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6. Beiheft
zum
| Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten.
XXIX. 1911.
Mitteilungen
aus dem ;
Physikalischen Staatslaboratorium
in Hamburg.
„gaTaT
Inhalt:
E. Tams: Die seismischen Registrierungen in Hamburg vom 1. Januar 1910 bis zum
31. Dezember Br Mit drei Tafeln.
Hamburg 1912.
Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem.
BE. an
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ea un. Su:
h; Ay r B4
.6. Beiheft
zum
Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten.
XXX. 191.
Mitteilungen
aus dem
Physikalischen Staatslaboratorium
in Hamburg.
en malt.
E. Tams: Die seismischen Registrierungen in Hamburg vom 1. Januar 1910 bis zum
31. Dezember 1911. Mit drei Tafeln.
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Hamburg 1912. T#N3923
Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem.
D. OF D.
SEP 27 1913
Die seismischen Registrierungen
in Hamburg
vom 1. Januar 1910 bis zum 31. Dezember 1911.
Von
Dr. E. Tams.
Inhalt.
Seite
‚Vorbemerkungen RR Na en nee ee ee ee 2
Die seismischen Registrierungen im Jahre 1910............... 3a,
Mikroseismisehe. Unruhe ım Jahres9l0... u. nee. 38—39
Die seismischen Registrierungen im Jahre 1911........=..... 40—73
Mikroseismische Unruhe: im Jahre 1911 „ee. 2. 2.222... 2.02. 174—75
Bestimmung von Epizentren aus Azimut und Entfernung nach
einigen in Hamburg erhaltenen Registrierungen................ 76—83
1. Vorbemerkungen.
Die vorliegende Veröffentlichung enthält die endgültige Bearbeitung
der während der Jahre 1910 und 1911 im Hamburg erfolgten seismischen
Reeistrierungen. 1910 handelte es sich um 391, 1911 um 381 Auf-
zeichnungen. Nimmt man hierzu die 338 Beben des Jahres 1909 (Jahrb.
d. Hamburg. Wissensch. Anstalten. XXVII, 1909. 5. Beiheft), so erhält
man im Durchschnitt etwa eine Bebenaufzeiehnung den Tage. Diese Zahl
ist nur ein sehr geringer Bruchteil aller im Laufe eines Tages eintretenden
Beben; sie erscheint aber doch wesentlich größer, wenn man berücksichtigt,
daß die auch mikroseismisch nicht weit ausstrahlenden Erderschütterungen
geringer Intensität naturgemäß bei weitem überwiegen, und außerdem
Hamburg von den erdbebenreichsten Gebieten verhältnismäßig fern liegt.
DieAnordnune und Bezeichnungsweise ist unverändert geblieben.
Den vielfach angegebenen Epizentralentfernungen liegt diesmal die
von (€. Zeißig hergestellte Tabelle der „Differenzen der Laufzeiten für die
beiden Vorläuferwellen eines Erdbebens“ zugrunde. Die Quelle für die
unter „Bemerkungen“ oft mitgeteilten makroseismischen Nachrichten
waren viele Institutsberiehte und die Zeitungen, insbesondere die „monat-
liehen Übersichten über die seismische Tätiekeit der Erdrinde nach den
der Kaiserl. Hauptstation für Erdbebenforschung in Straßburg i. E. zu-
gegangenen Nachrichten.“ Außerdem sind bei einigen Beben Angaben
über das Azimut des Epizentrums gemacht; hierüber finden sich nähere
Ausführungen am Schluß der Arbeit. Bei solchen Registrierungen, bei
denen die Ws- und W;-Wellen gut zu beobachten waren, wurde in Verfolg
einer früheren Berechnung des Verfassers (l. e. p. 72) auch der Absorptions-
koeffizient ermittelt: die Werte liegen zwischen 0,00020 und 0,00032;
der damals aus den Hamburger Registrierungen allein gefundene Mittel-
wert 0,00028 ändert sieh nicht. An das Ende der Bearbeitung der Erd-
bebenaufzeichnungen ist wieder eine kurze Übersicht der mikroseis-
mischen Unruhe des betreffenden Jahres gesetzt. Wie für das Jahr 1909
beziehen sich die Angaben auf Periode und Amplitude des Maximums in den
Schwebungen zwischen 6" 50” und 7" 10” M. Gr. Z. der N—S-Komponente
des Wiechert-Pendels.
An bemerkenswerten Seismogrammen sind auf Tafel I die beiden
vom Wiechert-Pendel gewonnenen Horizontalkomponenten des heftigen
ostasiatischen Bebens vom 12. April 1910 durch Lichtdruck reproduziert.
2 E. Tams.
Von einer Wiedergabe einiger Aufzeichnungen aus dem Jahre 1911 ist
Abstand genommen, da lithographierte Kopien des Turkestan-Erdbebens
vom 3./4. Januar 1911 bereits versandt wurden und die Registrierungen
des süddeutschen Bebens vom 16. November 1911 in einer von der Kaiser-
lichen Hauptstation für Erdbebenforschung zu Straßburg i. E. beabsichtigten
Monographie dieses Bebens erscheinen werden. Tafel Il und III ent-
halten zwei neu berechnete Karten der Entfernungen und Azimute in bezug
auf Hamburg für die ganze Erdoberfläche und für Europa besonders
(verel. S. 82/83).
Die Konstanten der Apparate erlitten, abgesehen von Neueinstellungen,
nur ganz unerhebliche Schwankungen. In der folgenden Tabelle sind
die Werte für die Eigenperiode 7, bei ausgeschalteter Dämpfung, die
äquivalente Pendellänge Z, die äquivalente Indikatorlänge /, den Aus-
schlag E für eine Winkelsekunde Neigung, die Indikatorvergrößerung V/
und das Dämpfungsverhältnis & zusammengestellt.
Kompo- |
Apparat Jahr
nente
10,0 |
Wiechert-
Pendel
(W.)
1910
Hecker- | 17
Pendel
(H.) 18 s1 12'"/
17,53) 76%) 122)
a 11
16,53) 68% | 22003) |10'%?)
‘) ab 4. September. °) ab 7. September.
Der maximale Reibungsausschlag r lag bei beiden Komponenten des
Wiechert-Pendels während der zwei Jahre zwischen den Grenzen
0,5 mm und 0,9 mm.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 3
2. Die Erdbebenregistrierungen im Jahre 1910.
Perioden Amplituden
Cha-
Lid. Datum rak- Pha- Zeiten —= nn Bemerkungen
Nr. ter sen Al Ak | Ay
Hukma's S 12 [A
1ı Januar 1 Fur) eg 11 14 06 W. Epizentralentfernung
S 24,0 | 8650 km. S fällt in die
PS 24,6 | Minutenlücke.
L 39
MıE 55.0 18 65 —
Mx 56,9 23 — 65
Mer 58,2 18 70 =
vorwiegend
® 14—18
13 34 Auftauchen von W,-Wellen.
F 14
2 : 6 ru (ep 20 07 48 W
Fa 15 Ba |.
3 „ 7 I 6 13 H. Undeutliche Störung
F 39 ; seismischen Ursprungs.
4 i S I Eh 10 59 s Re , H. Gefühlt in Chile (Co-
F 11 2» 16—22 2 b piapö, Valparaiso, Sant-
iago, Concepeion).
B) ae Iu e 15 19 27 H. Gefühlt in China (Tschili,
eL 27,1 32; 30 Schantung, Kiangsu,
Mr 32,0 14 35 _ Neanhwei, Tsckekiang.).
Mx 32,1 14 — s0
F 16.3
6 a) I e 90 | H. Die mikroseismische
F 10 Unruhe ist durch em un-
deutliches Seismogramm
gestört.
i ( Die Vorläufer sind in
7 a) Lu I 8P/ 122 (84) Ixrr | d. mikroseismischen
s ee | W. - R
i Ba | Unruhe nur ange-
eL 23 08,5 | * deutet. Gefühlt im
M 11,7 30 = 31n H.| östl.Teilv.Mindanao,
R 23,1 | aufden’Talaut-Inseln
| und auf Halmahera.
0) 16 I eL 3A ; Er, ER
F 12,0 20 3 | 2
®) ae I En 10 n 0 3 3 E.
10 al) Iu|le(P)| 15 10 45 W.
En 16-0 | @ | @ |Im.
11 20 I el ke alıl | H
M 13,2 192520 h) 10
F 18,6
12 2099 I e 0,0 rg H. Spur seismischer Wellen.
N r 15—20
ER 0,5
ı1*
4 E. Tams.
Jha- 5 li
win Datum Se ERS Zeiten euer en Bemerkungen
Nr. ter | san Ab AR JÄN
El [er Pr) Fe N re ee Tee Vor TEE I"
Sehens S m n
13 | Januar 22 | IlIr B 8 52 49 W. Epizentralentfernung
18 56 20 8 [b) 55 2100 km. Gefühlt auf Is-
(L) 59,9 land; Herd nördlich der
M 9 00,8 20 1000 | 900 Insel. Während der ganzen
C 8—11 zweiten Vorphase treten
namentlich aufder E-Kom-
ponente deutlich starke
lange Wellen von 15 see
bis 33 see Periode hervor;
Wellen von 4 see — 8 sec
Periode sind ihnen unter-
mischt.
Auf der E-
15) 21 — 5'/) {| W,-Wellen J Komponente
19 ke) 1557 — 3 W,-Wellen ER eben an-
gedeutet.
F 12,6 Absorptionskoeffizient im
Mittel: 0,00028.
14 11502 I eu 19,8 H:
F 20,0
15 22 | eL 20 21 1020 H.
F 34 -
Schwache Züge seis-
3m n mischer Wellen.
16 1022 I eL 20 4 10-20
F 57
17 1.92 I el 21719 18 : 3 H:
A or c ) )
F 39
18 2a IN e 1 55 19 1. 1. [W: Die mikroseismische
F 59 2 San Unruhe ist durch die
Wellen eines schwachen
Nahbebens gestört. Ge-
fühlt in Italien (Ligurien).
19 2 u le 19 00 29 4 3 |. — |W. Epizentralentfernung
iS 09 30 6 a a) 7600 km. Gefühlt in Hol-
PS 10,0 | ländisch- und Französisch-
SR RU | Guyana (Paramaribo,
eL 19 Cayenne) und auf Marti-
Mx 20 44 — 200 nique.
Mr 24,5 23 65 —
F 20,7 |
20 „726 I @ L re 18 90 iR N H.
F I.) |
aa 28 I e 15 (04 H
eL 05,6
| 08 192l 7 7
un 09 15 a:
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 5
Cha- h : Amplituden
Lid. Datum rak- Eha Zeiten Eessaden p Ser I a Bemerkungen
Nr. ter | sen T Kin
231 Januar 29 | Iv e 0 (01) W. Gefühlt im Kroatien,
L 02 48 Steiermark, Südwest-
| 03,3 8 all — Ungarn usw.
M 03,6 8;9 I a a!
| 04,0 fi _ 16
F (12 |
23 ts) Iv e 0 (15) W,Wiederholung von Nr.22.
L 17210
u J 18,0 8 7 E
ae 18,4 8 11
| 25)
24 a ‘ > (16 H
eL 6,0 B2URZ2E IE -
a N ae zn
25 10) lu e 4 (07 W
i 30 31 11 3,
eL 53
[ 57.02 (33) 22 28
h 14,8 22 IE 20
M 25,5 22 2U E=
| 32 18 16
F 6.4
26 40) | eL 16 26 H. | >
F 41 Schwache lange
w NE Wellen.
EN 30 | eL 17 37 1722 H.
A)
F 18,2 r |
28 | Februar 2 Iu eP 11 (07) W.
eL 37
Tr:24;18
M 40 a RT.
F 12,2
29 s 3 I eL al e H.
F 93 18—20 1! > Fre
30 N B) lu e 17 (16) | H.
© 34,9 |
eL (55) |
18 00 30; 35 Po Ba
F 39,1
51 5 43, Lu e 14 19 (41) | W.
e 23 (07) |
eL 152.03
Mır 05 40 a0, N
Mıx 15 30 —i 9 AU)
: = Er
ne 2 a a ER Zwei übereinander ge-
N. 94 1 DE 27 lagerte Beben desselben
Ar 47 90 3 15 Herdes, nach Sydney in
en = A 2 etwa 40 min Abstand.
Mir 51 18 10, 72
Max 16 05 20 —_ 22
Mse 08 18 12 —
F 17
6 E. Tams.
Cha- KL © Amplituden
wall Datum rak- ans Zeiten San | Bemerkungen
Nr. ter | sen T Ar Ay
hezumiegs Ss L A
32 | Februar 4 Tu e 17 56 34 W. Nach Sydney Wieder-
el 41 x holung von Nr. 31.
Mı 19200 1: “ 7 11 1 Ein Teil der Hauptphase und
| m : 18 die Endphase wird von
M> 07 \ m : 0 [ 8 ) dem folgenden Beben
Sn überdeckt.
33 en 4 Iu e 18 52 (49) W. Nach Sydney Wieder-
N 19 56 21 8 &) holung von Nr. 31.
F 20,7
34 = 5 I e 2 (10) W.
Mx 13,9 14 — 5
F 24
35 a eh Ren 1645 ne H. ;
F 55 =
© C Deere
36 is 9 I a : 5 20-30 H.
37 Et) I e 8 4 H:
M 45,3 18 6 6
F 9.04
38 > Tu eP 8721 A3 W. Epizentralentfernung
is 31 42 6) a0) | 25 8800 km. Gefühlt in
eL 55 Japan (Zentral-Nippon).
Mr 58,8 (16) (30 =
Mıx 58,9 13 — hi
M:x I 19 02.0 10 — 23
F onr
39 a e 17,0 H.
eL IT)
Mın 20,8 30 DE Di
Mır 20,9 25 Sl
Mer 27,2 20 13 —
Men 27,4 25 — 11
F 18,0
40 Sr eP 5.13 46 W. Epizentralentfernung
1 Sr 1023 6 17 _ 2200 km. Gefühlt auf
i Sn Il 6 — />47| Kreta (Kanea).
L (20,2)
Mr 221 6) 30 —
Mıx 22,8 6 == 40
Mex 23.2 7 — 40
F 5,8
41 28 li eL 329 e Mn H.
42 23 12 e 7 (56) W. Gefühlt in Mazedonien, ,
M 3 02,6 0) 9 — West-Bulgarien und Süd-
F 8,2 | Serbien.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 7
Cha- f x Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden Kan er. Bemerkungen
Nr. ter | sen T Rs Arg
DeaemaS S m u
43 | Februar 27 I eL 15 09 al f
14 25 15 25)
F 15,9
44 is >28 | Iu eP 21 (10,2) eP nach W.
i 20 28 19 17 —
eL 35 |
Mı 44,3 24 25 20 H
Max 51.3 15 oT |
F 22,9
45 März 1 I eL 12 45 H.
F | 13 20 1921
46 ” 6 I er 17 E 10—20 H
47 6 I e 18 59 \W
Mx 10,0 9 — 4
Me 13,3 3 1 —
F 19,4
fo) 3 4.35 \alifornien efü
4 la I & { % 10—20 H. In Kalifornien sefühlt.
) L 907
4 | 1 = 1 or 15—20 H
50 3 I eL ıkayre 15%
F 16,5 | s
‚Spuren langer Wellen.
51 215 BalleyT 5335 | =
F 25
52 ld) lu e (0) 55 e nach H.
eL 50 \
M 52 a 17 | 20 W.
F 1,4 |
33 2 /
5) 1 I 5 | * 12-18 H.
54 22 I e 22 (15) W. Die starke mikroseis-
F (24) mische Unruhe ist dureh
ein undeutliches Seis-
mogramm gestört.
5) 24 Iv e 14 40,5 128 1-2 | 1-9 |W. Der mikroseismischen
F (45) ” “ | Unruhe sind kurzperio-
bebensüberlagert. Gefühlt
im oberen Murtal (Ost-
|
| dische Wellen eines Nah-
|
|
| alpen).
je E. Tams.
Cha- = De Amplituden
au Datum rak- un Zeiten Heriaden Br Bemerkungen
Nr. ter | sen nl A
INS S j2 | 2
56 März 25 Lu eP 15 (42) W.
es 51 54
el 16 (05)
Mx 15 29 2 I
Mır 23 119 15 s
Mer 32 15 10 =
F ee; Nach H. treten noch Wellen
bis 18,4" auf.
Ar Hr - 09
57 25) I nr 19 a 16:20 2 H.
58 2 u ar) ae N JE en
F 20 10
59 30 Tu eb) I 1235 B2) W. Epizentralentfernung
e 19,0 für Sydney ca. 2500 kn;
1(S) 31 34 nach 1 Stunde folgt ein
eL 59 58 M6O)EI zweites Beben aus der-
Mır | 18 02 4 30 == selben Entfernung.Gefühlt
Mıx 07 33 — | 0 auf den Loyalty - Iuseln
; Tu - (Lifu) ?
Yo )
N ra a
Mex 17 23 — 65
M; 19 20 40 55 | Es treten noch bis nach
Ö 16—22 19" mehrere schwächere
F 20 Maximaauf(Überlagerung
eines zweiten Bebens).
60 il Iu i 18 49 45 lalk
eL IE) N)
f | Tr: 40 \ Ey:
Mı al | Dx: 50 | ‘0 | 100
Mor 24 20 50 —
Mox 26 22 — 90
Ü 1520
F 21,4
61 April 1 Tu e AI H. Gefühlt auf den Banda-
eL 45 398 e Inseln (Banda Neira).
F | 155 ana 2 -
62 1 I ee 1.16 89 Ar Er
63 A I [eb | 13 % 3 = See:
F 4
64 3 I e 19 26 3 H.
F 21,0 a 2 =
65 4 I Sal kg ER H.
F | ıs2 CU
36 3 B Ber i : :
66 re) I En 2 10-20 H
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. g)
LT —
Cha- SE ae Amplituden
Lid. Datum rak- ne Zeiten Be Lin onen zer Bemerkungen
Nr. ter sen R Ar | An
67 April 5 I eL 13,0 H. Spur langer Wellen.
F 13.4
68 5 I { 22 (58) H
k L 2} 01 1 >
j ; 25 10—18 1—2 }
69 le I e 1 42 90 H. Gefühlt im Südwest-
F 2.0 = Bulearien u. Süd-Serbien
£ f > 9
70 X 6 I n 2 = 10-20 9 9 Be
71 w.:8 1 eP 16 (53.6 W.
ix 57 45
el 17 43
M 55 21 — fi
F 18.8
12 9 I e 10.0 H.
M 10 06.2 245) - 12
F 215)
TB} 9 I t 11 (50 W
Mx 55,7 b 4!/o
Mr 56.5 12 6 -—
F 12.2
74 I) I eL 13,5 re H.
[ 138 1520
75 ul Iı e 8 (37 W.
eL 45
Mr 44,7 8 10 —
Mx 45, ) 9 — 6
F 9.0
76 a ae 0 34 21 W. Epizentralentfernung
i 34 23 8—9 23 11 (8900 km). Azimut etwa
i Sn 44 25 12 - | 80)]| N 64°E; Dilatation. Ge-
1 Se 44 26 10 >9%)| — fühlt auf Formosa, Ishiga-
kıshima und den Batan-
| Ta: (@1)\ Inseln. Siehe Tafel I.
DY .\Z (19 ‘ 3 "kenswer Ta 3
36. 22 TE = 19 f (120 130 | Bemerkenswerte Welle.
eL 1 (01) |
M 07,8 12 oo | 120
F 2
7 2 I eL 1 1520 > | ._. [H. Heftiges Beben in Costa
F 0 ee en Rica? Vergl. Beben Nr. 93
| vom 5. Mai.
18 Son K5) lu 1 eP 12 49 (24) | W. Gefühlt auf den Banda-
eL 13 26 | Inseln (Banda Neira).
40 21 10 ı — |l Ein Maximum tritt nicht
45 a, - 13 |{ deutlich hervor.
10 E. Tams.
Tee
Cha- Ä ar Amplituden
un Datum rak- Pha Zeiten Perioden Keen Bemerkungen
Nr. ter | san Ak As Ar
has smezes Ss [2 2
79 | April 17 Iu e 1 05,4 Der Anfang nach H.
e 15,0 W.
e al
eL 41
Mıx 44 30 — 15
Mır 45,0 21 12 —
Mor 47 21 9 —
Mex 48 al — 14
F 2,8
80 ie I eL 8 15 7 | H.
F 8.8 17 1-2 | 1-2
Die ersten Vorläufer
s1 . Aa IE eP 22 41,0 user treten deutlich her-
3 Fr = fi W D \ .. .
e 50 45 |") vor. Im übrigen
eL 2318 5) 5 ||| schwaches und un-
F 0,4 12:0 x | al. deutl. ausgeprägtes
Seismogramm.
82 22 I e (L) ze sul e = W.
Mx 152 12 =; 2
F 8)
s3 26 I eL 2 48 on lat.
F 3 05 De
54 6 | eL 18 00 1220 H.
F 05
85 | lu eP I ar W.
e Se 47 13
1Sx 47 44
eL 2 05
M 15 91 14 6'/»
F Sl
86 RD I e 5225 |
F 37 Spuren seismischer
| Wellen.
87 IL I e 23 45 9 18lk
F 56 5
88 Mai 1 Iu eP 18 50 01 W. eP nach H.
eL ie) SO) (27)
Mıx 43,5 33 — 26
MıE 47,5 28 23 =
Mor 54,4 20 19 —
M»x 55,1 21 — 28
. vorwiegend
C 16—18
F 21,4
89 1 I e 21 41,7 W.
42,2 6 — 1
(F) 44
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 11
Cha-
L e Amplituden
Lid. Datum rak- = Zeiten en Green Bemerkungen
Nr. er Ben T An At
h m Ss Ss 2 | 2
90| Mai 2 Ta ie »1 30 | W.
M 33,7 8—9 Dale 02
F 40
91 4 I eL 0 42 H.
M 46 21—22 4 }
F il
92 a! I eL 185 35 W.
Mx 41,4 12 - 3
Mr 42,4 15 2 —
F 19,0
93 5 lu ePı 0 (40,4 W. Heftives Erdbeben in
eSı 50 41 (Uosta Rica (Uartago zer-
stört). Siehe Nr. 77.
(e P)n 58 20 Ein zweiter Stoß ?
e Lı 1 05
Mx 07 21—23 9 Herdtiefe und Energie des
MıE 13 21 > Bebens wird vereleichs-
Mer 1,723 18 t weise gering gewesen sein:
F vergl. das Diagramm des
3ebens auf. Jamaika King-
/ ston zerstört) vom 14. .Ja-
nuar 1907.
94 16 I eL 12.7 15 ; H.
F 13.0 > 2
9% 8 | eL 19723 Ne H.
F 45 Se
96 s) I eL 10 37 W. Gefühlt in Japan (Nord-
t7 14—15 5) = Nippon).
48 12—13 alla
F 11,1
97 w.9 Il eL 16,5 15:20 y1/ 11), H. Wiederholung des vor-
F 17,0 = ms hergehenden Bebens?
98 10 Iu Ir a: a Bee 2 — 1IW. eL nach H.
in DANMGA N SL -— 2
eL 10 21
30,5 14 — 2
F 10,7
99 10 Iu e 14 (18 W. Gefühlt in Japan (Nord-
eL 37 Nippon). Siehe Nr.96 u.97.
M 45 ee \| 6 9
F lan j
0 D. :
100 10 au en 2 1520 N lo H
101 Bi) Iu e 16 (50 | H.
en IL Rn 16 Ela.) 1%
1 E. Tams.
Cha- Es : Amplituden
un Datum rak- Di Zeiten len I Bemerkungen
Nr. He sen 7: IN: un
bEszmiEES s k |
e 18 07 (8% | W.
Mıx 47 a7 u 13
MıE 49 2] Se
Mox 5%) 1 ri
Mex 58 16 6 —
e 2 (45) W. Gefühlt auf Haiti.
15 —' «| 1!
eP | 15 58 50 W.
i [16 08 47
M 14,6 7—8
=]
S>
e 18,8 H. Spuren seismischer
F 19,0 Wellen.
102 Mai 10 lu
106 at Iv e 20 (22) W. Schwache Nahbeben-
F 25 aufzeichnung. Gefühlt in
Steiermark, Nieder- und
Ober-Österreich, nament-
lich im Semmeringgebiet
(Gloggmitz).
107 ll lu e 3 4 W. Gefühlt m Japan (Nord-
eL 4 07 | Nippon). Siehe Nr. 96,
19 14 — 2 97 und 99.
108 Bl e 936 | W. Schwach angedeutetes
el H : | Seismogramm.
109 alte eL 3,6 H. Schwache lange Wellen.
110 ls eP s 09 (14) | W. Epizentralentfernung
N 19733 3) — 8 9200 km.
PS 20 06 9 — | 3%
[a®)
ID
Qu end
jan]
1620 3
1 le
br,»
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 13
Lfd.
Nr.
113
114
115
116
17
115
119
120
121
124
LLL————————————————
—_
Cha-
Datum rak- Pha-
sen
ter
Mai 15 lu
= 218 lu eP
es
eL
Mx
Mr
F
1900| 1 eL
F
N) I eL
F
20 lu eP
S
® L
M
F
N) I e
„opel I
Zeiten
©
LESE |
He
“)7
Ze
16
Perioden
gl
20)
15 ; 20
12 16
20
12—13
Amplituden
Ar Ax
B p.
— =)
rn 1!/»
Zu ar
15 —
E 54 11/o
12 10
9 h)
Bemerkungen
W,
H.
W. Epizentralentfernung
7000 km. Gefühlt in
Deutsch - Ostafrika (am
Tanganjika-See).
Auf der N - Komponente
zeieen sich stellenweise
noch Wellen bis 12®.
H. Gefühlt in Japan
(Kiushiu, Shikoku. Süd-
Nippon)?
H.
W.
H. enach W. Nur eben an-
oredeutetes Seismogramm.
H. EinigeschwacheWellen.
\W. Epizentralentfernung
2300 km.
H. Schwach angedeutetes
Seismoeramm.
14 E. Tams.
——
Cha- 2 j
ui Datum rak- ; Zeiten aan Kernen Bemerkungen
Nr. ter | san at A Ar
JE En VE EEE, EEE. BEER BEER © ug;
hissmess s m m
125 Mai 22 Imolmer 6 36 00 W. Epizentralentfernung
SE 45 47 6 7 8550 km. Gleich zu Be-
iS 45 49 ) — ul ginn der ersten Vorläufer
SRı 51,5 in der N-Komponente eine
S Ra Honeld 12 E 9 Welle von 13 sec Periode
SRs 56,2 18 = 31 überlagert durch Wellen
eL 7 00,3 von & see — 4 sec Periode.
Mıx 07,7 21 100 — Gefühlt in Japan (Hok-
Mıx 08,4 23 = 150 kaido, Nord-Nippon).
Mor 18) 16 120 —
Max 16,7 16 — 80
: vorwiegend
[6 12—16
Ss 46 Auftauchen d. Ws» -Wellen.
54 19 — 4\/a |\ Absorptionskoeffizient im
56 18 2 — || Mittel: 0,00031.
F 9,5
126 u) lu eP 18 58 (13) W.
S (08)
eL U
Mx 30 19 = 7
Mr 31 15—16 5—6 b)
F 20,5
a 0 I el 21,8 15 ER
F 22,2 i
128 26 I e 6 15 H. Spuren einiger Wellen.
F 17 Gefühlt in Südwest -
Deutschland und den be-
nachbarten Gebieten der
Schweiz und Frankreichs.
129 u AS I eL 8,4 12 al,
F 8,7 2
130 226 I eL 10,1 0 1all
F 10,3 2
131 27 Ir: eP 12 (02,8) W.
L 09,9
Mx 10 13—14 — 4
Me 12 12316 5:6 =
F 12:8
132 28 Iu eP 6 32 (80) W.
S AEAZ
eL ze ol
Me 06,9 20 Tl
Mx 09,3 17 - 5a
F 8,6
155 29 er: eP 0 (09,9) W. Gefühlt in Serbien ?
e 13 (29)
M 18,2 14315 5 4!/a
F 0,5
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 15
Cha- } R Amplituden
Lid Datum rak- Pha Zeiten Perioden Di ak Bemerkungen
Nr. ter sen A Ar | An
136 3l Iu W. Epizentralentfernung
: 9650 km. PR, und SR,
1 Sk ( nach H.
1 Sa 9—10 22 18
Mıe 47,6 21 10 —
Mın En 23 — 28
Mox 92,8 18 == 26
Mer 9), 17 32 —
137 ro I ) H. Spuren langer Wellen.
138 Juni 1 Iu yalsy \W. eP fällt in die Minuten-
) 302: lücke.
46; 43 45;40| —
23 45
22 26 =
139 1 Iu W. Dieses Beben ist «lem vor-
24 17 39 hergehenden überlagert,
F 9,8 so dab die Phaseneintei-
lung verdeckt wird.
140 et lu eP 18 (36) W. Gefühlt auf der Insel
eL al Wetter bei Timor.
M 14 15: 20 1 3
F ls!
141 a) Ir eP 473225 W.
el (39)
Mx 41,4 11 = 1
Mk 43,3 I) 2 —
F 4,9 |
|
142 DE Lu] e,0 2824 | H.
e DES0 |
eL 48 |
M 58,5 24 SHE =
F 0,6 |
143 Rs) I eL 13,4 | H. Schwache lange Wellen.
F 14,1 |
144 5 I e 19 (41) | W.
M 47 15 = 1Va
16 E. Tams.
L———
Cha- ER Deiyile Amplituden
Lfd. Datum rak- Eha | Zeiten Ferloden ei ee Bemerkungen
Nr. ter | 9 | ® Ar | An
„127 50] Por RS EBRBBAGEREEN Ba ,50 HERRBEDEEN JEZEBBRRNERSEN ESEL RES SBEREREE 73 >| BERZENER ER Fe
hesemes Ss er
145 Juni 5 I eL 22,4 159 ER
a AR
146 6 | e 12739 W.
eL 49 =
s 9) .)
F | 13,3 ni u
147 7 DErole 2.07 20 W. eS und eL nach H.
es 09 58 Epizentralentfernung
eL 11,5 1500 km. Heftiges Beben
Mıx 13:8 10 — 50 in Süd-Italien (Provinzen
Mr 13.8 5 70 — Avellino, Potenza und Sa-
Mex 14,1 12 -- 50 lerno).
(® 6—10
F 3,0
148 &) us een 12 (01,3) W. Gefühlt in Japan (Bo-
S 11 (26) nin-Inseln).
eL 32.6
M 35 23—24 16 22
F 13,4
149 2) | el 17,0 ler H.
F 177 10—20
150 12 I eul 6,9 H. Spur langer Wellen.
F 7,4
151 12 Erster 2041751 W. Epizentralentfernung
es 45 52 2450 km.
L 49
M 54 Il 5 4
F 21.2
152 13 I e 2 (01) W.
eL 11,6
Mx 13,0 17 = 31/a
F 2,4
153 15 Iu e 13 (15 ll,
eL 14,1 PER,
F 15.0 15—20
154 13 Bi e 23 44 40 W. Feine Zahnung der Re-
F 47.4 gistrierlinie durch seis-
mische Wellen.
155 14 I eL 16,5 Bu lak
F 171 10—20
156 14 Ersıner 19 48.35 4 1'/a — | W. Epizentralentfernung
18 5) Su 9 11 5700 km.
Mıx 03,8 24 — Sl
Msr 05,9 18 37 =
Mex 06.1 16 — 31
Mer 08,4 16 47 —
I vorwiegend
Ü 10 - 16
F 21,4
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 7
TLLL————————————————————
Cha-
Lfd. Dataom ai Pha-
Nr. Fe sen
Zeiten
Ir e@ R
IlLu Je
in
es
ıSRı
ir
iISRa
eL
Mıe
Mar
Mx
160 a Iu eP
161 ER Xi Iu e.P
162 Be B e
163
IV
DD
un |
&
ml
c
164 28 Iu eR
6 50 03
50,3
16 31 49
6,9
17 01 (48)
10 54
26
27
43
3 07 (00)
Perioden | Amplituden
RT ee Bemerkungen
T Ar | An
s Le fl
6 — 21/5) | W. Epizentralentfernung
12 — 11 2200 km. Gefühlt in Süd-
7 12 — Spanien (Malaga, Alme-
16:26:25 ria) u. Aleerien (Nemours,
13 280 190 Oran).
10 — | 170
12 140 —
»—13
iP und eS nach W. Alle
20—21 19 36 übrigen Angaben nach H.
17 — 40 Epizentralentfernung
über 13000 km. Gefühlt
| Tr:21\| eo 50 auf Neu-Kaledonien und
\Tn:16/| ; : den Loyalty-Inseln (Lifu).
20 110 =
mM. 99
Te 23\ | 140 | 1%
KEN
34 310 —
22 180 —
(41) | (860)
vorwiegend
15—20
W. Epizentralentfernung
9 21/a 1?/a 2100 km. Gefühlt in Süd-
Spanien (Almeria). Siehe
12—13 35 24 Nr. 157.
10 — 30
W. Epizentralentfernung
9200 km. Gefühlt auf
Formosa, den Pescadores-
(16) — 12 Inseln. den Batan-Inseln
17 11 e und im nördlichen Luzon.
W,
(ST 2'/s 4!/a
30 _ 14 |\ Ein Maximum ist nicht
16 4 5 |f deutlich ausgeprägt.
H. Spuren seismischer
Wellen.
H. Schwache lange Wellen.
W. Gefühlt auf Üelebes
98 er > (Posso und Palele).
18 : E. Tams.
Cha- a2 h e Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Beriocen oralen Deaie Bemerkungen
Nr. ter [ au E Ar | AN
a ———— nn
hesemes S 12 | [2
165 Juni 23 lu e 10821 | W
eL 11 (02) < |
F 123 20:22 % 2 | H
166 n- 3 Iu eP 192012) W
€ L 188 |
Mx 201 25 — 3 H
I 2
167 au. | € 2 (54) | H
eL 3 28 2% |
F 3,8 ZEN |
168 a: uataR || JR 13. 18 | | | W. Epizentralentfernung
iPx 16 |£ 5-6 (21/5) | (4'/o) | 2040 km. Azimut etwa
iPk 17 ) SSW; Kompression. Zer-
iS 34 43 215 95 | 40 störendes Beben in Alge-
L 36,0 20 | rien (Aumale, Tablat,
Mır 383.5 10) 320 | — Rovig’o usw.)
Mx 39.6 ar 260 190
Mer 40,7 10 2.) |
vorwiegend |
Ü 8—12 |
15,8
16 32 | Auftauchen vonW; -Wellen.
36 20 — | 1 Absorptionskoeffizient:
| 0,00032.
169 DD ep 22 41,8 Hr
e 51,4
i 01 20 2
170 Be fr l :B 19225, 31 > 45 | 2 | W. Epizentralentfernung
37 5 12 Da 2370 km. Azimut etwa
iS 29 26 ) 26 15 S66° E; Dilatation.
SRı 30 03 fe) >40| Heftiges Beben in Klein-
eL 32,2 asien (Iskelib ete.).
Mı 33,9 23 250 150
Ms 34,7 14 130. | 120
Max 39:9 15 — 140
Mix 310,2. 11 — 110
Msr 39,4 11 110 —
Ö 6—12
F al
171 26 Iu & 16 (28) H. Gefühlt im Japan (Zen-
Aeolb 50 Er F € tral-Nippon).
F | ızo , 10-20 | 1-2 | 1—2 pl
172 28 I e 2552 3: H.
178 Rp] Iu 18 8 41 19 W. Die ersten Vorläufer
eL (59) sind nicht deutlich zu er-
Me 9710 15 5) _- kennen.
Mx 11 a — 9
F 10,7
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 19
Cha- 2 Ir Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten a are ‚emerkungen
Nr. ter sen T: Ar | An
h m DI Ss 7 | 7
174 Juni 29 Tu eP 11 05 36 | W. Epizentralentfernung
| über 13000 km.
e(S) 19,6 24 —_ 7
1(SR,) 29 13 21 18 —
eL 56,8 | H.
De 35 45 393
Mıx 122202 20 51 63 W.
Mıe 25,1 20 46 —
Msx 29,2 18 41 15
Mex 12,7 19 — 45
vorwiegend
Ü 16—18
F 14,5
175 29 Iu eP Le 378195 W. Epizentralentfernung
1(SR,)| 15 01 30 über 13000 km. Wieder-
| holune von Nr. 174?
eL 31 | Nach H.
Mıx BT, 18 | 9
Mık 59.6 18 Ss —
Msr 16 09,8 16 7 —
Mex 11,9 17 = 12
F 17.0
176 29 lu e 15 36 15
e L 19 04 f fa
Y 19,7 12—20
ART 30 lu e Sale: | W. Gefühlt auf den Talaut-
. eL 47 Inseln.
De-25. or
M 49 | a 9
F 48
|
178 30 Lu I e%) a H.
M be32 20
F 61
179 5 Don] 178 er | H.
F 18.1 15—20 |
180 Juli 2 Iu 1 6 00 26 | W. Gefühlt im östlichen
eL 25 | Mindanao.
Mx 28 35 — 55
F 7,0 |
181 Bun > il eL Zar 9 EL
F|ıs al |
182 3 len. | H.
|
183 Re ee 628 | H.
el 28:
M 58 20 1 >
F 8,7
En
Cha- 2 : Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden Berner Bemerkungen
Nr ve sen Tr Ar Ne
15—20
H. Spuren langer Wellen.
H.
W. Epizentralentfernung
(9100 km). Gefühlt in
Japan (Naha)?
el. 19519)
M 25 14—15 4n 2
F 19
6 I e 9 (09) W. Auf der E-Komponente
16 6—9 2 2 von H. von 9° 17” bis
F 9,6 | 9" 19" Wellen von 15 sec
bis 20 sec Periode.
190 A Bat! Iu eP 4 48 (ol) | W.
is 57 24
eL 5 (08)
19
F 6,3
3a 2l/a
W. Gefühlt auf Java
(Kediri).
191 „ eP 8 (34,7)
1 Se 41 26
eL 9.06
Mx 17,6
Mr 20,3
u |
28
ID |
ot
5
H. Spuren seismischer
Wellen.
W. Gefühlt auf Java (Ma-
dioen und Pasoeroean).
Siehe Nr. 191.
189)
[8
H. Schwache lange Wellen.
W. Vermutlich die ersten
Vorläufer einesschwachen
u. sehr fernen Bebens, von
dem der weitere Verlauf
| nicht registriert wurde.
196 0
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 2]
Perioden | Amplituden
Cha- k
> Datum rak- Ehe Zeiten BEE Bemerkungen
Nr. ter | sen E a
a 2 Ss 2 £
197 Juli 10 Iu eP 15 16 09 | W.
eL 45
Mr 58.4 18 6 =
Mx 59,0 18 —_ 6
F 16,7
198 Se I eL 10,9 1525 H
F 162 7
199 el I eL 21,9 2 H
F 22,9 15 —20
200 . ala eL 23:5 } H
201 a l2 Ir eP 7 44 47 W. Epizentralentfernung
iS 51 33 5100 km.
1 N) R > 16) 01
Mı S 01.5 5 —
Ms 04 7 11 11
F 8.6
202 ee I 6 21 08 H. Spuren seismischer
F 14 Wellen.
203 12 TullzerP 1.21.95 37 WE
eL 22 (20
Mx 46 20 — 10
Mr 50 19 6b —
F 23.4
204 13 Iv e 5 34,9 W. Gefühlt im Bayern und
eL 3 18 Ss Tirol usw.
Mx 36.0 6 _ 9
Mr 36,2 ) > 10 _
F 47
205 let ler eP 20 59 49 | W
eL 21 06 ee IN
FE 21,4 12—14 1 | 2
|
206 15 I &B 4 37 43 | W. Schwache, aber deut-
liche Vorläufer eines Fern-
bebens.v. dem weitere Pha-
| sen kaum hervortreten.
e (L) (56) \
F 5,7 | H.
207 ls) Iu eP 129995 W
eL la) 268)
29 26 BE
30 23 | 6'/2
F 14,3 |
|
208 „2 | Rlrer. |.239 15—20 | H
F 232 |
22 E. Tams.
Cha- t $ “Amplituden
air Datum rak- zz Zeiten Kerala I Bemerkungen
Nr. ter | sen 7: Ar | Är
2
en en LE
210 17 T ep W. Schlecht ausgeprägtes
e Seismogramm.
eL \
F H.
> >
211 ae) I e 10-18 IEIR
212 20 lu eP W.
iS
= 17; 18 3 2
213 21 lu e W.
eL
15 — 3
19 15:16 4!/a 5)
F 8,9
214 el Iu e 222029 W.
i 37
u Er | er
ee Vom 21. bis zum 23. Juli
sind die Registrierungen
des Hecker-Pendels un-
vollständig.
5) 5 :
215 24 I en 10-20 PIVA Bu:
216 24 la eP W.
le 18 A
217 2) Iu e al ar H. Spur eines Seismo-
eL 22.43 eramms.
F 22,8
218 2 I el 6,8 ar ER
F 7,0 20
219 27 I e 14 8s—9;15 2 1/a |W. Gefühlt im Kleinasien
F 5,2 (Smyrna, Ak-Hissar) ?
220 7) lu eP W.
&
ie
eL
M 28—29 33 27
F
29 ET N
21 a) I € 713 H.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 23
Cha- a ur Amplituden
Lid.| Datum rak- a Zeiten Heriogen Er eu Bemerkungen
Nr. ter | sen 1 Ar | An
ale nn 2 hl ER Ir Be Pr er ee | [Pe
has mas S P. P
222 Juli 31 I e 2.00 ER: H.
- 6—12
F 19
“)* e N 7
223 | I e l 04 | H
F 17
IE ru N 7 r
224 August 1 I e f 19 1012 H.
F 9]
225 4 1 l e Ss 49 W.
9.00 12 l 1
F 92
226 ei 1 Ir BE 10 43 42 4—) 3 7 W. Azimut etwa SSE;
> 46 24 Dilatation. Epizentral-
ae ee 7 25 ’ entfernung 1550 km. Ge-
46,6 IN 219 n7 19 fühlt im südlichen Italien.
L 47,5 L nach H.
Ms 49,6 Im i2l | 0 | 19
a Ka
Mr 20.8 6 2] —
F 11.4
DH r 1 I v 22,29 H
33 16,20 2, —
F 23,2
228 Mr % jer eP 23059 W.
i 41 13
229 2 lu ‘ 65 H.
eL 132 I: Q c
| 83 18; 20 3) 2
230 8 I [e 12 36 H. Spuren seismischer
F 47 Wellen.
231 2 Tu eP 22 58 49 \W. Epizentralentfernung
(S) 23 081 (7900 km.) Gefühlt auf
eL 25 Haiti.
M 32 15 2 1'/a
F 24
232 PR I eL 20,5 H. Spuren langer Wellen.
F 21,0
233 ee lu &B 1 43 42 W. Epizentralentfernung
iS 3) 7 ala 6 8800 km.
eL 2 10
M 12 26—27 20 1
F 3)
234 ER] I el 2 H
18; 20
24 E. Tams.
Cha- 2 ns Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden en Bemerkungen
Nr. ter [ sen 1l Ar Ay
Keamiges Ss 7 2
239 | August € | Ir | eP | 20 50 25 | W. Epizentralentfernung
es 54 07 2200 km. Gefühlt in Klein-
eL 574,1 15 | asien (Smyrna).
Mx 59,6 9 —_ 4!/o
Mr 21 00,4 12 6/2 | —
F 21,4 |
236 e 7 I eL 21,8 H. Spuren seismischer
F 22,2 Wellen.
237 n 8 It e 233 9-19 H. Gefühlt in Kleinasien
F Ban : = (Smyrna) ?
238 SET e 9 (45) - | W.
48 12 —14 1
F 10,2
239 = 8 I eL 15,0 H.
240 n fo) I el 18,5 Ay H.
241 >) Iu eP 20 32,8 | W.
e L Al 10 91:9 DEI
F 21,8 21 = 24 4 | 3 2
242 all Iu eP 1 29 &5 W
S 52 (56)
e L 17 1 1
Mx 1703 19 _ 6/2
Mr 19 19 S'/a —
F 18,0
243 11 I e 93 : H.
F 96 10—20
244 el I e gu EI
eL 97 ne:
JAR = N P7 ; |
245 ) I 2 on 15: 20 H.
Ai) |
246 Ele: I e s ıl | W.
eL (28)
Mx 29,6 17 En S
Mr 30.6 14 4 —
F 8,8
247 2. Je Iv e 9 29,0 W. Kurzperiodische Wellen
F 34 eines Nahbebens. Gefühlt
in Mittel-Italien (nament-
lich in Ancona u. Fermo).
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 35
Lfd Cha-| Pha- Perioden | Amplituden
z Datum rak- Zeiten nn Bemerkungen
Nr. ter | sen At Pe | fe
248 | August 15 I e Ar 88 H
eL 54 |
M 59 17—18 6) | 2
F 22,4 |
249 14 I e 70,45 | H.
eL 59 fr ee
R 8.9 10—20 6 2
250 x 14 I e@ Ianleil H
eL 57 uR;?: <
R 16.7 15 —22 2 =
251 14 I i 19 59 54 j W. eL nach H.
eL 20 06,4
08 12—13 l 1
F 20,4
252 15 I eL 18,1 H. Schwache lange Wellen.
F 18,7
253 al I e L 8,4 15927 9 2 H.
F Sa!
254 16 I e 14,8 12 H.
iR 19.2 ”
255 le, Iu eP 1279 °(86) W. eP und S fallen in die
PR, 11,8 Minutenlücke. Epizentral-
S 17,0 entfernung 5400 km. Ge-
eL 28 fühlt in Britisch - Indien
Mıx 34,9 13 = 52 (Shikarpur, Bez. Sind).
Max 36,8 12 = 49
Mır ul 11 3 ==
Msr 39,0 11 12 —
Ü 8—15 |
F 13,9
256 eis Do e 23 25 | H.
eL 23,9 a
F 0,8 1522 — 1
257 le I e 3 19 10-15 H.
F 35
2358 al I e L 11,3 15—20 HH};
F ar
259 ;
3) * 18 I e 19 06 10-16 H
F BY |
260 en) I e 20 4 15 | Hr
F 48 2
261 20 Iı e 1 26,6 H. Gefühlt in Algerien (Au-
M 31 sea) 5 ala male).
F 51
26 E. Tams.
a ——————————————————————————————————————————————
Cha- Peri Amplitud
. = Di: erioden Amplituden
Lfd Datum rak- Eha Zeiten Be ran Bemerkungen
Nr. ter | sen T EA
262 | August 20 5 ER
263 e 21 BR. 9857 3 W. Epizentralentfernung
ıS 6 06 7800 km.
06,; 9 8a | 23
e(L) 22
E ee Den
. neo Bee
264 5 21 W. Epizentralentfernung
2400 km.
ui 5Ya | 5%» |Ji Ein Maximum ist nicht
10 7 — | deutlich ausgeprägt.
)eNT )
ann 2 1522 H
YET 2
266 28 15—20 H.
267 25 H. Schwach ausgeprägtes
Seismogramm.
JER Or 7
268 25 8:19 | 1 W.
269 = 26 H. Stellenweise schwache
Andeutung langer Wellen.
270 96 H.
1925
271 26 W.
16:18 Say
272 26 | H. Schwache lange Wellen.
273 27 H.
12—25
274 27 W.
14 — 2
278) a 29 Jall
18; 20
H. registrierte nicht vom 29.
9" 49" hiszum 30. 11" 38”.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 97
aTTL——Ö66
Lid Cha- | Ppa- AR Perioden | Amplituden
x Datum rak- Zeiten Seen Bemerkungen
Nr. ter | sen T re An
Tu —————————— nen Te
h’= mass S 2 7
276 | August 30 Ist: eP 2 141 W. Gefühlt in Kalabrien
eL 19,4 8:19 N 5 und auf Sizilien.
F 25 7 A c:
277 2 ol Ir Ce 19 03,5 W:
M 05.6 59 7a 13
F 19.5
278 r 51 I e 28, 26 W.
28 7—8 2 3!/a
F Da
279 | September 1| Tu eP VER BL W. Epizentralentfernung
S 1 07 45 9100 km. Gefühlt auf
eL A) (37 Formosa und den Batan-
M 30,6 24 120 120 Inseln.
Ü 10—18
F 2,8
280 * 12] AB eP 14 33 (86 W. Epizentralentfernung
es 43 54 (9150 km). Gefühlt auf
eL 15 04 Formosa. Siehe Nr. 279.
M, 06,9 25—26 65 95
Mor 139 18 55
Mex 15,0 14 = 30
F 16,5
281 ss 1 I eL 18,1 H. Spuren seismischer
F 18,5 Wellen.
282 n 2 l eL 16,5 ar H
F 16,9 Te
283 s; 4I I e s.6 H.
8 49 15; 19
F 92
254 e 6 I E 1216 W.
Mx 19,1 6 == 1'/»
Mr 20,1 7 1'/a =
F 105
285 > u Bi! e.P 20 (20) W.
1(S) 28,0 iS fällt in die Minutenlücke.
eL DD 30—34 Gefühlt in Argentinien
Mr 59,7 28 39 E (Andaleala, Prov. Uata-
Mx 210 26 _ 37 marca).
F DU
2S6 7 I eL >»..00 = a EL
|
RA 5207
237 al eP 7230509 W.
eL s (3)
Mıx 146 26 — 40
Mır 22,8 27 3) —
Msx 26,9 18 — 32
Mer 29,9 19 31 —
F 10,2
28 E. Tams.
Cha- 3 - Amplituden
u Datum rak- zu: Zeiten Perioden Ne aba nen Bemerkungen
Nr. ter | sen T Ar | An
heamess S p | 2
288 | September 7 | Iu eP 10 (43) | W.
e (8) 51 30 |
eL 11 (20) 5 |
F | 120 a
289 ee a Be | H.
F 0,4 u,
290 shrn. ePpr1 3008 | W.
eL 28
37,0 12 — 3
40,1 12 37 | ı—
F 4,0
291 n 3 5 40,0 | W.
eL 6 (33)
38 >1 Re
48 15 —
F 7,9 |
292 5 = kn 118 1 25 07 10 — |! 5 | W. Auf der E-Komponente
is 34 42 9—10 117, 10 kaum merklicher Aus-
PS 35 29 12 — schlag. Azimut N; Kom-
SR 40 13 25 5) pression. Epizentralent-
SR; 45 fernung: 8300 km. Gefühlt
eL 50 | auf den Aleuten (Una-
Mıx Se) 32 — laschka,Bogosloff-Inseln).
Msx 55,5 23 == 110
Mr 56,6 24 100 —
Ü 14—20
3 42 20 3 — | Auftauchen der W,-Wellen.
46 22 — 6 Absorptionskoeffizient im
F 4,5 Mittel: 0,00026.
293 5 9 I @ 7 838 . H.
294 " SE Enaır ze 9227706 W.
eL 10 18
Mx 34 18—24 — 10
Mk 40,2 21 7 —
F 115
295 oT em 150 28 | H.
F | 153 a
296 Paso 95 3 H
F 2,9 18
297 KO LE eg 12 (46,8) W.
eL 13 33
Mx 44 18 _ >'/a
Ba |
298 ; OA eL 1,8 ae | H.
: F 28 12—22 |
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 29
Cha- » n“ Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden ie Bemerkungen
Nr. | zen m An | Ax
Degemegss S BEE
299 |September12| Iu eP 16 09 06 | W.
eL 37
Me 9,7 24 15 —
Mx 40,3 15; 18 ar )
F 102
300 ao ne PR e 18,5 : H.
F 18,8 2
301 " 14| Iu e 14 (23 H. Gefühlt auf Soembawa
eL (53 e \ > und Bali.
F 15.6 RO:220 ) 3
302 a 14| I eL 21,1 - H.
FE 916 10—20
303 on 15 I e L 2,6 10= D) H.
F 3.1 Er
304 e 15: 1 e > 01 H. Spur seismischer
F 15 Wellen.
305 lee Tu eP 23 21 22 W. Epizentralentfernung
S Sean 9500 km. Gefühlt im nörd-
eL 55 lichen Luzon.
M »6 22--23 14 21
F 0,9
306 ; ST eL 225 20 5 R H. Im Anfang Wellen von
F 2,9 5 ” 2 30 sec bis 40 see Periode.
307 a 1) DR e 19 41 W. Spuren eines Nahbebens?
F H
308 si an. I eL 17 06 W.
Mx 08 14 = 4
Mr 10 13 3 —
F 17,4
309 a 24 1 @ 20 45 H. Spur eines Seismo-
F 55 gramms.
310 1 22| I eL 19 38 | Ri E Er
F 46 ) )
31 5 231 I eL 25 H. Schwache lange Wellen.
F 3,0
312 „ % 22 38 5 i
31 3| I S 2 38 15 5 3 H
[9 75}
313 4 24 SEuse 3 45 27 W. Epizentralentfernung
ıS 355 49 9200 km. Gefühlt in Ari-
eL le: 30—40 zona (U. St. A).
Mk 20,4 26 39,
M 24,9 20 Did 425
Mx 26,2 20 a ie
30 E. Tams.
Cha- 2 S Amplituden
u Datum rak- EuE Zeiten Bein Bro ran Bemerkungen
Nr. a ter SE ER ir sen T Ar | Ay
Dessmeses S 12 | 10
314 |September24| I eL 39 ar e lat
; F | 120 2 Ih |.2
315 * 24| Tu © 15 (50) W. e nach H. Gefühlt in
eL 16 15 Argentinien (Provinzen
18 20 n= 11 Rioja. San Juan, Mendoza).
19 20 10 —
F 16.8
316 n 94| Tu eP ISm52438 H. eP nach W.
eL 192216
Mx >) 20 == S!/a
Mr 32 18 3 u
F 20,5
317 DH I e 7 48 : ER
F 8.0 10—20 1—2 E
318 | Oktober 2 I eL 227.03 15L
06 2) 4 7
F DO
319 r 4/51 Iu eP 23 14 (06 W. Epizentralentfernung
108) 24 21 9100 km.
24,6 Se 28 17
(PS) 25.124 3 a |
eL (45) |
56 18; 20 Er al
F 0,6 |
320 = 7 I eL 8 15 | H.
l 9,3 u 4 5
321 7 I el 13:3 & H
322 7 I el 16,7 | IEIE
F | ızı ee |
323 al) Il e 16 23 | H. Schwache seismische
F 33 | Wellen.
324 Sl I € ul Bit | H. Schwache seismische
F 192.05 | Wellen. Gefühltin Ungarn
(Komitat Krassö-Szöreny).
325 13 I eL 15 40 1; BY = H.
F 16,1 = :
326 16 I el 3 (Mr 20 H.
F 16 z
327 al I eL 4,1 H. Spuren langer Wellen.
F alt
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 31
Cha- - Amplituden
a Datum rak- — Zeiten Eon 2 Bemerkungen
Nr. ter sen T Ar An
h mie B S L PL.
328 | Oktober 18 | Iu eP 2x55 (22 ER
eL 350
4 03 22; 30 7!/a | 8!
04 2) -. 81/5
F 5.5
329 20 | Iu i 24 26.125 W. Vielleicht tauchen die
eL 52 ersten Vorläuferwellen
M, 6 01 183 21 10 10 schon um etwa 5" 15” auf.
M, 07 16: 18 13 10 Gefühlt auf Sumatra.
F 6,6
3: 2) > fo) 5 =
330 „ 24| 1 En 5% 1520 3 11, |#
331 24 I eL 15,9 Su - H.
F 167 15 —25
332 26 1! e 052 H.Schwaches Seismogramın.
el 1 (59 10-20 Zusammengehörigkeitvon
F 2,4 # e und eL unsicher.
339 A 2b Er 1 15 47 (44 W. i nach H. Durch die
e (L) Su mikroseismische Unruhe
Mr 32.3 7 20) — stark beeinträchtigtes
Mx 2.6 13 — 16 Seismogramm.
F 16.2
354 Dia alr | eP 1’(03,7) H. eP nach W. Gefühlt in
eL 09,3 Spanien (Malaga) und
| Mr 10 22 15 = Marokko (Tetuan, Melilla,
Mx 11 17 — 8 Fes).
F (20)
335 30]ı Im eP 7 54 (37 W.
& L fo) (49) DEW 15)
F 10,0 19 3/2 5°
356 ; 3l I e 7 (02) W.
erl7 lat
Mx 195 21 — 10
F del
337 | November 2 | I eL 14 39 1599 \ 2 H:
in 9—22 fo) ö)
F 15,6
338 : Helalı eP 20 (43) W. Fnach H.
e (S) HA
eL 21 06
Mx 12,0 25 — | a8
Mk az 18 19 | B=
F | 22,6 |
339 6 I eL 23 09 | H.
’ z c 5‘
F | 23,5 15—20 |
32 E. Tams.
———————————————————————————————— nn ———————n
Cha- | Pha-
oyj Amplituder
Di Datum rak- Zeiten Perioden gungen! Bemerkungen
Nr. ter sen T Ar ®
hesmeses S m | n
340 | November 8 I eL ade 2 H.
F | 184 EZ.
341 9 I TTu Il e(B) Bl, 8 W. Vermutlich zwei über-
e 24 57 einandergelagerte Beben.
e 3821 22,24 Gefühlt auf den Neuen
eL ie ale | Hebriden (Mallicolo).
(Mv)ı 20,1 25 —_ 130
(Mr)ı 22,4 27 110 —
(Mk) 1 D3:9 >21 100 —_—
(My)u 56,4 21 = 160
(6 14—18
10 53 o0 | \ H. Wiederstärkerwerden
11,6 a | | der langen Wellen.
342 » 10 | Tu |e(P) | 12 420) H.
e 5522 |
eL 13202
Mx 34 24 — 23
Mr 35 24 Se
F 19,3
343 RED rien 1623 ar H.
F 16,7 al
344 L 12] ib: eP 18 (19,1) | W.
eL 27 |
Mx 28,2 15 — 9
Mn» 32,2 11 3 _
les |
345 e as Tau 1 dd 32 | W. Fnach H. Gefühlt auf
eL Sales Formosa und den Pesca-
M, 20,4 20—21 1202).7120 dores-Inseln.
Msr 26,3 15 49 | —
Max 28,7 17 — 60
Msr 35,1 15 39 —
Msn 36.1 14 — 32
F 10
346 15 | Tu e 0 (30) W. EFnachH.
eL 47
M 51 18 — (11)
F 1,4 |
347 uw e 14 (36,7) | W. eundF nach H.
i 41 15
1 46 40 |
i 50 19 13—14 97-2 ,016
eL 15 08 |
Mıx 16 42 — | 200
Mır 17 3 140 —
Mes 24,7 20 — 90
Ms 238 20 46 —
F 17.5
348 en! e 9.21 10—14 | ER
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 33
Lfd.
Nr.
349
350
351
399
396
397
358
Datum
November 21 1t
Cha-
rak- Pha- Zeiten
ter sen
21 I
93H 15 (54 45)
16 02,1
03.7
24| Iu
25, Ir
25, Lu
26| Iu
29| Iu eP 2 (39)
MS) 49
eL 3 08
M, 12
M, 22,0
F 4,1
2 WET e 12432
45
F 13,2
Perioden
vorwiegend
16—18
17—18
28
14
Amplituden
A Ar
Pr. P.
3 —
— la
9 8!/a
5) u
6 {
17 ON
21 5
90 —
— 110
95 —
110 140
-_ 12
37 65
41 23
Bemerkungen
H.
| Spuren seismischer
| Wellen ?
H.
W.
WE
W.
H. Gefühlt im südöstlichen
Mindanao ?
W.
Von 6* 04” bis 6” 12” auf
beiden Komponenten deut-
lich ausgeprägte Wellen-
gruppe: T = 17 sec bis
22 sec.
Ein aus den Nachläufern
heraustretendes
zweites
deutlich
Maximum: ein
Beben.
W.
34 E. Tams.
Cha-| pr... a Amplituden
y Datum rak- 2 Zeiten Bann Bene Bemerkungen
Nr. ver sen T Ar AN
In m 8 S nv u
359 |November 30| I eL 6,8 159 H.
F 76 al)
(,b
360 | Dezember 1 I eL AD 159 H.
r m )
F 5,0
361 a, Ilm GB 16 (00,1) W.
el 36
Mix 45 28 27 —_
Mx 46 30 2 50
Ms: 50 22 24 —
F 17,4
362 i 2 I eL 4,7 sr H.
FR 5 9 18; 20
363 „ > | Em e 4 (28) H.
| 58 ar
364 >; 3; || JE eP Seal) W. F nach H.
eL 9 (27)
39 22 E— 11
F 10,3
365 ® 4| Iu e 11 (30) W. Fnach H.
eL Dal
Mıx 44.0 18 —_ 19
Mr 51,6 18 11 —
Mex 57,8 16 — 15
Msx 1320126 17 — 17
F 13,6
366 4 I e 14 (08) H. e nach W.
23 15 ) =
F 14,7
367 “ 5 ,| u i 16 49 30 W.
eL I 2
16 15 7 7 | Ausgeprägtes Maximum
26.8 15 13 — If nicht vorhanden.
F 18.0
368 er 1Ko) | net || Ele 9 46,0 W.
ı PR, 49 25 7 14 21
eL 10 20,7
Mır 27 42 270 =
Mıx 35.6 25 = 190
Msx 302 22 — 120
Mes 38,9 19 110 —
Max 49,4 20 — 110
F 12,5
£ ‘) N D7,
369 1 I = 1 s 1820 H.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 35
Ir
Cha- = / 1
Lid. Datum rak- En Zeiten Perioden ergien ;emerkungen
ter | sen I; ® Ay
hesmeis Ss 7 7
370 | Dezember 13| Hu | iPx | 11 48 00 W. Epizentralentfernung
S 56 20 6800 km. Auf der E-
SR, 12 01 (03 Komponente nur ein eP.
SR, 04 22 Heftiges Beben im Westen
L 08 | u. Südwesten von Deutsch
Mır 19,4 20 20 | - Ostafrika.
Mer 19,7 16 a0:
Mıx 20,4 16 N,
Mes Da 13 _ 200
Msx 28,3 17 —_ 260
(6 12—20
14215 Auftauchen der W,-Wellen.
16 22 — 20 Absorptionskoeffizient im
25 19 1 a Mittel: 0.00020.
F 15.8 | F nach H.
Bya| > 14] Iu eP 21 04 49 W,. Schwache Fernbeben-
(i) 26 aufzeichnung, welche eine
F 22,3 Phaseneinteilung nicht zu-
läbt.
372 5 16| Hu | eP 14759710 | W. eP,iSxundF nach H.
PR, 15 05 16 Epizentralentfernung
03 31 13 13 S 11000 km. Gefühlt auf
1 Sn 10 53 Mindanao und Halmahera.
i(PS)e 12 20
f 38
Mır 42,0 20 190 —
Mıx 42,1 21 290
Mer 48,5 17 210 —
Max 49,0 16 — 210
Msn 50,3 18 — 290
Mse 55,1 16 240 | —
C 12—18
rn! | Auftauchen der W;-Wellen.
17 09 20 22 = Absorptionskoeffizient im
5) 20 — | 24 Mittel: 0,00029.
F 18.4
Sl Ss 16 Du e 19 (12) W. e unsicher wegen starker
i 18 (03) | mikroseismischer Unruhe.
eL 44 Wiederholung v. Nr. 372.
Mıx 45 29 En 46
M 46,9 23 38 58
Mer 57.9 15 4 | —
F 20,7
374 5 rel Al e 0,1 r Ink
F 0,8 12—16
370 e ze | al e 2, } H.
376 h 18| Iu e 3 (08) H. Wiederholung v. Nr. 372.
eL 3 28 zn
M 42,1 2293 15 2%
) 4,4
36 E. Tams.
i Cha- N 5 Amplituden
Lid. Datum rak- KiD Zeiten ana Mas Brenn Bemerkungen
Nr. Ba |asen r Ar | As
22 PrreeSE Re| e| BERGER EEE FREENET ee I ______——
negmeins S n. 2
377 | Dezember 18| Iu | eP 5 31,6 | W.
Ms 54,7 17 6!/a =
Mx 56,4 15 — | 312
F 6,4
378 5 Sal an 15 15 1520 | HE
50 |
379 n la ei € 19 (45) 1220 H.
R 20,5
380 5 18 1 e 20 33 10-20 H.
F 21,3
381 B an TI e 10,8 | H. Durch starke mikro-
12316 18 1 ı — seismische Unruhe beein-
F 11,6 | trächtigtes Seismogramm.
382 a >3| In eP 0739707 W. SR, und SR» nach H.
es 47 21 Epizentralentfernung
SR, 51 39 | 6700 km.
L 02:0 |
M, 04,1 7—8 35 37
M» 06,6 13 Sn 088
Msr 07,8 11 40 =
Max 08,8 13 wlana
F 2 |
383 a e 6 (07) | H.
eL 24 |
Mk 28 25 10 —
Mx 40 18 — 9
F 7,4
384 : a7 I eL DO x | Hk
335 is Da lau e 19 (19) al,
eL 45
M 58 165 20 5) 6
F | 20,4
|
3836 3 a0 eL 21 38 90 5 TE
F 22,0 = S
387 n 2) Akte ee 13 (24) W.eP unsicher weg. starker
el 14 (02) | mikroseismischer Unruhe.
Mx 07,8 16 — 19: |F nach H. Gefühlt auf
Me 09,8 1 19 = Mindanao.
F 15,0
388 h 30, 1 eL 0 33 H. Undeutliche lange
F 51 Wellen.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 37
Oha- 2 en Amplituden
Lid. Datum rak- Dr: Zeiten Pe rraos a en. Bemerkungen
Ar. ter | sen T Ar | An
7 n
389 | Dezember 30 W. Gefühlt auf Mindanao.
Samar und Leyte.
® | 7 [| Nach 3.
390 4 30 H. ePnachW. Epizentral-
D* entfernung 3200 km.
— 11
14 —
; e 30 H. Gefühlt im südlichen
391 | \ Mindanao.
E. 'Tams.
3. Mikroseismische Unruhe ım
Fehruar März April Maäi
Juni
') Die Angaben beziehen sich auf 8" M. Gr. Z.; Registrierung vorher gestört.
?) Die Angaben beziehen sich auf 6" M. Gr. Z.; nachher Bebenaufzeichnung.
») Die Angaben beziehen sich auf 8? M. Gr. Z.; vorher Bebenaufzeichnung.
Datum | Januar 2 De | Bi | — —
TH | Anl a UT IT Ar) 7 Ve
| s [2 s [7 s | [2 Su wa: :
1 7 Aue 5 2,3 a ON Te Gau 25.00 4.20
2 a ee Le I a la 15
3 a 5 5,8 er a we 2,3 4 | 02
4 6)119 Ba re ee se 26 | 51 | 23] 5 0208
5 Ben 5» os 5 a5 dal | 0
6 6 45 | 6 12 5 a rs) kan a 4- | 70
7 $ EISU EEG 4,5 5 TO LE Pe:
S a eo ee 5
B) 6 3,0 6 2,8) 602,3 6 1,8 6 | 23,0 5 1,9
10 la a ee De ee ee
11 0 6 | 45 5 9,600. 5 28 ee 5 | 0
12 Sa ee no I 5 6 | 4 | 1,0 1
15 6 9,0 7 91 5) l > 318) 4 1.0 — —
14 6 TA 9,3 5 DEE 4383| 5 0,5 5
15 6 5,2 6 7,4 ae 6 u 4 0,5 5 0,5
16 7 6,1 6 7,0 6 2.0 5 2,8 4 0,7 42. 18
17 7 8,5 z 7,0 za 6 1.1 5 0,5 5 1,4
18 8 8,8 6 6,5 7 6,3 „) 2,3 —_ — 5 2,8
19 or 6: | 68 lea =) Se
20 7 oe Ja s na | 5 0
21 6 3,4 56 6,8 55 6 (ds|je ro) ou
22 an Be | > —
23 B Su un 8. W360, 116 le | .— jr
24 6 4,1 6 4,5 6 DM 6 3,2 4 05 | — _
25 7 7,0 8 4,3 6 5,2 GeaE45 5 1,4 4 0,5
26 5 21 8 4,3 6 18 6. 02:0 5 0,4 5.109]
27 6 9,7 6 4,3 a 6 0,9 4 | 05 4 1,3
28 6 2,0 6 5,0 6 3,5 5 1,9 42)| 05 5 1,9
29 5 | 40 6 | 14 | 6 | 27.4 | 000 Aa
30 5 2,3 6 a 6 Wal 6 2,5 5 1,4
al 4 24 | | 6 4 5)| 14
EB? EI UT 8 7 EEE ER FEN TR SZ a Dre |
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 39
uR231910 (7FM. Gr. Z.).
Datum BIER U 2UgusEn nsentembar. | UKtohen 7jNuxember. "| Dezember,
ET Te A To A | Pre ciä
| Ss A. S 12 Ss | 12 s | 7 Ss 7 Ss | ‚2
1 5 0.7 IE 5 | 05 6 | 3.0 5) 8.0 9
2 4 0,5 = = 5 | 0X 6 | 5,2 Da 0 5 6.1
3 IN 6 | 09 7.020 6 3; 6 | 30
4 | 5 1.4 6 3,2 6 25 5 | 45
h) 5 04 | — | = 6 0,7 6 | 25 6 2,5 5 4,5
6 2705 4 0,7 6 0,9 6 7,3 6 2,3 5 2,5
R 5 09 4 0,7 6 | 36 Dan 23 N rs 6 2,5
fo) 5) 12 — | == 6 0,7 Se 5) 4,9 5) 5,4
N) 5 1.2 — | — 6 0,7 5:9 1119 62)| 233 5 4,2
10 4 0,7 u 6 1,4 5 0,35 5 3,8 5 6,6
11 -- _- a 4 0,5 5 1.4 5 4,7 7 8,7
12 ') | | 5 12 a) 1,9 6 5.5
15 = —_ ı)| 0,7 = — 6 6,4 u #5) 6 3,9
14 — = 2) 6 2,0 5 3 4 | 5,1 8 3,7
15 e - 5 2,3 6 3.2 EEG: 6 3,0
16 0,5 - = > 2 6 4,3 5 3,3 80030
17 4 0,4 4 0,5 5 1,4 5 2,1 5 4.7 6 | 32
15 5 0,9 „I — 5 45 4 1.0 5 3,3 Be 1ER
19 4 0,5 4 0.7 6 0 5 0.9 6 4,1 6 1,4
20 —_ -- N) 4 1,0 5 2,6 6 3,9 7 2,9
21 4 1,0 5 2 5 0,7 6 37 6 23 8 8,0
22 6 19 t 1,5 6 4,8 5 2,3 5 2,1 7 6.2
25 5 0,9 — — 6 | 52 > 2,1 6 2,3 Da
24 Zar teil nel 1a | le 55
25 4 12 4 0,5 es 5 1 6 2,5 6 TAT
26 4 0,5 — 5 42 5 0.7 ya 6 5,9
27 4 0,7 4 1,0 6 | 2,7 7 9,0 4 | 10 6 6,8
28 — — 4 2,2 5 1,4 6 3 2,1020 UNE AA
29 —ı = 4 1,0 a 6 WERs 4 | 24 ID
30 le | ee a er 105 | 4 Mean oe
31 ) = 5,09 | | 15 3,1
!) Keine Angaben gemacht; Registrierung gestört.
°) Die Angaben beziehen sich auf 9" M. Gr. Z.; vorher Bebenaufzeichnung.
40 E. Tams.
4. Die Erdbebenregistrierungen im Jahre 1911.
Cha- “ i
Lfd. Datum rak- Pha- Zeiten Perioden Be upliiien?: Bemerkungen
Nr. sen T Ar | As
Desemeses S n m
20 Januar KW TIEr 3 P 10 25 48 6 6a — |W. Auf der N-Kompo-
PR, 27 23 | nente kaum merklicher
1 Sk 32 06 | Ausschlag. AzimutetwaE.
I Sn 32 10 Dilatation. Epizentral-
el 40 | entfernung 4600 km.
Mın 43,0 ) — | 140
Mır 43,3 s 130 ==
M>x 46,5 14 al
Men 46,9 10 — | 160
Msr 49 11 240 —
Msn 49,5 12 — 170
Man 51,8 0) = 120
Msn 54,5 6) == 110
vorwiegend
Ü 6—9
F 12,5 |
2 1 Ira er 190% 12 W. Epizentralentfernung
es 13 24 4450 km.
SRı 16 09
eL 21,6 |
Mır 24,6 7 50 | —
Mın 98,2 10 = 1746
Mes 30,5 10 65 I, =
Mey Bm| 8 = | 50
F 16,5 |
3 2 DraeP 3 (38 22) 7
(8) 44 30 W.
eL 5155 |
M 53,2 14; 16 re ee helsE
F | 43 |
4 2 I 5 11 (09) | H.
eL 26
Mır 33 25 10 -
Mer 45 18 NN
F 12,5
) R 2 I e 12,7 | H. Spuren seismischer
F 13, | Wellen.
6 “ 2/3| Tu e 23.21 H.
el 52 30—40 |
Mrz 0 10 24 14 —
Mn 11 18 — 7
F 3)
7 s 3 Iu | e($) «45722 W. eL nach H. Gefühlt in
eL St Deutsch-Ostafrika?
Mıx | 8 045 19 a 11
Mk 06,6 13 11 =
Mes 09,2 12 8,
F 9,6
u en en rn
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 4]
Cha- N - Amplituden
Lfd. Bekım en Pha Zeiten Perioden en Bemerkungen
Nr. fer sen T Ar | An
34 10 Die zweiten Vorläufer
3 setzen vielleicht schon bei
34,4 (16 190 | 70 23% 40” 40° ein; dem
36 08 14 340 | 120 würde eine Epizentral-
40 (50) 21 1050 | — entfernung von 4970 km
44 12 20 a, entsprechen. Von ca.
? 33? 46" ab schläet die
4,7 | Pendelmasse heftig an die
Hemmungsschrauben, so
dab zuverlässige Perioden-
u. Amplitudenbestimmun-
gen nicht möglich sind.
Um 23" 51” werden die
| Schreibnadeln aus ihren
| Lagern geworfen. F nach
H. Zerstörendes Beben in
Russisch-Turkestan (Pro-
vinz Semirjetschensk).
Peg} H. Gefühlt in Russisch-
43 12—14 — 1 Turkestan (Kopal).
“>
9 45 45 | W. Gefühlt in Russisch-
10 \
10 01
Turkestan.
05,7 s 85
19025 | W.Undeutlichausgeprägtes
11 Erd I
15,7 Seismogramm.
21 44 W. Gefühlt in Russisch-
58 Turkestan.
58,8 20 Bra CE
22 02,3 9 30
13 5 6 I ei 15, 3% W. Die Vorläufer gehen in
372 20 — ; der starken mikroseis-
40,7 9 13 — mischen Unruhe unter.
fo
ie32 H. Die mikroseismische Un-
38 ruhe ist durch eine un-
deutliche Bebenaufzeich-
nung gestört. Gefühlt in
Algerien.
m Ss S u | 7
Januar 3/4| Illr eP 2333591 W. Azimut etwa N 70°E.
14 n Ü lt e
42 E. Tams.
Cha- 7 : Amplituden
Di Datum rak- ze Zeiten I Io LE En Bemerkungen
Nr. ter [ sen m N Ai
hesmeezs S m 2
15 | Januar 7 lu EB 9. (32) | H.
i 39 34
1 470059
& L 3 07
Mr 19,2 20 110 | —
Mx 19.8 19 — 3110
F 4,5
16 3 I eL 10 42 99 H.
F 11,3 =:
17 en 9 Ir eP 4 (02,8) H. eP nach W. Gefühlt in
el 18.0 Russisch-Turkestan.
Mı 19,3 20 7 280
M> 2249 15; 20 21 28
F 4,7
18 10 I el 175 alles H.
F 18,7 19-30
19 le Ir: e 19 (03) W. Gefühlt in Russisch-
eL 09 Turkestan.
Mn 09,7 12 — 26
Me 1 fe) 18 —
F 19,6
Dre 3
20 Be 0, een H.
F 0.5
21 walk! I e DEN H.
M aleo 15 Yh | —
F 41
22 14 I ® 8 41 10-15 H. Gefühlt in Russisch-
F 50 2 | Turkestan.
|
23 at ep} 1743,02 192 | W. eL,nach H. Gefühlt in
e 1225 Russisch-Turkestan.
eL 10768)
Mıx 18,5 7 39 —
Mıx 18,7 9 — 36
Msn 21.4 s —_ 38
5 9) Ss 33 Be n n £
ne So 5 re 4 N ermutlich zwei Beben.
Msxr 29,4 8 oa |
Max Bot f6) |
Mir 32,3 fo) 24 — |
F 19,5
24 15 I e 20752 H. Spuren seismischer
F 58 Wellen.
25 16 Iu e ol H.
47 25 _ 10l
49 22 fe) =
57 20 9 —
F 10,5
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 43
LT —— ee nenn
Cha- n “ Amplituden
Lid. Datum rak- un Zeiten re Venen Bemerkungen
Nr. en A Aw A 0 sen Ar A
”*
Ho
Spuren seismischer
| Wellen.
H.
[80
=]
W.
W.
[8
10)
IV
ID
W.
rn | [EEE a EEE m
26 | Januar 23 I 0.3
15)
rn a) It e 12 48
F 52
28 24 I e 21 (03
17,5
18,9
F ak ‚6
29 773) Ir eP 1 (05
e@ 17 |
M 24,3
F 1.9
30 e 29 | eL 8,4
F 8.7
Sl Fl) Ihr e 0 3
Mk 32.» |
Mx 332 = 12
F 0,9
392 | Februar : Mi eL 2213 H. Eimige Wellen seis-
F 21 mischen Ursprungs?
33 ” B) Iu eP 4 36,7 H. eP nach W.
e 47,0
20 40
bu Bi |
=
os
34 A 7 I eL 3 08
20
20
—
@
I
ke
36 he. H. Spuren seismischer
Wellen.
1520 j
)
38 : 13) I e 137 (15) EEE
) (
39 n a ine] ar 18 49 22
PR, 51 04
8) SB) 108)
SR, 58 51
eL 19 04,0
M 06
11 — | W. Epizentralentfernung
4830 km. SR, u.eLnachH.
— | 5 Während der Maximal-
| phase schlägt die Masse
hin und wieder an die
(760) | (560) | Hemmungsschrauben. Ge-
fühlt in Lahore (Indien).
(40)
16; 18
8—13
F nach 21"
Lfd.
Nr.
Datum
40 | Februar 18
19
ae
a
26
März 6
„ I
zei
„ 1
E. Tams.
Cha- : / j
rak- Pha- Zeiten Perioden euer Bemerkungen
ter sen B Ar AN
hesmeses S m n
INr1 PB 21 38 50 7 24 27 | W. Die Amplituden für iP
18 2039 ds®) 29 29 sind nach der Aufzeich-
eL 43,2 (24) nung von H. berechnet;
Mrz 44,0 12 300 — bei W. Minutenlücke. Azi-
Mx 45,3 1a = 260 mut S42° E; Kompression.
(6 bl Epizentralentfernung
F 23,0 16350 km. Zerstörendes
Beben im Vilajet Monastir
(europ. Türkei). — Nach
H. ist eL deutlich schon
bei 217 42,72 (T=2I3e0)
zu erkennen.
ILie e 202 W. Gefühlt in der Romagna
Ms» 24,1 al 2 = (Italien).
Mx 25,1 6 _ 20
F 7,6
I e 9,6 H.
F 20.0 10—20
Iu I e(B)| 11 2648) W. Gefühltin Japan (Naha).
is 36 56
eL 12,702
Mın 08,3 14 = 70
Mır 08,4 15 9 —
Mer 09,3 12 65 =
Men 09,4 13 — 55
F I 130
lu e 12-52 W.
eL 13 (08)
Mx 17,4 16 — 24
F 14,0
Iu i Id 3% 1 W.Gefühltimöstl.Mindanao.
eL 18 20 |
27 20 3 E
33 22 6 — | 2:
F 19,0
I e 5,9 H. Spuren seismischer
F 6,3 Wellen.
lu e 3 89) W. Gefühlt auf Neu-Pom-
el 4 18 mern (Bismarck-Archipel)?
Ms 22,8 24 28 En
Mx 26,3 21 — 19
F 5,8
ILiE e 20 (44) W. Gefühlt in den anein-
eE 47,4 andergrenzenden Gebieten
Mın 50,3 8 17 von Serbien, Bulgarien und
MıE 50,4 9 12 — Mazedonien.
Mer al, 7 17 _—
Men 52,3 7 — 14
F 21,2
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 45
Cha $ hr Amplituden
Lid. Datum rak- Bun Zeiten an a ehe Bemerkungen
Nr. ter | sn TR Ar Ar
h ın Ss Ss pP. P.
49 März 12 I e 13,3 H. Spuren seismischer
F | 13,6 Wellen.
50 13 lu e 15,0 H.
eL 15231
Mı 39 95) 10 14
Mex 47 20 — MN)
F 16,3
51 14 I eL 18,6 = jüll
F 19.1 12—15
52 16 I © 3 (20) W.
M 24,3 10 _ 11/a
F 3,6
53 N, Tu eL 5 10 W.
M 15 17 3 4
F 5,6
54 ol) Iv e 15 (51,6) W. Gefühlt m der Romagna
52,9 6 > — (Italien).
54.1 3) — 7
F 16.1
55 2 | e 14 23 W. Gefühlt in Spanien
26,2 > - Da (Mureia und Alicante).
26,5 6 21 Z—
F 32
56 a I e 9 48 W.
52 6 ; 9 !/a 1 )
F 3)
57 029 I e 13 23,3 W. Spuren kurzperiodischer
F 29 seismischer Wellen.
58 9 I eL 14,5 H. Schwache lange Wellen.
F 15,3
59 SA lu i » hl) H. Gefühlt auf den Riu-
eL 4 03 Kiu-Inseln, Formosa und
M 04,8 18 3 6 den Pescadores-Inseln.
F 4,5
60 236 I eL 13,2 10—20 — 1—2 IH.
F 13,4
61 a6 I e 13 54 W.
Mx 56,3 fo) — 9l/a
Mr 56,9 7 3'/a —
F 14,1
62 HL I eL 5,5 H.
F 5,8 Undeutlich aus-
geprägte seismische
| | Welen
63 N! I eL 6,0 H
F 6,4
46 E. Tams.
Le el ee Er er EEE ee I —
Cha-| pr... SER Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Senden Ba ara Bemerkungen
Nr. ter | sen, T Au |- Ar
64 März 30 TE BEIE
1°/2
65 April 1 W.
3)
66 1 2 re
3
67 2 H. Schwach angedeuteter
Zug langer Wellen.
68 3 ale
69 a) W. Die mikroseismische Un-
| ruhe ist durch die Wellen
eines Nahbebens gestört.
Gef. in Salö am Garda-See.
70 4 | W. Epizentralentfernung
| 40 2210 km. Die langen
| 75) Wellen und die Maximal-
— »hase sind nicht deutlich
| I
I 58 ausgeprägt. Gefühlt auf
| — Kreta (Uanea).
N
|
71 a | Bl
12 D W.
91/ Minutenlücke.
| 2°/23
HR
73 6 I e ll 15 H.
F 263 ;
74 7 TIusl eB 6 55 833 W.
is 1.04 55
eL 18
Mn 30,2 18 _ 25
MıE 30,3 16 21 ==
Mox 33,7 15 — 18
Mer 34.6 14 15 —
F )
75 T: I eL 91 0 H. Zum vorhergehenden
F 99 z Beben gehörige?
76 7 I e 19] = H.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 47T
Cha- R Rn Amplituden
Bid Datum rak- Pha Zeiten Auen Bez a Bemerkungen
NT: ter | sen T Ar AN
| ee Te
h mn 8 Ss 2 7
7 April 8 I e 32 20 | H.
F Da = |
78 8 I © 9 38 | W.
40,9 be) re:
F 99 |
79 10 Tu eP 18 54 26 | W. Gefühlt im Nordosten
ıS 19 04 24 TEN) 29 (19 von Üolumbia (Süd-
eL 20 Amerika).
Mır 24,7 23 25 =
Mer 26,8 15 29 E=
F 21,0
80 11 lu eP 13 (49,6) W.
el 14 44
Mı 48 28 - 16
Mosx 3) 24 — 12
Me 157.02 21 11 —
F 16.0
s1 118) lu e a8 H. Gefühlt auf Guam
eL 43 (Marianen-Archipel) ?
F | 22 ze
82 14 I e L 5) 52 1220 1! 1 Hr
F 6 17 4 3
83 al) I eL 6,2 z 5 u Ile
F an I) ) 4 >
54 al Ku eP 12 (01) W.
eL 19
Mx 21,1 9 -- 16
Mr 27,1 ) 14 —
F 13,1
85 alle Tu eP 5 (57,5) H. eP nach W.
eL 6. 14
M 16 20 61/2 )
F 6,6 |
36 N ku e » (10) | H. Gefühlt in Japan
eL 28 (Zentral-Nippon).
MıE 39 17 12 —
Mer 42 17 14 —
F 6,7
87 le I 35 1520 | 13%,
88 1 I e 11 (40) W.
eL 48
Mx DOLL 20 -- 13
F 193
E.. Tams.
89
94
96
a
98
99
100
Datum
April 18
>8
Cha-
rak-
ter
Hr
Iu
Pha-
sen
Zeiten
0 05
10 04 383
14 04
14 07
24,1
24,9
98,2
98,8
47
15 55,0
19 00,0
T
Perioden
16
(20)
10
9
11
812
15—25
1520
15—25
10—15
15—20
15—20
219
A E
(90)
45
ID
Amplituden
Ax
|
Bemerkungen
W. Epizentralentfernung
4600 km.
W.Undeutlich ausgeprägtes
Seismogramm.
Hr
W. Epizentralentfernung
8200 km. Nur auf der E-
Komponente deutlich aus-
geprägt; eine Hauptphase
tritt nicht klar hervor.
IE
|
W. .Der mikroseismischen
Unruhe sind kurzperi-
odische Wellen eines Nah-
bebens aufgelagert.
H. Spuren seismischer
Wellen?
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. _ 49
Cha- 5 Er ituc
Lid. Datum rak- Phar Zeiten Perioden SDR Bemerkungen
Nr. rer sen ih Ay Ay
101 April 29 3 eP 5 836 (29) W. Epizentralentfernung
S 42 40 (4400 km.) eL nach H.
eL 52,0
Mıx 53 16 = 11
Max 6 00 13 Te
F 6,6
102 ul e 6 09,8 W. Den Nachläufern des
F (14) vorhergehenden Bebens
sind kurzperiodische Wel-
len eines Nahbebens über-
lagert. Gefühlt in Tirol
und Öberitalien.
103 2) e 238) H. Spuren seismischer
F 23,6 Wellen.
104 27430 e 4 46 H,
eL 5.05 30 u
Mr OS 25 5) —
Mx 12 18) — fe)
F 5,7
105 30 er 20 47 13 W. Epizentralentfernung
is 51 (01) | 2300 km. iS fällt in die
| Minutenlücke.
eL 53 |
M 54 20; 24 10 8 SH.
F | 21,3 I
106 Mai 2 e 9526 : Er
Ri om .)
F By
107 Fa e 13 45,5 | W. Gefühlt im westlichen
el ME | Java und südöstlichen
26 (26) — ee Sumatra.
31 20 b) =
F 15,3
108 AD eP 23 47 (59) W. eP und iex fallen in die
lın 48 06 11 — 23 Minutenlücke. Epizentral-
ion 49 (02) 10 == 19 entfernung 7700 km. Viel-
(PR,) 51 31 g — 20 leicht zwei superponierte
(PR;) 5233 8 —_ 19 Beben aus ungefähr der
(PR,;) Se Ill 10 —ı 71193 gleichen Entfernung: (von
1 Se 57 0 13 100 | — demselben Herd?) in etwa
ie bi 56 | 1 Minute Abstand.
58,1 ) E= 110
58,4 12 200 Z—
in 58 52 |
59,0 10 —— 100
(SRı)]| 0 02 34 |
02,8 (14) 1207 =
(S Rs) 03513 12 40 =
e L 12,6 |
Mır 17,6 14 fe}5) ==
Mx 25,5 14 — 1210
Mar 26,9 14 5 |
vorwiegend |
Ü 10—14
F 3,0
50
Br Namsı
113
114
117
118
119
120
121
14
14
17
Iu
Ir
Iu
20 00 19
08
21,1
0,9
115)
4 (18)
5 51
7,0
3 34 22
ID
0
—
St
23 (30)
a7
37,8
23,8
8 (11,8
21 58
(39)
9,0
19 54 (47)
Perioden Amplituden
Bemerkungen
T: Ar AN
W. Epizentralentfernung
(3700 km).
\
‚H.
BE
20
ID
15—30 2
W.
20; 16 7 B)
W.Gefühltim südwestlichen
Luzon (Philippinen).
19 2
1025 H.
W. Undeutlich aus-
geprägtes Seismogramm.
\
|
0 | | M.
12—15 Hl,
W.
H.
152220
H. Spur seismischer
Wellen.
W. eLnach H. Gefühlt auf
der Insel Leukas(Griechen-
3 = 4'/ | land).
W. Schwach hervortreten-
des Seismogramm.
19-—16 | H.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 51
Lfd. Cha- | pna- Perioden | Amplituden
Datum rak- Zeiten Ze Bemerkungen
Nr. ter | sen Ar As ee ,
hesemee Ss S P f
123 Mai 26 I e 3 08 15 H.
F 15 %
124 5 26 Brulne El, 10105233 | W.
e 10 15
eL (14,5)
19 (18) — ı (5) |\ Maximum nicht deutlich
20 I 3 2! |j ausgeprägt.
Bey >20
A e) 7
125 Ru. I : 16 ” 10:13 An: 1 W |
126 7 I 6 18 20 | a Undeutliche Seismo-
FE 0 | | gramme.
127 | I e 23 46 W.
F 54
DJ° “ }' Nn£ %
128 „ 28 ] En un 1520 H.
9) 9] ( )
129 29 I 2: De 18: 20 R\ SH.
130 >80 Iv eP 19 44 (41) W. Gefühlt im Hohen Venn.
ee 46 20 = BR
Mix. 46 39 u =
F 50
131 „. al Iv e 2.10 W. Spur eines Nahbebens.
F 12 Wiederholung von Nr.130.
132 il I eL 14,7 H. Schwache lange Wellen.
F 152
1 3 „ al I 2 1 ) ee 7 8 RR 1!/a W .
134 Juni 1 I e 10,8 W.
Mx 52,3 {2 — 2
F 1441 |
135 | I - Ir 1218 | W.
er ‘) PR
136 BUND I en I 1520 H.
137 a I e 1.2 W.
22 10 1 Ua
F (63)
138 re I eL 16,9 90 H.
F 17.9 =
52 E. Tams.
Cha-| pı. ode Amplitude
| | Mean Perioden en Bemerkungen
Nr. ter Sal N Ar Ay
139 Juni 3 Iu |e(P) 10 40 W.
e 43 52
eL 21728
M 40 1822 42 7
F 23,3
140 N) I el 4,3 H. Spuren langer Wellen.
ih 4,6
141 6 1 el 8,8 F r H.
F 99 a FE :
142 7 Ilul eP 11. 15.36 W. Epizentralentfernung
PR, 19 20 9700 km. Der Einsatz
S 26 20 von S ist nicht deutlich
SR, 32 41 24 ausgeprägt. PR, und SR,
SR» 36 44 nach H. Zerstörendes
eLx 43, 34 = Beben in Mexiko.
e Lr 45,8
Mıx 48,7 32 = 600
Mır 48,9 32 770 =
Men HI 16 — 300
Mor 1127.02,3 16 330 —
Msr 04,7 15 280
Msn 05,7 16 = 280
Ü 12—18
F 16
143 7 Ir eP 19747492 W. Epizentralentfernung
es DEEBA 2200 km. eL nach H.
eL 53
Mes 51,1 12 4!/a ==
Mx 59,7 12 — 5
F 20,7
144 iS IIr| eP 0 04 58 W. Epizentralentfernung
is 0952 6 — 11 3150 km. iS istals scharfer
eL 15,5 impetus nur in der N-
Mın 16,8 6 — 53 Komponente vorhanden.
Mox 18,4 10 — 54 eLundMrnachH. Wellen
Mr 19 21 100 = von 20 sec Periode und dar-
Max 21,2 8 = 3 über zeigen sich auch nach
vorwiegend W.nurind.Maximalphase
(6 6—8 der E-Komponente. Ge-
F (1) fühlt in Kaukasien (Baku,
Derbent, Schemacha).
145 rs) l eL (2) 90 11h 9 H. Das Auftauchen dieser,
F DI E , 5 vermutlich einem selb-
ständigen Beben ange-
hörenden langen Wellen
läßt sich nicht genau an-
geben, da auch die End-
phase des vorhergehenden
Bebens noch andauert.
R c N 9:
146 a I 2 2 1015 H.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 53
Lfd.
149
150
151
152
153
157
Datum
Juni 10
13
Mad
a
15
15
Lt
|
” 18
a)
20
Cha-
rak-
ter
Illu
Pha-
sen
Perioden
Zeiten
AN
15—18
14,6
15,0
(04,6)
12,5 20
12,9 21
17,5 23
18,7 19
vorwiegend
12—14
20
105
18—22
Amplituden
Ar | An
7 12
— l
[26,8] | [18,1]
ID
>
>
40
26
|
Bemerkungen
=
Spuren seismischer
Wellen.
H.
W. Epizentralentfernung
8900 km. Als Amplituden
für ıP sind die registrier-
ten Ausschläge selbst in
mm angegreben. Azimut
etwa N56° E; Kompres-
sion. Gefühlt in Japan
(Riu-kiu-Inseln usw.). Ver-
mutlich aber zwei super-
ponierte Beben, da nach
dem Bulletin ofthe Manila
Öentral Observatory for
June1911 ungefähr 2Minu-
ten nach dem japanischen
Beben eine heftige Erd-
erschütterung stattfand,
deren Herd östlich von
Nord-Luzon lag. eP, iP
und iS dürften indessen
sicher aufd. japanische Be-
ben zurückzuführen sein.
W. Epizentralentfernung
9150 km. Gefühlt in Japan
(Riu-kiu-Inseln).
H. Spuren seismischer
Wellen.
H.
W. Gefühlt in Ungarn (Bu-
dapest, Kecskeme6t usw.).
W.
\
jH.
54 E. Tams.
Cha- S as Amplitudeı
Lfd. Datum rak- Pha Zeiten Perioden Ber Bemerkungen
Nr. ce za Al Ar | An
hazam S L 2
158 Juni 21 I e 10 49,8 W.
Mı 59 12—16 = 2 |\ Wahrscheinlich zuzweige-
Ms 1118 1275 — 2 || trennten Beben gehörig.
Kir 116
159 2 I e 0 51 W. Spuren seismischer
F 1 00 Wellen.
160 21299 Ta er 91615 5 | H.
F %6 2 |
161 2028 I e 12 40 | W.
46,0 6 = 0) 4j2
47,5 6 3a er
F 13,0 |
162 24 en es SR | H.
F 172 15—20 |
|
|
163 BE lu eP Yesııl | W. ıS fällt in die Minuten-
is Da | lücke.
eL 49 |
M 44 28 en
1 |
164 28 I eL 8,1 NR W.
F 87 18 ;24
165 128 I el 16,9 =: eh
166 28 Tu 2er. 20.15) W.
eL 51 |
58 30 oe
I ES |
167 Juli 1/2 Full c&E 11.22, 19%) W. Epizentralentfernung
es 22 26 (9000 km). Gefühlt in
eL 40 Kalifornien und Nevada.
Mı 42 26 19 —_
M, 44 20 26 24
Ms; 51 14 12 18
F 0,7
168 2 Ne 2 5 Re BE
169 ns Iu eP 19 (00) W.
eL | 20 01 ehe 1 Eesal
F 21.2 15—22 1°/2 | H.
170 B) Im 21 7eB12.22,(00) W.
eL 40 El
E | 2% jo IM.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 55
Lfd.
Nr.
171
172
173
176
177
Datum
Juli 4
.
„ 5
a)
„ )
” fe)
„ 8
| Cha-
rak-
ter
Illr
Iv
Iu
Pha-
sen
ePx
iPrır
(PR})ı
(PR,}ı
1Skı
Zeiten
13 41 25
43 24
43 51
47 57
48 02
48 56
51 (25)
51,9
54,5
56,8
59,0
59,3
14 03,9
1,9
1 54 (02)
2 51
3,8
Perioden
At
IS 0
10
9
8:10
12 ;14
11
6
6:10
6
gg
(14)
vorwiegend
8—12
seoLnn
u
m
18;24
{
6
U
vorwiegend
20—30
Amplituden
Ar An
7 7
15 —
= 4!/a
110) —
= 65
120 80
130 | 220
290 =
240 _
240 | 240
240 —
= 220
(440) | —
er a
== 43
> 39
13 —
16 —
= 28
17 —
E— 6
7 9
— 46
48 —
== 47
2 4
Bemerkungen
W. Auf der E-Komponente
scharfer Stoß ausE, auf der
N-Komponente kein merk-
licher Ausschlag; Azimut
etwa E; Kompression.
Nach 40sec aufderE-Kom-
ponente scharfer Einsatz
eineszweiten Bebens. Epi-
zentralentfernung des er-
sten Bebens 4800 km. Ge-
fühlt in Russ.-Turkestan
(Taschkent, Kokan) und
Britisch- Indien (Skardo,
DeralIsmail Khan,Lahore).
W. eL nach H.
H. Lange Wellen eines
selbständigen Bebens?
W. Gefühlt auf Java, Bali,
Lombok, Soembawa und
Soemba.
H.
W. Epizentralentfernung
1000 km. Heftiges Erd-
beben in Ungarn (Kecs-
kemöt, Lajos-mizse, Nagy
Körös).
W.
56 E. Tams.
Cha- £ n Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten Perioden Bea an Bemerkungen
Nr. ter | sen 1: Ne: | An
hassmases Ss P. L
178 Julie 29 ru @ a7) W.
eL 50 "99 IM |
E83 ne a
179 2 Tu veip 21 AL 24 lw
i 44 57 MR
eL 2283 ler |
E [+ 237 ie) [>
180 3. 12 ITuje(Px)| 4.21 20 W. Gefühlt auf den Philip-
i(Pr) DR pinen, Halmahera und den
PR, 2525 12 13 S Talaut-Inseln. Pleisto-
e (Sp) 3201 seiste Zone im östlichen
iS 32 24 = 45 27 Mindanao.
el 52 50—60
Mx 01,9 24 — 360 | Die Hauptphase weist meh-
Mr 04,3 25 350 | — rere fast gleiche Maxima
09,7 117: 1:8 200 | 140 auf.
n vorwiegend |
Ü 12—16 |
e Sl | Auftauchen der W,-Wellen.
181 a) I e 8 (24) | W. Nach H. auch um 8? 34"
eL (57) 14—18 2uje| 6 wieder stärkeres Hervor-
F 9,8 treten langer Wellen. T—=
18—20 sec; An = 6.
182 el I e 13 (15) | W.
eL 26 |
28 16 ;18 ar 3 -H.
F | 142
183 le Iu e 9 (00) | W.
el 22 20—27 |
31,8 12 ;16 aaa ra
F 10,1 | |
154 A | Iu e 2.08 H:.
eL 35 |
47 19 ; 20 2l/a | 3!/a
F 3,7 |
|
185 ld I e 22 (30) | H.
eL 23,0 15—95 |
F 23,5 ae
156 a 13) I eL 0 28 | H.
- 36 | Spuren langer Wellen.
187 ls I ee | H.
F 13,1 |
188 8 I © 13 (48) | W. Undeutliches Seismo-
54 6 — | 1ih gramm.
F 14,1 |
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. F
<I
Cha- b ER den
Lfd. Datum Zn Pha Zeiten i erioden ware Bemerkungen
Nr. ter sen T Al AS
189 Juli 17 I eL 4,4 9099 H
F 4.6
190 SE I I eL 20 02 15 H
F 10 "
191 RS, Iu eP 10 20 (28 W. Die einzelnen Phasentre-
ten nicht deutlich hervor.
@ ” 22 24 za ler:
2,6 |
192 a) Tu © 2 (3 W. Gefühlt im östlichen
i 45,1 Mindanao (siehe Nr. 180).
eL 21 14
Mr DZ te) 61/3 —
Mx 26,6 17 — | 8\h
F 23,4
193 20 I € 14 17 En
F 25 Spuren seismischer
Wellen.
194 20 ü e 14 53 HJ
F 15 02
195 21 I eL 11 752 Su H
F | 12 08 u
« ‘) > [7 (
196 21 I : 21 n 1012 H
2
197 22 I | 2 = 1520 H.
198 E22 I e 5 (39) H
al ME 15-20 | 2 | 2%
199 28 Iu e 16 47 (05) W.
eL le aß,
Mx 33,8 18 = lu Hl
Mk 33,8 13 4a | — |Das Ende geht in die
folgende Störung über.
200 os el: 118,6 | H.
18 44 25 — Da
53 17 7 —
F IT
201 „.24 Iv e 2 05,0 En 3 > W.Gefühltim südwestlichen
F 14 2 7 z Frankreich und nördlichen
Spanien (Pyrenäen).
202 a) Iu e 4 (23) | W.
eL 5 08 30—85 |
17 22 4 — IrH.
21 21 — 2
F 6,1
58 E. "Tams.
Cha- ü te Amplituden
: Datum rak- Pha Zeiten PeceL a 3 Bemerkungen
Nr. ter | sen T Ar | An
hesmasss S | rt
203 Juli 27 1 e 1710 W.
eL 1 A: | |
r 17 10—20 ee 1'/ jH.
204 ne I etB)a, 1192,39 | W. Zusammengehörigkeit
vone(P)u.eL zweifelhaft.
el 122 er |
F 13,5 15 20 [ H
205 u ) Iu e 9,8 W.
el 10932 3D |
M 38,0 20; 22 1 3'/a IH
F 122
206 | August 2 I e 1 05 H. Spur seismischer
F 07 Wellen.
207 a D I el 1,4 H. Zusammengehörigkeit
M 33 16; 20 5 2 mit der vorhergehenden
F 2,1 Störung zweifelhaft.
208 a 4 Iu eP 3 W.
eL 2 04
Mx 06 30— 35 — 10 H
Mr 3 30 7 = "
F 3,0
209 u 6 1EiR eP 15 (01) W. eL nach H.
el 09 |
Mx 14,7 11 _ 41a
F 15,8
210 ;; 6 IE eP 16 (56) W. eL nach H.
eL 17 02
Mn 04,9 13 _ 3a
Mr 05,6 3 5) —
F 1D
311 ST e |I15 55 MR: liw.
El 16 06 ; <
212 RT I el 19,0 Es H.
F 19.5 20—25
213 NT I e a! u W.
F | 220 8 '
214 ERS lu eP 14 (38,2) W. Gefühlt in Japan (Süd-
el 15 09 Nippon, Shikoku, Kiushiu).
M, 11 24 15 13
Ms» 21 12—13 7 )
F 16,4
215 Sa WA) Iu eP 18 (37) W.
eL 19212 Fig u 1 |
F 20,0 15—20 1/21. H:
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 59
Cha- Sarila h i
Lid. Datum rak- Enz Zeiten Perioden Dan Bemerkungen
Nr. bene en ” Ar An
hzzmes Ss m n
216 |August 10 I eL 1.3 je
\ 1X Schwache lange Wellen.
217 a) I eL 3,8 er)
F 6,1
0 I a g, E H.
|. er
219 = 11 I eL 19,5 : Sr.
F | 20,1 2 Fe
220 12 I 2 E 1520 H.
221 a Tr eP 22 06 38 W. elnnach H. Epizentral-
es 10 24 entfernung 2300 km. Ge-
eL 13,2 fühlt in Spanien (Huelva,
M 16,5 12—13 6 5) Ayamonte).
F 22,6
229 14 I e 21,7 re H.
F | 225 ..
223 16 I e 14 00 8-10 n IR
F 05 - Spuren seismischer
h | Wellen.
224 2.16 I e 15 10 WW.
F 22
225 „ 316/171 IIIu| esı 3 55 (21) W. Zwei übereinander ge-
exı 55 24 lagerte Beben. Gefühlt im
i 59 39 Karolinen-Archipel (Insel
eu 23 00 (03 Yap).
(Gi 9)ı 06 11 9:10 24 32
(P S)ı 07,2
(1S)ır 09 (53) 5 42 3
M Fr OR .97 pr DA
: = Es au ana ul | Reflexionen ?
eL (32)
Mix 374 22, 210 — | M, bis M, verschiedene mehr
Mın 37,7 20 _ 200 oder weniger scharf von
Mox 395 19 — 180 einander eetrennte
Mer DI 21 270 — Maxima.
Msn 41,4 22 — 230
Msr 43,8 20 >10 ER
Mix 45,8 18 — 370
Mix 46,7 18 350 —
Msx 47,1 17 — 300
Men 48,5 sl — 390
M5r 48,6 17 330 —
Mer 50,3 16 310 —
Mrn 51,4 17 = 200
Mor 52,2 16 230 ——
Msn 54,2 17 = 160
Msr 55,8 18 170 —
Mon 57,7 17 _ 170
C 14—20
F 4,4
—
==
—_
=a—
= ——
en
ee
I |
‚ln
nf Ih
ni
60 E. Tams.
Cha- { Amplituden
Lid. Datum rak- Ph: Zeiten Berioden ea 3emerkungen
Nr. ker | sen 1 Ar IN
home Ss p. 2
226 | August 17 ICH e al W.
M 29 14 = 3
F 12,8
227 Isar Tun er 3 (08,2 W. Gefühlt auf Mindanao
e (S) 18 50 (Philippinen).
eL 44
47 28 — 10
56 18 5) ayP
F D
RR & | N E
228 n 18 T i N 58 9, | 91% W.
229 5 19 I eL 0,9 H. Spur langer Wellen.
F 1,3
230 a el 1% 16 48 (09) 9 — 5a | W. Auf der E-Komponente
iS 57 55 89 S/a 19 mehr ein emersio. Epizen-
1 10.041039 tralentfernung 8500 km.
i 04 23
99 18 13 2. Die langen Wellen und die
46 18 Bee ee Maximalbewegung sind
; | nicht deutlich ausgeprägt.
F 19,7
231 21 I el 23 (28) H:.
33 14 2
35 13 1'/a —
F 23,9
232 22 | Iu e 6 49 H. Gefühlt im südöstlichen
eL 7219 Luzon (Philippinen).
24 17; 18 2 21
F 8,2
233 23 ı Lu ep 16 12 (30) W. e(S) nach H.
e 16 36
e (S) 21 08 30 18 21
eL 27
Max 34 24 28 —
Mıx 35 26 — an
Mer 43,2 12 25 —
Mex 44,6 12 _ 28
F 19,2
234 : 25 I e 4,3 ; H.
? F 51 10—25
235 26 I e 11 (09) W.
16,9 6 — 3a
19,5 3 2 =
F 11,6
Lfd
Nr
236
237
238
241
242
245
244
246
247
Datum
Aucust 27
ID
1
I)
[0 0)
ie 29
September 2
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw.
Cha-
rak-
ter
Ir:
er
Pha-
sen
1
a
m
-_
>
ii
9,3
10 (59)
Kl:
14 59 (59)
15 08,3
11,6
15
15,8
Perioden
T
13—14
10 —20
15
12
[4
10—25
192320
15—30
A E
IV
Q1/a
|
AN
S Ua
Amplituden
le
W. eP fällt in die Minuten-
lücke. eL nach H. Epizen-
tralentfernung 2100 km.
Bemerkungen
Spuren langer Wellen.
62 . Tams.
Cha- ei eriode Amplituden
Lfd. Datum rak- m Zeiten Renoden Kamen 24 Bemerkungen
Nr. om sen 1 Kr | Ar
Ita © Ss P P.
248 | September 3| I e 16 05 | W.
Mx 13,4 7 — u Rn
Mr 14,1 6 On
F 16,5
249 ab || lt en er 1520 EI
4 ),.
350 Sl eL 2,9 PR», H.
F 35 12—26
251 6| Tu ep 1 05 18 W. Epizentralentfernung
iS 14 10 6;8 ILS) 7450 kn. Die zweiten Vor-
PS 14 40 | läufer setzen namentlich
29,7 &) — 18 auf der E-Komponente mit
36,0 10 19 | — einem scharfen impetus
F 3,D ein. DielangenWellen und
die Maximalphase treten
| nicht deutlich hervor.
|
252 6| Iv © 182555 es 11 1! W. Die Wellen eines schwa-
F 14 00 ö 15 er ehen Nahbebens sind der
mikroseismischen Unruhe
aufgelagert. Gefühlt in
Aachen,Düren,Kupenusw.
253 8I Iv @ 1216 W,
21,5 8 — 2
F 12,5
254 8/9] Lu er 22 55 23 W. eL nach H. Epizen-
es 23 04 44 tralentfernung 8000 km.
eL 20
Mx 26 24 _ 29
Mix 29 22, 20 ==
F 1,0
255 9I I e 13:2 W. Undeutlich hervor-
33 Ü — 2 tretendes Seismogramm.
F 11,9
256 TON T e 1a) W.
eL 2
Mr 23,3 14 4!/a er
Mx 26.9 5) — 4
F 1,9
257 10T D 2205 HE
eL 14 10—20
F 25
cn N Schwache, undeutliche
258 Au ar 2 2188 Seismogramme.
F 47 S
259 10| I e 3 IE H.
F 44 10—20
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 63
Lfd.
Nr.
262
263
264
266
267
268
269
Datum
”
”
September 10
10
ih
11
12
13
17
Cha-
rak-
ter
Tu
Ir
I
Pha-
sen
Zeiten
22
4
Sal
34,7
a
32.
33)
Perioden
50—36
31
24
23
19
15—21
13—14
1213
Amplituden
Är Ay
P 12
31a 1
_— 1!/a
21/2 7
— S
12 ——
— (0
65 =
> 60
s0 —
65 |
2) ar
— 2
30 —
20 =
48 —_
— 61
45 —
= 80
48 -
Bemerkungen
H.
W. Schwache, undeutliche
{| Seismogramme.
W.
H.
W. Epizentralentfernung
(7700 km).
\y
\W. Gefühlt in Florenz und
Siena usw.
W. Epizentralentfernung
10 300 km.
Auftauchen der W,-Wellen.
W.
W. Schwierige Phasenein-
teilung. Vielleicht zwei
superponierte Beben in
8300 km bis 8500 km Ent-
fernung.
Das Ende ist durch das nach-
folgende Beben überdeckt.
IN | 64 E. Tams.
ii
I Lfd Cha-| Pha- { Perioden | Amplituden E
N | N e Datum rak- Zeiten E n — Bemerkungen
1 IL: ter sen Ar AN
IM
N] | IN ey. 8 N | m
|) 270 [September 17 | Lu eP 4 (41) W.
‚li eL | 5 10 40
I) ı Mx 17 24 a 1 Rd4
Me 18 23 58 —
F s
il ll nn ne 10—20 H.
5
272 7 1 Al eL 19,5 H. Schwache lange Wellen.
F 19,7
273 "N 20| Iu eP DENT) H.
e (8) 22
eL 45 |
M 51,5 1920 Io 28
F dd
974 n aa if e 9823 H. Spuren seismischer
F 36 Wellen.
275 a A et s 6 2 90 06 H:
F 6,7
976 ; 3 Tau: e 7 (84) | HE
eL 3 06 |
21 15: 16 | 6% | 5%
F 9,6 |
277 22| Lu erE 512203 | W. Epizentralentfernung
es 20 41 7200 km. Gef. in Alaska?
eL 33
vJ 36 30 — 38
Be 38 22; 23 13 23
F ei
278 } 22,1 eL 1.5 90 | H
F 8,1 s
279 24| Iu @ 4 18 | H.
u 29: 25 3012
280 241 I e 19 (46) | H. Spuren seismischer
F 20,0 Wellen.
Or Mi 2) ö
281 | let m NE 15—20 a
985 sol I > |
282 „ 26 a = 15—20 — 1'/a H
285 5 >36| Iu eP 14 (13) | ER
el 46
M 48 25 24 3D
F 15.8
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 65
Cha- > £ Amplituden
Lid. Datum rak- Pla Zeiten men Kara Bemerkungen
Nr. ter sen I Ar An
284 | Sept. 27/28 e 23 583 15 H
F 0.03
255 en 30 e 8 3 ER
F 43 Br
Spuren seismischer
: > Wellen.
>86 | Oktober 4 e 7 58 1015 H.
F 8 57 ar
287 er 5 e 6,7 H.
F 74
288 =..6 ep 10 27 30 W. Epizentralentfernung
es 36 36 7700km. Gefühlt auf Haiti.
eL 46
Mx 49,4 17 — 33
Mr 11 05,0 16 40 -—
F 13,7
289 6 e@ 15 (10) H.
19 18 6 — || Maximum nicht deutlich
21 3 — 5 |j ausgeprägt.
F 15,8
290 2:6 e 16 H.
M a 15 > »"
F 1062
291 h 7 e 5 25 In
M 37 15 13 13
F 8
292 A 5 e 2.885 W.
49 19 2! N
B% 1430 (3
293 ld @ 9:9 H. Spuren seismischer
F 10,2 Wellen.
294 il e 12.96 A H.
295 10 Iu eP 13 25 (09) W. Epizentralentfernung
e(S) 35 10 (8800 km).
eL 48 32 -- 30
Mx 51 25 Es 40
Mr 14 05,1 18 19
F 16,6
236 | I e 93,1 H. Spuren seismischer
F 23.5 Wellen.
66 E. Tams.
Cha- Re j
Lfd. | Datum rl Zeiten Per Ben Bemerkungen
Nr. ter | sen il Ar An
297 | Oktober 13 | Tu eP 2 45 03 W. Epizeutralentfernung
es 54 (31) | etwa 8200 km.
SR, 59358
SR, 32.03 #16
eL (09) |
Mır 20,0 17 Ba
Mer 21,8 16 60 =
Mx 21,8 16 — | 4
F 6,0
298 n ia I eL 10 07 Eee a1 H.
F | 106 15; 18 > | 2%
299 ie ae eL 16,3 BE: EL
F 17.0 14 ;15
300 ei el eL 35 a H.
F (6,5) 15—20
301 r 14 | Iu eP 672159 W. Epizentralentfernung
: es 31,6 | etwa 8400.km. eLnachH.
(S R») 40,0 14—18 — | 61h Zwischen 6" 50" u. 6" 54”
eL 49 | zeigen sich auch stärkere
Mr 58,3 16 19 | = Wellen von 7 see bis 8 see
Mıx 58,7 14 — le! Periode (Ar —=4!/» a, An—=
Moss 70.3 15 — | 14 2!/a ): Wellen eines selb-
F 8,4 | ständigen Bebens?
302 s 1A Due rer 12, 31.189 | W. Epizentralentfernung
es 47 (35) | etwa 8400 km. eL nach H.
SR, 53,3 |
SR, 56,1 |
eL 13 04 |
Mıx 072 (30) — | (60)
Mır 08,1 24 Be
Mer 14,7 16 7 a
Max 17,2 16 = 48
vorwiegend
(6 12—14
F 16
303 x 1420 Tau eP 16 47 839 | W. Epizentralentfernung
iS 57 09 | 8200 km.
eL 17 (14)
M 26,0 16—17 18 | 2
F 20 |
304 - alas) mer el 930332023 W. Epizentralentfernung
PR, 36 42 6100 km.
es 41 (05)
SR, 45,29
eL öl
Mır 54,7 13 27 —
Mıx 54,9 15 — | 110
Mox 55,5 12 Ze)
Msr 58,6 13 41 | —_
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 67
a T——————————————————————
Cha- e : Amplituden
Lid Datum rak- ei Zeiten Bellogel ee Bemerkungen
Nr. ter | sen R Ar Äy
T———————
hesmers s A | A
305 | Oktober 15 | I eL 5,8 10-92 H
F 6,»
Undeutlich ausgeprägte
306 ” 15 I e 1258 H.{! Seismogramme.
F 9 Nr. 306 und 307 über-
decken sich zum Teil.
307 a 15 I e 9,0 am H.
F 9 2) \ 10—20
308 % 15 | lu eP 22019 | W. Epizentralentfernung:
es 11,2 | etwa 8000 km.
SR; 19,9
eL 31
Mx 39 14—15 — 12
Mr 40 16 a, =
F 14
309 2215/16] I e 2359 W.
er De 1525 6b 9
310 a 16 I eL la) alt 2 H
F 14 01 10—20
311 5 16 I eL DON 1; H
F 233 0 %
312 17 I eL 3.D H
3 34 15—20 2 6
F 4,0
315 = ze ln e 9 40 H.
Mr | 21 7 —
Mx 25,1 20 == Th
F 11,8
314 5 12 ER eP 12 04,5 W.
eL 34
M 41 14:16 18 19
F 13,4
315 . Abelakeı ran e 23 (57,5) W. Spuren seismischer
e 0 08 Hu |Wellen.
F 19
316 19 I el 239 AR e tn. pH:
F 3,6 16—20 2 1 [2
317 $ 19 I e 9 16 | H.
eL 28 9 r | g1/
F 10,1 10—20 9) 9/2
318 Br 118)" m e 10 (30) ER
& L 46 |
47,3 25 16 6
Sl 20 — ld
Sl) 20 15 —
68 E. Tams.
Cha- 3 “ Amplituden
Lid. Datum rak- Pha Zeiten ng Deren Bemerkungen
Nr. ter | sen 1 Ar An
319 | Oktober 20 I e(P) Ile) Oel | H. Unklares Seismogramm.
i 05 42 |
06,8 12 13 14 | Maximum eines selbständi-
gen Bebens?
[e 18,9
e 28,7
e L 46
M, 51 30 27 23
Ms» 19 06 19—20 5. " »3l5)
F 20,6 .
320 ni 22 | Il eP 22 37 (43) | W. Gefühlt im südlichen
i A Mazedonien.
e L 49 25
Mx 46,1 e) 41
Mr 46,3 6) 35 —
F 23,4
321 5 24 | Iu e 0 30 HE
eL 1 08
5) we i ; BR:
en a 13 Ss \Ein Maximum istnicht deut-
96 20 10 ES | lich ausgeprägt.
F 3
322 2 26 I eL 14,9 0 en; 2 lel-
F 15,4 = :
Aus der starken Boden-
99: 6 997 unruhe tauchen
323 » 26| I F 55 "» schwache Wellen
22,( seismischen Ursprungs
294 R N ER: hervor.
; Rs zo e d ) 3__47
F 14 zul
325 2) || Em € I W.
e 35. (81)
e 40 48
e L 51
58 30 19 —
WM! 19 02 26 — 20
2 05 20 — 19 H
06 20 7 =
F 20,9 |
326 . 30 I e 13,8 N ER
F 14,2 15 —20
327 | November 1 I e 4,6 2% He
Fr 15—20
F Sl
328 “ 1 I @ 947 | H. Gefühlt in Nikaragua.
M, LOS 20 32 —
M> 16,0 20; 21 32 27
M; 20,2 ES 39 24
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 69
Cha- x Tr Amplituden
Lid.| Datum rak- nn Zeiten Beet NER as Bemerkungen
Nr. ter sen 12 A Ay
329 | November 2 I e 2) | H.
M; 24 23 karl
Mx 25 20 — 12
F 2,9 |
330 x > I e 19 56 H. Die starke Bodenunruhe
59 scheint durch einige seis-
mische Wellen gestört
zu sein.
3al a s]| Iu e 14 34,2 IBl.
eL 53,4
Mır 57 30 38 u
Mer | 15 03,3 19 =
Mx 05,2 20 — 38
F 16,0
332 5 En 5 4 (49) H.
[o) L » 08
18 25 13 —
24 2 — 8
F 6,1
333 . 8) I eL 10,5 H.
F 10,8
334 5 10 | D 15 39 H.| Spuren seismischer
F 46 Wellen?
335 : 13| 1 e | H.
F 20
336 5 133] El eP 16 24 (36) W. Epizentralentfernung
S 33 55 8000 km.
(S R,) 44,3 \y
el 49,6 30 sn
M, 17 01 | 65 65
Men 03,6 15-16 — 70
Ms# 09,3 3 45 ==
F 19,3
337 # 14 | Ir eP 14 (02) W.
a iS 06 45
eL oT |
Mk 14 15—16 8 = H
Mx 152 1% == 10 2
El 1466
338 3 ea e 19,2 H. Spuren seismischer
F 19,6 Wellen.
339 r 5 A e 21 38 | H.
M: 42 15—18 7—8 —
F 22,0
340 n 16 I e a H. Aus der starken Boden-
1 [a ‘
520
F 13,5 2 unruhe tauchen lange
Wellen hervor.
70 E. Tams.
'ha- Da j
il Datum Sn nn Zeiten | erace. REN Bemerkungen
Nr. ter sen I Ar An
hessamaens S n n
341 INovember 16] IIIv| eP 31 27 (43) W. Starkes Beben in Mittel-
er 28 21 8 17 19 europa, besonders im süd-
westlichen Deutschland.
ir 29 03 \ Plötzliche starke Zunahme
in 29 06 | | der Amplituden: Beginn
M 068 250 | 240 der Maximalphase.
31,0 | E-Komp.| Abnahme der
31,5 N-Komp.[ Amplituden.
® 4—8
F 221 Die starke Bodenunruhe hat
vermutlich die ersten fei-
nenVorläuferwellen unter-
drückt. Nach der N-Komp.
könnte man allenfalls eP
auch um 21" 27”20° an-
setzen. Biszum Beginn der
Maximalphase zeigen sich
Wellen von 4seec bis 10 sec
Periode überlagert durch
Wellen von etwa 1sec bis
2 sec Periode.
342 18] Iu e (50) H.
i 57 00
eL 8 18,8
Mı 26 25 24 —
Ms B) 20 17 19
M; 34 16 16 =
F Re)
343 LO ET ar a. 16:%0 ae EL
344 19| I eL 14,1 0 H.
F 14,5 &
345 19 I eL 15,3 Sa la
a al
346 20| I eL 10 20 1595 ER
F 33 BR
347 ; 201 I e 3,3 H. Spuren seismischer
F 3,6 Wellen?
348 ; 20 Ta i 11312253 W.
eL (27)
MıE 40,5 22 42 —
Mın 41,0 18 — 0
Mex 43,1 16 — 21
Mer 43,3 18 33 —
F 16,6
349 al I eL 19,3 2 H.
F | 197 a)
350 Al Em eP 19 (35) W,
e (S) 45 (36)
eL 20 08
M 17 18 5 3
F 21,0
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. it
nn nn nn nn nl nn nn mn nn nn
Lfd
Nr.
Bol
392
393
354
39D
356
357
398
359
360
361
363
364
Datum
November 22
Dezember
”
Cha-
rak-
ter
lu
Pha-
sen
eL
F
F
Zeiten
23 24 (36
28 08
Perioden
T
18-220
15—20
15—25
15—20
16
20
18
Amplituden
Ar An
er
1 PER,
3 2
18 31
20 19
2—3| —
7 4
_ 9
|
|
= 14
22 —_
22 6
26 13
Bemerkungen
H. Schwache seismische
Wellen.
H.
WW.
H.
| Schwache seismische
H Wellen.
Wieder stärkere lange
Wellen (selbst. Beben?).
H.
H. Spuren seismischer
Wellen.
H.
H.
H. Die starke Bodenunruhe
scheint durch Wellen seis-
mischenUrsprungs gestört
zu sein.
H:
H. Undeutliche lange
Wellen.
H.
12 E. Tams.
Cha- a i
Lid. Datum rak- Pha- Zeiten Seoden apltnden. Bemerkungen
Nr. ter | sen T N: | Ne
bh ı.m s S Bi
365 | Dezember 11| Lu e 11 (20) H. Zweiineinanderübergeh.
eL 45 (30 Beben. Gefühlt in Nord-
Mıx 50,4 21 — 17 [Sumatra.
Mir 51,2 20 13 — | Die Maxima treten nicht
Men 56,8 20 — 19 | sehr deutlich hervor.
Mer 2 as 18 16 —
F 14,1
366 = 12a = @ N Be H. Spuren seismischer
F 16 04 Wellen?
367 n 134021 el 9,4 I H.
F | 104 10-25
368 ah Tu e 23 01 ER
eL 27
Mıx 3 24 = 4
Mır 33 25 b) —
M, 46 18—20 h) D
F 0,8
369 A 14| I e 21 41 FE
42 10—12
F D4
370 a m 218 ee H.
571 n 16.1 DEusheop 19720508 13 19 S | W. Epizentralentfernung
iPR, 30 (54 9650 km. Azimut etwa
18 38 10 N 67° W; Dilatation. Ge-
38,5 8—9 60 45 fühlt im südlichen Mexiko
SR, 44,6 (pazitische Küste).
SR, 48,3
eL 56 (40)
M; 20 06 2225 220 220
M. 10 185.19 140 | 170
M; 11 ılrfa ke) 150 | 140
vorwiegend
Ü 14--18 |
21 49 18 9a | — [| W3-Wellen. Absorptions-
52 18.0. 6% koeffizient im Mittel:
| 0,00030.
23 26 18—20 Auf der N-Komponente v.H.
F 23,8 Auftauchen v. W;-Wellen.
12 a 20| Iu eP 6 02 14 W. Epizentralentfernung
es 11 43 | 8200 km.
SR, 1013
eL 26
Mıx 33 21 — 27
Mir 35,5 20 26 =
M>x 38,9 20 — 56
Mer 39 18 34 =
Max 40,8 16 40 er
Msn 41,6 17 — 36
Mir 42,4 17 36 — | Von 8" 15" bis 8" 35" wieder
F 9,0 | stärkere lange Wellen.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. ia
& t fe iD
Cha- Pl H A litude
; S 12- . Perioden Amplituden
Lid Datum rak- Zeiten £ re er Bemerkungen
Nr. ter [ sen T Ar AR
H. Schwache lange Wellen
seismischen Ursprungs?
373 | Dezember 21 I eL
314 32] Iu e W.
el
M |
F | ER
37 el 181.
F
376 23/24] Tu, eB 18 (25) H. eP nach W. Epizentral-
e(S) 28.2 entfernune (8500 km bis
(S R,) 34 8600 km).
eL 45
Mır 46
Mer 52,7
Msk 58,1 20 17 ==
Mx 2DE.082 19 — 18
F 0,2 Um 23" 342 Wiederauftau-
chen von stärkeren langen
Wellen.
H. In Ksara (Syrien, Libanon
als Nahbeben registriert.
378 H.
319 H:
380 H.
stärkere lange Wellen.
381 Bes ma eh || 15:0 ass H.
Von 8,2" bis 8,6" wieder
!) Die Angaben sind der E-Komponente entnommen; N-Komponente gestört.
°) Die Angaben beziehen sich auf 8” M. Gr. Z.; Registrierung vorher gestört.
>) Die Angaben beziehen sich auf 6" M. Gr. Z.; nachher Bebenaufzeichnung.
ze Ei. Tamıs.
5. Mikroseismische Unruhe im
Januar Februar März April Mäi Juni
Datum - eur url ner - a er
a = m An An } An T An AN An
Ss | 12 Ss 12 s | 17 Ss 2 Ss 12 Ss 2
# 5) Dal 5) 5,4 Bl ol ) 28 5 2,3 4 0,2
2 6 5,9 7 4,4 ci ee! 1,5 5 21 4 | 04
3 > 2,6 6 2,7 De 6 6,6 3) 1-9 — —
4 5 2,3 6 9,5 6 | 84 5 2,1 5 3,1 5 0,5
> 6 32 5 3,5 6 9,0 5 1,4 6 1,5 5) 0,3
6 7 15 6 I ee en 2,6 5 1.6 4...) ai
7 7 8,3 D Tel 6 21 Den Erd: 4 0,7 „) Pi!
S 6 6,6 6 4,5 a 5 2,3 5 2.0 4 0,6
N) rl 7,9 5 25 5 4,8 7 6,6 6 2,0 — _
10 S 6,7 6 4,5 721,250 6 4,3 6 | 4 0,7
el 6 3,7 6 3.4 7 | 5.0 6 2,3 h) 0.6 4 0,5
12 #) 1,0 6 245 BEE > 1,4 — 4 0,2
15 6 4,5 67 8 6 2 5) 2,1:
14 5) 93 7 6,6 6 4,1 5 1,4 4 0.2 4 0,2
15 base | dal 5 "mil 7 50 - | jez
16 ee 6 9,0 Sale! 6 5,4 52),1.0.0:5 4 0,5
17 7.0158 5 8,7 5 3,1 6 2,3 2)
18 7 |156 6 1934 5 2, 5 2,3 4 0,4 4. 08
19 N lie) 6 72 4 12 6 5,9 6 4 0,4
20 7 28300 76 A525 1:3 #126 4,5 6 0,7 4 1.04
il 6 22| 6 7.07]. AS) eos 31 6 0,7 4 | 04
2) 5 1010,8 6 6,8 U 5 2,3 6 0,7 4 1,0
25 sl 506 | 831 5% 21|5|23 76 | Por
2 6) 45| 6 jJars| 5 | 35 75 |:a3 | = | Bosse
> 6 sales Aa oe 1,8 7 34 «18
26 7 1a 5 4505 | 2,1 5 1,4 7 1,3 5 | 08
27 7 \132 T: + \u#36 Ts ESS > 2,3 6 0,9 6 | 09
28 6 AUG rc ae Se Ba LG 2,3 5 0,3 5 1083
29 6)| 48 6. los | 6 a3 | < | os se
30 5 | 5a 5.16 |
3a RN | 5 | 45 | 45.1008 |
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 15
Eure 1911 (7 M. Gr. Z.).
tun Juli August September Oktober November Dezember
2 A ee A N ee
Ss 2 Ss u Ss | p Ss 2 Ss p S P
1 4 0,2 5 0,3 5 | 23 6 5,2 6 9,1 7 6,2
2 4 0,2 > 06) 6 DM 6 3,3 6 5,5 7 11
> 5 0,2 5 1,2 6 2,2 5 1.4 6 6,8 j{ 11
0,5 5 0.2 6.2709 > 0,9 8 | 13 Ss 10
B) 0,5 4 0,2 6 0,6 Da) (a 6 6,8
6 B) 2 — — 6 1,8 4 2,4 6 11 6 6,8
7 B) 0,9 — — 6 2,0 6 5,7 6 9,3 6 7,0
S 4 0,2 > 0,3 6b 0,5 6 5,2 6 7,0 6 5.0
N) 4 0.2 4 0,4 — = 6 3,6 5 5,4 6 2
10 Dr 0:7 0,2 4 0,5 5 2,1 5 3 7 4.6
11 ) 0.5 5) 2,4 6 25 6 5,9
12 -) — 5) 0,2 6 0,9 5 4,5 5) 1,9 6 3,6
15 — — a) 0,5 6 25 5 2,4 > 5,9 6 5,7
14 = - 6 | >3 Ar 2 6 3,4 5 2,8
15 5 0,7 4 0,4 5 | 4), 07,7 42 | 5 24
16 4 0,4 4 1,0 4 1,0 (Da N) 6 6,8 4 2,9
17 4 10 4 0,2 5 2,8 6 4,5 6 95 6 2,3
18 3211:0:8 227704 el 6 3,9 6 ),0 b 4,5
19 4 | VEN as a Eee N a Re ee a
20 — — 4 0,7 5 2,1 4 0,6 6 4,3 3°). A
21 321,07 5 0,5 5 2,1 5: = 1,9 5 3,3 5 4,5
22 Be 1,8 AB) 02 6 1,8 6 | 3.9 5 2,3 6 3,0
23 5) 1,4 = — B) 2,4 5 2,4 B) 1 5) 3]
24 5) 0,7 = = 6 2,7 A 99 > 2,6 6 2,7
2 = = 4 0,4 6 a Re 5 2,1 6 4,5
26 N a oe a a to ee Dan BD,
27 eu na A NN GEEIE (Urea ee a Er
28 = - 2 Sk) 6 4.8 7 9,1 5 3,8 6 4,6
29 — | u 5 3)| 0,7 5 a ol Br: ag 36 6,8
30 5 | 0,7 4 | 0,7 6. | A 6 9,0 7 6,9 6 5.0
al 5 | 0,5 > 0,9 6 82 6%)| 6,6
') Die Angaben beziehen sich auf 10" M. Gr. Z.; vorher Bebenaufzeichnung.
5) Die Angaben beziehen sich auf 9° M. Gr. Z.;
vorher Bebenaufzeichnune.
716 E. Tams.
6. Bestimmung von Epizentren aus Azimutund Entfernung
nach einigen in Hamburg erhaltenen Registrierungen.
Auf die Möglichkeit, vermittelst der Angaben einer einzelnen Station
die Lage des Epizentrums eines Bebens zu berechnen, machte erfolgreich
zuerst Fürst B. Galitzin‘!) aufmerksam. Es gelang ihm, an zahlreichen
Beispielen zu zeigen,”) dab man aus einem Vergleich der ersten Ausschläge
klarer Seismoeramme in der E—W- und N—S-Komponente in erster An-
näherung die Richtung ermitteln kann, aus der die Erdbebenwellen die
Station erreichten. Verbindet man nun mit dem so erhaltenen Azimut
die aus der Dauer der ersten Vorphase abzuleitende Epizentraldistanz,
so ergeben sich die geographischen Koordinaten des Epizentrums aus
einfacher sphärisch-trigonometrischer Rechnung. Verfügt man nur über
die beiden Horizontalkomponenten eines Bebens, so bleibt indessen eine
/weideutiekeit in der Richtungsbestimmung (Dilatation oder Kompression
bezw. Zuge oder Stoß) bestehen, die dann durch Berücksichtigung der
Anfangszeit der Aufzeichnung an einer anderen Station behoben werden
muß. Hat man jedoch auch eine Registrierung der vertikalen Komponente
der Bodenbeweeung, so kann diese entscheiden (je nachdem der erste
Ausschlag der longitudinalen, ersten Vorläufer nach unten oder nach oben
erfolgte), ob eine Dilatation oder Kompression vorlag.
Es schien zunächst, daß diese Methode der Bestimmung von Epi-
zentren zufriedenstellend nur bei besonders stark vergrößernden, aperiodisch
eingestellten und photographisch, also reibungslos registrierenden Seismo-
eraphen (Galitzin’sche Horizontalpendel) angewandt werden könnte. Doch
schon ©. Braak”) zeigte unabhängig von @alitzin, daß sich auch z. B. aus
den Aufzeichnungen des mechanisch registrierenden astatischen Pendel-
seismometers von Wiechert sehr oft ziemlich genau das Azimut bestimmen
läßt. Durch die Verhandlungen auf der Tagung der internationalen seis-
mologischen Assoziation in Manchester (Juli 1911) angeregt, unternahm
es dann auch der Verfasser, den Versuch einer Azimutbestimmung auf
srund der Hamburger Registrierungen vorzunehmen, und es gelang ihm,
") Bull. de l’Ac. Imp. des Sciences de St. Petersbourg, 1909, p. 999.
2) Ibid. 1911, p. 94.
3) Beiträge zur Geophysik 1912, XI, Kleine Mitteilg. p. 158. Original in 3
d. Kon. Ak. v. Wetenschappen te Amsterdam, April 1910.
—]
-]
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw.
die Lage des Epizentrums des starken mexikanischen Bebens vom
16. Dezember 1911 in guter Annäherung an die wirklichen Verhältnisse
anzugeben‘). Ebenfalls machte W. Scehureydar”) darauf aufmerksam, daß die
Potsdamer Registrierungen des eine nur 36fache Indikatorvergrößerung
besitzenden von Rebeur-Heckerschen Apparates in vielen Fällen hinlänglich
befriedigende Azimutbestimmungen zuließen. Bei der endgültigen Be-
arbeitung der Regeistrierungen der Jahre 1910 und 1911 trug der Ver-
fasser aus den Hamburger Seismogrammen weiteres Material zusammen
und konnte dabei mehrfach die Resultate nach den Aufzeichnungen des
in Ruß schreibenden astatischen Pendelseismometers von Miechert und
nach denen des optisch schreibenden Heckersehen Horizontalpendels mit-
einander vergleichen. Über die Konstanten dieser Apparate orientiert die
Tabelle am Schluß der Vorbemerkungen, Seite 2. Im folgenden ist die
Epizentraldistanz mit d abgekürzt und als Azimut A immer der spitze
Winkel von N nach E oder W und von S nach E oder W angegeben. H.
bezeichnet wieder den Heckerschen, W. den Wiechertschen Apparat.
1. Beben vom 22. Januar 1910 (Nr. 13).
d = 2100 km. Gefühlt auf Island.
Der erste, schwache Einsatz deutet auf eine Kompression.
H.: Zweiter Ausschlag: A=N33°’W.
Dritter Ausschlag: A = N33’W.
W.: Die ersten Wellen sind durch mikroseismische Unruhe und eine Minuten-
lücke beeinträchtigt. Ein späterer Ausschlag ergibt: A—=N37T’W.
Berücksiehtigt man für das Azimut die beiden übereinstimmenden
Werte nach H, A=N533°’W, so folgen als geographische Koordinaten
des Epizentrums: 67° N.Br., 17’ W.Gr., d. i. 50 bis 100 km nördlich von
Island. Der Verfasser”) berechnete mittels der Methode der kleinsten
Quadrate auf zwei verschiedenen Wegen aus den Angaben der sechs
Stationen Pulkowa, Wien, Hamburg, Straßburg, Pare Saint Maur und
Ottawa: 67,9° N. Br., 17,1° W.Gr. bezw. 67,3. N. Br., 19,3° W.Gr. B.Galitzin‘)
erhielt aus den Beobachtungen von Pulkowa allein 68° N. Br., 17’ W.Gr. Die
makroseismischen Nachrichten stimmen mit diesen Resultaten gut überein’).
') Mitteilg. d. Hauptstat. f. Erdbebenf. zu Hamburg 1911, Nr. 44a.
?) Petermanns Mitteilg. 1911, II, p. 326.
>) Beiträge zur Geophysik 1910, X, Kleine Mitteilg. p. 250; und Mitteilg. d. Haupt-
stat. f. Erdbebenf. zu Hamburg 1911, Nr. 7a, 7b und 44a.
") Bull. de l’Ac. Imp. des Sciences de St. Petersbourg 1911, p. 941.
?) Vergl.: E.G. Harboe, Das isländische Erdbeben am 22. Januar 1910. Beiträge
zur Geophysik XII, 1. Heft. Kleine Mitteilg. p. 27 (während der Drucklegung erschienen).
mg E. Tams.
2. Beben vom 12. April 1910 (Nr. 76).
d = 8900 km? Gefühlt auf Formosa, Ishigakishima und den Batan-
Inseln. Siehe Tafel I.
Der erste, schwache Ausschlag deutet auf eine Dilatation.
H.: Zweiter Ausschlag: A = N 62°E.
W.: Zweiter Ausschlag: A—=N63°E. ! Mittelwert: A=N63°E:
Dritter Ausschlag: A = N64°E. |
Als Lage des Epizentrums erhalten wir: 24° N.Br., 116° E.Gr., d. i.
nordöstlich von Kanton, nahe der Formosa-Straßbe, etwa 400 km westlich
von der Insel Formosa. Das Beben trat makroseismisch ganz leicht auch
noch in Schanghai und im nördlichsten Teil von Luzon auf; es hat jeden-
falls ein sehr ausgedehntes Schüttergebiet und in der Epizentralzone, die
vermutlich nahe der Ostküste von Formosa zu suchen ist!), zerstörende
Stärke gehabt. Die oben angegebene Epizentraldistanz von 8900 km
dürfte zu kurz sein, was in diesem Fall, da die Einsätze der ersten und
zweiten Vorläufer besonders scharf sind, auf eine noch nicht hinreichende
Genauigkeit der Laufzeitkurven in diesem Bereich hinweist”). Die Regi-
strierungen in Pulkowa ergeben ein Epizentrum in 27° 31’ N. Br., 122°
55’ E. Gr.?), d. i. etwa 300 km nördlich von Formosa.
3. Beben vom 25. Juni 1910 (Nr. 170).
d= 2370 km. Gefühlt im nördlichen Kleinasien.
Der erste, schwache Ausschlag deutet auf eine Dilatation.
H.: Ein späterer, auffälliger Ausschlag: A =S a wie
W:: Zweiter Ausschlag: A = S66°E. a S65°E
. 7 S PRO AD: ie
Ein späterer Ausschlag (Vergl. H): A=S65 E.
Als Koordinaten des Epizentrums berechnen sich hieraus: 41 N. Br.,
36° E.Gr., im Einklang mit den direkten Meldungen über Erderschütterungen
aus den kleinasiatischen Orten Kastamuni, Iskelib, Tschorum, Trapezunt usw.,
die sich um dieses Epizentrum gruppieren.
[|
4. Beben vom 9. September 1910 (Nr. 292).
d = 8300 km. Gefühlt auf den Aleuten (Unalaschka, Bogosloff-Inseln).
Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression.
a Auf der N—S-Komponente deutlicher Ausschlag, auf der E—W-
Ww | Komponente kaum merkliches Auftauchen der ersten Vorläufer: A—=N.
') Bull. of the Manila Central Observatory for April 1910, p. 111.
2) Siehe auch: ©. Zeißig, Mitteilg. d. seism. Station Darmstadt-Jugenheim 1910, Nr.1.
3) ].c. Die Minuten sind in dieser Angabe und den folgenden nur als Rechnungs-
ergebnis zu betrachten.
Die seismischen Reeistrierungen in Hamburg usw. 79
fo) > > ik
Dies ergibt ein Epizentrum in 52° N. Br., 170 W. Gr., d. i. im Aleuten-
Graben. Unalaschka und die Bogosloff-Inseln liegen in 53 bis 54 N. Br.,
167 bis 168° W.Gr. B.@alitzin fand 45° 26’ N. Br., 160° 24° E. Gr.
5. Beben vom 3./4. Januar 1911 (Nr. S).
Zerstörendes Beben in Russisch-Turkestan (Provinz Semirjetschensk).
Im Anfang liegen die Verhältnisse in den Seismogrammen nicht klar
genug, um zu entscheiden, ob es sich zuerst um eme Dilatation oder
Kompression handelt.
H.:#Zweiter Ausschlag: A = N 72°E.
Dritter Ausschlag: A=N66°E.
Erste Welle der einmal reflektierten Longitudinal-
wellen: A = N72°E.
W.: Erste stärkere Welle: A=N 0°E.
Erste Welle der einmal reflektierten Longitudinal-
welln: A=NTI’E.
Das Epizentrum kann nach den makroseismischen und mikroseismischen
Beobachtungen in etwa 43° N. Br., 77°E.Gr., d. i. ungefähr in der Mitte
zwischen Wjernyi und dem Issyk-kul, angenommen werden'). Das Azimut
dieses Epizentrums bei Hamburg beträgt A = N7T5 E. Aus Azimut und
Entfernung für Pulkowa folgt für die Koordinaten des Epizentrums:
127 59°N. Br., 78° 00’ E. Gr.
—
Mittelwert:
Ar N0, DB:
6. Beben vom 18. Februar 1911 (Nr. 40).
d = 1630 km. Zerstörendes Beben im Vilajet Monastir (europ. Türkei).
Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression.
H.: Erster Ausschlag: A = S43°E. |
Zweiter Ausschlag: A —= S42°E. ! Mittelwert: A=SAl’E.
W.: Erster Ausschlag: A=S39°E.
Der zweite Ausschlag ist durch die Minutenlücke gestört.
Nach den makroseismischen Nachrichten ist das Epizentrum in der
Gegend des Ochrida Sees, d. i. in etwa 41°N.Br., 21°E.Gr. zu suchen.
Die Rechnung führt zu dem nicht sehr abweichenden Resultat: 42° N. Br.,
23°E.Gr. Die Azimutbestimmung aus den Seismogrammen dürfte indessen
in diesem Fall durch starke mikroseismische Unruhe etwas beeinträchtigt sein.
Die Beobachtungen in Pulkowa führen nach 40° 29’ N. Br., 20° 07’ E. Gr.
!) Mitteilg. d. Hauptstat. f. Erdbebenf. zu Hamburg 1911, Nr. 2a und 2b.
80 E. Tams.
7. Beben vom 15. Juni 1911 (Nr. 152).
d = 8900 km. Gefühlt in Japan (Riu-kiu-Inseln usw.).
Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression.
H.: Erster Ausschlag: A = N54’E. |
W.: Erster Ausschlag: A = N56°E.
Die Koordinaten des Epizentrums ergeben sich demnach zu: 28” N. Br..
124° E.Gr. Auf Grund des bisher bekannt gewordenen makroseismischen
Materials scheint das Epizentrum nahe der Insel Amamioshima, in etwa
2S” N. Br., 130° E.Gr. gelegen zu sein. Die Differenz dürfte wie bei dem
Beben vom 12. April 1910 (siehe Seite 78) im wesentlichen wieder auf eine
zu kurze Epizentralentfernung zurückzuführen sein.
Mittelwert: 4 = N55°E.
8. Beben vom 16. Dezember 1911 (Nr. 370).
d == 9650 km. Gefühlt an der pazifischen Küste des südlichen Mexiko.
Der erste Ausschlag deutet auf eine Dilatation.
und } Erste Welle: 4 = N 67°’W.
W.: |
Hiernach befand sich das Epizentrum in etwa 16° N. Br., 97° W. Gr.,
d.i. an der pazifischen Küste von Mexiko, südlich von Oaxaca'). Eine
Kombination der Epizentralentfernungen für St. Louis, Ottawa und Hamburg
ergibt: 15° N. Br., 95° W. Gr.?), und aus dem Umstande, daß Algier die
gleiche Eintrittszeit hat wie Hamburg, folet: 15,6° N. Br., 96,4" W. Gr.?).
9. Beben vom 30. Juli 1909 (Nr. 205).
d = 9700 km. Zerstörendes Beben in Mexiko.
Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression.
H.: Erste Welle: A= N 63° W.]
W.: Erste Welle: A=N 60°W.)
Die Seismogramme dieses und des unter 8. aufgeführten Bebens
zeigen entsprechend der Nachbarschaft ihrer Epizentralgebiete große Ähn-
lichkeit. Entfernung und Azimut führen auf ein Epizentrum in 19° N. Br.,
102° W. Gr., d. i. im Staate Michoacan. Nach den makroseismischen
Mittelwert: A = N 61,5°W.
') Mitteilg. d. Hauptstat. f. Erdbebenf. zu Hamburg 1911, Nr. 44a.
?) Bull. of the St. Louis University VIII, Nr. 1, April 1912, p. 59.
®) Mitteile. d. seism. Station Darmstadt-Jugenheim 1912, Nr. 1.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. S]
Nachrichten ist das Erdbeben besonders heftig in dem angrenzenden Staate
Guerrero, und zwar in Chilapa, Chilpaneingo und Acapuleo aufgetreten.
Diese Orte liegen in 17 bis 18°N. Br., 99 bis 100° W. Gr.
10. Beben vom 6. Mai 1912 (Mitteile. 1912. Nr. 11).
d = 2170 km. Gefühlt im südwestlichen Island.
Der erste Ausschlag deutet auf eine Kompression.
H.: Zweiter Ausschlag: A = N 46°W.
Ne Brster Ausschlag: A=N45°W. - Mittelwert: A= N45’W.
Dritter Ausschlag: A = N45°W. |
In befriedigender Übereinstimmung mit der Tatsache, dab starke Erd-
erschütterungen in Reykjavik und im Gebiet des Hekla stattfanden, findet
man für die Koordinaten des Epizentrums die Werte: 64 N. Br., 23° W. Gr.,
d.i. bei der Reykjanes Halbinsel. Aus den Beobachtungen von Jugenheim,
Breslau, Hamburg, Potsdam und Wien folgt: 64/2’ N. Br., 21/2’ W.Gr.').
AN
Die angeführten Beispiele lehren, daß es in solehen Fällen, in denen
die erste Vorphase gleich zu Beginn deutliche Ausschläge aufweist, möglich
ist, in erster Annäherung das Azimut des Epizentrums bei der Beob-
achtungsstation zu bestimmen, auch wenn die Apparate nicht aperiodisch
eingestellt sind, und wenn bei photographischer Registrierung die Indikator-
vererößerung nur gering (32fach) ist oder bei stärkerer Vergrößerung (ca.
200fach) die Aufzeichnung mit Reibung im Gehänge und am Schreibstift erfolgt.
Man könnte versuchen, wenn Reibung vorhanden ist, bei einigermaßen
periodischem Verlauf der ersten Wellen die bei Berechnung der wahren
Bodenbewegung zu berücksichtigende Vergrößerung 3 nicht nach der be-
kannten Formel
a a
ns! IR 1,862 + log ®e = al |
zu ermitteln (V Indikatorvergrößerung, 7, Eigenperiode, 7 Störungsperiode,
e Dämpfungsverhältnis), sondern die Formel
BR —
f na m2 2 B Fr H PB 2 ER 1)
ee ee
1,862 + log € 7, vis V 1,862+log?e Su ITA, IR IT A I
zu benutzen, in die auch der maximale Reibungsausschlag » mit eingeht.
Die Reibung vermindert naturgemäß die Vergrößerung; ihr Einfluß ist
') Mitteilg. d. seism. Station Darmstadt-Jugenheim 1912, Karte Nr. 7.
6
89 E. Tams.
aber bei gleicher Störungsperiode 7’ um so größer, je kleiner die registrierte
Amplitude «a ist!). Wie sich aber der Verfasser überzeugt hat, wird damit
eine größere Genauigkeit nicht erzielt, da für die Behandlung der ver-
hältnismäßig kleinen einleitenden Wellen schon die bei der Konstanten-
bestimmung und den Ablesungen unterlaufenden Fehler nicht immer hin-
reichend herabeedrückt werden können, namentlich aber auch der Verlauf
des Beeginns der ersten Vorphase im allgemeinen nieht nahe genug als peri-
odisch angesehen werden kann.
Bei der Bestimmung der Lage des Epizentrums aus den Angaben
einer einzelnen Station kommt ferner hinzu, daß die aus der Dauer der
ersten Vorphase abeeleitete Epizentraldistanz zuweilen weniger genau sein
wird, da es einerseits nicht immer möglich ist, den Einsatz der zweiten
Vorläufer hinreichend exakt zu bestimmen (Vergl. Beben vom 3./4. ‚Januar
1911, Nr. 8), und andererseits die Laufzeitkurven in einzelnen Teilen
ihres Verlaufs noch nicht völlige genügend bekannt sind (Vergl. Beben
om 12. April 1910, Nr. 76; umd vom 15. Juni 1911, Nr: Ws2)zener
Lokalisierung des Epizentrums aus Azimut und Entfernung einer ein-
zelnen Station darf daher nur der Wert einer Annäherung beigemessen
werden. Um zu zuverlässigeren Resultaten zu gelangen, wird es, falls
das Epizentrum nicht schon aus reichlichem makroseismischen Material
festgelegt werden kann, immer nötig sein, die Angaben möglichst vieler
euter Stationen zu benutzen und sie nach einer der üblichen Methoden
rechnerisch oder graphisch auszugleichen.
Um aus Entfernung und Azimut die geographischen Koordinaten
des Epizentrums zu ermitteln, kann man sich einer Weltkarte der Ent-
fernungen und Azimute für die betreffende Station bedienen. Solche
Karten entwarf zuerst @. Grablowitz, u. a. auch für Hamburg?), und zwar
in Mercators Projektion bei einem Maßstab im Äquator von 1:140000000.
Die Karte enthält aber nur 20°-Felder und die Linien der Hauptazimute
N, NNE, NE, ENE, E usw. Da dem Verfasser aber doch eine etwas
genauere Orientierung durchaus wünschenswert schien, machte er
einen neuen Entwurf, dem als Unterlage die vom Reichs-Marine-Amt
herausgegebene Weltkarte in Mereators Projektion mit 2°-Feldern und
einem Äquatorial- Maßstab von 1:80000000 diente. In diese Karte
(Tafel ID), wurden neben den Linien eleicher Entfernung von 1000 zu
1000 km die Linien gleicher Azimute von 10° zu 10°, also N, N10°E,
N20°E, ....N80°E, E usw. und außerdem NE = N45°E usw. ein-
gezeichnet. Ferner wurde das Gradnetz, welches nur über die Wasser-
') H. F. Reid, Theory of the Seismograph, Formel 81. Anhang zu: The California
Earthquake of April 18, 1906. Volume II, Washington D. ©., Carnegie Institution 1910.
?) Die Erdbebenwarte 1906/1907, VI, p. 33.
Die seismischen Registrierungen in Hamburg usw. 3
flächen ausgezogen war, auch über die Kontinente ausgedehnt, um so den
/weck der Auffindung von Breite und Länge des Epizentrums besser zu
erreichen. Dadurch erschien es aber notwendig, die Landmassen durch
einen besonderen Farbenton herauszuheben. Zur Erleichterung der Orien-
tierung finden sich schließlich noch zahlreiche wichtigere Städte und
Erdbebenstationen neu eingetragen. Für Europa wurde eine ähnliche
Karte in Lamberts flächentreuer Azimutalprojektion im Maßstabe von
1:15000000 mit Äquidistanten von 500 zu 500 km angefertigt (Tafel II).
Als Unterlage diente die Übersichtskarte von €. Scherrer in Stielers Hand-
Atlas, deren 5 -Felder aber mit 1°-Feldern ausgefüllt wurden!). Beide
Karten dürften eine rasche erste Lokalisierung von Epizentren wesentlich
erleichtern.
Die Berechnung der geographischen Längen der einzelnen Kurven-
punkte (und zwar der Schnittpunkte der beiden eingezeichneten Linien-
systeme) geschah mit Hilfe der auf das sphärische Dreieck { Pol, Hamburg,
gesuchter Punkt} angewandten Neperschen Analogieen. Die geographischen
Breiten folgten dann aus der Sinusformel. Der Erdumfang wurde zu
40000 km angenommen, 1 demnach gleich 111,11 km oder je 1000 km
gleich 9° gesetzt. Als geographische Koordinaten Hamburgs lagen
der Rechnung Breite und Länge der Erdbebenstation zugrunde, nämlich
53 34". Br., 9° 59’ E. Gr.
') Vergl. die Karte für Darmstadt-Jugenheim. Notizblatt d. Vereins f. Erdkunde usw.
zu Darmstadt. 1908, IV. Folge, Heft 29.
Eingegangen 15. September 1912,
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Gedruckt bei Lüteke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern.
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Ostasiatisches Beben am 12. April 1910. Tafel I. =
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Astatisches Pendelseismometer von Wiechert (Pendelmasse = 1000 kg.)
I: E-W = Komponente. Il: N-S = Komponente.
Konstanten siehe auf Seite 2. Zeit: Mittlere Greenwicher, gezählt von Milternacht bis
Uhrkorrektion: sec; Minutenlücken von der 57. bis zur 60, Sekunde; zu jeder vollen Stunde fäll ücke fort
WELTKARTE
HAMBURG
LINIEN GLEICHER ENTFERNUNGEN UND AZIMUTE FÜR HAM
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Ar Kumstnung riner vum. Heike Marine vn Deraupopebmen. Wälkerte in
‚Mercure Angie kpl Mur + mr ausen/ märersim rom. Din B.Tiima,
Ätuntoriol- Maßstab 1:80. 000 000
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LINIEN ‚EICHER ENTFERNUNGEN UND AZIMUTE FÜR HAMBURG
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7. Beiheft
XXIX. 1911.
Mitteilungen und Abhandlungen
veröffentlicht vom
Seminar für romanische Sprachen und Kultur
S (HAMBURG).
I.
Sprachgeographische Untersuchungen
über den
tlichen Teil des Katalanisch-languedokischen
Grenzgebietes |
von
DR. KARL SALOW.
Mit linguistischen Karten von Dr. K. Salow und Dr. F. Krüger.
HAMBURG 1912
KOMMISSIONSVERLAG VON LUCAS GRÄFE & SILLEM.
ahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten.
7. Beiheft
zum Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten.
RR 19.
Mitteilungen und Abhandlungen
us dem Gebiet der romanischen Philologie
veröffentlicht vom
Seminar für romanische Sprachen und Kultur
(HAMBURG).
l.
Sprachgeographische Untersuchungen
über den
östlichen Teil des Katalanisch-languedokischen
Grenzgebietes
von
DR. KARL SALONW.
Mit linguistischen Karten von Dr. K. Salow und Dr. F. Krüger.
RRaRY OF 75.
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HAMBURG 1912 N
KOMMISSIONSVERLAG VON LUCAS GRÄFE & SILLEM. ?UPl /Grr:
SI |
NA0y ABGEN
D.OoFD.
SEP 27 1913
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i
. Sprachgeographische Untersuchungen
über den
östlichen Teil des Katalanisch-languedokischen
Grenzgebietes
von
DR. KARL SALOW.
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Mit linguistischen Karten von Dr. K. Salow und Dr. F. Krüger.
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Inhalt.
reil: Der moderne Sprachzustand........-.-.....2.2......2... Sal 1418
| Vorbemerkungen über die angewandte Methode.
ei in a S 1116
ERREGER Er RE RNEERTEREERHEENE 8 1-4
| Beelelssrlaupttonyokale....02...un002 2er ame. Seil
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| sth, Mel re SE RR RE RE 20 NR Sa
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lt TH] desto a EN Ne S 21
Kapitel II. Vor dem Hauptton stehende Vokale.................. 8 22—-.32
E Bes Viorson-zundy Nehbentonyokalei.. ...... 2.2.0 sun. 5 22— 30
; BET I en a ee le an a Hand $ 22
> | 806 a ne a REN RE 023-095
| he ee ee ER EN 8 26— 27
Be I Re en ee N N rl S 28
rl ee ler ln ee VELNE ERR EEETRRER AN) 5 29
lb. ll ER Re EN ARE S 30
Diesnschnebentonieen Vokale..... 2.2... scene S 31— 32
Kapitel III. Die hinter dem Hauptton stehenden Vokale .......... 5 83— 41
Diestonlosene Mittelyokale 2... 2. 2000. hohe S 33— 34
BE Nus laut vokalerrene tn ee ade! S 35— 41
IE Uy als Nuslautvokale- ws nchnaer aueh era se dos nneend Sı 39 3U
BwalspAuslautvokall sr ag ed: BER ET ERE T: S 38— 41
tn Sonantent en ae a ae eh ee ht de sehe 8 42 —114
BEIDE SLVER Verschlußlauten +. 20 en ass fuoan see an iemaret $ 42— 83
IesBalıales Verschlußlanter Yen ssaus Joana le eadeles 8 42— 52
| DE a NE ES en ee ee S 42— 46
en Re RE IR „2.9.47 52
| Papl)entaleuVerschlußlante. x.) 2.3 sum ensure een S 53— 66
Bl ne RT A eTVEEE VIELE EFERRENTEE S 53— 60
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| 3. Der’ palatalerEngelauti 1... 2er © orelr. ea ae S 9 |
Kapitel VE Tiguida- uns re ee er S 96—105
10V a EEE N EN ER NE rn Deka. ao c S 96-102
METZ VAHranERT N ee ARE S 103—105
Kapitel VILYNasale-.. ee IN ee ee re $ 105—114
TI a RER N Er S 105—108 |
ee RE Enns: S 109—114 |
Rekapltulations. eren ee eee eie e Ss 115—116
IBRSROTMENIEHTEH ee ee S 117—142
Kante. SEN. Das Nomen ne $ 117-124
DasssSuhstantivun ee Sell 120
DEN oliv A ee $ 121-192 |
DasyZahlworte re N er $ 123 |
DasNPLESROMEN.. u... 1.5 Menke nee ee ae ee S 124
Kapıtelaie 112, Das Verbum.- 2. 202. 22. een 8 125 —142 |
A)AEIndUNSEN- re a ne N S 125—141 |
Eindungen des Indikatiy Pras. 2... uncut ee nee $ 125—130 |
| Endunsen des Indikativ. Impert. ...2. 2. 02... 2202 2. Dee S 131—134 !
|| Eindunsen. des Indikatiy.Perk. .... 2. u... en deu $ 135
Einduncendes- Konjunktiv. Pras.n.. &...0r20002 zer a $ 136
W Derlmperativ. 1. Sue ee ern en dr Sa RLELTET S 137
Participiaseee ar ur ee Se See ae RER S 138—139
IND et RE EEE Ss 140
N RuturumeundeKonditionale@ re ee s 141
b) Assossiative Vorgänge beim Verb...........-.....rmeeeeces S 142
Rekapıtalanion. re ee RER S 143 |
‚ Kapitel X. C. Wortgeographie.........-.-s..sereerceeeeeenen- S 144—146 |
Rekapitulation... une en eereeene ne Belag hei ine S 147
Alphabetisches Wörterverzeichnis ...........---2rceceeeeeennnnnunee S 148
II. Teil: Untersuchungen über die Ursachen der katalanisch-langue-
N dokischen Sprachgrenze, insonderheit ihres östlichen Teils...S 1-69
|| Kapitel I. Die Ursachen der Entstehung der Sprachgrenze an den süd-
|| lichen Abhängen der Corbieres............-..r2orceneeeneneneren: gs 1-4
| Einleitende Bemerkungen .........:..se.esenee rennen snneere rn Seil!
|
||
i
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet + X
Würdigung der bis jetzt für die Entstehung der Sprachgrenze geltend-
BE eltene/eoumente een. ae ei ee ee S 2-10
Das Verhältnis der Sprachgrenze zur Topographie des Landes, und die
Wege, die es dem Verkehr ermöglichten, die natürlichen Schwierig-
keiten des Geländes zu überwinden ...u.-....2.... 2222202222200. S 11—15
Die ethnischen Verhältnisse südlich und nördlich der Sprachgrenze .. $ 16—19
er iyen: in unserer Gegend... u... 0. ae denen S 20
Archäologische Beweise für eine nichtkeltische Urbevölkerung in Rous-
sillon und der Gegend nördlich der Corbieres .............22..... Ss 2
Die Ortsnamen der untersuchten Gegend............ ueccceenccn. Ss 22
Die Römer in den Gegenden nördlich und südlich der Corbieres..... S 23
SElHonnlNDGN, 5 $ Rees ae Er ee PER EHE S 24
Kapitel II. Die Ursachen, die den Verlauf der Sprachgrenze weiterhin
SEE RE HER Re RER Ss 25—69
Die Diözesangrenze zwischen Elne und Narbonne.................. Ss 26—27
Die politischen Grenzen zwischen den Gegenden südlich der Sprach-
Smenze unddenen nördhiehrderselbem.2..........cuuesenccune. .$ 28—36
DIEB Untschafteneine Roussıllone rennen aaa Ss 37—52
esürtschattenzdes; Henounllet. un... see Semeeeaneen S 53—57
DenOrtschatten des. Peyrepertusös ............... 2.0.2020 S 58—60
WIeERürtschaften des" Narbonnails....... une nen Ss 61—64
ie Ortschaften des Termenös.:.........»:..... SIE Ss 65—68
Rekapitulation der im II. Teil gewonnenen Resultate ......:..........: Ss 69
Literaturverzeichnis.
Se
u
m
ee
TE a
In
a
f
Teil 1.
Der moderne Sprachzustand.
Vorbemerkungen.
Die der folgenden Darstellung zugrunde liegenden sprachlichen
Materialien sind von mir im Sommer 1910 an Ort und Stelle auf-
genommen worden. Der dabei benutzte Fragebogen ist im wesent-
lichen von Herrm Professor Schädel zusammengestellt, und zwar
nach dem Atlas lingwstigue de la France von Gillieron. Herr
Professor Schädel sah den Atlas durch und teilte mir die Karten
mit, die charakteristische Entwiekelungen für die zu untersuchenden
Gegenden boten; es wurden keineswegs nur Kriterien gewählt, um
eine scharfe Grenze zwischen dem katalanischen und languedokischen
Gebiet zu bekommen; der leitende Gesichtspunkt war vielmehr der,
eine objektive Schilderung des Grenzeebietes geben zu können. Der
Fragebogen umfaßte 481 Worte und kurze Sätze. Ich bin nun in
der Weise verfahren, daß ich von Ort zu Ort zog und in jedem
möglichst vollständig den Fragebogen abfragte, wobei mir sehr zu-
statten kam, daß wichtigere Erscheinungen durch rote Kreuze kennt-
lich gemacht waren. Zunächst habe ich diese erfragt, es sind 240
Worte. Wo der Auskunftgeber noch Zeit hatte, habe ich sodann
sämtliche Worte notiert. In den einzelnen Dörfern war ich auch
bemüht, möglichst alte Leute zu finden, um die Mundart so rein wie
möglich zu erhalten; habe ich alte Leute selbst nicht angetroffen,
so habe ich mir von den jüngeren auch meistens die Redeweise der
älteren Generation angeben lassen und, wenn Verschiedenheiten vor-
handen waren, diese mit aufgeschrieben; nur bei Kindern habe ich
hiervon Abstand genommen, um diese nicht zu verwirren. Ferner
habe ich meine Fragen stets in kleinen Sätzen gestellt und mir auch
Sätze antworten lassen, um die Befragten nicht auf das Wort oder
die Form aufmerksam zu machen, auf die es mir ankam. Ich habe
Il
!
S=
nn
_—
10 K. Salow
es auch zu vermeiden gesucht, mir die Antworten zu oft wiederholen
zu lassen, um eben möglichst die Formen der spontanen Rede zu
erhalten. Desgleichen.habe ich die Befragten stets darauf hingewiesen, |
das Tempo der sonst von ihnen gebrauchten Rede zu beobachten, ohne
Rücksicht etwa darauf, daß ich nicht so schnell schreiben könnte.
Überhaupt habe ich die Sujets stets darauf aufmerksam gemacht,
mir zu antworten, als sprächen sie mit jemand aus ihrem Dorf. Das
von mir angewandte Transcriptionssystem ist das von Schädel)
aufgestellte. Nur möchte ich durch ein , unter den einzelnen Vokalen
das allein ausdrücken, daß die betreffenden Laute nicht den Haupt-
ton tragen; über die verschieden starke Muskelspannung der Organe |
bei den verschiedenen Akzent- d.h. Druckverhältnissen im den ein-
zelnen Silben habe ich Sicheres in meiner Gegend nicht festzustellen |
vermocht. Die von mir besuchten Ortschaften sind folgende ?):
a) Dep. des Pyrenees Orientales: 1) Canet. 2) St. Marie de |
la Mer. 3) St. Hippolyte. 4) Le Barcares. 5) St. Laurent de la Sa-
lanque. 6) Salses. 7) Ille. 8) Neffiach. 9) Millas. 10) Rivesaltes.
11) Cases de Pene. 12) Estagel. 13) Montner. 14) Latour de France.
15) Tautavel. 16) Vingrau. 17) Perillos. 18) Opoul. 19) Cassagnes. |
20) Belesta de la frontiere. 21) Caramany. 22) Rasigueres. 23) Lansae.
24) St. Arnac. 25) Ansignan. 26) Felluns. 27) Le Vivier. 28) Fosse. |
29) Esquerde. 30) Maury. 31) Banyuls dels Aspres. 32) Ceret.
b) Dep. de l’Aude: 33) Fitou. 34) Treilles. 35) Feuilla.
36) St. Jean de Barrou. 37) Fraisse des Corbieres. 38) Embres. |
39) Villeneuve-les-Corbieres. 40) Albas. 41) Villerouge-Termenes.
42) Felines. _43) Laroque de Fa. 44) Mouthoumet. 45) Lanet. |
46) Auriac. 47) Soulatge. 48) Rouffiac. 49) Duillac. 50) Cucugnan.
51) Paziols. 52) Padern. 53) Tuchan. 54) Durban. 55) Villeseque
des Corbieres. 56) Sigean. 57) Lapalme. 58) Leucate. 59) Cubieres.
60) Wieder in den Pyr. Or. St. Paul de Fenouillet. Nicht auf-
genommen sind leider Massac, Dernacueillette, Monteaillard, Maisons,
Davejean, Palairaec, Quinetillan zwischen der Chaussee von Albas
nach Lanet und der Richtung Cubieres—Tuchan gelegen. Ich bedaure
es selbst sehr, diese Orte nicht besucht zu haben, denn, wie sich
!) Schädel: Manual de fonetica catalana. Köthen. 1908. Über Schwan-
kungen und Fehlergrenzen beim phonetischen Notieren. BDRII. 1910. Sonder- |
abdruck. cf. auch RDR I (1909), p. 22—26. Zu den dort gebrauchten Zeichen
kommt für den Norden hinzu [ü] und [w].
?) Ich zähle sie m der Reihenfolge auf, in der ich sie besucht habe.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 11
bei der Bearbeitung herausgestellt hat, geht gerade zwischen diesen
Dörfern eine charakteristische Linie hindurch, wovon ich freilich
vorher nichts wußte; an Ort und Stelle habe ich nur bemerkt, daß
] in diesem Zwischengebiet aufhört, und seine Ausdehnung habe
ich festgestellt, indem ich in drei verschiedenen Dörfern (Lanet,
Soulatge und Padern) nach den Lautungen gewisser Worte in diesen
sieben Ortschaften fragte, z. B. sagt man dort (üno] oder [leno] usw.
Da die drei Antworten übereinstimmten, so kann ich auch die Aus-
dehnung des [|] genau angeben. Die anderen Erscheinungen kommen
für den Unterschied zwischen dem Katalanischen und dem Langue-
dokischen nicht mehr in Frage, bilden aber eine markante Trennung
im Languedokischen selbst, so daß es sehr wünschenswert gewesen
wäre, auch deren Ausdehnung genau zu wissen. Zum besseren Ver-
ständnis und leichteren Zitieren der Sprachformen der einzelnen
Gegenden werde ich das ganze (rebiet in einzelne Abschnitte zerlegen
und durch Buchstaben bezeichnen; finden sich in einem solchen
Bezirk mehrere Formen, so werden die weniger häufig vorkommenden
mit den Zahlen der Orte angeführt, wo sie notiert wurden. Die Worte,
die nicht überall erfragt sind, werden mit Angabe der Orte zitiert,
wo ich sie aufgeschrieben habe. Ich bezeichne als:
RA (Roussillon A) die Orte von nr. 1—13, 15, 18, 31.
RB (Roussillon B) die Orte nr. 16 u. 17.
V (Vallespir) den Ort nr. 32.
F (Fenouillet) die Orte nr. 14, 19—30 u. 60.
P (Peyrepertuses) die Orte nr. 47—50, 52, 59.
T (Termenes) die Orte nr. 41-46.
SWN (südwestl. Narbonnais) die Orte nr. 36-40, 51, 53—55.
SON (südöstl. Narbonnais) die Orte nr. 33— 85, 56—58.
Da sich nun in einer bestimmten Gegend eine Reihe von im
Norden und Süden verschiedenen Lautungen einstellt, wir in dieser
Gegend also ein dickes Linienbündel bekommen — „die Sprachgrenze“
— so soll hier gleich im Anfang der Verlauf dieses Wulstes be-
schrieben werden; in der Darstellung des modernen Sprachzustandes
wird auf dieses Linienbündel verwiesen, sobald sich die Kriterien
dementsprechend abgrenzen, etwaige Abweichungen werden ange-
geben werden. Die Mehrzahl der das Languedokische vom Katala-
nischen scheidenden Kriterien findet sich nun zwischen den Orten
Be 021l47 51,053, 38, 36, 37, 35, 34; 33,.58 einerseits und nr. T,
13, 12, 15, 18, 6, 3, 5, 4 andererseits, d.h. die letzten Langue-
12 K. Salow
dokisch sprechenden Dörfer sind: Belesta, Latour, Paziols,
Tuchan, Embres, St. Jean, Fraisse, Feuilla, Treilles, Fitou,
Leucate, und die ersten Katalanisch redenden: Ille, Mont-
ner, Estagel, Tautavel, Opoul, Salses, St. Hippolyte, St.
baurent, Barcares., Die ‘Orte nr. 16 und 17, Vinsrau mare
rıllos, nehmen eine Sonderstellung ein, sie gehören sprachlich
sehr viel enger zum Languedok als zum Katalanischen, sind aber
infolge ihrer Zugehörigkeit zur früheren Grafschaft Roussillon sehr
stark mit katalanischen Elementen durchsetzt, so daß ihre Rede
eine Katalanisch-languedokische Mischung darstellt. Die
Schilderung des modernen Sprachzustandes wird nun in der Weise
erfolgen, dab die lateinischen Laute und Formen und ihre modernen
Entsprechungen angegeben werden: es wird also zunächst die Laut-
lehre durchgesprochen werden, dann einzelne Kapitel der Formen-
lehre, soweit der Fragebogen dazu Stoff liefert, und zuletzt soll die
Wortgeographie behandelt werden. Syntaktische Erscheinungen
können nur hin und wieder erwähnt werden, da bei der Aufstellung
des Fragebogens hauptsächlich die ersten drei Punkte ins Auge ge-
faßt wurden, und es mir demnach an Material für die Syntax fehlt.
Im einzelnen Fall werden immer nur ausgewählte Beispiele angeführt
werden, um ein allzuhäufiges Wiederholen der einzelnen Worte zu
vermeiden,
Die Darstellung des modernen Sprachzustandes.
A. Lautlehre.
I. Vokale.
Kapitel I. Haupttonvokale.
Vit. i.
Im Süden so gut. wie im Norden ist vlt. I als [il erhalten ge-
blieben, mag es sich nun in freier oder gedeckter Silbe befunden
haben, auch ohne Rücksicht auf die umgebenden Konsonanten, auber
vor [1]), vor dem sich im Norden ein [a] oder [e] entwickelte, das mit
dem [il] einen steigenden Diphthongen bildet. Dadurch wird dieses
zum ersten, weniger energisch artikulierten Element des Diphthongen
und verengert sich bei schnellerer Rede meist zum Reibelaut.
Beispiele: S 1. i außer vor [l.
QURRITAT: RA nr. 7, 10, 12, 15; V [kridal; RB nr. 16 [krido];
F nr. 21, 60 [krido], nr. 14 [krido]'). nr. 27 [kridu]; T nr. 45 [krido];
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [krido].
FORMICA: RA, V [furmiga], nr. 9 [furmiga]. nr. 13 [frumiga]; RB
[furmigol; F [frumigo], nr. 19, 29, 30, 60 [furmigg]. nr. 14 [furmigo];
P [furmigg], nr. 48, 49, 59 [frumigo]; T [furmigo], nr. 44 [frumigo|;
SWN [furmigo], nr. 55 [frumigo], nr. 38 [furmio], nr. 40 [frumigo]; SON
[furmigo], nr. 34 |furmigo).
ANNOTE RAS NV [lemik]; RB nr. 16 [omik]; nr. 17 [amik]; EB, B,
T, SWN, SON {amik].
DICIS: RA, V, [diwos], nr. 4 [dius], nr. 11 [dewas]?); RB [dizos];
F [dizos], nr. 29, 60 [dizesl; P, T [dizes]; SWN [dizes], nr. 38, 39 [dize];
SON [dizes], nr. 34, 35 [dizel.
VINU: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem
Mokak FRA, V, RB, F, P, 'T,’SWN, SON [bil.
') Languedokisches [5] ist gerundet.
2?) nr. 6 Jamik].
3) je] für [i] findet sich bisweilen in Roussillon, cf. [net] neben [nit].
14 K. Salow
*OAMMINOS: RA [komis]; V [komins]; RB nr. 16 [kamis], nr. 17
[kamis]; F, P, T, SWN, SON [kamis).
COCINA: RA, V [kuine]'); RB nr. 16 [kuzina], nr. 17 [kuzing];
F [kuzino], nr. 14 [kuzino], nr. 26 [kuzinu]; P [kuzino]; T [kuzing],
nr. 45 [kuzinu]; SWN Jkuzino], nr. 38, 40 [kuzinu]; SON [kuzing].
ji] bildet mit sekundär entstandenem [u] einen fallenden Diph-
thongen.
AESTIVU: RA, V, RB [istiu], nr. 1, 2,3 [ostiu]; F [astiu], nr. 14
[istiu], nr. 60 [estiu]; P [astiu], nr. 47, 52, 59 [estiu]; Tlestiu]; SWN [estiu],
nr. 51 [ostiu], nr. 36, 54 [istiu]; SON nr. 33-35 [istiu]. nr. 56-58 [estiu].
SCRIBERE: RA nr. 7, 9, 15 [eskriurs]), nr. 10, 12 [askriura];
V [askriuro]; RB nr. 16 [askriure]; F nr. 21, 27 [askriure], nr. 14
[askriuro], nr. 60 [eskriure]; T nr. 45 [eskriure]; SWN nr. 53 [eskriure],
nr. 36 [eskriure]; SON nr. 56, 58 [eskriure].
$ 2. 1+[H. Zwischen dem I und dem [}] entwickelt sich ein
Übergangslaut, in unserer Gegend [a] und [e]?).
FILU: RA,[fl]; RB, F [ügell, or. 60 [fx]; P nr.47, 48252
[fxall, nr. 49, 50, 59 [fxel]l; T, SWN, SON [fxal]?).
Verschwunden ist heute dieser Laut in APRILE: RA nr. 5, 10, 12
[obril], nr. 15 [abril] 9); V [abrit]; RB nr.16, Finr.14, 21, 27, 60, SWN,
nr. 36, 53 SON nr. 56, 58, T ar. 45 [abril]?).
Diesen Laut finden wir gleichfalls nicht bei:
GRILLU: RA nr. 1 [gril/]), nr. 13 auch [gril’un]; F nr. 60 [gril],
nr. 29 [gril]; P [gril]; T, SON, SWN [grill, nr. 51, 53 [eril.
!) Im Katalanischen hat Zurückziehung des Akzentes stattgefunden, cf.
Saroihandy: GGI?, p. 854. Dies geschah, weil beim Aufeinandertreffen von zwei
Vokalen immer der den Akzent erhält, der die größte Klangfülle besitzt, ef. Sievers:
Grundzüge der Lautphysiologie. 1876. p. 111.
?) ef. auch Meyer-Lübke: Grammat. I, S37 und Öreseini: Manualetto
provenzale. 1905°. p. 14. Anglade: Le parler de Lezignan. RLR 40 (1897),
p- 168.
3) Anglade zitiert ]. c. als zweites Beispiel ANGUILLAM > andialo. Diese
Entwicklung geht weit nach Norden hinauf, auch ein [o] findet sich als Übergangs-
laut, ef. ALF carte 567. Im 13. Jahrhundert finden wir in Urkunden aus Narbonne
neben il auch schon fielh, cf. Mounyes: Cartulaire de Narbonne. Annexes, Serie AA,
Px207,. 1 und 209,1.
%) In der südlich der Sprachgrenze gelegenen Gegend wechselt vortonig [a]
mit [»] je nach Schnelligkeit der Rede, cf. S 26.
5) Doch bestand auch in diesem Wort einst der Übergangslaut, wie ein von
Anglade zitiertes Sprichwort zeigt, ef. auch Krüger: Sprachgeogr. Unter-
suchungen, S 8.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 15
Es liegt das vielleicht daran, daß in der nördlichen Gegend [Y] noch
nicht entpalatalisiert war, als die Entwicklung eines Übergangslautes
zwischen [il] und [H eintrat, und darum derselbe auch heute hier nicht
erscheint. Was die geographische Ausdehnung von [yal] und [yel]
betrifft, so gehen diese Lautungen über das in den Vorbemerkungen
angegebene Linienbündel nicht hinaus. RB zeigt die nördliche Ent-
wicklung.
Vit. [e] class. ı, €, @).
Es wird im Süden gewöhnlich zu [e]). Im Norden ist es in
der Regel als [e] erhalten geblieben”), doch zeigen sich häufig Ab-
weichungen, namentlich vor [H und Nasalkonsonanten, und in Worten,
deren nordfranzösische Form [e] bietet, wir also schriftfranzösischen
Einfluß auf die Aussprache der mundartlichen Form anzunehmen haben.
Beispiele: $ 3. [e] außer vor [H und Nasal.
PIPERE: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [pebro]; V [pebre]; RB nr. 16
[pebre]; F nr. 14 [pebro], nr. 21 [pebre], nr. 27, 60 [pebre]; T nr. 45
[pebrel; SWN nr. 36 [pebre], nr. 53 [pebrel; SON nr. 56 Ipebre],
nr. 58 [pebre].
Suffix -ITTAS in allumettes.
RA, V [ol’umetos], nr. 1,2,3, 13, 15, 31 [al’umetos], nr. 4 [ol’umetos];
RB nr. 16 [al'’@metas], nr. 17 [al'umetos]; F nr. 23, 24, 26, 27, 60
alfümetes], nr. 14, 21, 22 [al’ümetos], nr. 20, 25, 29, 30 [al’ümetes],
nr: 19 [al/emetos]; P [alfümetes], nr. 52 [al’emetes]; T nr. 43, 44, 46
Ialümetos], nr. 45 [alümetos], nr. 41 [alemetos], nr. 42 [alemetos];
SWN nr. 51 [al’ümetos], nr. 55 [al’oemetos], nr. 36—40 [alemetos],
nr. 94 [alemetes], nr. 55 [alemetos]; SON lalemetos], nr. 35 [alemetos],
nr. 33 [alümetus]?). |
CREDIS: RA, V [krewas], nr. 4 [kreus]; RB nr. 16 [krezes], nr. 17
[krezas]; F [krezes], nr. 14, 20—23 [krezas], nr. 19 [krezas]; P, T,
SWN, SON [krezes].
SERIGUEEN nr..9, 10, 412, 15 /]fegs], nr. 7 lfeea];. "V. -[feea];
') In einigen Beispielen findet sich vereinzelt auch [e] ef. [ol’umetas], [ostreto],
[peil S 3. .
?) Lat. i hat sich infolge von Hiat gehalten in DIEM. > RA, V [dio]. In
den Urkunden aus Roussillon finden wir häufig dia, dies ef. z.B. Alart: Doc.
p- 69, 70. Für den Norden fehlen moderne Beispiele, aus Urkunden führe ich an:
dias: Mounyes, 196, 2; vias id., p. 148, 2.
>) [e] im Norden schriftfranzösischer Einfluß.
16 K. Salow
RB nr. 16 [fee]; F nr. 21, 27, 60 [fee], nr. 14 [fe&o]; T nr. 45 [fece];
SWN nr. 36 [feto], nr. 53 [fezel: SON nr. 56, 58 [fece].
PIRUM + A: RA, V |persl; RB nr. 16 [pero], ar. 17 Merl:
E' nr. 20, 25, 29, 30, 60 [pero], nr. 14 [pero]; nr. 19, 21, 22, 24 pero],
nr. 23, 26-28 [perul; P, T, SWN, SON [pero], nr. 34, 58 [pero].
SEDECIM: RA nr. 7, 8,10, 12, 15 [sedze]; V [setse]; RB nr. 16
[setse]; F nr. 14, 21, 27 [setse], ur. 60 [setse]; T nr. 45 [setse], SWN
nr. 53, 36 [setse]; SON nr. 58 [setse], nr. 56 [setse].
TREDECIM: RAnr. 7,8, 10, 12.15 [tredza]; V [tretse]; RB nr. 16
[tretse]; F nr. 14, 21, 27, 60 [tretse]; T nr. 45 |tretse]; SWN nr. 36,
53 |tretse]; SON nr. 56, 58 [tretse].
STRICTA: RA [astreto], nr. 2—6 [astreta]; V [Bstreta]; RB nr. 16
Iostreto], nr. 17 Jastreto]; F lastreto], nr. 29 [astreto], nr. 14 [astreto],
nr. 60 [estreto]; P [astretg], nr. 47, 59 [estreto]; T [estreto]; SWN,
SON [estreto], nr. 33—38 [estreto]. |
DIRECTA nach Vokal innerhalb einer Exspirationsgruppe.
RA nr. 7—10, 12, 15 [dreta]; V [dreta]; RB nr. 16 [dreto]'); F
nr. 21, 27, 60 [dreto], nr. 14 [dreto]; T nr. 45 [dreto]; SWN nr. 36,
53 [dretol; SON nr. 56, 58 [dreto]:
APICULAS: RA [obel/as], nr. 5, 31 [obel’as}; V [obel’as]; RB nr. 16
[obel’as], nr. 17 [abel’as]; F nr. 20, 22 [abel’os], nr. 21 [obel’os], nr. 29,
30 [abel’es], nr. 14, 19, 23—25 [abel’os]l, nr. 26, 27, 60 label’es]
P [abel’es], nr. 47 [abel’es] T Jabel’os]; SWN [abel’os]; SON label’os],
nr. 33 [abel/us], nr. 35 [abel’os].
SOLICULUM: RB [sulel’]; F [sulel’), nr. 14, 24 [sulel], nr. 60
[sulel]; P [sulel/], nr. 59 [sulel]; 'T [sulel]l, nr. 41, 42 [sulell; SWN
[sulel], nr. 51 [sulel‘], nr. 53 [sulel’]; SON [sulet], nr. 33 [sulel‘], nr. 34
Isulel’], nr. 58 [sulet].
CORRIGIAS und CORRIGIAN: RA [kuregos], nr. 11 |[kuree], nr. 1,
2, 7—10, 12 [kure&o], nr. 6 [kuru]; V [kurecos]; RB nr. 16 |kuregas],
nr. 17 [kurezos]; F nr. 14 |kurecos], nr. 19 [kurecas], nr. 22 [kureco]|,
nr. 26 |kuretes], nr. 23 [kuregos], nr. 24, 25, 27, 29 [kureges], nr. 60
[kurezo], nr. 21 [kurego], nr. 20 [kureeo|; P [kurezes]; 'T [kurezos],
nr. 42 |kurezol; SWN, SON [kurezos], nr. 33, 34, 55, 57 [kurezo].
TRES: RAcHT. 7. 10, 12-15: V ftres]|; RBnr. 16: Bor Aa
27, 60: T nr.45; SWN nr. 53; SON ur. 56, 58 /[tres], nr. 36 [tres].
SPISSAS®): RA nr. 1, 5, 6, 9—12, 31 [ospesas], nr. 2, 3 [aspe-
!) DIRECTU lautet nr. 16 |[dret] nr. 32 [dret], ef. S 75.
?) Die Formen auf -[us] im Süden, -[is] im Norden sind Maskulinbildungen.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 7
sos], nr. 4 [aspesas], nr. 7, 8, 13, 15 [aspesus]; V [ospesss]; RB nr. 16
[aspesas], nr. 17 [ospesasl; F nr. 14, 23 [aspesos], nr. 19 [aspesis],
nr. 21 [ospesas], nr. 22 [aspeses], nr. 24, 25 [aspesas], nr. 20 [aspesis],
nr. 26, 27 [aspeses], nr. 29, ‚30 [aspeses], nr. 60 [espeses]; P [aspeses],
nr. 47, 59 [espeses]; T [espesos]; SWN nr. 40, 55—55 [espesos], nr. 38
[ospesos], nr. 39 [espesis], nr. 36 [ospesis], nr. 51 [espesos]; SON nr.
56—58 [espesos], nr. 34, 35 [dspesos], nr. 33 [ospesus].
germ. FRISK + A: RA, V [freskal, nr. 2 [fredol; RB [fresko];
F nr. 14 [fresko], nr. 21, 22, 24, 29 [fresko], nr. 19, 25, 30, 60 [fresko],
ar. 26, 28 [fresku], nr. 20, 23, 27 [fresku]; P [fresko], nr. 47, 59
[freskol; T [fresko] nr. 44, 46 [fresko]; SWN Ifreskol, nr. 51 (fresko]:;
SON nr. 33, 56 Ifresko|, nr. 34, 35 [fresko], nr. 57, 58 [freskol.
PISCEM: RA [peil, nr. 31 [peil; V [peil; RB [pesl; F I[peis], nr.
14, 22—24 [pes], nr. 19 [pes]; P [peis], nr. 52 [pes]; T [pes]; SWN
[pes], nr. 38, 55 [peis], nr. 53 [peis]; SON [pes], nr. 56, 57 [peis], nr.
58 [peisl.
CREDERE: RA ur..7, 10, 12, 15 [kreura];- V [kreura]; RB.nr.
16 [kreiro]; F nr. 21, 27, 60 [kreire], nr. 14 [kreirol; T nr. 45 [kreire]|;
SWN nr. 36 |kreire], nr. 53 Ikreire]'); SON nr. 56, 58 |kreirel.
*VIDERE): RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 [beura]; V [beura]; RB nr.
16 [beirol; F nr. 27 [beire], nr. 21 [beire], nr. 14 [beire], nr. 60 [beze];
T or. 45 [beze] und [beire]l; SWN nr. 53 [beze]. nr. 36 [beirel; SON
nr. 56, 58 [beirel.
BIBERE: RA, V |beuro]; RB nr. 16 [beuro]. nr. 17 [beura]; F
[beure], nr. 14, 19 [beura], nr. 30 [beure]; P [beure], nr. 47 [beure];
T [beure], nr. 45 [beure]; SWN [beure], nr. 39, 40 Ibeure]; SON
[beurel, nr..33, 35 [beure].
* DEXITOR und -OREM: RA nr. 9, 12 [tisodu], nr. 10 [tisodol, nr.
15 und auch nr. 12 [tiseiro]; V [tisodul; RB nr. 16 [tiseirel; F nr. 19,
21, 27, 60 [tiseirel, nr. 14 [tiseiro]; T nr. 41 [tiseire], nr. 45 Itisaire];
SWN nr. 53 [tiseirel, nr. 36 [tisaire]l; SON nr. 56 [tisejran], nr. 58
Itiseran] ?).
Erklärt sich in den vorhergehenden Beispielen das [e] an Stelle
des [e] im Norden zum guten Teil durch französischen Einfluß, und
') Auch [kreze|.
?) Innerhalb Exspirationsgruppe nach Vokal.
3) Im Süden liegt *TEXITOREM zugrunde; -[ajre] geht zurück auf -ATOR, das
-ITOR verdrängte; in Urkunden aus Narbonne heißt es teixeire, ef. Mouny&s,
p- 77,2 und p. 47, Anm. 4.
18 K. Salow
in den Grenzgebieten durch südlichen, katalanischen, so reicht diese
Erklärung doch nicht mehr aus, sobald wir [e] vor [H} und Nasalen
finden.
S4. [el+f] und [e] + Nasal.
a) el El.
CAPILLOS und PILOS: RA, V [kabel’s], nr. 4, 31 [kobel’s]; RB
nr. 16 [pelsis], nr. 17 [pels]; F [pelsil, nr. 14, 19, 60 [pelsis], nr. 20
[pelsis] und [pell, nr. 26, 29 [pel]l; P nr. 48 [pelsis], nr. 47, 49 [pelsi],
nr. 50, [pet], nr.59 [pet], nr. 52 [pelsis]; T[pelses], nr. 44 [pet], nr. 41 [pel];
SWN nr. 38, 40, 55 [pell, nr. 51 [pell, nr. 36, 53, 54 [pelses], nr. 39
[pelsis]; SON nr. 34, 35 [pels], nr. 57, 58 [pet], nr. 33 [pelsis] nr. 56
[pelses].
STELLAS'): RA nr. 7, 9, 10, 12 [ostelos], nr. 15 [asteles]; V,
RB nr. 16 [astelos]; F nr. 14 [astelos], nr. 21 [ostelos], nr. 27 [asteles],
nr. 60 [esteles]; T nr. 45 [estelos]; SWN nr. 53 [estelos], nr. 36 [astelos];
SON nr. 56, 58 [estelos].
TELA: RA nr. 7, 9, 10,12, 15 [tea]; V Ttebl: RB mr. 16 (telo];
F nr. 14 [tele], nr. 21 [telo], nr. 60 [telo], nr. 27 [telu]; T nr. 45 [telo];
SWN nr. 53, 36 [telo]; SON nr. 56, 58 [telo].
Weniger häufig als vor [}], aber doch in einer Reihe von Worten
auch in größerem Umfang, finden wir [e] statt [e] vor Nasalen.
b) [e]+ Nasal.
CINEREM: RA [senro], nr. 10—13, 31 [senra]; V [senfo]; RB nr. 16
[sendro], nr. 17 [sendre]; F [sendro], nr. 19, 30 [sendro], nr. 29 [sendro],
nr. 14 [sendro]; P [sendro]; T [sendre], nr. 41, 45 [sendres]; SWN nr. 51, 53
[sendre], nr. 40 [sendres], nr. 36 [sendro], nr. 38, 54, 55 [sendre], nr. 39
[sendres]; SON nr. 56—58 [sendres], nr. 33, 34 [sendre], nr. 35 [sendre].
CATENA: RA nr. 6-10, 13, 15, 31 [kadens], nr. 1-5, 11, 12
[kadena]; V [kedene]; RB [kadeno]; F nr. 19, 22, 23, 29 [kadeno],
nr. 14, 30 [kadeno], nr. 20, 21, 24—28 [kadeng]; P, T, SON [kadeno];
SWN [kadeno], nr. 38 [kadeno].
*OUMINITIANT: RA, V [kumensen], nr. 2 [kumensen]; RB nr. 16
[kumenson], nr. 17 [kumensun]; F nr. 14, 22, 25, 26 [kumensan], nr. 20
Ikumensun], nr. 21 |kumensun], nr. 19, 23, 24, 27—29 [kumenson],
') Anglade, p. 166 will das [e] in STELLA und TELA durch Doppelformen im
Vlt. erklären. Wie MUSTELA neben MUSTELLA habe auch STELLA und STELA, und
analogisch TELLA neben TELA bestanden; dann habe hier Beeinflussung durch das
Suffires -ELLU stattgefunden. |[pel] erklärt er durch Angleichung an PELLEM.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 19
nr. 30, 60 [kumensen]; P |kumensen], nr. 52 [kumensen], nr. 47 [ku-
mensan], nr. 59 [kumensun]; 'T [kumensun]; SWN, SON [kumensun].
TRIGINTA: RA, V [trento]; RB nr. 16 [trento], nr. 17 [trento];
F [trento], nr. 14 [trento], nr. 30 [trento]; P, T, SWN, SON [trento],
nr. 40 [trento].
FEMINA: RB [fenno]; F [fenng], nr. 14, 19 [fenna], nr. 21, 26, 27
[fenno]; P [fenno], nr. 52 [fenno]; T [fenno], nr. 45, 46 [fenng]; SWN,
SON [fenno], nr. 34 |fenno|.
PRENDERE: RA, V [penro], RB [preno]; F [prene], nr. 14 [preno],
nr. 19 [prena], nr. 29, 30 [prenel; P, T, SWN, SON [prene].
LINGUA: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [leygo]; V Weygel; RB nr. 16
enge]; F nr. 14 [eyga], nr. 27 [Yeygol, nr. 60 [leygo], nr. 21 eygo];
T nr. 45 [leygol; SWN nr. 53, 36 llengo]; SON nr. 56, 58 [leygol.
Da [e] und [e] in den einzelnen Worten eine verschieden große
Ausdehnung haben, kann eine Grenze zwischen beiden nicht angegeben
werden. In einer Reihe von Beispielen trennen sich beide Laute einiger-
maßen iin derinden Vorbemerkungen beschriebenen Gegend ab, ef. CREDIS,
APICULAS, CORRIGIA, CATENA, TRIGINTA, PRENDERE, PERA; bei
anderen geht [e] zum Teil recht erheblich weiter nach Norden, cf.
allumettes, SOLICULUM, SPISSAS, FRISC, PILOS, *CUMINITIANT, FEMINA,
LINGUA. Teilweise mögen sich diese Schwankungen durch franzö-
sischen oder katalanischen Einfluß erklären; wir müssen aber doch
auch im languedokischen selbst die Neigung konstatieren, vor [1] und
Nasalkonsonanten [e] mit größerem Zungenabstand zu produzieren,
wodurch eben [e] zu [e] wurde.
S 5. Unregelmäßige Entwicklung des [e] zeigen:
MRCHMOS: RA nr. (4, 10,.12,, 15slrims]; V eins]; RB'nr.16
[rozins]; F nr. 14, 60 [razins], nr. 21 [rozin], nr. 27 [razin]; T nr. 45
[razins]; SWN nr. 53 [razins], nr. 36 [razins,, SON nr. 58 [razins],
nr. 56 [razins].
Nach Lindsay: Die lateinische Sprache, p. 25, handelt es sich
hier um Vlt. Suffixvertauschung. ef. ital. racimolo, span., portug. racımo.
Nach Suchier') hat diese abweichende Behandlung des [e] ihren
Grund in dem vorausgehenden Palatal; Saroihandy°) dagegen möchte
es dem Einfluß des folgenden Nasals zuschreiben. Dabei ist aller-
dings zu beachten, daß auch im Norden sich [i] für [e] findet, wo
1) GG@I2, p. 731.
2). ib., p. 852.
20 K. Salow
kein Palatal vorhanden ist, ef. VENENUM > beri in Lezigenan'). Auch
finden wir im Süden selbst hinter Palatal die gewöhnliche Entwick-
lung des [e], wo im Norden [i] erscheint.
CERA®): RA nr. 7, 10,12, 15 [sera]; V [sere]; RB nr. 16 [sero];
F nr. 14 [siro], nr. 21, 60 [siro], nr. 27 [sirul; T nr. 45 [sirg]; SWN
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 Isiro].
Entwickelt, als hätte es x, ist FERIA: RA, V [fire]”); RB [fxero];
F [fxeiro], nr. 14 [fxero], nr. 20 und 30 [fxeiro], nr. 26 |fxeirul; P [fxero],
nr. 47, 59 [fyeiro]; T [fxero]; SWN [fxero], nr. 37 [fxeirol; SON [fxeiro].
Verschmelzung des [e] mit dem folgenden Palatal ist infolge von
Akzentverschiebung eingetreten in SECALE®): RA, V [segelo], nr. 31
auch [matal/]; RB nr. 16 [mastal’], nr. 17 [sigel]; F nr. 24, 30 [segglo],
nr. 21, 23,25 [segglo], nr. 20 [segglo], nr.26, 29 [sekklo]. nr. 19 [sekklo],
nr. 14 [sekklol, nr. 27, 60 [sekkl]; P [syall, nr. 49 [sekklel, nr. 50
[sekklol; T [sxall; SWN [syall; SON [sxall, nr. 33 [seggle], nr. 34
Isekkle]. |
Vlt. [e] = class. [£, ae].
Im Süden hat [e], außer vor palatalisierten Konsonanten, sich
nicht verändert; im Norden ist es vor Nasalkonsonanten zu [e] ge-
worden. Es findet sich jetzt häufig wieder [e], doch ist das eine
junge Rückwandlung. Ferner ist im Norden vor palatalisierten
Konsonanten und unmittelbar vor u Diphthongierung das [e]
eingetreten; im Süden dagegen ergab [e] + dem sich aus palatalisierten
Konsonanten entwickelnden i ein [il], unmittelbar vor u blieb es hier
aber unverändert, es bildete mit dem u nur einen fallenden Diphthongen.
Beispiele: 86. [el außer vor Nasalen und palatalisierten
Konsonanten.
OREPANT°): RA, V [kreban]; RB nr. 16 [krebon], nr. 17 [krebun];
F [krebon], nr. 14 [krebun], nr. 25 [kreben]; P [kreben], nr. 47 [kreboan];
T, SWN, SON [krebun].
'!) Anglade: Parler, p. 165. Auch hier liegt Suffixtausch vor, cf. franz.
venin, katal. veri.
2) Im 13. Jahrhundert auch in Narbonne noch cera, cf. Mounye&s, p. 201,1.
») Mussafia: Sieben weise Meister v. 1832 reimt noch fera mit labrera;
im 13. Jahrhundert heißt es in Roussillon bereits fire, ef. Alart: Doc. p. 95 und
1313 fires, cf. RLR XXIX (1886), p. 69. In Narbonne heißt es 1249 noch feyra,
cf. Mouny&s, p. 48,2, aber altprovenz. fieira findet sich Appel: Chrestmathie,
Stück 100 v. 142, p. 141.
#) Meyer-Lübke: Einführung, p. 98.
?) In nr. 5, 23, 42 war das Wort ungebräuchlich.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet al
ud
.
EEROREM: RA nr. 7, 10, 12, 15, V [Febra];ı RB: nr. 16 IVebro];
F nr. 14 |’ebro], nr. 27 [Vebrul, nr. 60 [lebro]; T nr. 45 [lebre], nr. 44
IYebre]; SWN nr. 36 [lebre], nr. 53 IVebre]; SON nr. 56, 58 [lebrel.
SBEIREME: RA nr.704 10.123715, V, RB nr. 16,: P’nr: 21, 27, 60,
one. 45, SWN nr. 36, 53, SON. nr. 56, 58 [set).
HIBERNUM: RA nr. 7, :10; 12, 15, jibern]; V ibern]; RB nr. 16
ken]; Binr. 14, 21,727, 60; Tnr. 45, SON nr.56, 58 fiber]; SWN
nr. 36 [iber], nr. 53 [ibere].
SERRA und das Verbalsubstantiv von RESECARE: RA |[serp],
nr. 1 [sego], nr. 12, 13, 15 [rasega]; V [sero]; RB nr. 16 [rasegol, nr. 17
Iresegal; F [rosego], nr. 14, 19, 27 [rosega], nr. 26 [resegul, nr. 21
[rasego], nr. 20,30 [rasegal; P, T, SWN[rosegg]; SON [rasego], nr. 33,35
[rosego], nr. 34 [rosegu].
CAELUM: RA, V, RB, P, F, T, SON, SWN [sell.
VITELLUM innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem
Vokal: RA [bodel], nr. 1, 4, 5 [bedel‘], nr. 6 [bgu]'); V, RB [bedel’];
RE Tbadel‘], nr. 25, 26, 27, 29 [bedel’], nr. 14, 60 [bedell; P [badel’];
T [bodel]; SWN [bodel], nr. 51, 53 [badel/]; SON [bodell, nr. 33 [bodel’).
ERAT: RA, V, RB [erol, nr. 1 [era], nr. 17 [era]; F lerg], nr. 14
ers; B, 7, 8WN, SON [erol.
PERDERE: RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 [perdra]; V [perdro]; RB nr. 16
[perdro]; F nr. 14, 21, 27, 60 [perdre]; T nr. 45, SWN nr. 36, 53, SON
nr. 56, 58 |perdre].
PEDEM: RA, V [peu]; RB nr. 16 [peu], nr. 17 [pe]; F [pe], nr. 20
[peul; P, T, SWN, SON [pel.
ZEISBEELOS-SRB. nr. 16, Kenr. 14, 21, 27,60, Tnr. 45,,SWN
nr. 36, 53, SON nr. 56, 58 [sizeus].
Französisches Lehnwort ist im Norden FEBREM: RA nr. 7, 9,
10, 12, 15, V, RB nr. 16 [feöre]; F nr. 21 [fxebre], nr. 14 [fxebra],
nr. 60 [fxebro], nr. 27 [fxebrul; T nr. 45 [fxebre]; SON nr. 56, 58 [fxe-
bre]; SWN nr. 53 [fxebre], nr. 36 [fxebro].
Die Entlehnung erklärt sich leicht aus dem Umstand, daß das
Wort sehr häufig durch die — französisch redenden — Ärzte gebraucht
wird. Zum Überfluß läßt sich die alte Form febre auch noch im
13. Jahrhundert in Narbonne nachweisen ?). Heute zeigt ganz Langue-
dok die französische Form, ‚febre findet sich nur noch in der Provence?).
1) = BOVEM.
2) Mouny&s, p. 197.
®) ALF, carte 565.
1)
189)
K. Salow
87T. [el+ Nasal.
TEMPUS innerhalb einer Exspirationsgruppe vor folgendem FACIT:
RA [tems], nr. 1, 4, 15 [tens], nr. 5, 10, 11 [tem], nr. 6 [ten]; V [tems];
RB nr. 16 [ten], nr. 17 [tem]; F [tem], nr. 24—26, 60 [tem]; P [tem],
nr. 48, 49 [tem]; T [tem], nr. 41, 44 [tem]; SWN [tem], nr. 40, 54, 55
tem]; SON [tem], nr. 57 [tem], nr. 58 [tens].
DECEMBREM: RA, V, RB [dosembro], nr. 2 [dosembr>], nr. 3
[desembro]; F nr. 20, 22—24 [dasembre], nr. 25—28, 60 [desembre],
nr. 14, 19 [dasembro], nr.29 [desembre], nr. 30 [dasembre]; P [desembre],
nr. 47, 48 [desembre]; 'T [desembre]; SWN [desembre], nr. 40 [desembre],
nr. 36, 38 [dosembre]; SON [desembre], nr. 34, 35 [dasembre], nr. 33
[dosembre].
In NOVEMBREM') ist [e] weiter ausgedehnt; auch nr. 27, 53, 56
haben die Lautung [nubembre]; dieselbe Verbreitung des [e], wie DE-
CEMBREM, zeigt SEPTEMBREM°), nur daß nr. 27 [setembre] bietet.
Vergleicht man die Ausdehnung des [e] in den Formen von TEMPUS
mit denen von DEOEMBREM, so findet man ein nicht unerhebliches
Auseinandergehen; bei TEMPUS zeigen [e] auf languedokischem Gebiet
nr.14, 19—23, 27—30, 33—35, 40, 41, 44, 48, 49, 54—56, bei DECEM-
BREM dagegen nur nr. 14, 19, 29, 30, 33, 36,- 38, 40, 47, 48. Wir
stoßen also vor m in den einzelnen Beispielen auf ein großes Schwanken
von [e] und [el. Dasselbe, wenn auch in weit geringerem Maße,
erscheint vor n.
VENIO: RA, V |bin]®), nr. 1,2, 12,13, 37 |bpk]; REommeie
[beni], nr. 17 [beni]; F [beni], nr. 19 [benil; P, T, SWN, SON [benil.
VENIS innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem
Vokal: RA [ben»s]; V [bene]; RB [benos]; F [benes], nr. 14, 19—23
[benas], nr. 30 [bene]; P [benes], nr. 48—50 [bene]; T, SWN, SON
[benes], nr. 51, 54, 56 [bene].
Diese beiden Beispiele würden ja eine ziemlich genaue Ab-
grenzung geben, die mit dem oben skizzierten Bündel zusammenfiele;
nur nr. 17 und 19 würden abweichen, was sich aber durch katala-
nischen Einfluß erklären ließe. Daß aber auch hier ein größeres
Schwanken herrscht, ist sicher; denn in nr. 14 finden wir [ben] für
1) ef. 8 50.
Ayrci. 18 44
°») Das analogische |[k] ist hier geschwunden, nachdem n vor demselben zu
[y] geworden war.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 23
VENIT'), und ebenso in nr. 36; nr. 30 bietet noch [ten] für TENET’?).
Allerdings sind auch diese drei noch Grenzorte. nr. 30 (Maury) ist
die erste languedokische Bahnstation auf der Strecke Perpignan—
Quillan, hat also auch enge wirtschaftliche Berührung mit dem kata-
lanischen Gebiet. Etwas größer ist das Schwanken von [e] und [e]
vor gedecktem n.
TALENTUM°): E' [talen], nr. 21, 22, 29, 30 [talen], nr. 23 [ta-
lent], nr. 60 [talent]; P [talen]); T nr. 41, 44, 45 [talen], nr. 42, 43
kalen]; SWN nr. 36, 39, 40,55 [talen], nr. 38, 51, 53, .54 Italen];
SON [talen], nr. 56 [talen].
ARGENTUM: RB nr. 16 [arzen]; F nr. 14, 21, 27, 60 [arzen];
T nr. 45 [arzen]; SWN nr. 36 [arzen], nr. 53 [arzen]; SON nr. 56, 58
[arzen].
VENTUM®): RA [ben], nr. 2, 4 [ben]; V [ben]; RB nr. 16 [bent],
nr. 17 [bent]; F [ben], nr. 14, 29, 30 [bentl, nr. 23, 26, 60 [bent];
P, T [bent]; SWN [bent], nr. 36 [ben], nr. 40 [ben]; SON [bent], nr.
35 [bent].
CENTUM°): RA nr. 7, 8,-10, 12, 15, V [sen]; RB nr. 16 [sent];
F nr. 21, 27 [sen], nr. 14 [sen], nr. 60 [sent]; T nr. 45 [sent]; SWN
nr. 36, 53 [sent]; SON nr. 56 [sent], nr. 58 [sent].
Im Verhältnis zum m hat n das [e] besser bewahrt, aber auch
hier haben wir Ansätze, das [e] mit größerem Zungenabstand zu
artikulieren. Zu beachten ist, daß manche Orte noch in einer Reihe
von Worten [e] bewahren, während sie in anderen schon die neue
Lautung [e] zeigen. Eine genaue Grenze zwischen [e] und [e] existiert
heute nicht mehr.
S 8 [el + palatalisierter Konsonant.
Im Süden finden wir heute [i], indem [e] mit dem aus dem Pa-
latal entstandenen i sich zu dem Diphthongen ei verband und weiter
zu i entwickelte®). Im Norden finden wir [ye], da hier [e] unter dem
Einfluß des folgenden Palatals diphthongiert wurde.
Beispiele: SEX: RA, V [sis]; RB, F, P, T, SWN, SON [sxeis].
MEDIAM: RA [mi$o], nr. 1, 12 [mica], nr. 13 [mi$>] und [miea];
1) ct. 8 85.
2) ct. 8 58.
®) nr. 20 |[fam].
4) ch. $ 85.
5) cf. 8 59.
6) Saroihandy: GGI?, p. 552.
24 K. Salow
V [migs]l; RB nr. 16 [myezo| und [|myezal, nr. 17 [mizd] und [myez>];
F [myezo], nr. 14 [myezo], nr. 19, 20 [myez»] und [myezo], nr. 24, 26
Imyezu| und [myezo], nr. 27, 28 [myezu]; P [myezo]; T [myezo], nr. 45,
46 [myezo]; SWN [myezo], nr. 39, 40, 51, 55 [myezol; SON nr. 56—58
Imyezo], nr. 34 [myezul, nr. 33, 35 Imyezo]").
HERI: RA Jayirt], nr. 3, 15, 31 [ayir], nr. 2 {aire], nr. 7 [ayiro],
nr. 9 [oyiro], nr. 12 [airt]?); V [ayiro]; RB nr. 16 [ayer], nr. 17 [yer];
F [zazyel, nr. 14, 22, 23, 30 [zazye], nr. 20 [zazye], nr. 19 [zozyel],
nr. 21 [yazyel, nr. 60 [yer]; P [yer], nr. 52 [dyer], nr. 59 [Zazye]; T,
SWN, SON [yer], nr. 51, 53 [dyer).
LECTUM: RA, V [Fit], nr. 6, 9.Wet];. RB, ®B, F Weit), 02.60
lleit]| und nr. 47 auch [leit]. neben [Veit]; T, SWN, SON [leit]?),
hr. 44, 51,53. Hleit].
Im Süden unterblieb die Entwicklung von [e] > [il] m
VECLUM®): RA [bel], nr. 1, 10, 11 [bel]; V [bel]; RB [byel/];
F [byel’], nr. 20—22, 24, 25 [byel’], nr. 14, 60 [byel]; P [byel’/], nr. 50
[byel]; T [byel]l, nr. 44 [byel’]; SWN [byel], nr. 51 [byel’], nr. 53 [byel’];
SON [byell, nr. 58 [byell].
Behandelt, als hätte es [e] ist FERIA, dessen Formen S5 an-
geführt sind.
Eine dem je] + palatalisierten Konsonant entsprechende Be-
handlung zeigt
CATHEDRA°): RA nr. 1—6, 10—13 [kedire], nr. 7—9, 15, 31
Ikadiro]; RB [kadyero]; F [kadyerg], nr. 14, 30 [kadyero], nr. 27 [ka-
dyerul; P, T, SWN [kadyero], nr. 47 Ikadyeiro]; SON [kadyeiro], nr. 33
Ikadyero].
Es war D = [i] geworden, und dies rief, ebenso wie beim Pa-
latal, diese Entwicklung hervor.
Überall haben wir hier eine scharfe Grenze zwischen der Gegend
mit diphthongischer Stufe und dem Gebiet mit einfachem Vokal; es
ist eines der Kriterien, die das moderne Katalanische vom Langue-
') In einem andern Beispiel: V nr. 32 [miZa], nr. 33 [myezu], nr. 34 [Imyezo],
ur. 36 [myezo]; sonst durchweg aber [myeZo]l. In Urkunden aus Narbonne heißt
es 1153 mieg, cf. Mounye&s, p. 4; in Perpignan 1292 migdie, ef. Alart: Doe., p. 103.
?) In einem Brief aus Salses, 1323, yair. RLR 32 (1881), p. 423.
2) ck auch p. 101, Anm. 9:
*) cf. Saroihandy: GGI?, p. 852, Anm.4, und Fabra, p. 21. In den
Urkunden heißt es in Perpignan schon vell, cf. Orta veyla 1299. Alart: Doc., p. 130.
?) In den Urkunden von Narbonne noch cadeira, ef. Mounye&s, p. 170,2.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 25
dokischen am schärfsten trennen; die Grenze ist identisch mit dem
oben angegebenen Linienbündel, RB gehört zum Norden.
8 9. [el unmittelbar vor u.
Im Katalanischen unserer Gegend hat sich [e] gehalten und
bildet mit dem u einen Diphthongen; im Norden dagegen wurde [e]
über eine diphthongische Stufe zu [i] in der modernen Zeit.
DEUM'): RA, V [deul; RB [dius]; F [dius], nr. 20, 25 [diul; P,
T, SWN, SON [dius].
MEUM: RA, V [meu]l; RB [miu]; F [miuk]; nr. 14, 21—24 [miu];
P, T, SWN, SON [miu], nr. 37 [meu], nr. 42, 55-57 [meu|.
*TEUM?), analoge Bildung nach MEUM: RA nr. 7, 8, 10, 12 [teu];
Fenle Fnr. 14, 21, 22, 27, 60° [tin].
ER ERAN Zone 1 3,5,81]20]; RB, Elyeu], nr. 147 26,27,
60 [yeul; P, T, SWN, SON [yeu], nr. 47, 57, 58 [yeul.
Hier ist die Grenze nicht ganz so scharf, wie bei dem S 8 be-
handelten Fall, gewöhnlich ist sie aber auch dem Linienbündel ent-
sprechend. Daß im Norden eine diphthongische Stufe vorhergeht, be-
weisen die Formen der Urkunden, wie «dien, sieua, yeu?) usw.
Vit. a.
Es bleibt im Norden und Süden, außer vor palatalisierten Kon-
sonanten, erhalten; vor erhaltenem r ist es heute gewöhnlich [a],
vor [H [al. Vor palatalisierten Konsonanten haben wir im Norden
und Süden eine verschiedene Entwicklung; im Süden ergab nämlich
a dem sich aus dem Palatal entwickelnden i [e]; im Norden ver-
band a sich mit dem sekundär entstandenen i zu einem Diphthongen;
man bekam also [ai], und im weiteren Verlauf assimilierte sich dann
a in einem Teil der nördlichen Gegend dem [il], und [ai] ergab [ei].
Beispiele: $ 10. a vor Konsonanten, außer palatali-
sierten Konsonanten.
SADOHPANES: RAnr. 1, 2,5 12, 18 [okaban], nr. 3, 4,15, 15,
31 [akabon]; V [akabon]; RB [akaban]; F [akaban], nr. 14 [akabun],
) In Rouss. 1284 Deu, ef. Alart: Doc., p. 77.
2) nr. 15, 16, 36, 45, 53, 56, 58 [tun] das Beispiel heißt ... .. ton ami.
®) ef. Mouny&s, p. 8 usw. In einer Urkunde findet man auch tiau, Diaus,
teu, Dieus, Iusieu nebeneinander, cf. id., p. 196, 197.
*) ar. 15 auch [fineson], nr. 40, 42, 43, 45, 46 [fenisun], in nr. 39, 41, 56 beide
gebraucht.
26 K. Salow
nr. 30 [akaben]; P [akaben], nr. 47, 48, 59 [akabon]; T nr. 41, 44
[akabun]; SWN [akabun]; SON [akabun], nr. 33 [akaban].
CAPRA: RA, V [kabro]; RB [krabo]; F, P, T, SWN, SON [krabol],
nr. 14 [krabo], nr. 23 [krabu].
RATTA * PENNATA und -ARIA: RA nr. 2, 7, 8, 31 [ratopener>],
nr. 6, 11 [rotopanera], nr. 5 [rotopanera], nr. 9 [ratopener>], nr. 18
[ratapanera], nr. 13 [ratoplonero], nr. 10, 12 [ropatoner>], nr. 15 [rapa-
toner>], nr. 1, 4 [ropatonera], nr. 3 [rapatonera]'); V [ratopanera]; RB
nr. 16 [rundulo*) do neit], nr. 17 [ratoponado]; F nr. 14 [ratopanero],
nr. 19 [ratoplan’ero], nr. 21, 26 [ratupan’ero]. nr. 30 [ratupan’ero], nr.
24 [ratopanarg], nr. 27, 28, 29 [ratupan’eru], nr. 20 [ratoponado], nr.
22 [ratupanado], nr. 23, 25 [Fatupanadu], nr. 60 [ratopanado]; P, T,
SWN, SON [ratopanado], nr. 39 [Fatupanadu], nr. 34 [ratupanarul.
CIBATA: RA, V [sıbade]; RB nr. 16 [sibade], nr. 17 [sibadg];
F [sibady], nr. 14, 30 [sibade], nr. 27 [sibadul; P, T, SWN, SON
Isibado].
=SALVATICAS: RA nr.2 5, 812, 31 [seibages], nr. 1.035)
15 [salbagasl, nr. 6 [solbatyes]; V [solbacos]; RB nr. 16 [salbages],
nr. 17 [saubazos]; F nr. 14, 19 [salbacos], nr. 22 [solbacas]l, nr. 60
[salbates], nr. 21, 23, 26, 30 [salbagos], nr. 27 [solbagas], nr. 24, 25,
29 [salbages], nr. 20 [salbagis]; P [salbazes]; T [salbacos]; SWN nr.
36, 39, 40, 55 [saubacos], nr. 38 [saubacos], nr. 54 [saubages], nr. 51,
53 [saubazos]; SON [sauba£os], nr. 33, 34 [saubagus].
SPATULA: RA nr, 9, 10, 12, 15 Rspalol, nr. 7 apa
[ospal’ol; RB nr. 16 [ospal’g]; F nr. 21 [aspal’o], nr. 27 [aspal’u], nr.
14 [aspal’o], nr. 60 [espalo]; T nr. 45 [espalo]; SWN nr. 36 [aspale],
nr. 53 [espal’o]; SON nr. 58 [espalo], nr. 56 [espallg].
VACCA: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem
Vokal. RA, V [bako]; RB |[bakg]l; F [bako], nr. 14, 19 [bako], nr.
20, 27 [bakul; P, T, SWN, SON [bakgl.
MASSA: RA, V [mas].
CASA: RA [kaz2).
EXAMEN: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem d.
RA, V, RB [osam], nr. 6 [osan], nr. 9 [osxam]; F nr. 14, 19, 20,
22—24,:30 [aSam], nr. 21, 25—29, 60 [aiSam]; P [aisam], nr. 59 [ei-
') Diese Formen sind gebildet von petar-peter. Diese Bildungen erklären
sich durch den Brauch, Fledermäuse zu verbrennen, wobei dann die geängstigten
Tiere diese Töne von sich geben, cf. Mitteilung von Herrn P. Barnils.
?) Ableitung von HIRUNDO.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet
IS)
|
Sam]; T [eisam], nr. 44, 45 [esam]; SWN nr. 36—38, 54, 55 [esam].
nr. 40 [eisam], nr. 39, 51, 53 [aisam]; SON nr. 33, 34 [aisam], nr. 35
[eisam], nr. 58 [asan], nr. 56, 57 [eisan].
CAMERA: RA, V [kambro]; F [krambo|, nr. 19, 30 [kramba]; RB,
P, T, SWN, SON [krambo|.
FLAMMA!): RA nr. 7, 9,10, 12, 15 [flama]; V u RB nr. 16
[flambo]: F nr. 21, 60 [flambo], nr. 27 [flambu], 4 [flambal; T,
nr. 45; SWN nr. 36, 83; SON nr..56, 58 Mambo].
GAMPUM: KAcanr 2021012, 157 kan]; NV[kam]; RB.nr..16
[kamp]; F nr. 21, 27, 60 [kamp], nr. 14 [kam]; T nr. 45, SWN nr. 36,
53, SON nr. 56, 58 [kamp|.
LANA: RA, V [Y’ana]; RB, F, P [Y’ang], nr. 14, 30 [V’ana], nr. 60
[lang]; T lang], nr. 44 [Yang]; SWN, SON [lang], nr. 51, 53 [Yang].
MANUM: RA, V, RB, F, P, T, SWN, SON [ma].
*MONTANEAM: RA nr. 7, 10, 12, 15, V [muntan’o]; RB nr. 16
[muntan’o]; RX nr. 21. 60 [muntan’o]; nr. 14 [muntan’o], nr. 27 [mun-
tan u]; T nr. 45, SWN nr. 36, 53, SON nr. 56, 58 [muntan’o].
SUDARE: RA, V [sua]; RB [seza]; F Istza], nr. 14, 19, 60 |seza];
P Isüzal, nr. 52, 59 [seza]; T [seza], nr. 43, [süza, SWN, SON
[sezal.
S$ 11. a vor palatalisierten Konsonanten.
Im Süden entstand aus a + dem sich aus dem Palatal der
folgenden Konsonantenverbindung entwickelnden i ein [e], im Norden
ergab a + diesem i den Diphthongen [ai] und in einem Teil des
Gebietes durch weitergehende Entwicklung [ei].
BAOTUM: RA, V et], nr. 31 Ifetl; RB fait]; F [feit]; P [fait],
nr. 47, 59 [feit]; T, SWN, SON [fait].
LACTEM: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [Vet]; V [Vet]; RB nr. 16 [Y’ait];
BEn214.019;21, 27 Veit], or. 60 Nait]; T nr. 45 Nait]; ns nr. 36
Nait], nr. 53 [VYait]; SON nr. 56, 58 Nait).
ENCHEEFRA ENT. 09. 10712, 15 el} V lfel; RB’nr. 16 [fa];
nl, 27,27, 60 Ife]; Tnr. 45, SWN nr. 36, 53, SON nr. 56, 58
[taire]?)
NRAGERE: ‚RA nr. 15, 7, 911, 15, 18, 31 [treurs], ur. 6
Itreyula]; V [treurs]?), nr. 17 [traire], nr. 54 [traire.
!) Im Norden liegt FLAMMULA zugrunde.
2) Über [fe], ef. $ 140.
3) Über [treura], ef. $ 142.
28 K. Salow
FRAXINUM: RA nr. 7, 10, 12 [fresa], nr. 15 [frei]; V Ifreso]; RB
nr. 16 [fras]; F nr. 21, 27, 60 [freise], nr. 14 [fresa]; T nr. 45, SWN
ano
nr. 36, 53 [fraise]; SON nr. 56, 58 [fraise].
FASCEM: RAnr. 9 [fes], nr. 10, 12, 15 [fei]; V [fe]; F nr. 14, 21
[fes], nr. 60 [feis]; T, SWN nr. 45, 36, 53 [faıs]; SON nr. 56, 58 [fais].
Die Entwicklung im Süden setzt die Stufen, die wir im Norden
finden, voraus; wir werden für das Katalanische wohl folgende Ent-
wicklungsreihe anzunehmen haben: [ai] > [ei] und dann durch Schwund
des unbetonten Klementes des Diphthongen [el. Formen, wie ‚art
sind nach Saroihandy') noch einige erhalten, die Stufe [ei] wird
dargestellt durch Formen wie forsfeyt?), feyt?), feix neben fex*),
treyt?) usw., die in den Urkunden aus Roussillon ganz gewöhnlich sind.
[frei] und [fei] neben [freso] und [fes] sind nicht lautgerecht, sondern
vom Plural aus neugebildete Singulare®). Was die Form [fras] in
nr. 16 betrifft, so zeigt diese eine im Katalanischen nicht ungewöhn-
liche Reduzierung des Diphthongen ?). Wir finden dieselbe auch in
CAPSA®): RA, V [kaßo]; RB [kaso]; F Ikaiso], nr. 26 [kaisu],
nr. 19 [kaisol, nr. 14, 20, 22 [kaso|. nr. 30 [kasol; P, T, SWN [kaiso];
nr. 51 [kaso]; SON nr. 33—35 [kaiso], nr. 56—58 [kaiso].
Eine scharfe Grenze zwischen der Entwicklung des Nordens
und der des Südens findet sich nur zwischen Narbonnais und Rous-
sillon, im Fenouillet dagegen zeigen die Grenzorte wiederholt kata-
lanische Entwicklungsstufen. Innerhalb des Languedokischen selbst
tritt eine ziemlich konstante Grenze zwischen [ei] und [ai] zutage,
die mit der Grenze zwischen Fenouillet und Peyrepertuses zusammen-
fällt, doch kommen Schwankungen vor. Seinen eigenen Weg ge-
gangen ist
AQUA”): RA, V [aigal; RB nr. 16 Jaigel, nr. 17 [aigol; F laigo],
nr. 20, 23, 26—28 [aigul, nr. 14 [aige]; P, T, SWN, SON [aigo].
I)NGG T219:.852:
2?) Urkunde um 1088. Alart: Doc., p. 23.
>) ib., p. 170. Urkunde 1306 und öfter.
*) Urkunde aus dem Vallespir von 1168. ib., p. 29.
>) Urkunde von 1284/1285. ib., p. 70.
SER abır a, De:
”) Saroihandy: GGI?, p. 850.
®) Fabra, p. 24, erklärt caixa für ein provenzalisches Lehnwort.
°) Clara Hürlimann: Die Entwicklung des lateinischen AQUA in den
romanischen Sprachen. Zürich. Diss., 1903, p. 47 ff.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 29
8 12. Suffix -ARIU.
Im Süden!) ist -ARIU ganz regelmäßig zu [e] geworden, im
Norden dagegen ergab es [yel, wo [y] häufig Palatalisierung des vor-
hergehenden Konsonanten erzeugt hat. -ARIA wurde im Süden [er>].
im Norden aber [yeiro; ‚yero. Schon im den ältesten Urkunden
Roussillons,. in denen vulgärsprachliche Formen auftauchen, wird
-ARIU durch -er wiedergegeben. So heißt es z. B. in einer Urkunde
aus dem Vallespir von 1071?) pascuer = PASQUARIUM, und 1075) tercera,
migera, escuders, cavalers, sesters usw. Die volkstümliche Lautung
schimmert auch in den lateinischen Formen der Urkunden durch,
cf. Formen wie «albergeria, borderia aus der eben erwähnten Urkunde,
und aus einer anderen von 1034 Rodgerius statt Rotgarins neben
Rodger*). Bietet so im Süden die Entwicklung keine Schwierigkeit,
verhält es sich doch anders im Norden. Wir haben hier heute |[ye]
und [yeiro] als moderne Entsprechung des lateinischen -ARIU und -ARIA,
lautlich kann diese Entwicklung nicht sein, da a-+-i in diesem
Gebiet immer nur [ai] und höchstens lei] ergeben kann; [ye] weist
vielmehr auf je] zurück: wie dieses aber in -ARIU hineinkam, ist
eine andere Frage’). In den Urkunden aus Narbonne finden wir von
Anfang an für -ARIU zer, für -ARIA hingegen eyra. cf. den Leudary
vielh de Narbona‘) von 1155, wo man Formen findet, wie assier,
sestier, denier, papier, mercadier usw., aber coteleyras. 1028") findet
sich reberra im Tarn. 1210 erscheinen in den Urkunden aus Nar-
bonne Worte, wie maneira‘) usw., und noch 1297) heißt es dort
mameiras, gleichfalls aus dem 13. Jahrhundert stammt noch mögeira '®).
ier ist nun nach Suchier 1. ec. hervorgegangen aus ver, das seiner-
seits aus eör entsprungen ist. Es ergibt sich demnach, daß in Nar-
bonne die Diphthongierung von [e] im Suffix -ARIU beim Masculinum
erheblich früher eintrat, als beim Femininum. Wir werden deshalb
auch wohl nicht fehlgehen. wenn wir meinen, daß bei der später
!) Über -ARIU im Katalanischen ef. Morel- Fatio: GG L!, p. 675.
2) HGL V, cl. 585.
3) ib., el. 614 und 615.
t) ib., el. 409, 410.
?) cf. Thomas: Ro. XXXI, p. 481— 498 und Suchier: GG I?, p. 796, 797.
6) Mounyes: Cartulaire, Annexes. Serie AA 1871, p. 4—6.
n) HGL V, cl. 388.
9) Mouny&s: Cartulaire, Annexes. Serie AA 1871, p. 8.
Deibe pls:
Syb- »: 207.
30 K. Salow
auch in den weiblichen Formen eingetretenen Diphthongierung das
Masculinum mitgewirkt hat. Aus dem era der Urkunden entstand
so zeira, das sich wiederfindet in dem modernen |yeiro] der Orte
nr. 33—35 und 56—58. In dem übrigen Gebiet hingegen entwickelte
sich zeöra weiter zu [yero].
Beispiele: PRIMARIUM: RA nr.7, 10, 12, 15 [prime]; V [prime];
RB nr. 16 [primye]; F nr. 14 [primyel, nr. 21, 27 [promyel, nr. 60
[promye]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53 [promye]; SON nr. 56 [pramye],
nr. 58 [pramye).
FEBRUARIUM: RA nr. 7, 10, 12 [fobre], nr. 15 [fabre]; V [fobre];
RB nr. 16 [fobryel; F nr. 14, 27 [fedrye], nr. 21 [fobrye], nr. 60 [fe-
bryel; T nr. 45 [feoryel; SWN nr. 53 [febrye], nr. 36 [feoryel; SON
nr. 56 [febryel, nr. 58 [febryel.
JENUARIUM'): RA nr. 7, 10, 12 [zone], nr. 15 [Zane]; V [Zone];
RB nr. 16 [Zanbye]; F nr. 14, 27 [zanbye], nr. 21, 60 [zanbye]; T nr. 45;
SWN nr. 36, 53 [zanbye]; SON nr. 56 [zanbye], nr. 58 [zanbye].
Ableitung von CORDUBAN und SABATA: RA nr. 1—6, 15, 31
[sabste], nr. 9—13 [sobate], nr. 7, 8 [sabate]; V [sebste]; RB nr. 16
[sobatye], nr. 17 [sobatxe]; F [kurdun’e], nr. 14, 20—22, 24, 26 [kur-
dun’e], nr. 20 auch [sobatye]; P [kurdun’e], nr: 52 [kurdun’e]; T [kur-
dun’e], nr. 43 [kurdun’e]; SWN [kurdun’e]l, nr. 38—40 [kurdun’e];
SON [kurdun’e], nr. 58 [kurdun’e].
Franz. JARDINIER: RA nr. 13 [Zerdin’e]; F nr. 23, 25, 30, 60
Zardin’e], nr. 27, 29 [Zardin’e], nr. 14, 20, 24, 26 [zardin’e], nr. 21, 22
zardin’e]; P [Zardin’e], nr. 48, 52 [zardin’e]; T [Zardin’e], nr. 43, 44
zardin’e]; SWN [zardin’e], nr. 33—40 [zardin’e]; SON [zardin’e], nr. 58
zardin’e]?).
IN + *GRANA + ARIA®?)—= Besen: F nr. 60 [angran’ero], nr. 27
[aggren’erul, nr. 14 [eggran’ero]; RB nr. 16 [oygron’ero]; T nr. 45
[eygran’ero]; SWN nr. 36, 53 [aygran’ero]; SON nr. 56, 58 [aygran’eiro].
179%
1) Altkat. giner, cf. Urkunde von 1321. RLR XXXII (1888), p. 416. Da
in Narbonne die alte Form jenoier, jenoyer lautet (Mounye&s, p. 137,1 und p. 123,1),
so ergibt sich, daß das moderne Wort Lehnwort ist.
2) In den Urkunden von Narbonne finden wir ortalas, ortalans, ortalanas,
ortalicia usw. (Mounyes, p. 141, Urkunde von 1276), so daß die Formen als dem
Patois angepaßte französische Lehnwörter erscheinen; nur [urtola] in nr. 19 ist die
richtige Fortsetzung des alten Wortes.
3) cf. auch ital. granata, Ktg°, nr. 4321; auch schriftkatalanisch existiert neben
escombra noch granera.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 31
FEHRRARTN statt CHRASUS: RA’nr. D, 7,9, 10, 12,15 [sirer2];
V [sirere]; RB nr. 16 [siryerol; F nr. 21 [soryero], nr. 27 [soryeru],
nr. 14, 60 [saryero]; T nr. 45 [seryerol; SWN nr. 36, 53 [seryerg];
SON nr. 56 [seryeiro], nr. 58 [soryeiro|.
CAMINU + ARIA = Schornstein: RB nr. 16 [komin’ero], nr. 17 [ka-
min’ero]; F nr. 20, 23, 25, 60 [&imin’erg], nr. 26, 27 [&imin’eru], nr. 22,
29 [öomin’ero], nr. 30 [&omin’ero], nr. 19, 24, 28 [simin’erg], nr. 21 [So-
min’erol, nr. 14 [simin’ero]; P, T, SWN [ömin’erg], nr. 52 bei den
Alten auch [kamin’ero]; SON [eimin’eiro], nr. 34 [&imin’eru].
Die Abgrenzung in der verschiedenen Behandlung des Suffixes
-ARIUS ist eine sehr genaue, sie entspricht der oben angegebenen
Linie. RB gehört auch hier zum Norden. [ye] statt [ye] ist fran-
zösischer Einfluß.
Vlit. au.
Im Süden wurde es zu [o], im Norden blieb es als [au] erhalten.
8 13. Beispiele: PAUCUM‘): RA nr. 1—5, 7—13, 15, 31 [pok];
Demok]; RB nr. 16 |pauk]; F' nr. 14, 19, 20, 22, 25, 30, 60 [pauk];
P nr. 50, 52, 59 [pauk]; T [pauk]; SWN, SON [pauk].
PAUPEREM innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem
Vokal. RA nr. 2—6, 8—13 [pobr], nr. 1,7, 15, 18, 31 [pobr]; V [pobr];
RB nr. 16 [paur], nr. 17 [pobr]; F, P, T, SWN, SON [paur].
AUCAM: RA, V [okol; RB nr. 16 [oko], nr. 17 [auke]; F [auko],
nr. 23, 26, 28, 29 [auku], nr. 14 [auko]; P, T, SWN, SON [aukol.
CAUSAS: RA [kozasl, nr. 3, 4 [kozas]; V [kgzos]; RB nr. 16 [ko-
zos], nr. 17 [kauzos]; F nr. 14 [kauzos], nr. 19—24 [kauzos], nr. 25—30,
60 [kauzes]; P [kauzes]; T, SWN, SON [kauzos], nr. 34, 40 [kauzos],
nr. 33 [kauzus].
AURUM°®): RA nr. 7, 10, 12 [ort], nr. 15 [or]; V [ert]; RB nr. 16;
Br 14,21, 27, 60; T nr. 45’SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [or].
AUDIO: RA nr. 7, 10, 12 [owil, nr. 15 [owil.
Der Übergang von der Gegend mit [au]-Lautung zu der mit
[o]-Lautung ist ganz schroff, er tritt in allen Grenzdörfern auf beiden
Seiten gleichzeitig ein. RB allein zeigt Schwanken infolge seines
sprachlichen Doppelverhältnisses; nr. 16 bietet [pauk] und [paur], aber
!) In den nicht angeführten Orten liegt ein anderes Etymon zugrunde, ef. $ 144.
2) In den Urkunden aus Perpignan gehen die Schreibungen durcheinander,
bald aur, bald or, ef. Alart: Doc., p. 80, causa, ib., p. 85. In den Urkunden von
Narbonne durchweg Schreibungen mit au, cf. aucas: Mounye&s, p. 205, 1; causas,
ib., p. 204,1, paubres, ib. [or] im Norden ist natürlich franz. Lehnwort.
32 K. Salow
lokal; nr. 17 dagegen [auke] und |kauzos.. Wenn wir in Roussillon
in so starkem Maße die Lautung [pobr] finden, so ist das ein Einfluß
des schriftfranzösischen pauvre, ähneln sich doch beide Worte in
ihrer Aussprache sehr, ebenso ist [kozas] neben [kozas] zu beurteilen.
Formen, die mit den entsprechenden französischen keine Ähnlichkeit
zeigen, sind von dieser Beeinflussung freigeblieben, cf. |pok] gegen-
über peu und [ok»] gegenüber ove.
Vi. [o].
Im Norden sowohl, wie im Süden ist [g] unverändert geblieben,
auber vor n, palatalisierten Konsonanten und sekundär entstandenem
ul. [o] vor n ergab in beiden Gegenden [u], vor palatalisierten Kon-
sonanten trat im Norden Diphthongierung des [o] ein, im Süden
wurde es zu [u]; vor sekundärem [u] blieb es im Süden unverändert,
im Norden wurde es zu [a] und in einigen Worten trat auch hier
Diphthongierung des [0] ein.
Beispiele: S 14. [o] außer vor Nasal, Palatal und se-
kundärem u.
COLAPHÖS: RA.nr. 7, 10, 12, 15: [kops]; "V [kopsl; RB’26
Konr. 14,721; 27,60: Enr. 45; SWN nr. 36, 53::SON ar. 562 kalsı
JOCUM: "RAnr. 7, 10,12, 15: V; RB nr./16; F nr: 14.7207:
60-2 nr. 45555WN nr 36.53; SON nt: 56,58 1z08l:
GROSSAS: Innerhalb Exspirationsgruppe vor stimmhaftem Konso-
nant. RA, V, RB [grosas], nr. 11 [groses], nr. 15 [gross]; F [grosas],
nr. 29, 30, 60 [grose]; P, T, SWN [grosel; SON nr. 33, 34 [grose],
nr. 35 [groseil, nr. 57 [groseil, nr. 56 [grosos], nr. 58 [grosoil.
LINTEOLUM: Singular und Plural. RA nr. 7, 10, 12, 15 [Yinsols],
nr. 9 [insol]; V [insel]; RB nr. 16 [Vinsols]; F nr. 21, 27 [Vansol],
nr. 14 [Y’ansols], nr. 60 |insolsl; T nr. 45 [lensolsl: SWN nr. 36 [lan-
soll. nr. 53 [’ensoll; SON nr. 56, 58 [lansol].
COLLUM: RA nr..7, 9.10, 12, 15: N: RB nr 16 Ikol nır
14, 21, 27 [kol’], nr. 60 [koll; T nr. 45 [kol]; SWN. nr. 36 [kol], nr.
53 [kol/]; SON nr. 56, 58 [koll.
COR:, RA, V [kort], nr. 11 .|kort], nr. 31.[kor3]; BBikorlzr
[korl, nr. 14, 25, 26 [kor]; P, T, SON, SWN [kor], nr. 39, 40 [kore].
HOMINEM: RA, V, RB [oma], nr. 5 [oma]; F [ome], nr. 19, 20,
21 [oma]; P, T, SWN, SON [ome], nr. 36, 41 [ome].
DOMINA: RA, V [dom].
" TROPAS oder TURBAS innerhalb Exspirationsgruppe vor stimm-
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 33
Kaltem "Konsonant. ‘RA nr. 7, 8, 10, 12, 15; V, RB nr. 16 [tro-
basl; F nr. 14, 21 [trobosl, nr. 27 [trobes], nr. 60 [trobel; SWN
nr. 53 [trobe]').
Scl5nlol vorn.
In beiden Gegenden wurde hier [0] > [ul.
BONUM: Innerhalb Exspirationsgruppe vor anlautendem |g]. RA,
WeRB,H. PT SWN, SON [bu].
BONOS: RA, [bus], nr. 1, 6lbos]; V, RB, FE, T+P, SWN, SON
[bus], nr. 24, 27 [buni].
BRONDEM: RA, V,. RB, BR, pP, T.:SWN, SON [run].
RONTEM:; RA, 'V, RB, E, P, T,:SWN,.soN [fun], nr. 29 [funt].
BONREME BA cnT: 77, 10,12,155 V [pn]; RB'nr. 16 [punt];-.E
nr. 14, 21, 27 [pun], nr. 60 [punt]; T nr. 45 [punt]; SWN nr. 36 [pun],
nr. 53 [punt]; SON nr. 56 [punt], nr. 58 [pun].
MONTEM?— Bündel: RA nr. 7, 9 [mun]. [0] ist vor n augen-
scheinlich schon früh?) geschlossen worden, so daß es die Entwick-
lung von [9] mitmachen konnte.
S 16. [o] vor palatalisierten Konsonanten.
Im Süden wurde [o] unter Einfluß des folgenden Palatals immer
geschlossener gesprochen und ergab schließlich [u]; mit dem aus dem
Palatal hervorgegangenen [i] bildet [u] einen Diphthongen, der aber
in einigen Fällen zu einem einfachen Vokal reduziert wurde, indem
der eine Bestandteil infolge seiner Unbetontheit schwand; gewöhnlich
war es das i, das so zugrunde ging, manchmal findet es sich aber
auch, daß [u] geschwunden ist, nachdem vorher Akzentverschiebung
eingetreten war. Im Norden ist [o] vor folgendem Palatal diphthon-
siert worden und ergab üo > üe*); mit dem i, das sich aus dem
folgenden Palatal entwickelte, verband es sich dann zu dem Triph-
thongen üe:, daraus entstand durch gegenseitige Assimilation der
beiden ersten Bestandteile &°), eine Stufe, die heute noch im Dep.
Creuse usw. existiert‘); darauf trat durch den Einfluß des i auch
') nr. 45 zeigt |trape], nr. 36 [trapos], nr. 58 [trapes], nr. 56 [trapeil, Formen,
die wahrscheinlich mit germ. TRAPPA zusammenhängen, cf. franz. attraper ; prov.
portug. trapa; ital. trappola.
?) Meyer-Lübke: Grammatik I, S 184 setzt schon für das Vlt. MONTE an.
3) ef. Lindsay: Die lat. Sprache, p. 36, 37.
Snsuchier: GG I?,.p. 128
>) Meyer-Lübke: Grammatik I, $S 193.
6) ALF, carte 1342, la trwie,—|tre] usw. und Krüger: $ 33.
34 K. Salow
beim & Entrundung ein, und wir erhalten die in unserer (regend
übliche Form [eil. Vor den präpalatalen Engelauten [2] und [s] ist
schließlich auch noch das i von [ei] durch Assimilation an diese ge-
schwunden, und von dem einstigen Triphthongen ie ist nur noch
[e] übrig geblieben.
OCTOE BA, Vlbuutls RBB, TER ESWNZSONIheit!
HODIE: RA, V [abuil; RB nr. 16 [abeil, nr. 17 [bei]; F nr. 14,
19, 20, 22—24 [abei], nr. 21, 25—30, 60 [bei]; P, T, Su. en [bei]').
*TROJA®): RA, V [truza]l; RB [trezo]; F [trezg], nr. 14 [trezo],
nr. 26 [treZu], nr. 19 [treiza]; P, T, SWN, SON a nr. ee Itrezu].
COCTUM°’): RA, V [kuit]; RB nr. 16 [keit], nr. 17 [keit]; F [Kgit),
nr. 25, 60 [keit]; P, T, SWN, SON [keit].
NOCTEM): RA nr. 1, 2,4, 5,711, 15,.18, 31 [nit], arzago
9.10, 12, 13. net]; V. [net] RB, EP, DI SWN. SON Ineil
*PLOVIA: RA, V [pluza], nr. 31 [pluzil; RB nr. 16 [plez>], nr. 17
[pleizo]; F nr. 21, 23, 24, 26-28 [plezu]; nr. 20, 25, 29, 60 [plezo],
nr. 22. [plezo], nr. 14, 19, 30 [pleze]; P, T, SWN, SON [plezo].
CoXA: RA, V [kusa]; RB nr. 16 [keso], nr. 17 [keiso]; F nr. 25,
2830, 60 [keisol, nr. 20, 21, 23, 26, 27 Ikeisu], nr. 22, 24 |keso|,
nr. 19 [keisa], nr. 14 [keso]; P [Keiso], nr. 50, 52 [keso]; T, SWN, SON
[keiso], nr. 51 [keso].
CORIUM: RA, V [kuiro]; RB [ker]; F [ker], nr. 29 [kerel; P [ker];
!) 1302 in einer Urkunde aus Roussillon »u, cf. Alart: Doe., p. 147.
2) 1288 in Roussillon truiya, 1303 truya, ef. Alart: op. eit., p. 95 und 149.
In Narbonne 1153 truejas, ef. Mounyes, p. 5, 1.
3) In Roussillon um 1284, 1285 cuyt, ef. Alart: Doc., p. 70, 156, 230, in
Narbonne heißt es 1288 cueitz, cuetz, ceueg, ef. Mounyes, p. 164. [koit] neben [keit]
dürfte seine Erklärung finden durch den Einfluß, den die Formen des Verbums aus-
übten, wo auf [o] nicht © + Kons. folgte und daher die Diphthongierung unterblieb.
1) 1296 nuyt, ebenso 1284. Alart: Doc. p. 115 und 69. In Narkonne 1232
nueiz, cf. Mouny&s, p. 23,2. Eine der von NOCTEM ähnliche Entwicklung scheint
GYPSUS durchgemacht zu haben: RA nr. 2, 6, 7, 9—13, 15, 31 [gis]; V [gis]; RB [geiS];
F ar. 19 [Zeis], nr. 60 [geiß]; P [geis], nr. 59 [Zeis]; T |Zeis], nr. 44, 45 [geis];
SWN [ZeiS], nr. 36 |Zeis], nr. 51, 53 [geis]; SON [eis], nr. 33 [geis]; andere Formen
cf. Mistral. TF unter gip. Meyer-Lübke: Grammatik I, $ 458 gibt GIPSUS
als Grundwort an, doch ist das völlig unmöglich, cf. ital. gesso. Saroihandy:
GG 12, p. 851, Anm. 4 möchte für das Katalanische * GUPSUS ansetzen, das würde
dem Katalanischen auch genügen, indem in guwix dieselbe Akzentverschiebung ein-
getreten wäre, wie in nwit. In Narbonne heißt das Wort 1249 geys, cf. Mounyes,
p. 48,2. Die modernen Formen des Nordens vermag ich infolge des Nebeneinanders
von |g] und |Z] nicht zu erklären.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 3
ar
T iker], nr. 43 [kere], nr. 46 [kere]; SWN nr. 38 [ker], nr. 53, 54 [ker],
nr. 39, 40 [kere], nr. 36, 37, 55 [kxer]; SON [kyer]').
COCERE: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [koura]?); RB nr. 16 [koire];
Bann. 521, 27 [koire]®), nr. 14 [koiro], nr. 60 [keirel; T nr. 45; SWN
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [keire].
BCULUM: RA, V mi RB [el]; Ele], nr. 60.[el]; P [el nr.
47 fell; T [ell; SWN [et], nr. 51, 53 [el]; SON [ell.
* FOLIAS: RA, V [fullos]; RB nr. 16 [fel’es], nr. 17 [fel’os]; F
. [fel’es], nr. 14, 1922 [fel’as]; P Ifel’es]; T, SWN, SON [fel’os], nr.
34 |fel’os).
In der Ausdehnung sind beide Arten der Entwicklung in der
in den Vorbemerkungen gesagten Weise scharf geschieden. RB geht
mit dem Norden. [e] und [ei] als Reste einer früheren Diphthon-
gierung des [9] ist eines der Kriterien, die die modernen Mundarten
in Languedok und Roussillon am schärfsten trennen. Die modernen
katalanischen Formen lassen sich schon alle in Urkunden des 13. Jahr-
hunderts nachweisen, ebenso die diphthongischen oder triphthongischen
des Nordens in dem Cartulaire de Narbonne. Wenn wir neben alt-
katalanischem nut modernes [nit] finden, so hat Saroihandy') das
richtig durch Akzentverschiebung erklärt, und zwar wurde hier im
zegensatz zu der gewöhnlichen Art der Akzent auf den Teil des Diph-
thongen verlegt, der am wenigsten sonor war und das ursprünglich
betonte u schwand. In der alten Sprache ist das nicht immer so
gewesen; wir finden bisweilen auch bei NOCTEM die gewöhnliche
Art der Reduzierung, wie z. B. Formen, wie nutz, aus den Urkunden
von Perpienan (1302) es zeigen?).
Halbgelehrt ist H ROLOGIUM®): RA nr. 9, 10, 15 [rel’og9], nr. 7,
12 [ral’g&2]; RB nr. 16 [rel’089]; F nr. 14, 21 [rel’gca], nr. 27 [relgco],
nr. 60 [orlocel; T nr. 45 [orloca]; SWN nr. 36 [grloeel, nr. 53 [roloze];
SON nr. 56 [rolgeel, nr. 58 [orloce.
') [kyer] erklärt sich aus cxer durch Entrundung des [ül. In Narbonne
heißt es im 13. Jahrhundert cuer, cf. Mounye&s, p. 208,1 usw., in den Urkunden
aus Roussillon finden wir wiederholt curs, ef. Alart: Doc., p. 81 und p. 139.
2) cf., 8 69.
ech 8.149.
%) GG I? p. 851 und 854.
DEN arte. Doc p. 146;
6) Formen, wie [r9l’9&9] usw. entsprechen wegen ihres Vortonvokales einem
vlt. *HORILOGIUN, das wohl durch Kreuzung aus HOROLOGIUM und ORILEGIUM ent-
standen ist.
85
36 K. Salow
S 17. [ol vor sekundär entstandenem u, das aus einem
im romanischen Auslaut stehenden v hervorgegangen ist‘).
Im Süden bleibt es immer [0] und bildet mit dem u einen
fallenden Diphthongen; im Norden dagegen finden wir zwei ver-
schiedene Entwicklungen nebeneinander. Im einer Reihe von Bei-
spielen ist nämlich [o] vor u in einem Teil des Gebietes zu [a] ge-
worden, in anderen aber trat Diphthongierung des [o] ein; [0] > [üo] >
ig] > [yo] durch Entrundung des ersten Elementes des Diphthongen
infolge von Dissimilation zum zweiten. Der Grund der verschiedenen
Entwicklung trotz gleichartiger Verhältnisse ist mir nicht ersichtlich.
"PLOVERE: RA, V, RB [plouro], nr. 31, 32 [plauro]!?; F [plaure],
nr. 19 [plourol; P [plaure]; T [plaure], nr. 41 [ploure]; SWN [ploure],
nr. 39, 53 [plaure]; SON [ploure], nr. 33, 34 [plaure].
=PLOVIT: RA, 'V, RB [plou], nr. 31, 32 jplau]!2: F, pP pa:
SWN [plou], nr. 53 [plau]; SON [plou], nr. 33, 34 [plau].
NOVUM: RA, V, RB [noul; F nr. 19, 22 [noul.
NOVEM: RA, V, RB [noul; F, P [nau]; T [nau], nr. 41 [nou];
SWN, SON [noul, nr. 53 [nau]
DECEM ET NOVEM: RA [dezanou], nr. 2, 6, 7, 10, 15 [dezenou],
nr. 5 [dazenoul; V [dezenoul; RB [dezanoul; F.nr. 19, 21, 22, 29 [dez>-
nau], nr. 23, 26, 30 [dezanau], nr. 25, 27 [dezanau], nr. 14, 24 [dezo-
naul, nr. 60 [dezenau], nr. 20 [dszenau]; P nr. 50, 59 [dezenau], nr. 48
[dezanau], nr. 52 [dezanaul, nr. 47 [dezenaul, nr. 49 [dozonaul; T
nr. 41—43 [dozonoul, nr. 44, 45 [dozonaul; SWN [dozonoul, nr. 53
[dozonau], nr. 51 [dezonou], nr. 40 [dezongu], nr. 36 [dezenaul; SON
nr. 56—58 [dozonou], nr. 33, 34 [dezenou], nr. 35 [dozenoul.
DIEM JOVIS: RA, V, RB [dizeus]; F, P [dizaus]); T [dizaus],
nr. 41, 42 [dizous]; SWN [dizous], nr. 53 dizaus]; SON [dizous].
Eine leidlich genaue Scheidung der Lautungen [au] und [ou]
findet sich nur zwischen Roussillon und Fenouillet, nach dem Nar-
bonnais hinzu existierte eine Grenze überhaupt nicht, da [ou] im
Narbonnais bis zum Termenes hin vorherrscht, eine Tatsache, die
umso auffälliger ist, als gewöhnlich das Fenouillet mit dem Süden
zusammengeht und die Grenze zwischen Narbonnais und Roussillon
bestehen bleibt.
Die Diphthongierung des [go] vor u zeigen:
') Für anderweitig entstandenes u fehlen Beispiele, ef. Örescini, Manua-
letto?, p. 18.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 37
*5um): RA, V [ou]; RB, F, P, T, SWN, SON [you].
BOVES innerhalb Exspirationsgruppe nach auslautendem [z], I]:
RAR V [bous], nr. 1,4, 15,18, 31 [bous]); RB [byous]; P, T, F, SWN,
SON [byous], nr. 19—21, 33, 48, 51 [byous)].
Bei dieser Entwicklung ist die Scheidung von Norden und Süden
ebenso scharf, wie bei der von [o] vor palatalisiertem Konsonant, sie
entspricht genau dem oben beschriebenen Bündel. Daß in diesen Worten
die Stufe [üo] erhalten blieb, liegt vielleicht daran, daß ein u folgte
und nicht, wie bei Palatal + Konsonant, ein präpalataler Laut. Aller-
dings finden sich auch in Narbonne in den Urkunden Formen, wie
bueu usw., das gewöhnlichere ist aber buonr, ou, uou, z. B. 1153 buous
neben truejas”), 1271 ous und huous*”), 1273 cuer de buou*) usw. Eine
nicht lautgerechte Behandlung von [0] tritt zutage in
ECCH HOC und BCCUM H0C: RA,YV [880l; RB, F, P, 'T, SWN,
SON [akol, nr. 28, 47, 49, 50, 51, 58 [akol. '
Die Erklärung dieser Abweichung liegt darin, daß das Wort
meist satzunbetont ist?).
Vit. |o].
Im Norden ist [o] in allen Stellungen in der Regel zu [u] ge-
worden. Im Süden haben wir mehrere Entwicklungen nebeneinander,
ohne daß ich den Grund dieser Abweichung angeben könnte. Wir
finden einmal auch die Entwicklung von [o] > [u], daneben aber die
der von [e] > [e] parallellaufende von [o] > [o], und schließlich eibt
es noch einige Worte, in denen [o] vor K’ zu [e] wurde.
Beispiele: 818. [ol > ul.
LUPUM: V, RA, RB, F, P [up], nr. 60 [up]; T [up], nr. 44
Wupl, SWN, SON [lup], nr. 51, 53 [up].
DUPLUM: RA nr.7, 8, 10, 15 [dubblo], nr. 12 [dupplo]; V [duppl];
RB nr. 16 [dupplo]; F nr. 14, 21 [duppl»], nr. 60 [duppl], nr. 27 [dub-
blol; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [dupplel.
DUODBEEINE- IRA nr..7,.8..10, 12.15 [dudz3];, V' [dutsa]: RB nr.
16 [dutsel; F nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON
nr. 56, 58 [dutse]
!) Meyer-Lübke: Einführung, p. 113, Lindsay, p. 38, 60.
2) Mouny2&s, p.5,1.
ib. .2> 107, 1 und 2.
%) jb,, p. 15,1.
°) Meyer-Lübke: Grammatik I, $ 184.
38 K. Salow
* TOTTA'): RA, V, RB [tuto]; F [tutol, nr. 30 [tute], nr. 60
(tuto]; P, T [tuto]; nr. 44 [tutel; SWN [tuto], nr. 36 [tut], nr. 38
[tutel; SON nr. 33—35 [tuto], nr. 56—58 [tuto].
GENUCULUM: BA’nr. 9, 10722, 152V, RBianr. 16; Reale
21, 27 [Zinul), ar. 7 [Zenul‘), nr. 60 [Zinul]; T nr. 45, SWN nr. 36;
SON nr. 56, 58 [Zinul], nr. 53 [zinul).
NEPOTEM: RA [n»but], nr. 1, 2 [nabotl; V [nebut); RB, HE
Inobut], nr. 14 [nebut], nr. 25, 30, 60 [nebutl; P [nobut], nr. 48 [ne-
but]; T [n»but], nr. 41, 42 [nebutl; SWN [nabut], nr. 53, 55 [nebut];
SON nr. 33—35 [n»but], nr. 56—58 [nebut].
JUVENEM: RA, V, RB [zubo], nr. 1, 2 [20oba]; F [Zuba], nr. 30,
60 [zubel; P [zube], nr. 48, 49, 52 [zube]; T [zube], nr. 43 [zubo];
SWN [zuba], nr. 53 [zube]l; SON [zuba], nr. 56, 58 [zubel.
GUSTUM: RA, V, RB, F, P, T, SWN, SON [gust].
EURNUM: RA Hurn]; nr. 2, 6 fur]; Velum]; RB, Re
SWN, SON [fur].
CALOREM: RA nr. 7, 9, 15 [kalul, nr. 10 [kalo], nr. 12 [kalo];
volkolu]l; "RB nr: 16’ [kan]; Enr. 14>23,.27, 607.7 nr745 u
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [kalu].
BLUMBUM: RA nr. 7, 10,12, 153 V,RB'nr2165 EP nradzae
27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [plum|.
CARBONEM: RA, V [korbul, nr. 15 [karbul; RB nr. 16 [karbo],
nr. 17 [karbu]l; F [karbu], nr. 19, 20 [karbo]; P [karbul, nr. 47, 48
[karbo]; T, SWN, SON [karbul.
* MULTONES: V [mutuns]; RA nr. 7, 12, 15; RB nr. 16; Fir.
14, 21, 27,60; T or. 45; SWN nr..36, 53; SON nr. 56, 58 mmmus]
nr. 10 [mutos].
SAPONEM: RA, V [sobu], nr. 1 [sebo]; RB [sobo]; F [sabu], nr.
19 [sabo]; P [sabu], nr. 47, 48 [sabo]; T, SWN, SON [sabu].
$ 19. Die für den Süden charakteristische Entwick-
lung von [o] > [eo].
HORA°): RA, V [oral]; RB, P,T, SWN, SON, F [uro], nr. 14, 30
[ure], nr. 34 [urg].
PONERE: RA [ponro], nr. 2, 3 [ponro], nr. 15 [punra]; V [ponr>];
RB, F, P, T, SWN, SON [pundre], nr. 17 [pundro], nr. 33 [pondre].
') Die weite Ausdehnung des auslautenden [a], sowie [e] statt [9] erklären
sich durch den Einfluß der Schriftsprache.
2) Diese Formen in MEDIAM HORAM erhalten, in UNAM HORAM nr. 23, 24, 26,
27 [uru], nr. 34 [urg].
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 39
SUBTUS: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem
oa RA nr. 10, 12,'155-V [sotl.
In diesem letzten Fall ist die Abgrenzung zwischen der nörd-
lichen und südlichen Lautung im allgemeinen mit dem oben an-
gegebenen Linienbündel identisch. Abweichungen kommen freilich vor;
so zeigt nr. 15 d.h. Tautavel hier einmal die nördliche Lautung in
[punro], was in dem Ort sonst nicht häufig ist; hingegen zeigt
nr. 33 [pondre], also die südliche Entwicklung, was sieh bei ihm
öfter zeigt.
S 20. [o] + K’ zu [eu]!) entwickelt finden wir in
CRUCEM: RA, V [kreul; RB nr. 16 [kreu], nr. 17 [kruts]; P, F,
T, SWN, SON [kruts].
VOCEM: RA, V [beul; RB nr. 16 [beu], nr. 17 [bwes]; F [bwes],
nr. 19, 20 auch [beul; P, T, SWN, SON [bwesl.
Man hat folgenden Gang für diese Entwicklung angenommen:
[ou] > [ou] > [eu]. In den Urkunden des 14. Jahrhunderts läßt
sich in Roussillon noch ou”) nachweisen. Was die Ausdehnung dieser
Lautung [eu] betrifft, so hält sich dieselbe innerhalb der gewöhnlichen
Grenze. Wenn wir in nr. 19, 20 jetzt auch die südliche Lautung
neben der sonst im Norden gebräuchlichen finden, so ist das eine
junge Erscheinung, die durch den modernen Verkehr hervorgerufen
ist. [bwes] ist natürlich französisches Lehnwort, aber darum in-
teressant, daß es noch nicht die moderne französische Lautstufe |wa]
zeigt; im Norden finden wir gewöhnlich diese ältere Stufe [we], im
Süden dagegen meist [wa]. Zu bemerken ist noch, daß sich weiter
westlich auch noch [buts]*) findet.
Unregelmäßig in bezug auf die Behandlung des betonten [o| ist
=60NOSCHRE>): BA nr. 7, 10, 12,15, V [kunesa]; RB nr. 16
MBabra! 922.
?) Schädel: Untersuchungen zur katalanischen Lautentwicklung. Halle.
1904, pP. 9.
®) cf. erou, 1306 und 1310 bezeugt. cf. Alart: Doc., p. 165 und 205; aber
1462 veu, cf. RLR LI (1908), p. 287. Zu beachten ist der Reim von brou = germ.
BROD zu creu, cf. Mussafia: Sieben weise Meister v. 1054 und 1055.
1) Krüger: Sprachgeographische Untersuchungen, $ 37 und Anglade:
Parler de Lezignan, p. 171.
°) Saroihandy: GGI?, p. 852, Anm. 1, möchte es durch Dissimilation des
betonten o zum unbetonten erklären; das erscheint mir aber recht zweifelhaft. In
den Urkunden herrscht das bunteste Durcheinander. 1295 regoneixer, ef. Alart:
Doe., p. 106; 1318 regoneys, aber regonoxwement, regonoxenses, RER XXXII (1888),
40 K. Salow
[kunesi]; F nr. 14 |kuneso], nr. 21 [kunese], nr. 27 [kuneise], nr. 60
[kuneise]; T nr. 45 [kuneise]; SWN nr. 36 [kunesa], nr. 53 [kunese];
SON nr. 56 [kunestre], nr. 58 [kuneise].
Vit. [u].
Dem Vlt. u entsprechen in der Moderne im Norden ein [ül, im
Süden [ul. Es fragt sich jedoch, wie die Verhältnisse im Mittelalter
lagen und welchen Lautwert damals die Schreibung u repräsentierte.
Nach Suchier und Meyer-Lübke lautete auch schon im Mittel-
alter der Buchstabe u auf französischem Boden [ü]; beide weichen
aber voneinander in der Datierung des Eintritts dieser Lautung ab.
Suchier setzt denselben schon ins 4. Jahrhundert, Meyer-Lübke
meint dagegen, er wäre im 11. Jahrhundert noch nicht überall durch-
geführt gewesen. Für das Provenzalische ist nach ihm der terminus
post quem des Eintritts die Lostrennung des Katalanischen vom Pro-
venzalischen; er glaubt also, dab das Katalanische den lateinischen
u-Laut stets beibehalten hat. Ganz anders Suchier, der sich
folgendermaßen darüber äußert: „Wenn die Katalanen und nördlichen
Angelonormannen für ü wieder den lateinischen Laut angenommen
haben, so handelt es sich um Lautsubstitutionen unter dem Einfluß
fremder Lautsysteme'). Diese Ausführungen richten sich insonderheit
gegen die von Meyer-Lübke angegebene Zeitbestimmung, und wie
mir scheint, mit Recht; denn für die Lostrennung des Katalanischen
vom Provenzalischen und deren etwaige Zeit bleibt Meyer-Lübke
den Beweis schuldig. Ob allerdings Suchiers Meinung, daß das
Katalanische auch einst [ü] gesprochen habe, zutrifft, scheint mir
zweifelhaft. Man sollte dann doch, wie auch Meyer-Lübke aus-
führt, erwarten, daß an irgendeinem Ort des ganzen Sprachgebiets
sich diese [ü]-Lautung gehalten hätte; dem ist aber nicht so, nicht
einmal an der äußersten Grenze nach dem Provenzalischen zu, wo
an mehreren Stellen in ganz nahe gelegenen, durch keine Gelände-
p: 158; 1319 conexensa, ib., p. 164; 1321 regonoguen, ib., p. 416; 1323 regonech,
ib., p. 543. Da also auch in Stellungen, wo [o] unbetont war, die Dissimilation
nicht immer wirkte, scheint mir Saroihandys Meinung nicht zutreffend zu sein:
Meyer-Lübke: Gramm. II, S 190, meint, daß diese Dissimilation erst in den
endungsbetonten Formen des Verbums eintrat und dann auf die stammbetonten
übergriff; das scheint mir viel wahrscheinlicher.
) Suchier: cf. GG I?, p. 729, ferner ist zu vergleichen: Meyer-Lübkel,
$S 49, Crescini: Manualetto, p. 21 und Meyer-Lübke: Melanges Wilmotte.
Paris. 21910 Pau.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 41
schwierigkeiten irgendwie getrennten Grenzorten beide Lautungen auf-
einanderstoßen, ohne daß eine Mischung stattgefunden hätte. Die
Orte nr. 16 und 17, in denen sich [u] und [ü] resp. [oe], die Weiter-
entwicklung von [ü], nebeneinander finden, können nicht als Beweis
für die Substitution von [u] an Stelle von [ü] dienen, da deren Sprach-
verhältnis nicht klar ist und man nicht sagen kann, ob das Katala-
nische oder Provenzalische hier die ursprüngliche Sprache ist'). Für
nr. 17 ist außerdem noch zu bemerken, daß es zwar den [u]-Laut in
der Mehrzahl der Fälle aufweist, aber denselben weiter zu [o] > [o]
entwickelt hat, ganz analog des Wandels von [ü] > [e] im Norden,
eine Erscheinung, die Roussillon sonst nicht kennt. Ferner ist zu
beachten, daß allem Anscheine nach zur Römerzeit im Norden und
Süden verschiedene ethnologische Verhältnisse vorlagen, d.h. daß in
Roussillon, ebenso wie in Katalonien ?), eine iberische Grundbevölke-
rung direkt romanisiert wurde, in der Narbonensis dagegen eine ibe-
rische Bevölkerung, die vorher keltisiert worden war?). Die Ent-
wieklung des lateinischen u scheint mir demnach in unserer Gegend
diese gewesen zu sein: Im Süden blieb es alle Zeit [u], wie i [il
blieb, im Norden wurde es [ül, ob durch keltische Lautsubstitution
oder nicht, wage ich nicht zu entscheiden. Dieses [ü] entwickelte
sich in einem Teil der Gegend weiter zu [e]. Mit einem sekundär
entstandenen i bildet [u] im Süden und [ü] im Norden einen fallenden
Diphthongen; in einem Teil des Nordens ist aber bei demselben
Akzentverschiebung eingetreten, wodurch [üi] > [wi] wurde. Dafür
aber, daß man im Mittelalter tatsächlich [ü] sprach, scheinen doch
Formen wie [piuzo] —= PULICEM und [tyul] = GULUM sehr zu sprechen.
Beispiele: $ 21. *VENDUTA: RA, V [banuda], nr. 15 [banud?];
RB nr. 16 [bondüdo], nr. 17 [benduda]; F nr. 14 [bendüdo], nr. 22,
2426, 29, 60 [bendüdog], nr. 20, 21, 27 [bendüdu], nr. 19, 30 [bendado],
nr. 23 [bendüdo|; P [bendüdo], nr. 47, 52 [bendedo]; T, SWN, SON
[bendado], nr. 33 [bendeedu].
SUDO: RA, V [suil; RB nr. 16 [sezil, nr. 17 [suzi]l; F nr. 14,
B75205725,.27 293.60 Se], nr. 21,22, 24—26, 30 [süzil; P, T,
SWN, SON [sezi], nr. 43, 48 [süzi].
CRUDA: RA, V |krua]; RB nr. 16 [krüzo], nr. 17 [kruzg]; F nr.
!) Teil II, $$ 42 und 48.
2) Windisch: G@I?, p. 389.
cf. II, $M.
42 { K. Salow
14, 19 [krüzo], nr. 20, 21, 23, 24, 2628 [krüzul], nr. 22) 25, 30,60
[krüzo], nr. 29 [krezol; P [krezol, nr. 48, 50 [krüzo]; T [krezo], nr.
43, 44 [krüzol; SWN, SON [krezo], nr. 34 [krezgl.
SANGUISUGA: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [sunsugs]; V [sunsugo];
RB nr. 16 [sunsegol; F nr. 21, 27, 60 [sansügg], nr. 14 [sansego];
T nr. 45 [sans@o]; SWN nr. 36, 53, SON nr. 56, 58 [sansago].
LACTUCA*): RAynr. 2, 3, 8-10, 12, 13, 31 [’otuga], nr. 1 Van],
nr. 15, 18 [Veituga]; V Wotugo]; RB nr. 16 [Veitügo], nr. 17 [Yeitug ol;
F [Veitügg], nr. 14 [Veitügs], nr. 27 [V’eitügu], nr. 60 [leitügo]; P|V eitügo 0].
nr. 59 [laitügo], nr. 52 Naitoego|; T [laitoegg], nr. 43, 44 [laitügo]|, nr. 45
Ilektero]; SWN [laitegol, nr. 36 [laitüge], nr. 51 Veitego]. Dr. 53
Naitegat], nr. 35 [laiteat|, nr. 39 [lektero|; SON Jlaitego], nr. 58
laiteo], nr. 34 leitüat], nr. 33 [leteero].
* AOUCULA: RA nr. 10, 12, 15 [agul’o], nr. 7, 9 [ogul’a]; V [agul’2];
RB nr. 16 [agel'o]; F nr. 14 [agel’o], nr. 21, 27 lagül'o], nr. 60
lagülg]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 lagel'ol.
PURUM: RA, V [purt]; RB nr. 16 [per], nr = [por]?); F [pür],
nr. 19 |peer], nr. 29 pere]; P [pür], nr. 52 nl: T [per], nr. 43, 45
[pür]; SWN [per], nr. 39 [pere]; SON [per], nr. 34, 35 [pere].
*PURGA°): RA, V [purgel; RB nr. 16-[pürgo], nr. 17 [purgo];
F |pürgg], nr. 14 [pürga], nr. 26, 27 [pürgu]; P [pürgo]; 'T [pürgo],
nr. 41, 42 [pergo]; SWN [pergol, nr. 51, 53 [pürgo]; SON [peergg],
nr. 34, 58 |pürgol.
DURA: RA, V [dur]; RB nr. 16 [düro], nr. 17 [duro]; F nr. 14, 19
[aura], nr. 20,22, 25,29, 30, so [dürg], nr. 21, 23, 24, 26-—-28 [düru];
P nr. 48—50 [düro], nr. 47, 52, 59 |deero]; 'T [dero], nr. 43, 44 [düro];
SWN, SON [dero], nr. 34 ne
EUMUM: "RA nr. 7, 9%710, 12, 15,0V un]; "BRBnr. 167m]:
Ronr.J4, 21,27, 60 um]; 2nr. 455, SWN nr 36; SON TnR 502
lfoem], nr. 53 |feemado].
PLUMA: RA, V [plums]; RB nr. 16 [plemo], nr. 17 [plomo]; F
nr. 14, 20—25, 60 [plümo], nr. 19 [plemo], nr. 26, 27 [plümu], nr. 30
[plüms], nr. 29 [plemu]; P [plümo], nr. 47, 52 [plemo]|; T [pleemo],
nr. 43 |plümo]; SWN, SON [plemo], nr. 51 [plümo].
') Nicht mit LAC zusammenhängende Worte finden sich in nr. 4, 6, 7, 10, 11,
15, 18, 20 = |syam| und nr. 4, 5 auch [oskorolo], nr. 7 auch [askarole].
>) ef. auch [oskot] $ 25 und [banget] $ 81 [dil’os] $ 91.
®) Verbalsubstant zu PURGARE.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 43
LUNA: RA, V [une]; RB nr. 16 [üno], nr. 17 [Yung]; F nr. 20,
21, 22, 25, 29, 60 [l’üno], nr. 23, 24, 26—28 [’ünu], nr. 14, 19, 30 [’üno];
P [üno], nr. 47, 59 [Yoeno]; T [eng], nr. 43 [lüng], nr. 44 [eng];
SWN, SON [leno], nr. 54 [loene], nr. 51, 53 I’enol.
UNUM: Innerhalb Exspirationsgruppe vor anlautendem bilabialen
Verschlußlaut. RA, V, RB [um]; F, P |üm]; T [em], nr. 44 [üm];
BAVN [em], nr: 51, 53 füm]; SON nr. 33235 [üm], nr. 56-58 [em].
[u] + sekundäres i finden wir in FRUCTUM: RA [fruits], nr. 6,
SEhllsrut], or. 10,127 [kruis], Dr: 2, 3, 5° [fruts]); Virus]; RB
nr. 16 [früss), nr. 17 [fruis];; F [früits], nr. 27 [früit), nr. 19 [ireto],
nr. 94, 20, 21, 60 [frwits]; P [frwits], nr. 47, 49 [frwit]; T nr. 41, 45
[frwits], nr. 42 [frwis], nr. 43 [frwi], nr. 44 [frwit]; SWN [frwits], nr. 51,
54, 55 [frwit], nr. 40 [frwis]; SON [frwits], nr. 56 [£rwit], nr. 57 [frets].
Wie zwischen [i] und [}. so entwickelte sich auch zwischen [ü]
und [} ein Übergangslaut?). Wie man?) hierin aber eine Diphthon-
gierung von i und ü sehen will, ist mir unbegreiflich.
EITBME RR Aune 7.829: 1012 15V Till KBinrrl6: Einr 14,
227,60: I mr 45: Ponr. 52; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, [txull,
nr. 58 [kyul).
PULICEN: nr. 36 [piuze], nr. 60 [piuzo|.
Die Trennung zwischen [u] einerseits und [ü], [®] andererseits
ist, wie schon bemerkt, ganz scharf und entspricht dem in den Vor-
bemerkungen angegebenen Linienbündel'). RB zeigt auch hier seime
sprachliche Doppelseitigkeit; nr. 16 bietet nur in einem der gefragten
Beispiele [u] und nr. 17 in einem [ee], aber dreimal [9] und zweimal [0].
Die beiden im Norden sich zeigenden Formen [ü] und [®] sind räum-
lich nicht scharf voneinander getrennt. Die [ü]-Stufe hat sich noch
im Fenouillet und Peyrepertuses einigermaßen gehalten, doch dringt
jüngeres [ce] dort gleichfalls ein.
!) Schon in den Urkunden beider Gegenden nachzuweisen. 1292 und 1304
in Roussillon fruyta, ef. Alart: Doc., p. 103 und 159; 1152 in Narbonne frucha;
1276 fruchas, 13. Jahrhundert fruchas, aber in den coutumes 1233 frwiz, cf.
Meoummyes, n.5,2; 141,2; 205,1; 25,2.
2) Meyer-Lübke: Melang. Wilm., p. 389. 5
>) Anglade: Parler de Lezignan, p. 173, als weiteres Beispiel für diese
„Diphthongierung“ führt er an: MULUM > miöl und PULICEM > piuze.
*#) In nr. 14 wurde [aZudi], [plaugut], |agut] und nr. 19 [agut] notiert, es
handelt sich aber wohl nur um Verschreibung beim schnellen Transkribieren.
44 K. Salow
Kapitel II. Vor dem Hauptton stehende Vokale.
1. Vorton- und Nebentonvokale.
Vi. i.
Es bleibt im Norden sowohl wie im Süden [il, außer wenn es
erstes Glied eines [steigenden] Diphthongen geworden ist; in diesem
Falle wird es in schnellerer Rede zu [y] oder [x]. je nachdem der
vorhergehende Konsonant stimmhaft oder stimmlos ist.
Beispiele: 5 22. 'TITIONEM: RA nr. 9, 10,12, Din]
[tiyo]; V [tiu]; RB nr. 16; F nr. 14, 21, 27, 60; Tr. 45; SWN nr. 36,
53, SON nr. 56, 582ltızul:
FIGURA°): RB nr. 17 [figero]; F [figüro], nr. 14 [figüro], nr. 29
figüru]; P [figürg], nr. 52 [figero]; T [figero], nr. 42, 43 [figüro]; SWN
(figero], nr. 51 [ügürg]; SON [figero], nr. 58 [figüro].
*CISELLUM: RA nr. 9, 12, 15 [sizel’], nr. 7, 10 [sizel]; RB nr. 16
[sizel’]; F nr. 21, 27 [sizel/], nr. 14, 60 [sizel]; T nr. 45; SON nr. 56,
58; SWN nr. 36 [sizel], nr. 53 [sizel’).
“VILLATICUM: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach aus-
lautendem Vokal. RA nr. 7, 10, 15 [bilag»], nr. 12 [bilaco]; V [bilatoa];
RB nr. 16 [blass]; E nr. 14, 21 [bila8], nr. 27, 60 [bilace]; T nr. 45;
SWN nr. 36; SON nr. 56, 58 [bilace], nr. 53 [bilaze].
*LIMACUM: RA, nr. 10,12, 15 [Y’imauk], nr.7 [Y’imau]; V [Yimauk];
RB nr. 16, F nr. 14, 21, 27 [’imau], nr. 60 [imau]; T nr. 45; SWN nr. 36;
SON nr. 56, 58 [limau], nr. 53 [Y’imau].
PRIMUM TEMPUS und PRIMA — "VERA: V,RAnr. 10, 15°) [primabero],
nr. 7, 12 [primabers]; F nr. 14, 21, 60 [printens], nr. 27 [printens];
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [printens).
CINQUAGINTA: RA, V [siykwanto]; RB [sigkanto]; F, P,T, SWN,
SON [sigkanto], nr. 14 [sinkanto], nr, 34 [sigkanto].
HIBERNUM: Im Süden [ibern], im Norden [iber], ef. 8 6.
Infolge von Vokalisierung eines Konsonanten ist nebentoniges i
zum ersten Element eines Diphthongen geworden in
SIBILARE: RA nr. 7, 8, 10, 15° [Siula], nr: 12 [Aula]; VeSsmlaR
RB nr..16; Fr. 14, 21,°27, 60;, T'nr. 45; SWN nr: 36,53: 308
nr. 56, 58 [fiula].
') In diesen Formen ist Akzentverschiebung eingetreten.
?) Im Süden ein anderes Etymon, ef. $ 144.
3) In nr. 10, 15 auch [printems].
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 45
Bei schnellerer Rede wird [i] in diesem Fall zum Engelaut, und
die Worte heißen dann [syula] und [fxula].
Schwund eines vortonigen i zeigen:
DIRECTAM: Im Süden [dreta], im Norden [dreto], ef. S 3 und
QUIRITAT: Im Süden [krido], im Norden [krido], ef. S 1.
Im Norden unregelmäßig entwickelt in bezug auf sein vortoniges
I ist PRIMARIUM: Im Süden [prime], im Norden [promye]"), cf. $ 12.
VIt. [e|.
[e] und [e] fielen schon frühzeitig im Vlt. unter [e] zusammen’).
Dieses ergab dann südlich der Sprachgrenze [a] und in der
Gegend nördlich derselben [e. Im beiden Gebieten machte sich
der Einfluß umeebender Palatale in recht erheblicher Weise geltend;
[e] wurde infolge desselben zu [il verengert, doch trat diese Beein-
flussung nicht bei allen Worten ein und war auch nicht überall gleich
stark. Im Fenouillet und Peyrepertusez und bisweilen auch im Nar-
bonnais finden wir ferner noch in gewissen Fällen [e] > [a] entwickelt,
nämlich bei den Präpositionen in, re und ex und beim prothetischen i.
Beispiele: $ 23 [e] > [] im Süden, > [e] im Norden.
DIEARES RA EDT. N. 9, 10, 12,15,7 V, RBanr. 16 [pelal; E’nr. 21,
27 [pslal, nr. 14 [pelal; nr. 60 [pelal; T nr. 45 [pelal; SWN nr. 36
[palal, nr. 53 [pelal; SON nr. 58 [pelal.
PLICARE: RA nr. 8, 9, 13 [blogal; RB nr. 16 [plgal; F, P
nr. 48—50, 52; T nr. 42—45; SWN nr. 36—38, 53, 55 [plegal.
CUM + INITIABAT: RA, V [kumansabal; RB nr. 16 [kumensabo],
nr. 17 [kumonsabol; F nr. 25, 60 [kumensabo], nr. 26 [kumensabu],
nr. 21--23, 29 [kumonsabo], nr. 19, 20, 24 [kumonsabo], nr. 27 [kumen-
sabul, nr. 14, 30 [kumensaba]; P [kumensabo], nr. 49 [kumensabul; T
nr. 43—45 [kumensabo], nr. 41, 42 [kumonsabo]; SWN [kumansabo],
nr. 53—55 [kumensabo]; SON nr. 34, 35 |kumansabo]. nr. 33 [kumon-
saba], nr. 56, 58 [kumensabo], nr. 57 [kumensabo|.
SECURUM: RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 [sogurt]; V [spgul; RB nr. 16
[sager]; F nr. 14 [seger], nr. 21, 27, 60 [segür]; T nr. 45 [sigeer];
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [segeer].
SEMINARE: RA, V [sombra], nr. 11 [somana]; RB nr. 16 [som»na],
nr. 17 [sambra]; F, P, T, SWN, SON [semena], nr. 35 [somena].
") Man erklärt dies durch Einfluß des m.
2) Meyer-Lübke: GG I?, p. 470.
46 K. Salow
SEPTIMANA: "RA nr. 7, 10, 12, 155) V, RB nr. 16 [sommansl
F nr. 14, 21 [sommana], nr. 27 [sommano], nr. 60 [semmano]; T nr. 45;
SWN nr. 35, 36 [semmano|; SON nr. 56, 58 Isemmang].
VENIEBATIS: V [baniul; RA [boniu], nr. 9, 10 [boniyul, nr. 3
[baneyu]; RB nr. 16 [bonis], nr. 17 [banets]; F nr. 14, 25, 27, 29, 30,
60 [benits], nr. 19—24 [bonits], nr. 26 [benets]; P nr. 47, 48, 52 [benits],
nr. 49 [banits], nr. 50 [ban’ets]'!); T [bon’ots], nr. 44 [ban’ets]; SWN
[bon’ots], nr. 53 [ben’ots]; SON [bon’otsl.
PRECARE: RA nr. 1, 12, 13, 15 [progal, nr. 2, 3, 9, 18, 31 [pregal,
nr. 4—8, 10, 11 [prega]; V [prega]; RB, F, P, T, SWN, SON [prega],
nr. 19, 20 [pregal.
“PERDUTAM: RA, V [porduds]; RB nr. 16 [pordedo], nr. 17
[pardudo|; F nr. 20—22, 24, 25, 30, 60 [pardüdog], nr. 23, 26, 27 [par-
düdu], nr. 19, 29 [pordedo], nr. 14 [pordedo]; P [pordüdg], nr. 47, 52
Ipordaedo]; T |pardedo], nr. 41 [perdedo], nr. 43 [pordüdo]; SWN, SON
(pordedo].
(elehrt sind: DAEMONIUM und DIABOLUM. RA nr. 4, 8,10, 12, 15;
V, RB nr. 16 [dimoni], nr. 7 [dimoni]; F nr. 21, 27 [dyapplel, nr. 14
[dyapplo], nr. 60 [dyappll; T nr. 45 [dyapplel; SWN nr. 36 [dyapple],
nr. 53 [dyabble]; SON nr. 56, 58 [dyapplel.
ECCLESIA?): RA nr. 7, 10, 12,:15, V figlezi]; RB nr. 16; T'nr. 45,
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58; E nr. 14,21, 607Telemel
nr. 27 [gleizu].
Französisches Lehnwort ist in beiden Gegenden
= ABTATICUM®): RA nr. 10,15 [aSel, nr. 7, 8 jadyel, nr.127a3
Mlacel;-RBnr 16 laca]; Rnr.2127260 [ace], nr. 14 [a&o]; Tnr. 45;
SWN nr. 36 [ae], nr. 53 |aze]; SON nr. 56, 58 [ae].
Was die Ausdehnung der einzelnen Lautungen betrifft, so gibt
es durchaus keme genaue Grenze zwischen [d] und [e], von Wort zu
Wort herrscht vielmehr ein großes Schwanken. Seine größte Ver-
breitung hat [d] in den Verbalformen, wo es auch im Norden in der
großen Mehrzahl der Ortschaften auftritt. Findet sich in einer Reihe
von Verben [e] statt [el, so dürfte das wohl im allgemeinen eine
Angleichung an stammbetonte Formen sein, selbst bei Verben, wie
!) nr. 59 [bandret] eine offenbare Futurform.
°) In den Urkunden aus Rouss. glesa, ef. Alart: Doc., p. 120, 134; daneben
1523 esgleya, gleya. RLR XXXI (1888), p. 543. In Narbonne gleira, cf. Mounye&s,
p2109 Asund 14872 Kund@glieira, ib. p223,2:.252%
>) Altprov. und katal. edat — AETATEM.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 47
[pela]l usw., lautete doch das zugehörige Substantivum auch [pell')
neben [pell und zu [kumensabo| ist zu vergleichen die dritte Plur.
Ind. Präs. [kumensun]?).
8 24. [e] in der Umgebung von Palatalen. In einer
ganzen Anzahl von Worten wurde es unter deren Einfluß zu |il.
GERMANA: RA, V [zirman).
GINGIVA und -As: RA nr. 7, 10, 12, 15; V [zinziba], nr. 9 [Zin-
zibos]; RB nr. 16 [zinzibes]; F nr. 14 [zinzibo], nr. 21 [Zenzibos], nr. 27
[zinzibu], nr. 60 [zinzibol; T nr. 45 [zinzibos]; SWN nr. 53 [zinzibo],
nr. 36 [zinzibos]; SON nr. 56, 58 [zinzibo].
GENUCULUM + Plural S: RA nr. 9, 12, 15 [Zinul’s], nr. 7, 10
Banol's]; V [Zinul’s]; RB nr.!16; Fnr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN
12.36, 53; SON.nr. 56, 58 [zinuts].
*GISTELLUM: RA nr. 7, 8, 15 [sistel”], nr. 9, 10, 12 [sistel/]; V
[sistel‘].
SEXAGINTA®): RA, V [Sisanta]; RB, F, P, T, SWN, SON [swa-
santo|, nr. 14 [swasantol, nr. 34 [swasanteo].
EDrIDNARRE RA nr. 7.9, 10, 12, 15; V [dinal; RB nr. 16; E
nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [dinna].
CIBATA: Im Süden [sibado], im Norden [sibado], ef. S 10.
* TEXITOREM und *TEXITOR: Im Süden [tisodul, im Norden
[iseire]‘), cf. 5 3.
Dartız passe von DEGERE — "lesitum: "RA nr. 1, 2,8, 10,
215, V, RB ar, 16 [Wizit]; Por. 21,27 Vazit), or. 14 [Yezit], ar. 60
Nezitl; T nr. 45; SWN nr. 36, 53 [lezit]; SON nr. 56 Ihzit),
nr. 58 llezit.
Zeigt sich hier schon der Einfluß des Palatals im Norden nur
noch in wenigen Orten, so hört derselbe ganz auf nach anlautendem
I], obgleich dieses noch im Fenouillet und Peyrepertuses existiert.
*LEVATUM statt LEVAMEN: RA nr. 7, 12 [l’obat], nr. 9, 10, 15
Näbat]; V Wobat]; RB nr. 16; F nr. 14, 21, 27, 60 |l’ebat]; T nr. 45;
SON nr. 56 [lebat]; SWN nr. 36 [lobän], nr. 53 [V’ebat).
Drct PeilT, SA,
?) ibidem.
®) 1310 in Perpignan saiwante, ef. Alart: Doc,, p. 216. Die nördliche Form
ist natürlich französisches Lehnwort; die lautliche Entwicklung findet sich erst im
Dep. H. Vienne, .Creuse usw., cf. ALF, carte 1239.
#%) Diese Stufe ist in Narbonne schon im 13. Jahrhundert als fixeyre bezeugt,
cf. Mouny&s, p. 171,2, die ältere Stufe ist teicheires, teichedors, cf. ib., p. 77,2.
48 K. Salow
LIXIVUM: RA, V [Visiul; RB [Vesiul; F [asiu], nr. 19, 20 [’esiu],
r. 60 [Yesiul; P Wasiu], nr. 59 [esiu]; T Dlesiu], nr. 41, 42 [lasiu];
SWN [lasiu], nr. 51, 53 [Vasiu], nr. 55 [lesiul; SON [lasiu], nr. 33
[Palau], nr. 56, 57 [lesiu].
LINTEOLUM: Im Süden [Yinso}]; im Norden [l’ansols] usw., nr. 16,
60 [insols], ef. $ 14.
In beiden Gegenden ist [e] nicht von einem umgebenden Palatal
tangiert worden in CEREBELLUM: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V, RB
nr. 16 [sorbel’]; F nr. 14, 27 [serbel‘], nr. 21 [sorbel’], nr. 60 [sorbel];
T nr. 45 [sarbel]; SWN nr. 53 [sorbel], nr. 36 [sorbell; SON nr. 56, 58
[sorbell.
8 25. [e] > [al im Fenouillet und Peyrepertuses. Diesen
Wandel, den schon LIXIVUM und LINTEOLUM') zeigten, finden wir
ferner in:
STAGNUM = class. STANNUM: RA nr.7, 10, 12; V [ostan), nr. 15
[astan‘]; RB nr. 16 [ostan/]; F nr. 14, 27 [astan‘], nr. 21 [estan/],
nr. 60 lestan/]; Tnr. 45; SWN nr. 53; SON nr. 56, 58 [estan/], nr. 36
[ostan’).
STATUM und STATAM: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [ostat]; V [estad];
RB nr. 16 [astado]; F nr. 60 [estado], nr. 26, 27 [estadul, nr. 21
[ostado], nr. 14 [ostado]; T nr. 45; SWN nr. 53; SON nr. 56, 58 [estado],
nr. 36 [astado].
Ahd. SKUM: RA nr. 10, 12, 15 [askumo], nr. 7 [oskuma], nr. 9
[oskumera]; V [oskuma]; RB nr. 16 [askremo|; F nr. 21 [askrümg],
nr. 27 [askrümu], nr. 14 [askrümo], nr. 60 [eskrümg]; T nr. 45; SWN
nr. 36, 53 [eskremo]; SON nr. 56, 58 [eskomo].
SCUTUM: RA.nr. 7 [askut]; RB nr. 17 [askot]; F nr. 20, 21, 24—26
asküt], nr. 14, 29 [asket]; P nr. 47 [esküt]; T nr. 41, 44 [esket],
nr. 42, 43 [esket]; SWN nr. 38—40, 54, 55 SON; nr. 35, 57 [esket],
nr. 33 [osket]. |
SCUTELLA: RA nr. 7,9,12,15; V [oskudel’o]; RB nr. 16 [askudel’o];
F nr. 27 [asküdel’o], nr. 14 [askudel’o], nr. 60 [esküdel’o]; SON nr. 56;
SWN nr. 53 [esk@del’o], nr. 58 [esk@elo].
SPATULA: Im Fenouillet [aspal’o], ef. S 10.
SPISSAS: Im Fenouillet und Peyrepertuses [aspeses], cf: Dir
STELLAS: Im Fenouillet [asteles], ef. S 4.
STRICTA: Im Fenouillet und Peyrepertuses [astreto], ef. S 3.
-
!) Schon altprov. sind Zansol und linsol neben Iensol zu belegen, ef. Krüger, 857.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 49
AESTIVUM: Im Süden [istiu]‘), im Fenouillet und Peyrepertusös
[astiu] ef. $ 1.
EXAMEN: Im Fenouillet [asam, aisam], im Peyrepertuses laisamı,
e2..8 10. 1°
RESECARE: RA nr.6, 12, 13, 15; RB; F nr. 14, 24, 26, 30 Tosoga al,
nr. 19, 23, 27 [rosegal, nr. 29, 60 Frasegal, nr. 20, 21, 25 [rasagal,
nr. 22 [rasega]; P, T, SWN [rosegal, nr. 41, 43 [resegal, nr. 36 [rasaga],
nr. 39 [resegal; SON nr. 56—58 [rasegal, nr. 33 [rosegal, nr. 34,
35 [rosaga].
Ähnlich das zu RESECARE gehörige Verbalsubstantiv: nr. 21,
56—58 [rasego], nr. 20, 30 [rasega] ef. $6 und *CERARIA > [saryerg] in
ar 14 und 60, ef. 812.
INSEMEL: RA nr. 7, 8, 10, 12, 15; V [onsembbk]; RB nr. 16
[onsembb]; F nr. 14, 60 [ansembble], nr. 27 [ansembble], nr. 21
[ensembble]; T nr. 45 [ensembble]; SWN nr. 36; SON nr. 56 [ensembble],
nr. 58 [ansembble].
INTENDO: F nr. 14, 27, 60 [antendi], nr. 21 [ontendil; T nr. 45
[entendil; SWN nr. 53 [antendi], nr. 36 [ontendi]; SON nr. 56 [entendi],
nr. 58 [antendi].
=IMBRACHARE: RA nr. 7, 10, 12, 15; V [ombrasa]; RB nr. 16
[ambrasa]; F nr. 14, 60 [ambrasa], nr. 21 [ombrosa]; nr. 27 [ombrasa];
T nr. 45 [embrasal; SWN nr. 53 [ambrasa], nr. 36 [ombrosa]; SON
nr. 56, 58 [embrasa].
IN + *EXAGIARE: RA nr. 15 [ansezal; RB nr. 16 [anseza]; F
nr. 14 [ansazal, nr. 60 [ansaca], nr. 21 [anseza], nr. 27 [anseza]l; T
nr. 45 [ensacal; SWN nr. 53 [ansezal, nr. 36 [ansecal; SON nr. 56
fensaca], nr. 58 [ansaca].
IN +*GRANA + ARIA: nr. 36, 53, 60 [angran’ero], nr. 56, 58
langran’eiro] $ 12.
Anmerkung: Im Hiat bleibt lat. i auch in vortoniger Stellung als [i] erhalten.
ZIENDIORTSRATnT> 1,2, 455.72 8210, 11,15, 31.:|b1a89], ar. 3,9
[biadya], nr. 6, 12, 13 [biao]; V [biato]; RB nr. 16 [biafi], nr. 17
[biaze]; F nr. 14, 19, 24 [buyaca]”), nr. 20 [buyagol, nr. 21 [buyago|,
nr. 30 [buyazol, nr. 22, 23, 25—29, 60 [buya&o]; P [buyazo], nr. 49
') Saroihandy: GG I?, p. 852 erklärt, wie mir scheint, völlig mit Recht, den
Wandel von [e] zu [i] in diesem Wort durch Angleichung an das haupttonige i,
anders dagegen Fabra p.5.
?) Die nördlichen Formen sind der Schriftsprache entlehnt.
>0 K. Salow
[buyaza], nr. 50 [buyazu], nr. 59 [buyazo]; T, SWN, SON [buyato],
nr. 51, 53 [buyazo].
Vit. a.
Im Süden wurde vortoniges [a] in schnellerer Rede zu [d], blieb
aber bei langsamer als [a] erhalten; im Norden blieb es immer [a].
a palatalisierter Konsonant ergab im Süden [od], im Norden dagegen
[eil und [ai]. Hinter |kw] und [gw] ist a mit dem velaren Element zu
[u] verschmolzen, was freilich nur im Süden geschieht und geschehen
kann, da hier allein das bilabiovelare Element sich erhalten hat.
Beispiele: 826. ADJUTO: RA, V, RB [szudıl, nr. 6, 7,1233
[-d-]), nr. 15 izudi]; F nr. 19-22, 24, 25 [ozüdı], "nr. 14 [azııl,
nr. 23, 30 [azüdi], nr. 29 [azedi], nr. 60 [azedi], nr. 26, 27, 28 [ezüdi];
P lazedi], nr. 59 [azedi]'); T [azedil, nr. 43 [azüdil; SWN [azedi],
nr. 51, 55 [aZedil, nr. 36, 38 [ozedil; SON nr. 33—35 [ozedil,
nr. 56—58 [azedil.
BALLARE — [Ale]: RA nr. 1, 2, 4-13, 31 [bal’al, mr. 3,15
[bal’a]; V [bel’al.
Ahd. DANSON: RB nr. 16 [doensal, nr. 17 [dansa]; F nr. 14, 20,
24—27, 29, 60 [dansal, nr. 19, 21, 22, 30 [densa], nr. 23 [densal; P,T,
SWN [dansa]; SON nr. 33—35 [donsal, nr. 56 —58 [dansa).
MALE + HABITUM: RA, V [malal], nr. 2 [malatt]; RB nr. 16 [malatt],
nr. 17 |malatl; E nr: 20, 21, 23, 26, 29,30, 60 malelt], nr 12a
24, 25, 27 [malall; P [malatt], nr. 47, 59 [malaut]; T [malalt], nr. 45
Imalaut]); SWN [malalt], nr. 51, 53 [malaut]; SON [malalt].
| *TARDOREM?) —= Herbst, abgeleitet von TARDUS: RA, V, RB
tordu]; E [terdul, nr. 21 [terdo], nr. 25, 26, 29 [tardu];; P’nr. 47,49,
59 [tardu]; SWN nr. 38, 40, 51, 53 [tardu]; SON nr. 3335 [tardu].
Erste Pers. Plur. Indicat. Präs. von ANAR.?): RA nr. 1—4, 9, 18
[anem], nr. 5, 7, 8, 10—13, 15, 31 [onem], nr. 6 [onen]; V [anem]; .RB
nr. 16 [nen], nr. 17 [anan]; P, T, SWN, SON, F [anan)].
CANTARR: RA-nr.ıl, 7, 10, 12, 15; V, RB nr. 16 |kontal > E nr2l
21, 21x60, I nr. 455 SWN nr.86,53; SON nr. 56, 582 |kantalı
Iberisches *MANTECA®): RA [montego], nr. 5 [mantega], nr. 2, 15
Imantego]l; V Imontega]; RB nr. 16 [montego], nr. 17 [mantegal.
ee
') Die Entrundung des [®] kann ich nicht erklären.
?) Im übrigen Gebiet AUTUMNUS, cf. $ 28.
®) Im Anfang einer Exspirationsgruppe vor folgendem d.
*) Im Mittelalter auch in Narbonne noch mantega, cf. Mounye&s, p.5, 1, Ur-
kunde von 1153.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 51
CANTIONEM: RA nr. 1—4,6—13 [konso], nr. 5, 31 [kansu], nr. 15
[kansu]; V [konsul; RB [kansy]; F nr. 19—22, 29, 30 [kanso], nr. 14,
23— 27,60 [kansul; P, T, SWN, SON [kansu], nr. 49, 53 [kanso|.
Erste Pers. Plur. Indieat. Präs. von MANDUCARE: RA [monzem],
nr. 2—4 [manzem]; V [monzenm]; RB nr. 16 [monzam], nr. 17 [monzem];
E' nr. 19—30,:60; P, T, SWN, SON [manzem], ar. 14 mau,
nr. 51 [manzam).
Auch in gelehrten Worten finden wir eine ähnliche Behandiine
des vortonigen A.
ANIMAL -ES: RA nr. 1, 3, 5—13 [onimals], nr. 2,4, 15, 31: [ani-
mals]; V [onimals]; RB nr. 16 [onimals], nr. 17 nn F [animals],
nr. 19, 22 [onimals]; P, T [animals]; SWN [animals], nr. 36 [onimals];
SON nr. 56—58 [animals], nr. 33—35 [animals].
ATTENTIONEM: RA nr. 8, 10, 12 [otonsyo], nr. 7 [otensxo], nr. 15
[atonsyu]; V [otonsyul; RB nr. 16 [atonsiu]; F nr. en [atensiu], nr. 21
[otensiu], nr. 27 [atonsiu], nr. 60 [atensiu]; T nr. 45; SON nr. 56, 58;
SWN nr. 53 [atensiu], nr. 36 [otonsyu].
Assimilation dieses a an haupttoniges u zeigt im Süden SAN-
GUISUGA: > [sunsuga] ef. S21. Ferner ist im Süden vortoniges a
mehrfach durch Schwund eines Konsonanten unmittelbar vor den
Haupttonvokal gekommen und dann allmählich geschwunden.
RACEMOS über razms!) > [rims], ef. S5
PLACERE: nn 0720.2%.7.38..10..12, 155 Ve[ple]2), nr. 1 [ple];-RB
Eis iplozel;.H nr. 14, 21,22, 27, 30, 60; -Tnr. En en nr. 36,
3: SON: nr. ‚56, 58 Se
PAVOREM: RA, V,RB, F, P, T, SWN, SON [pou], nr.1 [por]?).
MAGISTRUM*): V [mestreo]; RB nr. 16 [mestro]; F nr. 14, 21
[mestro], nr. 27, 60 [mestre]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56,58
Imestrel.
Apokope des anlautenden a finden wir im Süden in ABELLANA°):
BAenT 1. 7,9, 10, 12, 15; V Ibal’ana]; ‚RB nr. 16 [abel’ang]; F nr. 14
!) Belegt bei Niepage: RDR I (1909) p. 319.
2) Über plaer, ef. Niepage: RDR I (1909), p. 318.
®) Über paor, ef. ibid. p. 335; [peu] dürfte gleichfalls aus PAVORE entstanden
sein, indem vor der völligen Assimilation des a an o Akzentverschiebung eintrat.
2) ef. Niepage op. c. p. 318.
>) Die Apokope ist schon in den Urkunden aus Roussillon zu belegen,
dagegen habe ich sie im Inventaire des Archivs de la ville de Narbonne nicht ge-
funden. cf. sach de velanes Alart: Doc., p. 112, 137 usw. neben sac d’avelanes.
Alart: ib., p. 85; und aus Narbonne z. B. 1153 sacs d’avelhanas. Mounyes p. 5,1.
4*
52 K. Salow
21 [abol’ano], nr. 27 [abol’anu], nr. 60 [abel’ang]; T nr. 45 [abslang];
SWN nr. 36 fabolano], nr. 53 [abal’ang]; SON nr. 56, 58 [abelang].
Französisches Lehnwort ist anscheinend auch im Süden
CAMINUS + ATA, wo aber die Endung an die Formen des Suffix-
ELLUS angeglichen ist: RA nr. 1, 5, 6, 8, 9, 18, 31 [simanel’o], nr. 3,
4, 7, 10—12 [Simanel’o], nr. 15 [Simanel’o], nr. 13 [sominel’o], nr. 2
Tcomanel’o]; V [simanel’2].
Die Abgrenzung zwischen [3] und [a] ist keine scharfe, es finden
sich Schwankungen von Beispiel zu Beispiel, besonders auch hier
wieder in RB, indem bald beide Orte mit dem Süden oder Norden
gehen, und bald auch der eine mit dem Norden, der andere dagegen
mit dem Süden. Wenn wir in Roussillon wiederholt [a] statt [] an-
treffen, so liegt das an dem Tempo der Antwort; in langsamer Rede
und um sich leichter verständlich zu machen, antwortete der Befragte
häufig [a], wo er gleich darauf in schneller Antwort [oa] sprach.
8 27. a+ Palatalisierter Konsonant und nach [kw] [gw].
* BASSIAÄRE:, RA nr. (8,10, 12, 15;-V [basal.
LACTUCA: Im Süden [Y’otuga], im Norden [Yeitügo] und [lai
tego], cf. 5 21.
QUADRAGESIMA: RA nr. 7, 10, 12, 15, -V [kurezma]; RB nr. 16
[karemo]'); F nr. 14 [karemo], nr. 21 [karemo], nr. 27 [karemu], nr. 60
[kareme]; T nr. 45 [kareme]; SWN nr. 53 [kareme], nr. 36 [karemo];
SON nr. 56 [kareme], nr. 58 [karemo].
QUADRAGINTA: RA, V [kuranto]; RB [karanto]; F nr. 20—30,
60 [karanto], nr. 14 [karanto], nr. 19 [kranto]; P, T, SWN, SON [ka-
ranto], nr. 47, 49 [kranto].
WARDON: RA nr.7 [gurda], nr. 9, 10, 12, 15 [gwarda]; V [gurdal;
RB.ur: 16: Pur. 14, 21, 27, 60; T nr. 45: SWN nr. 36,53 SON
nr. 56, 58 [garda].
ZWASTARE: RA nr. 1, 3 7, 9 jgustal, nr. 2,8 10 13251
[gwasta]; V [gusta]; RB, F, P, T, SWN, SON [gasta].
Germ. AI zeigt dieselbe Behandlung wie lat. A in * WAIDANJAN:
RA nr. 9 [gun’al, nr. 10, 12, 15 [gwan’a]; V [gun’a]; RB nr. 16; F
nr. 14, 21, 27, 60; SWN nr. 36, 53; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [gan’a].
Die Verschmelzung von [w] + [a] > [u] beschränkt sich auf den
Süden und geht über das in den Vorbemerkungen beschriebene
Linienbündel nicht hinaus. Wenn in den Verbalformen diese Ver-
') [e] statt [e], und [e] für [o] sind durch Einfluß des Französischen entstanden.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 53
schmelzung vielfach unterblieb, so handelt es sich augenscheinlich um
Angleichung an die stammbetonten Formen der betreffenden Verba.
AQUAM ARDENTEM: V, RA nr. .7, 9, 10, 15 [aigerden]), nr. 12
[aigurden]; RB nr. 16 [aigarden]; F nr. 14, 21 [aigarden], nr. 27 [ai-
gurden], nr. 60 [aigurdent]; T nr. 45 [aigurden]; SWN nr. 36, 53
[aigurden]; SON nr. 56 [aigurden], nr. 58 [aigurden].
In AQUA ARDENTE scheint die nördliche Form [aigurden] ihr [u]
für anlautendes a von ARDENTE auch dem Einfluß des ursprünglichen
qu zu verdanken; doch ist das höchst auffällig, da im Süden, wo
sonst das bilabiovelare Element durchgängig erhalten bleibt, dieses hier
geschwunden ist, cf. [aigarden]. cf. auch die von Krüger: Sprach-
geogr. Unters., 8 109, angeführten Formen, der für das Languedokische
noch J[aigardent] belegt und für das Katalanische J[aigwarden],
[aigurden] usw.
Anmerkung: Das Vorwachsen eines a finden wir in RADICEM '): RA nr. 7,
10, 12, 15 [arel]; V, RB nr. 16 [arel]?). Hervorgerufen ist diese Entstehung wohl
durch das stark gerollte r, das im Anlaut stand.
HODIE im Süden [abui]; F [abeil, ef.$ 16. Niepage*) möchte es
durch falsche Abtrennung in Verbindungen, wie de vuy, erklären, ob
mit Recht, sei dahingestellt. ‚Jedenfalls unzutreffend ist diese Er-
klärung für HERI > [ayirt], cf. $ 8; dieses wird vielmehr, wie span.
ayer*), auf AD + HERI zurückzuführen sein, ebenso ist wohl ahon =
AD + UNDE anzusetzen; und wäre in avuy das a älter als v, so Könnte
man auch ebensogut, wie AD + HERI, AD + HODIE ansetzen; das v
wäre dann später entstanden, um den durch den Schwund des inter-
vokalischen d verursachten Hiat zu beseitigen, wie RATIONEM > [rou],
[Fdbu] geworden ist; ob aber in der Tat dieses v jünger ist als a,
ist mir nicht gelungen festzustellen.
Vlit. au.
VIt. AU blieb im Norden [au], im Süden wurde es über [ol = [u],
eine Entwicklung, die durch die Schreibung der Urkunden ge-
sichert wird.
828. ALAUDA + ITTA: RA nr. 7, 10, 12,15 [’ouzeto]; V ouzeto];
RB nr. 16 [Y’ouzeto]; F nr. 14 [V’auzeto], nr. 27 [Yauzetu], nr. 60 [lau-
!) Man könnte an eine Eigentümlichkeit des Iberischen denken, soll doch nach
Hübner das Iberische kein anlautendes r gekannt haben.
2)’ ef. p. 125, Anm. 8.
3) RDRI, p. 384.
*) Meyer-Lübke: Grammat. I, $ 383.
54 K. Salow
zeto]l; T nr. 45 [lauzeto]; SWN nr. 53 Nauzeto]; SON nr. 56 [lauzeto]'),
nr. 58 [lauzeto].
AUCELLUM: RA nr. 1, 2,.5, 7—9, 11, 31 [usel‘], nr. 3, 4 [usel’],
nr..6, 10, 12, 13, 15 [ousel/]; V [usel’]; RB nr. 16 [usel‘], nr. 17 [ousel];
F nr. 14, 23—30 [ausel], nr. 60 [auset], nr. 19, 20 [ausel], nr. 21, 22
[ousel/]; P [ausel’]; T, SWN [ausel], nr. 51, 53 [ausel/]; SON nr. 33—35,
57 [ausel).
AUCELEOS:2 RA nr. 1,3, 59, 11, 31. Jusel's], nr. 2, 10.23
15 [ausel’s], nr. 4 [ousel’s]; V [usel’s]; RB [ausels]; F nr. 14, 19—25
[ousels], nr. 26—30, 60 [ausels]; P, T [ausels]; SWN [ausels], nr. 36
lauselses]; SON nr. 33—35 [ausels], nr. 57 [ausels]?).
AUTUMNUM + A: RA nr. 6 [otona]; RB nr. 17 [otons]; F nr. 30
[utuno], nr. 60 [otung], nr. 19, 21, 22 [oton»]; nr. 14 [otona]; P nr. 48
[otone], nr. 50 Itruno], nr. 52 [otuno]; T nr. 41—44 [otung], nr. 45
lauteng]; SWN nr. 36 [otona], nr. 39, 54 [otonel, nr. 52 [otung], nr. 55
fautung]; SON nr. 56—58 [autung].
.. Ahd. FALTSTUOL: RA [futul‘), nr. 13 [fotel], nr. 31 [fotel],
nr. 9 neben [futul’] gewöhnlich [fotel]; RB nr. 16 [fotel/]; F nr. 14,
24—30 [fautül], nr. 60 [fautüll, nr. 21--23 [fotül), nr. 20 [futel’),
nr. 19 [fotel]; P [fautül‘], nr. 52 [fautel’]; T [fauteel], nr. 43 [fautül];
SWN nr. 36, 39, 40 [fautet], nr. 38 [fauter], nr. 55 [fauter], nr. 53
Ifautel], nr. 54 [fauteel]), nr. 51 [fautül/]; SON nr. 56 [fautel], nr. 34,
58 [fotel], nr. 33 [futel/], nr. 35, 57 [fauteer]. |
Eine irgendwie scharfe Grenze zwischen [au] und [u] existiert
nicht. Die Stufe [ou], die sich so oft in Roussillon findet, scheint
als eine Anpassung des nördlichen au an die Mundart Roussillons
aufgefaßt werden zu müssen, und nieht etwa als eine Übergangsstufe
von au > [u] im Süden; denn in letzterem Fall würden die Schrei-
bungen der Urkunden mit o, die weit zahlreicher sind als die pro-
venzalisierenden mit au°), nicht erklärt werden Können; es läge auch
ein krasser Widerspruch mit der Entwicklung des haupttonigen AU
vor, das gleichfalls monophthongiert wurde. Zu den einzelnen Worten
ist noch zu bemerken, daß in *ALAUDITTA Apokope des vortonigen
a stattgefunden hat; das 1 wurde im Süden behandelt, als wäre es
selbst anlautend, und ergab [1]. [futul’] kann nicht eine direkte Fort-
') [e] statt [e] dürfte, außer in den Grenzorten, doch wohl französischer Ein-
fluß sein.
°) 56, 58 [paserat], [paserats] abgeleitet von PASSER.
3) cf. Fabra, p. 11 und Niepage: RDRI, p. 323.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 55
setzung des germanischen Wortes sein, da im Süden 1 nicht voka-
lisiert wird, und demnach dort nicht ein au entstehen konnte, dessen
Fortsetzung das moderne [u] ist. Die beiden letzten Beispiele sind
bemerkenswert wegen der mannigfaltigen Mischformen, die aus der
Kreuzung des schriftfranzösischen und des mundartlichen Wortes
hervorgegangen sind.
Infolge von Dissimilation ist schon im Vlt. vortonig AU >A
geworden in
A(U)GUSTUM: V, RA nr. 7, 10 [agust], nr. 12, 15 [agust]; RB nr. 16
[agust]; F nr. 14, 27, 60 [agust], nr. 21 [agust]; T nr. 45, SWN nr. 36,
53; SON nr. 56, 58 [agust] und in
A(U)GURIUM + osos: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [uruzus]; RB nr. 16
emzıs]; E'nr. 14 [oruzis], nr. 27 [üruzi], nr. 21, 60 [üruzis]; Tar. 45;
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [eruzes].
Im letzten Beispiel ist ferner noch nach Schwund des inter-
vokalischen g das a mit dem [u] resp. [ü] verschmolzen.
VIt. lo].
Auch hier fallen [9] und [o] zusammen unter [o] und ergeben
in beiden Gegenden im Verlauf ihrer Entwicklung [u]. Stand hinter
diesem o ein palatalisierter Konsonant, der ein i entwickelte, so
bildete dieses mit dem zu [u] gewordenen o einen Diphthongen.
Beispiele: 5 29. CO(O)PERIRE: RA nr. 7, 9, 12, 15; V [kubri];
RBonr. 16 [kurbi]; 'E'nr. 14, 60 [kubri],- nr. 21, 27. [krubi]; T nr. 45
[krubil; SWN nr. 36 [kurbil, nr. 53 [kubril; SON nr. 56, 58 [kubril.
SPOTERE-"V, RAcnr. 1, 2,7, 10,12 [pusel, nr. 15 [pude]; RB
nr. 16 [pugel; F nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [pude];
SWN nr. 36 [pude], nr. 40 [podre], nr. 53 [pude].
NOVELLUM: F [nubel‘], nr. 60 [nubel]; P [nubel’], nr. 47 [nubel];
T, SON, SWN [nubel], nr. 33, 51, 53 [nubel).
Partizip. Praeteriti von *PLOVERE'): V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15
Iplugut]; RB nr. 16 [pluget]; F nr. 14 [plaugut), nr. 21,27, 60 [plaugüt];
T nr. 45; SWN nr. 36, 53 [plauget]; SON nr. 56 [plauget], nr. 58
Iplguget|.
POLITUM: RB [pulit]; F nr. 14, 19—27, 60 [pulit]; P [pwlit]; T
nr. 42; SWN nr. 38, 40, 51, 53; SON nr. 34 [pulit].
*OOL(A)P(H)ARE: RB, F, P, T, SWN, SON [kupa].
!) Die nördlichen Formen sind ausgeglichen nach stammbetonten wie [plaul.
56 K. Salow
CULTELLUM: RB, F, P [kutel‘], nr. 25 [kutel’), nr. 60 [kutel]; T,
SWN, SON [kutel]; nr. 51, 53 [kutel‘).
= COMPERARE: RA’nr.- 7, 10, 12, 15; VW, RBnr. 16) Roms
21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;:SON nr. 56, 58 [krumpa].
COMPRENDERE: RA nr. 1, 7, 8, 10, 12, 15; V [kumpenra]; RB
nr. 16 [kumprene]; F nr. 14, 27 [kumprene], nr. 21 [kumpreni], nr. 60
[kumprene]; T nr. 45 [kumprene]; SWN nr. 53 [kumprene], nr. 36
[kumprene]; SON nr. 56 [kumprenil, nr. 58 [kumprene].
-TUMBARR: RB nr. 16; FÜ nr. 14, 21, 27, 60; Tan MN
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [tumba].
2. 0-4 Palatalisierter Konsonant.
OCTOGINTA: V, RA nr. 10, 12, 15 [buitanto].
Für den Norden fehlen leider andere Beispiele. Dem Franzö-
sischen entlehnt oder gelehrt sind die Formen für OCTOBREM!): RA
nr. 10, 12, 15; V [oktobro], nr. 7 [uktobre]; RB nr. 16 [uktobre]; F
nr. 14 [oktobro], nr. 21, 27 [gktobre], nr. 60 [ottobre]; T nr. 45; SWN
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [oktobre].
Durch Apokope ist nebentoniges o verschwunden in HOROLOGIUM
> [rel’g&e] ef. $ 16.
Anmerkung: Schon im VIt. war im Hiat vortoniges o mit einem folgenden
haupttonigen o verschmolzen in
DUODECIM: Im Süden [dudz>], im Norden [dutse], ef. $ 18.
Vit. fu].
Wie das haupttonige u wurde auch das vortonige im Norden
zu |ü] > [®@] und blieb im Süden [u].
Beispiele: $ 30. PURGARE: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [purga];
RBönr. 16; F'nr. 14, 21, 27,60; Tonr. 45; SON ar. 56, Hecpursal
SWN nr. 36 [pergal, nr. 53 [pürga].
PUTERE: RA nr. 10, 12 [pude], nr. 9 [pudi], nr. 7 [pudri]?), nr. 15
[fa pudu]?); V [pudil; RB nr. 16 [püdi]; F nr. 14, 21 [pedi], nr. 27,60
[püdil; Tor. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [pedil.
!) In den Urkunden aus Roussillon 1314 uytubri RLR XXX, p. 263, ebenso
1318 ib. XXXIL, p. 163; 1315 aber utubri ib. XXX, p. 267; in der correspondance
de la ville de Perpignan octobre ib., LI, p.7. Niepage: RDR I, p. 321 belegt
noch die Form vuytubri. In Narbonne heißt es uchoire cf. Mounye&s, p. 9,1.
> = * PUMRIRE.
®) — PUTOREM.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 57
*BUFFARE von onomatopoetischem BUFF: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15;
V [bufal; RB nr. 16; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [befa];
Römer: 14, 21, 27, 60 [büfal.
DSATAS-und USATOS: RA nr. 1, 35, 9, 12, 15, 31 [uzadas]; RB
nr. 16 [®zadas], nr. 17 [uzados]; F nr. 14, 21—24, 27 [üzadas], nr. 19
[ezades]; nr. 20, 25, 26, 29, 30, 60 [üzades]; P [üzades], nr. 52 [ezades];
T nr. 42, 45 [ezats], nr. 43, 44 [üzats], nr. 41 [ezadus]; SWN [ezados],
nr. 39, 40 [ezats], nr. 36 [ezados|; SON nr. 33 [uzadus], nr. 34 [uzados],
nr. 35, 58 [oezados], nr. 57 [ezados], nr. 56 [ezades].
FALLUMENARBS RA nr. 7, 10, 12, 15 faluma]; Par. 14, 27, 60
[alüma], nr. 21 [alemal; T nr. 45; SON nr. 56,58; SWN nr. 36
[alema], nr. 53 [al’ema|.
FUMARE: V, RAnr. 7, 9, 10, 12, 15: [fuma]; RBar. 16; F nr. 14,
21, 27, 60 [füma]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [feema].
JULIUM 4 OLUM und + ITTUM: RA nr. 10, 12, 15; V [zul’gl];
RB nr. 16 [zül’ot]; F nr. 14, 27 [Zül’et]; nr. 21, 60 [zül’et]; T nr. 45
[zül’et], SWN nr. 53 [zül’et], nr. 36 [zel’et]; SON nr. 56 [zül’et], nr. 58
[zel'et].
SUDARE: Im Süden [sua], im Norden [süza], [seza], ef. $ 10.
Die Grenze zwischen der Entwicklung des Nordens und der
des Südens folgt in der Regel dem oben angegebenen Linienbündel;
sie ist aber nicht so scharf wie beim haupttonigen u; außer nr. 14
zeigen auch nr. 33, 34 in einem Beispiel [u] statt [ü] oder [®]'). In
RB herrscht das gewöhnliche Schwanken; nr. 17 hat auch hier meist
die Lautung des Südens, und nr. 16 die des Nordens.
2. Die nachnebentonigen Vokale.
Nachnebentoniges I, E, 0, U fallen, wenn nicht etwa durch ihren
Schwund schwer sprechbare Konsonantenverbindungen entstehen. In
diesem Falle bleiben sie erhalten. Für A fehlen sichere Beispiele,
es fiel sicherlich ebensowenig wie auf dem übrigen katalanischen und
provenzalischen Gebiet, wie es auch aus den Urkunden der Gegend
erhellt.
Beispiele: $ 31. HOSPITALE: RB, F, P, T, SWN, SON [ustal].
SANGUINATU: RAnr.7,9,10,12,15; V [saygrat]; RBnr. 16 [sonnat];
Kenn. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SON.nr. 56, 58 [sannat]; SWN nr. 53
[sannat], nr. 36 [sondat]?
') Vielleicht ist aber auch dies nur eine Verschreibung.
58 K. Salow
SEPTIMANA: Im Süden [somman>], im Norden [semmano], ef. $ 23.
COOPERIRE: Im Süden und Norden [kubri] ef. $ 29.
*COMPERARE: Im Süden und Norden [krumpal, ef. S 29.
CALEFA(CE)RE: V, RA nr. 9, 10, 12 [oskolfa], nr. 7 [askalfa],
nr. 15 [oskalfal; RB nr. 16 [oskalfa]; F nr. 14, 21, 27, 60 [kalfa];
T nr. 45 [oskalfal; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [kaufa].
LABORARE: RAnr. 7:10,12, 15; V, RB nr. 16-]laura]; Lummstet
[aura], nr. 60 [laura], nr. 21 [’oura], nr. 27 [Yeura], T nr. 45; SON
nr. 56, 58 [laura]; SWN nr. 36 [laura], nr. 53 [l’aura).
MATUTINUM: V, RA nr. 7 [matil, nr. 15 [mati], nr. 10, 12 [mate];
RB,nr. 16: [matil; E nr. 14, 21,27 [mati], nr. 60.matis; SR:
SWN nr. 36, 53 [matis]; SON nr. 56, 58 [mati].
MANDUCAMUS: Im Süden [manzem], im Norden [manzem]|, [man-
zaml],ci.-8 26.
Im Hiat zum Haupttonvokal ist nachnebentoniges U schon im
VlIt. in folgenden Worten geschwunden ').
FEBRUARIUM: Im Süden [fobre], im Norden [febryel, ef. $ 12.
SEPTUAGINTA: RA nr. 10, 12 [sotanta], nr. 7, 8, 15 [setanto];
RB nr. 16 [setanto]; V [setanto]; F nr. 14 [sotanto], nr. 21, 27 [setante],
nr. 60 [setanto]; T nr. 45 [setanto]; SWN nr. 36, 40, 53; SON nr. 56, 58
[setanto].
QUATTUORDECIM:. V, RA nr. 7, 8, 10 [katorza], nr. 12, 15 [ka-
torzal; RB ne. 16; FE: nr. 14,.21,.27, 60; T’nr:45:; 8WN ınEssb3:
SON nr. 56, 58 [katorze].
Jünger ist der Schwund dieses U in
JENUARIUM°): Im Süden [Zane], im Norden [zanbyel, ef. $ 12.
S 32. Besondere Fälle. Um das Zusammentreffen von zwei
schwerer zusammensprechbaren Konsonanten zu verhindern, scheint
der Nachnebentonvokal nicht geschwunden zu sein in * TEXITOREM —
[tisodu], ef. $S3. Aus einem andern Grunde blieb er erhalten in
*CAMINARIAM — [kamin’ero], ef. $ 12. Hier haben wahrscheinlich die
Formen für *CAMMINUS > [kami] analogische Wirkung ausgeübt und
den Sehwund des I verhindert. Ferner blieb beim Verbum in einer
Reihe von endungsbetonten Formen durch Angleichung an stamm-
betonte der Nachnebentonvokal erhalten oder wurde wiederhergestellt.
!), Brunot: Histoire de la langue francaise I, (1905), p. 68. Lindsay:
Die lateinische Sprache, p. 61.
2), In den Urkunden aus Roussillon giner, in denen aus Narbonne jenoier,
cf. p. 30, Anm].
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 59
SEMINARE'): Im Norden [semenal, cf. $ 23°).
DISJUNARE°): F [dezüna], nr. 14, 19 [(dezena]; P [dezüna], nr. 47
52 [dezena]; T [dezena], nr. 43 [dezüna]; SON [dezenal; SWN [de-
zenal, nr. 51 [dezüna].
ADJUTARE°): RA nr. 7, 10,12 [azuda], nr. 8, 15; V [ozuda];. RB
nr, 16;:T nr. 45, SWN nr. 36,,53; SON nr. 56, 58 [azeda]; F nr. 21,
27, 60 [azüdal, nr. 14 [azedal.
Der Schwund des Nachnebentonvokals ist noch unterblieben in
HOROLOGIUM > [Frel’089], ef. $ 16 und ALAUDA + ITTA: Im Süden
Nauzete], im Norden [lauzeto], cf. S 28.
Der Grund liegt augenscheinlich in der Apokope des Nebenton-
vokals, wodurch die nachnebentonigen vortonig wurden ?).
Sonst ist der Schwund des Nachnebentonvokals nur in gelehrten
Wörtern nicht erfolgt, wie ANIMAL + S: Im Süden [animals], im
Norden [animals], cf. S 26.
*MEDICINUM: RB, F, T, P, SWN, SON [medesi].
Für nachnebentoniges a fehlen leider Beispiele. Man vergleiche:
ALF carte 1229 SOLAMENTE > [sulgomen].
In der Behandlung seines Nachnebentonvokals nicht ohne weiteres
durchsichtig ist HORTULANUM: RA, V, RB [urtula], nr. 19 [urtola).
Auch hier könnte die Erhaltung des U seinen Grund darin haben,
daß so das Zusammentreffen mehrerer Konsonanten vermieden wurde;
doch geben die mittelalterlichen Formen des Wortes zu denken. In
Narbonne heißt es 1276 ortalans, ortalicia?) usw., aus Roussillon kann
ich nur die Form ortolas®) belegen (1292), wohl aber auch ortalissa‘);
es wäre demnach nicht unmöglich, daß auch in HORTULANUS von
Formen wie orta‘) aus ein a eingedrungen wäre, wofür auch [urtola]
in nr. 19 spricht, und dann durch Assimilation an das vortonige 0
zu 0 und weiter zu [u] geworden wäre.
DEerssuechler2 G@ T, p..772.
?) Auch im Katalanischen existiert semenar; [sombra| ist möglicherweise
spanisches Lehnwort, cf. Saroihandy: GGI?, p. 865, Anm. 1.
3) ef. Suchier: GG I?, p. 830.
*) In *ALAUDITTA liegt möglicherweise auch Beeinflussung durch ALAUDA
vor, cf. Schultz-Gora, p. 30.
5) Mounye&s, p. 141, 1 und 2.
Se Alart: Doe., P.101,104.
Dribs,,p. 180:
8) ib., p. 102, 104, 130.
60 K. Salow
Kapitel III. Nach dem Hauptton stehende Vokale').
1. Die tonlosen Mittelvokale.
In der großen Mehrzahl der Fälle schwindet der tonlose Mittel-
vokal im Norden so gut wie im Süden; doch existiert daneben eine
andere Art der Behandlung der Proparoxytona; es fiel nämlich die
auslautende Silbe, und der Mittelvokal blieb erhalten. War er ein
I oder E und stand er im Hiat zu einem andern Vokal, so erzeugte
er Palatalisierung des vorausgehenden Konsonanten. Sein Schwund
ist nicht in allen Worten gleichzeitig erfolgt, zum Teil trat derselbe
schon im Vlt. ein, zum Teil erst im Romanischen?). Worte, die
den tonlosen Mittelvokal und die Auslautsilbe bewahrt haben,
sind gelehrt.
Beispiele: 833. Schwund des Mittelvokals.
MEDICUM: RA [me$>], nr. 6, 8, 9 [medy>], nr. 1, 13 [me£a]
V [mei»].
CIMICEM: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [Sinso]; RB nr. 16 [Sinso].
DIGITUM: V, RA nr. 7, 9, 10, 12 [det], ar. 15 [dt] Rn:
F nr. 14,21,27,60; T nr.45 [dit]; SWN nr..36, 53; SON nr. 56,58 [det].
FRIGIDUM:: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [fret& RB nr. 16; F mi
21, 27, 60; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [fret]; SWN nr. 36, 53 [fret].
CALIDUM: RA nr. 12’ [kall; RB nr. 16; Fnr. 14, 21.027268
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [kaut].
BUTYRUM: F nr. 23—30, 60 [büre], nr. 20 [beero], nr. 14 [beere],
nr. 19 [berg], nr. 22 [büro], nr. 21 [büre]; P [büre], nr. 47, 52 [bere];
T [bere], nr. 43, 44 [büre]; SWN, SON [beere].
" SUNDECIM: RA nr. 7, 8, 10,12, 15; V [unzo]; "RB nr. 16 /omzel
F nr. 21, 27, 60 [unze], nr. 14 [unzo]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;
SON nr. 56, 58 [unze|.
QUINDECHIM: "RA nr. 7, 10,.12, 15; W RBzunr. 167 E37
F nr. 14, 21, 27,60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [kinze].
PIPEREM: Im Süden [pebro], im Norden [pebre], cf. Sr
CINEREM: Im Süden [senra], im Norden [sendre], ef. 84.
Ahd. WEIGARO: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [gwaira]; RB nr. 16;
E’nr. 14, 21, 27,605 Tor. 45; SWN ur. 36,53; SON nr..56, 587 [gaıtel:
') ef. Wendel: Die Entwicklung der Nachtonvokale aus dem Lateinischen
ins Altprovenzalische. Tübingen, Diss., 1906.
?) Meyer-Lübke: GG I?, p. 469.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 61
DIEM SABBATI: RA nr. 7, 10, 12, 15; V [disadda]; RB nr. 16
[disatta]; F nr. 21, 27, 60 [disatte], nr. 14 [disatto]; T nr. 45; SWN
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [disatte].
ARBOREM: RA nr.7, 8,10, 12, 15; V, RBnr. 16 [aibro]; F nr. 14,
29.21, 60; T nr. 45 [aibre]; SWN nr. 36, 53 [aure]; SON nr. 56
[aubre], nr. 58 [aure].
LEPOREM: Im Süden [l’ebro], im Norden [lebre], ef. 8 6.
OCULOS: RA, V [ul’s]; RB, F, P, T, SWN, SON [els].
APICULAS: Im Süden [dbel’os], im Norden [abel’ 98], cf. 8 3.
I und E im Hiat zu einem folgenden Vokal erzeugten Palata-
lisierung des vorhergehenden Konsonanten; nur gelehrte Worte ent-
ziehen sich dieser Entwicklung.
HOROLOGIUM: Im Süden [ral’0&3], im Norden [raloce] ef. $ 16.
BUBEUMS):=RAcnT..9, 10, 12, 15; V [rue]; RB nr.16; FE nr.14,
27, 60 [ruze], nr. 21 [ruze]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56,
58 [ruze].
BABPAM V, BA nr. 1-6, 31 [rabil, Dr. 7, 10, 11, 13,15 [rag];
RB [rabyol; F [ra&o], nr. 14, 19 [raöo], nr. 26, 5 [rau], nr. 30 [ra29];
P [razg], nr. 59 [ra&o]; T, SON, SWN [raco], nr. 51 [razo].
Gelehrt sind folgende Worte:
CAVEA: V, RA [gabil; RB nr. 16 [gabyo], nr. 17 [gabi]l; P, T,
SWN, SON, F [gabyo], nr. 14, 30 [gabyo].
GLORIA: RA, V [glori], nr. 5 [gloril; RB nr. 16 [gloryo], nr. 17
[gloril; F [gloryo], nr. 19 [gloryg], nr. 14 [glorya], nr. 20, 22 [glwaro];
P,T [gleryg]; SWN [glwero], nr. 40, 51, 53, 55 [gloryg]; SON nr. 33—35
[glwero], nr. 56, 58 [gloryo].
BESTIAS: V, RA [bestis]; RB nr. 16 [besties], nr. 17 [bestios];
F nr. 20—23 [bestis], nr. 14, 19, 25—27, 30 [bestios], nr. 24 [bestias],
nr. 29 [besties], nr. 60 [bestiel; P [besties]; T [bestios]; SWN nr. 36
[bestis], nr. 51, 54 [bestie], nr. 53, 55 [bestio], nr. 38 [bestios], nr. 39
[bestios], nr. 40 [besties]; SON nr. 33 [bestis], nr. 34 [bestios], nr. 35,
56 [bestiel, nr. 57 [bestigs], nr. 58 [bestios].
PATIENTIA: V, RA nr. 7, 10, 12 [posxensi], nr. 15 [pasxensi]; F
nr. 14 [pasxensyo], nr. 21, 27 [pasxenso], nr 60. [pasxenso]; RB nr. 16
[pasxenso]; T nr. 45 [pasxenso]; SWN nr. 53 [pasyenso], nr. 36 [pasxensu];
SON nr. 56 [pasxenso], nr. 58 [pasxenso].
Wenn diese Worte auch gelehrt sind, so zeigen sie doch im
!) Die nördlichen Formen sind französische Lehnwörter. ef. altprov. rog.
62 K. Salow
Norden und Süden eine recht verschiedene Behandlung; der Süden
beseitigt nämlich diese Paroxytona dadurch, daß hier der Abfall der
Auslautsilbe eintritt; der Norden dagegen bewahrt beide Silben, aller-
dings schwinden in schnellerer Rede auch hier die Proparoxytona,
da i dann zum Engelaut wird; bei langsamer Aussprache kann. man
aber deutlich zwei Silben nach dem Haupttonvokal unterscheiden. Die
Abgrenzung dieses verschiedenen Verfahrens verläuft im allgemeinen
dem oben skizzierten Bündel entsprechend, ist aber keine scharfe. In
RB geht nr. 16 gewöhnlich mit dem Norden, nr. 17 bald mit dem
Norden, bald mit dem Süden.
S 34. Erhaltung der vorletzten Silbe der Propar-
oxytona und Schwund der Auslautsilbe. Diese Erscheinung
zeigt sich namentlich, wenn dem Mittelvokal ein n folgt, doch auch
vor anderen Konsonanten!).
Beispiele: FRAXINUM: Im Süden [frese], im Norden [fraise],
ERS.
HOMINEN: Im Süden [om>»], im Norden [ome], ef. S 14.
JUVENEM: Im Süden [zuba], im Norden [zube], ef. S 18.
"GONOSCERE: Im Süden [kuneso], im Norden [kuneise], ef. 520.
CRESCERE: RA nr. 7, 10, 12, 15; V[kreso]; RB: nr.'16 [krese];
F nr. 14 [kreso], nr. 60 [kreise], nr. 21, 27 [kreise]; T nr. 45 [kreise];
SWN nr. 53 [kreisil, nr. 36 [krese]; SON nr. 58 [kresi], nr. 56 [kreise].
*ViDERE*): nr. 53, 60 [beze], nr. 45 [beze], ef. S 3.
Auf ein älteres sögal wird auch wohl das moderne |syal] unserer
Gegend zurückgehen; die Formen segal, sigal existieren auch heute
noch’).
Nur im Süden finden wir den Mittelvokal erhalten in
CANNABEM: V, RA [kansm], nr. 1, 4 [karom], nr. 13 [kamb>];
RB nr. 16 [karbe], nr. 17 [krambo]; F [karbe]l, nr. 14, 19 [karbo];
P [karbe], nr. 48 [karbre]; T nr. 44, 45 [karbe], nr. 42, 43 [kambre],
nr. 41 [karme]; SWN nr. 38, 39, 51, 53, 54 [karbe], nr. 40, 55 [kambre];
SON nr. 34, 35, 58 [karbe], nr. 56 [kambre], nr. 57 [kambe], nr. 33 [&ambre].
!) Nach Wendel, p. 76, unterblieb die Synkope im Provenzalischen in folgen-
den Fällen: 1) vor d; 2) vor n; 3) vor r nach mediopalataler oder dentaler Spiranz,
nach Konsonant + labialer Spiranz herrscht Schwanken; 4) vor 1 nach mediopala-
taler Spiranz; 5) um unliebsame Konsonantenverbindungen zu vermeiden.
?) Nach Anglade: Parler, p. 153 und 157, vielmehr durch Akzentverschie-
bung aus bezer entstanden.
3) ef. Mistral: TF unter segue.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 63
Vergleicht man die Formen der Urkunden mit diesen modernen,
so kann man zweifeln, ob [kanam] tatsächlich im. Roussillon
bodenständig ist und nicht etwa erst von Katalonien aus dorthin
eebracht wurde. In der Leuda von Collioure heißt es cambe'), in
Verordnungen der Könige von Mallorca camge?), in der Leuda von
Tortosa dagegen canem?). |[kamb»] in nr. 13 scheint demnach noch
ein Rest der älteren in Roussillon regelmäßigen Form zu sein, umso-
mehr, als es dem benachbarten Fenouillet nicht entlehnt sein kann,
dessen Form [karbe| lautet. In den Urkunden aus Narbonne heißt
das Wort carbe*), in Lezignan cambe?).
WEIPIDAM:: V,- RA: nr.:2,:3, 7—9, 11,15. [tebil, nr. 1,,4,.5, 6, 31
Itebit], nr. 10, 12 [tobeza], nr. 15 auch [tebezol, nr. 13 [txede]; RB
nr. 16. [tebezg], nr. 17 [tebezg]; F,.P, [tebezo], nr. 26 [tebezu], nr. 14
Ityedo], nr. 47 neben |tebezo] auch [txedg]; T, SWN, SON [txedo]*),
nr. 35, 43, 44, 46 auch [tebezol.
In [tebezo] aus TEPIDAM ist, nachdem der Mittelvokal nicht syn-
kopiert worden war, Akzentverschiebung eingetreten. Ob aber |[tebi] eine
volkstümliche Form ist, muß als recht zweifelhaft erscheinen, da ı
hätte e ergeben sollen, was auch in einer anderen Form des Wortes
(tebeu) geschah. Aus demselben Grunde sind gelehrt die Formen von
AVIUM; RA nr. 7, 9,.10,.12,.15; V.[abil; RB nr. 16 [tabi]’) und
ECCLESIA: Im Süden [iglezi], cf. S 23 sowie die entsprechenden
S33 aufgeführten Worte ähnlicher Art. Im Norden ist allem An-
schein nach der Mittelvokal erhalten geblieben in
CIMICEM: F nr. 14, 21, 27; T nr. 45;-SON nr. 56, 58; SWN nr. 53
[simet], nr. 36 [simet. Doch fehlen auch im Languedokischen
synkopierte Formen nicht, ef. Mistral: TF unter cime und ALF,
carte 1105.
2. Die Auslautvokale.
i, e, o als Auslautvokale.
Sie schwinden, wenn nicht eine vorhergehende Konsonanten-
gruppe einen Stützvokal braucht, ı aber erst, nachdem es den voraus-
Sr Alart: Doe., p. 187.
Srib, p: 112, 119, 231.
3) ib., p. 55.
*) Mouny&s, p. 208,2.
2)51h2, 29.1995;
®) Diese Formen sind natürlich französische Lehnwörter.
?) = *ATAVIUS; ATAVIA ist belegt — altfranz. taie, prov. |[tayd|.
64 K. Salow
gehenden Vokal beeinflußt hat. Blieb der Vokal infolge einer
schweren Konsonantenverbindung erhalten, so wurde er im Süden zu
[9], im Norden zu [e]. Der Auslautvokal ist außerdem noch in einer
Anzahl von Pluralformen und Verbalendungen vorhanden.
Beispiele: & 35. vInTI): V, RA'nr. 7, 8, 10, 12, 1520.
RB nr. 16; T’nr:45; SWN nr! 36,535 SON. nr. 5853, FR 2227
60 [bint], nr. 14 [bin].
HERI: Im Süden [ayirt], im Norden [yer], ef. 8 8.
SOLEM: V, RA [sul].
NEPOTEM: Im Süden [nabut], im Norden [nebut], ef. $ 18.
PEDEM: Im Süden [peu], im Norden [pe], ef. $ 6.
DRAPPOS: V, RA nr.., 12, 15.[draps]; „RB nr.16 =Ranrser
21,27, 605 T’nr. 45; SWN nr.’ 36, 535 SON nr. 56, 58’ [drats!:
COLAPHOS: Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. S 14.
OCULOS: Im Süden [ul’s], im Norden [els], ef. $ 33.
ALIUM=S V RA nr. 7, 910, 12, 15; RB nr..16; FE nr292%
27 (al), nr. 60 [al]; T nr. 45 [al]; SWN nr. 53 [al], nr. 36 [al]; SON
nr. 56, 58 [at].
VINUM: Im Süden und Norden [bi], ef. $ 1.
MANUM: Im Süden und Norden [ma], ef. $ 10.
Erhaltung des Auslautvokals finden wir in einer Reihe von
Lehnwörtern aus dem Spanischen.
MINUs2): V,- RAmr. 7,9, 10, 12, 15'menus]; RBinrale eg
nr, 14, 21, 27, 60; Tnr. 45; SWN nr. 36, 53; SON’nr. 56, »82]mens]:
CARCUM: VW, RAT. 78,10, 12, 15, RBinr. 16 Sea
TABACO: V, RA nr. 7, 9, 12, 15 [tabaku], nr. 10 [tobakul; RB
nr. 116; E' nr. 14, 21, 27, 60; "Tnr. 45; SON nr. 56,58; 5 WN son
[tabak], nr. 53 [tabat|].
CIGARRO: RA. V, RB, F, P, T, SWN, SON [sigaru], nr. 33
Isigare], nr. 19—21, 29, 40, 49, 59 [sigarg].
Durch span. hierro beeinflußt ist
FERRUM3): V, RA [ferul; RB, F, P, T, SWN, SON [fer], nr. 39,
58, 59 [fere].
) Lindsay: Lat. Sprache, p. 479 und Suchier: GGI?, p. 730.
2) Morel-Fatio: GGI?, p.873, 1284 heißt es in Perpignan meyns, cf.
Alart: Doc., p. 231; andere altmallork. Beispiele, Niepage: RDRJH, p. 6.
3) 1295 heißt es ferre, ef. Alart: Doc., p. 112; ebenso auch in Tortosa,
ib., p. 55; ferner Niepage: RDRI, p. 331 und Saroihandy: GGI’, p. 853.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 65
Gelehrt ist das der Kirchensprache entstammende
CORPUS — Fronleichnam: V, RA, RB nr. 16 [korpus], nr. 2, 3
[korpus]; F, P [korpüs], nr. 59 [korpes]; 'T [korpüs]), nr. 41, 42
[korpes]; SWN, SON [korpesl.
$ 36. Erhaltung des Auslautvokals: a) infolge von vorher-
gehenden Konsonantengruppen; b) in einer Reihe von Pluralformen
und bei einer Anzahl Verbalendungen').
a) Beispiele: PIPEREM: Im Süden [pebro], im Norden [pebre],
et. 93.
FEBREM: Im Süden [febro], im Norden [fgebre], ef. $ 6.
DECEMBREM: Im Süden [dosembro], im Norden [desembre], ef. 8 7.
MATREN: V, RA [mara]; RB nr. 16 [mairo], nr. 17 [mairel; F,
P, T, SWN, SON [maire], nr. 21 [mairo].
CREDERE: Im Süden [kreurs], im Norden [kreire], ef. 8 3.
CINERE: Im Süden [senro], im Norden [sendre], ef. $ 4.
WAIGARO: Im Süden [gwairs], im Norden [gaire], cf. $ 33.
SECALE: Im Süden [segglo], cf. S 5.
-ABILEM: RA [-abbl], nr. 12 [-applo], nr. 13 [-appl]; RB, V
[-appl]; F nr. 14, 29, 30 [-applo], nr. 19—23 [-abblo], nr. 24, 25—27,
60 [-applel; P, T, SWN, SON [-applel, nr. 43, 50, 51 auch [-abble],
nr. 33 [-applo].
UNDECIM: Im Süden [unza], im Norden [unze], cf. 833.
*VILLATICUM: Im Süden [bilag>], im Norden [bilacel, ef. 522.
*FITICUM: Im Süden [feg>], im Norden [fee], ef. S 3.
JUDICEM RA [zusal, nr..5, 6, 11, 31 [zu83]?); V [züge]; "RB
nr. 16 [züßo], nr. 17 [zuza]; F [züg3], nr. 19 [ze$9], nr. 29 [zügel,
nr. 30 [züzo], nr. 60 [züce]; P [züzel, nr. 47 [züze], nr. 59 [zegel,
nr. 52 [zeze]l; T nr. 42, 45 [zegal, nr. 41 [zegel, nr. 43, 44 [züßo];
SWN nr. 36, 40 [ze8>l, nr. 38, 39 [zege], nr. 53 [zeze], bei den
jüngeren auch [Ziel], nr. 51 [züze], nr. 54, 55 [zügo]; SON nr. 34,
35, 57 [zegol, nr. 33, 56 [zügel, nr. 58 [zegel.
DIEM DOMINICUM: V, RA nr. 10, 15 [diumenz>], nr. 12 [diumenz>)],
!) Nach Wendel, p.119, bleiben die Auslautvokale als [5] (sie!) erhalten
a) nach Konsonant + Liquida und Konsonant + Nasal, wenn diese Verbindungen zur Zeit
des Schwundes noch nicht vereinfacht waren; b) vor nt; ec) vor r nach mediopala-
taler oder dentaler Spiranz; d) wenn der Auslautvokal mit dem Tonvokal eine
diphthongische Verbindung eingeht, in diesem Falle bleibt i erhalten, und u wird o.
?) Das [ü] des Südens erklärt sich daher, daß das Wort der Verwaltungs-
sprache angehört und daher den Einfluß der Schriftsprache erlitt.
[211
66 K. Salow
nr. 7 [diumenya]; RB nr. 16 [dimenza]; F nr. 21, 27, 60 [dimenze],
nr. 14 [dimenzs]; T nr. 45 [dimenze]; SWN nr. 36 [dimense], nr. 53
[dimenze]; SON nr. 56 [dimenze], nr. 53 [dimenze].
Was die Ausdehnung von [a] und [e] als Reste des Auslaut-
vokals anlangt, so gibt es keine scharfe Grenze zwischen beiden, es
herrscht ein Schwanken in den einzelnen Beispielen, wenn ihre Ab-
gerenzung manchmal auch dem oben genannten Bündel entspricht.
In einigen Beispielen ist der Auslautvokal erhalten geblieben,
weil er mit dem Haupttonvokal einen Diphthongen bildete.
DEUM: Im Süden [deu], im Norden [dius], ef.
MEUM: Im Süden [meu], im Norden [miu], ef.
*TEUM: Im Süden [teu], im Norden [tiu], ib.
*EO: Im Norden [yeu] ib.
=YA0: V, RA nr. 7,10, 12, 15. |bail)), RB nr, 16; Rnezeree
27, 60; Dar. 45; SWN. nr..36, 53; SON nr. 56, 58 [bau].
S 37. Erhaltung des Auslautvokals in einer Reihe von
Pluralbildungen?) und Verbalendungen.
Plural Mascul. Partiz. Praeteriti von ANAR°): F nr. 14, 21, 24
[anadis], nr. 27—30 [anadi]; P nr. 48, 59 [anadis], nr. 47, 49 [anadi];
T nr. 42, 44, 45, 46 [anadis]; SWN nr. 40, 53—55 [anadis]; SONhnr. 35,
56, 57 [anadis].
NIDOS®): T, SWN, SON [nizesl, nr. 39, 41—43, 55 [nize],
nr. 56. [Inits].
*AGURIUM + 0S0S: Im Süden [uruzus], im Norden [üruzis] und
[eruzis], cf. $ 28.
Plural von os: RA nr. 7,9, 10, 12, 15; V, RB nr. 167 [osus] 2
nr. 14, 27, 60 [osis], nr. 21 [osı]; T nr. 45; °SWN nr. 36.535 SON
nr. 56, 58 [oses].
*BUSCOS°): RA nr. 2, 8—10, 12, 15; V [boskus]; F nr. 14, 60
[boskis], nr. 24, 27, 30 [boskil; SWN nr. 36, 53 [boskes]; SON nr. 58
[boskes], nr. 34 [boskes], nr. 56 [bweses].
') Alecover: Bolleti IV, nr. 9, p. 287, gibt an, in Calce (Roussillon) [manbau]
gefunden zu haben, die Form heißt aber wenigstens [mambau|, die Ableitung von
* VADIO ist unzutreffend.
2) Über die Erklärung dieser Bildungen cf. $ 119.
®) Die nicht zitierten Orte haben Schwund des Auslautvokals, cf. $ 138.
4) RA [niuks], nr. 7, 31 [nius]; V [nius]); RB, F [nius], nr. 26 [niuk] [nius],
nr. 22 [niuks]; P [niu], nr. 52, 59 [nius].
5) nr. 1, 16, 21, 45 [bosk]. /
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 67
Plur. von BRA(C)C(H)IUM innerhalb einer Exspirationsgruppe nach
auslautendem Vokal: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [brasus]; RB nr. 16
[brasis]; F nr. 14, 60 [brasis]), nr. 21, 27 [brasil; T nr. 45; SWN
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [brases].
TENES: RA nr. 7, 10, 12, 15 [tenas], nr. 8 [tenas]; V [tenes];
RB ur. 16; SWN nr. 53; SON nr. 58; F nr. 21, 27, 60 [tenes],
nr. 14 [ten»s].
VENIS: Im Süden [benos], im Norden [benes], ef. 87.
DICUNT: RA, V [diwen]; RB nr. 17 [dizun]; F [dizen], nr. 14,
30 [dizun], nr. 29, 60 [dizen], nr. 25 [dizen]; P [dizen]; T, SWN, SON
[dizun], nr. 40, 41, 53 [dizen].
a als Auslautvokal').
Im absoluten Wortauslaut sowie im Auslaut einer Exspirations-
eruppe und im Innern einer Exspirationsgruppe vor Konsonant wird
auslautendes A im Süden zu [a], im Norden zu [9] und bisweilen zu
[ul. Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem Vokal
schwindet es; vor dem s des Plurals wird es im Süden gleichfalls zu
lo], im Norden dagegen finden wir hier nur im Termenes und Nar-
bonnais die Entwicklung zu [0] und [u], im Fenouillet und Peyrepertuses
wurde es vielmehr zu [el. Ähnlich ergab die Endung -ANT im Süden
[-on], im Norden [-un] und [-en], wobei es freilich nicht sicher ist, ob
bei [-un] z. B. nicht Endungstausch vorliegt?). Die Entwicklung
von A zu [e] vor s und n dürfte ihren Grund darin haben, daß beide
dentale Laute waren, also den Wandel des a zu Vorderzungenvokalen
begünstigten®). Warum derselbe aber nur im Fenouillet und Peyre-
pertuses eintrat und nicht im ganzen Norden, ist mir unmöglich zu
sagen. Seine eigenen Wege ist das Femininum des Artikels gegangen;
im Singular blieb es in der ganzen untersuchten Gegend gewöhnlich [al,
im Plural, also vor s, wurde es im Süden [p], im Norden ergab es [al
und [e], was doch wohl dem schriftsprachlichen Einfluß zuzuschreiben
ist. Ihre Erklärung findet diese abweichende Entwicklung beim
Artikel darin, daß dieser proklitisch ist‘), darum auch sein Auslaut-
vokal mit größerem Druck erzeugt wird, als der der Substantiva.
!) Über auslautendes a im Katalanischen ef. Schädel: Die katalanischen
Pyrenüendialekte, Teil I, Lautlehre, die Auslautvokale 1) -a. RDRI, p. 386ff.
SuSuchier: GG I’, p. 711.
Srschaädel: 1. ep. 388%
ih.
65 K. Salow
Beispiele: $ 38.
1. a im absoluten Wortauslaut, im Auslaut einer
Exspirationsgruppe und im Wortauslaut innerhalb einer
Exspirationsgruppe vor anlautendem Konsonant.
LUPA: V, RA [/’ubo], nr. 4 [’upo]'); RB [’ubo]; F [ubo],nr. 20, 30
Nubo], nr. 27 [Yubu], nr. 60 [lubo]; P übe]; T Nubo], nr. 44 [Y’ubo];
SWN, SON [Iubo]. nr. 51, 53 [übe].
GAVATA: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem
Vokal. RA, V [galto]; RB nr. 16 [galto], nr. 17 [galt]; F [gauto],
nr. 20, 23, 26—28 [gautu]; P, T, SWN, SON [gautg].
ALTA: RA nr. 7—10, 12, 15; V [alte]; RB nr. 16 [auto]; F nr. 60
Inauto], nr. 14 [nauto], nr. 21 [auto], nr. 27 [autul; T nr. 45; SWN
nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [nauto].
SALSICIA: F nr. 14, 21, 60 [salsiso], nr. 27 [salsisul; T nr. 45;
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [salsiso].
MATURA: V, RA nr. 2, 7,10, 12, 15 [madurs]; RB nr. 16 [madüro]
F nr. 14, 21, 60 [madüro], nr. 27 [madüru]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;
SON nr. 56, 58 [madero].
UNA: RA nr. 7,10, 12,15; V [una]; RB nr. 16 [eno]; F nr. 21, 60
[üno], nr. 14 [üne], nr. 27 [ünu]; "T’nr. 45; SON nr. 56,08. 2SW
nr. 53 [enol, nr. 36 [eng].
AQUA BENEDICTA: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [aiga boneit]; RB
nr. 16 [aigo boneito]; F nr. 14 [aigd banito], nr. 21 [aigo benezido],
nr. 27 Jaigo benitu], nr. 60 [aigo benito]; T nr. 45 [aigo benitol; SWN
nr. 53 [aigo benito], nr. 36 laigg bonite]; SON nr. 56 [aigg benito],
nr. 58 [aigo benido].
INMa vacca?) "BLANCA *venduta per *eo: RA, V [blaykel; RB
[blayko]; F nr. 14, 19 [blayka], nr. 20, 27 [blaykul; P, T, SWN, SON
[blayko].
UNA3) BRANCA: V, RA [una brayko], nr. 3, 4 [una brayke]; RB
nr. 16 [oen» brayko], nr. 17 [uno brayko]; F [üng brayko|, nr. 14 [ün»
brayko], nr. 27 [ünu braykul, nr. 19 [eno braykol; P [üng brayko],
nr. 52 [eng brayko]; T [eng brayko|, nr. 43, 44 [üno]; SWN, SON
Ieno braykol, nr. 33, 34 [üng].
') Neubildung vom Maseulinum |l’up| aus, das Wort wird überhaupt wenig
gebraucht; nr. 3, 5, 56, 57 verwandten im Anfang einfach die Masculinform, erst
nach Besinnen fand der Befragte die lautgerechte Form.
CH 2810!
3) ef. UNA weiter oben, das als einzelnes Wort gefragt wurde.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 69
Una AMPULLA, *BUTTICULA, CAVA + ITTA de. vino puro: V,
RB, RA [ompul’o], nr. 9 [ampul’o]; F [butel’o], nr. 14 [butel’o], nr. 19,
22 [butel’o], nr. 23, 25, 29 [kabeto], nr. 26 [kabetadg]; P [butel’o],
nr. 48, 49 [kabetol; T [butel’o], nr. 41 [kabeto]; SWN [butel’ 91; SON
[butel’o], nr. 35, 57 auch [kabeto], nr. 33 [butel’o].
BEISTAFRUBRA: V, RA,ar. 7, 9, 10,.12,15: RB'ır. 16 [kresta
ruzo]; F nr. 14 [kresta ruzo], nr. 27 [kreste ruze], nr. 21 [ruzo], nr. 60
[kresto ruzo]; T nr. 45; SON nr. 56; SWN nr. 53 [kresto ru2o],
nr. 36 [ruze]'), nr. 58 [kresto ruzo].
MEDIAM?) noctem: V, RA [mio], nr. 1, 12 [mid]; RB nr. 16
[mye2a], nr. 17 [miZza]; F nr. 14, 19, 20 [myeza], nr. 21—23, 25, 26,
29, 30, 60 [myezo], nr. 24, 27, 28 [myezul; P [myezol; T Imyezo],
nr. 45, 46 [myezol; SWN [myezo], nr. 39, 40, 51, 55 Imye2o]; SON
nr. 56—58 [myezo], nr. 33, 35 [myezo], nr. 34 [myezu|.
2. a innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlauten-
dem Vokal.
UNA HORA: V, RA [un oral; RB nr. 16 [ün urg], nr. 17 [un uro];
F nr. 14, 30 [ün urs], nr. 20—22, 25, 29, 60 [ün uro], nr. 19 [cen urg],
nr. 23, 24, 26, 27 [ün urul; P-[ün uro], nr. 52 [en]; T [en uro],
nr. 43, 44 [ün]; SWN, SON [een urg], nr. 33, 34 [ün].
MEDIA HORA°®): RA [miSoro]l, nr. 12, 13 [mitora]; V [micora];
RB, F, P, T, SWN, SON [myezurg], nr. 14, 30 [myezurs], nr. 33, 35,
43, 50, 51, 53, 56, 58 myezuro], nr. 42 [myezurado], nr. 34 [myezurg].
UNA HORA ET MEDIA®): RA [unorimiga], nr. 1, 12, 13 [migo];
V [unorimize]l; RB nr. 16 [ünuremyezol, nr. 17 [unuremyezo];
F [ünuremyezo], nr. 14 [myezol, nr. 26, 27 [myezul, nr. 19 [en]; P
lünuremyezo]l, nr. 52 [en]; T [oenuremyezol, nr. 43, 44 [ün]; SWN
[enuremyezol, nr. 39, 54 [ün], nr. 36 [myezo], nr. 38 [myezul; SON
[enuremyezo], nr. 33, 34 [ün], nr. 33 [myezo].
carnem CRUDAM ET DURAM°): RA nr. 1, 4—6 [kruiduro], nr. 11
[krui i duro].
9239323 vor Dentalen.
VACCAS innerhalb einer Exspirationsgruppe nach |z] und il.
') [e] statt [o] dürfte doch wohl nur Substitution für französisches [9] sein.
Eck 88.
8) ef. 819.
ck. $8.
>) In den übrigen Orten fand die Elision des Auslautvokals bei CRUDA nicht
statt, ef. $ 21.
70 K. Salow
V, RA [bakos]; RB nr. 16 [bakes], nr. 17 [bakos]; F [bakes], nr. 19, 26
[bakos], nr. 14 [bakos]; P [bakes]; T, SWN, SON [bakos], nr. 34 [bakus].
PASCHAS: V, RA nr. 7, 10, 12,15 [paskas]; RB nr. 16 [paskes];
F. nr. 14 [paskos], nr. 21, 27, 60 [paskes]; T nr. 45 [paskos|; SON
nr. 56, 55; SWN nr. 53 |paskos], nr. 36 |paskos].
*POMAS DULCES + AS: RA, V [pum»s duls>s], nr. 1, 2 [pomas]; RB
nr. 16 [pumas dusos], nr. 17 [pumas dusos]; F nr. 14, 19—21, 23 [pu-
mos dusos], nr. 22, 24—27 [pumes duses], nr. 29 [pume], nr. 30 [pumi],
nr. 60 [pumeil; P [pumei duses], nr. 47, 48 [pume]; 'T [pumgi dusos];
nr. 42 |pumgs]; SWN [pumoi dusos], nr. 36 [pumgs dusos], nr. 54 [pu-
mei dusos], nr. 51 [pumgil; SON nr. 35, 56, 58 [pumgi dusos], nr. 57
[pumgil, nr. 34 [pumei dusos], nr. 33 [pume dusos].
GUTTAS: RA, V, RB, F [gutes], nr. 29, 60 [gutes]; P [gutes];
T, SWN [gutos]; SON [gutos], nr. 33 [gutos], nr. 34 [gutos].
*TRINCATAS): statt TRONCATAS:-V, RA nr..5,'6, 8, 10, 15.31
Itronkadas], nr. 7, 11 [trenkados].
CANTANT: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [Kanton]; RB nr. 16 [kanten];
F nr. 14, 27, 60 [kanten], nr. 21 |kanten]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;
SON nr. 56, 58 [kantun).
RESTANT: RA nr. 2, 10, 12, 31; V [resten]; P nr. 50 [resten];
nr. 42 [restun].
DEMORANT: F nr. 19, 20,.22, 27 |damoran],.. nr. 25, 28.29
[demoron]; P nr. 48, 49 [demoren]; SWN nr. 38 [damgrun];
SON nr. 35, 56 [damorun], nr. 33 [demoren].
HABITANT?)y RA nr. 5,.15 [obiten], nr. 13 [Abıtan]; "REamele
labitan], nr. 17 Jabiten]; Finr. 14, 21—26, 30, 60 [abiten]; Pirsar
59 [abiten], nr. 52 [abiten]; T nr. 41, 43—46 [abitun]; SWN [abitun];
SON nr. 34, 58 Jabitun].
DEBEBANT: RA nr. 7, 9,10, 12,15; V [debien]; RB nr. 16 [da-
bien®); F nr. 14, 27 [dobien], nr. 60 [dobin], nr. 21 [dobiun]; T nr. 45
[debyon]; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [dobyon].
BIBEBAT: V, RA, RB [b»bia], nr. 10 [babeu], nr. 11 [bew>a], nr. 13
[bobiyo], nr. 3 [bobie], nr. 12 [boiyol; F [babiu], nr. 14, 19 [bobie],
nr. 60 [babyo]; P [babye], nr. 50, 59 [babyo]; T, SWN [bobyo], nr. 41
[bobyo], nr. 51 [babyel; SON [babyol, nr. 58 [bebyol, nr. 33 [bebyol.
!) ef. Bartsch: Chrest. provencale ®. Index. Ktg °nr. 9742 setzt * TRINICARE
an, was lautlich auch nicht befriedigt.
?) Das Wort selbst ist nicht volkstümlich, wird auch wenig gebraucht.
>) Die Erklärung dieser Bildungen ef. $ 131 ff.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 71
Eine besondere Entwicklung zeigt
DUAS: V, RA [duss], nr. 7, 13 [dus], nr. 3, 4 [dugas]); RB, T,
SON, SWN [dos]'), nr. 53 [dus]?) und [dos]; F, P [dus].
Diese abweichende Behandlung des auslautenden A hat ihren
Grund darin, daß A hier unmittelbar hinter dem Tonvokal stand.
A entwickelte sich auch hier zunächst im Süden ganz regelmäßig zu
[oJ], dann aber entstand zwischen dem [u] und dem [5], um den Hiat
zu beseitigen, ein [g], was auch sonst bisweilen erscheint, [duos] wurde
also zu [dugos]. In anderen Orten dagegen ging dies unbetonte [po]
in das haupttonige [u] auf. Dieselbe Entwicklung liegt wahrschein-
lich auch vor in dem [dus] des Fenouillet und Peyrepertuses, das wohl
auf ein älteres [dues], der regelmäßigen Form für DUAS, zurückgeht.
[dos] ist entstanden aus der Verschmelzung von [o] und [a]; (DUAS >
[doas] > "[doos| > [dos)).
Auch in gelehrten Wörtern finden wir die unter 1—3 beschriebene
Behandlung das auslautenden A.
RABIAM: Im Norden [rabyo], [raöo], ef. S 33.
CAVEA: Im Norden [gabyo], ib. GLORIA > [gloryo], i
BESTIAS: Im Norden [bestios], [besties], [bestios], ef. N 2
840. ILLA und ILLAS als Artikel.
Bei ILLA schwindet vor anlautendem Vokal das a, sonst bleibt
es im Norden überall als [a] erhalten. Im Süden wird es bei
schnellerer Rede auch [|].
Ka RATNFRB, EP T.SWN,; SON Ial.
In ILLAS wird a bei schnellerer Rede im Süden zu [>], bleibt:
in langsamerer dagegen [a]; im Norden finden wir als feminine Plural-
form des Artikels im Fenouillet [lez], im Peyrepertuses [lei]?) und in
dem übrigen [lail. Die Formen des Fenouillet und Peyrepertuses
sind aber durch die französischen Formen beeinflußt, da man sonst
[e] statt [e] erwarten sollte.
(IL)LAS vor stimmhaftem Konsonant. V, RA nr. 1, 5, 6, 9, 11 [laz],
19203347 72.8, 210, 12,13, 15, 18. [la2]; RB nr. 16 a ld az];
E' nr. 14 [laz], nr. 19—28 ][lez], nr. 29, 30 [le], nr. 60 Neil; Pnr. 50
!) In den Urkunden aus Narbonne doas, cf. Mounye&s, p. 82; SS ED.
2) [dus] erhalten in dem Satz „vouloir et powvoir sont deux choses“; [dos] als
einzelne Form.
®) Die Formen sind alle innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem
‚stimmhaften Konsonant gefragt.
> K. Salow
Ne], "nr. 52 [lei], nr. 4749, 59 lei]; .T, SWN, SON Jlaib ne
34, a s3ulleı]..).
S41. Was die Ausdehnung der [>]- und [o]-, [e]-Lautungen be-
trifft, so gibt es keine scharfe Grenze; in den Fällen 1—3 ist sie
zwar im allgemeinen dem in den Vorbemerkungen genannten Bündel
entsprechend, aber auch hier findet sich [|] schon in den Grenzorten
des nördlichen Gebietes, und vor Dentalen geht [>] bis tief ins Fenouillet
hinein. Dem Narbonnais gegenüber ist die Abgrenzung von [a] und
[ol in allen Fällen eine genauere, doch kommt auch hier in den
Grenzorten [d] vor. Im Norden selbst treffen die drei Stufen [o], [u]
und [e] zusammen. [el], das nur vor Dentalen aus -A entstand, bleibt
aufs Fenouillet und Peyrepertuses beschränkt; ob es eine scharfe
Grenze zwischen [o] und [e] gibt, vermag ich nicht zu sagen, da die
dem Peyrepertuses benachbarten Orte des Termenes nicht auf-
genommen sind. [u] findet sich vor allem im Fenouillet, am häufigsten
in nr. 27, doch erscheint es auch wiederholt in einigen anderen Orten
nördlich der Grenze. RB zeigt ein großes Schwanken in den []- und
[o]-Lautungen, bald gehen beide Orte mit dem Süden und haben
dementsprechend [»], bald mit dem Norden und bieten daher [og], end-
lich kommt es auch vor, daß der eine Ort die nördliche Stufe auf-
weist, der andere aber die südliche.
Die Entwicklung von [a] > [3] im Süden ist sehr viel älter
als die von [al = [o] im Norden. Im Cartulaire de Narbonne finden
wir in den Urkunden des 14. Jahrhunderts noch konsequent a ge-
schrieben, vor s ebensogut, wie im unmittelbaren Auslaut?). Im
Süden erscheint e statt a schon recht früh. 976°) heißt es in einer
Urkunde aus dem Vallespir meneres = MINARIAS; da aber hiervon
nur eine Kopie von 1313 existiert, so läßt sich nicht sagen, ob hier
nicht etwa eine Änderung des Abschreibers vorliegt. Im 11. Jahr-
hundert herrscht in Roussillon durchaus noch die Schreibung a vor,
cf. um 1088 cavalgadas'), doch lautet der Ortsname SALSULAS damals
schon Salses?), im 12. Jahrhundert wird. die Schreibung e schon viel
') In anderen Beispielen RB nr. 16 [laz]; F nr. 28 [le], nr. 29 [le], nr. 30
Ilez], nr. 60 [leil; P nr. 50 [lei], nr. 52 [leil; SWN nr. 53 [lai]; SON nr. 33 [le],
nr. 37 [lai.
2) cf. Mouny&s, p. 374—376.
SPAMAarıS Docpel.
Alba, 0923.
°) ib., p. 25; in den Urkunden heißt die lateinische Form Salsinas.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 13
zahlreicher. 1165 heißt es Canaveles'), 1168?) garbes, Vernedes,
Planes, daneben aber noch espadadas?). Im 13. Jahrhundert ist die
Schreibung e vor Plural s durchaus die Regel‘), im Singular dagegen
ist noch im 14. Jahrhundert die Schreibung a vorherrschend ’); und
noch im 15. Jahrhundert besteht in der correspondance de la ville de
Perpignan die Schreibergewohnheit, im Singular a zu schreiben ®)
und im Plural e, was auch heute wieder die übliche Orthographie
ist. Auch im Singular freilich wird auslautendes a schon viel früher
[9] gesprochen sein, wie es sich jedenfalls für vortoniges a beweisen
läßt, das in der Regel durch a wiedergegeben wird. Daneben finden
wir aber Schreibungen, wie mentega 1295°), menjar, menjadores
1296°), menemessors 1323”), und umgekehrte Schreibungen, wie
maytat'’) neben meytat'') - MEDIETATEM, satanta'?), sageyl'?).
darrer '*) usw.
II. Konsonanten.
Kapitel IV. Verschlußlaute.
1. Labiale Verschlußlaute.
r.
Im Anlaut, vor Vokal so gut wie vor Konsonant, bleibt P er-
halten. Im Inlaut zwischen Vokalen wurde es zu [b]; vor Konsonanten
hatte es ein verschiedenes Geschick, je nach dem folgenden Konso-
1) Alart: Doc., p. 27.
Ssibr 9:29.
21h.0p: 29:
*) Man vergleiche die statuta corrateriorum des batle von Perpignan von
1295. Alart: Doc., p. 107—114; hier wird im Singular stets a geschrieben, im
Plural stets e, nur einmal a in canabas.
?) Nur heißt es gewöhnlich die., cf. 1313, RLR XXIX (1886), p. 72; 1315
ib. XXX (1886), p. 260; 1316 ib. XXXI (1887), p. 59 und XXXII, p. 156, 416, 420;
dia. XXXII, p. 156.
6) ef. RLR, L, LI, LII, wo dieselbe abgedruckt ist.
Dr Alart: Doe., p. 112:
Sb... pP. 116:
SEREREXXXTIT p. 542 ff,
2 Nlant: Doc, pP. 175,
MERLRIRXIX, p. 72,
Dsib..1 p. 6lund 7.
ib. XXX, 1.416.
14) ib. XXX, p. 263; ef. auch Schädel: RDR I, p. 406--409.
TR: K. Salow
nanten. PL wurde im Süden zu [bbl], im Norden zu [ppl]; PR und
P’R wurden in beiden Gegenden zu [br]. PT ergab durch Assimilation
des P an das T ein [t], PT'M hingegen [mm]. PS wurde behandelt
wie CS) und wurde zu [s], [iS], P’S aber entwickelte sich im Norden
zu |tsl, während es im. Süden erhalten blieb. Auch im Inlaut
zwischen Konsonanten hing die Behandlung des P von den umgeben-
den Konsonanten ab; MPR blieb unverändert, MP’S ergab [ms] > [ns],
SPT>[st. Nach Konsonanten blieb P im Inlaut erhalten. In den
Auslaut tretend ist P im allgemeinen bewahrt geblieben, nur nach
M ist es im Süden geschwunden.
Beispiele: $42. Pim Anlaut.
*PERDUTUM: V, RA: nr. 7, 8, 12, 15 [pardut], nr. 10 Tp2rdoz:
RB nr. 16 [pordut]; F nr. 21,27, 60 [pardüt], nr. 14 [pardet]; T nr. 45;
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [pardet|.
PER: W RA nr. 7, 9, 10,42,15; RBnr. 16; Ronr 1421
60; T nr. 45; SWN nr. 36,53; SON :nr..56, 58 [par].
PULLUM: F nr. 14, 21, 27 [pul], nr. 60 [put]; T nr. 45; SON
nr. 58 [pul]l; SWN nr. 53 [pul‘).
PLANUM: RB, F, P, T, SWN, SON [plal.
*PLOVIA: Im Süden [pluzs], im Norden [plezo], cf. S 16.
PLUMA: Im Süden [plum>], im Norden [plümo], [pleemo], ef. S 21.
Im Süden ist in dieser Verbindung anlautendes P stimmhaft
geworden in
PLICARE: Im Süden [bloga], im Norden [plegal, ef. $ 23.
PROBARE: V, RA nr. 7, 10, 12 [pruba].
PRECARE: Im Süden [pregal, im Norden [pregal, ef. $ 23.
PRENDERE?): Im Süden |penro], im Norden [prene], ef. S 4.
S 43. P im intervokalischen Inlaut.
APICULAS: Im Süden [obel’os], im Norden [abel’osl, ef. $ 3.
CREPANT: Im Süden [krebon], im Norden [kreben], [krebun], ef. 5 6.
SAPONEM: Im Süden [sobu], im Norden [sabu], ef. 8 18.
Durch Angleichung an Formen, in denen P im Auslaut stand,
erklärt sich die Erhaltung von P in dem Partiz. Praeter. von SAPERE:
V, RA [sapigut]; RB nr. 16 [sopyet], nr. 17 [sapigot); F [sapüt],
nr. 14, 19, 20, 24, 29 [sapet];. P [sapxet],. nr. 50 [sapyüt], nr. 59
[sapüt]; T, SWN, SON [sapxeet], nr. 33 [sapiget]?).
1) Meyer-Lübke: Gramm. I, $ 458.
2) Über den Schwund des R. cf. $ 104.
?) Die Erklärung der Bildungen. cf. $ 138.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 75
Die gewöhnliche Entwicklung von intervokalischem P > [b]
finden wir dagegen beim Infinitiv. desselben Verbums wieder, soweit
er eine regelmäßige Fortentwicklung von *SAPERE darstellt: RA nr.
7,8, 10 [sopige], nr. 12, 15 [sapige]; V, RB nr, 16 [sopige]; F nr. 14,
21, 27,60; T nr. 45 [sabel; SWN nr. 36 [saure], nr. 53 [saupre]; SON
nr. 56, 58 [saupre]').
844. PimInlaut alserstes Glied einer Konsonanten-
gruppe.
PL. DUPLUM: Im Süden [dubblo], im Norden [dupple], ef. S 18.
Die Grenze zwischen [bbl] und [ppl] ist keine scharfe, zeigt
doch sogar V die nördliche Lautung.
PR. Verbalsubstant von *APRICARE: V [obrik]; RA nr. 7, 9, 12,
IRB nr. 16 .jabrık]); E nr. 14,.21, 27 -Japrik], nr. 60 [abrit); T
nr. 45; SWN ur. 36, 53; SON nr. 56, 58 [abrik].
APRILEM: Im Süden [abril], im Norden [abril], ef. S 2.
EOADRITUME V, RAnn. 1 3,5, 24,8, 31. [kaprit], m. 4,16, 9-13
[kshret], nr. 15 [kabrit]); RB nr. 16 [krabit], nr. 17 (krebit]; 2B,,
SWN, SON [krabit]; F [krabit], nr. 20, 21 [krobit], nr. 19 [krebit].
P’R. COOPERIRE: Im Süden [kubri], im Norden [kubri], [krubi],
[kurbi], cf. 5 29.
PIPEREM: Im Süden [pebro], im Norden [pebre], ef. 8 3.
LEPOREM: Im Süden [l’ebro], im Norden llebre], ef. S 6.
PAUPEREM: Im Süden [pobr], im Norden [paur], ef. S 13.
Im Norden ist das [b] allmählich mit dem [u] verschmolzen, ein
leicht begreiflicher Assimilationsprozeß ([b] > [|w] > [u]). Schon im
Altprovenzalischen bestehen ja paubre und paure neben einander.
PT. SEPTEM: Im Norden und Süden [set], ef. 8 6.
SEPTEMBRE: V; RA nr. 7, 10, 12 [sotembro], nr. 15 [setembro]
RB nr. 16 [setembro]; F nr. 14 [sotembro], nr. 21 [setembro], nr. 27
[setembre], nr. 60 [setembre]; SWN nr. 36 [sotembre], nr. 53 [setembre];
T nr. 45; SON nr. 56, 58 [setembre].
SEPTUAGINTA: Im Süden [sstanta], im Norden [setanto], ef. $ 31.
PT’M. SEPTIMANA?): Im Süden [sammana], im Norden [sem-
mang], cf. 5 23.
PS. CAPSA: Im Süden [kaso], im Norden [kaso|, [kaiso], ef. S 11.
1) ef. 8140.
?2) In den Urkunden noch setmanes, cf. Urkunde von 1321. RLR XXXI
(1888), p. 417.
76 K. Salow
GYPSUM: Im Süden [gis], im Norden [geis], [Zeis], cf. p. 34, Anm.4.
MET + IPSUM: RA nr. 7, 8, 10, 12 [mstei], nr. 15 [mateil; V
Imateso]); RB nr. 16 [mates].
P’S. COL(A)P(H)OS: Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. $ 14.
DRAPPOS: Im Süden [draps], im Norden [drats], cf. S 35.
845. Pals mittleres Glied einer Konsonantengruppe.
MP’R. SEMPER: V, RA [semproa].
*COMPERARE: Im Süden und Norden [krumpal, ef. $ 29.
SP’T. HOSPITALE: Im Norden [ustal], ef. $ 31.
MP’S. TEMPUS: Im Süden [tems], im Norden [tem], [tens], ef. S 7.
P als letztes Glied einer Konsonantengruppe,
PP. SAPPINUM: V, RA nr. 7, 10, 12, 15; 'RBnr, 16 [sopm] =®
nr. 14, 21,27, 60; T nr. 45; SWN ar. 36, 53: S0N nr, 56>Fapm
nr. 58 [sapil.
Germ. LAPPA + INUM: V, RA [Y’opin], nr. 7 apin]; RB nr. 16
[Y’opin], nr. 17 [Yapin]; F [’apin], nr. 22 [V’apil, nr. 60 [lapin]; P [Y’a-
pin]; T, SWN, SON [lapin], nr. 44, 51, 53 ’apin].
L’P. *COL(A)P(H)ARE: Im Norden [kupa], cf. 5 29.
TALPA: V, RA [taupa], nr. 1 [talpal; RB [taupol; F [taupo],
nr. 20, 27 [taupul, nr. 30 [taupo]; P, T, SWN, SON [taupo].
*bORP + ELLUM?): F nr. 14, 21, 27 [trupel), nr. 60 [trupell;
SON nr.'56, 58; T nr. 45; SWN nr. 36 [trupel], nr. 53 [trupel‘),
S 46. Pim Auslaut.
LUPUM: Im Süden [up], im Norden [up], [lup|, ef. $ 18.
COLAP(H)UM: V, RA nr. 3—5, 7, 8, 10—13, 15, 31; RB, E PB,
T, SWN, SON [kvyp|l.
PAURP°)innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem Vokal:
RB nr. 17: FR, pP, DV, SWN, SON? Itrop].
Auslautendes P existiert heute nicht mehr im Norden in der
Fortsetzung von
RECIPIT: ‚RA nr. 7, 10: 12, 15; V; RB nr: 16. repl > Kama
') = MET + IPSA. |motei] ist vom Plural aus neugebildet.
2) Über diese höchst zweifelhafte Etymologie ef. Ktg°, nr. 9520.
») Suchier: GG I?, p. 803. DAURP innerhalb einer Exspirationsgruppe vor an-
lautendem d zeigt diese Formen. RB nr. 16 [trop], nr. 17 [trop]; F nr. 14, 20 [trop],
nr. 21, 22, 29, 30, 60 [tro], nr. 23—27 [tro], nr. 19 [trop!; P [tro]; T [tro], ‚nr. 41
Itrop]; SWN [tro], nr. 39 [trop], nr. 38 [trop], nr. 40, 51 [tro]; SON nr. 56—58 [tro],
nr. 33, 34 [trop], nr. 35 [trol. Der Vokal ist vielfach durch die französische Form
gretrübt worden.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet er
[reseu], nr. 21 [rosiul, nr. 27 [reseu], nr. 60 [reseul; T nr. 45 [reseu];
SWN nr. 36 |resau], nr. 53 [resau]; SON nr. 56 [resau], nr. 58 [rosau].
Da die Form recep im Mittelalter belegt ist, haben wir hier vielleicht
eine jüngere Angleichung an deu = DEBET usw. vor uns.
Einem vorausgehenden M hat sich P im Süden assimiliert in
CAMPUM: Im Süden [kam], im Norden [kamp], ef. S 10.
B.
Im Anlaut bleibt B vor Vokal so gut wie vor Konsonanz er-
halten; doch wird es innerhalb einer Exspirationsgruppe nach einem
auslautenden Vokal oder stimmhaften Konsonanten, außer M, häufig
zu [b]. Im Inlaut zwischen Vokalen wird B zu [b], vor haupttonigem
u schwindet es bisweilen. Als erstes Glied der Gruppe BR wird
es im Inlaut zu [b]; in der Verbindung B’R B’L dagegen ergibt es
[u], erhalten ist es hier nur in nicht volkstümlich entwickelten
Worten. In B’T wurde B durch Assimilation an den folgenden Dental
selbst zu einem solchen, das Resultat war bald [dd], bald [tt], je nach
der Zeit der Synkope. Br ergab bald die stimmhafte, bald die stimm-
lose präpalatale Affrikata, also [&] und [&]; [8] entwickelte sich viel-
fach weiter zu [2]. Als mittleres Glied der Gruppe MBR ist B un-
verändert geblieben, und in M’R und M’L entstand ein neues [b]; auch
in der Gruppe RB’R ist B zum Teil erhalten geblieben, nur wo das
erste R durch Dissimilation zum zweiten zu [1] > [u] geworden war,
ist [b] in einigen Orten in dieses [u] aufgegangen. Im Auslaut ist B,
wenn es hinter M stand, verstummt; für andere Fälle fehlen Beispiele.
Beispiele: 847. Bim Anlaut. a) Im absoluten Wort-
anlaut oder imWortanlautinnerhalb einer Exspirations-
gruppe, außer nach stimmhafter Konsonanz oder Vokal.
*BURSA: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [bulso]; RB nr. 16 [bulso];
F nr. 21, 60 [butso], nr. 14 [butso], nr. 27 [burtso]; T nr. 45; SON
nr. 56, 58 [burso]; SWN nr. 53 [butso].
BENE: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach stimmlosem Kon-
sonant und vor anlautendem B: V, RA [bem], nr. 6 |bem].
BELLUM: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem M:
V, RA nr. 3—9, 11, 13 [bei]!); F nr. 14, 20—23, 25—30 [bel‘], nr. 19,
60 [bei]; P [bel]; T, SWN, SON [bei], nr. 44, 51, 53 [bel].
Germ. BLANC: V,RA nr. 1, 6, 9—12, 31 [blay], nr. 2—5, 7, 8, 13,
15 [blagk]; RB, F, P, T, SWN, SON [blaykl.
!) Nördliches Lehnwort, da sonst -LL > [l'] geworden wäre.
K. Salow
|
[® ©)
*BRUNAU): RA nr. 1, 2, 7, 11 [bruna], nr. 12, 13 [bruna], nr. 46,
15, 31; V [brüns]; RB nr. 17 [brenol; F [brüne], nr. 26 [brünu],
nr. 14 [brüno], nr. 19, 29 [breng]; P [brüng], nr. 52 [breno]; T, SWN,
SON [broeno], nr. 43, 44 [brüno|.
b) B im Wortanlaut innerhalb einer Exspirationsgruppe
nach auslautendem Vokal oder stimmhaften Konsonanten,
außer M.
BENE: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem
Vokal und vor anlautendem [k]: RA [bey], nr. 3, 7—11, 15 [bey].
Una’ BARBA: V, RA nt. 7%, 9, 10,12, 15 fkarba)] RB
[barbo]; F nr. 21, 60 [barbo], nr. 14 [barbo], nr. 27 [barbu]; T nr. 45;
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [barbo|.
Est BONUM: V, RA [bu], nr.1, 2 [bo], nr. 4,6,8,12,15,18,31 [bu];
RB, F, P [bu], nr. 25, 48, 50 [bu]; T, SWN, SON [bu], nr. 33, 34 [bu].
Illos BOVES: Im Süden |bous], im Norden [byousl, ef. S 17.
Illa BRUMA:. V, .RA:nr. 7.9, .10, 12, 15-Jpruma]; RB nr2116:
F nr. 14, 21, 60 [brümo]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58
(broemo].
Una BRANCA: Im Süden [brayko], im Norden [brayko], cf. 8 38.
8 48. B im intervokalischen Inlaut.
HABEMUS: RA nr. 1, 15 [abem]; RB nr. 16 [bem], nr. 17 [abem];
F, P, T, SWN, SON [abem], nr. 57 [aben].
DE {AB -FANTE: V, RA nr. 1, 7, 8, 10, 12, 15 [dakanE
RB nr. 16; T nr. 45 [daban]; F nr. 21, 27 [daban], nr. 14, 60 [daban];
SWN nr. 36 [daban], nr. 53 [daban]; SON nr. 56, 58 [daban].
*ABANTEARE: V, RA nr. 7, 15 [obensal, nr. 10, 12 [abonsa];
RB nr. 16 [obansa]; F nr. 14, 60 [abansa], nr. 21, 27 [abonsa]; T nr.
45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [abansa].
FABA: V, RA [fabol; RB nr. 16 [fabo]; nr. 17 [fabel; F [fabo],
nr. 14 [fabo]; P, T, SWN, SON [fabol, nr. 34 [fabe].
Vor haupttonigem u ist B in einer Reihe von Ortschaften
geschwunden.
SABUCUM: V, RA nr. 7, 12 [sebuk], nr. 15 [sabuk], nr. 10 [souk];
RB nr. 16 [sek]; F nr. 14 [sabek], nr. 21 [sabük], nr. 27 [sack],
nr. 60 [saük]; T nr. 45 [sabek]; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58
[sack].
') Im Süden ebenfalls Lehnwort, das gewöhnliche Wort lautet [murenu] =
span. moreno.
Katalanisch-languedökisches Grenzgebiet 79
849. B im Wortinnern als erstes Glied .von Konso-
nantengruppen.
BR. FEBREM: Im Süden [febra], im Norden [fgebre], ef. S 6.
FEBRUARIUM: Im Süden [fobre], im Norden [febryel, ef. $ 12.
B’R. BIBERE: Im Süden [beuro], im Norden [beure], ef. S 3.
SCRIBERE: Im Süden [pskriuro], im Norden [eskriure], ef. S 1.
LABORARE: Im Süden [l’oura], im Norden [laura], ef. S 31.
ROBUE V. RA nr, % 10, 125.15: rurs]; RB nr. 16°[ruis]; F
nr. 14 [ruiro], nr. 21, 27, 60 [ruire]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON
nr. 56 [ruire].
[ruro] ist entstanden aus roure'), das heute noch in Barcelona
existiert; ebenso geht auch die nördliche Form auf roure zurück,
indem [b] > [u] > [ü] > [i] wurde’).
B’L. SIBILARE: Im Süden [sıula], im Norden [fiula], ef. 5 22.
Gelehrt sind: -ABILE: Im Süden [-abbla], im Norden [-applel,
E20 5,36.
*MoBILES: RA nr. 7, 9, 10, 15 [mobblos], nr. 12 [mopplos]; RB nr.
16 [mopplis]; F nr. 14, 60 [mopplis], nr. 27 [mopph], nr. 21 [mobblos];
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [mopples].
DIABOLUM: Im Norden [dyapplel, cf. S 23.
BT. SUBTUS: Im Süden [sot], ef. S 19.
B’T. DIEM SABBATI°®): Im Süden [disadd>], im Norden [disatte],
ER 8:39.
OUBLTUM: RAınr. 7, 9, 10, 15 [kud23], nr. 12 [kuts3]; V:Tkutsa];
RB ır. 16 [kutse]; F nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;
SON nr. 56, 58 [kudel.
[kudzo] weist ja ohne Frage auf älteres cobede zurück; aber
warum in dem Wort der Schwund des Stimmtons bei [dz] eingetreten
ist und es zu [kutso] wurde, ist mir nicht ersichtlich; ebensowenig
vermag ich zu erklären, wie das d in [kudzo] entstanden ist;
man könnte versucht sein, [b] > [u] > [d] anzusetzen, wie colze aus
CUBITUM über cobede > couze > colze in der Tat hervorgegangen ist;
aber meines Wissens ist der Wandel von [u] > [d] sonst nicht belegt;
!) Auch in den Urkunden heißt es roure, cf. Niepage: RDR I, p. 343.
?) ef. Wendel, p. 25, cf. auch [kuide] =CUBITUM, das Krüger: Sprach-
geogr. Untersuch. S 35, belegt.
») In den Urkunden aus Narbonne 1278 dissapte, ef. Mounyes, p. 148,2;
1289 dissabte ib., p. 171,2. Über das Wort in katalanischen Urkunden cf. Niepage:
RDRI, p. 359.
30 K. Salow
lang. [kude] erklärt sich aus CUBITUM durch die Mittelstufen cobede >
cobde = *|koude], woraus einmal code, das auch Mistral gebraucht,
und andererseits [kude].
Seine eigenen Wege ist ferner gegangen MALE + HABITAM'):
V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [malalto]; RB nr. 16; F nr. 14, 21, 60 [ma-
lalto], nr. 27 [malaltul; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [malauto]; SWN
nr. 36 [malalto], nr. 53 [malauto].
Das B entwickelte sich hier, ähnlich wie in B’R und B’L zu [u],
daraus aber ging ein [1] hervor, eine Erscheinung, die sich auch
noch in einigen anderen Worten findet, es ist die der gewöhnlichen
Entwicklung von 1 > [u] entsprechende Rückwandlung.
Br. Es ergab [£]?), [&] und weiterhin auch [Z]?).
RABIAM: Im Süden [raßa] neben [rabil, im Norden [raco| und
Irazg], ef. 8 33.
*INRABIATUM: RA nr. 8, 9, 12, 15 [onrogat].
HABEAM: F' nr. 27 [azel, nr. 60 [ae]; T nr. 45; SWN nr. 36,
53; SON nr. 56, 58 laze|. |
RUBEAM: Im Norden [ruzo], im Süden [ruzea], cf. S 38.
8 50. B als mittleres Glied einer Konsonantengruppe.
MBR. *IMBRA(O)IH)JIARE: Im Süden [ambrasal, im Norden
lembrasal, ef. S 25.
DECEMBREM: Im Süden [dosembr>], im Norden [desembre], ef. SET.
NOVEMBREM: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [nubembra]; SWN nr. 36,
53; RB nr. 16; F nr. 14, 27 |nubembre|, nr. 21, 60 [nubembre]; T
nr. 45 [nubembre]; SON nr. 56 [nubembre], nr. 58 [nubembre]; SWN
nr. 36, 53 Inubembre].
M’R. CAMERA: Im Süden [kambro], im Norden [krambo], ef. S 10.
ML. INSEMEL: Im Süden [onsembblo], im Norden [ensembble],
ch S725%
FLAMMULA: Im Norden [flambo], ef. $S 10. Das zweite I ist in-
folge von Dissimilation zum ersten geschwunden.
Die Entstehung des [b] erklärt sich hier einfach durch zu frühen
Schluß der Nasenpassage.
RB’R. ARBORES: V,RA[aibras]; RB nr. 16 [aibris], nr. 17 [aubris];
F [aibril, nr. 14, 19, 21, 60 [aibris]; P nr. 47, 49, 50 [aibril, nr. 48,
') In MALE + HABITUM $ 26 ist die Ausdehnung des [1] noch etwas größer
2) Nach Wendel, p. 84, war die Entwicklung diese: [by] > [bdy] > [d2]; 7 =
stimmhafte palatale Spiranz.
SEabra, p. 54
#
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet S1
52, 59 [aibris]; T [aibres]), nr. 41, 42 [aubres]; SWN [aures], nr. 55
[aure]; SON [aures], nr. 56 [aubrel.
8 51. B als letztes Glied einer Konsonantengruppe.
ALBA: RA, V [alba]; RB nr. 16 [abo], nr. 17 [albol; F [albel.
nr. 14 [alba], nr. 26 [albul; P [albol, nr. 49 [albo]; T, SWN, SON
[abo], nr. 33, 36, 55 [aubo|.
HERBA: V, RA nr. 7, 10,15 [erbal; RB nr. 16 [erbol; F nr. 21,
60 [erbo], nr. 14 [erbol, nr. 27 [erbu]; T nr. 45; SWN nr. 36 [erbo].
CARBONEM: Im Süden [korbu], im Norden [karbul, ef. S 18.
*TUMBARE: Im Norden [tumba], cf. S 29.
CANNABEM: Im Süden [kansm], im Norden [karbe], [kambel,
[kambre], ef. 5 34.
Das auslautende M im Süden hat man durch Kreuzung mit
CALAMUS erklären wollen ').
8 52. Bim Auslaut.
PLUMBUM: Im Norden und Süden [plum]|, cf. S 18.
Für andere Fälle fehlen leider Beispiele?).
Br. RUBEUM: Im Süden [rue], im Norden [ruze], ef. $ 33.
Anmerkung: In einigen Worten entwickelte sich im Anlaut ein [b], eine
Erscheinung, die noch nicht ausreichend erklärt ist. OCTO: Im Süden |[buit], im
Norden [beit]?), ef. $ 16.
2. Dentale Verschlußlaute.
AN,
Im Anlaut bleibt T vor Vokal und Konsonant erhalten. Im
Inlaut wird es zwischen Vokalen zu [d] und bei schnellerer Rede zu
[dl. Als erstes Glied der Gruppe TR wurde es im Norden zu [il, im
Süden ist es geschwunden; dagegen blieb es in der Verbindung TT’R
erhalten. T’L ergab im Süden sowie in einem Teil des Nordens [1],
im übrigen Norden assimilierte es sich dem |]. T’K ergab im Süden
[&]), im Norden [&] und [2]... Tı zwischen Vokalen wurde im Norden
zu [2], im Süden schwand es. Als mittleres Glied einer Konsonanten-
gruppe blieb T erhalten, außer wenn es vor S stand; in diesem Falle
schwand es. Als letztes Glied einer Konsonantengruppe ist T un-
verändert geblieben, nur nach B ist es stimmhaft und in einigen Orten
) Vogel: Katalanische Studien, $ 59, 2, zitiert nach Niepage: RDRI, p. 334.
2) cf. auch V im Auslaut, $ 88.
3) Einen Versuch, dies [b] zu erklären, macht Fabra, p. 20, und Anglade:
Barler, p. 1.170.
82 K. Salow
sogar zum postdentalen Engelaut geworden. Tı ergab im Inlaut nach
Konsonanz in beiden Gegenden [s]'). Im lateinischen Auslaut finden
wir T in der dritten Person Singularis und Pluralis; es ist hier in der
Folgezeit geschwunden. Im romanischen Auslaut bleibt T, außer
nach N, erhalten. Nach N in den Auslaut tretend ist es gewöhnlich
eeschwunden, ebenso bisweilen hinter [1]; doch erscheint es bei der
Bindung wieder. Tı nach Vokal im Auslaut stehend wird im Norden
zu [ts], im Süden zu [u], nach Konsonant dagegen wird es in beiden
Gegenden zu [sl].
8.53. Tim Anlaut.
TEGULAS: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [teutos]; RB nr. 16 [teules];
F nr. 14 [teulis], nr. 21, 27 [teulil, nr. 60 [teulis]; T nr. 45; SON
nr. 56, 58 [teules]; SWN nr. 36 [teulos], nr. 53 [teules].
TENET innerhalb Exspirationsgruppe vor anlautendem m: V, RA
nr. 13, 5, 7, 8, 10—12, 31 [ten], ar. 4, 6, 9 [fen], nr. 13, 157m]:
RB [ten]; Far. 19, 21-27, 29 Tften],. nr. 14, 30 [ten]; "SONaI233:
34 [ten].
Yeia®): V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 [tie]; RB nr. 16 [tie]
*TRINCARE für truncare: V, RA nr. 2, 4,5, 6, 913, 5 15
31 [treyka], nr. 1, 3, 7, 8 [treykal.
TRES: Im Süden [tres], im Norden [tres], cf. $ 3.
*TROJA: Im Süden [truzo], im Norden [trezo], ef. $ 16.
8 5A. Tim intervokalischen Inlaut.
PUTERE: Im Süden [pudi], [pude], im Norden |pedil, cf. S 30.
POLITA: RB nr. 16 [pulids]; F nr. 14 [pulide], nr. 21 [pulido],
nr. 27 [pulidu].
NATALEM: RB nr. 16; RA nr. 7, 10, 12 [nodal], nr. 15; V [nadal];
E''nr. 14,21, 27, 60; T n1:45: SWN nr. 36, 535..SONmEZS0 2
[nadal].
*POTERE: Im Süden [puge]?), [pude], im Norden [pude], ef. $ 29.
(elehrt ist HABITANT: Im Süden [biten], im Norden [abitun],
C=4S 39.
!) Nach s aber [S], ef. Niepage: RDRI, p. 354.
°) Im Norden F nr. 21 [tsta], nr. 27 [tata], nr. 14 [tanto], nr. 60 [tanto];
T nr. 45; SON nr. 56, 58; SWN nr. 53 [tata], nr. 36 [tanto]. Das Wort hängt doch
wohl zusammen mit fZata, das nach Suchier: GG@I?, p. 834, der Kindersprache
entstammt.
®) Der Ausfall des intervokalischen T findet sich auch sonst noch, cf. * POTALE
statt POCALE unter dem Einfluß von POTARE: V, RB nr. 7—10, 12, 15 [pual]; F
nr. 14, 27 [pudal], nr. 21 [pugall, andere Beispiele ef. Niepage: RDRI, p. 338.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 33
S 55. Taals erstes Glied einer Konsonantengruppe.
TR.!) PATREM: V, RA [parol; RB nr. 16 [pair], nr. 17 [paire];
P, T, SWN, SON, F [pairel, nr. 14, 19, 20 [paire].
MATREM: Im Süden [maro], im Norden [maire], ef. 8 36.
ARATRUM: F nr. 14 [larairo], nr. 21, 27, 60; T nr. 45 [laraire];
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [lalaire].
*TEXITOR: Im Norden [tiseire], ef. $ 3.
Die Abgrenzung der Entwicklung von [tr] > [ir] und [r] in diesen
Beispielen entspricht dem Linienbündel von oben. RB geht mit dem
Norden. [tiseirs] in nr. 12, 15 ist ein Lehnwort aus dem Norden.
Gelehrt ist LATRO: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; RB nr. 16 [’adro].
Schwund des [i] zeigt heute auch im Norden:
BUTYRUM > [büre], [bere], ef. 5 33.
Im Altprovenzalischen läßt sich aber auch hier buire belegen’).
TP’R. QUATTUOR: V, RA [kwatro]; RB, F, P, T, SWN, SON
[katre].
T’L.?) SPATULA: Im Süden [ospal’o], im Norden [espal’o], [espato|,
ee 10.
Bei schon Vlt. Synkope wurde T’L > CL und ergab in beiden
Gegenden [I
VECLUM: Im Süden [bel], im Norden [byel’], [byell, ef. 8 8.
T’K.*) *FORMATICUM: V [frumaöa]; RA nr. 7, 10 [furma$a], nr. 9
[furmady>], nr. 12, 15 [frumasa]; RB nr. 16 [furmagal; F nr. 14, 21
[frumaco], nr. 27, 60 [frumace]; T nr. 45; SON nr. 56 [frumace], nr. 58
[furmace], nr. 34 [furmaco]; SWN nr. 53 [frumaze], nr. 36 [frumace|.
*VILLATICUM: Im Süden [bilaga], im Norden [bilase], cf. 5 22.
FSALVATICAS: Im Süden [solbasos], im Norden [saubacos|, [sal-
bazes], ef. 8 10.
172) BATIONEM: VW, RA nr. 12, .15 [rebul, nr. 7 [rebko], nr. 10
[reul, nr. 8 [r99]; RB nr. 16 [razul; F nr. 14, 21 [razo], nr. 27, 60
[razu]; Tor. 45; SON nr. 56, 58 [razu]; SWN nr. 53 [razo], nr. 36 [razu].
1) Die Entwicklung ist [tr] > [dr] > [dr] > [ir], ef. Suchier: GG I?, p. 738,
andere Beispiele Saroihandy: GG I?, p. 865, Anm. 1 und Niepage: RDR I, p. 363.
2) Schultz-Gora: Elementarbuch, p. 44.
®) ef. Meyer-Lübke: Einführung, p. 29.
4) Die Entwicklung ist diese: -TICUM > [tego] > [deyo] > |dye] > [dze], cf.
Wendel, p.37, ähnlich Meyer-Lübke: Gramm. I, $538; [&] ist entstanden.
aus [tx] =[|tezyo]. Die Synkope trat schon ein, als -t- noch nicht d geworden war
5), TI > [tsy] > It's] > [zZ], ef. Suchier: GGI?, p. 736, anders aber un-
zutreffend, Wendel, p. 87.
6*
84 K. Salow
TITIONEM: Im Süden [tiu], im Norden [tizu], ef. S 22.
SATIONES'): V |sozuns]; RA nr. 7, 10, 12 [s9zgs], nr. 15 [sozus];
RB ur. 16 [sozos]; F nr. 14 [sezus], nr. 21 [sszos], nr. 27 [sazos],
nr. 60 [sazo]; T nr. 45; SON nr. 56 [sazus], nr. 58 [sezus]; SWN
n7253% [sazos]; nr. 36. |sozuns]! ! (sie.).
S 56. T als mittleres Glied einer Gruppe.
STR. MAGISTRUM: Im Süden [mestro], im Norden [mestre], cf. 8.26.
S’R. *ESSERE: RA nr. 7, 12, 15; V [estra]; F nr. 14 [estro], nr.
21, 27, 60 [estrel; 'T ar. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56 lestre],
nr. 58 [estr].
Die Entstehung des [t] erklärt sich einfach durch ungenaues
Funktionieren der Sprachorgane; von der s-Stellung aus ging die
Zunge in die von r, begann aber nicht sofort mit dem Vibrieren,
sonderen bildete noch einen kurzen Augenblick Verschluß am gegen-
überliegenden Teil des (raumens.
RER. SARTOR>): RA, V [sastro]; RB nr. 16 [Saste]l nes
[sastre].
LT’R. NOS ALTEROS: V, RA nr. 7 [nuzaltrus], nr. 1, 8, 10, 12, 15
Inuzaltros]; RB nr. 16 [nuzaltris]; F nr. 14 [nuzaltris], nr. 21, 27 [nu-
zaltri], nr. 60 [nuzautris]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [nuzautris]; SWN
nr. 36, 53 [nuzaltris].
RI’S. DIEMIMARTIS: V, RA 'nr.7, 10, 122,715: RB
nr. 14, 21, 2%, 60; Tonr. 45; SON nr. 56, 58: SWN nr rooms
[dimars].
S 57. Tals letztes Glied einer Konsonantengruppe.
TT. MATUTINUM: Im Süden [mati]l, im Norden [mati], ef. $ 31.
GUTTAS: Im Süden [gutos], im Norden [gutos], cf. S 39.
ATTITULÄRES): HB nr. 14,21, 27, 60; T nr: 425; SWNmESSG
53; SON nr. 56, 58 [atela].
Pe.kef. AA BT, ei 9 49; OT... ei. 755; SET ers 48
ST. RESTANT: Im Süden [festen], im Norden [resten], [restun],
ASaSı 30.
CRISTA: Im Süden [kresto], im Norden [kresto], ef. S 38.
LT. SALTARE: Im Süden [solta], im Norden [sauta], ef. $ 98.
') Im Süden ist [sozus] usw. ein nördliches Lehnwort, cf. schriftkatalanisches saho.
?) In den Urkunden noch sartre, ef. Alart: Doec., p. 215 und Niepage:
RDRI, p. 375, auch in Narbonne nachweisbar, cf. Mounyes, p. 218,1.
®) Ktg® nr. 775, nach anderen (Darmesteter) —= AD + TELUM + ARE.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 35
ALTA: Im Süden [alte], im Norden [nauto], ef. S 38.
RT. HORTULANUM: Im Süden [urtula], ef. 5 32.
MARTELLUM: Im Süden [mortel’]), im Norden [martel/], martel],
ci. 8 102.
M’T. PRIMUM TEMPUS: Im Norden [printens], ef. $ 22.
NT. INTENDO: Im Norden [entendi], cf. S 25.
CANTARE: Im Süden [kanta], im Norden [kanta], ef. S 26.
TRIGINTA: Im Süden [trents], im Norden [trento], ef. S 4.
LTST. FALTSTUOL: Im Süden [futul‘), im Norden [faute]’], ef. $ 28.
Tı nach Konsonanz: *CUMINITIABAT: Im Süden [kumsnsab>)],
im Norden [kumensabo], ef. 5 23.
LINTEOLUM: Im Süden [Vinsols], im Norden [lansot), ef. S 14.
CGANTIONEM: Im Süden [konso|, im Norden [kansu], cf. S 26.
Gelehrt sind: ATTENTIONEM: Im Süden [atonsyo], im Norden
latensiu], ef. $ 26.
PATIENTIA: Im Süden [posxensi], im Norden [pasxenso|, ef. 838:
8 58. Tim lateinischen Auslaut.
DATEI VE VA nE7, 910,421 RB: nr. 16; Enr.ol4, 2%,
260: 1 n7245::SWN nr. '36, 53:7SON nr. 56, 58 '[katl.
*PLOVIT: Im Süden [plou], im Norden [plau], [plou], ef. S 17.
SUNT: V, RA, RB, F, P, T, SWN, SON [sun].
DICUNT: Im Süden [diwon], im Norden [dizen], dizun], ef. S 37.
8 59. Tim romanischen Auslaut.
«) Nach Vokal und Konsonant, außer N.
NEPOTEM: Im Süden [nabut], im Norden [nebut], ef. 818.
Partizipium Praeteriti von HABERE'): RB nr. 17 [agot]; F nr. 14,
19 [agut], nr. 20 [tigget], nr. 21—27, 29, 60 [agüt]; P [agüt], nr. 52
[aget]; T, SWN, SON [aget], nr. 43 [agüt], nr. 35 [abet].
SEPTEM: Im Norden und Süden [set], cf. S 6.
SUBTUS: Im Norden und Süden [sot], ef. S 19.
LACTEM: Im Süden [Yet], im Norden [Y'eit], Jlait], ef. S11.
GUSTUM: Im Norden und Süden [gust], ef. S 18.
Einen teilweisen Schwund des t finden wir hinter [H.
MALE + HABITUM: Im Süden [malat], im Norden [malat], [malalt],
cf. 8 26.
') nr. 28, 30, 49, 50, 59 [agüdo], nr. 47 [agedo]; der Satz lautete j’aı eu de la
peine: [ei agüdg peno]; wir haben demnach einen Überrest der alten Konstruktion,
wonach sich das Partizip nach dem Objekt richtet, ef. Schultz-Gora: Elementar-
buch, 8 188.
86 ı K. Salow
#) Nach n.
TALENTUM: Im Norden [talen], ef. S7.
FONTEM: Im Norden und Süden [fun], ef. 8 15.
FRONTEM: Im Norden und Süden [frun], ef. S 15.
AQUAM ARDENTEM: Im Süden [aigarden], im Norden [aigurden],
CRESDT.
ARGENTUM: Im Norden [arzen], cf. S 7
TANTUM: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem b.
KAZV, RB. RP ST SWN.SONJItamE
VINTI: Im Süden [bin], im Norden [bint], ef. S 35.
VENTUM: Im Süden [ben], im Norden [bent], ef. $ 7
CENTUM: Im Süden [sen], im Norden [sent], ef. S 7
Der Schwund des T ist im Süden vollständiger als im Norden,
doch erscheint es auch hier in der Bindung wieder'), ef.
Depuis CENT ans: V, RA nr. 7,3, 10, 12, 15 [sent]; 'RBnrzie
Tinr. 45; SON nr: 56, 58 [sent]; E nr. 14 [sent], nr. 21, 272m]
nr. 60 [senz]; SWN nr. 36, 53 [sent].
8 60. 1. Tınach Vokalin den Auslaut tretend?).
PRETIUM: V, RA [preul; RB nr. 16 [preu], nr. 17 [prets]; P, FE,
T, SWN, SON [prets].
Die Abgrenzung zwischen der erhaltenen Stufe [ts] und deren
Fortsetzung zu [u] ist ganz scharf und entspricht dem Linienbündel
von oben.
2. Tı nach Konsonant in den Auslaut tretend.
MARTIUM: V,. RA nr.7, 10,.12,:19;'/ RB nr. 16; F nr. 1472027
60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [mars].
* POSTIUS?): In verschiedener Zusammensetzung mit DE, EX, INDE
und innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem Vokal. RA
nr. 7,12 [dopuz], nr.9 [dezdadepuz], nr. 10 [desdadaspuz], nr. 12 [dospuz];
ch Rabra, p.29.
?) Nach Niepage: RDR I, p. 354, wäre die Entwicklung diese gewesen: TI >
Its] > |dz] > [u]. Der Wandel war abgeschlossen um 1240, ef. Alart: Doc. An-
hang, p.5. 1318 finde ich preu, cf. RLRXXXL, p. 147 und 159.
>) In einem anderen Beispiel erhielt ich andere Formen. depwis cent ans.:
V, RA ur. 8,10, 15 [dezda], nr. 7 [dopi], nr. 12 [dezonsa]; RB nr. 16 [dezompe];
F nr. 14 [dospei], nr. 21 [dezampei], nr. 27 [dezampeil, nr. 60 [dopeil; SWN nr. 53
[dompeil, nr. 36 [dempeil; SON nr. 58 [dszampeil. In den Urkunden 1284/85 in
Rouss. puys, cf. Alart: Doe., p. 70, Niepage: RDR I, p. 354; in Narbonne 1232
depueis, cf. Mounye&s, p. 23, 2.
\
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 87
V [dezdadapuz]; RB nr. 16 [dezampeil; F nr. 14 [despe], nr. 27 [(dezam-
peil, nr. 21 [dezampeil, nr. 60 [despeil; T nr. 45 [despeil; SWN nr. 36
[dompeil, nr. 53 [dezompeil; SON nr. “ [dezampeil, nr. 58 [dompeil.
Den Schwund des s in der nördlichen Gegend vermag ich nicht
zu erklären.
D.
Im Anlaut vor Vokal und Konsonant bleibt D erhalten; inner-
halb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem Vokal wird es zu
[d. Dı im Anlaut ereibt [2]. Im Inlaut wird D intervokalisch im
Norden zu [z], im Süden hingegen schwindet es. Als erstes
Glied von Konsonanteneruppen hat es ein verschiedenes Ge-
schick gehabt. DR’ ergab im Süden [dz], im Norden [ts], D’K im
Süden [&], im Norden |[&] und [e]. D’R und DR wurden im Norden
zu [ir], im Süden ist DR auch zu [ir] geworden, und ebenso D’R,
letzteres wurde aber durch Analogie weiter zu [ur] fortentwickelt.
D’M wurde im Süden zu [um], während im Norden das D geschwunden
ist. Intervokalisches Dı ergab im Süden [&], im Norden heute [z],
aber auch im Süden findet sich schon [zZ]. Als mittleres Glied einer
Konsonantengruppe blieb D in RDR in beiden Gegenden bewahrt;
in NDR schwand es dagegen im Süden. Trafen N und R infolge
von Synkope zusammen, so entwickelte sich im Norden ein [d]
zwischen ihnen, im Süden in der Regel aber nicht. Gefallen ist D
als mittleres Glied einer Gruppe, sobald hinter ihm ein Ss stand oder
sich entwickelte, also in RD’R’, ND’K', ND’Ss. InND-+K ergabD-+K
im Norden und Süden [z], ebenso DJ in NDJ. Als letztes Glied einer
Konsonantengruppe bleibt D nach R in beiden Gegenden erhalten,
nach N nur im Norden; GD ergibt im Süden [dd], im Norden [tt].
Im lateinischen Auslaut fällt D, im romanischen wird es nach Vokal
im Süden zu [u], während es im Norden gleichfalls schwindet. Bei
vorausgehendem Konsonant wird es, außer nach N, in beiden Gebieten
zu |t]; hinter N ist es zugrunde gegangen. Für Dı im Auslaut fehlt
es leider an ausreichenden Beispielen.
Beispiele: 861. D im Anlaut.
DOSE AaNE LO, 2 ViRBenr. 6; Fnr. 14, 21,27,
BOT mr. A: a nn..36, 58; SON nr. 56, 58 [dus].
DICIS: Im Süden [diwos], im Norden [dizes], ef. $1.
DEUM: Im Süden [deu], im Norden [dius], cf. S 9.
DRAPPOS: Im Süden [draps], im Norden [drats], ef. S 35.
S8 K. Salow
D(DRECTA : Innerhalb einer Exspirationsg gruppe nach auslautendem
Vokal: Im Süden [dreto], im Norden [dreto], cf. 8 3.
D1.') DIURNUM: RB, P, T, SWN, SON [zur]; F [zun], nr. 14, 60 [Zur].
DEOSUM: Innerhalb einer Exspirationseruppe vor anlautendem
Vokal: RA nr.12 [dazuz]; RB nr. 16 [Zuz]; F nr. 14, 21 [dizuz], nr. 27,
60 [zuz]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [zus]; SWN nr. 53-[Zu2] 72.36
[(dezuz].
Gelehrt ist DIABOLUM: Im Norden [dyapplel, ef. S 23.
S 62. D im intervokalischen Inlaut’?).
SUDO: Im Süden [sul], im Norden [süzil, [sezil, ef. S 21.
CRUDA: Im Süden [krus], im Norden [krüzo], [krezo], cf. 8 21.
SUDARE: Im Süden [sua], im Norden [süza], [s&za], ef. S 10.
CREDIS: Im Süden [krewas], im Norden [krezes], ef. S 3.
“DENIDARE: F nr. 20 [denisa]; SWN nr. 39, 40 [denisal; SON
nr. 33, 56 [denisal, nr. 34 [denisa], nr. 35 [donical, nr. 58 [deniza]‘).
TEPIDA: Im Norden [tebezo], ef. S 34.
ALAUDA + ITTA: Im Süden [l’auzeto]l, im Norden [lauzeto],
ELISE 26,
Mit Ausnahme des letzten Beispieles, dessen südliche Formen
sich auch aus anderen Gründen als Lehnwörter aus dem Norden
darstellen, ist die Abgrenzung zwischen dem Scehwund des inter-
vokalischen D im Süden und seiner Entwicklung zu [z] im Norden
dem in den Vorbemerkungen gegebenen Linienbündel entsprechend.
RB geht mit dem Norden. Ein Kirchenwort’) und daher nicht volks-
tümlich fortgebildet ist
BENEDICTAM: Im Süden [b»neito]®), im Norden [benito], [bene-
zido], ef. S 38.
S 63. D im Inlaut als erstes Glied einer Konsonanten-
gruppe. |
‘) Die Entwicklung war diese: |dy] > [dzy] > [d2] > [2], ef. Suchier:
GGI 9.734.
2) Der Satz lautete: je me swis assis sous un arbre; nr. 45, 56, 58 [Zustoen
aibre, aure], nr. 36 [dezuz don aure].
>) Man hat folgende Filiation aufgestellt: -D- > [d] > |[z] > 0, cf. Meyer-
Lübke I, S 436; sollte der Schwund nicht vielmehr direkt von d aus erfolgt sein?
*) Nur [(deniza] kann von * DENIDARE kommen, die anderen Formen sind dem
Französischen entlehnt; betreffs der Etymologie, cf. ital. snidare, span. desanidar.
I), Suchler: GET, p.834:
°) Die südliche Form geht zurück auf älteres benehit, das auch heute noch
existiert; Guarnerio, p. 528, belegt schon die Form beneyt.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 89
D’K'.') DUODECIM: Im Süden [dudz>], im Norden [dutse], ef. S 18.
TREDECIM: Im Süden [tredza], im Norden [tretse], ef. 8 3.
SEDECIM: Im Süden [sedze], im Norden [setse], eh. 8:3.
Eine andere Entwicklung, als in diesen Beispielen, wo D’K’
nach dem Hauptton steht, zeigt RADICINA: F nr. 14 [rasina], nr. 21,
60 [rasino], nr. 27 [rasinul; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56,
58 [rasing].
D’K°). MEDICUM: Im Süden [mega], cf. $ 33.
JUDICEM®): Im Süden [Zu&>], im Norden [zegel, [Züze], ef. $ 36.
DR*). CATHEDRA: Im Süden [kadirs, im Norden Ikadyeiro|,
[kadyero], ef. S 8.
Daß in diesem Beispiel D auch im Süden zu [il wurde, läßt sich
nieht gut bezweifeln, da e nur unter dem Einfluß eines solchen [il
sich zu [il verengen Konnte.
D’R. "VIDERE: Im Süden [beuro], im Norden [beire], ef. S 3.
ÖREDERE: Im Süden [kreuro|, im Norden [kreire], ef. 83.
CADERE: V, RA nr. 7, 8, 10, 12 [kaurs].
SE *ADSEDERE: RB nr. 16 [saseure]; F nr. 21, 27, 60; Tnr.-45;
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [saseire], nr. 14 [saseiro].
HEDERA: V [edro]; RA nr. 8, 12, 15 [elro]; RB nr. 16 [elre]; F
nr. 60 [erlol, nr. 14 [erlo], nr. 21, 27 [elrol; T nr. 45 [erlo]; SWN nr. 36
[edro], nr. 53 [erlel; SON nr. 56, 58 [edro].
Es erhebt sich die Frage, ob die Entwicklung von d’r > [ur]
rein lautlich ist oder nicht. Was zunächst die Verbalformen betrifft,
so sind in den Urkunden Roussillons Infinitive auf -öre = D’RE so
zahlreich, daß man sie kaum alle als provenzalisierende Bildungen
wird ansehen können’); sie rechtfertigen vielmehr die Annahme, daß
diese Formen auf [-uro] analoge Bildungen nach der dritten Sing. Präs.
') Die von Wendel, p. 71, aufgestellte Filiation -DECIM > [dege] > [dere] >
|dye] > [dze] ist falsch, da © längst assibiliert war.
?) Die Entwicklung ist: DICUM > [dego], [deyo], [dye], |&e], ef. Wendel, p. 72.
Die Stufe |dye] = [dye] noch erhalten in [medy>] usw.
>) Diese — unregelmäßige — Behandlung erklärt sich durch den Einfluß des
Verbums JUDICARE, ef. Ktg.°, nr. 5201.
*) Die Filiation ist diese: DR>[dr] >|yr] >[ir], ef. Suchier: GG I?, p. 738.
’) Solche Bildungen sind z. B. cayra, Alart: Doec., p. 109; veyre = VITRUM,
ib., p. 96, 120; rayre, ib., p. 192; veyra, ib., p. 108; rayra: RLR XXXIJ, p. 62, cf.
auch Ollerich, p. 33; cadera ist allerdings spanisch und nicht katalanisch, wie
letzterer meint.
10) K. Salow
sind‘). Auch HEDERA, das gemeiniglich [euro] ergeben hat, ist kein
zwingender Beweis für den Wandel von D’R > [url. Denn die Stufe
Ar], die man im Süden als durch Rückwandel aus [ur] entstanden er-
klären könnte und erklärt hat?), findet sich auch im Norden wieder,
wo D’R nicht [ur] ergeben konnte, und darum diese Annahme un-
haltbar ist; außerdem zeigt ital. ellera gleichfalls dieses 1, so daß es
nicht ausgeschlossen ist, ob nicht auch dem Katalanischen eura eine
Form mit ] zugrunde liegt; die Entwicklung vonL + Konsonant > [u] +
Konsonant ist jedenfalls auch in Katalonien nicht unmöglich, wenn
auch nicht sehr häufig”). Es bliebe noch die Frage zu lösen, wie
dieses 1 in HEDERA hineingekommen ist, und da ist für ital. ellera
eine Kreuzung von HEDERA —+ &41£ angenommen worden. was viel-
leicht zutrifft?).
D’M. DIEM DOMINICUM: Im Süden [diumenz»], im Norden [dimenze],
cf. 5 36.
In diesem Beispiel ist der Wandel von D + Konsonant =
[ul + Konsonant im Süden wahrscheinlicher als in D’R, aber keines-
wegs gewiß; wir finden nämlich in den Urkunden Formen, wie Diec-
menge neben «diumenge*), der Schreiber gebrauchte also unterschieds-
los auch e an Stelle von d. d.h. den Laut. der ebenfalls zu [u] ge-
worden war; der Lautwert [u] läßt sich darum hier schon für das
14. Jahrhundert nicht bezweifeln. Aber es bleibt zu berücksichtigen,
daß diese Formen nicht für Roussillon bezeugt sind, wo wir vielmehr
dimenge in den Urkunden lesen®. Es wäre auch denkbar, daß
diumenge sein [u] nicht durch den Wandel von D’M > [um] erhalten
hat, sondern durch Angleichung an ein begrifflich nahestehendes
Wort, etwa deut = DEUM. Schreibungen, wie decmenge würden dann
eben nur antiquarischen Wert haben, als Erinnerung des Wandels
von K > [u].
Di. MEDIAM HORAM: Im Süden [migero], im Norden [myezurg|,
CHI, 38.
-IDIARE: V, R nr. 3, 5, 31 [-aZa], nr. 1, 2 [-o&al; F [-ezal, nr. 14
[-&a]; P, T, SWN, SON [-ezal.
) Ollerich, p.51.
2) Alcover, p. 272.
3) Wiese: Altitalienisches Elementarbuch (1904), p. 17; anders Wendel, p. 28.
t) Niepage: RDRI, p. 361/62.
5) ef. Alart: Doc., p. 100 und RLR XXXII, p. 544.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 91
*“VADEAM'): Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach aus-
lautendem Vokal. RB, V, RA nr. 5, 8—13, 15, 31 [bazi], nr. 1—4,
6, 18 [bazil; F [baze], nr. 14, 22 [baz»].
DJ. ADJUTATE: Im Süden [pzudal, im Norden [azüda], [azeda],
ech 982.
S 64. D als mittleres Glied einer Konsonantengruppe.
RD’R. PERDERE: Im Süden [perdro], im Norden [perdre], cf. 5 6.
ND’R. INCENDERE: V, RA nr. 7,9 [ansenro]; RB nr. 16 [onsendre].
VENDERE: RA, V [benra]; RB [bendre]; F, P, T, SWN, SON
[bendre], nr. 33, 50, 56 |[bendre], nr. 30 [bendro].
DESCENDERE: Im Norden [desendre], ef. S 70.
PRENDERE: Im Süden [penro], im Norden [prene], ef. S 4.
GOMPRENDERE: Im Süden |kumpenra], im Norden [kumprene],
ei. 829.
N'R. PONERE: Im Süden [ponr»], im Norden [pundre], ef. S 19.
ÖINEREM: Im Süden [senra], im Norden [sendre], ef. S 4.
DIEM VENERIS: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [dibendras]; RB nr. 16
[dibendres]; T nr. 45; SON nr. 56, 58; F nr. 21, 27, 60 [dibendres,
nr. 14 [dibendres]; SWN nr. 53 [dibendres], nr. 36 [dibendres].
In diesen beiden Fällen ist die Abgrenzung zwischen den beiden
Gegenden, dem Süden, der D schwinden läßt resp. nicht entwickelt,
und dem Norden, der D bewahrt oder neu herausbildet, vom letzten
Beispiel abgesehen, dem oben beschriebenen Linienbündel entsprechend.
RB gehört zum Norden. Und in den Urkunden finden wir auch bei
divendres Schwund des d?). Wenn bei PRENDERE und seinen Kom-
positis im Norden D gefallen ist, so liegt das an dem Zusammentreffen
der beiden R in dem Wort. Im Norden schwand das zweite R durch
Dissimilation mit dem ersten, das D verlor somit seine Stütze?) und
ging in das N auf. Physiologisch findet das Entstehen wie auch das
Verschwinden des D seine Erklärung in dem ungenauen Zusammen-
arbeiten der Sprachwerkzeuge; blieb das Gaumensegel zu lange ge-
senkt und die Nasenpassage geöffnet, so verstummte D, d.h. es wurde
selbst nasal, also N: wurde das Gaumensegel zu früh gehoben, so
entstand ein dentaler entnasalisierter Verschluß, also d.
RD’K’. QUATTUORDECIM: Im Süden [katorza], im Norden [ka-
torze], ef. 8 31.
!) Analogische Formen nach HABEAM.
2) 1315 divenres, cf. RLR XXX. p. 261, 262, 265 usw.
°») Krüger, $ 98, belegt noch [prendre|.
99 K. Salow
ND’K.. UNDECIM: Im Süden [unzs], im Norden [unze], ef. 5 33.
QUINDECIM: Im Süden [kinza], im Norden [kinze], cf. SB
ND’S. De V, RA 'nr.7, 10,12, 15; RB nr. 167]/2R09%
F nr. 14, 21, 27, 60; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56 Jaglansl];
nr. 58 a
ERSTES CH ES 3L
ND’K. MANDUCAMUS: Im Süden [monzem], im Norden [|manzem],
[Imanzam], ef. 8 26.
N’K. DIEM DOMINICUM: Im Süden [diumenz>], im Norden [dimenze],
ef. 8 36.
Im letzten Fall entwickelt sich wohl in beiden Gegenden erst
ein d zwischen dem N und dem K. Zur Veranschaulichung der durch-
laufenen Stufen hat man folgende Filiation aufgestellt: — NDICAT >
Indega] > [ndeya] > Indya] = Indza], ef. Wen del, pe
NDJ. pers. NARANG: V, RA [turonzo], nr. 5 nz RB nr. 16
[tironzal, nr. 17. [uranza]; F nr. 14, 19, 21—23, 26 [uranzoa], nr. 24,
25, 27, 29, 60 [uranze], nr. 30 [iranza], nr. 20 [turon2g]; P nr. 47, 50,
59 [uranze], nr. 48, 49, 52 [iranze]; T [uranze], nr. 41 [iranze]; SWN
liranze], nr. 39, 53 [uranze], nr. 36 [uranzo], nr. 40 [oranze]; SON
[iranze], nr. 34 [iranzo].
7
8 65. D im Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten-
gruppe.
RD. germ. WARDON: Im Süden [gwarda], [gurdal, im Norden
Sardal, eh 9.21.
* PERDUTUM: Im, Süden [pordut], im Norden [pordüt], |pardet],
ch Sa2.
*TARDOREM: Im Süden [tordu], im Norden |tardu] ef. S 26.
ND. INCENDO: V, RA nr. 1, 3, 13 [onseni].
*VENDUTUM'): Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach aus-
lautendem Vokal. RA, V [bonut]; RB nr. 16 [bandet], nr. 17 [bendut];
F nr. 20—22 [bondüt], nr. 19 [bondet], nr. 14, 23—-28, 30, 60 [bendüt],
nr. 29 [bendet]; P [bendüt], nr. 52 [bendet]; T, SWN, SON [bendeet],
nr. 33 [bendet].
VENDUTA: Im Süden [banudo], im Norden [bendüdg], [bendedo],
ci 8 21:
INTENDO: Im Norden [entendi], ef. S 25.
@'D. RICIDA: V, RA n7.7, 10,157 redds], "nr 1127 [retten
) ar. 1—11, 23, 30, 40, 41, 43, 48, 53, 56, 57, 59, 60 [b].
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 95
nr. 16 [retto]; F nr. 14 [retto], nr. 60 [retto], nr. 27 [rettel, nr. 21
[redde]; T nr. 45 [retto]; SWN nr. 36, 53 [retto]; SON nr. 56 [rette],
nr. 58 [retto].
8 66. Dim Auslaut. a) Im lateinischen.
PERQUID: V, RA [parke], nr. 1—5, 15 [parkel; RB nr. 16 [parke),
nr. 17 [porke]; F [parke], nr. 19, 22, 60 [porke]; P[porkel, nr. 47, 50 [parke];
T nr. 45 [porke]; SWN nr. 53, 55 [parke], nr. 40 [pordake]; SON nr. 33,
34 |parke], nr. 58 [parkel, nr. 57 [pardeke|.
b) Im romanischen Auslaut.
«) Nach Vokal iin den Auslaut tretend.
PEDEM: Im Süden [peu], im Norden [pel, ef. S 6.
NIDOS!): Im Süden [niuks], im Norden [nius], [nizes], ef. S 37.
Die nördliche Entwicklung des Wortes macht Schwierigkeiten;
läßt sich auch in [nizes] der Wandel von D = [z] noch verstehen,
da dort eine andere Art der Pluralbildung stattfand, wodurch D nicht
eigentlich in den Auslaut trat, so sind [niu] [nius] doch im Norden
unmöglich als lautregelmäßige Fortsetzung von NIDUM, NIDOS an-
zusehen; -D wurde eben im Norden nicht [ul], man hat daher frühen
Schwund des -D- angenommen, wodurch O unmittelbar hinter dem
Haupttonvokal zu stehen kam, mit diesem einen Diphthongen bildete
und so erhalten blieb?). Was die Abgrenzung von [u] und 0 angeht,
so ist sie bei PEDEM (leider das einzige Beispiel) eine scharfe, dem
Bündel von oben entsprechende; nr. 16 geht mit dem Süden, nr. 17
mit dem Norden.
#) Nach Konsonant in den Auslaut tretend.
FRIGIDUM: Im Süden [fret], im Norden [fret|, ef. S 33.
CALIDUM: Im Norden [kaut]?), ef. 8 33.
QUANDO: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem
okal. VW, RA nr. 7, 9, 10 [kwan)], nr. 12, 15 [kwant]; RB nr. 16;
Bunt. 14,21, 27, 60: TI nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr: 56, 58 [Kant].
GBEANDEIMS BRAUnT. 15> Rnr. 14.21. 27 60: T'nr..45;. SON
nr. 56,58; SWN nr. 53 [gran], nr. 36 [grant).
Nach N schwand also D im Auslaut, erschien im Norden aber
bei der Bindung wieder, im Süden hingegen nicht, ein neuer Beweis
dafür, wie konstant D im Süden hinter N schwand.
!) ef. ALF, carte nr. 910 und Mistral: TF unter nis.
2) Ollerich, p. 38. im Anschluß an Diez.
3) SOLIDU aber ergab [sou], cf. ALF nr. 1246; CALIDUS ergab in den Ur-
kunden von Mallorea calt, SOLIDUS > sou, sous, sols, ef. Niepage: RDR I, p. 372.
94 K. Salow
Dı nach Vokalin den Auslaut tretend.
HODIE'): Im Süden [abuil, im Norden [bei], ef. S 16.
“
Ä
Anmerkung: germ. p ergab im Süden intervokalisch [3], [dy], [&], [2], in den
Auslaut tretend [€], für den Norden fehlen Beispiele.
LAID + A: RA nr. 8, 15 [lege], nr. 12 [ezo], nr. 7 edya],
nr. 10 Dede]; V ezol; RB nr. 16 [Y’ego]; T nr. 45; SON nr. 34, 56,
58 [ledo]l; F nr. 21, 27, 60 [ledo], nr. 14 [led]; SWN nr. 36 [ledol,
nr. 53 [l’edo].
LAIB: V, RB nr. 12, 15 [lee], nr. 10 Net]; RB ar. 16 ed u
DES 1A, 21.227.603 Bar, Ada: SON nr. 34, 56, 58; SWN nr. 36 [let],
nr. 53 ]let]>).
3. Palatale Verschlußlaute.
K' (e vor e und ji).
Im Anlaut wurde K’ zu |[s]; im Inlaut wurde es intervokalisch
im Norden [z], im Süden fiel es. Kı ergab in beiden Gegenden
zwischen Vokalen stehend |[s. KR ergab im Norden [ir], im
Süden ist es heute durch [ur] vertreten. Im Inlaut wurde K’ nach
Konsonanz, außer S, im Norden und Süden zu [sl. SK’ entwickelte
sich im Süden zu [s], im Norden findet sich daneben auch [is], [is].
Nach Vokal in den Auslaut tretend wurde K’ im Süden zu [u], im
Norden zu [ts]; nach Konsonanz, außer [sl, wurde es in beiden
Gegenden im Auslaut zu |[sl. SK’ ergab im Norden [ss], [is], [is], im
Süden liegen wahrscheinlich analogische Neubildungen in den vor-
handenen Beispielen vor.
Beispiele: 867. K’ im Anlaut.
*OISELLUM: Im Süden [sizel‘]J, im Norden [sizet], ef. $ 22.
GERA: Im Süden [sera], im Norden [siro], ef. $ 5
CAELUM: Im Süden und im Norden [sel], ef. S 6.
Im Süden weicht davon ab
CIMICEM: > [sinse], cf. $ 33. Diese Palatalisierung des s ist
doch wohl dem Einfluß des Fälbenden i zuzuschreiben, sie findet sich
auch sonst vielfach im Katalanischen.
5) Dinses eine Beispiel ist nicht ausreichend, cf. RUBEUM > [fu£], MAJUM >
|ma&], cf. auch Fabra, p. 25, wo noch raig, mig, pwig, desig usw. angeführt werden;
das von Alcover, p. 261, angeführte [bail = *vApIıo ist anders zu erklären,
er. 82H.
2?) [V’e&o] in nr. 12 ist wohl von [l’e&] aus neu gebildet; in den Urkunden heißt
das Wort in Roussillon 1303 Zeig, .cf. Alart: Doc. 150; 1302 finde ich legura, ib.,
p. 145; in Narbonne 1274 lajas; 1278 lajhas, ef. Mounyes, p. 137, 2 und 151,1.
a Fa un an u um er
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 95
868. K im intervokalischen Inlaut.
COCINA: Im Süden [kuins|, im Norden [kuzing], ef. S1.
DIEERIS> IV, RA am 14, 6,,31:[dieul, nr. 5, 713, 15 [diyeu];
RB, F, P, T, SWN, SON [dizets].
DICIS: Im Süden [diwos], im Norden [dizes], cf. i Lk
RACEMOS: Im Süden [rims], im Norden [razins], ef. S5.
PLACERE: Im Süden [ple], im Norden [plazel, ef. R 26.
DECEM ET SEPTEM: V, RA nr.7, 8, 10, 12 [dezaset], nr. 15
Idezaset]; RB nr. 16 [dezaset], F nr. 14, 60 [dezaset], nr. 27 [dezaset],
nr. 21 [dezaset|; T nr. 45 [dgzoset]; SWN nr. 36 [dezaset], nr. 53 [dg-
zgset]; SON nr. 56, 58 [dozoset].
DECEM ET NOVEM: Im Süden [dezonou], im Norden [dezanau],
[dozonou], ef. 5 17
DEGEMLENLOCTO: V, RA'nr: I, 3, 4, 8,9, 11-13, 31. [deze:
buit], nr. 5 [dozobuit], nr. 2, 6, 7, 10, 15 [dezobuitl; RB [dezabeit];
F nr. 14, 24—27, 60 [dezabeit], nr. 19, 21, 22 [dezobeit], nr. 20 [do-
zobeit], nr. 23, 29, 30 [dezabeit]; P [dezabeit], nr. 48 [dezabeit], nr. 59
[dezebeitl; 'T [dgzobeit], nr. 45 [dezobeitl; SWN nr. 38, 39, 55—55
[dozobeit], nr. 40, 51 [dezobeit], nr. 36 [dezebeit]; SON nr. 56—58
[dozobeit], nr. 33 [dezabeit], nr. 34 [dezobeit], nr. 35 [dazebeit].
Mit Ausnahme der letzten drei Beispiele ist die Abgrenzung
zwischen dem Schwund von -K’- und seiner Entwieklung zu |z]
identisch mit dem oben beschriebenen Bündel. RB geht mit dem
Norden. Die letzten drei sind schriftkatalanischem disset, divuit.
dinou') gegenüber wohl als Eindringlinge dus dem Norden aufzufassen.
Unregelmäßig ist im Norden auch RECIPIT: Im Süden [rep], im
Norden [reseu], [resau], ef. 8 46.
Die südliche Form geht zurück auf älteres reeb?), es schwand
also intervokalisches -K’-, im Norden trat dagegen, wie auch bei den
andern Kompositis von CAPERE, Rekomposition ein, und K’ wurde
daher behandelt, als stände es im Anlaut. Eine Ausnahme bildet
ferner DECEMBREM: Im Süden [dosembrol, im Norden [desembre],
cf. 87. Doch findet sich in den Urkunden Roussillons auch in
diesem Wort?) Schwund des -K’-.
') ef. auch die Formen bei Niepage: RDRI, p. 6.
alib., p. 49.
») 1317, 1321, dehembre, ef. RER XXXI (1887), p. 68 und XXXII, p. 416; 1313
desembre, cf. XXX, p. 257.
96 K. Salow
S 69. Kim Inlaut alserstes Glied einer Konsonanten-
gruppe.
KR. COCERE: Im Süden |kouro], im Norden [keire], [koire], ef. 8 16.
Auch hier erhebt sich, wie bei D’R > [ur], die Frage, ob der
Vorgang ein lautlicher ist, denn in den Urkunden aus Roussillon
heißt es coyre'); und, ebenso wie bei D’R, möchte ich im vorliegenden
Fall eine Analogiebildung nach der dritten Singularis Präs. Ind.
annehmen.
Kı.) "CARNICIARIUM?: V, RA nr. 1-6, 15, 31 [komise],
nr. 8--13 [karnise]l, nr. 7 [karnise]; RB nr. 16 [koimisye], nr. 17
[karnisxe].
SALSICIA: Im Norden [salsiso], ef. S 38.
LONGANON + ICIA: V [Yuyguniss]; RA nr. 7, 15 [Yuyganise],
nr. 9, 10, 12 [uyganeso]; RB nr. 16 [uyganiso].
® BRA(CJC(H)IOS: Im Süden [brasus], im Norden [brases], ef. 8 37.
*TMBRA(O)C(H)IARE: Im Süden [ombrasa]l, im Norden [embrasa],
870. K im Inlaut als mittleres und letztes Glied
einer Konsonantengruppe.
LKI. CALCEAS: V, RA [kalsoesl; RB-nr. 16 [kauses], nr. 17
Ikalsos]; F [kauses], nr. 21—24 [kausos], nr. 14 [kausos]; P [kauses];
T [kalsus], nr. 41, 42 [kausus]; SWN [kausos], nr. 36 [kausos], nr. 39
[kausus|; SON nr. 33 [kausus], nr. 34, 57 [kausos], nr. 35, 58 [kausos],
nr. 56 [Kauses].
LK’. DULOES + AS: Im Süden [dulsos], im Norden [duses], [dusos],
ch. 3.39.
SALICEM: V, RA nr. 7, 9, 12, 15 [salza]; RB nr. 16 [salzis] (Plur.);
T nr.45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58; F nr. 14, 60 [sauzel,
nr. 21, 27 [salzel.
Die Entwicklung von nachkonsonantischem K’ > |z] findet augen-
scheinlich ihre Erklärung in später erfolgter Synkope des Mittelvokals.
NK’. INCENDERE: Im Süden [ansenro], ef. $ 64. |
V’K'. *AVICELLUM: Im Süden [usel‘J, im Norden [ausel‘], [auset],
28.
!) Alart: Doc., p. 66, 70; playra: Alart: Doc., p. 71; doch vergl. MACE-
RARE > maurar.
2) Die Filiation, ef. Suchier: GG I?, p. 736. Die von Wendel, p. 90, auf-
gestellte ist falsch.
>) Das von Ktg? nr. 1951 aufgestellte * CARNITIARIUS ist lautlich unmöglich.
CL.
un
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 97
D’K', cf. 8 63; RD’K', ND’K', ef. 8 64.
Die Bewahrung des [s] in "AVICELLUM ist auffällig, da das
Wort schon früh AUCELLUS lautete und K’ daher eigentlich inter-
vokalisch ist, ef. auch altprov. auzel.
S’K’. *CONOSCERE: Im Süden [kunes>], im Norden [kunesel, [Kku-
neise], ef. 5 20. |
GRESCERE: Im Süden [kreso]. im Norden [kreise], nr. 56 [kreise],
AuSyaN
Von dieser Entwicklung weicht ab:
DESCENDERE: RB nr. 16 [dasendro]!!; F nr. 60 [desendre]; T
nr. 45 [desendre]; SWN nr. 53 [desendre], nr. 36 [desendre]; SON nr. 56,
58 [desendre|. |
Im Altprovenzalischen findet man aber auch hier die übliche Ent-
wicklung, cf. deissen, Appel: Chrestomathie, Stück 75, v. 45.
KK’. ECCE. HOC: Im Süden [so], ef. S 17.
Sele Klum Auslaut. a), Nach Vokal.
DEGEM:V. -RA [den]; RB nr. 16. [den], nr. 17 [dets]; -E, BP, T
SWN, SON [dets].
VOGEM: Im Süden |[beu], im Norden [bwes], ef. S 20.
PAGBNEEV BA paul; RB nr. 16 paul, nr. 1% [pats]; B,-P, T,
SON, SWN [pats].
ORUCEM: Im Süden [Kkreu], im Norden [kruts], cf. S 20. In CI-
MICEM > [simet], ef. 8 34, erklärt sich [t] statt zu erwartenden [ts]
wohl durch Einfluß des Suffix -ITTUM > [et] und ebenso die Akzent-
verschiebung. Übrigens belegt Mistral: TF unter cime noch [ts].
nämlich cemits.
Die Grenze ist bei dieser Entwicklung ganz markant und ent-
spricht dem gewöhnlichen Bündel; nr. 16 zeigt in allen vier Beispielen
die südliehe Form, nr. 17 hingegen immer die des Nordens. Über
die Zeit des Wandels, ebenso wie die von D > [u], ef. Alart: Doc.,
Anhang, p. 5—7.
b) Nach Konsonant in den Auslaut tretend.
DRO. CALCEM: V, RA [kals]; RB, F, P, 7, SWN, SON [kausl:
SK’. PISCEM!): Im Süden |peil. im Norden [pes], [peisl, [peis], ef. S 3.
FASCEM?): Im Süden [feil, im Norden [fes]. [feis]. [fais]. [fais].
ern 11.
') In den Urkunden pex. RLR XXXI, p. 70.
?) In den Urkunden fex, ef. $ 11.
1
98 K. Salow
Die südlichen Formen hat man als analoge Bildungen aus dem
Plural erklärt; nach feis = FASCES sei ein neuer Singular gebildet
worden‘). Ähnliches findet man in Roussillon auch beim Verbum,
cf. [kunei], [porteil; auch hier liegen analoge Neubildungen vor, und
zwar nach der zweiten Pers. Singul.; man ließ das s der zweiten Pers.
Singul. weg und verwandte die so entstandene Form als erste Pers.
Singul., da sich auch sonst erste und zweite Pers. Singul. nur durch
dies s unterschieden.
G’ (g vor e und i).
Im Anlaut wurde G’ in beiden Gebieten zu [z], ebenso auch im
intervokalischen Inlaut. Gı im Inlaut zwischen Vokalen ergibt im
Süden [3] und [&], im Norden [$], [2] und [&]. G’R wurde im Süden [ur],
im Norden [ir]. Postkonsonantisch ergibt 6° im Inlaut [2]. Für @’
im Auslaut fehlen Beispiele.
Beispiele: $ 72. @ im Anlaut.
GENUCULUM + S: Im Süden [zinul’s], im Norden [zZinul’s], [Zinuls],
24.
GERMANA: Im Süden [Zirmans], ef. S 24.
GYPSUM: Im Süden [gis], im Norden [geis], [Zeis], ef. p.34, Anm. 4.
Das letzte Beispiel ist, wie schon 1. 1. hervorgehoben wurde,
recht schwierig zu erklären, da nieht nur die Konsonanten, sondern
auch die Vokale Unregelmäßigkeiten zeigen. Besonders das Neben-
einanderbestehen von [g] und [z] im Anlaut ist noch nicht erklärt;
bei [2] etwa an französischen Einfluß denken zu wollen, geht nicht
an: verstanden doch die Bewohner der untersuchten Gegend franzö-
sisch. gypse immer erst nach einer Erklärung des Wortes. Die
Schwierigkeit, die Entwicklung des Wortes verständlich zu machen,
liegt augenscheinlich darin, daß man nicht weiß, wie v in den einzelnen
Gegenden wiedergegeben wurde.
Ch
UN
DC Im Inlaut., a) Intervokalisch.
Partiz. Präteriti von LEGERE: Im Süden [Yizit), im Norden
Dezit], ef. S 24. .
In einer Reihe von Worten ist intervokalisches 6° zum Teil
schon im Vlt. geschwunden?): VINTI = VIGINTI, im Süden [bin], im
Norden [bint], ef. S 35.
') Ollerich, p. 47, Anm. 2, cf. auch Niepage: RDRI, p. 367 und Fabra,
p. 33; für die Verbalformen ef. Alcover, p. 265.
?) Lindsay: Die lateinische Sprache, p. 102.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 99
TRIENTA: Im Süden [trento], im Norden [trentol, ef. $ 4.
QUADRAGINTA: Im Süden [kuranto], im Norden [karanto], ef. $ 27,
ebenso auch die übrigen Zehner bis 90.
MAGISTRUM '): Im Norden [mestre], im Süden [mestro], ef. $ 26.
G1?). CORRIGIAS: Im Süden [kuregSos], [kurecos,, im Norden
[kureces], [kurezos], ef. S 3.
IN + *EXAGIARE: Im Norden [ensata], [ansezal, ef. $ 25.
HOROLOGIUM: Im Süden [rel’08>], im Norden [relgca], [rolozel,
[grlg&al, ef. S 16.
b) @ im Inlaut in Umgebung von Konsonanten?).
ARGENTUM: Im Norden [arzen], ef. 8 7.
GINGIVA: Im Süden [Zinziba], im Norden [zinzibo], ef. S 24.
GR. * TRAGERE®): Im Süden [treuro], im Norden [traire], ef. $ 11.
K (c vor a, o, u und Konsonant).
Im Anlaut bleibt K erhalten. Im Inlaut zwischen Vokalen wird
es im Norden und Süden [g]. Als erstes Glied der Konsonanten-
gruppen CT, CS, CR wird es zu [il, das sich mit dem vorhergehenden
Vokal zu einem Diphthongen verbindet. In der Gruppe CL erzeugt
es Palatalisierung des L, die aber jetzt im Norden im Schwinden
begriffen ist und vor Plural s schon nicht mehr existiert. Als letztes
Glied einer Gruppe bleibt K, außer nach T und D, erhalten; mit
diesen beiden verschmilzt es zu [&] und [&l. Im romanischen Auslaut
ist K erhalten geblieben.
Beispiele: 873. Kim Anlaut.
CATENA: Im Süden [kadena], im Norden [kadeno], cf. $ 4.
CATHEDRA: Im Süden [kodiro], im Norden [kadyero], ef. 8 8.
CANTARE: Im Süden [konta], im Norden |[kantal, ef. $ 26.
COLLUM: Im Süden [kgl’], im Norden [kol], ef. $ 14.
JORIUM: Im Süden [kuirs], im Norden [ker], [kxer], ef. $ 16.
CUBITUN: Im Süden [kudza], im Norden [kude], ef. 8 49.
Schriftfranzösischen Einfluß zeigen in einer Reihe von Orten:
') Altkatalanisch maestre, ef. Niepage: RDR I, p. 340.
2) [&] statt [&] ist doch wohl unter dem Einfluß von Formen entstanden, wo 61
im Auslaut stand und [&] ergab, ef. Niepage, 1. ce. p. 356.
») Für auslautendes 6’ fehlt es leider an Beispielen.
») In den Urkunden aus Roussillon trayra, trayria: Alart: Doe., p. 200;
trayran, ib., p. 181, 199. Betreffs der Entwicklung gelten also auch hier die Aus-
führungen über D’R.
100 K. Salow
CABALLUM: V, RA, RB [kobal/]; F [&obat], nr. 14 [sabal], nr. 25,
60 [teball, nr. 23 [eaball; P [cabat], nr. 44 [&obal]l; T [eaball, nr. 44
[öeball; SWN nr. 38, 39 55 l[eoball, nr. 36, 40, 51, 53, 54 [cabal];
SON nr. 33—35 [eabat], nr. 56—58 [cabal] und
CAMINUS + ARIA und ATA: Im Süden [simanel’o], [simonel’o],
im Norden [öimin’ero], [öomin’ero], [simin’ero|, [somin’ero], nur vereinzelt
[kamin’ero], ef. S 12 und 26.
Eine abweichende Entwicklung zeigt im Norden ferner noch:
GULUM: Im Süden [kul], im Norden [tyul], ef. S 21.
Doch ist auch im Norden die Form [kyul] noch nicht vollständig
verschwunden). Diese Sonderbehandlung des K erklärt sich offen-
barlich durch das folgende [y], das die Artikulationsstelle des K immer
weiter nach vorn gezogen hat.
CLARUM: RA [klart], nr. 4, 15, 31 [klar]; V [klare]; RB [klar];
F [klar], nr. 22 [klare]; P nr. 47, 52, 59 [klar], nr. 48—50 [klare];
T, SWN, SON [klar], nr. 35, 39, 40 [klarel.
CRUDA: Im Süden [krus], im Norden [krüzo], [krezo], cf. S 21.
Partizip. Präteriti von CREDERE: V, RA nr. 7, 8, 10, 12 [krogut),
nr. 15 [kregut]; RB nr. 16 [kroget]; F nr. 14 [kreget], nr. 21, 27, 60
[kregüt]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr..58 [kreget|.
In einigen Orten wurde CR zu [gr] in
"KRASJA?®): V, RA nr. 7 [greses], nr. 10, 12, 15 [greso]; RB
nr. 16 [kresis]; F nr. 14 [kresis], nr. 21 [greisos], nr. 27 [gresil/us],
nr. 60 [gresilul; T nr. 45 [kresil'ul; SWN nr. 53 [kreset], nr. 36
Ikrosil'u]; SON nr. 56 [kreiso], nr. 58 [kreisu].
_ *KNiF + ITTUM: RA [gonibet], nr. 2 [gobinet], nr. 13 [gebina];
F nr. 19 [gobinp], nr. 21 [gabmo]?).
874. Kim intervokalischen Inlaut.
*CARRICARE: RA nr. 4, 6 [karegal, nr. 7—13, 15 [korogal;
RB nr. 16 [koragal, nr. 17 [karegal; F nr. 19, 22—24 [karega], nr. 20
Ikarga].
JOCARE: V: RA nr. 7 110, 12, 15 RB nor. 16, Ernest
27, 60; T nr. 45; SON nr. 56, 58; SWN nr. 36, [zuga], nr. 53 [zua].
FORMICA: Im Süden [furmig>], im Norden [frumigo]. ef. SE
I) ALE, earte ur. 372, Ort: nr. 787.
2) ef. Ktg? nr. 2600.
3) [ganibet] —zusammenklappbares Messer; |gobins], im Norden [gabing] —
eroßes Messer mit feststehender Klinge. Warum ganibo französisches Lehnwort
sein soll, wie Anglade: Parler, p. 290 meint, verstehe ich nicht.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 101
* ACUCULA: Im Süden [agul’o], im Norden [agül’o], [agel'ol, ef. $21.
SECURUM: Im Süden [sogurt], im Norden [segür], [seger], ef. $ 23.
Französisches Lehnwort ist
*BUKK 4 ARIUM: RB nr. 17 [bude]; F nr. 19, 23, 24, 26, 29,
30, 60 [butel, nr. 14, 20-22, 25, 27 [bute]; P, T [bute], nr. 43, 52
[bude]; SWN nr. 37—40 [buce], nr. 36, 51, 53—55 [bute]; SON [bute],
nr. 58 [buce].
Durch Akzentverschiebung intervokalisch geblieben und dann
mit einem vortonigen i verschmolzen ist K in
SECALE: Im Norden zum Teil [syall, ef. 85.
Die Form [sigel] in nr. 17 läßt vermuten, daß auch [syall auf
ein älteres [sigal]| zurückgeht.
S 75. KimInlautalserstes Glied einer Konsonanten-
gruppe. F
Das in den Verbindungen KT, 08, CR sich entwickelnde i geht
in [e], im Norden bisweilen auch in [ü] auf; vor ihm diphthongieren
sich im Norden [e] und [o],. im Süden verbindet es sich mit diesen
beiden und verursacht eine Verengerung ihres Zungenabstandes;
lel-+ i verschmilzt im Süden so zu [il, und [0] + i ergibt [ui]. Beim
folgenden s erzeugt K außerdem noch Palatalisierung.
CT. D(DRECTAM: Im Süden [dreta], im Norden [dreto], ef. $ 3.
DIRBOHUMEENGSRN nr. ,,8,.10,.12, 1ör[dret); RB nr. 16;, E
mmel4.21, 27, 60; T’nr.45; SON nr. 56, 58 [dret]; SWN nr. 53 .[dret],
nr. 36 |dret].
STRICTAM: Im Süden [astreto], im Norden [estreto]), ef. S 3.
LECTUM: Im Süden [it], im Norden |[leit]?), cf. S 8.
LACTEM: Im Süden [Yet], im Norden [Yeit], lait], ef. S 11.
FACTUM: Im Süden [fet], im Norden [feit], fait], ef. S 11.
OCTO: Im Süden [buit], im Norden [beit], ef. S 16.
NOCTEM: Im Süden [nit], im Norden [neit], ef. S 16.
FRUCTUS und *FRUCTA: Im Süden [fruits], [fruito], im Norden
Krüits], [frwits], [freto], ef. 5 21.
68. LIXIVUM: Im Süden [Visiu], im Norden [Yasiu], [lesiul, ef. S 24.
') Die in diesen Beispielen vorausliegende diphthongische Stufe ei belegt
noch Krüger: Sprachgeographische Untersuchungen, S 15, für einige languedokische
Dörfer, ef. |dreito], [estreito].
?) [leit] ist doch wohl dahin zu interpretieren, daß LECTUM zuerst lieit er-
gab, das erste i dann allmählich das 1 palatalisierte, also [l’eit], darauf dann aber
Entpalatalisierung eintrat |leit].
102 K. Salow
*TEXITOREM und *TEXITOR: Im Süden [tisodu], im Norden
[tiseire], ef. $ 3.
FRAXINUM: Im Süden [freso], im Norden [fraise], ef. S 11.
EXAMEN: Im Süden [sam], im Norden [aisam], [eisam], ef. $ 10.
SEXAGINTA: Im Süden [sisanta], S 24.
COXA: Im Süden [kuso], im Norden [keiso], ef. S 16.
OL. APICULAS: Im Süden [ebel’as], im Norden [abel’es], [abel’os],
cE283.
OCULUM: Im Süden [ul], im Norden [el], [el], ef. $ 16.
*BUTTICULA: Im Norden [butel’o], cf. S 38.
Unregelmäßig in bezug auf C’L ist
SECALE: Im Süden [segglo], in F [sekklo] usw., cf. 85.
S 76. K im Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten-
gruppe.
KK. ECCUM HOC: Im Norden [ako], ef. 8 17.
VACCA: Im Süden [baka], im Norden [bako], ef. 5 10.
DK. *ADCAPANT: Im Süden [akabon]), im Norden [akaben],
[akabun], ef. 8 10.
V’K. *AvICA: Im Süden [oks], im Norden [aukg], ef. $ 13.
Ebenso, wie bei *AVICELLUM der Wandel von K’ zu [s] auf-
fällig war, ist auch hier die Bewahrung des K zu beachten; denn
die Form AUCA ist schon früh belegt, und K sollte daher eigentlich
wie in intervokalischer Stellung behandelt werden.
NK. Germ. BLANK + A: Im Süden [blayks], im Norden [blayko],
ef. 8 38.
BRANCA: Im Süden [brayko], im Norden [brayko], ef. $ 38.
Germ. FRANK + A: V, RA nr. 7, 8, 10, 12, 15 [frayka]; RB nr. 16
frank]; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58; F nr. 14, 21, 60 [frayko],
nr. 27 [frayku]; T nr. 45 [fraykol.
SK. FRISK + A: Im Süden [freska], im Norden [fresko], ef. $ 3.
PASCHAS: Im Süden [paskos], im Norden [paskos], ef. S 39.
*BUS008: Im Süden [boskus], im Norden [boskes], ef. 5 37.
Über T’K; ch. 555: DE, ci. S 63; ND’K, NKrcer. 8164.
877. Kim Auslaut. a) Im lateinischen.
Es ist geschwunden in
ECCE und ECCUM HOC: Im Süden [»so]|, im Norden [ako], ef. 8 17.
b) Im romanischen Auslaut.
AMICUM: Im Süden [omik], im Norden [amik], ef. $1.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 103
PAUCUM: Im Süden [pok], im Norden [pauk], ef. S 13.
JOCUM: Im Süden und Norden [zok], cf. S 14.
Germ. BLANC: Im Süden und Norden [blayk], ef. 8 47.
*BUSCUM: Im Süden und Norden [bosk], ef. p. 66, Anm. 5.
Unregelmäßig in bezug auf sein auslautendes K ist
*LIMACUM: Im Süden [Yimauk], im Norden [limau], [imau],
@E.8.22.
Das K ist hier dem Anschein nach früh geschwunden, so daß
das auslautende u erhalten blieb, beachtenswert ist demgegenüber
schriftkatalanisches mach.
Anmerkung: Nach auslautendem [u] entwickelte sich bisweilen ein |K],
cf. NIDUM > [niuk], ef. p. 66, Anm. 4, * LIMACUM > [l’imauk] '), ef. $ 22.
G (g vor a, 0, u und Konsonant).
Im Anlaut ist & geblieben. Im Inlaut wurde es zwischen Vo-
kalen stehend zu |g]l, doch ist es in der Umgebung von u bisweilen
geschwunden. In der Gruppe GN hat das G Palatalisierung des N
erzeugt; G’R ergab in beiden Gegenden [irl. Im Inlaut nach Konso-
nant blieb es erhalten. Für G im Auslaut fehlen Beispiele.
Beispiele: 878. G im Anlaut.
SATTUME. Vo RAonr. 1.7. 10, 12, 15; RB nr. 16 [egal]; SWN
nr. 36; SON nr. 56 [galinat).
GAVATA: Im Süden [galto], im Norden [gautol, cf. 8 38.
GUSTUM: Im Norden und Süden [gust], ef. S 18.
GUTTAS: Im Süden [gutos], im Norden [gutes], [gutos], ef. 5 39.
Französisches Lehnwort ist im Norden
Germ. GARD + IN+ ARIUM > [Zardin’e], ef. $ 12.
GRILLUM: Im Süden [gril/], im Norden [gril’], [grit], ef. 8 2.
GROSSAS: Im Süden [groses], im Norden [grose], [grosos], ef. S 14.
GLANDES: Im Süden [glans], im Norden [aglans], ef. S 64.
Das anlautende a im Norden erklärt sich durch falsche Ab-
trennung des Artikels l’aglan statt la glan.
8 79. 6 im intervokalischen Inlaut..
FIGURA: Im Norden [figüro], [figero], ef. 5 22.
Partizip. Präteriti von *PLOVERE: Im Süden [plugut|, im Norden
Iplaugeet], ef. 5 29.
Partizip. Präteriti von HABERE: Im Norden [agüt], [aget],
ei 859,
!) ef. auch Suchier: GGI?, p. 773.
104 K. Salow
Partizip. Präteriti von OREDERE: Im Süden [kragut], im Norden
[kregüt] [kreget], ef. S 73.
Partizip. Präteriti von SAPERE: Im Süden [sopigut], im Norden
Isapyüt] [sapxeetl, cf. S 43.
“AGUSTUM'): Im Süden [agust], im Norden [agust], ef. $ 28.
Zeigte schon [sapyet] usw. den Schwund von -G- vor u, so
finden wir denselben in beiden Gebieten in *AGURIUM + 0SOS: Im
Süden [uruzus], im Norden [üruzis], [eruzes], ef. S 28.
TEGULAS: Im Süden [teulos], im Norden [teules], ef. S 53.
COAGULATA: RA mr. 15 [kal’adel; RB nr. 16 [kallusado]; F
nr. 14 [kaulado], nr. 60 [kalladol; 'T nr. 45 [kal’ado]; SWN nr. 36
Ikaulat], nr. 53 [kaulado]; SON nr. 56 [kauladol, nr. 58 [kal’ado].
Stellenweiser Schwund des -G- findet sich ferner in SAUGUISUGA:
nr. 45 [sanseo], ef. S 21 und
LACTUCA und + ATUM: nr. 38 [laiteat], nr. 34 [laitüat], nr. 58
Naiteg], ef. $ 21.
FORMICA: nr. 38 [furmig], nr. 40 [frumio], ef. S1.
Daß in TEGULA der Wandel von GL > [ul] vorliege, wie
Meyer-Lübke?°) und Niepage*) annehmen, vermag ich nicht ein-
zusehen. GL hätte vielmehr [1] ergeben müssen, wie COAGULARE
es zeigt.
S S0. G im Inlaut als erstes Glied einer Konsonanten-
eruppe.
GR. WEIGARO: Im Süden [gwairo], im Norden [gairel, ef. 5 33.
Diese Entwicklung in emem Wort, wo analogische Neubildung
ausgeschlossen ist, spricht auch sehr dafür, daß G’R, K’R, D’R > [ur]
nicht lautliche, sondern analogische Vorgänge sind.
GN. AGNELLUM: RA nr. 10, 12 [an’el], nr.1 [on’el’], nr. 15 [an’el];
RBinr. 16 Jan’el]; Tnr, 45; SON nr. 56, 58; E’nr. 14,760 aneır
nr. 21, 27 [an’el']; SWN nr. 53 [an’el’], nr. 36 [an’el].
STAGNUN: Im Süden [ostan’], im Norden [astan/], [estan/], cf. S 25.
D
S 81. G im Inlaut als letztes einer Konsonantengruppe.
RG. PURGARE!: Im Süden [purga], im Norden [pürgal, [pergal.
') In den Urkunden in Roussillon auch ahost, ef. RLR XXXI, p. 61, 68:
XXXI, p. 425.
?) Grammat. I, S 534.
») Niepage: RDRI, p. 367. Schwanken zeigt Wendel, p. 18.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 105
NG. Partizip. Präteriti von VENIRE: V, RA [biygutl; RB nr. 16
[biggüt], nr. 17 [boygotl; F nr. 14, 19, 29 [beyget], nr. 20 [biygüt)],
nr. 21—27, 30 [beygüt], nr. 60 [baygüt]; P nr. 47, 48 [beygüt], nr. 49,
50 [beygüt], nr. 59 [boygüt], nr. 52 [boyget]; T nr. 42—44 [baygeet],
nr. 41, 45 [beyget]; SWN nr. 39, 40, 51 [beyget], nr. 36—38 [beygeet],
nr. 53—55 [bayget]; SON nr. 56-58 [bayget], nr. 33, 34 [biggeet],
nr. 35 [beyget|.
Partizip. Präteriti von TENERE: V, RA [tiygut], nr. 18 [toygut]:
RB nr. 16 [tiggut]; F nr. 20 [tiyget).
Für auslautendes @ fehlen Beispiele; es ergab [k|, ef. Niepage:
RDR LE p. 342.
QU und GU und germ. W.
a), au. Eu, w vor.a.
Im Anlaut vor a ging bei allen drei im Norden das bilabiovelare
Element verloren, im Süden .dagegen blieb es erhalten oder verschmolz
mit dem a, wenn dieses vortonig war, zu |[ul. In den Fällen, wo
auch die nächste Silbe mit |kw] anlautete, ging in der ganzen unter-
suchten Gegend das velare Element infolge von Dissimilation zu-
erunde. Im Imlaut zwischen Vokalen wurde |kw| im Norden und
Süden |[g], für [gw| fehlen Beispiele. Im Inlaut nach Konsonant,
aber vor dem Haupttonvokal stehend, wurde [Kw| unverändert be-
wahrt: für [GW] fehlt es auch hier an Belegen. [GW] nach Konsonanz
und nach dem Haupttonvokal ergibt im Inlaut [e.
b) kw, gw, germ. w. vor e und ii.
Im Anlaut vor e und i ergab |Kw] im Süden und Norden [k], für
[GW] habe ich keine Zeugnisse. Fand sich im Anlaut der folgenden
Silbe gleichfalls [kw], so trat schon im Vlt. Dissimilation ein, [kw]
wurde zu einfachem K’ und machte dessen Wandel zu [s] mit. Im
Inlaut wurde hier [Kw| nach Konsonanz zu |k] und in den Auslaut
tretend blieb es als [k] erhalten. Für [Gw| vor e und i sind nur
Beispiele vorhanden, wo es mittleres Glied von Konsonantengruppen
ist; NGU’S ergab in beiden Gegenden [ns]; NGU’R wurde hingegen im
Süden in dem vorhandenen Beispiel zu [ygr]'), im Norden zu [nn].
Beispiele: $ 82. kw, gw, w vor a. 1. Im Anlaut.
QUATTUOR: Im Süden [kwatro], im Norden [katre], cf. 8 55.
QUANDO: Im Süden [kwan], im Norden [kant], ef. S 66.
QUADRAGINTA: Im Süden [kuranto], im Norden [karanto], ef. S 27.
') Das Beispiel ist nicht unbedingt beweiskräftie.
106 K. Salow
QUADRAGESIMA: Im Süden [kurezma], im Norden [karemo], ef. 27.
Germ. WARDON: Im Süden [gwarda], [gurda], im Norden [garda],
iS
WAIBANJAN: Im Süden [gwan’al, [gun’al, im Norden [gan’a],
ee ST.
*WASTARE: Im Süden [gwasta], [gustal, im Norden [gasta],
GUSSIEHE
Eine Ausnahme von dieser gewöhnlichen Entwicklung macht
QUATTUORDECIM: Im Süden [kotorzo], im Norden [katorze], ef. 831.
Hier liegt vielleicht Angleichung an [kinza] vor.
Infolge von Dissimilation verloren folgende Wörter das velare
Element im Anlaut.
QUALEM + QUID!): V, RA, RB os F [kalk»], nr. 19, 60
[kalke]; P nr. 48, 49, 59 [kalkel, nr. 47, 50 [kalke], nr. 52 [kauke];
T nr. 43, 44 [kalkd], nr. 41 [kauk>], nr. r [kauke]; SWN [kauko],
nr. 40, 54, 55 [kaukel; SON nr. 56--58 [kauke], nr. 34, 35 [kauko],
nr. 33 [kalko)].
QUALEM -— QUID + UNUM: V, RA nr. 10, 12 [kotkus], nr. 7, 8
[kolkun], nr. 15 [kolkul; RB nr. 16 [kalkes]; F nr. 14 [kalkes], nr. 60
[kalküs], nr. 21, 27 [kalkün]; T nr. 45 [kalkes]; SWN nr. 36, 53;
SON nr. 56, 58 [kauken]?).
Die Erhaltung des velaren Elements hört bei dem ‘oben an-
gegebenen Linienbündel auf; RB gehört zum Norden, zeigt also
Schwund des [w|].
2. qu und gu im Inlaut. a) qu intervokalisch.
EQUA: V, RA nr. 1 [ege]; SWN nr. 38 [ego]?).
AQUA*°): Im Süden l[aigs], im Norden [aigo], ef. S 11.
ar + ARDENTEM: Im Süden [aigarden], im Norden [aigur-
denl, er. 8.27.
b) qu nach Konsonant im Anlaut der Haupttonsilbe
stehend, und gu nach Konsonant und nach der Tonsilbe.
CINQUAGINTA: Im Süden [sigkwanto], im Norden [sigkanto], ef. 522.
) Sucehier: GG TI?, p. 810. Schriftkatalanisch aber qualque = |kw)].
?) Vorstehende Formen stammen aus dem Satz: j’entends siffler quelqu’un, in
dem Satz: vous trowverez bien quelgqu’un qui vous ira sind folgende Abweichungen:
nr. 7 [kolkus], nr. 12, 15 [kolkun], nr. 45 [kalkeen], nr. 60 [kalkes], nr. 16 [kolkes].
2) cf. Anglade: Parler, p. 161; iego] = rosse. ;
‘) C1. Hürlimann: Aqua in den romanischen Sprachen. Zürich. Diss.
1903, p. 47.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 107
LINGUA: Im Süden [l’eygal, im Norden [leygo], Nenygo], ef. $ 4.
633. au, eu/wworeundi. 1. Im Anlaut.
QUINDECIM: Im Süden [kinza], im Norden [kinze], ef. $ 33.
QUID: Im Süden [ke], im Norden [ke], [ke], ef. 5 66.
Infolge von Dissimilation zu folgendem kw wurde schon im VIt.
anlautendes KW zu K’ und entwickelte sich zu [s] in
CINQUE') statt QUINQUE: RA nr. 7, 10, 12, 15; V, RB nr. 16;
Eonr. 14, 21, 27, 60; Dar. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [sink].
CINQUAGINTA statt QUINQUAGINTA: Im Süden [siykwanto], im
Norden [siykanto], ef. 8 22.
®. xw und kw als mittleres und letztes Glied einer
Konsonantengruppe.
SANGUINATUM: Im Süden [soygrat], im Norden [sannat], ef. $ 31.
SANGUISUGA: Im Süden [sunsuga], im Norden [sansügg], [sansegol,
cr 821.
Die Entwicklung beider Gruppen wird diese gewesen sein:
NGU’N > [yen] > [yn] > [nn],
NGU’S > [ngs] > [ys] > Ins],
NGU’N > [ner] ist im Süden in diesem Beispiel nicht boden-
ständig, sondern stammt, wie das ganze Wort, aus dem Spanischen.
QUALEM + QUID: Im Süden [kalka], im Norden [kalke], [kauke],
er 15.82.
3. qu nach Konsonantin den Auslaut tretend.
CINQUE: Im Norden und Süden [siyk].
Kapitel V. Engelaute.
l. Labiodentale.
1%
Im Anlaut vor Vokal und Konsonant, sowie im Inlaut vor und
nach Konsonant bleibt es als [f] erhalten. Für andere Fälle fehlt
es an Beispielen.
Beispiele: 584. 1. F im Anlaut.
FILUM: Im Süden [fi}l, im Norden [fxel], [fxatl, cf. S 2.
*FERIA: Im Süden [firo], im Norden [fxero], [fxeirgl, ef. 5 5.
BARINA IV. RA nr..10, 15, Erine], nr. ‘5, .7,:9, 12: [forina];
RB nr. 16 [foring|; F nr. 14 [farino], nr. 21, 60 [farino], nr. 27 [farinu];
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [faring].
1) Lindsay: Die latein. Sprache, p. 232 und Meyer-Lübke: GG I?, p. 473.
108 K. Salow
FAMEM: V, RA, RB, F nr. 20 [fam).
SBATTS RAN. RBR, BIS SWNSSON Il:
FONTEM: Im Süden und Norden [fun], cf. S 15.
FUMUM: Im Süden [fum], im Norden [füm], [fem], ef. S 21.
FLAMMA und FLAMMULA: Im Süden [flam»], im Norden [flambo],
er. Sal0:
FRIGIDUM: Im Süden [fret], im Norden [fret], ef. S 33.
FRANK + A: Im Süden [frayko], im Norden [frayko]. ef. 8 76.
FRONTEM: Im Süden und im Norden [frun], S 15.
FRUCTUS: Im Süden [fruits]. im Norden [früits], [frwits], ef. S 21.
22 Kom lnlaut:
ZTURBRASS) RA [trufas]> BR nr. 20 Itrüfes], nr. 21 |trüfos].
“BUFF + ARE: Im Süden [bufa], im Norden [büfa], [befal, ef. 8 30.
“CALEFARE: Im Süden [oskolfa], im Norden [kalfa], [kaufa], ef. 831.
V.
v fällt in unserer Gegend mit B zusammen: es wird im Anlaut
zu |b], aber im Wortanlaut innerhalb einer Exspirationsgruppe nach
auslautendem Vokal gewöhnlich |[b]. Im Inlaut wird es zwischen
Vokalen [b], vor u zeigt sich auch Schwund des intervokalischen
V. Vı ergab zwischen Vokalen in beiden Gebieten [zZ]. Als erstes
(lied von Konsonantengruppen wird es [u]: als letztes Glied derselben
bleibt es als |b] erhalten und ergibt, wenn die vorhergehenden Konso-
nanten vokalisiert werden, |bl. Nach Vokal in den Auslaut tretend,
wird es im Norden und Süden zu [u].
S85. vim Anlaut. a) Im absoluten Wortanlaut.
VENDERE: Im Süden [benro], im Norden |bendre], ef. 5 64.
VENIT: V, RArnr 7,8, 10, 12, 15 [ben]; RB nr! 16 ZEnret
SON nr. 56, 58; Enr. 21, 27, 60 [ben], "nr. 14 [ben]; SWN nr=53
|ben], nr. 36 [ben].
ZVAIT: VoRA nr, 12, 19,31 [sombal; E, BR, 7 SWN,.SOoNdban
b) vim Wortanlaut, aber innerhalb einer Exspirations-
eruppe nach auslautendem Vokal.
de VINUM: Im Süden und Norden [bil, ef. S1.
illum *VIELATICUM: Im Süden [bilaga], im Norden [bilate|],
ct. 8 22.
VITELLUM: Im Süden [bodel‘], im Norden [bedel‘], [badel], ef. 5 6.
per illum VIDERE: Im Süden [beuro], im Norden [beirel, ef. 8 3.
') =TUBERES, oskisch-umbrische Form, ef. Meyer-Lübke: Grammat. 1,8 19;
GGI?, p. 446: Lindsay: Lat. Sprache, p. 90 und 9.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 109
Nachbildung nach QUATRE-VINGTS: V, RA nr. 7, 8, 10, 12, 15
[kwatrebins|; RB nr. 16 [katrebins]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;
SON nr. 56, 58; F nr. 27, 60 [katrebins], nr. 14, 21 [katrobins].
illum VENTUM: Im Süden [ben], im Norden [bent], ef. ST.
Obgleich innerhalb einer Exspirationsgruppe und nach aus-
lautendem Vokal findet sich fast durchgängig |[b| statt [b] in
OS V RA Ibus], nr. 4,8, 1013 [ous]; RB, E [buz], nr. 14,16
[buz], nr. 60 [bu]; P [buil, nr. 47 [bw]; T nr. 41—43 [bu], nr. 44, 45
[bui]; SWN [bui], nr. 51, 54 [bu]; SON [bui], nr. 33, 34 [buz]').
886. v im intervokalischen Inlaut.
PRIMA + * VERA: Im Süden [primsber>], ef. S 22.
JUVENEM: Im Süden [zubs], im Norden [zuba,| [zubel, ef. S 18.
GINGIVA: Im Süden [zinziba]. im Norden [zinzibo], ef. S 24.
mAyARE Hönr 14, 21, 27 Wabal nr. 60 [laba]; Tnr. 45;
SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [laba].
ZDEVALLARE — descendre: E nr. 14 -[dabal’a, nr. 21, 27
[dobal’a].
NOVELLUM: Im Norden |nubel‘|, [nubell, ef. S 29.
NOVEMBREM?): Im Süden [nubembro]. im Norden [nubembre],
ch Ss 50.
Schwund des intervokalischen |-b-| vor u finden wir in PAVONEM:
WeERNonr. 12,15 |pagul, nr. 10 [pagsut); RB nr. 16; T nr. 45; SWN
nr.53; SON nr. 56,58 [pabu]:; Fnr. 60 |pabu], nr. 14 |pagu], nr. 21,27 [pan].
PAVOREM: Im Norden und Süden [pou], ef. S 26.
Das |g] in [pagu| hat sich entwickelt, um den Hiat zu beseitigen,
sowie in |dieu] = dieitis sich ein [y] herausbildete, also [diyeu|.
8 87. v im Inlaut als erstes und letztes Glied einer
Konsonantengruppe. a) Als erstes Glied.
V1°). *PLOVIAM: Im Süden [pluza], im Norden [plezol, ef. S 16.
*LEVIARIUM: V, RA nr. 7, 9, 12, 15 [Y’auzel, nr. 10 [’euze]; RB
) Diese Formen erhalten in dem Satz: powrquoi ne vous mariez-vous pas!
= [parke bus kazeu pas], [porke und kusi bui maridat pas].
?) 1316, 1318 usw. in Roussillon nohembre, ef. RLR XXXI, p. 59: XXXIL,
p. 145, 147 usw.
») Eine ganz falsche Vorstellung über die Entwicklung von Vı zeigt Anglade:
Parler, p. 321, $ 162; er schreibt über Vı: Dans ce groupe il peut arriver que les
€l&ments persistent, cf. CAVEAM > gabio; usw. Le V s’est vocalis6 dans les mots
suivants LEVIARIUM > lauje, LEVIUM > löuje; enfin le V peut disparaitre et Vi
peut se consonnifier en | comme dans PLOVIAM > plejo.
110 K. Salow b
nr. 16 [Youzye]l; F nr. 14 [Nauzye], nr. 21 [’euzel, nr. 27 [Yeuzye],
nr. 60 [auze]; T nr. 45 [lauze]; SWN nr. 53 [Yauzyel, nr. 36 [leuze];
SON nr. 56 [lauze], nr. 58 [lauze).
Gelehrt ist CAVEA: Im Süden [gabi], im Norden [gabyo], cf. $ 33.
Das u in LEVIARIUM erklärt sich durch Einfluß des Simplex
LEVEM > [leu]. [zy] ist aus [zy] durch Entpalatalisierung des [Z] vor
dem folgenden [y], das selber ein präpalataler Engelaut ist, ent-
standen. [zy], die Aufeinanderfolge des gerundeten und ungerundeten
präpalatalen Engelautes, wurde also einmal durch Entpalatalisierung
des ersten Elementes beseitigt und ferner durch Verschmelzen
beider zu [zZ].
V'R. “PLOVERE: Im Süden [ploure], im Norden [ploure], [plaure],
ches.
V’T. GAVATA: Im Süden [galta], im Norden [gauto], cf. $ 38.
V’S. DIEM JOVIS: Im Süden [dizous], im Norden [dizous], [dizaus],
ers da.
V’K. Schon im Vlt. war das V zu u vokalisiert in *AVICA und
seinen Ableitungen, ef. 8 13.
In [galto] haben wir, wie in [malat], den rückläufigen Wandel
von [u] > [H vor uns, ef. 8 49). j
b) vimInlaut als letztes@lied einerKonsonantengruppe.
LV. MALVA: Im Süden [malb>], im Norden [malbo], cf. 8 98.
*SALVATICAS: Im Süden [solbagasl, im Norden [salbacos],
Isaubacos], ef. S 10.
$ 88. v nach Vokal in den Auslaut tretend.
AESTIVUM: Im Süden [istiu], im Norden [estiu] [astiu]l, ef. S1.
LEVE: P, F [eu], nr. 60 [leu]; T,SWN, SON [leu], nr. 51,53 [Y’eu].
NOVEM: Im Süden [nou], im Norden [nou], [nau], ef. S 17.
2. Der dentale Engelaut.
S.
Im Anlaut vor Vokal bleibt es [s], im Anlaut vor Konsonant
entwickelt sich vor dem S das sogenannte prothetische i. Im Inlaut
zwischen Vokalen wird es im Norden und Süden zu [z]. Als erstes
(lied von Konsonantengruppen bleibt es [s, wenn der folgende
Konsonant stimmlos ist; vor stimmhaften Konsonanten nimmt es selbst
den Stimmton an und wird [z], oder es geht sogar in den folgenden
') ef, auch Saroihandy: GG I?, p. 862.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet all
Konsonanten auf. Als mittleres Glied von Konsonantengruppen ist
S in der Umgebung von Dentalen geschwunden. Im Inlaut nach
Konsonanz blieb S, außer nach K, erhalten; KS und SSı ergaben im
Süden [S], im Norden [is], [is). Im absoluten Auslaut bleibt S nach
Vokal und Konsonanz unverändert, außer wenn es hinter T stand;
Ts ergab vielmehr im Süden [u], im Norden blieb es auch hier er-
halten. Im Auslaut innerhalb einer Exspirationsgruppe vor an-
lautendem stimmlosem Konsonanten bleibt S unverändert, vor an-
lautendem Vokal wird es in beiden Gegenden stimmhaft, also [z];
vor anlautendem stimmhaften Konsonanten wird es in diesem Fall
im Süden zu |[z], im Norden dagegen finden wir drei Behandlungsarten,
nämlich entweder wird es gleichfalls [zZ], oder es wird [il], oder es
schwindet; alle drei Stufen erscheinen öfter in einem und demselben
Beispiel.
Beispiele: $S 89. sim Anlaut.
Se Vv: RA, RB, R,P,T, SWN, SON [si], nr. 35, 40, 41,58 [se]").
SEMINARE: Im Süden [sombra|, im Norden [semenal, ef. 5 23.
FEN EN 020,00, 12, 15 RB nr. 16; RB" nr» 14,24, 27,
60- Tr. 45: SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [sall.
SOLIGULUM: Im Süden [sul], ef. $ 35, im Norden [sulel’], [sulet],
ei. 83.
SUDO: Im Süden [sui], im Norden [süzi], [sezil. ef. S 21.
Frra02 SOKKAR: V, RA nr. %, 9,10, 12, 15 [sukra];; RB nr..16;
T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [sekrel; F nr. 21, 27, 60
[sükre], nr. 14 [sekre].
Eine Ausnahme machen
SEXAGINTA?): Im Süden [sisanto], ef. S 24.
SIBILARE: Im Süden [Siulal, im Norden [fiula], ef. 5 22.
Die südliche Entwicklung dürfte in diesen beiden Worten wohl
ihren Grund in dem Folgen des i haben, das die Palatalisierung des
S erzeugte. [fiula] ist wahrscheinlich das Resultat einer Kreuzung
von SIBILARE und FISTULARE?).
SPISSAS: Im Süden [dspesas], im Norden [aspeses], [espesos], ef. 83)
STRICTA: Im Süden [astreta], im Norden [astreto|, [estreto], ef. 83.
') In einem anderen Beispiel haben auch nr. 35, 40, 41 [si], nr. 42 dagegen [se].
2) 1310 in Perpignan saixanta, ef. Alart: Doc., p. 216.
SPSuchter: GG T np. 795.
*) Über die Entwicklung des prothetischen i, ef. S 25.
> K. Salow
SOUTELLA: Im Süden [oskudel’>], im Norden [asküdel’o], leskedel’o],
en Ss 25: |
Aber innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem
Vokal entwickelte sich dieses prothetische i nicht.
Illam manum EZKERRA): V, RA [skera]; RB [skero]; F nr. 19
Iskeral. nr. 20—27, 30 [skero].
S 90. sim Inlaut. a) Intervokalisch.
*GISELLUM: Im Süden
USATA“& Im Norden [üzades|, lezados], cf. 8 30.
CASA: Im Süden [kaza], ef. S 10.
GAUSAS: Im Süden [kozos], im Norden |kauzes], [kauzos], ef. S 13.
Unterblieben ist der Wandel von -S- > |z], sobald man sich in
zusammengesetzten Wörtern noch der Zusammensetzung bewußt war.
RESECARE und das zugehörige Verbalsubstantiv: Im Norden
Irosegal, ef. S 25, und [rosegol, ef. $ 6.
DIEM SABBATI: Im Süden [disadd»], im Norden [disattel, ef. 8 33.
b) s als erstes Glied von Konsonantengruppen. «) Vor
stimmlosen Konsonanten.
SK, ef. 5 76; SPT, cf. 845, STR, S’R,_.cf. 856. In diesen drei
bleibt s unverändert, dagegen wird es durch ein folgendes K’ palata-
lisiert, für STı ist nur ein Beispiel vorhanden, das allein die Ent-
wicklung nicht klar erkennen läßt). SK’, ef. 8 70, 71; STı, ef. 5 60.
P) Vor stimmhaften Konsonanten.
QUADRAGESIMA: Im Süden [kurezma]. im Norden |karemo],
CL 27:
“DISJUNARE: Im Süden [dima], im Norden [dinna], ef. 8 24.
Sı. Es ist nur in einem, nicht einmal volkstümlichen Wort
vorhanden.
EOOLESIA: Im Süden [iglezil, im Norden [gleizol, ef. $ 23.
ec) Ss als mittleres Glied einer Konsonantengruppe.
*"MANSIONATICUM°): V [minaca]; RA nr. 7 [mainatyal, nr. 5, 9,
10, 12, 15; RB nr. 16 [mainag9]; F nr. 14 [mainao], nr. 21 [mainasp],
) Gerland: GG T?, p. 426.
°) Es läßt sich in Sonderheit nicht sagen, ob S im Norden auch hier palata-
lisiert wurde, da es dort geschwunden ist; im Süden unterblieb die Palatalisierung,
?) Das erste N schwand schon im Vlt. das Beispiel gehört also eigentlich
unter 2b #. Im Altprov. lautet das Wort mainatge, cf. aber maisnada neben
mainada.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 113
nr. 27, 60 [mainace]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [mainace]; SWN nr. 36
[mainace], nr. 53 [mainaze].
sm. ch. 8.57.
a) SimInlaut alsletztes Glied einer Konsonantengruppe.
*PASSATUM: V, RA nr. 2, 5, 6, 8—10, 12 [pasat], nr. 15 [pasat];
Bello: nr. 14, 21,22, 60; T.nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON
nr. 56, 58 [pasat|.
CONSILIUM: V, RA nr. 1, 9,10, 12,15; RB nr. 16 [kunsel‘]; F
nr. 14, 21 [kunsel‘], nr. 27 [kunsel‘], nr. 60 [kunsel]; T nr. 45; SON
nr. 56 [kunsel], nr. 58 [kunsel]; SWN nr. 53 [kunsel‘], nr. 36 [kunsel].
Germ. DANSON: Im Norden [dansa], ef. S 26.
*BURSA: Im Süden [bulso], im Norden [butso], ef. $ 47.
SSı. Auch hier tritt Palatalisierung des S ein.
*BASSIARE: Im Süden [basa], ef. 5 27.
Germ. *KRASJA: Im Süden [gress], im Norden [kresis], [kreiso],
ei 873.
Reel. 875. PS, ch. 944.
S$S 91. S im absoluten Wortauslaut.
SEX: Im Süden [sis], im Norden [syeis], ef. S 8.
COLAPHOS: Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. $ 14.
CAPILLOS: Im Süden [kobel’s], ef. S 4.
MINUS: Im Süden [menus], im Norden [mens], ef. $ 35.
MANUS: RA, RB, P, F, T, SWN, SON [mas]; V [mans].
BNNOS> VW IRA nr. 78, 10,42, 15 Jan’s]; RB. nr. 16; F nr. 14,
27527.60; T ur. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [ans].
Durch Analogie!) erklärt sich das auslautende s in
DIEM LUNAE: V, RA [diluns]; RB nr. 16 [dil’es], nr. 17 [dil’os];
F [dil’üs], nr. 14, 19, 20, 23, 24 [dil’es], nr. 60 [diles]; P nr. 48—50
[dil’üs]), nr. 47, 52 [dil’es], nr. 59 [diles]; T [diles], nr. 43 [dilüs],
nr. 46 [dil’es]; SWN [diles], nr. 51, 53 [dil’es]; SON [diles], nr. 33
[dil’es] und
DIEM MERCURH: V, RA nr. 10, 12, 15 [dimekros], nr. 7 [dime-
gras]; RB nr. 16; F nr. 21 [dimekros], nr. 14, 27, 60 [dimekres]; T
nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [dimekres].
Sehwund des auslautenden S zeigt die erste Pluralis?).
AMBULAMUS: Im Süden [nem], im Norden [anan], ef. S 26.
) Suehier: GG@I, p. 339.
?) Über den Grund cf. $ 128.
184 K. Salow
MANDUCAMUS: Im Süden [manzem], im Norden [manzem], [man-
zam], cf. S 26.
T’s nach Vokal im Auslaut stehend ergab im Süden [u]'), im
Norden blieb es unverändert.
HABETIS: RB, F, P, T, SWN; SON [abets].
*STAGNICATIS?): V, RA nr. 2,13, 18, 31 [toykeu], nr. 1, 3, 4, 612
Iteykeu], nr. 5 [teykeu], nr. 15 [taykeul; RB nr. 16 [toykats], nr. 17
[taykats]; SON nr. 35, 56—58 [taykats], nr. 33, 34 [toykats)].
Germ. 'TAPPO + ATIS°): EB, P, T SWN nr. 36, 33 A058
53—55 [tampats].
DICITIS: Im Süden [diyeu], im Norden [dizets], ef. $ 68.
TENETIS: RA, V [teniul; RB nr. 16; F nr. 14 [tenets].
Die Abgrenzung dieser Entwicklung von -T’S nach Vokal zu [u]
im Süden ist genau dem oben beschriebenen Linienbündel entsprechend.
RB geht mit dem Norden. T’s nach Konsonant in dem Auslaut
stehend bleibt in beiden Gegenden unverändert erhalten.
DIEM MARTIS: Im Süden und Norden [dimars], ef. S 56.
8 92. s im Wortauslaut innerhalb einer Exspira-
tionsgruppe vor anlautendem stimmlosen Konsonanten.
perquid VOS *casatis passum®): Im Süden [bus], cf. $ 85.
illos DUOS eaballos: RA, W, RB, EP; T.SWN, SONS}
nr. 36, 37, 40,.45, 46, 51, 54, 56-58 [du], nr. 59; 60: [dun]:
DUAS causas: Im Süden [duas], im Norden [dus], [dos], ef. S 39.
*quem(2) TEMPUS *fait: Im Süden [tems], [tem], [tens], [ten], im
Norden [tem], [tens], [tem], ef. S 7.
ESTIS perdutum: V [et]’); F nr. 14, 60 [etsl, nr. 21, 27 [el); T
nr. 45 [ets]; SWN nr.-53 [set]; SON nr: 56 [syots], nr. 58 [set].
unde "VOLETIS quid *vadeam: RB nr. 16 [bule], nr. 17 |bulets],
F nr. 14, 19—25, 29 [bulets], nr’ 26-28, 60 [bule], nr. 30 [bulet];
P [bule], ar. 50 [bulets]; T, SWN [bule], nr. 40 [bulet]; SON nr. 56—58
[bule], nr. 33—35 [bulets].
per quid vos MARITATIS passum: RB nr. 16 [maridat], nr. 17
1) Nach Alart: Doc., Anhang, p.28, ist der Wandel t’s > [u] erst von
Barcelona aus nach Roussillon gekommen, auch nach 1400 ist er hier nicht überall
durchgeführt. Die Filiation des Wandels cf. Meyer-Lübke: Grammat.I, S 441.
"2, = franz. &tancher, Ktg°, nr. 9009.
Saıbe 7220374,
*) [porke bus kaseu pas]?
°) In V ist [et] französisches Lehnwort.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 115
[maridats]; F [maridat], nr. 14 [maridats]; P, T, SWN, SON [maridat],
nr. 42 [maridats].
S93. Sim Wortauslaut innerhalb einer Exspirations-
gruppe vor anlautendem Vokal.
VOS ESTIS und HABETIS faetum malum '): V, RA [buseu], nr. 5
[buse], nr. 6, 12 [buzbeu]; RB nr. 16 [busets]; F nr. 19 [busets], nr. 20,
22,23, 25-27 I|buzet], nr. 24, 29, 60 [buzets], nr. 14, 30 [buzel,
nr. 21 [buzabets]; P nr. 47 [buze], nr. 50, 59 [buzet], nr. 52 [buzets],
nr. 48, 49?) [buzabe]; T [buze], nr. 43 [buzeil; SWN nr. 36, 39 [buse],
ar. 38 |[busets], nr. 51 [buzets], nr. 53 [buiset]), nr. 54, 55 [buise]
nr. 40 [buiso]; SON nr. 34, 35 [buset], nr. 33 [buseu], nr. 56 [buisyo].
nr. 57 [buisyots], nr. 58 |[buisets].
illam calorem EST stata tardiva: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15;
BEsnr216; T nr. 45; SWN nr. 36; 53; SON nr. 56, 58; F nr. 21,
26, 27, 60 [ez], nr. 14 [ez].
AD ILLOS alteros: V, RA nr. 10, 12 [alz], nr.7, 15 [elz]; RB
ar. 16; F nr. 14, 21, 27 [alz], nr. 60 [az]; T nr. 45; SWN nr. 53
Bialnr. 36 [a2]; SON nr. 56, 58 Jaz].
DEOSUM * unum arborem: Im Süden [d»zuz], im Norden [zuz], ef.8 61.
Obgleich vor anlautendem Vokal stehend, finden wir diese Ent-
wicklung nicht bei
CALCEAS USATAS: Im Süden [kalsos uzados], im Norden [kausos
@zados], cf. $30 und 70.
Der Grund liegt augenschemlich darin, daß der Sprecher hinter
UALCEAS eine kleine Pause machte und die Bindung nicht vollzog.
S94. sim Wortauslaut innerhalb einer Exspirations-
gruppe vor anlautendem stimmhaften Konsonanten.
*POMAS DULCES: Im Süden [pumss dulsos], im Norden [pumei-
duses], [pumgidusos], ef. S 39.
GROSSAS guttas: Im Süden [grosas], im Norden [grosel, [groseil,
eh 14.
PASSUM weigaro: RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; V [pas]; RB nr. 16;
E nr. 14 [pas], or. 21, 27 [pa], nr. 60 [pail; T nr. 45; SWN nr. 36,
53; SON nr. 56 [pa], nr. 58 [pail.
me *TROPAS und germ. TRAPPA + AS veclum: Im Süden [trobos],
im Norden [trobe], [trapeil, ef. $ 14.
!) Die Formen mit [s] weisen zurück auf SITIS.
?) Aber [ets tumbat].
116 K. Salow
perquid VOS maritatis passum: Im Norden [buz], [bui], ef. S 85.
TLLOS *buseos:. ‘V [als]; RA nr. 2, 10, 1272]; 7 Em 200
[le]), nr. 24, 27 [lez], nr. 60 [lei]; SON nr. 56, 58 [Iuil.
ILLOS duos caballos: RA [luz], nr. 2, 13 [alz], nr. 3 [alz]; V [etz];
RB [luz]); F nr. 23—25, 27, 28 [lez], nr: 14, 26 [loz], nr. 19 [luz],
nr, 29 le], nr. 60 Jleil; P nr.47, 48, 52, 59 lei], nr. 49, 750/127
T Deil, nr. 43 [leil; SWN nr. 36, 38, 54, 55 [luil, nr. 39, 53 [lei],
nr. 37, 51 [le], nr. 40 [lei]; SON [lui], nr. 34 [luz], nr. 33 [lez].
ILLAS vaccas: Im Süden [lz], im Norden [lez], [lei], ai],
ci. 540.
IDLAS manus: /V, RA-nr di, 5,6, 9 17,31 oz]. 2 er
8, 10, 12, 13, 15, 13 [laz]; RB nr.16 [lez], nr. 17 [laz]; # Ilez],
nr. 14 [laz], nr. 29, 30 [le], nr. 60 [lei]; P Deil, nr. 50 fiel, nr. 52 [lei];
T flail; SWN [lail, ar. 37, 53 [lei]; SON [lail, nr. 33, 34 Neil.
Der Wandel von S > [i] ist auf den Norden beschränkt,
doch umschließt er ihn nicht einmal ganz; F mit Ausnahme von Ort
nr. 60 kennt ihn nicht; es gibt auch keinerlei genauere Grenze für
die Ausdehnung dieser Erscheinung, denn die einzelnen Beispiele
schwanken und weichen hierin von einander ab. Begonnen hat diese
Entwicklung allem Anscheine nach vor stimmhafter Konsonanz, jeden-
falls hat sie vor dieser ihre größte Ausdehnung); von hier griff sie
dann auch nach den Fällen über, wo S vor stimmlosen Konsonanten
stand. Wenn wir im Süden so oft [s] statt [z] finden, so liegt das
vielleicht daran, daß hier der Zusammenschluß der Exspirationsgruppe
nicht so eng war, wie im Norden, erscheint doch beim Artikel auch
im Süden |z], wie im Norden.
3. Der palatale Engelaut.
J-
Er wurde im Anlaut zu [zZ], ebenso auch im Inlaut zwischen
Vokalen. Zwischen S und N stehend ist j geschwunden, aber als
letztes Glied einer Konsonantengruppe bleibt es als [z2] erhalten, und
D und S assimilieren sich dem J. Nach Vokal in den Auslaut tretend
ergab es im Norden [i], das sich mit dem vorhergehenden Vokal zu
einem Diphthongen verband, im Süden wurde auslautendes J nach
Vokal zu [e).
!) Französische Formen.
2) Man vergleiche auch ALF nr. 282 = deux choses mit nr. 659 = grosses goutes.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 117
Beispiele: 5 9%. 1. Jim Anlaut.
JOCARE: Im Norden und Süden [zugal, ef. S 74.
JUVENEM: Im Süden [zuba], im Norden [zube], ef. $ 18.
JUDICEM: Im Süden [zu&>], im Norden [züge], [zegel, ef. S 36.
*50: Im Süden [Zo], ef. 89.
Auffallend ist JEJUNUM und -08): V, RA nr. 9, 10, 12, 15
[dezus], nr. 7 [dezu]l; RB nr. 16 [dezes]; F nr. 14, 60 [dezes], nr. 21
[(dezün], nr. 27 [dezeni]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [azen]; SWN nr. 36
lazen], nr. 53 [dezes].
235 im Inlaut. -a) Intervokalisch.
DIEM JOVIS: Im Süden [dizous], im Norden [dizous], |dizaus],
ES TN.
"TROJA: Im Süden [truza], im Norden [trezo], ef. S 16.
b) J zwischen S und N, und J nach Konsonanz.
*DISJUNARE: Im Süden [dina], im Norden [dinna], ef. 5 24.
*ADJUTO: Im Süden [ozudi]l, im Norden [azüdi], [azedi], ef. S 26.
*DISJUNARE: Unter Angleichung an die stammbetonten Formen,
im Norden [dezünal, [dezena], ef. S 32.
WAIBANJAN: Im Süden [gwan’al, [gun’al, im Norden [gan’a],
678 27.
3. „> nach Vokal-in den Auslaut tretend,
MAJUM: V, RA [ma£], nr. 6 [mats], nr. 9 [matx]; RB nr. 16 [maß],
nr. 17 [mai]; P, F, T, SWN, SON [mai].
In diesem Beispiel ist die Abgrenzung zwischen [£&] und [i] genau
dem Linienbündel von oben entsprechend; nr. 16 geht mit dem Süden,
nr. 17 mit dem Norden.
[ty] in nr. 9 statt [&] geht zurück auf ein älteres [dy], das sich
auch sonst in nr. 9 statt [Z] findet, ef. [furmadya]; aus [ty] entwickelte
sich durch teilweise Assimilation des |y] an t die dritte Stufe [ts]; dabei
ist zu beachten, daß in nr. 6, wo [ts] sich findet, man z. B. auch
[medy»] sagt, also dort ebenso wie in nr. 9 im Auslaut zunächst [ty]
!) Erhalten in dem Satz: nous sommes a jeün — |sem dozus] im Süden; [sen
und en dezes], [azen] im Norden. [azen] ist wohl sicher als französisches Lehn-
wort zu bezeichnen. Kat. [dazu] und prov. [dezü] von *DISJUNUM abzuleiten, wie
Krüger: Sprachgeogr. Untersuch., $ 39, es tut, dürfte doch wohl an der Bedeu-
tung von [dezü] und [dozu] scheitern, wie Ktg°, nr. 5170, es mit Recht bemerkt;
es liegt wohl in der Tat JEJUNUS zugrunde; zu dem Wandel von [2] > [d], der
hier durch Dissimilation erleichtert wurde, vergleiche auch IZinul’] > [dinul’] usw.
bei Krüger, $ 56.
118 K. Salow
gestanden haben wird. Die Entwicklung im Norden mag etwa diesen
Verlauf gehabt haben: j > [$] > iz] > [yl >Ul.
Über Konsonantengruppen mit ı vergleiche Bı, S 49, 52; Tı,
55,50, 60;,D1, 3:61, 63, 64, 66; K1,.5069;:G1, S (2X: Soc
90; Ssı, 8 90; Lr, 8 98, 101; Rı, 8 104; Nr, $ 111, 113.
UN
UN
Kapitel VI. Liquida.
Der Lateral |.
Im Anlaut wird L im Süden zu [V], im Norden nur noch im
Fenouillet und Peyrepertuses, doch dehnte sich [1] im Anlaut einst
auch weiter nach Norden aus, hat aber anscheinend im Narbonnais
niemals existiert. L als zweites Glied einer anlautenden Konsonanten-
gruppe ist stets erhalten geblieben. Im Inlaut zwischen Vokalen
bleibt es [1]; als erstes Glied von Konsonantengruppen wird es in
T, SWN, SON in der Regel und oft auch in P und F zu [u], im
Süden hingegen vokalisiert es sich nicht, sondern ergibt nur [H.
Nach Hinterzungenvokalen findet sich in diesem Fall auch Schwund
des L, doch im Süden weniger häufig als im Norden. Li ergab
zwischen Vokalen |]. Nach Konsonanten stehend bleibt L im Inlaut
erhalten, nur LL, CL und zum Teil T’L verbinden sich zu [/], doch
ist das aus LL so entstandene [V] jetzt m T, SWN und SON
wieder entpalatalisiert worden. L nach Vokal in den Auslaut tretend
wird im Norden und Süden [H; LL, Lı, CL im Auslaut ergeben [1],
aber auch hier ist im Norden zum guten Teil schon die Palatalisierung
beseitigt worden, und vor Plural S ist sie schon überall im Norden
geschwunden, während der Süden dieselbe auch hier bewahrt hat.
Beispiele: S 96. Lim Anlaut.
*"LIMACUM: Im Süden [Yimauk], im Norden [imau] [limau],
er 22:
LINUM: V, RA ar.7,10, 12, 15; RB nr..16; "Einr 12257
[Vi], ar.60 li]; Tar.45; SONnr. 56,58 [li]; SWN nr. 36 [li], nr. 53 [Vi].
LIXIVUN: Im Süden [Visiul, im Norden [Y’asiu], [lesiu], ef. $ 24.
LEVE: Im Norden [Y’eu] leu], ef. $ 88.
LECTUNM: Im Süden [it], im Norden [Yeit], [leit], ef. S 8.
LACTEM: Im Süden [let], im Norden [Yeit], Hlait], ef. $ 11.
*LAPPA + INUM: Im Süden Y’opin], im Norden [Yapin], [lapin],
ch. 8 AD.
LUPUM: Im Süden [up], im Norden [up], up], ef. $ 18.
LUNA: Im Süden [un»], im Norden IYüno], (leno], ef. 5 21.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 119
Die Konsonantengruppen, in denen L zweites Element ist, sind
unter den betreffenden ersten Konsonanten zu vergleichen.
Was die Ausdehnung von anlautendem [}] betrifft, so beginnt jetzt
die Grenze von |[/] und [I] zwischen Peyrepertus®s und Termenes und
geht dann über Tuchan zu der Grenze zwischen Roussillon und Narbonnais
heran, mit der sie heute zusammenfällt, nur selten findet sich in einem zum
Narbonnais gehörigen Grenzort [|] im Anlaut, was dann wohl stets
auf südlichen Einfluß zurückzuführen ist; die letzten Dörfer, die heute
noch [Y] im Anlaut bewahrt haben, sind diese: Soulatge, Massac,
Dernacueillette, Maisons, Tuchan, Perillos, Opoul, Salses. In der
nördlieh dieser Linie gelegenen Gegend findet sich [|] heute nicht
mehr im Anlaut. In früheren ‚Jahrzehnten hat aber auch das
Termenes noch anlautendes |1] besessen, kannte es die älteste
Generation doch noch aus ihrer Kindheit; die Jüngeren haben es aber
durchweg nicht mehr. Auf die Frage, warum sie es nicht auch noch
sprächen, antwortete man gewöhnlich: „e’est trop grossier“. Diese
Bewegung, anlautendes [I] zu entpalatalisieren, ist noch nicht zum
Abschluß gelangt, sie dringt immer weiter nach Süden vor. St. Paul
de Fenouillet hat es ebenfalls meist schon aufgegeben, und in Soulatge
beginnt der Schwund gleichfalls um sich zu greifen, wie auch in
Cubieres. Bei dem Wandel ist der Einfluß der Schriftsprache viel-
leicht nicht ohne Bedeutung; jedenfalls ist die Antwort: „e’est trop
grossier" bezeichnend, ebenso auch der Umstand, daß St. Paul de
Fenouillet, also ein Ort mit immerhin nicht unbedeutendem Verkehr,
in der Beseitigung des [1] schon weit fortgeschritten ist. Wie es im
Narbonnais früher war, läßt sich nicht sagen. Heute ist dort all-
gemein die Entpalatalisierung durchgeführt, mit Ausnahme von Paziols
und Tuchan, die es bewahrt haben, da ihre westlichen und südlichen
Nachbarn, mit denen sie in regem Verkehr stehen, dasselbe gleich-
falls noch besitzen. Sonst ist die Grenze zwischen Roussillon und
Narbonnais in betreff des anlautenden [l’] ganz markant und verläuft
dem in den Vorbemerkungen beschriebenen Linienbündel ent-
sprechend. RB gehört hier zum Süden. In den Urkunden aus Nar-
bonne habe ich nur einmal die Form Zlieura') gefunden, die an palatales
] denken lassen könnte, doch ist es auch hier noch mehr als
zweifelhaft, ob 11 = [l'] zu bewerten ist, da Palatalisation sonst durch
h ausgedrückt wird, also Ih = |], nh = [n/]; ferner sind Wörter, wie
1) Mouny2s, p.4, 2.
120 K. Salow
LANA usw. sonst im Anlaut stets mit einfachem 1 geschrieben, so daß
demnach das Narbonnais anscheinend niemals [/] gekannt hat, und
in den wenigen Worten, wo [Y] sich heute in einzelnen Grenzorten
findet, katalanischer Einfluß vorliegt.
8 97. L im intervokalischen Inlaut.
ALAM: V, RAnr. 7, 10, 12, 15 ale]; RB nr. 16; SWN nr.3625232
SON nr. 56, 58 [ato]; F nr. 21, 27, 60 [alo], nr. 14 [aloe]; T nr. 45 [aloe].
SOLIOULUM: Im Norden [sulel’], |sulet], ef. S 3.
TALENTUM: Im Norden [talen], ef. 8 7.
TEGULAS: Im Süden [teulos], im Norden [teules], ef. $ 53.
PILARE: Im Süden [pola];, im Norden [pelal, ef. $ 23.
8 98. L im Inlaut als erstes Glied einer Konsonanten-
eruppe.
ALTA: Im Süden [alto], im Norden [nauto], ef. $ 38.
CALIDUM: Im Norden [kaut], ef. $ 33.
ALTEROS: Im Süden [altros], im Norden [altris], [autris], ef. S 56.
CALCEM: Im Süden [kals], im Norden [kaus], cf. S 71.
SALICEN: Im Süden [salzo], im Norden [salze], [sauze], ef. 8.70.
SALTARE: V, RA nr. 7, 10 [soltal, nr. 12, 15 [satta]; RB nr. 16
[sauta]; F nr. 14, 21, 27, 60; Tnr. 45; SWN-nr. 36, 53; SON nr. 56,
58 [sauta].
QUALEM + QUID: Im Süden [kalko], im Norden [kalke], [Kauke],
CS 80
“SALVATICAS: Im Süden [solbagas], im Norden [salbages], [sau-
baöos], ef. S 10..
"CALEFARE: Im Süden [askolfa]l, im „Norden [kalfa], [kaufa],
IE. SB
Auch im Süden finden wir [u] statt [H in TALPA: Im Süden
[taupo], im Norden [taupo], ef. S 45 und
FALTSTUOL: Im Süden [futul’]), im Norden [fautül’), [fautel],
ch.18 28.
Beide sind daher wohl nördliche Lehnwörter, umsomehr als
TALPA in Barcelona Zalp wurde, und [futul’] ist im Schriftkatalanischen |
gleichfalls nicht üblich. Im Norden unterblieb der Wandel von
L > [u] in folgenden Wörtern:
SALSICIA: Im Norden [salsiso], ef. $ 38.
MULGERE'): V, RA nr. 15 [mulsi], nr. 7, 10, 12 [mulse]; RB
') Mistral: TF unter mouse führt auch noch mouge, moulge an. Die Er-
klärung des s, ef. $ 142.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 121
nr. 16 [mulse]; F nr. 14, 60 [mulse], nr. 21, 27 [mulsil; T nr. 45
[mulze]; SWN nr. 53 [mulse], nr. 36 [mulsil; SON nr. 56, 58 [mulsil.
CALERE + I(BJ)AT: V, RA nr. 7, 8, 10, 12 [kolrie], nr. 15 [kalria];
RB nr. 16 [kalrie]; F nr. 14 [kaldrio], nr. 21 [katrio], nr. 27 [Kalrie],
nr. 60 [kalriol; T nr. 45 [kaldrio]; SON nr. 56 [kaldro]l, nr. 58
[kaldro]; SWN nr. 53 [kaldrio], nr. 36 [kaldio], [katdro|.
Die Abweichung in dem letzten Beispiel erklärt sich ja ohne
Schwierigkeit aus den Formen, wo L im Auslaut stand; warum aber
in den beiden andern die gewöhnliche Entwicklung nicht eintrat,
vermag ich nicht zu sagen; dies dem folgenden S zuschreiben zu
wollen, dürfte kaum angehen, da sowohl in CALCEM, wie auch in
CALCEAS, SALICEM usw. L > [u] wurde Unterblieben ist der
Wandel von L > [u] ferner noch vor folgenden Labialen.
ALBA: Im Süden [alba], im Norden [albo], nr. 33, 36, 55 allein
[aubo], ef. $ 51.
MALVA: V, RA [malbo]; RB, F, P, T, SWN, SON [malbo],
nr. 14 [malbo], nr. 55 [maubo], nr. 56 [maubis].
Schwund des |] nach Hinterzungenvokalen zeigen diese Beispiele:
CULTELLUM: Im Norden [kutel’], [kutel], ef. $ 29.
* MULTONES: Im Süden und Norden [mutus]; V [mutuns], ef. $18.
DULCES: Im Süden [dulsos], im Norden [duses], [dusos], ef. 8 39.
* COL(A)P(HJ)ARE: Im Norden [kupal, cf. 8 29.
COL(A)P(H)OS'): Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. S 14.
Was die Ausdehnung des Wandels von [H] > [u] betrifft, so ist
eine scharfe Grenze hier nicht vorhanden, auch zwischen Narbonnais
und Roussillon nicht, [H] greift gelegentlich ins Narbonnais hinüber,
allerdings ist die Abgrenzung hier die relativ konstanteste. Wie die
Entwicklung in den Fällen gegangen ist, wo [H] hinter o und u
schwand, ist nicht sicher, da zwei Möglichkeiten bestehen, entweder
ist [I direkt und unmittelbar in den Hinterzungenvokal aufgegangen,
oder erst, nachdem es sich zu [u] vokalisiert hatte ?).
Lt JULIUM + OLUM und + ITTUM: Im Süden [Zul’ol], im Norden
[zül’et], [zel’et], ef. $ 30.
*FOLIAS: Im Süden [ful’os], im Norden [fel’os], ef. $ 16.
') In den Urkunden noch colps, cf. Niepage: RDR I, p. 372.
?) Meyer-Lübke: Gramm. I, $ 482. Krüger: Sprachgeogr. Untersuch.,
S 80, führt aus Urkunden aus Roussillon moutos an, was sehr für die Entwicklung
OL > [ou] > [o] > [u] spricht.
122 K. Salow
FILIAM: F nr. 14 [fil’o], nr. 60 [filo]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;
SON nr. 56, 58 Ifil’o].
Französisches Lehnwort ist *TALIATOREM: F [talfür], nr. 29
[tal’üre], nr. 14, 19, 20, 60 Ital/er];; P [tal’er], nr. 52 [Ital’er]; Tftaller],
nr. 42 [tal’er]; SWN nr. 36, 51 [tal’er], nr. 38, 53—55 [tal’er], nr. 39
[tal’ere], nr. 40 [tal’ere]; SON [tal’er], nr. 56 [tal’er].
S$ 99. Lim Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten-
gruppe.
LL. ABELLANA: Im Süden [bal’ana], im Norden [abol’ang], [abe-
lano], ef. $ 26.
SCUTELLA: Im Süden [oskudel’d], im Norden lesküdel’o], ch. 29%
CABALLA: RA nr. 513, 15 [kobal’a], nr. 2—4, 31 [kabal’o];
RB, P, F [kabal’o], nr. 30 [kabal’o], nr. 27 [kabal'u]; T, SWN, SON
[kabalo], nr. 44, 51, 53 [kabal’o].
* ALLUMINO: RA [al’umi], nr. 9 [ol'umj]; RB nr. 16 [al’@mi], nr. 17
[al’umi]; F [al’ümi], nr. 60 [alümi], nr. 14, 19, 20,29 [al'’emil; P nr. 47,
48, 50 [al’ümil, nr. 49, 52, 59 [al’emi]; T [alemi], nr. 44 [al’emi],
nr. 43 [alümi]; SON, SWN [alemi], nr. 51, 53 [al’emi].
Frühe Reduktion von LL > [1] haben STELLA: Im Norden [estelo],
im Süden [»stelo], ef. S4, und
*VILLATICUM: Im Norden [bilace], im Süden [bilago], ef. 822, er-
litten '), sonst müßten sie gleichfalls LL > [Y'] verwandelt haben.
Auffallend ist [1] in HOROLOGIUM: Im Süden [r»l’08>], im Norden
[roloee], [ral/gca], ef. S 16.
Man könnte versucht sein, dort Einfluß von dem lautlich nahe-
stehenden /lotja anzunehmen, jedenfalls ist die Entwicklung nicht
lautgerecht. Was hier die Abgrenzung von [V] und [1] betrifft, so ist
sie dieselbe, wie die bei anlautendem L. Nur hat hier in früheren
Jahrhunderten aueh das Narbonnais [/] gehabt, wie die Schreibungen
in den Urkunden von Narbonne klar beweisen, wo wir Formen wie
avelhanes?), fivelhas, ampolhas, escudelhas, häufig genug antreffen.
CL, ef. 8 75. Hier ist die Palatalisierung noch im ganzen
Norden vorhanden. T’L, cf. $55. Aus dem einen mir allein zur Verfügung
stehenden Beispiel SPATULA läßt sich nicht sicher erkennen, ob die
Stufe [11] und [H des Narbonnais durch Entpalatalisierung des [I] ent-
standen ist oder durch Assimilation des T an das L, worauf [11], d.h.
!) Meyer-Lübke: GG T?, p. 467; Einführung, p. 107 und Fabra, p. 27.
2) ef. Mouny&s, p.5,1.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 123
ein länger ausgesprochenes | jedenfalls deuten könnte und wofür auch
altprovenzalisches espatla spricht. Andererseits werden wir in dem
übrigen Gebiet wohl die Entwicklung von T’L = |] anzunehmen
haben.
Nach anderen Konsonanten bleibt L erhalten.
SIBILARE: Im Süden [sıula], im Norden [fiula], ef. 5 22.
DUPLUM: Im Süden [dubblo], im Norden [dupplel, ef. 5 18.
INSEMEL: Im Süden [onsembblo], im Norden [ensembble], ef. $ 25.
Mehr oder weniger gelehrt sind
-ABILEM: Im Süden [-abblo]l, im Norden [-applel, ef. S 36.
®=MOBILES: Im Süden [mobblos], im Norden [mopples], ef. 8.49.
DIABOLUM: Im Norden [dyapple], ef. S 23.
Dem Französischen entlehnt ist
* ABOCULUM und -08S: F nr. 14 [abeeklis], nr. 27 [abükkle], ar. 21
[abükle], nr. 60 [abükkl]; T nr. 45 [abekles]; SWN nr. 53 [aboekles],
nr. 36 [abekle]l; SON nr. 56 [abekles], nr. 58 [abekklel.
8 100. L nach Vokalim Auslaut stehend.
CAELUM: Im Norden und Süden [sel], ef. S 6.
FILUM: Im Süden [fill, im Norden [fyell, [fyall, ef. S 2.
APRILEM: Im Süden [obrit]), im Norden [abril], ef. 5 2.
MER RA One 7,10. 12,15: RB nr. 16; FE nr. 14, 21, 27,60;
Dane Ab: SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [mell.
CALET: Im Norden und Süden [kall, ef. S 58.
SAL: Im Norden und Süden [sall, ef. S 89.
CULUM: Im Norden [tyul], im Süden [kul], ef. S 21.
52101. 2%, In, CR in den Auslaut tretend.
LL. GRILLUM: Im Süden [gril’], im Norden [gril’], [grit], ef. S 2.
VITELLUM: Im Süden [bodel’]; im Norden [badel/], [badel], ef. S 6.
CASTELEUM: RB, V, RA nr. 1, 9, 10—13, 15, .31 [kestel‘],
nr. 2, 3, 7 [kostel‘, nr. 6 [kastel]; F [kastel‘J, nr. 20—23 [kastel’),
nr. 60 [kastel]; P [kastel]; T, SWN, SON [kastell, nr. 44, 51, 53
[kastel‘], nr. 33 [kastel|.
CABALLUM: Im Süden [kabal/], im Norden [tobat], ef. $ 73.
GALLUM: Im Süden [gal], ef. 8 78.
COLLUM: Im Süden [kol/], im Norden [kol’], [kol], ef. $ 14.
Lı. CONSILIUM: Im Süden [kunsel’], im Norden [kunsel‘], [kunsel],
cf. 8 90.
ALIUM: Im Süden [al], im Norden [al’], [al], ef. 8 35.
CL. OCULUM: Im Süden [ul], im Norden [el’], [eH), ef. $ 16.
124 K. Salow
GENUCULUM: Im Süden [zinul], im Norden [zinul’), [zinut], ef. $ 18.
VECLUM: Im Süden [bel/], im Norden [byel’], [byell, ef. S 8.
Die Ausdehnung von [Y] und [}] im Auslaut ist dieselbe wie im
Anlaut, ef. $ 96. Hier ist [}] aber ohne Zweifel wieder durch Ent-
palatalisierung des [Y] entstanden, denn in den Urkunden aus Nar-
bonne finden wir Formen wie vielh, pelh'), cavalh?), orguelh cotelh?),
aquelh, cosselh*) USW.
502° 77, Cu me Auslaut vor Blurals.
CAPILLOS: Im Süden [kobel’s], cf. $ 4.
* AVICELLOS: Im Süden [usel’s]), im Norden [ausels], cf. $ 28.
OGULOS: Im Süden [ul’s], im Norden [els], ef. S 33.
GENUCULUM + s: Im Süden [Zinul’s], im Norden [zinuls], ef. 5 24.
CABALLOS: V, RA [kabal’s]; RB nr. 16 [kobals], nr. 17 [kobal’s];
F [öobals], nr. 14 [sabals], nr. 23 [&abals]; P [eabals], nr. 47 [eobals];
T, SWN, SON [&ebals], nr. 42, 53 [eabals].
MARTELLUM und -ELLOS: V, RA [maftel‘, -/’s], nr. 2—5 [morte/]];
RB [mafte/, -Is]; F [martel’, -Is, nr. 19—21, 23, 27—29 [moftel,
-Is], nr. 60 [martet, Is]; P [martel', -Is], nr. 59 [martel, -Is], nr. 47 auch
[martel] neben [-el/]; T, SON, SWN [martel, -Is], nr. 36 [martel, -Is],
nr. 51, 53 [martel’, -Is].
; Vokalisierung des aus LL entstandenen [1] finden wir vor dem
Plural S in
*GISELLOS: Im Norden [sizeus], ef. S 6.
Die Grenze zwischen [-V's] und [-Is] ist ganz scharf und ent-
spricht genau dem Linienbündel von oben. RB geht meistens mit
dem Norden, nur nr. 17 zeigt bisweilen die südliche Form. In den
Urkunden von Narbonne erscheinen Schreibungen wie pels d’anhels,
cıquels usw. und zwar schon in den ältesten Urkunden, so daß also,
wenn LL und CL vor s überhaupt jemals im Narbonnais [l’] ergaben,
die Entpalatalisierung schon recht alt ist, wofür ja auch der Wandel
von [1] > H > [u] spricht.
Der Vibrant r.
Im Anlaut wird R im Norden und Süden zu [Fr], d.h. es wird
r im Anlaut stärker gerollt als im Inlaut; das anlautende r der nörd-
) Mouny6&s, p. 4,2.
uibz.p. 9,2:
abs oprS,t.
AIDS SD:
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 125
lichen Gegend hat aber eine geringere Anzahl von Schwingungen der
Zungenspitze, als das r der südlichen. Im Inlaut ist R sowohl
zwischen Vokalen, wie auch vor und nach Konsonanten [r] geblieben,
nur nach [p] wurde R im Süden und öfter auch im Fenouillet zu [Fr].
Rı ergab intervokalisch in dem ganzen Gebiet [ir], nur verschmolz
im Süden und einem Teil des Nordens i mit dem vorausgehenden
Vokal. RR ergab [r]l. In den Auslaut tretend schwand R beim Suffix
-ORE, ferner bei den paroxytonen und proparoxytonen Infinitiven,
soweit die letzteren den tonlosen Mittelvokal bewahrten und die
Auslautsilbe abwarfen. Bei den übrigen proparoxytonen Infinitiven
blieb es bewahrt, da dieselben nach eingetretener Synkope den Aus-
lautvokal als Stützvokal bewahrten. Blieb auslautendes R erhalten,
so entwickelte sich im Süden gewöhnlich ein [t] hinter ihm, auch
[9] findet sich bisweilen und dementsprechend im Norden [e]. Rı in
den Auslaut tretend ergab gleichfalls [ir], nur ist beim Suffix -ARIUM
ebenfalls Schwund des R eingetreten.
Beispiele: $ 103. R im Anlaut!).
ÖOnomatopoötisches RIKRIK = franc. eri-eri: V, RA [rikrik], nr. 6
[rdrik]; RB, F [rikrik], nr. 26—28, 30 [ritrik]; P nr. 49 [ritrik].
*RAMATUM: V, RA nr. 7, 10, 12,15; RB nr. 16 [romat|.
RECENTARR?): V, RA nr.7, 9, 10, 12,15; RB nr. 16 [rontal.
RESTANT: Im. Süden [reston], im Norden [resten], [Festun], ef. 8 39.
RACEMOS: Im Süden [Fims], im Norden [razins], ef. $ 5.
RUBEUM: Im Süden [rue], im Norden [ruze], ef. 5 33.
RABIAN: Im Süden [rabi], im Norden [raöo], [razo], ef. $ 33.
Vor dem R entwickelte sich im Süden nicht selten ein a°). cf.
RADICEM: > [arell, cf. 8 27.
Über Konsonantengruppen im Anlaut, in denen R zweites
Element, sind die betreffenden ersten Bestandteile zu vergleichen.
8 104. R im Inlaut. a)'Intervokalisch.
NORA: W, RAnr. 7, 9, 10, 12, 15 [nora]; "RB-nr. 16 [norg];
F nr. 21 [nore], nr. 27 [norul.
1) Al comensamen sona aspramen e fort esta letra r usw. berichten die
Leys d’amors, cf. Meyer-Lübke: Gramm. I, $ 455.
2) Meyer-Lübke: Gramm. I, $ 445.
>) ib. I, $ 383. Was die Entwicklung dieses Wortes angeht, so hätte RADICEM >
raiu ergeben müssen, was Meyer-Lübke: Gramm. I, $441, auch angibt; die
Formen der Urkunden sind razitz, 1323 rasiu, 1378 rahiu, 1372 rayll, ef. Ollerich,
p- 7, der arrel so erklärt: RADICEM > RADICE unter Einfluß von RADIiX > radece >
raeu > rael > rel > arrel.
126 K. Salow
FARINA: Im Süden [forina], [frino], im Norden [farino], ef. $ 84.
PIRUM + A: Im Süden [pera], im Norden [pero], ef. 5 3.
#0ARA: V, RA, RB nr. 16 [kara] und nr. 19 auch [kara].
MATURA: Im Süden [madurs], im Norden [madüro], [madero],
EILUSHSB.
Infolge von Dissimilation ist -R- > [l] geworden in ARATRUM:
Im Norden [alaire] neben [araire], ef. SED),
b) R im Inlaut als erstes und letztes Glied von
Konsonantengruppen.
HERBA: Im Süden [erbo], im Norden [erbo], ef. 8 51.
BARBA: Im Süden [barbo], im Norden [barbol, ef. S 47.
WARDON: Im Süden [gwarda], [gurda], im Norden [garda], ef. $27.
MARTIUM: Im Süden und Norden [mars], ef. S 60.
Verbalsubstantiv von PURGARE: Im Süden [purgs], im Norden
[pürgo], [pergol, ef. S 21.
GERMANA: Im Süden [Zirmanp], cf. 5 24.
R hinter |.
CARBONEM: Im Süden [karbul, im Norden [karbu], ef. $ 18.
GEREBELLUM: Im Süden [sarbel/], im Norden [sorbel‘], [sorbel],
ef. 8 24.
MARTELLUM: Im Süden [mortel‘], im Norden [martel/], [martel],
ch. 8 102.
PERDUTA: Im Süden [parduds], im Norden [pardüdo], [pordedo],
eh S129:
Ausnahmen: *BURSA: Im Süden [bulss];, im Norden [butso],
[burso], [burtso], ef. S 47.
Die abweichende Entwicklung erklärt sich hier doch wohl dureh
das folgende S; zwischen dem R und S entstand als Übergangslaut
zunächst ein t [burso] > [burtso], dann verschmolz das r allmählich
vollständig mit dem t [burtso] = [butso]. [bulso] zeigt den nicht
ungewöhnlichen Wandel von R > [l]. Denselben finden wir auch in
ARBORES: Im Süden [aibros], im Norden [aibris], [aubres], [aures],
ei. 850.
Von diesen Formen gehen [aubres], [aures] doch wohl unzweifel-
haft auf *ALBORES zurück, indem das erste R durch Dissimilation
beseitigt wurde, cf. ital. albore. Nicht so ganz sicher ist es, ob auch
[aibris], [aibros] auf *ALBORES zurückgehen, man!) hat sie als Fort-
1) Wendel, p. 25.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 1207/
bildungen von [aubres] erklären wollen, indem [u] > [ü] > [il] ge-
worden sei, wie ROBUR — roure = [ruire], doch liegen in dem letzten
Wort nicht dieselben Bedingungen vor, da hier der Haupttonvokal
[o], also ein geschlossener Hinterzungenvokal, ist, und demnach das
folgende u durch Dissimilation = [ü] > [i] wurde, in laubres] ist aber
ein ähnlicher Grund nicht vorhanden. In SARTOR: Im Süden [sastro],
cf. $ 56, ist das erste R durch Dissimilation zu [s] geworden, in den
Urkunden finden wir noch sartre'). Aus demselben Grund ist das
erste R geschwunden in DIEM MERCURII?): Im Süden [dimekros], im
Norden [dimekres], ef. $ 91, und in PRENDERE: Im Norden [prene],
cf. S4.
Rı. *FERIA: Im Süden [fire], im Norden [fyero], [fxeiro], cf. S 5.
*AGURIUM + 0808: Im Süden [uruzus], im Norden [üruzis],
leruzes], cf. S 28.
a Im Süden [sirero];, im Norden [seryero], [seryeiro],
ur Ed wor el
ers 12. ;
S
APRILEM: Im Süden [abril], im Norden [abril], ef. En
PATREM: Im Süden [paro], im Norden [pairel, cf. $ 55.
SEPTEMBREM: Im Süden [sotembro], im Norden eh) ES
CATEDRA: Im Süden [kodirs], im Norden [kady ero], ni
8.
PONERE: Im Süden [ponro], im Norden [pundre], ef. $ 19.
WEIGARO: Im Süden [gwairo], im Norden [gaire], cf. S 33
RR. CORRIGIAS: Im Süden [kuregas]l, im Norden [kureces],
[kurezos], ef. 8 3.
SERRA: Im Süden [ser], ef. S 6
ne ßRARE: V, RA nr. 4,5, 7—11, 31 [sera], nr. 2, 3 [ser
CARRICARE: Im Süden [karag a im Norden [karegal, ef. 5 74.
s Metathesis des R.
In einer ganzen Reihe von Worten, wo R erstes oder letztes
Glied einer Konsonantengruppe war, wurde es umgestellt.
DAURP: Im Norden [trop], ef. $ 46.
DORP + ELLUM: Im Norden [trupel’], [trupel], ef. $ 45
“ FORMATIOUM: Im Süden [furmag»], im Norden [frumace], cf. S 55.
FORMICA: Im Norden [furmigo], [frumigo], ef. S1
!) ef. p. 84, Anm.2
?) In den Urkunden aus Roussillon: 1317, 1318, 1321, 1323 auch dimecres, cf.
RLR XXXI, p. 62; XXXIL, p. 152, 411, 425, 429 usw. In Narbonne 1238 dimergue,
cf. Mounye&s, p. 35,2
128 K. Salow
COOPERIRE: Im Norden [kubri], [krubi], [kurbi], ef. 8 29.
CAPRA: Im Norden [krabo], ef. S 10; *CAPRITUM: Im Norden
[krabit], ef. S44; *COMPERARE: Im Süden und Norden [krumpa], ef. 829.
*TUFERAS: Im Süden [trufos], Fenouillet [trüfos], ef. S 84.
CAMERA: Im Norden [krambo], ef. S 10.
8 105. Rim Auslaut. a) Schwund des R.
SUDARE: Im Süden [sua]l, im Norden [süzal, [sezal, ef. S 10.
PRECARE: Im Süden [pragal, im Norden [pregal, ef. 5 23.
PILARE: Im Süden [p>la], im Norden [pelal, ef. $ 23.
* WASTARE: Im Süden [gwasta], [gusta], im Norden [gastal, ef. 827.
PLACERE: Im Süden [ple], im Norden [plaze], cf. S 26.
JOCARE: Im Süden und Norden [Zugal, ef. S 74.
*VIDERE: Im Norden [beze], cf. $ 3 und 34.
PUTERE: Im Süden [pude], im Norden [püdi], [pedi], cf. S 30.
MULGERE: Im Süden und Norden [mulse], ef. S 98.
COOPERIRE: Im Süden und Norden [kubril, ef. S 29.
CRESCERE: Im Süden [kresa], im Norden [kreisel, ef. 5 34.
*CONOSCERE: Im Süden [kuneso], im Norden [kuneise], ef. $ 20.
CALOREM: Im Süden und Norden [kalul, ef. S 18.
*TEXITOREM: Im Süden [tisodu], ef. S 3.
*TARDOREM: Im Süden und Fenouillet [tardu], ef. S 26.
PAVOREM: Im Süden und Norden [poul, cf. S 26.
Rı. *CARNICIARIUM: Im Süden [karnise], cf. 5 69.
* JENUARIUM: Im Süden [zone], im Norden [Zanbye], ef. S 12.
*SABATA — ARIUM: Im Süden [sebetel, cf. 8 12.
b) Bewahrung des R im Auslaut. «) Durch Bewah-
rung des Auslautvokals als Stützvokal.
PIPEREM: Im Süden [pebrol, im Norden [pebre], ef. 88.
BIBERE: Im Süden [beuro], im Norden [beure], cf. Su:
MATREM: Im Süden [mars], im Norden [maire], ef. $ 36.
*VIDERE: Im Süden [beuro], im Norden [beire], cf. SB.
COCERE: Im Süden [kours]), im Norden [koire], [keire] cf. 8 16.
*TRAGERE: Im Süden [treurs], im Norden [traire], ef. $ 11. |
ROBUR: Im Süden [rurs], im Norden [ruire], cf. 8.49.
#) Bewahrung des R in Fällen, wo durch keine
Konsonantengruppe ein Stützvokal verlangt war.
Es entwickelte sich hier im Süden gewöhnlich ein t hinter dem
r, im Norden bisweilen ein [e].
HERI: Im Süden [ayirt], [ayiro], im Norden [zazye], [yer], ef. S 8.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 129
CLARUM: Im Süden [klart], im Norden [klar], [klare], ef. 8 73.
@ARUNM: V, RA; [kart], nr. 31 [kara]; RB.nr. 16 [kar],:.nr. 17
[kal; F, P, T [karl], nr. 19 [karo], nr. 30, 43, 46, 59 [kare]; SWN,
SON [kare], nr. 53 [karl].
BARUM: RA, V [rare]; RB, F, P, T, SWN, SON [rare|.
AURUM: Im Süden [ort], im Norden [or], ef. $ 13.
COR: Im Süden [kort], im Norden [kor], [korel, ef. $ 14.
PURUM: Im Süden [purt], im Norden [pür], [peere], ef. S 21.
SECURUM: Im Süden [sogurt], [sagu], im Norden [segür], [segeer],
6.8.23.
MATURUM: V [modul]; RA nr. 7, 10, 12, 15 [madurt]; RB nr. 16
[msdürl; F nr. 14, 21, 27, 60 [madür]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53;
SON nr. 56, 58 [madeer].
FERRUM '): Im Süden [feru], im Norden [fer], [fere], ef. 9 35.
SOROR: RB nr. 16 [sor], nr. 17 [sore]; F [sor], nr. 60 [sor], nr. 20
[sor]; P, T [sor], nr. 48 [sore]; SWN, SON [sore], nr. 53 [sor], nr. 51 [sor].
GORIUM: Im Süden [kuiro], im Norden [ker], [kere], [kxer], ef. $ 16.
Was die Ursache des Schwundes von -R oder der Entwicklung
eines Stützlautes nach einfachem auslautenden R betrifft, so sind beide
wohl aus dem Umstande hervorgegangen, daß es schwer ist, ein
kräftiges linguales r im Auslaut zu artikulieren. Entweder unterließ
man es daher, r mit dem nötigen Nachdruck zu erzeugen, d.h. r
wurde immer schwächer produziert und schwand allmählich, oder
aber es bildete sich bei Beibehaltung des stärker gerollten r ein
ein Stützlaut heraus, sei es nun t oder [el. Von diesen beiden ist
[t] typisch für den Süden, es geht niemals über das oben beschriebene
Linienbündel nach Norden zu hinaus; e findet sich hier schon im
Mittelalter in beiden Gegenden als Stützvokal, ef. ferre in Perpignan
und Narbonne.
Kapitel VII. Die Nasale.
m.
Im Anlaut ist M erhalten geblieben, ebenso im intervokalischen
Inlaut. Als erstes Glied von Konsonantengruppen blieb es, außer
vor Dentalen; vor diesen wird es [n]; auch als letztes Glied einer
') Anglade: Parler, p. 325, bemerkt zum auslautenden r von TURREM >
tour: Il faut remarquer pour ce dernier mot que r a une tendance A se redoubler
et a prendre une voyelle d’appui, de sorte qu’on entend souvent prononcer tourre.
9
130 K. Salow
Konsonantengruppe bleibt M unverändert. Im lateinischen Auslaut
stehend fiel es, außer in einsilbigen Wörtern, in denen es zu [n]
wurde. Im romanischen Auslaut blieb M erhalten.
Beispiele: S 106. Mim Anlaut.
ME): V..RA nr. 7, 8, 10, 12, 15; ‘RB nr. 16 ms]; Pine
21, 60 [me], nr. 27 [ma]; T nr. 45; SON nr. 56, 58; SWN nr 53 [me],
nr. 36 [ma].
MANUM: Im Süden und Norden [ma], ef. 8 10.
*MONTANEA: Im Süden [muntan’o], im Norden [muntan’o], ef. $ 10.
8 107. Mim Inlaut. a) Intervokalisch.
AMICUM: Im Süden [omik], im Norden [amik], cf. $1.
*OGUMINITIANT: Im Süden [kumensan], im Norden [kumensen],
[kumensun], cf. S 4.
*POMAS: Im Süden [pumas], im Norden [pumei], [pumgil, ef. $ 39.
FUMARE: Im Süden [fuma], im Norden [füma], [fema], ef. S 30.
b) M im Inlaut als erstes Glied von Konsonanten-
gruppen. «) Vor Konsonanten, die keine Dentale sind.
SEMPER: Im Süden [sempro], ef. S 45.
*GOMPERARE: Im Süden und Norden [krumpal, ef. $ 29.
NOVEMBREN: Im Süden [nubembro], im Norden [nubembre], ef. 8 50.
CAMERA: Im Süden [kambro], im Norden [krambo], ef. $ 10.
INSEMEL: Im Süden [onsembblo], im Norden [ensembblel, ef. S 25.
8) vor dentalen Konsonanten.
PRIMUM TEMPUS: Im Norden [printens], ef. 5 22.
CIMICEM: Im Süden [Sınsa], ef. $ 33.
FEMINA: Im Norden [fenno], [fenno] ef. S 4.
DOMINA: Im Süden [don»], ef. $S 14, aber
DIEM DOMINICUN: Im Süden [diumenza], im Norden [dimenze],
ei 8786:
*ALLUMINO: Im Süden [»l’umil, im Norden [al’ümil, [alemi],
ein SO)
!) Diese Formen erhalten in dem Satz: je me suis assis sous un arbre,; Ab-
weichungen findet man in: tu me dis cela: ME: RA, V, RB [ma]; F nr. 14, 19,
21—27, 30 [mo], nr. 20, 29,60 [me]; P [me]; T nr. 42, 43 [me], nr. 41, 44, 45 [mo];
SWN nr. 36—39 [ma], nr. 40, 51, 53—55 [me]; SON nr. 33—35 [ma], nr. 56—58
[me]. Nach andern Formen bietet: tu me trouves vieilli: RA nr. 7, 8, 10, 12, 15;
V; RB nr. 16; F nr. 14, 21, 27; T nr. 45; SWN nr. 36,53 [ma], nur nr. 60 [me]
und SON nr. 56, 58 [me].
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 131
Eine eigentümliche Entwieklung zeigt SEMINARE: Im Süden
[sombra], ef. $ 23.
Bevor die Synkope eintrat, ist N, da es noch intervokalisch
war, zu [r] geworden, ein nicht seltener Wandel, und zwischen M
und [r] .entwickelte sich dann nach erfolgter Synkope b als Über-
sangslaut').
ec) M im Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten-
gruppe.
SEPTIMANA: Im Süden [samman»], im Norden [semmang], ef. 5 23.
QUADRAGESIMA: Im Süden [kurezmo], im Norden [karemo|,
EI SIZT.
GERMANA: Im Süden [Zirmana], ef. S 24.
FORMICA: Im Süden [furmig>], im Norden [frumigo], ef. $1.
FLAMMA: Im Süden [flams], im Norden [flambo]?), ef. S 10.
8 108. M im Auslaut. a) Im lateinischen. «&) In mehr-
silbigen Wörtern. |
DIRECTUM: Im Süden [dret|, im Norden [dret], ef. $ 75.
HORAM: Im Süden [oro], im Norden [uro], cf. 819.
PACEM: Im Süden [pau], im Norden [pats], ef. $ 71.
£) In einsilbigen Wörtern.
UNE Acnr 7, 8,10, 12,15 RB nr.16; Einr.)14,28, 27, 60;
Tor. 45; SWN ır. 53 [sun], nr. 36 [se]; SON nr. 56 [swil, nr. 58 [sui].
QUEM (?)?) —= span. quien: V, RA, RB, F nr. 14, 19—24 [kin],
nr. 25—30 [kün], nr. 60 [ken]‘); P, T, SWN, SON [ken].
b) M im romanischen Auslaut?).
HOMO: RA, RB, V, F, P, T, SWN, SON [on], nr. 36 [on].
FAMEM: Im Süden [fam], ef. S 84.
EXAMEN: Im Süden [osam], im Norden [aisam], [eisam], ef. $ 10.
FUMUM: Im Süden [fum], im Norden [füm], [foem], ef. S 21.
MANDUCAMUS: Im Süden [manzem], im Norden [manzem], [manzam |,
e,8:.26.
HABEMUS: Im Norden [abem], ef. S 48.
!) Möglicherweise ist [sambra] aber spanisches Lehnwort; auch im Katalanischen
ist semenar nicht unbekannt.
?) [£lambo] geht auf FLAMMULA zurück, cf. Ktg°, nr. 3813.
ch. p. 151.
") Nr. 60 hat ebenfalls [kün] in dem Satze [kün ace tenes].
>) Anglade: Parler, p. 330, verzeichnet schon FAMEM > fan, FUMUM > fun.
9%*
132 K. Salow
Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor folgendem Dental wird
im Norden auslautendes M zu [n].
RACEMOS: Im Süden [rims], im Norden [razins], cf. 8 5.
AMBULAMUS: Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem
d: Im Süden [onem], im Norden [anan], ef. S 26.
n.
Im Anlaut bleibt N erhalten, ebenso im intervokalischen Inlaut,
wo es bisweilen aber infolge von Dissimilation zu [r] geworden ist.
Als erstes Glied von Konsonantengruppen bleibt es außer vor Labialen,
J, K, 6, x und S unverändert. Vor Labialen wird es zu [m], N+J,
N-+ x ergeben [n‘]J, und vor den velaren [k] und [g] wird N > [nl.
Vor S tritt schon im Vlt. Schwund des N ein, ebenso ist, außer im
Vallespir, N vor dem Plural s geschwunden. Als letztes Glied von
Konsonantengruppen verschmilzt N hinter 6, mit diesem zu [n‘J. Nach
Vokal in den Auslaut tretend ist es in der Mehrzahl der Fälle ge-
schwunden. In einsilbigen Wörtern, die häufig proklitisch gebraucht
werden, ist es erhalten geblieben. Nach Konsonanz in den Auslaut
tretend ist N im Süden geblieben, im Norden schwand es. Kommt
es aber erst durch den Untergang eines anderen Konsonanten in den
Auslaut, so bleibt es auch im Norden. GN im Auslaut ergab in
beiden Gegenden [n’]J, NN im Süden [n’], im Norden [n]. Steht ein
n, ganz gleichgültig, welcher Provenienz es ist, innerhalb einer
Exspirationsgruppe im Wortauslaut und folgt ihm ein labialer Kon-
sonant, so wird es m, und vor einem [g] oder [k] wird es nl.
Beispiele: 5 109. N im Anlaut.
NIDOS: Im Süden [niuks], im Norden [nius], [nizes], ef. Sa
NEPOTEM: Im Süden [nobut], im Norden [nebut], ef. $ 18.
NATALEM: Im Süden [n»dal], im Norden [nadal], ef. S 54.
NOCTEM: Im Süden [nit], im Norden [neit], ef. S 16.
Vorschlag eines n findet man im Norden in ALTA: > [nauto];
man!) hat dasselbe als aus der Verbindung IN ALTUM herstammend
erklärt.
81102 N im intervokalischen Inlaut
FARINA: Im Süden [forins], im Norden [farino], ef. 8 84.
GOCINA: Im Süden [kuins], im Norden [kuzing], ef. S 1.
CATENA: Im Süden [koden>], im Norden [kadeng], ef. S 4.
) Schultz-Gora, p. 57, 8 3.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 133
LANA: Im Süden [l’ana], im Norden [Vano], [ano], ef. S 10.
LUNA: Im Süden [uns], im Norden [Y’üng], [eno], ef. S 21.
GENUCULUM + S: Im Süden [zinul’s], im Norden [Zinuls], ef. $ 24.
Den Wandel von intervokalischem N > [r] finden wir in einigen
Orten bei
NONAGINTA: V, RA nr. 12 [nurant»]; nr. 15; RB nr. 16 [nunanta];
F nr.60; T nr. 45; SON nr. 56, 58; SWN nr. 40 [nonanto], nr. 53
[Inananto]').
& 111. n im Inlaut als erstes Glied einer Konsonanten-
gruppe «) N vor T, D, R und sekundär entstandenem oder
‚ erst durch Synkope hinter N getretenem 8.
CANTARE: Im Süden [kanta], im Norden [kanta], ef. S 26.
VENDERE: Im Süden [benro], im Norden [bendre], ef. 5 64
PONERE: Im Süden [ponra], im Norden [pundre], ef. S 19
SANGUISUGA: Im Süden [sunsug>a], im Norden [sansügg], [sans@go],
er 21.
MINUS: Im Norden [mens], ef. $ 35.
*ABANTEARE: Im Süden [obonsa], im Norden [abansal, ef. S 48.
QUINDECIM: Im Süden [kinza], im Norden [kinze], ef. S 33.
GINGIVA: Im Süden [zinzib>], im Norden [zinzibo], ef. S 24.
ß) N vorB,J, #z, K, 6 und unmittelbar vor 8.
CANNABEM: Im Süden [kanam], [karom], im Norden [karbe],
[kambe], [kambre], [kramba], [karme], ef. 5 34.
Von diesen verschiedenen Formen erklären sich [kambe], [kambre],
[kramb>] ganz ungezwungen, die erste durch teilweise Assimilation
des N an B, die zweite durch Angleichung an die viel gewöhnlichere
Gruppe MBR, wodurch [kambe] > [kambre] wurde, und die dritte durch
Umstellung des R; eine vierte [karbre] verdankt sein zweites r dem
Einfluß der Gruppe RBR, die gewöhnlicher ist als RB. Schwieriger
zu erklären sind [karbe], [karme] und [karom]. In [karbe] ist an-
scheinend N vor Eintritt der Synkope zu [r] geworden, obgleich hier
kein Grund zur Dissimilation vorliegt, ebenso ist [karme] zu erklären,
nur daß vor dem Wandel von N > [r] das B zu [m] geworden ist,
mag dies nun zurückzuführen sein auf Kreuzung mit CALAMUS, wie
') Anglade führt als zweites Beispiel veri an und sagt, daß diese Erscheinung
infolge von Dissimilation eingetreten sei; das ist gewiß richtig, man vergleiche auch
SEMINARE > [sombra] und SANGUINARE > sangrar, FEMINA > fembra, wenn diese
nicht etwa kastilische Lehnwörter sind, [kanam] > [karam]; altkat. arma = ANIMA.
Niepage: RDRI, p. 345; merme — MINIMUM usw., ib., p. 378.
134 K. Salow
Vogel') es fürs Katalanische angenommen hat, oder mag teilweise
Angleichung des B an das vorausgehende N vorliegen, und daher die
Nasalierung des B stammen, wir hätten demnach also
CANNABEM > * caname — |karom] im Süden, > [karme] im Norden.
NJ und NE WAIBANJAN: Im Süden [gun’a], [gwan’a], im Norden
lean’al, ei. 5 27.
*MONTANEA: Im Süden [muntan’o], im Norden [muntan’o], ef. $ 10.
Ein sekundär entstandenes [y] erzeugte im Norden gleichfalls
Palatalisierung des N.
IN + *GRANA — ARIA: Im Norden [aygran’ero], eh Seo
GAMINUM + ARIA: Im Norden [&imin’ero], [kamin’ero], ef. $ 12.
PANARIUM: RB nr. 16 [pan’e]; F nr. 14 [pan’e], nr. 21, 27, 60
Ipan’e]; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56 [pan’e], nr. 58 [pan’e]?).
N-+KundG. BLANCA: Im Süden [blanke], im Norden [blayko],
cf. 8 38.
BRANCA: Im Süden [brayke], im Norden [brayko], ef. S 38.
GINQUAGINTA: Im Süden [sigkwanto], im Norden [sigkanto],
E22.
Partiz. Prät. von VENIRE: Im Süden [biygut], im Norden [bey-
güt], beyget], ef. S 81.
NS. Vor S schwand N schon im Vlt.
*MANSIONATICUM: Im Süden [moinagp], im Norden [mamace],
ct. 8 9.
Halbgelehrt sind PENSO: V, RA, RB [pensi]; F [pensil, nr. 14,
29, 30 [pensil; P [pensil, nr. 47, 48 [pensil; T, SON [pensil; SWN
[pensil, nr. 36, 38 |pensi] und
GONSILIUM: Im Süden [kunsel], im Norden [kunsel‘], [kunsel],
ef. 8 90.
Nicht gefallen ist N in INSEMEL: Im Süden [onsembblo], im
Norden [ensembble], ef. $ 25.
Der Grund hierfür liegt darin, daß man das Wort noch als
Zusammensetzung fühlte und die beiden Elemente trennte.
N + PLURAL S. *CAMMINOS: V [komins]; RA [kamis], im Norden
[kamisl,.er 81.
MANUS: V [mans]; sonst überall [mas], ef. S 91.
') Neukatalanische Studien, S 59, 2.
?) Das [e] ist natürlich französischer Einfluß. In den Urkunden von Nar-
bonne, 1276, paniers, cf. Mounye&s, p. 141,1.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 135
* MULTONES: V [mutuns]; sonst [mutus], ef. S 18.
SATIONES: V [spzuns]; sonst [spzus], [sazus], ef. S 55.
BONOS: Im ganzen Gebiet [bus], ef. $ 15.
Daß im letzten Wort auch im Vallespir N geschwunden ist,
dürfte wohl dem Einfluß des Singulars zuzuschreiben sein, der auch
sonst wohl, jedenfalls im Süden, den Schwund des auslautenden N vor
Plural s beschleunigt hat; finden wir doch das N noch im ganzen
Süden in DIEM LUNAE + S: Im Süden [dil’uns], im Norden [dilüs],
[(diles]), ef. S 91. Die Grenze zwischen der das N bewahrenden
(Gegend und der, wo es schwindet, ist in diesem Beispiel genau dem
Linienbündel von oben entsprechend. RB geht mit dem Norden.
S$ 112. N im Inlaut als letztes Glied einer Konsonanten-
gruppe.
GN. AGNELLUM: Im Süden [on’el‘], im Norden [an’et], [an’el’], cf. $80.
MN, cf. 5 107. NGU’N, ef. 8 83.
8 113. N nach Vokal im romanischen Auslaut.
VINUM: Im Norden und Süden [bi], ef. S 1.
LINUM: Im Norden [li], Wi], im Süden [Vi], ef. S 96.
MATUTINUM: Im Norden [mati], im Süden [msti]l, ef. S 31.
MANUM: Im Norden und Süden [ma], ef. 5 10.
PLANUM: Im Norden [pla], cf. 5 42.
OANEIMO): BA, RB, EP nr. 49, 50, 52; SWN nr. 51, 53 [ka].
JUVENEM: Im Süden [zub>a], im Norden [zubel, ef. 518.
HOMINENM: Im Süden [om»], im Norden [ome], ef. S 14.
FENUM: SON nr. 56, 58; SWN nr. 53 [fe].
SAPONEM: Im Süden [sobu], im Norden [sabul, ef. $ 18.
BONUM°): Im Süden und Norden [bu], ef. S 47.
Erhalten ist nach Vokal auslautendes N noch in SAPPINUM:
Im Süden [sapin], im Norden [sapin], cf. S 45, und *LAPPA + INUM:
Im Süden [V’opin], im Norden [Yapin], [lapin], ef. S 45.
Möglicherweise handelt es sich hier um dem Französischen ent-
lehnte und den Lautstand der Mundart angepaßte Wörter, jedenfalls
heißt es schriftkatalanisch «abet und conill, und altprovenzalisch sap
und conılh.
Gern BRUN®): RA, nr, 1,4, 5.7, U-13 |brun], nr. 2, 31;
1) P nr. 47, 48,59; T, SWN, SON, F nr. 60 [gus] = slv. KUCRA.
?) Aber innerhalb einer Exspirationsgruppe erscheint N wieder, ef. [buy gust] $ 15.
®) Meyer-Lübke: Einführung, p. 44, bezeichnet span. bruno auch als
romanische Entlehnung.
136 K. Salow
V [brün], nr. 15 [br@]; RB nr. 17 [brun]; F [brün], nr. 19 [bren];
P [brül, nr. 59 [brün], ar. 52 [bre]; T [bre], nr. 44 [brü], nr. 43 [brün];
SWN, SON [bre], nr. 55, 58 [broen).
Wie schon $ 47 betont wurde, ist brun im Süden nicht volks-
tümlich, sondern der Schriftsprache entnommen. — Infolge von
proklitischem Gebrauch ist auslautendes N erhalten geblieben in
UNUM:V, RA'nr. 7, 8410, 12,15: RB nr: 16) Jun]; H’nr. 14, 2727259
[ün]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [en]; SWN nr. 53 [en], nr. 36 [en].
Nı nach Vokal in den Auslaut tretend.
JUNIUM: V, RA [zun]]; RB nr. 16 |zen’], nr. 17 am] @BeB
[zün’], nr. 14, 19, 52 [zen’]; T nr. 41, 42 [zen], nr. 43 [zün], nr. 44
[zün’), nr. 45 [zen’]; SON, SWN [zen], nr. 51 [zün’], nr. 53 [zen’].
Halbgelehrt ist LINEUM®): V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15 I/in22];
RB nr. 16; F nr. 14,21 [linzo], nr. 27, 60 [linze]; T nr. 45; SWN
nr. 86, 53; SON nr. 56, 58 [linze].
Das völlige Fehlen des [Y'] im Norden läßt darauf schließen,
daß das Wort durch das Französische beeinflußt ist. Vollkommen
gelehrt ist DAEMONIUM > [dimonjl, ef. $ 23.
Die Ausdehnung der palatalen Stufe [n’] und der entpalatalisierten
von [n] entspricht in dem einen mir zur Verfügung stehenden Beispiel
der von [Y] und [H, ef. $ 96.
S 114. N nach Konsonanz in den Auslaut tretend.
CARNEM: V, RA [kam]; RB, F nr. 14, 19; P, T, SON, SWN
Ikarl, nr. 40 [kare], nr. 34 [karo].
FURNUM: Im Süden [furn], im Norden [fur], ef. 8 18.
HIBERNUM: Im Süden [ibern], im Norden [iber], ef. S 6.
DIURNUM: Im Norden [Zun], [Zur], ef. S 61.
In [zun] hat sich R dem N assimiliert, sonst ist in den anderen
Beispielen die Grenze zwischen der N bewahrenden Gegend und der,
wo es schwindet, dem Linienbündel von oben entsprechend. RB geht,
wie so oft, mit dem Norden.
NN. ANNUM®): V,:RA nr. 2, 5, 6, 8, 9,10, 12,15 [an]; RBnr6,
Enr. 14,21, 22,60; T'nr. 45; :SWN nr. .36, 53; SON nr. 56, 5elamıe
ANNOS: Im Süden [an’s], im Norden [ans], ef. $ 91.
GN. STAGNUM: Im Süden [ostan’], im Norden [astan’], [estan’],
ef. 8 25.
') Als Zahlwort lautet es in nr. 16 aber [en].
?) ef. Mistral: TF unter linge.
°) Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem p.
Katalanisch-languedokiscl es Grenzgebiet 137
Ist N erst durch Schwund eines anderen Konsonanten in den
Auslaut gekommen, so ist es natürlich geblieben.
FRONTEM: Im Norden und Süden [frun], ef. $ 15.
DICUNT: Im Norden [dizen], [dizun], im Süden [diwon], ef. S 37.
Anmerkung: Satzphonetisch ist zu bemerken, daß jedes n, ganz abgesehen
von seiner Herkunft. vor anlautendem Labial zu [m] und vor [k] und [g] zu [y] wird.
BNUM paucum:\V, RAnr.1, 6,7, 31 [um]; RB nr. 16; F' nr. 20,
22, 25, 30 [üm]; SWN nr. 36, 40; T nr. 41, 42; SON nr. 58 [em],
nr. 33 [üm].
UNUM') politum und *bonicum hominem: V, RA nr. 1, 2,4, 5, 6,
atm)enr. 37,13, 15, 31 fun]; F, P'füm], nr.-19, 47, 52 [em],
nr in}; RBnr. 16 [em], nr. 17 [um]; T'nr. 41, 42, 45 [em], nr. 43,
44 [üm]; SWN [cem], nr. 51 [üm]; SON [em], nr. 33, 34 [üm).
ANNUM *PASSATUM: Im Norden [am], ef. $ 114.
GRANDEM PATREN: nr. 56, 53 [grampaire].
BENE BONOS: Im Süden [bem], ef. $ 47.
TANTUM VECLUM: Im Süden und Norden [tam], cf. 8 59.
GRANDEM MATREM: nr. 53 [grammaire], nr. 36 [grandg maire].
SUM MALE + HABITUM: V, RA [sum], nr. 1—3, 12, 15, 31 [sun];
RBeR,P, T [Sum], n%22 [sun]; SWN nr..40, 51, 53 [sum], nr. 38
[sui], nr. 36, 54 [sei], nr. 39 [sei], nr. 55 [seu]; SON [suil, nr. 33 [sei].
BENE COCTUM: RA, V [bey], ef. 8 47.
BONUM gustum: Im Norden und Süden [buy], ef. S 15.
Vor anlautendem ] findet sich Assimilation in TENET ILLAM
FEBREM: nr. 58 |tellafxebre].
Rekapitulation der in der Lautlehre erscheinenden verschiedenen Ent-
wieklungen des Nordens und Südens und ihrer Abgrenzungen.
$ 115. Entwicklungen, die sich in der in den Vor-
bemerkungen beschriebenen Weise abgrenzen.
a) Haupttonvokale. [I] + [H] entwickelt nur im Norden einen
Übergangslaut; RB gehört zum Norden, ef. $ 2.
lel 4 palatalisierte Konsonanz ergibt nur im Norden Diph-
thongierung des [e]; RB gehört zum Norden, ef. 8 8.
-ARIUM: Nur im Norden ist a unter Einfluß des germanischen
-ari zu einem [e] ähnlichen Laut geworden und hat sich diphthongiert;
RB zeigt die nördliche Entwicklung, cf. $ 12.
') ef. $21, wo das Beispiel lautete: vous avez lü un beau chien.
138 K. Salow
AU wurde im Süden [o] und blieb im Norden [au]; RB schwankt.
cr as.
[0] + palatalisierte Konsonanz erzeugte im Norden Diph-
thongierung des [0], im Süden hingegen nicht; RB geht mit dem
Norden. cf. 8 16.
[ol + sekundär aus V entstandenem U ergab in einigen
Wörtern [you], aber nur im Norden und RB, ef. S 17.
[ol + K’ wurde nur im Süden zu [eu]; RB schwankt, nr. 16 geht
mit dem Süden, nr. 17 mit dem Norden, ef. 5 20.
U ist nur im Norden durch [ü] vertreten, im Süden blieb es [u];
vereinzeltes in nr. 14 und 19 transkribiertes [ul ist wahrscheinlich
nur falsche Schreibung; RB zeigt Schwanken, cf. 8 21.
b) Vortonvokale. W + A konnte nur im Süden [u] ergeben;
RB geht wieder mit dem Norden, ef. S 27.
U ist auch hier im Norden durch [ü], im Süden durch [u] ver-
treten; betreffend der vereinzelten Schreibung von [u] für [ü] ist das-
selbe zu bemerken wie beim haupttonigen U. In RB herrscht Schwanken,
CBES30:
c) Konsonanten. -TR- ist nur im Norden zu [ir] geworden,
im Süden wurde es [r]; RB gehört zum Norden, ef. 8 55.
-Tı nach Vokal in den Auslaut tretend, entwickelte sich im
Süden zu [u], im Norden zu [ts]; RB schwankt, ef. 5 60.
-D- wurde im Norden zu [z], im Süden schwand es; RB geht
mit dem Norden, cf. 5 62.
In ND’R und N’R gibt es nur im Norden ein d, im Süden fällt
es oder entwickelt sich überhaupt nicht erst; RB gehört zum Norden,
CEISIGA,
-ND- bleibt nur im Norden bewahrt, im Süden schwindet d; RB
zeigt die nördliche Entwicklung, ef. 5 65.
-D nach Vokal in den Auslaut tretend schwindet nur im Norden,
im Süden wird es [u]; in RB finden wir ein Schwanken, cf. 5 66.
-K- wird im Norden zu [z], im Süden schwindet es; RB bietet
die nördliche Entwicklung, ef. S 68.
-K' nach Vokal in den Auslaut tretend ergibt nur im Süden [u],
im Norden dagegen |ts]; RB schwankt, ef. S 71.
-SK in den Auslaut tretend ist heute nur noch im Norden er-
halten, im Süden ist analogische Neubildung erfolgt; in dem einen
überall gefragten Beispiel ist die Grenze scharf; RB gehört zum
Norden, cf.8 71.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 139
KW, GW vor A bewahren nur im Süden ihr bilabiovelares
Element; RB gehört zum Norden, da es Schwund desselben aufweist,
CE. 8.82.
-TS ergibt im Süden [u] und bleibt im Norden unverändert er-
halten; RB geht mit dem Norden, ef. S 91.
-}J nach Vokal in den Auslaut tretend ergibt im Süden [&], im
Norden [il; RB schwankt, ef. $ 95.
-RN in den Auslaut tretend zeigt nur im Norden Schwund des
n; RB gehört auch hier zum Norden, cf. S 114.
8 116. Entwicklungen, die zwar im Norden und Süden
verschieden sind, aber entweder eine scharfe Grenze über-
haupt nicht zeigen, oder doch nur in einer Reihe von Bei-
spielen, nicht in allen.
a) Haupttonvokale. [e] wurde im Süden [el], im Norden
blieb es gewöhnlich [el], ef. 8 3—5.
[el + Nasal machte nur im Norden [e] > [e]l, im Süden blieb
[e] unberührt, ef. S 7.
[el + U zeigt nur im Norden Diphthongierung des [el], cf. S 9.
A-+ palatalisierte Konsonanz ergab im Süden [el], im
Norden [ei] und [ail. Nach dem Narbonnais zu ist die Grenze zwischen
Norden und Süden genau, cf. S 11.
[0] + sekundär aus Ventstandenem U wird nur im Norden
[au] und blieb im Süden unverändert, ef. S 17.
[o] wird in einigen Beispielen im Süden zu [ol], ef. S 19.
b) Vor- und Nachtonvokale. [e] wird nur im Süden [oJ] und
bleibt im Norden [el, ef. $ 23.
[a] bleibt im Norden unverändert und ergibt im Süden [»], ef. 8 26.
AU wird im Süden [u], im Norden bleibt es au, cf. 8 28.
Der Stützvokal ist im Süden [a], im Norden [el], cf. 536:
Auslautendes A ergibt im Süden [d], im Norden [o] und vor
s auch [e], ef. $ 41.
ec) Konsonanten. -Tı- schwand im Süden, im Norden wurde
es [z]J, da aber die Beispiele nicht überall gefragt sind, kann eine
genaue Grenze nicht angegeben werden, cf. $ 53.
-DR- wurde im Norden [ir], im Süden findet sich heute analogisches
[ur], eine genaue Grenze kann aus demselben Grunde, wie bei -TI-,
nicht angegeben werden, cf. 8 63.
Palatales [v/] ist nur im Süden und einem Teil des Nordens
140 K. Salow
erhalten geblieben; zwischen Roussillon und dem Narbonnais ist die
Grenze im ganzen genau, ef. S 96.
-L + Konsonant zeigt nur im Norden Vokalisierung des L >
[ml ck 2898.
-R nach Vokal in den Auslaut tretend entwickelte nur im Süden
ein t hinter sich, cf. 8 105.
-Nı nach Vokal in den Auslaut tretend ist heute nur noch im
Süden und einem Teil des Nordens durch [n’] vertreten, ef. $ 113.
-NN im Auslaut wird allein im Süden zu [n’], im Norden ergibt
es-n, ch. 3.114. |
Die Lautlehre liefert demnach eine ganze Reihe von Kriterien,
die den Norden und den Süden, zum Teil recht genau, scheiden.
Natürlich sind diese trennenden Merkmale nicht alle gleich alt und
auch nicht gleich wichtig; einige gehen aber sehr weit zurück, so
der Unterschied von [u]: [ül, der nach Suchier dem 4. Jahrhundert
angehört; auch die Monophthongierung des AU, Nichteintreten der
Diphthongierung, Entwicklung von [o] + I > [u]'), was sich schon in
den Latinisierungen des 11. Jahrhunderts zeigt, usw., sichern dem Kata-
lanischen eine große Selbständigkeit dem Provenzalischen gegenüber.
B. Formenlehre.
In Anbetracht des weit weniger umfangreichen Materials, das der
Fragebogen für die Formenlehre enthalten konnte, ist es unmöglich,
eine auch nur einigermaßen vollständige Darstellung derselben zu
geben, machte sich doch schon bei der Lautlehre der Mangel an Bei-
spielen mehr als einmal unliebsam bemerkbar. Andererseits erschien es
mir für den vorliegenden Zweck auch nicht ratsam, die Lücken, soweit
wie möglich, nach dem Atlas lingwstique de la France auszufüllen,
wäre doch damit zugleich ein Verzicht auf die genauen Angaben der
Ausbreitung der einzelnen Entwicklungen gerade in der Grenzzone
verbunden gewesen. Ich beschränke mich daher im folgenden auf
die Erscheinungen, für die mir mein Fragebogen Beispiele liefert.
Kapitel VIll. I. Das Nomen.
Das Substantivum.
$ 117. Das Genus. Wie in der übrigen Romania, so ist auch
hier der Untergang des lateinischen Neutrums am bemerkenswertesten;
!) 976 pog = PODIUM: Alart: RLR II (1872), p. 274; um 1034 pugios —
PODIA, HGL V, cl. 410; um 1081 pwis = PODIA, Alart, ]l. c., p. 278.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 141
es trat in der großen Mehrzahl der Fälle zum Maskulinum über, bis-
weilen aber auch zum Femininum. Bei der lateinischen zweiten
Deklination, wo Maskulinum und Neutrum außer im Nominativ
Singular und Nominativ und Akkusativ Plural übereinstimmten, war
dieser Übergang ganz leicht. Dem war aber nicht so bei den Masku-
linis und Neutris der dritten Deklination, der Übertritt hat daher
hier auch nicht so schnell stattgefunden; es gibt auch in unserer
Gegend noch Formen, die auf die lateinische Neutralform zurückgehen.
cf. EXAMEN: Im Süden [osam], im Norden [esam], ef. S 10.
COR: Im Süden [kort], im Norden [kor], ef. S 14.
MEL: Im Süden und Norden [mel], ef. S 100.
SAL: Im Süden und Norden [sat], ef. S 89.
TEMPUS: Im Süden [tems], im Norden [tem], [tens], ef. 8 7.
Ihr ursprüngliches Geschlecht haben freilich auch diese Worte
nicht bewahrt; TEMPUS, EXAMEN und COR sind in beiden Gegenden
männlich geworden, SAL ist Femininum, ebenso auch LAC, in nr. 27
ferner auch MEL, das sonst im Norden männlich ist. Dazu sind
eine Reihe von Neutris Pluralis auf -A zum Femininum über-
getreten. Sie erhielten‘) die Kongruenz der weiblichen Plurale und
infolgedessen deren Endung -AS. Die weitere Folge war die, daß
zu diesen Pluralen neue Singulare gebildet wurden.
cf. FOLIA > *FOLIAS: Im Süden [ful’ös], im Norden [fel’os], ef. S 16.
POMA — *POMAS: Im Süden [pumps], im Norden [pumei], [pumoil,
cf. 8 39.
*FRUCTA: Im Süden [fruito], im Norden [freto], ef. S 21.
In dem letzten Beispiel ist der Vorgang insofern verwickelter
als zuerst nach dem Akkus. Sing. FRUCTUM ein neuer Plural * FRUCTA
gebildet wurde und dann die übliche Weiterentwicklung erfolgte.
Auch zwischen dem Maskulinum und Femininum haben Übergänge
stattgefunden, z. B. sind die abstrakten Maskulina auf -OR Feminina
geworden, cf. CALOREM, PAVOREM, "TARDOREM; auch LEPUS und FONS
sind in beiden Gegenden weiblich; männlich sind hingegen SALIX,
ARBOR und FRONS geworden. Da nun in der weiteren Entwicklung
die lateinische erste Deklination die große Mehrzahl der weiblichen
Substantiva in sich vereinigte, so kam man dahin, das A der ersten
Deklination bezw. dessen Versetzer [9] im Süden und [9] im Norden
als die für das Femininum charakteristische Endung anzusehen. Man
!) Suchier: ALLG II, p. 166, 167.
142 K. Salow
ersetzte darum im Norden bei Substantiven der lateinischen dritten
Deklination, die im modernen Patois auf [e] endigten, das [e] durch
das charakteristischere [9], PULICEM in nr. 60 [piuzo], ef. $ 21; CIMI-
CEM in nr. 16 [sinso], ef. $ 33. CINEREM in einer Reihe von Orten
Isendro], ef. $4; das dem Französischen entlehnte [fxebre] lautet in
nr. 36 und 60 [fxebro], ef. S 6; LEPOREM lautet nr. 16 IVebro], nr. 60
(lebro] und nr. 27 [Vebru], ef. S 6.
S 118. Die Flexion. Von den fünf lateinischen Deklinationen
bestanden im Vlt. nur noch drei. Die Wörter der fünften waren
teils zur dritten, teils zur ersten übergetreten und die der vierten
zur zweiten. Von hier aus entwickelte sich im Norden das sogenannte
Zweikasussystem; es blieben im Singular und Plural der Nominativ
als Subjektkasus und der Akkusativ als Objektkasus bestehen, von
den übrigen Kasus blieben nur noch in erstarrten Formen Überreste
vorhanden. Während die Dichter sich bemühten, dieses System
möglichst zu bewahren, zeigt sich in den Urkunden von Narbonne
z.B. schon im Anfang des 13. Jahrhunderts ein starkes Schwanken,
wenn in den paar ältesten Urkunden auch noch im großen ganzen
Subjekt- und Objektkasus einigermaßen unterschieden werden‘). Die
sich dort schon anbahnende Entwicklung hat dahin geführt, daß im
modernen Patois für Singular und Plural nur noch je eine Form
existiert, die für beide dem lateinischen Akkusativ entspricht. Sin-
gular und Plural unterscheiden sich, von einigen besonderen Fällen
abgesehen, nur noch durch das s, das der Plural aufweist. Wenn
es nun gewöhnlich auch der Obliquus war, der sich hielt, da er
häufiger gebraucht wurde und deshalb fester im Gredächtnis haften
blieb, so fehlt es doch auch nicht an Nominativformen, die bis zur
Moderne fortbestanden. Im Süden ist die Entwicklung viel schneller
vor sich gegangen, wir finden in den Urkunden aus Roussillon von
Anfang an keinen Unterschied mehr zwischen Subjekt- und Objekt-
kasus, es findet sich für den Singular und Plural nur noch je eine
Form; auch hier überwog gewöhnlich der Akkusativ und verdrängte
die andern Kasus, aber ebensowenig fehlen hier die Nominative voll-
ständig. Der Süden war demnach viel früher als der Norden bei
seiner modernen Stufe angelangt, für die Gegenwart stimmen sie
beide freilich überein; der Singular und Plural haben nur noch eine
Form und das Kennzeichen des Plurals ist s.
') cf. Mounye&s, p. 8, Urkunde von 1210 und ib., p. 9, Urkunde von 1212.
ef.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 143
Beispiele: 1. Für den Singular.
VENTUM: Im Süden [ben], im Norden [bent], ef. S 7
FRUCTUM: Im Süden [fruit]), im Norden [frwit], ef. S 21.
OCULUM: Im Süden [ul], im Norden [el’], [el], ef. S 16.
SABALLUM: Im Süden [kobal’], im Norden [eabal], ef. $ 73.
COL(A)P(H)UM: Im Süden und Norden [kop], ef. S 46.
* AVICELLUM: Im Süden [usel‘], im Norden [ausel‘], [ausell, ef. 8 28.
MARTELLUM: Im Süden [mortel‘], im Norden [martel‘], [martel],
S 102.
ANNUM: Im Süden [an’], im Norden [an], ef. $ 114.
GENUCULUM: Im Süden [Zinul], im Norden [zinul’), [zinul], ef. $ 18
MANUM: Im Süden und Norden [ma], ef. S 10.
CARBONEM: Im Süden [karbu], im Norden [karbu], ef. $ 18.
ARBOREM: Im Süden [aibro], im Norden [aibre], ef. S 33.
CINEREM: Im Süden |[senro], im Norden [sendre], ef. 8 4.
VACCA: Im Süden [baks], im Norden [bako], ef. $ 10.
*PLOVIA: Im Süden [pluza], im Norden [plezo], ef. S 16.
CABALLA: Im Süden [kabal’o], im Norden [kabalo], cf. S 99.
2. Pluralformen.
COL(A)P(H)OS: Im Süden [kops], im Norden [kots], ef. S 14.
FRUCTUS: Im Süden [fruits], im Norden [frwits], ef. S 21.
OCULOS: Im Süden [ul’s], im Norden [els], ef. $ 33.
CABALLOS: Im Süden [kobal’s], im Norden [cabals], ef. S 102.
"AVICELLOS: Im Süden [usel’s], im Norden [ausels], ef. $ 28.
MARTELLOS: Im Süden [martel’s], im Norden [martels], ef. $ 102.
ANNOS: Im Süden [an’s], im Norden [ans], ef. $ 91.
DRAPPOS: mi Soden im u. Kraish ef. SS
RACEMOS: I Siiden nl) im a an cf. 85.
GLANDES: Im Süden [glans], im Norden [aglans)], ch. 8 64.
ARBORES: Im Süden [aibros], im Norden [aibres], ef. S 50.
*" MULTONES: V [mutuns], sonst [mutus], cf. S 18.
SATIONES: V [sozuns], sonst [sozus], [sazus], ef. S 55.
*CAMMINOS: V [komins], sonst [komis], [kamis], ef. S 1.
MANUS: V [mans], sonst [mas], ef. S 91.
GUTTAS: Im Süden [gutos], im Norden [gutos], ef. S 39.
STELLAS: Im Süden [ostelos], im Norden [estelos], ef. S 4.
VACCAS: Im Süden [bakos], im Norden [bakosl, cf. S 39.
CAUSAS: Im Süden [koz3s], im Norden [kauzos], ef. S 13.
144 K. Salow
APICULAS: Im Süden [abel’os], im Norden [abel’os], ef. $ 3.
CALCEAS: Im Süden [kalsos], im Norden [kausos], ef. 8 70.
S 119. Eine andere Art der Pluralbildung finden wir bei den
auf [-s] ausgehenden Singularformen. Da hier der Singular mit dem
Plural zusammenfiele, wenn nur noch ein s an den Singular angehängt
würde, so entwickelte sich noch ein e zwischen den beiden s!). Dies
Verfahren finden wir im Norden und im Süden’); hier entwickelte
sich aber aus [es] unter Einfluß des Artikels [lus]?), und um die Über-
einstimmung mit dem Plural des Femininums zu beseitigen‘), später
vielleicht auch unter dem Einfluß des Spanischen, [-us). Im Norden
blieb [es] im Narbonnais erhalten — hier war ja eine Verwechselung
mit dem Femininum unmöglich, da -AS > [os] wurde —, im Fenouillet
und Peyrepertuses hingegen wurde es, ebenso wie |-es] im Plural der
Substantiva, die einen Stützvokal gebrauchten, zu [is] und [il. Doch
ist es fraglich, ob dieser Vorgang ein rein lautlicher ist und nicht
vielleicht Beeinflussung durch die Pluralbildung der Adjektiva vor-
liegt. Das Nebeneinanderstehen von [is] und [il und ihre Beschränkung
auf das Fenouillet und Peyrepertuses ließe es fast vermuten; denn wenn
[-is] > [i] wurde, so geschah das doch wohl, wie beim nach Vokal
auslautendem s. über ii > i; nun ist aber gerade das Fenouillet die
(Gegend, die nach Vokal auslautendes s innerhalb einer Exspirations-
gruppe nicht zu i wandelt?)
Beispiele:
les 08: Im Süden [osus], im Norden [osis], [oses], ef. Sul
les BRAS: Im Süden [brasus], im Norden [brasis], [brasi], [brases],
ei. 8 37.
les BOIS: Im Süden [boskus], im Norden [boskis], [boskil, [boskes],
CHES 37.
* MOBILES: Im Süden [mobblos], im Norden [mopplis]), [moppli],
Imopplesl, ef. S 49.
ARBORES: Im Süden [aibros], im Norden [aibris], [aibri], [aibres],
ce. 8 50:
') Meyer-Lübke: Gramm. II, $ 39, und Öreseini: Manualetto, p. 89. In
den Urkunden aus Roussillon 1314 dels boschs, RLRXXX, p. 263; 1317 peises, ib.,
p.- 264, 265; peix freschs, ib., p. 265; 1317 tot faix, los: fays, ib. ZXXIL pP. X4;
1323 pei.xes, *ib. XXXIL, p. 425.
2) Niepage: RDRII, p. 2—5.
3) Fahra, p. 32.
2)21b2 »pr.93:
2)2Ch.18.94
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 145
TEGULAS: Im Süden [teulos], im Norden [teulis], [teuli], [teules],
eR 3.59,
PILOS: Im Norden auch [pelsis], [pelsil, [pelses], ef. S 4.
NIDOS: In einem Teil des Nordens [nizes], ef. S 37.
Bei dieser Erscheinung handelt es sich nur um Maskulina —
TEGULA ist im Norden heute männlich —; bezeichnend ist es auch,
daß der Wandel von -es — is nur im Fenouillet und Peyrepertuses
eintrat, d.h. der Gegend, wo die Femininendung -AS — [es] wurde;
Maskulin- und Femininendung hätten hier also gleich gelautet, es ist
demnach möglich, daß neben dem Einfluß der Adjektiva auch der
Wunsch, beide Geschlechter zu unterscheiden, bei dem Wandel von
-es > is mitspielte. Was die Ausbreitung der einzelnen Reflexe [-us],
[es], is] betrifft, so ist das erstere auf den Süden beschränkt, [es]
auf Narbonnais und Termenes, und [is] auf Fenouillet und Peyrepertuses.
$ 120. Für die Erhaltung von anderen Kasus der lateinischen
Deklination als Akkusativen legen folgende Beispiele Zeugnis ab:
a) Erhaltene Nominative.
DEUS: Im Norden [dius], ef. S 9.
SOROR: Im Norden [sor], [sore], cf. $ 105.
*TEXITOR'): Im Norden [tiseire], cf. 8 3.
MATUTINUS: Nr. 36, 45, 53, 60 [matis], ef. 8 31.
SARTOR: Im Süden [sastra], ef. S 56.
LATRO: Im Süden [l’adra], ef. $ 55.
Bei dieu hat der Süden DEUM weiterentwickelt, ebenso bei
tisserand; eine ganz scharfe Grenze gibt es aber in keinem der
beiden Worte.
b) Erhaltene Genitive.
DIEM LUNAE + S: Im Süden [dil’uns], im Norden [dil’üs]. [diles],
Sie Seh
DIEM MARTIS: Im Süden und Norden [dimars], ef. S 56.
DIEM MERCURH —+ S: Im Süden [dimekros|, im Norden [dimekres]|.
ct. 8 91.
DIEM JOVIS: Im Süden [dizous|, im Norden [dizaus], [dizous],
e0 817.
DIEM VENERIS: Im Süden [dibendras], im Norden [dibendres|,
cf. 8 64.
DIEM SABBATI: Im Süden [disaddo], im Norden [disatte], ef. $ 33.
') Über -ITOR, cf. Öreseini; Manualetto, p. 83, Anm. 3.
10
146 K. Salow
Das Adjektivum.
S 121. Das Genus. Was das Genus betrifft, so unterscheidet
sich das Adjektivum vom Substantivum insofern, als es im Singular
die Neutralform erhalten hat, sobald es sich auf einen nicht substan-
tivisch ausgedrückten Begriff bezieht')., Auch zeigt sich eine Spur
des Neutrums noch in zu Adverbien erstarrten Adjektivformen ’?).
PLANUM: Im Norden [plal, ef. 8 42.
TANTUM: Im Süden und Norden [tan], ef. S 59.
LEVE: Im Norden [l’eu], [leu], ef. S 88.
Aus dem Süden gehört hier wohl her:
AD + VIA + ATUM°): V, RA nr. 1-3, 9—13 [obiat], nr. 48,
15, 31; RB [abiat]; es ist eigentlich ein Partizip. Prät., das zum Ad-
jektiv und schließlich zum Adverb wurde.
Das Maskulinum und Femininum unterscheiden sieh auch hier
dadurch‘), daß das Femininum im Süden auf [d], im Norden auf [o]
endigt. Die Adjektiva der dritten Deklination, die für Maskulinum
und Femininum nur eine Form besitzen, erhalten im Norden und
Süden eine analogische Endung’), ef. DULCES (fem.): Im Süden [dulsas],
im Norden [duses], [dusos], ef. 5 39.
Bei diesem Beispiel ist die Analogiebildung allerdings schon
recht alt, endigt doch schon im Altprovenzalischen hier das Femininum
eewöhnlich auf a°).
S122. Die Flexion. Inder Flexion unterscheidet sich das Adjektiv
nicht vom Substantivum; ebenso wie dieses bildet es im Maskulinum und
Femininum den Plural gewöhnlich durch Anfügen eines s. Doch finden wir
auch hier im Norden die Bildungen auf [-1] und [-is] wieder, sie zeigen aber
eine andere Ausdehnung als beim Substantivum, da sie sich auch über
das Termenes und Narbonnais zum Teil mit erstrecken; ebenso finden
wir im Süden hier gleichfalls wieder [-us] als Pluralendung.
ALTEROS: VW), RA nr. 10, 12, 15 [alters], ne. 7 [alteus] kB
nr. 16; SWN nr. 36, 53 [altris]; F ar. 21 [attris]; nr. 27 [altri], nr. 14°),
60 [autris]; T nr. 45; SON nr. 56, 58 [autris].
1) Suchier: ALLG II, p. 161.
?) Koschwitz: Grammaire historique de la langue des Felibres. 1894, p. 72.
3) ef. Mistral: TF unter aviar.
Von dem Auslautkonsonanten abgesehen.
>) Fabra: p. 33/34.
6) ef. auch Orescini, p. 93.
") Aber |nuzaltrus].
°) Aber [nuzaltris].
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 147
* AGURIUM 4 0S0S: Im Süden [uruzus], im Norden [üruzis],
[eruzes], ef. 5 28.
ZC0MPERATOS"): V, RA nr. 5, 6, 10,13, 15 [krumpats]; E nr
14, 19, 24, 25, 60 [krumpats], nr. 26-30 [krumpadil; P nr. 47—50,
52 [krumpats], nr. 59 [krumpadi]; T nr. 41, 44 [krumpats]; SWN nr.
36, 38, 40 [krumpats], nr. 53 [kumpradis]; SON nr. 35 [krumpats].
AMBULATOS: Im Norden [anadis], [anadi], ef. S 37.
Plur. Partiz. Prät. von VENIRE: RA nr. 1, 2,7, 8, 12 [biyguts];
RB nr. 16 [biggüts]; F nr. 26, 27 [beygüdi], nr. 14 [beygets]; P nr. 59
[baygüdi]; SON nr. 33 [biygeets].
SPISSOS: Im Süden [aspesus], im Norden [espesis], ef. S 3.
Es ist nun die Frage, wie diese Bildungen zu erklären sind.
Die südliche Form [-us] wird dieselbe Ursache haben, wie [-us] im
Plural gewisser Substantiva. Die nördliche Form auf [-i] hat man’)
durch den Einfluß des Plurals des männlichen Artikels li und einiger
anderer Pronomina, die den Nominativ bewahrt hatten, erklärt (z. B.
tanti, quanti, autri); von hier aus breitete sich das i allmählich aus,
bis es in den Plural der Adjektiva und in einigen beschränkteren
Gegenden auch in den Plural der Substantiva eindrang. Es scheint
nun in den einzelnen Ortschaften ein Ausgleich dahin einzutreten,
daß die Substantiva dieses i annahmen, und dafür die Adjektiva auf
-1 unter dem Einfluß aller anderen Plurale, die auf -s endigten, ihrer-
seits ein s erhielten, oder aber, daß die Substantiva in völliger
Angleichung an die Adjektiva auch noch ihr s aufgaben, und so
ebenfalls die Übereinstimmung zwischen Adjektiven und Substantiven
hergestellt war. So finden wir z.B. in nr. 14 und 60 nur Formen
auf -is, ef. [pelsıs], [boskis], [teulis), nr. 14 [teulis], [mopplis], [brasis],
laibris], [üruzis], nr. 14 [oruzis], [autris], nr. 14 außerdem noch [ana-
dis] und [abeklis], nr. 27 hat [pelsil, [boskil, [teuli], [mopplil, [brasi],
laibri], [altri], [üruzil], [anadi], aber [osis]; dagegen zeigt nr. 21 ein
Durcheinander, nämlich neben [aibris], [anadis], [üruzis], [attris], auch
[pelsi], [teuli], [brasi] [osil. Doch sind die Beispiele nicht zahlreich
genug, um ein endgültiges Urteil zu ermöglichen.
') Erhalten in dem Satz: les deux chevaux que j’ai achetes. RA nr.7, 11,
EIS al RB: ER nr. 20 23; P’nr: 51; Tr. 42, 43, 45, 46; SWN nr. 37,39, 51,
54, 55; SON nr. 33, 34, 56—58 |krumpat]. Diese Orte zeigen also keine Kongruenz
des Partizip. RA nr. 1—4, 8, 9 |krumpal, (Umschreibung des Präteritums mit anar).
?) Meyer-Lübke I, $627 und II, $56; anders Kosehwitz: Gramm. histor.
p- 74, 75, und Creseini, p. 92, 9.
10*
148 K. Salow
Die Steigerung. Für die Steigerung bietet der Fragebogen
nur ein Beispiel, nämlich die Fortsetzung von
MINUS: Im Norden [mens], cf. $ 35. Das südliche [menus] ist
dem Kastilischen entlehnt.
8 123. Das Zahlw ort.
Die Kardinalzahlen').
UNUM: V, RAnr. 7, 10, 12, 15’fun]; Far. 14, 21, 27,602]:
RB nr. 116: % nm 45: S3WINDr.36, 55: SON nrL.56, Höslen]!
UNA: Im Süden [una], im Norden [üno], [oeno], ef. 8 38.
- DUOS: Im Norden und Süden [dus], cf. SS 61 und 92.
DUAS: Im Süden [dus], [duss], im Norden [dus], [dos], ef. S 39.
TRES: Im Süden [tres], im Norden [tres], ef. 8 3.
QUATTOR: Im Süden [kwatrs], im Norden [katre], ef. 8 55.
CINQUE: Im Süden und Norden [siyk], cf. S 83.
SEX: Im Süden [sis], im Norden [syeis], ef. S 8.
SEPTEM: Im Süden und Norden [set], ef. $ 6.
oCTO: Im Süden [buit], im Norden [beit], ef. $ 16.
NOVEM: Im Süden [nou], im Norden [nou], [nau], ef. S 17.
DECEM: Im Süden [deu], im Norden [dets], ef. $ 71.
UNDECIM: Im Süden [unza], im Norden [unze], ef. 5 33.
DODECIM: Im Süden [dudz>], im Norden [dutse], ef. 8 18.
TREDECIM: Im Süden [tredzs], im Norden [tretsel, ef. $ 3.
QUATTORDECIM: Im Süden [kstorza], im Norden [katorze], ef. 8 31.
QUINDECIM: Im Süden [kinza], im Norden [kinze], ef. 5 33.
SEDECIM: Im Süden [sedza], im Norden |[setse], [setse], ef. 5 3.
DECEM ET SEPTEM: Im Süden [dezoset|, im» Norden [dezaset],
[dgzoset], cf. S 68.
DECEM ET OCTO: Im Süden [dezabuit], im Norden [dezabeit],
[dozobeit], ef. S 68.
DECEM ET NOVEM: Im Süden [dezenou], im Norden [dezanau],
[dozonau], ef. S 17.
VINTI: Im Süden [bin], im Norden [bint], ef. S 35.
TRINTA: Im Süden [trento], im Norden [trento], ef. S 4.
QUARRANTA: Im Süden [kuranto], im Norden [karanto], ef. $ 27.
CINQUAGINTA: Im Süden [sigkwante], im Norden [siykanto],
!) ef. Ihm: Vulgärformen lateinischer Zahlwörter auf Inschriften. ALLG
VII (1892), p. 65 ff.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 149
SEXAGINTA: Im Süden [Ssisanto], im Norden [swasanto], ef. $ 24.
SEPTUAGINTA: Im Süden [sotanto], im Norden [setanto], ef. Saul
OCTAGINTA: Im Süden [buitanta], cf. 5 29.
NONAGINTA'): Im Süden [nunant>], [nuranto], im Norden [ng-
nanto], cf. S 110.
CENTUM: Im Süden [sen], im Norden [sent], [sent], ef. 8 7.
Über die Entstehung der Formen [dus] und [dos] ef. $ 39.
Erwähnung verdienen die Formen für 17, 18, 19, die manche
Schwierigkeiten bieten; die südlichen Formen sind, wie 8 68 betont
wurde, dem Norden entlehnt; die katalanischer Lautentwicklung ent-
spreehenden Formen sind vielmehr disset, divuyt, dinou?). Es bleibt
nun die Frage, wie erklären sich die nördlichen Formen? Zwar ist
hier -K’-, sofern es intervokalisch war, zu [z] geworden, aber bei
lautlicher Entwicklung hätte das e von ET schwinden sollen, da es
nachnebentonig ist. Wenn es trotzdem blieb, so liegt das doch wohl
daran, daß man sich der Zusammensetzung bewußt blieb und darum
die verbindende Konjunktion erhielt. Woher kommen nun aber Formen
wie [dozoset], [dezaset], [dezoset] usw.? Diese lassen sich zunächst
in folgende Filiation bringen [dezaset] > [dezoset], indem das nach-
nebentonige A ebenso behandelt wurde wie auslautendes A, was
sich ja auch in SOLAMENTE — [sulomen] zeigte; aus [dezoset] ent-
stand durch Assimilation des nebentonigen [el] [dgzoset]. Es bleibt
noch die Entstehung des a zu deuten, und diese dürfte einfach auf
Dissimilation des ganz unbetonten nachnebentonigen e zum vortonigen
e zurückzuführen sein. Wenn später, gerade umgekehrt, das aus
dem Nachnebentonvokal entstandene [o] den Vortonvokal beeinflußte,
so mag das vielleicht zunächst bei 19 eingetreten sein, wo der
Haupttonvokal auch [9] war, findet sich dort doch sogar [dozangu],
wo der Haupttonvokal also direkt den Vortonvokal infizierte.
Für Ordinalia fehlen Beispiele.
8124. Das Pronomen. |
1. Personalpronomen. a) Betontes.
*E0: Im Süden [20], im Norden [yeu], ef. 89.
Im Süden trat Akzentverschiebung ein und das anlautende e
wurde daher wie j behandelt, im Norden blieb die lateinische Be-
') RA ur. 7, 8, 10 und nr. 12, 15 auch [kwatrobindeu]; RB nr. 16 auch
[katrobindeu]; F nr. 14, 21 [katyobindets]; F nr. 27, 60; SWN nr. 36 [katrebindets]
2,0 llerich, p:7.
150 K. Salow
tonung. Die Abgrenzung zwischen beiden Entwicklungen ist dem
oben angegebenen Linienbündel entsprechend. RB geht wieder mit
dem Norden.
NOSALTEROS: Im Süden [nuzaltrss], im Norden [nuzaltris], [nu-
zautris], ef. $ 56.
Ort nr. 33 kennt diese Zusammensetzung nicht, wie mir von dem
Lehrer dort mitgeteilt wurde. Für die andern Fälle fehlen Beispiele.
b) Unbetontes.
ME: Im Süden [m>], im Norden [me], ef. & 106.
vos: Im Süden und Norden [bus], cf. SS 85 und 93.
2. Possessivpronomen. a) betontes.
MEUM: Im Süden [meu], im Norden [miu], ef.
"TEUM: Im Süden [teu], im Norden [tiu], ef.
b) Unbetontes.
MEUM!): RA nr. 7, 9, 10; T, SWN nr. 36— 40, 54—56; SON [mun].
*TEUM: In beiden Gegenden [tun], p. 25, Anm. 2.
Andere Beispiele fehlen.
9)
g:
S
5
3. Demonstrativpronomen.
ILLOS?): Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach Hinterzungen-
vokal und vor anlautendem Vokal. V, RA [kz], nr. 1 [alz]; RB [2];
F nr. 14, 19—23, 25—29 [z], nr. 24, 30, 60 [lez); P [y], nr. 52 [lez];
Par 41 ]|y]|, or. 42, 432], nr. 45 [12], nr. 44 Nez]; SONY], mr256
[z, nr. 33, 34 Iuz]; SWN |yl, 12.39, 55 llezl.
ECCUM HOC: Im Norden [ako]; ECCE H0C: Im Süden [Pso], ef.
$ 17. Die verschiedene Zusammensetzung grenzt sich genau nach
dem gewöhnlichen Linienbündel ab; RB gehört zum Norden.
4. Der Artikel.
TLLE und ILLUM°®): V, RA nr. 13, 6, 7, 13, 31 [e1]9), nr. 4,5,
') Die betonte Form wurde in denselben Beispielen geantwortet, wie die un-
betonte, nämlich mon mari: [lu meu gmo], [le miu gme], [mun gmel; mon grand-
pere: nr. 10 [mun abi]; ma grand’mere: nr. 9, 10 [mun abi don], nr. 32 [la meu abi],
nr. 21 [la miu moninu] nr. 7, 15 [mun abi], nr. 16 [ma tayo]; ton ami: nr. 7 [ol teu
omik], nr. 15 [tun omik], nr. 45 [tun amik], nr. 60 [le tin amik].
?) Der Satz lautete: moi, je ne les aide pas — |20l20Zudi pas], [yeuzazedi pas].
Die vollständigen Formen erhielt ich nur bei ganz langsamer Rede: [y] = IBI, ef.
auch Koschwitz: Gramm. hist., p. 82, und Fabra, p. 35.
°») Eine andere Verteilung der Formen zeigt le mien: nr. 1, 4—13, 15—18,
20—24, 31—41, 54—58 [lu], nr. 14, 19, 25, 42-53, 59, 60 [le], nr. 26-30 [lo],
nr\2, 3. 1enl.
*) ef. auch Öreseini: Manualetto, p. 115.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 151
812,15; RB [lu]; F nr. 14, 19—23, 25, 26, 30, 60 [le], nr. 24, 27
29 72]; P, T [le], ar. 47 [lo]; SON, SWN [Hu], nr. 40, 51, 53 [Iel.
Steht der Artikel vor vokalisch anlautenden Substantiven, so
verliert er infolge seiner Proklise seinen Vokal; ebenso auch hinter
der Präposition, mit der er wegen seiner Enklise verschmilzt.
ILLUM ANNUM: Im Süden [lan’], im Norden [lam].
BER IDEOMERRATHR IN 125 RB nr 16; ME ne 1421,
2760: I.nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [psll.
(IL)LOS: Im Süden [lus], im Norden [les], [lus], ef. S 94.
DE(TE)LOSI)V, RA’nE 7, 9, 10, 12, 155 RB’nr. 16 [dal]; F
nr. 14 [dez], nr. 21 [datz], nr. 27 [delz], nr. 60 [dalz]; T nr. 45 [daiz];
SWN nr. 36 [delz], nr. 53 [dotz]; SON nr. 56 [detz], nr. 58 [dalz].
Formen, wie [les], [dels], [des] usw., die sich im Norden finden, wird
man wohl ohne weiteres dem Einfluß der Schriftsprache zuweisen können.
(IL)LA: Im Süden und Norden [la], cf. 5 40.
(IL)LAS: Im Süden [los], im Norden [les], [las], ef. SS 40, 94.
5. Das Relativpronomen.
Nom. Maskul. Plur.
V, RA nr. 1-4, 6, 9—12, 31; F: nr. 19, 20, 28 [ka], nr. 27, 29
Ike] SON nr. 33, 35 [ka]; nr. 56, 57; T nr. 42 [ke]?).
Lautlich liegt den Formen der alte Akkus. Singul. QUEM zu-
grunde, der die andern Kasus allmählich verdrängt hat.
6. Das Interrogativum.
Adjektiv Fragepronomen —= franc. QUEL: Im Süden [kin], im
Norden [kün], [ken], ef. 8 108.
Nach Meyer-Lübke’) läge QUEM zugrunde, doch macht bei
dieser Annahme die Entwicklung des Vokals große Schwierigkeiten.
Katalanisches [kin] erklärt sich vielleicht durch Kreuzung mit QUT.
In der nördlichen Form hat man eine Zusammensetzung aus QUE +
UNUM sehen wollen‘), was jedenfalls den heute existierenden Vokalen
entspräche. Altprovenzalisch heißt die Form aber quwin, guinh?), was
herzlich schlecht zu den modernen Formen paßt.
QuUID: Im Süden [ke], im Norden [ke]‘), [ke], ef. S 66.
') Innerhalb einer Exspirationsgruppe vor anlautendem Vokal.
?) Die anderen Orte haben [k], da Vokal folgt.
3) Gramm. IL, $ 107.
%) Koschwitz, p. 89.
°) Schultz-Gora: Elementarbuch, p. 78.
°) [ke] ist katalanischem Einfluß zu verdanken, cf. ALF, carte 817.
152 K. Salow
7. Indefinita.
QUALEM + QUID!) + COL(A)P(H)UM: Im Süden [kalkskop], im
Norden [kalkekop], [kaukekop], ef. 5 82.
QUALEM + QUID + UNUM und UNUS: Im Süden [katkun], [kat-
kus], im Norden [kalküs], [kalkün], [kalkoes], [kauken], ci. 8 82.
QUALEM + QUID + HOMO () und QUI + QUID + HOMO (?):
V, RA nr. S [kolkom], nr. 7, 10, 12, 15 [kalkom]; RB nr. 16 [kolkon];
F' nr. 14, 21, 27, 60 [kikom]; 'T’nr.:45; 'SWN nr. 36,53; 'SONnT
56, 58 [kıkon|].
Das zweite Element der Zusammensetzung ist nicht durchaus
klar. Da aber im Altprovenzalischen calacom?) die Bedeutung „irgend-
einer“ hat, und dieses auch heute noch = caucom existiert, aber in
der Bedeutung „quelque chose“ ®), so wird man wohl in dem letzten
Bestandteil HOMO zu erblieken haben, ef. S 108.
MET + IPSUM und MET + *IPSIMUM: Im Süden [msteil, cf. S 44,
im Norden F nr. 14 [memes], nr. 21 [mem»], nr. 27, 60 Imeme]; T
nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58 [memes]. Von den nörd-
lichen Formen ist keine einzige dem französischen Einfluß entgangen,
wie [e] es zeigt. Fine genaue Abgrenzung zwischen der verschiedenen
Zusammensetzung des Nordens und Südens kann nicht gegeben
werden, da das Wort nicht überall gefragt wurde.
Kapitel IX. Das Verbum.
a) Endungen.
1. Endungen des Indikativs Präsens.
8 125. Erste Pers. Singul. Die gewöhnliche Endung ist i.
sSUDO: Im Süden [sui], im Norden [süzi], [sezil, ef. $ 21.
ADJUTO: Im Süden [oZudi]l, im Norden [azüdi], [azeedil, cf. 8 26.
"ALLUMINO: Im Süden [al’umil, im Norden [al’ümil, [alomi],
ef. 8 9.
PENSO: Im Süden [pensi], im Norden [pensil, ef. $ 111.
INTENDO: Im Norden [entendi], ef..S 25.
AUDIO: Im Süden [gwil, ef. $ 13.
SENT()O: V, RA nr. 7, 8 [sentil; RB nr. 16 [sentil.
) Suchier: GGI?, p. 810.
?) Levy: Supplementwörterbuch unter calacom.
3) Mistral: TF unter qwicom.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 153
*vAO: Im Süden [bai]l, im Norden [bau], ef. 5 36.
VENIO: Im Süden [biyk], im Norden [beni], ef. 8 7.
Er V.hAynr.T. 8, 10,.12, 157 [puk]; E’nr. 14, 21,727,
GrsRBinr. 16; TV nr. 45; SON nr. 36, 53; SWN nr. 56, 58 [podil.
BERBEO.):. RB nr. 17 .le]l;, Enr 60: P nr. 47; 48) :52, 59; T,
Euer. 36, 37,39, 40, 5355 lei], nr. 38 [e], nr. 51:[beil; SON
‚nr. 35, 56—58 [eil, nr. 34 [el], nr. 33 [e]?).
SUM: Im Süden [sun], im Norden [sun], [sei], [su], [seu], ef.
S8 108 und 114.
Die Herkunft dieser Endung ist noch nicht ganz sicher festgestellt.
Naeh Suchier°’) stammt dies [i] aus einigen Formen, wie ‚fer aus
FERIO, mori aus MORIOR, und aus Verben, die infolge von schweren
Konsonantengruppen einen Stützvokal gebrauchten. Doch bemerkt
er selbst, daß diese Beispiele nieht zahlreich genug und nicht ge-
bräuchlich genug sind, um die Übertragung auf alle anderen Verba
der ersten schwachen Konj. begreifen zu lassen; eine andere Er-
Klärung‘) ist die, daß dieses i aus der ersten Pers. Singul. von
HABEO > ai, DEBEO > dei usw. stammt. Die alte Endung [o] hat sich
gehalten in [bau], an das vielleicht [seu] angeglichen ist, wenn die
Form nicht falsch transkribiert wurde. [sui] ist aus [sun] unter dem
Einfluß der ersten Pers. Singul. Perf. fr entstanden, sowie auch wohl
infolge von Aneleichung an’ a“ — HABEO. Aus [sui] entwickelte
sich [sei] wohl infolge von [ses], [es], [sem], [ets], von denen das [e]
in die erste Pers. Singul. übertragen wurde. [sei] seinerseits hat dann
wohl [ei] aus a’ hervorgerufen. |puk] und [biyk] verdanken ihr k
dem analogischen Einfluß von Formen, wie plane, dic usw.
8 126. Zweite Pers. Singul. Im Süden hat sich -AS regel-
mäßig zu [os] weiterentwickelt und fällt jetzt zusammen mit [os], das
aus -ES, iS hervorgegangen ist. Im Norden dagegen hat -ES -AS
verdrängt.
*TROPAS und germ. *TRAPPA + AS: Im Süden [trobas], im
Norden [trobes], [trapesl, ei. S 14.
TENES: Im Süden [tenos], im Norden [tenes], ef. 5 37.
VENIS: Im Süden [benas], im Norden [benes], ct. 5 7.
a
DICIS: Im Süden [diwos], im Norden [dizes], ef. $1.
!) Erhalten in dem Satz: j’ai sw cela, die andern Orte haben [sun].
2) In einem andern Beispiel zeigt nr. 33 [e], nr. 36 [eil, nr. 50, 51 [ei], nr. 60 le].
IEGGH np. 718:
%) Wendel, p. 108.
154 K. Salow
CREDIS: Im Süden [krewos], im Norden [krezes], ef. S 3.
"AS: RB nr. 17; ch nr32]4,r27, 60: Inr 45 SON Er S6ger
SON nr. 56, 58 Se
ZVOLES2 208.75. 432bos):
ESS VARA NE 30 len], mr 97 [es] nr.1,2205, 475,280
nr.6,. 7, 10,.14,..13, 19:2 RB nr. 16@fe],- ne @172lesle EB, Pr
SWN nr. 36-39, 53, 54 [ses], nr. 51 [es], nr. 40, 55 [sxos]; SON»
nr33. [es], n1234,,35, 58|ses]) nr. 56.257 1503].
Bemerkenswert ist zunächst, daß bei den Endungen -ES und -iS
der Vokal wiederhergestellt worden ist, nachdem er im Altprovenza-
lischen ganz regelmäßig geschwunden war. Wie beim Substantiv,
so wird auch hier die Wiedereinführung des Vokals bei den auf s
auslautenden Formen zuerst erfolgt sein?) und von hier aus um sich
geeriffen haben. [bos] aus *VOLES hat man durch Anlehnung an
POTES erklärt?). Was die Formen des Verbum Substantivum
betrifft, so geht [ets] zurück auf ESTIS*), das in seiner eigentlichen
Funktion durch SITIS ersetzt wurde. |ses] ist wohl eine Kreuzung
von ES und SIS, und [syos] ist vielleicht = *SIAs, das zu *[sios] und
weiter unter Akzentverschiebung zu [sxos| wurde.
8 127. Dritte Pers. Singul.: -AT und -ET, -IT sind in beiden
Gegenden geschieden worden; ersteres wurde im Süden regelmäßig
zu |], im Norden zu [9]; letztere sind eefallen.
QUÜD)RITAT: Im Süden [kride], im Norden [krido|, ef. S1.
*"VIATICAT: Im Süden [bia$>], im Norden [buyaso], cf. $ 25.
CALET: Im Süden und Norden [kat], ef. $ 58.
*vAIT: Im Süden und Norden [ba], cf. S 85.
TENET: Im Süden [ten], im Norden [ten], ef. S 53.
VENIT: Im Süden [ben], im Norden [ben], ef. $ 85.
BIBIT: nr. 6 [beul, nr. 51 [beul.
DICIN- Hr. 7, 12,15,016.320, 23, 302 iu].
CRESCIT: nr. 7 [kreil.
pos —
*PLOVIT: Im Süden |plou], im Norden [plou], [plau], ef. S 17.
RECIPIT: Im Süden [rep], im Norden [reseu], resaul, ef. 8 46.
!) Das Beispiel lautete: tu ne vois done pas que tu es aussi vieuc que moi —
|ketambel’kum2o], so daß |[ets], [et], [e] in ihren Abweichungen sich wohl satz-
phonetisch erklären.
2) Meyer-Lübke: Gramm. U, $ 136.
3) Kosehwitz: Gramm. hist., p. 92.
2, Meyer-Lübke: .ıl. 6,8212.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 199
RE VA 0097 1012, 15 RB nr: 16; ER (nr) 14,021,
FISOT nr. 45; SWN nr. 36, .53; SON nr. 56, 58 [a].
*FAIT: Im Süden und Norden [fa], ef. S 84.
DS: RA, VGERB, R, PB, D2SWN, SON[es], nr.’43 [es].
8 128. Erste Pers. Plur. Auch hier sind -AMUS und -EMUS
im Norden noch geschieden, doch breitet sich -EMUS auf Kosten von
-AMUS aus; im Süden ist die Endung schon vereinheitlicht, -EMUS ist
bereits überall durchgedrungen.
MANDUGAMUS: Im Süden [monzem], im Norden [manzem]|, [man-
za, ci. 8 26.
AMBULAMUS: Im Süden [onem|, im Norden [anam], ef. 5 26.
HABEMUS: Im Süden und Norden [abem], ef. S 48.
MUSS) V, RAnr 10, 12, 15 [sem]; RB nr: 16.[sen]; F'nr. 14,
27, 60 [en], nr. 21 [sen]; T nr. 45 [en]; SWN nr. 36, 53 [en]; SON
nr. 56 [sxon], nr. 58 [sen], nr. 33, 34 [em].
-EMUS hätte lautlich nur im Süden [em| ergeben können; das
nördliche [em] verdankt sein je] wahrscheinlich der ersten Pers.
Plur. des Verbums Substant |sem|, [em], wo es aus der zweiten
Pers. Plur. [ets] herübergenommen ist. Auffällig bleibt der Schwund
des auslautenden S in der ersten Pers. Plur., den man aus Analogie
nach der ersten Pers. Singul.. die gewöhnlich auch kein s hat, zu er-
klären versucht hat’). Von den Formen von ESSE geht [syon] wohl
auf *SIAMUS zurück, [o] stammt aus den Formen, wo A ursprünglich
im Auslaut stand, also z. B. die erste bis dritte Pers. Singul.; [sem]
ist = SIMUS, wobei der Vokal aus der zweiten Pers. Plur. stammt;
auf SIMUS geht auch wohl [em] zurück), indem das anlautende s unter
Einfluß der Formen von ESSE, die dasselbe nicht hatten, in Sonder-
heit auch hier der zweiten Pers. Plur. verstummte.
S 129. Zweite Pers. Plur.: Im Süden ist auch hier keine Spur
mehr von -ATIS erhalten, es ist ersetzt worden durch -ETISs. Im
Norden bestehen beide nebeneinander.
*CASATIS von casa abgeleitet: V, RA nr. 1, 12, 13, 18 [kazeul,
a2 11715, 31. [kazen].
!) Ganz andere Formen zeigt il est bon: nr. 1—6, 8—13, 16, 17, 19—28,
33, 44 [ez], nr. 7, 14, 15, 18, 32, 36 [ez], nr. 35 [ei], nr. 29—31, 34, 37—43, 45—60 [el,
nr. 43 zeigt ebenfalls [es] in [es kare].
?) Innerhalb einer Expirationsgruppe vor folgendem d — [sen dezes|.
?) cf. Örescini: Manualetto, p. 136, Anm. 3.
1) Suchier: GG I?, p. 774, ganz anders Meyer-Lübke: Gramm. I, S 212.
156 K. Salow
MARITATIS: Im Norden [maridats], [maridat), ef. S 92.
HABETIS: Im Norden [abets], cf. $ 91.
*VOLETIS: Im Süden [buleu], im Norden [bulets], [bulet], et, S 92.
DICITIS: Im Süden [diyeu], im Norden [dizets], cf. S 68.
* TENITIS: Im Süden [toniu], im Norden Fortsetzung von TENETIS
> [tenets], ef. 5 91.
ESTIS und SITIS: Im Süden [seu], im Norden [ets, et, e], [sxots]
Isxol, [sets], [set], ef. $S 92 und 93.
Die Endung -iTIS ist nur vertreten in [toniu], einer den Verben
auf -ir angeglichenen Form. Im übrigen ist die Gegend, die -ATIS
durch -ETIS ersetzt, in diesen Beispielen nur die südliche, beim
Imperat. greift dieser Ersatz auch nach Norden zu über. Formen,
wie bulet, will Meyer-Lübke!') durch Übertragung aus der zweiten
Pers. Plur. des Imperat. erklären, doch dürfte es sich, wie oben aus-
einandergesetzt?), nur um satzphonetische Erscheinungen handeln.
[seu], [sets], [set] gehen auf SITIS + ESTIS zurück; [ets], [et] sind aus ESTIS
hervorgegangen, wobei das erste s fiel, weil die übrigen zweiten
Pers. Plur., wie [abets], dasselbe auch nicht hatten. [syots], [sxo] weisen
auf *SIATIS zurück, wobei das [o] aus den stammbetonten Formen
übertragen ist, was wir auch schon bei der ersten Pers. Plur. fanden.
Dafür verursachten diese beiden Formen bei den anderen die schon?)
konstatierte Akzentverschiebung‘®). [e] in Jets] < ETIS ist dem Einfluß
von [ets] = ESTIS zuzuschreiben.
8130. Dritte Pers. Plur.: Im Süden wurden -ANT, -ENT, -UNT
ganz regelmäßig zu [-on]. Im Norden finden wir als moderne Endung
im Fenouillet und Peyrepertuses [en], im Narbonnais und Termenes
[-un], und zwar in Verben der -ARE- und -ERE-Klasse. Es ist nun
die Frage, welche der beiden lateinischen Endungen, -ANT oder -UNT,
fortentwickelt wurde. -ANT kann lautlich im Fenouillet und Peyre-
pertuses zu [-en] werden, und [-un] im Narbomnais und Termenes
ließe sich vielleicht ebenfalls aus -ANT erklären, da auslautendes A
vor s auch hier in einigen Orten zuweilen zu [u] wird?). -UNT da-
gegen konnte lautlich nur zu [un] werden, nicht auch zu [en]. Es
wurde demnach also anscheinend im Peyrepertuses und Fenouillet
.
7
!) Gramm. II, $ 138.
2)7ck 8 92
3) cf. $ 126.
') Über den Wandel von -TS > [u] im Süden, cf. $ 91.
5) ef. $ 39, nr. 34 [bakus].
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet ik
DL
=]
-UNT nach den Verben auf -ANT, -ENT angeglichen, die beide regel-
mäßig [en] ergaben. Im Narbonnais ist aber zu beachten, daß wir
in den Urkunden aus Narbonne schon vielfach -ANT durch -UNT ersetzt
finden, also in der modernen Endung wahrscheinlich Fortsetzung von
-UNT vorliegt').
CANTANT: Im Süden [Kanten], im Norden [kanten]. [kantun],
ERS 39.
HABITANT: Im Süden [ebiton], im Norden [abiten], [abitun],
ei. 8 39.
RESTANT: Im Süden [reston], im Norden [resten], [restun], ef. $ 39.
"DEMORANT: Im Süden [damoron], im Norden [demoren], [damg-
zunl, ci. 5 39.
CREPANT: Im Süden |krebon], im Norden [kreben], [krebun], ef. 5 6.
*ADCAPANT: Im Süden [okabon]. im Norden [akaben], [akabun],
ei, 8.10.
“ CUMINITIANT: Im Süden [kumenson|, im Norden [kumensen],
[kumensun], ef. S 4.
DICUNT: Im Süden [diwen]|, im Norden [dizen], [dizun], cf. 837.
* FINISCUNT: Im Süden [fineson]. im Norden [fenisun], cf. p. 25,
Anm. 4.
* MORISCUNT: nr. 42 |murisun].
* MORUNT: nr. 5 [moran].
SBANT nr. 1,8, 4,-.14, 8 [stanl.
SANTFTNV:. RAT: 24 7,:8,:125,13>[an].
SUNEONVE RB IR PIRESWN, SON, RA. [sun], nr. 1,.3,.4,.31
[en]. nr. 5 fen] ?).
[en] geht zurück auf SINT, es ist zu erklären, wie [em] aus
SIMUS. [sun] ist die regelmäßige Fortsetzung von SUNT. Alle von
HABERE angeführten Formen gehen, mit Ausnahme der ersten und
zweiten Pers. Plur.. auf Vlt. Kurzformen zurück.
2. Endungen des Indikativs Imperfekti.
Die Endung der -ARE-Verba ist in beiden Gebieten erhalten
geblieben, die Endungen der -ERE-Verba sind dagegen durch die der
-IRE-Verba verdrängt.
!) ef. auch Crescini, p. 135, 136.
2) Diese Formen habe ich bekommen in dem Satz: les garcons sont alles
denicher des nids d’oiseaux; alle Orte haben [sun] in dem Satz: vouloir et pouvoir
sont deux choses.
158 K. Salow
8 131. Erste Pers. Singul.: *POT + I(B)AM: V,RA [pudiyi]; F
[pudiu], nr. 14, 19 [pudio], nr. 60 [pudyo]. nr. 20, 21 [pudyul; RB
nr. 16 [pudiye], nr. 17 [puyil; P [pudye], nr. 59 [pudyol; T nr. 41, 43
[pudyo], nr. 42, 45 [pudyo], nr. 44 [pudye]; SON nr. 33, 56, 57 [pudyo].
nr. 34, 35, 58 [pudyol; SWN nr. 36, 39, 40, 51, 54, 55’ [pudyo] nz
38, 41, 53 [pudyol.
Das i der Form [pudiyi] erklärt sich durch Übertragung aus
der ersten Pers. Singul. Präs.'). [y] hat sich entwickelt, um den Hiat
zu beseitigen. Die Differenz in der Vokalqualität im Norden, näm-
lieh [o] neben [9] und [u] ist wohl durch das nicht überall gleich-
zeitice Eintreten der Akzentverschiebung verursacht, zeigt doch 2. B.
das Fenouillet nur erst ein Ansetzen derselben. [e] findet sich in
einem Gebiet, das auch in auslautendem A + S das A [e] wandelte;
doch ist es merkwürdig, daß sich [e] nur im Peyrepertuses findet und
nicht auch im Fenouillet, wo doch ebenfalls A + Ss > [es] wurde; wir
haben demnach hier in P wohl keinen lautlichen Vorgang anzunehmen,
um so weniger, als in der ersten Pers. Singul. nicht einmal A + Dental
vorlieet, sondern [e] wird vielleicht von der dritten Pers. Plur.
aus erst in die dritte Pers. Singul. und dann auch in die erste Pers.
Singul. gekommen sein.
8 132. Zweite Pers. Singul.: *TEN + IBAS?): V, RA ur. 8,
10, 12,315: RB nr 16 Itomas]:
*HAB + IBAS: F nr. 21 [abios], nr. 60 [abis]; SON nr. 56 [abyoz],
nr. 58 [abyoil; SWN nr. 53 [abyoz], nr. 36 [abyos], [abis] in nr. 60 ist
eine Kontraktion aus [abios].
8 133. Dritte Pers. Singul.: * CUMINITIABAT: Im Süden [ku-
monsabo], im Norden [kumensabo], cf. S 23.
IBI *HAB-+-IBAT: V, RA [ibiel, nr. 2 fiebie], nr. 15 [yabio];
F [yabiu], nr. 60 [yabyo], nr. 20—22 [yebie], nr. 14, 30 [yabio], nr. 19
liobio]; RB nr. 16 [yabyel, nr. 17 [yabye]l; P [yabyel, nr. 59 [yabyo];
T [yabyo], nr. 44 [yabyo]; SWN [yabyo], nr. 40 [yabyo]; SON nr. 33
[yabyo], nr. 56—58 [yabyo], nr. 34 [yauyo], nr. 35 [yauyo).
“BIB + IBAT: Im Süden [babis], [bewoa], [babeul], [bobiya], [boiyo],
im Norden [bobiul], [babyel, [babyo]. ef. S 39.
') Aber |tenio]|, [doabio], [abio].
?) Erhalten in dem Satz: tu avais raison = |tanias robu], [abyoz razu], nr. 14
|taniu] = zweite Pers. Plur., nr. 7 [tonio], nr. 27 [abio], doch wohl = erste Pers. Singul. und
vielleicht auch nr. 45 [abyo] = erste Pers. Singul. aufzufassen und nicht als Kürzung
aus [abyoil.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 159
ERAT: Im Süden [ers], im Norden [ero], ef. 8 6.
[bew»] ist von der dritten Pers. Singul. Präs. aus durch Anfügen
von [od] gebildet; [bobeu] erklärt sich wohl durch Angleichung an
[beu]. [bobiya] verdankt sein [o] an Stelle des [a] wohl dem Einfluß
der beiden Labiale.
Für die erste Pers. Plur. fehlen Beispiele.
134. "Zweite Pers. -Plur.
*DEB 4 IBATIS)): V, RA nr. 10, 15 [debiu]; RB nr. 16 [dedis];
F nr. 14 [debits], nr. 21, 60 [dobits], nr. 27 [dobiul; T nr. 45 [debyots];
SWN nr. 36, 53; SON nr. 58 [dobyots], nr. 56 [dabyoil.
ZTEN -- ITBATIS: nr. 8, 10, 12 [toniu].
“VEN + IBATIS: Im Süden [boniu], im Norden [benits|, [ban’ets].
Ikamrots], ef. 8 23.
Was die Endung betrifft, so ist es nicht möglich, auf den ersten
Blick mit Sicherheit zu sagen, ob |[-iul], [its] auf -ITIS oder I(B)ATIS
zurückgeht; doch ist es wahrscheinlicher, daß es einem "-IATIS ent-
spricht, ist dasselbe doch auch im Norden die Grundlage. *-IATIS
ergab unter dem Einfluß der ersten bis dritten Pers. Singul. und dritten
Pers. Plır. *iATIS, das lautlich zu -ieu wurde, was schriftkatalanisch
auch heute noch die Endung der zweiten Pers. Plur. Ind. Imp. ist.
In unserer Mundart wurde dann unter Angleichung an die zweite
Pers. Plur. Präs. e ausgestoßen.
Dritte Pers. Plur.: DEBEBANT: Im Süden [dabion], im Norden
Idebiun], [dobyon]. cf. S 39.
S 135. Endungen des Indikativ Perfekti.
Der Süden kennt eine organische Fortsetzung des alten latei-
nischen Perf. nicht mehr, es tritt entweder Umschreibung mit Hilfe
von VADERE — dem Inf. ein, oder man ersetzt. die Form durch andere
Tempora. Der Norden dagegen besitzt ein aus dem alten Perf. hervor-
gegangenes Passe. Beide Gegenden grenzen sich in der in den Vor-
bemerkungen beschriebenen Weise ab, und zwar gehört RB hier ein-
mal zum Süden.
') ar. 7 [dabio] = erste Pers. Singul., nr. 12 [dobios] = zweite Pers. Singul.,
auch nr. 16 [dobis], wohl — [dabios] aufzufassen, ebenso [dabyoi] = |dabyos]. Der
Satz lautete: fu as oublie que vous deviez nous le dire. Da in der Gegend „müssen“
durch TENERE ausgedrückt wird, so habe ich von nr. 15 ab mir den Satz sagen
lassen: vous deviez cent francs. Die zweite Pers. Singul. erklärt sich daraus, dab
die Leute sich duzen, die erste Pers. Singul. dadurch, daß die Leute den Satz auf
sich bezogen und antworteten: „ich“ schuldete 100 Fr.
160 K. Salow
J’EUS le plaisir de le voir: V, RA nr. 4, 6, 8-13, 15, 3F’jsun
tiygut], nr. 18 [toygut], nr. 1, 3, 5 [bai tenro], nr. 7 [tenril, nr. 2 [bai
tani]; RB nr. 16 [sun tiggut], ‘nr. 17 [ei tiggut]; F nr. 19, 20 [tiy-
geril, nr. 21 [sun agüt], nr. 14, 22—-30, 60 [azeri]; P, T, SWN, SON
lazeri], nr. 55 [ei age].
Ähnliche von mir notierte Formen sind noch nr. 19 [bendedi],
nr. 26 [krumpedil, [bondedil, nr. 21 [krumperil, [benderi]. ar. 23
Ibingeres].
IL PARTIT au bout d’une semaine, und im Roussillon daneben:
apres etre A peine rentre il REPARTIT immediatement: V |a portit];
RA nr. 1, 3, 5, 9, 10 [ba porti], nr. 2, 6 [partil, nr. 2 [sambana],. nr. 4, 7
[a turnat partil, nr. 11, 12 [sonturnat], nr. $ [es partit], nr. 13 [monsun
onat|, nr. 15 [monturna], nr. 18 [monsunsnturnat], nr. 6 [sononat],
nr. 31 [sonraggutdapartil; RB nr. 16 [mosunturnat]. nr. 17 |[partit];
F nr. 21—26, 29, 30 [partiyek], nr. 60 [partiyet]‘), nr. 19 [partiyek],
nr. 14 |partigek], nr. 20 [senanat], nr. 21 [esanat], nr. 27, 28 [sonturnek];
P [partiyek], nr. 59 [partiyet], nr. 52 [partigek]; T nr. 41, 43, 44
Ipartiyet], nr. 42,45, 46 [partiyek]; SWN nr. 36, 37, 40, 51, 53 [partiyek],
nr. 39, 54, 55 [partiyet], nr. 38 [partiet]; SON nr. 33, 34 [partiyek],
nr. 56—58 |[partiyet]. nr. 35 [partiet]?).
Wie die Beispiele zeigen, dehnt sich diese Perfekt-
bildung über die -ARE-, -ERE- und -IRE-Verba aus. „Erklärt hat
man die Formen folgendermaßen. Auszugehen ist von der dritten
Pers. Plur. der schwachen -ARE- und -ERE-Verba, die auf -eron
endigten®); von hier aus wurde eine erste und zweite Pers.
Singul. und erste und zweite Pers. Plur. neu gebildet‘), aus
vendei wurde so [benderil. Dann griffen diese Bildungen auch
auf die Verba über, die dieselbe ursprünglich nicht kannten. [partiyet]
zeigt den Einschub der Silbe -ig-, über deren Erklärung cf. 8 138.
Das y anstatt des eigentlichen [g] erklärt sich wohl durch den
Einfluß der beiden umgebenden Palatale; nr. 14 und 52 zeigen
ja noch dasselbe. Oder [y] ist falsche Transkription für [g], wo-
bei es allerdings auffällig ist, daß ich es zweimal richtig gehört
haben sollte, sonst aber nicht. Bei der dritten Person ist [et]
') Gewöhnlicher ist [es partit].
?) nr. 1, 11, 12, 17, 20 sind mir, so wie ich sie aufgeschrieben, unverständlich.
®) Meyer-Lübke: Gramm. II, $ 274.
') Koschwitz: Grammaire, p. 116.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 161
die regelmäßige Fortsetzung des alten [et] des DEDI-Perf., [ek]
verdankt sein [k] wohl Verben wie estec') usw.?).
Von den übrigen Personen des Perfektums sowie von andern
Temporibus fehlen Beispiele.
8136. 4. Endungen des Konj. Präs. Erste Pers. Singul.
AMBULEM: Fnr. 60; P, T, SWN, SON [ane], nr. 34 [ani].
*VADEAM: Im Süden [bazi]; F [baze], ef. $ 63.
HABEAM: Im Norden [azel, ef. S 49.
TENBAM- RAOnT. 9,10, 12,15; V [tmei]; Finr. 14, 21, 27; RB
nr. 16 [tengel.
TENEATIS: nr. 7 [tiygeul.
Das i stammt aus der ersten Pers. Ind., es scheint im Süden,
soweit man nach den wenigen Beispielen urteilen kann, die lautlich
regelmäßigen Endungen verdrängt zu haben). Das [e] des Nordens
entspricht wohl dem lateinischen EM, das sich hinter schweren Kon-
sonantengruppen als Stütz-[e] halten mußte; von dort aus hat es sich
weiter ausgebreitet. Das i in [ani]l des Ortes 34 ist katalanischem
Einfluß zuzuschreiben, da der Ort an der Grenze liegt.
Für die übrigen Personen und die andern Konjunktive sind
keine Beispiele vorhanden.
slaı. 52 Der Imperativ.
Beispiele habe ich nur von der zweiten Pers. Plur., die von der
zweiten Pers. Plur. Ind. Präs. herübergenommen ist; es finden sich auch
Beispiele dafür, daß der Imp. in seiner Funktion durch den Inf.
vertreten wird.
*STAGNICATIS: Im Süden [taykeu], ef. S 91.
Germ. TAPPO + ATIS > [tampats], cf. 891, nr. 20, 37 [tayka],
nr. 26, 46, 51 [tampa|.
_ AMBULATIS: V, RA nr. 8 [neu], nr. 7, 10, 12 [oneu], nr. 15 [aneu];
Ebene 16; Wnr. 45; SON nr.-56, 58; E nr. 14, 60: [anats], nr. 21
[anets], nr. 27 [anet]; SWN nr. 36 [anat|.
Entgegen den $ 129 aufgezählten Beispielen greift hier der
Ersatz von -ATIS durch -ETIS auch ins Fenouillet hinüber. [neu]
statt [oneu] erklärt sich wohl satzphonetisch, indem [a] zunächst nach
auslautendem Vokal und später auch in andern Fällen schwand.
Sesutchter: G@12:; p. 779.
?) Über die Erklärung des [2] in jaZeri], ef. $ 142.
3) cf. auch Fabra, p. 40.
11
162 K. Salow
8.138. Partızıpıa. 6. Endunsendes PartizPras.
Das einzige Beispiel bietet das zum Adj. gewordene Partiz.
von CALERE.
CALENTEM: V, RA nr. 10, 15 [kolen).
7. Endungen des Partiz. Perf.
Auch in unserer Gegend ist das starke Umsichgreifen des
Typus -UTUM zu Kkonstatieren.
1. -ATUM. *PASSATUM: Im Süden [pasatl, im Norden [pasat],
cf. 3. 90.
SANGUINATUM: Im Süden [soygrat], im Norden [sannat], ef. S 31.
COAGULATAM: Im Süden [kal’ado], im Norden [kal’ado], [kaulado],
ef. 8 79.
* SOMPERATUM > [krumpat], -ATOS > [krumpats], ef. S 122.
AMBUBATOSE VBA nr. 2, 510,132 15,718 31 Pnale
RB, ER nr: 19,20 25, 60: Enr 50, 52:77 07241, 43:7 SWN. DE
36—39, 51; SON nr. 34, 58 [anats], nr. 35 auch [anats], nr. 33 [onats)].
*TRINCATAS: Im Süden [tragkadas], ef. 8 39.
. USATAS: Im Norden [üzades], [ezados], im Süden [uzados],
2,8030)
2. -ITUM. *LEG-+ ITUM: Im Süden [lizit),_im Norden llezit],
ch 3 24.
3. -UTUM. * VEND + UTUM: Im Süden [banut], im Norden [ben-
düt], [bendet], ef. S 68.
* PERDUTUM: Im Süden [pardut], im Norden [pardüt], [pordeet],
CRoS A2.
Partiz. Prät. von CREDERE: Im Süden |[kragut), im Norden
[kregüt], [kreget], cf. 5 73.
Partiz. Prät. von VENIRE: Im Süden [bigeut, im Norden
[beygüt], [beyget|, ef. S 81.
Partiz. Prät. von TENERE: Im Süden [tingut], ef. 8 81.
Partiz. Prät. von HABERE: Im Norden [agüt], laget], nr. 35
[abet], ef. 5 59.
Partiz. Prät. von SAPERE: Im Süden [sopigut, im Norden
[sapxeet], [sapüt], ef. S 43.
Partiz. Prät. von *PLOVERE: Im Süden [plugut), im Norden
Iplaugüt], [plauget], ef. S 29.
') Der Satz lautete: les garcons sont alles denicher des nids d’oiseaux —
Iluz min’us sun onats treura niuks dousel’s], [Iui mainates sun anadis serka nizes
dausels], nr. 1, 3, 4, 12 haben [onat], nr. 22, 23, 26 [anat], Formen wie [anadi], cf. S 37.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 163
*PERD + I Ka Im Süden [porduds], im Norden [pardüdo],
[pordaedol, ef. S 23.
* VEND is UTAM: Im Süden [bonude], im Norden [bendüdo|],
Ibendedol, ef. S 21.
Von den angeführten Verben gehören PERDERE und VENDERE
zu der schwachen Klasse, die erst von den -UI-Perf. ihr Partiz.
auf -ut bezogen hat. [bingut] und [tiygut] haben das vortonige i,
ebenso wie die anderen Formen, die es heute aufweisen, wohl von
der ersten Pers. Singul. Prät. tinc, binc erhalten '), wo es lautgerecht aus
VEN hervorgegangen ist, und von wo aus es zunächst TENEO erhielt,
älteres vengut und tengut lassen sich noch genug belegen’). Zu er-
klären bleibt noch die Bildung [-igut|, [igüt). Diese sind folgender-
maben gedeutet worden): Zu der dritten Pers. Singul. Perf. der -IRE-
Verba kam durch Analogie nach den -UI-Perf. ein ec; flori wurde so
floric, was sich auch belegen läßt. Darauf wurde von dieser so
gewonnenen Form aus, ebenfalls unter Anlehnung an die -UI-Perf.,
eine dritte Pers. Plur. auf -gron gebildet, also florigron; endlich folgten
die erste und zweite Pers. Plur. gleichfalls nach, und ergaben durch
Angleichung an die -UI-Perf. floriguem, floriguetz, von wo aus wieder
das ein die dritte Pers. Plur. eindrang, also florigueron; hierbei mag:
auch die dritte Pers. Plur. der DEDI-Perf. auf -eron mitgewirkt haben.
Von diesen drei Personen dehnte sich die Silbe -ig- weiter aus
und kam auch in andere Formen des Verbums, wie das Partiz., das Prät.
die Konj. Präs. und Imperf., den Inf. usw. [sapüt] wurde so [sapigüt|].
Neben dem altprovenzalischen sauput muß [sapüt] zunächst überraschen.
Doch ist hier augenscheinlich unter dem Einfluß aller der Tempora, die
nicht au im Stamme hatten, der eigentliche Stamm wieder hergestellt
worden. Über [sapigüt > [sapyüt], ef. $ 79
8 139. Stammbetonte Partizipia.
FACTUM: Im Süden [fet], im Norden [feit], [fait], ef. $ 11.
GOCTUM: Im Süden [kuit], im Norden [keit], [koit], ef. 8 16.
TRACTUM: nr. 4 [tret].
Partiz. Prät. von *ASSEDERE: RA nr. 15 [asagut), nr. 16 [seut];
') Niepage: RDR II, p. 36 meint, Zinch hätte lautgesetzlich von * TENIO
kommen können; das ist ganz ausgeschlossen. NI hätte [n’] ergeben, der Vokal
wäre aber in keiner Weise mehr affiziert worden, ef. companh, banh usw.
») Niepage: ibid. p. 52 und 53.
?) Meyer-Lübke: Gramm. II, $ 274.
like
164 K. Salow
F nr. 21, 27, 60 [aseit], nr. 14 [asei]‘); T nr. 45; SWN nr. 36; ‘SON
nr. 56 [aseit], nr. 58 [aseit].
BENEDICTA: Im Süden [boneito], im Norden [benito], [benezido],
ch. 8,38.
STATUM, -AM: Im Süden [astat], [astade], im Norden [estadg],
ei 8025,
Die ersten drei Partiz. geben zu Bemerkungen keinen Anlaß.
Über [koit] neben [keit] ef. p. 34, Anm. 3, ebensowenig auffallend ist
[tret] statt [tret] in nr. 4, da hier sich auch sonst zuweilen [e] statt
[e] findet, cf. p. 15, Anm. 1. [asagut] ist eine den Partiz. der -UI-
Perf. nachgebildete Form. [seut] geht wohl zurück auf älteres
segut, wo intervokalisch & vor u geschwunden ist; darauf ist unter
Einfluß der das e betonenden Formen, wie assech”) usw., Akzent-
verschiebung eimgetreten. Große Schwierigkeiten bieten die nörd-
lichen Formen. Eine Erklärung wäre vielleicht dies: Vom Futur
seyrai aus wurde ein neuer analogischer Inf. seöre”) gebildet und von
seire aus, nach dem Muster faire > fait, seit; das [e] würde aus
Formen, wie asset, stammen.
Die Formen von BENEDICERE sind gelehrt, zum Teil auch
französische Lehnwörter, das südliche [baneito] geht zurück auf
älteres benehite und zeigt die im Süden ganz gewöhnliche Zurück-.
ziehung des Akzentes.
Anmerkung: Bei der Bildung des umschriebenen Perf. herrscht eine
beachtenswerte Verschiedenheit zwischen Norden und Süden. Während ersterer in
der Regel HABERE verwendet, hat letzterer meist ESSE benutzt.
cf. P’AI EU de la peine: nr. 1—16, 18—20, 22—27, 29—32, 49
[sun], sonst [ei] usw., cf. 5125 und p. 153, Anm. 2; J’AI su cela: nr.
1116, 18 32,49, 50:[sun], sonst/[eil, et. 8 125; RAT eru 2nr. 7,8510:
12, 14-16, 21, 27, 32 [sun], nr. 36, 45, 53, 58 [ei], nr. 60 [e]; NOUS AVONS
pris: Im Süden nr. 1—11, 13, 18, 31, 32 [sem], im Norden [abem], ef. 548;
VOUS AVEZ gagne: RA, V [seu], nr. 12 [beu], nr. 3 [taniu]; RB nr. 16
labets], nr. 17 [abet]; F nr. 14, 19—24 [abets], nr. 25—30, 60 [abet];
PULESWN, SON Jabet], nr. 36, 52, 54, 587 [abets], nr233 Tell.
Wie die Beispiele zeigen, gibt es aber keine genaue Grenze
zwischen Norden und Süden. Daß auch dem Süden die Verbindung
') Der Satz lautet in nr. 14: [me sun asei dizuz ün ajbre].
°) Niepage: RDRII, p. 51.
?) *SEDERE anzusetzen ist wegen altprovenz. sezer nicht gut möglich.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 165
von HABERE -- Partiz. nicht fremd ist, zeigen ferner noch Formen,
wie [a turnat], cf. $ 135. Die intransitiven Verba der Bewegung
werden im allgemeinen in beiden Gegenden zwar mit ESSE verbunden,
doch zeigen einige Orte auch HABERE, cf. ils SONT alles: nr. 2,7, 8,
12, 13, 32 [an]; VOUS ETES venu: nr. 16, 17, 21 [abets], nr. 15 [abeul,
nr. 21 aber [es] für die zweite Pers. Singul.
$ 140. Infinitive. 8) Endungen des Infinitivs.
Wir finden die vier lateinischen Typen vertreten, nämlich -ARE,
-ERE, -ERE, -IRE. Zwischen —ERE und -ERE haben auch hier Über-
gänge stattgefunden, doch reichen die vorhandenen Beispiele lange
nicht aus, um von dem Vorherrschen eines der beiden reden zu können.
1. -ARE. SUDARE: Im Süden [sua], im Norden [süza], |seza],
ei. 810.
SALTARE: Im Süden [solta], im Norden [sauta], ef. S 98.
FUMARE: Im Süden [fuma], im Norden [füma], [femal, ef. 5 30.
CANTARE: Im Süden [konta], im Norden [kanta], cf. S 26.
"JOCARE: Im Süden und Norden [zugal, ef. S 74.
*GOMPERARE: In beiden Gegenden [krumpal, cf. 8 29.
2. -ERE. PLACERE: Im Süden [ple], im Norden [plaze], ef. 5 26.
*POTERE: Im Süden [pude], [pugel, im Norden [pude], ef. $ 29.
MULGERE: In beiden Gegenden [mulse], ef. 5 98.
*SAPERE: Im Norden [sabe], cf. 5 43.
PUTERE: Im Süden [pudel, ef. 8 30.
Im Süden scheint auch FACERE zum -ERE-Typus zu gehören,
denn das moderne [fe] kann nicht auf FACERE zurückgehen, da sonst
das auslautende e hätte erhalten bleiben müssen; außerdem ist alt-
katalanisches faher') nicht selten, wir hätten demnach bei FACERE
dieselbe Entwicklung wie bei *TRAGERE, nämlich FACERE >
*FACERE > faher > [fel, wie PLACERE > plaer > pler”), wie
*TRAGERE > "TRAGERE > traher?) > trer. Bei FACERE bleibt dieser
Übertritt natürlich auffällig, da es ein so häufig gebrauchtes Verbum
ist. Doch faher als dem Spanischen nachgebildet zu erklären, wie
Meyer-Lübke es will‘), geht doch erst an, sobald man die modernen
Formen auch ohne diese Zwischenstufe erklären kann; ohne dies
) Ollerich, p. 49.
2) Niepage: RDRI, p. 318.
3) Guarnerio, p.509 und Niepage: RDRII, p. 53.
») Gramm. IL, $ 127.
166 K. Salow
Mittelglied in Anrechnung zu bringen, ist bis jetzt aber eine be-
friedigende Lösung nicht gelungen. Niepage setzt als Vorstufe
für [fe] *FAYERE an'), worin a und y verschmolzen wären und so
ein Stützvokal nicht nötig gewesen wäre. Doch spricht alles da-
gegen. In keiner andern romanischen Sprache wird eine Stufe * FA-
YERE, vorausgesetzt, das Katalanische stände damit ganz isoliert da,
während es mit der Akzentverschiebung dem Spanisch-Portugiesischen
gleichsteht, der Übergang zum ERE-Typus außerdem auch dureh die
endungsbetonten Formen erleichtert wurde. Zwar besitzt das Kata-
lanische, ebenso wie das Provenzalische eine Abneigung gegen -ERE-
Verba?), doch gab es in der älteren Sprache mehr Verba dieser Art
als heute, cf. dever für deure, pler für plaure, reber für rebre, trer
für traure, veser neben veure?) usw., und. dann gehörten die beiden
doch gewiß nicht seltenen aver und poder zu dieser Klasse, so dab
auch der Übertritt von FACERE zum -ERE-Typus als durchaus möglich,
wenn auch ungewöhnlich, erschemen muß. Zu den übrigen auf-
geführten Formen ist nur noch der von SAPERE im Süden gebildete
Inf. [sopige]l zu erwähnen, der wieder die Einfügung der Silbe
-ig- zeigt.
3. —ERE: BIBERE: Im Süden |beurs], im Norden [beure], ef. S 3.
COOERE: Im Süden [kouro], im Norden [koire], [keirel, ef. S 16.
*PLOVERE: Im Süden [plouro], im Norden [ploure], [plaure] ef. $ 17.
SCRIBERE: Im Süden [askriurs], im Norden [eskriure], ef. $ 1.
*TRAGERE: Im Süden [treure], im Norden [traire], ef. S 11
FACERE: Im Norden [faire], cf. $ 11.
CREDERE: Im Süden [kreurs], im Norden [kreirel, ef. S 3.
CADERE: Im Süden [kauro], cf. S 63.
*VIDERE: Im Süden [beuro], im Norden [beirel, ef. 8 3.
VENDERE: Im Süden [benr>], im Norden [bendre], ef. 5 64.
PONERE: Im Süden [ponre], im Norden [pundre], ef. $ 19.
COMPRENDERE: Im Süden [kumpenrs], im Norden [kumprene],
cE2S229:
*TENERE: Jm Süden |tenro], [tenri], ef. S 135.
ÖRESCERE: Im Süden [kresa], im Norden [kreise], [kreisil, cf.
*CONOSCERE: Im Süden [kuneso], im Norden [kuneise], ef. S 20.
DERDR+LLP.369.
2) Meyer-Lübke: Gramm. l.c. und Fabra, p. 36.
>) ef. Niepage: RDRII, unter den einzelnen Verben von p. 41 - 59.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 167
" ESSERE: Im Süden [estrol, nr. 10 [sero], im Norden |estre], cf. S 56.
SAPERE: Im Norden [saure], [sauprel, ef. S. 43. |
Das i in [tenri], [kreisi] ist wohl analogisch nach den -IRE-Verben
gebildet. Bei den Endungen ist sonstnoch darauf hinzuweisen, dab CRES-
CERE und "CONOSCERE den Mittelvokal bewahrt und die Auslautsilbe
abgestoßen haben, cf. $ 34. In betreff des Wandels von -D’R, KR,
GR > [ur] im Süden, ef. S 63, 69, 72. [sera] ist wohl aus esser ent-
standen und hat unter dem Einfluß des Futurums und Konditionalis
den anlautenden Vokal verloren (in den letzteren ist doch wohl die
Apokope früher erfolgt). [saure] geht wohl auf älteres [saubre] zurück,
einem nach dem Futurum und Konditionalis neugebildeten Inf. Das
[b] ist in das vorhergehende [u] aufgegangen. Das [u] selbst stammt
aus dem Pert.
4. -IRE-Typus. COOPERIRE: Im Süden und Norden |kubri], ef. S29.
*PUT + IRE: Im Süden [pudi], im Norden [püdi]. |pedi]. ef. S 30.
*TEN + IRE: Im Süden [tenil, ef. S 135.
*"MULG + IRE: In beiden Gegenden [mulsil, ef. S 98.
PARTIRE: Im Süden [partil, cf. S 135.
*DESTRU + IRE: nr. 12 [dostruil, nr. 47 [destrüil.
S141. 9. Endungen des Futurums und Konditionale.
Das Futurum wird gebildet vom Inf. — den Formen und in
der ersten und zweiten Pers. Plur. — den Endungen des Präs. von
HABERE, das Konditionale aus dem Inf. — den Imperf.- Endungen
von HABERE.
FBSSERBI ASNTe Ve RA TIE I. 9, 10,012, 19: RB nr. 16;
Bann. 14, 21,27, 60; T nr: 45; SWNnr. 36, 53; SON nr. 56, 53 |soral.
CALERE + *I(BJ)AT: Im Süden [kalrio, im Norden [kaldrio],
[kaldro], ef. S 98.
Auch hier ist im Norden Akzentverschiebung eingetreten, wenn
auch auf einem weniger umfangreichen Gebiet als beim Imperf. In-
folge dieser Akzentverschiebung wurde das jetzt unmittelbar vor dem
Tonvokal stehende i zu [y] und schwand dann, da r nicht gut pala-
talisiert werden konnte.
b) Assoziative Vorgänge beim Verbum.
1. Bemerkungen zur vokalischen Stammabstufung.
S 142. «) Stammbetonte Formen, die nach anderen
Formen umgebildet wurden.
Über [sei] statt [sui], ef. $ 125; [ei] statt as ibidem.
168 K. Salow
SITIS ergab [sets] unter dem Einfluß von [ets], ef. 8 129. [podi]
statt des altprovenzalischen pxesc ist analogisch nach den Formen ge-
bildet, wo auf [o] kein Konsonant + ı folgte; schon im Altproven-
zalischen läßt sich pod’ belegen‘). |tenge] = TENEAM verdankt sein
je] den Präsensformen TENES usw., blieb doch [e] nicht mehr überall
vor Nasalen geschlossen. Über [saupre] usw., ef. S 140, über [koit],
[koire] neben [keit], keire], ef. p. 34, Anm. 3; über [aben], [abets], ef.
S 128. [resau] neben [reseu], cf. $ 46, erklärt sich durch Einfluß des
Simplex CAPERE; wie aber und unter welchem Einfluß [reseu] >
[reseu] wurde, vermag ieh nicht zu sagen. Über [kuneso], [kuneise],
cf. p. 39, Anm. 5. Zu erklären bleibt noch [treurs] im Süden, ef. S 11.
Die Ausführungen Saroihandys’) sind keine Deutung. Das [e]
entstand in dem Wort in zwei verschiedenen Formen regelmäßig,
nämlich in *TRAGERE > traher > tree und in dem Partiz.
TRACTUM — fret; von diesen beiden Formen aus drang [e] auch
in die stammbetonten Formen des Präs. und den neugebildeten
Inf. ein.
£) Endungsbetonte Formen, die nach stammbetonten
umgebildet sind.
Über [gwasta], [gwana], [gwarda], cf. $ 27. [treyka], Itreykados],
Iteykeu], [seral, [rosegal, [bendüt], [beygüt], [kumensabo] verdanken
ihr [el oleichfalls den stammbetonten Formen und in [maridats],
[semena], [dezüna], [azüda] blieb der Nachnebentonvokal aus dem-
selben Grunde erhalten. Über [biygut] und [tiygut], ef. $ 138; über
[plaugüt], ef. p. 55, Anm. 1.
2. Bemerkungen zur konsonantischen Stammabstufung.
Über [kauro], [kreuro], [kouro] usw., ef. die p. 167, angegebenen
Stellen. [diwas], [krewas], ef. S 126, [diwon], cf. S 130, sind von
der dritten Pers. Singul. aus durch Anhängen der Endung neugebildet.
Über [puk] und [biyk], ef. S 125. [tiggi]l und Iteyge] haben das
& aus dem Perf. erhalten. [finesen], [fenisun], [murisun] haben [s] und
[s] statt se von den Formen her, wo e vor e und i stand; man sollte
im Norden eigentlich aber auch [s] statt [s] erwarten, ef. PISCEM >
[peis]| und daneben auch [peis]. [sapüt], [sapiget], [saupre] verdanken
das p an Stelle des zu erwartenden b wohl dem Einfluß der Formen,
') Appel: Ohrestomathie ?, Stück 9, Vers 149.
2) GGI?, p. 851, ef. auch Niepage: RDR II, p. 35.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 169
wo p im Auslaut stand und deshalb stimmlos blieb. [abeet] statt
laget] hat [b] infolge des Inf., der ersten und zweiten Pers. Plur.
Ind. Präs. usw. bewahrt. [azeri] hat sein [2] vielleicht aus dem Kon).
Präs. bezogen. [mulse] aus MULGERE hat das s wohl aus dem Perf.
MULSI und dem Partiz. MULSUM erhalten, letzteres existiert heute
noch als mous )).
Über den Ausfall des p in [reseu] infolge von Angleichung an
die Verba mit ursprünglichem b, cf. $46. Diese Analogie wurde
durch Formen wie recebe, recebes, recebon?) usw.”) sehr erleichtert.
Rekapitulation
der verschiedenen Entwicklungen des Nordens und Südens, die vor-
stehende Kapitel der Formenlehre liefern, und ihrer Abgrenzungen.
S 143. Eine genauere Grenze findet sich nur bei der Ersetzung
von -ATIS im Süden durch -ıTIs > [ets] > [eu], ef. $ 129, und bei
der Bildung des Passe, wo der Norden allein noch eine organische
Bildung zeigt, et. S 135. Sonstige Verschiedenheiten sind diese: Nur
der Süden kennt Pluralbildungen mit [us], ef. S 119. Doch reichen
die Beispiele hier nicht aus, um eine genaue Grenze anzugeben.
Ferner ersetzt nur der Süden -AMUS vollkommen durch -EMUS, cf. 8128.
Endlich ergeben -ANT, -UNT im Süden [on], im Norden [-en], [un], ef.
$ 130. Die Grenze zwischen Narbonnais und Roussillon ist ziemlich
genau und zeigt nur ganz geringe Abweichungen. Zu erwähnen ist
auch noch, daß im Süden das umschriebene Perfektum meist mit ESSE
gebildet wird, im Norden dagegen mit HABERE, cf. S 139, Anm.
Kapitel X. C. Wortgeographie.
Neben der verschiedenen lautlichen Entwicklung und morpholo-
gischen Gestaltung der Wörter in zwei aufeinandertreffenden sprach-
lich zwar verwandten, aber nicht gleichen Gegenden, ist für die Fest-
stellung der Grenze zwischen beiden Spracheinheiten die Bezeichnung
desselben Begriffes durch zwei verschiedene Worte von nicht geringer
Bedeutung und läßt außerdem den Unterschied, der zwischen beiden
(ebieten besteht, klar hervortreten. Es soll daher im folgenden eine
Zusammenstellung der Begriffe erfolgen, für die im Norden und Süden
) Koschwitz: Grammaire hist., p. 151.
2105, pl6l,
3) cf. auch Mistral: TF unter recebre die dort angeführten Formen.
.
170 K. Salow
verschiedene Worte existieren, in beiden also verschiedene Etyma
zugrunde liegen. Hinzugefügt sollen ferner die Worte werden, wo zwar
in beiden Gegenden derselbe Stamm vorhanden ist. aber durch ver-
schiedene Suffixe und Präfixe erweitert wurde, oder wo beide dasselbe
Nomen in verschiedenem Kasus aufweisen: endlich werden auch die
Worte berücksichtigt werden, die dem Französischen zu verschiedener
Zeit entlehnt wurden und daher eine verschiedene Lautung aufweisen.
Die hierbei befolgte Ordnung ist rein alphabetisch nach Maßgabe
der französischen Wörter, auf die die Antwort gegeben wurde.
8 144. Begriffe, die im Norden und Süden durch ety-
mologisch verschiedene Wörter wiedergegeben werden.
otı voulez-vous que J'arlle: Im Süden [bazil, cf. S 63, im Norden
[anel, ef. 5 136.
Zwischen dem Narbonnais und Roussillon ist die Grenze genau,
auf der anderen Seite zeigt das Fenouillet aber das südliche Wort.
jallume, allumer: Im Süden auch |onsenil, [onsendroa], cf. S 64, 65,
neben [al’umil, [al'uma], im Norden existiert eine Fortsetzung von
INCENDERE nicht.
Vargent: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [plate], im Norden [arzen], cf. 57.
Eine genaue Grenze kann ich nicht angeben, da das Wort nicht
überall gefragt wurde.
s’asseor: V, RA nr.7, 9, 10, 12 [sosonta], nr. 15 [sasenta];
SWN nr. 53 auch [saseta], sonst [saseire], cf. 5 63.
assis: V, RA nr. 7. 8, 10 [asontat], nr. 12 [asontat], nr. 53 [asetat],
sonst [aseit], ef. 5 139.
[osonta] hat man auf *ADSEDENTARE!) zurückgeführt, ein vom
Partiz. AD + SEDENTEN aus neugebildetes Verbum; [aseta] soll
zurückgehen auf AD + *SEDITARE?).
atteler: V, RA nr. 7, 9, 10, 12, 15; RB nr. 16 [akul’a], sonst
[atela], ef. S 57. [akul’a] ist von CGOLLUM abgeleitet.
"aune: Der ALF, carte 74. bietet [bern], das vom keltischen
VERN kommt. Das Wort war aber nicht in allen Orten bekannt,
überhaupt kannte man die Baumart nicht, wie es die Antworten zeigen.
V. RA nr.7, 10.12; Enr. 14; SWN. nr. 36. [bern], nr2lo or
21, 27, 53, 60 [um]?), nr. 10, 32 auch [um], nr. 45, 56, 58 blieben die
Antwort schuldig. [um] ist —= ULMUM.
Kt2, nT 956:
2) ib., nr. 958.
>) cf. auch Mistral: TF unter oume.
Katalanisch languedokisches Grenzgebiet all
!antomme: Im Süden [tardu], im Norden [tardu], ef. S 26 und [au-
tuno], ef. 5 28.
tu avais vaison: vous avez un beau chien: J ai eu du plaisir:
Im Süden [tanios], [toniu], [sun tiggut|, im Norden [abios], [abyoz],
[abets], [ei agüt], ef. S 59, 81 und für die Formen von HABERE cf.
8 59, 91, 132. Grenze nicht ganz scharf.
depuis (S 60) avant-hier: nr. 7 [dopuzeyiro], nr. 9, 32 [dezda do-
puzoyiro], nr. 10 [dezda despuzie], nr. 12 [despuzeir), nr. 15 [dezdo-
bandayir], nr. 14 [despe abantyer] und [zazye pasatl|, nr. 16 [dezompei
yer dol’a]l. nr. 21 [dezampei dezazye pasat], nr. 27 |dezampei zazye pa-
sat], nr. 36 [dompei abantyer|, nr. 45 [despei abandyer] und [yer dol’a],
nr. 53 [dezampei dyer dol’al, nr. 56 [dezampei dyer dela]. nr. 58 [dompei
abantyer] und [yer dela], nr. 60 [despei abandyer].
aveugle: Im Süden [syegul, ef. S 35, im Norden [abükle], Jab«ekle|,
ci. 8 9. |
le balai: V, RA nr. 2, 4, 6-10 [askumbr>a], nr. 12, 15 [askumbr>],
im Norden [engran’ero], ef. S12. Das südliche Wort gehört zum
mittellateinischen COMBRUS'), das man aus dem Keltischen hergeleitet
hat, das nördliche hängt mit dem germanischen "GRANA zusammen ?).
musneru chien V, RA nr. I, 2,813, 15 |bunik], nr; 3, '31
[gwapu], im Norden [pulit], ef. S 29: in beiden Gegenden ist daneben
auch [bei] gebraucht, nämlich in nr. 4, 5, 29, 30, 33, 35, 36, 39, 41,
43 45, 54-59. Eine weit größere Ausdehnung zeigt BELLUS in:
c’est un bel homme, cf. S 47, wo nur nr. 1, 2, 10, 12, 15, 31 [bunik] und
nr. 16, 17, 24, 34 |pulit| zeigen; noch eine andere Ausbreitung finden
wir in: c’est une belle piece: V, RA nr. 7, 10, 12, 15 [bunika]; SWN
nr. 36; T nr. 45; SON nr. 56, 58; F nr. 60 [beto], nr. 53 [bel’o] und
ferner POLITAM, cf. S54. Trotz des Schwankens in den Beispielen
ist doch ersichtlich, daß die beiden charakteristischen Wörter [bunik]
und [pulit] räumlich getrennt sind, und zwar durch das oben angegebene
Bündel, RB geht mit dem Norden. [gwapu] ist dem spanischen gaapo*)
entlehnt; nach Morel-Fatio wäre auch [bunik] ein spanisches
Lehnwort®).
bexcer: nr. .(, 9, 10, 15 [grunsula], nr. 7 auch [zita], nr. 12, 16,
!) Meyer-Lübke: Einführung, p. 185. ef. auch Ktg°, nr. 2351.
2), Kre®, nr. 4391.
3) ib., nr. 9996 — * VAPPUS.
SAGE T pP. 873.
172 K. Salow
58 [bresal, nr. 36 [brosa]. [bresa] ist nach Körting = VERSARE));
[grunsula] eine Weiterbildung von gronzar, dessen Etymon mir nicht
bekannt ist.
le beurre: Im Süden [manteg>], ef. S 26, im Norden [büre], [beere],
cf. $33. Die Abgrenzung ist in diesem Beispiel genau dem üblichen
Linienbündel entsprechend. RB geht mit dem Süden.
c’est bien bon: Im Süden |[bem], ef. S 47, im Norden [pla], ef. $ 42.
Die Grenze zwischen beiden ist genau die gewöhnliche. RB gehört
zum Norden.
bientöt: Im Süden [abiat], ef. S 121, im Norden [Y'eu], [leu], ef.
S 88. Aberenzung die übliche. RB zum Süden gehörig.
bouteille: Im Süden [ompul’o], im Norden [butel’o], [kabeto], ef.
$38. Die Grenze des Wortes [ompul’o] ist das Linienbündel von
oben. RB gehört zum Süden.
la bru: Im Süden [nora], ef. $ 104; F nr. 14 [bel’a fil’o], nr. 60
[betg filo]; 'T nr. 45 [beig Al’o]; SWN nr. 53 [bel’o fil’o], nr. 36 [belo
fil’o]; SON nr. 56, 58 [beto fil’o].
braun, brune neben [brun], ef. $ 113, und [bruno], ef. 8 47, zeigen
nr. 3, 6, 9, 16, 32 [murenu], nr. 10 [muril/u], nr. 3, 9 [muren»], nr. 16
mureno], nr. 10 [muril'o].
du lait caslle: Im Süden, V, RA nr. 7, 9, 10, 12 [brusada], nr. 15
und F nr. 14 auch [brusado]; nr. 19 [brusads], nr. 21 [brusado]; im
Norden [kaulado], [kallado], ef. $ 79. Das südliche [brusa] gehört zu
provenz. brousso, das man mit griech. 8owo:c hat zusammenbringen
wollen?), wobei aber [s] statt [z] große Bedenken erregen muß.
le champignon: V, RA nr. 7, 9, 12, 15 [bulet], nr. 10 [Zirbula];
RB nr. 165; F'nr. 14, 21,60 [bulet],;, nr. 27>[bulet]; Tnrr 492508
nr. 56, 58 [&in’un]; SWN nr. 36 [bulet], nr. 53 [zireulet]. [bulet]
hat man wohl mit Recht abgeleitet vom griechischen BwArrns, das
latinisiertt BOLETUS ergab’). Auch [zirbulo] und [Zirgulet] gehören
ihrem zweiten Bestandteil nach hier wohl her. [öampin’un] ist natür-
lich dem Französischen entlehnt.
la charrue: V, RB nr. 16; RA nr. 15 llapel, nr. 7, Ihre)
nr. 10, 12 [lape]; im Norden [araire], cf. $ 55.
les cheveux: Im Süden [kobel’s], im Norden [pelsis], ef. $S4. Die
Abgrenzung ist die übliche, RB gehört zum Norden.
') Ktg?, nr. 1535, 10089 und 10102.
2) Mistral: TF unter brousso.
3) Ktg?, nr. 1494.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 173
le chien: Neben [ka], cf. S 113, im Norden auch [gus], ef. p. 135,
Anm. 1; abgeleitet wird letzteres vom slavischen KUÖKA').
les ciseaux: RA nr. 5, 7, 10 [astizorss], nr. 9, 12, 15 [pstizoros];
im Norden [sizeus], ef. S 6.
le cog: Im Süden [gal’], im Norden [galinat], ef. S 78, und [pul’).
{pull, ei. 8.42.
le cordonnier: Im Süden [sabote], im Norden [kurdune], ef. $ 12.
Abgrenzung die gewöhnliche, nur nr. 20 kennt auch das südliche
. Wort; RB gehört zum Süden.
couper: Im Süden [troyka], ef. $ 53, im Norden [kupa], ef. 8 29,
nr. 3, 15 [askadza], nr. 31 [oskotsal, nr. 15 [tale]. Grenze die übliche,
RB zum Norden gehörig.
le couteau: Im Süden [g»nibet], ef. S 73, nr. 12 auch [robu], im
Norden [kutel’], [kutel]l, ef. S 29. Abgrenzung die gewöhnliche, RB
geht mit dem Norden. Das Grundwort zu [gonibet], [gobins] ist auch
im Norden fortentwickelt, wo es [gabino] ergab.
la eruche: Im Süden [pual], ef. p. 82, Anm. 3, im Norden nr. 16,
36, 45, 53, 56, 58, 60 [butel’ol.
danser: Im Süden [bol’a], im Norden [dansa], ef. $ 26. Grenze
die übliche, RB zum Norden gehörig.
Dzımer NV, RA nr. 1—3,5,6, 9-13, 15, 31 [ozmurzal, nr. 4,
7, 8 [azmurza]; RB nr. 17 [amurzal, nr. 16; F nr. 20 [ozmurza]; im
Norden [dezena], [dezünal, ef. $ 32. Die Abgrenzung ist mit Aus-
nahme von nr. 20, eines Grenzortes im Fenouillet, die gewöhnliche, RB
gehört zum Süden. Das südliche Wort gehört zum spanischen almorzar,
portugiesischen almocar, spanischen almuerzo, portugiesischen almoco,
das man mit lateinischem ADMORSUS?) zusammengebracht hat.
denicher: Im Süden [treuro], ef. S$ 11, [bloga], cf. S 23, [dostruil,
cf. $ 140, im Norden [traire], cf. $S 11, [plega], ef. $ 23, [destrüi],
ef. $ 140, [denisal, ef. 8 62, nr. 41 [ful’al, nr. 57, 59 [serka], nr. 51
[kampal, ur. 30 [dezambuskal, nr. 17 [gafal. [serkal kommt von
CIRCARE, wobei aber [e] auffällig ist. [gafa] französisch gaffer wird
aus dem Germanischen abgeleitet’). [dezambuska] ist eine Bildung
mit bosk.
descendre: Im Süden [b»sa], ef. $27, im Norden [dobal’a], ef. 8 86,
[desendre], cf. $ 70.
1) Ktg?, nr. 5336.
?) ib., nr. 3006.
3) ib., nr. 4101.
174 K. Salow
un duro: V, RB, RA, F [duru], nr. 30 [duro]; P, SWN nr. 36—38,
51.53; SON; T nr. 43, 45 [duru]; im Norden üblicher [esküt], ef. S 25.
öcnelle: Neben [askudel’o], [esküdel'o], ef. S 25, nr. 10 [asxeto]
und [fusto], nr. 45 [kaso|.
enfant: Neben [mainace], ef. S 90, nr. 21, 36 [guzat], was man
mit hebräischem 60J') zusammengebracht hat.
jentends: Im Süden [senti], ef. $S 125, [owil, ef. S 13, im Norden
[entendi], cf. S 25.
essayer: Im Süden |pruba]. ef. S 42, nr. 7 auch [mida], im Norden
[ansata], ef. S 25.
aim: Im Süden [fam], ef. $S 84, im Norden [talen], ef. $ 7. Ab-
erenzung die übliche, nur daß nr. 20 das südliche Wort aufweist;
RB gehört zum Süden.
la femme: Im Süden [dono], ef. S 14, im Norden [fenno], ef. S 4.
Aberenzung die übliche, RB gehört zum Norden.
fermez: Im Süden |[toykeu], im Norden neben [taykats] auch
Itampats], ef. $ 91. Die Abgrenzung zwischen beiden ist keineswegs
dem Linienbündel von oben entsprechend: das südliche Wort geht
in den Norden hinein.
la ‚figure: Im Süden |karo|, ef. S 104, im Norden [figüro|, [figeero],
cf. $22. Abgrenzung die gewöhnliche, nur nr. 19 zeigt auch das
südliche Wort; in RB gehört nr. 16 zum Süden, nr. 17 zum Norden.
les garcons: V, RAnr. 1, 2, 31 [nins], ar. 7—I2 Imin/us], nr. 13
[psl’adus], nr. 2 [mainagos], nr. 6 [moinatyos], nr. 3—5, 13, 15 [mai-
nagos]; RB nr. 16 [guzats], nr. 17 [gugatsl; F, P nr. 47—49 [guzats],
nr. 60 [mainaces], nr. 50 [petits], nr. 59 [mamazes], nr. 52 [pil’ars]; T
nr. 41 [pil’ars], nr. 42 [mamacos], nr. 43, 44, 46 [guzats], nr. 45 [pieus];
SWN nr. 36—38 [guzats], nr. 40 [mainacos], nr. 51, 53 [mainazes],
nr. 39, 54, 55 [pil/ars[; SON nr. 34, 35, 56, 58 [guzats], nr. 33 [drolos],
nr. 57 [mainaces.. Was die Etymologie angeht, so hat man Imm’us]
mit keltisch MIN?) und [drolo] mit skandinavischem TROLL?) zusammen-
gebracht. [nin] ist maskuline Bildung zu nina, das von *NINNA her-
geleitet‘) wird.
la grand’mere, le grand pere: Im Süden [abil, ef. S 34. Man
setzt, um beide zu scheiden, [don»s] oder [gms] hinzu. Im Norden
1) Ktg?, nr. 4295.
>) ab nr. "6173:
3) Mistral: TF wnter drole.
) Kte®; nr. 6545.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 17
=
EFU
heißt grand’mere: F nr. 14 [manino|, nr. 21, 27 [moninu|, nr. 60 [meni-
no]; T nr. 45 [manino], [mameto]; SON nr. 56 [mameto], nr. 58 [ma-
meto]l; SWN nr. 53 [tatoto]; RB nr. 16 [tayo|, über [grammaire] ef.
S 114; grand pere lieferte diese Formen: RB nr. 16 [tabil; F nr. 14,
21, 27 [p>pil, nr. 60 [püpi]; T nr. 45 [papil, [papet]; SWN nr. 53 [tatot];
SON nr. 56 [papel, nr. 55 [papel, über [grampaire], ef. S 114. |[tatot],
[tatoto] ist wohl eine Weiterbildung von lateinischen TATA mit Hilfe
des auch im Katalanischen geläufigen Suffix [-ot]. [papet] und Imameto]
sind von PAPPA und MAMMA mit Hilfe von -ITTUM abgeleitet. [menino]|
gehört wohl mit spanisch-portugiesischem menina zusammen, die man
auch zum keltischen MIN gestellt hat'). [tayo] = altfranzösisch taie
gehört zu ATAVIA?); man muß die unregelmäßige Entwieklune in
Itayo] auf Konto der Kindersprache setzen.
grillon: Im Süden [rikrik], ef. S 103. im Norden daneben [gril’].
[grit], ef. S2. Auch hier ist die Grenze durchaus nicht scharf.
des animaux qui habitent les bois: Im Süden [abiten|, [reston].
[sd stan], nr. 9, 18 [so biwon], nr. 6 [son], nr. 11 [sun], im Norden [abitun|,
[restun], [damorun], ef. SS 39, 130.
hier: Im Norden neben [yer] auch [zazye], ef. S 8.
le jour: Im Süden [dio], ef. p. 15. Anm. 2, im Norden [zur], [zun],
et. S61. Grenze die gewöhnliche. RB zum Norden gehörig.
laver: Im Süden [rontal, cf. S 103, im Norden [laba], ef. S 86.
la maison: Im Süden [kazel, cf. S 10, im Norden [ustall, et.
$31. Grenze die übliche. RB gehört zum Norden.
le maitre de la maison (= proprietaire): V, RA nr. 7, 9, 10,
12, 15 [amu], im Norden mestre], cf. S 26; [amu| ist spanisches Lehn-
wort. Spanisch - portugiesisch «mo stammt aus der Kindersprache’)
und ist eine Neubildung von ama = Amme.
vous vous mariez: Im Süden [kszeul, cf. S 129, im Norden
Imaridats], ef. $S 92. Grenze die gewöhnliche, RB zum Norden gehörig.
le panier: Im Süden [sistel’], cf. S 24, im Norden [pan’e],
ers 111.
un peu: Neben der Vorsetzung von PAUCUM in beiden Gegenden,
er 5 13, zeigt nr. 6 [um bre], nr. 21, 23, 24, 26, 27, 29, 47—49 [Sik],
nr. 19 auch [sik], nr. 17 [obriko], nr. 43 [abriko]. [sik] wird abgeleitet
DER: nr. 6173.
2) ib., nr. 1001.
3) ib., nr. 604.
176 K. Salow
von GICGUS == Kirschkern'), ein Wort, das schon bei Plautus „von
geringem Wert, wenige“ bedeutet.
les pommes de terre: Im Süden [trufos], ef. S 84, im Norden: F
[patanes], nr. 14, 21 [patanos], nr. 19 [patanes]; RB nr. 16 [patanes],
nr. 17 |patanos]; P [patanes]; T, SWN [patanos], nr. 36, 40 [patanus];
SON nr. 56—58 [patanos], nr. 34, 35 [patanos], nr. 33 [patanus]; V
[pstanss|(D; RA nr. 15 [patanss]. Die Grenze zwischen dem nörd-
lichen und südlichen Wort fällt nicht mit dem Linienbündel von oben
zusammen. |patango] wird wohl, wie spanisches, italienisches patata,
portugiesisches batata, aus der Eingeborenensprache Amerikas stammen’).
pourguos: Auber Verbindungen, denen PER und QUID zugrunde
liegen, cf. 5 66, erscheint in nr. 35—39, 41—45, 51, 54, 56 [kusi]°);
letzteres lautet im Altprovenzalischen cons’, cost = com + si =
QUO MODO + SIC.
le sarrasın?d): V, RA nr. 1, 9 [fol], nr: 7 [iazoll 256
[blat do moru], nr. 3, 10 [blat da moru], nr. 5, 15, 31 [blat negro], nr. 4
[mil], nr. 8 [pelum]; F nr. 20 [blat nigre], nr. 14, 19 [mal’orka], nr. 21,
23, 25, 26, 29, 30 [mal’orko], nr. 27 [mal’orku], nr. 60 [blat]; P nr. 47
[mil’orku], nr. 52 Imil’orko]; T nr. 41 [mal’orku], nr. 45 [mil’orku],
nr. 41 auch [sarazi]; SWN nr. 38 [blat da munsolu], nr. 40, 51 [sarazi],
nr. 55 |sarazin]; SON: nr. 33 [Sarazin]. Nr. 11, 12,713, 16, 10227232
33—36, 42—44, 48-50, 53, 54, 56—59 gaben überhaupt keine Ant-
wort, da sie weder das französische Wort, noch die anderen Patois-
wörter verstanden. [blat da moru] bedeutet Mais, [mil] ist = MILIUM,
die Hirse°), [fozol] ist vielleicht = FABA + IOLUM.
la saucisse: Im Süden |’uygoniso], cf. S 69, im Norden [salsiso],
cf. $ 38. Das südliche Wort gehört zum spanischen longaniza, das von
LONGANON hergeleitet wird®).
la scie, scier: Im Süden [sero], [sera], ef. SS 6, 104, im Norden
[rosegg], ef. S 6 und [rosegal, ef. $ 25. Eine dem Linienbündel von
oben entsprechende Abgrenzung beider Worte gibt es nicht, die
Grenzorte Roussillons haben das nördliche Wort angenommen.
%
aKter> nr 2163.
2) ib., nor. 9794.
>) Andere Formen bei Mistral: TF unter coussi.
*) Da diese Getreideart nicht bekannt war, so sind die aufgeführten Worte
nicht sicher und mit Vorsicht aufzunehmen.
>) Kte.>, nr..6160.
6) ib., nr. 5685.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet AT
la soeur: Im Süden [zirmans], ef. $ 24, im Norden [sor], [sore],
ef.$ 105. Die Genze die übliche; RB gehört zum Norden.
tomber: Im Süden [kaurs], ef. $ 63, im Norden [tumba], cf. S 29.
toujours: Im Süden [sempro], ef. $S45; RB, P, T, SON [tuzur],
nr. 47, 59 [tuzun]; SWN [tuzur], nr. 39 [tuzure]; F [tuzun], nr. 26
[tueun], nr. 14, 19, 60 [tuzur]l. Grenze die gewöhnliche, RB zum
Norden gehörig.
trop: Im Süden [mas»], ef. $ 10, nr. 10 und 11 auch [forso]'),
im Norden [trop], ef. $S46. Grenze die übliche. In RB nr. 17 zum
Norden gehörend, nr. 16 schwankt.
troupean: Im Süden [romat], ef. $ 103, im Norden [trupel‘),
[trupel], cf. S 45.
trower: Im Süden [trobos], im Norden neben [trobes], auch
[trapes], ef. $ 14 und ib. Anm 1.
uses: Im Süden neben der lautlichen Fortsetzung von USATAS
[troykados], ef. 8 39, nr. 2 [rospados].
$ 145. Worte, dieim Norden und Süden zwar denselben
Stamm zeigen, aber durch verschiedene Suffixe erweitert
wurden, oder in beiden Gegenden in verschiedenem Kasus
existieren.
la bouse?): V [buiro]; RA nr. 7, 10 [buino], nr. 12, 15 [buo]; RB
nr. 16; T nr. 45; SWN nr. 36, 53; SON nr. 56, 58; F nr. 14, 60 [buzo],
nr. 27 |[buzu].
cela: Im Süden [so], im Norden [ako|, cf. S 17 und 124. Grenze
die übliche, RB zum Norden gehörig.
chatousller?): V, RA nr.7, 9,10, 12,15; F nr. 14, 21 [fe posigulos],
nr. 27 [sigulos], nr. 60 [sidulos]; RB nr. 16 [fa pasigulos]; T nr. 45
[faire de kausigules]; SWX nr. 36 [faire de kausigulos], nr. 53 [kausigulos],
SON nr. 56 [faire de kausigulos], nr. 58 [pesigulos].
chauffer: Im Süden [oskolfa], im Norden [kalfa], [kaufa], ef. $ 31.
la chauve-souris: Im Süden [ratopanera], im Norden [ratopanado],
cf. $10. Die Abgrenzung zwischen -ARIA und -ATA stimmt nicht
mit der oben angegebenen Grenze überein.
la cheminee: Im Süden [simanel’o], ef. $ 26, im Norden [eimin’eiro],
ef. 812. Grenze die übliche, RB zum Norden gehörig.
1) Dieses Wort in dem Satz: quand on a trop de soif; beide haben Imaso]
in dem Satz: la cuisine est trop etroite; nr. 16 hat im ersten [trop], im zweiten [mas].
2) Saroihandy: GG I?, p. 854, setzt *BUCINA an; cf. auch Ktg.?, nr. 1528.
®) ef. Mistral: TF unter sidoulo.
178 K. Salow
le cresson: Im Norden neben [greisos], auch [gresil’us], [Kresot],
Ikreisu], ef. $ 73.
dieu: Im Süden [deu], im Norden [dius], ef. $S9. Mit Ausnahme
von nr. 20 und 25, die auf DEUM zurückgehen, ist die Grenze zwischen
dem Nominativ und Akkusativ die gewöhnliche, RB gehört zum Norden.
*E0: Im Süden [zo], im Norden [yeu], ef. S 9 und 124. Grenze
die übliche, RB zum Norden gehörig.
le Juillet: Im Süden [zul’ot], im Norden [zül’et], ef. S 30.
nouwveau: Im Süden [nou], ef. $ 17, im Norden [nubel‘], [nubel],
cf. 829. Mit Ausnahme von nr. 19 und 22 ist die Grenze die ge-
wöhnliche, RB geht mit dem Süden.
quel: Im Süden [kin], im Norden [kün], [ken], ef. $ 108. Die
Grenze zwischen beiden ist nicht dem Linienbündel entsprechend.
qrelgue chose: Im Süden [kalkom], im Norden [kikon], ef. S 124.
soleil: Im Süden [sul], ef. S 35, im Norden [sulel’), [sulel], ef. $ 3.
Grenze die übliche, RB gehört zum Süden.
tisserand: Im Süden [tisodu], im Norden [tiseire], ef. $ 3.
8 146. Worte, bei denen sich im Süden die lautgesetz-
liche Entwicklung noch findet, während der Norden schon
die schriftfranzösische Form zeigt, und solche, wo beide
Gesenden unter dem Druck der Schriftsprache ihre eigen-
tümliche Form aufgegeben haben, aber die entsprechende
französische zu verschiedener Zeit aufnahmen und daher
dieselbe in verschiedener Lautung zeigen.
le boucher: Im Süden [kornise], ef. S 69, im Norden das der
Schriftsprache entlehnte [buce], ef. S 74. Die Abgrenzung die übliche,
RB nr. 16 geht mit dem Süden, nr. 17 kennt beide Worte.
febrem: Im Süden [febro], im Norden [fxebre], ef. 86.
gauche (fem): Im Süden [askero], cf. S 89, im Norden: F nr. 14
[gauco], nr. 29, 60; P, T, SWN, SON [gauöo]. Die Grenze verläuft
nur zwischen dem Narbonnais und Roussillon nach der üblichen Weise,
sonst reicht das südliche Wort bis tief nach dem Fenouillet hinein;
esquerra war im Altprovenzalischen nicht unbekannt'), man sieht es,
wie spanisch izqwierdo, portugiesisch esquerdo, als iberisch an?), es
ist auch im Baskischen vorhanden’).
Janvier: Im Süden [zone], im Norden [Zanbye], ef. $ 12.
') Suchier: GG I?, p. 838, und Mistral: TF unter esquerre.
2) Meyer-Lübke: Gramm. TI, $S 21.
3) Gerland: GG T?, p. 426.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 179
le jardinier: Im Süden [urtula], ef. $ 32, im Norden [Zardin’e],
cf. $12. Die Grenze die übliche, nur daß nr. 19 das südliche Wort
hat und nr. 13 auch das nördliche kennt; RB gehört zum Süden.
medecin: Im Süden [me8>], ef. S 33, im Norden [medesi], ef. 8 32.
Abgrenzung die übliche, RB zum Norden gehörig.
meme: Im Süden [motei], cf. $ 44, im Norden [memes], ef. $ 124.
soizante: Im Süden [sisante], im Norden [swasanto], cf. $ 24.
Die Aberenzung die gewöhnliche, RB gehört zum Norden.
tailleur: Im Süden [sastro], ef. S 56, im Norden [talfür], [tal’cer],
ef. 8 98. Die Abgrenzung die übliche, RB gehört zum Süden.
la voöx: Im Süden [beu]. im Norden [bwes], ef. S 20. Abgesehen
davon, daß nr. 19 und 20 auch das südliche Wort kennen, ist die
Grenze die gewöhnliche; in RB zeigt nr. 16 die südliche, nr. 17 die
nördliche Form.
voleur: Im Süden [l’adro], ei. $ 55, im Norden: F nr. 21, 27
[bulür], nr. 14, 60 [buler]; T nr. 45 [buler]; SWN nr. 36, 53; SON
nr. 56, 58 [buler]').
il voyage: Im Süden [bia&o], im Norden [buyazo], ef. $ 25. Ab-
grenzung die übliche, RB zum Süden gehörig.
la boöte: Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem
Vokal. V, RA [bwata]; RB nr. 16 [bwatg], nr. 17 [bwato]; F nr. 14,
21 [bwata], nr. 19, 20, 22—24 [bwato], nr. 25, 26, 28, 29, 30, 60 [bwetol,
nr. 27 [bwetu]; P, T, SWN, SON [bweto], nr. 33 [bwato], nr. 1--3,
42—44, 47 [b] statt [b]. Es gibt zwischen beiden Lautstufen keine
dem gewöhnlichen Linienbündel entsprechend verlaufende Grenze.
Rekapitulation.
S 147. Zu den von der Lautlehre und Formenlehre auf-
gezeichneten verschiedenen Entwicklungen des Nordens und Südens
liefert die Wortgeographie noch nachfolgende einzelne Wortgrenzen,
die genau oder doch nur mit ganz kleinen Abweichungen dem in
den Vorbemerkungen skizzierten Linienbündel entsprechend verlaufen.
beau, bel, belle, beurre, bien, bientöt, bouteille, cheveux, cordonnier,
couper, couteau, danser, dejeuner, faim, femme, figure, joür, maison,
marier, soeur, toujours, trop, cf. S 144; cheminee, cela, dieu, ” EO, nouveau,
soleil, cf. 8 145; boucher, gauche, jardinier, medecin, soixante, tailleur,
voix, il voyage, ef. S 146.
') Innerhalb einer Exspirationsgruppe nach auslautendem Vokal.
.12*
Alphabetisches Wortverzeichnis.
8 148. Es werden die lateinischen Formen zitiert; die fett-
.gedruckten Zahlen bezeichnen die Paragraphen, wo sich die Worte
vollständig transkribiert finden.
* Abanteare $ 48, 111.
Abellana 8 26, 99.
-abilem $ 36, 49, 99.
*acucula $ 21, 74.
* adeapant $ 10, 76, 130.
ad-+ collum + are $ 144.
ad illos $ 93.
adjutare $ 32, 63.
adjuto 8 26, 95, 125.
Verb. zu *admorsus $ 144.
* adsedentare $ 144.
ad + *sedere $ 63, 144.
Partiz. von ad + *sedere $ 159, 144.
* adseditare S 144.
ad-+ via+ atum $ 121, 144.
aestivum $ 1, 25, 88.
franz. äge $ 23.
agnellum $ 80, 112.
*aio 8125, 139.
ala 8 97.
alauda + itta $ 28, 32, 62.
alba $ 51, 98.
alium 8 35, 101.
*alluminare $ 50, 144.
franz. allumettes $ 3.
* allumino $ 99, 107, 125, 144.
alta $ 38, 57, 98, 109.
alteros 8 56, 98, 122.
ambulamus $ 26, 91, 108, 128.
ambulatis $ 137.
ambulatos $ 37, 122, 138.
ambulem $ 136, 144.
amicum $ 1, 77, 107.
span. amo $ 144.
ampulla $ 38, 144.
animal + s $ 26, 32.
annum $ 114, 118.
annos $ 91, 114, 118.
*ant $ 130.
apiculas $ 3, 33, 43, 75, 118.
Verbalsubst. zu aprieare $ 44.
aprilem $ 2, 44, 100, 104.
aqua $ 11, 82.
aquam ardentem $ 27, 59, 82.
aquam benedictam $ 38.
aratrum $ 55, 104, 144.
[ape] $ 144.
arborem $ 53, 118.
arbores $ 50, 104, 118, 119.
| argentum $ 7, 59, 72, 144.
*as 8 126.
lastizoros] S 144.
Zatasıl2T:
attentionem $ 26, 57.
attitulare oder ad + telum + are $ 57.
auca $ 13, 76, 87.
aucellos $ 28, 102, 118.
aucellum $ 28, 70, 118.
audio $ 13, 125, 144.
a(u)gurium + osos $ 28, 37, 79, 104, 122.
a(u)gustum $ 28, 79.
aurum $ 15, 105.
autumnum + a $ 28, 144.
Passe def. von aver $ 155.
Partiz. passe von aver 859, 79, 138, 144.
franz. aveugle $ 99, 144.
avium $ 34, 144.
Ballare S 26, 144.
barba $ 47, 104.
*hassiare $ 27, 90, 144.
bellam $ 144.
bellum $ 47, 144.
bene $ 47, 114, 144.
benedietam $ 58, 62, 139.
bestias $ 33, 39.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet
bibebat 8 39, 133.
bibere $ 5, 49, 105, 140.
bibit $ 127.
germ. blanc + am $ 38, 76, 111.
germ. blanc $ AT, 77.
[blat do moru], [blat negra] S 144.
franz. boite $ 146.
boletus S 144.
[bunik], [buniko] $ 144.
bonos $ 15, 111.
bonum $ 15, 47, 113, 114.
franz. bouse $ 145.
boves $ 17, 47.
Plur. von braechium $ 37, 69, 119.
branca $ 38, 47, 76, 111.
[brusado] S 144.
bruma $ 47.
germ. brun S 115, 144.
germ. brun + a SAT, 144.
franz. boucher $ 74, 146.
onomat. buff + are $ 50, 84.
*hursa $ 47, 90, 104.
*buscos 8 37, 76, 77, 119.
*hutticula $ 38, 75, 144.
*butirum $ 38, 55, 144.
Caballa $ 99, 118.
caballos S 102, 118.
caballum $ 73, 101, 118.
cadere $ 65, 140, 144.
calceas :$ 70, 93, 118.
calcem $ 71, 98.
*calefare $ 31, 84, 98, 145.
calentem $ 138.
calere + *i(b)at 8 98, 141.
ealet $ 58, 100, 127.
calidum $ 33, 66, 98.
calorem $ 18, 105.
camera $ 10, 50, 104, 107.
caminum + aria u. + ella $ 12, 26, 32,
Ta, 145.
* camminos $1, 111, 118.
campum + are $ 144.
campum $ 10, 46.
canem $ 115, 144.
cannabem $ 34, 51, 111.
cantant $ 39, 130.
cantare $ 26, 57, 73, 111, 140.
cantionem $ 26, 57.
capillos S4, 91, 102, 144.
capra $S 10, 104.
* capritum S 44, 104.
capsa $ 11, 4.
*cara $ 104, 144.
carbonem $ 18, 51, 104, 118.
carnem $ 114.
* carniciarius $ 69, 105, 146.
carım $ 105.
* carricare $ 74, 104.
casa $ 10, 90, 144.
* casatis 8 129, 144.
castellum $ 101.
catena $ 4, 73, 110.
cathedra S 8, 63, 73, 104.
cavea $ 33, 39, 87.
cava + itta $ 38, 14.
caelum $ 6, 67, 100.
causas $ 15, 90, 118.
franz. champignon $ 144.
franz. chatouiller $ 145.
franz. cheminee $ 26, 73, 145.
centum S 7, 59, 123.
cera $ 5, 67.
*ceraria statt cerasus $ 12, 25, 104.
cerebellum $ 24, 104.
cibata $ 10, 24.
eiccum $ 144.
span. ciego $ 35, 144.
span. eigarro $ 55.
cimicem $ 33, 34, 67, 71, 107, 117.
ceinerem $ 4, 33, 36, 64, 117, 118.
einquaginta $ 22, 82, 83, 111, 123.
einque $ 85, 123.
circare $ 144.
*cisellos $ 6, 102, 144.
*cjsellum $ 22, 67, 90.
*cistellum $ 24, 144.
clarum $ 73, 105.
coagulata $ 79, 138, 144.
cocere $ 16, 69, 105, 140.
cocina $1, 68, 110.
coctum $ 16, 139.
*colaphare $ 29, 45, 98, 144.
colaphos $ 14, 35, 44, 91, 98, 118.
181°
182
colaphum $ 46, 118, 124.
collum $ 14, 73, 101.
eompetare 829, 31,45, 104,107, 140:
*comperatus $ 122, 138.
a $ 29, 64, 140.
*conoscere $ 20, 34, 70, 105, 140.
consilium $ 90, 101, 111.
co(o)perire $ 29, 31, 44, 104, 105, 140.
cor $ 14, 105, 117.
*corduban + arius $ 12,
corium 2 73, 108.
corpus $ 52.
corrigias $ 9,
coxa $ 16, 75
credere $ 3, 36, 63, 140.
Partiz. passe von credere
credis 53, 62, 126.
144.
72, 104.
crepant $ 6, 43, 130.
crescere $ 34, 70, 105, 140.
erescit $ 127.
crista s 38, 57
erucem $ 20, 71.
cruda $ 21, 38, 62, 73.
cubitum $ 49, 73.
cultellum $ 29, 98, 144.
culum 8 21, 73, 100.
*cuminitiabat $ 23, 57,
*cuminitiant S sa 107,
133.
150.
Daemonium $ 23, 113.
ahd. danson $ 26, 90, 144.
de + ab + ante $ 48.
debebant $ 39, 134.
debebatis $ 134.
decem $ 71, 123.
decem et septem $ 68, 123.
decem et octo S 68, 123.
decem et novem S 17, 68, 123.
decembrem $ 7, 36, 50, 68.
de (il)los S 124.
* demorant $ 39, 130, 144.
*denidare S 62, 144.
deosum $ 61, 93.
[dozambuska] $ 144.
descendere $ 64, 70, 144.
*destruire $ 140, 144.
deum $ 9, 36, 61, 120, 145.
8 73, 79, 138.
K. Salow
*devallare $ 86, 144.
diabolum $ 28, 49, 61, 99.
| dieis $1, 61, 68, 126.
| dieit 8 127.
| dieitis $ 68, 91, 129.
dieunt $ 37, 58, 114, 130.
diem p. 15, Anm. 2, $ 144.
diem dominicum $ 36, 63, 64, 107.
diem lunae $ 91, 111, 120.
diem Martis $ 56, 91, 120.
diem Mercurii $ 91, 104, 120.
diem Jovis $ 17, 87, 95, 120.
diem Veneris $ 64, 120.
diem sabbati $ 39, 49,
dieitum $ 88.
90, 120.
directam $ 3, 22, 61, 75.
directum $ 75, 108.
*disjunare [diner] s2, 90, 9.
* disjunare |[dejeuner] $ 52, 95, 144.
diurnum $ 61, 114, 144.
dominam $ 14, 107, 144.
drappos $ 35, 44, 61, 118.
duas 8:39.92 103:
dulces $ 39, 70, 94, 98, 121.
d(u)odeeim $ 18, 29, 63, 123.
duos $ 61, 92, 123.
duplum $ S18, 44, 99.
dura $ 21, 38.
duro $ 144.
span.
Ecelesia — 34, 90.
ecce hoc
817, 70, 76, 77, 124, 145.
eceum hoc js
89, 36, 95, 124, 145.
equa S 82.
erat $ 6, 133.
es $ 126.
*essere $ 56, 140.
*essere + at S 141.
est 8 93, 127.
es 92, 95, 129.
examen $ 10, 25, 75, 108, 117.
ex + combrum + a $ 144.
ezquerra $ 89, 146.
Faba $ 48.
faba + iolum $ 144.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet
facere $ 11, 140.
factum $ 11, 75, 139.
*fait 8 84, 127.
ahd. faltstuol $ 28, 57, 98.
famem $ 84, 108, 144.
farina $ 84, 104, 110, 144.
fascem $ 11, 71.
febrem $ 6, 36, 49, 117, 146.
februarium $ 12, 31, 49.
femina $ 4, 107, 144.
fenum $ 113.
* ferla 53, 84, 104.
ferrum $ 55, 105.
figura 52a 79, 144.
filum $ 2, 84, 100.
filiam $ 98, bellam filiam $ 144.
* finiscunt p. 25, Anm. 4, $ 130.
*fiticum $ 5, 36.
flamına u. flammula
folia+s $ 16, 98, 117.
fontem $ 15, 59, 84.
*formaticum $ 55, 104.
formica S 1, 74, 79, 104, 107.
fortia S 144.
germ. frank +a $ 76, 84.
fraxinum S 11, 34, 75.
frigidum $ 55, . 34.
germ. frisk +a $5, 76.
frontem $ 15, 59, 84, 114.
fructum Sal. 7584,17, 118.
[ful’a]l S 144.
fumare $ 50, 107, 140.
fumum $ 21, 84, 108.
furnum $ 18, 114.
ndl. @affel S 144.
gallum 8 s. 101, 144.
gavata $ 38, 78, 87.
franz. gauche $ 146.
genuculum $ 18, 101, 118.
genuculum + s $ 24, 72, 102,
germana $ 24, 72, 104, 107, 144.
gingiva $ 24, 72, 86, 111.
glandes $ 64, 78, 118.
gloria $ 35, 39.
hehr. g0j $ 144.
‚grandem $ 66.
$ 10, 50, 84, 107.
110, 118.
grandem matrem Sa 144.
grandem patrem $ 114, 144.
grillum 8 2, 78, 101, 144.
[grunsula] S 144.
grossas $ 14, 78, 94.
span. guapo $ 144.
gustum S 18, 59, 78.
guttas $ 39, 57, 78, 118.
gypsum p. 34, Anm. 4, $ 44, 72.
Habeam $ 49, 136.
habebas $ 152, 144.
habebat $ 133.
habemus $ 48, 108, 128, 139.
Partiz. passe von habere $ 59, 79,
habetis $ 91, 129, 139, 144.
habitant 8 39, 54, 130, 144.
hedera $ 63.
herba $ 51, 104.
heri $8, 27, 35, 105, 144.
hier passe $ 144.
hibernum $ 6, 22, 114.
hodie $ 16, 27, 66.
hominem $ 14, 34, 113.
homo $ 108.
19, 38, 63, 108.
hora $
horologium $ 16, 29, 32, 33, 72, 99.
I) Kr7
hortulanus S 32, 57, 146.
hospitale S 31, 45, 144.
-Idiare $ 69.
(il)la (art.) $ 40, 124.
(il)las (art.) $ S 40, 94, 124.
(il)le (art.) en
Gl)lum (art.) sım.
(i)los (art.) $ Sr 124.
(i)los (pronom.) S 124.
*imbracchiare = 50, 69.
incendere $ 64, 70, 144.
incendo 8 65, 144.
in-+ *exagiare $ 25, 72, 144.
in-+ germ. *grana + aria $ 12, 25,
144.
*inrabiatum $ 49.
insemel $ 25, 50, 99, 107, 111.
intendo $ 25, 57, 65, 125, 144.
185
138.
31506
184
franz. Jardinier $ 12, 78, 146.
jejunum $ 95.
jenuarium $ 12, 31, 105, 146.
jocare $ 74, 95, 105, 140.
jocum $ 14, 77.
judicem $ 56, 63, 9.
julium + -olum u. -ittum
janium $ 115.
juvenem $ 18, 34, 86, 95, 113.
$ 30, 98.
altnfrank. *Knif S 75, 144.
*krasja 8 73, 90, 145.
südslav. ku&ka p. 135, Anm. 1, S 144.
Laborare $ 51, 49.
lactem $ 11, 59, 75, 96.
lactuca $ 21, 27, 79.
lana S$ 10, 110.
franz. lappin | 845, 96, 113.
latro $ 55, 120, 144.
lavare $ 86, 144.
altdtsch. laid $ 66.
altdtsch. laid + a 8 66.
lectum S 8, 75, 96.
Partiz. passe von legere $ 24, 72, 138.
leporem $ 6, 33, 44, 117.
*]evatum $ 24.
leve $ 88, 96, 121, 144.
*]eviarium $ 87.
*]imacum $ 22
S aa, ÜE 96.
lineum $
115.
lingua $ 4, 82.
linteolum $ 14, 24, 57.
linum S 96, 113.
lixivum $ 24, 75, 96.
longanon + icia $ 69, 144.
luna $ 21, 96, 110.
lupa $ 58.
lupum $ 18, 46, 96.
Magistrum
majum $ 95.
male + habitam $ 49.
male + habitum $ 26, 59.
[mal’orku] $ 144.
malva $ 87, 98.
mamma + itta $ 144.
manducamus $ 26, 31, 64, 91, 108, 128.
$ 26, 56, 72, 144.
K. Salow
“mansionaticum $ 90, 111, 144.
iber. *manteca $ 26, 144.
manum $ 10, 35, 106, 113,118.
manus $ 91, 111, 118.
maritatis $ 92, 129, 144.
martellum, -os $ 57, 102
martium S 60, 104.
massa $ 10, 144.
matrem $ 96, =
maturam $ 58,
maturum $ 5
matutinum $ 31, 57, 113, 120.
al
me $ 106, 124.
mediam $ $, 8, 63.
Sruelieinusz> 8 32, 146.
medicum $ $ 39, 63, 146.
mel $ 100, 117.
ea kE 144.
met + ipsum $ 44, 124, 146.
met + *ipsimum $ 124, 146.
meum S 9, 36, 124.
[mida] $ 144.
milium $ 144.
[mil’orko] S 144.
kelt. min + ionem $ 144.
minus $ 35, 91, 111, 122.
*möbiles $ 49, 99, 119.
*montanea $ 10, 106, 111.
montem $ 15.
span. moreno, morillo $ 144.
* moriscunt, *morunt $ 130.
mulgere $ 98, 105, 140.
*multones S 18, 98, 111, 118.
pers. Narang’ 8 64.
natalem $ 54, 109.
nepotem $ 18, 35, 59, 109.
nidos $ 37, 66, 77, 109, 119.
[nins] $ 144.
noctem S 16, 75, 109.
nonaginta $ 110, 123.
*nora $ 104, 144.
nos alteros $ 56, 98, 124.
novellum $ 29, 86, 145.
novem $ 17, 88, 123.
novembrem $ 7, 50, 86, 107.
novum $ 17, 145.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet
Octo $ 16, 52, 75, 198.
octobrem $ 29.
oetoginta $ 29, 123.
oculos $ 33, 35, 102, 118.
oculum $ 16, 75, 101, 118.
Plur. von os $ 37, 119.
*o(v)um 8 17.
Pacem $ 71, 108.
panarium $ 111, 144.
Inapet], mapi] $ 144.
partire $ 155, 140.
il partit [passe def.] S 155.
paschas $ 39, 76.
*passatum $ 90, 138.
passum $ 94.
amerik. patana $ 144.
patientia $ 35, 57.
patrem $ 55, 104.
paucum $ 13, 77, 144.
pauperem $ 15, 44.
pavonem $ 86.
pavorem $ 26, 86, 105.
pedem $ 6, 35, 66.
penso $ 111, 125.
per $ A2.
perdere $ 6, 64.
Partiz. Perf. Fem. von perdere $25, 104
I
138. |
Partiz. Perf. Maskul. von perdere & 2, |
65, 138. |
per (il)lum $ 124. |
per + quid $ 66.
pilare $ 25, 97, 105.
pilos $ 4, 119, 144.
piperem $ 3, 33, 36, 44, 105.
pirum +a $5, 104.
piscem $ 3, 71.
placere $ 26, 68, 105, 140.
planum $ 42, 113, 121, 144.
span. plata $ 144.
plicare 8 23, 42, 144.
*plovia $ 16, 42, 87, 118.
*nlovere $ 17, 87, 140.
*mMovit S 17, 58, 127.
Pariiz. Perf. von *plovere $ 29, 79, 138.
pluma $ 21, 2.
| quiritat $1,
185
plumbum $ 18, 52.
polita $ 54, 144.
politum $ 29, 144.
| poma+s $ 39, 94, 107, 117.
ponere $ 19, 64, 104, 111, 140.
pontem $ 15.
*postius $ 60, 144.
| *potale p. 82, Anm. 3.
*poteo $ 125.
*potere $ 29, 54, 140.
| *pot + *i(b)am $ 131.
| precare $ 23, 42, 105.
| prendere $ 4, 42, 64, 104.
pretium $ 60.
| primarium $ 12, 22.
| prima + *vera S 22,
| primum tempus $
n DV
6)
22
22, D7,
probare $ 42, 144.
pulicem $ 21, 117.
pullum S 42, 144.
Verbalsubst. von purgare $ 21, 104.
purgare $ 30, 81.
purum $ 21, 105.
putere $ 30, 54, 105, 140.
' Quadragesima $ 27, 82, 90, 107.
quadraginta $ 27, 72, 82, 123.
qualem + quid $ 82, 83, 98, 124.
qualem + quid + unum $ 82, 124.
quando S 66, 82.
| quatt(u)or $ 55, 82, 123.
quatt(u)ordeecim $ 51, 64. 82, 123.
quatre-vingts $ 88.
quem $ 108, 124, 145.
' quid $ 66, 83, 124.
| quindecim $ 33, 64, 83, 111, 123.
qui oder qualem + quid + homo $ 124,145.
DO DT.
aa,
quo modo + sie $ 144.
Rabiam S 35, 39, 49, 103.
racemos $ 5, 26, 68, 103, 108, 118.
| radicem $ 27, 103.
radieina S 69.
*ramatum S 105, 144.
rarum $ 105.
rationem $ DD.
186
ahd. ratta *pennata u. -aria $ 10, 145.
recentare $ 1095, 144.
recipit $ 46, 68, 127.
Verbalsubst. von resecare
resecare 3 25, 90, 144.
restant $ 39, 57, 103, 130, 144.
rigida $ 692.
[rikrik] S 103, 144.
robur S 49, 105.
rubeam $ 38, 49.
rubeum $ 33, 52, 103.
Sabata + arium $ 12,
sabucum S 48.
sal $ 89, 100, 117.
salsiecia $ 38, 69, 98, 144.
salicem $ 70, 98.
saltare $ 57, 98, 140.
*salvaticas 8 10, 55, 87, 98.
$ 31, 83, 138.
sanguisuga S 2, 26, 19.83, Il.
*sap re 843, 140.
Partiz. Perf. von *sapere
saponem $ 18, 43, 113.
franz. sappin $ 45, 113.
franz. sarrasin S 144.
sartor $ 56, 104, 120, 143.
sationes $ 55, 111, 118.
seribere sh 49, 140.
seutella $ 25, 89, 99,
scutum $ Ss», 144.
secale s5 36,AlD.
securum $ 25, 74, 105.
sedecim 33 63, 123.
seminare $ 23, 32, 89, 107.
semper $ 45, 107, 144.
sentio $ 125, 144.
septem $ 6, 4, 59, 123.
septembrem $ 7 et 104.
septimana $ 23, 31, 44, 107.
septuaginta $ 31, 44, 123.
serra $ 6, 104, 144.
serrare $ 104, 144.
sex $8, 91, 198.
sexaginta $ 24, 75, 89, 123, 146.
si 88.
sibilare
105, 144.
144.
SM
-.-,
49, 89, 99
$ 6,25, 90, 144.
g43, 79, 138.
K. Salow
simus $ 128, 139.
sitis $ 92, 129, 139.
ahd. skum $ 25.
arab. sokkar $ 89.
solem $ 35, 89, 145.
soliculum $ 3, 89, 97, 145.
$ 105, 120, 144.
spatula 8 10, 25, 55.
spissas $ 3, 25, 89, 122.
*stagnicatis $ 91, 137, 144.
stagnum $ 25, 80, 114.
stant $ 150, 144.
statam, -um $ 25, 139.
stellas $ 4, 25, 99, 118.
strlebam, 8 3,29, 109,89.
subtus $ 19, 49, 59
sudare $ 10, 30, 62, 105, 140.
sudo S 21, 62, 89, 123.
sum $ 108, 114, 125, 139.
sunt $ 58, 150.
soror
span. Tabaco $ 59.
talentum ST, 59, 97, 144.
talpa $ 45, 98,
franz. tailleur S 98, 146.
tantum $ 59, 114, 121.
westgeerm. tappo + atis $ 91, 137, 144.
*tardorem $ 26, o 105, 144.
[tata] p. 82, Anm.
[tatot], I-o] S Hrn
[tayo] S 14.
tegulas 8 53, 79, 97, 119.
tela $ 4.
tempus s 1.45, 99 DR.
teneam $ 156.
teneatis $ 156.
tenebas $ 152, 144.
tenebatis $ 154, 144.
tenere $ 135, 140.
tenes $ 37, 126. 5
tenet $ 55, 127.
tenetis $ 91, 129, 144.
Partiz. Perf. von tenere $ 81, 138, 144.
tepidam $ 34, 62.
*texitor, -orem $& 3, 24, 32, 55, 75, 105,
120, 145.
*teum $ 9, 36, 124.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet
*thia (Weia) $ 59.
titionem $ 22, 55.
*tottam 8 18.
*tottum diurnum $ 144.
tractum $ 139.
*tragere $ 11, 72, 105, 140, 144.
tredeeim $ 5, 63, 123.
tres $ 3, 53, 123.
triginta 8 4, 57, 72. 123.
*trinicare (oder *trincare) S 5, 144.
*trinicatas (oder *trincatas) $ 39, 138, 144.
*troja $ 16, 53, 9.
*tropas $ 14, 94, 126, 144.
*tuferas $ 84, 104, 144.
*tumbare $ 29, 51, 144.
goth. paurp $ 46, 104, 144.
germ. porp + ellum (2) $ 45, 104, 144.
Ulmus $ 144.
unam $ 38, 123.
unum $ 21, 113, 114, 125.
undecim $ 33, 36, 64, 123.
usatas $ 30, 90, 93, 138, 144.
Wacca $ 10, 76, 118.
vaccas $ 39, 118.
vadam $ 65, 136, 144.
wait S 85, 127.
*vao 8 36, 125.
veclum $ 8, 55, 101,
vendere $ 64, 85, 111, 140.
187
Partiz. Perf. Maskul. von vendere $ 65,
158.
Partiz. Perf. Fem. von vendere $ 21, 65,
158.
veniebatis $ 25, 134.
venio $ 7, 125.
venis $ 7, 37, 126.
venit $ 85, 127.
Partiz. Perf. von venire $ 81, 111, 122
138.
ventum 8 7, 59, 85, 118.
kelt. vern $ 144.
versare $ 144.
* yjaticat $ 25, 127, 146.
*yidere $3, 34, 63, 85, 105, 140.
*yillaticum $ 22, 36, 55, 85, 9.
vinum $1, 35, 85, 113.
vinti-S 35; 59,22, 128.
vitellum $ 6, 85, 101.
vivunt $ 144.
vocem $ 20, 71, 146.
*voles $ 126.
*yoletis $ 92, 129.
franz. voleur $ 144.
vos $ 85, 92, 95, 94, 124.
germ. Waidanjan $ 27, 82, 95, 111.
ahd. weigaro $ 85, 36, 80, 104.
germ. wardon $ 27, 65, 82, 104.
| *wastare (— vastare + germ. wöst) $
27,
82, 105.
Teil I.
Untersuchungen über die Ursachen
der Katalanisch-Languedokischen Sprachgrenze,
insonderheit ihres östlichen Teils.
S$1. Wie der erste Teil vorliegender Arbeit zeigt, ist es zu-
treffend, daß in der in den Vorbemerkungen angegebenen Gegend eine
Reihe von zum Teil alten und schwerwiegenden Kriterien zusammen-
fallen und das Katalanische vom Languedokischen scharf scheiden.
Zwischen den dort genannten Ortschaften befindet sich demnach der
markanteste Teil der Sprachgrenze. Aber auch in unserem Fall ist diese
nicht etwa eine einzige Linie; wir finden in den vorstehenden Para-
eraphen vielmehr, daß mehr als einmal katalanische Erscheinungen
über diesen Kern nach Norden zu hinausgehen, während andererseits
provenzalische Lautungen auch im Süden nicht fehlen, so daß wir
es mit einer Grenzzone zu tun haben. Zeichnete man die Linien,
die die verschiedenen Entwickelungen im Norden und Süden in jedem
einzelnen Wort abzugrenzen hätten, so bekäme man ein Linienbündel,
dessen größte Dichtigkeit sich in der oben beschriebenen Gegend
befände. Im folgenden soll nun die Frage aufgeworfen werden,
warum die Sprachgrenze gerade in dieser Gegend, d.h. den süd-
lichen Abhängen der Corbieres verläuft, und ferner, warum sie im
Laufe der Zeit den Verlauf erhielt, den sie heute zeigt. Es zerlegen
sich also nachfolgende Untersuchungen in die beiden Teile:
1) Warum entstand die Sprachgrenze an den südlichen
Corbieres? und darin eingeschlossen: Warum spricht manin
Roussillon katalanıisch? 2) Wie kam es, daß sie den
Verlauf nahm, den sie heute zeigt?
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 189
Kapitel I. Ursachen der Entstehung der Sprachgrenze
an den südlichen Abhängen.
T. Würdigung der bis jetzt für die Entstehung der
Sprachgrenze geltend gemachten Argumente.
$S 2. Nachdem man lange Zeit darüber gestritten hatte, was
eine Mundartengrenze sei, und aus welchen Gründen sie entstehe,
wobei sich zwei Richtungen gegenüberstanden, die einen, die in der
Topographie des Landes die Ursachen sahen (P. Meyer, G. Paris,
Darmesteter usw.), und die anderen, die die Entstehung einer
solehen Grenze aus der Geschichte der Gegenden erklären wollten
(Aseoli, Groeber, Tourtoulon, Horning, Gauchat), ist man
jetzt dazu gekommen, zwischen beiden Anschauungen zu vermitteln;
und so konnte Tappolet!) als Leitsätze für die Erklärung einer
Mundartengrenze folgende Punkte hervorheben: a) Wie verhält
sich die Grenze zur Topographie des Landes? und b) wie verhält sie
sich zu den historischen Grenzen von einst und jetzt? Diese Gesichts-
punkte sind auch im folgenden nicht außer Acht gelassen worden.
Historische Gründe für die Entstehung der modernen Katalanisch-
languedokischen Grenze hatte schon Morf?) geltend gemacht. Er
führte die Tatsache, daß man in Roussillon katalanisch redet, zurück
auf die frühere Zugehörigkeit der Grafschaft Roussillon zur Grafschaft
Barcelona und die Fortdauer derselben bis zum Pyrenäischen Frieden,
ferner auch auf die Selbständigkeit der Gegend südlich der Corbieres
in kirchlicher Hinsicht, sie bildet ein eigenes Bistum (Elne). Aus-
führlich über die Entstehung und den Verlauf der Sprachgrenze hat
sich Schädel?) geäußert. Auch er sucht die Gründe für ihren Ver-
lauf in der Geschichte, der kirchlichen sowohl wie der politischen; ihre
Entstehung aber führt er zurück auf die Einwanderung von spanischen
Flüchtlingen in die spanische Mark und Roussillon nach Eroberung
dieser Gebiete durch Karl den Großen und Ludwig. Jüngst hat
A. Griera*) in einem kurzen Artikel dieser Theorie widersprochen,
1) Über den Wert und die Bedeutung der Sprachgeographie. Festschrift für
Morf. Halle 1905, p. 388.
2) BDRInr. 1. p. 2-4. Abdruck eines Vortrages, der auf dem internationalen
Kongreß für historische Wissenschaften zu Berlin (1908) gehalten wurde, er heißt:
Mundartenforschung und Geschichte auf romanischem Gebiet.
®) RDRI (1909), p. 53-83. 5
4) Les fronteres de Catalunya in „La Veu de Catalunya“. Any XXI.
1. Januar 1911. Morgenausgabe.
190 K. Salow
ohne aber ausführlicher auf eine Widerlegung einzugehen. Die von
ihm dort geäußerte Ansicht, es handle sich um eine ethnologische
Grenze, geht auf Besprechungen zurück, die derselbe mit dem Schreiber
dieses wiederholt gehabt hat.
S 3. Es soll nun zunächst geprüft werden, mit welchem Recht
Schädels Erklärung aufgestellt werden konnte. Dieser fußt darauf,
daß nach Aufhören der Araberherrschaft nördlich der Pyrenäen eine
erobe Reihe von locis eremis in Septimanien vorhanden war, wie die
Urkunden aus den Gegenden zur Genüge beweisen. „Die Redu-
zierung der Einwohnerzahl und die Entstehung solcher des-
poblados nördlich der Pyrenäen mußte auch den sprachlichen
Verkehr zwischen den Ländern nördlich und südlich Septi-
maniens stark reduzieren. Diese loca erema des 8. Jahrhun-
derts müssen wir daher als die Keime der späteren Sprach-
grenze betrachten“'). Diese Gebiete wurden nicht von Norden aus
neu besiedelt, sondern von Süden her?), von Flüchtlingen aus Spanien.
Diese katalanisch redenden Hispani müssen sehr zahlreich gewesen
sein, wie eine Gesandtschaft dieser Leute an den Kaiser von 812.
ergibt; als Beweis wird ferner ein Reisebericht des Bischofs Theodulf
von Orleans (Ende des 8. Jahrhunderts) angeführt, sowie auch eine
Stelle aus den Annalen des Einhard anno 827°). Die erste Einwande-
rung dieser Hispani fällt um 782 (30 Jahre vor 812), und sie dauert
auch noch im 9. Jahrhundert fort‘). Weit wichtiger ist die räum-
liche Ausdehnung. Eine genaue Bezeichnung der von ihnen besie-
delten Ortschaften ist nicht vorhanden, es ist aber sehr wahrschein-
lich „daß diese loca erema in erster Linie nahe den nördlichen
Pyrenäenabhängen zu suchen sind, also im heutigen Rous-
sillon und in den Corbieresbergen, und daß die anstoßenden
Landschaften des Narbonnais, Biterrois und Carcassonnatis
erst in zweiter Linie in Betracht kommen“); weiter hinauf geht
diese Besiedelung durch die Hispani jedenfalls nicht. „Wir finden also,
daßgegen Ende des8.Jahrhundertsundim®9. Jahrhundertspa-
nische Christen zu wiederholten Malen sich nördlich der Cor-
bieres niederließen, am dichtesten in Roussillon, mehr ver-
1) Schädel: 1. e. $ 27.
2) id.: $ 2829.
S)rid. 21€, 8 30:
nd 8,31.
Syid.e 8:82.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 191
einzelt im Gebiet von Carcassonne, Narbonne und Beziers. In
Anbetracht der dünnen Bevölkerung, die geblieben war, muß
diese starke Einwanderung von Hispani wichtige sprach-
geographische Folgen gehabt haben. Durch diese Bevölke-
rungsverschiebung in nördlicher Richtung müssen sprach-
liche Phänomene, die südlich der Pyrenäen zu Hause waren,
vor allem nach Roussillon, in weit geringerem Maße in die
angrenzenden Striche hineingetragen worden sein. So
bildet sich am Nordrand der ja ganz und gar von Hispani
dauernd okkupierten loca erema eine Dialektgruppe Man
hatsGrund genug, diese Grenze in den Corbieres zu ver-
muten und anzunehmen, daß dagegen weiter in der Richtung
auf Narbonne und Carcassonne der Dialekt der hier nur
vereinzelt auftretenden Trupps südpyrenäischer Zunge in
dem eingesessenen Oc-Idiom aufging. Die Entstehung der
languedokisch-roussillonesischen Sprachgrenze'), die in der
Folgezeit durch die verschiedensten Faktoren — Unwegsam-
keit und durch die Trockenheit hervorgerufene geringe
Fruchtbarkeit der Corbieresberge, und auf der andern Seite
lebhafte Verkehrsbeziehungen Roussillons mit Katalonien,
administrative Entwickelung der Folgezeit — erhalten und
verschärft wurde, läßt sich somit an das Ende des 8. Jahr-
hunderts hinaufriücken“. Soweit Schädel.
S$ 4. Prüfen wir jetzt die von ihm beigebrachten Argumente’).
1) Schädel: 1. c. $33. Die mit Gänsefüßchen versehenen Stellen sind wört-
lich zitiert.
?) Die über die Hispani vorhandenen Quellen sind diese: 1) Diplom Karls
des Großen vom 2. April 812. (HGL II, preuves el. 73—74). 2) Diplom Ludwigs des
Frommen vom 1. Jan. 815 (HGL II, preuv. el. 97—100). 3) Diplom Ludwigs des
Frommen vom 10. Febr. 816 (HGL II, preuv. c1.109—111). 4) Edikt Karls des Kahlen
vom 19. Mai 844 (HGL U, preuv. cl. 223—229). 5) Diplom Karls des Kahlen vom
11. Juni 844 (HGL II, preuves cl. 243—246). Erwähnt sind die Hispani ferner in:
1) Charte Pipins I. von Aquitanien zugunsten der Abtei Lagrasse vom 3. Sept. 837
(HGL II, preuv. cl. 208). 2) Plaid tenu A Elne par Richelme, vicomte en Roussillon,
5 juin 858 (HGL II, preuv. cl. 307). 3) Diplom Karls des Kahlen für das Kloster
St. Andeol in Besaln. 11. April 872 (HGL II, preuves cl. 368). 4) Charte du roi
Carloman en faveur de l’eglise de Narbonne, 4 juin 881 (HGL V, el. 70). 5) Diplom
König Odos zugunsten der Kathedrale von Narbonne, 26. Juni 890 (HGL V, el. 86).
6) Charte du roi Charles le Simple en faveur de l’eglise de Narbonne, 1 nov. 898
(HGL V, cl. 96). 7) Charte du roi Charles le Simple en faveur d’Arnuste, arche-
veque de Narbonne, 6 juin 899 (HGL V, cl. 105). 8) COharte du roi Charles le Simple
192 K. Salow
Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß nach der Araberherrschaft in
Septimanien die Bevölkerung stark zusammengeschmolzen war, und
es viel herrenloses, unbebautes Land, loca erema, deserta gab. Denn
diese werden häufig in den Schenkungsurkunden der Kaiser an ihre
Getreuen oder den Gründungsurkunden der Klöster, die aus dieser
Zeit stammen, erwähnt‘). Mit Recht nimmt Schädel auch an?),
daß die einheimische Bevölkerung deswegen nicht aufgehört hatte,
zu existieren. In dem Diplom von 812 wird ausdrücklich gesagt,
die Hispani hätten sich beklagt, guod aliqui pagenses fiscum nostrum
sibi alter alterius testificant ad eorum proprietatem et eos (die Hispani)
exinde expellant contra justiciam usw.”) Es waren also Bewohner der
Gegenden vorhanden, die die neu eingewanderten Hispani belästigen
konnten. In dem Bericht des Bischofs Theodulf v. Orleans heißt es
außerdem, daß er in Narbonne von den religuiae Getici populi simul
hespera turba*') empfangen sei. Zutreffend ist auch die Zeitbestimmung
der Einwanderung, die man nach der eben angeführten Urkunde als
spätestens 30 Jahre vor 812 erfolgt ansetzen muß — et tollant nostram
vestituram heißt es im Anschluß an die oben zitierte Stelle weiter,
quam per triginta amnos seu amplius vestiti fuimus.
en faveur de l’öglise de Narbonne, 7 juin 922 (HGL V, cl. 144). 9) Diplom
desselben Königs zugunsten der Kirche von Elne, 6. Juni 899 (Marca hispanica
cl. 832). Die Hauptstudie über diese Einwanderung ist Cauvet: Etude historique
sur l’elablissement des Espagnols dans la Septimanie aus VIII® et IX® siecles et
sur la fondation de Fontjoncouse par UEspagnol Jean au VIII? siecle. Bulletin
de la commission arch&ologique de Narbonne I (1877), p. 343—520 u. Imbart de
la Tour: Les colonies agricoles et l’occeupation des terres desertes a l’epoque caro-
lingienne. Mel. Paul Fabre. Paris, 1902, p. 146— 171, letzteres mir bekannt durch Auszug
des Herrn Dr. Krüger.
) z. B. gibt 795 Karl der Große an seinen Getreuen Johann „in pago
Narbonensi villare eremum ad laborandum que dieunt Fontes (HGL II, preuv.
cl. 60). 833 erfahren wir aus einer Urkunde Ludwigs des Frommen zugunsten
seines Vasallen Wimar, daß der Vater des letzteren infolge einer concessio Karls
des Großen res.... ab eremo in Septimania construxit, quae vwocatur Vieus
Sirisidum, consistentem seilicet in Valle Asperi (—=ÜCeret) (HGL II, preuv. cl. 184).
834 ersieht man aus einer Urkunde Lothars für denselben Wimar, daß dessen
Vater auch Villeneuve de la Raho in Roussillon gründete: res ...ab eremo in
Septimania trahens ad villam construxit quae vocatur Villanova consistentem
videlicet in Rossilione (Marca el. 771), ähnlich für die Klöster cf. Cauvet
p. 438—448.
2) Schädel, op. eit. p. 57.
®) HGLII, preuv. cl. 74.
*) Cauvet, p. 425, Ann.1.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 193
S 5. Von Bedeutung ist aber, woher diese Hispani stammen.
Schädel sagt'), sie kämen aus der Gegend südlich der spanischen
Mark und vor deren Gründung aus den Landschaften, die diese
später umfaßte, und meint‘), es wären katalanisch redende Leute
gewesen. Ein Beweis kann aber nur dafür erbracht werden, daß
sie aus Gegenden außerhalb der spanischen Mark stammten. In der
Urkunde von 815 heißt es nämlich .... de partibus Hispaniae
ad nos confugerunt et in Septimania atque in ea portione Hispaniae,
quae a nostris marchionibus in solitudinem redacta Furt, sese ad habi-
tandum contuwlerunt”). Für die Behauptung, daß diese Hispani auch
aus den später die Marca hispanica ausmachenden Landschaften
eekommen seien, ist ein Beweis nicht erbracht und nach den vor-
handenen Urkunden auch nicht zu erbringen. Es ist demnach nur
eine, wenn auch vielleicht nieht unwahrscheinliche Annahme, daß
diese Hispani — wenigstens zum Teil — katalanischer Zunge ge-
wesen sind; es ist jedenfalls zu bedenken, daß es Leuten, die in
größerer Entfernung von den durch die Franken gewonnenen Gebieten
wohnten, schwer werden mußte, von ihren Wohnsitzen mitten durch
den Sarazenen untergebene (Gebiete hindurch zu den fränkischen
Machtsphären zu gelangen. Es kommen demnach wohl vor allem
Grenzanwohner der spanischen Mark für diese Einwanderung in
Betracht; ob das aber nur katalanisch redende Leute waren, ist
eine andere Frage. Was die Zahl dieser spanischen Flüchtlinge
betrifft, so ist sie wohl eine recht erhebliche gewesen, aber eine
auch nur annähernde Schätzung gestatten die vorhandenen Quellen
kaum. Wir müssen bei ihnen unterscheiden zwischen majores et
potentiores und minores et infirmiores*). Von diesen sind für die
Besiedelung die letzteren sehr viel wichtiger, aber nicht sie sind es,
die die Diplome erhielten, sondern die majores ad palatium venientes?).
Wir wissen zwar von ihrer Existenz, aber bestimmte Nachrichten
fehlen. Vielleicht sind sie es auch, auf die der Ausdruck hespera
turba bei Theodulf von Orleans zu beziehen ist‘). Bei den majores
liegt die Sache günstiger, da sie einige Urkunden bekamen, so na-
Dip. 61.
2) p. 58.
®) HGL II, preuv. cl. 97/98 und Schädel, p. 57, Anm.
4) HGL II, preuv. el. 110, Urkunde von 816.
5) ibid. und Cauvet, p. 429.
6) ib., p. 425 und Schädel, p. 58.
IS)
13
194 K. Salow
mentlich wohl die von 812. In dieser letzteren heißt es, es seien
die dort angeführten Hispani!) zum Kaiser gekommen, um sieh über
die Bedrückungen seitens der Grafen und der einheimischen Bevölke-
rung zu beschweren. Daß diese 42 Leute aber eine Gesandtschaft
der Hispani gewesen seien, wie Schädel annimmt ?), steht nicht in
der Urkunde; es können ebensogut auch ein gutes Teil der majores
gewesen sein, die in den betreffenden Gegenden ansässig waren’).
Für uns aber am wichtigsten ist die Frage, auf welchem Gebiet
diese Spaniereinwanderung stattfand, und wie sie sich über die Ge-
genden nördlich und südlich der Sprachgrenze verteilt. Das Diplom
Karls des Großen von 812 ist an acht Grafen gerichtet: 1) Bera,
comes in Septimania, seit 801 Graf von Barcelona, seit 817 dux von
Septimanien ); 2) Gauscelinus, Graf von Roussillon und bald nach
S12 auch von Ampurias’); 3) Gisclafred, Graf von Carcassonne°);
4) Odilo; 5) Ermengarius, Graf von Ampurias'); 6) Ademarus, Graf
von Narbonne®); 7) Leibulfus, Graf von Agde und Beziers?);
8) Erlinus. Die so gewonnenen Grafschaften Barcelona, Roussillon,
Carcassonne, Ampurias, Narbonne, Beziers werden bestätigt und
ergänzt durch die Bestimmung des Diploms von 816, daß in folgenden
sieben Orten je eine Abschrift dieser Urkunde deponiert werden solle:
Narbonne, Carcassonne, Castel-Roussillon, Ampurias, Barcelona, Gerona,
Beziers '°).
S 6. Während ich bis hierher den Ausführungen Schädels im
wesentlichen gefolgt bin, kann ich ihm aber weiterhin darin nicht
beistimmen, daß die Ansiedelung dieser Hispani die Entstehung der
Sprachgrenze herbeigeführt habe. Wir haben keine Beweise dafür,
1) 42 werden namentlich aufgeführt.
2) 2.58.
3) ebenso Cauvet, p. 435, 436.
#) HGL II, notes, p. 316,1, es könnte aber auch Bera von Rasez sein, cf.
ib, P-313, 1.
5) ib., p. 276,1.
ab: apart:
ib» p.1321.2.
9%, Cauvet, p. 512.
°) HGL I, notes, p. 315, 2.
10)... de hac constitutione nostra septem praecepta uno tenore conscribere
Jussimus, quorum unum in Narbona, alterum in Carcassona, tertium in Rosciliona,
quartum in Imporis, quwintum in Barchinona, sextum in Gerunda, septimum in
Biterris haberi praecepimus (HGL II, preuv. el. 110) und Schädel, p. 60.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 195
daß sie in einem der Grenzorte der Corbieres gesessen haben, wir
können ebensowenig mit irgendwelcher Sicherheit sagen, daß sie in
den südlichen Abhängen der Corbieres, d. h. also auf der katalanischen
Seite, in dieser Grenzgegend etwa zahlreicher gewesen wären als
nördlich der Sprachgrenze. Es ist möglich, daß diese Einwanderung
in Roussillon stärker gewesen ist, als in den noch weiter nördlich
gelegenen Gebieten, aber beweisen läßt sich’s nieht. Es ist richtig,
daß in Roussillon die Besiedelung durch Gründung von Klöstern und
cellae eine recht bedeutende gewesen ist; aber, wie Schädel’) mit
Recht bemerkt, wir wissen nicht, ob hier einheimische Goten oder
Hispani angesiedelt wurden. Nur von einem Kloster Roussillons ist
es sicher, daß es von katalanischen Mönchen angelegt wurde; es ist
aber wahrscheinlich jünger als diese Spaniereinwanderung. Es handelt
sich um St. Andre d’Exalade (die spätere Abtei Cuxa), das 840°)
allerdings schon bezeugt ist. In einem Diplom Karls des Kahlen von
871 zugunsten dieses Klosters heißt es nämlich: Prornde comperiat
omminun vestrorum praesentium scilicet et futurorum solertia, quoniam
sacerdotes septem liberi genere, id est Witiza, Protasius, Victor, Lucamus,
Guntefredus, Recceswindus, Sanctiolus, venientes ex parrochia cvvitatis,
quae vocatur Origel?), accepta a Wilado ipsius eivitatis episcopo licentia
verum et adjutorio, sed et alii post eis conjuncti homines liberi, Attila,
Baro, Leudomirus cum religwis eis se conjungentibus secesserunt ad
locum qui dieitur Exalada juxta fluvium nomine Tete in capite vallıs
Confluentis et . . . construxerunt monasterium in honore St. Andreae
apostoli ect.*). Kbensowenig wissen wir, ob die Leute, die in unserer
Gegend als ‚ideles des Kaisers von diesem Güter erhalten, nicht zum
Teil auch Hispani waren oder nur einheimische Westgoten. So
wissen wir zwar, daß die Gegend von Üeret und Villeneuve de la
Raho an den Vater eines gewissen Wimar geschenkt wurde, aber
über seine Herkunft wissen wir nichts’). Andererseits werden z. B.
!) P.60. Cauvets Behauptung, p. 439 und 444, daß die Klöster diese Hi-
spani bei ihren Neugründungen ansiedelten, stützt sich für die meisten Klöster nur
auf die Tatsache, daß in den Urkunden steht, die Besitzungen wären aprisione er-
worben. Dieser Ausdruck findet sich aber auch bei Leuten, die nachweislich nicht
Hispani waren, cf. auch Cauvet selbst, p. 462.
2) Vidal: Guide?, p. 323.
3) Origel = Urgel.
*) HGLH, preuv. cl. 365.
5) ef. p. 192, Anm. 1. Wenn Cauvet, p. 432, behauptet, Wimar sei Spanier
gewesen, so beruht das nur darauf, daß derselbe seine Güter in der Tat aprisione erwarb.
13*
196 K. Salow
855 in einem Diplom Karls des Kahlen zugunsten eines gewissen
Sumnuldus und Rivulfus diese ausdrücklich als &othi bezeichnet, wir
haben es hier also mit einheimischen Goten zu tun, da die aus
Spanien stammenden Hispani genannt werden. Die Besitzungen der
oben genannten lagen in pago videlicet Elmensi et in comitatu Bossi-
lionensi ... in villa Moniano et in Villanova et in Cabanas'). Und,
was weit wichtiger wäre zu wissen, wir sind ohne jede Nachricht,
welche Leute diese eroßen Besitzer auf ihren Gütern ansiedelten,
um diese zu bewirtschaften. Daß dabei auch Hispani in Betracht
kommen, zeigt ja die Urkunde von 816 deutlich, wo die minores
nicht nur im Gefolge der maiores unter den Hispani genannt werden,
sondern auch als Bauern auf den Besitzungen der Grafen oder der
Vasallen der Grafen oder der Vasallen des Königs. Mit alledem
soll nieht bestritten werden, daß es auch in Roussillon zahlreiche
Hispani gab. Wir finden diese außer im den Urkunden von 812 und
816 auch 858 in einem vor dem Vizegrafen Richelme zu Elne ge-
haltenen Gerichtsverfahren ausdrücklich erwähnt. In der Zeugen-
aussage heißt es dort”): Sapemus et vidimus occulis nostris et aurebus
audivimus et de presentes fwimus in predicta villa Tresmalos (in terri-
torio Helenense) quando venit avius istius BRicemiri condam nomine
Wadamirus et pater ipsius idipsi Bicemiri nomine Vuitigisus et pren-
diderumt jJamdictas terras prius per illorum adprisionem sicut ceteri
Spani USW.
S 7. Auffällig ist es auch, daß die Kloster- und Zellengründung
dieser Zeit immer im südlichen Roussillon in der Nähe der Berge
stattfindet und nicht in der fruchtbaren Ebene, um den Unterlauf
der Tet. Die im Betracht kommenden Gründungen sind diese): Arles
mit den Zellen St. Pierre de Riuferrer, St. Jean de Reart, Julien de
Bueiac, St. Martin de Fenollar, St. Cecile de Cos, St. Quentin des Bains
(— Ambelie les Bains), St. Cyprien bei Thuir; Sorede: mit St. Vincent
de Tatso d’Amont, von Elne aus wurden bei Rocha d’Alberes die
Zellen: St. Felix und St. Julien de Tanya angelegt. St. Andre
d’Exalade gründete St. Vincent de Camplong bei Vernet, St. Thomas
de Balaguer im Conflent; St. Genis des Fontaines die Zellen
St. Laurent de Roca velha in den Alberes, St. Jean la Cella in
Roussillon, St. Martin de Casefabre u. St. Andre de Monistrol im
3) Marea hispan. cl. 787.
2) HGLII, preuv. cl. 307.
3) Cauvet, p. 447, 448.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 197
Tal von Boules. Dazu kommen noch einige Zellen, die von nördlich
der Sprachgrenze gelegenen Klöstern gegründet wurden, so von
St. Polycarpe'!) im Razes Salelles und Palol bei Elne, und von
Lagrasse St. Pierre de Prades und St. Martin de Canoha (=Canohös)?),
von St. Hilaire aus wurden angelest Nidoleres, St. Martin de
Montforcat und St. Martin de Vall-Vidrera in den Alberes?). Von
diesen ganzen Orten liegt kein einziger in der Nähe der Sprach-
grenze*), und selbst zugegeben, daß diese Klöster, wie Cauvet es
will’), Hispani auf ihren Neugründungen angesiedelt hätten, so sehe
ich nicht, wie sich hieraus die Sprachgrenze hätte entwickeln können.
S 8. Dazu kommt, daß es sich aus den vorhandenen Urkunden
überhaupt nicht sicher beweisen läßt, daß nördlich der Sprachgrenze
im Narbonnais, Oarcassonnais und Biterrois tatsächlich weniger Hispani
gesessen haben als in Roussillon. Bezogen sich schon die Ver-
ordnungen von 812 und 816 auf die eben genannten nördlich der
Sprachgrenze gelegenen Landschaften ebensogut wie auf die südlich
davon liegenden, Roussillon, Barcelona und Ampurias, so sind die
Dokumente, die sich auf einzelne Ansiedelungen von Hispani beziehen,
der Mehrzahl nach für Orte nördlich der Sprachgrenze bestimmt.
Zuerst ist ein Edikt Karls des Kahlen vom 19 Mai 844°) zu nennen,
im dem er Besitzungen von Hispani im Biterrois in seinen Schutz
nimmt; es heißt dort, dab quidam Hispani — sechs sind namentlich
aufgeführt — in comitatu Biterrensi consistentitus ac in nostrae
proprietatis praedüus commanentes zum Kaiser gekommen wären und
ihm auseinandergesetzt hätten, daß Zldericus et Petrus seu Emensitus
et quamplures eorum propingui et progenitores eorum confugerint in
villis, quae dieuntur Aspirianus et Albinianus‘) et eas juste tenerent et
proprietario jure; quas seqwdem aprisiones praefatorum Hispanorum
progenitores per licentiam seu concessionem avi mostri Karoli post
1) Cauvet, p. 445, 446.
br, p- AA.
S)2ib., p: 448:
‘) Ich kenne in Roussillon nur eine Gründung dieser Zeit, die nahe der
heutigen Sprachgrenze ist; es ist St. Clement bei Ille, 850 gegründet. HGL II
preuv. cl. 283.
5) Cauvet, p. 444.
6) HGLII, preuv. cl. 228, 229.
?) Nach HGL II, Index — Aspiran u. St. Esteve d’Albagnan und nieht = Alignan,
wie Cauvet p. 431 u. Schädel, p. 60, Anm. 4.
198 K. Salow
obitum ilvus ex deserti squalore habitabiles frugumque uberes proprio
labore fecerunt. Beweist diese Urkunde die Anwesenheit der Hispani
für das Biterrois — und unter Berücksichtigung der Tatsache, daß
es sich nur um zwei Ortschaften handelt, ist deren Zahl keineswegs so
gering zu veranschlagen, wissen wir doch nicht, welche Zahl sich
unter quamplures verbirgt, und noch weniger, ob nicht auch aus
Spanien stammende Dienerschaft dabei war — so ergibt sich ihre
Anwesenheit im Narbonnais aus einer Gerichtsverhandlung von 834.
Es handelt sich um den Besitz von Fontjoncouse, der von dem
Grafen Liebulfus dem Teudefredus, dem Sohne eines gewissen
‚Johannes, der den Ort 795 von Karl dem Großen erhalten hatte!),
streitig gemacht wird. Dort heißt es: ...et occupavit Johannes eum
(id est villare) ab omnem integritatem per suam aprisionem quam sicut
alii ceteri Spani, et plus debet esse ipse villares ab ommem integritatem
de Johanne per suam aprisionem quam beneficio comitis wel wvice-
dominis?). Dieser Johannes war also Spanier; von ihm wissen wir
auch, wie er seinen Besitz durch seine Leute bewirtschaften ließ.
Vidimus, so heißt es in der eben angeführten Zeugenaussage weiter,
quando Johanmes misit in ipsum villare suos homines ad habitandum
his nominibus: Christianus mit semen vier Söhnen, ein presbyter
Imbolasus, Fedontius mit seinen Söhnen und seinem Schwiegersohn,
et beneficiavit illis ipsum villare cum domos et curtes et ortos?) usw.
Es sind also drei Familien, die so auf Fontjoncouse angesiedelt wurden;
vielleicht haben es die andern großen Besitzer nicht anders gemacht. —
Die Anwesenheit der Hispani im Carcassonnais wird bezeugt durch
eine Urkunde Pippins I., Königs von Aquitanien, zugunsten der
Abtei Lagrasse, aus dem Jahre 837. Es heißt dort: Concedimus
etiam propter aemolumentum anime nostrae, ut quicguid Spani praedicto
monasterio dederunt de hoc quod ex eremo traxerunt, quem adprisionem
vocant et per preceptum genitoris mostri et nostro tenere videntur,
ut sint sub mostro mundeburdo®) usw. Von den sieben Orten
der Urkunde von 816 gehört aber nach der Teilung von 817 nur
Carcassonne zu Aquitanien, die Teilung von 830 hatte nichts hieran
!) HGL II, preuv. cl. 60.
?) Mouny&s: Cartul. de la Seigneurie de Fontjonc. Bull, arch. Narb. I,
p- 115. HGLL, preuv. el. 185—187 weicht vielfach von Mouny&s ab, und enthält
siceut alii ceteri Spani nicht; ich folge mit Cauvet, p. 478, dem Text v. Mounyes.
3) HGL II, preuv. el. 186; Mounye&s, p. 114 teilt die Namen etwas anders ab.
*) ib., cl. 208.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 199
geändert‘). 837 gehörte also nur Carcassonne zum Reiche Pippins;
seine Bestimmung betreffs der Spani haben doch nur für solche
innerhalb seines Machtbereichs Gültigkeit, können sich demnach
also auch nur auf Spani im Carcassonnais beziehen und beweisen
deren Existenz dortselbst. Auch eine Gerichtsverhandlung des Jahres
918 ist als Beweis für die Anwesenheit der Spani im Carcassonnais
herangezogen worden. Es handelt sich um einen Streit über Be-
sitzungen bei Alzonne zwischen der Abtei Montolieu und einem
gewissen Bernhard, der dieselben für sich verlangt, da er sie als
Spanier durch aprisio erworben habe, (sicut alii Spani debent facere
de sua aprisione) ?). Nicht bloß nördlich von Roussillon finden wir
diese Spani, sondern auch südlich der Pyrenäen lassen sie sich
anders als durch die Urkunden von 812 und S16 nachweisen. So 872
für Besalu aus einem Diplom Karls des Kahlen für das Kloster
St. Andeol; er schenkt dem letzteren eine Reihe von Besitzungen,
unter anderm ... et in eodem comitatu (Bisuldunensi) montem St. Lau-
rentii cum basılica in honore St. Laurentii eiusdem fundata cum villari
et fonte vocabulo Sparrigaria cum ipsius montis integritate praeter
locum qui dieitur Castellares, quem tenent filii Discolöii et Tirinsimiri
et praeter apprehensiones Hispanorum infra ipsos terminos sitas?).
Für Barcelona ergibt sich das Vorhandensein der Hispani auch aus
einem Schutzbrief Karls des Kahlen vom 11. Juni 844 für die @othos
sive Hispanos infra Barchinonam famosi nominis civitatem vel Terra-
cium castellum cohabitantes, simul cum his ommibus, qui infra eundem
comitatum Barchinone Hispani extra civitatem quoque consistunt, quo-
rum progenitores crudelissimum jugum inimicissimae christian! nomi-
nis gentis Sarracenorum evitantes ad eos ‚fecere confugium‘) USW.
Die aus den beiden Urkunden von 812 und 816 sich ergebenden
Tatsachen, daß im Biterrois, Narbonnais, Carcassonnais, Roussillon,
') HGL I, notes, p. 270,2.
2) Cauvet, p. 433.
®) HGL I, preuv. cl. 368. Trotz der Abneigung, die angeblich Aquitanier,
Gascogner usw. gegen das öde Septimanien empfunden haben (Schädel, p. 57 und
Öauvet, p. 420), läßt sich die Anwesenheit von Gascognern in dem gewiß nicht
weniger öden Besalu nachweisen. In einem Diplom Karls des Kahlen für St. Vin-
cent de Besalu von 866 heißt es: Insuper petit, ut quoddam villare nomine Revi-
dager in eodem pago (Bisuldunensi) a quwibusdam Gothis et Gasconibus exartatum
et de eremi solitudine ad culturam perduetum . . . eidem sancto loco . . . largiri
dignaremur, cf. Imbart de la Tour, p. 152, 153 (nach K), und HGL II, preuv. cl. 342.
#) HGL II, preuv. cl. 243.
200 K. Salow
Ampurias, Gerona und Barcelona Hispani saßen, läßt sich also für
jede der genannten Landschaften ebensogut erweisen, als für Rous-
sillon, und die Behauptung Schädels'), diese Besiedelung wäre in
Roussillon stärker gewesen, als weiter nördlich, ist unbewiesen und
kann nach Lage der Dinge nicht bewiesen werden.
S 9. Aus der Tatsache, daß es sich in der Urkunde von 844
die Spani in den beiden Orten des Biterrois betreffend und bei den
Spani im Carcassonnais nur um eine geringe Anzahl von solchen
handelt — was für den Schutzbrief Pippins noch nicht einmal mit
Sicherheit aus der Urkunde folgt?) — kann unmöglich auf eine
geringere Zahl von Hispani in diesen Gebieten geschlossen werden,
denn für Roussillon fehlen nähere Angaben ebensosehr. Die Ur-
kunde von 858 ist außer den allgemein gehaltenen von 812 und 815
die einzige, die für die Anwesenheit der Spani hier zeugt. Nach
den vorhandenen Dokumenten kann also die Spaniereinwanderung in
Roussillon nicht anders als die in die weiter nördlich gelegenen
Gegenden erfolgte angesehen werden. Will man°) auf Grund dieser
spezielleren Urkunden, die nur einzelne Distrikte im Auge haben,
von „nur vereinzelt auftretenden Trupps südpyrenäischer
Zunge“ im Biterrois und Narbonnais reden, muß man es demnach
foleerichtig auch für Roussillon und die andern Landschaften tun.
Es scheint mir aber, daß man bei der geringen Anzahl dieser Ur-
kunden die aus ihnen bekannten Ansiedelungen längst nicht als die
(sesamtheit der in diesen Gegenden existierenden Spanierbesitzungen
ansehen darf, was auch die allgemein gehaltenen Verordnungen der
Kaiser verbieten, die vielmehr das Vorhandensein einer nicht unbe-
trächtlichen Anzahl solcher Leute voraussetzen. Nach den bisher
bekannten Dokumenten einen Schluß auf die. Verteilung der Hispani
über die einzelnen Landschaften ziehen zu wollen, scheint mir dem-
nach als ganz unmöglich.
S 10. Es bleibt noch ein Argument Schädels, das aber auch
nicht durchschlagend ist. Er meint‘), auf eine verhältnismäßig dünne
Ansiedlung von Hispani im Razes und im Gebiet von Narbonne lasse
vielleicht folgende Stelle eines auf den Ort Le Casse Bas (= Trapae)’)
N) p. 61.
2)).ck..ab., p. 60, Anm.4.
3) Schädel, p. 62.
») p. 60, Anm. 4, letzter Absatz.
>) Sabarttes. Dictionnaire, p. 73.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 201
in comitatıu Redensi bezüsliches Diplom von 890 schließen, worin es
heißt: = vero infra istam veillam et villares eius Hostolenses vel Hi-
spani „fuerint“; derselbe Ausdruck kehre 898 in bezug auf das
Narbonnais wieder. Er findet sich nicht bloß in diesen beiden Jahren,
sondern auch 881"), 899?) und 922°). Es handelt sich um Schenkungen
der betreffenden Herrscher an die Kirche von Narbonne; mit den in
den Urkunden aufgeführten Ortschaften schenken sie der Kirche auch
die Einkünfte, die dem Fiskus aus etwa dort befindlichen Gütern der
Spani zufallen würden. Die Urkunde von 881 ist klar genug: &
vero infra istas villas, die weiter oben in dem Dokument aufgezählt
sind, homines Hostolenses vel Hispanı fuerint, quidgquwd zus fisci inde
exigere debet, totum ad opus sanctae matris ecelesiae Narbonensis jure
perpetuo concedimus obtinendum. Überdies findet sich der Ausdruck
auch für die Hispani in Roussillon angewandt, so daß er also absolut
nichts beweisen kann für eine geringere Dichtirkeit der Spani nörd-
lich der Sprachgrenze. 899 heißt es in einem Diplom Karls des Ein-
fältigen für die Kathedrale von Elne: 87 vero infra istas villas aut
ecclesias sıuperrus nominatas homines Hostolenses vel Ispani fuerint,
quiceqguid jus fisei inde exigere debet, totum ad opus sanctae Rossilio-
mensis Beclesiae jure perpetuo concedimus obtinendum‘) usw. Wir haben
es hier augenscheinlich mit einer für uns ganz unbedeutenden Formel
zu tun, wiederholen sich doch auch fast genau dieselben Worte in
den drei anderen nicht weiter zitierten Dokumenten dieser Art. — Was
endlich die Neubesiedelung der Gegenden nördlich. der Sprachgrenze
durch Klöster betrifft, so ist sie nicht so zahlreich wie in Roussillon,
aber sie fehlt hier ebensowenig wie dort”), und Spani kommen hier
ebensogut in Betracht, wie in Roussillon, sofern man aus der Besie-
delung durch aprisio auf Spani schließen will; außerdem läßt es sich
für St. Polycarpe im Razes, das 787 gegründet wurde, auch direkt
nachweisen‘). Läßt sich also über die Verbreitung und genauere
DBEGISV,el.70:
)Nibe, cl. 105:
ib, el. 144:
4) Marca hisp., el. 832.
>) Über Zellengründung in Septimanien, Cauvet, cf. p. 438—448.
6) Es ist zu beachten, daß Cauvet nur einen Teil dieser nördlichen Be-
siedelung ausgeführt hat; die Gründungen von St. Sauveur d’Aniane, St. Pierre de
Joncels, St. Pierre de Psalmodi, St. Chinian, St. Guillem du desert, St. Thibery,
Villemagne, Quarante usw. sind nicht dargestellt, ef. Cauvet, p. 448.
202 K. Salow
Ansiedelung der Hispani, deren sprachliche Homogeneität noch nicht
einmal feststeht, durchaus nichts Sicheres sagen, so muß die Er-
klärung der Entstehung der Sprachgrenze durch diese Spanierein-
wanderung als nicht ausreichend bewiesene Hypothese gelten, die
nur so lange bestehen kann, als eine besser begründete fehlt. Kann
ich somit diesen Ausführungen Schädels auch nicht beistimmen, so
bleiben doch die anderen Gründe, die Schädel und Morf zur Er-
klärung des Verlaufes der Sprachgrenze beigebracht haben, voll
bestehen, und ich brauche hier nur die dort gegebenen Gesichtspunkte
weiter zu entwickeln und die von Schädel angeführten Beweise aus
den Urkunden zu vervollständigen.
II. Das Verhältnis der Sprachgrenze zur Topographie des
Landes und die Wege, diees dem Verkehr ermöglichten, die
natürlichen Schwierigkeiten des Geländes zu überwinden.
S 11. Die Sprachgrenze findet sich an den östlichen Abhängen
der Corbieres, d.h. einem steinigen, wasserarmen und dünn bevölkerten
Gebireskamm; und mit vollem Recht hat schon Schädel') darauf
hingewiesen, wie günstig diese physischen Verhältnisse für die Ent-
stehung der Sprachgrenze sein mußten. Es erhebt sich nun die
Frage, ob nicht diese natürliche Beschaffenheit der Gegend allein
die Entstehung der Sprachgrenze herbeigeführt hat, oder ob noch
andere Faktoren mit im Spiele waren. So groß ihre Bedeutung für
die Entstehung der Grenze nun auch ohne Zweifel ist, so genügt
sie allein doch keineswegs, um dieselbe restlos zu erklären; denn sie
kann es zwar verständlich machen, daß bei den Corbieres eine
Sprachgrenze entstand, aber nicht, warum sich diese gerade an den
südlichen Abhängen entwickelte und nicht etwa an den nördlichen.
Außerdem erklärt die geographische Gestaltung der Gegend es auch
nicht, warum man in Roussillon katalanisch redet, denn diese
Landschaft wird doch ihrerseits ebensogut durch einen breiten Berg-
rücken vom übrigen katalanischen Sprachgebiet getrennt. Es muß
also eine Erklärung gefunden werden, die diese beiden Lücken
ausfüllt. Wichtig wäre es zunächst auch zu wissen, wie die Ge-
staltung des Geländes in den früheren Jahrhunderten war, ob etwa
die beiden Gebirgskämme durch Waldungen bedeckt und daher noch
schwerer zu überschreiten waren, wie dicht etwa die Ebene bewohnt
up. Sl.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 203
war usw. Von diesem allem geben die Urkunden nur eine sehr
unvollkommene Vorstellung. Für die Corbieres fehlen Nachrichten
aus dem Altertum überhaupt; sie erscheinen zum erstenmal in dem
Cont. Fredeg. (VIII. Jahrh.)'). Aus einer Urkunde von 1306 erfahren
wir, daß sich an den südlichen Abhängen der Corbieres bei Perellos
ein ausgedehnter Wald befand?), und 861 ist der Wald Montdern
bei Palairac, nördlich der Sprachgrenze, bezeugt”). Wie sonst der
Bestand an Wäldern in den Corbieres war, habe ich aus den Urkunden
nicht ersehen können’); jedenfalls aber können dieselben infolge
ihrer Unwirtlichkeit niemals stark bevölkert gewesen sein, sind sie
doch in der Gegend nördlich von Opoul-Salses eine richtige Stein-
wüste; und wenn auch ihre Bodengestaltung nach Westen zu freund-
licher ist, eine zahlreiche Bevölkerung haben auch diese Teile sicher-
lich niemals ernähren können. — Über die Pyrenäen besitzen wir
ein Zeugnis aus dem Altertum; ap. Strabon. Cas. 162 heißt es:
Avıms ÖdE ans Ivorjvns 10 wev 'Ißmgızov rehevgov EeVdevdoov Lorı
sravrodanng VAns zei ıng deıdakoüc, ro ÖdE& Keirızov Wıhöv, va Ö8
ueoa Tregıeyeı zahwas olxelodaı Övvaufvovs aviovac. Und diese
Stelle bezieht sich auf den uns angehenden östlichen Teil der
Pyrenäen; werden doch, wie Strabon 1.1. weiter berichtet, die hier
erwähnten Täler von den Cerretani bewohnt. Allerdings ist die
Richtigkeit dieser Nachricht nicht unbestritten geblieben. Des-
jardins’) hat dagegen geltend gemacht, daß heute gerade das
Gegenteil von dem der Fall sei, was Strabon berichtet, und eine
so völlige Änderung kaum glaublich sei. Eine andere Stelle, um
zu beweisen, daß die Pyrenäen bewaldet waren, hat Jullian®)
beigebracht. Er stützt sich auf Silius Italicus XV v. 175, wo die
Pyrenäen pinifertae genannt werden; doch dürfte es sich bei Silius
mehr um einen poetischen Ausdruck, als um eine zuverlässige
geographische Beschreibung handeln. Mag dem nun sein, wie ihm
wolle, die Pyrenäen boten jedenfalls in ihrem niedrigen Teil am
') Sabarthes: Dietionnaire p. 110.
2) Alart: RLR VII (1875), p. 50 u. Doc. p. 164, u. Gazanyola: Hist. du
Rouss. p. 236.
2) HGLII, preuyv. cl. 321.
») Vgl. auch über die Wälder in den Üorbieres und Pyrenäen: Maury:
Histoire des grandes forets de la Gaule et de l’ancienne France. Paris. 1850.
p. 283, 284.
>) Geographie I, p. 110.
°) Histoire de la Gaule I, p. 90.
204 K. Salow
Mittelmeer für den lokalen Verkehr kein größeres Hindernis als die
Corbieres.
S 12. Für einen umfangreicheren Verkehr waren freilich bei
beiden künstliche Verbindungen, größere Straßen nötige, auf denen
ein solcher stattfinden konnte. Was wissen wir nun von solchen
Kunststraßen? Die für unsere Gegend wichtigste ist die Via Do-
mitia, 121 v. Chr. von Gn. Domitius Ahenobarbus angelegt!) und
dazu bestimmt, die spanischen Besitzungen Roms mit Italien zu ver-
binden; sie hatte demnach eine große militärische und wirtschaftliche
Bedeutung. Durch sie wurden sowohl die Schwierigkeiten, die die
Pyrenäen einem intensiven Verkehr boten, wie auch das Hindernis,
das die Corbieres darstellten, überwunden, so daß also, wenn der
Wille bei der Bevölkerung vorhanden war, ein Verkehr im großen
Stile über die Corbieres geradesocut stattfinden konnte wie über
die Pyrenäen. Der Verlauf der via war, soweit man es bis jetzt
festgestellt hat, dieser: Narbonne —Sigean—Roquefort—Les Cabanes
de Lapalme — Fitou?) — Salses — Garrius— St. Hippolyte durch das
(Gebiet von Claira—St. Sebastian de Mudagons (= Mutationes)—St.
Sauveur bei Bompas—Castel Roussillon—Saleilles—Theza—Corneilla
del Vercol— Stabulum (bei Elne)— Brouilla— Banyuls dels Aspres—
Nidoleres, unterhalb Boulou über den Tech—Rometal—St. Martin
de Fenollar (= ad Centuriones—Olausurae (= Ecluse Haute)—Per-
thus (= ad Summum Pyrenaeum)—la Estrada (= Deciana)— Figueras
(= ‚Juncaria)—Gerona°). Daneben hat anscheinend noch eine andere
!) Niese: Römische Geschichte, 1906 °, p. 156; Jullian, III (1909), p. 36.
?) ef. Mitteilungen des Herrn Dr. Pelissier zu Lapalme, etwas anders: Thiers,
De Narbonne aux Pyrenees par la voie Domitienne. Bull. arch. Narb. III, (1894 bis
1895), p. 639 — 666.
») Die grundlegende Arbeit hierüber ist: Freixe, Recherche des localites
modernes correspondant aux stations de la voie Romaine de Narbonne ad Gerona.
Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss., I (1900), p. 176 ff., ferner behandeln dieselbe
Frage: id.: Trace de la voie Domitienne de Narbonne 4 Gerona et de ses princi-
paux embranchements, ib. IL, p. 387. id.: La voie romaine du Rouss. et ses em-
branchements. Congres arch. de France, 73°"° session, tenue ä Carc. et ä Perp. 1906.
Paris. 1907. p. 485—508. id.: Le passage du Perthus de 201 & 71 avant J. Chr.
Rev. d’arch. et d’hist. du Rouss. V, p. S1ff. und id.: Le passage du Perthus de
7lar. J. Chr. au commencement de notre ere, ib. V, p. 231 ff. und 238ff. Vidal
A propos de la voie romaine de l’ancien Rouss., ib. I, p. 369—371. id.: Schrift-
liche Mitteilungen an Hermn Dr. Krüger. id.: Eine historique ‘et archeologique,
Perp. 1887, p. 19—22. Alart: La voie Romaine du Rouss., Bull. de la societe
agr., seientif. litter. des. Pyr. Or. XII, p. 131—-19. Aragon: Recherches sur
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 205
Straße am Meere entlang bestanden, nach Vidals Meinung!) war es
sogar die ältere; es ist die spätere carrera de Carlos Magno, deren
Verlauf Vidal?) aus den Urkunden zusammengestellt hat; sie ging
durch das Gebiet von Claira, Pia, Bompas, Castel-Roussillon, Cabe-
stany, Corneilla del Vercol, Elne, Palau, St. Andre, Argeles, Colli-
oure, Port-Vendres, Banyuls sur Mer und wurde über den Gebirgs-
kamm hinweg mit Rosas durch einen Pfad verbunden’). Jedenfalls
gab es vor den Römern in der Gegend eine Straße, die auch Hannibal
218 bei seinem Pyrenäenübergang benutzt hat; er lagert nach dem-
selben bei Iliberris, die Kelten dagegen haben ihm gegenüber bei
Ruscino Aufstellung genommen‘). Ob er dabei dieselbe Richtung
verfolgte, wie sie die Via Domitia einschlug?), oder ob er an der
Meeresküste entlang über die Pyrenäen ging, läßt sich nicht mehr
feststellen®), da Illiberris sowohl an der Via Domitia, wie auch dicht
bei der carrera de Carlos Magno lag, für deren hohes Alter auch
archäologische Funde sprechen. Das Stück von Claira bis Theza ist
beiden Routen gemeinsam, bei Theza zweigen sie ab; es scheint, als
ob die Römer hier eine Art Zollstation errichtet hätten, um die qua-
dragesima für den Eintritt der Waren aus der Hispania citerior in
die Narbonensis zu erheben‘). Beide Straßen haben natürlich für
den Verkehr Roussillons mit Katalonien große Bedeutung gehabt, es
scheint aber, als hätte die Via Domitia die andere bald zurückgedrängt;
jedenfalls erwähnen die Itinerare nur die Straße über den Summum
Pyrenaeum, und sie benutzt auch Wamba 672 auf seinem Zuge gegen
la vore Romaine en Rouss., unvollendet (alle diese Werke sind mir durch Auszüge
des Herrn Dr. Krüger bekannt). Gazanyola: Histoire du Rouss., p. 53, 54.
Schädel: RDR I, p. 35, 36. Freixe hat bei seinen Aufstellungen außer acht
gelassen, daß auch St. Laurent de la Salangue 1070 als an der strada gelegen
zitiert wird, cf. $ 48.
1) Rev. d’arch. et d’hist. Rouss. I, p. 369—371.
2) Elne hist., p. 19—22.
») Vidal: Guide, 3°“° ed., p. 104, und Schriftliche Mitteilungen an Herrm
Dr. Krüger.
4) Livius XXI, 24; Gazanyola, p. 44ff.
5) Freixe: La voie d’Hercule, Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. III, p. 133 ff.,
und Vidal: ib. I, p. 369—371 (nach K.).
°) Alart: Notices historiques sur les communes du Rouss. I, p. 53 ff., meint,
die alte Ibererstraße sei am Meere entlang gegangen, er nimmt aber unter den
Römern auch schon eine Straße über den Perthus an (nach K.).
?) ef. Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger. Thiers: bull.
comm. arch. Narb. III, p. 655, verlegt diese Station nach St. Julien de la Raho.
206 K. Salow
die Aufständigen in Septimanien‘), Von Clausurae aus nimmt er
Collioure, Oltrera, Llivia. 932 heißt es von Corneilla del Vercol, daß
es in via, quae pergit de Narbona ad ipsa Clusa, läge?). Interessant
ist auch, daß im Philomena der Col de Perthus und L’Eeluse als die
Stellen gedacht werden, wo die Sarazenen über die Pyrenäen zurück-
weichen. Nachdem‘ die Ungläubigen zum zweitenmal von den Christen
geschlagen sind, werden sie bis nach La Clusa verfolgt?); und an
einer zweiten Stelle heißt es, daß Karl der Große sie eingeholt habe
in quodam pessimo passu, ubi vocatur ad Albarras (Albere) — nomen
cnrus fuit per Turpinum posten matatum, Malus Pertusius (Col de
Perthus), vödelicet‘) .... Die andere Straße am Meere entlang hörte
damit aber nicht auf zu existieren, sie ist 966 erwähnt und 1207°)
verordnet Peter II. v. Aragon, daß von nun ab Reisende usw. nicht
mehr über den Col de Perthus sich nach Katalonien begeben dürfen,
sondern daß sie den Weg über Banyuls-Collioure einzuschlagen
haben®). Die Maßregel hatte freilich nur den Zweck, Collioure die
leuda von diesem Durchgangsverkehr zu sichern, und nicht etwa
den Verkehr selbst umzuleiten®). Ja, noch 1642 muß diese Straße
existiert haben, denn damals schlagen die Garnisonen von Perpignan
und Salses nach ihrer Kapitulation vor den Franzosen diesen Weg
ein, um nach Katalonien zu gelangen’).
S 13. Neben diesen beiden Hauptstraßen gab es natürlich in
Roussillon noch andere, weniger wichtige, die das übrige Gebiet
hieran anschlossen. So die Via Aspirana, die von Collioure ins
Vallespir ging und zwar über Oltrera, Sorede, Ceret, Amelie les Bains?).
Wir finden dieselbe z. B. 981 erwähnt: est autem initium ipsius
') Freixe: Itineraire du roi Wamba pendant sa campagne en 673 dans
la Gaule Narbonnaise. Rey. d’hist. et d’arch. Rouss. I, p. 36—43 (nach K.); anders
Gazanyola, p. 45, und Schädel, p. 35, 36.
2) Freixe: Recherche des localites ect., Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. I,
p- 176 ff. (nach K.)
®) Schneegans: @Gesta Caro Magni ad Carcassonam et Narbonam.
Halle. 1898. 1212.
) ib. 2900—2904. cf. auch Kempe: Die Ortsnamen des Philomena. Hall.
Diss: 190.29. 217und 32:
>) Gazanyola, p. 59, 60, und Alart: Privilöges, p. 333 (nach K.).
9) aullaneın, IE
DGazanyvolay al.
®) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger und Eine histor.,
p. 22,23; Freixe: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 387 ff. (nach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 207
monasterii (St. Genis des Fontaines) in via vallis Aspiranae, ‚quae
pergit ad castrum Vultraria'). Schon Wambas Zug gegen Öltrera
und Collioure scheint auf dieser Straße stattgefunden zu haben
(.... castraque Pyrenaeica, quae vocantur Camcolibert, Vulturaria et
castrum Libyae cepit heißt es bei Julian von Toledo)?). Eine andere
Straße mündete bei Elne in die Via Domitia ein, es ist die Via
Confluentana, die von Elne über Salao bei Llupia”) und den col de
Terranera ins Tettal eing*) und diesen Fluß hinauf zu der zweiten
Verbindung von Katalonien und Südfrankreich führte, nämlich zum
Weg über das Capeir u. die Cerdagne’). Ein dritter Zweig ist
endlich der Wee, der das Aglital hinaufging und Roussillon mit dem
Fenouillet und dessen Hinterland verband. Wann diese Abzweigung
semacht wurde, ist nicht sicher, bezeugt ist sie erst im 13. Jahr-
hundert, aber man hat nicht ohne Grund angenommen, daß sie
vielleicht auch schon zur Römerzeit eingerichtet wurde‘). In einer
Ordonanz vom 5. Mai 1267 verbietet es Jakob der Eroberer, Waren,
die nach St. Paul. Aleth, Limoux usw. bestimmt sind, anders als
über Estagel auszuführen ‘); die Verfügung setzt voraus, daß damals
also dem Verkehr nach St. Paul usw. eine Straße zur Verfügung
stand; von Estagel nach St. Paul ist aber eine Straße, die dem
Maurytal folgt, das Gegebene; die Bodengestaltung zwingt geradezu
dazu, dem Flußlauf zu folgen, wie auch heute Chaussee und Eisenbahn
den Fluß entlanglaufen. Diese Wege sind alle — vom letzten
vielleicht abgesehen — zu alt, als daß Perpignan von Anfang an
hätte hieran Anschluß haben können. Der Hauptknotenpunkt ist
Elne, wie es infolge der Bedeutung des Bischofssitzes nach dem
Rückgang des alten Ruseino nur natürlich war. Als nun Perpignan
zu größerer Bedeutung kam, wurde es mit dem bestehenden Straßen-
netz verbunden. 1123 ist der caminus franceschus genannt, der von
) Marca hisp., el. 926.
>>Schädel, p. 35, Anm. 2.
3) Alart: Geographie hist. du Conflent: Bull. de la societe agr., scient.,
litter. X (1856) p. 70—74 (nach K.). Auf diese Straße spielt eine Stelle aus einer
Urkunde von 953 an. cf. Marca. el. 869.
*) Kiepert: Formae orbis antiqwi. Blatt XXVII (Hispania) zeichnet eine
Straße von Ruscino nach Julia Libyca (=Llivia) durch das Tettal schon für die
Römerzeit. cf. auch Schädel, p. 37.
?) Näheres über diese Straßen behält sich Herr Dr. Krüger vor.
6) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger.
N) Gazanyola, p. 233, u. Capeille: Millas, p. 89.
208 K. Salow
La Cluse über Banyuls dels Aspres nach Perpignan führte, 1149
finden wir einen Weg nach Villeneuve. 1183 einen nach Elne, 1180
einen nach Villefranche und 1197 einen nach Thuir'). Ursprünglich
führte der Weg von Perpignan ins Conflent (chemin royal au Conflent)
über St. Feliu d’Avall— Corbere —Bula, dann leitete man ihn auch
über Ille und noch einige Jahre vor der Revolution lief er so, erst
1842 ist er über Millas?) geleet worden. Das sind in Roussillon
die hauptsächlichsten Wege, die es ermöglichten, trotz der Berg-
schranke im Norden und Süden mit den angrenzenden Ländern einen
regen Verkehr zu unterhalten, sobald man dazu gewillt war.
S$ 14. Auch an der westlichen Seite fehlte es an solchen
Verbindungslinien nicht”). Für die Weeverhältnisse in den Corbieres
selbst bin ich weit weniger gut unterrichtet; das mag zum Teil
daran liegen, daß mir Urkunden und Vorarbeiten aus dieser Gegend
durchaus nicht in der Fülle wie aus Roussillon vorlagen; die
historische Eimleitung des Dichonnaire topographique du depart. de
’Aude war mir leider noch nicht zugänglich. Andererseits werden
eroße Straßen, abgesehen von der Route Estagel— St. Paul usw.
kaum in der von mir bereisten Gegend bestanden haben, sie fehlen
ja auch heute noch vollkommen; die einzige große Straße, die ich
ganz im Norden — außer der von Narbonne nach Perpignan —
berührt habe, ist die Straße von Narbonne nach Couiza über Mout-
houmet. Die Hauptverbindung durch die Corbieres war auch hier die
Via Domitia für den Verkehr mit dem Narbonnais. Wie aber die
Orte, die nicht an derselben lagen, mit ihr verbunden waren, ist mir
unbekannt. Neben der Via Domitia hat man’) noch eine andere
Verbindung zwischen dem Narbonnais und Roussillon vermutet. Die-
selbe soll sich bei St. Conat d’Aude von der Römerstraße Narbonne—
Toulouse abgetrennt haben und über Coustouge, Jonquieres, Albas,
Verdoubletal, Millas, Llupia, Fourques, Llauro nach Ceret gegangen
sein, um sich hier mit der Via Domitia zu vereinigen; diese Meinung
stützt sich im wesentlichen aber nur auf die Namen der angeführten
Ortschaften (Millas = Miliares, Albas = ad Albanos usw.) und ist
durchaus nicht sicher. Die Gebiete des späteren Termenes usw. hatten
') Vidal: Histoire de la ville de Perpignan, p. 32, 33.
2) Alart:. RLR x (1876); p. 39.
®) Eine nähere Ausführung wird Herr Dr. Krüger geben.
*) Desjardins: Geographie IV, p. 174.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 209
außerdem noch eine gute Verbindung mit der nördlich von ihnen
gelegenen Gegend durch die Römerstraße, die durch das Tal des
Realses entlang ins Narbonnais führte‘). Das nördliche Fenouillet
und das Peyrepertuses hatten durch die Straße von Estagel nach
St. Paul Gelegenheit, sich an einem lebhafteren Verkehr zu beteiligen.
Doch sind diese kleinen Wege erst spät zu belegen, so wird 1585
ein Wege von Paziols nach Maury erwähnt (... affrontat cum via,
qua itur de loco de Mauri ad locum de Paziols)?). Das südliche
Fenouillet wird seinerseits durch Seitenpfade Anschluß an die Via
Confluentana gehabt haben. Aber alle diese Gebiete lagen doch
außerhalb des großen nord-südlich gerichteten Verkehrs und standen
nur mit Seitenzweigen desselben in Verbindung, so daß sie auch nur
indirekt von ihm berührt wurden. Die lokalen Wege von Dorf zu
Dorf spielten hier eine viel größere Rolle, als in dem von einem
guten Straßennetz durchzogenen, an der Hauptader des spanisch-
italischen Verkehrs gelegenen Roussillon.
$ 15. Trotzdem so also künstlich die Schranke durchbrochen wurde,
mit der die Natur Roussillon eingeschlossen hatte, trotzdem dadurch
die Möglichkeit zu lebhaften Verkehrsbeziehungen mit den Gebieten
nördlich der Corbieres von alters her für die Bewohner Roussillons
ebensogut, wie ein engerer Verkehr mit Katalonien gegeben war,
wodurch ein sprachlicher Ausgleich zwischen den Gegenden nördlich
und südlich der Corbieres hätte eintreten müssen, hat sich doch an
ihren Abhängen die Sprachgrenze herausgebildet, und es erhebt sich
nun die Frage, warum entwickelte sich dieselbe trotz alledem? Die
Antwort darauf gibt uns die Geschichte der Gegend.
1) Roussillon hat von den ältesten Zeiten an ein eigenes
Stammesgebiet ausgemacht; dieses dehnte sich bis an die Südabhänge
der Corbieres aus, und wo heute dem Narbonnais gegenüber sich die
Sprachgrenze zeigt, existiert schon seit zwei ‚Jahrtausenden diese
Völkerschaftsgrenze. Dazu war der in Roussillon wohnhafte Stamm
aufs engste mit denen südlich der Pyrenäen verwandt.
2) Dieses Stammesgebiet wird im 6. Jahrhundert eine selbständige
Diözese, deren nördliche Grenze fast genau der modernen Sprachgrenze
solange entsprach, als die alten kirchlichen Einteilungen bestehen
blieben, d. h. bis zur französischen Revolution.
1) Fedie: le comte de Razes et le diocese d’Alet. 1880 (nach K., der keine
Seitenzahl angibt).
?) Nach Mitteilungen von M. Vidal an Herrn Dr. Krüger.
14
210 K. Salow
3) Eben dieses Gebiet entwiekelt sich im 9. Jahrhundert zu
verschiedenen Grafschaften, die aber alle nach Süden zu gravitieren
und mit Gegenden südlich der Pyrenäen von Anfang an in engster
administrativer Verbindung stehen. Und auch hier ist die nördliche
srenze identisch mit der Sprachgrenze, wenn auch nördlich der
Sprachgrenze gelegene (Gegenden bald mit zu diesem Verwaltungs-
komplex gehören.
Ill. Die ethnischen Verhältnisse südlich und nördlich
der Sprachgrenze.
S 16. Die Cerretani: Den Übergang von den Stämmen Kata-
loniens zu dem in Roussillon wohnenden bildeten die Cerretani oder
Keoonravof, K£omres. Sie werden zuerst erwähnt bei Avienus'): ora
maritima v. 549—552, wo es heißt:
At quidgwd agri cedit alto a gurgite
Ceretes ommes et Ausoceretes prius
habuere durt; nunc pari sub nomine
geus est Hiberum?).
Ferner erscheinen sie bei Strabo Ill, Cas. 162. . . . Exovor Ö’adrovc
(die p. 203 erwähnten Täler) Keoonravor ro sı2&ov voö ’Ißmgızod yökov
usw.?). Auch Plinius nat. hist. III, S 22 gedenkt ihrer‘): post eos
(den Laeetani und Indigetes), quo dicetur ordine, intus recedentes ra-
') Avienus (4. Jahrhundert n. Chr.) hat als Quelle einen Periplus aus der Zeit
des Augustus benutzt, der seinerseits für unseren Teil einen älteren Periplus von
Gades bis zum Pontus Euxinus ausschrieb. Die Zeit dieser Quelle ist strittig;
Müllenhoff und mit ihm D’Arbois de Jubainville und Philipon halten den
Periplus des Himilcon (um 500 v. Chr.) für diese Urquelle; in eine spätere Zeit,
zwischen Thukydides und Timaeus und Ephorus, also zwischen 400—350 v. Chr.,
versetzt die älteste Quelle F. Marx: in Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie II, 2
(1896) cl. 2389 Zeile 33—65, wo auch weitere Literatur angegeben ist, diese siehe
auch bei Schanz: Geschichte der römischen Literatur IV,1 (1905), p. 14 und 18.
Wichtige Gründe gegen Marx hat jüngst Jullian, Histoire de la Gaule I, p. 414,
Anm. 1, beigebracht, wo die letzte Literatur angegeben ist; er setzt den Periplus,
den die Quelle des Avienus benutzt hat, zwischen 480—470, wie mir scheint, mit Recht.
?) ed. Holder: Innsbruck, 1887, p. 165. Die von Sieglin: Quellen und
Forschungen für die alte Geschichte und Geographie, Heft 16, angekündigte Avien-
ausgabe war mir noch nicht zugänglich.
>) ed. Meinecke (1852) I, p. 219.
4) ed. Mayhoff I (1906), p. 240.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 2
dice Pyrenaei Ausetani (Fitani), Jacetani perque Pyrenaeum Ceretani,
deinde Vascones. Endlich finden wir sie noch bei Steph. v. Byzanz,
185,5: BoayvAn, molıs Keontov, ovroı dE& Tois "Ißmooıv owogodcıw!).
Sie werden zum iberischen Stamm gerechnet, wie Strabon im An-
schluß an Poseidonios?) es lehrt (70 A&ov rod 'Ißmgızoö yVAov). Aus
Avienus hat Jullian®) geschlossen, daß die Ceretes eigentlich ein
voriberisches Volk sind; er teilt „nune est gens Hiberum“ dem Sinne
nach schon der ältesten Quelle des Avienus zu, und schließt, daß
damals erst, also zwischen 500—475*), die Iberer nach Südfrankreich
vorgedrungen seien. Freilich einen Beweis dafür, daß schon die
älteste Quelle dieses Teiles der ora maritima diesen Satz enthalten
habe, hat er nicht erbracht. Jedenfalls zeigt aber auch die Stelle
bei Strabo, daß es nicht reine Iberer waren, wozu hätte er sonst
ro rA&ov hinzugefügt? Es ist deshalb sehr wohl möglich, daß es sich
hier um ein Gemisch von besiegten Ligurern — diese sind für Jullian
das Urvolk — und eindringenden Iberern handelt, um so mehr, wenn
man sich jener Stelle bei Seylax’) erinnert, wonach bis zur Rhöne
hin Ligurer und Iberer in diesen Gegenden gemischt saßen. Später
haben die Cerretani das latinische Recht. Plinius nat. hrst. III, 23
führt nämlich als cives Latin? die Ceretani qui Juliani cognominantur
et qui Augustani, an®). Ihre Wohnsitze waren nach Strabon die
Pyrenäentäler; sie reichen auch nach der Nordseite des Gebirges hin-
über; das zeigt einmal der Name Cerdagne selbst, der auch Gegenden
des Nordkamms umfaßt, und ferner erhellt es aus Ortsnamen wie
St. Laurent de Cerdans im Vallespir. Auch Ceret hat man‘) mit
Ceretes in Zusammenhang bringen wollen, doch anscheinend mit Un-
1) ed. Meinecke Berlin, I (1849).
?) Über Strabon und seine Quellen ef. Dubois: Examen de la G£ographie
de Strabon, etude eritique de la methode et des sources. Paris. 1891.
»oullıan LI, p. 265.
ST
5) $ 3. "Ano 68 ’IBnpwv &yovraı Ntyves zat "Ißnpes miydöss neypı roranoo
“Podavoo. Ilapariovs Aryiwv ano Eproptov neypı “ Podavod rorunod ÖVo Tuspiv xal
keäs voxtös. Müller: Geographi graeci minores I (Paris, 1855), p. 17. Das Werk
ist 347 abgefaßt, enthält aber alte Angaben, cf. Christ-Schmidt: Griechische
Literaturgesch. I (1908), p. 508.
6) Hübner, Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie, III (1899), el. 1985.
Diese Pliniusangabe stammt aus der augustischen Reichsstatistik, während die oben
erwähnte dem periegetischen Teil angehört und wohl varronisch ist.
?) Philipon: Iberes, p. 164.
14*
212 K. Salow
recht, der älteste Name des Ortes ist wahrscheinlich Sirisidum') und
das ist keltisch?). Die Cerretani saßen also jedenfalls im Vallespir
und Cerdagne; wie weit sie sich ins Conflent erstreckten, ist die Frage.
Miret y Sans?) will sie auch im Capeir und Conflent suchen, doch
erscheint das als zu weit nördlich, da nach Plinius III, $S 32 der
Stamm der Sordones in Roussillon an die Consuarani im Ariege
anstieß. Die späteren Geographen, wie Plinius und Strabon, rechnen
das Gebiet der Cerretani mit zur Hispania.
$S 17. Die Sordones. Sie stoßen im Süden mit den eben
genannten Cerretani zusammen; die über sie vorhandenen antiken
Zeugnisse sind folgende: Avienus’). or. marit., v. 552—561:
. Sordus inde?) denique
populus agebat inter avros locos
ac pertinentes usque ad interius mare,
qua pinifelr]tae stant Pyrenae vertices,
inter ferarum lustra duceba[nt diem]
et arva late et gurgitem ponti premumt.
In Sordiceni caespitis confinio
quondam Pyrenae tuxta et insulam
alte tumentem civitas ditis larıs
stetisse fertur hicque Masstliae incolae
negotiorum versabant vices. und v. 569 —H74:
..... post Pyrenaeum jugum
vacent harenae litoris Cyneticr
eaque late sulcat ammıs BRoscynus.
hoc Sordicenae, ut diseimus, glaebae solum est.
stagnum hic palhısque quippe diffuse patet,
et incolae istam Sordicen cognomemant.
praeterque vasti gurgitus crepulas aquas
(nam propter amplum marginis laxae ambeitum
') Urkunde von 833 = vicus Sirisidum. HGL II, preuv. cl. 184. cf. p. 192,
Anm.1. Es ist allerdings auffällig, daß so früh schon anlautendes s und e ver-
wechselt sind, aber nach den in der Urkunde angegebenen Grenzen ist die Identifikation
kaum zu bezweifeln; auch ist die Kirche von Üeret, ebenso wie die von Sirisidum,
St. Peter geweiht. 866 aber schon vicus Ceretus. ib., el. 344.
>) Williams: Die französischen Ortsnamen keltischer Abkunft. Diss.
Straßburg. 1891. p. 74.
®) Vescomtes, p.5; ef. auch Jullian, I, p. 259, Anm. 4.
#) ed. Holder, p. 169.
5) Von den Cerretani ab.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 213
ventis tumescit saepe percellentibus),
stagno hoc ab ipso Sordus ammis efflut.
Darauf folgt eine Lücke im Text (576, 577), dann wird das Gestade
und die vier Piplae benannten Inseln beschrieben, wo das Gebiet
der Elisyces ansetzt. Erwähnt werden die Sordones außerdem
noch bei Pomponius, Mela II, 5 $ 82): ultra est Leucata litoris
nomen et Salsulae fons. ... 8 84: inde est ora Sordonum et parva
Jumina Telis et Ticıs, ubi adcrevere persaera, colonia Buscino,
vicus Bliberrae, magnae quondam wurbis et magnarum opum tenue
vestigium. tum inter Pyrenaei promumturia Portus Veneris est sine salö
et Cervaria locus Galliae finis; u. Plinius nat. hist. III, 4 S 32: In
ora regio Sordonum intusque Consuaramorum, flumina Tecum, Ver-
nodubrum, oppida JLlliberis, magnae quondam urbis tenue vestigium,
Ruscino Latinorum usw. Ob die Sordonen Ligurer oder Iberer
waren, erfahren wir aus den Quellen nicht direkt, wir müssen es
aus anderen Tatsachen erschließen. Sie sind jedenfalls ein vor-
keltisches Volk, da sie von Autoren genannt werden, die vor die
Kelteneinwanderung in Südfrankreich fallen. Ferner sind auch sie
wohl mit unter den ”Ißnoes und Aiyves wıyaöecs des Seylax zu ver-
stehen. Das iberische Element muß bei ihnen aber stark ausgeprägt
gewesen sein, wie der letzte Münzfund zu Castel-Roussillon zeigt;
denn die dort gefundenen Münzen sind zum größten Teil iberisch.
Ihr Gebiet dehnte sich von den Cerretani im Süden bis zum südlichen
Abhang der Corbieres aus. Pomponius Mela nennt ja direkt die
Fons Salsulae, d.h. die heutige Font Estramer bei Salses und läßt
südlich davon die Sordonen beginnen. Wir sehen demnach schon zu
seiner Zeit, oder vielmehr der seiner Quelle, hier die Grenze eines
Stammes ansetzen, und charakteristischerweise erscheint hier nach
Jahrhunderten auch die Diözesan- und Grafschaftsgrenze. Bei
Avienus ist die Angabe nicht so genau; da wir aber in den nördlichen
Corbieres um den etang de Bages und Sigean?) und um Narbonne
einen andern Volksstamm finden, so werden wir wohl mit der Annahme
nicht fehlgehen, daß auch damals schon die Sordonen nicht allzu
tief in die Corbieres eingedrungen waren, schien doch die Natur selbst
sie auf Roussillon beschränken zu wollen. Gegen Westen waren nach
!) ed. Frick, Leipzig 1880. $ 83 erzählt Mela, daß in dem See von Salses
Fische im Schlamm gefangen werden.
?) Die Inseln Piplae, bei denen die Elisyces begonnen, werden im &tang de
Sigean lokalisiert. cf. Sabarthes, dict. topographique, p. 378, 2.
214 K. Salow
Plinius die Consuarani ihre Nachbarn, sie scheinen demnach auch
das Tettal und den Nordrand des Conflent mit im Besitz gehabt zu
haben. Aber eine Grenze nach Norden zu finden wir hier nicht
angegeben, und es muß daher für diesen Teil der Sprachgrenze und
der administrativen Grenze unbewiesen bleiben, daß auch hier die
Stammesgrenze mit ihnen zusammenfiel. Allerdings ist auch in dieser
Gegend die Topographie derartig, daß es als durchaus wahrschemlich
gelten kann, die ursprüngliche Stammesgrenze sei auch hier an den
Südabhängen der Corbieres entlanggelaufen. Es erhebt sich nun
aber eine Schwierigkeit, wir haben nämlich antike Zeugnisse, wonach
ein anderer Volksstamm an den Nordabhängen der Pyrenäen saß;
diese sind aber später, als die für die Sordonen beigebrachten Belege.
8 18. Die Bebryces'): Die Schriftsteller, die sie an der Nord-
seite der Pyrenäen lokalisieren, sind diese: Silius Italicus: Pu-
nica?), II, v. 442ff., berichtet, wie Hannibal bei seinem Pyrenäen-
übergang auch durch das Gebiet der Bebryces kam:
Jamque per et collis et densos abrete lucos
Bebryeciae Poenus fines transcenderat aulae.
Inde ferox quaesitum armis per imhospeta rura
Volcarum populatur iter tumedique minaces
accedit Ikhodani festino mailite ripas.
Von 415—426 hatte er von dem Abenteuer der Pyrene mit Herkules
erzählt; diese Stelle bezeugt noch deutlicher, daß Silius sich die
Bebryces als in den Pyrenäen wohnend denkt. Von 415 ab heißt
es nämlich bei ihm:
At Pyrenaei frondosa cacumina montıs
Pyrene celsa nimbosi verticis arce
divisos Celtis late prospectat Hiberos
atque aeterna tenet magnıs divortia terris.
Nomen Bebrycia duxere a virgine colles,
hospitis Alcidae erimen, qui sorte laborum
Geryonae peteret cum longa tricorporis arva,
possessus Baccho saeva Bebrycis in aula
lugendam formae sine virginitate reliquit
Pyrenen, letique deus, si credere fas est,
causa fuit leti miserae deus.
) Hübner bei Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie III (1899), el. 180
und HGL II, note X.
2) ed. Bauer. Leipzig. 1890.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 215
Die Bebrycia aula wird ferner noch bei Silius, XV, 496ff. erwähnt,
wo er von Hasdubrals Kriegsrüstungen redet:
Terrore interea posito trans ardua montis
Bebryeia populos armabat Poenus (Hasdubral) in ala.
mercandi dextras largus belloque parata
prodigere in bellum facilıs.
In Betracht kommt ferner Dio Cassius bei Tzetzes zu Lyco-
phron 526. Aov d& Kozzeıavoc vovc Naoßwvnoiovc BEßovzas Feyeı,
yodyav ovinc' Tov sahcı wer Beßovzov, vor dE Naoßornotov Eorı
10 Hvonvaiov 000. Und zu 1305. Be£ßovzes, Edvos Takaerov, wera&v
Ivonvys zei Keoavviov (konjiziert Keooyrevov und Keuusvov) za
’Ißmoias zeiuwevovr, 0 zakovcı Naoßwvyoroı'), Ähnlich auch Zo-
naras 8,21: zo 0g0c rodro (sc. vo Uvonvaiov) &2 ımc Iahaoons mc
daher uev Beßovzwr, Voregov dE Naoßwvyoiov doSawevov &s ımv Em
mv ueyalmv dıareiver?) und Steph. v. Byc. Beßovzwr EIvmn Övo,
10 uw 00° vo Hovın Ev 7 Acig, vo ÖE age voic "Ißyoow &v en
Evgoren. Wie die Zeugnisse beweisen, bestand also im Altertum
eine doppelte Überlieferung über die Stämme, die in Roussillon
wohnten, die eine, ältere, findet sich bei Avienus und Varro?),
die andere bei Silius und Dio usw.; in der letzteren findet sich
aber insofern ein Abweichen, als Silius nur berichtet, man könne
von der celsa arx der Pyrene aus Iberer und Kelten sehen, während
Dio die Bebryces direkt zu den Kelten und dementsprechend ihr
Gebiet zur Narbonensis rechnet (so wird doch wohl Naeoßornoıoı zu
deuten sein). Es ist demnach zu prüfen, welehe Überlieferung
die bessere ist. Zunächst gehen Silius und Dion Cassius selbst auf
die älteren Annalisten zurück®), und Plinius und Pompon. Mela sind
in ihrem Bericht so ähnlich, ohne doch ganz gleich zu sein, dab man
auch für sie beide in letzter Linie eine einzige Quelle annehmen kann, die
man — gewiß mit Recht — in Varro gefunden zu haben meint*). Varro
!) Boissevain. ed. Dion Cassius I (Berlin) 1895, p. 189, nr. 56 der Fragm.
von liber XII.
2) ed. Dindorf I (1868), p. 234.
») Teuffel: Geschichte der römischen Literatur 11° (1910). p. 247, und
Klotz: Quaestiones Plinianae geographicae. Berlin 1906, p. 48—88 und idem:
Göttinger Gelehrte Anzeigen. 172 (1910), p. 481, 482.
) ef. für Silius Italieus: Heynacher: Die Quellen des Silius Italieus.
Jenens. Dissert. 1874 und id.: Silius Italicus als Geschichtsquelle für den zweiten
‚punischen Krieg. Ilfelder Programm 1877; für Dio Cassius: Schwartz, Pauly-
Wissowa TIL, 2. el. 1684—1721.
216 K. Salow
selbst aber muß eine lateinische Quelle vor Augen gehabt haben, wie
käme Pomp. Mela sonst zu dem Namen Salsulae, der durchaus eine rein
lateinische Bildung ist und daher keine Umformung eines einheimischen
Wortes sein kann; dagegen aber, daß das Wort aus einer griechischen
Quelle etwa übersetzt wäre, spricht die Art der Bildung, die nur
hier belegt ist, man hätte bei einer Übersetzung gewiß nicht ein so
seltenes Wort gewählt. Die Überlieferung bei Varro stimmt zugleich
auch mit der ältesten uns zugänglichen, der Urquelle des Avien,
überein, so daß hier sich Widersprüche nicht ergeben. Welcher
Darstellung ist nun der Vorzug zu geben, der bei Varro-Avien, oder
der des Silius-Dio? Wir besitzen noch andere Zeugnisse über die
Bebryces, die mit den von Silius und Dion und deren Quellen be-
richteten Tatsachen durchaus im Widerspruch stehen, während sie
sich mit der älteren Überlieferung des Avienus und Varro im besten
Einklang befinden. Diese Nachrichten berichten uns, daß die Bebryces
in Spanien beim Tyrius saßen. Avienus, or. mar., v. 481—488,
lokalisiert sie folgendermaßen:
neque longe ab huius fluminis divortio
praestringit amnis Tyrius') oppidum Tyrin;
at qua recedit ab salo tellus procul,
dumosa late terga regio porrigit;
Berybraces?) illic gens agrestis et ferox
pecorum frequentes intererrabant greges.
Damit stimmt überein Seymnus von Chios?) (nach Ephorus) v. 196 ft.
Tov ro0oc ro Iaodwor dE srehayos zeıu&vov
olz0001 Aıußvgoivızec, &2 Kaoyndovos
anoızlav haßovres' Eine Ö”, oc Aoyoc,
Taornooioı zar&yovow' ei "IBmoes oi
roogegeic. Endvo Tovrav dE zeivraı Tov Torav
B£ßovzes. "Ereirte nagadsaharrıo zaıa Al-
yves Eyovraı zai oheıs Ehhmvides,
&@c Maooakıoraı Dozasic ETW zıoaV
own wer ’Eurogıov, "Podn dE devr&ou.
Die ältere Überlieferung, dargestellt von Avienus- Seymnus - Varro
ist also ohne jeden Widerspruch, während die jüngere bei Silius-
') = Quadalaviar.
?) conj. Bebryces cf., ed. Holder, p. 162; gebilligt ist diese Konjektur:
Thesaurus linguae latinae Il, el. 1797.
®) Müller: Geographi graeci minores I, p. 203, 204.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 217
Dio mit den von der älteren gegebenen Berichten sich nicht vereinigen
läßt. Wie erklärt sich nun diese Abweichung? Jullian ')hat aus derselben
geschlossen, daß die Sordonen durch die in Roussillon eindringenden Iberer
verdrängt wurden und zu existieren aufhörten, während ihr Name
an der Gegend haften blieb; an ihre Stelle traten später — vielleicht
zur Zeit der Ankunft der Kelten in Spanien und der Bildung der
keltiberischen Stämme — die Bebryces, ein wildes Hirtenvolk,
das aus den aragonesischen Bergketten kam. So geistreich diese
Erklärung auch ist, sie ist alles andere, als überzeugend. Denn sie
wird den Worten des Pomp. Mela und des Plinius nicht gerecht.
Die Angaben beider sind viel zu genau, um von einem unter-
segangenen Stamm gelten zu können; in Sonderheit spricht die
genaue Grenzangabe bei Pomp. Mela dagegen; wie wäre man dazu
gekommen, die Gegend einem nicht mehr vorhandenen Volk zuzuteilen,
während ein neues sie bewohnte, und nun gar noch die Grenze dieses
früheren anzugeben? Außerdem ist auch hier der Name Salsulae
von ausschlaggebender Bedeutung; er beweist, daß die Quelle von
Römern benannt ist oder doch wenigstens von lateinisch redenden
Leuten, ist also viel später als die angenommene Einwanderung der
Bebryces nach Roussillon, und trotzdem sollte die Quelle, der Pomp.
Mela durch Varros Vermittelung folgt, diese Fons Salsulae einem
untergegangenen Stamm und nicht dem zu ihrer Zeit in der Gegend
wohnenden als Grenze zugewiesen haben? Das vermag ich nicht zu
glauben. Wir werden vielmehr anzunehmen haben, daß die Quellen,
auf die sich Silius und Dio stützen, schlechter sind, als die Urquelle
des Avienus und der anderen mit ihm übereinstimmenden Berichte,
und werden daher diesen zu folgen haben, wodurch sich alle Schwierig-
keiten beheben und wir die erste genaue Angabe über eine Grenze
südlich der Corbieres erhalten.
S$S 19. Die Elisyces?. An die Sordonen schlossen sich in
ältester Zeit nördlich die Elisyces an, deren Gebiet bei den Piplae
genannten Inseln im etang de Sigean begann. Sie werden erwähnt
bei Avienus: or. mar. v. 586ff.
. gens Blesycum preus
loca haec tenebat atque Narbo civitas
erat ferocis maximum regnı capıut.
hie salsum in aequor ammis Attagus ruit.
) I p. 266.
?) Ihm: Pauly-Wissowa: Realenzyklopädie V, cl. 2435.
218 K. Salow
Weitere Nachrichten über ihre Wohnsitze sind nicht vorhanden, wohl
aber über ihre ethnologische Zugehörigkeit. Hecataeus, Fragm. 20')
heißt es: Eiiovzoı, EIvos Aıyvov. Damit stimmt aber nicht voll-
ständig überein Herodot VII, 1659)... 2 — — Tioıhkos
. ErrmyE Urt avrov Tov X00vor rvodvrov Dowizov zer Aıßvov zei
IByowv zaı Aıyvov zei Elıolzwv za Zaodoviov zar Kvoviov Tomzovra
wvgradec usw. Herodot unterscheidet hier also Elisyces und Ligurer.
Wie man?) allerdings aus dieser Stelle folgern kann, die Elisyces
wären Iberer gewesen, ist mir unverständlich. Auf Grund einer un-
zutreffenden Hypothese hält auch Müllenhoff*) sie für Iberer. Mir
scheint, daß wir es auch hier mit eineribero-ligurischen Mischbevölkerung
zu tun haben, wie Seylax, S 3. es angibt. Bestand eine solche, so
konnte Hecataeus sie einerseits ganz eut als Ligurer bezeichnen auf
(Grund der ligurischen Elemente bei ihnen, andererseits ist Herodot
genauer, wenn er sie von den reinen Ligurern und Iberern scheidet?).
Die von Müllenhoff geltend gemachten Argumente sind keineswegs
stichhaltig, einmal stützt er sich auf eine von ihm gegebene Etymologie
des Wortes 'EAfovzes, er zerlegt es in Eiı - ouzec — eine Zerlegung,
von der z. B. Philipon nichts wissen will — und erhält damit die
iberische Wurzel eli oder ili. Vor allem aber handelt es sich um die
Interpretation von Avienus, or. mar. v. 608--614:
. Setius inde mons tumet
procerus arcem et pinifer, Setur wugum
radıce fusa im usque Taurum pertinet.
Taurum paludem namgque gentici vocant
Orani propinguam flumint; hurus alveo
Hibera tellus atque Ligyes aspert
intersecantur.
Müller will den hier genannten Oranıs mit dem Lez bei
Beziers identifizieren und dann Scylax S 3 dahin korrigieren,
daß es zwischen reinen Iberern und reinen Ligurern Kein Gemisch
von beiden gegeben habe. sondern daß beide durch den Lez scharf
getrennt gewesen wären. Doch spricht alles hiergegen; einmal ist
diese Identifizierung unmöglich, denn der Lez heißt im Altertum
!) Müller: Fragmenta histor. graec. I, p. 22.
2) ed. Hude. II. Oxford. 1908.
®) Philipon: p. 121 Anm. 2 und 125 Anm. 2.
*) Deutsche Altertumskunde I, p. 187—191.
°) Ebenso D’Arbois de Jubainville: Premiers hab. 1°, p. 376, 377.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 219
Ledus (cf. Pomp. Mela 11,5,6 und Sidonius Apollinaris, car-
men V v. 208)') und der bei Avien. or. mar. 592 «enannte Hele-
dus?) ist wahrscheinlich mit ihm identisch; außerdem ist der Lez
auch viel zu klein. als daß er jemals hätte eine Grenze zwischen
zwei Rassen bilden können. Man hat für Oranus Arauris?) konjiziert,
und diese Lesart hat die Billigung von Jullian') gefunden. Danach
wäre dann der Herault der Grenzfluß, was jedenfalls schon viel besser
paßt, als Müllenhoffs Darlegung. Aber haltbar dürfte auch diese
Konjektur nieht sein, da dann mit dieser Stelle des Avienus eine
Reihe anderer Zeugnisse im Widerspruch stehen würden, die — von
Seylax ganz abgesehen — die Rhone als die Grenze zwischen Iberern
und Ligurern bezeichnen, während dies von dem Herault durch keine
einzige Nachricht bekannt ist. Plinius 37,32 berichtet, daß nach
Aeschylus die Rhone in Iberien floß: Nam quod Aeschylus in Hiberia
[hoc est in Hispania] Eridanum esse dixit eundemgue appellari Rho-
danum, Ewuripides rursus et Apollonins in Hadriatico litore confluere
Rhodanum et Padum, facrliorem veniam facit usw. Um Hiberia zu
erklären, fügt Plinius Hispania hinzu, da ja in der Tat zu seiner
Zeit Iberia und Hispania identisch waren; es beweist das aber nicht,
daß Fridanus = Ebro zu fassen sei, wie Jullian’) meint. Daß aber
Plinius so zu erklären ist, zeigt deutlich Strabon, Cas. 166: "Ener
za IBnotevr Uno uEv Tov noorkowv zaheosaı raoav ımv En Tod
“Podavov za Tod io9uod Tod Uno wov Teakarızav z0)nov Ogıyyo-
wevov, ob dE vöv 00107 avıys risevraı ımv Mvorvav, ovvovVuwng we
nv avınv IPnoter 4£yovoı zai Toraviav' [&hh0ı 6° Ißmotev] uovnv
&xa)ovv ımv Evroc vod Ißyooc. Auch Scymnus, v. 205 nennt das
Land bis zur Rhone Iberia:
Me$° ovVc &)$ovrec eis Ißmoiar
oi Maooaktav zıioavres Eoyov Doxaesic
Aydıyv “Podavovotav ve, Podavos nv weyas
rrorauocs 7a00g00E, Maooaktae Ö’Eor’ Eyowern
nölıc ueyiory, Dozalov arroızia.
Von besonderer Bedeutung ist, daß Aeschylus schon die Rhone in
Iberien sucht; dies Zitat stammt wahrscheinlich aus den Hlıddec
') ed. Mohr. Leipzig. 1895, p. 263.
?) Man hat auch hier durch Konjektur Ledus hergestellt.
3) ef. Holder zu v. 612.
%), IT, p. 265 Anm. 3.
>) I, p. 224 Anm. 5. Schwanken verrät I, p. 266 Anm. 7.
220 K. Salow
des Aeschylus, wir haben somit ein Zeugnis, das der ältesten Quelle
für Avien an Alter nicht sehr nachstehen kann, es wird daher auch
bei Avien wohl Rhodani statt Orani zu lesen sein, zumal auch Avien,
or. mar., 623—630, die Ligurer bei der Rhone erwähnt und zwar
auch von Cette ab:
..... huius (Der Cevennen) immos ageres
stringit fluento Rhodanus atque serupeam
mollem imminentis intererrat aequore,
Ligures ad undam semet Interni maris
Setiena ab arce et rupe saxosi Wugi
procul extulere.
Auf keinen Fall sind wir demnach etwa berechtigt, das Zeugnis
des Seylax in Zweifel zu ziehen, wonach zwischen den reinen Iberern
und den reinen Ligurern sich eine Mischbevölkerung befand, die sich
bis zur Rhone ausdehnte. Nach allem wird es also auch für die
Elisyces zutreffen, daß sie, als die Griechen sie kennen lernten,
kein reiner Stamm mehr waren, sondern ein Gemisch aus Ligurern
und Iberern; es herrschte bei ihnen vielleicht das ligurische Element
vor, da Hecataeus sie noch direkt als Ligurer bezeichnet und noch
Gregor v. Tours die Ebene um Narbonne Liguria (= Liviere) !) nennt,
aber ganz rein können sie nicht mehr gewesen sein, da dazu die
andern Zeugnisse nicht stimmen würden.
IV. Die Kelten in unserer Gegend’).
S 20. Während wir bis jetzt nur konstatieren konnten, daß schon
zur Zeit der Urquelle des Avienus sich an den südlichen Abhängen
der Corbieres eine Stammesgrenze befand, wozu die späteren Angaben
bei Pomp. Mela und Plinius vorzüglich stimmen, haben wir einen
tiefergehenden ethnologischen Unterschied zwischen dem Volk süd-
lich der Corbieres und dem nördlich davon ansässigen nicht fest-
stellen können. Anders scheint das Verhältnis nach Eindringen der
Kelten in diese Gegenden geworden zu sein. Wir erfahren nichts
mehr von den Elisyces, sie verschwinden und sind, wie es scheint,
in die Kelten aufgegangen’). Anders bei den Sordonen. Sie er-
') HGL XI, p. 204 und Sabarthes: Dictionnaire topogr. p. 213, 2.
?) ef. Niese: Galli bei Pauly-Wissowa: RE VII (1910), Spalte 612 und
Weiß: Gallia ibid., Spalte 650.
®) Amardel: Les monnaies des Elisyques et les antres monnayages nar-
bonnais. Bull. com. arch. Narb. 1908, p. 131—189 hat ihnen jüngst eine Münze
zuerteilen wollen, doch ist die Lesung der Aufschrift keineswegs gewiß. Wenn
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 221
scheinen durch Varros Vermittelung bei Plinius und Pomp. Mela
wieder, haben also mindestens bis zur Zeit der Quelle Varros ihre Selb-
ständigkeit bewahrt. Die Fortdauer ihrer Existenz, d.h. der einer
iberisch redenden Bevölkerung in Roussillon, wird außerdem durch
die letzten Münzfunde bei Castel-Roussillon bestätigt; es sind dort
nämlich nicht nur iberische Münzen zutage gefördert worden, die
auch im Norden nicht fehlen, sondern auch bilingue Münzen und
iberische Münzen mit lateinischer Aufschrift, diese fehlen aber im
Norden. Was wissen wir nun von der Zeit der Kelteneinwanderung
und ihrer Ausdehnung? Das älteste Zeugnis, das gewöhnlich ange-
führtzwird, ist Hecataeus Fragm. 19'), das bei Steph. von Byz.
Amardel aus der zeitlichen Aufeinanderfolge der gefundenen Münzen —
keltisch, kelt-iberisch und rein iberisch — folgert, das einheimische iberische
Element hätte das keltische überwunden und iberisiert (er schreibt op. eit., p. 152.:
Pendant ce temps les Volkes et les Elisyques, c'est-A-dire les Iberes d’Elicia, se
fondaient en un seul peuple ou plutöt les derniers venus etaient absorbes par les
anciens et la langue iberique redevenait predominante. Une inseription iberienne
parait sur les bronzes des longostaletes ä noms de chefs et des monnaies a le-
gende &galement iberienne ont remplace les pieces A l’ethnique HA/KIQTAN.) so
stehen dem die größten Bedenken entgegen. Diese rein iberischen Münzen (es sind
die Nedeen oder Nerenen) fallen nach ihm selbst (p. 163) in den Anfang des 1. Jahr-
hunderts v. Chr. (zwischen 100—75). Als die Römer in diese Gegenden kamen,
hätten sie demnach eine iberisch redende Bevölkerung gefunden; damit steht im
Widerspruch 1) die große Zahl der keltischen Orts- und Flurnamen im Dep. Aude
cf. die im Literaturverzeichnis angeführte Literatur; außer Sabarttes und Skok
verzeichnet noch Williams, p. 87, nicht weniger als 14 keltische Namen aus dem
Dep. Aude; dagegen ist die Zahl der als iberisch angesehenen Namen ganz gering.
2) Es berichtet Strabon Oas. 176 nur, daß die Aquitanier von den übrigen Kelten in
Sprache und Körperbau verschieden seien, bei den übrigen Kelten — also auch für
die Voleae — kennt er nur dialektische Abweichungen. Die Stelle lautet: "Lysäns
x
72 \ e / K r G x \ \ - e r 5 er?
Öeoriv 1 bnzp rav Alrewv Neirtırn. Tautng ÖdE zai to ayina bnoysypartat TDOTEDOV TURW-
Öws zat To neysdos: vuvi Ö2 Aexreov ra za Exaara. ot Ev dH Toryn derpovv Axrurravoos
xat beiyas xalodvres ai heitas, rolg n2v "Axuravodog Teiews ZEnmAlaynevous ob Ty
yAwrrn povov, Alla xal Tois awpaarw Epgpspeis ’IBnpor narlov 7 Tararars, robs Ö2 Jor-
nobg Iuiarwodg piv yv üdıw, Öpoyiwrrous d'oDb ravras, Alk Evioug pıxpöv napallar-
Tovrag rais yAwrrars. 3) Wenn eine iberisch sprechende Bevölkerung sich hier fand,
wie kommt es dann, daß heute die Sprache dieser Gegend mit dem auf ligurischem
Boden erwachsenen Idiom der Provence näher verwandt ist, als mit dem auf
iberischem Gebiet entstandenen Katalanisch? Das Auftreten der iberischen Münzen
in der Languedok in dieser Zeit, nämlich zur Zeit des Aufstandes des Sertorius,
erklärt sich als letztes Aufflammen aller der Gebiete, wo einst Iberer gesessen
und sich noch Reste von ihnen gehalten hatten, gegen die römische Herrschaft.
cf. A. Heiß, zitiert nach Amardel, p. 164.
') Müller: Fragm. hist. graee. I, p. 2.
3239 K. Salow
erhalten ist. Doch ist dies ihm mit Unrecht zugeschrieben worden,
wie D’Arbois'!) de Jubainville richtig gesehen hat. Müller
edierte das Fragm. so: Naoßov, E&urrogıov zar mohıs Kekrızy. Ex.
Evo. "Eorı zai hduvn Nagßwvirıs za srorauoc Arazxoc’ Exraraiog ÖE
Neoßaiovs aörovg gyn01. Stephanus sagt unter Naoßwov aber nur
dies?): Ne&oßov, 2urrogıov zai sohıs Kerrızy. Iroaßov Teragen.
Meozıavos dE Naoßwynoievy avınv yyoı. To E3vızov Naegßwvirng
wc Aozahovirms. Eorı zei Aluyn Naoßovirıs wc Aozalovirıs’ zwi
rorauos AraS. Fraraios zai Naoßeiovs @vrovc yy0ı. Die ethno-
logische Angabe stammt demnach aus Strabon und nicht aus
Hecataeus. Ein anderes, echtes Fragment des letzteren, das von
Kelten in der Gegend südlich der Cevennen zu sprechen schemt, ist
Fragm. 22. Meooalia, nokıs ns Aıyvorimys, zara wmv Kekrızyv,
anoızoc Doozacov. Erz. Evo’). Es handelt sich hier um die Inter-
pretation von „zer“, ist es in der Richtung von Norden nach Süden,
oder von Westen nach Osten zu verstehen? Auch hier scheint mir
D’Arbois das Richtige getroffen zu haben. wenn er über die von
Hecataeus verfaßte Karte sagt‘): Telle etait vers l’an 500 avant
notre ere, la carte olı sur les cötes de la Mediterranee figuraient
la Ligurie [Aıyvorızy], dans la Ligurie Marseille, et au nord de la
Ligurie la Celtique (Keirız7). Dabei ist gewiß zu bedenken, daß
bei den alten Erdbeschreibungen man sich gewöhnlich nicht ins
Binnenland versteigt, sondern sich an der Küste hält, aber anderer-
seits zeigen die schon weiter oben zitierten Zeugnisse, daß man bis
auf Ephorus und Timaeus nichts von Kelten in unseren Gegenden
wußte. Man wird daher wohl auch „zer«“ bei Hecataeus in dem
von D’Arbois angenommenen Sinn zu verstehen haben. Zeitlich
fallen demzufolge die Kelteneinwanderungen in Südfrankreich unter-
halb der Cevennen nicht vor rund 350, aber 218 sind sie schon in
dem ganzen Gebiet von den Pyrenäen ab ansässig. Denn als
Hannibal auf seinem Marsche nach Italien diese Gegenden durchquert,
. findet er sie hier; zwischen 350—218 fällt also ihr Eindringen im
diese Striche. D’Arbois setzt es um 280°). Auch nach Roussillon
!) Premiers habit. I, p. 376, Anm. 3, und cours de litteratwre celtique, XII
(1902), p. 208.
2) ed. Meinecke I], p. 469.
®) ib. p. 435 und Müller: Fragm. hist. graec. 1, p. 2.
1) Cours de litterature celtique. XL, p. 19.
>) Premiers hab. T’, p. 378; Philipon: Iberes, p. 153; Desjardins:
Geographie, IL, p. 107.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 223
sind sie gekommen; denn Pol ybius Il, 37') kennt nur Kelten
zwischen Aude und Pyrenäen: «0 de rov Naoßwvos zai ra regt vodrov
Kelrızoi v£uovreı weEyoı 1ov roocaeyogevoutvov Ilvonvaiov 00Wv,
& dıereiveı zara 10 ovveyts ano ımg zasjuas Faharıyg Ewc eis cv
&ztoc und XXXIV, 10, 1. gibt er für Ruseino und Iliberris direkt
an, sie seien von Kelten bewohnt gewesen. HoAvßıos Ö’Ev 17) reragen
za 10102001 vov Torogıov werd ınv Ivorvyv yyoWw Ems od Naoßwvoc
zror@uod zrediov eivaı, di ov pEoeoHaı orawovs TAAEBeoıv zer “Poo-
zuvovy ÖEovras age nohsıs Ouwvbuovs, zaroızovußvac vo Kelrov?).
Daraus folgt aber nicht etwa, daß die bei Plinius und Mela erhaltenen
Angaben des Varro unzutreffend seien, oder Sordones = Kelrai zu
setzen wäre; beide Nachrichten lassen sich vielmehr ganz gut ver-
einigen. Polybius meint mit dem zerorzovu£ves nur, dab es eine
Siedelung von Kelten in diesen alten Städten gab, eine Besatzung,
um ihre politische Herrschaft zu sichern, nicht etwa, daß die ganze
Bevölkerung aus Kelten bestand; die beiden andern dagegen sprechen
von dem Stamm, der diese Gegend bewohnt, von der Hauptmasse
des dort sitzenden Volkes, was eben die Sordones waren; war doch
auch die dort gesprochene Sprache überwiegend das Iberische, wie
es die Münzautschriften und Ortsnamen zeigen, bei denen das Nicht-
keltische die eroße Mehrzahl der vorrömischen Elemente liefert.
Zwar hat man eine in Roussillon gefundene Inschrift”) für Keltisch
ausgeben wollen, doch ist das keineswegs sicher, da die Abschrift, die
allein noch von der Inschrift vorhanden ist, nicht zuverlässig ist, also
auch nichts beweisen kann. Nichts von alledem nördlich der Corbieres.
Wir erfahren und hören nichts mehr von den Stämmen, die hier vor
den Kelten saßen, sie sind verschwunden, aufgegangen in die Kelten ‘®),
so die Elisyces und noch einige andere Stämme’). Wir finden auch
keine bilingue Münzen bei ihnen, und die iberischen Aufschriften und
Prägungen sind vielleicht nur den südlichen Nachbarn entlehnt°).
I) ed. Büttner-Wobst, I (1882), p. 255.
>) Das Fragment ist bei Athenaeus, VIII, 4, erhalten, cf. ed. Kaibel,
II (1837), p. 230. Strabon Cas. 182, der augenscheinlich diese Polybiusstelle vor
sich gehabt hat, sagt nichts von Kelten bei Ruseino u. Dliberis, ef., auch Dubois,
Examen de la Ge£ogr. de Strabon. 1891, p. 287-302.
SrHäirsichteld, CIE, XII nr. 5367.
Dger, n..220, Anm. 3.
Selullian, II, p. 507, Anm: 1.
6) ib. p. 366, 369 u. 508; ferner Blanchet: Traite des monnaies gauloises,
I, p. 276, Anm. 4.
224 K. Salow
Daß aber die Kelten nicht in größerer Anzahl nach Roussillon
drangen, erklärt sich aus der Natur der Gegend. Die Corbieres
bildeten infolge ihrer Trockenheit einen guten Schutzwall für die
Sordonen, wie es ja auch die Garonne für die Aquitanier und
die Rhone für die Ligurer getan haben. Gab es doch vor den
Römern nur die eine Straße durch die Corbieres, die schon Hannibal
benutzt hatte. Dazu kam, daß in den Pyrenäen ein den Sordonen
stammverwandtes Volk wohnte und sie mit den Stämmen südlich der
Pyrenäen in engerer Verbindung erhielt, während nördlich der
Corbieres ihre Volksgenossen den Kelten erlegen waren, und sie dort
nicht mehr eine ihnen gleiche Bevölkerung antrafen. Allem Anschein
nach ist es demnach dieses nen hinzugekommene keltische Element,
das aus der ursprünglichen Stammesgrenze eine ethnologische und
sprachliche Grenze machte ').
V. Archäologische Beweise für eine nichtkeltische
Urbevölkerung in Roussillon und der Gegend nörd-
lich der Corbieres.
S 21. Außer den Zeugnissen der antiken Geographen haben wir
direkte Beweise für die Anwesenheit einer vorkeltischen Bevölkerung
nördlich und südlich der Sprachgrenze. Das sind die Reste antiker
Kultur, wie Silos, Münzen, Bauten usw. Wem diese Überreste zu-
zuschreiben sind, darüber ist man sich noch nicht einig, die einen
halten sie für iberisch — so Philipon und Thiers — die andern
für ligurisch, so vor allem Jullian. Doch hat das für uns geringere
Bedeutung, die Hauptsache ist, daß sie einer nichtkeltischen Rasse
angehören. Als Sitze solcher vorkeltischen Bewohner gibt Thiers?)
Enserune, Segelone, Garsages, Montady und Montlaures nördlich der
Sprachgrenze an, sowie auch Fitou?), das er aber zur roussillonesischen
Gruppe rechnet; im Süden kommen Ruseino und der Burgus Erbinus
bei Mailloles, sowie auch Espira de l’Agly als Stätten solcher Siede-
lungen in Betracht. Beim alten Ruseino z. B. hat man Silos gefunden,
d. h. Aushöhlungen, wo die Iberer ihr Getreide aufzubewahren pflegten,
auch ein Urnenkirchhof ist dort entdeckt worden‘). Der Burgus Er-
1) Daher heute im Süden [u], im Norden [ül.
2) Recherches sur les Iberes du Bas Languedoc. Bull. com. arch. Narb. X
1908, 09, p. 280—293 und id.: Recherches sur les Iberes du Roussillon. ib., p. 485.
2), 1b.-p- 505,906:
#) Die Iberer verbrannten ihre Leichen. cf. Thiers, p. 487 (p. 5 eines
Separatabdruckes) und Philipon: p. 302.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 225
binus ist nichts anderes als = burgus Iberinus: er lieet bei Mailloles,
der alten villa Gothorum; die neue Ansiedelung der villa Gothorum
sei so genannt worden, um sie von einer alten, dicht dabei befind-
lichen iberischen zu scheiden. Ein Entwässerungeskanal. wie sie sich
auch sonst bei den Iberern finden, ist bei Espira de ’Acly ans Licht
gekommen, ebenso einer beim Burgus Erbinus, der den See von Canohes
abzuleiten hatte); auch bei Fitou?) und Enserune?) ist ein soleher
zutage getreten, bei Fitou außerdem auch noch Silos. Weit wichtiger
sind nun aber die Münzfunde, die an der Stelle des alten Ruscino
gemacht sind. Geben sie uns doch auch in mancher Hinsicht Auf-
schluß über die alten Verkehrsbeziehungen in dieser Gegend. Schon
vorher hatte man iberische Münzen in Languedok gefunden, so die
nerhncen und purpcen bezeichneten, erstere teilte Hübner’) Nar-
bonne zu, letztere Perpignan; doch ist diese Verteilung keineswegs
sicher’). Demgegenüber steht bei den jetzt gefundenen Münzen die
Herkunft fest, sie sind alle bei Ruseino gesammelt und befinden sich
noch dort in einer Privatsammlung des Besitzers des alten Castel-
Roussillon. Es handelt sich um etwa 100 Münzen, sie sind gut zur
Hälfte®) Münzen mit iberischer Legende oder ohne Legende über-
haupt, dazu kommen bilingue Münzen und iberische Münzen mit
lateinischer Aufschrift; unter ihnen finden sieh solche vom Emporiae,
eine ganze Reihe von solchen, die den Indigetes zugehören und
andere weniger häufige, aber nur eine einzige keltische ist dabei
und eine den nerhneen zukommende. Auch andere in der Narbo-
nensis ganz geläufige Münzen, wie die von Nimes mit dem Krokodil
auf der Rückseite usw. sind in Roussillon selten‘). Für die alten
Verkehrsbeziehungen in unserem Gebiet legen diese Münzen ein be-
redtes Zeugnis ab. Sie zeigen einmal, daß nähere Beziehungen mit
den Stämmen südlich der Pyrenäen vorhanden waren, diese demnach
kein Verkehrshindernis bildeten, dann aber beweisen sie, und das ist
für die Entstehung der Sprachgrenze ein höchst wichtiges Faktum,
daß mit den Gebieten nördlich der Corbieres die Beziehungen keine
') Thiers, p. 491 (p. 9 des Separatabdrucks).
2) id., p. 505 (p: 23).
2)81d., P.. 492° (p: 10):
*) Monumenta lingu. Iber. p.14, 15.
dullvan Il, p.378,' Anm: 1 und 2.
°) Thiers, p. 488—489 (p. 6, 7 des Separatabdrucks).
Dad. 92489%(p. 7), Anm. 1.
226 K. Salow
so engen waren, daß also die Corbieres damals schon die nördlich
von ihnen sitzenden Iberer von ihren südlichen Stammesgenossen
trennten. Endlich lehren sie uns das Fortbestehen der iberischen
Sprache in Roussillon selbst und den allmählich eintretenden Latini-
sierungsprozeß (iberische Münzen — bilingue Münzen — Münzen
mit iberischer Prägung und lateinischer Aufschrift). Thiers)), auf
den vorstehende Ausführungen zurückgehen, äußert sich so hierüber:
Les bronzes recueillis au jour le jour par M. Bigorre comprennent
pour une bonne moitie des pieces a legende iberique ou sans legende,
auxquelles il faut ajouter des pieces a legende bilingue et aussi des
pieces iberiques A legende latine. Un examen sommaire m’a permis
de reconnaitre des monnaies d’Emporium, beaucoup de pieces indigetes
et d’antres plus rares. Chose singuliere, sauf erreur motivee par la
rapidite de mon examen, je n’y ai reconnu, en fait de pieces frappees
en Gaule qu’un bronze du chef gaulois Caiantolos et une monnaie
des Nerenes de la Narbonnaise qui en definitive, est encore une pieec
iberique. Par voie de reeiprocite, cette penurie de monnaies gauloises
nous explique pourquoi nous trouvons si rarement chez les Iberes du
Bas-Languedoc des monnaies iberiques d’Espagne, elle atteste que
les Iberes du Roussillon n’avaient que de vagues rapports avec leurs
freres emancipes; toutes leurs relations etaient avec l’Espagne cite-
rieure, dont ils n’etaient separes que par un eol en somme facile A
franchir, tandis qu’ils etaient separes du reste de la Gaule par les
solitudes de la Corbiere, vaguement peupl&ee de Celtes.
So wichtig diese Ausführungen Thiers auch sind, so ist doch
vorerst leider noch zu berücksichtigen, dab sie nur nach einem
„examen sommaire” gemacht sind und „erreurs motivees par
la rapiditö de Vexamen‘ nicht ausgeschlossen sind. Es wäre daher
sehr wünschenswert, wenn die zu Ruscino gefundenen Münzen einmal
genau untersucht würden ?).
VI. Die Ortsnamen der untersuchten Gegend’).
S$ 22. Es bleibt noch eine Möglichkeit, die Existenz einer vor-
keltischen Bevölkerung in Roussillon zu erweisen; das Hilfsmittel
dazu sind die Ortsnamen. Noch eine andere Aufklärung sollte man
') Thiers, p. 488, 489 (p. 6, 7 des Separatabdr.).
?) ib., p. 488, stellt eine genauere Ausführung in Aussicht.
>) Eine eingehende Behandlung der Orts- und Flurnamen der katalano-
languedokischen Grenzgegend behält sich Verfasser vor.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 22
von diesen erwarten, nämlich, ob wir aus ihnen etwas über die Ver-
teilung des keltischen und ibero-ligurischen Elementes nördlich und
südlich der Sprachgrenze erschließen können. Doch müßten dazu
nicht allein die modernen Ortsnamen untersucht werden, sondern auch
Berg-, Fluß-, Flurnamen usw. alter und neuerer Zeit. Da aber ein
Diet. topogr. der Pyr. Or. noch nicht vorliegt, und eine ausführliche
Behandlung des einschlägigen Materials im Rahmen dieser Arbeit
unmöglich ist, so nehme ich davon vor der Hand Abstand und be-
schränke mich auf einige allgemeine Angaben. Als ibero-ligurische
Worte werden gewöhnlich diese Ortsnamen angeführt: Iliberris =
Elne, Asperri — Espira, Caucoliberis = Collioure, Baso = Baho,
Arelate = Arles'), Astovere = Estoher, Arria = Ria, Arro=Ro,
Arrahur = Ur (riviere d’Angustrine), Ezerr = Err, Techus — le Tech,
Teda —= la Tet?), ferner Mla°), Llar, Areleu?). Die Sordonen und der
Fluß Sordus tragen nach Desjardins*) einen phönikischen Namen,
ebenso auch Ruscino, was für das letzte aber von Philipon’) be-
stritten wird, der ihn gar für libyo-tartessisch hält. Nördlich der
Sprachgrenze gelten als vorkeltisch Narbonne, Carcassonne, Beziers®).
Daneben fehlen aber auch die keltischen Namen in beiden Gegenden
nicht, so in Roussillon Quexans, Marquexanes‘), Penne, Carramat,
nach Vidal auch Bompas°), ferner noch Segodannianum — Serdinyä?),
Sirisidum —= Ceret!®). Über keltische Ortsnamen im Norden cf. Sa-
barthes: Zssai sur la toponymie de T Aude. Narb. 1907. $2 und
!) Arles heißt aber in den Urkunden Arulas.
2) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger und Jullian: Notes
Galloromaines sur les origines d’Elne et d’Auch: Revue des etudes anciennes. 1902.
fasc. 4 (nach K.).
3) cf. Vidal: Elne historique, p.? (nach K.). Der Ort heißt heute [rol’en]
(nach K.). Ille ist die regelmäßige Fortsetzung von Insula. Alart: Geographie
historique du Conflent. Bull. soe. agr., seient., litt. Pyr. Cr. X, p. 70, ff, deutet mit
Hilfe des Baskischen, Astovere = Asta-bero—=roche chaude, Llech — habitation,
Asperi —= village inferieur, Llar — päturage, Baso — foret, keltisch Marquexanes
bedeutet nach ihm = sur les chenes. Nach Suchier: Altfranzösische Grammatik,
I (1893), p- 57, wäre Llech vielmehr keltisch.
4) @£ographie, IL, p. 133 und p. 224. Karte II.
>) Les Iberes, p. 68.
6) id., p. 68 und für Beziers, p. 14.
”) Alart: Geographie historique des Pyrenees Or., p. 8.
8) Vidal: Guide, 2. Autl., p. 51.
°) D’Arbois de Jubainville: Revue Celtique. XI (1890), p. 488— 490.
10) Williams, p. 74.
15*
228 K. Salow
über die Flußnamen id.: Essai sur les cours d’eau du dep. de Ü Aude.
Näher berücksichtigt werden sollen hier nur die Bildungen auf -acus.
Im Süden der Sprachgrenze haben wir heute nur noch: Neffiac = Nisi-
fiacum, Tarrerae — Taresage und Corbiae, nördlich der Sprachgrenze
haben wir heute dagegen in dem von mir untersuchten Gebiet 18 Bil-
dungen auf ac: Centernacum — St. Arnac, Buliacum — Buillae, Alan-
sachum = Lansac, ? = Malabrac, Trebelliacum (?) = Trevillach, Auri-
acum — Auriac, Bueiniacum = Bouisse, Bugaragium — Bugarach,
Duiliacum = Duillac, Maciacum = Massac, Palaeragum = Palairae,
Butenacum = Boutenac, Petriacum = Peyriac, Bernacum = Brenae,
Rubenacum = Rouvenaec, Antoniacum — Antugnaec, Corneliacum =
Conillac, Somnagus —= Sonnac, Laviniacum — Lavagnac, Taxiacum —
Tassac. Sind diese -acus-Bildungen auch im Norden jetzt beträchtlich
zahlreicher als im Süden, so finden wir doch auch hier im Süden in den
Urkunden noch bisweilen Ortsnamen auf -acus, die heute nicht mehr
existieren, z. B. Carriagum, Erbisagum, Vulpiliagum'). Die Tatsache,
daß in den Pyrendes Orientales die -acus-Bildungen so selten sind,
hat schon Skok°) damit erklärt. daß in Roussillon wahrscheinlich
andere ethnologische Verhältnisse vorlägen, als in den nördlich daran
anstoßenden Gegenden. Diese Annahme gewinnt durch die vorher-
gehenden Untersuchungen noch an Wahrscheinlichkeit.
VII. Die Römer in den Gegenden nördlich und südlich
der Corbieres.
S 23. Als die Römer in diese Gebiete kamen, fanden sie im
Norden die alteinheimische Bevölkerung nicht mehr vor, sie war den
Kelten erlegen; südlich der Corbieres hatte sich dieselbe, geschützt
durch die vorliegenden, öden Bergstreifen, erhalten und empfing von
den Römern unmittelbar deren Kultur und Sprache. Von wo aus die
erste Romanisierung erfolgte, kann man nicht mit Sicherheit sagen.
Sie kann aber infolge der nahen Beziehungen des Stammes in Rous-
sillon mit denen in Spanien sehr wohl von Süden gekommen sein,
namentlich vor der Einriehtung der Narbonensis. Mommsen?) sagt
dazu: „Das iberische Münzgebiet reicht entschieden über die Pyrenäen
hinaus, wenn auch die einzelnen Münzaufschriften, welche unter
anderem auf Narbonne und Perpignan bezogen werden, nicht sicherer
SEDEA Those.
2) BhZRPh II, p. 27.
3) Römische Geschichte V* (1894), p. 72, Anm.
K.atalanisch-languedokisches Grenzgebiet 229
Deutung sind. Da alle diese Prägungen unter römischer Autorisation
stattgefunden haben, so legt dies die Frage nahe, ob nicht früher,
namentlich vor der Gründung von Narbo dieser Teil der späteren
Narbonensis unter dem Statthalter des diesseitigen Spanien gestanden
hat.“ Nach der Einrichtung der provincia gehören die Länder bis
zu den Pyrenäen zu derselben, Roussillon nicht ausgenommen,
dagegen kamen die in den Pyrenäen selbst sitzenden Cerretani
schon zu Spanien. Nach Strabon Cas. 178 ist ro Teoov
ing Ilvonveiac Ayoodiıns, d. h. Port Vendres, die Grenze
zwischen der Narbonensis und Iberien, er kennt aber auch die andere
Ansicht, wonach z& Hourmiov roor«« die Grenze zwischen beiden
bildeten. Pomp. Mela bezeichnet Cervaria als Grenzort, d. h. das
heutige Cerbera, die letzte französische Station in der Richtung
Pergignan— Barcelona. Auch Plinius rechnet Roussillon mit zur
Narbonensis. Es bestand demnach unter den Römern in den Pyrenäen
eine Verwaltungsgerenze zwischen den Iberern nördlich und südlich
dieses Gebirges. Dab diese aber irgendein Hindernis für die Be-
ziehungen der Bewohner Roussillons mit den südpyrenäischen Völker-
schaften gebildet hätte, ist um so weniger wahrscheinlich, als auf
beiden Seiten politisch dieselben Herren waren, bauten die Römer
doch noch obendrein die Straßen von Katalonien nach Südfrankreich
aus und erleichterten so diese Beziehungen. Noch ein wichtiges
Ereignis ist hier zu erwähnen, Ruseino wurde römische Kolonie.
Mela, II, $S 82, nennt es colonia Ruseino und Plinius, II,
S 31, Ruscino Latinorum‘). Dadurch erhält der Ort aber Nar-
) Beloch: Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt 1886, p. 331,
will hier Sextanorum lesen und hält Ruscino für Vollbürgerkolonie. In der Tat sind
Münzen mit der Aufschrift ÜOOL RUSC LEG VI gefunden worden, die in die Zeit von
27—23 v. Chr. fallen. cf. dela Saussaye: Numismatique de la Gaule Narbonnaise,
Paris 1842, 4, p. 193, pl. 23, und Marquardt: Römische Staatsverwaltung 1?, p. 266,
Anm. 1. Die Angabe Leg. VI läßt vermuten, daß vielleicht schon Cäsar Ruscino
zur Bürgerkolonie erhoben hatte, als er 46 v. Uhr. nach Narbonne eine neue Kolonie
führte. Diesen Zustand bezeichnet Varro durch colonia, und aus ihm ist diese Rang-
angabe zu Mela gekommen. Später wurde Ruscino aufs latinische Recht beschränkt,
und als solches war es in der Reichsstatistik vermerkt. Plinius korrigiert auf Grund
dieser Listen das ihm gleichfalls vorliegende Werk Varros. In der weiteren Ent-
wicklung ist Ruseino noch mehr zurückgegangen und verliert auch das latinische
Recht; dieses ist der bei Ptolemaeus vorliegende Zustand. So dürfte sich die In-
kongruenz in der Überlieferung lösen lassen. Daß Mela und Plinius aus einem Werk
Varros geschöpft haben, das nach 42 v. Chr. verfaßt ist und daher nicht die Antiquitates
rer. human. gewesen sein kann, ist auch aus anderen Gründen wahrscheinlich.
230 K. Salow
bonne gegenüber eine gewisse Selbständigkeit, er bekommt seine
kommunale Selbstverwaltung, seine eigenen Beamten und seine Polizei
und die selbständige Besorgung des Kultus, außerdem wird ihm
dadurch das umliegende Gebiet als sein Bezirk zuerteilt‘). Die
Gegend südlich der Corbieres, das Land der Sordones, erhält so
seinen eigenen Mittelpunkt, um den es sich unabhängig von Narbonne
gruppieren kann. Wann Ruseino das Bürgerrecht erhielt, ist
nicht überliefert?); ebensowenig, wann es dem überragenden Einfluß
von Narbonne wieder erlag. Ptolemaeus, Il, 10, 6°), kennt es nur
noch als Stadt im Tectosagengebiet, nicht mehr als römische Kolonie,
er schreibt: Kar£yovor dE u8v ra dvowxorare inc Naoßovnoiec Ov-
ohzaı ob Texroodyec, wv ohsıc weooyeıoı IWAkıBeois, “Povozıwov, Tolooa
zolovia, Keooegn, Kaozaon, Baıreoai, Naoßov zolovie. Im der
nobitia provinciarum et civitatum Galliae fungiert Ruseino gleichfalls
nicht mehr®). Ging somit auch die Unabhängigkeit von Narbonne
für die südlich der Corbieres sitzende Bevölkerung verloren, so scheint
es doch nicht, als ob damit auch der Unterschied, der sich zwischen
den Stämmen nördlich und südlich der Corbieres infolge des über-
wiegenden Keltenelementes im Norden herausgebildet hatte, aufhörte,
weiterzubestehen und fortzuwirken. Denn, sobald es die Verhältnisse er-
laubten, entstand hier in Roussillon eine selbständige administrative Ge-
meinschaft, die sich mit der einstigen Ausdehnung des Sordonenstammes,
soweit man derselben nachkommen kann, deckt, das Bistum Elne.
VIII. Rekapitulation der über die Entstehung der Kata-
lanisch-languedokischen Sprachgrenze beigebrachten
Tatsachen.
S 24. Die Entstehung der Sprachgrenze südlich der Corbieres
scheint demnach folgenden Gründen beigemessen werden zu müssen:
1) Der Tatsache, daß sich von jeher südlich der Corbieres eine
Stammesgrenze befand; 2) daß die südlich der Corbieres ansässige
I) ef. Fustel de Coulange: Les Institutiones politiques de l’ancienne
France. I: La Gaule romaine, ed. ‘III, besorgt von OÖ. Jullian. Paris 1908.
Kap. V: La cite gauloise, p. 224—246.
2) Jung: Geographie von Italien und den römischen Provinzen. J.v.Müllers
Handbuch, III?, München 1897, Sonderausgabe, p. 99, und Romanische Landschaften
des römischen Reichs, p. 288, meint, Ruscino sei unter August Kolonie geworden;
cf. auch Mommsen, V, p. 79, und oben p. 229, Anm.
®) ed. Müller, Ia. Paris 1883, p. 239, 240.
*) Longnon: texte explicatif. 1907, p. 15.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 231
vorkeltische Bevölkerung infolge des natürlichen Schutzwalles der
vorgelagerten Berekette vor einem Verschmelzen mit den eindringenden
Kelten bewahrt blieb; 3) daß sie als ein noch überwiegend nicht-
keltisches Volk mit den Römern in Berührung kam und romanisiert
wurde, wobei sie eine geraume Zeit von dem kulturellen Mittelpunkt
nördlich der Corbieres unabhängig war und ihr eigenes Zentrum
hatte. — Andererseits ist auch hervorzuheben, daß einzelne Kriterien,
die heute das Languedokische vom Katalanischen scheiden, tatsächlich
auf ein sehr hohes Alter der Spracherenze hinweisen, so namentlich
der Unterschied von [u] und [ül, wo der Wandel von u = [ü] nach
Suchier') schon im 4. Jahrhundert eintrat.
Kapitel I. Die Ursachen, die den Verlauf der modernen
Sprachgrenze weiterhin bestimmt haben.
S 25. Sind es so anscheinend vornehmlich ethnologische Tat-
sachen, die die Entstehung der Sprachgrenze begreifen lassen, so
kommen für die Erklärung ihres Verlaufes namentlich zwei Punkte
in Frage: 1) die Grenze zwischen den Bistümern Narbonne und Elne
und 2) die Grenze zwischen den Grafschaften Roussillon und Conflent
einerseits und den Vizegrafschaften Narbonne und Fenouillet anderer-
seits. Beide Punkte wurden von Schädel nach Gebühr berück-
siehtigt, so daß ich mich im wesentlichen darauf beschränken kann,
die dort gegebenen Angaben zu vervollständigen; doch berücksichtige
ich hier nur den östlichen Teil des in Frage stehenden Gebietes).
I. Die Diözesangrenze zwischen Elne und Narbonne.
S 26. Nach dem Aufhören der colonia Ruseino ist das nächste
für die Herausbildung der Sprachgrenze wichtige Ereignis, das wir
kennen, die Errichtung des Bistums Elne durch die Goten. Der
Mittelpunkt des Gebiets zwischen den Corbieres und den Pyrenäen
war nach dem Niedergange des alten Ruseino nach Süden verschoben
worden, weil sich das von Constantius Chlorus an der Stelle des
alten Illiberris errichtete Elne°?) (— Helena‘) zur Hauptstadt desselben
DESG-12, 92729:
2) Die Erweiterung der Schädelschen Arbeit für den westlichen Teil be-
hält sich Herr Dr. Krüger vor.
SWHGE IE 9.137.
4) Helena hieß die erste Gemahlin des Konstantius; ef. Niese: Römische
Geschichte. 3. Aufl., p. 349, Anm. 3.
232 K. Salow
emporgeschwungen hatte. Diese Vorherrschaft fand jetzt ihren Aus-
druck darin, daß Elne der Sitz des neuen Bistums wurde. Die Zeit
seiner Errichtung ist nicht genau bekannt; sie fällt zwischen 506,
dem Konzil von Agde'), wo ein Bischof von Elne noch nicht erscheint,
und dem von Toledo, 589, wo ein solcher vertreten ist”); der erste
Bischof von Elne, Domnus, ist schon 571 bezeugt. Über die Grenzen
aus dieser Zeit wissen wir nichts, doch werden sie schwerlich sehr
verschieden von denen gewesen sein, die sich später zeigen. Die
erste Angabe der Abgrenzungen der dem Erzbistum Narbonne unter-
stehenden Diözesen stammt aus der Zeit Wambas, vom ‚Jahre 678,
die Ausdehnung der Diözese Narbonne selbst ist nicht genannt. Von
Elne heißt es: Elma haec teneat: de Angera usque Rosinolam, de
Laterosa usque Lamusam?) Alart*) hat diese Grenzen zu bestimmen
gesucht. Rosinola ist ja durchsichtig, Lamusa — Lamuga, Laterosa
im Norden gegen das Narbonnais zu unbekannt, Angera — Nyer.
Sind diese Grenzen auch noch recht allgemein und unbestimmt, so
lassen sie sich doch durch spätere Dokumente ergänzen. Wir erfahren
nämlich, daß im 9. Jahrhundert das Bistum Elne Roussillon und Con-
flent umfaßte. Confirmamus ... ommes ecclesias ad eandem Ecclesiam
(i. e. Rossilionensem) in Rossilionense pertinentes et Confluentibus a
portu Jardonio usque ad mare et a termine. Narbonensi usque Bisil-
hınense?) heißt es 900 in der Bulle des Papstes Romanus und 915°)
heißt die Kirche von Elne smater ecclesiarum Bussilionensium sive
Confluwentium, ähnlich 931°) und 945°); es fiel also die nördliche
Diözesangrenze von Elne mit der nördlichen Grenze von Conflent
und Roussillon zusammen. Daß dies aber auch schon früher der Fall
war, ist nicht zu bezweifeln, gehörte doch die nördlich davon ge-
legene Gegend zum pagus Narbonensis. Diese Gebiete werden zwar
erst im 8. Jahrhundert erwähnt, aber gleich die erste Nachricht über
sie zeigt, dab sie vorher vom pagus Narbonensis mitumfaßt wurden.
') Longnon: La Gaule au VI* siecle, p. 46, Anm. 3.
aba p3Dt.
3) HGLU, preuv. cl. 21.
') G@£ogr. histor. du Conflent. Bullet. Soc. agr. scient. litt. Pyr. Or. X, p. 94
(nach K.).
>) Marca, el. 833.
S)SHGILV: el..135.
Dein, elaal57.
1b e14200:
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 233
Auf dem Konzil von Narbonne, 788'), wird dem Erzbischof von Nar-
bonne der pagus Redensis gegen die Ansprüche des Bischofs von Elne
in seiner ganzen Ausdehnung (totum Bedensem pagum) zuerkannt’).
Zu dieser Zeit umfaßt dieser pagıs aber noch das Fenouillet, Peyre-
pertuses, Sault, Donnezan usw., die später von ihm getrennt und
selbständig werden. Das Bistum Elne hat auch bis 1790 nie mehr
als Roussillon mit dem Vallespir und Conflent umfaßt, die Cerdagne
gehörte zu Urgel”); es bestand aus den drei Archidiakonaten Rous-
sillon, Vallespir und Conflent?).
S 27. Wie schon erwähnt, stieß nördlich an die Diözese Elne
das Erzbistum Narbonne an, das ursprünglich auch den pagus
Redens’s einschloß, wie auch vor der Erriehtung der Bistümer Elne
und Carcassonne die ganze Landschaft bis zu den Pyrenäen hin dem
Erzbischof von Narbonne unterstellt gewesen war. Nachdem nun
der pagus Redensis im Laufe des 8. Jahrhunderts selbständig geworden,
aber der Suprematie des Erzbischofs von Narbonne in kirchlicher
Hinsicht unterstellt geblieben war, machte man im 9. Jahrhundert
den Versuch, auch auf geistlichem Gebiet das Razes von Narbonne
unabhängige zu machen und es zu einem eigenen Bistum zu erheben.
So finden wir 578 einen Leo, Bischof von Razes, bezeugt”). Dies
Beginnen scheiterte aber an dem Widerspruch der Erzbischöfe, und,
um ihr Recht auf das Razes noch stärker zu betonen, nehmen diese
den Titel eines episcopus Bedensis an®). So heißt 881 Sigebodus
sanctae matris Narbonensis ac Bedensis ecelesiae archiepiscopus‘),
ebenso auch 890°) und von einem andern Erzbischof 857°) und 922°).
Die vom pagus BRedensis sich in der Folgezeit abtrennenden (Grebiete
blieben bis zur Errichtung des Bistums Alet 1318 bei Narbonne'”);
es sind die Landschaften Fenouillet, Peyrepertuses, Sault, Donnezan,
Capeir. Für alle diese Gebiete läßt sich das aus den Urkunden
!) Nach HGL XII, p. 203, fiel das Konzil erst 791.
2) HGLII, preuv. el. 55 und Schädel, RDR I, p. 54. 55.
3) HGL II, preuv. cl. 318.
1) 1091 finden wir einen archidiaconus Rossilionensis, Vallis Aspere und
de Confluwento bezeugt. cf. HGLV, cl. 723 und IV, p. 339.
YEHGEI, notes: p. 31,2 und XI, p. 139.
6) HGLV, el. 69.
ib, e1.'85:
») HGL IH, preuv. cl. 305.
Sssbz av. el. 143,
") Longnon: texte explicatif, p. 153.
234 K. Salow
dieser Zeit nachweisen, hier soll es nur fürs Fenouillet geschehen.
1000') heißt es von St. Paul de Fenouillet, daß es in provincia Go-
thiae in comitatu Faumolitense in diocesi Narbonatis ecclesiae gelegen
sei, und 1045 wird das Kloster St. Martin de Lez im Fenouillet
(quod est fundatum in comitatu Fenoliotense) auf Befehl des Erz-
bischofs von Narbonne vom Bischof von Carcassonne eingeweiht
(praecipiente suo metropolitano dommo Gwifredo, ad cuwius diocesim
pertinet hisdem locus)?). Bis 1318 blieben diese Verhältnisse bestehen;
damals aber wurde aus dem Ober-Rasez, Capeir, Donnezan, Sault und
Fenouillet?) eine neue Diözese gemacht, während Peyrepertuseös beim
Erzbistum Narbonne blieb. Von dieser Zeit aber wurde bis zur
französischen Revolution nichts mehr geändert, bis dahin bildeten
also der Nordrand der Diözese Elne und der Südrand von Alet und
Narbonne die Diözesangrenze. Die französische Revolution beseitigte
die beiden Bistümer Alet und Narbonne, und von den nördlich der
Sprachgrenze gelegenen Gebieten kam das Fenouillet zum dep. des
Pyrenedes Orientales und wurde infolgedessen auch zum Bistum Elne
geschlagen; die andern Gegenden, die beim dep. de l’Aude blieben,
kamen zur Diözese Carcassonne.
Il. Die politischen Grenzen zwischen den Gegenden
südlich der Sprachgrenze und denen nördlich derselben.
Der Süden umfaßte die pagö Ruscinonensis und Confluentis und
die Vallis Asperia oder territorium Vallis Aspiranae').
5 28. Die Vallis Asperia: In den Urkunden wird dieselbe
teils zum pagus Rossilionensis gerechnet, teils auch selbständig neben
ihm genannt. z. B. heißt es 866: alodem meum qui est in comitatu BRoso-
lionense vel in valle Asperi?): 869: monasterium in honore 5% Mariae
(d’Arles) in pago Rossilionensi in Valle Asperia fundatum‘) usw.').
Ist sie hier zu Roussillon gerechnet, so erscheint sie auch als
) Marca hisp. el. 954.
2) HGL V, cl. 450.
Sb. Xp. 145:
*) HGLLD, preuv. el. 178.
5) ib., el. 344.
6) ib., cl. 348.
N) 936 ef. V, cl. 170; 938 ef. V, cl. 182; 942 cf. el. 189.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 23
Qu
selbständiger comitatus, so 966"), 1020°), 1077?) Nach 878 war
das Vallespir zusammen mit Öber-Roussillon an die Grafen der
Cerdagne gekommen’); als sich die Grafen von Besalu von ihnen
abzweigten, erhielten sie unter anderem auch das Vallespir. Es
bestand also zwischen der Grafschaft Roussillon in engerem Sinn
und diesem Bezirk eine Verwaltungserenze. Die Zugehörigkeit des
Vallespir zu Besalu ergibt sich z. B. aus dem judicium testamenti
Bernardi comitis Bisuldunensis von 1020°), wo es heißt: .... ad
uxore sua Tota remaneat vipsum comitatum de Valle- Asperi cum
Castronovo usw. Diese Verwaltungsgrenze verschwand, als Besalu
und Roussillon in engerem Sinn an die Grafen von Barcelona ge-
kommen waren, was für Besalu und damit auch für das Vallespir 1111
geschah.
S 29. Der pagus Ruscinonensis: Er ist 834 usw. erwähnt’).
Nach der Teilung von 865 kommt die ganze Diözese Eine, also Roussillon,
Vallespir und Conflent, an Septimanien®). ‚Jedenfalls heißt es von Prunet
in Roussillon 869, daß es infra Septimaniae regnum in pago Rusci-
lionensi gelegen sei‘). Sein Gebiet umfaßte das Land zwischen den
Corbieres, den Aspres und Alberes®). Trotzdem Roussillon so zu
Septimanien gehörte, stand es mit den zur spanischen Mark gehörigen
Gebieten doch im engsten Zusammenhang, da es zuerst mit Ampurias
eine eigene Grafschaft bildete. Diese scheint gegen Ende der
Regierungszeit Karls des Großen zum Schutze gegen die Sarazenen
gegründet zu sein?). Zur Zeit Gaucelms, des ersten Grafen von
Roussillon, sind beide vereinigt, ebenso unter seinem Nachfolger
!) Marca, el. 888.
2) ib., el. 1029.
S/HGL V, cl. 631.
!) Alart: Privileges et titres relatifs aux franchises, institutions et propri-
etes communales de Roussillon et de Cerlagne depwis le XIe siecle jusgu’a 1660.
Perpignan. 1874. p. 12 ff. (nach K.).
>) Schädel: RDR I, p. 64, Anm. 1.
6) HGL II, notes, p. 271.
?) Gazanyola: Histoire du Rouss., p. 89 u. Note ur. 4. Trotzdem ist
Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herm Dr. Krüger, doch wieder zu der von
Henry: Histoire du Rouss., I, p. 458 und Note nr. 8, vertretenen Meinung zurück-
gekehrt, wonach das Gebiet südlich der Oorbieres zur spanischen Mark gehörte;
aus welchen Gründen er dies getan, ist mir unbekannt.
®) Vidal: Histoire de la ville de Perp., p. 17, 18.
°) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger.
256 K. Salow
Suniar 1.'). Die Aufeinanderfolge der Grafen ist nicht sicher. Es
scheint, als habe Salomon, Graf von Cerdagne und Conflent, auch
Roussillon besessen. 864 wird er Markgraf der spanischen Mark,
Wifred der Haarige tötet ihn und wird sein Nachfolger. 868 ist
Salomon aber noch bezeugt’). Wifred gibt Roussillon an Miron;
derselbe ist 873 usw. erwähnt, er starb 895°). Von hier ab datiert
schon eine gewisse Abhängigkeit der Grafen von Roussillon gegenüber
denen von Barcelona. Ihm folet Suniar II., der wieder Roussillon
und Ampurias vereinigt; nach seinem nach 915 erfolgten Tode
kommen seine beiden Söhne Bencion und Gauzbert zur Herrschaft.
Ersterer stirbt aber bald, und Roussillon und Ampurias werden
wieder unter einem Grafen vereinigt. (Gauzbert hatte nur einen
Sohn, der ihm in beiden Gebieten folgte und sie bis 991 unter einem
Zepter zusammenhielt. Bei seinem Tode aber werden sie unter seine
beiden Söhne geteilt. Roussillon kommt an Guilabert, Ampurias an
Hugo; von dem Bruder des ersteren, der ihm 1013 in der Herrschaft
folgte, stammen die weiteren Grafen von Roussillon ab'). Sie sterben
1172 aus und das Land fällt an die Grafen von Barcelona, Könige von
Aragon, zurück. Von 1276—1344 gehört es zum Königreich Mallorca.
Nach dessen Zerstörung gerät es wieder in die Hand des Königs
von Aragon, und bei der Vereinigung von -Kastilien und Aragonien
kommt es mit in den Besitz der spanischen Krone, die es bis 1659
behielt; damals kam es durch den Pyrenäischen Frieden an Frankreich,
doch zeigte sich die Bevölkerung im Anfang der neuen Herrschaft
gar nicht geneigt?).
S 30. Die beiden anderen südlich der Sprachgrenze gelegenen
Landschaften, die für uns in Betracht kommen, sind: der pagus
Confluentis und der pagus Gerdaniensis. Letzterer bildete die
Grafschaft Cerdagne, von der der erstere sehr früh abhing®) und stets
in Abhängigkeit geblieben ist. 1117 kam das ganze Gebiet an Bar-
celona. Es zeigt sich also, daß, trotzdem durch die Teilung von 865
diese Gebiete zu Septimanien geschlagen wurden, dieselben doch
noch lange Zeit zum Süden in allerengster administrativer Zusammen-
1) HGL II, notes, p. 320.
2) HGL II, notes, p. 318, 2, u. preuv. cl. 346.
=)7ib,, DL, notes, pP 2320) 2,202 preuy.Nel. 372.
2) ib., DR, notes, p. 821.
’) Vidal: Schriftliche Mitteilungen an Herrn Dr. Krüger.
®) Miret: Vescomtes, p.11. Nähere Angaben behält sich Herr Dr. Krüger vor.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet >:
[8
r
su
1
gehörigkeit standen und im 12. Jahrhundert alle in Barcelona ihren
Mittelpunkt erhielten.
S 31. Der pagus Narbonensis. Die Gegenden nördlich
der Sprachgrenze wurden zuerst von diesem zusammengefaßt. Im
8. Jahrhundert zweigte sich von ihm aber der pagus Redensis ab,
der, wie oben erwähnt, 788 zum erstenmal bezeugt ist. Der so
verminderte pagus Narbonensis hatte zuerst seine eigenen Grafen,
wurde dann aber Besitz der Markgrafen von Gothien und dadurch
zur Vizegrafschaft herabgedrückt'). Die Macht der Vizegrafen von
Narbonne wurde durch die Albigenserkriege gebrochen: nach Simon
v. Montforts Tod erhielten sie zwar ihre Herrschaft zurück, waren
aber von nun ab vom König von Frankreich abhängige. Außer dem
eigentlichen Gebiet von Narbonne”) gehörte zu dem verstümmelten
pagus Narbonensis auch noch das Termenes, die zum castrum de
Terminis gehörige Herrschaft. 1110 wird dieses als in Narbonensi
gelegen zitiert’). Zuerst war dies Schloß nebst dem dazugehörigen
Land in Besitz der Abtei Lagrasse, und wird dann von den Vize-
grafen von Carcassonne und Beziers abhängig”), die von dem ge-
nannten Kloster damit belehnt wurden. 1210 besetzt es Simon
von Montfort®) und 1228 wird das Schloß an den König von Frankreich
verkauft”), der es zum Sitz einer eigenen viguerie macht; es wurde
der Senechaussee Carcassonne unterstellt®) und ist 1342”) unter dessen
Vigueries aufgezählt. 1317°) wird die viguerie Termes mit der von
Fenouillet zu einem einzigen Gerichtsbezirk vereinigt. In geistlicher
Hinsicht blieb das Termenes stets dem Erzbischof von Narbonne
unterstellt und bildete bis 1790 ein archipretre?).
832. Der pagus Redensis. Er wurde im Süden von
koussillon, dem Conflent und der Cerdagne begrenzt, im Norden von
Üarcassonne, im Osten von Narbonne, im Westen von Toulouse, reicht
) HGL XI, p. 246 u. II, notes, p. 314, 2—315, 1.
Ei XI], 9.203:
3) ib. V, el. 812.
*) Grande Eneyelopedie XXX unter Termenes.
5) HGL XII, p. 328.
ib... D. 324.
OEib., D.. 326.
S)nıb-, D. 328:
°) Longnon: texte exwplicatif, p. 153.
238 K. Salow
also mit seinem südlichen Rand bis zur Sprachgrenze (affrontat autem
praedictus comitatus Redensis a parte Orientis in comitatu Narbonensi,
de Meridie in comitatu Rossilionense et Confluente et Ceritaniae, de
Occiduo in comitatu Tolosanensi, de Aquilone in comitatu Carcassensi)').
Er bildete zuerst eine eigene Grafschaft, kam dann aber an die
Grafen von Carcassonne?). 1067 wird er nominell an Raimund
v. Barcelona verkauft, worauf sich die Ansprüche der Grafen von
Barcelona auf dieses Gebiet gründen?). Im 12. Jahrhundert ist er
im Besitz der Trencavels, 1247 kommt er an die Krone‘).
S 33. Vorher hatten sich aber eine Reihe von Gegenden hier-
von losgetrennt, so der pagus Petrapertusensis und im Süden sich
daran anschließend der pagus Fenioletensis. Beide werden 842°)
zum erstenmal erwähnt. 899°) heißt es suburbium Petrapertusense
in pago Redensi, ebenso auch 908°), und noch 922 gehört das Pey-
repertuses zum Rases, da die Abtei Cubieres damals noch als in
comitatu Redensi gelegen zitiert wird®). 1073”) hingegen wird der
Ort als in pago Narbonensi infra fines vel terminos territorü Petrae-
Pertusensis befindlich angeführt, woraus erhellt, daß das Peyrepertuses
damals zum pagus Narbonensis gerechnet wird, eine recht auffallende
Tatsache; denn das Gebiet war längst in den Besitz der Grafen von
Cerdagne übergegangen, ebenso wie auch das Fenouillet. Die
Ursprünge der Rechte der Grafen von Cerdagne auf diese Gebiete
sind dunkel; die einen nehmen an, daß schon Wifred le Velu'”) Fe-
nouillet besessen habe!'); Tatsache ist jedenfalls, daß 966 Seniofred,
Graf von Barcelona, St. Paul de Fenouillet in seinem Testament
bedenkt'?); und im Jahre 1000 verfügt der Graf von Besalu über das-
!) Urkunde von 1067. HGLV, cl. 550.
2) HGL II, notes, p. 314.
3) ef. id. V, el. 550, 554, 557, 562, 574 #f., 579, 586.
*) Grande Encyelopedie XXVILL, p. 197, 2.
5) HGL I, preuv. cl. 216.
Dark: IV, e1l2100:
9 ib., el. 123;
S)rjb., cl. 144.
a, ala
10) Nach Mahul IV, p. 580, hätte 874 Wifred der Haarige mit seinen Brüdern
zusammen das Peyrepertuses besessen.
11) z.B. Alart: Privilöges et titres (nach K.).
12) Marca, cl. 887.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 239
selbe Kloster‘), beide Nachrichten hat man so vereinigt, daß man
annahm, nach dem Tode Seniofreds sei Fenouillet an seinen Bruder
Oliba Cabreta gekommen, der es mit der Gerdagne, Conflent, Besalu,
Vallespir usw. vereinigte; bei seinem 990 erfolgten Tode habe er es
seinem Sohne Bernhard zusammen mit Besalu, Vallespir, Conflent und
Peyrepertuses hinterlassen). 1020 befindet sich das Fenouillet im Testa-
ment dieses Grafen Bernhard’), und 1073 vereinigt ein änderer Graf
von Besalu, gleichfalls Bernhard mit Namen, St. Martin de Lez im
Fenouillet mit St. Pons de Thomieres‘). Im die Zeit der Grafen von Be-
salu fällt auch die erste Erwähnung eines Vizegrafen von Fenouillet.
1017°) wird ein Petrus, vicecomes Fenoliotenses, als Vertreter des Grafen
von Besalu bezeugt. Erst 1102°) wird ein zweiter erwähnt. Nach dem
Aussterben der Linie Besalu fallen Peyrepertuses und Fenouillet mit
ihren übrigen Besitzungen an Barcelona zurück. 1112°) belehnt
Raimond Berenger III. von Barcelona seinen Milchbruder Aimeri II.
von Narbonne mit dem Fenouillet und Peyrepertuses, der es für sich
durch einen Vizegrafen verwalten läßt. Durch die Albigenserkriege
kommt auch dieses (Gebiet in die Hand Ludwigs VIII; dieser belehnt,
um Streit zu vermeiden, 1226 Nuno Sancho, Grafen von Roussillon,
CGonflent und Cerdaene damit, der Ansprüche auf diese Landstriche
hatte). Nach dessen Tode 1242 erhob zwar der wegen Heresie
depossedierte Vizeeraf Peter von Fenouillet von neuem Ansprüche
auf sein Land und leistete dem Vizegrafen von Narbonne den Lehns-
eid für Fenonillet”), er fand aber kein Gehör. 1258 kommt
Fenouillet durch den Vertrag von Corbeil endgültig an Frank-
reich, Peyrepertuses war schon vorher, 1239, von Nuno Sancho an
Ludwig IX. verkauft worden’). Beide kommen zur Senechaussee
Carcassonne, Fenouillet wird eine eigene viguerie’) und ist als
solche 1342 bei der Senechaussee Carcassonne erwähnt!!), Peyreper-
') Marca, el. 954.
?) Baudon de Mony: Relations I, p. 26, Anm.
®) Marca, cl. 1029.
), HGLV, cl. 571.
5) Miret: Vescomtes, p. 18 und HGL VIL, p. 85, 1.
6) HGLV, el. 777.
') Marca, cl. 1223, 1224.
®) Marca, cl. 1411 und HGL XII, p. 208.
®) HGL XII, p. 208.
ib.
1b. pP. 826.
240 K. Salow
tuses') wird ein baillage und ist eine Unterabteilung der viguerie
Fenouillet?). Der Sitz dieser viguerie ist Caudies (locum de Cau-
deriis, in quo curia regia Fenolhedesii tenetur)®). 1463 heißt sie
daher auch direkt viguerie de Caudies?).
S 34. Auch die westlich von Fenouillet gelegenen (Gebiete
Capeir, Donezan (Donacanum) und Sault (Saltum) waren
spätere Abtrennungen des alten pages BRedens:s und kommen gleich-
falls früh in Abhängigkeit von Barcelona”). Diese Besitzverhältnisse
wurden geregelt durch den Vertrag von Corbeil 1258%, wo der
König von Aragon auf alle nördlich der Sprachgrenze gelegenen
(Gebiete verzichtet, wodurch das katalanische Sprachgebiet zugleich
seine nördliche Grenze erhielt.
S 35. Dies war die politische Grenze zwischen Frankreich und
Aragon-Kastilien bis 1659, wo Roussillon, Vallespir, Conflent und die
französische Cerdagne an Frankreich kommen. Hat somit auch der
katalanische Machtbereich die Sprachgrenze nach Norden zu nicht
unerheblich überschritten, so können wir die sprachlichen Folgen
davon doch nur sehr mangelhaft konstatieren, da vulgärsprachliche
Urkunden aus dieser Gegend und der betreffenden Zeit nicht vor-
handen sind. Wenn in der Neuzeit das. Fenouillet manche kata-
lanische Erscheinungen zeigt, können wir darum auch nicht sagen,
ob hier nicht vielmehr Folgen des modernen Verkehrs vorliegen,
um so mehr, als es vornehmlich die Grenzorte sind, die diesen Kata-
lanischen Einfluß aufweisen. ‚Jedenfalls finden wir im modernen
Patois des Fenouillet als Ganzen keine einzige spezifisch katalanische
Erscheinung, die schon bis ins 11. Jahrhundert, d.h. die Zeit der
katalanischen Herrschaft über diesen Strich, zurückginge und daher
etwa durch die damalige katalanische Herrschaft erklärt werden
könnte. Die Sprachgrenze läuft also an den Grenzen der ältesten
politischen Bezirke, nämlich der pagi Ruseilionensis und Con-
1) ef. auch S 59.
2) HGL X, p. 328; Sabarthes: Dict. topogr., p. 310, bezeichnet das
Peyrepertuses als viguerie und ebenso Mahul IV, p. 589; in Viguerielisten des
14. Jahrhunderts sind seine Orte unter der viguerie Termenes aufgeführt, cf.
Mounyes: Cart. de Narb., Annexes AA, p. 375.
>) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 261 und 298.
») HGLXI, p. 326.
°) Nähere Ausführungen wird Herr Dr. Krüger bringen.
6) Marca, el. 1444.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 341
fluentis einerseits, und der pagi Narbonensis und Redensis
andererseits, entlang.
8 36. War in den vorstehenden Paragraphen zunächst ein Über-
blick über die Grenzen der in Betracht kommenden Gebiete im all-
gemeinen — sowohl in kirchlicher wie in politischer Hinsicht —
gegeben worden, so soll im folgenden die Geschichte der einzelnen
in dem Grenzgebiet gelegenen Ortschaften unter demselben Gesichts-
punkt dargestellt werden. Berücksichtigt sind nur die Orte des öst-
liehen Teils des Grenzgebietes'), und zwar in Roussillon nur die, in
denen ich sprachliche Aufnahmen gemacht habe, eine Behandlung
aller Ortschaften hätte für unseren Zweck doch wohl zu weit ge-
führt, im Norden sind dagegen alle in der bereisten Gegend gelegenen
Lokalitäten herangezogen worden, auch die, die von mir nicht
besucht sind. Es geschah das, weil hier die Grenze zwischen Pey-
repertuses und Termenes geht, also die Grenze der einstigen größten
Ausdehnung des katalanischen Machtbereiches in Frage kam.
1) Die Ortschaften in Roussillon.
8 37. Ille sur Tet [il’s; il’'wasus].
Zum erstenmal erscheint der Ort 850 unter der Form Yla?), er
gehörte damals zum pagus Russilionensis, da er als Grenze der in
demselben pagus gelegenen Zelle St. Clement angegeben wird. Dar-
auf finden wir ihn 950°) in einer Bulle Agapets II. für die Abtei Cuxa
als villa Insula, und zwar unter „in comitatu Rossilionense“ ; ebenso
985%. 1009°) wird ein Weinberg in villa Isla an St. Martin du
Canigou geschenkt. 1011°) ist unter den Besitzungen von Cuxa
wieder ein alodis de Insula;, diesmal ist Ille aber zu „en valle Con-
uente“ gerechnet. 1020°) kommen noch einige andere Ländereien
in villa Isla durch Tausch mit dem Vizeegrafen von Castelnou an
Cuxa. 1163°) finden wir in der Bulle Alexanders Ill. für St. Martin
du Canigou auch alodia et possessiones in parrochia St. Stephani de
') Den westlichen Teil wird Herr Dr. Krüger bearbeiten.
2) HGL II, preuv. cl. 283.
®) Marca hisp., el. 865.
%) Marca, cl. 935.
Sid., e1:.971.
6) id., el. 981.
?) jd., cl. 1031.
Sıd.s.cl. 1335.
16
242 K. Salow
En
Illa. Ile gehörte zum Bistum Elne, wie aus einem Erlaß des
Bischofs von Elne vom Juni 1229') hervorgeht, worin dieser die
Verwaltung des in Ille befindlichen Hospitals regelt; außerdem gibt
er 1236?) ausdrücklich seine Erlaubnis zum Bau einer Hospitalskirche
dort. 1314°) wird durch König Sancho von Mallorca Ile zur Vize-
srafschaft erhoben anstelle der zugrunde gegangenen Vizegrafschaft
Tatzo®). 1358°) ist Ile in der Zählliste von Roussillon der
viguerie Roussillon-Vallespir zugeteilt. 1359°) kehrt der Ort in
einer Zählliste des Bistums Elne unter den Besitzungen der ge-
nannten Vizegrafen wieder. Daß man in Ille Katalanisch sprach,
zeigen die Urkunden. Vidal‘) zitiert eine Stelle aus einer solchen;
es handelt sich um die Lage zweier Häuser, von denen sich das
eine in „lo Carrer del Moli del Oli‘ befand, und das andere vor „lo
Portal de la Font, laqual afronta ab dita fabrica, ab lo Castell del
Senyor Vescomte y ab lo Carrer de la Font. Auch in einer Bittschrift
der cossols de la universitat d’Ila per part dels senyors cavalers d’Ila
und der altres homes de la dita universitat an den vescomte d’Ila, den
molt noble senyor En P. de Fonolet von 1320°) wird die katalanische
Sprache angewandt. Wichtig für die Umgebung ist es, daß in Ile
jeden Sonntag ein Markt stattfand, wie eine Verordnung Jacobs I.
von Mallorca von 1289”) zeigt: item fo ordonat per lo dit senyor rey
de Malorcha que’! mercat d’Iyla et de Cogliure quis fasien en dimenge,
que fossen mudatz. Heute '!”) ist Ille eine Stadt von 3245 Einwohnern;
die Schulsprache ist französisch, in der Kirche findet dagegen beim
Morgengotiesdienst die katalanische Sprache noch Anwendung''). Der
Ort ist wirtschaftlich sehr rührig, mit Perpignan besteht Bahnver-
1) Vidal: Guwide?, p. 223.
nid., P. 220:
>) Henry: Hist. du Rouss. I, p. 276.
#) Miret y Sans: Vescomtes, p. 21, Anm.
5) Alart: Documents sur la geogr. hist. du Rouss. Bull. soc. agr. scient.
litt. Pyr. Or. XXH, 12.7 ff. (mach K.).
6) A. Salsas: Un recensement de lancien diocese d’Elne au XIVe siecle:
Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55—66 (nach K.).
N Guide?, p. 220.
5) RLR XXXII, p. 410.
JARER DVP. 509:
10) Die Einwohnerangaben sind dem Guide-Annuaire des Pyr. Or., Jahrgang
1908, Perpignan bei Latrobe, entlehnt.
11) Nach Mitteilung vonM. A. Sabarthös findet im Anschluß an den liturgischen Teil
eine Instruktion auf französisch resp. katalanisch statt.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 245
bindung, sowie auch eine ausgezeichnete Chaussee, die von IMle ins
Conflent weiterführt. Ferner führt eine gute Chaussee nach Montalba
und Belesta und vermittelt einen regelmäßigen Verkehr dieser Orte
mit Ille, wodurch die Sprache des Fenouillet in dieser Gegend stark
mit katalanischen Lautungen durchsetzt wird. Eine Anzahl der
Bewohner geht regelmäßig zur Zeit der Weinernte auf etwa 14 Tage
in die Salanque. Am Orte selbst wird vor allem Weinbau getrieben.
Man ist sich auch des sprachlichen Gegensatzes mit dem benach-
barten Fenouillet durchaus bewußt und führt denselben, wie durchweg
in Roussillon, auf die frühere Zugehörigkeit zu Spanien zurück.
„Nous sommes espagnols“ ist die regelmäßige Antwort auf die Frage,
warum sie eine andere Sprache sprächen, als ihre nördlichen Nachbarn ').
S38. Neffiach [nofyak; nofyakens].
Auch dieser Ort erscheint 850°?) zum erstenmal. 985 finden wir ihn
als Nifragum unter den Besitzungen Cuxas°), und zwar unter der Rubrik:
in comitatu Bossilionensi. 1011*) ist es gleichfalls als Nrfiagum unter
den Cuxa gehörigen Orten aufgeführt, aber sub „valle Confluente“. Die
ältere Namensform ist Nisöfiacum?). 1147 erfahren wir seine Kirch-
liche Zugehörigkeit; es heißt von einem auf dem Gebiet von Neffiach
gelegenen Besitz: et sita terra est in episcopatu Elenense in comitatı
Valle Asperi infra fines et terminos de villa Nifiaco‘). Unter den
Königen von Mallorca gehört diesen das Schloß von Neffiach, es
untersteht dem königlichen bajulus in Millas‘). 1358°) ist der Ort
bei der viguerie Roussillon-Vallespir verzeichnet. 1359 ist er als Besitz
der Herren von Millas, d. h. der Vizegrafen von Perellos, in der
Zählliste des Bistums Elne aufgeführt”). Im den Steuerlisten von.
1385 und 1395 findet es sich bei Roussillon und 1435 bei Eine’).
Es ist heute ein Ort von 1062 Einwohnern mit eigener Schule,
Kirche usw. Die in der Schule und Kirche angewandte Sprache ist
!) Eine systematische Behandlung der Beziehung zwischen Sprache und
Wirtschaftsleben usw. wird Herr Dr. Krüger bringen.
2) Vidal: Guide?, p. 218.
®) Marca: cl. 935. Nifragum ist schlechte Lesung für Nifiagum.
S)2ib., el2981.
5) Vidal: Guwide?, p. 218.
6) Alart: Semaine Sainte. 20 mars 1886 (nach K.).
?) Capeille: Millas, p. 15.
9) Alart: Doc. geogr. hist., 1. ce. (nach K.).
») Salsas: Recensement, 1. c. (nach K.).
10%) Schädel: RDR I, p. 76.
16*
244 K. Salow
die französische; die Morgenandacht am Sonntag findet allein noch auf
katalanisch statt. Einen eigenen Markt besitzt Neffiach nicht, man
geht nach Perpignan, um größere Einkäufe zu machen. Der Ort
liegt gleichfalls an der großen Chaussee, die von Perpignan ins
Conflent führt. Die Bewohner von Belesta de la Frontiere und
Latour de France kommen bisweilen nach Neffiach, umgekehrte
Beziehungen sind seltener; auch hier ist man sich des Gegensatzes
zu den [gobacus] durchaus bewußt').
S 39. Montner [mune; munoreyks].
Es ist 1355 erwähnt?), und 1435 finden wir es in einer Steuer-
liste des Bistums Elne, und zwar im decanat. Rossilionis?). Bei
Montner befand sich das Schloß Forca Real, dessen Errichtung nicht
älter ist, als die Vereinigung von Roussillon mit Barcelona®). Der
auf dem Gebiet des Mons niger gelegene Teil von Forca Real ge-
hörte den Herren von Montner, den Herren von St. Marcal. Diese
traten 1322 dem König von Mallorca ihre Ansprüche auf Forca Real
ab*); das Schloß blieb als Grenzfeste in den Händen des Königs,
der hier einen ständigen Posten von fünf Mann mit einem Hund
unterhielt’). Montner ist heute ein Dorf von 428 Einwohnern mit
eigener Kirche und Schule. Seit einem Jahre wird nicht mehr Kata-
lanisch gepredigt, vorher war die erste Messe katalanisch. Mit
Latour de France, Estagel und Millas ist es durch gute Straßen ver-
bunden; der Marktverkehr geht nach Estagel. Sprachlich kennt man
den Gegensatz zu der nahen Gabatxerie sehr wohl, man fühlt aber
auch, daß es nicht mehr das gewöhnliche Katalanisch von Roussillon
ist, was man spricht. Der Einfluß der benachbarten Languedok
macht sich hier bemerkbar. Trotzdem gehört der Ort mit der weit-
aus größten Mehrzahl der Entwicklungen zu Roussillon. Die Sprach-
erenze ist in dieser Gegend zwischen Latour de France und Montner,
Estagel besonders auffällig, da nicht die geringste Geländeschwierig-
keit besteht, die hier hätte den Verlauf der Sprachgrenze bedingen
können, was schon Alart‘) betont hat.
!) ef., über Neffiach: Maxence Pratx: Notices historiques sur le moulin
de Neffiach. Revue d’hist. et d’arch. du Rouss. I, p. 45 ff. (nach K.).
2) Gazanyola, p. 472.
S) Schädel: RDRT, p..76.
4) Alart: Not. hist. sur les comm. du Rouss. I, p. 114 (nach K.).
>, Gazanyola, p. 275, 226.
6) RLR XII (1877), p. 11, Anm. und Gröber: GG I?, p. 538.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 245
S 40. Estagel [sstozel; ostozeleyks].
951!) findet sich der Ort zum erstenmal als Stagellum bezeugt,
und zwar in einer Bulle Agapets II. für Lagrasse. 959°) erhält der
Bischof von Elne durch Tausch Besitzungen in Estagel; es wird in
dieser Urkunde zu Roussillon gerechnet. 1092°) erhält derselbe dort
durch Schenkung noch ein anderes allodis. Der Besitz von Lagrasse
an dem Ort wurde 1104 um den „/o Pla“ betitelten Teil seiner Ge-
markung noch vergrößert‘), 1108 heißt es von der Kirche von
Estagel, daß sie sich in episcopatu Helenensi befinde’). 1118 findet
sich der Ort in einer Bulle von Gelasius zugunsten der Abtei Lagrasse,
von St. Stephan und Vincens von Estagel heißt es auch hier, daß es
in episcopatu Helenensi liege‘); dasselbe erscheint 1227%). Der Ort
ist ferner noch 1130°) und 1215”) erwähnt. Unter den Königen
von Aragon ist der Ort Ausfuhrplatz für Waren aus Roussillon nach
dem Fenouillet und Rases. 1267 verbietet es Jakob der Eroberer,
nach St. Paul de Fenouillet und Aleth Waren anders als über Estagel
auszuführen !P); außerdem war es noch Grenzfeste. 1316") ist es
unter den castels des Königs von Mallorca aufgezählt. 1358'?), 1385
und 1395'?) findet es sich in den Steuerlisten der viguerie Roussillon-
Vallespir, 1359!) in der Steuerliste des Bistums Elne unter den
Besitzungen der Abtei Lagrasse, 1435 '?) ist es gleichfalls zu den Orten des
decanatus Rossilionensis des Bistums Elne gerechnet. In dem Prozeß
des Bischofs von Elne mit der genannten Abtei um das Patronat
von Estagel, Corneilla usw. bekam der Bischof 1488 Unrecht'?) und
) Cros-Mayrevieille: Carcassonne I, preuv. p. 31.
2) HGLV, cl. 1514.
Sjrib., e1.1526:
») Vidal: Guwide?, p. 476.
>) Alart: Cartulaire manuscrit III, p.2 (nach K.).
6) Gallia Christiana VI, instr. el. 434, die dort gegebene Datierung von
1119 ist nach HGL V, cl. 870, in die von 1118 umzuändern.
7) Mahul I, p. 268.
8) Gazanyola, p. 472.
9) Vidal: l.c. und HGL VIII, cl. 674.
10) Gazanyola, p. 233.
1) RLR XXX, p. 275.
12) Alart: Doc. geogr. hist. (nach K.).
D7Schädel: 'RDRT, p. 76:
14) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 5öff (nach K.).
15) HGL IV, p. 482, 2.
246 K. Salow
die Abtei behielt dasselbe. 1495') bittet der Erzbischof von Narbonne
den König von Spanien, die Abtei in den ungestörten Besitz der
castra et loca de Pediliano (Pezilla de la Riviere), de Cornillano
(Corneilla de la Riviere), de Ripis altis (Rivesaltes), de Estagello in
Rossilione et castrum de Prato (Prades) in Confluente zu belassen.
1390 ist Estagel der äußerste Ort gegen Fenouillet?). Wir erfahren,
daß ein gewisser Arnau d’Eryll einen anderen Masti de la Merli be-
nannten Herın zum Zweikampf gefordert hatte und sich auf die
Nachrieht, daß sich sein Gegner in Latour de France befand,
schleunigst nach Estagel begab, um von hier aus seine Forderung
zu wiederholen. Latour de Fonollet befand sich aber dans la
terre de lillustrime roi de France et sur la frontiere des terres de
notre illustrissime seigneur le vor d’Aragon, (Übersetzung aus dem
Katalanischen von Alart). Der Ort hat demnach zwar stets zu
Roussillon und dem Bistum Elne gehört, hat aber doch auch mit
der languedokisch sprechenden Nachbarbevölkerung nähere kKom-
merzielle Beziehungen gehabt. Heute ist Estagel ein Ort von
2789 Einwohnern, mit Perpignan sowohl wie auch mit Millas,
Tautavel, Latour de France und Maury durch ausgezeichnete Straßen
verbunden; es besitzt auch eimen eigenen Markt. Die Sprache der
Kirche und Schule sind rein französisch, um so mehr als die Sozialisten
die weitaus stärkste Partei am Orte sind. Auch hier fühlt man das
|goba&] als fremdes Idiom.
8 41. Tautavel [tautoul‘).
Es wird 1020°) zum erstenmal als Taltevolo im Testament
Bernards von Besalu erwähnt, und zwar im Anschluß an dessen
Besitzungen im Fenouillet. 1261 kommt es durch Tausch an den
Grafen von Ampurias®). 1285 befindet sich das Schloß von Tautavel
in den Händen des Königs von Mallorca, der auch den Schloß-
hauptmann ernennt’). 1292 werden die Abgaben der Bewohner von
Tautavel an den König festgesetzt (consuetudinem castri de Talta-
volio®). 1306 läßt der viguier von Roussillon durch Ausruf den Be-
1) Gallia Christ. VI, instr., cl. 460.
2) Alart: duels et defis. RLR VI (1874), p. 377.
3) Marca, el. 1029.
4) Henry: Hist. du Rouss. I, p. 111.
5) jd., p. 161.
6) Aragon: Chäteaux-forts des Corbieres, p. 41 ff. mach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet DAT
wohnern von Tautaulh usw. verbieten, im Walde von Tura zu weiden ').
1312 verpflichtet sich der Schreiber des castell de Taltauyl, diese
serivanie getrenlich zu verwalten?) 1316 befindet sich Taltahuyl
unter den castels del senyor Rey?) 1317*) verbietet es Sancho
von Mallorca den chätelains von Opoul, Taltauyl usw. Gehalt für die
Tage zu zahlen, wo sie nicht im Orte sind. 1318°) beschwört ein
anderer, dem König von Mallorca die eserivanies von Taltauyl und
Vingrau getreu verwalten zu wollen. Auf dem Schloß von Tautavel
unterhält der König einen Posten von zwei Mann und auf dem Wacht-
turm von Tautavel einen andern von einem Mann und einem Hund®).
1354 gehört der Ort zur Viguerie Roussillon-Vallespir‘). Was seine
kirchliche Zugehörigkeit betrifft, so soll es zum Erzbistum Narbonne
gehört haben und 1318 bei demselben aufgezählt sein®), dement-
sprechend findet es sich auch 1435 nicht in der Steuerliste des
Bistums Eine’); doch ist dies noch keineswegs sicher, denn einerseits
ist es 1359°) in der Zählliste der Diözese Elne aufgeführt und
andererseits findet es sich auch in der Diözesanliste von Narbonne
aus dem XIV. Jahrhundert nicht'®); es ist also noch keineswegs aus-
gemacht, daß die Liste von Elne aus dem Jahre 1435 vollständig
ist”). Doch sind zu einer endgültigen Entscheidung mehr Dokumente
über den Ort nötige, als sie mir zur Verfügung stehen. Tautavel
zählt heute 1200 Einwohner, mit Paziols, Vingrau, Latour de France,
Estagel sind gute Chausseen vorhanden, doch sind die Beziehungen
mit der Gabatxerie gering; zum Einkauf geht man nach Perpignan.
Die Schulsprache ist französisch, nur ganz selten katalanisch, wohl
aber findet das Katalanische noch im Gottesdienst bei der Frühmesse
Verwendung. Zwischen Tautavel und Tuchan befindet sich eine
Meierei, auf der noch katalanisch gesprochen wird.
842. Vingrau [biygrau; biggraunens).
RER VII (1875), p- 59.
2) ib. XXIX (1886), p. 65.
ib. XXX, D. 275.
#) ib. XXXI, p. 63.
>) ib. XXXII (1888), p. 146.
6) Gazanyola, p. 275, 276.
7) Schädel: RDRI, p. 76.
8) HGL XU, p. 144.
°) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p.55 (nach K.).
10) ef. Mounyes: ‘Cart. de Narbonne, Annexes Ser. AA, p. 375.
248 K. Salow
Mit Tautavel zusammen findet es sich 1020') als Krungad unter
den Besitzungen Bernhards von Besalu. 1108 ist es als Vigrado in
Narbonensi episcopatu zitiert?). 1119 wird die ecelesia 5@ Maria... . in
Narbonensi episcopatu als im Besitz von Lagrasse befindlich bezeugt?),
ebenso 1227 %). 1203 und 1206 heißt der Ort Vinugradu, 1211 Vingraldu,
1242 Vingrau, und 1249 Vingraude?). 1204 verkauft Bertrand von
Niort einen Teil von Vingrau an die Abtei Fontfreda im Narbonnais ),
1260 Pons von Vernet den zweiten ’), ein Verkauf, der 1261 von König
Jakob bestätigt‘) wird. 1306°) wird es auch den Bewohnern von
Vingrau verboten, im Walde von Tura zu weiden. 1318 verpflichtet
sich der Schreiber von Vingrau, diese eserivanie zusammen mit der
von Tautavel getreulich nach dem Willen des Königs zu verwalten).
Das Schloß von Vingrau gehörte gleichfalls Fontfreda. 1322 befiehlt
der König von Mallorca, daß in allen Grenzfestungen Wächter ein-
gesetzt werden sollen, die die Ausfuhr von Waren, deren Export
aus Roussillon verboten ist, verhindern sollen, auch Vingrau wird
von dieser Maßregel betroffen (com lo monastir de Fontfreda haga I
castel apelat Vingrau situwat en la confina ho exıida de la terra del
dit S. Rey) '’)usw. Die Jurisdiktion über den Ort war zwischen dem
König und der Abtei geteilt. 1325'') bestätigt der König der
Abtei dieselbe. 1359") ist der Ort in der Zählliste von Elne
als Besitz der Abtei von Fontfreda zitiert. Heute ist es ein Ort
von 10537 Einwohnern, mit Rivesaltes, Tautavel, Tuchan ist es
durch gute Chausseen verbunden, nach Opoul und Perillos führen
schlechte, aber fahrbare Wege durch sehr schweres Gelände. Ein
Teil der Bewohner geht fast regelmäßig zur Zeit der Weinernte in
die katalanische Ebene. Die Schul- und Kirchsprache ist französisch,
aber vor 25 Jahren fand das Katalanische bei der Frühmesse noch
!) Marca, cl.1029. Nach Gazanyola, p. 470, ist es schon 981 zitiert.
2) Alart: Cartul. ms. III, p.2 (nach K.).
>) Gall. christ. VI, instr. el. 434.
#) Mahul II, p. 267.
5) Alart: RLR XI (1877), p. 115 und 118.
6) Cauvet: Hist. de Fontfreda, p. 401 (nach K.).
”) Alart: Privilöges, p. 232 (nach K.).
8) RLR VII, p. 59.
°) RLR XXXI, p. 146 und cf. $ 41.
10)" ib... ». 420.
11) Cauvet, op. c. (nach K.).
'?) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55 (nach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 249
Verwendung. Die Verkehrsbeziehungen gehen überwiegend nach
Roussillon, nicht nach Tuchan; trotzdem ist heute das Patois von
Vingrau überaus stark mit languedokischen Elementen vermischt.
In Vingrau selbst verfaßte Urkunden liegen leider nicht vor, so daß
man nicht weiß, ob diese Mischung jüngeren Datums ist oder nicht,
vor allem gilt dies für die heute dort vorherrschende [u]-Lautung.
Die mir bekannten historischen Verhältnisse des Ortes erklären im
Vergleich zu Tautavel dieses Mischverhältnis nieht. Ebensogut wie
Vingrau gehörte Tautavel kirchlich zum Erzbistum Narbonne (die
Erwähnung in der Liste des Bistums Elne von 1359 ist beiden ge-
meinsam), und politisch gehörten beide zu Roussillon. Auch in betreff
der Verkehrsbedingungen liegen wesentliche Verschiedenheiten nicht
vor. Die Straßen von Vingrau nach Tuchan und Rivesaltes sind
neu angelegt, und die Natur wies Vingrau gewiß nach Süden und
Südwesten, d.h. nach Tautavel und Fenouillet hin. Für Tautavel
aber liegt die Sache nicht anders, es war durch eine noch weit
steilere Gebirgswand von Roussillon getrennt, über die auch heute
nur Jäger klettern. Nur nach Estagel und Fenouillet liegt das Land
flach vor dem Ort; und doch ist heute Tautavel rein katalanisch,
Vingrau aber nicht. Es wäre natürlich nun sehr wünschenswert zu
wissen, welches von beiden, ob das Katalanische oder das Langue-
dokische, in dem Ort das ursprüngliche ist; erst dann könnte man
mit Sicherheit über die Gründe dieser Mischung Angaben machen '!).
S 43. Perillos [peril'os; peril’uneyks].
Die Urkunden über den Ort sind nicht zahlreich. 1144?) wird
er erwähnt und wird bald eine eigene Herrschaft. 1296°) kommt es
zwischen seinen Herren und den Bewohnern von Perpignan zum
Streit über das Recht der letzteren, in dem bei Perillos gelegenen
Wald Holz fällen zu dürfen; ein Schiedsspruch Jakobs I. von Mallorca
beendigt diesen Zwist. 1306*) lassen die Konsuln von Perpignan es
mit Erlaubnis des Königs von Mallorca durch erida in Pereylos ver-
bieten, in dem genannten Wald zu weiden oder Holz zu schlagen.
1359°) ist es in der Zählliste von Elne als Besitz der Vizegrafen
!) ef. auch $ 65, Anm.
2) Gazanyola, p. 469.
>). 14... D.7236.
%) Alart: Documents sur la langue, p. 164.
°) Salsas: Rey. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. ö5ff. (nach K.).
250 K. Salow
von Roda aufgeführt, 1391) wurde es selbst zur Vizegrafschaft er-
hoben. 1435?) erscheint es gleichfalls in der Steuerliste von Eine
und zwar sub „decanat. Rocilionis“. Der Ort zählt heute nur 57 Ein-
wohner und wird auch schwerlich jemals viel mehr gehabt haben, da
der Felsenkegel, auf dem er liegt, nicht Raum genug für eine größere
Ansiedelung bietet. Die Verbindung nach dem Norden zu, nämlich
nach Feuilla, ist jämmerlich, ebenso die nach Vingrau und nach Opoul,
doch ist eine neue Chaussee nach Opoul im Bau. Eine eigene Kirche
ist nicht vorhanden, man steigt nach Opoul hinab, mit dem über-
haupt die engsten Verbindungen bestehen. Trotzdem empfindet man
das Katalanische als fremdes Idiom, wie ja denn auch das heimische
Patois dem Languedokischen sehr viel näher steht. Hier erhebt sich
gleichfalls die Frage, welche von beiden die ursprünglichere ist; doch
liegen hier die Verhältnisse womöglich noch ungünstiger als bei Vin-
grau, da wir über die kirchliche Zugehörigkeit vor 1359 nichts wissen.
Ein nennenswerter Verkehr nach dem Norden zu ist hier aber ganz
ausgeschlossen gewesen, da die Bergseite in der Richtung nach Feuilla
ein einziges Steinmeer ist.
S 44. Opoul [opul; Zendopul].
Das Castlar d’Oped erscheint 1100°). Seime wahre Bedeutung
erhielt der Ort aber erst, als er 1172 Grenzplatz Aragoniens gegen
Frankreich geworden war. Die Könige von Aragon erkannten die
Wichtigkeit des Ortes und veranlaßten 1246 eine poblacio desselben’);
der König gab den Bewohnern von Opoul, Perellos usw., die sich an
dem nun Salvaterra benannten Ort ansiedelten, gewisse Freiheiten,
versprach auch, daß sie niemals einen andern Herrn als den Grafen
von Roussillon erhalten sollten; das geschah auch, Opoul blieb ein
chäteau royal. In den Urkunden ist der Ort nicht selten erwähnt.
1157°) gibt Arnaud von Salles der Abtei Lagrasse seine Besitzungen
auf dem Gebiet von Oped. 1306°) wird es seinen Einwohnern ver-
boten, im Wald von Pereylos zu weiden, dafür aber haben sie die
1) Vidal: Guide?, p. 10.
2), Schädel: RDR TI. p. 76.
3) Vidal: Guide?, p.9.
*) Alart: Privileges, p. 180 und Aragon: Chäteaux-forts, p. 13 ff. (beide
nach K.).
>) HGLV, cl. 1661.
6) RLR VII, p. 50.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 251
Weideeerechtsame auf dem Gebiet von Tautavel, Espira, Vingrau und
Salses, während auf der Gemarkung von Salvaterra kein Auswärtiger
weiden oder anbauen darf!. 1313?) verpflichtet sich der render
de Opou, vor dem König von Mallorca zu erscheinen. 1316°) be-
findet sich Opeu unter den castels del senyor Rey. 1317*) verbietet
der König, dem castellanus von Opou für die Tage, wo er ungerecht-
fertigt von Opou abwesend ist, Gehalt zu zahlen. Von 1318?)
und 1320%) sind Verordnungen des procurador des Königs von
Mallorca für Salvaterra vorhanden. 1354 und 1395°) gehört Opoul
zu Roussillon, 1359°) und 1435°) zum Bistum Elne, 1359 wird es
unter den fochs reyals aufgezählt und 1435 unter dem decanatus
Roeillionis. 1396°) ist der Schloßhauptmann zugleich auch batlle
der Stadt. Die Bevölkerung war damals aber schon zusammen-
geschmolzen, 1420 weigert sie sich, auf dem Schloß Dienst zu leisten).
Die Formen des Ortsnamens, die nacheinander erscheinen, sind diese:
1149 Opidum, 1184 Opet, 1218 Opetz, 1224 Oped, 1246 caslar de
Oped qui modo deeitur Salvaterra, 1286 Opulum, 1306 Opol, 1313 Opon,
1316 Opeu, 1317, 1323 Opou'®). Erwähnung verdient noch, daß man
den bei Gelegenheit des Zuges Wambas gegen den Rebellen Paul
in Septimanien angeführten Ortsnamen Sordonia mit Opoul hat
identifizieren wollen''); der Name ist noch eine Erinnerung an den
in Roussillon einst ansässigen Stamm der Sordones. Ferner hat
man bei Opoul auch noch Medaillen und Goldringe gefunden”), die
das hohe Alter der Ortschaft bezeugen. Heute zählt sie S50 Ein-
wohner und ist durch gute Chausseen mit Rivesaltes und Salses
verbunden, desgleichen mit Treilles und Fitou. Der Verkehr geht
vor allem nach Salses, der nächsten Bahnstation, und Rivesaltes.
Die Schulsprache ist französisch, nur bei der ersten Messe wird das
DrATaeon: 1.c. (mach K.).
2) RLR XXIX, p. 66.
3) ib. XXX, p. 275.
Ah, KXXT D.63:
5) ib. XXXII, p. 148.
6) ib., p. 429.
?) Schädel: RDR, p. 76.
°) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.).
>) Aragon: Chäteaux-forts, 1. ec. (nach K.).
10) RER XI, p. 124.
ıl) Alart: Privilöges, 1. c. (nach K.).
252 K. Salow
Katalanische verwandt. Den Gegensatz zu den [gobacus] kennt
man wohl.
Bei Opoul lag das Castelvell, schon 1235 also benannt,
was vermuten läßt, daß es eine recht alte Gründung ist').
S 45. Salses [salsos; salsairotsl.
Es ist der wichtigste Grenzort gegen Languedok, und Urkunden
über ihn sind in Hülle und Fülle vorhanden.
Die Fons Salsulae erwähnt schon Pomp. Mela II, $ 82, sie ist
dann eine wichtige Station auf der Via Domitia und heißt „ad
Salsulas?). Darauf hören wir lange nichts von dem Ort. 943°)
erscheint er erst wieder; eine gewisse Sidila gibt ihr alaudis in
comitatum RBesolionense in villa Salsinas damals der Abtei Lagrasse.
951 erscheint daher auch die villa Salsas') unter den Ortschaften,
wo Lagrasse Besitzungen hat. 1074°) verpflichtet sich der Graf
von Ampurias, dem Grafen von Roussillon die demselben gehörige
Hälfte des castrum de Salses nicht zu entreißen. 1075°) leistet
Peter Olivarius dem Grafen Guilabert von Roussillon den Lehnseid
für das Schloß von Salses; auch 1090°%) ist dasselbe erwähnt.
1095°) erhält Lagrasse eine Reihe von Schenkungen auf dem
(Gebiet von Salses, unter andern auch Fischereigerechtsame in der
font estramera (de fonte extrema, die alte Fons Salsulae) in comitatu
Russilionense. 1100°) erweitern die Mönche diese Besitzungen durch
Kauf und durch Geschenke, die ihnen gemacht werden, auch hier
heißt es „in comitatu Rosilionis“, ebenso 1101'%). Haben wir bis
jetzt nur erfahren, daß Salses in.Roussillon lag, so beweist die Ein-
weihungsurkunde von St. Stephan von Salses aus dem Jahre 1114''),
daß der Ort zur Diözese Elne gehörte; der Bischof von Elne weiht
sie und unterstellt sie seinem Bistum (veniens ver reverentissimus
Yvadal: Giunde: pt.
2) Itinerar der Antonine, 389 nr. 7.
>) Alart: Cartulaire Rouss., p. 15.
1) Cros-Mayrevieille: Carcassonne I, preuv. p.31, und Gall. christ. VI,
instr. cl. 425.
5) Alart: op. eit., p. 88—86; Schädel: RDRI, p. 75.
9) Alart:.op. cit., p. 86,87.
7) Vidal: Guide, 3°=® ed- (nach K.):
°) Alart: op. eit., p. 104—109.
Yrid,, opel, Pp- 109 U 118
Eid. Ap> 12
11) Marca hisp., el. 1242.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 253
domnus Petrus Elnensis episcopus in comitatu Russilionis in villa, quae
vocatur Salsines ad consecrandum ecclesiam quae tibidem est in honere
SH Stephani). 1128") leistet Guillaume de Salses dem Grafen Gausfred
von Roussillon den Lehnseid für das castellum de Salses, und ebenso
um 1143°); 1164?) wiederholt er denselben dem Grafen Girard.
1165°) gibt er diesem nach längerem Sträuben den Ort zurück.
Nach dem Tode Girards, des letzten Grafen von Roussillon, und nach
der Vereinigung Roussillons mit Barcelona-Aragon beginnt die Be-
deutung von Salses als Grenzplatz. Zunächst gibt Alfons von Aragon
Salses an denselben Guillem von Salses oder Apia, wie er auch ge-
nannt wird, zurück, von dem er 1172 dafür den Lehnseid empfängt?).
In den von den Königen von Aragon 1173, 1198 und 1225 erlassenen
Gottesfrieden erscheint Salses jedesmal als nördlicher Grenzort?).
Von größter Bedeutung ist aber ein kurz darauf fallendes Ereignis,
nämlich die poblacio von Salses 1192°%). Der König von Aragon
brachte zunächst die Besitzungen der Abtei Lagrasse durch Tausch
an sich '), dann begann die Neuansiedelung, Befehlshaber des Schlosses
wurde Raimund von St. Laurent de la Salanque. 1213°) erhielt der
Ort einen Wochen- und Jahrmarkt. Neben Lagrasse besaß auch
die Abtei Fontfreda eine Reihe von Parzellen auf dem Gebiet von
Salses, die ihr allmählich geschenkt waren, so 1184, 1187, 11899).
Die bei Salses gelegene Domäne Vespella war gleichfalls durch
Schenkungen von 1183 und 1253 in den Besitz von Fontfreda über-
gegangen”); 1253 erhoben!®) sich um dieselbe Streitigkeiten zwischen
der Gemeinde Salses und der genannten Abtei. 1261'') vertauscht
Pons von Vernet seine Ansprüche auf das Schloß von Salses, Tau-
tauyl usw. an den Grafen von Ampurias. Sehr wichtig ist dann
die Grenzregulierung vom Jahre 1300 zwischen Frankreich und dem
) Alart: RLR III (1872), p. 286, u. Semaine Sainte 20 u. 27, sept. 1884
(nach K.).
2) RLR III, p. 286.
3) ib., p. 287.
% ib., p. 287.
>) Marca, el. 1363, 1388, 1406.
6) Alart: Privilöges, p. 72 (nach K.).
”) ib. und HGL V, el. 1663:
®) Alart: op. eit. p. 100 (nach K.).
°) Cauvet: Fontfreda, p. 407 (nach K.).
10) Alart: op. eit. p. 206 (nach K.).
1) Henry: Histoir. du Rouss. I, p. 111.
254 K. Salow
Königreich Mallorca‘), wo die Reichsgrenze etwas nördlich der Fons
extrema festgesetzt wird, am Rand des Gebietes von Fitou, das
schon 1114?) als Grenze des Sprengels von St. Esteve de Salses
angesetzt war. Die dort geltend gemachten Gründe zeigen, daß die
Fons extrema schon vorher stets als die Grenze angesehen worden
war?). 1302*) erscheint Salses in einer ordinacio des Königs von
Mallorea, ebenso: 1313°), 13159), 1316)), 13189), a2 22m
diesen Urkunden ist auch der bajulus erwähnt, den der König von
Mallorca in Salses hielt. 13231°) wendet sich dieser an den fresaurer
del molt autz senyor rey de Malorca in einem Gesuch, das sprachlich
allem Anschein nach dem damals zu Salses gesprochenen Patois nicht
fernsteht; es ist ein Katalanisch, das die languedokische Nachbar-
schaft verrät. 1341'') berichtet der Seneschall von Carcassonne dem
König von Frankreich, daß die Könige von Mallorca und Aragon
zum Kriege rüsteten, sie hätten zwe cavayers ab I notarı a Salsas
geschickt per far estrenyer tot lo loc e valhadeiar ou fortesir et aysi
meteis per totz les locs de la frontiera. 1354, 1358, 1385, 1395'?)
untersteht der Ort in weltlicher Hinsicht der viguerie Rossellö, und
1359, 1395 und 1435 dem Bistum Elne, 1359'°) ist es bei den ffochs
reyals aufgeführt, im den beiden andern Listen'*) unter dem „deca-
natus Rocillionis“. 1496 wird der Ort entfestigt, dafür aber 1497
ein neues Fort etwas weiter nördlich davon errichtet'®), das in den
Kämpfen um Roussillon eine große Rolle spielte; seine Zinnen ragen
!) Miret y Sans: Nota de geografia historica. Annuari del Institut d’Es-
tudis Catalans, 1907, und Regne: Examen d’une enquete relative a la limite
meridionale de la vicomte de Narbonne du cöte du Roussillon. Bull. comm. arch.
Narb. IX (1906), p. 99—178 (nach K.).
2) Marca, el. 1242.
3) Miret: op. eit. p. 190—193.
RER V (dS7Irp-321,
5) ib. XXIX (1886), p. 66.
8)’ ib: XXX, P. 268.
D)E1b pr 205:
°) ib. XXXII, p. 148.
9rıb., P. 494,
#17, p428:
11) HGLX, cl. 892 (nach K.).
'2) Schädel: RDRI, p. 75 und Alart: Doc. geographie hist. (nach K.).
13) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. I, p. 55ff. (nach K.).
1) Schädel: I. ce
5) Vidal: Guide? p.A4.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 255
noch heute empor, aber seine Bedeutung ist längst dahin, es liegt
verlassen da, ein trauriger Überrest einstiger Größe, denn für seine
Erhaltung wird nichts und weniger als nichts getan. Salses ist heute
eine Stadt von 2111 Einwohnern. Es liegt an der Eisenbahn und
Chaussee von Narbonne nach Perpignan, mit Opoul, Garrius und
St. Hippolyte ist es gleichfalls durch Chausseen verbunden. Sein
Verkehr geht in der Hauptsache nach Perpignan; doch war es schon
durch eine Verordnung Jakobs I. von Mallorca den Bewohnern der
französischen Nachbardörfer unter gewissen Bedingungen erlaubt,
ohne die leuda zu bezahlen, über Salses nach Roussillon zu kommen').
Die Kirch- und Schulsprache ist heute französisch, aber noch vor
einem Menschenalter wurde bei der ersten Messe und dem Konfir-
mandenunterricht das Katalanische angewandt. Die in der Schrift
angewandte Sprache ist, wie auch im übrigen Roussillon, das Fran-
zösische, man spricht zwar katalanisch, aber zu schreiben versteht
man es nicht. Mit der Gabatxerie existiert trotz der guten Ver-
bindungen nur ein ganz schwacher Verkehr. Zwischen Salses und
dem ersten languedokisch sprechenden Nachbarort Fitou befindet sich
ein Meierhof, auf dem katalanisch gesprochen wird, da seine Be-
wohner aus Salses stammen.
$ 46. Garrius. Der Ort scheint recht alt zu sein. 1831?) fand man
bei ihm ein römisches Grab. Dementsprechend erscheint es auch schon
früh in den Urkunden. 825°) ist ein villare quod dieitur Garrericis in
einem Diplom Ludwigs des Frommen für St. Andre de Sorede bezeugt.
850°) heißt es Garrices, 869°) Garrieis. In der Urkunde von 825
wird gesagt, daß diese Besitzungen „in pago Helenensi“ lägen.
1100°) ist die villa Garicis als eine Grenze des Gebietes von Salses
genannt. 1102”) findet es sich unter dem Namen Garritz. 1260 er-
warb die Abtei St. Hilaire du Lauquet den Ort, es wurde eine Propstei,
dessen Propst 1320 und 1329 aufgeführt wird®). 1358 gehört es
zur viguerie Roussillon-Vallespir”), 1359 erscheint es in der Liste
) Gazanyola: Hist. du Rouss., p. 233:
2) Henry: Guide, p. 6 (nach K.).
») HGL I, preuv. cl. 159.
2 1b5,. el. 286.
5) ib., cl. 350.
6%) Alart: Cartul. Rouss., p. 111.
) Vidal: Gwide?, p. 12.
8) HGL IV, p. 794.
>) Alart: doc. geogr. hist. Rouss. (nach K.).
256 K. Salow
des Bistums Elne, und zwar unter den Besitzungen von St. Hilaire ').
Heute ist der Ort nur noch ein einfaches Gehöft, dessen Bevölkerung
von Salses gestellt wird und häufig wechselt, so daß das dort ge-
sprochene Patois am Orte selbst nicht bodenständig ist; ich habe
daher hier keine sprachlichen Aufnahmen gemacht. Mit Salses und
St. Hippolyte ist das Gehöft durch Wege verbunden.
Le Barcares. Urkunden über den Ort stehen mir nicht zur
Verfügung. Er zählt heute 450 Einwohner, die meistens Fischer sind
und manchmal ihre Fahrten bis nach Cette ausdehnen. Die Kirch-
und Schulsprache ist französisch. Der Einkaufsort ist St. Laurent de,
la Salanque, mit dem es durch eine ausgezeichnete Chaussee verbunden
ist, jetzt auch durch eine Eisenbahn über St. Laurent mit Perpignan.
S 47. St. Hippolyte [sentipolit; lus pulitas].
Unter diesem Namen erscheint der Ort erst 988?), vielleicht
ist er aber älter, jedenfalls ist eine alte Inschrift bei demselben
gefunden worden?) und auch die Via Domitia soll dort vorbeigegangen
sein ®). 1089 erscheint es als Grenze von Jouegue?). 1100 ist ein
Weg von St. Hippolyte nach Salses bezeugt®). 1114 erscheint es
in einer Schenkungsurkunde, und, wie 1089 bei Jouegne, liegt auch
hier der angeführte Besitz in adiacencia 5" Ipoliti in episcopatu
sedis Elenensis et in territorio seu comitatu Rossilionis‘). 1135 kommt
durch Stiftung ein alodium in villa 5" Ipolii an St. Jean de Per-
pignan°), ebenso erscheint es noch 1147 in einer Schenkungsurkunde).
1162 erhält Fontfreda ein Stück Land bei St. Hippolyte'!®). Der
Ort kam dann in die Hände des Templerordens. 1207 erhielt der-
selbe hier einige Felder und Hoheitsrechte, 1208 und 1209 weitere
und 1211 den ganzen Ort mit Schloß und allen Liegenschaften '').
') Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.).
2)’Gazanyola, p. 470.
3) Vidal: Guide, p. 53.
SECHESEIO!
>) Alart: Cart. Rouss., p. 100.
ab pille
') Alart: Semaine Sainte. 24. Mai 1884 (nach K.).
8) ib., 10. Jan. 1885 (nach K.).
°) ib., 13. März 1886 (nach K.).
10), Cauvet: Fontfreda, p. 407 (nach K.).
'!) P. Puiggari: Notice des commanderies, des chäteaux et biens ancienne-
ment possedes par les Templiers dans le Dep. des Pyr. Or. Publicateur. 1833
(nach K., nähere Angaben fehlen).
SS
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 257
Aus den Jahren 1216, 1236, 1246 sind noch andere Urkunden über
‚den Besitz der Templer in St. Hippolyte vorhanden'). 1271 erhalten
sie auch die Gerichtsbarkeit über den Ort®). Von den Templern
erben es nach der Aufhebung dieses Ordens die Malteser Ritter.
Schon viel früher, 1213, hatte Raimund von St. Laurent das Schloß
von St. Hippolyte zusammen mit dem von St. Laurent an Peter 1.
von Aragon geschenkt?). 1310* und 1315(?)°?) findet sich der
Ort in Verordnungen der Könige von Mallorca. 1359°) erscheint
er in der Liste des Bistums Elne unter den Besitzungen der Johanniter;
1395 und 1435°) ist er unter dem decanatus Rocillionis der Diözese
Elne aufgeführt. Heute zählt St. Hippolyte 1262 Einwohner, mit
Salses, Garrius, St. Laurent, Claira, ist es durch gute Straßen ver-
bunden.
8 48. St. Laurent de la Salanque [san l’aurens; l’auronsas].
Es erscheint 981°) zum erstenmal und zwar unter den Orten, wo
St. Genis des Fontaines Besitzungen hat, und heißt villa S® Laurentii,
dann ist es 988 erwähnt”), ferner 1011'°) bei den Orten, wo Cuxa
Liegenschaft hat, es wird dort aufgezählt unter der Rubrik ‚en
comitatu Rosselionense. 1070'') ist die strada bezeugt, quae tendit ad
St. Laurentium. 1089 ist der Ort gleichfalls aufgeführt'?). 1163
erfahren wir, daß auch St. Martin du Canigou hier Ländereien
besitzt!?). St. Laurent hatte seine eigenen Herren, die mehrfach
erwähnt werden, so in dem Testament Guinards II. von 1172'%), wo
sich übrigens auch ein Petrus S5® Hippoliti findet. 1213 vermacht
der letzte Herr von St. Laurent den Ort dem König von Aragon,
1) Puiggari: op. c. (nach K.).
2) Henry: Hist. du Rouss. I, p. 202.
®) Alart: Privilöges, p. 85 (nach K.).
SERLERNT n.173, 174.
5) ib. XXX, p. 270.
6) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 (nach K.).
?) Schädel: RDRI, p. 74.
8) Marca, cl. 926.
°) Gazanyola, p. 470.
10) Marca, el. 981.
2), Ib, el. 1161.
12) Alart: Cart. Rouss., p. 110.
13) Marca, cl. 1335.
1) Henry: Hist. du Rouss. I, preuv. VIII, p. 506; schon 1101 finden sich
ein Poncius Albertus de Sancto Laurentio (HGL V, cl. 768) und ein Bernardus
‚Petrus de Sancto Ipolito (cb. cl. 769).
258 K. Salow
der ihn in demselben Jahre mit Privilegien ausstattet!). 1243 werden
dieselben auf Bitten der Bewohner von ‚Jakob I. bestätigt?). 1310°),
1313®%), 1315°) und 1316°) befindet sich der Ort in Verordnungen
der Könige von Mallorca. 1354 ist er unter der viguerie Roussillon-
Conflent‘), 1358 bei der viguerie Roussillon-Vallespir?) aufgeführt.
St. Laurent ist heute eine blühende Stadt von 4470 Einwohnern, der
Mittelpunkt der Salanque. Mit den umliegenden Dörfern ist es durch
gute Chausseen verbunden, die Hauptlinie geht aber nach der
eroßen Straße von Narbonne nach Perpignan und trifft beim Mas de
la Garrigue nordwestlich von Rivesaltes auf dieselbe. Die Schul-
sprache ist französisch, in der Kirche findet dagegen das Katalanische
noch beim Frühgottesdienst Verwendung. Im letzten Jahre ist eine
Bahn von Perpignan nach Le Barcares eröffnet, die über St. Laurent
seht und die Beziehungen zu diesem Kulturzentrum stark ver-
mehren wird.
8 49. St. Marie de la Mer.
Es ist 1164°) und 1257'°) erwähnt. 1358 gehört es zur viguerie
Roussillon-Vallespir''), 1359 findet es sich in der Steuerliste von Elne
unter dem Besitz der Vizegrafen von Ille'®), Der Ort zählt heute
669 Einwohner, durch gute Wege ist er mit den umliegenden Dörfern
verbunden, namentlich mit Canet, wo er auf die Chaussee von
Perpignan ans Meer und den Tramway in gleicher Richtung ‚stößt.
Canet [kanet; konatairas].
Wir finden den Ort zuerst 1052'?) erwähnt, wo ein gewisser
Volveradus sein alodis in comitatu Russilionensi in suburbio Elnae
in villa de Caneto dem Domkapitel von Elne gibt; eine ähnliche
) Gazanyola, p. 155, und Alart: Privilöges, p. 102 (nach K.).
2) Gazanyola, l.c., und Alart: op. c., p. 170 (mach K.).
SERLBIRT EDIT 7A:
%) ib. XXIX, p. 75.
Meib. RX, p.273:
6) ib., p. 275.
7) Alart: doc. hist. Rouss. (nach K.).
8) Schädel: RDRI, p. 74.
°) Gazanyola, p. 468.
"0% Alart: Cartulaire ms. III, p. 70 (nach K.).
11) id.: doc. hist. Rouss. (nach K.).
12) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.).
13) HGLV, cl. 1521, und Alart: Cari. Rouss., p. 66.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 259
Schenkungsurkunde ist aus dem Jahre 1075') erhalten, und 1163)
erscheinen praedia, possessiones et alodia in parrochia S® Martini de
Caneto unter den Besitzungen von St. Martin du Canigou. Canet ‘war
eine eigene Herrschaft. In einem Lehnsverzeichnis von Elne ist auch
der Herr von Canet Lehensträger der Kathedrale?). 1238 verleihen
die Herren des Ortes den Bewohnern weitgehende Freiheiten und
Privilegien‘), die 1241 von ihnen bestätigt werden’). 1312 wird
Canet zur Vizegrafschaft erhoben‘); in den Kämpfen zwischen
Peter IV. von Aragon und Jacob II. von Mallorca, sowie zwischen
den Franzosen und Spaniern um den Besitz von Roussillon. hat ‘das
Dorf eine nicht unwichtige Rolle gespielt‘), da es vorzüglich befestigt
war, wovon noch heute die äußerst starken Mauern eine Vorstellung
geben. 1358 ist der Ort bei der viguerie Roussillon-Vallespir aufge-
führt). Heute zählt er 1026 Einwohner und liegt an der ausge-
zeichneten Chaussee nach Perpienan, mit dem er durch einen Tramway
verbunden ist; mit den andern umliegenden Dörfern hat er ebenfalls
gute Verkehrsmöglichkeiten. Die Schulsprache ist auch hier französisch,
nur zur Erklärung wird bisweilen das Katalanische angewandt.
Dagegen ist die Kirchsprache vorzugsweise Katalanisch, da auch
beim Hauptgottesdienst neben der französischen Sprache die kaäta-
lanische angewandt wird.
Rivesaltes°) [ribszaltos; ribozaltezus].
850. Es ist eine recht alte Ortschaft; das erste Mal schon, wo
es erscheint, 810'%), gehört es einem nördlich der Sprachgrenze ge-
lesenen Kloster, nämlich Lagrasse, ein Verhältnis, das fast 1000 Jahre
gedauert hat, da noch. 1713 der Ort dem genannten Kloster -unter-
stellt war!°). Ferner finden wir den Ort in zwei anderen Urkunden
von 855!) und 870'?) bei den Besitzungen dieser Abtei, doch sind
.. SS RC lie
') HGLV, cl. 152. Tr @
?) Marca hisp., el. 1335. e
3) Henry: Hist. du Rouss. I, p. 60.
4) Alart: Privilöges, p. 155 (nach K.).
5) ib., p. 158 (nach K.).
6) Vidal: Guide?, p. 63.
9) Henry: op. eit. I, p. 264 usw., DI, p. 77.
8) Alart: doc. hist. Rouss. (nach K.).
9) Castello et Llouquet: Rivesaltes. Toulouse 1893 (nach K.).
10) jb., K. zitiert keine Seite.
11) HGL II, preuy. cl. 301.
12) jb., cl. 360.
1 ly
260 K. Salow
diese beiden Urkunden nachträglich von den Mönchen interpoliert
worden); ob die Urkunde von 810 nicht ebenso zu beurteilen ist,
muß zweifelhaft bleiben. 923?) gibt Landricus in comitatu Rossilio-
nensi alodem.suum qui vocant Ribas altas cum ipsa ecclesia qui ibidem
est fundata in honore S® Andree an Lagrasse, und 930°) fügt er
die zweite zu Rivesaltes existierende Kirche S*® Marie hinzu. 951%)
erscheint dann Rivesaltes in der Bulle Agapets II. für Lagrasse.
11035) überläßt Bernhard, Graf von Besalu, der Abtei zn comitatu
Rossilionensi ecclesiam S® Andreae et ecclesiam S'“ Mariae de Ribesaltas
usw. 1108°) und 1119°) heißt es von den beiden Kirchen 8% Maria
et Sanctus Andreas de Ripae alta, daß sie „in episcopatu Helenensi“
gelegen wären. Die Urkunde von 1119 bezeugt außerdem den
Besitz des Ortes durch Lagrasse. 1128?) vermacht Bernhard von
Torreilles, Kanonikus von Elne, nun ‘auch seiner Kathedrale Güter
auf dem Gebiet von Zipae altae.e Als Roussillon 1172 an den
König von Aragon gefallen war, erhielt die Abtei von Alfons die
Erlaubnis, den Ort zu befestigen). 1215 erscheint Rivesaltes auch
bei dem Streit zwischen Alain de Roci, dem Günstling Simonds von
Montfort, und dem Kloster Lagrasse um die Besitzungen des letzteren’).
1227 findet es sich dann wieder in der Bulle Gregors IX. für das
genannte Kloster''), und zwar unter den „in episcopatu Elenensi“
gelegenen Besitzungen. In Verordnungen der Könige von Mallorca
finden wir Rivesaltes 1306 '?), 1313 °?), 1316 '*),1317 '°) erwähnt. 1359ist
der Ort in der Zählliste des Bistums Elne unter den Gütern der so-
1 HGL II, note 119, $2, p.559 und $ 3, p. 260.
?) Alart: Cart. Rouss., p. 122—124, und Mahul II, p. 221, der 925 datiert.
») HGL V, cl. 1648, 1649.
4) Gros-Mairevieille: Carcassonne I, preuv., p. 31; Gall. christ. VI, instr.
cd. 425, Mahul II, p. 215.
9 H3L V, cl.776 und Mahul II, p. 237.
® Alart: Cartul. ms. III, p. 2.
7) Gall. christ. VI, instr. cl. 434.
8) HGL V, cl. 1531.
®), HGL V, cl. 1662; die Urkunde ist abgedruckt bei Aragon: Chäteaux-
forts, p. 11 (nach K.).
10) HGL VII. cl. 674.
11) Mahul II, p. 268.
12) RLR VII, p. 59.
3) ib. XXIX, p. 73.
1) HGE V, cl. 1681.
15) RLR XXXI, p. 64, 65.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 961
oft genannten Abtei aufgeführt‘). Es blieb ihr aber das Patronat
über den Ort nicht unbestritten; der Bischof von Elne machte gleich-
falls hierauf Anspruch, es kam zum Prozeß, der aber 1488 durch
einen Schiedsspruch zugunsten von Lagrasse beigelegt wurde?).
1495°) bittet der Erzbischof von Narbonne den König von Spanien,
dafür zu sorgen, daß Lagrasse ungestört den Besitz des Schlosses
und Ortes Rivesaltes genießen könne; bis 1713 ist es dann auch so
geblieben. Heute ist Rivesaltes eine Stadt von 5788 Einwohnern,
der Kreuzpunkt der Bahnen und Chausseen Perpignan—Narbonne und
Perpignan—St. Paul—Quillan. Es hat dementsprechend auch einen
regen Durchgangsverkehr, doch bestehen regelmäßige Beziehungen
mit der Gabatxerie nicht mehr. Die Schulsprache ist heute franzö-
sisch, es gibt aber noch .eine ganze Anzahl von älteren Leuten, die
nur sehr mangelhaft französisch verstehen, wie auch sonst in der
älteren Generation die Kenntnis des Französischen nicht immer her-
vorragend ist; desto eifriger bemüht sich aber die jüngere, neben
ihrer Muttersprache auch die Nationalsprache zu erlernen.
Bei Rivesaltes befand sich ein jetzt untergegangenes Dorf,
Tura genannt. 1211 gibt Pons von Vernet seine Besitzungen dort
an die Abtei Fontfreda®), 1216 folgt der Abt von Alet seinem Bei-
spiel und 1222 noch ein anderer. Mit Rivesaltes und Espira de
l’Agly zusammen findet es sich in der oben angeführten Urkunde
von 1306 und ebenso 1315°). 1358°) gehört es zur viguerie Rous-
sillon—Vallespir, 1359 befindet es sich in der Steuerliste von Elne
unter den Besitzungen von Fontfreda’). Infolge von Überschwem-
mungen durch den Agly baten 1333 die Einwohner, den Ort zu ver-
legen, aber noch 1396 finden sich Konsuln von Tura erwähnt. Dann
beginnt aber die Bevölkerung wegzuziehen, und 1561 verkauft Font-
freda diese Besitzung °).
Le Mas de la Garrigue, heute ein Meierhof, war früher ein
von Rivesaltes unabhängiger Ort. 1269 hatte es Jakob, der Sohn
!) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 (nach K.).
2) HGLV, el. 1701.
3) Gall. christ. VII, instr. el. 460.
*) Cauvet: Fontfreda, p. 410 (nach K.).
5) RLR XXX (1886), p. 273.
6) Alart: Doc. geogr. hist. Rouss. (nach K.).
”) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.).
%) Aragon: Chäteaux-forts, p. 26 (nach K.).
262 K. Salow
des Königs von Aragon, an St. Martin du Canigou geschenkt, eine
Stiftung, die 1308, 1593 und 1633 bestätigt wird. Auch 1315!)
findet der Ort sich erwähnt; nach dieser Urkunde war damals dort
eine Priorei, die von St. Marie de Villelongue im Carcasses abhing.
1791 wurde der Ort zu Rivesaltes geschlagen und der geistliche
Besitz verkauft?).
8 51. Cases de P£öne [laz askazasas). |
Das castellum quem dicunt de Penna erscheint 1020?) in dem
Testament des Grafen Bernhard von Besalu; aus der Urkunde ergibt
sich, daß es zum comitatus Rossilionensis gehörte. 1088) gehört es
den Vizegrafen von Castelnou, den Lehnsträgern der Grafen von Be-
salu. Ramon von Serralonga leistet damals dem Vizegrafen Wilhelm
von Castelnou den Lehnseid°) für das castellum de Pena. 1091°) ver-
macht Wilhelm das castellum de Penna seinem Neffen. 1111 kam es
mit den übrigen Besitzungen der Grafen von Besalu an die Grafen
von Barcelona, die damit den Grafen von Cerdagne belehen; 1111°)
leistet dieser für das castrum de Penna den Lehnseid. 1238°) emp-
fängt dann wieder der Vizegraf von Castelnou von einem Herrn
von Serralonga den Treueid für Penna. Bei dem castrum lag die
Einsiedelei Nostra Senyora de Pena, die auch heute noch besteht.
1267°) kam diese durch Kauf in den Besitz des Priors von Espira
de l’Agly und bald darauf in den des Kapitels von La Real zu Per-
pignan. Der Ort Pena erscheint noch 1313'!%, wo ein baflle de la
pobla de Pena genannt wird. 1358") ist er bei der viguerie Rous-
sillon-Vallespir aufgeführt, 1359'?) in der Liste des Bistums Elne als
Besitz der Priorei Espira de l’Agly. Gazanyolas Angabe, der Ort
)FRER XXX, p: 273.
| ?) Die übrigen Angaben sind dem zitierten Buch von Öastello und Llou-
quet entnommen (nach K.).
° 3) Marca, el. 1029.
2 Vidal: Guide”, p. AB.
N Alant:, Cart. Bouss., el. 97, 98:
6) Marca, el. 1189.
7) ib., el. 1935.
8) RLR III, p. 284.
°), Vidal: Guwide?, p. 470.
1%) RLR XXIX, p. 73.
!t) Alart: Doc. geogr. hist. du Rouss., (nach K.).
1?) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55ff. (nach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 263
habe Cases-Noves geheißen'), ist unzutreffend, das letztere lag viel-
mehr bei Ille, heute ist nur noch ein Turm davon erhalten?). Cases
de Pene zählt heute 581 Einwohner, es liegt dicht bei der Chaussee
von Rivesaltes—Estagel und ist zugleich auch Bahnstation an der
gleichnamigen Bahnstrecke; auch mit Tautavel ist es durch einen
Weg verbunden. Nähere Beziehungen zur Gabatxerie hat der Ort
nicht. Sein Verkehr geht nach Rivesaltes und Perpignan; das Kata-
lanische wird auch hier nur noch bei der ersten Messe angewandt.
8 52. Millas?) [mil’as; mil’asus].
Die erste Erwähnung des Ortes fällt 900, damals wird dem
Kloster La Grasse ‚in comitatu Rossilionense“ ein alodium in terminio
de Miliares geschenkt?). 950 erscheint es dann wieder in der Bulle
Acapets II. für Cuxa, auch hier ist die villa Mrikiarii unter „in comitatu
Rossilionense“ aufgezählt?). Capeilles Angabe‘), Millas sei schon
806 zitiert, ist unzutreffend und beruht auf einer falschen Identi-
fikation‘). 985 erscheint?) Millas wieder in dem Verzeichnis der Orte,
wo Cuxa Besitzungen hat, und zwar gleichfalls sub ‚in comitatu
Rossilionensi“‘, ebenso 1011, doch ist es hier zum valle Confluente
gerechnet”). 1007 hatte der Graf von Cerdagne auch der Abtei
St. Martin du Canigou ein alodis in comitatu Rossilionense in villa
quam vocant Miliarios gegeben '"); 1009'') wird in der Einweihungs-
urkunde der neuerbauten Kirche dieses Klosters der Stiftung in villa
Miliars Erwähnung getan. 1027'?) finden wir dieses alaudis in villa
Milars in einem Urteil zugunsten des Grafen von Cerdagne, dem der
rechtmäßige Besitz davon bestritten wurde. 1067'?) wird die villa
Milliars als in valle Asperi gelegen zitiert. 1163'*) erscheint sie
1) Hist. du Rouss., p. 469.
2) Vidal: Guide?, p. 226.
>) Capeille: Etude historique sur Millas. Öeret, 1900.
Mahml IT, p. 218:
5) Marca, el. 865.
Eon. cit., D- 7.
N) ef. HGL I, preuv., cl. 69.
8) Marca, cl. 935.
9) ib., el. 981.
10) jb., el. 964.
ib. el. 971.
12) Marca, cl. 1042. '
13) Alart: Cart. Rouss., p. 70—73.
14) Marca, el. 1335.
264 K. Salow
dann wieder bei den Orten, wo St. Martin du Canigou Besitzungen
hat. 1211 ist der Ort zur Hälfte im Besitz von Pons de Vernet, der
damals medietatem castri de Muyllars seiner Schwester verpfändet'),
bevor er ins Heilige Land zieht. Ein anderer Teil des Ortes gehörte
der Familie de la Tour (Fenouillet)?). 1260 ist dieser Teil im Besitz
der Herren von Serralonga?); 1261 vertauscht nun Pons de Vernet
nach seiner Rückkehr aus Palästina seine Besitzungen an den Grafen
von Ampurias?), der 1262 diesen Besitz antrat, 1271°) ihn aber an
Jakob, den Infanten von Mallorca, verkaufte, der 1272 den Ort mit
Privilegien ausstattete?). Die Könige von Mallorca blieben bis 1335
im Besitz des Ortes‘) und ließen ihn durch einen bajulns verwalten,
der wiederholt bezeugt ist, so 1271, 1319) usw. Der König von
Mallorca hatte einen Weg errichten lassen, um Millas an die Straße
von Perpienan ins Conflent anzuschließen; 1310 verordnet er nun,
daß alle, die ins Conflent oder nach Ile und Bula reisten, über
Millas zu gehen hätten). Ferner ist Millas noch 1311°) und 1316'%)
in ordinacions der Könige von Mallorca erwähnt. 1335!) vertauscht
Jakob II. Millas an Bernhard von So, der es bis 1387 bewahrt'?);
damals gab es Johann I. von Aragon an Raimund von Perellos'?).
1391 wurden die Besitzungen derer von Perellos zur Vizegrafschaft
erhoben, darunter auch Millas'*). 1591 verkaufte diese Familie die
Herrschaften Neffiach, Millas, Reglella an einen Bürgerlichen aus
Perpignan'°). 1358 ist Millas unter der viguerie Roussillon-Vallespir
angeführt '®), 1359 beim Bistum Elne unter den Besitzungen der
Vizegrafen von Roda-Perellos, was zu den oben gegebenen, Capeille
!) Capeille: op. eit., p. 10.
2) Alart: Privileges, p. 226 (nach K.).
®) Capeille, p. 11.
*) Alart: Notices histor. sur les communes du Rouss. I, p. 114 (nach K.).
>) id.: Privileges, p. 313 (nach K.).
PrCapeille, p. 12,
Dab pls:
8) ib., p. 14 und RLRX, p. 59.
9) RLR XXX, p. 58.
1.0.0 et
11) Capeille, p. 17.
12)51b},,.0.22.
ERS p23:
A peepr 24.
15) jb., p. 58—60.
16) Alart: Doc. geogr. hist. Rouss. (nach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 265
entnommenen Tatsachen schlecht paßt‘). Millas zählt heute 2244 Ein-
wohner, es liegt an der großen Chaussee von Perpignan nach Mont-
Louis und in die Cerdagne, ist auch Bahnstation an der Strecke
Perpignan— Villefranche; mit Estagel ist es über Montner durch
eine gute Straße verbunden; der Verkehr nach der Gabatxerie ist
aber trotzdem gering. Die Frühmesse und bisweilen auch der Fasten-
gottesdienst finden auch hier noch auf katalanisch statt.
Zwischen Millas und Ille lag das jetzt untergegangene Dorf
Regleille. Dasselbe erscheint in der schon vielfach erwähnten
Bulle Sergius IV. für Cuxa von 1011?), und zwar wird es zum Conflent
gerechnet. 1358 gehört es zur viguerie Roussillon-Vallespir?), 1359
findet es sich in der Zählliste von Elne als zu den Besitzungen der Vize-
grafen von Roda-Perellos gehörig*). Es erleidet alle Wechselfälle dieser
Vizegrafschaft und wurde 1591 auch mit verkauft’). Eine Urkunde
von 1524 lehrt aber‘), daß damals der Ort von seiner Bevölkerung ver-
lassen wurde infolge von fortwährenden Überfällen durch Banden umher-
schwärmenden Kriegsvolks. Die Bewohner zogen sich nach Ille zurück.
2) Die Ortschaften des Fenouillet.
$ 53. Llebres. Man’) hat es mit einem 842°) in pago Fenu-
leto zitierten Orte Librarium identifizieren wollen, heute ist es ein
Meierhof bei
Belesta de la Frontiere”) [bal’osta; bal’ostalens).
Das Dorf erscheint erst 1173'%) als Pulero novo Estar; doch
dicht bei ihm lag ein anderes, Jonguerolae genanntes, das erheblich
älter ist, aber im Lauf der Zeit in Belesta aufging. Jongquerolae ist
1020'') in dem Testament des Grafen Bernhard von Besalu erwähnt,
zu dessen Besitzungen es gehörte; es lag in comitatu Fenoliotense.
1154 erscheint es mit einer eigenen Kirche, die St. Bartholomäus
') Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. du Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.).
2) Marca, cl. 981.
3) Alart: Doc. geogr. hist. Rouss. (nach K.).
*) Salsas: Rev. d’hist. et d’arch. Rouss. II, p. 55 ff. (nach K.).
>) Capeille: Millas, p. 58—60.
Drib., D..49.,
”) Vidal in Mitteilungen an H. Dr. K.
®) HGL II, preuv. el. 216.
>) M. Pratx: Les Origines de Belesta de la Frontiere. Rev. d’hist. et
d’arch. Rouss. III, p. 165 ff. (nach K.).
al
11) Marca, cl. 1028.
266 K. Salow
geweiht war. Diese wird bald den Templern gegeben. Belesta ge-
hörte zum Sprengel von Jongwerolae, denn St. Bartholomäus wird
bald als de Jonquerolis zitiert, bald de Pulcro Stare. Der Sitz des
Sprengels kam dann aber 1483 endgültig nach Belesta und Jongque-
rolae verschwand allmählich. Das castrum de Pulchro stare erscheint
erst spät, 1325 wird es bezeugt. 1329 lesen wir Beyl Estar, diocesis
de Aleyt, auch 1395') ist es als zu Alet gehörig bezeugt. Der Ort
gehörte demnach politisch zum Fenouillet und kirchlich zu Narbonne
und nach 1318 zu Alet. Heute zählt Belesta 475 Einwohner. Die
Kireh- und Schulsprache ist durchaus französisch. Mit seinen langue-
dokischen Nachbarorten ist es durch gute Wege verbunden; für die
Sprache des Ortes aber weit wichtiger sind die Straßen nach der
katalanischen Seite zu, die eine führt nach der Chaussee von Millas
nach Montner—Estagel, die andere — und sie ist die am meisten
begangene — geht nach llle. Der Verkehr mit Ille ist für den Ort
von der größten Bedeutung, da Ille der Marktort ist, wo man seine
Einkäufe macht, zugleich ist es auch die Bahnstation nach Perpignan.
Die Beziehungen mit Ille sind aber alt, trotz der politischen Grenze,
die nach 1258 zwischen beiden hindurchging. Finden wir doch ver-
schiedentlich Stiftungen von Bewohnern von Ile an die Kirche
St. Bartholemy, z. B. 1334°). Das hat sprachlich seine Folgen ge-
habt, Belesta zeigt nicht unerhebliche Beeinflussung durch das Kata-
lanische des Nachbarortes. Die Bewohner von Belesta bezeichneten
mir ihre Mundart zwar als durchaus verschieden von der der [katalas],
aber auch einen Unterschied mit den benachbarten languedokischen
Dörfern fühlten, sie z. B. mit Cassagnes, Caramany.
Bei Belesta hart an der Grenze von Roussillon befindet sich
das Chäteau de Caladroer. Dasselbe ist gleichfalls schon 1020°)
als Casal Adroario (— ARIUM > er!) in comitatu Fenoliotense zitiert.
Ein castrum ist hier 1257 belegt‘). Bei dem Ort trafen die Grenzen
von Razes—Narbonnais und Roussillon zusammen, es befand sich dort
ein Grenzstein (pedra dreta)*). Kirchlich gehörte der Ort nach 1318
zu Alet, wo es 1395 bezeugt?) ist.
') Schädel: RDR I, p. 76. Alle andern Angaben stammen aus Pratx
(nach K.).
2) Pratx:. op..eit. (mach. K.).
®) Marca, cl. 1028.
4) Vidal: Guide’, p. 485.
>), Schädel: BRDRT,p. 76.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 267
$ 54. Cassagnes [kasan’os; kasan’ols].
Es ist zum erstenmal 954 in einer Bulle Agapets Il. als villa
quae dicitur Cassagnes unter den Orten zitiert, wo St. Martin de Lez
Besitzungen hat!). 1011 finden?) wir es ähnlich als Cassanias unter
den Orten, wo Cuxa, also ein katalanisches Kloster, Ländereien be-
sitzt; hier ist es aufgeführt unter den in comitatu Feniolitense ge-
legsenen Orten. 1020°) erscheint es in dem Testament Bernhards
von Besalu gleichfalls als ön comitatu Feniliotense befindlich. 1106*)
erwähnt der Vizegraf von Tatzo in seinem Testament unter seinen
Besitzungen auch ein mansum ... cum omnibus swis pertinentiis qui
sunt in Cassanyas,; er vermacht dasselbe an S!* Marie de Marcevol.
Cassagnes ist heute ein Ort von 387 Einwohnern, auf der Chaussee
von Latour de France nach Belesta gelegen. Zum Markte geht man
gleichfalls nach Ille oder nach Estagel, doch sind die Beziehungen
mit den [Katalas] nicht so enge und rege wie bei Belesta. Die
Kirch- und Schulsprache ist französisch. Für die kirchliche Zu-
gehörigkeit von Cassagnes stehen mir Urkunden nicht zur Verfügung,
wohl aber für das nahe gelegene
Chäteau de Cuxous. 1119?) ist die villa Cuxani (schlechte
Lesung für Cuxone) in episcopatu Narbonensi unter den Besitzungen
von Lagrasse aufgezählt und ebenso 1227 das castrum Cuxone de
Plane in episcopatu Narbonensi°), und 1350 heißt es in einer Ur-
kunde‘): Petri de Casis de Cuxonibus, terre Fenolledesii. Demnach
ist also auch die Zugehörigkeit von Cassagnes zum Erzbistum Nar-
bonne und später zur Diözese Alet nicht zu bezweifeln.
S 55. Latour de France [latur da fränsa; les turens].
Anscheinend zum erstenmal ist der Ort in dem schon wiederholt
genannten Testament des Grafen Bernhard von Besalu aus dem
Jahre 1020°) erwähnt. Jedenfalls ist dort zusammen mit dem
castellum quem dicunt Fenolieto und dem comitatum quem dicumt
Fenioletensem auch „ipsam turrem quam dicunt Triniago“ erwähnt,
) HGLV, cl. 219.
2) Marca, cl. 981.
Sb. «cl. 1028.
») Alart: Cart. Bouss., p. 117.
SeMahul I, p. 246.
Slıberp2 267:
?) Mitteilungen Vidals an H. Dr. K.
®) Marca, cl. 1029.
268 K. Salow
alle drei vermacht er seinem Sohn Wilhelm. Ist die Identifikation
zutreffend, so wird man auch wohl annehmen dürfen, daß damals
schon Latour zum Fenouillet gehörte. Ferner erscheint es 1226'), und
1390 heißt es, daß la Torra de Fenolledes dans la terre de lillu-
strissime rot de France et sur la frontiere des terres de notre illu-
strissime seigneur le roi d’ Aragon gelegen sei?). Über die kirchliche
Zugehörigkeit von Latour stehen mir Urkunden nicht zur Verfügung;
da aber der Ort zum Fenouillet gehört, hat er auch wohl kirchlich
dessen Geschicke geteilt. Latour ist heute eine Gemeinde von
1318 Köpfen; mit Estagel, Montner und den anderen umliegenden
Dörfern bestehen gute Verbindungen, doch sind die Beziehungen mit
Roussillon von untergeordneter Bedeutung; nur um wichtigere Ein-
käufe zu machen, geht man nach Perpignan, sonst findet man alles am
Ort selbst. Von dem Unterschied zwischen der eigenen Mundart und der
der benachbarten [katalanasis] gibt man sich sehr wohl Rechenschaft;
das Katalanische ist ein fremdes Idiom, das man kaum völlig versteht,
ganz im Gegensatz zu Belesta z. B., wo eine ganze Anzahl der Be-
wohner sich auch Katalanisch auszudrücken vermag.
Maury [mauri; lez murisyens].
Man?) hat Maury identifiziert mit dem in einem Diplom Karls
des Kahlen für Milon von 842 genannten Ort Amariolae, das als
„in pago Fenuleto“ gelegen, zitiert wird‘). Der Ort wäre demnach
sehr alt. Er erscheint dann 1078 wieder als villam quae dicitur
Mauri in einer Urkunde des Grafen von Besalu°), gehört also zu
dessen Machtbereich, von dem aber nur Fenouillet und Peyrepertuses
in Betracht kommen könnten, das letztere schließt aber die erste
Urkunde aus. 1380 heißt der Ort Maurinum, ebenso 1412; 1585)
wird eine via qui(?) itur de loco de Mauri ad locum de Paziols be-
zeugt. Über die kirchlichen Verhältnisse des Ortes liegen mir Ur-
kunden nicht vor; es ist aber kein Grund vorhanden, anzunehmen,
daß er nieht auch, wie das übrige Fenouillet, zunächst zu Narbonne
und dann zu Alet gehört hätte. Maury zählt heute 1721 Einwohner,
es liegt an der großen Chaussee von Rivesaltes nach St. Paul de
!) Gazanyola, p. 472, und Fedie: Diocese d’Alet, p. 382 (nach K.).
2) RLR VI, p. 377, ef. auch p. 246.
2) Fedie: op. 1., p. 369 (nach K.).
“) HGLII, preuv. el. 216.
°) Marca, el. 1168.
6) Mitteilungen Vidals an H. Dr. K.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 269
Fenouillet und an der gleichen Bahnstrecke; der Verkehr geht nach
dem nahen St. Paul, wo man auch seine Waren kauft, nach Perpignan
fährt man nicht gerade selten.
$ 56. Caramany [karaman’; karaman’ols].
Nach Gazanyola') ist Caramany 1240 erwähnt; mir stehen
Urkunden über den Ort nicht zur Verfügung, dagegen sind die
Herren von Caramany wiederholt bezeugt, sie nahmen unter den
Rittern der Vizegrafen von Fenouillet eine angesehene Stellung ein,
siedelten dann aber nach Roussillon über?). Caramany ist eine
Ortschaft von 502 Köpfen. Mit seinen umliegenden Dörfern, namentlich
Belesta und Trevillach, steht es durch bequeme Straßen in Verbindung,
die es seinen Bewohnern ermöglichen, wöchentlich den in Ille statt-
findenden Markt zu besuchen, was natürlich auch eine ziemliche
Vertrautheit mit der in Ille herrschenden Sprache, dem Katalanischen,
zur Folge hat.
Plane&zes.
Nach Gazanyola ist es schon 982 bezeugt?); 1119*) und 1227°)
ist die ecclesia S® Petri de Planedis ... . in Narbonensi episcopatu
unter den Besitzungen der Abtei Lagrasse aufgeführt, auch 1406)
ist die ecclessa de Planeses belegt. Heute ist es ein Ort von 169
Einwohnern.
Rasigueres [razigeras; razigerols.
1065 wird ein alodium de Radigeres‘) erwähnt, das der Abtei
Cuxa hinterlassen war, der Ort soll außerdem noch 1142°) zitiert
sein; 1395°) gehört er zum Bistum Alet, und 1436°) heißt es locus
de Rasiguerüs terrae regni Francie. Es ist heute ein Dorf von 309
Seelen, sein Verkehr geht über Planezes nach Latour und, weniger
häufig, bis nach Estagel und Perpignan, wo man die größeren Ein-
käufe macht.
!) Hist. du Rouss., p. 472.
2) Vidal: Guide, p. 490; Alart: Not. hist. sur les communes du Rouss. I,
p- 37, und id.: Cart. ms. II, p. 169, anno 1314 ein Poncius de Caramanno belegt
(nach K.).
®) Hist. du Rouss., p. 472.
4) Gall. christ VI, instr. el. 434.
®) Mahul II, p. 267.
6) Mitteilungen von Vidal an H. Dr. K.
7) HGL V, cl. 530.
®) Schädel: RDR p. 76.
270 K. Salow
Lansae [lansak; lansakarols].
1017 ') ist unter den Besitzungen des Grafen von Besalu auch
eine ecclesia SU Justi in villa Olonzach . . . in comitatu Fenoliotense
erwähnt; da die Kirche von Lansaec St. Justus geweiht ist und
Marca, bei dem die Urkunde abgeschrieben ist, öfter falsche Le-
sungen bietet, so ist die Identität beider Orte kaum zu bezweifeln.
Auch Gazanyola sagt, daß der Ort 1017°) bezeugt ist. 1335?)
hören wir von einem gewissen Raymundus bajulus de Alansacho terre
Fonoledesei. In Lansace war eine von der Abtei St. Paul abhängige
Priorei®). Heute ist Lansac eine kleine Gemeinde von nur 97 Köpfen,
hat aber darum für den Verkehr im Fenouillet einiges Interesse,
weil von hier ab derselbe vorzugsweise nach St. Paul sich richtet
und nicht mehr nach der katalanischen Seite, hier also der katala-
nische Einfluß aufhört.
St. Arnac [sentarnak; sentarnagols].
Der ursprüngliche und richtige Name ist Oenternac?). 899 gibt
Karl der Einfältige das vellare quod dieitur Centernaco in eodem pago
Frontodeso nebst anderen Besitzungen an einen seiner Vasallen Ste-
phanus®). Der Schutzheilige des Ortes ist St. Pierre &s-liens.
Vidal?) identifiziert daher St. Arnace auch mit der 1011) bei den
Besitzungen Cuxas im Fenouillet angeführten Ortschaft Tavernulae,
deren Kirche gleichfalls St. Peter geweiht war (. . . ecclesiam S®
Petri que est in Tabernulas cum suo alode et alios alodes in. eadem
villa). Doch ist diese Identifikation höchst unsicher. 1020°) heißt
es nämlich, Tavernulae liege in valle Soriniano=Sournia; übrigens
ist Tavernulae schon 966 als in pago Fenolitense gelegen zitiert”).
1137 vermacht Ermengaud de So sein alodem .. . infra fines et
terminos duarum vellarum, una earum dieitur Borrad, altera Sent
Ernach et sunt in comitatu Fenoleti et in appendicione vel in par-
rochia S® Stephani de Dercho den Templern von Mas Deu in Rous-
2) Marca, el. 1008.
2) Hist. du Rouss., p. 472.
®) Mitteilungen von Vidal an H. Dr. K.
*) Fedie: Diocese d’Alet (ohne Seitenangabe bei K.).
>) Vidal: Guide?, p.517 mach K.).
9) HGLV,; el. 107.
?) Marca, cl. 981.
8) jb., cl. 1028.
9) ib., cl. 886.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 2971
sillon!). 1153 erscheint noch einmal die Namensform Centernac, 1256
heißt es 5% Ernacho in einer Urkunde, in der seine Grenzen gegen
Alanciacum festgesetzt werden. 1214, 1261 und 1265 aber wird der
Ort schon infolge von falscher Etymologie 8% Arnachus genannt, und
1395 heißt er Sent Arnac?), eine Form, wie sie dem modernen Namen
zugrunde liegt. Die Rechte des Templerordens über den Ort
werden noch 1157°) erwähnt, und 1214*) ist dort noch ein precep-
teur des Ordens bezeugt. St. Arnac ist heute ein kleines Dorf von
109 Einwohnern; durch gute Straßen steht es mit seiner Nachbar-
schaft in Verbindung, sein Verkehr geht hauptsächlich nach dem
nicht sehr entfernten St. Paul; mit den katalanischen Gegenden be-
stehen nur noch ganz lose Beziehungen. Ebenso wie in Lansaec
spürt man in der Sprache einen kleinen Unterschied mit den dem
katalanischen Einfluß ausgesetzten Ortschaften, wie Caramany, Cas-
saenes, Latour usw.
Ansignan [ansin’a; ansin’aneyks].
1359°) ist der Ort als Ancianys zitiert, nach Gazanyola°)
wäre er bereits 1301 belegt. Er zählt heute 300 Einwohner, auch
sein Verkehr geht in der Hauptsache nach St. Paul.
erlla.
Auch über diesen Ort sind Urkunden nicht häufig. Er findet
sich 1011°) unter den Orten, wo Cuxa Besitzungen hat als Trilianum,
und zwar unter der Rubrik „in comitatu Fenivolitense“. 1163°) er-
scheinen unter dem Besitz von St. Martin du Conigou auch alodia
in parrochia 5“ Columbae de Triliano. Die Bevölkerung umfaßt
127 Seelen; durch schlechte Wege ist der Ort mit Ansignan und
Trevillach verbunden. |
Felluns [fol’üns; les fol’ünsi].
Urkunden fehlen mir gänzlich über den Ort. 1168 soll er nach
) Alart: Semaine Sainte. 21. Februar 1885. Die Templer hatten in folgenden
uns interbssierenden Orten Besitzungen: Canet, Garrius, St. Hippolyte, St. Laurent
de la Salanque, Salses, Jonqueroles und St. Arnac; cf. Puiggari: Publicateur 1833
(nach K.).
2) Diese Angaben beruhen auf Mitteilungen von M. Vidal an H. Dr. K.
®) Alart: Not. hist. sur les communes du Rouss. I, p. 33 (nach K.).
#) Vidal: Guide, p. 517 (nach K.).
°) Mitteilungen von Vidal an H. Dr. K.
SHist: du Bouss., p. 412.
7) Marca, cl. 981.
Sr ibı, cl. 1335.
272 K. Salow
Gazanyola') bezeugt sein. Seine Einwohnerzahl beträgt heute
100 Köpfe. Die Wegverhältnisse sind gut, der Hauptverkehr geht
nach St. Paul.
Le Vivier [l bibye; luz bibyerols].
Nach Gazanyola ist es 1157?) zitiert. Durch die Vizegrafen
von Fenouillet wurde es zu einer eigenen Herrschaft erhoben®); es
besaß ein Schloß). Der Ort zählt heute 265 Einwohner. Die für
den Ort wichtigste Straße ist die nach St. Paul, wohin sich auch der
ganze Verkehr wendet.
Fosse.
Der Ort selbst ist 1350°) bezeugt, die bei ihm gelegenen Ge-
höfte Las Cabanas 1011°) unter den „in comitatu Fenioletense“
befindlichen Gütern von Cuxa, und Perles 954°) als Pelrus unter
den Besitzungen von St. Martin de Lez und 1395°) als Perles paro-
chie de Cabames de Foca. Fosse zählt 106 Einwohner, sein Verkehr
geht mehr nach Caudies de Fenouillet als nach St. Paul, da Caudies
bequemer zu erreichen ist. Zu bemerken ist noch, daß ein Teil der
männlichen Bevölkerung jedes Jahr zur Zeit der Weinernte in die
languedokische Ebene als Arbeiter hinabsteigt.
St. Martin de Taissac.
Nach Gazanyola°) wäre es 898 belegt; doch ist das wahr-
scheinlich eine Verwechselung mit St. Martin de Lez, das aus dem-
selben Jahre bezeugt ist”). St. Martin war ein Zubehör zur Herr-
schaft Vivier'®).
Lesquerde [laskerdo; lez askerdan’ols].
Die 1017'!) als @n comitatu Fenioliotense gelegen bezeugte villa
Annes hat man!?) mit Lesquerde identifizieren wollen, doch ist auch
dies alles andere, denn sicher. 1395 ist der Ort als La Squerda
1) Hist. du Rouss., p. 481.
2) op. eit., p. 482.
3) Fedie: Diocese d’Alet (ohne Seitenangabe bei K.).
4, Vidal: Guide?, p. 527.
5) Gazanyola, p. 473.
6) Marca, el. 981.
n.HGLV, cl.219.
®) Mitteilung Vidals an H. Dr.K.
DEHGIEV, .cl.495.
10) Fedie: op. eit., p. 370 (nach K.).
11) Marca, el. 1008.
2) Vidal in Mitteilungen an H. Dr. K.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 273
zitiert‘). Heute beträgt seine Einwohnerzahl 182 Menschen: sein
Verkehr geht nach St. Paul.
S 57. St. Paul de Fenouillet [sam pau; sam pan’ols|.
Der ursprüngliche Name des Ortes ist Monisaten, der noch im
‚Jahre 1000?) belegt ist in der Urkunde, durch die Bernhard, Graf
von Besalu, monasterium suum vocabulo Monisaten, quod est in honore
SU Pauli apostoli in provincia Gociae in comitatu Faunolitense in
diocesi Narbonatis ecclesiae der Abtei Cuxa unterstellt. Monisaten
aber ist nur eine andere Form für Monedarias, das 842°) in pago
Fenuleto bezeugt wird, auch 870°) ist eine villa Monedariae in pago
Fenolieto .... beleet. Wann in diesem Orte zu Ehren St. Pauls ein
Kloster eingerichtet wurde, ist unbekannt, seine erste Erwähnung
fällt 966°); in diesem Jahre vermacht Seniofred,. Graf von Barcelona.
ad Sem Paulum apostohım, cujus coenobium fundatum est in comitatu
Fenoliotense Besitzungen zu Axat. 1000?) wird es dann, wie oben
erwähnt, mit Cuxa vereinigt. Lange blieb es aber nicht bei demselben;
1017°) ist es auch in dem Brief zitiert, in dem Graf Bernhard von
Besalu den Papst bittet, aus seinen Besitzungen ein eigenes Bistum
zu errichten, als dessen Sitz er drei Klöster vorschlägt, darunter
monasterium 5% Pauli Fenoliotensis: derselbe Ausdruck kehrt in der
Antwort des Papstes wieder. 1078°) kauft der Graf von Besalu die
abbatiam 5% Pauli von Peter, dem Vizegrafen von Fenouillet. zurück
und vereinigt sie mit Moissac-Oluny. Cuxa hatte also vorher schon
St. Paul wieder verloren. Das 1020°) in dem Testament Bernhards
von Besalu zitierte cenobium 8% Pauli qui est situs(!) in valle Ausoli,
ist wahrscheinlich mit unserem St. Paul identisch. Auch Moissae
sollte sieh nicht lange des Besitzes des Klosters erfreuen, denn 1119°)
finden wir es schon unter den Besitzungen von Alet; in der Bulle
Galixts II. zugunsten von Alet wird diesem der Besitz des mona-
sterium ... S® Pauli, quod dieitur Valolas super ripam Agwilini cum
') Vidal in Mitteilungen an H. Dr. K.
?) Marca, cl. 954.
®) HGL II, preuv. cl. 216.
*) Vidal in Mitteilungen an H. Dr. K.
5) Marca, cl. 886 u. HGL IV, p. 722.
6) jb., cl. 1007 u. 1009.
ib, el-al168.
3) ib., cl. 1029.
DHGEV, el. 877.
>74 K. Salow
apendieiis swis bestätigt, und 1162!) wiederholt Alexander III. diese
Bulle. 1173?) hinterläßt Arnald von Fenouillet seinem Neffen Berengar
von Peyrepertuse .... medietatem quem ipse habebat in prioratu vel
honore S" Pauli. Durch ein Vermächtnis desselben Arnald erhielt
auch Fontfreda eine Reihe von Gütern bei St. Paul?). 1317°) erhielt
St. Paul ein eigenes Kapitel, das durch einen decanus geleitet wurde.
1327 ist der decanus S® Pauli Fenolhedesii') bezeugt. Das Kapitel
von St. Paul hatte zusammen mit dem von Alet den Bischof der neu
eingerichteten Diözese zu wählen?). Clemens VI. entzog aber dem
Kapitel dies Recht. Bei St. Paul befand sich ein anderes Kloster,
St. Peter geweiht; es war von Bernhard von Besalu eingerichtet
worden und wurde 1011°) von Sergius IV. bestätigt, es lag auch in
comitatu Feniliotense. (Gegen St. Paul konnte es sich aber nicht be-
haupten, es verschmolz mit ihm. 1334) lesen wir in einem Testament
eines Bewohners von Ile: lego operi Ecclesie S® Petri et Pauli de
So Paulo V sol. St. Paul ist heute ein Ort von 2310 Einwohnern,
eine der Hauptstationen der Bahn und Chaussee von Rivesaltes nach
Quillan. Für den Verkehr mit den umliegenden Dörfern ist es von
srößter Bedeutung, da es einen Wochenmarkt besitzt. Es ist stets
einer der Mittelpunkte des Fenouillet gewesen.
Bei St. Paul befindet sich ein Gehöft Peyralade, das schon
954°) und 1045°) bezeugt wird, die ecelesia SE Petri'”), quae est in
Petralata item cum terris et viners gehörte St. Martin de Lys.
3) Die Ortschaften des Peyrepertuses.
S 58. Cubieres [kübyerg; les kübyerens].
Schon 817'') findet sich in der Konstitution von Aachen eine
St“ Maria Caprariensis erwähnt, was wahrscheinlich nur aus Cupa-
N) Gall. christ. VI instr., el. 109.
?) Mitteilungen von Vidal an H. Dr. Krüger.
SCHGEIV. >p2722, 2:
*) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 185.
>), HGEAYV. 92.02, 2:
6) Marca, el. 987, 988.
°) Mitteilungen Vidals an H. Dr. K.
SLHGL.V. 1,249:
9) jb., el. 451.
'%) Möglicherweise ist es dieses St. Peter, das Bernhard von Besalu zum
Kloster einrichtete, bei der Nähe der Orte ist die Gleichheit der Heiligen auffällig.
EDSEIGHT 02949:
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 275
riensis verschrieben ist. 844') ist es in einem anscheinend später
umgearbeiteten Diplom Karls des Kahlen für diese Abtei bezeugt;
sie wird folgendermaßen lokalisiert: monasterium quod sıtum est in
pago Redensi in loco ubi dicitur Ouperia atque in honore S" Petri
dicatum (die Schutzheiligen sind St. Peter und S®- Maria). 898°?) ver-
einigt Karl der Einfältige auf Bitten von Arnustus sancte Narbo-
nensis et Redensis ecclesie venerabilis archiepiscopus die Abtei Cu-
bieres mit der Kathedrale von Narbonne (addimus quoque prephate
ecelesie SU Justi et Pastoris ex nostra regali libertate in comitatu
Redensi abbaciam Cubarias cum ecclesiis, cellulis, villis, vellarıbus et
omnibus adjacentüs suis) usw; dasselbe wiederholt sich 899°) und
922%); in beiden Urkunden ist die Abtei als in comitatu Bedenst
liegend bezeichnet. Aus einem Kaufvertrag von 1001°) ersehen wir,
daß St@ Maria de Chubera bei Malloles in Roussillon Weinberge be-
saß. 1020°) finden wir es in dem schon so oft genannten Testament
Bernhards von Besalu, er vermacht das Kloster seinem ältesten Sohn
Wilhelm. 1073 unterstellt ein gewisser Raimund-Peter‘), der durch
Erbschaft in den Besitz der Abtei gekommen war, dieselbe mit Zu-
stimmung seiner Herren, der Grafen von Besalu und des Erzbischofs
von Narbonne, den Klöstern Moissac-Cluny, um auch hier wieder das
richtige Mönchsleben einrichten zu lassen; bei seinem Tode überläßt
er der Abtei... . de omnia valle quae Cubaria dieitur . .. totum deci-
mum, insuper autem terras ermas usw. (reographisch bestimmt wird
hier Cubieres so: et ipsa abbatia vel ipsa ecclesia est sita im pago-
Narbonensi infra fines vel terminos territorei Petrae-Pertusensis secus
Auviolum Bivo-frigido dietum. Vorher muß die Abtei in hohem An-
sehen gestanden haben, denn in der Urkunde von 1073 wird aus-
drücklich bemerkt, daß die dort wohnende congregatio monachorum
praecedentibus temporibus in tantum floruit, quod adhuc „Abbatia“
solo nomine vocitetur. Dann war sie aber in Verfall geraten und in
weltliche Hände gefallen, jetzt, 1073, kam sie an Moissac, und noch
um 1200°) finden wir in Cubieres eine Priorei, die von Moissac ab-
') HGL II, preuv. cl. 226.
2) ib. V, cl. 96.
3) jb., cl. 104.
%) jb., el. 144.
5) Alart: Cart. Rouss., p. 35.
6) Marca, el. 1029.
2) HGLV, dl. 601.
8) ib. IV, p. 688, 689.
18*
276 K. Salow
hing. Cubieres ist im der Folge noch wiederholt belegt'), so im
14. Jahrhundert unter den Orten der viguerie Termenes, die zur Diö-
zese Narbonne gehören‘). Heute ist es ein armseliges Dorf von
etwa 150 Einwohnern: mit St. Paul, Camps und Soulatge ist es durch
gute Straßen verbunden, sein Verkehr geht nach St. Paul.
$ 59. Soulatge [sulaza; sulacesi].
1073 ist der Ort als Soladgue belegt?) und ist auch in der
Folge wiederholt genannt. Im 14. Jahrhundert gehört er zu den
Orten der viguayria de Termenes que sont dedins la dyoseza de Nar-
bona?), es heißt dort Solages. Auch sein Verkehr geht in der Haupt-
sache nach St. Paul. Die Bewohner bezeichnen die nördlicheren
Patois als von ihrem eigenen etwas verschieden; das ist auch durch-
aus zutreffend, da nördlich von Soulatee jetzt [I] entpalatalisiert
wird, und [fü] > [e] geworden ist. Vor einem Menschenalter wurde
das Patois noch bei der Predigt angewandt.
Rouffiac*) [rufyak; rufyanens].
1290 ist es in einem Verfahren gegen den Seneschall von Car-
cassonne genannt?), der beschuldigt wird, Roffian zu billig verkauft
zu haben; im 14. Jahrhundert wird es unter den in der viguerie
Termen?s gelegenen Orten der Diözese Narbonne aufgeführt‘). 1445
heißt‘) es „Zrmengaudus de Roffino de (merio, diocesis Narbonae“.
In dem Testament eben dieses Ermengaud werden St. Paul de Fe-
nouillet, St. Felix de Rouffiac, St. Julien de Massac, sowie auch die
Kirchen von Soulatge, Cubieres, Dullac, Paza, Peyrepertuse und
Camps mit Legaten bedacht. Auch der Verkehr von Rouffiac geht
nach St. Paul, vor 10 Jahren noch wurde bisweilen im Patois gepredigt.
Zu Rouffiac gehört Paza, dasselbe ist 889°) als in Petrapertusense
liegend zitiert, es gehörte St. Polycarpe. Im 14. Jahrhundert wird
') Sabarthes: Dietionnaire topographique du dep. de V’Aude, p. 113, 1,
wo auch andere Namensformen angeführt sind.
2) Mounye&s: Cart. de Narb. Annexes Serie AA, p. 375.
EM ahm] TI p. 495:
*) Mahul IV, p. 574 u. jetzt: Sabarthes: dict. topogr., p. 360, 1, haben dieses
Rouffiac mit dem bei Uascastel gelegenen verwechselt, cf. p. 290.
5) Mahul IV, p. 575.
6) Mounyes: Cart. de Narb., Annexes Serie AA, p. 375.
7) Mahul IV, p. 576.
S)RHICHLEVZ (c1L80!
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet Sn
es als Paran bei den Orten der viguerie Termenes genannt, die der
Diözese Narbonne unterstehen).
Duillae [dül’ak; dül’akens).
1115?) gab der Erzbischof von Narbonne die Kirchen St® Marie
de Peyrepertuse und St. Michel de Dulacho mit ihrem Zehnten
der Kathedrale von Narbonne. 1240 ist es als Dullacum apud
Petrampertusam belegt?). Im 14. Jahrhundert gehört es zur viguerie
Termenes und zur Diözese Narbonne'. Der Verkehr von Duillae
richtet sich jetzt nach St. Paul und Maury. Auch hier wurde noch
vor einem Menschenalter im Patois gepredigt.
Bei Duillae liegt das Schloß von Peyrepertuse, der Sitz der
alten Herrschaft. 1020% erscheint es zusammen mit den beiden
andern Hauptschlössern der Herrschaft Queribus und Aguilar in
dem Testament Bernhards, des Grafen von Besalu’). 1075 leistet
der Vizegraf von Narbonne dem Grafen von Besalu den Lehnseid
für Peyrepertuse. 1107 vermacht der Graf von Besalu es dem Grafen
von Barcelona und 1111 überläßt der Graf der Cerdagne dem letzteren
auch ruhig Schloß und Herrschaft Peyrepertuse. 1112 erhält der
Graf von Barcelona dafür den Lehnseid des Vizegrafen von Narbonne.
1131 hinterläßt Raimund-Berengar III. von Barcelona das Peyrepertuses
seinem Sohn Raimund-Berengar IV.; 1150 empfängt die Vizegräfin
von Narbonne den Lehnseid für Peyrepertuse, und zwar vom Vize-
srafen von Fenouillet®). 1193 belehnt der Graf von Barcelona den
Grafen von Foix, seinen Neffen, mit Fenonillet und Peyrepertuses’).
1217 unterwirft sich der Herr von Peyrepertuse Simon von Montfort.
1226 leistet Nuno Sancho, Graf von Roussillon, an Louis IX. den
Lehnseid dafür, 1228 bestätigt der letztere diese Belehnung. 1239
verkauft Nuno Peyrepertuse an den König von Frankreich®). Das
Schloß gehörte nach dem Vertrag zu Corbeil 1258 zu den festen
Plätzen der Senechaussee Carcassonne, 1260°) ist eine Garnisio
1) Mouny£&s: op. cit., p. 375.
2) HGL V, cl. 1559.
3) ib. VIII, cl. 1047 (nach K.).
%) Marca, cl. 1029.
5) Vergleiche über Peyrepertuse: Mahul IV, p. 579 ff., u. Courrent: Notice
sur les chäteaux de Queribus et de Pierrepertuse: Uarcassonne 1906.
6) Mahul IV, p. 581, 582.
7) ib., p. 583.
8) jb., p. 583, 584.
°) HGL VIII, el. 1452 (nach K.).
278 K. Salow
Petrepertuse bezeugt, und 1272 spricht der König von Frankreich von
Peyrepertuse als von „castrum nostrum“ '). Geistlich unterstand die
Kirche von Peyrepertuse dem Erzbischof von Narbonne. Nachdem
dieser eben erst 1115 St. Michel de Dwillac mit dem Kapitel von
Narbonne vereinigt hatte, gibt er diese Kirche zusammen mit 8% Maria
de Petrapertusa, unter Zustimmung des Kapitels, der Priorei Serrabona in
Roussillon (salva reverentia et obedientia praenominatae S'“ Sedis?) usw.).
1172 verpachtet diese die Einkünfte aus beiden Kirchen an Bernhard
de Roffiano®). Noch 1404 untersteht S'® Marie de Peyrepertuse der
katalanischen Priorei; damals heißt es nämlich in einer Urkunde:
Capelle 5% Mariae de Petrapertusa, in castro regis Francorum:
Praesentatio rectoriae ad priorem monasteriüi de Serrabonna, diocesis
Elnensis; collatio ad Archiepiscopum Narbonensem*).
$ 60. Cueugnan?): [kükün’a; kükün’anens].
Es ist 951°) in der Bulle Agapets II. für Lagrasse als Cucu-
mianum ... in suburbio Petrapertusense belegt. Es findet sich dann
noch oft bezeugt. Nachdem sich die Besitzer des Ortes Louis IX.
unterworfen hatten, kam es in den Besitz der Herren von Peyrepertuse °);
einmal ist es als Cugwnhan'), viguerie de Fenowilledes, bezeugt.
Im 14. Jahrhundert gehört es zur viguerie Termenes®) und zur
Diözese Narbonne, auch 1671 ist es als Cucugna en Termenes zitiert”).
Heute ist es ein kleines Dorf von etwa 150 Einwohnern, sein Ver-
kehr geht nach Maury; vor 30 bis 40 Jahren wurde auch hier noch
im Patois gepredigt.
Bei Cueugnan liegt das Schloß Queribus'), 1020 '') als Popia
Cherbucio unter den Besitzungen der Grafen von Besalu zitiert.
1066 '?) leistet der Vizegraf von Narbonne dem ersteren den Lehnseid
für Queribus. 1255 unterwirft sich der Herr von Queribus Ludwig IX.,
1) HGLX, cl. 94 (nach K.).
2) Mahul IV, p. 587.
3) ib., p. 587, 588.
) ib., pP. 588.
°) ef. Mahul IV, p. 531.
6) Gall. christ. VI, instr. el. 424.
) Sabarthes: Dict. topograph., p. 113.
®) Mounye&s: Cart. Narb. Ann. S. AA, p. 375.
>) Sabarthes: Diet. topogr., p. 113.
1%) Mahul IV, p. 555 ft.
1) Marca, cl. 1029.
12) Mahul IV, p. 555.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 279
der eine Besatzung ins Schloß legt'); dieselbe ist 1260?) bezeugt;
1258 hatte der König von Frankreich durch den Vertrag von Corbeil
Queribus endgültig erhalten; 1272 bezeigt er es daher als „castrum
nostrum“ ?).
Padern [pader; padernezis].
805°) ist es als Paternum in suburbio Petrapertusense zitiert.
899°) erscheint es in einer Urkunde Karls des Einfältigen für La-
grasse als in pago Redensi in suburbio Petrapertusense gelegen. Die-
selbe Bestimmung zeigen zwei Urkunden von 908°) und 951%); auch
1024°) ist der Besitz des Ortes durch das genannte Kloster bezeugt.
1108?) gibt der Herr von Peyrepertuse gegen eine Abfindung der
Abtei Lagrasse die Rechte zurück, die er sich über den Ort an-
gemaßt hat. 1119'°) und 1227") sind Kirche und Ort Padern unter
den Besitzungen der Abtei „en Narbonensi episcopatu" bezeugt.
1215'?) ist Padern auch eines der Streitobjekte zwischen Alain de
Roci und der Abtei Lagrasse. 1243?) beschweren sich die Be-
wohner von Padern beim Abt von Lezat über die Beamten des
Grafen von Foix (cum villa Paterni sit de dominio et districtu
eiusdem dominis abbatis ac monasterii Lezatensis),. 1248'*) gibt
Louis IX. das castrum de Paterno an Lagrasse zurück, dem es
von einem anderen Herrn entrissen war. Im 14. Jahrhundert gehört
Padern zur viguerie Termenes und zur Diözese Narbonne '’). Heute
zählt Padern rund 430 Einwohner; sein Verkehr geht schon wieder
nach Perpignan, es besteht eine Postverbindung nach Tuchan, außer-
dem ist es auch mit Paziols durch eine gute Chaussee verbunden,
) Mahul IV, p. 536.
2) HGL VIII, cl. 1452 (nach K.).
®) ib. X, cl. 94 (nach K.).
4) Sabarth£s: op. eit., p. 287.
5) HGL V, cl. 100.
Srib>, el. 128.
”) Cros-Mayrevieille: Carcassonne I, preuv., p. 31.
5) Mahul IV, p. 553.
IEIGE V;, el! 1657.
10) Gall. christ. VI, cl. 434.
1!) Mahul II, p. 267.
12) HGL VIII, cl. 674 (nach K.).
13) ib., cl. 1120 (nach K.).
1, Mahul IV, p. 554.
15) Mounye&s: Cart. Narb. Ann. S. AA, p. 375.
280 K. Salow
von wo aus ebenfalls eine Postkutsche nach Estagel fährt, so daß
man von Padern aus ganz bequem nach Perpienan gelangen kann.
Bei Padern liegt Mouillet, gleichfalls eine Besitzung von
Lagrasse, wie die oben zitierten Urkunden aus den Jahren 1119,
1215, 1227 und 1248 es zeigen, es hieß Molletum und gehörte im
14. Jahrhundert zur Diözese Narbonne und zur viguerie Termenes.
Palairae))
Es erscheint zuerst 842°) als villare Palaerago . . . in pago
Petre-Pertuse. 876°) finden wir es in einer Urkunde Karls des Kahlen
für Lagrasse. Das Kloster hat es lange Zeit behalten. 1119 ist
die Kirche und der Ort Palairac unter den „in Narbonensi episcopatu”
angeführten Besitzungen desselben auch aufgezählt‘). 1128 er-
kennen die Herren von Termenes der Abtei den Besitz des Ortes
zu?); dann aber usurpieren sie die Rechte der genannten Abtei.
1191°) kommt es zwischen ihnen und den Vizegrafen von Carcas-
sonne zum Streit über das senzorivum der Minen bei Palairac, das
die Herren von Termes empfingen, der Vizegraf erhielt jetzt auch
ein Drittel desselben. 1208°) gibt endlich Rixovende, Herrin von
Termes, die von ihren Vorgängern usurpierten Besitzungen der Abtei
an diese zurück. 1215°) findet sich der Ort dann auch in dem
Streit Alains de Roci mit Lagrasse, bleibt aber bei dem Kloster.
1227°) finden wir die Kirche, castrum und villa von Palairac in der
Bulle Gregors IX. für das genannte Kloster. 1257 '°) überläßt Olivier de
Teermes der Abtei den Ort und verkauft derselben 1259 '') noch seine Be-
sitzungen daselbst. Eine andere Urkunde, gleichfalls aus dem Jahre
1259, zeigt'”), daß die Abtei auch im Besitz der Silberminen des
Ortes war. 1260 finden wir die Zeuda castri de Palayraco'?) in dem
9% Mahul III, p. 418. Palairac wäre besser p. 296 unter den Orten des
Termenes behandelt worden.
2) HGL I, preuv. cl. 216.
3) ib., el. 397.
») Gall. christ. VI, instr. el. 434.
>) Mahul III, p. 418.
6) HGL VIII, el. 413 (mach K.).
?) HGL V, cl. 1664.
8) ib. VII, el. 675 (nach K.).
7 Mahulall,p. 267:
SD) Mahul 007 592419:
11) HGL V, cl. 1674.
2) ab. SRV:p2.480.0:
13) ib. VIII, el. 1473 (nach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 281
Brief Ludwigs IX. erwähnt, in dem er den Seneschall von Carcas-
sonne mit dem Kauf der angebotenen Güter des Herrn von Termenes
beauftragt; er erwirbt sie aber nicht; sondern 1263') kauft auch
diese die Abtei Lagrasse, was der König noch in demselben Jahre
bestätigt. 1253 empfängt das Kloster für Schloß und Dorf Palairae
den Lehnseid ?). Im 14. Jahrhundert findet es sich als Palamzxiac
in der Liste der Diözese Narbonne unter der vieuerie Termenes’?).
4) Die Ortschaften des Narbonnais.
$ 61. Leucate [laukato; laukatis].
Der Name ist griechisch; die Griechen nannten ursprünglich so
den ganzen Strand, wie Pomp. Mela*) es lehrt: «ultra est Leucata
Iitoris nomen;, auch bei Avienus or. marit. v. 602°) ist das pro-
monturium candıdum genannt, was sich wohl auf unsern Küstenstrich
bezieht. Wann das Dorf selbst entstand, ist unsicher; es erscheint
jedenfalls erst in den Urkunden des 11. Jahrhunderts; zuerst 1036,
1060 und 1063°). 1080°%) finden wir es in einer Urkunde, in der
Peter, Erzbischof und Vizegraf von Narbonne, sowie sein Neffe
Aymeri und dessen Brüder Hugo und Berengar der Kathedrale von
Narbonne den Zehnten von allen Fischen gaben qui fuerint capti a
terminis Corciani et Perignani usque ad terminos de Leucata. Cour-
san und Fleury im Norden sind demnach mit Leucata im Süden die
Grenzen des Narbonnais. 1212°) bestätigt Aymeri, Vizegraf von
Narbonne, dieses Privileg, auch damals ist Leucate der südliche
Grenzort der Vizegrafschaft. Leucate hatte seine eigenen Herren, die
aber nur Lehnsträger der Vizegrafen von Narbonne waren®); darum
leisten 1214 Aymeri IV. an Simon von Montfort®) und 1271°) Aymeri V.
an Philipp le Hardi direkt den Lehnseid für den Ort; er wird in
dem letzten Dokument zum Bezirk „Corberia“ «erechnet. In den
oben erwähnten Urkunden von 1036, 1060 und 1063 waren zum
erstenmal Herren von Leucate genannt; das Lehen eing dann aber
1) HGL V, el. 1674.
2) Mahul III, p. 420.
2) Mounye&s: Cart. Narb. Annex. S. AA, p. 375.
>)211,,9.,8,82.
>) ed. Holder.
6%) Mounye&s: Cart. Narb. Ann. 8. AA, p. 386.
DM) HGLV, el. 657. ”
> 3b... el. 1569.
9) ib. VII, el. 1736 (nach K.).
282 K. Salow
später in die Hände der Herren von Durban über, die es 1298!) noch
besaßen, als Streitigkeiten mit dem König von Mallorca über die
Grenze ausbrachen. 1309?) mußten die Vizegrafen den Ort dem
König von Frankreich abtreten, der hier einen Hafen einrichten
wollte, die Herren von Durban wurden anderweitig entschädigt.
Trotzdem dieser Plan sich als nicht durchführbar herausstellte, be-
hielt der Könige den Ort und ließ ihn direkt durch einen chätelain
verwalten. 1395?) ist der Ort als im archabisbat de Narbona gelegen
zitiert, ebenso in der Diözesanliste von Narbonne aus dem 14. Jahr-
hundert‘). Nachdem Charles VIII. Roussillon an den König von
Aragon-Kastilien 1493?) wieder zurückgegeben hatte, wurde Leucate
als wichtiger Grenzplatz befestigt. 1386°) ist ein castellanus regius
de Laucata in einem Brief des Seneschalls von Carcassonne erwähnt,
dem er unterstand®). Heute ist Leucate eine große Ortschaft von
1700 Einwohnern und hat seine eigene Bahnstation an der Linie
Perpienan--Narbonne, sein Verkehr richtet sich nach Narbonne’).
Fitou [fitu; fituneyks].
Es ist 990°) erwähnt in dem zweiten Testament der Vizegräfin
Adelaide von Narbonne; diese vermacht ihr «alodis in villa Fictorio
ihrer Schwiegertochter. 1114”) ist es als Fötur bezeugt, es ist dort
die nördliche Grenze des Gebietes von Salses. 1271 ist!”) es bei den
Besitzungen des Vizegrafen Aymeri von Narbonne aufgeführt. Font-
freda hatte an dem Ort ausgedehnte Besitzungen und, da in Rous-
sillon daran anstoßend sich andere Liegenschaften der Abtei befanden,
so erhielt dieselbe die Erlaubnis, ihre Herden, auch ohne Zoll zu
bezahlen, über die Grenze nach Roussillon hineinzutreiben''). In der
Liste der Diözese Narbonne aus dem 14. Jahrhundert findet sich
) Mounye&s: l.c. und ef. S 45.
2) ib.: op. eit., p. 387 und HGL XII, p. 295.
®) Schädel: RDRI, p. 75.
%) Mounyes: op. cit., p. 375.
Sb, P4369, 1%
6) Urkunde von 1359. HGLX, cl. 1151 (nach K.).
?) Eine Form Lieucata, wie Bertran de Born 37 v. 29 (Stimming, ed.
min., p. 130) sie bietet, läßt sich aus den Urkunden nicht nachweisen.
S)SHGL NV. el323.
9) Marca, el. 1242:
SHGE VIIEZelS 1736. Mache‘).
1) Cauvet: Fontfreda, p.132ff. (?).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 285
Fitor bei der viguerie Narbonne'). 1395?) ist es als im archabisbat
de Narbona befindlich belegt. Fitou zählt heute 367 Einwohner, mit
Treilles, Opoul und Salses ist es durch Straßen verbunden. Des-
gleichen besitzt es Anschluß an die große Chaussee von Narbonne
nach Perpignan und hat eine Station an der gleichnamigen Bahn-
strecke, wie denn schon im Altertum die Via Domitia durch das
Gebiet von Fitou ging, was ein unlängst dort gefundener Meilenstein
beweist?). Der Verkehr des Ortes geht jetzt mehr nach Roussillon
als nach Narbonne. Sprachlich ist für den Ort noch interessant, daß
— so teilte mir jedenfalls der Lehrer dort mit — die Flüche kata-
lanisch sind.
Bei Fitou liegt der Meierhof Pedios, ein früheres Schloß, das
im Jahre 1300 als Podium comitale bezeugt ist‘).
$ 62. Treilles [trel’os; trel’eyksl].
Es findet sich 966°) als Trokas in dem Testament des Vize-
grafen Matfred von Narbonne, ebenso in den beiden Testamenten
seiner Gemahlin Adelaide von 978°) und 990%. 1271°) ist das
castrum de Troliis ebenfalls bei den Besitzungen des Vizegrafen von
Narbonne aufgeführt. Es findet sich ferner in den Listen der viguerie
und der Diözese Narbonne aus dem 14. Jahrhundert und heißt dort
Truelhas”). Heute ist es eine Gemeinde von etwa 450 Köpfen und zer-
fällt in die beiden Teile Treilles und einige Kilometer weiter nach dem
Meere zu Les Caves de Treilles. Mit diesen, sowie mit Fitou,
Opoul, Feuilla existieren Chausseen, von Caves de Treilles führt eine
Verbindung nach der Station Leucate-La Franqui. Der Verkehr mit
Fitou, Opoul, Narbonne ist nicht bedeutend, in der Hauptsache gehen
auch hier die Bewohner meist nach Perpignan.
Feuilla [fel’a; fel’anots].
782%) werden eine Reihe von „in pago Narbonensi“ gelegenen
Orten erwähnt, auf deren Herausgabe der Erzbischof von Narbonne,
') Mounye&s: op. eit., p. 374 und 375.
Schädel: BDRT, 'p..5:
3) Mitteilung von M. le docteur P&lissier zu Lapalme.
?) Sabarth&s: Diet. topogr., p. 302,1.
5) HGL V, el. 256.
6) ib., cl. 285.
?) ib., cl. 393.
8) ib. VIII, cl. 1736 (nach K.).
%) Mounye&s: op. eit., p. 374, 375.
10) HGL I, preuv. cl. 48.
284 K. Salow
Daniel, gegen den Grafen Milo klagt, unter ihnen befindet sich auch
ein Ort Follopianum, das man!) mit unserem Feuilla identifiziert hat.
966°) werden «alodes auf dem Gebiet von Folianum unter dem Besitz
des Vizegrafen Matfred genannt; auch 1271°) werden Hoheitsrechte
über Fulanum im Besitz des Vizegrafen von Narbonne bezeugt.
1272*) empfängt dieser den Lehnseid für Liegenschaften in
„Fullano“. In den Listen der viguerie und Diözese Narbonne fungiert
es als Fulhan?), desgleichen ist es 1395°) zum archabisbat de Narbona
gerechnet. Feuilla zählt heute etwa 220 Einwohner, sein Verkehr
geht namentlich nach Perpignan, und zwar bald über Opoul, bald
über Les Caves de Treilles.
Bei Feuilla liegt Hortoux:;: 1271 ist es gleichfalls im Besitz
der Vizegrafen von Narbonne®), es heißt in dieser Urkunde Ortonibus.
Ferner gehört es im 14. Jahrhundert als Ortos zur viguerie und
Diözese Narbonne?).
St. Jean de Barrou [sen zan dd baru; senzanens)].
1119°) ist die Kirche St. Jean de Perron in „Narbonensi epis-
copatu“ unter den Besitzungen von Lagrasse aufgezählt, ebenso
1227). 1271?) ist das castrıum de Sancto Johanne de Berone unter den
Orten genannt, die der Vizegraf von Narbonne vom König zu Lehen zu
tragen angibt. Im 14. Jahrhundert?) gehört der Ort als Sant Johan
de Beron zur viguerie und Diözese Narbonne. Er zählt heute 500
bis 600 Einwohner, sein Verkehr geht weit mehr nach Narbonne
denn nach Perpignan.
Fraisse des Corbieres [fraise; fraisens].
Es ist 933°) erwähnt als alodis quae vocatur Fraciano. Der
Abt von Montolieu beschwert sich darüber, daß die Leute des Mark-
erafen Pons an diesem Ort, sowie de alios alodes qui sunt in comitatu
Narbonensi de supradicto St Johanne (Castro-Mallasti) ungerechtfertigt
Brot usw. genommen hätten; der Prozeß fand in Narbonne statt;
) HGL II Index u. Sabarthes: Diet. topogr., p. 138, 2.
2) HGLV, cl. 256.
3) ib. VIII, cl. 1736 (nach K.).
#) Mahul IV, p. 574.
>) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375.
6) Schädel: RDRI, p. 76.
N) Gall. christ. VI instr., el. 434.
®) Mahul II, p. 267.
°»), HGLV, cl. 160.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 285
Fraisse gehörte damals also zum comitatus Narbonensis. 1076)
kommt ein „allen situe dans le comte de Narbonne au tervoir de Fraisse
des Corbieres“ durch Schenkung an Lagrasse. 1271?) leistet
Aymeri V. für Fraxinnum den Lehnseid an den König von Frankreich.
Als Fraysse erscheint der Ort im 14. Jahrhundert in den Listen
der viguerie und Diözese Narbonne?). Der Ort zählt heute etwa
480 Einwohner, sein Verkehr geht nach Narbonne.
Embres et Castelmaure [embres; embrens).
Es sind ursprünglich zwei Gemeinden, und zwar ist (astelmaure
eigentlich die wichtigere. Embres ist 990°) als villa Imbrices im
zweiten Testament der Vizegräfin Adelaide von Narbonne erwähnt, und
1272°) findet es sich in einem Vertrag zwischen Aymeri V. und seinem
Bruder, die, nachdem sie sich das Erbe ihres Vaters geteilt hatten, sich
nicht über den Besitz der beiden Orte einigen konnten. Der letztere
erhält Embres und Vallemareneria bei Castelmaure. Castelmaure
ist 1084°) erwähnt; in diesem Jahre empfängt der Vizegraf von Nar-
bonne den Lehnseid „de öpso castro novo quod vocant villam de Maurs“.
1271‘) findet es sich im Gegensatz zu Embres unter den Orten, die
der Vizegraf von Narbonne vom französischen Könige zu Lehen zu
tragen angibt; es heißt dort: castrum de Castromauro. Embretz und
Castelmaura erscheinen beide in der Viguerie- und Diözesanliste von
Narbonne aus dem 14. Jahrhundert®). Es ist heute eine Gemeinde
von 380 Seelen; der Verkehr geht ausschließlich nach Narbonne.
S 63. Lapalme [lapaumg; lus palmistos].
Der Ort ist sehr alt und hat stets den Mönchen von Lagrasse
gehört. Schon 814°) ist es in einem Diplom Ludwigs zugunsten der
genannten Abtei bezeugt; es heißt dort: cellula ... quae nuncupatur
Palma, quae est sita in territorio eodem Narbonense super littus maris,
dieselbe Angabe wiederholt sich 837'%); 855") wird außerdem noch
) HGL V, el. 1632.
2) ib. VIII, cl. 1736 (nach K.).
3) Mounyes: op. eit., p. 374, 375.
®%) HGLV, cl. 328.
Syıb: VIE, cl. 1731 mach K.).
6) ib. V, el. 694.
7) ib. VOII, el. 1736 (mach K.).
8) Mounye&s: op. eit., p. 374, 375.
°) HGL II, preuv. cl. 91.
10) jb., cl. 207.
1) ib., el. 301.
286 K. Salow
seine Kirche St. Johann hinzugefügt; 870') bleibt sie aber wieder
unerwähnt. Die beiden letzten Urkunden sind später interpoliert,
was aber für unseren Ort nicht viel ausmacht, da der Besitz des-
selben durch Lagrasse schon seit 814 belegt ist, und deshalb diese
Angaben für Lapalme nicht erst notwendig in die beiden späteren
hineininterpoliert geworden zu sein brauchen. 899?) ist Lapalme
wieder mit St. ‚Jean zusammen als in den Händen von Lagrasse
befindlich bezeugt, ebenso 908°), 951%), 1119°), 1227°); in allen
diesen Urkunden wird es entweder als in pago oder comitatu Nar-
bonensi oder in episcopatu Narbonensi liegend zitiert. 1167°) gibt
Gauzbert von Leucate den Mönchen des genannten Klosters „omnem
meam partem de decima quae habeo in dominicatura in villa S® Johannis
de la Palma. Noch .1287°), 1301°), 1395'%, 1410!) werden die-
selben als im Besitz von Lapalme befindlich zitiert. Lapalme war
der Sitz der archipretre de la Corbiere, der später nach Roquefort
des Corbieres verlegt wurde'?). 1271'°) erscheinen auch die Hoheits-
rechte, die der Vizegraf von Narbonne über den Ort hat. Lapalme
ist in der Viguerie- und Diözesanliste von Narbonne aus dem 14. Jahr-
hundert unter der viguerie Narbonne zitiert'*). Sprachlich für den
Ort interessant ist ein Brief des bajulus de la Palma aus dem
Jahre 1421'°), der wahrscheinlich in der Mundart des Ortes abgefaßt
ist. Heute zählt Lapalme rund 1200 Einwohner und ist mit der
Chaussee von Narbonne nach Perpignan durch eine gute Straße ver-
bunden, auch hat der Ort eine Bahnstation an der gleichnamigen
Strecke. Durch das Gebiet von Lapalme führte die Via Domitia,
) HGLII, cl. 360.
2) ib. V, cl. 100.
) ib., cl. 19.
%) Gall. christ. VI, instr., el. 425.
5) ib., cl. 434.
6) Mahul II, p. 267.
?) ib., p. 255.
8, HGL V, cl. 1677.
%) ib., cl. 1679.
10) jb., cl. 1698.
11) ib. IV, p. 479 und V, el. 1695.
2) Sabarthes: Diet. topogr., p. 197,1.
13) HGL VII, cl. 1736 (nach K.).
1) Mouny&s: op. cit., p. 374, 375.
DEATALL RER AM (87, Br l2:
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 287
man hat hier daher auch Münzen sowie eine Amphora gefunden.
In einer am Ort befindlichen kleinen Privatsammlung waren auch
einige Münzen von Emporiae sowie auch, wenn ich mich recht ent-
sinne, einige mit iberischer Aufschrift, doch konnte mir der Besitzer
nicht mehr mitteilen, ob er dieselben am Ort selbst erworben habe
oder nicht. Der Verkehr des Ortes geht ausschließlich nach dem
nahen Narbonne.
Roquefort des Corbieres.
Auch sein Gebiet durchquerte die Via Domitia, denn auch hier
ist ein Meilenstein gefunden worden'). 1271 ist Roquefort gleich-
falls unter den Orten erwähnt, für die der Vizegraf von Narbonne
den König von Frankreich als seinen Lehnsherrn anerkennt’); es
heißt dort castrum de Rupeforti und gehörte zur Üorberia. Ferner
findet es sich als Rocafort”) in der Liste der viguerie und Diözese
Narbonne aus dem 14. Jahrhundert. Roquefort war dann später Sitz
der archipretre de la Corbiere.
Bei Roquefort liegt Montpezat, früher ein castrım, jetzt ein
einfaches Gehöft. Es ist schon im 12. Jahrhundert bezeugt‘). 1204°)
hinterließ es Pierre de Lara, Vizegraf von Narbonne, seinem Sohn
Rodrigues, 1271°) sind die Hoheitsrechte der Vizegrafen über das
castrum de Montepesato auch belegt. Die Abtei Fontfreda besaß hier
einige Ländereien‘). In der Viguerie- und Diözesanliste von Narbonne
findet es sich gleichfalls, und zwar als Montperat bei der viguerie
Narbonne°).
Sigean”) [siza; sizanots].
Der Ort ist zum erstenmal 832'°) erwähnt. 926'') heißt es in
einer Schenkungsurkunde, daß die betreffenden Ländereien „en terrz-
torio Narbonense in locum, quae dieunt Seiano“, lägen; ebenso erhält
') Thiers: Bull. comm. arch. Narb. III (1894), p. 643, Anm.
2) HGL VII, el. 1736 (nach K.).
9) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375.
#) Sabarthes: Diet. topogr., p. 258.
5) HGL VI, p. 210 (nach K.).
°) ib. VIIL, el. 1736 (nach K.).
”) Cauvet: Fontfreda, p. 370 (nach K.).
°) Mounye&s: op. eit., p. 374, 375.
°) ib., p. 417 ff., über Sigean.
10) Sabarthes: op. cit., p. 435,1.
11) HGLV, el. 132.
>88 K. Salow
963!) der Erzbischof von Narbonne Besitzungen zu Sigean. 1080?)
geben die Vizegrafen von Narbonne an die Kathedrale St. Just die
Einkünfte aus dem Zehnten, der vom Salz erhoben wird, in dem
Gebiet von Coursan bis Sigean. 1212) wird diese Schenkung be-
stätigt. Sigean war im Besitz mehrerer Herren; 1145*) finden wir
deren vier, der eine von ihnen leistet bald darauf dem Erzbischof
den Lehnseid, und nach und nach gewinnt dieser auch die anderen
Teile des Gebietes. 1157 bestätigt ihn Louis VIIl. in dem Besitz
des castrum de Seiano cum villa suwa et terminds?).. Um 1336 wird
Sigean auf Ansuchen des Erzbischofs von Philipp VI. mit einem Markt
ausgestattet‘). In den Listen des 14. Jahrhunderts ist es als Segan
unter der viguerie und Diözese Narbonne aufgeführt‘). Heute ist
Sigean ein Ort von etwa 2000 Einwohnern; es liegt an der großen
Straße von Narbonne nach Perpienan, wie auch einst die Via Domitia
durch seine Gemarkung führte®). Der Verkehr des Ortes geht aus-
schließlich nach Narbonne. Sprachlich bemerkenswert ist, daß noch
vor zehn ‚Jahren etwa bei der Frühmesse das Patois angewandt wurde.
Ss 64. Villeseque des Gorbieres [biloseko; lui bilosekayes].
1271°) gehört dem Vizegrafen von Narbonne die major dominatio
castri de Villasicea. 1343 heißt es, daß Villasicca im Erzbistum
Narbonne gelegen sei .„...homanes unmversitatis castri de Villasieca
infra seripti Narbonensis dyocesis"'”). Es findet sich ferner als
Vialaseca in den Listen der viguerie und der Diözese Narbonne aus
dem 14. Jahrhundert‘). Die Abtei Fontfreda besaß einige Ländereien
an dem Ort!'). Heute hat Villeseque etwa 700 Einwohner, sein
Verkehr geht nach Narbonne.
Bei Villeseque liegt Mandourelle. 1271 findet es sich als
Mandalella”) bei den Besitzungen der Vizegrafen von Narbonne,
DEHG Eve 5cl7258:
2) ib., el. 657.
>). ib., el. 1569.
»1b., el. 1085.
5) HGLV., cl. 1208.
°) Mounyes: op. eit., p. 420.
') ib., p. 374, 375.
>) ib., p. 426, Ann. 1.
9). HGL VII, ei. 1735 (nach K.).
'0) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 274.
!!) Cauvet: Fontfreda, p. 369 (nach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 289
1343 ist!) es als Mendolelha bezeugt, und in den Listen des 14. Jahr-
hunderts ist es gleichfalls als Mendolelha bei der viguerie und Diözese
Narbonne?) angeführt. Bei Villeseque liegt ferner noch Gleon.
1271 ist es als castrum de Glebo in der Urkunde erwähnt, durch die
der Vizegraf von Narbonne sich für eine große Reihe von Orten im
Narbonnais als Lehnsträger der Krone von Frankreich bekennt’).
1343 heißt es @lZeo') und als Gleon erscheint es in den Viguerie-
und Diözesanlisten von Narbonne aus dem 14. Jahrhundert?).
Durban [derban; Iuz derbanens)].
Um 1020°) empfängt der Vizegraf von Narbonne den Lehnseid
de ipso castello qui dieitur Durban, ebenso 1157°). 1087°) befindet
sich Durban unter den Orten, die Aymeri von Narbonne seiner
Gemahlin als duarium zuweist. 1271°) sind die Rechte der Vize-
grafen über das castrum de Durbanno gleichfalls bezeugt. Fontfreda
bekam im Laufe der Zeit eine Reihe von Besitzungen bei Durban’).
1343 ist der Ort zusammen mit Montpezat eleichfalls erwähnt').
Im 14. Jahrhundert ist er auch unter den zur viguerie und Diözese
von Narbonne gehörigen Orten aufgeführt”). Heute zählt Durban
995 Einwohner, sein Verkehr geht nach Narbonne. Vor 30 Jahren
fand der Frühgottesdienst noch im Patois statt.
Villeneuve des Corbieres [bilonobu; lez bilonabens].
908°) ist ein Vilanova in pago Narbonensi erwähnt in einer
Urkunde Karls des Einfältigen zugunsten der Abtei Lagrasse, man
hat den Ort mit dem unsrigen identifiziert”); ob mit Recht, ist schwer
zu sagen, da, soviel mir bekannt, die Besitzımgen von Lagrasse
zu Villeneuve sonst nicht beleet sind. 1271'%) gehört es zu den
castris, über die sich die Obrigkeit der Vizegrafen von Narbonne
erstreckt. Als Vialanova") findet es sich im 14. Jahrhundert unter
!) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 240.
?) Mounye&s: op. cit., p. 374, 375.
®) HGL VIII, el. 1736 (nach K.).
%) HGLV, dl. 379.
Sribz. el. 1904.
S),1b., III, p. 484.
”) Cauvet: Fontfreda, p. 8 (nach K.).
SL HGL VW, el. 199!
>) Sabarthes: Diet. topogr., p. 477, 2.
10) HGL VII, cl. 1736 (nach K.).
1!) Diese Namensform, ebenso wie Vialaseca zeigen, daß auch m VILLA sich
zwischen I + [1] ursprünglich « entwickelte, ef. Teil I, $ 2.
290 K. Salow
den Orten der viguerie und Diözese Narbonne'). Heute ist es eime
Gemeinde von rund 400 Einwohnern, sein Verkehr geht nach Nar-
bonne.
Cascastel.
861?) ist es in einem Diplom Karls des Kahlen als villa Cal-
cieustello . . . in pago Narbonense zitiert, doch ist die Echtheit der
Urkunde nicht sicher; die weiteren Belege sind erheblich später.
1119?) gehören St. Julian de Calzcastel und das castrum Calzcastelli
in Narbonensi episcopatu der Abtei Lagrasse, ebenso 1227°).
1271 untersteht das castrum de Cassiocastello’) der Oberhoheit des
Vizegrafen von Narbonne, und 1278°) empfängt derselbe für Besit-
zungen zu Cassiocastello den Lehnseid. Im 14. Jahrhundert gehört
es als Cascastelh zur viguerie und Diözese Narbonne ').
Bei Cascastel befindet sich Rouffiac, heute eine Kupfermine;
früher ein castrum. 1271°) wird es unter den zur Corberia ge-
hörigen castris aufgeführt, über die der Vizegraf von Narbonne Rechte
besitzt und heißt dort castrum de Roffiano. 1272°) empfängt er den
Lehnseid für Teile der Schlösser .Roffiano und Villanova, ebenso
1278°), 1279, 1298 und 1428; 12992) für Rofponwallemseam
14. Jahrhundert gehört es zur viguerie und Diözese Narbonne ’).
Trotzdem über die Identität dieses Rouffiac mit dem in den ange-
führten Urkunden zitierten gar kein Zweifel sen kann — denn in
den Zusammenhang derselben paßt nur ein Ort „in Corberia“, der
außerdem auch in der Nähe von Cascastel und Villeneuve liegen muß —
haben doch Mahul°’) und Sabarthes'!) diese Urkunden auf Rouf-
fiae bei Duillac, ce! Tuchan, bezogen; wie unzutreffend dies ist,
zeigt am besten die Diözesanliste von Narbonne aus dem 14. Jahr-
hundert, wo sie alle beide zitiert werden, und zwar Rouffiac bei
Cascastel unter der viguerie Narbonne zwischen Vialanova und Cas-
“
1) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375.
2), HGL I, preuv. cl. 321.
3) Gall. christ. VI, instr. el. 434.
# Mahul II, p. 267.
2), HGEIVIII el.1736. mach Kı):
6) Mahul IV, p. 574.
7) Mounyes: op. cit., p. 374, 375.
3), HGL VIEIL e].1736 (mach.).
9) Mahul IV, p. 574.
br D4>10:
11) Diet. topogr., p. 360.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 291
castelh, und Rouffiac bei Duillac bei der viguerie Termenes zwischen
Paran und Dulac..
Albas [albas; albaseses].
Der Ort ist zum erstenmal 963') bezeugt, wo er als villa Al-
bares Südgrenze des in comitatu Narbonense gelegenen Fontjoncouse
ist. 1153?) ist: er als Albars und 1254?) als Albaribus bezeugt.
1207 ist Raimund Roger, Graf von Foix‘), Herr des Ortes. 1271°)
ist er auch unter den castris erwähnt, für die der Vizegraf von
Narbonne die Lehnshoheit des Königs von Frankreich anerkennt.
Im 14. Jahrhundert gehört es endlich zur viguerie und Diözese Nar-
bonne®). Heute ist es ein Ort von etwa 200 Einwohnern, sein
Verkehr geht teils nach Narbonne, teils nach Lezignan.
5) Die Ortschaften des Termene&s.
Ü
8 65. Chäteau Aguilar’).
Es ist 1020°) als podium quem dieunt Agilar unter den Be-
sitzungen der Grafen von Besalu zitiert, wo es heißt: zpsa terra...
qui terminat per terminos Bossilionense et Narbonense et usque ad
pwio quem dicunt Agiar. 1241°) unterwirft sich Olivier de Termes
für „terram meam et castrum meum de Agwilario“ dem König von
Frankreich, der ihm 1250'°) das castrum Agwilar zurückgeben läßt.
Als dann Olivier von Termes seine Besitzungen verkauft, erwirbt
Ludwig IX. unter anderm auch 1260 das Schloß Aguilar'') und 1272'”)
erwähnt es Philipp III. in einem Brief an den Seneschall von Car-
cassonne als „castrum nostrum“. In der von mir benutzten Liste der
viguerie Termenes findet sich der Ort nieht, wohl aber gibt ihn
Sabarthes!?) auf Grund einer anderen Liste als zur viguerie Termes
zugehörig an; nach dieser Liste gehörte er auch zur Diözese Narbonne.
!) HGL V, cl. 252.
2) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 128.
Srb.,. D- 171.
DEiby2.p. 32.
>) HGL VII, el. 1736 (nach K.).
6) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375.
”) Mahul IV, p. 602 ff.
>) Marca, cl. 1029.
»EMahul, 1.1.
10), Mahul IV, p. 602.
11) HGL VII, cl. 1473, 1474 (nach .K.).
12) ib. X, cl. 9.
13) Diet. topogr., p. 441.
195
292 K. Salow
Domneuve.
876') ist es als villa, quae vocatur Domonova . . . in territorio
Petrapertusense zitiert. 1005?) findet sich ein alos de Domonova in
dem Testament des Erzbischofs Ermengaud von Narbonne, vielleicht
ist es unser Ort. 1262°) und 1315 empfängt die Abtei Lagrasse
den Lehnseid für Besitzungen zu Domneuve Im 14. Jahrhundert
gehört es als Donnova zu den Orten der veguayria de Termenes que
sont dedins la dyoseza de Narbona').
Nouvelle.
11195) werden St. Martin de Novellis und das castrum de No-
vellis unter den der Abtei Lagrasse gehörigen Besitzungen bei „en
episcopatu Narbonensi“ angeführt, ebenso 1227°). 1123 belehnt
Bernard-Aton, Vizeeraf von Narbonne, Guillaume von Durban mit
Novellas‘). 1215 ist der Ort im dem Streit Alains von Roci mit der
Abtei Lagrasse über eine Reihe von Besitzungen der letzteren er-
wähnt®). 1366 heißt es in einer Urkunde „pro loco de Novellis vi-
carie Terminesi, senescallie Carcassonnae“”); ebenso erscheint Nou-
velle in den Listen der viguerie Termenes und der Diözese von Narbonne
aus dem 14. Jahrhundert'®). Heute ist es ein. Privatbesitz mit oft
wechselnden Bewohnern, hat also keine einheimische Bevölkerung
und eigenes Patois mehr, weswegen es auch nicht aufgenommen ist.
Paziols'') [pazyols; pazyolens].
1208 verzichtet Rixovende, Herrin von Termes, auf die hier
von ihren Vorfahren der Abtei Lagrasse entrissenen Rechte").
1215 wird, entgegen den Ansprüchen dieses Klosters, die vella de
Pazuls Alain von Roci zuerkannt‘), trotzdem sind aber 1242?) wieder
Einkünfte bezeugt, die Lagrasse von dem Ort bezieht. Dann
kommt der Ort durch Kauf an Fontfreda, Urkunden über den stück-
1) HGL II, preuv. cl. 385.
2). ib. V, dl. 351.
>) Mahul IV, p. 604.
#) Mounye&s: op. eit., p. 374, 375.
5) Gall. christ. VI, instr. el. 434.
SNEah ml n: 207.
7) HGLV, el. 909.
8) ib. VIII, el. 674, 675 (nach K.).
2) Mahul IV,:p. 605.
10) Mouny&s: op. eit., p. 374, 375.
11) Mahul IV, p. 567 ff.
12) Ab: IE p. 270:
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 293
weisen Erwerb der Ortschaft durch das letztgenannte Kloster existieren
aus den Jahren 1248, 1261, 1265, 1268, 1273 und namentlich von
1257%). Die Bewohner des Ortes leisteten dem Abt von Fontfreda
direkt den Lehnseid, das Formular dieses Eides ist aus dem Jahre 1341
erhalten?); 1389°) ist ein ähnlicher Eid bezeugt. Fontfreda wurde
aber bei der Ausübung seiner Hoheitsrechte über den Ort vielfach
durch die königlichen Beamten gestört, so daß schließlich der Sene-
schall von Carcassonne eingreift und der Abtei dieselben zurückgibt?).
1437°) ist ein Vertrag bezeugt, den die Bewohner von Paziols mit
denen von Vingrau abschlossen, wonach sie beide, die einen nach
Roussillon, die andern nach Frankreich, Waren einführen Konnten,
ohne die Zeuda zu bezahlen; der Abt von Fontfreda bestätigt diesen
Vertrag und 1450°) gibt er den Bewohnern von Paziols die Ein-
künfte aus der leuda von Vingrau. 1488°) ist ein Weg von Tuchan
nach Paziols angeführt und 1585°%) nach Maury. Im 14. Jahr-
hundert gehört der Ort zur viguerie Termenes und zur Diözese Nar-
bonne°). Heute ist es ein Ort von etwa 960 Einwohnern, mit Estagel,
Tautavel, Tuchan und Padern durch größere Chausseen verbunden
und mit Maury durch einen guten Weg. Zwischen Paziols und Estagel
verkehrt eine Postkutsche; infolgedessen ist der Verkehr von Paziols
heute geteilt, zum Einkauf fährt man nach Perpignan, zum Verkauf
nach Narbonne.
Anmerkung. Diese Nachrichten über den Verkehr zwischen Vingrau und
Paziols sind für die Sprache von Vingrau von größter Bedeutung; gelänge es,
die hier bezeugten Nachrichten noch zu vermehren und das Verhältnis der beiden
Ortschaften trotz der sie trennenden politischen Grenze als ein engeres nachzu-
weisen, was ja immerhin nicht unmöglich ist, da auf ihrem Gebiet dieselbe Abtei
große Besitzungen hatte, so würden diese Beziehungen das sprachliche Doppel-
verhältnis von Vingrau erklären. Auffällig bleibt allerdings noch, daß von einem
Wege zwischen Vingrau und Paziols aus dem Mittelalter kein Zeugnis vorhanden
ist, und in der Moderne ein solcher gleichfalls nicht besteht.
) Mahul IV, p. 567, 568.
2) ib., p. 569.
Drib. P. D671E
‘) Cauvet: Fontfreda, p. 394 (nach K.).
>) Mahul IV, p. 570.
Sala ara
7) ef. p. 268.
5) Mounyes: Imventaire des archives communales de la ville de Narb.
Ann., S. AA, p. 374, 375.
294 K. Salow
S 66. Tuchan') [tesa; tesanens].
1119?) ist St. Jean de Tusciano und die villa Tuxsani bei den
„in episcopatu Narbonensi” liegenden Besitzungen der Abtei Lagrasse
aufgeführt, ebenso 1227°), wo es Tuxanım heißt. 1215*) wird in dem
Streit zwischen der genannten Abtei und Alain de Roci, den Simon von
Montfort zum Herrn von Termes gemacht hatte, das castrıum de Turano
(—=Tuxano) dem letzteren zuerkannt, doch heißt es ausdrücklich in
der Urkunde, daß Simon von Montfort diese Alain de Roci zuge-
sprochenen Orte nur vom Kloster Lagrasse zu Lehen tragen solle
(.... sed tamen omnia praedicta in feudum a Orassensi monasterio
teneat dominus comes Montis fortis)’).. Nachdem sich nun der recht-
mäßige Herr von Termes, Olivier, dem König von Frankreich unter-
worfen hatte, ließ derselbe 1250 ihm seine Besitzungen zurückgeben,
darunter auch die, die er bei Tuchan hatte®). Wie schon bei Paziols,
so kaufte auch hier die Abtei Fontfreda den Ort nach und nach auf,
die erste Kaufurkunde datiert von 1225°); dann erwirbt sie 1257 und
1260 die Besitzungen Oliviers de Termes°), was Louis IX. bestätigt;
darauf brachte sie auch die andern Rechte, die noch andere Herren,
wie die von Durban, über den Ort hatten, an sich, so daß sie schließlich
alleinige Herrin von Tuchan wird’); 1262 erkennen die Bewohner
von Tuchan sie als solche an, ebenso 1311, 1335 und 1398'%). Auch
hier störten die königlichen Beamten den Besitz ihrer Rechte''), so
daß schließlich 1308 der König von Frankreich selbst eingriff und
dem Seneschall von Carcassonne, dem viguier von Fenouillet und
Termenes und dem bayle royal von Termes befahl, die Abtei nicht
mehr in ihrem Besitz zu beunruhigen; ganz hörten diese Belästigungen
aber trotzdem nicht auf. 1315'?) bekam Tuchan einen Markt. Es
4 Courrent: Tuchan, Nowvelle, Domneuwve et Sequre. Notice historique.
Bulletin de la societe d’Etudes seientifiques de l’Aude. XIV (1903), p. 79—166
(nach K.) und Mahul IV, p. 590 ff.
?) Gall. christ. VI, instr., el. 434.
3, Mahul II, p. 267.
*) HGL VIII, cl. 675 (nach K.).
5) ib., cl. 675.
6) HGL VII (1843 @d. du M&ge), p. 480, 481.
7) Mahul IV, p. 600.
°) ib., p. 600, 601.
9) Cauvet: Fontfreda, p. 387 (nach K.) und Mahul IV, p. 590.
'0%) Mahul IV, p. 600, 601, und Courrent: op. eit. (Seitenangabe fehlt bei K.).
11) Cauvet: l.c. mach K.) und Mahul IV, p. 601.
'?2) Mahul IV, p. 601.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 295
gehörte zur viguerie Termenes; 1364 heißt es „umiversitas de Tuxano,
viearie Termenesi“ '), und in den Listen des 14. Jahrhunderts ist es
bei den zur Diözese Narbonne gehörigen Orten der viguerie Termenes
als Tuysan aufgeführt’). Eine in der Mundart abgefaßte Urkunde
aus dem Jahre 1397 hat Alart veröffentlicht”), doch ist dieselbe nur
in einer in Montauban angefertigten Abschrift erhalten und scheint
nicht ganz unverfälscht geblieben zu sein. Für den Verkehr des
Ortes ist noch zu beachten, dab 1488!) ein chemin publie von
Tuchan nach Perpignan bezeugt ist. Tuchan ist heute ein großer
Ort von 1800 Einwohnern; es besitzt eine Postverbindung mit
Estagel, so dab man Perpignan von hier aus bequem erreichen kann;
außerdem gibt jetzt eine Kleinbahn dem Ort die Möglichkeit, ohne
Mühe nach Lezienan und Narbonne zu fahren, vorläufig ist der
Verkehr mit Perpignan aber noch der überwiegende. Zu bemerken
ist auch, dab vor etwa 20 Jahren das Patois noch in der Predigt
aneewandt wurde.
Chäteau Segure.
Der ursprüngliche Name des Ortes ist Fausta. 1119’) ist
5%“ Maria de Fausta und die villa Faustae bei den „in Narbonensi
episcopatu“ gelegenen Besitzungen der Abtei Lagrasse bezeugt,
ebenso 1227°). 1215°%) wird die villa de Faustae quae alio nomine
dieitur Segura entgegen den Ansprüchen der genannten Abtei Alain
de Roci zugesprochen; auch 1227 heißt es: castrum et villa Fausta
quae alio nomine dieitur Secura. 1242°) sind noch Einkünfte be-
zeugt, die Lagrasse aus dem Ort bezieht. Nachdem Olivier de Termes
wieder zum Besitz seines Eigentums gekommen war und dieses zu
verkaufen anfing, erwarb Fontfreda 1260°) auch Segura, 1261 '°) erhält
es einen Lehnseid für seine Besitzungen dort, ebenso 1455'',) auch
') Courrent: op. c. (nach K.).
?) Mounye&s: op. eit., p. 375.
®) RLR XII (1877), p. 9.
> Mahul IV, p. 571.
5), Gall. christ. VI, instr. el. 434.
Mahul II, p. 267.
‘) HGL VII, el. 675 (nach K.).
SE Mahul.IL 9.272.
») Cauvet: Fontfreda, p. 397 (nach K.).
10) Courrent: op. eit. (nach K.).
11) Mahul IV, p. 601.
—
6
Bl
Dur
296 K. Salow
1262 sind dieselben erwähnt‘). Im 14. Jahrhundert gehört Segure
zur viguerie Termenes und zur Diözese Narbonne ?).
Quintillan.
Sa Maria de Quwintiano ist 1119°) unter den „in Narbonensi
episcopatu” liegenden, Lagrasse gehörigen Kirchen bezeugt, ebenso
1227). 1215°) bleibt der Ort bei dieser Abtei; im 14. Jahrhundert
ist er unter den der Diözese Narbonne unterstehenden Orten der
viguerie Termenes aufgeführt, und zwar als Quentilan?).
Montdern, ein Wald bei Quintillan, ist schon 861 als silva
Montederno . . . in pago Narbonense bezeugt.
Maisons.
Der Ort ist schon recht alt; 842°) ist es als Manciones in
pago Petraepertusae zitiert. . 876°) erscheint es als Mansiones in
einer Urkunde Karls des Kahlen für Lagrasse. 1119°) befindet
sich St. Andre de Mansionibus und die villa Mansiones unter den „in
Narbonensi episcopatu” gelegenen Besitzungen von Lagrasse. 1128°)
erkennen die Herren von Termenes die Rechte der Abtei auf den
Ort an; 1208°) gibt Rixovende derselben die usurpierten Rechte
zurück. 1215'°) erhält Alain de Roci trotz der Ansprüche der Abtei
auch die villa de Mansionibus. 1224°) geben die echten Herren
von Termes alle ihre Besitzungen zu Maisons an Olivier de Treilles,
Herın von Gleon. 1227") ist dann wieder Lagrasse als Besitzer
von St. Andre de Mansionibus, sowie des castrum et villa de Man-
sionibus bezeugt; auch nach dieser Urkunde gehörte der Ort zum
episcopatus Narbonensis. 1260'?) ist Maisons in dem Brief Lud-
wigs IX. an den Seneschall von Carcassonne betreffend des Ankaufs
der Besitzungen von Olivier de Termes erwähnt; im 14. Jahrhundert
') Mahul IV, p. 600.
*) Mounye&s: op. cit., p. 375.
>) Gall. ehrist. VI, instr. cl. 434.
#) Mahul II, p. %67.
5) HGL VIII, el. 675 (nach K.).
°) Mahul IV, p. 541. HGL I, preuv., nr. 101 enthält Mansiones nicht.
", HGL II, preuv. cl. 397.
8) Gall. christ. VI, instr. cl. 434.
)eMahule 12c:
I) HGE VI 1,675 (nach K)):
1) Mahul II, p. 267.
12) HGL VII, el. 1473 (nach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 297
gehört es als Mayzos zu den in der viguerie Termenes gelegenen
Orten der Diözese Narbonne '!).
Montgaillard.
Die Belege über den Ort stammen alle erst aus dem 13. Jahr-
hundert. 1217 leistet der Herr von Peyrepertuse apud Montem
Gaillardum?) den Lehnseid an Simon von Montfort. 1243 erscheint
Montemgaillart?) in einer Verordnung des Seneschalls von Carcas-
sonne, und im 14. Jahrhundert gehört es als Mongualat zur viguerie
Termenes und zur Diözese Narbonne®).
Dernacueillete. Auch dieser Ort ist jung. Seine erste Er-
wähnung fällt 1318°). 1355 ist es in einer in der Vulgärsprache
abgefaßten Urkunde erwähnt‘). Als Darnaculita figuriert es im
14. Jahrhundert unter den zur Diözese Narbonne gehörigen Orten
der viguerie Termenes').
Massac.
1215°) erhält Alain de Roci entgegen den Ansprüchen der
Abtei Lagrasse die villa de Maciaco. 1242°) sind Einkünfte des
genannten Klosters aus diesem Ort bezeugt. 1260°) findet es sich
in dem Brief Ludwigs IX. betreffs des Ankaufs der Besitzungen Oliviers
von Termes, der König erwirbt es aber nicht, sondern 1261 kauft
es die commanderie du Temple de Peyrens'®) und 1272 wird es ein
Glied der Malteserkomturei Homps''). Im 14. Jahrhundert gehört
es zur viguerie Termenes*) und zur Diözese Narbonne.
Auriac [auryak|.
10282) erhält Aton II. von Albi tertiam partem ad alodem de
la medietate de illo castello de Auriago. 1071'?) verkauft Rangarde,
Gräfin von Carcassonne, außer vielen anderen Besitzungen auch das
1) Mounyes: Inventaire des archives usw. Annexes. Serie AA, p. 375.
2) Mahul IV, p. 549.
>) HGL VII, cl. 973 (mach K.).
4) Mouny&s: op. cit., p. 375.
>) Sabarth&s: Diet. topogr., p. 116.
SaMEaihiu TI. 393.
”) HGL VII, el. 675 (nach K.).
8) Mahul II, p. 272.
°) HGL VII, cl. 1473 (nach K.).
0), Sabarthös: op. eit., p. 230.
2), Mahul TI, p. 408.
12) HGL V, cl. 388.
S)21b.2.c1.:588:
298 K. Salow
castrum de Auriag an Raimund von Barcelona. 1107 finden!) wir
Auriag in der Bulle Paschalis II. zugunsten der Kathedrale von
Narbonne. 1121 leistet”) der Vizegraf von Carcassonne, Bernard-Aton.
dem Erzbischof den Lehnseid für das castellum de Auriac. 1139?)
empfängt er selbst einen solchen für Auriac. 1152 wird Raimond
Trencavel, Vizegraf von Carcassonne, Beziers usw., dommus de Auriacho
genannt, cjus castrum de Auriacho usw.*'). 1157 bestätigt Louis VII.
von neuem den Erzbischof in dem Besitz des castrum de Auriaco?).
1227 wird es in der Bulle Honorius I11.°), die Beschwerden des Erz-
bischofs von Narbonne gegen Simon von Montfort betreffend, ange-
führt. Im 14. Jahrhundert gehört es zur viguerie Termenes und
zur Diözese Narbonne‘). Heute ist es ein kleines Dorf von etwa
250 Einwohnern, deren Haupterwerb die Arbeit in den nahegelegenen
Minen ausmacht.
Bei Auriac liegt Saviena, das 884°) als villare qui dieitur
Savinianıs bezeugt ist; nach dem Zusammenhang der Urkunde zu
urteilen gehörte es zum „comitatus BRedensis“.
Lanet |lanet; lanetens].
951°) wird es als Alianetum zum erstenmal erwähnt, und zwar
in einer Bulle Agapets II. für Lagrasse.. 1260 ist die villa de
Laneto im Besitz Oliviers de Termes'®). Im 14. Jahrhundert findet
es sich in der Liste der viguerie Termenes und gehört zur Diözese
Narbonne; es heißt dort Alanet'‘). Heute ist es ein kleines Dorf
von etwa 200 Einwohnern, sein Verkehr geht nach Limoux.
S 68. Mouthoumet [mutumet; mutumetens].
Der Ort ist erst vom 13. Jahrhundert ab belegt. 1260 ist er
im Besitz Oliviers de Termes'?), der ihn an Raimund d’Aban ver-
), HGLV, cl..805.
2), Mahul II pl
SI, HGIE Ve el. 14120.
ab. wel
21h @12 1208:
>), MahulaIIEp.372.
") Mouny&s: op. cit., p. 375.
9) Jeledh W-, @ls U
») @all. christ. VI, instr.. cl. 425.
10) HGL VIII, el. 1475 (mach K.).
Mounyes: op. eit., p. 375.
12) HGL VII, cl. 1473 (mach K.).
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 299
kaufte, Louis IX. bestätigte 1263 diesen Vertrag‘); Mouthoumet
wird darin so lokalisiert: vlla et castrum de Mothometo, sito in
Terminesio, diocesis Narbonensis. Im 14. Jahrhundert gehört der Ort
zur viguerie Termenes und zur Diözese Narbonne?). Heute ist es
ein rühriger Ort und Endpunkt einer Kleinbahn, die es mit den nörd-
licheren Strichen des Departements verbindet. Sein Verkehr geht
daher auch nach Lezigenan und Narbonne. Zur Zeit der Weinernte
geht ein Teil der Bevölkerung als Arbeiter in die languedokische
Ebene. Vor einem Menschenalter noch wurde hier im Patois gepredigt.
Laroque de Fa [la roko de fa; le rukatis).
Es-findet sich 1215°) als castrum de Rocha de Fano in dem
Streit zwischen Alain de Roci und der Abtei Lagrasse, es wird
dem ersteren zuerkannt. 1227') ist das castrum und die vzlla de
Roca de Fa unter den „in episcopatu Narbonensi” liegenden Orten
dieses Klosters genannt. 1242°) erscheint es in einem Bericht des
Seneschalls von Oarcassonne an den König über die Orte, von denen
Lagrasse Einkünfte bezieht. 1260 ist Roca de Fanis im Besitz
Öliviers von Termes‘), der es 1261 an den commandeur du temple
de N. D. de Peyrens verkauft‘); 1273 und 1278 ist dieser als im
Besitz von Laroque befindlich bezeugt‘). 1261 wird Laroque so
bestimmt: „Rocam de Fanis, sita in Terminesio, diocesis Narbonae“?).
So ist sein Verhältnis auch noch im 14. Jahrhundert, wie die nach
Viguerien eingeteilte Liste der Diözese Narbonne es ergibt”). Laroque
war Sitz einer Komturei des Templerordens und kam nach dessen
Auflösung an die ‚Johanniter, wo es der commanderie d’Homps unter-
stellt wurde'®). Heute ist es ein Ort von etwa 220 Bewohnern, an
der Kleinbahn nach Mouthoumet gelegen, sein Verkehr teilt sich
zwischen Carcassonne und Narbonne Vor 20 Jahren etwa wurde
auch hier das Patois noch bei der Predigt gebraucht.
DE Machul DIR p.419.
2) Mouny&s: op. eit., p. 375.
2, HGL VII, cl. 675 (nach K.).
2) Mahul II, p. 267.
DEib>,. 02272:
6) HGL VIII, cl. 1473 (nach K.).
Dlkahul TIL, p. 426.
8) ib., p. 461.
°) Mouny&s: op. eit., p. 375.
'0) Sabarthes: Diet. topogr., p. 199.
300 K. Salow
Davejean.
Es ist zum erstenmal 1024') zitiert. 1067 schließen hier die
Gräfin von Carcassonne Rangarde, und ihr Schwiegersohn Wilhelm,
Graf von Cerdagne, den bekannten Vertrag, das Razes betreffend, ab
(actum est hoc... in Termenes in villa Davegano)’). Damals gehört
der Ort also schon zum Termenes. 1260°) ist es im Besitz Oliviers
von Termes, von dem es Louis IX. erwirbt. Im 14. Jahrhundert ist
es unter den in der viguerie Termenes liegenden Orten der Diözese
Narbonne erwähnt?).
Felines [folings; folinezes].
Es ist erst im 13. Jahrhundert belegt. 1261 gestattet Louis IX.
Olivier de Termenes, die villa de Felinis zu verkaufen’). Im 14. Jahr-
hundert ist es Sitz der viguerie Termenes. 1343 heißt es: consi-
storium regium de Felinis Terminesii‘) und locus de Felinis, in quo
curia regia Terminesii tenetur‘). In der Diözesanliste von Narbonne
findet es sich demnach natürlich auch unter der viguerie Termenes').
Heute zählt der Ort 218 Einwohner und liegt an der Kleinbahn nach
Mouthoumet. Sein Verkehr geht teils nach Narbonne, teils nach
Limoux.
Villerouge [biloruzo; lei biloruzens].
1107°) findet sich die Villa-rubea in der Bulle Paschalis II. für
die Kathedrale von Narbonne. 1110°) gibt Olivier von Termes nach
vielem Drängen das von seinem Vater und Berengar von Peyreper-
tuse unrechtmäßig in Besitz gehaltene castrum Villae rubeae gegen
eine Abfindung der Kirche von Narbonne zurück, nachdem er vorher
sogar schon mit Exkommunikation bedroht worden war. 1227'°) ist
Villerouge auch in der Bulle Honorius III., die von dem Erzbischof
von Narbonne gegen Simon von Montfort vorgebrachten Klagen be-
treffend, genannt. Der Ort hatte seine eigenen Herren; 1185, 1192
!) Mahul III, p. 388.
2HGL'V. el. 555.
3) ib. VIII, el: 1474 (mach R.).
%) Mounye&s: op. cit., p- 375.
>), Mahn DIE pP. 397.
6) Bull. comm. arch. Narb. I, p. 223.
7)Ib., pP. 261, und 298
8) HGLV, cl. 805.
°) Gall. christ. VI, instr. el. 27 und Mahul II, p. 486.
10) Mahul III, p. 486.
Katalanisch-languedokisches Grenzgebiet 301
und 1195 machen diese der Abtei Fontfreda eine Reihe von Schen-
kungen bei Villerouge'). 1343 heißt es in einer Urkunde „Villa-
rubea in Terminesio“?). Diese Zugehörigkeit zur viguerie Termenes
bestätigt auch die Diözesanliste von Narbonne, in der Villerouge bei der
obengenannten viguerie aufgeführt wird®). Heute ist es ein Ort von
rund 250 Einwohnern und liegt an der Bahn nach Mouthoumet, sein
Verkehr verteilt sich zwischen Narbonne, Lezignan und Carcassonne.
Rekapitulation der in Teil II gewonnenen Resultate.
S 69. Auf Grund vorstehender Erörterungen scheinen sich mir
folgende Punkte für die Erklärung der Entstehung und Entwicklung
der katalanisch-languedokischen Sprachgrenze (das Audetal aus-
genommen) zu ergeben.
1. Die Ansiedelung der Hispani an der Sprachgrenze läßt sich
nicht hinreichend beweisen und kann daher auch nicht zu ihrer Er-
klärung herangezogen werden.
2. Die topographischen Verhältnisse sind der Entstehung einer
Sprachgrenze an den Corbieres günstig, reichen aber allein nicht
aus, um eine genügende Erklärung derselben zu geben.
3. Historische Gründe sind es, die in Verbindung mit der Topo-
graphie der Gegend die Sprachgrenze erzeugten, da sie den Verkehr
zwischen den Gegenden nördlich und südlich der Sprachgrenze erheb-
lich einschränkten.
4. Das erste historische Faktum, das in Betracht kommt, ist
die Tatsache, daß Roussillon durch eine vorkeltische Bevölkerung
bewohnt wurde, die auch nach Eindringen der Kelten in diese Gegenden
sich behauptete, und deren Stammesgrenze — an einem Punkte jeden-
falls genau (Salses) — sich mit der heutigen Sprachgrenze deckt.
Die Selbständigkeit dieses in Roussillon sitzenden Stammes den nörd-
lichen gegenüber findet in der Römerzeit dadurch ihren Ausdruck,
daß sein Gebiet von der colonia Narbo Martius abgetrennt und zu
einer eigenen colonia gemacht wird.
5. Aus der so entstandenen, dann aber wieder untergegangenen
colonia Ruscino entsteht im Laufe des 6. ‚Jahrhunderts ein eigenes
) Cauvet: Fontfreda, p. 395 (nach K.).
?2) Bulletin de la commission archeologique de Narbonne I, p. 254.
>) Mounye&s: Imventaire des archives communales de la wille de Nar-
bonne usw. Annexes, Serie AA, p. 375.
302 K. Salow
Bistum. Die Nordgrenze dieses Bistums ist mit der Sprachgrenze
von heute identisch, nur an einem Punkte zeigt sich ein Abweichen,
Tautavel und Vingran gehörten einst zur Diözese Narbonne, 1359
aber zu Elne.
6. Die auf dem Gebiet dieses Bistums entstehenden Grafschaften
fallen an ihrem Nordrand mit der Sprachgrenze zusammen. Eine
Erinnerung der einstigen ethnologischen Verwandtschaft zwischen der
Bevölkerung dieser Grafschaften und der der südpyrenäischen Gegen-
den ist das starke Hinneigen dieser Gebiete zum Süden.
7. Nur für zwei Orte reichen weder topographische noch auch
die mir bekannten historischen Tatsachen aus, um deren Sprach-
zustand restlos zu erklären, nämlich für Vingran und Perillos; in-
sonderheit läßt sich auf Grund der vorhandenen Indizien nicht mehr
feststellen, welches das ältere Element im dem jetzt in beiden Ort-
schaften bestehenden katalanisch-languedokischen Gemisch ist.
8. Was die katalanischen Lautungen betrifft, die sich heute
im Fenouillet finden, so handelt es sich wahrscheinlich um jüngere,
durch den Verkehr erzeugte Beeinflussung des Fenouillet durch das
Katalanische und nicht etwa um eine Folge der einstigen Zugehörig-
keit des Fenouillet zum katalanischen Verwaltungsgebiet, umsoweniger,
als diese katalanischen Erscheinungen im Fenouillet vorwiegend auf
dessen Grenzorte beschränkt bleiben.
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2) Ist als TF zitiert.
>) Nach Anglade: RLR XL (1897), p. 148 ist das Werk mit Vorsicht zu
benutzen, da der Verfasser vielfach die Schreibung der Urkunden willkürlich ge-
ändert hat.
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Williams, Die französischen Ortsnamen keltischer Abkunft. Diss. Straßburg. 1891.
Sabarthes, Dicetionnaire topographique du depart. de "Aude. Im Druck.
Durch die große Liebenswürdigkeit des Herrn Verfassers habe ich vom
Diectionnaire selbst die 3. Druckbogen erhalten; von der umfangreichen histo-
rischen Einleitung war leider noch keiner fertiggestellt. Außer diesen von
mir durchgesehenen Werken stehen mir noch von seiten des Herrn Dr. Krüger,
der den westlichen Teil des katalanisch-languedokischen Grenzgebietes bear-
beitet hat, eine nicht unbedeutende Anzahl von Notizen zur Verfügung. Der-
selbe sah zunächst Band VI—XII der Hist. gen. de Languedoc durch; die
hieraus mir mitgeteilten Stellen habe ich verglichen, leider war mir dies bei
den andern Werken nicht möglich, und sind so eine ganze Reihe von un-
genauen Zitaten nicht zu vermeiden gewesen, da in den von Herrn Dr. Krüger
angefertigten Exzerpten die Seitenzahl häufig fehlte. Diese mir so freund-
schaftlich mitgeteilten Notizen bezeichne ich mit K, um sie von den von
mir gesammelten zu unterscheiden. Zur Erleichterung des Zitierens in der
Darstellung führe ich hier die Werke an, aus denen Herr Dr. Krüger sem
Material geschöpft hat.
Alart, Cartulaire roussillonnais. Veröffentlicht nach dem Tode des Verfassers in
id.
1d.
1d.
id.
id.
id.
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.
der Semaine Sainte, vom 4. Mai 1884—17. Juli 1886.
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Wichtig ist: P. Vidal et J. Oalmette: Bibliographie roussillonnaise. Bulletin
de la societe agricole, seientifique et litteraire des Pyr. Or. XLVII (1906),
p- 5558.
Se
Be: ee
N
l Ip AA ww
Linguistische Karten
des Languedokisch-Katalanischen
Grenzgebietes
von
K. SALOW und F. KRÜGER.
Linguistische Karten
des Languedokisch-Katalanischen Grenzgebietes
von
K. Salow und F. Krüger.
| Die folgenden Karten sind ausgewählte Illustrationen zu den
von K. Salow, Sprachgeographische Untersuchungen über den östlichen
Teil des Languedokisch-Katalanischen Grenzgebietes und F. Krüger,
Sprachgeographische Untersuchungen in Languedoc und Roussillon
MDR III), 134-183, 287338; IV (1912), 1—15; V (1913), 18.
behandelten Abschnitten aus der Laut-, Formen- und Wortlehre des
katalanisch-languedokischen Grenzgebietes. Die Karten sind nach
den handschriftlichen Atlanten (umfassend ea. 500 Worte und 160 Ort-
schaften) der beiden Verfasser gefertigt.
Diese setzen sich zusammen aus:
1. einer synthetischen Hauptkarte,
2. Karten zur Laut- und Formenlehre, auf denen dargestellt ist:
aa ged. Pal.,
b) auslautend A,
c) Dentalisierung von [l],
d) n’s,
e) die Imperfektendung -:a,
f) erste und zweite Pers. Plur. von Verben der ersten lat.
Konjugation,
3. einer Reihe von wortgeographischen Spezialkarten, darstellend:
a) boite d’allumettes, i) grand’mere
b) chauve-souris, k) grand-pere,
ce) cheminee, l) grillon,
d) couper, m) ils sont alles,
e) denicher, n) s’asseoir,
f) enfant, 0) tiede.
g) garcons,
h) gloire,
Abkürzungen: ALF = Atlas linguistique de la France,
K = Krüger, op. cit.,
S = Salow, op. cit.,
x = der Begriff existiert im bezeichneten
Orte nicht.
Gilt für mehrere Orte eine Form, so sind diese umkreist und
die gemeinsame Form ist unterstrichen. Sonst ist jedem Orte die
ihm eigentümliche Form beigegeben. Ist ein Ort nicht untersucht,
so fehlt die Form.
Trennungslinien machen vor Orten Halt, die nicht untersucht
sind oder in denen Doppellautungen, -formen usw.. existieren. Das
letztere ist jeweils in der Legende oder in den betr. Erläuterungen
erwähnt.
Da ET SEE
E DEN 4
Bale
j | Legende zur synthetischen Hauptkarte. |
Die synthetische Hauptkarte soll zeigen, wie in einer bedeutenden Reihe von Kriterien sich die Mundart von Languedoe von d n Roussillons
in einem recht konstanten Bündel von Trennungslinien en Die eingetragenen Linien stellen die Grenze zwischen nördlicher Und südlicher
Entwieklung dar. Die nördliche ist jeweils an erster, die südliche an zweiter Stelle genannt. Es wurde darauf verzichtet, die verwirrten Verhältnisse
des Capeir graphisch zu veranschaulichen (ef. K. 8 6, Absatz 2). Rs trennt die auf der Karte mit
a) bezeichnete Linie die Entwicklung von: 1. bet.e + ged. Pal. ne ‚N RR: une er > 98 K.S 19; 6. -VDR. N’R... Se 1.8 $ 64. K.$8 237, 240
[-y (-vero] er N [-nd-
2. -ARIU, -ARIA .. Dr a 8.8 123, K.$ %: ER Ei | \...8 $ 65, K. $936
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Da 1 BER, 1 r
3. bet. 0 + Pal. 2 a a n 18. S16,K.$ 38; a a 18 s.$ 68, K. $152
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I) \ [m J1
b) bezeichnete Linie die Entwicklung von: PN > | u > SS 18,cRrS Ai
e)®) bezeichnete Linie die Entwicklung von: 1. U =......22... | s | | RR ee A (SR u ..S. 8 60, K. Sıo
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2. see Nu \ 4. =&'°) Bee K. $ 154
| -U |
f 3]
d) bezeichnete Linie die Entwicklung von: bet. -o + K... nn 2 82.8290, K.28297;
eu \
= 1 I} {
e) bezeichnete Linie die Entwicklung von: Sn 1 h BB. S. S 66, K. $ 135;
ar) j
3 4 De. /
f) bezeichnete Linie die Art der Perfektbildung) synthetische (latein.) I erfektbildung | S. S 135. K. $ 970:
| analytische Perfektbildung
&) bezeichnete Linie die Wahl verschiedener Wörter für nachstehende Begriffe: \
a er J [pla N l daysa vous vous mariez en mgridats ] towjours nn 2. ) tyeun ]
| [ben | [bal’a ] \[kozeu ] | [sempro ]
ONBDBIEIL.N ee Be ON ec ] VARTTECUTE year medesi |
abel s ond mesgs
1 y ]
TR ws J ee... . a = SORTE se enesaa swgsantg
x 19 [Sisanta N
ORLTBURD ee J [kytel ) el TRITT a } Iustal N RE RE J [sor |
| Iganibet ], [rau] \(kaza |] | (zirmana |] |
TE SR he J (bürg . cordonmier ........ (kurdun e] jerdinier . J (Zardin’e ] I - ) [bwes |
| [monteg» | [sobate | utdla 1 00000 Vs \ | beu ]
DE et I Ien dejeuner ... | (dgZüna , | inubel! ] lv | J [buyatg
(abjat A] | Bzmyrza ] nouveau aan il Voyage 22.2. re, J
DONCHRPII. 2% Sanranse [byte N RE (igürg ] tailleur Jtalfür |]
| [kornise Er | [kara \ [sastro
Für die unter 1. genannten Begriffe wählt RB (Osten) das 1. Wort. für die unter 2. genannten das k.
Schwankungen von Grenzorten: Das I. Wort wählen:
y $ . Re Er : ;
Das k. W ort wählen: B j Osten 17 für die Begriffe: figure, vois;
Osten 2 für die Begriffe: jardinier, nouveau: Westen 44 für die Begriffe: beurre, jardinier;
n ai Mn nn: dejeuner:; » 88 „ den Begriff: jardinier.
” 22 , den Begriff: nouveau; . Das k. und Il. Wort kennen:
Westen 43 für die Begriffe: bientöt, boucher, cordonnier, dejeuner, nourean. taillewr, voix u. a.: Osten 13 für den Begriff: jardinier;
40, „ „ : beurre, boucher, cordonnier, dejeuner, nouveau, tailleur, voixw u. a.: „ 19 . die Begriffe: figure volae;
= - A u ’ }
Be „ : dejeuner, nowveau: Bl... , : cordonnier, voix
er} era : bientöt, figur, ean: ee BR
Y ” ” ‘ ‚ntot, Aqure, nouvean; M A x
i f ’ Erläuterungen: 8.$ — 146 S$
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1) 4 q a am $ Teste P |
) 42 (Westen) hat 1. und k. Lautung. ?) 16, 17 (Osten), 40, 42 (Westen) schwanken zwischen l. und k. Bildungsweise. °) Im östlichen Gebiete @renyt nördliche und
südliche Entwicklung von -TI und -K’ Linie d (nieht Linie e) ab.
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trennt [aj] von [ei], [el, Beispiele: FACTU... 8. $11, K. $ 25; Anm. 1. Im Westen liegt der weitere Verlauf von ————m nördlich des untersuchten Gebietes.
umschließt die Ortschaften, wo neben [aj] ein [ej] besteht, LACTE...S.$11, K.$ 25; Anm. 2. Die Schwankungen zwischen [hj], [ei] einerseits und [ej], [g] andererseits sind in den einzelnen
trennt nördliches [gj] von südlichem [e), FRAXINU. S. $11,.K. $ 25. Orten verschieden. Es ist darauf verzichtet, die wechselnde Häufigkeit des Vorkommens der
umschließt die Ortschaften, wo neben [ei] ein [e] besteht. Erläuterung: S. 811, K. $$ 25, 247. Lautungen graphisch auszudrücken.
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7 grenzt [l-] im Nordosten von [l’-] im Südosten ab. Im Westen ist die Trennungslinie von Beispiele: *ıesItu... 8.85 24, K.$ 57;
Beispiel zu Beispiel verschieden. Es trennt z.B. LIXIVU..... 9.8 24, K.$S 59;
°—-0—0—0— nördliches [l-] von südlichem [I’-| bei LINEU, LINEU....- K. 5 176;
++++++ = =, E ». _n *LEGITU, CASTELLU ... 8. $101,K.$ 18;
Deren n En ä ss LEID. MARTELLU... 8. $102, K.$ 18;
ae umgibt die Hauptverbreitungszone yon -; VECLU...... Ss.$8 8,K. 8235;
m... umschließt die Orte, wo [-1] vor [-/'] überwiegend auftritt, OCULOS..... 8. $102, K.$ 63;
— trennt nördliches [-|s] von südlichem [-}'s], S. 8102, K. 8 249.
: : ? . CABALLOS....
= ma ws umschließt die Orte, wo überwiegend [-]s], doch auch [-]’s] vereinzelt erscheint. Erläuterung: 8. $$ 96, 101, 192, R. 88 139, 143, 293, 249.
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t 32 (im Osten) zeigt die Entwicklung des Südwestens (Cerdagne).
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Geogr-.Lith Anstalt v. J.Köhler Hamburg, Zollenbrücke 3.
——— trennt südwestliches! [-gs] von nördlichem und östlichem [-s) bei den unter a) A Bi ar 2 de Erläuterung: 8. $ 111, K. 5240.
genannten. Beispielen, BONOS ...... . 8.815, K. $32; Anm! Ort 32 (im Osten) zeigt die Entwicklung des Südwestens (Cerdagne).
*MULTONES ... 8. $18, K. $ 80;
— — — trennt nördliches [-s] von südlichem [-ps) bei dem unter b) genannten Beispiel.
b) DIE LUNAE+S S. $ 91, K. $ 39.
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. 8.267;
167, 269, 274, 276.
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| -IATIS [-igts] > [-yots]
a [MM] >Ly]l
-IATIS [-iets]) > [-its ]
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-IATIS [-iets] > [-its ]
D.-A [-e]l >[Ly]
-IATIS [-iets] > [-yets]
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Das Gebiet, in dem Akzentverschiebung vorkommt, ist umkreist und zwar betrifft eine Umränderung mit
Anm. 1.
Anm. 2.
Anm. 3.
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} erste und dritte Pers. Singul. (-A) oder
2) = =} zweite Pers. Singul., zweite und dritte Pers. Plur. (-AS, -AT’S, -AN)
Es begrenzt
—— } Gebiet, in dem -A als Velar vokal festgesetzt ist;
— ——} Gebiet, in dem -A als Palatalvokal fortgesetzt ist.
Ort 35—88 (im Westen) und 20, 21 (im Osten) haben die Akzentverschiebung nur bei je pouvais,
nicht aber in der dritten Pers. Singul. Ist damit etwa ein Unterscheidungsmerkmal zwischen erster
und dritter Pers. Singul. gegeben?
Ort 97 (im Westen) hat [debyon], aber in der zweiten Pers. Plur. [-its] bez. [-is]. Liegt etwa
eine Übertragung aus der dritten Pers. Singul. vor?
Es kommt vor, daß ein Ort dieselbe Form mit und ohne Akzentverschiebung kennt. Es ist
darauf verzichtet, dies graphisch zum Ausdruck zu bringen.
Beispiele: POT-E(B)A ... 8. $131, K. 5 269; DEB-E(B)ATIS ... 8. $13#, K. $ 274;
BIB-E(B)A ...8.8 39, K.$ 53; VEN-I(B)JATIS.... 8. 823, K. $ 52;
HAB-E(B)A... S. $ 183, K. $ 269; DEB-E(B)ANT.... 8. 8 39, K. $ 276. -
HAB-E(B)AS
TEN-E(B)AS Is $ 132, K. 5 267;
Erläuterung: S. $$ 131—134, K. $$ 267, 269, 274, 276.
Haupttypen: A. a Lig] >L[ye]
-JATIS [-igts] > [-yots]
pa [gg] >Lye]
-IATIS [-igts) > [-its ]
c.-a [Fe] >Ly]
-IATIS [-iets] > [its ]
pD.-a [e] >Ly]
-1aTıs [-iets] > [-yets]
a
utet regelmäßige Erhaltung von [-am) in den betreffenden
a [-em] erscheint.
= 26, K8 43;
8 26, K. 8271;
$ 9, 129, K. $ 306;
BIT, KS 7;
8 91, K. 8. 314.
K. $$ 271, 272.
‚echend) konnte im Osten nicht eingetragen werden, da das
ıntersucht worden ist.
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Endung ar 1.m.2. un. imdmaes. L Ronj.
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” b) ”
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Die Linien grenzen den Typus [-am], [-ats] im Norden, |-am], [au] im Westen einerseits vom
Typus [-em], [-eu] im Südosten andererseits ab und zwar stellt
die Trennungslinie des Typus bei nous mangeons,
„ nous allons,
„ vous vous mariez,
„ allez!
„ fermez! dar.
Umkreisung (die Farben wie oben den Beispielen enstprechend) im Norden, Westen bedeutet
vereinzeltes Vorkommen des Typus [-em], [-ets) bezw. [-em],
[-au] Gebiet.
[-eu] im eigentlichen [-am], [-ats] bezw. [-am],
Umkreisung und Schraffierung bedeutet regelmäßige Erhaltung von [-am] in den betreffenden
Orten, während im ganzen Nachbargebiet schon [-gm] erscheint.
Beispiele: nous mangeons....%8 26, K.$ 43;
nous allons....... 8.8 26, K. $ 271;
vous vous mariez .S.$ 92, 129, K. $ 306;
Allebin can. Re; S. 8137, K.$ 72;
TERMEL =. 2 on 8.8 91, K. $. 314.
Erläuterung: S. 8$ 128, 129, 137, K. $$ 271, 272.
Anm. Die grüne Linie (allez entsprechend) konnte im Osten nicht eingetragen werden, da das
Beispiel nur in wenigen Orten dieser Gegend untersucht worden ist.
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9: Beiheft
zum
Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten
XXIX. 1911
Mitteilungen
aus der
Stadtbibliothek
in Hamburg
Inhalt:
Isak Collijn, Uppsala: Van dem nedderval der Veneddyer. Zwei nieder-
deutsche in Lübeck und Hamburg gedruckte Ausgaben einer
Maximilianischen Flugschrift aus dem ‚Jahre 1509. Mit fünf
Blättern in Faksimile
Hamburg 1913
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9. Beiheft
zum
Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten
XXIX. 1911 -
Mitteilungen
aus der
Stadtbibliothek
in Hamburg
Inhalt:
Isak Collijn, Uppsala: Van dem nedderval der Veneddyer. Zwei nieder-
deutsche in Lübeck und Hamburg gedruckte Ausgaben einer
Maximilianischen Flueschrift aus dem Jahre 1509. Mit fünf
Blättern in Faksimile
Hamburg 1913
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Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem ‚uPLIGATE
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Van dem nedderval der Veneddyer
Zwei niederdeutsche in Lübeck und Hamburg gedruckte Ausgaben
einer Maximilianischen Flugschrift aus dem Jahre 1509
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Isak Collijn, Uppsala
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Ein schlicht in Pergament gebundener Sammelband in kl.-quart, der
mit der Schenkung des Magnus Gabriel De la Gardie 1686 auf die Universitäts-
bibliothek Uppsala gekommen und dessen ältere Provenienz nicht ersicht-
lich ist?), enthält an erster Stelle einen nur vier Blatt umfassenden Druck
in niederdeutscher Sprache mit dem Titel: De copie vn vtichrift eyes bie ues
va den nedd'valle der Dene dier pt vorluft Stede vrt lande. Der Brief, als
dessen Kopie sich dieser kleine Druck darstellt, ist vom 28. Juni 1509
datiert. Der Druck selber trägt weder Datum noch Namen des Druckers
oder Druckortes, sein typographisches Material läßt aber erkennen, dab
er aus Hans Borchards Druckerei in Hamburg hervorgegangen ist.
Die Hamburger Stadtbibliothek besitzt eme Ausgabe derselben Schrift?)
von gleichem Format und Umfang’ und ebenfalls ohne Nennung des Druck-
jahres, Druckortes und Druckers, aber mit dem etwas abweichenden Titel:
T De Eopie vrid vtichrift eynes baeues . van dem nedderval der Deneddyer .
shefanth vth die Fey | ferlyfen heer am eynen dudefchen Forften. Der Wort-
laut der beiden Ausgaben stimmt, abgesehen von orthographischen und
dialektischen Diskrepanzen. fast genau überein, typographisch betrachtet
sind sie aber zwei vollkommen verschiedenartige Erzeugnisse. Das der
Stadtbibliothek gehörige Exemplar ist nämlich kein Hamburger Druck,
sondern stammt aus der Offizin des unbekannten Meisters in Lübeck, der
als der Mohnkopfdrucker bezeichnet wird. Bei der hervorragenden Rolle,
die Lübeck noch zu Beginn des 16. Jahrhunderts im norddeutschen Buch-
druck spielte, und bei der Aktualität des Inhaltes darf man ohne weiteres
annehmen, daß die Lübecker Ausgabe (Z) die ältere und bald nach der
Abfassung erschienen, die Borchardsche (#) dagegen nur ein Nachdruck
ist. Bestätigt wird übrigens diese Annahme durch eine Reihe kleiner
Abweichungen im Texte selber. Immerhin wird auch #4 wohl noch vor
Schluß des Jahres 1509 eedruckt sein.
!) Altes Signum W 204, jetziges 35”: 150.
?) Signatur ID 1 66.
4 Isak Colliin
Ich teile hier zunächst eine bibliographische Beschreibung der beiden
Ausgaben mit.
Die Lübecker Ausgabe (/)
Das Titelblatt ist mit einem Holzschnitt geschmückt, der einen Kaiser
mit dem Schwert in der rechten Hand und dem Reichsapfel in der linken
darstellt. Dieser Holzschnitt kommt zum erstenmal in der ältesten 1489
durch den Lübecker Unbekannten gedruckten Ausgabe von Des Dodes
Dantz'!) Bl. 5b vor und kehrt wieder in der zweiten Ausgabe von 1496,
die aus derselben Offizin hervorgegangen ist”).
Über dem Holzschnitte stehen ein diekes Lombarden-M und, in der
Auszeichnungsschrift des unbekannten Druckers, die Worte: Romejcher
feyfer. Das M bedeutet offenbar Maximilian. Unter dem Holzschnitte
steht der Titel der Schrift, gedruckt mit der auch für den folgenden Inhalt
verwendeten kleinen Schwabacher Texttype: 4] De Lopte vitd vtichzift eynes
breues . van dem inedderpal der Deneddyer . shejanth vth dmte Fey jerlyfen
heer an eynen dudejchen Koniten.
Bl. 1b Anfang des Textes: (| Dat grote nedderval . afjlach der Deneddier.
De ghe | usw.
Ende Bl. 4 b, Zeile 27: vn ir. Den achtevitwyntigefte dach des mıiaentes
Juni. , Soban van der muntbe vyuwer gnaden denre j
Die hier angewandte Schwabacher Texttype erscheint in den Drucken
des Unbekannten von 1496 ab, so in der bereits erwähnten zweiten Aus-
gabe von Des Dodes Dantz. im Speygel des Laien, m Sunte
Birgitten Openbaringhe, die alle drei aus dem ‚Jahre 1496 stammen, u.a.
Die Type ist eigentlich identisch mit Steffen Arndes’ Type 5, die ihre
erste Anwendung in seiner prachtvollen niederdeutschen Bibelausgabe von
1494 sefunden. Wie H.O. Lange”) dargetan hat, kommt diese 'T’ype,
obwohl mit einigen kleinen Modifikationen, auch in einer anonymen Hamı-
burger Druckerei um 1502 herum vor, und es wäre ja sehr interessant,
zwei gleichzeitige, von zwei konkurrierenden Hamburger Druckereien her-
gestellte Ausgaben eines und desselben Büchleins nachweisen zu können;
die Charakteristika, welche die Hamburger 'vpe kennzeichnen, finden sich
jedoch in Z nicht, und es ist daher von vornherein ausgeschlossen, daß
I, etwas mit Langes anonymer Hamburger Druckerei zu tun hat. Unter-
suchen wir die Type von Z näher, so finden wir im Anfang von Bl. Ib
') Herausg. von M. FRIEDLÄNDER in Veröffentlichungen der Graphischen Gesell-
schaft zu Berlin, XII, 1910.
>) Derselbe Stock ist auch viel später benutzt worden, nämlich auf Bl. Ca der
dänischen Ausgabe des Todestanzes, gedruckt i. J. 1536 in Kopenhagen von Hans Vingaard.
>) Eine anonyme Hamburger Druckerei von 1502. Im 7. Beiheft zum Jahrb. der Hamb.
Wissenschaftl. Anstalten, XXV, 1907 (Hamburg 1909).
Er, k R i f
Eu u u u nn En BE u u EA EU ET EEE en nn
Van dem nedderval der Veneddyer 5)
viermal ein versales K von eigentümlicher Form eingesprengt!), das nicht
zu dieser Type gehört, sondern zu einer anderen. die, obwohl seltener,
ebenfalls, in den Drucken des Unbekannten vorkommt?), so z. B. in dem
Boek van der nauolehinge Jhesu eristi (1496); der Text dieses
Buches ist im allgemeinen mit unserer Schwabacher Type gedruckt und auch
hier findet sich vereinzelt das genannte K.
Von dem typographischen Material im übrigen sind zu erwähnen
das zur Texttype gehörende Rubrikzeichen sowie zwei Initialien, Bl. 1b
ein D (23x 23 mm) und Bl. 2a ein größeres I (47 >< 40 mm), beides weiße
Zierinitialen auf schwarzem Grunde. Das I habe ich auch im Boek van
der nauolehinge (1496) gefunden. Die Zeilenzahbl auf der Seite
beträgt 39.
Die Hamburger Ausgabe (4)
Der Titel, gedruckt mit einer Missaltype, ist auf drei Zeilen verteilt:
De copie vit vtichrift eynes brey ues va dent nedd’valle der Dene dier pi
vorluft Stede vn lande.
Darunter ein Holzschnitt (85 x 65 mm), der drei Personen darstellt,
der Mitte den Kaiser (Maximilian I.) mit Zepter und Reichsapfel, rechts
von ihm den Papst mit dem Kreuzstab (‚Julius Il.) und links einen König
(Ludwig XII. von Frankreich). Unmittelbar unter diesem Holzschnitt
beginnt der Text: (|. De grote nedderval vir - afllach der Uenedigher De | usw.
Ende Bl. 4b, Zeile 21: twintigeften dach des mantes unit. | Johan
‚van der munte iuwer gnade dener.
In meinem Aufsatze Neue Beiträge zur Geschichte des
ältesten Buchdrucks in Hamburg?) konnte ich zu den zwei längst
bekannten Hamburger Inkunabeln reltere drei hinzufügen. die zwar nur
in kleineren Fragmenten zu meiner Kenntnis gekommen waren, sich aber
trotzdem alle als aus der um 1490--1492 unter der Leitung der Brüder
Johannes (Hans) und Thomas Borchard tätigen ersten Hamburger Presse
hervorgegangen erweisen ließen. In jene Untersuchung bezog ich auch
die beiden kleinen niederdeutschen Bücher: De veer vtersten und
Hystorie van veer koepluden‘) ein, die Ende 1510 in Hamburg von
Hans Borchard allein gedruckt sind. _ Zu diesen beiden Drucken nun
stimmt, was die typographische Ausstattung anlangt, 7 bis ins kleinste.
If
' Im übrigen behilft sich der Druck mit dem Minuskel-k; nur Bl. 4b, Zeile 5
verwendet er statt dessen Majuskel-R in Reyjer (= Keyfer).
?) Diese T'ype wird von Haebler, der ja nach Seelmann und Proctor den Unbekannten
mit Matthaeus Brandis identifiziert, als dessen Type 5 bezeichnet. Die Schwabacher Text-
type nennt er Type 5.
>) Im 7. Beiheft zum Jahrb. der Hamb. Wissenschaftl. Austalten, XXV, 1907
(Hamburg 1909).
') Nur 16 Seiten, wie a. a. 0. 8. 12 gesagt ist, hat das Exemplar «er Hamburger
Stadtbibliothek, diesem fehlt aber das innerste Blattpaar des Bogens A.
6) Isak Colliin
Die drei Zeilen der Überschrift auf dem Titelblatt sind mit einer
Missaltype gesetzt, die sich auch in den beiden eben erwähnten Borchard-
Drucken findet, und die ich zuvor mit des Lübecker Meisters Matthaeus
Brandis größerer Missaltype (Haeblers Type 4) identifiziert habe. In der
zweiten Zeile taucht außerdem in dem Worte Denedier ein Majuskel-V auf,
das nicht zu dieser Type, sondern zur Type 2 der Gebrüder Borchard,
der Donatus-Type von 1491, gehört, die zusammen mit der Texttype des
Mariale die beiden ältesten Typen dieser Presse darstellt. Das gleiche
Verhältnis fanden wir sowohl in De veer vtersten als in Veer koep-
luden; auch dort ist eine und die andere Majuskel von Type 2 in die
gewöhnliche Auszeichnungsschrift eingesprengt.
Der Text von 4 ist mit der Type 5 der Gebrüder Borchard gedruckt,
die zum erstenmal in der niederdeutschen Praktika für das Jahr 1492!)
belegt werden konnte, und die danach im wesentlichen unverändert in den
beiden Büchern vom Jahre 1510 wiederkehrte. Die Type zeiet in 4 das-
selbe Aussehen wie in diesen, dasselbe 20-Zeilenmaß, dieselben Rubrik-
zeichen und Lombarden, die beiden Formen des Minuskel-h nebeneinander
usw. Die Zeilenzahl in 47 ist 33 wie in Z.
Um zu verstehen, welcher Platz der kleinen, durch unsere beiden
niederdeutschen Ausgaben repräsentierten Schrift, die bisher noch kein
Bibliograph erwälmt hat. in der Literatur zukommt, ist es notwendig,
zunächst einen Blick auf die geschichtlichen und politischen Ereignisse
zu werfen, an die sie anknüpft?).
Als Julius II. am 1. November 1503 den päpstlichen Stuhl bestieg,
herrschten äußerst wirre Verhältnisse innerhalb des Kirchenstaats. Man
kann fast sagen, daß dieser nur dem Namen nach existierte. Die nächst-
vorhergegangenen Päpste hatten, jeder in seiner Art — Alexander VI. durch
sein ausschweifendes Leben und seinen Nepotismus, Pius III. durch seine
Milde und Schwäche — dazu beigetragen. die Machtstellung des Papsttums
zu untergraben. Es bedurfte der ganzen Kraft eines Mannes wie des
Rovere-Papstes, um seine weltlichen Besitzungen zu retten. Im Süden von
Italien tobte der Krieg zwischen Spanien und Frankreich, im Norden
arbeiteten die Venezianer rücksichtslos darauf hin, ihre Macht und ihr
territoriales Gebiet auf Kosten des Kirchenstaats zu erweitern. So hatten
sie sich kurz vor Julius’ II. Krönung der beiden wichtigen Städte Faenza
‘) Herr Dir. Haehler hat mich daranf aufmerksan: gemacht, daß nach den Mond-
phasen diese Praktik nicht für das Jahr 1493, wie ich a. a. O. angenommen habe, bestimmt
ist, sondern für 1492.
2?) Die nachfolgende Darstellung gründet sich der Hauptsache nach auf folgende
Arbeiten: L. PASTOR, Geschichte der Päpste, Bd3 (1505). H. ULMANN, Kaiser Maximilian I.,
Bd 2 (1891). P. DARU, Histoire de la republique de Venise, T. 3 (1321).
Van dem nedderval der Veneddyer
_
und Rimini in der Romagna bemächtigt. Das Trachten der stolzen Lagunen-
stadt nach Gebietserweiterung war sprichwörtlich geworden, und es gab
kaum einen Staat, der nicht Land von der Republik zurückzufordern hatte.
Regierung und Gesandte Venedigs traten denn auch im Vertrauen auf
ihre Macht mit großem Übermut dem Papste gegenüber auf und wiesen
seine rechtmäßigen Forderungen betreffs Rückgabe der Besitzungen des
Kirchenstaats in der Romagna trotzig ab. Kein Wunder da, daß Julius II.,
der die Wiederaufrichtung der Herrschaft der Kirche in dieser Provinz
auf sein politisches Programm gesetzt hatte. sich nach Bundesgenossen
umsah, um seine Pläne durchzuführen und den Übermut Venedigs zu
brechen. In Blois wurde am 22. September 1504 zwischen dem Papst und
Ludwig XII. von Frankreich ein Vertrag geschlossen, der aber ohne Folgen
blieb. Einige Jahre später ging ‚Julius II. ein Bündnis mit Maximilian
ein, der am selben Tage, dem 4. Februar 1508, wo er sich in Trient zum
römischen Kaiser ausrufen ließ, einen Anfallskrieg gegen Venedig begann.
Dieser endete jedoch mit der vollständigen Niederlage der Kaiserlichen
und dem Triumph der Venezianer auf der ganzen Linie; sie drangen in
Friaul und Istrien ein und eroberten Triest und Fiume; am 6. Juni sah
sich der Kaiser gezwungen, einen dreijährigen Waffenstillstand mit der
Republik zu schließen, die im ungestörten Besitz ihrer Eroberungen blieb.
Während dieses Krieges hatten die Venezianer die Hilfe Frankreichs
genossen, bei der Abrechnung mit dem Kaiser aber waren sie so unklug,
ihren französischen Verbündeten beiseite zu schieben. Die Folge hiervon war
ein vollständiger Umschlag in Frankreichs italienischer Politik. der zunächst
zur Bildung der bekannten Liga von Cambrai am 10. Dezember 1503 führte.
Diese berüchtiete Koalition. über deren Berechtigung das Urteil der
Geschichte verschieden ausgefallen ist, wurde zwischen dem Kaiser, den
Königen von Frankreich und Aragon und dem Papste geschlossen, welch
letzterer jedoch so lange wie möglich mit seinem offenen Eintritt in die
Liga zögerte. Auch England, Ungarn, Savoyen, Mantua und Ferrara
sollten aufgefordert werden, in den Bund einzutreten, dessen Ziel es war,
Venedig: die unrechtmäßig eroberten Gebiete abzunehmen. Von den Auf-
geforderten leisteten später der Herzog von Ferrara und der Markgraf
von Mantua Folge, und endlich, am 23. März 1509, entschloß sich auch
Julius II., seinen Eintritt in die Liga bekannt zu machen, nachdem er
vorher auf alle erdenkliche Weise versucht, die Republik zur Unterwerfung
zu bringen, sogar ihren Gesandten Badoer von dem Bestehen der Liga
in Kenntnis gesetzt hatte. Daß ‚Julius II. so lange Bedenken trug, dieses
letzte Mittel gegen Venedigs Trotz zu ergreifen, beruhte auf seiner Furcht,
Frankreichs Macht innerhall der Grenzen Italiens zu groß werden zu lassen.
Bei der Bildung der Liga war man dahin übereingekommen, die
künftige Beute in folgender Weise zu verteilen; der Papst sollte die
Sg Isak Colin
romagnolischen Städte, die Venedig dem Kirchenstaate entrissen hatte,
erhalten, der König von Aragon die eroberten apulischen Hafenstädte,
Ludwig XII. die früheren milanesischen Städte Brescia, Bergamo, Crema,
Cremona u. a., der Kaiser alle die Besitzungen, die die Republik der habs-
burgischen Monarchie während des letzten Krieges abgenommen hatte, und
außerdem die Städte Roveredo, Verona, Padua, Vicenza, Treviso, Friaul u.a.
Die Franzosen sollten bis zum 1. April den Krieg begonnen haben,
Maximilian, der durch den mit Venedig geschlossenen Waffenstillstand
gewissermaßen gebunden war, 40 Tage danach, damit der Papst inzwischen
Zeit erhielte, des Kaisers Hilfe in dessen Eigenschaft als Schutzherr der
Kirche anzurufen.
Am 4. April erboten sich die Venezianer, die Städte Faenza und
Rimini an den Papst zurückzugeben; nun war es aber bereits zu spät,
denn ‚Julius II. hatte schon einige Tage vorher seinen Anschluß an die
Liga bekannt gegeben, und am 27. April sprach er Bann und Interdikt
über die stolze Lagunenstadt aus.
Dem Übereinkommen gemäß hatten die Franzosen auf eigene Hand
den Krieg begonnen. In gewohnter Siegesgewißheit gingen die Venezianer
an die Verteidigung ihrer Stadt und ihrer Besitzungen mit einem wohl-
ausgerüsteten Heere von 50 000 Mann, das jedoch zumeist aus Söldnern
bestand. Auf der Ebene von Agnadello bei Vailate kam es am 14. Mai
zu einem entscheidenden Kampfe zwischen den venezianischen Truppen
unter Anführung des Grafen Pitigliano und den Franzosen, der mit einer
vollständigen Niederlage für die Republik endete. Die venezianischen
Söldner wurden nach verschiedenen Richtungen hin zersprengt, während
die Franzosen ihren Sieg verfolgten und die Päpstlichen unter dem Herzog
von Urbino in die Romagna einrückten. Alles Land bis Verona und auch
diese starke Festung fiel in die Hände der Verbündeten.
Bei der Nachricht von der Niederlage bei Agnadello beeilte sich die
venezianische Regierung, zu versuchen, durch Friedensangebote die Liga
zu sprengen; so lieferte sie dem päpstlichen Legaten Alidosi die Städte
Ravenna, Cervia, Rimini, Faenza aus und gab Ferdinand dem Katholischen
die apulischen Hafenstädte zurück. Die übrigen Städte, die bis dahin unter
der Botmäßigkeit des Markuslöwen gestanden hatten, wurden freigegeben
und erhielten das Recht, selber sich ihren künftigen Herrn zu wählen.
Bisher hatte der Kaiser sich von dem Kriegsschauplatze ferngehalten,
was in den Schwierigkeiten seinen Grund hatte, die ihm bei seinen Ver-
suchen, hinreichende Streitkräfte zusammenzuziehen, entgegentraten. Dank
der Loyalität Ludwigs XII.. der unverbrüchlich an dem in Cambrai
geschlossenen Vertrage festlhielt, ergaben sich jedoch gewisse Städte dem
Kaiser schon nach der Schlacht bei Agnadello, bevor eigentlich noch von
einem kaiserlichen Heere die Rede sein konnte. So ergab sich Verona
Van dem nedderval der Veneddyer 9)
dem kaiserlichen Gesandten Andreas de Burgo im französischen. Lager,
Vicenza und Padua hißten von selbst Maximilians Farben. Die Städte
in Friaul und am Karst, die vor kaum einem Jahre an Venedig verloren
gegangen waren, kehrten freiwillig unter die alte Herrschaft zurück.
Anfang Juni setzte sich eine Handvoll kaiserlicher Truppen unter
dem Befehl Georg von Lichtensteins von der Etsch aus in Bewerung,
wobei Roveredo dem Beispiel folgte, das kurz vorher von Riva und einigen
anderen Orten nördlich vom Gardasee gegeben worden war, und sich den
Kaiserlichen unterwarf. Erst jetzt konnte eine kleine Besatzung in die
wiedergewonnenen Städte gelegt werden. Mitte Juni schlug Maximilian
sein Hoflager in Trient auf; aus einer geplanten Zusammenkunft mit dem
französischen König in Riva wurde indessen nichts, weil der Kaiser zu
früh aus Riva aufbrach und sich am 20. Juni über Arco wieder zurück nach
Trient begab.
Da der Brief, der in unserer Flugschrift wiedergegeben wird, vom
28. Juni datiert ist, können es nur Ereignisse bis zu Maximilians Auf-
enthalt in Trient und während desselben sein, über die sie berichtet. Ich
darf mich daher begnügen, die späteren Ereignisse in aller Kürze abzutun.
Anfang Juli brach der Kaiser mit einem Heere, das der Angabe von
Augenzeugen nach bis dahin nur aus ungefähr 4000 Mann Fußvolk und
600 Reitern bestanden hatte, von Valsugana auf; Feltre und Belluno
öffneten ihm ihre Tore. Mitte des Monats war er bis nach Marostica
vorgedrungen und wurde er in Vicenza erwartet. Da trat ein Ereignis
ein, das dem Kriege eine andere Wendung gab: den Venezianern gelang
es nämlich, durch Überrumpelung die wichtige und stark befestigte Stadt
Padua einzunehmen, aus der sie nun für sich ein Bollwerk machten; von
Udine aus legten sie über Treviso bis nach Padua hin eine starke Ver-
teidigungslinie an. Maximilian beschloß, die Venezianer in Padua anzu-
greifen, wo sie ihre Hauptmacht unter Pitigliano gesammelt hatten. Nach
einer langwierigen Belagerung und mehreren erfolglosen Stürmen mußte er
aber am 2. Oktober den Plan, Padua einzunehmen, aufgeben und abziehen.
Venedig, das nach der Schlacht bei Agnadello alle seine Besitzungen ver-
loren hatte, erholte. sich jetzt rasch; Vicenza fiel bald in seine Hände,
und im Februar 1510 hob Julius II., der Venedigs Hilfe brauchte, um die
Franzosen aus Italien zu vertreiben — nunmehr das nächste und eifrigst
erstrebte Ziel der päpstlichen Politik —- den auf der Republik ruhenden
Bann auf. Am 3. Juni 1512 wurde ein zehnmonatiger Waffenstillstand
zwischen dem Kaiser und Venedig geschlossen. und hiermit war die Liga
von Cambrai gesprengt.
Selbstverständlich mußten diese politischen Begebenheiten, für die
Venedig den Mittelpunkt bildete, in hohem Grade die Aufmerksamkeit der
Zeitgenossen auf sich ziehen mußte die Bekriegung einer einzigen Stadt
10 Isak Colliin
durch die beiden mächtiesten Fürsten Europas und den Papst mit ver-
einten Kräften lebhaft, auch im Druck, kommentiert werden. Trotz der
Übermacht, gegen die Venedig zu kämpfen hatte, waren jedoch die
Sympathien keineswegs auf seiner Seite, und die meisten der Flugschriften
und Einblattdrucke aus jener Zeit, in denen die Kriegsereignisse geschildert
werden, sind gegen Venedig gerichtet.
Die deutschen Flugschriften dieser Art sind recht zahlreich. Die
päpstliche Bannbulle gegen Venedig vom 27. April 1509 wurde sowohl in
München als in Mainz und Leipzig gedruckt'). Verschiedene politische
Lieder und Schmähgedichte gegen die Lagunenstadt sind noch erhalten,
so als Einblattdruck Ain gediht von vongehorfame der Denediger,
das einen gewissen Hans Schneider zum Autor hat”): Pamphilus Gengenbach
soll verfaßt haben: Ein news hübfch Iyed von dem Frieg zwiichen
de Bapft, Keyfer, Künig von Srandreih, Dnd den Denedigern,
vn de Benbenoumwers Don?) „Inf fchilers thon“ ist Ein neüwes
lied vo der fhlaht vnd den Denedigern geschrieben ').
Zu diesen Flugschriften können auch einige Ausgaben einer Denediger
Ehronica gerechnet werden, die Nicolaus Mengin von Nanzey aus dem
Französischen ins Deutsche übersetzt hat?). Berichte von dem großen
Verluste Venedigs an Städten und Landgebiet nach der Schlacht bei
Agnadello und dem darauffolgenden Eingreifen des Kaisers liegen in
einem auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin bewahrten kleinen Drucke®)
vor, der von allen hier erwähnten Schriften unserer niederdeutschen am
nächsten stehen dürfte. Da ich dank dem freundlichen Entgegenkommen
der Kel. Bibliothek in der Lage gewesen bin, diesen Druck‘) näher zu
prüfen. teile ich hier eine Beschreibung desselben mit.
Tit.: DAs büchlin jaget von 8 |, Demediger Frieg vnd vo trem verluft
viler | Stett Claufen pt Schlöffer die fte all in irem ge- walt haben
sehabt / wolche nun zumol hat gewun nen vd ingenome die
Keiferliche maiejtat Mari miltanus / das da die vecht lauter warheit
it. Item von einer alte frawe Madunna Denejta genant.
Hierunter zwei Holzschnitte, kämpfende Leute darstellend.
Bl. 1b: Do der Denediger Frieg [D/Em nach vnnd in | vergangenen tage
etlih glaub- | hafftige fchriffte außgange . in de- | ne vnfer heiligfter
vatter 8’ Bap te thut ermanen vnd warne die Denediger /
) 'E. WELLER, Repertorium typographicum (1864) Nr. 450, 524; Suppl. (1574) Nr. 48.
2) WELLER Nr. 491—494.
3) WELLER Nr. 500.
') WELLER Nr. 499.
5) WELLER Nr. 51l4—516.
6) WELLER Nr. 479.
’) Signatur: Flugschrift 1509: 2.
ET
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u u ie ER ul Ne A
u ee nn N in ©
en
nn we VE
Van dem nedderval der Veneddyer 181
Bl. 4a, sien. iiij, Z.22: Ein nümwes gedicht von einer alte franden
fterben- den frauwen / WMadunna Denefia genant.
Bl.5a, Z.9: Ein altes gediht von einer |, Dralten jundfrawen genant
Denefia wie man ir einen man gibt vnd vermabhlet.
Bl. 6a, Z.27: Alfo thut Johann Fur jehen
MWils gott noch in Furtzen tagen
Mil Johann Kurk noch mer fagen.
Bl. 6b leer.
In dem einzigen bekannten Exemplare von Veer koepluden auf
der Hamburger Stadtbibliothek steht unterhalb des Kolophons ein hand-
schriftliches Bücherverzeichnis, das im 7. Beiheft zum Jahrbuch der Ham-
burgischen Wissenschaftlichen Anstaiten, XXV, 1907 (Hamburg 1909), S.12
abgedruckt und ebenda Tafel 9 faksimiliert ist. Mit Nr. 5 dieses Verzeich-
nisses „Item van der venedier kriesh“ ist offenbar das soeben beschriebene
Büchlein oder eine niederdeutsche Ausgabe desselben gemeint.
Kaum dürfte damals ein anderer Fürst in solchem Umfange sich der
Buchdruckerkunst zur Erreichung seiner politischen Ziele und Absichten
bedient haben wie Kaiser Maximilian I. Im allen Landen, Uurch die er
zog, ließ er seine Proklamationen und die Verträge, die er schloß, drucken:
zahllos sind die rein politischen Schriften größeren oder kleineren Umfangs,
sehr oft nur Einblattdrucke, in denen seine Handlungsweise verteidigt oder
seine politischen Mißerfolge in günstigerem Lichte dargestellt werden.
Auch in unserem niederdeutschen Briefe tritt deutlich die Tendenz
zutage, durch Hervorhebung seiner wirklichen oder nur scheinbaren Eıfolge
im Kampfe gegen Venedig die öffentliche Meinung in Deutschland zu
seinen Gunsten zu beeinflussen.
Aus der oben gebotenen Übersicht über die politischen Begebenheiten
in Italien während des Jahres 1509 «eht ja mit großer Deutlichkeit hervor,
welch geringen, fast untätigen Anteil an den Ereignissen in der Zeit
kurz vor der Absendung unseres Briefes der Kaiser selbst genommen hat:
am 28. Juni dürfte er sich noch in seinem Lager in Trient befunden haben.
Der Bıief ist an einen deutschen Fürsten, bezeichnet .N., von einer
Person namens Johan van der Munthe in dem Feyferlyfen heere vor
ihonen jtath Teruyß, d. h. Treviso, gerichtet, und zwar als Antwort auf
ein Schreiben jenes anonymen Fürsten, datiert vom 5. Juni und eingetroffen
am 22. desselben Monats. Der sonst nicht bekannte Briefschreiber scheint
derjenigen Abteilung des kaiserlichen Heeres angehört zu haben, die unter
dem Befelile Georg von Lichtensteins Anfang Juni Roverytz (Koveredo)
eingenommen hatte. In der Einleitung des Briefes wird als Zweck des
Krieges fromm angedeutet, daß der Papst und der Kaiser jcholen alfo
12 Isak Colliin
den bogen toten neger fomıe . . . mıyt welfören törfen de Denedyer vaken
dıauwede je in thohalen. So wenig dies‘ der Wahrheit entspricht, so
übertrieben ist ohne Zweifel die Schilderung der Größe des kaiserlichen
Heeres; nach Angaben von Augenzeugen hat es zu jener Zeit, wie oben
erwähnt, höchstens 5000 Mann betragen. Also wenn der Briefschreiber
davon spricht, daß seine kaiserliche Majestät toch vth to velde . .. . mıyt
groter macht. mıyt jo manyshen jtolten miane. SForften. Beren Fnaben-
vit of fo vele dat ik yuwen anaden den tal vp veer efte vyff dufent
na nicht en fa fchiyue, so erinnert dies mehr an den Stil der alten
Heldenlieder als an einen nüchternen Kriegsbericht. Interessant ist unstreitig
die Angabe, dab der Graf von Tirol 6000 Mann zu Fuß und zu Pferde
dem Kaiser zur Verfügung gestellt habe. Tirol, das während des letzten
venezianischen Krieges am meisten gelitten, hatte jede Bitte des Kaisers
um Truppen, außer zur Verteidigung des eigenen Landes, abgewiesen.
Maximilian hatte sich zwar mit der Ablehnung der Stände nicht begnügt,
sondern die Tiroler auf die erste Juniwoche nach Sterzing berufen. ULMANN,
dem ich dies entnehme, kann jedoch nicht sagen. „inwieweit sein Drängen
nach Aufstellung eines Angriffsheeres Erfolg gehabt hat“.
Die Angaben über die Verluste der Venezianer scheinen mit den
wirklichen Tatsachen übereinzustimmen:; an den Papst verlieren sie die
vier Städte Fauenß (Faenza). Cernia (Cervia), Rauenna und Rimmola
(Rimini). Maximilian erhält außer Roveredo, wo Beute im Werte von
über 60 000 Gulden gemacht wird, auch die Städte Fryols (Friaul), Gortze
(Görz), Treeste (Triest) nebst umliegenden Gebieten sowie die Gegend auf
der einen Seite des Gartbees (Gardasees) mit der Stadt Reyffe (Riva),
ferner Vincenß (Vicenza), Verona, Padua, Thebyn (Duino) und schließ-
lich Teruiß (Treviso) und Meystriß (Mestre).
Der König von Frankreich erobert die Städte, Burgen und Land-
schaften, die zu dem früheren Herzogtum Milano gehört haben, ferner die
Städte Pellitze (Pelizzera), Szaloß (Salö). Cremona, 'Iremyß (Tremezza),
Maior Calyßel (Casalmaggiore), Bargamon (Bergamo), Martellieno (Martel-
lago), Crema, Bressa (Brescia), Pyssera (Peschiera).
Der König von Aragon nimmt vier Städte in Apulien und der Grob
meister von Rhodus das Königreich Uypern.
| Da der Inhalt demnach so wenig wie seine typographischen Dar-
stellungen eines geschichtlichen Interesses entbehrt. gebe ich hier den
sanzen Hamburger Druck!) und die erste und letzte Seite des Lübecker
Druckes in Faksimile wieder. Die über das Lautlich-Orthographische hinaus-
gehenden Verschiedenheiten beider Drucke innerhalb des Textes selber sind
die folgenden: N
') Der infolge einer alten Beschädigung des Uppsalaer Exemplares unleserlichen
Stelle der ersten Seite entspricht in dem Lübecker Drucke ‚Bl. 1b 4) doxch godes
la 4
149
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1a 15
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vozentbolven.affgbevein en.gbeengbet vnde affgeroge
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werb onfo-wy fuluen-vachlikes mır vnfen ogben feen pi
ns van warafiigben fenoeboven ver anderen Eonnünge
vinberen. uns dagbelites in vemebere wert.norkuoigbet
Dat wy ven firyo mogben.van vns Teggben fchriuen vi
ebo fan Ba ock nuse mailters vn lerers uns feggbeun,oat
nit fülfte ıs band begryp ver miniche AA dat goa almech
ticb opt allas fchictet vnde voget welter vule god wail
dar vnfeErifiliken bowve.alle da wes viikafer fchole
al’o ven bofen to2ken negber Eomen Der füluen Koesken
feracene affgbeineven.baters vnde vorgberers£rifte blo
des oxen bomot to bzeken beipen mur weiteren torke de
leneoiger vafe dxoweven feeintobalen vp-vanfe moch
zen voroaen bebolven fo vor: is gbefecht. Des IchaiueıcE
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“Be verpaweie vor em Bebban vaken gbeiant.,
eo erelegaten vnoefendebaden to ven Eieneci,
ers vucetbd alle den vander en.den berfcbopp ye was be
ualen:kebben fe laten warnen: vnde int befte cn oek gie,
Faden. varfe fick wolonmetygben in der gbewalt dar
meoe fe bomoöichlyken onvde gbyrichlyEen wuoer fick
brochren fünder recht. Micht alkene ghoDcTE ve dar tho
boten ver hil,gben Romelchen Eerfen. men ock vele vat
ar tobozt ver Eeyferlyken Erome.Fonyngben. vorfteu va
beren.De bebben wddoygben ere nabers vorozucket .vo2
yagber.dat ere angbenamer. bomooieblyben vn weloge
gben befeten bet an vffetyd-anerecht.
Wente ve milgbefchuftropt vi feche
Dar bomoti? unce glrewalt.
Jo feyler nicot ane i weyuclde valk.
War ve Aleneoycr Eortes bebben vorlaren. guedygbe
bere. do iTer gbefcheen in oyfler yo vor genometb
Dar vurebilgbe vader de Yıwes befc af gbewunnen
ven Glenedyerstwillcheu Rome vn Eleneoyebelegben
verr cbone mechtygbe Sredccalie) ve Rad faueıtz.De
Atg0 Eeria.de ftao Rauenng. ve Rad Rimmola mit alle
zer Ianfcoop omme beer belegben by veme mere.vodkere
pegbene wercbgbenomer.ve AinEonerfche marke Delle
Beve vl 'nefchop.beft der bügben Romelchenkerke in
wortyven tba gDozet.dat de Eleneoyers (mitlit vi gpe,
walt)bebben to ick gbetagben vn nu in unem aufeende
quyd werden
eParimlimus Bomecher Fepfer . unfe guedrgbefte
bere' hefi affgbesounnen ve \lencdyersvn ne
Be durbaren vnde ler walten Rede llotelanticboppe foick
puwer vorftipEen gnaden byr na fcozlue vn ıE fulad an fee
«Bet de EepierlyEe maichtad vele fake to de Uenediers
vnoe Eonde mpt gade fe nümer bangbe tbo rechte Atem
fe achteden nicht DE Wawes.noch nenes vorlten (chaine
eftefeggen de ene reden tbo borfam virecht tho Donde
Des beft ve fepferipke maichao na langbem vortoge: ve
rpp& rave ene ent/echt on fande ene ven entfegg be bzeffby
ene evdclingbe de gbeklevet was mit wittemiyde wäpe
rem foiynt vozt tozftunt pt ghegbau inalle ftevein wal,
Ichelanden de nn bzeue dar inne wart vorbocen
aatnemant mic den Eleneoyers fcholve handelen info,
pen effie vorkopen cf allen de vem IRomeichen ryEeboz
fam wyllen fyn
€ Do dit was gbefcheen.toch pt to veloe ve EepferlyEe
maieftaed fuluen mpt groter macht. myt lo mennygbhem
fRtoiten manne. Sorften sa vi oE fo vele var. ich
tuwen guaden ven tal pp vcer cffre vyfi Ouienenaniche en
Ean fchziuen Dat wy enkeve weten.car ık Iulue meve bin
Don mır myn&ogbe Lee. dir yflee dat ik ınwe gnade fchane
wentenuin Forten dagben fande vuiem gneopghelten he,
ren veme Peyler ve Dzeneto Ayroll:Defdufent manne to
perve vn to vote Alle vagbe Eumpt ver Fepferlyken guave
to bulpe var allen haluen alio vele volEes vath my wicht
mogbelick is enker on wis var va my to Ichzyuen.
& Do alfe wy toghen prb der ftad Arent mit den vnfen
in dat FeyferlyEcheer by veftein walfche mile wegbes vä
Ferent vor ene valte bosch ve de El eneviers nye hadven
inren buwen an ve Stad ghebeten Rouerytfs Defleftad
pnoe borch wan de FeiierlyE marefiad den Eienevdiers af
vnDde punden pp ver bosch fo velevirtallp Do vele vopns
fpife vn ghedzenFe Tat gbefebattet wart Sat io fchall we
fen Wert bauen fefıch <ufent gulcen. Boch rs gbinunde
in ver bo:ch vele fchoner bufien grot vi Eleen on cluenhu
dert tunnen ph Yatrken falpeter vude buflen Eruoe.
€. Roch hefft ve gnedighefte bere Eey’er gyewunnen vi
ingbenomen vıfleftevecalfe SryolsBontze on Xrecfhtemit
all ver lantfchop in der yegben beleghen alfe men reyfeth
vt Dfterzpkna Eleneoye. welf ve Ecneoyers dE beren
Eeyfer in go0 vorftozuen in Eozten iaren IiflpEen affwüne
Jrem eine yegl:en . water an der einen fyben gheeren ve
- Bartfze var by gbelegben eyne ftad gbebeten IReyffe. de
beffc ve Eepferiyke mateftaer gisewunne pin ınghenomen
vnok ein feer fiarck Nor gbebeten der Geroner Fluß Ein
beftt o Fingbencmen ve ftiad Elincenfz.vnce de fchonen
ftad Gierona de men oE walfchen bernenomet Eho of;
fen txoen grothen fteven hozt velerykes lantgbuoce vele
wpngbarven ware tinße vnrente wwer£ alle ren
onzer de Zienedyer&in befft of inghenomen de grotben
ftao Padua beleghen by ienedye vn dat gantze vorte
oom dar ro belegben myt fwarer onderyter rente. vınDe
oe ad Taadun feggen fe groter to fyn van Feneoy
KL och beft ve gneoyghefte bere vefeyfer gbewüng pfi
in gbenamen de jtad Abebyn vnde vatgrote Noth oger
Bei cghen by em merefo Rarck vnde vaft dat yO feg,
gbent byr is wo ve Tenevyers belven vifle boxch vn,
wrinlickDie Not pnde Rad wartb den Glenedyers voıch
poareverye Opgbevzegben ın vem vorgbangben Erygbe
vnnde alins na differ woyfefint fe des wevd worven quyd
Wintebyr in walfche lant debo2gber In ven fteven n0/
men feburen Diffeburtbo Ahebyn wolden weoder we
fen byerem rechten olven beren vem Eeyfer ‚win quemen fo
geden eens werentelykein hupen ppenen tech tolatbz.
one alfe felegiien vat feren vppe verbosch mechtygix
noech weren wente pppe verborch weren menbytwrin
sich mannen: Alfus belepen fe vepozten wndc helcen ve
apen mır gbewalt yiümakeden ghelchrey vnruchre vine
Yulpe-fo vat beftcht wae)alfüs Ereghen fee bosch venie
gueoygheften Deren le tba.wylien one hebben
jo vnd bosch der Eeyferlyken mateftaed vpgbeoreghien
Göeet guedyghe bere welE ey groth valfch v2och ys og
xerlo.00 10 Hunt iu foren mit ven Elenedyeren.co mot
en fe velelune Yruchten.nu dat lache ver werlo enelypet
nd en de rugge to Eeret nu fleitmennich OF mede deck
»p.fonu vele voen diflen ftolten Zleneoieren.ta.var feof
vellichte groten walten troft unlouen op fatten3e fpzack
all woaer Dede feve o2och werlo Byr an mogben fick pe
gbelen de ftoften honaroighen veve menen Dit feouer Eo
men fint So wan Du meneft ou fit ın ghudeın gbemafe
&o wachte des. Nagbesvp deme oafe Wasoochnene
Rad in ver gantzen criftenheit. Elendye ghelyct Pecen
fe nicht dat nluen.onde achteven gheringhe yegben fick
Yoawes vndekeyfer wat vefpzofe waere dar de p:ov
bete alfus fpaickt. Be cat god ve herenfcht buwer oat
962 fe arbeyoen alle vorgheues ve dar bu wen fnnver ene
Ze vat ve bere nicht bewaret veftad. fe wafen allevoz
gheues ve fe beyearen funter en. och hefft de FeyierlyEe
maiellaed ingbenomen de ftat dar de ZleneDier ere mole
p'esben tho hebben ghebeten Keruys achte ringhe wa,
sche myle van Eleneoyen .xrentebinnen. Fencoyen fynt
nenemolen yodoch etiyFe beren hebben perve molen.bät
molen:Eruemolen EIndehefft of ghewunnen onde ingbe
nomen Afreyiristarig de vere pnde is denne men zog.
ger betto leneoy die woalfche inylede maken eyne out,
yebenple
€ Kodewyens EonincE tbo franckryEecheffe ven IWF
eoyeren efighewunnen alle vefteve YBorghe vnde lant/
fchopr«.de ogme bertichryfe tbo SPDeylaen in ertyoen
befft cho ghehjozt.behaluen ein Not mit ver Itad gheheren
“Podlitze dar def‘ IE inne'bebbz Dar ander alle yeffz
de Eorunck to $ranckrpfe wunnen ende ingbenomen.ry-
EeFoftlyfe lance. eve vroe flote(al'eiby vem Hartz de
fiao Ssalos Noch viffe ourbar evelalfe) Kremona.be
legh en by MP’antua. De ftad Kremrs. Deftso Win
Kalyfilide had YBargamö vet3o Mdartelligno De ftıo
Erema De ftad Brefla Dede ligghen alfe men reyer van
GP eplaenna walichem ern .io oktefteve: rycK ftirck
vnoe veleer vaften borgecalfe)dat IE yuwen gnacen our.
fonicht altfchrinen Fan Moch De ffao "Wpffera mi: ver
ftarken boxch dar vor be dxeduiene manne vorloes beyde
feoptzer va Srantzofen. So femit Tome erfk angıngben ve
ftavvnde baxch
C De Eoninck van bifpanien.befft ingbenome veer fteve
in Apulyen.var ve enedier grot mechtich gelt an had»
den to wedvelchatre. |
€ Degrotemefter va Rodys beffi in ghenomen ont Eo,
nincErife van Kyperen gantz mit aller robeho2. Steve vi
Golote dat de lenedicr haooen in befit on.onrechtliken
in ere walt(fo men vnsbyr fecht toNE handen ghefrege
Zr men fecht oE byr: in diffem here vele var v2 ER
re var vwoy fus nicht enfenes vä.fchriug.Eonz. yovoch io
wol to louen leit xo0 de Elenedier vemene man grothe
noet lidet pin hebben ghebzack an Eome vi velen anderen.
Dinghe te menfechrock wo ve hertige cho Eleneoie
enen outfehen Eopman ghefant hefft an vnfen gnedigelte
here de Ikeyfer.vn buremto dat fine Beyferlife mareltaer
wille Eomen binn? &Ienedi. fe wille em allenr haluen ve
ven wi in lat& var veborgher alle woltg gbeneget fun
vÄ debertighe beuol dan Eopmanne ock to iegge in Outr
fche lant Alle vena veneoi wihyrns fcholen nicht feg.
pen venedi in wallantmen fegghet veneoi in vuriche
Ent He hebbi ofbinnen Eimeoı ghelat rvi. Detelinas
bouetluoe. ıflicE hefft under lick,rl. mianne ve dar wach,
ten vach pünacht Dat neen oplop wer de.fo in erlifen fte
venna bi vns is gheichen.alle ve va Keruis de ve ioven
ko Keiftris oueruelle vn nemen en ere gud Dar grot twi
vracht vn vploep van wart.
EDeer gnedighe bere.wes ick in oiTem bzeue Ichziue
mach inwe vozitlifegnave vallich voroan vorıwi lifen
anderen beren vi vaunden dat ik fus vaft toltan woil we
te wpfooanes byr fulne banteren.feen vn hozen.anders
wolve my vat feer ouel ffaen kawen guaden loghen tho
Schauen Einfe hopen ts falt bir in diTem bere.dvar ane al,
len ewoinel dit alfus fchicket vn vorheget ve almechtighe
bere vnfegoad.vem suyoe Faaftlife gnade e wich beuale fi
Dpefchzeue on vorfegbelt unver mine Signete in dveme
Reiferliren here vo: ver fchonen ftad Keruisna 5 ghe,
bot pnfesgere Eleffteinhunverr vi.ie.Den achte vnde
Ewintigelten dach Des mantes Juni.
Zohan van vermunte
Wer gnadE vener.
zu 4
D vhdwe Bft eyes breites, van ben
hei en ohyer thorh dinebey
fertyben heer an srnendiidelchen Sorflen.
nice enellends af Brine Bone.yodoch yd woleolonefkeye
wo Wencddyer ww meene man grocenoet Iyrer vn heb
be ghebzack anForm vn vele aroere dyngc. Fee me feche
oE wo ve bartuf ro Wercddye eye dire[ihe Fopman ghes
fanchefe an unfen arnedigeffc here ve Reyfer vn biich Sm
20 Dat |yneEeyferlite mayefizer wylle Eome bynne Dened
dye.fewylicem allechahıe vp don vn inlare dar ve borger
alle wolto geneger fyrs uns ve barrich bevoel ein
oE ro fegge m dirplar Al Vena Venedbye wilhiens va vw
vinfe.(Bolinihefegge Weneddieiwallac. menfegget
Weneddye in Difaplar.Se hebbi ok byrne Zeneddyegl
fach pvi GerelmaßcChäuerlie) vflyE heft und Ei plenane
ze dat waßsc dat viinade dat nen vplop weru.fo inen
Irkz tere daenna byıs ghefhieenCalse) ve va TLeruyf.ocde
Yo: ro Meyftrißs oner pelle un neme en dre qud Dar droe
£ ann St Ben te
‚Set gnedyger here.wets scEtn deflem breue (dıyize
ar stwe forftlike anade frilich vordan vorwyelikc ans
Derc heri vn friscen Darıck alfıss faff zoflan wyl. were wy
das hir fülısc barere.feen vn horen.anterswolu: my dat
feex onsel (kan yırwen guate logbeerofßrinse Infe hopenis
aft hir in Deffen heete.dar an allen civyfel dyr alle [Rich
Ei vn vorheget de here vnnfe god’dE yısıwe fosft
like grade ewwich bevolc fy Öhefchrense vn vorfeageit vd
myuen Sygnerh in dem EeyferlyEen heere vr
feach Teruyf; na 3 ghebord unfes heren Def dert
vn ip. Den achtevntwpntigeffe Dach des maentes Jimi.
"Johan vÄn der mimche
yınwer anaden dene
10. Beiheft
zum
Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten.
XXIX. 191.
7 3
Dtudien zum
Hamburgischen Öffentlichen Recht
I. Über den hamburgischen Bürgerausschuß
Dr. iur. Kurt Perels
Professor des Öffentlichen Rechts
Hamburg 1912.
Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem.
10. Beiheft
zum
Jahrbuch der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten.
XXIX. 191.
| Studien zum
Hamburgischen Öffentlichen Recht
I. Über den hamburgischen Bürgerausschuß
Dr. iur. Kurt Perels
Professor des Öffentlichen Rechts
Hamburg 1912.
Kommissionsverlag von Lucas Gräfe & Sillem.
Seite
SEHE See ee ee EEE RELEASE ER 3
Bester bschnitt. Bilduns und (Organisation... +....2.e en mens en en >
Zweiter Abschnitt. Voraussetzungen und Beendigung der Tätigkeit .............. s
Dritter Abschnitt. Beginn und Ende der Mitgliedschaft Rechtliche Stellung der
NET ARE N. 2 ae ee ie eh a s
Vierter Abschnitt. Die Zuständigkeit.
ED N 11
NEeDerz Anteilsan..der Gesetzgebung: ........ 222m ec eg. 12
: ENRSDer»Anteil> an der’ Vollziehmerser...., mr nase. en sd 15
INERDIENGeNEhtisbatkeils ran. ae en ne ee ee ee 15
Fünfter Abschnitt. Das Verhältnis zur Bürgerschaft insbesondere ................ 15
SeeRster- Absehnitt,. ‚Der Geschäftsgang. . . -... . 2. „...... nat an ante. EN ER 21
Wenn ich für die nachfolgende Darstellung den in den hamburgischen Parlaments-
verhandlungen enthaltenen Stoff in dem Umfange, in welchem es geschah, ermitteln und
heranziehen konnte, so verdanke ich dies nicht zum wenigsten der freundlichen und förder-
lichen Unterstützung des Herın Dr. W. Heyden, Sekretärs der Bürgerschaft und des
Bürgerausschusses.
Vorbemerkung.
In der geschichtlichen Entwicklung des hamburgischen Staatsorganis-
mus hat der Bürgerausschuß die bürgerlichen Kollegien der alten Ver-
fassung, insbesondere das Kollegium der Oberalten, abgelöst.
Ihre Zuständiekeit bewegte sich in drei Grundrichtungen '!). Sie
waren 1. dem Rate, behufs Aufrechterhaltung und Ausführung der be-
stehenden Gesetze, zur Seite gestellte Organe; zumal von den Oberalten
heißt es im Unionsrezeß vom 5. Oktober 1712 (Kap. 2, Proemium), sie
seien „nebst E. E. Rat das Auge der Stadt uns des gemeinen
Wesens“, denen „vollenkommener Befehl und Vollmacht . . . erteilet
worden, ein sonderliches Aufsehen dahin zu haben, - daß all dieser
Stadt Verfassungen .... stets in Ehren vollführet und befolget werden“.
Sie waren 2. vorberatende Instanzen für die an die Erbgesessene
Bürgerschaft erwachsenden Gegenstände und endlich 3. selbstständig
dastehende Repräsentanten Erbgesessener Bürgerschaft oder — wieder
mit dem Unionsrezeß (Kap. 1, Art. 1) zu sprechen — „deren perpetui
mandatarii und zu dem Ende, damit sie nicht allemal selbst zusammen-
kommen dürfe, beliebet;“ „Sachen, die nicht von der Importanz, daß der
gesamten Bürgerschaft Approbation dazu nötig“), sollen nach der Be-
stimmung des Reglements der Hamburgischen Rat- und Bürgerkonvente
vom 22. September 1712 (Titel II, Art. 11) mit ihnen „abgetan“ werden.
An diese Kompetenzgestaltung erinnert die für den Bürgerausschuß
) N. A. Westphalen, Hamburgs Verfassung und Verwaltung ?, Hamburg 1846,
BOSSE
2) Näheres hierüber: Westphalen a.a. 0. S. 112 £., 229 f. S. ferner die Anlage
(Motive) zu dem Antrag E. E. Rates an Erbgesessene Bürgerschaft am 11. August 1859
(S. 25): „In manchen der bisherigen Gesetze und Rat- und Bürgerschlüsse findet sich
eine Bestimmung, nach welcher gewisse das Gemeinwesen angehende Beschlüsse, welche
eigentlich der gesetzgebenden Gewalt angehören, mit Rücksicht auf geringere Wichtig-
keit oder zur Vereinfachung des Verfahrens dem Senate unter Mitgenehmigung bürger-
licher Kollegien überlassen sind.“
4 Kurt Perels
bestehende Zuständigkeitsnormierung in mannigfachen Zügen. Zudem
bestimmt die, wenn auch mit den durch die neue Rechtsordnung gebotenen
Einschränkungen, noch geltende Ziff. 13 des Rat- und Bürgerschlusses vom
11. August 1559, „daß, wo in jetzt bestehenden besonderen Gesetzen und
Rat- und Bürgerschlüssen die Mitwirkung der Kollegien der Oberalten oder
der Sechsziger zu den Erlassen des Senates vorgeschrieben ist, an die
Stelle dieser Kollegien der Bürgerausschuß trete“.
Des ungeachtet besteht eine Rechts-Kontinuität zwischen den Bürger-
lichen Kollegien der alten und dem Bürgerausschuß der neuen Verfassung
nicht. Von einer solchen könnte nur dann die Rede sein, wenn eine
organische Umwandlung der einen Institution in die andere statt-
gefunden hätte. Dies aber ist durchaus nicht der Fall. Im Kampfe mit
den die Beibehaltung „der lebenslänglichen permanenten Mandatarien der
Bürgerschaft“) zähe verteidigenden Oberalten und im bewußten und ge-
wollten Gegensatz zu den Einrichtungen der alten Verfassung*) ward der
Bürgerausschuß ins Leben gerufen und, soweit sich Ähnlichkeiten und
Übereinstimmungen mit den alten Einrichtungen finden, sind sie lediglich
von historischem und politischem Interesse.
Die Konzeption des Gedankens der Errichtung eines Bürgeraus-
schusses erfolgte in den Verhandlungen der Konstituante. Sie hat in den
°) Conelusum Ehrb. Oberalten vom 30. November 1849, abgedruckt in den Ham-
burgischen Rat- und Bürgerschlüssen 1850 (als Anlage zu dem Antrag, die Verfassungs-
angelegenheit betreffend, vom 17. Januar 1850).
‘) Charakteristisch hierfür sind die gelegentlich der Verteidigung der auf die
Errichtung eines Bürgerausschusses hinzielenden Anträge gemachten Ausführungen des
Berichterstatters des Ausschusses für die Grundrechte und die Grundbestimmungen der
Verfassung, Dr. J.Wolffson, in der Sitzung der Konstituante vom 18. April 1849 (Berichte
über die Verhandlungen der konstituierenden Versammlung in Hamburg, Hamburg 1850,
S. 418): „Darum weisen Sie die Zumutung, als wollten Sie durch den Bürgerausschuß
dergleichen Institute wie Oberaltenkollegien und Mandatenunwesen wieder einführen, ent-
schieden zurück. Durch diesen Beschluß sprechen Sie es aus, daß Sie keine Oberalten
wollen; wenn Sie kein Mandatenunwesen mehr wollen, so genehmigen Sie die Nieder-
setzung des Bürgerausschusses. Unser Ausschuß hat für denjenigen, der ruhig und un-
befangen prüft und nicht denkt, andere Leute haben immerwährend Hintergedanken,
nichts verfängliches — für den hat unser Ausschuß mit dem Oberaltenkollesium keine
andere Ähnlichkeit, als daß die Zahlen beider durch 5 und durch 3 aufgehen; das ist in
der Tat die einzige Ähnlichkeit für jeden, der sehen kann und will.“ [Der Entwurf der
Konstituantenverfassung sah einen dreißig gliedrigen Bürgerausschuß vor]. — Übrigens
muß man, um die Schroffheit, mit welcher Dr. Wolffson die Ähnlichkeit zwischen dem
bestehenden Oberaltenkolleeium und dem geplanten Bürgerausschuß leugnet, voll zu be-
greifen, sich gegenwärtig halten, eine wie feindselige Haltung die Oberalten der Konstituante
c
0‘
gegenüber beobachteten. Wohl nichts konnte die Annahme der Ausschußanträge im Punkte
„Bürgerausschuß“ schwerer gefährden als die Vorstellung, daß jetzt ein neues Ober-
altentum entstehe, das zu der neuen Bürgerschaft in einen ähnlichen Gegensatz treten
werde wie das bisherige zur Konstituante.
Über den hamburgischen Bürgerausschubß 5
Artikeln 86--93 der von ihr beschlossenen Verfassung die Organisation,
das Verfahren und die Zuständigkeit geregelt,’) und diese Regelung hat,
wenn man von der Befestigung, welche nachmals die Stellung des Rates
erfahren hat. absieht, das ‚Jahrzehnt der Verfassungskämpfe siegreich
überdauert.°%) In den Einzelheiten mannigfach und einschneidend ver-
ändert, kehren die Bestimmungen des vierten Abschnitts der Konstituanten-
verfassung („der Bürgerausschuß“) als Abschnitt II der Verfassungsab-
schnitte vom 11. August 1859 wieder. Dieser aber bildet den in einem
halben Jahrhundert weiterer Verfassungsentwicklung fast unberührt ge-
bliebenen Kern des geltenden Bürgerausschußrechts.
Erster Abschnitt.
Bildung und Organisation.
Der Bürgerausschuß besteht nach Art. 54 Abs. 1 der Verfassung
vom 13. Oktober 1579 aus zwanzig Mitgliedern der Bürgerschaft. Doch
dürfen ihm nicht mehr als fünf „Rechtsgelehrte“ angehören. Was unter
einem Rechtsgelehrten zu verstehen ist, sagt die Verfassung weder hier
noch an einer anderen Stelle. Allerdings weist sie den „Richtern“ (Art. 30),
den „Mitgliedern eines Gerichts“ (Art. 56) und den „rechtsgelehrten
Richtern“ (Art.82) eine besondere staatsrechtliche Stellung zu; aber diese
Besonderheiten beruhen allein darauf, daß unter allen Beamten’) nur die
Richter ein privilegiertes aktives Wahlrecht besitzen und daß bis zum
Wahlgesetz von 1906 die Berufsrichter die einzigen passiv wahlberechtigten
>) I. Erster Bericht des Ausschusses für die Grundrechte und Grundbestimmungen
der Verfassung, abgedruckt in den Berichten über die Verhandlungen der konstituierenden
Versammlung in Hamburg (Hamburg 1850), S. 138, 145; dazu die Anträge von Ed. Johns
das. S. 146, von J. ©. Söhle das. S. 147f. — II. Plenarverhandlungen ebenda: 1) Allge-
meine Beratung S. 249—265; 2) Besondere Beratung über die den Bürgerausschuß be-
treffenden Artikel: a) Erste Beratung S. 402--406, 408—419, b) Zweite Beratung 8. 782
bis 785. — III. Abdruck der Artikel 36—93 ebenda S. 895 —8%.
6) Die nachstehend verzeichneten „Materialien“ sind abgedruckt in den Ham-
burgischen Rat- und Bürgerschlüssen. I. 1850: Fernerer Antrag, die Verfassungs-
angelegenheit betreffend („Neuner-Verfassung“); abgelehnt durch Resolutio Civium
am 17. Januar. Antrag, die Verfassungsangelegenheit betreffend; genehmigt am 23. Mai.
— II. 1855: Antrag, die Verfassung betreffend; abgelehnt am 7. Juni. — HI. 1856:
Antrag, die Verfassung betreffend; abgelehnt am 27. März. Antrag, die Verfassung be-
treffend; abgelehnt am 7. April. — IV. 1859: Antrag, die Verfassungsangelegenheit
betreffend; angenommen am 11. August.
‘) Abgesehen von den Professoren des ehemaligen Akademischen Gymnasiums.
6 Kurt Perels
Staatsbeamten waren.°) Hiernach erscheint es nicht angäneig, unter den
„Rechtsgelehrten“ des Art. 54 ausschließlich die in der Verfassung allein
genannten, einen juristischen Beruf ausübenden Personen, d.h. die Richter,
zu verstehen. Man wird vielmehr weitergehend annehmen müssen, daß
der Ausdruck „Rechtsgelehrte“ des Art. 54 alle diejenigen umfaßt. welche
die Fähigkeit zum hamburgischen Richteramt besitzen, insbesondere also
auch Staatsanwälte, Rechtsanwälte und Notare.
Diese Gleichsetzung von „Rechtsgelehrten“ und „zum Richteramt
Befähigten“ erscheint für das hamburgische Verfassungsrecht durch folgende
Beobachtung geboten: Die Geschäftsordnung der Bürgerschaft vom
11. August 1859 bestimmte m S 19, daß der Sekretär des Bürger-
ausschusses „dem Stande der Rechtsgelehrten angehören“ müsse, und
der an die Stelle jenes $S 19 getretene $ 1 des Gesetzes, betreffend den
Beamten-Etat der Bürgerschaft, vom 13. April 1851 schreibt vor, daß
dieser Beamte, der nunmehr die Bezeichnung Sekretär der Bürgerschaft
erhalten hat, „die Befähigung zum hamburgischen Richteramt besitzen
muß“. Der hierzu erstattete Ausschußbericht (Nr. 6 von 1880) aber läßt
mit unzweifelhafter Deutlichkeit erkennen, daß eine Änderung nur in der
Fassung, nicht aber in der Sache vorgenommen werden sollte, indem er
nicht allein auf jede Erläuterung der Veränderung verzichtet, sondern
sogar positiv aussprieht (S. 6): wenn er (der Sekretär der Bürgerschaft)
wie bisher die Qualifikationen zum hamburgischen Richteramt be-
sitzen muß, .....” Gerade die Allgemeimheit und Zufälligkeit, mit
welcher hier der zum KRichteramt Befähigte mit dem Rechtsgelehrten
identifiziert wird, zwingt zu dem Schluß, daß auch anderweitig da, wo
sich in den noch geltenden Gesetzen der alten, insbesondere der vor
dem Jahre 1879 liegenden Zeit, der Ausdruck „BRechtsgelehrter” findet,
unter der gegenwärtigen Rechtsordnung für ihn der Ausdruck „zum Richter-
amt Befähigter“ ohne weiteres einzusetzen ist.”)
°) Eine Ausdehnung des Richterprivilegs des Art. 56 auf die übrigen Beamten hat
damals, wohl versehentlich, nicht stattgefunden. — Daß auch die nichtrichterlichen
Beamten, unbeschadet ihrer nunmehrigen Wählbarkeit zur Bürgerschaft, in der Regel
nicht zum bürgerlichen Mitgliede einer Deputation wählbar sind, ergibt sich aus dem
Schlußsatz des Art. 80, welcher nach seiner allgemeinen Fassung der bürgerschaftlichen
Wahl zum Deputationsmitgliede entgegensteht, soweit nicht im einzelnen Fall das Gesetz
eine Ausnahme zuläßt. |[Senatsmitteilung Nr. 82 von 1905, Verhandlungen zwischen
Senat und Bürgerschaft S. 299.]
>) Dies ist auch für die Auslegung des Art. 7 der Verfassung von Bedeutung.
Nach ihm müssen dem Senat neun Mitglieder angehören, „welche die Rechts- und Kameral-
wissenschaften studiert haben“. Hierunter kann aber nicht wohl die bloße Tatsache eines
ein- oder auch mehrsemestrigen Studiums verstanden werden, sondern nur ein ab-
geschlossenes und kraft des Abschlusses eine bestimmte Qualifikation begründendes Studium;
diese Qualifikation kann aber keine andere als die zum Richteramt sein. Hiernach ist
nur ein zum Richteramt Befähigter zum Amt eines „juristischen Senators“ wählbar.
Über den hamburgischen Bürgerausschuß 7
Von den zwanzig Mitgliedern des Bürgerausschusses gehört ihm
eines kraft Amtes an, nämlich der Präsident der Bürgerschaft. Die
übrigen Mitglieder werden nach $ 15 der Geschäftsordnung der Bürger-
schaft in einer der ersten Sitzungen nach erfolgter Konstituierung aus
der Mitte der Bürgerschaft gewählt, und zwar in folgendem, Minoritäten-
vertretung sichernden Verfahren: ‚Jedes Mitglied der Bürgerschaft be-
zeichnet auf einem Stimmzettel einen Kandidaten. Gewählt ist derjenige
bezw. sind diejenigen, welche auf sich ein Viertel der abgegebenen
Stimmen vereinigen. Dagegen entscheidet nicht relative Stimmenmehrheit
in dem Sinne, daß aus jedem Wahlgang notwendig auch ein Bürger-
ausschußmitglied hervorgehen müßte, wie andererseits in einem Wahlgang
höchstens vier Mitglieder gewählt werden können. Die Wahlhandlung
ist so oft zu wiederholen, als die herzustellende Ausschußmitgliederzahl
es notwendig macht, also bei der vollständigen Erneuerung (wenn sie
einmal vorkommen sollte) mindestens fünfmal.'”) Erhalten bei einem
Wahlgang mehr Kandidaten, als zur Erreichung der Zahl von neunzehn
Mitgliedern erfordert werden, je über ein Viertel der Stimmen, so entscheidet
unter diesen ‘relative Stimmenmehrheit und bei Stimmenegleichheit das
Los. — Dieses in Art. 54 Abs. 2 geregelte Verfahren gilt sowohl für. die
Hauptwahl wie auch für Ergänzungswahlen.
Bezüglich der Organisation des Bürgerausschusses wird S 16 Ziffer 1
der Geschäftsordnung der Bürgerschaft als maßgebend betrachtet. Vor-
sitzender des Bürgerausschusses ist hiernach der Präsident der Bürger-
schaft. Stellvertreter des Vorsitzenden ist entweder ein dem Bürgerausschuß
angehörender Vizepräsident der Bürgerschaft, oder — in Ermangelung eines
solehen Mitgliedes — der vom Bürgerausschuß aus seiner Mitte auf ein
Jahr mit relativer '') Stimmenmehrheit Erwählte. Bei Behinderung sowohl
des Vorsitzenden als auch des ordentlichen Stellvertreters wird, ebenfalls
mit relativer Stimmenmehrheit, ein Zwischenvorsitzender zu wählen sein.
Nach S 16 Ziffer 2 a. a. O. stehen für die Zeit vom Zusammentritt
der halbschichtig erneuerten Bürgerschaft bis zu ihrer Konstituierung die
Befugnisse des Vorsitzenden des Bürgerausschusses dem an Lebensjahren
ältesten Miteliede zu. !?)
10) Eine Höchstzahl der Wahlgänge läßt sich nicht angeben.
') Es ist eine Eigentümlichkeit, daß hier der Vorsitzende einer gesetzgebenden
Versammlung (s. unten) nicht nach absoluter Majorität gewählt wird.
'?) Es ergibt sich jedoch aus dem Folgenden, daß diese Bestimmung praktisch
bedeutungslos ist.
8 Kurt Perels
Zweiter Abschnitt.
Voraussetzungen und Beendigung der Tätigkeit.
Damit der Bürgerausschuß mit rechtlicher Wirksamkeit tätig werden
kann, muß er gesetzmäßig einberufen sein. Die Berufung steht sowohl
dem Vorsitzenden wie dem Senate zu. Art. 57, 18 Abs. 2.
Für die Zeit zwischen Beendigung der Wahlperiode der halbschichtig
zu erneuernden Bürgerschaft und ihrer Neukonstituierung tritt auch der
Bürgerausschuß außer Funktion. Dies ergibt sich aus Art. 54 der Ver-
fassung, der, indem er die Mitgliedschaft des Präsidenten der Bürgerschaft
im Bürgerausschuß statuiert, für ein Tätigwerden des Ausschusses das
Bestehen einer konstituierten Bürgerschaft voraussetzt. Nach Art. 41
Abs. 2 hören aber mit dem Termine für die teilweise Erneuerung der
Bürgerschaft die Funktionen der bisherigen Bürgerschaft, mithin auch die
des Präsidenten, auf.
Hiernach ist auch die Frage, ob der Bürgerausschuß, wenn bei der
halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft nicht mehr als acht Mit-
glieder aus ihm ausgeschieden sind, die erneuerte Bürgerschaft gemäß
Art. 50 Abs. 1 Ziffer 2, Art. 60 Ziffer 4 berufen kann, zu verneinen ").
Dritter Abschnitt.
Beginn und Ende der Mitgliedschaft. Rechtliche Stellung der
Mitglieder.
I. Die Mitgliedschaft im Bürgerausschuß und die Verpflichtung zur
Führung dieses Amtes wird begründet durch die Annahme der Wahl. Es
besteht Wahlannahmezwang dergestalt, daß die Verweigerung den Verlust
des Bürgerrechts sowie der hamburgischen öffentlichen Ämter und Ehren-
stellen nach sich zieht. Von diesen Folgen der Ablehnung kann nur die
Bürgerschaft befreien. Art. 56, 34.
Bestimmte Personenkategorien haben ein freies Ablehnungsrecht,
nämlieh:
1. diejenigen, welche bereits Mitglied des Bürgerausschusses gewesen
sind. Art. 56 Satz 1.
'3) Die entgegengesetzte Auffassung, welche dem Ausschußbericht Nr. 6 von 1881
S.3 (zu $ 16) zugrunde zu liegen scheint und welche jedenfalls Wulff, Hamburgische
(Gesetze und Verordnungen, 2. Aufl., (Hamburg 1902) Bd. 1 S. 17 Anm. vor') vertritt, kann auch
insofern nicht befriedigen, als sie die Aktionsfähigkeit eines obersten Staatsorgans statt
von einer Regel, vom Zufall abhängige: macht.
Uber den hamburgischen Bürgerausschuß 9
2. Mitglieder eines Gerichts. Art. 56 Satz 1. Zweifelhaft kann
erscheinen, ob auch Laienmitgliedern eines Geriehts, also etwa Handels-
richtern oder Kaufmannsgerichtsbeisitzern, das Ablehnungsrecht zusteht.
Da die Bestimmung aus einer Zeit stammt, in welcher die Gerichte über-
wiesend mit nicht rechtsgelehrten Richtern besetzt waren und in welcher
die Laienrichter den «elehrten Richtern im allgemeinen gleichgeachtet
wurden, ist anzunehmen, daß sie, kraft ihrer allgemeinen Fassung, allen
Mitgliedern eines Gerichts das Ablehnungsrecht gewähren will.
3. Mitglieder der Finanzdeputation. Art. 56 Satz 1.
4. gewesene Mitglieder des Senats, Geistliche und besoldete öffent-
liche Staatsangestellte. Die Exemtion dieser Kategorien folgt daraus, dab
Art. 56 auf Art. 34 und dieser wiederum auf die Ausnahmebestimmungen
der Art. 35 und 36 Bezug nimmt. Für die Richtigkeit dieser Ansicht
und mithin gegen die an sich mögliche Auffassung, daß die genannten
Personen mit der Niehtausübung des durch Art. 35 und 36 begründeten
Privilees die Pflichten von Mitgliedern der Bürgerschaft unbeschränkt
übernehmen, spricht auch die Erwägung, daß bei den genannten Personen
dieselben persönlichen Verhältnisse vorliegen, welche dazu geführt haben,
den Mitgliedern eines Gerichts das Ablehnungsrecht zu gewähren.
ll. Die Mitgliedschaft im Bürgerausschuß endet:
1. durch Ausscheiden aus der Bürgerschaft. Art. 55 '%).
2. durch Entlassung seitens der Bürgerschaft auf Antrag. Art. 56
Satz 1. Das Entlassungsgesuch dürfte mit Rücksicht darauf, daß der
Präsident der Bürgerschaft auf Grund der Verfassung Mitglied des Bürger-
ausschusses ist und deshalb aus dem Bürgerausschuß allein nicht entlassen
werden kann, und die übrigen Mitglieder nur kraft ihrer Zugehörigkeit
zur Bürgerschaft dem Bürgerausschuß angehören können, nicht nach
Ziffer 1 des S 67 der Geschäftsordnung beim Senat, sondern nach
Ziffer 2 a. a. O. beim Präsidenten der Bürgerschaft anzubringen sein.
Offen gelassen ist die Frage, ob Mitglieder des Bürgerausschusses,
welche Mitglieder eines Gerichts, der Finanzdeputation, Geistliche oder
besoldete öffentliche Staatsangestellte sind, auch einen Anspruch auf
außerterminlichen Austritt oder doch außerterminliche Entlassung aus der
einmal erworbenen Mitgliedschaft zum Bürgerausschuß haben. Die Antwort
wird mit Rücksicht auf die Gründe der Privilegierung insoweit bejahend zu
lauten haben, als der Eintritt in eine der genannten öffentlichen Amts-
stellungen nach dem Erwerb der Eigenschaft als Bürgerausschußmitglied
erfolgt. Dagegen wird, wenn das Mitglied schon im Zeitpunkt des Ein-
!4) Das in die erneuerte Bürgerschaft wiedergewählte Mitglied kann seinen Sitz im
Bürgerausschuß nur durch besondere Neuwahl in den Bürgerausschuß wieder erlangen.
Siehe unten S. 19.
10 Kurt Perels
tritts in den Bürgerausschuß zu den genannten Amtsträgern gehörte, der
spätere Austritt von der Zustimmung der Bürgerschaft abhängig zu machen
sein; es würde eine nicht nur den Arbeiten des Bürgerausschusses abträg-
liche, sondern auch mit dem in Art. 34 Abs. 1 Satz 3 ausgesprochenen
Grundsatz nicht wohl zu vereinbarende Überspannung des Privilegs bedeuten,
wenn man in allen diesen Fällen die Bestimmung des Zeitpunkts der
Miteliedschaftsablehnung ins freie Ermessen des Gewählten legen wollte.
III. Die Mitglieder des Bürgerausschusses stehen auch als solche
im Genusse der parlamentarischen Immunität, da der Bürgerausschuß ein
Ausschuß der Bürgerschaft im Sinne des Art. 45 der Verfassung ist. Die
Immunitätsvorschriften des Reichsrechts finden -schon aus dem Grunde
Anwendung, weil der Bürgerausschuß eine gesetzgebende Versammlung
ist (s. unten).
Ferner sind die Mitglieder des Bürgerausschusses von der Verpflich-
tung zur Annahme der Wahl in eine Deputation befreit. Art. S4 Satz 1
— Revidiertes Gesetz über die Organisation der Verwaltung vom 2. November
1896, S 6 Ziffer 5). Ebenso haben sie das Ablehnungsrecht im Falle
der Wahl zum Schätzungsbürger'?), zum nicht rechtsgelehrten Mitglied der
Vormundschaftsbehörde'®) sowie der Schätzungskommission'‘), zum Handels-
richter'®), zum Beisitzer des Kaufmannsgerichts'”) oder des Gewerbe-
gerichts”®), endlich zum Mitgliede der Gewerbekammer®'), der Handels-
kammer °?) und der Detaillistenkammer.”?)
Mehr dem inneren Bürgerschaftsrecht zugewandt ist die Bestimmung,
nach welcher ein Mitglied des Bürgerausschusses, das zugleich einem
bürgerschaftlichen Ausschuß angehört, die Wahl in einen weiteren Aus-
schuß ablehnen darf, und ein Mitglied der Bürgerschaft, das bei gleich-
zeitiger Mitgliedschaft in mehreren Ausschüssen in den Bürgerausschuß
gewählt wird, — sofort oder später — die Entlassung aus allen bürger-
schaftlichen Ausschüssen bis auf einen verlangen kann. Geschäftsordnung
S 20 (der auch in seinen auf den Bürgerausschuß bezüglichen Teilen als
'») Gesetz über die Organisation der Verwaltung vom 15. Juni 1863 S 34.
'6) Gesetz, betr. die Vormundschaftsbehörde, vom 14. Juli 1899 5 4.
'7) Expropriationsgesetz vom 5. Mai 1886 S 16.
18) Gesetz zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 25. Februar 1910
S 32 Abs. 2.
'9) Ortsstatut, betr. die Errichtung eines Kaufmannsgerichts für die Stadt Hamburg,
vom 28. Oktober 1904 $ 12. Übereinstimmend Wulff a.a.0. Bd. 4 (1905) S. 169 Anm. 1.
20) Gesetz, betr. das Hamburgische Gewerbegericht in der Fassung der Bekannt-
machung vom 30. Juni 1905 $ 6.
2!) Gesetz über die Gewerbekammer, vom 4. Oktober 1907 S 16.
2) Gesetz, betr. die Handelskammer, vom 23. Januar 1880 S 6.
>) Gesetz, betr. die Detaillistenkammer, vom 29. Februar 1904 $ 13.
Über den hamburgischen Bürgerausschubß jet
eültig zu erachten ist, da er das Verhältnis ‘der Mitelieder der Bürger-
schaft zu den bürgerschaftlichen Ausschüssen regelt und lediglich be-
stimmte, nämlich dem Bürgerausschuß angehörende, Mitglieder der Bürger-
schaft bevorrechtigt).
Vierter Abschnitt.
Die Zuständigkeit.°')
12.Das Aufsichtsrecht.
„Der Bürgerausschuß ist verpflichtet, die Einhaltung der Verfassung
und der auf das öffentliche Recht bezüglichen Gesetze zu überwachen.“
In Ausübung dieser Pflicht hat er bei vorkommenden Verletzungen
zunächst Reklamationen beim Senat zu erheben und, wenn diese zu
einer befriedigenden Erledigung nicht führen, der Bürgerschaft „zur
Erwägung und eventuell zum Behuf der weiteren im Wege des für die
Gesetzgebung vorgeschriebenen Verfahrens einzuleitenden Maßregeln“
Anzeige zu erstatten. Art. 60 Ziffer 5.°°) Ein Tätigwerden in Ausübung
der Überwachungspflicht kann sowohl von Beobachtungen, die der Bürger-
ausschuß in seiner allgemeinen amtlichen Wirksamkeit macht, wie von
Anzeigen Dritter seinen Ausgang nehmen. Daß das Aufsichtsrecht als
durchaus praktisches Institut gemeint ist, zeigt sehr deutlich Art. 86a. E.,
in welchem den Deputationen ausdrücklich das Recht beigelegt wird,
gewisse Angelegenheiten, in welchen der Senat entgegen einer Deputation
entschieden hat, zur etwaigen Einleitung des im Art. 60 Ziffer 5 vor-
gesehenen Verfahrens an den Bürgerausschuß zu bringen.
2, In diesem Abschnitt handelt es sich nur darum, die Zuständigkeit des Bürger-
ausschusses in den Hauptriehtungen zu charakterisieren und durch Beispiele zu ver-
anschaulichen. Die Aufstellung eines Kompetenz -Katalogs für den Bürgerausschuß ist,
wenn überhaupt möglich, jedenfalls ohne rechtswissenschaftlichen Wert. Deshalb wird
auch von einem Eingehen auf die „Oberalten - Zuständigkeit“ des Bürgerausschusses
(siehe oben S. 4) Abstand genommen. Als Beispiel sei nur die Zuständigkeit zur Mit-
genehmigung der Verleihung der durch Rat- und Bürgerschluß vom 21. Juli 1853 ge-
schaffenen Hamburgischen Ehrendenkmünze an Hamburgische Bürger angeführt.
>) Als im Jahre 1877 der Senat die Unterlassung der Anzeige vom Vorkommen
des Koloradokäfers im Verordnungswege unter Strafe gestellt hatte, erhob der Bürger-
ausschuß Einsprache wegen vorliegender Kompetenzüberschreitung mit dem praktischen
Erfolg, daß in dem Senatsantrage Nr. 142 gesagt wurde: „unter ausdrücklicher Ver-
wahrung dagegen, seinerseits die Richtigkeit dieser Ansicht anerkannt zu haben, und
unter Vorbehalt aller Gerechtsame für künftige Fälle dieser Art will der Senat im vor-
liegenden Falle die Sache der Gesetzgebung überlassen“. (Der Senatsantrag wurde von
der Bürgerschaft ohne Debatte angenommen: 1877, 28. Sitzung.) — Ein weiteres Beispiel
bildet die Mitteilung des Bürgerausschusses (Nr. 44), betr. die Verleihung des Professoren-
titels durch den Senat, vom Jahre 1910.
12 Kurt Perels
Besonders einschneidend tritt das Aufsichtsrecht in die Erscheinung,
soweit es sich um Polizeistrafverordnungen der mit der Verwaltung der
Polizei beauftragten Behörden handelt, welche den Schutz von Personen
und Eigentum gegen unmittelbar drohende Gefahren, die Sicherung des
öffentlichen Verkehrs und den Schutz gegen semeingefährliche Hand-
lungen betreffen. Wenn der Bürgerausschuß dem Senat gemäß Art. 60
Zitfer 5 der Verfassung mitteilt, daß nach seiner Ansicht durch eine
solche Verordnung das öffentliche Recht verletzt sei, „so ist dieselbe
sofort außer Kraft zu setzen“. Revidiertes Gesetz über die Organisation
der Verwaltung vom 2. November 1896, $ 9 Abs. 3.
Unterstützt wird das Aufsichtsrecht durch ein sehr weitgehendes
Interpellationsrecht: „Der Bürgerausschuß ist befugt, vom Senat Aus-
kunft über Staatsangelegenheiten zu verlangen.”) Die entsprechende
Verpflichtung des Senats erleidet [nur] eine Ausnahme in betreff ob-
schwebender Verhandlungen in Reichs- und auswärtigen Angelegenheiten“.
Art. 60 Ziffer 3. Dies Interpellationsrecht ist dem der Bürgerschaft (Art. 65)
sleichgeartet, aber ausgedehnter als das der bürgerschaftlichen Ausschüsse,
mit denen der Bürgerausschuß im übrigen als ein „von der Bürgerschaft er-
wählter Ausschuß” das Recht zur Ladung und Vernehmung von Auskunfts-
personen teilt. Art. 51.
Il. Der Anteil an der Gesetzgebung.
l. Dem Bürgerausschuß kommt ein weitgehendes Mitwirkungsrecht
bei der Gesetzgebung zu. Doch fehlt ihm das Gesetzesinitiativrecht.
Im übrigen sind die Fälle, in denen der Bürgerausschuß als gesetz-
eebender Faktor in Konkurrenz mit der Bürgerschaft tätig wird, von
denen zu sondern, in welchen ihm kraft Rechtsatzes die ausschließliche
Befuenis zur gesetzgeberischen Beschlußfassung zusteht. Die ersteren
kann man als Fälle der ordentlichen Gesetzgebungskompetenz, die letzteren,
auch durch den Weefall des bürgerschaftlichen Gesetzesinitiativrechts
charakterisierten, als die der auberordentlichen Gesetzgebungskompetenz
bezeichnen. Der ordentlichen Zuständigkeit ist eigentümlich, daß der
Bürgerausschuß hier zu gesetzgeberischer Wirksamkeit nur „befugt“, also
nicht zur Annahme oder Ablehnung der Senatsanträge verpflichtet, viel-
mehr auch berechtigt ist, von einer Entscheidung abzusehen. Bei Ab-
lehnung des Antrages oder der Entscheidung ist es dem Senate unbenommen,
die betreffende Vorlage an die Bürgerschaft zu bringen.
(sanz singulär endlich ist die Befugnis des Bürgerausschusses, Not-
gesetzen des Senates die Zustimmung zu erteilen, falls die Bürgerschaft auf er-
folgte Berufung nichtin beschlußfähiger Anzahl zusammenkommt. Art.102,103.
20) Nicht „erbitten“, wie G. Seelig, Hamburgisches Staatsrecht (Hamburg 1902)
S. 102, sagt.
Über den hamburgischen Bürgerausschuß 13
.
2. Die ordentliche Gesetzgebungskompetenz des Bürgerausschusses
umfaßt:
a. die endgültige Mitgenehmigung außerordentlicher, im Budget
nicht aufgeführter Ausgaben mit Einschluß von eigentlichen „Nachbe-
willigungen“, d. h. nachträglichen Erhöhungen der im Budget gesetzlich
festgestellten Ausgabesummen ?‘) bis zu dem bei Beliebung des Budgets für
unvorhergesehene Ausgaben festgestellten Totalbelanf °°)*”) sowie solcher
>) Dab es eine unrichtige, weil zu enge, Ausleeung des Art. 60 Ziffer 1 sein würde,
wenn man sagen wollte, „nicht im Budget aufgeführte Ausgaben sind solche, die über-
haupt nicht im Budget vorkommen“ (Stolten in der Sitzung der Bürgerschaft vom
92. März 1905, Stenographischer Bericht S. 313; s. auch Verhandlung vom 4. Dezember 1901,
Stenographischer Bericht S. 773 f.), ist in eingehender rechtsgeschichtlicher Ausführung
überzeugend nachgewiesen in dem Ausschußbericht Nr. 20 von 1902 8.69f. (Bericht-
erstatter: Dr. Heyden). Die Zuständigkeit des Bürgerausschusses zu Nachbewilligungen
auf spezielle Rubriken des Budgets ergibt sich mittelbar auch aus S 20 des Gesetzes
über die Organisation der Verwaltung vom 15. Juni 1863: „zu einer beabsichtigten Mehr-
verwendung für spezielle Rubriken ist ausdrückliche Nachbewilligung (Art.60 Nr. I und
Art. 62 der Verfassung) erforderlich.“ [In dem Revidierten Gesetz über die Organisation
der Verwaltung vom 2. November 1896 S 5 Ziffer 5 ist die Verweisung auf die Ver-
fassung als überflüssig in Fortfall gekommen.
5) Bewilligungen, welche diesen Totalbelauf übersteigen und somit das Budget in
seiner Gesamtsumme verändern, bedürfen gemäß Art. 62 stets eines übereinstimmenden
Beschlusses von Senat und Bürgerschaft. Für Bewilligungen innerhalb des Total-
belaufs ist aber die Höhe des zu bewilligenden Antrages rechtlich durchaus unerheblich.
29) Über die zwischen dem Senat und dem Bürgerausschuß gepflogenen Verhandlungen
betreffs der Grundsätze, nach welchen ein Antrag auf Nachbewilligung auf einen Budget-
artikel an die Bürgerschaft oder an den Bürgerausschuß zu richten sei, macht der Bericht
des Budgetausschusses über das Budget für 1902 (Ausschubbericht Nr. 20 von 1902 8. 71.)
folgende Mitteilungen: „Auf Veranlassung des Bürgerausschusses hat sich der Senat über
diese Frage ausgelassen, und zwar dahin, daß an den Bürgerausschuß zunächst alle
diejenigen Anträge gelangen, welche wegen des geringfügigen Betrages, um den es sich
handelt. ein tunlichst vereinfachtes Verfahren rechtfertigen. Außerdem erscheint dem
Senat aber das gleiche Verfahren auch bei größeren Summen zweckmäßig und unbedenklich,
1. wenn die Bewilligung so dringlich ist, daß die Bürgerschaft, z. B. in den Ferien,
nicht wohl gefragt werden kann; 2. wenn es sich um die Deckung für eine Ausgabe
handelt, zu welcher der Staat unzweifelhaft verpflichtet ist, z. B. um «die Zahlung von
Zinsen für in gesetzmäßiger Weise abgeschlossene Anleihen, oder über deren Notwendig-
keit keine Meinungsverschiedenheit herrschen kann, weil es sich um die unbestreitbare
Folge früherer Beschlüsse oder vorliegender tatsächlicher Verhältnisse handelt, z. B. bei
den Ausgaben für Schnee- und Eisarbeiten, und endlich 3. wenn es im öffentlichen Inter-
esse wünschenswert erscheint, daß eine bestimmte Ausgabe zurzeit noch nicht allgemein
bekannt werde. — Der Senat hat diesen Grundsätzen noch die allgemeine Bemerkung
hinzugefügt, er werde es sich angelegen sein lassen, in Zukunft bei der Beantragung
gewisser der Summe nach größerer Nachbewilligungen auf das Budget einzelner Ver-
waltungen jedesmal besonders zu prüfen, ob ein genügender Grund vorliegt, um den Antrag
nicht an die Bürgerschaft, sondern an den Bürgerausschuß gelangen zu lassen. — Der
Bürgerausschuß, welcher übrigens bisher auch immer darauf geachtet hat, dab Anträge
auf Nachbewilligung auf Pöste, welche von der Bürgerschaft bei der Budgetberatung herab-
gesetzt sind, auch an die Bürgerschaft gerichtet werden, hat diesen Grundsätzen zugestimmt.“
14 Kurt Perels
nicht schon im regelmäßigen Gange der Verwaltung liegenden Veräußerungen
von Staatsgut, welche den Wert von 5000 Mark nicht übersteigen. Art. 60
Ziffer 1.°°%) Beim Tausch von Staatsgut, insbesondere von Grundstücken, ist
der Wert des hinzugebenden Staatsgutes maßgebend und nicht etwa die
schließliche Differenz zwischen den Werten der Tauschgegenstände.°')
b. „in dringlichen Fällen“ die Mitgenehmigung „gesetzlicher Ver-
fürungen von geringerer Bedeutung bis zur künftigen Zustimmung der
Bürgerschaft“. Art. 60 Ziffer 2. Versagt die Bürgerschaft die (unverzüg-
lich einzuholende) Zustimmung, so tritt die betreffende, unter einer auf-
lösenden Bedingung zustande gekommene gesetzliche Verfügung (mit
Wirkung ex nune) ohne weiteres außer Kraft.’”)
Praktische Bedeutung hat diese Bestimmung bisher nicht erlangt,
und in der Tat werden Gesetze von geringerer Bedeutung nicht leicht
so dringlich sein, daß sie nicht unmittelbar an die Bürgerschaft gebracht
werden können.”?)
3. Die außerordentliche Gesetzgebungskompetenz des Bürger-
ausschusses umfaßt die Mitgenehmigung vom Senat vorgeschlagener, an sich
durch Beschluß von Senat und Bürgerschaft zu treffender gesetzlicher Anord-
nungen (Verfassung Art. 62), soweit ihm solche, die bürgerschaftliche
zugleich ersetzende und ausschließende Mitgenehmigungsbefuenis durch
besonderes, einfaches°*‘) Gesetz übertragen ist. Hierher gehört z. B.:
0), Hierzu Protokolle der Bürgerschaft 1895, 26. Sitzung: „Der Vorsitzende teilt
mit, dab der Bürgerausschuß beschlossen habe, dab das Buch über die vom Bürger-
ausschuß auf den Posten für unvorhergesehene Ausgaben beschlossenen Bewilligungen
bis auf weiteres zur vertraulichen Einsicht für die Mitglieder der Bürgerschaft auf dem
Tisch des Sekretärs ausgelegt werde.“ — Siehe ferner Anlagen zur Staatshaushalts-
rechnung, Budgetartikel „Unvorhergesehene Ausgaben“.
>) Vergl. etwa Verhandlungen zwischen Senat und Bürgerschaft: Mitteilungen des
Senats Nr. 12 vom 13. Februar, Nr. 33 vom 23. März 1863.
>2) J.Wolffson, Das Staatsrecht der freien und Hansestadt Hamburg (Freiburg i. B.
und Tübingen 1884) S. 23. Wulff a. a. OÖ. Bd.1 S. 22 Anm. 3. Im allgemeinen s. auch
P. Schoen, die Verordnungen, im Handbuch der Politik Bd. 1 (Berlin und Leipzig 1912)
S. 303: „Sagt die Verfassung .. . nichts über die Wirkung der Verweigerung der Zu-
stimmung, so ist anzunehmen, daß mit ihr die Verordnung ohne weiteres außer Kraft
tritt, da sie unter der Voraussetzung der Zustimmung ... erlassen ist.“ „Der Wegfall
der Notverordnung wirkt nur für die Zukunft, nicht für die Vergangenheit; deshalb be-
stehen die unter ihrer Herrschaft entstandenen Rechtsverhältnisse fort und sind nach ihr
zu beurteilen.“
3) Die Bestimmung erklärt sich aus der beim Erlaß der Verfassung herrschenden,
von der späteren Entwicklung als unzutreffend erwiesenen Annahme, daß die Bürger-
schaft, ähnlich der Erbgesessenen Bürgerschaft, nur wenige Tage im Jahre versammelt
sein werde, während der Bürgerausschuß, ähnlich den Oberalten, häufiger zusammen-
treten werde.
4) Hierzu Verhandlung der Bürgerschaft vom 2. Mai 1906 (Stenographischer Bericht
S. 489 f.).
Über den hamburgischen Bürgerausschub 15
die Abweichung von dem Enteignungsbeschluß sowie die Vermehrung
der gesetzlichen Zahl der Mitglieder der Schätzungskommission ge-
mäß Expropriationsgesetz vom 5. Mai 1886 $ 3 Abs. 4 und S 16 Abs. 2;
der senatsseitige Erlaß örtlicher Verordnungen über die Dauer der Lehr-
zeit im Sinne des S 77 des Handelsgesetzbuchs — gemäß (Gesetz, betr.
Ausführung des Handelsgesetzbuchs, vom 29. Dezember 1899 S 1; die in
Ausführung des Gesetzes, betr. die Erhebung des Tonnengeldes in Hamburg
und Cuxhaven, vom 12. Februar 1902 S 2 Ziffer 1 zu erlassende Be-
stimmung darüber, welche Güter als „geringwertige Massengüter“ für
die Ermäßigung des Tonnengeldes in Betracht kommen; die Bestimmung
der Zahl der in jedem Steuerbezirk zu wählenden Schätzungsbürger —
semäßb S 34 des Gesetzes über die Organisation der Verwaltung vom
15. Juni 1863, der in soweit durch S 24 des Revidierten Gesetzes
über die Organisation der Verwaltung vom 2. November 1396 in Kraft
erhalten ist; die Abänderung der Wahlordnung für die Wahlen der Bei-
sitzer des hamburgischen Gewerbegerichts und die Abänderung der ge-
setzlichen Zahl der Beisitzer — gemäß S 5 des Gesetzes, betr. das ham-
bureische Gewerbegericht, vom 12. Oktober 1892 (in der Fassung der
Bekanntmachung vom 30. Juni 1905); die Anordnung, daß das Lustbarkeits-
steuergesetz vom 8. Dezember 1911 auch auf einzene im Landgebiete
stattfindende Veranstaltungen anzuwenden sei — gemäß S 20 Abs. 2 die-
ses Gesetzes. Besonders umfassend ist das delegierte Mitgenehmigungs-
recht des Bürgerausschusses, soweit es sich um die Feststellung von
Gebührentarifen handelt.”°)
4. Als Hilfsorgan beim Gesetzgebungsverfahren dient der Bürger-
ausschuß in zweifacher Richtung.
a. Er kann nach Ermessen des Senats als Empfänger der den Gesetz-
entwurf perfizierenden Mitgenehmigungserklärung des Senats in den Fällen
verwendet werden, in welchen der Senat entweder einem selbstständigen
Antrag der Bürgerschaft oder seinem eigenen von der Bürgerschaft ab-
geänderten Antrag die Zustimmung erteilt hat. Art. 69 Abs. 1.°")
b. Die jüngsten Mitglieder des Bürgerausschusses””) erlosen die senato-
rischen Mitglieder der Entscheidungsdeputation. Verfassung Art. 72 Abs. 5.
III. Der Anteil an der Vollziehung.
Der Anteil des Bürgerausschusses an der Vollziehung äußert sich
in zwei Hauptrichtungen, nämlich in der Berufung von staatlichen Amts-
») Vergl. aus der großen Zahl von Beispielen etwa das Gesetz, betr. die wissen-
schaftlichen Anstalten, vom 11. Oktober 1901 S 9 Abs. 3.
36) S. oben S. 14 Anm. 33.
37) Darunter werden mit W. von Melle, das Hamburgische Staatsrecht (Hamburg und
Leipzig 1891) S. 182 Anm. 2, „wohl die dem Lebensalter nach jüngsten zu verstehen sein“.
16 Kurt Perels
trägern und sodann in der Mitbestimmung der finanziellen Rechtsstellung
der „besoldeten öffentlichen Staatsangestellten “.?°)
l. In ersterer Hinsicht diene folgendes zur Charakterisierung seiner
Zuständigkeit:
Der Bürgerausschuß wählt (durch absolute Stimmenmehrheit) den
Sekretär der Bürgerschaft, welcher zugleich als Sekretär des Bürger-
ausschusses fungiert. (resetz, betr. den Beamten-Etat der Bürgerschaft,
vom 13. April 1881 S1.
Der Bürgerausschuß entsendet zwei seiner Angehörigen als Mit-
glieder in die Zentralwahlkommission. Weahlgesetz für die Wahlen zur
Bürgerschaft vom 5. März 1906 5 9 Abs. 2.
Der Bürgerausschuß wählt ein Mitglied der Oberersatzkommission
und einen Stellvertreter für dasselbe. Senats- und Bürgerschaftsbeschluß
vom 4./28. Dezember 1574 (Bekanntmachung des Senats vom 4. Januar 1875).
Die Sachverständigen für die nach Maßgabe des Reichsgesetzes
vom 13. Juni 1875 und der dazu erlassenen Ausführungsverordnung zu
bildenden Schätzungskommissionen werden vom Senat im Einver-
ständnis mit dem Bürgerausschuß bestimmt. Senats- und Bürger-
schaftsbeschluß vom 24. Februar/s. März 1882 (Bekanntmachung des
Senats vom 13. März 1882).
Häufiger und zum Teil wichtiger sind die Fälle, in denen der
Bürgerausschuß zur Aufstellung von Wahlaufsätzen für die von der
Bürgerschaft vorzunehmenden Wahlen berufen ist. Diese Zuständigkeit
findet sich zunächst da, wo infolge der Bildung eines neuen Amtsorganismus
der erstmalige Wahlaufsatz nicht von der Behörde selbst formiert
werden kann; ein Beispiel bietet das Gesetz, betr. die Wohnungspflege,
vom 8. Juni 1898 S3 Abs. 5, ein weiteres das Berggesetz vom 3. Juli
191.19 ABr Abs. 2.
Die dauernde Kompetenz zur Bildung des Wahlaufsatzes ist dem
Bürgerausschuß beigelegt hinsichtlich der Wahl der nicht rechtsgelehrten
Mitglieder der Schätzungskommission — Expropriationsgesetz vom 5. Mai
1886 S 16 Abs. 1 — und hinsichtlich der Wahl der sechs von der
Bürgerschaft zu wählenden Mitglieder (Delegierten) der Genossenschafts-
versammlung der Hamburgischen Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft
und ihrer Ersatzmänner — Statut der Hamburgischen Landwirtschaft-
lichen Berufsgenossenschaft S 3, 4 (Bekanntmachung des Senats vom
25. Januar 1889).
Außerdem ist der Bürgerausschuß ermächtigt, die von der Finanz-
») Die folgenden Darlegungen zeigen noch deutlicher als die vorhergehenden,
dab die Gewaltenteilung (besser: Gewaltenverteilung) des Artikels 6 Abs. 2 nach keiner
Richtung ausschließlich oder erschöpfend ist, was übrigens schon aus Art. 52 erhellt.
Über den hamburgischen Bürgerausschuß 1:7
deputation aufgestellten. zunächst ihm mitzuteilenden (siehe auch Ge-
schäftsordnung S 66) Aufsätze für die Wahl von Mitgliedern der Finanz-
deputation kraft Zweidrittelmehrheitsbeschlusses durch Hinzufügung eines
vierten Namens zu ergänzen. Verfassung Art. 52 Abs. 2; Revidiertes
Gesetz über die Organisation der Verwaltung vom 2. November 1896
6 -Abs. 1.
2. Der Anteil des Bürgerausschusses an der Bestimmung der
finanziellen Ansprüche der Staatsbeamten im engeren Sinne ist folgender-
maßen gestaltet:
Es bedarf seiner Mitgenehmigung zur Vergütung von Umzueskosten
bei Berufung Auswärtiger als ständiger Hilfsarbeiter des Senats. Gesetz
vom 23. Januar 1389, betr. Abänderung des Gesetzes über die Wahl und
Organisation des Senats vom 28. September 1860, $ 3. — Für die übrigen
Beamten, für die ein gesetzlicher Anspruch auf Gewährung von Umzugs-
kosten nicht vorgesehen ist, ergibt sich die gleiche und außerdem auf
die Gewährung einer angemessenen Mieteentschädigung ausgedehnte Mit-
gsenehmigungsbefugnis aus S 7 der Gehaltsordnung vom 1. Mai 1907.
Seine Zustimmung ist ferner erforderlich zur Anrechnung früheren
öffentlichen ®”) Dienstes bei der Festsetzung des Dienstalters und bei der
Berechnung der Pension bezw. der Zusicherung der Anwendung der
günstigeren Pensionsbestimmungen des Staates der früheren Anstellung.
Disziplinar- und Pensionsgesetz für die nichtrichterlichen Beamten vom
7. Januar 1884 8 38, 39, Gehaltsordnung $ 15 Abs. 3.
Die Beilegung eines bestimmten, für die Berechnung der Alters-
zulagen maßgebenden Dienstalters bei der Anstellung, Versetzung oder
Beförderung eines Beamten, sowie die Feststellung des Anfangsgehalts
auf einen höheren Betrag als den des gesetzlichen Anfangsgehalts ist
ebenfalls durch die Mitgenehmigung des Bürgerausschusses bedingt. (re-
Baltsordnune 8.15 Ans. 1.8342 1,3, 522 Abs. 2): 8 27, 8.357 Ahs;3, 532%
Das Gleiche eilt von der Beilegung eines erhöhten persönlichen
Gehalts an wissenschaftliche Assistenten nach Maßgabe des S 26 der
Gehaltsordnung.
>) Die Anrechnung der in einer Privatstellung zugebrachten Zeit kann nur
durch Beschluß von Senat und Bürgerschaft erfolgen. Delegation der Zuständigkeit zur
Vornahme solcher Anrechnung ist natürlich auch hier zulässig: Vergl. (abgesehen von
der Sonderbestimmung des $ 35 Abs. 3 der Gehaltsordnung) Senats- und Bürgerschafts-
beschluß vom 20./29. Juni 1904, durch welchen „Senat und Bürgerausschub
ermächtigt werden, gegebenenfalls dem in die Stelle des ersten Dispacheurs berufenen
Beamten die Zeit, welche derselbe vor seiner Anstellung in einer selbständigen geschäft-
lichen Stellung zugebracht hat, für die Berechnung der Pension ganz oder teilweise in
Anrechnung zu bringen“ (Verhandlungen zwischen Senat und Bürgerschaft S. 410, 428)
und dazu die Bekanntmachung des Senats, betr. den ersten Dispacheur der Deputation
für Handel und Schiffahrt, vom 1. Juli 1904.
18 Kurt Perels
Weiter steht ihm gemäß S 57 der Gehaltsordnung (sogenannter Härte-
paragraph) die Mitgenehmigung einzelner Abweichungen von diesem
Gesetze zu, welche die Ausgleichung etwaiger bei seiner Ausführung
entstehender Unbilligkeiten und Härten bezwecken.
Endlich ist die Entscheidung über die Versetzung eines Beamten in
den Ruhestand, sofern sie unter Gewährung eines Ruhegehalts oder einer
Unterstützung erfolgen soll, sowie die Entscheidung über die Gewährung
einer lebenslänglichen Pension oder einer vorübergehenden Unterstützung
an einen unter Annahme mildernder Umstände des Dienstes entlassenen
Beamten durch seine Einwilligung bedingt. Disziplinar- und Pensionsgesetz
S 32, 33, 34, 9. Für Richter gelten die besonderen Bestimmungen des
(Gesetzes zur Ausführung des (rerichtsverfassungsgesetzes vom 25. Februar
1910 5 40, 44.
IV. Di&erichtshbarkeit.
Als Disziplinargericht erster und letzter Instanz fungiert der Bürger-
ausschuß im Falle von Beschwerden über die vom Vorstande der Bürger-
schaft verhängten Ordnungsstrafen. Disziplinar- und Pensionsgesetz S 8.
Fünfter Abschnitt.
Das Verhältnis zur Bürgerschaft insbesondere.
Aus der vorstehend dargelegten Kompetenznormierung ergibt sich,
daß der Bürgerausschuß, mag er immerhin aus Wahlen der Bürgerschaft
hervorgehen, ein der Bürgerschaft gegenüber durchaus selbständiges Organ
ist. Hat er doch nicht nur anstelle der Bürgerschaft staatliche Funktionen
wahrzunehmen; kommt ihm doch vielmehr auch eine Kompetenz zu, in
welcher er kraft Gesetzes außerhalb jeder Konkurrenz mit der Bürger-
schaft handelt; und ist er doch sogar in der Lage, der Bürgerschaft Vor-
schläge mit relativ bindender Wirkung zu machen.
Wie hier, bei den Wahlen in die Finanzdeputation, der Bürger-
ausschuß, nicht aber die Bürgerschaft dem Wahlaufsatz der Finanz-
deputation einen weiteren Namen hinzufügen darf, so Kann er auch, wenn
er dem entsprechenden Senatsantrage zustimmt, die Bürgerschaft mit-
zwingen, d. h. zwingen, eine Sitzung unter Ausschluß der Öffentlich-
keit abzuhalten. Art. 46 Abs. 2 Satz 2. Im noch höherem Maße spricht
sein von dem Willen der Bürgerschaft unabhängiges Recht, die Bürger-
schaft zu berufen — Art. 50 Abs. 1 Ziffer 2, Art. 60 Ziffer 4 —, gegen die
Auffassung, daß der Bürgerausschuß lediglich ein Organ der Bürger-
schaft sei.
Über den hamburgischen Bürgerausschuß 19
Ein Organ der Bürgerschaft ist er nur in dem Sinne, in welchem die
Bürgerschaft ein Organ der Bürger ist '®), d. h. insofern als er aus Wahlen
der Bürgerschaft hervorgeht. In seiner Wirksamkeit ist der einmal ge-
bildete Bürgerausschuß vollkommen unabhängig von der Bürgerschaft, so
unabhängig wie diese von ihren Wählern.
Ihre Bestätigung findet diese Auffassung nicht nur darin, daß der
Bürgerausschuß in ganz anderer Weise als die bürgerschaftlichen Aus-
schüsse gebildet wird '') (wie auch die bei der halbschichtigen Erneuerung
der Bürgerschaft ausgeschiedenen und wiedergewählten Mitglieder der
Bürgerschaft ohne besondere Wahl zwar in die bürgerlichen Ausschüsse,
denen sie angehört haben, nieht aber in den Bürgerausschuß wieder ein-
treten '?)) und daß er im vollen Gegensatz zu den bürgerschaftlichen Aus-
schüssen Entscheidungsgewalt hat — sondern auch darin, daß der
Bürgerausschuß der Bürgerschaft in keiner Weise verantwortlich ist:
Kann er auch von Mitgliedern der Bürgerschaft um Auskunft ersucht
werden, ohne daß der Präsident dies zu verhindern die Macht hätte, so
besteht doch keine Verpflichtung, die gestellte Frage zu beantworten.
Da die Sache selbst, anders als es bei Objekten bürgerschaftlicher Aus-
schußberatung der Fall ist, gegen den Willen des Ausschusses nur kraft
eesetzlicher Vorschrift an die Bürgerschaft gelangen kann, besteht
dem Bürgerausschuß gegenüber überhaupt kein echtes Interpellations-
recht. Charakteristisch ist ein Vorgang aus der Sitzung vom 28. September
1598, gelegentlich dessen der Präsident auf die Anfrage von J. Rohde,
betreffend Pensionierung des Gerichtsschreibers Nitschke, namens des
Bürgerausschusses erklärte, „daß derselbe die Beantwortung der Anfrage
prinzipiell ablehne, da es ausgesprochenermaßen einer der Hauptzwecke
des Disziplinar- und Pensionsgesetzes gewesen sei, die persönlichen Ver-
hältnisse der zu Pensionierenden der öffentlichen Beratung in der Bürger-
schaft zu entziehen.“
Die staatsrechtliche Stellung des Bürgerausschusses und sein Ver-
hältnis zur Bürgerschaft insbesondere ist zutreffend und klar bezeichnet
durch die Worte des Dr. A. Wolffson in der Sitzung der Bürgerschaft
vom 4. Dezember 1901 (Stenographischer Bericht S. 776): „Der Bürger-
0) Hierzu jetzt E. Lüders, der Träger der Staatsgewalt in den Hansestädten,
Annalen des Deutschen Reichs 1912 8. Sf.
+1) Seine Bildung ist durch die Verfassung (s. oben), die der bürgerschaftlichen
Ausschüsse durch die Geschäftsordnung geregelt. Auch stellt die Geschäftsordnung
die „Ausschüsse“ (Abschnitt IV) dem „Bürgerausschuß“ (Abschnitt III) gegenüber, für
dessen Sitzungen sie die Geschäftsordnungsbestimmungen über die Sitzungen der Bürger-
schaft, nicht aber die über die Sitzungen der bürgerschaftlichen Ausschüsse für mab-
gebend erklärt ($ 16 Ziffer 6).
42) Vergl. nächst Art. 55 etwa Verhandlung der Bürgerschaft vom 23. März 1910
(Stenographischer Bericht S. 333).
20 Kurt Perels
ausschuß ist ein selbständiges Organ, das seine Machtbefugnisse
nicht von der Bürgerschaft oder vom Senat, sondern von der Verfassung
selbst herleitet. Er hat sich nicht an irgendwelche Instruktionen weder
seitens des Senats noch der Bürgerschaft zu binden, sondern er muß
nach seiner eigenen Verantwortlichkeit die Entscheidung treffen“. In dem-
selben Sinne erklärte der Präsident der Bürgerschaft, Engel, in der
Sitzung der Bürgerschaft vom 9. Februar 1910 (Stenographischer Bericht
8: LIT): , - --=..-1ch muß»... erklären, daß. der Bürgerausschuß eine
ganz selbständige Instanz ist. (Sehr richtig). Im Bürgerausschuß
hat jedes Mitglied nach seinem eigenen und nur nach seinem eigenen
(sewissen zu entscheiden und ist nicht abhängig von irgendeiner Stimmung
in der Bürgerschaft oder außerhalb derselben. (Bravo!)“ *?)
In der Tat besteht zwischen der Bürgerschaft und dem Bürgerausschuß
kein anderes staatsrechtliches Band als die Personalunion zwischen den
Bürgerausschußmitgliedern und zwanzig Bürgerschaftsmitgliedern. Ist dem
aber so, dann kann auch die Auffassung, daß „bei Beschlußnahmen, welche
dem Bürgerausschuß überwiesen sind, der Bürgerschaft das Recht zusteht,
selbst die Entscheidung zu treffen, einerlei, ob die betreffenden Anträge
direkt oder nach Verwerfung durch den Bürgerausschuß an sie gelangen“ ,'*
in der Allgemeinheit, in welcher sie ausgesprochen ist, für zutreffend nicht
erachtet werden. Es ist vielmehr in jedem einzelnen Falle zu prüfen, ob
konkurrierende Zuständigkeit von Bürgerschaft und Bürgerausschuß besteht
oder nicht.*°) Diese Frage beantwortet sich z. B. von selbst für den Fall
des Art. 60 Ziffer 1 der Verfassung. Aber auch bei der Einleitung des
Verfahrens wegen Verletzung der auf das öffentliche Recht bezüglichen
(Gesetze, insbesondere der Verfassung, ist die Bürgerschaft nieht als durch
vorgängige Befassung des Bürgerausschusses mit der Angelegenheit ein-
geengt zu erachten; im Sinne des Art. 60 Ziffer 5 ist die Anzeige des
Bürgerausschusses nur als mögliche, nicht aber als notwendige Vorstufe
der bürgerschaftlichen Gesetzesinitiative anzusehen.’®) Dagegen kann die
Bürgerschaft nicht für befugt erachtet werden, in den zahlreichen Fällen, für
welche gesetzlich nur die Zuständiekeit des Bürgerausschusses Konstituiert
3) Eine von dieser Auffassung, die eine eigene Verantwortlichkeit des Bürger-
ausschusses nach außen annimmt und damit eine Verantwortlichkeit der Bürgerschaft für
seine Beschlüsse verneint, abweichende Meinung vertrat Dr. Schön in der Sitzung der
Bürgerschaft vom 8. Mai 1912 (Stenographischer Bericht S. 719): „Dadurch, daß der
Bürgerausschuß diesen Verwaltungsakt [Konzessionserteilung] genehmigen soll, wird die
Bürgerschaft selbst für die Verwaltung mitverantwortich, begibt sich des Rechts der
Kontrolle und kann nachher nichts mehr kritisieren.“
4), J. Wolffson a.a. 0. S. 23; ebenso Wulff a.a. ©. Bd. 1 S. 22 Anm. 1.
») Für das Gebiet der Gesetzgebung vergl. oben S. 12.
6) J. Wolffson a. a. 0. 8.28.
Über den hamburgischen Bürgerausschuß >]
ist, wie z. B. bei Pensionierungen von Beamten®‘) oder bei der Wahl eines
Mitgliedes der Oberersatzkommission, an seiner Statt zu beschließen. Sie
hat sich vielmehr, eben durch die Mitgenehmigung der Zuständigkeits-
übertragung an den Bürgerausschuß, der eigenen Zuständigkeit begeben.
Und der Senat ist, solange das betreffende Delegationsgesetz gilt, rechtlich
nicht in der Lage, für die Zwecke der staatlichen Willensbildung anstelle
der Zustimmung des Bürgerausschusses die der Bürgerschaft einzuholen.
Das Gegenstück der Beschränkung des Senats, der in diesen Fällen nicht
die Wahl zwischen Einholung der Mitgenehmigung der Bürgerschaft oder
des Bürgerausschusses hat, bildet auf bürgerschaftlicher Seite das Fehlen
des Initiativrechts.
Sechster Abschnitt.
Der Geschäftsgang.
Die Verhandlungen des Bürgerausschusses sind nicht öffentlich.
Artikel 59.*°) Diese Bestimmung steht aber der Zulassung von Senats-
kommissaren zu den Sitzungen nicht im Wege. Dagegen ist die ent-
sprechende Anwendung des Artikels 64 S 4°”) auf die Verhandlungen des
Bürgerausschusses ausgeschlossen. Daß im übrigen der Ausdruck „nicht
öffentlich“ nicht mit „geheim“ gleichzusetzen ist, ergeben schon die Aus-
führungen des vorigen Abschnitts, doch mag auch in tatsächlicher Be-
ziehung des weiteren darauf hingewiesen werden, daß der Bürgerausschuß
der Bürgerschaft häufig Mitteilungen über schwebende Verhandlungen
gemacht hat.°®)
Beschlußfähig ist der Bürgerausschuß bei Anwesenheit von zwölf
Mitgliedern. Artikel 58.°')
7) Vorausgesetzt natürlich, daß sich die Pensionsgewährung innerhalb des gesetz-
lichen Rahmens bewegt.
5) So die Verfassungsentwürfe seit der Neunerverfassung. Die Konstituanten-
verfassung (Art. 91) sah für die Regel Öffentlichkeit der Verhandlungen vor.
"») „Auf Wunsch der Bürgerschaft ist der Senat zur Absendung von Kommissarien
zu den Verhandlungen über Senatsanträge verpflichtet“.
50) Vergl. außer dem früher Erwähnten etwa die Angabe des Protokolls der 53. Sitzung
von 1863 (28. Dezember): „Auf von dem Herrn Johs. Halben gestelltes Gesuch über die
Verhandlungen des Bürgerausschusses mit dem Senat in betreff des Verbots militärischer
Übungen in den hiesigen Turnhallen, gibt der Vorsitzende der Versammlung Kenntnis
von denselben“.
>) Nach der Konstituantenverfassung (Art. 90) sollte der Bürgerausschuß bei
Anwesenheit der Mehrheit der Mitglieder beschlußfähig sein (mach der Neuner-
verfassung bei Anwesenheit von vierzehn Mitgliedern).
99) Kurt Perels
Weitere Bestimmungen über den Geschäftsgang des Bürgeraus-
schusses finden sich in der Verfassung nicht. Wohl aber enthält die
Geschäftsordnung der Bürgerschaft in S 16 Ziffer 1 bis 5 eine Reihe
hierher gehöriger spezieller Vorschriften und außerdem in Ziffer 6 die
allgemeine Klausel: „Im übrigen und soweit nicht die Artikel 57 bis 59
der Verfassung entgegenstehen, finden die Bestimmungen der Geschäfts-
ordnung über die Sitzungen der Bürgerschaft auch auf die Sitzungen des
sürgerausschusses entsprechende Anwendung.“ Zunächst ist deutlich,
dab dieser Satz nicht in der Beschränkung verstanden sein will, als
ob er lediglich die entsprechende Anwendung der Bestimmungen des
fünften Abschnitts der Geschäftsordnung („Die Sitzungen“) vorschreibe;
denn gerade die in diesem Abschnitt enthaltenen Anordnungen eigenen
sich, abgesehen allenfalls von S 26 (Präsenzpflicht) und $ 30 (Ordnungs-
und Zursacheruf), schlechterdings nicht zur entsprechenden Anwendung
auf die Sitzungen des Bürgerausschusses.
Hiernächst fragt es sich, ob die Bestimmungen des S 16 der Ge-
schäftsordnung, soweit sie nicht zugleich die Mitglieder der Bürgerschaft
als solche betreffen, in dem gewollten Umfange gültig sind. Diese Frage
ist zu verneinen.’”) Die Normierung des Geschäftsganges eines der Bürger-
schaft nieht unterworfenen und von ihr unabhängigen Organs liegt außer-
halb der Zuständigkeit der Bürgerschaft.’”)
Wenn dennoch bei den Verhandlungen des Bürgerausschusses einzelne
Bestimmungen der bürgerschaftlichen Geschäftsordnung beobachtet werden,
so handelt es sich hier nicht um eine kraft rechtlichen Zwanges platz-
greifende entsprechende Anwendung von Geschäftsordnungsbestimmungen
der Bürgerschaft, sondern um tatsächliche Anwendung solcher Bestim-
mungen kraft eigener Observanz des Bürgerausschusses.
Wie aus den Verhandlungen der Bürgerschaft vom 19. Januar 1910
hervorgeht, werden die Berichterstatter für die einzelnen Gegenstände
PDA MW U LER BASE Arm. 1.
») Die im Wege der Gesetzgebung zustande gekommene Geschäftsordnung
der Bürgerschaft von 1859 konnte natürlich zugleich organisatorische und verfahrens-
rechtliche Bestimmungen für den Bürgerausschuß treffen. Aber diese Bestimmungen
verloren ihre Geltungskraft, als im Jahre 1881, nach erfolgter Übernahme der Be-
stimmungen über Zusammensetzung und Wahl des Bürgerausschusses in die Verfassung,
die bisherige Geschäftsordnung aufgehoben wurde. (Verhandlungen zwischen Senat und
Bürgerschaft 1881, Nr. 38.) Die neue autonome Geschäftsordnung der Bürgerschaft
(in Kraft seit dem 20. April 1881; Protokolle 1881, 15. Sitzung) aber konnte rechtswirksam
nur Bürgerschaftsgeschäftsordnungsrecht setzen. Auch für den Bürgerausschuß
gilt, was der Ausschußbericht Nr. 6 von 1881 (S. 2) über die Stellung der Beamten
der Bürgerschaft ausführt: Auch seine Rechtsstellung „kann nicht mehr durch die,
nunmehr einseitig von der Bürgerschaft beliebte, von ihr jederzeit durch einseitigen
Beschluß abzuändernde Geschäftsordnung geordnet werden“.
Über den hamburgischen Bürgerausschuß 92
ww
im Vorwege, d.h. vor der Verhandlung der Sache, vom Präsidenten be-
stimmt; bei Widerspruch gegen diese Bestimmung, erfolge er alsbald
seitens des Bestellten oder im Bürgerausschuß selbst, entscheidet der
Ausschuß (Geschäftsordnung der Bürgerschaft S 16 Ziffer 3). Ferner
“kann der Bürgerausschuß durch Zweidrittelmehrheitsbeschluß seine Mit-
glieder verpflichten, über eine zur Verhandlung gelangte Angelegenheit
Stillschweigen zu beobachten (Geschäftsordnung der Bürgerschaft S 16
Ziffer 5), wobei sich von selbst versteht, daß, ehe die Möglichkeit eines
Geheimhaltungsbeschlusses gegeben ist, d.h. zwischen der Einbringung
einer Vorlage und der ersten Verhandlung, nicht durch Mitteilungen aus
dem Inhalt der Vorlage an Dritte etwas diesem Beschluß Präjudizier-
liches geschehen darf.
Dagegen ist nach dem Gesagten nicht anzunehmen, dab, wie es
bei angenommener Geltung des S 16 Ziffer 6 der Fall sein müßte, etwa
S 31 Ziffer 1 oder S 61 der Geschäftsordnung der Bürgerschaft ent-
sprechende Anwendung zu finden habe. Es würde auch der gesetzes-
politischen Zweckbestimmung des Bürgerausschusses schnurstracks zuwider-
laufen, wenn der Bürgerausschuß regelmäßig im voraus über die Tages-
ordnung der nächsten Sitzung zu beschließen haben oder wenn er beim
Vorhandensein nur einer einfachen Mehrheit bei der Abstimmung über
einen Senatsantrag gehalten sein sollte, eine zweite Beratung und Ab-
stimmung vorzunehmen.
Eingegangen am 18. April 1912.
Gedruckt bei Lütcke & Wulff, E. H. Senats Buchdruckern.
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