fiir die Pro-
testanten ein! Allerdings war die Gestalt, in welcher sich diese
Oberbehörde präsentirte, sehr wenig protestantisch, aber sie war
-da und bildete eine Vorstufe fiir eine spätere evangelische Kirchen-
regimentsbehörde, welche diesen Namen mit mehr Recht verdiente.
Und man wird uns wohl keiner Phrase beschuldigen, wenn wir
sagen, dass die Einsetzung jener Oberbehörde für die
evangelische Kirche in Teschen einen Markstein in der
Verfassungsgeschichte der evangelischen Kirche in Oesterreich
bedeutet. —
Diesem Ereignisse soll die folgende Ausführung gewidmet
werden. — Selbstverständlich hatte die evangelische Kirche Schlesiens
selbst keinen Antheil an der Schöpfung ihrer obersten Behörde und
keinen Einfluss auf die Art und Weise ihrer Einrichtung. Der Regierung
fiel es gar nicht ein, die evangelische Kirche in dieser Hinsicht zu
befragen; vermöge des dem Landesherm zustehenden Territorial-
rechtes ist die Einrichtung jener Oberbehörde und der Modus ihrer
Einrichtung von der Kaiserin einfach decretirt und der evangelischen
Kirche aufoctroyirt worden. Das geschah durch die kaiserliche Reso-
lution vom 19. December 1743 (,insinuirt* den 16. März 1744). Es
ist dieselbe Resolution, durch welche die Religionscommission, deren
,Activität* in den Kriegsunruhen aufhörte, abermals reactivirt und
zur neuen Thätigkeit berufen wurde. Schon das deutet darauf hin,
dass die Schaffung der kirchlichen Oberbehörde für die Pro-
testanten Oesterreichisch-Schlesiens mit der Wiederherstellung der
Religionscommission in engster Beziehung sich befand. Und das
legt uns die Aufgabe nahe, die — wie man sagte — ^Reassumirung*
der Reh\cjionscommission näher in's Auge zu fassen und genauer
zu verfolgen. Wir werden dabei auch die enge Verknüpfung der
214
neuen protestantischen kirchlichen Oberbehörde mit der Relig'on5-
commission kennen lernen.
Der Impuls zur Reactivirung der Religionscommission karr
den 16. März 1743 vom königl. Amte in Troppau oder, wenn mar.
will, vom Landeshauptmanne in Teschen. Nachdem dort die Reli^^iors-
commission zu fungiren aufgehört hatte, wusste derselbe nicht, , in-
wieweit dieses Religionswesen bei gegen wärthigen umständen an-
noch gehandhabt werden will*, und verlangt zu wissen : 1. ,ob die
Activität der ehemalio^en Relis:. Commission in Teschen wider
herzustellen, oder was etwan sonsten vor ein modus, das Religion?--
Wesen allda zu besorgen, außfindig zu machen sein dürft'te: 2. ob
in Betrachtung der gegenwärthigen umbstände auf eine Abnndtrun-^
sothaner allergnäd. Resolutionen, oder eine anderwärlhige modalita:
anzutragen nöthig wird und rathsamb seye?* Diese Anfragen ver-
mittelte das königl. Amt nach Wien, indem es zugleich sein Gut-
achten hinzufiij^te. In demselben spricht es sich dahin aus, ^dsß es
nicht wohl daran geschehen ist, wann die angeordnete Reli^r. Con>
mission ohne E. K. K. May. Allerhöchsten Specialbefehl in ihrer
Activität nicht continuiret; sondern dagegen biß anhero in einer s*»
wichtigen, alß tiefst in das publicum einschlagenden Sache propri>
motu außgesezet. Und nachdem hiernechst niemahlen ein beßerer
modus, das Religions-Wesen in dem Teschnischen zu besorgen aul-
findig zu machen gewesen ist, alß eben diese bemelte Relig. Com-
mission wäre, ist das kön. Amt der allerunterthän. ohnvorq-reifiichen
Meinung, daß solche ohne Anstand wider in ihre vorige Activitat
zu setzen seyn dürflte*.
Was sollte aber mit dem evangelischen Religionswesen
geschehen? Da sei jetzt ein Unterschied, ,da sothane Consistoriaüa
hiebevor bey dem von Weil. Kaiser Josepho allerchristmildesten
Ansredenkens nach der Altranst. Convention zu Bries: eincresetzte.i
Luth. Consistorio tractiret worden seyend, dermahlen aber diese
ferner dahin unter eine frembde Judicatur ziehen zu lassen weh!
nicht mehr thunlich*. Das königl. Amt ist der Meinung, dass
man deshalb , auf eine anderwärthige Vorsehung* bedacht sein muss:
und da geht seine »gemüthsmeinung dahin, daß die eingesetzte
Relig. Commission in Teschen, mittels Zuziehung eines Luther.
Worts-Dieners von der alldortfgen Gnadenkirche, nach anleitliun^
der hiebevor denen Luth. Consistoriis in Schlesien AUergnädigst
■21b
irtheilteii Instruction, die Consistorialia ebenfalls besorgen könnte,
,edoch mit dem Absatz, daß dieselbe nicht nur in jenen Vorfallen-
hcitcn, so vermöge ermeldter Instruction in die Allerli. Reservata
einschlagen, niemahlen etwas abzuschließen, sondern auch in con-
tentiosis bloß den Proceß zu instruiren, folglich respectu des ersteren
ein umbständ lieber Bericht zur ferneren Verordnung, und respectu
des letzteren die Acta an das allhiesige kön. Ambt (in dem Falle
K. K. K, May, demselben oberwehnten maßen die dißfällige Haubt-
Commission anzutragen geruheten.) pro decisione in prima Instanlia
anzugeschehen hätten*.
Wir haben aus dem Berichte des königl. Amtes, welches
ausserdem nicht umhin konnte, zii constatircn, dass die Geistlichen
der katholischen Religion die Verordnungen vielfach missachtet
haben, absichtlich längere Citate angeführt, um zu machen, wo man
auf den Gedanken verfiel, die reactivirte Religionscommission auch
zum protestantischen Consistorium zu machen. Dem königl. Amte
in Troppau gebührt der cinigermasscn zweifelhafte Ruhm, eine
kirchliche Institution erfunden zu haben, welche, wenn wir biblisch
reden wollen, vielfach fluchen und segnen sollte mit einem Munde,
ja in einem Athem!
Wie hat man sich aber in Wien zu den Vorschlägen des
königl. Amtes gestellt.' Darauf gibt eine klare Antwort die schon
erwähnte kaiserhche Resolution vom 19. December 1743'}. Diese
bestimmt, dass die .vermöge eines gnädigsten rescripti vom
22. Nov. 1737 angestellte, in denen jetzund fürgewesten Kriegs-
zeiten unterbrochene Religions-Commisslon in eben dcnenjenigen
Subjectis und Persohnen, wie sie damahls benennet worden, wieder-
umb in ihre activität gesetzet' und ,auf die vorige Verordnungen
und generalia angewiesen werde'. Zugleich wird dem königl. Amt
mitgetheilt, dass dasselbe, ,wie ehedessen das königl. Oberamt die
Religionssachen tractiren* soll, was zur Folge hat, dass die Tesch-
nisclie ReHgionscommipsion von jenem Amt .ihre Dependenz haben,
mithin in casibus arduis et dubÜs sich dahin wenden solle'. Auch
soll das königl. Amt in Religionssachen mit dem Commissario
episcopali in Teschen correspondiren i:nd ihm die Verordnungen
I) Die Anfragen des Teschener Landeshauplmannes, der BFrichl des känigl.
Amlts in Tropp«u, die kaiierliche Resolution vom 19. Decrmber 1743 — Alles im
Aichiv de; Min. f. C. u. U. in Wien,
216
in Religionssachen communiciren. , Betreffend aber den hierbey a-
gemerkten passum. wo und wann nämlich die chemahls bey ctz
Briegischen Consistorio A. C. tractirte Consistorialsachen anjet.-
abzuhandeln seyen, nachdehme die Teschnischen Cor
sistorialia nicht sua origine, sondern beneplacit<>
Summi Principis zu dem Briegischen Consistorio. mit-
hin UnD bey dem jetzund abgeänderten statu rerur
frey stehet, wo wir solche tractiren lassen w^ollen; so haben v»i-
für gut angesehen, die diesfallige besorgung dermahlen und b>
wir ein anderes nicht resolviren werden, der vorgemeldten
Teschnischen Commission aufzutragen/ Die Resolunr
gibt dann genauer an, wie diese , Besorgung* geschehen solle. Dr
Religionscommission soll ,mit Zuziehung eines luther. Wortsdicnen^
von der Teschnischen Gnadenkirche die Consistorialen aus deT
Fürstenthum Teschen und denen anliegenden Statibus minoribus*
tractiren*, mithin dieselbe ,ad normam der ehemaligen ConsistorioniT.
August. Confessionis zu Liegnitz, Brieg und Wohlau instruiret ijnc
all da die contentiosa in prima instantia salva appellatione an Un:~
abgeurtheilet, wann aber Sachen, welche in die reservata Summ
Principis einschlagen, vorkometen, darüber von dieser Relig. Com
mission an Euch (das königl. Amt) und von da an Unß zu handeln
Bericht erstattet werden soll; und damit bei dießfälliger Commissir>r'.
die Consistorial-Operationes mittels der hierzu benöthi^^ter Feder
um so leichter mögen befordeit werden, soll von dem Königl Ante
ein Subjectum Catholicum, von welchem als Secretario die Feder
geführt werden könne, in allergehorsamsten Vorschlag gebracht
werden*.
Man sieht ganz deutlich, dass in Wien die Vorschläg^e de>
königl. Amtes sowohl hinsichtlich der Wiederherstellung der Religion>-
commission, als auch bezüglich der Besorgung der evang. Consistoria! er.
völlig acceptirt wurden. Auch in Wien fand man es als das An-
gemessenste, die Frage nach der Einsetzung einer protestantischen
kirchlichen Oberbehörde so zu lösen, dass man die von Neuem ins
Leben gerufene Religionscommission zugleich auch als protestantisches
Consistorium fungiren lasse. Und damit sich fiir diesen Fall doch
auch ein protestantisches Element in der erwähnten Behörde befinde.
i) Siehe Jahrbuch* 1897, IH. und IV. Heft, S. 148, A. 4.
liat man sie um einen evang. Geistlichen von der Gnadenl<irclie in
Teschen vermehrt Man bedenke: dne Körperschaft, welche auch jetzt
im letzten Grunde zu dem Zwecke eingerichtet wurde, um die evange-
lische Kirche zu schädigen, sollte als Oberbehörde derselben evange-
lische Kirche fungirenl Da kommt wahrlich das Sprichwort von dem
Bock, den man zum Gärtner gesetzt hat, unwillkürlich in den Sinnl
Ks ist in der That fiir den Standpunkt, den man damals in Oester-
reich auch jenem Theile der erangelischen Kirche gegenüber einnahm,
welcher »Religionsfreiheit« hatte, höchst bezeichnend, wenn man
ein in der Gestalt der Religionscommission auftretendes Con^istorium
für ein »ad nornam des ehemaligen Consistorium zu Liegnitz. Brieg
und Wohlau instruirtes* ausgeben durfte, und dabei noch fest über-
zeugt war, dass man den Protestanten, eine wer weiss wie grosse
Concession und Gnade erweise. Dass man diese Ueberzeugung wirk-
lich hegte, dazu wird die nachfolgende Schilderung einen unumstöss-
lichen Beleg beibringen.
Kehren wir jedoch zur weiteren Schilderung der Entstehung des
Teschnischen Consistoriums zurück. Die Mittheilung des angeführten
Abschnittes aus der königl. Resolution vom 19. December 1743 an
die damaligen Mitglieder der Religionsconimission ') erfolgte vom
Präsidium des königl. Amtes in Troppau den 11. Juli 1744. Die
amtliche Verordnung bestimmt den Vollzug des kais. Willens, weist
darauf hin, dass auch im Troppau'schen die Herrschaft Gottschdorf,
in den Consistorialsprengel hineingehören werde, fordert die Herren,
denen »die Besorgnis aller vorfallenden Consi.'itorial- Angelegenheiten«
obliegen wird, zu »maßgebigcr Einleithung dicßfalliger Consistorial-
agendorum* an der Hand der beigeschlossenen Instruction, und
ermahnt sie, sich ihrer Aufgabe willig zu unterziehen, die Instruction
»in allen punctis« genau zu beobachten und den luth. iWortsdiener»,
welcher zur Abhandlung der Consistori allen zuzuziehen sein wird, vor-
zuschlagen. Ausserdem macht die amtliche Verordnung bekannt, dass
einstweilen, ehe noch ein Consistorialsecretar in Vorschlag gebracht
wird, der Actuar der Commission die Feder führen soll.
Wie lautete denn die Instruction, nach welcher die ReÜgions-
commission in ihrer Eigenschaft als Consistorium vorzugehen hatte?
1) Diese waren K. Fr. Skrbensky. Ad. W. Golschalkowsliy und K. L. Bees;
der lelitere durch die Resolution vom 19. December 1743 stall des Lanilrichleis
-Cielesla ernannt.
I
218
Da diese Instruction unseres Wissens noch niemals vollständig al -^z-
druckt worden ist, und da sie wohl den interessantesten und wich-
tigsten Documenten der österreichischen cvang. Verfassungsgcschicht:;
beigezählt werden kann, führen wir sie hier im vollen Wortlaute an •
Instruction
Für die auf allerj^nädigstcn königlichen Befehl zu Teschen reasum:r:s^
Religionscommission, nach welcher Sie bis auf weitere alierhöch>te
Anordnung zugleich die vorfallende Consistoriaiia Aug. Cor.fes<. zu
tractiren haben wird.
j^mo. Werden Ihr Religions Commission pro agendis Cor>i-
storialibus alle Examina, Ordinationes und Investiturae deren zum
Predigt Amt beruffenen. wie auch die Censur super mores et vitam
der Evangelischen Pfarrern und was sonsten quo ad niatrimonalia
(der bisherigen Observanz nach) dahin einlauft, in gleichen alle An-
gelegenheiten, so die Pfarren, Kirchen- und Schuldiener, derstrlhen
Amt. Dienst, Lehren, Leben und Wandel angehn, Item ihre Su5-
pensiones. Dimissiones und Remotioncs, wie nicht minder die In-
spection über die Reyttungen *) der Kirchen und anderen in iien
sogenannten Gottes-Kasten eingelegten Allmosen- Gelder, jedoch diese
letztere beide nicht anders als mit Vorbewußt des König. Amtes
(welches zuvorhero deßenthalben Ihro Königl. Mayst in allen casibus
umständlich mit beigefügten Gutachten den Bericht zu erstatten, und
hierüber sodann die allergnädigste Anordnung cinzuwarten hat» hier-
mit überlaßen: Wie dann auch insonderheit alle die andre Passus
salva ubique Appellatione an Ihre Königl. Mayst. dazu verstehen.
2l!V Seyend diese Consistorial Sachen Causae summarissimae
schleunig und ohne einiger Weitläufigkeit vor Ihr Commission ak
dermalen zugleich Consistorio zu erörtern und jedem zu Recht rnd
Billigkeit zu verhelfen.
Dannenhero bei angestrengten Klagen
3*ji Alle und jede Inwohner des Fürstenthum Teschen und
anliegenden statuum minorum inclusive Oderberg und der Herrschaft
Gottschdorf im Fürstenthum Troppau gelegen (welche der Au^>-
*) Das Oiit^inal im Tcschener cvang. Pfarrarchiv, Eine begLiubigte ALschi :t
auch im Archiv des evang. Oberkirchenrathes in Wien.
*) Reyttungen = Rechnungen.
219
3urgischen Confession zugethan und in soweit dieselbe unter der
il! erhöchsten Domination Ihro zu Hungarn und Böheim Königl.
Mayst. verblieben seyend) bei ihr vorgemeldter Religions Commission
Lind respective Consistorio zu erscheinen und daselbsten billigen
Bescheid zu nehmen haben werden.
Und wird zu solchem Ende
4^^ Die Relisrions Commission zu denen in rebus consitorialibus
erlaOenden Expedition ibus sich eben desjenigen Sigills zu bedienen^
haben, welches dieselbe in Religions Commissionsachen gebrauchet.
5*^ Hat jede Instanz in denen Städten und auf dem Lande
dieser Religions Con^mission als zugleich Consistorial Mittel auf ihro
geziemende Requisition hülfliche Hand zu bitten (biethen), vornehm-
lich aber
61^ Die Religions Commission als respective Consistorium und'
in Sonderheit der dabei sich befindende Praeses Ihro Königl. Mayst.
Landesfürstliche Gerechtsamjceit und Jura episcopalia hauptsächlich
in Jurisdictionalibus genau zu beobachten. Und so vieles
7^ die Causas mixtas als daseyend Decimae, Census und Jus-
patronatus anlangend, seyend solche nach Inhalt der dießfalls im
Lande ergangenen allerhöchsten Sanctionum, dem Foro politico,
nemlich dem K. Gubernio zu überlassen: wie dann auch
8^- die Dispensationes in Ehesachen, wichtigeren Kirchen-
Bußen, Geld Straffen ad pias causas, wie auch die Ausschreibung
der Allmosen, nicht minder die wichtige und schwere Fälle oder
zweifelhafte Quaestiones auch in causis matrimonialibus, so in denen
Evangelischen Consistorial Rechten und Gebräuchen nicht klar aus-
gemessen und billig als ein Casus altioris indaginis zu consideriren,
zur Landesfürstlichen Decision und Resolution vorbehalten werden,
daher dann solche allemal umständlichen an das Königl. Amt Sie,
Religions Commission und respective Consistorium de casu in casum
zu behöriger Berichts Erstattung anzuzeigen und hierüber die aller-
mildeste Resolution einzuwarten haben werden.
9lf et ultimo. Das Schulwesen betreffend, weilen die vorigen
Landesfürsten sich jederzeit der Ober Inspection über solche ge-
brauchet, auch insonderheit die Rectores, Professores und andere
Schul-Bedienten vociret, so bleibet dieß Gerechtsame gleichfalls Ihro^
Königl. May. zu dero freyen Disposition reserviret.«
220
Zugleich ist dem Teschener Bürgermeister Polzer, welcher zur.
»Actuar der Religionscommission bestellt wurde, auch die Expeditior
der Consistorialien übertragen worden. Es hat aber noch eine Rci.ir
von Jahren gedauert, ehe sich die Religionscommission auch as
'Consistorium activirte. Der einstweilen wiederum ausgebrochene Kriee
verzögerte dies; vielleicht war es der Religionscommission selb-t
nicht sehr wünschenswerth, da sie ja das Disparate ihrer Dopp*?!-
•Stellung fühlen mochte Kurz, es verflossen seit dem Erlasse drr
kais. Resolution beinahe drei Jahre, und die Religionscommiss ior
fungirte noch immer nicht als Consistorium. Das war der Regierun ;^
•doch allzu langsam und sie urgirte die Activirung des Consistorium^
durch das Rescript vom 26. December 1747. Es wird Bericht
gefordert, »ob und wie bisher die Consistorialien Augsp. Com.
daselbst besorget; was vor ein Luther. Wortsdiener dießfalls zu-
gezogen und wem die Expedition in Conststorialibus anvertraut
•worden? Dann, ob und was einer Cynosur man sich bei Ein-
hebung derer Consistorial Sport ein deromahlen bepient hat.^ Al.er-
maaßen und insofern wider Verhoffen der respectu derer bemeldtcr
' Consistorial- Agendorum ertheilten Instruction biß dato das behori^tf
genügen nicht geleistet und hienach das Erforderliche einzulelthcr
•etwa unterlassen worden sein sollte* Wird die Religions-Conv
mission ein solches in conformitate obbezogcner Königl. Amts-
Vorschrift annoch ex nunc zu befolgen. 5ofort aber zu die^^en:
Werck zu erkiesenden Wortsdiener Augsb. Conf. vorgängig^ den'
"kais. kön. Gubernio anzuzeigen, und dabei nebst auch einen Entwur*"
zur Vorstellung einer Consistorial -Tax-Ordnung zu gleicher Zeit a:
approbandum einzusenden, und übrigens ermeldten Teschnischen
•Burgermeister Poltzer, wie auch in Religions-Sachen, so auch fn
sothanen Consistorial -Vorfallenheiten die Expedition aufzutragen und
wie alles dieses zum Werck gediehen ? anhero ausfuhrlich zu relationirer.
haben«.
Das war energisch gesprochen ; und so mussten denn die Herren
von der Religionscommission, denen das Rescript den 6. Jänner 174*^
zugestellt worden ist und welche ihr Zögern mit den herrschenden
Kriegsunruhen entschuldigten, in den saueren Apfel beissen. Scho!
den 12. Jänner desselben Jahres wurde Pastor Heinrici zum Consistoria!-
assessor vorgeschlagen, und bereits nach sieben Tagen (19. Jänner
kam ihm von Troppau aus die Bestätigung zu. Damit war für i]:e
j
221
[^eligionscommission die allermalige Mahnung verbunden, an die
Eröffnung des Consistoriums zu gehen und hinsichtlich des EntwurTes
der Consistorial-Tax-Ordnung baldiges Genüge zu leisten,')
Nun wurde mit der Etablirung des Consistoriums voller Ernst
gemacht. Man berief den 13. Februar 1748 eine >plenam Sessioncm«
der Religionscommission, und in dieser legte Heinrici folgenden, ihm
v'om Polzer vorgelesenen Eid ab: »Ich Christ. Wilhelm, schwöre
dem Allmächtigen, dreieinigen Gott. Vater, Sohn und Heil. G«st,
daß. wie ich zu einem, von Ihro K, K. Mayst., Unserer Allerseits
Allergnädigsten Landes-Frauen, Allermildest bestellten Consistorio
v\ug. Conf. im Fürstenthum Teschen Mittels Eines Hochlöbl, K. K.
I.andesgubernii pro Assessore resolvirt worden, ich die vorfallenden
Consistorial-Angelcgenheitcn secundum Canones in Aug. Conf. receptos
und nach Vorschrift der ertheilten Instruction in votando et iudicando
genau beobachten, mir solche zu Einer Richtschnur nehmen, und
hiebe! kein Ansehen der Person, weder aus Gunst noch Ungunst,
Freund- oder Feindschaft, noch aus einigen andern, suchen, sondern
lediglich auf dasjenige, was die gottgefällige Justiz im Munde führet,
reflectiren will. So wahr mir Gott helfe und Sein heiliges Evangelium.«')
Aber auch danach hatte die Religion scommis.'sion keine Eile
damit, ihre Thätigkeit als protestantisches Consistorium zu beginnen.
Erst am Ende des Jahres 1749, nach abermaliger Urgenz von oben,
sollte es wirklich losgehen.') Den 24 November des erwähnten Jahres
erhielten die Kirchen Vorsteher die Nachricht, dass die Session, durch
welche das Consistorium eröffnet werden soll, auf den 28. desselben
Monats, um 9 Uhr Vormittags, »praefigirt» sei. In der Session werde
• Herr Baron« (der Prä.=ident) einen »gewissen Vortrag« thun; es
mögen sich daher die Kirchenvorsteher und »Wortsdiener« der
') Teschener e« ang. Ptatrsrchiv,
>) Tetchenec evang. Pfarrarchiv.
*) Wir beTnerken hier. d»BS die ReligionscDiiimission durcb das kais. Reptsisen'
lationsRescript vom 26. Juni 1749 der Dependeni vom kÖD. Amle entlegen und
dem Directoriuni in publicis et cameralihns, , insoweit daa Religion swesen in die politi-
schen Anordnungen eiMchlügt", umerstetlt wurde. (Das Reicript im ,Eitr>ct derer in
Maleria Relij. ergangenen Rescripten ab A. 1692 in der Schetschnick'schen Bibl. in
Teschen.) Dm Directorium war aber nicht in Troppau (so Biermann, Gesch. d. Prot.,
S. 120J, sondern in Wien. Es war eins von den drei höchaten, von Maria Theresia
errichteten Landeseollegien (Piltter, Hist. polit. Handbuch d. deutscli. Staaten, 1749.
S. 211). und entstand als oberste Verwaltungsbehörde im Jahre 1749 durch die Vereinigung
222
<jnadenkircbe um die angegebene Zeit einfinden, um »diesen \"or
trag zu gewärtigen«.*)
Die erste Session fand auch am bezeichneten Tage wirki.ch
statt. Die evangelischen Kirchenvorsteher und »Wortsdiener« schci::e:
jedoch von derselben nicht sonderlich erbaut gewesen zu sein. De
»überauD wichtigen Passus«, welche in der Session »publicirt« worden
sind, hatten (3. December 1749) eine Einladung der Kirchen vorsteh n
an die Stände zur Folge, gemäss welcher sie sich den 27. December
1749 in Teschen zu einem »Congress« einfinden sollten, in welchrm
die Kirchenvorsteher über die Session referiren, zugleich aber de:«
Beschluss veranlassen wollten, dass vom Landeshauptmanns, a]>
»respective Herrn Praeside von diesem Allerhöchst angestellten Cun-
sistorioc. ein Congress der sämmtlichen Stände A, C. ausgebeten
werde, »umb in dieser ponderosen Kirchenangelegenheit unsere
gehorsamste Erklärung fundate verabfassen zu können«.
Es ist den Ständen auch gelungen, den Congress zu erwirken.
Die in demselben gefassten Beschlüsse belehren uns über jene »überaus
wichtigen Passus«, welche in der ersten Consistorialsession »publicirt«
worden sind. Es sind nämlich in derselben die evangelischen Stände
interpellirt worden: 1. Warum nach dem Absterben der Kirchen-
vorsteher Nik. Bludowsky, G. Fr. Rymultowsky und Gottfr. Logau.
solches, wie es das kaiserliche Rescript ddo. 2. Mai 1732 verlan^re.
nicht angezeigt wurde, sondern ohne weiters an deren statt einige
Deputirte ex gremio Statuum A. C. gewählt worden sind } 2. Waniin
die sogenannten Kirchenvorsteher zur Vocation eines Schulrectors
der böhmischen und österreichischen Hofkanzleien. Im Jahre 1762 wurde es in die k. k.
vereinigte böhmisch österreichische Hofkanzlei umgewandelt (Arneth, Maria Theresij.
Separatabdr. aus der Allg. deutsch. Biogr., 1888, S. 18; derselbe. Maria Theresia, I87i'
Bd. VII. S. 26 ; Wolf, Oesterreich un tcr Maria Theresia, 1855, S. 239). Die Acten bezog! c.
der Errichtung des Directoriums im Archiv des Ministeriums des Innern in Wien (Sig^i. III
A. 2). Das Directorium wird verschieden genannt (auch Conferenz. Directoricm ir
internis etc.); in dem kais. Handbillet vom 2. Mai 1749. welches die Errichtung cc-
Directoriums eingeleitet hat, wird es als „Directorium in publicis et cameraltbus^ b^
zeichnet. Demselben waren (in Böhmen, Mähren und Schlesien) die k. k, Repräsentanzcc
und Kammern, in welche die Landesgubernien umgewandelt wurden, untergeordnet. K-
wurden deshalb die Rescripte aus Wien der Religionscommission durch k. k. Reprä-
sentanz und Kammer vermittelt. (Vgl. auch Svdtek, Gesch. Böhm. u. Mähr, in der
Neuzeit, Heft 45, S. 297 u. f.)
1) Teschcncr evang. Pfarrarchiv,
223
{Hennicke) geschritten sind und denselben introduciren liessen, ohne
sich beim »hochbestellten Consistorio« vorher gemeldet zu haben?
Die Antwort, welche zu geben die Stände schlüssig geworden
sind, enthielt bezüglich des ersten Punktes eine Entschuldigung. Die
Sache sei eigentlich nie recht geregelt worden, auch sei »niemahlen
ein numerus determinatus observirt, noch weniger vorgeschrieben
worden*. Die drei neuen Kirchen Vorsteher seien nicht gewählt, sondern
es sei indessen die Mitbesorgung der Kirchen und Schulangelegen-
heiten einigen ex gremio Statuum aufgetragen worden. Die jetzigen
Kriege und Unruhen seien Ursache, dass man so gehandelt habe;
übrigens seien die Kirchenvorsteher bereit, in Zukunft nach dem
Rescripte von 1732 vorzugehen. Man muss zugeben, dass diese Aus-
führungen der Kirchen Vorsteher den Eindruck machen, als ob sie
sich in dieser Hinsicht nicht von aller Schuld frei wussten. Be-
stimmter sind aber ihre Worte, mit welchen sie auf die zweite Frage
antworten. Da wahren sie energisch ihr Patronatsrecht, welches ihnen
schon der § 8 der Altranst. Convention zugestanden habe.*)
Da sie dasselbe abermals gefährdet sahen, beschlossen sie ein
Supplicat an die Kaiserin abzuschicken, in welchem sie ausserdem
auch einen indirecten Protest gegen den Modus der Einrichtung
ihres neuen Consistoriums oder, wie sie es auch nennen, »Kirchen-
amtes« erheben. Das Supplicat war in vier Punkten abgefasst. In
dem ersten vertheidigen sie ihr Patronatsrecht überhaupt, im zweiten
entschuldigen sie ihr Vorgehen bei der Besetzung der neuen Kirchen-
vorsbeherstellen, im dritten thun sie dasselbe hinsichtlich ihres Vor-
gehens bei der Besetzung der Schul rectorstelle und mi vierten ver-
langen sie die Einrichtung des Consistoriums nach der wirklichen Norm
des briegischen. Im ersten Punkte bitten sie ganz besonders, den letzten
Paragraphen der Consistorial-Instruction von 1744, der ihnen ganz
*) Man berief sich auf die Vollmacht ddo. 10. April 1709, kraft welcher die da-
maligen Stände der Kirchen vorsteh er die völlige Disposition cum libera, tuto et grato, con-
slderatis considerandis, et observatis observandis circa vocationes Sacerdotum ac Mini-
strorum Kelig. Aug. äd Munia in ecciesia et scholis obeunda sowohl, als andere zu dem
Juri Patronatus bei Kirch und Schale einschlagenden Agenda überlassen. ^.Solches denn
auch tali modo durch uns vermittels nachgefolgter speciellen Vollmachten und Con-
ferentz-Schlüs^e in Crwählung 3 Depufirten oder sog. Kirchen Vorsteher von uns . . .
ab Anno 1709 continuirt worden i&t.'' Auch die Bestimmung hinsichtlich der Vorlage
der Kirchenrechnungen (vgl. S. 3, A. 1) gefiel nicht den Ständen; sie fassten jedoch
in dieser Angelegenheit keinen Beschluß.
224
besonders missfiel, po zu reguliren, dass ihnen das Jus Patronatus
noch femer, und so wie es vorhin gewesen, bei Kirche und Schule
verbleibe. Bezüglich des Consistoriums fuhren sie aus: sie wären
zwar eigentlich unter keinem Consistorio, sondern lediglich unter den
königlichen Landesämtem gestanden. Das sei die > prima Instantia«
gewesen, von welcher sie ihre »Dependence* hatten. »Die Protection
und Allerhöchste Ausmessungen hätten sie von I. K. u. K. Ma;
als Summi Episcopi Alleninterthänigst zu genießen gehabt.« S.e
seien aber bereitwillig nach der »Allerh. Disposition« dem Con-
sistorium sich zu unterwerfen; »erkühnen sich aber allerunterthänigs:
zu bitten, damit das Technische Consistorium oder sog. Kirchen-
ambt ad normam der ehemahligen Consistoriorum A. C. zu Liegniti,
Bries: und Wohlau in forma Praesidis Catholici et Assessorum vom
geistl. und weltlichen Stande, wie nicht weniger eines Consistorial
Secretarii Acatholicorum Secundum Canones in Aug. Conf. recepto«
vorhero Allergnädigst möge eingeleitet werden«.
Das Supplicat ist den 23 Jänner 1750 eingereicht, am 23. Februar
desselben Jahres vom Landeshauptmanne »einbegleitet« und mit einem
vom 4. April 1750 datirten Gutachten der kaiserlichen Repräscntan.'
in Troppau nach Wien abgeschickt worden. Die Erledig^ung brachte
die kaiserliche Resolution vom 9. Mai 1750, welche den Kirchen-
vorstehern vom Landeshauptmann den 7. Juli 1750 zugestellt wurde,
Sie ist in mehrfacher Hinsicht charakteristisch.*) Vor Allem wird m
derselben behauptet, dass die evangelischen Stände das »ver-
meintliche« Jus Patronatus. welches sie bekanntlich als ihr Kleinod
betrachteten und vertheidigten, ^ weder aus der Altr. Conv..
noch derenselben Executions-Recess, noch weniger
aber aus dem Westphäl. Frieden praetendiren kcmnen:
denn obschon denenselben die Praesentatio Ministrorum nach glcwh
berührtem Execut.-Recess, jedoch cum expressa Restrictione vier
jedesmahl anzusuchen habenden Confirmation eingestanden worden,
so folgete doch nicht daraus, daß denenselben durch diese a.so
») Die Erledigung vollständig im Archiv des Minist, f. C. u» Ü. in Wirn. >!?
behandelt noch eine Reihe anderer Gegenstände, z, B. das Verfahren gegen dir
Deserteure etc. — Im Auszüge im Teschencr evang. Pfarrarchiv. (Vgl. Bier mann.
Gesch. d. Prot., S. 120, der aber das Datum der „Einbegleitung* [23. Febr.] als da« da
Erledigung angibt; richtig dagegen in der „Gesch. d. evang. Kirche**, S. 68; 5j.'-
Jahrb. IX, 1888, S. 46.)
225
restringirte Praesentation ein förmliches Jus l'atronatus gebiihre«.
Sie seien >hicrinnfalls allzuweit gegangen«, und hätten sich »mit der
aus Kon. Gnaden eingestandenen Praesentation zu begnügen« Be-
züglich des zweiten Punktes (der Wahl der neuen Kirchen vorsteh er)
wolle man Allerhöchst die gemachte Entschuldigung für diesmal
gelten lassen; es weide aber für die Zukunft befohlen, die Resolution
vom Jahre 1732 genau zu beobachten.') Ganz abgeschlagen wurde
ihnen die Bitte um Abänderung des § 9 der Consistorial-Instruction.
Die Kaiserin wolle als Landesfürstin jedesmal die Obereinsicht
haben, wie das Schulwesen bestellt sei, und was für Subjecta
hiezu genommen werden, und deshalb hätten die Kirchen Vorsteher
die Lehrer vorzuschlagen, »deren Benennung sie aber Dero aller-
höchsten Ortes zu gewärtigen haben«.') Was die Bitte um die Ein-
richtung des Consistoriums betreffe, da seien die Stände auch
>allznwcit gegangen«, 'aliermaßen da die dasige Stände sich in Vor-
fallenheiten der Cognition des alleinigen Landes-Amts, ohne die
geringste Concurrenz eines A. C. Verwandten hiebcvor gebührcnds
unterzogen, dieselbe nicht nur dero dermahligc gemachte
Consistorial-Einrichtung mittels Zuziehung eines
Luther. Worts-Dieners, sondern auch dero in A. 1741
allermildest crtheilte Concession, daß der damals neu
confirmirte Worts-Diener Andr. Machal von dem Teschn.
Kirchen-Ministerio sub Praesidio Cathoüco ordiniret
werden möge, für eine bereits vermehrte Landesfürst-
liche Gnade erkennen sollen, dahero auch Ihro May. ihrem
disfälligen petito keinen Platz geben könten, wären aber jedoch
allermildest gewöllet, daß noch ein bescheydener und von allem
indiscreten Reügions-Eyfer entfernter Land-Stand, und zwar nurlcdig-
lich bcy denen Consistorial-Vorfallenheiten, ohne sich sonsten in
<) Ausserdem wird dem Landes hau pt manne als Fiäses der Relieionscommissicin
aufgetragen, sich verläsjlich lu infoiniiren und aber die vorgeschlagenen Subjecta lu
berichlen, ob sie nicht in Verdacht einiger der A. C. zuwiderlaufenden Princtpiorum
wären? Ob sie nicht geneigt seien, in ReligionssHchen lU weit lu gehen? Ob sie nkhl
ungegriindete Motu» erregen (wie es nach dem dritten und vierten Punkte des Supplicates
den Anschein hahe)^ Ob sie ruhig und rriedfertig und zur Beobachtung der Höchsten
Verordnungen geneigtes Gemilth beiitien?
)) Hennicke ist auch nicht confirmirl worden; die Kaiserin wollte sich hierüber
die weitere Resolution vorenthalten. Erst 1761 kam Hennicke lum Rectorat (Klellen-
hofa-Denkschrilt),
;>h>biich d« Pri-Uiiuirimtii 1B9B. H. Il[ u. IV. 15
etwas anders zu mischen, nach vorgängiger Anmeldung deßeiben
und dero darüber erfolgten Allergnädigsten Resolution beygeiogen
werden möge, aus purer Landesrürstl. Clemenz zu get^tatien, dabey
ausdrücklich in allerhöclisten Gnaden declarirende, daß obschon es
vorhin keinen andere Verstandt gehabt, die sich ereignende Causae
Matrimoniales et aliae ad Religionem spectantes nach denen Rechten
der A, C. oder secundum Canones in Aug. Conf. rcceptos, dann
nach denen disfalis bereits ergangenen oder in Zukunft fernets
ergehenden Allerhöchsten Landcsfürstl. Verord- und Ausmaßungcii
salva Appellatione immediata an Ihro K. K. May. erörtert werden
sollen.'
Mit gemischten Gefühlen haben die Stände überhaupt und die
Kircheji vorsteh er insbesondere die kaiserliche Resolution entgegen-
genommen. Sie bedeutete für die letzteren eine neue Beschränkung
ihrer Rechte und ihres Wirkungskreises. Diese Beschränkung konnte
durch das Zugeständniss des zweiten Consistorialassessors nicht wett
gemacht werden. Sie sahen jedoch ein, dass sie sich vorläufig füc;eri
müssen; und so bestimmte denn die Consistorialirstniction mit der
kaiserlichen Resolution vom 9. Mai 1750 die Richtung der weiteren
Veifassungsent Wickelung der Teschnischen evangelischen Kirche.
Es m'ige vor Allem bemeikt werden, dass noch in diesem
Jahre y.ur Ernennung des zweiten (weitlichen) Con.sistorialassessors
geschritten wurde. Der von den Ständen vorgeschlagene Ernst
V. Bludowsky ist durch das kaiserliche Rescript vom 14. November
1750 (k. k. Repräs. R. vom 6. December 1750) bestätigt worden.
Es ist ihm eine Taxe von 36 Gulden 16 Kreu/:er ausgemessen
worden, welche zu zahlen er sich jedoch weigerte. Durch die Ver-
ordnung der Religionscommission resp, Consistoriums (7. Februar
17521, sollte dies für ihn die evangelische Kirchencassa thun. ') Audi
das möge noch angeführt w-erden, dass die Consistorialassessoren
auf Lebenszeit ernannt worden sind.
Die Religionscomniission fing nun an, in der geschilderten Zu- i
sammensetzung als Consistorium zu fungiren.') Ihr Wesen kam auch
1) So ist die lieinctkune Radd.i's, Urkundeiibeit.äge, S. 19, lu verslch-'n.
•>) Den Irrlllum K iii:m ■ i.y'. (Kiielicnr^du, 1885, S. 33ä). «Is ob in Te^^ii^n [
J
227
in dem Siegel zum Ausdrucke, welches ihr durch die k. k, Repräs-
R. vom 23. November 1754') vorgeschrieben worden ist. Es hatte
den schlesischen Adler mit der Umschrift: >Sig. Caes, Reg. Rcl.
Commi, & Consi. Aug. Confe. c Betreffs der Sessionen bestand die
Einrichtung, dass alle Mitglieder der Commission zugegen waren,
wenn eine Sitzung des Consistoriums abgehalten wurde; dagegen
waren die evangelischen Beisitzer nicht berechtigt, an den Sitzungen
der eigentlichen Religionscommission thcilzunehmen.') Und dass auch
in den Consistorialsitzungen die evangelischen Beisitzer keinen leichten
Stand hatten, ersieht man schon daraus, dass eine kaiserliche Reso-
lution vom 15. December 1760 einen »Präcedenzstreit« im Con-
sistorium mit der Entscheidung schlichten musste, dass Bludowsky
den jüngeren katholischen Beisitzern, wenn sie auch Landes-
oder Rechts bei sitzer sind, »vorgehen« soll, da in der Religions-
commission, die zugleich auch Consistorium ist, die Räthe nach dem
.^Iter und Range sitzen, und Bludowsky schon acht Jahre im Con-
sistorium sei.') Es wird aber auch noch in dem Nachfolgenden die
früher aufgestellte Behauptung ihre Belege finden. Auch sonst schienen
betreffs der Sessionen Unregelmässigkeiten vorgefallen zu sein, weil
durch das k, k. Repras. R. eingeschärft werden musste, die Religions-
sessiones nach der Instruction zu halten.*)
Man denke ja nicht, dass sich die Religionscommission dadurch,
dass sie berufen war. das evangelische Kirchenwesen zu leiten und
zu venvalten, in ihrer den EvangelLschen höchst unfreundlichen Gesin-
nung beirren liess oder auf ihre ursprüngliche Aufgabe vergessen
hätte. Es ist gewiss höchst bezeichnend, dass ihr durch das k. k.
Repras. R. vom 14. Februar 1756 auf Grund der eingeschickten
Auswtise über Apostaten, Bekehrte etc. die Allerhöchste Anerken-
nung ausgesprochen worden ist,') In Jeder Session wurden solche
Vcrieichnisse vorgelegt. Und abermals hatten die Evangelischen
reichlich Gelegenheit, Beschwerdeschriüen /.u verfassen und nach
Wien einzuschicken. Miin forderte allerdings von der Rcligions-
<) Im .ExtrBCI' (n der Scbcrsclin. Bibl.
f) Aus dem Memorial mm Jahre 1781. (Tfschfnec cviinE. l'hntichiy.j
*i Teschener evnng. Thiiaichlv.
•) Sshersehn. Bibl. („Knitict"). ^^ch äiettm Exlract hm die Uelieioineom.
nlMion öfters binnen V.ir«r Zei[ ibten Prasiilenien gcweehielt, (Vgl. Juhihueli IX,
'~'~: S. 49 ". f.J
») Raüdii, UtkundL-iLlidtragr.-, 188^, S. 23,
commission Berichte über jene Beschwerden, ^ie Hess sich aber Zcr;
zu denselben; und dass sie ihre Berichte in einem den Evangelischen
nicht freundlichen Sinne verfasste, ist selbstverständlich. Das Teschen<:r
evangelische Pfarrarchiv enthält eine Sammlung von Briefen, welcbe
meistens an den Wiener Agenten Haymerle gerichtet sind; di.rt
findet man specicU für die obige Behauptung die schlagendsten Beweise.
In einem Jener Briefe (vom 15. Deccmber 1762) wird von dem >a!!-
hiesigen sogenannten Consistorium« kurzweg behauptet, dass das-
selbe, »anstatt, dass es als ein bestelltes christliches Evangcl. Kirchen-
Amt, ex natura rei et agendorum, dasWohlseyn dieser Kirche auf-
recht zu erhalten suchen solte, bey aller Gelegenheit auf den voli;;jen
Umsturz dieser armen Gnadenkirchc bedacht ist«. In einem anderen
(vom 27. April 1763} wird gesagt, das Consistorium spende »morr
sohto contrairen Bericht zum Nachtheil« der Evangelischen, und man
klagt darüber, dass die Religionscommission die Rescripte nicht mt
extenso« mittheile, ja man hegt Verdacht, dass sie dieselben nichi
so mittheile, wie sie lauten, ') dass man die beiden evangelieclisn
Beisitzer, weil sie die Canones A. C. kennen, zu keiner >Deliberatior:'
nehmen wolle etc. etc. Es muss wahrlich dieses Consistorium A, C.
das ja an und für sich ein Verfassungsmonstrum zu nennen ist.
eine herrliche kirchliche Oberbchörde für die Evangelischen gewesen
sein; und man begreift völlig die Erbitterung, welche gegen dasselbe
herrschte, sowie auch, dass sich die Kirchenvorsteher schon IT'J-
• bemüDigct« sahen, >sich wider das Consistorium zu beschweren«,
sobald dazu die gelegene Zeit komme, was sub rosa dem Agenten
nach Wien mitgetheilt wird.')
Einen ganz besonders schweren Stand hatten die Kirchen-
vorsteher dem Consistorium gegenüber. Es ist sicherlich auf dessrn
Bemühungen zurück7.utühren, dass der Kirchen vorstand auch in der
Zeit nach 1750 neue Schmäierungen seiner Rechte erfahren mussie.
Derselbe versuchte 1749 (8. November) die >labores sacros-
bei der Kirche zu regeln. Es sollte durch eine Art Kirchenordni:;:^.
welche fünf Abschnitte enthielt, geschehen. Die Kirchenvorsteher
forderten in derselben nachdrückhch, dass die »Ministri« einnül
monatlich »zu einer nutzbaren K i rohen confercnz zusammenkommen.
>) Die Resciipte käm<M) , nicht in exlenso. geschweige in Origina. i ri.ii
Authentico mm Vorschein'.
>) Bri«r vom 15. Decembec 1762.
229
den Noth-Stand unserer armen Kirche und der ihnen anvertrauten
Herde dem Ertz-Hirten Christo Jesu vortragen, und dabey brüder-
lich und offenherzig überlegen mögen: was den Bau des Reiches
Christi bey Kirche und Schule mehr und mehr befördern könnjs?
was und wie dies oder jenes zu verbessern wäre?« Die anderen
> Passus« beziehen sich auf die »Oeconomica«, besonders aber darauf,
was die zwei »Kirchen- Wächter« {d. h. die zwei Kirchen Vorsteher,
denen es oblag, die Kirchenrechnungen zu führen), nach ihrer In-
struction zu verrichten schuldig sind? Dieses Vorgehen zeugte von
Eifer für die Kirche und von Liebe zu derselben. Leider ist Vieles
geschehen, was diesen Eifer abkühlen musste.
Wir haben schon erwähnt, wie bereits im Jahre 1737 das
Abgeben der von den Kirchenvorstchern geführten und von den
Ständen approbirten Kirchenrechnungen an den Landeshauptmann
gefordert wurde. Diese Forderung scheint jedoch damals in Ver-
gessenheit gerathen zu sein. Die Consistorialinstruction von 1744
theiite die Inspection . über die Kirchenrechnungen dem Consistorium
zu. Aber auch darnach blieb vorläufig Alles beim Alten. Das dauerte
bis zum Jahre 1777. Da kam den Kirchenvorstchern die Aufforde-
rung zu, die Kirchenrechnungen nach der amtlichen Vorschrift vom
IL März 1777 zu verfassen und an das Consistorium zu schicken.
Aber auch dann verzögerte sich noch die Sache.') Erst im Jahre
1779 wurde mit ihr wirklicher Ernst gemacht, und es mussten schliess-
lich die Kirchenrechnungen für 1777 — 1778 eingesendet werden.
Bis jetzt gab es für den Kirchen vorstand keinen »numerus
determinatus« ; auch das sollte nun anders werden. Das kaiserliche
Rescript vom 14. November 1750 (k.k. Repr. u. K. ddo. 6. Dec. 1750)
brachte den Ständen die unangenehme Nachricht, dass die Kaiserin
die Anzahl von vier Vorstehern für hinlänglich erachte, und es »vor
überflüssig angesehen hat, noch einen fünften hierzu zu benennen«.')
1) In derConferenz ▼om 13. Octobcr 1777 ist bcfchiossen worden, dieRcTision der
Kirchenrechnungeii durch eines der Kirchenvon>tefaer mit Zaziehung eines Ministerii und
des Kirchenschreibers drei Tage nach Ablauf des Qoartalmonates nach dem letzten
Gottesdienste vorzunehmen. (Vgl. dazu Bier mann, Gesch. der evang. Kirch. S. 69.)
*) Teschener evang. Pfarrarchiv. — Da&selbe brachte auch die Bestitigung
BludowsVy's zum Consi&torialassessor. — Wie aus dem Memorial der Kirchen vor»teber
aus dem Jahre 1781 herrorgeht« hat die Regierung im Jahre 1720 vier Kirchen-
vorsteher bestätigt. Und weil es längere Zeit hindurch vi«- Kirchenvorsteher gab,
machte sie aus dieser Zafä'ligkeit eine Regel.
230
Ziij^leich wird den Kirchen Vorstehern »nachdi ucksamst vcrhobcr.*.
dass sie abermals gegen die Resolution vom Jahre 1732 gehandci:
hätten, indem sie das Absterben des Wilamowsky weder »behöri^<
angezeigt, noch um die Erlaubniss zu einer Wahl angesucht haben,
was aber die Kirchenvorsteher in einem Memorial leugneten,*)
Früher schon brachte aber das Rescript vom 29. August 1 7ö4»
(k. k. Repr. u. K. v. 1. Sept. 1750) eine abermalige Beschränke ü
hinsichtlich der Wahl der Kirchenvorsteher: es wurde von jetzt an
verlangt, dass die vorgeschlagenen Kirchen Vorsteher > ansässig« seien.
Diejenij^en. welche nicht »possessionirt* waren, mussten sich, wenn
sie bestätigt sein wollten, entweder possessioniren oder eine Caiition
von 3000 Gulden erlegen.') Diese Bestimmung hatte für den Kirchen-
vorstand die schlimmsten Folgen. Es schien in demselben Alles ai's>er
Rand und Band zu gerathen ; ein immerwährendes Kommen un i
Gehen hat in demselben Platz gegriffen und gab der Regienin^,,
welche es vielfach verschuldete, immerwährenden Anlass. in
die inneren Angelegenheiten desselben einzugreifen und so .m
auflösenden Sinne zu wirken. Man wird sich nicht wundern, wenn
der Kirchenvorstand von der Höhe sank, aif welcher er sich fruner
befand, und seiner Aufgabe nicht mehr genügte. Von der Lauheit,
welche sich dieser Körperschaft bemächtigte, geben Zeugniss, wie
es scheint, auch die Beschlüsse der Conferenz vom 20 April 17Ts,
>ex gremio der Kirchen Vorsteher jedes Quartal drei Mitglieder mit
dem Decrctiren, Inspectione et Referatu zu betrauen«, und gar dir
frühere Conferenzbeschluss vom 13. März 1778, nach welchem ,ein
Membrum* ^quartaliter das Directorium in Kirchenangelegenheitm
und das Referat vor die Uebrigcn fuhren soll*,")
Und wie umständlich gestaltete sich nun die Procedur der
Besetzung der ■ Kirchenvorsteherstellen 1 Die Etablirung des Con-
sistoriums in Teschen hat wahrlich diese Procedur nicht erleichtert.
*) Dasselbe ist im Teschener evang. Pfarrarchive mit der Anmerkung j,^^*-^^
eingereicht" versehen.
a) Teschener Pfarrarchiv, Jahrbuch IX, 1888, S. 47. Das Rej^cript vcm 14. N"
vember 1750 hat diese Bestimmung von Neuem bestätigt. — Die Caution dLif.en ut
die Kirchenvorsteher nach der Verordnung der k. k. Repr. u. K v, 7. Jan. 1750 auch
Frauen, wenn sie „Fideijussorinnen" waren, erlegen; sie mussten aber ,vor Gera^T
erscheinen und mit gehöriger Certification, Erklär- und Rennuncirung ihrer wc.M
Beneßciorum sothane Caution gcrichtl. bestellen". (Teschener evang. Pfarrarchiv)
*) Vgl. Biermann, Gesch. der evang. Kirche, S. 73,
231
Inn Gegentheile. Man bedenke nur, dass die Stände, nachdem sie
Jemanden aus ihrer Mitte zum Mitgliedc des Kirchenvorstandes ge-
wählt haben, verpflichtet waren, ein ,unterthänigstes Praesentations-
und Co nfirmations- Gesuchs- Memorial für den Neo-electiim, debito modo
et Stylo* auszufertigen und mittelst .beygefiigten Einbegleitungs-
Supplicati' an das Consistorium A. C. in dupplo einzubringen.
»welches wieder von diesem, nebst Farere, an das Kein. Amt t>acher
Troppau eingesandt und von dorthin aus wieder weiter naclier Hof
an I. May. zur allerhöchsten Genehming- u. Bestattigung ein;^eititet
wird'. Dabei musste sowohl beim Consistorio, als in Troppau und
in Wien die ,Cantzelcy-Taxc* und Expeditionsgebühr bei Hin-
gaben, als auch beim , Erfolg* bezahlt werden. Nach Einiangung
der Bestätigimg musste der neue Kirchenvorsteher von dem Con-
sistorio und den Ständen A. C. .intimiret und ordenll. introdiiciret
oder installiret werden'. Ja auch der bei den Wahlen der Kirchen-
vorsteher präsidirende katholische Landesälteste (siehe S, Gfi, Aiim. 1)
erlaubte sich Uebergriffe, und es muss gewiss recht bunt zugegangen
sein, wenn sich die k. k. Repräsentanz und Kammer veranlasst fülille,
durch das Regierungsdecret vom 11. Jänner 1752 dem damaligen
Landesältesten Rudolf Czetesta zu bedeuten, ,daD sich der,'elbe aller
Einschreitung in Sachen der vermöge von ihr unter dem 14, Oct a. p.
(1751} erlaßenen Verfügung anstatt des H. W. v. Karwinsky vor-
zunehmenden Wahl eines neuen Kirchenvorstehers enthalten, und
dieses Geschäft der Besorgniß der hierortigen Relig. Commi's. allein
überlassen solle, sich sonach seiner Beywirkung sowohl in BetretT
der Convocation der Hh. Stände A. C., als auch Kespectu deßen,
was in die Wahl der Hh. Vorsteher einschlägt, zu enthalten habe.' ')
Dass dieses Alles die Sehnsucht nach der Mitgliedschaft im Kirchen-
vorstände nicht vermehrt hat, liegt auf der Hand, zumal wenn man
bedenkt, dass das Consistorium sich nicht scheute, in seinen Berichten
von den ihm miasliebigen ,Subjecten' in .anzüglichen* und .injuriosen
Expressionibus * zu reden, wie es dem Freih. Gott!, v. Marklowsky
passirt ist, welchem das Consistorium unanständiges Betragen und
Unfähigkeit, das Kirchcnvorsteheramt zu bekleiden, nachsagte,')
Auch bezüglich der Vocationen der Geistlichen sollte nocVi eine
Beschränkung nachkommen, durch welche diese wichtigste Obliegen-
") Kaufmann, Gesch. d. St. Teichen.
») Heltge ;m Te-^chenri evang. Pfarrarchive,
1
"yrr-
232
heit der Kirchen Vorsteher ungemein erschwert worden ist. Wie wir
gezeigt haben, mussten die Geistlichen aus der Zahl der Inländer
genommen werden. Als aber der grösste Thei! Schlesiens an
Preussen kam, ist derselbe zum Auslande geworden, und es i«!
verboten worden, aus demselben die Geistlichen zu vocircn. Und
selb.stverständlich sah das Consistorium, durch dessen Hände alle
auf die Präsentationen und Confirmationeo der Vodrten sich be-
ziehenden Agenda gingen, sehr genau darauf, dass jenem Verbote
nicht zuwidergehandelt werde. Ausserdem verlangte das Consistorium,
dass sich diejenigen Geistlichen, welche in Schlesien eine Anstellung
anstrebten, in persona prasentiren und prüfen- lassen, was für Prediger
aus Ungarn oder Siebenbürgen mit den grössten Schwierigkeiten
verbunden war. Sie sollten die weite Reise unternehmen, ohne die
geringste Gewissheit zu haben, dass sie bestätigt werden. Es klagt
daher Fragstein in seinen ,ohnmaßlichen Bedenken* aus dem
Jahre 1759, dass es mit der Besetzung der Predigerstellen nicht so
geschwind gehe, wie man wünsche, weil man dem Werke ge-
wachsene Männer aussuchen und oft mit vieler Mühe und Kosten
dergleichen erlangen müsse').
Die damalige Situation in Tcschen beleuchtet geradezu grell
der Bericht, welchen bei Gelegenheit der Präsentation des von den
Kirchen Vorstehern anstatt des mit dem Tode (1759) abgegangenen
Pastors und Schul in spectors Schuchard vocirten Sigm, Bartelmu?
die Religionscommission »als zugleich vertretendes Consi-^torium
A. C.« der k. k. Repräsentanz und Kammer zukommen Hess. Der
Bericht (vom 28. Novmber 1759) enthält eine Reihe )subversirender
Anstände*, welche die Commission »pftichtmässigst« zur Anzeige
bringt, und bezüglich welcher sie sich eine »hochamtliche Vor-
be.sclieidung zum Nachverhalt« ausbittet.') Dazu fühlt sie sich auf Grund
des § 8 der ConsistoriaMnstruction vom Jahre 1744 verpflichtet.
Der Bericht beginnt sofort mit einer Denunciation der Kirchen-
vorsteher. Sie hätten die Frist von 6 Wochen, welche das ober-
amtliche Patent vom 25. Februar 1605. und von 3 — 4 Monaten, welche
die »canonischen Rechte(!)< den Patronis und Collatoribus Ecclesiarum
■) Teschener evang. PfarrnrchiT.
•} Der Bericht M in dem ,Prulocollum der Intimi
i3s.' Monat November, Nr. VI, in der Scherscbniclciichen
233
für die Präsentation bestimmen, längst verstreichen lassen; die Religions-
commission frage deshalb an, ob sich die Kirchen Vorsteher dadurch
ihres Jus praesentanti nicht verlustig gemacht hätten, und die er-
ledigte Stelle nicht von Ihrer Majestät Kraft der ihr zustehenden
Jurium episcopalium besetzt werden sollte? Für die Zukunft sollten
— so beantragt die Religionscommission — die Kirchen Vorsteher
angewiesen werden, bei der Präsentation die »gesetzmäßige« Frist ein-
zuhalten, wenn sie ihr Präsentationsrecht behalten wollen. Ferner
weist die Religionscommission darauf hin, dass es unterlassen wurde,
den vocirten Bartelmus dem Consistorium persönlich zu präsentiren.
Dieses Recht requirirt die Religionscommission für sich überhaupt,
und auch »in praesenti casu«, und ersucht um eine diesbezügliche
Vorbescheidung. Da sich Bartelmus nicht in Person vorgestellt hat,
wisse man nichts von seinem Leben, Sitten und sonstigen , Qualitäten*;
doch sei er, obwohl in Bielitz geboren, trotz der am 6. December
1756 ergangenen Avocation der österreichischen Unterthanen aus
Preussisch-Schlesien daselbst (in Pless) verblieben. Nachdem man
sich aber in Preussisch-Schlesien weigere, einen Geistlichen »von
hiesiger österreichischen Seite« aufzunehmen, sollte man hier ebenso
vorgehen und Bartelmus zum Beneficium nicht zulassen. »Des Pudels
Kern« kommt aber zum Schlüsse. Da rückt die Commission mit
ihrer eigentlichen Ansicht und Absicht heraus, indem s'e die Meinung
ausspricht, dass es überhaupt nicht nöthig wäre, die jetzt erledigten
Stellen (auch nach Heinrici war die Stelle frei) zu besetzen. Die
Begründung dieser Behauptung ist wohl das Bezeichnendste in dem
ganzen langen Berichte. Die Commission beruft sich zunächst auf
die hohe Intimation vom 2. December 1750, welche aus Anlass
»der an die Teschnische Luth. Gnadenkirche beschehenen und Aller-
höchsten Orts placidirten Scherschnickischen Dotation« erlassen
wurde. Durch dieselbe sei anbefohlen worden, darüber zu wachen,
»daß über die Zahl Derer bei der Teschn. Luth. Gnadenkirche
befündlichen Wortsdiener kein neuer Praedicant unter der Hand ein-
geschoben werde, wodurch — so folgert die Commission — es das
Ansehen gewinnt: gleichsamb Allerhöchst gedacht
I, Kön. May. das Personale derer bey erholter Teschn.
Luth. Gnadenkirche angestellten Wortsdiener auf den
bey emanirung sothan en Allergnäd. Befehls existirten
Numerum quaternarium zu determiniren, consecutive,
234
über solche keine weither e, besonders heimliche V---
mehrung derselben zu zulassen, aUermildest befundc-.
Die Commission beweist darauf per longum et latum, dass c.
Teschener Gemeinde drei »Fundationes« (von Pless, Bielitz - .:
Oderberg) verloren hätte, und deshalb das »onus sustentionis< die i -
sigen Contribnenten »allzusehr enerviren« würde. Ausserdem L.:?
sich der Sprengel und damit auch die »labores« der Prädic^inr.:
bedeutend vermindert; deshalb >susternirec es die Religionscommis^i n
»E. Exe. hohen Super Arbitrio«, >ob bei so gestellter Sach- ö-:
Ersezung dero bey mehr benannten A. C. Gnadenkirche v- -
Teschen sich eröffneten zwey Prädicantenstellen annoch nötig^ sc:r:
dörfften?« Um aber die Repräsentanz zur Verneinung dieser Fra^-.
zubewegen, wird auf den Nachtheil hingewiesen, welcher >der Cath ♦'
Religion durch diese Praedicanten bereits verursacht worden <. '?.s
einzeln aufgezählt wird, um zuletzt in das Eine zusammenoefasst :
werden, dass ȟberhaupt in- dem Bekehrungs- Werke sothane Prac.\
canten große hindernuß und beschvverlichkeit dem clero cathoiico ve-
anlaßen« . Der Bericht schliesst dann mit den Worten : »Demnach ^\r.:
zu wünschen, wenn selbte (nämlich die »Wortsdiener«) nach Tb::
lichkeit, soviel es nehmlichen bey gegenwärtig annoch critischen Zc:
Lauften ohne ein Riclamo zu erwecken, beschehen kann, pro mei:^
Religionis salvificae, diminuiret werden möchten; welches wir jedoc
alles E, Exe. hocherleuchteten Ansehen und guttachtlichen BctL' ^
gehorsambst und dienstschuld'gst anheimstellen«.
So schrieb eine Behörde, welche sich Consistorium A. C
nannte ! Hatten die Evangelischen nicht recht, wenn sie behaupteten
dass das ^sogenannte* Consistorium A. C. am Ruin ihrer Kirch,
eifrigst arbeite?
Es ist uns nicht bekannt, wie die höheren Behörden den Beric-
der Reli^ionscommission beurtheilt und beschieden haben. Wir wer. t
es aber jetzt völlig verstehen, warum die Kirchenvorsteher in ibreri
grossen Memorial vom Jahre 1781 mit der besonderen Bitte kam-:-:
ihnen zu gestatten, so viele Pastoren anzustellen, als sie bedürfen
Sie wollten sich für die Zukunft vor derlei Anträgen sichern. \\:'>.
sie die Religionscommission in ihrem Berichte gestellt hat.
Jedenfalls war das Vorgehen der Relio^ionscommission ccr
schlesischen Protestanten je länger desto unerträglicher.
235
Als die Regierung wirklich die Bestätigung solchen verweigerte,
.velche zwar Landeskinder, aber vor dem Ausbruche des Krieges in
iem jetzigen Preussiscli-Schlesien angestellt waien,') da nahmen die
Evangelischen Stände ihre Zuflucht zur Kaiserin, indem sie pich alle
erdenkliche Mühe gaben, miltelst eires im Jahre 1TG2 eingereichten
Supplicatcs eine ,Dec]aratio Clemcntissima* zu erlangen, welche ihnen
wenigstens bei der Präsentation der Pastoren die Erleichterung bringen
sollte, dass die in Ungarn etc. Wohnenden sich vor der Confirmation
«lern Consistorium nicht persönlich stellen müssten, i^ondern dasselbe
'iich einstweilen mit ihrem .Testimonium Orthodoxiae et de vita
et moribus* zufrieden geben würde. Man sieht, dass die Evange-
lischen es gelernt haben, bescheiden zu sein. Aber auch damit
machten sie sich das Consistorium nicht geneigter. Und als sich
für die dritte vacante Pfarrstelie zwei Inländer meldeten, welche sich
nach der Meinung der Kirchenvorsteher für dieselbe notorisch nicht
eiijneten, schon deshalb nicht, weil der Eine die polni.sche. der
Andere die deutsche Sprache nicht beherrschte, hatte das Consistorium
darüber eine andere Ansicht, und seiner Initiative ist die .Höchste
Wiltensmeinung* vom 14. Mai 1763') zu vcrd;ml-en. nach welcher
,eingebohrne LandesKindcr vorhanden wären', und es l-öiine des-
halb aus ihnen ein Subjectum zur Ersetzung der vacanten .Worts-
diener Function* .erkieset werden'. Weil »Ihro May. je- und alle-
zeit vorzüglich bey sothan sich ergebenden Erledigungen inniändische
Individuen angestellet haben wollen, sollen die vorhandenen hm-
iiindische Subjecta also behörig geprüfet und so dam der zur vertret-
tung erwehnten Worthsdiener Ambts befundene Tüchtigste ordnungs-
und vorschriftsmäßig zur Praesentalion gebracht werden'. Das war
der Erfolg des Supplicats, sowie auch aller Bemuhungen und Opfer,
welche demselben eine günstige Erledigung verscliaffen wollten und
sollten!') Was blieb den Evangelischen übrig, als sich mit der —
igloria obsequii* zu begnügen.
Einstweilen gelangte Joseph II. zur Mitregentschaft (1T6Ö).
Die mildere Behandlung der Religionssachen begann sicli auch in
Schlesien bemerkbar zu machen. Man gab zwar vorlaufig noch keine
') So geschah es eben Sigm. Bartelmua, welcher durch das lioiserlithe Resciipt
vom IG. Februar 1760 ^rej.cul" wurde.
') Tesehcncr evang. l'fartarchiv.
'} Bce^e daiu in üen i'iuh« einiii iif:ii lltii^feii all Hnjme.le.
236
neuen, den Evangelischen günstig^eren Gesetze, aber man prakticirre
die alten in einem milderen Geiste. Und als die Religionscotnmis^ioL
durch das vom 30. Mai 1771 intimirte kaiserliche Rescript ar;:rc-
wiesen wurde, ^mittlerweile bis zur Fassung eines billigen Systematis
in Ansehung der Von denen Eltern male educatorum appromittirter
Nachkommenschaft mit aller Mässigung fürzugehen*, war sie dadurch
so verblüfft, dass sie (13. April) an die Regierung die Frage richtete.
,ob mit dem Anspruch wider die Anverwandte der Augsb. Ccnf
nach denen Generalien fernerweith fortzufahren seye.^* Sie bcrkan".
in dem Hofdecret vom 4. Mai 1771 (der Religionscommission intiTi.
den 14. Mai 1771) zur Antwort, ,daß in Materia Relig^ionis bis 7u
Einlangen der höchsten Entschlüssung alle Bescheidenheit g^ebraucht
werden möchte*.*) Derlei Weisungen, zu welchen auch das Rescrrt
vom 7. September 1771 bezüglich der Kinder, welche ,ex appn>-
missione parentum* oder ^secundum sexum* hätten katholisch er-
zogen werden sollen, aber im Lutherthum aufgewachsen sind,*^ ver
stimmten die Religionscommission in dem Masse, dass sie sich lie!>t-
fur das , Nichtsein* entschied und ihre Sitzungen sistirte. Dazu war
sie, da sie doch ein Regierungsorgan war, von sich aus nicht :>e-
rechtigt und ihr Vorgehen fand auch bei den oberen ^Instanzien*
eine entschiedene Missbiiligung, Diese äusserte sich darin, dass de-
Religionscommission aufgetragen wurde, ihre Thätigkeit von Neuen
aufzunehmen.^) In welchem Sinne sie diese noch einmal entfaltete
ersieht man aus dem Process gegen den Evangelischen Bernhar;
Primus, von welchem Rad da ausführlich berichtet,*) sowie arch
aus dem Umstände, dass ihr noch im Toleranzjahre (6 Märzi an:
Grund des von ihr eingesendeten General- Verzeichnisses der zi:n:
katholischen Glauben , Bekehrten* durch eine k. k. Amtsintimation
das Allerhöchste Wohlgefallen ausgesprochen w^urde.
Dies Alles, sowie auch das Bewusstsein, dass die Stimme der
Evangelischen in Wien nun ein geneigteres Ohr als vormals finden
werde, bestimmte dieselben, die längst gehegte Absicht auszu
führen und gegen die Religionscommission resp. das Consistoriun.
eine ausführliche Beschwerde einzureichen. Sie liessen sich nicht
1) Radda, Urkundenbeiträge, 1882, S. 29.
*) Archiv des Min. f. C. u. U. in Wien.
3) Radda, ürkundenbeiträge, S. 31.
*) Urkundenbeiträge, S. 31 u. f.
a37
dadurch abschrecken, dass noch kurz vorher (1779) ihre Bitte, einen
lunften Kirchenvorsteher wählen zu dürfen, durch das Holkanzlei-
decret vom 15. October 1779 abschlägig beschieden wurde. Sass Ja
nun Joseph II. als Alleinherrscher auf dem Throne. Das gab den
Evangelischen Muth, zum kräftigen Schlage auszuholen, welcher, wo-
möglich ,der Pauke ein Loch* machen sollte.
In den bisher veröffentlichten Nachrichten über das fernere
Vorgehen der evangelischen Stände ist eine gewisse Ungenauigkeit zu
bemerken. Man wusste, dass die Stände dem Kaiser in einer Audienz,
welche ihnen den 4. Mai 1781 bewilligt wurde, durch die beiden
Brüder Calisch, von denen der eine, Maximilian, nach dem Ableben
Bludowsky's Consistoriaiassessor (vorgeschlagen 1778), der andere,
Friedrich, Kirchen vorsteh er war, ein Memorial eingereicht haben,
welches sie noch durch ihre mündlichen Erörterungen ergänzten.'
Den Inhalt dieses Memorials suchte man thcils aus dem Erledigungs.
rescripte, theils aus einem im Archive des k. k. Ministeriums für
Cultus und Unterricht in Wien sich befindenden Actenstückc ') zu
reconstruiren. Es fällt vor Allem auf, daas in dem schon oft citirten
.Extract'*) von einer K. K. A. R. die Rede ist, in welcher eine
.Äußerung über von den Vorstehern der hiesigen Gnadenkirche
A. C, bey seiner K. K. Ap- Maj. angebrachten, die hicrortige
K. K, Religions-Commission betreffende Beschwerde- Punkte und
solchen angehängte Gesuche* gefordert wird. Das A. R. trägt das
Datum 22. April 1781, was mit dem obigen: 4. Mai 1781 nicht
übereinzustimmen scheint.*) Wir sind im Stande, den ganzen Verlauf
der Angelegenheit genau anzugeben und auch den scheinbarer. Wider-
spruch in dem Datum: 4. Mai und 22. April aufzuklären.
Die vier Kirchenvorsteher leiteten ihren Feldzug mit einer
Conferenz ein, welche sie mit Zuziehung des Consistorialassessors
Calisch den 26. März 1781 abgehalten haben.') In dieser wurde
unter Anderem beschlossen, ein »Supplicat an S. Maj. abzufaßen,
solches mit Erläuterungen und Beweisen zu begleiten, und endlich
zur Einreichung deßen und beßerer Betreibung des Geschäftes an
') Biermann. Gesch. d. Prot., S. 132.
*) Im Auituge vetöffeotlicht von Dr. Haas« im Jahrbuch II. 1881, 95 u. f..
') Jahrbuch IX, 1888, 53.
*) Vgl Radd«, Urkandenbeiuäge, S. 37, Arnn. 1.
*) Das Protokoll im Teschener evang. Pfairacchive.
238
allerhöchstes Hoflager zwey Deputirte ex Gremio derer Vorstsh-*:
nach Wien abzusenden,* Dazu wurden die Kirciicn Vorsteher Fr, Cali^ch
und Joh. Seeger gewählt, welch' letztere aber dem Consistoria.-
assessor Max. CalJsch Vollmacht gab. statt seiner nach Wien "a
gehen. Die Gewählten haben sich verpflichtet, gleich Anfangs Ap:i
die Reise nach Wien anzutreten.
Es kam aber erst den 4. Mai 1781 zur Audienz und Uebe'-
reichung des Memorials, Es ist nicht nöthig, dasselbe zu recon-
struircn. Das Teschcner evangelische Pfarrarchiv enthält ein Exempl-ii
desselben. Es ist von den vier Kirchenvorstehern unterschrieben
und ausserdem hat Fr. Calisch dasselbe mit der eigenhändig ^i-
schriebenen Bemerkung: ,Zu Wienne ist dieses Mle Ihro Majest:,:
dem Kayser den 4. May 1781 durch den Bruder Max. Frh. v. Cal-^cl;
und durch mich Fr. Freih. v. Calisch in einer Audienz abgegeben
worden . * — Das Memoria] zerfällt in zwei Theile. Im eräien
werden nach einer Einleitung neun Gravamina bezw, Bitten
vorgetragen. Der zweite enthält Erläuterungen zu denselben. Im
ersten Punkte bitten die Kirchenvorsteher um die Erlaubniss, s\
viele Vorsteher, Prediger und Schulcollegen anstellen zu diirfen
,als die Nothdurft der Gemeinde erheischt*. Im zweiten Punkttr
bitten sie, dass Denjenigen, welche ihre Kinder in die Tescher.er
Gnadenschule nicht schicken können, erlaubt sein möge, dieselben
durch angestellte Schulmeister A, C. an ihren Orten unten-iclite:'.
zu lassen. Der dritte Punkt handelt von der Besuchung der Kranker
Im vierten Punkte bitten sie, ,das in den obberührten Instrumen-.;-
publicis gegründete K. K. Consistorium A. C, auf den nehmlicher.
FuD. wie es ehemals in Lign., Brieg und Wohlau üblich gewese-,
wieder herzustellen, daß neml. nur sub Praesidio catiiolico die Con.-i
storial-Actus exerciret werden mögen', »Dagegen aber überlassen v.-.i
K. K. K. Ap. Maj, höchsterieuchtetcn Einsicht aus denen in bev
liegender Erläuterung weitläufig angeführten wahren Umständen und
Gründen Allerhöchst und All erhuldreichst zu entscheiden, in w^t
weit die zu Teschen seit neuern Zeiten existirende K. K. Reli^ions
Commission in denen mehr aufgeklärten Zeiten mit dem Interess.;
des Staats in Verbindung oder aber im Widerspruche stehe.* — Dtr
fünfte Punkt enthalt die Bitte um Zulassung zu den Diensten i:n.i
Aemtern, der sechste um die Mittheilung der ,in Materia Religiotiiv
ergehenden Allerhuldr. Ausmcßungen, welche uns noch nicht pubh
1
239
;iret worden', und zwar ,in Extenso*; der siebente Punkt handelt
.on der Verheiratung der Personen, welche verschiedenen Religions-
bekenntnissen angehören; der achte enthält die Bitte, Fonds,
Häuser etc. besitzen zu dürfen ; der neunte befasst sich mit dem Braut-
Examen vor der katholischen Geistlichkeit. — Wie man sieht, bezieht
sich Punkt 1 und 4 auf die Kirchenverfassung. Da die .Erläute-
rungen* dieser Punkte nichts Neues bringen, wollen wir auf die-
selben auch nicht naher eingehen. Es möge nur bemerkt "verden,
dass das Memorial die Entscheidung bezüglich der Vierzahl der
Kirchenvor.steher für unberechtigt und die Erlaubniss, so viel Prediger
als nothwendig sein wird, anstellen zu dürfen, mit Rücksicht auf die
Zukunft für wünschenswerth hinstellt,') im vierten Punkte darauf
weist, dass die bisherige Emigration, die ja einen grossen Schaden
für das Fürstenthum bedeute, »durch die von Seiten der K. K. Rellg.
Commission gegen die A. C. Verwandten gemachte Ansprüche und
deren strenge Execution großentheils veranlaDet worden*.
Guten Muthes und voll freudiger Hoffnung kehrten die vom
Kaiser freundlich empfangenen Deputirten nach Schlesien zurück.
Das eingereichte Memorial mu.sste freilich noch den ,Instanzen-
zuCT* überstehen, ehe es seine Erledigung erlangte. Es ist von Wien
sofort (8. Mai 1781) der Landeästelle in Troppau zur Erstattung
eines Gutachtens zugeschickt, und von derselben den 19. Mai entgegen-
jjcnommen worden. Zu ihrem Gutachten benöthigte die Landesstelle
die Aeusserung der Religionscommission. Wie aus dem Gutachten
der Landesstelle deutlich zu ersehen ist, hat sie die Beschwerde-
Schrift der Religionscommission den 22, Mai zur Aeusserung
gesendet. Der Widerspruch im Datum läuft einfach auf einen Schreib-
fehler im Manuscript des .Extractes' hinaus. In demselben
nicht 22. April, sondern 22, Mai stehen. Etwa an zwei Memo-
ralien zu denken, von welchen das eine früher eingereicht worden
wäre, geht nicht an. Wir fanden in den ämtlichen Verhandlungen
nicht die geringste Spur eines zweiten Memorials. — Das Gutachten
der Landesstelle i.st den 7. Juli 1781 abgegeben worden. Es ist eben
jenes Actcnstück im Archiv des Ministeriums dir Cultus und Unterricht,
welches wir früher erwähnt haben. Dasselbe führt im Grossen und
Ganzen keine den E van gel i. sehen sehr freundliche Sprache, setzt sich
') Vgl, S, 234
240
aber nicht in Widerspruch zu allen von ihnen vorgebrachten Pctiirr
Die Anzahl der Kirchenvorsteher betrachtet das Landesamt schl.c^^
lieh als eine gleichgiltige Sache und überlässt es dem Kaiser, dic>c
^unnöthigc Vermehrung* der Kirchen Vorsteher zu gestatten ; ki^n
aber nicht umhin, daraufhinzuweisen, dass die Angelegenheit ei^en:-
lich längst, zuletzt noch durch das Hofkanzleidecret vom 15. Octcbe:
1779, und zwar nicht im Sinne der Bittsteller, entschieden worcen
sei. Auch gegen die Vermehrung der Prediger stellt sich das Landes-
amt nicht, weist aber die Berufung der Kirchenvorsteher auf c^r,
Art. I, § 2. der Altranst. Convention zurück ; diese beziehe sich ri::
auf die alten Gnadenkirchen, und nicht auf Teschen. von wekhtrnj
erst im Executionsrecess die Rede sei. Ganz entschieden stellt s;cj
aber das Landesamt gegen jene Ausführungen des MemoniN
welche sich auf die Einrichtung des Technischen Consistoriumfi be-
ziehen. Das, was für die Fürsten thümer Liegnitz, Brieg und Woh'aL
nach Massgabe des Westphäl. Friedens festgesetzt worden sei, k^nne
auf das Teschnische Consistorium absolut nicht ausgedehnt werden
Da entscheide der § 7 der Altranst. Convention. Dieser sage deut-
lich, ,daß nur die zur Zeit des Westfäl. Friedens bestandene Con
sistorien (welches eben jene zu Liegnitz etc. sind) w^ieder auf Ji:
alte Art einzuführen beschlossen* wurde; »die Behandlung der
Consistorialien in den übrigen Fürstenthümern aber der Dispositi r
des Allerh. Souverains, dessen jura episcopalia immer vorbehalten
bleiben, auch allenfalls mittels der kathol. Consistorien, wenn m:i
dabei nach den Rechten der A. C. decidiret würde, anheim gestcl et
worden seye*. Joseph I. habe sich nirgends , verbindlich gemacht',
für jedes Fürstenthum ein besonderes, nach Art der drei älterer.
Consistorien eingerichtetes aufzustellen; so hinge es lediglich vor
seiner und seiner Nachfolger Disposition ab, durch wen sie in der.
übrigen Fürstenthümern die Consistorialien A. C. besorgen lassen.
Es könnte ganz mit Recht auch durch das bischöfliche Consistoriun^
geschehen. ,Daß aber die Teschnischen Consistorialien vor cer
Landestheilung, nicht etwa sua origine, sondern ex beneplac:*'^
summi Principis, zugleich summi Episcopi, bei dem Brieger Con-
sistorio verhandelt worden sind, berechtiget die Stände A. C. zi
Teschen noch keineswegs zu fordern, daß das nach der Landes-
theilung ex beneplacito summi Principis neu eingerichtete Cori
sistorium zu Teschen nach jenen älteren besonders promulgirte:^
_241_
«j^eformet und organisirt werden solle.* — Ueberhaupt scheinen die
Kirchen Vorsteher die Agenda der Religionscommission und des Con-
sistoriums ^gefliessentlich vermischen zu wollen*. Diese stellt der
I^ericht fest. Zu den Befugnissen des Consistoriums gehören die
K>:amina, Ordinationes und Investiturae der Geistlichen, die Censur
ihrer Sitten, die Matrimonialia in erster Instanz, alle Angelegen-
heiten, welche die Kirchen- und Schuldiener angehen, dann die Auf-
sicht über die Almosengelder. Alle Angelegenheiten der , herrschenden
Religion* gehörten in die Competenz der königlichen Aemter. Es
seien aber die Religionscommissionen beauftragt worden, wichtige
Religionsangelegenheiten zu untersuchen und zu instruiren, in minder
wichtigen auch zu entscheiden. Auch sei von Seite des evangelischen
l^eisitzers , weder jemals eine Beschwerde erhoben, noch weniger
aber seit Errichtung dieses Konsistoriums auch nur eine einzige
Appellation an den Allerh. Ober-Richter (welche gleichwohl einer
jeden beschwerten Partei offen geblieben wäre), in Consistorialibus
angemeldet worden*. (!) Verlangten aber die ^Beschwerfiihrer* (wie
es beinahe scheinen möchte), ,daß die bisher bei der landesfürst-
lichen Relig. Commission verhandelten Angelegenheiten und An-
sprüche der herrschenden Religion künftig von einem unter dem
Vorsitz eines kath. Individuums mit lauter evangelischen Mitgliedern
zu besetzenden Consistorio A. C. entschieden werden*, ,so wäre dies
eine Unbescheidenheit, welche ihnen selbst bei einer weiteren Ueber-
• egung als widersinnig vorfallen müßte*. Selbstverständlich ist die
Landesstelle der ,ohnmaßgeblichen* Meinung, ,daß es bei der bis-
herigen Verfassung der Relig. Commission und des Konsistoriums
A. C. zu Teschen um so unbedenklicher auch in Zukunft sein
Bewenden haben könnte, als es ja ohnehin jedem, der von diesen
Kollegien wider die Gebühr bedrückt worden zu seyn glaubt, frey
steht, sich mit seinen Beschwerden hieher, und wann er hierorts
kein Gehör fände, unmittelbar an E. K. K. Ap. May. zu verwenden*.
Alles in Allem, hätten sich die Evangelischen mit nichten über
Bedrückungen zu beklagen, , sondern vielmehr alle Ursache für die
ihnen unter der Regierung Ihr. höchst. Jeweil. K. K. Ap. May. zu-
i^eflossenc vielfältige Allerhöchste Wohlthaten, Erleichterungen und
Gnadenerweisungen mit der tiefensten Dankbarkeit zu verehren*,
.^ie befänden sich in einer viel vortheilhafteren Lage, als die Katho-
liken in Preussisch-Schlesien und hätten Ja fast alle Rechte und
Jahrbuch des Proteitaniismus 1898. H. III u. IV. \Q
«tij
242
I-rcslifiteii mitiien diessciti<'en kaihol. Einwolinern q;eniein'. Ucbri.;er.<
, beruhe* es beim Kaiser, ihnen noch mehr j^Privileg^ien und B--
iiünstiirunij^en* 7ai *2e\vähren. Es sehe das Landesamt wohl ein, ,v. -
schadHcli denen Staaten der Gewissenszwang, und wie vortheilh :':
und ersprieLUicIi ihnen dagei^en die Duldung, ja wie solche sel^^i
denen Maximen unserer allerheil. Religion gemäß seye*. Nach di">c::
Grundsätzen möge man die A. C. Verwandten behandeln, ,wer.n
sie keine der herrschenden Religion nachtheili<^en Unternehmun^tn
wagen* — Worte, welche noch vor zehn Jahren niederzuschreib^r
sich das Landesamt wohl stark überlegt hätte.
Wir haben über das Gutachten der Landesstelle ausführ'icbcr
berichtet, damit wir beweisen, dass sie trotz den von ihr als rich*i_r
anerkannten Maximen der Duldung die Bitten, W^ünsche und An-
sichten der Evanoelischen richtier zu beurtheilen nicht vermochte.
L^nd ganz besonders hinsichtlich des Consistoriums befand sich dit
Landesstclle auf dem Holzwege und litt an der Bec^riftsv^erwirrun^,
welcher sie die Bittsteller beschuldigte. Diesen lag wahrlich nich:
daran, ein Consistorium zu haben, welches die factischen Angelegen
heiten der katholischen Religion besorgen sollte ; aber daran la^
ihnen, ein Consistorium zu erhalten, welches wirklich ihr Cor-
sistorium wäre, und sich auch berufen und verpflichtet fühlte, dt
Interessen der evangelischen Kirche zu wahren und die Consiston.il n
A. C. im evangelischen Geiste zu erledigen. Sie wollten dieselbe i
nicht von einer Körperschaft behandelt wissen, welcher dieser
Geist fremd war, welche Religionsangelegenheiten, die die Evancv-
lischen gar sehr angingen, regelmässig zu ihren Ungunsten unter-
suchte und »instruirte«. Und was die Behauptung der Landesstei c
betrifft, dass keine einzige Klage im Consistorialibus von den Evange-
lischen eingelaufen sei, die hat, wie es uns dünkt, im Vorhergehende )
ihre richtige Beleuchtung erhalten. Fand man es >oben«, der Aus-
legung gemäss, die man den Gesetzen gab, als ganz gerecht uni
angemessen, wenn die Religionscommission die evangehschen Cow
sistorialien besorgte, empfanden dies die Evangelischen als Unrecht
und dem Geiste der Gesetze widersprechend. Deshalb appcllirten sie
an den ihnen bekannten Gerechtigkeitssinn des Kaisers.
Ehe dieser entschied, hatte noch die böhmisch-österreichischr^
Hoflv'anzlei ihr Votum abzugegen. In derselben ist der Vortrag ubtr
die Tcschener Sache (von Blümegen) den 30. Jänner 17S2 gehallen
L'43
worden. Er enthalt des Interessanten u:id für die damalige Zeit
\Vichtic[en fjenui,'. Es redet in demselben ganz deutlicli der neue
Geist, die Priiicipien des «Toleranz- Systemes« werden unumwunden zur
GeltHiig gebradit. Und das Unheil, welches hier über die damalige
katholische Geistlichkeit in Schlesien gefallt wird, lautet für dieselbe
nichts weniger als schmeicheiiiaft Der Referent ist der
Ansicht, dass man es der Landesstelle in Troppau nicht überlassen
tiürfe, das neue Toleranzsystem mit der schon bestehenden Lage
auszugleichen, sofidern es sei unumgänglich notiiwendig, die Klage-
pTinkte der Protestanten zu erwägen, ,and darüber nach deren
'^t--j;enwärtig angenommenen Principien die festen Entscheidungen
durch das königliche Amt bekannt zu machen, damit man die
Wurzel des Zwietrachtes aus dem Grunde behebe'. Er findet
die Lage Schlesiens der Ungarns analog und ist der Ansicht,
liass dort uie hier vorzugehen sei. Nun werden die Beschwerden
der Kirchen vorsteher Punkt für Punkt durchgenommen und erwogen,
worauf dann die betreffenden Anträge gestellt werden. Sie fallen bei-
nahe durcJigehends /u Gunsten der Beschwerdeführer aus, wenn auch in
Mancliem den Ausführungen der Landesstelle zugestimmt wird,
Xiir- in einem Punk-te wird der Antrag der Landesstclle acceptirt:
Betreft'^i der Einrichtung des Consistoriums. Der Referent macht
\or Allem darauf aufmerksam, dass die Beschwerdeführer gerade
diesen Punkt in ihrer Eingabe am wenigsten ausgeführt, sondern
nur .leicht hingeworfen' hätten, ,weil sie vermuthlich dessen Un-
grund selbst anerkennen müssen'. Auch er ist der Ansicht, dass
bc/.iiglich der Einrichtung des Consistoriums die landesfürstliche
Willkür zu entscheiden habe: man müsse ,bey allen Fällen das
principium der Protestanten: cuius regio illius religio, ex Beneficio
juris territorialis, umsomehr hier Juris Majestaticae für den höchsten
Regenten geltend machen'.') Dass die Evangelischen in diesem
Punkte nicht Recht haben, ersehe man daraus, dass sie sich nicht,
wie sie es ja sonst thaten, mit einer diesbezüglichen Beschwerde
an das Corpus e van gel, in Regensburg gewendet haben. So ist
*) Ein bedeuningxolles Wort; man sieht, wie man es in Ocs^erreich verstand,
lUii .-^piesä, welchen die proleslan tischen Fürsten in Dentschlsnd in dei Hand hielten,
gtycn die Evangelischen m kehten. Man dachte sich dabei: Was dem Einen recht ist,
i.'t dem Anderen billig. Die FrUchte des Territori>lismuE achmecliten den Evangelischen
ui Oeiteneich sehr bitler.
\
244
denn auch der Referent dafür, dass es in Teschen bei der altr:^
Verfassung bleiben möge. »Nur soll dieser Consensus mixtus : i
Teschen nicht mehr in und außer den Acten mit dem Namen cer
Relig. Commission bezeichnet, sondern ein Kirchen-Consistor iurn
in Causis Protestantium genennet werden, bei welchem die oben be-
merkten Agenda primae Instantiae zwar noch femer in Consensj
mixto salva Appellatione an das königl. Amt und unter dessen
Einsicht, soviel es die Verwendung der Kirchen- und Allniosen-
Gelder betrifft, zu verhandeln, alle übrigen, die Religion betrenendeo
Gegenstände aber, als Causae publicae et politicae, N. B. nach
klarer Zielsetzung des allgemeinen Toleranz-Systems und der dahin
gehörigen landesfürstlichen Verordnungen, bei der dortigen Lander-
steile zu beurtheilen und zu legen seyen.* , Durch welches Mittel
die Oberschlesischen Protestanten einerseits in dem nihieen Besit:
ihrer bißhero genossenen Consistorialrechte verbleiben und anderer-
seits aller Wohlthaten des Tolleranz-Systems gleich den Untcrthancn
der übrigen k. k. Staaten theilhaftig werden.* Damit war weni;^sten>
der Religionscommission als solcher das Todesurtheil g^esproche;]
was ja die schlesischen Protestanten auch sehnsüchtig herbeiwünschte :.
aber ein nach ihrem Wunsche eingerichtetes Consistorium hattrn
sie nicht erhalten, wenn — das Votum der Hofkanzlei die endgiltije
Entscheidung bedeutet hätte. Diese war jedoch glücklicherw e
beim Kaiser, und der hatte für den Wunsch der schlesischen Eva:
lischen ein noch besseres Verständniss und geneigteres Ohr, a-
seine sonst aufgeklärte Hofkanzlei.*)
In Schlesien wartete man indessen ungeduldig auf die Ent-
scheidung aus Wien. Aber Monate vergingen, und sie kam nich:.
Einstweilen sind in den anderen Erbländern die Toleranzoreset/Ji
publicirt worden. Man wusste, dass sie auch für Schlesien gelten werden.
und wollte sich für die neue Ordnung der Dinge vorbereiten. V ^
Kirchenvorsteher beriefen die Stände auf den 10. Februar 17S2 r:
einer Besprechung, bei deren Ausschreibung sie darauf Naclidru:!-.
legten, dass es nicht ihr , Eigennutz und Praesumption* sei. welch-:
sie dränge, die Versammlung einzuberufen, sondern das ihnen ai')
Herzen liegende Wohl der Kirche und die Verhütung ^nachtheili^c-
■ vr«
CT'"-
») Das Gutachten der Landesstelle, der Vortrag der Hofkanzlei, die Reso.-^:
des Kaisers, alles im Archiv des Min. f. C. a. U. in Wien.
245
und scandaloser Folgen*. Aus den für die Berathung proponirten
Punkten geht hervor, dass die Kirchenvorsteher neben der
Teschnischen Muttergemeinde nur Filialen haben wollten, welche
vom Ministerio der ersteren versorgt werden sollten. Als Grund
Ij^aben die Kirchenvorsteher an, dass man billiger wegkomme, und
ausserdem würde die Vocation und Präsentation tüchtiger Lehrer
(im weiteren Sinne) dem Vorsteher-Collegio verbleiben, während sonst
bei den einzelnen Bethäusern dieses Recht dem ^Dominio fundi*,
also eventuell auch dem katholischen Besitzer zufiele, der vielleicht
die schlechtesten Subjecta zu vociren keinen Anstand nehmen würde ;
Alles vielleicht gutgemeinte, aber im Grunde doch kurzsichtige An-
sichten, über welche schon in nächster Zukunft zur Tagesordnung
i^eschritten werden sollte.
Dies geschah theilweise schon in der schliesslich eingelangten
Krledigung des Memoriales von 1781. Sie ist den evangelischen
Ständen in der Intimation der böhmischen O. -Hofkanzlei vom
20. Februar 1782 durch die Zuschrift des Consistoriums vom
26. März 1782 zugestellt worden*). In ihr war die fröhliche Kunde
enthalten, ,daß den hierländigen Protestanten nicht nur das Toleranz-
system auf das vollständigste zu statten komme, sondern es auch
bey demjenigen, was ihnen schon vorhin mehreres durch Verträge
und Gesetze eingeräumet worden, sein Verbleiben haben solle*.
Darauf geht die Intimation auf die einzelnen Klagepunkte ein und
gibt die Allerhöchste Entscheidung. Diese redet ganz die Sprache
des Toleranzpatentes, wie ja manche Punkte desselben mit jenen
der Intimation gleichlautend sind. Wir wollen nur die Kirchen-
verfassungsfragen, die in ihnen zur Erledigung gelangten, berühren.
Ks wird den Evangelischen erlaubt, ,daß sie so viele Kirchen Vor-
steher zu Teschen, welche die Verwaltung und Verrechnung des
Vermfigens von dasiger Gnaden Kirche nebst der Aufsicht über
die Schule zu besorgen haben, als sie für nothwendig erkennen,
sich wählen, auch nach Erforderniß der Menge ihrer Religions Ver-
wandten die Prediger vermehren können, jedoch hätten selbe über
ein so andere Individua de Casu in Casum die Landesfürstliche Be-
stättisjunir zu erbitten.* Und ad 4^^^^ der Beschwerdeschrift ver-
ordneten S. k. k. Majestät, ,daß anstatt der bisherigen
») Teschener evang. Pfarrarchiv.
_246
Religions-Commission zu Teschen ein förmliches un-l
eigentliches Corsistoriuni, bestellend aus blossen Pro-
testanten halb geistlichen, halb weltlichen Standt:^.
jedoch unter einem katholischen Praeside bestell«!
und solchem nachstehende Materien, benanntlich
a) die Examina, Ordinationes und Inve«titur-ie der zum Fre;;iin-
und Pa.storalamt berufcne:i und von dem Landes-Fürsten kon-
firmirten Geistlichen;
/^) derselben Ccnsurae morum;
r) die Matrimonialia primae Instantiae;
(/} die Anliefjcnheiten, .so die Kirchen und Schulen bctretTen;
«•) die Hin- und Aufsicht über die Kirchen und Aiimosenjicider.
dann ihre Verwendung, obschon im Bexiig auf das letztere
unter diesortigen Bcstatti^ung, jedoch Salva Appellaliore hi';
her, und Salva Revisione nach Hof. übergeben werden sol'en.--
Von diesem Consistorio wäre eine eigene Instruction racii
ihren Principiis, jedoch mit Rücksicht auf die Landesfursllichcn \'cr-
ordnungen zu entwerfen, und solche eben so, wie die zum Con
sistorio anzustellenden Subjecta durch dieses k. k. Amt zur aller-
höchsten Approbation gutachtlich ein/.ubefordern.*
Zum Schlüsse der Intimation wird noch mitgetlieilt, »dal? dis
förmliche PubÜcation der die Toleranz Grundsatze btlrcnende:)
Circular -Verordnung nächstens erfolgen werde'.')
Seit dem Weslfal. P'rieden hatten keine >Gravamina« und keirc
iPrcces« der Schlesier, die bei Oesterreich verblieben, einen solchen
Krfoig, wie die vom Jahre 1781. Es war eben schon eine neue /!^Jt.
in welcher sie eingereicht und erledigt wurden. . . .
Mit der Abschaffung der Religionscommission, mit welcher die
schksischcn Protestanten, insofeme sie sich auch protestanti-^ches n^n-
s'storium nannte, geziiciitigt wurden, und mit der Kinselzun'* eiiits
f.irmlichen und wirklichen evangelischen Consistoriums in Te-^cheii
beginnt in der evangelischen Veifassungsgeschichte Oesterreii-hs
eine neue Aera, die Aera der Toleranzzeit. Diese hrzt-iuhnt:
ohne Zweifel einen Fortschritt in der Verfassungsentwickelung der
evangelischen Kirche Oesterreichs. Ihre Schilderung m^ge einer
späteren Zeit vorbehalten werden.
1) Würliich '<• li.lL tter K^i=er den AlKriig iler Hofkan/Ici uii,j;r3...icr!.
') Gescliah <U« 30. M"i 1782.
VIII.
Zum Schlusse sei es uns noch gestattet, einen Umblick in den
anderen iisterreichischeii Erblanden zu halten, um zn erfahren, ob
sich dort bis zur Toleranzzeit nichts ereignet hat. was die Ver-
f.T.'isiingsseschichte zu verzeichnen hätte.
Die Thatsache, dass es schon vor Anbruch der Toleranzzeit
in Oesterreicii neben Schlesien doch auch andere Länder gab, in
welchen den Evangelischen die freie Religionsubung zugestanden
wurde, nöthigt uns, diese Frage zu stellen. Ist ja die freie ReÜglons-
ubung die Bedingung, unter welcher es zur Verfassungsbildung und
■Hnt Wickelung kommen kann.
Wir finden, dass es in Oesterreicii in der That vor 1780
Länder oder wenigstens Gegenden in den5clben gab, in welchen
sich die evangelischen Bewohner des freien Religionsexercitiums
erfreuen durften.
Galizien war es, welches vor Allem in dieser Hinsicht in
Betracht kommt.
Die Theilung Polens, an welcher Maria Theresia nur mit
Widerwillen theilnahm.') brachte (1772) Oesterreich ein grosses Stück
de^ genannten Königreiches, welches dann durch die dritte Theilung
Polens (1795) noch vergrössert wurde. Die eingeheimsten Länder
stellen das heutige Königreich Galizien und Lodomerien mit einem
Flächcnraume von 1400 Ouadratmeilen dar. Auch in den von Oester-
reich in Beschlag genommenen Gebieten befanden sich Evangelische
— Dissidenten, wie man sie in Polen nannte. Das Hauptcontingent
der Evangelischen scheint aber die Gemeinde Biala vorgestellt zu
haben; in den anderen Theilen Gaüziens mag die Anzahl der Pro-
testanten unbedeutend gewesen sein.
Es ist nicht unsere Aufgabe, auf die Geschichte der evangeli-
schen Dissidenten in Polen und damit auch des jetzigen GalizJens
einzusehen. Es mag nur im Interesse des besseren Verständnisses
der Sache bemerkt werden, dass die auf der Synode zu Sendomir
aus Reformirten, Lutheranern und Anhängern der Brüderunität ge-
einigte Kirche (1570)'} viele Verfolgungen und Bedrückungen zu
'1 VbI. Af
neih, Maria Theresia
1870. Btl. Vllt. S. .Ml
>) Lukasi
fwici, Von <)en Kir
chen ä. böhm. Brüder iir
-leu
seh Y. F[sch
r, 1B87, S 75 «. f.
248
erdulden hatte, bis für sie, leider erst dann, als bereits das Küaij-
reich Polen seiner Auflösung entgegenging, eine bessere Zeit kam.
Der sogenannte Warschauer Tractat vom 24. Februar 176^
abgeschlossen zwischen Russland, Preussen, Dänemark, England um:
Schweden einerseits und Polen andererseits,*) brachte den Dissidenter.
>die freie Relif^ionsübung in ihrem ganzen Umfange«. Die Evange-
lischen, welche durch die Theilung Polens an Oesterreich kam er.,
brachten sozusas^en die Religrionsfreiheit nach Oesterreich mit sich.
Sie sollte ihnen auch unter der neuen Regierung nicht verkurz:
werden. Schon in dem vom Landesgouverneur v, Pergen unter-
zeichneten Patente vom 12. October 1772/) welches die Flüchtlin^^e
in ihre Häuser zurückrief, wird gesagt: »Asseritur denique in per-
petuum unicuique incolae revindicatarum harum terrarum liberum
religionis suae exercitium, ea ratione tamen et modo, quo nunc re ipsi
fruitur.« Als der förmliche Theiiungsvertrag zwischen Oesterreich,
Russland und Preussen den 18. September 1773 abgeschlossen wurde.
ist den Evangelischen durch den Art. V desselben Folgendes zu-
gesichert worden:*) >Dissidentes et Graeci non Uniti, qui provincii-
praesenti Tractatu cessas incolunt, gau debunt possessionibus et pn>
prietatibus suis quoad statum civilem, et respectu religionis conser-
vabuntur omnino in statu quo; nempe in eodem libero cultus a:
disciplinae suae exercitio, cum tantis et talibus Ecclesiis boni<qae
ecclesiasticis, quae possedere in momento transitus sui sub Dominiunn
Suae Maj. Imp. Reg. et Apost., mense Septemb. a 1772, — Nequr
Sua Maj. juribus Summae potestatts in praejudicium Status quo circn
religionem Dissidentium et non Unitorum in regionibus supra dict s
unquam utetur.« *)
Josef II. hat sich die materielle und geistige Hebung Galizien.^
sehr angelegen sein lassen, und mit Recht ist er der Sch^ pfe:
Galiziena genannt worden. Er bemühte sich, Galizien auf die Art
aufzuhelfen, dass er deutsche Colonisten in's Land rief, denen er
*) Vgl. den geschichtl. Ueberblick bei Kolatschek, Gesch. d. evang. Ger:
zu Biala, 1860, S, 13 u. f.
a) Kolatschek, 1. c, .S. 230 u. f.; Kuzmany. ürkundenbuch, S. 73.
3) Kuzmany, Urkiindenb, S. 74; Kolatschek, S. 40.
*j Kuzmany, Urkundenb, S. 74; Kolatschek, S. 234
f) Im deutschen Texte bei Kuzmany: ,Zur Beschränkung ihrer derma .^irii
Verfassung niemals bedienen."
249
durch die Patente vom 1. October 1774 und 17. September 1781
bedeutende Privilegien zusicherte. Zu diesen gehörte auch die freie
Keligionsübung mit der Erlaubniss, eigene Bethäuser zu erbauen
und Prediger zu berufen.')
Das Toleranz patent, welches in Galizien den 10. November
ITÖl zur Pubiicjfung gelangte,') brachte das Rellgionswesen der
Kvangelischen Galiziens ,auf den Fuß* der anderen Kronländer.
Wie gestalteten sich aber die Verfassungsverhältnisse Galiziens bis
zunn Jahre 178 1 .' Die Verfassungs Verhältnisse der evangelischen
Kirche in Polen sind durch die Synoden zu Pinczow 1557 und 1561.
Wlodzislav 1558 und 1559, Xions(1560) und die Generalsynode
zu Krakau (1573) geregelt worden.') Diese thaten es auf synodaler
Grundlage und gewährten bei der Leitung der Kirche dem evange-
lischen Adel bedeutende Vorrechte, Die ganze evangelische Kirche
Polens zerfiel in drei Provinzen, von welchen jede einen geistlichen
Senior primarius (Superintendenten) an der Spitze hatte. Jede Provinz
zerfiel wiederum in Districte, welche von einem geistlichen Senior,
Consenior und einem Senior politicus, welchen die Patrone auf der
Synode wählten, geleitet wurden. Die einzelnen Gemeinden sind von
einigen Aeitesten, welche die Gemeinden aus den angesehensten
Gemeindegliedern wählten, verwaltet worden. Die Anzahl der Mit-
glieder des Aeltestencollegiums war in verschiedenen Gemeinden und
in diesen auch zu verschiedenen Zeiten eine verschiedene. In der
Bialaer Gemeinde scheinen es nicht mehr als vier, in den anderen
Gemeinde, z. B. Krakau, sechs gewesen y.usein. Neben den Aeltesten,
die man auch Senioren nannte, gab es einige Diacone,') deren Pflicht
es war, freiwillige Gaben einzusammeln; mit diesen sollten die Bedürf-
nisse der Kirche gedeckt werden (publicae eleemosinae, quibus juvetur
ecclesia in suis necessitatibus). Der Schwerpunkt der ganzen Kirchen-
organisation lag in den Synoden. Es gab Districtssynoden (vier jähr-
>) Zuiiächsl in den Slädlen: Lemberg, Jwoslav. Zamoäd, ZalecSiyki; das Patent
v.iti 17. September 1781 (hei Kolat sehet, S. 234) brachte Hiala und I'odgorie nach.
') Frank, Tuler^-mimtent, 1881, S. 50.
») Lechler, Gesch. der rresliyier. und Synodal Verfassung, 1834. S. 142,
I-ukaNzewici, S. a9. Besonders auch „die älteslen evang. Synodal pro lok olle Polens
1555—61', in den ^Lasciana' von Dallon. 1898.
J) Wengierski, Chronik der «vang, Gemeinde lu Krakau (deutsch von AU-
mann, 1880), S. 17 und sonst.
250
lieh), zu denen ausser den Geistlichen alle Mitglieder der Gemeindeii
Zutritt hatten, Provinzialsynoden (eine jährlich), welche aus Senioren,
Consenioren und aus weltlichen Aeltesten (vier aus jedem Bezirke^
sich 7Aisammenset/.ten. Der Zusammenschluss der ganzen Kircl e
geschah in der Generalsynode, welche nach Bedarf zusammentrat.
Im Laufe der Zeit haben die Svnoden beinahe ihre oranze Hedeuturr::
eingebüsst. — Der Warschauer Tractat gab den Kvangelischen das
Recht, 3^ da keine Gesellschaft ohne Subordination und Zucht sein
kann*, eigene Consistorien zu errichten, ihre Synodalischen
Versammlungen zu halten, sie so oft zusammenzuberufen, als sie es
für nöthig erachten werden, und auf denselben alle diejenigen Sachen.
die ihre Lehre, ihre Ordnung, ihre Kirchenzucht, ihre Gebräuche und
das Verhalten ihrer Prediger angehen, zu entscheiden und anzu-
ordnen* (§ 5). Und dieses Recht, sowie die kurz skizzirte Kirchen-
verfassung hat den Evangelischen in Galizien der Toleranzvertra.:
von 1772 resp. 1773 zugesichert.
Die Evangelischen in Galizien sind aber, so viel wir sehen.
nicht in die Lage gekommen, von dem Rechte, Consistorien aufzu-
richten und Synoden zu halten, Gebrauch zu machen. Wenigstens
liört man von derlei Dingen nach dem Jahre 1773 gar nichts. Dic-
jcni^^en evangelischen Gemeinden, welche es in Galizien gab. unil
welche dort in Eolge der Colonisation.. vom Jahre 1775 ange^an-en.
sich bildeten, mussten einige Zeit hindurch, wie einstens die schlesischcn
Gnadenkirchen, für sich, ohne einen kirchenregimentlichen Zusammen-
schluss, existiren. Sie verfuhren so, dass sie Kirchen Vorstehern die
Leitung der Gemeindcangelegenheiten übertrugen, welche dieselben
im Vereine mit dem Pfarrer, wenn nämlich ein solcher vorhanden
war, besorgten. Erst die Toleranzgesetze Josephs IL regelten die
Veifcissungsverhältnisse der Evangelischen Galiziens in gleicher Weise
wie die der anderen Länder.
Ein anderes Land, welches zwei Jahre später als Galizien an
Oestcrreich kam, ist Bukowina (7. Mai 1775). Es ist aber schwer
zu sagen, welcher Art die Kirchenverfassungsverhältnisse der dortigen
Evangelischen zu jener Zeit waren, in welcher Oesterreich Bukowin.i
in seinen Besitz nahm. Dass es auch dort Evangelische g-ecebcn
haben musste, cfeht aus der Allerhöchsten EntschliessunGf vom
23. Mai 1 835 hervor ^), in welcher gesagt wird, dass in der Bukowina
1) Kiizinany, Urkundenbuch, S. 105.
\
.auch die Protestanten, 30 wie überhaupt alle Uekenner der christl.
Religion gleiche Rechte in Absicht auf die Ausübung ihres Gottes-
rlienstes und auf die Er?,iehung der Kinder, sowohl während der
Moldauischen Regierung, als nach der Besitznahme des Landes ge-
nossen.*') Ueber ihre Kirchenverfassunj; fehlen uns gänzlich die
N'achrichten. — Unter Joseph II. bildete Bukowina als Bestandtheil
Galiziens den ,Czernowitzer Kreis*. Damit ist wohl der für die
übrige evangehsche Kirche Oesterreichs geltenden Verfassung auch
in den evangelischen Gemeinden Buhowinas Geltung verschafft worden.
Das Toleranzpatent ist in der Bukowina nicht kundgemacht worden. =)
Eine eigenthümliche Erscheinung, auch auf dem Kirchen-
verfassungsgebiete, gewährt der BeiiirkAsch mit Sorg und Neu-
berg in Böhmen. Dasselbe gehörte seit 1331 zum Egerlande. Im
J^hre 1397 kam das , Ascher Inspectorat' in den Besitz des Ge-
schlechtes der Zcdwitz, und zwar als Kronlehengut von Böhmen.
Die Zedwit/, verstanden es (seit 1400), sich nicht nur von Eger unab-
li.ingig 7.U machen, sondern überhaupt eine besondere staatsrechtliche
:^telhing zu gewinnen. Die Herren der .Dynastie Asch* gerirten
«ich ganz so wie reichsunmittelbare Fürsten, verkündeten Reichs-
heschlüsse in ihrem eigenen Namen, gaben Polt/.eiverordnungen etc ,
kurz nahmen in Böhmen eine exceptionelle Stellung ein. Das dauerte
bs 1736. Da fing die Wiener Regierung an. die Reichsunmittelbar-
keit der Zedwitz zu bestreiten und sie als Vasallen der böhmischen
Krone, und damit auch des Hauses Habsburg, anzusehen und zu
behandeln. In Folge dessen kam es zu einem langen Rechtsstreite
zwischen den Zedwitz und der Krone (der sogenannte Exemtions-
oder Immedietätsstrcit], in welchem das Corpus evang. vergeblich zu
Gunsten der Zedwitz intercedirte. ') Der Streit fand damit sein
Ende, dass sich die Zedwitz, nach dem Beispiele Christ. K. L. Ad.
Die
■) VbI. auch d»<
1 ilher die Gemeinde Screih Gesagle in Köl«l!
ichek's, I
.■v.-,nE. Kkdie Oc-^MT.
in den deutsch -lavisthen I,STu!ern, 18GD, S. 200,
Getilgte.
') Frank. Tole
riin^patent, S. 53.
-) Ueber diesen
Streit wird ausführlieh in den Act. bist, eccle«.
berichtet.
V^l. ;.uch die „Weite«
: AiLsrüIming des im Jahre 1767 herRuseekomm,
;nen ausfü
lidien und gründlichen
Unlerridits von der, der Krun ÜÜhmen Über die
von Zedw
™ Neuberg und Asch.
auch deren Geridit A^ch und daiu geliürige Or
nde^lioheit vvurinne be«n([ter Unlerricbi ireifen r
.Schäften,
penannlen re.i.eclnose.'i
Zedwii^. lie.ntiiworiung nihthlich und nlingriindli,
:h gemach
Vorwürfe au< klaren U
rkuniien gereciiirerligt wird." 1772 (hei TraUnet).
V. Zedwitz» der sich bereits 17G0 ^submittirte*, 1774 eine Sub-
mission Allerhöchsten Ortes einbrachten, und diese vor einer ei:^e:.>
dazu bestellten Commission , nochmalen anerkannt und sov. <•:/
mündlich, als mittels ihrer eigenhändigen individual-Unterschrift ur ;
Pettschafien schriftlich widerholt bestättiget, mithin dero Landr-
mütterlichen nur auf Milde und Gerechtigkeit abzielenden aller
höchsten Gesinnung das vollständig gehorsamste Genügen gel eist, t
haben.**) In Folge dieser Submission ist das Ascherland defin t:v
zur Krone Böhmen geschlagen worden und kam so an das Hr.jL>
Habsburg. Bei ihrer Submission übergaben die Zedwitz eine Bn:-
schrift, in welcher sie ihre Desiderien namhaft machten. Diese ct::-
hielten gleichsam die Bedingungen, unter welchen sie bereit waren.
in's Vasallenverhältniss zur Krone Böhmen zu treten. Ihre Bittschri':
ist von der Krone mit den sogenannten Temperamentspunkten
vom 10. März 1775 beantwortet worden, in welchen ^e:n Zeduitj
eine Reihe von Privilegien zugestanden und auch das Religionswoer.
geregelt wird. *)
Ehe wir aber die betreffenden Bestimmungen anführen, ist o
nothwendig^, zu bemerken, dass das Ascherland sich seinerzeit gar;
der evangelischen Lehre zugewendet und es verstanden hat, ai:ch
in der Zeit der Gegenreformation evangelisch zu bleiben ; dasselbe i>:
sogar damals vielen evangelischen Flüchtlingen aus dem Eg-erlanv".^
zur Zufluchtsstätte geworden. Gewährten ja Asch ihren Schutz der
Markgraf Albrecht von Brandenburg und der Churfürst Johann Gec»rj
\on Sachsen. Weil Asch zu jener Zeit in kirchlicher Hinsicht unter
das Consistorium in Dresden gehörte, übte auch der Churhir>:
Johann Georg von Sachsen das Jus circa sacra. also auch da-
Patronatsrecht bei Kirchen und Schulen, aus.") Es scheint jedoch
die Familie Zedwitz nach und nach das Patronatsrecht und andere
Jura ecclesiastica sich angeeignet und ausgeübt zu haben. Den Hclc::
dazu finden wir in dem weiter unten folgenden Wortlaute der Teir.-
peramentspunkte. Es bestand daher auch im Ascher Bezirke c! V
M Aus dtfm Eingänge der Temperamentspunkte.
9) Die Tt-mperamenisi)unkte vollständig in Unger's ^Urkunden u\>rr e
böhmischen Kronlehengüler Asch und Fleissen*, 1841, S 28 u. f. Der u.if -•:•
Keligionswesen sich beziehende Ab^chnilt bei Kujmany, Urkur.denbuch, S. T*-»
3) Diese und die meislen historischen Mitiheilungen haben wir der «Gevc:..v.t
liehen Skizze** in Tiltmann's Heimat^kunde dts Asch. Bez.» 1893, entin.TiMu» n.
253
C on sistorialverfassung, was bei der Neuordnung der kirch-
lichen Verhältnisse durch die Temperamentspunkte nicht ausser Acht
gelassen werden durfte.
Eine der ersten Bedingungen, unter welchen die Zedwitz sich
der Krone unterwerfen wollten, war natürlich die freie öffentliche
Religionsübiing. Diese ist. wie aus dem Wortlaute der Temperaments-
punkte liervorgeht, Asch schon 1757 und seit der Zeit •mehrmaien*
zugesagt worden. Und die Temperament.spunkte haben an erster
Stelle die Bestimmung, »daß Selbe (Zedwitz) weder in dem freyen
Religions-Exercitio der A. C. gestöhret, noch in der bisherigen
Ausübung der jurium ecclesiasticorum et circa Sacra auf einigerley
\\'eii3e gehindert werden solle, wie dann Ihro Mai. weiters gnädigst
bewilligen, daß für die ad forum ecclesiasticum einschlagende An-
l^elegenheitcn ein eigenes Consistnrium zu Asch bestellet
werden möge, von welchem sodann der Zug an die Kim. Appellations-
Kammer, und von dort hieher an die höchste Hof-Stelle, als den
obrislen Richter zu nehmen, hieselbst aber secundum Pnncipia a. c.
in Judicando fürzugehen seye; Wohingegen Ihro Mai. sich alleinig
das Ihro, als regierende Königin in Böheim zustehende Jus summum
circa sacra vorbehalten, alle diesfällige recursus nach Sachsen aber
Kiib poena excitationis fisci schärfest verbotlien haben wollen; dahero
dann die Supplicanten die Art und Weise, wie Selbe sothanes Con-
sistorium in gedachten Asch zu errichten gedenken, der Kön. Appel-
lations-Kammer, als ihrer vorgesetzten Instanz zur Wißenscbaft an-
zuzeigen, daßelbe mit tüchtigen und untadelhaflen Subjectis zu be-
setzen und solche ersterwehnter Appellations-Kammer nahmhaft zu
machen haben.«
Wie aus dem Angeführten ersichtlich ist, sollte von nun an
die Abhängigkeit der Ascher evangelischer Kirche vom Consistorium
in Dresden aufhören, und die Leitung des Kirchen wesens einem
eigenen Consistorium übergeben werden. Der Familie Zedwitz sind
von nun an auch rechtlich die landesfürstlichen Jura ecclesiastica
et circa Sacra zuthcil geworden; nur das Jus summum hat sich
die Kaiserin vorbehalten. Dieses kam auch darin zum Ausdrucke,
dass der Instanzenzug an die Appellationskammer, und von da an
die höchste Hofstelle ging.")
') Die Appellalionskammer ist von Ferdinand I. (1548) anstail der ehern [ili(;en
alioRen nich Magdcbuig und Leipiig eingerichlel worden. — Die Ui^iricie Egec
"t"'"^' ^'-'imHJftfl;
'L<\ den Jiir.i ecclesiaslica dtr Ztdwitz fielnifle nach den Ttr.>
I)eraiiicnt!-[niiiktt-ii auch die Einrichturi'j des neL;en Asciicr C;;-
visloriums. Diese ist auf foii^'ende Weise vollzoi,'en worden : die Fan^i .r;
Zcdwitz ubernaiim das Prasidimii; Mitj^üedcr mit der Eigenschaft &.'
Assessoren und Votantcn waren der Oberpfarrer (In*pector' v>i;
Asch, welcher zugleich die Function des RcfereTiten ausübte, car..^
tier Pfarrer von Xeuberg und ein landesfursthcher Coniniis.sar.'i
Das Patron alsrecht, welches in den Temperamentspunkten a! cr-
iiiii!:;s nicht besonders angefulirt ist, welches aber in den j^r,'.
ccciesiastica entliahen sein mochte, übte die Familie Zedwitz bc.
Kirche und Schule aus, indem sie allein die gesanimten Steigen ccr
evan.L:elisclien Pfarrer und Lehrer besetzte (auch die Erneniiiing d:-
Inspectors kam ihr zu). Sie hatte auch massgebeiiden F.inllii?s •x-'.
die \'erwaltung des Kirchenvermogens und noch andere Sond-^r-
rechte. Dabei waren ihre Pflichten dem evangelischen Kirchen «e^cü
gegenüber ganz unbedeutend.') Die anderen Gemeindeglieder hatua
an der Kirchenverwaitung nicht den geringsten Antheil.
Auf das Ascher Territorium hatte das Toleranzpatent k-eint,i
Hezug. Dort sollte der »bisher hergebrachten Observanz nachge-
gangen werden».')
Und noch eine Stadt gab es in Oesterreich. in uelcher V'.r
der Publicirung des Toleranzpatentes die evangelische Kirche Heima;--
recht erlangt hat: Triest, Mit der Eröffnung des FVcihafens '171-'
begannen wiederum die Evangelischen sich in Triest anzusiedeln. Ihr^-
V'ersuchc und Kcmühungen, freie Religionsübung zu erhalten, hatten
erst im Jahre 1778 den gewünschten Erfolg. Das kaiserliclie Kescriir;
vom '_'l. Februar 1778 erlaubte , denen in Triest anwesenden evan^e-
ii.schen augsb. Confessiunsverwandten«, ,ihre Versammlungen zu Au-
un<l i;il..,ncn gdiö.lpii, WL-il siesogtnnnile „teul.^che l.elien' «a.eu, tiiolit unlrr da« Vr..;^-
IlontlmiieridU, soniletn unter die Ap|>ellati(,ii,^kammet als „TeulM:lie Lehen->thriir,c-
(i-illitr. Vetor(liiuiig<:nS.-.mniluiii;, 1758, S, 162. — Piilier «ar Kecht,coiisu>.i: !^
dem Extniiioiisslreiie; dieser wird de!.hall> auch der „Puiiet'^clie rmccC- gen.inni.: -
Vgl. autli über die A(^|>.-Camin, als „construiMe teulsclie Lehnshauplraaiinsch.iii'- C...J--.
Ferd. Lop. Joseph. Carol., Frag 1720, S. 084, Auch im Archiv des Mini. d. lunc.n
in Wien (IV, A. 2).
1) Die I. Gener.-.'iyn. det evi^ng. Kirche. 1864, S. 181. — Ob da< Cou^Uiur^^i;.
») lue 1. Gener.Sj-n., S. 181.
') llofdect. vom 6, Mai 1791 (Kuimany, UrkunJenbuth, S. KU).
\iburiy ihres Gottesdienstes in einem F'nvatViaii?e halten zu dürfen,
tlaiici aber alles Geräusch gänzlich zu vermeiden'.') Am ti. Juni
1778 ist die evangelische Gemeinde A. C. zu Triest begründet
worden. Die evangelischen Familienhäupter (neun Personen) einigten
sich als Stifter der Gemeinde über eine Kirchenordnung, nach welcher
die Leitung und Verwaltung derselben vor sich gehen sollte. Diese
ritatuten haben den Titel eine.s , Gesetz-Buches, welches die neun
Stifter der Evaiig. Gemeinde Ang. Conf. zu Triest, nachdem denen
selben durch Ihro Exe, des Hochwürdig. Hoch- und Wohlgcbornen
I lerrn Carh des H. K. K. Graf und Herrn von Zinsendorf und Potten-
dorf, Erbland-Jägermeister in Osterreich unter der Enns. des hohen
Teutscheii Ordens Ritter und Commthur zu Möttlinjj und Tschernembl
in Krain, beider K. K. A. Mayestäten wirklicher Geheimer Kath,
Kämmerer, Ziwil-Haiiptmann, Militär-Commandant, und Gouverneur
des freien Seehafens und der Stadt Triest etc etc. laut dem in
unserem Kirchen -Archiv verwahrten Dokument angezeiget wurde,
dali Ihro K, K. A. Maye.'^täten Josephus H., Römischer Kaiser und
Maria Theresia. Kaiserin und Königin von Ungarn, Böhmen etc. etc.
denen sich allhier befindlichen Evanfj. Luther. Glaubens Verwandten
einen geistlichen und privat-Gottesdienst gnädigst zu erlauben be-
liebten, zum Besten und zur Beobachtung der ganzen Gemeinde, den
ij. Juni im Jahr Christi 1778 verfertigt haben'. Das »Gesetzbuch*
zerfallt in zwei Theile, von welchen der erste (in 17 Paragraphen) ,die
Gesetze von der Einrichtung der Gemeinde und des Gottesdienstes
iiberhaupt', der zweite in drei Abschnitten ,dic Gesetze oder die
Pflichten der Kirchen Vorsteher gegen die ganze Gemeinde und den
Geistlichen* (in 14 Paragraphenl, , die Pflichten des Geistlichen gegen
die Vorsteher und gegen die ganze Gemeinde' (in 17 Paragraphen) und
,die Pflichten der ganzen Gemeinde gegen die Vorsteher und gegen
'1 Steinscker, Gesell, üebers. d« Enlw. der evHiig. Gem. A. B. lU TrLeü,
1849, S, 8, — MedEcus, Gesch. Noliien lum lOÜjühdgcn Jubiläum der evang. Ge-
meinde A. C. in Triest, 1878, S. 11 u. f. — Ob die Bestimmung: Mes Geräusch im
(Icitcsdiensle i\t vermeiden, nicht die Ursache davon war, dass wie man aus den
Sinken eines Liedes abgesehen, und sUtt dessen ,ein auf den Inhal! d-cr Predigt
MCh lieiiehender Gesang mit vernehmlicher Deutüchkeit und Nachdruck vorgelesen'
«urde.i Uie.'.es Vorlesen sollte vom Altäre aus gescheher. Vom Absingen eines geist-
lichen Liedes wird wie von einem löblichen Gebrauche, welcher eveiilucll später in die
Gemeinde elngefühtt werden könnte, gesprocheii.
1
256
den Geistlichen* (in 12 Paragraphen) enthält. — Am 15. Juli 17^1
wurden die in dem Gesetzbuche enthaltenen Bestimmungen in einc-
allgemeinen Versammlung der Mitglieder der Gemeinde durch , Zu-
sätze* erweitert, welche lediglich liturgischen Inhaltes waren. Un:
so liegt uns in dem Triester , Gesetzbuche* mit seinen .Zusatzeii*
eine evangelische Kirchenordnung vor, welche in formaler Hin^ich'
den Charakter der alten evangelischen Kirchenordnungen aufwei-t
und ohne Zweifel zu den interessantesten Verfassungsurkunden der
evangelischen Kirche in Oesterreich aus der Zeit des XVIII. Jahr-
hunderts gehört.*)
Aus dem , Gesetzbuche* geht hervor, dass sich die tolerirte
Gemeinde in Triest, welche ungefähr 70 Secten zählte und \(''j.
isolirt war, auf presby terialer Grundlage organisirt hat. Es si:J
sogleich nach Constituirung der Gemeinde aus der Mitte der reni
Stifter derselben durch 's Los Vorsteher auf drei Jahre gewählt worJerj.
und zwar so, dass je drei von ihnen ein Jahr lang fungiren soUteiu
Der Vorsteher, aufweichen das erste Los fiel, hiess der erste u. >j. ^v
Nach je drei Jahren sollte die Wahl des Kirchenvorstandes auf die-
selbe Weise vollzogen werden. Ging unterdessen etwa ein Vors-teher
ab, sollte , durch Balotation* ,ein anderes würdiges Glied au? der
Evang. Luther. Gemeinde an seine Stelle erwählt werden*. Die Vor-
steher, welche verreisen mussten, durften sich durch den einen ocer
anderen Herrn, der nicht Vorsteher war, vertreten lassen. Die \'«.^r-
Steher hatten sich ,als Väter der Gemeinde zu betrachten und cl:.>
Beste desselben zu befördern*. Zum ,Entzweck* sollten sie ,blos
die Ehre Gottes und das Wohl der Gemeinde* haben, ,nie Personai-
feindschaften, oder partialitäten äußern*. Sie hatten die Zucht in der
Gemeinde auf die Weise auszuüben, dass sie , grobe Vergehurg^on*
dem , Geistlichen anzeigten*, damit er den Leuten , ins Gewissen rede*.
»niemals aber in öffentlichen Predigten auf eine solche Person specia-
liter abziele, denn dergleichen Bestrafungen bringen nur Haß uni
sehr selten Lebensbesserung, und streiten auch wieder die Liebe des
Nächsten*. Den Kirchenvorstehern lag die Verwaltung des Gemeiiuie-
vermögens, die Fürsorge für die Almosenbüchse* und für die Ordnur ^
») Durch die Freundlichkeit des Herrn Sen. Medicus aus Triest ist mir *!..s
„Gesetzbuch" sammt ^Zusätzen* in Abschrift zugckomnr-en. — Dasselbe ist im .Eine:
buche* der evang Gemeinde A. C, in Triest eingeschrieben. (Steinacker, Ge
Uebers. etc., S, 9.)
eh.
257
des Gottesdienstes ob. Sie hatten die Plenarvcrsammlungen der Ge-
meinde einzuberufen und ihre Tagesordnung zu bestimmen, die
Wahl des Geistlichen einzuleiten, für die Unterkunft desselben zu
sorgen und dessen Lebenswandel und Amtsführung zu beaufsichtigen.
Nach den , Zusätzen' aus dem Jahre 1781 hatten sie sogar die in
dem Gottesdienste zu brauchenden Gebete zu approbiren. Hinsicht-
lich der Verwaltung des Kirchenvermögens waren die Vorsteher der
Versammlung der .neun Häupter der Gemeinde' verantwortlich.
Alle Jahre sollten sie in derselben in Gegenwart des Geistlichen
Rechnung legen. Dieser Versammlung stand es auch zu, die im
, Gesetzbuche* , verordneten Punkte* in Zukunft, .wenn es Zeit und
Noth erfordern, zu verändern, und einige Punkte davon oder dazu
zu setzen, je nachdem es die Umstände, und das Reste der Gemeinde
erfordern dürften'.') — Der Geistliche war immer nur auf vier Jahre
zu wählen. Die Wahl sollte auf die Weise voll^.ogen werden, dass
.ein ordinirter Kandidat, von dem man versichert ist, dass er einen
guten exemplarischen Lebenswandel fuhrt, ein gelehrter Theolng
und guter Prediger ist, und sich anheischig maclit, Kinder von (i bis
14 Jahren im Christenthum zu unterrichten, von einem der Vor-
steher, oder auch von einem andern Glied der Gemeinde, der oder
das in diesem Stücke dazu die beste Gelegenheit hat, aus einer
Stadt von Deutschland mit der ausdrücklichen Redingniß unserer
Gemeinde vier nacheinander folgende Jahre getreulich zu dienen,
beschrieben werde*. ■ Nach Ablauf des dritten Jahres .sollte der Geist-
liche den Vorstehern anzeigen, ob er gesonnen sei, einen neuen
Contract auf weitere vier Jahre, abzuscWiessen. Die Vorsteher sollten
darauf alle neun Glieder der Gemeinde zusammenrufen und sich mit
ihnen berathen, ob man mit dem bisherigen Geistlichen einen neuen
Contract schli essen oder aber einen anderen Geistlichen .beschreiben*
solle. Die Entscheidung wird durch die Mehrheit der Stimmen ge-
troffen. Der Geistliche »muß sich den Ausspruch der mehrestcn
Stimmen gefallen lassen«. Sollte der Geistliche von selb.st weg wollen,
kann er es nur dann, wenn er im dritten Jahre die fiiiher erwähnte
Kündigung eingebracht hat. Er durfte die Gemeinde in keinen»
Falle früher verlassen, bis der neue Geistliche zur Stelle war,
• es wäre denn, daß ihn .sämmtliche neun Herren von der Er-
■) Auf Giund dLestr BesUmmung sind im Jahre 1781 djs liturgischen „Zu-
5al:e" in dem .Ceseiibuche" hiniugefiigt worden.
Jihibuch äa P.(H«i.niiiinui 189S. H, 111 u. IV. I7
258
fulliing dieses Punktes looßzählen wollten«. — Zum Schlüsse d^?
> Gesetzbuches« wird festgesetzt, »daß außer den jährlichen 3 Herrc:
Vorstehern mit dem Geistlichen, Niemand, es seie, wer es wo.li
etwas zu befehlen habe; auch werden alle Glieder der Gemciii:.e
und absonderlich das weibliche Geschlecht, christlich vermahnet, g-t
Geistlichen und denen Kirchenvorstehern durch unnöthige Verkleine-
rungen, Schwätzereien, Rangstreitiorkeiten und anderen der<^Ieiche-i
Unanständigkeiten ihr Amt nicht sauer zu machen oder Unciri:
Weiten unter der Gemeinde zu stiften, sondern sich untereinander •="
zu betragen, wie es evangel. Christen geziemet und wie es ur.sc-
Hrlöser Jesus Christus durch den Evangelisten Mathäus im 22. Car
von 37 — 40 Vers von uns fordert«. *
Auch Triest brachte das Toleranzpatent die öffentliche Religi« n-
übung.*) Auf demselben basirt das Hofdecret vom 9. Januar ITM'
durch welches den Evangelischen in Triest eine ötYentliche Kirch-.
gestattet wird. In demselben Jahre constituirte sich auch die reformi^'c
Gemeinde in Triest.') Die Toleranzgesetze bildeten auch für dt
Triester evangelischen Gemeinden die Basis für die weitere Ordn.r;:
und Einrichtung ihrer Verfassungsverhältnisse.
Wir bestrebten uns im Vorhergehenden, Beiträge zur Ver
fassungsgeschichte der evangelischen Kirche in Oesterreich. ht
sonders in dem Zeiträume vom Jahre 1648 — 1781, zu hefem und : :
zeigen, in welcher Richtung und Weise sich die Verfassung jenr''
Kirche in der angegebenen Zeit ausgebildet hat. Da es ganz Ir
sonders die Verfassungsgesclfichte der Kirche ist, in welcher skj
ihre Beziehungen zu der staatlichen Macht zu spiegeln pflegen. ^•
sollten unsere Beiträi^e auch die Beziehun^ren, wie sie sich zwisclu*
der evangelischen Kirche und der staatlichen Macht in Oesterreich
in der von uns geschilderten Zeit entwickelt haben, beleuchten und d-^
jener Entwicklung zu Grunde liegenden Motive angeben.
Das Bild der evangelischen Verfassungsentwickelung, welche-
wir mit Hilfe der beigebrachten Belege und Verfassungsdocumertc
7u zeichnen uns bemühten, dürfte ein evangelisches Auge kaum sehr er
freuen. Steht es ja auf demselben ganz deutlich, dass die evangelisclir
*) Der Triester evangelische Geistliche durfte bis dahin keine Tauten un
Trauungen vornehmen.
*) ^g'« Venetianer, D. evang. ref. Kirche zu Triest, 1887.
259
tvirclie Oesterreichs zur staatlichen Macht vom Anfange an in solchen
Keziehungen stand, welche es ihr unmöglich machten, die Ver-
fa. ssungslhätigkeit als ihre selbstständige Thätig-
k:eit auszuüben. Gleich zu Beginn unserer Arbeit haben wir darauf
aufmerksam fjemacht, dass die Verfassungsthäligkeit der Kirche, als
ilire selbstständige Thätigkeit unter Umständen verkümmern kann.
Unsere Beiträge sind ohne Zweifel Beiträge zur Erhärtung dieser
Wahrheit. In Oesterreich hat die staatliche Macht die Arbeit, welche
den Zweck hatte, die evangelische Kirche zu organisiren, ganz für
sich in Beschlag genommen. Der evangelisch L^n Kirche gegenüber
brachte die weltliche Macht alle Consequenzen des alten Staats-
kircbenthums mit allen seinen »Ecken und Kanten* zur Anwendung.
Und da sich diese Macht in den Dienst der römischen Kirche stellte
und sich alle Mühe gab, dieser die Stellung der ,ecclcsia dominans*
zu sichern, konnte es nicht anders sein, als dass sie der evange-
lischen Kirche eine Organisation octroyirte, welche ihr keine freie
Bewegung gewährte, sie aber dafür in möglichst grosser Abhängig-
keit von der staatlichen Macht erhielt. Die Organisation, welche die
evangelische Kirche aus der Hand der staatlichen ATacht hinnehmen
musste, glich in vieler Hinsicht einer Zwangsjacke, in welche sie
eingeschnürt wurde, um nicht mehr freie Bewegung zu machen, als
es der sie mit eifersüchtigem Auge beobachtenden staatlichen Macht
genehm war. Auf mehr hatte sie ja, deren Existenz, wie man meinte,
schliesslich von der Gnade des Kaisers abhing, keinen Anspruch. . . .
Das Traurigste dabei war, dass die staatliche Macht die Behandlung,
welche sie der evangelischen Kirche angeddhen lio^^;, kurzweg als eine
Anwendung protestantischer Principien hinstellte: und dartiber hätten
sich die Protestanten wahrlich nicht zu beklagen.
Der evangelischen Kirche musste aber eine solche Vcrfahrungs-
weise der staatlichen Maclit widerstreben; und sie empfand dieselbe
als Unrecht, wenn sie auch mit dem Rechts grundsatze der Epis-
copal-. Territorial- und Majestätsrechte des I.andcsherrn gestützt
wurde. Und hätte man nicht besser gethan. jenen Rechtsgrundsatz
auf seine Richtigkeit hin zu prüfen, als einfach zu behaupten, es ge-
schehe den Protestanten kein Unrecht, weil man sie nach den auch
von evangelischen Landesherren angewendeten Principien behandle?
Die evangelische Kirche in Oesterreich konnte nicht anders, als das,
was von der Staatsgewalt für ein ,summum jus* ausgegeben wurde,
IT
260
für eine , summa injuria* zu halten. Sie musste im Bewussts^:.
des ihr zukommenden Rechtes: an ihrer Organisation selbst 'n
arbeiten, im Bewusstsein des Bedürfnisses einer grösseren Freihci:
und Selbstständigkeit, gegen eine solche Verfahrungsweise sich
stemmen und ankämpfen.
Leider that sie das mit nur geringem Erfolge. Und auc:i
die wenigen Zugeständnisse, welche ihr in Folge des Beisprinj^en^
anderer ihr freundlich gesinnten staatlichen Mächte auf dem Ver-
fassungsgebiete zutheil geworden sind, waren in steter Gefahr, irr
wiederum genommen oder eingeschränkt und in einem ihr ungün^tieeri
Sinne ausgelegt zu werden, wie es ja sowohl nach demWestfäl. Frieceru
als auch nach der Altranst. Convention und ihrem Executions-Rece^>
wirklich geschehen ist. Es ist ihr selten gelungen, ihr getahrcete^
Verfassungsrecht mit vollem Erfolge zu vertheidigen und vor Ein-
schränkungen zu bewahren. Und es konnte ihre Ohnmacht in dieser
Hinsicht nicht greller illustrirt werden, als durch die Einsetzung jen^-
berüchtigten teschnischen Religionscommission zum Consistorium A. C,
welches am liebsten die ihm unterstellte evangelische Kirche zu Tode
regiert hätte.
Wer weiss, ob ihm dies schh'esslich nicht gelungen wäre, \\ er:rt
der oberste Inhaber der staatlichen Macht nicht zur Einsicht uii.i
Ueberzeugung durchgedrungen wäre, dass es einfach schon die
Wohlfahrt seines Staates erfordere, der evangelischen Kirche und
den evangelischen Unterthanen daselbst eine andere Behandlungswei?*
angedeihen zu lassen.
Er hat es zuwege gebracht, dass sich die Beziehungen der Staat
liehen Macht zur evangelischen Kirche Oesterreichs in der Folge be
deutend gebessert haben. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass sich clor:
das Verhältniss zwischen ihnen bereits damals richtiggestellt hätte. D.e
weitere Verfassungsentwickelung der evangelischen Kirche in Oesterreich
spricht deutlich dagegen. Der Strom der Entwickelung ergiesst sich nur.
allerdings über die meisten österreichischen Länder ; er wird aber noch
immer von der staatlichen Macht gänzlich geregelt. Auch jetzt wirc
die Organisation der evangelischen Kirche in Oesterreich von dt^r
staatlichen Macht vorgeschrieben, verordnet, decretirt. Aber in dtr
verordneten Verfassung befinden sich bereits Elemente, welche auch
für die Verfassungsentwickelung der evangelischen Kirche in Oester-
reich eine bessere Zukunft verkündeten und — garantirten. Es wenifi.
Verfassungsinstitiitionen geschaffen, welche der Kirche die Möglichkeit
geben, ihren — wenn wir so sagen dürfen — so lange niedergehaltenen
Verfassungstrieb zu bethätigen. Die Einzeige nieinde im vollen
Sinne dieses Wortes tritt nun auch in den Vordergrund und erhält
ein gewisses Recht, an ihrer Organifetion und Leitung mitzuwirken.
Das hatte Tür die Zukunft die grosste Bedeutung, da ja die Organi-
sation der Einzelgemeinde die Grundlage der Kirchenorganisation
zu bilden hat. Die evangelische Einzelgemeinde fing in Oesterreich
an, die Verfassungsthätigkeit als eine Thätigkeit der Kirche für die-
selbe zu reclamiren; es sollte die Zeit kommen, in welcher diese
Reclamation zu Gunsten der evangelischen Gesammtkirche daselbst
entschieden wurde.
IX.
Bibliographie über die den Protestantismus in Oester-
reich betreffenden Erscheinungen des Jahres 1897,
nebst kurzen Nachrichten über dieselben, mit Ausschluss der in c.e.-tr.i
^ Jahrbuche* selbst erschienenen Artikel ').
I. Für das Allgemeine.
Fr. Scheich 1, Glaubensflüchtlinge aus Deutschland seit den.
Jahre 1500 und die Duldung im XVI. Jahrhunderte. Zwei cuU i-
geschichtliche Aufsätze. Linz, Mareis, 34. Mk. 1.
C.Haupt, Melanchthon's und seiner Lehre Einfluss aufMax-
milian IL von Oesterreich. Programm, Wittenberg, t>l, 4*.
Kretschmayr, Maximilian 11. an Ferdinand I. .Mittheilun^L:
des Instituts für österreichische Geschichtsforschung*. 18, 620.
W. E. Schwarz, Ein Gutachten des baierischen Kanzle-
S. Eck gegen die officielle Duldung des Protestantismus in Ocsttr:
reich 1568. In: , Festschrift zum elfhundertjährigen Jubiläum l:c>
deutschen Campo-Santo in Rom*. Freiburg, Herder, IX. 307. IMl:. I.
Nasemann, Maria Theresia. ^Deutsch-evangel. Blatter*, 22.
391—404.
J. Frank Bright, Maria Theresa. (Aus: Foreign Statesm tu.
London, Macmillan & Co.. 224. 2 sh. C d.
J. Frank Bright, Josef II. (Aus: Foreign Statesmen.) London
Macmillan & Co.. XI, 222. 2 sh. 6 d.
A. Beer, Kirchliche Angelegenheiten in Oesterreich 181«»— 4..
Archival. Mittheilung. , Mittheilungen des Instituts für österreichische
Geschichtsforschung*, 18, 493 — 581.
*) Vgl. dazu mein Referat: „Kirchengeschichte vom Beginn der Kefoimrtr
^is 1648" in dem „Theologischen Jahresbericht**, bisg. von D.Krüger Diid D. U-
mann, 1898, 17. Bd., S. 307—375.
I
263
Haupt behandelt lichtvoll und eiugehencl, leider ohne nälicre
Literaturangaben, die vom Referenten im , Jahrbuche' IH, 9—12
beregten Beziehungen. —
In dem von Kretschmayr mitgetheilten Briefe Maximilians (11.)
an seinen Vater vom 11, Mai 1562 ist ein Ausdruck für die Wendung
in dem zwei Jahre vorher noch recht unerquicklichen Verhäitniüse
Beider zu einander gegeben. —
Bei Eröffnun;; der Landtagsverhandlunßen am 18, August lötlS
•^ab Kaiser Maximilian II. den beiden adehgen Standen, die eine
i:;rosse Schuldenlast übernehmen sollten, eine Krkiarung, die eine
officielle Duldung des Proteslantismus bedeutete. J'ius V. war dar-
über entsetzt und sandte den Cardinal Joh, Franz Cummendonc an
den Kaiser, um die Toleranz zu vereiteln. Der Cardinal traf in
Innsbruck beim Erzherzog Ferdinand Herzog Albrecht V, von Baiern
mit seiner Familie und den ErzbLschof von Sal/.burg; s»* fand er
Gelegenheit, sich Rath zu holen. Diesem Bestrehen wird auch dan
lateinische, von Schwartz mitgethcilte, Gutachten entsprungen sein,
das der Kanzler Simon Thaddäus Eck verfasste. Er verurthcüi
natürlich das Vorgehen des Kai'^ers aufs Enl^ichiedcn.ste. wodurch
ein Fenster geöffnet würde, den Katholicismus ai!s 'Jc-terreich hin-
aus zu weifen, die gottlosesten Secten cinzufuhre« und in ganz;
Deutschland zu stärken. Wie wenig erfol^jrcich di^s Prfrtnemoria
n-ar, beweist das Jahr 1571, in dem Maximilian die lö^f zutii ersten
Male zuTesa^te ofncielle Toleranz wirklich enheiiic'. —
Beers Erhebungen sind für uns namcnlikh wici.ri:,' «egen
der \'erhand;u:igen über das Vorgehen bei jifcmis' hten fJi'^D
II. FGr die einzelnen Lflnder.
Hlederocterreich.
L. Pr '.'., Die Gcgenref'jfTnation in der Unde»r;r-*r'r.T. Vi-ft
r;r.:c.: a. d. I — e::i typ. Bild, nach den Aüfzc:chn\:n:-<m 'if '-•»■it-
= :h.-e"-«^ G. Khirniaicr entworfen. Wien. May«' & Oi-.. V."!.
M;.:, 2 2-f.
l 'iii-^T.r.y. D.f: Gr.;.Tfitdr.;eg.:ng der evar.g. Kirch? !-• Vt'i^.f.JiZ'
'.Vier:, lÄ. &> ir.
264
Hempel, Reisebilder aus der Diaspora Oesterreichs. ^Bot:^
des Gustav- Adolf- Vereins aus Thüringen*. 4, 61 — 66, Gallneukirchcn:
5, 70 — 75, Uireichsberg und Lahnsattel; 6, 85 — 88, Nasswald. (Schr.n
1894 im , Sächsischen Gustav- Adolf-Boten* veröffentlicht.)
L. Pröll erschliesst die wenig bekannte religiöse Beweguni;
in Brück auf Grund einer bisher unbenutzten HS. auf der Breslauer
Stadtbibliothek. Sie enthält für die Jahre 1575 — 90 alle bezüglichen
Actenstücke und viele wichtige Nachrichten, so dass wir über Auf-
nahme, Verbreitung und Verdrängung der evangelischen Lehre in
der Stadt eingehend belehrt werden. Sie stammt von dem Brucker
Stadtschreiber Georg Khirmaier, einem hervorragenden Führer ccr
Evangelischen, einem treuen Anhänger des Augsburger Bekennt-
nisses, für das er in Verbannung und Elend ging; einem wahrheits-
liebenden, bescheidenen, milden Manne. Die mit aufgenommcnerx
Randbemerkungen rühren von anderer Hand her und stechen auch
ab durch die leidenschaftliche Parteinahme, Spott, Hass und Hohn
gegen die Verfolger.
Oberösterreich.
Hempel, Feldkirchen-Weiern ; in »Reisebilder«, s.o. 7, 107 — 10L<.
Steiermark.
J. Loserth, Eine Fälschung des Vicekanzlers Wolfg. Schranz.
(Kritische Untersuchungen über die Entstehung der Brucker Paci
fication von 1578.) , Mittheilungen des Instituts für österreichischr
Geschichtsforschung*, 18, 340.
J. Loserth, Die Anfänge der Gegenreformation in Inner-
österreich. ^Allgemeine Zeitung*. Beilage Nr. 2S f., 31.
V. Krön es, Bericht über die Ergebnisse meiner archival. Reise
im Herbste 1896. , Beiträge zur Kunde steiermärkischer Geschichts-
quellen*, 28, 8«— 126.
J. Loserth, Erzherzog Karl IL und die Frage der Errichtung
eines Klosterrathes für Innerösterreich. Nach den Acten des sleier-
märkischen Landesarchivs. (Abhandlungen der Wiener Akademie i.
97 S. Wien, C. Gerold.
J. Loserth, Zur Geschichte der Gegenreformation in Inner-
österreich. Vier Briefe, betreffend die Vertreibung Joh. Keplers aus
Graz. , Historische Zeitschrift* 78 (resp. 42), 255—263.
265
J. Loserth, Keplcriana. Vier Briefe, betreffend die Vertrei-
bung J. Keplcr's aus Graz. , Grazer Tagblatt' Nr. 54. —
Gegenüber den von Hurter aufgebrachten Anklagen, die steier-
niärkische Landschaft habe sich bei der Brucker Pacification von
1578, die für den Protestantismus in Innerösterreich eigentlich völlige
Religionsfreiheit bedeutete, einer Fälschung scinildig gemaclit, beweist
Loserth schlagend, dass nicht die Männer der steirischen Land-
schaft, insgesammt lautere Charaktere, die eher das Aeus.'icrste erduldet
hätten, als etwas zu bestätigen, was nicht bis auf das i-Tiipfelchen
wahr gewesen wäre, einer Fälschung beschuldigt werden dürfen,
sondern allein der Vicekanzler Schranz, von dem man weiss, dass
er bestechlich, ein Denunciant und Zwischenträger war. —
Im Widerspruch gegen katholische Fälschungen schildert eben-
falls Loserth, der über eine grosse Kenntniss der Acten verfügt.
die Anfänge der Gegenreformation in Steiermark in den beiden
Momenten der Visitation der protestantischen .Schule und Kirche
durch die Jesuiten in Graz und der , Pariser Bluthochzeit' daselbst,
nebst dem Kampf um die von Otto v. Herberstcjrff auf eigenem
Grund gebaute Kirche. — v. Krones theilt aus dem fürstlich
Schwarzenberg'schen Archiv in Wittingau ein Schreibeii vom 23. No-
vember 1599 mit, Phil, Renners an Peter VVok von Rosenberg (den
Letzten vom Mannesstamme seines Hauses [1539—1611], durch seine
erste Frau, Kath. v, Ludomic [f 1601] vom Katholicismus für den
Brüderglauben gewonnen) u. A. über die Unduldsamkeit Erzherzogs
Ferdinand von Steiermark in religiösen Dingen. — Loserths Ab-
handlung über Erzherzog Karl II. belehrt über die Wirksamkeit eines
Institutes, das in den letzten Regierungsjaiiren desselben im Sinne
der Gegenreformation thätig war, des katholischen Kegimentsratlies.
und über ein zweites, dessen Einsetzung in sichere Aus.«icht genommen
war, das aber nicht zu Stande kam, sei es, das"! schon die Krank-
heit Karls II. ihn nöthigte, den Gegenstand zurückzustellen, oder,
dass die jesuitische Partei an der starken Betonung der .staatlichen
Interessen Anstoss nahm, oder endlich, dass der Einfiuss des Salz-
burger Ordinariates, das wegen der Ausübung des Patronats mit
Innerösterreich im Streite lag, die ganze Sache vereitelte. Das war
der katholische Klosterrath, ein verspäteter Versuch, eine Einrichtung
Maximilians II. für Nieder- und Oberösterreich unter wesentlich
geänderten Zeitverhältnissen auch in Innerösterreich einzuführen. —
266
Loserth's Kepleriana , zeigen die grausame Wuth, mit der man n:cl.:
blos den protestantischen Lehrern, sondern auch den Lehrbehelftri
zu Leibe ging*. Wagenweise wurden die seelischen Bücher, die d.z
Landschaft mit grosser Freude, Mühe und Kosten gesammelt, dtn.
,Vulcan geweiht*, denn der Eifer, evangelische Bücher zu haben.
erfüllte nicht nur den Schlossherrn, sondern auch Bürger und Bauern.
Auch für Keplers Geschichte bieten die Briefe manches Neue,
danach stand sein Entschluss, Protestant zu bleiben, doch nicht
allezeit und unwiderruflich fest.
Kärnten.
F. Khull, Zur reHgiösen Bewegung in Kärnten während der
Gegenreformation. ^Carinthia*, 87, 15 — 27.
Erhardt, Ueber die Einwanderung von kärntnerischen und
steiermärkischen Exulanten in die Gemeinde Wain. ^Beila^^e des
Staats-Anzeigers für Württemberg* (1896). Nr. 5 6. S. 92— 9ö.
Aus dem reichhaltigen Archiv des Grafen Wurmbrand q^r^b
Khull ein seltsames Schriftstück aus, als Zeugniss, wie sich über-
spannte mystische Naturen, nach dem Mindermaass ihrer Bildung;,
eine Reformation dachten, die Erzählung eines Bauern aus der
Umgebung von Gurk, der für seinen in Folge der gewaltth«itigen
Gegenreformation gewaltthätigen Protest gegen die Messe auf d:e
Galeeren kam. —
Nach Erhard t's Erhebungen werden die Kärntner in dei
Wainer Kirchenbüchern zum ersten Male 1646 erwähnt: in au>-
gedehnterem Maasse kam die Einwanderung vom Jahre 1650 an : nun
traten die Kärntner und Steiermärker den Einheimischen g^e^enüher
entschieden in der Mehrzahl auf; um 1665 scheint die EinwanderiTr.e
abgeschlossen.
Krain.
Th, Elze, Primus Truber's Briefe. Mit den dazu jiehöricrcn
Schriftstücken gesammelt und erläutert. Tübingen. , Bibliothek des
literarischen Vereins* in Stuttgart, CCXV, VIII, 574.
Paul Wiener, Mitreformator Krains, , Allgemeine deutsche
Biographie*, 42, 420—422.
1
267
Der Xestor der protestantisclien Kirchen bist oriker Oesterreichs,
der ausgezeichnete Kenner und Schilderer des ProtcstantiMnus Krains,
Elze, hat in der »Bibliothek des literarischen Vereins* in Stuttgart
die Briefe des Reformators von Krain vorgelegt. Truber pflegte
Verkehr mit hervorragenden Menschen der verschiedens^ten Lebens-
kreise: Maximilian 11.; Herzog Christoph von Württemberg; dem
humanistischen, dem Evangelium zugewandten Bischof Peter Bonomo
von Triest; dem übergetretenen Bischof und Nuntius 1'. P. Vcrgerio;
J. Lorenz; Heinr. Bnllinger: Veit Dietrich; ]'. Wiener, dem er.sten
evangelischen Bischof Siebenbürgens; Jak. Andrea; Frhr. Hans Un-
gnad, der Vaterland, Ehren und Würden seines Glaubens wegen
verliess; dem frommen Landeshauptmann Herwart Frhr. v, Auers-
perg; den edelsten Männern des krainischen Adels, den Thurn,
Lamberg, Gaiienberg, Egk; wie der gebildeten Bürgerscliaft der
Städte Laibach, Kempten, Rothenburg a. d. Tauber ii. A. ; dem
abenteuernden Schwindler Paul Skalich aus Croatien; dem unruhigen
Agitator Matthias Klombner in Laibach ; den an ihm oder ge^en ihn
sich heranbildenden Schriftstellern in Krain, Croatien und Istrien etc.
Mit diesen Allen stand Truber auch in brieflichem Austausch; leider
sind nicht mehr viel Briefe vorhanden. Die hier gesammelten Keste,
mit den dazu gehörenden Antworten und anderen ergänzenden
Schriftstücken, zeigen uns Truber in Amt und Maus, Freude und
Leid, Sorge und Kampf, Ruhe und Aufregung, gegenüber Freunden
lind Feinden. Dabei bietet sich Gelegenheit, um ihn her die ver-
schiedensten Charaktere zu beobachten und zugleich einen Einblick
in die sittlichen Zustände und die Verwaltung .seines Vaterlandes
zu thun, der äussersten Mark des deutschen Reiches an der türkischen
Grenze, das oft von der Pest und .stets von den Türken heimgesucht
war. Die meisten der Briefe finden sich im krainischen Landes-
archive, in den Staatsarchiven zu Stuttgart. Zürich, Wien und der
Tübinger Universitätsbibliothek. Kurze Inhaltsangaben am Kopf
wären erwünscht gewesen. Die Erläuterungen sind besonders bio-
graphisch reichhaltig und bei den ferner liegenden Persönlichkeiten
doppelt werthvoll; hie und da liessen sich die Quellenangaben ver-
vollständigen, z. B. bei Vergerio, Flacius. Pfauser. Die Einleitung.
die Truber's Leben umreisst, lässt um so lebhafter hoffen, dass es
dem greisen Verfasser vergönnt sein möge, seine in Aussicht gestellte
Truber- Biographie zu vollenden.
Salzbnrg.
Salzburger Emigration. Kirchlicher Handlexikon, begründfl
von Mcusel. 5, 761—763-
W. Böhme. Durchzug der Salitbiirgtr Emigranten durcli di
Rcussenland 1731? — 173B. ,Au5 vergangenen Tagen des Reassd
iandcs und der Stadt Schleie*. IV, (i7. Schlcix. Lämmel. I
Tirol. I
C. Unterkirchcr. Chronik von Innsbruck. Aus ,Ncue TiroU
Stimmen*, IV, 644. Innsbruck, Vereinsbuchhandlung. Mk. 4'80.
Chr. Meyer. Ausgewählte Selbstbiographien aus dem 15. b
IS. Jahrhunderte, Leipzig. J. J, Weber. XII. 24«. Mk. ö. 1
G. Halin. Aus der Tiroler .Schule zu ZJIlertbal im Riesq
gebirge in den ersten 50 Jaliren ihres Bestehnes, Jubitäumsschrift. cd
haltend Lebensbilder aus der kleinen und grossen Welt. Breslau 18^
Dülfer. 459. — 1
Unter Meyers schwer zugänglichen Selbstbiographie!
sich auch die des merkwürdigen Tirnlcrs Lucas Gcizko0<
"1
Böbmeo').
J. Müller. Böhmische Brüder. Herzog-Hauck. Rcai-Encydöp
für Theologie und Kirche. 3. Aufl., 3. 44Ö — 46'
Prag. Kircliliches Handlexikon, begr. von Meusel, 10, 292—2!
Majestät Kräle Fridricha Faickeho (Majestätsbrief des Kön
l'riedrich von der Pfalz). Von Jar. Celakovskj' (,Hist. Casop.
.Hist. Zeitschr.'), HI. 24i» f.
F.v.Krones, Aus der Jugendzeit Herrn Wilhelms V. Slaw
(Convertit), 1072—1597. Zeitschrift für Culi Urgeschichte, heia
gegeben von Steinhausen, 5. Bd., 1. Heft.
J, VIcck, Dejiny öesk^ Literatury (Geschichte der böhmiscl
Literatur). Prag, Verlag des Vereines der böhmischen Philologen
Martin Luther a Üechov^ pod oboji (Martin Luther und
böhmischen Ulraquisten). Napsai Josef Cihula {.Hist, t>a9<^'
.Hist. Zeitschr.*). III. Heft 5 u. 6, S. 274 f.
Studenti z öech a Moravy ve Wittenbcrku (Die Studenten
Biihmen und Mähren in Wittenberg). Aus dem Album acadi
und Not
j. A. Sknisky.
dei l!chcchi seilen I.iUf
(ritnnkc teil B
Wittenberg, von F. Menüik (.Casopia Cesk6ho Musea* — .Böhm.
Museal-Zeitschiift).
Jan Blalioslav a Jan Josqufn. Pfispfivek k dejinäm ?esk^ hudby
a theorie umSni XVI. vek», Napsal O. Hostiiisky. S nov^mi otiskv-
oboL Muzik: Blahoslavovy [1569] a Josquinovy [1561]. [Joh. Blahosiav
und Joli. Josquin, Ein Beitrag zur Geschichte der böhmischen Musik-
und Kiinsttheorie des XVI. Jahrhunderts. Mit neuen Abdrücken der
beiden Musiken: des Blahosiav [1569] und Jusquins [156t]). Heraus-
gegeben von der böhmischen Akademie der Wissenschaften. Cl. I.
Jahrg. V. Nr. 1.
H. Krüger, Bischof Joh, Augusla und Philippine Welser.
Herrnhut, Winter. 30. Mk. —-50.
G, r^oesche, Joh, Mathesius, ausgewählte Werke. 2. Bd.
Hochzeitspredigten. Herausgegeben, eingeleitet und erläutert. XXI,
■681. Mk. 3.
A-Tscherney, Fastoren in Schluckenau, 1615— l(i87. ,Mit-
theiluiigen des Nordbohmischen E.xcursions-Club', XIX, fi. 4.
Had Cirkevni Jednoty Bralri Cesk;^ch (Ratio disciplinae ordi-
nisque ecciesiast, in Unitate Fratrum Bohemorum), In böhmischer
(üech.) Sprache herausgegeben vom »Comenium* [wissenschaftliche
Section), mit einem Vorworte von A. V;ivra, 125. fl, 2.
K. Ludwig, Die Gegenreformation in Karlsbad. Nach den
Quellen. Frag. Frogr. Dominicas, 48. Mk. 1.
Seeger, Des Comenius Schrift: ,Eins ist notl' (Unun
n.) .Monatshefte der Comenius-Gesellschaft'. 6. 1 — 12.
Jana Amosa Komenskeho, Orbis pictus, svSt v obrazicl
[Die Welt in Bildern), le monde en tableaux. NezmenÖnj' otisl
vydäni z r, 1883 (Unveränderter Abdruck der Ausgabe von 1893
V Praze 1896, ebd.. 6, 54 f.
.Casopis Öesköho Musea* (,Böhm. Miiseal-Zeitschrift*). Ilsudel
J. A. Komenskeho o staroklassicke ÜteratufefUrtheil desj. A. Comcniu
über die altclassische Literatur), von J, V. Novak.
K. Thilo, Die Erziehuns des Menschen. Wien, Szelinsk\
(11. Comenius, Pestalozzi, Fröbel.)
Spisy Jana Amosa Komenskeho: C. 1. Korrespondence Jan
Amosa Komenskeho. Listy Komenskeho a vrstevniku jeho. \ov
sbjrka. Uspofädal dr. J, Kvat'ala. Nakladem Ceskc Akademie Cii
Frant. Jos, pro vpdy a. t. d. 1897 (Schriften des J. A. Comenius
2T0
Nr. 1. Correspondeiiz des J. A. Comenius. Briefe des Comenius urd
seiner Zeitgenossen. Neue Sammlung von Dr. J. Kvacala, herai.-
gegebcn von der böhmischen Akademie der Wissenschaften m
Prag, 18117.
Joa. Henr. Kessels, Ecclesiae Londino-Batavae archiv. o;
autographis mandante Ecclesia Londino-Batava edidit Cantabrigi;:
typis Academiae. Bd. 2/3 mit Separattitel: epistolae et tractat-s
reformationis historiam illustrantes. (Mit Mittheilungen über Job. Lasco.
Blandrata, Comenius u. A.)
Zivotopis bratra Nik. Drabika (Biographie des Bruders Nikolaus
Drabik). H.Hruby, »Filolog.Li.sty'(.Philolog. Blauer*), XXIV, Jsi'T.
J. Kvacsala, E. Jablonsky's Briefwechsel mit Leibniz neb^:
anderem Urkundlichen zur Geschichte des geistlichen Lebens in
BerUn unter Friedricli (HI.) I, und Friedrich Wilhelm 11. Soncn-
abdruck aus ,Acta et commentationes Universitatis Jiiricvensis'.
Ufedni jedoani konsistofe Praiske ve pfii5inÖ jinovercii v 1, ITjH
ai 1747 (Die Amtshandlung des Prager Consistoriums in der An-
gelegenheit der Andersglänbigen in den Jahren 1730 — 1747.) V-">ii
A. Podlaha, ,Sbornik hist. Krouiku' {, Jahresschrift des hist. Krar.-
chens'). Auf Grund eines Manuscriptes der erzbischöflichen Bibiioih:k
in Prag.
O. Steinecke, Eine Bittschrift evang. Böhmen an den Regen-
bnrger Reichstag (1735) Nach ungedruckten Quellen. [Flugschrf:
des evang, Bundes.) Leipzig, Braun, 32. Mk. — '25.
Jan SIerka, Pfispevek k dc'jinam ceski emigrace. Napsal Jo^.
Müller. (Job. Schlerka, Ein Beitrag zur böhmischen Emigration,
von Jos. Müller.) (.Hist. Casop.' — Hist. Zeitschr.) 11, Heft 4. S.-2M
Na obranu reformatorü a reformace. Otevfeny iist Karlu Leon.:
Reiiäkovi, duktoru bohoslovi v Praze, napsal Frant. Sadek, r^f.
faräf V Ranne. Pardubice i89S. (Zur Vertheidigung der Reformatorer.
und Reformation. Ein offenes Schreiben an K. L. S.ldek, ref. Pfantr
in Rannä.) Pardubitz 1S98. S. 215.
Celakovsky bringt nach dem Original den Majestätsbriti
des Winterkönigs vom 2. December 1619, den er laut seines Reverre^
den böhmischen Ständen versprochen hatte. —
271
Vltek kommt mit dem 6. Hefte (vgl Jalirbucli XIV, 289) zum
sogenannten .goldenen Zeitalter* der böhmischen Literatur: alle
ihre Erscheinungen, die vom Protestantismus bceinflusst sind, werden
pünktlich verzeichnet und verständnissvoU beurtheilt; als Hinter-
grund wird Luthers Verliältnisa zu den Böhmen gezeichnet. Dieses
Verhältniss ist wiederholt geschiiderl, auch von böhmischer Seite,
wie von Goll in der böhmischen Mtisealzeitschrift im Jahre 1880. —
Cihula will die Arbeit GoU's auf Grund neuer Quellen er-
i;änzen, nicht so hinsichtlich des Endresultates, sondern der Belege.
Kr stützt sich zumeist auf die Weimarer Luther-Ausaabe und Enders'
Briefwechsel. Das Verhältniss Luther's zu den Böhmen wird vom
Jahre 1513 — 1521 verfolgt, und gezeigt wie Luther, der anfangs
Hus und die Böhmen fijr arge Ketzer hielt, nach und nach, zu
ihrem Anwalt wurde. Ja, es wird auch zu erweisen versucht, dass
die Schrift von Hus: ,De ecciesia' auf die Entwicklung des Kirchen-
begriffes bei Luther nicht ohne Einfluss gebliehen ist. Oihula be-
schränkt sich hier nur auf die Utraquisten; das Verhältniss Luther's
zur Unität hat er anderswo (.Sitzungsbericht, d. kgl, Ge.'^ellsch. der
Wissenschaften' in Prag, IV) geschildert. —
Der hervorragende Bruder Blahoslav wird von Hostinskj'
vom kunsthistorischem Standpunkte beurtheilt, als Verfa.sser der ersten
theoretischen Schrift über Musik in böhmischer Sprache, und zwar
habe er seine theoretisch musikalische Bildung Wittenberg zu danken;
auch das berühmte Brüdergesangbuch von Samtern (1561, 1564)
wird besprochen. In Josquin wird Bruder Wenzel Solen vermuthet, der
sich den Namen des Niederländers zulegte (,Hist. öasop.', 3, 315). —
Krüger hat sich bei seinem Vortrage die wichtige Schrift von
\V. Bocheim über PhiÜppine Welser, Innsbruck (1807) (vgl. Jahr-
buch XVI, 267), entgehen lassen; auch: Nuntiaturberlchte, 3. Abth,,
3. Bd., 1896, S. 144. Nach Müller's Schrift (vgl. Jahrbuch 1896.
S. 236} waren diese Blätter kaum Bedürfniss.
Bekanntlich lag die Hauptbedeutung der Brüdcrunität auf dem
praktischen Gebiete des kirchlichen Lebens, vmd besonders ihr
jOrdo* war es, der die Bewunderung der Zeitgenossen erregle. In
der eigenthümlichen Organisation der Unitiit, in ihrer straffen Disciplin
Jag grossentheils die Erklärung der auffallenden Erscheinung, dass
es der kleinen Gemein.schaft, trotz ihrer mannigfachen Schwankung-en
in der Lehre, gelang, so lange unter anderen evangelischen Kirchen
»ich ihre Selbstständigkeit zu erhalten. Und wenn man jetu kson
gesonnen sein durfte, nach dem Ausspruche des Generalsupetiniei
denten Strueiisee zu handdii, der behauptete, dass .unsere Kadi
kommen die chnstliclie Theologie wieder von den mahrischen Brüden
hoIeLi müssen', so ist es ohne Zweifei heute, wo kirchliche Vei
fas SU ngsf ragen vielfach besprochen werden, lehrreich, das vollständig
Uild der kirchlichen Organisation der alten Unität aDin»chxua
auf welche unter Anderem ein Buddeus so grosse Stücke Welt. Dl
, Ratio disciplinae*, die uns in der vom .Comenium" besorgt«!
von Vavra bevorworteten Ausgabe vorhegt, ist im Jahre IfilJÖ eii
worfen, auf der grossen Synode von Zerawitz il616) durthg^ehe
ergänzt und der ganzen Priesterschaft ,Kum Durchlesen und Erwine
unterbreitet, und, als sie dieselbe angenommen, mit Untctsdu^Üi
aller Senioren aus Böhmen, Mähren und Polen versehen und i
Jahre 1632 In IJssa In böhmischer Sprache gedruckt worden. Ei
jieinische Ausgabe besorgte Comcnius. der schon lö4Ö aus Anla
iler VVestminsterversammlung seine .Independentia' schrieb, um d
englischen Kirche das Gute des ,Ordo* der Unitat zu veitnittt!
im Jahre UißO. in seiner Sammelschrift: ,De bono Unitalis et ordii
liisciplinaeqiie et obocdientiae' , mit welcher er den englischen Kn
der Unität geneigt machen wollte. Er hat die .Ratio* zugleich i
Anmerkungen verschen, Kine neue Ausgabe dieser lateinischen XJek
Setzung besorgte 1702 Buddeus in Halle. Deutsch erschien die ,Rat
in Schwabach unter dem Titel: ,Die apostolische Ordnung t
Kjrchenzucht, wie dieselbe bei denen Gemeinden der Vereinig
Brüder in Böhmen, im Segen und zur allgemein seligen Erbaui
und Wachsthum in dem Guten, beobachtet und geübet vnti
.Anno 1738.' Die deutsche Ausgabe enthält ebenfalls Anmerkut^
von denen sich aber etliche im lateinischen Texte nicht vorfinden:
iL-shalh als Anmerkungen des Conienius nicht gelten können.
.\.visgabe des , Comenium' ist nach der böhmischen ,Edit:o princf
liergestellt und mit den Anmerkungen des Comenius ans der lab
sehen Ausgabe versehen. In dieser Ausgabe ist auch eine Reihe
Zeugnissen hinsichtlich der kirchlichen Ordnung überhaupt und
der Unitat insbesondere aufgenommen (der heiligen Schrift,
Kirchenvätern, Reformatoren!, auf die die , Brüder' bekanntlich
grosses Gewicht legten, um .sich a!s eine gut evangelische Gen
Schaft auszuweisen. Die , Ratio' selbst besteht aus einer \'on
273
der Senioren und Priester der Unität, aus 7 Capiteln. in welchen
die einzelnen .Ordnungen' geschildert werden und aus einem kurzen
Schlusswort. —
Die Gegenreformation in Karlsbad ging, abgesehen von dem
Widerstände der weiblichen Bevölkerung, schliessHch ohne Schwierig-
keiten vor sich. Ausser dem Prädicanten, Schulmeister und Cantor ist
kein Karlsbader des Glaubens wegen ausgewandert; sie hätten als
Bettler in die Fremde ziehen müssen, Ludwig berichtigt Hofmann
(Jahrbuch Xm, 101); die Notizen Schmidt's (vgl. Jahrbuch XVI, 271}
scheinen ihm entgangen zu sein. —
Der , Magister mundi' erfreut sich noch immer keiner Gesammt-
ausgabe seiner Werke. Bckannthch hat Comcnius selbst nur die Ge-
sammtausgabe seiner didaktischen Werke (in 4 Theilen) 1657 zu
Amsterdam besorgt. In neuerer Zeit sind zwar einige Anläufe zu
umfassenderen Ausgaben gemacht worden, aber über die Zahl 13
hat es keine von ihnen gebracht. Was bedeutet das aber, wenn man
bedenkt, dass das neueste Verzeichniss der Werke des Comenius
141 Nummern aufweist! Während es in der »Comenius-Gesell.schaft*
Ktill geworden zu sein scheint, hat die böhmische Akademie der
Wissenschaften in Prag den Anfang gemacht, der ihr freilich zu-
nächst liegenden Verpflichtung nachzukommen. Sie eröffnete ihre
Ausgabe mit dem Briefwechsel, den sie keinem Geeigneteren als
denn trefflichen Comenius- Biographen Kvacsala anvertrauen konnte.
Er war es auch, der auf die Mängel der ersten, von A. Patera be-
sorgten und ebenfalls von der böhmischen Akademie der Wissen-
schaften herausgegebenen Correspondenz des Comenius (1892) hin-
gewiesen hat. Kvacsala durchforschte alle bedeutenderen Sammlungen
Nord- und Mitteleuropas- Es gelang ihm aber auch, ganz neue Briefe
aufzufinden. Er hat nicht nur Briefe von und an Comenius, sondern
auch über Comenius (geschrieben von seinen Zeitgenossen) auf-
genommen, ja auch Briefe hinzugefügt, bei welchen die Mitwirkung
des Comenius wahrscheinlich ist (z. B. Nr. 3), oder die zur Be-
leuchtung der Situation dienen (z. B, Nr. 4); sogar (Nr. 121) das
Document, das den Ankauf eines Hauses durch Comenius von der
Unität in Lissa bestätigt, ist mitgetheilt worden. Hier finden sich
alle die so charakterisirten Briefe, die irgendwo im Drucke erschienen
oder in Handschriften Vorhanden waren, insofeme sie Patera nicht
veröffentlichte. Der erste Theil der Sammlung Kvacsala's umfasst
/ahcbuch de. ProlnUnumu. 1B98, H. 111 u- IV. lg
274
die Zeit von 1628 (September) bis 1655 (April). Er enthält im
Ganzen 151 Nummern, in drei Gruppen: Briefe des Comenius i2o .
Briefe an Comenius (18), die iibrig^en Briefe. Die Sammlung ist aber
nicht nach Gruppen, sondern chronologisch geordnet. Die Brie:c
des Comenius sind bis auf einige Ausnahmen im vollen Wortlaut
gegeben und sämmtlich durch grösseren Druck ausgezeichnet. Die
wichtigsten Briefe der anderen zwei Gruppen sind ebenfalls im
Wortlaut, die iibrigen auszugsweise gegeben. Bei einer Reihe von
Briefen steht nur die Quelle, der sie entnommen sind, nebst Inha'.ts-
ansrabe. Die letztere hat Kvacsala allen Briefen tschechisch voran-
gestellt und ausserdem viele derselben mit kurzen, erläuternden An-
merkungen im Anhang versehen. Die Inhaltsangaben sind schon des-
halb nothwendig, weil die Correspondenz in sechs Sprachen (lateinisch,
deutsch, tschechisch, französisch, englisch, magyarisch) gcfijhrt wurde.
Zur Erleichterung des Verständnisses sind auch da und dort im
Texte selbst einzelne Correcturen und Conjecturen in Klammem an
gebracht. Eine gründliche, die Briefe ausbeutende Einleitung ist für
den Schluss in Aussicht gestellt. —
Hruby gibt eine Uebersicht der in einem Manuscripte ent-
haltenen Autobiographie des bekannten Sehers. —
Jos. Müller führt eine der interessantesten Gestalten der
bcihmischen Emigranten des XVIII. Jahrhunderts vor. Schlerka gehörte
den Resten der Brüderunität an, die sich in Böhmen und Mahren
(geistlich versorgt von Laienpredigern) bis 1770 gehalten hat. Schlerka
zog nach Ungarn, Schles^ien und Polen. 1770 verschwindet seire
Spur gänzlich. Er war auch schriftstellerisch thätig.
Mähren.
J. Reichert, Pfispevek k näboXenskym pomeriim na korc;
XVI. stolcti ve Velk^m Mezihci. (Beitrag zu den religiösen Ver-
hältnissen gegen das Ende des XVI. Jahrhunderts in Gross-Meseritsch
Programm. Trebitsch, 140.
Trautenberger, Die Chronik der Landeshauptstadt Brunn.
IV. Bd. (Vom Beginn des XVIII. Jahrhunderts bis zur Auflösuivc
des römischen Reiches deutscher Nation.) 244. Brunn, Verein , Deut-
sches Haus*, Mk. 8. V. Bd. (Das Kaiserthum Oesterreich bis 184>.
(Mit Inhaltsverzeichniss zu allen 5 Bänden), ebd., O. J., 181, Mk. b.
275
Trau teiiberger ist zur Vollendung seiner von niitionalem
und protestantischem Geiste getragenen Chronik zu beglückv.iinsclien.
Das dankenswerthc Register über alle Bande erleichtert wesentlich
die Nutzbarmachung für die Österr. evang. Kirchengeschichle.
Sohlesies.
G. Biermann, Geschiclite des Protestantismus in Üester-
reichisch-Schlesien, VI, 223, Prag, Calve. Mk. ö.
M. Modi, Kurzer Abriss der Geschichte der evang. Kirchen-
gemeinde A. B. zu Bielitz vom Zeitalter der Reformation bis auf
die Jetztzeit. 30 kr. O. J. 33,
Soffner. Biographisches 0^dinationsregi^ter aus der Zeit von
1564 — 73. jZeilschr. des Vereines für Geschichte und Alterthum
Schlesiens*, 31. Bd.
Bronisch, Versuch einer Verdrängung lutherischer Kirchen-
gebräuche durch calvini-schc. (In Jägerndorf und Schlesien lßl6.)
.Monatsschrift für Gottesdienst und kirchliche Kunst', 385.
Soffner, Die Altranstädtische Convention (1707) und die
Kaiser Josephinische Pfarrfundation für Schlesien (1710). Aus ,SchIe-
sisches Pastoralbtatt«. Breslau, Aderholz, 11. 73. 80 Pfg.
Der frühere Gymnasialdirector und Schulrath in Frag, Dr.
Biermann, hat uns schon mit verschiedenen Früchten seiner For-
schung beschenkt, die nun erweitert und ergänzt sind. Die Erzühlung
verläuft nach einer geographisch -statistischen Einleitung und einem
Hinweis auf die kirchlichen Verhältnisse bis zur Reformation in drei
Zeiträumen: der Protestanti'imus, im Vordringen begriffen, findet
Widerstand im NeJ.ssischen und Troppauischen, später im Teschen-
schen; die Leidenszeit, 1620 — 1781 (1. Verfolgung bis zum Vertrag
von Altranstädt, 1620—1709 ; 2. Freuden und Leiden bis zum
Toieranzpatent). Vom Toleranzpatent bis auf die Gegenwart (I.Dul-
dung; 2, Gleichberechtigung). Das Buch ist von protestantischem
Geiste und österreichischem Patriotismus durchweht, verbindet Wärme
und Kritik, Unparteilichkeit mit Entschiedenheit, Mannhaftigkeit mit
Loyalität. 32 Seiten Anmerkungen und 1 1 Seiten Register henrüssm
den Forscher und erleichtern die Ausnützung, Da in keiner Prnvin?,
der deutsch-sl avischen Länder Oesterreichs der Protestantismus einen
so nachhaltigen Widerstand geleistet hat wie in Schlesien, da Teschcn
auch die Geburtsstätte der obersten evangelischen Kirchenbehorden
18'
1
276
Cisleithaniens ist. ja die dortige Kirchenorganisation sich auf die ganre
evangelische Kirche Oesterreichs ausgedehnt hat. darf Biermar.s
mit Grund liolTen, dass er nicht dem Schicksale eines Local- ur.ü
I'rovinzliistonkers verfallen wird. —
Soffner's Ordinationsregister ist wichtig für die Geschieht;
der evangelischen Kirche in Schlesien, Böhmen. Mähren und L'ngarn.
Qalizien.
H. J(akobi), Baranowka in Galizien. .Bote des Gustav-Ado::-
Vereines aus Thüringen*, 3, 48—51.
Ders., Noch eine Erinnerung an Gahzien, ebd.. 5, 77 — 81.
Stadlo und Golkowice.
Bukowina.
H.J.ikobi, Eine Fahrt durch die Bukowina. , Bote des Gustav-
Adolf- Verein es aus Thüringen*. 1, 4 — 10.
j. Fronius. Wie ein Pfarrer in der Bukowina seine Filialen
schildert, ebd.. 2. 3l~i34. 3, 43-47.
J. Poiek, Das Entstehen und die Entwicklung der evan-.
Pfarrgenieinde in Czernowitz. Czernowitz, Pardini, 19.
Poiek schildert nach den Acten die seit 1786 pastorirte Ge
mcinde; er gibt Veranlassung, den Wunsch einmal wieder aus-
zusprechen, dass unsere Pfarrer in kurzen Umrissen auf festtr
Grundlage die Geschichte ihrer Gemeinde schreiben möchten.
Ueber die heranzuziehenden Kirchenzeitungen, beziehentlicb
protestantischen Blätter, die Jahresberichte der einzelnen Gemeindcr
und der Gustav- Adolf- Vereine vgl. Jahrbuch* 18 (1897). S. 2r>T
Der Redacteur des Ev. Cirkevnik, Pfarrer Hrejsa, ist aii>
Wilimov (Böhmen) nach Jasena [Mähren} übergesiedelt,
Dr. Locsche.
Ankündigung.
In Kürze gelangt eine statistische Denkschrift zur Veröffent-
lichung, von der wir Vorwort und Einleitung mittheilcn; sie wird
nicht nur den staatlichen und kirchliclicn Behörden, den Pfarrern
und Presbj-tern als das langentbehrtc Nachschlagebuch dienen, son-
dern Allen eine willkommene Lectürc sein, die eine eingehendere
Theilnahme für unsere Diaspora haben. Unsere Leser aber, die
meist in die Vergangenheit geführt werden, dürften mit besonderem
Wohlgefallen diesen Querschnitt aus der Gegenwart betrachten.
, • Die Redaction.
Die
evangelischen Kirchen Augsburgischen u. Helvetischen Bekenntnisses.
Aiiläs^livli des fUnfiigjiilirieen Rcgietungsjubiläums
Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I.
CaAUi.E3 Alphohbe Wite, Daclur der Tliealogie.
Wien t88B. (Staebelsiii und I< a u e Da C e I n.)
Vorwort.
Vor zehn Jahren habe ich, anlässlich des vierzigjährigen
Regierungsjubiläums Seiner Majestät, im Namen der .Gesellschaft
für die Geschichte des Protcstaniismus in Oesterreich' eine Fest-
: chrift veröffentlicht, unter dem Titel: .Kaiser Franz Josef I,
und die evangelische Kirche'.
Diese Schrift, welche Seine k. und k. apostolische Majestät mit
Alicrhöchster EntSchliessung vom 5. März 1S80 der huldreichsten
Annahme für die k. k. Familien-Fidcicommissbibliothek zu würdigen
geruht haben, enthielt: 1. die En tschlicssungen, Verordnungen
und Gesetze, welche Seine Majestät in Bezug auf die evangelische
Kirche erlassen oder genehmigt, 2. die Reden und Ansprachen,
welche der Kaiser bei feierlichen Anläst^en an die Vertreter der beiden
evangelischen Kirchen Augsburgischen und Helvetischen Bekennt-
nisses oder einzelner Gemeinden gerichtet, und 3. die Geschenke
und Gaben, welche Allerhöchst derselbe für evangelische Zwecke
gespendet hat.
Irlwii^ß^j'^H- Jpj!V!f'
Nun erscheint das Gegenstück. Jene Erinnerungen sollten ::■--
weisen, wie sehr wir als Evangcüsciic berechtigt sind, den »Fre-iUi-
tag de?; Vaterlandes mitKufeiern, nicht allein als Bürger eines durci
seinen Herrscher beglückten Reiches, sondern als dankbare Beke!;:-:
unseres Glaubens*. Diese Darstellung wird zeigen, wie st-hr sich d -
Evangelischen bemüht haben, die gewährleisteten Rechte und Fr.i
heilen zum He:l ihrer Glaubensgenossen, zum allgemeinen Bv.>!c.t
nutzbar zu machen.
Zu diesem Zwecke erfolgt die Beschreibung des gegen warlig':;;
Standes der evangelischen Kirchen Augsburgischen und HelvetiscJitL
Bekenntnisses. Nur des gegenwärtigen Standes, weil dieser gera:ct
die allmälige stete Entwicklung in's hellste Licht zu stellen. Nacr,
dem denkwürdigen Toieranzpatcn t vom 13. Octobcr IT'l
bis zum Regierungsantritte Seiner Majestät unseres anergnädi','st:r.
Kaisers hat sich die evangelische Kirche gesammelt. Ein fiisiih.-?.
freies Leben hat sich erst in Folge der Allerhöchsten Entschlie^^^r.,
vom 26. Dcccmber 1848 entfalten können.
Mithin ist die Entwicklung der protestantischen Kirche i)
Ocstcrreich gleichsam der werkthätige Ausdruck evangelischer D.i::-:'
barkeit für die Huld und Gnade, welche Gott uns durch unsere;;
Kaiser geschenkt hat-
DieseDankbarkeit wollen die vorliegenden Blatter zur Anschaii"-r.j
bringen, so weit nämlich die eingelangten Nachrichten es ermü^j :'^'
haben. Die Darstellung kann daher keinen Anspruch auf Vollstaiid:^
keit erheben, allein sie wird, auch in dieser Gestalt, Zeugniss ab'e;.;-:.
von der Lebenskraft, wie von dem Lebensrecht des evan gel: seht-::
Glaubens in Üesterreich.
Zu diesem Zwecke J)erichlc ich nach einander über Bcs!:n!--
Besitz und Bethatigung der evangelischen Kirchen Augsbur.-
sehen und Helvetischen Bekenntnisses, von dem Wünscht Le-i'ii-
dass es mir bald vergönnt werde, die vorhandenen Lücken ai;^
zufiülen, und von der Hoffnung getragen, dass sich die Evange i'ci-- ■
Oeslerreichs immer mehr befleissigen weiden, ihre treue, unerschuf.i'
liehe Hingebung an Kaiser und Reich mit dem Glauben zu krön-;
der in Christo Jesu gilt, mit dem Glauben, der in der Liebe th.rJ;
ist. (Gal. ö. 6.)
Wien, im November 1898.
Der Verfasser.
Einleitung.
Die evangelischen christlichen Kirchen Aiigsbutgischen und
I lelvetischcii Bekenntnisses in Oestcrreich — auf dem Grunde des
Mvangetiiims erbaut und beharrend — umfassen die Glaubensgenossen,
welche in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern
wohnen und gestalten sich, auch in ihren kirchlichen Ordnungen,
nach den Lehren und Vorbildern der heiligen Schrift.
Die Zahl der Evan gelt sehen in dieser Hälfte der österreichisch-
unirarischen Monarchie belauft sich, nach der letzten Volkszählung,
auf 436.352 Seelen '). Dieselben vertheilen sich nach Bckcnntniss und
Kronland, wie foIt;t:
I K r o n I « n d . Ai.E=burg«=h
I _ _ ■■ _ Beken
1 Nifdcrüilerreich 42.370
I OUrösicireich 17,134
SaUhutg 7ß5
BiciermKk 10.0(18
, Kärnten ]8..')99
' Kram 237
Ttie,i mit Gebiet 821
I Gün und Gradisk« 282
Jsirien 101)
Tirol 1.662
Vur.trlberg 824
Böhmen '' 60.737
Mihren 23.&62
I Schle*ien 84.359
I Gaiitirn 38.289
l Bukowina ir>.8G8
; Dalmaüen . ■ ■ 151
60,002
17.273
523
2. 185
39ä
1.216
66.499
137.236
37.717
61.279
365
74.724
4.990
43.279
476
16.314
Suni'
35.SL>S I ]2ü.:i24
Die , Magna charta' der evangelischen Kirche Oesterreichs ist
das sogenannte Protestantenpatent, das kaiserliche Patent vom
*;. April IStil (Nr. 41 des Reichs-Gesetz -Blattes). Auf diesem Patente
beruht die von den evangelischen Generalsynoden Augsburgischen
und Helvetischen Bekenntnisses im Jahre 1889, bezw. von der
ausserordentlichen Generalsynode Augsburgischen Bekenntnisses im
Jahre 1890 beschlossene und mit Allerhöchster EntschÜessung vom
1'. December 1891 genehmigte presbyterial-sy nodale .Verfassung
') Die andere Half« — Ungarn — zahlt 3—4,000.000.
'• "Ü^M*
der evangelischen Kirche Augsburgischen und Hc'."-:
sehen Bokenntnisses. Kraft dieser Allerhöchsten Gcnchmig-jrj
d:e bishtT in Geltung gestandene Kirchen Verfassung vom tj. Januar >
ausser Wirksamkeit gesetzt worden.
Nach d-eser Kirchcnverfa^isung gliedert sich die Vertretnr;^: .:.■
Ver^vallunj; der Kirche in: Pfarrgemeinde, Seniorat, SupK-rinc-T J*:
(Diöcese,, Gesammtgemeinde alleT Glaubensgenossen iJandeäkirir.
de-s be Cremenden Bekenntnisses,
Die gesetzmä^sigen Organe, durch welche die Kirche :hrtPfJ-!_:-
ansiibt, sind:
1, für die Pfarrgemeinde: Pfarramt. Presbytenam, Gtm;-i
Vertretung, bezw, Gemeindeversammlung;
3, für die Senioratsgemeinde : Senioratsamt, Seoioratsaiissci: „:
Senioratsversammlung;
3. für die Supcrintcndenlialgemeinde : Supcrint enden tiir, 5-_'
inte n den tialausschuss, Supenntendentialversamm'.ung :
4, für die Gcsammtgemeinde: Oberkirchen rath. Sjii'xialai^ic:
Ge n era 1 sy nod e ,
Jede kirchliche Gemeinde ■ Pfarr gemein de. Scr.iorat. S.i
intendeni. Gesammtgcmeinde'' ordnet und vemaltet ihre be&ir.c*:
Kirchen-, Unterrichts- and W'ohlthätigkeits-.Angele^enheiien uri .
dazu bestimmten Anstalten. Stiftungen und Fonde d-jrch ihre g_-s
massigen Vertreter, insofeme dadurch nicht den i^taais- und Kiicr.
gesetzen oder den ge«et2massrj.'en Anordnungen der ihr vorgcse-i:
Beh'Tden cnt;:;ege'i gehandelt wird.
Den Ertolg, welchen dieses Recht der Selbstverwa'r.^ - '.
jetzt erziel: hat, ersehen wir aus den nachstehenden M:tthc---r..
über den Bestand, den Besitz und die Bethätigung der b,- -
evangelischen Kirchen.
Allan
, Job. 118.
Albin
US 112, 121
Alea
der 198.
Andrea 115.
Andr
s 12Ö.
Bach
142, 164.
Baiei
78, 110,
Banis
US 200.
Harlf
n.us 233
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Olim.! 175
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US 122.
B*nig
ni>« 179.
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nrdi 126.
Berti
old V. Ch
Personenregister 'j
Csisander 97, 107.
lulus 118.
Celles 178.
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Chieregiti 178.
Chrer
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Bill
ICahoslav 269.
llludow.ky 30, 47, 60 f.. 63,
222, 226.
Itophl 163.
Boiilinshi 129
lUirovski 120.
Hrotibtrhtl 179,
C^lbch 237 f.
CamerürLus 117.
Carl II. 269.
Carl V. 177.
Cnrl vr. 69. 207.
Carl Xir. 8, 8, 10, 16.
> 123.
Chuditius 122.
Chylraeus M. 120.
Cle<s 173.
Coelenius 115. 119-
CuUcinas 12, 113.
Comenius 269.
CnDimeitiloiie 263.
tciiuB 118.
Copus 102, 104,
Cureus 114,
Cypri»nus 123
Ciaban 126.
esla, V. 208,
Dobthoff 143.
Dochoslav. lU.
Docli 74.
Dolsrslty 31.
Doroihiciu': 126.
Drabk 274.
Dreilingk 36.
Duchon 116,
Eberhaidl 116.
Echtius 107.
Eck, Job. 181.
Eck, S. Th. 26S
Egk, V. 267.
Ernst, Erib. 179.
:r 75, 111.
e 168.
Ferdinand I. 253. 262.
I Ffrdinand II. 82.
Ferdinand III. 83.
inand I. 137, 149, 177,
Ftacius 96 ff., 267.
Frag.teiu 62.
incisci 126 f.
jnk 164.
\ni I. Ifil.
Franl 142. 154.
Frani Josef 1. 129 ff., 146.
149, 161 f.
Friedrich I. 2-
drich II. 209.
drich 1. (t. Pfoii
Onbelmann 111.
Gnlknberg 267.
Gnllus 103 (.
iaru« 99. 110.
Geisslcr 76.
GeiikoHer 268- '
Gcotellui 120.
a 125.
■lach 126.
GoUchulkairtk]' v. SOS.
Granburg Val. 76.
Hilmcl 169.
Halt« U7.
Halvepai.ms 111, 117.
Hanici» 120.
Hartraann 78
Haymerle 238.
lUchtiuit 99.
Heetbrind 126.
Hcii 122.
Ileinold 126.
Heintici 62. 67, »20 t.
Heinuel 99.
Ilelfert t. 148.
lUnKchel 37, 53 f.. 56, 67.
SUf,
HCTber^toiiT v. 265,
Herold 75.
HeiWl 122
Haber 123. 125 f.
HUbner 76.
Hunniu* 118 ff., 124, 126.
Hatiel 124 IT.
Ire
i 173,
Kintcl Nik. 55.
Kleber 122.
KUllenhot 48 il.
Kocb. Ilburar 87.
Kochaiitis 120.
Kurynthinus 119.
»intky V. 231.
Krelschmer 77.
■legei
Kune
67.
: 114.
Laiincr 161,
Lang M. 171 ff
Unguel 97, 107.
Lttpcido 74.
Leo X. 133.
Lryser 123 f,
Uherhaler 75.
Liechlen.tein V. 81.
Lifornischlenu. 124,
Link W. 187,
JablinsUy 270.
JflckoYski 112,
>niteui 116.
Jeciehoviu5 57,
Johanny 86.
Jon 75.
Jc«ef 1. 1 r.. 10, 16, 69, 240-
Jotef il. 83, 134, 137, 165,
235, 248, 255, 262,
Jungiui 116.
Jud« 102, 104,
Kabi«<chirius 114.
Kalnai 116.
Kei>ler 264.
Kculschnch, L. V. 173.
kherner 117.
Khirmnier 263 f.
Kirt« 112, 116.
Luiher 180, 1631., 268.
Michal 211 f,
Malob[cenu» 117 f,
Malwcysi 75.
Mari» Tliersia 209, 247, 262-
MatliesiuE 269.
Maiimilian I. 170,
Maximilian II, 262.
Medicns 256,
Melanthon 76, ISO, 262.
Meltemich 135 f.
Mie<,leceiiu<> 114.
iU\\ti<:ii 35.
Merlin 62. 65 f.
MakDt.chinus 116, 126.
Mnl
94.
Musil 89.
Mmhroann 48. 50 L
.Myconinc 204.
Mylius 106 S.
Mylnc
77.
NieOeman^chel 7.
Nigrits 115, U8.
Olmiiier 74
Otthemrich 99.
Peschek 55.
Perg
n. *. 248
Peuli
nger 181.
pr.ni^
er 267.
Pfeffe
rkorn 180
Pieti
s 111 ti.
PraetoriuB 102, 104.
PuMer 112,
Raimund 173.
Rauscher v. 150, 159 f.
Rechenius 118, 122.
Rennet S65
Keuchlin 180,
Kostiff 16-2.
Kubinus 74.
Kuckschloss 112.
Kymultowsky 222.
Salin 4.
Sarganek 57.
Sartorius 116.
Sossadius 56.
Schlmko 141. 156, 161
.Schindler 15.
SchlerVa 274.
Schmeling 62.
SchroerlinE 156 f.
Scbmid 56, 68.
Schnider 145, 148.
-oulei.» 116. 121 ff.
Sorg 261.
Speratus 195, 197.
Si«c
1 US.
SlaehUn 161.
StainbcTgec 113 (.
Stander 113. 120.
arok 112.
Staupig V, 178. 182 f.
Steioaeker 142.
Stein meti 56.
StillcT 94.
Stoliu:
112.
Sloppius 110.
Strahknheln v. 16, i
Stransky 3l.
Stroubcrk 114.
Sturm 110.
Sunnegh. Graf 50, j
Svomjrk 115.
Syxtus 112, 115.
Steremlec 163.
Tannebergius 114.
1
Tuy 201.
Tienker 76.
Veli« 116.
«s 178.
Vergerio 267.
;IiU5 122.
Vogel V. 163.
Wagner 109.
Wehrenftniilg 95.
Wiener 266.
Wigand 102, 104.
movsky 30.
Wiatislav. Graf 5. 9. 16, 60.
-SkaUky 168.
Skrbensky, v. 208, 212.
Thun I-eo Graf 151, 155 f.
Thurins 122.
Thuin ». 267.
Thurio 111.
Tilius 77. 107.
Zateceniu 117.
Zcdwili r. 2bl.
Zepta 115.
Zetriw V. 82.
Zierowsky 48.
mdoif 8, 35. 48, 255.
XII.
Ortsregister').
ansüdt 10 f., 30, 42. , Bernsdorf S^'. | Biieg 2. 7. 12, 15, 22. 2!
'ä. ;flieliti51, 55 148,234.275., 3S. 41, 53 f.. 67. 210.
ladt 76. ' [(ülkenlmc 76, ""='' '- ^- ^ ^^■
'" '8- 8ä. Braun« 76, 173- ""'"' 2'*-
'' ^^^- ; Bre-.Uu U f. 1.5. 17, 20, 22. Carlsbad 269.
anowka 276. j 31, 34, 44, 56. 60. 7G. ConMadi 48. 120.
ipha 125 210. Ciereowiti 276.
EfetJine 122.
Een 87. 251.
Eperi» 13411.
Feldkirclien 2M.
Q.bIoni 86, 89.
Gollncukircheii 2Qi.
Glntz 76.
GI..g.D21.3I,35,72t.,2I0
Goldb«e 75, 77.
Goldenöls 77.
Golkowice 276.
Gtni 265.
GrossMtteriUch 874.
Gutk 173. 260.
Hirtensdorf 75.
Herrn annseif en 85,
Ilirsclibeig 35,
Huhencllie 7b.
IIorWBlh 124 f.
IgUu 110, IIB
lonsbruEk 263, 268.
JSKerndotf 210, 275.
Jauer 21, 31, So. 44. 75
jDliannislmd 87.
Jungbuch 77, 86,
Kempten 267.
Kiichbcrg 122.
Krakau 249.
Kremsier 137. 145, 149,
Uhn<>«ticl 264.
Laibmcb 287,
Lamberg 267.
Luidbhut 35, 76.
Laub4in 82.
Urpzig 9.
I.eisnig 74.
Ueberwolkowitz 9.
Liegniti 2 f., 7. 12
29, 33, 41, 78.
Marsehendorf 78, 87.
Muhldoff 174.
Münsterberg 12, 15, 22.
Neuberg S51.
Ol-er-AllslBill (
Oderhcrg 234
OeLs 12, 22.
Olmati 137.
Poliiisch-Warleiiberg 20.
Prag 75, 113 ff.
R the b g d. T. 267.
5 g n 3 h3
ächwadowili 86.
Schworzenberg 87.
Schweidniit 21. 31. 3Ö .<
71. 88.
Sendomir 247.
Sitten 200.
Stadlo 276.
Steümu B. d. O. 4.
Tcschen 16 f., SO f., 33
43 (f, 52, 57. Bä. T
210.
Tl.ünonlg 174.
Trsmcau 74 f.
Traut enbach 92.
Trienl 173.
Troppaa 210. 275.
Trieit 200, 254 f.
Tübingen 126
Turn 77.
Ulrelchsbers 264.
Wühiing 263.
Wain 266.
Waijchau 248. ;
Wien 5, 7, 40 f.. 44, Ül '
130, 137, 150. 1&4. '
WillenbcrB 76, 82. .
Wlodiiilav 249.
Wohlan 2, 7, 12. 15 S- I
33. 41.
Wunicbelbiirg 75.
Xions 249.
Z,ire 112.
ZillerthU 268.
Der Central -Vorstand der „Gesellschaft für die Geschichte
des Protestantismus in Oesterreich" besteht aus folgenden Herren;
D. Ch. Alphonse Witz-Stöber,
k. Ic. Oberkirchcnrath, Pfarrer dnr Wiener ref. Gemeinde.
Präsident.
D. Theodor Haase,
ReichsrathH-Abi^eordneter, Superintendent und Pfarrer in Teschen.
I. Vice-Präsident.
Lic. Dr. Gustav Trautenberger,
Senior und Pfarrer in Brunn.
II. Vice-Präsident.
D. Dr. Georg Loesche,
o. ö. Professor an der k. k. evangr. -theolog. FacuUat.
Redacteur dcrs Jahrbuches.
Dr. Carl Ritter von Sääf,
Hof- und (»erichts-.Advocat in Wien.
Cassier.
Carl Bauer,
Superintendent der Wiener Diöcese A. C. und Pfarrer in Klagenfurt.
J. Friedrich Koch,
Cotiienior und Pfarrer in Gmunden.
Rudolf Howard Krause,
Director der en^l'Rchcn Verficheruiigsgescilschaft »Gre^haIn«.
Dr. Carl Reissenberger,
k. k. Staats - Ober > Realschul • Director in ßielitz.
Marcus Stein,
k. u. k. Hofbuchhandler.
In Firma: Manz'sche k. ii. k. Hof- Verlags- und Universitats-Biichhandlung in Wien
(J'iliu» Klinkhardt it Co.).
Dr. Eugen von Trauschenfels,
k. k. Oberkirchenrath.
D. Dr. Paul von Zimmermann,
'' Pfarrer A. C. und Privatdocent in Wien.
_ €>cHO»
Druck von Köhler & Hamburger, Wi«n, VI. Mollardgass« il
JAHRBUCH
d«T
GesellsGliaft für die Geschicbte des Protestantismus
in Oesterreich.
l'nier Mitwirkung von
Dr. C. A. VTitz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautenberger
k. k. Oberkkdkemscb im Wjcb Sapcnoiendent in TcK^iea Sewior in Arfina
henrai>gegeben von
Dr. Georg Loesche
k- k. Ofd. fTOTCiKir in Wh
Sechzehiter Jahrgang.
IL Heft.
Ausgrüben am 31. Mai 1895.
>r C :. ^'
Wien
Manx'scfae k. n. k. Hof-Vcaiaig»- «nd UnirerEitüts-Biichhandlang (Julius Ktinkhardt & Co,).
Jvllvft Kiinkbardt.
1805.
Inhalt von Heft n.
4. Aus der protestantischen Zeit der Steiennark. Stammbnchblättcr aus den
Jahren 1582—1616. Mitgetheilt von Universitäts-Professor Dr. J. Lifserth in
Graz ^
5. Bilder aus der Zeit dei Gegenreformation. Von Professor Dr. Scheichl in Lin» 7b
6. Oesterrcichische Exulanten, die Ahnen des deutschen Kaiserhauses. Von
Pfarrer Scheuffler in Lawalde »Sachsen) ^^
7. Das Evangelium in Gablonz und Umgebung. Von Lic. thcol. Artkur Schmidt^
evang. Pfarrer in Bielitz, früher in Gablonz a. N. ...... , 85
8. Bericht des Central -Vorstandes über das Vereinsjahr 1894 111
9. Mittheilung der veränderten Statuten der Gesellschaft ... . . HS
Zur Beachtung.
Alle Zuschriften wolle man richten :
An das Bureau
der
Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich
WIEN
I. Doroiheersaase 16.
Die Geldbeträge wolle man senden an den Cassier der Gesellschaft:
Herrn
Hof- und Gerichts-Advocat Dr. Carl Ritter von SäSf
in
WIEN
I. Ballcaase 6.
/
mExtb
JAHRBUCH
der
Gesellschaft für die Gescbichte des Protestantismas
in Oesterreich.
Unter Mitwirkung von'
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautenberger
k. k. Oberkirchenrath in Wien Superintendent in Teschen Senior in Brunn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
k. k. ord. Professor in Wien.
Sechzehnter Jahrgang.
III. u. IV. Heft.
Ausgegeben am 30. November 1895.
Wien
M.inz*sche k. u. k. Hof -Verlags- und Universiläts Buchhandlung (Julius Klinkhardt & Co.).
Leip2dg
Julius Klinkhardt.
1895.
Inhalt von Heft m n. IV.
Sc»
10. Die slovenischen protestantischen Bibelbüchcr des XVI. Jahrhunderü:. Von
Dr. Th. Elte in Venedig 117
11. Beiträ{{e zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterrcichs
aus den Witienbcrger Ordinirienbüchern seit dem Jahre 1573. Von Dr. theoL
et phil. Georg Huchivald in Leipzig 17»*
12. Schicksale eines Exulanten aus Oberösterreich in den Jahren 1624 — 1628.
Von Pa&tor Karl Nutzhom in Bissendorf (Hannover) 2"^
13. Das Evangelium in Gablonz und Umgebung. Von Lic. theol. Arthur Schmidt^
evang. Pfarrer in Bielitz, früher in Gablonz a. N 227
14. Bibliographie über die einschlägigen Erscheinungen des Jahres 18M mit
kurzen Nachrichten. Von Dr. Loesche 2'>3
16. Mittheilung des Central -Vorstandes 277
16. Personenregister 27>
17. Ortsregistcr 282
Zur Beachtung.
Alle Zuschriften wolle man richten :
An das Bureau
der
Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich
in
WIEN
I. Dorotheerfcass« 16.
Die («eidbeträge wolle man senden an den Cassier der Gesellschaft:
Heim
Hof- und Gerichts- Ad vocat Dr. Carl Ritter von SäSf
in
WIEN
I. BaUgasae 6.
d-^
0
JAHRBUCH
der
Gesellschaft f j)r die GescMclite des ProtestantisMS
in Oesterreich.
Unter Mitwirkung von
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautcnberger •
k. k. Oberkirchenrath In Wien Superintendent in Teschen Senior in Brunn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
k. k. ord. ProfcMor in Wien.
n
Siebzehnter Jahrgang.
I. u. II. Heft.
Ausgegeben am 15. Mai 1896.
:ßfe^
Wien
Man z'sche k. u. k. Hof -Verlags- und Universitäts-Buchhandlung (Julius Klinkhardt & Co ).
Leipzig
Julius Klinkhardt.
1896.
Inhalt von Heft I n. n.
Seite
1. Der Briefwechsel zwischen Flacius und Nidbruck. Von Dr. Fictor BtA/ in Wien 1
2. Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oester-
reichs aus den Wittenberger Ordinirtenbüchern seit dem Jahre 1573.
(Fortsetzung.) Von D. Dr. Gecrg Buchwald in Leipzig .... 25
3. Ueber eine Wiedertäufer-Handschrift des XVH. Jahrhunderts. (Fortsetzung.!
Von Dr. Th, Ünger, Landesarchiv-Adjunct in Graz 64
4. Böhmische Pastoren, in Anhalt ordinirt 1583 — 1609. Von Heinrich Becker,
Pastor in Lindau (Anhalt) 72
5. Die Wiener Gemeinde Denuncianten gegen die Evangelischen. Von Dr. Kar!
Schalk^ Gustos am historischen Museum der Stadt Wien 96
6. Gegenreformation in Steiermark. Von Dr. Christian Meyer, königl. Archivar
I. GImsse a. D. in München 97
7. Bilder aus der Zeit der Gegenreformation. (Fortsetzung.) Von Prof. Dr.
Fran% Scheicht in Linz 106
8. Urkundliches aus der Toleranzzeit in Kärnten. Von f yoh. G. Schmidt,
evang. Pfarrer zu St. Ruprecht bei Villach in Kärnten 116
9. Bericht des Gcntral -Vorstandes Über das Vereinsjahr 189d ...... 127
Zur Beachtung.
Alle Zuschriften wolle man richten:
An das Bureau
der
GeaeUschaft für die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich
WIEN
L DorotheeTKass« 16.
Die Geldbeträge wolle man senden an den Cassier der Gesellschaft:
Herrn
Hof- und Gerichts- Ad vocat Dr. Carl Ritter von Sääf
Sa
WIEN
I. Ballffaaae 6.
^
JAHRBUCH
der
Gesellscbaft ftlr die Gescbichte des Protestantismns
in Oesterreich.
Unter Mitwirkung von
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautcnberger
k. k. Oberkirchenmth in Wien Superintendent in Teschen Senior in Bninn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
k. k. ord. Professor in Wien.
Siebzehnter Jahrgang.
III. u. IV. Heft.
Ausgegeben am 31. October 1896.
"•'■ )ft»S
Wien
Man z'sche k. u. k. Hof -Verlags- und Universitäts-Buchhandlung (Julius Klinkhardt & Co.).
Leipzig
JuliusKlinkhardt.
18Q6.
Inhalt von Heft m n. IV.
10. Böhmische Pastoren, in Anhalt ordinirt 1083 — 1609. (ForUetzung.) V<»
Htinrick Becker, Pastor in Lindau (Anhalt) 129
11. Beiträt;e zur Kenntni^s der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oesterreidii
aus den Wittenberger Ordinirtenbüchem seit dem J&hie 1573. (Fortsetzung.!
Von D. Dr. Georg Buchwald in Leipzig 157
12. Ucber eine Wiedertäufer-Handschrift des XVII. Jahrhunderts. (Forts^tzimg.)
Von Th. Ufii^er, Landesarchiv-Adjunct in Grax 187
18. Ein Exulantenzeugniss für einen Kxulanten. V^on Pfarrer Scktufßer m
Lawalde (Sachsen) 20o
14. Das Corpus evangelicorum und die österreichischen Protestanten (168d — 1764).
Von Friedrich Reiisenber^er in Hermann«tadtf Siebenbürgen 207
16. Eine böhmische evoog. Gesandtschaft in Berlin 1723. Aus dem Unuätsarchir,
deponirt im kgl. Staatsarchiv zu Posen. Mitgethcilt von Dr. f. JCrarsala,
Professor an der Universität Dorpat-Jurjew - , , 223
16. Bibliographie iiber die einschlägigen Erscheinungen des Jahres 1895 mit
kurzen Nachrichten. Von Dr. Loesche 227
17. Nachträge und Berichtigungen. Von Pfa.rrer Fr, Koch in Gmunden . . . 240
18. Personenregister 241
19. Ortsregister 245
20. Mittheilung 247
Zur Beachtung.
Alle Zuschriften wolle man richten:
An das Bureau
der
GeMllschaft für die Geschichte des Protestantismas in Oesteneich
WIEN
I. Dorotb«eTKA88e 16.
Die Geldbeträge wolle man senden an den Cassier der GeseüschAft:
Herrn
Hof- und Gerichts-Advocat Dr. Carl Ritter von SlUlf
in
WIEN
^
JAHRBUCH
der
Gesellscbaft für die Gescbichte des Protestantismas
in Oesterreich.
Unter Mitwirkung von
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautcnberger
k. k, Oberkirchenrath in Wien Superintendent in Teschen Senior in Brunn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
k. k. ord. Professor in Wien,
Achtzehnter Jahrgang.
L u. II. Heft.
Ausgegeben am 16. Februar 1897.
— t>|^<B-
Wien
Manz'sche k. u. k. Hof -Verlags- und Universiiäts Huchhandlung (Julius Klinkhardt & Co.).
Leipzig
Julius Klinkhardt.
1807.
Inhalt von Heft I u. IL
1. Zu Mflanthon's vleiter Sacularfeier. Melantlion's Bezieliungen zu Oeiter-
reich-Ungarn. Akademische Festrede, gclialten am 16. Februar 1897 von
Dr. Gfoff^ Loesche 1
2. Melanthnn und Nidbruck. Von Dr, Victor Bthl in Wien .....
3. Caspar Nydbruck's Verhältnis^ zu den Calixtinern in Böhmen. Vnn Dr. FuJ,
Men^ik, Scriptor an der k. k. Hofliib'iothek in Wien 4-^
4. Beiträge zur Kenntnis* der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oe&tctreicU^
au!6 den Wiltenberger Ordinirtenbüchem seit dem Jahre 1573. (Fortsetzung.)
Von Dr. Georg Buchivalcf in Leipzig .?o
5. Böhmische Pastoren, in Anhalt ordinirt 1583 — 1609. (>chluss.) Vt)n Htiuii-h
Bfckfr, Pastor in Lindau fAnlialt) , , 73
6. Böhmische Flüchtlinge, unterstützt von der niederländiscli - reformirten Ge-
meinde in Hamburg- Altena in den J ihren 1623 — 163 L Von Prolepsor
Dr. IV, SilUm in Hamburg >8
7. Ueber eine W^iedcriäufer - Handschrift des XVH. Jahrhundert.«. Von /a'.
L'n^^r, LandesarchivAdjunct in Grar *^
8. In memoriam ; 111
9. Eilass des k. k. Oberkirchenralhes zur Förderung unserer Gesellscharr . . Wi
Zur Beachtung.
Alle Zuschriften wolle man richten :
An das Bureau
der
QeseUschaft fUr die Geschichte des Protestantismus in Oesterretch
in
WIEN
I. Dorotbeerfpass« lö
Die Geldbeträge wolle man senden an den Cassier der Gesellschaft:
Herrn
Hof- und Gerichts- Ad vocat Dr. Carl Ritter von Sääf
in
WIEN
I. Balle:aa«e 6.
ö
JAHRBUCH
der
desellscbaft {Qr die Gescbicbte des Protestantismos
in Oesterreich.
Unter Mitwirkung von
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautenberger
k. k. Oberkirchenrath in Wien Superintenifent in Teschen Senior in Brflnn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
k. k. ord. Professor in Wien.
Achtzehnter Jahrgang.
III. u. IV. Heft.
Ausgegeben am 15. December 1897.
Wien
Mans'sche k. u. k. Hof -Verlag»- und UniTersitäta-Bttchhandlting (Julius iOinkhardt & Co.).
Leipzig
Julius Klinkhardt.
18 97.
Inhalt von Heft m n. IV.
Sette
10. Das Evangelium in Trautenau und Umgebung. Von Pfarrer Dr. A. Schmidt
in Bidiu 113
11. Zur Geschichte der evangelischen Kircbenvetfassung in Oesterreich. Von
Gustav Adolf Skalsky^ k. k. o. Professor in Wien 136
12. Die im Auftrage der Staatsbehörde verfassten Religionslehrbücher der
evangelischen Kirche A, C. in der Toleranzzeit. Von Dr. Gustav Frank,
k. k. Hofrath und o. Professor in Wien 193
13. Der Briefwechsel zwischen Flacius und Nidbruck. (Fortsetzung.) Von Dr. Victor
Bihl in Wien , . . 201
14. Beiträge zur Kenntniss der evangelischen Geistlichen und Lehrer Oester-
reichs aus den Wittenberger OrdinirtenbUchern seit dem Jahre 1573.
(Fortsetzung.) Von Dr. Georg Buckwald, Pfarrer an der Nordkirche in
Leipzig , 239
15. Bibliographie über die den Protestantismus in Oesterreich betreffenden Er-
scheinungen des Jahres 1896, nebst kurzen Nachrichten über dieselben, mit
Ausschluss der in diesem , Jahrbuche'' selbst erschienenen Artikel. Von
Dr. Loesche 259
16. Berichtigung und Nachtrag zu Seite 211 und 218 des ^Jahrbuches* 1895.
Von Pastor Karl Nutshom in Bissendorf (Hannover) 268
17. Bericht des Central -Vorstandes über das Vercinsjahr 1896 270
18. Personenregister 272
19. Ortsregister 275
Zur Beachtung.
Alle Zuschriften wolle man richten:
An das Bureau
der
QeteUschaft für die Geschichte des Protestantisnius in Oesterreich
WIEN
I. Dorotheergasse Ifi.
Die Geldbeträge woUe man senden an den Cassier der Gesellschaft:
Herrn
Hof- und Gerichts-Advocat Dr. Carl Ritter von SSSf
WIEN
I. BaUiEMUM «.
w
JAHRBUCH
der
Gesellschaft für die Geschicbte des Protestantismus
0
in Oesterreich,
Unter Mitwirkung von
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautenberger
k. k. Oberkirchenrath m Wien Superintendent in Teschen Senior in Brunn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
k. k. ord. Professor tn Wien.
Neunzehnter Jahrgang.
I. u. II. Heft.
Ausgegeben am 10. Mai 1898.
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Wien
Manz'sche k. u. k. Hof -Verlags- und Universitäts-Buchhandlung (Julius Klinkhardt & Co.).
Leipzig
Julius Klinkhardt.
1898.
Inhalt von Heft I n. II.
Sens
1. Zur Geschichte der evangelischen Kirchenverfassung in OeiteTrcicli. (FoiS-
Setzung.) Von Gustav Adolf Skahky^ k. k. o. Professor in Wien .... J
2. Das Evangelium in Trautenau und Umgebung. (Fortsetiung.) Von Pfarrer
Dr. A. Schmidt in Bielitz 74
3. Der Briefwechsel zwischen Flacius und Nidbrnck. (Fortsetzung.) Von Dr, Victifr
Bibl in Wien 96
4. Beitrüge zur Kenntniss der evangclisclien Geistlichen und Lehrer Oesicr-
reichs aus den Wittenberger Ordinirtenbüchern seit dem Jahre 1573.
(Fortsetzung.) Von Dr. Georg Buchwald, Pfarrer an der Nordkirche in
Leipzig 111
5. Bericht des Central -Vorstandes über das Vereinsjahr 1897 127
Zur Beaohtung.
Alle Zuschriften wolle man richten:
An das Bureau
der
Gesellschaft für die Geschichte de9 Protestantismus in Oesterreich
WIEN
I. Dorotheerffasse 10.
Die Geldbeträge wolle man senden an den Cassier der Gesellschaft:
Herrn
Hof- und Gerichts -Advocat Dr. Carl Ritter von SäSf
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WIEN
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JAHRBUCH
der
Gesellscbaft für die Geschichte des Protestantismas
in Oesterreich.
(Jntcr Mitwirkung von
Dr. C. A. Witz Dr. Th. Haase Dr. G. Trautenbergcr
k. k. Oberkirchenrath in Wien Superin lendenC in Tescfaen Senior in Brunn
herausgegeben von
Dr. Georg Loesche
k. k. ord. Professor in Wien.
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Neunzehnter Jahrgang.
III. u, IV. Heft
Ausgegeben am 2. December 1898.
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Wien
Manz'sche k. u. k. Hof Verlags- und Universiiäts- Buchhandlung (Julius Klinkhardt & Co.).
Leipzig
Julius Klinkhardt.
1898
Inhalt von Heft HI n. IV.
Settc
6. Gedenkblatt der k. k. evaiig.-theologischeti Facultät in Wien. Zur fünfiug
jährigen Jubiläumsfeier der Regierung Seiner Majestät Kaiser Franz Josef I.
1848 — 1898. I. Der österreichische Staat und die evangelische Kirche in
ihrem wechselseitigen Verhältnisse vom Jahre 184S— 1861. Decanatsrede,
gehalten von Dr. Gustav Adolf Skalsky, ordentlichem Professor der prakti-
schen Theologie und des Kirchenrechtes ».• 12\^
II. Symbolae ad recentiorem C. R. ordinis Theologorum evangelicomm
Vindobonensis historiam congestae a Gustavo Frank, SS. Theologiae doctore
eiusdemque P. P. O , 161
7. Des Cardtnals und Erzbischofs von Salzburg Matthäus Lang Verhalten aar
Reformation. Von Dr. Josff SchmiJ in Fürth (Baiern] 171
8. Zur Geschichte der evangelischen Kirchenverfassung in Oesterreich. (Schlnss.}
Von Dr. Gustav Adolf Skalsl-y, k. k. o. Professor in Wien . • . . . . ^»6
9. Bib]if>graphie über die den Protestantismus in Oesterreich betreffenden Er-
scheinungen des Jahres 1897, nebst kurzen Nachrichten Über dieselben, mit
Au.<isch]uss der in diesem „Jahrbuche* selbst erschienenen Artikel Von
Dr. Ixffsche 262
10. Ankündigung der Denkschrift von Oberkirch enrath Dr. Witt 277
11. Personenregister 281
12. Ortsregister 283
Zur Beachtung.
Alle Zuschriften wolle man richten:
An das Bureau
der
Geaellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Oesterreich
in
WIEN
I. Dorotheercassa 16.
Die Geldbeträge wolle man senden an den Cassier der Gesellschaft;
Herrn
Hof- und Gerichts -Advocat Dr. Carl Ritter von SSäf
WIEN
L BalUtsias« e
Der Central -Vorstand der „Gesellschaft für die Geschichte
des Protestantismus in Oesterreich- besteht aus folgenden Herren :
D. Ch. Alphonse Witz-Stöber,
k. k. Oberkirchenralh, Pfarnr der Wiener ref. Gemeinde.
Piäsident.
D. Theodor Haase,
Rcichsraths-Abgcordneler, Superintendent und Pfarrer in Teschen.
1. Vice-Präsident.
Lic. Dr. Gustav Trautenberger,
Senior und Pfarrer in Brunn.
II. Vice-Präsident.
D. Dr. Georg Loesche,
o. ö. Professor an der k. k. cvang.-theolog. Facultat.
Kedacteiir des Jahrbuches.
Dr. Carl Ritter von Sääf,
Hof- und Gerichts- Ad vocat in Wien.
Ca^ssier.
J. Friedrich Koch,
Conscnior und Pfarrer in Graunden.
Rudolf Howard Krause,
Director der englischen Versicherungsscseilschaft »Gresham« in Wien.
Dr. Carl Reissenberger,
k. k. Staats - Ober . Rcalschul - Director in Bieliti.
Marcus Stein,
... -, ^ k. u. k. Hofbuchhändler.
tirma: Manische k. u. k. Hof- Verlags- und Universiläts-Buchhandlung in Wien
(Juhus Klinkhardt & Co.).
Dr. Eugen von Trauschenfels,
k, k. Oberkirchenrath.
D, Dr. Paul von Zimmermann,
Pfarrer A. C. und Privatdocent in Wien.
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Druck von Köhler & Hambmger, Wien, VL Motlardgasse 41.
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