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Full text of "Jahrbuch der hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten"

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6. Beiheft 


zum 


| Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. 
XXIX. 1911. 
Mitteilungen 
aus dem ; 
Physikalischen Staatslaboratorium 
in Hamburg. 
„gaTaT 
Inhalt: 
E. Tams: Die seismischen Registrierungen in Hamburg vom 1. Januar 1910 bis zum 
31. Dezember Br Mit drei Tafeln. 


Hamburg 1912. 


Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem. 


BE. an 
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h; Ay r B4 


.6. Beiheft 


zum 


Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. 
XXX. 191. 


Mitteilungen 
aus dem 


Physikalischen Staatslaboratorium 
in Hamburg. 


en malt. 


E. Tams: Die seismischen Registrierungen in Hamburg vom 1. Januar 1910 bis zum 
31. Dezember 1911. Mit drei Tafeln. 


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Hamburg 1912. T#N3923 


Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem. 


D. OF D. 
SEP 27 1913 


Die seismischen Registrierungen 


in Hamburg 


vom 1. Januar 1910 bis zum 31. Dezember 1911. 


Von 


Dr. E. Tams. 


Inhalt. 


Seite 
‚Vorbemerkungen RR Na en nee ee ee ee 2 
Die seismischen Registrierungen im Jahre 1910............... 3a, 
Mikroseismisehe. Unruhe ım Jahres9l0... u. nee. 38—39 
Die seismischen Registrierungen im Jahre 1911........=..... 40—73 
Mikroseismische Unruhe: im Jahre 1911 „ee. 2. 2.222... 2.02. 174—75 


Bestimmung von Epizentren aus Azimut und Entfernung nach 
einigen in Hamburg erhaltenen Registrierungen................ 76—83 


1. Vorbemerkungen. 


Die vorliegende Veröffentlichung enthält die endgültige Bearbeitung 
der während der Jahre 1910 und 1911 im Hamburg erfolgten seismischen 
Reeistrierungen. 1910 handelte es sich um 391, 1911 um 381 Auf- 
zeichnungen. Nimmt man hierzu die 338 Beben des Jahres 1909 (Jahrb. 
d. Hamburg. Wissensch. Anstalten. XXVII, 1909. 5. Beiheft), so erhält 
man im Durchschnitt etwa eine Bebenaufzeiehnung den Tage. Diese Zahl 
ist nur ein sehr geringer Bruchteil aller im Laufe eines Tages eintretenden 
Beben; sie erscheint aber doch wesentlich größer, wenn man berücksichtigt, 
daß die auch mikroseismisch nicht weit ausstrahlenden Erderschütterungen 
geringer Intensität naturgemäß bei weitem überwiegen, und außerdem 
Hamburg von den erdbebenreichsten Gebieten verhältnismäßig fern liegt. 

DieAnordnune und Bezeichnungsweise ist unverändert geblieben. 
Den vielfach angegebenen Epizentralentfernungen liegt diesmal die 
von (€. Zeißig hergestellte Tabelle der „Differenzen der Laufzeiten für die 
beiden Vorläuferwellen eines Erdbebens“ zugrunde. Die Quelle für die 
unter „Bemerkungen“ oft mitgeteilten makroseismischen Nachrichten 
waren viele Institutsberiehte und die Zeitungen, insbesondere die „monat- 
liehen Übersichten über die seismische Tätiekeit der Erdrinde nach den 
der Kaiserl. Hauptstation für Erdbebenforschung in Straßburg i. E. zu- 
gegangenen Nachrichten.“ Außerdem sind bei einigen Beben Angaben 
über das Azimut des Epizentrums gemacht; hierüber finden sich nähere 
Ausführungen am Schluß der Arbeit. Bei solchen Registrierungen, bei 
denen die Ws- und W;-Wellen gut zu beobachten waren, wurde in Verfolg 
einer früheren Berechnung des Verfassers (l. e. p. 72) auch der Absorptions- 
koeffizient ermittelt: die Werte liegen zwischen 0,00020 und 0,00032; 
der damals aus den Hamburger Registrierungen allein gefundene Mittel- 
wert 0,00028 ändert sieh nicht. An das Ende der Bearbeitung der Erd- 
bebenaufzeichnungen ist wieder eine kurze Übersicht der mikroseis- 
mischen Unruhe des betreffenden Jahres gesetzt. Wie für das Jahr 1909 
beziehen sich die Angaben auf Periode und Amplitude des Maximums in den 
Schwebungen zwischen 6" 50” und 7" 10” M. Gr. Z. der N—S-Komponente 
des Wiechert-Pendels. 

An bemerkenswerten Seismogrammen sind auf Tafel I die beiden 
vom Wiechert-Pendel gewonnenen Horizontalkomponenten des heftigen 
ostasiatischen Bebens vom 12. April 1910 durch Lichtdruck reproduziert. 


2 E. Tams. 


Von einer Wiedergabe einiger Aufzeichnungen aus dem Jahre 1911 ist 
Abstand genommen, da lithographierte Kopien des Turkestan-Erdbebens 
vom 3./4. Januar 1911 bereits versandt wurden und die Registrierungen 
des süddeutschen Bebens vom 16. November 1911 in einer von der Kaiser- 
lichen Hauptstation für Erdbebenforschung zu Straßburg i. E. beabsichtigten 
Monographie dieses Bebens erscheinen werden. Tafel Il und III ent- 
halten zwei neu berechnete Karten der Entfernungen und Azimute in bezug 
auf Hamburg für die ganze Erdoberfläche und für Europa besonders 
(verel. S. 82/83). 

Die Konstanten der Apparate erlitten, abgesehen von Neueinstellungen, 
nur ganz unerhebliche Schwankungen. In der folgenden Tabelle sind 
die Werte für die Eigenperiode 7, bei ausgeschalteter Dämpfung, die 
äquivalente Pendellänge Z, die äquivalente Indikatorlänge /, den Aus- 
schlag E für eine Winkelsekunde Neigung, die Indikatorvergrößerung V/ 
und das Dämpfungsverhältnis & zusammengestellt. 


Kompo- | 


Apparat Jahr 
nente 


10,0 | 


Wiechert- 
Pendel 
(W.) 


1910 


Hecker- | 17 
Pendel 
(H.) 18 s1 12'"/ 
17,53) 76%) 122) 


a 11 
16,53) 68% | 22003) |10'%?) 


‘) ab 4. September. °) ab 7. September. 


Der maximale Reibungsausschlag r lag bei beiden Komponenten des 
Wiechert-Pendels während der zwei Jahre zwischen den Grenzen 
0,5 mm und 0,9 mm. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 3 


2. Die Erdbebenregistrierungen im Jahre 1910. 


Perioden Amplituden 


Cha- 
Lid. Datum rak- Pha- Zeiten —= nn Bemerkungen 
Nr. ter sen Al Ak | Ay 
Hukma's S 12 [A 
1ı Januar 1 Fur) eg 11 14 06 W. Epizentralentfernung 
S 24,0 | 8650 km. S fällt in die 
PS 24,6 | Minutenlücke. 
L 39 
MıE 55.0 18 65 — 
Mx 56,9 23 — 65 
Mer 58,2 18 70 = 
vorwiegend 
® 14—18 
13 34 Auftauchen von W,-Wellen. 
F 14 
2 : 6 ru (ep 20 07 48 W 
Fa 15 Ba |. 
3 „ 7 I 6 13 H. Undeutliche Störung 
F 39 ; seismischen Ursprungs. 
4 i S I Eh 10 59 s Re , H. Gefühlt in Chile (Co- 
F 11 2» 16—22 2 b piapö, Valparaiso, Sant- 
iago, Concepeion). 
B) ae Iu e 15 19 27 H. Gefühlt in China (Tschili, 
eL 27,1 32; 30 Schantung, Kiangsu, 
Mr 32,0 14 35 _ Neanhwei, Tsckekiang.). 
Mx 32,1 14 — s0 
F 16.3 
6 a) I e 90 | H. Die mikroseismische 
F 10 Unruhe ist durch em un- 
deutliches Seismogramm 
gestört. 
i ( Die Vorläufer sind in 
7 a) Lu I 8P/ 122 (84) Ixrr | d. mikroseismischen 
s ee | W. - R 
i Ba | Unruhe nur ange- 
eL 23 08,5 | * deutet. Gefühlt im 
M 11,7 30 = 31n H.| östl.Teilv.Mindanao, 
R 23,1 | aufden’Talaut-Inseln 
| und auf Halmahera. 
0) 16 I eL 3A ; Er, ER 
F 12,0 20 3 | 2 
®) ae I En 10 n 0 3 3 E. 
10 al) Iu|le(P)| 15 10 45 W. 
En 16-0 | @ | @ |Im. 
11 20 I el ke alıl | H 
M 13,2 192520 h) 10 
F 18,6 
12 2099 I e 0,0 rg H. Spur seismischer Wellen. 
N r 15—20 
ER 0,5 


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4 E. Tams. 


Jha- 5 li 
win Datum Se ERS Zeiten euer en Bemerkungen 
Nr. ter | san Ab AR JÄN 
El [er Pr) Fe N re ee Tee Vor TEE I" 
Sehens S m n 
13 | Januar 22 | IlIr B 8 52 49 W. Epizentralentfernung 
18 56 20 8 [b) 55 2100 km. Gefühlt auf Is- 
(L) 59,9 land; Herd nördlich der 
M 9 00,8 20 1000 | 900 Insel. Während der ganzen 
C 8—11 zweiten Vorphase treten 
namentlich aufder E-Kom- 
ponente deutlich starke 
lange Wellen von 15 see 
bis 33 see Periode hervor; 
Wellen von 4 see — 8 sec 
Periode sind ihnen unter- 
mischt. 
Auf der E- 
15) 21 — 5'/) {| W,-Wellen J Komponente 
19 ke) 1557 — 3 W,-Wellen ER eben an- 
gedeutet. 
F 12,6 Absorptionskoeffizient im 
Mittel: 0,00028. 
14 11502 I eu 19,8 H: 
F 20,0 
15 22 | eL 20 21 1020 H. 
F 34 - 
Schwache Züge seis- 
3m n mischer Wellen. 
16 1022 I eL 20 4 10-20 
F 57 
17 1.92 I el 21719 18 : 3 H: 
A or c ) ) 
F 39 
18 2a IN e 1 55 19 1. 1. [W: Die  mikroseismische 
F 59 2 San Unruhe ist durch die 
Wellen eines schwachen 
Nahbebens gestört. Ge- 
fühlt in Italien (Ligurien). 
19 2 u le 19 00 29 4 3 |. —  |W. Epizentralentfernung 
iS 09 30 6 a a) 7600 km. Gefühlt in Hol- 
PS 10,0 | ländisch- und Französisch- 
SR RU | Guyana (Paramaribo, 
eL 19 Cayenne) und auf Marti- 
Mx 20 44 — 200 nique. 
Mr 24,5 23 65 — 
F 20,7 | 
20 „726 I @ L re 18 90 iR N H. 
F I.) | 
aa 28 I e 15 (04 H 
eL 05,6 
| 08 192l 7 7 
un 09 15 a: 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 5 
Cha- h : Amplituden 
Lid. Datum rak- Eha Zeiten Eessaden p Ser I a Bemerkungen 
Nr. ter | sen T Kin 
231 Januar 29 | Iv e 0 (01) W. Gefühlt im Kroatien, 
L 02 48 Steiermark, Südwest- 
| 03,3 8 all — Ungarn usw. 
M 03,6 8;9 I a a! 
| 04,0 fi _ 16 
F (12 | 
23 ts) Iv e 0 (15) W,Wiederholung von Nr.22. 
L 17210 
u J 18,0 8 7 E 
ae 18,4 8 11 
| 25) 
24 a ‘ > (16 H 
eL 6,0 B2URZ2E IE - 
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25 10) lu e 4 (07 W 
i 30 31 11 3, 
eL 53 
[ 57.02 (33) 22 28 
h 14,8 22 IE 20 
M 25,5 22 2U E= 
| 32 18 16 
F 6.4 
26 40) | eL 16 26 H. | > 
F 41 Schwache lange 
w NE Wellen. 
EN 30 | eL 17 37 1722 H. 
A) 
F 18,2 r | 
28 | Februar 2 Iu eP 11 (07) W. 
eL 37 
Tr:24;18 
M 40 a RT. 
F 12,2 
29 s 3 I eL al e H. 
F 93 18—20 1! > Fre 
30 N B) lu e 17 (16) | H. 
© 34,9 | 
eL (55) | 
18 00 30; 35 Po Ba 
F 39,1 
51 5 43, Lu e 14 19 (41) | W. 
e 23 (07) | 
eL 152.03 
Mır 05 40 a0, N 
Mıx 15 30 —i 9 AU) 
: = Er 
ne 2 a a ER Zwei übereinander ge- 
N. 94 1 DE 27 lagerte Beben desselben 
Ar 47 90 3 15 Herdes, nach Sydney in 
en = A 2 etwa 40 min Abstand. 
Mir 51 18 10, 72 
Max 16 05 20 —_ 22 
Mse 08 18 12 — 
F 17 


6 E. Tams. 
Cha- KL © Amplituden 
wall Datum rak- ans Zeiten San | Bemerkungen 
Nr. ter | sen T Ar Ay 
hezumiegs Ss L A 
32 | Februar 4 Tu e 17 56 34 W. Nach Sydney Wieder- 
el 41 x holung von Nr. 31. 
Mı 19200 1: “ 7 11 1 Ein Teil der Hauptphase und 
| m : 18 die Endphase wird von 
M> 07 \ m : 0 [ 8 ) dem folgenden Beben 
Sn überdeckt. 
33 en 4 Iu e 18 52 (49) W. Nach Sydney Wieder- 
N 19 56 21 8 &) holung von Nr. 31. 
F 20,7 
34 = 5 I e 2 (10) W. 
Mx 13,9 14 — 5 
F 24 
35 a eh Ren 1645 ne H. ; 
F 55 = 
© C Deere 
36 is 9 I a : 5 20-30 H. 
37 Et) I e 8 4 H: 
M 45,3 18 6 6 
F 9.04 
38 > Tu eP 8721 A3 W. Epizentralentfernung 
is 31 42 6) a0) | 25 8800 km.  Gefühlt in 
eL 55 Japan (Zentral-Nippon). 
Mr 58,8 (16) (30 = 
Mıx 58,9 13 — hi 
M:x I 19 02.0 10 — 23 
F onr 
39 a e 17,0 H. 
eL IT) 
Mın 20,8 30 DE Di 
Mır 20,9 25 Sl 
Mer 27,2 20 13 — 
Men 27,4 25 — 11 
F 18,0 
40 Sr eP 5.13 46 W. Epizentralentfernung 
1 Sr 1023 6 17 _ 2200 km.  Gefühlt auf 
i Sn Il 6 — />47| Kreta (Kanea). 
L (20,2) 
Mr 221 6) 30 — 
Mıx 22,8 6 == 40 
Mex 23.2 7 — 40 
F 5,8 
41 28 li eL 329 e Mn H. 
42 23 12 e 7 (56) W. Gefühlt in Mazedonien, , 
M 3 02,6 0) 9 — West-Bulgarien und Süd- 
F 8,2 | Serbien. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 7 


Cha- f x Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden Kan er. Bemerkungen 
Nr. ter | sen T Rs Arg 
DeaemaS S m u 
43 | Februar 27 I eL 15 09 al f 
14 25 15 25) 
F 15,9 
44 is >28 | Iu eP 21 (10,2) eP nach W. 
i 20 28 19 17 — 
eL 35 | 
Mı 44,3 24 25 20 H 
Max 51.3 15 oT | 
F 22,9 
45 März 1 I eL 12 45 H. 
F | 13 20 1921 
46 ” 6 I er 17 E 10—20 H 
47 6 I e 18 59 \W 
Mx 10,0 9 — 4 
Me 13,3 3 1 — 
F 19,4 
fo) 3 4.35 \alifornien efü 
4 la I & { % 10—20 H. In Kalifornien sefühlt. 
) L 907 
4 | 1 = 1 or 15—20 H 
50 3 I eL ıkayre 15% 
F 16,5 | s 
‚Spuren langer Wellen. 
51 215 BalleyT 5335 | = 
F 25 
52 ld) lu e (0) 55 e nach H. 
eL 50 \ 
M 52 a 17 | 20 W. 
F 1,4 | 
33 2 / 
5) 1 I 5 | * 12-18 H. 
54 22 I e 22 (15) W. Die starke mikroseis- 
F (24) mische Unruhe ist dureh 
ein undeutliches Seis- 
mogramm gestört. 
5) 24 Iv e 14 40,5 128 1-2 | 1-9 |W. Der mikroseismischen 
F (45) ” “ | Unruhe sind kurzperio- 


bebensüberlagert. Gefühlt 
im oberen Murtal (Ost- 


| 

| dische Wellen eines Nah- 
| 

| 

| alpen). 


je E. Tams. 
Cha- = De Amplituden 
au Datum rak- un Zeiten Heriaden Br Bemerkungen 
Nr. ter | sen nl A 
INS S j2 | 2 
56 März 25 Lu eP 15 (42) W. 
es 51 54 
el 16 (05) 
Mx 15 29 2 I 
Mır 23 119 15 s 
Mer 32 15 10 = 
F ee; Nach H. treten noch Wellen 
bis 18,4" auf. 
Ar Hr - 09 
57 25) I nr 19 a 16:20 2 H. 
58 2 u ar) ae N JE en 
F 20 10 
59 30 Tu eb) I 1235 B2) W. Epizentralentfernung 
e 19,0 für Sydney ca. 2500 kn; 
1(S) 31 34 nach 1 Stunde folgt ein 
eL 59 58 M6O)EI zweites Beben aus der- 
Mır | 18 02 4 30 == selben Entfernung.Gefühlt 
Mıx 07 33 — | 0 auf den Loyalty - Iuseln 
; Tu - (Lifu) ? 
Yo ) 
N ra a 
Mex 17 23 — 65 
M; 19 20 40 55 | Es treten noch bis nach 
Ö 16—22 19" mehrere schwächere 
F 20 Maximaauf(Überlagerung 
eines zweiten Bebens). 
60 il Iu i 18 49 45 lalk 
eL IE) N) 
f | Tr: 40 \ Ey: 
Mı al | Dx: 50 | ‘0 | 100 
Mor 24 20 50 — 
Mox 26 22 — 90 
Ü 1520 
F 21,4 
61 April 1 Tu e AI H. Gefühlt auf den Banda- 
eL 45 398 e Inseln (Banda Neira). 
F | 155 ana 2 - 
62 1 I ee 1.16 89 Ar Er 
63 A I [eb | 13 % 3 = See: 
F 4 
64 3 I e 19 26 3 H. 
F 21,0 a 2 = 
65 4 I Sal kg ER H. 
F | ıs2 CU 
36 3 B Ber i : : 
66 re) I En 2 10-20 H 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. g) 


LT — 


Cha- SE ae Amplituden 
Lid. Datum rak- ne Zeiten Be Lin onen zer Bemerkungen 
Nr. ter sen R Ar | An 
67 April 5 I eL 13,0 H. Spur langer Wellen. 
F 13.4 
68 5 I { 22 (58) H 
k L 2} 01 1 > 
j ; 25 10—18 1—2 } 
69 le I e 1 42 90 H. Gefühlt im Südwest- 
F 2.0 = Bulearien u. Süd-Serbien 
£ f > 9 
70 X 6 I n 2 = 10-20 9 9 Be 
71 w.:8 1 eP 16 (53.6 W. 
ix 57 45 
el 17 43 
M 55 21 — fi 
F 18.8 
12 9 I e 10.0 H. 
M 10 06.2 245) - 12 
F 215) 
TB} 9 I t 11 (50 W 
Mx 55,7 b 4!/o 
Mr 56.5 12 6 -— 
F 12.2 
74 I) I eL 13,5 re H. 
[ 138 1520 
75 ul Iı e 8 (37 W. 
eL 45 
Mr 44,7 8 10 — 
Mx 45, ) 9 — 6 
F 9.0 
76 a ae 0 34 21 W. Epizentralentfernung 
i 34 23 8—9 23 11 (8900 km). Azimut etwa 
i Sn 44 25 12 - | 80)]| N 64°E; Dilatation. Ge- 
1 Se 44 26 10 >9%)| — fühlt auf Formosa, Ishiga- 
kıshima und den Batan- 
| Ta: (@1)\ Inseln. Siehe Tafel I. 
DY .\Z (19 ‘ 3 "kenswer Ta 3 
36. 22 TE = 19 f (120 130 | Bemerkenswerte Welle. 
eL 1 (01) | 
M 07,8 12 oo | 120 
F 2 
7 2 I eL 1 1520 > | ._.  [H. Heftiges Beben in Costa 
F 0 ee en Rica? Vergl. Beben Nr. 93 
| vom 5. Mai. 
18 Son K5) lu 1 eP 12 49 (24) | W. Gefühlt auf den Banda- 
eL 13 26 | Inseln (Banda Neira). 
40 21 10 ı — |l Ein Maximum tritt nicht 
45 a, - 13 |{ deutlich hervor. 


10 E. Tams. 
Tee 
Cha- Ä ar Amplituden 
un Datum rak- Pha Zeiten Perioden Keen Bemerkungen 
Nr. ter | san Ak As Ar 
has smezes Ss [2 2 
79 | April 17 Iu e 1 05,4 Der Anfang nach H. 
e 15,0 W. 
e al 
eL 41 
Mıx 44 30 — 15 
Mır 45,0 21 12 — 
Mor 47 21 9 — 
Mex 48 al — 14 
F 2,8 
80 ie I eL 8 15 7 | H. 
F 8.8 17 1-2 | 1-2 
Die ersten Vorläufer 
s1 . Aa IE eP 22 41,0 user treten deutlich her- 
3 Fr = fi W D \ .. . 
e 50 45 |") vor. Im übrigen 
eL 2318 5) 5 ||| schwaches und un- 
F 0,4 12:0 x | al. deutl. ausgeprägtes 
Seismogramm. 
82 22 I e (L) ze sul e = W. 
Mx 152 12 =; 2 
F 8) 
s3 26 I eL 2 48 on lat. 
F 3 05 De 
54 6 | eL 18 00 1220 H. 
F 05 
85 | lu eP I ar W. 
e Se 47 13 
1Sx 47 44 
eL 2 05 
M 15 91 14 6'/» 
F Sl 
86 RD I e 5225 | 
F 37 Spuren seismischer 
| Wellen. 
87 IL I e 23 45 9 18lk 
F 56 5 
88 Mai 1 Iu eP 18 50 01 W. eP nach H. 
eL ie) SO) (27) 
Mıx 43,5 33 — 26 
MıE 47,5 28 23 = 
Mor 54,4 20 19 — 
M»x 55,1 21 — 28 
. vorwiegend 
C 16—18 
F 21,4 
89 1 I e 21 41,7 W. 
42,2 6 — 1 
(F) 44 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 11 


Cha- 


L e Amplituden 
Lid. Datum rak- = Zeiten en Green Bemerkungen 
Nr. er Ben T An At 
h m Ss Ss 2 | 2 
90| Mai 2 Ta ie »1 30 | W. 
M 33,7 8—9 Dale 02 
F 40 
91 4 I eL 0 42 H. 
M 46 21—22 4 } 
F il 
92 a! I eL 185 35 W. 
Mx 41,4 12 - 3 
Mr 42,4 15 2 — 
F 19,0 
93 5 lu ePı 0 (40,4 W. Heftives Erdbeben in 
eSı 50 41 (Uosta Rica (Uartago zer- 
stört). Siehe Nr. 77. 
(e P)n 58 20 Ein zweiter Stoß ? 
e Lı 1 05 
Mx 07 21—23 9 Herdtiefe und Energie des 
MıE 13 21 > Bebens wird vereleichs- 
Mer 1,723 18 t weise gering gewesen sein: 
F vergl. das Diagramm des 
3ebens auf. Jamaika King- 
/ ston zerstört) vom 14. .Ja- 
nuar 1907. 
94 16 I eL 12.7 15 ; H. 
F 13.0 > 2 
9% 8 | eL 19723 Ne H. 
F 45 Se 
96 s) I eL 10 37 W. Gefühlt in Japan (Nord- 
t7 14—15 5) = Nippon). 
48 12—13 alla 
F 11,1 
97 w.9 Il eL 16,5 15:20 y1/ 11), H. Wiederholung des vor- 
F 17,0 = ms hergehenden Bebens? 
98 10 Iu Ir a: a Bee 2 — 1IW. eL nach H. 
in DANMGA N SL -— 2 
eL 10 21 
30,5 14 — 2 
F 10,7 
99 10 Iu e 14 (18 W. Gefühlt in Japan (Nord- 
eL 37 Nippon). Siehe Nr.96 u.97. 
M 45 ee \| 6 9 
F lan j 
0 D. : 
100 10 au en 2 1520 N lo H 
101 Bi) Iu e 16 (50 | H. 
en IL Rn 16 Ela.) 1% 


1 E. Tams. 


Cha- Es : Amplituden 
un Datum rak- Di Zeiten len I Bemerkungen 
Nr. He sen 7: IN: un 


bEszmiEES s k | 


e 18 07 (8% | W. 


Mıx 47 a7 u 13 
MıE 49 2] Se 
Mox 5%) 1 ri 
Mex 58 16 6 — 


e 2 (45) W. Gefühlt auf Haiti. 
15 —' «| 1! 


eP | 15 58 50 W. 
i [16 08 47 
M 14,6 7—8 


=] 
S> 


e 18,8 H. Spuren seismischer 
F 19,0 Wellen. 


102 Mai 10 lu 
106 at Iv e 20 (22) W. Schwache Nahbeben- 
F 25 aufzeichnung. Gefühlt in 
Steiermark, Nieder- und 
Ober-Österreich, nament- 
lich im Semmeringgebiet 
(Gloggmitz). 
107 ll lu e 3 4 W. Gefühlt m Japan (Nord- 


eL 4 07 | Nippon). Siehe Nr. 96, 
19 14 — 2 97 und 99. 


108 Bl e 936 | W. Schwach angedeutetes 


el H : | Seismogramm. 


109 alte eL 3,6 H. Schwache lange Wellen. 


110 ls eP s 09 (14) | W. Epizentralentfernung 
N 19733 3) — 8 9200 km. 


PS 20 06 9 — | 3% 


[a®) 
ID 
Qu end 
jan] 


1620 3 


1 le 


br,» 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 13 


Lfd. 


Nr. 


113 


114 


115 


116 


17 


115 


119 


120 


121 


124 


LLL———————————————— 
—_ 


Cha- 
Datum rak- Pha- 
sen 


ter 


Mai 15 lu 


= 218 lu eP 
es 
eL 
Mx 
Mr 
F 
1900| 1 eL 
F 
N) I eL 
F 
20 lu eP 
S 
® L 
M 
F 
N) I e 


„opel I 


Zeiten 


© 
LESE | 


He 


“)7 


Ze 


16 


Perioden 


gl 


20) 


15 ; 20 


12 16 


20 


12—13 


Amplituden 


Ar Ax 
B p. 
— =) 
rn 1!/» 
Zu ar 
15 — 
E 54 11/o 
12 10 
9 h) 


Bemerkungen 


W, 


H. 


W. Epizentralentfernung 
7000 km.  Gefühlt in 
Deutsch - Ostafrika (am 
Tanganjika-See). 

Auf der N - Komponente 
zeieen sich stellenweise 
noch Wellen bis 12®. 

H. Gefühlt in Japan 
(Kiushiu, Shikoku. Süd- 
Nippon)? 


H. 


W. 


H. enach W. Nur eben an- 


oredeutetes Seismogramm. 


H. EinigeschwacheWellen. 


\W. Epizentralentfernung 
2300 km. 


H. Schwach angedeutetes 
Seismoeramm. 


14 E. Tams. 
 —— 
Cha- 2 j 
ui Datum rak- ; Zeiten aan Kernen Bemerkungen 
Nr. ter | san at A Ar 
JE En VE EEE, EEE. BEER BEER © ug; 
hissmess s m m 
125 Mai 22 Imolmer 6 36 00 W. Epizentralentfernung 
SE 45 47 6 7 8550 km. Gleich zu Be- 
iS 45 49 ) — ul ginn der ersten Vorläufer 
SRı 51,5 in der N-Komponente eine 
S Ra Honeld 12 E 9 Welle von 13 sec Periode 
SRs 56,2 18 = 31 überlagert durch Wellen 
eL 7 00,3 von & see — 4 sec Periode. 
Mıx 07,7 21 100 — Gefühlt in Japan (Hok- 
Mıx 08,4 23 = 150 kaido, Nord-Nippon). 
Mor 18) 16 120 — 
Max 16,7 16 — 80 
: vorwiegend 
[6 12—16 
Ss 46 Auftauchen d. Ws» -Wellen. 
54 19 — 4\/a |\ Absorptionskoeffizient im 
56 18 2 — || Mittel: 0,00031. 
F 9,5 
126 u) lu eP 18 58 (13) W. 
S (08) 
eL U 
Mx 30 19 = 7 
Mr 31 15—16 5—6 b) 
F 20,5 
a 0 I el 21,8 15 ER 
F 22,2 i 
128 26 I e 6 15 H. Spuren einiger Wellen. 
F 17 Gefühlt in Südwest - 
Deutschland und den be- 
nachbarten Gebieten der 
Schweiz und Frankreichs. 
129 u AS I eL 8,4 12 al, 
F 8,7 2 
130 226 I eL 10,1 0 1all 
F 10,3 2 
131 27 Ir: eP 12 (02,8) W. 
L 09,9 
Mx 10 13—14 — 4 
Me 12 12316 5:6 = 
F 12:8 
132 28 Iu eP 6 32 (80) W. 
S AEAZ 
eL ze ol 
Me 06,9 20 Tl 
Mx 09,3 17 - 5a 
F 8,6 
155 29 er: eP 0 (09,9) W. Gefühlt in Serbien ? 
e 13 (29) 
M 18,2 14315 5 4!/a 
F 0,5 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 15 


Cha- } R Amplituden 
Lid Datum rak- Pha Zeiten Perioden Di ak Bemerkungen 
Nr. ter sen A Ar | An 
136 3l Iu W. Epizentralentfernung 
: 9650 km. PR, und SR, 
1 Sk ( nach H. 
1 Sa 9—10 22 18 
Mıe 47,6 21 10 — 
Mın En 23 — 28 
Mox 92,8 18 == 26 
Mer 9), 17 32 — 
137 ro I ) H. Spuren langer Wellen. 
138 Juni 1 Iu yalsy \W. eP fällt in die Minuten- 
) 302: lücke. 
46; 43 45;40| — 
23 45 
22 26 = 
139 1 Iu W. Dieses Beben ist «lem vor- 
24 17 39 hergehenden überlagert, 
F 9,8 so dab die Phaseneintei- 
lung verdeckt wird. 
140 et lu eP 18 (36) W. Gefühlt auf der Insel 
eL al Wetter bei Timor. 
M 14 15: 20 1 3 
F ls! 
141 a) Ir eP 473225 W. 
el (39) 
Mx 41,4 11 = 1 
Mk 43,3 I) 2 — 
F 4,9 | 
| 
142 DE Lu] e,0 2824 | H. 
e DES0 | 
eL 48 | 
M 58,5 24 SHE = 
F 0,6 | 
143 Rs) I eL 13,4 | H. Schwache lange Wellen. 
F 14,1 | 
144 5 I e 19 (41) | W. 
M 47 15 = 1Va 


16 E. Tams. 


L——— 


Cha- ER Deiyile Amplituden 
Lfd. Datum rak- Eha | Zeiten Ferloden ei ee Bemerkungen 
Nr. ter | 9 | ® Ar | An 
„127 50] Por RS EBRBBAGEREEN Ba ,50 HERRBEDEEN JEZEBBRRNERSEN ESEL RES SBEREREE 73 >| BERZENER ER Fe 
hesemes Ss er 
145 Juni 5 I eL 22,4 159 ER 
a AR 
146 6 | e 12739 W. 
eL 49 = 
s 9) .) 
F | 13,3 ni u 
147 7 DErole 2.07 20 W. eS und eL nach H. 
es 09 58 Epizentralentfernung 
eL 11,5 1500 km. Heftiges Beben 
Mıx 13:8 10 — 50 in Süd-Italien (Provinzen 
Mr 13.8 5 70 — Avellino, Potenza und Sa- 
Mex 14,1 12 -- 50 lerno). 
(® 6—10 
F 3,0 
148 &) us een 12 (01,3) W. Gefühlt in Japan (Bo- 
S 11 (26) nin-Inseln). 
eL 32.6 
M 35 23—24 16 22 
F 13,4 
149 2) | el 17,0 ler H. 
F 177 10—20 
150 12 I eul 6,9 H. Spur langer Wellen. 
F 7,4 
151 12 Erster 2041751 W. Epizentralentfernung 
es 45 52 2450 km. 
L 49 
M 54 Il 5 4 
F 21.2 
152 13 I e 2 (01) W. 
eL 11,6 
Mx 13,0 17 = 31/a 
F 2,4 
153 15 Iu e 13 (15 ll, 
eL 14,1 PER, 
F 15.0 15—20 
154 13 Bi e 23 44 40 W. Feine Zahnung der Re- 
F 47.4 gistrierlinie durch seis- 
mische Wellen. 
155 14 I eL 16,5 Bu lak 
F 171 10—20 
156 14 Ersıner 19 48.35 4 1'/a — | W. Epizentralentfernung 
18 5) Su 9 11 5700 km. 
Mıx 03,8 24 — Sl 
Msr 05,9 18 37 = 
Mex 06.1 16 — 31 
Mer 08,4 16 47 — 
I vorwiegend 
Ü 10 - 16 
F 21,4 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 7 


TLLL———————————————————— 


Cha- 
Lfd. Dataom ai Pha- 
Nr. Fe sen 


Zeiten 


Ir e@ R 


IlLu Je 
in 
es 

ıSRı 
ir 
iISRa 
eL 
Mıe 


Mar 
Mx 


160 a Iu eP 


161 ER Xi Iu e.P 


162 Be B e 


163 


IV 
DD 
un | 
& 

ml 
c 


164 28 Iu eR 


6 50 03 
50,3 


16 31 49 


6,9 


17 01 (48) 
10 54 
26 
27 
43 


3 07 (00) 


Perioden | Amplituden 
RT ee Bemerkungen 
T Ar | An 
s Le fl 
6 — 21/5) | W. Epizentralentfernung 
12 — 11 2200 km. Gefühlt in Süd- 
7 12 — Spanien (Malaga, Alme- 
16:26:25 ria) u. Aleerien (Nemours, 
13 280 190 Oran). 
10 — | 170 
12 140 — 
»—13 
iP und eS nach W. Alle 
20—21 19 36 übrigen Angaben nach H. 
17 — 40 Epizentralentfernung 
über 13000 km. Gefühlt 
| Tr:21\| eo 50 auf Neu-Kaledonien und 
\Tn:16/| ; : den Loyalty-Inseln (Lifu). 
20 110 = 
mM. 99 
Te 23\ | 140 | 1% 
KEN 
34 310 — 
22 180 — 
(41) | (860) 
vorwiegend 
15—20 
W. Epizentralentfernung 
9 21/a 1?/a 2100 km. Gefühlt in Süd- 
Spanien (Almeria). Siehe 
12—13 35 24 Nr. 157. 
10 — 30 
W. Epizentralentfernung 
9200 km.  Gefühlt auf 
Formosa, den Pescadores- 
(16) — 12 Inseln. den Batan-Inseln 
17 11 e und im nördlichen Luzon. 
W, 
(ST 2'/s 4!/a 
30 _ 14 |\ Ein Maximum ist nicht 
16 4 5 |f deutlich ausgeprägt. 
H. Spuren seismischer 
Wellen. 
H. Schwache lange Wellen. 
W. Gefühlt auf Üelebes 
98 er > (Posso und Palele). 


18 : E. Tams. 


Cha- a2 h e Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Beriocen oralen Deaie Bemerkungen 
Nr. ter [ au E Ar | AN 
a ———— nn 
hesemes S 12 | [2 
165 Juni 23 lu e 10821 | W 
eL 11 (02) < | 
F 123 20:22 % 2 | H 
166 n- 3 Iu eP 192012) W 
€ L 188 | 
Mx 201 25 — 3 H 
I 2 
167 au. | € 2 (54) | H 
eL 3 28 2% | 
F 3,8 ZEN | 
168 a: uataR || JR 13. 18 | | | W. Epizentralentfernung 
iPx 16 |£ 5-6 (21/5) | (4'/o) | 2040 km. Azimut etwa 
iPk 17 ) SSW; Kompression. Zer- 
iS 34 43 215 95 | 40 störendes Beben in Alge- 
L 36,0 20 | rien (Aumale, Tablat, 
Mır 383.5 10) 320 | — Rovig’o usw.) 
Mx 39.6 ar 260 190 
Mer 40,7 10 2.) | 
vorwiegend | 
Ü 8—12 | 
15,8 
16 32 | Auftauchen vonW; -Wellen. 
36 20 — | 1 Absorptionskoeffizient: 
| 0,00032. 
169 DD ep 22 41,8 Hr 
e 51,4 
i 01 20 2 
170 Be fr l :B 19225, 31 > 45 | 2 | W. Epizentralentfernung 
37 5 12 Da 2370 km. Azimut etwa 
iS 29 26 ) 26 15 S66° E; Dilatation. 
SRı 30 03 fe) >40| Heftiges Beben in Klein- 
eL 32,2 asien (Iskelib ete.). 
Mı 33,9 23 250 150 
Ms 34,7 14 130. | 120 
Max 39:9 15 — 140 
Mix 310,2. 11 — 110 
Msr 39,4 11 110 — 
Ö 6—12 
F al 
171 26 Iu & 16 (28) H. Gefühlt im Japan (Zen- 
Aeolb 50 Er F € tral-Nippon). 
F | ızo , 10-20 | 1-2 | 1—2 pl 
172 28 I e 2552 3: H. 
178 Rp] Iu 18 8 41 19 W. Die ersten Vorläufer 
eL (59) sind nicht deutlich zu er- 
Me 9710 15 5) _- kennen. 
Mx 11 a — 9 
F 10,7 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 19 


Cha- 2 Ir Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten a are ‚emerkungen 
Nr. ter sen T: Ar | An 
h m DI Ss 7 | 7 
174 Juni 29 Tu eP 11 05 36 | W. Epizentralentfernung 
| über 13000 km. 
e(S) 19,6 24 —_ 7 
1(SR,) 29 13 21 18 — 
eL 56,8 | H. 
De 35 45 393 
Mıx 122202 20 51 63 W. 
Mıe 25,1 20 46 — 
Msx 29,2 18 41 15 
Mex 12,7 19 — 45 
vorwiegend 
Ü 16—18 
F 14,5 
175 29 Iu eP Le 378195 W. Epizentralentfernung 
1(SR,)| 15 01 30 über 13000 km. Wieder- 
| holune von Nr. 174? 
eL 31 | Nach H. 
Mıx BT, 18 | 9 
Mık 59.6 18 Ss — 
Msr 16 09,8 16 7 — 
Mex 11,9 17 = 12 
F 17.0 
176 29 lu e 15 36 15 
e L 19 04 f fa 
Y 19,7 12—20 
ART 30 lu e Sale: | W. Gefühlt auf den Talaut- 
. eL 47 Inseln. 
De-25. or 
M 49 | a 9 
F 48 
| 
178 30 Lu I e%) a H. 
M be32 20 
F 61 
179 5 Don] 178 er | H. 
F 18.1 15—20 | 
180 Juli 2 Iu 1 6 00 26 | W. Gefühlt im östlichen 
eL 25 | Mindanao. 
Mx 28 35 — 55 
F 7,0 | 
181 Bun > il eL Zar 9 EL 
F|ıs al | 
182 3 len. | H. 
| 
183 Re ee 628 | H. 
el 28: 
M 58 20 1 > 
F 8,7 


En 


Cha- 2 : Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden Berner Bemerkungen 
Nr ve sen Tr Ar Ne 


15—20 


H. Spuren langer Wellen. 


H. 


W. Epizentralentfernung 
(9100 km).  Gefühlt in 
Japan (Naha)? 


el. 19519) 

M 25 14—15 4n 2 

F 19 

6 I e 9 (09) W. Auf der E-Komponente 

16 6—9 2 2 von H. von 9° 17” bis 

F 9,6 | 9" 19" Wellen von 15 sec 
bis 20 sec Periode. 

190 A Bat! Iu eP 4 48 (ol) | W. 

is 57 24 

eL 5 (08) 


19 
F 6,3 


3a 2l/a 


W. Gefühlt auf Java 
(Kediri). 


191 „ eP 8 (34,7) 

1 Se 41 26 
eL 9.06 
Mx 17,6 
Mr 20,3 


u | 


28 


ID | 
ot 
5 


H. Spuren seismischer 
Wellen. 


W. Gefühlt auf Java (Ma- 
dioen und Pasoeroean). 
Siehe Nr. 191. 


189) 
[8 


H. Schwache lange Wellen. 


W. Vermutlich die ersten 
Vorläufer einesschwachen 
u. sehr fernen Bebens, von 
dem der weitere Verlauf 

| nicht registriert wurde. 


196 0 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 2] 


Perioden | Amplituden 


Cha- k 
> Datum rak- Ehe Zeiten BEE Bemerkungen 
Nr. ter | sen E a 


a 2 Ss 2 £ 
197 Juli 10 Iu eP 15 16 09 | W. 
eL 45 
Mr 58.4 18 6 = 
Mx 59,0 18 —_ 6 
F 16,7 
198 Se I eL 10,9 1525 H 
F 162 7 
199 el I eL 21,9 2 H 
F 22,9 15 —20 
200 . ala eL 23:5 } H 
201 a l2 Ir eP 7 44 47 W. Epizentralentfernung 
iS 51 33 5100 km. 
1 N) R > 16) 01 
Mı S 01.5 5 — 
Ms 04 7 11 11 
F 8.6 
202 ee I 6 21 08 H. Spuren seismischer 
F 14 Wellen. 
203 12 TullzerP 1.21.95 37 WE 
eL 22 (20 
Mx 46 20 — 10 
Mr 50 19 6b — 
F 23.4 
204 13 Iv e 5 34,9 W. Gefühlt im Bayern und 
eL 3 18 Ss Tirol usw. 
Mx 36.0 6 _ 9 
Mr 36,2 ) > 10 _ 
F 47 
205 let ler eP 20 59 49 | W 
eL 21 06 ee IN 
FE 21,4 12—14 1 | 2 
| 
206 15 I &B 4 37 43 | W. Schwache, aber deut- 
liche Vorläufer eines Fern- 
bebens.v. dem weitere Pha- 
| sen kaum hervortreten. 
e (L) (56) \ 
F 5,7 | H. 
207 ls) Iu eP 129995 W 
eL la) 268) 
29 26 BE 
30 23 | 6'/2 
F 14,3 | 
| 
208 „2 | Rlrer. |.239 15—20 | H 
F 232 | 


22 E. Tams. 
Cha- t $ “Amplituden 
air Datum rak- zz Zeiten Kerala I Bemerkungen 
Nr. ter | sen 7: Ar | Är 
2 
en en LE 
210 17 T ep W. Schlecht ausgeprägtes 
e Seismogramm. 
eL \ 
F H. 
> > 
211 ae) I e 10-18 IEIR 
212 20 lu eP W. 
iS 
= 17; 18 3 2 
213 21 lu e W. 
eL 
15 — 3 
19 15:16 4!/a 5) 
F 8,9 
214 el Iu e 222029 W. 
i 37 
u Er | er 
ee Vom 21. bis zum 23. Juli 
sind die Registrierungen 
des Hecker-Pendels un- 
vollständig. 
5) 5 : 
215 24 I en 10-20 PIVA Bu: 
216 24 la eP W. 
le 18 A 
217 2) Iu e al ar H. Spur eines Seismo- 
eL 22.43 eramms. 
F 22,8 
218 2 I el 6,8 ar ER 
F 7,0 20 
219 27 I e 14 8s—9;15 2 1/a |W. Gefühlt im Kleinasien 
F 5,2 (Smyrna, Ak-Hissar) ? 
220 7) lu eP W. 
& 
ie 
eL 
M 28—29 33 27 
F 
29 ET N 
21 a) I € 713 H. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 23 


Cha- a ur Amplituden 
Lid.| Datum rak- a Zeiten Heriogen Er eu Bemerkungen 
Nr. ter | sen 1 Ar | An 
ale nn 2 hl ER Ir Be Pr er ee | [Pe 
has mas S P. P 
222 Juli 31 I e 2.00 ER: H. 
- 6—12 
F 19 
“)* e N 7 
223 | I e l 04 | H 
F 17 
IE ru N 7 r 
224 August 1 I e f 19 1012 H. 
F 9] 
225 4 1 l e Ss 49 W. 
9.00 12 l 1 
F 92 
226 ei 1 Ir BE 10 43 42 4—) 3 7 W. Azimut etwa SSE; 
> 46 24 Dilatation.  Epizentral- 
ae ee 7 25 ’ entfernung 1550 km. Ge- 
46,6 IN 219 n7 19 fühlt im südlichen Italien. 
L 47,5 L nach H. 
Ms 49,6 Im i2l | 0 | 19 
a Ka 
Mr 20.8 6 2] — 
F 11.4 
DH r 1 I v 22,29 H 
33 16,20 2, — 
F 23,2 
228 Mr % jer eP 23059 W. 
i 41 13 
229 2 lu ‘ 65 H. 
eL 132 I: Q c 
| 83 18; 20 3) 2 

230 8 I [e 12 36 H. Spuren seismischer 
F 47 Wellen. 

231 2 Tu eP 22 58 49 \W. Epizentralentfernung 
(S) 23 081 (7900 km.) Gefühlt auf 
eL 25 Haiti. 

M 32 15 2 1'/a 
F 24 

232 PR I eL 20,5 H. Spuren langer Wellen. 
F 21,0 

233 ee lu &B 1 43 42 W. Epizentralentfernung 
iS 3) 7 ala 6 8800 km. 
eL 2 10 

M 12 26—27 20 1 
F 3) 
234 ER] I el 2 H 


18; 20 


24 E. Tams. 


Cha- 2 ns Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden en Bemerkungen 
Nr. ter [ sen 1l Ar Ay 
Keamiges Ss 7 2 
239 | August € | Ir | eP | 20 50 25 | W. Epizentralentfernung 
es 54 07 2200 km. Gefühlt in Klein- 
eL 574,1 15 | asien (Smyrna). 
Mx 59,6 9 —_ 4!/o 
Mr 21 00,4 12 6/2 | — 
F 21,4 | 
236 e 7 I eL 21,8 H. Spuren seismischer 
F 22,2 Wellen. 
237 n 8 It e 233 9-19 H. Gefühlt in Kleinasien 
F Ban : = (Smyrna) ? 
238 SET e 9 (45) - | W. 
48 12 —14 1 
F 10,2 
239 = 8 I eL 15,0 H. 
240 n fo) I el 18,5 Ay H. 
241 >) Iu eP 20 32,8 | W. 
e L Al 10 91:9 DEI 
F 21,8 21 = 24 4 | 3 2 
242 all Iu eP 1 29 &5 W 
S 52 (56) 
e L 17 1 1 
Mx 1703 19 _ 6/2 
Mr 19 19 S'/a — 
F 18,0 
243 11 I e 93 : H. 
F 96 10—20 
244 el I e gu EI 
eL 97 ne: 
JAR = N P7 ; | 
245  ) I 2 on 15: 20 H. 
Ai) | 
246 Ele: I e s ıl | W. 
eL (28) 
Mx 29,6 17 En S 
Mr 30.6 14 4 — 
F 8,8 
247 2. Je Iv e 9 29,0 W. Kurzperiodische Wellen 
F 34 eines Nahbebens. Gefühlt 
in Mittel-Italien (nament- 
lich in Ancona u. Fermo). 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 35 
Lfd Cha-| Pha- Perioden | Amplituden 
z Datum rak- Zeiten nn Bemerkungen 
Nr. ter | sen At Pe | fe 
248 | August 15 I e Ar 88 H 
eL 54 | 
M 59 17—18 6) | 2 
F 22,4 | 
249 14 I e 70,45 | H. 
eL 59 fr ee 
R 8.9 10—20 6 2 
250 x 14 I e@ Ianleil H 
eL 57 uR;?: < 
R 16.7 15 —22 2 = 
251 14 I i 19 59 54 j W. eL nach H. 
eL 20 06,4 
08 12—13 l 1 
F 20,4 
252 15 I eL 18,1 H. Schwache lange Wellen. 
F 18,7 
253 al I e L 8,4 15927 9 2 H. 
F Sa! 
254 16 I e 14,8 12 H. 
iR 19.2 ” 
255 le, Iu eP 1279 °(86) W. eP und S fallen in die 
PR, 11,8 Minutenlücke. Epizentral- 
S 17,0 entfernung 5400 km. Ge- 
eL 28 fühlt in Britisch - Indien 
Mıx 34,9 13 = 52 (Shikarpur, Bez. Sind). 
Max 36,8 12 = 49 
Mır ul 11 3 == 
Msr 39,0 11 12 — 
Ü 8—15 | 
F 13,9 
256 eis Do e 23 25 | H. 
eL 23,9 a 
F 0,8 1522 — 1 
257 le I e 3 19 10-15 H. 
F 35 
2358 al I e L 11,3 15—20 HH}; 
F ar 
259 ; 
3) * 18 I e 19 06 10-16 H 
F BY | 
260 en) I e 20 4 15 | Hr 
F 48 2 
261 20 Iı e 1 26,6 H. Gefühlt in Algerien (Au- 
M 31 sea) 5 ala male). 
F 51 


26 E. Tams. 


a —————————————————————————————————————————————— 


Cha- Peri Amplitud 
. = Di: erioden Amplituden 
Lfd Datum rak- Eha Zeiten Be ran Bemerkungen 
Nr. ter | sen T EA 
262 | August 20 5 ER 
263 e 21 BR. 9857 3 W. Epizentralentfernung 
ıS 6 06 7800 km. 
06,; 9 8a | 23 
e(L) 22 
E ee Den 
. neo Bee 
264 5 21 W. Epizentralentfernung 
2400 km. 
ui 5Ya | 5%» |Ji Ein Maximum ist nicht 
10 7 — | deutlich ausgeprägt. 
)eNT ) 
ann 2 1522 H 
YET 2 
266 28 15—20 H. 
267 25 H. Schwach ausgeprägtes 
Seismogramm. 
JER Or 7 
268 25 8:19 | 1 W. 
269 = 26 H. Stellenweise schwache 
Andeutung langer Wellen. 
270 96 H. 
1925 
271 26 W. 
16:18 Say 
272 26 | H. Schwache lange Wellen. 
273 27 H. 
12—25 
274 27 W. 
14 — 2 
278) a 29 Jall 


18; 20 


H. registrierte nicht vom 29. 
9" 49" hiszum 30. 11" 38”. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 97 


aTTL——Ö66 


Lid Cha- | Ppa- AR Perioden | Amplituden 
x Datum rak- Zeiten Seen Bemerkungen 
Nr. ter | sen T re An 
Tu —————————— nen Te 
h’= mass S 2 7 
276 | August 30 Ist: eP 2 141 W. Gefühlt in Kalabrien 
eL 19,4 8:19 N 5 und auf Sizilien. 
F 25 7 A c: 
277 2 ol Ir Ce 19 03,5 W: 
M 05.6 59 7a 13 
F 19.5 
278 r 51 I e 28, 26 W. 
28 7—8 2 3!/a 
F Da 
279 | September 1| Tu eP VER BL W. Epizentralentfernung 
S 1 07 45 9100 km.  Gefühlt auf 
eL A) (37 Formosa und den Batan- 
M 30,6 24 120 120 Inseln. 
Ü 10—18 
F 2,8 
280 * 12] AB eP 14 33 (86 W. Epizentralentfernung 
es 43 54 (9150 km). Gefühlt auf 
eL 15 04 Formosa. Siehe Nr. 279. 
M, 06,9 25—26 65 95 
Mor 139 18 55 
Mex 15,0 14 = 30 
F 16,5 
281 ss 1 I eL 18,1 H. Spuren seismischer 
F 18,5 Wellen. 
282 n 2 l eL 16,5 ar H 
F 16,9 Te 
283 s; 4I I e s.6 H. 
8 49 15; 19 
F 92 
254 e 6 I E 1216 W. 
Mx 19,1 6 == 1'/» 
Mr 20,1 7 1'/a = 
F 105 
285 > u Bi! e.P 20 (20) W. 
1(S) 28,0 iS fällt in die Minutenlücke. 
eL DD 30—34 Gefühlt in Argentinien 
Mr 59,7 28 39 E (Andaleala, Prov. Uata- 
Mx 210 26 _ 37 marca). 
F DU 
2S6 7 I eL >»..00 = a EL 
| 
RA 5207 
237 al eP 7230509 W. 
eL s (3) 
Mıx 146 26 — 40 
Mır 22,8 27 3) — 
Msx 26,9 18 — 32 
Mer 29,9 19 31 — 
F 10,2 


28 E. Tams. 


Cha- 3 - Amplituden 
u Datum rak- zu: Zeiten Perioden Ne aba nen Bemerkungen 
Nr. ter | sen T Ar | An 
heamess S p | 2 
288 | September 7 | Iu eP 10 (43) | W. 
e (8) 51 30 | 
eL 11 (20) 5 | 
F | 120 a 
289 ee a Be | H. 
F 0,4 u, 
290 shrn. ePpr1 3008 | W. 
eL 28 
37,0 12 — 3 
40,1 12 37 | ı— 
F 4,0 
291 n 3 5 40,0 | W. 
eL 6 (33) 
38 >1 Re 
48 15 — 
F 7,9 | 
292 5 = kn 118 1 25 07 10 — |! 5 | W. Auf der E-Komponente 
is 34 42 9—10 117, 10 kaum merklicher Aus- 
PS 35 29 12 — schlag. Azimut N; Kom- 
SR 40 13 25 5) pression. Epizentralent- 
SR; 45 fernung: 8300 km. Gefühlt 
eL 50 | auf den Aleuten (Una- 
Mıx Se) 32 — laschka,Bogosloff-Inseln). 
Msx 55,5 23 == 110 
Mr 56,6 24 100 — 
Ü 14—20 
3 42 20 3 — | Auftauchen der W,-Wellen. 
46 22 — 6 Absorptionskoeffizient im 
F 4,5 Mittel: 0,00026. 
293 5 9 I @ 7 838 . H. 
294 " SE Enaır ze 9227706 W. 
eL 10 18 
Mx 34 18—24 — 10 
Mk 40,2 21 7 — 
F 115 
295 oT em 150 28 | H. 
F | 153 a 
296 Paso 95 3 H 
F 2,9 18 
297 KO LE eg 12 (46,8) W. 
eL 13 33 
Mx 44 18 _ >'/a 
Ba | 
298 ; OA eL 1,8 ae | H. 
: F 28 12—22 | 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 29 
Cha- » n“ Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden ie Bemerkungen 
Nr. | zen m An | Ax 
Degemegss S BEE 
299 |September12| Iu eP 16 09 06 | W. 
eL 37 
Me 9,7 24 15 — 
Mx 40,3 15; 18 ar ) 
F 102 
300 ao ne PR e 18,5 : H. 
F 18,8 2 
301 " 14| Iu e 14 (23 H. Gefühlt auf Soembawa 
eL (53 e \ > und Bali. 
F 15.6 RO:220 ) 3 
302 a 14| I eL 21,1 - H. 
FE 916 10—20 
303 on 15 I e L 2,6 10= D) H. 
F 3.1 Er 
304 e 15: 1 e > 01 H. Spur seismischer 
F 15 Wellen. 
305 lee Tu eP 23 21 22 W. Epizentralentfernung 
S Sean 9500 km. Gefühlt im nörd- 
eL 55 lichen Luzon. 
M »6 22--23 14 21 
F 0,9 
306 ; ST eL 225 20 5 R H. Im Anfang Wellen von 
F 2,9 5 ” 2 30 sec bis 40 see Periode. 
307 a 1) DR e 19 41 W. Spuren eines Nahbebens? 
F H 
308 si an. I eL 17 06 W. 
Mx 08 14 = 4 
Mr 10 13 3 — 
F 17,4 
309 a 24 1 @ 20 45 H. Spur eines Seismo- 
F 55 gramms. 
310 1 22| I eL 19 38 | Ri E Er 
F 46 ) ) 
31 5 231 I eL 25 H. Schwache lange Wellen. 
F 3,0 
312 „ % 22 38 5 i 
31 3| I S 2 38 15 5 3 H 
[9 75} 
313 4 24 SEuse 3 45 27 W. Epizentralentfernung 
ıS 355 49 9200 km. Gefühlt in Ari- 
eL le: 30—40 zona (U. St. A). 
Mk 20,4 26 39, 
M 24,9 20 Did 425 
Mx 26,2 20 a ie 


30 E. Tams. 


Cha- 2 S Amplituden 
u Datum rak- EuE Zeiten Bein Bro ran Bemerkungen 
Nr. a ter SE ER ir sen T Ar | Ay 
Dessmeses S 12 | 10 
314 |September24| I eL 39 ar e lat 
; F | 120 2 Ih |.2 
315 * 24| Tu © 15 (50) W. e nach H. Gefühlt in 
eL 16 15 Argentinien (Provinzen 
18 20 n= 11 Rioja. San Juan, Mendoza). 
19 20 10 — 
F 16.8 
316 n 94| Tu eP ISm52438 H. eP nach W. 
eL 192216 
Mx >) 20 == S!/a 
Mr 32 18 3 u 
F 20,5 
317 DH I e 7 48 : ER 
F 8.0 10—20 1—2 E 
318 | Oktober 2 I eL 227.03 15L 
06 2) 4 7 
F DO 
319 r 4/51 Iu eP 23 14 (06 W. Epizentralentfernung 
108) 24 21 9100 km. 
24,6 Se 28 17 
(PS) 25.124 3 a | 
eL (45) | 
56 18; 20 Er al 
F 0,6 | 
320 = 7 I eL 8 15 | H. 
l 9,3 u 4 5 
321 7 I el 13:3 & H 
322 7 I el 16,7 | IEIE 
F | ızı ee | 
323 al) Il e 16 23 | H. Schwache seismische 
F 33 | Wellen. 
324 Sl I € ul Bit | H. Schwache seismische 
F 192.05 | Wellen. Gefühltin Ungarn 
(Komitat Krassö-Szöreny). 
325 13 I eL 15 40 1; BY = H. 
F 16,1 = : 
326 16 I el 3 (Mr 20 H. 
F 16 z 
327 al I eL 4,1 H. Spuren langer Wellen. 
F alt 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 31 


Cha- - Amplituden 
a Datum rak- — Zeiten Eon 2 Bemerkungen 
Nr. ter sen T Ar An 
h mie B S L PL. 
328 | Oktober 18 | Iu eP 2x55 (22 ER 
eL 350 
4 03 22; 30 7!/a | 8! 
04 2) -. 81/5 
F 5.5 
329 20 | Iu i 24 26.125 W. Vielleicht tauchen die 
eL 52 ersten Vorläuferwellen 
M, 6 01 183 21 10 10 schon um etwa 5" 15” auf. 
M, 07 16: 18 13 10 Gefühlt auf Sumatra. 
F 6,6 
3: 2) > fo) 5 = 
330 „  24| 1 En 5% 1520 3 11, |# 
331 24 I eL 15,9 Su - H. 
F 167 15 —25 
332 26 1! e 052 H.Schwaches Seismogramın. 
el 1 (59 10-20 Zusammengehörigkeitvon 
F 2,4 # e und eL unsicher. 
339 A 2b Er 1 15 47 (44 W. i nach H. Durch die 
e (L) Su mikroseismische Unruhe 
Mr 32.3 7 20) — stark beeinträchtigtes 
Mx 2.6 13 — 16 Seismogramm. 
F 16.2 
354 Dia alr | eP 1’(03,7) H. eP nach W. Gefühlt in 
eL 09,3 Spanien (Malaga) und 
| Mr 10 22 15 = Marokko (Tetuan, Melilla, 
Mx 11 17 — 8 Fes). 
F (20) 
335 30]ı Im eP 7 54 (37 W. 
& L fo) (49) DEW 15) 
F 10,0 19 3/2 5° 
356 ; 3l I e 7 (02) W. 
erl7 lat 
Mx 195 21 — 10 
F del 
337 | November 2 | I eL 14 39 1599 \ 2 H: 
in 9—22 fo) ö) 
F 15,6 
338 : Helalı eP 20 (43) W. Fnach H. 
e (S) HA 
eL 21 06 
Mx 12,0 25 — | a8 
Mk az 18 19 | B= 
F | 22,6 | 
339 6 I eL 23 09 | H. 
’ z c 5‘ 
F | 23,5 15—20 | 


32 E. Tams. 


———————————————————————————————— nn ———————n 


Cha- | Pha- 


oyj Amplituder 
Di Datum rak- Zeiten Perioden gungen! Bemerkungen 
Nr. ter sen T Ar ® 
hesmeses S m | n 
340 | November 8 I eL ade 2 H. 
F | 184 EZ. 
341 9 I TTu Il e(B) Bl, 8 W. Vermutlich zwei über- 
e 24 57 einandergelagerte Beben. 
e 3821 22,24 Gefühlt auf den Neuen 
eL ie ale | Hebriden (Mallicolo). 
(Mv)ı 20,1 25 —_ 130 
(Mr)ı 22,4 27 110 — 
(Mk) 1 D3:9 >21 100 —_— 
(My)u 56,4 21 = 160 
(6 14—18 
10 53 o0 | \ H. Wiederstärkerwerden 
11,6 a | | der langen Wellen. 
342 » 10 | Tu |e(P) | 12 420) H. 
e 5522 | 
eL 13202 
Mx 34 24 — 23 
Mr 35 24 Se 
F 19,3 
343 RED rien 1623 ar H. 
F 16,7 al 
344 L 12] ib: eP 18 (19,1) | W. 
eL 27 | 
Mx 28,2 15 — 9 
Mn» 32,2 11 3 _ 
les | 
345 e as Tau 1 dd 32 | W. Fnach H. Gefühlt auf 
eL Sales Formosa und den Pesca- 
M, 20,4 20—21 1202).7120 dores-Inseln. 
Msr 26,3 15 49 | — 
Max 28,7 17 — 60 
Msr 35,1 15 39 — 
Msn 36.1 14 — 32 
F 10 
346 15 | Tu e 0 (30) W. EFnachH. 
eL 47 
M 51 18 — (11) 
F 1,4 | 
347 uw e 14 (36,7) | W. eundF nach H. 
i 41 15 
1 46 40 | 
i 50 19 13—14 97-2 ,016 
eL 15 08 | 
Mıx 16 42 — | 200 
Mır 17 3 140 — 
Mes 24,7 20 — 90 
Ms 238 20 46 — 
F 17.5 
348 en! e 9.21 10—14 | ER 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 33 


Lfd. 


Nr. 


349 


350 


351 


399 


396 


397 


358 


Datum 


November 21 1t 


Cha- 
rak- Pha- Zeiten 


ter sen 


21 I 
93H 15 (54 45) 
16 02,1 
03.7 
24| Iu 
25, Ir 
25, Lu 
26| Iu 


29| Iu eP 2 (39) 
MS) 49 
eL 3 08 
M, 12 
M, 22,0 
F 4,1 
2 WET e 12432 
45 
F 13,2 


Perioden 


vorwiegend 
16—18 
17—18 


28 
14 


Amplituden 
A Ar 
Pr. P. 
3 — 
— la 
9 8!/a 
5) u 
6 { 
17 ON 
21 5 
90 — 
— 110 
95 — 
110 140 
-_ 12 
37 65 
41 23 


Bemerkungen 


H. 
| Spuren seismischer 
| Wellen ? 

H. 


W. 


WE 


W. 


H. Gefühlt im südöstlichen 
Mindanao ? 


W. 


Von 6* 04” bis 6” 12” auf 
beiden Komponenten deut- 
lich ausgeprägte Wellen- 


gruppe: T = 17 sec bis 
22 sec. 
Ein aus den Nachläufern 


heraustretendes 
zweites 


deutlich 
Maximum: ein 
Beben. 


W. 


34 E. Tams. 


Cha-| pr... a Amplituden 
y Datum rak- 2 Zeiten Bann Bene Bemerkungen 
Nr. ver sen T Ar AN 
In m 8 S nv u 
359 |November 30| I eL 6,8 159 H. 
F 76 al) 
(,b 
360 | Dezember 1 I eL AD 159 H. 
r m ) 
F 5,0 
361 a, Ilm GB 16 (00,1) W. 
el 36 
Mix 45 28 27 —_ 
Mx 46 30 2 50 
Ms: 50 22 24 — 
F 17,4 
362 i 2 I eL 4,7 sr H. 
FR 5 9 18; 20 
363 „ > | Em e 4 (28) H. 
| 58 ar 
364 >; 3; || JE eP Seal) W. F nach H. 
eL 9 (27) 
39 22 E— 11 
F 10,3 
365 ® 4| Iu e 11 (30) W. Fnach H. 
eL Dal 
Mıx 44.0 18 —_ 19 
Mr 51,6 18 11 — 
Mex 57,8 16 — 15 
Msx 1320126 17 — 17 
F 13,6 
366 4 I e 14 (08) H. e nach W. 
23 15 ) = 
F 14,7 
367 “ 5 ,| u i 16 49 30 W. 
eL I 2 
16 15 7 7 | Ausgeprägtes Maximum 
26.8 15 13 — If nicht vorhanden. 
F 18.0 
368 er 1Ko) | net || Ele 9 46,0 W. 
ı PR, 49 25 7 14 21 
eL 10 20,7 
Mır 27 42 270 = 
Mıx 35.6 25 = 190 
Msx 302 22 — 120 
Mes 38,9 19 110 — 
Max 49,4 20 — 110 
F 12,5 
£ ‘) N D7, 
369 1 I = 1 s 1820 H. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 35 


Ir 


Cha- = / 1 
Lid. Datum rak- En Zeiten Perioden ergien ;emerkungen 
ter | sen I; ® Ay 
hesmeis Ss 7 7 
370 | Dezember 13| Hu | iPx | 11 48 00 W. Epizentralentfernung 
S 56 20 6800 km. Auf der E- 
SR, 12 01 (03 Komponente nur ein eP. 
SR, 04 22 Heftiges Beben im Westen 
L 08 | u. Südwesten von Deutsch 
Mır 19,4 20 20 | - Ostafrika. 
Mer 19,7 16 a0: 
Mıx 20,4 16 N, 
Mes Da 13 _ 200 
Msx 28,3 17 —_ 260 
(6 12—20 
14215 Auftauchen der W,-Wellen. 
16 22 — 20 Absorptionskoeffizient im 
25 19 1 a Mittel: 0.00020. 
F 15.8 | F nach H. 
Bya| > 14] Iu eP 21 04 49 W,. Schwache Fernbeben- 
(i) 26 aufzeichnung, welche eine 
F 22,3 Phaseneinteilung nicht zu- 
läbt. 
372 5 16| Hu | eP 14759710 | W. eP,iSxundF nach H. 
PR, 15 05 16 Epizentralentfernung 
03 31 13 13 S 11000 km.  Gefühlt auf 
1 Sn 10 53 Mindanao und Halmahera. 
i(PS)e 12 20 
f 38 
Mır 42,0 20 190 — 
Mıx 42,1 21 290 
Mer 48,5 17 210 — 
Max 49,0 16 — 210 
Msn 50,3 18 — 290 
Mse 55,1 16 240 | — 
C 12—18 
rn! | Auftauchen der W;-Wellen. 
17 09 20 22 = Absorptionskoeffizient im 
5) 20 — | 24 Mittel: 0,00029. 
F 18.4 
Sl Ss 16 Du e 19 (12) W. e unsicher wegen starker 
i 18 (03) | mikroseismischer Unruhe. 
eL 44 Wiederholung v. Nr. 372. 
Mıx 45 29 En 46 
M 46,9 23 38 58 
Mer 57.9 15 4 | — 
F 20,7 
374 5 rel Al e 0,1 r Ink 
F 0,8 12—16 
370 e ze | al e 2, } H. 
376 h 18| Iu e 3 (08) H. Wiederholung v. Nr. 372. 
eL 3 28 zn 
M 42,1 2293 15 2% 
) 4,4 


36 E. Tams. 


i Cha- N 5 Amplituden 
Lid. Datum rak- KiD Zeiten ana Mas Brenn Bemerkungen 
Nr. Ba |asen r Ar | As 
22 PrreeSE Re| e| BERGER EEE FREENET ee I ______—— 
negmeins S n. 2 
377 | Dezember 18| Iu | eP 5 31,6 | W. 
Ms 54,7 17 6!/a = 
Mx 56,4 15 — | 312 
F 6,4 
378 5 Sal an 15 15 1520 | HE 
50 | 
379 n la ei € 19 (45) 1220 H. 
R 20,5 
380 5 18 1 e 20 33 10-20 H. 
F 21,3 
381 B an TI e 10,8 | H. Durch starke mikro- 
12316 18 1 ı — seismische Unruhe beein- 
F 11,6 | trächtigtes Seismogramm. 
382 a >3| In eP 0739707 W. SR, und SR» nach H. 
es 47 21 Epizentralentfernung 
SR, 51 39 | 6700 km. 
L 02:0 | 
M, 04,1 7—8 35 37 
M» 06,6 13 Sn 088 
Msr 07,8 11 40 = 
Max 08,8 13 wlana 
F 2 | 
383 a e 6 (07) | H. 
eL 24 | 
Mk 28 25 10 — 
Mx 40 18 — 9 
F 7,4 
384 : a7 I eL DO x | Hk 
335 is Da lau e 19 (19) al, 
eL 45 
M 58 165 20 5) 6 
F | 20,4 
| 
3836 3 a0 eL 21 38 90 5 TE 
F 22,0 = S 
387 n 2) Akte ee 13 (24) W.eP unsicher weg. starker 
el 14 (02) | mikroseismischer Unruhe. 
Mx 07,8 16 — 19: |F nach H. Gefühlt auf 
Me 09,8 1 19 = Mindanao. 
F 15,0 
388 h 30, 1 eL 0 33 H. Undeutliche lange 
F 51 Wellen. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 37 
Oha- 2 en Amplituden 
Lid. Datum rak- Dr: Zeiten Pe rraos a en. Bemerkungen 
Ar. ter | sen T Ar | An 
7 n 
389 | Dezember 30 W. Gefühlt auf Mindanao. 
Samar und Leyte. 
® | 7 [| Nach 3. 
390 4 30 H. ePnachW. Epizentral- 
D* entfernung 3200 km. 
— 11 
14 — 
; e 30 H. Gefühlt im südlichen 
391 | \ Mindanao. 


E. 'Tams. 


3. Mikroseismische Unruhe ım 


Fehruar März April Maäi 


Juni 


') Die Angaben beziehen sich auf 8" M. Gr. Z.; Registrierung vorher gestört. 
?) Die Angaben beziehen sich auf 6" M. Gr. Z.; nachher Bebenaufzeichnung. 


») Die Angaben beziehen sich auf 8? M. Gr. Z.; vorher Bebenaufzeichnung. 


Datum | Januar 2 De | Bi | — — 

TH | Anl a UT IT Ar) 7 Ve 
| s [2 s [7 s | [2 Su wa: : 
1 7 Aue 5 2,3 a ON Te Gau 25.00 4.20 
2 a ee Le I a la 15 
3 a 5 5,8 er a we 2,3 4 | 02 
4 6)119 Ba re ee se 26 | 51 | 23] 5 0208 
5 Ben 5» os 5 a5 dal | 0 
6 6 45 | 6 12 5 a rs) kan a 4- | 70 
7 $ EISU EEG 4,5 5 TO LE Pe: 
S a eo ee 5 
B) 6 3,0 6 2,8) 602,3 6 1,8 6 | 23,0 5 1,9 
10 la a ee De ee ee 
11 0 6 | 45 5 9,600. 5 28 ee 5 | 0 
12 Sa ee no I 5 6 | 4 | 1,0 1 
15 6 9,0 7 91 5) l > 318) 4 1.0 — — 
14 6 TA 9,3 5 DEE 4383| 5 0,5 5 
15 6 5,2 6 7,4 ae 6 u 4 0,5 5 0,5 
16 7 6,1 6 7,0 6 2.0 5 2,8 4 0,7 42. 18 
17 7 8,5 z 7,0 za 6 1.1 5 0,5 5 1,4 
18 8 8,8 6 6,5 7 6,3 „) 2,3 —_ — 5 2,8 
19 or 6: | 68 lea =) Se 
20 7 oe Ja s na | 5 0 
21 6 3,4 56 6,8 55 6 (ds|je ro) ou 
22 an Be | > — 
23 B Su un 8. W360, 116 le | .— jr 
24 6 4,1 6 4,5 6 DM 6 3,2 4 05 | — _ 
25 7 7,0 8 4,3 6 5,2 GeaE45 5 1,4 4 0,5 
26 5 21 8 4,3 6 18 6. 02:0 5 0,4 5.109] 
27 6 9,7 6 4,3 a 6 0,9 4 | 05 4 1,3 
28 6 2,0 6 5,0 6 3,5 5 1,9 42)| 05 5 1,9 
29 5 | 40 6 | 14 | 6 | 27.4 | 000 Aa 
30 5 2,3 6 a 6 Wal 6 2,5 5 1,4 

al 4 24 | | 6 4 5)| 14 
EB? EI UT 8 7 EEE ER FEN TR SZ a Dre | 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 39 


uR231910 (7FM. Gr. Z.). 


Datum BIER U 2UgusEn nsentembar. | UKtohen 7jNuxember. "| Dezember, 
ET Te A To A | Pre ciä 
| Ss A. S 12 Ss | 12 s | 7 Ss 7 Ss | ‚2 
1 5 0.7 IE 5 | 05 6 | 3.0 5) 8.0 9 
2 4 0,5 = = 5 | 0X 6 | 5,2 Da 0 5 6.1 
3 IN 6 | 09 7.020 6 3; 6 | 30 
4 | 5 1.4 6 3,2 6 25 5 | 45 
h) 5 04 | — | = 6 0,7 6 | 25 6 2,5 5 4,5 
6 2705 4 0,7 6 0,9 6 7,3 6 2,3 5 2,5 
R 5 09 4 0,7 6 | 36 Dan 23 N rs 6 2,5 
fo) 5) 12 — | == 6 0,7 Se 5) 4,9 5) 5,4 
N) 5 1.2 — | — 6 0,7 5:9 1119 62)| 233 5 4,2 
10 4 0,7 u 6 1,4 5 0,35 5 3,8 5 6,6 
11 -- _- a 4 0,5 5 1.4 5 4,7 7 8,7 
12 ') | | 5 12 a) 1,9 6 5.5 
15 = —_ ı)| 0,7 = — 6 6,4 u #5) 6 3,9 
14 — = 2) 6 2,0 5 3 4 | 5,1 8 3,7 
15 e - 5 2,3 6 3.2 EEG: 6 3,0 
16 0,5 - = > 2 6 4,3 5 3,3 80030 
17 4 0,4 4 0,5 5 1,4 5 2,1 5 4.7 6 | 32 
15 5 0,9 „I — 5 45 4 1.0 5 3,3 Be 1ER 
19 4 0,5 4 0.7 6 0 5 0.9 6 4,1 6 1,4 
20 —_ -- N) 4 1,0 5 2,6 6 3,9 7 2,9 
21 4 1,0 5 2 5 0,7 6 37 6 23 8 8,0 
22 6 19 t 1,5 6 4,8 5 2,3 5 2,1 7 6.2 
25 5 0,9 — — 6 | 52 > 2,1 6 2,3 Da 
24 Zar teil nel 1a | le 55 
25 4 12 4 0,5 es 5 1 6 2,5 6 TAT 
26 4 0,5 — 5 42 5 0.7 ya 6 5,9 
27 4 0,7 4 1,0 6 | 2,7 7 9,0 4 | 10 6 6,8 
28 — — 4 2,2 5 1,4 6 3 2,1020 UNE AA 
29 —ı = 4 1,0 a 6 WERs 4 | 24 ID 
30 le | ee a er 105 | 4 Mean oe 
31 ) = 5,09 | | 15 3,1 


!) Keine Angaben gemacht; Registrierung gestört. 


°) Die Angaben beziehen sich auf 9" M. Gr. Z.; vorher Bebenaufzeichnung. 


40 E. Tams. 
4. Die Erdbebenregistrierungen im Jahre 1911. 
Cha- “ i 
Lfd. Datum rak- Pha- Zeiten Perioden Be upliiien?: Bemerkungen 
Nr. sen T Ar | As 
Desemeses S n m 
20 Januar KW TIEr 3 P 10 25 48 6 6a — |W. Auf der N-Kompo- 
PR, 27 23 | nente kaum merklicher 
1 Sk 32 06 | Ausschlag. AzimutetwaE. 
I Sn 32 10 Dilatation. Epizentral- 
el 40 | entfernung 4600 km. 
Mın 43,0 ) — | 140 
Mır 43,3 s 130 == 
M>x 46,5 14 al 
Men 46,9 10 — | 160 
Msr 49 11 240 — 
Msn 49,5 12 — 170 
Man 51,8 0) = 120 
Msn 54,5 6) == 110 
vorwiegend 
Ü 6—9 
F 12,5 | 
2 1 Ira er 190% 12 W. Epizentralentfernung 
es 13 24 4450 km. 
SRı 16 09 
eL 21,6 | 
Mır 24,6 7 50 | — 
Mın 98,2 10 = 1746 
Mes 30,5 10 65 I, = 
Mey Bm| 8 = | 50 
F 16,5 | 
3 2 DraeP 3 (38 22) 7 
(8) 44 30 W. 
eL 5155 | 
M 53,2 14; 16 re ee helsE 
F | 43 | 
4 2 I 5 11 (09) | H. 
eL 26 
Mır 33 25 10 - 
Mer 45 18 NN 
F 12,5 
) R 2 I e 12,7 | H. Spuren seismischer 
F 13, | Wellen. 
6 “ 2/3| Tu e 23.21 H. 
el 52 30—40 | 
Mrz 0 10 24 14 — 
Mn 11 18 — 7 
F 3) 
7 s 3 Iu | e($) «45722 W. eL nach H. Gefühlt in 
eL St Deutsch-Ostafrika? 
Mıx | 8 045 19 a 11 
Mk 06,6 13 11 = 
Mes 09,2 12 8, 
F 9,6 


u en en rn 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 4] 


Cha- N - Amplituden 
Lfd. Bekım en Pha Zeiten Perioden en Bemerkungen 
Nr. fer sen T Ar | An 


34 10 Die zweiten Vorläufer 
3 setzen vielleicht schon bei 
34,4 (16 190 | 70 23% 40” 40° ein; dem 
36 08 14 340 | 120 würde eine Epizentral- 
40 (50) 21 1050 | — entfernung von 4970 km 
44 12 20 a, entsprechen. Von ca. 
? 33? 46" ab schläet die 
4,7 | Pendelmasse heftig an die 
Hemmungsschrauben, so 
dab zuverlässige Perioden- 
u. Amplitudenbestimmun- 
gen nicht möglich sind. 
Um 23" 51” werden die 
| Schreibnadeln aus ihren 
| Lagern geworfen. F nach 
H. Zerstörendes Beben in 
Russisch-Turkestan (Pro- 

vinz Semirjetschensk). 


Peg} H. Gefühlt in Russisch- 
43 12—14 — 1 Turkestan (Kopal). 


“> 


9 45 45 | W. Gefühlt in Russisch- 


10 \ 
10 01 


Turkestan. 


05,7 s 85 


19025 | W.Undeutlichausgeprägtes 


11 Erd I 
15,7 Seismogramm. 


21 44 W. Gefühlt in Russisch- 
58 Turkestan. 
58,8 20 Bra CE 


22 02,3 9 30 


13 5 6 I ei 15, 3% W. Die Vorläufer gehen in 
372 20 — ; der starken mikroseis- 


40,7 9 13 — mischen Unruhe unter. 


fo 


ie32 H. Die mikroseismische Un- 

38 ruhe ist durch eine un- 
deutliche Bebenaufzeich- 
nung gestört. Gefühlt in 
Algerien. 


m Ss S u | 7 
Januar 3/4| Illr eP 2333591 W. Azimut etwa N 70°E. 
14 n Ü lt e 


42 E. Tams. 
Cha- 7 : Amplituden 
Di Datum rak- ze Zeiten I Io LE En Bemerkungen 
Nr. ter [ sen m N Ai 
hesmeezs S m 2 
15 | Januar 7 lu EB 9. (32) | H. 
i 39 34 
1 470059 
& L 3 07 
Mr 19,2 20 110 | — 
Mx 19.8 19 — 3110 
F 4,5 
16 3 I eL 10 42 99 H. 
F 11,3 =: 
17 en 9 Ir eP 4 (02,8) H. eP nach W. Gefühlt in 
el 18.0 Russisch-Turkestan. 
Mı 19,3 20 7 280 
M> 2249 15; 20 21 28 
F 4,7 
18 10 I el 175 alles H. 
F 18,7 19-30 
19 le Ir: e 19 (03) W. Gefühlt in Russisch- 
eL 09 Turkestan. 
Mn 09,7 12 — 26 
Me 1 fe) 18 — 
F 19,6 
Dre 3 
20 Be 0, een H. 
F 0.5 
21 walk! I e DEN H. 
M aleo 15 Yh | — 
F 41 
22 14 I ® 8 41 10-15 H. Gefühlt in Russisch- 
F 50 2 | Turkestan. 
| 
23 at ep} 1743,02 192 | W. eL,nach H. Gefühlt in 
e 1225 Russisch-Turkestan. 
eL 10768) 
Mıx 18,5 7 39 — 
Mıx 18,7 9 — 36 
Msn 21.4 s —_ 38 
5 9) Ss 33 Be n n £ 
ne So 5 re 4 N ermutlich zwei Beben. 
Msxr 29,4 8 oa | 
Max Bot f6) | 
Mir 32,3 fo) 24 — | 
F 19,5 
24 15 I e 20752 H. Spuren seismischer 
F 58 Wellen. 
25 16 Iu e ol H. 
47 25 _ 10l 
49 22 fe) = 
57 20 9 — 
F 10,5 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 43 


LT —— ee nenn 


Cha- n “ Amplituden 
Lid. Datum rak- un Zeiten re Venen Bemerkungen 
Nr. en A Aw A 0 sen Ar A 


”* 


Ho 


Spuren seismischer 
| Wellen. 
H. 


[80 
=] 


W. 


W. 


[8 
10) 
IV 
ID 


W. 


rn | [EEE a EEE m 
26 | Januar 23 I 0.3 
15) 
rn a) It e 12 48 
F 52 
28 24 I e 21 (03 
17,5 
18,9 
F ak ‚6 
29 773) Ir eP 1 (05 
e@ 17 | 
M 24,3 
F 1.9 
30 e 29 | eL 8,4 
F 8.7 
Sl Fl) Ihr e 0 3 
Mk 32.» | 
Mx 332 = 12 
F 0,9 
392 | Februar : Mi eL 2213 H. Eimige Wellen seis- 
F 21 mischen Ursprungs? 
33 ” B) Iu eP 4 36,7 H. eP nach W. 
e 47,0 
20 40 


bu Bi | 


= 
os 


34 A 7 I eL 3 08 


20 
20 


— 
@ 
I 
ke 


36 he. H. Spuren seismischer 


Wellen. 


1520 j 


) 
38 : 13) I e 137 (15) EEE 
) ( 

39 n a ine] ar 18 49 22 
PR, 51 04 
8) SB) 108) 
SR, 58 51 

eL 19 04,0 

M 06 


11 — | W. Epizentralentfernung 
4830 km. SR, u.eLnachH. 
— | 5 Während der Maximal- 
| phase schlägt die Masse 
hin und wieder an die 
(760) | (560) | Hemmungsschrauben. Ge- 
fühlt in Lahore (Indien). 


(40) 
16; 18 
8—13 
F nach 21" 


Lfd. 
Nr. 


Datum 


40 | Februar 18 


19 
ae 
a 

26 


März 6 


„ I 
zei 
„ 1 


E. Tams. 
Cha- : / j 
rak- Pha- Zeiten Perioden euer Bemerkungen 
ter sen B Ar AN 
hesmeses S m n 
INr1 PB 21 38 50 7 24 27 | W. Die Amplituden für iP 
18 2039 ds®) 29 29 sind nach der Aufzeich- 
eL 43,2 (24) nung von H. berechnet; 
Mrz 44,0 12 300 — bei W. Minutenlücke. Azi- 
Mx 45,3 1a = 260 mut S42° E; Kompression. 
(6 bl Epizentralentfernung 
F 23,0 16350 km.  Zerstörendes 
Beben im Vilajet Monastir 
(europ. Türkei). — Nach 
H. ist eL deutlich schon 
bei 217 42,72 (T=2I3e0) 
zu erkennen. 
ILie e 202 W. Gefühlt in der Romagna 
Ms» 24,1 al 2 = (Italien). 
Mx 25,1 6 _ 20 
F 7,6 
I e 9,6 H. 
F 20.0 10—20 
Iu I e(B)| 11 2648) W. Gefühltin Japan (Naha). 
is 36 56 
eL 12,702 
Mın 08,3 14 = 70 
Mır 08,4 15 9 — 
Mer 09,3 12 65 = 
Men 09,4 13 — 55 
F I 130 
lu e 12-52 W. 
eL 13 (08) 
Mx 17,4 16 — 24 
F 14,0 
Iu i Id 3% 1 W.Gefühltimöstl.Mindanao. 
eL 18 20 | 
27 20 3 E 
33 22 6 — | 2: 
F 19,0 
I e 5,9 H. Spuren seismischer 
F 6,3 Wellen. 
lu e 3 89) W. Gefühlt auf Neu-Pom- 
el 4 18 mern (Bismarck-Archipel)? 
Ms 22,8 24 28 En 
Mx 26,3 21 — 19 
F 5,8 
ILiE e 20 (44) W. Gefühlt in den anein- 
eE 47,4 andergrenzenden Gebieten 
Mın 50,3 8 17 von Serbien, Bulgarien und 
MıE 50,4 9 12 — Mazedonien. 
Mer al, 7 17 _— 
Men 52,3 7 — 14 
F 21,2 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 45 


Cha $ hr Amplituden 
Lid. Datum rak- Bun Zeiten an a ehe Bemerkungen 
Nr. ter | sn TR Ar Ar 
h ın Ss Ss pP. P. 
49 März 12 I e 13,3 H. Spuren seismischer 
F | 13,6 Wellen. 
50 13 lu e 15,0 H. 
eL 15231 
Mı 39 95) 10 14 
Mex 47 20 — MN) 
F 16,3 
51 14 I eL 18,6 = jüll 
F 19.1 12—15 
52 16 I © 3 (20) W. 
M 24,3 10 _ 11/a 
F 3,6 
53 N, Tu eL 5 10 W. 
M 15 17 3 4 
F 5,6 
54 ol) Iv e 15 (51,6) W. Gefühlt m der Romagna 
52,9 6 > — (Italien). 
54.1 3) — 7 
F 16.1 
55 2 | e 14 23 W. Gefühlt in Spanien 
26,2 > - Da (Mureia und Alicante). 
26,5 6 21 Z— 
F 32 
56 a I e 9 48 W. 
52 6 ; 9 !/a 1 ) 
F 3) 
57 029 I e 13 23,3 W. Spuren kurzperiodischer 
F 29 seismischer Wellen. 
58 9 I eL 14,5 H. Schwache lange Wellen. 
F 15,3 
59 SA lu i » hl) H. Gefühlt auf den Riu- 
eL 4 03 Kiu-Inseln, Formosa und 
M 04,8 18 3 6 den Pescadores-Inseln. 
F 4,5 
60 236 I eL 13,2 10—20 — 1—2 IH. 
F 13,4 
61 a6 I e 13 54 W. 
Mx 56,3 fo) — 9l/a 
Mr 56,9 7 3'/a — 
F 14,1 
62 HL I eL 5,5 H. 
F 5,8 Undeutlich aus- 
geprägte seismische 
| | Welen 
63 N! I eL 6,0 H 
F 6,4 


46 E. Tams. 
Le el ee Er er EEE ee I — 
Cha-| pr... SER Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Senden Ba ara Bemerkungen 
Nr. ter | sen, T Au |- Ar 
64 März 30 TE BEIE 
1°/2 
65 April 1 W. 
3) 
66 1 2 re 
3 
67 2 H. Schwach angedeuteter 
Zug langer Wellen. 
68 3 ale 
69 a) W. Die mikroseismische Un- 
| ruhe ist durch die Wellen 
eines Nahbebens gestört. 
Gef. in Salö am Garda-See. 
70 4 | W. Epizentralentfernung 
| 40 2210 km. Die langen 
| 75) Wellen und die Maximal- 
— »hase sind nicht deutlich 
| I 
I 58 ausgeprägt. Gefühlt auf 
| — Kreta (Uanea). 
N 
| 
71 a | Bl 
12 D W. 
91/ Minutenlücke. 
| 2°/23 
HR 
73 6 I e ll 15 H. 
F 263 ; 
74 7 TIusl eB 6 55 833 W. 
is 1.04 55 
eL 18 
Mn 30,2 18 _ 25 
MıE 30,3 16 21 == 
Mox 33,7 15 — 18 
Mer 34.6 14 15 — 
F ) 
75 T: I eL 91 0 H. Zum vorhergehenden 
F 99 z Beben gehörige? 
76 7 I e 19] = H. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 47T 


Cha- R Rn Amplituden 
Bid Datum rak- Pha Zeiten Auen Bez a Bemerkungen 
NT: ter | sen T Ar AN 
| ee Te 
h mn 8 Ss 2 7 
7 April 8 I e 32 20 | H. 
F Da = | 
78 8 I © 9 38 | W. 
40,9 be) re: 
F 99 | 
79 10 Tu eP 18 54 26 | W. Gefühlt im Nordosten 
ıS 19 04 24 TEN) 29 (19 von Üolumbia (Süd- 
eL 20 Amerika). 
Mır 24,7 23 25 = 
Mer 26,8 15 29 E= 
F 21,0 
80 11 lu eP 13 (49,6) W. 
el 14 44 
Mı 48 28 - 16 
Mosx 3) 24 — 12 
Me 157.02 21 11 — 
F 16.0 
s1 118) lu e a8 H. Gefühlt auf Guam 
eL 43 (Marianen-Archipel) ? 
F | 22 ze 
82 14 I e L 5) 52 1220 1! 1 Hr 
F 6 17 4 3 
83 al) I eL 6,2 z 5 u Ile 
F an I) ) 4 > 
54 al Ku eP 12 (01) W. 
eL 19 
Mx 21,1 9 -- 16 
Mr 27,1 ) 14 — 
F 13,1 
85 alle Tu eP 5 (57,5) H. eP nach W. 
eL 6. 14 
M 16 20 61/2 ) 
F 6,6 | 
36 N ku e » (10) | H. Gefühlt in Japan 
eL 28 (Zentral-Nippon). 
MıE 39 17 12 — 
Mer 42 17 14 — 
F 6,7 
87 le I 35 1520 | 13%, 
88 1 I e 11 (40) W. 
eL 48 
Mx DOLL 20 -- 13 
F 193 


E.. Tams. 


89 


94 


96 


a 


98 


99 


100 


Datum 


April 18 


>8 


Cha- 
rak- 
ter 


Hr 


Iu 


Pha- 
sen 


Zeiten 


0 05 


10 04 383 
14 04 
14 07 


24,1 
24,9 
98,2 
98,8 
47 


15 55,0 
19 00,0 


T 


Perioden 


16 
(20) 
10 
9 
11 
812 


15—25 


1520 


15—25 


10—15 


15—20 


15—20 


219 


A E 


(90) 


45 


ID 


Amplituden 


Ax 


| 


Bemerkungen 


W. Epizentralentfernung 
4600 km. 


W.Undeutlich ausgeprägtes 
Seismogramm. 


Hr 


W. Epizentralentfernung 
8200 km. Nur auf der E- 
Komponente deutlich aus- 
geprägt; eine Hauptphase 
tritt nicht klar hervor. 


IE 
| 


W. .Der mikroseismischen 
Unruhe sind kurzperi- 
odische Wellen eines Nah- 
bebens aufgelagert. 


H. Spuren seismischer 
Wellen? 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. _ 49 


Cha- 5 Er ituc 

Lid. Datum rak- Phar Zeiten Perioden SDR Bemerkungen 

Nr. rer sen ih Ay Ay 

101 April 29 3 eP 5 836 (29) W. Epizentralentfernung 
S 42 40 (4400 km.) eL nach H. 
eL 52,0 
Mıx 53 16 = 11 
Max 6 00 13 Te 
F 6,6 

102 ul e 6 09,8 W. Den Nachläufern des 
F (14) vorhergehenden Bebens 


sind kurzperiodische Wel- 
len eines Nahbebens über- 
lagert. Gefühlt in Tirol 
und Öberitalien. 


103 2) e 238) H. Spuren seismischer 
F 23,6 Wellen. 
104 27430 e 4 46 H, 
eL 5.05 30 u 
Mr OS 25 5) — 
Mx 12 18) — fe) 
F 5,7 
105 30 er 20 47 13 W. Epizentralentfernung 
is 51 (01) | 2300 km. iS fällt in die 
| Minutenlücke. 
eL 53 | 
M 54 20; 24 10 8 SH. 
F | 21,3 I 
106 Mai 2 e 9526 : Er 
Ri om .) 
F By 
107 Fa e 13 45,5 | W. Gefühlt im westlichen 
el ME | Java und südöstlichen 
26 (26) — ee Sumatra. 
31 20 b) = 
F 15,3 
108 AD eP 23 47 (59) W. eP und iex fallen in die 
lın 48 06 11 — 23 Minutenlücke. Epizentral- 
ion 49 (02) 10 == 19 entfernung 7700 km. Viel- 
(PR,) 51 31 g — 20 leicht zwei superponierte 
(PR;) 5233 8 —_ 19 Beben aus ungefähr der 
(PR,;) Se Ill 10 —ı 71193 gleichen Entfernung: (von 
1 Se 57 0 13 100 | — demselben Herd?) in etwa 
ie bi 56 | 1 Minute Abstand. 
58,1 ) E= 110 
58,4 12 200 Z— 
in 58 52 | 
59,0 10 —— 100 
(SRı)]| 0 02 34 | 
02,8 (14) 1207 = 
(S Rs) 03513 12 40 = 
e L 12,6 | 
Mır 17,6 14 fe}5) == 
Mx 25,5 14 — 1210 
Mar 26,9 14 5 | 
vorwiegend | 
Ü 10—14 
F 3,0 


50 


Br Namsı 


113 


114 


117 


118 


119 


120 


121 


14 


14 


17 


Iu 


Ir 


Iu 


20 00 19 
08 
21,1 


0,9 
115) 


4 (18) 
5 51 
7,0 


3 34 22 


ID 
0 
— 
St 


23 (30) 
a7 
37,8 

23,8 


8 (11,8 
21 58 
(39) 

9,0 


19 54 (47) 


Perioden Amplituden 


Bemerkungen 
T: Ar AN 


W. Epizentralentfernung 
(3700 km). 


\ 
‚H. 


BE 


20 


ID 


15—30 2 


W. 
20; 16 7 B) 


W.Gefühltim südwestlichen 
Luzon (Philippinen). 


19 2 


1025 H. 


W. Undeutlich aus- 
geprägtes Seismogramm. 


\ 
| 
0 | | M. 


12—15 Hl, 


W. 


H. 


152220 


H. Spur seismischer 
Wellen. 


W. eLnach H. Gefühlt auf 
der Insel Leukas(Griechen- 
3 = 4'/ | land). 


W. Schwach hervortreten- 
des Seismogramm. 


19-—16 | H. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 51 


Lfd. Cha- | pna- Perioden | Amplituden 


Datum rak- Zeiten Ze Bemerkungen 
Nr. ter | sen Ar As ee , 
hesemee Ss S P f 
123 Mai 26 I e 3 08 15 H. 
F 15 % 
124 5 26 Brulne El, 10105233 | W. 
e 10 15 
eL (14,5) 
19 (18) — ı (5) |\ Maximum nicht deutlich 
20 I 3 2! |j ausgeprägt. 
Bey >20 
A e) 7 
125 Ru. I : 16 ” 10:13 An: 1 W | 
126 7 I 6 18 20 | a Undeutliche Seismo- 
FE 0 | | gramme. 
127 | I e 23 46 W. 
F 54 
DJ° “ }' Nn£ % 
128 „ 28 ] En un 1520 H. 
9) 9] ( ) 
129 29 I 2: De 18: 20 R\ SH. 
130 >80 Iv eP 19 44 (41) W. Gefühlt im Hohen Venn. 
ee 46 20 = BR 
Mix. 46 39 u = 
F 50 
131 „. al Iv e 2.10 W. Spur eines Nahbebens. 
F 12 Wiederholung von Nr.130. 
132 il I eL 14,7 H. Schwache lange Wellen. 
F 152 
1 3 „ al I 2 1 ) ee 7 8 RR 1!/a W . 
134 Juni 1 I e 10,8 W. 
Mx 52,3 {2 — 2 
F 1441 | 
135 | I - Ir 1218 | W. 
er ‘) PR 
136 BUND I en I 1520 H. 
137 a I e 1.2 W. 
22 10 1 Ua 
F (63) 
138 re I eL 16,9 90 H. 
F 17.9 = 


52 E. Tams. 
Cha-| pı. ode Amplitude 
| | Mean Perioden en Bemerkungen 
Nr. ter Sal N Ar Ay 
139 Juni 3 Iu |e(P) 10 40 W. 
e 43 52 
eL 21728 
M 40 1822 42 7 
F 23,3 
140 N) I el 4,3 H. Spuren langer Wellen. 
ih 4,6 
141 6 1 el 8,8 F r H. 
F 99 a FE : 
142 7 Ilul eP 11. 15.36 W. Epizentralentfernung 
PR, 19 20 9700 km. Der Einsatz 
S 26 20 von S ist nicht deutlich 
SR, 32 41 24 ausgeprägt. PR, und SR, 
SR» 36 44 nach H. Zerstörendes 
eLx 43, 34 = Beben in Mexiko. 
e Lr 45,8 
Mıx 48,7 32 = 600 
Mır 48,9 32 770 = 
Men HI 16 — 300 
Mor 1127.02,3 16 330 — 
Msr 04,7 15 280 
Msn 05,7 16 = 280 
Ü 12—18 
F 16 
143 7 Ir eP 19747492 W. Epizentralentfernung 
es DEEBA 2200 km. eL nach H. 
eL 53 
Mes 51,1 12 4!/a == 
Mx 59,7 12 — 5 
F 20,7 
144 iS IIr| eP 0 04 58 W. Epizentralentfernung 
is 0952 6 — 11 3150 km. iS istals scharfer 
eL 15,5 impetus nur in der N- 
Mın 16,8 6 — 53 Komponente vorhanden. 
Mox 18,4 10 — 54 eLundMrnachH. Wellen 
Mr 19 21 100 = von 20 sec Periode und dar- 
Max 21,2 8 = 3 über zeigen sich auch nach 
vorwiegend W.nurind.Maximalphase 
(6 6—8 der E-Komponente. Ge- 
F (1) fühlt in Kaukasien (Baku, 
Derbent, Schemacha). 
145 rs) l eL (2) 90 11h 9 H. Das Auftauchen dieser, 
F DI E , 5 vermutlich einem selb- 
ständigen Beben ange- 
hörenden langen Wellen 
läßt sich nicht genau an- 
geben, da auch die End- 
phase des vorhergehenden 
Bebens noch andauert. 
R c N 9: 
146 a I 2 2 1015 H. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 53 


Lfd. 


149 


150 


151 


152 


153 


157 


Datum 
Juni 10 
13 
Mad 
a 
15 

15 
Lt 
| 
” 18 
a) 
20 


Cha- 


rak- 
ter 


Illu 


Pha- 


sen 


Perioden 


Zeiten 
AN 


15—18 


14,6 
15,0 


(04,6) 
12,5 20 
12,9 21 
17,5 23 
18,7 19 
vorwiegend 
12—14 
20 


105 


18—22 


Amplituden 

Ar | An 
7 12 
— l 


[26,8] | [18,1] 


ID 
> 


> 


40 
26 


| 


Bemerkungen 


= 
Spuren seismischer 


Wellen. 


H. 


W. Epizentralentfernung 
8900 km. Als Amplituden 
für ıP sind die registrier- 
ten Ausschläge selbst in 
mm angegreben. Azimut 
etwa N56° E; Kompres- 
sion. Gefühlt in Japan 
(Riu-kiu-Inseln usw.). Ver- 
mutlich aber zwei super- 
ponierte Beben, da nach 
dem Bulletin ofthe Manila 
Öentral Observatory for 
June1911 ungefähr 2Minu- 
ten nach dem japanischen 
Beben eine heftige Erd- 
erschütterung stattfand, 
deren Herd östlich von 
Nord-Luzon lag. eP, iP 
und iS dürften indessen 
sicher aufd. japanische Be- 
ben zurückzuführen sein. 


W. Epizentralentfernung 


9150 km. Gefühlt in Japan 
(Riu-kiu-Inseln). 


H. Spuren seismischer 
Wellen. 


H. 


W. Gefühlt in Ungarn (Bu- 
dapest, Kecskeme6t usw.). 


W. 


\ 
jH. 


54 E. Tams. 
Cha- S as Amplitudeı 
Lfd. Datum rak- Pha Zeiten Perioden Ber Bemerkungen 
Nr. ce za Al Ar | An 
hazam S L 2 
158 Juni 21 I e 10 49,8 W. 
Mı 59 12—16 = 2  |\ Wahrscheinlich zuzweige- 
Ms 1118 1275 — 2 || trennten Beben gehörig. 
Kir 116 
159 2 I e 0 51 W. Spuren seismischer 
F 1 00 Wellen. 
160 21299 Ta er 91615 5 | H. 
F %6 2 | 
161 2028 I e 12 40 | W. 
46,0 6 = 0) 4j2 
47,5 6 3a er 
F 13,0 | 
162 24 en es SR | H. 
F 172 15—20 | 
| 
| 
163 BE lu eP Yesııl | W. ıS fällt in die Minuten- 
is Da | lücke. 
eL 49 | 
M 44 28 en 
1 | 
164 28 I eL 8,1 NR W. 
F 87 18 ;24 
165 128 I el 16,9 =: eh 
166 28 Tu 2er. 20.15) W. 
eL 51 | 
58 30 oe 
I ES | 
167 Juli 1/2 Full c&E 11.22, 19%) W. Epizentralentfernung 
es 22 26 (9000 km). Gefühlt in 
eL 40 Kalifornien und Nevada. 
Mı 42 26 19 —_ 
M, 44 20 26 24 
Ms; 51 14 12 18 
F 0,7 
168 2 Ne 2 5 Re BE 
169 ns Iu eP 19 (00) W. 
eL | 20 01 ehe 1 Eesal 
F 21.2 15—22 1°/2 | H. 
170 B) Im 21 7eB12.22,(00) W. 
eL 40 El 
E | 2% jo IM. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 55 


Lfd. 
Nr. 


171 


172 


173 


176 


177 


Datum 
Juli 4 
. 
„ 5 
a) 
„ ) 
” fe) 
„ 8 


| Cha- 


rak- 
ter 


Illr 


Iv 


Iu 


Pha- 
sen 


ePx 
iPrır 
(PR})ı 
(PR,}ı 

1Skı 


Zeiten 


13 41 25 


43 24 
43 51 
47 57 
48 02 
48 56 
51 (25) 
51,9 
54,5 
56,8 
59,0 
59,3 
14 03,9 


1,9 


1 54 (02) 
2 51 
3,8 


Perioden 
At 


IS 0 


10 
9 
8:10 
12 ;14 
11 
6 
6:10 
6 
gg 
(14) 
vorwiegend 


8—12 


seoLnn 


u 
m 


18;24 


{ 
6 
U 


vorwiegend 


20—30 


Amplituden 
Ar An 
7 7 
15 — 
= 4!/a 
110) — 
= 65 
120 80 
130 | 220 
290 = 
240 _ 
240 | 240 
240 — 
= 220 
(440) | — 
er a 
== 43 
> 39 
13 — 
16 — 
= 28 
17 — 
E— 6 
7 9 
— 46 
48 — 
== 47 
2 4 


Bemerkungen 


W. Auf der E-Komponente 
scharfer Stoß ausE, auf der 
N-Komponente kein merk- 
licher Ausschlag; Azimut 
etwa E; Kompression. 
Nach 40sec aufderE-Kom- 
ponente scharfer Einsatz 
eineszweiten Bebens. Epi- 
zentralentfernung des er- 
sten Bebens 4800 km. Ge- 
fühlt in Russ.-Turkestan 
(Taschkent, Kokan) und 
Britisch- Indien (Skardo, 
DeralIsmail Khan,Lahore). 


W. eL nach H. 


H. Lange Wellen eines 
selbständigen Bebens? 


W. Gefühlt auf Java, Bali, 
Lombok, Soembawa und 
Soemba. 


H. 


W. Epizentralentfernung 
1000 km. Heftiges Erd- 
beben in Ungarn (Kecs- 
kemöt, Lajos-mizse, Nagy 
Körös). 


W. 


56 E. Tams. 
Cha- £ n Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden Bea an Bemerkungen 
Nr. ter | sen 1: Ne: | An 
hassmases Ss P. L 
178 Julie 29 ru @ a7) W. 
eL 50 "99 IM | 
E83 ne a 
179 2 Tu veip 21 AL 24 lw 
i 44 57 MR 
eL 2283 ler | 
E [+ 237 ie) [> 
180 3. 12 ITuje(Px)| 4.21 20 W. Gefühlt auf den Philip- 
i(Pr) DR pinen, Halmahera und den 
PR, 2525 12 13 S Talaut-Inseln.  Pleisto- 
e (Sp) 3201 seiste Zone im östlichen 
iS 32 24 = 45 27 Mindanao. 
el 52 50—60 
Mx 01,9 24 — 360 | Die Hauptphase weist meh- 
Mr 04,3 25 350 | — rere fast gleiche Maxima 
09,7 117: 1:8 200 | 140 auf. 
n vorwiegend | 
Ü 12—16 | 
e Sl | Auftauchen der W,-Wellen. 
181 a) I e 8 (24) | W. Nach H. auch um 8? 34" 
eL (57) 14—18 2uje| 6 wieder stärkeres Hervor- 
F 9,8 treten langer Wellen. T—= 
18—20 sec; An = 6. 
182 el I e 13 (15) | W. 
eL 26 | 
28 16 ;18 ar 3 -H. 
F | 142 
183 le Iu e 9 (00) | W. 
el 22 20—27 | 
31,8 12 ;16 aaa ra 
F 10,1 | | 
154 A | Iu e 2.08 H:. 
eL 35 | 
47 19 ; 20 2l/a | 3!/a 
F 3,7 | 
| 
185 ld I e 22 (30) | H. 
eL 23,0 15—95 | 
F 23,5 ae 
156 a 13) I eL 0 28 | H. 
- 36 | Spuren langer Wellen. 
187 ls I ee | H. 
F 13,1 | 
188 8 I © 13 (48) | W. Undeutliches Seismo- 
54 6 — | 1ih gramm. 
F 14,1 | 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. F 


<I 


Cha- b ER den 
Lfd. Datum Zn Pha Zeiten i erioden ware Bemerkungen 
Nr. ter sen T Al AS 
189 Juli 17 I eL 4,4 9099 H 
F 4.6 
190 SE I I eL 20 02 15 H 
F 10 " 
191 RS, Iu eP 10 20 (28 W. Die einzelnen Phasentre- 
ten nicht deutlich hervor. 
@ ” 22 24 za ler: 
2,6 | 
192 a) Tu © 2 (3 W. Gefühlt im östlichen 
i 45,1 Mindanao (siehe Nr. 180). 
eL 21 14 
Mr DZ te) 61/3 — 
Mx 26,6 17 — | 8\h 
F 23,4 
193 20 I € 14 17 En 
F 25 Spuren seismischer 
Wellen. 
194 20 ü e 14 53 HJ 
F 15 02 
195 21 I eL 11 752 Su H 
F | 12 08 u 
« ‘) > [7 ( 
196 21 I : 21 n 1012 H 
2 
197 22 I | 2 = 1520 H. 
198 E22 I e 5 (39) H 
al ME 15-20 | 2 | 2% 
199 28 Iu e 16 47 (05) W. 
eL le aß, 
Mx 33,8 18 = lu Hl 
Mk 33,8 13 4a | — |Das Ende geht in die 
folgende Störung über. 
200 os el: 118,6 | H. 
18 44 25 — Da 
53 17 7 — 
F IT 
201 „.24 Iv e 2 05,0 En 3 > W.Gefühltim südwestlichen 
F 14 2 7 z Frankreich und nördlichen 
Spanien (Pyrenäen). 
202 a) Iu e 4 (23) | W. 
eL 5 08 30—85 | 
17 22 4 — IrH. 
21 21 — 2 
F 6,1 


58 E. "Tams. 


Cha- ü te Amplituden 
: Datum rak- Pha Zeiten PeceL a 3 Bemerkungen 
Nr. ter | sen T Ar | An 
hesmasss S | rt 
203 Juli 27 1 e 1710 W. 
eL 1 A: | | 
r 17 10—20 ee 1'/ jH. 
204 ne I etB)a, 1192,39 | W. Zusammengehörigkeit 
vone(P)u.eL zweifelhaft. 
el 122 er | 
F 13,5 15 20 [ H 
205 u ) Iu e 9,8 W. 
el 10932 3D | 
M 38,0 20; 22 1 3'/a IH 
F 122 
206 | August 2 I e 1 05 H. Spur seismischer 
F 07 Wellen. 
207 a D I el 1,4 H. Zusammengehörigkeit 
M 33 16; 20 5 2 mit der vorhergehenden 
F 2,1 Störung zweifelhaft. 
208 a 4 Iu eP 3 W. 
eL 2 04 
Mx 06 30— 35 — 10 H 
Mr 3 30 7 = " 
F 3,0 
209 u 6 1EiR eP 15 (01) W. eL nach H. 
el 09 | 
Mx 14,7 11 _ 41a 
F 15,8 
210 ;; 6 IE eP 16 (56) W. eL nach H. 
eL 17 02 
Mn 04,9 13 _ 3a 
Mr 05,6 3 5) — 
F 1D 
311 ST e |I15 55 MR: liw. 
El 16 06 ; < 
212 RT I el 19,0 Es H. 
F 19.5 20—25 
213 NT I e a! u W. 
F | 220 8 ' 
214 ERS lu eP 14 (38,2) W. Gefühlt in Japan (Süd- 
el 15 09 Nippon, Shikoku, Kiushiu). 
M, 11 24 15 13 
Ms» 21 12—13 7 ) 
F 16,4 
215 Sa WA) Iu eP 18 (37) W. 
eL 19212 Fig u 1 | 
F 20,0 15—20 1/21. H: 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 59 


Cha- Sarila h i 
Lid. Datum rak- Enz Zeiten Perioden Dan Bemerkungen 
Nr. bene en ” Ar An 
hzzmes Ss m n 
216 |August 10 I eL 1.3 je 
\ 1X Schwache lange Wellen. 
217 a) I eL 3,8 er) 
F 6,1 
0 I a g, E H. 
|. er 
219 = 11 I eL 19,5 : Sr. 
F | 20,1 2 Fe 

220 12 I 2 E 1520 H. 

221 a Tr eP 22 06 38 W. elnnach H. Epizentral- 
es 10 24 entfernung 2300 km. Ge- 
eL 13,2 fühlt in Spanien (Huelva, 
M 16,5 12—13 6 5) Ayamonte). 

F 22,6 

229 14 I e 21,7 re H. 

F | 225 .. 

223 16 I e 14 00 8-10 n IR 

F 05 - Spuren seismischer 
h | Wellen. 

224 2.16 I e 15 10 WW. 
F 22 

225 „ 316/171 IIIu| esı 3 55 (21) W. Zwei übereinander ge- 

exı 55 24 lagerte Beben. Gefühlt im 

i 59 39 Karolinen-Archipel (Insel 
eu 23 00 (03 Yap). 
(Gi 9)ı 06 11 9:10 24 32 
(P S)ı 07,2 
(1S)ır 09 (53) 5 42 3 
M Fr OR .97 pr DA 
: = Es au ana ul | Reflexionen ? 
eL (32) 
Mix 374 22, 210 — | M, bis M, verschiedene mehr 
Mın 37,7 20 _ 200 oder weniger scharf von 
Mox 395 19 — 180 einander eetrennte 
Mer DI 21 270 — Maxima. 
Msn 41,4 22 — 230 
Msr 43,8 20 >10 ER 
Mix 45,8 18 — 370 
Mix 46,7 18 350 — 
Msx 47,1 17 — 300 
Men 48,5 sl — 390 
M5r 48,6 17 330 — 
Mer 50,3 16 310 — 
Mrn 51,4 17 = 200 
Mor 52,2 16 230 —— 
Msn 54,2 17 = 160 
Msr 55,8 18 170 — 
Mon 57,7 17 _ 170 
C 14—20 
F 4,4 


— 
== 


—_ 
=a— 


= —— 
en 


ee 


I | 
‚ln 


nf Ih 
ni 


60 E. Tams. 
Cha- { Amplituden 
Lid. Datum rak- Ph: Zeiten Berioden ea 3emerkungen 
Nr. ker | sen 1 Ar IN 
home Ss p. 2 
226 | August 17 ICH e al W. 
M 29 14 = 3 
F 12,8 
227 Isar Tun er 3 (08,2 W. Gefühlt auf Mindanao 
e (S) 18 50 (Philippinen). 
eL 44 
47 28 — 10 
56 18 5) ayP 
F D 
RR & | N E 
228 n 18 T i N 58 9, | 91% W. 
229 5 19 I eL 0,9 H. Spur langer Wellen. 
F 1,3 
230 a el 1% 16 48 (09) 9 — 5a | W. Auf der E-Komponente 
iS 57 55 89 S/a 19 mehr ein emersio. Epizen- 
1 10.041039 tralentfernung 8500 km. 
i 04 23 
99 18 13 2. Die langen Wellen und die 
46 18 Bee ee Maximalbewegung sind 
; | nicht deutlich ausgeprägt. 
F 19,7 
231 21 I el 23 (28) H:. 
33 14 2 
35 13 1'/a — 
F 23,9 
232 22 | Iu e 6 49 H. Gefühlt im südöstlichen 
eL 7219 Luzon (Philippinen). 
24 17; 18 2 21 
F 8,2 
233 23 ı Lu ep 16 12 (30) W. e(S) nach H. 
e 16 36 
e (S) 21 08 30 18 21 
eL 27 
Max 34 24 28 — 
Mıx 35 26 — an 
Mer 43,2 12 25 — 
Mex 44,6 12 _ 28 
F 19,2 
234 : 25 I e 4,3 ; H. 
? F 51 10—25 
235 26 I e 11 (09) W. 
16,9 6 — 3a 
19,5 3 2 = 
F 11,6 


Lfd 


Nr 


236 


237 


238 


241 


242 


245 


244 


246 


247 


Datum 


Aucust 27 


ID 
1 


I) 
[0 0) 


ie 29 


September 2 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 


Cha- 
rak- 
ter 


Ir: 


er 


Pha- 


sen 


1 


a 
m 


-_ 
> 
ii 


9,3 


10 (59) 
Kl: 


14 59 (59) 
15 08,3 
11,6 
15 
15,8 


Perioden 


T 


13—14 


10 —20 


15 
12 


[4 


10—25 


192320 


15—30 


A E 


IV 


Q1/a 


| 


AN 


S Ua 


Amplituden 


le 


W. eP fällt in die Minuten- 
lücke. eL nach H. Epizen- 
tralentfernung 2100 km. 


Bemerkungen 


Spuren langer Wellen. 


62 . Tams. 
Cha- ei eriode Amplituden 
Lfd. Datum rak- m Zeiten Renoden Kamen 24 Bemerkungen 
Nr. om sen 1 Kr | Ar 
Ita © Ss P P. 
248 | September 3| I e 16 05 | W. 
Mx 13,4 7 — u Rn 
Mr 14,1 6 On 
F 16,5 
249 ab || lt en er 1520 EI 
4 ),. 
350 Sl eL 2,9 PR», H. 
F 35 12—26 
251 6| Tu ep 1 05 18 W. Epizentralentfernung 
iS 14 10 6;8 ILS) 7450 kn. Die zweiten Vor- 
PS 14 40 | läufer setzen namentlich 
29,7 &) — 18 auf der E-Komponente mit 
36,0 10 19 | — einem scharfen impetus 
F 3,D ein. DielangenWellen und 
die Maximalphase treten 
| nicht deutlich hervor. 
| 
252 6| Iv © 182555 es 11 1! W. Die Wellen eines schwa- 
F 14 00 ö 15 er ehen Nahbebens sind der 
mikroseismischen Unruhe 
aufgelagert. Gefühlt in 
Aachen,Düren,Kupenusw. 
253 8I Iv @ 1216 W, 
21,5 8 — 2 
F 12,5 
254 8/9] Lu er 22 55 23 W. eL nach H. Epizen- 
es 23 04 44 tralentfernung 8000 km. 
eL 20 
Mx 26 24 _ 29 
Mix 29 22, 20 == 
F 1,0 
255 9I I e 13:2 W. Undeutlich hervor- 
33 Ü — 2 tretendes Seismogramm. 
F 11,9 
256 TON T e 1a) W. 
eL 2 
Mr 23,3 14 4!/a er 
Mx 26.9 5) — 4 
F 1,9 
257 10T D 2205 HE 
eL 14 10—20 
F 25 
cn N Schwache, undeutliche 
258 Au ar 2 2188 Seismogramme. 
F 47 S 
259 10| I e 3 IE H. 
F 44 10—20 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 63 


Lfd. 
Nr. 


262 


263 


264 


266 


267 


268 


269 


Datum 


” 


” 


September 10 


10 


ih 


11 


12 


13 


17 


Cha- 
rak- 


ter 


Tu 


Ir 


I 


Pha- 
sen 


Zeiten 


22 


4 


Sal 
34,7 
a 
32. 


33) 


Perioden 


50—36 
31 
24 
23 
19 

15—21 


13—14 
1213 


Amplituden 
Är Ay 
P 12 
31a 1 
_— 1!/a 
21/2 7 
— S 
12 —— 
— (0 
65 = 
> 60 
s0 — 
65 | 
2) ar 
— 2 
30 — 
20 = 
48 —_ 
— 61 
45 — 
= 80 
48 - 


Bemerkungen 


H. 


W. Schwache, undeutliche 
{| Seismogramme. 


W. 


H. 


W. Epizentralentfernung 
(7700 km). 


\y 


\W. Gefühlt in Florenz und 
Siena usw. 


W. Epizentralentfernung 
10 300 km. 


Auftauchen der W,-Wellen. 


W. 


W. Schwierige Phasenein- 
teilung. Vielleicht zwei 
superponierte Beben in 
8300 km bis 8500 km Ent- 
fernung. 


Das Ende ist durch das nach- 
folgende Beben überdeckt. 


IN | 64 E. Tams. 
ii 
I Lfd Cha-| Pha- { Perioden | Amplituden E 
N | N e Datum rak- Zeiten E n — Bemerkungen 
1 IL: ter sen Ar AN 
IM 
N] | IN ey. 8 N | m 
|) 270 [September 17 | Lu eP 4 (41) W. 
‚li eL | 5 10 40 
I) ı Mx 17 24 a 1 Rd4 
Me 18 23 58 — 
F s 
il ll nn ne 10—20 H. 
5 
272 7 1 Al eL 19,5 H. Schwache lange Wellen. 
F 19,7 
273 "N 20| Iu eP DENT) H. 
e (8) 22 
eL 45 | 
M 51,5 1920 Io 28 
F dd 
974 n aa if e 9823 H. Spuren seismischer 
F 36 Wellen. 
275 a A et s 6 2 90 06 H: 
F 6,7 
976 ; 3 Tau: e 7 (84) | HE 
eL 3 06 | 
21 15: 16 | 6% | 5% 
F 9,6 | 
277 22| Lu erE 512203 | W. Epizentralentfernung 
es 20 41 7200 km. Gef. in Alaska? 
eL 33 
vJ 36 30 — 38 
Be 38 22; 23 13 23 
F ei 
278 } 22,1 eL 1.5 90 | H 
F 8,1 s 
279 24| Iu @ 4 18 | H. 
u 29: 25 3012 
280 241 I e 19 (46) | H. Spuren seismischer 
F 20,0 Wellen. 
Or Mi 2) ö 
281 | let m NE 15—20 a 
985 sol I > | 
282 „ 26 a = 15—20 — 1'/a H 
285 5 >36| Iu eP 14 (13) | ER 
el 46 
M 48 25 24 3D 
F 15.8 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 65 


Cha- > £ Amplituden 
Lid. Datum rak- Pla Zeiten men Kara Bemerkungen 
Nr. ter sen I Ar An 
284 | Sept. 27/28 e 23 583 15 H 
F 0.03 
255 en 30 e 8 3 ER 
F 43 Br 
Spuren seismischer 
: > Wellen. 
>86 | Oktober 4 e 7 58 1015 H. 
F 8 57 ar 
287 er 5 e 6,7 H. 
F 74 
288 =..6 ep 10 27 30 W. Epizentralentfernung 
es 36 36 7700km. Gefühlt auf Haiti. 
eL 46 
Mx 49,4 17 — 33 
Mr 11 05,0 16 40 -— 
F 13,7 
289 6 e@ 15 (10) H. 
19 18 6 — || Maximum nicht deutlich 
21 3 — 5 |j ausgeprägt. 
F 15,8 
290 2:6 e 16 H. 
M a 15 > »" 
F 1062 
291 h 7 e 5 25 In 
M 37 15 13 13 
F 8 
292 A 5 e 2.885 W. 
49 19 2! N 
B% 1430 (3 
293 ld @ 9:9 H. Spuren seismischer 
F 10,2 Wellen. 
294 il e 12.96 A H. 
295 10 Iu eP 13 25 (09) W. Epizentralentfernung 
e(S) 35 10 (8800 km). 
eL 48 32 -- 30 
Mx 51 25 Es 40 
Mr 14 05,1 18 19 
F 16,6 
236 | I e 93,1 H. Spuren seismischer 
F 23.5 Wellen. 


66 E. Tams. 


Cha- Re j 
Lfd. | Datum rl Zeiten Per Ben Bemerkungen 
Nr. ter | sen il Ar An 
297 | Oktober 13 | Tu eP 2 45 03 W. Epizeutralentfernung 
es 54 (31) | etwa 8200 km. 
SR, 59358 
SR, 32.03 #16 
eL (09) | 
Mır 20,0 17 Ba 
Mer 21,8 16 60 = 
Mx 21,8 16 — | 4 
F 6,0 
298 n ia I eL 10 07 Eee a1 H. 
F | 106 15; 18 > | 2% 
299 ie ae eL 16,3 BE: EL 
F 17.0 14 ;15 
300 ei el eL 35 a H. 
F (6,5) 15—20 
301 r 14 | Iu eP 672159 W. Epizentralentfernung 
: es 31,6 | etwa 8400.km. eLnachH. 
(S R») 40,0 14—18 — | 61h Zwischen 6" 50" u. 6" 54” 
eL 49 | zeigen sich auch stärkere 
Mr 58,3 16 19 | = Wellen von 7 see bis 8 see 
Mıx 58,7 14 — le! Periode (Ar —=4!/» a, An—= 
Moss 70.3 15 — | 14 2!/a ): Wellen eines selb- 
F 8,4 | ständigen Bebens? 
302 s 1A Due rer 12, 31.189 | W. Epizentralentfernung 
es 47 (35) | etwa 8400 km. eL nach H. 
SR, 53,3 | 
SR, 56,1 | 
eL 13 04 | 
Mıx 072 (30) — | (60) 
Mır 08,1 24 Be 
Mer 14,7 16 7 a 
Max 17,2 16 = 48 
vorwiegend 
(6 12—14 
F 16 
303 x 1420 Tau eP 16 47 839 | W. Epizentralentfernung 
iS 57 09 | 8200 km. 
eL 17 (14) 
M 26,0 16—17 18 | 2 
F 20 | 
304 - alas) mer el 930332023 W. Epizentralentfernung 
PR, 36 42 6100 km. 
es 41 (05) 
SR, 45,29 
eL öl 
Mır 54,7 13 27 — 
Mıx 54,9 15 — | 110 
Mox 55,5 12 Ze) 
Msr 58,6 13 41 | —_ 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 67 


a T—————————————————————— 


Cha- e : Amplituden 
Lid Datum rak- ei Zeiten Bellogel ee Bemerkungen 
Nr. ter | sen R Ar Äy 
T——————— 
hesmers s A | A 
305 | Oktober 15 | I eL 5,8 10-92 H 
F 6,» 
Undeutlich ausgeprägte 
306 ” 15 I e 1258 H.{! Seismogramme. 
F 9 Nr. 306 und 307 über- 
decken sich zum Teil. 
307 a 15 I e 9,0 am H. 
F 9 2) \ 10—20 
308 % 15 | lu eP 22019 | W. Epizentralentfernung: 
es 11,2 | etwa 8000 km. 
SR; 19,9 
eL 31 
Mx 39 14—15 — 12 
Mr 40 16 a, = 
F 14 
309 2215/16] I e 2359 W. 
er De 1525 6b 9 
310 a 16 I eL la) alt 2 H 
F 14 01 10—20 
311 5 16 I eL DON 1; H 
F 233 0 % 
312 17 I eL 3.D H 
3 34 15—20 2 6 
F 4,0 
315 = ze ln e 9 40 H. 
Mr | 21 7 — 
Mx 25,1 20 == Th 
F 11,8 
314 5 12 ER eP 12 04,5 W. 
eL 34 
M 41 14:16 18 19 
F 13,4 
315 . Abelakeı ran e 23 (57,5) W. Spuren seismischer 
e 0 08 Hu |Wellen. 
F 19 
316 19 I el 239 AR e tn. pH: 
F 3,6 16—20 2 1 [2 
317 $ 19 I e 9 16 | H. 
eL 28 9 r | g1/ 
F 10,1 10—20 9) 9/2 
318 Br 118)" m e 10 (30) ER 
& L 46 | 
47,3 25 16 6 
Sl 20 — ld 
Sl) 20 15 — 


68 E. Tams. 


Cha- 3 “ Amplituden 
Lid. Datum rak- Pha Zeiten ng Deren Bemerkungen 
Nr. ter | sen 1 Ar An 
319 | Oktober 20 I e(P) Ile) Oel | H. Unklares Seismogramm. 
i 05 42 | 
06,8 12 13 14 | Maximum eines selbständi- 
gen Bebens? 
[e 18,9 
e 28,7 
e L 46 
M, 51 30 27 23 
Ms» 19 06 19—20 5. " »3l5) 
F 20,6 . 
320 ni 22 | Il eP 22 37 (43) | W. Gefühlt im südlichen 
i A Mazedonien. 
e L 49 25 
Mx 46,1 e) 41 
Mr 46,3 6) 35 — 
F 23,4 
321 5 24 | Iu e 0 30 HE 
eL 1 08 
5) we i ; BR: 
en a 13 Ss \Ein Maximum istnicht deut- 
96 20 10 ES | lich ausgeprägt. 
F 3 
322 2 26 I eL 14,9 0 en; 2 lel- 
F 15,4 = : 
Aus der starken Boden- 
99: 6 997 unruhe tauchen 
323 » 26| I F 55 "» schwache Wellen 
22,( seismischen Ursprungs 
294 R N ER: hervor. 
; Rs zo e d ) 3__47 
F 14 zul 
325 2) || Em € I W. 
e 35. (81) 
e 40 48 
e L 51 
58 30 19 — 
WM! 19 02 26 — 20 
2 05 20 — 19 H 
06 20 7 = 
F 20,9 | 
326 . 30 I e 13,8 N ER 
F 14,2 15 —20 
327 | November 1 I e 4,6 2% He 
Fr 15—20 
F Sl 
328 “ 1 I @ 947 | H. Gefühlt in Nikaragua. 
M, LOS 20 32 — 
M> 16,0 20; 21 32 27 
M; 20,2 ES 39 24 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 69 


Cha- x Tr Amplituden 

Lid.| Datum rak- nn Zeiten Beet NER as Bemerkungen 
Nr. ter sen 12 A Ay 
329 | November 2 I e 2) | H. 

M; 24 23 karl 

Mx 25 20 — 12 

F 2,9 | 
330 x > I e 19 56 H. Die starke Bodenunruhe 


59 scheint durch einige seis- 
mische Wellen gestört 
zu sein. 


3al a s]| Iu e 14 34,2 IBl. 
eL 53,4 
Mır 57 30 38 u 
Mer | 15 03,3 19 = 
Mx 05,2 20 — 38 
F 16,0 
332 5 En 5 4 (49) H. 
[o) L » 08 
18 25 13 — 
24 2 — 8 
F 6,1 
333 . 8) I eL 10,5 H. 
F 10,8 
334 5 10 | D 15 39 H.| Spuren seismischer 
F 46 Wellen? 
335 : 13| 1 e | H. 
F 20 
336 5 133] El eP 16 24 (36) W. Epizentralentfernung 
S 33 55 8000 km. 
(S R,) 44,3 \y 
el 49,6 30 sn 
M, 17 01 | 65 65 
Men 03,6 15-16 — 70 
Ms# 09,3 3 45 == 
F 19,3 
337 # 14 | Ir eP 14 (02) W. 
a iS 06 45 
eL oT | 
Mk 14 15—16 8 = H 
Mx 152 1% == 10 2 
El 1466 
338 3 ea e 19,2 H. Spuren seismischer 
F 19,6 Wellen. 
339 r 5 A e 21 38 | H. 
M: 42 15—18 7—8 — 
F 22,0 
340 n 16 I e a H. Aus der starken Boden- 


1 [a ‘ 
520 
F 13,5 2 unruhe tauchen lange 


Wellen hervor. 


70 E. Tams. 
'ha- Da j 
il Datum Sn nn Zeiten | erace. REN Bemerkungen 
Nr. ter sen I Ar An 
hessamaens S n n 
341 INovember 16] IIIv| eP 31 27 (43) W. Starkes Beben in Mittel- 
er 28 21 8 17 19 europa, besonders im süd- 
westlichen Deutschland. 
ir 29 03 \ Plötzliche starke Zunahme 
in 29 06 | | der Amplituden: Beginn 
M 068 250 | 240 der Maximalphase. 
31,0 | E-Komp.| Abnahme der 
31,5 N-Komp.[ Amplituden. 
® 4—8 
F 221 Die starke Bodenunruhe hat 
vermutlich die ersten fei- 
nenVorläuferwellen unter- 
drückt. Nach der N-Komp. 
könnte man allenfalls eP 
auch um 21" 27”20° an- 
setzen. Biszum Beginn der 
Maximalphase zeigen sich 
Wellen von 4seec bis 10 sec 
Periode überlagert durch 
Wellen von etwa 1sec bis 
2 sec Periode. 
342 18] Iu e (50) H. 
i 57 00 
eL 8 18,8 
Mı 26 25 24 — 
Ms B) 20 17 19 
M; 34 16 16 = 
F Re) 
343 LO ET ar a. 16:%0 ae EL 
344 19| I eL 14,1 0 H. 
F 14,5 & 
345 19 I eL 15,3 Sa la 
a al 
346 20| I eL 10 20 1595 ER 
F 33 BR 
347 ; 201 I e 3,3 H. Spuren seismischer 
F 3,6 Wellen? 
348 ; 20 Ta i 11312253 W. 
eL (27) 
MıE 40,5 22 42 — 
Mın 41,0 18 — 0 
Mex 43,1 16 — 21 
Mer 43,3 18 33 — 
F 16,6 
349 al I eL 19,3 2 H. 
F | 197 a) 
350 Al Em eP 19 (35) W, 
e (S) 45 (36) 
eL 20 08 
M 17 18 5 3 
F 21,0 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. it 


nn nn nn nn nl nn nn mn nn nn 


Lfd 


Nr. 


Bol 


392 


393 


354 


39D 


356 


357 


398 


359 


360 


361 


363 


364 


Datum 


November 22 


Dezember 


” 


Cha- 
rak- 


ter 


lu 


Pha- 


sen 


eL 
F 


F 


Zeiten 


23 24 (36 
28 08 


Perioden 


T 


18-220 


15—20 


15—25 


15—20 


16 


20 
18 


Amplituden 
Ar An 
er 
1 PER, 
3 2 
18 31 
20 19 
2—3| — 
7 4 
_ 9 
| 
| 
= 14 
22 —_ 
22 6 
26 13 


Bemerkungen 


H. Schwache seismische 
Wellen. 


H. 


WW. 


H. 
| Schwache seismische 
H Wellen. 


Wieder stärkere lange 
Wellen (selbst. Beben?). 


H. 


H. Spuren seismischer 
Wellen. 


H. 


H. 


H. Die starke Bodenunruhe 
scheint durch Wellen seis- 
mischenUrsprungs gestört 
zu sein. 


H: 


H. Undeutliche lange 
Wellen. 


H. 


12 E. Tams. 
Cha- a i 
Lid. Datum rak- Pha- Zeiten Seoden apltnden. Bemerkungen 
Nr. ter | sen T N: | Ne 
bh ı.m s S Bi 
365 | Dezember 11| Lu e 11 (20) H. Zweiineinanderübergeh. 
eL 45 (30 Beben. Gefühlt in Nord- 
Mıx 50,4 21 — 17 [Sumatra. 
Mir 51,2 20 13 — | Die Maxima treten nicht 
Men 56,8 20 — 19 | sehr deutlich hervor. 
Mer 2 as 18 16 — 
F 14,1 
366 = 12a = @ N Be H. Spuren seismischer 
F 16 04 Wellen? 
367 n 134021 el 9,4 I H. 
F | 104 10-25 
368 ah Tu e 23 01 ER 
eL 27 
Mıx 3 24 = 4 
Mır 33 25 b) — 
M, 46 18—20 h) D 
F 0,8 
369 A 14| I e 21 41 FE 
42 10—12 
F D4 
370 a m 218 ee H. 
571 n 16.1 DEusheop 19720508 13 19 S | W. Epizentralentfernung 
iPR, 30 (54 9650 km. Azimut etwa 
18 38 10 N 67° W; Dilatation. Ge- 
38,5 8—9 60 45 fühlt im südlichen Mexiko 
SR, 44,6 (pazitische Küste). 
SR, 48,3 
eL 56 (40) 
M; 20 06 2225 220 220 
M. 10 185.19 140 | 170 
M; 11 ılrfa ke) 150 | 140 
vorwiegend 
Ü 14--18 | 
21 49 18 9a | — [| W3-Wellen. Absorptions- 
52 18.0. 6% koeffizient im Mittel: 
| 0,00030. 
23 26 18—20 Auf der N-Komponente v.H. 
F 23,8 Auftauchen v. W;-Wellen. 
12 a 20| Iu eP 6 02 14 W. Epizentralentfernung 
es 11 43 | 8200 km. 
SR, 1013 
eL 26 
Mıx 33 21 — 27 
Mir 35,5 20 26 = 
M>x 38,9 20 — 56 
Mer 39 18 34 = 
Max 40,8 16 40 er 
Msn 41,6 17 — 36 
Mir 42,4 17 36 — | Von 8" 15" bis 8" 35" wieder 
F 9,0 | stärkere lange Wellen. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. ia 
& t fe iD 
Cha- Pl H A litude 
; S 12- . Perioden Amplituden 
Lid Datum rak- Zeiten £ re er Bemerkungen 
Nr. ter [ sen T Ar AR 


H. Schwache lange Wellen 
seismischen Ursprungs? 


373 | Dezember 21 I eL 


314 32] Iu e W. 
el 
M | 
F | ER 
37 el 181. 


F 


376 23/24] Tu, eB 18 (25) H. eP nach W. Epizentral- 


e(S) 28.2 entfernune (8500 km bis 
(S R,) 34 8600 km). 

eL 45 

Mır 46 

Mer 52,7 

Msk 58,1 20 17 == 

Mx 2DE.082 19 — 18 

F 0,2 Um 23" 342 Wiederauftau- 


chen von stärkeren langen 
Wellen. 


H. In Ksara (Syrien, Libanon 
als Nahbeben registriert. 


378 H. 
319 H: 
380 H. 


stärkere lange Wellen. 


381 Bes ma eh || 15:0 ass H. 


Von 8,2" bis 8,6" wieder 


!) Die Angaben sind der E-Komponente entnommen; N-Komponente gestört. 
°) Die Angaben beziehen sich auf 8” M. Gr. Z.; Registrierung vorher gestört. 


>) Die Angaben beziehen sich auf 6" M. Gr. Z.; nachher Bebenaufzeichnung. 


ze Ei. Tamıs. 
5. Mikroseismische Unruhe im 
Januar Februar März April Mäi Juni 
Datum - eur url ner - a er 
a = m An An } An T An AN An 
Ss | 12 Ss 12 s | 17 Ss 2 Ss 12 Ss 2 
# 5) Dal 5) 5,4 Bl ol ) 28 5 2,3 4 0,2 
2 6 5,9 7 4,4 ci ee! 1,5 5 21 4 | 04 
3 > 2,6 6 2,7 De 6 6,6 3) 1-9 — — 
4 5 2,3 6 9,5 6 | 84 5 2,1 5 3,1 5 0,5 
> 6 32 5 3,5 6 9,0 5 1,4 6 1,5 5) 0,3 
6 7 15 6 I ee en 2,6 5 1.6 4...) ai 
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Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 15 
Eure 1911 (7 M. Gr. Z.). 

tun Juli August September Oktober November Dezember 
2 A ee A N ee 

Ss 2 Ss u Ss | p Ss 2 Ss p S P 
1 4 0,2 5 0,3 5 | 23 6 5,2 6 9,1 7 6,2 
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B) 0,5 4 0,2 6 0,6 Da) (a 6 6,8 
6 B) 2 — — 6 1,8 4 2,4 6 11 6 6,8 
7 B) 0,9 — — 6 2,0 6 5,7 6 9,3 6 7,0 
S 4 0,2 > 0,3 6b 0,5 6 5,2 6 7,0 6 5.0 
N) 4 0.2 4 0,4 — = 6 3,6 5 5,4 6 2 
10 Dr 0:7 0,2 4 0,5 5 2,1 5 3 7 4.6 
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12 -) — 5) 0,2 6 0,9 5 4,5 5) 1,9 6 3,6 
15 — — a) 0,5 6 25 5 2,4 > 5,9 6 5,7 
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15 5 0,7 4 0,4 5 | 4), 07,7 42 | 5 24 
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17 4 10 4 0,2 5 2,8 6 4,5 6 95 6 2,3 
18 3211:0:8 227704 el 6 3,9 6 ),0 b 4,5 
19 4 | VEN as a Eee N a Re ee a 
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27 eu na A NN GEEIE (Urea ee a Er 
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al 5 | 0,5 > 0,9 6 82 6%)| 6,6 


') Die Angaben beziehen sich auf 10" M. Gr. Z.; vorher Bebenaufzeichnung. 
5) Die Angaben beziehen sich auf 9° M. Gr. Z.; 


vorher Bebenaufzeichnune. 


716 E. Tams. 


6. Bestimmung von Epizentren aus Azimutund Entfernung 
nach einigen in Hamburg erhaltenen Registrierungen. 


Auf die Möglichkeit, vermittelst der Angaben einer einzelnen Station 
die Lage des Epizentrums eines Bebens zu berechnen, machte erfolgreich 
zuerst Fürst B. Galitzin‘!) aufmerksam. Es gelang ihm, an zahlreichen 
Beispielen zu zeigen,”) dab man aus einem Vergleich der ersten Ausschläge 
klarer Seismoeramme in der E—W- und N—S-Komponente in erster An- 
näherung die Richtung ermitteln kann, aus der die Erdbebenwellen die 
Station erreichten. Verbindet man nun mit dem so erhaltenen Azimut 
die aus der Dauer der ersten Vorphase abzuleitende Epizentraldistanz, 
so ergeben sich die geographischen Koordinaten des Epizentrums aus 
einfacher sphärisch-trigonometrischer Rechnung. Verfügt man nur über 
die beiden Horizontalkomponenten eines Bebens, so bleibt indessen eine 
/weideutiekeit in der Richtungsbestimmung (Dilatation oder Kompression 
bezw. Zuge oder Stoß) bestehen, die dann durch Berücksichtigung der 
Anfangszeit der Aufzeichnung an einer anderen Station behoben werden 
muß. Hat man jedoch auch eine Registrierung der vertikalen Komponente 
der Bodenbeweeung, so kann diese entscheiden (je nachdem der erste 
Ausschlag der longitudinalen, ersten Vorläufer nach unten oder nach oben 
erfolgte), ob eine Dilatation oder Kompression vorlag. 

Es schien zunächst, daß diese Methode der Bestimmung von Epi- 
zentren zufriedenstellend nur bei besonders stark vergrößernden, aperiodisch 
eingestellten und photographisch, also reibungslos registrierenden Seismo- 
eraphen (Galitzin’sche Horizontalpendel) angewandt werden könnte. Doch 
schon ©. Braak”) zeigte unabhängig von @alitzin, daß sich auch z. B. aus 
den Aufzeichnungen des mechanisch registrierenden astatischen Pendel- 
seismometers von Wiechert sehr oft ziemlich genau das Azimut bestimmen 
läßt. Durch die Verhandlungen auf der Tagung der internationalen seis- 
mologischen Assoziation in Manchester (Juli 1911) angeregt, unternahm 
es dann auch der Verfasser, den Versuch einer Azimutbestimmung auf 
srund der Hamburger Registrierungen vorzunehmen, und es gelang ihm, 


") Bull. de l’Ac. Imp. des Sciences de St. Petersbourg, 1909, p. 999. 

2) Ibid. 1911, p. 94. 

3) Beiträge zur Geophysik 1912, XI, Kleine Mitteilg. p. 158. Original in 3 
d. Kon. Ak. v. Wetenschappen te Amsterdam, April 1910. 


—] 
-] 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 


die Lage des Epizentrums des starken mexikanischen Bebens vom 
16. Dezember 1911 in guter Annäherung an die wirklichen Verhältnisse 
anzugeben‘). Ebenfalls machte W. Scehureydar”) darauf aufmerksam, daß die 
Potsdamer Registrierungen des eine nur 36fache Indikatorvergrößerung 
besitzenden von Rebeur-Heckerschen Apparates in vielen Fällen hinlänglich 
befriedigende Azimutbestimmungen zuließen. Bei der endgültigen Be- 
arbeitung der Regeistrierungen der Jahre 1910 und 1911 trug der Ver- 
fasser aus den Hamburger Seismogrammen weiteres Material zusammen 
und konnte dabei mehrfach die Resultate nach den Aufzeichnungen des 
in Ruß schreibenden astatischen Pendelseismometers von Miechert und 
nach denen des optisch schreibenden Heckersehen Horizontalpendels mit- 
einander vergleichen. Über die Konstanten dieser Apparate orientiert die 
Tabelle am Schluß der Vorbemerkungen, Seite 2. Im folgenden ist die 
 Epizentraldistanz mit d abgekürzt und als Azimut A immer der spitze 
Winkel von N nach E oder W und von S nach E oder W angegeben. H. 
bezeichnet wieder den Heckerschen, W. den Wiechertschen Apparat. 


1. Beben vom 22. Januar 1910 (Nr. 13). 


d = 2100 km. Gefühlt auf Island. 
Der erste, schwache Einsatz deutet auf eine Kompression. 

H.: Zweiter Ausschlag: A=N33°’W. 

Dritter Ausschlag: A = N33’W. 

W.: Die ersten Wellen sind durch mikroseismische Unruhe und eine Minuten- 
lücke beeinträchtigt. Ein späterer Ausschlag ergibt: A—=N37T’W. 
Berücksiehtigt man für das Azimut die beiden übereinstimmenden 

Werte nach H, A=N533°’W, so folgen als geographische Koordinaten 

des Epizentrums: 67° N.Br., 17’ W.Gr., d. i. 50 bis 100 km nördlich von 

Island. Der Verfasser”) berechnete mittels der Methode der kleinsten 

Quadrate auf zwei verschiedenen Wegen aus den Angaben der sechs 

Stationen Pulkowa, Wien, Hamburg, Straßburg, Pare Saint Maur und 

Ottawa: 67,9° N. Br., 17,1° W.Gr. bezw. 67,3. N. Br., 19,3° W.Gr. B.Galitzin‘) 

erhielt aus den Beobachtungen von Pulkowa allein 68° N. Br., 17’ W.Gr. Die 

makroseismischen Nachrichten stimmen mit diesen Resultaten gut überein’). 

') Mitteilg. d. Hauptstat. f. Erdbebenf. zu Hamburg 1911, Nr. 44a. 

?) Petermanns Mitteilg. 1911, II, p. 326. 

>) Beiträge zur Geophysik 1910, X, Kleine Mitteilg. p. 250; und Mitteilg. d. Haupt- 
stat. f. Erdbebenf. zu Hamburg 1911, Nr. 7a, 7b und 44a. 

") Bull. de l’Ac. Imp. des Sciences de St. Petersbourg 1911, p. 941. 

?) Vergl.: E.G. Harboe, Das isländische Erdbeben am 22. Januar 1910. Beiträge 
zur Geophysik XII, 1. Heft. Kleine Mitteilg. p. 27 (während der Drucklegung erschienen). 


mg E. Tams. 


2. Beben vom 12. April 1910 (Nr. 76). 

d = 8900 km? Gefühlt auf Formosa, Ishigakishima und den Batan- 
Inseln. Siehe Tafel I. 
Der erste, schwache Ausschlag deutet auf eine Dilatation. 
H.: Zweiter Ausschlag: A = N 62°E. 
W.: Zweiter Ausschlag: A—=N63°E. ! Mittelwert: A=N63°E: 

Dritter Ausschlag: A = N64°E. | 

Als Lage des Epizentrums erhalten wir: 24° N.Br., 116° E.Gr., d. i. 
nordöstlich von Kanton, nahe der Formosa-Straßbe, etwa 400 km westlich 
von der Insel Formosa. Das Beben trat makroseismisch ganz leicht auch 
noch in Schanghai und im nördlichsten Teil von Luzon auf; es hat jeden- 
falls ein sehr ausgedehntes Schüttergebiet und in der Epizentralzone, die 
vermutlich nahe der Ostküste von Formosa zu suchen ist!), zerstörende 
Stärke gehabt. Die oben angegebene Epizentraldistanz von 8900 km 
dürfte zu kurz sein, was in diesem Fall, da die Einsätze der ersten und 
zweiten Vorläufer besonders scharf sind, auf eine noch nicht hinreichende 
Genauigkeit der Laufzeitkurven in diesem Bereich hinweist”). Die Regi- 
strierungen in Pulkowa ergeben ein Epizentrum in 27° 31’ N. Br., 122° 
55’ E. Gr.?), d. i. etwa 300 km nördlich von Formosa. 


3. Beben vom 25. Juni 1910 (Nr. 170). 


d= 2370 km. Gefühlt im nördlichen Kleinasien. 
Der erste, schwache Ausschlag deutet auf eine Dilatation. 


H.: Ein späterer, auffälliger Ausschlag: A =S a wie 


W:: Zweiter Ausschlag: A = S66°E. a S65°E 
. 7 S PRO AD: ie 
Ein späterer Ausschlag (Vergl. H): A=S65 E. 


Als Koordinaten des Epizentrums berechnen sich hieraus: 41 N. Br., 
36° E.Gr., im Einklang mit den direkten Meldungen über Erderschütterungen 
aus den kleinasiatischen Orten Kastamuni, Iskelib, Tschorum, Trapezunt usw., 
die sich um dieses Epizentrum gruppieren. 


[| 


4. Beben vom 9. September 1910 (Nr. 292). 
d = 8300 km. Gefühlt auf den Aleuten (Unalaschka, Bogosloff-Inseln). 
Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression. 


a Auf der N—S-Komponente deutlicher Ausschlag, auf der E—W- 
Ww | Komponente kaum merkliches Auftauchen der ersten Vorläufer: A—=N. 


') Bull. of the Manila Central Observatory for April 1910, p. 111. 

2) Siehe auch: ©. Zeißig, Mitteilg. d. seism. Station Darmstadt-Jugenheim 1910, Nr.1. 

3) ].c. Die Minuten sind in dieser Angabe und den folgenden nur als Rechnungs- 
ergebnis zu betrachten. 


Die seismischen Reeistrierungen in Hamburg usw. 79 
fo) > > ik 


Dies ergibt ein Epizentrum in 52° N. Br., 170 W. Gr., d. i. im Aleuten- 
Graben. Unalaschka und die Bogosloff-Inseln liegen in 53 bis 54 N. Br., 
167 bis 168° W.Gr. B.@alitzin fand 45° 26’ N. Br., 160° 24° E. Gr. 


5. Beben vom 3./4. Januar 1911 (Nr. S). 


Zerstörendes Beben in Russisch-Turkestan (Provinz Semirjetschensk). 
Im Anfang liegen die Verhältnisse in den Seismogrammen nicht klar 
genug, um zu entscheiden, ob es sich zuerst um eme Dilatation oder 
Kompression handelt. 
H.:#Zweiter Ausschlag: A = N 72°E. 
Dritter Ausschlag: A=N66°E. 
Erste Welle der einmal reflektierten Longitudinal- 
wellen: A = N72°E. 
W.: Erste stärkere Welle: A=N 0°E. 
Erste Welle der einmal reflektierten Longitudinal- 
welln: A=NTI’E. 


Das Epizentrum kann nach den makroseismischen und mikroseismischen 
Beobachtungen in etwa 43° N. Br., 77°E.Gr., d. i. ungefähr in der Mitte 
zwischen Wjernyi und dem Issyk-kul, angenommen werden'). Das Azimut 
dieses Epizentrums bei Hamburg beträgt A = N7T5 E. Aus Azimut und 
Entfernung für Pulkowa folgt für die Koordinaten des Epizentrums: 
127 59°N. Br., 78° 00’ E. Gr. 


— 


Mittelwert: 
Ar N0, DB: 


6. Beben vom 18. Februar 1911 (Nr. 40). 


d = 1630 km. Zerstörendes Beben im Vilajet Monastir (europ. Türkei). 

Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression. 

H.: Erster Ausschlag: A = S43°E. | 

Zweiter Ausschlag: A —= S42°E. ! Mittelwert: A=SAl’E. 
W.: Erster Ausschlag: A=S39°E. 

Der zweite Ausschlag ist durch die Minutenlücke gestört. 

Nach den makroseismischen Nachrichten ist das Epizentrum in der 
Gegend des Ochrida Sees, d. i. in etwa 41°N.Br., 21°E.Gr. zu suchen. 
Die Rechnung führt zu dem nicht sehr abweichenden Resultat: 42° N. Br., 
23°E.Gr. Die Azimutbestimmung aus den Seismogrammen dürfte indessen 
in diesem Fall durch starke mikroseismische Unruhe etwas beeinträchtigt sein. 
Die Beobachtungen in Pulkowa führen nach 40° 29’ N. Br., 20° 07’ E. Gr. 


!) Mitteilg. d. Hauptstat. f. Erdbebenf. zu Hamburg 1911, Nr. 2a und 2b. 


80 E. Tams. 


7. Beben vom 15. Juni 1911 (Nr. 152). 


d = 8900 km. Gefühlt in Japan (Riu-kiu-Inseln usw.). 

Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression. 
H.: Erster Ausschlag: A = N54’E. | 
W.: Erster Ausschlag: A = N56°E. 

Die Koordinaten des Epizentrums ergeben sich demnach zu: 28” N. Br.. 
124° E.Gr. Auf Grund des bisher bekannt gewordenen makroseismischen 
Materials scheint das Epizentrum nahe der Insel Amamioshima, in etwa 
2S” N. Br., 130° E.Gr. gelegen zu sein. Die Differenz dürfte wie bei dem 
Beben vom 12. April 1910 (siehe Seite 78) im wesentlichen wieder auf eine 
zu kurze Epizentralentfernung zurückzuführen sein. 


Mittelwert: 4 = N55°E. 


8. Beben vom 16. Dezember 1911 (Nr. 370). 


d == 9650 km. Gefühlt an der pazifischen Küste des südlichen Mexiko. 

Der erste Ausschlag deutet auf eine Dilatation. 
und } Erste Welle: 4 = N 67°’W. 
W.: | 

Hiernach befand sich das Epizentrum in etwa 16° N. Br., 97° W. Gr., 
d.i. an der pazifischen Küste von Mexiko, südlich von Oaxaca'). Eine 
Kombination der Epizentralentfernungen für St. Louis, Ottawa und Hamburg 
ergibt: 15° N. Br., 95° W. Gr.?), und aus dem Umstande, daß Algier die 
gleiche Eintrittszeit hat wie Hamburg, folet: 15,6° N. Br., 96,4" W. Gr.?). 


9. Beben vom 30. Juli 1909 (Nr. 205). 


d = 9700 km. Zerstörendes Beben in Mexiko. 

Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression. 
H.: Erste Welle: A= N 63° W.] 
W.: Erste Welle: A=N 60°W.) 

Die Seismogramme dieses und des unter 8. aufgeführten Bebens 
zeigen entsprechend der Nachbarschaft ihrer Epizentralgebiete große Ähn- 
lichkeit. Entfernung und Azimut führen auf ein Epizentrum in 19° N. Br., 
102° W. Gr., d. i. im Staate Michoacan. Nach den makroseismischen 


Mittelwert: A = N 61,5°W. 


') Mitteilg. d. Hauptstat. f. Erdbebenf. zu Hamburg 1911, Nr. 44a. 
?) Bull. of the St. Louis University VIII, Nr. 1, April 1912, p. 59. 
®) Mitteile. d. seism. Station Darmstadt-Jugenheim 1912, Nr. 1. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. S] 


Nachrichten ist das Erdbeben besonders heftig in dem angrenzenden Staate 
Guerrero, und zwar in Chilapa, Chilpaneingo und Acapuleo aufgetreten. 
Diese Orte liegen in 17 bis 18°N. Br., 99 bis 100° W. Gr. 


10. Beben vom 6. Mai 1912 (Mitteile. 1912. Nr. 11). 


d = 2170 km. Gefühlt im südwestlichen Island. 
Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression. 
H.: Zweiter Ausschlag: A = N 46°W. 
Ne Brster Ausschlag: A=N45°W. - Mittelwert: A= N45’W. 
Dritter Ausschlag: A = N45°W. | 
In befriedigender Übereinstimmung mit der Tatsache, dab starke Erd- 
erschütterungen in Reykjavik und im Gebiet des Hekla stattfanden, findet 
man für die Koordinaten des Epizentrums die Werte: 64 N. Br., 23° W. Gr., 
d.i. bei der Reykjanes Halbinsel. Aus den Beobachtungen von Jugenheim, 
Breslau, Hamburg, Potsdam und Wien folgt: 64/2’ N. Br., 21/2’ W.Gr.'). 


AN 


Die angeführten Beispiele lehren, daß es in solehen Fällen, in denen 
die erste Vorphase gleich zu Beginn deutliche Ausschläge aufweist, möglich 
ist, in erster Annäherung das Azimut des Epizentrums bei der Beob- 
achtungsstation zu bestimmen, auch wenn die Apparate nicht aperiodisch 
eingestellt sind, und wenn bei photographischer Registrierung die Indikator- 
vererößerung nur gering (32fach) ist oder bei stärkerer Vergrößerung (ca. 
200fach) die Aufzeichnung mit Reibung im Gehänge und am Schreibstift erfolgt. 

Man könnte versuchen, wenn Reibung vorhanden ist, bei einigermaßen 
periodischem Verlauf der ersten Wellen die bei Berechnung der wahren 
Bodenbewegung zu berücksichtigende Vergrößerung 3 nicht nach der be- 
kannten Formel 


a a 
ns! IR 1,862 + log ®e = al | 


zu ermitteln (V Indikatorvergrößerung, 7, Eigenperiode, 7 Störungsperiode, 
e Dämpfungsverhältnis), sondern die Formel 


BR — 


f na m2 2 B Fr H PB 2 ER 1) 
ee ee 
1,862 + log € 7, vis V 1,862+log?e Su ITA, IR IT A I 

zu benutzen, in die auch der maximale Reibungsausschlag » mit eingeht. 

Die Reibung vermindert naturgemäß die Vergrößerung; ihr Einfluß ist 


') Mitteilg. d. seism. Station Darmstadt-Jugenheim 1912, Karte Nr. 7. 


6 


89 E. Tams. 


aber bei gleicher Störungsperiode 7’ um so größer, je kleiner die registrierte 
Amplitude «a ist!). Wie sich aber der Verfasser überzeugt hat, wird damit 
eine größere Genauigkeit nicht erzielt, da für die Behandlung der ver- 
hältnismäßig kleinen einleitenden Wellen schon die bei der Konstanten- 
bestimmung und den Ablesungen unterlaufenden Fehler nicht immer hin- 
reichend herabeedrückt werden können, namentlich aber auch der Verlauf 
des Beeginns der ersten Vorphase im allgemeinen nieht nahe genug als peri- 
odisch angesehen werden kann. 

Bei der Bestimmung der Lage des Epizentrums aus den Angaben 
einer einzelnen Station kommt ferner hinzu, daß die aus der Dauer der 
ersten Vorphase abeeleitete Epizentraldistanz zuweilen weniger genau sein 
wird, da es einerseits nicht immer möglich ist, den Einsatz der zweiten 
Vorläufer hinreichend exakt zu bestimmen (Vergl. Beben vom 3./4. ‚Januar 
1911, Nr. 8), und andererseits die Laufzeitkurven in einzelnen Teilen 
ihres Verlaufs noch nicht völlige genügend bekannt sind (Vergl. Beben 
om 12. April 1910, Nr. 76; umd vom 15. Juni 1911, Nr: Ws2)zener 
Lokalisierung des Epizentrums aus Azimut und Entfernung einer ein- 
zelnen Station darf daher nur der Wert einer Annäherung beigemessen 
werden. Um zu zuverlässigeren Resultaten zu gelangen, wird es, falls 
das Epizentrum nicht schon aus reichlichem makroseismischen Material 
festgelegt werden kann, immer nötig sein, die Angaben möglichst vieler 
euter Stationen zu benutzen und sie nach einer der üblichen Methoden 
rechnerisch oder graphisch auszugleichen. 

Um aus Entfernung und Azimut die geographischen Koordinaten 
des Epizentrums zu ermitteln, kann man sich einer Weltkarte der Ent- 
fernungen und Azimute für die betreffende Station bedienen. Solche 
Karten entwarf zuerst @. Grablowitz, u. a. auch für Hamburg?), und zwar 
in Mercators Projektion bei einem Maßstab im Äquator von 1:140000000. 
Die Karte enthält aber nur 20°-Felder und die Linien der Hauptazimute 
N, NNE, NE, ENE, E usw. Da dem Verfasser aber doch eine etwas 
genauere Orientierung durchaus wünschenswert schien, machte er 
einen neuen Entwurf, dem als Unterlage die vom Reichs-Marine-Amt 
herausgegebene Weltkarte in Mereators Projektion mit 2°-Feldern und 
einem Äquatorial- Maßstab von 1:80000000 diente. In diese Karte 
(Tafel ID), wurden neben den Linien eleicher Entfernung von 1000 zu 
1000 km die Linien gleicher Azimute von 10° zu 10°, also N, N10°E, 
N20°E, ....N80°E, E usw. und außerdem NE = N45°E usw. ein- 
gezeichnet. Ferner wurde das Gradnetz, welches nur über die Wasser- 


') H. F. Reid, Theory of the Seismograph, Formel 81. Anhang zu: The California 
Earthquake of April 18, 1906. Volume II, Washington D. ©., Carnegie Institution 1910. 
?) Die Erdbebenwarte 1906/1907, VI, p. 33. 


Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 3 


flächen ausgezogen war, auch über die Kontinente ausgedehnt, um so den 
/weck der Auffindung von Breite und Länge des Epizentrums besser zu 
erreichen. Dadurch erschien es aber notwendig, die Landmassen durch 
einen besonderen Farbenton herauszuheben. Zur Erleichterung der Orien- 
tierung finden sich schließlich noch zahlreiche wichtigere Städte und 
Erdbebenstationen neu eingetragen. Für Europa wurde eine ähnliche 
Karte in Lamberts flächentreuer Azimutalprojektion im Maßstabe von 
1:15000000 mit Äquidistanten von 500 zu 500 km angefertigt (Tafel II). 
Als Unterlage diente die Übersichtskarte von €. Scherrer in Stielers Hand- 
Atlas, deren 5 -Felder aber mit 1°-Feldern ausgefüllt wurden!). Beide 
Karten dürften eine rasche erste Lokalisierung von Epizentren wesentlich 
erleichtern. 

Die Berechnung der geographischen Längen der einzelnen Kurven- 
punkte (und zwar der Schnittpunkte der beiden eingezeichneten Linien- 
systeme) geschah mit Hilfe der auf das sphärische Dreieck { Pol, Hamburg, 
gesuchter Punkt} angewandten Neperschen Analogieen. Die geographischen 
Breiten folgten dann aus der Sinusformel. Der Erdumfang wurde zu 
40000 km angenommen, 1 demnach gleich 111,11 km oder je 1000 km 
gleich 9° gesetzt. Als geographische Koordinaten Hamburgs lagen 
der Rechnung Breite und Länge der Erdbebenstation zugrunde, nämlich 
53 34". Br., 9° 59’ E. Gr. 


') Vergl. die Karte für Darmstadt-Jugenheim. Notizblatt d. Vereins f. Erdkunde usw. 
zu Darmstadt. 1908, IV. Folge, Heft 29. 


Eingegangen 15. September 1912, 


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Gedruckt bei Lüteke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


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Ostasiatisches Beben am 12. April 1910. Tafel I. = 


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Astatisches Pendelseismometer von Wiechert (Pendelmasse = 1000 kg.) 
I: E-W = Komponente. Il: N-S = Komponente. 


Konstanten siehe auf Seite 2. Zeit: Mittlere Greenwicher, gezählt von Milternacht bis 


Uhrkorrektion: sec; Minutenlücken von der 57. bis zur 60, Sekunde; zu jeder vollen Stunde fäll ücke fort 


WELTKARTE 


HAMBURG 
LINIEN GLEICHER ENTFERNUNGEN UND AZIMUTE FÜR HAM 


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LINIEN ‚EICHER ENTFERNUNGEN UND AZIMUTE FÜR HAMBURG 


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7. Beiheft 


XXIX. 1911. 


Mitteilungen und Abhandlungen 


veröffentlicht vom 


Seminar für romanische Sprachen und Kultur 
S (HAMBURG). 


I. 


Sprachgeographische Untersuchungen 


über den 


tlichen Teil des Katalanisch-languedokischen 
Grenzgebietes | 


von 


DR. KARL SALOW. 


Mit linguistischen Karten von Dr. K. Salow und Dr. F. Krüger. 


HAMBURG 1912 
KOMMISSIONSVERLAG VON LUCAS GRÄFE & SILLEM. 


ahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. 


7. Beiheft 


zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. 
RR 19. 


Mitteilungen und Abhandlungen 
us dem Gebiet der romanischen Philologie 


veröffentlicht vom 


Seminar für romanische Sprachen und Kultur 
(HAMBURG). 


l. 


Sprachgeographische Untersuchungen 


über den 


östlichen Teil des Katalanisch-languedokischen 


Grenzgebietes 
von 


DR. KARL SALONW. 


Mit linguistischen Karten von Dr. K. Salow und Dr. F. Krüger. 


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HAMBURG 1912 N 


KOMMISSIONSVERLAG VON LUCAS GRÄFE & SILLEM. ?UPl /Grr: 
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SEP 27 1913 


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. Sprachgeographische Untersuchungen 


über den 


östlichen Teil des Katalanisch-languedokischen 
Grenzgebietes 


von 


DR. KARL SALOW. 


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Mit linguistischen Karten von Dr. K. Salow und Dr. F. Krüger. 


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Inhalt. 


reil: Der moderne Sprachzustand........-.-.....2.2......2... Sal 1418 
| Vorbemerkungen über die angewandte Methode. 
ei in a S 1116 
ERREGER Er RE RNEERTEREERHEENE 8 1-4 
| Beelelssrlaupttonyokale....02...un002 2er ame. Seil 
| al a2 2er ee ee IR N ER ERREGT SE 9 
bt [El Se Se EL NIEREN eh 
BE ne en N $ 6— 9 
i Et A re N REEL REN $ 10— 12 
\ Su, [EI da se se ee EEE EEE IN RER EL REG S 13 
| sth, Mel re SE RR RE RE 20 NR Sa 
EEE N Ne en $ 18— 20 
lt TH] desto a EN Ne S 21 
Kapitel II. Vor dem Hauptton stehende Vokale.................. 8 22—-.32 
E Bes Viorson-zundy Nehbentonyokalei.. ...... 2.2.0 sun. 5 22— 30 
; BET I en a ee le an a Hand $ 22 
> | 806 a ne a REN RE 023-095 
| he ee ee ER EN 8 26— 27 
Be I Re en ee N N rl S 28 
rl ee ler ln ee VELNE ERR  EEETRRER AN) 5 29 
lb. ll ER Re EN ARE S 30 
Diesnschnebentonieen Vokale..... 2.2... scene S 31— 32 
Kapitel III. Die hinter dem Hauptton stehenden Vokale .......... 5 83— 41 
Diestonlosene Mittelyokale 2... 2. 2000. hohe S 33— 34 
BE Nus laut vokalerrene tn ee ade! S 35— 41 
IE Uy als Nuslautvokale- ws nchnaer aueh era se dos nneend Sı 39 3U 
BwalspAuslautvokall sr ag ed: BER ET ERE T: S 38— 41 
tn Sonantent en ae a ae eh ee ht de sehe 8 42 —114 
BEIDE SLVER Verschlußlauten +. 20 en ass fuoan see an iemaret $ 42— 83 
IesBalıales Verschlußlanter Yen ssaus Joana le eadeles 8 42— 52 
| DE a NE ES en ee ee S 42— 46 
en Re RE IR „2.9.47 52 
| Papl)entaleuVerschlußlante. x.) 2.3 sum ensure een S 53— 66 
Bl ne RT A eTVEEE VIELE EFERRENTEE S 53— 60 
Ge ee Bi De N RER LRUREE SELTENE S 61— 66 


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17 Tabiodentale Einpelauter... ua se Rue es S 84-- 88 
| EN LE BE ENTER IRRE EURER ERS GEE... .... 8 84 
Ve ee 87:85 88 
| 2% Dersdentale, Finpelant. sen user men ee 53 89 E95 | 
| 3. Der’ palatalerEngelauti 1... 2er © orelr. ea ae S 9 | 
Kapitel VE Tiguida- uns re ee er S 96—105 
10V a EEE N EN ER NE rn Deka. ao c S 96-102 
METZ VAHranERT N ee ARE S 103—105 
Kapitel VILYNasale-.. ee IN ee ee re $ 105—114 
TI a RER N Er S 105—108 | 
ee RE Enns: S 109—114 | 
Rekapltulations. eren ee eee eie e Ss 115—116 
IBRSROTMENIEHTEH ee ee S 117—142 
Kante. SEN. Das Nomen ne $ 117-124 
DasssSuhstantivun ee Sell 120 
DEN oliv A ee $ 121-192 | 
DasyZahlworte re N er $ 123 | 
DasNPLESROMEN.. u... 1.5 Menke nee ee ae ee S 124 
Kapıtelaie 112, Das Verbum.- 2. 202. 22. een 8 125 —142 | 
A)AEIndUNSEN- re a ne N S 125—141 | 
Eindungen des Indikatiy Pras. 2... uncut ee nee $ 125—130 | 
| Endunsen des Indikativ. Impert. ...2. 2. 02... 2202 2. Dee S 131—134 ! 
|| Eindunsen. des Indikatiy.Perk. .... 2. u... en deu $ 135 
Einduncendes- Konjunktiv. Pras.n.. &...0r20002 zer a $ 136 
W Derlmperativ. 1. Sue ee ern en dr Sa RLELTET S 137 
Participiaseee ar ur ee Se See ae RER S 138—139 
IND et RE EEE Ss 140 
N RuturumeundeKonditionale@ re ee s 141 
b) Assossiative Vorgänge beim Verb...........-.....rmeeeeces S 142 
Rekapıtalanion. re ee RER S 143 | 
‚ Kapitel X. C. Wortgeographie.........-.-s..sereerceeeeeenen- S 144—146 | 
Rekapitulation... une en eereeene ne Belag hei ine S 147 
Alphabetisches Wörterverzeichnis ...........---2rceceeeeeennnnnunee S 148 
II. Teil: Untersuchungen über die Ursachen der katalanisch-langue- 
N dokischen Sprachgrenze, insonderheit ihres östlichen Teils...S 1-69 
|| Kapitel I. Die Ursachen der Entstehung der Sprachgrenze an den süd- 
|| lichen Abhängen der Corbieres............-..r2orceneeeneneneren: gs 1-4 
| Einleitende Bemerkungen .........:..se.esenee rennen snneere rn Seil! 
| 
|| 
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Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet + X 
Würdigung der bis jetzt für die Entstehung der Sprachgrenze geltend- 
BE eltene/eoumente een. ae ei ee ee S 2-10 
Das Verhältnis der Sprachgrenze zur Topographie des Landes, und die 
Wege, die es dem Verkehr ermöglichten, die natürlichen Schwierig- 
keiten des Geländes zu überwinden ...u.-....2.... 2222202222200. S 11—15 
Die ethnischen Verhältnisse südlich und nördlich der Sprachgrenze .. $ 16—19 
er iyen: in unserer Gegend... u... 0. ae denen S 20 
Archäologische Beweise für eine nichtkeltische Urbevölkerung in Rous- 
sillon und der Gegend nördlich der Corbieres .............22..... Ss 2 
Die Ortsnamen der untersuchten Gegend............ ueccceenccn. Ss 22 
Die Römer in den Gegenden nördlich und südlich der Corbieres..... S 23 
SElHonnlNDGN, 5 $ Rees ae Er ee PER EHE S 24 


Kapitel II. Die Ursachen, die den Verlauf der Sprachgrenze weiterhin 


SEE RE HER Re RER Ss 25—69 
Die Diözesangrenze zwischen Elne und Narbonne.................. Ss 26—27 
Die politischen Grenzen zwischen den Gegenden südlich der Sprach- 

Smenze unddenen nördhiehrderselbem.2..........cuuesenccune. .$ 28—36 

DIEB Untschafteneine Roussıllone rennen aaa Ss 37—52 

esürtschattenzdes; Henounllet. un... see Semeeeaneen S 53—57 

DenOrtschatten des. Peyrepertusös ............... 2.0.2020 S 58—60 

WIeERürtschaften des" Narbonnails....... une nen Ss 61—64 

ie Ortschaften des Termenös.:.........»:..... SIE Ss 65—68 
Rekapitulation der im II. Teil gewonnenen Resultate ......:..........: Ss 69 


Literaturverzeichnis. 


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Teil 1. 


Der moderne Sprachzustand. 


Vorbemerkungen. 


Die der folgenden Darstellung zugrunde liegenden sprachlichen 
Materialien sind von mir im Sommer 1910 an Ort und Stelle auf- 
genommen worden. Der dabei benutzte Fragebogen ist im wesent- 
lichen von Herrm Professor Schädel zusammengestellt, und zwar 


nach dem Atlas lingwstigue de la France von Gillieron. Herr 


Professor Schädel sah den Atlas durch und teilte mir die Karten 
mit, die charakteristische Entwiekelungen für die zu untersuchenden 
Gegenden boten; es wurden keineswegs nur Kriterien gewählt, um 
eine scharfe Grenze zwischen dem katalanischen und languedokischen 
Gebiet zu bekommen; der leitende Gesichtspunkt war vielmehr der, 


eine objektive Schilderung des Grenzeebietes geben zu können. Der 


Fragebogen umfaßte 481 Worte und kurze Sätze. Ich bin nun in 
der Weise verfahren, daß ich von Ort zu Ort zog und in jedem 
möglichst vollständig den Fragebogen abfragte, wobei mir sehr zu- 
statten kam, daß wichtigere Erscheinungen durch rote Kreuze kennt- 
lich gemacht waren. Zunächst habe ich diese erfragt, es sind 240 
Worte. Wo der Auskunftgeber noch Zeit hatte, habe ich sodann 
sämtliche Worte notiert. In den einzelnen Dörfern war ich auch 
bemüht, möglichst alte Leute zu finden, um die Mundart so rein wie 
möglich zu erhalten; habe ich alte Leute selbst nicht angetroffen, 
so habe ich mir von den jüngeren auch meistens die Redeweise der 
älteren Generation angeben lassen und, wenn Verschiedenheiten vor- 
handen waren, diese mit aufgeschrieben; nur bei Kindern habe ich 
hiervon Abstand genommen, um diese nicht zu verwirren. Ferner 
habe ich meine Fragen stets in kleinen Sätzen gestellt und mir auch 
Sätze antworten lassen, um die Befragten nicht auf das Wort oder 
die Form aufmerksam zu machen, auf die es mir ankam. Ich habe 


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10 K. Salow 


es auch zu vermeiden gesucht, mir die Antworten zu oft wiederholen 
zu lassen, um eben möglichst die Formen der spontanen Rede zu 
erhalten. Desgleichen.habe ich die Befragten stets darauf hingewiesen, | 
das Tempo der sonst von ihnen gebrauchten Rede zu beobachten, ohne 
Rücksicht etwa darauf, daß ich nicht so schnell schreiben könnte. 
Überhaupt habe ich die Sujets stets darauf aufmerksam gemacht, 
mir zu antworten, als sprächen sie mit jemand aus ihrem Dorf. Das 
von mir angewandte Transcriptionssystem ist das von Schädel) 
aufgestellte. Nur möchte ich durch ein , unter den einzelnen Vokalen 
das allein ausdrücken, daß die betreffenden Laute nicht den Haupt- 
ton tragen; über die verschieden starke Muskelspannung der Organe | 
bei den verschiedenen Akzent- d.h. Druckverhältnissen im den ein- 
zelnen Silben habe ich Sicheres in meiner Gegend nicht festzustellen | 
vermocht. Die von mir besuchten Ortschaften sind folgende ?): 

a) Dep. des Pyrenees Orientales: 1) Canet. 2) St. Marie de | 
la Mer. 3) St. Hippolyte. 4) Le Barcares. 5) St. Laurent de la Sa- 
lanque. 6) Salses. 7) Ille. 8) Neffiach. 9) Millas. 10) Rivesaltes. 
11) Cases de Pene. 12) Estagel. 13) Montner. 14) Latour de France. 
15) Tautavel. 16) Vingrau. 17) Perillos. 18) Opoul. 19) Cassagnes. | 
20) Belesta de la frontiere. 21) Caramany. 22) Rasigueres. 23) Lansae. 
24) St. Arnac. 25) Ansignan. 26) Felluns. 27) Le Vivier. 28) Fosse. | 
29) Esquerde. 30) Maury. 31) Banyuls dels Aspres. 32) Ceret. 

b) Dep. de l’Aude: 33) Fitou. 34) Treilles. 35) Feuilla. 
36) St. Jean de Barrou. 37) Fraisse des Corbieres. 38) Embres. | 
39) Villeneuve-les-Corbieres. 40) Albas. 41) Villerouge-Termenes. 
42) Felines. _43) Laroque de Fa. 44) Mouthoumet. 45) Lanet. | 
46) Auriac. 47) Soulatge. 48) Rouffiac. 49) Duillac. 50) Cucugnan. 
51) Paziols. 52) Padern. 53) Tuchan. 54) Durban. 55) Villeseque 
des Corbieres. 56) Sigean. 57) Lapalme. 58) Leucate. 59) Cubieres. 
60) Wieder in den Pyr. Or. St. Paul de Fenouillet. Nicht auf- 
genommen sind leider Massac, Dernacueillette, Monteaillard, Maisons, 
Davejean, Palairaec, Quinetillan zwischen der Chaussee von Albas 
nach Lanet und der Richtung Cubieres—Tuchan gelegen. Ich bedaure 
es selbst sehr, diese Orte nicht besucht zu haben, denn, wie sich 


!) Schädel: Manual de fonetica catalana. Köthen. 1908. Über Schwan- 
kungen und Fehlergrenzen beim phonetischen Notieren. BDRII. 1910. Sonder- | 
abdruck. cf. auch RDR I (1909), p. 22—26. Zu den dort gebrauchten Zeichen 
kommt für den Norden hinzu [ü] und [w]. 

?) Ich zähle sie m der Reihenfolge auf, in der ich sie besucht habe. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 11 


bei der Bearbeitung herausgestellt hat, geht gerade zwischen diesen 
Dörfern eine charakteristische Linie hindurch, wovon ich freilich 
vorher nichts wußte; an Ort und Stelle habe ich nur bemerkt, daß 
] in diesem Zwischengebiet aufhört, und seine Ausdehnung habe 
ich festgestellt, indem ich in drei verschiedenen Dörfern (Lanet, 
Soulatge und Padern) nach den Lautungen gewisser Worte in diesen 
sieben Ortschaften fragte, z. B. sagt man dort (üno] oder [leno] usw. 
Da die drei Antworten übereinstimmten, so kann ich auch die Aus- 
dehnung des [|] genau angeben. Die anderen Erscheinungen kommen 
für den Unterschied zwischen dem Katalanischen und dem Langue- 
dokischen nicht mehr in Frage, bilden aber eine markante Trennung 
im Languedokischen selbst, so daß es sehr wünschenswert gewesen 
wäre, auch deren Ausdehnung genau zu wissen. Zum besseren Ver- 
ständnis und leichteren Zitieren der Sprachformen der einzelnen 
Gegenden werde ich das ganze (rebiet in einzelne Abschnitte zerlegen 
und durch Buchstaben bezeichnen; finden sich in einem solchen 
Bezirk mehrere Formen, so werden die weniger häufig vorkommenden 
mit den Zahlen der Orte angeführt, wo sie notiert wurden. Die Worte, 
die nicht überall erfragt sind, werden mit Angabe der Orte zitiert, 
wo ich sie aufgeschrieben habe. Ich bezeichne als: 

RA (Roussillon A) die Orte von nr. 1—13, 15, 18, 31. 

RB (Roussillon B) die Orte nr. 16 u. 17. 

V (Vallespir) den Ort nr. 32. 

F (Fenouillet) die Orte nr. 14, 19—30 u. 60. 

P (Peyrepertuses) die Orte nr. 47—50, 52, 59. 

T (Termenes) die Orte nr. 41-46. 

SWN (südwestl. Narbonnais) die Orte nr. 36-40, 51, 53—55. 

SON (südöstl. Narbonnais) die Orte nr. 33— 85, 56—58. 

Da sich nun in einer bestimmten Gegend eine Reihe von im 


Norden und Süden verschiedenen Lautungen einstellt, wir in dieser 


Gegend also ein dickes Linienbündel bekommen — „die Sprachgrenze“ 
— so soll hier gleich im Anfang der Verlauf dieses Wulstes be- 
schrieben werden; in der Darstellung des modernen Sprachzustandes 
wird auf dieses Linienbündel verwiesen, sobald sich die Kriterien 
dementsprechend abgrenzen, etwaige Abweichungen werden ange- 
geben werden. Die Mehrzahl der das Languedokische vom Katala- 
nischen scheidenden Kriterien findet sich nun zwischen den Orten 
Be 021l47 51,053, 38, 36, 37, 35, 34; 33,.58 einerseits und nr. T, 
13, 12, 15, 18, 6, 3, 5, 4 andererseits, d.h. die letzten Langue- 


12 K. Salow 


dokisch sprechenden Dörfer sind: Belesta, Latour, Paziols, 
Tuchan, Embres, St. Jean, Fraisse, Feuilla, Treilles, Fitou, 
Leucate, und die ersten Katalanisch redenden: Ille, Mont- 
ner, Estagel, Tautavel, Opoul, Salses, St. Hippolyte, St. 
baurent, Barcares., Die ‘Orte nr. 16 und 17, Vinsrau mare 
rıllos, nehmen eine Sonderstellung ein, sie gehören sprachlich 
sehr viel enger zum Languedok als zum Katalanischen, sind aber 
infolge ihrer Zugehörigkeit zur früheren Grafschaft Roussillon sehr 
stark mit katalanischen Elementen durchsetzt, so daß ihre Rede 
eine Katalanisch-languedokische Mischung darstellt. Die 
Schilderung des modernen Sprachzustandes wird nun in der Weise 
erfolgen, dab die lateinischen Laute und Formen und ihre modernen 
Entsprechungen angegeben werden: es wird also zunächst die Laut- 
lehre durchgesprochen werden, dann einzelne Kapitel der Formen- 
lehre, soweit der Fragebogen dazu Stoff liefert, und zuletzt soll die 
Wortgeographie behandelt werden. Syntaktische Erscheinungen 
können nur hin und wieder erwähnt werden, da bei der Aufstellung 
des Fragebogens hauptsächlich die ersten drei Punkte ins Auge ge- 
faßt wurden, und es mir demnach an Material für die Syntax fehlt. 
Im einzelnen Fall werden immer nur ausgewählte Beispiele angeführt 
werden, um ein allzuhäufiges Wiederholen der einzelnen Worte zu 
vermeiden, 


Die Darstellung des modernen Sprachzustandes. 


A. Lautlehre. 
I. Vokale. 


Kapitel I. Haupttonvokale. 
Vit. i. 

Im Süden so gut. wie im Norden ist vlt. I als [il erhalten ge- 
blieben, mag es sich nun in freier oder gedeckter Silbe befunden 
haben, auch ohne Rücksicht auf die umgebenden Konsonanten, auber 
vor [1]), vor dem sich im Norden ein [a] oder [e] entwickelte, das mit 
dem [il] einen steigenden Diphthongen bildet. Dadurch wird dieses 
zum ersten, weniger energisch artikulierten Element des Diphthongen 
und verengert sich bei schnellerer Rede meist zum Reibelaut. 

Beispiele: S 1. i außer vor [l. 

QURRITAT: RA nr. 7, 10, 12, 15; V [kridal; RB nr. 16 [krido]; 
F nr. 21, 60 [krido], nr. 14 [krido]'). nr. 27 [kridu]; T nr. 45 [krido]; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [krido]. 

FORMICA: RA, V [furmiga], nr. 9 [furmiga]. nr. 13 [frumiga]; RB 
[furmigol; F [frumigo], nr. 19, 29, 30, 60 [furmigg]. nr. 14 [furmigo]; 
P [furmigg], nr. 48, 49, 59 [frumigo]; T [furmigo], nr. 44 [frumigo|; 
SWN [furmigo], nr. 55 [frumigo], nr. 38 [furmio], nr. 40 [frumigo]; SON 
[furmigo], nr. 34 |furmigo). 

ANNOTE RAS NV [lemik]; RB nr. 16 [omik]; nr. 17 [amik]; EB, B, 
T, SWN, SON {amik]. 

DICIS: RA, V, [diwos], nr. 4 [dius], nr. 11 [dewas]?); RB [dizos]; 
F [dizos], nr. 29, 60 [dizesl; P, T [dizes]; SWN [dizes], nr. 38, 39 [dize]; 
SON [dizes], nr. 34, 35 [dizel. 

VINU: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem 
Mokak FRA, V, RB, F, P, 'T,’SWN, SON [bil. 


') Languedokisches [5] ist gerundet. 
2?) nr. 6 Jamik]. 
3) je] für [i] findet sich bisweilen in Roussillon, cf. [net] neben [nit]. 


14 K. Salow 


*OAMMINOS: RA [komis]; V [komins]; RB nr. 16 [kamis], nr. 17 
[kamis]; F, P, T, SWN, SON [kamis). 

COCINA: RA, V [kuine]'); RB nr. 16 [kuzina], nr. 17 [kuzing]; 
F [kuzino], nr. 14 [kuzino], nr. 26 [kuzinu]; P [kuzino]; T [kuzing], 
nr. 45 [kuzinu]; SWN Jkuzino], nr. 38, 40 [kuzinu]; SON [kuzing]. 

ji] bildet mit sekundär entstandenem [u] einen fallenden Diph- 
thongen. 

AESTIVU: RA, V, RB [istiu], nr. 1, 2,3 [ostiu]; F [astiu], nr. 14 
[istiu], nr. 60 [estiu]; P [astiu], nr. 47, 52, 59 [estiu]; Tlestiu]; SWN [estiu], 
nr. 51 [ostiu], nr. 36, 54 [istiu]; SON nr. 33-35 [istiu]. nr. 56-58 [estiu]. 

SCRIBERE: RA nr. 7, 9, 15 [eskriurs]), nr. 10, 12 [askriura]; 
V [askriuro]; RB nr. 16 [askriure]; F nr. 21, 27 [askriure], nr. 14 
[askriuro], nr. 60 [eskriure]; T nr. 45 [eskriure]; SWN nr. 53 [eskriure], 
nr. 36 [eskriure]; SON nr. 56, 58 [eskriure]. 

$ 2. 1+[H. Zwischen dem I und dem [}] entwickelt sich ein 
Übergangslaut, in unserer Gegend [a] und [e]?). 

FILU: RA,[fl]; RB, F [ügell, or. 60 [fx]; P nr.47, 48252 
[fxall, nr. 49, 50, 59 [fxel]l; T, SWN, SON [fxal]?). 

Verschwunden ist heute dieser Laut in APRILE: RA nr. 5, 10, 12 
[obril], nr. 15 [abril] 9); V [abrit]; RB nr.16, Finr.14, 21, 27, 60, SWN, 
nr. 36, 53 SON nr. 56, 58, T ar. 45 [abril]?). 

Diesen Laut finden wir gleichfalls nicht bei: 

GRILLU: RA nr. 1 [gril/]), nr. 13 auch [gril’un]; F nr. 60 [gril], 
nr. 29 [gril]; P [gril]; T, SON, SWN [grill, nr. 51, 53 [eril. 


!) Im Katalanischen hat Zurückziehung des Akzentes stattgefunden, cf. 
Saroihandy: GGI?, p. 854. Dies geschah, weil beim Aufeinandertreffen von zwei 
Vokalen immer der den Akzent erhält, der die größte Klangfülle besitzt, ef. Sievers: 
Grundzüge der Lautphysiologie. 1876. p. 111. 

?) ef. auch Meyer-Lübke: Grammat. I, S37 und Öreseini: Manualetto 
provenzale. 1905°. p. 14. Anglade: Le parler de Lezignan. RLR 40 (1897), 
p- 168. 

3) Anglade zitiert ]. c. als zweites Beispiel ANGUILLAM > andialo. Diese 
Entwicklung geht weit nach Norden hinauf, auch ein [o] findet sich als Übergangs- 
laut, ef. ALF carte 567. Im 13. Jahrhundert finden wir in Urkunden aus Narbonne 
neben il auch schon fielh, cf. Mounyes: Cartulaire de Narbonne. Annexes, Serie AA, 
Px207,. 1 und 209,1. 

%) In der südlich der Sprachgrenze gelegenen Gegend wechselt vortonig [a] 
mit [»] je nach Schnelligkeit der Rede, cf. S 26. 

5) Doch bestand auch in diesem Wort einst der Übergangslaut, wie ein von 
Anglade zitiertes Sprichwort zeigt, ef. auch Krüger: Sprachgeogr. Unter- 
suchungen, S 8. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 15 


Es liegt das vielleicht daran, daß in der nördlichen Gegend [Y] noch 
nicht entpalatalisiert war, als die Entwicklung eines Übergangslautes 
zwischen [il] und [H eintrat, und darum derselbe auch heute hier nicht 
erscheint. Was die geographische Ausdehnung von [yal] und [yel] 
betrifft, so gehen diese Lautungen über das in den Vorbemerkungen 
angegebene Linienbündel nicht hinaus. RB zeigt die nördliche Ent- 
wicklung. 


Vit. [e] class. ı, €, @). 


Es wird im Süden gewöhnlich zu [e]). Im Norden ist es in 
der Regel als [e] erhalten geblieben”), doch zeigen sich häufig Ab- 
weichungen, namentlich vor [H und Nasalkonsonanten, und in Worten, 
deren nordfranzösische Form [e] bietet, wir also schriftfranzösischen 
Einfluß auf die Aussprache der mundartlichen Form anzunehmen haben. 


Beispiele: $ 3. [e] außer vor [H und Nasal. 

PIPERE: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [pebro]; V [pebre]; RB nr. 16 
[pebre]; F nr. 14 [pebro], nr. 21 [pebre], nr. 27, 60 [pebre]; T nr. 45 
[pebrel; SWN nr. 36 [pebre], nr. 53 [pebrel; SON nr. 56 Ipebre], 
nr. 58 [pebre]. 

Suffix -ITTAS in allumettes. 

RA, V [ol’umetos], nr. 1,2,3, 13, 15, 31 [al’umetos], nr. 4 [ol’umetos]; 
RB nr. 16 [al'’@metas], nr. 17 [al'umetos]; F nr. 23, 24, 26, 27, 60 
alfümetes], nr. 14, 21, 22 [al’ümetos], nr. 20, 25, 29, 30 [al’ümetes], 
nr: 19 [al/emetos]; P [alfümetes], nr. 52 [al’emetes]; T nr. 43, 44, 46 
Ialümetos], nr. 45 [alümetos], nr. 41 [alemetos], nr. 42 [alemetos]; 
SWN nr. 51 [al’ümetos], nr. 55 [al’oemetos], nr. 36—40 [alemetos], 
nr. 94 [alemetes], nr. 55 [alemetos]; SON lalemetos], nr. 35 [alemetos], 
nr. 33 [alümetus]?). | 

CREDIS: RA, V [krewas], nr. 4 [kreus]; RB nr. 16 [krezes], nr. 17 
[krezas]; F [krezes], nr. 14, 20—23 [krezas], nr. 19 [krezas]; P, T, 
SWN, SON [krezes]. 

SERIGUEEN nr..9, 10, 412, 15 /]fegs], nr. 7 lfeea];. "V. -[feea]; 


') In einigen Beispielen findet sich vereinzelt auch [e] ef. [ol’umetas], [ostreto], 
[peil S 3. . 

?) Lat. i hat sich infolge von Hiat gehalten in DIEM. > RA, V [dio]. In 
den Urkunden aus Roussillon finden wir häufig dia, dies ef. z.B. Alart: Doc. 
p- 69, 70. Für den Norden fehlen moderne Beispiele, aus Urkunden führe ich an: 
dias: Mounyes, 196, 2; vias id., p. 148, 2. 

>) [e] im Norden schriftfranzösischer Einfluß. 


16 K. Salow 


RB nr. 16 [fee]; F nr. 21, 27, 60 [fee], nr. 14 [fe&o]; T nr. 45 [fece]; 
SWN nr. 36 [feto], nr. 53 [fezel: SON nr. 56, 58 [fece]. 

PIRUM + A: RA, V |persl; RB nr. 16 [pero], ar. 17 Merl: 
E' nr. 20, 25, 29, 30, 60 [pero], nr. 14 [pero]; nr. 19, 21, 22, 24 pero], 
nr. 23, 26-28 [perul; P, T, SWN, SON [pero], nr. 34, 58 [pero]. 

SEDECIM: RA nr. 7, 8,10, 12, 15 [sedze]; V [setse]; RB nr. 16 
[setse]; F nr. 14, 21, 27 [setse], ur. 60 [setse]; T nr. 45 [setse], SWN 
nr. 53, 36 [setse]; SON nr. 58 [setse], nr. 56 [setse]. 

TREDECIM: RAnr. 7,8, 10, 12.15 [tredza]; V [tretse]; RB nr. 16 
[tretse]; F nr. 14, 21, 27, 60 [tretse]; T nr. 45 |tretse]; SWN nr. 36, 
53 |tretse]; SON nr. 56, 58 [tretse]. 

STRICTA: RA [astreto], nr. 2—6 [astreta]; V [Bstreta]; RB nr. 16 
Iostreto], nr. 17 Jastreto]; F lastreto], nr. 29 [astreto], nr. 14 [astreto], 
nr. 60 [estreto]; P [astretg], nr. 47, 59 [estreto]; T [estreto]; SWN, 
SON [estreto], nr. 33—38 [estreto]. | 

DIRECTA nach Vokal innerhalb einer Exspirationsgruppe. 

RA nr. 7—10, 12, 15 [dreta]; V [dreta]; RB nr. 16 [dreto]'); F 
nr. 21, 27, 60 [dreto], nr. 14 [dreto]; T nr. 45 [dreto]; SWN nr. 36, 
53 [dretol; SON nr. 56, 58 [dreto]: 

APICULAS: RA [obel/as], nr. 5, 31 [obel’as}; V [obel’as]; RB nr. 16 
[obel’as], nr. 17 [abel’as]; F nr. 20, 22 [abel’os], nr. 21 [obel’os], nr. 29, 
30 [abel’es], nr. 14, 19, 23—25 [abel’os]l, nr. 26, 27, 60 label’es] 
P [abel’es], nr. 47 [abel’es] T Jabel’os]; SWN [abel’os]; SON label’os], 
nr. 33 [abel/us], nr. 35 [abel’os]. 

SOLICULUM: RB [sulel’]; F [sulel’), nr. 14, 24 [sulel], nr. 60 
[sulel]; P [sulel/], nr. 59 [sulel]; 'T [sulel]l, nr. 41, 42 [sulell; SWN 
[sulel], nr. 51 [sulel‘], nr. 53 [sulel’]; SON [sulet], nr. 33 [sulel‘], nr. 34 
Isulel’], nr. 58 [sulet]. 

CORRIGIAS und CORRIGIAN: RA [kuregos], nr. 11 |[kuree], nr. 1, 
2, 7—10, 12 [kure&o], nr. 6 [kuru]; V [kurecos]; RB nr. 16 |kuregas], 
nr. 17 [kurezos]; F nr. 14 |kurecos], nr. 19 [kurecas], nr. 22 [kureco]|, 
nr. 26 |kuretes], nr. 23 [kuregos], nr. 24, 25, 27, 29 [kureges], nr. 60 
[kurezo], nr. 21 [kurego], nr. 20 [kureeo|; P [kurezes]; 'T [kurezos], 
nr. 42 |kurezol; SWN, SON [kurezos], nr. 33, 34, 55, 57 [kurezo]. 

TRES: RAcHT. 7. 10, 12-15: V ftres]|; RBnr. 16: Bor Aa 
27, 60: T nr.45; SWN nr. 53; SON ur. 56, 58 /[tres], nr. 36 [tres]. 

SPISSAS®): RA nr. 1, 5, 6, 9—12, 31 [ospesas], nr. 2, 3 [aspe- 


!) DIRECTU lautet nr. 16 |[dret] nr. 32 [dret], ef. S 75. 
?) Die Formen auf -[us] im Süden, -[is] im Norden sind Maskulinbildungen. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 7 


sos], nr. 4 [aspesas], nr. 7, 8, 13, 15 [aspesus]; V [ospesss]; RB nr. 16 
[aspesas], nr. 17 [ospesasl; F nr. 14, 23 [aspesos], nr. 19 [aspesis], 
nr. 21 [ospesas], nr. 22 [aspeses], nr. 24, 25 [aspesas], nr. 20 [aspesis], 
nr. 26, 27 [aspeses], nr. 29, ‚30 [aspeses], nr. 60 [espeses]; P [aspeses], 
nr. 47, 59 [espeses]; T [espesos]; SWN nr. 40, 55—55 [espesos], nr. 38 
[ospesos], nr. 39 [espesis], nr. 36 [ospesis], nr. 51 [espesos]; SON nr. 
56—58 [espesos], nr. 34, 35 [dspesos], nr. 33 [ospesus]. 

germ. FRISK + A: RA, V [freskal, nr. 2 [fredol; RB [fresko]; 
F nr. 14 [fresko], nr. 21, 22, 24, 29 [fresko], nr. 19, 25, 30, 60 [fresko], 
ar. 26, 28 [fresku], nr. 20, 23, 27 [fresku]; P [fresko], nr. 47, 59 
[freskol; T [fresko] nr. 44, 46 [fresko]; SWN Ifreskol, nr. 51 (fresko]:; 
SON nr. 33, 56 Ifresko|, nr. 34, 35 [fresko], nr. 57, 58 [freskol. 

PISCEM: RA [peil, nr. 31 [peil; V [peil; RB [pesl; F I[peis], nr. 
14, 22—24 [pes], nr. 19 [pes]; P [peis], nr. 52 [pes]; T [pes]; SWN 
[pes], nr. 38, 55 [peis], nr. 53 [peis]; SON [pes], nr. 56, 57 [peis], nr. 
58 [peisl. 

CREDERE: RA ur..7, 10, 12, 15 [kreura];- V [kreura]; RB.nr. 
16 [kreiro]; F nr. 21, 27, 60 [kreire], nr. 14 [kreirol; T nr. 45 [kreire]|; 
SWN nr. 36 |kreire], nr. 53 Ikreire]'); SON nr. 56, 58 |kreirel. 

*VIDERE): RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 [beura]; V [beura]; RB nr. 
16 [beirol; F nr. 27 [beire], nr. 21 [beire], nr. 14 [beire], nr. 60 [beze]; 
T or. 45 [beze] und [beire]l; SWN nr. 53 [beze]. nr. 36 [beirel; SON 
nr. 56, 58 [beirel. 

BIBERE: RA, V |beuro]; RB nr. 16 [beuro]. nr. 17 [beura]; F 
[beure], nr. 14, 19 [beura], nr. 30 [beure]; P [beure], nr. 47 [beure]; 
T [beure], nr. 45 [beure]; SWN [beure], nr. 39, 40 Ibeure]; SON 
[beurel, nr..33, 35 [beure]. 

* DEXITOR und -OREM: RA nr. 9, 12 [tisodu], nr. 10 [tisodol, nr. 
15 und auch nr. 12 [tiseiro]; V [tisodul; RB nr. 16 [tiseirel; F nr. 19, 
21, 27, 60 [tiseirel, nr. 14 [tiseiro]; T nr. 41 [tiseire], nr. 45 Itisaire]; 
SWN nr. 53 [tiseirel, nr. 36 [tisaire]l; SON nr. 56 [tisejran], nr. 58 
Itiseran] ?). 

Erklärt sich in den vorhergehenden Beispielen das [e] an Stelle 
des [e] im Norden zum guten Teil durch französischen Einfluß, und 


') Auch [kreze|. 

?) Innerhalb Exspirationsgruppe nach Vokal. 

3) Im Süden liegt *TEXITOREM zugrunde; -[ajre] geht zurück auf -ATOR, das 
-ITOR verdrängte; in Urkunden aus Narbonne heißt es teixeire, ef. Mouny&s, 
p- 77,2 und p. 47, Anm. 4. 


18 K. Salow 


in den Grenzgebieten durch südlichen, katalanischen, so reicht diese 
Erklärung doch nicht mehr aus, sobald wir [e] vor [H} und Nasalen 
finden. 

S4. [el+f] und [e] + Nasal. 

a) el El. 

CAPILLOS und PILOS: RA, V [kabel’s], nr. 4, 31 [kobel’s]; RB 
nr. 16 [pelsis], nr. 17 [pels]; F [pelsil, nr. 14, 19, 60 [pelsis], nr. 20 
[pelsis] und [pell, nr. 26, 29 [pel]l; P nr. 48 [pelsis], nr. 47, 49 [pelsi], 
nr. 50, [pet], nr.59 [pet], nr. 52 [pelsis]; T[pelses], nr. 44 [pet], nr. 41 [pel]; 
SWN nr. 38, 40, 55 [pell, nr. 51 [pell, nr. 36, 53, 54 [pelses], nr. 39 
[pelsis]; SON nr. 34, 35 [pels], nr. 57, 58 [pet], nr. 33 [pelsis] nr. 56 
[pelses]. 

STELLAS'): RA nr. 7, 9, 10, 12 [ostelos], nr. 15 [asteles]; V, 
RB nr. 16 [astelos]; F nr. 14 [astelos], nr. 21 [ostelos], nr. 27 [asteles], 
nr. 60 [esteles]; T nr. 45 [estelos]; SWN nr. 53 [estelos], nr. 36 [astelos]; 
SON nr. 56, 58 [estelos]. 

TELA: RA nr. 7, 9, 10,12, 15 [tea]; V Ttebl: RB mr. 16 (telo]; 
F nr. 14 [tele], nr. 21 [telo], nr. 60 [telo], nr. 27 [telu]; T nr. 45 [telo]; 
SWN nr. 53, 36 [telo]; SON nr. 56, 58 [telo]. 

Weniger häufig als vor [}], aber doch in einer Reihe von Worten 
auch in größerem Umfang, finden wir [e] statt [e] vor Nasalen. 

b) [e]+ Nasal. 

CINEREM: RA [senro], nr. 10—13, 31 [senra]; V [senfo]; RB nr. 16 
[sendro], nr. 17 [sendre]; F [sendro], nr. 19, 30 [sendro], nr. 29 [sendro], 
nr. 14 [sendro]; P [sendro]; T [sendre], nr. 41, 45 [sendres]; SWN nr. 51, 53 
[sendre], nr. 40 [sendres], nr. 36 [sendro], nr. 38, 54, 55 [sendre], nr. 39 
[sendres]; SON nr. 56—58 [sendres], nr. 33, 34 [sendre], nr. 35 [sendre]. 

CATENA: RA nr. 6-10, 13, 15, 31 [kadens], nr. 1-5, 11, 12 
[kadena]; V [kedene]; RB [kadeno]; F nr. 19, 22, 23, 29 [kadeno], 
nr. 14, 30 [kadeno], nr. 20, 21, 24—28 [kadeng]; P, T, SON [kadeno]; 
SWN [kadeno], nr. 38 [kadeno]. 

*OUMINITIANT: RA, V [kumensen], nr. 2 [kumensen]; RB nr. 16 
[kumenson], nr. 17 [kumensun]; F nr. 14, 22, 25, 26 [kumensan], nr. 20 
Ikumensun], nr. 21 |kumensun], nr. 19, 23, 24, 27—29 [kumenson], 


') Anglade, p. 166 will das [e] in STELLA und TELA durch Doppelformen im 
Vlt. erklären. Wie MUSTELA neben MUSTELLA habe auch STELLA und STELA, und 
analogisch TELLA neben TELA bestanden; dann habe hier Beeinflussung durch das 
Suffires -ELLU stattgefunden. |[pel] erklärt er durch Angleichung an PELLEM. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 19 


nr. 30, 60 [kumensen]; P |kumensen], nr. 52 [kumensen], nr. 47 [ku- 
mensan], nr. 59 [kumensun]; 'T [kumensun]; SWN, SON [kumensun]. 

TRIGINTA: RA, V [trento]; RB nr. 16 [trento], nr. 17 [trento]; 
F [trento], nr. 14 [trento], nr. 30 [trento]; P, T, SWN, SON [trento], 
nr. 40 [trento]. 

FEMINA: RB [fenno]; F [fenng], nr. 14, 19 [fenna], nr. 21, 26, 27 
[fenno]; P [fenno], nr. 52 [fenno]; T [fenno], nr. 45, 46 [fenng]; SWN, 
SON [fenno], nr. 34 |fenno|. 

PRENDERE: RA, V [penro], RB [preno]; F [prene], nr. 14 [preno], 
nr. 19 [prena], nr. 29, 30 [prenel; P, T, SWN, SON [prene]. 

LINGUA: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [leygo]; V Weygel; RB nr. 16 
enge]; F nr. 14 [eyga], nr. 27 [Yeygol, nr. 60 [leygo], nr. 21 eygo]; 
T nr. 45 [leygol; SWN nr. 53, 36 llengo]; SON nr. 56, 58 [leygol. 

Da [e] und [e] in den einzelnen Worten eine verschieden große 
Ausdehnung haben, kann eine Grenze zwischen beiden nicht angegeben 
werden. In einer Reihe von Beispielen trennen sich beide Laute einiger- 
maßen iin derinden Vorbemerkungen beschriebenen Gegend ab, ef. CREDIS, 
APICULAS, CORRIGIA, CATENA, TRIGINTA, PRENDERE, PERA; bei 
anderen geht [e] zum Teil recht erheblich weiter nach Norden, cf. 
allumettes, SOLICULUM, SPISSAS, FRISC, PILOS, *CUMINITIANT, FEMINA, 
LINGUA. Teilweise mögen sich diese Schwankungen durch franzö- 
sischen oder katalanischen Einfluß erklären; wir müssen aber doch 
auch im languedokischen selbst die Neigung konstatieren, vor [1] und 
Nasalkonsonanten [e] mit größerem Zungenabstand zu produzieren, 
wodurch eben [e] zu [e] wurde. 

S 5. Unregelmäßige Entwicklung des [e] zeigen: 

MRCHMOS: RA nr. (4, 10,.12,, 15slrims]; V eins]; RB'nr.16 
[rozins]; F nr. 14, 60 [razins], nr. 21 [rozin], nr. 27 [razin]; T nr. 45 
[razins]; SWN nr. 53 [razins], nr. 36 [razins,, SON nr. 58 [razins], 
nr. 56 [razins]. 

Nach Lindsay: Die lateinische Sprache, p. 25, handelt es sich 
hier um Vlt. Suffixvertauschung. ef. ital. racimolo, span., portug. racımo. 

Nach Suchier') hat diese abweichende Behandlung des [e] ihren 
Grund in dem vorausgehenden Palatal; Saroihandy°) dagegen möchte 
es dem Einfluß des folgenden Nasals zuschreiben. Dabei ist aller- 
dings zu beachten, daß auch im Norden sich [i] für [e] findet, wo 


1) GG@I2, p. 731. 
2). ib., p. 852. 


20 K. Salow 


kein Palatal vorhanden ist, ef. VENENUM > beri in Lezigenan'). Auch 
finden wir im Süden selbst hinter Palatal die gewöhnliche Entwick- 
lung des [e], wo im Norden [i] erscheint. 

CERA®): RA nr. 7, 10,12, 15 [sera]; V [sere]; RB nr. 16 [sero]; 
F nr. 14 [siro], nr. 21, 60 [siro], nr. 27 [sirul; T nr. 45 [sirg]; SWN 
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 Isiro]. 

Entwickelt, als hätte es x, ist FERIA: RA, V [fire]”); RB [fxero]; 
F [fxeiro], nr. 14 [fxero], nr. 20 und 30 [fxeiro], nr. 26 |fxeirul; P [fxero], 
nr. 47, 59 [fyeiro]; T [fxero]; SWN [fxero], nr. 37 [fxeirol; SON [fxeiro]. 
Verschmelzung des [e] mit dem folgenden Palatal ist infolge von 
Akzentverschiebung eingetreten in SECALE®): RA, V [segelo], nr. 31 
auch [matal/]; RB nr. 16 [mastal’], nr. 17 [sigel]; F nr. 24, 30 [segglo], 
nr. 21, 23,25 [segglo], nr. 20 [segglo], nr.26, 29 [sekklo]. nr. 19 [sekklo], 
nr. 14 [sekklol, nr. 27, 60 [sekkl]; P [syall, nr. 49 [sekklel, nr. 50 
[sekklol; T [sxall; SWN [syall; SON [sxall, nr. 33 [seggle], nr. 34 
Isekkle]. | 

Vlt. [e] = class. [£, ae]. 

Im Süden hat [e], außer vor palatalisierten Konsonanten, sich 
nicht verändert; im Norden ist es vor Nasalkonsonanten zu [e] ge- 
worden. Es findet sich jetzt häufig wieder [e], doch ist das eine 
junge Rückwandlung. Ferner ist im Norden vor palatalisierten 
Konsonanten und unmittelbar vor u Diphthongierung das [e] 
eingetreten; im Süden dagegen ergab [e] + dem sich aus palatalisierten 
Konsonanten entwickelnden i ein [il], unmittelbar vor u blieb es hier 
aber unverändert, es bildete mit dem u nur einen fallenden Diphthongen. 

Beispiele: 86. [el außer vor Nasalen und palatalisierten 
Konsonanten. 

OREPANT°): RA, V [kreban]; RB nr. 16 [krebon], nr. 17 [krebun]; 
F [krebon], nr. 14 [krebun], nr. 25 [kreben]; P [kreben], nr. 47 [kreboan]; 
T, SWN, SON [krebun]. 

'!) Anglade: Parler, p. 165. Auch hier liegt Suffixtausch vor, cf. franz. 
venin, katal. veri. 

2) Im 13. Jahrhundert auch in Narbonne noch cera, cf. Mounye&s, p. 201,1. 

») Mussafia: Sieben weise Meister v. 1832 reimt noch fera mit labrera; 
im 13. Jahrhundert heißt es in Roussillon bereits fire, ef. Alart: Doc. p. 95 und 
1313 fires, cf. RLR XXIX (1886), p. 69. In Narbonne heißt es 1249 noch feyra, 
cf. Mouny&s, p. 48,2, aber altprovenz. fieira findet sich Appel: Chrestmathie, 
Stück 100 v. 142, p. 141. 

#) Meyer-Lübke: Einführung, p. 98. 

?) In nr. 5, 23, 42 war das Wort ungebräuchlich. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet al 


ud 


. 


EEROREM: RA nr. 7, 10, 12, 15, V [Febra];ı RB: nr. 16 IVebro]; 
F nr. 14 |’ebro], nr. 27 [Vebrul, nr. 60 [lebro]; T nr. 45 [lebre], nr. 44 
IYebre]; SWN nr. 36 [lebre], nr. 53 IVebre]; SON nr. 56, 58 [lebrel. 

SBEIREME: RA nr.704 10.123715, V, RB nr. 16,: P’nr: 21, 27, 60, 
one. 45, SWN nr. 36, 53, SON. nr. 56, 58 [set). 

HIBERNUM: RA nr. 7, :10; 12, 15, jibern]; V ibern]; RB nr. 16 
ken]; Binr. 14, 21,727, 60; Tnr. 45, SON nr.56, 58 fiber]; SWN 
nr. 36 [iber], nr. 53 [ibere]. 

SERRA und das Verbalsubstantiv von RESECARE: RA |[serp], 
nr. 1 [sego], nr. 12, 13, 15 [rasega]; V [sero]; RB nr. 16 [rasegol, nr. 17 
Iresegal; F [rosego], nr. 14, 19, 27 [rosega], nr. 26 [resegul, nr. 21 
[rasego], nr. 20,30 [rasegal; P, T, SWN[rosegg]; SON [rasego], nr. 33,35 
[rosego], nr. 34 [rosegu]. 

CAELUM: RA, V, RB, P, F, T, SON, SWN [sell. 

VITELLUM innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem 
Vokal: RA [bodel], nr. 1, 4, 5 [bedel‘], nr. 6 [bgu]'); V, RB [bedel’]; 
RE Tbadel‘], nr. 25, 26, 27, 29 [bedel’], nr. 14, 60 [bedell; P [badel’]; 
T [bodel]; SWN [bodel], nr. 51, 53 [badel/]; SON [bodell, nr. 33 [bodel’). 

ERAT: RA, V, RB [erol, nr. 1 [era], nr. 17 [era]; F lerg], nr. 14 
ers; B, 7, 8WN, SON [erol. 

PERDERE: RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 [perdra]; V [perdro]; RB nr. 16 
[perdro]; F nr. 14, 21, 27, 60 [perdre]; T nr. 45, SWN nr. 36, 53, SON 
nr. 56, 58 |perdre]. 

PEDEM: RA, V [peu]; RB nr. 16 [peu], nr. 17 [pe]; F [pe], nr. 20 
[peul; P, T, SWN, SON [pel. 

ZEISBEELOS-SRB. nr. 16, Kenr. 14, 21, 27,60, Tnr. 45,,SWN 
nr. 36, 53, SON nr. 56, 58 [sizeus]. 

Französisches Lehnwort ist im Norden FEBREM: RA nr. 7, 9, 
10, 12, 15, V, RB nr. 16 [feöre]; F nr. 21 [fxebre], nr. 14 [fxebra], 
nr. 60 [fxebro], nr. 27 [fxebrul; T nr. 45 [fxebre]; SON nr. 56, 58 [fxe- 
bre]; SWN nr. 53 [fxebre], nr. 36 [fxebro]. 

Die Entlehnung erklärt sich leicht aus dem Umstand, daß das 
Wort sehr häufig durch die — französisch redenden — Ärzte gebraucht 
wird. Zum Überfluß läßt sich die alte Form febre auch noch im 
13. Jahrhundert in Narbonne nachweisen ?). Heute zeigt ganz Langue- 
dok die französische Form, ‚febre findet sich nur noch in der Provence?). 


1) = BOVEM. 
2) Mouny&s, p. 197. 
®) ALF, carte 565. 


1) 
189) 


K. Salow 


87T. [el+ Nasal. 

TEMPUS innerhalb einer Exspirationsgruppe vor folgendem FACIT: 
RA [tems], nr. 1, 4, 15 [tens], nr. 5, 10, 11 [tem], nr. 6 [ten]; V [tems]; 
RB nr. 16 [ten], nr. 17 [tem]; F [tem], nr. 24—26, 60 [tem]; P [tem], 
nr. 48, 49 [tem]; T [tem], nr. 41, 44 [tem]; SWN [tem], nr. 40, 54, 55 
tem]; SON [tem], nr. 57 [tem], nr. 58 [tens]. 

DECEMBREM: RA, V, RB [dosembro], nr. 2 [dosembr>], nr. 3 
[desembro]; F nr. 20, 22—24 [dasembre], nr. 25—28, 60 [desembre], 
nr. 14, 19 [dasembro], nr.29 [desembre], nr. 30 [dasembre]; P [desembre], 
nr. 47, 48 [desembre]; 'T [desembre]; SWN [desembre], nr. 40 [desembre], 
nr. 36, 38 [dosembre]; SON [desembre], nr. 34, 35 [dasembre], nr. 33 
[dosembre]. 

In NOVEMBREM') ist [e] weiter ausgedehnt; auch nr. 27, 53, 56 
haben die Lautung [nubembre]; dieselbe Verbreitung des [e], wie DE- 
CEMBREM, zeigt SEPTEMBREM°), nur daß nr. 27 [setembre] bietet. 
Vergleicht man die Ausdehnung des [e] in den Formen von TEMPUS 
mit denen von DEOEMBREM, so findet man ein nicht unerhebliches 
Auseinandergehen; bei TEMPUS zeigen [e] auf languedokischem Gebiet 
nr.14, 19—23, 27—30, 33—35, 40, 41, 44, 48, 49, 54—56, bei DECEM- 
BREM dagegen nur nr. 14, 19, 29, 30, 33, 36,- 38, 40, 47, 48. Wir 
stoßen also vor m in den einzelnen Beispielen auf ein großes Schwanken 
von [e] und [el. Dasselbe, wenn auch in weit geringerem Maße, 
erscheint vor n. 

VENIO: RA, V |bin]®), nr. 1,2, 12,13, 37 |bpk]; REommeie 
[beni], nr. 17 [beni]; F [beni], nr. 19 [benil; P, T, SWN, SON [benil. 

VENIS innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem 
Vokal: RA [ben»s]; V [bene]; RB [benos]; F [benes], nr. 14, 19—23 
[benas], nr. 30 [bene]; P [benes], nr. 48—50 [bene]; T, SWN, SON 
[benes], nr. 51, 54, 56 [bene]. 

Diese beiden Beispiele würden ja eine ziemlich genaue Ab- 
grenzung geben, die mit dem oben skizzierten Bündel zusammenfiele; 
nur nr. 17 und 19 würden abweichen, was sich aber durch katala- 
nischen Einfluß erklären ließe. Daß aber auch hier ein größeres 
Schwanken herrscht, ist sicher; denn in nr. 14 finden wir [ben] für 


1) ef. 8 50. 

Ayrci. 18 44 

°») Das analogische |[k] ist hier geschwunden, nachdem n vor demselben zu 
[y] geworden war. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 23 


VENIT'), und ebenso in nr. 36; nr. 30 bietet noch [ten] für TENET’?). 
Allerdings sind auch diese drei noch Grenzorte. nr. 30 (Maury) ist 
die erste languedokische Bahnstation auf der Strecke Perpignan— 
Quillan, hat also auch enge wirtschaftliche Berührung mit dem kata- 
lanischen Gebiet. Etwas größer ist das Schwanken von [e] und [e] 
vor gedecktem n. 

TALENTUM°): E' [talen], nr. 21, 22, 29, 30 [talen], nr. 23 [ta- 
lent], nr. 60 [talent]; P [talen]); T nr. 41, 44, 45 [talen], nr. 42, 43 
kalen]; SWN nr. 36, 39, 40,55 [talen], nr. 38, 51, 53, .54 Italen]; 
SON [talen], nr. 56 [talen]. 

ARGENTUM: RB nr. 16 [arzen]; F nr. 14, 21, 27, 60 [arzen]; 
T nr. 45 [arzen]; SWN nr. 36 [arzen], nr. 53 [arzen]; SON nr. 56, 58 
[arzen]. 

VENTUM®): RA [ben], nr. 2, 4 [ben]; V [ben]; RB nr. 16 [bent], 
nr. 17 [bent]; F [ben], nr. 14, 29, 30 [bentl, nr. 23, 26, 60 [bent]; 
P, T [bent]; SWN [bent], nr. 36 [ben], nr. 40 [ben]; SON [bent], nr. 
35 [bent]. 

CENTUM°): RA nr. 7, 8,-10, 12, 15, V [sen]; RB nr. 16 [sent]; 
F nr. 21, 27 [sen], nr. 14 [sen], nr. 60 [sent]; T nr. 45 [sent]; SWN 
nr. 36, 53 [sent]; SON nr. 56 [sent], nr. 58 [sent]. 

Im Verhältnis zum m hat n das [e] besser bewahrt, aber auch 
hier haben wir Ansätze, das [e] mit größerem Zungenabstand zu 
artikulieren. Zu beachten ist, daß manche Orte noch in einer Reihe 
von Worten [e] bewahren, während sie in anderen schon die neue 
Lautung [e] zeigen. Eine genaue Grenze zwischen [e] und [e] existiert 
heute nicht mehr. 

S 8 [el + palatalisierter Konsonant. 

Im Süden finden wir heute [i], indem [e] mit dem aus dem Pa- 
latal entstandenen i sich zu dem Diphthongen ei verband und weiter 
zu i entwickelte®). Im Norden finden wir [ye], da hier [e] unter dem 
Einfluß des folgenden Palatals diphthongiert wurde. 

Beispiele: SEX: RA, V [sis]; RB, F, P, T, SWN, SON [sxeis]. 

MEDIAM: RA [mi$o], nr. 1, 12 [mica], nr. 13 [mi$>] und [miea]; 


1) ct. 8 85. 

2) ct. 8 58. 

®) nr. 20 |[fam]. 

4) ch. $ 85. 

5) cf. 8 59. 

6) Saroihandy: GGI?, p. 552. 


24 K. Salow 


V [migs]l; RB nr. 16 [myezo| und [|myezal, nr. 17 [mizd] und [myez>]; 
F [myezo], nr. 14 [myezo], nr. 19, 20 [myez»] und [myezo], nr. 24, 26 
Imyezu| und [myezo], nr. 27, 28 [myezu]; P [myezo]; T [myezo], nr. 45, 
46 [myezo]; SWN [myezo], nr. 39, 40, 51, 55 [myezol; SON nr. 56—58 
Imyezo], nr. 34 [myezul, nr. 33, 35 Imyezo]"). 

HERI: RA Jayirt], nr. 3, 15, 31 [ayir], nr. 2 {aire], nr. 7 [ayiro], 
nr. 9 [oyiro], nr. 12 [airt]?); V [ayiro]; RB nr. 16 [ayer], nr. 17 [yer]; 
F [zazyel, nr. 14, 22, 23, 30 [zazye], nr. 20 [zazye], nr. 19 [zozyel], 
nr. 21 [yazyel, nr. 60 [yer]; P [yer], nr. 52 [dyer], nr. 59 [Zazye]; T, 
SWN, SON [yer], nr. 51, 53 [dyer). 

LECTUM: RA, V [Fit], nr. 6, 9.Wet];. RB, ®B, F Weit), 02.60 
lleit]| und nr. 47 auch [leit]. neben [Veit]; T, SWN, SON [leit]?), 
hr. 44, 51,53. Hleit]. 

Im Süden unterblieb die Entwicklung von [e] > [il] m 

VECLUM®): RA [bel], nr. 1, 10, 11 [bel]; V [bel]; RB [byel/]; 


F [byel’], nr. 20—22, 24, 25 [byel’], nr. 14, 60 [byel]; P [byel’/], nr. 50 
[byel]; T [byel]l, nr. 44 [byel’]; SWN [byel], nr. 51 [byel’], nr. 53 [byel’]; 
SON [byell, nr. 58 [byell]. 

Behandelt, als hätte es [e] ist FERIA, dessen Formen S5 an- 
geführt sind. 

Eine dem je] + palatalisierten Konsonant entsprechende Be- 
handlung zeigt 

CATHEDRA°): RA nr. 1—6, 10—13 [kedire], nr. 7—9, 15, 31 
Ikadiro]; RB [kadyero]; F [kadyerg], nr. 14, 30 [kadyero], nr. 27 [ka- 
dyerul; P, T, SWN [kadyero], nr. 47 Ikadyeiro]; SON [kadyeiro], nr. 33 
Ikadyero]. 

Es war D = [i] geworden, und dies rief, ebenso wie beim Pa- 
latal, diese Entwicklung hervor. 

Überall haben wir hier eine scharfe Grenze zwischen der Gegend 
mit diphthongischer Stufe und dem Gebiet mit einfachem Vokal; es 
ist eines der Kriterien, die das moderne Katalanische vom Langue- 


') In einem andern Beispiel: V nr. 32 [miZa], nr. 33 [myezu], nr. 34 [Imyezo], 
ur. 36 [myezo]; sonst durchweg aber [myeZo]l. In Urkunden aus Narbonne heißt 
es 1153 mieg, cf. Mounye&s, p. 4; in Perpignan 1292 migdie, ef. Alart: Doe., p. 103. 

?) In einem Brief aus Salses, 1323, yair. RLR 32 (1881), p. 423. 

2) ck auch p. 101, Anm. 9: 

*) cf. Saroihandy: GGI?, p. 852, Anm.4, und Fabra, p. 21. In den 
Urkunden heißt es in Perpignan schon vell, cf. Orta veyla 1299. Alart: Doc., p. 130. 

?) In den Urkunden von Narbonne noch cadeira, ef. Mounye&s, p. 170,2. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 25 
dokischen am schärfsten trennen; die Grenze ist identisch mit dem 
oben angegebenen Linienbündel, RB gehört zum Norden. 


8 9. [el unmittelbar vor u. 

Im Katalanischen unserer Gegend hat sich [e] gehalten und 
bildet mit dem u einen Diphthongen; im Norden dagegen wurde [e] 
über eine diphthongische Stufe zu [i] in der modernen Zeit. 

DEUM'): RA, V [deul; RB [dius]; F [dius], nr. 20, 25 [diul; P, 
T, SWN, SON [dius]. 

MEUM: RA, V [meu]l; RB [miu]; F [miuk]; nr. 14, 21—24 [miu]; 
P, T, SWN, SON [miu], nr. 37 [meu], nr. 42, 55-57 [meu|. 

*TEUM?), analoge Bildung nach MEUM: RA nr. 7, 8, 10, 12 [teu]; 
Fenle Fnr. 14, 21, 22, 27, 60° [tin]. 

ER ERAN Zone 1 3,5,81]20]; RB, Elyeu], nr. 147 26,27, 
60 [yeul; P, T, SWN, SON [yeu], nr. 47, 57, 58 [yeul. 

Hier ist die Grenze nicht ganz so scharf, wie bei dem S 8 be- 
handelten Fall, gewöhnlich ist sie aber auch dem Linienbündel ent- 
sprechend. Daß im Norden eine diphthongische Stufe vorhergeht, be- 
weisen die Formen der Urkunden, wie «dien, sieua, yeu?) usw. 


Vit. a. 

Es bleibt im Norden und Süden, außer vor palatalisierten Kon- 
sonanten, erhalten; vor erhaltenem r ist es heute gewöhnlich [a], 
vor [H [al. Vor palatalisierten Konsonanten haben wir im Norden 
und Süden eine verschiedene Entwicklung; im Süden ergab nämlich 
a dem sich aus dem Palatal entwickelnden i [e]; im Norden ver- 
band a sich mit dem sekundär entstandenen i zu einem Diphthongen; 
man bekam also [ai], und im weiteren Verlauf assimilierte sich dann 
a in einem Teil der nördlichen Gegend dem [il], und [ai] ergab [ei]. 


Beispiele: $ 10. a vor Konsonanten, außer palatali- 
sierten Konsonanten. 

SADOHPANES: RAnr. 1, 2,5 12, 18 [okaban], nr. 3, 4,15, 15, 
31 [akabon]; V [akabon]; RB [akaban]; F [akaban], nr. 14 [akabun], 

) In Rouss. 1284 Deu, ef. Alart: Doc., p. 77. 

2) nr. 15, 16, 36, 45, 53, 56, 58 [tun] das Beispiel heißt ... .. ton ami. 

®) ef. Mouny&s, p. 8 usw. In einer Urkunde findet man auch tiau, Diaus, 
teu, Dieus, Iusieu nebeneinander, cf. id., p. 196, 197. 

*) ar. 15 auch [fineson], nr. 40, 42, 43, 45, 46 [fenisun], in nr. 39, 41, 56 beide 
gebraucht. 


26 K. Salow 


nr. 30 [akaben]; P [akaben], nr. 47, 48, 59 [akabon]; T nr. 41, 44 
[akabun]; SWN [akabun]; SON [akabun], nr. 33 [akaban]. 

CAPRA: RA, V [kabro]; RB [krabo]; F, P, T, SWN, SON [krabol], 
nr. 14 [krabo], nr. 23 [krabu]. 

RATTA * PENNATA und -ARIA: RA nr. 2, 7, 8, 31 [ratopener>], 
nr. 6, 11 [rotopanera], nr. 5 [rotopanera], nr. 9 [ratopener>], nr. 18 
[ratapanera], nr. 13 [ratoplonero], nr. 10, 12 [ropatoner>], nr. 15 [rapa- 
toner>], nr. 1, 4 [ropatonera], nr. 3 [rapatonera]'); V [ratopanera]; RB 
nr. 16 [rundulo*) do neit], nr. 17 [ratoponado]; F nr. 14 [ratopanero], 
nr. 19 [ratoplan’ero], nr. 21, 26 [ratupan’ero]. nr. 30 [ratupan’ero], nr. 
24 [ratopanarg], nr. 27, 28, 29 [ratupan’eru], nr. 20 [ratoponado], nr. 
22 [ratupanado], nr. 23, 25 [Fatupanadu], nr. 60 [ratopanado]; P, T, 
SWN, SON [ratopanado], nr. 39 [Fatupanadu], nr. 34 [ratupanarul. 

CIBATA: RA, V [sıbade]; RB nr. 16 [sibade], nr. 17 [sibadg]; 
F [sibady], nr. 14, 30 [sibade], nr. 27 [sibadul; P, T, SWN, SON 
Isibado]. 

=SALVATICAS: RA nr.2 5, 812, 31 [seibages], nr. 1.035) 
15 [salbagasl, nr. 6 [solbatyes]; V [solbacos]; RB nr. 16 [salbages], 
nr. 17 [saubazos]; F nr. 14, 19 [salbacos], nr. 22 [solbacas]l, nr. 60 
[salbates], nr. 21, 23, 26, 30 [salbagos], nr. 27 [solbagas], nr. 24, 25, 
29 [salbages], nr. 20 [salbagis]; P [salbazes]; T [salbacos]; SWN nr. 
36, 39, 40, 55 [saubacos], nr. 38 [saubacos], nr. 54 [saubages], nr. 51, 
53 [saubazos]; SON [sauba£os], nr. 33, 34 [saubagus]. 

SPATULA: RA nr, 9, 10, 12, 15 Rspalol, nr. 7 apa 
[ospal’ol; RB nr. 16 [ospal’g]; F nr. 21 [aspal’o], nr. 27 [aspal’u], nr. 
14 [aspal’o], nr. 60 [espalo]; T nr. 45 [espalo]; SWN nr. 36 [aspale], 
nr. 53 [espal’o]; SON nr. 58 [espalo], nr. 56 [espallg]. 

VACCA: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem 
Vokal. RA, V [bako]; RB |[bakg]l; F [bako], nr. 14, 19 [bako], nr. 
20, 27 [bakul; P, T, SWN, SON [bakgl. 

MASSA: RA, V [mas]. 

CASA: RA [kaz2). 

EXAMEN: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem d. 
RA, V, RB [osam], nr. 6 [osan], nr. 9 [osxam]; F nr. 14, 19, 20, 
22—24,:30 [aSam], nr. 21, 25—29, 60 [aiSam]; P [aisam], nr. 59 [ei- 


') Diese Formen sind gebildet von petar-peter. Diese Bildungen erklären 
sich durch den Brauch, Fledermäuse zu verbrennen, wobei dann die geängstigten 
Tiere diese Töne von sich geben, cf. Mitteilung von Herrn P. Barnils. 

?) Ableitung von HIRUNDO. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 


IS) 
| 


Sam]; T [eisam], nr. 44, 45 [esam]; SWN nr. 36—38, 54, 55 [esam]. 
nr. 40 [eisam], nr. 39, 51, 53 [aisam]; SON nr. 33, 34 [aisam], nr. 35 
[eisam], nr. 58 [asan], nr. 56, 57 [eisan]. 

CAMERA: RA, V [kambro]; F [krambo|, nr. 19, 30 [kramba]; RB, 
P, T, SWN, SON [krambo|. 

FLAMMA!): RA nr. 7, 9,10, 12, 15 [flama]; V u RB nr. 16 
[flambo]: F nr. 21, 60 [flambo], nr. 27 [flambu], 4 [flambal; T, 
nr. 45; SWN nr. 36, 83; SON nr..56, 58 Mambo]. 

GAMPUM: KAcanr 2021012, 157 kan]; NV[kam]; RB.nr..16 
[kamp]; F nr. 21, 27, 60 [kamp], nr. 14 [kam]; T nr. 45, SWN nr. 36, 
53, SON nr. 56, 58 [kamp|. 

LANA: RA, V [Y’ana]; RB, F, P [Y’ang], nr. 14, 30 [V’ana], nr. 60 
[lang]; T lang], nr. 44 [Yang]; SWN, SON [lang], nr. 51, 53 [Yang]. 

MANUM: RA, V, RB, F, P, T, SWN, SON [ma]. 

*MONTANEAM: RA nr. 7, 10, 12, 15, V [muntan’o]; RB nr. 16 
[muntan’o]; RX nr. 21. 60 [muntan’o]; nr. 14 [muntan’o], nr. 27 [mun- 
tan u]; T nr. 45, SWN nr. 36, 53, SON nr. 56, 58 [muntan’o]. 

SUDARE: RA, V [sua]; RB [seza]; F Istza], nr. 14, 19, 60 |seza]; 
P Isüzal, nr. 52, 59 [seza]; T [seza], nr. 43, [süza, SWN, SON 
[sezal. 

S$ 11. a vor palatalisierten Konsonanten. 

Im Süden entstand aus a + dem sich aus dem Palatal der 
folgenden Konsonantenverbindung entwickelnden i ein [e], im Norden 
ergab a + diesem i den Diphthongen [ai] und in einem Teil des 
Gebietes durch weitergehende Entwicklung [ei]. 

BAOTUM: RA, V et], nr. 31 Ifetl; RB fait]; F [feit]; P [fait], 
nr. 47, 59 [feit]; T, SWN, SON [fait]. 

LACTEM: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [Vet]; V [Vet]; RB nr. 16 [Y’ait]; 
BEn214.019;21, 27 Veit], or. 60 Nait]; T nr. 45 Nait]; ns nr. 36 
Nait], nr. 53 [VYait]; SON nr. 56, 58 Nait). 

ENCHEEFRA ENT. 09. 10712, 15 el} V lfel; RB’nr. 16 [fa]; 
nl, 27,27, 60 Ife]; Tnr. 45, SWN nr. 36, 53, SON nr. 56, 58 
[taire]?) 

NRAGERE: ‚RA nr. 15, 7, 911, 15, 18, 31 [treurs], ur. 6 
Itreyula]; V [treurs]?), nr. 17 [traire], nr. 54 [traire. 


!) Im Norden liegt FLAMMULA zugrunde. 
2) Über [fe], ef. $ 140. 
3) Über [treura], ef. $ 142. 


28 K. Salow 


FRAXINUM: RA nr. 7, 10, 12 [fresa], nr. 15 [frei]; V Ifreso]; RB 
nr. 16 [fras]; F nr. 21, 27, 60 [freise], nr. 14 [fresa]; T nr. 45, SWN 


ano 


nr. 36, 53 [fraise]; SON nr. 56, 58 [fraise]. 

FASCEM: RAnr. 9 [fes], nr. 10, 12, 15 [fei]; V [fe]; F nr. 14, 21 
[fes], nr. 60 [feis]; T, SWN nr. 45, 36, 53 [faıs]; SON nr. 56, 58 [fais]. 

Die Entwicklung im Süden setzt die Stufen, die wir im Norden 
finden, voraus; wir werden für das Katalanische wohl folgende Ent- 
wicklungsreihe anzunehmen haben: [ai] > [ei] und dann durch Schwund 
des unbetonten Klementes des Diphthongen [el. Formen, wie ‚art 
sind nach Saroihandy') noch einige erhalten, die Stufe [ei] wird 
dargestellt durch Formen wie forsfeyt?), feyt?), feix neben fex*), 
treyt?) usw., die in den Urkunden aus Roussillon ganz gewöhnlich sind. 
[frei] und [fei] neben [freso] und [fes] sind nicht lautgerecht, sondern 
vom Plural aus neugebildete Singulare®). Was die Form [fras] in 
nr. 16 betrifft, so zeigt diese eine im Katalanischen nicht ungewöhn- 
liche Reduzierung des Diphthongen ?). Wir finden dieselbe auch in 

CAPSA®): RA, V [kaßo]; RB [kaso]; F Ikaiso], nr. 26 [kaisu], 
nr. 19 [kaisol, nr. 14, 20, 22 [kaso|. nr. 30 [kasol; P, T, SWN [kaiso]; 
nr. 51 [kaso]; SON nr. 33—35 [kaiso], nr. 56—58 [kaiso]. 

Eine scharfe Grenze zwischen der Entwicklung des Nordens 
und der des Südens findet sich nur zwischen Narbonnais und Rous- 
sillon, im Fenouillet dagegen zeigen die Grenzorte wiederholt kata- 
lanische Entwicklungsstufen. Innerhalb des Languedokischen selbst 
tritt eine ziemlich konstante Grenze zwischen [ei] und [ai] zutage, 
die mit der Grenze zwischen Fenouillet und Peyrepertuses zusammen- 
fällt, doch kommen Schwankungen vor. Seinen eigenen Weg ge- 
gangen ist 

AQUA”): RA, V [aigal; RB nr. 16 Jaigel, nr. 17 [aigol; F laigo], 
nr. 20, 23, 26—28 [aigul, nr. 14 [aige]; P, T, SWN, SON [aigo]. 


I)NGG T219:.852: 

2?) Urkunde um 1088. Alart: Doc., p. 23. 

>) ib., p. 170. Urkunde 1306 und öfter. 

*) Urkunde aus dem Vallespir von 1168. ib., p. 29. 

>) Urkunde von 1284/1285. ib., p. 70. 

SER abır a, De: 

”) Saroihandy: GGI?, p. 850. 

®) Fabra, p. 24, erklärt caixa für ein provenzalisches Lehnwort. 

°) Clara Hürlimann: Die Entwicklung des lateinischen AQUA in den 
romanischen Sprachen. Zürich. Diss., 1903, p. 47 ff. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 29 


8 12. Suffix -ARIU. 

Im Süden!) ist -ARIU ganz regelmäßig zu [e] geworden, im 
Norden dagegen ergab es [yel, wo [y] häufig Palatalisierung des vor- 
hergehenden Konsonanten erzeugt hat. -ARIA wurde im Süden [er>]. 
im Norden aber [yeiro; ‚yero. Schon im den ältesten Urkunden 
Roussillons,. in denen vulgärsprachliche Formen auftauchen, wird 
-ARIU durch -er wiedergegeben. So heißt es z. B. in einer Urkunde 
aus dem Vallespir von 1071?) pascuer = PASQUARIUM, und 1075) tercera, 
migera, escuders, cavalers, sesters usw. Die volkstümliche Lautung 
schimmert auch in den lateinischen Formen der Urkunden durch, 
cf. Formen wie «albergeria, borderia aus der eben erwähnten Urkunde, 
und aus einer anderen von 1034 Rodgerius statt Rotgarins neben 
Rodger*). Bietet so im Süden die Entwicklung keine Schwierigkeit, 
verhält es sich doch anders im Norden. Wir haben hier heute |[ye] 
und [yeiro] als moderne Entsprechung des lateinischen -ARIU und -ARIA, 
lautlich kann diese Entwicklung nicht sein, da a-+-i in diesem 
Gebiet immer nur [ai] und höchstens lei] ergeben kann; [ye] weist 
vielmehr auf je] zurück: wie dieses aber in -ARIU hineinkam, ist 
eine andere Frage’). In den Urkunden aus Narbonne finden wir von 
Anfang an für -ARIU zer, für -ARIA hingegen eyra. cf. den Leudary 
vielh de Narbona‘) von 1155, wo man Formen findet, wie assier, 
sestier, denier, papier, mercadier usw., aber coteleyras. 1028") findet 
sich reberra im Tarn. 1210 erscheinen in den Urkunden aus Nar- 
bonne Worte, wie maneira‘) usw., und noch 1297) heißt es dort 
mameiras, gleichfalls aus dem 13. Jahrhundert stammt noch mögeira '®). 
ier ist nun nach Suchier 1. ec. hervorgegangen aus ver, das seiner- 
seits aus eör entsprungen ist. Es ergibt sich demnach, daß in Nar- 
bonne die Diphthongierung von [e] im Suffix -ARIU beim Masculinum 
erheblich früher eintrat, als beim Femininum. Wir werden deshalb 
auch wohl nicht fehlgehen. wenn wir meinen, daß bei der später 


!) Über -ARIU im Katalanischen ef. Morel- Fatio: GG L!, p. 675. 

2) HGL V, cl. 585. 

3) ib., el. 614 und 615. 

t) ib., el. 409, 410. 

?) cf. Thomas: Ro. XXXI, p. 481— 498 und Suchier: GG I?, p. 796, 797. 
6) Mounyes: Cartulaire, Annexes. Serie AA 1871, p. 4—6. 

n) HGL V, cl. 388. 

9) Mouny&s: Cartulaire, Annexes. Serie AA 1871, p. 8. 

Deibe pls: 

Syb- »: 207. 


30 K. Salow 


auch in den weiblichen Formen eingetretenen Diphthongierung das 
Masculinum mitgewirkt hat. Aus dem era der Urkunden entstand 
so zeira, das sich wiederfindet in dem modernen |yeiro] der Orte 
nr. 33—35 und 56—58. In dem übrigen Gebiet hingegen entwickelte 
sich zeöra weiter zu [yero]. 

Beispiele: PRIMARIUM: RA nr.7, 10, 12, 15 [prime]; V [prime]; 
RB nr. 16 [primye]; F nr. 14 [primyel, nr. 21, 27 [promyel, nr. 60 
[promye]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53 [promye]; SON nr. 56 [pramye], 
nr. 58 [pramye). 

FEBRUARIUM: RA nr. 7, 10, 12 [fobre], nr. 15 [fabre]; V [fobre]; 
RB nr. 16 [fobryel; F nr. 14, 27 [fedrye], nr. 21 [fobrye], nr. 60 [fe- 
bryel; T nr. 45 [feoryel; SWN nr. 53 [febrye], nr. 36 [feoryel; SON 
nr. 56 [febryel, nr. 58 [febryel. 

JENUARIUM'): RA nr. 7, 10, 12 [zone], nr. 15 [Zane]; V [Zone]; 
RB nr. 16 [Zanbye]; F nr. 14, 27 [zanbye], nr. 21, 60 [zanbye]; T nr. 45; 
SWN nr. 36, 53 [zanbye]; SON nr. 56 [zanbye], nr. 58 [zanbye]. 

Ableitung von CORDUBAN und SABATA: RA nr. 1—6, 15, 31 
[sabste], nr. 9—13 [sobate], nr. 7, 8 [sabate]; V [sebste]; RB nr. 16 
[sobatye], nr. 17 [sobatxe]; F [kurdun’e], nr. 14, 20—22, 24, 26 [kur- 
dun’e], nr. 20 auch [sobatye]; P [kurdun’e], nr: 52 [kurdun’e]; T [kur- 
dun’e], nr. 43 [kurdun’e]; SWN [kurdun’e]l, nr. 38—40 [kurdun’e]; 
SON [kurdun’e], nr. 58 [kurdun’e]. 

Franz. JARDINIER: RA nr. 13 [Zerdin’e]; F nr. 23, 25, 30, 60 
Zardin’e], nr. 27, 29 [Zardin’e], nr. 14, 20, 24, 26 [zardin’e], nr. 21, 22 
zardin’e]; P [Zardin’e], nr. 48, 52 [zardin’e]; T [Zardin’e], nr. 43, 44 
zardin’e]; SWN [zardin’e], nr. 33—40 [zardin’e]; SON [zardin’e], nr. 58 
zardin’e]?). 

IN + *GRANA + ARIA®?)—= Besen: F nr. 60 [angran’ero], nr. 27 
[aggren’erul, nr. 14 [eggran’ero]; RB nr. 16 [oygron’ero]; T nr. 45 
[eygran’ero]; SWN nr. 36, 53 [aygran’ero]; SON nr. 56, 58 [aygran’eiro]. 


179% 


1) Altkat. giner, cf. Urkunde von 1321. RLR XXXII (1888), p. 416. Da 
in Narbonne die alte Form jenoier, jenoyer lautet (Mounye&s, p. 137,1 und p. 123,1), 
so ergibt sich, daß das moderne Wort Lehnwort ist. 

2) In den Urkunden von Narbonne finden wir ortalas, ortalans, ortalanas, 
ortalicia usw. (Mounyes, p. 141, Urkunde von 1276), so daß die Formen als dem 
Patois angepaßte französische Lehnwörter erscheinen; nur [urtola] in nr. 19 ist die 
richtige Fortsetzung des alten Wortes. 

3) cf. auch ital. granata, Ktg°, nr. 4321; auch schriftkatalanisch existiert neben 
escombra noch granera. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 31 


FEHRRARTN statt CHRASUS: RA’nr. D, 7,9, 10, 12,15 [sirer2]; 
V [sirere]; RB nr. 16 [siryerol; F nr. 21 [soryero], nr. 27 [soryeru], 
nr. 14, 60 [saryero]; T nr. 45 [seryerol; SWN nr. 36, 53 [seryerg]; 
SON nr. 56 [seryeiro], nr. 58 [soryeiro|. 

CAMINU + ARIA = Schornstein: RB nr. 16 [komin’ero], nr. 17 [ka- 
min’ero]; F nr. 20, 23, 25, 60 [&imin’erg], nr. 26, 27 [&imin’eru], nr. 22, 
29 [öomin’ero], nr. 30 [&omin’ero], nr. 19, 24, 28 [simin’erg], nr. 21 [So- 
min’erol, nr. 14 [simin’ero]; P, T, SWN [ömin’erg], nr. 52 bei den 
Alten auch [kamin’ero]; SON [eimin’eiro], nr. 34 [&imin’eru]. 

Die Abgrenzung in der verschiedenen Behandlung des Suffixes 
-ARIUS ist eine sehr genaue, sie entspricht der oben angegebenen 
Linie. RB gehört auch hier zum Norden. [ye] statt [ye] ist fran- 
zösischer Einfluß. 

Vlit. au. 

Im Süden wurde es zu [o], im Norden blieb es als [au] erhalten. 

8 13. Beispiele: PAUCUM‘): RA nr. 1—5, 7—13, 15, 31 [pok]; 
Demok]; RB nr. 16 |pauk]; F' nr. 14, 19, 20, 22, 25, 30, 60 [pauk]; 
P nr. 50, 52, 59 [pauk]; T [pauk]; SWN, SON [pauk]. 

PAUPEREM innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem 
Vokal. RA nr. 2—6, 8—13 [pobr], nr. 1,7, 15, 18, 31 [pobr]; V [pobr]; 
RB nr. 16 [paur], nr. 17 [pobr]; F, P, T, SWN, SON [paur]. 

AUCAM: RA, V [okol; RB nr. 16 [oko], nr. 17 [auke]; F [auko], 
nr. 23, 26, 28, 29 [auku], nr. 14 [auko]; P, T, SWN, SON [aukol. 

CAUSAS: RA [kozasl, nr. 3, 4 [kozas]; V [kgzos]; RB nr. 16 [ko- 
zos], nr. 17 [kauzos]; F nr. 14 [kauzos], nr. 19—24 [kauzos], nr. 25—30, 
60 [kauzes]; P [kauzes]; T, SWN, SON [kauzos], nr. 34, 40 [kauzos], 
nr. 33 [kauzus]. 

AURUM°®): RA nr. 7, 10, 12 [ort], nr. 15 [or]; V [ert]; RB nr. 16; 
Br 14,21, 27, 60; T nr. 45’SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [or]. 

AUDIO: RA nr. 7, 10, 12 [owil, nr. 15 [owil. 

Der Übergang von der Gegend mit [au]-Lautung zu der mit 
[o]-Lautung ist ganz schroff, er tritt in allen Grenzdörfern auf beiden 
Seiten gleichzeitig ein. RB allein zeigt Schwanken infolge seines 
sprachlichen Doppelverhältnisses; nr. 16 bietet [pauk] und [paur], aber 


!) In den nicht angeführten Orten liegt ein anderes Etymon zugrunde, ef. $ 144. 

2) In den Urkunden aus Perpignan gehen die Schreibungen durcheinander, 
bald aur, bald or, ef. Alart: Doc., p. 80, causa, ib., p. 85. In den Urkunden von 
Narbonne durchweg Schreibungen mit au, cf. aucas: Mounye&s, p. 205, 1; causas, 
ib., p. 204,1, paubres, ib. [or] im Norden ist natürlich franz. Lehnwort. 


32 K. Salow 


lokal; nr. 17 dagegen [auke] und |kauzos.. Wenn wir in Roussillon 
in so starkem Maße die Lautung [pobr] finden, so ist das ein Einfluß 
des schriftfranzösischen pauvre, ähneln sich doch beide Worte in 
ihrer Aussprache sehr, ebenso ist [kozas] neben [kozas] zu beurteilen. 
Formen, die mit den entsprechenden französischen keine Ähnlichkeit 
zeigen, sind von dieser Beeinflussung freigeblieben, cf. |pok] gegen- 
über peu und [ok»] gegenüber ove. 


Vi. [o]. 

Im Norden sowohl, wie im Süden ist [g] unverändert geblieben, 
auber vor n, palatalisierten Konsonanten und sekundär entstandenem 
ul. [o] vor n ergab in beiden Gegenden [u], vor palatalisierten Kon- 
sonanten trat im Norden Diphthongierung des [o] ein, im Süden 
wurde es zu [u]; vor sekundärem [u] blieb es im Süden unverändert, 
im Norden wurde es zu [a] und in einigen Worten trat auch hier 
Diphthongierung des [0] ein. 

Beispiele: S 14. [o] außer vor Nasal, Palatal und se- 
kundärem u. 

COLAPHÖS: RA.nr. 7, 10, 12, 15: [kops]; "V [kopsl; RB’26 
Konr. 14,721; 27,60: Enr. 45; SWN nr. 36, 53::SON ar. 562 kalsı 

JOCUM: "RAnr. 7, 10,12, 15: V; RB nr./16; F nr: 14.7207: 
60-2 nr. 45555WN nr 36.53; SON nt: 56,58 1z08l: 

GROSSAS: Innerhalb Exspirationsgruppe vor stimmhaftem Konso- 
nant. RA, V, RB [grosas], nr. 11 [groses], nr. 15 [gross]; F [grosas], 
nr. 29, 30, 60 [grose]; P, T, SWN [grosel; SON nr. 33, 34 [grose], 
nr. 35 [groseil, nr. 57 [groseil, nr. 56 [grosos], nr. 58 [grosoil. 

LINTEOLUM: Singular und Plural. RA nr. 7, 10, 12, 15 [Yinsols], 
nr. 9 [insol]; V [insel]; RB nr. 16 [Vinsols]; F nr. 21, 27 [Vansol], 
nr. 14 [Y’ansols], nr. 60 |insolsl; T nr. 45 [lensolsl: SWN nr. 36 [lan- 
soll. nr. 53 [’ensoll; SON nr. 56, 58 [lansol]. 

COLLUM: RA nr..7, 9.10, 12, 15: N: RB nr 16 Ikol nır 
14, 21, 27 [kol’], nr. 60 [koll; T nr. 45 [kol]; SWN. nr. 36 [kol], nr. 
53 [kol/]; SON nr. 56, 58 [koll. 

COR:, RA, V [kort], nr. 11 .|kort], nr. 31.[kor3]; BBikorlzr 
[korl, nr. 14, 25, 26 [kor]; P, T, SON, SWN [kor], nr. 39, 40 [kore]. 

HOMINEM: RA, V, RB [oma], nr. 5 [oma]; F [ome], nr. 19, 20, 
21 [oma]; P, T, SWN, SON [ome], nr. 36, 41 [ome]. 

DOMINA: RA, V [dom]. 

" TROPAS oder TURBAS innerhalb Exspirationsgruppe vor stimm- 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 33 


Kaltem "Konsonant. ‘RA nr. 7, 8, 10, 12, 15; V, RB nr. 16 [tro- 
basl; F nr. 14, 21 [trobosl, nr. 27 [trobes], nr. 60 [trobel; SWN 
nr. 53 [trobe]'). 

Scl5nlol vorn. 

In beiden Gegenden wurde hier [0] > [ul. 

BONUM: Innerhalb Exspirationsgruppe vor anlautendem |g]. RA, 
WeRB,H. PT SWN, SON [bu]. 

BONOS: RA, [bus], nr. 1, 6lbos]; V, RB, FE, T+P, SWN, SON 
[bus], nr. 24, 27 [buni]. 

BRONDEM: RA, V,. RB, BR, pP, T.:SWN, SON [run]. 

RONTEM:; RA, 'V, RB, E, P, T,:SWN,.soN [fun], nr. 29 [funt]. 

BONREME BA cnT: 77, 10,12,155 V [pn]; RB'nr. 16 [punt];-.E 
nr. 14, 21, 27 [pun], nr. 60 [punt]; T nr. 45 [punt]; SWN nr. 36 [pun], 
nr. 53 [punt]; SON nr. 56 [punt], nr. 58 [pun]. 

MONTEM?— Bündel: RA nr. 7, 9 [mun]. [0] ist vor n augen- 
scheinlich schon früh?) geschlossen worden, so daß es die Entwick- 
lung von [9] mitmachen konnte. 

S 16. [o] vor palatalisierten Konsonanten. 

Im Süden wurde [o] unter Einfluß des folgenden Palatals immer 
geschlossener gesprochen und ergab schließlich [u]; mit dem aus dem 
Palatal hervorgegangenen [i] bildet [u] einen Diphthongen, der aber 
in einigen Fällen zu einem einfachen Vokal reduziert wurde, indem 
der eine Bestandteil infolge seiner Unbetontheit schwand; gewöhnlich 
war es das i, das so zugrunde ging, manchmal findet es sich aber 
auch, daß [u] geschwunden ist, nachdem vorher Akzentverschiebung 
eingetreten war. Im Norden ist [o] vor folgendem Palatal diphthon- 
siert worden und ergab üo > üe*); mit dem i, das sich aus dem 
folgenden Palatal entwickelte, verband es sich dann zu dem Triph- 
thongen üe:, daraus entstand durch gegenseitige Assimilation der 
beiden ersten Bestandteile &°), eine Stufe, die heute noch im Dep. 
Creuse usw. existiert‘); darauf trat durch den Einfluß des i auch 


') nr. 45 zeigt |trape], nr. 36 [trapos], nr. 58 [trapes], nr. 56 [trapeil, Formen, 
die wahrscheinlich mit germ. TRAPPA zusammenhängen, cf. franz. attraper ; prov. 
portug. trapa; ital. trappola. 

?) Meyer-Lübke: Grammatik I, S 184 setzt schon für das Vlt. MONTE an. 

3) ef. Lindsay: Die lat. Sprache, p. 36, 37. 

Snsuchier: GG I?,.p. 128 

>) Meyer-Lübke: Grammatik I, $S 193. 

6) ALF, carte 1342, la trwie,—|tre] usw. und Krüger: $ 33. 


34 K. Salow 


beim & Entrundung ein, und wir erhalten die in unserer (regend 
übliche Form [eil. Vor den präpalatalen Engelauten [2] und [s] ist 
schließlich auch noch das i von [ei] durch Assimilation an diese ge- 
schwunden, und von dem einstigen Triphthongen ie ist nur noch 
[e] übrig geblieben. 

OCTOE BA, Vlbuutls RBB, TER ESWNZSONIheit! 

HODIE: RA, V [abuil; RB nr. 16 [abeil, nr. 17 [bei]; F nr. 14, 
19, 20, 22—24 [abei], nr. 21, 25—30, 60 [bei]; P, T, Su. en [bei]'). 

*TROJA®): RA, V [truza]l; RB [trezo]; F [trezg], nr. 14 [trezo], 
nr. 26 [treZu], nr. 19 [treiza]; P, T, SWN, SON a nr. ee Itrezu]. 

COCTUM°’): RA, V [kuit]; RB nr. 16 [keit], nr. 17 [keit]; F [Kgit), 
nr. 25, 60 [keit]; P, T, SWN, SON [keit]. 

NOCTEM): RA nr. 1, 2,4, 5,711, 15,.18, 31 [nit], arzago 
9.10, 12, 13. net]; V. [net] RB, EP, DI SWN. SON Ineil 

*PLOVIA: RA, V [pluza], nr. 31 [pluzil; RB nr. 16 [plez>], nr. 17 
[pleizo]; F nr. 21, 23, 24, 26-28 [plezu]; nr. 20, 25, 29, 60 [plezo], 
nr. 22. [plezo], nr. 14, 19, 30 [pleze]; P, T, SWN, SON [plezo]. 

CoXA: RA, V [kusa]; RB nr. 16 [keso], nr. 17 [keiso]; F nr. 25, 
2830, 60 [keisol, nr. 20, 21, 23, 26, 27 Ikeisu], nr. 22, 24 |keso|, 
nr. 19 [keisa], nr. 14 [keso]; P [Keiso], nr. 50, 52 [keso]; T, SWN, SON 
[keiso], nr. 51 [keso]. 

CORIUM: RA, V [kuiro]; RB [ker]; F [ker], nr. 29 [kerel; P [ker]; 


!) 1302 in einer Urkunde aus Roussillon »u, cf. Alart: Doe., p. 147. 
2) 1288 in Roussillon truiya, 1303 truya, ef. Alart: op. eit., p. 95 und 149. 
In Narbonne 1153 truejas, ef. Mounyes, p. 5, 1. 

3) In Roussillon um 1284, 1285 cuyt, ef. Alart: Doc., p. 70, 156, 230, in 
Narbonne heißt es 1288 cueitz, cuetz, ceueg, ef. Mounyes, p. 164. [koit] neben [keit] 
dürfte seine Erklärung finden durch den Einfluß, den die Formen des Verbums aus- 
übten, wo auf [o] nicht © + Kons. folgte und daher die Diphthongierung unterblieb. 

1) 1296 nuyt, ebenso 1284. Alart: Doc. p. 115 und 69. In Narkonne 1232 
nueiz, cf. Mouny&s, p. 23,2. Eine der von NOCTEM ähnliche Entwicklung scheint 
GYPSUS durchgemacht zu haben: RA nr. 2, 6, 7, 9—13, 15, 31 [gis]; V [gis]; RB [geiS]; 
F ar. 19 [Zeis], nr. 60 [geiß]; P [geis], nr. 59 [Zeis]; T |Zeis], nr. 44, 45 [geis]; 
SWN [ZeiS], nr. 36 |Zeis], nr. 51, 53 [geis]; SON [eis], nr. 33 [geis]; andere Formen 
cf. Mistral. TF unter gip. Meyer-Lübke: Grammatik I, $ 458 gibt GIPSUS 
als Grundwort an, doch ist das völlig unmöglich, cf. ital. gesso. Saroihandy: 
GG 12, p. 851, Anm. 4 möchte für das Katalanische * GUPSUS ansetzen, das würde 
dem Katalanischen auch genügen, indem in guwix dieselbe Akzentverschiebung ein- 
getreten wäre, wie in nwit. In Narbonne heißt das Wort 1249 geys, cf. Mounyes, 
p. 48,2. Die modernen Formen des Nordens vermag ich infolge des Nebeneinanders 
von |g] und |Z] nicht zu erklären. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 3 


ar 


T iker], nr. 43 [kere], nr. 46 [kere]; SWN nr. 38 [ker], nr. 53, 54 [ker], 
nr. 39, 40 [kere], nr. 36, 37, 55 [kxer]; SON [kyer]'). 

COCERE: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [koura]?); RB nr. 16 [koire]; 
Bann. 521, 27 [koire]®), nr. 14 [koiro], nr. 60 [keirel; T nr. 45; SWN 
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [keire]. 

BCULUM: RA, V mi RB [el]; Ele], nr. 60.[el]; P [el nr. 
47 fell; T [ell; SWN [et], nr. 51, 53 [el]; SON [ell. 

* FOLIAS: RA, V [fullos]; RB nr. 16 [fel’es], nr. 17 [fel’os]; F 
. [fel’es], nr. 14, 1922 [fel’as]; P Ifel’es]; T, SWN, SON [fel’os], nr. 
34 |fel’os). 

In der Ausdehnung sind beide Arten der Entwicklung in der 
in den Vorbemerkungen gesagten Weise scharf geschieden. RB geht 
mit dem Norden. [e] und [ei] als Reste einer früheren Diphthon- 
gierung des [9] ist eines der Kriterien, die die modernen Mundarten 
in Languedok und Roussillon am schärfsten trennen. Die modernen 
katalanischen Formen lassen sich schon alle in Urkunden des 13. Jahr- 
hunderts nachweisen, ebenso die diphthongischen oder triphthongischen 
des Nordens in dem Cartulaire de Narbonne. Wenn wir neben alt- 
katalanischem nut modernes [nit] finden, so hat Saroihandy') das 
richtig durch Akzentverschiebung erklärt, und zwar wurde hier im 
zegensatz zu der gewöhnlichen Art der Akzent auf den Teil des Diph- 
thongen verlegt, der am wenigsten sonor war und das ursprünglich 
betonte u schwand. In der alten Sprache ist das nicht immer so 
gewesen; wir finden bisweilen auch bei NOCTEM die gewöhnliche 
Art der Reduzierung, wie z. B. Formen, wie nutz, aus den Urkunden 
von Perpienan (1302) es zeigen?). 

Halbgelehrt ist H ROLOGIUM®): RA nr. 9, 10, 15 [rel’og9], nr. 7, 
12 [ral’g&2]; RB nr. 16 [rel’089]; F nr. 14, 21 [rel’gca], nr. 27 [relgco], 
nr. 60 [orlocel; T nr. 45 [orloca]; SWN nr. 36 [grloeel, nr. 53 [roloze]; 
SON nr. 56 [rolgeel, nr. 58 [orloce. 


') [kyer] erklärt sich aus cxer durch Entrundung des [ül. In Narbonne 
heißt es im 13. Jahrhundert cuer, cf. Mounye&s, p. 208,1 usw., in den Urkunden 
aus Roussillon finden wir wiederholt curs, ef. Alart: Doc., p. 81 und p. 139. 

2) cf., 8 69. 

ech 8.149. 

%) GG I? p. 851 und 854. 

DEN arte. Doc p. 146; 

6) Formen, wie [r9l’9&9] usw. entsprechen wegen ihres Vortonvokales einem 
vlt. *HORILOGIUN, das wohl durch Kreuzung aus HOROLOGIUM und ORILEGIUM ent- 
standen ist. 


85 


36 K. Salow 


S 17. [ol vor sekundär entstandenem u, das aus einem 
im romanischen Auslaut stehenden v hervorgegangen ist‘). 


Im Süden bleibt es immer [0] und bildet mit dem u einen 
fallenden Diphthongen; im Norden dagegen finden wir zwei ver- 
schiedene Entwicklungen nebeneinander. Im einer Reihe von Bei- 
spielen ist nämlich [o] vor u in einem Teil des Gebietes zu [a] ge- 
worden, in anderen aber trat Diphthongierung des [o] ein; [0] > [üo] > 
ig] > [yo] durch Entrundung des ersten Elementes des Diphthongen 
infolge von Dissimilation zum zweiten. Der Grund der verschiedenen 
Entwicklung trotz gleichartiger Verhältnisse ist mir nicht ersichtlich. 

"PLOVERE: RA, V, RB [plouro], nr. 31, 32 [plauro]!?; F [plaure], 
nr. 19 [plourol; P [plaure]; T [plaure], nr. 41 [ploure]; SWN [ploure], 
nr. 39, 53 [plaure]; SON [ploure], nr. 33, 34 [plaure]. 

=PLOVIT: RA, 'V, RB [plou], nr. 31, 32 jplau]!2: F, pP pa: 
SWN [plou], nr. 53 [plau]; SON [plou], nr. 33, 34 [plau]. 

NOVUM: RA, V, RB [noul; F nr. 19, 22 [noul. 

NOVEM: RA, V, RB [noul; F, P [nau]; T [nau], nr. 41 [nou]; 
SWN, SON [noul, nr. 53 [nau] 

DECEM ET NOVEM: RA [dezanou], nr. 2, 6, 7, 10, 15 [dezenou], 
nr. 5 [dazenoul; V [dezenoul; RB [dezanoul; F.nr. 19, 21, 22, 29 [dez>- 
nau], nr. 23, 26, 30 [dezanau], nr. 25, 27 [dezanau], nr. 14, 24 [dezo- 
naul, nr. 60 [dezenau], nr. 20 [dszenau]; P nr. 50, 59 [dezenau], nr. 48 
[dezanau], nr. 52 [dezanaul, nr. 47 [dezenaul, nr. 49 [dozonaul; T 
nr. 41—43 [dozonoul, nr. 44, 45 [dozonaul; SWN [dozonoul, nr. 53 
[dozonau], nr. 51 [dezonou], nr. 40 [dezongu], nr. 36 [dezenaul; SON 
nr. 56—58 [dozonou], nr. 33, 34 [dezenou], nr. 35 [dozenoul. 

DIEM JOVIS: RA, V, RB [dizeus]; F, P [dizaus]); T [dizaus], 
nr. 41, 42 [dizous]; SWN [dizous], nr. 53 dizaus]; SON [dizous]. 

Eine leidlich genaue Scheidung der Lautungen [au] und [ou] 
findet sich nur zwischen Roussillon und Fenouillet, nach dem Nar- 
bonnais hinzu existierte eine Grenze überhaupt nicht, da [ou] im 
Narbonnais bis zum Termenes hin vorherrscht, eine Tatsache, die 
umso auffälliger ist, als gewöhnlich das Fenouillet mit dem Süden 
zusammengeht und die Grenze zwischen Narbonnais und Roussillon 
bestehen bleibt. 

Die Diphthongierung des [go] vor u zeigen: 


') Für anderweitig entstandenes u fehlen Beispiele, ef. Örescini, Manua- 
letto?, p. 18. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 37 


*5um): RA, V [ou]; RB, F, P, T, SWN, SON [you]. 

BOVES innerhalb Exspirationsgruppe nach auslautendem [z], I]: 
RAR V [bous], nr. 1,4, 15,18, 31 [bous]); RB [byous]; P, T, F, SWN, 
SON [byous], nr. 19—21, 33, 48, 51 [byous)]. 

Bei dieser Entwicklung ist die Scheidung von Norden und Süden 
ebenso scharf, wie bei der von [o] vor palatalisiertem Konsonant, sie 
entspricht genau dem oben beschriebenen Bündel. Daß in diesen Worten 
die Stufe [üo] erhalten blieb, liegt vielleicht daran, daß ein u folgte 
und nicht, wie bei Palatal + Konsonant, ein präpalataler Laut. Aller- 
dings finden sich auch in Narbonne in den Urkunden Formen, wie 
bueu usw., das gewöhnlichere ist aber buonr, ou, uou, z. B. 1153 buous 
neben truejas”), 1271 ous und huous*”), 1273 cuer de buou*) usw. Eine 
nicht lautgerechte Behandlung von [0] tritt zutage in 

ECCH HOC und BCCUM H0C: RA,YV [880l; RB, F, P, 'T, SWN, 
SON [akol, nr. 28, 47, 49, 50, 51, 58 [akol. ' 

Die Erklärung dieser Abweichung liegt darin, daß das Wort 
meist satzunbetont ist?). 


Vit. |o]. 

Im Norden ist [o] in allen Stellungen in der Regel zu [u] ge- 
worden. Im Süden haben wir mehrere Entwicklungen nebeneinander, 
ohne daß ich den Grund dieser Abweichung angeben könnte. Wir 
finden einmal auch die Entwicklung von [o] > [u], daneben aber die 
der von [e] > [e] parallellaufende von [o] > [o], und schließlich eibt 
es noch einige Worte, in denen [o] vor K’ zu [e] wurde. 

Beispiele: 818. [ol > ul. 

LUPUM: V, RA, RB, F, P [up], nr. 60 [up]; T [up], nr. 44 
Wupl, SWN, SON [lup], nr. 51, 53 [up]. 

DUPLUM: RA nr.7, 8, 10, 15 [dubblo], nr. 12 [dupplo]; V [duppl]; 
RB nr. 16 [dupplo]; F nr. 14, 21 [duppl»], nr. 60 [duppl], nr. 27 [dub- 
blol; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [dupplel. 

DUODBEEINE- IRA nr..7,.8..10, 12.15 [dudz3];, V' [dutsa]: RB nr. 
16 [dutsel; F nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON 
nr. 56, 58 [dutse] 


!) Meyer-Lübke: Einführung, p. 113, Lindsay, p. 38, 60. 
2) Mouny2&s, p.5,1. 

ib. .2> 107, 1 und 2. 

%) jb,, p. 15,1. 

°) Meyer-Lübke: Grammatik I, $ 184. 


38 K. Salow 


* TOTTA'): RA, V, RB [tuto]; F [tutol, nr. 30 [tute], nr. 60 
(tuto]; P, T [tuto]; nr. 44 [tutel; SWN [tuto], nr. 36 [tut], nr. 38 
[tutel; SON nr. 33—35 [tuto], nr. 56—58 [tuto]. 

GENUCULUM: BA’nr. 9, 10722, 152V, RBianr. 16; Reale 
21, 27 [Zinul), ar. 7 [Zenul‘), nr. 60 [Zinul]; T nr. 45, SWN nr. 36; 
SON nr. 56, 58 [Zinul], nr. 53 [zinul). 

NEPOTEM: RA [n»but], nr. 1, 2 [nabotl; V [nebut); RB, HE 
Inobut], nr. 14 [nebut], nr. 25, 30, 60 [nebutl; P [nobut], nr. 48 [ne- 
but]; T [n»but], nr. 41, 42 [nebutl; SWN [nabut], nr. 53, 55 [nebut]; 
SON nr. 33—35 [n»but], nr. 56—58 [nebut]. 

JUVENEM: RA, V, RB [zubo], nr. 1, 2 [20oba]; F [Zuba], nr. 30, 
60 [zubel; P [zube], nr. 48, 49, 52 [zube]; T [zube], nr. 43 [zubo]; 
SWN [zuba], nr. 53 [zube]l; SON [zuba], nr. 56, 58 [zubel. 

GUSTUM: RA, V, RB, F, P, T, SWN, SON [gust]. 

EURNUM: RA Hurn]; nr. 2, 6 fur]; Velum]; RB, Re 
SWN, SON [fur]. 

CALOREM: RA nr. 7, 9, 15 [kalul, nr. 10 [kalo], nr. 12 [kalo]; 
volkolu]l; "RB nr: 16’ [kan]; Enr. 14>23,.27, 607.7 nr745 u 
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [kalu]. 

BLUMBUM: RA nr. 7, 10,12, 153 V,RB'nr2165 EP nradzae 
27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [plum|. 

CARBONEM: RA, V [korbul, nr. 15 [karbul; RB nr. 16 [karbo], 
nr. 17 [karbu]l; F [karbu], nr. 19, 20 [karbo]; P [karbul, nr. 47, 48 
[karbo]; T, SWN, SON [karbul. 

* MULTONES: V [mutuns]; RA nr. 7, 12, 15; RB nr. 16; Fir. 
14, 21, 27,60; T or. 45; SWN nr..36, 53; SON nr. 56, 58 mmmus] 
nr. 10 [mutos]. 

SAPONEM: RA, V [sobu], nr. 1 [sebo]; RB [sobo]; F [sabu], nr. 
19 [sabo]; P [sabu], nr. 47, 48 [sabo]; T, SWN, SON [sabu]. 

$ 19. Die für den Süden charakteristische Entwick- 
lung von [o] > [eo]. 

HORA°): RA, V [oral]; RB, P,T, SWN, SON, F [uro], nr. 14, 30 
[ure], nr. 34 [urg]. 

PONERE: RA [ponro], nr. 2, 3 [ponro], nr. 15 [punra]; V [ponr>]; 
RB, F, P, T, SWN, SON [pundre], nr. 17 [pundro], nr. 33 [pondre]. 


') Die weite Ausdehnung des auslautenden [a], sowie [e] statt [9] erklären 
sich durch den Einfluß der Schriftsprache. 

2) Diese Formen in MEDIAM HORAM erhalten, in UNAM HORAM nr. 23, 24, 26, 
27 [uru], nr. 34 [urg]. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 39 


SUBTUS: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem 
oa RA nr. 10, 12,'155-V [sotl. 

In diesem letzten Fall ist die Abgrenzung zwischen der nörd- 
lichen und südlichen Lautung im allgemeinen mit dem oben an- 
gegebenen Linienbündel identisch. Abweichungen kommen freilich vor; 
so zeigt nr. 15 d.h. Tautavel hier einmal die nördliche Lautung in 
[punro], was in dem Ort sonst nicht häufig ist; hingegen zeigt 
nr. 33 [pondre], also die südliche Entwicklung, was sieh bei ihm 
öfter zeigt. 

S 20. [o] + K’ zu [eu]!) entwickelt finden wir in 

CRUCEM: RA, V [kreul; RB nr. 16 [kreu], nr. 17 [kruts]; P, F, 
T, SWN, SON [kruts]. 

VOCEM: RA, V [beul; RB nr. 16 [beu], nr. 17 [bwes]; F [bwes], 
nr. 19, 20 auch [beul; P, T, SWN, SON [bwesl. 

Man hat folgenden Gang für diese Entwicklung angenommen: 
[ou] > [ou] > [eu]. In den Urkunden des 14. Jahrhunderts läßt 
sich in Roussillon noch ou”) nachweisen. Was die Ausdehnung dieser 
Lautung [eu] betrifft, so hält sich dieselbe innerhalb der gewöhnlichen 
Grenze. Wenn wir in nr. 19, 20 jetzt auch die südliche Lautung 
neben der sonst im Norden gebräuchlichen finden, so ist das eine 
junge Erscheinung, die durch den modernen Verkehr hervorgerufen 
ist. [bwes] ist natürlich französisches Lehnwort, aber darum in- 
teressant, daß es noch nicht die moderne französische Lautstufe |wa] 
zeigt; im Norden finden wir gewöhnlich diese ältere Stufe [we], im 
Süden dagegen meist [wa]. Zu bemerken ist noch, daß sich weiter 
westlich auch noch [buts]*) findet. 

Unregelmäßig in bezug auf die Behandlung des betonten [o| ist 

=60NOSCHRE>): BA nr. 7, 10, 12,15, V [kunesa]; RB nr. 16 


MBabra! 922. 

?) Schädel: Untersuchungen zur katalanischen Lautentwicklung. Halle. 
1904, pP. 9. 

®) cf. erou, 1306 und 1310 bezeugt. cf. Alart: Doc., p. 165 und 205; aber 
1462 veu, cf. RLR LI (1908), p. 287. Zu beachten ist der Reim von brou = germ. 
BROD zu creu, cf. Mussafia: Sieben weise Meister v. 1054 und 1055. 

1) Krüger: Sprachgeographische Untersuchungen, $ 37 und Anglade: 
Parler de Lezignan, p. 171. 

°) Saroihandy: GGI?, p. 852, Anm. 1, möchte es durch Dissimilation des 
betonten o zum unbetonten erklären; das erscheint mir aber recht zweifelhaft. In 
den Urkunden herrscht das bunteste Durcheinander. 1295 regoneixer, ef. Alart: 
Doe., p. 106; 1318 regoneys, aber regonoxwement, regonoxenses, RER XXXII (1888), 


40 K. Salow 


[kunesi]; F nr. 14 |kuneso], nr. 21 [kunese], nr. 27 [kuneise], nr. 60 
[kuneise]; T nr. 45 [kuneise]; SWN nr. 36 [kunesa], nr. 53 [kunese]; 
SON nr. 56 [kunestre], nr. 58 [kuneise]. 


Vit. [u]. 

Dem Vlt. u entsprechen in der Moderne im Norden ein [ül, im 
Süden [ul. Es fragt sich jedoch, wie die Verhältnisse im Mittelalter 
lagen und welchen Lautwert damals die Schreibung u repräsentierte. 
Nach Suchier und Meyer-Lübke lautete auch schon im Mittel- 
alter der Buchstabe u auf französischem Boden [ü]; beide weichen 
aber voneinander in der Datierung des Eintritts dieser Lautung ab. 
Suchier setzt denselben schon ins 4. Jahrhundert, Meyer-Lübke 
meint dagegen, er wäre im 11. Jahrhundert noch nicht überall durch- 
geführt gewesen. Für das Provenzalische ist nach ihm der terminus 
post quem des Eintritts die Lostrennung des Katalanischen vom Pro- 
venzalischen; er glaubt also, dab das Katalanische den lateinischen 
u-Laut stets beibehalten hat. Ganz anders Suchier, der sich 
folgendermaßen darüber äußert: „Wenn die Katalanen und nördlichen 
Angelonormannen für ü wieder den lateinischen Laut angenommen 
haben, so handelt es sich um Lautsubstitutionen unter dem Einfluß 
fremder Lautsysteme'). Diese Ausführungen richten sich insonderheit 
gegen die von Meyer-Lübke angegebene Zeitbestimmung, und wie 
mir scheint, mit Recht; denn für die Lostrennung des Katalanischen 
vom Provenzalischen und deren etwaige Zeit bleibt Meyer-Lübke 
den Beweis schuldig. Ob allerdings Suchiers Meinung, daß das 
Katalanische auch einst [ü] gesprochen habe, zutrifft, scheint mir 
zweifelhaft. Man sollte dann doch, wie auch Meyer-Lübke aus- 
führt, erwarten, daß an irgendeinem Ort des ganzen Sprachgebiets 
sich diese [ü]-Lautung gehalten hätte; dem ist aber nicht so, nicht 
einmal an der äußersten Grenze nach dem Provenzalischen zu, wo 
an mehreren Stellen in ganz nahe gelegenen, durch keine Gelände- 


p: 158; 1319 conexensa, ib., p. 164; 1321 regonoguen, ib., p. 416; 1323 regonech, 
ib., p. 543. Da also auch in Stellungen, wo [o] unbetont war, die Dissimilation 
nicht immer wirkte, scheint mir Saroihandys Meinung nicht zutreffend zu sein: 
Meyer-Lübke: Gramm. II, S 190, meint, daß diese Dissimilation erst in den 
endungsbetonten Formen des Verbums eintrat und dann auf die stammbetonten 
übergriff; das scheint mir viel wahrscheinlicher. 

) Suchier: cf. GG I?, p. 729, ferner ist zu vergleichen: Meyer-Lübkel, 
$S 49, Crescini: Manualetto, p. 21 und Meyer-Lübke: Melanges Wilmotte. 
Paris. 21910 Pau. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 41 


schwierigkeiten irgendwie getrennten Grenzorten beide Lautungen auf- 
einanderstoßen, ohne daß eine Mischung stattgefunden hätte. Die 
Orte nr. 16 und 17, in denen sich [u] und [ü] resp. [oe], die Weiter- 
entwicklung von [ü], nebeneinander finden, können nicht als Beweis 
für die Substitution von [u] an Stelle von [ü] dienen, da deren Sprach- 
verhältnis nicht klar ist und man nicht sagen kann, ob das Katala- 
nische oder Provenzalische hier die ursprüngliche Sprache ist'). Für 
nr. 17 ist außerdem noch zu bemerken, daß es zwar den [u]-Laut in 
der Mehrzahl der Fälle aufweist, aber denselben weiter zu [o] > [o] 
entwickelt hat, ganz analog des Wandels von [ü] > [e] im Norden, 
eine Erscheinung, die Roussillon sonst nicht kennt. Ferner ist zu 
beachten, daß allem Anscheine nach zur Römerzeit im Norden und 
Süden verschiedene ethnologische Verhältnisse vorlagen, d.h. daß in 
Roussillon, ebenso wie in Katalonien ?), eine iberische Grundbevölke- 
rung direkt romanisiert wurde, in der Narbonensis dagegen eine ibe- 
rische Bevölkerung, die vorher keltisiert worden war?). Die Ent- 
wieklung des lateinischen u scheint mir demnach in unserer Gegend 
diese gewesen zu sein: Im Süden blieb es alle Zeit [u], wie i [il 
blieb, im Norden wurde es [ül, ob durch keltische Lautsubstitution 
oder nicht, wage ich nicht zu entscheiden. Dieses [ü] entwickelte 
sich in einem Teil der Gegend weiter zu [e]. Mit einem sekundär 
entstandenen i bildet [u] im Süden und [ü] im Norden einen fallenden 
Diphthongen; in einem Teil des Nordens ist aber bei demselben 
Akzentverschiebung eingetreten, wodurch [üi] > [wi] wurde. Dafür 
aber, daß man im Mittelalter tatsächlich [ü] sprach, scheinen doch 
Formen wie [piuzo] —= PULICEM und [tyul] = GULUM sehr zu sprechen. 


Beispiele: $ 21. *VENDUTA: RA, V [banuda], nr. 15 [banud?]; 
RB nr. 16 [bondüdo], nr. 17 [benduda]; F nr. 14 [bendüdo], nr. 22, 
2426, 29, 60 [bendüdog], nr. 20, 21, 27 [bendüdu], nr. 19, 30 [bendado], 
nr. 23 [bendüdo|; P [bendüdo], nr. 47, 52 [bendedo]; T, SWN, SON 
[bendado], nr. 33 [bendeedu]. 

SUDO: RA, V [suil; RB nr. 16 [sezil, nr. 17 [suzi]l; F nr. 14, 
B75205725,.27 293.60 Se], nr. 21,22, 24—26, 30 [süzil; P, T, 
SWN, SON [sezi], nr. 43, 48 [süzi]. 

CRUDA: RA, V |krua]; RB nr. 16 [krüzo], nr. 17 [kruzg]; F nr. 


!) Teil II, $$ 42 und 48. 
2) Windisch: G@I?, p. 389. 
cf. II, $M. 


42 { K. Salow 


14, 19 [krüzo], nr. 20, 21, 23, 24, 2628 [krüzul], nr. 22) 25, 30,60 
[krüzo], nr. 29 [krezol; P [krezol, nr. 48, 50 [krüzo]; T [krezo], nr. 
43, 44 [krüzol; SWN, SON [krezo], nr. 34 [krezgl. 

SANGUISUGA: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [sunsugs]; V [sunsugo]; 
RB nr. 16 [sunsegol; F nr. 21, 27, 60 [sansügg], nr. 14 [sansego]; 
T nr. 45 [sans@o]; SWN nr. 36, 53, SON nr. 56, 58 [sansago]. 

LACTUCA*): RAynr. 2, 3, 8-10, 12, 13, 31 [’otuga], nr. 1 Van], 
nr. 15, 18 [Veituga]; V Wotugo]; RB nr. 16 [Veitügo], nr. 17 [Yeitug ol; 
F [Veitügg], nr. 14 [Veitügs], nr. 27 [V’eitügu], nr. 60 [leitügo]; P|V eitügo 0]. 
nr. 59 [laitügo], nr. 52 Naitoego|; T [laitoegg], nr. 43, 44 [laitügo]|, nr. 45 
Ilektero]; SWN [laitegol, nr. 36 [laitüge], nr. 51 Veitego]. Dr. 53 
Naitegat], nr. 35 [laiteat|, nr. 39 [lektero|; SON Jlaitego], nr. 58 
laiteo], nr. 34 leitüat], nr. 33 [leteero]. 

* AOUCULA: RA nr. 10, 12, 15 [agul’o], nr. 7, 9 [ogul’a]; V [agul’2]; 
RB nr. 16 [agel'o]; F nr. 14 [agel’o], nr. 21, 27 lagül'o], nr. 60 
lagülg]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 lagel'ol. 

PURUM: RA, V [purt]; RB nr. 16 [per], nr = [por]?); F [pür], 
nr. 19 |peer], nr. 29 pere]; P [pür], nr. 52 nl: T [per], nr. 43, 45 
[pür]; SWN [per], nr. 39 [pere]; SON [per], nr. 34, 35 [pere]. 

*PURGA°): RA, V [purgel; RB nr. 16-[pürgo], nr. 17 [purgo]; 
F |pürgg], nr. 14 [pürga], nr. 26, 27 [pürgu]; P [pürgo]; 'T [pürgo], 
nr. 41, 42 [pergo]; SWN [pergol, nr. 51, 53 [pürgo]; SON [peergg], 
nr. 34, 58 |pürgol. 

DURA: RA, V [dur]; RB nr. 16 [düro], nr. 17 [duro]; F nr. 14, 19 
[aura], nr. 20,22, 25,29, 30, so [dürg], nr. 21, 23, 24, 26-—-28 [düru]; 
P nr. 48—50 [düro], nr. 47, 52, 59 |deero]; 'T [dero], nr. 43, 44 [düro]; 
SWN, SON [dero], nr. 34 ne 

EUMUM: "RA nr. 7, 9%710, 12, 15,0V un]; "BRBnr. 167m]: 
Ronr.J4, 21,27, 60 um]; 2nr. 455, SWN nr 36; SON TnR 502 
lfoem], nr. 53 |feemado]. 

PLUMA: RA, V [plums]; RB nr. 16 [plemo], nr. 17 [plomo]; F 
nr. 14, 20—25, 60 [plümo], nr. 19 [plemo], nr. 26, 27 [plümu], nr. 30 
[plüms], nr. 29 [plemu]; P [plümo], nr. 47, 52 [plemo]|; T [pleemo], 
nr. 43 |plümo]; SWN, SON [plemo], nr. 51 [plümo]. 


') Nicht mit LAC zusammenhängende Worte finden sich in nr. 4, 6, 7, 10, 11, 
15, 18, 20 = |syam| und nr. 4, 5 auch [oskorolo], nr. 7 auch [askarole]. 

>) ef. auch [oskot] $ 25 und [banget] $ 81 [dil’os] $ 91. 

®) Verbalsubstant zu PURGARE. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 43 


LUNA: RA, V [une]; RB nr. 16 [üno], nr. 17 [Yung]; F nr. 20, 
21, 22, 25, 29, 60 [l’üno], nr. 23, 24, 26—28 [’ünu], nr. 14, 19, 30 [’üno]; 
P [üno], nr. 47, 59 [Yoeno]; T [eng], nr. 43 [lüng], nr. 44 [eng]; 
SWN, SON [leno], nr. 54 [loene], nr. 51, 53 I’enol. 

UNUM: Innerhalb Exspirationsgruppe vor anlautendem bilabialen 
Verschlußlaut. RA, V, RB [um]; F, P |üm]; T [em], nr. 44 [üm]; 
BAVN [em], nr: 51, 53 füm]; SON nr. 33235 [üm], nr. 56-58 [em]. 

[u] + sekundäres i finden wir in FRUCTUM: RA [fruits], nr. 6, 
SEhllsrut], or. 10,127 [kruis], Dr: 2, 3, 5° [fruts]); Virus]; RB 
nr. 16 [früss), nr. 17 [fruis];; F [früits], nr. 27 [früit), nr. 19 [ireto], 
nr. 94, 20, 21, 60 [frwits]; P [frwits], nr. 47, 49 [frwit]; T nr. 41, 45 
[frwits], nr. 42 [frwis], nr. 43 [frwi], nr. 44 [frwit]; SWN [frwits], nr. 51, 
54, 55 [frwit], nr. 40 [frwis]; SON [frwits], nr. 56 [£rwit], nr. 57 [frets]. 

Wie zwischen [i] und [}. so entwickelte sich auch zwischen [ü] 
und [} ein Übergangslaut?). Wie man?) hierin aber eine Diphthon- 
gierung von i und ü sehen will, ist mir unbegreiflich. 

EITBME RR Aune 7.829: 1012 15V Till KBinrrl6: Einr 14, 
227,60: I mr 45: Ponr. 52; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, [txull, 
nr. 58 [kyul). 

PULICEN: nr. 36 [piuze], nr. 60 [piuzo|. 

Die Trennung zwischen [u] einerseits und [ü], [®] andererseits 
ist, wie schon bemerkt, ganz scharf und entspricht dem in den Vor- 
bemerkungen angegebenen Linienbündel'). RB zeigt auch hier seime 
sprachliche Doppelseitigkeit; nr. 16 bietet nur in einem der gefragten 
Beispiele [u] und nr. 17 in einem [ee], aber dreimal [9] und zweimal [0]. 
Die beiden im Norden sich zeigenden Formen [ü] und [®] sind räum- 
lich nicht scharf voneinander getrennt. Die [ü]-Stufe hat sich noch 
im Fenouillet und Peyrepertuses einigermaßen gehalten, doch dringt 
jüngeres [ce] dort gleichfalls ein. 


!) Schon in den Urkunden beider Gegenden nachzuweisen. 1292 und 1304 
in Roussillon fruyta, ef. Alart: Doc., p. 103 und 159; 1152 in Narbonne frucha; 
1276 fruchas, 13. Jahrhundert fruchas, aber in den coutumes 1233 frwiz, cf. 
Meoummyes, n.5,2; 141,2; 205,1; 25,2. 

2) Meyer-Lübke: Melang. Wilm., p. 389. 5 

>) Anglade: Parler de Lezignan, p. 173, als weiteres Beispiel für diese 
„Diphthongierung“ führt er an: MULUM > miöl und PULICEM > piuze. 

*#) In nr. 14 wurde [aZudi], [plaugut], |agut] und nr. 19 [agut] notiert, es 
handelt sich aber wohl nur um Verschreibung beim schnellen Transkribieren. 


44 K. Salow 


Kapitel II. Vor dem Hauptton stehende Vokale. 


1. Vorton- und Nebentonvokale. 
Vi. i. 

Es bleibt im Norden sowohl wie im Süden [il, außer wenn es 
erstes Glied eines [steigenden] Diphthongen geworden ist; in diesem 
Falle wird es in schnellerer Rede zu [y] oder [x]. je nachdem der 
vorhergehende Konsonant stimmhaft oder stimmlos ist. 

Beispiele: 5 22. 'TITIONEM: RA nr. 9, 10,12, Din] 
[tiyo]; V [tiu]; RB nr. 16; F nr. 14, 21, 27, 60; Tr. 45; SWN nr. 36, 
53, SON nr. 56, 582ltızul: 

FIGURA°): RB nr. 17 [figero]; F [figüro], nr. 14 [figüro], nr. 29 
figüru]; P [figürg], nr. 52 [figero]; T [figero], nr. 42, 43 [figüro]; SWN 
(figero], nr. 51 [ügürg]; SON [figero], nr. 58 [figüro]. 

*CISELLUM: RA nr. 9, 12, 15 [sizel’], nr. 7, 10 [sizel]; RB nr. 16 
[sizel’]; F nr. 21, 27 [sizel/], nr. 14, 60 [sizel]; T nr. 45; SON nr. 56, 
58; SWN nr. 36 [sizel], nr. 53 [sizel’). 

“VILLATICUM: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach aus- 
lautendem Vokal. RA nr. 7, 10, 15 [bilag»], nr. 12 [bilaco]; V [bilatoa]; 
RB nr. 16 [blass]; E nr. 14, 21 [bila8], nr. 27, 60 [bilace]; T nr. 45; 
SWN nr. 36; SON nr. 56, 58 [bilace], nr. 53 [bilaze]. 

*LIMACUM: RA, nr. 10,12, 15 [Y’imauk], nr.7 [Y’imau]; V [Yimauk]; 
RB nr. 16, F nr. 14, 21, 27 [’imau], nr. 60 [imau]; T nr. 45; SWN nr. 36; 
SON nr. 56, 58 [limau], nr. 53 [Y’imau]. 

PRIMUM TEMPUS und PRIMA — "VERA: V,RAnr. 10, 15°) [primabero], 
nr. 7, 12 [primabers]; F nr. 14, 21, 60 [printens], nr. 27 [printens]; 
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [printens). 

CINQUAGINTA: RA, V [siykwanto]; RB [sigkanto]; F, P,T, SWN, 
SON [sigkanto], nr. 14 [sinkanto], nr, 34 [sigkanto]. 

HIBERNUM: Im Süden [ibern], im Norden [iber], ef. 8 6. 

Infolge von Vokalisierung eines Konsonanten ist nebentoniges i 
zum ersten Element eines Diphthongen geworden in 

SIBILARE: RA nr. 7, 8, 10, 15° [Siula], nr: 12 [Aula]; VeSsmlaR 
RB nr..16; Fr. 14, 21,°27, 60;, T'nr. 45; SWN nr: 36,53: 308 
nr. 56, 58 [fiula]. 


') In diesen Formen ist Akzentverschiebung eingetreten. 
?) Im Süden ein anderes Etymon, ef. $ 144. 
3) In nr. 10, 15 auch [printems]. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 45 


Bei schnellerer Rede wird [i] in diesem Fall zum Engelaut, und 
die Worte heißen dann [syula] und [fxula]. 

Schwund eines vortonigen i zeigen: 

DIRECTAM: Im Süden [dreta], im Norden [dreto], ef. S 3 und 

QUIRITAT: Im Süden [krido], im Norden [krido], ef. S 1. 

Im Norden unregelmäßig entwickelt in bezug auf sein vortoniges 
I ist PRIMARIUM: Im Süden [prime], im Norden [promye]"), cf. $ 12. 


VIt. [e|. 

[e] und [e] fielen schon frühzeitig im Vlt. unter [e] zusammen’). 
Dieses ergab dann südlich der Sprachgrenze [a] und in der 
Gegend nördlich derselben [e. Im beiden Gebieten machte sich 
der Einfluß umeebender Palatale in recht erheblicher Weise geltend; 
[e] wurde infolge desselben zu [il verengert, doch trat diese Beein- 
flussung nicht bei allen Worten ein und war auch nicht überall gleich 
stark. Im Fenouillet und Peyrepertusez und bisweilen auch im Nar- 
bonnais finden wir ferner noch in gewissen Fällen [e] > [a] entwickelt, 
nämlich bei den Präpositionen in, re und ex und beim prothetischen i. 


Beispiele: $ 23 [e] > [] im Süden, > [e] im Norden. 

DIEARES RA EDT. N. 9, 10, 12,15,7 V, RBanr. 16 [pelal; E’nr. 21, 
27 [pslal, nr. 14 [pelal; nr. 60 [pelal; T nr. 45 [pelal; SWN nr. 36 
[palal, nr. 53 [pelal; SON nr. 58 [pelal. 

PLICARE: RA nr. 8, 9, 13 [blogal; RB nr. 16 [plgal; F, P 
nr. 48—50, 52; T nr. 42—45; SWN nr. 36—38, 53, 55 [plegal. 

CUM + INITIABAT: RA, V [kumansabal; RB nr. 16 [kumensabo], 
nr. 17 [kumonsabol; F nr. 25, 60 [kumensabo], nr. 26 [kumensabu], 
nr. 21--23, 29 [kumonsabo], nr. 19, 20, 24 [kumonsabo], nr. 27 [kumen- 
sabul, nr. 14, 30 [kumensaba]; P [kumensabo], nr. 49 [kumensabul; T 
nr. 43—45 [kumensabo], nr. 41, 42 [kumonsabo]; SWN [kumansabo], 
nr. 53—55 [kumensabo]; SON nr. 34, 35 |kumansabo]. nr. 33 [kumon- 
saba], nr. 56, 58 [kumensabo], nr. 57 [kumensabo|. 

SECURUM: RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 [sogurt]; V [spgul; RB nr. 16 
[sager]; F nr. 14 [seger], nr. 21, 27, 60 [segür]; T nr. 45 [sigeer]; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [segeer]. 

SEMINARE: RA, V [sombra], nr. 11 [somana]; RB nr. 16 [som»na], 
nr. 17 [sambra]; F, P, T, SWN, SON [semena], nr. 35 [somena]. 


") Man erklärt dies durch Einfluß des m. 
2) Meyer-Lübke: GG I?, p. 470. 


46 K. Salow 


SEPTIMANA: "RA nr. 7, 10, 12, 155) V, RB nr. 16 [sommansl 
F nr. 14, 21 [sommana], nr. 27 [sommano], nr. 60 [semmano]; T nr. 45; 
SWN nr. 35, 36 [semmano|; SON nr. 56, 58 Isemmang]. 

VENIEBATIS: V [baniul; RA [boniu], nr. 9, 10 [boniyul, nr. 3 
[baneyu]; RB nr. 16 [bonis], nr. 17 [banets]; F nr. 14, 25, 27, 29, 30, 
60 [benits], nr. 19—24 [bonits], nr. 26 [benets]; P nr. 47, 48, 52 [benits], 
nr. 49 [banits], nr. 50 [ban’ets]'!); T [bon’ots], nr. 44 [ban’ets]; SWN 
[bon’ots], nr. 53 [ben’ots]; SON [bon’otsl. 

PRECARE: RA nr. 1, 12, 13, 15 [progal, nr. 2, 3, 9, 18, 31 [pregal, 
nr. 4—8, 10, 11 [prega]; V [prega]; RB, F, P, T, SWN, SON [prega], 
nr. 19, 20 [pregal. 

“PERDUTAM: RA, V [porduds]; RB nr. 16 [pordedo], nr. 17 
[pardudo|; F nr. 20—22, 24, 25, 30, 60 [pardüdog], nr. 23, 26, 27 [par- 
düdu], nr. 19, 29 [pordedo], nr. 14 [pordedo]; P [pordüdg], nr. 47, 52 
Ipordaedo]; T |pardedo], nr. 41 [perdedo], nr. 43 [pordüdo]; SWN, SON 
(pordedo]. 

(elehrt sind: DAEMONIUM und DIABOLUM. RA nr. 4, 8,10, 12, 15; 
V, RB nr. 16 [dimoni], nr. 7 [dimoni]; F nr. 21, 27 [dyapplel, nr. 14 
[dyapplo], nr. 60 [dyappll; T nr. 45 [dyapplel; SWN nr. 36 [dyapple], 
nr. 53 [dyabble]; SON nr. 56, 58 [dyapplel. 

ECCLESIA?): RA nr. 7, 10, 12,:15, V figlezi]; RB nr. 16; T'nr. 45, 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58; E nr. 14,21, 607Telemel 
nr. 27 [gleizu]. 

Französisches Lehnwort ist in beiden Gegenden 

= ABTATICUM®): RA nr. 10,15 [aSel, nr. 7, 8 jadyel, nr.127a3 


Mlacel;-RBnr 16 laca]; Rnr.2127260 [ace], nr. 14 [a&o]; Tnr. 45; 


SWN nr. 36 [ae], nr. 53 |aze]; SON nr. 56, 58 [ae]. 

Was die Ausdehnung der einzelnen Lautungen betrifft, so gibt 
es durchaus keme genaue Grenze zwischen [d] und [e], von Wort zu 
Wort herrscht vielmehr ein großes Schwanken. Seine größte Ver- 
breitung hat [d] in den Verbalformen, wo es auch im Norden in der 
großen Mehrzahl der Ortschaften auftritt. Findet sich in einer Reihe 
von Verben [e] statt [el, so dürfte das wohl im allgemeinen eine 
Angleichung an stammbetonte Formen sein, selbst bei Verben, wie 


!) nr. 59 [bandret] eine offenbare Futurform. 

°) In den Urkunden aus Rouss. glesa, ef. Alart: Doc., p. 120, 134; daneben 
1523 esgleya, gleya. RLR XXXI (1888), p. 543. In Narbonne gleira, cf. Mounye&s, 
p2109 Asund 14872 Kund@glieira, ib. p223,2:.252% 

>) Altprov. und katal. edat — AETATEM. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 47 


[pela]l usw., lautete doch das zugehörige Substantivum auch [pell') 
neben [pell und zu [kumensabo| ist zu vergleichen die dritte Plur. 
Ind. Präs. [kumensun]?). 

8 24. [e] in der Umgebung von Palatalen. In einer 
ganzen Anzahl von Worten wurde es unter deren Einfluß zu |il. 

GERMANA: RA, V [zirman). 

GINGIVA und -As: RA nr. 7, 10, 12, 15; V [zinziba], nr. 9 [Zin- 
zibos]; RB nr. 16 [zinzibes]; F nr. 14 [zinzibo], nr. 21 [Zenzibos], nr. 27 
[zinzibu], nr. 60 [zinzibol; T nr. 45 [zinzibos]; SWN nr. 53 [zinzibo], 
nr. 36 [zinzibos]; SON nr. 56, 58 [zinzibo]. 

GENUCULUM + Plural S: RA nr. 9, 12, 15 [Zinul’s], nr. 7, 10 
Banol's]; V [Zinul’s]; RB nr.!16; Fnr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN 
12.36, 53; SON.nr. 56, 58 [zinuts]. 

*GISTELLUM: RA nr. 7, 8, 15 [sistel”], nr. 9, 10, 12 [sistel/]; V 
[sistel‘]. 

SEXAGINTA®): RA, V [Sisanta]; RB, F, P, T, SWN, SON [swa- 
santo|, nr. 14 [swasantol, nr. 34 [swasanteo]. 

EDrIDNARRE RA nr. 7.9, 10, 12, 15; V [dinal; RB nr. 16; E 
nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [dinna]. 
CIBATA: Im Süden [sibado], im Norden [sibado], ef. S 10. 

* TEXITOREM und *TEXITOR: Im Süden [tisodul, im Norden 
[iseire]‘), cf. 5 3. 

Dartız passe von DEGERE — "lesitum: "RA nr. 1, 2,8, 10, 
215, V, RB ar, 16 [Wizit]; Por. 21,27 Vazit), or. 14 [Yezit], ar. 60 
Nezitl; T nr. 45; SWN nr. 36, 53 [lezit]; SON nr. 56 Ihzit), 
nr. 58 llezit. 

Zeigt sich hier schon der Einfluß des Palatals im Norden nur 
noch in wenigen Orten, so hört derselbe ganz auf nach anlautendem 
I], obgleich dieses noch im Fenouillet und Peyrepertuses existiert. 

*LEVATUM statt LEVAMEN: RA nr. 7, 12 [l’obat], nr. 9, 10, 15 
Näbat]; V Wobat]; RB nr. 16; F nr. 14, 21, 27, 60 |l’ebat]; T nr. 45; 
SON nr. 56 [lebat]; SWN nr. 36 [lobän], nr. 53 [V’ebat). 


Drct PeilT, SA, 

?) ibidem. 

®) 1310 in Perpignan saiwante, ef. Alart: Doc,, p. 216. Die nördliche Form 
ist natürlich französisches Lehnwort; die lautliche Entwicklung findet sich erst im 
Dep. H. Vienne, .Creuse usw., cf. ALF, carte 1239. 

#%) Diese Stufe ist in Narbonne schon im 13. Jahrhundert als fixeyre bezeugt, 
cf. Mouny&s, p. 171,2, die ältere Stufe ist teicheires, teichedors, cf. ib., p. 77,2. 


48 K. Salow 


LIXIVUM: RA, V [Visiul; RB [Vesiul; F [asiu], nr. 19, 20 [’esiu], 
r. 60 [Yesiul; P Wasiu], nr. 59 [esiu]; T Dlesiu], nr. 41, 42 [lasiu]; 
SWN [lasiu], nr. 51, 53 [Vasiu], nr. 55 [lesiul; SON [lasiu], nr. 33 
[Palau], nr. 56, 57 [lesiu]. 

LINTEOLUM: Im Süden [Yinso}]; im Norden [l’ansols] usw., nr. 16, 
60 [insols], ef. $ 14. 

In beiden Gegenden ist [e] nicht von einem umgebenden Palatal 
tangiert worden in CEREBELLUM: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V, RB 
nr. 16 [sorbel’]; F nr. 14, 27 [serbel‘], nr. 21 [sorbel’], nr. 60 [sorbel]; 
T nr. 45 [sarbel]; SWN nr. 53 [sorbel], nr. 36 [sorbell; SON nr. 56, 58 
[sorbell. 

8 25. [e] > [al im Fenouillet und Peyrepertuses. Diesen 
Wandel, den schon LIXIVUM und LINTEOLUM') zeigten, finden wir 
ferner in: 

STAGNUM = class. STANNUM: RA nr.7, 10, 12; V [ostan), nr. 15 
[astan‘]; RB nr. 16 [ostan/]; F nr. 14, 27 [astan‘], nr. 21 [estan/], 
nr. 60 lestan/]; Tnr. 45; SWN nr. 53; SON nr. 56, 58 [estan/], nr. 36 
[ostan’). 

STATUM und STATAM: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [ostat]; V [estad]; 
RB nr. 16 [astado]; F nr. 60 [estado], nr. 26, 27 [estadul, nr. 21 
[ostado], nr. 14 [ostado]; T nr. 45; SWN nr. 53; SON nr. 56, 58 [estado], 
nr. 36 [astado]. 

Ahd. SKUM: RA nr. 10, 12, 15 [askumo], nr. 7 [oskuma], nr. 9 
[oskumera]; V [oskuma]; RB nr. 16 [askremo|; F nr. 21 [askrümg], 
nr. 27 [askrümu], nr. 14 [askrümo], nr. 60 [eskrümg]; T nr. 45; SWN 
nr. 36, 53 [eskremo]; SON nr. 56, 58 [eskomo]. 

SCUTUM: RA.nr. 7 [askut]; RB nr. 17 [askot]; F nr. 20, 21, 24—26 
asküt], nr. 14, 29 [asket]; P nr. 47 [esküt]; T nr. 41, 44 [esket], 
nr. 42, 43 [esket]; SWN nr. 38—40, 54, 55 SON; nr. 35, 57 [esket], 
nr. 33 [osket]. | 

SCUTELLA: RA nr. 7,9,12,15; V [oskudel’o]; RB nr. 16 [askudel’o]; 
F nr. 27 [asküdel’o], nr. 14 [askudel’o], nr. 60 [esküdel’o]; SON nr. 56; 
SWN nr. 53 [esk@del’o], nr. 58 [esk@elo]. 

SPATULA: Im Fenouillet [aspal’o], ef. S 10. 

SPISSAS: Im Fenouillet und Peyrepertuses [aspeses], cf: Dir 

STELLAS: Im Fenouillet [asteles], ef. S 4. 

STRICTA: Im Fenouillet und Peyrepertuses [astreto], ef. S 3. 


- 


!) Schon altprov. sind Zansol und linsol neben Iensol zu belegen, ef. Krüger, 857. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 49 


AESTIVUM: Im Süden [istiu]‘), im Fenouillet und Peyrepertusös 
[astiu] ef. $ 1. 

EXAMEN: Im Fenouillet [asam, aisam], im Peyrepertuses laisamı, 
e2..8 10. 1° 

RESECARE: RA nr.6, 12, 13, 15; RB; F nr. 14, 24, 26, 30 Tosoga al, 
nr. 19, 23, 27 [rosegal, nr. 29, 60 Frasegal, nr. 20, 21, 25 [rasagal, 
nr. 22 [rasega]; P, T, SWN [rosegal, nr. 41, 43 [resegal, nr. 36 [rasaga], 
nr. 39 [resegal; SON nr. 56—58 [rasegal, nr. 33 [rosegal, nr. 34, 
35 [rosaga]. 

Ähnlich das zu RESECARE gehörige Verbalsubstantiv: nr. 21, 
56—58 [rasego], nr. 20, 30 [rasega] ef. $6 und *CERARIA > [saryerg] in 
ar 14 und 60, ef. 812. 

INSEMEL: RA nr. 7, 8, 10, 12, 15; V [onsembbk]; RB nr. 16 
[onsembb]; F nr. 14, 60 [ansembble], nr. 27 [ansembble], nr. 21 
[ensembble]; T nr. 45 [ensembble]; SWN nr. 36; SON nr. 56 [ensembble], 
nr. 58 [ansembble]. 

INTENDO: F nr. 14, 27, 60 [antendi], nr. 21 [ontendil; T nr. 45 
[entendil; SWN nr. 53 [antendi], nr. 36 [ontendi]; SON nr. 56 [entendi], 
nr. 58 [antendi]. 

=IMBRACHARE: RA nr. 7, 10, 12, 15; V [ombrasa]; RB nr. 16 
[ambrasa]; F nr. 14, 60 [ambrasa], nr. 21 [ombrosa]; nr. 27 [ombrasa]; 
T nr. 45 [embrasal; SWN nr. 53 [ambrasa], nr. 36 [ombrosa]; SON 
nr. 56, 58 [embrasa]. 

IN + *EXAGIARE: RA nr. 15 [ansezal; RB nr. 16 [anseza]; F 
nr. 14 [ansazal, nr. 60 [ansaca], nr. 21 [anseza], nr. 27 [anseza]l; T 
nr. 45 [ensacal; SWN nr. 53 [ansezal, nr. 36 [ansecal; SON nr. 56 
fensaca], nr. 58 [ansaca]. 

IN +*GRANA + ARIA: nr. 36, 53, 60 [angran’ero], nr. 56, 58 
langran’eiro] $ 12. 

Anmerkung: Im Hiat bleibt lat. i auch in vortoniger Stellung als [i] erhalten. 

ZIENDIORTSRATnT> 1,2, 455.72 8210, 11,15, 31.:|b1a89], ar. 3,9 
[biadya], nr. 6, 12, 13 [biao]; V [biato]; RB nr. 16 [biafi], nr. 17 
[biaze]; F nr. 14, 19, 24 [buyaca]”), nr. 20 [buyagol, nr. 21 [buyago|, 
nr. 30 [buyazol, nr. 22, 23, 25—29, 60 [buya&o]; P [buyazo], nr. 49 


') Saroihandy: GG I?, p. 852 erklärt, wie mir scheint, völlig mit Recht, den 
Wandel von [e] zu [i] in diesem Wort durch Angleichung an das haupttonige i, 
anders dagegen Fabra p.5. 

?) Die nördlichen Formen sind der Schriftsprache entlehnt. 


>0 K. Salow 


[buyaza], nr. 50 [buyazu], nr. 59 [buyazo]; T, SWN, SON [buyato], 
nr. 51, 53 [buyazo]. 
Vit. a. 

Im Süden wurde vortoniges [a] in schnellerer Rede zu [d], blieb 
aber bei langsamer als [a] erhalten; im Norden blieb es immer [a]. 
a palatalisierter Konsonant ergab im Süden [od], im Norden dagegen 
[eil und [ai]. Hinter |kw] und [gw] ist a mit dem velaren Element zu 
[u] verschmolzen, was freilich nur im Süden geschieht und geschehen 
kann, da hier allein das bilabiovelare Element sich erhalten hat. 

Beispiele: 826. ADJUTO: RA, V, RB [szudıl, nr. 6, 7,1233 
[-d-]), nr. 15 izudi]; F nr. 19-22, 24, 25 [ozüdı], "nr. 14 [azııl, 
nr. 23, 30 [azüdi], nr. 29 [azedi], nr. 60 [azedi], nr. 26, 27, 28 [ezüdi]; 
P lazedi], nr. 59 [azedi]'); T [azedil, nr. 43 [azüdil; SWN [azedi], 
nr. 51, 55 [aZedil, nr. 36, 38 [ozedil; SON nr. 33—35 [ozedil, 
nr. 56—58 [azedil. 

BALLARE — [Ale]: RA nr. 1, 2, 4-13, 31 [bal’al, mr. 3,15 
[bal’a]; V [bel’al. 

Ahd. DANSON: RB nr. 16 [doensal, nr. 17 [dansa]; F nr. 14, 20, 
24—27, 29, 60 [dansal, nr. 19, 21, 22, 30 [densa], nr. 23 [densal; P,T, 
SWN [dansa]; SON nr. 33—35 [donsal, nr. 56 —58 [dansa). 

MALE + HABITUM: RA, V [malal], nr. 2 [malatt]; RB nr. 16 [malatt], 
nr. 17 |malatl; E nr: 20, 21, 23, 26, 29,30, 60 malelt], nr 12a 
24, 25, 27 [malall; P [malatt], nr. 47, 59 [malaut]; T [malalt], nr. 45 
Imalaut]); SWN [malalt], nr. 51, 53 [malaut]; SON [malalt]. 
| *TARDOREM?) —= Herbst, abgeleitet von TARDUS: RA, V, RB 
tordu]; E [terdul, nr. 21 [terdo], nr. 25, 26, 29 [tardu];; P’nr. 47,49, 
59 [tardu]; SWN nr. 38, 40, 51, 53 [tardu]; SON nr. 3335 [tardu]. 

Erste Pers. Plur. Indicat. Präs. von ANAR.?): RA nr. 1—4, 9, 18 
[anem], nr. 5, 7, 8, 10—13, 15, 31 [onem], nr. 6 [onen]; V [anem]; .RB 
nr. 16 [nen], nr. 17 [anan]; P, T, SWN, SON, F [anan)]. 

CANTARR: RA-nr.ıl, 7, 10, 12, 15; V, RB nr. 16 |kontal > E nr2l 
21, 21x60, I nr. 455 SWN nr.86,53; SON nr. 56, 582 |kantalı 

Iberisches *MANTECA®): RA [montego], nr. 5 [mantega], nr. 2, 15 
Imantego]l; V Imontega]; RB nr. 16 [montego], nr. 17 [mantegal. 


ee 


') Die Entrundung des [®] kann ich nicht erklären. 

?) Im übrigen Gebiet AUTUMNUS, cf. $ 28. 

®) Im Anfang einer Exspirationsgruppe vor folgendem d. 

*) Im Mittelalter auch in Narbonne noch mantega, cf. Mounye&s, p.5, 1, Ur- 


kunde von 1153. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 51 


CANTIONEM: RA nr. 1—4,6—13 [konso], nr. 5, 31 [kansu], nr. 15 
[kansu]; V [konsul; RB [kansy]; F nr. 19—22, 29, 30 [kanso], nr. 14, 
23— 27,60 [kansul; P, T, SWN, SON [kansu], nr. 49, 53 [kanso|. 

Erste Pers. Plur. Indieat. Präs. von MANDUCARE: RA [monzem], 
nr. 2—4 [manzem]; V [monzenm]; RB nr. 16 [monzam], nr. 17 [monzem]; 
E' nr. 19—30,:60; P, T, SWN, SON [manzem], ar. 14 mau, 
nr. 51 [manzam). 

Auch in gelehrten Worten finden wir eine ähnliche Behandiine 
des vortonigen A. 

ANIMAL -ES: RA nr. 1, 3, 5—13 [onimals], nr. 2,4, 15, 31: [ani- 
mals]; V [onimals]; RB nr. 16 [onimals], nr. 17 nn F [animals], 


nr. 19, 22 [onimals]; P, T [animals]; SWN [animals], nr. 36 [onimals]; 
SON nr. 56—58 [animals], nr. 33—35 [animals]. 
ATTENTIONEM: RA nr. 8, 10, 12 [otonsyo], nr. 7 [otensxo], nr. 15 


[atonsyu]; V [otonsyul; RB nr. 16 [atonsiu]; F nr. en [atensiu], nr. 21 
[otensiu], nr. 27 [atonsiu], nr. 60 [atensiu]; T nr. 45; SON nr. 56, 58; 
SWN nr. 53 [atensiu], nr. 36 [otonsyu]. 

Assimilation dieses a an haupttoniges u zeigt im Süden SAN- 
GUISUGA: > [sunsuga] ef. S21. Ferner ist im Süden vortoniges a 
mehrfach durch Schwund eines Konsonanten unmittelbar vor den 
Haupttonvokal gekommen und dann allmählich geschwunden. 

RACEMOS über razms!) > [rims], ef. S5 

PLACERE: nn 0720.2%.7.38..10..12, 155 Ve[ple]2), nr. 1 [ple];-RB 

Eis iplozel;.H nr. 14, 21,22, 27, 30, 60; -Tnr. En en nr. 36, 
3: SON: nr. ‚56, 58 Se 

PAVOREM: RA, V,RB, F, P, T, SWN, SON [pou], nr.1 [por]?). 

MAGISTRUM*): V [mestreo]; RB nr. 16 [mestro]; F nr. 14, 21 
[mestro], nr. 27, 60 [mestre]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56,58 
Imestrel. 

Apokope des anlautenden a finden wir im Süden in ABELLANA°): 
BAenT 1. 7,9, 10, 12, 15; V Ibal’ana]; ‚RB nr. 16 [abel’ang]; F nr. 14 

!) Belegt bei Niepage: RDR I (1909) p. 319. 

2) Über plaer, ef. Niepage: RDR I (1909), p. 318. 

®) Über paor, ef. ibid. p. 335; [peu] dürfte gleichfalls aus PAVORE entstanden 
sein, indem vor der völligen Assimilation des a an o Akzentverschiebung eintrat. 

2) ef. Niepage op. c. p. 318. 

>) Die Apokope ist schon in den Urkunden aus Roussillon zu belegen, 
dagegen habe ich sie im Inventaire des Archivs de la ville de Narbonne nicht ge- 


funden. cf. sach de velanes Alart: Doc., p. 112, 137 usw. neben sac d’avelanes. 
Alart: ib., p. 85; und aus Narbonne z. B. 1153 sacs d’avelhanas. Mounyes p. 5,1. 


4* 


52 K. Salow 


21 [abol’ano], nr. 27 [abol’anu], nr. 60 [abel’ang]; T nr. 45 [abslang]; 
SWN nr. 36 fabolano], nr. 53 [abal’ang]; SON nr. 56, 58 [abelang]. 

Französisches Lehnwort ist anscheinend auch im Süden 
CAMINUS + ATA, wo aber die Endung an die Formen des Suffix- 
ELLUS angeglichen ist: RA nr. 1, 5, 6, 8, 9, 18, 31 [simanel’o], nr. 3, 
4, 7, 10—12 [Simanel’o], nr. 15 [Simanel’o], nr. 13 [sominel’o], nr. 2 
Tcomanel’o]; V [simanel’2]. 

Die Abgrenzung zwischen [3] und [a] ist keine scharfe, es finden 
sich Schwankungen von Beispiel zu Beispiel, besonders auch hier 
wieder in RB, indem bald beide Orte mit dem Süden oder Norden 
gehen, und bald auch der eine mit dem Norden, der andere dagegen 
mit dem Süden. Wenn wir in Roussillon wiederholt [a] statt [] an- 
treffen, so liegt das an dem Tempo der Antwort; in langsamer Rede 
und um sich leichter verständlich zu machen, antwortete der Befragte 
häufig [a], wo er gleich darauf in schneller Antwort [oa] sprach. 


8 27. a+ Palatalisierter Konsonant und nach [kw] [gw]. 

* BASSIAÄRE:, RA nr. (8,10, 12, 15;-V [basal. 

LACTUCA: Im Süden [Y’otuga], im Norden [Yeitügo] und [lai 
tego], cf. 5 21. 

QUADRAGESIMA: RA nr. 7, 10, 12, 15, -V [kurezma]; RB nr. 16 
[karemo]'); F nr. 14 [karemo], nr. 21 [karemo], nr. 27 [karemu], nr. 60 
[kareme]; T nr. 45 [kareme]; SWN nr. 53 [kareme], nr. 36 [karemo]; 
SON nr. 56 [kareme], nr. 58 [karemo]. 

QUADRAGINTA: RA, V [kuranto]; RB [karanto]; F nr. 20—30, 
60 [karanto], nr. 14 [karanto], nr. 19 [kranto]; P, T, SWN, SON [ka- 
ranto], nr. 47, 49 [kranto]. 

WARDON: RA nr.7 [gurda], nr. 9, 10, 12, 15 [gwarda]; V [gurdal; 
RB.ur: 16: Pur. 14, 21, 27, 60; T nr. 45: SWN nr. 36,53 SON 
nr. 56, 58 [garda]. 

ZWASTARE: RA nr. 1, 3 7, 9 jgustal, nr. 2,8 10 13251 
[gwasta]; V [gusta]; RB, F, P, T, SWN, SON [gasta]. 

Germ. AI zeigt dieselbe Behandlung wie lat. A in * WAIDANJAN: 
RA nr. 9 [gun’al, nr. 10, 12, 15 [gwan’a]; V [gun’a]; RB nr. 16; F 
nr. 14, 21, 27, 60; SWN nr. 36, 53; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [gan’a]. 

Die Verschmelzung von [w] + [a] > [u] beschränkt sich auf den 
Süden und geht über das in den Vorbemerkungen beschriebene 
Linienbündel nicht hinaus. Wenn in den Verbalformen diese Ver- 


') [e] statt [e], und [e] für [o] sind durch Einfluß des Französischen entstanden. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 53 


schmelzung vielfach unterblieb, so handelt es sich augenscheinlich um 
Angleichung an die stammbetonten Formen der betreffenden Verba. 

AQUAM ARDENTEM: V, RA nr. .7, 9, 10, 15 [aigerden]), nr. 12 
[aigurden]; RB nr. 16 [aigarden]; F nr. 14, 21 [aigarden], nr. 27 [ai- 
gurden], nr. 60 [aigurdent]; T nr. 45 [aigurden]; SWN nr. 36, 53 
[aigurden]; SON nr. 56 [aigurden], nr. 58 [aigurden]. 

In AQUA ARDENTE scheint die nördliche Form [aigurden] ihr [u] 
für anlautendes a von ARDENTE auch dem Einfluß des ursprünglichen 
qu zu verdanken; doch ist das höchst auffällig, da im Süden, wo 
sonst das bilabiovelare Element durchgängig erhalten bleibt, dieses hier 
geschwunden ist, cf. [aigarden]. cf. auch die von Krüger: Sprach- 
geogr. Unters., 8 109, angeführten Formen, der für das Languedokische 
noch J[aigardent] belegt und für das Katalanische J[aigwarden], 
[aigurden] usw. 

Anmerkung: Das Vorwachsen eines a finden wir in RADICEM '): RA nr. 7, 
10, 12, 15 [arel]; V, RB nr. 16 [arel]?). Hervorgerufen ist diese Entstehung wohl 
durch das stark gerollte r, das im Anlaut stand. 

HODIE im Süden [abui]; F [abeil, ef.$ 16. Niepage*) möchte es 
durch falsche Abtrennung in Verbindungen, wie de vuy, erklären, ob 
mit Recht, sei dahingestellt. ‚Jedenfalls unzutreffend ist diese Er- 
klärung für HERI > [ayirt], cf. $ 8; dieses wird vielmehr, wie span. 
ayer*), auf AD + HERI zurückzuführen sein, ebenso ist wohl ahon = 
AD + UNDE anzusetzen; und wäre in avuy das a älter als v, so Könnte 
man auch ebensogut, wie AD + HERI, AD + HODIE ansetzen; das v 
wäre dann später entstanden, um den durch den Schwund des inter- 
vokalischen d verursachten Hiat zu beseitigen, wie RATIONEM > [rou], 
[Fdbu] geworden ist; ob aber in der Tat dieses v jünger ist als a, 
ist mir nicht gelungen festzustellen. 


Vlit. au. 

VIt. AU blieb im Norden [au], im Süden wurde es über [ol = [u], 
eine Entwicklung, die durch die Schreibung der Urkunden ge- 
sichert wird. 

828. ALAUDA + ITTA: RA nr. 7, 10, 12,15 [’ouzeto]; V ouzeto]; 
RB nr. 16 [Y’ouzeto]; F nr. 14 [V’auzeto], nr. 27 [Yauzetu], nr. 60 [lau- 


!) Man könnte an eine Eigentümlichkeit des Iberischen denken, soll doch nach 
Hübner das Iberische kein anlautendes r gekannt haben. 

2)’ ef. p. 125, Anm. 8. 

3) RDRI, p. 384. 

*) Meyer-Lübke: Grammat. I, $ 383. 


54 K. Salow 


zeto]l; T nr. 45 [lauzeto]; SWN nr. 53 Nauzeto]; SON nr. 56 [lauzeto]'), 
nr. 58 [lauzeto]. 

AUCELLUM: RA nr. 1, 2,.5, 7—9, 11, 31 [usel‘], nr. 3, 4 [usel’], 
nr..6, 10, 12, 13, 15 [ousel/]; V [usel’]; RB nr. 16 [usel‘], nr. 17 [ousel]; 
F nr. 14, 23—30 [ausel], nr. 60 [auset], nr. 19, 20 [ausel], nr. 21, 22 
[ousel/]; P [ausel’]; T, SWN [ausel], nr. 51, 53 [ausel/]; SON nr. 33—35, 
57 [ausel). 

AUCELEOS:2 RA nr. 1,3, 59, 11, 31. Jusel's], nr. 2, 10.23 
15 [ausel’s], nr. 4 [ousel’s]; V [usel’s]; RB [ausels]; F nr. 14, 19—25 
[ousels], nr. 26—30, 60 [ausels]; P, T [ausels]; SWN [ausels], nr. 36 
lauselses]; SON nr. 33—35 [ausels], nr. 57 [ausels]?). 

AUTUMNUM + A: RA nr. 6 [otona]; RB nr. 17 [otons]; F nr. 30 
[utuno], nr. 60 [otung], nr. 19, 21, 22 [oton»]; nr. 14 [otona]; P nr. 48 
[otone], nr. 50 Itruno], nr. 52 [otuno]; T nr. 41—44 [otung], nr. 45 
lauteng]; SWN nr. 36 [otona], nr. 39, 54 [otonel, nr. 52 [otung], nr. 55 
fautung]; SON nr. 56—58 [autung]. 

..  Ahd. FALTSTUOL: RA [futul‘), nr. 13 [fotel], nr. 31 [fotel], 
nr. 9 neben [futul’] gewöhnlich [fotel]; RB nr. 16 [fotel/]; F nr. 14, 
24—30 [fautül], nr. 60 [fautüll, nr. 21--23 [fotül), nr. 20 [futel’), 
nr. 19 [fotel]; P [fautül‘], nr. 52 [fautel’]; T [fauteel], nr. 43 [fautül]; 
SWN nr. 36, 39, 40 [fautet], nr. 38 [fauter], nr. 55 [fauter], nr. 53 
Ifautel], nr. 54 [fauteel]), nr. 51 [fautül/]; SON nr. 56 [fautel], nr. 34, 
58 [fotel], nr. 33 [futel/], nr. 35, 57 [fauteer]. | 

Eine irgendwie scharfe Grenze zwischen [au] und [u] existiert 
nicht. Die Stufe [ou], die sich so oft in Roussillon findet, scheint 
als eine Anpassung des nördlichen au an die Mundart Roussillons 
aufgefaßt werden zu müssen, und nieht etwa als eine Übergangsstufe 
von au > [u] im Süden; denn in letzterem Fall würden die Schrei- 
bungen der Urkunden mit o, die weit zahlreicher sind als die pro- 
venzalisierenden mit au°), nicht erklärt werden Können; es läge auch 
ein krasser Widerspruch mit der Entwicklung des haupttonigen AU 
vor, das gleichfalls monophthongiert wurde. Zu den einzelnen Worten 
ist noch zu bemerken, daß in *ALAUDITTA Apokope des vortonigen 
a stattgefunden hat; das 1 wurde im Süden behandelt, als wäre es 
selbst anlautend, und ergab [1]. [futul’] kann nicht eine direkte Fort- 


') [e] statt [e] dürfte, außer in den Grenzorten, doch wohl französischer Ein- 
fluß sein. 

°) 56, 58 [paserat], [paserats] abgeleitet von PASSER. 

3) cf. Fabra, p. 11 und Niepage: RDRI, p. 323. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 55 


setzung des germanischen Wortes sein, da im Süden 1 nicht voka- 
lisiert wird, und demnach dort nicht ein au entstehen konnte, dessen 
Fortsetzung das moderne [u] ist. Die beiden letzten Beispiele sind 
bemerkenswert wegen der mannigfaltigen Mischformen, die aus der 
Kreuzung des schriftfranzösischen und des mundartlichen Wortes 
hervorgegangen sind. 

Infolge von Dissimilation ist schon im Vlt. vortonig AU >A 
geworden in 

A(U)GUSTUM: V, RA nr. 7, 10 [agust], nr. 12, 15 [agust]; RB nr. 16 
[agust]; F nr. 14, 27, 60 [agust], nr. 21 [agust]; T nr. 45, SWN nr. 36, 
53; SON nr. 56, 58 [agust] und in 

A(U)GURIUM + osos: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [uruzus]; RB nr. 16 
emzıs]; E'nr. 14 [oruzis], nr. 27 [üruzi], nr. 21, 60 [üruzis]; Tar. 45; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [eruzes]. 

Im letzten Beispiel ist ferner noch nach Schwund des inter- 
vokalischen g das a mit dem [u] resp. [ü] verschmolzen. 


VIt. lo]. 

Auch hier fallen [9] und [o] zusammen unter [o] und ergeben 
in beiden Gegenden im Verlauf ihrer Entwicklung [u]. Stand hinter 
diesem o ein palatalisierter Konsonant, der ein i entwickelte, so 
bildete dieses mit dem zu [u] gewordenen o einen Diphthongen. 


Beispiele: 5 29. CO(O)PERIRE: RA nr. 7, 9, 12, 15; V [kubri]; 
RBonr. 16 [kurbi]; 'E'nr. 14, 60 [kubri],- nr. 21, 27. [krubi]; T nr. 45 
[krubil; SWN nr. 36 [kurbil, nr. 53 [kubril; SON nr. 56, 58 [kubril. 

SPOTERE-"V, RAcnr. 1, 2,7, 10,12 [pusel, nr. 15 [pude]; RB 
nr. 16 [pugel; F nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [pude]; 
SWN nr. 36 [pude], nr. 40 [podre], nr. 53 [pude]. 

NOVELLUM: F [nubel‘], nr. 60 [nubel]; P [nubel’], nr. 47 [nubel]; 
T, SON, SWN [nubel], nr. 33, 51, 53 [nubel). 

Partizip. Praeteriti von *PLOVERE'): V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 
Iplugut]; RB nr. 16 [pluget]; F nr. 14 [plaugut), nr. 21,27, 60 [plaugüt]; 
T nr. 45; SWN nr. 36, 53 [plauget]; SON nr. 56 [plauget], nr. 58 
Iplguget|. 

POLITUM: RB [pulit]; F nr. 14, 19—27, 60 [pulit]; P [pwlit]; T 
nr. 42; SWN nr. 38, 40, 51, 53; SON nr. 34 [pulit]. 

*OOL(A)P(H)ARE: RB, F, P, T, SWN, SON [kupa]. 


!) Die nördlichen Formen sind ausgeglichen nach stammbetonten wie [plaul. 


56 K. Salow 


CULTELLUM: RB, F, P [kutel‘], nr. 25 [kutel’), nr. 60 [kutel]; T, 
SWN, SON [kutel]; nr. 51, 53 [kutel‘). 

= COMPERARE: RA’nr.- 7, 10, 12, 15; VW, RBnr. 16) Roms 
21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;:SON nr. 56, 58 [krumpa]. 

COMPRENDERE: RA nr. 1, 7, 8, 10, 12, 15; V [kumpenra]; RB 
nr. 16 [kumprene]; F nr. 14, 27 [kumprene], nr. 21 [kumpreni], nr. 60 
[kumprene]; T nr. 45 [kumprene]; SWN nr. 53 [kumprene], nr. 36 
[kumprene]; SON nr. 56 [kumprenil, nr. 58 [kumprene]. 

-TUMBARR: RB nr. 16; FÜ nr. 14, 21, 27, 60; Tan MN 
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [tumba]. 

2. 0-4 Palatalisierter Konsonant. 

OCTOGINTA: V, RA nr. 10, 12, 15 [buitanto]. 

Für den Norden fehlen leider andere Beispiele. Dem Franzö- 
sischen entlehnt oder gelehrt sind die Formen für OCTOBREM!): RA 
nr. 10, 12, 15; V [oktobro], nr. 7 [uktobre]; RB nr. 16 [uktobre]; F 
nr. 14 [oktobro], nr. 21, 27 [gktobre], nr. 60 [ottobre]; T nr. 45; SWN 
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [oktobre]. 

Durch Apokope ist nebentoniges o verschwunden in HOROLOGIUM 
> [rel’g&e] ef. $ 16. 

Anmerkung: Schon im VIt. war im Hiat vortoniges o mit einem folgenden 


haupttonigen o verschmolzen in 


DUODECIM: Im Süden [dudz>], im Norden [dutse], ef. $ 18. 


Vit. fu]. 


Wie das haupttonige u wurde auch das vortonige im Norden 
zu |ü] > [®@] und blieb im Süden [u]. 


Beispiele: $ 30. PURGARE: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [purga]; 
RBönr. 16; F'nr. 14, 21, 27,60; Tonr. 45; SON ar. 56, Hecpursal 
SWN nr. 36 [pergal, nr. 53 [pürga]. 

PUTERE: RA nr. 10, 12 [pude], nr. 9 [pudi], nr. 7 [pudri]?), nr. 15 
[fa pudu]?); V [pudil; RB nr. 16 [püdi]; F nr. 14, 21 [pedi], nr. 27,60 
[püdil; Tor. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [pedil. 


!) In den Urkunden aus Roussillon 1314 uytubri RLR XXX, p. 263, ebenso 
1318 ib. XXXIL, p. 163; 1315 aber utubri ib. XXX, p. 267; in der correspondance 
de la ville de Perpignan octobre ib., LI, p.7. Niepage: RDR I, p. 321 belegt 
noch die Form vuytubri. In Narbonne heißt es uchoire cf. Mounye&s, p. 9,1. 

> = * PUMRIRE. 

®) — PUTOREM. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 57 


*BUFFARE von onomatopoetischem BUFF: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; 
V [bufal; RB nr. 16; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [befa]; 
Römer: 14, 21, 27, 60 [büfal. 

DSATAS-und USATOS: RA nr. 1, 35, 9, 12, 15, 31 [uzadas]; RB 
nr. 16 [®zadas], nr. 17 [uzados]; F nr. 14, 21—24, 27 [üzadas], nr. 19 
[ezades]; nr. 20, 25, 26, 29, 30, 60 [üzades]; P [üzades], nr. 52 [ezades]; 
T nr. 42, 45 [ezats], nr. 43, 44 [üzats], nr. 41 [ezadus]; SWN [ezados], 
nr. 39, 40 [ezats], nr. 36 [ezados|; SON nr. 33 [uzadus], nr. 34 [uzados], 
nr. 35, 58 [oezados], nr. 57 [ezados], nr. 56 [ezades]. 

FALLUMENARBS RA nr. 7, 10, 12, 15 faluma]; Par. 14, 27, 60 
[alüma], nr. 21 [alemal; T nr. 45; SON nr. 56,58; SWN nr. 36 
[alema], nr. 53 [al’ema|. 

FUMARE: V, RAnr. 7, 9, 10, 12, 15: [fuma]; RBar. 16; F nr. 14, 
21, 27, 60 [füma]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [feema]. 

JULIUM 4 OLUM und + ITTUM: RA nr. 10, 12, 15; V [zul’gl]; 
RB nr. 16 [zül’ot]; F nr. 14, 27 [Zül’et]; nr. 21, 60 [zül’et]; T nr. 45 
[zül’et], SWN nr. 53 [zül’et], nr. 36 [zel’et]; SON nr. 56 [zül’et], nr. 58 
[zel'et]. 

SUDARE: Im Süden [sua], im Norden [süza], [seza], ef. $ 10. 

Die Grenze zwischen der Entwicklung des Nordens und der 
des Südens folgt in der Regel dem oben angegebenen Linienbündel; 
sie ist aber nicht so scharf wie beim haupttonigen u; außer nr. 14 
zeigen auch nr. 33, 34 in einem Beispiel [u] statt [ü] oder [®]'). In 
RB herrscht das gewöhnliche Schwanken; nr. 17 hat auch hier meist 
die Lautung des Südens, und nr. 16 die des Nordens. 


2. Die nachnebentonigen Vokale. 

Nachnebentoniges I, E, 0, U fallen, wenn nicht etwa durch ihren 
Schwund schwer sprechbare Konsonantenverbindungen entstehen. In 
diesem Falle bleiben sie erhalten. Für A fehlen sichere Beispiele, 
es fiel sicherlich ebensowenig wie auf dem übrigen katalanischen und 
provenzalischen Gebiet, wie es auch aus den Urkunden der Gegend 
erhellt. 

Beispiele: $ 31. HOSPITALE: RB, F, P, T, SWN, SON [ustal]. 

SANGUINATU: RAnr.7,9,10,12,15; V [saygrat]; RBnr. 16 [sonnat]; 
Kenn. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SON.nr. 56, 58 [sannat]; SWN nr. 53 
[sannat], nr. 36 [sondat]? 


') Vielleicht ist aber auch dies nur eine Verschreibung. 


58 K. Salow 


SEPTIMANA: Im Süden [somman>], im Norden [semmano], ef. $ 23. 

COOPERIRE: Im Süden und Norden [kubri] ef. $ 29. 

*COMPERARE: Im Süden und Norden [krumpal, ef. S 29. 

CALEFA(CE)RE: V, RA nr. 9, 10, 12 [oskolfa], nr. 7 [askalfa], 
nr. 15 [oskalfal; RB nr. 16 [oskalfa]; F nr. 14, 21, 27, 60 [kalfa]; 
T nr. 45 [oskalfal; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [kaufa]. 

LABORARE: RAnr. 7:10,12, 15; V, RB nr. 16-]laura]; Lummstet 
[aura], nr. 60 [laura], nr. 21 [’oura], nr. 27 [Yeura], T nr. 45; SON 
nr. 56, 58 [laura]; SWN nr. 36 [laura], nr. 53 [l’aura). 

MATUTINUM: V, RA nr. 7 [matil, nr. 15 [mati], nr. 10, 12 [mate]; 
RB,nr. 16: [matil; E nr. 14, 21,27 [mati], nr. 60.matis; SR: 
SWN nr. 36, 53 [matis]; SON nr. 56, 58 [mati]. 

MANDUCAMUS: Im Süden [manzem], im Norden [manzem]|, [man- 
zaml],ci.-8 26. 

Im Hiat zum Haupttonvokal ist nachnebentoniges U schon im 
VlIt. in folgenden Worten geschwunden '). 

FEBRUARIUM: Im Süden [fobre], im Norden [febryel, ef. $ 12. 

SEPTUAGINTA: RA nr. 10, 12 [sotanta], nr. 7, 8, 15 [setanto]; 
RB nr. 16 [setanto]; V [setanto]; F nr. 14 [sotanto], nr. 21, 27 [setante], 
nr. 60 [setanto]; T nr. 45 [setanto]; SWN nr. 36, 40, 53; SON nr. 56, 58 
[setanto]. 

QUATTUORDECIM:. V, RA nr. 7, 8, 10 [katorza], nr. 12, 15 [ka- 
torzal; RB ne. 16; FE: nr. 14,.21,.27, 60; T’nr:45:; 8WN ınEssb3: 
SON nr. 56, 58 [katorze]. 

Jünger ist der Schwund dieses U in 

JENUARIUM°): Im Süden [Zane], im Norden [zanbyel, ef. $ 12. 

S 32. Besondere Fälle. Um das Zusammentreffen von zwei 
schwerer zusammensprechbaren Konsonanten zu verhindern, scheint 
der Nachnebentonvokal nicht geschwunden zu sein in * TEXITOREM — 
[tisodu], ef. $S3. Aus einem andern Grunde blieb er erhalten in 
*CAMINARIAM — [kamin’ero], ef. $ 12. Hier haben wahrscheinlich die 
Formen für *CAMMINUS > [kami] analogische Wirkung ausgeübt und 
den Sehwund des I verhindert. Ferner blieb beim Verbum in einer 
Reihe von endungsbetonten Formen durch Angleichung an stamm- 
betonte der Nachnebentonvokal erhalten oder wurde wiederhergestellt. 


!), Brunot: Histoire de la langue francaise I, (1905), p. 68. Lindsay: 
Die lateinische Sprache, p. 61. 

2), In den Urkunden aus Roussillon giner, in denen aus Narbonne jenoier, 
cf. p. 30, Anm]. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 59 


SEMINARE'): Im Norden [semenal, cf. $ 23°). 

DISJUNARE°): F [dezüna], nr. 14, 19 [(dezena]; P [dezüna], nr. 47 
52 [dezena]; T [dezena], nr. 43 [dezüna]; SON [dezenal; SWN [de- 
zenal, nr. 51 [dezüna]. 

ADJUTARE°): RA nr. 7, 10,12 [azuda], nr. 8, 15; V [ozuda];. RB 
nr, 16;:T nr. 45, SWN nr. 36,,53; SON nr. 56, 58 [azeda]; F nr. 21, 
27, 60 [azüdal, nr. 14 [azedal. 

Der Schwund des Nachnebentonvokals ist noch unterblieben in 
HOROLOGIUM > [Frel’089], ef. $ 16 und ALAUDA + ITTA: Im Süden 
Nauzete], im Norden [lauzeto], cf. S 28. 

Der Grund liegt augenscheinlich in der Apokope des Nebenton- 
vokals, wodurch die nachnebentonigen vortonig wurden ?). 

Sonst ist der Schwund des Nachnebentonvokals nur in gelehrten 
Wörtern nicht erfolgt, wie ANIMAL + S: Im Süden [animals], im 
Norden [animals], cf. S 26. 

*MEDICINUM: RB, F, T, P, SWN, SON [medesi]. 

Für nachnebentoniges a fehlen leider Beispiele. Man vergleiche: 
ALF carte 1229 SOLAMENTE > [sulgomen]. 

In der Behandlung seines Nachnebentonvokals nicht ohne weiteres 
durchsichtig ist HORTULANUM: RA, V, RB [urtula], nr. 19 [urtola). 

Auch hier könnte die Erhaltung des U seinen Grund darin haben, 
daß so das Zusammentreffen mehrerer Konsonanten vermieden wurde; 
doch geben die mittelalterlichen Formen des Wortes zu denken. In 
Narbonne heißt es 1276 ortalans, ortalicia?) usw., aus Roussillon kann 
ich nur die Form ortolas®) belegen (1292), wohl aber auch ortalissa‘); 
es wäre demnach nicht unmöglich, daß auch in HORTULANUS von 
Formen wie orta‘) aus ein a eingedrungen wäre, wofür auch [urtola] 
in nr. 19 spricht, und dann durch Assimilation an das vortonige 0 
zu 0 und weiter zu [u] geworden wäre. 


DEerssuechler2 G@ T, p..772. 

?) Auch im Katalanischen existiert semenar; [sombra| ist möglicherweise 
spanisches Lehnwort, cf. Saroihandy: GGI?, p. 865, Anm. 1. 

3) ef. Suchier: GG I?, p. 830. 

*) In *ALAUDITTA liegt möglicherweise auch Beeinflussung durch ALAUDA 
vor, cf. Schultz-Gora, p. 30. 

5) Mounye&s, p. 141, 1 und 2. 

Se Alart: Doe., P.101,104. 

Dribs,,p. 180: 

8) ib., p. 102, 104, 130. 


60 K. Salow 


Kapitel III. Nach dem Hauptton stehende Vokale'). 


1. Die tonlosen Mittelvokale. 


In der großen Mehrzahl der Fälle schwindet der tonlose Mittel- 
vokal im Norden so gut wie im Süden; doch existiert daneben eine 
andere Art der Behandlung der Proparoxytona; es fiel nämlich die 
auslautende Silbe, und der Mittelvokal blieb erhalten. War er ein 
I oder E und stand er im Hiat zu einem andern Vokal, so erzeugte 
er Palatalisierung des vorausgehenden Konsonanten. Sein Schwund 
ist nicht in allen Worten gleichzeitig erfolgt, zum Teil trat derselbe 
schon im Vlt. ein, zum Teil erst im Romanischen?). Worte, die 
den tonlosen Mittelvokal und die Auslautsilbe bewahrt haben, 
sind gelehrt. 

Beispiele: 833. Schwund des Mittelvokals. 

MEDICUM: RA [me$>], nr. 6, 8, 9 [medy>], nr. 1, 13 [me£a] 
V [mei»]. 

CIMICEM: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [Sinso]; RB nr. 16 [Sinso]. 

DIGITUM: V, RA nr. 7, 9, 10, 12 [det], ar. 15 [dt] Rn: 
F nr. 14,21,27,60; T nr.45 [dit]; SWN nr..36, 53; SON nr. 56,58 [det]. 

FRIGIDUM:: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [fret& RB nr. 16; F mi 
21, 27, 60; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [fret]; SWN nr. 36, 53 [fret]. 

CALIDUM: RA nr. 12’ [kall; RB nr. 16; Fnr. 14, 21.027268 
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [kaut]. 

BUTYRUM: F nr. 23—30, 60 [büre], nr. 20 [beero], nr. 14 [beere], 
nr. 19 [berg], nr. 22 [büro], nr. 21 [büre]; P [büre], nr. 47, 52 [bere]; 
T [bere], nr. 43, 44 [büre]; SWN, SON [beere]. 

" SUNDECIM: RA nr. 7, 8, 10,12, 15; V [unzo]; "RB nr. 16 /omzel 
F nr. 21, 27, 60 [unze], nr. 14 [unzo]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; 
SON nr. 56, 58 [unze|. 

QUINDECHIM: "RA nr. 7, 10,.12, 15; W RBzunr. 167 E37 
F nr. 14, 21, 27,60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [kinze]. 

PIPEREM: Im Süden [pebro], im Norden [pebre], cf. Sr 

CINEREM: Im Süden [senra], im Norden [sendre], ef. 84. 

Ahd. WEIGARO: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [gwaira]; RB nr. 16; 
E’nr. 14, 21, 27,605 Tor. 45; SWN ur. 36,53; SON nr..56, 587 [gaıtel: 


') ef. Wendel: Die Entwicklung der Nachtonvokale aus dem Lateinischen 
ins Altprovenzalische. Tübingen, Diss., 1906. 
?) Meyer-Lübke: GG I?, p. 469. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 61 


DIEM SABBATI: RA nr. 7, 10, 12, 15; V [disadda]; RB nr. 16 
[disatta]; F nr. 21, 27, 60 [disatte], nr. 14 [disatto]; T nr. 45; SWN 
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [disatte]. 

ARBOREM: RA nr.7, 8,10, 12, 15; V, RBnr. 16 [aibro]; F nr. 14, 
29.21, 60; T nr. 45 [aibre]; SWN nr. 36, 53 [aure]; SON nr. 56 
[aubre], nr. 58 [aure]. 

LEPOREM: Im Süden [l’ebro], im Norden [lebre], ef. 8 6. 

OCULOS: RA, V [ul’s]; RB, F, P, T, SWN, SON [els]. 

APICULAS: Im Süden [dbel’os], im Norden [abel’ 98], cf. 8 3. 

I und E im Hiat zu einem folgenden Vokal erzeugten Palata- 
lisierung des vorhergehenden Konsonanten; nur gelehrte Worte ent- 
ziehen sich dieser Entwicklung. 

HOROLOGIUM: Im Süden [ral’0&3], im Norden [raloce] ef. $ 16. 

BUBEUMS):=RAcnT..9, 10, 12, 15; V [rue]; RB nr.16; FE nr.14, 
27, 60 [ruze], nr. 21 [ruze]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 
58 [ruze]. 

BABPAM V, BA nr. 1-6, 31 [rabil, Dr. 7, 10, 11, 13,15 [rag]; 
RB [rabyol; F [ra&o], nr. 14, 19 [raöo], nr. 26, 5 [rau], nr. 30 [ra29]; 
P [razg], nr. 59 [ra&o]; T, SON, SWN [raco], nr. 51 [razo]. 

Gelehrt sind folgende Worte: 

CAVEA: V, RA [gabil; RB nr. 16 [gabyo], nr. 17 [gabi]l; P, T, 
SWN, SON, F [gabyo], nr. 14, 30 [gabyo]. 

GLORIA: RA, V [glori], nr. 5 [gloril; RB nr. 16 [gloryo], nr. 17 
[gloril; F [gloryo], nr. 19 [gloryg], nr. 14 [glorya], nr. 20, 22 [glwaro]; 
P,T [gleryg]; SWN [glwero], nr. 40, 51, 53, 55 [gloryg]; SON nr. 33—35 
[glwero], nr. 56, 58 [gloryo]. 

BESTIAS: V, RA [bestis]; RB nr. 16 [besties], nr. 17 [bestios]; 
F nr. 20—23 [bestis], nr. 14, 19, 25—27, 30 [bestios], nr. 24 [bestias], 
nr. 29 [besties], nr. 60 [bestiel; P [besties]; T [bestios]; SWN nr. 36 
[bestis], nr. 51, 54 [bestie], nr. 53, 55 [bestio], nr. 38 [bestios], nr. 39 
[bestios], nr. 40 [besties]; SON nr. 33 [bestis], nr. 34 [bestios], nr. 35, 
56 [bestiel, nr. 57 [bestigs], nr. 58 [bestios]. 

PATIENTIA: V, RA nr. 7, 10, 12 [posxensi], nr. 15 [pasxensi]; F 
nr. 14 [pasxensyo], nr. 21, 27 [pasxenso], nr 60. [pasxenso]; RB nr. 16 
[pasxenso]; T nr. 45 [pasxenso]; SWN nr. 53 [pasyenso], nr. 36 [pasxensu]; 
SON nr. 56 [pasxenso], nr. 58 [pasxenso]. 

Wenn diese Worte auch gelehrt sind, so zeigen sie doch im 


!) Die nördlichen Formen sind französische Lehnwörter. ef. altprov. rog. 


62 K. Salow 


Norden und Süden eine recht verschiedene Behandlung; der Süden 
beseitigt nämlich diese Paroxytona dadurch, daß hier der Abfall der 
Auslautsilbe eintritt; der Norden dagegen bewahrt beide Silben, aller- 
dings schwinden in schnellerer Rede auch hier die Proparoxytona, 
da i dann zum Engelaut wird; bei langsamer Aussprache kann. man 
aber deutlich zwei Silben nach dem Haupttonvokal unterscheiden. Die 
Abgrenzung dieses verschiedenen Verfahrens verläuft im allgemeinen 
dem oben skizzierten Bündel entsprechend, ist aber keine scharfe. In 
RB geht nr. 16 gewöhnlich mit dem Norden, nr. 17 bald mit dem 
Norden, bald mit dem Süden. 


S 34. Erhaltung der vorletzten Silbe der Propar- 
oxytona und Schwund der Auslautsilbe. Diese Erscheinung 
zeigt sich namentlich, wenn dem Mittelvokal ein n folgt, doch auch 
vor anderen Konsonanten!). 

Beispiele: FRAXINUM: Im Süden [frese], im Norden [fraise], 
ERS. 

HOMINEN: Im Süden [om>»], im Norden [ome], ef. S 14. 

JUVENEM: Im Süden [zuba], im Norden [zube], ef. S 18. 

"GONOSCERE: Im Süden [kuneso], im Norden [kuneise], ef. 520. 

CRESCERE: RA nr. 7, 10, 12, 15; V[kreso]; RB: nr.'16 [krese]; 
F nr. 14 [kreso], nr. 60 [kreise], nr. 21, 27 [kreise]; T nr. 45 [kreise]; 
SWN nr. 53 [kreisil, nr. 36 [krese]; SON nr. 58 [kresi], nr. 56 [kreise]. 

*ViDERE*): nr. 53, 60 [beze], nr. 45 [beze], ef. S 3. 

Auf ein älteres sögal wird auch wohl das moderne |syal] unserer 
Gegend zurückgehen; die Formen segal, sigal existieren auch heute 
noch’). 

Nur im Süden finden wir den Mittelvokal erhalten in 

CANNABEM: V, RA [kansm], nr. 1, 4 [karom], nr. 13 [kamb>]; 
RB nr. 16 [karbe], nr. 17 [krambo]; F [karbe]l, nr. 14, 19 [karbo]; 
P [karbe], nr. 48 [karbre]; T nr. 44, 45 [karbe], nr. 42, 43 [kambre], 
nr. 41 [karme]; SWN nr. 38, 39, 51, 53, 54 [karbe], nr. 40, 55 [kambre]; 
SON nr. 34, 35, 58 [karbe], nr. 56 [kambre], nr. 57 [kambe], nr. 33 [&ambre]. 

!) Nach Wendel, p. 76, unterblieb die Synkope im Provenzalischen in folgen- 
den Fällen: 1) vor d; 2) vor n; 3) vor r nach mediopalataler oder dentaler Spiranz, 
nach Konsonant + labialer Spiranz herrscht Schwanken; 4) vor 1 nach mediopala- 
taler Spiranz; 5) um unliebsame Konsonantenverbindungen zu vermeiden. 

?) Nach Anglade: Parler, p. 153 und 157, vielmehr durch Akzentverschie- 
bung aus bezer entstanden. 

3) ef. Mistral: TF unter segue. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 63 


Vergleicht man die Formen der Urkunden mit diesen modernen, 
so kann man zweifeln, ob [kanam] tatsächlich im. Roussillon 
bodenständig ist und nicht etwa erst von Katalonien aus dorthin 
eebracht wurde. In der Leuda von Collioure heißt es cambe'), in 
Verordnungen der Könige von Mallorca camge?), in der Leuda von 
Tortosa dagegen canem?). |[kamb»] in nr. 13 scheint demnach noch 
ein Rest der älteren in Roussillon regelmäßigen Form zu sein, umso- 
mehr, als es dem benachbarten Fenouillet nicht entlehnt sein kann, 
dessen Form [karbe| lautet. In den Urkunden aus Narbonne heißt 
das Wort carbe*), in Lezignan cambe?). 

WEIPIDAM:: V,- RA: nr.:2,:3, 7—9, 11,15. [tebil, nr. 1,,4,.5, 6, 31 
Itebit], nr. 10, 12 [tobeza], nr. 15 auch [tebezol, nr. 13 [txede]; RB 
nr. 16. [tebezg], nr. 17 [tebezg]; F,.P, [tebezo], nr. 26 [tebezu], nr. 14 
Ityedo], nr. 47 neben |tebezo] auch [txedg]; T, SWN, SON [txedo]*), 
nr. 35, 43, 44, 46 auch [tebezol. 

In [tebezo] aus TEPIDAM ist, nachdem der Mittelvokal nicht syn- 
kopiert worden war, Akzentverschiebung eingetreten. Ob aber |[tebi] eine 
volkstümliche Form ist, muß als recht zweifelhaft erscheinen, da ı 
hätte e ergeben sollen, was auch in einer anderen Form des Wortes 
(tebeu) geschah. Aus demselben Grunde sind gelehrt die Formen von 

AVIUM; RA nr. 7, 9,.10,.12,.15; V.[abil; RB nr. 16 [tabi]’) und 

ECCLESIA: Im Süden [iglezi], cf. S 23 sowie die entsprechenden 
S33 aufgeführten Worte ähnlicher Art. Im Norden ist allem An- 
schein nach der Mittelvokal erhalten geblieben in 

CIMICEM: F nr. 14, 21, 27; T nr. 45;-SON nr. 56, 58; SWN nr. 53 
[simet], nr. 36 [simet. Doch fehlen auch im Languedokischen 
synkopierte Formen nicht, ef. Mistral: TF unter cime und ALF, 
carte 1105. 


2. Die Auslautvokale. 
i, e, o als Auslautvokale. 


Sie schwinden, wenn nicht eine vorhergehende Konsonanten- 
gruppe einen Stützvokal braucht, ı aber erst, nachdem es den voraus- 


Sr Alart:  Doe., p. 187. 

Srib, p: 112, 119, 231. 

3) ib., p. 55. 

*) Mouny&s, p. 208,2. 

2)51h2, 29.1995; 

®) Diese Formen sind natürlich französische Lehnwörter. 

?) = *ATAVIUS; ATAVIA ist belegt — altfranz. taie, prov. |[tayd|. 


64 K. Salow 


gehenden Vokal beeinflußt hat. Blieb der Vokal infolge einer 
schweren Konsonantenverbindung erhalten, so wurde er im Süden zu 
[9], im Norden zu [e]. Der Auslautvokal ist außerdem noch in einer 
Anzahl von Pluralformen und Verbalendungen vorhanden. 


Beispiele: & 35. vInTI): V, RA'nr. 7, 8, 10, 12, 1520. 
RB nr. 16; T’nr:45; SWN nr! 36,535 SON. nr. 5853, FR 2227 
60 [bint], nr. 14 [bin]. 

HERI: Im Süden [ayirt], im Norden [yer], ef. 8 8. 

SOLEM: V, RA [sul]. 

NEPOTEM: Im Süden [nabut], im Norden [nebut], ef. $ 18. 

PEDEM: Im Süden [peu], im Norden [pe], ef. $ 6. 

DRAPPOS: V, RA nr.., 12, 15.[draps]; „RB nr.16 =Ranrser 
21,27, 605 T’nr. 45; SWN nr.’ 36, 535 SON nr. 56, 58’ [drats!: 

COLAPHOS: Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. S 14. 

OCULOS: Im Süden [ul’s], im Norden [els], ef. $ 33. 

ALIUM=S V RA nr. 7, 910, 12, 15; RB nr..16; FE nr292% 
27 (al), nr. 60 [al]; T nr. 45 [al]; SWN nr. 53 [al], nr. 36 [al]; SON 
nr. 56, 58 [at]. 

VINUM: Im Süden und Norden [bi], ef. $ 1. 

MANUM: Im Süden und Norden [ma], ef. $ 10. 

Erhaltung des Auslautvokals finden wir in einer Reihe von 
Lehnwörtern aus dem Spanischen. 

MINUs2): V,- RAmr. 7,9, 10, 12, 15'menus]; RBinrale eg 
nr, 14, 21, 27, 60; Tnr. 45; SWN nr. 36, 53; SON’nr. 56, »82]mens]: 
CARCUM: VW, RAT. 78,10, 12, 15, RBinr. 16 Sea 

TABACO: V, RA nr. 7, 9, 12, 15 [tabaku], nr. 10 [tobakul; RB 
nr. 116; E' nr. 14, 21, 27, 60; "Tnr. 45; SON nr. 56,58; 5 WN son 
[tabak], nr. 53 [tabat|]. 

CIGARRO: RA. V, RB, F, P, T, SWN, SON [sigaru], nr. 33 
Isigare], nr. 19—21, 29, 40, 49, 59 [sigarg]. 

Durch span. hierro beeinflußt ist 

FERRUM3): V, RA [ferul; RB, F, P, T, SWN, SON [fer], nr. 39, 
58, 59 [fere]. 


) Lindsay: Lat. Sprache, p. 479 und Suchier: GGI?, p. 730. 

2) Morel-Fatio: GGI?, p.873, 1284 heißt es in Perpignan meyns, cf. 
Alart: Doc., p. 231; andere altmallork. Beispiele, Niepage: RDRJH, p. 6. 

3) 1295 heißt es ferre, ef. Alart: Doc., p. 112; ebenso auch in Tortosa, 
ib., p. 55; ferner Niepage: RDRI, p. 331 und Saroihandy: GGI’, p. 853. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 65 


Gelehrt ist das der Kirchensprache entstammende 

CORPUS — Fronleichnam: V, RA, RB nr. 16 [korpus], nr. 2, 3 
[korpus]; F, P [korpüs], nr. 59 [korpes]; 'T [korpüs]), nr. 41, 42 
[korpes]; SWN, SON [korpesl. 


$ 36. Erhaltung des Auslautvokals: a) infolge von vorher- 
gehenden Konsonantengruppen; b) in einer Reihe von Pluralformen 
und bei einer Anzahl Verbalendungen'). 

a) Beispiele: PIPEREM: Im Süden [pebro], im Norden [pebre], 
et. 93. 

FEBREM: Im Süden [febro], im Norden [fgebre], ef. $ 6. 

DECEMBREM: Im Süden [dosembro], im Norden [desembre], ef. 8 7. 

MATREN: V, RA [mara]; RB nr. 16 [mairo], nr. 17 [mairel; F, 
P, T, SWN, SON [maire], nr. 21 [mairo]. 


CREDERE: Im Süden [kreurs], im Norden [kreire], ef. 8 3. 
CINERE: Im Süden [senro], im Norden [sendre], ef. $ 4. 
WAIGARO: Im Süden [gwairs], im Norden [gaire], cf. $ 33. 


SECALE: Im Süden [segglo], cf. S 5. 

-ABILEM: RA [-abbl], nr. 12 [-applo], nr. 13 [-appl]; RB, V 
[-appl]; F nr. 14, 29, 30 [-applo], nr. 19—23 [-abblo], nr. 24, 25—27, 
60 [-applel; P, T, SWN, SON [-applel, nr. 43, 50, 51 auch [-abble], 
nr. 33 [-applo]. 

UNDECIM: Im Süden [unza], im Norden [unze], cf. 833. 

*VILLATICUM: Im Süden [bilag>], im Norden [bilacel, ef. 522. 

*FITICUM: Im Süden [feg>], im Norden [fee], ef. S 3. 

JUDICEM RA [zusal, nr..5, 6, 11, 31 [zu83]?);  V [züge]; "RB 
nr. 16 [züßo], nr. 17 [zuza]; F [züg3], nr. 19 [ze$9], nr. 29 [zügel, 
nr. 30 [züzo], nr. 60 [züce]; P [züzel, nr. 47 [züze], nr. 59 [zegel, 
nr. 52 [zeze]l; T nr. 42, 45 [zegal, nr. 41 [zegel, nr. 43, 44 [züßo]; 
SWN nr. 36, 40 [ze8>l, nr. 38, 39 [zege], nr. 53 [zeze], bei den 
jüngeren auch [Ziel], nr. 51 [züze], nr. 54, 55 [zügo]; SON nr. 34, 
35, 57 [zegol, nr. 33, 56 [zügel, nr. 58 [zegel. 

DIEM DOMINICUM: V, RA nr. 10, 15 [diumenz>], nr. 12 [diumenz>)], 


!) Nach Wendel, p.119, bleiben die Auslautvokale als [5] (sie!) erhalten 
a) nach Konsonant + Liquida und Konsonant + Nasal, wenn diese Verbindungen zur Zeit 
des Schwundes noch nicht vereinfacht waren; b) vor nt; ec) vor r nach mediopala- 
taler oder dentaler Spiranz; d) wenn der Auslautvokal mit dem Tonvokal eine 
diphthongische Verbindung eingeht, in diesem Falle bleibt i erhalten, und u wird o. 

?) Das [ü] des Südens erklärt sich daher, daß das Wort der Verwaltungs- 
sprache angehört und daher den Einfluß der Schriftsprache erlitt. 


[211 


66 K. Salow 


nr. 7 [diumenya]; RB nr. 16 [dimenza]; F nr. 21, 27, 60 [dimenze], 
nr. 14 [dimenzs]; T nr. 45 [dimenze]; SWN nr. 36 [dimense], nr. 53 
[dimenze]; SON nr. 56 [dimenze], nr. 53 [dimenze]. 

Was die Ausdehnung von [a] und [e] als Reste des Auslaut- 
vokals anlangt, so gibt es keine scharfe Grenze zwischen beiden, es 
herrscht ein Schwanken in den einzelnen Beispielen, wenn ihre Ab- 
gerenzung manchmal auch dem oben genannten Bündel entspricht. 

In einigen Beispielen ist der Auslautvokal erhalten geblieben, 
weil er mit dem Haupttonvokal einen Diphthongen bildete. 

DEUM: Im Süden [deu], im Norden [dius], ef. 

MEUM: Im Süden [meu], im Norden [miu], ef. 

*TEUM: Im Süden [teu], im Norden [tiu], ib. 

*EO: Im Norden [yeu] ib. 

=YA0: V, RA nr. 7,10, 12, 15. |bail)), RB nr, 16; Rnezeree 
27, 60; Dar. 45; SWN. nr..36, 53; SON nr. 56, 58 [bau]. 


S 37. Erhaltung des Auslautvokals in einer Reihe von 
Pluralbildungen?) und Verbalendungen. 

Plural Mascul. Partiz. Praeteriti von ANAR°): F nr. 14, 21, 24 
[anadis], nr. 27—30 [anadi]; P nr. 48, 59 [anadis], nr. 47, 49 [anadi]; 
T nr. 42, 44, 45, 46 [anadis]; SWN nr. 40, 53—55 [anadis]; SONhnr. 35, 
56, 57 [anadis]. 

NIDOS®): T, SWN, SON [nizesl, nr. 39, 41—43, 55 [nize], 
nr. 56. [Inits]. 

*AGURIUM + 0S0S: Im Süden [uruzus], im Norden [üruzis] und 
[eruzis], cf. $ 28. 

Plural von os: RA nr. 7,9, 10, 12, 15; V, RB nr. 167 [osus] 2 
nr. 14, 27, 60 [osis], nr. 21 [osı]; T nr. 45; °SWN nr. 36.535 SON 
nr. 56, 58 [oses]. 

*BUSCOS°): RA nr. 2, 8—10, 12, 15; V [boskus]; F nr. 14, 60 
[boskis], nr. 24, 27, 30 [boskil; SWN nr. 36, 53 [boskes]; SON nr. 58 
[boskes], nr. 34 [boskes], nr. 56 [bweses]. 


') Alecover: Bolleti IV, nr. 9, p. 287, gibt an, in Calce (Roussillon) [manbau] 
gefunden zu haben, die Form heißt aber wenigstens [mambau|, die Ableitung von 
* VADIO ist unzutreffend. 

2) Über die Erklärung dieser Bildungen cf. $ 119. 

®) Die nicht zitierten Orte haben Schwund des Auslautvokals, cf. $ 138. 

4) RA [niuks], nr. 7, 31 [nius]; V [nius]); RB, F [nius], nr. 26 [niuk] [nius], 
nr. 22 [niuks]; P [niu], nr. 52, 59 [nius]. 

5) nr. 1, 16, 21, 45 [bosk]. / 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 67 


Plur. von BRA(C)C(H)IUM innerhalb einer Exspirationsgruppe nach 
auslautendem Vokal: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [brasus]; RB nr. 16 
[brasis]; F nr. 14, 60 [brasis]), nr. 21, 27 [brasil; T nr. 45; SWN 
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [brases]. 

TENES: RA nr. 7, 10, 12, 15 [tenas], nr. 8 [tenas]; V [tenes]; 
RB ur. 16; SWN nr. 53; SON nr. 58; F nr. 21, 27, 60 [tenes], 
nr. 14 [ten»s]. 

VENIS: Im Süden [benos], im Norden [benes], ef. 87. 

DICUNT: RA, V [diwen]; RB nr. 17 [dizun]; F [dizen], nr. 14, 
30 [dizun], nr. 29, 60 [dizen], nr. 25 [dizen]; P [dizen]; T, SWN, SON 
[dizun], nr. 40, 41, 53 [dizen]. 


a als Auslautvokal'). 

Im absoluten Wortauslaut sowie im Auslaut einer Exspirations- 
eruppe und im Innern einer Exspirationsgruppe vor Konsonant wird 
auslautendes A im Süden zu [a], im Norden zu [9] und bisweilen zu 
[ul. Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem Vokal 
schwindet es; vor dem s des Plurals wird es im Süden gleichfalls zu 
lo], im Norden dagegen finden wir hier nur im Termenes und Nar- 
bonnais die Entwicklung zu [0] und [u], im Fenouillet und Peyrepertuses 
wurde es vielmehr zu [el. Ähnlich ergab die Endung -ANT im Süden 
[-on], im Norden [-un] und [-en], wobei es freilich nicht sicher ist, ob 
bei [-un] z. B. nicht Endungstausch vorliegt?). Die Entwicklung 
von A zu [e] vor s und n dürfte ihren Grund darin haben, daß beide 
dentale Laute waren, also den Wandel des a zu Vorderzungenvokalen 
begünstigten®). Warum derselbe aber nur im Fenouillet und Peyre- 
pertuses eintrat und nicht im ganzen Norden, ist mir unmöglich zu 
sagen. Seine eigenen Wege ist das Femininum des Artikels gegangen; 
im Singular blieb es in der ganzen untersuchten Gegend gewöhnlich [al, 
im Plural, also vor s, wurde es im Süden [p], im Norden ergab es [al 
und [e], was doch wohl dem schriftsprachlichen Einfluß zuzuschreiben 
ist. Ihre Erklärung findet diese abweichende Entwicklung beim 
Artikel darin, daß dieser proklitisch ist‘), darum auch sein Auslaut- 
vokal mit größerem Druck erzeugt wird, als der der Substantiva. 


!) Über auslautendes a im Katalanischen ef. Schädel: Die katalanischen 
Pyrenüendialekte, Teil I, Lautlehre, die Auslautvokale 1) -a. RDRI, p. 386ff. 

SuSuchier: GG I’, p. 711. 

Srschaädel: 1. ep. 388% 

ih. 


65 K. Salow 


Beispiele: $ 38. 

1. a im absoluten Wortauslaut, im Auslaut einer 
Exspirationsgruppe und im Wortauslaut innerhalb einer 
Exspirationsgruppe vor anlautendem Konsonant. 

LUPA: V, RA [/’ubo], nr. 4 [’upo]'); RB [’ubo]; F [ubo],nr. 20, 30 
Nubo], nr. 27 [Yubu], nr. 60 [lubo]; P übe]; T Nubo], nr. 44 [Y’ubo]; 
SWN, SON [Iubo]. nr. 51, 53 [übe]. 

GAVATA: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem 
Vokal. RA, V [galto]; RB nr. 16 [galto], nr. 17 [galt]; F [gauto], 
nr. 20, 23, 26—28 [gautu]; P, T, SWN, SON [gautg]. 

ALTA: RA nr. 7—10, 12, 15; V [alte]; RB nr. 16 [auto]; F nr. 60 
Inauto], nr. 14 [nauto], nr. 21 [auto], nr. 27 [autul; T nr. 45; SWN 
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [nauto]. 

SALSICIA: F nr. 14, 21, 60 [salsiso], nr. 27 [salsisul; T nr. 45; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [salsiso]. 

MATURA: V, RA nr. 2, 7,10, 12, 15 [madurs]; RB nr. 16 [madüro] 
F nr. 14, 21, 60 [madüro], nr. 27 [madüru]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; 
SON nr. 56, 58 [madero]. 

UNA: RA nr. 7,10, 12,15; V [una]; RB nr. 16 [eno]; F nr. 21, 60 
[üno], nr. 14 [üne], nr. 27 [ünu]; "T’nr. 45; SON nr. 56,08. 2SW 
nr. 53 [enol, nr. 36 [eng]. 

AQUA BENEDICTA: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [aiga boneit]; RB 


nr. 16 [aigo boneito]; F nr. 14 [aigd banito], nr. 21 [aigo benezido], 
nr. 27 Jaigo benitu], nr. 60 [aigo benito]; T nr. 45 [aigo benitol; SWN 


nr. 53 [aigo benito], nr. 36 laigg bonite]; SON nr. 56 [aigg benito], 
nr. 58 [aigo benido]. 

INMa vacca?) "BLANCA *venduta per *eo: RA, V [blaykel; RB 
[blayko]; F nr. 14, 19 [blayka], nr. 20, 27 [blaykul; P, T, SWN, SON 
[blayko]. 

UNA3) BRANCA: V, RA [una brayko], nr. 3, 4 [una brayke]; RB 
nr. 16 [oen» brayko], nr. 17 [uno brayko]; F [üng brayko|, nr. 14 [ün» 
brayko], nr. 27 [ünu braykul, nr. 19 [eno braykol; P [üng brayko], 
nr. 52 [eng brayko]; T [eng brayko|, nr. 43, 44 [üno]; SWN, SON 
Ieno braykol, nr. 33, 34 [üng]. 


') Neubildung vom Maseulinum |l’up| aus, das Wort wird überhaupt wenig 
gebraucht; nr. 3, 5, 56, 57 verwandten im Anfang einfach die Masculinform, erst 
nach Besinnen fand der Befragte die lautgerechte Form. 

CH 2810! 

3) ef. UNA weiter oben, das als einzelnes Wort gefragt wurde. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 69 


Una AMPULLA, *BUTTICULA, CAVA + ITTA de. vino puro: V, 
RB, RA [ompul’o], nr. 9 [ampul’o]; F [butel’o], nr. 14 [butel’o], nr. 19, 
22 [butel’o], nr. 23, 25, 29 [kabeto], nr. 26 [kabetadg]; P [butel’o], 
nr. 48, 49 [kabetol; T [butel’o], nr. 41 [kabeto]; SWN [butel’ 91; SON 
[butel’o], nr. 35, 57 auch [kabeto], nr. 33 [butel’o]. 

BEISTAFRUBRA: V, RA,ar. 7, 9, 10,.12,15: RB'ır. 16 [kresta 
ruzo]; F nr. 14 [kresta ruzo], nr. 27 [kreste ruze], nr. 21 [ruzo], nr. 60 
[kresto ruzo]; T nr. 45; SON nr. 56; SWN nr. 53 [kresto ru2o], 
nr. 36 [ruze]'), nr. 58 [kresto ruzo]. 

MEDIAM?) noctem: V, RA [mio], nr. 1, 12 [mid]; RB nr. 16 
[mye2a], nr. 17 [miZza]; F nr. 14, 19, 20 [myeza], nr. 21—23, 25, 26, 
29, 30, 60 [myezo], nr. 24, 27, 28 [myezul; P [myezol; T Imyezo], 
nr. 45, 46 [myezol; SWN [myezo], nr. 39, 40, 51, 55 Imye2o]; SON 
nr. 56—58 [myezo], nr. 33, 35 [myezo], nr. 34 [myezu|. 

2. a innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlauten- 
dem Vokal. 

UNA HORA: V, RA [un oral; RB nr. 16 [ün urg], nr. 17 [un uro]; 
F nr. 14, 30 [ün urs], nr. 20—22, 25, 29, 60 [ün uro], nr. 19 [cen urg], 
nr. 23, 24, 26, 27 [ün urul; P-[ün uro], nr. 52 [en]; T [en uro], 
nr. 43, 44 [ün]; SWN, SON [een urg], nr. 33, 34 [ün]. 

MEDIA HORA°®): RA [miSoro]l, nr. 12, 13 [mitora]; V [micora]; 
RB, F, P, T, SWN, SON [myezurg], nr. 14, 30 [myezurs], nr. 33, 35, 
43, 50, 51, 53, 56, 58 myezuro], nr. 42 [myezurado], nr. 34 [myezurg]. 

UNA HORA ET MEDIA®): RA [unorimiga], nr. 1, 12, 13 [migo]; 
V [unorimize]l; RB nr. 16 [ünuremyezol, nr. 17 [unuremyezo]; 
F [ünuremyezo], nr. 14 [myezol, nr. 26, 27 [myezul, nr. 19 [en]; P 
lünuremyezo]l, nr. 52 [en]; T [oenuremyezol, nr. 43, 44 [ün]; SWN 
[enuremyezol, nr. 39, 54 [ün], nr. 36 [myezo], nr. 38 [myezul; SON 
[enuremyezo], nr. 33, 34 [ün], nr. 33 [myezo]. 

carnem CRUDAM ET DURAM°): RA nr. 1, 4—6 [kruiduro], nr. 11 
[krui i duro]. 

9239323 vor Dentalen. 

VACCAS innerhalb einer Exspirationsgruppe nach |z] und il. 


') [e] statt [o] dürfte doch wohl nur Substitution für französisches [9] sein. 

Eck 88. 

8) ef. 819. 

ck. $8. 

>) In den übrigen Orten fand die Elision des Auslautvokals bei CRUDA nicht 
statt, ef. $ 21. 


70 K. Salow 


V, RA [bakos]; RB nr. 16 [bakes], nr. 17 [bakos]; F [bakes], nr. 19, 26 
[bakos], nr. 14 [bakos]; P [bakes]; T, SWN, SON [bakos], nr. 34 [bakus]. 

PASCHAS: V, RA nr. 7, 10, 12,15 [paskas]; RB nr. 16 [paskes]; 
F. nr. 14 [paskos], nr. 21, 27, 60 [paskes]; T nr. 45 [paskos|; SON 
nr. 56, 55; SWN nr. 53 |paskos], nr. 36 |paskos]. 

*POMAS DULCES + AS: RA, V [pum»s duls>s], nr. 1, 2 [pomas]; RB 
nr. 16 [pumas dusos], nr. 17 [pumas dusos]; F nr. 14, 19—21, 23 [pu- 
mos dusos], nr. 22, 24—27 [pumes duses], nr. 29 [pume], nr. 30 [pumi], 
nr. 60 [pumeil; P [pumei duses], nr. 47, 48 [pume]; 'T [pumgi dusos]; 
nr. 42 |pumgs]; SWN [pumoi dusos], nr. 36 [pumgs dusos], nr. 54 [pu- 
mei dusos], nr. 51 [pumgil; SON nr. 35, 56, 58 [pumgi dusos], nr. 57 
[pumgil, nr. 34 [pumei dusos], nr. 33 [pume dusos]. 

GUTTAS: RA, V, RB, F [gutes], nr. 29, 60 [gutes]; P [gutes]; 
T, SWN [gutos]; SON [gutos], nr. 33 [gutos], nr. 34 [gutos]. 

*TRINCATAS): statt TRONCATAS:-V, RA nr..5,'6, 8, 10, 15.31 
Itronkadas], nr. 7, 11 [trenkados]. 

CANTANT: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [Kanton]; RB nr. 16 [kanten]; 
F nr. 14, 27, 60 [kanten], nr. 21 |kanten]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; 
SON nr. 56, 58 [kantun). 

RESTANT: RA nr. 2, 10, 12, 31; V [resten]; P nr. 50 [resten]; 
nr. 42 [restun]. 

DEMORANT: F nr. 19, 20,.22, 27 |damoran],.. nr. 25, 28.29 
[demoron]; P nr. 48, 49 [demoren]; SWN nr. 38 [damgrun]; 
SON nr. 35, 56 [damorun], nr. 33 [demoren]. 

HABITANT?)y RA nr. 5,.15 [obiten], nr. 13 [Abıtan]; "REamele 
labitan], nr. 17 Jabiten]; Finr. 14, 21—26, 30, 60 [abiten]; Pirsar 
59 [abiten], nr. 52 [abiten]; T nr. 41, 43—46 [abitun]; SWN [abitun]; 
SON nr. 34, 58 Jabitun]. 

DEBEBANT: RA nr. 7, 9,10, 12,15; V [debien]; RB nr. 16 [da- 
bien®); F nr. 14, 27 [dobien], nr. 60 [dobin], nr. 21 [dobiun]; T nr. 45 
[debyon]; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [dobyon]. 

BIBEBAT: V, RA, RB [b»bia], nr. 10 [babeu], nr. 11 [bew>a], nr. 13 
[bobiyo], nr. 3 [bobie], nr. 12 [boiyol; F [babiu], nr. 14, 19 [bobie], 
nr. 60 [babyo]; P [babye], nr. 50, 59 [babyo]; T, SWN [bobyo], nr. 41 
[bobyo], nr. 51 [babyel; SON [babyol, nr. 58 [bebyol, nr. 33 [bebyol. 


!) ef. Bartsch: Chrest. provencale ®. Index. Ktg °nr. 9742 setzt * TRINICARE 
an, was lautlich auch nicht befriedigt. 

?) Das Wort selbst ist nicht volkstümlich, wird auch wenig gebraucht. 

>) Die Erklärung dieser Bildungen ef. $ 131 ff. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 71 


Eine besondere Entwicklung zeigt 

DUAS: V, RA [duss], nr. 7, 13 [dus], nr. 3, 4 [dugas]); RB, T, 
SON, SWN [dos]'), nr. 53 [dus]?) und [dos]; F, P [dus]. 

Diese abweichende Behandlung des auslautenden A hat ihren 
Grund darin, daß A hier unmittelbar hinter dem Tonvokal stand. 
A entwickelte sich auch hier zunächst im Süden ganz regelmäßig zu 
[oJ], dann aber entstand zwischen dem [u] und dem [5], um den Hiat 
zu beseitigen, ein [g], was auch sonst bisweilen erscheint, [duos] wurde 
also zu [dugos]. In anderen Orten dagegen ging dies unbetonte [po] 
in das haupttonige [u] auf. Dieselbe Entwicklung liegt wahrschein- 
lich auch vor in dem [dus] des Fenouillet und Peyrepertuses, das wohl 
auf ein älteres [dues], der regelmäßigen Form für DUAS, zurückgeht. 
[dos] ist entstanden aus der Verschmelzung von [o] und [a]; (DUAS > 
[doas] > "[doos| > [dos)). 

Auch in gelehrten Wörtern finden wir die unter 1—3 beschriebene 
Behandlung das auslautenden A. 

RABIAM: Im Norden [rabyo], [raöo], ef. S 33. 

CAVEA: Im Norden [gabyo], ib. GLORIA > [gloryo], i 

BESTIAS: Im Norden [bestios], [besties], [bestios], ef. N 2 


840. ILLA und ILLAS als Artikel. 

Bei ILLA schwindet vor anlautendem Vokal das a, sonst bleibt 
es im Norden überall als [a] erhalten. Im Süden wird es bei 
schnellerer Rede auch [|]. 

Ka RATNFRB, EP T.SWN,; SON Ial. 

In ILLAS wird a bei schnellerer Rede im Süden zu [>], bleibt: 
in langsamerer dagegen [a]; im Norden finden wir als feminine Plural- 
form des Artikels im Fenouillet [lez], im Peyrepertuses [lei]?) und in 
dem übrigen [lail. Die Formen des Fenouillet und Peyrepertuses 
sind aber durch die französischen Formen beeinflußt, da man sonst 
[e] statt [e] erwarten sollte. 

(IL)LAS vor stimmhaftem Konsonant. V, RA nr. 1, 5, 6, 9, 11 [laz], 
19203347 72.8, 210, 12,13, 15, 18. [la2]; RB nr. 16 a ld az]; 
E' nr. 14 [laz], nr. 19—28 ][lez], nr. 29, 30 [le], nr. 60 Neil; Pnr. 50 


!) In den Urkunden aus Narbonne doas, cf. Mounye&s, p. 82; SS ED. 

2) [dus] erhalten in dem Satz „vouloir et powvoir sont deux choses“; [dos] als 
einzelne Form. 

®) Die Formen sind alle innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem 
‚stimmhaften Konsonant gefragt. 


> K. Salow 


Ne], "nr. 52 [lei], nr. 4749, 59 lei]; .T, SWN, SON Jlaib ne 
34, a s3ulleı]..). 

S41. Was die Ausdehnung der [>]- und [o]-, [e]-Lautungen be- 
trifft, so gibt es keine scharfe Grenze; in den Fällen 1—3 ist sie 
zwar im allgemeinen dem in den Vorbemerkungen genannten Bündel 
entsprechend, aber auch hier findet sich [|] schon in den Grenzorten 
des nördlichen Gebietes, und vor Dentalen geht [>] bis tief ins Fenouillet 
hinein. Dem Narbonnais gegenüber ist die Abgrenzung von [a] und 
[ol in allen Fällen eine genauere, doch kommt auch hier in den 
Grenzorten [d] vor. Im Norden selbst treffen die drei Stufen [o], [u] 
und [e] zusammen. [el], das nur vor Dentalen aus -A entstand, bleibt 
aufs Fenouillet und Peyrepertuses beschränkt; ob es eine scharfe 
Grenze zwischen [o] und [e] gibt, vermag ich nicht zu sagen, da die 
dem Peyrepertuses benachbarten Orte des Termenes nicht auf- 
genommen sind. [u] findet sich vor allem im Fenouillet, am häufigsten 
in nr. 27, doch erscheint es auch wiederholt in einigen anderen Orten 
nördlich der Grenze. RB zeigt ein großes Schwanken in den []- und 
[o]-Lautungen, bald gehen beide Orte mit dem Süden und haben 
dementsprechend [»], bald mit dem Norden und bieten daher [og], end- 
lich kommt es auch vor, daß der eine Ort die nördliche Stufe auf- 
weist, der andere aber die südliche. 

Die Entwicklung von [a] > [3] im Süden ist sehr viel älter 
als die von [al = [o] im Norden. Im Cartulaire de Narbonne finden 
wir in den Urkunden des 14. Jahrhunderts noch konsequent a ge- 
schrieben, vor s ebensogut, wie im unmittelbaren Auslaut?). Im 
Süden erscheint e statt a schon recht früh. 976°) heißt es in einer 
Urkunde aus dem Vallespir meneres = MINARIAS; da aber hiervon 
nur eine Kopie von 1313 existiert, so läßt sich nicht sagen, ob hier 
nicht etwa eine Änderung des Abschreibers vorliegt. Im 11. Jahr- 
hundert herrscht in Roussillon durchaus noch die Schreibung a vor, 
cf. um 1088 cavalgadas'), doch lautet der Ortsname SALSULAS damals 
schon Salses?), im 12. Jahrhundert wird. die Schreibung e schon viel 

') In anderen Beispielen RB nr. 16 [laz]; F nr. 28 [le], nr. 29 [le], nr. 30 
Ilez], nr. 60 [leil; P nr. 50 [lei], nr. 52 [leil; SWN nr. 53 [lai]; SON nr. 33 [le], 
nr. 37 [lai. 

2) cf. Mouny&s, p. 374—376. 

SPAMAarıS  Docpel. 

Alba, 0923. 

°) ib., p. 25; in den Urkunden heißt die lateinische Form Salsinas. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 13 


zahlreicher. 1165 heißt es Canaveles'), 1168?) garbes, Vernedes, 
Planes, daneben aber noch espadadas?). Im 13. Jahrhundert ist die 
Schreibung e vor Plural s durchaus die Regel‘), im Singular dagegen 
ist noch im 14. Jahrhundert die Schreibung a vorherrschend ’); und 
noch im 15. Jahrhundert besteht in der correspondance de la ville de 
Perpignan die Schreibergewohnheit, im Singular a zu schreiben ®) 
und im Plural e, was auch heute wieder die übliche Orthographie 
ist. Auch im Singular freilich wird auslautendes a schon viel früher 
[9] gesprochen sein, wie es sich jedenfalls für vortoniges a beweisen 
läßt, das in der Regel durch a wiedergegeben wird. Daneben finden 
wir aber Schreibungen, wie mentega 1295°), menjar, menjadores 
1296°), menemessors 1323”), und umgekehrte Schreibungen, wie 
maytat'’) neben meytat'') - MEDIETATEM,  satanta'?),  sageyl'?). 
darrer '*) usw. 


II. Konsonanten. 
Kapitel IV. Verschlußlaute. 


1. Labiale Verschlußlaute. 
r. 
Im Anlaut, vor Vokal so gut wie vor Konsonant, bleibt P er- 
halten. Im Inlaut zwischen Vokalen wurde es zu [b]; vor Konsonanten 
hatte es ein verschiedenes Geschick, je nach dem folgenden Konso- 


1) Alart: Doc., p. 27. 

Ssibr 9:29. 

21h.0p: 29: 

*) Man vergleiche die statuta corrateriorum des batle von Perpignan von 
1295. Alart: Doc., p. 107—114; hier wird im Singular stets a geschrieben, im 
Plural stets e, nur einmal a in canabas. 

?) Nur heißt es gewöhnlich die., cf. 1313, RLR XXIX (1886), p. 72; 1315 
ib. XXX (1886), p. 260; 1316 ib. XXXI (1887), p. 59 und XXXII, p. 156, 416, 420; 
dia. XXXII, p. 156. 

6) ef. RLR, L, LI, LII, wo dieselbe abgedruckt ist. 
Dr Alart: Doe., p. 112: 
Sb... pP. 116: 
SEREREXXXTIT p. 542 ff, 
2 Nlant: Doc, pP. 175, 
MERLRIRXIX, p. 72, 
Dsib..1 p. 6lund 7. 
ib. XXX, 1.416. 
14) ib. XXX, p. 263; ef. auch Schädel: RDR I, p. 406--409. 


TR: K. Salow 


nanten. PL wurde im Süden zu [bbl], im Norden zu [ppl]; PR und 
P’R wurden in beiden Gegenden zu [br]. PT ergab durch Assimilation 
des P an das T ein [t], PT'M hingegen [mm]. PS wurde behandelt 
wie CS) und wurde zu [s], [iS], P’S aber entwickelte sich im Norden 
zu |tsl, während es im. Süden erhalten blieb. Auch im Inlaut 
zwischen Konsonanten hing die Behandlung des P von den umgeben- 
den Konsonanten ab; MPR blieb unverändert, MP’S ergab [ms] > [ns], 
SPT>[st. Nach Konsonanten blieb P im Inlaut erhalten. In den 
Auslaut tretend ist P im allgemeinen bewahrt geblieben, nur nach 
M ist es im Süden geschwunden. 

Beispiele: $42. Pim Anlaut. 

*PERDUTUM:  V, RA: nr. 7, 8, 12, 15 [pardut], nr. 10 Tp2rdoz: 
RB nr. 16 [pordut]; F nr. 21,27, 60 [pardüt], nr. 14 [pardet]; T nr. 45; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [pardet|. 

PER: W RA nr. 7, 9, 10,42,15; RBnr. 16; Ronr 1421 
60; T nr. 45; SWN nr. 36,53; SON :nr..56, 58 [par]. 

PULLUM: F nr. 14, 21, 27 [pul], nr. 60 [put]; T nr. 45; SON 
nr. 58 [pul]l; SWN nr. 53 [pul‘). 

PLANUM: RB, F, P, T, SWN, SON [plal. 

*PLOVIA: Im Süden [pluzs], im Norden [plezo], cf. S 16. 

PLUMA: Im Süden [plum>], im Norden [plümo], [pleemo], ef. S 21. 

Im Süden ist in dieser Verbindung anlautendes P stimmhaft 
geworden in 

PLICARE: Im Süden [bloga], im Norden [plegal, ef. $ 23. 

PROBARE: V, RA nr. 7, 10, 12 [pruba]. 

PRECARE: Im Süden [pregal, im Norden [pregal, ef. $ 23. 

PRENDERE?): Im Süden |penro], im Norden [prene], ef. S 4. 

S 43. P im intervokalischen Inlaut. 

APICULAS: Im Süden [obel’os], im Norden [abel’osl, ef. $ 3. 

CREPANT: Im Süden [krebon], im Norden [kreben], [krebun], ef. 5 6. 

SAPONEM: Im Süden [sobu], im Norden [sabu], ef. 8 18. 

Durch Angleichung an Formen, in denen P im Auslaut stand, 
erklärt sich die Erhaltung von P in dem Partiz. Praeter. von SAPERE: 
V, RA [sapigut]; RB nr. 16 [sopyet], nr. 17 [sapigot); F [sapüt], 
nr. 14, 19, 20, 24, 29 [sapet];. P [sapxet],. nr. 50 [sapyüt], nr. 59 
[sapüt]; T, SWN, SON [sapxeet], nr. 33 [sapiget]?). 

1) Meyer-Lübke: Gramm. I, $ 458. 


2) Über den Schwund des R. cf. $ 104. 
?) Die Erklärung der Bildungen. cf. $ 138. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 75 


Die gewöhnliche Entwicklung von intervokalischem P > [b] 
finden wir dagegen beim Infinitiv. desselben Verbums wieder, soweit 
er eine regelmäßige Fortentwicklung von *SAPERE darstellt: RA nr. 
7,8, 10 [sopige], nr. 12, 15 [sapige]; V, RB nr, 16 [sopige]; F nr. 14, 
21, 27,60; T nr. 45 [sabel; SWN nr. 36 [saure], nr. 53 [saupre]; SON 
nr. 56, 58 [saupre]'). 

844. PimInlaut alserstes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. 

PL. DUPLUM: Im Süden [dubblo], im Norden [dupple], ef. S 18. 

Die Grenze zwischen [bbl] und [ppl] ist keine scharfe, zeigt 
doch sogar V die nördliche Lautung. 

PR. Verbalsubstant von *APRICARE: V [obrik]; RA nr. 7, 9, 12, 
IRB nr. 16 .jabrık]); E nr. 14,.21, 27 -Japrik], nr. 60 [abrit); T 
nr. 45; SWN ur. 36, 53; SON nr. 56, 58 [abrik]. 

APRILEM: Im Süden [abril], im Norden [abril], ef. S 2. 

EOADRITUME V, RAnn. 1 3,5, 24,8, 31. [kaprit], m. 4,16, 9-13 
[kshret], nr. 15 [kabrit]); RB nr. 16 [krabit], nr. 17 (krebit]; 2B,, 
SWN, SON [krabit]; F [krabit], nr. 20, 21 [krobit], nr. 19 [krebit]. 

P’R. COOPERIRE: Im Süden [kubri], im Norden [kubri], [krubi], 
[kurbi], cf. 5 29. 

PIPEREM: Im Süden [pebro], im Norden [pebre], ef. 8 3. 

LEPOREM: Im Süden [l’ebro], im Norden llebre], ef. S 6. 

PAUPEREM: Im Süden [pobr], im Norden [paur], ef. S 13. 

Im Norden ist das [b] allmählich mit dem [u] verschmolzen, ein 
leicht begreiflicher Assimilationsprozeß ([b] > [|w] > [u]). Schon im 
Altprovenzalischen bestehen ja paubre und paure neben einander. 

PT. SEPTEM: Im Norden und Süden [set], ef. 8 6. 

SEPTEMBRE: V; RA nr. 7, 10, 12 [sotembro], nr. 15 [setembro] 
RB nr. 16 [setembro]; F nr. 14 [sotembro], nr. 21 [setembro], nr. 27 
[setembre], nr. 60 [setembre]; SWN nr. 36 [sotembre], nr. 53 [setembre]; 
T nr. 45; SON nr. 56, 58 [setembre]. 

SEPTUAGINTA: Im Süden [sstanta], im Norden [setanto], ef. $ 31. 

PT’M. SEPTIMANA?): Im Süden [sammana], im Norden [sem- 
mang], cf. 5 23. 

PS. CAPSA: Im Süden [kaso], im Norden [kaso|, [kaiso], ef. S 11. 


1) ef. 8140. 
?2) In den Urkunden noch setmanes, cf. Urkunde von 1321. RLR XXXI 
(1888), p. 417. 


76 K. Salow 


GYPSUM: Im Süden [gis], im Norden [geis], [Zeis], cf. p. 34, Anm.4. 

MET + IPSUM: RA nr. 7, 8, 10, 12 [mstei], nr. 15 [mateil; V 
Imateso]); RB nr. 16 [mates]. 

P’S. COL(A)P(H)OS: Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. $ 14. 

DRAPPOS: Im Süden [draps], im Norden [drats], cf. S 35. 


845. Pals mittleres Glied einer Konsonantengruppe. 

MP’R. SEMPER: V, RA [semproa]. 

*COMPERARE: Im Süden und Norden [krumpal, ef. $ 29. 

SP’T. HOSPITALE: Im Norden [ustal], ef. $ 31. 

MP’S. TEMPUS: Im Süden [tems], im Norden [tem], [tens], ef. S 7. 

P als letztes Glied einer Konsonantengruppe, 

PP. SAPPINUM: V, RA nr. 7, 10, 12, 15; 'RBnr, 16 [sopm] =® 
nr. 14, 21,27, 60; T nr. 45; SWN ar. 36, 53: S0N nr, 56>Fapm 
nr. 58 [sapil. 

Germ. LAPPA + INUM: V, RA [Y’opin], nr. 7 apin]; RB nr. 16 
[Y’opin], nr. 17 [Yapin]; F [’apin], nr. 22 [V’apil, nr. 60 [lapin]; P [Y’a- 
pin]; T, SWN, SON [lapin], nr. 44, 51, 53 ’apin]. 

L’P. *COL(A)P(H)ARE: Im Norden [kupa], cf. 5 29. 

TALPA: V, RA [taupa], nr. 1 [talpal; RB [taupol; F [taupo], 
nr. 20, 27 [taupul, nr. 30 [taupo]; P, T, SWN, SON [taupo]. 

*bORP + ELLUM?): F nr. 14, 21, 27 [trupel), nr. 60 [trupell; 
SON nr.'56, 58; T nr. 45; SWN nr. 36 [trupel], nr. 53 [trupel‘), 

S 46. Pim Auslaut. 

LUPUM: Im Süden [up], im Norden [up], [lup|, ef. $ 18. 

COLAP(H)UM: V, RA nr. 3—5, 7, 8, 10—13, 15, 31; RB, E PB, 
T, SWN, SON [kvyp|l. 

PAURP°)innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem Vokal: 
RB nr. 17: FR, pP, DV, SWN, SON? Itrop]. 

Auslautendes P existiert heute nicht mehr im Norden in der 
Fortsetzung von 

RECIPIT: ‚RA nr. 7, 10: 12, 15; V; RB nr: 16. repl > Kama 


') = MET + IPSA. |motei] ist vom Plural aus neugebildet. 

2) Über diese höchst zweifelhafte Etymologie ef. Ktg°, nr. 9520. 

») Suchier: GG I?, p. 803. DAURP innerhalb einer Exspirationsgruppe vor an- 
lautendem d zeigt diese Formen. RB nr. 16 [trop], nr. 17 [trop]; F nr. 14, 20 [trop], 
nr. 21, 22, 29, 30, 60 [tro], nr. 23—27 [tro], nr. 19 [trop!; P [tro]; T [tro], ‚nr. 41 
Itrop]; SWN [tro], nr. 39 [trop], nr. 38 [trop], nr. 40, 51 [tro]; SON nr. 56—58 [tro], 
nr. 33, 34 [trop], nr. 35 [trol. Der Vokal ist vielfach durch die französische Form 
gretrübt worden. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet er 


[reseu], nr. 21 [rosiul, nr. 27 [reseu], nr. 60 [reseul; T nr. 45 [reseu]; 
SWN nr. 36 |resau], nr. 53 [resau]; SON nr. 56 [resau], nr. 58 [rosau]. 
Da die Form recep im Mittelalter belegt ist, haben wir hier vielleicht 
eine jüngere Angleichung an deu = DEBET usw. vor uns. 
Einem vorausgehenden M hat sich P im Süden assimiliert in 
CAMPUM: Im Süden [kam], im Norden [kamp], ef. S 10. 


B. 

Im Anlaut bleibt B vor Vokal so gut wie vor Konsonanz er- 
halten; doch wird es innerhalb einer Exspirationsgruppe nach einem 
auslautenden Vokal oder stimmhaften Konsonanten, außer M, häufig 
zu [b]. Im Inlaut zwischen Vokalen wird B zu [b], vor haupttonigem 
u schwindet es bisweilen. Als erstes Glied der Gruppe BR wird 
es im Inlaut zu [b]; in der Verbindung B’R B’L dagegen ergibt es 
[u], erhalten ist es hier nur in nicht volkstümlich entwickelten 
Worten. In B’T wurde B durch Assimilation an den folgenden Dental 
selbst zu einem solchen, das Resultat war bald [dd], bald [tt], je nach 
der Zeit der Synkope. Br ergab bald die stimmhafte, bald die stimm- 
lose präpalatale Affrikata, also [&] und [&]; [8] entwickelte sich viel- 
fach weiter zu [2]. Als mittleres Glied der Gruppe MBR ist B un- 
verändert geblieben, und in M’R und M’L entstand ein neues [b]; auch 
in der Gruppe RB’R ist B zum Teil erhalten geblieben, nur wo das 
erste R durch Dissimilation zum zweiten zu [1] > [u] geworden war, 
ist [b] in einigen Orten in dieses [u] aufgegangen. Im Auslaut ist B, 
wenn es hinter M stand, verstummt; für andere Fälle fehlen Beispiele. 


Beispiele: 847. Bim Anlaut. a) Im absoluten Wort- 
anlaut oder imWortanlautinnerhalb einer Exspirations- 
gruppe, außer nach stimmhafter Konsonanz oder Vokal. 

*BURSA: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [bulso]; RB nr. 16 [bulso]; 
F nr. 21, 60 [butso], nr. 14 [butso], nr. 27 [burtso]; T nr. 45; SON 
nr. 56, 58 [burso]; SWN nr. 53 [butso]. 

BENE: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach stimmlosem Kon- 
sonant und vor anlautendem B: V, RA [bem], nr. 6 |bem]. 

BELLUM: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem M: 
V, RA nr. 3—9, 11, 13 [bei]!); F nr. 14, 20—23, 25—30 [bel‘], nr. 19, 
60 [bei]; P [bel]; T, SWN, SON [bei], nr. 44, 51, 53 [bel]. 

Germ. BLANC: V,RA nr. 1, 6, 9—12, 31 [blay], nr. 2—5, 7, 8, 13, 
15 [blagk]; RB, F, P, T, SWN, SON [blaykl. 


!) Nördliches Lehnwort, da sonst -LL > [l'] geworden wäre. 


K. Salow 


| 
[® ©) 


*BRUNAU): RA nr. 1, 2, 7, 11 [bruna], nr. 12, 13 [bruna], nr. 46, 
15, 31; V [brüns]; RB nr. 17 [brenol; F [brüne], nr. 26 [brünu], 
nr. 14 [brüno], nr. 19, 29 [breng]; P [brüng], nr. 52 [breno]; T, SWN, 
SON [broeno], nr. 43, 44 [brüno|. 

b) B im Wortanlaut innerhalb einer Exspirationsgruppe 
nach auslautendem Vokal oder stimmhaften Konsonanten, 
außer M. 

BENE: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem 
Vokal und vor anlautendem [k]: RA [bey], nr. 3, 7—11, 15 [bey]. 

Una’ BARBA: V, RA nt. 7%, 9, 10,12, 15 fkarba)] RB 
[barbo]; F nr. 21, 60 [barbo], nr. 14 [barbo], nr. 27 [barbu]; T nr. 45; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [barbo|. 

Est BONUM: V, RA [bu], nr.1, 2 [bo], nr. 4,6,8,12,15,18,31 [bu]; 
RB, F, P [bu], nr. 25, 48, 50 [bu]; T, SWN, SON [bu], nr. 33, 34 [bu]. 

Illos BOVES: Im Süden |bous], im Norden [byousl, ef. S 17. 

Illa BRUMA:. V, .RA:nr. 7.9, .10, 12, 15-Jpruma]; RB nr2116: 
F nr. 14, 21, 60 [brümo]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 
(broemo]. 

Una BRANCA: Im Süden [brayko], im Norden [brayko], cf. 8 38. 


8 48. B im intervokalischen Inlaut. 

HABEMUS: RA nr. 1, 15 [abem]; RB nr. 16 [bem], nr. 17 [abem]; 
F, P, T, SWN, SON [abem], nr. 57 [aben]. 

DE {AB -FANTE: V, RA nr. 1, 7, 8, 10, 12, 15 [dakanE 
RB nr. 16; T nr. 45 [daban]; F nr. 21, 27 [daban], nr. 14, 60 [daban]; 
SWN nr. 36 [daban], nr. 53 [daban]; SON nr. 56, 58 [daban]. 

*ABANTEARE: V, RA nr. 7, 15 [obensal, nr. 10, 12 [abonsa]; 
RB nr. 16 [obansa]; F nr. 14, 60 [abansa], nr. 21, 27 [abonsa]; T nr. 
45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [abansa]. 

FABA: V, RA [fabol; RB nr. 16 [fabo]; nr. 17 [fabel; F [fabo], 
nr. 14 [fabo]; P, T, SWN, SON [fabol, nr. 34 [fabe]. 

Vor haupttonigem u ist B in einer Reihe von Ortschaften 
geschwunden. 

SABUCUM: V, RA nr. 7, 12 [sebuk], nr. 15 [sabuk], nr. 10 [souk]; 
RB nr. 16 [sek]; F nr. 14 [sabek], nr. 21 [sabük], nr. 27 [sack], 
nr. 60 [saük]; T nr. 45 [sabek]; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 
[sack]. 


') Im Süden ebenfalls Lehnwort, das gewöhnliche Wort lautet [murenu] = 
span. moreno. 


Katalanisch-languedökisches Grenzgebiet 79 


849. B im Wortinnern als erstes Glied .von Konso- 
nantengruppen. 

BR. FEBREM: Im Süden [febra], im Norden [fgebre], ef. S 6. 

FEBRUARIUM: Im Süden [fobre], im Norden [febryel, ef. $ 12. 

B’R. BIBERE: Im Süden [beuro], im Norden [beure], ef. S 3. 

SCRIBERE: Im Süden [pskriuro], im Norden [eskriure], ef. S 1. 

LABORARE: Im Süden [l’oura], im Norden [laura], ef. S 31. 

ROBUE V. RA nr, % 10, 125.15: rurs]; RB nr. 16°[ruis]; F 
nr. 14 [ruiro], nr. 21, 27, 60 [ruire]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON 
nr. 56 [ruire]. 

[ruro] ist entstanden aus roure'), das heute noch in Barcelona 
existiert; ebenso geht auch die nördliche Form auf roure zurück, 
indem [b] > [u] > [ü] > [i] wurde’). 

B’L. SIBILARE: Im Süden [sıula], im Norden [fiula], ef. 5 22. 

Gelehrt sind: -ABILE: Im Süden [-abbla], im Norden [-applel, 
E20 5,36. 

*MoBILES: RA nr. 7, 9, 10, 15 [mobblos], nr. 12 [mopplos]; RB nr. 
16 [mopplis]; F nr. 14, 60 [mopplis], nr. 27 [mopph], nr. 21 [mobblos]; 
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [mopples]. 

DIABOLUM: Im Norden [dyapplel, cf. S 23. 

BT. SUBTUS: Im Süden [sot], ef. S 19. 

B’T. DIEM SABBATI°®): Im Süden [disadd>], im Norden [disatte], 
ER 8:39. 

OUBLTUM: RAınr. 7, 9, 10, 15 [kud23], nr. 12 [kuts3]; V:Tkutsa]; 
RB ır. 16 [kutse]; F nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; 
SON nr. 56, 58 [kudel. 

[kudzo] weist ja ohne Frage auf älteres cobede zurück; aber 
warum in dem Wort der Schwund des Stimmtons bei [dz] eingetreten 
ist und es zu [kutso] wurde, ist mir nicht ersichtlich; ebensowenig 
vermag ich zu erklären, wie das d in [kudzo] entstanden ist; 
man könnte versucht sein, [b] > [u] > [d] anzusetzen, wie colze aus 
CUBITUM über cobede > couze > colze in der Tat hervorgegangen ist; 
aber meines Wissens ist der Wandel von [u] > [d] sonst nicht belegt; 


!) Auch in den Urkunden heißt es roure, cf. Niepage: RDR I, p. 343. 

?) ef. Wendel, p. 25, cf. auch [kuide] =CUBITUM, das Krüger: Sprach- 
geogr. Untersuch. S 35, belegt. 

») In den Urkunden aus Narbonne 1278 dissapte, ef. Mounyes, p. 148,2; 
1289 dissabte ib., p. 171,2. Über das Wort in katalanischen Urkunden cf. Niepage: 
RDRI, p. 359. 


30 K. Salow 


lang. [kude] erklärt sich aus CUBITUM durch die Mittelstufen cobede > 
cobde = *|koude], woraus einmal code, das auch Mistral gebraucht, 
und andererseits [kude]. 

Seine eigenen Wege ist ferner gegangen MALE + HABITAM'): 
V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [malalto]; RB nr. 16; F nr. 14, 21, 60 [ma- 
lalto], nr. 27 [malaltul; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [malauto]; SWN 
nr. 36 [malalto], nr. 53 [malauto]. 

Das B entwickelte sich hier, ähnlich wie in B’R und B’L zu [u], 
daraus aber ging ein [1] hervor, eine Erscheinung, die sich auch 
noch in einigen anderen Worten findet, es ist die der gewöhnlichen 
Entwicklung von 1 > [u] entsprechende Rückwandlung. 

Br. Es ergab [£]?), [&] und weiterhin auch [Z]?). 

RABIAM: Im Süden [raßa] neben [rabil, im Norden [raco| und 
Irazg], ef. 8 33. 

*INRABIATUM: RA nr. 8, 9, 12, 15 [onrogat]. 

HABEAM: F' nr. 27 [azel, nr. 60 [ae]; T nr. 45; SWN nr. 36, 
53; SON nr. 56, 58 laze|. | 

RUBEAM: Im Norden [ruzo], im Süden [ruzea], cf. S 38. 

8 50. B als mittleres Glied einer Konsonantengruppe. 

MBR. *IMBRA(O)IH)JIARE: Im Süden [ambrasal, im Norden 
lembrasal, ef. S 25. 

DECEMBREM: Im Süden [dosembr>], im Norden [desembre], ef. SET. 

NOVEMBREM: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [nubembra]; SWN nr. 36, 
53; RB nr. 16; F nr. 14, 27 |nubembre|, nr. 21, 60 [nubembre]; T 
nr. 45 [nubembre]; SON nr. 56 [nubembre], nr. 58 [nubembre]; SWN 
nr. 36, 53 Inubembre]. 

M’R. CAMERA: Im Süden [kambro], im Norden [krambo], ef. S 10. 

ML. INSEMEL: Im Süden [onsembblo], im Norden [ensembble], 
ch S725% 

FLAMMULA: Im Norden [flambo], ef. $S 10. Das zweite I ist in- 
folge von Dissimilation zum ersten geschwunden. 

Die Entstehung des [b] erklärt sich hier einfach durch zu frühen 
Schluß der Nasenpassage. 

RB’R. ARBORES: V,RA[aibras]; RB nr. 16 [aibris], nr. 17 [aubris]; 
F [aibril, nr. 14, 19, 21, 60 [aibris]; P nr. 47, 49, 50 [aibril, nr. 48, 


') In MALE + HABITUM $ 26 ist die Ausdehnung des [1] noch etwas größer 
2) Nach Wendel, p. 84, war die Entwicklung diese: [by] > [bdy] > [d2]; 7 = 
stimmhafte palatale Spiranz. 
SEabra, p. 54 


# 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet S1 


52, 59 [aibris]; T [aibres]), nr. 41, 42 [aubres]; SWN [aures], nr. 55 
[aure]; SON [aures], nr. 56 [aubrel. 

8 51. B als letztes Glied einer Konsonantengruppe. 

ALBA: RA, V [alba]; RB nr. 16 [abo], nr. 17 [albol; F [albel. 
nr. 14 [alba], nr. 26 [albul; P [albol, nr. 49 [albo]; T, SWN, SON 
[abo], nr. 33, 36, 55 [aubo|. 

HERBA: V, RA nr. 7, 10,15 [erbal; RB nr. 16 [erbol; F nr. 21, 
60 [erbo], nr. 14 [erbol, nr. 27 [erbu]; T nr. 45; SWN nr. 36 [erbo]. 

CARBONEM: Im Süden [korbu], im Norden [karbul, ef. S 18. 

*TUMBARE: Im Norden [tumba], cf. S 29. 

CANNABEM: Im Süden [kansm], im Norden [karbe], [kambel, 
[kambre], ef. 5 34. 

Das auslautende M im Süden hat man durch Kreuzung mit 
CALAMUS erklären wollen '). 

8 52. Bim Auslaut. 

PLUMBUM: Im Norden und Süden [plum]|, cf. S 18. 

Für andere Fälle fehlen leider Beispiele?). 

Br. RUBEUM: Im Süden [rue], im Norden [ruze], ef. $ 33. 

Anmerkung: In einigen Worten entwickelte sich im Anlaut ein [b], eine 


Erscheinung, die noch nicht ausreichend erklärt ist. OCTO: Im Süden |[buit], im 
Norden [beit]?), ef. $ 16. 


2. Dentale Verschlußlaute. 
AN, 


Im Anlaut bleibt T vor Vokal und Konsonant erhalten. Im 
Inlaut wird es zwischen Vokalen zu [d] und bei schnellerer Rede zu 
[dl. Als erstes Glied der Gruppe TR wurde es im Norden zu [il, im 
Süden ist es geschwunden; dagegen blieb es in der Verbindung TT’R 
erhalten. T’L ergab im Süden sowie in einem Teil des Nordens [1], 
im übrigen Norden assimilierte es sich dem |]. T’K ergab im Süden 
[&]), im Norden [&] und [2]... Tı zwischen Vokalen wurde im Norden 
zu [2], im Süden schwand es. Als mittleres Glied einer Konsonanten- 
gruppe blieb T erhalten, außer wenn es vor S stand; in diesem Falle 
schwand es. Als letztes Glied einer Konsonantengruppe ist T un- 
verändert geblieben, nur nach B ist es stimmhaft und in einigen Orten 


) Vogel: Katalanische Studien, $ 59, 2, zitiert nach Niepage: RDRI, p. 334. 

2) cf. auch V im Auslaut, $ 88. 

3) Einen Versuch, dies [b] zu erklären, macht Fabra, p. 20, und Anglade: 
Barler, p. 1.170. 


82 K. Salow 


sogar zum postdentalen Engelaut geworden. Tı ergab im Inlaut nach 
Konsonanz in beiden Gegenden [s]'). Im lateinischen Auslaut finden 
wir T in der dritten Person Singularis und Pluralis; es ist hier in der 
Folgezeit geschwunden. Im romanischen Auslaut bleibt T, außer 
nach N, erhalten. Nach N in den Auslaut tretend ist es gewöhnlich 
eeschwunden, ebenso bisweilen hinter [1]; doch erscheint es bei der 
Bindung wieder. Tı nach Vokal im Auslaut stehend wird im Norden 
zu [ts], im Süden zu [u], nach Konsonant dagegen wird es in beiden 
Gegenden zu [sl]. 

8.53. Tim Anlaut. 

TEGULAS: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [teutos]; RB nr. 16 [teules]; 
F nr. 14 [teulis], nr. 21, 27 [teulil, nr. 60 [teulis]; T nr. 45; SON 
nr. 56, 58 [teules]; SWN nr. 36 [teulos], nr. 53 [teules]. 

TENET innerhalb Exspirationsgruppe vor anlautendem m: V, RA 
nr. 13, 5, 7, 8, 10—12, 31 [ten], ar. 4, 6, 9 [fen], nr. 13, 157m]: 
RB [ten]; Far. 19, 21-27, 29 Tften],. nr. 14, 30 [ten]; "SONaI233: 
34 [ten]. 

Yeia®): V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [tie]; RB nr. 16 [tie] 

*TRINCARE für truncare: V, RA nr. 2, 4,5, 6, 913, 5 15 
31 [treyka], nr. 1, 3, 7, 8 [treykal. 

TRES: Im Süden [tres], im Norden [tres], cf. $ 3. 

*TROJA: Im Süden [truzo], im Norden [trezo], ef. $ 16. 

8 5A. Tim intervokalischen Inlaut. 

PUTERE: Im Süden [pudi], [pude], im Norden |pedil, cf. S 30. 

POLITA: RB nr. 16 [pulids]; F nr. 14 [pulide], nr. 21 [pulido], 
nr. 27 [pulidu]. 

NATALEM: RB nr. 16; RA nr. 7, 10, 12 [nodal], nr. 15; V [nadal]; 
E''nr. 14,21, 27, 60; T n1:45: SWN nr. 36, 535..SONmEZS0 2 
[nadal]. 

*POTERE: Im Süden [puge]?), [pude], im Norden [pude], ef. $ 29. 

(elehrt ist HABITANT: Im Süden [biten], im Norden [abitun], 
C=4S 39. 

!) Nach s aber [S], ef. Niepage: RDRI, p. 354. 

°) Im Norden F nr. 21 [tsta], nr. 27 [tata], nr. 14 [tanto], nr. 60 [tanto]; 
T nr. 45; SON nr. 56, 58; SWN nr. 53 [tata], nr. 36 [tanto]. Das Wort hängt doch 
wohl zusammen mit fZata, das nach Suchier: GG@I?, p. 834, der Kindersprache 
entstammt. 

®) Der Ausfall des intervokalischen T findet sich auch sonst noch, cf. * POTALE 


statt POCALE unter dem Einfluß von POTARE: V, RB nr. 7—10, 12, 15 [pual]; F 
nr. 14, 27 [pudal], nr. 21 [pugall, andere Beispiele ef. Niepage: RDRI, p. 338. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 33 


S 55. Taals erstes Glied einer Konsonantengruppe. 

TR.!) PATREM: V, RA [parol; RB nr. 16 [pair], nr. 17 [paire]; 
P, T, SWN, SON, F [pairel, nr. 14, 19, 20 [paire]. 

MATREM: Im Süden [maro], im Norden [maire], ef. 8 36. 

ARATRUM: F nr. 14 [larairo], nr. 21, 27, 60; T nr. 45 [laraire]; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [lalaire]. 

*TEXITOR: Im Norden [tiseire], ef. $ 3. 

Die Abgrenzung der Entwicklung von [tr] > [ir] und [r] in diesen 
Beispielen entspricht dem Linienbündel von oben. RB geht mit dem 
Norden. [tiseirs] in nr. 12, 15 ist ein Lehnwort aus dem Norden. 

Gelehrt ist LATRO: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; RB nr. 16 [’adro]. 

Schwund des [i] zeigt heute auch im Norden: 

BUTYRUM > [büre], [bere], ef. 5 33. 

Im Altprovenzalischen läßt sich aber auch hier buire belegen’). 

TP’R. QUATTUOR: V, RA [kwatro]; RB, F, P, T, SWN, SON 


[katre]. 
T’L.?) SPATULA: Im Süden [ospal’o], im Norden [espal’o], [espato|, 
ee 10. 


Bei schon Vlt. Synkope wurde T’L > CL und ergab in beiden 
Gegenden [I 

VECLUM: Im Süden [bel], im Norden [byel’], [byell, ef. 8 8. 

T’K.*) *FORMATICUM: V [frumaöa]; RA nr. 7, 10 [furma$a], nr. 9 
[furmady>], nr. 12, 15 [frumasa]; RB nr. 16 [furmagal; F nr. 14, 21 
[frumaco], nr. 27, 60 [frumace]; T nr. 45; SON nr. 56 [frumace], nr. 58 
[furmace], nr. 34 [furmaco]; SWN nr. 53 [frumaze], nr. 36 [frumace|. 

*VILLATICUM: Im Süden [bilaga], im Norden [bilase], cf. 5 22. 

FSALVATICAS: Im Süden [solbasos], im Norden [saubacos|, [sal- 
bazes], ef. 8 10. 

172) BATIONEM: VW, RA nr. 12, .15 [rebul, nr. 7 [rebko], nr. 10 
[reul, nr. 8 [r99]; RB nr. 16 [razul; F nr. 14, 21 [razo], nr. 27, 60 
[razu]; Tor. 45; SON nr. 56, 58 [razu]; SWN nr. 53 [razo], nr. 36 [razu]. 


1) Die Entwicklung ist [tr] > [dr] > [dr] > [ir], ef. Suchier: GG I?, p. 738, 
andere Beispiele Saroihandy: GG I?, p. 865, Anm. 1 und Niepage: RDR I, p. 363. 

2) Schultz-Gora: Elementarbuch, p. 44. 

®) ef. Meyer-Lübke: Einführung, p. 29. 

4) Die Entwicklung ist diese: -TICUM > [tego] > [deyo] > |dye] > [dze], cf. 
Wendel, p.37, ähnlich Meyer-Lübke: Gramm. I, $538; [&] ist entstanden. 
aus [tx] =[|tezyo]. Die Synkope trat schon ein, als -t- noch nicht d geworden war 

5), TI > [tsy] > It's] > [zZ], ef. Suchier: GGI?, p. 736, anders aber un- 
zutreffend, Wendel, p. 87. 


6* 


84 K. Salow 


TITIONEM: Im Süden [tiu], im Norden [tizu], ef. S 22. 

SATIONES'): V |sozuns]; RA nr. 7, 10, 12 [s9zgs], nr. 15 [sozus]; 
RB ur. 16 [sozos]; F nr. 14 [sezus], nr. 21 [sszos], nr. 27 [sazos], 
nr. 60 [sazo]; T nr. 45; SON nr. 56 [sazus], nr. 58 [sezus]; SWN 
n7253% [sazos]; nr. 36. |sozuns]! ! (sie.). 


S 56. T als mittleres Glied einer Gruppe. 

STR. MAGISTRUM: Im Süden [mestro], im Norden [mestre], cf. 8.26. 

S’R. *ESSERE: RA nr. 7, 12, 15; V [estra]; F nr. 14 [estro], nr. 
21, 27, 60 [estrel; 'T ar. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56 lestre], 
nr. 58 [estr]. 

Die Entstehung des [t] erklärt sich einfach durch ungenaues 
Funktionieren der Sprachorgane; von der s-Stellung aus ging die 
Zunge in die von r, begann aber nicht sofort mit dem Vibrieren, 
sonderen bildete noch einen kurzen Augenblick Verschluß am gegen- 
überliegenden Teil des (raumens. 

RER. SARTOR>): RA, V [sastro]; RB nr. 16 [Saste]l nes 
[sastre]. 

LT’R. NOS ALTEROS: V, RA nr. 7 [nuzaltrus], nr. 1, 8, 10, 12, 15 
Inuzaltros]; RB nr. 16 [nuzaltris]; F nr. 14 [nuzaltris], nr. 21, 27 [nu- 
zaltri], nr. 60 [nuzautris]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [nuzautris]; SWN 
nr. 36, 53 [nuzaltris]. 

RI’S. DIEMIMARTIS: V, RA 'nr.7, 10, 122,715: RB 
nr. 14, 21, 2%, 60; Tonr. 45; SON nr. 56, 58: SWN nr rooms 
[dimars]. 


S 57. Tals letztes Glied einer Konsonantengruppe. 

TT. MATUTINUM: Im Süden [mati]l, im Norden [mati], ef. $ 31. 

GUTTAS: Im Süden [gutos], im Norden [gutos], cf. S 39. 

ATTITULÄRES): HB nr. 14,21, 27, 60; T nr: 425; SWNmESSG 
53; SON nr. 56, 58 [atela]. 

Pe.kef. AA BT, ei 9 49; OT... ei. 755; SET ers 48 

ST. RESTANT: Im Süden [festen], im Norden [resten], [restun], 
ASaSı 30. 

CRISTA: Im Süden [kresto], im Norden [kresto], ef. S 38. 

LT. SALTARE: Im Süden [solta], im Norden [sauta], ef. $ 98. 


') Im Süden ist [sozus] usw. ein nördliches Lehnwort, cf. schriftkatalanisches saho. 

?) In den Urkunden noch sartre, ef. Alart: Doec., p. 215 und Niepage: 
RDRI, p. 375, auch in Narbonne nachweisbar, cf. Mounyes, p. 218,1. 

®) Ktg® nr. 775, nach anderen (Darmesteter) —= AD + TELUM + ARE. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 35 


ALTA: Im Süden [alte], im Norden [nauto], ef. S 38. 

RT. HORTULANUM: Im Süden [urtula], ef. 5 32. 

MARTELLUM: Im Süden [mortel’]), im Norden [martel/], martel], 
ci. 8 102. 

M’T. PRIMUM TEMPUS: Im Norden [printens], ef. $ 22. 

NT. INTENDO: Im Norden [entendi], cf. S 25. 

CANTARE: Im Süden [kanta], im Norden [kanta], ef. S 26. 

TRIGINTA: Im Süden [trents], im Norden [trento], ef. S 4. 

LTST. FALTSTUOL: Im Süden [futul‘), im Norden [faute]’], ef. $ 28. 

Tı nach Konsonanz: *CUMINITIABAT: Im Süden [kumsnsab>)], 
im Norden [kumensabo], ef. 5 23. 

LINTEOLUM: Im Süden [Vinsols], im Norden [lansot), ef. S 14. 

CGANTIONEM: Im Süden [konso|, im Norden [kansu], cf. S 26. 

Gelehrt sind: ATTENTIONEM: Im Süden [atonsyo], im Norden 
latensiu], ef. $ 26. 

PATIENTIA: Im Süden [posxensi], im Norden [pasxenso|, ef. 838: 

8 58. Tim lateinischen Auslaut. 

DATEI VE VA nE7, 910,421 RB: nr. 16; Enr.ol4, 2%, 
260: 1 n7245::SWN nr. '36, 53:7SON nr. 56, 58 '[katl. 

*PLOVIT: Im Süden [plou], im Norden [plau], [plou], ef. S 17. 

SUNT: V, RA, RB, F, P, T, SWN, SON [sun]. 

DICUNT: Im Süden [diwon], im Norden [dizen], dizun], ef. S 37. 

8 59. Tim romanischen Auslaut. 

«) Nach Vokal und Konsonant, außer N. 

NEPOTEM: Im Süden [nabut], im Norden [nebut], ef. 818. 

Partizipium Praeteriti von HABERE'): RB nr. 17 [agot]; F nr. 14, 
19 [agut], nr. 20 [tigget], nr. 21—27, 29, 60 [agüt]; P [agüt], nr. 52 
[aget]; T, SWN, SON [aget], nr. 43 [agüt], nr. 35 [abet]. 

SEPTEM: Im Norden und Süden [set], cf. S 6. 

SUBTUS: Im Norden und Süden [sot], ef. S 19. 

LACTEM: Im Süden [Yet], im Norden [Y'eit], Jlait], ef. S11. 

GUSTUM: Im Norden und Süden [gust], ef. S 18. 

Einen teilweisen Schwund des t finden wir hinter [H. 

MALE + HABITUM: Im Süden [malat], im Norden [malat], [malalt], 
cf. 8 26. 

') nr. 28, 30, 49, 50, 59 [agüdo], nr. 47 [agedo]; der Satz lautete j’aı eu de la 
peine: [ei agüdg peno]; wir haben demnach einen Überrest der alten Konstruktion, 


wonach sich das Partizip nach dem Objekt richtet, ef. Schultz-Gora: Elementar- 
buch, 8 188. 


86 ı K. Salow 


#) Nach n. 

TALENTUM: Im Norden [talen], ef. S7. 

FONTEM: Im Norden und Süden [fun], ef. 8 15. 

FRONTEM: Im Norden und Süden [frun], ef. S 15. 

AQUAM ARDENTEM: Im Süden [aigarden], im Norden [aigurden], 
CRESDT. 

ARGENTUM: Im Norden [arzen], cf. S 7 

TANTUM: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem b. 
KAZV, RB. RP ST SWN.SONJItamE 

VINTI: Im Süden [bin], im Norden [bint], ef. S 35. 

VENTUM: Im Süden [ben], im Norden [bent], ef. $ 7 

CENTUM: Im Süden [sen], im Norden [sent], ef. S 7 

Der Schwund des T ist im Süden vollständiger als im Norden, 
doch erscheint es auch hier in der Bindung wieder'), ef. 

Depuis CENT ans: V, RA nr. 7,3, 10, 12, 15 [sent]; 'RBnrzie 
Tinr. 45; SON nr: 56, 58 [sent]; E nr. 14 [sent], nr. 21, 272m] 
nr. 60 [senz]; SWN nr. 36, 53 [sent]. 


8 60. 1. Tınach Vokalin den Auslaut tretend?). 

PRETIUM: V, RA [preul; RB nr. 16 [preu], nr. 17 [prets]; P, FE, 
T, SWN, SON [prets]. 

Die Abgrenzung zwischen der erhaltenen Stufe [ts] und deren 
Fortsetzung zu [u] ist ganz scharf und entspricht dem Linienbündel 
von oben. 

2. Tı nach Konsonant in den Auslaut tretend. 

MARTIUM: V,. RA nr.7, 10,.12,:19;'/ RB nr. 16; F nr. 1472027 
60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [mars]. 

* POSTIUS?): In verschiedener Zusammensetzung mit DE, EX, INDE 
und innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem Vokal. RA 
nr. 7,12 [dopuz], nr.9 [dezdadepuz], nr. 10 [desdadaspuz], nr. 12 [dospuz]; 


ch Rabra, p.29. 

?) Nach Niepage: RDR I, p. 354, wäre die Entwicklung diese gewesen: TI > 
Its] > |dz] > [u]. Der Wandel war abgeschlossen um 1240, ef. Alart: Doc. An- 
hang, p.5. 1318 finde ich preu, cf. RLRXXXL, p. 147 und 159. 

>) In einem anderen Beispiel erhielt ich andere Formen. depwis cent ans.: 
V, RA ur. 8,10, 15 [dezda], nr. 7 [dopi], nr. 12 [dezonsa]; RB nr. 16 [dezompe]; 
F nr. 14 [dospei], nr. 21 [dezampei], nr. 27 [dezampeil, nr. 60 [dopeil; SWN nr. 53 
[dompeil, nr. 36 [dempeil; SON nr. 58 [dszampeil. In den Urkunden 1284/85 in 
Rouss. puys, cf. Alart: Doe., p. 70, Niepage: RDR I, p. 354; in Narbonne 1232 
depueis, cf. Mounye&s, p. 23, 2. 


\ 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 87 


V [dezdadapuz]; RB nr. 16 [dezampeil; F nr. 14 [despe], nr. 27 [(dezam- 
peil, nr. 21 [dezampeil, nr. 60 [despeil; T nr. 45 [despeil; SWN nr. 36 
[dompeil, nr. 53 [dezompeil; SON nr. “ [dezampeil, nr. 58 [dompeil. 

Den Schwund des s in der nördlichen Gegend vermag ich nicht 
zu erklären. 


D. 


Im Anlaut vor Vokal und Konsonant bleibt D erhalten; inner- 
halb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem Vokal wird es zu 
[d. Dı im Anlaut ereibt [2]. Im Inlaut wird D intervokalisch im 
Norden zu [z], im Süden hingegen schwindet es. Als erstes 
Glied von Konsonanteneruppen hat es ein verschiedenes Ge- 
schick gehabt. DR’ ergab im Süden [dz], im Norden [ts], D’K im 
Süden [&], im Norden |[&] und [e]. D’R und DR wurden im Norden 
zu [ir], im Süden ist DR auch zu [ir] geworden, und ebenso D’R, 
letzteres wurde aber durch Analogie weiter zu [ur] fortentwickelt. 
D’M wurde im Süden zu [um], während im Norden das D geschwunden 
ist. Intervokalisches Dı ergab im Süden [&], im Norden heute [z], 
aber auch im Süden findet sich schon [zZ]. Als mittleres Glied einer 
Konsonantengruppe blieb D in RDR in beiden Gegenden bewahrt; 
in NDR schwand es dagegen im Süden. Trafen N und R infolge 
von Synkope zusammen, so entwickelte sich im Norden ein [d] 
zwischen ihnen, im Süden in der Regel aber nicht. Gefallen ist D 
als mittleres Glied einer Gruppe, sobald hinter ihm ein Ss stand oder 
sich entwickelte, also in RD’R’, ND’K', ND’Ss. InND-+K ergabD-+K 
im Norden und Süden [z], ebenso DJ in NDJ. Als letztes Glied einer 
Konsonantengruppe bleibt D nach R in beiden Gegenden erhalten, 
nach N nur im Norden; GD ergibt im Süden [dd], im Norden [tt]. 
Im lateinischen Auslaut fällt D, im romanischen wird es nach Vokal 
im Süden zu [u], während es im Norden gleichfalls schwindet. Bei 
vorausgehendem Konsonant wird es, außer nach N, in beiden Gebieten 
zu |t]; hinter N ist es zugrunde gegangen. Für Dı im Auslaut fehlt 
es leider an ausreichenden Beispielen. 


Beispiele: 861. D im Anlaut. 

DOSE AaNE LO, 2 ViRBenr. 6; Fnr. 14, 21,27, 
BOT mr. A: a nn..36, 58; SON nr. 56, 58 [dus]. 

DICIS: Im Süden [diwos], im Norden [dizes], ef. $1. 

DEUM: Im Süden [deu], im Norden [dius], cf. S 9. 

DRAPPOS: Im Süden [draps], im Norden [drats], ef. S 35. 


S8 K. Salow 


D(DRECTA : Innerhalb einer Exspirationsg gruppe nach auslautendem 
Vokal: Im Süden [dreto], im Norden [dreto], cf. 8 3. 

D1.') DIURNUM: RB, P, T, SWN, SON [zur]; F [zun], nr. 14, 60 [Zur]. 

DEOSUM: Innerhalb einer Exspirationseruppe vor anlautendem 
Vokal: RA nr.12 [dazuz]; RB nr. 16 [Zuz]; F nr. 14, 21 [dizuz], nr. 27, 
60 [zuz]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [zus]; SWN nr. 53-[Zu2] 72.36 
[(dezuz]. 

Gelehrt ist DIABOLUM: Im Norden [dyapplel, ef. S 23. 

S 62. D im intervokalischen Inlaut’?). 

SUDO: Im Süden [sul], im Norden [süzil, [sezil, ef. S 21. 

CRUDA: Im Süden [krus], im Norden [krüzo], [krezo], cf. 8 21. 

SUDARE: Im Süden [sua], im Norden [süza], [s&za], ef. S 10. 

CREDIS: Im Süden [krewas], im Norden [krezes], ef. S 3. 

“DENIDARE: F nr. 20 [denisa]; SWN nr. 39, 40 [denisal; SON 
nr. 33, 56 [denisal, nr. 34 [denisa], nr. 35 [donical, nr. 58 [deniza]‘). 

TEPIDA: Im Norden [tebezo], ef. S 34. 

ALAUDA + ITTA: Im Süden [l’auzeto]l, im Norden [lauzeto], 
ELISE 26, 

Mit Ausnahme des letzten Beispieles, dessen südliche Formen 
sich auch aus anderen Gründen als Lehnwörter aus dem Norden 
darstellen, ist die Abgrenzung zwischen dem Scehwund des inter- 
vokalischen D im Süden und seiner Entwicklung zu [z] im Norden 
dem in den Vorbemerkungen gegebenen Linienbündel entsprechend. 
RB geht mit dem Norden. Ein Kirchenwort’) und daher nicht volks- 
tümlich fortgebildet ist 

BENEDICTAM: Im Süden [b»neito]®), im Norden [benito], [bene- 
zido], ef. S 38. 

S 63. D im Inlaut als erstes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. | 


‘) Die Entwicklung war diese: |dy] > [dzy] > [d2] > [2], ef. Suchier: 
GGI 9.734. 

2) Der Satz lautete: je me swis assis sous un arbre; nr. 45, 56, 58 [Zustoen 
aibre, aure], nr. 36 [dezuz don aure]. 

>) Man hat folgende Filiation aufgestellt: -D- > [d] > |[z] > 0, cf. Meyer- 
Lübke I, S 436; sollte der Schwund nicht vielmehr direkt von d aus erfolgt sein? 

*) Nur [(deniza] kann von * DENIDARE kommen, die anderen Formen sind dem 
Französischen entlehnt; betreffs der Etymologie, cf. ital. snidare, span. desanidar. 

I), Suchler: GET, p.834: 

°) Die südliche Form geht zurück auf älteres benehit, das auch heute noch 
existiert; Guarnerio, p. 528, belegt schon die Form beneyt. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 89 


D’K'.') DUODECIM: Im Süden [dudz>], im Norden [dutse], ef. S 18. 
TREDECIM: Im Süden [tredza], im Norden [tretse], ef. 8 3. 
SEDECIM: Im Süden [sedze], im Norden [setse], eh. 8:3. 

Eine andere Entwicklung, als in diesen Beispielen, wo D’K’ 
nach dem Hauptton steht, zeigt RADICINA: F nr. 14 [rasina], nr. 21, 
60 [rasino], nr. 27 [rasinul; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 
58 [rasing]. 

D’K°). MEDICUM: Im Süden [mega], cf. $ 33. 

JUDICEM®): Im Süden [Zu&>], im Norden [zegel, [Züze], ef. $ 36. 

DR*). CATHEDRA: Im Süden [kadirs, im Norden Ikadyeiro|, 
[kadyero], ef. S 8. 

Daß in diesem Beispiel D auch im Süden zu [il wurde, läßt sich 
nieht gut bezweifeln, da e nur unter dem Einfluß eines solchen [il 
sich zu [il verengen Konnte. 

D’R. "VIDERE: Im Süden [beuro], im Norden [beire], ef. S 3. 

ÖREDERE: Im Süden [kreuro|, im Norden [kreire], ef. 83. 

CADERE: V, RA nr. 7, 8, 10, 12 [kaurs]. 

SE *ADSEDERE: RB nr. 16 [saseure]; F nr. 21, 27, 60; Tnr.-45; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [saseire], nr. 14 [saseiro]. 

HEDERA: V [edro]; RA nr. 8, 12, 15 [elro]; RB nr. 16 [elre]; F 
nr. 60 [erlol, nr. 14 [erlo], nr. 21, 27 [elrol; T nr. 45 [erlo]; SWN nr. 36 
[edro], nr. 53 [erlel; SON nr. 56, 58 [edro]. 

Es erhebt sich die Frage, ob die Entwicklung von d’r > [ur] 
rein lautlich ist oder nicht. Was zunächst die Verbalformen betrifft, 
so sind in den Urkunden Roussillons Infinitive auf -öre = D’RE so 
zahlreich, daß man sie kaum alle als provenzalisierende Bildungen 
wird ansehen können’); sie rechtfertigen vielmehr die Annahme, daß 
diese Formen auf [-uro] analoge Bildungen nach der dritten Sing. Präs. 


') Die von Wendel, p. 71, aufgestellte Filiation -DECIM > [dege] > [dere] > 
|dye] > [dze] ist falsch, da © längst assibiliert war. 

?) Die Entwicklung ist: DICUM > [dego], [deyo], [dye], |&e], ef. Wendel, p. 72. 
Die Stufe |dye] = [dye] noch erhalten in [medy>] usw. 

>) Diese — unregelmäßige — Behandlung erklärt sich durch den Einfluß des 
Verbums JUDICARE, ef. Ktg.°, nr. 5201. 

*) Die Filiation ist diese: DR>[dr] >|yr] >[ir], ef. Suchier: GG I?, p. 738. 

’) Solche Bildungen sind z. B. cayra, Alart: Doec., p. 109; veyre = VITRUM, 
ib., p. 96, 120; rayre, ib., p. 192; veyra, ib., p. 108; rayra: RLR XXXIJ, p. 62, cf. 
auch Ollerich, p. 33; cadera ist allerdings spanisch und nicht katalanisch, wie 
letzterer meint. 


10) K. Salow 


sind‘). Auch HEDERA, das gemeiniglich [euro] ergeben hat, ist kein 
zwingender Beweis für den Wandel von D’R > [url. Denn die Stufe 
Ar], die man im Süden als durch Rückwandel aus [ur] entstanden er- 
klären könnte und erklärt hat?), findet sich auch im Norden wieder, 
wo D’R nicht [ur] ergeben konnte, und darum diese Annahme un- 
haltbar ist; außerdem zeigt ital. ellera gleichfalls dieses 1, so daß es 
nicht ausgeschlossen ist, ob nicht auch dem Katalanischen eura eine 
Form mit ] zugrunde liegt; die Entwicklung vonL + Konsonant > [u] + 
Konsonant ist jedenfalls auch in Katalonien nicht unmöglich, wenn 
auch nicht sehr häufig”). Es bliebe noch die Frage zu lösen, wie 
dieses 1 in HEDERA hineingekommen ist, und da ist für ital. ellera 
eine Kreuzung von HEDERA —+ &41£ angenommen worden. was viel- 
leicht zutrifft?). 

D’M. DIEM DOMINICUM: Im Süden [diumenz»], im Norden [dimenze], 
cf. 5 36. 

In diesem Beispiel ist der Wandel von D + Konsonant = 
[ul + Konsonant im Süden wahrscheinlicher als in D’R, aber keines- 
wegs gewiß; wir finden nämlich in den Urkunden Formen, wie Diec- 
menge neben «diumenge*), der Schreiber gebrauchte also unterschieds- 
los auch e an Stelle von d. d.h. den Laut. der ebenfalls zu [u] ge- 
worden war; der Lautwert [u] läßt sich darum hier schon für das 
14. Jahrhundert nicht bezweifeln. Aber es bleibt zu berücksichtigen, 
daß diese Formen nicht für Roussillon bezeugt sind, wo wir vielmehr 
dimenge in den Urkunden lesen®. Es wäre auch denkbar, daß 
diumenge sein [u] nicht durch den Wandel von D’M > [um] erhalten 
hat, sondern durch Angleichung an ein begrifflich nahestehendes 
Wort, etwa deut = DEUM. Schreibungen, wie decmenge würden dann 
eben nur antiquarischen Wert haben, als Erinnerung des Wandels 
von K > [u]. 

Di. MEDIAM HORAM: Im Süden [migero], im Norden [myezurg|, 
CHI, 38. 

-IDIARE: V, R nr. 3, 5, 31 [-aZa], nr. 1, 2 [-o&al; F [-ezal, nr. 14 
[-&a]; P, T, SWN, SON [-ezal. 


) Ollerich, p.51. 

2) Alcover, p. 272. 

3) Wiese: Altitalienisches Elementarbuch (1904), p. 17; anders Wendel, p. 28. 
t) Niepage: RDRI, p. 361/62. 

5) ef. Alart: Doc., p. 100 und RLR XXXII, p. 544. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 91 


*“VADEAM'): Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach aus- 
lautendem Vokal. RB, V, RA nr. 5, 8—13, 15, 31 [bazi], nr. 1—4, 
6, 18 [bazil; F [baze], nr. 14, 22 [baz»]. 

DJ. ADJUTATE: Im Süden [pzudal, im Norden [azüda], [azeda], 
ech 982. 

S 64. D als mittleres Glied einer Konsonantengruppe. 

RD’R. PERDERE: Im Süden [perdro], im Norden [perdre], cf. 5 6. 

ND’R. INCENDERE: V, RA nr. 7,9 [ansenro]; RB nr. 16 [onsendre]. 

VENDERE: RA, V [benra]; RB [bendre]; F, P, T, SWN, SON 
[bendre], nr. 33, 50, 56 |[bendre], nr. 30 [bendro]. 

DESCENDERE: Im Norden [desendre], ef. S 70. 

PRENDERE: Im Süden [penro], im Norden [prene], ef. S 4. 

GOMPRENDERE: Im Süden |kumpenra], im Norden [kumprene], 
ei. 829. 

N'R. PONERE: Im Süden [ponr»], im Norden [pundre], ef. S 19. 

ÖINEREM: Im Süden [senra], im Norden [sendre], ef. S 4. 

DIEM VENERIS: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [dibendras]; RB nr. 16 
[dibendres]; T nr. 45; SON nr. 56, 58; F nr. 21, 27, 60 [dibendres, 
nr. 14 [dibendres]; SWN nr. 53 [dibendres], nr. 36 [dibendres]. 

In diesen beiden Fällen ist die Abgrenzung zwischen den beiden 
Gegenden, dem Süden, der D schwinden läßt resp. nicht entwickelt, 
und dem Norden, der D bewahrt oder neu herausbildet, vom letzten 
Beispiel abgesehen, dem oben beschriebenen Linienbündel entsprechend. 
RB gehört zum Norden. Und in den Urkunden finden wir auch bei 
divendres Schwund des d?). Wenn bei PRENDERE und seinen Kom- 
positis im Norden D gefallen ist, so liegt das an dem Zusammentreffen 
der beiden R in dem Wort. Im Norden schwand das zweite R durch 
Dissimilation mit dem ersten, das D verlor somit seine Stütze?) und 
ging in das N auf. Physiologisch findet das Entstehen wie auch das 
Verschwinden des D seine Erklärung in dem ungenauen Zusammen- 
arbeiten der Sprachwerkzeuge; blieb das Gaumensegel zu lange ge- 
senkt und die Nasenpassage geöffnet, so verstummte D, d.h. es wurde 
selbst nasal, also N: wurde das Gaumensegel zu früh gehoben, so 
entstand ein dentaler entnasalisierter Verschluß, also d. 

RD’K’. QUATTUORDECIM: Im Süden [katorza], im Norden [ka- 
torze], ef. 8 31. 

!) Analogische Formen nach HABEAM. 

2) 1315 divenres, cf. RLR XXX. p. 261, 262, 265 usw. 

°») Krüger, $ 98, belegt noch [prendre|. 


99 K. Salow 


ND’K.. UNDECIM: Im Süden [unzs], im Norden [unze], ef. 5 33. 

QUINDECIM: Im Süden [kinza], im Norden [kinze], cf. SB 

ND’S. De V, RA 'nr.7, 10,12, 15; RB nr. 167]/2R09% 
F nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56 Jaglansl]; 
nr. 58 a 

ERSTES CH ES 3L 

ND’K. MANDUCAMUS: Im Süden [monzem], im Norden [|manzem], 
[Imanzam], ef. 8 26. 

N’K. DIEM DOMINICUM: Im Süden [diumenz>], im Norden [dimenze], 
ef. 8 36. 

Im letzten Fall entwickelt sich wohl in beiden Gegenden erst 
ein d zwischen dem N und dem K. Zur Veranschaulichung der durch- 
laufenen Stufen hat man folgende Filiation aufgestellt: — NDICAT > 
Indega] > [ndeya] > Indya] = Indza], ef. Wen del, pe 

NDJ. pers. NARANG: V, RA [turonzo], nr. 5 nz RB nr. 16 
[tironzal, nr. 17. [uranza]; F nr. 14, 19, 21—23, 26 [uranzoa], nr. 24, 
25, 27, 29, 60 [uranze], nr. 30 [iranza], nr. 20 [turon2g]; P nr. 47, 50, 
59 [uranze], nr. 48, 49, 52 [iranze]; T [uranze], nr. 41 [iranze]; SWN 
liranze], nr. 39, 53 [uranze], nr. 36 [uranzo], nr. 40 [oranze]; SON 
[iranze], nr. 34 [iranzo]. 


7 


8 65. D im Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. 

RD. germ. WARDON: Im Süden [gwarda], [gurdal, im Norden 
Sardal, eh 9.21. 

* PERDUTUM: Im, Süden [pordut], im Norden [pordüt], |pardet], 
ch Sa2. 

*TARDOREM: Im Süden [tordu], im Norden |tardu] ef. S 26. 

ND. INCENDO: V, RA nr. 1, 3, 13 [onseni]. 

*VENDUTUM'): Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach aus- 
lautendem Vokal. RA, V [bonut]; RB nr. 16 [bandet], nr. 17 [bendut]; 
F nr. 20—22 [bondüt], nr. 19 [bondet], nr. 14, 23—-28, 30, 60 [bendüt], 
nr. 29 [bendet]; P [bendüt], nr. 52 [bendet]; T, SWN, SON [bendeet], 
nr. 33 [bendet]. 

VENDUTA: Im Süden [banudo], im Norden [bendüdg], [bendedo], 
ci 8 21: 

INTENDO: Im Norden [entendi], ef. S 25. 

@'D. RICIDA: V, RA n7.7, 10,157 redds], "nr 1127 [retten 


) ar. 1—11, 23, 30, 40, 41, 43, 48, 53, 56, 57, 59, 60 [b]. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 95 


nr. 16 [retto]; F nr. 14 [retto], nr. 60 [retto], nr. 27 [rettel, nr. 21 
[redde]; T nr. 45 [retto]; SWN nr. 36, 53 [retto]; SON nr. 56 [rette], 
nr. 58 [retto]. 

8 66. Dim Auslaut. a) Im lateinischen. 

PERQUID: V, RA [parke], nr. 1—5, 15 [parkel; RB nr. 16 [parke), 
nr. 17 [porke]; F [parke], nr. 19, 22, 60 [porke]; P[porkel, nr. 47, 50 [parke]; 
T nr. 45 [porke]; SWN nr. 53, 55 [parke], nr. 40 [pordake]; SON nr. 33, 
34 |parke], nr. 58 [parkel, nr. 57 [pardeke|. 

b) Im romanischen Auslaut. 

«) Nach Vokal iin den Auslaut tretend. 

PEDEM: Im Süden [peu], im Norden [pel, ef. S 6. 

NIDOS!): Im Süden [niuks], im Norden [nius], [nizes], ef. S 37. 

Die nördliche Entwicklung des Wortes macht Schwierigkeiten; 
läßt sich auch in [nizes] der Wandel von D = [z] noch verstehen, 
da dort eine andere Art der Pluralbildung stattfand, wodurch D nicht 
eigentlich in den Auslaut trat, so sind [niu] [nius] doch im Norden 
unmöglich als lautregelmäßige Fortsetzung von NIDUM, NIDOS an- 
zusehen; -D wurde eben im Norden nicht [ul], man hat daher frühen 
Schwund des -D- angenommen, wodurch O unmittelbar hinter dem 
Haupttonvokal zu stehen kam, mit diesem einen Diphthongen bildete 
und so erhalten blieb?). Was die Abgrenzung von [u] und 0 angeht, 
so ist sie bei PEDEM (leider das einzige Beispiel) eine scharfe, dem 
Bündel von oben entsprechende; nr. 16 geht mit dem Süden, nr. 17 
mit dem Norden. 

#) Nach Konsonant in den Auslaut tretend. 

FRIGIDUM: Im Süden [fret], im Norden [fret|, ef. S 33. 

CALIDUM: Im Norden [kaut]?), ef. 8 33. 

QUANDO: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem 
okal. VW, RA nr. 7, 9, 10 [kwan)], nr. 12, 15 [kwant]; RB nr. 16; 
Bunt. 14,21, 27, 60: TI nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr: 56, 58 [Kant]. 

GBEANDEIMS BRAUnT. 15> Rnr. 14.21. 27 60: T'nr..45;. SON 
nr. 56,58; SWN nr. 53 [gran], nr. 36 [grant). 

Nach N schwand also D im Auslaut, erschien im Norden aber 
bei der Bindung wieder, im Süden hingegen nicht, ein neuer Beweis 
dafür, wie konstant D im Süden hinter N schwand. 


!) ef. ALF, carte nr. 910 und Mistral: TF unter nis. 

2) Ollerich, p. 38. im Anschluß an Diez. 

3) SOLIDU aber ergab [sou], cf. ALF nr. 1246; CALIDUS ergab in den Ur- 
kunden von Mallorea calt, SOLIDUS > sou, sous, sols, ef. Niepage: RDR I, p. 372. 


94 K. Salow 


Dı nach Vokalin den Auslaut tretend. 
HODIE'): Im Süden [abuil, im Norden [bei], ef. S 16. 


“ 
Ä 


Anmerkung: germ. p ergab im Süden intervokalisch [3], [dy], [&], [2], in den 
Auslaut tretend [€], für den Norden fehlen Beispiele. 


LAID + A: RA nr. 8, 15 [lege], nr. 12 [ezo], nr. 7 edya], 
nr. 10 Dede]; V ezol; RB nr. 16 [Y’ego]; T nr. 45; SON nr. 34, 56, 
58 [ledo]l; F nr. 21, 27, 60 [ledo], nr. 14 [led]; SWN nr. 36 [ledol, 
nr. 53 [l’edo]. 

LAIB: V, RB nr. 12, 15 [lee], nr. 10 Net]; RB ar. 16 ed u 
DES 1A, 21.227.603 Bar, Ada: SON nr. 34, 56, 58; SWN nr. 36 [let], 
nr. 53 ]let]>). 

3. Palatale Verschlußlaute. 
K' (e vor e und ji). 

Im Anlaut wurde K’ zu |[s]; im Inlaut wurde es intervokalisch 
im Norden [z], im Süden fiel es. Kı ergab in beiden Gegenden 
zwischen Vokalen stehend |[s. KR ergab im Norden [ir], im 
Süden ist es heute durch [ur] vertreten. Im Inlaut wurde K’ nach 
Konsonanz, außer S, im Norden und Süden zu [sl. SK’ entwickelte 
sich im Süden zu [s], im Norden findet sich daneben auch [is], [is]. 
Nach Vokal in den Auslaut tretend wurde K’ im Süden zu [u], im 
Norden zu [ts]; nach Konsonanz, außer [sl, wurde es in beiden 
Gegenden im Auslaut zu |[sl. SK’ ergab im Norden [ss], [is], [is], im 
Süden liegen wahrscheinlich analogische Neubildungen in den vor- 
handenen Beispielen vor. 

Beispiele: 867. K’ im Anlaut. 

*OISELLUM: Im Süden [sizel‘]J, im Norden [sizet], ef. $ 22. 

GERA: Im Süden [sera], im Norden [siro], ef. $ 5 

CAELUM: Im Süden und im Norden [sel], ef. S 6. 

Im Süden weicht davon ab 

CIMICEM: > [sinse], cf. $ 33. Diese Palatalisierung des s ist 
doch wohl dem Einfluß des Fälbenden i zuzuschreiben, sie findet sich 
auch sonst vielfach im Katalanischen. 


5) Dinses eine Beispiel ist nicht ausreichend, cf. RUBEUM > [fu£], MAJUM > 
|ma&], cf. auch Fabra, p. 25, wo noch raig, mig, pwig, desig usw. angeführt werden; 
das von Alcover, p. 261, angeführte [bail = *vApIıo ist anders zu erklären, 
er. 82H. 

2?) [V’e&o] in nr. 12 ist wohl von [l’e&] aus neu gebildet; in den Urkunden heißt 
das Wort in Roussillon 1303 Zeig, .cf. Alart: Doc. 150; 1302 finde ich legura, ib., 
p. 145; in Narbonne 1274 lajas; 1278 lajhas, ef. Mounyes, p. 137, 2 und 151,1. 


a Fa un an u um er 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 95 


868. K im intervokalischen Inlaut. 

COCINA: Im Süden [kuins|, im Norden [kuzing], ef. S1. 

DIEERIS> IV, RA am 14, 6,,31:[dieul, nr. 5, 713, 15 [diyeu]; 
RB, F, P, T, SWN, SON [dizets]. 

DICIS: Im Süden [diwos], im Norden [dizes], cf. i Lk 

RACEMOS: Im Süden [rims], im Norden [razins], ef. S5. 

PLACERE: Im Süden [ple], im Norden [plazel, ef. R 26. 

DECEM ET SEPTEM: V, RA nr.7, 8, 10, 12 [dezaset], nr. 15 
Idezaset]; RB nr. 16 [dezaset], F nr. 14, 60 [dezaset], nr. 27 [dezaset], 
nr. 21 [dezaset|; T nr. 45 [dgzoset]; SWN nr. 36 [dezaset], nr. 53 [dg- 
zgset]; SON nr. 56, 58 [dozoset]. 

DECEM ET NOVEM: Im Süden [dezonou], im Norden [dezanau], 
[dozonou], ef. 5 17 

DEGEMLENLOCTO:  V, RA'nr: I, 3, 4, 8,9, 11-13, 31. [deze: 
buit], nr. 5 [dozobuit], nr. 2, 6, 7, 10, 15 [dezobuitl; RB [dezabeit]; 
F nr. 14, 24—27, 60 [dezabeit], nr. 19, 21, 22 [dezobeit], nr. 20 [do- 
zobeit], nr. 23, 29, 30 [dezabeit]; P [dezabeit], nr. 48 [dezabeit], nr. 59 
[dezebeitl; 'T [dgzobeit], nr. 45 [dezobeitl; SWN nr. 38, 39, 55—55 
[dozobeit], nr. 40, 51 [dezobeit], nr. 36 [dezebeit]; SON nr. 56—58 
[dozobeit], nr. 33 [dezabeit], nr. 34 [dezobeit], nr. 35 [dazebeit]. 

Mit Ausnahme der letzten drei Beispiele ist die Abgrenzung 
zwischen dem Schwund von -K’- und seiner Entwieklung zu |z] 
identisch mit dem oben beschriebenen Bündel. RB geht mit dem 
Norden. Die letzten drei sind schriftkatalanischem disset, divuit. 
dinou') gegenüber wohl als Eindringlinge dus dem Norden aufzufassen. 

Unregelmäßig ist im Norden auch RECIPIT: Im Süden [rep], im 
Norden [reseu], [resau], ef. 8 46. 

Die südliche Form geht zurück auf älteres reeb?), es schwand 
also intervokalisches -K’-, im Norden trat dagegen, wie auch bei den 
andern Kompositis von CAPERE, Rekomposition ein, und K’ wurde 
daher behandelt, als stände es im Anlaut. Eine Ausnahme bildet 
ferner DECEMBREM: Im Süden [dosembrol, im Norden [desembre], 
cf. 87. Doch findet sich in den Urkunden Roussillons auch in 
diesem Wort?) Schwund des -K’-. 


') ef. auch die Formen bei Niepage: RDRI, p. 6. 

alib., p. 49. 

») 1317, 1321, dehembre, ef. RER XXXI (1887), p. 68 und XXXII, p. 416; 1313 
desembre, cf. XXX, p. 257. 


96 K. Salow 


S 69. Kim Inlaut alserstes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. 

KR. COCERE: Im Süden |kouro], im Norden [keire], [koire], ef. 8 16. 

Auch hier erhebt sich, wie bei D’R > [ur], die Frage, ob der 
Vorgang ein lautlicher ist, denn in den Urkunden aus Roussillon 
heißt es coyre'); und, ebenso wie bei D’R, möchte ich im vorliegenden 
Fall eine Analogiebildung nach der dritten Singularis Präs. Ind. 
annehmen. 

Kı.) "CARNICIARIUM?: V, RA nr. 1-6, 15, 31 [komise], 
nr. 8--13 [karnise]l, nr. 7 [karnise]; RB nr. 16 [koimisye], nr. 17 
[karnisxe]. 

SALSICIA: Im Norden [salsiso], ef. S 38. 

LONGANON + ICIA: V [Yuyguniss]; RA nr. 7, 15 [Yuyganise], 
nr. 9, 10, 12 [uyganeso]; RB nr. 16 [uyganiso]. 

® BRA(CJC(H)IOS: Im Süden [brasus], im Norden [brases], ef. 8 37. 

*TMBRA(O)C(H)IARE: Im Süden [ombrasa]l, im Norden [embrasa], 


870. K im Inlaut als mittleres und letztes Glied 
einer Konsonantengruppe. 

LKI. CALCEAS: V, RA [kalsoesl; RB-nr. 16 [kauses], nr. 17 
Ikalsos]; F [kauses], nr. 21—24 [kausos], nr. 14 [kausos]; P [kauses]; 
T [kalsus], nr. 41, 42 [kausus]; SWN [kausos], nr. 36 [kausos], nr. 39 
[kausus|; SON nr. 33 [kausus], nr. 34, 57 [kausos], nr. 35, 58 [kausos], 
nr. 56 [Kauses]. 

LK’. DULOES + AS: Im Süden [dulsos], im Norden [duses], [dusos], 
ch. 3.39. 

SALICEM: V, RA nr. 7, 9, 12, 15 [salza]; RB nr. 16 [salzis] (Plur.); 
T nr.45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58; F nr. 14, 60 [sauzel, 
nr. 21, 27 [salzel. 

Die Entwicklung von nachkonsonantischem K’ > |z] findet augen- 
scheinlich ihre Erklärung in später erfolgter Synkope des Mittelvokals. 
NK’. INCENDERE: Im Süden [ansenro], ef. $ 64. | 
V’K'. *AVICELLUM: Im Süden [usel‘J, im Norden [ausel‘], [auset], 
28. 


!) Alart: Doc., p. 66, 70; playra: Alart: Doc., p. 71; doch vergl. MACE- 
RARE > maurar. 

2) Die Filiation, ef. Suchier: GG I?, p. 736. Die von Wendel, p. 90, auf- 
gestellte ist falsch. 

>) Das von Ktg? nr. 1951 aufgestellte * CARNITIARIUS ist lautlich unmöglich. 


CL. 


un 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 97 


D’K', cf. 8 63; RD’K', ND’K', ef. 8 64. 

Die Bewahrung des [s] in "AVICELLUM ist auffällig, da das 
Wort schon früh AUCELLUS lautete und K’ daher eigentlich inter- 
vokalisch ist, ef. auch altprov. auzel. 

S’K’. *CONOSCERE: Im Süden [kunes>], im Norden [kunesel, [Kku- 
neise], ef. 5 20. | 

GRESCERE: Im Süden [kreso]. im Norden [kreise], nr. 56 [kreise], 
AuSyaN 

Von dieser Entwicklung weicht ab: 

DESCENDERE: RB nr. 16 [dasendro]!!; F nr. 60 [desendre]; T 
nr. 45 [desendre]; SWN nr. 53 [desendre], nr. 36 [desendre]; SON nr. 56, 
58 [desendre|. | 

Im Altprovenzalischen findet man aber auch hier die übliche Ent- 
wicklung, cf. deissen, Appel: Chrestomathie, Stück 75, v. 45. 

KK’. ECCE. HOC: Im Süden [so], ef. S 17. 


Sele Klum Auslaut. a), Nach Vokal. 

DEGEM:V. -RA [den]; RB nr. 16. [den], nr. 17 [dets]; -E, BP, T 
SWN, SON [dets]. 

VOGEM: Im Süden |[beu], im Norden [bwes], ef. S 20. 

PAGBNEEV BA paul; RB nr. 16 paul, nr. 1% [pats]; B,-P, T, 
SON, SWN [pats]. 

ORUCEM: Im Süden [Kkreu], im Norden [kruts], cf. S 20. In CI- 
MICEM > [simet], ef. 8 34, erklärt sich [t] statt zu erwartenden [ts] 
wohl durch Einfluß des Suffix -ITTUM > [et] und ebenso die Akzent- 
verschiebung. Übrigens belegt Mistral: TF unter cime noch [ts]. 
nämlich cemits. 

Die Grenze ist bei dieser Entwicklung ganz markant und ent- 
spricht dem gewöhnlichen Bündel; nr. 16 zeigt in allen vier Beispielen 
die südliehe Form, nr. 17 hingegen immer die des Nordens. Über 
die Zeit des Wandels, ebenso wie die von D > [u], ef. Alart: Doc., 
Anhang, p. 5—7. 

b) Nach Konsonant in den Auslaut tretend. 

DRO. CALCEM: V, RA [kals]; RB, F, P, 7, SWN, SON [kausl: 

SK’. PISCEM!): Im Süden |peil. im Norden [pes], [peisl, [peis], ef. S 3. 

FASCEM?): Im Süden [feil, im Norden [fes]. [feis]. [fais]. [fais]. 
ern 11. 

') In den Urkunden pex. RLR XXXI, p. 70. 

?) In den Urkunden fex, ef. $ 11. 


1 


98 K. Salow 


Die südlichen Formen hat man als analoge Bildungen aus dem 
Plural erklärt; nach feis = FASCES sei ein neuer Singular gebildet 
worden‘). Ähnliches findet man in Roussillon auch beim Verbum, 
cf. [kunei], [porteil; auch hier liegen analoge Neubildungen vor, und 
zwar nach der zweiten Pers. Singul.; man ließ das s der zweiten Pers. 
Singul. weg und verwandte die so entstandene Form als erste Pers. 
Singul., da sich auch sonst erste und zweite Pers. Singul. nur durch 
dies s unterschieden. 

G’ (g vor e und i). 

Im Anlaut wurde G’ in beiden Gebieten zu [z], ebenso auch im 
intervokalischen Inlaut. Gı im Inlaut zwischen Vokalen ergibt im 
Süden [3] und [&], im Norden [$], [2] und [&]. G’R wurde im Süden [ur], 
im Norden [ir]. Postkonsonantisch ergibt 6° im Inlaut [2]. Für @’ 
im Auslaut fehlen Beispiele. 

Beispiele: $ 72. @ im Anlaut. 

GENUCULUM + S: Im Süden [zinul’s], im Norden [zZinul’s], [Zinuls], 
24. 

GERMANA: Im Süden [Zirmans], ef. S 24. 

GYPSUM: Im Süden [gis], im Norden [geis], [Zeis], ef. p.34, Anm. 4. 
Das letzte Beispiel ist, wie schon 1. 1. hervorgehoben wurde, 
recht schwierig zu erklären, da nieht nur die Konsonanten, sondern 
auch die Vokale Unregelmäßigkeiten zeigen. Besonders das Neben- 
einanderbestehen von [g] und [z] im Anlaut ist noch nicht erklärt; 
bei [2] etwa an französischen Einfluß denken zu wollen, geht nicht 
an: verstanden doch die Bewohner der untersuchten Gegend franzö- 
sisch. gypse immer erst nach einer Erklärung des Wortes. Die 
Schwierigkeit, die Entwicklung des Wortes verständlich zu machen, 
liegt augenscheinlich darin, daß man nicht weiß, wie v in den einzelnen 
Gegenden wiedergegeben wurde. 


Ch 


UN 


DC Im Inlaut., a) Intervokalisch. 

Partiz. Präteriti von LEGERE: Im Süden [Yizit), im Norden 
Dezit], ef. S 24. . 

In einer Reihe von Worten ist intervokalisches 6° zum Teil 
schon im Vlt. geschwunden?): VINTI = VIGINTI, im Süden [bin], im 
Norden [bint], ef. S 35. 


') Ollerich, p. 47, Anm. 2, cf. auch Niepage: RDRI, p. 367 und Fabra, 
p. 33; für die Verbalformen ef. Alcover, p. 265. 
?) Lindsay: Die lateinische Sprache, p. 102. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 99 


TRIENTA: Im Süden [trento], im Norden [trentol, ef. $ 4. 
QUADRAGINTA: Im Süden [kuranto], im Norden [karanto], ef. $ 27, 
ebenso auch die übrigen Zehner bis 90. 
MAGISTRUM '): Im Norden [mestre], im Süden [mestro], ef. $ 26. 
G1?). CORRIGIAS: Im Süden [kuregSos], [kurecos,, im Norden 
[kureces], [kurezos], ef. S 3. 
IN + *EXAGIARE: Im Norden [ensata], [ansezal, ef. $ 25. 
HOROLOGIUM: Im Süden [rel’08>], im Norden [relgca], [rolozel, 
[grlg&al, ef. S 16. 
b) @ im Inlaut in Umgebung von Konsonanten?). 
ARGENTUM: Im Norden [arzen], ef. 8 7. 
GINGIVA: Im Süden [Zinziba], im Norden [zinzibo], ef. S 24. 
GR. * TRAGERE®): Im Süden [treuro], im Norden [traire], ef. $ 11. 


K (c vor a, o, u und Konsonant). 


Im Anlaut bleibt K erhalten. Im Inlaut zwischen Vokalen wird 
es im Norden und Süden [g]. Als erstes Glied der Konsonanten- 
gruppen CT, CS, CR wird es zu [il, das sich mit dem vorhergehenden 
Vokal zu einem Diphthongen verbindet. In der Gruppe CL erzeugt 
es Palatalisierung des L, die aber jetzt im Norden im Schwinden 
begriffen ist und vor Plural s schon nicht mehr existiert. Als letztes 
Glied einer Gruppe bleibt K, außer nach T und D, erhalten; mit 
diesen beiden verschmilzt es zu [&] und [&l. Im romanischen Auslaut 
ist K erhalten geblieben. 


Beispiele: 873. Kim Anlaut. 

CATENA: Im Süden [kadena], im Norden [kadeno], cf. $ 4. 
CATHEDRA: Im Süden [kodiro], im Norden [kadyero], ef. 8 8. 
CANTARE: Im Süden [konta], im Norden |[kantal, ef. $ 26. 
COLLUM: Im Süden [kgl’], im Norden [kol], ef. $ 14. 

JORIUM: Im Süden [kuirs], im Norden [ker], [kxer], ef. $ 16. 
CUBITUN: Im Süden [kudza], im Norden [kude], ef. 8 49. 
Schriftfranzösischen Einfluß zeigen in einer Reihe von Orten: 


') Altkatalanisch maestre, ef. Niepage: RDR I, p. 340. 

2) [&] statt [&] ist doch wohl unter dem Einfluß von Formen entstanden, wo 61 
im Auslaut stand und [&] ergab, ef. Niepage, 1. ce. p. 356. 

») Für auslautendes 6’ fehlt es leider an Beispielen. 

») In den Urkunden aus Roussillon trayra, trayria: Alart: Doe., p. 200; 
trayran, ib., p. 181, 199. Betreffs der Entwicklung gelten also auch hier die Aus- 
führungen über D’R. 


100 K. Salow 


CABALLUM: V, RA, RB [kobal/]; F [&obat], nr. 14 [sabal], nr. 25, 
60 [teball, nr. 23 [eaball; P [cabat], nr. 44 [&obal]l; T [eaball, nr. 44 
[öeball; SWN nr. 38, 39 55 l[eoball, nr. 36, 40, 51, 53, 54 [cabal]; 
SON nr. 33—35 [eabat], nr. 56—58 [cabal] und 

CAMINUS + ARIA und ATA: Im Süden [simanel’o], [simonel’o], 
im Norden [öimin’ero], [öomin’ero], [simin’ero|, [somin’ero], nur vereinzelt 
[kamin’ero], ef. S 12 und 26. 

Eine abweichende Entwicklung zeigt im Norden ferner noch: 

GULUM: Im Süden [kul], im Norden [tyul], ef. S 21. 

Doch ist auch im Norden die Form [kyul] noch nicht vollständig 
verschwunden). Diese Sonderbehandlung des K erklärt sich offen- 
barlich durch das folgende [y], das die Artikulationsstelle des K immer 
weiter nach vorn gezogen hat. 

CLARUM: RA [klart], nr. 4, 15, 31 [klar]; V [klare]; RB [klar]; 
F [klar], nr. 22 [klare]; P nr. 47, 52, 59 [klar], nr. 48—50 [klare]; 
T, SWN, SON [klar], nr. 35, 39, 40 [klarel. 

CRUDA: Im Süden [krus], im Norden [krüzo], [krezo], cf. S 21. 

Partizip. Präteriti von CREDERE: V, RA nr. 7, 8, 10, 12 [krogut), 
nr. 15 [kregut]; RB nr. 16 [kroget]; F nr. 14 [kreget], nr. 21, 27, 60 
[kregüt]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr..58 [kreget|. 

In einigen Orten wurde CR zu [gr] in 

"KRASJA?®): V, RA nr. 7 [greses], nr. 10, 12, 15 [greso]; RB 
nr. 16 [kresis]; F nr. 14 [kresis], nr. 21 [greisos], nr. 27 [gresil/us], 
nr. 60 [gresilul; T nr. 45 [kresil'ul; SWN nr. 53 [kreset], nr. 36 
Ikrosil'u]; SON nr. 56 [kreiso], nr. 58 [kreisu]. 

_ *KNiF + ITTUM: RA [gonibet], nr. 2 [gobinet], nr. 13 [gebina]; 
F nr. 19 [gobinp], nr. 21 [gabmo]?). 

874. Kim intervokalischen Inlaut. 

*CARRICARE: RA nr. 4, 6 [karegal, nr. 7—13, 15 [korogal; 
RB nr. 16 [koragal, nr. 17 [karegal; F nr. 19, 22—24 [karega], nr. 20 
Ikarga]. 

JOCARE: V: RA nr. 7 110, 12, 15 RB nor. 16, Ernest 
27, 60; T nr. 45; SON nr. 56, 58; SWN nr. 36, [zuga], nr. 53 [zua]. 

FORMICA: Im Süden [furmig>], im Norden [frumigo]. ef. SE 


I) ALE, earte ur. 372, Ort: nr. 787. 

2) ef. Ktg? nr. 2600. 

3) [ganibet] —zusammenklappbares Messer; |gobins], im Norden [gabing] — 
eroßes Messer mit feststehender Klinge. Warum ganibo französisches Lehnwort 
sein soll, wie Anglade: Parler, p. 290 meint, verstehe ich nicht. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 101 


* ACUCULA: Im Süden [agul’o], im Norden [agül’o], [agel'ol, ef. $21. 
SECURUM: Im Süden [sogurt], im Norden [segür], [seger], ef. $ 23. 


Französisches Lehnwort ist 

*BUKK 4 ARIUM: RB nr. 17 [bude]; F nr. 19, 23, 24, 26, 29, 
30, 60 [butel, nr. 14, 20-22, 25, 27 [bute]; P, T [bute], nr. 43, 52 
[bude]; SWN nr. 37—40 [buce], nr. 36, 51, 53—55 [bute]; SON [bute], 
nr. 58 [buce]. 

Durch Akzentverschiebung intervokalisch geblieben und dann 
mit einem vortonigen i verschmolzen ist K in 

SECALE: Im Norden zum Teil [syall, ef. 85. 

Die Form [sigel] in nr. 17 läßt vermuten, daß auch [syall auf 
ein älteres [sigal]| zurückgeht. 

S 75. KimInlautalserstes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. F 

Das in den Verbindungen KT, 08, CR sich entwickelnde i geht 
in [e], im Norden bisweilen auch in [ü] auf; vor ihm diphthongieren 
sich im Norden [e] und [o],. im Süden verbindet es sich mit diesen 
beiden und verursacht eine Verengerung ihres Zungenabstandes; 
lel-+ i verschmilzt im Süden so zu [il, und [0] + i ergibt [ui]. Beim 
folgenden s erzeugt K außerdem noch Palatalisierung. 

CT. D(DRECTAM: Im Süden [dreta], im Norden [dreto], ef. $ 3. 

DIRBOHUMEENGSRN nr. ,,8,.10,.12, 1ör[dret); RB nr. 16;, E 
mmel4.21, 27, 60; T’nr.45; SON nr. 56, 58 [dret]; SWN nr. 53 .[dret], 
nr. 36 |dret]. 
STRICTAM: Im Süden [astreto], im Norden [estreto]), ef. S 3. 

LECTUM: Im Süden [it], im Norden |[leit]?), cf. S 8. 

LACTEM: Im Süden [Yet], im Norden [Yeit], lait], ef. S 11. 

FACTUM: Im Süden [fet], im Norden [feit], fait], ef. S 11. 

OCTO: Im Süden [buit], im Norden [beit], ef. S 16. 

NOCTEM: Im Süden [nit], im Norden [neit], ef. S 16. 

FRUCTUS und *FRUCTA: Im Süden [fruits], [fruito], im Norden 
Krüits], [frwits], [freto], ef. 5 21. 

68. LIXIVUM: Im Süden [Visiu], im Norden [Yasiu], [lesiul, ef. S 24. 

') Die in diesen Beispielen vorausliegende diphthongische Stufe ei belegt 
noch Krüger: Sprachgeographische Untersuchungen, S 15, für einige languedokische 
Dörfer, ef. |dreito], [estreito]. 

?) [leit] ist doch wohl dahin zu interpretieren, daß LECTUM zuerst lieit er- 
gab, das erste i dann allmählich das 1 palatalisierte, also [l’eit], darauf dann aber 
Entpalatalisierung eintrat |leit]. 


102 K. Salow 


*TEXITOREM und *TEXITOR: Im Süden [tisodu], im Norden 
[tiseire], ef. $ 3. 

FRAXINUM: Im Süden [freso], im Norden [fraise], ef. S 11. 

EXAMEN: Im Süden [sam], im Norden [aisam], [eisam], ef. $ 10. 

SEXAGINTA: Im Süden [sisanta], S 24. 

COXA: Im Süden [kuso], im Norden [keiso], ef. S 16. 

OL. APICULAS: Im Süden [ebel’as], im Norden [abel’es], [abel’os], 
cE283. 

OCULUM: Im Süden [ul], im Norden [el], [el], ef. $ 16. 

*BUTTICULA: Im Norden [butel’o], cf. S 38. 

Unregelmäßig in bezug auf C’L ist 

SECALE: Im Süden [segglo], in F [sekklo] usw., cf. 85. 


S 76. K im Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. 

KK. ECCUM HOC: Im Norden [ako], ef. 8 17. 

VACCA: Im Süden [baka], im Norden [bako], ef. 5 10. 

DK. *ADCAPANT: Im Süden [akabon]), im Norden [akaben], 
[akabun], ef. 8 10. 

V’K. *AvICA: Im Süden [oks], im Norden [aukg], ef. $ 13. 

Ebenso, wie bei *AVICELLUM der Wandel von K’ zu [s] auf- 
fällig war, ist auch hier die Bewahrung des K zu beachten; denn 
die Form AUCA ist schon früh belegt, und K sollte daher eigentlich 
wie in intervokalischer Stellung behandelt werden. 

NK. Germ. BLANK + A: Im Süden [blayks], im Norden [blayko], 
ef. 8 38. 

BRANCA: Im Süden [brayko], im Norden [brayko], ef. $ 38. 

Germ. FRANK + A: V, RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 [frayka]; RB nr. 16 
frank]; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58; F nr. 14, 21, 60 [frayko], 
nr. 27 [frayku]; T nr. 45 [fraykol. 

SK. FRISK + A: Im Süden [freska], im Norden [fresko], ef. $ 3. 

PASCHAS: Im Süden [paskos], im Norden [paskos], ef. S 39. 

*BUS008: Im Süden [boskus], im Norden [boskes], ef. 5 37. 

Über T’K; ch. 555: DE, ci. S 63; ND’K, NKrcer. 8164. 

877. Kim Auslaut. a) Im lateinischen. 

Es ist geschwunden in 

ECCE und ECCUM HOC: Im Süden [»so]|, im Norden [ako], ef. 8 17. 

b) Im romanischen Auslaut. 

AMICUM: Im Süden [omik], im Norden [amik], ef. $1. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 103 


PAUCUM: Im Süden [pok], im Norden [pauk], ef. S 13. 

JOCUM: Im Süden und Norden [zok], cf. S 14. 

Germ. BLANC: Im Süden und Norden [blayk], ef. 8 47. 

*BUSCUM: Im Süden und Norden [bosk], ef. p. 66, Anm. 5. 

Unregelmäßig in bezug auf sein auslautendes K ist 

*LIMACUM: Im Süden [Yimauk], im Norden [limau], [imau], 
@E.8.22. 

Das K ist hier dem Anschein nach früh geschwunden, so daß 
das auslautende u erhalten blieb, beachtenswert ist demgegenüber 
schriftkatalanisches mach. 

Anmerkung: Nach auslautendem [u] entwickelte sich bisweilen ein |K], 
cf. NIDUM > [niuk], ef. p. 66, Anm. 4, * LIMACUM > [l’imauk] '), ef. $ 22. 

G (g vor a, 0, u und Konsonant). 

Im Anlaut ist & geblieben. Im Inlaut wurde es zwischen Vo- 
kalen stehend zu |g]l, doch ist es in der Umgebung von u bisweilen 
geschwunden. In der Gruppe GN hat das G Palatalisierung des N 
erzeugt; G’R ergab in beiden Gegenden [irl. Im Inlaut nach Konso- 
nant blieb es erhalten. Für G im Auslaut fehlen Beispiele. 

Beispiele: 878. G im Anlaut. 

SATTUME. Vo RAonr. 1.7. 10, 12, 15; RB nr. 16 [egal]; SWN 
nr. 36; SON nr. 56 [galinat). 

GAVATA: Im Süden [galto], im Norden [gautol, cf. 8 38. 

GUSTUM: Im Norden und Süden [gust], ef. S 18. 

GUTTAS: Im Süden [gutos], im Norden [gutes], [gutos], ef. 5 39. 

Französisches Lehnwort ist im Norden 

Germ. GARD + IN+ ARIUM > [Zardin’e], ef. $ 12. 

GRILLUM: Im Süden [gril/], im Norden [gril’], [grit], ef. 8 2. 

GROSSAS: Im Süden [groses], im Norden [grose], [grosos], ef. S 14. 

GLANDES: Im Süden [glans], im Norden [aglans], ef. S 64. 

Das anlautende a im Norden erklärt sich durch falsche Ab- 
trennung des Artikels l’aglan statt la glan. 


8 79. 6 im intervokalischen Inlaut.. 

FIGURA: Im Norden [figüro], [figero], ef. 5 22. 

Partizip. Präteriti von *PLOVERE: Im Süden [plugut|, im Norden 
Iplaugeet], ef. 5 29. 

Partizip. Präteriti von HABERE: Im Norden [agüt], [aget], 
ei 859, 


!) ef. auch Suchier: GGI?, p. 773. 


104 K. Salow 


Partizip. Präteriti von OREDERE: Im Süden [kragut], im Norden 
[kregüt] [kreget], ef. S 73. 

Partizip. Präteriti von SAPERE: Im Süden [sopigut], im Norden 
Isapyüt] [sapxeetl, cf. S 43. 

“AGUSTUM'): Im Süden [agust], im Norden [agust], ef. $ 28. 

Zeigte schon [sapyet] usw. den Schwund von -G- vor u, so 
finden wir denselben in beiden Gebieten in *AGURIUM + 0SOS: Im 
Süden [uruzus], im Norden [üruzis], [eruzes], ef. S 28. 

TEGULAS: Im Süden [teulos], im Norden [teules], ef. S 53. 

COAGULATA: RA mr. 15 [kal’adel; RB nr. 16 [kallusado]; F 
nr. 14 [kaulado], nr. 60 [kalladol; 'T nr. 45 [kal’ado]; SWN nr. 36 
Ikaulat], nr. 53 [kaulado]; SON nr. 56 [kauladol, nr. 58 [kal’ado]. 

Stellenweiser Schwund des -G- findet sich ferner in SAUGUISUGA: 
nr. 45 [sanseo], ef. S 21 und 

LACTUCA und + ATUM: nr. 38 [laiteat], nr. 34 [laitüat], nr. 58 
Naiteg], ef. $ 21. 

FORMICA: nr. 38 [furmig], nr. 40 [frumio], ef. S1. 

Daß in TEGULA der Wandel von GL > [ul] vorliege, wie 
Meyer-Lübke?°) und Niepage*) annehmen, vermag ich nicht ein- 
zusehen. GL hätte vielmehr [1] ergeben müssen, wie COAGULARE 
es zeigt. 


S S0. G im Inlaut als erstes Glied einer Konsonanten- 
eruppe. 

GR. WEIGARO: Im Süden [gwairo], im Norden [gairel, ef. 5 33. 

Diese Entwicklung in emem Wort, wo analogische Neubildung 
ausgeschlossen ist, spricht auch sehr dafür, daß G’R, K’R, D’R > [ur] 
nicht lautliche, sondern analogische Vorgänge sind. 

GN. AGNELLUM: RA nr. 10, 12 [an’el], nr.1 [on’el’], nr. 15 [an’el]; 
RBinr. 16 Jan’el]; Tnr, 45; SON nr. 56, 58; E’nr. 14,760 aneır 
nr. 21, 27 [an’el']; SWN nr. 53 [an’el’], nr. 36 [an’el]. 

STAGNUN: Im Süden [ostan’], im Norden [astan/], [estan/], cf. S 25. 


D 


S 81. G im Inlaut als letztes einer Konsonantengruppe. 
RG. PURGARE!: Im Süden [purga], im Norden [pürgal, [pergal. 


') In den Urkunden in Roussillon auch ahost, ef. RLR XXXI, p. 61, 68: 
XXXI, p. 425. 

?) Grammat. I, S 534. 

») Niepage: RDRI, p. 367. Schwanken zeigt Wendel, p. 18. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 105 


NG. Partizip. Präteriti von VENIRE: V, RA [biygutl; RB nr. 16 
[biggüt], nr. 17 [boygotl; F nr. 14, 19, 29 [beyget], nr. 20 [biygüt)], 
nr. 21—27, 30 [beygüt], nr. 60 [baygüt]; P nr. 47, 48 [beygüt], nr. 49, 
50 [beygüt], nr. 59 [boygüt], nr. 52 [boyget]; T nr. 42—44 [baygeet], 
nr. 41, 45 [beyget]; SWN nr. 39, 40, 51 [beyget], nr. 36—38 [beygeet], 
nr. 53—55 [bayget]; SON nr. 56-58 [bayget], nr. 33, 34 [biggeet], 
nr. 35 [beyget|. 

Partizip. Präteriti von TENERE: V, RA [tiygut], nr. 18 [toygut]: 
RB nr. 16 [tiggut]; F nr. 20 [tiyget). 

Für auslautendes @ fehlen Beispiele; es ergab [k|, ef. Niepage: 
RDR LE p. 342. 

QU und GU und germ. W. 

a), au. Eu, w vor.a. 

Im Anlaut vor a ging bei allen drei im Norden das bilabiovelare 
Element verloren, im Süden .dagegen blieb es erhalten oder verschmolz 
mit dem a, wenn dieses vortonig war, zu |[ul. In den Fällen, wo 
auch die nächste Silbe mit |kw] anlautete, ging in der ganzen unter- 
suchten Gegend das velare Element infolge von Dissimilation zu- 
erunde. Im Imlaut zwischen Vokalen wurde |kw| im Norden und 
Süden |[g], für [gw| fehlen Beispiele. Im Inlaut nach Konsonant, 
aber vor dem Haupttonvokal stehend, wurde [Kw| unverändert be- 
wahrt: für [GW] fehlt es auch hier an Belegen. [GW] nach Konsonanz 
und nach dem Haupttonvokal ergibt im Inlaut [e. 

b) kw, gw, germ. w. vor e und ii. 

Im Anlaut vor e und i ergab |Kw] im Süden und Norden [k], für 
[GW] habe ich keine Zeugnisse. Fand sich im Anlaut der folgenden 
Silbe gleichfalls [kw], so trat schon im Vlt. Dissimilation ein, [kw] 
wurde zu einfachem K’ und machte dessen Wandel zu [s] mit. Im 
Inlaut wurde hier [Kw| nach Konsonanz zu |k] und in den Auslaut 
tretend blieb es als [k] erhalten. Für [Gw| vor e und i sind nur 
Beispiele vorhanden, wo es mittleres Glied von Konsonantengruppen 
ist; NGU’S ergab in beiden Gegenden [ns]; NGU’R wurde hingegen im 
Süden in dem vorhandenen Beispiel zu [ygr]'), im Norden zu [nn]. 


Beispiele: $ 82. kw, gw, w vor a. 1. Im Anlaut. 
QUATTUOR: Im Süden [kwatro], im Norden [katre], cf. 8 55. 
QUANDO: Im Süden [kwan], im Norden [kant], ef. S 66. 
QUADRAGINTA: Im Süden [kuranto], im Norden [karanto], ef. S 27. 


') Das Beispiel ist nicht unbedingt beweiskräftie. 


106 K. Salow 


QUADRAGESIMA: Im Süden [kurezma], im Norden [karemo], ef. 27. 

Germ. WARDON: Im Süden [gwarda], [gurda], im Norden [garda], 
iS 

WAIBANJAN: Im Süden [gwan’al, [gun’al, im Norden [gan’a], 
ee ST. 

*WASTARE: Im Süden [gwasta], [gustal, im Norden [gasta], 
GUSSIEHE 

Eine Ausnahme von dieser gewöhnlichen Entwicklung macht 

QUATTUORDECIM: Im Süden [kotorzo], im Norden [katorze], ef. 831. 
Hier liegt vielleicht Angleichung an [kinza] vor. 

Infolge von Dissimilation verloren folgende Wörter das velare 
Element im Anlaut. 

QUALEM + QUID!): V, RA, RB os F [kalk»], nr. 19, 60 
[kalke]; P nr. 48, 49, 59 [kalkel, nr. 47, 50 [kalke], nr. 52 [kauke]; 
T nr. 43, 44 [kalkd], nr. 41 [kauk>], nr. r [kauke]; SWN [kauko], 
nr. 40, 54, 55 [kaukel; SON nr. 56--58 [kauke], nr. 34, 35 [kauko], 
nr. 33 [kalko)]. 

QUALEM -— QUID + UNUM: V, RA nr. 10, 12 [kotkus], nr. 7, 8 
[kolkun], nr. 15 [kolkul; RB nr. 16 [kalkes]; F nr. 14 [kalkes], nr. 60 
[kalküs], nr. 21, 27 [kalkün]; T nr. 45 [kalkes]; SWN nr. 36, 53; 
SON nr. 56, 58 [kauken]?). 

Die Erhaltung des velaren Elements hört bei dem ‘oben an- 
gegebenen Linienbündel auf; RB gehört zum Norden, zeigt also 
Schwund des [w|]. 


2. qu und gu im Inlaut. a) qu intervokalisch. 

EQUA: V, RA nr. 1 [ege]; SWN nr. 38 [ego]?). 

AQUA*°): Im Süden l[aigs], im Norden [aigo], ef. S 11. 

ar + ARDENTEM: Im Süden [aigarden], im Norden [aigur- 
denl, er. 8.27. 


b) qu nach Konsonant im Anlaut der Haupttonsilbe 
stehend, und gu nach Konsonant und nach der Tonsilbe. 
CINQUAGINTA: Im Süden [sigkwanto], im Norden [sigkanto], ef. 522. 


) Sucehier: GG TI?, p. 810. Schriftkatalanisch aber qualque = |kw)]. 

?) Vorstehende Formen stammen aus dem Satz: j’entends siffler quelqu’un, in 
dem Satz: vous trowverez bien quelgqu’un qui vous ira sind folgende Abweichungen: 
nr. 7 [kolkus], nr. 12, 15 [kolkun], nr. 45 [kalkeen], nr. 60 [kalkes], nr. 16 [kolkes]. 

2) cf. Anglade: Parler, p. 161; iego] = rosse. ; 
‘) C1. Hürlimann: Aqua in den romanischen Sprachen. Zürich. Diss. 
1903, p. 47. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 107 


LINGUA: Im Süden [l’eygal, im Norden [leygo], Nenygo], ef. $ 4. 

633. au, eu/wworeundi. 1. Im Anlaut. 

QUINDECIM: Im Süden [kinza], im Norden [kinze], ef. $ 33. 

QUID: Im Süden [ke], im Norden [ke], [ke], ef. 5 66. 

Infolge von Dissimilation zu folgendem kw wurde schon im VIt. 
anlautendes KW zu K’ und entwickelte sich zu [s] in 

CINQUE') statt QUINQUE: RA nr. 7, 10, 12, 15; V, RB nr. 16; 
Eonr. 14, 21, 27, 60; Dar. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [sink]. 

CINQUAGINTA statt QUINQUAGINTA: Im Süden [siykwanto], im 
Norden [siykanto], ef. 8 22. 

®. xw und kw als mittleres und letztes Glied einer 
Konsonantengruppe. 

SANGUINATUM: Im Süden [soygrat], im Norden [sannat], ef. $ 31. 

SANGUISUGA: Im Süden [sunsuga], im Norden [sansügg], [sansegol, 
cr 821. 

Die Entwicklung beider Gruppen wird diese gewesen sein: 

NGU’N > [yen] > [yn] > [nn], 

NGU’S > [ngs] > [ys] > Ins], 

NGU’N > [ner] ist im Süden in diesem Beispiel nicht boden- 
ständig, sondern stammt, wie das ganze Wort, aus dem Spanischen. 

QUALEM + QUID: Im Süden [kalka], im Norden [kalke], [kauke], 
er 15.82. 

3. qu nach Konsonantin den Auslaut tretend. 

CINQUE: Im Norden und Süden [siyk]. 


Kapitel V. Engelaute. 


l. Labiodentale. 
1% 

Im Anlaut vor Vokal und Konsonant, sowie im Inlaut vor und 
nach Konsonant bleibt es als [f] erhalten. Für andere Fälle fehlt 
es an Beispielen. 

Beispiele: 584. 1. F im Anlaut. 

FILUM: Im Süden [fi}l, im Norden [fxel], [fxatl, cf. S 2. 

*FERIA: Im Süden [firo], im Norden [fxero], [fxeirgl, ef. 5 5. 

BARINA IV. RA nr..10, 15, Erine], nr. ‘5, .7,:9, 12: [forina]; 
RB nr. 16 [foring|; F nr. 14 [farino], nr. 21, 60 [farino], nr. 27 [farinu]; 
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [faring]. 

1) Lindsay: Die latein. Sprache, p. 232 und Meyer-Lübke: GG I?, p. 473. 


108 K. Salow 


FAMEM: V, RA, RB, F nr. 20 [fam). 

SBATTS RAN. RBR, BIS SWNSSON Il: 

FONTEM: Im Süden und Norden [fun], cf. S 15. 

FUMUM: Im Süden [fum], im Norden [füm], [fem], ef. S 21. 

FLAMMA und FLAMMULA: Im Süden [flam»], im Norden [flambo], 
er. Sal0: 

FRIGIDUM: Im Süden [fret], im Norden [fret], ef. S 33. 

FRANK + A: Im Süden [frayko], im Norden [frayko]. ef. 8 76. 

FRONTEM: Im Süden und im Norden [frun], S 15. 

FRUCTUS: Im Süden [fruits]. im Norden [früits], [frwits], ef. S 21. 

22 Kom lnlaut: 

ZTURBRASS) RA [trufas]> BR nr. 20 Itrüfes], nr. 21 |trüfos]. 

“BUFF + ARE: Im Süden [bufa], im Norden [büfa], [befal, ef. 8 30. 

“CALEFARE: Im Süden [oskolfa], im Norden [kalfa], [kaufa], ef. 831. 

V. 

v fällt in unserer Gegend mit B zusammen: es wird im Anlaut 
zu |b], aber im Wortanlaut innerhalb einer Exspirationsgruppe nach 
auslautendem Vokal gewöhnlich |[b]. Im Inlaut wird es zwischen 
Vokalen [b], vor u zeigt sich auch Schwund des intervokalischen 
V. Vı ergab zwischen Vokalen in beiden Gebieten [zZ]. Als erstes 
(lied von Konsonantengruppen wird es [u]: als letztes Glied derselben 
bleibt es als |b] erhalten und ergibt, wenn die vorhergehenden Konso- 
nanten vokalisiert werden, |bl. Nach Vokal in den Auslaut tretend, 
wird es im Norden und Süden zu [u]. 

S85. vim Anlaut. a) Im absoluten Wortanlaut. 

VENDERE: Im Süden [benro], im Norden |bendre], ef. 5 64. 

VENIT: V, RArnr 7,8, 10, 12, 15 [ben]; RB nr! 16 ZEnret 
SON nr. 56, 58; Enr. 21, 27, 60 [ben], "nr. 14 [ben]; SWN nr=53 
|ben], nr. 36 [ben]. 

ZVAIT: VoRA nr, 12, 19,31 [sombal; E, BR, 7 SWN,.SOoNdban 

b) vim Wortanlaut, aber innerhalb einer Exspirations- 
eruppe nach auslautendem Vokal. 

de VINUM: Im Süden und Norden [bil, ef. S1. 

illum *VIELATICUM: Im Süden [bilaga], im Norden [bilate|], 
ct. 8 22. 

VITELLUM: Im Süden [bodel‘], im Norden [bedel‘], [badel], ef. 5 6. 

per illum VIDERE: Im Süden [beuro], im Norden [beirel, ef. 8 3. 


') =TUBERES, oskisch-umbrische Form, ef. Meyer-Lübke: Grammat. 1,8 19; 
GGI?, p. 446: Lindsay: Lat. Sprache, p. 90 und 9. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 109 


Nachbildung nach QUATRE-VINGTS: V, RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 
[kwatrebins|; RB nr. 16 [katrebins]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; 
SON nr. 56, 58; F nr. 27, 60 [katrebins], nr. 14, 21 [katrobins]. 

illum VENTUM: Im Süden [ben], im Norden [bent], ef. ST. 

Obgleich innerhalb einer Exspirationsgruppe und nach aus- 
lautendem Vokal findet sich fast durchgängig |[b| statt [b] in 

OS V RA Ibus], nr. 4,8, 1013 [ous]; RB, E [buz], nr. 14,16 
[buz], nr. 60 [bu]; P [buil, nr. 47 [bw]; T nr. 41—43 [bu], nr. 44, 45 
[bui]; SWN [bui], nr. 51, 54 [bu]; SON [bui], nr. 33, 34 [buz]'). 


886. v im intervokalischen Inlaut. 

PRIMA + * VERA: Im Süden [primsber>], ef. S 22. 

JUVENEM: Im Süden [zubs], im Norden [zuba,| [zubel, ef. S 18. 

GINGIVA: Im Süden [zinziba]. im Norden [zinzibo], ef. S 24. 

mAyARE Hönr 14, 21, 27 Wabal nr. 60 [laba];  Tnr. 45; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [laba]. 

ZDEVALLARE — descendre: E nr. 14 -[dabal’a, nr. 21, 27 
[dobal’a]. 

NOVELLUM: Im Norden |nubel‘|, [nubell, ef. S 29. 

NOVEMBREM?): Im Süden [nubembro]. im Norden [nubembre], 
ch Ss 50. 

Schwund des intervokalischen |-b-| vor u finden wir in PAVONEM: 
WeERNonr. 12,15 |pagul, nr. 10 [pagsut); RB nr. 16; T nr. 45; SWN 
nr.53; SON nr. 56,58 [pabu]:; Fnr. 60 |pabu], nr. 14 |pagu], nr. 21,27 [pan]. 

PAVOREM: Im Norden und Süden [pou], ef. S 26. 

Das |g] in [pagu| hat sich entwickelt, um den Hiat zu beseitigen, 
sowie in |dieu] = dieitis sich ein [y] herausbildete, also [diyeu|. 


8 87. v im Inlaut als erstes und letztes Glied einer 
Konsonantengruppe. a) Als erstes Glied. 

V1°). *PLOVIAM: Im Süden [pluza], im Norden [plezol, ef. S 16. 

*LEVIARIUM: V, RA nr. 7, 9, 12, 15 [Y’auzel, nr. 10 [’euze]; RB 


) Diese Formen erhalten in dem Satz: powrquoi ne vous mariez-vous pas! 
= [parke bus kazeu pas], [porke und kusi bui maridat pas]. 

?) 1316, 1318 usw. in Roussillon nohembre, ef. RLR XXXI, p. 59: XXXIL, 
p. 145, 147 usw. 

») Eine ganz falsche Vorstellung über die Entwicklung von Vı zeigt Anglade: 
Parler, p. 321, $ 162; er schreibt über Vı: Dans ce groupe il peut arriver que les 
€l&ments persistent, cf. CAVEAM > gabio; usw. Le V s’est vocalis6 dans les mots 
suivants LEVIARIUM > lauje, LEVIUM > löuje; enfin le V peut disparaitre et Vi 
peut se consonnifier en | comme dans PLOVIAM > plejo. 


110 K. Salow b 


nr. 16 [Youzye]l; F nr. 14 [Nauzye], nr. 21 [’euzel, nr. 27 [Yeuzye], 
nr. 60 [auze]; T nr. 45 [lauze]; SWN nr. 53 [Yauzyel, nr. 36 [leuze]; 
SON nr. 56 [lauze], nr. 58 [lauze). 

Gelehrt ist CAVEA: Im Süden [gabi], im Norden [gabyo], cf. $ 33. 

Das u in LEVIARIUM erklärt sich durch Einfluß des Simplex 
LEVEM > [leu]. [zy] ist aus [zy] durch Entpalatalisierung des [Z] vor 
dem folgenden [y], das selber ein präpalataler Engelaut ist, ent- 
standen. [zy], die Aufeinanderfolge des gerundeten und ungerundeten 
präpalatalen Engelautes, wurde also einmal durch Entpalatalisierung 
des ersten Elementes beseitigt und ferner durch Verschmelzen 
beider zu [zZ]. 

V'R. “PLOVERE: Im Süden [ploure], im Norden [ploure], [plaure], 
ches. 

V’T. GAVATA: Im Süden [galta], im Norden [gauto], cf. $ 38. 

V’S. DIEM JOVIS: Im Süden [dizous], im Norden [dizous], [dizaus], 
ers da. 

V’K. Schon im Vlt. war das V zu u vokalisiert in *AVICA und 
seinen Ableitungen, ef. 8 13. 

In [galto] haben wir, wie in [malat], den rückläufigen Wandel 
von [u] > [H vor uns, ef. 8 49). j 

b) vimInlaut als letztes@lied einerKonsonantengruppe. 

LV. MALVA: Im Süden [malb>], im Norden [malbo], cf. 8 98. 

*SALVATICAS: Im Süden [solbagasl, im Norden [salbacos], 
Isaubacos], ef. S 10. 

$ 88. v nach Vokal in den Auslaut tretend. 

AESTIVUM: Im Süden [istiu], im Norden [estiu] [astiu]l, ef. S1. 

LEVE: P, F [eu], nr. 60 [leu]; T,SWN, SON [leu], nr. 51,53 [Y’eu]. 

NOVEM: Im Süden [nou], im Norden [nou], [nau], ef. S 17. 


2. Der dentale Engelaut. 
S. 

Im Anlaut vor Vokal bleibt es [s], im Anlaut vor Konsonant 
entwickelt sich vor dem S das sogenannte prothetische i. Im Inlaut 
zwischen Vokalen wird es im Norden und Süden zu [z]. Als erstes 
(lied von Konsonantengruppen bleibt es [s, wenn der folgende 
Konsonant stimmlos ist; vor stimmhaften Konsonanten nimmt es selbst 
den Stimmton an und wird [z], oder es geht sogar in den folgenden 


') ef, auch Saroihandy: GG I?, p. 862. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet all 


Konsonanten auf. Als mittleres Glied von Konsonantengruppen ist 
S in der Umgebung von Dentalen geschwunden. Im Inlaut nach 
Konsonanz blieb S, außer nach K, erhalten; KS und SSı ergaben im 
Süden [S], im Norden [is], [is). Im absoluten Auslaut bleibt S nach 
Vokal und Konsonanz unverändert, außer wenn es hinter T stand; 
Ts ergab vielmehr im Süden [u], im Norden blieb es auch hier er- 
halten. Im Auslaut innerhalb einer Exspirationsgruppe vor an- 
lautendem stimmlosem Konsonanten bleibt S unverändert, vor an- 
lautendem Vokal wird es in beiden Gegenden stimmhaft, also [z]; 
vor anlautendem stimmhaften Konsonanten wird es in diesem Fall 
im Süden zu |[z], im Norden dagegen finden wir drei Behandlungsarten, 
nämlich entweder wird es gleichfalls [zZ], oder es wird [il], oder es 
schwindet; alle drei Stufen erscheinen öfter in einem und demselben 
Beispiel. 


Beispiele: $S 89. sim Anlaut. 

Se Vv: RA, RB, R,P,T, SWN, SON [si], nr. 35, 40, 41,58 [se]"). 

SEMINARE: Im Süden [sombra|, im Norden [semenal, ef. 5 23. 

FEN EN 020,00, 12, 15 RB nr. 16; RB" nr» 14,24, 27, 
60- Tr. 45: SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [sall. 

SOLIGULUM: Im Süden [sul], ef. $ 35, im Norden [sulel’], [sulet], 
ei. 83. 

SUDO: Im Süden [sui], im Norden [süzi], [sezil. ef. S 21. 

Frra02 SOKKAR: V, RA nr. %, 9,10, 12, 15 [sukra];; RB nr..16; 
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [sekrel; F nr. 21, 27, 60 
[sükre], nr. 14 [sekre]. 

Eine Ausnahme machen 

SEXAGINTA?): Im Süden [sisanto], ef. S 24. 

SIBILARE: Im Süden [Siulal, im Norden [fiula], ef. 5 22. 

Die südliche Entwicklung dürfte in diesen beiden Worten wohl 
ihren Grund in dem Folgen des i haben, das die Palatalisierung des 
S erzeugte. [fiula] ist wahrscheinlich das Resultat einer Kreuzung 
von SIBILARE und FISTULARE?). 

SPISSAS: Im Süden [dspesas], im Norden [aspeses], [espesos], ef. 83) 

STRICTA: Im Süden [astreta], im Norden [astreto|, [estreto], ef. 83. 


') In einem anderen Beispiel haben auch nr. 35, 40, 41 [si], nr. 42 dagegen [se]. 
2) 1310 in Perpignan saixanta, ef. Alart: Doc., p. 216. 

SPSuchter: GG T np. 795. 

*) Über die Entwicklung des prothetischen i, ef. S 25. 


> K. Salow 


SOUTELLA: Im Süden [oskudel’>], im Norden [asküdel’o], leskedel’o], 
en Ss 25: | 

Aber innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem 
Vokal entwickelte sich dieses prothetische i nicht. 

Illam manum EZKERRA): V, RA [skera]; RB [skero]; F nr. 19 
Iskeral. nr. 20—27, 30 [skero]. 

S 90. sim Inlaut. a) Intervokalisch. 

*GISELLUM: Im Süden 

USATA“& Im Norden [üzades|, lezados], cf. 8 30. 

CASA: Im Süden [kaza], ef. S 10. 

GAUSAS: Im Süden [kozos], im Norden |kauzes], [kauzos], ef. S 13. 

Unterblieben ist der Wandel von -S- > |z], sobald man sich in 
zusammengesetzten Wörtern noch der Zusammensetzung bewußt war. 

RESECARE und das zugehörige Verbalsubstantiv: Im Norden 
Irosegal, ef. S 25, und [rosegol, ef. $ 6. 

DIEM SABBATI: Im Süden [disadd»], im Norden [disattel, ef. 8 33. 


b) s als erstes Glied von Konsonantengruppen. «) Vor 
stimmlosen Konsonanten. 

SK, ef. 5 76; SPT, cf. 845, STR, S’R,_.cf. 856. In diesen drei 
bleibt s unverändert, dagegen wird es durch ein folgendes K’ palata- 
lisiert, für STı ist nur ein Beispiel vorhanden, das allein die Ent- 
wicklung nicht klar erkennen läßt). SK’, ef. 8 70, 71; STı, ef. 5 60. 

P) Vor stimmhaften Konsonanten. 

QUADRAGESIMA: Im Süden [kurezma]. im Norden |karemo], 
CL 27: 

“DISJUNARE: Im Süden [dima], im Norden [dinna], ef. 8 24. 

Sı. Es ist nur in einem, nicht einmal volkstümlichen Wort 
vorhanden. 

EOOLESIA: Im Süden [iglezil, im Norden [gleizol, ef. $ 23. 

ec) Ss als mittleres Glied einer Konsonantengruppe. 

*"MANSIONATICUM°): V [minaca]; RA nr. 7 [mainatyal, nr. 5, 9, 
10, 12, 15; RB nr. 16 [mainag9]; F nr. 14 [mainao], nr. 21 [mainasp], 


) Gerland: GG T?, p. 426. 

°) Es läßt sich in Sonderheit nicht sagen, ob S im Norden auch hier palata- 
lisiert wurde, da es dort geschwunden ist; im Süden unterblieb die Palatalisierung, 

?) Das erste N schwand schon im Vlt. das Beispiel gehört also eigentlich 
unter 2b #. Im Altprov. lautet das Wort mainatge, cf. aber maisnada neben 
mainada. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 113 


nr. 27, 60 [mainace]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [mainace]; SWN nr. 36 
[mainace], nr. 53 [mainaze]. 

sm. ch. 8.57. 

a) SimInlaut alsletztes Glied einer Konsonantengruppe. 

*PASSATUM: V, RA nr. 2, 5, 6, 8—10, 12 [pasat], nr. 15 [pasat]; 
Bello: nr. 14, 21,22, 60; T.nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON 
nr. 56, 58 [pasat|. 

CONSILIUM: V, RA nr. 1, 9,10, 12,15; RB nr. 16 [kunsel‘]; F 
nr. 14, 21 [kunsel‘], nr. 27 [kunsel‘], nr. 60 [kunsel]; T nr. 45; SON 
nr. 56 [kunsel], nr. 58 [kunsel]; SWN nr. 53 [kunsel‘], nr. 36 [kunsel]. 

Germ. DANSON: Im Norden [dansa], ef. S 26. 

*BURSA: Im Süden [bulso], im Norden [butso], ef. $ 47. 

SSı. Auch hier tritt Palatalisierung des S ein. 

*BASSIARE: Im Süden [basa], ef. 5 27. 

Germ. *KRASJA: Im Süden [gress], im Norden [kresis], [kreiso], 
ei 873. 

Reel. 875. PS, ch. 944. 

S$S 91. S im absoluten Wortauslaut. 

SEX: Im Süden [sis], im Norden [syeis], ef. S 8. 

COLAPHOS: Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. $ 14. 

CAPILLOS: Im Süden [kobel’s], ef. S 4. 

MINUS: Im Süden [menus], im Norden [mens], ef. $ 35. 

MANUS: RA, RB, P, F, T, SWN, SON [mas]; V [mans]. 

BNNOS> VW IRA nr. 78, 10,42, 15 Jan’s]; RB. nr. 16; F nr. 14, 
27527.60; T ur. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [ans]. 

Durch Analogie!) erklärt sich das auslautende s in 

DIEM LUNAE: V, RA [diluns]; RB nr. 16 [dil’es], nr. 17 [dil’os]; 
F [dil’üs], nr. 14, 19, 20, 23, 24 [dil’es], nr. 60 [diles]; P nr. 48—50 
[dil’üs]), nr. 47, 52 [dil’es], nr. 59 [diles]; T [diles], nr. 43 [dilüs], 
nr. 46 [dil’es]; SWN [diles], nr. 51, 53 [dil’es]; SON [diles], nr. 33 
[dil’es] und 

DIEM MERCURH: V, RA nr. 10, 12, 15 [dimekros], nr. 7 [dime- 
gras]; RB nr. 16; F nr. 21 [dimekros], nr. 14, 27, 60 [dimekres]; T 
nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [dimekres]. 

Sehwund des auslautenden S zeigt die erste Pluralis?). 

AMBULAMUS: Im Süden [nem], im Norden [anan], ef. S 26. 


) Suehier: GG@I, p. 339. 
?) Über den Grund cf. $ 128. 


184 K. Salow 


MANDUCAMUS: Im Süden [manzem], im Norden [manzem], [man- 
zam], cf. S 26. 

T’s nach Vokal im Auslaut stehend ergab im Süden [u]'), im 
Norden blieb es unverändert. 

HABETIS: RB, F, P, T, SWN; SON [abets]. 

*STAGNICATIS?): V, RA nr. 2,13, 18, 31 [toykeu], nr. 1, 3, 4, 612 
Iteykeu], nr. 5 [teykeu], nr. 15 [taykeul; RB nr. 16 [toykats], nr. 17 
[taykats]; SON nr. 35, 56—58 [taykats], nr. 33, 34 [toykats)]. 

Germ. 'TAPPO + ATIS°): EB, P, T SWN nr. 36, 33 A058 
53—55 [tampats]. 

DICITIS: Im Süden [diyeu], im Norden [dizets], ef. $ 68. 

TENETIS: RA, V [teniul; RB nr. 16; F nr. 14 [tenets]. 

Die Abgrenzung dieser Entwicklung von -T’S nach Vokal zu [u] 
im Süden ist genau dem oben beschriebenen Linienbündel entsprechend. 
RB geht mit dem Norden. T’s nach Konsonant in dem Auslaut 
stehend bleibt in beiden Gegenden unverändert erhalten. 

DIEM MARTIS: Im Süden und Norden [dimars], ef. S 56. 


8 92. s im Wortauslaut innerhalb einer Exspira- 
tionsgruppe vor anlautendem stimmlosen Konsonanten. 
perquid VOS *casatis passum®): Im Süden [bus], cf. $ 85. 

illos DUOS eaballos: RA, W, RB, EP; T.SWN, SONS} 
nr. 36, 37, 40,.45, 46, 51, 54, 56-58 [du], nr. 59; 60: [dun]: 

DUAS causas: Im Süden [duas], im Norden [dus], [dos], ef. S 39. 

*quem(2) TEMPUS *fait: Im Süden [tems], [tem], [tens], [ten], im 
Norden [tem], [tens], [tem], ef. S 7. 

ESTIS perdutum: V [et]’); F nr. 14, 60 [etsl, nr. 21, 27 [el); T 
nr. 45 [ets]; SWN nr.-53 [set]; SON nr: 56 [syots], nr. 58 [set]. 

unde "VOLETIS quid *vadeam: RB nr. 16 [bule], nr. 17 |bulets], 
F nr. 14, 19—25, 29 [bulets], nr’ 26-28, 60 [bule], nr. 30 [bulet]; 
P [bule], ar. 50 [bulets]; T, SWN [bule], nr. 40 [bulet]; SON nr. 56—58 
[bule], nr. 33—35 [bulets]. 

per quid vos MARITATIS passum: RB nr. 16 [maridat], nr. 17 


1) Nach Alart: Doc., Anhang, p.28, ist der Wandel t’s > [u] erst von 
Barcelona aus nach Roussillon gekommen, auch nach 1400 ist er hier nicht überall 
durchgeführt. Die Filiation des Wandels cf. Meyer-Lübke: Grammat.I, S 441. 

"2, = franz. &tancher, Ktg°, nr. 9009. 

Saıbe 7220374, 

*) [porke bus kaseu pas]? 

°) In V ist [et] französisches Lehnwort. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 115 


[maridats]; F [maridat], nr. 14 [maridats]; P, T, SWN, SON [maridat], 
nr. 42 [maridats]. 

S93. Sim Wortauslaut innerhalb einer Exspirations- 
gruppe vor anlautendem Vokal. 

VOS ESTIS und HABETIS faetum malum '): V, RA [buseu], nr. 5 
[buse], nr. 6, 12 [buzbeu]; RB nr. 16 [busets]; F nr. 19 [busets], nr. 20, 
22,23, 25-27 I|buzet], nr. 24, 29, 60 [buzets], nr. 14, 30 [buzel, 
nr. 21 [buzabets]; P nr. 47 [buze], nr. 50, 59 [buzet], nr. 52 [buzets], 
nr. 48, 49?) [buzabe]; T [buze], nr. 43 [buzeil; SWN nr. 36, 39 [buse], 
ar. 38 |[busets], nr. 51 [buzets], nr. 53 [buiset]), nr. 54, 55 [buise] 
nr. 40 [buiso]; SON nr. 34, 35 [buset], nr. 33 [buseu], nr. 56 [buisyo]. 
nr. 57 [buisyots], nr. 58 |[buisets]. 

illam calorem EST stata tardiva: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; 
BEsnr216; T nr. 45; SWN nr. 36; 53; SON nr. 56, 58; F nr. 21, 
26, 27, 60 [ez], nr. 14 [ez]. 

AD ILLOS alteros: V, RA nr. 10, 12 [alz], nr.7, 15 [elz]; RB 
ar. 16; F nr. 14, 21, 27 [alz], nr. 60 [az]; T nr. 45; SWN nr. 53 
Bialnr. 36 [a2]; SON nr. 56, 58 Jaz]. 

DEOSUM * unum arborem: Im Süden [d»zuz], im Norden [zuz], ef.8 61. 

Obgleich vor anlautendem Vokal stehend, finden wir diese Ent- 
wicklung nicht bei 

CALCEAS USATAS: Im Süden [kalsos uzados], im Norden [kausos 
@zados], cf. $30 und 70. 

Der Grund liegt augenschemlich darin, daß der Sprecher hinter 
UALCEAS eine kleine Pause machte und die Bindung nicht vollzog. 


S94. sim Wortauslaut innerhalb einer Exspirations- 
gruppe vor anlautendem stimmhaften Konsonanten. 

*POMAS DULCES: Im Süden [pumss dulsos], im Norden [pumei- 
duses], [pumgidusos], ef. S 39. 

GROSSAS guttas: Im Süden [grosas], im Norden [grosel, [groseil, 
eh 14. 

PASSUM weigaro: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [pas]; RB nr. 16; 
E nr. 14 [pas], or. 21, 27 [pa], nr. 60 [pail; T nr. 45; SWN nr. 36, 
53; SON nr. 56 [pa], nr. 58 [pail. 

me *TROPAS und germ. TRAPPA + AS veclum: Im Süden [trobos], 
im Norden [trobe], [trapeil, ef. $ 14. 


!) Die Formen mit [s] weisen zurück auf SITIS. 
?) Aber [ets tumbat]. 


116 K. Salow 


perquid VOS maritatis passum: Im Norden [buz], [bui], ef. S 85. 

TLLOS *buseos:. ‘V [als]; RA nr. 2, 10, 1272]; 7 Em 200 
[le]), nr. 24, 27 [lez], nr. 60 [lei]; SON nr. 56, 58 [Iuil. 

ILLOS duos caballos: RA [luz], nr. 2, 13 [alz], nr. 3 [alz]; V [etz]; 
RB [luz]); F nr. 23—25, 27, 28 [lez], nr: 14, 26 [loz], nr. 19 [luz], 
nr, 29 le], nr. 60 Jleil; P nr.47, 48, 52, 59 lei], nr. 49, 750/127 
T Deil, nr. 43 [leil; SWN nr. 36, 38, 54, 55 [luil, nr. 39, 53 [lei], 
nr. 37, 51 [le], nr. 40 [lei]; SON [lui], nr. 34 [luz], nr. 33 [lez]. 

ILLAS vaccas: Im Süden [lz], im Norden [lez], [lei], ai], 
ci. 540. 

IDLAS manus: /V, RA-nr di, 5,6, 9 17,31 oz]. 2 er 
8, 10, 12, 13, 15, 13 [laz]; RB nr.16 [lez], nr. 17 [laz]; # Ilez], 
nr. 14 [laz], nr. 29, 30 [le], nr. 60 [lei]; P Deil, nr. 50 fiel, nr. 52 [lei]; 
T flail; SWN [lail, ar. 37, 53 [lei]; SON [lail, nr. 33, 34 Neil. 

Der Wandel von S > [i] ist auf den Norden beschränkt, 
doch umschließt er ihn nicht einmal ganz; F mit Ausnahme von Ort 
nr. 60 kennt ihn nicht; es gibt auch keinerlei genauere Grenze für 
die Ausdehnung dieser Erscheinung, denn die einzelnen Beispiele 
schwanken und weichen hierin von einander ab. Begonnen hat diese 
Entwicklung allem Anscheine nach vor stimmhafter Konsonanz, jeden- 
falls hat sie vor dieser ihre größte Ausdehnung); von hier griff sie 
dann auch nach den Fällen über, wo S vor stimmlosen Konsonanten 
stand. Wenn wir im Süden so oft [s] statt [z] finden, so liegt das 
vielleicht daran, daß hier der Zusammenschluß der Exspirationsgruppe 
nicht so eng war, wie im Norden, erscheint doch beim Artikel auch 
im Süden |z], wie im Norden. 


3. Der palatale Engelaut. 


J- 

Er wurde im Anlaut zu [zZ], ebenso auch im Inlaut zwischen 
Vokalen. Zwischen S und N stehend ist j geschwunden, aber als 
letztes Glied einer Konsonantengruppe bleibt es als [z2] erhalten, und 
D und S assimilieren sich dem J. Nach Vokal in den Auslaut tretend 
ergab es im Norden [i], das sich mit dem vorhergehenden Vokal zu 
einem Diphthongen verband, im Süden wurde auslautendes J nach 
Vokal zu [e). 


!) Französische Formen. 
2) Man vergleiche auch ALF nr. 282 = deux choses mit nr. 659 = grosses goutes. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 117 


Beispiele: 5 9%. 1. Jim Anlaut. 

JOCARE: Im Norden und Süden [zugal, ef. S 74. 

JUVENEM: Im Süden [zuba], im Norden [zube], ef. $ 18. 

JUDICEM: Im Süden [zu&>], im Norden [züge], [zegel, ef. S 36. 

*50: Im Süden [Zo], ef. 89. 

Auffallend ist JEJUNUM und -08): V, RA nr. 9, 10, 12, 15 
[dezus], nr. 7 [dezu]l; RB nr. 16 [dezes]; F nr. 14, 60 [dezes], nr. 21 
[(dezün], nr. 27 [dezeni]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [azen]; SWN nr. 36 
lazen], nr. 53 [dezes]. 

235 im Inlaut. -a) Intervokalisch. 

DIEM JOVIS: Im Süden [dizous], im Norden [dizous], |dizaus], 
ES TN. 

"TROJA: Im Süden [truza], im Norden [trezo], ef. S 16. 

b) J zwischen S und N, und J nach Konsonanz. 

*DISJUNARE: Im Süden [dina], im Norden [dinna], ef. 5 24. 

*ADJUTO: Im Süden [ozudi]l, im Norden [azüdi], [azedi], ef. S 26. 

*DISJUNARE: Unter Angleichung an die stammbetonten Formen, 
im Norden [dezünal, [dezena], ef. S 32. 

WAIBANJAN: Im Süden [gwan’al, [gun’al, im Norden [gan’a], 
678 27. 

3. „> nach Vokal-in den Auslaut tretend, 

MAJUM: V, RA [ma£], nr. 6 [mats], nr. 9 [matx]; RB nr. 16 [maß], 
nr. 17 [mai]; P, F, T, SWN, SON [mai]. 

In diesem Beispiel ist die Abgrenzung zwischen [£&] und [i] genau 
dem Linienbündel von oben entsprechend; nr. 16 geht mit dem Süden, 
nr. 17 mit dem Norden. 

[ty] in nr. 9 statt [&] geht zurück auf ein älteres [dy], das sich 
auch sonst in nr. 9 statt [Z] findet, ef. [furmadya]; aus [ty] entwickelte 
sich durch teilweise Assimilation des |y] an t die dritte Stufe [ts]; dabei 
ist zu beachten, daß in nr. 6, wo [ts] sich findet, man z. B. auch 
[medy»] sagt, also dort ebenso wie in nr. 9 im Auslaut zunächst [ty] 


!) Erhalten in dem Satz: nous sommes a jeün — |sem dozus] im Süden; [sen 
und en dezes], [azen] im Norden. [azen] ist wohl sicher als französisches Lehn- 
wort zu bezeichnen. Kat. [dazu] und prov. [dezü] von *DISJUNUM abzuleiten, wie 
Krüger: Sprachgeogr. Untersuch., $ 39, es tut, dürfte doch wohl an der Bedeu- 
tung von [dezü] und [dozu] scheitern, wie Ktg°, nr. 5170, es mit Recht bemerkt; 
es liegt wohl in der Tat JEJUNUS zugrunde; zu dem Wandel von [2] > [d], der 
hier durch Dissimilation erleichtert wurde, vergleiche auch IZinul’] > [dinul’] usw. 
bei Krüger, $ 56. 


118 K. Salow 


gestanden haben wird. Die Entwicklung im Norden mag etwa diesen 
Verlauf gehabt haben: j > [$] > iz] > [yl >Ul. 

Über Konsonantengruppen mit ı vergleiche Bı, S 49, 52; Tı, 
55,50, 60;,D1, 3:61, 63, 64, 66; K1,.5069;:G1, S (2X: Soc 
90; Ssı, 8 90; Lr, 8 98, 101; Rı, 8 104; Nr, $ 111, 113. 


UN 


UN 


Kapitel VI. Liquida. 
Der Lateral |. 

Im Anlaut wird L im Süden zu [V], im Norden nur noch im 
Fenouillet und Peyrepertuses, doch dehnte sich [1] im Anlaut einst 
auch weiter nach Norden aus, hat aber anscheinend im Narbonnais 
niemals existiert. L als zweites Glied einer anlautenden Konsonanten- 
gruppe ist stets erhalten geblieben. Im Inlaut zwischen Vokalen 
bleibt es [1]; als erstes Glied von Konsonantengruppen wird es in 
T, SWN, SON in der Regel und oft auch in P und F zu [u], im 
Süden hingegen vokalisiert es sich nicht, sondern ergibt nur [H. 
Nach Hinterzungenvokalen findet sich in diesem Fall auch Schwund 
des L, doch im Süden weniger häufig als im Norden. Li ergab 
zwischen Vokalen |]. Nach Konsonanten stehend bleibt L im Inlaut 
erhalten, nur LL, CL und zum Teil T’L verbinden sich zu [/], doch 
ist das aus LL so entstandene [V] jetzt m T, SWN und SON 
wieder entpalatalisiert worden. L nach Vokal in den Auslaut tretend 
wird im Norden und Süden [H; LL, Lı, CL im Auslaut ergeben [1], 
aber auch hier ist im Norden zum guten Teil schon die Palatalisierung 
beseitigt worden, und vor Plural S ist sie schon überall im Norden 
geschwunden, während der Süden dieselbe auch hier bewahrt hat. 

Beispiele: S 96. Lim Anlaut. 

*"LIMACUM: Im Süden [Yimauk], im Norden [imau] [limau], 
er 22: 

LINUM: V, RA ar.7,10, 12, 15; RB nr..16; "Einr 12257 
[Vi], ar.60 li]; Tar.45; SONnr. 56,58 [li]; SWN nr. 36 [li], nr. 53 [Vi]. 

LIXIVUN: Im Süden [Visiul, im Norden [Y’asiu], [lesiu], ef. $ 24. 

LEVE: Im Norden [Y’eu] leu], ef. $ 88. 

LECTUNM: Im Süden [it], im Norden [Yeit], [leit], ef. S 8. 

LACTEM: Im Süden [let], im Norden [Yeit], Hlait], ef. $ 11. 

*LAPPA + INUM: Im Süden Y’opin], im Norden [Yapin], [lapin], 
ch. 8 AD. 

LUPUM: Im Süden [up], im Norden [up], up], ef. $ 18. 

LUNA: Im Süden [un»], im Norden IYüno], (leno], ef. 5 21. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 119 


Die Konsonantengruppen, in denen L zweites Element ist, sind 
unter den betreffenden ersten Konsonanten zu vergleichen. 

Was die Ausdehnung von anlautendem [}] betrifft, so beginnt jetzt 
die Grenze von |[/] und [I] zwischen Peyrepertus®s und Termenes und 
geht dann über Tuchan zu der Grenze zwischen Roussillon und Narbonnais 
heran, mit der sie heute zusammenfällt, nur selten findet sich in einem zum 
Narbonnais gehörigen Grenzort [|] im Anlaut, was dann wohl stets 
auf südlichen Einfluß zurückzuführen ist; die letzten Dörfer, die heute 
noch [Y] im Anlaut bewahrt haben, sind diese: Soulatge, Massac, 
Dernacueillette, Maisons, Tuchan, Perillos, Opoul, Salses. In der 
nördlieh dieser Linie gelegenen Gegend findet sich [|] heute nicht 
mehr im Anlaut. In früheren ‚Jahrzehnten hat aber auch das 
Termenes noch anlautendes |1] besessen, kannte es die älteste 
Generation doch noch aus ihrer Kindheit; die Jüngeren haben es aber 
durchweg nicht mehr. Auf die Frage, warum sie es nicht auch noch 
sprächen, antwortete man gewöhnlich: „e’est trop grossier“. Diese 
Bewegung, anlautendes [I] zu entpalatalisieren, ist noch nicht zum 
Abschluß gelangt, sie dringt immer weiter nach Süden vor. St. Paul 
de Fenouillet hat es ebenfalls meist schon aufgegeben, und in Soulatge 
beginnt der Schwund gleichfalls um sich zu greifen, wie auch in 
Cubieres. Bei dem Wandel ist der Einfluß der Schriftsprache viel- 
leicht nicht ohne Bedeutung; jedenfalls ist die Antwort: „e’est trop 
grossier" bezeichnend, ebenso auch der Umstand, daß St. Paul de 
Fenouillet, also ein Ort mit immerhin nicht unbedeutendem Verkehr, 
in der Beseitigung des [1] schon weit fortgeschritten ist. Wie es im 
Narbonnais früher war, läßt sich nicht sagen. Heute ist dort all- 
gemein die Entpalatalisierung durchgeführt, mit Ausnahme von Paziols 
und Tuchan, die es bewahrt haben, da ihre westlichen und südlichen 
Nachbarn, mit denen sie in regem Verkehr stehen, dasselbe gleich- 
falls noch besitzen. Sonst ist die Grenze zwischen Roussillon und 
Narbonnais in betreff des anlautenden [l’] ganz markant und verläuft 
dem in den Vorbemerkungen beschriebenen Linienbündel ent- 
sprechend. RB gehört hier zum Süden. In den Urkunden aus Nar- 
bonne habe ich nur einmal die Form Zlieura') gefunden, die an palatales 
] denken lassen könnte, doch ist es auch hier noch mehr als 
zweifelhaft, ob 11 = [l'] zu bewerten ist, da Palatalisation sonst durch 
h ausgedrückt wird, also Ih = |], nh = [n/]; ferner sind Wörter, wie 


1) Mouny2s, p.4, 2. 


120 K. Salow 


LANA usw. sonst im Anlaut stets mit einfachem 1 geschrieben, so daß 
demnach das Narbonnais anscheinend niemals [/] gekannt hat, und 
in den wenigen Worten, wo [Y] sich heute in einzelnen Grenzorten 
findet, katalanischer Einfluß vorliegt. 

8 97. L im intervokalischen Inlaut. 

ALAM: V, RAnr. 7, 10, 12, 15 ale]; RB nr. 16; SWN nr.3625232 
SON nr. 56, 58 [ato]; F nr. 21, 27, 60 [alo], nr. 14 [aloe]; T nr. 45 [aloe]. 

SOLIOULUM: Im Norden [sulel’], |sulet], ef. S 3. 

TALENTUM: Im Norden [talen], ef. 8 7. 

TEGULAS: Im Süden [teulos], im Norden [teules], ef. $ 53. 

PILARE: Im Süden [pola];, im Norden [pelal, ef. $ 23. 

8 98. L im Inlaut als erstes Glied einer Konsonanten- 
eruppe. 

ALTA: Im Süden [alto], im Norden [nauto], ef. $ 38. 

CALIDUM: Im Norden [kaut], ef. $ 33. 

ALTEROS: Im Süden [altros], im Norden [altris], [autris], ef. S 56. 

CALCEM: Im Süden [kals], im Norden [kaus], cf. S 71. 

SALICEN: Im Süden [salzo], im Norden [salze], [sauze], ef. 8.70. 

SALTARE: V, RA nr. 7, 10 [soltal, nr. 12, 15 [satta]; RB nr. 16 
[sauta]; F nr. 14, 21, 27, 60; Tnr. 45; SWN-nr. 36, 53; SON nr. 56, 
58 [sauta]. 

QUALEM + QUID: Im Süden [kalko], im Norden [kalke], [Kauke], 
CS 80 

“SALVATICAS: Im Süden [solbagas], im Norden [salbages], [sau- 
baöos], ef. S 10.. 

"CALEFARE: Im Süden [askolfa]l, im „Norden [kalfa], [kaufa], 
IE. SB 

Auch im Süden finden wir [u] statt [H in TALPA: Im Süden 
[taupo], im Norden [taupo], ef. S 45 und 

FALTSTUOL: Im Süden [futul’]), im Norden [fautül’), [fautel], 
ch.18 28. 

Beide sind daher wohl nördliche Lehnwörter, umsomehr als 
TALPA in Barcelona Zalp wurde, und [futul’] ist im Schriftkatalanischen | 
gleichfalls nicht üblich. Im Norden unterblieb der Wandel von 
L > [u] in folgenden Wörtern: 

SALSICIA: Im Norden [salsiso], ef. $ 38. 

MULGERE'): V, RA nr. 15 [mulsi], nr. 7, 10, 12 [mulse]; RB 

') Mistral: TF unter mouse führt auch noch mouge, moulge an. Die Er- 
klärung des s, ef. $ 142. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 121 


nr. 16 [mulse]; F nr. 14, 60 [mulse], nr. 21, 27 [mulsil; T nr. 45 
[mulze]; SWN nr. 53 [mulse], nr. 36 [mulsil; SON nr. 56, 58 [mulsil. 

CALERE + I(BJ)AT: V, RA nr. 7, 8, 10, 12 [kolrie], nr. 15 [kalria]; 
RB nr. 16 [kalrie]; F nr. 14 [kaldrio], nr. 21 [katrio], nr. 27 [Kalrie], 
nr. 60 [kalriol; T nr. 45 [kaldrio]; SON nr. 56 [kaldro]l, nr. 58 
[kaldro]; SWN nr. 53 [kaldrio], nr. 36 [kaldio], [katdro|. 

Die Abweichung in dem letzten Beispiel erklärt sich ja ohne 
Schwierigkeit aus den Formen, wo L im Auslaut stand; warum aber 
in den beiden andern die gewöhnliche Entwicklung nicht eintrat, 
vermag ich nicht zu sagen; dies dem folgenden S zuschreiben zu 
wollen, dürfte kaum angehen, da sowohl in CALCEM, wie auch in 
CALCEAS, SALICEM usw. L > [u] wurde Unterblieben ist der 
Wandel von L > [u] ferner noch vor folgenden Labialen. 

ALBA: Im Süden [alba], im Norden [albo], nr. 33, 36, 55 allein 
[aubo], ef. $ 51. 

MALVA: V, RA [malbo]; RB, F, P, T, SWN, SON [malbo], 
nr. 14 [malbo], nr. 55 [maubo], nr. 56 [maubis]. 

Schwund des |] nach Hinterzungenvokalen zeigen diese Beispiele: 

CULTELLUM: Im Norden [kutel’], [kutel], ef. $ 29. 

* MULTONES: Im Süden und Norden [mutus]; V [mutuns], ef. $18. 

DULCES: Im Süden [dulsos], im Norden [duses], [dusos], ef. 8 39. 

* COL(A)P(HJ)ARE: Im Norden [kupal, cf. 8 29. 

COL(A)P(H)OS'): Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. S 14. 

Was die Ausdehnung des Wandels von [H] > [u] betrifft, so ist 
eine scharfe Grenze hier nicht vorhanden, auch zwischen Narbonnais 
und Roussillon nicht, [H] greift gelegentlich ins Narbonnais hinüber, 
allerdings ist die Abgrenzung hier die relativ konstanteste. Wie die 
Entwicklung in den Fällen gegangen ist, wo [H] hinter o und u 
schwand, ist nicht sicher, da zwei Möglichkeiten bestehen, entweder 
ist [I direkt und unmittelbar in den Hinterzungenvokal aufgegangen, 
oder erst, nachdem es sich zu [u] vokalisiert hatte ?). 

Lt JULIUM + OLUM und + ITTUM: Im Süden [Zul’ol], im Norden 
[zül’et], [zel’et], ef. $ 30. 

*FOLIAS: Im Süden [ful’os], im Norden [fel’os], ef. $ 16. 


') In den Urkunden noch colps, cf. Niepage: RDR I, p. 372. 

?) Meyer-Lübke: Gramm. I, $ 482. Krüger: Sprachgeogr. Untersuch., 
S 80, führt aus Urkunden aus Roussillon moutos an, was sehr für die Entwicklung 
OL > [ou] > [o] > [u] spricht. 


122 K. Salow 


FILIAM: F nr. 14 [fil’o], nr. 60 [filo]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; 
SON nr. 56, 58 Ifil’o]. 

Französisches Lehnwort ist *TALIATOREM: F [talfür], nr. 29 
[tal’üre], nr. 14, 19, 20, 60 Ital/er];; P [tal’er], nr. 52 [Ital’er]; Tftaller], 
nr. 42 [tal’er]; SWN nr. 36, 51 [tal’er], nr. 38, 53—55 [tal’er], nr. 39 
[tal’ere], nr. 40 [tal’ere]; SON [tal’er], nr. 56 [tal’er]. 


S$ 99. Lim Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. 

LL. ABELLANA: Im Süden [bal’ana], im Norden [abol’ang], [abe- 
lano], ef. $ 26. 

SCUTELLA: Im Süden [oskudel’d], im Norden lesküdel’o], ch. 29% 

CABALLA: RA nr. 513, 15 [kobal’a], nr. 2—4, 31 [kabal’o]; 
RB, P, F [kabal’o], nr. 30 [kabal’o], nr. 27 [kabal'u]; T, SWN, SON 
[kabalo], nr. 44, 51, 53 [kabal’o]. 

* ALLUMINO: RA [al’umi], nr. 9 [ol'umj]; RB nr. 16 [al’@mi], nr. 17 
[al’umi]; F [al’ümi], nr. 60 [alümi], nr. 14, 19, 20,29 [al'’emil; P nr. 47, 
48, 50 [al’ümil, nr. 49, 52, 59 [al’emi]; T [alemi], nr. 44 [al’emi], 
nr. 43 [alümi]; SON, SWN [alemi], nr. 51, 53 [al’emi]. 

Frühe Reduktion von LL > [1] haben STELLA: Im Norden [estelo], 
im Süden [»stelo], ef. S4, und 

*VILLATICUM: Im Norden [bilace], im Süden [bilago], ef. 822, er- 
litten '), sonst müßten sie gleichfalls LL > [Y'] verwandelt haben. 

Auffallend ist [1] in HOROLOGIUM: Im Süden [r»l’08>], im Norden 
[roloee], [ral/gca], ef. S 16. 

Man könnte versucht sein, dort Einfluß von dem lautlich nahe- 
stehenden /lotja anzunehmen, jedenfalls ist die Entwicklung nicht 
lautgerecht. Was hier die Abgrenzung von [V] und [1] betrifft, so ist 
sie dieselbe, wie die bei anlautendem L. Nur hat hier in früheren 
Jahrhunderten aueh das Narbonnais [/] gehabt, wie die Schreibungen 
in den Urkunden von Narbonne klar beweisen, wo wir Formen wie 
avelhanes?), fivelhas, ampolhas, escudelhas, häufig genug antreffen. 

CL, ef. 8 75. Hier ist die Palatalisierung noch im ganzen 
Norden vorhanden. T’L, cf. $55. Aus dem einen mir allein zur Verfügung 
stehenden Beispiel SPATULA läßt sich nicht sicher erkennen, ob die 
Stufe [11] und [H des Narbonnais durch Entpalatalisierung des [I] ent- 
standen ist oder durch Assimilation des T an das L, worauf [11], d.h. 


!) Meyer-Lübke: GG T?, p. 467; Einführung, p. 107 und Fabra, p. 27. 
2) ef. Mouny&s, p.5,1. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 123 


ein länger ausgesprochenes | jedenfalls deuten könnte und wofür auch 
altprovenzalisches espatla spricht. Andererseits werden wir in dem 
übrigen Gebiet wohl die Entwicklung von T’L = |] anzunehmen 
haben. 

Nach anderen Konsonanten bleibt L erhalten. 

SIBILARE: Im Süden [sıula], im Norden [fiula], ef. 5 22. 

DUPLUM: Im Süden [dubblo], im Norden [dupplel, ef. 5 18. 

INSEMEL: Im Süden [onsembblo], im Norden [ensembble], ef. $ 25. 

Mehr oder weniger gelehrt sind 

-ABILEM: Im Süden [-abblo]l, im Norden [-applel, ef. S 36. 

®=MOBILES: Im Süden [mobblos], im Norden [mopples], ef. 8.49. 

DIABOLUM: Im Norden [dyapple], ef. S 23. 

Dem Französischen entlehnt ist 

* ABOCULUM und -08S: F nr. 14 [abeeklis], nr. 27 [abükkle], ar. 21 
[abükle], nr. 60 [abükkl]; T nr. 45 [abekles]; SWN nr. 53 [aboekles], 
nr. 36 [abekle]l; SON nr. 56 [abekles], nr. 58 [abekklel. 

8 100. L nach Vokalim Auslaut stehend. 

CAELUM: Im Norden und Süden [sel], ef. S 6. 

FILUM: Im Süden [fill, im Norden [fyell, [fyall, ef. S 2. 

APRILEM: Im Süden [obrit]), im Norden [abril], ef. 5 2. 

MER RA One 7,10. 12,15: RB nr. 16; FE nr. 14, 21, 27,60; 
Dane Ab: SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [mell. 

CALET: Im Norden und Süden [kall, ef. S 58. 

SAL: Im Norden und Süden [sall, ef. S 89. 

CULUM: Im Norden [tyul], im Süden [kul], ef. S 21. 

52101. 2%, In, CR in den Auslaut tretend. 

LL. GRILLUM: Im Süden [gril’], im Norden [gril’], [grit], ef. S 2. 

VITELLUM: Im Süden [bodel’]; im Norden [badel/], [badel], ef. S 6. 

CASTELEUM: RB, V, RA nr. 1, 9, 10—13, 15, .31 [kestel‘], 
nr. 2, 3, 7 [kostel‘, nr. 6 [kastel]; F [kastel‘J, nr. 20—23 [kastel’), 
nr. 60 [kastel]; P [kastel]; T, SWN, SON [kastell, nr. 44, 51, 53 
[kastel‘], nr. 33 [kastel|. 

CABALLUM: Im Süden [kabal/], im Norden [tobat], ef. $ 73. 

GALLUM: Im Süden [gal], ef. 8 78. 

COLLUM: Im Süden [kol/], im Norden [kol’], [kol], ef. $ 14. 

Lı. CONSILIUM: Im Süden [kunsel’], im Norden [kunsel‘], [kunsel], 
cf. 8 90. 

ALIUM: Im Süden [al], im Norden [al’], [al], ef. 8 35. 

CL. OCULUM: Im Süden [ul], im Norden [el’], [eH), ef. $ 16. 


124 K. Salow 


GENUCULUM: Im Süden [zinul], im Norden [zinul’), [zinut], ef. $ 18. 

VECLUM: Im Süden [bel/], im Norden [byel’], [byell, ef. S 8. 

Die Ausdehnung von [Y] und [}] im Auslaut ist dieselbe wie im 
Anlaut, ef. $ 96. Hier ist [}] aber ohne Zweifel wieder durch Ent- 
palatalisierung des [Y] entstanden, denn in den Urkunden aus Nar- 
bonne finden wir Formen wie vielh, pelh'), cavalh?), orguelh cotelh?), 
aquelh, cosselh*) USW. 


502° 77, Cu me Auslaut vor Blurals. 

CAPILLOS: Im Süden [kobel’s], cf. $ 4. 

* AVICELLOS: Im Süden [usel’s]), im Norden [ausels], cf. $ 28. 

OGULOS: Im Süden [ul’s], im Norden [els], ef. S 33. 

GENUCULUM + s: Im Süden [Zinul’s], im Norden [zinuls], ef. 5 24. 

CABALLOS: V, RA [kabal’s]; RB nr. 16 [kobals], nr. 17 [kobal’s]; 
F [öobals], nr. 14 [sabals], nr. 23 [&abals]; P [eabals], nr. 47 [eobals]; 
T, SWN, SON [&ebals], nr. 42, 53 [eabals]. 

MARTELLUM und -ELLOS: V, RA [maftel‘, -/’s], nr. 2—5 [morte/]]; 
RB [mafte/, -Is]; F [martel’, -Is, nr. 19—21, 23, 27—29 [moftel, 
-Is], nr. 60 [martet, Is]; P [martel', -Is], nr. 59 [martel, -Is], nr. 47 auch 
[martel] neben [-el/]; T, SON, SWN [martel, -Is], nr. 36 [martel, -Is], 
nr. 51, 53 [martel’, -Is]. 

; Vokalisierung des aus LL entstandenen [1] finden wir vor dem 
Plural S in 

*GISELLOS: Im Norden [sizeus], ef. S 6. 

Die Grenze zwischen [-V's] und [-Is] ist ganz scharf und ent- 
spricht genau dem Linienbündel von oben. RB geht meistens mit 
dem Norden, nur nr. 17 zeigt bisweilen die südliche Form. In den 
Urkunden von Narbonne erscheinen Schreibungen wie pels d’anhels, 
cıquels usw. und zwar schon in den ältesten Urkunden, so daß also, 
wenn LL und CL vor s überhaupt jemals im Narbonnais [l’] ergaben, 
die Entpalatalisierung schon recht alt ist, wofür ja auch der Wandel 
von [1] > H > [u] spricht. 


Der Vibrant r. 


Im Anlaut wird R im Norden und Süden zu [Fr], d.h. es wird 
r im Anlaut stärker gerollt als im Inlaut; das anlautende r der nörd- 


) Mouny6&s, p. 4,2. 
uibz.p. 9,2: 
abs oprS,t. 
AIDS SD: 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 125 


lichen Gegend hat aber eine geringere Anzahl von Schwingungen der 
Zungenspitze, als das r der südlichen. Im Inlaut ist R sowohl 
zwischen Vokalen, wie auch vor und nach Konsonanten [r] geblieben, 
nur nach [p] wurde R im Süden und öfter auch im Fenouillet zu [Fr]. 
Rı ergab intervokalisch in dem ganzen Gebiet [ir], nur verschmolz 
im Süden und einem Teil des Nordens i mit dem vorausgehenden 
Vokal. RR ergab [r]l. In den Auslaut tretend schwand R beim Suffix 
-ORE, ferner bei den paroxytonen und proparoxytonen Infinitiven, 
soweit die letzteren den tonlosen Mittelvokal bewahrten und die 
Auslautsilbe abwarfen. Bei den übrigen proparoxytonen Infinitiven 
blieb es bewahrt, da dieselben nach eingetretener Synkope den Aus- 
lautvokal als Stützvokal bewahrten. Blieb auslautendes R erhalten, 
so entwickelte sich im Süden gewöhnlich ein [t] hinter ihm, auch 
[9] findet sich bisweilen und dementsprechend im Norden [e]. Rı in 
den Auslaut tretend ergab gleichfalls [ir], nur ist beim Suffix -ARIUM 
ebenfalls Schwund des R eingetreten. 

Beispiele: $ 103. R im Anlaut!). 

ÖOnomatopoötisches RIKRIK = franc. eri-eri: V, RA [rikrik], nr. 6 
[rdrik]; RB, F [rikrik], nr. 26—28, 30 [ritrik]; P nr. 49 [ritrik]. 

*RAMATUM: V, RA nr. 7, 10, 12,15; RB nr. 16 [romat|. 

RECENTARR?): V, RA nr.7, 9, 10, 12,15; RB nr. 16 [rontal. 

RESTANT: Im. Süden [reston], im Norden [resten], [Festun], ef. 8 39. 

RACEMOS: Im Süden [Fims], im Norden [razins], ef. $ 5. 

RUBEUM: Im Süden [rue], im Norden [ruze], ef. 5 33. 

RABIAN: Im Süden [rabi], im Norden [raöo], [razo], ef. $ 33. 

Vor dem R entwickelte sich im Süden nicht selten ein a°). cf. 
RADICEM: > [arell, cf. 8 27. 

Über Konsonantengruppen im Anlaut, in denen R zweites 
Element, sind die betreffenden ersten Bestandteile zu vergleichen. 

8 104. R im Inlaut. a)'Intervokalisch. 

NORA: W, RAnr. 7, 9, 10, 12, 15 [nora]; "RB-nr. 16 [norg]; 
F nr. 21 [nore], nr. 27 [norul. 

1) Al comensamen sona aspramen e fort esta letra r usw. berichten die 
Leys d’amors, cf. Meyer-Lübke: Gramm. I, $ 455. 

2) Meyer-Lübke: Gramm. I, $ 445. 

>) ib. I, $ 383. Was die Entwicklung dieses Wortes angeht, so hätte RADICEM > 
raiu ergeben müssen, was Meyer-Lübke: Gramm. I, $441, auch angibt; die 
Formen der Urkunden sind razitz, 1323 rasiu, 1378 rahiu, 1372 rayll, ef. Ollerich, 


p- 7, der arrel so erklärt: RADICEM > RADICE unter Einfluß von RADIiX > radece > 
raeu > rael > rel > arrel. 


126 K. Salow 


FARINA: Im Süden [forina], [frino], im Norden [farino], ef. $ 84. 

PIRUM + A: Im Süden [pera], im Norden [pero], ef. 5 3. 

#0ARA: V, RA, RB nr. 16 [kara] und nr. 19 auch [kara]. 

MATURA: Im Süden [madurs], im Norden [madüro], [madero], 
EILUSHSB. 

Infolge von Dissimilation ist -R- > [l] geworden in ARATRUM: 
Im Norden [alaire] neben [araire], ef. SED), 

b) R im Inlaut als erstes und letztes Glied von 
Konsonantengruppen. 

HERBA: Im Süden [erbo], im Norden [erbo], ef. 8 51. 

BARBA: Im Süden [barbo], im Norden [barbol, ef. S 47. 

WARDON: Im Süden [gwarda], [gurda], im Norden [garda], ef. $27. 

MARTIUM: Im Süden und Norden [mars], ef. S 60. 

Verbalsubstantiv von PURGARE: Im Süden [purgs], im Norden 
[pürgo], [pergol, ef. S 21. 

GERMANA: Im Süden [Zirmanp], cf. 5 24. 

R hinter |. 

CARBONEM: Im Süden [karbul, im Norden [karbu], ef. $ 18. 

GEREBELLUM: Im Süden [sarbel/], im Norden [sorbel‘], [sorbel], 
ef. 8 24. 

MARTELLUM: Im Süden [mortel‘], im Norden [martel/], [martel], 
ch. 8 102. 

PERDUTA: Im Süden [parduds], im Norden [pardüdo], [pordedo], 
eh S129: 

Ausnahmen: *BURSA: Im Süden [bulss];, im Norden [butso], 
[burso], [burtso], ef. S 47. 

Die abweichende Entwicklung erklärt sich hier doch wohl dureh 
das folgende S; zwischen dem R und S entstand als Übergangslaut 
zunächst ein t [burso] > [burtso], dann verschmolz das r allmählich 
vollständig mit dem t [burtso] = [butso]. [bulso] zeigt den nicht 
ungewöhnlichen Wandel von R > [l]. Denselben finden wir auch in 
ARBORES: Im Süden [aibros], im Norden [aibris], [aubres], [aures], 
ei. 850. 

Von diesen Formen gehen [aubres], [aures] doch wohl unzweifel- 
haft auf *ALBORES zurück, indem das erste R durch Dissimilation 
beseitigt wurde, cf. ital. albore. Nicht so ganz sicher ist es, ob auch 
[aibris], [aibros] auf *ALBORES zurückgehen, man!) hat sie als Fort- 


1) Wendel, p. 25. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 1207/ 


bildungen von [aubres] erklären wollen, indem [u] > [ü] > [il] ge- 
worden sei, wie ROBUR — roure = [ruire], doch liegen in dem letzten 
Wort nicht dieselben Bedingungen vor, da hier der Haupttonvokal 
[o], also ein geschlossener Hinterzungenvokal, ist, und demnach das 
folgende u durch Dissimilation = [ü] > [i] wurde, in laubres] ist aber 
ein ähnlicher Grund nicht vorhanden. In SARTOR: Im Süden [sastro], 
cf. $ 56, ist das erste R durch Dissimilation zu [s] geworden, in den 
Urkunden finden wir noch sartre'). Aus demselben Grund ist das 
erste R geschwunden in DIEM MERCURII?): Im Süden [dimekros], im 
Norden [dimekres], ef. $ 91, und in PRENDERE: Im Norden [prene], 
cf. S4. 


Rı. *FERIA: Im Süden [fire], im Norden [fyero], [fxeiro], cf. S 5. 
*AGURIUM + 0808: Im Süden [uruzus], im Norden [üruzis], 


leruzes], cf. S 28. 


a Im Süden [sirero];, im Norden [seryero], [seryeiro], 


ur Ed wor el 


ers 12. ; 


S 


APRILEM: Im Süden [abril], im Norden [abril], ef. En 
PATREM: Im Süden [paro], im Norden [pairel, cf. $ 55. 
SEPTEMBREM: Im Süden [sotembro], im Norden eh) ES 
CATEDRA: Im Süden [kodirs], im Norden [kady ero], ni 
8. 

PONERE: Im Süden [ponro], im Norden [pundre], ef. $ 19. 
WEIGARO: Im Süden [gwairo], im Norden [gaire], cf. S 33 

RR. CORRIGIAS: Im Süden [kuregas]l, im Norden [kureces], 


[kurezos], ef. 8 3. 


SERRA: Im Süden [ser], ef. S 6 

ne ßRARE: V, RA nr. 4,5, 7—11, 31 [sera], nr. 2, 3 [ser 
CARRICARE: Im Süden [karag a im Norden [karegal, ef. 5 74. 

s Metathesis des R. 

In einer ganzen Reihe von Worten, wo R erstes oder letztes 


Glied einer Konsonantengruppe war, wurde es umgestellt. 


DAURP: Im Norden [trop], ef. $ 46. 

DORP + ELLUM: Im Norden [trupel’], [trupel], ef. $ 45 

“ FORMATIOUM: Im Süden [furmag»], im Norden [frumace], cf. S 55. 
FORMICA: Im Norden [furmigo], [frumigo], ef. S1 


!) ef. p. 84, Anm.2 
?) In den Urkunden aus Roussillon: 1317, 1318, 1321, 1323 auch dimecres, cf. 


RLR XXXI, p. 62; XXXIL, p. 152, 411, 425, 429 usw. In Narbonne 1238 dimergue, 
cf. Mounye&s, p. 35,2 


128 K. Salow 


COOPERIRE: Im Norden [kubri], [krubi], [kurbi], ef. 8 29. 

CAPRA: Im Norden [krabo], ef. S 10; *CAPRITUM: Im Norden 
[krabit], ef. S44; *COMPERARE: Im Süden und Norden [krumpa], ef. 829. 

*TUFERAS: Im Süden [trufos], Fenouillet [trüfos], ef. S 84. 

CAMERA: Im Norden [krambo], ef. S 10. 

8 105. Rim Auslaut. a) Schwund des R. 

SUDARE: Im Süden [sua]l, im Norden [süzal, [sezal, ef. S 10. 

PRECARE: Im Süden [pragal, im Norden [pregal, ef. 5 23. 

PILARE: Im Süden [p>la], im Norden [pelal, ef. $ 23. 

* WASTARE: Im Süden [gwasta], [gusta], im Norden [gastal, ef. 827. 

PLACERE: Im Süden [ple], im Norden [plaze], cf. S 26. 

JOCARE: Im Süden und Norden [Zugal, ef. S 74. 

*VIDERE: Im Norden [beze], cf. $ 3 und 34. 

PUTERE: Im Süden [pude], im Norden [püdi], [pedi], cf. S 30. 

MULGERE: Im Süden und Norden [mulse], ef. S 98. 

COOPERIRE: Im Süden und Norden [kubril, ef. S 29. 

CRESCERE: Im Süden [kresa], im Norden [kreisel, ef. 5 34. 

*CONOSCERE: Im Süden [kuneso], im Norden [kuneise], ef. $ 20. 

CALOREM: Im Süden und Norden [kalul, ef. S 18. 

*TEXITOREM: Im Süden [tisodu], ef. S 3. 

*TARDOREM: Im Süden und Fenouillet [tardu], ef. S 26. 

PAVOREM: Im Süden und Norden [poul, cf. S 26. 

Rı. *CARNICIARIUM: Im Süden [karnise], cf. 5 69. 

* JENUARIUM: Im Süden [zone], im Norden [Zanbye], ef. S 12. 

*SABATA — ARIUM: Im Süden [sebetel, cf. 8 12. 

b) Bewahrung des R im Auslaut. «) Durch Bewah- 
rung des Auslautvokals als Stützvokal. 

PIPEREM: Im Süden [pebrol, im Norden [pebre], ef. 88. 

BIBERE: Im Süden [beuro], im Norden [beure], cf. Su: 

MATREM: Im Süden [mars], im Norden [maire], ef. $ 36. 

*VIDERE: Im Süden [beuro], im Norden [beire], cf. SB. 

COCERE: Im Süden [kours]), im Norden [koire], [keire] cf. 8 16. 

*TRAGERE: Im Süden [treurs], im Norden [traire], ef. $ 11. | 

ROBUR: Im Süden [rurs], im Norden [ruire], cf. 8.49. 

#) Bewahrung des R in Fällen, wo durch keine 
Konsonantengruppe ein Stützvokal verlangt war. 

Es entwickelte sich hier im Süden gewöhnlich ein t hinter dem 
r, im Norden bisweilen ein [e]. 

HERI: Im Süden [ayirt], [ayiro], im Norden [zazye], [yer], ef. S 8. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 129 


CLARUM: Im Süden [klart], im Norden [klar], [klare], ef. 8 73. 

@ARUNM: V, RA; [kart], nr. 31 [kara];  RB.nr. 16 [kar],:.nr. 17 
[kal; F, P, T [karl], nr. 19 [karo], nr. 30, 43, 46, 59 [kare]; SWN, 
SON [kare], nr. 53 [karl]. 

BARUM: RA, V [rare]; RB, F, P, T, SWN, SON [rare|. 

AURUM: Im Süden [ort], im Norden [or], ef. $ 13. 

COR: Im Süden [kort], im Norden [kor], [korel, ef. $ 14. 

PURUM: Im Süden [purt], im Norden [pür], [peere], ef. S 21. 

SECURUM: Im Süden [sogurt], [sagu], im Norden [segür], [segeer], 
6.8.23. 

MATURUM: V [modul]; RA nr. 7, 10, 12, 15 [madurt]; RB nr. 16 
[msdürl; F nr. 14, 21, 27, 60 [madür]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; 
SON nr. 56, 58 [madeer]. 

FERRUM '): Im Süden [feru], im Norden [fer], [fere], ef. 9 35. 

SOROR: RB nr. 16 [sor], nr. 17 [sore]; F [sor], nr. 60 [sor], nr. 20 
[sor]; P, T [sor], nr. 48 [sore]; SWN, SON [sore], nr. 53 [sor], nr. 51 [sor]. 

GORIUM: Im Süden [kuiro], im Norden [ker], [kere], [kxer], ef. $ 16. 

Was die Ursache des Schwundes von -R oder der Entwicklung 
eines Stützlautes nach einfachem auslautenden R betrifft, so sind beide 
wohl aus dem Umstande hervorgegangen, daß es schwer ist, ein 
kräftiges linguales r im Auslaut zu artikulieren. Entweder unterließ 
man es daher, r mit dem nötigen Nachdruck zu erzeugen, d.h. r 
wurde immer schwächer produziert und schwand allmählich, oder 
aber es bildete sich bei Beibehaltung des stärker gerollten r ein 
ein Stützlaut heraus, sei es nun t oder [el. Von diesen beiden ist 
[t] typisch für den Süden, es geht niemals über das oben beschriebene 
Linienbündel nach Norden zu hinaus; e findet sich hier schon im 
Mittelalter in beiden Gegenden als Stützvokal, ef. ferre in Perpignan 
und Narbonne. 


Kapitel VII. Die Nasale. 


m. 
Im Anlaut ist M erhalten geblieben, ebenso im intervokalischen 
Inlaut. Als erstes Glied von Konsonantengruppen blieb es, außer 
vor Dentalen; vor diesen wird es [n]; auch als letztes Glied einer 


') Anglade: Parler, p. 325, bemerkt zum auslautenden r von TURREM > 
tour: Il faut remarquer pour ce dernier mot que r a une tendance A se redoubler 
et a prendre une voyelle d’appui, de sorte qu’on entend souvent prononcer tourre. 


9 


130 K. Salow 


Konsonantengruppe bleibt M unverändert. Im lateinischen Auslaut 
stehend fiel es, außer in einsilbigen Wörtern, in denen es zu [n] 
wurde. Im romanischen Auslaut blieb M erhalten. 


Beispiele: S 106. Mim Anlaut. 

ME): V..RA nr. 7, 8, 10, 12, 15; ‘RB nr. 16 ms]; Pine 
21, 60 [me], nr. 27 [ma]; T nr. 45; SON nr. 56, 58; SWN nr 53 [me], 
nr. 36 [ma]. 

MANUM: Im Süden und Norden [ma], ef. 8 10. 

*MONTANEA: Im Süden [muntan’o], im Norden [muntan’o], ef. $ 10. 


8 107. Mim Inlaut. a) Intervokalisch. 

AMICUM: Im Süden [omik], im Norden [amik], cf. $1. 

*OGUMINITIANT: Im Süden [kumensan], im Norden [kumensen], 
[kumensun], cf. S 4. 

*POMAS: Im Süden [pumas], im Norden [pumei], [pumgil, ef. $ 39. 

FUMARE: Im Süden [fuma], im Norden [füma], [fema], ef. S 30. 

b) M im Inlaut als erstes Glied von Konsonanten- 
gruppen. «) Vor Konsonanten, die keine Dentale sind. 

SEMPER: Im Süden [sempro], ef. S 45. 

*GOMPERARE: Im Süden und Norden [krumpal, ef. $ 29. 

NOVEMBREN: Im Süden [nubembro], im Norden [nubembre], ef. 8 50. 

CAMERA: Im Süden [kambro], im Norden [krambo], ef. $ 10. 

INSEMEL: Im Süden [onsembblo], im Norden [ensembblel, ef. S 25. 

8) vor dentalen Konsonanten. 

PRIMUM TEMPUS: Im Norden [printens], ef. 5 22. 

CIMICEM: Im Süden [Sınsa], ef. $ 33. 

FEMINA: Im Norden [fenno], [fenno] ef. S 4. 

DOMINA: Im Süden [don»], ef. $S 14, aber 

DIEM DOMINICUN: Im Süden [diumenza], im Norden [dimenze], 
ei 8786: 

*ALLUMINO: Im Süden [»l’umil, im Norden [al’ümil, [alemi], 
ein SO) 


!) Diese Formen erhalten in dem Satz: je me suis assis sous un arbre,; Ab- 
weichungen findet man in: tu me dis cela: ME: RA, V, RB [ma]; F nr. 14, 19, 
21—27, 30 [mo], nr. 20, 29,60 [me]; P [me]; T nr. 42, 43 [me], nr. 41, 44, 45 [mo]; 
SWN nr. 36—39 [ma], nr. 40, 51, 53—55 [me]; SON nr. 33—35 [ma], nr. 56—58 
[me]. Nach andern Formen bietet: tu me trouves vieilli: RA nr. 7, 8, 10, 12, 15; 
V; RB nr. 16; F nr. 14, 21, 27; T nr. 45; SWN nr. 36,53 [ma], nur nr. 60 [me] 
und SON nr. 56, 58 [me]. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 131 


Eine eigentümliche Entwieklung zeigt SEMINARE: Im Süden 
[sombra], ef. $ 23. 

Bevor die Synkope eintrat, ist N, da es noch intervokalisch 
war, zu [r] geworden, ein nicht seltener Wandel, und zwischen M 
und [r] .entwickelte sich dann nach erfolgter Synkope b als Über- 
sangslaut'). 

ec) M im Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. 

SEPTIMANA: Im Süden [samman»], im Norden [semmang], ef. 5 23. 

QUADRAGESIMA: Im Süden [kurezmo], im Norden [karemo|, 
EI SIZT. 

GERMANA: Im Süden [Zirmana], ef. S 24. 

FORMICA: Im Süden [furmig>], im Norden [frumigo], ef. $1. 

FLAMMA: Im Süden [flams], im Norden [flambo]?), ef. S 10. 


8 108. M im Auslaut. a) Im lateinischen. «&) In mehr- 
silbigen Wörtern. | 

DIRECTUM: Im Süden [dret|, im Norden [dret], ef. $ 75. 

HORAM: Im Süden [oro], im Norden [uro], cf. 819. 

PACEM: Im Süden [pau], im Norden [pats], ef. $ 71. 

£) In einsilbigen Wörtern. 

UNE Acnr 7, 8,10, 12,15 RB nr.16; Einr.)14,28, 27, 60; 
Tor. 45; SWN ır. 53 [sun], nr. 36 [se]; SON nr. 56 [swil, nr. 58 [sui]. 

QUEM (?)?) —= span. quien: V, RA, RB, F nr. 14, 19—24 [kin], 
nr. 25—30 [kün], nr. 60 [ken]‘); P, T, SWN, SON [ken]. 

b) M im romanischen Auslaut?). 

HOMO: RA, RB, V, F, P, T, SWN, SON [on], nr. 36 [on]. 

FAMEM: Im Süden [fam], ef. S 84. 

EXAMEN: Im Süden [osam], im Norden [aisam], [eisam], ef. $ 10. 

FUMUM: Im Süden [fum], im Norden [füm], [foem], ef. S 21. 

MANDUCAMUS: Im Süden [manzem], im Norden [manzem], [manzam |, 
e,8:.26. 

HABEMUS: Im Norden [abem], ef. S 48. 


!) Möglicherweise ist [sambra] aber spanisches Lehnwort; auch im Katalanischen 
ist semenar nicht unbekannt. 

?) [£lambo] geht auf FLAMMULA zurück, cf. Ktg°, nr. 3813. 

ch. p. 151. 

") Nr. 60 hat ebenfalls [kün] in dem Satze [kün ace tenes]. 

>) Anglade: Parler, p. 330, verzeichnet schon FAMEM > fan, FUMUM > fun. 


9%* 


132 K. Salow 


Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor folgendem Dental wird 
im Norden auslautendes M zu [n]. 

RACEMOS: Im Süden [rims], im Norden [razins], cf. 8 5. 

AMBULAMUS: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem 
d: Im Süden [onem], im Norden [anan], ef. S 26. 


n. 


Im Anlaut bleibt N erhalten, ebenso im intervokalischen Inlaut, 
wo es bisweilen aber infolge von Dissimilation zu [r] geworden ist. 
Als erstes Glied von Konsonantengruppen bleibt es außer vor Labialen, 
J, K, 6, x und S unverändert. Vor Labialen wird es zu [m], N+J, 
N-+ x ergeben [n‘]J, und vor den velaren [k] und [g] wird N > [nl. 
Vor S tritt schon im Vlt. Schwund des N ein, ebenso ist, außer im 
Vallespir, N vor dem Plural s geschwunden. Als letztes Glied von 
Konsonantengruppen verschmilzt N hinter 6, mit diesem zu [n‘J. Nach 
Vokal in den Auslaut tretend ist es in der Mehrzahl der Fälle ge- 
schwunden. In einsilbigen Wörtern, die häufig proklitisch gebraucht 
werden, ist es erhalten geblieben. Nach Konsonanz in den Auslaut 
tretend ist N im Süden geblieben, im Norden schwand es. Kommt 
es aber erst durch den Untergang eines anderen Konsonanten in den 
Auslaut, so bleibt es auch im Norden. GN im Auslaut ergab in 
beiden Gegenden [n’]J, NN im Süden [n’], im Norden [n]. Steht ein 
n, ganz gleichgültig, welcher Provenienz es ist, innerhalb einer 
Exspirationsgruppe im Wortauslaut und folgt ihm ein labialer Kon- 
sonant, so wird es m, und vor einem [g] oder [k] wird es nl. 


Beispiele: 5 109. N im Anlaut. 

NIDOS: Im Süden [niuks], im Norden [nius], [nizes], ef. Sa 

NEPOTEM: Im Süden [nobut], im Norden [nebut], ef. $ 18. 

NATALEM: Im Süden [n»dal], im Norden [nadal], ef. S 54. 

NOCTEM: Im Süden [nit], im Norden [neit], ef. S 16. 

Vorschlag eines n findet man im Norden in ALTA: > [nauto]; 
man!) hat dasselbe als aus der Verbindung IN ALTUM herstammend 
erklärt. 

81102 N im intervokalischen Inlaut 

FARINA: Im Süden [forins], im Norden [farino], ef. 8 84. 

GOCINA: Im Süden [kuins], im Norden [kuzing], ef. S 1. 

CATENA: Im Süden [koden>], im Norden [kadeng], ef. S 4. 


) Schultz-Gora, p. 57, 8 3. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 133 


LANA: Im Süden [l’ana], im Norden [Vano], [ano], ef. S 10. 
LUNA: Im Süden [uns], im Norden [Y’üng], [eno], ef. S 21. 
GENUCULUM + S: Im Süden [zinul’s], im Norden [Zinuls], ef. $ 24. 

Den Wandel von intervokalischem N > [r] finden wir in einigen 
Orten bei 

NONAGINTA: V, RA nr. 12 [nurant»]; nr. 15; RB nr. 16 [nunanta]; 
F nr.60; T nr. 45; SON nr. 56, 58; SWN nr. 40 [nonanto], nr. 53 
[Inananto]'). 

& 111. n im Inlaut als erstes Glied einer Konsonanten- 
gruppe «) N vor T, D, R und sekundär entstandenem oder 
‚ erst durch Synkope hinter N getretenem 8. 

CANTARE: Im Süden [kanta], im Norden [kanta], ef. S 26. 

VENDERE: Im Süden [benro], im Norden [bendre], ef. 5 64 

PONERE: Im Süden [ponra], im Norden [pundre], ef. S 19 

SANGUISUGA: Im Süden [sunsug>a], im Norden [sansügg], [sans@go], 
er 21. 

MINUS: Im Norden [mens], ef. $ 35. 

*ABANTEARE: Im Süden [obonsa], im Norden [abansal, ef. S 48. 

QUINDECIM: Im Süden [kinza], im Norden [kinze], ef. S 33. 

GINGIVA: Im Süden [zinzib>], im Norden [zinzibo], ef. S 24. 

ß) N vorB,J, #z, K, 6 und unmittelbar vor 8. 

CANNABEM: Im Süden [kanam], [karom], im Norden [karbe], 
[kambe], [kambre], [kramba], [karme], ef. 5 34. 

Von diesen verschiedenen Formen erklären sich [kambe], [kambre], 
[kramb>] ganz ungezwungen, die erste durch teilweise Assimilation 
des N an B, die zweite durch Angleichung an die viel gewöhnlichere 
Gruppe MBR, wodurch [kambe] > [kambre] wurde, und die dritte durch 
Umstellung des R; eine vierte [karbre] verdankt sein zweites r dem 
Einfluß der Gruppe RBR, die gewöhnlicher ist als RB. Schwieriger 
zu erklären sind [karbe], [karme] und [karom]. In [karbe] ist an- 
scheinend N vor Eintritt der Synkope zu [r] geworden, obgleich hier 
kein Grund zur Dissimilation vorliegt, ebenso ist [karme] zu erklären, 
nur daß vor dem Wandel von N > [r] das B zu [m] geworden ist, 
mag dies nun zurückzuführen sein auf Kreuzung mit CALAMUS, wie 


') Anglade führt als zweites Beispiel veri an und sagt, daß diese Erscheinung 
infolge von Dissimilation eingetreten sei; das ist gewiß richtig, man vergleiche auch 
SEMINARE > [sombra] und SANGUINARE > sangrar, FEMINA > fembra, wenn diese 
nicht etwa kastilische Lehnwörter sind, [kanam] > [karam]; altkat. arma = ANIMA. 
Niepage: RDRI, p. 345; merme — MINIMUM usw., ib., p. 378. 


134 K. Salow 


Vogel') es fürs Katalanische angenommen hat, oder mag teilweise 
Angleichung des B an das vorausgehende N vorliegen, und daher die 
Nasalierung des B stammen, wir hätten demnach also 

CANNABEM > * caname — |karom] im Süden, > [karme] im Norden. 

NJ und NE WAIBANJAN: Im Süden [gun’a], [gwan’a], im Norden 
lean’al, ei. 5 27. 

*MONTANEA: Im Süden [muntan’o], im Norden [muntan’o], ef. $ 10. 

Ein sekundär entstandenes [y] erzeugte im Norden gleichfalls 
Palatalisierung des N. 

IN + *GRANA — ARIA: Im Norden [aygran’ero], eh Seo 

GAMINUM + ARIA: Im Norden [&imin’ero], [kamin’ero], ef. $ 12. 

PANARIUM: RB nr. 16 [pan’e]; F nr. 14 [pan’e], nr. 21, 27, 60 
Ipan’e]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56 [pan’e], nr. 58 [pan’e]?). 

N-+KundG. BLANCA: Im Süden [blanke], im Norden [blayko], 
cf. 8 38. 

BRANCA: Im Süden [brayke], im Norden [brayko], ef. S 38. 

GINQUAGINTA: Im Süden [sigkwanto], im Norden [sigkanto], 
E22. 

Partiz. Prät. von VENIRE: Im Süden [biygut], im Norden [bey- 
güt], beyget], ef. S 81. 

NS. Vor S schwand N schon im Vlt. 

*MANSIONATICUM: Im Süden [moinagp], im Norden [mamace], 
ct. 8 9. 

Halbgelehrt sind PENSO: V, RA, RB [pensi]; F [pensil, nr. 14, 
29, 30 [pensil; P [pensil, nr. 47, 48 [pensil; T, SON [pensil; SWN 
[pensil, nr. 36, 38 |pensi] und 

GONSILIUM: Im Süden [kunsel], im Norden [kunsel‘], [kunsel], 
ef. 8 90. 

Nicht gefallen ist N in INSEMEL: Im Süden [onsembblo], im 
Norden [ensembble], ef. $ 25. 

Der Grund hierfür liegt darin, daß man das Wort noch als 
Zusammensetzung fühlte und die beiden Elemente trennte. 

N + PLURAL S. *CAMMINOS: V [komins]; RA [kamis], im Norden 
[kamisl,.er 81. 

MANUS: V [mans]; sonst überall [mas], ef. S 91. 


') Neukatalanische Studien, S 59, 2. 
?) Das [e] ist natürlich französischer Einfluß. In den Urkunden von Nar- 
bonne, 1276, paniers, cf. Mounye&s, p. 141,1. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 135 
* MULTONES: V [mutuns]; sonst [mutus], ef. S 18. 

SATIONES: V [spzuns]; sonst [spzus], [sazus], ef. S 55. 

BONOS: Im ganzen Gebiet [bus], ef. $ 15. 

Daß im letzten Wort auch im Vallespir N geschwunden ist, 
dürfte wohl dem Einfluß des Singulars zuzuschreiben sein, der auch 
sonst wohl, jedenfalls im Süden, den Schwund des auslautenden N vor 
Plural s beschleunigt hat; finden wir doch das N noch im ganzen 
Süden in DIEM LUNAE + S: Im Süden [dil’uns], im Norden [dilüs], 
[(diles]), ef. S 91. Die Grenze zwischen der das N bewahrenden 
(Gegend und der, wo es schwindet, ist in diesem Beispiel genau dem 
Linienbündel von oben entsprechend. RB geht mit dem Norden. 

S$ 112. N im Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten- 
gruppe. 

GN. AGNELLUM: Im Süden [on’el‘], im Norden [an’et], [an’el’], cf. $80. 

MN, cf. 5 107. NGU’N, ef. 8 83. 

8 113. N nach Vokal im romanischen Auslaut. 

VINUM: Im Norden und Süden [bi], ef. S 1. 

LINUM: Im Norden [li], Wi], im Süden [Vi], ef. S 96. 

MATUTINUM: Im Norden [mati], im Süden [msti]l, ef. S 31. 

MANUM: Im Norden und Süden [ma], ef. 5 10. 

PLANUM: Im Norden [pla], cf. 5 42. 

OANEIMO): BA, RB, EP nr. 49, 50, 52; SWN nr. 51, 53 [ka]. 

JUVENEM: Im Süden [zub>a], im Norden [zubel, ef. 518. 

HOMINENM: Im Süden [om»], im Norden [ome], ef. S 14. 

FENUM: SON nr. 56, 58; SWN nr. 53 [fe]. 

SAPONEM: Im Süden [sobu], im Norden [sabul, ef. $ 18. 

BONUM°): Im Süden und Norden [bu], ef. S 47. 

Erhalten ist nach Vokal auslautendes N noch in SAPPINUM: 
Im Süden [sapin], im Norden [sapin], cf. S 45, und *LAPPA + INUM: 
Im Süden [V’opin], im Norden [Yapin], [lapin], ef. S 45. 

Möglicherweise handelt es sich hier um dem Französischen ent- 
lehnte und den Lautstand der Mundart angepaßte Wörter, jedenfalls 
heißt es schriftkatalanisch «abet und conill, und altprovenzalisch sap 
und conılh. 

Gern BRUN®): RA, nr, 1,4, 5.7, U-13 |brun], nr. 2, 31; 


1) P nr. 47, 48,59; T, SWN, SON, F nr. 60 [gus] = slv. KUCRA. 

?) Aber innerhalb einer Exspirationsgruppe erscheint N wieder, ef. [buy gust] $ 15. 

®) Meyer-Lübke: Einführung, p. 44, bezeichnet span. bruno auch als 
romanische Entlehnung. 


136 K. Salow 


V [brün], nr. 15 [br@]; RB nr. 17 [brun]; F [brün], nr. 19 [bren]; 
P [brül, nr. 59 [brün], ar. 52 [bre]; T [bre], nr. 44 [brü], nr. 43 [brün]; 
SWN, SON [bre], nr. 55, 58 [broen). 

Wie schon $ 47 betont wurde, ist brun im Süden nicht volks- 
tümlich, sondern der Schriftsprache entnommen. — Infolge von 
proklitischem Gebrauch ist auslautendes N erhalten geblieben in 
UNUM:V, RA'nr. 7, 8410, 12,15: RB nr: 16) Jun]; H’nr. 14, 2727259 
[ün]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [en]; SWN nr. 53 [en], nr. 36 [en]. 

Nı nach Vokal in den Auslaut tretend. 

JUNIUM: V, RA [zun]]; RB nr. 16 |zen’], nr. 17 am] @BeB 
[zün’], nr. 14, 19, 52 [zen’]; T nr. 41, 42 [zen], nr. 43 [zün], nr. 44 
[zün’), nr. 45 [zen’]; SON, SWN [zen], nr. 51 [zün’], nr. 53 [zen’]. 

Halbgelehrt ist LINEUM®): V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 I/in22]; 
RB nr. 16; F nr. 14,21 [linzo], nr. 27, 60 [linze]; T nr. 45; SWN 
nr. 86, 53; SON nr. 56, 58 [linze]. 

Das völlige Fehlen des [Y'] im Norden läßt darauf schließen, 
daß das Wort durch das Französische beeinflußt ist. Vollkommen 
gelehrt ist DAEMONIUM > [dimonjl, ef. $ 23. 

Die Ausdehnung der palatalen Stufe [n’] und der entpalatalisierten 
von [n] entspricht in dem einen mir zur Verfügung stehenden Beispiel 
der von [Y] und [H, ef. $ 96. 

S 114. N nach Konsonanz in den Auslaut tretend. 

CARNEM: V, RA [kam]; RB, F nr. 14, 19; P, T, SON, SWN 
Ikarl, nr. 40 [kare], nr. 34 [karo]. 

FURNUM: Im Süden [furn], im Norden [fur], ef. 8 18. 

HIBERNUM: Im Süden [ibern], im Norden [iber], ef. S 6. 

DIURNUM: Im Norden [Zun], [Zur], ef. S 61. 

In [zun] hat sich R dem N assimiliert, sonst ist in den anderen 
Beispielen die Grenze zwischen der N bewahrenden Gegend und der, 
wo es schwindet, dem Linienbündel von oben entsprechend. RB geht, 
wie so oft, mit dem Norden. 

NN. ANNUM®): V,:RA nr. 2, 5, 6, 8, 9,10, 12,15 [an]; RBnr6, 
Enr. 14,21, 22,60; T'nr. 45; :SWN nr. .36, 53; SON nr. 56, 5elamıe 

ANNOS: Im Süden [an’s], im Norden [ans], ef. $ 91. 

GN. STAGNUM: Im Süden [ostan’], im Norden [astan’], [estan’], 
ef. 8 25. 


') Als Zahlwort lautet es in nr. 16 aber [en]. 
?) ef. Mistral: TF unter linge. 
°) Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem p. 


Katalanisch-languedokiscl es Grenzgebiet 137 


Ist N erst durch Schwund eines anderen Konsonanten in den 
Auslaut gekommen, so ist es natürlich geblieben. 

FRONTEM: Im Norden und Süden [frun], ef. $ 15. 

DICUNT: Im Norden [dizen], [dizun], im Süden [diwon], ef. S 37. 

Anmerkung: Satzphonetisch ist zu bemerken, daß jedes n, ganz abgesehen 
von seiner Herkunft. vor anlautendem Labial zu [m] und vor [k] und [g] zu [y] wird. 

BNUM paucum:\V, RAnr.1, 6,7, 31 [um]; RB nr. 16; F' nr. 20, 
22, 25, 30 [üm]; SWN nr. 36, 40; T nr. 41, 42; SON nr. 58 [em], 
nr. 33 [üm]. 

UNUM') politum und *bonicum hominem: V, RA nr. 1, 2,4, 5, 6, 
atm)enr. 37,13, 15, 31 fun]; F, P'füm], nr.-19, 47, 52 [em], 
nr in}; RBnr. 16 [em], nr. 17 [um]; T'nr. 41, 42, 45 [em], nr. 43, 
44 [üm]; SWN [cem], nr. 51 [üm]; SON [em], nr. 33, 34 [üm). 

ANNUM *PASSATUM: Im Norden [am], ef. $ 114. 

GRANDEM PATREN: nr. 56, 53 [grampaire]. 

BENE BONOS: Im Süden [bem], ef. $ 47. 

TANTUM VECLUM: Im Süden und Norden [tam], cf. 8 59. 

GRANDEM MATREM: nr. 53 [grammaire], nr. 36 [grandg maire]. 

SUM MALE + HABITUM: V, RA [sum], nr. 1—3, 12, 15, 31 [sun]; 
RBeR,P, T [Sum], n%22 [sun]; SWN nr..40, 51, 53 [sum], nr. 38 
[sui], nr. 36, 54 [sei], nr. 39 [sei], nr. 55 [seu]; SON [suil, nr. 33 [sei]. 

BENE COCTUM: RA, V [bey], ef. 8 47. 

BONUM gustum: Im Norden und Süden [buy], ef. S 15. 

Vor anlautendem ] findet sich Assimilation in TENET ILLAM 
FEBREM: nr. 58 |tellafxebre]. 


Rekapitulation der in der Lautlehre erscheinenden verschiedenen Ent- 

wieklungen des Nordens und Südens und ihrer Abgrenzungen. 

$ 115. Entwicklungen, die sich in der in den Vor- 
bemerkungen beschriebenen Weise abgrenzen. 

a) Haupttonvokale. [I] + [H] entwickelt nur im Norden einen 
Übergangslaut; RB gehört zum Norden, ef. $ 2. 

lel 4 palatalisierte Konsonanz ergibt nur im Norden Diph- 
thongierung des [e]; RB gehört zum Norden, ef. 8 8. 

-ARIUM: Nur im Norden ist a unter Einfluß des germanischen 
-ari zu einem [e] ähnlichen Laut geworden und hat sich diphthongiert; 
RB zeigt die nördliche Entwicklung, cf. $ 12. 


') ef. $21, wo das Beispiel lautete: vous avez lü un beau chien. 


138 K. Salow 


AU wurde im Süden [o] und blieb im Norden [au]; RB schwankt. 
cr as. 

[0] + palatalisierte Konsonanz erzeugte im Norden Diph- 
thongierung des [0], im Süden hingegen nicht; RB geht mit dem 
Norden. cf. 8 16. 

[ol + sekundär aus V entstandenem U ergab in einigen 
Wörtern [you], aber nur im Norden und RB, ef. S 17. 

[ol + K’ wurde nur im Süden zu [eu]; RB schwankt, nr. 16 geht 
mit dem Süden, nr. 17 mit dem Norden, ef. 5 20. 

U ist nur im Norden durch [ü] vertreten, im Süden blieb es [u]; 
vereinzeltes in nr. 14 und 19 transkribiertes [ul ist wahrscheinlich 
nur falsche Schreibung; RB zeigt Schwanken, cf. 8 21. 

b) Vortonvokale. W + A konnte nur im Süden [u] ergeben; 
RB geht wieder mit dem Norden, ef. S 27. 

U ist auch hier im Norden durch [ü], im Süden durch [u] ver- 
treten; betreffend der vereinzelten Schreibung von [u] für [ü] ist das- 
selbe zu bemerken wie beim haupttonigen U. In RB herrscht Schwanken, 
CBES30: 

c) Konsonanten. -TR- ist nur im Norden zu [ir] geworden, 
im Süden wurde es [r]; RB gehört zum Norden, ef. 8 55. 

-Tı nach Vokal in den Auslaut tretend, entwickelte sich im 
Süden zu [u], im Norden zu [ts]; RB schwankt, ef. 5 60. 

-D- wurde im Norden zu [z], im Süden schwand es; RB geht 
mit dem Norden, cf. 5 62. 

In ND’R und N’R gibt es nur im Norden ein d, im Süden fällt 
es oder entwickelt sich überhaupt nicht erst; RB gehört zum Norden, 
CEISIGA, 

-ND- bleibt nur im Norden bewahrt, im Süden schwindet d; RB 
zeigt die nördliche Entwicklung, ef. 5 65. 

-D nach Vokal in den Auslaut tretend schwindet nur im Norden, 
im Süden wird es [u]; in RB finden wir ein Schwanken, cf. 5 66. 

-K- wird im Norden zu [z], im Süden schwindet es; RB bietet 
die nördliche Entwicklung, ef. S 68. 

-K' nach Vokal in den Auslaut tretend ergibt nur im Süden [u], 
im Norden dagegen |ts]; RB schwankt, ef. S 71. 

-SK in den Auslaut tretend ist heute nur noch im Norden er- 
halten, im Süden ist analogische Neubildung erfolgt; in dem einen 
überall gefragten Beispiel ist die Grenze scharf; RB gehört zum 
Norden, cf.8 71. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 139 


KW, GW vor A bewahren nur im Süden ihr bilabiovelares 
Element; RB gehört zum Norden, da es Schwund desselben aufweist, 
CE. 8.82. 

-TS ergibt im Süden [u] und bleibt im Norden unverändert er- 
halten; RB geht mit dem Norden, ef. S 91. 

-}J nach Vokal in den Auslaut tretend ergibt im Süden [&], im 
Norden [il; RB schwankt, ef. $ 95. 

-RN in den Auslaut tretend zeigt nur im Norden Schwund des 


n; RB gehört auch hier zum Norden, cf. S 114. 


8 116. Entwicklungen, die zwar im Norden und Süden 
verschieden sind, aber entweder eine scharfe Grenze über- 
haupt nicht zeigen, oder doch nur in einer Reihe von Bei- 
spielen, nicht in allen. 


a) Haupttonvokale. [e] wurde im Süden [el], im Norden 
blieb es gewöhnlich [el], ef. 8 3—5. 

[el + Nasal machte nur im Norden [e] > [e]l, im Süden blieb 
[e] unberührt, ef. S 7. 

[el + U zeigt nur im Norden Diphthongierung des [el], cf. S 9. 

A-+ palatalisierte Konsonanz ergab im Süden [el], im 
Norden [ei] und [ail. Nach dem Narbonnais zu ist die Grenze zwischen 
Norden und Süden genau, cf. S 11. 

[0] + sekundär aus Ventstandenem U wird nur im Norden 
[au] und blieb im Süden unverändert, ef. S 17. 

[o] wird in einigen Beispielen im Süden zu [ol], ef. S 19. 

b) Vor- und Nachtonvokale. [e] wird nur im Süden [oJ] und 
bleibt im Norden [el, ef. $ 23. 

[a] bleibt im Norden unverändert und ergibt im Süden [»], ef. 8 26. 

AU wird im Süden [u], im Norden bleibt es au, cf. 8 28. 

Der Stützvokal ist im Süden [a], im Norden [el], cf. 536: 

Auslautendes A ergibt im Süden [d], im Norden [o] und vor 
s auch [e], ef. $ 41. 

ec) Konsonanten. -Tı- schwand im Süden, im Norden wurde 
es [z]J, da aber die Beispiele nicht überall gefragt sind, kann eine 
genaue Grenze nicht angegeben werden, cf. $ 53. 

-DR- wurde im Norden [ir], im Süden findet sich heute analogisches 
[ur], eine genaue Grenze kann aus demselben Grunde, wie bei -TI-, 
nicht angegeben werden, cf. 8 63. 

Palatales [v/] ist nur im Süden und einem Teil des Nordens 


140 K. Salow 


erhalten geblieben; zwischen Roussillon und dem Narbonnais ist die 
Grenze im ganzen genau, ef. S 96. 

-L + Konsonant zeigt nur im Norden Vokalisierung des L > 
[ml ck 2898. 

-R nach Vokal in den Auslaut tretend entwickelte nur im Süden 
ein t hinter sich, cf. 8 105. 

-Nı nach Vokal in den Auslaut tretend ist heute nur noch im 
Süden und einem Teil des Nordens durch [n’] vertreten, ef. $ 113. 

-NN im Auslaut wird allein im Süden zu [n’], im Norden ergibt 
es-n, ch. 3.114. | 

Die Lautlehre liefert demnach eine ganze Reihe von Kriterien, 
die den Norden und den Süden, zum Teil recht genau, scheiden. 
Natürlich sind diese trennenden Merkmale nicht alle gleich alt und 
auch nicht gleich wichtig; einige gehen aber sehr weit zurück, so 
der Unterschied von [u]: [ül, der nach Suchier dem 4. Jahrhundert 
angehört; auch die Monophthongierung des AU, Nichteintreten der 
Diphthongierung, Entwicklung von [o] + I > [u]'), was sich schon in 
den Latinisierungen des 11. Jahrhunderts zeigt, usw., sichern dem Kata- 
lanischen eine große Selbständigkeit dem Provenzalischen gegenüber. 


B. Formenlehre. 


In Anbetracht des weit weniger umfangreichen Materials, das der 
Fragebogen für die Formenlehre enthalten konnte, ist es unmöglich, 
eine auch nur einigermaßen vollständige Darstellung derselben zu 
geben, machte sich doch schon bei der Lautlehre der Mangel an Bei- 
spielen mehr als einmal unliebsam bemerkbar. Andererseits erschien es 
mir für den vorliegenden Zweck auch nicht ratsam, die Lücken, soweit 
wie möglich, nach dem Atlas lingwstique de la France auszufüllen, 
wäre doch damit zugleich ein Verzicht auf die genauen Angaben der 
Ausbreitung der einzelnen Entwicklungen gerade in der Grenzzone 
verbunden gewesen. Ich beschränke mich daher im folgenden auf 
die Erscheinungen, für die mir mein Fragebogen Beispiele liefert. 


Kapitel VIll. I. Das Nomen. 


Das Substantivum. 
$ 117. Das Genus. Wie in der übrigen Romania, so ist auch 
hier der Untergang des lateinischen Neutrums am bemerkenswertesten; 


!) 976 pog = PODIUM: Alart: RLR II (1872), p. 274; um 1034 pugios — 
PODIA, HGL V, cl. 410; um 1081 pwis = PODIA, Alart, ]l. c., p. 278. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 141 


es trat in der großen Mehrzahl der Fälle zum Maskulinum über, bis- 
weilen aber auch zum Femininum. Bei der lateinischen zweiten 
Deklination, wo Maskulinum und Neutrum außer im Nominativ 
Singular und Nominativ und Akkusativ Plural übereinstimmten, war 
dieser Übergang ganz leicht. Dem war aber nicht so bei den Masku- 
linis und Neutris der dritten Deklination, der Übertritt hat daher 
hier auch nicht so schnell stattgefunden; es gibt auch in unserer 
Gegend noch Formen, die auf die lateinische Neutralform zurückgehen. 

cf. EXAMEN: Im Süden [osam], im Norden [esam], ef. S 10. 

COR: Im Süden [kort], im Norden [kor], ef. S 14. 

MEL: Im Süden und Norden [mel], ef. S 100. 

SAL: Im Süden und Norden [sat], ef. S 89. 

TEMPUS: Im Süden [tems], im Norden [tem], [tens], ef. 8 7. 

Ihr ursprüngliches Geschlecht haben freilich auch diese Worte 
nicht bewahrt; TEMPUS, EXAMEN und COR sind in beiden Gegenden 
männlich geworden, SAL ist Femininum, ebenso auch LAC, in nr. 27 
ferner auch MEL, das sonst im Norden männlich ist. Dazu sind 
eine Reihe von Neutris Pluralis auf -A zum Femininum über- 
getreten. Sie erhielten‘) die Kongruenz der weiblichen Plurale und 
infolgedessen deren Endung -AS. Die weitere Folge war die, daß 
zu diesen Pluralen neue Singulare gebildet wurden. 

cf. FOLIA > *FOLIAS: Im Süden [ful’ös], im Norden [fel’os], ef. S 16. 

POMA — *POMAS: Im Süden [pumps], im Norden [pumei], [pumoil, 
cf. 8 39. 

*FRUCTA: Im Süden [fruito], im Norden [freto], ef. S 21. 

In dem letzten Beispiel ist der Vorgang insofern verwickelter 
als zuerst nach dem Akkus. Sing. FRUCTUM ein neuer Plural * FRUCTA 
gebildet wurde und dann die übliche Weiterentwicklung erfolgte. 
Auch zwischen dem Maskulinum und Femininum haben Übergänge 
stattgefunden, z. B. sind die abstrakten Maskulina auf -OR Feminina 
geworden, cf. CALOREM, PAVOREM, "TARDOREM; auch LEPUS und FONS 
sind in beiden Gegenden weiblich; männlich sind hingegen SALIX, 
ARBOR und FRONS geworden. Da nun in der weiteren Entwicklung 
die lateinische erste Deklination die große Mehrzahl der weiblichen 
Substantiva in sich vereinigte, so kam man dahin, das A der ersten 
Deklination bezw. dessen Versetzer [9] im Süden und [9] im Norden 
als die für das Femininum charakteristische Endung anzusehen. Man 


!) Suchier: ALLG II, p. 166, 167. 


142 K. Salow 


ersetzte darum im Norden bei Substantiven der lateinischen dritten 
Deklination, die im modernen Patois auf [e] endigten, das [e] durch 
das charakteristischere [9], PULICEM in nr. 60 [piuzo], ef. $ 21; CIMI- 
CEM in nr. 16 [sinso], ef. $ 33. CINEREM in einer Reihe von Orten 
Isendro], ef. $4; das dem Französischen entlehnte [fxebre] lautet in 
nr. 36 und 60 [fxebro], ef. S 6; LEPOREM lautet nr. 16 IVebro], nr. 60 
(lebro] und nr. 27 [Vebru], ef. S 6. 


S 118. Die Flexion. Von den fünf lateinischen Deklinationen 
bestanden im Vlt. nur noch drei. Die Wörter der fünften waren 
teils zur dritten, teils zur ersten übergetreten und die der vierten 
zur zweiten. Von hier aus entwickelte sich im Norden das sogenannte 
Zweikasussystem; es blieben im Singular und Plural der Nominativ 
als Subjektkasus und der Akkusativ als Objektkasus bestehen, von 
den übrigen Kasus blieben nur noch in erstarrten Formen Überreste 
vorhanden. Während die Dichter sich bemühten, dieses System 
möglichst zu bewahren, zeigt sich in den Urkunden von Narbonne 
z.B. schon im Anfang des 13. Jahrhunderts ein starkes Schwanken, 
wenn in den paar ältesten Urkunden auch noch im großen ganzen 
Subjekt- und Objektkasus einigermaßen unterschieden werden‘). Die 
sich dort schon anbahnende Entwicklung hat dahin geführt, daß im 
modernen Patois für Singular und Plural nur noch je eine Form 
existiert, die für beide dem lateinischen Akkusativ entspricht. Sin- 
gular und Plural unterscheiden sich, von einigen besonderen Fällen 
abgesehen, nur noch durch das s, das der Plural aufweist. Wenn 
es nun gewöhnlich auch der Obliquus war, der sich hielt, da er 
häufiger gebraucht wurde und deshalb fester im Gredächtnis haften 
blieb, so fehlt es doch auch nicht an Nominativformen, die bis zur 
Moderne fortbestanden. Im Süden ist die Entwicklung viel schneller 
vor sich gegangen, wir finden in den Urkunden aus Roussillon von 
Anfang an keinen Unterschied mehr zwischen Subjekt- und Objekt- 
kasus, es findet sich für den Singular und Plural nur noch je eine 
Form; auch hier überwog gewöhnlich der Akkusativ und verdrängte 
die andern Kasus, aber ebensowenig fehlen hier die Nominative voll- 
ständig. Der Süden war demnach viel früher als der Norden bei 
seiner modernen Stufe angelangt, für die Gegenwart stimmen sie 
beide freilich überein; der Singular und Plural haben nur noch eine 
Form und das Kennzeichen des Plurals ist s. 


') cf. Mounye&s, p. 8, Urkunde von 1210 und ib., p. 9, Urkunde von 1212. 


ef. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 143 


Beispiele: 1. Für den Singular. 

VENTUM: Im Süden [ben], im Norden [bent], ef. S 7 

FRUCTUM: Im Süden [fruit]), im Norden [frwit], ef. S 21. 
OCULUM: Im Süden [ul], im Norden [el’], [el], ef. S 16. 
SABALLUM: Im Süden [kobal’], im Norden [eabal], ef. $ 73. 
COL(A)P(H)UM: Im Süden und Norden [kop], ef. S 46. 

* AVICELLUM: Im Süden [usel‘], im Norden [ausel‘], [ausell, ef. 8 28. 
MARTELLUM: Im Süden [mortel‘], im Norden [martel‘], [martel], 


S 102. 


ANNUM: Im Süden [an’], im Norden [an], ef. $ 114. 
GENUCULUM: Im Süden [Zinul], im Norden [zinul’), [zinul], ef. $ 18 
MANUM: Im Süden und Norden [ma], ef. S 10. 

CARBONEM: Im Süden [karbu], im Norden [karbu], ef. $ 18. 
ARBOREM: Im Süden [aibro], im Norden [aibre], ef. S 33. 
CINEREM: Im Süden |[senro], im Norden [sendre], ef. 8 4. 
VACCA: Im Süden [baks], im Norden [bako], ef. $ 10. 
*PLOVIA: Im Süden [pluza], im Norden [plezo], ef. S 16. 
CABALLA: Im Süden [kabal’o], im Norden [kabalo], cf. S 99. 

2. Pluralformen. 

COL(A)P(H)OS: Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. S 14. 
FRUCTUS: Im Süden [fruits], im Norden [frwits], ef. S 21. 
OCULOS: Im Süden [ul’s], im Norden [els], ef. $ 33. 

CABALLOS: Im Süden [kobal’s], im Norden [cabals], ef. S 102. 
"AVICELLOS: Im Süden [usel’s], im Norden [ausels], ef. $ 28. 
MARTELLOS: Im Süden [martel’s], im Norden [martels], ef. $ 102. 
ANNOS: Im Süden [an’s], im Norden [ans], ef. $ 91. 

DRAPPOS: mi Soden im u. Kraish ef. SS 


RACEMOS: I Siiden nl) im a an cf. 85. 
GLANDES: Im Süden [glans], im Norden [aglans)], ch. 8 64. 
ARBORES: Im Süden [aibros], im Norden [aibres], ef. S 50. 
*" MULTONES: V [mutuns], sonst [mutus], cf. S 18. 
SATIONES: V [sozuns], sonst [sozus], [sazus], ef. S 55. 
*CAMMINOS: V [komins], sonst [komis], [kamis], ef. S 1. 
MANUS: V [mans], sonst [mas], ef. S 91. 

GUTTAS: Im Süden [gutos], im Norden [gutos], ef. S 39. 
STELLAS: Im Süden [ostelos], im Norden [estelos], ef. S 4. 
VACCAS: Im Süden [bakos], im Norden [bakosl, cf. S 39. 
CAUSAS: Im Süden [koz3s], im Norden [kauzos], ef. S 13. 


144 K. Salow 


APICULAS: Im Süden [abel’os], im Norden [abel’os], ef. $ 3. 

CALCEAS: Im Süden [kalsos], im Norden [kausos], ef. 8 70. 

S 119. Eine andere Art der Pluralbildung finden wir bei den 
auf [-s] ausgehenden Singularformen. Da hier der Singular mit dem 
Plural zusammenfiele, wenn nur noch ein s an den Singular angehängt 
würde, so entwickelte sich noch ein e zwischen den beiden s!). Dies 
Verfahren finden wir im Norden und im Süden’); hier entwickelte 
sich aber aus [es] unter Einfluß des Artikels [lus]?), und um die Über- 
einstimmung mit dem Plural des Femininums zu beseitigen‘), später 
vielleicht auch unter dem Einfluß des Spanischen, [-us). Im Norden 
blieb [es] im Narbonnais erhalten — hier war ja eine Verwechselung 
mit dem Femininum unmöglich, da -AS > [os] wurde —, im Fenouillet 
und Peyrepertuses hingegen wurde es, ebenso wie |-es] im Plural der 
Substantiva, die einen Stützvokal gebrauchten, zu [is] und [il. Doch 
ist es fraglich, ob dieser Vorgang ein rein lautlicher ist und nicht 
vielleicht Beeinflussung durch die Pluralbildung der Adjektiva vor- 
liegt. Das Nebeneinanderstehen von [is] und [il und ihre Beschränkung 
auf das Fenouillet und Peyrepertuses ließe es fast vermuten; denn wenn 
[-is] > [i] wurde, so geschah das doch wohl, wie beim nach Vokal 
auslautendem s. über ii > i; nun ist aber gerade das Fenouillet die 
(Gegend, die nach Vokal auslautendes s innerhalb einer Exspirations- 
gruppe nicht zu i wandelt?) 

Beispiele: 

les 08: Im Süden [osus], im Norden [osis], [oses], ef. Sul 

les BRAS: Im Süden [brasus], im Norden [brasis], [brasi], [brases], 
ei. 8 37. 

les BOIS: Im Süden [boskus], im Norden [boskis], [boskil, [boskes], 
CHES 37. 

* MOBILES: Im Süden [mobblos], im Norden [mopplis]), [moppli], 
Imopplesl, ef. S 49. 


ARBORES: Im Süden [aibros], im Norden [aibris], [aibri], [aibres], 
ce. 8 50: 


') Meyer-Lübke: Gramm. II, $ 39, und Öreseini: Manualetto, p. 89. In 
den Urkunden aus Roussillon 1314 dels boschs, RLRXXX, p. 263; 1317 peises, ib., 
p.- 264, 265; peix freschs, ib., p. 265; 1317 tot faix, los: fays, ib. ZXXIL pP. X4; 
1323 pei.xes, *ib. XXXIL, p. 425. 

2) Niepage: RDRII, p. 2—5. 

3) Fahra, p. 32. 

2)21b2 »pr.93: 

2)2Ch.18.94 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 145 


TEGULAS: Im Süden [teulos], im Norden [teulis], [teuli], [teules], 
eR 3.59, 

PILOS: Im Norden auch [pelsis], [pelsil, [pelses], ef. S 4. 

NIDOS: In einem Teil des Nordens [nizes], ef. S 37. 

Bei dieser Erscheinung handelt es sich nur um Maskulina — 
TEGULA ist im Norden heute männlich —; bezeichnend ist es auch, 
daß der Wandel von -es — is nur im Fenouillet und Peyrepertuses 
eintrat, d.h. der Gegend, wo die Femininendung -AS — [es] wurde; 
Maskulin- und Femininendung hätten hier also gleich gelautet, es ist 
demnach möglich, daß neben dem Einfluß der Adjektiva auch der 
Wunsch, beide Geschlechter zu unterscheiden, bei dem Wandel von 
-es > is mitspielte. Was die Ausbreitung der einzelnen Reflexe [-us], 
[es], is] betrifft, so ist das erstere auf den Süden beschränkt, [es] 
auf Narbonnais und Termenes, und [is] auf Fenouillet und Peyrepertuses. 


$ 120. Für die Erhaltung von anderen Kasus der lateinischen 
Deklination als Akkusativen legen folgende Beispiele Zeugnis ab: 

a) Erhaltene Nominative. 

DEUS: Im Norden [dius], ef. S 9. 

SOROR: Im Norden [sor], [sore], cf. $ 105. 

*TEXITOR'): Im Norden [tiseire], cf. 8 3. 

MATUTINUS: Nr. 36, 45, 53, 60 [matis], ef. 8 31. 

SARTOR: Im Süden [sastra], ef. S 56. 

LATRO: Im Süden [l’adra], ef. $ 55. 

Bei dieu hat der Süden DEUM weiterentwickelt, ebenso bei 
tisserand; eine ganz scharfe Grenze gibt es aber in keinem der 
beiden Worte. 

b) Erhaltene Genitive. 

DIEM LUNAE + S: Im Süden [dil’uns], im Norden [dil’üs]. [diles], 
Sie Seh 

DIEM MARTIS: Im Süden und Norden [dimars], ef. S 56. 

DIEM MERCURH —+ S: Im Süden [dimekros|, im Norden [dimekres]|. 
ct. 8 91. 

DIEM JOVIS: Im Süden [dizous|, im Norden [dizaus], [dizous], 
e0 817. 

DIEM VENERIS: Im Süden [dibendras], im Norden [dibendres|, 
cf. 8 64. 

DIEM SABBATI: Im Süden [disaddo], im Norden [disatte], ef. $ 33. 


') Über -ITOR, cf. Öreseini; Manualetto, p. 83, Anm. 3. 


10 


146 K. Salow 


Das Adjektivum. 

S 121. Das Genus. Was das Genus betrifft, so unterscheidet 
sich das Adjektivum vom Substantivum insofern, als es im Singular 
die Neutralform erhalten hat, sobald es sich auf einen nicht substan- 
tivisch ausgedrückten Begriff bezieht')., Auch zeigt sich eine Spur 
des Neutrums noch in zu Adverbien erstarrten Adjektivformen ’?). 

PLANUM: Im Norden [plal, ef. 8 42. 

TANTUM: Im Süden und Norden [tan], ef. S 59. 

LEVE: Im Norden [l’eu], [leu], ef. S 88. 

Aus dem Süden gehört hier wohl her: 

AD + VIA + ATUM°): V, RA nr. 1-3, 9—13 [obiat], nr. 48, 
15, 31; RB [abiat]; es ist eigentlich ein Partizip. Prät., das zum Ad- 
jektiv und schließlich zum Adverb wurde. 

Das Maskulinum und Femininum unterscheiden sieh auch hier 
dadurch‘), daß das Femininum im Süden auf [d], im Norden auf [o] 
endigt. Die Adjektiva der dritten Deklination, die für Maskulinum 
und Femininum nur eine Form besitzen, erhalten im Norden und 
Süden eine analogische Endung’), ef. DULCES (fem.): Im Süden [dulsas], 
im Norden [duses], [dusos], ef. 5 39. 

Bei diesem Beispiel ist die Analogiebildung allerdings schon 
recht alt, endigt doch schon im Altprovenzalischen hier das Femininum 
eewöhnlich auf a°). 

S122. Die Flexion. Inder Flexion unterscheidet sich das Adjektiv 
nicht vom Substantivum; ebenso wie dieses bildet es im Maskulinum und 
Femininum den Plural gewöhnlich durch Anfügen eines s. Doch finden wir 
auch hier im Norden die Bildungen auf [-1] und [-is] wieder, sie zeigen aber 
eine andere Ausdehnung als beim Substantivum, da sie sich auch über 
das Termenes und Narbonnais zum Teil mit erstrecken; ebenso finden 
wir im Süden hier gleichfalls wieder [-us] als Pluralendung. 

ALTEROS: VW), RA nr. 10, 12, 15 [alters], ne. 7 [alteus] kB 
nr. 16; SWN nr. 36, 53 [altris]; F ar. 21 [attris]; nr. 27 [altri], nr. 14°), 
60 [autris]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [autris]. 


1) Suchier: ALLG II, p. 161. 

?) Koschwitz: Grammaire historique de la langue des Felibres. 1894, p. 72. 
3) ef. Mistral: TF unter aviar. 

Von dem Auslautkonsonanten abgesehen. 

>) Fabra: p. 33/34. 

6) ef. auch Orescini, p. 93. 

") Aber |nuzaltrus]. 

°) Aber [nuzaltris]. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 147 


* AGURIUM 4 0S0S: Im Süden [uruzus], im Norden [üruzis], 
[eruzes], ef. 5 28. 

ZC0MPERATOS"): V, RA nr. 5, 6, 10,13, 15 [krumpats]; E nr 
14, 19, 24, 25, 60 [krumpats], nr. 26-30 [krumpadil; P nr. 47—50, 
52 [krumpats], nr. 59 [krumpadi]; T nr. 41, 44 [krumpats]; SWN nr. 
36, 38, 40 [krumpats], nr. 53 [kumpradis]; SON nr. 35 [krumpats]. 

AMBULATOS: Im Norden [anadis], [anadi], ef. S 37. 

Plur. Partiz. Prät. von VENIRE: RA nr. 1, 2,7, 8, 12 [biyguts]; 
RB nr. 16 [biggüts]; F nr. 26, 27 [beygüdi], nr. 14 [beygets]; P nr. 59 
[baygüdi]; SON nr. 33 [biygeets]. 

SPISSOS: Im Süden [aspesus], im Norden [espesis], ef. S 3. 

Es ist nun die Frage, wie diese Bildungen zu erklären sind. 
Die südliche Form [-us] wird dieselbe Ursache haben, wie [-us] im 
Plural gewisser Substantiva. Die nördliche Form auf [-i] hat man’) 
durch den Einfluß des Plurals des männlichen Artikels li und einiger 
anderer Pronomina, die den Nominativ bewahrt hatten, erklärt (z. B. 
tanti, quanti, autri); von hier aus breitete sich das i allmählich aus, 
bis es in den Plural der Adjektiva und in einigen beschränkteren 
Gegenden auch in den Plural der Substantiva eindrang. Es scheint 
nun in den einzelnen Ortschaften ein Ausgleich dahin einzutreten, 
daß die Substantiva dieses i annahmen, und dafür die Adjektiva auf 
-1 unter dem Einfluß aller anderen Plurale, die auf -s endigten, ihrer- 
seits ein s erhielten, oder aber, daß die Substantiva in völliger 
Angleichung an die Adjektiva auch noch ihr s aufgaben, und so 
ebenfalls die Übereinstimmung zwischen Adjektiven und Substantiven 
hergestellt war. So finden wir z.B. in nr. 14 und 60 nur Formen 
auf -is, ef. [pelsıs], [boskis], [teulis), nr. 14 [teulis], [mopplis], [brasis], 
laibris], [üruzis], nr. 14 [oruzis], [autris], nr. 14 außerdem noch [ana- 
dis] und [abeklis], nr. 27 hat [pelsil, [boskil, [teuli], [mopplil, [brasi], 
laibri], [altri], [üruzil], [anadi], aber [osis]; dagegen zeigt nr. 21 ein 
Durcheinander, nämlich neben [aibris], [anadis], [üruzis], [attris], auch 
[pelsi], [teuli], [brasi] [osil. Doch sind die Beispiele nicht zahlreich 
genug, um ein endgültiges Urteil zu ermöglichen. 


') Erhalten in dem Satz: les deux chevaux que j’ai achetes. RA nr.7, 11, 
EIS al RB: ER nr. 20 23; P’nr: 51; Tr. 42, 43, 45, 46; SWN nr. 37,39, 51, 
54, 55; SON nr. 33, 34, 56—58 |krumpat]. Diese Orte zeigen also keine Kongruenz 
des Partizip. RA nr. 1—4, 8, 9 |krumpal, (Umschreibung des Präteritums mit anar). 

?) Meyer-Lübke I, $627 und II, $56; anders Kosehwitz: Gramm. histor. 


p- 74, 75, und Creseini, p. 92, 9. 


10* 


148 K. Salow 


Die Steigerung. Für die Steigerung bietet der Fragebogen 
nur ein Beispiel, nämlich die Fortsetzung von 

MINUS: Im Norden [mens], cf. $ 35. Das südliche [menus] ist 
dem Kastilischen entlehnt. 


8 123. Das Zahlw ort. 

Die Kardinalzahlen'). 

UNUM: V, RAnr. 7, 10, 12, 15’fun]; Far. 14, 21, 27,602]: 
RB nr. 116: % nm 45: S3WINDr.36, 55: SON nrL.56, Höslen]! 

UNA: Im Süden [una], im Norden [üno], [oeno], ef. 8 38. 

- DUOS: Im Norden und Süden [dus], cf. SS 61 und 92. 

DUAS: Im Süden [dus], [duss], im Norden [dus], [dos], ef. S 39. 

TRES: Im Süden [tres], im Norden [tres], ef. 8 3. 

QUATTOR: Im Süden [kwatrs], im Norden [katre], ef. 8 55. 

CINQUE: Im Süden und Norden [siyk], cf. S 83. 

SEX: Im Süden [sis], im Norden [syeis], ef. S 8. 

SEPTEM: Im Süden und Norden [set], ef. $ 6. 

oCTO: Im Süden [buit], im Norden [beit], ef. $ 16. 

NOVEM: Im Süden [nou], im Norden [nou], [nau], ef. S 17. 

DECEM: Im Süden [deu], im Norden [dets], ef. $ 71. 

UNDECIM: Im Süden [unza], im Norden [unze], ef. 5 33. 

DODECIM: Im Süden [dudz>], im Norden [dutse], ef. 8 18. 

TREDECIM: Im Süden [tredzs], im Norden [tretsel, ef. $ 3. 

QUATTORDECIM: Im Süden [kstorza], im Norden [katorze], ef. 8 31. 

QUINDECIM: Im Süden [kinza], im Norden [kinze], ef. 5 33. 

SEDECIM: Im Süden [sedza], im Norden |[setse], [setse], ef. 5 3. 

DECEM ET SEPTEM: Im Süden [dezoset|, im» Norden [dezaset], 
[dgzoset], cf. S 68. 

DECEM ET OCTO: Im Süden [dezabuit], im Norden [dezabeit], 
[dozobeit], ef. S 68. 

DECEM ET NOVEM: Im Süden [dezenou], im Norden [dezanau], 
[dozonau], ef. S 17. 

VINTI: Im Süden [bin], im Norden [bint], ef. S 35. 

TRINTA: Im Süden [trento], im Norden [trento], ef. S 4. 

QUARRANTA: Im Süden [kuranto], im Norden [karanto], ef. $ 27. 

CINQUAGINTA: Im Süden [sigkwante], im Norden [siykanto], 


!) ef. Ihm: Vulgärformen lateinischer Zahlwörter auf Inschriften. ALLG 
VII (1892), p. 65 ff. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 149 


SEXAGINTA: Im Süden [Ssisanto], im Norden [swasanto], ef. $ 24. 

SEPTUAGINTA: Im Süden [sotanto], im Norden [setanto], ef. Saul 

OCTAGINTA: Im Süden [buitanta], cf. 5 29. 

NONAGINTA'): Im Süden [nunant>], [nuranto], im Norden [ng- 
nanto], cf. S 110. 

CENTUM: Im Süden [sen], im Norden [sent], [sent], ef. 8 7. 

Über die Entstehung der Formen [dus] und [dos] ef. $ 39. 
Erwähnung verdienen die Formen für 17, 18, 19, die manche 
Schwierigkeiten bieten; die südlichen Formen sind, wie 8 68 betont 
wurde, dem Norden entlehnt; die katalanischer Lautentwicklung ent- 
spreehenden Formen sind vielmehr disset, divuyt, dinou?). Es bleibt 
nun die Frage, wie erklären sich die nördlichen Formen? Zwar ist 
hier -K’-, sofern es intervokalisch war, zu [z] geworden, aber bei 
lautlicher Entwicklung hätte das e von ET schwinden sollen, da es 
nachnebentonig ist. Wenn es trotzdem blieb, so liegt das doch wohl 
daran, daß man sich der Zusammensetzung bewußt blieb und darum 
die verbindende Konjunktion erhielt. Woher kommen nun aber Formen 
wie [dozoset], [dezaset], [dezoset] usw.? Diese lassen sich zunächst 
in folgende Filiation bringen [dezaset] > [dezoset], indem das nach- 
nebentonige A ebenso behandelt wurde wie auslautendes A, was 
sich ja auch in SOLAMENTE — [sulomen] zeigte; aus [dezoset] ent- 
stand durch Assimilation des nebentonigen [el] [dgzoset]. Es bleibt 
noch die Entstehung des a zu deuten, und diese dürfte einfach auf 
Dissimilation des ganz unbetonten nachnebentonigen e zum vortonigen 
e zurückzuführen sein. Wenn später, gerade umgekehrt, das aus 
dem Nachnebentonvokal entstandene [o] den Vortonvokal beeinflußte, 
so mag das vielleicht zunächst bei 19 eingetreten sein, wo der 
Haupttonvokal auch [9] war, findet sich dort doch sogar [dozangu], 
wo der Haupttonvokal also direkt den Vortonvokal infizierte. 

Für Ordinalia fehlen Beispiele. 

8124. Das Pronomen. | 

1. Personalpronomen. a) Betontes. 

*E0: Im Süden [20], im Norden [yeu], ef. 89. 

Im Süden trat Akzentverschiebung ein und das anlautende e 
wurde daher wie j behandelt, im Norden blieb die lateinische Be- 


') RA ur. 7, 8, 10 und nr. 12, 15 auch [kwatrobindeu]; RB nr. 16 auch 
[katrobindeu]; F nr. 14, 21 [katyobindets]; F nr. 27, 60; SWN nr. 36 [katrebindets] 
2,0 llerich, p:7. 


150 K. Salow 


tonung. Die Abgrenzung zwischen beiden Entwicklungen ist dem 
oben angegebenen Linienbündel entsprechend. RB geht wieder mit 
dem Norden. 

NOSALTEROS: Im Süden [nuzaltrss], im Norden [nuzaltris], [nu- 
zautris], ef. $ 56. 

Ort nr. 33 kennt diese Zusammensetzung nicht, wie mir von dem 
Lehrer dort mitgeteilt wurde. Für die andern Fälle fehlen Beispiele. 

b) Unbetontes. 

ME: Im Süden [m>], im Norden [me], ef. & 106. 

vos: Im Süden und Norden [bus], cf. SS 85 und 93. 

2. Possessivpronomen. a) betontes. 

MEUM: Im Süden [meu], im Norden [miu], ef. 

"TEUM: Im Süden [teu], im Norden [tiu], ef. 

b) Unbetontes. 

MEUM!): RA nr. 7, 9, 10; T, SWN nr. 36— 40, 54—56; SON [mun]. 

*TEUM: In beiden Gegenden [tun], p. 25, Anm. 2. 

Andere Beispiele fehlen. 


9) 
g: 


S 
5 


3. Demonstrativpronomen. 

ILLOS?): Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach Hinterzungen- 
vokal und vor anlautendem Vokal. V, RA [kz], nr. 1 [alz]; RB [2]; 
F nr. 14, 19—23, 25—29 [z], nr. 24, 30, 60 [lez); P [y], nr. 52 [lez]; 
Par 41 ]|y]|, or. 42, 432], nr. 45 [12], nr. 44 Nez]; SONY], mr256 
[z, nr. 33, 34 Iuz]; SWN |yl, 12.39, 55 llezl. 

ECCUM HOC: Im Norden [ako]; ECCE H0C: Im Süden [Pso], ef. 
$ 17. Die verschiedene Zusammensetzung grenzt sich genau nach 


dem gewöhnlichen Linienbündel ab; RB gehört zum Norden. 
4. Der Artikel. 
TLLE und ILLUM°®): V, RA nr. 13, 6, 7, 13, 31 [e1]9), nr. 4,5, 


') Die betonte Form wurde in denselben Beispielen geantwortet, wie die un- 
betonte, nämlich mon mari: [lu meu gmo], [le miu gme], [mun gmel; mon grand- 
pere: nr. 10 [mun abi]; ma grand’mere: nr. 9, 10 [mun abi don], nr. 32 [la meu abi], 
nr. 21 [la miu moninu] nr. 7, 15 [mun abi], nr. 16 [ma tayo]; ton ami: nr. 7 [ol teu 
omik], nr. 15 [tun omik], nr. 45 [tun amik], nr. 60 [le tin amik]. 

?) Der Satz lautete: moi, je ne les aide pas — |20l20Zudi pas], [yeuzazedi pas]. 
Die vollständigen Formen erhielt ich nur bei ganz langsamer Rede: [y] = IBI, ef. 
auch Koschwitz: Gramm. hist., p. 82, und Fabra, p. 35. 

°») Eine andere Verteilung der Formen zeigt le mien: nr. 1, 4—13, 15—18, 
20—24, 31—41, 54—58 [lu], nr. 14, 19, 25, 42-53, 59, 60 [le], nr. 26-30 [lo], 
nr\2, 3. 1enl. 

*) ef. auch Öreseini: Manualetto, p. 115. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 151 


812,15; RB [lu]; F nr. 14, 19—23, 25, 26, 30, 60 [le], nr. 24, 27 
29 72]; P, T [le], ar. 47 [lo]; SON, SWN [Hu], nr. 40, 51, 53 [Iel. 

Steht der Artikel vor vokalisch anlautenden Substantiven, so 
verliert er infolge seiner Proklise seinen Vokal; ebenso auch hinter 
der Präposition, mit der er wegen seiner Enklise verschmilzt. 

ILLUM ANNUM: Im Süden [lan’], im Norden [lam]. 

BER IDEOMERRATHR IN 125 RB nr 16; ME ne 1421, 
2760: I.nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [psll. 

(IL)LOS: Im Süden [lus], im Norden [les], [lus], ef. S 94. 

DE(TE)LOSI)V, RA’nE 7, 9, 10, 12, 155 RB’nr. 16 [dal]; F 
nr. 14 [dez], nr. 21 [datz], nr. 27 [delz], nr. 60 [dalz]; T nr. 45 [daiz]; 
SWN nr. 36 [delz], nr. 53 [dotz]; SON nr. 56 [detz], nr. 58 [dalz]. 

Formen, wie [les], [dels], [des] usw., die sich im Norden finden, wird 
man wohl ohne weiteres dem Einfluß der Schriftsprache zuweisen können. 

(IL)LA: Im Süden und Norden [la], cf. 5 40. 

(IL)LAS: Im Süden [los], im Norden [les], [las], ef. SS 40, 94. 

5. Das Relativpronomen. 

Nom. Maskul. Plur. 

V, RA nr. 1-4, 6, 9—12, 31; F: nr. 19, 20, 28 [ka], nr. 27, 29 
Ike] SON nr. 33, 35 [ka]; nr. 56, 57; T nr. 42 [ke]?). 

Lautlich liegt den Formen der alte Akkus. Singul. QUEM zu- 
grunde, der die andern Kasus allmählich verdrängt hat. 

6. Das Interrogativum. 

Adjektiv Fragepronomen —= franc. QUEL: Im Süden [kin], im 
Norden [kün], [ken], ef. 8 108. 

Nach Meyer-Lübke’) läge QUEM zugrunde, doch macht bei 
dieser Annahme die Entwicklung des Vokals große Schwierigkeiten. 
Katalanisches [kin] erklärt sich vielleicht durch Kreuzung mit QUT. 
In der nördlichen Form hat man eine Zusammensetzung aus QUE + 
UNUM sehen wollen‘), was jedenfalls den heute existierenden Vokalen 
entspräche. Altprovenzalisch heißt die Form aber quwin, guinh?), was 
herzlich schlecht zu den modernen Formen paßt. 

QuUID: Im Süden [ke], im Norden [ke]‘), [ke], ef. S 66. 


') Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem Vokal. 

?) Die anderen Orte haben [k], da Vokal folgt. 

3) Gramm. IL, $ 107. 

%) Koschwitz, p. 89. 

°) Schultz-Gora: Elementarbuch, p. 78. 

°) [ke] ist katalanischem Einfluß zu verdanken, cf. ALF, carte 817. 


152 K. Salow 


7. Indefinita. 

QUALEM + QUID!) + COL(A)P(H)UM: Im Süden [kalkskop], im 
Norden [kalkekop], [kaukekop], ef. 5 82. 

QUALEM + QUID + UNUM und UNUS: Im Süden [katkun], [kat- 
kus], im Norden [kalküs], [kalkün], [kalkoes], [kauken], ci. 8 82. 

QUALEM + QUID + HOMO () und QUI + QUID + HOMO (?): 
V, RA nr. S [kolkom], nr. 7, 10, 12, 15 [kalkom]; RB nr. 16 [kolkon]; 
F' nr. 14, 21, 27, 60 [kikom]; 'T’nr.:45; 'SWN nr. 36,53; 'SONnT 
56, 58 [kıkon|]. 

Das zweite Element der Zusammensetzung ist nicht durchaus 
klar. Da aber im Altprovenzalischen calacom?) die Bedeutung „irgend- 
einer“ hat, und dieses auch heute noch = caucom existiert, aber in 
der Bedeutung „quelque chose“ ®), so wird man wohl in dem letzten 
Bestandteil HOMO zu erblieken haben, ef. S 108. 

MET + IPSUM und MET + *IPSIMUM: Im Süden [msteil, cf. S 44, 
im Norden F nr. 14 [memes], nr. 21 [mem»], nr. 27, 60 Imeme]; T 
nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [memes]. Von den nörd- 
lichen Formen ist keine einzige dem französischen Einfluß entgangen, 
wie [e] es zeigt. Fine genaue Abgrenzung zwischen der verschiedenen 
Zusammensetzung des Nordens und Südens kann nicht gegeben 
werden, da das Wort nicht überall gefragt wurde. 


Kapitel IX. Das Verbum. 
a) Endungen. 


1. Endungen des Indikativs Präsens. 
8 125. Erste Pers. Singul. Die gewöhnliche Endung ist i. 
sSUDO: Im Süden [sui], im Norden [süzi], [sezil, ef. $ 21. 
ADJUTO: Im Süden [oZudi]l, im Norden [azüdi], [azeedil, cf. 8 26. 
"ALLUMINO: Im Süden [al’umil, im Norden [al’ümil, [alomi], 

ef. 8 9. 

PENSO: Im Süden [pensi], im Norden [pensil, ef. $ 111. 
INTENDO: Im Norden [entendi], ef..S 25. 
AUDIO: Im Süden [gwil, ef. $ 13. 
SENT()O: V, RA nr. 7, 8 [sentil; RB nr. 16 [sentil. 
) Suchier: GGI?, p. 810. 
?) Levy: Supplementwörterbuch unter calacom. 
3) Mistral: TF unter qwicom. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 153 

*vAO: Im Süden [bai]l, im Norden [bau], ef. 5 36. 

VENIO: Im Süden [biyk], im Norden [beni], ef. 8 7. 

Er V.hAynr.T. 8, 10,.12, 157 [puk]; E’nr. 14, 21,727, 
GrsRBinr. 16; TV nr. 45; SON nr. 36, 53; SWN nr. 56, 58 [podil. 

BERBEO.):. RB nr. 17 .le]l;, Enr 60: P nr. 47; 48) :52, 59; T, 
Euer. 36, 37,39, 40, 5355 lei], nr. 38 [e], nr. 51:[beil; SON 
‚nr. 35, 56—58 [eil, nr. 34 [el], nr. 33 [e]?). 

SUM: Im Süden [sun], im Norden [sun], [sei], [su], [seu], ef. 
S8 108 und 114. 

Die Herkunft dieser Endung ist noch nicht ganz sicher festgestellt. 
Naeh Suchier°’) stammt dies [i] aus einigen Formen, wie ‚fer aus 
FERIO, mori aus MORIOR, und aus Verben, die infolge von schweren 
Konsonantengruppen einen Stützvokal gebrauchten. Doch bemerkt 
er selbst, daß diese Beispiele nieht zahlreich genug und nicht ge- 
bräuchlich genug sind, um die Übertragung auf alle anderen Verba 
der ersten schwachen Konj. begreifen zu lassen; eine andere Er- 
Klärung‘) ist die, daß dieses i aus der ersten Pers. Singul. von 
HABEO > ai, DEBEO > dei usw. stammt. Die alte Endung [o] hat sich 
gehalten in [bau], an das vielleicht [seu] angeglichen ist, wenn die 
Form nicht falsch transkribiert wurde. [sui] ist aus [sun] unter dem 
Einfluß der ersten Pers. Singul. Perf. fr entstanden, sowie auch wohl 
infolge von Aneleichung an’ a“ — HABEO. Aus [sui] entwickelte 
sich [sei] wohl infolge von [ses], [es], [sem], [ets], von denen das [e] 
in die erste Pers. Singul. übertragen wurde. [sei] seinerseits hat dann 
wohl [ei] aus a’ hervorgerufen. |puk] und [biyk] verdanken ihr k 
dem analogischen Einfluß von Formen, wie plane, dic usw. 

8 126. Zweite Pers. Singul. Im Süden hat sich -AS regel- 
mäßig zu [os] weiterentwickelt und fällt jetzt zusammen mit [os], das 
aus -ES, iS hervorgegangen ist. Im Norden dagegen hat -ES -AS 
verdrängt. 

*TROPAS und germ. *TRAPPA + AS: Im Süden [trobas], im 
Norden [trobes], [trapesl, ei. S 14. 

TENES: Im Süden [tenos], im Norden [tenes], ef. 5 37. 

VENIS: Im Süden [benas], im Norden [benes], ct. 5 7. 


a 


DICIS: Im Süden [diwos], im Norden [dizes], ef. $1. 


!) Erhalten in dem Satz: j’ai sw cela, die andern Orte haben [sun]. 

2) In einem andern Beispiel zeigt nr. 33 [e], nr. 36 [eil, nr. 50, 51 [ei], nr. 60 le]. 
IEGGH np. 718: 

%) Wendel, p. 108. 


154 K. Salow 


CREDIS: Im Süden [krewos], im Norden [krezes], ef. S 3. 

"AS: RB nr. 17; ch nr32]4,r27, 60: Inr 45 SON Er S6ger 
SON nr. 56, 58 Se 

ZVOLES2 208.75. 432bos): 

ESS VARA NE 30 len], mr 97 [es] nr.1,2205, 475,280 
nr.6,. 7, 10,.14,..13, 19:2 RB nr. 16@fe],- ne @172lesle EB, Pr 
SWN nr. 36-39, 53, 54 [ses], nr. 51 [es], nr. 40, 55 [sxos]; SON» 
nr33. [es], n1234,,35, 58|ses]) nr. 56.257 1503]. 

Bemerkenswert ist zunächst, daß bei den Endungen -ES und -iS 
der Vokal wiederhergestellt worden ist, nachdem er im Altprovenza- 
lischen ganz regelmäßig geschwunden war. Wie beim Substantiv, 
so wird auch hier die Wiedereinführung des Vokals bei den auf s 
auslautenden Formen zuerst erfolgt sein?) und von hier aus um sich 
geeriffen haben. [bos] aus *VOLES hat man durch Anlehnung an 
POTES erklärt?). Was die Formen des Verbum Substantivum 
betrifft, so geht [ets] zurück auf ESTIS*), das in seiner eigentlichen 
Funktion durch SITIS ersetzt wurde. |ses] ist wohl eine Kreuzung 
von ES und SIS, und [syos] ist vielleicht = *SIAs, das zu *[sios] und 
weiter unter Akzentverschiebung zu [sxos| wurde. 

8 127. Dritte Pers. Singul.: -AT und -ET, -IT sind in beiden 
Gegenden geschieden worden; ersteres wurde im Süden regelmäßig 
zu |], im Norden zu [9]; letztere sind eefallen. 

QUÜD)RITAT: Im Süden [kride], im Norden [krido|, ef. S1. 

*"VIATICAT: Im Süden [bia$>], im Norden [buyaso], cf. $ 25. 

CALET: Im Süden und Norden [kat], ef. $ 58. 

*vAIT: Im Süden und Norden [ba], cf. S 85. 

TENET: Im Süden [ten], im Norden [ten], ef. S 53. 

VENIT: Im Süden [ben], im Norden [ben], ef. $ 85. 

BIBIT: nr. 6 [beul, nr. 51 [beul. 

DICIN- Hr. 7, 12,15,016.320, 23, 302 iu]. 

CRESCIT: nr. 7 [kreil. 


pos — 


*PLOVIT: Im Süden |plou], im Norden [plou], [plau], ef. S 17. 
RECIPIT: Im Süden [rep], im Norden [reseu], resaul, ef. 8 46. 


!) Das Beispiel lautete: tu ne vois done pas que tu es aussi vieuc que moi — 
|ketambel’kum2o], so daß |[ets], [et], [e] in ihren Abweichungen sich wohl satz- 
phonetisch erklären. 

2) Meyer-Lübke: Gramm. U, $ 136. 

3) Kosehwitz: Gramm. hist., p. 92. 

2, Meyer-Lübke: .ıl. 6,8212. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 199 


RE VA 0097 1012, 15 RB nr: 16; ER (nr) 14,021, 
FISOT nr. 45; SWN nr. 36, .53; SON nr. 56, 58 [a]. 

*FAIT: Im Süden und Norden [fa], ef. S 84. 

DS: RA, VGERB, R, PB, D2SWN, SON[es], nr.’43 [es]. 

8 128. Erste Pers. Plur. Auch hier sind -AMUS und -EMUS 
im Norden noch geschieden, doch breitet sich -EMUS auf Kosten von 
-AMUS aus; im Süden ist die Endung schon vereinheitlicht, -EMUS ist 
bereits überall durchgedrungen. 

MANDUGAMUS: Im Süden [monzem], im Norden [manzem]|, [man- 
za, ci. 8 26. 

AMBULAMUS: Im Süden [onem|, im Norden [anam], ef. 5 26. 

HABEMUS: Im Süden und Norden [abem], ef. S 48. 

MUSS) V, RAnr 10, 12, 15 [sem]; RB nr: 16.[sen]; F'nr. 14, 
27, 60 [en], nr. 21 [sen]; T nr. 45 [en]; SWN nr. 36, 53 [en]; SON 
nr. 56 [sxon], nr. 58 [sen], nr. 33, 34 [em]. 

-EMUS hätte lautlich nur im Süden [em| ergeben können; das 
nördliche [em] verdankt sein je] wahrscheinlich der ersten Pers. 
Plur. des Verbums Substant |sem|, [em], wo es aus der zweiten 
Pers. Plur. [ets] herübergenommen ist. Auffällig bleibt der Schwund 
des auslautenden S in der ersten Pers. Plur., den man aus Analogie 
nach der ersten Pers. Singul.. die gewöhnlich auch kein s hat, zu er- 
klären versucht hat’). Von den Formen von ESSE geht [syon] wohl 
auf *SIAMUS zurück, [o] stammt aus den Formen, wo A ursprünglich 
im Auslaut stand, also z. B. die erste bis dritte Pers. Singul.; [sem] 
ist = SIMUS, wobei der Vokal aus der zweiten Pers. Plur. stammt; 
auf SIMUS geht auch wohl [em] zurück), indem das anlautende s unter 
Einfluß der Formen von ESSE, die dasselbe nicht hatten, in Sonder- 
heit auch hier der zweiten Pers. Plur. verstummte. 

S 129. Zweite Pers. Plur.: Im Süden ist auch hier keine Spur 
mehr von -ATIS erhalten, es ist ersetzt worden durch -ETISs. Im 
Norden bestehen beide nebeneinander. 

*CASATIS von casa abgeleitet: V, RA nr. 1, 12, 13, 18 [kazeul, 
a2 11715, 31. [kazen]. 


!) Ganz andere Formen zeigt il est bon: nr. 1—6, 8—13, 16, 17, 19—28, 
33, 44 [ez], nr. 7, 14, 15, 18, 32, 36 [ez], nr. 35 [ei], nr. 29—31, 34, 37—43, 45—60 [el, 
nr. 43 zeigt ebenfalls [es] in [es kare]. 

?) Innerhalb einer Expirationsgruppe vor folgendem d — [sen dezes|. 

?) cf. Örescini: Manualetto, p. 136, Anm. 3. 

1) Suchier: GG I?, p. 774, ganz anders Meyer-Lübke: Gramm. I, S 212. 


156 K. Salow 


MARITATIS: Im Norden [maridats], [maridat), ef. S 92. 

HABETIS: Im Norden [abets], cf. $ 91. 

*VOLETIS: Im Süden [buleu], im Norden [bulets], [bulet], et, S 92. 

DICITIS: Im Süden [diyeu], im Norden [dizets], cf. S 68. 

* TENITIS: Im Süden [toniu], im Norden Fortsetzung von TENETIS 
> [tenets], ef. 5 91. 

ESTIS und SITIS: Im Süden [seu], im Norden [ets, et, e], [sxots] 
Isxol, [sets], [set], ef. $S 92 und 93. 

Die Endung -iTIS ist nur vertreten in [toniu], einer den Verben 
auf -ir angeglichenen Form. Im übrigen ist die Gegend, die -ATIS 
durch -ETIS ersetzt, in diesen Beispielen nur die südliche, beim 
Imperat. greift dieser Ersatz auch nach Norden zu über. Formen, 
wie bulet, will Meyer-Lübke!') durch Übertragung aus der zweiten 
Pers. Plur. des Imperat. erklären, doch dürfte es sich, wie oben aus- 
einandergesetzt?), nur um satzphonetische Erscheinungen handeln. 
[seu], [sets], [set] gehen auf SITIS + ESTIS zurück; [ets], [et] sind aus ESTIS 
hervorgegangen, wobei das erste s fiel, weil die übrigen zweiten 
Pers. Plur., wie [abets], dasselbe auch nicht hatten. [syots], [sxo] weisen 
auf *SIATIS zurück, wobei das [o] aus den stammbetonten Formen 
übertragen ist, was wir auch schon bei der ersten Pers. Plur. fanden. 
Dafür verursachten diese beiden Formen bei den anderen die schon?) 
konstatierte Akzentverschiebung‘®). [e] in Jets] < ETIS ist dem Einfluß 
von [ets] = ESTIS zuzuschreiben. 

8130. Dritte Pers. Plur.: Im Süden wurden -ANT, -ENT, -UNT 
ganz regelmäßig zu [-on]. Im Norden finden wir als moderne Endung 
im Fenouillet und Peyrepertuses [en], im Narbonnais und Termenes 
[-un], und zwar in Verben der -ARE- und -ERE-Klasse. Es ist nun 
die Frage, welche der beiden lateinischen Endungen, -ANT oder -UNT, 
fortentwickelt wurde. -ANT kann lautlich im Fenouillet und Peyre- 
pertuses zu [-en] werden, und [-un] im Narbomnais und Termenes 
ließe sich vielleicht ebenfalls aus -ANT erklären, da auslautendes A 
vor s auch hier in einigen Orten zuweilen zu [u] wird?). -UNT da- 
gegen konnte lautlich nur zu [un] werden, nicht auch zu [en]. Es 
wurde demnach also anscheinend im Peyrepertuses und Fenouillet 


. 
7 


!) Gramm. II, $ 138. 

2)7ck 8 92 

3) cf. $ 126. 

') Über den Wandel von -TS > [u] im Süden, cf. $ 91. 
5) ef. $ 39, nr. 34 [bakus]. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet ik 


DL 
=] 


-UNT nach den Verben auf -ANT, -ENT angeglichen, die beide regel- 
mäßig [en] ergaben. Im Narbonnais ist aber zu beachten, daß wir 
in den Urkunden aus Narbonne schon vielfach -ANT durch -UNT ersetzt 
finden, also in der modernen Endung wahrscheinlich Fortsetzung von 
-UNT vorliegt'). 

CANTANT: Im Süden [Kanten], im Norden [kanten]. [kantun], 
ERS 39. 

HABITANT: Im Süden [ebiton], im Norden [abiten], [abitun], 
ei. 8 39. 

RESTANT: Im Süden [reston], im Norden [resten], [restun], ef. $ 39. 

"DEMORANT: Im Süden [damoron], im Norden [demoren], [damg- 
zunl, ci. 5 39. 

CREPANT: Im Süden |krebon], im Norden [kreben], [krebun], ef. 5 6. 

*ADCAPANT: Im Süden [okabon]. im Norden [akaben], [akabun], 
ei, 8.10. 

“ CUMINITIANT: Im Süden [kumenson|, im Norden [kumensen], 
[kumensun], ef. S 4. 

DICUNT: Im Süden [diwen]|, im Norden [dizen], [dizun], cf. 837. 

* FINISCUNT: Im Süden [fineson]. im Norden [fenisun], cf. p. 25, 
Anm. 4. 

* MORISCUNT: nr. 42 |murisun]. 

* MORUNT: nr. 5 [moran]. 

SBANT nr. 1,8, 4,-.14, 8 [stanl. 

SANTFTNV:. RAT: 24 7,:8,:125,13>[an]. 

SUNEONVE RB IR PIRESWN, SON, RA. [sun], nr. 1,.3,.4,.31 
[en]. nr. 5 fen] ?). 

[en] geht zurück auf SINT, es ist zu erklären, wie [em] aus 
SIMUS. [sun] ist die regelmäßige Fortsetzung von SUNT. Alle von 
HABERE angeführten Formen gehen, mit Ausnahme der ersten und 
zweiten Pers. Plur.. auf Vlt. Kurzformen zurück. 


2. Endungen des Indikativs Imperfekti. 
Die Endung der -ARE-Verba ist in beiden Gebieten erhalten 
geblieben, die Endungen der -ERE-Verba sind dagegen durch die der 
-IRE-Verba verdrängt. 


!) ef. auch Crescini, p. 135, 136. 

2) Diese Formen habe ich bekommen in dem Satz: les garcons sont alles 
denicher des nids d’oiseaux; alle Orte haben [sun] in dem Satz: vouloir et pouvoir 
sont deux choses. 


158 K. Salow 


8 131. Erste Pers. Singul.: *POT + I(B)AM: V,RA [pudiyi]; F 
[pudiu], nr. 14, 19 [pudio], nr. 60 [pudyo]. nr. 20, 21 [pudyul; RB 
nr. 16 [pudiye], nr. 17 [puyil; P [pudye], nr. 59 [pudyol; T nr. 41, 43 
[pudyo], nr. 42, 45 [pudyo], nr. 44 [pudye]; SON nr. 33, 56, 57 [pudyo]. 
nr. 34, 35, 58 [pudyol; SWN nr. 36, 39, 40, 51, 54, 55’ [pudyo] nz 
38, 41, 53 [pudyol. 

Das i der Form [pudiyi] erklärt sich durch Übertragung aus 
der ersten Pers. Singul. Präs.'). [y] hat sich entwickelt, um den Hiat 
zu beseitigen. Die Differenz in der Vokalqualität im Norden, näm- 
lieh [o] neben [9] und [u] ist wohl durch das nicht überall gleich- 
zeitice Eintreten der Akzentverschiebung verursacht, zeigt doch 2. B. 
das Fenouillet nur erst ein Ansetzen derselben. [e] findet sich in 
einem Gebiet, das auch in auslautendem A + S das A [e] wandelte; 
doch ist es merkwürdig, daß sich [e] nur im Peyrepertuses findet und 
nicht auch im Fenouillet, wo doch ebenfalls A + Ss > [es] wurde; wir 
haben demnach hier in P wohl keinen lautlichen Vorgang anzunehmen, 
um so weniger, als in der ersten Pers. Singul. nicht einmal A + Dental 
vorlieet, sondern [e] wird vielleicht von der dritten Pers. Plur. 
aus erst in die dritte Pers. Singul. und dann auch in die erste Pers. 
Singul. gekommen sein. 

8 132. Zweite Pers. Singul.: *TEN + IBAS?): V, RA ur. 8, 
10, 12,315: RB nr 16 Itomas]: 

*HAB + IBAS: F nr. 21 [abios], nr. 60 [abis]; SON nr. 56 [abyoz], 
nr. 58 [abyoil; SWN nr. 53 [abyoz], nr. 36 [abyos], [abis] in nr. 60 ist 
eine Kontraktion aus [abios]. 

8 133. Dritte Pers. Singul.: * CUMINITIABAT: Im Süden [ku- 
monsabo], im Norden [kumensabo], cf. S 23. 

IBI *HAB-+-IBAT: V, RA [ibiel, nr. 2 fiebie], nr. 15 [yabio]; 
F [yabiu], nr. 60 [yabyo], nr. 20—22 [yebie], nr. 14, 30 [yabio], nr. 19 
liobio]; RB nr. 16 [yabyel, nr. 17 [yabye]l; P [yabyel, nr. 59 [yabyo]; 
T [yabyo], nr. 44 [yabyo]; SWN [yabyo], nr. 40 [yabyo]; SON nr. 33 
[yabyo], nr. 56—58 [yabyo], nr. 34 [yauyo], nr. 35 [yauyo). 

“BIB + IBAT: Im Süden [babis], [bewoa], [babeul], [bobiya], [boiyo], 
im Norden [bobiul], [babyel, [babyo]. ef. S 39. 


') Aber |tenio]|, [doabio], [abio]. 

?) Erhalten in dem Satz: tu avais raison = |tanias robu], [abyoz razu], nr. 14 
|taniu] = zweite Pers. Plur., nr. 7 [tonio], nr. 27 [abio], doch wohl = erste Pers. Singul. und 
vielleicht auch nr. 45 [abyo] = erste Pers. Singul. aufzufassen und nicht als Kürzung 
aus [abyoil. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 159 


ERAT: Im Süden [ers], im Norden [ero], ef. 8 6. 

[bew»] ist von der dritten Pers. Singul. Präs. aus durch Anfügen 
von [od] gebildet; [bobeu] erklärt sich wohl durch Angleichung an 
[beu]. [bobiya] verdankt sein [o] an Stelle des [a] wohl dem Einfluß 
der beiden Labiale. 

Für die erste Pers. Plur. fehlen Beispiele. 


134. "Zweite Pers. -Plur. 

*DEB 4 IBATIS)): V, RA nr. 10, 15 [debiu]; RB nr. 16 [dedis]; 
F nr. 14 [debits], nr. 21, 60 [dobits], nr. 27 [dobiul; T nr. 45 [debyots]; 
SWN nr. 36, 53; SON nr. 58 [dobyots], nr. 56 [dabyoil. 

ZTEN -- ITBATIS: nr. 8, 10, 12 [toniu]. 

“VEN + IBATIS: Im Süden [boniu], im Norden [benits|, [ban’ets]. 
Ikamrots], ef. 8 23. 

Was die Endung betrifft, so ist es nicht möglich, auf den ersten 
Blick mit Sicherheit zu sagen, ob |[-iul], [its] auf -ITIS oder I(B)ATIS 
zurückgeht; doch ist es wahrscheinlicher, daß es einem "-IATIS ent- 
spricht, ist dasselbe doch auch im Norden die Grundlage. *-IATIS 
ergab unter dem Einfluß der ersten bis dritten Pers. Singul. und dritten 
Pers. Plır. *iATIS, das lautlich zu -ieu wurde, was schriftkatalanisch 
auch heute noch die Endung der zweiten Pers. Plur. Ind. Imp. ist. 
In unserer Mundart wurde dann unter Angleichung an die zweite 
Pers. Plur. Präs. e ausgestoßen. 

Dritte Pers. Plur.: DEBEBANT: Im Süden [dabion], im Norden 
Idebiun], [dobyon]. cf. S 39. 

S 135. Endungen des Indikativ Perfekti. 

Der Süden kennt eine organische Fortsetzung des alten latei- 
nischen Perf. nicht mehr, es tritt entweder Umschreibung mit Hilfe 
von VADERE — dem Inf. ein, oder man ersetzt. die Form durch andere 
Tempora. Der Norden dagegen besitzt ein aus dem alten Perf. hervor- 
gegangenes Passe. Beide Gegenden grenzen sich in der in den Vor- 
bemerkungen beschriebenen Weise ab, und zwar gehört RB hier ein- 
mal zum Süden. 


') ar. 7 [dabio] = erste Pers. Singul., nr. 12 [dobios] = zweite Pers. Singul., 
auch nr. 16 [dobis], wohl — [dabios] aufzufassen, ebenso [dabyoi] = |dabyos]. Der 
Satz lautete: fu as oublie que vous deviez nous le dire. Da in der Gegend „müssen“ 
durch TENERE ausgedrückt wird, so habe ich von nr. 15 ab mir den Satz sagen 
lassen: vous deviez cent francs. Die zweite Pers. Singul. erklärt sich daraus, dab 
die Leute sich duzen, die erste Pers. Singul. dadurch, daß die Leute den Satz auf 
sich bezogen und antworteten: „ich“ schuldete 100 Fr. 


160 K. Salow 


J’EUS le plaisir de le voir: V, RA nr. 4, 6, 8-13, 15, 3F’jsun 
tiygut], nr. 18 [toygut], nr. 1, 3, 5 [bai tenro], nr. 7 [tenril, nr. 2 [bai 
tani]; RB nr. 16 [sun tiggut], ‘nr. 17 [ei tiggut]; F nr. 19, 20 [tiy- 
geril, nr. 21 [sun agüt], nr. 14, 22—-30, 60 [azeri]; P, T, SWN, SON 
lazeri], nr. 55 [ei age]. 

Ähnliche von mir notierte Formen sind noch nr. 19 [bendedi], 
nr. 26 [krumpedil, [bondedil, nr. 21 [krumperil, [benderi]. ar. 23 
Ibingeres]. 

IL PARTIT au bout d’une semaine, und im Roussillon daneben: 
apres etre A peine rentre il REPARTIT immediatement: V |a portit]; 
RA nr. 1, 3, 5, 9, 10 [ba porti], nr. 2, 6 [partil, nr. 2 [sambana],. nr. 4, 7 
[a turnat partil, nr. 11, 12 [sonturnat], nr. $ [es partit], nr. 13 [monsun 
onat|, nr. 15 [monturna], nr. 18 [monsunsnturnat], nr. 6 [sononat], 
nr. 31 [sonraggutdapartil; RB nr. 16 [mosunturnat]. nr. 17 |[partit]; 
F nr. 21—26, 29, 30 [partiyek], nr. 60 [partiyet]‘), nr. 19 [partiyek], 
nr. 14 |partigek], nr. 20 [senanat], nr. 21 [esanat], nr. 27, 28 [sonturnek]; 
P [partiyek], nr. 59 [partiyet], nr. 52 [partigek]; T nr. 41, 43, 44 
Ipartiyet], nr. 42,45, 46 [partiyek]; SWN nr. 36, 37, 40, 51, 53 [partiyek], 
nr. 39, 54, 55 [partiyet], nr. 38 [partiet]; SON nr. 33, 34 [partiyek], 
nr. 56—58 |[partiyet]. nr. 35 [partiet]?). 

Wie die Beispiele zeigen, dehnt sich diese Perfekt- 
bildung über die -ARE-, -ERE- und -IRE-Verba aus. „Erklärt hat 
man die Formen folgendermaßen. Auszugehen ist von der dritten 
Pers. Plur. der schwachen -ARE- und -ERE-Verba, die auf -eron 
endigten®); von hier aus wurde eine erste und zweite Pers. 
Singul. und erste und zweite Pers. Plur. neu gebildet‘), aus 
vendei wurde so [benderil. Dann griffen diese Bildungen auch 
auf die Verba über, die dieselbe ursprünglich nicht kannten. [partiyet] 
zeigt den Einschub der Silbe -ig-, über deren Erklärung cf. 8 138. 
Das y anstatt des eigentlichen [g] erklärt sich wohl durch den 
Einfluß der beiden umgebenden Palatale; nr. 14 und 52 zeigen 
ja noch dasselbe. Oder [y] ist falsche Transkription für [g], wo- 
bei es allerdings auffällig ist, daß ich es zweimal richtig gehört 
haben sollte, sonst aber nicht. Bei der dritten Person ist [et] 


') Gewöhnlicher ist [es partit]. 

?) nr. 1, 11, 12, 17, 20 sind mir, so wie ich sie aufgeschrieben, unverständlich. 
®) Meyer-Lübke: Gramm. II, $ 274. 

') Koschwitz: Grammaire, p. 116. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 161 


die regelmäßige Fortsetzung des alten [et] des DEDI-Perf., [ek] 
verdankt sein [k] wohl Verben wie estec') usw.?). 

Von den übrigen Personen des Perfektums sowie von andern 
Temporibus fehlen Beispiele. 


8136. 4. Endungen des Konj. Präs. Erste Pers. Singul. 
AMBULEM: Fnr. 60; P, T, SWN, SON [ane], nr. 34 [ani]. 
*VADEAM: Im Süden [bazi]; F [baze], ef. $ 63. 

HABEAM: Im Norden [azel, ef. S 49. 

TENBAM- RAOnT. 9,10, 12,15; V [tmei]; Finr. 14, 21, 27; RB 
nr. 16 [tengel. 

TENEATIS: nr. 7 [tiygeul. 

Das i stammt aus der ersten Pers. Ind., es scheint im Süden, 
soweit man nach den wenigen Beispielen urteilen kann, die lautlich 
regelmäßigen Endungen verdrängt zu haben). Das [e] des Nordens 
entspricht wohl dem lateinischen EM, das sich hinter schweren Kon- 
sonantengruppen als Stütz-[e] halten mußte; von dort aus hat es sich 
weiter ausgebreitet. Das i in [ani]l des Ortes 34 ist katalanischem 
Einfluß zuzuschreiben, da der Ort an der Grenze liegt. 

Für die übrigen Personen und die andern Konjunktive sind 
keine Beispiele vorhanden. 


slaı. 52 Der Imperativ. 

Beispiele habe ich nur von der zweiten Pers. Plur., die von der 
zweiten Pers. Plur. Ind. Präs. herübergenommen ist; es finden sich auch 
Beispiele dafür, daß der Imp. in seiner Funktion durch den Inf. 
vertreten wird. 

*STAGNICATIS: Im Süden [taykeu], ef. S 91. 

Germ. TAPPO + ATIS > [tampats], cf. 891, nr. 20, 37 [tayka], 
nr. 26, 46, 51 [tampa|. 

_ AMBULATIS: V, RA nr. 8 [neu], nr. 7, 10, 12 [oneu], nr. 15 [aneu]; 
Ebene 16; Wnr. 45; SON nr.-56, 58; E nr. 14, 60: [anats], nr. 21 
[anets], nr. 27 [anet]; SWN nr. 36 [anat|. 

Entgegen den $ 129 aufgezählten Beispielen greift hier der 
Ersatz von -ATIS durch -ETIS auch ins Fenouillet hinüber. [neu] 
statt [oneu] erklärt sich wohl satzphonetisch, indem [a] zunächst nach 
auslautendem Vokal und später auch in andern Fällen schwand. 


Sesutchter: G@12:; p. 779. 
?) Über die Erklärung des [2] in jaZeri], ef. $ 142. 
3) cf. auch Fabra, p. 40. 


11 


162 K. Salow 


8.138. Partızıpıa. 6. Endunsendes PartizPras. 
Das einzige Beispiel bietet das zum Adj. gewordene Partiz. 
von CALERE. 
CALENTEM: V, RA nr. 10, 15 [kolen). 
7. Endungen des Partiz. Perf. 
Auch in unserer Gegend ist das starke Umsichgreifen des 
Typus -UTUM zu Kkonstatieren. 
1. -ATUM. *PASSATUM: Im Süden [pasatl, im Norden [pasat], 
cf. 3. 90. 
SANGUINATUM: Im Süden [soygrat], im Norden [sannat], ef. S 31. 
COAGULATAM: Im Süden [kal’ado], im Norden [kal’ado], [kaulado], 
ef. 8 79. 
* SOMPERATUM > [krumpat], -ATOS > [krumpats], ef. S 122. 
AMBUBATOSE VBA nr. 2, 510,132 15,718 31 Pnale 
RB, ER nr: 19,20 25, 60: Enr 50, 52:77 07241, 43:7 SWN. DE 
36—39, 51; SON nr. 34, 58 [anats], nr. 35 auch [anats], nr. 33 [onats)]. 
*TRINCATAS: Im Süden [tragkadas], ef. 8 39. 
. USATAS: Im Norden [üzades], [ezados], im Süden [uzados], 
2,8030) 
2. -ITUM. *LEG-+ ITUM: Im Süden [lizit),_im Norden llezit], 
ch 3 24. 
3. -UTUM. * VEND + UTUM: Im Süden [banut], im Norden [ben- 
düt], [bendet], ef. S 68. 
* PERDUTUM: Im Süden [pardut], im Norden [pardüt], [pordeet], 
CRoS A2. 
Partiz. Prät. von CREDERE: Im Süden |[kragut), im Norden 
[kregüt], [kreget], cf. 5 73. 
Partiz. Prät. von VENIRE: Im Süden [bigeut, im Norden 
[beygüt], [beyget|, ef. S 81. 
Partiz. Prät. von TENERE: Im Süden [tingut], ef. 8 81. 
Partiz. Prät. von HABERE: Im Norden [agüt], laget], nr. 35 
[abet], ef. 5 59. 
Partiz. Prät. von SAPERE: Im Süden [sopigut, im Norden 
[sapxeet], [sapüt], ef. S 43. 
Partiz. Prät. von *PLOVERE: Im Süden [plugut), im Norden 
Iplaugüt], [plauget], ef. S 29. 


') Der Satz lautete: les garcons sont alles denicher des nids d’oiseaux — 
Iluz min’us sun onats treura niuks dousel’s], [Iui mainates sun anadis serka nizes 
dausels], nr. 1, 3, 4, 12 haben [onat], nr. 22, 23, 26 [anat], Formen wie [anadi], cf. S 37. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 163 


*PERD + I Ka Im Süden [porduds], im Norden [pardüdo], 
[pordaedol, ef. S 23. 

* VEND is UTAM: Im Süden [bonude], im Norden [bendüdo|], 
Ibendedol, ef. S 21. 

Von den angeführten Verben gehören PERDERE und VENDERE 
zu der schwachen Klasse, die erst von den -UI-Perf. ihr Partiz. 
auf -ut bezogen hat. [bingut] und [tiygut] haben das vortonige i, 
ebenso wie die anderen Formen, die es heute aufweisen, wohl von 
der ersten Pers. Singul. Prät. tinc, binc erhalten '), wo es lautgerecht aus 
VEN hervorgegangen ist, und von wo aus es zunächst TENEO erhielt, 
älteres vengut und tengut lassen sich noch genug belegen’). Zu er- 
klären bleibt noch die Bildung [-igut|, [igüt). Diese sind folgender- 
maben gedeutet worden): Zu der dritten Pers. Singul. Perf. der -IRE- 
Verba kam durch Analogie nach den -UI-Perf. ein ec; flori wurde so 
floric, was sich auch belegen läßt. Darauf wurde von dieser so 
gewonnenen Form aus, ebenfalls unter Anlehnung an die -UI-Perf., 
eine dritte Pers. Plur. auf -gron gebildet, also florigron; endlich folgten 
die erste und zweite Pers. Plur. gleichfalls nach, und ergaben durch 
Angleichung an die -UI-Perf. floriguem, floriguetz, von wo aus wieder 
das ein die dritte Pers. Plur. eindrang, also florigueron; hierbei mag: 
auch die dritte Pers. Plur. der DEDI-Perf. auf -eron mitgewirkt haben. 
Von diesen drei Personen dehnte sich die Silbe -ig- weiter aus 
und kam auch in andere Formen des Verbums, wie das Partiz., das Prät. 
die Konj. Präs. und Imperf., den Inf. usw. [sapüt] wurde so [sapigüt|]. 
Neben dem altprovenzalischen sauput muß [sapüt] zunächst überraschen. 
Doch ist hier augenscheinlich unter dem Einfluß aller der Tempora, die 
nicht au im Stamme hatten, der eigentliche Stamm wieder hergestellt 
worden. Über [sapigüt > [sapyüt], ef. $ 79 


8 139. Stammbetonte Partizipia. 

FACTUM: Im Süden [fet], im Norden [feit], [fait], ef. $ 11. 
GOCTUM: Im Süden [kuit], im Norden [keit], [koit], ef. 8 16. 
TRACTUM: nr. 4 [tret]. 

Partiz. Prät. von *ASSEDERE: RA nr. 15 [asagut), nr. 16 [seut]; 


') Niepage: RDR II, p. 36 meint, Zinch hätte lautgesetzlich von * TENIO 
kommen können; das ist ganz ausgeschlossen. NI hätte [n’] ergeben, der Vokal 
wäre aber in keiner Weise mehr affiziert worden, ef. companh, banh usw. 

») Niepage: ibid. p. 52 und 53. 

?) Meyer-Lübke: Gramm. II, $ 274. 


like 


164 K. Salow 


F nr. 21, 27, 60 [aseit], nr. 14 [asei]‘); T nr. 45; SWN nr. 36; ‘SON 
nr. 56 [aseit], nr. 58 [aseit]. 

BENEDICTA: Im Süden [boneito], im Norden [benito], [benezido], 
ch. 8,38. 

STATUM, -AM: Im Süden [astat], [astade], im Norden [estadg], 
ei 8025, 

Die ersten drei Partiz. geben zu Bemerkungen keinen Anlaß. 
Über [koit] neben [keit] ef. p. 34, Anm. 3, ebensowenig auffallend ist 
[tret] statt [tret] in nr. 4, da hier sich auch sonst zuweilen [e] statt 
[e] findet, cf. p. 15, Anm. 1. [asagut] ist eine den Partiz. der -UI- 
Perf. nachgebildete Form. [seut] geht wohl zurück auf älteres 
segut, wo intervokalisch & vor u geschwunden ist; darauf ist unter 
Einfluß der das e betonenden Formen, wie assech”) usw., Akzent- 
verschiebung eimgetreten. Große Schwierigkeiten bieten die nörd- 
lichen Formen. Eine Erklärung wäre vielleicht dies: Vom Futur 
seyrai aus wurde ein neuer analogischer Inf. seöre”) gebildet und von 
seire aus, nach dem Muster faire > fait, seit; das [e] würde aus 
Formen, wie asset, stammen. 

Die Formen von BENEDICERE sind gelehrt, zum Teil auch 
französische Lehnwörter, das südliche [baneito] geht zurück auf 
älteres benehite und zeigt die im Süden ganz gewöhnliche Zurück-. 
ziehung des Akzentes. 


Anmerkung: Bei der Bildung des umschriebenen Perf. herrscht eine 
beachtenswerte Verschiedenheit zwischen Norden und Süden. Während ersterer in 
der Regel HABERE verwendet, hat letzterer meist ESSE benutzt. 


cf. P’AI EU de la peine: nr. 1—16, 18—20, 22—27, 29—32, 49 
[sun], sonst [ei] usw., cf. 5125 und p. 153, Anm. 2; J’AI su cela: nr. 
1116, 18 32,49, 50:[sun], sonst/[eil, et. 8 125; RAT eru 2nr. 7,8510: 
12, 14-16, 21, 27, 32 [sun], nr. 36, 45, 53, 58 [ei], nr. 60 [e]; NOUS AVONS 
pris: Im Süden nr. 1—11, 13, 18, 31, 32 [sem], im Norden [abem], ef. 548; 
VOUS AVEZ gagne: RA, V [seu], nr. 12 [beu], nr. 3 [taniu]; RB nr. 16 
labets], nr. 17 [abet]; F nr. 14, 19—24 [abets], nr. 25—30, 60 [abet]; 
PULESWN, SON Jabet], nr. 36, 52, 54, 587 [abets], nr233 Tell. 

Wie die Beispiele zeigen, gibt es aber keine genaue Grenze 
zwischen Norden und Süden. Daß auch dem Süden die Verbindung 


') Der Satz lautet in nr. 14: [me sun asei dizuz ün ajbre]. 
°) Niepage: RDRII, p. 51. 
?) *SEDERE anzusetzen ist wegen altprovenz. sezer nicht gut möglich. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 165 


von HABERE -- Partiz. nicht fremd ist, zeigen ferner noch Formen, 
wie [a turnat], cf. $ 135. Die intransitiven Verba der Bewegung 
werden im allgemeinen in beiden Gegenden zwar mit ESSE verbunden, 
doch zeigen einige Orte auch HABERE, cf. ils SONT alles: nr. 2,7, 8, 
12, 13, 32 [an]; VOUS ETES venu: nr. 16, 17, 21 [abets], nr. 15 [abeul, 
nr. 21 aber [es] für die zweite Pers. Singul. 


$ 140. Infinitive. 8) Endungen des Infinitivs. 

Wir finden die vier lateinischen Typen vertreten, nämlich -ARE, 
-ERE, -ERE, -IRE. Zwischen —ERE und -ERE haben auch hier Über- 
gänge stattgefunden, doch reichen die vorhandenen Beispiele lange 
nicht aus, um von dem Vorherrschen eines der beiden reden zu können. 

1. -ARE. SUDARE: Im Süden [sua], im Norden [süza], |seza], 
ei. 810. 

SALTARE: Im Süden [solta], im Norden [sauta], ef. S 98. 

FUMARE: Im Süden [fuma], im Norden [füma], [femal, ef. 5 30. 

CANTARE: Im Süden [konta], im Norden [kanta], cf. S 26. 

"JOCARE: Im Süden und Norden [zugal, ef. S 74. 

*GOMPERARE: In beiden Gegenden [krumpal, cf. 8 29. 

2. -ERE. PLACERE: Im Süden [ple], im Norden [plaze], ef. 5 26. 

*POTERE: Im Süden [pude], [pugel, im Norden [pude], ef. $ 29. 

MULGERE: In beiden Gegenden [mulse], ef. 5 98. 

*SAPERE: Im Norden [sabe], cf. 5 43. 

PUTERE: Im Süden [pudel, ef. 8 30. 

Im Süden scheint auch FACERE zum -ERE-Typus zu gehören, 
denn das moderne [fe] kann nicht auf FACERE zurückgehen, da sonst 
das auslautende e hätte erhalten bleiben müssen; außerdem ist alt- 
katalanisches faher') nicht selten, wir hätten demnach bei FACERE 
dieselbe Entwicklung wie bei *TRAGERE, nämlich FACERE > 
*FACERE > faher > [fel, wie PLACERE > plaer > pler”), wie 
*TRAGERE > "TRAGERE > traher?) > trer. Bei FACERE bleibt dieser 
Übertritt natürlich auffällig, da es ein so häufig gebrauchtes Verbum 
ist. Doch faher als dem Spanischen nachgebildet zu erklären, wie 
Meyer-Lübke es will‘), geht doch erst an, sobald man die modernen 
Formen auch ohne diese Zwischenstufe erklären kann; ohne dies 


) Ollerich, p. 49. 

2) Niepage: RDRI, p. 318. 

3) Guarnerio, p.509 und Niepage: RDRII, p. 53. 
») Gramm. IL, $ 127. 


166 K. Salow 


Mittelglied in Anrechnung zu bringen, ist bis jetzt aber eine be- 
friedigende Lösung nicht gelungen. Niepage setzt als Vorstufe 
für [fe] *FAYERE an'), worin a und y verschmolzen wären und so 
ein Stützvokal nicht nötig gewesen wäre. Doch spricht alles da- 
gegen. In keiner andern romanischen Sprache wird eine Stufe * FA- 
YERE, vorausgesetzt, das Katalanische stände damit ganz isoliert da, 
während es mit der Akzentverschiebung dem Spanisch-Portugiesischen 
gleichsteht, der Übergang zum ERE-Typus außerdem auch dureh die 
endungsbetonten Formen erleichtert wurde. Zwar besitzt das Kata- 
lanische, ebenso wie das Provenzalische eine Abneigung gegen -ERE- 
Verba?), doch gab es in der älteren Sprache mehr Verba dieser Art 
als heute, cf. dever für deure, pler für plaure, reber für rebre, trer 
für traure, veser neben veure?) usw., und. dann gehörten die beiden 
doch gewiß nicht seltenen aver und poder zu dieser Klasse, so dab 
auch der Übertritt von FACERE zum -ERE-Typus als durchaus möglich, 
wenn auch ungewöhnlich, erschemen muß. Zu den übrigen auf- 
geführten Formen ist nur noch der von SAPERE im Süden gebildete 
Inf. [sopige]l zu erwähnen, der wieder die Einfügung der Silbe 
-ig- zeigt. 

3. —ERE: BIBERE: Im Süden |beurs], im Norden [beure], ef. S 3. 


COOERE: Im Süden [kouro], im Norden [koire], [keirel, ef. S 16. 
*PLOVERE: Im Süden [plouro], im Norden [ploure], [plaure] ef. $ 17. 
SCRIBERE: Im Süden [askriurs], im Norden [eskriure], ef. $ 1. 
*TRAGERE: Im Süden [treure], im Norden [traire], ef. S 11 


FACERE: Im Norden [faire], cf. $ 11. 
CREDERE: Im Süden [kreurs], im Norden [kreirel, ef. S 3. 
CADERE: Im Süden [kauro], cf. S 63. 


*VIDERE: Im Süden [beuro], im Norden [beirel, ef. 8 3. 
VENDERE: Im Süden [benr>], im Norden [bendre], ef. 5 64. 
PONERE: Im Süden [ponre], im Norden [pundre], ef. $ 19. 
COMPRENDERE: Im Süden [kumpenrs], im Norden [kumprene], 
cE2S229: 
*TENERE: Jm Süden |tenro], [tenri], ef. S 135. 
ÖRESCERE: Im Süden [kresa], im Norden [kreise], [kreisil, cf. 
*CONOSCERE: Im Süden [kuneso], im Norden [kuneise], ef. S 20. 


DERDR+LLP.369. 
2) Meyer-Lübke: Gramm. l.c. und Fabra, p. 36. 
>) ef. Niepage: RDRII, unter den einzelnen Verben von p. 41 - 59. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 167 


" ESSERE: Im Süden [estrol, nr. 10 [sero], im Norden |estre], cf. S 56. 

SAPERE: Im Norden [saure], [sauprel, ef. S. 43. | 

Das i in [tenri], [kreisi] ist wohl analogisch nach den -IRE-Verben 
gebildet. Bei den Endungen ist sonstnoch darauf hinzuweisen, dab CRES- 
CERE und "CONOSCERE den Mittelvokal bewahrt und die Auslautsilbe 
abgestoßen haben, cf. $ 34. In betreff des Wandels von -D’R, KR, 
GR > [ur] im Süden, ef. S 63, 69, 72. [sera] ist wohl aus esser ent- 
standen und hat unter dem Einfluß des Futurums und Konditionalis 
den anlautenden Vokal verloren (in den letzteren ist doch wohl die 
Apokope früher erfolgt). [saure] geht wohl auf älteres [saubre] zurück, 
einem nach dem Futurum und Konditionalis neugebildeten Inf. Das 
[b] ist in das vorhergehende [u] aufgegangen. Das [u] selbst stammt 
aus dem Pert. 

4. -IRE-Typus. COOPERIRE: Im Süden und Norden |kubri], ef. S29. 

*PUT + IRE: Im Süden [pudi], im Norden [püdi]. |pedi]. ef. S 30. 

*TEN + IRE: Im Süden [tenil, ef. S 135. 

*"MULG + IRE: In beiden Gegenden [mulsil, ef. S 98. 

PARTIRE: Im Süden [partil, cf. S 135. 

*DESTRU + IRE: nr. 12 [dostruil, nr. 47 [destrüil. 

S141. 9. Endungen des Futurums und Konditionale. 

Das Futurum wird gebildet vom Inf. — den Formen und in 
der ersten und zweiten Pers. Plur. — den Endungen des Präs. von 
HABERE, das Konditionale aus dem Inf. — den Imperf.- Endungen 
von HABERE. 

FBSSERBI ASNTe Ve RA TIE I. 9, 10,012, 19: RB nr. 16; 
Bann. 14, 21,27, 60; T nr: 45; SWNnr. 36, 53; SON nr. 56, 53 |soral. 

CALERE + *I(BJ)AT: Im Süden [kalrio, im Norden [kaldrio], 
[kaldro], ef. S 98. 

Auch hier ist im Norden Akzentverschiebung eingetreten, wenn 
auch auf einem weniger umfangreichen Gebiet als beim Imperf. In- 
folge dieser Akzentverschiebung wurde das jetzt unmittelbar vor dem 
Tonvokal stehende i zu [y] und schwand dann, da r nicht gut pala- 
talisiert werden konnte. 


b) Assoziative Vorgänge beim Verbum. 


1. Bemerkungen zur vokalischen Stammabstufung. 


S 142. «) Stammbetonte Formen, die nach anderen 
Formen umgebildet wurden. 
Über [sei] statt [sui], ef. $ 125; [ei] statt as ibidem. 


168 K. Salow 


SITIS ergab [sets] unter dem Einfluß von [ets], ef. 8 129. [podi] 
statt des altprovenzalischen pxesc ist analogisch nach den Formen ge- 
bildet, wo auf [o] kein Konsonant + ı folgte; schon im Altproven- 
zalischen läßt sich pod’ belegen‘). |tenge] = TENEAM verdankt sein 
je] den Präsensformen TENES usw., blieb doch [e] nicht mehr überall 
vor Nasalen geschlossen. Über [saupre] usw., ef. S 140, über [koit], 
[koire] neben [keit], keire], ef. p. 34, Anm. 3; über [aben], [abets], ef. 
S 128. [resau] neben [reseu], cf. $ 46, erklärt sich durch Einfluß des 
Simplex CAPERE; wie aber und unter welchem Einfluß [reseu] > 
[reseu] wurde, vermag ieh nicht zu sagen. Über [kuneso], [kuneise], 
cf. p. 39, Anm. 5. Zu erklären bleibt noch [treurs] im Süden, ef. S 11. 
Die Ausführungen Saroihandys’) sind keine Deutung. Das [e] 
entstand in dem Wort in zwei verschiedenen Formen regelmäßig, 
nämlich in *TRAGERE > traher > tree und in dem Partiz. 
TRACTUM — fret; von diesen beiden Formen aus drang [e] auch 
in die stammbetonten Formen des Präs. und den neugebildeten 
Inf. ein. 

£) Endungsbetonte Formen, die nach stammbetonten 
umgebildet sind. 

Über [gwasta], [gwana], [gwarda], cf. $ 27. [treyka], Itreykados], 
Iteykeu], [seral, [rosegal, [bendüt], [beygüt], [kumensabo] verdanken 
ihr [el oleichfalls den stammbetonten Formen und in [maridats], 
[semena], [dezüna], [azüda] blieb der Nachnebentonvokal aus dem- 
selben Grunde erhalten. Über [biygut] und [tiygut], ef. $ 138; über 
[plaugüt], ef. p. 55, Anm. 1. 


2. Bemerkungen zur konsonantischen Stammabstufung. 

Über [kauro], [kreuro], [kouro] usw., ef. die p. 167, angegebenen 
Stellen. [diwas], [krewas], ef. S 126, [diwon], cf. S 130, sind von 
der dritten Pers. Singul. aus durch Anhängen der Endung neugebildet. 
Über [puk] und [biyk], ef. S 125. [tiggi]l und Iteyge] haben das 
& aus dem Perf. erhalten. [finesen], [fenisun], [murisun] haben [s] und 
[s] statt se von den Formen her, wo e vor e und i stand; man sollte 
im Norden eigentlich aber auch [s] statt [s] erwarten, ef. PISCEM > 
[peis]| und daneben auch [peis]. [sapüt], [sapiget], [saupre] verdanken 
das p an Stelle des zu erwartenden b wohl dem Einfluß der Formen, 


') Appel: Ohrestomathie ?, Stück 9, Vers 149. 
2) GGI?, p. 851, ef. auch Niepage: RDR II, p. 35. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 169 
wo p im Auslaut stand und deshalb stimmlos blieb. [abeet] statt 
laget] hat [b] infolge des Inf., der ersten und zweiten Pers. Plur. 
Ind. Präs. usw. bewahrt. [azeri] hat sein [2] vielleicht aus dem Kon). 
Präs. bezogen. [mulse] aus MULGERE hat das s wohl aus dem Perf. 
MULSI und dem Partiz. MULSUM erhalten, letzteres existiert heute 
noch als mous )). 

Über den Ausfall des p in [reseu] infolge von Angleichung an 
die Verba mit ursprünglichem b, cf. $46. Diese Analogie wurde 
durch Formen wie recebe, recebes, recebon?) usw.”) sehr erleichtert. 


Rekapitulation 
der verschiedenen Entwicklungen des Nordens und Südens, die vor- 
stehende Kapitel der Formenlehre liefern, und ihrer Abgrenzungen. 


S 143. Eine genauere Grenze findet sich nur bei der Ersetzung 
von -ATIS im Süden durch -ıTIs > [ets] > [eu], ef. $ 129, und bei 
der Bildung des Passe, wo der Norden allein noch eine organische 
Bildung zeigt, et. S 135. Sonstige Verschiedenheiten sind diese: Nur 
der Süden kennt Pluralbildungen mit [us], ef. S 119. Doch reichen 
die Beispiele hier nicht aus, um eine genaue Grenze anzugeben. 
Ferner ersetzt nur der Süden -AMUS vollkommen durch -EMUS, cf. 8128. 
Endlich ergeben -ANT, -UNT im Süden [on], im Norden [-en], [un], ef. 
$ 130. Die Grenze zwischen Narbonnais und Roussillon ist ziemlich 
genau und zeigt nur ganz geringe Abweichungen. Zu erwähnen ist 
auch noch, daß im Süden das umschriebene Perfektum meist mit ESSE 
gebildet wird, im Norden dagegen mit HABERE, cf. S 139, Anm. 


Kapitel X. C. Wortgeographie. 

Neben der verschiedenen lautlichen Entwicklung und morpholo- 
gischen Gestaltung der Wörter in zwei aufeinandertreffenden sprach- 
lich zwar verwandten, aber nicht gleichen Gegenden, ist für die Fest- 
stellung der Grenze zwischen beiden Spracheinheiten die Bezeichnung 
desselben Begriffes durch zwei verschiedene Worte von nicht geringer 
Bedeutung und läßt außerdem den Unterschied, der zwischen beiden 
(ebieten besteht, klar hervortreten. Es soll daher im folgenden eine 
Zusammenstellung der Begriffe erfolgen, für die im Norden und Süden 


) Koschwitz: Grammaire hist., p. 151. 
2105, pl6l, 
3) cf. auch Mistral: TF unter recebre die dort angeführten Formen. 


. 


170 K. Salow 


verschiedene Worte existieren, in beiden also verschiedene Etyma 
zugrunde liegen. Hinzugefügt sollen ferner die Worte werden, wo zwar 
in beiden Gegenden derselbe Stamm vorhanden ist. aber durch ver- 
schiedene Suffixe und Präfixe erweitert wurde, oder wo beide dasselbe 
Nomen in verschiedenem Kasus aufweisen: endlich werden auch die 
Worte berücksichtigt werden, die dem Französischen zu verschiedener 
Zeit entlehnt wurden und daher eine verschiedene Lautung aufweisen. 
Die hierbei befolgte Ordnung ist rein alphabetisch nach Maßgabe 
der französischen Wörter, auf die die Antwort gegeben wurde. 

8 144. Begriffe, die im Norden und Süden durch ety- 
mologisch verschiedene Wörter wiedergegeben werden. 

otı voulez-vous que J'arlle: Im Süden [bazil, cf. S 63, im Norden 
[anel, ef. 5 136. 

Zwischen dem Narbonnais und Roussillon ist die Grenze genau, 
auf der anderen Seite zeigt das Fenouillet aber das südliche Wort. 

jallume, allumer: Im Süden auch |onsenil, [onsendroa], cf. S 64, 65, 
neben [al’umil, [al'uma], im Norden existiert eine Fortsetzung von 
INCENDERE nicht. 

Vargent: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [plate], im Norden [arzen], cf. 57. 

Eine genaue Grenze kann ich nicht angeben, da das Wort nicht 
überall gefragt wurde. 

s’asseor: V, RA nr.7, 9, 10, 12 [sosonta], nr. 15 [sasenta]; 
SWN nr. 53 auch [saseta], sonst [saseire], cf. 5 63. 

assis: V, RA nr. 7. 8, 10 [asontat], nr. 12 [asontat], nr. 53 [asetat], 
sonst [aseit], ef. 5 139. 

[osonta] hat man auf *ADSEDENTARE!) zurückgeführt, ein vom 
Partiz. AD + SEDENTEN aus neugebildetes Verbum; [aseta] soll 
zurückgehen auf AD + *SEDITARE?). 

atteler: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; RB nr. 16 [akul’a], sonst 
[atela], ef. S 57. [akul’a] ist von CGOLLUM abgeleitet. 

"aune: Der ALF, carte 74. bietet [bern], das vom keltischen 
VERN kommt. Das Wort war aber nicht in allen Orten bekannt, 
überhaupt kannte man die Baumart nicht, wie es die Antworten zeigen. 

V. RA nr.7, 10.12; Enr. 14; SWN. nr. 36. [bern], nr2lo or 
21, 27, 53, 60 [um]?), nr. 10, 32 auch [um], nr. 45, 56, 58 blieben die 
Antwort schuldig. [um] ist —= ULMUM. 

Kt2, nT 956: 

2) ib., nr. 958. 

>) cf. auch Mistral: TF unter oume. 


Katalanisch languedokisches Grenzgebiet all 


!antomme: Im Süden [tardu], im Norden [tardu], ef. S 26 und [au- 

tuno], ef. 5 28. 
tu avais vaison: vous avez un beau chien: J ai eu du plaisir: 

Im Süden [tanios], [toniu], [sun tiggut|, im Norden [abios], [abyoz], 
[abets], [ei agüt], ef. S 59, 81 und für die Formen von HABERE cf. 
8 59, 91, 132. Grenze nicht ganz scharf. 

depuis (S 60) avant-hier: nr. 7 [dopuzeyiro], nr. 9, 32 [dezda do- 
puzoyiro], nr. 10 [dezda despuzie], nr. 12 [despuzeir), nr. 15 [dezdo- 
bandayir], nr. 14 [despe abantyer] und [zazye pasatl|, nr. 16 [dezompei 
yer dol’a]l. nr. 21 [dezampei dezazye pasat], nr. 27 |dezampei zazye pa- 
sat], nr. 36 [dompei abantyer|, nr. 45 [despei abandyer] und [yer dol’a], 
nr. 53 [dezampei dyer dol’al, nr. 56 [dezampei dyer dela]. nr. 58 [dompei 
abantyer] und [yer dela], nr. 60 [despei abandyer]. 

aveugle: Im Süden [syegul, ef. S 35, im Norden [abükle], Jab«ekle|, 
ci. 8 9. | 

le balai: V, RA nr. 2, 4, 6-10 [askumbr>a], nr. 12, 15 [askumbr>], 
im Norden [engran’ero], ef. S12. Das südliche Wort gehört zum 
mittellateinischen COMBRUS'), das man aus dem Keltischen hergeleitet 
hat, das nördliche hängt mit dem germanischen "GRANA zusammen ?). 

musneru chien V, RA nr. I, 2,813, 15 |bunik], nr; 3, '31 
[gwapu], im Norden [pulit], ef. S 29: in beiden Gegenden ist daneben 
auch [bei] gebraucht, nämlich in nr. 4, 5, 29, 30, 33, 35, 36, 39, 41, 
43 45, 54-59. Eine weit größere Ausdehnung zeigt BELLUS in: 
c’est un bel homme, cf. S 47, wo nur nr. 1, 2, 10, 12, 15, 31 [bunik] und 
nr. 16, 17, 24, 34 |pulit| zeigen; noch eine andere Ausbreitung finden 
wir in: c’est une belle piece: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [bunika]; SWN 
nr. 36; T nr. 45; SON nr. 56, 58; F nr. 60 [beto], nr. 53 [bel’o] und 
ferner POLITAM, cf. S54. Trotz des Schwankens in den Beispielen 
ist doch ersichtlich, daß die beiden charakteristischen Wörter [bunik] 
und [pulit] räumlich getrennt sind, und zwar durch das oben angegebene 
Bündel, RB geht mit dem Norden. [gwapu] ist dem spanischen gaapo*) 
entlehnt; nach Morel-Fatio wäre auch [bunik] ein spanisches 
Lehnwort®). 

bexcer: nr. .(, 9, 10, 15 [grunsula], nr. 7 auch [zita], nr. 12, 16, 


!) Meyer-Lübke: Einführung, p. 185. ef. auch Ktg°, nr. 2351. 
2), Kre®, nr. 4391. 

3) ib., nr. 9996 — * VAPPUS. 

SAGE T pP. 873. 


172 K. Salow 


58 [bresal, nr. 36 [brosa]. [bresa] ist nach Körting = VERSARE)); 
[grunsula] eine Weiterbildung von gronzar, dessen Etymon mir nicht 
bekannt ist. 

le beurre: Im Süden [manteg>], ef. S 26, im Norden [büre], [beere], 
cf. $33. Die Abgrenzung ist in diesem Beispiel genau dem üblichen 
Linienbündel entsprechend. RB geht mit dem Süden. 

c’est bien bon: Im Süden |[bem], ef. S 47, im Norden [pla], ef. $ 42. 
Die Grenze zwischen beiden ist genau die gewöhnliche. RB gehört 
zum Norden. 

bientöt: Im Süden [abiat], ef. S 121, im Norden [Y'eu], [leu], ef. 
S 88. Aberenzung die übliche. RB zum Süden gehörig. 

bouteille: Im Süden [ompul’o], im Norden [butel’o], [kabeto], ef. 
$38. Die Grenze des Wortes [ompul’o] ist das Linienbündel von 
oben. RB gehört zum Süden. 

la bru: Im Süden [nora], ef. $ 104; F nr. 14 [bel’a fil’o], nr. 60 
[betg filo]; 'T nr. 45 [beig Al’o]; SWN nr. 53 [bel’o fil’o], nr. 36 [belo 
fil’o]; SON nr. 56, 58 [beto fil’o]. 

braun, brune neben [brun], ef. $ 113, und [bruno], ef. 8 47, zeigen 
nr. 3, 6, 9, 16, 32 [murenu], nr. 10 [muril/u], nr. 3, 9 [muren»], nr. 16 
mureno], nr. 10 [muril'o]. 

du lait caslle: Im Süden, V, RA nr. 7, 9, 10, 12 [brusada], nr. 15 
und F nr. 14 auch [brusado]; nr. 19 [brusads], nr. 21 [brusado]; im 
Norden [kaulado], [kallado], ef. $ 79. Das südliche [brusa] gehört zu 
provenz. brousso, das man mit griech. 8owo:c hat zusammenbringen 
wollen?), wobei aber [s] statt [z] große Bedenken erregen muß. 

le champignon: V, RA nr. 7, 9, 12, 15 [bulet], nr. 10 [Zirbula]; 
RB nr. 165; F'nr. 14, 21,60 [bulet],;, nr. 27>[bulet]; Tnrr 492508 
nr. 56, 58 [&ampin’un]; SWN nr. 36 [bulet], nr. 53 [zireulet]. [bulet] 
hat man wohl mit Recht abgeleitet vom griechischen BwArrns, das 
latinisiertt BOLETUS ergab’). Auch [zirbulo] und [Zirgulet] gehören 
ihrem zweiten Bestandteil nach hier wohl her. [öampin’un] ist natür- 
lich dem Französischen entlehnt. 

la charrue: V, RB nr. 16; RA nr. 15 llapel, nr. 7, Ihre) 
nr. 10, 12 [lape]; im Norden [araire], cf. $ 55. 

les cheveux: Im Süden [kobel’s], im Norden [pelsis], ef. $S4. Die 
Abgrenzung ist die übliche, RB gehört zum Norden. 


') Ktg?, nr. 1535, 10089 und 10102. 
2) Mistral: TF unter brousso. 
3) Ktg?, nr. 1494. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 173 


le chien: Neben [ka], cf. S 113, im Norden auch [gus], ef. p. 135, 
Anm. 1; abgeleitet wird letzteres vom slavischen KUÖKA'). 

les ciseaux: RA nr. 5, 7, 10 [astizorss], nr. 9, 12, 15 [pstizoros]; 
im Norden [sizeus], ef. S 6. 

le cog: Im Süden [gal’], im Norden [galinat], ef. S 78, und [pul’). 
{pull, ei. 8.42. 

le cordonnier: Im Süden [sabote], im Norden [kurdune], ef. $ 12. 
Abgrenzung die gewöhnliche, nur nr. 20 kennt auch das südliche 
. Wort; RB gehört zum Süden. 

couper: Im Süden [troyka], ef. $ 53, im Norden [kupa], ef. 8 29, 
nr. 3, 15 [askadza], nr. 31 [oskotsal, nr. 15 [tale]. Grenze die übliche, 
RB zum Norden gehörig. 

le couteau: Im Süden [g»nibet], ef. S 73, nr. 12 auch [robu], im 
Norden [kutel’], [kutel]l, ef. S 29. Abgrenzung die gewöhnliche, RB 
geht mit dem Norden. Das Grundwort zu [gonibet], [gobins] ist auch 
im Norden fortentwickelt, wo es [gabino] ergab. 

la eruche: Im Süden [pual], ef. p. 82, Anm. 3, im Norden nr. 16, 
36, 45, 53, 56, 58, 60 [butel’ol. 

danser: Im Süden [bol’a], im Norden [dansa], ef. $ 26. Grenze 
die übliche, RB zum Norden gehörig. 

Dzımer NV, RA nr. 1—3,5,6, 9-13, 15, 31 [ozmurzal, nr. 4, 
7, 8 [azmurza]; RB nr. 17 [amurzal, nr. 16; F nr. 20 [ozmurza]; im 
Norden [dezena], [dezünal, ef. $ 32. Die Abgrenzung ist mit Aus- 
nahme von nr. 20, eines Grenzortes im Fenouillet, die gewöhnliche, RB 
gehört zum Süden. Das südliche Wort gehört zum spanischen almorzar, 
portugiesischen almocar, spanischen almuerzo, portugiesischen almoco, 
das man mit lateinischem ADMORSUS?) zusammengebracht hat. 

denicher: Im Süden [treuro], ef. S$ 11, [bloga], cf. S 23, [dostruil, 
cf. $ 140, im Norden [traire], cf. $S 11, [plega], ef. $ 23, [destrüi], 
ef. $ 140, [denisal, ef. 8 62, nr. 41 [ful’al, nr. 57, 59 [serka], nr. 51 
[kampal, ur. 30 [dezambuskal, nr. 17 [gafal. [serkal kommt von 
CIRCARE, wobei aber [e] auffällig ist. [gafa] französisch gaffer wird 
aus dem Germanischen abgeleitet’). [dezambuska] ist eine Bildung 
mit bosk. 

descendre: Im Süden [b»sa], ef. $27, im Norden [dobal’a], ef. 8 86, 
[desendre], cf. $ 70. 

1) Ktg?, nr. 5336. 

?) ib., nr. 3006. 

3) ib., nr. 4101. 


174 K. Salow 


un duro: V, RB, RA, F [duru], nr. 30 [duro]; P, SWN nr. 36—38, 
51.53; SON; T nr. 43, 45 [duru]; im Norden üblicher [esküt], ef. S 25. 

öcnelle: Neben [askudel’o], [esküdel'o], ef. S 25, nr. 10 [asxeto] 
und [fusto], nr. 45 [kaso|. 

enfant: Neben [mainace], ef. S 90, nr. 21, 36 [guzat], was man 
mit hebräischem 60J') zusammengebracht hat. 

jentends: Im Süden [senti], ef. $S 125, [owil, ef. S 13, im Norden 
[entendi], cf. S 25. 

essayer: Im Süden |pruba]. ef. S 42, nr. 7 auch [mida], im Norden 
[ansata], ef. S 25. 

aim: Im Süden [fam], ef. $S 84, im Norden [talen], ef. $ 7. Ab- 
erenzung die übliche, nur daß nr. 20 das südliche Wort aufweist; 
RB gehört zum Süden. 

la femme: Im Süden [dono], ef. S 14, im Norden [fenno], ef. S 4. 
Aberenzung die übliche, RB gehört zum Norden. 

fermez: Im Süden |[toykeu], im Norden neben [taykats] auch 
Itampats], ef. $ 91. Die Abgrenzung zwischen beiden ist keineswegs 
dem Linienbündel von oben entsprechend: das südliche Wort geht 
in den Norden hinein. 

la ‚figure: Im Süden |karo|, ef. S 104, im Norden [figüro|, [figeero], 
cf. $22. Abgrenzung die gewöhnliche, nur nr. 19 zeigt auch das 
südliche Wort; in RB gehört nr. 16 zum Süden, nr. 17 zum Norden. 

les garcons: V, RAnr. 1, 2, 31 [nins], ar. 7—I2 Imin/us], nr. 13 
[psl’adus], nr. 2 [mainagos], nr. 6 [moinatyos], nr. 3—5, 13, 15 [mai- 
nagos]; RB nr. 16 [guzats], nr. 17 [gugatsl; F, P nr. 47—49 [guzats], 
nr. 60 [mainaces], nr. 50 [petits], nr. 59 [mamazes], nr. 52 [pil’ars]; T 
nr. 41 [pil’ars], nr. 42 [mamacos], nr. 43, 44, 46 [guzats], nr. 45 [pieus]; 
SWN nr. 36—38 [guzats], nr. 40 [mainacos], nr. 51, 53 [mainazes], 
nr. 39, 54, 55 [pil/ars[; SON nr. 34, 35, 56, 58 [guzats], nr. 33 [drolos], 
nr. 57 [mainaces.. Was die Etymologie angeht, so hat man Imm’us] 
mit keltisch MIN?) und [drolo] mit skandinavischem TROLL?) zusammen- 
gebracht. [nin] ist maskuline Bildung zu nina, das von *NINNA her- 
geleitet‘) wird. 

la grand’mere, le grand pere: Im Süden [abil, ef. S 34. Man 
setzt, um beide zu scheiden, [don»s] oder [gms] hinzu. Im Norden 


1) Ktg?, nr. 4295. 

>) ab nr. "6173: 

3) Mistral: TF wnter drole. 
) Kte®; nr. 6545. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 17 


= 
EFU 


heißt grand’mere: F nr. 14 [manino|, nr. 21, 27 [moninu|, nr. 60 [meni- 
no]; T nr. 45 [manino], [mameto]; SON nr. 56 [mameto], nr. 58 [ma- 
meto]l; SWN nr. 53 [tatoto]; RB nr. 16 [tayo|, über [grammaire] ef. 
S 114; grand pere lieferte diese Formen: RB nr. 16 [tabil; F nr. 14, 
21, 27 [p>pil, nr. 60 [püpi]; T nr. 45 [papil, [papet]; SWN nr. 53 [tatot]; 
SON nr. 56 [papel, nr. 55 [papel, über [grampaire], ef. S 114. |[tatot], 
[tatoto] ist wohl eine Weiterbildung von lateinischen TATA mit Hilfe 
des auch im Katalanischen geläufigen Suffix [-ot]. [papet] und Imameto] 
sind von PAPPA und MAMMA mit Hilfe von -ITTUM abgeleitet. [menino]| 
gehört wohl mit spanisch-portugiesischem menina zusammen, die man 
auch zum keltischen MIN gestellt hat'). [tayo] = altfranzösisch taie 
gehört zu ATAVIA?); man muß die unregelmäßige Entwieklune in 
Itayo] auf Konto der Kindersprache setzen. 

grillon: Im Süden [rikrik], ef. S 103. im Norden daneben [gril’]. 
[grit], ef. S2. Auch hier ist die Grenze durchaus nicht scharf. 

des animaux qui habitent les bois: Im Süden [abiten|, [reston]. 
[sd stan], nr. 9, 18 [so biwon], nr. 6 [son], nr. 11 [sun], im Norden [abitun|, 
[restun], [damorun], ef. SS 39, 130. 

hier: Im Norden neben [yer] auch [zazye], ef. S 8. 

le jour: Im Süden [dio], ef. p. 15. Anm. 2, im Norden [zur], [zun], 
et. S61. Grenze die gewöhnliche. RB zum Norden gehörig. 

laver: Im Süden [rontal, cf. S 103, im Norden [laba], ef. S 86. 

la maison: Im Süden [kazel, cf. S 10, im Norden [ustall, et. 
$31. Grenze die übliche. RB gehört zum Norden. 

le maitre de la maison (= proprietaire): V, RA nr. 7, 9, 10, 
12, 15 [amu], im Norden mestre], cf. S 26; [amu| ist spanisches Lehn- 
wort. Spanisch - portugiesisch «mo stammt aus der Kindersprache’) 
und ist eine Neubildung von ama = Amme. 

vous vous mariez: Im Süden [kszeul, cf. S 129, im Norden 
Imaridats], ef. $S 92. Grenze die gewöhnliche, RB zum Norden gehörig. 

le panier: Im Süden [sistel’], cf. S 24, im Norden [pan’e], 
ers 111. 

un peu: Neben der Vorsetzung von PAUCUM in beiden Gegenden, 
er 5 13, zeigt nr. 6 [um bre], nr. 21, 23, 24, 26, 27, 29, 47—49 [Sik], 
nr. 19 auch [sik], nr. 17 [obriko], nr. 43 [abriko]. [sik] wird abgeleitet 


DER: nr. 6173. 
2) ib., nr. 1001. 
3) ib., nr. 604. 


176 K. Salow 


von GICGUS == Kirschkern'), ein Wort, das schon bei Plautus „von 
geringem Wert, wenige“ bedeutet. 

les pommes de terre: Im Süden [trufos], ef. S 84, im Norden: F 
[patanes], nr. 14, 21 [patanos], nr. 19 [patanes]; RB nr. 16 [patanes], 
nr. 17 |patanos]; P [patanes]; T, SWN [patanos], nr. 36, 40 [patanus]; 
SON nr. 56—58 [patanos], nr. 34, 35 [patanos], nr. 33 [patanus]; V 
[pstanss|(D; RA nr. 15 [patanss]. Die Grenze zwischen dem nörd- 
lichen und südlichen Wort fällt nicht mit dem Linienbündel von oben 
zusammen. |patango] wird wohl, wie spanisches, italienisches patata, 
portugiesisches batata, aus der Eingeborenensprache Amerikas stammen’). 

pourguos: Auber Verbindungen, denen PER und QUID zugrunde 
liegen, cf. 5 66, erscheint in nr. 35—39, 41—45, 51, 54, 56 [kusi]°); 
letzteres lautet im Altprovenzalischen cons’, cost = com + si = 
QUO MODO + SIC. 

le sarrasın?d): V, RA nr. 1, 9 [fol], nr: 7 [iazoll 256 
[blat do moru], nr. 3, 10 [blat da moru], nr. 5, 15, 31 [blat negro], nr. 4 
[mil], nr. 8 [pelum]; F nr. 20 [blat nigre], nr. 14, 19 [mal’orka], nr. 21, 
23, 25, 26, 29, 30 [mal’orko], nr. 27 [mal’orku], nr. 60 [blat]; P nr. 47 
[mil’orku], nr. 52 Imil’orko]; T nr. 41 [mal’orku], nr. 45 [mil’orku], 
nr. 41 auch [sarazi]; SWN nr. 38 [blat da munsolu], nr. 40, 51 [sarazi], 
nr. 55 |sarazin]; SON: nr. 33 [Sarazin]. Nr. 11, 12,713, 16, 10227232 
33—36, 42—44, 48-50, 53, 54, 56—59 gaben überhaupt keine Ant- 
wort, da sie weder das französische Wort, noch die anderen Patois- 
wörter verstanden. [blat da moru] bedeutet Mais, [mil] ist = MILIUM, 
die Hirse°), [fozol] ist vielleicht = FABA + IOLUM. 

la saucisse: Im Süden |’uygoniso], cf. S 69, im Norden [salsiso], 
cf. $ 38. Das südliche Wort gehört zum spanischen longaniza, das von 
LONGANON hergeleitet wird®). 

la scie, scier: Im Süden [sero], [sera], ef. SS 6, 104, im Norden 
[rosegg], ef. S 6 und [rosegal, ef. $ 25. Eine dem Linienbündel von 
oben entsprechende Abgrenzung beider Worte gibt es nicht, die 
Grenzorte Roussillons haben das nördliche Wort angenommen. 


% 
aKter> nr 2163. 
2) ib., nor. 9794. 
>) Andere Formen bei Mistral: TF unter coussi. 
*) Da diese Getreideart nicht bekannt war, so sind die aufgeführten Worte 
nicht sicher und mit Vorsicht aufzunehmen. 
>) Kte.>, nr..6160. 
6) ib., nr. 5685. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet AT 


la soeur: Im Süden [zirmans], ef. $ 24, im Norden [sor], [sore], 
ef.$ 105. Die Genze die übliche; RB gehört zum Norden. 

tomber: Im Süden [kaurs], ef. $ 63, im Norden [tumba], cf. S 29. 

toujours: Im Süden [sempro], ef. $S45; RB, P, T, SON [tuzur], 
nr. 47, 59 [tuzun]; SWN [tuzur], nr. 39 [tuzure]; F [tuzun], nr. 26 
[tueun], nr. 14, 19, 60 [tuzur]l. Grenze die gewöhnliche, RB zum 
Norden gehörig. 

trop: Im Süden [mas»], ef. $ 10, nr. 10 und 11 auch [forso]'), 
im Norden [trop], ef. $S46. Grenze die übliche. In RB nr. 17 zum 
Norden gehörend, nr. 16 schwankt. 

troupean: Im Süden [romat], ef. $ 103, im Norden [trupel‘), 
[trupel], cf. S 45. 

trower: Im Süden [trobos], im Norden neben [trobes], auch 
[trapes], ef. $ 14 und ib. Anm 1. 

uses: Im Süden neben der lautlichen Fortsetzung von USATAS 
[troykados], ef. 8 39, nr. 2 [rospados]. 

$ 145. Worte, dieim Norden und Süden zwar denselben 
Stamm zeigen, aber durch verschiedene Suffixe erweitert 
wurden, oder in beiden Gegenden in verschiedenem Kasus 
existieren. 

la bouse?): V [buiro]; RA nr. 7, 10 [buino], nr. 12, 15 [buo]; RB 
nr. 16; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58; F nr. 14, 60 [buzo], 
nr. 27 |[buzu]. 

cela: Im Süden [so], im Norden [ako|, cf. S 17 und 124. Grenze 
die übliche, RB zum Norden gehörig. 

chatousller?): V, RA nr.7, 9,10, 12,15; F nr. 14, 21 [fe posigulos], 
nr. 27 [sigulos], nr. 60 [sidulos]; RB nr. 16 [fa pasigulos]; T nr. 45 
[faire de kausigules]; SWX nr. 36 [faire de kausigulos], nr. 53 [kausigulos], 
SON nr. 56 [faire de kausigulos], nr. 58 [pesigulos]. 

chauffer: Im Süden [oskolfa], im Norden [kalfa], [kaufa], ef. $ 31. 

la chauve-souris: Im Süden [ratopanera], im Norden [ratopanado], 
cf. $10. Die Abgrenzung zwischen -ARIA und -ATA stimmt nicht 
mit der oben angegebenen Grenze überein. 

la cheminee: Im Süden [simanel’o], ef. $ 26, im Norden [eimin’eiro], 
ef. 812. Grenze die übliche, RB zum Norden gehörig. 


1) Dieses Wort in dem Satz: quand on a trop de soif; beide haben Imaso] 

in dem Satz: la cuisine est trop etroite; nr. 16 hat im ersten [trop], im zweiten [mas]. 
2) Saroihandy: GG I?, p. 854, setzt *BUCINA an; cf. auch Ktg.?, nr. 1528. 
®) ef. Mistral: TF unter sidoulo. 


178 K. Salow 

le cresson: Im Norden neben [greisos], auch [gresil’us], [Kresot], 
Ikreisu], ef. $ 73. 

dieu: Im Süden [deu], im Norden [dius], ef. $S9. Mit Ausnahme 
von nr. 20 und 25, die auf DEUM zurückgehen, ist die Grenze zwischen 
dem Nominativ und Akkusativ die gewöhnliche, RB gehört zum Norden. 

*E0: Im Süden [zo], im Norden [yeu], ef. S 9 und 124. Grenze 
die übliche, RB zum Norden gehörig. 

le Juillet: Im Süden [zul’ot], im Norden [zül’et], ef. S 30. 

nouwveau: Im Süden [nou], ef. $ 17, im Norden [nubel‘], [nubel], 
cf. 829. Mit Ausnahme von nr. 19 und 22 ist die Grenze die ge- 
wöhnliche, RB geht mit dem Süden. 

quel: Im Süden [kin], im Norden [kün], [ken], ef. $ 108. Die 
Grenze zwischen beiden ist nicht dem Linienbündel entsprechend. 

qrelgue chose: Im Süden [kalkom], im Norden [kikon], ef. S 124. 

soleil: Im Süden [sul], ef. S 35, im Norden [sulel’), [sulel], ef. $ 3. 
Grenze die übliche, RB gehört zum Süden. 

tisserand: Im Süden [tisodu], im Norden [tiseire], ef. $ 3. 

8 146. Worte, bei denen sich im Süden die lautgesetz- 
liche Entwicklung noch findet, während der Norden schon 
die schriftfranzösische Form zeigt, und solche, wo beide 
Gesenden unter dem Druck der Schriftsprache ihre eigen- 
tümliche Form aufgegeben haben, aber die entsprechende 
französische zu verschiedener Zeit aufnahmen und daher 
dieselbe in verschiedener Lautung zeigen. 

le boucher: Im Süden [kornise], ef. S 69, im Norden das der 
Schriftsprache entlehnte [buce], ef. S 74. Die Abgrenzung die übliche, 
RB nr. 16 geht mit dem Süden, nr. 17 kennt beide Worte. 

febrem: Im Süden [febro], im Norden [fxebre], ef. 86. 

gauche (fem): Im Süden [askero], cf. S 89, im Norden: F nr. 14 
[gauco], nr. 29, 60; P, T, SWN, SON [gauöo]. Die Grenze verläuft 
nur zwischen dem Narbonnais und Roussillon nach der üblichen Weise, 
sonst reicht das südliche Wort bis tief nach dem Fenouillet hinein; 
esquerra war im Altprovenzalischen nicht unbekannt'), man sieht es, 
wie spanisch izqwierdo, portugiesisch esquerdo, als iberisch an?), es 
ist auch im Baskischen vorhanden’). 

Janvier: Im Süden [zone], im Norden [Zanbye], ef. $ 12. 

') Suchier: GG I?, p. 838, und Mistral: TF unter esquerre. 

2) Meyer-Lübke: Gramm. TI, $S 21. 

3) Gerland: GG T?, p. 426. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 179 


le jardinier: Im Süden [urtula], ef. $ 32, im Norden [Zardin’e], 
cf. $12. Die Grenze die übliche, nur daß nr. 19 das südliche Wort 
hat und nr. 13 auch das nördliche kennt; RB gehört zum Süden. 

medecin: Im Süden [me8>], ef. S 33, im Norden [medesi], ef. 8 32. 
Abgrenzung die übliche, RB zum Norden gehörig. 

meme: Im Süden [motei], cf. $ 44, im Norden [memes], ef. $ 124. 

soizante: Im Süden [sisante], im Norden [swasanto], cf. $ 24. 
Die Aberenzung die gewöhnliche, RB gehört zum Norden. 

tailleur: Im Süden [sastro], ef. S 56, im Norden [talfür], [tal’cer], 
ef. 8 98. Die Abgrenzung die übliche, RB gehört zum Süden. 

la voöx: Im Süden [beu]. im Norden [bwes], ef. S 20. Abgesehen 
davon, daß nr. 19 und 20 auch das südliche Wort kennen, ist die 
Grenze die gewöhnliche; in RB zeigt nr. 16 die südliche, nr. 17 die 
nördliche Form. 

voleur: Im Süden [l’adro], ei. $ 55, im Norden: F nr. 21, 27 
[bulür], nr. 14, 60 [buler]; T nr. 45 [buler]; SWN nr. 36, 53; SON 
nr. 56, 58 [buler]'). 

il voyage: Im Süden [bia&o], im Norden [buyazo], ef. $ 25. Ab- 
grenzung die übliche, RB zum Süden gehörig. 

la boöte: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem 
Vokal. V, RA [bwata]; RB nr. 16 [bwatg], nr. 17 [bwato]; F nr. 14, 
21 [bwata], nr. 19, 20, 22—24 [bwato], nr. 25, 26, 28, 29, 30, 60 [bwetol, 
nr. 27 [bwetu]; P, T, SWN, SON [bweto], nr. 33 [bwato], nr. 1--3, 
42—44, 47 [b] statt [b]. Es gibt zwischen beiden Lautstufen keine 
dem gewöhnlichen Linienbündel entsprechend verlaufende Grenze. 


Rekapitulation. 

S 147. Zu den von der Lautlehre und Formenlehre auf- 
gezeichneten verschiedenen Entwicklungen des Nordens und Südens 
liefert die Wortgeographie noch nachfolgende einzelne Wortgrenzen, 
die genau oder doch nur mit ganz kleinen Abweichungen dem in 
den Vorbemerkungen skizzierten Linienbündel entsprechend verlaufen. 
beau, bel, belle, beurre, bien, bientöt, bouteille, cheveux, cordonnier, 
couper, couteau, danser, dejeuner, faim, femme, figure, joür, maison, 
marier, soeur, toujours, trop, cf. S 144; cheminee, cela, dieu, ” EO, nouveau, 
soleil, cf. 8 145; boucher, gauche, jardinier, medecin, soixante, tailleur, 
voix, il voyage, ef. S 146. 


') Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem Vokal. 


.12* 


Alphabetisches Wortverzeichnis. 


8 148. Es werden die lateinischen Formen zitiert; die fett- 
.gedruckten Zahlen bezeichnen die Paragraphen, wo sich die Worte 


vollständig transkribiert finden. 


* Abanteare $ 48, 111. 
Abellana 8 26, 99. 

-abilem $ 36, 49, 99. 
*acucula $ 21, 74. 

* adeapant $ 10, 76, 130. 
ad-+ collum + are $ 144. 

ad illos $ 93. 

adjutare $ 32, 63. 

adjuto 8 26, 95, 125. 

Verb. zu *admorsus $ 144. 
* adsedentare $ 144. 

ad + *sedere $ 63, 144. 
Partiz. von ad + *sedere $ 159, 144. 
* adseditare S 144. 

ad-+ via+ atum $ 121, 144. 
aestivum $ 1, 25, 88. 

franz. äge $ 23. 

agnellum $ 80, 112. 

*aio 8125, 139. 

ala 8 97. 

alauda + itta $ 28, 32, 62. 
alba $ 51, 98. 

alium 8 35, 101. 
*alluminare $ 50, 144. 
franz. allumettes $ 3. 

* allumino $ 99, 107, 125, 144. 
alta $ 38, 57, 98, 109. 
alteros 8 56, 98, 122. 
ambulamus $ 26, 91, 108, 128. 
ambulatis $ 137. 

ambulatos $ 37, 122, 138. 
ambulem $ 136, 144. 
amicum $ 1, 77, 107. 

span. amo $ 144. 

ampulla $ 38, 144. 

animal + s $ 26, 32. 

annum $ 114, 118. 

annos $ 91, 114, 118. 


*ant $ 130. 

apiculas $ 3, 33, 43, 75, 118. 
Verbalsubst. zu aprieare $ 44. 
aprilem $ 2, 44, 100, 104. 
aqua $ 11, 82. 

aquam ardentem $ 27, 59, 82. 
aquam benedictam $ 38. 
aratrum $ 55, 104, 144. 

[ape] $ 144. 

arborem $ 53, 118. 

arbores $ 50, 104, 118, 119. 


| argentum $ 7, 59, 72, 144. 


*as 8 126. 

lastizoros] S 144. 

Zatasıl2T: 

attentionem $ 26, 57. 

attitulare oder ad + telum + are $ 57. 
auca $ 13, 76, 87. 

aucellos $ 28, 102, 118. 

aucellum $ 28, 70, 118. 

audio $ 13, 125, 144. 

a(u)gurium + osos $ 28, 37, 79, 104, 122. 
a(u)gustum $ 28, 79. 

aurum $ 15, 105. 

autumnum + a $ 28, 144. 

Passe def. von aver $ 155. 

Partiz. passe von aver 859, 79, 138, 144. 
franz. aveugle $ 99, 144. 

avium $ 34, 144. 


Ballare S 26, 144. 

barba $ 47, 104. 
*hassiare $ 27, 90, 144. 
bellam $ 144. 

bellum $ 47, 144. 

bene $ 47, 114, 144. 
benedietam $ 58, 62, 139. 
bestias $ 33, 39. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 


bibebat 8 39, 133. 

bibere $ 5, 49, 105, 140. 

bibit $ 127. 

germ. blanc + am $ 38, 76, 111. 

germ. blanc $ AT, 77. 

[blat do moru], [blat negra] S 144. 

franz. boite $ 146. 

boletus S 144. 

[bunik], [buniko] $ 144. 

bonos $ 15, 111. 

bonum $ 15, 47, 113, 114. 

franz. bouse $ 145. 

boves $ 17, 47. 

Plur. von braechium $ 37, 69, 119. 

branca $ 38, 47, 76, 111. 

[brusado] S 144. 

bruma $ 47. 

germ. brun S 115, 144. 

germ. brun + a SAT, 144. 

franz. boucher $ 74, 146. 

onomat. buff + are $ 50, 84. 

*hursa $ 47, 90, 104. 

*buscos 8 37, 76, 77, 119. 

*hutticula $ 38, 75, 144. 

*butirum $ 38, 55, 144. 

Caballa $ 99, 118. 

caballos S 102, 118. 

caballum $ 73, 101, 118. 

cadere $ 65, 140, 144. 

calceas :$ 70, 93, 118. 

calcem $ 71, 98. 

*calefare $ 31, 84, 98, 145. 

calentem $ 138. 

calere + *i(b)at 8 98, 141. 

ealet $ 58, 100, 127. 

calidum $ 33, 66, 98. 

calorem $ 18, 105. 

camera $ 10, 50, 104, 107. 

caminum + aria u. + ella $ 12, 26, 32, 
Ta, 145. 

* camminos $1, 111, 118. 

campum + are $ 144. 

campum $ 10, 46. 

canem $ 115, 144. 

cannabem $ 34, 51, 111. 

cantant $ 39, 130. 


cantare $ 26, 57, 73, 111, 140. 
cantionem $ 26, 57. 

capillos S4, 91, 102, 144. 

capra $S 10, 104. 

* capritum S 44, 104. 

capsa $ 11, 4. 

*cara $ 104, 144. 

carbonem $ 18, 51, 104, 118. 
carnem $ 114. 

* carniciarius $ 69, 105, 146. 
carım $ 105. 

* carricare $ 74, 104. 

casa $ 10, 90, 144. 

* casatis 8 129, 144. 

castellum $ 101. 

catena $ 4, 73, 110. 

cathedra S 8, 63, 73, 104. 

cavea $ 33, 39, 87. 

cava + itta $ 38, 14. 

caelum $ 6, 67, 100. 

causas $ 15, 90, 118. 

franz. champignon $ 144. 

franz. chatouiller $ 145. 

franz. cheminee $ 26, 73, 145. 
centum S 7, 59, 123. 

cera $ 5, 67. 

*ceraria statt cerasus $ 12, 25, 104. 
cerebellum $ 24, 104. 

cibata $ 10, 24. 

eiccum $ 144. 

span. ciego $ 35, 144. 

span. eigarro $ 55. 

cimicem $ 33, 34, 67, 71, 107, 117. 
ceinerem $ 4, 33, 36, 64, 117, 118. 
einquaginta $ 22, 82, 83, 111, 123. 
einque $ 85, 123. 

circare $ 144. 

*cisellos $ 6, 102, 144. 

*cjsellum $ 22, 67, 90. 
*cistellum $ 24, 144. 

clarum $ 73, 105. 

coagulata $ 79, 138, 144. 
cocere $ 16, 69, 105, 140. 
cocina $1, 68, 110. 

coctum $ 16, 139. 

*colaphare $ 29, 45, 98, 144. 
colaphos $ 14, 35, 44, 91, 98, 118. 


181° 


182 


colaphum $ 46, 118, 124. 
collum $ 14, 73, 101. 


eompetare 829, 31,45, 104,107, 140: 


*comperatus $ 122, 138. 
a $ 29, 64, 140. 

*conoscere $ 20, 34, 70, 105, 140. 
consilium $ 90, 101, 111. 
co(o)perire $ 29, 31, 44, 104, 105, 140. 
cor $ 14, 105, 117. 
*corduban + arius $ 12, 
corium 2 73, 108. 
corpus $ 52. 
corrigias $ 9, 
coxa $ 16, 75 
credere $ 3, 36, 63, 140. 
Partiz. passe von credere 
credis 53, 62, 126. 


144. 


72, 104. 


crepant $ 6, 43, 130. 
crescere $ 34, 70, 105, 140. 
erescit $ 127. 


crista s 38, 57 
erucem $ 20, 71. 
cruda $ 21, 38, 62, 73. 
cubitum $ 49, 73. 
cultellum $ 29, 98, 144. 
culum 8 21, 73, 100. 
*cuminitiabat $ 23, 57, 
*cuminitiant S sa 107, 


133. 
150. 


Daemonium $ 23, 113. 
ahd. danson $ 26, 90, 144. 
de + ab + ante $ 48. 
debebant $ 39, 134. 
debebatis $ 134. 

decem $ 71, 123. 

decem et septem $ 68, 123. 
decem et octo S 68, 123. 
decem et novem S 17, 68, 123. 
decembrem $ 7, 36, 50, 68. 
de (il)los S 124. 

* demorant $ 39, 130, 144. 
*denidare S 62, 144. 
deosum $ 61, 93. 
 [dozambuska] $ 144. 
descendere $ 64, 70, 144. 
*destruire $ 140, 144. 
deum $ 9, 36, 61, 120, 145. 


8 73, 79, 138. 


K. Salow 


*devallare $ 86, 144. 


diabolum $ 28, 49, 61, 99. 
| dieis $1, 61, 68, 126. 
| dieit 8 127. 


| dieitis $ 68, 91, 129. 


dieunt $ 37, 58, 114, 130. 

diem p. 15, Anm. 2, $ 144. 

diem dominicum $ 36, 63, 64, 107. 
diem lunae $ 91, 111, 120. 

diem Martis $ 56, 91, 120. 

diem Mercurii $ 91, 104, 120. 
diem Jovis $ 17, 87, 95, 120. 
diem Veneris $ 64, 120. 
diem sabbati $ 39, 49, 
dieitum $ 88. 


90, 120. 


directam $ 3, 22, 61, 75. 


directum $ 75, 108. 
*disjunare [diner] s2, 90, 9. 
* disjunare |[dejeuner] $ 52, 95, 144. 
diurnum $ 61, 114, 144. 
dominam $ 14, 107, 144. 
drappos $ 35, 44, 61, 118. 
duas 8:39.92 103: 

dulces $ 39, 70, 94, 98, 121. 
d(u)odeeim $ 18, 29, 63, 123. 
duos $ 61, 92, 123. 

duplum $ S18, 44, 99. 

dura $ 21, 38. 


duro $ 144. 


span. 


Ecelesia — 34, 90. 
ecce hoc 


817, 70, 76, 77, 124, 145. 
eceum hoc js 


89, 36, 95, 124, 145. 
equa S 82. 
erat $ 6, 133. 
es $ 126. 
*essere $ 56, 140. 
*essere + at S 141. 
est 8 93, 127. 
es 92, 95, 129. 
examen $ 10, 25, 75, 108, 117. 
ex + combrum + a $ 144. 
ezquerra $ 89, 146. 


Faba $ 48. 


faba + iolum $ 144. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 


facere $ 11, 140. 

factum $ 11, 75, 139. 
*fait 8 84, 127. 

ahd. faltstuol $ 28, 57, 98. 
famem $ 84, 108, 144. 
farina $ 84, 104, 110, 144. 
fascem $ 11, 71. 

febrem $ 6, 36, 49, 117, 146. 
februarium $ 12, 31, 49. 
femina $ 4, 107, 144. 
fenum $ 113. 


* ferla 53, 84, 104. 

ferrum $ 55, 105. 

figura 52a 79, 144. 

filum $ 2, 84, 100. 

filiam $ 98, bellam filiam $ 144. 


* finiscunt p. 25, Anm. 4, $ 130. 
*fiticum $ 5, 36. 
flamına u. flammula 
folia+s $ 16, 98, 117. 

fontem $ 15, 59, 84. 
*formaticum $ 55, 104. 

formica S 1, 74, 79, 104, 107. 
fortia S 144. 

germ. frank +a $ 76, 84. 
fraxinum S 11, 34, 75. 
frigidum $ 55, . 34. 

germ. frisk +a $5, 76. 
frontem $ 15, 59, 84, 114. 
fructum Sal. 7584,17, 118. 
[ful’a]l S 144. 

fumare $ 50, 107, 140. 

fumum $ 21, 84, 108. 

furnum $ 18, 114. 


ndl. @affel S 144. 

gallum 8 s. 101, 144. 

gavata $ 38, 78, 87. 

franz. gauche $ 146. 
genuculum $ 18, 101, 118. 
genuculum + s $ 24, 72, 102, 
germana $ 24, 72, 104, 107, 144. 
gingiva $ 24, 72, 86, 111. 
glandes $ 64, 78, 118. 

gloria $ 35, 39. 

hehr. g0j $ 144. 

‚grandem $ 66. 


$ 10, 50, 84, 107. 


110, 118. 


grandem matrem Sa 144. 
grandem patrem $ 114, 144. 
grillum 8 2, 78, 101, 144. 
[grunsula] S 144. 

grossas $ 14, 78, 94. 

span. guapo $ 144. 

gustum S 18, 59, 78. 

guttas $ 39, 57, 78, 118. 
gypsum p. 34, Anm. 4, $ 44, 72. 


Habeam $ 49, 136. 

habebas $ 152, 144. 

habebat $ 133. 

habemus $ 48, 108, 128, 139. 
Partiz. passe von habere $ 59, 79, 
habetis $ 91, 129, 139, 144. 
habitant 8 39, 54, 130, 144. 
hedera $ 63. 

herba $ 51, 104. 

heri $8, 27, 35, 105, 144. 
hier passe $ 144. 

hibernum $ 6, 22, 114. 

hodie $ 16, 27, 66. 

hominem $ 14, 34, 113. 
homo $ 108. 

19, 38, 63, 108. 


hora $ 


horologium $ 16, 29, 32, 33, 72, 99. 


I) Kr7 


hortulanus S 32, 57, 146. 
hospitale S 31, 45, 144. 


-Idiare $ 69. 

(il)la (art.) $ 40, 124. 

(il)las (art.) $ S 40, 94, 124. 

(il)le (art.) en 

Gl)lum (art.) sım. 

(i)los (art.) $ Sr 124. 

(i)los (pronom.) S 124. 

*imbracchiare = 50, 69. 

incendere $ 64, 70, 144. 

incendo 8 65, 144. 

in-+ *exagiare $ 25, 72, 144. 

in-+ germ. *grana + aria $ 12, 25, 
144. 

*inrabiatum $ 49. 

insemel $ 25, 50, 99, 107, 111. 

intendo $ 25, 57, 65, 125, 144. 


185 


138. 


31506 


184 

franz. Jardinier $ 12, 78, 146. 
jejunum $ 95. 

jenuarium $ 12, 31, 105, 146. 
jocare $ 74, 95, 105, 140. 
jocum $ 14, 77. 

judicem $ 56, 63, 9. 
julium + -olum u. -ittum 
janium $ 115. 

juvenem $ 18, 34, 86, 95, 113. 


$ 30, 98. 


altnfrank. *Knif S 75, 144. 
*krasja 8 73, 90, 145. 
südslav. ku&ka p. 135, Anm. 1, S 144. 


Laborare $ 51, 49. 

lactem $ 11, 59, 75, 96. 

lactuca $ 21, 27, 79. 

lana S$ 10, 110. 

franz. lappin | 845, 96, 113. 

latro $ 55, 120, 144. 

lavare $ 86, 144. 

altdtsch. laid $ 66. 

altdtsch. laid + a 8 66. 

lectum S 8, 75, 96. 

Partiz. passe von legere $ 24, 72, 138. 
leporem $ 6, 33, 44, 117. 

*]evatum $ 24. 

leve $ 88, 96, 121, 144. 

*]eviarium $ 87. 
*]imacum $ 22 


S aa, ÜE 96. 
lineum $ 


115. 

lingua $ 4, 82. 

linteolum $ 14, 24, 57. 
linum S 96, 113. 

lixivum $ 24, 75, 96. 
longanon + icia $ 69, 144. 
luna $ 21, 96, 110. 

lupa $ 58. 

lupum $ 18, 46, 96. 


Magistrum 
majum $ 95. 
male + habitam $ 49. 

male + habitum $ 26, 59. 

[mal’orku] $ 144. 

malva $ 87, 98. 

mamma + itta $ 144. 

manducamus $ 26, 31, 64, 91, 108, 128. 


$ 26, 56, 72, 144. 


K. Salow 


“mansionaticum $ 90, 111, 144. 


iber. *manteca $ 26, 144. 
manum $ 10, 35, 106, 113,118. 


manus $ 91, 111, 118. 
maritatis $ 92, 129, 144. 
martellum, -os $ 57, 102 
martium S 60, 104. 
massa $ 10, 144. 
matrem $ 96, = 
maturam $ 58, 

maturum $ 5 
matutinum $ 31, 57, 113, 120. 


al 


me $ 106, 124. 

mediam $ $, 8, 63. 
Sruelieinusz> 8 32, 146. 
medicum $ $ 39, 63, 146. 
mel $ 100, 117. 

ea kE 144. 


met + ipsum $ 44, 124, 146. 
met + *ipsimum $ 124, 146. 
meum S 9, 36, 124. 

[mida] $ 144. 

milium $ 144. 

[mil’orko] S 144. 

kelt. min + ionem $ 144. 
minus $ 35, 91, 111, 122. 
*möbiles $ 49, 99, 119. 
*montanea $ 10, 106, 111. 
montem $ 15. 

span. moreno, morillo $ 144. 
* moriscunt, *morunt $ 130. 
mulgere $ 98, 105, 140. 
*multones S 18, 98, 111, 118. 


pers. Narang’ 8 64. 
natalem $ 54, 109. 

nepotem $ 18, 35, 59, 109. 
nidos $ 37, 66, 77, 109, 119. 
[nins] $ 144. 

noctem S 16, 75, 109. 
nonaginta $ 110, 123. 

*nora $ 104, 144. 

nos alteros $ 56, 98, 124. 
novellum $ 29, 86, 145. 
novem $ 17, 88, 123. 
novembrem $ 7, 50, 86, 107. 
novum $ 17, 145. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 


Octo $ 16, 52, 75, 198. 
octobrem $ 29. 

oetoginta $ 29, 123. 

oculos $ 33, 35, 102, 118. 
oculum $ 16, 75, 101, 118. 
Plur. von os $ 37, 119. 
*o(v)um 8 17. 


Pacem $ 71, 108. 
panarium $ 111, 144. 
Inapet], mapi] $ 144. 
partire $ 155, 140. 

il partit [passe def.] S 155. 
paschas $ 39, 76. 
*passatum $ 90, 138. 
passum $ 94. 

amerik. patana $ 144. 
patientia $ 35, 57. 

patrem $ 55, 104. 

paucum $ 13, 77, 144. 
pauperem $ 15, 44. 
pavonem $ 86. 

pavorem $ 26, 86, 105. 
pedem $ 6, 35, 66. 

penso $ 111, 125. 

per $ A2. 

perdere $ 6, 64. 

Partiz. Perf. Fem. von perdere $25, 104 


I 


138. | 
Partiz. Perf. Maskul. von perdere & 2, | 
65, 138. | 


per (il)lum $ 124. | 
per + quid $ 66. 

pilare $ 25, 97, 105. 

pilos $ 4, 119, 144. 

piperem $ 3, 33, 36, 44, 105. 

pirum +a $5, 104. 

piscem $ 3, 71. 

placere $ 26, 68, 105, 140. 

planum $ 42, 113, 121, 144. 

span. plata $ 144. 

plicare 8 23, 42, 144. 

*plovia $ 16, 42, 87, 118. 

*nlovere $ 17, 87, 140. 

*mMovit S 17, 58, 127. 

Pariiz. Perf. von *plovere $ 29, 79, 138. 
pluma $ 21, 2. 


| quiritat $1, 


185 


plumbum $ 18, 52. 
polita $ 54, 144. 
politum $ 29, 144. 


| poma+s $ 39, 94, 107, 117. 


ponere $ 19, 64, 104, 111, 140. 
pontem $ 15. 
*postius $ 60, 144. 


| *potale p. 82, Anm. 3. 


*poteo $ 125. 
*potere $ 29, 54, 140. 


| *pot + *i(b)am $ 131. 
| precare $ 23, 42, 105. 
| prendere $ 4, 42, 64, 104. 


pretium $ 60. 


| primarium $ 12, 22. 
| prima + *vera S 22, 
| primum tempus $ 


n DV 
6) 
22 


22, D7, 
probare $ 42, 144. 
pulicem $ 21, 117. 
pullum S 42, 144. 
Verbalsubst. von purgare $ 21, 104. 
purgare $ 30, 81. 

purum $ 21, 105. 

putere $ 30, 54, 105, 140. 


' Quadragesima $ 27, 82, 90, 107. 


quadraginta $ 27, 72, 82, 123. 
qualem + quid $ 82, 83, 98, 124. 
qualem + quid + unum $ 82, 124. 
quando S 66, 82. 


| quatt(u)or $ 55, 82, 123. 


quatt(u)ordeecim $ 51, 64. 82, 123. 
quatre-vingts $ 88. 


 quem $ 108, 124, 145. 
' quid $ 66, 83, 124. 
| quindecim $ 33, 64, 83, 111, 123. 


qui oder qualem + quid + homo $ 124,145. 
DO DT. 


aa, 


quo modo + sie $ 144. 


Rabiam S 35, 39, 49, 103. 
racemos $ 5, 26, 68, 103, 108, 118. 


| radicem $ 27, 103. 
radieina S 69. 


*ramatum S 105, 144. 
rarum $ 105. 
rationem $ DD. 


186 
ahd. ratta *pennata u. -aria $ 10, 145. 
recentare $ 1095, 144. 
recipit $ 46, 68, 127. 
Verbalsubst. von resecare 


resecare 3 25, 90, 144. 


restant $ 39, 57, 103, 130, 144. 
rigida $ 692. 
[rikrik] S 103, 144. 


robur S 49, 105. 
rubeam $ 38, 49. 
rubeum $ 33, 52, 103. 


Sabata + arium $ 12, 
sabucum S 48. 

sal $ 89, 100, 117. 
salsiecia $ 38, 69, 98, 144. 
salicem $ 70, 98. 

saltare $ 57, 98, 140. 

*salvaticas 8 10, 55, 87, 98. 

$ 31, 83, 138. 
sanguisuga S 2, 26, 19.83, Il. 
*sap re 843, 140. 

Partiz. Perf. von *sapere 
saponem $ 18, 43, 113. 
franz. sappin $ 45, 113. 
franz. sarrasin S 144. 
sartor $ 56, 104, 120, 143. 
sationes $ 55, 111, 118. 
seribere sh 49, 140. 
seutella $ 25, 89, 99, 
scutum $ Ss», 144. 
secale s5 36,AlD. 
securum $ 25, 74, 105. 
sedecim 33 63, 123. 
seminare $ 23, 32, 89, 107. 
semper $ 45, 107, 144. 
sentio $ 125, 144. 

septem $ 6, 4, 59, 123. 
septembrem $ 7 et 104. 
septimana $ 23, 31, 44, 107. 
septuaginta $ 31, 44, 123. 
serra $ 6, 104, 144. 

serrare $ 104, 144. 

sex $8, 91, 198. 
sexaginta $ 24, 75, 89, 123, 146. 
si 88. 


sibilare 


105, 144. 


144. 


SM 


-.-, 


49, 89, 99 


$ 6,25, 90, 144. 


g43, 79, 138. 


K. Salow 


simus $ 128, 139. 
sitis $ 92, 129, 139. 

ahd. skum $ 25. 

arab. sokkar $ 89. 

solem $ 35, 89, 145. 
soliculum $ 3, 89, 97, 145. 

$ 105, 120, 144. 
spatula 8 10, 25, 55. 

spissas $ 3, 25, 89, 122. 
*stagnicatis $ 91, 137, 144. 
stagnum $ 25, 80, 114. 

stant $ 150, 144. 

statam, -um $ 25, 139. 
stellas $ 4, 25, 99, 118. 
strlebam, 8 3,29, 109,89. 
subtus $ 19, 49, 59 

sudare $ 10, 30, 62, 105, 140. 
sudo S 21, 62, 89, 123. 

sum $ 108, 114, 125, 139. 
sunt $ 58, 150. 


soror 


span. Tabaco $ 59. 

talentum ST, 59, 97, 144. 

talpa $ 45, 98, 

franz. tailleur S 98, 146. 

tantum $ 59, 114, 121. 

westgeerm. tappo + atis $ 91, 137, 144. 
*tardorem $ 26, o 105, 144. 

[tata] p. 82, Anm. 


[tatot], I-o] S Hrn 

[tayo] S 14. 

tegulas 8 53, 79, 97, 119. 
tela $ 4. 

tempus s 1.45, 99 DR. 
teneam $ 156. 


teneatis $ 156. 
tenebas $ 152, 144. 
tenebatis $ 154, 144. 


tenere $ 135, 140. 
tenes $ 37, 126. 5 
tenet $ 55, 127. 
tenetis $ 91, 129, 144. 


Partiz. Perf. von tenere $ 81, 138, 144. 

tepidam $ 34, 62. 

*texitor, -orem $& 3, 24, 32, 55, 75, 105, 
120, 145. 

*teum $ 9, 36, 124. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 


*thia (Weia) $ 59. 

titionem $ 22, 55. 

*tottam 8 18. 

*tottum diurnum $ 144. 

tractum $ 139. 

*tragere $ 11, 72, 105, 140, 144. 
tredeeim $ 5, 63, 123. 

tres $ 3, 53, 123. 

triginta 8 4, 57, 72. 123. 

*trinicare (oder *trincare) S 5, 144. 
*trinicatas (oder *trincatas) $ 39, 138, 144. 
*troja $ 16, 53, 9. 

*tropas $ 14, 94, 126, 144. 

*tuferas $ 84, 104, 144. 

*tumbare $ 29, 51, 144. 

goth. paurp $ 46, 104, 144. 

germ. porp + ellum (2) $ 45, 104, 144. 


Ulmus $ 144. 

unam $ 38, 123. 

unum $ 21, 113, 114, 125. 
undecim $ 33, 36, 64, 123. 
usatas $ 30, 90, 93, 138, 144. 


Wacca $ 10, 76, 118. 
vaccas $ 39, 118. 

vadam $ 65, 136, 144. 
wait S 85, 127. 

*vao 8 36, 125. 

veclum $ 8, 55, 101, 
vendere $ 64, 85, 111, 140. 


187 


Partiz. Perf. Maskul. von vendere $ 65, 


158. 
Partiz. Perf. Fem. von vendere $ 21, 65, 
158. 


veniebatis $ 25, 134. 

venio $ 7, 125. 

venis $ 7, 37, 126. 

venit $ 85, 127. 

Partiz. Perf. von venire $ 81, 111, 122 
138. 

ventum 8 7, 59, 85, 118. 

kelt. vern $ 144. 

versare $ 144. 

* yjaticat $ 25, 127, 146. 

*yidere $3, 34, 63, 85, 105, 140. 

*yillaticum $ 22, 36, 55, 85, 9. 

vinum $1, 35, 85, 113. 

vinti-S 35; 59,22, 128. 

vitellum $ 6, 85, 101. 

vivunt $ 144. 

vocem $ 20, 71, 146. 

*voles $ 126. 

*yoletis $ 92, 129. 

franz. voleur $ 144. 

vos $ 85, 92, 95, 94, 124. 


germ. Waidanjan $ 27, 82, 95, 111. 


 ahd. weigaro $ 85, 36, 80, 104. 
germ. wardon $ 27, 65, 82, 104. 
| *wastare (— vastare + germ. wöst) $ 


27, 


82, 105. 


Teil I. 


Untersuchungen über die Ursachen 
der Katalanisch-Languedokischen Sprachgrenze, 
insonderheit ihres östlichen Teils. 


S$1. Wie der erste Teil vorliegender Arbeit zeigt, ist es zu- 
treffend, daß in der in den Vorbemerkungen angegebenen Gegend eine 
Reihe von zum Teil alten und schwerwiegenden Kriterien zusammen- 
fallen und das Katalanische vom Languedokischen scharf scheiden. 
Zwischen den dort genannten Ortschaften befindet sich demnach der 
markanteste Teil der Sprachgrenze. Aber auch in unserem Fall ist diese 
nicht etwa eine einzige Linie; wir finden in den vorstehenden Para- 
eraphen vielmehr, daß mehr als einmal katalanische Erscheinungen 
über diesen Kern nach Norden zu hinausgehen, während andererseits 
provenzalische Lautungen auch im Süden nicht fehlen, so daß wir 
es mit einer Grenzzone zu tun haben. Zeichnete man die Linien, 
die die verschiedenen Entwickelungen im Norden und Süden in jedem 
einzelnen Wort abzugrenzen hätten, so bekäme man ein Linienbündel, 
dessen größte Dichtigkeit sich in der oben beschriebenen Gegend 
befände. Im folgenden soll nun die Frage aufgeworfen werden, 
warum die Sprachgrenze gerade in dieser Gegend, d.h. den süd- 
lichen Abhängen der Corbieres verläuft, und ferner, warum sie im 
Laufe der Zeit den Verlauf erhielt, den sie heute zeigt. Es zerlegen 
sich also nachfolgende Untersuchungen in die beiden Teile: 
1) Warum entstand die Sprachgrenze an den südlichen 
Corbieres? und darin eingeschlossen: Warum spricht manin 
Roussillon katalanıisch? 2) Wie kam es, daß sie den 
Verlauf nahm, den sie heute zeigt? 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 189 


Kapitel I. Ursachen der Entstehung der Sprachgrenze 
an den südlichen Abhängen. 


T. Würdigung der bis jetzt für die Entstehung der 
Sprachgrenze geltend gemachten Argumente. 


$S 2. Nachdem man lange Zeit darüber gestritten hatte, was 
eine Mundartengrenze sei, und aus welchen Gründen sie entstehe, 
wobei sich zwei Richtungen gegenüberstanden, die einen, die in der 
Topographie des Landes die Ursachen sahen (P. Meyer, G. Paris, 
Darmesteter usw.), und die anderen, die die Entstehung einer 
solehen Grenze aus der Geschichte der Gegenden erklären wollten 
(Aseoli, Groeber, Tourtoulon, Horning, Gauchat), ist man 
jetzt dazu gekommen, zwischen beiden Anschauungen zu vermitteln; 
und so konnte Tappolet!) als Leitsätze für die Erklärung einer 
Mundartengrenze folgende Punkte hervorheben: a) Wie verhält 
sich die Grenze zur Topographie des Landes? und b) wie verhält sie 
sich zu den historischen Grenzen von einst und jetzt? Diese Gesichts- 
punkte sind auch im folgenden nicht außer Acht gelassen worden. 
Historische Gründe für die Entstehung der modernen Katalanisch- 
languedokischen Grenze hatte schon Morf?) geltend gemacht. Er 
führte die Tatsache, daß man in Roussillon katalanisch redet, zurück 
auf die frühere Zugehörigkeit der Grafschaft Roussillon zur Grafschaft 
Barcelona und die Fortdauer derselben bis zum Pyrenäischen Frieden, 
ferner auch auf die Selbständigkeit der Gegend südlich der Corbieres 
in kirchlicher Hinsicht, sie bildet ein eigenes Bistum (Elne). Aus- 
führlich über die Entstehung und den Verlauf der Sprachgrenze hat 
sich Schädel?) geäußert. Auch er sucht die Gründe für ihren Ver- 
lauf in der Geschichte, der kirchlichen sowohl wie der politischen; ihre 
Entstehung aber führt er zurück auf die Einwanderung von spanischen 
Flüchtlingen in die spanische Mark und Roussillon nach Eroberung 
dieser Gebiete durch Karl den Großen und Ludwig. Jüngst hat 
A. Griera*) in einem kurzen Artikel dieser Theorie widersprochen, 


1) Über den Wert und die Bedeutung der Sprachgeographie. Festschrift für 
Morf. Halle 1905, p. 388. 

2) BDRInr. 1. p. 2-4. Abdruck eines Vortrages, der auf dem internationalen 
Kongreß für historische Wissenschaften zu Berlin (1908) gehalten wurde, er heißt: 
Mundartenforschung und Geschichte auf romanischem Gebiet. 

®) RDRI (1909), p. 53-83. 5 

4) Les fronteres de Catalunya in „La Veu de Catalunya“. Any XXI. 
1. Januar 1911. Morgenausgabe. 


190 K. Salow 


ohne aber ausführlicher auf eine Widerlegung einzugehen. Die von 
ihm dort geäußerte Ansicht, es handle sich um eine ethnologische 
Grenze, geht auf Besprechungen zurück, die derselbe mit dem Schreiber 
dieses wiederholt gehabt hat. 


S 3. Es soll nun zunächst geprüft werden, mit welchem Recht 
Schädels Erklärung aufgestellt werden konnte. Dieser fußt darauf, 
daß nach Aufhören der Araberherrschaft nördlich der Pyrenäen eine 
erobe Reihe von locis eremis in Septimanien vorhanden war, wie die 
Urkunden aus den Gegenden zur Genüge beweisen. „Die Redu- 
zierung der Einwohnerzahl und die Entstehung solcher des- 
poblados nördlich der Pyrenäen mußte auch den sprachlichen 
Verkehr zwischen den Ländern nördlich und südlich Septi- 
maniens stark reduzieren. Diese loca erema des 8. Jahrhun- 
derts müssen wir daher als die Keime der späteren Sprach- 
grenze betrachten“'). Diese Gebiete wurden nicht von Norden aus 
neu besiedelt, sondern von Süden her?), von Flüchtlingen aus Spanien. 
Diese katalanisch redenden Hispani müssen sehr zahlreich gewesen 
sein, wie eine Gesandtschaft dieser Leute an den Kaiser von 812. 
ergibt; als Beweis wird ferner ein Reisebericht des Bischofs Theodulf 
von Orleans (Ende des 8. Jahrhunderts) angeführt, sowie auch eine 
Stelle aus den Annalen des Einhard anno 827°). Die erste Einwande- 
rung dieser Hispani fällt um 782 (30 Jahre vor 812), und sie dauert 
auch noch im 9. Jahrhundert fort‘). Weit wichtiger ist die räum- 
liche Ausdehnung. Eine genaue Bezeichnung der von ihnen besie- 
delten Ortschaften ist nicht vorhanden, es ist aber sehr wahrschein- 
lich „daß diese loca erema in erster Linie nahe den nördlichen 
Pyrenäenabhängen zu suchen sind, also im heutigen Rous- 
sillon und in den Corbieresbergen, und daß die anstoßenden 
Landschaften des Narbonnais, Biterrois und Carcassonnatis 
erst in zweiter Linie in Betracht kommen“); weiter hinauf geht 
diese Besiedelung durch die Hispani jedenfalls nicht. „Wir finden also, 
daßgegen Ende des8.Jahrhundertsundim®9. Jahrhundertspa- 
nische Christen zu wiederholten Malen sich nördlich der Cor- 
bieres niederließen, am dichtesten in Roussillon, mehr ver- 


1) Schädel: 1. e. $ 27. 
2) id.: $ 2829. 
S)rid. 21€, 8 30: 
nd 8,31. 

Syid.e 8:82. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 191 


einzelt im Gebiet von Carcassonne, Narbonne und Beziers. In 
Anbetracht der dünnen Bevölkerung, die geblieben war, muß 
diese starke Einwanderung von Hispani wichtige sprach- 
geographische Folgen gehabt haben. Durch diese Bevölke- 
rungsverschiebung in nördlicher Richtung müssen sprach- 
liche Phänomene, die südlich der Pyrenäen zu Hause waren, 
vor allem nach Roussillon, in weit geringerem Maße in die 
angrenzenden Striche hineingetragen worden sein. So 
bildet sich am Nordrand der ja ganz und gar von Hispani 
dauernd okkupierten loca erema eine Dialektgruppe Man 
hatsGrund genug, diese Grenze in den Corbieres zu ver- 
muten und anzunehmen, daß dagegen weiter in der Richtung 
auf Narbonne und Carcassonne der Dialekt der hier nur 
vereinzelt auftretenden Trupps südpyrenäischer Zunge in 
dem eingesessenen Oc-Idiom aufging. Die Entstehung der 
languedokisch-roussillonesischen Sprachgrenze'), die in der 
Folgezeit durch die verschiedensten Faktoren — Unwegsam- 
keit und durch die Trockenheit hervorgerufene geringe 
Fruchtbarkeit der Corbieresberge, und auf der andern Seite 
lebhafte Verkehrsbeziehungen Roussillons mit Katalonien, 
administrative Entwickelung der Folgezeit — erhalten und 
verschärft wurde, läßt sich somit an das Ende des 8. Jahr- 
hunderts hinaufriücken“. Soweit Schädel. 

S$ 4. Prüfen wir jetzt die von ihm beigebrachten Argumente’). 


1) Schädel: 1. c. $33. Die mit Gänsefüßchen versehenen Stellen sind wört- 
lich zitiert. 

?) Die über die Hispani vorhandenen Quellen sind diese: 1) Diplom Karls 
des Großen vom 2. April 812. (HGL II, preuves el. 73—74). 2) Diplom Ludwigs des 
Frommen vom 1. Jan. 815 (HGL II, preuv. el. 97—100). 3) Diplom Ludwigs des 
Frommen vom 10. Febr. 816 (HGL II, preuv. c1.109—111). 4) Edikt Karls des Kahlen 
vom 19. Mai 844 (HGL U, preuv. cl. 223—229). 5) Diplom Karls des Kahlen vom 
11. Juni 844 (HGL II, preuves cl. 243—246). Erwähnt sind die Hispani ferner in: 
1) Charte Pipins I. von Aquitanien zugunsten der Abtei Lagrasse vom 3. Sept. 837 
(HGL II, preuv. cl. 208). 2) Plaid tenu A Elne par Richelme, vicomte en Roussillon, 
5 juin 858 (HGL II, preuv. cl. 307). 3) Diplom Karls des Kahlen für das Kloster 
St. Andeol in Besaln. 11. April 872 (HGL II, preuves cl. 368). 4) Charte du roi 
Carloman en faveur de l’eglise de Narbonne, 4 juin 881 (HGL V, el. 70). 5) Diplom 
König Odos zugunsten der Kathedrale von Narbonne, 26. Juni 890 (HGL V, el. 86). 
6) Charte du roi Charles le Simple en faveur de l’eglise de Narbonne, 1 nov. 898 
(HGL V, cl. 96). 7) Charte du roi Charles le Simple en faveur d’Arnuste, arche- 
veque de Narbonne, 6 juin 899 (HGL V, cl. 105). 8) COharte du roi Charles le Simple 


192 K. Salow 


Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß nach der Araberherrschaft in 
Septimanien die Bevölkerung stark zusammengeschmolzen war, und 
es viel herrenloses, unbebautes Land, loca erema, deserta gab. Denn 
diese werden häufig in den Schenkungsurkunden der Kaiser an ihre 
Getreuen oder den Gründungsurkunden der Klöster, die aus dieser 
Zeit stammen, erwähnt‘). Mit Recht nimmt Schädel auch an?), 
daß die einheimische Bevölkerung deswegen nicht aufgehört hatte, 
zu existieren. In dem Diplom von 812 wird ausdrücklich gesagt, 
die Hispani hätten sich beklagt, guod aliqui pagenses fiscum nostrum 
sibi alter alterius testificant ad eorum proprietatem et eos (die Hispani) 
exinde expellant contra justiciam usw.”) Es waren also Bewohner der 
Gegenden vorhanden, die die neu eingewanderten Hispani belästigen 
konnten. In dem Bericht des Bischofs Theodulf v. Orleans heißt es 
außerdem, daß er in Narbonne von den religuiae Getici populi simul 
hespera turba*') empfangen sei. Zutreffend ist auch die Zeitbestimmung 
der Einwanderung, die man nach der eben angeführten Urkunde als 
spätestens 30 Jahre vor 812 erfolgt ansetzen muß — et tollant nostram 
vestituram heißt es im Anschluß an die oben zitierte Stelle weiter, 
quam per triginta amnos seu amplius vestiti fuimus. 


en faveur de l’öglise de Narbonne, 7 juin 922 (HGL V, cl. 144). 9) Diplom 
desselben Königs zugunsten der Kirche von Elne, 6. Juni 899 (Marca hispanica 
cl. 832). Die Hauptstudie über diese Einwanderung ist Cauvet: Etude historique 
sur l’elablissement des Espagnols dans la Septimanie aus VIII® et IX® siecles et 
sur la fondation de Fontjoncouse par UEspagnol Jean au VIII? siecle. Bulletin 
de la commission arch&ologique de Narbonne I (1877), p. 343—520 u. Imbart de 
la Tour: Les colonies agricoles et l’occeupation des terres desertes a l’epoque caro- 
lingienne. Mel. Paul Fabre. Paris, 1902, p. 146— 171, letzteres mir bekannt durch Auszug 
des Herrn Dr. Krüger. 

) z. B. gibt 795 Karl der Große an seinen Getreuen Johann „in pago 
Narbonensi villare eremum ad laborandum que dieunt Fontes (HGL II, preuv. 
cl. 60). 833 erfahren wir aus einer Urkunde Ludwigs des Frommen zugunsten 
seines Vasallen Wimar, daß der Vater des letzteren infolge einer concessio Karls 
des Großen res.... ab eremo in Septimania construxit, quae vwocatur Vieus 
Sirisidum, consistentem seilicet in Valle Asperi (—=ÜCeret) (HGL II, preuv. cl. 184). 
834 ersieht man aus einer Urkunde Lothars für denselben Wimar, daß dessen 
Vater auch Villeneuve de la Raho in Roussillon gründete: res ...ab eremo in 
Septimania trahens ad villam construxit quae vocatur Villanova consistentem 
videlicet in Rossilione (Marca el. 771), ähnlich für die Klöster cf. Cauvet 
p. 438—448. 

2) Schädel, op. eit. p. 57. 

®) HGLII, preuv. cl. 74. 

*) Cauvet, p. 425, Ann.1. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 193 


S 5. Von Bedeutung ist aber, woher diese Hispani stammen. 
Schädel sagt'), sie kämen aus der Gegend südlich der spanischen 
Mark und vor deren Gründung aus den Landschaften, die diese 
später umfaßte, und meint‘), es wären katalanisch redende Leute 
gewesen. Ein Beweis kann aber nur dafür erbracht werden, daß 
sie aus Gegenden außerhalb der spanischen Mark stammten. In der 
Urkunde von 815 heißt es nämlich .... de partibus Hispaniae 
ad nos confugerunt et in Septimania atque in ea portione Hispaniae, 
quae a nostris marchionibus in solitudinem redacta Furt, sese ad habi- 
tandum contuwlerunt”). Für die Behauptung, daß diese Hispani auch 
aus den später die Marca hispanica ausmachenden Landschaften 
eekommen seien, ist ein Beweis nicht erbracht und nach den vor- 
handenen Urkunden auch nicht zu erbringen. Es ist demnach nur 
eine, wenn auch vielleicht nieht unwahrscheinliche Annahme, daß 
diese Hispani — wenigstens zum Teil — katalanischer Zunge ge- 
wesen sind; es ist jedenfalls zu bedenken, daß es Leuten, die in 
größerer Entfernung von den durch die Franken gewonnenen Gebieten 
wohnten, schwer werden mußte, von ihren Wohnsitzen mitten durch 
den Sarazenen untergebene (Gebiete hindurch zu den fränkischen 
Machtsphären zu gelangen. Es kommen demnach wohl vor allem 
Grenzanwohner der spanischen Mark für diese Einwanderung in 
Betracht; ob das aber nur katalanisch redende Leute waren, ist 
eine andere Frage. Was die Zahl dieser spanischen Flüchtlinge 
betrifft, so ist sie wohl eine recht erhebliche gewesen, aber eine 
auch nur annähernde Schätzung gestatten die vorhandenen Quellen 
kaum. Wir müssen bei ihnen unterscheiden zwischen majores et 
potentiores und minores et infirmiores*). Von diesen sind für die 
Besiedelung die letzteren sehr viel wichtiger, aber nicht sie sind es, 
die die Diplome erhielten, sondern die majores ad palatium venientes?). 
Wir wissen zwar von ihrer Existenz, aber bestimmte Nachrichten 
fehlen. Vielleicht sind sie es auch, auf die der Ausdruck hespera 
turba bei Theodulf von Orleans zu beziehen ist‘). Bei den majores 
liegt die Sache günstiger, da sie einige Urkunden bekamen, so na- 


Dip. 61. 

2) p. 58. 

®) HGL II, preuv. cl. 97/98 und Schädel, p. 57, Anm. 
4) HGL II, preuv. el. 110, Urkunde von 816. 

5) ibid. und Cauvet, p. 429. 

6) ib., p. 425 und Schädel, p. 58. 


IS) 


13 


194 K. Salow 


mentlich wohl die von 812. In dieser letzteren heißt es, es seien 
die dort angeführten Hispani!) zum Kaiser gekommen, um sieh über 
die Bedrückungen seitens der Grafen und der einheimischen Bevölke- 
rung zu beschweren. Daß diese 42 Leute aber eine Gesandtschaft 
der Hispani gewesen seien, wie Schädel annimmt ?), steht nicht in 
der Urkunde; es können ebensogut auch ein gutes Teil der majores 
gewesen sein, die in den betreffenden Gegenden ansässig waren’). 
Für uns aber am wichtigsten ist die Frage, auf welchem Gebiet 
diese Spaniereinwanderung stattfand, und wie sie sich über die Ge- 
genden nördlich und südlich der Sprachgrenze verteilt. Das Diplom 
Karls des Großen von 812 ist an acht Grafen gerichtet: 1) Bera, 
comes in Septimania, seit 801 Graf von Barcelona, seit 817 dux von 
Septimanien ); 2) Gauscelinus, Graf von Roussillon und bald nach 
S12 auch von Ampurias’); 3) Gisclafred, Graf von Carcassonne°); 
4) Odilo; 5) Ermengarius, Graf von Ampurias'); 6) Ademarus, Graf 
von Narbonne®); 7) Leibulfus, Graf von Agde und Beziers?); 
8) Erlinus. Die so gewonnenen Grafschaften Barcelona, Roussillon, 
Carcassonne, Ampurias, Narbonne, Beziers werden bestätigt und 
ergänzt durch die Bestimmung des Diploms von 816, daß in folgenden 
sieben Orten je eine Abschrift dieser Urkunde deponiert werden solle: 
Narbonne, Carcassonne, Castel-Roussillon, Ampurias, Barcelona, Gerona, 
Beziers '°). 

S 6. Während ich bis hierher den Ausführungen Schädels im 
wesentlichen gefolgt bin, kann ich ihm aber weiterhin darin nicht 
beistimmen, daß die Ansiedelung dieser Hispani die Entstehung der 
Sprachgrenze herbeigeführt habe. Wir haben keine Beweise dafür, 


1) 42 werden namentlich aufgeführt. 

2) 2.58. 

3) ebenso Cauvet, p. 435, 436. 

#) HGL II, notes, p. 316,1, es könnte aber auch Bera von Rasez sein, cf. 
ib, P-313, 1. 

5) ib., p. 276,1. 

ab: apart: 

ib» p.1321.2. 

9%, Cauvet, p. 512. 

°) HGL I, notes, p. 315, 2. 

10)... de hac constitutione nostra septem praecepta uno tenore conscribere 
Jussimus, quorum unum in Narbona, alterum in Carcassona, tertium in Rosciliona, 
quartum in Imporis, quwintum in Barchinona, sextum in Gerunda, septimum in 
Biterris haberi praecepimus (HGL II, preuv. el. 110) und Schädel, p. 60. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 195 


daß sie in einem der Grenzorte der Corbieres gesessen haben, wir 
können ebensowenig mit irgendwelcher Sicherheit sagen, daß sie in 
den südlichen Abhängen der Corbieres, d. h. also auf der katalanischen 
Seite, in dieser Grenzgegend etwa zahlreicher gewesen wären als 
nördlich der Sprachgrenze. Es ist möglich, daß diese Einwanderung 
in Roussillon stärker gewesen ist, als in den noch weiter nördlich 
gelegenen Gebieten, aber beweisen läßt sich’s nieht. Es ist richtig, 
daß in Roussillon die Besiedelung durch Gründung von Klöstern und 
cellae eine recht bedeutende gewesen ist; aber, wie Schädel’) mit 
Recht bemerkt, wir wissen nicht, ob hier einheimische Goten oder 
Hispani angesiedelt wurden. Nur von einem Kloster Roussillons ist 
es sicher, daß es von katalanischen Mönchen angelegt wurde; es ist 
aber wahrscheinlich jünger als diese Spaniereinwanderung. Es handelt 
sich um St. Andre d’Exalade (die spätere Abtei Cuxa), das 840°) 
allerdings schon bezeugt ist. In einem Diplom Karls des Kahlen von 
871 zugunsten dieses Klosters heißt es nämlich: Prornde comperiat 
omminun vestrorum praesentium scilicet et futurorum solertia, quoniam 
sacerdotes septem liberi genere, id est Witiza, Protasius, Victor, Lucamus, 
Guntefredus, Recceswindus, Sanctiolus, venientes ex parrochia cvvitatis, 
quae vocatur Origel?), accepta a Wilado ipsius eivitatis episcopo licentia 
verum et adjutorio, sed et alii post eis conjuncti homines liberi, Attila, 
Baro, Leudomirus cum religwis eis se conjungentibus secesserunt ad 
locum qui dieitur Exalada juxta fluvium nomine Tete in capite vallıs 
Confluentis et . . . construxerunt monasterium in honore St. Andreae 
apostoli ect.*). Kbensowenig wissen wir, ob die Leute, die in unserer 
Gegend als ‚ideles des Kaisers von diesem Güter erhalten, nicht zum 
Teil auch Hispani waren oder nur einheimische Westgoten. So 
wissen wir zwar, daß die Gegend von Üeret und Villeneuve de la 
Raho an den Vater eines gewissen Wimar geschenkt wurde, aber 
über seine Herkunft wissen wir nichts’). Andererseits werden z. B. 


!) P.60. Cauvets Behauptung, p. 439 und 444, daß die Klöster diese Hi- 
spani bei ihren Neugründungen ansiedelten, stützt sich für die meisten Klöster nur 
auf die Tatsache, daß in den Urkunden steht, die Besitzungen wären aprisione er- 
worben. Dieser Ausdruck findet sich aber auch bei Leuten, die nachweislich nicht 
Hispani waren, cf. auch Cauvet selbst, p. 462. 

2) Vidal: Guide?, p. 323. 

3) Origel = Urgel. 

*) HGLH, preuv. cl. 365. 

5) ef. p. 192, Anm. 1. Wenn Cauvet, p. 432, behauptet, Wimar sei Spanier 
gewesen, so beruht das nur darauf, daß derselbe seine Güter in der Tat aprisione erwarb. 


13* 


196 K. Salow 


855 in einem Diplom Karls des Kahlen zugunsten eines gewissen 
Sumnuldus und Rivulfus diese ausdrücklich als &othi bezeichnet, wir 
haben es hier also mit einheimischen Goten zu tun, da die aus 
Spanien stammenden Hispani genannt werden. Die Besitzungen der 
oben genannten lagen in pago videlicet Elmensi et in comitatu Bossi- 
lionensi ... in villa Moniano et in Villanova et in Cabanas'). Und, 
was weit wichtiger wäre zu wissen, wir sind ohne jede Nachricht, 
welche Leute diese eroßen Besitzer auf ihren Gütern ansiedelten, 
um diese zu bewirtschaften. Daß dabei auch Hispani in Betracht 
kommen, zeigt ja die Urkunde von 816 deutlich, wo die minores 
nicht nur im Gefolge der maiores unter den Hispani genannt werden, 
sondern auch als Bauern auf den Besitzungen der Grafen oder der 
Vasallen der Grafen oder der Vasallen des Königs. Mit alledem 
soll nieht bestritten werden, daß es auch in Roussillon zahlreiche 
Hispani gab. Wir finden diese außer im den Urkunden von 812 und 
816 auch 858 in einem vor dem Vizegrafen Richelme zu Elne ge- 
haltenen Gerichtsverfahren ausdrücklich erwähnt. In der Zeugen- 
aussage heißt es dort”): Sapemus et vidimus occulis nostris et aurebus 
audivimus et de presentes fwimus in predicta villa Tresmalos (in terri- 
torio Helenense) quando venit avius istius  BRicemiri condam nomine 
Wadamirus et pater ipsius idipsi Bicemiri nomine Vuitigisus et pren- 
diderumt jJamdictas terras prius per illorum adprisionem sicut ceteri 
Spani USW. 

S 7. Auffällig ist es auch, daß die Kloster- und Zellengründung 
dieser Zeit immer im südlichen Roussillon in der Nähe der Berge 
stattfindet und nicht in der fruchtbaren Ebene, um den Unterlauf 
der Tet. Die im Betracht kommenden Gründungen sind diese): Arles 
mit den Zellen St. Pierre de Riuferrer, St. Jean de Reart, Julien de 
Bueiac, St. Martin de Fenollar, St. Cecile de Cos, St. Quentin des Bains 
(— Ambelie les Bains), St. Cyprien bei Thuir; Sorede: mit St. Vincent 
de Tatso d’Amont, von Elne aus wurden bei Rocha d’Alberes die 
Zellen: St. Felix und St. Julien de Tanya angelegt. St. Andre 
d’Exalade gründete St. Vincent de Camplong bei Vernet, St. Thomas 
de Balaguer im Conflent; St. Genis des Fontaines die Zellen 
St. Laurent de Roca velha in den Alberes, St. Jean la Cella in 
Roussillon, St. Martin de Casefabre u. St. Andre de Monistrol im 
3) Marea hispan. cl. 787. 


2) HGLII, preuv. cl. 307. 
3) Cauvet, p. 447, 448. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 197 


Tal von Boules. Dazu kommen noch einige Zellen, die von nördlich 
der Sprachgrenze gelegenen Klöstern gegründet wurden, so von 
St. Polycarpe'!) im Razes Salelles und Palol bei Elne, und von 
Lagrasse St. Pierre de Prades und St. Martin de Canoha (=Canohös)?), 
von St. Hilaire aus wurden angelest Nidoleres, St. Martin de 
Montforcat und St. Martin de Vall-Vidrera in den Alberes?). Von 
diesen ganzen Orten liegt kein einziger in der Nähe der Sprach- 
grenze*), und selbst zugegeben, daß diese Klöster, wie Cauvet es 
will’), Hispani auf ihren Neugründungen angesiedelt hätten, so sehe 
ich nicht, wie sich hieraus die Sprachgrenze hätte entwickeln können. 

S 8. Dazu kommt, daß es sich aus den vorhandenen Urkunden 
überhaupt nicht sicher beweisen läßt, daß nördlich der Sprachgrenze 
im Narbonnais, Oarcassonnais und Biterrois tatsächlich weniger Hispani 
gesessen haben als in Roussillon. Bezogen sich schon die Ver- 
ordnungen von 812 und 816 auf die eben genannten nördlich der 
Sprachgrenze gelegenen Landschaften ebensogut wie auf die südlich 
davon liegenden, Roussillon, Barcelona und Ampurias, so sind die 
Dokumente, die sich auf einzelne Ansiedelungen von Hispani beziehen, 
der Mehrzahl nach für Orte nördlich der Sprachgrenze bestimmt. 
Zuerst ist ein Edikt Karls des Kahlen vom 19 Mai 844°) zu nennen, 
im dem er Besitzungen von Hispani im Biterrois in seinen Schutz 
nimmt; es heißt dort, dab quidam Hispani — sechs sind namentlich 
aufgeführt — in comitatu Biterrensi consistentitus ac in nostrae 
proprietatis praedüus commanentes zum Kaiser gekommen wären und 
ihm auseinandergesetzt hätten, daß Zldericus et Petrus seu Emensitus 
et quamplures eorum propingui et progenitores eorum confugerint in 
villis, quae dieuntur Aspirianus et Albinianus‘) et eas juste tenerent et 
proprietario jure; quas seqwdem aprisiones praefatorum Hispanorum 
progenitores per licentiam seu concessionem avi mostri Karoli post 


1) Cauvet, p. 445, 446. 

br, p- AA. 

S)2ib., p: 448: 

‘) Ich kenne in Roussillon nur eine Gründung dieser Zeit, die nahe der 
heutigen Sprachgrenze ist; es ist St. Clement bei Ille, 850 gegründet. HGL II 
preuv. cl. 283. 

5) Cauvet, p. 444. 

6) HGLII, preuv. cl. 228, 229. 

?) Nach HGL II, Index — Aspiran u. St. Esteve d’Albagnan und nieht = Alignan, 
wie Cauvet p. 431 u. Schädel, p. 60, Anm. 4. 


198 K. Salow 


obitum ilvus ex deserti squalore habitabiles frugumque uberes proprio 
labore fecerunt. Beweist diese Urkunde die Anwesenheit der Hispani 
für das Biterrois — und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß 
es sich nur um zwei Ortschaften handelt, ist deren Zahl keineswegs so 
gering zu veranschlagen, wissen wir doch nicht, welche Zahl sich 
unter quamplures verbirgt, und noch weniger, ob nicht auch aus 
Spanien stammende Dienerschaft dabei war — so ergibt sich ihre 
Anwesenheit im Narbonnais aus einer Gerichtsverhandlung von 834. 
Es handelt sich um den Besitz von Fontjoncouse, der von dem 
Grafen Liebulfus dem Teudefredus, dem Sohne eines gewissen 
‚Johannes, der den Ort 795 von Karl dem Großen erhalten hatte!), 
streitig gemacht wird. Dort heißt es: ...et occupavit Johannes eum 
(id est villare) ab omnem integritatem per suam aprisionem quam sicut 
alii ceteri Spani, et plus debet esse ipse villares ab ommem integritatem 
de Johanne per suam aprisionem quam  beneficio comitis wel wvice- 
dominis?). Dieser Johannes war also Spanier; von ihm wissen wir 
auch, wie er seinen Besitz durch seine Leute bewirtschaften ließ. 
Vidimus, so heißt es in der eben angeführten Zeugenaussage weiter, 
quando Johanmes misit in ipsum villare suos homines ad habitandum 
his nominibus: Christianus mit semen vier Söhnen, ein presbyter 
Imbolasus, Fedontius mit seinen Söhnen und seinem Schwiegersohn, 
et beneficiavit illis ipsum villare cum domos et curtes et ortos?) usw. 
Es sind also drei Familien, die so auf Fontjoncouse angesiedelt wurden; 
vielleicht haben es die andern großen Besitzer nicht anders gemacht. — 
Die Anwesenheit der Hispani im Carcassonnais wird bezeugt durch 
eine Urkunde Pippins I., Königs von Aquitanien, zugunsten der 
Abtei Lagrasse, aus dem Jahre 837. Es heißt dort: Concedimus 
etiam propter aemolumentum anime nostrae, ut quicguid Spani praedicto 
monasterio dederunt de hoc quod ex eremo traxerunt, quem adprisionem 
vocant et per preceptum genitoris mostri et nostro tenere videntur, 
ut sint sub mostro mundeburdo®) usw. Von den sieben Orten 
der Urkunde von 816 gehört aber nach der Teilung von 817 nur 
Carcassonne zu Aquitanien, die Teilung von 830 hatte nichts hieran 


!) HGL II, preuv. cl. 60. 

?) Mouny&s: Cartul. de la Seigneurie de Fontjonc. Bull, arch. Narb. I, 
p- 115. HGLL, preuv. el. 185—187 weicht vielfach von Mouny&s ab, und enthält 
siceut alii ceteri Spani nicht; ich folge mit Cauvet, p. 478, dem Text v. Mounyes. 

3) HGL II, preuv. el. 186; Mounye&s, p. 114 teilt die Namen etwas anders ab. 

*) ib., cl. 208. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 199 


geändert‘). 837 gehörte also nur Carcassonne zum Reiche Pippins; 
seine Bestimmung betreffs der Spani haben doch nur für solche 
innerhalb seines Machtbereichs Gültigkeit, können sich demnach 
also auch nur auf Spani im Carcassonnais beziehen und beweisen 
deren Existenz dortselbst. Auch eine Gerichtsverhandlung des Jahres 
918 ist als Beweis für die Anwesenheit der Spani im Carcassonnais 
herangezogen worden. Es handelt sich um einen Streit über Be- 
sitzungen bei Alzonne zwischen der Abtei Montolieu und einem 
gewissen Bernhard, der dieselben für sich verlangt, da er sie als 
Spanier durch aprisio erworben habe, (sicut alii Spani debent facere 
de sua aprisione) ?). Nicht bloß nördlich von Roussillon finden wir 
diese Spani, sondern auch südlich der Pyrenäen lassen sie sich 
anders als durch die Urkunden von 812 und S16 nachweisen. So 872 
für Besalu aus einem Diplom Karls des Kahlen für das Kloster 
St. Andeol; er schenkt dem letzteren eine Reihe von Besitzungen, 
unter anderm ... et in eodem comitatu (Bisuldunensi) montem St. Lau- 
rentii cum basılica in honore St. Laurentii eiusdem fundata cum villari 
et fonte vocabulo Sparrigaria cum ipsius montis integritate praeter 
locum qui dieitur Castellares, quem tenent filii Discolöii et Tirinsimiri 
et praeter apprehensiones Hispanorum infra ipsos terminos sitas?). 
Für Barcelona ergibt sich das Vorhandensein der Hispani auch aus 
einem Schutzbrief Karls des Kahlen vom 11. Juni 844 für die @othos 
sive Hispanos infra Barchinonam famosi nominis civitatem vel Terra- 
cium castellum cohabitantes, simul cum his ommibus, qui infra eundem 
comitatum Barchinone Hispani extra civitatem quoque consistunt, quo- 
rum progenitores crudelissimum jugum inimicissimae christian! nomi- 
nis gentis Sarracenorum evitantes ad eos ‚fecere confugium‘) USW. 
Die aus den beiden Urkunden von 812 und 816 sich ergebenden 
Tatsachen, daß im Biterrois, Narbonnais, Carcassonnais, Roussillon, 
') HGL I, notes, p. 270,2. 

2) Cauvet, p. 433. 

®) HGL I, preuv. cl. 368. Trotz der Abneigung, die angeblich Aquitanier, 
Gascogner usw. gegen das öde Septimanien empfunden haben (Schädel, p. 57 und 
Öauvet, p. 420), läßt sich die Anwesenheit von Gascognern in dem gewiß nicht 
weniger öden Besalu nachweisen. In einem Diplom Karls des Kahlen für St. Vin- 
cent de Besalu von 866 heißt es: Insuper petit, ut quoddam villare nomine Revi- 
dager in eodem pago (Bisuldunensi) a quwibusdam Gothis et Gasconibus exartatum 
et de eremi solitudine ad culturam perduetum . . . eidem sancto loco . . . largiri 
dignaremur, cf. Imbart de la Tour, p. 152, 153 (nach K), und HGL II, preuv. cl. 342. 

#) HGL II, preuv. cl. 243. 


200 K. Salow 
Ampurias, Gerona und Barcelona Hispani saßen, läßt sich also für 
jede der genannten Landschaften ebensogut erweisen, als für Rous- 
sillon, und die Behauptung Schädels'), diese Besiedelung wäre in 
Roussillon stärker gewesen, als weiter nördlich, ist unbewiesen und 
kann nach Lage der Dinge nicht bewiesen werden. 

S 9. Aus der Tatsache, daß es sich in der Urkunde von 844 
die Spani in den beiden Orten des Biterrois betreffend und bei den 
Spani im Carcassonnais nur um eine geringe Anzahl von solchen 


handelt — was für den Schutzbrief Pippins noch nicht einmal mit 
Sicherheit aus der Urkunde folgt?) — kann unmöglich auf eine 


geringere Zahl von Hispani in diesen Gebieten geschlossen werden, 
denn für Roussillon fehlen nähere Angaben ebensosehr. Die Ur- 
kunde von 858 ist außer den allgemein gehaltenen von 812 und 815 
die einzige, die für die Anwesenheit der Spani hier zeugt. Nach 
den vorhandenen Dokumenten kann also die Spaniereinwanderung in 
Roussillon nicht anders als die in die weiter nördlich gelegenen 
Gegenden erfolgte angesehen werden. Will man°) auf Grund dieser 
spezielleren Urkunden, die nur einzelne Distrikte im Auge haben, 
von „nur vereinzelt auftretenden Trupps südpyrenäischer 
Zunge“ im Biterrois und Narbonnais reden, muß man es demnach 
foleerichtig auch für Roussillon und die andern Landschaften tun. 
Es scheint mir aber, daß man bei der geringen Anzahl dieser Ur- 
kunden die aus ihnen bekannten Ansiedelungen längst nicht als die 
(sesamtheit der in diesen Gegenden existierenden Spanierbesitzungen 
ansehen darf, was auch die allgemein gehaltenen Verordnungen der 
Kaiser verbieten, die vielmehr das Vorhandensein einer nicht unbe- 
trächtlichen Anzahl solcher Leute voraussetzen. Nach den bisher 
bekannten Dokumenten einen Schluß auf die. Verteilung der Hispani 
über die einzelnen Landschaften ziehen zu wollen, scheint mir dem- 
nach als ganz unmöglich. 

S 10. Es bleibt noch ein Argument Schädels, das aber auch 
nicht durchschlagend ist. Er meint‘), auf eine verhältnismäßig dünne 
Ansiedlung von Hispani im Razes und im Gebiet von Narbonne lasse 
vielleicht folgende Stelle eines auf den Ort Le Casse Bas (= Trapae)’) 


N) p. 61. 

2)).ck..ab., p. 60, Anm.4. 

3) Schädel, p. 62. 

») p. 60, Anm. 4, letzter Absatz. 

>) Sabarttes. Dictionnaire, p. 73. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 201 


in comitatıu Redensi bezüsliches Diplom von 890 schließen, worin es 
heißt: = vero infra istam veillam et villares eius Hostolenses vel Hi- 
spani „fuerint“; derselbe Ausdruck kehre 898 in bezug auf das 
Narbonnais wieder. Er findet sich nicht bloß in diesen beiden Jahren, 
sondern auch 881"), 899?) und 922°). Es handelt sich um Schenkungen 
der betreffenden Herrscher an die Kirche von Narbonne; mit den in 
den Urkunden aufgeführten Ortschaften schenken sie der Kirche auch 
die Einkünfte, die dem Fiskus aus etwa dort befindlichen Gütern der 
Spani zufallen würden. Die Urkunde von 881 ist klar genug: & 
vero infra istas villas, die weiter oben in dem Dokument aufgezählt 
sind, homines Hostolenses vel Hispanı fuerint, quidgquwd zus fisci inde 
exigere debet, totum ad opus sanctae matris ecelesiae Narbonensis jure 
perpetuo concedimus obtinendum. Überdies findet sich der Ausdruck 
auch für die Hispani in Roussillon angewandt, so daß er also absolut 
nichts beweisen kann für eine geringere Dichtirkeit der Spani nörd- 
lich der Sprachgrenze. 899 heißt es in einem Diplom Karls des Ein- 
fältigen für die Kathedrale von Elne: 87 vero infra istas villas aut 
ecclesias sıuperrus nominatas homines Hostolenses vel Ispani fuerint, 
quiceqguid jus fisei inde exigere debet, totum ad opus sanctae Rossilio- 
mensis Beclesiae jure perpetuo concedimus obtinendum‘) usw. Wir haben 
es hier augenscheinlich mit einer für uns ganz unbedeutenden Formel 
zu tun, wiederholen sich doch auch fast genau dieselben Worte in 
den drei anderen nicht weiter zitierten Dokumenten dieser Art. — Was 
endlich die Neubesiedelung der Gegenden nördlich. der Sprachgrenze 
durch Klöster betrifft, so ist sie nicht so zahlreich wie in Roussillon, 
aber sie fehlt hier ebensowenig wie dort”), und Spani kommen hier 
ebensogut in Betracht, wie in Roussillon, sofern man aus der Besie- 
delung durch aprisio auf Spani schließen will; außerdem läßt es sich 
für St. Polycarpe im Razes, das 787 gegründet wurde, auch direkt 
nachweisen‘). Läßt sich also über die Verbreitung und genauere 


DBEGISV,el.70: 

)Nibe, cl. 105: 

ib, el. 144: 

4) Marca hisp., el. 832. 

>) Über Zellengründung in Septimanien, Cauvet, cf. p. 438—448. 

6) Es ist zu beachten, daß Cauvet nur einen Teil dieser nördlichen Be- 
siedelung ausgeführt hat; die Gründungen von St. Sauveur d’Aniane, St. Pierre de 
Joncels, St. Pierre de Psalmodi, St. Chinian, St. Guillem du desert, St. Thibery, 
Villemagne, Quarante usw. sind nicht dargestellt, ef. Cauvet, p. 448. 


202 K. Salow 


Ansiedelung der Hispani, deren sprachliche Homogeneität noch nicht 
einmal feststeht, durchaus nichts Sicheres sagen, so muß die Er- 
klärung der Entstehung der Sprachgrenze durch diese Spanierein- 
wanderung als nicht ausreichend bewiesene Hypothese gelten, die 
nur so lange bestehen kann, als eine besser begründete fehlt. Kann 
ich somit diesen Ausführungen Schädels auch nicht beistimmen, so 
bleiben doch die anderen Gründe, die Schädel und Morf zur Er- 
klärung des Verlaufes der Sprachgrenze beigebracht haben, voll 
bestehen, und ich brauche hier nur die dort gegebenen Gesichtspunkte 
weiter zu entwickeln und die von Schädel angeführten Beweise aus 
den Urkunden zu vervollständigen. 


II. Das Verhältnis der Sprachgrenze zur Topographie des 
Landes und die Wege, diees dem Verkehr ermöglichten, die 
natürlichen Schwierigkeiten des Geländes zu überwinden. 


S 11. Die Sprachgrenze findet sich an den östlichen Abhängen 
der Corbieres, d.h. einem steinigen, wasserarmen und dünn bevölkerten 
Gebireskamm; und mit vollem Recht hat schon Schädel') darauf 
hingewiesen, wie günstig diese physischen Verhältnisse für die Ent- 
stehung der Sprachgrenze sein mußten. Es erhebt sich nun die 
Frage, ob nicht diese natürliche Beschaffenheit der Gegend allein 
die Entstehung der Sprachgrenze herbeigeführt hat, oder ob noch 
andere Faktoren mit im Spiele waren. So groß ihre Bedeutung für 
die Entstehung der Grenze nun auch ohne Zweifel ist, so genügt 
sie allein doch keineswegs, um dieselbe restlos zu erklären; denn sie 
kann es zwar verständlich machen, daß bei den Corbieres eine 
Sprachgrenze entstand, aber nicht, warum sich diese gerade an den 
südlichen Abhängen entwickelte und nicht etwa an den nördlichen. 
Außerdem erklärt die geographische Gestaltung der Gegend es auch 
nicht, warum man in Roussillon katalanisch redet, denn diese 
Landschaft wird doch ihrerseits ebensogut durch einen breiten Berg- 
rücken vom übrigen katalanischen Sprachgebiet getrennt. Es muß 
also eine Erklärung gefunden werden, die diese beiden Lücken 
ausfüllt. Wichtig wäre es zunächst auch zu wissen, wie die Ge- 
staltung des Geländes in den früheren Jahrhunderten war, ob etwa 
die beiden Gebirgskämme durch Waldungen bedeckt und daher noch 
schwerer zu überschreiten waren, wie dicht etwa die Ebene bewohnt 


up. Sl. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 203 


war usw. Von diesem allem geben die Urkunden nur eine sehr 
unvollkommene Vorstellung. Für die Corbieres fehlen Nachrichten 
aus dem Altertum überhaupt; sie erscheinen zum erstenmal in dem 
Cont. Fredeg. (VIII. Jahrh.)'). Aus einer Urkunde von 1306 erfahren 
wir, daß sich an den südlichen Abhängen der Corbieres bei Perellos 
ein ausgedehnter Wald befand?), und 861 ist der Wald Montdern 
bei Palairac, nördlich der Sprachgrenze, bezeugt”). Wie sonst der 
Bestand an Wäldern in den Corbieres war, habe ich aus den Urkunden 
nicht ersehen können’); jedenfalls aber können dieselben infolge 
ihrer Unwirtlichkeit niemals stark bevölkert gewesen sein, sind sie 
doch in der Gegend nördlich von Opoul-Salses eine richtige Stein- 
wüste; und wenn auch ihre Bodengestaltung nach Westen zu freund- 
licher ist, eine zahlreiche Bevölkerung haben auch diese Teile sicher- 
lich niemals ernähren können. — Über die Pyrenäen besitzen wir 
ein Zeugnis aus dem Altertum; ap. Strabon. Cas. 162 heißt es: 
Avıms ÖdE ans Ivorjvns 10 wev 'Ißmgızov rehevgov EeVdevdoov Lorı 
sravrodanng VAns zei ıng deıdakoüc, ro ÖdE& Keirızov Wıhöv, va Ö8 
ueoa Tregıeyeı zahwas olxelodaı Övvaufvovs aviovac. Und diese 
Stelle bezieht sich auf den uns angehenden östlichen Teil der 
Pyrenäen; werden doch, wie Strabon 1.1. weiter berichtet, die hier 
erwähnten Täler von den Cerretani bewohnt. Allerdings ist die 
Richtigkeit dieser Nachricht nicht unbestritten geblieben. Des- 
jardins’) hat dagegen geltend gemacht, daß heute gerade das 
Gegenteil von dem der Fall sei, was Strabon berichtet, und eine 
so völlige Änderung kaum glaublich sei. Eine andere Stelle, um 
zu beweisen, daß die Pyrenäen bewaldet waren, hat Jullian®) 
beigebracht. Er stützt sich auf Silius Italicus XV v. 175, wo die 
Pyrenäen pinifertae genannt werden; doch dürfte es sich bei Silius 
mehr um einen poetischen Ausdruck, als um eine zuverlässige 
geographische Beschreibung handeln. Mag dem nun sein, wie ihm 
wolle, die Pyrenäen boten jedenfalls in ihrem niedrigen Teil am 

') Sabarthes: Dietionnaire p. 110. 

2) Alart: RLR VII (1875), p. 50 u. Doc. p. 164, u. Gazanyola: Hist. du 
Rouss. p. 236. 

2) HGLII, preuyv. cl. 321. 

») Vgl. auch über die Wälder in den Üorbieres und Pyrenäen: Maury: 
Histoire des grandes forets de la Gaule et de l’ancienne France. Paris. 1850. 
p. 283, 284. 

>) Geographie I, p. 110. 

°) Histoire de la Gaule I, p. 90. 


204 K. Salow 
Mittelmeer für den lokalen Verkehr kein größeres Hindernis als die 
Corbieres. 

S 12. Für einen umfangreicheren Verkehr waren freilich bei 
beiden künstliche Verbindungen, größere Straßen nötige, auf denen 
ein solcher stattfinden konnte. Was wissen wir nun von solchen 
Kunststraßen? Die für unsere Gegend wichtigste ist die Via Do- 
mitia, 121 v. Chr. von Gn. Domitius Ahenobarbus angelegt!) und 
dazu bestimmt, die spanischen Besitzungen Roms mit Italien zu ver- 
binden; sie hatte demnach eine große militärische und wirtschaftliche 
Bedeutung. Durch sie wurden sowohl die Schwierigkeiten, die die 
Pyrenäen einem intensiven Verkehr boten, wie auch das Hindernis, 
das die Corbieres darstellten, überwunden, so daß also, wenn der 
Wille bei der Bevölkerung vorhanden war, ein Verkehr im großen 
Stile über die Corbieres geradesocut stattfinden konnte wie über 
die Pyrenäen. Der Verlauf der via war, soweit man es bis jetzt 
festgestellt hat, dieser: Narbonne —Sigean—Roquefort—Les Cabanes 
de Lapalme — Fitou?) — Salses — Garrius— St. Hippolyte durch das 
(Gebiet von Claira—St. Sebastian de Mudagons (= Mutationes)—St. 
Sauveur bei Bompas—Castel Roussillon—Saleilles—Theza—Corneilla 
del Vercol— Stabulum (bei Elne)— Brouilla— Banyuls dels Aspres— 
Nidoleres, unterhalb Boulou über den Tech—Rometal—St. Martin 
de Fenollar (= ad Centuriones—Olausurae (= Ecluse Haute)—Per- 
thus (= ad Summum Pyrenaeum)—la Estrada (= Deciana)— Figueras 
(= ‚Juncaria)—Gerona°). Daneben hat anscheinend noch eine andere 


!) Niese: Römische Geschichte, 1906 °, p. 156; Jullian, III (1909), p. 36. 

?) ef. Mitteilungen des Herrn Dr. Pelissier zu Lapalme, etwas anders: Thiers, 
De Narbonne aux Pyrenees par la voie Domitienne. Bull. arch. Narb. III, (1894 bis 
1895), p. 639 — 666. 

») Die grundlegende Arbeit hierüber ist: Freixe, Recherche des localites 
modernes correspondant aux stations de la voie Romaine de Narbonne ad Gerona. 
Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss., I (1900), p. 176 ff., ferner behandeln dieselbe 
Frage: id.: Trace de la voie Domitienne de Narbonne 4 Gerona et de ses princi- 
paux embranchements, ib. IL, p. 387. id.: La voie romaine du Rouss. et ses em- 
branchements. Congres arch. de France, 73°"° session, tenue ä Carc. et ä Perp. 1906. 
Paris. 1907. p. 485—508. id.: Le passage du Perthus de 201 & 71 avant J. Chr. 
Rev. d’arch. et d’hist. du Rouss. V, p. S1ff. und id.: Le passage du Perthus de 
7lar. J. Chr. au commencement de notre ere, ib. V, p. 231 ff. und 238ff. Vidal 
A propos de la voie romaine de l’ancien Rouss., ib. I, p. 369—371. id.: Schrift- 
liche Mitteilungen an Hermn Dr. Krüger. id.: Eine historique ‘et archeologique, 
Perp. 1887, p. 19—22. Alart: La voie Romaine du Rouss., Bull. de la societe 
agr., seientif. litter. des. Pyr. Or. XII, p. 131—-19. Aragon: Recherches sur 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 205 


Straße am Meere entlang bestanden, nach Vidals Meinung!) war es 
sogar die ältere; es ist die spätere carrera de Carlos Magno, deren 
Verlauf Vidal?) aus den Urkunden zusammengestellt hat; sie ging 
durch das Gebiet von Claira, Pia, Bompas, Castel-Roussillon, Cabe- 
stany, Corneilla del Vercol, Elne, Palau, St. Andre, Argeles, Colli- 
oure, Port-Vendres, Banyuls sur Mer und wurde über den Gebirgs- 
kamm hinweg mit Rosas durch einen Pfad verbunden’). Jedenfalls 
gab es vor den Römern in der Gegend eine Straße, die auch Hannibal 
218 bei seinem Pyrenäenübergang benutzt hat; er lagert nach dem- 
selben bei Iliberris, die Kelten dagegen haben ihm gegenüber bei 
Ruscino Aufstellung genommen‘). Ob er dabei dieselbe Richtung 
verfolgte, wie sie die Via Domitia einschlug?), oder ob er an der 
Meeresküste entlang über die Pyrenäen ging, läßt sich nicht mehr 
feststellen®), da Illiberris sowohl an der Via Domitia, wie auch dicht 
bei der carrera de Carlos Magno lag, für deren hohes Alter auch 
archäologische Funde sprechen. Das Stück von Claira bis Theza ist 
beiden Routen gemeinsam, bei Theza zweigen sie ab; es scheint, als 
ob die Römer hier eine Art Zollstation errichtet hätten, um die qua- 
dragesima für den Eintritt der Waren aus der Hispania citerior in 
die Narbonensis zu erheben‘). Beide Straßen haben natürlich für 
den Verkehr Roussillons mit Katalonien große Bedeutung gehabt, es 
scheint aber, als hätte die Via Domitia die andere bald zurückgedrängt; 
jedenfalls erwähnen die Itinerare nur die Straße über den Summum 
Pyrenaeum, und sie benutzt auch Wamba 672 auf seinem Zuge gegen 


la vore Romaine en Rouss., unvollendet (alle diese Werke sind mir durch Auszüge 
des Herrn Dr. Krüger bekannt). Gazanyola: Histoire du Rouss., p. 53, 54. 
Schädel: RDR I, p. 35, 36. Freixe hat bei seinen Aufstellungen außer acht 
gelassen, daß auch St. Laurent de la Salangue 1070 als an der strada gelegen 
zitiert wird, cf. $ 48. 

1) Rev. d’arch. et d’hist. Rouss. I, p. 369—371. 

2) Elne hist., p. 19—22. 

») Vidal: Guide, 3°“° ed., p. 104, und Schriftliche Mitteilungen an Herrm 
Dr. Krüger. 

4) Livius XXI, 24; Gazanyola, p. 44ff. 

5) Freixe: La voie d’Hercule, Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. III, p. 133 ff., 
und Vidal: ib. I, p. 369—371 (nach K.). 

°) Alart: Notices historiques sur les communes du Rouss. I, p. 53 ff., meint, 
die alte Ibererstraße sei am Meere entlang gegangen, er nimmt aber unter den 
Römern auch schon eine Straße über den Perthus an (nach K.). 

?) ef. Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger. Thiers: bull. 
comm. arch. Narb. III, p. 655, verlegt diese Station nach St. Julien de la Raho. 


206 K. Salow 


die Aufständigen in Septimanien‘), Von Clausurae aus nimmt er 
Collioure, Oltrera, Llivia. 932 heißt es von Corneilla del Vercol, daß 
es in via, quae pergit de Narbona ad ipsa Clusa, läge?). Interessant 
ist auch, daß im Philomena der Col de Perthus und L’Eeluse als die 
Stellen gedacht werden, wo die Sarazenen über die Pyrenäen zurück- 
weichen. Nachdem‘ die Ungläubigen zum zweitenmal von den Christen 
geschlagen sind, werden sie bis nach La Clusa verfolgt?); und an 
einer zweiten Stelle heißt es, daß Karl der Große sie eingeholt habe 
in quodam pessimo passu, ubi vocatur ad Albarras (Albere) — nomen 
cnrus fuit per Turpinum posten matatum, Malus Pertusius (Col de 
Perthus), vödelicet‘) .... Die andere Straße am Meere entlang hörte 
damit aber nicht auf zu existieren, sie ist 966 erwähnt und 1207°) 
verordnet Peter II. v. Aragon, daß von nun ab Reisende usw. nicht 
mehr über den Col de Perthus sich nach Katalonien begeben dürfen, 
sondern daß sie den Weg über Banyuls-Collioure einzuschlagen 
haben®). Die Maßregel hatte freilich nur den Zweck, Collioure die 
leuda von diesem Durchgangsverkehr zu sichern, und nicht etwa 
den Verkehr selbst umzuleiten®). Ja, noch 1642 muß diese Straße 
existiert haben, denn damals schlagen die Garnisonen von Perpignan 
und Salses nach ihrer Kapitulation vor den Franzosen diesen Weg 
ein, um nach Katalonien zu gelangen’). 


S 13. Neben diesen beiden Hauptstraßen gab es natürlich in 
Roussillon noch andere, weniger wichtige, die das übrige Gebiet 
hieran anschlossen. So die Via Aspirana, die von Collioure ins 
Vallespir ging und zwar über Oltrera, Sorede, Ceret, Amelie les Bains?). 
Wir finden dieselbe z. B. 981 erwähnt: est autem initium ipsius 


') Freixe: Itineraire du roi Wamba pendant sa campagne en 673 dans 
la Gaule Narbonnaise. Rey. d’hist. et d’arch. Rouss. I, p. 36—43 (nach K.); anders 
Gazanyola, p. 45, und Schädel, p. 35, 36. 

2) Freixe: Recherche des localites ect., Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. I, 
p- 176 ff. (nach K.) 

®) Schneegans: @Gesta Caro Magni ad Carcassonam et Narbonam. 
Halle. 1898. 1212. 

) ib. 2900—2904. cf. auch Kempe: Die Ortsnamen des Philomena. Hall. 
Diss: 190.29. 217und 32: 

>) Gazanyola, p. 59, 60, und Alart: Privilöges, p. 333 (nach K.). 

9) aullaneın, IE 

DGazanyvolay al. 

®) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger und Eine histor., 
p. 22,23; Freixe: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 387 ff. (nach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 207 


monasterii (St. Genis des Fontaines) in via vallis Aspiranae, ‚quae 
pergit ad castrum Vultraria'). Schon Wambas Zug gegen Öltrera 
und Collioure scheint auf dieser Straße stattgefunden zu haben 
(.... castraque Pyrenaeica, quae vocantur Camcolibert, Vulturaria et 
castrum Libyae cepit heißt es bei Julian von Toledo)?). Eine andere 
Straße mündete bei Elne in die Via Domitia ein, es ist die Via 
Confluentana, die von Elne über Salao bei Llupia”) und den col de 
Terranera ins Tettal eing*) und diesen Fluß hinauf zu der zweiten 
Verbindung von Katalonien und Südfrankreich führte, nämlich zum 
Weg über das Capeir u. die Cerdagne’). Ein dritter Zweig ist 
endlich der Wee, der das Aglital hinaufging und Roussillon mit dem 
Fenouillet und dessen Hinterland verband. Wann diese Abzweigung 
semacht wurde, ist nicht sicher, bezeugt ist sie erst im 13. Jahr- 
hundert, aber man hat nicht ohne Grund angenommen, daß sie 
vielleicht auch schon zur Römerzeit eingerichtet wurde‘). In einer 
Ordonanz vom 5. Mai 1267 verbietet es Jakob der Eroberer, Waren, 
die nach St. Paul. Aleth, Limoux usw. bestimmt sind, anders als 
über Estagel auszuführen ‘); die Verfügung setzt voraus, daß damals 
also dem Verkehr nach St. Paul usw. eine Straße zur Verfügung 
stand; von Estagel nach St. Paul ist aber eine Straße, die dem 
Maurytal folgt, das Gegebene; die Bodengestaltung zwingt geradezu 
dazu, dem Flußlauf zu folgen, wie auch heute Chaussee und Eisenbahn 


den Fluß entlanglaufen. Diese Wege sind alle — vom letzten 
vielleicht abgesehen — zu alt, als daß Perpignan von Anfang an 


hätte hieran Anschluß haben können. Der Hauptknotenpunkt ist 
Elne, wie es infolge der Bedeutung des Bischofssitzes nach dem 
Rückgang des alten Ruseino nur natürlich war. Als nun Perpignan 
zu größerer Bedeutung kam, wurde es mit dem bestehenden Straßen- 
netz verbunden. 1123 ist der caminus franceschus genannt, der von 


) Marca hisp., el. 926. 

>>Schädel, p. 35, Anm. 2. 

3) Alart: Geographie hist. du Conflent: Bull. de la societe agr., scient., 
litter. X (1856) p. 70—74 (nach K.). Auf diese Straße spielt eine Stelle aus einer 
Urkunde von 953 an. cf. Marca. el. 869. 

*) Kiepert: Formae orbis antiqwi. Blatt XXVII (Hispania) zeichnet eine 
Straße von Ruscino nach Julia Libyca (=Llivia) durch das Tettal schon für die 
Römerzeit. cf. auch Schädel, p. 37. 

?) Näheres über diese Straßen behält sich Herr Dr. Krüger vor. 

6) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger. 

N) Gazanyola, p. 233, u. Capeille: Millas, p. 89. 


208 K. Salow 


La Cluse über Banyuls dels Aspres nach Perpignan führte, 1149 
finden wir einen Weg nach Villeneuve. 1183 einen nach Elne, 1180 
einen nach Villefranche und 1197 einen nach Thuir'). Ursprünglich 
führte der Weg von Perpignan ins Conflent (chemin royal au Conflent) 
über St. Feliu d’Avall— Corbere —Bula, dann leitete man ihn auch 
über Ille und noch einige Jahre vor der Revolution lief er so, erst 
1842 ist er über Millas?) geleet worden. Das sind in Roussillon 
die hauptsächlichsten Wege, die es ermöglichten, trotz der Berg- 
schranke im Norden und Süden mit den angrenzenden Ländern einen 
regen Verkehr zu unterhalten, sobald man dazu gewillt war. 


S$ 14. Auch an der westlichen Seite fehlte es an solchen 
Verbindungslinien nicht”). Für die Weeverhältnisse in den Corbieres 
selbst bin ich weit weniger gut unterrichtet; das mag zum Teil 
daran liegen, daß mir Urkunden und Vorarbeiten aus dieser Gegend 
durchaus nicht in der Fülle wie aus Roussillon vorlagen; die 
historische Eimleitung des Dichonnaire topographique du depart. de 
’Aude war mir leider noch nicht zugänglich. Andererseits werden 
eroße Straßen, abgesehen von der Route Estagel— St. Paul usw. 
kaum in der von mir bereisten Gegend bestanden haben, sie fehlen 
ja auch heute noch vollkommen; die einzige große Straße, die ich 
ganz im Norden — außer der von Narbonne nach Perpignan — 
berührt habe, ist die Straße von Narbonne nach Couiza über Mout- 
houmet. Die Hauptverbindung durch die Corbieres war auch hier die 
Via Domitia für den Verkehr mit dem Narbonnais. Wie aber die 
Orte, die nicht an derselben lagen, mit ihr verbunden waren, ist mir 
unbekannt. Neben der Via Domitia hat man’) noch eine andere 
Verbindung zwischen dem Narbonnais und Roussillon vermutet. Die- 
selbe soll sich bei St. Conat d’Aude von der Römerstraße Narbonne— 
Toulouse abgetrennt haben und über Coustouge, Jonquieres, Albas, 
Verdoubletal, Millas, Llupia, Fourques, Llauro nach Ceret gegangen 
sein, um sich hier mit der Via Domitia zu vereinigen; diese Meinung 
stützt sich im wesentlichen aber nur auf die Namen der angeführten 
Ortschaften (Millas = Miliares, Albas = ad Albanos usw.) und ist 
durchaus nicht sicher. Die Gebiete des späteren Termenes usw. hatten 


') Vidal: Histoire de la ville de Perpignan, p. 32, 33. 
2) Alart:. RLR x (1876); p. 39. 

®) Eine nähere Ausführung wird Herr Dr. Krüger geben. 
*) Desjardins: Geographie IV, p. 174. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 209 


außerdem noch eine gute Verbindung mit der nördlich von ihnen 
gelegenen Gegend durch die Römerstraße, die durch das Tal des 
Realses entlang ins Narbonnais führte‘). Das nördliche Fenouillet 
und das Peyrepertuses hatten durch die Straße von Estagel nach 
St. Paul Gelegenheit, sich an einem lebhafteren Verkehr zu beteiligen. 
Doch sind diese kleinen Wege erst spät zu belegen, so wird 1585 
ein Wege von Paziols nach Maury erwähnt (... affrontat cum via, 
qua itur de loco de Mauri ad locum de Paziols)?). Das südliche 
Fenouillet wird seinerseits durch Seitenpfade Anschluß an die Via 
Confluentana gehabt haben. Aber alle diese Gebiete lagen doch 
außerhalb des großen nord-südlich gerichteten Verkehrs und standen 
nur mit Seitenzweigen desselben in Verbindung, so daß sie auch nur 
indirekt von ihm berührt wurden. Die lokalen Wege von Dorf zu 
Dorf spielten hier eine viel größere Rolle, als in dem von einem 
guten Straßennetz durchzogenen, an der Hauptader des spanisch- 
italischen Verkehrs gelegenen Roussillon. 

$ 15. Trotzdem so also künstlich die Schranke durchbrochen wurde, 
mit der die Natur Roussillon eingeschlossen hatte, trotzdem dadurch 
die Möglichkeit zu lebhaften Verkehrsbeziehungen mit den Gebieten 
nördlich der Corbieres von alters her für die Bewohner Roussillons 
ebensogut, wie ein engerer Verkehr mit Katalonien gegeben war, 
wodurch ein sprachlicher Ausgleich zwischen den Gegenden nördlich 
und südlich der Corbieres hätte eintreten müssen, hat sich doch an 
ihren Abhängen die Sprachgrenze herausgebildet, und es erhebt sich 
nun die Frage, warum entwickelte sich dieselbe trotz alledem? Die 
Antwort darauf gibt uns die Geschichte der Gegend. 

1) Roussillon hat von den ältesten Zeiten an ein eigenes 
Stammesgebiet ausgemacht; dieses dehnte sich bis an die Südabhänge 
der Corbieres aus, und wo heute dem Narbonnais gegenüber sich die 
Sprachgrenze zeigt, existiert schon seit zwei ‚Jahrtausenden diese 
Völkerschaftsgrenze. Dazu war der in Roussillon wohnhafte Stamm 
aufs engste mit denen südlich der Pyrenäen verwandt. 

2) Dieses Stammesgebiet wird im 6. Jahrhundert eine selbständige 
Diözese, deren nördliche Grenze fast genau der modernen Sprachgrenze 
solange entsprach, als die alten kirchlichen Einteilungen bestehen 
blieben, d. h. bis zur französischen Revolution. 


1) Fedie: le comte de Razes et le diocese d’Alet. 1880 (nach K., der keine 
Seitenzahl angibt). 
?) Nach Mitteilungen von M. Vidal an Herrn Dr. Krüger. 


14 


210 K. Salow 

3) Eben dieses Gebiet entwiekelt sich im 9. Jahrhundert zu 
verschiedenen Grafschaften, die aber alle nach Süden zu gravitieren 
und mit Gegenden südlich der Pyrenäen von Anfang an in engster 
administrativer Verbindung stehen. Und auch hier ist die nördliche 
srenze identisch mit der Sprachgrenze, wenn auch nördlich der 
Sprachgrenze gelegene (Gegenden bald mit zu diesem Verwaltungs- 
komplex gehören. 


Ill. Die ethnischen Verhältnisse südlich und nördlich 
der Sprachgrenze. 


S 16. Die Cerretani: Den Übergang von den Stämmen Kata- 
loniens zu dem in Roussillon wohnenden bildeten die Cerretani oder 
Keoonravof, K£omres. Sie werden zuerst erwähnt bei Avienus'): ora 
maritima v. 549—552, wo es heißt: 


At quidgwd agri cedit alto a gurgite 
Ceretes ommes et Ausoceretes prius 
habuere durt; nunc pari sub nomine 
geus est Hiberum?). 


Ferner erscheinen sie bei Strabo Ill, Cas. 162. . . . Exovor Ö’adrovc 
(die p. 203 erwähnten Täler) Keoonravor ro sı2&ov voö ’Ißmgızod yökov 
usw.?). Auch Plinius nat. hist. III, S 22 gedenkt ihrer‘): post eos 
(den Laeetani und Indigetes), quo dicetur ordine, intus recedentes ra- 


') Avienus (4. Jahrhundert n. Chr.) hat als Quelle einen Periplus aus der Zeit 
des Augustus benutzt, der seinerseits für unseren Teil einen älteren Periplus von 
Gades bis zum Pontus Euxinus ausschrieb. Die Zeit dieser Quelle ist strittig; 
Müllenhoff und mit ihm D’Arbois de Jubainville und Philipon halten den 
Periplus des Himilcon (um 500 v. Chr.) für diese Urquelle; in eine spätere Zeit, 
zwischen Thukydides und Timaeus und Ephorus, also zwischen 400—350 v. Chr., 
versetzt die älteste Quelle F. Marx: in Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie II, 2 
(1896) cl. 2389 Zeile 33—65, wo auch weitere Literatur angegeben ist, diese siehe 
auch bei Schanz: Geschichte der römischen Literatur IV,1 (1905), p. 14 und 18. 
Wichtige Gründe gegen Marx hat jüngst Jullian, Histoire de la Gaule I, p. 414, 
Anm. 1, beigebracht, wo die letzte Literatur angegeben ist; er setzt den Periplus, 
den die Quelle des Avienus benutzt hat, zwischen 480—470, wie mir scheint, mit Recht. 

?) ed. Holder: Innsbruck, 1887, p. 165. Die von Sieglin: Quellen und 
Forschungen für die alte Geschichte und Geographie, Heft 16, angekündigte Avien- 
ausgabe war mir noch nicht zugänglich. 

>) ed. Meinecke (1852) I, p. 219. 

4) ed. Mayhoff I (1906), p. 240. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 2 


dice Pyrenaei Ausetani (Fitani), Jacetani perque Pyrenaeum Ceretani, 
deinde Vascones. Endlich finden wir sie noch bei Steph. v. Byzanz, 
185,5: BoayvAn, molıs Keontov, ovroı dE& Tois "Ißmooıv owogodcıw!). 
Sie werden zum iberischen Stamm gerechnet, wie Strabon im An- 
schluß an Poseidonios?) es lehrt (70 A&ov rod 'Ißmgızoö yVAov). Aus 
Avienus hat Jullian®) geschlossen, daß die Ceretes eigentlich ein 
voriberisches Volk sind; er teilt „nune est gens Hiberum“ dem Sinne 
nach schon der ältesten Quelle des Avienus zu, und schließt, daß 
damals erst, also zwischen 500—475*), die Iberer nach Südfrankreich 
vorgedrungen seien. Freilich einen Beweis dafür, daß schon die 
älteste Quelle dieses Teiles der ora maritima diesen Satz enthalten 
habe, hat er nicht erbracht. Jedenfalls zeigt aber auch die Stelle 
bei Strabo, daß es nicht reine Iberer waren, wozu hätte er sonst 
ro rA&ov hinzugefügt? Es ist deshalb sehr wohl möglich, daß es sich 
hier um ein Gemisch von besiegten Ligurern — diese sind für Jullian 
das Urvolk — und eindringenden Iberern handelt, um so mehr, wenn 
man sich jener Stelle bei Seylax’) erinnert, wonach bis zur Rhöne 
hin Ligurer und Iberer in diesen Gegenden gemischt saßen. Später 
haben die Cerretani das latinische Recht. Plinius nat. hrst. III, 23 
führt nämlich als cives Latin? die Ceretani qui Juliani cognominantur 
et qui Augustani, an®). Ihre Wohnsitze waren nach Strabon die 
Pyrenäentäler; sie reichen auch nach der Nordseite des Gebirges hin- 
über; das zeigt einmal der Name Cerdagne selbst, der auch Gegenden 
des Nordkamms umfaßt, und ferner erhellt es aus Ortsnamen wie 
St. Laurent de Cerdans im Vallespir. Auch Ceret hat man‘) mit 
Ceretes in Zusammenhang bringen wollen, doch anscheinend mit Un- 


1) ed. Meinecke Berlin, I (1849). 

?) Über Strabon und seine Quellen ef. Dubois: Examen de la G£ographie 
de Strabon, etude eritique de la methode et des sources. Paris. 1891. 

»oullıan LI, p. 265. 

ST 

5) $ 3. "Ano 68 ’IBnpwv &yovraı Ntyves zat "Ißnpes miydöss neypı roranoo 
“Podavoo. Ilapariovs Aryiwv ano Eproptov neypı “ Podavod rorunod ÖVo Tuspiv xal 
keäs voxtös. Müller: Geographi graeci minores I (Paris, 1855), p. 17. Das Werk 
ist 347 abgefaßt, enthält aber alte Angaben, cf. Christ-Schmidt: Griechische 
Literaturgesch. I (1908), p. 508. 

6) Hübner, Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie, III (1899), el. 1985. 
Diese Pliniusangabe stammt aus der augustischen Reichsstatistik, während die oben 
erwähnte dem periegetischen Teil angehört und wohl varronisch ist. 

?) Philipon: Iberes, p. 164. 


14* 


212 K. Salow 


recht, der älteste Name des Ortes ist wahrscheinlich Sirisidum') und 
das ist keltisch?). Die Cerretani saßen also jedenfalls im Vallespir 
und Cerdagne; wie weit sie sich ins Conflent erstreckten, ist die Frage. 
Miret y Sans?) will sie auch im Capeir und Conflent suchen, doch 
erscheint das als zu weit nördlich, da nach Plinius III, $S 32 der 
Stamm der Sordones in Roussillon an die Consuarani im Ariege 
anstieß. Die späteren Geographen, wie Plinius und Strabon, rechnen 
das Gebiet der Cerretani mit zur Hispania. 


$S 17. Die Sordones. Sie stoßen im Süden mit den eben 
genannten Cerretani zusammen; die über sie vorhandenen antiken 
Zeugnisse sind folgende: Avienus’). or. marit., v. 552—561: 
. Sordus inde?) denique 
populus agebat inter avros locos 
ac pertinentes usque ad interius mare, 
qua pinifelr]tae stant Pyrenae vertices, 
inter ferarum lustra duceba[nt diem] 
et arva late et gurgitem ponti premumt. 
In Sordiceni caespitis confinio 
quondam Pyrenae tuxta et insulam 
alte tumentem civitas ditis larıs 
stetisse fertur hicque Masstliae incolae 
negotiorum versabant vices. und v. 569 —H74: 
..... post Pyrenaeum jugum 
vacent harenae litoris Cyneticr 
eaque late sulcat ammıs BRoscynus. 
hoc Sordicenae, ut diseimus, glaebae solum est. 
stagnum hic palhısque quippe diffuse patet, 
et incolae istam Sordicen cognomemant. 
praeterque vasti gurgitus crepulas aquas 
(nam propter amplum marginis laxae ambeitum 
') Urkunde von 833 = vicus Sirisidum. HGL II, preuv. cl. 184. cf. p. 192, 
Anm.1. Es ist allerdings auffällig, daß so früh schon anlautendes s und e ver- 
wechselt sind, aber nach den in der Urkunde angegebenen Grenzen ist die Identifikation 
kaum zu bezweifeln; auch ist die Kirche von Üeret, ebenso wie die von Sirisidum, 
St. Peter geweiht. 866 aber schon vicus Ceretus. ib., el. 344. 
>) Williams: Die französischen Ortsnamen keltischer Abkunft. Diss. 
Straßburg. 1891. p. 74. 
®) Vescomtes, p.5; ef. auch Jullian, I, p. 259, Anm. 4. 


#) ed. Holder, p. 169. 
5) Von den Cerretani ab. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 213 


ventis tumescit saepe percellentibus), 
stagno hoc ab ipso Sordus ammis efflut. 
Darauf folgt eine Lücke im Text (576, 577), dann wird das Gestade 
und die vier Piplae benannten Inseln beschrieben, wo das Gebiet 
der Elisyces ansetzt. Erwähnt werden die Sordones außerdem 
noch bei Pomponius, Mela II, 5 $ 82): ultra est Leucata litoris 
nomen et Salsulae fons. ... 8 84: inde est ora Sordonum et parva 
Jumina Telis et Ticıs, ubi adcrevere persaera, colonia Buscino, 
vicus Bliberrae, magnae quondam wurbis et magnarum opum  tenue 
vestigium. tum inter Pyrenaei promumturia Portus Veneris est sine salö 
et Cervaria locus Galliae finis; u. Plinius nat. hist. III, 4 S 32: In 
ora regio Sordonum intusque Consuaramorum, flumina Tecum, Ver- 
nodubrum, oppida JLlliberis, magnae quondam urbis tenue vestigium, 
Ruscino Latinorum usw. Ob die Sordonen Ligurer oder Iberer 
waren, erfahren wir aus den Quellen nicht direkt, wir müssen es 
aus anderen Tatsachen erschließen. Sie sind jedenfalls ein vor- 
keltisches Volk, da sie von Autoren genannt werden, die vor die 
Kelteneinwanderung in Südfrankreich fallen. Ferner sind auch sie 
wohl mit unter den ”Ißnoes und Aiyves wıyaöecs des Seylax zu ver- 
stehen. Das iberische Element muß bei ihnen aber stark ausgeprägt 
gewesen sein, wie der letzte Münzfund zu Castel-Roussillon zeigt; 
denn die dort gefundenen Münzen sind zum größten Teil iberisch. 
Ihr Gebiet dehnte sich von den Cerretani im Süden bis zum südlichen 
Abhang der Corbieres aus. Pomponius Mela nennt ja direkt die 
Fons Salsulae, d.h. die heutige Font Estramer bei Salses und läßt 
südlich davon die Sordonen beginnen. Wir sehen demnach schon zu 
seiner Zeit, oder vielmehr der seiner Quelle, hier die Grenze eines 
Stammes ansetzen, und charakteristischerweise erscheint hier nach 
Jahrhunderten auch die Diözesan- und Grafschaftsgrenze. Bei 
Avienus ist die Angabe nicht so genau; da wir aber in den nördlichen 
Corbieres um den etang de Bages und Sigean?) und um Narbonne 
einen andern Volksstamm finden, so werden wir wohl mit der Annahme 
nicht fehlgehen, daß auch damals schon die Sordonen nicht allzu 
tief in die Corbieres eingedrungen waren, schien doch die Natur selbst 
sie auf Roussillon beschränken zu wollen. Gegen Westen waren nach 


!) ed. Frick, Leipzig 1880. $ 83 erzählt Mela, daß in dem See von Salses 
Fische im Schlamm gefangen werden. 

?) Die Inseln Piplae, bei denen die Elisyces begonnen, werden im &tang de 
Sigean lokalisiert. cf. Sabarthes, dict. topographique, p. 378, 2. 


214 K. Salow 


Plinius die Consuarani ihre Nachbarn, sie scheinen demnach auch 
das Tettal und den Nordrand des Conflent mit im Besitz gehabt zu 
haben. Aber eine Grenze nach Norden zu finden wir hier nicht 
angegeben, und es muß daher für diesen Teil der Sprachgrenze und 
der administrativen Grenze unbewiesen bleiben, daß auch hier die 
Stammesgrenze mit ihnen zusammenfiel. Allerdings ist auch in dieser 
Gegend die Topographie derartig, daß es als durchaus wahrschemlich 
gelten kann, die ursprüngliche Stammesgrenze sei auch hier an den 
Südabhängen der Corbieres entlanggelaufen. Es erhebt sich nun 
aber eine Schwierigkeit, wir haben nämlich antike Zeugnisse, wonach 
ein anderer Volksstamm an den Nordabhängen der Pyrenäen saß; 
diese sind aber später, als die für die Sordonen beigebrachten Belege. 
8 18. Die Bebryces'): Die Schriftsteller, die sie an der Nord- 
seite der Pyrenäen lokalisieren, sind diese: Silius Italicus: Pu- 
nica?), II, v. 442ff., berichtet, wie Hannibal bei seinem Pyrenäen- 
übergang auch durch das Gebiet der Bebryces kam: 
Jamque per et collis et densos abrete lucos 
Bebryeciae Poenus fines transcenderat aulae. 
Inde ferox quaesitum armis per imhospeta rura 
Volcarum populatur iter tumedique minaces 
accedit Ikhodani festino mailite ripas. 
Von 415—426 hatte er von dem Abenteuer der Pyrene mit Herkules 
erzählt; diese Stelle bezeugt noch deutlicher, daß Silius sich die 
Bebryces als in den Pyrenäen wohnend denkt. Von 415 ab heißt 
es nämlich bei ihm: 
At Pyrenaei frondosa cacumina montıs 
Pyrene celsa nimbosi verticis arce 
divisos Celtis late prospectat Hiberos 
atque aeterna tenet magnıs divortia terris. 
Nomen Bebrycia duxere a virgine colles, 
hospitis Alcidae erimen, qui sorte laborum 
Geryonae peteret cum longa tricorporis arva, 
possessus Baccho saeva Bebrycis in aula 
lugendam formae sine virginitate reliquit 
Pyrenen, letique deus, si credere fas est, 
causa fuit leti miserae deus. 
) Hübner bei Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie III (1899), el. 180 


und HGL II, note X. 
2) ed. Bauer. Leipzig. 1890. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 215 


Die Bebrycia aula wird ferner noch bei Silius, XV, 496ff. erwähnt, 
wo er von Hasdubrals Kriegsrüstungen redet: 

Terrore interea posito trans ardua montis 

Bebryeia populos armabat Poenus (Hasdubral) in ala. 

mercandi dextras largus belloque parata 

prodigere in bellum facilıs. 
In Betracht kommt ferner Dio Cassius bei Tzetzes zu Lyco- 
phron 526. Aov d& Kozzeıavoc vovc Naoßwvnoiovc BEßovzas Feyeı, 
yodyav ovinc' Tov sahcı wer Beßovzov, vor dE Naoßornotov Eorı 
10 Hvonvaiov 000. Und zu 1305. Be£ßovzes, Edvos Takaerov, wera&v 
Ivonvys zei Keoavviov (konjiziert Keooyrevov und Keuusvov) za 
’Ißmoias zeiuwevovr, 0 zakovcı Naoßwvyoroı'), Ähnlich auch Zo- 
naras 8,21: zo 0g0c rodro (sc. vo Uvonvaiov) &2 ımc Iahaoons mc 
daher uev Beßovzwr, Voregov dE Naoßwvyoiov doSawevov &s ımv Em 
mv ueyalmv dıareiver?) und Steph. v. Byc. Beßovzwr EIvmn Övo, 
10 uw 00° vo Hovın Ev 7 Acig, vo ÖE age voic "Ißyoow &v en 
Evgoren. Wie die Zeugnisse beweisen, bestand also im Altertum 
eine doppelte Überlieferung über die Stämme, die in Roussillon 
wohnten, die eine, ältere, findet sich bei Avienus und Varro?), 
die andere bei Silius und Dio usw.; in der letzteren findet sich 
aber insofern ein Abweichen, als Silius nur berichtet, man könne 
von der celsa arx der Pyrene aus Iberer und Kelten sehen, während 
Dio die Bebryces direkt zu den Kelten und dementsprechend ihr 
Gebiet zur Narbonensis rechnet (so wird doch wohl Naeoßornoıoı zu 
deuten sein). Es ist demnach zu prüfen, welehe Überlieferung 
die bessere ist. Zunächst gehen Silius und Dion Cassius selbst auf 
die älteren Annalisten zurück®), und Plinius und Pompon. Mela sind 
in ihrem Bericht so ähnlich, ohne doch ganz gleich zu sein, dab man 
auch für sie beide in letzter Linie eine einzige Quelle annehmen kann, die 
man — gewiß mit Recht — in Varro gefunden zu haben meint*). Varro 


!) Boissevain. ed. Dion Cassius I (Berlin) 1895, p. 189, nr. 56 der Fragm. 
von liber XII. 

2) ed. Dindorf I (1868), p. 234. 

») Teuffel: Geschichte der römischen Literatur 11° (1910). p. 247, und 
Klotz: Quaestiones Plinianae geographicae. Berlin 1906, p. 48—88 und idem: 
Göttinger Gelehrte Anzeigen. 172 (1910), p. 481, 482. 

) ef. für Silius Italieus: Heynacher: Die Quellen des Silius Italieus. 
Jenens. Dissert. 1874 und id.: Silius Italicus als Geschichtsquelle für den zweiten 
‚punischen Krieg. Ilfelder Programm 1877; für Dio Cassius: Schwartz, Pauly- 
Wissowa TIL, 2. el. 1684—1721. 


216 K. Salow 


selbst aber muß eine lateinische Quelle vor Augen gehabt haben, wie 
käme Pomp. Mela sonst zu dem Namen Salsulae, der durchaus eine rein 
lateinische Bildung ist und daher keine Umformung eines einheimischen 
Wortes sein kann; dagegen aber, daß das Wort aus einer griechischen 
Quelle etwa übersetzt wäre, spricht die Art der Bildung, die nur 
hier belegt ist, man hätte bei einer Übersetzung gewiß nicht ein so 
seltenes Wort gewählt. Die Überlieferung bei Varro stimmt zugleich 
auch mit der ältesten uns zugänglichen, der Urquelle des Avien, 
überein, so daß hier sich Widersprüche nicht ergeben. Welcher 
Darstellung ist nun der Vorzug zu geben, der bei Varro-Avien, oder 
der des Silius-Dio? Wir besitzen noch andere Zeugnisse über die 
Bebryces, die mit den von Silius und Dion und deren Quellen be- 
richteten Tatsachen durchaus im Widerspruch stehen, während sie 
sich mit der älteren Überlieferung des Avienus und Varro im besten 
Einklang befinden. Diese Nachrichten berichten uns, daß die Bebryces 
in Spanien beim Tyrius saßen. Avienus, or. mar., v. 481—488, 
lokalisiert sie folgendermaßen: 

neque longe ab huius fluminis divortio 

praestringit amnis Tyrius') oppidum Tyrin; 

at qua recedit ab salo tellus procul, 

dumosa late terga regio porrigit; 

Berybraces?) illic gens agrestis et ferox 

pecorum frequentes intererrabant greges. 
Damit stimmt überein Seymnus von Chios?) (nach Ephorus) v. 196 ft. 

Tov ro0oc ro Iaodwor dE srehayos zeıu&vov 

olz0001 Aıußvgoivızec, &2 Kaoyndovos 

anoızlav haßovres' Eine Ö”, oc Aoyoc, 

Taornooioı zar&yovow' ei "IBmoes oi 

roogegeic. Endvo Tovrav dE zeivraı Tov Torav 

B£ßovzes. "Ereirte nagadsaharrıo zaıa Al- 

yves Eyovraı zai oheıs Ehhmvides, 

&@c Maooakıoraı Dozasic ETW zıoaV 

own wer ’Eurogıov, "Podn dE devr&ou. 
Die ältere Überlieferung, dargestellt von Avienus- Seymnus - Varro 
ist also ohne jeden Widerspruch, während die jüngere bei Silius- 


') = Quadalaviar. 

?) conj. Bebryces cf., ed. Holder, p. 162; gebilligt ist diese Konjektur: 
Thesaurus linguae latinae Il, el. 1797. 

®) Müller: Geographi graeci minores I, p. 203, 204. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 217 


Dio mit den von der älteren gegebenen Berichten sich nicht vereinigen 
läßt. Wie erklärt sich nun diese Abweichung? Jullian ')hat aus derselben 
geschlossen, daß die Sordonen durch die in Roussillon eindringenden Iberer 
verdrängt wurden und zu existieren aufhörten, während ihr Name 
an der Gegend haften blieb; an ihre Stelle traten später — vielleicht 
zur Zeit der Ankunft der Kelten in Spanien und der Bildung der 
keltiberischen Stämme — die Bebryces, ein wildes Hirtenvolk, 
das aus den aragonesischen Bergketten kam. So geistreich diese 
Erklärung auch ist, sie ist alles andere, als überzeugend. Denn sie 
wird den Worten des Pomp. Mela und des Plinius nicht gerecht. 
Die Angaben beider sind viel zu genau, um von einem unter- 
segangenen Stamm gelten zu können; in Sonderheit spricht die 
genaue Grenzangabe bei Pomp. Mela dagegen; wie wäre man dazu 
gekommen, die Gegend einem nicht mehr vorhandenen Volk zuzuteilen, 
während ein neues sie bewohnte, und nun gar noch die Grenze dieses 
früheren anzugeben? Außerdem ist auch hier der Name Salsulae 
von ausschlaggebender Bedeutung; er beweist, daß die Quelle von 
Römern benannt ist oder doch wenigstens von lateinisch redenden 
Leuten, ist also viel später als die angenommene Einwanderung der 
Bebryces nach Roussillon, und trotzdem sollte die Quelle, der Pomp. 
Mela durch Varros Vermittelung folgt, diese Fons Salsulae einem 
untergegangenen Stamm und nicht dem zu ihrer Zeit in der Gegend 
wohnenden als Grenze zugewiesen haben? Das vermag ich nicht zu 
glauben. Wir werden vielmehr anzunehmen haben, daß die Quellen, 
auf die sich Silius und Dio stützen, schlechter sind, als die Urquelle 
des Avienus und der anderen mit ihm übereinstimmenden Berichte, 
und werden daher diesen zu folgen haben, wodurch sich alle Schwierig- 
keiten beheben und wir die erste genaue Angabe über eine Grenze 
südlich der Corbieres erhalten. 

S$S 19. Die Elisyces?. An die Sordonen schlossen sich in 
ältester Zeit nördlich die Elisyces an, deren Gebiet bei den Piplae 
genannten Inseln im etang de Sigean begann. Sie werden erwähnt 
bei Avienus: or. mar. v. 586ff. 

. gens Blesycum preus 
loca haec tenebat atque Narbo civitas 
erat ferocis maximum regnı capıut. 
hie salsum in aequor ammis Attagus ruit. 


) I p. 266. 
?) Ihm: Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie V, cl. 2435. 


218 K. Salow 


Weitere Nachrichten über ihre Wohnsitze sind nicht vorhanden, wohl 
aber über ihre ethnologische Zugehörigkeit. Hecataeus, Fragm. 20') 
heißt es: Eiiovzoı, EIvos Aıyvov. Damit stimmt aber nicht voll- 
ständig überein Herodot VII, 1659)... 2 — — Tioıhkos 

. ErrmyE Urt avrov Tov X00vor rvodvrov Dowizov zer Aıßvov zei 
IByowv zaı Aıyvov zei Elıolzwv za Zaodoviov zar Kvoviov Tomzovra 
wvgradec usw. Herodot unterscheidet hier also Elisyces und Ligurer. 
Wie man?) allerdings aus dieser Stelle folgern kann, die Elisyces 
wären Iberer gewesen, ist mir unverständlich. Auf Grund einer un- 
zutreffenden Hypothese hält auch Müllenhoff*) sie für Iberer. Mir 
scheint, daß wir es auch hier mit eineribero-ligurischen Mischbevölkerung 
zu tun haben, wie Seylax, S 3. es angibt. Bestand eine solche, so 
konnte Hecataeus sie einerseits ganz eut als Ligurer bezeichnen auf 
(Grund der ligurischen Elemente bei ihnen, andererseits ist Herodot 
genauer, wenn er sie von den reinen Ligurern und Iberern scheidet?). 
Die von Müllenhoff geltend gemachten Argumente sind keineswegs 
stichhaltig, einmal stützt er sich auf eine von ihm gegebene Etymologie 


des Wortes 'EAfovzes, er zerlegt es in Eiı - ouzec — eine Zerlegung, 
von der z. B. Philipon nichts wissen will — und erhält damit die 


iberische Wurzel eli oder ili. Vor allem aber handelt es sich um die 
Interpretation von Avienus, or. mar. v. 608--614: 
. Setius inde mons tumet 

procerus arcem et pinifer, Setur wugum 

radıce fusa im usque Taurum pertinet. 

Taurum paludem namgque gentici vocant 

Orani propinguam flumint; hurus alveo 

Hibera tellus atque Ligyes aspert 

intersecantur. 
Müller will den hier genannten Oranıs mit dem Lez bei 
Beziers identifizieren und dann Scylax S 3 dahin korrigieren, 
daß es zwischen reinen Iberern und reinen Ligurern Kein Gemisch 
von beiden gegeben habe. sondern daß beide durch den Lez scharf 
getrennt gewesen wären. Doch spricht alles hiergegen; einmal ist 
diese Identifizierung unmöglich, denn der Lez heißt im Altertum 


!) Müller: Fragmenta histor. graec. I, p. 22. 

2) ed. Hude. II. Oxford. 1908. 

®) Philipon: p. 121 Anm. 2 und 125 Anm. 2. 

*) Deutsche Altertumskunde I, p. 187—191. 

°) Ebenso D’Arbois de Jubainville: Premiers hab. 1°, p. 376, 377. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 219 


Ledus (cf. Pomp. Mela 11,5,6 und Sidonius Apollinaris, car- 
men V v. 208)') und der bei Avien. or. mar. 592 «enannte Hele- 
dus?) ist wahrscheinlich mit ihm identisch; außerdem ist der Lez 
auch viel zu klein. als daß er jemals hätte eine Grenze zwischen 
zwei Rassen bilden können. Man hat für Oranus Arauris?) konjiziert, 
und diese Lesart hat die Billigung von Jullian') gefunden. Danach 
wäre dann der Herault der Grenzfluß, was jedenfalls schon viel besser 
paßt, als Müllenhoffs Darlegung. Aber haltbar dürfte auch diese 
Konjektur nieht sein, da dann mit dieser Stelle des Avienus eine 
Reihe anderer Zeugnisse im Widerspruch stehen würden, die — von 
Seylax ganz abgesehen — die Rhone als die Grenze zwischen Iberern 
und Ligurern bezeichnen, während dies von dem Herault durch keine 
einzige Nachricht bekannt ist. Plinius 37,32 berichtet, daß nach 
Aeschylus die Rhone in Iberien floß: Nam quod Aeschylus in Hiberia 
[hoc est in Hispania] Eridanum esse dixit eundemgue appellari Rho- 
danum, Ewuripides rursus et Apollonins in Hadriatico litore confluere 
Rhodanum et Padum, facrliorem veniam facit usw. Um Hiberia zu 
erklären, fügt Plinius Hispania hinzu, da ja in der Tat zu seiner 
Zeit Iberia und Hispania identisch waren; es beweist das aber nicht, 
daß Fridanus = Ebro zu fassen sei, wie Jullian’) meint. Daß aber 
Plinius so zu erklären ist, zeigt deutlich Strabon, Cas. 166: "Ener 
za IBnotevr Uno uEv Tov noorkowv zaheosaı raoav ımv En Tod 
“Podavov za Tod io9uod Tod Uno wov Teakarızav z0)nov Ogıyyo- 
wevov, ob dE vöv 00107 avıys risevraı ımv Mvorvav, ovvovVuwng we 
nv avınv IPnoter 4£yovoı zai Toraviav' [&hh0ı 6° Ißmotev] uovnv 
&xa)ovv ımv Evroc vod Ißyooc. Auch Scymnus, v. 205 nennt das 
Land bis zur Rhone Iberia: 

Me$° ovVc &)$ovrec eis Ißmoiar 

oi Maooaktav zıioavres Eoyov Doxaesic 

Aydıyv “Podavovotav ve, Podavos nv weyas 

rrorauocs 7a00g00E, Maooaktae Ö’Eor’ Eyowern 

nölıc ueyiory, Dozalov arroızia. 
Von besonderer Bedeutung ist, daß Aeschylus schon die Rhone in 
Iberien sucht; dies Zitat stammt wahrscheinlich aus den Hlıddec 


') ed. Mohr. Leipzig. 1895, p. 263. 

?) Man hat auch hier durch Konjektur Ledus hergestellt. 
3) ef. Holder zu v. 612. 

%), IT, p. 265 Anm. 3. 

>) I, p. 224 Anm. 5. Schwanken verrät I, p. 266 Anm. 7. 


220 K. Salow 
des Aeschylus, wir haben somit ein Zeugnis, das der ältesten Quelle 
für Avien an Alter nicht sehr nachstehen kann, es wird daher auch 
bei Avien wohl Rhodani statt Orani zu lesen sein, zumal auch Avien, 
or. mar., 623—630, die Ligurer bei der Rhone erwähnt und zwar 
auch von Cette ab: 
..... huius (Der Cevennen) immos ageres 

stringit fluento Rhodanus atque serupeam 

mollem imminentis intererrat aequore, 

Ligures ad undam semet Interni maris 

Setiena ab arce et rupe saxosi Wugi 

procul extulere. 

Auf keinen Fall sind wir demnach etwa berechtigt, das Zeugnis 
des Seylax in Zweifel zu ziehen, wonach zwischen den reinen Iberern 
und den reinen Ligurern sich eine Mischbevölkerung befand, die sich 
bis zur Rhone ausdehnte. Nach allem wird es also auch für die 
Elisyces zutreffen, daß sie, als die Griechen sie kennen lernten, 
kein reiner Stamm mehr waren, sondern ein Gemisch aus Ligurern 
und Iberern; es herrschte bei ihnen vielleicht das ligurische Element 
vor, da Hecataeus sie noch direkt als Ligurer bezeichnet und noch 
Gregor v. Tours die Ebene um Narbonne Liguria (= Liviere) !) nennt, 
aber ganz rein können sie nicht mehr gewesen sein, da dazu die 
andern Zeugnisse nicht stimmen würden. 


IV. Die Kelten in unserer Gegend’). 

S 20. Während wir bis jetzt nur konstatieren konnten, daß schon 
zur Zeit der Urquelle des Avienus sich an den südlichen Abhängen 
der Corbieres eine Stammesgrenze befand, wozu die späteren Angaben 
bei Pomp. Mela und Plinius vorzüglich stimmen, haben wir einen 
tiefergehenden ethnologischen Unterschied zwischen dem Volk süd- 
lich der Corbieres und dem nördlich davon ansässigen nicht fest- 
stellen können. Anders scheint das Verhältnis nach Eindringen der 
Kelten in diese Gegenden geworden zu sein. Wir erfahren nichts 
mehr von den Elisyces, sie verschwinden und sind, wie es scheint, 
in die Kelten aufgegangen’). Anders bei den Sordonen. Sie er- 

') HGL XI, p. 204 und Sabarthes: Dictionnaire topogr. p. 213, 2. 

?) ef. Niese: Galli bei Pauly-Wissowa: RE VII (1910), Spalte 612 und 
Weiß: Gallia ibid., Spalte 650. 

®) Amardel: Les monnaies des Elisyques et les antres monnayages nar- 


bonnais. Bull. com. arch. Narb. 1908, p. 131—189 hat ihnen jüngst eine Münze 
zuerteilen wollen, doch ist die Lesung der Aufschrift keineswegs gewiß. Wenn 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 221 


scheinen durch Varros Vermittelung bei Plinius und Pomp. Mela 
wieder, haben also mindestens bis zur Zeit der Quelle Varros ihre Selb- 
ständigkeit bewahrt. Die Fortdauer ihrer Existenz, d.h. der einer 
iberisch redenden Bevölkerung in Roussillon, wird außerdem durch 
die letzten Münzfunde bei Castel-Roussillon bestätigt; es sind dort 
nämlich nicht nur iberische Münzen zutage gefördert worden, die 
auch im Norden nicht fehlen, sondern auch bilingue Münzen und 
iberische Münzen mit lateinischer Aufschrift, diese fehlen aber im 
Norden. Was wissen wir nun von der Zeit der Kelteneinwanderung 
und ihrer Ausdehnung? Das älteste Zeugnis, das gewöhnlich ange- 
führtzwird, ist Hecataeus Fragm. 19'), das bei Steph. von Byz. 


Amardel aus der zeitlichen Aufeinanderfolge der gefundenen Münzen — 
keltisch, kelt-iberisch und rein iberisch — folgert, das einheimische iberische 
Element hätte das keltische überwunden und iberisiert (er schreibt op. eit., p. 152.: 
Pendant ce temps les Volkes et les Elisyques, c'est-A-dire les Iberes d’Elicia, se 
fondaient en un seul peuple ou plutöt les derniers venus etaient absorbes par les 
anciens et la langue iberique redevenait predominante. Une inseription iberienne 
parait sur les bronzes des longostaletes ä noms de chefs et des monnaies a le- 
gende &galement iberienne ont remplace les pieces A l’ethnique HA/KIQTAN.) so 
stehen dem die größten Bedenken entgegen. Diese rein iberischen Münzen (es sind 
die Nedeen oder Nerenen) fallen nach ihm selbst (p. 163) in den Anfang des 1. Jahr- 
hunderts v. Chr. (zwischen 100—75). Als die Römer in diese Gegenden kamen, 
hätten sie demnach eine iberisch redende Bevölkerung gefunden; damit steht im 
Widerspruch 1) die große Zahl der keltischen Orts- und Flurnamen im Dep. Aude 
cf. die im Literaturverzeichnis angeführte Literatur; außer Sabarttes und Skok 
verzeichnet noch Williams, p. 87, nicht weniger als 14 keltische Namen aus dem 
Dep. Aude; dagegen ist die Zahl der als iberisch angesehenen Namen ganz gering. 
2) Es berichtet Strabon Oas. 176 nur, daß die Aquitanier von den übrigen Kelten in 
Sprache und Körperbau verschieden seien, bei den übrigen Kelten — also auch für 
die Voleae — kennt er nur dialektische Abweichungen. Die Stelle lautet: "Lysäns 


x 


72 \ e  / K r G x \ \ - e r 5 er? 
Öeoriv 1 bnzp rav Alrewv Neirtırn. Tautng ÖdE zai to ayina bnoysypartat TDOTEDOV TURW- 


Öws zat To neysdos: vuvi Ö2 Aexreov ra za Exaara. ot Ev dH Toryn derpovv Axrurravoos 
xat beiyas xalodvres ai heitas, rolg n2v "Axuravodog Teiews ZEnmAlaynevous ob Ty 
yAwrrn povov, Alla xal Tois awpaarw Epgpspeis ’IBnpor narlov 7 Tararars, robs Ö2 Jor- 
nobg Iuiarwodg piv yv üdıw, Öpoyiwrrous d'oDb ravras, Alk Evioug pıxpöv napallar- 
Tovrag rais yAwrrars. 3) Wenn eine iberisch sprechende Bevölkerung sich hier fand, 
wie kommt es dann, daß heute die Sprache dieser Gegend mit dem auf ligurischem 
Boden erwachsenen Idiom der Provence näher verwandt ist, als mit dem auf 
iberischem Gebiet entstandenen Katalanisch? Das Auftreten der iberischen Münzen 
in der Languedok in dieser Zeit, nämlich zur Zeit des Aufstandes des Sertorius, 
erklärt sich als letztes Aufflammen aller der Gebiete, wo einst Iberer gesessen 
und sich noch Reste von ihnen gehalten hatten, gegen die römische Herrschaft. 
cf. A. Heiß, zitiert nach Amardel, p. 164. 
') Müller: Fragm. hist. graee. I, p. 2. 


3239 K. Salow 


erhalten ist. Doch ist dies ihm mit Unrecht zugeschrieben worden, 
wie D’Arbois'!) de Jubainville richtig gesehen hat. Müller 
edierte das Fragm. so: Naoßov, E&urrogıov zar mohıs Kekrızy. Ex. 
Evo. "Eorı zai hduvn Nagßwvirıs za srorauoc Arazxoc’ Exraraiog ÖE 
Neoßaiovs aörovg gyn01. Stephanus sagt unter Naoßwov aber nur 
dies?): Ne&oßov, 2urrogıov zai sohıs Kerrızy. Iroaßov Teragen. 
Meozıavos dE Naoßwynoievy avınv yyoı. To E3vızov Naegßwvirng 
wc Aozahovirms. Eorı zei Aluyn Naoßovirıs wc Aozalovirıs’ zwi 
rorauos AraS. Fraraios zai Naoßeiovs @vrovc yy0ı. Die ethno- 
logische Angabe stammt demnach aus Strabon und nicht aus 
Hecataeus. Ein anderes, echtes Fragment des letzteren, das von 
Kelten in der Gegend südlich der Cevennen zu sprechen schemt, ist 
Fragm. 22. Meooalia, nokıs ns Aıyvorimys, zara wmv Kekrızyv, 
anoızoc Doozacov. Erz. Evo’). Es handelt sich hier um die Inter- 
pretation von „zer“, ist es in der Richtung von Norden nach Süden, 
oder von Westen nach Osten zu verstehen? Auch hier scheint mir 
D’Arbois das Richtige getroffen zu haben. wenn er über die von 
Hecataeus verfaßte Karte sagt‘): Telle etait vers l’an 500 avant 
notre ere, la carte olı sur les cötes de la Mediterranee figuraient 
la Ligurie [Aıyvorızy], dans la Ligurie Marseille, et au nord de la 
Ligurie la Celtique (Keirız7). Dabei ist gewiß zu bedenken, daß 
bei den alten Erdbeschreibungen man sich gewöhnlich nicht ins 
Binnenland versteigt, sondern sich an der Küste hält, aber anderer- 
seits zeigen die schon weiter oben zitierten Zeugnisse, daß man bis 
auf Ephorus und Timaeus nichts von Kelten in unseren Gegenden 
wußte. Man wird daher wohl auch „zer«“ bei Hecataeus in dem 
von D’Arbois angenommenen Sinn zu verstehen haben. Zeitlich 
fallen demzufolge die Kelteneinwanderungen in Südfrankreich unter- 
halb der Cevennen nicht vor rund 350, aber 218 sind sie schon in 
dem ganzen Gebiet von den Pyrenäen ab ansässig. Denn als 
Hannibal auf seinem Marsche nach Italien diese Gegenden durchquert, 
. findet er sie hier; zwischen 350—218 fällt also ihr Eindringen im 
diese Striche. D’Arbois setzt es um 280°). Auch nach Roussillon 


!) Premiers habit. I, p. 376, Anm. 3, und cours de litteratwre celtique, XII 
(1902), p. 208. 

2) ed. Meinecke I], p. 469. 

®) ib. p. 435 und Müller: Fragm. hist. graec. 1, p. 2. 

1) Cours de litterature celtique. XL, p. 19. 

>) Premiers hab. T’, p. 378; Philipon: Iberes, p. 153; Desjardins: 
Geographie, IL, p. 107. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 223 


sind sie gekommen; denn Pol ybius Il, 37') kennt nur Kelten 
zwischen Aude und Pyrenäen: «0 de rov Naoßwvos zai ra regt vodrov 
Kelrızoi v£uovreı weEyoı 1ov roocaeyogevoutvov Ilvonvaiov 00Wv, 
& dıereiveı zara 10 ovveyts ano ımg zasjuas Faharıyg Ewc eis cv 
&ztoc und XXXIV, 10, 1. gibt er für Ruseino und Iliberris direkt 
an, sie seien von Kelten bewohnt gewesen. HoAvßıos Ö’Ev 17) reragen 
za 10102001 vov Torogıov werd ınv Ivorvyv yyoWw Ems od Naoßwvoc 
zror@uod zrediov eivaı, di ov pEoeoHaı orawovs TAAEBeoıv zer “Poo- 
zuvovy ÖEovras age nohsıs Ouwvbuovs, zaroızovußvac vo Kelrov?). 
Daraus folgt aber nicht etwa, daß die bei Plinius und Mela erhaltenen 
Angaben des Varro unzutreffend seien, oder Sordones = Kelrai zu 
setzen wäre; beide Nachrichten lassen sich vielmehr ganz gut ver- 
einigen. Polybius meint mit dem zerorzovu£ves nur, dab es eine 
Siedelung von Kelten in diesen alten Städten gab, eine Besatzung, 
um ihre politische Herrschaft zu sichern, nicht etwa, daß die ganze 
Bevölkerung aus Kelten bestand; die beiden andern dagegen sprechen 
von dem Stamm, der diese Gegend bewohnt, von der Hauptmasse 
des dort sitzenden Volkes, was eben die Sordones waren; war doch 
auch die dort gesprochene Sprache überwiegend das Iberische, wie 
es die Münzautschriften und Ortsnamen zeigen, bei denen das Nicht- 
keltische die eroße Mehrzahl der vorrömischen Elemente liefert. 
Zwar hat man eine in Roussillon gefundene Inschrift”) für Keltisch 
ausgeben wollen, doch ist das keineswegs sicher, da die Abschrift, die 
allein noch von der Inschrift vorhanden ist, nicht zuverlässig ist, also 
auch nichts beweisen kann. Nichts von alledem nördlich der Corbieres. 
Wir erfahren und hören nichts mehr von den Stämmen, die hier vor 
den Kelten saßen, sie sind verschwunden, aufgegangen in die Kelten ‘®), 
so die Elisyces und noch einige andere Stämme’). Wir finden auch 
keine bilingue Münzen bei ihnen, und die iberischen Aufschriften und 
Prägungen sind vielleicht nur den südlichen Nachbarn entlehnt°). 


I) ed. Büttner-Wobst, I (1882), p. 255. 

>) Das Fragment ist bei Athenaeus, VIII, 4, erhalten, cf. ed. Kaibel, 
II (1837), p. 230. Strabon Cas. 182, der augenscheinlich diese Polybiusstelle vor 
sich gehabt hat, sagt nichts von Kelten bei Ruseino u. Dliberis, ef., auch Dubois, 
Examen de la Ge£ogr. de Strabon. 1891, p. 287-302. 

SrHäirsichteld, CIE, XII nr. 5367. 

Dger, n..220, Anm. 3. 

Selullian, II, p. 507, Anm: 1. 

6) ib. p. 366, 369 u. 508; ferner Blanchet: Traite des monnaies gauloises, 
I, p. 276, Anm. 4. 


224 K. Salow 
Daß aber die Kelten nicht in größerer Anzahl nach Roussillon 
drangen, erklärt sich aus der Natur der Gegend. Die Corbieres 
bildeten infolge ihrer Trockenheit einen guten Schutzwall für die 
Sordonen, wie es ja auch die Garonne für die Aquitanier und 
die Rhone für die Ligurer getan haben. Gab es doch vor den 
Römern nur die eine Straße durch die Corbieres, die schon Hannibal 
benutzt hatte. Dazu kam, daß in den Pyrenäen ein den Sordonen 
stammverwandtes Volk wohnte und sie mit den Stämmen südlich der 
Pyrenäen in engerer Verbindung erhielt, während nördlich der 
Corbieres ihre Volksgenossen den Kelten erlegen waren, und sie dort 
nicht mehr eine ihnen gleiche Bevölkerung antrafen. Allem Anschein 
nach ist es demnach dieses nen hinzugekommene keltische Element, 
das aus der ursprünglichen Stammesgrenze eine ethnologische und 
sprachliche Grenze machte '). 


V. Archäologische Beweise für eine nichtkeltische 
Urbevölkerung in Roussillon und der Gegend nörd- 
lich der Corbieres. 

S 21. Außer den Zeugnissen der antiken Geographen haben wir 
direkte Beweise für die Anwesenheit einer vorkeltischen Bevölkerung 
nördlich und südlich der Sprachgrenze. Das sind die Reste antiker 
Kultur, wie Silos, Münzen, Bauten usw. Wem diese Überreste zu- 
zuschreiben sind, darüber ist man sich noch nicht einig, die einen 
halten sie für iberisch — so Philipon und Thiers — die andern 
für ligurisch, so vor allem Jullian. Doch hat das für uns geringere 
Bedeutung, die Hauptsache ist, daß sie einer nichtkeltischen Rasse 
angehören. Als Sitze solcher vorkeltischen Bewohner gibt Thiers?) 
Enserune, Segelone, Garsages, Montady und Montlaures nördlich der 
Sprachgrenze an, sowie auch Fitou?), das er aber zur roussillonesischen 
Gruppe rechnet; im Süden kommen Ruseino und der Burgus Erbinus 
bei Mailloles, sowie auch Espira de l’Agly als Stätten solcher Siede- 
lungen in Betracht. Beim alten Ruseino z. B. hat man Silos gefunden, 
d. h. Aushöhlungen, wo die Iberer ihr Getreide aufzubewahren pflegten, 
auch ein Urnenkirchhof ist dort entdeckt worden‘). Der Burgus Er- 


1) Daher heute im Süden [u], im Norden [ül. 

2) Recherches sur les Iberes du Bas Languedoc. Bull. com. arch. Narb. X 
1908, 09, p. 280—293 und id.: Recherches sur les Iberes du Roussillon. ib., p. 485. 

2), 1b.-p- 505,906: 

#) Die Iberer verbrannten ihre Leichen. cf. Thiers, p. 487 (p. 5 eines 
Separatabdruckes) und Philipon: p. 302. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 225 


binus ist nichts anderes als = burgus Iberinus: er lieet bei Mailloles, 
der alten villa Gothorum; die neue Ansiedelung der villa Gothorum 
sei so genannt worden, um sie von einer alten, dicht dabei befind- 
lichen iberischen zu scheiden. Ein Entwässerungeskanal. wie sie sich 
auch sonst bei den Iberern finden, ist bei Espira de ’Acly ans Licht 
gekommen, ebenso einer beim Burgus Erbinus, der den See von Canohes 
abzuleiten hatte); auch bei Fitou?) und Enserune?) ist ein soleher 
zutage getreten, bei Fitou außerdem auch noch Silos. Weit wichtiger 
sind nun aber die Münzfunde, die an der Stelle des alten Ruscino 
gemacht sind. Geben sie uns doch auch in mancher Hinsicht Auf- 
schluß über die alten Verkehrsbeziehungen in dieser Gegend. Schon 
vorher hatte man iberische Münzen in Languedok gefunden, so die 
nerhncen und purpcen bezeichneten, erstere teilte Hübner’) Nar- 
bonne zu, letztere Perpignan; doch ist diese Verteilung keineswegs 
sicher’). Demgegenüber steht bei den jetzt gefundenen Münzen die 
Herkunft fest, sie sind alle bei Ruseino gesammelt und befinden sich 
noch dort in einer Privatsammlung des Besitzers des alten Castel- 
Roussillon. Es handelt sich um etwa 100 Münzen, sie sind gut zur 
Hälfte®) Münzen mit iberischer Legende oder ohne Legende über- 
haupt, dazu kommen bilingue Münzen und iberische Münzen mit 
lateinischer Aufschrift; unter ihnen finden sieh solche vom Emporiae, 
eine ganze Reihe von solchen, die den Indigetes zugehören und 
andere weniger häufige, aber nur eine einzige keltische ist dabei 
und eine den nerhneen zukommende. Auch andere in der Narbo- 
nensis ganz geläufige Münzen, wie die von Nimes mit dem Krokodil 
auf der Rückseite usw. sind in Roussillon selten‘). Für die alten 
Verkehrsbeziehungen in unserem Gebiet legen diese Münzen ein be- 
redtes Zeugnis ab. Sie zeigen einmal, daß nähere Beziehungen mit 
den Stämmen südlich der Pyrenäen vorhanden waren, diese demnach 
kein Verkehrshindernis bildeten, dann aber beweisen sie, und das ist 
für die Entstehung der Sprachgrenze ein höchst wichtiges Faktum, 
daß mit den Gebieten nördlich der Corbieres die Beziehungen keine 


') Thiers, p. 491 (p. 9 des Separatabdrucks). 

2) id., p. 505 (p: 23). 

2)81d., P.. 492° (p: 10): 

*) Monumenta lingu. Iber. p.14, 15. 

dullvan Il, p.378,' Anm: 1 und 2. 

°) Thiers, p. 488—489 (p. 6, 7 des Separatabdrucks). 
Dad. 92489%(p. 7), Anm. 1. 


226 K. Salow 


so engen waren, daß also die Corbieres damals schon die nördlich 
von ihnen sitzenden Iberer von ihren südlichen Stammesgenossen 
trennten. Endlich lehren sie uns das Fortbestehen der iberischen 
Sprache in Roussillon selbst und den allmählich eintretenden Latini- 
sierungsprozeß (iberische Münzen — bilingue Münzen — Münzen 
mit iberischer Prägung und lateinischer Aufschrift). Thiers)), auf 
den vorstehende Ausführungen zurückgehen, äußert sich so hierüber: 
Les bronzes recueillis au jour le jour par M. Bigorre comprennent 
pour une bonne moitie des pieces a legende iberique ou sans legende, 
auxquelles il faut ajouter des pieces a legende bilingue et aussi des 
pieces iberiques A legende latine. Un examen sommaire m’a permis 
de reconnaitre des monnaies d’Emporium, beaucoup de pieces indigetes 
et d’antres plus rares. Chose singuliere, sauf erreur motivee par la 
rapidite de mon examen, je n’y ai reconnu, en fait de pieces frappees 
en Gaule qu’un bronze du chef gaulois Caiantolos et une monnaie 
des Nerenes de la Narbonnaise qui en definitive, est encore une pieec 
iberique. Par voie de reeiprocite, cette penurie de monnaies gauloises 
nous explique pourquoi nous trouvons si rarement chez les Iberes du 
Bas-Languedoc des monnaies iberiques d’Espagne, elle atteste que 
les Iberes du Roussillon n’avaient que de vagues rapports avec leurs 
freres emancipes; toutes leurs relations etaient avec l’Espagne cite- 
rieure, dont ils n’etaient separes que par un eol en somme facile A 
franchir, tandis qu’ils etaient separes du reste de la Gaule par les 
solitudes de la Corbiere, vaguement peupl&ee de Celtes. 

So wichtig diese Ausführungen Thiers auch sind, so ist doch 
vorerst leider noch zu berücksichtigen, dab sie nur nach einem 
„examen sommaire” gemacht sind und „erreurs motivees par 
la rapiditö de Vexamen‘ nicht ausgeschlossen sind. Es wäre daher 
sehr wünschenswert, wenn die zu Ruscino gefundenen Münzen einmal 
genau untersucht würden ?). 


VI. Die Ortsnamen der untersuchten Gegend’). 


S$ 22. Es bleibt noch eine Möglichkeit, die Existenz einer vor- 
keltischen Bevölkerung in Roussillon zu erweisen; das Hilfsmittel 
dazu sind die Ortsnamen. Noch eine andere Aufklärung sollte man 


') Thiers, p. 488, 489 (p. 6, 7 des Separatabdr.). 

?) ib., p. 488, stellt eine genauere Ausführung in Aussicht. 

>) Eine eingehende Behandlung der Orts- und Flurnamen der katalano- 
languedokischen Grenzgegend behält sich Verfasser vor. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 22 


von diesen erwarten, nämlich, ob wir aus ihnen etwas über die Ver- 
teilung des keltischen und ibero-ligurischen Elementes nördlich und 
südlich der Sprachgrenze erschließen können. Doch müßten dazu 
nicht allein die modernen Ortsnamen untersucht werden, sondern auch 
Berg-, Fluß-, Flurnamen usw. alter und neuerer Zeit. Da aber ein 
Diet. topogr. der Pyr. Or. noch nicht vorliegt, und eine ausführliche 
Behandlung des einschlägigen Materials im Rahmen dieser Arbeit 
unmöglich ist, so nehme ich davon vor der Hand Abstand und be- 
schränke mich auf einige allgemeine Angaben. Als ibero-ligurische 
Worte werden gewöhnlich diese Ortsnamen angeführt: Iliberris = 
Elne, Asperri — Espira, Caucoliberis = Collioure, Baso = Baho, 
Arelate = Arles'), Astovere = Estoher, Arria = Ria, Arro=Ro, 
Arrahur = Ur (riviere d’Angustrine), Ezerr = Err, Techus — le Tech, 
Teda —= la Tet?), ferner Mla°), Llar, Areleu?). Die Sordonen und der 
Fluß Sordus tragen nach Desjardins*) einen phönikischen Namen, 
ebenso auch Ruscino, was für das letzte aber von Philipon’) be- 
stritten wird, der ihn gar für libyo-tartessisch hält. Nördlich der 
Sprachgrenze gelten als vorkeltisch Narbonne, Carcassonne, Beziers®). 
Daneben fehlen aber auch die keltischen Namen in beiden Gegenden 
nicht, so in Roussillon Quexans, Marquexanes‘), Penne, Carramat, 
nach Vidal auch Bompas°), ferner noch Segodannianum — Serdinyä?), 
Sirisidum —= Ceret!®). Über keltische Ortsnamen im Norden cf. Sa- 
barthes: Zssai sur la toponymie de T Aude. Narb. 1907. $2 und 


!) Arles heißt aber in den Urkunden Arulas. 

2) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger und Jullian: Notes 
Galloromaines sur les origines d’Elne et d’Auch: Revue des etudes anciennes. 1902. 
fasc. 4 (nach K.). 

3) cf. Vidal: Elne historique, p.? (nach K.). Der Ort heißt heute [rol’en] 
(nach K.). Ille ist die regelmäßige Fortsetzung von Insula. Alart: Geographie 
historique du Conflent. Bull. soe. agr., seient., litt. Pyr. Cr. X, p. 70, ff, deutet mit 
Hilfe des Baskischen, Astovere = Asta-bero—=roche chaude, Llech — habitation, 
Asperi —= village inferieur, Llar — päturage, Baso — foret, keltisch Marquexanes 
bedeutet nach ihm = sur les chenes. Nach Suchier: Altfranzösische Grammatik, 
I (1893), p- 57, wäre Llech vielmehr keltisch. 

4) @£ographie, IL, p. 133 und p. 224. Karte II. 

>) Les Iberes, p. 68. 

6) id., p. 68 und für Beziers, p. 14. 

”) Alart: Geographie historique des Pyrenees Or., p. 8. 

8) Vidal: Guide, 2. Autl., p. 51. 

°) D’Arbois de Jubainville: Revue Celtique. XI (1890), p. 488— 490. 

10) Williams, p. 74. 


15* 


228 K. Salow 


über die Flußnamen id.: Essai sur les cours d’eau du dep. de Ü Aude. 
Näher berücksichtigt werden sollen hier nur die Bildungen auf -acus. 
Im Süden der Sprachgrenze haben wir heute nur noch: Neffiac = Nisi- 
fiacum, Tarrerae — Taresage und Corbiae, nördlich der Sprachgrenze 
haben wir heute dagegen in dem von mir untersuchten Gebiet 18 Bil- 
dungen auf ac: Centernacum — St. Arnac, Buliacum — Buillae, Alan- 
sachum = Lansac, ? = Malabrac, Trebelliacum (?) = Trevillach, Auri- 
acum — Auriac, Bueiniacum = Bouisse, Bugaragium — Bugarach, 
Duiliacum = Duillac, Maciacum = Massac, Palaeragum = Palairae, 
Butenacum = Boutenac, Petriacum = Peyriac, Bernacum = Brenae, 
Rubenacum = Rouvenaec, Antoniacum — Antugnaec, Corneliacum = 
Conillac, Somnagus —= Sonnac, Laviniacum — Lavagnac, Taxiacum — 
Tassac. Sind diese -acus-Bildungen auch im Norden jetzt beträchtlich 
zahlreicher als im Süden, so finden wir doch auch hier im Süden in den 
Urkunden noch bisweilen Ortsnamen auf -acus, die heute nicht mehr 
existieren, z. B. Carriagum, Erbisagum, Vulpiliagum'). Die Tatsache, 
daß in den Pyrendes Orientales die -acus-Bildungen so selten sind, 
hat schon Skok°) damit erklärt. daß in Roussillon wahrscheinlich 
andere ethnologische Verhältnisse vorlägen, als in den nördlich daran 
anstoßenden Gegenden. Diese Annahme gewinnt durch die vorher- 
gehenden Untersuchungen noch an Wahrscheinlichkeit. 


VII. Die Römer in den Gegenden nördlich und südlich 
der Corbieres. 

S 23. Als die Römer in diese Gebiete kamen, fanden sie im 
Norden die alteinheimische Bevölkerung nicht mehr vor, sie war den 
Kelten erlegen; südlich der Corbieres hatte sich dieselbe, geschützt 
durch die vorliegenden, öden Bergstreifen, erhalten und empfing von 
den Römern unmittelbar deren Kultur und Sprache. Von wo aus die 
erste Romanisierung erfolgte, kann man nicht mit Sicherheit sagen. 
Sie kann aber infolge der nahen Beziehungen des Stammes in Rous- 
sillon mit denen in Spanien sehr wohl von Süden gekommen sein, 
namentlich vor der Einriehtung der Narbonensis. Mommsen?) sagt 
dazu: „Das iberische Münzgebiet reicht entschieden über die Pyrenäen 
hinaus, wenn auch die einzelnen Münzaufschriften, welche unter 
anderem auf Narbonne und Perpignan bezogen werden, nicht sicherer 


SEDEA Those. 
2) BhZRPh II, p. 27. 
3) Römische Geschichte V* (1894), p. 72, Anm. 


K.atalanisch-languedokisches Grenzgebiet 229 


Deutung sind. Da alle diese Prägungen unter römischer Autorisation 
stattgefunden haben, so legt dies die Frage nahe, ob nicht früher, 
namentlich vor der Gründung von Narbo dieser Teil der späteren 
Narbonensis unter dem Statthalter des diesseitigen Spanien gestanden 
hat.“ Nach der Einrichtung der provincia gehören die Länder bis 
zu den Pyrenäen zu derselben, Roussillon nicht ausgenommen, 
dagegen kamen die in den Pyrenäen selbst sitzenden Cerretani 
schon zu Spanien. Nach Strabon Cas. 178 ist ro Teoov 
ing Ilvonveiac Ayoodiıns, d. h. Port Vendres, die Grenze 
zwischen der Narbonensis und Iberien, er kennt aber auch die andere 
Ansicht, wonach z& Hourmiov roor«« die Grenze zwischen beiden 
bildeten. Pomp. Mela bezeichnet Cervaria als Grenzort, d. h. das 
heutige Cerbera, die letzte französische Station in der Richtung 
Pergignan— Barcelona. Auch Plinius rechnet Roussillon mit zur 
Narbonensis. Es bestand demnach unter den Römern in den Pyrenäen 
eine Verwaltungsgerenze zwischen den Iberern nördlich und südlich 
dieses Gebirges. Dab diese aber irgendein Hindernis für die Be- 
ziehungen der Bewohner Roussillons mit den südpyrenäischen Völker- 
schaften gebildet hätte, ist um so weniger wahrscheinlich, als auf 
beiden Seiten politisch dieselben Herren waren, bauten die Römer 
doch noch obendrein die Straßen von Katalonien nach Südfrankreich 
aus und erleichterten so diese Beziehungen. Noch ein wichtiges 
Ereignis ist hier zu erwähnen, Ruseino wurde römische Kolonie. 
Mela, II, $S 82, nennt es colonia Ruseino und Plinius, II, 
S 31, Ruscino Latinorum‘). Dadurch erhält der Ort aber Nar- 

) Beloch: Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt 1886, p. 331, 
will hier Sextanorum lesen und hält Ruscino für Vollbürgerkolonie. In der Tat sind 
Münzen mit der Aufschrift ÜOOL RUSC LEG VI gefunden worden, die in die Zeit von 
27—23 v. Chr. fallen. cf. dela Saussaye: Numismatique de la Gaule Narbonnaise, 
Paris 1842, 4, p. 193, pl. 23, und Marquardt: Römische Staatsverwaltung 1?, p. 266, 
Anm. 1. Die Angabe Leg. VI läßt vermuten, daß vielleicht schon Cäsar Ruscino 
zur Bürgerkolonie erhoben hatte, als er 46 v. Uhr. nach Narbonne eine neue Kolonie 
führte. Diesen Zustand bezeichnet Varro durch colonia, und aus ihm ist diese Rang- 
angabe zu Mela gekommen. Später wurde Ruscino aufs latinische Recht beschränkt, 
und als solches war es in der Reichsstatistik vermerkt. Plinius korrigiert auf Grund 
dieser Listen das ihm gleichfalls vorliegende Werk Varros. In der weiteren Ent- 
wicklung ist Ruseino noch mehr zurückgegangen und verliert auch das latinische 
Recht; dieses ist der bei Ptolemaeus vorliegende Zustand. So dürfte sich die In- 
kongruenz in der Überlieferung lösen lassen. Daß Mela und Plinius aus einem Werk 
Varros geschöpft haben, das nach 42 v. Chr. verfaßt ist und daher nicht die Antiquitates 
rer. human. gewesen sein kann, ist auch aus anderen Gründen wahrscheinlich. 


230 K. Salow 


bonne gegenüber eine gewisse Selbständigkeit, er bekommt seine 
kommunale Selbstverwaltung, seine eigenen Beamten und seine Polizei 
und die selbständige Besorgung des Kultus, außerdem wird ihm 
dadurch das umliegende Gebiet als sein Bezirk zuerteilt‘). Die 
Gegend südlich der Corbieres, das Land der Sordones, erhält so 
seinen eigenen Mittelpunkt, um den es sich unabhängig von Narbonne 
gruppieren kann. Wann Ruseino das Bürgerrecht erhielt, ist 
nicht überliefert?); ebensowenig, wann es dem überragenden Einfluß 
von Narbonne wieder erlag. Ptolemaeus, Il, 10, 6°), kennt es nur 
noch als Stadt im Tectosagengebiet, nicht mehr als römische Kolonie, 
er schreibt: Kar£yovor dE u8v ra dvowxorare inc Naoßovnoiec Ov- 
ohzaı ob Texroodyec, wv ohsıc weooyeıoı IWAkıBeois, “Povozıwov, Tolooa 
zolovia, Keooegn, Kaozaon, Baıreoai, Naoßov zolovie. Im der 
nobitia provinciarum et civitatum Galliae fungiert Ruseino gleichfalls 
nicht mehr®). Ging somit auch die Unabhängigkeit von Narbonne 
für die südlich der Corbieres sitzende Bevölkerung verloren, so scheint 
es doch nicht, als ob damit auch der Unterschied, der sich zwischen 
den Stämmen nördlich und südlich der Corbieres infolge des über- 
wiegenden Keltenelementes im Norden herausgebildet hatte, aufhörte, 
weiterzubestehen und fortzuwirken. Denn, sobald es die Verhältnisse er- 
laubten, entstand hier in Roussillon eine selbständige administrative Ge- 
meinschaft, die sich mit der einstigen Ausdehnung des Sordonenstammes, 
soweit man derselben nachkommen kann, deckt, das Bistum Elne. 


VIII. Rekapitulation der über die Entstehung der Kata- 
lanisch-languedokischen Sprachgrenze beigebrachten 
Tatsachen. 


S 24. Die Entstehung der Sprachgrenze südlich der Corbieres 
scheint demnach folgenden Gründen beigemessen werden zu müssen: 
1) Der Tatsache, daß sich von jeher südlich der Corbieres eine 
Stammesgrenze befand; 2) daß die südlich der Corbieres ansässige 


I) ef. Fustel de Coulange: Les Institutiones politiques de l’ancienne 
France. I: La Gaule romaine, ed. ‘III, besorgt von OÖ. Jullian. Paris 1908. 
Kap. V: La cite gauloise, p. 224—246. 

2) Jung: Geographie von Italien und den römischen Provinzen. J.v.Müllers 
Handbuch, III?, München 1897, Sonderausgabe, p. 99, und Romanische Landschaften 
des römischen Reichs, p. 288, meint, Ruscino sei unter August Kolonie geworden; 
cf. auch Mommsen, V, p. 79, und oben p. 229, Anm. 

®) ed. Müller, Ia. Paris 1883, p. 239, 240. 

*) Longnon: texte explicatif. 1907, p. 15. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 231 
vorkeltische Bevölkerung infolge des natürlichen Schutzwalles der 
vorgelagerten Berekette vor einem Verschmelzen mit den eindringenden 
Kelten bewahrt blieb; 3) daß sie als ein noch überwiegend nicht- 
keltisches Volk mit den Römern in Berührung kam und romanisiert 
wurde, wobei sie eine geraume Zeit von dem kulturellen Mittelpunkt 
nördlich der Corbieres unabhängig war und ihr eigenes Zentrum 
hatte. — Andererseits ist auch hervorzuheben, daß einzelne Kriterien, 
die heute das Languedokische vom Katalanischen scheiden, tatsächlich 
auf ein sehr hohes Alter der Spracherenze hinweisen, so namentlich 
der Unterschied von [u] und [ül, wo der Wandel von u = [ü] nach 
Suchier') schon im 4. Jahrhundert eintrat. 


Kapitel I. Die Ursachen, die den Verlauf der modernen 
Sprachgrenze weiterhin bestimmt haben. 


S 25. Sind es so anscheinend vornehmlich ethnologische Tat- 
sachen, die die Entstehung der Sprachgrenze begreifen lassen, so 
kommen für die Erklärung ihres Verlaufes namentlich zwei Punkte 
in Frage: 1) die Grenze zwischen den Bistümern Narbonne und Elne 
und 2) die Grenze zwischen den Grafschaften Roussillon und Conflent 
einerseits und den Vizegrafschaften Narbonne und Fenouillet anderer- 
seits. Beide Punkte wurden von Schädel nach Gebühr berück- 
siehtigt, so daß ich mich im wesentlichen darauf beschränken kann, 
die dort gegebenen Angaben zu vervollständigen; doch berücksichtige 
ich hier nur den östlichen Teil des in Frage stehenden Gebietes). 


I. Die Diözesangrenze zwischen Elne und Narbonne. 


S 26. Nach dem Aufhören der colonia Ruseino ist das nächste 
für die Herausbildung der Sprachgrenze wichtige Ereignis, das wir 
kennen, die Errichtung des Bistums Elne durch die Goten. Der 
Mittelpunkt des Gebiets zwischen den Corbieres und den Pyrenäen 
war nach dem Niedergange des alten Ruseino nach Süden verschoben 
worden, weil sich das von Constantius Chlorus an der Stelle des 
alten Illiberris errichtete Elne°?) (— Helena‘) zur Hauptstadt desselben 


DESG-12, 92729: 
2) Die Erweiterung der Schädelschen Arbeit für den westlichen Teil be- 
hält sich Herr Dr. Krüger vor. 
SWHGE IE 9.137. 
4) Helena hieß die erste Gemahlin des Konstantius; ef. Niese: Römische 
Geschichte. 3. Aufl., p. 349, Anm. 3. 


232 K. Salow 


emporgeschwungen hatte. Diese Vorherrschaft fand jetzt ihren Aus- 
druck darin, daß Elne der Sitz des neuen Bistums wurde. Die Zeit 
seiner Errichtung ist nicht genau bekannt; sie fällt zwischen 506, 
dem Konzil von Agde'), wo ein Bischof von Elne noch nicht erscheint, 
und dem von Toledo, 589, wo ein solcher vertreten ist”); der erste 
Bischof von Elne, Domnus, ist schon 571 bezeugt. Über die Grenzen 
aus dieser Zeit wissen wir nichts, doch werden sie schwerlich sehr 
verschieden von denen gewesen sein, die sich später zeigen. Die 
erste Angabe der Abgrenzungen der dem Erzbistum Narbonne unter- 
stehenden Diözesen stammt aus der Zeit Wambas, vom ‚Jahre 678, 
die Ausdehnung der Diözese Narbonne selbst ist nicht genannt. Von 
Elne heißt es: Elma haec teneat: de Angera usque Rosinolam, de 
Laterosa usque Lamusam?) Alart*) hat diese Grenzen zu bestimmen 
gesucht. Rosinola ist ja durchsichtig, Lamusa — Lamuga, Laterosa 
im Norden gegen das Narbonnais zu unbekannt, Angera — Nyer. 
Sind diese Grenzen auch noch recht allgemein und unbestimmt, so 
lassen sie sich doch durch spätere Dokumente ergänzen. Wir erfahren 
nämlich, daß im 9. Jahrhundert das Bistum Elne Roussillon und Con- 
flent umfaßte. Confirmamus ... ommes ecclesias ad eandem Ecclesiam 
(i. e. Rossilionensem) in Rossilionense pertinentes et Confluentibus a 
portu Jardonio usque ad mare et a termine. Narbonensi usque Bisil- 
hınense?) heißt es 900 in der Bulle des Papstes Romanus und 915°) 
heißt die Kirche von Elne smater ecclesiarum  Bussilionensium sive 
Confluwentium, ähnlich 931°) und 945°); es fiel also die nördliche 
Diözesangrenze von Elne mit der nördlichen Grenze von Conflent 
und Roussillon zusammen. Daß dies aber auch schon früher der Fall 
war, ist nicht zu bezweifeln, gehörte doch die nördlich davon ge- 
legene Gegend zum pagus Narbonensis. Diese Gebiete werden zwar 
erst im 8. Jahrhundert erwähnt, aber gleich die erste Nachricht über 
sie zeigt, dab sie vorher vom pagus Narbonensis mitumfaßt wurden. 


') Longnon: La Gaule au VI* siecle, p. 46, Anm. 3. 

aba p3Dt. 

3) HGLU, preuv. cl. 21. 

') G@£ogr. histor. du Conflent. Bullet. Soc. agr. scient. litt. Pyr. Or. X, p. 94 
(nach K.). 

>) Marca, el. 833. 

S)SHGILV: el..135. 

Dein, elaal57. 

1b e14200: 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 233 


Auf dem Konzil von Narbonne, 788'), wird dem Erzbischof von Nar- 
bonne der pagus Redensis gegen die Ansprüche des Bischofs von Elne 
in seiner ganzen Ausdehnung (totum Bedensem pagum) zuerkannt’). 
Zu dieser Zeit umfaßt dieser pagıs aber noch das Fenouillet, Peyre- 
pertuses, Sault, Donnezan usw., die später von ihm getrennt und 
selbständig werden. Das Bistum Elne hat auch bis 1790 nie mehr 
als Roussillon mit dem Vallespir und Conflent umfaßt, die Cerdagne 
gehörte zu Urgel”); es bestand aus den drei Archidiakonaten Rous- 
sillon, Vallespir und Conflent?). 

S 27. Wie schon erwähnt, stieß nördlich an die Diözese Elne 
das Erzbistum Narbonne an, das ursprünglich auch den pagus 
Redens’s einschloß, wie auch vor der Erriehtung der Bistümer Elne 
und Carcassonne die ganze Landschaft bis zu den Pyrenäen hin dem 
Erzbischof von Narbonne unterstellt gewesen war. Nachdem nun 
der pagus Redensis im Laufe des 8. Jahrhunderts selbständig geworden, 
aber der Suprematie des Erzbischofs von Narbonne in kirchlicher 
Hinsicht unterstellt geblieben war, machte man im 9. Jahrhundert 
den Versuch, auch auf geistlichem Gebiet das Razes von Narbonne 
unabhängige zu machen und es zu einem eigenen Bistum zu erheben. 
So finden wir 578 einen Leo, Bischof von Razes, bezeugt”). Dies 
Beginnen scheiterte aber an dem Widerspruch der Erzbischöfe, und, 
um ihr Recht auf das Razes noch stärker zu betonen, nehmen diese 
den Titel eines episcopus Bedensis an®). So heißt 881 Sigebodus 
sanctae matris Narbonensis ac Bedensis ecelesiae  archiepiscopus‘), 
ebenso auch 890°) und von einem andern Erzbischof 857°) und 922°). 
Die vom pagus BRedensis sich in der Folgezeit abtrennenden (Grebiete 
blieben bis zur Errichtung des Bistums Alet 1318 bei Narbonne'”); 
es sind die Landschaften Fenouillet, Peyrepertuses, Sault, Donnezan, 
Capeir. Für alle diese Gebiete läßt sich das aus den Urkunden 


!) Nach HGL XII, p. 203, fiel das Konzil erst 791. 

2) HGLII, preuv. el. 55 und Schädel, RDR I, p. 54. 55. 

3) HGL II, preuv. cl. 318. 

1) 1091 finden wir einen archidiaconus Rossilionensis, Vallis Aspere und 
de Confluwento bezeugt. cf. HGLV, cl. 723 und IV, p. 339. 

YEHGEI, notes: p. 31,2 und XI, p. 139. 

6) HGLV, el. 69. 

ib, e1.'85: 

») HGL IH, preuv. cl. 305. 

Sssbz av. el. 143, 

") Longnon: texte explicatif, p. 153. 


234 K. Salow 


dieser Zeit nachweisen, hier soll es nur fürs Fenouillet geschehen. 
1000') heißt es von St. Paul de Fenouillet, daß es in provincia Go- 
thiae in comitatu Faumolitense in diocesi Narbonatis ecclesiae gelegen 
sei, und 1045 wird das Kloster St. Martin de Lez im Fenouillet 
(quod est fundatum in comitatu Fenoliotense) auf Befehl des Erz- 
bischofs von Narbonne vom Bischof von Carcassonne eingeweiht 
(praecipiente suo metropolitano dommo Gwifredo, ad cuwius diocesim 
pertinet hisdem locus)?). Bis 1318 blieben diese Verhältnisse bestehen; 
damals aber wurde aus dem Ober-Rasez, Capeir, Donnezan, Sault und 
Fenouillet?) eine neue Diözese gemacht, während Peyrepertuseös beim 
Erzbistum Narbonne blieb. Von dieser Zeit aber wurde bis zur 
französischen Revolution nichts mehr geändert, bis dahin bildeten 
also der Nordrand der Diözese Elne und der Südrand von Alet und 
Narbonne die Diözesangrenze. Die französische Revolution beseitigte 
die beiden Bistümer Alet und Narbonne, und von den nördlich der 
Sprachgrenze gelegenen Gebieten kam das Fenouillet zum dep. des 
Pyrenedes Orientales und wurde infolgedessen auch zum Bistum Elne 
geschlagen; die andern Gegenden, die beim dep. de l’Aude blieben, 
kamen zur Diözese Carcassonne. 


Il. Die politischen Grenzen zwischen den Gegenden 
südlich der Sprachgrenze und denen nördlich derselben. 


Der Süden umfaßte die pagö Ruscinonensis und Confluentis und 
die Vallis Asperia oder territorium Vallis Aspiranae'). 


5 28. Die Vallis Asperia: In den Urkunden wird dieselbe 
teils zum pagus Rossilionensis gerechnet, teils auch selbständig neben 
ihm genannt. z. B. heißt es 866: alodem meum qui est in comitatu BRoso- 
lionense vel in valle Asperi?): 869: monasterium in honore 5% Mariae 
(d’Arles) in pago Rossilionensi in Valle Asperia fundatum‘) usw.'). 
Ist sie hier zu Roussillon gerechnet, so erscheint sie auch als 


) Marca hisp. el. 954. 

2) HGL V, cl. 450. 

Sb. Xp. 145: 

*) HGLLD, preuv. el. 178. 

5) ib., el. 344. 

6) ib., cl. 348. 

N) 936 ef. V, cl. 170; 938 ef. V, cl. 182; 942 cf. el. 189. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 23 


Qu 


selbständiger comitatus, so 966"), 1020°), 1077?) Nach 878 war 
das Vallespir zusammen mit Öber-Roussillon an die Grafen der 
Cerdagne gekommen’); als sich die Grafen von Besalu von ihnen 
abzweigten, erhielten sie unter anderem auch das Vallespir. Es 
bestand also zwischen der Grafschaft Roussillon in engerem Sinn 
und diesem Bezirk eine Verwaltungserenze. Die Zugehörigkeit des 
Vallespir zu Besalu ergibt sich z. B. aus dem judicium  testamenti 
Bernardi comitis Bisuldunensis von 1020°), wo es heißt: .... ad 
uxore sua Tota remaneat vipsum comitatum de Valle- Asperi cum 
Castronovo usw. Diese Verwaltungsgrenze verschwand, als Besalu 
und Roussillon in engerem Sinn an die Grafen von Barcelona ge- 
kommen waren, was für Besalu und damit auch für das Vallespir 1111 
geschah. 


S 29. Der pagus Ruscinonensis: Er ist 834 usw. erwähnt’). 
Nach der Teilung von 865 kommt die ganze Diözese Eine, also Roussillon, 
Vallespir und Conflent, an Septimanien®). ‚Jedenfalls heißt es von Prunet 
in Roussillon 869, daß es infra Septimaniae regnum in pago Rusci- 
lionensi gelegen sei‘). Sein Gebiet umfaßte das Land zwischen den 
Corbieres, den Aspres und Alberes®). Trotzdem Roussillon so zu 
Septimanien gehörte, stand es mit den zur spanischen Mark gehörigen 
Gebieten doch im engsten Zusammenhang, da es zuerst mit Ampurias 
eine eigene Grafschaft bildete. Diese scheint gegen Ende der 
Regierungszeit Karls des Großen zum Schutze gegen die Sarazenen 
gegründet zu sein?). Zur Zeit Gaucelms, des ersten Grafen von 
Roussillon, sind beide vereinigt, ebenso unter seinem Nachfolger 


!) Marca, el. 888. 

2) ib., el. 1029. 

S/HGL V, cl. 631. 

!) Alart: Privileges et titres relatifs aux franchises, institutions et propri- 
etes communales de Roussillon et de Cerlagne depwis le XIe siecle jusgu’a 1660. 
Perpignan. 1874. p. 12 ff. (nach K.). 

>) Schädel: RDR I, p. 64, Anm. 1. 

6) HGL II, notes, p. 271. 

?) Gazanyola: Histoire du Rouss., p. 89 u. Note ur. 4. Trotzdem ist 
Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herm Dr. Krüger, doch wieder zu der von 
Henry: Histoire du Rouss., I, p. 458 und Note nr. 8, vertretenen Meinung zurück- 
gekehrt, wonach das Gebiet südlich der Oorbieres zur spanischen Mark gehörte; 
aus welchen Gründen er dies getan, ist mir unbekannt. 
®) Vidal: Histoire de la ville de Perp., p. 17, 18. 
°) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger. 


256 K. Salow 


Suniar 1.'). Die Aufeinanderfolge der Grafen ist nicht sicher. Es 
scheint, als habe Salomon, Graf von Cerdagne und Conflent, auch 
Roussillon besessen. 864 wird er Markgraf der spanischen Mark, 
Wifred der Haarige tötet ihn und wird sein Nachfolger. 868 ist 
Salomon aber noch bezeugt’). Wifred gibt Roussillon an Miron; 
derselbe ist 873 usw. erwähnt, er starb 895°). Von hier ab datiert 
schon eine gewisse Abhängigkeit der Grafen von Roussillon gegenüber 
denen von Barcelona. Ihm folet Suniar II., der wieder Roussillon 
und Ampurias vereinigt; nach seinem nach 915 erfolgten Tode 
kommen seine beiden Söhne Bencion und Gauzbert zur Herrschaft. 
Ersterer stirbt aber bald, und Roussillon und Ampurias werden 
wieder unter einem Grafen vereinigt. (Gauzbert hatte nur einen 
Sohn, der ihm in beiden Gebieten folgte und sie bis 991 unter einem 
Zepter zusammenhielt. Bei seinem Tode aber werden sie unter seine 
beiden Söhne geteilt. Roussillon kommt an Guilabert, Ampurias an 
Hugo; von dem Bruder des ersteren, der ihm 1013 in der Herrschaft 
folgte, stammen die weiteren Grafen von Roussillon ab'). Sie sterben 
1172 aus und das Land fällt an die Grafen von Barcelona, Könige von 
Aragon, zurück. Von 1276—1344 gehört es zum Königreich Mallorca. 
Nach dessen Zerstörung gerät es wieder in die Hand des Königs 
von Aragon, und bei der Vereinigung von -Kastilien und Aragonien 
kommt es mit in den Besitz der spanischen Krone, die es bis 1659 
behielt; damals kam es durch den Pyrenäischen Frieden an Frankreich, 
doch zeigte sich die Bevölkerung im Anfang der neuen Herrschaft 
gar nicht geneigt?). 

S 30. Die beiden anderen südlich der Sprachgrenze gelegenen 
Landschaften, die für uns in Betracht kommen, sind: der pagus 
Confluentis und der pagus Gerdaniensis. Letzterer bildete die 
Grafschaft Cerdagne, von der der erstere sehr früh abhing®) und stets 
in Abhängigkeit geblieben ist. 1117 kam das ganze Gebiet an Bar- 
celona. Es zeigt sich also, daß, trotzdem durch die Teilung von 865 
diese Gebiete zu Septimanien geschlagen wurden, dieselben doch 
noch lange Zeit zum Süden in allerengster administrativer Zusammen- 


1) HGL II, notes, p. 320. 

2) HGL II, notes, p. 318, 2, u. preuv. cl. 346. 

=)7ib,, DL, notes, pP 2320) 2,202 preuy.Nel. 372. 

2) ib., DR, notes, p. 821. 

’) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger. 

®) Miret: Vescomtes, p.11. Nähere Angaben behält sich Herr Dr. Krüger vor. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet >: 


[8 
r 
su 
1 


gehörigkeit standen und im 12. Jahrhundert alle in Barcelona ihren 
Mittelpunkt erhielten. 


S 31. Der pagus Narbonensis. Die Gegenden nördlich 
der Sprachgrenze wurden zuerst von diesem zusammengefaßt. Im 
8. Jahrhundert zweigte sich von ihm aber der pagus Redensis ab, 
der, wie oben erwähnt, 788 zum erstenmal bezeugt ist. Der so 
verminderte pagus Narbonensis hatte zuerst seine eigenen Grafen, 
wurde dann aber Besitz der Markgrafen von Gothien und dadurch 
zur Vizegrafschaft herabgedrückt'). Die Macht der Vizegrafen von 
Narbonne wurde durch die Albigenserkriege gebrochen: nach Simon 
v. Montforts Tod erhielten sie zwar ihre Herrschaft zurück, waren 
aber von nun ab vom König von Frankreich abhängige. Außer dem 
eigentlichen Gebiet von Narbonne”) gehörte zu dem verstümmelten 
pagus Narbonensis auch noch das Termenes, die zum castrum de 
Terminis gehörige Herrschaft. 1110 wird dieses als in Narbonensi 
gelegen zitiert’). Zuerst war dies Schloß nebst dem dazugehörigen 
Land in Besitz der Abtei Lagrasse, und wird dann von den Vize- 
grafen von Carcassonne und Beziers abhängig”), die von dem ge- 
nannten Kloster damit belehnt wurden. 1210 besetzt es Simon 
von Montfort®) und 1228 wird das Schloß an den König von Frankreich 
verkauft”), der es zum Sitz einer eigenen viguerie macht; es wurde 
der Senechaussee Carcassonne unterstellt®) und ist 1342”) unter dessen 
Vigueries aufgezählt. 1317°) wird die viguerie Termes mit der von 
Fenouillet zu einem einzigen Gerichtsbezirk vereinigt. In geistlicher 
Hinsicht blieb das Termenes stets dem Erzbischof von Narbonne 
unterstellt und bildete bis 1790 ein archipretre?). 


832. Der pagus Redensis. Er wurde im Süden von 
koussillon, dem Conflent und der Cerdagne begrenzt, im Norden von 
Üarcassonne, im Osten von Narbonne, im Westen von Toulouse, reicht 


) HGL XI, p. 246 u. II, notes, p. 314, 2—315, 1. 
Ei XI], 9.203: 

3) ib. V, el. 812. 

*) Grande Eneyelopedie XXX unter Termenes. 

5) HGL XII, p. 328. 

ib... D. 324. 

OEib., D.. 326. 

S)nıb-, D. 328: 

°) Longnon: texte exwplicatif, p. 153. 


238 K. Salow 


also mit seinem südlichen Rand bis zur Sprachgrenze (affrontat autem 
praedictus comitatus Redensis a parte Orientis in comitatu Narbonensi, 
de Meridie in comitatu Rossilionense et Confluente et Ceritaniae, de 
Occiduo in comitatu Tolosanensi, de Aquilone in comitatu Carcassensi)'). 
Er bildete zuerst eine eigene Grafschaft, kam dann aber an die 
Grafen von Carcassonne?). 1067 wird er nominell an Raimund 
v. Barcelona verkauft, worauf sich die Ansprüche der Grafen von 
Barcelona auf dieses Gebiet gründen?). Im 12. Jahrhundert ist er 
im Besitz der Trencavels, 1247 kommt er an die Krone‘). 


S 33. Vorher hatten sich aber eine Reihe von Gegenden hier- 
von losgetrennt, so der pagus Petrapertusensis und im Süden sich 
daran anschließend der pagus Fenioletensis. Beide werden 842°) 
zum erstenmal erwähnt. 899°) heißt es suburbium Petrapertusense 
in pago Redensi, ebenso auch 908°), und noch 922 gehört das Pey- 
repertuses zum Rases, da die Abtei Cubieres damals noch als in 
comitatu Redensi gelegen zitiert wird®). 1073”) hingegen wird der 
Ort als in pago Narbonensi infra fines vel terminos territorü Petrae- 
Pertusensis befindlich angeführt, woraus erhellt, daß das Peyrepertuses 
damals zum pagus Narbonensis gerechnet wird, eine recht auffallende 
Tatsache; denn das Gebiet war längst in den Besitz der Grafen von 
Cerdagne übergegangen, ebenso wie auch das Fenouillet. Die 
Ursprünge der Rechte der Grafen von Cerdagne auf diese Gebiete 
sind dunkel; die einen nehmen an, daß schon Wifred le Velu'”) Fe- 
nouillet besessen habe!'); Tatsache ist jedenfalls, daß 966 Seniofred, 
Graf von Barcelona, St. Paul de Fenouillet in seinem Testament 
bedenkt'?); und im Jahre 1000 verfügt der Graf von Besalu über das- 


!) Urkunde von 1067. HGLV, cl. 550. 

2) HGL II, notes, p. 314. 

3) ef. id. V, el. 550, 554, 557, 562, 574 #f., 579, 586. 

*) Grande Encyelopedie XXVILL, p. 197, 2. 

5) HGL I, preuv. cl. 216. 

Dark: IV, e1l2100: 

9 ib., el. 123; 

S)rjb., cl. 144. 

a, ala 

10) Nach Mahul IV, p. 580, hätte 874 Wifred der Haarige mit seinen Brüdern 
zusammen das Peyrepertuses besessen. 

11) z.B. Alart: Privilöges et titres (nach K.). 

12) Marca, cl. 887. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 239 


selbe Kloster‘), beide Nachrichten hat man so vereinigt, daß man 
annahm, nach dem Tode Seniofreds sei Fenouillet an seinen Bruder 
Oliba Cabreta gekommen, der es mit der Gerdagne, Conflent, Besalu, 
Vallespir usw. vereinigte; bei seinem 990 erfolgten Tode habe er es 
seinem Sohne Bernhard zusammen mit Besalu, Vallespir, Conflent und 
Peyrepertuses hinterlassen). 1020 befindet sich das Fenouillet im Testa- 
ment dieses Grafen Bernhard’), und 1073 vereinigt ein änderer Graf 
von Besalu, gleichfalls Bernhard mit Namen, St. Martin de Lez im 
Fenouillet mit St. Pons de Thomieres‘). Im die Zeit der Grafen von Be- 
salu fällt auch die erste Erwähnung eines Vizegrafen von Fenouillet. 
1017°) wird ein Petrus, vicecomes Fenoliotenses, als Vertreter des Grafen 
von Besalu bezeugt. Erst 1102°) wird ein zweiter erwähnt. Nach dem 
Aussterben der Linie Besalu fallen Peyrepertuses und Fenouillet mit 
ihren übrigen Besitzungen an Barcelona zurück. 1112°) belehnt 
Raimond Berenger III. von Barcelona seinen Milchbruder Aimeri II. 
von Narbonne mit dem Fenouillet und Peyrepertuses, der es für sich 
durch einen Vizegrafen verwalten läßt. Durch die Albigenserkriege 
kommt auch dieses (Gebiet in die Hand Ludwigs VIII; dieser belehnt, 
um Streit zu vermeiden, 1226 Nuno Sancho, Grafen von Roussillon, 
CGonflent und Cerdaene damit, der Ansprüche auf diese Landstriche 
hatte). Nach dessen Tode 1242 erhob zwar der wegen Heresie 
depossedierte Vizeeraf Peter von Fenouillet von neuem Ansprüche 
auf sein Land und leistete dem Vizegrafen von Narbonne den Lehns- 
eid für Fenonillet”), er fand aber kein Gehör. 1258 kommt 
Fenouillet durch den Vertrag von Corbeil endgültig an Frank- 
reich, Peyrepertuses war schon vorher, 1239, von Nuno Sancho an 
Ludwig IX. verkauft worden’). Beide kommen zur Senechaussee 
Carcassonne, Fenouillet wird eine eigene viguerie’) und ist als 
solche 1342 bei der Senechaussee Carcassonne erwähnt!!), Peyreper- 


') Marca, el. 954. 

?) Baudon de Mony: Relations I, p. 26, Anm. 
®) Marca, cl. 1029. 

), HGLV, cl. 571. 

5) Miret: Vescomtes, p. 18 und HGL VIL, p. 85, 1. 
6) HGLV, el. 777. 

') Marca, cl. 1223, 1224. 

®) Marca, cl. 1411 und HGL XII, p. 208. 

®) HGL XII, p. 208. 

ib. 

1b. pP. 826. 


240 K. Salow 


tuses') wird ein baillage und ist eine Unterabteilung der viguerie 
Fenouillet?). Der Sitz dieser viguerie ist Caudies (locum de Cau- 
deriis, in quo curia regia Fenolhedesii tenetur)®). 1463 heißt sie 
daher auch direkt viguerie de Caudies?). 

S 34. Auch die westlich von Fenouillet gelegenen (Gebiete 
Capeir, Donezan (Donacanum) und Sault (Saltum) waren 
spätere Abtrennungen des alten pages BRedens:s und kommen gleich- 
falls früh in Abhängigkeit von Barcelona”). Diese Besitzverhältnisse 
wurden geregelt durch den Vertrag von Corbeil 1258%, wo der 
König von Aragon auf alle nördlich der Sprachgrenze gelegenen 
(Gebiete verzichtet, wodurch das katalanische Sprachgebiet zugleich 
seine nördliche Grenze erhielt. 

S 35. Dies war die politische Grenze zwischen Frankreich und 
Aragon-Kastilien bis 1659, wo Roussillon, Vallespir, Conflent und die 
französische Cerdagne an Frankreich kommen. Hat somit auch der 
katalanische Machtbereich die Sprachgrenze nach Norden zu nicht 
unerheblich überschritten, so können wir die sprachlichen Folgen 
davon doch nur sehr mangelhaft konstatieren, da vulgärsprachliche 
Urkunden aus dieser Gegend und der betreffenden Zeit nicht vor- 
handen sind. Wenn in der Neuzeit das. Fenouillet manche kata- 
lanische Erscheinungen zeigt, können wir darum auch nicht sagen, 
ob hier nicht vielmehr Folgen des modernen Verkehrs vorliegen, 
um so mehr, als es vornehmlich die Grenzorte sind, die diesen Kata- 
lanischen Einfluß aufweisen. ‚Jedenfalls finden wir im modernen 
Patois des Fenouillet als Ganzen keine einzige spezifisch katalanische 
Erscheinung, die schon bis ins 11. Jahrhundert, d.h. die Zeit der 
katalanischen Herrschaft über diesen Strich, zurückginge und daher 
etwa durch die damalige katalanische Herrschaft erklärt werden 
könnte. Die Sprachgrenze läuft also an den Grenzen der ältesten 
politischen Bezirke, nämlich der pagi Ruseilionensis und Con- 


1) ef. auch S 59. 

2) HGL X, p. 328; Sabarthes: Dict. topogr., p. 310, bezeichnet das 
Peyrepertuses als viguerie und ebenso Mahul IV, p. 589; in Viguerielisten des 
14. Jahrhunderts sind seine Orte unter der viguerie Termenes aufgeführt, cf. 
Mounyes: Cart. de Narb., Annexes AA, p. 375. 

>) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 261 und 298. 

») HGLXI, p. 326. 

°) Nähere Ausführungen wird Herr Dr. Krüger bringen. 

6) Marca, el. 1444. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 341 


fluentis einerseits, und der pagi Narbonensis und Redensis 
andererseits, entlang. 

8 36. War in den vorstehenden Paragraphen zunächst ein Über- 
blick über die Grenzen der in Betracht kommenden Gebiete im all- 
gemeinen — sowohl in kirchlicher wie in politischer Hinsicht — 
gegeben worden, so soll im folgenden die Geschichte der einzelnen 
in dem Grenzgebiet gelegenen Ortschaften unter demselben Gesichts- 
punkt dargestellt werden. Berücksichtigt sind nur die Orte des öst- 
liehen Teils des Grenzgebietes'), und zwar in Roussillon nur die, in 
denen ich sprachliche Aufnahmen gemacht habe, eine Behandlung 
aller Ortschaften hätte für unseren Zweck doch wohl zu weit ge- 
führt, im Norden sind dagegen alle in der bereisten Gegend gelegenen 
Lokalitäten herangezogen worden, auch die, die von mir nicht 
besucht sind. Es geschah das, weil hier die Grenze zwischen Pey- 
repertuses und Termenes geht, also die Grenze der einstigen größten 
Ausdehnung des katalanischen Machtbereiches in Frage kam. 


1) Die Ortschaften in Roussillon. 

8 37. Ille sur Tet [il’s; il’'wasus]. 

Zum erstenmal erscheint der Ort 850 unter der Form Yla?), er 
gehörte damals zum pagus Russilionensis, da er als Grenze der in 
demselben pagus gelegenen Zelle St. Clement angegeben wird. Dar- 
auf finden wir ihn 950°) in einer Bulle Agapets II. für die Abtei Cuxa 
als villa Insula, und zwar unter „in comitatu Rossilionense“ ; ebenso 
985%. 1009°) wird ein Weinberg in villa Isla an St. Martin du 
Canigou geschenkt. 1011°) ist unter den Besitzungen von Cuxa 
wieder ein alodis de Insula;, diesmal ist Ille aber zu „en valle Con- 
uente“ gerechnet. 1020°) kommen noch einige andere Ländereien 
in villa Isla durch Tausch mit dem Vizeegrafen von Castelnou an 
Cuxa. 1163°) finden wir in der Bulle Alexanders Ill. für St. Martin 
du Canigou auch alodia et possessiones in parrochia St. Stephani de 


') Den westlichen Teil wird Herr Dr. Krüger bearbeiten. 
2) HGL II, preuv. cl. 283. 

®) Marca hisp., el. 865. 

%) Marca, cl. 935. 

Sid., e1:.971. 

6) id., el. 981. 

?) jd., cl. 1031. 

Sıd.s.cl. 1335. 


16 


242 K. Salow 


En 


Illa. Ile gehörte zum Bistum Elne, wie aus einem Erlaß des 
Bischofs von Elne vom Juni 1229') hervorgeht, worin dieser die 
Verwaltung des in Ille befindlichen Hospitals regelt; außerdem gibt 
er 1236?) ausdrücklich seine Erlaubnis zum Bau einer Hospitalskirche 
dort. 1314°) wird durch König Sancho von Mallorca Ile zur Vize- 
srafschaft erhoben anstelle der zugrunde gegangenen Vizegrafschaft 
Tatzo®). 1358°) ist Ile in der Zählliste von Roussillon der 
viguerie Roussillon-Vallespir zugeteilt. 1359°) kehrt der Ort in 
einer Zählliste des Bistums Elne unter den Besitzungen der ge- 
nannten Vizegrafen wieder. Daß man in Ille Katalanisch sprach, 
zeigen die Urkunden. Vidal‘) zitiert eine Stelle aus einer solchen; 
es handelt sich um die Lage zweier Häuser, von denen sich das 
eine in „lo Carrer del Moli del Oli‘ befand, und das andere vor „lo 
Portal de la Font, laqual afronta ab dita fabrica, ab lo Castell del 
Senyor Vescomte y ab lo Carrer de la Font. Auch in einer Bittschrift 
der cossols de la universitat d’Ila per part dels senyors cavalers d’Ila 
und der altres homes de la dita universitat an den vescomte d’Ila, den 
molt noble senyor En P. de Fonolet von 1320°) wird die katalanische 
Sprache angewandt. Wichtig für die Umgebung ist es, daß in Ile 
jeden Sonntag ein Markt stattfand, wie eine Verordnung Jacobs I. 
von Mallorca von 1289”) zeigt: item fo ordonat per lo dit senyor rey 
de Malorcha que’! mercat d’Iyla et de Cogliure quis fasien en dimenge, 
que fossen mudatz. Heute '!”) ist Ille eine Stadt von 3245 Einwohnern; 
die Schulsprache ist französisch, in der Kirche findet dagegen beim 
Morgengotiesdienst die katalanische Sprache noch Anwendung''). Der 
Ort ist wirtschaftlich sehr rührig, mit Perpignan besteht Bahnver- 


1) Vidal: Guwide?, p. 223. 

nid., P. 220: 

>) Henry: Hist. du Rouss. I, p. 276. 

#) Miret y Sans: Vescomtes, p. 21, Anm. 

5) Alart: Documents sur la geogr. hist. du Rouss. Bull. soc. agr. scient. 
litt. Pyr. Or. XXH, 12.7 ff. (mach K.). 

6) A. Salsas: Un recensement de lancien diocese d’Elne au XIVe siecle: 
Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55—66 (nach K.). 

N Guide?, p. 220. 

5) RLR XXXII, p. 410. 

JARER DVP. 509: 

10) Die Einwohnerangaben sind dem Guide-Annuaire des Pyr. Or., Jahrgang 
1908, Perpignan bei Latrobe, entlehnt. 

11) Nach Mitteilung vonM. A. Sabarthös findet im Anschluß an den liturgischen Teil 
eine Instruktion auf französisch resp. katalanisch statt. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 245 


bindung, sowie auch eine ausgezeichnete Chaussee, die von IMle ins 
Conflent weiterführt. Ferner führt eine gute Chaussee nach Montalba 
und Belesta und vermittelt einen regelmäßigen Verkehr dieser Orte 
mit Ille, wodurch die Sprache des Fenouillet in dieser Gegend stark 
mit katalanischen Lautungen durchsetzt wird. Eine Anzahl der 
Bewohner geht regelmäßig zur Zeit der Weinernte auf etwa 14 Tage 
in die Salanque. Am Orte selbst wird vor allem Weinbau getrieben. 
Man ist sich auch des sprachlichen Gegensatzes mit dem benach- 
barten Fenouillet durchaus bewußt und führt denselben, wie durchweg 
in Roussillon, auf die frühere Zugehörigkeit zu Spanien zurück. 
„Nous sommes espagnols“ ist die regelmäßige Antwort auf die Frage, 
warum sie eine andere Sprache sprächen, als ihre nördlichen Nachbarn '). 

S38. Neffiach [nofyak; nofyakens]. 

Auch dieser Ort erscheint 850°?) zum erstenmal. 985 finden wir ihn 
als Nifragum unter den Besitzungen Cuxas°), und zwar unter der Rubrik: 
in comitatu Bossilionensi. 1011*) ist es gleichfalls als Nrfiagum unter 
den Cuxa gehörigen Orten aufgeführt, aber sub „valle Confluente“. Die 
ältere Namensform ist Nisöfiacum?). 1147 erfahren wir seine Kirch- 
liche Zugehörigkeit; es heißt von einem auf dem Gebiet von Neffiach 
gelegenen Besitz: et sita terra est in episcopatu Elenense in comitatı 
Valle Asperi infra fines et terminos de villa Nifiaco‘). Unter den 
Königen von Mallorca gehört diesen das Schloß von Neffiach, es 
untersteht dem königlichen bajulus in Millas‘). 1358°) ist der Ort 
bei der viguerie Roussillon-Vallespir verzeichnet. 1359 ist er als Besitz 
der Herren von Millas, d. h. der Vizegrafen von Perellos, in der 
Zählliste des Bistums Elne aufgeführt”). Im den Steuerlisten von. 
1385 und 1395 findet es sich bei Roussillon und 1435 bei Eine’). 
Es ist heute ein Ort von 1062 Einwohnern mit eigener Schule, 
Kirche usw. Die in der Schule und Kirche angewandte Sprache ist 


!) Eine systematische Behandlung der Beziehung zwischen Sprache und 
Wirtschaftsleben usw. wird Herr Dr. Krüger bringen. 

2) Vidal: Guide?, p. 218. 

®) Marca: cl. 935. Nifragum ist schlechte Lesung für Nifiagum. 

S)2ib., el2981. 

5) Vidal: Guwide?, p. 218. 

6) Alart: Semaine Sainte. 20 mars 1886 (nach K.). 

?) Capeille: Millas, p. 15. 

9) Alart: Doc. geogr. hist., 1. ce. (nach K.). 

») Salsas: Recensement, 1. c. (nach K.). 

10%) Schädel: RDR I, p. 76. 


16* 


244 K. Salow 


die französische; die Morgenandacht am Sonntag findet allein noch auf 
katalanisch statt. Einen eigenen Markt besitzt Neffiach nicht, man 
geht nach Perpignan, um größere Einkäufe zu machen. Der Ort 
liegt gleichfalls an der großen Chaussee, die von Perpignan ins 
Conflent führt. Die Bewohner von Belesta de la Frontiere und 
Latour de France kommen bisweilen nach Neffiach, umgekehrte 
Beziehungen sind seltener; auch hier ist man sich des Gegensatzes 
zu den [gobacus] durchaus bewußt'). 

S 39. Montner [mune; munoreyks]. 

Es ist 1355 erwähnt?), und 1435 finden wir es in einer Steuer- 
liste des Bistums Elne, und zwar im decanat. Rossilionis?). Bei 
Montner befand sich das Schloß Forca Real, dessen Errichtung nicht 
älter ist, als die Vereinigung von Roussillon mit Barcelona®). Der 
auf dem Gebiet des Mons niger gelegene Teil von Forca Real ge- 
hörte den Herren von Montner, den Herren von St. Marcal. Diese 
traten 1322 dem König von Mallorca ihre Ansprüche auf Forca Real 
ab*); das Schloß blieb als Grenzfeste in den Händen des Königs, 
der hier einen ständigen Posten von fünf Mann mit einem Hund 
unterhielt’). Montner ist heute ein Dorf von 428 Einwohnern mit 
eigener Kirche und Schule. Seit einem Jahre wird nicht mehr Kata- 
lanisch gepredigt, vorher war die erste Messe katalanisch. Mit 
Latour de France, Estagel und Millas ist es durch gute Straßen ver- 
bunden; der Marktverkehr geht nach Estagel. Sprachlich kennt man 
den Gegensatz zu der nahen Gabatxerie sehr wohl, man fühlt aber 
auch, daß es nicht mehr das gewöhnliche Katalanisch von Roussillon 
ist, was man spricht. Der Einfluß der benachbarten Languedok 
macht sich hier bemerkbar. Trotzdem gehört der Ort mit der weit- 
aus größten Mehrzahl der Entwicklungen zu Roussillon. Die Sprach- 
erenze ist in dieser Gegend zwischen Latour de France und Montner, 
Estagel besonders auffällig, da nicht die geringste Geländeschwierig- 
keit besteht, die hier hätte den Verlauf der Sprachgrenze bedingen 
können, was schon Alart‘) betont hat. 


!) ef., über Neffiach: Maxence Pratx: Notices historiques sur le moulin 
de Neffiach. Revue d’hist. et d’arch. du Rouss. I, p. 45 ff. (nach K.). 

2) Gazanyola, p. 472. 

S) Schädel: RDRT, p..76. 

4) Alart: Not. hist. sur les comm. du Rouss. I, p. 114 (nach K.). 

>, Gazanyola, p. 275, 226. 

6) RLR XII (1877), p. 11, Anm. und Gröber: GG I?, p. 538. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 245 


S 40. Estagel [sstozel; ostozeleyks]. 

951!) findet sich der Ort zum erstenmal als Stagellum bezeugt, 
und zwar in einer Bulle Agapets II. für Lagrasse. 959°) erhält der 
Bischof von Elne durch Tausch Besitzungen in Estagel; es wird in 
dieser Urkunde zu Roussillon gerechnet. 1092°) erhält derselbe dort 
durch Schenkung noch ein anderes allodis. Der Besitz von Lagrasse 
an dem Ort wurde 1104 um den „/o Pla“ betitelten Teil seiner Ge- 
markung noch vergrößert‘), 1108 heißt es von der Kirche von 
Estagel, daß sie sich in episcopatu Helenensi befinde’). 1118 findet 
sich der Ort in einer Bulle von Gelasius zugunsten der Abtei Lagrasse, 
von St. Stephan und Vincens von Estagel heißt es auch hier, daß es 
in episcopatu Helenensi liege‘); dasselbe erscheint 1227%). Der Ort 
ist ferner noch 1130°) und 1215”) erwähnt. Unter den Königen 
von Aragon ist der Ort Ausfuhrplatz für Waren aus Roussillon nach 
dem Fenouillet und Rases. 1267 verbietet es Jakob der Eroberer, 
nach St. Paul de Fenouillet und Aleth Waren anders als über Estagel 
auszuführen !P); außerdem war es noch Grenzfeste. 1316") ist es 
unter den castels des Königs von Mallorca aufgezählt. 1358'?), 1385 
und 1395'?) findet es sich in den Steuerlisten der viguerie Roussillon- 
Vallespir, 1359!) in der Steuerliste des Bistums Elne unter den 
Besitzungen der Abtei Lagrasse, 1435 '?) ist es gleichfalls zu den Orten des 
decanatus Rossilionensis des Bistums Elne gerechnet. In dem Prozeß 
des Bischofs von Elne mit der genannten Abtei um das Patronat 
von Estagel, Corneilla usw. bekam der Bischof 1488 Unrecht'?) und 


) Cros-Mayrevieille: Carcassonne I, preuv. p. 31. 

2) HGLV, cl. 1514. 

Sjrib., e1.1526: 

») Vidal: Guwide?, p. 476. 

>) Alart: Cartulaire manuscrit III, p.2 (nach K.). 

6) Gallia Christiana VI, instr. el. 434, die dort gegebene Datierung von 
1119 ist nach HGL V, cl. 870, in die von 1118 umzuändern. 

7) Mahul I, p. 268. 

8) Gazanyola, p. 472. 

9) Vidal: l.c. und HGL VIII, cl. 674. 

10) Gazanyola, p. 233. 

1) RLR XXX, p. 275. 

12) Alart: Doc. geogr. hist. (nach K.). 

D7Schädel: 'RDRT, p. 76: 

14) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 5öff (nach K.). 

15) HGL IV, p. 482, 2. 


246 K. Salow 
die Abtei behielt dasselbe. 1495') bittet der Erzbischof von Narbonne 
den König von Spanien, die Abtei in den ungestörten Besitz der 
castra et loca de Pediliano (Pezilla de la Riviere), de Cornillano 
(Corneilla de la Riviere), de Ripis altis (Rivesaltes), de Estagello in 
Rossilione et castrum de Prato (Prades) in Confluente zu belassen. 
1390 ist Estagel der äußerste Ort gegen Fenouillet?). Wir erfahren, 
daß ein gewisser Arnau d’Eryll einen anderen Masti de la Merli be- 
nannten Herın zum Zweikampf gefordert hatte und sich auf die 
Nachrieht, daß sich sein Gegner in Latour de France befand, 
schleunigst nach Estagel begab, um von hier aus seine Forderung 
zu wiederholen. Latour de Fonollet befand sich aber dans la 
terre de lillustrime roi de France et sur la frontiere des terres de 
notre illustrissime seigneur le vor d’Aragon, (Übersetzung aus dem 
Katalanischen von Alart). Der Ort hat demnach zwar stets zu 
Roussillon und dem Bistum Elne gehört, hat aber doch auch mit 
der languedokisch sprechenden Nachbarbevölkerung nähere kKom- 
merzielle Beziehungen gehabt. Heute ist Estagel ein Ort von 
2789 Einwohnern, mit Perpignan sowohl wie auch mit Millas, 
Tautavel, Latour de France und Maury durch ausgezeichnete Straßen 
verbunden; es besitzt auch eimen eigenen Markt. Die Sprache der 
Kirche und Schule sind rein französisch, um so mehr als die Sozialisten 
die weitaus stärkste Partei am Orte sind. Auch hier fühlt man das 
|goba&] als fremdes Idiom. 


8 41. Tautavel [tautoul‘). 

Es wird 1020°) zum erstenmal als Taltevolo im Testament 
Bernards von Besalu erwähnt, und zwar im Anschluß an dessen 
Besitzungen im Fenouillet. 1261 kommt es durch Tausch an den 
Grafen von Ampurias®). 1285 befindet sich das Schloß von Tautavel 
in den Händen des Königs von Mallorca, der auch den Schloß- 
hauptmann ernennt’). 1292 werden die Abgaben der Bewohner von 
Tautavel an den König festgesetzt (consuetudinem castri de Talta- 
volio®). 1306 läßt der viguier von Roussillon durch Ausruf den Be- 


1) Gallia Christ. VI, instr., cl. 460. 

2) Alart: duels et defis. RLR VI (1874), p. 377. 

3) Marca, el. 1029. 

4) Henry: Hist. du Rouss. I, p. 111. 

5) jd., p. 161. 

6) Aragon: Chäteaux-forts des Corbieres, p. 41 ff. mach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet DAT 


wohnern von Tautaulh usw. verbieten, im Walde von Tura zu weiden '). 
1312 verpflichtet sich der Schreiber des castell de Taltauyl, diese 
serivanie getrenlich zu verwalten?) 1316 befindet sich Taltahuyl 
unter den castels del senyor Rey?) 1317*) verbietet es Sancho 
von Mallorca den chätelains von Opoul, Taltauyl usw. Gehalt für die 
Tage zu zahlen, wo sie nicht im Orte sind. 1318°) beschwört ein 
anderer, dem König von Mallorca die eserivanies von Taltauyl und 
Vingrau getreu verwalten zu wollen. Auf dem Schloß von Tautavel 
unterhält der König einen Posten von zwei Mann und auf dem Wacht- 
turm von Tautavel einen andern von einem Mann und einem Hund®). 
1354 gehört der Ort zur Viguerie Roussillon-Vallespir‘). Was seine 
kirchliche Zugehörigkeit betrifft, so soll es zum Erzbistum Narbonne 
gehört haben und 1318 bei demselben aufgezählt sein®), dement- 
sprechend findet es sich auch 1435 nicht in der Steuerliste des 
Bistums Eine’); doch ist dies noch keineswegs sicher, denn einerseits 
ist es 1359°) in der Zählliste der Diözese Elne aufgeführt und 
andererseits findet es sich auch in der Diözesanliste von Narbonne 
aus dem XIV. Jahrhundert nicht'®); es ist also noch keineswegs aus- 
gemacht, daß die Liste von Elne aus dem Jahre 1435 vollständig 
ist”). Doch sind zu einer endgültigen Entscheidung mehr Dokumente 
über den Ort nötige, als sie mir zur Verfügung stehen. Tautavel 
zählt heute 1200 Einwohner, mit Paziols, Vingrau, Latour de France, 
Estagel sind gute Chausseen vorhanden, doch sind die Beziehungen 
mit der Gabatxerie gering; zum Einkauf geht man nach Perpignan. 
Die Schulsprache ist französisch, nur ganz selten katalanisch, wohl 
aber findet das Katalanische noch im Gottesdienst bei der Frühmesse 
Verwendung. Zwischen Tautavel und Tuchan befindet sich eine 
Meierei, auf der noch katalanisch gesprochen wird. 


842. Vingrau [biygrau; biggraunens). 


RER VII (1875), p- 59. 

2) ib. XXIX (1886), p. 65. 

ib. XXX, D. 275. 

#) ib. XXXI, p. 63. 

>) ib. XXXII (1888), p. 146. 

6) Gazanyola, p. 275, 276. 

7) Schädel: RDRI, p. 76. 

8) HGL XU, p. 144. 

°) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p.55 (nach K.). 
10) ef. Mounyes: ‘Cart. de Narbonne, Annexes Ser. AA, p. 375. 


248 K. Salow 


Mit Tautavel zusammen findet es sich 1020') als Krungad unter 
den Besitzungen Bernhards von Besalu. 1108 ist es als Vigrado in 
Narbonensi episcopatu zitiert?). 1119 wird die ecelesia 5@ Maria... . in 
Narbonensi episcopatu als im Besitz von Lagrasse befindlich bezeugt?), 
ebenso 1227 %). 1203 und 1206 heißt der Ort Vinugradu, 1211 Vingraldu, 
1242 Vingrau, und 1249 Vingraude?). 1204 verkauft Bertrand von 
Niort einen Teil von Vingrau an die Abtei Fontfreda im Narbonnais ), 
1260 Pons von Vernet den zweiten ’), ein Verkauf, der 1261 von König 
Jakob bestätigt‘) wird. 1306°) wird es auch den Bewohnern von 
Vingrau verboten, im Walde von Tura zu weiden. 1318 verpflichtet 
sich der Schreiber von Vingrau, diese eserivanie zusammen mit der 
von Tautavel getreulich nach dem Willen des Königs zu verwalten). 
Das Schloß von Vingrau gehörte gleichfalls Fontfreda. 1322 befiehlt 
der König von Mallorca, daß in allen Grenzfestungen Wächter ein- 
gesetzt werden sollen, die die Ausfuhr von Waren, deren Export 
aus Roussillon verboten ist, verhindern sollen, auch Vingrau wird 
von dieser Maßregel betroffen (com lo monastir de Fontfreda haga I 
castel apelat Vingrau situwat en la confina ho exıida de la terra del 
dit S. Rey) '’)usw. Die Jurisdiktion über den Ort war zwischen dem 
König und der Abtei geteilt. 1325'') bestätigt der König der 
Abtei dieselbe. 1359") ist der Ort in der Zählliste von Elne 
als Besitz der Abtei von Fontfreda zitiert. Heute ist es ein Ort 
von 10537 Einwohnern, mit Rivesaltes, Tautavel, Tuchan ist es 
durch gute Chausseen verbunden, nach Opoul und Perillos führen 
schlechte, aber fahrbare Wege durch sehr schweres Gelände. Ein 
Teil der Bewohner geht fast regelmäßig zur Zeit der Weinernte in 
die katalanische Ebene. Die Schul- und Kirchsprache ist französisch, 
aber vor 25 Jahren fand das Katalanische bei der Frühmesse noch 


!) Marca, cl.1029. Nach Gazanyola, p. 470, ist es schon 981 zitiert. 
2) Alart: Cartul. ms. III, p.2 (nach K.). 

>) Gall. christ. VI, instr. el. 434. 

#) Mahul II, p. 267. 

5) Alart: RLR XI (1877), p. 115 und 118. 

6) Cauvet: Hist. de Fontfreda, p. 401 (nach K.). 

”) Alart: Privilöges, p. 232 (nach K.). 

8) RLR VII, p. 59. 

°) RLR XXXI, p. 146 und cf. $ 41. 

10)" ib... ». 420. 

11) Cauvet, op. c. (nach K.). 

'?) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55 (nach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 249 


Verwendung. Die Verkehrsbeziehungen gehen überwiegend nach 
Roussillon, nicht nach Tuchan; trotzdem ist heute das Patois von 
Vingrau überaus stark mit languedokischen Elementen vermischt. 
In Vingrau selbst verfaßte Urkunden liegen leider nicht vor, so daß 
man nicht weiß, ob diese Mischung jüngeren Datums ist oder nicht, 
vor allem gilt dies für die heute dort vorherrschende [u]-Lautung. 
Die mir bekannten historischen Verhältnisse des Ortes erklären im 
Vergleich zu Tautavel dieses Mischverhältnis nieht. Ebensogut wie 
Vingrau gehörte Tautavel kirchlich zum Erzbistum Narbonne (die 
Erwähnung in der Liste des Bistums Elne von 1359 ist beiden ge- 
meinsam), und politisch gehörten beide zu Roussillon. Auch in betreff 
der Verkehrsbedingungen liegen wesentliche Verschiedenheiten nicht 
vor. Die Straßen von Vingrau nach Tuchan und Rivesaltes sind 
neu angelegt, und die Natur wies Vingrau gewiß nach Süden und 
Südwesten, d.h. nach Tautavel und Fenouillet hin. Für Tautavel 
aber liegt die Sache nicht anders, es war durch eine noch weit 
steilere Gebirgswand von Roussillon getrennt, über die auch heute 
nur Jäger klettern. Nur nach Estagel und Fenouillet liegt das Land 
flach vor dem Ort; und doch ist heute Tautavel rein katalanisch, 
Vingrau aber nicht. Es wäre natürlich nun sehr wünschenswert zu 
wissen, welches von beiden, ob das Katalanische oder das Langue- 
dokische, in dem Ort das ursprüngliche ist; erst dann könnte man 
mit Sicherheit über die Gründe dieser Mischung Angaben machen '!). 


S 43. Perillos [peril'os; peril’uneyks]. 

Die Urkunden über den Ort sind nicht zahlreich. 1144?) wird 
er erwähnt und wird bald eine eigene Herrschaft. 1296°) kommt es 
zwischen seinen Herren und den Bewohnern von Perpignan zum 
Streit über das Recht der letzteren, in dem bei Perillos gelegenen 
Wald Holz fällen zu dürfen; ein Schiedsspruch Jakobs I. von Mallorca 
beendigt diesen Zwist. 1306*) lassen die Konsuln von Perpignan es 
mit Erlaubnis des Königs von Mallorca durch erida in Pereylos ver- 
bieten, in dem genannten Wald zu weiden oder Holz zu schlagen. 
1359°) ist es in der Zählliste von Elne als Besitz der Vizegrafen 


!) ef. auch $ 65, Anm. 

2) Gazanyola, p. 469. 

>). 14... D.7236. 

%) Alart: Documents sur la langue, p. 164. 

°) Salsas: Rey. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. ö5ff. (nach K.). 


250 K. Salow 


von Roda aufgeführt, 1391) wurde es selbst zur Vizegrafschaft er- 
hoben. 1435?) erscheint es gleichfalls in der Steuerliste von Eine 
und zwar sub „decanat. Rocilionis“. Der Ort zählt heute nur 57 Ein- 
wohner und wird auch schwerlich jemals viel mehr gehabt haben, da 
der Felsenkegel, auf dem er liegt, nicht Raum genug für eine größere 
Ansiedelung bietet. Die Verbindung nach dem Norden zu, nämlich 
nach Feuilla, ist jämmerlich, ebenso die nach Vingrau und nach Opoul, 
doch ist eine neue Chaussee nach Opoul im Bau. Eine eigene Kirche 
ist nicht vorhanden, man steigt nach Opoul hinab, mit dem über- 
haupt die engsten Verbindungen bestehen. Trotzdem empfindet man 
das Katalanische als fremdes Idiom, wie ja denn auch das heimische 
Patois dem Languedokischen sehr viel näher steht. Hier erhebt sich 
gleichfalls die Frage, welche von beiden die ursprünglichere ist; doch 
liegen hier die Verhältnisse womöglich noch ungünstiger als bei Vin- 
grau, da wir über die kirchliche Zugehörigkeit vor 1359 nichts wissen. 
Ein nennenswerter Verkehr nach dem Norden zu ist hier aber ganz 
ausgeschlossen gewesen, da die Bergseite in der Richtung nach Feuilla 
ein einziges Steinmeer ist. 

S 44. Opoul [opul; Zendopul]. 

Das Castlar d’Oped erscheint 1100°). Seime wahre Bedeutung 
erhielt der Ort aber erst, als er 1172 Grenzplatz Aragoniens gegen 
Frankreich geworden war. Die Könige von Aragon erkannten die 
Wichtigkeit des Ortes und veranlaßten 1246 eine poblacio desselben’); 
der König gab den Bewohnern von Opoul, Perellos usw., die sich an 
dem nun Salvaterra benannten Ort ansiedelten, gewisse Freiheiten, 
versprach auch, daß sie niemals einen andern Herrn als den Grafen 
von Roussillon erhalten sollten; das geschah auch, Opoul blieb ein 
chäteau royal. In den Urkunden ist der Ort nicht selten erwähnt. 
1157°) gibt Arnaud von Salles der Abtei Lagrasse seine Besitzungen 
auf dem Gebiet von Oped. 1306°) wird es seinen Einwohnern ver- 
boten, im Wald von Pereylos zu weiden, dafür aber haben sie die 


1) Vidal: Guide?, p. 10. 

2), Schädel: RDR TI. p. 76. 

3) Vidal: Guide?, p.9. 

*) Alart: Privileges, p. 180 und Aragon: Chäteaux-forts, p. 13 ff. (beide 
nach K.). 

>) HGLV, cl. 1661. 

6) RLR VII, p. 50. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 251 


Weideeerechtsame auf dem Gebiet von Tautavel, Espira, Vingrau und 
Salses, während auf der Gemarkung von Salvaterra kein Auswärtiger 
weiden oder anbauen darf!. 1313?) verpflichtet sich der render 
de Opou, vor dem König von Mallorca zu erscheinen. 1316°) be- 
findet sich Opeu unter den castels del senyor Rey. 1317*) verbietet 
der König, dem castellanus von Opou für die Tage, wo er ungerecht- 
fertigt von Opou abwesend ist, Gehalt zu zahlen. Von 1318?) 
und 1320%) sind Verordnungen des procurador des Königs von 
Mallorca für Salvaterra vorhanden. 1354 und 1395°) gehört Opoul 
zu Roussillon, 1359°) und 1435°) zum Bistum Elne, 1359 wird es 
unter den fochs reyals aufgezählt und 1435 unter dem decanatus 
Roeillionis. 1396°) ist der Schloßhauptmann zugleich auch batlle 
der Stadt. Die Bevölkerung war damals aber schon zusammen- 
geschmolzen, 1420 weigert sie sich, auf dem Schloß Dienst zu leisten). 
Die Formen des Ortsnamens, die nacheinander erscheinen, sind diese: 
1149 Opidum, 1184 Opet, 1218 Opetz, 1224 Oped, 1246 caslar de 
Oped qui modo deeitur Salvaterra, 1286 Opulum, 1306 Opol, 1313 Opon, 
1316 Opeu, 1317, 1323 Opou'®). Erwähnung verdient noch, daß man 
den bei Gelegenheit des Zuges Wambas gegen den Rebellen Paul 
in Septimanien angeführten Ortsnamen Sordonia mit Opoul hat 
identifizieren wollen''); der Name ist noch eine Erinnerung an den 
in Roussillon einst ansässigen Stamm der Sordones. Ferner hat 
man bei Opoul auch noch Medaillen und Goldringe gefunden”), die 
das hohe Alter der Ortschaft bezeugen. Heute zählt sie S50 Ein- 
wohner und ist durch gute Chausseen mit Rivesaltes und Salses 
verbunden, desgleichen mit Treilles und Fitou. Der Verkehr geht 
vor allem nach Salses, der nächsten Bahnstation, und Rivesaltes. 
Die Schulsprache ist französisch, nur bei der ersten Messe wird das 


DrATaeon: 1.c. (mach K.). 

2) RLR XXIX, p. 66. 

3) ib. XXX, p. 275. 

Ah, KXXT D.63: 

5) ib. XXXII, p. 148. 

6) ib., p. 429. 

?) Schädel: RDR, p. 76. 

°) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.). 
>) Aragon: Chäteaux-forts, 1. ec. (nach K.). 
10) RER XI, p. 124. 

ıl) Alart: Privilöges, 1. c. (nach K.). 


252 K. Salow 


Katalanische verwandt. Den Gegensatz zu den [gobacus] kennt 
man wohl. 

Bei Opoul lag das Castelvell, schon 1235 also benannt, 
was vermuten läßt, daß es eine recht alte Gründung ist'). 

S 45. Salses [salsos; salsairotsl. 

Es ist der wichtigste Grenzort gegen Languedok, und Urkunden 
über ihn sind in Hülle und Fülle vorhanden. 

Die Fons Salsulae erwähnt schon Pomp. Mela II, $ 82, sie ist 
dann eine wichtige Station auf der Via Domitia und heißt „ad 
Salsulas?). Darauf hören wir lange nichts von dem Ort. 943°) 
erscheint er erst wieder; eine gewisse Sidila gibt ihr alaudis in 
comitatum RBesolionense in villa Salsinas damals der Abtei Lagrasse. 
951 erscheint daher auch die villa Salsas') unter den Ortschaften, 
wo Lagrasse Besitzungen hat. 1074°) verpflichtet sich der Graf 
von Ampurias, dem Grafen von Roussillon die demselben gehörige 
Hälfte des castrum de Salses nicht zu entreißen. 1075°) leistet 
Peter Olivarius dem Grafen Guilabert von Roussillon den Lehnseid 
für das Schloß von Salses; auch 1090°%) ist dasselbe erwähnt. 
1095°) erhält Lagrasse eine Reihe von Schenkungen auf dem 
(Gebiet von Salses, unter andern auch Fischereigerechtsame in der 
font estramera (de fonte extrema, die alte Fons Salsulae) in comitatu 
Russilionense. 1100°) erweitern die Mönche diese Besitzungen durch 
Kauf und durch Geschenke, die ihnen gemacht werden, auch hier 
heißt es „in comitatu Rosilionis“, ebenso 1101'%). Haben wir bis 
jetzt nur erfahren, daß Salses in.Roussillon lag, so beweist die Ein- 
weihungsurkunde von St. Stephan von Salses aus dem Jahre 1114''), 
daß der Ort zur Diözese Elne gehörte; der Bischof von Elne weiht 
sie und unterstellt sie seinem Bistum (veniens ver reverentissimus 


Yvadal: Giunde: pt. 

2) Itinerar der Antonine, 389 nr. 7. 

>) Alart: Cartulaire Rouss., p. 15. 

1) Cros-Mayrevieille: Carcassonne I, preuv. p.31, und Gall. christ. VI, 
instr. cl. 425. 

5) Alart: op. eit., p. 88—86; Schädel: RDRI, p. 75. 

9) Alart:.op. cit., p. 86,87. 

7) Vidal: Guide, 3°=® ed- (nach K.): 

°) Alart: op. eit., p. 104—109. 

Yrid,, opel, Pp- 109 U 118 

Eid. Ap> 12 

11) Marca hisp., el. 1242. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 253 


domnus Petrus Elnensis episcopus in comitatu Russilionis in villa, quae 
vocatur Salsines ad consecrandum ecclesiam quae tibidem est in honere 
SH Stephani). 1128") leistet Guillaume de Salses dem Grafen Gausfred 
von Roussillon den Lehnseid für das castellum de Salses, und ebenso 
um 1143°); 1164?) wiederholt er denselben dem Grafen Girard. 
1165°) gibt er diesem nach längerem Sträuben den Ort zurück. 
Nach dem Tode Girards, des letzten Grafen von Roussillon, und nach 
der Vereinigung Roussillons mit Barcelona-Aragon beginnt die Be- 
deutung von Salses als Grenzplatz. Zunächst gibt Alfons von Aragon 
Salses an denselben Guillem von Salses oder Apia, wie er auch ge- 
nannt wird, zurück, von dem er 1172 dafür den Lehnseid empfängt?). 
In den von den Königen von Aragon 1173, 1198 und 1225 erlassenen 
Gottesfrieden erscheint Salses jedesmal als nördlicher Grenzort?). 
Von größter Bedeutung ist aber ein kurz darauf fallendes Ereignis, 
nämlich die poblacio von Salses 1192°%). Der König von Aragon 
brachte zunächst die Besitzungen der Abtei Lagrasse durch Tausch 
an sich '), dann begann die Neuansiedelung, Befehlshaber des Schlosses 
wurde Raimund von St. Laurent de la Salanque. 1213°) erhielt der 
Ort einen Wochen- und Jahrmarkt. Neben Lagrasse besaß auch 
die Abtei Fontfreda eine Reihe von Parzellen auf dem Gebiet von 
Salses, die ihr allmählich geschenkt waren, so 1184, 1187, 11899). 
Die bei Salses gelegene Domäne Vespella war gleichfalls durch 
Schenkungen von 1183 und 1253 in den Besitz von Fontfreda über- 
gegangen”); 1253 erhoben!®) sich um dieselbe Streitigkeiten zwischen 
der Gemeinde Salses und der genannten Abtei. 1261'') vertauscht 
Pons von Vernet seine Ansprüche auf das Schloß von Salses, Tau- 
tauyl usw. an den Grafen von Ampurias. Sehr wichtig ist dann 
die Grenzregulierung vom Jahre 1300 zwischen Frankreich und dem 


) Alart: RLR III (1872), p. 286, u. Semaine Sainte 20 u. 27, sept. 1884 
(nach K.). 

2) RLR III, p. 286. 

3) ib., p. 287. 

% ib., p. 287. 

>) Marca, el. 1363, 1388, 1406. 

6) Alart: Privilöges, p. 72 (nach K.). 

”) ib. und HGL V, el. 1663: 

®) Alart: op. eit. p. 100 (nach K.). 

°) Cauvet: Fontfreda, p. 407 (nach K.). 

10) Alart: op. eit. p. 206 (nach K.). 

1) Henry: Histoir. du Rouss. I, p. 111. 


254 K. Salow 


Königreich Mallorca‘), wo die Reichsgrenze etwas nördlich der Fons 
extrema festgesetzt wird, am Rand des Gebietes von Fitou, das 
schon 1114?) als Grenze des Sprengels von St. Esteve de Salses 
angesetzt war. Die dort geltend gemachten Gründe zeigen, daß die 
Fons extrema schon vorher stets als die Grenze angesehen worden 
war?). 1302*) erscheint Salses in einer ordinacio des Königs von 
Mallorea, ebenso: 1313°), 13159), 1316)), 13189), a2 22m 
diesen Urkunden ist auch der bajulus erwähnt, den der König von 
Mallorca in Salses hielt. 13231°) wendet sich dieser an den fresaurer 
del molt autz senyor rey de Malorca in einem Gesuch, das sprachlich 
allem Anschein nach dem damals zu Salses gesprochenen Patois nicht 
fernsteht; es ist ein Katalanisch, das die languedokische Nachbar- 
schaft verrät. 1341'') berichtet der Seneschall von Carcassonne dem 
König von Frankreich, daß die Könige von Mallorca und Aragon 
zum Kriege rüsteten, sie hätten zwe cavayers ab I notarı a Salsas 
geschickt per far estrenyer tot lo loc e valhadeiar ou fortesir et aysi 
meteis per totz les locs de la frontiera. 1354, 1358, 1385, 1395'?) 
untersteht der Ort in weltlicher Hinsicht der viguerie Rossellö, und 
1359, 1395 und 1435 dem Bistum Elne, 1359'°) ist es bei den ffochs 
reyals aufgeführt, im den beiden andern Listen'*) unter dem „deca- 
natus Rocillionis“. 1496 wird der Ort entfestigt, dafür aber 1497 
ein neues Fort etwas weiter nördlich davon errichtet'®), das in den 
Kämpfen um Roussillon eine große Rolle spielte; seine Zinnen ragen 


!) Miret y Sans: Nota de geografia historica. Annuari del Institut d’Es- 
tudis Catalans, 1907, und Regne: Examen d’une enquete relative a la limite 
meridionale de la vicomte de Narbonne du cöte du Roussillon. Bull. comm. arch. 
Narb. IX (1906), p. 99—178 (nach K.). 

2) Marca, el. 1242. 

3) Miret: op. eit. p. 190—193. 

RER V (dS7Irp-321, 

5) ib. XXIX (1886), p. 66. 

8)’ ib: XXX, P. 268. 

D)E1b pr 205: 

°) ib. XXXII, p. 148. 

9rıb., P. 494, 

#17, p428: 

11) HGLX, cl. 892 (nach K.). 

'2) Schädel: RDRI, p. 75 und Alart: Doc. geographie hist. (nach K.). 

13) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. I, p. 55ff. (nach K.). 

1) Schädel: I. ce 

5) Vidal: Guide? p.A4. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 255 


noch heute empor, aber seine Bedeutung ist längst dahin, es liegt 
verlassen da, ein trauriger Überrest einstiger Größe, denn für seine 
Erhaltung wird nichts und weniger als nichts getan. Salses ist heute 
eine Stadt von 2111 Einwohnern. Es liegt an der Eisenbahn und 
Chaussee von Narbonne nach Perpignan, mit Opoul, Garrius und 
St. Hippolyte ist es gleichfalls durch Chausseen verbunden. Sein 
Verkehr geht in der Hauptsache nach Perpignan; doch war es schon 
durch eine Verordnung Jakobs I. von Mallorca den Bewohnern der 
französischen Nachbardörfer unter gewissen Bedingungen erlaubt, 
ohne die leuda zu bezahlen, über Salses nach Roussillon zu kommen'). 
Die Kirch- und Schulsprache ist heute französisch, aber noch vor 
einem Menschenalter wurde bei der ersten Messe und dem Konfir- 
mandenunterricht das Katalanische angewandt. Die in der Schrift 
angewandte Sprache ist, wie auch im übrigen Roussillon, das Fran- 
zösische, man spricht zwar katalanisch, aber zu schreiben versteht 
man es nicht. Mit der Gabatxerie existiert trotz der guten Ver- 
bindungen nur ein ganz schwacher Verkehr. Zwischen Salses und 
dem ersten languedokisch sprechenden Nachbarort Fitou befindet sich 
ein Meierhof, auf dem katalanisch gesprochen wird, da seine Be- 
wohner aus Salses stammen. 

$ 46. Garrius. Der Ort scheint recht alt zu sein. 1831?) fand man 
bei ihm ein römisches Grab. Dementsprechend erscheint es auch schon 
früh in den Urkunden. 825°) ist ein villare quod dieitur Garrericis in 
einem Diplom Ludwigs des Frommen für St. Andre de Sorede bezeugt. 
850°) heißt es Garrices, 869°) Garrieis. In der Urkunde von 825 
wird gesagt, daß diese Besitzungen „in pago Helenensi“ lägen. 
1100°) ist die villa Garicis als eine Grenze des Gebietes von Salses 
genannt. 1102”) findet es sich unter dem Namen Garritz. 1260 er- 
warb die Abtei St. Hilaire du Lauquet den Ort, es wurde eine Propstei, 
dessen Propst 1320 und 1329 aufgeführt wird®). 1358 gehört es 
zur viguerie Roussillon-Vallespir”), 1359 erscheint es in der Liste 


) Gazanyola: Hist. du Rouss., p. 233: 

2) Henry: Guide, p. 6 (nach K.). 

») HGL I, preuv. cl. 159. 

2 1b5,. el. 286. 

5) ib., cl. 350. 

6%) Alart: Cartul. Rouss., p. 111. 

) Vidal: Gwide?, p. 12. 

8) HGL IV, p. 794. 

>) Alart: doc. geogr. hist. Rouss. (nach K.). 


256 K. Salow 


des Bistums Elne, und zwar unter den Besitzungen von St. Hilaire '). 
Heute ist der Ort nur noch ein einfaches Gehöft, dessen Bevölkerung 
von Salses gestellt wird und häufig wechselt, so daß das dort ge- 
sprochene Patois am Orte selbst nicht bodenständig ist; ich habe 
daher hier keine sprachlichen Aufnahmen gemacht. Mit Salses und 
St. Hippolyte ist das Gehöft durch Wege verbunden. 

Le Barcares. Urkunden über den Ort stehen mir nicht zur 
Verfügung. Er zählt heute 450 Einwohner, die meistens Fischer sind 
und manchmal ihre Fahrten bis nach Cette ausdehnen. Die Kirch- 
und Schulsprache ist französisch. Der Einkaufsort ist St. Laurent de, 
la Salanque, mit dem es durch eine ausgezeichnete Chaussee verbunden 
ist, jetzt auch durch eine Eisenbahn über St. Laurent mit Perpignan. 


S 47. St. Hippolyte [sentipolit; lus pulitas]. 

Unter diesem Namen erscheint der Ort erst 988?), vielleicht 
ist er aber älter, jedenfalls ist eine alte Inschrift bei demselben 
gefunden worden?) und auch die Via Domitia soll dort vorbeigegangen 
sein ®). 1089 erscheint es als Grenze von Jouegue?). 1100 ist ein 
Weg von St. Hippolyte nach Salses bezeugt®). 1114 erscheint es 
in einer Schenkungsurkunde, und, wie 1089 bei Jouegne, liegt auch 
hier der angeführte Besitz in adiacencia 5" Ipoliti in episcopatu 
sedis Elenensis et in territorio seu comitatu Rossilionis‘). 1135 kommt 
durch Stiftung ein alodium in villa 5" Ipolii an St. Jean de Per- 
pignan°), ebenso erscheint es noch 1147 in einer Schenkungsurkunde). 
1162 erhält Fontfreda ein Stück Land bei St. Hippolyte'!®). Der 
Ort kam dann in die Hände des Templerordens. 1207 erhielt der- 
selbe hier einige Felder und Hoheitsrechte, 1208 und 1209 weitere 
und 1211 den ganzen Ort mit Schloß und allen Liegenschaften ''). 


') Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.). 
2)’Gazanyola, p. 470. 
3) Vidal: Guide, p. 53. 
SECHESEIO! 
>) Alart: Cart. Rouss., p. 100. 
ab pille 
') Alart: Semaine Sainte. 24. Mai 1884 (nach K.). 

8) ib., 10. Jan. 1885 (nach K.). 

°) ib., 13. März 1886 (nach K.). 

10), Cauvet: Fontfreda, p. 407 (nach K.). 

'!) P. Puiggari: Notice des commanderies, des chäteaux et biens ancienne- 
ment possedes par les Templiers dans le Dep. des Pyr. Or. Publicateur. 1833 
(nach K., nähere Angaben fehlen). 


SS 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 257 


Aus den Jahren 1216, 1236, 1246 sind noch andere Urkunden über 
‚den Besitz der Templer in St. Hippolyte vorhanden'). 1271 erhalten 
sie auch die Gerichtsbarkeit über den Ort®). Von den Templern 
erben es nach der Aufhebung dieses Ordens die Malteser Ritter. 
Schon viel früher, 1213, hatte Raimund von St. Laurent das Schloß 
von St. Hippolyte zusammen mit dem von St. Laurent an Peter 1. 
von Aragon geschenkt?). 1310* und 1315(?)°?) findet sich der 
Ort in Verordnungen der Könige von Mallorca. 1359°) erscheint 
er in der Liste des Bistums Elne unter den Besitzungen der Johanniter; 
1395 und 1435°) ist er unter dem decanatus Rocillionis der Diözese 
Elne aufgeführt. Heute zählt St. Hippolyte 1262 Einwohner, mit 
Salses, Garrius, St. Laurent, Claira, ist es durch gute Straßen ver- 
bunden. 

8 48. St. Laurent de la Salanque [san l’aurens; l’auronsas]. 

Es erscheint 981°) zum erstenmal und zwar unter den Orten, wo 
St. Genis des Fontaines Besitzungen hat, und heißt villa S® Laurentii, 
dann ist es 988 erwähnt”), ferner 1011'°) bei den Orten, wo Cuxa 
Liegenschaft hat, es wird dort aufgezählt unter der Rubrik ‚en 
comitatu Rosselionense. 1070'') ist die strada bezeugt, quae tendit ad 
St. Laurentium. 1089 ist der Ort gleichfalls aufgeführt'?). 1163 
erfahren wir, daß auch St. Martin du Canigou hier Ländereien 
besitzt!?). St. Laurent hatte seine eigenen Herren, die mehrfach 
erwähnt werden, so in dem Testament Guinards II. von 1172'%), wo 
sich übrigens auch ein Petrus S5® Hippoliti findet. 1213 vermacht 
der letzte Herr von St. Laurent den Ort dem König von Aragon, 


1) Puiggari: op. c. (nach K.). 

2) Henry: Hist. du Rouss. I, p. 202. 

®) Alart: Privilöges, p. 85 (nach K.). 

SERLERNT n.173, 174. 

5) ib. XXX, p. 270. 

6) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 (nach K.). 

?) Schädel: RDRI, p. 74. 

8) Marca, cl. 926. 

°) Gazanyola, p. 470. 

10) Marca, el. 981. 

2), Ib, el. 1161. 

12) Alart: Cart. Rouss., p. 110. 

13) Marca, cl. 1335. 

1) Henry: Hist. du Rouss. I, preuv. VIII, p. 506; schon 1101 finden sich 
ein Poncius Albertus de Sancto Laurentio (HGL V, cl. 768) und ein Bernardus 
‚Petrus de Sancto Ipolito (cb. cl. 769). 


258 K. Salow 


der ihn in demselben Jahre mit Privilegien ausstattet!). 1243 werden 
dieselben auf Bitten der Bewohner von ‚Jakob I. bestätigt?). 1310°), 
1313®%), 1315°) und 1316°) befindet sich der Ort in Verordnungen 
der Könige von Mallorca. 1354 ist er unter der viguerie Roussillon- 
Conflent‘), 1358 bei der viguerie Roussillon-Vallespir?) aufgeführt. 
St. Laurent ist heute eine blühende Stadt von 4470 Einwohnern, der 
Mittelpunkt der Salanque. Mit den umliegenden Dörfern ist es durch 
gute Chausseen verbunden, die Hauptlinie geht aber nach der 
eroßen Straße von Narbonne nach Perpignan und trifft beim Mas de 
la Garrigue nordwestlich von Rivesaltes auf dieselbe. Die Schul- 
sprache ist französisch, in der Kirche findet dagegen das Katalanische 
noch beim Frühgottesdienst Verwendung. Im letzten Jahre ist eine 
Bahn von Perpignan nach Le Barcares eröffnet, die über St. Laurent 
seht und die Beziehungen zu diesem Kulturzentrum stark ver- 
mehren wird. 


8 49. St. Marie de la Mer. 

Es ist 1164°) und 1257'°) erwähnt. 1358 gehört es zur viguerie 
Roussillon-Vallespir''), 1359 findet es sich in der Steuerliste von Elne 
unter dem Besitz der Vizegrafen von Ille'®), Der Ort zählt heute 
669 Einwohner, durch gute Wege ist er mit den umliegenden Dörfern 
verbunden, namentlich mit Canet, wo er auf die Chaussee von 
Perpignan ans Meer und den Tramway in gleicher Richtung ‚stößt. 

Canet [kanet; konatairas]. 

Wir finden den Ort zuerst 1052'?) erwähnt, wo ein gewisser 
Volveradus sein alodis in comitatu Russilionensi in suburbio Elnae 
in villa de Caneto dem Domkapitel von Elne gibt; eine ähnliche 


) Gazanyola, p. 155, und Alart: Privilöges, p. 102 (nach K.). 
2) Gazanyola, l.c., und Alart: op. c., p. 170 (mach K.). 
SERLBIRT EDIT 7A: 

%) ib. XXIX, p. 75. 

Meib. RX, p.273: 

6) ib., p. 275. 

7) Alart: doc. hist. Rouss. (nach K.). 

8) Schädel: RDRI, p. 74. 

°) Gazanyola, p. 468. 

"0% Alart: Cartulaire ms. III, p. 70 (nach K.). 

11) id.: doc. hist. Rouss. (nach K.). 

12) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.). 
13) HGLV, cl. 1521, und Alart: Cari. Rouss., p. 66. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 259 


Schenkungsurkunde ist aus dem Jahre 1075') erhalten, und 1163) 
erscheinen praedia, possessiones et alodia in parrochia S® Martini de 
Caneto unter den Besitzungen von St. Martin du Canigou. Canet ‘war 
eine eigene Herrschaft. In einem Lehnsverzeichnis von Elne ist auch 
der Herr von Canet Lehensträger der Kathedrale?). 1238 verleihen 
die Herren des Ortes den Bewohnern weitgehende Freiheiten und 
Privilegien‘), die 1241 von ihnen bestätigt werden’). 1312 wird 
Canet zur Vizegrafschaft erhoben‘); in den Kämpfen zwischen 
Peter IV. von Aragon und Jacob II. von Mallorca, sowie zwischen 
den Franzosen und Spaniern um den Besitz von Roussillon. hat ‘das 
Dorf eine nicht unwichtige Rolle gespielt‘), da es vorzüglich befestigt 
war, wovon noch heute die äußerst starken Mauern eine Vorstellung 
geben. 1358 ist der Ort bei der viguerie Roussillon-Vallespir aufge- 
führt). Heute zählt er 1026 Einwohner und liegt an der ausge- 
zeichneten Chaussee nach Perpienan, mit dem er durch einen Tramway 
verbunden ist; mit den andern umliegenden Dörfern hat er ebenfalls 
gute Verkehrsmöglichkeiten. Die Schulsprache ist auch hier französisch, 
nur zur Erklärung wird bisweilen das Katalanische angewandt. 
Dagegen ist die Kirchsprache vorzugsweise Katalanisch, da auch 
beim Hauptgottesdienst neben der französischen Sprache die kaäta- 
lanische angewandt wird. 


Rivesaltes°) [ribszaltos; ribozaltezus]. 

850. Es ist eine recht alte Ortschaft; das erste Mal schon, wo 
es erscheint, 810'%), gehört es einem nördlich der Sprachgrenze ge- 
lesenen Kloster, nämlich Lagrasse, ein Verhältnis, das fast 1000 Jahre 
gedauert hat, da noch. 1713 der Ort dem genannten Kloster -unter- 
stellt war!°). Ferner finden wir den Ort in zwei anderen Urkunden 
von 855!) und 870'?) bei den Besitzungen dieser Abtei, doch sind 
.. SS RC lie 

') HGLV, cl. 152. Tr @ 

?) Marca hisp., el. 1335. e 

3) Henry: Hist. du Rouss. I, p. 60. 

4) Alart: Privilöges, p. 155 (nach K.). 

5) ib., p. 158 (nach K.). 

6) Vidal: Guide?, p. 63. 

9) Henry: op. eit. I, p. 264 usw., DI, p. 77. 

8) Alart: doc. hist. Rouss. (nach K.). 

9) Castello et Llouquet: Rivesaltes. Toulouse 1893 (nach K.). 

10) jb., K. zitiert keine Seite. 

11) HGL II, preuy. cl. 301. 

12) jb., cl. 360. 


1 ly 


260 K. Salow 


diese beiden Urkunden nachträglich von den Mönchen interpoliert 
worden); ob die Urkunde von 810 nicht ebenso zu beurteilen ist, 
muß zweifelhaft bleiben. 923?) gibt Landricus in comitatu Rossilio- 
nensi alodem.suum qui vocant Ribas altas cum ipsa ecclesia qui ibidem 
est fundata in honore S® Andree an Lagrasse, und 930°) fügt er 
die zweite zu Rivesaltes existierende Kirche S*® Marie hinzu. 951%) 
erscheint dann Rivesaltes in der Bulle Agapets II. für Lagrasse. 
11035) überläßt Bernhard, Graf von Besalu, der Abtei zn comitatu 
Rossilionensi ecclesiam S® Andreae et ecclesiam S'“ Mariae de Ribesaltas 
usw. 1108°) und 1119°) heißt es von den beiden Kirchen 8% Maria 
et Sanctus Andreas de Ripae alta, daß sie „in episcopatu Helenensi“ 
gelegen wären. Die Urkunde von 1119 bezeugt außerdem den 
Besitz des Ortes durch Lagrasse. 1128?) vermacht Bernhard von 
Torreilles, Kanonikus von Elne, nun ‘auch seiner Kathedrale Güter 
auf dem Gebiet von Zipae altae.e Als Roussillon 1172 an den 
König von Aragon gefallen war, erhielt die Abtei von Alfons die 
Erlaubnis, den Ort zu befestigen). 1215 erscheint Rivesaltes auch 
bei dem Streit zwischen Alain de Roci, dem Günstling Simonds von 
Montfort, und dem Kloster Lagrasse um die Besitzungen des letzteren’). 
1227 findet es sich dann wieder in der Bulle Gregors IX. für das 
genannte Kloster''), und zwar unter den „in episcopatu Elenensi“ 
gelegenen Besitzungen. In Verordnungen der Könige von Mallorca 
finden wir Rivesaltes 1306 '?), 1313 °?), 1316 '*),1317 '°) erwähnt. 1359ist 
der Ort in der Zählliste des Bistums Elne unter den Gütern der so- 


1 HGL II, note 119, $2, p.559 und $ 3, p. 260. 

?) Alart: Cart. Rouss., p. 122—124, und Mahul II, p. 221, der 925 datiert. 

») HGL V, cl. 1648, 1649. 

4) Gros-Mairevieille: Carcassonne I, preuv., p. 31; Gall. christ. VI, instr. 
cd. 425, Mahul II, p. 215. 

9 H3L V, cl.776 und Mahul II, p. 237. 

® Alart: Cartul. ms. III, p. 2. 

7) Gall. christ. VI, instr. cl. 434. 

8) HGL V, cl. 1531. 

®), HGL V, cl. 1662; die Urkunde ist abgedruckt bei Aragon: Chäteaux- 
forts, p. 11 (nach K.). 

10) HGL VII. cl. 674. 

11) Mahul II, p. 268. 

12) RLR VII, p. 59. 

3) ib. XXIX, p. 73. 

1) HGE V, cl. 1681. 

15) RLR XXXI, p. 64, 65. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 961 


oft genannten Abtei aufgeführt‘). Es blieb ihr aber das Patronat 
über den Ort nicht unbestritten; der Bischof von Elne machte gleich- 
falls hierauf Anspruch, es kam zum Prozeß, der aber 1488 durch 
einen Schiedsspruch zugunsten von Lagrasse beigelegt wurde?). 
1495°) bittet der Erzbischof von Narbonne den König von Spanien, 
dafür zu sorgen, daß Lagrasse ungestört den Besitz des Schlosses 
und Ortes Rivesaltes genießen könne; bis 1713 ist es dann auch so 
geblieben. Heute ist Rivesaltes eine Stadt von 5788 Einwohnern, 
der Kreuzpunkt der Bahnen und Chausseen Perpignan—Narbonne und 
Perpignan—St. Paul—Quillan. Es hat dementsprechend auch einen 
regen Durchgangsverkehr, doch bestehen regelmäßige Beziehungen 
mit der Gabatxerie nicht mehr. Die Schulsprache ist heute franzö- 
sisch, es gibt aber noch .eine ganze Anzahl von älteren Leuten, die 
nur sehr mangelhaft französisch verstehen, wie auch sonst in der 
älteren Generation die Kenntnis des Französischen nicht immer her- 
vorragend ist; desto eifriger bemüht sich aber die jüngere, neben 
ihrer Muttersprache auch die Nationalsprache zu erlernen. 

Bei Rivesaltes befand sich ein jetzt untergegangenes Dorf, 
Tura genannt. 1211 gibt Pons von Vernet seine Besitzungen dort 
an die Abtei Fontfreda®), 1216 folgt der Abt von Alet seinem Bei- 
spiel und 1222 noch ein anderer. Mit Rivesaltes und Espira de 
l’Agly zusammen findet es sich in der oben angeführten Urkunde 
von 1306 und ebenso 1315°). 1358°) gehört es zur viguerie Rous- 
sillon—Vallespir, 1359 befindet es sich in der Steuerliste von Elne 
unter den Besitzungen von Fontfreda’). Infolge von Überschwem- 
mungen durch den Agly baten 1333 die Einwohner, den Ort zu ver- 
legen, aber noch 1396 finden sich Konsuln von Tura erwähnt. Dann 
beginnt aber die Bevölkerung wegzuziehen, und 1561 verkauft Font- 
freda diese Besitzung °). 


Le Mas de la Garrigue, heute ein Meierhof, war früher ein 
von Rivesaltes unabhängiger Ort. 1269 hatte es Jakob, der Sohn 


!) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 (nach K.). 

2) HGLV, el. 1701. 

3) Gall. christ. VII, instr. el. 460. 

*) Cauvet: Fontfreda, p. 410 (nach K.). 

5) RLR XXX (1886), p. 273. 

6) Alart: Doc. geogr. hist. Rouss. (nach K.). 

”) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.). 
%) Aragon: Chäteaux-forts, p. 26 (nach K.). 


262 K. Salow 


des Königs von Aragon, an St. Martin du Canigou geschenkt, eine 
Stiftung, die 1308, 1593 und 1633 bestätigt wird. Auch 1315!) 
findet der Ort sich erwähnt; nach dieser Urkunde war damals dort 
eine Priorei, die von St. Marie de Villelongue im Carcasses abhing. 
1791 wurde der Ort zu Rivesaltes geschlagen und der geistliche 
Besitz verkauft?). 

8 51. Cases de P£öne [laz askazasas). | 

Das castellum quem dicunt de Penna erscheint 1020?) in dem 
Testament des Grafen Bernhard von Besalu; aus der Urkunde ergibt 
sich, daß es zum comitatus Rossilionensis gehörte. 1088) gehört es 
den Vizegrafen von Castelnou, den Lehnsträgern der Grafen von Be- 
salu. Ramon von Serralonga leistet damals dem Vizegrafen Wilhelm 
von Castelnou den Lehnseid°) für das castellum de Pena. 1091°) ver- 
macht Wilhelm das castellum de Penna seinem Neffen. 1111 kam es 
mit den übrigen Besitzungen der Grafen von Besalu an die Grafen 
von Barcelona, die damit den Grafen von Cerdagne belehen; 1111°) 
leistet dieser für das castrum de Penna den Lehnseid. 1238°) emp- 
fängt dann wieder der Vizegraf von Castelnou von einem Herrn 
von Serralonga den Treueid für Penna. Bei dem castrum lag die 
Einsiedelei Nostra Senyora de Pena, die auch heute noch besteht. 
1267°) kam diese durch Kauf in den Besitz des Priors von Espira 
de l’Agly und bald darauf in den des Kapitels von La Real zu Per- 
pignan. Der Ort Pena erscheint noch 1313'!%, wo ein baflle de la 
pobla de Pena genannt wird. 1358") ist er bei der viguerie Rous- 
sillon-Vallespir aufgeführt, 1359'?) in der Liste des Bistums Elne als 
Besitz der Priorei Espira de l’Agly. Gazanyolas Angabe, der Ort 


)FRER XXX, p: 273. 
| ?) Die übrigen Angaben sind dem zitierten Buch von Öastello und Llou- 
quet entnommen (nach K.). 
° 3) Marca, el. 1029. 

2 Vidal: Guide”, p. AB. 

N Alant:, Cart. Bouss., el. 97, 98: 

6) Marca, el. 1189. 

7) ib., el. 1935. 

8) RLR III, p. 284. 

°), Vidal: Guwide?, p. 470. 

1%) RLR XXIX, p. 73. 

!t) Alart: Doc. geogr. hist. du Rouss., (nach K.). 

1?) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55ff. (nach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 263 


habe Cases-Noves geheißen'), ist unzutreffend, das letztere lag viel- 
mehr bei Ille, heute ist nur noch ein Turm davon erhalten?). Cases 
de Pene zählt heute 581 Einwohner, es liegt dicht bei der Chaussee 
von Rivesaltes—Estagel und ist zugleich auch Bahnstation an der 
gleichnamigen Bahnstrecke; auch mit Tautavel ist es durch einen 
Weg verbunden. Nähere Beziehungen zur Gabatxerie hat der Ort 
nicht. Sein Verkehr geht nach Rivesaltes und Perpignan; das Kata- 
lanische wird auch hier nur noch bei der ersten Messe angewandt. 

8 52. Millas?) [mil’as; mil’asus]. 

Die erste Erwähnung des Ortes fällt 900, damals wird dem 
Kloster La Grasse ‚in comitatu Rossilionense“ ein alodium in terminio 
de Miliares geschenkt?). 950 erscheint es dann wieder in der Bulle 
Acapets II. für Cuxa, auch hier ist die villa Mrikiarii unter „in comitatu 
Rossilionense“ aufgezählt?). Capeilles Angabe‘), Millas sei schon 
806 zitiert, ist unzutreffend und beruht auf einer falschen Identi- 
fikation‘). 985 erscheint?) Millas wieder in dem Verzeichnis der Orte, 
wo Cuxa Besitzungen hat, und zwar gleichfalls sub ‚in comitatu 
Rossilionensi“‘, ebenso 1011, doch ist es hier zum valle Confluente 
gerechnet”). 1007 hatte der Graf von Cerdagne auch der Abtei 
St. Martin du Canigou ein alodis in comitatu Rossilionense in villa 
quam vocant Miliarios gegeben '"); 1009'') wird in der Einweihungs- 
urkunde der neuerbauten Kirche dieses Klosters der Stiftung in villa 
Miliars Erwähnung getan. 1027'?) finden wir dieses alaudis in villa 
Milars in einem Urteil zugunsten des Grafen von Cerdagne, dem der 
rechtmäßige Besitz davon bestritten wurde. 1067'?) wird die villa 
Milliars als in valle Asperi gelegen zitiert. 1163'*) erscheint sie 


1) Hist. du Rouss., p. 469. 

2) Vidal: Guide?, p. 226. 

>) Capeille: Etude historique sur Millas. Öeret, 1900. 
 Mahml IT, p. 218: 

5) Marca, el. 865. 

Eon. cit., D- 7. 

N) ef. HGL I, preuv., cl. 69. 

8) Marca, cl. 935. 

9) ib., el. 981. 

10) jb., el. 964. 

ib. el. 971. 

12) Marca, cl. 1042. ' 

13) Alart: Cart. Rouss., p. 70—73. 
14) Marca, el. 1335. 


264 K. Salow 


dann wieder bei den Orten, wo St. Martin du Canigou Besitzungen 
hat. 1211 ist der Ort zur Hälfte im Besitz von Pons de Vernet, der 
damals medietatem castri de Muyllars seiner Schwester verpfändet'), 
bevor er ins Heilige Land zieht. Ein anderer Teil des Ortes gehörte 
der Familie de la Tour (Fenouillet)?). 1260 ist dieser Teil im Besitz 
der Herren von Serralonga?); 1261 vertauscht nun Pons de Vernet 
nach seiner Rückkehr aus Palästina seine Besitzungen an den Grafen 
von Ampurias?), der 1262 diesen Besitz antrat, 1271°) ihn aber an 
Jakob, den Infanten von Mallorca, verkaufte, der 1272 den Ort mit 
Privilegien ausstattete?). Die Könige von Mallorca blieben bis 1335 
im Besitz des Ortes‘) und ließen ihn durch einen bajulns verwalten, 
der wiederholt bezeugt ist, so 1271, 1319) usw. Der König von 
Mallorca hatte einen Weg errichten lassen, um Millas an die Straße 
von Perpienan ins Conflent anzuschließen; 1310 verordnet er nun, 
daß alle, die ins Conflent oder nach Ile und Bula reisten, über 
Millas zu gehen hätten). Ferner ist Millas noch 1311°) und 1316'%) 
in ordinacions der Könige von Mallorca erwähnt. 1335!) vertauscht 
Jakob II. Millas an Bernhard von So, der es bis 1387 bewahrt'?); 
damals gab es Johann I. von Aragon an Raimund von Perellos'?). 
1391 wurden die Besitzungen derer von Perellos zur Vizegrafschaft 
erhoben, darunter auch Millas'*). 1591 verkaufte diese Familie die 
Herrschaften Neffiach, Millas, Reglella an einen Bürgerlichen aus 
Perpignan'°). 1358 ist Millas unter der viguerie Roussillon-Vallespir 
angeführt '®), 1359 beim Bistum Elne unter den Besitzungen der 
Vizegrafen von Roda-Perellos, was zu den oben gegebenen, Capeille 


!) Capeille: op. eit., p. 10. 

2) Alart: Privileges, p. 226 (nach K.). 

®) Capeille, p. 11. 

*) Alart: Notices histor. sur les communes du Rouss. I, p. 114 (nach K.). 
>) id.: Privileges, p. 313 (nach K.). 
PrCapeille, p. 12, 

Dab pls: 

8) ib., p. 14 und RLRX, p. 59. 

9) RLR XXX, p. 58. 

1.0.0 et 

11) Capeille, p. 17. 

12)51b},,.0.22. 

ERS p23: 

A peepr 24. 

15) jb., p. 58—60. 

16) Alart: Doc. geogr. hist. Rouss. (nach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 265 


entnommenen Tatsachen schlecht paßt‘). Millas zählt heute 2244 Ein- 
wohner, es liegt an der großen Chaussee von Perpignan nach Mont- 
Louis und in die Cerdagne, ist auch Bahnstation an der Strecke 
Perpignan— Villefranche; mit Estagel ist es über Montner durch 
eine gute Straße verbunden; der Verkehr nach der Gabatxerie ist 
aber trotzdem gering. Die Frühmesse und bisweilen auch der Fasten- 
gottesdienst finden auch hier noch auf katalanisch statt. 

Zwischen Millas und Ille lag das jetzt untergegangene Dorf 
Regleille. Dasselbe erscheint in der schon vielfach erwähnten 
Bulle Sergius IV. für Cuxa von 1011?), und zwar wird es zum Conflent 
gerechnet. 1358 gehört es zur viguerie Roussillon-Vallespir?), 1359 
findet es sich in der Zählliste von Elne als zu den Besitzungen der Vize- 
grafen von Roda-Perellos gehörig*). Es erleidet alle Wechselfälle dieser 
Vizegrafschaft und wurde 1591 auch mit verkauft’). Eine Urkunde 
von 1524 lehrt aber‘), daß damals der Ort von seiner Bevölkerung ver- 
lassen wurde infolge von fortwährenden Überfällen durch Banden umher- 
schwärmenden Kriegsvolks. Die Bewohner zogen sich nach Ille zurück. 


2) Die Ortschaften des Fenouillet. 


$ 53. Llebres. Man’) hat es mit einem 842°) in pago Fenu- 
leto zitierten Orte Librarium identifizieren wollen, heute ist es ein 
Meierhof bei 

Belesta de la Frontiere”) [bal’osta; bal’ostalens). 

Das Dorf erscheint erst 1173'%) als Pulero novo Estar; doch 
dicht bei ihm lag ein anderes, Jonguerolae genanntes, das erheblich 
älter ist, aber im Lauf der Zeit in Belesta aufging. Jongquerolae ist 
1020'') in dem Testament des Grafen Bernhard von Besalu erwähnt, 
zu dessen Besitzungen es gehörte; es lag in comitatu Fenoliotense. 
1154 erscheint es mit einer eigenen Kirche, die St. Bartholomäus 


') Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.). 

2) Marca, cl. 981. 

3) Alart: Doc. geogr. hist. Rouss. (nach K.). 

*) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.). 

>) Capeille: Millas, p. 58—60. 

Drib., D..49., 

”) Vidal in Mitteilungen an H. Dr. K. 

®) HGL II, preuv. el. 216. 

>) M. Pratx: Les Origines de Belesta de la Frontiere. Rev. d’hist. et 
d’arch. Rouss. III, p. 165 ff. (nach K.). 

al 

11) Marca, cl. 1028. 


266 K. Salow 


geweiht war. Diese wird bald den Templern gegeben. Belesta ge- 
hörte zum Sprengel von Jongwerolae, denn St. Bartholomäus wird 
bald als de Jonquerolis zitiert, bald de Pulcro Stare. Der Sitz des 
Sprengels kam dann aber 1483 endgültig nach Belesta und Jongque- 
rolae verschwand allmählich. Das castrum de Pulchro stare erscheint 
erst spät, 1325 wird es bezeugt. 1329 lesen wir Beyl Estar, diocesis 
de Aleyt, auch 1395') ist es als zu Alet gehörig bezeugt. Der Ort 
gehörte demnach politisch zum Fenouillet und kirchlich zu Narbonne 
und nach 1318 zu Alet. Heute zählt Belesta 475 Einwohner. Die 
Kireh- und Schulsprache ist durchaus französisch. Mit seinen langue- 
dokischen Nachbarorten ist es durch gute Wege verbunden; für die 
Sprache des Ortes aber weit wichtiger sind die Straßen nach der 
katalanischen Seite zu, die eine führt nach der Chaussee von Millas 
nach Montner—Estagel, die andere — und sie ist die am meisten 
begangene — geht nach llle. Der Verkehr mit Ille ist für den Ort 
von der größten Bedeutung, da Ille der Marktort ist, wo man seine 
Einkäufe macht, zugleich ist es auch die Bahnstation nach Perpignan. 
Die Beziehungen mit Ille sind aber alt, trotz der politischen Grenze, 
die nach 1258 zwischen beiden hindurchging. Finden wir doch ver- 
schiedentlich Stiftungen von Bewohnern von Ile an die Kirche 
St. Bartholemy, z. B. 1334°). Das hat sprachlich seine Folgen ge- 
habt, Belesta zeigt nicht unerhebliche Beeinflussung durch das Kata- 
lanische des Nachbarortes. Die Bewohner von Belesta bezeichneten 
mir ihre Mundart zwar als durchaus verschieden von der der [katalas], 
aber auch einen Unterschied mit den benachbarten languedokischen 
Dörfern fühlten, sie z. B. mit Cassagnes, Caramany. 

Bei Belesta hart an der Grenze von Roussillon befindet sich 
das Chäteau de Caladroer. Dasselbe ist gleichfalls schon 1020°) 
als Casal Adroario (— ARIUM > er!) in comitatu Fenoliotense zitiert. 
Ein castrum ist hier 1257 belegt‘). Bei dem Ort trafen die Grenzen 
von Razes—Narbonnais und Roussillon zusammen, es befand sich dort 
ein Grenzstein (pedra dreta)*). Kirchlich gehörte der Ort nach 1318 
zu Alet, wo es 1395 bezeugt?) ist. 


') Schädel: RDR I, p. 76. Alle andern Angaben stammen aus Pratx 
(nach K.). 

2) Pratx:. op..eit. (mach. K.). 

®) Marca, cl. 1028. 

4) Vidal: Guide’, p. 485. 

>), Schädel: BRDRT,p. 76. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 267 


$ 54. Cassagnes [kasan’os; kasan’ols]. 

Es ist zum erstenmal 954 in einer Bulle Agapets Il. als villa 
quae dicitur Cassagnes unter den Orten zitiert, wo St. Martin de Lez 
Besitzungen hat!). 1011 finden?) wir es ähnlich als Cassanias unter 
den Orten, wo Cuxa, also ein katalanisches Kloster, Ländereien be- 
sitzt; hier ist es aufgeführt unter den in comitatu Feniolitense ge- 
legsenen Orten. 1020°) erscheint es in dem Testament Bernhards 
von Besalu gleichfalls als ön comitatu Feniliotense befindlich. 1106*) 
erwähnt der Vizegraf von Tatzo in seinem Testament unter seinen 
Besitzungen auch ein mansum ... cum omnibus swis pertinentiis qui 
sunt in Cassanyas,; er vermacht dasselbe an S!* Marie de Marcevol. 
Cassagnes ist heute ein Ort von 387 Einwohnern, auf der Chaussee 
von Latour de France nach Belesta gelegen. Zum Markte geht man 
gleichfalls nach Ille oder nach Estagel, doch sind die Beziehungen 
mit den [Katalas] nicht so enge und rege wie bei Belesta. Die 
Kirch- und Schulsprache ist französisch. Für die kirchliche Zu- 
gehörigkeit von Cassagnes stehen mir Urkunden nicht zur Verfügung, 
wohl aber für das nahe gelegene 

Chäteau de Cuxous. 1119?) ist die villa Cuxani (schlechte 
Lesung für Cuxone) in episcopatu Narbonensi unter den Besitzungen 
von Lagrasse aufgezählt und ebenso 1227 das castrum Cuxone de 
Plane in episcopatu Narbonensi°), und 1350 heißt es in einer Ur- 
kunde‘): Petri de Casis de Cuxonibus, terre Fenolledesii. Demnach 
ist also auch die Zugehörigkeit von Cassagnes zum Erzbistum Nar- 
bonne und später zur Diözese Alet nicht zu bezweifeln. 

S 55. Latour de France [latur da fränsa; les turens]. 

Anscheinend zum erstenmal ist der Ort in dem schon wiederholt 
genannten Testament des Grafen Bernhard von Besalu aus dem 
Jahre 1020°) erwähnt. Jedenfalls ist dort zusammen mit dem 
castellum quem dicunt Fenolieto und dem comitatum quem  dicumt 
Fenioletensem auch „ipsam turrem quam dicunt Triniago“ erwähnt, 


) HGLV, cl. 219. 

2) Marca, cl. 981. 

Sb. «cl. 1028. 

») Alart: Cart. Bouss., p. 117. 
SeMahul I, p. 246. 

Slıberp2 267: 

?) Mitteilungen Vidals an H. Dr. K. 
®) Marca, cl. 1029. 


268 K. Salow 


alle drei vermacht er seinem Sohn Wilhelm. Ist die Identifikation 
zutreffend, so wird man auch wohl annehmen dürfen, daß damals 
schon Latour zum Fenouillet gehörte. Ferner erscheint es 1226'), und 
1390 heißt es, daß la Torra de Fenolledes dans la terre de lillu- 
strissime rot de France et sur la frontiere des terres de notre illu- 
strissime seigneur le roi d’ Aragon gelegen sei?). Über die kirchliche 
Zugehörigkeit von Latour stehen mir Urkunden nicht zur Verfügung; 
da aber der Ort zum Fenouillet gehört, hat er auch wohl kirchlich 
dessen Geschicke geteilt. Latour ist heute eine Gemeinde von 
1318 Köpfen; mit Estagel, Montner und den anderen umliegenden 
Dörfern bestehen gute Verbindungen, doch sind die Beziehungen mit 
Roussillon von untergeordneter Bedeutung; nur um wichtigere Ein- 
käufe zu machen, geht man nach Perpignan, sonst findet man alles am 
Ort selbst. Von dem Unterschied zwischen der eigenen Mundart und der 
der benachbarten [katalanasis] gibt man sich sehr wohl Rechenschaft; 
das Katalanische ist ein fremdes Idiom, das man kaum völlig versteht, 
ganz im Gegensatz zu Belesta z. B., wo eine ganze Anzahl der Be- 
wohner sich auch Katalanisch auszudrücken vermag. 

Maury [mauri; lez murisyens]. 

Man?) hat Maury identifiziert mit dem in einem Diplom Karls 
des Kahlen für Milon von 842 genannten Ort Amariolae, das als 
„in pago Fenuleto“ gelegen, zitiert wird‘). Der Ort wäre demnach 
sehr alt. Er erscheint dann 1078 wieder als villam quae dicitur 
Mauri in einer Urkunde des Grafen von Besalu°), gehört also zu 
dessen Machtbereich, von dem aber nur Fenouillet und Peyrepertuses 
in Betracht kommen könnten, das letztere schließt aber die erste 
Urkunde aus. 1380 heißt der Ort Maurinum, ebenso 1412; 1585) 
wird eine via qui(?) itur de loco de Mauri ad locum de Paziols be- 
zeugt. Über die kirchlichen Verhältnisse des Ortes liegen mir Ur- 
kunden nicht vor; es ist aber kein Grund vorhanden, anzunehmen, 
daß er nieht auch, wie das übrige Fenouillet, zunächst zu Narbonne 
und dann zu Alet gehört hätte. Maury zählt heute 1721 Einwohner, 
es liegt an der großen Chaussee von Rivesaltes nach St. Paul de 


!) Gazanyola, p. 472, und Fedie: Diocese d’Alet, p. 382 (nach K.). 
2) RLR VI, p. 377, ef. auch p. 246. 

2) Fedie: op. 1., p. 369 (nach K.). 

“) HGLII, preuv. el. 216. 

°) Marca, el. 1168. 

6) Mitteilungen Vidals an H. Dr. K. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 269 


Fenouillet und an der gleichen Bahnstrecke; der Verkehr geht nach 
dem nahen St. Paul, wo man auch seine Waren kauft, nach Perpignan 
fährt man nicht gerade selten. 

$ 56. Caramany [karaman’; karaman’ols]. 

Nach Gazanyola') ist Caramany 1240 erwähnt; mir stehen 
Urkunden über den Ort nicht zur Verfügung, dagegen sind die 
Herren von Caramany wiederholt bezeugt, sie nahmen unter den 
Rittern der Vizegrafen von Fenouillet eine angesehene Stellung ein, 
siedelten dann aber nach Roussillon über?). Caramany ist eine 
Ortschaft von 502 Köpfen. Mit seinen umliegenden Dörfern, namentlich 
Belesta und Trevillach, steht es durch bequeme Straßen in Verbindung, 
die es seinen Bewohnern ermöglichen, wöchentlich den in Ille statt- 
findenden Markt zu besuchen, was natürlich auch eine ziemliche 
Vertrautheit mit der in Ille herrschenden Sprache, dem Katalanischen, 
zur Folge hat. 


Plane&zes. 
Nach Gazanyola ist es schon 982 bezeugt?); 1119*) und 1227°) 
ist die ecclesia S® Petri de Planedis ... . in Narbonensi episcopatu 


unter den Besitzungen der Abtei Lagrasse aufgeführt, auch 1406) 
ist die ecclessa de Planeses belegt. Heute ist es ein Ort von 169 
Einwohnern. 

Rasigueres [razigeras; razigerols. 

1065 wird ein alodium de Radigeres‘) erwähnt, das der Abtei 
Cuxa hinterlassen war, der Ort soll außerdem noch 1142°) zitiert 
sein; 1395°) gehört er zum Bistum Alet, und 1436°) heißt es locus 
de Rasiguerüs terrae regni Francie. Es ist heute ein Dorf von 309 
Seelen, sein Verkehr geht über Planezes nach Latour und, weniger 
häufig, bis nach Estagel und Perpignan, wo man die größeren Ein- 
käufe macht. 


!) Hist. du Rouss., p. 472. 

2) Vidal: Guide, p. 490; Alart: Not. hist. sur les communes du Rouss. I, 
p- 37, und id.: Cart. ms. II, p. 169, anno 1314 ein Poncius de Caramanno belegt 
(nach K.). 

®) Hist. du Rouss., p. 472. 

4) Gall. christ VI, instr. el. 434. 

®) Mahul II, p. 267. 

6) Mitteilungen von Vidal an H. Dr. K. 

7) HGL V, cl. 530. 

®) Schädel: RDR p. 76. 


270 K. Salow 


Lansae [lansak; lansakarols]. 

1017 ') ist unter den Besitzungen des Grafen von Besalu auch 
eine ecclesia SU Justi in villa Olonzach . . . in comitatu Fenoliotense 
erwähnt; da die Kirche von Lansaec St. Justus geweiht ist und 
Marca, bei dem die Urkunde abgeschrieben ist, öfter falsche Le- 
sungen bietet, so ist die Identität beider Orte kaum zu bezweifeln. 
Auch Gazanyola sagt, daß der Ort 1017°) bezeugt ist. 1335?) 
hören wir von einem gewissen Raymundus bajulus de Alansacho terre 
Fonoledesei. In Lansace war eine von der Abtei St. Paul abhängige 
Priorei®). Heute ist Lansac eine kleine Gemeinde von nur 97 Köpfen, 
hat aber darum für den Verkehr im Fenouillet einiges Interesse, 
weil von hier ab derselbe vorzugsweise nach St. Paul sich richtet 
und nicht mehr nach der katalanischen Seite, hier also der katala- 
nische Einfluß aufhört. 

St. Arnac [sentarnak; sentarnagols]. 

Der ursprüngliche und richtige Name ist Oenternac?). 899 gibt 
Karl der Einfältige das vellare quod dieitur Centernaco in eodem pago 
Frontodeso nebst anderen Besitzungen an einen seiner Vasallen Ste- 
phanus®). Der Schutzheilige des Ortes ist St. Pierre &s-liens. 
Vidal?) identifiziert daher St. Arnace auch mit der 1011) bei den 
Besitzungen Cuxas im Fenouillet angeführten Ortschaft Tavernulae, 
deren Kirche gleichfalls St. Peter geweiht war (. . . ecclesiam S® 
Petri que est in Tabernulas cum suo alode et alios alodes in. eadem 
villa). Doch ist diese Identifikation höchst unsicher. 1020°) heißt 
es nämlich, Tavernulae liege in valle Soriniano=Sournia; übrigens 
ist Tavernulae schon 966 als in pago Fenolitense gelegen zitiert”). 
1137 vermacht Ermengaud de So sein alodem .. . infra fines et 
terminos duarum vellarum, una earum dieitur Borrad, altera Sent 
Ernach et sunt in comitatu Fenoleti et in appendicione vel in par- 
rochia S® Stephani de Dercho den Templern von Mas Deu in Rous- 


2) Marca, el. 1008. 

2) Hist. du Rouss., p. 472. 

®) Mitteilungen von Vidal an H. Dr. K. 

*) Fedie: Diocese d’Alet (ohne Seitenangabe bei K.). 
>) Vidal: Guide?, p.517 mach K.). 

9) HGLV,; el. 107. 

?) Marca, cl. 981. 

8) jb., cl. 1028. 

9) ib., cl. 886. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 2971 


sillon!). 1153 erscheint noch einmal die Namensform Centernac, 1256 
heißt es 5% Ernacho in einer Urkunde, in der seine Grenzen gegen 
Alanciacum festgesetzt werden. 1214, 1261 und 1265 aber wird der 
Ort schon infolge von falscher Etymologie 8% Arnachus genannt, und 
1395 heißt er Sent Arnac?), eine Form, wie sie dem modernen Namen 
zugrunde liegt. Die Rechte des Templerordens über den Ort 
werden noch 1157°) erwähnt, und 1214*) ist dort noch ein precep- 
teur des Ordens bezeugt. St. Arnac ist heute ein kleines Dorf von 
109 Einwohnern; durch gute Straßen steht es mit seiner Nachbar- 
schaft in Verbindung, sein Verkehr geht hauptsächlich nach dem 
nicht sehr entfernten St. Paul; mit den katalanischen Gegenden be- 
stehen nur noch ganz lose Beziehungen. Ebenso wie in Lansaec 
spürt man in der Sprache einen kleinen Unterschied mit den dem 
katalanischen Einfluß ausgesetzten Ortschaften, wie Caramany, Cas- 
saenes, Latour usw. 

Ansignan [ansin’a; ansin’aneyks]. 

1359°) ist der Ort als Ancianys zitiert, nach Gazanyola°) 
wäre er bereits 1301 belegt. Er zählt heute 300 Einwohner, auch 
sein Verkehr geht in der Hauptsache nach St. Paul. 


erlla. 

Auch über diesen Ort sind Urkunden nicht häufig. Er findet 
sich 1011°) unter den Orten, wo Cuxa Besitzungen hat als Trilianum, 
und zwar unter der Rubrik „in comitatu Fenivolitense“. 1163°) er- 
scheinen unter dem Besitz von St. Martin du Conigou auch alodia 
in parrochia 5“ Columbae de Triliano. Die Bevölkerung umfaßt 
127 Seelen; durch schlechte Wege ist der Ort mit Ansignan und 
Trevillach verbunden. | 

Felluns [fol’üns; les fol’ünsi]. 

Urkunden fehlen mir gänzlich über den Ort. 1168 soll er nach 


) Alart: Semaine Sainte. 21. Februar 1885. Die Templer hatten in folgenden 
uns interbssierenden Orten Besitzungen: Canet, Garrius, St. Hippolyte, St. Laurent 
de la Salanque, Salses, Jonqueroles und St. Arnac; cf. Puiggari: Publicateur 1833 
(nach K.). 

2) Diese Angaben beruhen auf Mitteilungen von M. Vidal an H. Dr. K. 

®) Alart: Not. hist. sur les communes du Rouss. I, p. 33 (nach K.). 

#) Vidal: Guide, p. 517 (nach K.). 

°) Mitteilungen von Vidal an H. Dr. K. 

SHist: du Bouss., p. 412. 

7) Marca, cl. 981. 

Sr ibı, cl. 1335. 


272 K. Salow 


Gazanyola') bezeugt sein. Seine Einwohnerzahl beträgt heute 
100 Köpfe. Die Wegverhältnisse sind gut, der Hauptverkehr geht 
nach St. Paul. 

Le Vivier [l bibye; luz bibyerols]. 

Nach Gazanyola ist es 1157?) zitiert. Durch die Vizegrafen 
von Fenouillet wurde es zu einer eigenen Herrschaft erhoben®); es 
besaß ein Schloß). Der Ort zählt heute 265 Einwohner. Die für 
den Ort wichtigste Straße ist die nach St. Paul, wohin sich auch der 
ganze Verkehr wendet. 

Fosse. 

Der Ort selbst ist 1350°) bezeugt, die bei ihm gelegenen Ge- 
höfte Las Cabanas 1011°) unter den „in comitatu Fenioletense“ 
befindlichen Gütern von Cuxa, und Perles 954°) als Pelrus unter 
den Besitzungen von St. Martin de Lez und 1395°) als Perles paro- 
chie de Cabames de Foca. Fosse zählt 106 Einwohner, sein Verkehr 
geht mehr nach Caudies de Fenouillet als nach St. Paul, da Caudies 
bequemer zu erreichen ist. Zu bemerken ist noch, daß ein Teil der 
männlichen Bevölkerung jedes Jahr zur Zeit der Weinernte in die 
languedokische Ebene als Arbeiter hinabsteigt. 

St. Martin de Taissac. 

Nach Gazanyola°) wäre es 898 belegt; doch ist das wahr- 
scheinlich eine Verwechselung mit St. Martin de Lez, das aus dem- 
selben Jahre bezeugt ist”). St. Martin war ein Zubehör zur Herr- 
schaft Vivier'®). 

Lesquerde [laskerdo; lez askerdan’ols]. 

Die 1017'!) als @n comitatu Fenioliotense gelegen bezeugte villa 
Annes hat man!?) mit Lesquerde identifizieren wollen, doch ist auch 
dies alles andere, denn sicher. 1395 ist der Ort als La Squerda 


1) Hist. du Rouss., p. 481. 

2) op. eit., p. 482. 

3) Fedie: Diocese d’Alet (ohne Seitenangabe bei K.). 
4, Vidal: Guide?, p. 527. 

5) Gazanyola, p. 473. 

6) Marca, el. 981. 

n.HGLV, cl.219. 

®) Mitteilung Vidals an H. Dr.K. 
DEHGIEV, .cl.495. 

10) Fedie: op. eit., p. 370 (nach K.). 
11) Marca, el. 1008. 

2) Vidal in Mitteilungen an H. Dr. K. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 273 


zitiert‘). Heute beträgt seine Einwohnerzahl 182 Menschen: sein 
Verkehr geht nach St. Paul. 

S 57. St. Paul de Fenouillet [sam pau; sam pan’ols|. 

Der ursprüngliche Name des Ortes ist Monisaten, der noch im 
‚Jahre 1000?) belegt ist in der Urkunde, durch die Bernhard, Graf 
von Besalu, monasterium suum vocabulo Monisaten, quod est in honore 
SU Pauli apostoli in provincia Gociae in comitatu Faunolitense in 
diocesi Narbonatis ecclesiae der Abtei Cuxa unterstellt. Monisaten 
aber ist nur eine andere Form für Monedarias, das 842°) in pago 
Fenuleto bezeugt wird, auch 870°) ist eine villa Monedariae in pago 
Fenolieto .... beleet. Wann in diesem Orte zu Ehren St. Pauls ein 
Kloster eingerichtet wurde, ist unbekannt, seine erste Erwähnung 
fällt 966°); in diesem Jahre vermacht Seniofred,. Graf von Barcelona. 
ad Sem Paulum apostohım, cujus coenobium fundatum est in comitatu 
Fenoliotense Besitzungen zu Axat. 1000?) wird es dann, wie oben 
erwähnt, mit Cuxa vereinigt. Lange blieb es aber nicht bei demselben; 
1017°) ist es auch in dem Brief zitiert, in dem Graf Bernhard von 
Besalu den Papst bittet, aus seinen Besitzungen ein eigenes Bistum 
zu errichten, als dessen Sitz er drei Klöster vorschlägt, darunter 
monasterium 5% Pauli Fenoliotensis: derselbe Ausdruck kehrt in der 
Antwort des Papstes wieder. 1078°) kauft der Graf von Besalu die 
abbatiam 5% Pauli von Peter, dem Vizegrafen von Fenouillet. zurück 
und vereinigt sie mit Moissac-Oluny. Cuxa hatte also vorher schon 
St. Paul wieder verloren. Das 1020°) in dem Testament Bernhards 
von Besalu zitierte cenobium 8% Pauli qui est situs(!) in valle Ausoli, 
ist wahrscheinlich mit unserem St. Paul identisch. Auch Moissae 
sollte sieh nicht lange des Besitzes des Klosters erfreuen, denn 1119°) 
finden wir es schon unter den Besitzungen von Alet; in der Bulle 
Galixts II. zugunsten von Alet wird diesem der Besitz des mona- 
sterium ... S® Pauli, quod dieitur Valolas super ripam Agwilini cum 


') Vidal in Mitteilungen an H. Dr. K. 
?) Marca, cl. 954. 

®) HGL II, preuv. cl. 216. 

*) Vidal in Mitteilungen an H. Dr. K. 
5) Marca, cl. 886 u. HGL IV, p. 722. 
6) jb., cl. 1007 u. 1009. 

ib, el-al168. 

3) ib., cl. 1029. 

DHGEV, el. 877. 


>74 K. Salow 


apendieiis swis bestätigt, und 1162!) wiederholt Alexander III. diese 
Bulle. 1173?) hinterläßt Arnald von Fenouillet seinem Neffen Berengar 
von Peyrepertuse .... medietatem quem ipse habebat in prioratu vel 
honore S" Pauli. Durch ein Vermächtnis desselben Arnald erhielt 
auch Fontfreda eine Reihe von Gütern bei St. Paul?). 1317°) erhielt 
St. Paul ein eigenes Kapitel, das durch einen decanus geleitet wurde. 
1327 ist der decanus S® Pauli Fenolhedesii') bezeugt. Das Kapitel 
von St. Paul hatte zusammen mit dem von Alet den Bischof der neu 
eingerichteten Diözese zu wählen?). Clemens VI. entzog aber dem 
Kapitel dies Recht. Bei St. Paul befand sich ein anderes Kloster, 
St. Peter geweiht; es war von Bernhard von Besalu eingerichtet 
worden und wurde 1011°) von Sergius IV. bestätigt, es lag auch in 
comitatu Feniliotense. (Gegen St. Paul konnte es sich aber nicht be- 
haupten, es verschmolz mit ihm. 1334) lesen wir in einem Testament 
eines Bewohners von Ile: lego operi Ecclesie S® Petri et Pauli de 
So Paulo V sol. St. Paul ist heute ein Ort von 2310 Einwohnern, 
eine der Hauptstationen der Bahn und Chaussee von Rivesaltes nach 
Quillan. Für den Verkehr mit den umliegenden Dörfern ist es von 
srößter Bedeutung, da es einen Wochenmarkt besitzt. Es ist stets 
einer der Mittelpunkte des Fenouillet gewesen. 

Bei St. Paul befindet sich ein Gehöft Peyralade, das schon 
954°) und 1045°) bezeugt wird, die ecelesia SE Petri'”), quae est in 
Petralata item cum terris et viners gehörte St. Martin de Lys. 

3) Die Ortschaften des Peyrepertuses. 

S 58. Cubieres [kübyerg; les kübyerens]. 

Schon 817'') findet sich in der Konstitution von Aachen eine 
St“ Maria Caprariensis erwähnt, was wahrscheinlich nur aus Cupa- 


N) Gall. christ. VI instr., el. 109. 

?) Mitteilungen von Vidal an H. Dr. Krüger. 

SCHGEIV. >p2722, 2: 

*) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 185. 

>), HGEAYV. 92.02, 2: 

6) Marca, el. 987, 988. 

°) Mitteilungen Vidals an H. Dr. K. 

SLHGL.V. 1,249: 

9) jb., el. 451. 

'%) Möglicherweise ist es dieses St. Peter, das Bernhard von Besalu zum 
Kloster einrichtete, bei der Nähe der Orte ist die Gleichheit der Heiligen auffällig. 

EDSEIGHT 02949: 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 275 


riensis verschrieben ist. 844') ist es in einem anscheinend später 
umgearbeiteten Diplom Karls des Kahlen für diese Abtei bezeugt; 
sie wird folgendermaßen lokalisiert: monasterium quod sıtum est in 
pago Redensi in loco ubi dicitur Ouperia atque in honore S" Petri 
dicatum (die Schutzheiligen sind St. Peter und S®- Maria). 898°?) ver- 
einigt Karl der Einfältige auf Bitten von Arnustus sancte Narbo- 
nensis et Redensis ecclesie venerabilis archiepiscopus die Abtei Cu- 
bieres mit der Kathedrale von Narbonne (addimus quoque prephate 
ecelesie SU Justi et Pastoris ex nostra regali libertate in comitatu 
Redensi abbaciam Cubarias cum ecclesiis, cellulis, villis, vellarıbus et 
omnibus adjacentüs suis) usw; dasselbe wiederholt sich 899°) und 
922%); in beiden Urkunden ist die Abtei als in comitatu Bedenst 
liegend bezeichnet. Aus einem Kaufvertrag von 1001°) ersehen wir, 
daß St@ Maria de Chubera bei Malloles in Roussillon Weinberge be- 
saß. 1020°) finden wir es in dem schon so oft genannten Testament 
Bernhards von Besalu, er vermacht das Kloster seinem ältesten Sohn 
Wilhelm. 1073 unterstellt ein gewisser Raimund-Peter‘), der durch 
Erbschaft in den Besitz der Abtei gekommen war, dieselbe mit Zu- 
stimmung seiner Herren, der Grafen von Besalu und des Erzbischofs 
von Narbonne, den Klöstern Moissac-Cluny, um auch hier wieder das 
richtige Mönchsleben einrichten zu lassen; bei seinem Tode überläßt 
er der Abtei... . de omnia valle quae Cubaria dieitur . .. totum deci- 
mum, insuper autem terras ermas usw. (reographisch bestimmt wird 
hier Cubieres so: et ipsa abbatia vel ipsa ecclesia est sita im pago- 
Narbonensi infra fines vel terminos territorei Petrae-Pertusensis secus 
Auviolum Bivo-frigido dietum. Vorher muß die Abtei in hohem An- 
sehen gestanden haben, denn in der Urkunde von 1073 wird aus- 
drücklich bemerkt, daß die dort wohnende congregatio monachorum 
praecedentibus temporibus in tantum floruit, quod adhuc „Abbatia“ 
solo nomine vocitetur. Dann war sie aber in Verfall geraten und in 
weltliche Hände gefallen, jetzt, 1073, kam sie an Moissac, und noch 
um 1200°) finden wir in Cubieres eine Priorei, die von Moissac ab- 

') HGL II, preuv. cl. 226. 

2) ib. V, cl. 96. 

3) jb., cl. 104. 

%) jb., el. 144. 

5) Alart: Cart. Rouss., p. 35. 

6) Marca, el. 1029. 


2) HGLV, dl. 601. 
8) ib. IV, p. 688, 689. 


18* 


276 K. Salow 


hing. Cubieres ist im der Folge noch wiederholt belegt'), so im 
14. Jahrhundert unter den Orten der viguerie Termenes, die zur Diö- 
zese Narbonne gehören‘). Heute ist es ein armseliges Dorf von 
etwa 150 Einwohnern: mit St. Paul, Camps und Soulatge ist es durch 
gute Straßen verbunden, sein Verkehr geht nach St. Paul. 

$ 59. Soulatge [sulaza; sulacesi]. 

1073 ist der Ort als Soladgue belegt?) und ist auch in der 
Folge wiederholt genannt. Im 14. Jahrhundert gehört er zu den 
Orten der viguayria de Termenes que sont dedins la dyoseza de Nar- 
bona?), es heißt dort Solages. Auch sein Verkehr geht in der Haupt- 
sache nach St. Paul. Die Bewohner bezeichnen die nördlicheren 
Patois als von ihrem eigenen etwas verschieden; das ist auch durch- 
aus zutreffend, da nördlich von Soulatee jetzt [I] entpalatalisiert 
wird, und [fü] > [e] geworden ist. Vor einem Menschenalter wurde 
das Patois noch bei der Predigt angewandt. 

Rouffiac*) [rufyak; rufyanens]. 

1290 ist es in einem Verfahren gegen den Seneschall von Car- 
cassonne genannt?), der beschuldigt wird, Roffian zu billig verkauft 
zu haben; im 14. Jahrhundert wird es unter den in der viguerie 
Termen?s gelegenen Orten der Diözese Narbonne aufgeführt‘). 1445 
heißt‘) es „Zrmengaudus de Roffino de (merio, diocesis Narbonae“. 
In dem Testament eben dieses Ermengaud werden St. Paul de Fe- 
nouillet, St. Felix de Rouffiac, St. Julien de Massac, sowie auch die 
Kirchen von Soulatge, Cubieres, Dullac, Paza, Peyrepertuse und 
Camps mit Legaten bedacht. Auch der Verkehr von Rouffiac geht 
nach St. Paul, vor 10 Jahren noch wurde bisweilen im Patois gepredigt. 

Zu Rouffiac gehört Paza, dasselbe ist 889°) als in Petrapertusense 
liegend zitiert, es gehörte St. Polycarpe. Im 14. Jahrhundert wird 


') Sabarthes: Dietionnaire topographique du dep. de V’Aude, p. 113, 1, 
wo auch andere Namensformen angeführt sind. 

2) Mounye&s: Cart. de Narb. Annexes Serie AA, p. 375. 

EM ahm] TI p. 495: 

*) Mahul IV, p. 574 u. jetzt: Sabarthes: dict. topogr., p. 360, 1, haben dieses 
Rouffiac mit dem bei Uascastel gelegenen verwechselt, cf. p. 290. 

5) Mahul IV, p. 575. 

6) Mounyes: Cart. de Narb., Annexes Serie AA, p. 375. 

7) Mahul IV, p. 576. 

S)RHICHLEVZ (c1L80! 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet Sn 


es als Paran bei den Orten der viguerie Termenes genannt, die der 
Diözese Narbonne unterstehen). 

Duillae [dül’ak; dül’akens). 

1115?) gab der Erzbischof von Narbonne die Kirchen St® Marie 
de Peyrepertuse und St. Michel de Dulacho mit ihrem Zehnten 
der Kathedrale von Narbonne. 1240 ist es als Dullacum apud 
Petrampertusam belegt?). Im 14. Jahrhundert gehört es zur viguerie 
Termenes und zur Diözese Narbonne'. Der Verkehr von Duillae 
richtet sich jetzt nach St. Paul und Maury. Auch hier wurde noch 
vor einem Menschenalter im Patois gepredigt. 

Bei Duillae liegt das Schloß von Peyrepertuse, der Sitz der 
alten Herrschaft. 1020% erscheint es zusammen mit den beiden 
andern Hauptschlössern der Herrschaft Queribus und Aguilar in 
dem Testament Bernhards, des Grafen von Besalu’). 1075 leistet 
der Vizegraf von Narbonne dem Grafen von Besalu den Lehnseid 
für Peyrepertuse. 1107 vermacht der Graf von Besalu es dem Grafen 
von Barcelona und 1111 überläßt der Graf der Cerdagne dem letzteren 
auch ruhig Schloß und Herrschaft Peyrepertuse. 1112 erhält der 
Graf von Barcelona dafür den Lehnseid des Vizegrafen von Narbonne. 
1131 hinterläßt Raimund-Berengar III. von Barcelona das Peyrepertuses 
seinem Sohn Raimund-Berengar IV.; 1150 empfängt die Vizegräfin 
von Narbonne den Lehnseid für Peyrepertuse, und zwar vom Vize- 
srafen von Fenouillet®). 1193 belehnt der Graf von Barcelona den 
Grafen von Foix, seinen Neffen, mit Fenonillet und Peyrepertuses’). 
1217 unterwirft sich der Herr von Peyrepertuse Simon von Montfort. 
1226 leistet Nuno Sancho, Graf von Roussillon, an Louis IX. den 
Lehnseid dafür, 1228 bestätigt der letztere diese Belehnung. 1239 
verkauft Nuno Peyrepertuse an den König von Frankreich®). Das 
Schloß gehörte nach dem Vertrag zu Corbeil 1258 zu den festen 
Plätzen der Senechaussee Carcassonne, 1260°) ist eine Garnisio 
1) Mouny£&s: op. cit., p. 375. 

2) HGL V, cl. 1559. 

3) ib. VIII, cl. 1047 (nach K.). 

%) Marca, cl. 1029. 

5) Vergleiche über Peyrepertuse: Mahul IV, p. 579 ff., u. Courrent: Notice 
sur les chäteaux de Queribus et de Pierrepertuse: Uarcassonne 1906. 

6) Mahul IV, p. 581, 582. 

7) ib., p. 583. 

8) jb., p. 583, 584. 

°) HGL VIII, el. 1452 (nach K.). 


278 K. Salow 


Petrepertuse bezeugt, und 1272 spricht der König von Frankreich von 
Peyrepertuse als von „castrum nostrum“ '). Geistlich unterstand die 
Kirche von Peyrepertuse dem Erzbischof von Narbonne. Nachdem 
dieser eben erst 1115 St. Michel de Dwillac mit dem Kapitel von 
Narbonne vereinigt hatte, gibt er diese Kirche zusammen mit 8% Maria 
de Petrapertusa, unter Zustimmung des Kapitels, der Priorei Serrabona in 
Roussillon (salva reverentia et obedientia praenominatae S'“ Sedis?) usw.). 
1172 verpachtet diese die Einkünfte aus beiden Kirchen an Bernhard 
de Roffiano®). Noch 1404 untersteht S'® Marie de Peyrepertuse der 
katalanischen Priorei; damals heißt es nämlich in einer Urkunde: 
Capelle 5% Mariae de Petrapertusa, in castro regis Francorum: 
Praesentatio rectoriae ad priorem monasteriüi de Serrabonna, diocesis 
Elnensis; collatio ad Archiepiscopum Narbonensem*). 


$ 60. Cueugnan?): [kükün’a; kükün’anens]. 

Es ist 951°) in der Bulle Agapets II. für Lagrasse als Cucu- 
mianum ... in suburbio Petrapertusense belegt. Es findet sich dann 
noch oft bezeugt. Nachdem sich die Besitzer des Ortes Louis IX. 
unterworfen hatten, kam es in den Besitz der Herren von Peyrepertuse °); 
einmal ist es als Cugwnhan'), viguerie de Fenowilledes, bezeugt. 
Im 14. Jahrhundert gehört es zur viguerie Termenes®) und zur 
Diözese Narbonne, auch 1671 ist es als Cucugna en Termenes zitiert”). 
Heute ist es ein kleines Dorf von etwa 150 Einwohnern, sein Ver- 
kehr geht nach Maury; vor 30 bis 40 Jahren wurde auch hier noch 
im Patois gepredigt. 

Bei Cueugnan liegt das Schloß Queribus'), 1020 '') als Popia 
Cherbucio unter den Besitzungen der Grafen von Besalu zitiert. 
1066 '?) leistet der Vizegraf von Narbonne dem ersteren den Lehnseid 
für Queribus. 1255 unterwirft sich der Herr von Queribus Ludwig IX., 


1) HGLX, cl. 94 (nach K.). 

2) Mahul IV, p. 587. 

3) ib., p. 587, 588. 

) ib., pP. 588. 

°) ef. Mahul IV, p. 531. 

6) Gall. christ. VI, instr. el. 424. 

) Sabarthes: Dict. topograph., p. 113. 
®) Mounye&s: Cart. Narb. Ann. S. AA, p. 375. 
>) Sabarthes: Diet. topogr., p. 113. 

1%) Mahul IV, p. 555 ft. 

1) Marca, cl. 1029. 

12) Mahul IV, p. 555. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 279 


der eine Besatzung ins Schloß legt'); dieselbe ist 1260?) bezeugt; 
1258 hatte der König von Frankreich durch den Vertrag von Corbeil 
Queribus endgültig erhalten; 1272 bezeigt er es daher als „castrum 
nostrum“ ?). 

Padern [pader; padernezis]. 

805°) ist es als Paternum in suburbio Petrapertusense zitiert. 
899°) erscheint es in einer Urkunde Karls des Einfältigen für La- 
grasse als in pago Redensi in suburbio Petrapertusense gelegen. Die- 
selbe Bestimmung zeigen zwei Urkunden von 908°) und 951%); auch 
1024°) ist der Besitz des Ortes durch das genannte Kloster bezeugt. 
1108?) gibt der Herr von Peyrepertuse gegen eine Abfindung der 
Abtei Lagrasse die Rechte zurück, die er sich über den Ort an- 
gemaßt hat. 1119'°) und 1227") sind Kirche und Ort Padern unter 
den Besitzungen der Abtei „en Narbonensi episcopatu" bezeugt. 
1215'?) ist Padern auch eines der Streitobjekte zwischen Alain de 
Roci und der Abtei Lagrasse. 1243?) beschweren sich die Be- 
wohner von Padern beim Abt von Lezat über die Beamten des 
Grafen von Foix (cum villa Paterni sit de dominio et districtu 
eiusdem dominis abbatis ac monasterii Lezatensis),. 1248'*) gibt 
Louis IX. das castrum de Paterno an Lagrasse zurück, dem es 
von einem anderen Herrn entrissen war. Im 14. Jahrhundert gehört 
Padern zur viguerie Termenes und zur Diözese Narbonne '’). Heute 
zählt Padern rund 430 Einwohner; sein Verkehr geht schon wieder 
nach Perpignan, es besteht eine Postverbindung nach Tuchan, außer- 
dem ist es auch mit Paziols durch eine gute Chaussee verbunden, 


) Mahul IV, p. 536. 

2) HGL VIII, cl. 1452 (nach K.). 

®) ib. X, cl. 94 (nach K.). 

4) Sabarth£s: op. eit., p. 287. 

5) HGL V, cl. 100. 

Srib>, el. 128. 

”) Cros-Mayrevieille: Carcassonne I, preuv., p. 31. 
5) Mahul IV, p. 553. 

IEIGE V;, el! 1657. 

10) Gall. christ. VI, cl. 434. 

1!) Mahul II, p. 267. 

12) HGL VIII, cl. 674 (nach K.). 

13) ib., cl. 1120 (nach K.). 

1, Mahul IV, p. 554. 

15) Mounye&s: Cart. Narb. Ann. S. AA, p. 375. 


280 K. Salow 


von wo aus ebenfalls eine Postkutsche nach Estagel fährt, so daß 
man von Padern aus ganz bequem nach Perpienan gelangen kann. 

Bei Padern liegt Mouillet, gleichfalls eine Besitzung von 
Lagrasse, wie die oben zitierten Urkunden aus den Jahren 1119, 
1215, 1227 und 1248 es zeigen, es hieß Molletum und gehörte im 
14. Jahrhundert zur Diözese Narbonne und zur viguerie Termenes. 

Palairae)) 

Es erscheint zuerst 842°) als villare Palaerago . . . in pago 
Petre-Pertuse. 876°) finden wir es in einer Urkunde Karls des Kahlen 
für Lagrasse. Das Kloster hat es lange Zeit behalten. 1119 ist 
die Kirche und der Ort Palairac unter den „in Narbonensi episcopatu” 
angeführten Besitzungen desselben auch aufgezählt‘). 1128 er- 
kennen die Herren von Termenes der Abtei den Besitz des Ortes 
zu?); dann aber usurpieren sie die Rechte der genannten Abtei. 
1191°) kommt es zwischen ihnen und den Vizegrafen von Carcas- 
sonne zum Streit über das senzorivum der Minen bei Palairac, das 
die Herren von Termes empfingen, der Vizegraf erhielt jetzt auch 
ein Drittel desselben. 1208°) gibt endlich Rixovende, Herrin von 
Termes, die von ihren Vorgängern usurpierten Besitzungen der Abtei 
an diese zurück. 1215°) findet sich der Ort dann auch in dem 
Streit Alains de Roci mit Lagrasse, bleibt aber bei dem Kloster. 
1227°) finden wir die Kirche, castrum und villa von Palairac in der 
Bulle Gregors IX. für das genannte Kloster. 1257 '°) überläßt Olivier de 
Teermes der Abtei den Ort und verkauft derselben 1259 '') noch seine Be- 
sitzungen daselbst. Eine andere Urkunde, gleichfalls aus dem Jahre 
1259, zeigt'”), daß die Abtei auch im Besitz der Silberminen des 
Ortes war. 1260 finden wir die Zeuda castri de Palayraco'?) in dem 
9% Mahul III, p. 418. Palairac wäre besser p. 296 unter den Orten des 
Termenes behandelt worden. 

2) HGL I, preuv. cl. 216. 

3) ib., el. 397. 

») Gall. christ. VI, instr. el. 434. 

>) Mahul III, p. 418. 

6) HGL VIII, el. 413 (mach K.). 

?) HGL V, cl. 1664. 

8) ib. VII, el. 675 (nach K.). 

7 Mahulall,p. 267: 

SD) Mahul 007 592419: 

11) HGL V, cl. 1674. 

2) ab. SRV:p2.480.0: 

13) ib. VIII, el. 1473 (nach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 281 


Brief Ludwigs IX. erwähnt, in dem er den Seneschall von Carcas- 
sonne mit dem Kauf der angebotenen Güter des Herrn von Termenes 
beauftragt; er erwirbt sie aber nicht; sondern 1263') kauft auch 
diese die Abtei Lagrasse, was der König noch in demselben Jahre 
bestätigt. 1253 empfängt das Kloster für Schloß und Dorf Palairae 
den Lehnseid ?). Im 14. Jahrhundert findet es sich als Palamzxiac 
in der Liste der Diözese Narbonne unter der vieuerie Termenes’?). 


4) Die Ortschaften des Narbonnais. 

$ 61. Leucate [laukato; laukatis]. 

Der Name ist griechisch; die Griechen nannten ursprünglich so 
den ganzen Strand, wie Pomp. Mela*) es lehrt: «ultra est Leucata 
Iitoris nomen;, auch bei Avienus or. marit. v. 602°) ist das pro- 
monturium candıdum genannt, was sich wohl auf unsern Küstenstrich 
bezieht. Wann das Dorf selbst entstand, ist unsicher; es erscheint 
jedenfalls erst in den Urkunden des 11. Jahrhunderts; zuerst 1036, 
1060 und 1063°). 1080°%) finden wir es in einer Urkunde, in der 
Peter, Erzbischof und Vizegraf von Narbonne, sowie sein Neffe 
Aymeri und dessen Brüder Hugo und Berengar der Kathedrale von 
Narbonne den Zehnten von allen Fischen gaben qui fuerint capti a 
terminis Corciani et Perignani usque ad terminos de Leucata. Cour- 
san und Fleury im Norden sind demnach mit Leucata im Süden die 
Grenzen des Narbonnais. 1212°) bestätigt Aymeri, Vizegraf von 
Narbonne, dieses Privileg, auch damals ist Leucate der südliche 
Grenzort der Vizegrafschaft. Leucate hatte seine eigenen Herren, die 
aber nur Lehnsträger der Vizegrafen von Narbonne waren®); darum 
leisten 1214 Aymeri IV. an Simon von Montfort®) und 1271°) Aymeri V. 
an Philipp le Hardi direkt den Lehnseid für den Ort; er wird in 
dem letzten Dokument zum Bezirk „Corberia“ «erechnet. In den 
oben erwähnten Urkunden von 1036, 1060 und 1063 waren zum 
erstenmal Herren von Leucate genannt; das Lehen eing dann aber 


1) HGL V, el. 1674. 

2) Mahul III, p. 420. 

2) Mounye&s: Cart. Narb. Annex. S. AA, p. 375. 
>)211,,9.,8,82. 

>) ed. Holder. 

6%) Mounye&s: Cart. Narb. Ann. 8. AA, p. 386. 
DM) HGLV, el. 657. ” 
> 3b... el. 1569. 

9) ib. VII, el. 1736 (nach K.). 


282 K. Salow 


später in die Hände der Herren von Durban über, die es 1298!) noch 
besaßen, als Streitigkeiten mit dem König von Mallorca über die 
Grenze ausbrachen. 1309?) mußten die Vizegrafen den Ort dem 
König von Frankreich abtreten, der hier einen Hafen einrichten 
wollte, die Herren von Durban wurden anderweitig entschädigt. 
Trotzdem dieser Plan sich als nicht durchführbar herausstellte, be- 
hielt der Könige den Ort und ließ ihn direkt durch einen chätelain 
verwalten. 1395?) ist der Ort als im archabisbat de Narbona gelegen 
zitiert, ebenso in der Diözesanliste von Narbonne aus dem 14. Jahr- 
hundert‘). Nachdem Charles VIII. Roussillon an den König von 
Aragon-Kastilien 1493?) wieder zurückgegeben hatte, wurde Leucate 
als wichtiger Grenzplatz befestigt. 1386°) ist ein castellanus regius 
de Laucata in einem Brief des Seneschalls von Carcassonne erwähnt, 
dem er unterstand®). Heute ist Leucate eine große Ortschaft von 
1700 Einwohnern und hat seine eigene Bahnstation an der Linie 
Perpienan--Narbonne, sein Verkehr richtet sich nach Narbonne’). 

Fitou [fitu; fituneyks]. 

Es ist 990°) erwähnt in dem zweiten Testament der Vizegräfin 
Adelaide von Narbonne; diese vermacht ihr «alodis in villa Fictorio 
ihrer Schwiegertochter. 1114”) ist es als Fötur bezeugt, es ist dort 
die nördliche Grenze des Gebietes von Salses. 1271 ist!”) es bei den 
Besitzungen des Vizegrafen Aymeri von Narbonne aufgeführt. Font- 
freda hatte an dem Ort ausgedehnte Besitzungen und, da in Rous- 
sillon daran anstoßend sich andere Liegenschaften der Abtei befanden, 
so erhielt dieselbe die Erlaubnis, ihre Herden, auch ohne Zoll zu 
bezahlen, über die Grenze nach Roussillon hineinzutreiben''). In der 
Liste der Diözese Narbonne aus dem 14. Jahrhundert findet sich 


) Mounye&s: l.c. und ef. S 45. 

2) ib.: op. eit., p. 387 und HGL XII, p. 295. 

®) Schädel: RDRI, p. 75. 

%) Mounyes: op. cit., p. 375. 

Sb, P4369, 1% 

6) Urkunde von 1359. HGLX, cl. 1151 (nach K.). 

?) Eine Form Lieucata, wie Bertran de Born 37 v. 29 (Stimming, ed. 
min., p. 130) sie bietet, läßt sich aus den Urkunden nicht nachweisen. 

S)SHGL NV. el323. 

9) Marca, el. 1242: 

SHGE VIIEZelS 1736. Mache‘). 

1) Cauvet: Fontfreda, p.132ff. (?). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 285 


Fitor bei der viguerie Narbonne'). 1395?) ist es als im archabisbat 
de Narbona befindlich belegt. Fitou zählt heute 367 Einwohner, mit 
Treilles, Opoul und Salses ist es durch Straßen verbunden. Des- 
gleichen besitzt es Anschluß an die große Chaussee von Narbonne 
nach Perpignan und hat eine Station an der gleichnamigen Bahn- 
strecke, wie denn schon im Altertum die Via Domitia durch das 
Gebiet von Fitou ging, was ein unlängst dort gefundener Meilenstein 
beweist?). Der Verkehr des Ortes geht jetzt mehr nach Roussillon 
als nach Narbonne. Sprachlich ist für den Ort noch interessant, daß 
— so teilte mir jedenfalls der Lehrer dort mit — die Flüche kata- 
lanisch sind. 

Bei Fitou liegt der Meierhof Pedios, ein früheres Schloß, das 
im Jahre 1300 als Podium comitale bezeugt ist‘). 

$ 62. Treilles [trel’os; trel’eyksl]. 

Es findet sich 966°) als Trokas in dem Testament des Vize- 
grafen Matfred von Narbonne, ebenso in den beiden Testamenten 
seiner Gemahlin Adelaide von 978°) und 990%. 1271°) ist das 
castrum de Troliis ebenfalls bei den Besitzungen des Vizegrafen von 
Narbonne aufgeführt. Es findet sich ferner in den Listen der viguerie 
und der Diözese Narbonne aus dem 14. Jahrhundert und heißt dort 
Truelhas”). Heute ist es eine Gemeinde von etwa 450 Köpfen und zer- 
fällt in die beiden Teile Treilles und einige Kilometer weiter nach dem 
Meere zu Les Caves de Treilles. Mit diesen, sowie mit Fitou, 
Opoul, Feuilla existieren Chausseen, von Caves de Treilles führt eine 
Verbindung nach der Station Leucate-La Franqui. Der Verkehr mit 
Fitou, Opoul, Narbonne ist nicht bedeutend, in der Hauptsache gehen 
auch hier die Bewohner meist nach Perpignan. 

Feuilla [fel’a; fel’anots]. 

782%) werden eine Reihe von „in pago Narbonensi“ gelegenen 
Orten erwähnt, auf deren Herausgabe der Erzbischof von Narbonne, 


') Mounye&s: op. eit., p. 374 und 375. 

Schädel: BDRT, 'p..5: 

3) Mitteilung von M. le docteur P&lissier zu Lapalme. 
?) Sabarth&s: Diet. topogr., p. 302,1. 

5) HGL V, el. 256. 

6) ib., cl. 285. 

?) ib., cl. 393. 

8) ib. VIII, cl. 1736 (nach K.). 

%) Mounye&s: op. eit., p. 374, 375. 

10) HGL I, preuv. cl. 48. 


284 K. Salow 


Daniel, gegen den Grafen Milo klagt, unter ihnen befindet sich auch 
ein Ort Follopianum, das man!) mit unserem Feuilla identifiziert hat. 
966°) werden «alodes auf dem Gebiet von Folianum unter dem Besitz 
des Vizegrafen Matfred genannt; auch 1271°) werden Hoheitsrechte 
über Fulanum im Besitz des Vizegrafen von Narbonne bezeugt. 
1272*) empfängt dieser den Lehnseid für Liegenschaften in 
„Fullano“. In den Listen der viguerie und Diözese Narbonne fungiert 
es als Fulhan?), desgleichen ist es 1395°) zum archabisbat de Narbona 
gerechnet. Feuilla zählt heute etwa 220 Einwohner, sein Verkehr 
geht namentlich nach Perpignan, und zwar bald über Opoul, bald 
über Les Caves de Treilles. 

Bei Feuilla liegt Hortoux:;: 1271 ist es gleichfalls im Besitz 
der Vizegrafen von Narbonne®), es heißt in dieser Urkunde Ortonibus. 
Ferner gehört es im 14. Jahrhundert als Ortos zur viguerie und 
Diözese Narbonne?). 

St. Jean de Barrou [sen zan dd baru; senzanens)]. 

1119°) ist die Kirche St. Jean de Perron in „Narbonensi epis- 
copatu“ unter den Besitzungen von Lagrasse aufgezählt, ebenso 
1227). 1271?) ist das castrıum de Sancto Johanne de Berone unter den 
Orten genannt, die der Vizegraf von Narbonne vom König zu Lehen zu 
tragen angibt. Im 14. Jahrhundert?) gehört der Ort als Sant Johan 
de Beron zur viguerie und Diözese Narbonne. Er zählt heute 500 
bis 600 Einwohner, sein Verkehr geht weit mehr nach Narbonne 
denn nach Perpignan. 

Fraisse des Corbieres [fraise; fraisens]. 

Es ist 933°) erwähnt als alodis quae vocatur Fraciano. Der 
Abt von Montolieu beschwert sich darüber, daß die Leute des Mark- 
erafen Pons an diesem Ort, sowie de alios alodes qui sunt in comitatu 
Narbonensi de supradicto St Johanne (Castro-Mallasti) ungerechtfertigt 
Brot usw. genommen hätten; der Prozeß fand in Narbonne statt; 


) HGL II Index u. Sabarthes: Diet. topogr., p. 138, 2. 
2) HGLV, cl. 256. 

3) ib. VIII, cl. 1736 (nach K.). 

#) Mahul IV, p. 574. 

>) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375. 

6) Schädel: RDRI, p. 76. 

N) Gall. christ. VI instr., el. 434. 

®) Mahul II, p. 267. 

°»), HGLV, cl. 160. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 285 


Fraisse gehörte damals also zum comitatus Narbonensis. 1076) 
kommt ein „allen situe dans le comte de Narbonne au tervoir de Fraisse 
des Corbieres“ durch Schenkung an Lagrasse. 1271?) leistet 
Aymeri V. für Fraxinnum den Lehnseid an den König von Frankreich. 
Als Fraysse erscheint der Ort im 14. Jahrhundert in den Listen 
der viguerie und Diözese Narbonne?). Der Ort zählt heute etwa 
480 Einwohner, sein Verkehr geht nach Narbonne. 

Embres et Castelmaure [embres; embrens). 

Es sind ursprünglich zwei Gemeinden, und zwar ist (astelmaure 
eigentlich die wichtigere. Embres ist 990°) als villa Imbrices im 
zweiten Testament der Vizegräfin Adelaide von Narbonne erwähnt, und 
1272°) findet es sich in einem Vertrag zwischen Aymeri V. und seinem 
Bruder, die, nachdem sie sich das Erbe ihres Vaters geteilt hatten, sich 
nicht über den Besitz der beiden Orte einigen konnten. Der letztere 
erhält Embres und Vallemareneria bei Castelmaure. Castelmaure 
ist 1084°) erwähnt; in diesem Jahre empfängt der Vizegraf von Nar- 
bonne den Lehnseid „de öpso castro novo quod vocant villam de Maurs“. 
1271‘) findet es sich im Gegensatz zu Embres unter den Orten, die 
der Vizegraf von Narbonne vom französischen Könige zu Lehen zu 
tragen angibt; es heißt dort: castrum de Castromauro. Embretz und 
Castelmaura erscheinen beide in der Viguerie- und Diözesanliste von 
Narbonne aus dem 14. Jahrhundert®). Es ist heute eine Gemeinde 
von 380 Seelen; der Verkehr geht ausschließlich nach Narbonne. 

S 63. Lapalme [lapaumg; lus palmistos]. 

Der Ort ist sehr alt und hat stets den Mönchen von Lagrasse 
gehört. Schon 814°) ist es in einem Diplom Ludwigs zugunsten der 
genannten Abtei bezeugt; es heißt dort: cellula ... quae nuncupatur 
Palma, quae est sita in territorio eodem Narbonense super littus maris, 
dieselbe Angabe wiederholt sich 837'%); 855") wird außerdem noch 
) HGL V, el. 1632. 

2) ib. VIII, cl. 1736 (nach K.). 

3) Mounyes: op. eit., p. 374, 375. 
®%) HGLV, cl. 328. 

Syıb: VIE, cl. 1731 mach K.). 

6) ib. V, el. 694. 

7) ib. VOII, el. 1736 (mach K.). 

8) Mounye&s: op. eit., p. 374, 375. 
°) HGL II, preuv. cl. 91. 

10) jb., cl. 207. 

1) ib., el. 301. 


286 K. Salow 


seine Kirche St. Johann hinzugefügt; 870') bleibt sie aber wieder 
unerwähnt. Die beiden letzten Urkunden sind später interpoliert, 
was aber für unseren Ort nicht viel ausmacht, da der Besitz des- 
selben durch Lagrasse schon seit 814 belegt ist, und deshalb diese 
Angaben für Lapalme nicht erst notwendig in die beiden späteren 
hineininterpoliert geworden zu sein brauchen. 899?) ist Lapalme 
wieder mit St. ‚Jean zusammen als in den Händen von Lagrasse 
befindlich bezeugt, ebenso 908°), 951%), 1119°), 1227°); in allen 
diesen Urkunden wird es entweder als in pago oder comitatu Nar- 
bonensi oder in episcopatu Narbonensi liegend zitiert. 1167°) gibt 
Gauzbert von Leucate den Mönchen des genannten Klosters „omnem 
meam partem de decima quae habeo in dominicatura in villa S® Johannis 
de la Palma. Noch .1287°), 1301°), 1395'%, 1410!) werden die- 
selben als im Besitz von Lapalme befindlich zitiert. Lapalme war 
der Sitz der archipretre de la Corbiere, der später nach Roquefort 
des Corbieres verlegt wurde'?). 1271'°) erscheinen auch die Hoheits- 
rechte, die der Vizegraf von Narbonne über den Ort hat. Lapalme 
ist in der Viguerie- und Diözesanliste von Narbonne aus dem 14. Jahr- 
hundert unter der viguerie Narbonne zitiert'*). Sprachlich für den 
Ort interessant ist ein Brief des bajulus de la Palma aus dem 
Jahre 1421'°), der wahrscheinlich in der Mundart des Ortes abgefaßt 
ist. Heute zählt Lapalme rund 1200 Einwohner und ist mit der 
Chaussee von Narbonne nach Perpignan durch eine gute Straße ver- 
bunden, auch hat der Ort eine Bahnstation an der gleichnamigen 
Strecke. Durch das Gebiet von Lapalme führte die Via Domitia, 


) HGLII, cl. 360. 

2) ib. V, cl. 100. 

) ib., cl. 19. 

%) Gall. christ. VI, instr., el. 425. 

5) ib., cl. 434. 

6) Mahul II, p. 267. 

?) ib., p. 255. 

8, HGL V, cl. 1677. 

%) ib., cl. 1679. 

10) jb., cl. 1698. 

11) ib. IV, p. 479 und V, el. 1695. 

2) Sabarthes: Diet. topogr., p. 197,1. 
13) HGL VII, cl. 1736 (nach K.). 

1) Mouny&s: op. cit., p. 374, 375. 
DEATALL RER AM (87, Br l2: 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 287 


man hat hier daher auch Münzen sowie eine Amphora gefunden. 
In einer am Ort befindlichen kleinen Privatsammlung waren auch 
einige Münzen von Emporiae sowie auch, wenn ich mich recht ent- 
sinne, einige mit iberischer Aufschrift, doch konnte mir der Besitzer 
nicht mehr mitteilen, ob er dieselben am Ort selbst erworben habe 
oder nicht. Der Verkehr des Ortes geht ausschließlich nach dem 
nahen Narbonne. 

Roquefort des Corbieres. 

Auch sein Gebiet durchquerte die Via Domitia, denn auch hier 
ist ein Meilenstein gefunden worden'). 1271 ist Roquefort gleich- 
falls unter den Orten erwähnt, für die der Vizegraf von Narbonne 
den König von Frankreich als seinen Lehnsherrn anerkennt’); es 
heißt dort castrum de Rupeforti und gehörte zur Üorberia. Ferner 
findet es sich als Rocafort”) in der Liste der viguerie und Diözese 
Narbonne aus dem 14. Jahrhundert. Roquefort war dann später Sitz 
der archipretre de la Corbiere. 

Bei Roquefort liegt Montpezat, früher ein castrım, jetzt ein 
einfaches Gehöft. Es ist schon im 12. Jahrhundert bezeugt‘). 1204°) 
hinterließ es Pierre de Lara, Vizegraf von Narbonne, seinem Sohn 
Rodrigues, 1271°) sind die Hoheitsrechte der Vizegrafen über das 
castrum de Montepesato auch belegt. Die Abtei Fontfreda besaß hier 
einige Ländereien‘). In der Viguerie- und Diözesanliste von Narbonne 
findet es sich gleichfalls, und zwar als Montperat bei der viguerie 
Narbonne°). 

Sigean”) [siza; sizanots]. 

Der Ort ist zum erstenmal 832'°) erwähnt. 926'') heißt es in 
einer Schenkungsurkunde, daß die betreffenden Ländereien „en terrz- 
torio Narbonense in locum, quae dieunt Seiano“, lägen; ebenso erhält 


') Thiers: Bull. comm. arch. Narb. III (1894), p. 643, Anm. 
2) HGL VII, el. 1736 (nach K.). 

9) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375. 

#) Sabarthes: Diet. topogr., p. 258. 

5) HGL VI, p. 210 (nach K.). 

°) ib. VIIL, el. 1736 (nach K.). 

”) Cauvet: Fontfreda, p. 370 (nach K.). 
°) Mounye&s: op. eit., p. 374, 375. 

°) ib., p. 417 ff., über Sigean. 

10) Sabarthes: op. cit., p. 435,1. 

11) HGLV, el. 132. 


>88 K. Salow 


963!) der Erzbischof von Narbonne Besitzungen zu Sigean. 1080?) 
geben die Vizegrafen von Narbonne an die Kathedrale St. Just die 
Einkünfte aus dem Zehnten, der vom Salz erhoben wird, in dem 
Gebiet von Coursan bis Sigean. 1212) wird diese Schenkung be- 
stätigt. Sigean war im Besitz mehrerer Herren; 1145*) finden wir 
deren vier, der eine von ihnen leistet bald darauf dem Erzbischof 
den Lehnseid, und nach und nach gewinnt dieser auch die anderen 
Teile des Gebietes. 1157 bestätigt ihn Louis VIIl. in dem Besitz 
des castrum de Seiano cum villa suwa et terminds?).. Um 1336 wird 
Sigean auf Ansuchen des Erzbischofs von Philipp VI. mit einem Markt 
ausgestattet‘). In den Listen des 14. Jahrhunderts ist es als Segan 
unter der viguerie und Diözese Narbonne aufgeführt‘). Heute ist 
Sigean ein Ort von etwa 2000 Einwohnern; es liegt an der großen 
Straße von Narbonne nach Perpienan, wie auch einst die Via Domitia 
durch seine Gemarkung führte®). Der Verkehr des Ortes geht aus- 
schließlich nach Narbonne. Sprachlich bemerkenswert ist, daß noch 
vor zehn ‚Jahren etwa bei der Frühmesse das Patois angewandt wurde. 

Ss 64. Villeseque des Gorbieres [biloseko; lui bilosekayes]. 

1271°) gehört dem Vizegrafen von Narbonne die major dominatio 
castri de Villasicea. 1343 heißt es, daß Villasicca im Erzbistum 
Narbonne gelegen sei .„...homanes unmversitatis castri de Villasieca 
infra seripti Narbonensis dyocesis"'”). Es findet sich ferner als 
Vialaseca in den Listen der viguerie und der Diözese Narbonne aus 
dem 14. Jahrhundert‘). Die Abtei Fontfreda besaß einige Ländereien 
an dem Ort!'). Heute hat Villeseque etwa 700 Einwohner, sein 
Verkehr geht nach Narbonne. 

Bei Villeseque liegt Mandourelle. 1271 findet es sich als 
Mandalella”) bei den Besitzungen der Vizegrafen von Narbonne, 


DEHG Eve 5cl7258: 

2) ib., el. 657. 

>). ib., el. 1569. 

»1b., el. 1085. 

5) HGLV., cl. 1208. 

°) Mounyes: op. eit., p. 420. 

') ib., p. 374, 375. 

>) ib., p. 426, Ann. 1. 

9). HGL VII, ei. 1735 (nach K.). 

'0) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 274. 
!!) Cauvet: Fontfreda, p. 369 (nach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 289 
1343 ist!) es als Mendolelha bezeugt, und in den Listen des 14. Jahr- 
hunderts ist es gleichfalls als Mendolelha bei der viguerie und Diözese 
Narbonne?) angeführt. Bei Villeseque liegt ferner noch Gleon. 
1271 ist es als castrum de Glebo in der Urkunde erwähnt, durch die 
der Vizegraf von Narbonne sich für eine große Reihe von Orten im 
Narbonnais als Lehnsträger der Krone von Frankreich bekennt’). 
1343 heißt es @lZeo') und als Gleon erscheint es in den Viguerie- 
und Diözesanlisten von Narbonne aus dem 14. Jahrhundert?). 

Durban [derban; Iuz derbanens)]. 

Um 1020°) empfängt der Vizegraf von Narbonne den Lehnseid 
de ipso castello qui dieitur Durban, ebenso 1157°). 1087°) befindet 
sich Durban unter den Orten, die Aymeri von Narbonne seiner 
Gemahlin als duarium zuweist. 1271°) sind die Rechte der Vize- 
grafen über das castrum de Durbanno gleichfalls bezeugt. Fontfreda 
bekam im Laufe der Zeit eine Reihe von Besitzungen bei Durban’). 
1343 ist der Ort zusammen mit Montpezat eleichfalls erwähnt'). 
Im 14. Jahrhundert ist er auch unter den zur viguerie und Diözese 
von Narbonne gehörigen Orten aufgeführt”). Heute zählt Durban 
995 Einwohner, sein Verkehr geht nach Narbonne. Vor 30 Jahren 
fand der Frühgottesdienst noch im Patois statt. 


Villeneuve des Corbieres [bilonobu; lez bilonabens]. 

908°) ist ein Vilanova in pago Narbonensi erwähnt in einer 
Urkunde Karls des Einfältigen zugunsten der Abtei Lagrasse, man 
hat den Ort mit dem unsrigen identifiziert”); ob mit Recht, ist schwer 
zu sagen, da, soviel mir bekannt, die Besitzımgen von Lagrasse 
zu Villeneuve sonst nicht beleet sind. 1271'%) gehört es zu den 
castris, über die sich die Obrigkeit der Vizegrafen von Narbonne 
erstreckt. Als Vialanova") findet es sich im 14. Jahrhundert unter 


!) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 240. 

?) Mounye&s: op. cit., p. 374, 375. 

®) HGL VIII, el. 1736 (nach K.). 

%) HGLV, dl. 379. 

Sribz. el. 1904. 

S),1b., III, p. 484. 

”) Cauvet: Fontfreda, p. 8 (nach K.). 

SL HGL VW, el. 199! 

>) Sabarthes: Diet. topogr., p. 477, 2. 

10) HGL VII, cl. 1736 (nach K.). 

1!) Diese Namensform, ebenso wie Vialaseca zeigen, daß auch m VILLA sich 
zwischen I + [1] ursprünglich « entwickelte, ef. Teil I, $ 2. 


290 K. Salow 


den Orten der viguerie und Diözese Narbonne'). Heute ist es eime 
Gemeinde von rund 400 Einwohnern, sein Verkehr geht nach Nar- 
bonne. 

Cascastel. 

861?) ist es in einem Diplom Karls des Kahlen als villa Cal- 
cieustello . . . in pago Narbonense zitiert, doch ist die Echtheit der 
Urkunde nicht sicher; die weiteren Belege sind erheblich später. 
1119?) gehören St. Julian de Calzcastel und das castrum Calzcastelli 

in Narbonensi episcopatu der Abtei Lagrasse, ebenso 1227°). 
1271 untersteht das castrum de Cassiocastello’) der Oberhoheit des 
Vizegrafen von Narbonne, und 1278°) empfängt derselbe für Besit- 
zungen zu Cassiocastello den Lehnseid. Im 14. Jahrhundert gehört 
es als Cascastelh zur viguerie und Diözese Narbonne '). 

Bei Cascastel befindet sich Rouffiac, heute eine Kupfermine; 
früher ein castrum. 1271°) wird es unter den zur Corberia ge- 
hörigen castris aufgeführt, über die der Vizegraf von Narbonne Rechte 
besitzt und heißt dort castrum de Roffiano. 1272°) empfängt er den 
Lehnseid für Teile der Schlösser .Roffiano und Villanova, ebenso 
1278°), 1279, 1298 und 1428; 12992) für Rofponwallemseam 
14. Jahrhundert gehört es zur viguerie und Diözese Narbonne ’). 
Trotzdem über die Identität dieses Rouffiac mit dem in den ange- 
führten Urkunden zitierten gar kein Zweifel sen kann — denn in 
den Zusammenhang derselben paßt nur ein Ort „in Corberia“, der 
außerdem auch in der Nähe von Cascastel und Villeneuve liegen muß — 
haben doch Mahul°’) und Sabarthes'!) diese Urkunden auf Rouf- 
fiae bei Duillac, ce! Tuchan, bezogen; wie unzutreffend dies ist, 
zeigt am besten die Diözesanliste von Narbonne aus dem 14. Jahr- 
hundert, wo sie alle beide zitiert werden, und zwar Rouffiac bei 
Cascastel unter der viguerie Narbonne zwischen Vialanova und Cas- 


“ 


1) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375. 
2), HGL I, preuv. cl. 321. 

3) Gall. christ. VI, instr. el. 434. 
# Mahul II, p. 267. 

2), HGEIVIII el.1736. mach Kı): 
6) Mahul IV, p. 574. 

7) Mounyes: op. cit., p. 374, 375. 
3), HGL VIEIL e].1736 (mach.). 
9) Mahul IV, p. 574. 

br D4>10: 

11) Diet. topogr., p. 360. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 291 


castelh, und Rouffiac bei Duillac bei der viguerie Termenes zwischen 
Paran und Dulac.. 

Albas [albas; albaseses]. 

Der Ort ist zum erstenmal 963') bezeugt, wo er als villa Al- 
bares Südgrenze des in comitatu Narbonense gelegenen Fontjoncouse 
ist. 1153?) ist: er als Albars und 1254?) als Albaribus bezeugt. 
1207 ist Raimund Roger, Graf von Foix‘), Herr des Ortes. 1271°) 
ist er auch unter den castris erwähnt, für die der Vizegraf von 
Narbonne die Lehnshoheit des Königs von Frankreich anerkennt. 
Im 14. Jahrhundert gehört es endlich zur viguerie und Diözese Nar- 
bonne®). Heute ist es ein Ort von etwa 200 Einwohnern, sein 
Verkehr geht teils nach Narbonne, teils nach Lezignan. 


5) Die Ortschaften des Termene&s. 


Ü 


8 65. Chäteau Aguilar’). 

Es ist 1020°) als podium quem dieunt Agilar unter den Be- 
sitzungen der Grafen von Besalu zitiert, wo es heißt: zpsa terra... 
qui terminat per terminos Bossilionense et Narbonense et usque ad 
pwio quem dicunt Agiar. 1241°) unterwirft sich Olivier de Termes 
für „terram meam et castrum meum de Agwilario“ dem König von 
Frankreich, der ihm 1250'°) das castrum Agwilar zurückgeben läßt. 
Als dann Olivier von Termes seine Besitzungen verkauft, erwirbt 
Ludwig IX. unter anderm auch 1260 das Schloß Aguilar'') und 1272'”) 
erwähnt es Philipp III. in einem Brief an den Seneschall von Car- 
cassonne als „castrum nostrum“. In der von mir benutzten Liste der 
viguerie Termenes findet sich der Ort nieht, wohl aber gibt ihn 
Sabarthes!?) auf Grund einer anderen Liste als zur viguerie Termes 
zugehörig an; nach dieser Liste gehörte er auch zur Diözese Narbonne. 


!) HGL V, cl. 252. 
2) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 128. 
Srb.,. D- 171. 
DEiby2.p. 32. 
>) HGL VII, el. 1736 (nach K.). 
6) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375. 
”) Mahul IV, p. 602 ff. 
>) Marca, cl. 1029. 
»EMahul, 1.1. 
10), Mahul IV, p. 602. 
11) HGL VII, cl. 1473, 1474 (nach .K.). 
12) ib. X, cl. 9. 
13) Diet. topogr., p. 441. 


195 


292 K. Salow 


Domneuve. 

876') ist es als villa, quae vocatur Domonova . . . in territorio 
Petrapertusense zitiert. 1005?) findet sich ein alos de Domonova in 
dem Testament des Erzbischofs Ermengaud von Narbonne, vielleicht 
ist es unser Ort. 1262°) und 1315 empfängt die Abtei Lagrasse 
den Lehnseid für Besitzungen zu Domneuve Im 14. Jahrhundert 
gehört es als Donnova zu den Orten der veguayria de Termenes que 
sont dedins la dyoseza de Narbona'). 

Nouvelle. 

11195) werden St. Martin de Novellis und das castrum de No- 
vellis unter den der Abtei Lagrasse gehörigen Besitzungen bei „en 
episcopatu Narbonensi“ angeführt, ebenso 1227°). 1123 belehnt 
Bernard-Aton, Vizeeraf von Narbonne, Guillaume von Durban mit 
Novellas‘). 1215 ist der Ort im dem Streit Alains von Roci mit der 
Abtei Lagrasse über eine Reihe von Besitzungen der letzteren er- 
wähnt®). 1366 heißt es in einer Urkunde „pro loco de Novellis vi- 
carie Terminesi, senescallie Carcassonnae“”); ebenso erscheint Nou- 
velle in den Listen der viguerie Termenes und der Diözese von Narbonne 
aus dem 14. Jahrhundert'®). Heute ist es ein. Privatbesitz mit oft 
wechselnden Bewohnern, hat also keine einheimische Bevölkerung 
und eigenes Patois mehr, weswegen es auch nicht aufgenommen ist. 

Paziols'') [pazyols; pazyolens]. 

1208 verzichtet Rixovende, Herrin von Termes, auf die hier 
von ihren Vorfahren der Abtei Lagrasse entrissenen Rechte"). 
1215 wird, entgegen den Ansprüchen dieses Klosters, die vella de 
Pazuls Alain von Roci zuerkannt‘), trotzdem sind aber 1242?) wieder 
Einkünfte bezeugt, die Lagrasse von dem Ort bezieht. Dann 
kommt der Ort durch Kauf an Fontfreda, Urkunden über den stück- 


1) HGL II, preuv. cl. 385. 

2). ib. V, dl. 351. 

>) Mahul IV, p. 604. 

#) Mounye&s: op. eit., p. 374, 375. 
5) Gall. christ. VI, instr. el. 434. 
SNEah ml n: 207. 

7) HGLV, el. 909. 

8) ib. VIII, el. 674, 675 (nach K.). 
2) Mahul IV,:p. 605. 

10) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375. 
11) Mahul IV, p. 567 ff. 

12) Ab: IE p. 270: 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 293 


weisen Erwerb der Ortschaft durch das letztgenannte Kloster existieren 
aus den Jahren 1248, 1261, 1265, 1268, 1273 und namentlich von 
1257%). Die Bewohner des Ortes leisteten dem Abt von Fontfreda 
direkt den Lehnseid, das Formular dieses Eides ist aus dem Jahre 1341 
erhalten?); 1389°) ist ein ähnlicher Eid bezeugt. Fontfreda wurde 
aber bei der Ausübung seiner Hoheitsrechte über den Ort vielfach 
durch die königlichen Beamten gestört, so daß schließlich der Sene- 
schall von Carcassonne eingreift und der Abtei dieselben zurückgibt?). 
1437°) ist ein Vertrag bezeugt, den die Bewohner von Paziols mit 
denen von Vingrau abschlossen, wonach sie beide, die einen nach 
Roussillon, die andern nach Frankreich, Waren einführen Konnten, 
ohne die Zeuda zu bezahlen; der Abt von Fontfreda bestätigt diesen 
Vertrag und 1450°) gibt er den Bewohnern von Paziols die Ein- 
künfte aus der leuda von Vingrau. 1488°) ist ein Weg von Tuchan 
nach Paziols angeführt und 1585°%) nach Maury. Im 14. Jahr- 
hundert gehört der Ort zur viguerie Termenes und zur Diözese Nar- 
bonne°). Heute ist es ein Ort von etwa 960 Einwohnern, mit Estagel, 
Tautavel, Tuchan und Padern durch größere Chausseen verbunden 
und mit Maury durch einen guten Weg. Zwischen Paziols und Estagel 
verkehrt eine Postkutsche; infolgedessen ist der Verkehr von Paziols 
heute geteilt, zum Einkauf fährt man nach Perpignan, zum Verkauf 
nach Narbonne. 

Anmerkung. Diese Nachrichten über den Verkehr zwischen Vingrau und 
Paziols sind für die Sprache von Vingrau von größter Bedeutung; gelänge es, 
die hier bezeugten Nachrichten noch zu vermehren und das Verhältnis der beiden 
Ortschaften trotz der sie trennenden politischen Grenze als ein engeres nachzu- 
weisen, was ja immerhin nicht unmöglich ist, da auf ihrem Gebiet dieselbe Abtei 
große Besitzungen hatte, so würden diese Beziehungen das sprachliche Doppel- 
verhältnis von Vingrau erklären. Auffällig bleibt allerdings noch, daß von einem 


Wege zwischen Vingrau und Paziols aus dem Mittelalter kein Zeugnis vorhanden 
ist, und in der Moderne ein solcher gleichfalls nicht besteht. 


) Mahul IV, p. 567, 568. 

2) ib., p. 569. 

Drib. P. D671E 

‘) Cauvet: Fontfreda, p. 394 (nach K.). 

>) Mahul IV, p. 570. 

Sala ara 

7) ef. p. 268. 

5) Mounyes: Imventaire des archives communales de la ville de Narb. 
Ann., S. AA, p. 374, 375. 


294 K. Salow 


S 66. Tuchan') [tesa; tesanens]. 

1119?) ist St. Jean de Tusciano und die villa Tuxsani bei den 
„in episcopatu Narbonensi” liegenden Besitzungen der Abtei Lagrasse 
aufgeführt, ebenso 1227°), wo es Tuxanım heißt. 1215*) wird in dem 
Streit zwischen der genannten Abtei und Alain de Roci, den Simon von 
Montfort zum Herrn von Termes gemacht hatte, das castrıum de Turano 
(—=Tuxano) dem letzteren zuerkannt, doch heißt es ausdrücklich in 
der Urkunde, daß Simon von Montfort diese Alain de Roci zuge- 
sprochenen Orte nur vom Kloster Lagrasse zu Lehen tragen solle 
(.... sed tamen omnia praedicta in feudum a Orassensi monasterio 
teneat dominus comes Montis fortis)’).. Nachdem sich nun der recht- 
mäßige Herr von Termes, Olivier, dem König von Frankreich unter- 
worfen hatte, ließ derselbe 1250 ihm seine Besitzungen zurückgeben, 
darunter auch die, die er bei Tuchan hatte®). Wie schon bei Paziols, 
so kaufte auch hier die Abtei Fontfreda den Ort nach und nach auf, 
die erste Kaufurkunde datiert von 1225°); dann erwirbt sie 1257 und 
1260 die Besitzungen Oliviers de Termes°), was Louis IX. bestätigt; 
darauf brachte sie auch die andern Rechte, die noch andere Herren, 
wie die von Durban, über den Ort hatten, an sich, so daß sie schließlich 
alleinige Herrin von Tuchan wird’); 1262 erkennen die Bewohner 
von Tuchan sie als solche an, ebenso 1311, 1335 und 1398'%). Auch 
hier störten die königlichen Beamten den Besitz ihrer Rechte''), so 
daß schließlich 1308 der König von Frankreich selbst eingriff und 
dem Seneschall von Carcassonne, dem viguier von Fenouillet und 
Termenes und dem bayle royal von Termes befahl, die Abtei nicht 
mehr in ihrem Besitz zu beunruhigen; ganz hörten diese Belästigungen 
aber trotzdem nicht auf. 1315'?) bekam Tuchan einen Markt. Es 
4 Courrent: Tuchan, Nowvelle, Domneuwve et Sequre. Notice historique. 
Bulletin de la societe d’Etudes seientifiques de l’Aude. XIV (1903), p. 79—166 
(nach K.) und Mahul IV, p. 590 ff. 

?) Gall. christ. VI, instr., el. 434. 

3, Mahul II, p. 267. 

*) HGL VIII, cl. 675 (nach K.). 

5) ib., cl. 675. 

6) HGL VII (1843 @d. du M&ge), p. 480, 481. 

7) Mahul IV, p. 600. 

°) ib., p. 600, 601. 

9) Cauvet: Fontfreda, p. 387 (nach K.) und Mahul IV, p. 590. 

'0%) Mahul IV, p. 600, 601, und Courrent: op. eit. (Seitenangabe fehlt bei K.). 


11) Cauvet: l.c. mach K.) und Mahul IV, p. 601. 
'?2) Mahul IV, p. 601. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 295 


gehörte zur viguerie Termenes; 1364 heißt es „umiversitas de Tuxano, 
viearie Termenesi“ '), und in den Listen des 14. Jahrhunderts ist es 
bei den zur Diözese Narbonne gehörigen Orten der viguerie Termenes 
als Tuysan aufgeführt’). Eine in der Mundart abgefaßte Urkunde 
aus dem Jahre 1397 hat Alart veröffentlicht”), doch ist dieselbe nur 
in einer in Montauban angefertigten Abschrift erhalten und scheint 
nicht ganz unverfälscht geblieben zu sein. Für den Verkehr des 
Ortes ist noch zu beachten, dab 1488!) ein chemin publie von 
Tuchan nach Perpignan bezeugt ist. Tuchan ist heute ein großer 
Ort von 1800 Einwohnern; es besitzt eine Postverbindung mit 
Estagel, so dab man Perpignan von hier aus bequem erreichen kann; 
außerdem gibt jetzt eine Kleinbahn dem Ort die Möglichkeit, ohne 
Mühe nach Lezienan und Narbonne zu fahren, vorläufig ist der 
Verkehr mit Perpignan aber noch der überwiegende. Zu bemerken 
ist auch, dab vor etwa 20 Jahren das Patois noch in der Predigt 
aneewandt wurde. 


Chäteau Segure. 

Der ursprüngliche Name des Ortes ist Fausta. 1119’) ist 
5%“ Maria de Fausta und die villa Faustae bei den „in Narbonensi 
episcopatu“ gelegenen Besitzungen der Abtei Lagrasse bezeugt, 
ebenso 1227°). 1215°%) wird die villa de Faustae quae alio nomine 
dieitur Segura entgegen den Ansprüchen der genannten Abtei Alain 
de Roci zugesprochen; auch 1227 heißt es: castrum et villa Fausta 
quae alio nomine dieitur Secura. 1242°) sind noch Einkünfte be- 
zeugt, die Lagrasse aus dem Ort bezieht. Nachdem Olivier de Termes 
wieder zum Besitz seines Eigentums gekommen war und dieses zu 
verkaufen anfing, erwarb Fontfreda 1260°) auch Segura, 1261 '°) erhält 
es einen Lehnseid für seine Besitzungen dort, ebenso 1455'',) auch 


') Courrent: op. c. (nach K.). 
?) Mounye&s: op. eit., p. 375. 

®) RLR XII (1877), p. 9. 

> Mahul IV, p. 571. 

5), Gall. christ. VI, instr. el. 434. 
Mahul II, p. 267. 

‘) HGL VII, el. 675 (nach K.). 
SE Mahul.IL 9.272. 

») Cauvet: Fontfreda, p. 397 (nach K.). 
10) Courrent: op. eit. (nach K.). 
11) Mahul IV, p. 601. 


— 


6 


Bl 


Dur 


296 K. Salow 


1262 sind dieselben erwähnt‘). Im 14. Jahrhundert gehört Segure 
zur viguerie Termenes und zur Diözese Narbonne ?). 


Quintillan. 

Sa Maria de Quwintiano ist 1119°) unter den „in Narbonensi 
episcopatu” liegenden, Lagrasse gehörigen Kirchen bezeugt, ebenso 
1227). 1215°) bleibt der Ort bei dieser Abtei; im 14. Jahrhundert 
ist er unter den der Diözese Narbonne unterstehenden Orten der 
viguerie Termenes aufgeführt, und zwar als Quentilan?). 

Montdern, ein Wald bei Quintillan, ist schon 861 als silva 
Montederno . . . in pago Narbonense bezeugt. 

Maisons. 

Der Ort ist schon recht alt; 842°) ist es als Manciones in 
pago Petraepertusae zitiert. . 876°) erscheint es als Mansiones in 
einer Urkunde Karls des Kahlen für Lagrasse. 1119°) befindet 
sich St. Andre de Mansionibus und die villa Mansiones unter den „in 
Narbonensi episcopatu” gelegenen Besitzungen von Lagrasse. 1128°) 
erkennen die Herren von Termenes die Rechte der Abtei auf den 
Ort an; 1208°) gibt Rixovende derselben die usurpierten Rechte 
zurück. 1215'°) erhält Alain de Roci trotz der Ansprüche der Abtei 
auch die villa de Mansionibus. 1224°) geben die echten Herren 
von Termes alle ihre Besitzungen zu Maisons an Olivier de Treilles, 
Herın von Gleon. 1227") ist dann wieder Lagrasse als Besitzer 
von St. Andre de Mansionibus, sowie des castrum et villa de Man- 
sionibus bezeugt; auch nach dieser Urkunde gehörte der Ort zum 
episcopatus Narbonensis. 1260'?) ist Maisons in dem Brief Lud- 
wigs IX. an den Seneschall von Carcassonne betreffend des Ankaufs 
der Besitzungen von Olivier de Termes erwähnt; im 14. Jahrhundert 


') Mahul IV, p. 600. 

*) Mounye&s: op. cit., p. 375. 

>) Gall. ehrist. VI, instr. cl. 434. 
#) Mahul II, p. %67. 

5) HGL VIII, el. 675 (nach K.). 
°) Mahul IV, p. 541. HGL I, preuv., nr. 101 enthält Mansiones nicht. 
", HGL II, preuv. cl. 397. 

8) Gall. christ. VI, instr. cl. 434. 
)eMahule 12c: 

I) HGE VI 1,675 (nach K)): 
1) Mahul II, p. 267. 

12) HGL VII, el. 1473 (nach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 297 


gehört es als Mayzos zu den in der viguerie Termenes gelegenen 
Orten der Diözese Narbonne '!). 

Montgaillard. 

Die Belege über den Ort stammen alle erst aus dem 13. Jahr- 
hundert. 1217 leistet der Herr von Peyrepertuse apud Montem 
Gaillardum?) den Lehnseid an Simon von Montfort. 1243 erscheint 
Montemgaillart?) in einer Verordnung des Seneschalls von Carcas- 
sonne, und im 14. Jahrhundert gehört es als Mongualat zur viguerie 
Termenes und zur Diözese Narbonne®). 

Dernacueillete. Auch dieser Ort ist jung. Seine erste Er- 
wähnung fällt 1318°). 1355 ist es in einer in der Vulgärsprache 
abgefaßten Urkunde erwähnt‘). Als Darnaculita figuriert es im 
14. Jahrhundert unter den zur Diözese Narbonne gehörigen Orten 
der viguerie Termenes'). 

Massac. 

1215°) erhält Alain de Roci entgegen den Ansprüchen der 
Abtei Lagrasse die villa de Maciaco. 1242°) sind Einkünfte des 
genannten Klosters aus diesem Ort bezeugt. 1260°) findet es sich 
in dem Brief Ludwigs IX. betreffs des Ankaufs der Besitzungen Oliviers 
von Termes, der König erwirbt es aber nicht, sondern 1261 kauft 
es die commanderie du Temple de Peyrens'®) und 1272 wird es ein 
Glied der Malteserkomturei Homps''). Im 14. Jahrhundert gehört 
es zur viguerie Termenes*) und zur Diözese Narbonne. 

Auriac [auryak|. 

10282) erhält Aton II. von Albi tertiam partem ad alodem de 
la medietate de illo castello de Auriago. 1071'?) verkauft Rangarde, 
Gräfin von Carcassonne, außer vielen anderen Besitzungen auch das 

1) Mounyes: Inventaire des archives usw. Annexes. Serie AA, p. 375. 

2) Mahul IV, p. 549. 

>) HGL VII, cl. 973 (mach K.). 

4) Mouny&s: op. cit., p. 375. 

>) Sabarth&s: Diet. topogr., p. 116. 

SaMEaihiu TI. 393. 

”) HGL VII, el. 675 (nach K.). 

8) Mahul II, p. 272. 

°) HGL VII, cl. 1473 (nach K.). 

0), Sabarthös: op. eit., p. 230. 

2), Mahul TI, p. 408. 

12) HGL V, cl. 388. 

S)21b.2.c1.:588: 


298 K. Salow 


castrum de Auriag an Raimund von Barcelona. 1107 finden!) wir 
Auriag in der Bulle Paschalis II. zugunsten der Kathedrale von 
Narbonne. 1121 leistet”) der Vizegraf von Carcassonne, Bernard-Aton. 
dem Erzbischof den Lehnseid für das castellum de Auriac. 1139?) 
empfängt er selbst einen solchen für Auriac. 1152 wird Raimond 
Trencavel, Vizegraf von Carcassonne, Beziers usw., dommus de Auriacho 
genannt, cjus castrum de Auriacho usw.*'). 1157 bestätigt Louis VII. 
von neuem den Erzbischof in dem Besitz des castrum de Auriaco?). 
1227 wird es in der Bulle Honorius I11.°), die Beschwerden des Erz- 
bischofs von Narbonne gegen Simon von Montfort betreffend, ange- 
führt. Im 14. Jahrhundert gehört es zur viguerie Termenes und 
zur Diözese Narbonne‘). Heute ist es ein kleines Dorf von etwa 
250 Einwohnern, deren Haupterwerb die Arbeit in den nahegelegenen 
Minen ausmacht. 

Bei Auriac liegt Saviena, das 884°) als villare qui dieitur 
Savinianıs bezeugt ist; nach dem Zusammenhang der Urkunde zu 
urteilen gehörte es zum „comitatus BRedensis“. 

Lanet |lanet; lanetens]. 

951°) wird es als Alianetum zum erstenmal erwähnt, und zwar 
in einer Bulle Agapets II. für Lagrasse.. 1260 ist die villa de 
Laneto im Besitz Oliviers de Termes'®). Im 14. Jahrhundert findet 
es sich in der Liste der viguerie Termenes und gehört zur Diözese 
Narbonne; es heißt dort Alanet'‘). Heute ist es ein kleines Dorf 
von etwa 200 Einwohnern, sein Verkehr geht nach Limoux. 

S 68. Mouthoumet [mutumet; mutumetens]. 

Der Ort ist erst vom 13. Jahrhundert ab belegt. 1260 ist er 
im Besitz Oliviers de Termes'?), der ihn an Raimund d’Aban ver- 


), HGLV, cl..805. 

2), Mahul II pl 

SI, HGIE Ve el. 14120. 

ab. wel 

21h @12 1208: 

>), MahulaIIEp.372. 

") Mouny&s: op. cit., p. 375. 
9) Jeledh W-, @ls U 

») @all. christ. VI, instr.. cl. 425. 
10) HGL VIII, el. 1475 (mach K.). 
Mounyes: op. eit., p. 375. 
12) HGL VII, cl. 1473 (mach K.). 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 299 
kaufte, Louis IX. bestätigte 1263 diesen Vertrag‘); Mouthoumet 
wird darin so lokalisiert: vlla et castrum de Mothometo, sito in 
Terminesio, diocesis Narbonensis. Im 14. Jahrhundert gehört der Ort 
zur viguerie Termenes und zur Diözese Narbonne?). Heute ist es 
ein rühriger Ort und Endpunkt einer Kleinbahn, die es mit den nörd- 
licheren Strichen des Departements verbindet. Sein Verkehr geht 
daher auch nach Lezigenan und Narbonne. Zur Zeit der Weinernte 
geht ein Teil der Bevölkerung als Arbeiter in die languedokische 
Ebene. Vor einem Menschenalter noch wurde hier im Patois gepredigt. 

Laroque de Fa [la roko de fa; le rukatis). 

Es-findet sich 1215°) als castrum de Rocha de Fano in dem 
Streit zwischen Alain de Roci und der Abtei Lagrasse, es wird 
dem ersteren zuerkannt. 1227') ist das castrum und die vzlla de 
Roca de Fa unter den „in episcopatu Narbonensi” liegenden Orten 
dieses Klosters genannt. 1242°) erscheint es in einem Bericht des 
Seneschalls von Oarcassonne an den König über die Orte, von denen 
Lagrasse Einkünfte bezieht. 1260 ist Roca de Fanis im Besitz 
Öliviers von Termes‘), der es 1261 an den commandeur du temple 
de N. D. de Peyrens verkauft‘); 1273 und 1278 ist dieser als im 
Besitz von Laroque befindlich bezeugt‘). 1261 wird Laroque so 
bestimmt: „Rocam de Fanis, sita in Terminesio, diocesis Narbonae“?). 
So ist sein Verhältnis auch noch im 14. Jahrhundert, wie die nach 
Viguerien eingeteilte Liste der Diözese Narbonne es ergibt”). Laroque 
war Sitz einer Komturei des Templerordens und kam nach dessen 
Auflösung an die ‚Johanniter, wo es der commanderie d’Homps unter- 
stellt wurde'®). Heute ist es ein Ort von etwa 220 Bewohnern, an 
der Kleinbahn nach Mouthoumet gelegen, sein Verkehr teilt sich 
zwischen Carcassonne und Narbonne Vor 20 Jahren etwa wurde 
auch hier das Patois noch bei der Predigt gebraucht. 


DE Machul DIR p.419. 

2) Mouny&s: op. eit., p. 375. 

2, HGL VII, cl. 675 (nach K.). 

2) Mahul II, p. 267. 

DEib>,. 02272: 

6) HGL VIII, cl. 1473 (nach K.). 
Dlkahul TIL, p. 426. 

8) ib., p. 461. 

°) Mouny&s: op. eit., p. 375. 

'0) Sabarthes: Diet. topogr., p. 199. 


300 K. Salow 


Davejean. 

Es ist zum erstenmal 1024') zitiert. 1067 schließen hier die 
Gräfin von Carcassonne Rangarde, und ihr Schwiegersohn Wilhelm, 
Graf von Cerdagne, den bekannten Vertrag, das Razes betreffend, ab 
(actum est hoc... in Termenes in villa Davegano)’). Damals gehört 
der Ort also schon zum Termenes. 1260°) ist es im Besitz Oliviers 
von Termes, von dem es Louis IX. erwirbt. Im 14. Jahrhundert ist 
es unter den in der viguerie Termenes liegenden Orten der Diözese 
Narbonne erwähnt?). 

Felines [folings; folinezes]. 

Es ist erst im 13. Jahrhundert belegt. 1261 gestattet Louis IX. 
Olivier de Termenes, die villa de Felinis zu verkaufen’). Im 14. Jahr- 
hundert ist es Sitz der viguerie Termenes. 1343 heißt es: consi- 
storium regium de Felinis Terminesii‘) und locus de Felinis, in quo 
curia regia Terminesii tenetur‘). In der Diözesanliste von Narbonne 
findet es sich demnach natürlich auch unter der viguerie Termenes'). 
Heute zählt der Ort 218 Einwohner und liegt an der Kleinbahn nach 
Mouthoumet. Sein Verkehr geht teils nach Narbonne, teils nach 
Limoux. 

Villerouge [biloruzo; lei biloruzens]. 

1107°) findet sich die Villa-rubea in der Bulle Paschalis II. für 
die Kathedrale von Narbonne. 1110°) gibt Olivier von Termes nach 
vielem Drängen das von seinem Vater und Berengar von Peyreper- 
tuse unrechtmäßig in Besitz gehaltene castrum Villae rubeae gegen 
eine Abfindung der Kirche von Narbonne zurück, nachdem er vorher 
sogar schon mit Exkommunikation bedroht worden war. 1227'°) ist 
Villerouge auch in der Bulle Honorius III., die von dem Erzbischof 
von Narbonne gegen Simon von Montfort vorgebrachten Klagen be- 
treffend, genannt. Der Ort hatte seine eigenen Herren; 1185, 1192 


!) Mahul III, p. 388. 

2HGL'V. el. 555. 

3) ib. VIII, el: 1474 (mach R.). 

%) Mounye&s: op. cit., p- 375. 

>), Mahn DIE pP. 397. 

6) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 223. 

7)Ib., pP. 261, und 298 

8) HGLV, cl. 805. 

°) Gall. christ. VI, instr. el. 27 und Mahul II, p. 486. 
10) Mahul III, p. 486. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 301 


und 1195 machen diese der Abtei Fontfreda eine Reihe von Schen- 
kungen bei Villerouge'). 1343 heißt es in einer Urkunde „Villa- 
rubea in Terminesio“?). Diese Zugehörigkeit zur viguerie Termenes 
bestätigt auch die Diözesanliste von Narbonne, in der Villerouge bei der 
obengenannten viguerie aufgeführt wird®). Heute ist es ein Ort von 
rund 250 Einwohnern und liegt an der Bahn nach Mouthoumet, sein 
Verkehr verteilt sich zwischen Narbonne, Lezignan und Carcassonne. 


Rekapitulation der in Teil II gewonnenen Resultate. 


S 69. Auf Grund vorstehender Erörterungen scheinen sich mir 
folgende Punkte für die Erklärung der Entstehung und Entwicklung 
der katalanisch-languedokischen Sprachgrenze (das Audetal aus- 
genommen) zu ergeben. 

1. Die Ansiedelung der Hispani an der Sprachgrenze läßt sich 
nicht hinreichend beweisen und kann daher auch nicht zu ihrer Er- 
klärung herangezogen werden. 

2. Die topographischen Verhältnisse sind der Entstehung einer 
Sprachgrenze an den Corbieres günstig, reichen aber allein nicht 
aus, um eine genügende Erklärung derselben zu geben. 

3. Historische Gründe sind es, die in Verbindung mit der Topo- 
graphie der Gegend die Sprachgrenze erzeugten, da sie den Verkehr 
zwischen den Gegenden nördlich und südlich der Sprachgrenze erheb- 
lich einschränkten. 

4. Das erste historische Faktum, das in Betracht kommt, ist 
die Tatsache, daß Roussillon durch eine vorkeltische Bevölkerung 
bewohnt wurde, die auch nach Eindringen der Kelten in diese Gegenden 
sich behauptete, und deren Stammesgrenze — an einem Punkte jeden- 
falls genau (Salses) — sich mit der heutigen Sprachgrenze deckt. 
Die Selbständigkeit dieses in Roussillon sitzenden Stammes den nörd- 
lichen gegenüber findet in der Römerzeit dadurch ihren Ausdruck, 
daß sein Gebiet von der colonia Narbo Martius abgetrennt und zu 
einer eigenen colonia gemacht wird. 

5. Aus der so entstandenen, dann aber wieder untergegangenen 
colonia Ruscino entsteht im Laufe des 6. ‚Jahrhunderts ein eigenes 


) Cauvet: Fontfreda, p. 395 (nach K.). 

?2) Bulletin de la commission archeologique de Narbonne I, p. 254. 

>) Mounye&s: Imventaire des archives communales de la wille de Nar- 
bonne usw. Annexes, Serie AA, p. 375. 


302 K. Salow 


Bistum. Die Nordgrenze dieses Bistums ist mit der Sprachgrenze 
von heute identisch, nur an einem Punkte zeigt sich ein Abweichen, 
Tautavel und Vingran gehörten einst zur Diözese Narbonne, 1359 
aber zu Elne. 

6. Die auf dem Gebiet dieses Bistums entstehenden Grafschaften 

fallen an ihrem Nordrand mit der Sprachgrenze zusammen. Eine 
Erinnerung der einstigen ethnologischen Verwandtschaft zwischen der 
Bevölkerung dieser Grafschaften und der der südpyrenäischen Gegen- 
den ist das starke Hinneigen dieser Gebiete zum Süden. 
7. Nur für zwei Orte reichen weder topographische noch auch 
die mir bekannten historischen Tatsachen aus, um deren Sprach- 
zustand restlos zu erklären, nämlich für Vingran und Perillos; in- 
sonderheit läßt sich auf Grund der vorhandenen Indizien nicht mehr 
feststellen, welches das ältere Element im dem jetzt in beiden Ort- 
schaften bestehenden katalanisch-languedokischen Gemisch ist. 

8. Was die katalanischen Lautungen betrifft, die sich heute 
im Fenouillet finden, so handelt es sich wahrscheinlich um jüngere, 
durch den Verkehr erzeugte Beeinflussung des Fenouillet durch das 
Katalanische und nicht etwa um eine Folge der einstigen Zugehörig- 
keit des Fenouillet zum katalanischen Verwaltungsgebiet, umsoweniger, 
als diese katalanischen Erscheinungen im Fenouillet vorwiegend auf 
dessen Grenzorte beschränkt bleiben. 


Literaturverzeichnis. 


I. Sprachlicher Teil. 


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') Diese Zeitschrift ist als RLR zitiert. 
>) Ist als Ktg.? zitiert. 
>») Ist als RDR zitiert. 


304 K. Salow 


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id., Prineipaux auteurs de lVantiquite ü consulter sur Uhistoire des Üeltes depuis 
les temps les plus anciens jusqu’au regne de Theodose I. Cours de litterature 
celtique. XII, Paris (1902). 


1) GG = G. Gröber: Grundriß der romanischen Philologie 1”. Strab- 
burg i. E. (1904—1906). 

2) Ist als TF zitiert. 

>) Nach Anglade: RLR XL (1897), p. 148 ist das Werk mit Vorsicht zu 
benutzen, da der Verfasser vielfach die Schreibung der Urkunden willkürlich ge- 
ändert hat. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 305 


D’Arbois de Jubainville, Les noms de lieu gaulois en France dams le 
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jusqu’au commencement du XIV* sieele. 2. vol. Paris. 1896. (Mit Karten und 
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306 


K. Salow 


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1d.. 
D. Vaissette et de Vic, Histoire generale de Languedoc!). I.—V. ed. Privat. 


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Recherches sur les Iberes du Roussillon. ibid. p. 485—508. 


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Vidal, Guide historique et pittoresque dans le depart. des Pyrenees Orientales. 


Perpignan. 2”® ed. 1899. (3. Auflage in Vorbereitung.) 


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Williams, Die französischen Ortsnamen keltischer Abkunft. Diss. Straßburg. 1891. 
Sabarthes, Dicetionnaire topographique du depart. de "Aude. Im Druck. 


Durch die große Liebenswürdigkeit des Herrn Verfassers habe ich vom 
Diectionnaire selbst die 3. Druckbogen erhalten; von der umfangreichen histo- 
rischen Einleitung war leider noch keiner fertiggestellt. Außer diesen von 
mir durchgesehenen Werken stehen mir noch von seiten des Herrn Dr. Krüger, 
der den westlichen Teil des katalanisch-languedokischen Grenzgebietes bear- 
beitet hat, eine nicht unbedeutende Anzahl von Notizen zur Verfügung. Der- 
selbe sah zunächst Band VI—XII der Hist. gen. de Languedoc durch; die 
hieraus mir mitgeteilten Stellen habe ich verglichen, leider war mir dies bei 
den andern Werken nicht möglich, und sind so eine ganze Reihe von un- 
genauen Zitaten nicht zu vermeiden gewesen, da in den von Herrn Dr. Krüger 
angefertigten Exzerpten die Seitenzahl häufig fehlte. Diese mir so freund- 
schaftlich mitgeteilten Notizen bezeichne ich mit K, um sie von den von 
mir gesammelten zu unterscheiden. Zur Erleichterung des Zitierens in der 
Darstellung führe ich hier die Werke an, aus denen Herr Dr. Krüger sem 
Material geschöpft hat. 


Alart, Cartulaire roussillonnais. Veröffentlicht nach dem Tode des Verfassers in 


id. 


1d. 


1d. 


id. 


id. 
id. 


1d. 


. 


der Semaine Sainte, vom 4. Mai 1884—17. Juli 1886. 

La voie romaine de l’ancien Roussillon. Bulletin de la societe agricole 
scientifique et litteraire des Pyr. Or. XII. p. 131—19. 

Geographie historique du Conjlent. Bulletin de la societe agricole, seienti- 
figue et litteraire des Pyr. Or. X, p. 67—112. 

Privileges et titres relatifs aux franchises, institutions et proprietes commu- 
nales de Roussillon et de Cerdagne, depuis le XI® siecle jusqu’a Van 1660. 
Perpignan 1874. 

Notices historiques sur les communes du Roussillon, premiere serie. Perp. 1868. 
Notices historiques sur les communes du Roussillon, seconde serie. Perp. 1878. 
Cartulaire roussillonnais. Copies et extraits de documents relatifs a Uhistoire 
politique et religieuse du Roussillon. 58 vol. ms. a la bibl. muniecip. de Perp. sans 
ordre alphabetique. 

Notes et documents historiques sur le departement des Pyr. Or. Perpignan. 
1867. 


V. Aragon, Les anciens chäteaux-forts des Corbieres roussillonnaises, frontiere du 


Languedoc. Montpellier. 1882. 


J. Calmette et P. Vidal, Le Roussillon. Les regions de France. Band VI. 


Paris. 1909. 


1) Zitiert als HGL. 


Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 307 


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sonne. 1880. 

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Narbonnaise. Revue d’histoire et d’archeologie du Roussillon. I, p. 36—43. 

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romaine de Narbonne a Gerona. Revue d’histoire et d’archeologie du Rouss. 
pl I6ft. 

id., Les premiers habitants du Roussillon. ib. 109 0, 25: Iepl., eh: 

Henry, Le Guide en Roussillon ou Itineraire du voyageur dans le dep. des Pyr. 
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d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55—66. 

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Rouss. I, p. 369—380, 

id., Eine historique et arch£ologique. Perpignan. 1887. 

id., Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger. 


Wichtig ist: P. Vidal et J. Oalmette: Bibliographie roussillonnaise. Bulletin 
de la societe agricole, seientifique et litteraire des Pyr. Or. XLVII (1906), 
p- 5558. 


Se 


Be: ee 
N 
l Ip AA ww 


Linguistische Karten 
des Languedokisch-Katalanischen 
Grenzgebietes 


von 


K. SALOW und F. KRÜGER. 


Linguistische Karten 
des Languedokisch-Katalanischen Grenzgebietes 


von 


K. Salow und F. Krüger. 


| Die folgenden Karten sind ausgewählte Illustrationen zu den 
von K. Salow, Sprachgeographische Untersuchungen über den östlichen 
Teil des Languedokisch-Katalanischen Grenzgebietes und F. Krüger, 
Sprachgeographische Untersuchungen in Languedoc und Roussillon 
MDR III), 134-183, 287338; IV (1912), 1—15; V (1913), 18. 
behandelten Abschnitten aus der Laut-, Formen- und Wortlehre des 
katalanisch-languedokischen Grenzgebietes. Die Karten sind nach 
den handschriftlichen Atlanten (umfassend ea. 500 Worte und 160 Ort- 
schaften) der beiden Verfasser gefertigt. 
Diese setzen sich zusammen aus: 
1. einer synthetischen Hauptkarte, 
2. Karten zur Laut- und Formenlehre, auf denen dargestellt ist: 
aa ged. Pal., 
b) auslautend A, 
c) Dentalisierung von [l], 
d) n’s, 
e) die Imperfektendung -:a, 
f) erste und zweite Pers. Plur. von Verben der ersten lat. 


Konjugation, 
3. einer Reihe von wortgeographischen Spezialkarten, darstellend: 
a) boite d’allumettes, i) grand’mere 
b) chauve-souris, k) grand-pere, 
ce) cheminee, l) grillon, 
d) couper, m) ils sont alles, 
e) denicher, n) s’asseoir, 
f) enfant, 0) tiede. 


g) garcons, 
h) gloire, 


Abkürzungen: ALF = Atlas linguistique de la France, 
K = Krüger, op. cit., 
S = Salow, op. cit., 
x = der Begriff existiert im bezeichneten 
Orte nicht. 

Gilt für mehrere Orte eine Form, so sind diese umkreist und 
die gemeinsame Form ist unterstrichen. Sonst ist jedem Orte die 
ihm eigentümliche Form beigegeben. Ist ein Ort nicht untersucht, 
so fehlt die Form. 

Trennungslinien machen vor Orten Halt, die nicht untersucht 
sind oder in denen Doppellautungen, -formen usw.. existieren. Das 
letztere ist jeweils in der Legende oder in den betr. Erläuterungen 
erwähnt. 


Da ET SEE 
E DEN 4 
Bale 


j | Legende zur synthetischen Hauptkarte. | 


Die synthetische Hauptkarte soll zeigen, wie in einer bedeutenden Reihe von Kriterien sich die Mundart von Languedoe von d n Roussillons 
in einem recht konstanten Bündel von Trennungslinien en Die eingetragenen Linien stellen die Grenze zwischen nördlicher Und südlicher 
Entwieklung dar. Die nördliche ist jeweils an erster, die südliche an zweiter Stelle genannt. Es wurde darauf verzichtet, die verwirrten Verhältnisse 
des Capeir graphisch zu veranschaulichen (ef. K. 8 6, Absatz 2). Rs trennt die auf der Karte mit 


a) bezeichnete Linie die Entwicklung von: 1. bet.e + ged. Pal. ne ‚N RR: une er > 98 K.S 19; 6. -VDR. N’R... Se 1.8 $ 64. K.$8 237, 240 
[-y (-vero] er N [-nd- 
2. -ARIU, -ARIA .. Dr a 8.8 123, K.$ %: ER Ei | \...8 $ 65, K. $936 
fe ), [- [-n- ] 
Da 1 BER, 1 r 
3. bet. 0 + Pal. 2 a a n 18. S16,K.$ 38; a a 18 s.$ 68, K. $152 
u | De \ el 
HE ren ce EIN... rn S 5D,.Kr S 206; NS U ned Mi et. $ 91. K. 89204 
ee... Il. 802 K. $ 134 ee jr I.,.s. SUAk. 903 
I) \ [m J1 
b) bezeichnete Linie die Entwicklung von: PN > | u > SS 18,cRrS Ai 
e)®) bezeichnete Linie die Entwicklung von: 1. U =......22... | s | | RR ee A (SR u ..S. 8 60, K. Sıo 
ul iu S.8$ 21, 30, K.$$ 38, 39, 81: lu 1 
ü 8 2 
2. see Nu \ 4. =&'°) Bee K. $ 154 
| -U | 
f 3] 
d) bezeichnete Linie die Entwicklung von: bet. -o + K... nn 2 82.8290, K.28297; 
eu \ 
= 1 I} { 
e) bezeichnete Linie die Entwicklung von: Sn 1 h BB. S. S 66, K. $ 135; 
ar) j 
3 4 De. / 
f) bezeichnete Linie die Art der Perfektbildung) synthetische (latein.) I erfektbildung | S. S 135. K. $ 970: 
| analytische Perfektbildung 
&) bezeichnete Linie die Wahl verschiedener Wörter für nachstehende Begriffe: \ 
a er J [pla N l daysa vous vous mariez en mgridats ] towjours nn 2. ) tyeun ] 
| [ben | [bal’a ] \[kozeu ] | [sempro ] 
ONBDBIEIL.N ee Be ON ec ] VARTTECUTE year medesi | 
abel s ond mesgs 
1 y ] 
TR ws J ee... . a = SORTE se enesaa swgsantg 
x 19 [Sisanta N 
ORLTBURD ee J [kytel ) el TRITT a } Iustal N RE RE J [sor | 
| Iganibet ], [rau] \(kaza |] | (zirmana |] | 
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Für die unter 1. genannten Begriffe wählt RB (Osten) das 1. Wort. für die unter 2. genannten das k. 


Schwankungen von Grenzorten: Das I. Wort wählen: 
y $ . Re Er : ; 
Das k. W ort wählen: B j Osten 17 für die Begriffe: figure, vois; 
Osten 2 für die Begriffe: jardinier, nouveau: Westen 44 für die Begriffe: beurre, jardinier; 
n ai Mn nn: dejeuner:; » 88 „ den Begriff: jardinier. 
” 22 , den Begriff: nouveau; . Das k. und Il. Wort kennen: 
Westen 43 für die Begriffe: bientöt, boucher, cordonnier, dejeuner, nourean. taillewr, voix u. a.: Osten 13 für den Begriff: jardinier; 
40, „ „  : beurre, boucher, cordonnier, dejeuner, nouveau, tailleur, voixw u. a.: „ 19 . die Begriffe: figure volae; 
= - A u ’ } 
Be „  : dejeuner, nowveau: Bl... , : cordonnier, voix 
er} era : bientöt, figur, ean: ee BR 
Y ” ” ‘ ‚ntot, Aqure, nouvean; M A x 
i f ’ Erläuterungen: 8.$ — 146 S$ 
ers Bar „2: nouveau, figure. » Ma, ES 
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) 42 (Westen) hat 1. und k. Lautung. ?) 16, 17 (Osten), 40, 42 (Westen) schwanken zwischen l. und k. Bildungsweise. °) Im östlichen Gebiete @renyt nördliche und 


südliche Entwicklung von -TI und -K’ Linie d (nieht Linie e) ab. 


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x er, % | ———— Politische Grenze zwischen den, Königreichen ‚Aragon und | m— N ppoüfiuontana | 
x r++ “ rankrelch (Roussilion, Conflent—Fenoulllet, Y De trade von Perplig- 
I a 9 B 1 LAN 2 tusös, Narbonnals) nach dem Vertrage von Cornell B- BIER ine: Faraullat, KOT, VEREINE N | 
E kai SURRRES Er EEE Sranza ZuIschen der viguerle von Termes un —____ Jüngere Anschlußstraßen nach Perpignan 


b) Geistliche Grenzen | 
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m Grenze zwischen den Bistümern Eine—Narbonne, Alet tdie M d) Ortsbezeichnung 
kirchlichen Verhältnisse bei den Orten Tautavel un aury Die modernen Orte ee 
Vingrau sind nicht ganz klar) | L/ebres Die heute überhaupt nicht mehr oder 
mm Grenze zwischen dem 1318 errichteten Bistum Alet u Tech höfe erhaltenen Ortschaften 
dem Erzbistum Narbonne ec Die Namen der Flüsse und Seen 


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rlauf von mem: nördlich des untersuchten Gebietes. 

il, [ei] einerseits und [ei], [e] andererseits sind in den einzelnen 
uf verzichtet, die wechselnde Häufigkeit des Vorkommens der 
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Geogr-.Lith. Anstalt v. J. Köhler, Hamburg, Zollenbrücke 3. 


trennt [aj] von [ei], [el, Beispiele: FACTU... 8. $11, K. $ 25; Anm. 1. Im Westen liegt der weitere Verlauf von ————m nördlich des untersuchten Gebietes. 
umschließt die Ortschaften, wo neben [aj] ein [ej] besteht, LACTE...S.$11, K.$ 25; Anm. 2. Die Schwankungen zwischen [hj], [ei] einerseits und [ej], [g] andererseits sind in den einzelnen 
trennt nördliches [gj] von südlichem [e), FRAXINU. S. $11,.K. $ 25. Orten verschieden. Es ist darauf verzichtet, die wechselnde Häufigkeit des Vorkommens der 


umschließt die Ortschaften, wo neben [ei] ein [e] besteht. Erläuterung: S. 811, K. $$ 25, 247. Lautungen graphisch auszudrücken. 


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Geogr-Lith Anstalt v. J.Köhler, Hamburg, Zollenbrücke 3. 


7 grenzt [l-] im Nordosten von [l’-] im Südosten ab. Im Westen ist die Trennungslinie von Beispiele: *ıesItu... 8.85 24, K.$ 57; 
Beispiel zu Beispiel verschieden. Es trennt z.B. LIXIVU..... 9.8 24, K.$S 59; 
°—-0—0—0— nördliches [l-] von südlichem [I’-| bei LINEU, LINEU....- K. 5 176; 

++++++ = =, E ». _n *LEGITU, CASTELLU ... 8. $101,K.$ 18; 

Deren n En ä ss LEID. MARTELLU... 8. $102, K.$ 18; 

ae umgibt die Hauptverbreitungszone yon -; VECLU...... Ss.$8 8,K. 8235; 
m... umschließt die Orte, wo [-1] vor [-/'] überwiegend auftritt, OCULOS..... 8. $102, K.$ 63; 
— trennt nördliches [-|s] von südlichem [-}'s], S. 8102, K. 8 249. 


: : ? . CABALLOS.... 
= ma ws umschließt die Orte, wo überwiegend [-]s], doch auch [-]’s] vereinzelt erscheint. Erläuterung: 8. $$ 96, 101, 192, R. 88 139, 143, 293, 249. 


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rung: 8. $ 111, K. $ 240. Ri; 
t 32 (im Osten) zeigt die Entwicklung des Südwestens (Cerdagne). 


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Geogr-.Lith Anstalt v. J.Köhler Hamburg, Zollenbrücke 3. 


——— trennt südwestliches! [-gs] von nördlichem und östlichem [-s) bei den unter a) A Bi ar 2 de Erläuterung: 8. $ 111, K. 5240. 
genannten. Beispielen, BONOS ...... . 8.815, K. $32; Anm! Ort 32 (im Osten) zeigt die Entwicklung des Südwestens (Cerdagne). 


*MULTONES ... 8. $18, K. $ 80; 


— — — trennt nördliches [-s] von südlichem [-ps) bei dem unter b) genannten Beispiel. 
b) DIE LUNAE+S S. $ 91, K. $ 39. 


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58 269; DEB-E(B)ATIS ... 8. $13%#, K. 8 274; 
SWR VEN-IB)JATIS.... 8. 823, K. $. 52; 
. 8 269; DEB-E(B)ANT....S. 8 39, K. $ 276. - 


. 8.267; 
167, 269, 274, 276. 
Ben) >yel 


| -IATIS [-igts] > [-yots] 


a [MM] >Ly]l 
-IATIS [-iets]) > [-its ] 
nee > Le] 
-IATIS [-iets] > [-its ] 
D.-A [-e]l >[Ly] 
-IATIS [-iets] > [-yets] 


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Geogr-.Lith. Anstalt v. J.Köhler, Hamburg, Zollenbrücke 3. 


Das Gebiet, in dem Akzentverschiebung vorkommt, ist umkreist und zwar betrifft eine Umränderung mit 


Anm. 1. 


Anm. 2. 


Anm. 3. 


 — 


} erste und dritte Pers. Singul. (-A) oder 


2) = =} zweite Pers. Singul., zweite und dritte Pers. Plur. (-AS, -AT’S, -AN) 
Es begrenzt 


—— } Gebiet, in dem -A als Velar vokal festgesetzt ist; 


— ——} Gebiet, in dem -A als Palatalvokal fortgesetzt ist. 


Ort 35—88 (im Westen) und 20, 21 (im Osten) haben die Akzentverschiebung nur bei je pouvais, 
nicht aber in der dritten Pers. Singul. Ist damit etwa ein Unterscheidungsmerkmal zwischen erster 
und dritter Pers. Singul. gegeben? 

Ort 97 (im Westen) hat [debyon], aber in der zweiten Pers. Plur. [-its] bez. [-is]. Liegt etwa 
eine Übertragung aus der dritten Pers. Singul. vor? 

Es kommt vor, daß ein Ort dieselbe Form mit und ohne Akzentverschiebung kennt. Es ist 
darauf verzichtet, dies graphisch zum Ausdruck zu bringen. 


Beispiele: POT-E(B)A ... 8. $131, K. 5 269; DEB-E(B)ATIS ... 8. $13#, K. $ 274; 
BIB-E(B)A ...8.8 39, K.$ 53; VEN-I(B)JATIS.... 8. 823, K. $ 52; 
HAB-E(B)A... S. $ 183, K. $ 269; DEB-E(B)ANT.... 8. 8 39, K. $ 276. - 
HAB-E(B)AS 


TEN-E(B)AS Is $ 132, K. 5 267; 


Erläuterung: S. $$ 131—134, K. $$ 267, 269, 274, 276. 

Haupttypen: A. a Lig] >L[ye] 

-JATIS [-igts] > [-yots] 

pa [gg] >Lye] 

-IATIS [-igts) > [-its ] 

c.-a [Fe] >Ly] 

-IATIS [-iets] > [its ] 

pD.-a [e] >Ly] 

-1aTıs [-iets] > [-yets] 


a 


utet regelmäßige Erhaltung von [-am) in den betreffenden 
a [-em] erscheint. 
= 26, K8 43; 
8 26, K. 8271; 
$ 9, 129, K. $ 306; 
BIT, KS 7; 
8 91, K. 8. 314. 
K. $$ 271, 272. 
‚echend) konnte im Osten nicht eingetragen werden, da das 
ıntersucht worden ist. 


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” b) ” 
n ” n 
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Die Linien grenzen den Typus [-am], [-ats] im Norden, |-am], [au] im Westen einerseits vom 
Typus [-em], [-eu] im Südosten andererseits ab und zwar stellt 


die Trennungslinie des Typus bei nous mangeons, 


„ nous allons, 

„ vous vous mariez, 
„ allez! 

„ fermez! dar. 


Umkreisung (die Farben wie oben den Beispielen enstprechend) im Norden, Westen bedeutet 


vereinzeltes Vorkommen des Typus [-em], [-ets) bezw. [-em], 
[-au] Gebiet. 


[-eu] im eigentlichen [-am], [-ats] bezw. [-am], 


Umkreisung und Schraffierung bedeutet regelmäßige Erhaltung von [-am] in den betreffenden 
Orten, während im ganzen Nachbargebiet schon [-gm] erscheint. 
Beispiele: nous mangeons....%8 26, K.$ 43; 


nous allons....... 8.8 26, K. $ 271; 
vous vous mariez .S.$ 92, 129, K. $ 306; 
Allebin can. Re; S. 8137, K.$ 72; 
TERMEL =. 2 on 8.8 91, K. $. 314. 


Erläuterung: S. 8$ 128, 129, 137, K. $$ 271, 272. 
Anm. Die grüne Linie (allez entsprechend) konnte im Osten nicht eingetragen werden, da das 
Beispiel nur in wenigen Orten dieser Gegend untersucht worden ist. 


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9: Beiheft 


zum 


Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten 


XXIX. 1911 


Mitteilungen 


aus der 


Stadtbibliothek 


in Hamburg 


Inhalt: 


Isak Collijn, Uppsala: Van dem nedderval der Veneddyer. Zwei nieder- 


deutsche in Lübeck und Hamburg gedruckte Ausgaben einer 
Maximilianischen Flugschrift aus dem ‚Jahre 1509. Mit fünf 


Blättern in Faksimile 


Hamburg 1913 


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Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem 


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9. Beiheft 


zum 


Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten 


XXIX. 1911 - 


Mitteilungen 


aus der 


Stadtbibliothek 


in Hamburg 


Inhalt: 


Isak Collijn, Uppsala: Van dem nedderval der Veneddyer. Zwei nieder- 
deutsche in Lübeck und Hamburg gedruckte Ausgaben einer 
Maximilianischen Flueschrift aus dem Jahre 1509. Mit fünf 


Blättern in Faksimile 


Hamburg 1913 


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Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem ‚uPLIGATE 


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SEP 27 1913 


Van dem nedderval der Veneddyer 


Zwei niederdeutsche in Lübeck und Hamburg gedruckte Ausgaben 


einer Maximilianischen Flugschrift aus dem Jahre 1509 


Von 


Isak Collijn, Uppsala 
b) 


Ein schlicht in Pergament gebundener Sammelband in kl.-quart, der 
mit der Schenkung des Magnus Gabriel De la Gardie 1686 auf die Universitäts- 
bibliothek Uppsala gekommen und dessen ältere Provenienz nicht ersicht- 
lich ist?), enthält an erster Stelle einen nur vier Blatt umfassenden Druck 
in niederdeutscher Sprache mit dem Titel: De copie vn vtichrift eyes bie ues 
va den nedd'valle der Dene dier pt vorluft Stede vrt lande. Der Brief, als 
dessen Kopie sich dieser kleine Druck darstellt, ist vom 28. Juni 1509 
datiert. Der Druck selber trägt weder Datum noch Namen des Druckers 
oder Druckortes, sein typographisches Material läßt aber erkennen, dab 
er aus Hans Borchards Druckerei in Hamburg hervorgegangen ist. 

Die Hamburger Stadtbibliothek besitzt eme Ausgabe derselben Schrift?) 
von gleichem Format und Umfang’ und ebenfalls ohne Nennung des Druck- 
jahres, Druckortes und Druckers, aber mit dem etwas abweichenden Titel: 
T De Eopie vrid vtichrift eynes baeues . van dem  nedderval der Deneddyer . 
shefanth vth die Fey | ferlyfen heer am eynen dudefchen Forften. Der Wort- 
laut der beiden Ausgaben stimmt, abgesehen von orthographischen und 
dialektischen Diskrepanzen. fast genau überein, typographisch betrachtet 
sind sie aber zwei vollkommen verschiedenartige Erzeugnisse. Das der 
Stadtbibliothek gehörige Exemplar ist nämlich kein Hamburger Druck, 
sondern stammt aus der Offizin des unbekannten Meisters in Lübeck, der 
als der Mohnkopfdrucker bezeichnet wird. Bei der hervorragenden Rolle, 
die Lübeck noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts im norddeutschen Buch- 
druck spielte, und bei der Aktualität des Inhaltes darf man ohne weiteres 
annehmen, daß die Lübecker Ausgabe (Z) die ältere und bald nach der 
Abfassung erschienen, die Borchardsche (#) dagegen nur ein Nachdruck 
ist. Bestätigt wird übrigens diese Annahme durch eine Reihe kleiner 
Abweichungen im Texte selber. Immerhin wird auch #4 wohl noch vor 
Schluß des Jahres 1509 eedruckt sein. 


!) Altes Signum W 204, jetziges 35”: 150. 
?) Signatur ID 1 66. 


4 Isak Colliin 


Ich teile hier zunächst eine bibliographische Beschreibung der beiden 
Ausgaben mit. 


Die Lübecker Ausgabe (/) 


Das Titelblatt ist mit einem Holzschnitt geschmückt, der einen Kaiser 
mit dem Schwert in der rechten Hand und dem Reichsapfel in der linken 
darstellt. Dieser Holzschnitt kommt zum erstenmal in der ältesten 1489 
durch den Lübecker Unbekannten gedruckten Ausgabe von Des Dodes 
Dantz'!) Bl. 5b vor und kehrt wieder in der zweiten Ausgabe von 1496, 
die aus derselben Offizin hervorgegangen ist”). 

Über dem Holzschnitte stehen ein diekes Lombarden-M und, in der 
Auszeichnungsschrift des unbekannten Druckers, die Worte: Romejcher 
feyfer. Das M bedeutet offenbar Maximilian. Unter dem Holzschnitte 
steht der Titel der Schrift, gedruckt mit der auch für den folgenden Inhalt 
verwendeten kleinen Schwabacher Texttype: 4] De Lopte vitd vtichzift eynes 
breues . van dem  inedderpal der Deneddyer . shejanth vth dmte Fey  jerlyfen 
heer an eynen dudejchen Koniten. 

Bl. 1b Anfang des Textes: (| Dat grote nedderval . afjlach der Deneddier. 
De ghe | usw. 

Ende Bl. 4 b, Zeile 27: vn ir. Den achtevitwyntigefte dach des mıiaentes 
Juni. , Soban van der muntbe vyuwer gnaden denre j 

Die hier angewandte Schwabacher Texttype erscheint in den Drucken 
des Unbekannten von 1496 ab, so in der bereits erwähnten zweiten Aus- 
gabe von Des Dodes Dantz. im Speygel des Laien, m Sunte 
Birgitten Openbaringhe, die alle drei aus dem ‚Jahre 1496 stammen, u.a. 
Die Type ist eigentlich identisch mit Steffen Arndes’ Type 5, die ihre 
erste Anwendung in seiner prachtvollen niederdeutschen Bibelausgabe von 
1494 sefunden. Wie H.O. Lange”) dargetan hat, kommt diese 'T’ype, 
obwohl mit einigen kleinen Modifikationen, auch in einer anonymen Hamı- 
burger Druckerei um 1502 herum vor, und es wäre ja sehr interessant, 
zwei gleichzeitige, von zwei konkurrierenden Hamburger Druckereien her- 


gestellte Ausgaben eines und desselben Büchleins nachweisen zu können; 


die Charakteristika, welche die Hamburger 'vpe kennzeichnen, finden sich 
jedoch in Z nicht, und es ist daher von vornherein ausgeschlossen, daß 
I, etwas mit Langes anonymer Hamburger Druckerei zu tun hat. Unter- 
suchen wir die Type von Z näher, so finden wir im Anfang von Bl. Ib 

') Herausg. von M. FRIEDLÄNDER in Veröffentlichungen der Graphischen Gesell- 
schaft zu Berlin, XII, 1910. 

>) Derselbe Stock ist auch viel später benutzt worden, nämlich auf Bl. Ca der 
dänischen Ausgabe des Todestanzes, gedruckt i. J. 1536 in Kopenhagen von Hans Vingaard. 

>) Eine anonyme Hamburger Druckerei von 1502. Im 7. Beiheft zum Jahrb. der Hamb. 
Wissenschaftl. Anstalten, XXV, 1907 (Hamburg 1909). 


Er, k R i f 
Eu u u u nn En BE u u EA EU ET EEE en nn 


Van dem nedderval der Veneddyer 5) 


viermal ein versales K von eigentümlicher Form eingesprengt!), das nicht 
zu dieser Type gehört, sondern zu einer anderen. die, obwohl seltener, 
ebenfalls, in den Drucken des Unbekannten vorkommt?), so z. B. in dem 
Boek van der nauolehinge Jhesu eristi (1496); der Text dieses 
Buches ist im allgemeinen mit unserer Schwabacher Type gedruckt und auch 
hier findet sich vereinzelt das genannte K. 

Von dem typographischen Material im übrigen sind zu erwähnen 
das zur Texttype gehörende Rubrikzeichen sowie zwei Initialien, Bl. 1b 
ein D (23x 23 mm) und Bl. 2a ein größeres I (47 >< 40 mm), beides weiße 
Zierinitialen auf schwarzem Grunde. Das I habe ich auch im Boek van 
der nauolehinge (1496) gefunden. Die Zeilenzahbl auf der Seite 
beträgt 39. 

Die Hamburger Ausgabe (4) 

Der Titel, gedruckt mit einer Missaltype, ist auf drei Zeilen verteilt: 
De copie vit vtichrift eynes brey  ues va dent nedd’valle der Dene dier pi 
vorluft Stede vn lande. 

Darunter ein Holzschnitt (85 x 65 mm), der drei Personen darstellt, 

der Mitte den Kaiser (Maximilian I.) mit Zepter und Reichsapfel, rechts 
von ihm den Papst mit dem Kreuzstab (‚Julius Il.) und links einen König 
(Ludwig XII. von Frankreich). Unmittelbar unter diesem Holzschnitt 
beginnt der Text: (|. De grote nedderval vir - afllach der Uenedigher De | usw. 

Ende Bl. 4b, Zeile 21: twintigeften dach des mantes unit. | Johan 
‚van der munte  iuwer gnade dener. 

In meinem Aufsatze Neue Beiträge zur Geschichte des 
ältesten Buchdrucks in Hamburg?) konnte ich zu den zwei längst 
bekannten Hamburger Inkunabeln reltere drei hinzufügen. die zwar nur 
in kleineren Fragmenten zu meiner Kenntnis gekommen waren, sich aber 
trotzdem alle als aus der um 1490--1492 unter der Leitung der Brüder 
Johannes (Hans) und Thomas Borchard tätigen ersten Hamburger Presse 
hervorgegangen erweisen ließen. In jene Untersuchung bezog ich auch 
die beiden kleinen niederdeutschen Bücher: De veer vtersten und 
Hystorie van veer koepluden‘) ein, die Ende 1510 in Hamburg von 
Hans Borchard allein gedruckt sind. _ Zu diesen beiden Drucken nun 
stimmt, was die typographische Ausstattung anlangt, 7 bis ins kleinste. 


If 


' Im übrigen behilft sich der Druck mit dem Minuskel-k; nur Bl. 4b, Zeile 5 
verwendet er statt dessen Majuskel-R in Reyjer (= Keyfer). 

?) Diese T'ype wird von Haebler, der ja nach Seelmann und Proctor den Unbekannten 
mit Matthaeus Brandis identifiziert, als dessen Type 5 bezeichnet. Die Schwabacher Text- 
type nennt er Type 5. 

>) Im 7. Beiheft zum Jahrb. der Hamb. Wissenschaftl. Austalten, XXV, 1907 
(Hamburg 1909). 

') Nur 16 Seiten, wie a. a. 0. 8. 12 gesagt ist, hat das Exemplar «er Hamburger 
Stadtbibliothek, diesem fehlt aber das innerste Blattpaar des Bogens A. 


6) Isak Colliin 


Die drei Zeilen der Überschrift auf dem Titelblatt sind mit einer 
Missaltype gesetzt, die sich auch in den beiden eben erwähnten Borchard- 
Drucken findet, und die ich zuvor mit des Lübecker Meisters Matthaeus 
Brandis größerer Missaltype (Haeblers Type 4) identifiziert habe. In der 
zweiten Zeile taucht außerdem in dem Worte Denedier ein Majuskel-V auf, 
das nicht zu dieser Type, sondern zur Type 2 der Gebrüder Borchard, 
der Donatus-Type von 1491, gehört, die zusammen mit der Texttype des 
Mariale die beiden ältesten Typen dieser Presse darstellt. Das gleiche 
Verhältnis fanden wir sowohl in De veer vtersten als in Veer koep- 
luden; auch dort ist eine und die andere Majuskel von Type 2 in die 
gewöhnliche Auszeichnungsschrift eingesprengt. 

Der Text von 4 ist mit der Type 5 der Gebrüder Borchard gedruckt, 
die zum erstenmal in der niederdeutschen Praktika für das Jahr 1492!) 
belegt werden konnte, und die danach im wesentlichen unverändert in den 
beiden Büchern vom Jahre 1510 wiederkehrte. Die Type zeiet in 4 das- 
selbe Aussehen wie in diesen, dasselbe 20-Zeilenmaß, dieselben Rubrik- 
zeichen und Lombarden, die beiden Formen des Minuskel-h nebeneinander 
usw. Die Zeilenzahl in 47 ist 33 wie in Z. 


Um zu verstehen, welcher Platz der kleinen, durch unsere beiden 
niederdeutschen Ausgaben repräsentierten Schrift, die bisher noch kein 
Bibliograph erwälmt hat. in der Literatur zukommt, ist es notwendig, 
zunächst einen Blick auf die geschichtlichen und politischen Ereignisse 
zu werfen, an die sie anknüpft?). 

Als Julius II. am 1. November 1503 den päpstlichen Stuhl bestieg, 
herrschten äußerst wirre Verhältnisse innerhalb des Kirchenstaats. Man 
kann fast sagen, daß dieser nur dem Namen nach existierte. Die nächst- 
vorhergegangenen Päpste hatten, jeder in seiner Art — Alexander VI. durch 
sein ausschweifendes Leben und seinen Nepotismus, Pius III. durch seine 
Milde und Schwäche — dazu beigetragen. die Machtstellung des Papsttums 
zu untergraben. Es bedurfte der ganzen Kraft eines Mannes wie des 
Rovere-Papstes, um seine weltlichen Besitzungen zu retten. Im Süden von 
Italien tobte der Krieg zwischen Spanien und Frankreich, im Norden 
arbeiteten die Venezianer rücksichtslos darauf hin, ihre Macht und ihr 
territoriales Gebiet auf Kosten des Kirchenstaats zu erweitern. So hatten 
sie sich kurz vor Julius’ II. Krönung der beiden wichtigen Städte Faenza 


‘) Herr Dir. Haehler hat mich daranf aufmerksan: gemacht, daß nach den Mond- 
phasen diese Praktik nicht für das Jahr 1493, wie ich a. a. O. angenommen habe, bestimmt 
ist, sondern für 1492. 

2?) Die nachfolgende Darstellung gründet sich der Hauptsache nach auf folgende 
Arbeiten: L. PASTOR, Geschichte der Päpste, Bd3 (1505). H. ULMANN, Kaiser Maximilian I., 
Bd 2 (1891). P. DARU, Histoire de la republique de Venise, T. 3 (1321). 


Van dem nedderval der Veneddyer 


_ 


und Rimini in der Romagna bemächtigt. Das Trachten der stolzen Lagunen- 
stadt nach Gebietserweiterung war sprichwörtlich geworden, und es gab 
kaum einen Staat, der nicht Land von der Republik zurückzufordern hatte. 
Regierung und Gesandte Venedigs traten denn auch im Vertrauen auf 
ihre Macht mit großem Übermut dem Papste gegenüber auf und wiesen 
seine rechtmäßigen Forderungen betreffs Rückgabe der Besitzungen des 
Kirchenstaats in der Romagna trotzig ab. Kein Wunder da, daß Julius II., 
der die Wiederaufrichtung der Herrschaft der Kirche in dieser Provinz 
auf sein politisches Programm gesetzt hatte. sich nach Bundesgenossen 
umsah, um seine Pläne durchzuführen und den Übermut Venedigs zu 
brechen. In Blois wurde am 22. September 1504 zwischen dem Papst und 
Ludwig XII. von Frankreich ein Vertrag geschlossen, der aber ohne Folgen 
blieb. Einige Jahre später ging ‚Julius II. ein Bündnis mit Maximilian 
ein, der am selben Tage, dem 4. Februar 1508, wo er sich in Trient zum 
römischen Kaiser ausrufen ließ, einen Anfallskrieg gegen Venedig begann. 
Dieser endete jedoch mit der vollständigen Niederlage der Kaiserlichen 
und dem Triumph der Venezianer auf der ganzen Linie; sie drangen in 
Friaul und Istrien ein und eroberten Triest und Fiume; am 6. Juni sah 
sich der Kaiser gezwungen, einen dreijährigen Waffenstillstand mit der 
Republik zu schließen, die im ungestörten Besitz ihrer Eroberungen blieb. 
Während dieses Krieges hatten die Venezianer die Hilfe Frankreichs 
genossen, bei der Abrechnung mit dem Kaiser aber waren sie so unklug, 
ihren französischen Verbündeten beiseite zu schieben. Die Folge hiervon war 
ein vollständiger Umschlag in Frankreichs italienischer Politik. der zunächst 
zur Bildung der bekannten Liga von Cambrai am 10. Dezember 1503 führte. 

Diese berüchtiete Koalition. über deren Berechtigung das Urteil der 
Geschichte verschieden ausgefallen ist, wurde zwischen dem Kaiser, den 
Königen von Frankreich und Aragon und dem Papste geschlossen, welch 
letzterer jedoch so lange wie möglich mit seinem offenen Eintritt in die 
Liga zögerte. Auch England, Ungarn, Savoyen, Mantua und Ferrara 
sollten aufgefordert werden, in den Bund einzutreten, dessen Ziel es war, 
Venedig: die unrechtmäßig eroberten Gebiete abzunehmen. Von den Auf- 
geforderten leisteten später der Herzog von Ferrara und der Markgraf 
von Mantua Folge, und endlich, am 23. März 1509, entschloß sich auch 
Julius II., seinen Eintritt in die Liga bekannt zu machen, nachdem er 
vorher auf alle erdenkliche Weise versucht, die Republik zur Unterwerfung 
zu bringen, sogar ihren Gesandten Badoer von dem Bestehen der Liga 
in Kenntnis gesetzt hatte. Daß ‚Julius II. so lange Bedenken trug, dieses 
letzte Mittel gegen Venedigs Trotz zu ergreifen, beruhte auf seiner Furcht, 
Frankreichs Macht innerhall der Grenzen Italiens zu groß werden zu lassen. 

Bei der Bildung der Liga war man dahin übereingekommen, die 
künftige Beute in folgender Weise zu verteilen; der Papst sollte die 


Sg Isak Colin 


romagnolischen Städte, die Venedig dem Kirchenstaate entrissen hatte, 
erhalten, der König von Aragon die eroberten apulischen Hafenstädte, 
Ludwig XII. die früheren milanesischen Städte Brescia, Bergamo, Crema, 
Cremona u. a., der Kaiser alle die Besitzungen, die die Republik der habs- 
burgischen Monarchie während des letzten Krieges abgenommen hatte, und 
außerdem die Städte Roveredo, Verona, Padua, Vicenza, Treviso, Friaul u.a. 
Die Franzosen sollten bis zum 1. April den Krieg begonnen haben, 
Maximilian, der durch den mit Venedig geschlossenen Waffenstillstand 
gewissermaßen gebunden war, 40 Tage danach, damit der Papst inzwischen 
Zeit erhielte, des Kaisers Hilfe in dessen Eigenschaft als Schutzherr der 
Kirche anzurufen. 

Am 4. April erboten sich die Venezianer, die Städte Faenza und 
Rimini an den Papst zurückzugeben; nun war es aber bereits zu spät, 
denn ‚Julius II. hatte schon einige Tage vorher seinen Anschluß an die 
Liga bekannt gegeben, und am 27. April sprach er Bann und Interdikt 
über die stolze Lagunenstadt aus. 

Dem Übereinkommen gemäß hatten die Franzosen auf eigene Hand 
den Krieg begonnen. In gewohnter Siegesgewißheit gingen die Venezianer 
an die Verteidigung ihrer Stadt und ihrer Besitzungen mit einem wohl- 
ausgerüsteten Heere von 50 000 Mann, das jedoch zumeist aus Söldnern 
bestand. Auf der Ebene von Agnadello bei Vailate kam es am 14. Mai 
zu einem entscheidenden Kampfe zwischen den venezianischen Truppen 
unter Anführung des Grafen Pitigliano und den Franzosen, der mit einer 
vollständigen Niederlage für die Republik endete. Die venezianischen 
Söldner wurden nach verschiedenen Richtungen hin zersprengt, während 
die Franzosen ihren Sieg verfolgten und die Päpstlichen unter dem Herzog 
von Urbino in die Romagna einrückten. Alles Land bis Verona und auch 
diese starke Festung fiel in die Hände der Verbündeten. 

Bei der Nachricht von der Niederlage bei Agnadello beeilte sich die 
venezianische Regierung, zu versuchen, durch Friedensangebote die Liga 
zu sprengen; so lieferte sie dem päpstlichen Legaten Alidosi die Städte 
Ravenna, Cervia, Rimini, Faenza aus und gab Ferdinand dem Katholischen 
die apulischen Hafenstädte zurück. Die übrigen Städte, die bis dahin unter 
der Botmäßigkeit des Markuslöwen gestanden hatten, wurden freigegeben 
und erhielten das Recht, selber sich ihren künftigen Herrn zu wählen. 

Bisher hatte der Kaiser sich von dem Kriegsschauplatze ferngehalten, 
was in den Schwierigkeiten seinen Grund hatte, die ihm bei seinen Ver- 
suchen, hinreichende Streitkräfte zusammenzuziehen, entgegentraten. Dank 
der Loyalität Ludwigs XII.. der unverbrüchlich an dem in Cambrai 
geschlossenen Vertrage festlhielt, ergaben sich jedoch gewisse Städte dem 
Kaiser schon nach der Schlacht bei Agnadello, bevor eigentlich noch von 
einem kaiserlichen Heere die Rede sein konnte. So ergab sich Verona 


Van dem nedderval der Veneddyer 9) 


dem kaiserlichen Gesandten Andreas de Burgo im französischen. Lager, 
Vicenza und Padua hißten von selbst Maximilians Farben. Die Städte 
in Friaul und am Karst, die vor kaum einem Jahre an Venedig verloren 
gegangen waren, kehrten freiwillig unter die alte Herrschaft zurück. 

Anfang Juni setzte sich eine Handvoll kaiserlicher Truppen unter 
dem Befehl Georg von Lichtensteins von der Etsch aus in Bewerung, 
wobei Roveredo dem Beispiel folgte, das kurz vorher von Riva und einigen 
anderen Orten nördlich vom Gardasee gegeben worden war, und sich den 
Kaiserlichen unterwarf. Erst jetzt konnte eine kleine Besatzung in die 
wiedergewonnenen Städte gelegt werden. Mitte Juni schlug Maximilian 
sein Hoflager in Trient auf; aus einer geplanten Zusammenkunft mit dem 
französischen König in Riva wurde indessen nichts, weil der Kaiser zu 
früh aus Riva aufbrach und sich am 20. Juni über Arco wieder zurück nach 
Trient begab. 

Da der Brief, der in unserer Flugschrift wiedergegeben wird, vom 
28. Juni datiert ist, können es nur Ereignisse bis zu Maximilians Auf- 
enthalt in Trient und während desselben sein, über die sie berichtet. Ich 
darf mich daher begnügen, die späteren Ereignisse in aller Kürze abzutun. 
Anfang Juli brach der Kaiser mit einem Heere, das der Angabe von 
Augenzeugen nach bis dahin nur aus ungefähr 4000 Mann Fußvolk und 
600 Reitern bestanden hatte, von Valsugana auf; Feltre und Belluno 
öffneten ihm ihre Tore. Mitte des Monats war er bis nach Marostica 
vorgedrungen und wurde er in Vicenza erwartet. Da trat ein Ereignis 
ein, das dem Kriege eine andere Wendung gab: den Venezianern gelang 
es nämlich, durch Überrumpelung die wichtige und stark befestigte Stadt 
Padua einzunehmen, aus der sie nun für sich ein Bollwerk machten; von 
Udine aus legten sie über Treviso bis nach Padua hin eine starke Ver- 
teidigungslinie an. Maximilian beschloß, die Venezianer in Padua anzu- 
greifen, wo sie ihre Hauptmacht unter Pitigliano gesammelt hatten. Nach 
einer langwierigen Belagerung und mehreren erfolglosen Stürmen mußte er 
aber am 2. Oktober den Plan, Padua einzunehmen, aufgeben und abziehen. 
Venedig, das nach der Schlacht bei Agnadello alle seine Besitzungen ver- 
loren hatte, erholte. sich jetzt rasch; Vicenza fiel bald in seine Hände, 
und im Februar 1510 hob Julius II., der Venedigs Hilfe brauchte, um die 
Franzosen aus Italien zu vertreiben — nunmehr das nächste und eifrigst 
erstrebte Ziel der päpstlichen Politik —- den auf der Republik ruhenden 
Bann auf. Am 3. Juni 1512 wurde ein zehnmonatiger Waffenstillstand 
zwischen dem Kaiser und Venedig geschlossen. und hiermit war die Liga 
von Cambrai gesprengt. 

Selbstverständlich mußten diese politischen Begebenheiten, für die 
Venedig den Mittelpunkt bildete, in hohem Grade die Aufmerksamkeit der 
Zeitgenossen auf sich ziehen mußte die Bekriegung einer einzigen Stadt 


10 Isak Colliin 


durch die beiden mächtiesten Fürsten Europas und den Papst mit ver- 
einten Kräften lebhaft, auch im Druck, kommentiert werden. Trotz der 
Übermacht, gegen die Venedig zu kämpfen hatte, waren jedoch die 
Sympathien keineswegs auf seiner Seite, und die meisten der Flugschriften 
und Einblattdrucke aus jener Zeit, in denen die Kriegsereignisse geschildert 
werden, sind gegen Venedig gerichtet. 

Die deutschen Flugschriften dieser Art sind recht zahlreich. Die 
päpstliche Bannbulle gegen Venedig vom 27. April 1509 wurde sowohl in 
München als in Mainz und Leipzig gedruckt'). Verschiedene politische 
Lieder und Schmähgedichte gegen die Lagunenstadt sind noch erhalten, 
so als Einblattdruck Ain gediht von vongehorfame der Denediger, 
das einen gewissen Hans Schneider zum Autor hat”): Pamphilus Gengenbach 
soll verfaßt haben: Ein news hübfch Iyed von dem Frieg zwiichen 
de Bapft, Keyfer, Künig von Srandreih, Dnd den Denedigern, 
vn de Benbenoumwers Don?) „Inf fchilers thon“ ist Ein neüwes 
lied vo der fhlaht vnd den Denedigern geschrieben '). 

Zu diesen Flugschriften können auch einige Ausgaben einer Denediger 
Ehronica gerechnet werden, die Nicolaus Mengin von Nanzey aus dem 
Französischen ins Deutsche übersetzt hat?). Berichte von dem großen 
Verluste Venedigs an Städten und Landgebiet nach der Schlacht bei 
Agnadello und dem darauffolgenden Eingreifen des Kaisers liegen in 
einem auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin bewahrten kleinen Drucke®) 
vor, der von allen hier erwähnten Schriften unserer niederdeutschen am 
nächsten stehen dürfte. Da ich dank dem freundlichen Entgegenkommen 
der Kel. Bibliothek in der Lage gewesen bin, diesen Druck‘) näher zu 
prüfen. teile ich hier eine Beschreibung desselben mit. 


Tit.: DAs büchlin jaget von 8 |, Demediger Frieg vnd vo trem verluft 
viler | Stett Claufen pt Schlöffer die fte all in irem ge- walt haben 
sehabt / wolche nun zumol hat gewun nen vd ingenome die 
Keiferliche maiejtat Mari miltanus / das da die vecht lauter warheit 
it. Item von einer alte frawe Madunna Denejta genant. 

Hierunter zwei Holzschnitte, kämpfende Leute darstellend. 

Bl. 1b: Do der Denediger Frieg [D/Em nach vnnd in | vergangenen tage 
etlih glaub- | hafftige fchriffte außgange . in de- | ne vnfer heiligfter 
vatter 8’ Bap te thut ermanen vnd warne die  Denediger / 

) 'E. WELLER, Repertorium typographicum (1864) Nr. 450, 524; Suppl. (1574) Nr. 48. 
2) WELLER Nr. 491—494. 

3) WELLER Nr. 500. 

') WELLER Nr. 499. 

5) WELLER Nr. 51l4—516. 

6) WELLER Nr. 479. 

’) Signatur: Flugschrift 1509: 2. 


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Van dem nedderval der Veneddyer 181 


Bl. 4a, sien. iiij, Z.22: Ein nümwes gedicht von einer alte franden 
fterben- den frauwen / WMadunna Denefia genant. 


Bl.5a, Z.9: Ein altes gediht von einer |, Dralten jundfrawen genant 
Denefia wie man ir einen man gibt vnd vermabhlet. 


Bl. 6a, Z.27: Alfo thut Johann Fur jehen 
MWils gott noch in Furtzen tagen 
Mil Johann Kurk noch mer fagen. 
Bl. 6b leer. 


In dem einzigen bekannten Exemplare von Veer koepluden auf 
der Hamburger Stadtbibliothek steht unterhalb des Kolophons ein hand- 
schriftliches Bücherverzeichnis, das im 7. Beiheft zum Jahrbuch der Ham- 
burgischen Wissenschaftlichen Anstaiten, XXV, 1907 (Hamburg 1909), S.12 
abgedruckt und ebenda Tafel 9 faksimiliert ist. Mit Nr. 5 dieses Verzeich- 
nisses „Item van der venedier kriesh“ ist offenbar das soeben beschriebene 
Büchlein oder eine niederdeutsche Ausgabe desselben gemeint. 

Kaum dürfte damals ein anderer Fürst in solchem Umfange sich der 
Buchdruckerkunst zur Erreichung seiner politischen Ziele und Absichten 
bedient haben wie Kaiser Maximilian I. Im allen Landen, Uurch die er 
zog, ließ er seine Proklamationen und die Verträge, die er schloß, drucken: 
zahllos sind die rein politischen Schriften größeren oder kleineren Umfangs, 
sehr oft nur Einblattdrucke, in denen seine Handlungsweise verteidigt oder 
seine politischen Mißerfolge in günstigerem Lichte dargestellt werden. 

Auch in unserem niederdeutschen Briefe tritt deutlich die Tendenz 
zutage, durch Hervorhebung seiner wirklichen oder nur scheinbaren Eıfolge 
im Kampfe gegen Venedig die öffentliche Meinung in Deutschland zu 
seinen Gunsten zu beeinflussen. 

Aus der oben gebotenen Übersicht über die politischen Begebenheiten 
in Italien während des Jahres 1509 «eht ja mit großer Deutlichkeit hervor, 
welch geringen, fast untätigen Anteil an den Ereignissen in der Zeit 
kurz vor der Absendung unseres Briefes der Kaiser selbst genommen hat: 
am 28. Juni dürfte er sich noch in seinem Lager in Trient befunden haben. 

Der Bıief ist an einen deutschen Fürsten, bezeichnet .N., von einer 
Person namens Johan van der Munthe in dem Feyferlyfen heere vor 
ihonen jtath Teruyß, d. h. Treviso, gerichtet, und zwar als Antwort auf 
ein Schreiben jenes anonymen Fürsten, datiert vom 5. Juni und eingetroffen 
am 22. desselben Monats. Der sonst nicht bekannte Briefschreiber scheint 
derjenigen Abteilung des kaiserlichen Heeres angehört zu haben, die unter 
dem Befelile Georg von Lichtensteins Anfang Juni Roverytz (Koveredo) 
eingenommen hatte. In der Einleitung des Briefes wird als Zweck des 
Krieges fromm angedeutet, daß der Papst und der Kaiser jcholen alfo 


12 Isak Colliin 


den bogen toten neger fomıe . . . mıyt welfören törfen de Denedyer vaken 
dıauwede je in thohalen. So wenig dies‘ der Wahrheit entspricht, so 
übertrieben ist ohne Zweifel die Schilderung der Größe des kaiserlichen 
Heeres; nach Angaben von Augenzeugen hat es zu jener Zeit, wie oben 
erwähnt, höchstens 5000 Mann betragen. Also wenn der Briefschreiber 
davon spricht, daß seine kaiserliche Majestät toch vth to velde . .. . mıyt 
groter macht. mıyt jo manyshen jtolten miane. SForften. Beren Fnaben- 
vit of fo vele dat ik yuwen anaden den tal vp veer efte vyff dufent 
na nicht en fa fchiyue, so erinnert dies mehr an den Stil der alten 
Heldenlieder als an einen nüchternen Kriegsbericht. Interessant ist unstreitig 
die Angabe, dab der Graf von Tirol 6000 Mann zu Fuß und zu Pferde 
dem Kaiser zur Verfügung gestellt habe. Tirol, das während des letzten 
venezianischen Krieges am meisten gelitten, hatte jede Bitte des Kaisers 
um Truppen, außer zur Verteidigung des eigenen Landes, abgewiesen. 
Maximilian hatte sich zwar mit der Ablehnung der Stände nicht begnügt, 
sondern die Tiroler auf die erste Juniwoche nach Sterzing berufen. ULMANN, 
dem ich dies entnehme, kann jedoch nicht sagen. „inwieweit sein Drängen 
nach Aufstellung eines Angriffsheeres Erfolg gehabt hat“. 

Die Angaben über die Verluste der Venezianer scheinen mit den 
wirklichen Tatsachen übereinzustimmen:; an den Papst verlieren sie die 
vier Städte Fauenß (Faenza). Cernia (Cervia), Rauenna und Rimmola 
(Rimini). Maximilian erhält außer Roveredo, wo Beute im Werte von 
über 60 000 Gulden gemacht wird, auch die Städte Fryols (Friaul), Gortze 
(Görz), Treeste (Triest) nebst umliegenden Gebieten sowie die Gegend auf 
der einen Seite des Gartbees (Gardasees) mit der Stadt Reyffe (Riva), 
ferner Vincenß (Vicenza), Verona, Padua, Thebyn (Duino) und schließ- 
lich Teruiß (Treviso) und Meystriß (Mestre). 

Der König von Frankreich erobert die Städte, Burgen und Land- 
schaften, die zu dem früheren Herzogtum Milano gehört haben, ferner die 
Städte Pellitze (Pelizzera), Szaloß (Salö). Cremona, 'Iremyß (Tremezza), 
Maior Calyßel (Casalmaggiore), Bargamon (Bergamo), Martellieno (Martel- 
lago), Crema, Bressa (Brescia), Pyssera (Peschiera). 

Der König von Aragon nimmt vier Städte in Apulien und der Grob 
meister von Rhodus das Königreich Uypern. 
| Da der Inhalt demnach so wenig wie seine typographischen Dar- 
stellungen eines geschichtlichen Interesses entbehrt. gebe ich hier den 
sanzen Hamburger Druck!) und die erste und letzte Seite des Lübecker 
Druckes in Faksimile wieder. Die über das Lautlich-Orthographische hinaus- 
gehenden Verschiedenheiten beider Drucke innerhalb des Textes selber sind 
die folgenden: N 


') Der infolge einer alten Beschädigung des Uppsalaer Exemplares unleserlichen 
Stelle der ersten Seite entspricht in dem Lübecker Drucke ‚Bl. 1b 4) doxch godes 


la 4 
149 
1a 14 
1a 15 
lb5 
1b4—) 
Ib S 
lb 9 
Ib 13 
Ib 20 
1b 20 
lb 25 
Ib 33 
223 S—)9 
2a 13 
2a 17 
2a 18 
2ibal 
2b s 
2b 16 
2 18) 
2b 23 
a4 
3a 17 
3a 25 
Spa 
aibmL2 

3b 13—14 
3b 14 

3b 32 


\an dem nedderval der Veneddyer 


H 


De grote nedder val pn» 


ven 
Forften 

alduıs 

ver 

de | de 

dat ıf 

- Marimiltant - 
vn Slote (| 
fulnen dachlifes 
jeen 

dent jtryd 

alous 
tbo 
bet 
Fortes 
genometh 

if fulne 

made 

. Fnapeıt. 

vn mit 

aljo 

falpeter 
vorplichtet 
belden dilfe boach 
vele Iude 
vo en 
dar je of 
vp 

bet to 
lant/ | jchoppe. de 
all jchaimen Fan 
be 

van 

arot mechtich 

va 

Dat 


bozen 


vellichte 


va 

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na bt vus 
van 

jus 


Ib I 

1b 6 

1b 12—13 

1b 13 

lb 16 

1b 18 

1b 21 

lb 25 

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2:1 

DEN 

224 

2a 14 

2a 25 

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2b 2 

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2h=22 

3b 29 

3a 2 

a6 
1 


4bS 
4b 9—10 
4h 14 
4b 16 
4b 19 


1 


L 


Dat grote nedderval. 
on de 
beren vn 
alfus 
der hylaeıı 
de 

Sul: 
beren Marimiltanus 
. Slöte it. 
dachlifes fulnen 
juluen feen 

ane jtraff 

aljus. 

tobehozen 

wete 

nu Fortes 

benomet 

julue dyt 
ahewande 

fraben 

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jo 

ful falpeter 
vorplichtiget 

dejle bosch belde 
vele 

vn 

villicht dar je of 
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wete. 

latfchop dat 

al Fan | jchhme 
be by 

10 

grot 

to 


Forite 


jyn 

hir na va yw | dußiche 
dar na by 

vth 

alfus 


(Gedruckt bei Lüteke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckem. 


Decopie an utlegriftepucshar 
nesug nern nenüngatlener %Dcne 


bier ufuozluft rede ufi Landes 


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€.Degrotenedder val onafllach der Lenedigher De 
walt.rikevage vi grote werlifeere ve feba00€ vn ve 
e yar bebben gbebao.wo veen vachlikes afflept(vilichte 
vorn nes vorbenckniffe) Wort :.IKeiferlike mapyertaet 
>ssinmlian? mit bulpe onfes bılgen vavers des Wıw 
ftes vi äderer Ikönıge Sorften vn ber& ven vor Eorten 
gem Wat groter lande Pe  nlias Ste 
de Dloete.Darpe Ikerken. Klofter.vii &lufe den fulue. Ze 
nedygbers is af gbewünenuin Fozten tiven on enenoch 
vachlickes 3 afbreken So veffe febafte ys gbeiant ori 
deme ikepferlien bere.vemebaochgbebozen Sorften.IA. 
Well ere fchaift unde bzeffluder alous {o bpr nauolgbet 


Diehluchtiger Sorfte.guediger leue bere FcE 
>ebbe entfangen iuwe Sorftliken bzeue in ven 
DIge der teinonient rıdd „de Dar ıs detwe gu 
fwincigefte dach ın Deme mane Yunio.voelkıre bzeug de 
Be gbefchaent fin in vem vage Bonifacy ves bilge "Pa, 
wes.de varis de vifte vachın DE fulften vorichıeue nat 
te.5n welken bzeuf gy begberen van miiuwer gnaven de: 
nere vat ik fcbolde Ichhzumen oe gbeichichte-Stryoe. ic 
coxie onfes Lozcbluchtigefte" Adarımılanı Roömelcher 
jReifee Wofine lReiferlife maypftaer mır by val vnies byb 
gbE vaders oes YYawoes Juin vn andezer iRoninge.,Sor 
ften vn.ber&in beft gpenome vn nocb vachlifesin nem 
selande ikonicinfe ADzcbtigelteve on Slote dL de we 
tetbo-oifler go ove Elenediger bebben in gbebolo en be, 
feten vi mır gbewale.vnrechtlifen. lo men ons: bir fechs 
vozentbolven.affgbevein en.gbeengbet vnde affgeroge 
Der bilgben romelcben berken vndedemeromefcben rıfe 
Bneoigbe ber e oyt alleto fenzuen byn iE to fwack vnde 
nichtnochafach Yooacb icbzineich na mache wesıch 
werb onfo-wy fuluen-vachlikes mır vnfen ogben feen pi 
ns van warafiigben fenoeboven ver anderen Eonnünge 
vinberen. uns dagbelites in vemebere wert.norkuoigbet 
Dat wy ven firyo mogben.van vns Teggben fchriuen vi 
ebo fan Ba ock nuse mailters vn lerers uns feggbeun,oat 
nit fülfte ıs band begryp ver miniche AA dat goa almech 
ticb opt allas fchictet vnde voget welter vule god wail 
dar vnfeErifiliken bowve.alle da wes viikafer fchole 
al’o ven bofen to2ken negber Eomen Der füluen Koesken 
feracene affgbeineven.baters vnde vorgberers£rifte blo 
des oxen bomot to bzeken beipen mur weiteren torke de 
leneoiger vafe dxoweven feeintobalen vp-vanfe moch 
zen voroaen bebolven fo vor: is gbefecht. Des IchaiueıcE 
außer SosftiyFen.guaden.int.erfte alous 


WUtus vnfe bigise vader de paswes Ye zıL 
“Be verpaweie vor em Bebban vaken gbeiant., 
eo erelegaten vnoefendebaden to ven Eieneci, 
ers vucetbd alle den vander en.den berfcbopp ye was be 
ualen:kebben fe laten warnen: vnde int befte cn oek gie, 
Faden. varfe fick wolonmetygben in der gbewalt dar 
meoe fe bomoöichlyken onvde gbyrichlyEen wuoer fick 
brochren fünder recht. Micht alkene ghoDcTE ve dar tho 
boten ver hil,gben Romelchen Eerfen. men ock vele vat 
ar tobozt ver Eeyferlyken Erome.Fonyngben. vorfteu va 
beren.De bebben wddoygben ere nabers vorozucket .vo2 
yagber.dat ere angbenamer. bomooieblyben vn weloge 
gben befeten bet an vffetyd-anerecht. 
Wente ve milgbefchuftropt vi feche 
Dar bomoti? unce glrewalt. 
Jo feyler nicot ane i weyuclde valk. 


War ve Aleneoycr Eortes bebben vorlaren. guedygbe 
bere. do iTer gbefcheen in oyfler yo vor genometb 
Dar vurebilgbe vader de Yıwes befc af gbewunnen 
ven Glenedyerstwillcheu Rome vn Eleneoyebelegben 
verr cbone mechtygbe Sredccalie) ve Rad faueıtz.De 
Atg0 Eeria.de ftao Rauenng. ve Rad Rimmola mit alle 
zer Ianfcoop omme beer belegben by veme mere.vodkere 
pegbene wercbgbenomer.ve AinEonerfche marke Delle 
Beve vl 'nefchop.beft der bügben Romelchenkerke in 
wortyven tba gDozet.dat de Eleneoyers (mitlit vi gpe, 
walt)bebben to ick gbetagben vn nu in unem aufeende 
quyd werden 


eParimlimus Bomecher Fepfer . unfe guedrgbefte 
bere' hefi affgbesounnen ve \lencdyersvn ne 
Be durbaren vnde ler walten Rede llotelanticboppe foick 


puwer vorftipEen gnaden byr na fcozlue vn ıE fulad an fee 


«Bet de EepierlyEe maichtad vele fake to de Uenediers 
vnoe Eonde mpt gade fe nümer bangbe tbo rechte Atem 
fe achteden nicht DE Wawes.noch nenes vorlten (chaine 
eftefeggen de ene reden tbo borfam virecht tho Donde 
Des beft ve fepferipke maichao na langbem vortoge: ve 
rpp& rave ene ent/echt on fande ene ven entfegg be bzeffby 
ene evdclingbe de gbeklevet was mit wittemiyde wäpe 
rem foiynt vozt tozftunt pt ghegbau inalle ftevein wal, 
Ichelanden de nn bzeue dar inne wart vorbocen 
aatnemant mic den Eleneoyers fcholve handelen info, 
pen effie vorkopen cf allen de vem IRomeichen ryEeboz 
fam wyllen fyn 


€ Do dit was gbefcheen.toch pt to veloe ve EepferlyEe 
maieftaed fuluen mpt groter macht. myt lo mennygbhem 
fRtoiten manne. Sorften sa vi oE fo vele var. ich 
tuwen guaden ven tal pp vcer cffre vyfi Ouienenaniche en 
Ean fchziuen Dat wy enkeve weten.car ık Iulue meve bin 
Don mır myn&ogbe Lee. dir yflee dat ik ınwe gnade fchane 
wentenuin Forten dagben fande vuiem gneopghelten he, 
ren veme Peyler ve Dzeneto Ayroll:Defdufent manne to 
perve vn to vote Alle vagbe Eumpt ver Fepferlyken guave 
to bulpe var allen haluen alio vele volEes vath my wicht 
mogbelick is enker on wis var va my to Ichzyuen. 


& Do alfe wy toghen prb der ftad Arent mit den vnfen 
in dat FeyferlyEcheer by veftein walfche mile wegbes vä 
Ferent vor ene valte bosch ve de El eneviers nye hadven 
inren buwen an ve Stad ghebeten Rouerytfs Defleftad 
pnoe borch wan de FeiierlyE marefiad den Eienevdiers af 
vnDde punden pp ver bosch fo velevirtallp Do vele vopns 


fpife vn ghedzenFe Tat gbefebattet wart Sat io fchall we 
fen Wert bauen fefıch <ufent gulcen. Boch rs gbinunde 
in ver bo:ch vele fchoner bufien grot vi Eleen on cluenhu 
dert tunnen ph Yatrken falpeter vude buflen Eruoe. 


€. Roch hefft ve gnedighefte bere Eey’er gyewunnen vi 
ingbenomen vıfleftevecalfe SryolsBontze on Xrecfhtemit 
all ver lantfchop in der yegben beleghen alfe men reyfeth 
vt Dfterzpkna Eleneoye. welf ve Ecneoyers dE beren 
Eeyfer in go0 vorftozuen in Eozten iaren IiflpEen affwüne 
Jrem eine yegl:en . water an der einen fyben gheeren ve 
- Bartfze var by gbelegben eyne ftad gbebeten IReyffe. de 
beffc ve Eepferiyke mateftaer gisewunne pin ınghenomen 
vnok ein feer fiarck Nor gbebeten der Geroner Fluß Ein 
beftt o Fingbencmen ve ftiad Elincenfz.vnce de fchonen 
ftad Gierona de men oE walfchen bernenomet Eho of; 
fen txoen grothen fteven hozt velerykes lantgbuoce vele 
wpngbarven ware tinße vnrente wwer£ alle ren 
onzer de Zienedyer&in befft of inghenomen de grotben 
ftao Padua beleghen by ienedye vn dat gantze vorte 
oom dar ro belegben myt fwarer onderyter rente. vınDe 
oe ad Taadun feggen fe groter to fyn van Feneoy 


KL och beft ve gneoyghefte bere vefeyfer gbewüng pfi 
in gbenamen de jtad Abebyn vnde vatgrote Noth oger 
Bei cghen by em merefo Rarck vnde vaft dat yO feg, 
gbent byr is wo ve Tenevyers belven vifle boxch vn, 
wrinlickDie Not pnde Rad wartb den Glenedyers voıch 
poareverye Opgbevzegben ın vem vorgbangben Erygbe 
vnnde alins na differ woyfefint fe des wevd worven quyd 
Wintebyr in walfche lant debo2gber In ven fteven n0/ 
men feburen Diffeburtbo Ahebyn wolden weoder we 
fen byerem rechten olven beren vem Eeyfer ‚win quemen fo 


geden eens werentelykein hupen ppenen tech tolatbz. 


one alfe felegiien vat feren vppe verbosch mechtygix 
noech weren wente pppe verborch weren menbytwrin 
sich mannen: Alfus belepen fe vepozten wndc helcen ve 
apen mır gbewalt yiümakeden ghelchrey vnruchre vine 
Yulpe-fo vat beftcht wae)alfüs Ereghen fee bosch venie 
gueoygheften Deren le tba.wylien one hebben 
jo vnd bosch der Eeyferlyken mateftaed vpgbeoreghien 
Göeet guedyghe bere welE ey groth valfch v2och ys og 
xerlo.00 10 Hunt iu foren mit ven Elenedyeren.co mot 
en fe velelune Yruchten.nu dat lache ver werlo enelypet 
nd en de rugge to Eeret nu fleitmennich OF mede deck 
»p.fonu vele voen diflen ftolten Zleneoieren.ta.var feof 
vellichte groten walten troft unlouen op fatten3e fpzack 
all woaer Dede feve o2och werlo Byr an mogben fick pe 
gbelen de ftoften honaroighen veve menen Dit feouer Eo 
men fint So wan Du meneft ou fit ın ghudeın gbemafe 
&o wachte des. Nagbesvp deme oafe Wasoochnene 
Rad in ver gantzen criftenheit. Elendye ghelyct Pecen 
fe nicht dat nluen.onde achteven gheringhe yegben fick 
Yoawes vndekeyfer wat vefpzofe waere dar de p:ov 
bete alfus fpaickt. Be cat god ve herenfcht buwer oat 
962 fe arbeyoen alle vorgheues ve dar bu wen fnnver ene 
Ze vat ve bere nicht bewaret veftad. fe wafen allevoz 
gheues ve fe beyearen funter en. och hefft de FeyierlyEe 
maiellaed ingbenomen de ftat dar de ZleneDier ere mole 
p'esben tho hebben ghebeten Keruys achte ringhe wa, 
sche myle van Eleneoyen .xrentebinnen. Fencoyen fynt 
nenemolen yodoch etiyFe beren hebben perve molen.bät 
molen:Eruemolen EIndehefft of ghewunnen onde ingbe 
nomen Afreyiristarig de vere pnde is denne men zog. 


ger betto leneoy die woalfche inylede maken eyne out, 
yebenple 


€ Kodewyens EonincE tbo franckryEecheffe ven IWF 
eoyeren efighewunnen alle vefteve YBorghe vnde lant/ 
fchopr«.de ogme bertichryfe tbo SPDeylaen in ertyoen 
befft cho ghehjozt.behaluen ein Not mit ver Itad gheheren 
“Podlitze dar def‘ IE inne'bebbz Dar ander alle yeffz 
de Eorunck to $ranckrpfe wunnen ende ingbenomen.ry- 
EeFoftlyfe lance. eve vroe flote(al'eiby vem Hartz de 
fiao Ssalos Noch viffe ourbar evelalfe) Kremona.be 
legh en by MP’antua. De ftad Kremrs. Deftso Win 
Kalyfilide had YBargamö vet3o Mdartelligno De ftıo 
Erema De ftad Brefla Dede ligghen alfe men reyer van 
GP eplaenna walichem ern .io oktefteve: rycK ftirck 
vnoe veleer vaften borgecalfe)dat IE yuwen gnacen our. 
fonicht altfchrinen Fan Moch De ffao "Wpffera mi: ver 
ftarken boxch dar vor be dxeduiene manne vorloes beyde 
feoptzer va Srantzofen. So femit Tome erfk angıngben ve 
ftavvnde baxch 

C De Eoninck van bifpanien.befft ingbenome veer fteve 
in Apulyen.var ve enedier grot mechtich gelt an had» 
den to wedvelchatre. | 

€ Degrotemefter va Rodys beffi in ghenomen ont Eo, 
nincErife van Kyperen gantz mit aller robeho2. Steve vi 
Golote dat de lenedicr haooen in befit on.onrechtliken 
in ere walt(fo men vnsbyr fecht toNE handen ghefrege 
Zr men fecht oE byr: in diffem here vele var v2 ER 
re var vwoy fus nicht enfenes vä.fchriug.Eonz. yovoch io 
wol to louen leit xo0 de Elenedier vemene man grothe 
noet lidet pin hebben ghebzack an Eome vi velen anderen. 
Dinghe te menfechrock wo ve hertige cho Eleneoie 
enen outfehen Eopman ghefant hefft an vnfen gnedigelte 
here de Ikeyfer.vn buremto dat fine Beyferlife mareltaer 
wille Eomen binn? &Ienedi. fe wille em allenr haluen ve 
ven wi in lat& var veborgher alle woltg gbeneget fun 


vÄ debertighe beuol dan Eopmanne ock to iegge in Outr 
fche lant Alle vena veneoi wihyrns fcholen nicht feg. 

pen venedi in wallantmen fegghet veneoi in vuriche 
Ent He hebbi ofbinnen Eimeoı ghelat rvi. Detelinas 
bouetluoe. ıflicE hefft under lick,rl. mianne ve dar wach, 
ten vach pünacht Dat neen oplop wer de.fo in erlifen fte 
venna bi vns is gheichen.alle ve va Keruis de ve ioven 
ko Keiftris oueruelle vn nemen en ere gud Dar grot twi 
vracht vn vploep van wart. 

EDeer gnedighe bere.wes ick in oiTem bzeue Ichziue 
mach inwe vozitlifegnave vallich voroan vorıwi lifen 
anderen beren vi vaunden dat ik fus vaft toltan woil we 
te wpfooanes byr fulne banteren.feen vn hozen.anders 
wolve my vat feer ouel ffaen kawen guaden loghen tho 
Schauen Einfe hopen ts falt bir in diTem bere.dvar ane al, 
len ewoinel dit alfus fchicket vn vorheget ve almechtighe 
bere vnfegoad.vem suyoe Faaftlife gnade e wich beuale fi 
Dpefchzeue on vorfegbelt unver mine Signete in dveme 
Reiferliren here vo: ver fchonen ftad Keruisna 5 ghe, 
bot pnfesgere Eleffteinhunverr vi.ie.Den achte vnde 
Ewintigelten dach Des mantes Juni. 


Zohan van vermunte 
Wer gnadE vener. 


zu 4 


D vhdwe Bft eyes breites, van ben 
hei en ohyer thorh dinebey 
fertyben heer an srnendiidelchen Sorflen. 


nice enellends af Brine Bone.yodoch yd woleolonefkeye 
wo Wencddyer ww meene man grocenoet Iyrer vn heb 
be ghebzack anForm vn vele aroere dyngc. Fee me feche 
oE wo ve bartuf ro Wercddye eye dire[ihe Fopman ghes 
fanchefe an unfen arnedigeffc here ve Reyfer vn biich Sm 
20 Dat |yneEeyferlite mayefizer wylle Eome bynne Dened 
dye.fewylicem allechahıe vp don vn inlare dar ve borger 
alle wolto geneger fyrs uns ve barrich bevoel ein 
oE ro fegge m dirplar Al Vena Venedbye wilhiens va vw 
vinfe.(Bolinihefegge Weneddieiwallac. menfegget 
Weneddye in Difaplar.Se hebbi ok byrne Zeneddyegl 
fach pvi GerelmaßcChäuerlie) vflyE heft und Ei plenane 
ze dat waßsc dat viinade dat nen vplop weru.fo inen 
Irkz tere daenna byıs ghefhieenCalse) ve va TLeruyf.ocde 
Yo: ro Meyftrißs oner pelle un neme en dre qud Dar droe 
£ ann St Ben te 
‚Set gnedyger here.wets scEtn deflem breue (dıyize 
ar stwe forftlike anade frilich vordan vorwyelikc ans 
Derc heri vn friscen Darıck alfıss faff zoflan wyl. were wy 
das hir fülısc barere.feen vn horen.anterswolu: my dat 
feex onsel (kan yırwen guate logbeerofßrinse Infe hopenis 
aft hir in Deffen heete.dar an allen civyfel dyr alle [Rich 
Ei vn vorheget de here vnnfe god’dE yısıwe fosft 
like grade ewwich bevolc fy Öhefchrense vn vorfeageit vd 
myuen Sygnerh in dem EeyferlyEen heere vr 
feach Teruyf; na 3 ghebord unfes heren Def dert 
vn ip. Den achtevntwpntigeffe Dach des maentes Jimi. 


"Johan vÄn der mimche 
yınwer anaden dene 


10. Beiheft 


zum 


Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. 
XXIX. 191. 


7 3 


Dtudien zum 
Hamburgischen Öffentlichen Recht 


I. Über den hamburgischen Bürgerausschuß 


Dr. iur. Kurt Perels 


Professor des Öffentlichen Rechts 


Hamburg 1912. 


Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem. 


10. Beiheft 


zum 


Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten. 
XXIX. 191. 


| Studien zum 
Hamburgischen Öffentlichen Recht 


I. Über den hamburgischen Bürgerausschuß 


Dr. iur. Kurt Perels 
Professor des Öffentlichen Rechts 


Hamburg 1912. 


Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem. 


Seite 
SEHE See ee ee EEE RELEASE ER 3 
Bester bschnitt.  Bilduns und (Organisation... +....2.e en mens en en > 
Zweiter Abschnitt. Voraussetzungen und Beendigung der Tätigkeit .............. s 


Dritter Abschnitt. Beginn und Ende der Mitgliedschaft Rechtliche Stellung der 


NET ARE N. 2 ae ee ie eh a s 
Vierter Abschnitt. Die Zuständigkeit. 

ED N 11 

NEeDerz Anteilsan..der Gesetzgebung: ........ 222m ec eg. 12 

: ENRSDer»Anteil> an der’ Vollziehmerser...., mr nase. en sd 15 

INERDIENGeNEhtisbatkeils ran. ae en ne ee ee ee 15 

Fünfter Abschnitt. Das Verhältnis zur Bürgerschaft insbesondere ................ 15 

SeeRster- Absehnitt,. ‚Der Geschäftsgang. . . -... . 2. „...... nat an ante. EN ER 21 


Wenn ich für die nachfolgende Darstellung den in den hamburgischen Parlaments- 
verhandlungen enthaltenen Stoff in dem Umfange, in welchem es geschah, ermitteln und 
heranziehen konnte, so verdanke ich dies nicht zum wenigsten der freundlichen und förder- 
lichen Unterstützung des Herın Dr. W. Heyden, Sekretärs der Bürgerschaft und des 
Bürgerausschusses. 


Vorbemerkung. 


In der geschichtlichen Entwicklung des hamburgischen Staatsorganis- 
mus hat der Bürgerausschuß die bürgerlichen Kollegien der alten Ver- 
fassung, insbesondere das Kollegium der Oberalten, abgelöst. 

Ihre Zuständiekeit bewegte sich in drei Grundrichtungen '!). Sie 
waren 1. dem Rate, behufs Aufrechterhaltung und Ausführung der be- 
stehenden Gesetze, zur Seite gestellte Organe; zumal von den Oberalten 
heißt es im Unionsrezeß vom 5. Oktober 1712 (Kap. 2, Proemium), sie 
seien „nebst E. E. Rat das Auge der Stadt uns des gemeinen 
Wesens“, denen „vollenkommener Befehl und Vollmacht . . . erteilet 
worden, ein sonderliches Aufsehen dahin zu haben, - daß all dieser 
Stadt Verfassungen .... stets in Ehren vollführet und befolget werden“. 
Sie waren 2. vorberatende Instanzen für die an die Erbgesessene 
Bürgerschaft erwachsenden Gegenstände und endlich 3. selbstständig 


dastehende Repräsentanten Erbgesessener Bürgerschaft oder — wieder 
mit dem Unionsrezeß (Kap. 1, Art. 1) zu sprechen — „deren perpetui 


mandatarii und zu dem Ende, damit sie nicht allemal selbst zusammen- 
kommen dürfe, beliebet;“ „Sachen, die nicht von der Importanz, daß der 
gesamten Bürgerschaft Approbation dazu nötig“), sollen nach der Be- 
stimmung des Reglements der Hamburgischen Rat- und Bürgerkonvente 
vom 22. September 1712 (Titel II, Art. 11) mit ihnen „abgetan“ werden. 

An diese Kompetenzgestaltung erinnert die für den Bürgerausschuß 


) N. A. Westphalen, Hamburgs Verfassung und Verwaltung ?, Hamburg 1846, 
BOSSE 

2) Näheres hierüber: Westphalen a.a. 0. S. 112 £., 229 f. S. ferner die Anlage 
(Motive) zu dem Antrag E. E. Rates an Erbgesessene Bürgerschaft am 11. August 1859 
(S. 25): „In manchen der bisherigen Gesetze und Rat- und Bürgerschlüsse findet sich 
eine Bestimmung, nach welcher gewisse das Gemeinwesen angehende Beschlüsse, welche 
eigentlich der gesetzgebenden Gewalt angehören, mit Rücksicht auf geringere Wichtig- 
keit oder zur Vereinfachung des Verfahrens dem Senate unter Mitgenehmigung bürger- 
licher Kollegien überlassen sind.“ 


4 Kurt Perels 


bestehende Zuständigkeitsnormierung in mannigfachen Zügen. Zudem 
bestimmt die, wenn auch mit den durch die neue Rechtsordnung gebotenen 
Einschränkungen, noch geltende Ziff. 13 des Rat- und Bürgerschlusses vom 
11. August 1559, „daß, wo in jetzt bestehenden besonderen Gesetzen und 
Rat- und Bürgerschlüssen die Mitwirkung der Kollegien der Oberalten oder 
der Sechsziger zu den Erlassen des Senates vorgeschrieben ist, an die 
Stelle dieser Kollegien der Bürgerausschuß trete“. 

Des ungeachtet besteht eine Rechts-Kontinuität zwischen den Bürger- 
lichen Kollegien der alten und dem Bürgerausschuß der neuen Verfassung 
nicht. Von einer solchen könnte nur dann die Rede sein, wenn eine 
organische Umwandlung der einen Institution in die andere statt- 
gefunden hätte. Dies aber ist durchaus nicht der Fall. Im Kampfe mit 
den die Beibehaltung „der lebenslänglichen permanenten Mandatarien der 
Bürgerschaft“) zähe verteidigenden Oberalten und im bewußten und ge- 
wollten Gegensatz zu den Einrichtungen der alten Verfassung*) ward der 
Bürgerausschuß ins Leben gerufen und, soweit sich Ähnlichkeiten und 
Übereinstimmungen mit den alten Einrichtungen finden, sind sie lediglich 
von historischem und politischem Interesse. 

Die Konzeption des Gedankens der Errichtung eines Bürgeraus- 
schusses erfolgte in den Verhandlungen der Konstituante. Sie hat in den 


°) Conelusum Ehrb. Oberalten vom 30. November 1849, abgedruckt in den Ham- 
burgischen Rat- und Bürgerschlüssen 1850 (als Anlage zu dem Antrag, die Verfassungs- 
angelegenheit betreffend, vom 17. Januar 1850). 

‘) Charakteristisch hierfür sind die gelegentlich der Verteidigung der auf die 
Errichtung eines Bürgerausschusses hinzielenden Anträge gemachten Ausführungen des 
Berichterstatters des Ausschusses für die Grundrechte und die Grundbestimmungen der 
Verfassung, Dr. J.Wolffson, in der Sitzung der Konstituante vom 18. April 1849 (Berichte 
über die Verhandlungen der konstituierenden Versammlung in Hamburg, Hamburg 1850, 
S. 418): „Darum weisen Sie die Zumutung, als wollten Sie durch den Bürgerausschuß 
dergleichen Institute wie Oberaltenkollegien und Mandatenunwesen wieder einführen, ent- 
schieden zurück. Durch diesen Beschluß sprechen Sie es aus, daß Sie keine Oberalten 
wollen; wenn Sie kein Mandatenunwesen mehr wollen, so genehmigen Sie die Nieder- 
setzung des Bürgerausschusses. Unser Ausschuß hat für denjenigen, der ruhig und un- 
befangen prüft und nicht denkt, andere Leute haben immerwährend Hintergedanken, 
nichts verfängliches — für den hat unser Ausschuß mit dem Oberaltenkollesium keine 
andere Ähnlichkeit, als daß die Zahlen beider durch 5 und durch 3 aufgehen; das ist in 
der Tat die einzige Ähnlichkeit für jeden, der sehen kann und will.“ [Der Entwurf der 
Konstituantenverfassung sah einen dreißig gliedrigen Bürgerausschuß vor]. — Übrigens 
muß man, um die Schroffheit, mit welcher Dr. Wolffson die Ähnlichkeit zwischen dem 
bestehenden Oberaltenkolleeium und dem geplanten Bürgerausschuß leugnet, voll zu be- 
greifen, sich gegenwärtig halten, eine wie feindselige Haltung die Oberalten der Konstituante 


c 
0‘ 


gegenüber beobachteten. Wohl nichts konnte die Annahme der Ausschußanträge im Punkte 
„Bürgerausschuß“ schwerer gefährden als die Vorstellung, daß jetzt ein neues Ober- 
altentum entstehe, das zu der neuen Bürgerschaft in einen ähnlichen Gegensatz treten 


werde wie das bisherige zur Konstituante. 


Über den hamburgischen Bürgerausschubß 5 


Artikeln 86--93 der von ihr beschlossenen Verfassung die Organisation, 
das Verfahren und die Zuständigkeit geregelt,’) und diese Regelung hat, 
wenn man von der Befestigung, welche nachmals die Stellung des Rates 
erfahren hat. absieht, das ‚Jahrzehnt der Verfassungskämpfe siegreich 
überdauert.°%) In den Einzelheiten mannigfach und einschneidend ver- 
ändert, kehren die Bestimmungen des vierten Abschnitts der Konstituanten- 
verfassung („der Bürgerausschuß“) als Abschnitt II der Verfassungsab- 
schnitte vom 11. August 1859 wieder. Dieser aber bildet den in einem 
halben Jahrhundert weiterer Verfassungsentwicklung fast unberührt ge- 
bliebenen Kern des geltenden Bürgerausschußrechts. 


Erster Abschnitt. 


Bildung und Organisation. 


Der Bürgerausschuß besteht nach Art. 54 Abs. 1 der Verfassung 
vom 13. Oktober 1579 aus zwanzig Mitgliedern der Bürgerschaft. Doch 
dürfen ihm nicht mehr als fünf „Rechtsgelehrte“ angehören. Was unter 
einem Rechtsgelehrten zu verstehen ist, sagt die Verfassung weder hier 
noch an einer anderen Stelle. Allerdings weist sie den „Richtern“ (Art. 30), 
den „Mitgliedern eines Gerichts“ (Art. 56) und den „rechtsgelehrten 
Richtern“ (Art.82) eine besondere staatsrechtliche Stellung zu; aber diese 
Besonderheiten beruhen allein darauf, daß unter allen Beamten’) nur die 
Richter ein privilegiertes aktives Wahlrecht besitzen und daß bis zum 
Wahlgesetz von 1906 die Berufsrichter die einzigen passiv wahlberechtigten 


>) I. Erster Bericht des Ausschusses für die Grundrechte und Grundbestimmungen 
der Verfassung, abgedruckt in den Berichten über die Verhandlungen der konstituierenden 
Versammlung in Hamburg (Hamburg 1850), S. 138, 145; dazu die Anträge von Ed. Johns 
das. S. 146, von J. ©. Söhle das. S. 147f. — II. Plenarverhandlungen ebenda: 1) Allge- 
meine Beratung S. 249—265; 2) Besondere Beratung über die den Bürgerausschuß be- 
treffenden Artikel: a) Erste Beratung S. 402--406, 408—419, b) Zweite Beratung 8. 782 
bis 785. — III. Abdruck der Artikel 36—93 ebenda S. 895 —8%. 

6) Die nachstehend verzeichneten „Materialien“ sind abgedruckt in den Ham- 
burgischen Rat- und Bürgerschlüssen. I. 1850: Fernerer Antrag, die Verfassungs- 
angelegenheit betreffend („Neuner-Verfassung“); abgelehnt durch Resolutio Civium 
am 17. Januar. Antrag, die Verfassungsangelegenheit betreffend; genehmigt am 23. Mai. 


— II. 1855: Antrag, die Verfassung betreffend; abgelehnt am 7. Juni. — HI. 1856: 
Antrag, die Verfassung betreffend; abgelehnt am 27. März. Antrag, die Verfassung be- 
treffend; abgelehnt am 7. April. — IV. 1859: Antrag, die Verfassungsangelegenheit 


betreffend; angenommen am 11. August. 
‘) Abgesehen von den Professoren des ehemaligen Akademischen Gymnasiums. 


6 Kurt Perels 


Staatsbeamten waren.°) Hiernach erscheint es nicht angäneig, unter den 
„Rechtsgelehrten“ des Art. 54 ausschließlich die in der Verfassung allein 
genannten, einen juristischen Beruf ausübenden Personen, d.h. die Richter, 
zu verstehen. Man wird vielmehr weitergehend annehmen müssen, daß 
der Ausdruck „Rechtsgelehrte“ des Art. 54 alle diejenigen umfaßt. welche 
die Fähigkeit zum hamburgischen Richteramt besitzen, insbesondere also 
auch Staatsanwälte, Rechtsanwälte und Notare. 

Diese Gleichsetzung von „Rechtsgelehrten“ und „zum Richteramt 
Befähigten“ erscheint für das hamburgische Verfassungsrecht durch folgende 
Beobachtung geboten: Die Geschäftsordnung der Bürgerschaft vom 
11. August 1859 bestimmte m S 19, daß der Sekretär des Bürger- 
ausschusses „dem Stande der Rechtsgelehrten angehören“ müsse, und 
der an die Stelle jenes $S 19 getretene $ 1 des Gesetzes, betreffend den 
Beamten-Etat der Bürgerschaft, vom 13. April 1851 schreibt vor, daß 
dieser Beamte, der nunmehr die Bezeichnung Sekretär der Bürgerschaft 
erhalten hat, „die Befähigung zum hamburgischen Richteramt besitzen 
muß“. Der hierzu erstattete Ausschußbericht (Nr. 6 von 1880) aber läßt 
mit unzweifelhafter Deutlichkeit erkennen, daß eine Änderung nur in der 
Fassung, nicht aber in der Sache vorgenommen werden sollte, indem er 
nicht allein auf jede Erläuterung der Veränderung verzichtet, sondern 
sogar positiv aussprieht (S. 6): wenn er (der Sekretär der Bürgerschaft) 
wie bisher die Qualifikationen zum hamburgischen Richteramt be- 
sitzen muß, .....” Gerade die Allgemeimheit und Zufälligkeit, mit 
welcher hier der zum KRichteramt Befähigte mit dem Rechtsgelehrten 
identifiziert wird, zwingt zu dem Schluß, daß auch anderweitig da, wo 
sich in den noch geltenden Gesetzen der alten, insbesondere der vor 
dem Jahre 1879 liegenden Zeit, der Ausdruck „BRechtsgelehrter” findet, 
unter der gegenwärtigen Rechtsordnung für ihn der Ausdruck „zum Richter- 
amt Befähigter“ ohne weiteres einzusetzen ist.”) 


°) Eine Ausdehnung des Richterprivilegs des Art. 56 auf die übrigen Beamten hat 
damals, wohl versehentlich, nicht stattgefunden. — Daß auch die nichtrichterlichen 
Beamten, unbeschadet ihrer nunmehrigen Wählbarkeit zur Bürgerschaft, in der Regel 
nicht zum bürgerlichen Mitgliede einer Deputation wählbar sind, ergibt sich aus dem 
Schlußsatz des Art. 80, welcher nach seiner allgemeinen Fassung der bürgerschaftlichen 
Wahl zum Deputationsmitgliede entgegensteht, soweit nicht im einzelnen Fall das Gesetz 
eine Ausnahme zuläßt. |[Senatsmitteilung Nr. 82 von 1905, Verhandlungen zwischen 
Senat und Bürgerschaft S. 299.] 

>) Dies ist auch für die Auslegung des Art. 7 der Verfassung von Bedeutung. 
Nach ihm müssen dem Senat neun Mitglieder angehören, „welche die Rechts- und Kameral- 
wissenschaften studiert haben“. Hierunter kann aber nicht wohl die bloße Tatsache eines 
ein- oder auch mehrsemestrigen Studiums verstanden werden, sondern nur ein ab- 
geschlossenes und kraft des Abschlusses eine bestimmte Qualifikation begründendes Studium; 
diese Qualifikation kann aber keine andere als die zum Richteramt sein. Hiernach ist 
nur ein zum Richteramt Befähigter zum Amt eines „juristischen Senators“ wählbar. 


Über den hamburgischen Bürgerausschuß 7 


Von den zwanzig Mitgliedern des Bürgerausschusses gehört ihm 
eines kraft Amtes an, nämlich der Präsident der Bürgerschaft. Die 
übrigen Mitglieder werden nach $ 15 der Geschäftsordnung der Bürger- 
schaft in einer der ersten Sitzungen nach erfolgter Konstituierung aus 
der Mitte der Bürgerschaft gewählt, und zwar in folgendem, Minoritäten- 
vertretung sichernden Verfahren: ‚Jedes Mitglied der Bürgerschaft be- 
zeichnet auf einem Stimmzettel einen Kandidaten. Gewählt ist derjenige 
bezw. sind diejenigen, welche auf sich ein Viertel der abgegebenen 
Stimmen vereinigen. Dagegen entscheidet nicht relative Stimmenmehrheit 
in dem Sinne, daß aus jedem Wahlgang notwendig auch ein Bürger- 
ausschußmitglied hervorgehen müßte, wie andererseits in einem Wahlgang 
höchstens vier Mitglieder gewählt werden können. Die Wahlhandlung 
ist so oft zu wiederholen, als die herzustellende Ausschußmitgliederzahl 
es notwendig macht, also bei der vollständigen Erneuerung (wenn sie 
einmal vorkommen sollte) mindestens fünfmal.'”) Erhalten bei einem 
Wahlgang mehr Kandidaten, als zur Erreichung der Zahl von neunzehn 
Mitgliedern erfordert werden, je über ein Viertel der Stimmen, so entscheidet 
unter diesen ‘relative Stimmenmehrheit und bei Stimmenegleichheit das 
Los. — Dieses in Art. 54 Abs. 2 geregelte Verfahren gilt sowohl für. die 
Hauptwahl wie auch für Ergänzungswahlen. 

Bezüglich der Organisation des Bürgerausschusses wird S 16 Ziffer 1 
der Geschäftsordnung der Bürgerschaft als maßgebend betrachtet. Vor- 
sitzender des Bürgerausschusses ist hiernach der Präsident der Bürger- 
schaft. Stellvertreter des Vorsitzenden ist entweder ein dem Bürgerausschuß 
angehörender Vizepräsident der Bürgerschaft, oder — in Ermangelung eines 
solehen Mitgliedes — der vom Bürgerausschuß aus seiner Mitte auf ein 
Jahr mit relativer '') Stimmenmehrheit Erwählte. Bei Behinderung sowohl 
des Vorsitzenden als auch des ordentlichen Stellvertreters wird, ebenfalls 
mit relativer Stimmenmehrheit, ein Zwischenvorsitzender zu wählen sein. 

Nach S 16 Ziffer 2 a. a. O. stehen für die Zeit vom Zusammentritt 
der halbschichtig erneuerten Bürgerschaft bis zu ihrer Konstituierung die 
Befugnisse des Vorsitzenden des Bürgerausschusses dem an Lebensjahren 
ältesten Miteliede zu. !?) 


10) Eine Höchstzahl der Wahlgänge läßt sich nicht angeben. 

') Es ist eine Eigentümlichkeit, daß hier der Vorsitzende einer gesetzgebenden 
Versammlung (s. unten) nicht nach absoluter Majorität gewählt wird. 

'?) Es ergibt sich jedoch aus dem Folgenden, daß diese Bestimmung praktisch 
bedeutungslos ist. 


8 Kurt Perels 
Zweiter Abschnitt. 


Voraussetzungen und Beendigung der Tätigkeit. 


Damit der Bürgerausschuß mit rechtlicher Wirksamkeit tätig werden 
kann, muß er gesetzmäßig einberufen sein. Die Berufung steht sowohl 
dem Vorsitzenden wie dem Senate zu. Art. 57, 18 Abs. 2. 

Für die Zeit zwischen Beendigung der Wahlperiode der halbschichtig 
zu erneuernden Bürgerschaft und ihrer Neukonstituierung tritt auch der 
Bürgerausschuß außer Funktion. Dies ergibt sich aus Art. 54 der Ver- 
fassung, der, indem er die Mitgliedschaft des Präsidenten der Bürgerschaft 
im Bürgerausschuß statuiert, für ein Tätigwerden des Ausschusses das 
Bestehen einer konstituierten Bürgerschaft voraussetzt. Nach Art. 41 
Abs. 2 hören aber mit dem Termine für die teilweise Erneuerung der 
Bürgerschaft die Funktionen der bisherigen Bürgerschaft, mithin auch die 
des Präsidenten, auf. 

Hiernach ist auch die Frage, ob der Bürgerausschuß, wenn bei der 
halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft nicht mehr als acht Mit- 
glieder aus ihm ausgeschieden sind, die erneuerte Bürgerschaft gemäß 
Art. 50 Abs. 1 Ziffer 2, Art. 60 Ziffer 4 berufen kann, zu verneinen "). 


Dritter Abschnitt. 


Beginn und Ende der Mitgliedschaft. Rechtliche Stellung der 
Mitglieder. 

I. Die Mitgliedschaft im Bürgerausschuß und die Verpflichtung zur 
Führung dieses Amtes wird begründet durch die Annahme der Wahl. Es 
besteht Wahlannahmezwang dergestalt, daß die Verweigerung den Verlust 
des Bürgerrechts sowie der hamburgischen öffentlichen Ämter und Ehren- 
stellen nach sich zieht. Von diesen Folgen der Ablehnung kann nur die 
Bürgerschaft befreien. Art. 56, 34. 

Bestimmte Personenkategorien haben ein freies Ablehnungsrecht, 
nämlieh: 

1. diejenigen, welche bereits Mitglied des Bürgerausschusses gewesen 
sind. Art. 56 Satz 1. 


'3) Die entgegengesetzte Auffassung, welche dem Ausschußbericht Nr. 6 von 1881 
S.3 (zu $ 16) zugrunde zu liegen scheint und welche jedenfalls Wulff, Hamburgische 
(Gesetze und Verordnungen, 2. Aufl., (Hamburg 1902) Bd. 1 S. 17 Anm. vor') vertritt, kann auch 
insofern nicht befriedigen, als sie die Aktionsfähigkeit eines obersten Staatsorgans statt 
von einer Regel, vom Zufall abhängige: macht. 


Uber den hamburgischen Bürgerausschuß 9 


2. Mitglieder eines Gerichts. Art. 56 Satz 1. Zweifelhaft kann 
erscheinen, ob auch Laienmitgliedern eines Geriehts, also etwa Handels- 
richtern oder Kaufmannsgerichtsbeisitzern, das Ablehnungsrecht zusteht. 
Da die Bestimmung aus einer Zeit stammt, in welcher die Gerichte über- 
wiesend mit nicht rechtsgelehrten Richtern besetzt waren und in welcher 
die Laienrichter den «elehrten Richtern im allgemeinen gleichgeachtet 
wurden, ist anzunehmen, daß sie, kraft ihrer allgemeinen Fassung, allen 
Mitgliedern eines Gerichts das Ablehnungsrecht gewähren will. 

3. Mitglieder der Finanzdeputation. Art. 56 Satz 1. 

4. gewesene Mitglieder des Senats, Geistliche und besoldete öffent- 
liche Staatsangestellte. Die Exemtion dieser Kategorien folgt daraus, dab 
Art. 56 auf Art. 34 und dieser wiederum auf die Ausnahmebestimmungen 
der Art. 35 und 36 Bezug nimmt. Für die Richtigkeit dieser Ansicht 
und mithin gegen die an sich mögliche Auffassung, daß die genannten 
Personen mit der Niehtausübung des durch Art. 35 und 36 begründeten 
Privilees die Pflichten von Mitgliedern der Bürgerschaft unbeschränkt 
übernehmen, spricht auch die Erwägung, daß bei den genannten Personen 
dieselben persönlichen Verhältnisse vorliegen, welche dazu geführt haben, 
den Mitgliedern eines Gerichts das Ablehnungsrecht zu gewähren. 

ll. Die Mitgliedschaft im Bürgerausschuß endet: 

1. durch Ausscheiden aus der Bürgerschaft. Art. 55 '%). 

2. durch Entlassung seitens der Bürgerschaft auf Antrag. Art. 56 
Satz 1. Das Entlassungsgesuch dürfte mit Rücksicht darauf, daß der 
Präsident der Bürgerschaft auf Grund der Verfassung Mitglied des Bürger- 
ausschusses ist und deshalb aus dem Bürgerausschuß allein nicht entlassen 
werden kann, und die übrigen Mitglieder nur kraft ihrer Zugehörigkeit 
zur Bürgerschaft dem Bürgerausschuß angehören können, nicht nach 
Ziffer 1 des S 67 der Geschäftsordnung beim Senat, sondern nach 
Ziffer 2 a. a. O. beim Präsidenten der Bürgerschaft anzubringen sein. 

Offen gelassen ist die Frage, ob Mitglieder des Bürgerausschusses, 
welche Mitglieder eines Gerichts, der Finanzdeputation, Geistliche oder 
besoldete öffentliche Staatsangestellte sind, auch einen Anspruch auf 
außerterminlichen Austritt oder doch außerterminliche Entlassung aus der 
einmal erworbenen Mitgliedschaft zum Bürgerausschuß haben. Die Antwort 
wird mit Rücksicht auf die Gründe der Privilegierung insoweit bejahend zu 
lauten haben, als der Eintritt in eine der genannten öffentlichen Amts- 
stellungen nach dem Erwerb der Eigenschaft als Bürgerausschußmitglied 
erfolgt. Dagegen wird, wenn das Mitglied schon im Zeitpunkt des Ein- 

!4) Das in die erneuerte Bürgerschaft wiedergewählte Mitglied kann seinen Sitz im 
Bürgerausschuß nur durch besondere Neuwahl in den Bürgerausschuß wieder erlangen. 
Siehe unten S. 19. 


10 Kurt Perels 


tritts in den Bürgerausschuß zu den genannten Amtsträgern gehörte, der 
spätere Austritt von der Zustimmung der Bürgerschaft abhängig zu machen 
sein; es würde eine nicht nur den Arbeiten des Bürgerausschusses abträg- 
liche, sondern auch mit dem in Art. 34 Abs. 1 Satz 3 ausgesprochenen 
Grundsatz nicht wohl zu vereinbarende Überspannung des Privilegs bedeuten, 
wenn man in allen diesen Fällen die Bestimmung des Zeitpunkts der 
Miteliedschaftsablehnung ins freie Ermessen des Gewählten legen wollte. 

III. Die Mitglieder des Bürgerausschusses stehen auch als solche 
im Genusse der parlamentarischen Immunität, da der Bürgerausschuß ein 
Ausschuß der Bürgerschaft im Sinne des Art. 45 der Verfassung ist. Die 
Immunitätsvorschriften des Reichsrechts finden -schon aus dem Grunde 
Anwendung, weil der Bürgerausschuß eine gesetzgebende Versammlung 
ist (s. unten). 

Ferner sind die Mitglieder des Bürgerausschusses von der Verpflich- 
tung zur Annahme der Wahl in eine Deputation befreit. Art. S4 Satz 1 
— Revidiertes Gesetz über die Organisation der Verwaltung vom 2. November 
1896, S 6 Ziffer 5). Ebenso haben sie das Ablehnungsrecht im Falle 
der Wahl zum Schätzungsbürger'?), zum nicht rechtsgelehrten Mitglied der 
Vormundschaftsbehörde'®) sowie der Schätzungskommission'‘), zum Handels- 
richter'®), zum Beisitzer des Kaufmannsgerichts'”) oder des Gewerbe- 
gerichts”®), endlich zum Mitgliede der Gewerbekammer®'), der Handels- 
kammer °?) und der Detaillistenkammer.”?) 

Mehr dem inneren Bürgerschaftsrecht zugewandt ist die Bestimmung, 
nach welcher ein Mitglied des Bürgerausschusses, das zugleich einem 
bürgerschaftlichen Ausschuß angehört, die Wahl in einen weiteren Aus- 
schuß ablehnen darf, und ein Mitglied der Bürgerschaft, das bei gleich- 
zeitiger Mitgliedschaft in mehreren Ausschüssen in den Bürgerausschuß 
gewählt wird, — sofort oder später — die Entlassung aus allen bürger- 
schaftlichen Ausschüssen bis auf einen verlangen kann. Geschäftsordnung 
S 20 (der auch in seinen auf den Bürgerausschuß bezüglichen Teilen als 


'») Gesetz über die Organisation der Verwaltung vom 15. Juni 1863 S 34. 

'6) Gesetz, betr. die Vormundschaftsbehörde, vom 14. Juli 1899 5 4. 

'7) Expropriationsgesetz vom 5. Mai 1886 S 16. 

18) Gesetz zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 25. Februar 1910 
S 32 Abs. 2. 

'9) Ortsstatut, betr. die Errichtung eines Kaufmannsgerichts für die Stadt Hamburg, 
vom 28. Oktober 1904 $ 12. Übereinstimmend Wulff a.a.0. Bd. 4 (1905) S. 169 Anm. 1. 

20) Gesetz, betr. das Hamburgische Gewerbegericht in der Fassung der Bekannt- 
machung vom 30. Juni 1905 $ 6. 

2!) Gesetz über die Gewerbekammer, vom 4. Oktober 1907 S 16. 

2) Gesetz, betr. die Handelskammer, vom 23. Januar 1880 S 6. 

>) Gesetz, betr. die Detaillistenkammer, vom 29. Februar 1904 $ 13. 


Über den hamburgischen Bürgerausschubß jet 


eültig zu erachten ist, da er das Verhältnis ‘der Mitelieder der Bürger- 
schaft zu den bürgerschaftlichen Ausschüssen regelt und lediglich be- 
stimmte, nämlich dem Bürgerausschuß angehörende, Mitglieder der Bürger- 
schaft bevorrechtigt). 


Vierter Abschnitt. 
Die Zuständigkeit.°') 
12.Das Aufsichtsrecht. 

„Der Bürgerausschuß ist verpflichtet, die Einhaltung der Verfassung 
und der auf das öffentliche Recht bezüglichen Gesetze zu überwachen.“ 
In Ausübung dieser Pflicht hat er bei vorkommenden Verletzungen 
zunächst Reklamationen beim Senat zu erheben und, wenn diese zu 
einer befriedigenden Erledigung nicht führen, der Bürgerschaft „zur 
Erwägung und eventuell zum Behuf der weiteren im Wege des für die 
Gesetzgebung vorgeschriebenen Verfahrens einzuleitenden Maßregeln“ 
Anzeige zu erstatten. Art. 60 Ziffer 5.°°) Ein Tätigwerden in Ausübung 
der Überwachungspflicht kann sowohl von Beobachtungen, die der Bürger- 
ausschuß in seiner allgemeinen amtlichen Wirksamkeit macht, wie von 
Anzeigen Dritter seinen Ausgang nehmen. Daß das Aufsichtsrecht als 
durchaus praktisches Institut gemeint ist, zeigt sehr deutlich Art. 86a. E., 
in welchem den Deputationen ausdrücklich das Recht beigelegt wird, 
gewisse Angelegenheiten, in welchen der Senat entgegen einer Deputation 
entschieden hat, zur etwaigen Einleitung des im Art. 60 Ziffer 5 vor- 
gesehenen Verfahrens an den Bürgerausschuß zu bringen. 


2, In diesem Abschnitt handelt es sich nur darum, die Zuständigkeit des Bürger- 
ausschusses in den Hauptriehtungen zu charakterisieren und durch Beispiele zu ver- 
anschaulichen. Die Aufstellung eines Kompetenz -Katalogs für den Bürgerausschuß ist, 
wenn überhaupt möglich, jedenfalls ohne rechtswissenschaftlichen Wert. Deshalb wird 
auch von einem Eingehen auf die „Oberalten - Zuständigkeit“ des Bürgerausschusses 
(siehe oben S. 4) Abstand genommen. Als Beispiel sei nur die Zuständigkeit zur Mit- 
genehmigung der Verleihung der durch Rat- und Bürgerschluß vom 21. Juli 1853 ge- 
schaffenen Hamburgischen Ehrendenkmünze an Hamburgische Bürger angeführt. 

>) Als im Jahre 1877 der Senat die Unterlassung der Anzeige vom Vorkommen 
des Koloradokäfers im Verordnungswege unter Strafe gestellt hatte, erhob der Bürger- 
ausschuß Einsprache wegen vorliegender Kompetenzüberschreitung mit dem praktischen 
Erfolg, daß in dem Senatsantrage Nr. 142 gesagt wurde: „unter ausdrücklicher Ver- 
wahrung dagegen, seinerseits die Richtigkeit dieser Ansicht anerkannt zu haben, und 
unter Vorbehalt aller Gerechtsame für künftige Fälle dieser Art will der Senat im vor- 
liegenden Falle die Sache der Gesetzgebung überlassen“. (Der Senatsantrag wurde von 
der Bürgerschaft ohne Debatte angenommen: 1877, 28. Sitzung.) — Ein weiteres Beispiel 
bildet die Mitteilung des Bürgerausschusses (Nr. 44), betr. die Verleihung des Professoren- 
titels durch den Senat, vom Jahre 1910. 


12 Kurt Perels 


Besonders einschneidend tritt das Aufsichtsrecht in die Erscheinung, 
soweit es sich um Polizeistrafverordnungen der mit der Verwaltung der 
Polizei beauftragten Behörden handelt, welche den Schutz von Personen 
und Eigentum gegen unmittelbar drohende Gefahren, die Sicherung des 
öffentlichen Verkehrs und den Schutz gegen semeingefährliche Hand- 
lungen betreffen. Wenn der Bürgerausschuß dem Senat gemäß Art. 60 
Zitfer 5 der Verfassung mitteilt, daß nach seiner Ansicht durch eine 
solche Verordnung das öffentliche Recht verletzt sei, „so ist dieselbe 
sofort außer Kraft zu setzen“. Revidiertes Gesetz über die Organisation 
der Verwaltung vom 2. November 1896, $ 9 Abs. 3. 

Unterstützt wird das Aufsichtsrecht durch ein sehr weitgehendes 
Interpellationsrecht: „Der Bürgerausschuß ist befugt, vom Senat Aus- 
kunft über Staatsangelegenheiten zu verlangen.”) Die entsprechende 
Verpflichtung des Senats erleidet [nur] eine Ausnahme in betreff ob- 
schwebender Verhandlungen in Reichs- und auswärtigen Angelegenheiten“. 
Art. 60 Ziffer 3. Dies Interpellationsrecht ist dem der Bürgerschaft (Art. 65) 
sleichgeartet, aber ausgedehnter als das der bürgerschaftlichen Ausschüsse, 
mit denen der Bürgerausschuß im übrigen als ein „von der Bürgerschaft er- 
wählter Ausschuß” das Recht zur Ladung und Vernehmung von Auskunfts- 
personen teilt. Art. 51. 


Il. Der Anteil an der Gesetzgebung. 
l. Dem Bürgerausschuß kommt ein weitgehendes Mitwirkungsrecht 
bei der Gesetzgebung zu. Doch fehlt ihm das Gesetzesinitiativrecht. 
Im übrigen sind die Fälle, in denen der Bürgerausschuß als gesetz- 
eebender Faktor in Konkurrenz mit der Bürgerschaft tätig wird, von 
denen zu sondern, in welchen ihm kraft Rechtsatzes die ausschließliche 
Befuenis zur gesetzgeberischen Beschlußfassung zusteht. Die ersteren 
kann man als Fälle der ordentlichen Gesetzgebungskompetenz, die letzteren, 
auch durch den Weefall des bürgerschaftlichen Gesetzesinitiativrechts 
charakterisierten, als die der auberordentlichen Gesetzgebungskompetenz 
bezeichnen. Der ordentlichen Zuständigkeit ist eigentümlich, daß der 
Bürgerausschuß hier zu gesetzgeberischer Wirksamkeit nur „befugt“, also 
nicht zur Annahme oder Ablehnung der Senatsanträge verpflichtet, viel- 
mehr auch berechtigt ist, von einer Entscheidung abzusehen. Bei Ab- 
lehnung des Antrages oder der Entscheidung ist es dem Senate unbenommen, 
die betreffende Vorlage an die Bürgerschaft zu bringen. 
(sanz singulär endlich ist die Befugnis des Bürgerausschusses, Not- 
gesetzen des Senates die Zustimmung zu erteilen, falls die Bürgerschaft auf er- 
folgte Berufung nichtin beschlußfähiger Anzahl zusammenkommt. Art.102,103. 


20) Nicht „erbitten“, wie G. Seelig, Hamburgisches Staatsrecht (Hamburg 1902) 
S. 102, sagt. 


Über den hamburgischen Bürgerausschuß 13 


. 


2. Die ordentliche Gesetzgebungskompetenz des Bürgerausschusses 
umfaßt: 

a. die endgültige Mitgenehmigung außerordentlicher, im Budget 
nicht aufgeführter Ausgaben mit Einschluß von eigentlichen „Nachbe- 
willigungen“, d. h. nachträglichen Erhöhungen der im Budget gesetzlich 
festgestellten Ausgabesummen ?‘) bis zu dem bei Beliebung des Budgets für 
unvorhergesehene Ausgaben festgestellten Totalbelanf °°)*”) sowie solcher 


>) Dab es eine unrichtige, weil zu enge, Ausleeung des Art. 60 Ziffer 1 sein würde, 
wenn man sagen wollte, „nicht im Budget aufgeführte Ausgaben sind solche, die über- 
haupt nicht im Budget vorkommen“ (Stolten in der Sitzung der Bürgerschaft vom 
92. März 1905, Stenographischer Bericht S. 313; s. auch Verhandlung vom 4. Dezember 1901, 
Stenographischer Bericht S. 773 f.), ist in eingehender rechtsgeschichtlicher Ausführung 
überzeugend nachgewiesen in dem Ausschußbericht Nr. 20 von 1902 8.69f. (Bericht- 
erstatter: Dr. Heyden). Die Zuständigkeit des Bürgerausschusses zu Nachbewilligungen 
auf spezielle Rubriken des Budgets ergibt sich mittelbar auch aus S 20 des Gesetzes 
über die Organisation der Verwaltung vom 15. Juni 1863: „zu einer beabsichtigten Mehr- 
verwendung für spezielle Rubriken ist ausdrückliche Nachbewilligung (Art.60 Nr. I und 
Art. 62 der Verfassung) erforderlich.“ [In dem Revidierten Gesetz über die Organisation 
der Verwaltung vom 2. November 1896 S 5 Ziffer 5 ist die Verweisung auf die Ver- 
fassung als überflüssig in Fortfall gekommen. 

5) Bewilligungen, welche diesen Totalbelauf übersteigen und somit das Budget in 
seiner Gesamtsumme verändern, bedürfen gemäß Art. 62 stets eines übereinstimmenden 
Beschlusses von Senat und Bürgerschaft. Für Bewilligungen innerhalb des Total- 
belaufs ist aber die Höhe des zu bewilligenden Antrages rechtlich durchaus unerheblich. 

29) Über die zwischen dem Senat und dem Bürgerausschuß gepflogenen Verhandlungen 
betreffs der Grundsätze, nach welchen ein Antrag auf Nachbewilligung auf einen Budget- 
artikel an die Bürgerschaft oder an den Bürgerausschuß zu richten sei, macht der Bericht 
des Budgetausschusses über das Budget für 1902 (Ausschubbericht Nr. 20 von 1902 8. 71.) 
folgende Mitteilungen: „Auf Veranlassung des Bürgerausschusses hat sich der Senat über 
diese Frage ausgelassen, und zwar dahin, daß an den Bürgerausschuß zunächst alle 
diejenigen Anträge gelangen, welche wegen des geringfügigen Betrages, um den es sich 
handelt. ein tunlichst vereinfachtes Verfahren rechtfertigen. Außerdem erscheint dem 
Senat aber das gleiche Verfahren auch bei größeren Summen zweckmäßig und unbedenklich, 
1. wenn die Bewilligung so dringlich ist, daß die Bürgerschaft, z. B. in den Ferien, 
nicht wohl gefragt werden kann; 2. wenn es sich um die Deckung für eine Ausgabe 
handelt, zu welcher der Staat unzweifelhaft verpflichtet ist, z. B. um «die Zahlung von 
Zinsen für in gesetzmäßiger Weise abgeschlossene Anleihen, oder über deren Notwendig- 
keit keine Meinungsverschiedenheit herrschen kann, weil es sich um die unbestreitbare 
Folge früherer Beschlüsse oder vorliegender tatsächlicher Verhältnisse handelt, z. B. bei 
den Ausgaben für Schnee- und Eisarbeiten, und endlich 3. wenn es im öffentlichen Inter- 
esse wünschenswert erscheint, daß eine bestimmte Ausgabe zurzeit noch nicht allgemein 
bekannt werde. — Der Senat hat diesen Grundsätzen noch die allgemeine Bemerkung 
hinzugefügt, er werde es sich angelegen sein lassen, in Zukunft bei der Beantragung 
gewisser der Summe nach größerer Nachbewilligungen auf das Budget einzelner Ver- 
waltungen jedesmal besonders zu prüfen, ob ein genügender Grund vorliegt, um den Antrag 
nicht an die Bürgerschaft, sondern an den Bürgerausschuß gelangen zu lassen. — Der 
Bürgerausschuß, welcher übrigens bisher auch immer darauf geachtet hat, dab Anträge 
auf Nachbewilligung auf Pöste, welche von der Bürgerschaft bei der Budgetberatung herab- 
gesetzt sind, auch an die Bürgerschaft gerichtet werden, hat diesen Grundsätzen zugestimmt.“ 


14 Kurt Perels 


nicht schon im regelmäßigen Gange der Verwaltung liegenden Veräußerungen 
von Staatsgut, welche den Wert von 5000 Mark nicht übersteigen. Art. 60 
Ziffer 1.°°%) Beim Tausch von Staatsgut, insbesondere von Grundstücken, ist 
der Wert des hinzugebenden Staatsgutes maßgebend und nicht etwa die 
schließliche Differenz zwischen den Werten der Tauschgegenstände.°') 

b. „in dringlichen Fällen“ die Mitgenehmigung „gesetzlicher Ver- 
fürungen von geringerer Bedeutung bis zur künftigen Zustimmung der 
Bürgerschaft“. Art. 60 Ziffer 2. Versagt die Bürgerschaft die (unverzüg- 
lich einzuholende) Zustimmung, so tritt die betreffende, unter einer auf- 
lösenden Bedingung zustande gekommene gesetzliche Verfügung (mit 
Wirkung ex nune) ohne weiteres außer Kraft.’”) 

Praktische Bedeutung hat diese Bestimmung bisher nicht erlangt, 
und in der Tat werden Gesetze von geringerer Bedeutung nicht leicht 
so dringlich sein, daß sie nicht unmittelbar an die Bürgerschaft gebracht 
werden können.”?) 

3. Die außerordentliche Gesetzgebungskompetenz des Bürger- 
ausschusses umfaßt die Mitgenehmigung vom Senat vorgeschlagener, an sich 
durch Beschluß von Senat und Bürgerschaft zu treffender gesetzlicher Anord- 
nungen (Verfassung Art. 62), soweit ihm solche, die bürgerschaftliche 
zugleich ersetzende und ausschließende Mitgenehmigungsbefuenis durch 
besonderes, einfaches°*‘) Gesetz übertragen ist. Hierher gehört z. B.: 

0), Hierzu Protokolle der Bürgerschaft 1895, 26. Sitzung: „Der Vorsitzende teilt 
mit, dab der Bürgerausschuß beschlossen habe, dab das Buch über die vom Bürger- 
ausschuß auf den Posten für unvorhergesehene Ausgaben beschlossenen Bewilligungen 
bis auf weiteres zur vertraulichen Einsicht für die Mitglieder der Bürgerschaft auf dem 
Tisch des Sekretärs ausgelegt werde.“ — Siehe ferner Anlagen zur Staatshaushalts- 
rechnung, Budgetartikel „Unvorhergesehene Ausgaben“. 

>) Vergl. etwa Verhandlungen zwischen Senat und Bürgerschaft: Mitteilungen des 
Senats Nr. 12 vom 13. Februar, Nr. 33 vom 23. März 1863. 

>2) J.Wolffson, Das Staatsrecht der freien und Hansestadt Hamburg (Freiburg i. B. 
und Tübingen 1884) S. 23. Wulff a. a. OÖ. Bd.1 S. 22 Anm. 3. Im allgemeinen s. auch 
P. Schoen, die Verordnungen, im Handbuch der Politik Bd. 1 (Berlin und Leipzig 1912) 
S. 303: „Sagt die Verfassung .. . nichts über die Wirkung der Verweigerung der Zu- 
stimmung, so ist anzunehmen, daß mit ihr die Verordnung ohne weiteres außer Kraft 
tritt, da sie unter der Voraussetzung der Zustimmung ... erlassen ist.“ „Der Wegfall 
der Notverordnung wirkt nur für die Zukunft, nicht für die Vergangenheit; deshalb be- 
stehen die unter ihrer Herrschaft entstandenen Rechtsverhältnisse fort und sind nach ihr 
zu beurteilen.“ 

3) Die Bestimmung erklärt sich aus der beim Erlaß der Verfassung herrschenden, 
von der späteren Entwicklung als unzutreffend erwiesenen Annahme, daß die Bürger- 
schaft, ähnlich der Erbgesessenen Bürgerschaft, nur wenige Tage im Jahre versammelt 
sein werde, während der Bürgerausschuß, ähnlich den Oberalten, häufiger zusammen- 
treten werde. 

4) Hierzu Verhandlung der Bürgerschaft vom 2. Mai 1906 (Stenographischer Bericht 
S. 489 f.). 


Über den hamburgischen Bürgerausschub 15 
die Abweichung von dem Enteignungsbeschluß sowie die Vermehrung 
der gesetzlichen Zahl der Mitglieder der Schätzungskommission ge- 
mäß Expropriationsgesetz vom 5. Mai 1886 $ 3 Abs. 4 und S 16 Abs. 2; 
der senatsseitige Erlaß örtlicher Verordnungen über die Dauer der Lehr- 
zeit im Sinne des S 77 des Handelsgesetzbuchs — gemäß (Gesetz, betr. 
Ausführung des Handelsgesetzbuchs, vom 29. Dezember 1899 S 1; die in 
Ausführung des Gesetzes, betr. die Erhebung des Tonnengeldes in Hamburg 
und Cuxhaven, vom 12. Februar 1902 S 2 Ziffer 1 zu erlassende Be- 
stimmung darüber, welche Güter als „geringwertige Massengüter“ für 
die Ermäßigung des Tonnengeldes in Betracht kommen; die Bestimmung 
der Zahl der in jedem Steuerbezirk zu wählenden Schätzungsbürger — 
semäßb S 34 des Gesetzes über die Organisation der Verwaltung vom 
15. Juni 1863, der in soweit durch S 24 des Revidierten Gesetzes 
über die Organisation der Verwaltung vom 2. November 1396 in Kraft 
erhalten ist; die Abänderung der Wahlordnung für die Wahlen der Bei- 
sitzer des hamburgischen Gewerbegerichts und die Abänderung der ge- 
setzlichen Zahl der Beisitzer — gemäß S 5 des Gesetzes, betr. das ham- 
bureische Gewerbegericht, vom 12. Oktober 1892 (in der Fassung der 
Bekanntmachung vom 30. Juni 1905); die Anordnung, daß das Lustbarkeits- 
steuergesetz vom 8. Dezember 1911 auch auf einzene im Landgebiete 
stattfindende Veranstaltungen anzuwenden sei — gemäß S 20 Abs. 2 die- 
ses Gesetzes. Besonders umfassend ist das delegierte Mitgenehmigungs- 
recht des Bürgerausschusses, soweit es sich um die Feststellung von 
Gebührentarifen handelt.”°) 

4. Als Hilfsorgan beim Gesetzgebungsverfahren dient der Bürger- 
ausschuß in zweifacher Richtung. 

a. Er kann nach Ermessen des Senats als Empfänger der den Gesetz- 
entwurf perfizierenden Mitgenehmigungserklärung des Senats in den Fällen 
verwendet werden, in welchen der Senat entweder einem selbstständigen 
Antrag der Bürgerschaft oder seinem eigenen von der Bürgerschaft ab- 
geänderten Antrag die Zustimmung erteilt hat. Art. 69 Abs. 1.°") 

b. Die jüngsten Mitglieder des Bürgerausschusses””) erlosen die senato- 
rischen Mitglieder der Entscheidungsdeputation. Verfassung Art. 72 Abs. 5. 


III. Der Anteil an der Vollziehung. 
Der Anteil des Bürgerausschusses an der Vollziehung äußert sich 
in zwei Hauptrichtungen, nämlich in der Berufung von staatlichen Amts- 


») Vergl. aus der großen Zahl von Beispielen etwa das Gesetz, betr. die wissen- 
schaftlichen Anstalten, vom 11. Oktober 1901 S 9 Abs. 3. 

36) S. oben S. 14 Anm. 33. 

37) Darunter werden mit W. von Melle, das Hamburgische Staatsrecht (Hamburg und 
Leipzig 1891) S. 182 Anm. 2, „wohl die dem Lebensalter nach jüngsten zu verstehen sein“. 


16 Kurt Perels 


trägern und sodann in der Mitbestimmung der finanziellen Rechtsstellung 
der „besoldeten öffentlichen Staatsangestellten “.?°) 

l. In ersterer Hinsicht diene folgendes zur Charakterisierung seiner 
Zuständigkeit: 

Der Bürgerausschuß wählt (durch absolute Stimmenmehrheit) den 
Sekretär der Bürgerschaft, welcher zugleich als Sekretär des Bürger- 
ausschusses fungiert. (resetz, betr. den Beamten-Etat der Bürgerschaft, 
vom 13. April 1881 S1. 

Der Bürgerausschuß entsendet zwei seiner Angehörigen als Mit- 
glieder in die Zentralwahlkommission. Weahlgesetz für die Wahlen zur 
Bürgerschaft vom 5. März 1906 5 9 Abs. 2. 

Der Bürgerausschuß wählt ein Mitglied der Oberersatzkommission 
und einen Stellvertreter für dasselbe. Senats- und Bürgerschaftsbeschluß 
vom 4./28. Dezember 1574 (Bekanntmachung des Senats vom 4. Januar 1875). 

Die Sachverständigen für die nach Maßgabe des Reichsgesetzes 
vom 13. Juni 1875 und der dazu erlassenen Ausführungsverordnung zu 
bildenden Schätzungskommissionen werden vom Senat im Einver- 
ständnis mit dem Bürgerausschuß bestimmt. Senats- und Bürger- 
schaftsbeschluß vom 24. Februar/s. März 1882 (Bekanntmachung des 
Senats vom 13. März 1882). 

Häufiger und zum Teil wichtiger sind die Fälle, in denen der 
Bürgerausschuß zur Aufstellung von Wahlaufsätzen für die von der 
Bürgerschaft vorzunehmenden Wahlen berufen ist. Diese Zuständigkeit 
findet sich zunächst da, wo infolge der Bildung eines neuen Amtsorganismus 
der erstmalige Wahlaufsatz nicht von der Behörde selbst formiert 
werden kann; ein Beispiel bietet das Gesetz, betr. die Wohnungspflege, 
vom 8. Juni 1898 S3 Abs. 5, ein weiteres das Berggesetz vom 3. Juli 
191.19 ABr Abs. 2. 

Die dauernde Kompetenz zur Bildung des Wahlaufsatzes ist dem 
Bürgerausschuß beigelegt hinsichtlich der Wahl der nicht rechtsgelehrten 


Mitglieder der Schätzungskommission — Expropriationsgesetz vom 5. Mai 
1886 S 16 Abs. 1 — und hinsichtlich der Wahl der sechs von der 


Bürgerschaft zu wählenden Mitglieder (Delegierten) der Genossenschafts- 
versammlung der Hamburgischen Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft 
und ihrer Ersatzmänner — Statut der Hamburgischen Landwirtschaft- 
lichen Berufsgenossenschaft S 3, 4 (Bekanntmachung des Senats vom 
25. Januar 1889). 

Außerdem ist der Bürgerausschuß ermächtigt, die von der Finanz- 


») Die folgenden Darlegungen zeigen noch deutlicher als die vorhergehenden, 
dab die Gewaltenteilung (besser: Gewaltenverteilung) des Artikels 6 Abs. 2 nach keiner 
Richtung ausschließlich oder erschöpfend ist, was übrigens schon aus Art. 52 erhellt. 


Über den hamburgischen Bürgerausschuß 1:7 


deputation aufgestellten. zunächst ihm mitzuteilenden (siehe auch Ge- 
schäftsordnung S 66) Aufsätze für die Wahl von Mitgliedern der Finanz- 
deputation kraft Zweidrittelmehrheitsbeschlusses durch Hinzufügung eines 
vierten Namens zu ergänzen. Verfassung Art. 52 Abs. 2; Revidiertes 
Gesetz über die Organisation der Verwaltung vom 2. November 1896 
6 -Abs. 1. 

2. Der Anteil des Bürgerausschusses an der Bestimmung der 
finanziellen Ansprüche der Staatsbeamten im engeren Sinne ist folgender- 
maßen gestaltet: 

Es bedarf seiner Mitgenehmigung zur Vergütung von Umzueskosten 
bei Berufung Auswärtiger als ständiger Hilfsarbeiter des Senats. Gesetz 
vom 23. Januar 1389, betr. Abänderung des Gesetzes über die Wahl und 
Organisation des Senats vom 28. September 1860, $ 3. — Für die übrigen 
Beamten, für die ein gesetzlicher Anspruch auf Gewährung von Umzugs- 
kosten nicht vorgesehen ist, ergibt sich die gleiche und außerdem auf 
die Gewährung einer angemessenen Mieteentschädigung ausgedehnte Mit- 
gsenehmigungsbefugnis aus S 7 der Gehaltsordnung vom 1. Mai 1907. 

Seine Zustimmung ist ferner erforderlich zur Anrechnung früheren 
öffentlichen ®”) Dienstes bei der Festsetzung des Dienstalters und bei der 
Berechnung der Pension bezw. der Zusicherung der Anwendung der 
günstigeren Pensionsbestimmungen des Staates der früheren Anstellung. 
Disziplinar- und Pensionsgesetz für die nichtrichterlichen Beamten vom 
7. Januar 1884 8 38, 39, Gehaltsordnung $ 15 Abs. 3. 

Die Beilegung eines bestimmten, für die Berechnung der Alters- 
zulagen maßgebenden Dienstalters bei der Anstellung, Versetzung oder 
Beförderung eines Beamten, sowie die Feststellung des Anfangsgehalts 
auf einen höheren Betrag als den des gesetzlichen Anfangsgehalts ist 
ebenfalls durch die Mitgenehmigung des Bürgerausschusses bedingt. (re- 
Baltsordnune 8.15 Ans. 1.8342 1,3, 522 Abs. 2): 8 27, 8.357 Ahs;3, 532% 

Das Gleiche eilt von der Beilegung eines erhöhten persönlichen 
Gehalts an wissenschaftliche Assistenten nach Maßgabe des S 26 der 
Gehaltsordnung. 


>) Die Anrechnung der in einer Privatstellung zugebrachten Zeit kann nur 
durch Beschluß von Senat und Bürgerschaft erfolgen. Delegation der Zuständigkeit zur 
Vornahme solcher Anrechnung ist natürlich auch hier zulässig: Vergl. (abgesehen von 
der Sonderbestimmung des $ 35 Abs. 3 der Gehaltsordnung) Senats- und Bürgerschafts- 
beschluß vom 20./29. Juni 1904, durch welchen „Senat und Bürgerausschub 
ermächtigt werden, gegebenenfalls dem in die Stelle des ersten Dispacheurs berufenen 
Beamten die Zeit, welche derselbe vor seiner Anstellung in einer selbständigen geschäft- 
lichen Stellung zugebracht hat, für die Berechnung der Pension ganz oder teilweise in 
Anrechnung zu bringen“ (Verhandlungen zwischen Senat und Bürgerschaft S. 410, 428) 
und dazu die Bekanntmachung des Senats, betr. den ersten Dispacheur der Deputation 
für Handel und Schiffahrt, vom 1. Juli 1904. 


18 Kurt Perels 


Weiter steht ihm gemäß S 57 der Gehaltsordnung (sogenannter Härte- 
paragraph) die Mitgenehmigung einzelner Abweichungen von diesem 
Gesetze zu, welche die Ausgleichung etwaiger bei seiner Ausführung 
entstehender Unbilligkeiten und Härten bezwecken. 

Endlich ist die Entscheidung über die Versetzung eines Beamten in 
den Ruhestand, sofern sie unter Gewährung eines Ruhegehalts oder einer 
Unterstützung erfolgen soll, sowie die Entscheidung über die Gewährung 
einer lebenslänglichen Pension oder einer vorübergehenden Unterstützung 
an einen unter Annahme mildernder Umstände des Dienstes entlassenen 
Beamten durch seine Einwilligung bedingt. Disziplinar- und Pensionsgesetz 
S 32, 33, 34, 9. Für Richter gelten die besonderen Bestimmungen des 
(Gesetzes zur Ausführung des (rerichtsverfassungsgesetzes vom 25. Februar 
1910 5 40, 44. 

IV. Di&erichtshbarkeit. 

Als Disziplinargericht erster und letzter Instanz fungiert der Bürger- 
ausschuß im Falle von Beschwerden über die vom Vorstande der Bürger- 
schaft verhängten Ordnungsstrafen. Disziplinar- und Pensionsgesetz S 8. 


Fünfter Abschnitt. 


Das Verhältnis zur Bürgerschaft insbesondere. 


Aus der vorstehend dargelegten Kompetenznormierung ergibt sich, 
daß der Bürgerausschuß, mag er immerhin aus Wahlen der Bürgerschaft 
hervorgehen, ein der Bürgerschaft gegenüber durchaus selbständiges Organ 
ist. Hat er doch nicht nur anstelle der Bürgerschaft staatliche Funktionen 
wahrzunehmen; kommt ihm doch vielmehr auch eine Kompetenz zu, in 
welcher er kraft Gesetzes außerhalb jeder Konkurrenz mit der Bürger- 
schaft handelt; und ist er doch sogar in der Lage, der Bürgerschaft Vor- 
schläge mit relativ bindender Wirkung zu machen. 

Wie hier, bei den Wahlen in die Finanzdeputation, der Bürger- 
ausschuß, nicht aber die Bürgerschaft dem Wahlaufsatz der Finanz- 
deputation einen weiteren Namen hinzufügen darf, so Kann er auch, wenn 
er dem entsprechenden Senatsantrage zustimmt, die Bürgerschaft mit- 
zwingen, d. h. zwingen, eine Sitzung unter Ausschluß der Öffentlich- 
keit abzuhalten. Art. 46 Abs. 2 Satz 2. Im noch höherem Maße spricht 
sein von dem Willen der Bürgerschaft unabhängiges Recht, die Bürger- 
schaft zu berufen — Art. 50 Abs. 1 Ziffer 2, Art. 60 Ziffer 4 —, gegen die 
Auffassung, daß der Bürgerausschuß lediglich ein Organ der Bürger- 
schaft sei. 


Über den hamburgischen Bürgerausschuß 19 


Ein Organ der Bürgerschaft ist er nur in dem Sinne, in welchem die 
Bürgerschaft ein Organ der Bürger ist '®), d. h. insofern als er aus Wahlen 
der Bürgerschaft hervorgeht. In seiner Wirksamkeit ist der einmal ge- 
bildete Bürgerausschuß vollkommen unabhängig von der Bürgerschaft, so 
unabhängig wie diese von ihren Wählern. 

Ihre Bestätigung findet diese Auffassung nicht nur darin, daß der 
Bürgerausschuß in ganz anderer Weise als die bürgerschaftlichen Aus- 
schüsse gebildet wird '') (wie auch die bei der halbschichtigen Erneuerung 
der Bürgerschaft ausgeschiedenen und wiedergewählten Mitglieder der 
Bürgerschaft ohne besondere Wahl zwar in die bürgerlichen Ausschüsse, 
denen sie angehört haben, nieht aber in den Bürgerausschuß wieder ein- 
treten '?)) und daß er im vollen Gegensatz zu den bürgerschaftlichen Aus- 
schüssen Entscheidungsgewalt hat — sondern auch darin, daß der 
Bürgerausschuß der Bürgerschaft in keiner Weise verantwortlich ist: 
Kann er auch von Mitgliedern der Bürgerschaft um Auskunft ersucht 
werden, ohne daß der Präsident dies zu verhindern die Macht hätte, so 
besteht doch keine Verpflichtung, die gestellte Frage zu beantworten. 
Da die Sache selbst, anders als es bei Objekten bürgerschaftlicher Aus- 
schußberatung der Fall ist, gegen den Willen des Ausschusses nur kraft 
eesetzlicher Vorschrift an die Bürgerschaft gelangen kann, besteht 
dem Bürgerausschuß gegenüber überhaupt kein echtes Interpellations- 
recht. Charakteristisch ist ein Vorgang aus der Sitzung vom 28. September 
1598, gelegentlich dessen der Präsident auf die Anfrage von J. Rohde, 
betreffend Pensionierung des Gerichtsschreibers Nitschke, namens des 
Bürgerausschusses erklärte, „daß derselbe die Beantwortung der Anfrage 
prinzipiell ablehne, da es ausgesprochenermaßen einer der Hauptzwecke 
des Disziplinar- und Pensionsgesetzes gewesen sei, die persönlichen Ver- 
hältnisse der zu Pensionierenden der öffentlichen Beratung in der Bürger- 
schaft zu entziehen.“ 

Die staatsrechtliche Stellung des Bürgerausschusses und sein Ver- 
hältnis zur Bürgerschaft insbesondere ist zutreffend und klar bezeichnet 
durch die Worte des Dr. A. Wolffson in der Sitzung der Bürgerschaft 
vom 4. Dezember 1901 (Stenographischer Bericht S. 776): „Der Bürger- 
0) Hierzu jetzt E. Lüders, der Träger der Staatsgewalt in den Hansestädten, 
Annalen des Deutschen Reichs 1912 8. Sf. 

+1) Seine Bildung ist durch die Verfassung (s. oben), die der bürgerschaftlichen 
Ausschüsse durch die Geschäftsordnung geregelt. Auch stellt die Geschäftsordnung 
die „Ausschüsse“ (Abschnitt IV) dem „Bürgerausschuß“ (Abschnitt III) gegenüber, für 
dessen Sitzungen sie die Geschäftsordnungsbestimmungen über die Sitzungen der Bürger- 
schaft, nicht aber die über die Sitzungen der bürgerschaftlichen Ausschüsse für mab- 
gebend erklärt ($ 16 Ziffer 6). 

42) Vergl. nächst Art. 55 etwa Verhandlung der Bürgerschaft vom 23. März 1910 
(Stenographischer Bericht S. 333). 


20 Kurt Perels 
ausschuß ist ein selbständiges Organ, das seine Machtbefugnisse 
nicht von der Bürgerschaft oder vom Senat, sondern von der Verfassung 
selbst herleitet. Er hat sich nicht an irgendwelche Instruktionen weder 
seitens des Senats noch der Bürgerschaft zu binden, sondern er muß 
nach seiner eigenen Verantwortlichkeit die Entscheidung treffen“. In dem- 
selben Sinne erklärte der Präsident der Bürgerschaft, Engel, in der 
Sitzung der Bürgerschaft vom 9. Februar 1910 (Stenographischer Bericht 
8: LIT): , - --=..-1ch muß»... erklären, daß. der Bürgerausschuß eine 
ganz selbständige Instanz ist. (Sehr richtig). Im Bürgerausschuß 
hat jedes Mitglied nach seinem eigenen und nur nach seinem eigenen 
(sewissen zu entscheiden und ist nicht abhängig von irgendeiner Stimmung 
in der Bürgerschaft oder außerhalb derselben. (Bravo!)“ *?) 

In der Tat besteht zwischen der Bürgerschaft und dem Bürgerausschuß 
kein anderes staatsrechtliches Band als die Personalunion zwischen den 
Bürgerausschußmitgliedern und zwanzig Bürgerschaftsmitgliedern. Ist dem 
aber so, dann kann auch die Auffassung, daß „bei Beschlußnahmen, welche 
dem Bürgerausschuß überwiesen sind, der Bürgerschaft das Recht zusteht, 
selbst die Entscheidung zu treffen, einerlei, ob die betreffenden Anträge 
direkt oder nach Verwerfung durch den Bürgerausschuß an sie gelangen“ ,'* 
in der Allgemeinheit, in welcher sie ausgesprochen ist, für zutreffend nicht 
erachtet werden. Es ist vielmehr in jedem einzelnen Falle zu prüfen, ob 
konkurrierende Zuständigkeit von Bürgerschaft und Bürgerausschuß besteht 
oder nicht.*°) Diese Frage beantwortet sich z. B. von selbst für den Fall 
des Art. 60 Ziffer 1 der Verfassung. Aber auch bei der Einleitung des 
Verfahrens wegen Verletzung der auf das öffentliche Recht bezüglichen 
(Gesetze, insbesondere der Verfassung, ist die Bürgerschaft nieht als durch 
vorgängige Befassung des Bürgerausschusses mit der Angelegenheit ein- 
geengt zu erachten; im Sinne des Art. 60 Ziffer 5 ist die Anzeige des 
Bürgerausschusses nur als mögliche, nicht aber als notwendige Vorstufe 
der bürgerschaftlichen Gesetzesinitiative anzusehen.’®) Dagegen kann die 
Bürgerschaft nicht für befugt erachtet werden, in den zahlreichen Fällen, für 
welche gesetzlich nur die Zuständiekeit des Bürgerausschusses Konstituiert 


3) Eine von dieser Auffassung, die eine eigene Verantwortlichkeit des Bürger- 
ausschusses nach außen annimmt und damit eine Verantwortlichkeit der Bürgerschaft für 
seine Beschlüsse verneint, abweichende Meinung vertrat Dr. Schön in der Sitzung der 
Bürgerschaft vom 8. Mai 1912 (Stenographischer Bericht S. 719): „Dadurch, daß der 
Bürgerausschuß diesen Verwaltungsakt [Konzessionserteilung] genehmigen soll, wird die 
Bürgerschaft selbst für die Verwaltung mitverantwortich, begibt sich des Rechts der 
Kontrolle und kann nachher nichts mehr kritisieren.“ 

4), J. Wolffson a.a. 0. S. 23; ebenso Wulff a.a. ©. Bd. 1 S. 22 Anm. 1. 

») Für das Gebiet der Gesetzgebung vergl. oben S. 12. 

6) J. Wolffson a. a. 0. 8.28. 


Über den hamburgischen Bürgerausschuß >] 


ist, wie z. B. bei Pensionierungen von Beamten®‘) oder bei der Wahl eines 
Mitgliedes der Oberersatzkommission, an seiner Statt zu beschließen. Sie 
hat sich vielmehr, eben durch die Mitgenehmigung der Zuständigkeits- 
übertragung an den Bürgerausschuß, der eigenen Zuständigkeit begeben. 
Und der Senat ist, solange das betreffende Delegationsgesetz gilt, rechtlich 
nicht in der Lage, für die Zwecke der staatlichen Willensbildung anstelle 
der Zustimmung des Bürgerausschusses die der Bürgerschaft einzuholen. 
Das Gegenstück der Beschränkung des Senats, der in diesen Fällen nicht 
die Wahl zwischen Einholung der Mitgenehmigung der Bürgerschaft oder 
des Bürgerausschusses hat, bildet auf bürgerschaftlicher Seite das Fehlen 
des Initiativrechts. 


Sechster Abschnitt. 


Der Geschäftsgang. 


Die Verhandlungen des Bürgerausschusses sind nicht öffentlich. 
Artikel 59.*°) Diese Bestimmung steht aber der Zulassung von Senats- 
kommissaren zu den Sitzungen nicht im Wege. Dagegen ist die ent- 
sprechende Anwendung des Artikels 64 S 4°”) auf die Verhandlungen des 


Bürgerausschusses ausgeschlossen. Daß im übrigen der Ausdruck „nicht 
öffentlich“ nicht mit „geheim“ gleichzusetzen ist, ergeben schon die Aus- 
führungen des vorigen Abschnitts, doch mag auch in tatsächlicher Be- 
ziehung des weiteren darauf hingewiesen werden, daß der Bürgerausschuß 
der Bürgerschaft häufig Mitteilungen über schwebende Verhandlungen 
gemacht hat.°®) 

Beschlußfähig ist der Bürgerausschuß bei Anwesenheit von zwölf 
Mitgliedern. Artikel 58.°') 


7) Vorausgesetzt natürlich, daß sich die Pensionsgewährung innerhalb des gesetz- 
lichen Rahmens bewegt. 

5) So die Verfassungsentwürfe seit der Neunerverfassung. Die Konstituanten- 
verfassung (Art. 91) sah für die Regel Öffentlichkeit der Verhandlungen vor. 

"») „Auf Wunsch der Bürgerschaft ist der Senat zur Absendung von Kommissarien 
zu den Verhandlungen über Senatsanträge verpflichtet“. 

50) Vergl. außer dem früher Erwähnten etwa die Angabe des Protokolls der 53. Sitzung 
von 1863 (28. Dezember): „Auf von dem Herrn Johs. Halben gestelltes Gesuch über die 
Verhandlungen des Bürgerausschusses mit dem Senat in betreff des Verbots militärischer 
Übungen in den hiesigen Turnhallen, gibt der Vorsitzende der Versammlung Kenntnis 
von denselben“. 

>) Nach der Konstituantenverfassung (Art. 90) sollte der Bürgerausschuß bei 
Anwesenheit der Mehrheit der Mitglieder beschlußfähig sein (mach der Neuner- 
verfassung bei Anwesenheit von vierzehn Mitgliedern). 


99) Kurt Perels 


Weitere Bestimmungen über den Geschäftsgang des Bürgeraus- 
schusses finden sich in der Verfassung nicht. Wohl aber enthält die 
Geschäftsordnung der Bürgerschaft in S 16 Ziffer 1 bis 5 eine Reihe 
hierher gehöriger spezieller Vorschriften und außerdem in Ziffer 6 die 
allgemeine Klausel: „Im übrigen und soweit nicht die Artikel 57 bis 59 
der Verfassung entgegenstehen, finden die Bestimmungen der Geschäfts- 
ordnung über die Sitzungen der Bürgerschaft auch auf die Sitzungen des 
sürgerausschusses entsprechende Anwendung.“ Zunächst ist deutlich, 
dab dieser Satz nicht in der Beschränkung verstanden sein will, als 
ob er lediglich die entsprechende Anwendung der Bestimmungen des 
fünften Abschnitts der Geschäftsordnung („Die Sitzungen“) vorschreibe; 
denn gerade die in diesem Abschnitt enthaltenen Anordnungen eigenen 
sich, abgesehen allenfalls von S 26 (Präsenzpflicht) und $ 30 (Ordnungs- 
und Zursacheruf), schlechterdings nicht zur entsprechenden Anwendung 
auf die Sitzungen des Bürgerausschusses. 

Hiernächst fragt es sich, ob die Bestimmungen des S 16 der Ge- 
schäftsordnung, soweit sie nicht zugleich die Mitglieder der Bürgerschaft 
als solche betreffen, in dem gewollten Umfange gültig sind. Diese Frage 
ist zu verneinen.’”) Die Normierung des Geschäftsganges eines der Bürger- 
schaft nieht unterworfenen und von ihr unabhängigen Organs liegt außer- 
halb der Zuständigkeit der Bürgerschaft.’”) 

Wenn dennoch bei den Verhandlungen des Bürgerausschusses einzelne 
Bestimmungen der bürgerschaftlichen Geschäftsordnung beobachtet werden, 
so handelt es sich hier nicht um eine kraft rechtlichen Zwanges platz- 
greifende entsprechende Anwendung von Geschäftsordnungsbestimmungen 
der Bürgerschaft, sondern um tatsächliche Anwendung solcher Bestim- 
mungen kraft eigener Observanz des Bürgerausschusses. 

Wie aus den Verhandlungen der Bürgerschaft vom 19. Januar 1910 
hervorgeht, werden die Berichterstatter für die einzelnen Gegenstände 


PDA MW U LER BASE Arm. 1. 

») Die im Wege der Gesetzgebung zustande gekommene Geschäftsordnung 
der Bürgerschaft von 1859 konnte natürlich zugleich organisatorische und verfahrens- 
rechtliche Bestimmungen für den Bürgerausschuß treffen. Aber diese Bestimmungen 
verloren ihre Geltungskraft, als im Jahre 1881, nach erfolgter Übernahme der Be- 
stimmungen über Zusammensetzung und Wahl des Bürgerausschusses in die Verfassung, 
die bisherige Geschäftsordnung aufgehoben wurde. (Verhandlungen zwischen Senat und 
Bürgerschaft 1881, Nr. 38.) Die neue autonome Geschäftsordnung der Bürgerschaft 
(in Kraft seit dem 20. April 1881; Protokolle 1881, 15. Sitzung) aber konnte rechtswirksam 
nur Bürgerschaftsgeschäftsordnungsrecht setzen. Auch für den Bürgerausschuß 
gilt, was der Ausschußbericht Nr. 6 von 1881 (S. 2) über die Stellung der Beamten 
der Bürgerschaft ausführt: Auch seine Rechtsstellung „kann nicht mehr durch die, 
nunmehr einseitig von der Bürgerschaft beliebte, von ihr jederzeit durch einseitigen 
Beschluß abzuändernde Geschäftsordnung geordnet werden“. 


Über den hamburgischen Bürgerausschuß 92 


ww 


im Vorwege, d.h. vor der Verhandlung der Sache, vom Präsidenten be- 
stimmt; bei Widerspruch gegen diese Bestimmung, erfolge er alsbald 
seitens des Bestellten oder im Bürgerausschuß selbst, entscheidet der 
Ausschuß (Geschäftsordnung der Bürgerschaft S 16 Ziffer 3). Ferner 
“kann der Bürgerausschuß durch Zweidrittelmehrheitsbeschluß seine Mit- 
glieder verpflichten, über eine zur Verhandlung gelangte Angelegenheit 
Stillschweigen zu beobachten (Geschäftsordnung der Bürgerschaft S 16 
Ziffer 5), wobei sich von selbst versteht, daß, ehe die Möglichkeit eines 
Geheimhaltungsbeschlusses gegeben ist, d.h. zwischen der Einbringung 
einer Vorlage und der ersten Verhandlung, nicht durch Mitteilungen aus 
dem Inhalt der Vorlage an Dritte etwas diesem Beschluß Präjudizier- 
liches geschehen darf. 

Dagegen ist nach dem Gesagten nicht anzunehmen, dab, wie es 
bei angenommener Geltung des S 16 Ziffer 6 der Fall sein müßte, etwa 
S 31 Ziffer 1 oder S 61 der Geschäftsordnung der Bürgerschaft ent- 
sprechende Anwendung zu finden habe. Es würde auch der gesetzes- 
politischen Zweckbestimmung des Bürgerausschusses schnurstracks zuwider- 
laufen, wenn der Bürgerausschuß regelmäßig im voraus über die Tages- 
ordnung der nächsten Sitzung zu beschließen haben oder wenn er beim 
Vorhandensein nur einer einfachen Mehrheit bei der Abstimmung über 
einen Senatsantrag gehalten sein sollte, eine zweite Beratung und Ab- 
stimmung vorzunehmen. 


Eingegangen am 18. April 1912. 


Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern. 


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