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KAISERLICH- KÖNIGLICHEN
> GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT.
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XIV. BAND.
1864.
Mit II Tafeln.
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> WIEN. &
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES.
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in 2011 with funding from
California Academy of Sciences Library
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II.
Vorwort zum vierzehnten Bande.
Der Band des Jahrbuches ergänzt in dem nun regelmässigen Fortgange in
gewisser Beziehung die Jahres-Ansprache des Novembers zu einem Jahres-
ganzen in der bürgerlichen Annahme des Wortes.
So ist ein Blick auf den Inhalt desselben voll von wahrer Befriedigung.
Wohl darf ich den Geist mir hoch gehoben fühlen am Schlusse eines
Jahres, in welchem mein Allergnädigster Kaiser und Herr mich würdig
erachtete, mit Allerhöchst dessen Ritterkreuz des Oesterreichisch-
Kaiserlichen Leopold-Ordens geziert zu werden, aber in welchem auch
ausserhalb Oesterreich die drei hochverdienten deutschen Stammgenossen, Karl
Friedrich Philipp v. Martius in München, Jakob Noeggerath in Bonn, Karl
Gustav Carus in Dresden für ihr hohes naturwissenschaftliches Verdienst an
ihren Jubeltagen durch die gleiche Allergnädigste Verleihung hoch geehrt
und anerkannt wurden.
Das wird unvergessen bleiben, immerwährend unser treuer inniger Dank.
Der Band des Jahrbuches in seinen vier Heften wurde in gewohnter Zeit und
Weise vollendet, Dank dem Schutze unseres wohlwollenden obersten’Chefs Seiner
Excellenz des Herrn k. k. Staatsministers Ritter v. Schmerling. Die Arbeit
erheischt meinen besten Dank, meinem hochverebrten Freunde Herrn k. k. Berg-
rath Franz Ritter v. Hauer in der Sorge für den Fortgang der Druckarbeiten.
Von der Direetion der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, sowohl unter dem Herrn
Director A. Auer Ritter v. Welsbach, als unter dem Herrn Vicedireetor und
gegenwärtigen Leiter Karl Adam Kaltenbrunner, in stetem Fortschritte der
Benützung der verschiedenen Abtheilungen, unter den Herren Oberfactoren
Franz Wöhjert und Andreas Worring, und in nächster Berührung in der
Ausführung unter Herrn Factor A. Knoblieh, waren wir stets der raschesten
Förderung und wohlwollendsten Berücksichtigung versichert, und ich darf daher
hier die vollste dankbarste Anerkennung aussprechen. Auch dieses Jahr gelang
A *
IV
es noch am Samstage nach unserer Dinstags-Sitzung die ersten Exemplare der
Berichte über dieselbe zur Vorlage und theilweise zur Versendung zu bringen.
Das Bild der Gesammtheit des Personals unserer Anstalt ist in der Abthei-
lung der auswärtigen Theilnehmer durch die im Laufe des Jahres von Seiner
Excellenz dem Herrn k. k. Finanzminister Edlen v. Plener verfügte Einberufung
des Herrn k. k. Bergrathes A. Patera, so wie einer neuen Anzahl jüngerer
Mitglieder des k. k. ärarialischen Montanisticums erweitert. Auch die Zahl
unserer hochverehrten Gönner und Correspondenten hat reichen Zuwachs durch
fortwährende freundliche Beziehungen erhalten.
Mit grösstem Genusse bringe ich den hochgeehrten Herren meinen Dank
dar, welche an den Arbeiten theilnahmen, die in dem Bande verzeichnet sind.
Aus unserem eigenen Kreise mit umfassenderen und kürzeren Mittheilungen die
Herren Dr. G. Stache, Karl Ritter v. Hauer, D. Stur, H. Wolf, Freiherr
v. Andrian und Paul, M. V. Lipold. Sodann die hochgeehrten Freunde und
Fachgenossen Dr. A. Madelung, kais. russ. Staatsrath und Akademiker
H. Abich von St. Petersburg, Prof. K. F. Peters, Dr. C. G. Laube, Dr. Cor-
nel Chyzer, M. Simettinger, Prof. E. Suess, Prof. A. Pichler in Inns-
bruck, Oberbergrath O. Freiherr v. Hingenau, Director M. Hörnes; ferner
die Herren k. k. Berg-Ingenieure A. Rücker, Fr. Babanek, J. Cermak,
Fr. Posepny,E. Windakiewiez, dazu die Arbeiten im chemischen Labora-
torium von Herrn Karl Ritter v. Hauer, die Bibliotheks-Berichte von Herrn
Ritter A. Senoner.
Die Abtheilung der Verhandlungen enthält noch, ausser von den” oben-
genannten Herren , welche ebenfalls vielfach vertreten sind, zahlreiche Vor-
lagen der Herren Franz Ritter v. Hauer und F. Foetterle aus unserem
eigenen Kreise, nebst den obengenannten Freunden und Fachgenossen Vor-
träge der Herren Professoren A. E. Reuss, F. v. Hochstetter, K. Zittel,
Bergrath A. Patera, nebst den obengenannten Herren Berg-Ingenieuren
auch von den Herren Freiherr G. v. Sternbach, J. Rachoy und
L. Hertle. Mancherlei wissenschaftliche Mittheilungen und Gegenstände für
unsere Sammlungen sind in den Sitzungen theils von dem Director, theils von
den früher genannten Herren vorgelegt und besprochen, die wir zahlreichen
Freunden verdanken, den Herren Dr. F. Stoliezka in Caleutta, Director
Rudolph Ludwig in Darmstadt, Bergmeister M. Simettinger, jetzt in Gros-
sau, A. Bielz in Hermannstadt, k. k. Ministerialrath L. Ritter v. Heufler,
dem königlichen preussischen Handelsministerium, k. k. Oberst v. Der-
vent in Beloyar, k. k. Hofrath Ritter J. Hyrtl, Geheimen Rath €. G. Carus in
V
Dresden, Professor J. Seguenza in Messina, G. Schwartz Edlen v. Moh-
renstern, k. k. Kriegseommissär A. Letocha, E. Lartet und Christy,
Elie de Beaumont und de Chancourtois in Paris, Dr. Th. Schrüfer in
Rattelsdorf bei Bamberg, Professor J. Woldrich in Salzburg, Professor Axel
Erdmann in Stockholm, der hochverehrlichen Stadtgemeinde in Wien durch
Herrn Bürgermeister Ritter A. Zelinka, dem montanistisch-geognostischen
Vereine in Gratz, Director Julius Schmidt in Athen, Dr. Thomas Oldham
in Caleutta, Dr. Rubidge in der Capstadt, Boucher de Perthes in Abbe-
ville, Professor L. H. Jeitteles in Olmütz, Staatsgeologen A. Selwyn in Mel-
bourne, Professor Franz v. Kobell in München, Bergrath B. v. Cotta in
Freiberg, Dr. Albrecht Schrauf, Apotheker A. Schaller in Hohenelbe, Dr.
Alfred Stelzner in Dresden, Staatsgeologen J. D. Whitney und Freiherrn F.
v. Richthofen in San Franeisco, F. A. Brockhaus in Leipzig, k. k. Rech-
nungsrath J. B. Kraus, C. W. Gümbel und A. v. Dittmar in München, Jules
Martin in Dijon, Professor A. Schenk in Würzburg, A. v. Morlot in Bern,
Paolo Lioy in Padua, V.Chatel in Valeongrain im Calvados, Graf F. v. Marenzi
in Triest, Professor V. R. v. Zepharovich in Prag, dem hohen k. k. Staatsmini-
sterium für die Novara-Reisewerke. ?
Nicht weniger zahlreich und mannigfaltig lagen uns die für die Sammlungen
bestimmten Gegenstände vor, einige an schriftliche Berichterstattungen ange-
schlossen, von den hochgeehrten Herren und Freunden k. k. Ober-Baudireetor
Liebener in Innsbruck, Justin Robert Oberalm bei Hallein, k, k. Statthalter
E. Freiherrn v. Kellersperg in Triest, Joseph Sehwarz in Wien, Eduard
Bauer in Triest, K. Kaczvinsky in Radoboj, J. Wala in Pribram, Rudolph
Ludwig, M. Simettinger, Dr. H. Risehanek in Vicenza, E. Lartet und
Christy, Ober-Bergeommissär Fr. Weinek in Klagenfurt, dem seitdem ver-
ewigten Gewerksdireetor L. Hohenegger in Teschen, Gewerksbesitzer M
Sidoroffin St. Petersburg, L. H. Jeitteles, A. Sartory, k. k. Kreishaupt-
mann L. Kube in Zaleszesyk, J. Sapetza in Neutitschein, F. Mialowich in
Kaeczyka, Professor L. Fr. Zekely in Oberschützen, J. Mayrhofer in Werfen,
Kammerrath H. Grotrian in Braunschweig, Fr. Binna in Hall, Tirol, Apothe-
ker A. Storch in Rokitzan, k. k. Bergverwalter Andreas Jurenak in Herren-
grund, Apotheker Emil Keller in Waag-Neustadtl, k. k. Ministerialrath A. Lil!
v. Lilienbach in Pribram, Oberverwalter Benediet Roha in Steierdorf, Apo-
theker Adolph Tachetzi in Eger, Oberverwalter Ferdinand Schliwa in
Reichenau, k. k. Sectionsrath Franz Ritter v. Schwind, k. k. Exspeetanten
Ernst Lürzer v. Zechenthal.
VI
Gewiss ist dieses Bild reicher Theilnahme, hier in hochgeehrten Namen
der Theilnehmer ausgedrückt, ganz geeignet nieht nur für dieselben die lebhaf-
testen Dankgefühle zu erregen, sondern auch mit hoher Anregung dem Fort-
schritte des Jahres 1865 entgegenzusehen.
Herr A. Fr. Graf Marschall besorgte wie in früheren Jahren freundlichst
die Register nach den Namen der Personen, Orte und Sachen.
Unsere Sitzungen des Jahres 1864 schliessen mit der des 20. December. In
dieser gab ieh dankbaren Herzens raschen Bericht über die Feier eines achtzig-
sten Jahresschlusses. Wenig konnte ich ahnen, dass nur ganz wenige Stunden
darauf die ersten Anzeichen erscheinen würden, dass dieses hohe, edle, uns in
so vieler Beziehung theure Leben des nun verewigten durchlauchtigsten Herrn
Erzherzog Ludwig Joseph, nur zwei Tage noch dieser unserer Erde ange-
hören würde. Der Höchstselige Kaiserliche Prinz und Erzherzog entschlief
sanft am Abend des 22. Decembers um 103/, Uhr zu einem besseren Leben.
In tiefer Rührung schreibe ieh hier ein treffend wahres, hohes Wort:
„Ein Erlöschen während des ruhigsten Schlafes, ein lieblich Bild für alle
Diejenigen, die ihm in seinen letzten Stunden beistehen konnten und durften.“
Er war ein mäclftiger huldreicher Besehützer und Förderer, für immer
unvergesslich.
K. k. geologische Reichsanstalt.
Wien, am 28. December 1864.
W. Haidinger.
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Personalstand der k. k. geologischen Reichsanstalt.
1. Oberste Leitung.
K. K. Staatsministerium.
Minister: Seine Excellenz, Herr Anton Ritter von Schmerling, Grosskreuz
des österreichisch-kaiserlichen Leopold-Ordens, Grosskreuz desgrossherzog-
liceh-baden’schen Ordens der Treue, sämmtlicher Rechte Doctor, k. k. wirk-
licher Geheimer Rath, Curators-Stellvertreter der Kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften u. s. w.
2, Mitglieder.
Direetor: Wilhelm Karl Haidinger, Med. und Phil. Dr., Ritter des öster-
reichisch-kaiserlichen Leopold-Ordens und des kaiserlich-österreichisch en
Franz Josephs-Ordens, Besitzer einer grossen goldenen Subseriptions-
'Ehren-Medaille mit seinem Bildnisse; Ritter der k. preussischen Friedens-
classe Pour le Merite, des k. bayerischen Maximilians-Ordens für Wissen-
schaft und Kunst, Commandeur des k. portugiesischen Christus-Ordens,
Ritter des k. sächsischen Albrechts-Ordens und des k. schwedischen Nord-
stern-Ordens, k. k. wirklicher Hofrath, M. K. A. Ill. Ungargasse, 3.
Erster &eologe : Franz Ritter v. Hauer, k. k. wirklicher Bergrath, M. K. A.
III. Lagergasse, 3.
Zweiter &eologe: Marcus Vincenz Lipold, k. k. wirklicher Bergrath. IN. Sale-
sianergasse, 23.
Archivarı August Friedrich Graf Marschall auf Burgholzhausen, Erb-
marschall in Thüringen, k. k. wirklicher Kämmerer. I. Wollzeile, 33.
Assistent: Franz Foetterle, k.k. wirklicher Bergrath. III. Rasumoflskygasse, 3.
Geologen: Dionys Stur. III. Posthorngasse, 5.
Guido Stache, Phil. Dr, III. Heumarkt, 5.
Heinrich Wolf. VII. Stiftgasse, 5.
Ferdinand Freiherr v. Andrian-Werburg. Ill. Hauptstrasse, 3.
Karl M. Paul. I. Augustinerstrasse, 12.
Vorstand des chemischen Laboratoriums: Karl Ritter v. Hauer, Besitzer des
k. k. goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone, k. k. Hauptmann in Pension.
HI. Ungargasse, 27.
Bibliotheks-Custos: Adolph Senoner, Ritter des k. russischen St. Stanislaus-
Ordens II. Cl. und des königl. griechischen Erlöser-Ordens, Mag. Chir.
II. Ungargasse, 24.
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Zeichner: Eduard Jahn. Ill. Barichgasse, 24.
Auswärtig: Moriz Hörnes, Phil. Dr., Commandeur des k. portugiesischen Christus-
Ordens, Custos und Vorstand des k. k. Hof-Mineraliencabinets, C. M. K. A.
II. Rothe Sterngasse, 20.
Auswärtige Theilnehmer.
Von Seiner Exeellenz dem Herrn k. k. Finanz-Minister Edlen v. Plener nach
Wien einberufen.
I. Vorstand des k. k. hüttenmännisch-chemischen Laboratoriums.
Adolph Patera, k. k. w. Bergrath, Hüttenchemiker für das gesammte Mon-
tanwesen, Ill. Heumarkt, 13.
Il. Berg-Ingenieure.
1. Vom Jahre 1863.
Eduard Windakiewiez, k. k.Schicht- ( II. Marokkanergasse, 3.
Gottfried Freiherr v. Sternbach,| meister. Ill. Ungargasse, 9.
Franz Babanek, ee a a A EE = 9.
Anton Horinek, DEREN IE " 9.
Benjaminv.Winkler,[. . » 2 2.2.2.2... | II Beatrixgasse, 12.
Anton Rücker, III. Barichgasse, 28.
Joseph Cermak, k. k. Exspectanten . . Il. y 28.
Joseph Rachoy, een. EN Erdbergarsinaep
Franz Posepny, a je ei ang ML Kriegelgasgerikle
Ludwig Hertle, ihr ee Ungar
2. Vom Jahre 1864.
Adolph Ott, k. k. Markscheiders-Adjunet. III. Beatrixgasse, 12.
Matthäus Razezkiewiez }k.k. Exspec- (Ill. Ungargasse, 90.
Camillo Edler v. Neupauer,| tanten. m Reisnerstrasse, 18.
Otto Hinterhuber, k. k. Praktikant. II. Uugargasse, 34.
Johann Böckh, de 37T.
Alexander Gesell, A A.
Wilhelm Göbl, k. k. Praktikant... . .M. b 34.
Franz Gröger,k.k. Exspectant. . . . . II. Gärtnergasse, 19.
k. k. Exspectanten. Ki
3. Diener.
Cabinetsdiener: Johann Suttner.
Laborant: Franz Freidling.
Amtsdieners-&ehilfen: Erster: Johann Ostermayer.
Zweiter: Sebastian Böhm.
K. k. Militär-Invalide als Portier: Unteroffieier Anton Gärtner, Ottakring, Haber-
gasse, 328.
III. Rasumoffskygasse, 3.
IX
Gönner und Correspondenten.
Fortsetzung des Verzeichnisses im XIII. Bande des Jahrbuches.
(Die sämmtlichen hochverehrten Namen sind hier, wie in den verflossenen Jahren, in eine einzige alphabetisch fort-
laufende Reihe geordnet und durch Buchstaben die Veranlassung zur Einschreibung derselben ausgedrückt. A die
Mittheilung von wissenschaftlichen Arbeiten; B die Schriftführung für Behörden, Gesellsehaften und Institute; © die
Geschenke von selbstverfassten oder MD fremden Druckgegenständen oder U von Mineralien; endlich X als Ausdruck
des Dankes überhaupt und für Förderung speeieller Arbeiten der k. k. geologischen Reichsanstalt, wodurch diese
zu dem grössten Danke verpflichtet ist.)
Die Frauen:
Coutts, Fräulein Burdett, Güterbesitzerin, London. D.
Goldschmidt, Frau Emilie, Werksbesitzerin, Dubnik bei Eperies. F.
Edle v. Lanner, Frau Fanny, Werksbesitzerin, Klagenfurt. B.
Die Herren:
Aguilar y Vela, Antonio, Seeretär der k. Akademie der Wissensch. in Madrid. B.
Ambroz, Ferdinand, k. k. Bergwesens-Exspeetant, d. Z. substituirter control-
lirender Amtsschreiber, Padert. A.
Balhauser, Joseph, gräflich Keglevich’scher Forstmeister, Kis-Tapolesany. F.
Beer, Joseph Georg, Generalsecretär der k. k. Gartenbau-Gesellschaft F.
Bill, Dr. Georg, k. k. Professor, Seeretär des naturwissensch. Vereins, Gratz. B.
Billet, Seine Hochw. C., k. k. Gymnasialdirector, Feldkirch. B.
Binna, Franz, k. k. Salz-Bergverwalter zu Hall, Tirol. E.
Böckh, Johann, k. k. Exspectant. A.
v. Brandenstein, Otto, k. k. Gendarmerie-Major, Eger. B.
Campione, Karl, k. k. Oberverwalter, Soövär. F.
Choczensky, Joseph, Bergbaubesitzer und Grubendirector, Szapar. F.
Cipariu, Timotheus, Domherr der hochw. griech.-kath. Metropole ‚von Fogaras,
Vice-Präsidentdes siebenb. Vereins für Beförderung der nationalen Literatur
und Cultur des romanischen Volkes, Hermannstadt. B.
Coechi, Igino, Ritter, Professor, Florenz. C.
Cuenoud, Professor, Vice-Präsident der Societe Vaudoise des sciences natu-
relles, Lausanne. B.
Davis, Charles, E., Ehren-Localsecretär der Versammlung zu Bath. F.
Graf Dessewffy, Egyd, k. k. w. Kämmerer, Administrator des Tburoezer
Comitates, Szent-Marton. F.
v. Dittmar, Dr. Alphons, München. D.
Dorfwirth, Joseph, Werksbesitzer, Bürgermeister, Grünburg, Steyr. F.
Dragorich, Karl, k. k. Consul, Trapezunt. F.
Drastich, Wilhelm, Bergassistent, Hruschau, Mähren. F.
Eichler, Dr. Aug. Wilh., Prof., Assistent an der kön. bayer. Univer., München.
Falconer, Hugh, M.D., F.R.S. Secretär der geolog. Gesellschaft, London. D.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14, Band. 1864. IV. Heft, B
X
Favre, Louis, Secretär der Sociel& des seiences naturelies, Neuchatel. B.
Felder, Cajetan, J. U. Dr., M. L. C. C., erster Bürgermeister-Stellvertret er
der k. k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien.
Fellmann, Karl Friedrich, Generalsecretärs-Stellvertreter der k. k. a. pr-
Kaiser Ferdinands-Nordbahn. F.
Ferrus, A., Generalsecretär der Societe acad&mique des seiences, arts, belles-
lettres, industrie et agrieulture de St. Quentin. (Aisne.) B.
Forchhammer, Peter W. Ph. Dr., Professor, Kiel. D.
Graf Forgaes von Ghymes und Gäes, Karl, Schloss Ghymes bei Neutra. F.
Fränkel, Leo H., Secretär der Handelskammer, Brody. B.
Fries, J. O., königl. schwedischer Bergingenieur, Stockholm. B.
Freiherr v. Friesenhof, Gustav, Brogyan, Ungarn, F.
Freiherr v. Friesenhof, Gregor, Ungarisch-Altenburg. F.
Galton, Franeis, F. R. S., F. G. S. ete. 42. Rutland Gate, London. F.
Göbl, Wilhelm, k. k. Bergpraktikant,
Goldschmidt, Ludwig Adolph, Werksbesitzer zu Dubnik F.
Grelinger, J., Secretär-Stellvertreter derk.k. Ackerbau-Gesellsch., Lemberg. B.
Gesell, Alexander, k. k. Exspectant. F.
Griffith, Georg, Generalsecretärs-Assistent. Bath. F.
Grimm, Dr. Julius, Generalsecretär der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft. F.
Gröger, Franz, k. k. Exspectani. A.
Grotrian, Hermann, Herz. Braunsehw. Kammerrath, Braunschweig. E.
Grünwald, Franz, Assistent an der k. k. pr. Südbahn, Vöslau. F.
Haberfelner, Joseph, Radwerks- (Nr. 3) Beamter, Vorderuberg. B.
Edler v. Hayek, Gustav, prov. Assistent am k. k. polytechnischen Institute. E.
Heigl, Johann, k. k. Schichtmeister, Eisenerz, Steiermark. F.
Hill, Thomas, Präsident der Harvard Universität, Cambridge. V.S.N.A. B.
Hinterhuber Otto, k. k.Bergpraktikant. A.
Hippmann, Theodor, k. k. Bergverwalters-Adjunet, Fohnsdorf, Steiermark. F.
Hirschfeld, Joseph, Med.-Dr., Badearzt, Pirawarth. F.
Hochstetter, Karl, k. k. pr. Fabriksbesitzer, Hruschau, Mähren. F.
Ritter v. Hoffinger, Joh. Bapt., Jur. undPh. Dr., k. k. Ministerialseeretär, Uni-
versitäts-Notar. C.
Holloway, D. P., Commissioner. of Patents, Washington. B.
Hopkins, William, M.A., L.L.D., F.R.S. Parkers Piece, Cambridge. F.
Hrmo, Martin, Pfarrer, Fenyö-Kosztolän bei Aranyos-Maroth. F.
Jäger, Dr. Gustav, Direetor des Thiergartens des Acelimatisations-Institutes, F.
Jedlik, P. Anianus, Capitular des hochw. Benedietiner-Ordens-Stiftes Martins-
berg, d. Z. Rector der k. Universität, Pest. B.
Jelinek, Dr. Karl, Direetor der k. k. Centralanst. für Meteorol. und Erdmagn.D.
Jonäk, Dr. Eberhard, Komthur, k. k. Universitäts-Professor, Prag. B.
Kaltenhbrunner, Karl Adam. Vice-Direetor und Leiter der k. k. Hof- und
Staatsdruckerei. F.
Keller, Emil, Apotheker, Waag-Neustadtl. F.
Freiherr v. Kellersp erg, Ernst, Ritter, k.k.w. geh. Rath, Statth. u. s. w., Triest. E.
v. Klipstein, Dr. A., Oberbergrath, Giessen. F.
Koch, J. B., Bibliothekar der schweizerischen Gesellschaft für die gesammten
Naturwissenschaften, Bern. B.
v. Koppy, Stephan, Werksbesitzer, Kaschau. F.
Knöpfler, Dr. Wilhelm, k. k. Kreisarzt, Seeretär der X. Versammlung unga-
rischer Naturforscher und Ärzte, Maros-Vasärhely. F.
XI
v. Krenski, Hugo, k. preuss. Bergwerksdireetor, Kattowitz, Schlesien. F.
Loziezky de Baja, Lajos, Seine Hochw. Dechant und Pfarrer, Kis-Apathi bei
Aranyos-Maroth. F.
Loser, Johann, Phil.-Dr., Direetor des k. k. Gymnasiums, Triest. A.
Lorenz, Kaspar, k. k. Salz-Hüttenmeister, Hallein. F.
Lürzer von Zechenthal, Ernst, k. k. Berg-Exspeetant, Salzburg. F.
Lyell, Sir Charles, Baronet de Kinordy, L. L. D., D.C. L. F. R. S. ete. F.
Graf Marenzi, Franz, Markgraf von Val d’Olioli, k. k. w. Kämmerer, Feld-
marschall-Lieutenant. Laibach. ©.
Markham, Clements Robert, Secretär der k. geogr. Gesellschaft, London. B.
Merkel, Dr. W., Secretär der naturhistorischen Gesellschaft. Nürnberg. B.
Matthes, ©. J., Generalseceretär der k. Akademie der Wissensch., Amsterdam. B.
Mathy, Karl, grossherzogl. Staatsrath und Präsident des grossherzogl. Handels-
ministeriums, Karlsruhe. B.
Mialowich, Friedrich, k. k. Salinenverwalter, Kaezyka. A.
Moore, Charles, Ehren-Localseeretär der Versammlung zu Bath. F.
Nagy, Joseph, Med.-Dr., k. k. Comitatsphysieus, Neutra. D.
Neupauer, Camillo, Edler v., k. k. Exspectant. A.
Fürst Odescalchi, Gyula, Szerhadely, Ungarn. F.
Fürst Odesealchi, Arthur, Szolesan, Ungarn. F.
Ott, Franz, Bergmeister. Hruschau, Mähren. D.
Ott, Adolph, k. k. Markscheiders-Adjunet. A.
Paijkull, €. W., königl. Schwedischer Bergingenieur, Stockholm. B.
Patera, Johann, k. k. w. Bergrath und Referent, Salzburg. F.
Paul, Ritter, Königl. preuss. Oberhüttendireetor, Königshütte, Schlesien. F.
Pechar, Johann, Inspeetor der k. k. priv. Südbahn-Gesellschaft. ‚Wien. .D.
Pengelly, Wilhelm, F. R. S., F. G. S. London. E.
v. Piller, Miklos, Gutsbesitzer, Ober-Merk, Eperies. F.
Pohl, Karl, gräflich Palffy'scher Bergverwalter. Bajmocz, Neutra. F.
Prandel, Martin, Verweser des Ill. Radwerkes. Vordernberg. F.
Freiherr v. Prokesch-Osten, Seine Exe. Anton, Grosskreuz des Ö. K. Leo-
pold-Ordens, k. k. w. geh. Rath, Internuntius, Constantinopel. F.
Rachoy, Franz, Ritter v. Fridau’scher Bergverwalter. Münzenberg, Leoben. F.
Raczkiewiez, Matthäus, k. k. Exspectant, A.
v. Rehorovsky, Alois, k. k. Salinenverwalter. Hallein. F.
O'Reilly, Joseph P., Civil-Ingenieur. Dublin, D.
Freiherr v. Revay, Simon, Erb - Obergespan des. Thuroezer-Comitats
Styavnieska, Sz. Marton E.
Rischanek, Hubert, Med.-Dr., k. k. Regimentsarzt. Vieenza. E.
Roha, Benedict, Oberverwalter der k.k. öst. Eisenbahn-Gesellschaft. Steierdorf. E.
Roth, Dr. R., Universitäts-Bibliothekar, Tübingen. B.
Freiherr Rüdt von Collenberg, Friedrich, k.k. Major inP. Füss, Verebely, Neutra. F.
Russell, Rev. €. G.. Th. Dr., Präs. von St. Patrieks College, Maynooth, Irland. B.
Rusu, V., Secretär des siebenbürgischen Vereines für Beförderung der nationa-
len Literatur und Cultur des romanischen Volkes. Hermannstadt. B.
Salzmann, Johann, Inspector an der k. k. priv. Südbahn, F.
Sartori, Anton, Fabriksbesitzer. Wien. E.
Sauter, Dr. Anton, Vorst. der Gesellsch, fürSalzburger Landeskunde. Salzburg. B.
Schiel, Friedrich, Direetor des evangelischen Gymnasiums. Kronstadt. B.
Schiestl, Joseph, k. k. Bergmeister. Hallein. F.
Schimke, Johann, Ritter, kaiserlicher Rath, Director der k. k. priv. Theiss-
Eisenbahn-Gesellschaft. F.
B*
X
Sehliwa, Ferdinand, k. k. Oberverweser, Reichenau, Oesterreich u. d. Enns. E.
Schmalz, Adalbert, Bergassistent, Michalkowitz, Mähren. F.
Schmued, Ignaz, H. Drasche’scher Bergverwalter. Seegraben, Leoben. E.
Schneider, k. pr. Berggeschworner und Berg-Referendar. Beuthen, Schlesien. F.
Sehrauf, Albrecht, Ph. Dr., Custos-Adjunet am k. k. Hof-Mineralieneabinet. A.
Schrüfer, Dr. Theodor, Caplan. Rattelsdorf, bei Bamberg. B,
Schwarz, Franz, Med. Dr., k. k. Regiments- und Hospital-Arzt, Pera, Con-
stantinopel. F.
Schweinbach, Franz, Schriftführer der Gesellschaft für Salzburger Landes-
kunde. Salzburg. B.
Ritter v. Schwind, Franz, Sectionsrath im k. k. Finanz-Ministerium. F.
Seitz, Professor, Secretär der königl. botanischen Gesellschaft, Regensburg. B.
Seguenza, Joseph, Professor am k. Lyceum. Messina. D.
Sidoroff, M., Industrialwerk- und Güter-Besitzer, St. Petersburg. E.
Skribanek, August, Freiherr v., k. k. Linienschiffs-Fähnrich. F.
Skuppa, Joseph, k. k. Hauptmann. A.
v. Somogyi, Rudolph, Bibliothekar der k. ungar, naturw. Gesellschaft. Pest. B.
Spottiswoode, William, F. R: S., Secretär d. k. geogr. Gesellschaft. London. B.
S pitzer, Salomon, commereieller Agent der k. k. pr. österr. Staatsbahn. Wien, C.
Stadler, Joseph, k. k. Sectionsrath, Director der k. k. steiermärkisch-öster-
reichischen Eisenwerke zu Eisenerz. F.
Stelzner, Alfred, Geologe, Dresden. A.
Strass, Moriz, Besitzer der Badeanstalt zu Pirawart. F.
Stricker, Dr., Bibliothekar der Senckenbergischen naturforschenden Gesell-
schaft, Frankfurt a. M. B.
Sturm, J. W. Dr., Secretär der naturhistorischen Gesellschaft, Nürnberg. B.
Sullivan, William K., Phil, Dr., M.R.l.A., Prof. an d. Kathol. Universität. Dublin. E.
v. Szontagh, Nikolaus, Mitglied mehrerer gel. Gesellschaften, Wien. C.
Tachetzi, Adolph, Apotheker, Eger. E.
Täglichsbeck, Otto, k. preuss. Berg-Referendar, Königshütte, Schlesien. F.
Graf Teleki, Dominik, Vice-Präsident der Versammlung ungarischer Natur-
forscher und Ärzte, Maros-Väsärhely. A.
Tombor, Ignaz, Apotheker, Sillein. F.
Tunner, Verweser der gräfl. Meran’schen Werke, Köflach, Steiermark. F.
Vogl, Anton, k. k. Hüttenmeister. Hall, Tirol. E.
Vogt, B., Bürgermeister, Giessen. F.
Waclawik, Franz, k. k. Hauptmann, Eger. E.
Wahlquist, A. H., königl. schwedischer Bergingenieur. Stoekholm. B.
Wernher, Dr. B,, Professor, Giessen. F.
Weil, Dr. Heinrich, Schriftführer des naturh. Landes-Museums, Klagenfurt. B.
v. Winkler, Anton, Gutsbesitzer. Raszlawitz bei Eperies. F.
Winwood, H.H., Ehren-Localseeretär der Versammlung zu Bath. F.
Wöhlert, Franz, Oberfactor der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. F.
Woolworth, S. B., Seeretär der Staats-Bibliothek von New-York. B.
Worring, Andreas, Oberfactor der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. F,
Wozniakowsky, Joseph, fürstl. Salm’scher Bergverwalter. Gaya, Mähren. F.
Zelinka, Andreas, J.U. Dr., Ritter des österr. kais. Ordens der EisernenKrone,
. Bürgermeister der k. k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien. D.
a 23 Ayaanıma ul Hr Brenn de are
Personalstand der k. k. geologischen Reichsanstalt . . „ «a»... .. BEN
Correspondenten der k. k. geologischen Reichsanstalt aus dem Jahre 1:10 Meere
1. Heft. Jänner, Februar, März 1864.
I. Die Metamorphosen von Basalt und Chrysolith von Hotzendorf in Mähren. Von Dr.
ANSCHIENG RI EUTETEIRER er alle eh a el an he linnan ea ne ee BL m MelReN un he uen une
II. Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. Von Dr. G. Stache. (Zweite Folge.)
III. Ein Bliek auf die Halbinseln Kertsch und Taman. Von Hermann Abich . . .. .
IV. Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der Serbisch-Banater-Militärgrenze. Von M. V.
Lipold Bureiaet net al er eure, warl,a, Dar jeWjagıe, Sei. m let m Senne 8 OR elctiesfke, Bel 9: wei Yellla
V. Arbeiten ausgeführt im chemischen“ Laboratorium der k. k. geologischen Reichs-
ae ale Von’Karl Titten. v. Hauer. 7. „en en TE NE
VI. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt gelangten Einsendungen
von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefacten u. s. w. Sn -
VII. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt eingelangten Bücher,
Barien a: saw ee ee Ey EN ET OR 2
2. Heft. April, Mai, Juni 1864.
I. Ueber einige Krinoidenkalksteine am Nordrande der österreichischen Kalkalpen.
Yon Dr RK Rp ea an Sl ENT ER RR RT EN
II. Mittheilungen über die Erzlagerstätten von u Graupen in Böhmen. Von Dr. Gustav
BE ruBe. na nad Ron ee yo mol nahen En
III. Ueber die Mineralquellen des Säroser- -Comitates in Ober-Ungarn. Von Dr. Cornel
RE reg Fr Sri nceve en 2
IV. Mittheilungen über einige Untersuchungen auf Kohle im Zalaer-Comitate. Von
BEnTinWenIeun N: BUT EL LANLDTER IE DEN In URN S Une BNLTER LE IE RR N
V. Ueber die neogenen Ablagerungen der Mürz und Mur in Ober-Steiermark. Von Dionys
SE A ee RP 3. een Re. Vorantrg,üv-
VI. Zur Erinnerung an Johann Karl Hocheder. Von W.Haidinger........
VII. Der Salinenbetrieb im österreichischen und steiermärkischen Salzkammergut in
chemischer Beziehung. Von’ KarlIntter verkawere re. an me
VII. Arbeiten ausgeführt im chemischen Laboratorium der k.k. geologischen Reichs-
anstalt. Von Karl Ritter v: Hauer UHREN N REREIN ER
IX. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt gelangten Einsendungen v von
Mineralien, Gebirgsarten, Petrefaeten u.» w. ).......... 1...
X. Verzeichniss der an die k. k. Se Reichsanstalt eingelangten Bücher,
Barlenu. 8. w.. 0-0. 20.00 08 07 In or on au ar arch en dalen ee» SERIE KERLE ware .
3. Heft. Juli, August, September 1864.
. Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald. Von Anton
Bürkert; Au Peak als Weleda alle Jahr BER Lor ile Kr) VE
. Die geologischen Verhältnisse der kleinen Karpathen und der angrenzenden Land-
gebiete im nordwestlichen Ungarn. Von Ferdinand Freiherrn v. Andrian und
Baslay. Paule. Ne rn. ee OL TEE Bar hen ns Veh ee Ve
al
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Seite
TI
VII
303
Ill. Beiträge zur Kennfniss der Kohlenablagerung bei Mährisch-Trübau. Von Berg-
Ingenieur M, Simellanwer..e 0. 4.6, 0.. us sale. Se
IV. Ueber eine Pseudomorphose von “ Chlorit nach Stralilstein. Von Dr. Gustav C.
Lauben Va DR PRESS T N a Ha RR SONRERERTEN 74.7 5 R a AURRRBRAEENN Bn 1 WAND
V. Die neuen Gangausrichtungen in Pfibram. Von k k. Bergesspeetanten Franz
Ba bank Wi Tr de u re ee Er ee is
VI. Ein Beitrag zur Kenntniss der tertiären Randbil dungen des Wiener Beckens.
Von Paul... u a Me
VIl. Einige Bemerkungen über die an der Grenze des Keupers gegen den Lias vor-
kommenden Ablagerungen. Von Dionys SIURKREN ATS N
VII. Bemerkungen über die Münster’schen Arten von St. Cassian in der Münchener
paläontologischen Sammlung. Von Dr. Gustav C. Laube :
IX. Barometrische Höhenmessungen i in den kleinen Karpathea im Pr essbur ger, Neutraer
und Trenesiner Comitat. Von Anton Rücker . . .. . u ae
X. Referat der Wasserversorgungs-Commission in der Sitzung des Gemeinderathes
der Stadt Wien am 10. Juni 1864. Vorgetragen vom Herrn Gemeinderathe k. k.
Profi BRimardSpesst „rss ee nee Bee SER ER
XI. Der Oetzthaler Stock in Tirol, Von Adolf Pichler s un
Xll. Bemerkungen über die Geologie von Unter-Steiermark. Von Dionys Stur TE...
XII. Die geologischen Uebersichiskarten von Dalmatien, Croatien und Slavonien auf
der Ausstellung von Gegenständen der Landwirthschaft und Industrie zu Agram,
am 18. August 1864. Bericht von W. Haidinger ......2..». 2 arange
XIV. Ludwig Hohenegger. Von Otto Freiherrn v. Hingen ee >
XV. Arbeiten’ ausgeführt im chemischen Laboratorium der k&%k, geologischen Reichs-
anstalte Vonckarlduter vHAUOL USE 0 tern ale a ae ee
XVI. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt gelangten Einsendungen
von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefaeten u. s. w.. 2... s
XVll. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt eingelangten "Bücher,
IKOTTERIU, Sn. ER ae ER TER N DENE ENT)
4. Heft. October, November, December 1864.
I. Bericht über die geologische Aufnahme im östlichen Böhmen. Von Heinrich Wolf
Il. Skizze der Jura-Insel am Vlära-Passe bei Trenesin. Von Joseph Cermak
Il. Die Quarzite ven Drietoma bei Trenesin. Von Franz Posepny .
IV. Die Gangverhältnisse des Grünerganges in Schemnitz und seiae Erzführung. Von
ENuanap Win akalerw Cote ne ehear ara an lan kt le ee
V. Die fossilen Mollusken des "Tertiärbeckens von Wien. Band II, Lieferung
Nr. 15 und 16. Von Dr. Moriz Hörnes ..... 2...
VI. Arbeiten, ausgeführt im chemischen Laboratorium der k. k. geologischen Reiche:
anstalt. Von Karl Ritter v. Hauer . \
VII. Verzeiehniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt gelangten Einsendungen
von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefaeten u. s. w. Vom 16. September bis 15. De-
EIER I TTS a N
VII. Verzeiehniss Aer an die k.k. geologische Reichsanstalt eingelangten Bücher,
Karten u. s. w. Vom 16. September bis 15. December 1863. . ». . 2. 2.2...
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
3 Sitzungsberichte.
SL LE es TE 8 a er
W. Haidinger, Pasqual v. Ferro todt 1. — Uebergabe der Druckschriften
der Anstalt an Se. k. k. Apostolische Majestät 1. —Die k. k. geologische Reichs-
anstalt besprochen in Petermann’s Mittheilungen 3. — Geologische Ueber-
sichtskarte des Kaiserreiches 3. — Geologische Uebersiehtskarte von Deutsch-
land 3. — Dechen’s -Karte .der Rheinprovinz und in eniphalens 4. — Paläonto-
logia indiea 4, — Dr. G. Laube, Erzlagerstätten von Graupen 5.—M.V. Lipold
‚Kohlenbaue von Berszaszka 6. — D. Stur ‚ Neogenablagerungen im Mürz- und
Murthal 7. DEE. ur ME
413
417
436
439
517
518
Seite
Sitzung: amd. Behruar:1864- ». '. „ul mleleni a ee a en 8
W. Haidinger, H. Rose todt 8. — Schreiben von H. Abich aus Tiflis
9. — Cassianer Petrefeeten angekauft 9. — Fr. Foetterle, Miocenbildungen im
südlichen Mähren 9. — Marmorwürfel, geschenkt von J. Robert 10. — Bau-
steinmuster aus Istrien, gesendet durch Freiherrn v. Kellersperg 11. — Würfel
von Müblstein-Trachyt, gesendet von J. Schwarz 11, — von Mühlsteinquarz,
gesendet von Hrn. Tobisch 11. — Tertiärfossilien von Radoboj, gesendet von
K. Kacezvinsky 11 — E. Windakiewiez, Grüner Gang in Sehemnitz 11. —
K. Paul, Kalkgebilde der kleinen Karpathen 12. — H. Wolf, Miocenablagerungen
im Ober Nentraen Comitate 14. — J. Rachoy, Steinkohlenbergbau von Esnz 15.
— Fr. v. Hauer, Modell des Braunkohlenflötzes bei Dorheim as Petrefaeten aus
dem Mainzer-Becken von R. Ludwig 16. — Kohlenablagerung von Mähriseh-Trübau
von F, Simettinger 17. — Brief von A. Bielz aus Hermannstadt ...... 17
Bzenmlanıdo.;Kebruar 1SG4, we 0. 00er aan again e a ed
W. Haidinger, Erlass Sr. Exe. des Hrn. Ministers v. Schmerling 18. —
Wahl zum eorrespondirendem Mitgliede der ungarischen Akademie der Wissen-
schaften 18. — Eisenquelle von Villnös bei Klausen, vonL.Ritterv. Heufler 19. —
Karte über Produetion u. s. w. der mineralischen Brennstoffe in Preussen 19. —
Eisverhältnisse der Donau 20. — A. E. Reuss, Foraminiferen von Ottnang 20. —
Cumulipora %l. — G.C. Laube, Baculitenschiehten von Böhmisch- az 22. —
G. Freih. v. Sternbach, Steinkohlenbergbau im Peehgraben 27. — A. Rücker,
Zinnerzvorkommen in Schlaggenwald 27. — K.v. Hauer, Kohlenvorkommen der
österreichischen Alpen 28. — Mineralquellen von Apatovee 2.2.2.2 .....830
Sitzung am 1. EN TE RR Angs- bt a Kehl Beste a ar al re ee Pie rer:
W. Haidinger, Dr. C. A. der todt 32. — Murmelthiersehädel von Par-
' sehlug, gesendet von M. Simettinger 33. — Schürfungen im Zalaer Comitate,
von M. Simettinger 35. —F. v. Hochstetter, Knochenreste und Gypsabgüsse
soleher aus Australien und Neu-Seeland; mitgebracht für die k. k. geologische
Reichsanstalt 35. — Fr. Babanek, Gangaufsehlüsse zu Eule in Böhmen 38. —
L. Hertle, Durehschnitt von „am Steg“ in die Tradigistgegend 41. — Fr. Foet-
terle, Aufnahmskarten der II. Seetion aus dem nordwestlichen Ungarn 42. —
G. Stache, geologische Aufnahme des Inovec-Gebirges 42. — F..Freih.
v. Andrian, Geologische Detailkarte Pressburg-Wartberg AT. ae ge
Höhenmessungen in den kleinen Karpathen . . . » Erle Mel 49
ilzanstam 194: Miralsbk nen nr uiid ul.“ lehren, “00
W. Haidinger, Se. Majestät König Maximilian Joseph Il. von Bayern
todt 50. — XX. Band der Verhandlungen der Leopold.-Carol. Akademie 50.
— Ernst Haekel in Jena erhält die Cothenius’sche Goldmedaille 51. —
Wollaston-Goldmedaille an R. J»«Murchison zuerkannt 51. — Comite für die
naturwissenschaftliehe Durehforsehung von Böhmen 51. — v. Burg’s Antrag auf
Untersuchung des Brennwerthes österreichischer Mineralkohlen im "Gewerbeverein
52. — K. Peters, Krinonidenkalksteine in den nordöstlichen Alpen 54. — F. Ba-
banek, Gangstücke nnd Greenockit ausPribram, gesendet von J. Wala 55. — A.
E. Reuss, Bemerkung dazu 55. — Fr. v. Hauer, Mineralquellen des Säroser
Comitates von Dr. ©. Chyzer 55. — Einsendungen von Petrefaeten aus Nord-
amerika vom Smithsonian Institute, — aus der Gegend von Messina von Hrn. Se-
guenza, — aus den Venetianer Alpen von Hrn. Rischanek 56. — M.V.
Lipold, geologische Profile aus dem Traisenthale 56. — H. Wolf, artesische
Bohrung. ia Vöslau.. = üetier a. 80 nn © Are Me re Pe N 57
Sitzung amd. Aprili1862 . 2 wu 0 ar a s 59
W. Haidinger, Ihre K. Hoheit Frau une kahet Hildegarde todt 59. — J.
K. Hocheder todt 39. — Adresse an Dr. A. Bous 39, — Jubiläumsfeier des Hrn.
C. F.Ph.v. Martius 61. — Naturwissenschaftliche Durehforsehung von Böhmen 61.
— Ueber die Rissoiden von G. Schwartz v. Mohrenstern, 2, Abth. 62. —
Ordnung der Petrefaeten aus der Schlier durch Hrn. A.Letocha 62. — Erstes Heft
des Jahrbuches für 1864. 62. — C. F. Peters, anthropozoische Feuersteinbreeeien
von Eyzies 63. — Dr. G. Laube, Mineralien vom Greiner, gesendet von Hrn. L.
xVI
Seite
Liebener 66. — Fr. v Hauer, geologische Karte der Umgebung von Trentschin,
Pistyan und Neutra 67. — Dr. G. Stache, Sedimentärschiehten im Inovee-Gebirge 68
Sitzung,am 19. April,1864, „5 4 -en ei eieiunım 2 erlernen gar 3 10. sc a
W.Haidinger, Abreise Sr. Majestät Kaiser Maximilian I. 73. — Albin Hein-
rich todt 73. — L. Horner todt 73. — Bemerkungen über die Vergleiche zur
Ermittlung des Brennwerthes der Kohlen von A. v. Burg 71. — Sommerplan für
1864 75. — Wölchit von Olsa, gesendet von F. Weinek 77. — Fr. v. Hauer, Her-
ausgabe der geologischen Uebersichtskarte der Monarehie 77. — Palaeontologische
.Mittheilungen von A. Oppe178. — Petrefacten aus Braunschweig, gesendet von
H. Grotrian 79. — Mineralien aus Hall, gesendet von Fr. Binna 79. — A.Ma-
delung, Pseudomorphosen nach Eisenkies 79. — J. Cermak, Klippenkalk am
Vlärapass 80. — F. Posepny, Quarzite von Drjtoma 81. — K. v. Hauer,
Methoden zur Bestimmung des Brennwerthes der Kohlen 81. — D. Stur, „über
den oberen Keuper“ u. s. w. von Dr. Sehrüfer 85. — Plumeria von Schauerleiten,
gesendet von M. Simettinger 85. — M. V. Lipold, Alter der Alpenkohlen 85.
— Diluvische Petrefacten aus Böhmen, gesendet von Al. Storch . . 2... 86
Sitzung am 10. MaLiisbL. A Rn ha By Län, ect a. Ye ee
W.Haidinger, Dr.K. Petersreist in dieDobrudscha 87. — Dr. A. Stelz- _
ner, Theilnehmer an den Arbeiten 87. — Geologische Karte der Haute Marne des
M. A. Duhamel von den Herren Elie de Beaumont und de Chaneourtois
87. — A. Erdmann, geologische Arbeiten in Schweden 89. — Geologische Vor-
träge in Salzburg von J. N. Woldrieh 89. — M. V. Lipold, Lunzersehiehten
90. — Freih. v. Apdrian, Krystallinisches der kleinen Karpathen 90. —H. Wolf,
Kreideformation in Böhmen 91. — K. Ritter v. Hauer, Mineralquellen von Jam-
niea 91. — Fr. Foetterle, Braunkohlen von Mies . . ». 2.2. 2 2.0. N:
Sitzung am 21. Juni 1864. ...... Arab Bohadah: . nr 95
W. Haidinger, Freih.K. v. Scheuchenstuel in den Ruhestand getreten 95. —
Beriebt über die "Erhebungen der Wasserversorgungs-Commission u. s. w. 95. —
Preisaufgabe der kais. Akademie der Wissenschaften 96. — Landesdurchforsehung
des Königreiches Böhmen 97. — Hypsometrische Karte von Steiermark von J. Go-
banz 98. — Gebirgsartentypen aus Schlesien, gesendet von L. Hohenegger 98.
— Beitrag Sr. Majestät desKönigs von Sachsen für die Leopold.-Carol. Akademie 98.
— Julius Sehmidt, Ausflug nach der Troas 98. — Nachriehten von Th. Oldham
und F. Stoliezka aus Caleutta 100. — Taläontologische Arbeiten über Neu-See-
land, von Dr. K. Zittel 101. — Rhyolithe der Taupo-Zone von Prof. Zirkel 101.
— Geologieal Magazine von R. Jones 101. — K. Ritter v. Hauer, Stahlquelle
von Pyrawarth 102. — Fr. Löw, Petrefaeten aus Nussdorf 103. — Fr. v. Hauer,
Antiquarische Funde in Moravan 104. — Kohlenrevierskarte von J. Peehar 105.
— Fossilreste von Radoboj, gesendet von K.Kaezvinsky. ... . te
sten 2 ee ne EIN N FEIREARA FEINEN 107
W.Haidinger, Th. Wertheim todt 107. — A. Patera nach Wien berufen
107. — Vorlage des 2. Heftes des Jahrbuches 108. — Dr. F. v. Hochstetter,
Fossilien vom Cap der guten Hoffnung 108. — Karl Ritter v. Hauer, Analysen
von Steinsalz aus der Marmaros 109. — A. Patera, Extraetion göldiseh-silber-
hältiger Erze 110. — Fr. v. Hauer, Münster’sche Arten von St. Cassian, von
Dr. G. Laube 112. — Aufnahmsberichte der Geologen: M. L.Lipold 112, —
Bene orlo Ana = KB alien ur ale ala a tel wrrdu 114
Sa a ER Er 115
W. Haidinger, Verleihung des Ritterkreuzes des: Leopoldordens 115. —
Martius-Medaille 116. — Jubelfeier des Hrn. Dr. J. Noeggerath 117. —
Ch. Lyell die Baronet-Würde verliehen 119. — Carus-Stiftung 119. —
L. Hohenegger erhält das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens 120. — Ein-
ladungen zu den Versammlungen der British Assoeiation in Bath, 120 — der
deutschen Naturforscher und Aerzte in Giessen, 120 — der ungarischen Natur-
forscher und Aerzte in Mar. -Vasarhely, 121 — der Soeietä ital.ana in Biella, 121.
— der schweizerischen Naturforscher in Zürich 121. — Dalmatisch-eroatisch-sla-
XV
Seite
vonische Ausstellung in Agsam 121. — Brief von Dr. Stoliezka aus Simla im
Himalaya 121. — Graphitblock aus Sibirien, Geschenk des Hrn. M. Sidoroff 122,
— History of Man, von Sir Ch. Lyell 123. — L. H. Jeitteles, antiquarische
Funde in Olmütz 123. — Petrefaeten von Werfen, gesendet von J. Mayrhofer
125. — A. Selwyn, geologische Karten aus der Colonie Victoria 125. —
Fr. v. Kobell, Geschichte der Mineralogie 120.— 0. Freih. v. Hingenau, Ernst
August-Erbstollen in Klausthal 126. — K. Ritter v. Hauer, Natron-Säuerling der
Puszta Suliguli 126. — Aufarbeitung der Schlacken zu Laurion 127. — Fr. Foet-
terle, Aufnahmsberichte der Hrn. M. V. Lipold 128, — L. Hertle 128, —
Fr. Foetterle 128. — K. Paul 129. — F. Babanek 129. — A. Horinek 129.
A. Rücker 129, — Fr. v. Hauer 129, — G. Stache und F. Freih. v. Andrian
130, — H. Wolf 130. — Einsendungen der Herren L. Kube, M. Simettinger,
J. Sapetza EU I EV STE RER RS A EC ER 130
Sitzung am-d3: September 4864, nam ad aa Lara az 131
W.Haidinger, B. v. Cotta, Studium in den anthropozoischen Schichten in
Oesterreich 131.— A. Schrauf, Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-
eabinetes in Wien 134. — 0. Freiherr v. Hingenau, Zur Erinnerung an L.
Hohenegger 135. — Dr. A. Madelung, Melaphyre des Riesengebirges und
der Karpathen 135. — R. Schaller, Petrefaeten aus dem Rothliegenden 137.
— K. Zittel, Versteinerungen aus Spanien gesendet von Don J. Vilanova
yPiera 138. —K. Paul, Geologische Aufnahmen der II. Seetion in Ungarn
140. — A. Pichler, der Oetzthaler Stock in Tirol 141. — Dionys Stur, Geo-
logie von Unter-Steiermark 141. — Fr. v. Hauer, Geologische Aufnahmen der
I. Section in der Alpen 141. — Der III. Section in Ungarn 142. — F. Mialovich
Viehsalz in eompaeten Stücken . ... 2... 12.2. 000 er
Bra a9 Novemher JEDE ae ee le Baal erkennt ee ee hinen e 146
Wllsudne'er,; Jahresanspuaehe 0 ou, 0 a ea een een . 146
Dr. M. Hörnes. Fossile Mollusken des Tertiärbeekens von Wien. Bd. Il.
Nr. 15 und 16. 199. — K. Ritter v. Hauer, Steinkohlenfeuerung bei der k.k.
Saline in Hall 199. — Fr. Foetterle. B. v. Cotta’s Erzlagerstätten im Banat
und Serbien 201. — W. Haidinger, F. Freiherr v. Riehthofen in Californien
203. — Sir W, Logan, Geologieal Survey of Canada 203. — Anthropozoische
Alterthümer bei Olmütz von Prof. J. Jeitteles 204. — Das Montanhandbuch
für 1864 von J.B. Kraus 208. — Die Bivalven der Gosaugebilde von Dr. K.
N - u Er LT a ee 205
Sitzung am 29. November 1864. . . 2... RE NN RE OHR RABEHER SEEN BE 207
Dr. G. C.,Laube, über Encrinus cassianus Lb. %07. — Dr. A. Madelung,
über das Alter der Teschenite 208. — Fr. v. Hauer, geologische Aufnahmskarte
der Gegend nordöstlich von Neutra 209. — Petrefaeten von Waag-Neustadtl ein-
gesendet von E. Keller 210. — M. V.Lipold, Kohlenbergbaue bei Grünbach
210. — D. Stur, M. Simettinger, Geognostische Skizze des Stübinggrabens
211. — Vorkommen des Gneisses nordwestlich von Uebelbach 211. — Abhandlung
über die Schichten der Avicula contorta von den Herren ©. W. Gümbel, J. Mar-
tin, A. Schenk und A. v. Ditmar 213. — W. Haidinger, Erinnerung an H.
Arnstein 215. — Dr. F. Stoliezka, nach Caleutta zurückgekehrt 215. — Ur-
Archäologie. A. v. Morlot 216. — Paolo Lioy 218. — V. Chatel 218. —
Reichsmuseum für Ur-Archäologie 219. — Wulfenit von Przibram Geschenk von
Herrn A. Lill v. Lilienbach 220. — F. Graf Marenzi der Karst 220. — Dr.
A. Schrauf, Atlas der Krystallformen des Mineralreiches 221. — Dr. Ch. A
Zipser’s Mineralien und Münzensammlung . . ». . 2. ce 22.0.0020. 221
Sitzung am 6. December 1864 . . ... 2.2. 2. .... . B eo. > 222
E. Suess, die rothen Thone des Gebietes von Krakau 222. — Fr. Foet-
terle, Geologische Aufnahmskarte des Trentsehiner Comitates 224. — Dr. A.
Stelzn er, über eine 10 Fuss tief aufgefundene Cultursehicht bei Bamberg 226.
— 6. v. Mortillet, Materiaux pour l’histoire positive et philosophique de
l’'homme 227. — Paul, Geologische Verhältnisse des Gebietes zwischen Sillein
Facko und Waag-Bistritz 227. — Dr. G. Stache, Wasserverhältnisse von
Pirano’ und: Dignano) m Istwien . .. .....2 002 31.00 ode er >
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. IV. Heft, c
XVIN
Sitzung am 20. December 1864 , ...... N N... - ee A. |
W. Haidinger, achtzigste Geburtstagsfeier Sr. k. H. des Herrn Erzherzogs
Ludwig Joseph 231. — Die Carusfeier 232. — Das Novara-Reisewerk 233. —
M.V.Lipold, Arbeiten der Seetion Tin Nieder- und Ober-Oesterreich 235. —
F.Babanek, Vorlage der geologischen Karten des diesjährigen Aufnahmsge-
bietes im Waagthale 235. — A. Rücker, die Diluvial-, Tertiär- und Kreidege-
bilde der Umgebung von Pruzska, dann Brumow und Klobouk 235. — Karl Ritter
v. Hauer, Werthbestimmung von Graphiten 236. — Franz Ritter v. Hauer,
Gebirgsarten und Petrefaeten aus Steyerdorf, Geschenk von Herrn B. Roha
237. — Marmormuster, geschenkt von Herrn J. Robert 237. — E. Suess, Bericht
über Mastodon-Reste von Franzensbad. Geschenk von Herrn Adolph Tachetzi in
Eger 237. — W. Haidinger, Erinnerung an Leopold Laserer 239. — Der
Verein für Landeskunde von Nieder-Oesterreich 239. — Malachit-Tropfstein von
Reichenau, Oesterreich unter der Enns, Geschenk von F. Scehliwa 240. —
Periklindruse, Geschenk von Herrn k. k. Sectionsrath Franz Ritter vv Schwind
241. — Faserkohle von Häring. Von Herrn Franz Ritter v. Schwind 241. —
Kalkstalaktik von Pola. Geschenk von Herrn Ernst Lürzer v. Zechenthal in
Hallein. 241 — Korynit, von V. Ritter v. Zepharovich 242. — Schluss. . . . 242
Register. Von August Fr. Grafen von Marschall.
I. Personen-Register une. (BET GTHBENBI BR a Tarter VoHiiak int u “ie Kalle) 243
H. Orts-Register. . . - - ee Re ee
11. Sach-Register ehe He) Gel Gay ae Nie ar ie jan SE Te an Te), (ee, cal 5m 2.8, 8 lerne Farkare faire 253
»# Ausgegeben am 31. März 1864.
“
ae KAISERLICH - KÖNIGLICHEN
|GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT.
1864. XIV. BAND.
N®ro. 4, JÄNNER. FEBRUAR. MÄRZ.
en
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES.
Bei der Direetion.der k. k . geologischen Reiehsanst | Wien, Kalshitrenien, im fürstlich ,
Liechtenstein’schen Palaste, dann bei W. Braumüller, Buchhändler des k.k. Hofes, hi u
(sraben Nr. 572, sind zu haben:
_ . 5
Abliandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. 1. nie 88 hographirten Tafeln au x. rs a 12 Nkr..
€ 3 g Bd..2..% 78 EEE ETTUNG, %
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Der "dritte Band der Abhandlungen "enthält ausschliesslich das folgende Werk: {
Hörnes, Dr. M, Die fossilen "Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Unter Beh Mitwirkung’ u: £
P. Partsch. Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10. Du
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. ‚Ba. 4, Ne 11—14.. M 31 lithograph ten Tafeln.
Enthält: Een Dr. r Die fossilen Molluskeu des Sri & dr von Wien. Fi un Mel . =)
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Andrae, €. J. Dr. Beiträge zur Kenntuiss) y#E Kossilen. ‚Flora Siebenbörgens A Hua Per Banates, Mit
12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologisehen Reichsaustalt . - . . 5 ”
Cäjäck,-J. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen Wiens. . 2.22... 1
„Eitingshausen, Dr. Const. v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode,. Aus den Abhandl. der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt; Mit 5 lithographirten Tafdle 2... RITTER 20, Jen Eike Fe ale een a
5 Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pflanzengeschlecht. Aus den AuheralunZeR der k.!
3 geologischen Reichsanstalt. 7 Mit 2 lithographirt Tafeln, F; arm EINS; bi
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„ Die tertiäre Flora von ae in Tirol. Mit 31 ithographirten ‚Tafeln Aus den Abhandl.. der
k.k. Beighhjen lan ge Bela ER EEE a . weg
Haidinger, W. Naturw issensehaftliche NER Gessimmeit und inhiölsirdetidcicheheregehd =
I. Band 1847, mit 22 lith. Taf. , . . vergriffen. III. Band 1850, in 2 Abth. m. 33lith. Taf. PIE 5
II. Band 1848. in 2 Abth. mit 30 lith. Tat. 181. 92 Nkr. IV. Band 1851. in $ Abth. m. 30 lith. Taf. EN
„ Berichte über die Mittheilungenvon/Freunden.der Satursüisseigahafigniag ien. Gesammelt und durch
ee herausgegeben: Ei! z& rn
Band 1847.10, DE iR nr
m Band.1317 .. 27,2. 00.2.0 ;
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IV. Band 1848, .. 2.
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vn. Band. 18315.
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Jahrbuch der k. k. geologischen 0 1852 Br. Ri R
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€ BER? bis Nr. 10 von 1859 des Jahrbuches der k. k. geologi- Pi
‚schen Reichsanstalt. Von Ad. F Grafen Marschall, . 1,50 „
Kenngott, Dr. 6. A. Uebersicht ade Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1844 — 1849, S
"Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt . 22. 2. Do on 20. er I ET
v Uebersicht der Resultate minerälogischer. Forschungen in den Jahren 1850 und 1851. Beilage Br 14
zum Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt . . » 2 22 2 2 20. EHEN
„ Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem Jahre 1852, Beilage zum Jahr- +
buche derk. k, geologischen’Reichsanstalt . BE LS IE AR ECT RS EDER Fe A 7
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten v. Swinitza. Mit Alith. Taf, Aus den Abh. derk. k. geolog. Reichsanst. 2 „12
Morlot, A. v. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg . „2... 2... 2,12
Partsch, P. Katalog “der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Herausgegeben von der k.k. s
geologischen Reichaanstalt.- >. ray ERST EEE RR een ae Aa
Peters, Dr. K. Beitrag zur Kenntniss der Lagerhngsyer hältnisse der oberen Kreideschichten an einigen“ $
Localitäten der östlichen Alpen. Mit 1 lith. Tafel. Aus den Abhandl. der k. k. geol. Reichsanstalt — „ 92
Pettko. Joh. v. Die geolog. Karte der Gegend von Schemnitz. Mit 1 lithographirten Tafel. Aus den
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstale.. u. 4 Waren . R — „51 ,„
Beuss, Pr. A. E. Diegeogrüostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes i in Böhmen.
Aus den Ahhandlungender k.k. geologischen Reichsanstalt. Mit 1 lithographirten Karte: „019560
Zekeli, Dr. F. Die Gasteropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Abhand-
- lungen der k. k. geologischen Reichsanstalt RN b rn ea 12°,>.60:%
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Hauer, Franz Ritter v., und Fr. Foctterle. Geologische Uebersicht der Berghaue der österreichischen
Monarchie. Im Auftrage der k. k, geologischen Reichsanstalt zusammengestellt. Mit einem
Vorworte von Wilhelm Haidinger. Herausgegeben von dem k. k. Central-Comite für die
allgemeine Agrieultur- und Industrie-Ausstellung in Paris. Folio. 1855... . 1
Hauer, Franz Ritter v., und Dr. 6. Stache. Geologie Siebenbürgens,. Nach den Aufnahmen der k. k. geale-
gischen Reichsanstalt und literarischen Hülfsmittela zusammengestellt. Herausgegeben von dem
Vereine für Siebenbürgische Landeskunde. 80
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llauer, Franz Ritter v. Geologische Uebersichtskarte von Siebenbürgen, mit Benützung der neuesten
von Franz Fischer topographisch richtig gestellten Karte des Landes, für die k. k. geolo-
gische Reichsanstalt aufgenommen unter Mitwirkung der Herren Albert Bielz, Ferd. Freih.
v. Riehthofen, Dr. Guido Stache und Dionys Stur. 1 Blatt 80000 =1 Zoll . . . „2A. 30 Nkr.
JAHRBUCH
DER
KAISERLICH - KÖNIGLICHEN
GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT.
JAHRGANG 1864. XIV. BAND.
N®° 1. JÄNNER. FEBRUAR. MÄRZ.
nn
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES.
14. Band. 1864. J AHRBUCH I. Heft.
DER
KAIS. KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT.
I. Die Metamorphosen von Basalt und Chrysolith von Hotzen-
dorf in Mähren.
Von Dr. A, Madelung.
Ueberreicht an die Direction der k. k. geologischen Reichsanstalt am 21. December 1863.
Den Gegenstand der gegenwärtigen Untersuchungen bildet ein Gestein,
welches Lehramtscandidat Herr Joseph Sapetza in der Nähe von Neutitschein
in Mähren entdeckt, und von welchem er zahlreiche Exemplare an die k. k.
geologische Reichsanstalt eingesendet hatte. In seinem Berichte über die Vor-
gänge an der k. k. geologischen Reichsanstalt in Monate Juni 1861 (Wiener
Zeitung vom 4. Juli, Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1861. Ver-
handlungen Seite 74) berichtete Herr Director W. Haidinger über dieselben
unter der Bezeichnung von „merkwürdigen grünlich grauen Chrysolith-Krystallen“,
welche „die grösste Aufmerksamkeit und fernere Studien verdienen“.
In dem Juli-Bericht (ebendaselbst Seite 80) ist von einer neuen Einsen-
dung des Herrn Sapetza die Rede „Exemplare zur genaueren Untersuchung
des eigenthümlichen, an Olivinkrystallen so reichen Gesteins, das doch eigent-
lich den Basalten sich einreiht“.
In der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt vom 21. April 1863
hatte ich einige kurze Mittheilungen über eine mineralogisch-chemische Unter-
suchung dieser Krystalle, welche sich als wahre Pseudomorphosen nach Chry-
solith ergaben, und des dieselben umschliessenden Gesteines von Hotzendorf
SW von Neutitschein in Mähren vorgelegt, als Grundlage einer ausführlicheren
Mittheilung für das gegenwärtige Jahrbuch, Erst spät bin ich jetzt in der Lage,
meinem Vorhaben zu entsprechen.
Mittlerweile ist aber der dritte Nachtrag zu Blum’s schönem Werke über
„die Pseudomorphosen des Mineralreiches* erschienen, in welchem sich auch
Seite 281 eine kurze Notiz Blum’s über die fraglichen Pseudomorphosen,
wobei nur der Name „Hetzendorf“ unrichtig statt Hotzendorf gegeben ist, nebst
einer Analyse derselben von Professor Carius findet.
Wenn ich gleichwohl die Resultate meiner Untersuchungen noch nachträz-
lich veröffentliche, so geschieht dies hauptsächlich darum, weil ich durch die
Reichhaltigkeit des mir zu Gebote stehenden Materials im Stande war, nicht nur
umfangreichere Untersuchungen über die Umwandlungsprocesse selbst anzu-
stellen, sondern auch noch manche andere Frage, welche bisher unerledigt
war, so namentlich die über die Natur des noch frischen Gesteines zu beant-
worten.
Eine wesentliche Unterstützung wurde mir hierbei durch eine Mitthei-
lung des Herrn Sapetza in der Beilage zur „Biene“ (einer in Neutitschein
K. k. geologische Reichsanstalt. 186%. 14. Band. I. Heft, 1
2 Dr. A. Madelung. [2]
erscheinenden Zeitung) vom 1. August 1863 gewährt, welche durch meine
ersten oben erwähnten Notizen veranlasst wurde, und die uns nun zum ersten
Male einige genauere Angaben über die geognostischen Verhältnisse, sowie
einen Versuch zur Erklärung der Umwandlung des Minerals und des Gesteines
bringt !).
Zunächst will ich hier auf die Frage bezüglich der Natur des Gesteines, in
welchem unsere Chrysolithpseudomorphosen eingeschlossen sind, etwas näher
eingehen, eine Frage, welche Hohenegger?), Blum °) und ich früher aus
Mangel an ganz vollständigen Suiten hatten offen lassen müssen; es waren uns
nur die zuerst aufgefundenen , stark metamorphosirten Stücke bekannt, aus
denen sich keine bestimmten Schlüsse auf die ursprüngliche Beschaffenheit des
Gesteines machen liessen. Hohenegger stellte dasselbe vermuthungsweise als
Uebergangsgestein von Teschenit in Basalt dar, Blum, dem es als Grünstein
bezeichnet wurde, lässt es unentschieden, ob es ein Diorit oder Diabas sei,
und ich selbst hatte mich früher Hohenegger’s Ansicht angeschlossen.
Bald nach meiner ersten Mittbeilung erhielt die k. k. geologische Reichs-
anstalt eine von Herrn Sapetza in neuerer Zeit eingesendete Suite von
Gesteinen aus der Neutitscheiner Gegend, unter welchen sich auch solche
befanden, welche auf unsern Fall Bezug haben und geeignet sind, die bisherigen
Zweifel darüber zu lösen.
Es waren dies einerseits die schon länger bekannten, in verschiedenen Sta-
dien des Metamorphismus befindlichen Stücke von Hotzendorf, theils waren es
neue, zwar von anderen Fundorten, Blauendorf bei Hotzendorf und vom Galgen-
berg bei Freiberg, stammende, aber offenbar mit jenen völlig übereinstimmende
Handstücke, welche zum Theile in gleicher Weise umgewandelt, in ihren
frischen Stücken die noch fehlenden Glieder der Reihe bis zum unzersetzten
Gesteine enthielten. Dieses letztere ist aber, wie auch zu vermuthen, ein Basalt.
Im Wesentlichen lassen sich, wenn wir alle diese Vorkommnisse zusam-
menfassen und durch einander ergänzen, ungefähr 5—6 Hauptvarietäten unter-
scheiden, welche die verschiedenen Zersetzungsstadien umfassen,
Das frische, jedenfalls noch ganz unzersetzte Gestein, welches längere
Zeit nur vom Galgenberg bei Freiberg bekannt war, wo es sich nach Herrn
Sapetza in losen Blöcken und Kugeln auf den Feldern findet, ist ein ausge-
zeichneter Basalt, und verdient schon ohne Berücksichtigung der mannigfachen
Umwandlungen, welchen er unterliegt, unser Interesse.
In einer sehr feinkörnigen, fast diehten Grundmasse von schwarzer Farbe
und selbst für das bewaffnete Auge homogener Beschaffenheit, liegen zahllose
grössere und kleinere Krystalle von olivengrünem Chrysolith, welche so fest
an jener haften, dass es mir nicht gelang,'irgend eine Krystallfläche, geschweige
einen ganzen Krystall herauszupräpariren, obgleich die meist scharfbegrenzten
Querschnitte, die zum Theile ziemlich deutlich hervortretende Spaltbarkeit nach
dem brachydiagonalen Pinakoid (100), und namentlich die an der Aussenseite
der Blöcke durch Verwitterung und Auswaschung des Chrysoliths entstandenen
Hohlräume beweisen, dass dieser Letztere krystallisirt sei. Auf die näheren
Details hierüber werde ich weiter unten kommen, und will hier nur noch einer
Erscheinung Erwähnung thun, welche von Interesse ist.
1) Schon nach Absehluss dieses kleinen Aufsatzes erhielt ich durch Herrn Hofrath
Haidinger ein, diesem Letzeren von Herrn Sapetza zugesandtes Manuseript des
gleichen Inhaltes, wie der eben eitirte Aufsatz, zur freien Benützung überliefert.
?2) Hohenegger, Die geognostischen Verhältnisse der Nordkarpathen, pag. 48
?) Blum, Dritter Nachtrag zu den Pseudomorphosen des Mineralreiches, pag. 282.
[3] Die Metamorphosen von Basalt und Chrysolitb von Hotzendorf in Mähren. 3
Betrachtet man nämlich die Krystalle des Chrysoliths näher, so bemerkt
man, dass kein einziger von ihnen homogen und zusammenhängend ist, sondern
dass Alle von zahlreichen untereinander mehr minder parallelen Streifen und
Adern, welche mit der schwarzen Grundmasse des Gesteines erfüllt sind, durch-
zogen werden. (Ich glaube diese Erscheinung wenigstens dem äussern Anblick
nach, mit nichts passender vergleichen zu können, als mit dem Schriftgranit, in
welchem auch die Quarzindividuen (wenn auch vielleicht regelmässiger und
sämmtlich in bestimmter Stellung zum Feldspath) den Feldspath durchziehen
und innerhalh eines Krystalles nach gewissen Richtungen lange Streifen bilden).
Diese Einschaltung von Basalt zwischen die Krystalltheile scheint zwar nicht
ganz ausschliesslich, aber doch vorwaltend in der Spaltungsriehtung nach 100
sattgefunden zu haben.
Ich führe dieses Verhalten desswegen hier an, weil es für den Umwand-
lungsprocess von Wichtigkeit erscheint, welchem, wie wir gleich sehen werden,
das Gestein und noch mehr die Krystalle des Chrysoliths unterlegen sind und
noch unterliegen.
Bevor wir indessen zur Betrachtung dieser Letzteren übergehen, muss ich
noch bemerken, dass das Gestein auch mandelsteinartig auftritt. In solehen
Stücken treten die Chrysolithe mehr zurück, erscheinen nur noch einzeln in
der Masse zerstreut und statt ihrer stellen sich sehr zahlreiche, kleine, selten
über eine Linie grosse Kalkspathkügelchen ein, welche dem Ganzen den Cha-
rakter eines Varioliths geben. Seltsamer Weise sind die Chrysolithe hier schon
stark verändert, während die Grundmasse ihre Farbe noch vollständig. beibe-
halten hat und nur etwas weicher geworden ist.
Von derselben Localität, Galgenberg bei Freiberg, finden sich unter den
Handstücken zwei Exemplare, welche diesem Mandelsteine angehören, aber ein
total verändertes Aeussere haben und dem früher beschriebenen frischen Ge-
stein in nichts mehr gleichen,
Die vorher schwarze, harte Grundmasse ist gelblichbraun geworden, lässt
sich fast mit der blossen Hand zerbrechen und zerfällt unter dem Hammer leicht
in zahlreiche Stücke. Die in ihr liegenden Krystalle des Chrysoliths sind, wie
leicht denkbar, von der Metamorphose nicht unberührt geblieben, ja haben
sogar, wie die Analyse zeigt, noch mehr durch sie gelitten. Sie haben ihren
Glanz, ihre Farbe und Härte verloren, sind auf dem Bruche mattschimmernd
und grau geworden und |brausen, mit Säuren benetzt, stark auf. Man kann sie
jetzt ohne Mühe vollkommen glattflächig auslösen und ihre Form studiren.
Wie wir schon oben erwähnten, wurde das Gestein bei Freiberg bisher
nur in einzelnen losen Blöcken und Kugeln auf den Felders, nicht aber anste-
hend gefunden, und es ist daher nicht.zu verwundern, wenn dasselbe dem eben
beschriebenen Metamorphismus nur in seltenen Fällen unterlegen ist, da die
verhältnissmässig leichte Verwitterbarkeit des Chrysoliths und die mechanische
Zerstörung durch Regen und Umherrollen einen solchen unmöglich macht, In der
That sind auch die Blöcke des frischen Gesteines nur soweit von der Aussen-
fläche nach innen zu zersetzt, als die Chrysolithkrystalle reichen, welche an
dieser liegen und den Atmosphärilien unmittelbar ausgesetzt sind.
Um eine so gleichmässige Metamorphose der ganzen Masse zu bewirken,
mussten so besonders günstige Verhältnisse obwalten, wie wir sie an dem Vor-
kommen bei Hotzendorf vorfinden, das uns den ganzen Umwandlungsprocess in
allen einzelnen Stadien vor Augen führt. Die beiden bei Freiberg gefundenen
Exemplare zeigen uns zwar, dass hier ähnliche Verhältnisse vorhanden sein
müssen, dass aber die Stelle noch unentdeckt ist, wo dieselben statthaben.
1%
4 Dr. A. Madelung. [#]
Bei Hotzendorf scheint der Basalt eine Art mächtiger Injection zwischen
den Schichten eines Sandsteines zu bilden, und ist erst durch die allmählige
Erosion eines Flüsschens, durch welche ein Thal eingerissen worden ist, jetzt
auf beiden Gehängen dieses Letzteren blossgelegt worden. Der fortwährende
Einfluss des darüber fliessenden und in Folge der kuglig-schaligen Abson-
derung des Gesteines leicht eindringenden Wassers, musste in der zusammen-
hängenden, einer raschen mechanischen Zerstörung, wie sie an den losen
Blöcken bei Freiberg wirkt, unzugänglichen Masse, eine chemische Umwand-
lung hervorrufen, deren Resultate eben die in Frage stehenden verschiedenen
metamorpbischen Varietäten des Basaltes sind.
Ganz frisch wie zu Freiberg findet sich bei Hotzendorf selbst das Gestein
nicht mehr, wenigstens nicht bis zu der Tiefe, bis zu welcher es durch die
dortigen grossen Steinbrüche aufgeschlossen ist. Erst in der Fortsetzung des
Bergrückens, an welchem es ansteht, bei Blauendorf, einige tausend Schritte
von jenem Orte, trifft man es unzersetzt und wesentlich mit demselben Charak-
ter wie zu Freiberg an. Grundmasse und Chrysolith sind frisch, hart und glän-
zend, nur oft an den mir bekannten Exemplaren der letztere nicht ganz so
deutlich krystallisirt, aber doch unverkennbar.
Bei Hotzendorf besitzt das am wenigsten veränderte Gestein noch eine
ziemlich bedeutende Festigkeit und dunkelgraugrüne Farbe, ist aber schon viel
weicher. Es lässt sich mit dem Messer schaben und gibt ein liehtgraugrünes
Pulver. Die Farbe desChrysoliths ist äusserlich die nämliche, wie die der Grund-
masse, und man unterscheidet in Folge dessen die Krystalle, welche auch noch
sehr fest mit dieser verwachsen sind, nicht immer leicht, ausgenommen da, wo
zufällig auf dem Bruche einzelne Flächen derselben glatt abgelöst sind. Im
Innern sind sie nicht homogen, ihre Masse besteht aus Körnchen und Streifen
einer matten, schwachdurehscheinenden, blaulichgrünen Substanz mit dazwischen
liegender schwarzer. Es dürfte dies der Vertheilung von Chrysolith und Grund-
masse, wie wir sie oben an den Krystallen im unzersetzten Gesteine besch!ieben
haben, entsprechen.
Häufig durchsetzen Adern von fasrigem Kalkspath oder Aragonit das
Gestein, welche nicht selten mitten durch die Krystalle des Chrysoliths hindurch
gehen und auf diese Weise zuweilen ordentliche Verwerfungen der getrennten
Theile hervorgebracht haben.
An solchen Kalkspathadern bemerkt man nun nicht selten auf der einen
Seite derselben das eben geschilderte, dunkelgrüne Gestein, von ganz gleich-
mässiger Beschaffenheit, scharf abgegrenzt, auf der andern Seite hingegen
eines von mehr braungrauer Farbe, geringer Härte und Festigkeit, das schon
leicht unter dem Hammer in Stücke zerspringt, aus denen dann einzelne
Krystalle von Chrysolith glatiflächig hervorragen und mit einiger Mühe ausgelöst
werden können. Die Grundmasse ist wie immer ganz gleichartig umgewandelt
und nur die Krystalle zeigen im Innern noch durch die Farbe unterscheidbare
aber ganz regellos gruppirte Theile.
Diese beiden eben geschilderten Umwandlungsstadien findet man an anderen
Stücken auch ohne eine zwischenliegende Kalkspathader , entweder scharf
gegeneinander abgegrenzt oder auch allmählig in einander übergehend.
Aber auch diese braungraue Varietät ist noch weiteren Umwandlungen
unterlegen. Man findet zahlreiche Stücke, welche bis auf den Mangel der Mandel-
steinstructur und der dadurch verminderten Häufigkeit des Chrysoliths vollkom-
men mit den oben beschriebenen Umwandlungsproducten vom Galgenberg bei
Freiberg übereinstimmen. Die Masse ist gelblichbraun und ganz weich geworden,
[5] Die Metamorphosen von Basalt und Chrysolith von Hotzendorf in Mähren. 5
die Krystalle sitzen so lose, dass man sie oft mit der blossen Hand heraus-
brechen kann und zeigen mit jener eine gleiche Farbe, nur dass sie noch homo-
gener und gleichartiger erscheinen und fast vollständig gewissen Serpentinen
gleichen. Wenn man sie mit verdünnter Säure behandelt, brausen sie stark und
lange und hinterlassen mit vollkommener Erhaltung der Form ein poröses Skelet.
Ein letzter Grad der Metamorphose endlich tritt an der Aussenfläche
einiger Stücke auf, welche ganz mürbe, gelblichbraun,, fast eisenocherartig
geworden ist. Grundmasse wie Krystalle sind hier, wie man deutlich sieht,
ihrem Untergange nahe und die mechanische Zerstörung fängt an. Die Krystalle
lassen sich noch auslösen, doch zerfallen sie meist während dieser Operation
und bilden dann eine erdige ochergelbe Masse; viele von ihnen sind an der Aus-
senfläche mit Kalkspath und Brauneisenstein bedeckt, so dass ihre Form kaum
mehr erkennbar ist. Dieses letzte Stadium scheint übrigens, da es auf die Ober-
fläche einzelner Stücke beschränkt ist, nicht mehr durch rein chemische
Prucesse, sondern wie ich schon erwähnte, auch durch Mitwirkung mechanischer
Kräfte veranlasst zu sein.
Ich habe es im Vorigen versucht, ein Bild der äusseren Erscheinungen eines
metamorphischen Processes zu geben, der sich allerdings nicht durch grosse
Mannigfaltigkeit der neu entstandenen Producte auszeichnet, um so deutlicher
aber alle Uebergänge erkennen lässt, und ich kann nun im Folgenden füglich die
Resultate einiger chemischer Untersuchungen anfügen, welche den Gang und
Grund der ganzen Umwandlung deutlich machen können.
Wie ich schon oben sagte, und wie der Anblick des frischen Gesteines von
Freiberg und Blauendorf lehrt, ist sowohl dieses als auch das von Hotzendorf
ein Basalt. Die vollkommen homogene, feinkörnige Grundmasse lässt keine ihrer
wesentlichen Bestandtheile erkennen ; von accessorisch eingesprengten Mineralien
bemerkte ich ausser dem Chrysolith nur einmal einige kleine Schüppchen von
braunrothemn Rubellan, sonst aber kein anderes Mineral eingesprengt.
Die nachstehenden Analysen habe ich im Laboratorium der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt ausgeführt.
Leider konnte ich die zuletzt als Ergänzung der Reihe unternommene
Analyse des frischen Basaltes nicht mehr vollständig durchführen, sondern musste
mich auf 'nur einige der hauptsächlicheren Bestimmungen beschränken.
Das specifische Gewicht fand ich gleich 3118.
Mit Säuren benetzt, braust er nicht auf und enthält daher wohl kaum
kchlensaure Salze. Bei einer approximativen Analyse erhielt ich:
of. a MR ARE In ee 48
(Fe,0;Al,0;) heller echten a el ee 28
BAD. 4:2 5 ee sein Me 7
IV: 0 a a eh hedun = © oe 10
93
Der Verlust von 7 Perceut entfällt auf die nicht bestimmten Alkalien, etwa
vorhandene Feuchtigkeit u.s. w.
Das erste Product der Umwandlung von Hotzendorf brauste mit Säure
beneizt schon ziemlich stark und längere Zeit, auch dann, wenn ich sorgfältig
solehe Stückchen wählte, welche keine sichtbaren Kalkspathadern enthielten.
Es ergab mir bei der Analyse folgende Zusammensetzung:
N. BRNAAL. volie.ne 3374 AO re DE 1459
CO, oe ellahe ee,“ 10:28 Fe30; Sehe Fllen tele) '04 3) einen 16:18
Be na. 1411 Alkalteme Sl al. 0) 00 Vale Spuren
BSDIARHSYNNL MOL I . 376 10h vr late ea 729
6 Dr. A. Madelung. [6]
Davon sind in Salzsäure:
I. löslich II. unlöslieh
Caoısıd asaniway % Suhiallı322 See ar iu. IB U
MgO » elze ana la ii; 3:16 Al,O; ie Eat na; an ae 2:52
Aduhde I u. a ne. 12:07 ER | a 2 ee ee
CA Saale Fan er, 808 ET 1 u tel.
Fe MO IN a. a 0:60
40:87
Die Kieselsäure bleibt theils gallertartig, theils pulverförmig mit dem
unzersetzten Theil zurück.
Den 13:22 CaO des löslichen Theiles entsprechen 1038 CO,, also fast
genau die Menge der gefundenen. Ob nun freilich blos Kalk an Kohlensäure
gebunden ist, oder ob nicht auch ein Theil der Magnesia als Carbonat vorhanden
ist, das konnte ich nicht bestimmen, da sogar verdünnte Essigsäure neben Kalk
und Magnesia nach Thonerde und Eisenoxyd löste, und mithin auch die Nicht-
carbonate angriff.
Nehmen wir blos Kalkearbonat an, und bringen wir dessen Menge von
23-50 Percent in Abzug, so verbleiben uns noch 76°55 Percent, welche auf
100 berechnet, geben:
Sr a chen et ru. 4413
ee N Te 19:09
Fe,0; BA Hetegeen eh dee Yataeren Jene ST
N a de ee Partner ige Te
BEGBIGSRIT EU ANMERA DT DR OERR 492
Bo ar Me rr e et aee
100: 00
Der Gehalt an Ca0CO, ist auch in der anderen von mir analysirten
Varietät, dem braungrauen oder zweiten Umwandlungsproducte nur um wenig
höher. Die Analyse dieses ergab:
SiO, N + er el u 32:07 03 N 12 11
u EN 10-97 Kıy 14:26
Se ir - 14:59 H>0 Pa ale a DEE ZN EI AED Zr 8:67
wrote nahe 2682 SE
Davon sind in Salzsäure: .
I. löslich II. unlöslich
0. er ee 13-65 erst: Aue 32-07
BE Miete A, She 6-34 Re 0 1:93
AlO; ar use a se rer zeige he 10-18 Fe,0; a. Sonia Eat Dee A BE ce 0-96
Eee 13-30 Ca0. UA OA u RORGE
RT, MO... er A
3638
13:65 CaO erfordern 10:72 CO, um 24-37 Ca0CO, zu bilden, nach dessen
Abzug der Rest auf 100 berechnet, folgende Zahlen gibt:
SiO, Fi 1 Bl nr ct ER . a uulai Du El 2 2, PER 200,0 „Bar DE ZEN 42-83
Bun Aal -dnus ak aaa bs te > 16-17
Fe,05 ion HE a ee el 5 on; e 19:05
Er 1'26
MgO Mine Bas | 9-11
Bee ee... 11:58
10000
Bei Auswahl des Materials zu diesen, wie auch zu den folgenden Analysen
des Chrysoliths, habe ich sorgfältig alle jene Stücke ausgeschieden, welche sicht-
[7] Die Metamorphosen von Basalt und Chrysolith von Hotzendorf in Mähren. 7
bare Adern von Kalkspath enthielten, obgleich solche in sehr feiner Vertheilung
wohl die ganze Gesteinsmasse durchziehen mögen und so den Gehalt an Carbo-
naten zu einem variablen machen.
Auffallend ist übrigens das niedrige specifische Gewicht von 2-66 für die
erste und 2:62 für die zweite Varietät, bei einer Substanz, welehe noch 13—16
Percent Fe,O, enthält, ein Verhältniss, welches jedenfalls nieht durch den Gehalt
an Kalkspath erklärt werden kann, dessen specifisches Gewicht ja selbst noch
höher, als die gefundene Zahl ist. Es scheint fast, als ob die ganze Masse sich
gleichsam in einem etwas aufgelockerten, porösen Zustande befände.
Was nun die Umwandlung des Chrysoliths in dem Basalte anlangt, so ist die-
selbe, wie ich schon früher erwähnte, eine weit intensivere und raschere gewe-
sen, als bei dem letzteren selbst. Hiezu mag einestheils die überhaupt leichtere
Zersetzbarkeit desselben durch die Atmosphärilien, anderentheils auch die blätt-
rige Structur und endlich die Vertheilung der Grundmasse in den Krystallen
selbst, wie ich sie oben schilderte, Veranlassung gegeben haben. Jedenfalls war
dem Wasser durch diese beiden letzten Zustände der Zutritt und die Einwirkung
wesentlich erleichtert.
Meine Untersuchungen erstrecken sich ebenfalls auf zwei verschiedene
Stadien der Umwandlung an den Krystallen, doch will ich, bevor ich deren Re-
sultate aufzähle, um darzuthun, dass wir es wirklich mit Chrysolith zu thun
haben, noch einige Bemerkungen über ihren krystallographischen Charakter
vorausschicken.
Die meist kleinen, selten bis 1 Centimeter langen und 6 Millim. breiten
Krystalle, wie man sie aus dem stärker zersetzten Gesteine erhalten kann, sind
vollkommen glattflächig, aber so matt, dass
an eine Messung mit dem Reflexionsgonio-
meter nicht gedacht werden kann.
Sie zeigen den in der nebenstehenden
Figur dargestellten Habitus und die Combi-
nation folgender Formen: 100 (m); 110
(rn); 120 (a); 101 (c); 102 (5); 001
(d); 11 (e).
Nach m, welches am grössten ausge-
dehnt erscheint, gelıt die deutlichste Spalt-
barkeit.
Mit dem Anlegegoniometer konnte ich
folgende Winkel messen, deren Angabe ich
die Abmessungen, wie sie Des-Cloizeaux
am Chrysolith von Torre del Greco angibt,
hinzufüge:
Hotzendorf Torre del Greco
nen = 130% 4. 3.86} EN IEN
men — 11a 1 ee 1140 54°
ee loberdy— Sr ET 800 54°
m:c INN 1390 33:
Diese in Anbetracht der möglichen Messungen ausserordentlich nahe Ueber-
einstimmung zusammengehalten mit den übrigen Verhältnissen lässt keinen
Zweifel, dass wir Chrysolith vor uns haben.
Den frischen Chrysolith aus dem Basalte von Freiberg oder Blauendorf habe
ich nicht mehr untersuchen können, doch ist es natürlich, dass die Beimengung
der Grundmasse, welche in den umgewandelten Krystallen nicht getrennt werden
8 Dr. A. Madelung. [8]
konnte, und mithin auch hier mit untersucht werden müsste, die chemische
Zusammensetzung desselben sehr modifieiren und variabel machen muss.
Die Analyse von Krystallen, wie sie sich allerdings nur mit Mühe aus dem
am wenigsten metamorphosirten Gesteine von Hotzendorf auslösen lassen, ergab
Bi, ab Ayınb Idiot 48-55 ABO ti Tone Nat: . 4-03
CO, see Bi Tan rt 16:23 Fe,0; ee Ye lanans 5-50
EEE ET ne FROBEN PR 20:40 HR... 2.10 060. > 4-40
MEN a lie. 2.50 101.61
Davon sind in Salzsäure:
I. löslich II. unlöslich
BAD, JUNEOTSUR br elinl 18:93 SIO,iRdiy2 untmasal ran. 48-55
BER are. Hhelinsaähns.- 1:96 2.0 art nachsanch Ne 1:09
Al,0; ra: dr ha diene 2-94 Fe0; te Aa FE EEE 0.51
Besası ur niit el 5 he 4-99 a0: 224 0 7 N ee 1-47
28-82 MgO ee Ss ronrs 0-54
52-16
Möglicher Weise könnte hier bei der Kohlensäurebestimmung deren Menge
etwas zu gross gefunden worden sein, da 1893 CaO 14:87 CO, erfordern,
indessen scheint hier fast auch ein Theil der MgO an CO, gebunden gewesen zu
sein, da mir ein zweiter Versuch, bei welchem der in Salzsäure lösliche Theil
von 60:66 Percent aus 00,23 51; CaO 27:15; MgO 2:96; Al,O, 319; Fe,0,
3-83 bestand, ebenfalls einen Ueberschuss an CO, von 2:18 ergab, welcher an
MgO gebunden, 4:16 MgOCO, entsprechen würde.
Dieses Verhältniss ist übrigens nicht besonders überraschend, da ja bei der
Zersetzung des Chrysoliths, wie die Analyse zeigt, hauptsächlich der Gehalt an
MgO ausgelaugt wurde, welche sich dann leicht theilweise mit der freien CO,,
in welcher der CaOCO, gelöst war, verbinden und als MgSOCO, zurückbleiben
konnte.
Bringen wir demgemäss von den oben erhaltenen Zahlenwerthen 33-80
Ca0CO, und 2:60 MgOC0O, in Abzug, so bleiben uns 6521 Percent, welche
Sids HI nt ni EV eahaate . 7445
Al,O, A Pr ER Ee © WERBPL. NOHAHTHERS SERL? PEEHERE EEE TS 6-18
a a A Ve ee re 8-43
ee 2:26
MN ee Joe“ 1:93
DO a 2 ha a & 6:75
10000
Die zweite Varietät von Chrysolithkrystallen, aus dem ebenfalls analysirten
gelblichbraunen Umwandlungsproducte, zeigte folgende Zusammensetzung:
ah mol, 40:09 Al,0; 7-13
CO, Ur -,. Der. 18:54 F&0, enle 0,60 Mor ih 0 vie A 69
et ... 24:37 Bote... .0w. 4:39
BR... . 1:38 oe
Davon sind in Salzsäure:
I. löslich II. unlöslich
CE : 1saal -Mabhiatläckınt. 23:88 eslsdounsaikdide- „40:09
Bere Ben... . 1:38 Bus 1.0 an .e 1:89
Al,0, FE, Due OO TER) 524 Fe,0; A Re . 0:26
Fe,0; ter ee 5. a 4-43 Ca0 eek) Tea eo, Me en. se Teer one 0-49
34 93 MgO vun BIRIRN SORT Ss puren
[9] Die Metamorphosen von Basalı und Chrysolith von Hotzendorf in Mähren. 9
23-88 CaO bilden mit 18:76 CO, zusammen 42:64 Ca0CO,, nach dessen Abzug
uns noch 58°17 Percent verbleiben, welche auf 100 berechnet ergeben:
Si0, Re PER EE MN BUMMOEEE EHER DENISHER Fern «le 68:92
a ah a0: ie or 12-26
Fe&0; I a a a A TE 8:06
DEE N. le) ers e 0:84
1. ae re en SS 2-37
BO... 0.2.0 AR sn 7-55
10000
Bei einem zweiten und dritten Versuche erhielt ich 31'93 Pereent Ca0CO,,
respective 38:37 Percent Ca0CO,, woraus sich die grosse Ungleichmässigkeit
in dem Mengenverhältniss dieses neuen Bestandtheiles ergibt.
Das specifische Gewicht des frischen Chrysoliths konnte ich nicht bestimmen,
doch mag dasselbe, wenn wir die Beimengung der Grundmasse berücksichtigen,
immerhin auf 3:2—3°3 zu schätzen sein. Die analysirten Umwandlungsproducte
hatten .ein speeifisches Gewicht, ersteres von 2'724—2-732, letzteres von
2:689.
Es bliebe nun noch übrig, zunächst einige Worte über die chemischen Pro-
cesse dieser Umwandlungen, wie wir dieselben aus den vorliegenden Analysen
entnehmen können, zu sagen.
Das am deutlichsten hervortretende Resultat ist eine Verdrängung von ein-
zelnen Bestandtheilen durch kohlensauren Kalk, Dieser Verdrängungsprocess,
welcher die eingeschlossenen Krystalle des Chrysoliths weit stärker betraf, als
das einschliessende Gestein, scheint sich der Hauptsache nach in beiden auf die
Magnesia und in den Krystallen auch auf das Eisenoxydul erstreckt zu haben,
welche in den meisten Fällen bis auf geringe Mengen verschwunden sind, wäh-
rend Kieselsäure, Thonerde und in dem Gestein das Eisenoxyd und Oxydul nur
wenig von diesen Einflüssen berührt worden sind. In wie weit der schon vorhan-
dene Kalk an der Bildung des kohlensauren Kalkes theilgenommen hat, ist nicht zu
bestimmen, doch war er jedenfalls nicht das einzige Material dazu.
Was endlich den Gehalt an Alkalien anlangt, welche zwar von mir im fri-
schen Gestein nicht bestimmt werden konnten, aber jedenfalls vorhanden waren,
so ist derselbe nach meinen Untersuchungen gänzlich ausgelaugt und verdrängt.
Herr Professor Carius in Heidelberg fand in den Krystallen des Chrysoliths t)
von Hotzendorf noch 0:92 KO und 1:39 NaO, doch weichen auch die übrigen
Bestimmungen so sehr von den von mir erhaltenen ab, dass ich hier weiter keine
Rücksicht darauf nehmen kann.
Nach all’ diesem dürfen wir wohl getrost den Ausspruch thun, dass wir es
in dem vorliegenden Falle mit einer beginnenden Pseudomorphose von Kalkspath
(respective kohlensaurem Kalk) nach Chrysolith und Basalt zu thun haben, und
zwar derart, dass die Krystalle des ersteren stärker als der umschliessende
Basalt dem Umwandlungsprocess unterlegen sind.
Es erinnert dieser Fall an jene bekannten Pseudomorphosen von kohlen-
saurem Kalk nach Orthoklas von Manebach im Thüringer Walde, wo auch schon
mehr als die Hälfte, nach Blum sogar an seltenen Exemplaren fast die ganze
Masse des Feldspath durch den Kalkspath verdrängt ist, während der Porphyr
1) Blum, dritter Nachtrag zu den Pseudomorphosen des Mineralreiches, pag. 282. Das
Resultat von Carius’ Analyse ist: SiOz 22:63; Al».O, 2:31; Fez0; 724; CaO 35:89;
Mg0 9:63; KO 0:92; NaO 1'39; CO, 20:26. Vorher auf 150 Grad Ü. erhitzt, verlor
die Substanz 3°23 Percent H,O.
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1564. I. Heft. 2
{0 Dr. A. Madelung. Die Metamorphosen von Basalt und Chrysolith von Motzendorf in Mähren. [10]
selbst, in welchem jene eingeschlossen sind, nur wenig, zum Theile fast gar
nicht verändert ist.
Die Frage endlich, woher denn eigentlich der Kalk stamme, welchen wir
in so grosser Menge vorfinden, und der unmöglich aus deın Basalt, geschweige
denn aus dem Chrysolith selbst herrühren kann, findet durch die obenangeführ-
ten neueren Mittheilungen des Herrn Sapetza Erledigung, deren wesentlichen
Inhalt ich hier noch kurz anführen will.
Wie ich schon oben erwähnte, ist bei Hotzendorf durch Erosion sowohl
der Sedimentschiehten als auch des Basaltes ein Thal entstanden, an dessen
Sohle und beiden Gehängen der veränderte Basalt ansteht. Die lange Zeit,
welche zu diesem Auswaschungsprocess nöthig war und die Zerklüftung des
Basaltes bewirkten leicht, dass das Wasser seinen Einfluss auf diesen letzteren
äussern konnte. Da nun gleichzeitig in einem nur wenig entfernten Wasserriss
der Basalt von einem kalkreichen Sandstein überlagert auftritt, dessen Kalkge-
halt, wie die auf Spalten und Klüften abgesetzten Rinden von Kalksinter bezeu-
gen, allmählig ausgelaugt und fortgeführt wird, so gewinnt es ganz den
Anschein, als ob der Kalkspath in unseren Umwandlungsproducten durch die
Gewässer aus dem Sandstein entnommen und auf den Basalt übertragen worden
wäre, in welchem er zum Theile mit Hilfe der zerstörenden und zersetzenden
Kraft der Atmosphärilien mehr und mehr einzelne Bestandtheile verdrängte und
deren Stelle einnahm, zum Theile sich nur mechanisch in die Klüfte eindrängte
und dieselben als krystallinisch strahliger Kalkspath ausfüllte.
[1] 11
II. Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien.
Von Dr. Guido Stache,
Zweite Folge.
(Fortsetzung der Abhandlung Seite 272, 10. Jahrgang, I. Heft, 1859, des Jabrbuches der k. k. geologischen
; Reichsanstalt.)
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 21. April 1863.
(Mit einer Tafel.)
IV. Die Gebirgsspalte von Buceari.
Südlich von dem das Recca-Gebiet geographisch abschliessenden Dletvo-
rücken und seinen Querriegeln treten die beiden grossen Kreidegebirgskörper
des Schneeberger Waldes und der Tschitscherei noch näher an einander.
Sie streichen von da ab fortdauernd durch eine bald mehr, bald minder tief
eingerissene Spalte getrennt, in fast parallelen Linien gegen Fiume zu und setzen
weiterhin der ceroatischen Küste entlang bis über Novi hinaus gegen das dalma-
tinische Küstengebiet zu fort. Der nördliche unmittelbar an die Recca-Mulde
stossende Theil der Spalte hat ein steiles von Nord nach Süd gerichtetes
Streichen. Der längere südliche Theil jedoch biegt wiederum in eine der des
südwestlichen Muldenrandes des Recea-Gebietes sehr nahe kommende Nordwest-
Südost-Richtung um.
Die Länge der ganzen Gebirgsspalte, soweit dieselbe dem zu besprechenden
Gebiete zwischen dem Dletvoberg und Novi angehört, beträgt etwas mehr als
12 Stunden. Die Breite derselben übersteigt selten eine halbe Stunde; ja sie ist
auf längere Strecken auf eine Viertel Stunde und bei S. Cosmo auf kaum
100 Sehritt beschränkt.
Obgleich die einfache Form einer langen Gebirgsspalte im Allgemeinen
nicht auf eine Mannigfaltigkeit in der Ausbildung geographischer und land-
schaftlicher Verhältnisse schliessen lässt, so ist doch der Charakter dieser Spalte
ein so wechselnder, dass eine Absonderung derselben in sechs durch besondere
geographische und landschaftliche Formen gekennzeichnete Einzelgebiete
naturgemäss erscheinen.
Der kürzere nördliche Haupttheil zwischen dem Dletvoberg und Fiume
zerfällt in zwei, der längere südliche Haupttheil der Spalte bis Novi in vier
soleher Sondergebiete. In jenem ersteren scheiden wir das Gebiet zwischen
dem Dletvorücken und den Quellen der Reezina oder das Clanathal von
dem Thalgebiet der Reezina. In dem zweiten erscheinen das Dragathal,
der Hafen von Buecari, das Vinodol und das Thal von Novi.als beson-
dere Landschaftsgebiete.
Nur die beiden Sondergebiete des nördlichen Haupttheiles gehören noch zu
Istrien. Wir berücksichtigen jedoch der Vollständigkeit wegen, wenn gleich
nur flüchtig, auch die vier letztgenannten, schon dem kroatischen Küstenlande
angehörigen Landschaften, Der allgemeine, die ganze Spalte als geologisch ein-
2
12 Dr. Guido Stache. [2]
heitliches Gebiet umfassende Name, welcher an die Spitze des ganzen Beitrages
zu stellen war, wurde am geeignetsten von dem ziemlich genau in der Mitte der
ganzen Spalte gelegenen und tiefst eingeschnittenen Theil derselben „dem
Vallone di Buecari“ entlehnt.
Nur in Bezug auf geographische und landschaftliche Eigenthümlichkeiten
sollen die Sondergebiete der Spalte einzeln behandelt werden; in Bezug auf die
geologischen Verhältnisse jedoch fassen wir sie besser als zusammengehöriges
Ganzes auf.
A. &eographische Verhältnisse.
Das Uebereinstimmende der genannten Sondergebiete ist in Hinsicht auf
diese Verhältnisse hauptsächlich durch ihre Lage zwischen den hohen und
steilen Felswänden derselben schmalen Längskluft, durch ihre fast gleiche
Streichungsrichtung, durch die Gleichheit des zusammensetzenden und be-
grenzenden geologischen Materials und endlich dureh den im Grundtypus gleich-
bleibenden geognostischen Bau bedingt. Das Abweichende lässt sich dabei fast
durehaus auf die Verschiedenheit der Durchführung der geognostischen Anlage
zurückführen und auf das Verhältniss der Verbreitung des festen kalkigen zu
dem loseren mergelig-sandigen Theil ihres Baumateriales.
Die Erörterung der einzelnen Theilgebiete wird dies deutlicher zeigen.
1. Das Thalgebiet von Clana.
Wir fassen unter dieser Bezeichnung nicht nur die nächste Umgebung des
Thalkessels mit der Ortschaft Clana und die nächstangrenzenden Gebirgswände
des in diesen Kessel mündenden Thalgrabens zusammen, sondern begreifen dar-
unter ein etwas weiteres Gebiet.
Die ganze eocene Gebirgslandschaft zwischen den Quellenbezirken des
Clanabaches an den Südgehängen des Dletvorückens bis zu dem Querriegel
östlich von Studena, von dem die Zuflüsse der Reezina ihren Ursprung nehmen,
soll bis an ihre äussersten Grenzen gegen West und Ost mit den beiden grossen
Kreidegebirgsmassen der Tschitscherei und des Schneeberger Waldgebirges
unter diesem Titel zur Sprache kommen.
Dieses Gebiet bildet den Uebergang zwischen der Recca-Mulde und dem
schon vollständig der stark verengten Spalte angehörenden Thalgebiet der
Reezina. Es finden sich daher in demselben Eigenthümlichkeiten beider Grenz-
gebiete vereinigt. Dies -bedingt den complieirteren Charakter der Clanenser
Landschaft.
In Bezug auf die Form seiner äusseren Begrenzung erscheint das Gebiet
noch als directe Fortsetzung des Dreieckgebietes der Recea-Mulde. Wenn man
die äussersten Punkte, nämlich den Ort Lissatz, den Gabrovitzaberg und den
südwestlichsten Punkt des eocenen Querriegels südöstlich von Studena mit ein-
ander verbindet, so erhält man ein kleines Dreieck, welches das ganze Clanenser
Gebiet einschliesst und in fast allen seinen Verhältnissen die grösste Aehnlich-
keit mit dem Recca-Dreieck zeigt.
Wie bei dem Recea-Gebiete ist die längste Seite, welche die Orte Lissatz,
Clana und Studena berührt, auch hier gegen SW gekehrt; die kürzeste Seite
dagegen, das ist, die Linie zwischen Lissatz und dem Gabrovitzaberge sieht
gegen Nord und die Verbindungsline zwischen dem Gabrovitzaberg und dem
Bergriegel bei Studena oder die der Länge nach mittlere Dreieckseite direct
[3] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 13
gegen Ost. Man sieht daraus, dass die Streichungsriehtung der begrenzenden
Gebirgsränder der seitlichen Kreidemassen innerhalb des Clanenser Gebietes
etwas abändert, indem besonders der östliche Rand aus seiner ursprünglichen
NW-SO-Richtung fast genau in die Nord-Südlinie einbiegt.
Die Südwestseite des Gebietes erreicht etwa eine Länge von zwei Stunden,
die Nordseite von einer Stunde, die Ostseite von ein und einer halben Stunde.
Die Höhe des die Südwestgrenze begleitenden steilen Kreidegebirges hält
von Nord nach Süd abnehmend zwischen 2500 und 1700 Wiener Fuss. Die in
der Natur weniger regelmässige Begrenzungslinie gegen Nord, welche vor-
zugsweise von dem die Wasser des Clanathals und der Recca scheidenden
Dletvogebirge gebildet wird, wechselt besonders stark in ihren Höhenverhält-
nissen. Von dem 2173 Fuss über dem Meer gelegenen Dorfe Lissatz steigt sie in
dem dicht und jäh über denselben sich erhebenden Lissatzberg auf 2960 Fuss.
In dem Sattel zwischen dem Lissatzberg und dem Dletvoberg senkt sich die-
selbe etwa bis zu 2000 Fuss, erreicht aber schon auf der Höhe des Dletvo-
berges wiederum 2400 Fuss. Nach einer zweiten noch bedeutenderen Senkung
in dem nur 1600 Fuss hohen Sattel zwischen dem Dletvoberge und dem östli-
chen Kreidegebirge erreicht sie in ihrem äussersten Endpunkte, dem Gabrovitza-
berg, 1894 Fuss.
Die östliche wieder eine mehr regelmässige Linie ohne bedeutende Buch-
tungen darstellende Seite senkt sich gegen Süd allmählig von 1894 auf
1700 Fuss.
Der südwestliche Raud zeigt die grösste Uebereinstimmung mit dem
Südwestrand der Recca-Mulde, als dessen natürliche Fortsetzung er in der That
sowohl in Bezug auf geologische Zusammensetzung als auf geographischen und
landschaftlichen Charakter erscheint.
Hohe, schrattige, steil gegen das innere Eocengebiet gekehrte , weisse
Kreidekalkfelsen, bilden auch hier die unmittelbare scharfe Grenze der eocenen
Landschaft gegen die grossen Kalkmassen des westlichen Kreidegebirges. Sie
überragen und verdecken hier in der gleichen Weise, wie wir es besonders im
südlichen Theile des Südwestrandes des Recea-Gebietes mehrfach beobachteten,
durchaus das nach Innen zu auf einer niedrigeren Höhenstufe an sie anlehnende
eocenkalkige Randgebirge. Nirgends tritt hier ein eocener Kalkhügel in der
Weise charakteristisch und die schroffen, zerrissenen Contouren des Kreide-
kalkes überragend hervor, wie im Bereiche des nördlichen und südwestlichen
Randgebirges der Recca-Mulde.
Das eocene Randgebirge wird hier vielmehr, obwohl es am Südwestrande
und am Ostrande der Clanenser Landschaft ein ziemlich ununterbrochenes, wenn
gleich schmales Felsband bildet, durch den Charakter der von beiden Seiten her
so nahe an einander tretenden Kreidegebirgsmassen vollständig überstimmt.
Dasselbe trägt daher zur Variirung des physiognomischen Charakters der
Landschaft wenig bea.
In ganz ähnlicher Weise, wie der Südwestrand dee Recca-Mulde, wird die
Fortsetzung desselben im Clanenser Gebiete von kesselförmigen Einsenkungen
unterbrochen, in deren Sauglöchern oder Klüften die Bäche der aus den Gebir-
gen des inneren Gebietes herabziehenden Thäler verschwinden.
Das Kesselthal von Clana, an dessen Nordwestrecke der Ort gleichen
Namens liegt, greift durch das ganze eocenkalkige Randgebirge und durch die
Kalkschichten der obersten Rudistenzone bis in die obere Abtheilung der mitt-
leren Rudistenzone ein. Es ist dieses zugleich das Hauptthal des ganzen
Gebietes.
14 Dr. Guido Stäche. [4]
Die Andeutung eines zweiten derartigen Kesselthales am Südwestrande
ist durch die kesselartige Einsenkung bei Studena gegeben, welche jedoch nicht
einmal das eocene Kalkgebirge durchbricht, sondern zwischen diesem und den
Sandsteinschichten des inneren Gebietes eingerissen ist und verhältnissmässig
wenig in die eoeenen Kalkschichten selbst eingreift.
Diese beiden Einsenkungen unterscheiden sich vorzugsweise durch ihre
eigene, und die Längsrichtung der ihnen zugehenden Hauptgräben von den
ähnlichen, häufiger sich wiederholenden Kesselthälern des Recea-Gebietes. Die
Längsriehtung und der Wasserlauf beider ist nämlich nord-südlich, also dem
Laufe der Recca abgekehrt, dagegen dem Lauf der Reezina zugekehrt und
dem oberen Theile desselben fast genau parallel.
Die Wasser, welehe in den Sackthälern von Clana und Studena verschwin-
den, sowohl als auch die, welche in die südliehsten Sackthäler des Reeea-Ge-
bietes münden, fliessen jedoch nicht, wie man nach Analogie der nördlichsten
Kesselbäche des Recca-Gebietes schliessen könnte, einen der beiden Hauptflüsse
(Reeca oder Reezina) unterirdisch zu.
Vielmehr lässt sich mit ziemlicher Gewissheit annehmen, dass die be-
zeichneten Sackthäler einen Theil der hauptsächliehsten Auf-
nahmsgebiete für die Wassermengen bilden, welche in den
zahlreichen kalten Quellen zwischen Fiume und Volosea den
gefalteten und wellig gebogenen dolomitisehen Schichten der
mittleren Rudistenzone entspringen und theils über, theils
unter dem Meeresniveau sieh mit dem Salzwasser des Quarnero
mischen.
Das eocenkalkige Randgebirge, in welches die beiden Sackthäler mehr
weniger tief eingreifen, verschmälert sich südlich von dem Kesselthal von Clana
gegen Studena zu dadureh, dass von da ab die untere Kalkabtheilung nicht mehr
vertreten ist, sondern Nummulitenkalke allein die Grenzseheide zwischen dem
äusseren Kreidegebirge und den sandig-mergligen Schichten des inneren Theiles
der Landschaft bilden.
Der östliche Gebirgsrand zeigt eine der des oben beschriebenen
siidwestlichen sehr analoge Ausbildung, und weicht dadurch von seiner nördli-
chen Fortsetzung im Reeea-Gebiet wesentlich ab. Das eoeene Randgebirge bildet
auch hier nur einen verhältnissmässig schmalen Streifen, der sieh jedoch fast
ununterbrochen vom Gabrovitzaberg bis in die Nähe von Studena verfolgen
lässt. Die steilen zackig zerrissenen Felsmassen der hellen oberen Kreidekalke
gewinnen hier fast ein noch grösseres Uebergewicht als am Südwestrande.
Die einzelnen Felspartien sind hier wilder und gewaltiger. Es ist die
schroff ansteigende durch die Quer-Gebirgsspalte von Paka von der Hauptmasse
des Schneeberger Gebirges abgesonderte gewaltige Kalkmasse des 3920 Fuss
hohen Capo di Terstenik, die steil gegen diese Seite des Clanenser Gebietes
abfällt und mit ihren kahlen, wildzerrissenen Vorbergen dem Gabrovizaberg und
dem Makovzy-Tertor in das schmale Eocengebiet hineinragt.
Bemerkenswerth ist es, dass das kalkige Randgebirge auch dieser Seite
durch einen den Schichten des Inner-Gebietes entspringenden Bach durchbro-
chen wird, und dass dadurch genau gegenüber dem Thalkessel von Clana eine
ganz ähnliche kesselartige Einsenkung gebildet wurde. Hier verschwindet der
Bach jedoch nieht wie dort in den Sauglöchern dieses Kessels, sondern durch-
zieht, nachdem er die kalkigen Schichten des eocenen Randgebirges mit jener
kesselartigen Erweiterung durchbrochen hat, das Kreidegebirge in einer der
Riehtung der Hanptspalte fast parallel verlaufenden engen Kluft und wendet sich
[5] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien, 15
erst nach etwa zweistündigem Laufe dem Eocengebiete wieder zu, das er verlassen
hat. Er durehbricht endlich als Schuschitzabach die Schichten des Spalten-
randes, jedoch schon im Bereich des Reczinathales und zwar weil von aussen her-
einbrechend natürlich in der umgekehrten Reihenfolge, als bei seinem Austritt
aus dem Sondergebiet von Clana. An der Grenze der nummulitenführenden
Kalke und der mergeligen Schichten der inneren Spalte vereinigt er sieh jedoch
sehr bald mit der Reczina in der Nähe der Ortschaft Jelenye. Wie die meisten
aller jener in Sackthäler mündenden Bäche, welche aus dem Gebiete des eocenen
Sandsteins entspringen, ist auch der Schuschitzabach nur ein periodischer
Rauschbach, dessen Bett in der heissen Jahreszeit meist vollkommen trocken
liegt.
Der Nordrand des Thalgebietes von Clana ist zum grössten Theil
durch den im Mittel 2000 Fuss hohen Bergrücken des 2400 Fuss erreichenden
Dletvoberges gebildet. Er gehört also mit seinen Nordabfällen der inneren
Recea-Mulde an.
Seine südlichen Ausläufer bilden den grösseren Theil des Clanenser
Gebietes. Nur der kleinere südwestliche Theil des Nordrandes wird von dem
kalkigen, den wilden und sterilen Charakter der seitlichen Grenzgebirge
wiederholenden Lissalzgebirge gebildet. Gegen dieses Gebirge stechen die
sanfteren gewölbten Contourformen und die üppige Waldvegetation des aus
Sandstein und Mergelschiehten zusammengesetzten Dletvo rücken eben so sehr
ab, wie gegen die steilen Kalkwände der Südwest- und Ostseite des Gebietes.
Der Nordrand repräsentirt also zugleich, und zwar im schroffsten Gegensatz,
den doppelten landschaftlichen Charakter, welcher nicht nur zwischen den
Rändern und der zwischen denselben eingeschlossenen Landschaft, sondern
auch im Innern des Gebietes selbst durch dieselbe Verschiedenheit des geolo-
gischen Materials und den Bau desselben hervorgebracht wurde.
Das zwischen den eben beschriebenen Grenzen gelegene innere Gebiet
besteht nämlich im Wesentlichen aus zwei Hauptrücken, welche von den ent-
gegengesetzten Enden des Nordrandes entspringend, in nahezu paraleller
Richtung mit dem ihnen zunächst gelegenen Randgebirge gieich diesem gegen
den Südwinkel der Landschaft convergirend streichen. Der östliche dieser
Hauptrücken ist wesentlich Sandsteingebirge, und zeigt demnach den ziemlich
constanten Charakter der Innergebirge aller istrischen Eocengebiete.
Der westliche Hauptrücken ist dagegen vorzugsweise ein Kalkgebirge
und er versetzt somit den allgemeinen Charakter der Randgebirge der kraineri-
schen und istrischen Eocengebiete hier ausnahmsweise auch in das Innere eines
Gebietes.
Der lange, östlich vom Clanabach gelegene Sandsteinzug erscheint als die
direete Fortsetzung des Dletvorückens. Von der äussersten Höhenkuppe
der Nordseite des Gebietes nämlich, welehe gegen Nord dem Gabrovitzaberg
gegenüber liegt, wendet sich der Haupthöhenrücken auf einmal direct gegen
Süd und streicht in dieser Richtung bis in den äussersten Südwinkel des
Gebietes bei Studena fort. Von dieser selben Kuppe geht zugleich ein kleine-
rer quer gegen Oststreichender Ausläufer aus, weleher des Rec ca-Gebiet noch
vollständiger von dem Quellengebiet der gegen Süd durch das Clanenser Gebiet
fliessenden Bäche abschliesst. In dem Winkel zwischen diesem Querriegel und
jenem langen Sandsteinrücken entspringen die Quellen des das östliche Rand-
gebirge durchbrechenden Schuschitzabaches. Dem breiteren Sandsteingebiete
der Südabfälle des Dletvorückens selbst, welches sich zwischen dem Kalkge-
birge des Lissatz und eben diesem Längsrücken hinzieht, entquellen die Wässer,
16 Dr. Guido Stache. [6]
welche dem das westliche Randgebirge spaltenden Kesselthale von Clana
zufliessen. Zwischen diesen beiden periodischen Rauschbächen liegt das eine
der landschaftl’chen Hauptgebiete der Gegend von Clana.
Dasselbe ist repräsentirt durch einen der Längsrichtung des ganzen Gebie-
tes entsprechend streichenden, hohen und langgezogenen Hauptrückens und
seine direct gegen nach Ost und West abfallenden Gehänge. Der Rücken hält
durchweg in einer Höhe von 2000—2400 Fuss, ist ziemlich steil gewölbt und
hat bis zu seiner Vereinigung mit dem noch schmäleren westlichen Sandstein-
zuge des Gebietes keine bedeutenderen, sich von ihm abzweigenden Seiten-
rücken. Ein einziger kleiner Seitenrücken gabelt sich nordöstlich von Clana
gegen West, stösst sich aber sehr bald an einer durch den Clanabach von
seinem Hauptstock abgesonderten Partie des westlichen Kalkgebirges ab. Ein
anderer kleiner Nebenrücken zweigt sich von dem östlich von Clana gelegenen
Szohovaberg gegen SO ab. An diesem Gabelungspunkt, so wie an den Wende-
punkten des Hauptrückens in eine etwas veränderte Streichungsrichtung wölbt
sich der im Mittel nieht über 2000 Fuss steigende Rücken zu abgerundeten
Kuppen, welche den Haupthöhepunkt des ganzen Zuges dem Detvoberg (mit
2460 Fuss) sehr nahe kommen. Die bedeutendste dieser Kuppen ist der
Szohovaberg östlich von Clana mit 2391 Fuss Seehöhe. Aus den Winkeln der
Wendepunkte, so wie besonders aus den Winkeln der Abzweigung der kleinen
Nebenrücken entspringen Quellen, welche durch scharf in das Sandsteingebirge
eingerissene Gräben, je einem der den Sackthälern des Gebietes zufliessenden
Hauptbäche zufliessen. So vereinigt sich der von der westlichen Gabelung aus-
gehende Graben nahe am Kessel von Clana mit dem Clanenser Hauptthal und
verschwindet der südlich der Szehovakuppe entspringende Rauschbach im
Kessel von Studena.
Das ganze Gebiet dieses ziemlich quelleureichen Sandsteingebirges ist
dicht uud zum Theile sehr üppig ınit Buchenbeständen bewaldet.
Diese frische, grüne Waldgegend des nördlichen und östlichen Theiles der
Clanenser Landschaft fällt um so mehr in's Auge, als sie zu beiden Seiten von
steilen, nackten, weissen Kalkfelsen begrenzt wird. Ueber sie hinaus ragt im Ost
die gigantische, blendend weisse, scharf ausgezackte Kalkınasse des Capo di
Terstenik, im West erhebt sich darüber der abgesonderte Kalkrücken des
Lissatz. Dieser in seinem höchsten Punkte 2960 Fuss erreichende Felsstock
erscheint schon von Weiten aus dem Recea-Gebiet her gesehen wie ein verein-
zelter Bergriese. Auf dem Wege aus dem Recca-Gebiete über Lissatz und
Lassi nach Clana überzeugt man sich, dass derselbe nicht nur durchaus
durch eine lange und tiefe Kluft von dem westlichen Randgebirge des Clana-
thales abgesondert ist, sondern auch dass dieser Kalkgebirgsstock ganz voll-
ständig und ohne Unterbrechung durch ein schmales Band derselben Sandstein
und Mergelschichten,, welehe das östliche Gebirge des Innergebietes bilden,
von dem Kalkgebirge des Westrandes getrennt wird. Auf der ganzen Erstre-
ckung des Lissatzrückens vom UÜberschaberg über Lissatz und Lassi bis Clana
bilden diese durch ihre schmutzig gelbliche oder graue Farbe von dem über-
ragenden, weissen Kalkgebirge scharf abstechenden Schichten die unteren
Gehänge des steilen mit den Schiehtenköpfen gegen West gekehrten Abfalles des
Lissatzgebirges. Im Kessel von Clana werden diese Schichten gleich den sie
umgebenden Kalkschiehten durch den Bachgraben unterbrochen und durch den
Schotter des Rauschbaches verdeckt. Bei der Kirche südlich vom Orte jenseits
des Baches stehen sie jedoch wieder an und setzen nun als ein kleiner, gleich-
falls noch durch eine tiefe schluchtartige Spalte vom westlichen Randgebirge
[7] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. . 17
gesonderter Rücken in den Südwinkel des Gebietes bei Studena fort, um sich
hier erst mit dem langen Sandsteinrücken der Ostseite wieder zu vereinigen.
Der Kalkstock des Lissatz ist somit vollständig vom Sandsteingebirge ein-
geschlossen. Er wiederholt im Uebrigen von West nach Ost vollständig die
Gesteinsfolge der Randgebirge. Der mittlere Hauptkern des Gebirges mit dem
höchsten Punkte ist Kreidekalk. Darauf folgen kalkige Eocenschichten in der-
selben Reihenfolge, wie am Westrande. Das östliche Sandsteingebirge grenzt
daher auch im Westen nicht direct an Kreidekalke, sondern an dieselben
eocenen Kalkschichten wie im Osten,
Der Clanabach durchbricht auch diesen Gebirgsstock und schneidet einen
kleinen Theil von demselben ab, der somit auf die Ostseite seines Bettes in den
Winkel zwischen die beiden convergirenden Sandsteinrücken des Gebietes zu
liegen kommt.
Er zeigt somit das interessante Verhältniss der Wiederholung der Schich-
tenfolge des Eocenen in dem innerhalb der begrenzenden Randgebiete liegenden
Gebiete sehr deutlich; denn während seines nicht viel über eine Stunde langen
Laufes durchschneidet er zweimal die ganze Schichtenfolge von den Sandstein-
schichten der Eocenzeit bis auf die Schichten der mittleren Kreidezeit, ehe er
in den Klüften des Randgebirges verschwindet.
Die Haupteigenthümlichkeiten des Gebietes von Clana liegen also baupt-
sächlich in seinem Einschluss zwischen den beiden einander schon näher gerückten
Kreidekalkgebirgen, welche auch das breitere Reeca-Gebiet schon begrenzten, in
dem Eingreifen des wilden und sterilen Charakters der Randgebirge in das
fruchtbarere und bewaldete Sandsteingebiet des Innern, und endlich in dem] bei-
derseitigen Einbrechen von Rauschbächen mit kesselförmiger Erweiterung in die
Randgebirge.
2. Das Reezina-Thal.
Obwohl die Reczina, in der Umgebung von Fiume auch schlechtweg
„Fiumera“ genannt, in ihrer ganzen Längserstreckung von dem queren Gebirgs-
riegel von Studena bis zu der rechtwinkeligen Wendung, die sie macht, un
das Kreidegebirge zu durchbrechen und in’s Meer zu gelangen, zwischen nahezu
parallelen und ziemlich gleichförmigen Gebirgsrändern fortstreicht, so hat den-
noch ihr oberer, ihr mittlerer und ihr unterer Lauf ein verschiedenes Aussehen.
Wir bemerken sowohl im oberen Lauf zwischen den Quellen der beiden
obersten Reezina-Zuflüsse und der Mündung derselben in die Reezina bei Kuku-
lani, als auch im mittleren Lauf zwischen Kukulani und der Mündung ihres bedeu-
tendsten Zuflusses des Schuschizabaches bei Lukesich, so wie endlich auch iu
dem unteren noch der Spalte angehörigen Stück des Reezinathales gewisse
Besonderheiten, die nıcht blos auf die gewöhnlichen Unterschiede zwischen
oberem und unterem 'Thalgebiet hinauslaufen, sondern vorzugsweise in dem
verschiedenen Verhalten des geologischen Materials ihren Grund haben.
Das Gebiet des oberen Reczinalaufes kann man zwar mit gleichviel Recht
wie das Gebiet von Clana, als ein Doppelthal bezeichnen, aber es herrschen
trotzdem bedeutende Unterschiede zwischen beiden.
In dem Ersteren ist nämlich der mittlere, die Thalbecken trennende Hügelzug
vorwaltend eocenes Kalkgebirge, in dem zweiten besteht er, wie wir gesehen
haben, aus Sandsteinschichten. Ueberdies aber liegt ein wesentlicher Unter-
schied - darin, dass sich die beiden in ihrem oberen Theile fast parallelen Thal-
gräben des Reczinagebietes durch Vermittlung des Reezinaflusses vereinen,
während die Thäler des Clanenser Gebietes allmälig bis zum Durehbruch der
gegenüberliegenden festen Kalkwände des Randgebirges divergiren.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 1864. I. Heft. 3
18 i Dr. Guido Stache. [8]
Die Haupteigenthümlichkeit dieses obersten Theiles des
Reezinathales beruht daher in dem Hervortreten des eocenen
Kalkgebirges aus den zwischen die enger aneinandertretenden
Wände der seitlichen Randgebirge gepressten, conglomerati-
schen und mergelig-sandigen Schichten des Inneren in der
Form eines mittleren den Seitenwänden parallelen Felsrückens.
Im Zusammenhange damit erscheint das losere Material des Innergebietes
auch stellenweise sehr hoch, sowohl an den Wänden der seitlichen Kalkgebirge,
als an denen des mittleren kalkigen Felsriffs hinaufgedrängt, und die Bachgräben
erscheinen schluchtartig steil und tief eingerissen.
Die Reezina selbst entspringt aus einer inneren kesselförmig erweiterten
Kluft des östlichen Randgebirges an einer Stelle, wo dasselbe in einem stumpfen
gegen NO gerichteten Winkel gekniekt erscheint. Dem Hauptfluss selbst gehört
mithin nur der untere Theil des östlichen der beiden Gabelthäler an, die mit Rück-
sicht auf den unterirdischen Ursprung der Hauptquelle allerdings beide selbst
nur als westliche Nebenthäler erscheinen. |
Dieses ganze obere Gebiet der Reczinaquellen ist der wildeste und in-
teressanteste T'heil des ganzen Sondergebietes.
Von Kukulani an erweitert sich das Bett der Reczina. Sie tritt hier ganz
nahe an den westlichen Spaltenrand, biegt aber sogleich aus der Richtung
NNO nach SSW, die sie von ihrem Ursprung aus dem östlichen Randgebirge her
innegehalten hatte, in die Richtung NW-SO ein und durchschneidet zum zwei-
ten Male diagonal den Boden des Spaltenthales, um bei Lukesich wiederum das
östliche Randgebirge zu berühren und den dasselbe hier durchbrechenden
Sehuschitzabach aufzunehmen. In ihrem mittleren Laufe sondert die Reezina
daher eine nordöstliche und eine südwestliche Partie von Sandsteinhügeln ab,
deren jede an ihrem breiten Ende die ganze Weitung der Spalte ausfüllt und
zum grösseren Theil mit Wald oder Buschwerk bedeckt ist, jedoch hin und
wieder auch kahle und öde Gehängflächen zeigt. Einerseits überragt der
schrattige Kreidekalkrücken des Magberges das tief eingesenkte Spaltengebiet;
andererseits bildet der Ostsaum des Castuaner Kreidegebirges eine steil aufragende
Kalkwand. Der höchste Grat des letzteren erreicht über Kukulani noch eine
Höhe von 1566 Fuss und überragt daher den am Reczinaufer dicht unterhalb
gelegenen Ort, welcher 835 Fuss über dem Meeresniveau liegt, um mehr als
700 Fuss.
Zu beiden Seiten der Reczina, die sich in vielfachen Krümmungen windet,
vorzüglich aber auf ihrer östlichen Seite ziehen sich in schmalen Streifen Wiesen
und wohlbebaute Felder hin. Von dem angenehmen schattigen und gut gang-
baren Wege, der durch diesen Theil des Thales dem Flussufer entlang führt,
hat man vielfach eine prächtige Durchsicht durch die Einsenkung des östlichen
Grenzgebirges, innerhalb welcher der Schuschitzabach hereinbricht, in den
weiten wohlbebauten, rings von hohen Kalkgebirgen umgebenen Gebirgskessel
des Grobniker Feldes.
Von Lukesich wendet sich der Lauf der Reezina wieder gegen SW. Er
biegt jedoch bald wieder in die südöstliche Richtung des ganzen Thalgebietes
um und hält diese Riehtung mit nur geringen Abweichungen bei, bis er dicht
unter Orechovitza scharf gegen West umbiegt und nun das westliche eocene
Randgebirge sowohl als den hier schon stark verschmälerten östlichen Flügel des
Tsehitscher Kreidegebirges in einer tiefen Schlucht bis zur Mündung in’s Meer
bei Fiume durchbricht.
*
[9] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 19
Im Bereiche des unteren Reezinalaufes nun, soweit derselbe der Längs-
spalte angehört, verengt und vertieft sich das Flussbett wiederum schluchtartig.
Die Nummulitenkalke des Randgebirges treten besonders auf der östlichen
Seite in grösserer Breite zu Tage und bilden stellenweise und endlich fast allein
die Ufer des Flussbettes. Die Mergel- und Sandsteinsehichten erscheinen dabei
den Klüften und Einsenkungen der Kalke zwischen gelagert oder den Vorsprüngen
derselben aufgelagert. Die zusammenhängende, mergeligsandige Decke des
eocenen Kalkgrundes der Spalte wurde hier eben schon zum grössten Theil weg-
gewaschen und durch die grosse Spalte im Kreidegebirge zwischen Tersatto
und Fiume in’s Meer geführt. Durch den tiefen schluchtartigen Einschnitt des
Reezinabettes ist der Boden des Spaltenthales unter der Wendung der Louisen-
strasse bei Orechovitza nahezu auf Meeresniveau gesunken. In der Höhe, in
welcher das Sandstein- und Mergelmaterial des östlichen Reezina-Ufers den Kalken,
in welche der Fluss schluchtartig einschneidet, aufgelagert erscheint, setzt nun
die stark verengte Spalte aus dem Gebiete des Reezina in das Sondergebiet
des Dragathales über.
Südwärts dieser Grenze der beiden mitten zwischen zwei grossen Gebirgs-
gebieten liegenden Souderthäler mit den folgenden dem Meeresstrande nahe und
parallel verlaufenden Gebietstheilen der grossen Spalte von Buccari verändert
sich der Haupttypus des landschaftlichen Charakters.
Das Spalteuthal, welches bisher den abgeschlossenen Charakter eines In-
nerlandgebietes trug, erscheint nun gleichsam als eine offene, mittlere Ufer -
stufe eines hohen steilen, das Meer begrenzenden Strandgebirges.
3. Das Dragathal.
Unter diesem Namen fassen wir den Theil der Spalte, welcher zwischen
Orechovitza und der bedeutendsten Verengung derselben durch das nahe Zusam-
mentreten der Kreidekalke des Randgebirges zu dein Querriegel der Kirche
S. Cosmo mit 686 Fuss Seehöhe eingeschlossen liegt. Es ist ein kleines, in die
Länge gezogenes, aber enges Kesselthal von etwas mehr als einer Stunde
Ausdehnung.
In gewisser Beziehung gehört sein nordwestlichster gegen Orechovitza zu
abdachender Theil noch zum Gebiete der Reezina, da der kleine Bach, der sich
darin sein Bett eingerissen hat, der Reczina zufliesst und unterhalb Orechovitza
in dieselbe mündet. Von Orechovitza an steigt also der Spaltenboden wieder zu
einem kleinen Querriegel an und trennt das Quellengebiet der Reezina von dem
des Dragathales.
Da das Dragathal so ziemlich in der Mitte am tiefsten eingesenkt ist und die
Stelle dieser Einsenkung zugleich einer gewaltigen Bruchspalte im Kreidegebirge
entspricht, welche nicht nur das unmittelbar angrenzende Randgebirge , sondern
die ganze vorliegende Gebirgsstufe bis zum Meeresniveau des Porto Martin-
sehiza durchbrochen hat, so fliessen die Wasser von beiden Seiten her in der
tief eingerissenen engen Sohle des T'hales diesem mittleren Vereinigungspunkte
zu und finden durch jene gegen SW streichende Querspalte vereinigt, den Aus-
weg zum Meere.
Dieselbe besondere geographische Form zeigen mit mehr oder weni-
ger Modificationen, aber doch ınit hinreichender Deutlichkeit auch die übrigen
drei Sondergebiete der Spalte. Wie oben angedeutet, liegt dieselbe schon
im Bau des Reczina-Gebietes vorgezeichnet und lässt sich selbst zu dem Bau
des Gebietes von Clana und der Recea-Mulde in Beziehung bringen.
Das reich mit Weingärten bebaute Sandstein- und Mergelmaterial dieses
Gebietes ist in ganz ähnlicher Weise wie im tiefsten Theil des Reezinathales
3°
20 Dr. Guido Stache, [10]
vorzüglich auf die unteren Gehänge der östlichen Seite beschränkt. Die Eocen-
kalke des westlichen Randgebirges treten dagegen grösstentheils unbedeckt bis
hinab in die Tiefe der Bachgräben zu Tage. An dem Übergange in das nächste
und von allen am tiefsten eingesenkte Sondergebiet, den Hafen, von Buccari,
das ist auf der Höhe der Kirche von S. Cosmo ist das eocene Material der Spalte
auf ein Minimum beschränkt.
Nur ein kleiner sehr schmaler, zwischen den beiderseits vorspringenden
Kreidekalkfelsen eingelagerter Sattel von Nummulitenkalk westlich von der Kirche,
stellt die direete Verbindung der Eocenschichten der beiden angrenzenden
Sondergebiete her.
4. Thal und Hafen von Buceari.
Das Sondergebiet dieses Namens ist die tiefste Einsenkung des ganzen
Spaltengebietes und reicht von der Kirche S. Cosmo bis zur Strassenhöhe bei
Dool, welche die Wasserscheide bildet zwischen dem Vinodol und den dem Val-
lone di Buccari von Südost her zufliessenden Quellen. Das Gebiet misst somit
der Längsrichtung nach gute zwei Stunden, aber gleich dem Dragathale über-
schreitet es nicht die Breite von !/; Stunde Luftlinie, sondern bleibt in seinem
südlichen Theil gleich jenem darunter zurück. In seiner Hauptanlage ist dieses
Gebiet dem vorigen gleich.
Es ist nur durch die tiefereEinsenkung unter das Meeresniveau und im Zu-
sammenhange damit durch einen tieferen und breiteren mittleren Durchbruch
durch das trennende Ufergebirge direct mit dem Meere in Verbindung gesetzt und
somit der grösste Theil seines Bodens in einen nach NW und SO eingreifenden
und sackförmig geschlossenen Hafen mit breiter Einfahrt umwandelt worden.
Eine steilere und kürzere Thalschlucht mit einem periodischen Rauschbach mün-
det in das mittlere Hafengebiet im Nordwestwinkel, wo dicht am Ufer die Stadt
buccari liegt. Ein längeres sanfter geneigtes 'T'hal zieht sich mit einem mittleren
Bach von Dool hinab gegen den südwestlichen Winkel des Hafens, in welchem
die Ortschaft Buccariza liegt. Die steile hochansteigende Wand des östlichen
Randgebirges überragt weit die niedrigen, tief gesenkten Vorberge des West-
randes, welche der Hafen und die Einfahrt von Porto Re durchbricht. An keiner
der beiden Längsseiten des Hafens selbst finden sich noch, so weit sie die Ufer
des Hafens bilden, bedeutende Spuren des Mergel- und Sandsteinmaterials der
Innergebiete. Nur im Bereiche des Bodens und der unteren Seitenlehnen der
beiden gegen den Hafen geöffneten Schlussthäler ist dasselbe zu beobachten und
es dürfte im zerstörten aufgelösten Zustande auch den Meeresgrund des Hafen-
thales bedecken.
5. Das Vinodol.
Das Vinodol, dieses längste und breiteste der vier Meeresstrandgebiete der
Spalten erstreckt sich von der Strassenkreuzung bei Dool bis zur Verengung und
dem queren Thalsattel unter dem Gradina Vrh nördlich Szeleze. Das Thal-
gebiet erreicht zwischen diesen Punkten eine Länge von vier Stunden und
erweitert sich in seinem mittleren Theil zu /;,—®/,stündiger Breite vom östli-
chen zum westlichen Gebirgsrande. Bis zum letzten Viertel seiner Erstreckung
von Dool an gehört das Thal dem von NW kommenden Hauptbach des Gebietes,
dem Riscinabache an. Erst nachdem /er drei Viertheile des ganzen Längsthales
durehströmt, durchbricht dieser Bach, indem er noch den kürzeren, von dem süd-
östlichen queren Grenzhügel entspringenden Bach des südlichen Gebietstheiles
aufnimmt und scharf gegen SW umbiegt, das eocene Randgebirge zwischen der
1 1] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 2
Ruine Badan und derKirche S. Troiza. Durch die tiefe, gleichsinnig mit der Kluft
der Keezina bei Fiume, der Spalte des Porto Martinschiza, der breiten Hafen-
einfahrt von Porto Re und den kesselförmigen Einbrüchen des südwestlichen
Gebirgsrandes der nördlichen Inner-Landgebiete in der Richtung gegen SW in
das westlich vorliegende Kreidegebirge eingeschnittene Spalte von Czirquenieza
find.t er endlich seinen Weg in's Meer,
Der östliche Gebirgsrand erhebt sich entsprechend dem Ansteigen der hin -
terliegenden Gebirgszüge zu ausserordentlicher Höhe und steigt in steilen, fast
senkrechten Wäuden über das mit üppigen Weinceulturen geschmückte Sand-
steingebiet des Thalbodens. Dieser ist im mittleren Theil des Kiseinalaufes zu
beiden Seiten des Baches zu einer Ebene erweitert. Im Übrigen ist der Thal-
boden uneben und hügelig und zeigt mitten im bebauten Terrain kahle, uneulti-
virte Sandsteinhügel mit grauen und gelben, von verwittertem Material bedeckten,
wie ausgebrannten Abhängen.
6. Das Thal von Novi.
Seiner Anlage nach ist dieses Gebiet ebenso gebaut, wie die oben beschrie-
benen. Es fehlt ıhm nur der von SO herkommende Bach, welcher nur durch eine
tiefere grabenartige Einsenkung vertreten ist. Von NO jedoch kommt von dem
Querriegel unter dem Gradinabach her ein durch mehrfache Zuflüsse aus den
östlichen Sandsteinhügeln verstärkter Bach, der ganz ın ähnlicher Weise, wie
die Bäche der nördlicheren Gebiete durch eine Gebirgsspalte in's Meer mündet.
Die Gebirgsspalte bei Novi ist jedoch weder so tief, noch so lang, wie die anderen,
weil das ganze Spaltengebiet hier näher an das Meer herantritt und das tren-
nende südwestlich vorliegende Kreidegebirge mehr and mehr unter das Meeres-
niveau sinkt.
Das Vinodol konnte ich nur flüchtig besuchen, das Thal von Novi als zu
entfernt von meinem ohnehin für eine Sommerarbeit fast zu bedeutenden Auf-
nahmsgebiete liegend, habe ich kaum berühren können. Das über diese beiden
Gebiete Mitzutheilende beruht daher vielfach nur auf geologischer Combination.
B. Geologische Verhältnisse der Spalte.
a. Stratigraphie des eocenen Materials.
Dieses Capitel lässt sich ziemlich kurz fassen, da die darin abzuhandelnden
Verhältnisse eines Theils nahezu übereinstimmend sind mit denen früher behan-
delter Gebiete, anderen Theils aber, wo sie abweichen, sich als sehr einfach und
gleichbleibend erwiesen.
Wir haben es im Bereiche der ganzen Spalte eigentlich nur mit zwei ver-
schiedenen Entwiekelungsarten der eocenen Schichtenreihe zu thun. Die eine
derselben stimmt fast ganz überein mit der am Südwestrand des nächst angren-
zenden Recca-Gebietes herrschenden Schichtenfolge. Sie ist aber nur auf das an
dieses Gebiet zunächst folgende Gebiet des Clana-T'hales und den nordöstlichen
Theil des Reezina-Gebietes beschränkt. Die andere Schiehtenfolge unterscheidet
sich von jener im Wesentlichen nur durch das Wegfallen der tieferen Abtheilung
der eocenkalkigen Gruppe und ist bis auf unwesentliche Abweichungen sehr
gleichartig im ganzen übrigen Theile der Spalte entwickelt.
39 Dr. Guido Stache. [12]
lu beiden Fällen jedoch liegt die unterste vertretene Eocenschiecht stets
unmittelbar auf den charakteristischen hellen reinen Kalksehiehten der schmalen
obersten Rudistenzone. Diese trennt auch hier wie in den bereits behandelten
Gebieten das Eocene eonstant von der Hauptmasse der Kreideschichten, welche
der mittleren Rudistenzone angehören.
Für den oben näher bezeichneten nördlichsten Theil des ganzen ‚Spalten-
gebietes ist die folgende Schichtenfolge die im Allgemeinen giltige:
a. Untere Eocengruppe (eocenes Randgebirge). — (Abtheilung der Kalke und
Kalkschiefer.)
a) Nummulitenleere Kalkgruppe.
1. Untere Foraminiferenkalke.
2. Cosinaschichten (Süsswasserbildung).
3. Obere Foraminiferenkalke (Milioliden- und Orbitulitenkalke).
6) Nummulitenführende Kalkgruppe.
4. Alveolinenkalke (Boreliskalke).
5. Nummulitenkalke (im engern Sinne).
ß. Obere Eocengruppe. — (Abtheilung der Conglomerate, Mergel und Sand-
steine.
b. Abe dab ya versteinerungsführendeConglomerate und Mer-
gelschichten.
7. Petrefactenarme oder leere Mergel und Sandsteine.
Lässt man nur einfach die Schichtenglieder 1 — 3weg, so dass auf die
obere Kreide sogleich die Alvealinenkalke folgen, so hat man damit die Folge der
Schichten im ganzen übrigen Theil der Spalte der Hauptsache nach gegeben.
a. Die untere Eocengruppe.
(Das kalkige Randgebirge der Spalte.)
Wie aus der Beschreibung der Einzelgebiete in Bezug auf ihre geographi-
schen und landschaftlichen Verhältnisse schon hervorging, findet diese Gruppe
ihre vorzugsweise Vertretung ganz constant zu beiden Seiten längs der steil und
schroff gegen das Innere der Spalte abtallenden Ränder des begrenzenden Kreide-
gebirges. Die Schichten derselben reichen zumeist nicht bis zu den scharfen
gegeneinander gekehrten Höhenkanten des Spaltenthales empor, sondern nehmen
eine etwas tiefere Höhenstufe zu beiden Seiten der Spalte ein. Nur an verhält-
nissinässig wenig Punkten der Spalte treten die Schichten dieser Gruppe auf
bedeutendere Strecken auch im lonern aus dein eigentlichen Boden des Spalten-
thales zu Tage, welcher der normale Verbreitungsbezirk der Schiehten der
oberen Gruppe ist.
a) Die nummulitenleere tiefere Schichtenreihe der Kalk-
gruppe ist, so weit ich aus den allerdings nur sparsamen Beobachtungen
schliessen muss, die ich in dem nicht mehr speciell zu meiner Sommeraufnahıne
gehörigen Terrain zu machen Gelegenheit hatte, ausser im Gebiete der Clanen-
ser Landschaft nur noch im Thale der Reezina in der nördlichen Partie des
östlichen Randes entwickelt. Nirgends fand ich sie im Bereiche der südlicher
gelegenen Theile der Spalte vertreten.
Durebschnitte bei Kukulani, Grobnik, Fiume, Bucecari, Dove und
Grixani belehrten mich darüber und der ganze Bau der Spalte sowie die Art
und Weise der Entwickelung der Kreideschichten und der direet auf dieselben
folgenden Nummulitenkalke machen es im höchsten Grade wahrscheinlich, dass
[13] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 33
auch noch südlicher zwischen Grixani und Novi das gleiche Verhältniss
Statt hat.
1. Die unteren Foraminiferenkalke. Dunkle, rauchgraue bis
schwarze, durch zahlreiche weisse, feine Punkte gesprenkelt oder melirt erschei-
nende Kalke wurden ganz in ähnlicher Ausbildung wie wir sie von einigen Punkten
des Nordrandes und Südwestrandes der Reeca-Mulde keunen lernten , auch noch
in der Fortsetzung derselben im Gebiele von Clana beobachtet.
Sie folgen hier wie dort unmittelbar anf die weissen, reinen Kreidekalkbänke
der oberen Rudistenzone, und führen hin und wieder noch Theile von zerstörten
Rudistenschalen.
Wegen des Mangels aller anderen Reste bilden sie ein etwas zweifelhaftes
Zwischenglied zwischen sicheren Kreidekalken und den sicheren Eocenscbichten.
Jedoch sind sie wegen der gleichartigen petrographischen Ausbildung mit den
nächst höheren Schichten und des constanten Verhältnisses mit dem in den meisten
anderen Terrains sichere Eocenschichten sogleich derselben oberen Zone der weis-
sen Rudistenkalke auflagern, auf die auch sie folgen, mit mehr Wahrscheinlichkeit
nach den Eocenschichten als der Kreide anzuschliessen. Übrigens bin ieh durch
neuere Untersuchung in der Deutung dieser weissen Punkte darüber zweifelhaft
geworden, ob sie als durchaus von Foraminiferen herrührend zu betrachten seien.
An manchen Stellen dürfte ein grosser Theil derselben von Cypris oder Cypridina-
Arten herrühren. Etwas Sicheres hoffe ich nach genauer mikroskopischer Unter-
suchung von zu diesem Zwecke zu präparirenden Kalkplatten bei der Zusaminen-
stellung der sich aus diesen Specialbeilrägen ergebenden Resultate in dem
neunten Beitrage sagen zu köınen.
Diese Schichten habe ich vorzugsweise am westlichen Randgebirge des Clana-
Gebietes bei Lissatz, ferner zu beiden Seiten des Lissatz-Gebirges beobachtet.
Auch am östlichen Randgebirge erscheinen sie und zwar in bedeutenderer Mäch-
tigkeit aber mit etwas verändertem petrographischen Charakter. Die Kalke zeigen
hier nämlich nicht die sonst fast allgemein eigenthümlichen rauchgrauen Farben-
nüancen und den bituminösen Charakter durch den sie sich an die unmittelbar
auf sie folgenden Cosinaschichten anschliessen, sondern halten sich in hell-
graulich gelben Tönen. Die feinen weissen Punkte sind jedoch in fast noch
grösserer Masse und mit hinreichender Deutlichkeit zu erkennen.
2. Die Cosinaschichten haben ungefähr dieselbe Verbreitung; jedoch
erscheinen sie nur längs des westlichen Randgebirges von Lissatz bis Clana und
am Nord- und Ostgehänge des Lissatz-Gebirges in charakteristischer Weise und
in ununterbrochenem Zuge.
In dem östlichen Randgebirge scheinen sie stellenweise durch die mächtigen
Foraminiferenschichten ersetzt zu sein; jedoch wurden sie auch hier in der
Strecke zwischen dem Gabrovitzaberg und dem Durchbruche des Schuschitza-
baches durch das Randgebirge mehrfach beobachtet. Überdies erscheinen sie
auch noch etwas weiter in der Fortsetzung desselben Gebirgsrandes im oberen
Reezina-Gebiete.
Sie sind in allen diesen Verbreitungsstrecken in derselben Weise wie am
Südwestrande des Reeca-Gebietes ausgebildet. Es ist nämlich nur das con-
stanteste Glied dieser Schichten, die rauchgrauen Kalkbänke mit Charen und
Gasteropodendurchschnitten (vorzüglich Melanien) entwickelt. Die hier aufge-
fundenen Charen gehören jedoch mehreren verschiedenen Arten an. Die eine ist
mit der im Reeca-Gebiete verbreiteten Chara Stacheana Ung. identisch.
Die beiden anderen erkannte Professor Unger als neue Formen und
benannte sie Chara globulifera und Chara ornata. Mit der ersteren identifieirte
571 Dr. Guido Stache. [14]
er zu gleicher Zeit eine von mir aus den eocenen Süsswasserschichten Sieben-
bürgens mitgebrachte Art.
3. Obere Foraminiferenkalke (Miliolidenkalke). Auf die Cosina-
schichten folgt an einigen Punkten des Gebietes und zwar in besonderer
Mächtigkeit und Ausdehnung an dem Ostrande des Gebietes von Clana zwischen
dem Kakalanberg und dem Matovzy-Tertor ein Complex von festen weissen
oder gelblichen Kalken, welche dieht erfüllt sind von kleinen weissen Forami-
niferenschalen. Unter den verschiedenen kleinen Formen, die nur nach ihren
Durchsehnitten zu beurtheilen sind, da das Gestein zu fest und dicht ist, um
gauze Formen heraus zu präpariren, scheinen Quinqueloeulinen, Triloceulinen und
überhaupt Gattungen der Familie der Miliolideen vorzuherrschen. Formen von
grösseren Thierresten sind äusserst selten. Höchstens erscheinen hin und wieder
noch Durchschnitte von kleinen Süsswasserschnecken, den Melaniendurchschnitten
der Cosinaschichten ähnlich. Mit den Cosinaschichten hängen diese Schichten
auch am engsten zusammen und scheinen sie stellenweise ganz zu vertreten,
Nummuliten erscheinen in denselben noch nicht.
b) Die Nummuliten führende Kalkgruppe ist, wie schon ange-
deutet, der Hauptrepräsentant der Eocenschichten in diesem ganzen . Gebiete.
Die Kalkschichten dieser Gruppe begleiten eontinuirlich und ohne eine andere
Unterbrechung als die durch schmale sie durehbrechende Seitenklüfte die beiden
inneren Seitenwände der Spalte, deren innere Bekleidung sie durchgehends bilden.
Sie treten auch, wo die Mergel- und Sandsteinschichten hinweggeführt wurden
und fehlen, oder wo der besondere Bau der Spalte sie durch dieselben hervorge-
drängt hat, immittleren Thalboden der Thalgebiete der Spalte zu Tage. In vor-
züglicher Weise wurde dies, wie schon aus der Besprechung der geugra-
phischen Verhältnisse hervorging, in Clanathal am Ostgehänge des Lissatzge-
birges und desvon ihm abgeschnittenen kleinen Kalkstückes östlich von Clana, ferner
im oberen Reezina-Thal zwischen den beiden ersten Zuflüssen der Reezina und
im unteren kluftartigen verengten Bette der Reczina, endlich auf der Höhe von
S. Cosmo beobachtet.
Es ist demnach mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass die Schichten
dieses Gliedes der Eocenreihe mit nur mehr seeundären untergeordneten Un-
terbrechungen den ganzen festen Boden der Spalte bilden, so dass hier die
Sandsteine und Mergelgruppe nur ausnahmsweise direct auf die Kreidekalke zu
liegen kommen mag.
A. Die Alveolinenkalke oder Boreliskalke erlangen aber von dieser
ganzen Gruppe im ganzen Spaltengebiete sowohl was die Mächtigkeit als
die Verbreitung anbelangt, das Uebergewicht. Sie sind das constanteste und
wenigst unterbrochene Glied des Eocenen in der ganzen Spalte und müssen
hin und wieder eine Mächtigkeit von mehr als 100 Klaftern erreichen. Sie
haben meist helle, gelbe oder graugelbe Farbentöne. Wo sie unmittelbar an die
oberen weissen Rudistenkalke grenzen, wie fast durchaus in den Gebieten süd-
lieh vom Reezinadurchbruch in das Meer, haben sie oft ganz und gar den
petrographischen Typus dieser Gesteine und es lässt sich dann nur durch sehr
genaue Beobachtung und das Aufsuchen und Auffinden entweder von Rudisten-
durchschnitten oder von vereinzelten Flecken von Borelisdurchschnitten oder
Nummuliten eonstatiren, ob man sich schon aufeocenen oder noch auf Kreidekalken
befindet. Ueber ihre Verbreitung ist es unnöthig etwas specielleres anzuführen.
Dieselbe ist eben hinreichend bezeichnet, wenn man weiss, dass sie überall
auftreten, wo überhaupt die eocene Kalkgruppe, sei es an den Seiten oder im
Innern der Spalte vertreten ist.
[15] Die Eocengebiete in Inner-Krain und !strien. 25
Nr. 4 Die Nummulitenkalke im engern Sinne treten gleichfalls
fast überall auf, wo überhaupt die Schichten des eocenen Randgebirges ver-
zeichnet wurden. Wo sie fehlen, ist der Grund dafür weniger in einem wirk-
lichen Ausgehen derselben als darin zu suchen, dass sie entweder von überge-
schobenen Schichten der Sandsteingruppe verdeckt wurden oder bei den gewalti-
gen Störungen im Schichtenbau auf irgend welche Weise verdrückt oder ver-
rutscht sind. Im Hafen von Buccari fallen sie stellenweise unter das Meeresniveau.
Besonders ausgezeichnet und mächtig erscheinen sie am NO.-Rande der Spalte,
auf der Strecke zwischen Lukesich und Draga, sowie im Vinodol ober Grixani
ausgebildet. In der Gegend des unteren Reezinathales, oberhalb Fiume, finden
sich abgetrennte Partien von Nummulitenkalk auch noch ausserhalb des südwest-
lichen Randes auf das Kreidegebirge aufgelagert. Sie erscheinen auch hier
besonders an den inneren Rändern einer höher gelegenen, im Kreidegebirge ein-
gesenkten Längsspalte vertheilt.
Der petrographische Charakter der Nummulitenkalke ist im Ganzen sehr
gleichbleibend. Helle‘ gelbliche oder gelblichgraue Kalke, welche in diekeren
Bänken abgesondert erscheinen, sind vorherrschend. Dieselben erhalten, meist
durch einen Gehalt von fein vertheilter Kieselerde, einen grösseren Härtegrad und
verwittern dann schwer. Die dem Regen und der Luft ausgesetzten Flächen
zeigen wobl nicht selten ein unebenes, rauhes, wie ausgefressenes Aussehen,
aber die Unebenheiten bilden nur niedrige, sehr schneidige, scharfe Linien,
Zacken und Spitzen. Sie erlangen jedoch nie den Grad von Unebenheit wie
manche harte kieselreiche Kalke des Kreidekarstes.
Ausser in dicken Bänken kommen die Nummulitenkalke auch hin und
wieder, wie z. B. an der Wand bei Grixani in dünneren, plattigen und schiefrigen
Schichten vor,
Nach den ausgewitterten Durchschnitten liess sich in den oberen Nummuli-
ten-Kalkbänken ein grösserer Reichthum von grösseren Nummulitenformen nach-
weisen, die besonders zu Nummulites distans, Nummulites granulosa und Num-
mulites perforata zu gehören scheinen.
Ausserdem erscheint von kleinen Formen häufig nur Nummulites striata. In
den hellgelben Kalken, welche am Lissatzberg ober Clana, zunächst über den
tieferen Foraminiferenkalken liegen, fanden sich ausser sparsameren kleinen
Alveolinendurehschnitten, kleine Durchschnitte von jungen Nummulites planu-
lata, Durchschnitte von Num. irregularis Desh. und Num. Murchisoni.
a. Die obere Gruppe.
Nr. 5. Die Abtheilung der versteinerungsführenden Mergel
und Conglomerate ist in sehr ähnlicher Weise ausgebildet, wie an den
Rändern des Recca-Gebietes und des Wippacher Gebietes. Im Gebiete von Clana
und im oberen Theile des Reezinagebietes erscheinen die Schichten dieser
Gruppe auf grössere Strecken hin sehr deutlich als ein unmittelbar auf die
Nummulitenkalke in gleiehförmiger Lagerung folgender Complex, der nach oben
zuallmälig in die versteinerungsleeren Sandsteinschichten übergeht, die im ganzen
inneren Theile des Gebietes herrschen. In den südlieh gelegenen Gebieten erfüllt
das viel unregelmässiger gelagerte vielfach verschobene, zerstörte und ver-
schüttete Material der tieferen Schiehten den Boden und die unteren Ränder
der Spalte. Der obere Complex ist hier nur in wenig zusammenhängenden zer-
streuten Partien und grösseren und kleineren Schollen vertreten.
Die kalkigen Conglomeratbänke, welche der unteren Folge der Mergel-
sehiehten zwischenlagern, sind besonders im Gebiete von Clana am Ostrande
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. I. Heft 4
96 Dr. Guido Stache. [16]
des Lissatzberges, sowie am Ostrande der Spalte unter dem Volariaberg, im
Reezinagebiet gleichfalls am Ostrande nordöstlich von Studena, so wie am West-
rande bei Kukulani gut und deutlich entwickelt. Sie bestehen vorzugsweise aus
Nummuliten, zum Theil aber auch aus Numinulitenkalk und Kreidekalk-Bruch-
stücken. Bei manchen Bänken, besonders wo feine Nummuliten den Hauptbestand-
theil bilden, ist das Bindemittel oft ein sandig mergeliges. Diese zerfallen und
verwittern dann am leichtesten und liefern bestimmbare Nummuliten. Sowohl unter
den auf den Ausserflächen der kalkigen Bänke ausgewitterten als unter den frei
zu gewinnenden scheinen Nummulites Lucasana Defr., Nummulites granulosa
und Nummulites ewponens die häufigsten Formen zu sein. Nirgends in dem
ganzen Gebiet der Spalte, von der manche Theile allerdings nur flüchtig
besucht werden konnten, wurden jedoch Punkte aufgefunden, die einen nennens-
werthen Reichthum an anderen gut erhaltenen oder wenigstens bestimmbaren
Petrefacten aufzuweisen hatten.
Nr. 6. Die Abtheilung der oberen petrefactenleeren Sand-
steine mit zwischengelagerten Mergelschichten, welche in grös-
serer Ausdehnung und Mächtigkeit nur im Clana- und Reezinagebiete entwickelt
ist, erscheint dort völlig gleichartig ausgebildet, wie im Recea-Gebiete und beson-
dersin denzum Dletvo-Rücken gehörigen Theilen desselben. Wir können daher auf
das dort Gesagte verweisen. Wesentliche Abweichnungen davon dürften wohl
auch kaum die kleineren im Dragathal, im Vinodol und im Thale von Novi ver-
tretenen Partien zeigen, die wir nicht genauer kennen lernten.
b) Der Gebirgsbau des Spaltenthals.
Schon wenn man das lange spaltenförmige Thalgebiet von Buccari ganz
allein von dem Gesichtspunkte aus betrachtet, dass es geologisch die Fortsetzung
des Muldengebietes der Recca ist, muss man zur richtigen Auffassung seines
Baues gelangen.
Das Recca-Gebiet erschien uns als eine breite, zu einer Mulde auseinander-
gezogene Falte. Der lange eocenkalkige SW.-Rand der Falte repräsentirte mit
seinen nordöstlich verflächenden Schichten den längeren Faltenflügel und zu-
gleich den Boden der Mulde, die in der gleichen Richtung abfallenden Schichten
der steilen die Mulde in Nordosten begrenzenden Gebirgswand den kürzeren
übergebogenen Seitenflügel. Wir hatten es also mit einer von NW. nach SO. ge-
streckten und gegen NO. geneigten Falte zu thun, deren Oeffnung gegen SW.,
deren bogenförmiger oder winkelig geknickter Schluss gegen NO. gerichtet ist.
Sobald man sich überzeugt hat, dass dieselben Gebirgsmassen es sind, welche,
in ihrer Fortsetzung nur näher an einander rückend, die Spalte von Buccari be-
gleiten, und dass auch das zwischen denselben eingeschlossene geologische
Material hier und dort das gleiche bleibt, so muss sich auch die Wahrscheinlich-
keit der Analogie des Baues beider Gebiete aufdrängen. Zur völligen Gewissheit
gelangt man durch die Beobachtungen über die Verhältnisse der Anordnung
und Folge der Schichten, so wie ihrer speciellen Lagerung.
Durchgängig ist das Hanptstreichen der Schichten sowohl des begrenzen-
den Kreidegebirges als des eocenkalkigen Randgebirges ein nord west- bis südöst-
liches der Streichungsrichtung des ganzen Gebietes conformes. Das Hauptverflächen
sowohl der festen Kalkschichten des westlichen als östlichen Randes bleibt ein
gegen NO. gerichtetes. Ueberdies überragt durchaus der schroffe steile Grenzrand
des östlichen Kreidegebirgskörpers als eine höhere Gebirgsstufe den West-
rand, welcher durch die sanfter oder schroffer in’s Meer abfallende Fortsetzung
des Tschitscher Kreidegebirges gebildet wird.
[17] Die Bocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 7
Im Grunde genommen sollte daher auch das Thalgebiet von Buceari als
eine, nur beleutend verengte gegen SW. offen stehende, gegen NO. geneigte
und durch Biegung oder Knickung geschlossene Falte eocener Schichten im
Kreidegebirge bezeichnet werden können. Der Hauptanlage nach ist es in der
That auch nichts anderes.
Es treten jedoch Modificationen im Gebirgsbau sowohl des Grundgebirges
als der eocenen Auskleidung des Spaltenthales auf, welche diese ursprüngliche
Anlage verwischen und nur stellenweise deutlicher zum Vorschein kommen lassen.
Unter den Abweichnungen im Bau des Grundgebirges sind nächst dem engen
Zusammenrücken seiner beiden Hauptmassen auch das schnelle stufenförmige
Abfallen gegen das Meer, so wie der quer auf das Hauptstreichen der Schichten
wellenförmige Charakter der Kluft von besonderem Einfluss.
Im nächsten Zusammenhang mit diesen Verhältnissen steht die strecken-
weise von der Normalfallricehtung abweichende Stellung der Schichten der
festern eocenen Kluftränder selbst. Die ohnedies überall wechselnden und un-
beständigeren Lagerungsverhältnisse des Mergel- und Sandsteinmaterials der
innern Thalgebiete sind weniger maassgebend. Wir beachten daher zunächst
nur die Verhältnisse der Schichtenstellung der festen kalkigen Ränder und wer-
den damit zugleich Fingerzeige erhalten über den Zusammenhang der Verbält-
nisse der Gebirgsplastik mit den Modifieationen im Gebirgsbau.
In dem Thalgebiet von Clana steht die Besonderheit des Gebirgsbaues zu-
meist in Verbindung mit dem Wiederemportauchen der kalkigen Schichten des
Randgebirges aus den Sandsteinhügeln des inneren Gebietes.
Mit der Verengung der grossen faltenförmigen Mulde des Recca-Gebietes
beginnen sich auch, wie dies ganz naturgemäss erscheint, die Schichten so-
wohl des westlichen als des östlichen Randgebirges steiler zu stellen.
Während längs des südwestlichen Randes des Recea-Gebietes zwischen
Jeltschane und Lissatz Winkel von nur 30—45° das Durchschnittsverhältn iss
der Neigung geben und die nordöstliche Neigung der Kreidekalke am gegenüber-
liegenden Gebirgsrande in der Strecke von Schambje bis zum Katalanberg von
einem Verflächen von 10—20° zu einem Einfallen von schon 60° ansteigt, über-
treffen sowohl hier die Schichten der randlichen Grenzgebirge als auch die der
östlichen Ränder des Lissatzgebirges diese Stellungen noch beiweitem an
Steilheit.
Von Lissatz, wo die Charen führenden Cosinaschichten und die Nummuliten-
Kalke etwa unter 45° gegen NO. fallen, steigt der Neigungswinkel bis Clana
auf 70°. Die steile Wand der oberen weissen Kreidekalke, welche im Clanaer
Thalkessel durchbrochen ist, und welche gegen W. dicht an den Ort empor-
‚steigt, fällt unter solchem oder noch steilerem Winkel gegen das Dorf ein. Wei-
terhin gegen Studena nimmt die Steilheit der Schichtenstellung des Rand-
gebirges zu, bis sie dicht bei Studena das Loth erreicht und weiterhin kurz vor
dem das Gebiet abschliessenden Bergriegel die Senkrechte selbst übertrift, d. i.
einen Winkel über 90° bildet, oder mit anderen Worten sich in die entgegen-
gesetzte Fallrichtung dreht. Die gleichfalls durchaus nordöstlich fallenden
Schichten des Lissatzgebirges erreichen in der ganzen Länge ihrer Ostgrenze
mit dem Sandsteingebirge, wo sie die eocene Schichtenfolge des Südwestrandes
wiederholen, ebenfalls Neigungswinkel. von 60— 70° und darüber.
Die Schichten des östlichen Randgebirges endlich haben schon unterhalb
des Katalan- und Volariaberges, wo sie noch dem Recca-Gebiete angehören,
über 70°. Unter dem Gabrovizaberg und Makovzy-Tertor nehmen sie völlig
senkrechte Stellungen an und gehen endlich gegen das Quellengebiet der Reezina
4 ®
28 Dr. Guido Stache. [18]
zu, ähnlich den Schichten des westlichen Randgebirges, in die gegensinnige
Fallrichtung über.
Es ist natürlich, dass in einem Gebiete, wo selbst die harten Kalkschichten
zu einer Doppelfaltung geknickt wurden, das losere, weichere und durch den
Wechsel festerer Sandsteine und nachgiebigerer Mergelsehichten mehr Angriffs-
punkte bietende zwischen den festen Kalkmassen eingepresste Material des
inneren Gebietes, in sehr mannigfaltigen und sich vielfach wiederholenden Wellen
Kniekungen, Faltungen und Ziekzackbrüchen erscheinen muss. Dieser Verhält-
nisse wurde schon bei Besprechung der Reeca-Mulde Erwähnung gethan. Wie
dort an den nördlichen Ausläufern des Dletvoberges, so zeigen sieh diese Erschei-
nungen in völlig ähnlicher Weise auch an den südlich sich abzweigenden Sand-
steinrücken.
Die tieferen eonglomeratischen Schichten, welehe, wie wir oben erwähnten,
in ganz ähnlicher Weise wie im Recea-Gebiete ausgebildet sind, zeigen sich wie
dort in Bezug auf ihre Lagerungsverhältnisse fast durehaus den ihnen zunächst
unterliegenden Nummulitenkalken, also den Schichten des Randgebirges eon-
form gestellt.
Die beiden folgenden Durchschnitte geben ein Bild dieser Verhältnisse.
Durchschnitt 1.
SW. NO.
Lissatzrücken Dlevorücken
Na Werschke Lassi Quellen des Clanabaches
Durchschnitt 2.
SW. NO.
Clana 1748
Fa R, r 4
Wehe ul) m an ri
\ ern) N AU Kal I N N SE ee N)
D ? r S, # Sur nu We 4
ae a sei 1 BE) Mina EEE
er Obn Zei ne" Mad € ab. e.durertdesb Di ec! Q e
e Kreidekalk, d Cosinaschichten, e Nummulitenkalk, 5 Conglomerate, a Sandstein und Mergel.
H:L=1:1
Im Reezinathal tritt der Charakter einer Doppelfaltung nur noch im
oberen Thalgebiete deutlich hervor. Nur stellt sich hier die gegen NO. gerichtete
Neigung der Falte senkrechter auf und dieselbe erscheint mehr direet gegen
aufwärts geöffnet. Stellenweise ist sie sogar etwas in die gegenseitige Neigungs-
richtung nach SW. gedreht und erscheint dann also eher in der Richtung gegen
NO. offen stehend.
Zwischen Clana und Studena steht das westliche Randgebirge so ziemlich
senkrecht; zwischen Studena und Kukulani aber erscheint es schon steil „gegen
SW. geneigt; meist zwischen 60—80°, aber stellenweise selbst bis 45°. Der
mittlere zwischen den Sandsteinhügeln des innern Gebietes auftauchende schmale
Kalkgrat zwischen Studena und Kukulani zeigt in seinem obern Theile bei Studena
ebenfalls senkrechte oder nahezu senkrechte Schichtenstellungen. Gegen Kukulani
[19] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 29
zu neigen sich jedoch seine Schichten entgegengesetzt denen des gegenüber-
liegenden Westrandes unter Winkeln von 50—70° gegen NO. Der östliche Rand
geht, nachdem er durch die senkrechte Schichtenstellung aus seiner im Reeca-
Gebiete entwickelten !ypischen NO.-Neigung an der Grenze des Clana- und des
Reczina-Gebietes in eine südwestliche Verflächungsrichtung den Übergang ge-
funden hat, in gleicher Weise allmählig wieder in seine ursprüngliche Fäallrich-
tung über. Diese scheint er nun auf der Strecke bis Lukesich und darüber hin-
aus gegen Grobnik zu vorherrschend einzuhalten. Die beifolgenden Durchschnitte
dürften das über den Gebirgsbau im Reezina-Gebiet Gesagte einigermassen ver-
deutlichen.
Durchschnitt 3.
sw. NO.
Bergriegel ober Studena Reczina-Ursprung
Durchschnitt 4,
SW. NO.
Reczina-Fluss Kreidekarst
von Silevize
Durchschnitt 5.
SW. NO.
0 1566 Reezina
Kukulani 0 834
DRIN 772
e
e Kreidekalke und Dolomite, d Cosinaschichten, e Nummiulitenkalke, 5 Conglomerate, a Sandsteine und Mergel.
H sus = 154
Gegen die Louisenstrasse zu neigen die Schichten des östlichen Randes
wiederum in die Fallrichtung gegen SW. Dieselbe Hauptneigungsriehtung behält
dieser Rand auch im Valle di Draga und im Vallone di Buceari bei, nur dass sie
hier wieder an Steilheit zunimmt. Am Westrande entspricht dann dieser Fali-
richtung eine entgegengesetzte gegen NO. gerichtete, so dass also in diesem
Sondergebiete mit mehr oder weniger Re;selmässigkeit die Spalte als eine tief
eingesenkte muldenförmige Falte mit gegen einander geneigten Seitenflügeln
erscheint, wie der Durchschnitt IV. 6 zeigt.
30 Dr. Guido Stache. [20]
Durchschnitt 6.
SW. NO.
Schertieza Vallonedi Bueeari
| N
ER) |
Lie —— Sn. 5 |
e Een ee e
e Kreidekalke, e Nummulitenkalke.
nr: b=14:1
Im Vinodol endlich erlangt der östliche Rand wieder mit der Erweiterung
der ganzen Spalte und mit dem höheren Ansteigen des obersten Gebirgsrandes
die typische nordöstliche Fallrichtung wie längs des östlichen Randgebirges im
Recca- Gebiete, und der westliche Rand behält die normale, schon im südwest-
liehen Muldenrande jenes Gebietes vorgezeichnete Nordostrichtung des Ein-
fallens der Schichten bei.
Zwischen dem Raszomirberge und Sepichi wenigstens fallen die tieferen
Kreidekalke , welche den obersten Gebirgsrand bilden , ziemlich flach zwischen
30—40° gegen NO. Die jüngeren Kreidekalke, welche darunter in über kippter
Stellung zu Tage treten, stellen sich schon steiler zwischen 50 und 60 Grad.
Endlich zeigen die unter diese einfallenden Kalke des eocenen Randgebirges
allmählig immer senkrechtere Stellungen, bis sie gegen den Thalboden zu all-
mählig in die entgegengesetzte Richtung übergehen, in der sie theilweise durch
das mittlere Sandsteingebirge gedeckt werden.
Zur Illustration des Baues des Faltenthales im Vinodol geben wir einen
Durchschnitt von S. Helena nach dem Raszomir-Vreh.
Durchsehnitt 7.
SW. NO.
S. Helena Vinodol Sepichi Raszomir-
Riseina-Bach Vreh
e Kreidekalke, c Nummulitenkalke, a Sandsteine und Mergel.
1 a Pe UP |
Auf die verschiedenen -Schichtenstellungen der eonglomeratischen , merge-
ligen und sandigen Schichten, welche in bald grösserer, bald geringerer Massen-
entwickelung den Boden und die untersten Seitengehänge des grossen Spalten-
gebietes bedecken, ebenso speciell einzugehen, würde zu keinem besonderen
Resultate führen.
Wir würden dabei eben nur zur Einsicht in die grosse Unregelmässigkeit
dieser Verhältnisse gelangen, auf welche wir obnedies schon nicht nur aus
allen übrigen Verhältnissen der Spalte selbst, sondern auch aus den in den
anderen Gebieten gemachten Beobachtungen über das Verhalten solcher zwischen
festen Kalkwänden eingepressten, weicheren Schichten zu schliessen berechtigt
sind. Wir lassen darüber nur einige allgemeine Bemerkungen folgen.
Wo diese Schiehten mächtiger , massenhafter und in grösserer Breilte-
ausdehnung vorhanden sind und durch die secundären Einflüsse von Weg-
waschungen , Unterhöhlungen und Einstürzen nicht zu sehr gestört sind, zeigen
sie in der Nähe der Kalkränder vorzugsweise zwei Schichtenstellungen.
[21] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 31
Entweder liegen dieselben, je nach der Stellung derselben, regelrecht auf
oder unter den nächst älteren Nummuliten-Kalkschicehten oder sie fallen , sich
an denselben abstossend, gegen die Nummulitenkalke ein. In diesem letzteren
Falle sind einst die mergelig-conglomeratischen Schichten entweder gegen die
festen Kalkwände zu von einem entfernteren höheren Theile des Innengebietes
abgerutscht oder sie stauten sich an Ort und Stelle auf.
Die allgemeine Erscheinung im ganzen Spaltentbale ist daher in Bezug auf
die für den Gebirgsbau maassgebenden Schichten des eocenen Kalkgebietes die,
dass sie in den weiteren Partien desselben noch vollständig den Grundtypus des
Baues der Recca-Mulde einhalten.
In dem breiteren Grenzgebiete von Clana und im oberen Reczina-Gebiete
erscheint sogar die durch den mittleren langen und hohen Sandsteinrücken an-
gedeutete und am Nordrande derRecea-Mulde deutlicher zu Tage tretende wellige
Beschaffenheit des festen eocenen Kalkbodens durch die Form einer, zwischen
den Seitenwänden der Hauptfalte, als ein schmaler Kalkrücken emporgepressten
Zwischenspalte noch vollständiger ausgesprochen.
In den noch stärker verengten Theilen des Spaltengebietes aber mussten
Modilieationen des allgemeinen Baustyls eintreten, welche, obwohl hin und wieder
die richtige Beurtheilung erschwerend, dennoch abweichende Verhältnisse des
geographischen Baues nicht in dem Maasse veranlassen konnten, dass dadurch
der Zusammenhang und die gleichartige Grundanlage des Ganzen völlig unkennt-
lich geworden wäre.
Wollen wir die Resultate der speciellen Erörterungen über das Spalten-
gebiet von Buccari in Kurzem zusammenfassen, so können wir in die folgenden
wenigen Sätze die Definition des geologischen Hauptcharakters der Gegend
legen:
i „Das langgezogene Spaltengebiet von Buccari ist eine
direete, nur durch die geographische Form einer eigenthüm-
lichen Wasserscheide getrennte, stark verengte, kluftartige
Fortsetzung des zu einer breiteren, faltenförmig überkippten
Mulde auseinander gespreizten Eocengebietes der Reccea. Es
stellt trotz mannigfacher localer Abweichungen im Scehichten-
bau eine lange, im Grossen und Ganzen gegen NO. geneigte und
zugleich mit der Richtung ihrer nordwest-südöstlichen Strei-
ehungsrichtung zum Meeresniveau mehr und mehr sieh senkende
Falte dar. Diese Falte zerfällt durch quer auf ihre Hauptrich-
tung streichende Einsenkungen in einzelne kleinere, thal-
förmige Wassergebiete, deren Hauptbäche durch parallele kluft-
artige Einsenkungen entweder direet in das Meer münden, wo
der westliche Gebirgskörper nur eine schmale Strandzone
bildet, oder in Klüften und in Sauglöchern desselben verschwin-
den und erst nach Umwegen in Form von Quellen am Meeresufer
hervorbrechen, wo derselbe sich zum Innenlandgebiet erweitert.
Die Auskleidung der Thalwände ist nur in den dem Innen-
lande angehörigen Theile der Falte noch mit der vollständigen
Reihe der eocenen Kalkschichten, in dem längeren südlichen
Ufergebiete dagegen nur mit der höheren, rein marinen Abthei-
lung der Eocenkalke durchgeführt. Das Hauptmaterial der Aus-
füllung des Faltenbodens liefern ohne wesentliche Unterbre-
ehung die der oberen Schichtengruppe der Eocenperiode ange-
hörenden weicheren und leichter verwitterbaren Gesteine.
32 Dr. Guido Stache. [22]
V. DieTerrassenlandschaft der südwestlichenTschitseherei.
Wenn wir der Betrachtung des südwestlichen aus Eocengesteinen aufge-
bauten Theiles der Tschitscherei einen eigenen Beitrag widmen, so fassen wir
damit eigentlich nur die Hauptmasse des nordöstlichen eocenen Raudgebirges
der in dem nächsten Beitrage zur Sprache kommenden eocenen Doppel-Mulde
zwischen dem Triester Meerbusen und dem Gebirgsrücken des Monte Maggiore
als ein gesondertes Gebiet auf.
Diese Auffassung scheint gerechtfertigt, nicht nur dureh die bedeutende
Breitenausdehnung dieses Terrains, durch welehe der randliche Charakter des-
selben gewissermassen aufgehoben wird, sondern auch durch die Eigenthüm-
lichkeit seiner geographischen, physikalischen und physiognomischen Verhält-
nisse und seines geognostischen Baues insbesondere. Während wir das Spalten-
thal von Buccari beiderseits nur in sehr schmalen Streifen durch eocenes Rand-
gebirge umsäumt fanden, und während sich bei den drei Gebieteu des Poik, des
Wipbach und der Recca nur die südwestliche Begrenzungslinie derselben durch
ein zusammenhängendes, eocenkalkiges Randgebirge auszeichnet, die Nordost-
seite dieser Landschaften dagegen ein solehes Randgebirge entweder gar nicht
oder nur stückweise zeigt, ist gerade das eocen-kalkige Grenzgebirge im Nord-
osten des bedeutendsten Verbreitungsgebietes eocener Schichten in Krain und
Istrien überhaupt derartig angelegt, dass es eine weit ausgedehnte Landschaft
von ganz besonderem Charakter darstellt.
Dieses merkwürdige Kalkterrain erscheint auf der geologischen Karte als
ein breites Band, welches gegen NW., W. und SW. das Kreidegebirge der nord-
östlichen Tschitscherei umzieht, und von dem grossen eocenen Sandsteingebiet
des Südens trennt.
Dasselbe kehrt seine Längsränder gegen O. und NO. und gegen W. und
SW. Seine schmalen seitlichen Grenzen dagegen sind gegen NNW. und SO.
gewendet.
Im Norden grenzt es zwischen Borst und Corgnale an den Triestiner Karst
und schliesst diesen Kreidegebirgskörper durch den '/,—1 Stunde breiten
eocen kalkigen Gebirgsriegel, durch welchen es mit dem eocenen Randgebirge
des nordwestlichen Winkels der Reeea-Mulde in Verbindung tritt, vollständig von
dem Kreidelande der Tschitscherei ab. Gegen SO. kehrt es eine unregelmässige
durch das Kreidegebirge vielfach zerrissene, etwa in der directen Entfernung
von dem Gebirgssattel am Monte maggiore bis zum Monte Lissina drei Stunden
betragende Grenzlinie dem Meerbusen von Fiume zu.
Die lange gegen Südwest gekehrte Seite dieses Terrains zieht sich mit
abwechselnder Hebung und Einsenkung von der Kluft bei Borst an in einer
zunächst unregelmässigen, vielfach gebuchteten Linie und weiterhin in regel-
mässigerem Verlaufe gegen den Gebirgsknotenpunkt des Monte maggiore.
Die geradlinige Verbindung zwischen Borst und dem Strassenhöhenpunkte
am Monte maggiore beträgt etwa eine Stunde. Über diese Luftlinie greift das
Kalkgebirge der Tschitscherei jedoch in bedeutenden Vorsprüngen gegen die
eocene Sandstein - Landschaft des Triester Gebietes vor, und dadurch wird die
Randentwickelung dieser Seite bedeutend erhöht.
Eine fast gleiche Länge hat die direete Verbindungslinie zwischen Corgnale
und dem Monte Lissina, welche die nordöstliche Längsseite des Gebietes
andeutet.
Die unmittelbare genaue Grenzlinie der Eocenlandschaft gegen das Kreide-
gebirge der Tschitscherei erreicht jedoch ebenfalls eine bedeutendere Längen-
[23] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 33
Entwickelung, als diese Linie sie angibt, durch das starke Vorgreifen des Kreide-
gebirges gegen SW. Man kanı annehmen, dass sich das Kreidegebirge ungefähr
eben so weit und mit derselben Massenentwickelung in die eocene Kalkland-
schaft der Tschitscherei vordrängt, als diese selbst in das Gebiet der Sandstein-
hügel der Triester Mulde. Das durch die Verbindung der vier Punkte Ritzmanne,
Corgnale, Monte Lissina und den Strassensattel am Monte maggiore erhaltene
Viereck mit etwa 6 Quadratmeilen ist also nahezu gleich dem wirklichen Flä-
cheninhalt der zu besprechenden Kalklandschaft.
A. Geographische und landschaftliche Verhältnisse.
a) Der Gebietsgrenzen.
Die Höhenverhältnisse und der physiognomische Charakter der gegen West
und Nord gekehrten kurzen Grenze des Gebietes gegen den Karst sind am ein-
fachsten. Sie schliessen sich mehr den Verhältnissen des nördlichen Randgebir-
ges der Recca-Mulde im Osten, als denen des schmalen, steil gegen das Meer
abfallenden Gebirgsrandes an, welcher westlich das zu dem grossen Eocen-
gebiete im Südwesten der Tschitscherei gehörige Sandsteingebirge der Uinge-
bung von Triest von dem Triester Karst trennt. Dennoch stellen die ziemlich
bedeutenden Kalkberge, welche sich dieht im Süden von der Strasse zwischen
Bassoviza und Corgnale hinziehen, die directe Verbindung zwischen diesen bei-
den eocen kalkigen Randgebirgen her. Die unmittelbare Grenzlinie der Eocen-
sehichten wit den Kreidekalken des Karstes hält auf einer Höhe von 1400 bis
1500 Fuss, das ist auf dem Niveau der Haupterhebungen des Karstes. Gegen
Süd steigt diese Höhe der Gränzlinien jedoch zu einem Bergzuge an, dessen
bedeutendste Spitzen wie der Kokusberg mit 2103 Fuss, der Veliki Hralistie mit
2335 Fuss, so wie der 'Torgu Slep, der Houzeberg u. m. a. durchgehends
2000 Fuss erreichen oder selbst überschreiten.
Die Coutourformen dieser Berge und ihr landschaftlicher Charakter sind
vollkommen übereinstimmend mit dem der kegelförmig zugespitzten, das Kreide-
gebirge überragenden Nummulitenkalkberge des nördlichen und südwestlichen
Randgebirges des Recca-Gebietes. Hier sticht also wie dort das eocene Kalk-
gebirge deutlich von der schrattigen Landschaft der Rudistenkalke ab, und
variirt den Charakter der Gegend. Es fehlt auch das dunklere, an Vegetation
reichere Land der unteren bituminösen Kalke nicht, welehe die beiden sterilen
landschaftlichen Zonen der weissen blendenden Nummulitenkalk-Gehänge und
der kluftig zerrissenen grauweissen Kreidekalke trennt. Nur in der Mitte dieses
eocenen Bergzuges ist den weissen Nummulitenkalken eine dunklere, durch nie-
driges Gebüseh und zerstreute Baumgruppen auflallende höchste Kuppe auf-
gesetzt, welche aus Mergel und Sandsteinmaterial besteht. Es ist dies der Veliki
Hralistie, ein vereinzelter Zeuge des einstigen Zusammenhanges des grossen
Sandsteingebietes der Recca mit dem der Mulde von Triest,
Der kahle Zug der Nummulitenkalkberge, den diese isolirte Sandsteinkuppe
krönt, kniekt plötzlich zwischen den einspringenden Winkeln, in welchen sich
die beiden grossen Kreidekörper mit gegensinniger Schichtenstellung, der Trie-
stiner und der Tschitscher Karst, am nächsten treten, aus der Richtung von
W. nach O., in die Richtung nach S. und SW. um. Es beginnt von da an die
gegen O. und NO. gekehrte Grenze unseres Gebietes, deren nördlicher Theil
unverändert den eben beschriebenen Charakter beibehält.
Der Kerzellberg, der Brumenseberg und der Maturaga sind die höchsten
kegelförmigen Spitzen, zu denen sich der nördlichste Theil des Zuges bis zur
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. I. Het. . 5
34 Dr. Guido Stache. [24]
Triester Strasse bei Cosina erhebt. Diese Berge haben nahezu dieselben
Höhen, wie die oben genannten kegelförmigen Gipfel des nördlichen Randes und
der ganze Bergzug denselben in das Auge fallenden landschaftlichen Charakter.
Breiter noch als am Nordsaume des Nummulitenkalkzuges des Veliki Hralistie
dehnt sich südöstlich davon die dunkle Zwischenzone der unteren eocenen Kalke
aus. Sie greift hier in besonders charakteristischer Ausbildung in breiter Fläche
zwischen Cosina und Rodig über die Kalke des Kreidegebirges gegen SO. vor
und vermittelt in ihrer Verlängerung gegen N. in der Einsenkung zwischen dem
Nummulitenkalkkegel des Kerzellberges und dem Nummulitenkalkzuge, der von
Caccig nach Rodig streicht, eine ebenso direecte Verbindung der unteren
Abtheilung der eocenen Kalkschichten des Recca-Gebietes mit der Nordost-
grenze unseres Gebietes, als die südlich ober Corgnale und Bassovizza vor-
überstreichende Zune bituminöser Eocenkalke den ununterbrochenen Zusammen-
hang herstellt zwischen den kohlenführenden Kalken des nördlichen Rand-
gebirges der Recca-Mulde und den äquivalenten Seliichten des Karstrandes über
Triest.
Abgesehen davon vermittelt der schmale Nummulitenkalkriegel, welcher vor
dem Wendepunkt des Nummulitenkalkzuges „Veliki Hralistie“ in den gegen Süd
gekehrten Zug des Brumenseberges noch weiter gegen Ost vorspringt, zugleich
die directe Verbindung der vier kalkigen Randgebirge und der Gebiete die sie
umsäumen. Die Strassenlinie bei Cosina repräsentirt eine bedeutende Gebirgs-
einsenkung, durch welche auch die Schichten des östlichen Randes der
Tschitscher Eocenlaudschaft in der Richtung des Verlaufes der Strasse wie zu
einer tiefen Mulde eingesenkt erscheinen. Das Kreidegebirge erscheint damit
im Zusammenhange gegen NW. in einem Winkel in das Eocene einspringend.
Der Theil des Randgebirges zwischen dem Brumenseberg und dem Maturaga-
berg ist stark gegen W. gedreht. Nach der starken Senkung zur Tiefe des
Strassenniveaus erhebt sich das Randgebirge jedoch wieder und biegt nun in
den Hauptgrenzzug und die Hauptstreichungsrichtung der Längsgrenzen des
Gebietes übergehend, in dar Richtung NW.—SO. um. Dasselbe steigt dabei
sogleich wieder zu beträchtlicher Höhe. Der Ort Cosina, welcher noch auf
dem Höhenpunkt am Anfang der Einsenkung auf Kreidekalk ruht, liegt
gerade in dem Winkel, den das eocene Randgebirge hier macht, in einer Höhe
von nur 1365 Fuss zwischen dem 2000 Fuss übersteigenden Brumenseberg im
Norden und dem 1851 Fuss hohen Revaberg im Süden.
Von da ab hält die Grenze des Eocenen gegen die Kreide eine ziemlich
bedeutende Strecke auf dem höchsten Grat des mit dem Revaberg beginnenden
Hauptgebirgsrückens, welcher die Scheidewand bildet zwischen der NO.-undSW.-
Tschitscherei.
Diese Grenze wird ganz so scharf und deutlich wie am SW.-Rande des
Recca-Gebietes durch ein schmales Band tieferer bituminöser Kalke von Seite
der Eocenschichten und eine ebenfalls nicht sehr mächtige Zone weisser, zuck-
riger Kalke oder Kalkbrececien von Seite des Kreidegebietes gebildet. Die
Berührungslinie dieser beiden Grenzschichten hält jedoch nicht genau die
oberste Höhenlinie des Rückens ein. Vielmehr zieht sich dieselbe, während sie
längs des Revaberges östlich vom Kamm streicht, allmählig auf die Höhe und
endlich auf die Westseite hinüber, so dass sie längs des Zeroschitz- und Witesch-
berges ganz dicht westlich unterhalb der aus Felsen der obersten Kreideschicht
bestehenden Kammhöhen dieser Berge fortzieht. In der Nähe des höchsten
kegelförmigen Gipfels dieses ganzen mittleren Hauptrückens, des 3229 Fuss
hohen Slaunik setzt sie wiederum auf die Ostseite hinüber.
[25] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 35
Von hier zieht sie sich um diesen mit seinen Vorbergen in’s östliche
Kreideland vorspringenden, grossen Nummuliten-Kalkkegel und seine Vorsprünge
herum, bis sie den Höhenrücken südöstlich dicht unter der Slaunikspitze wie-
derum übersetzend gegen NW. zurückläuft und längs der Süd- und Westabhänge
des Berges oberhalb des Dorfes Podgorie wieder erscheint. Hier bei Podgorie
greift nun das Kreidegebirge noch tiefer und in noch spitzerem Winkel als bei
Cosina ein, indem es die unteren Abfälle des Slaunikberges bildet bis dicht an
das an dem Seitengehänge einer weiteren muldenförmigen Nummulitenkalk-
Landschaft gelegene Dorf.
Die unteren Eocenschichten, die hier demnach überall, wenn auch wegen
ihrer verhältuissmässig geringen Breite und wegen des geringen Einflusses auf
die Form der Gebirgsbildung und den landschaftlichen Charakter nicht gerade
als Randgebirge, so doch als Rand- oder Grenzschichten der Nummulitenkalk-Land-
schaft zu bezeiehnen sind, begleiten auch diesen einspringenden Winkel. Sie
erscheinen nämlieh am unteren Gehänge des gegenNW. vorspringenden Kreide-
gebirges dicht ober und in dem Dorfe Podgorje ebenfalls. Von da ab ziehen sie sich,
die östlichen unteren Gehänge des hohen Gebirgszuges der Tschitscherei zwi-
schen dem Coinikberg und im Sbevnizaberg bildend, längs der tiefen Gebirgs-
sehlucht des Kreidegebirges unter Jellovice ununterbrochen bis oberhalb des
tief in’s Kreidegebirge eingesenkten Thalkesse!s von Danne. Hier werden sie durch
den Vorsprung des Kreidegebirges in das eocene Kalkland zwischen Danne und
Terstonico stellenweise unterbrochen. Durch diese Einsenkung ist auch der öst-
liche Hauptzug des eocenen Kalkgebirges der Tschitscherei wie auseinander
geborsten. Ober Terstonico erhebt er sich jedoch wieder und setzt vom Gomilla-
berg als ein ununterbrochener hoher Bergrücken mit hohen Gipfeln über den
Monte Orliak, Monte Sapne, Monte Oscale bis zum Monte Sia und M. Lissina
fort, welches der Endpunkt ist, in dem es mit dem unregelmässigen südlichen
Gebirgsrande der Eocenschichten zusammentrifft.
Auch auf dieser ganzen Strecke scheint ein ununterbrochenes Band der
dunklen bituminösen Kalke der unteren Abtheilung des Eocenen die Grenze
zwischen den weissen klotzigen Kalkfelsen der wilden Tschitscher Kreideland-
schaft und dem eocenen Kalkgebirge zu vermitteln; jedoch ist die genauere
Verfolgung dieser Grenze ebenso schwierig als zeitraubend, wegen des wilden
unwegsamen, entweder durch die diehte Bewaldung oder durch die Steilheit und
Unzugänglichkeit der gigantisch aufeinander gethürmten Felsblöcke oder durch
beides hervorgebrachten, urzuständlichen Charakters der Gegend. Nur an einigen
Stellen ist daher diese Grenze nachgewiesen und im übrigen durch Combination
vervollständigt worden.
Der in das Kreideland vorspringende Slaunik und die in das Eocene
eingreifende Einsenkung der Kreideschichte zwischen Danne und Terstonieo,
theilen den östlieben Grenzstrich gleichsam in drei Theile.
Von der Kreidegebirgsseite aus gesehen stieht der landschaftliche Charakter
in keinem dieser Theile auf längere Strecken in hervorragender Weise gegen
den des angrenzenden Kreideterrains ab. Der Revaberg und seine Umgebung ragt
noch mit den Contourformen des Nummulitenkalkgebirges über die nahe, tiefer
liegende Kreidelandschaft hervor. Weiterhin verdecken die den Höhengrat ein-
nehmenden Kreidekalke mit den ausgezackten Spitzen des Zeroschitzberges und
des Witesch, die steil gegen das innere eocene Kalkgebiet gekehrten Wände des
Randgebirges. Erst der 3229 Fuss hohe Slaunik ragt hoch und weit gesehen
mit seiner charakteristischen, regelmässigen scharf zugespitzten Kegelform,
wieder als ein recht typischer Nummulitenka'kberg in das weite wilde Felsenland
der Kreide hinein.
b*
36 Dr. Guido Stache. [26]
Die weiter gegen das Innere der Nummulitenlandschaft liegenden hohen
kegelförmigen Spitzen desKautschitzeberges und Sbevniza treten wegen des hoch-
ansteigenden zwischenliegenden Nummulitenkalkrückens ihrer allmäliger und
sanfter verflächenden Ostgehänge nicht recht hervor.
Zwischen Podgorje und Danne kehrt die Nummulitenkalklandschaft dem
Kalk- und Dolomitgebirge von Jellovize und Vodice eine kahle, lange, hohe und
glatte, jedoch ziemlich steil ansteigende Gehängfläche zu. Die untere Grenze der-
selben mit den spitzen zackigen, klotzig zerklüfteten, hellen Kalken der obersten
Rudistenzone ist mit niedrigem Buschwerk und fleckweise nur mit den Resten
eines früheren hohen Buchwaldbestandes bedeckt, gegen welche die weissen
Kalkfelsen sich im scharfen Contraste hervorheben. Eine höhere Zone dieser Wand
bedeckt nur stellenweise niedriges, breite Kronen bildendes Juniperus-Gestrüpp
und das graue Grün von Salvia, Satureia und Thymus-Arten. Die obersten Ge-
hänge endlich erscheinen ganz weiss und öde. Sie sind bedeckt von den scherben-
artig schiefernden, klingend harten Schichten der Borelis reichen Nummulitenkalke.
Der Rand zwischen Monte Gomilla und dem Monte Lissina endlich ist noch
zum grössten Theil von dichtem Urwald bedeckt, in den nur von beiden Seiten
her nämlich von den Dörfern der Kreidetschitscherei, Mune und Berggut und
von Westen von den Dörfern Lanischie, Racievacz u. s. w. schon die Verwüstung
durch die Köhlerei in karstartigen Strecken eingegriffen hat. Ganz in ähnlicher
Weise ist auch die gegen Süd gekehrte, viel unregelmässiger verlaufende
Grenze des Eocenen gegen die Kreide noch zum grossen Theile mit schwer
durchdringlichen Urbeständen von Buchwald und Tannen bedeckt. Nur in der
Strecke zwischen dem Plaunikberg und der Monte maggiore-Strasse sind wegen
der Nähe der Dörfer die Waldbestände schon vielfach gelichtet. Trotzdem konnte
aber auch in diesem Strich wegen der grossen Terrainschwierigkeiten eine Be-
grenzung der Kreide und des Eocenen nicht mit jener Genauigkeit erzielt wer-
den, wie sie zum Beispiele am südwestlichen Reeca-Rande erlangt werden konnte.
Hochansteigende spitze felsige Berge, scharfe Rücken , wechseln hier so
vielfach mit tief eingesenkten Schluchten und Kesseln, dass bei der Entfernung
von Stationsorten Touren in diesem Theil mit nicht geringen Sehwierigkeiten
verbunden sind.
Der lange südwestliche Rand der Tschitscher Eocenlandschaft oder die
Grenze mit dem grossen Sandsteinterrain von Triest und Pisino kehrt diesem
Gebiet durchaus eine langgezogene, hohe und steile, wenn auch in den Ver-
hältnissen ihrer Elevation. vielfach modifieirte Kalkwand zu. Da wir jedoch
auf die specielleren Formenverhältnisse dieser langen Felsmauer noch einınal
bei Gelegenheit der Charakterisirung der Grenzverhältnisse des grossen an-
stossenden Eocengebietes zu sprechen kommen, so übergehen wir dieselben
hier füglich und beschäftigen uns sogleich mit der zwischen den beschriebenen
Grenzen gelegenen merkwürdigen Terrassenlandschaft.
b) Des inneren Gebietes.
Die Vergleichung der Höhenverhältnisse der Randgebirge oder Randlinien
les Gebietes ergibt die Abdaechungsverhältnisse des Terrains.
Ziehen wir nun die vier äussersten bestimmten bedeutenderen, aus Eocen-
schichten bestehenden Höhenpunkte des Terrains in Betracht, so erhalten wir
schon einen hinreichend richtigen Maassstab zur Beurtheilung dieses Verhält-
nisses. Der Strassen-Höhepunkt am Monte Maggiore mit 3006 Fuss gelte als
[27] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 37
höchste Erhebung des Eocenen im Süden, der 129394 hohe Monte Lukin als
höchste Erhebung im Norden des langen südwestlichen Gebirgsrandes ; der
Monte Sia mit 3915°5% repräsentirt das höchste Auftreten desselben im Süden
der Monte Veliki Hralistie mit 233978 Fuss das höchste Vorkommen im Norden der
Ost zugekehrten Seite; so ist in der That dadurch schon die doppelte Richtung
der Abdachung, die sich in dem ganzen Terrain ausspricht, gegeben. Durch die
beiden Punkte einer jeden der beiden Längsseiten schon ist die Riehtung SO.
nach NW. als die eine Abdachungsriehtung gegeben. Sowohl die östliche als
die westliche mittlere Höhenlinie des Randes des Gebirgslandes senkt sich all-
mählig gegen NW. Dies nennen wir die speeielle Gebirgsabdachung des Gebietes.
Setzt man aber diese beiden Linien mit ihren Endpunkten , da das durch diese
angezeigte Resultat auch für die mittleren Höhenlinien gilt, in ihrer Totalität
zu einander in Beziehung, so ergibt sich eben, dass die westlich und zugleich
südlich gegen die andere gelegene Linie (Kaiser Joseph-Brunnen , — Monte
Lukin) niederer liegt als die Linie (Monte Sia-Veliki-Hralistie).
Die auf der östlichen dieser Linien errichtete Senkrechte verlängert, bis
sie die andere schneidet (die beiden Linien als Parallelen gedacht) , zeigt die
andere Abdachungsrichtung, und zwar eine gegen Südwest gerichtete an, welche
die allgemeine Abdachungsrichtung des ganzen Landes ist. Wir nennen diese
daher die allgemeine oder die Landesabdachung. Die Verschiedenheit, mit der
diese beiden Abdachungsverhältnisse zur äusseren Erscheinung treten, bedingt
vorzugsweise den geographisch und landschaftlich so merkwürdigen Charakter
der Gegend.
In der Richtung der SW.-Abdachung steigt das Gebirgsland in steilen
hohen Stufen abwärts, in der Riehtung gegen NW. sinkt es mit welligem Cha-
rakter auf- und niedersteigend. Genau genommen sind es nur zwei gewaltige
Hauptstufen, in welchen das Gebiet gegen SW. absteigt. Die steilen Stufen-
fronten und die scharfen Kanten sind also gegen SW. gekehrt, die breiten
Stufenflächen sind gegen NO. geneigt.
Der terrassenförmige besondere Charakter der Landschaft wird nun dadurch
bedingt, dass die Fronten der beiden Hauptstufen in vielen oder mehr kleineren
terrassen- oder stufenförmigen Absätzen herabsteigen. Eine besonders mannig-
faltige und zugleich mehr regelmässige Form dieser Art des Gebirgsabfalles
zeigt die östliche Hauptstufe. Zwischen ihrer Frontkante und der gegen sie
geneigten Rückenflächenseite der tieferen Weststufe wird ein Terrain gebildet,
welches den Terrassen-Charakter vorzugsweise an sich trägt und durch seine
ganze landschaftliche Beschaffenheit auch wie ein trennendes Zwischengebiet
auftritt.
Wir betrachten daher die ganze Tschitscher Eocenlandschaft in drei geson-
derten Abtheilungen. Wir trennen bei der Erörterung: 1. das Gebiet der ge-
neigten Rückfläche der östlichen Hauptstufe; 2. das Gebiet der Terrassenabfälle
der steilen Front der östlichen Hauptstufe; 3. das Gebiet der westlichen
Hauptstufe.
1. Das Gebiet der Rückfläche der östlichen Hauptstufe.
Wir haben es hier also mit dem Gebietstheile zu thun, welcher von den
oben beschriebenen nördlichen und östlichen Grenzen des ganzen Gebietes einer-
seits und von der scharfen Gebirgskante der östlichen Hauptstufe andererseits
begrenzt wird. »
Die scharfe und zu bedeutenden Höhen ansteigende Randkante beginnt bei
Castelz nordöstlich von Ospo und zieht sich oberhalb Cernotich, Unter-Potpich
und Contestabile zunächst ohne bedeutendere Einsenkungen ansteigend bis zu
38 Dr. Guido Stache. [28]
dem schluchtartigen Graben, welcher vom Coinik gegen Xaxid zu eingerissen ist.
Jenseits desselben erhebt sich dieselbe jedoch wiederum sehr schnell und steigt von
hier bis zu der tiefen Gebirgseinsenkung bei Danne , über drei spitzkegelförmige
Berggipfel, den Plasineberg, den Kau'schizeberg und den Shevniza hinwegsetzend,
in der Spitze des letztgenanuten Berges kurz vor dem tiefen Einbruche auf
319266 Fuss Meereshöhe. Ober dem bis jetzt weit unter 2000 Fuss Meeres-
höhe liegenden Boden des Senkungskessels erhebt sich die unterbrochene Gebirgs-
kante über dem Dorfe Terstonico auf etwa 2500 Fuss und erreicht in jähem
Ansteigen in der Entfernung von kaum 1/, Stunden von Terstonico in dem Monte
Orliak ober Lanischie 3485 Fuss. Vom Monte Orliak zweigen sich gegen SO. zwei
durch das Eingreifen der Kreidekalke getrennte hole eocene Bergrücken ab.
Der östlichere ist der im Monte Sia und Monte Lissina endende Grenzzug; der
westlichere dagegen setzt, indem er auf einer ıittleren Höhe von 3000 Fuss,
welche nur von einzelnen aufgesetzten Bergkuppen, wie etwa von Zupein Vrh, vom
Monte Kupizo, vom Sinoschele überschritten wird und an einzelnen Stellen wenige
hundert Fuss tiefer eingesenkt ist, die scharfe oberste Gebirgskante der terrassen-
förmigen Front bis an die Strassenhöhe unter dem Monte Maggiore fort.
Der nördliche Theil der Rückfläche, das Terrain zwischen dem nördlich-
sten Stück dieser Gebirgskante bis zur Thialschlucht des Coinikberges bei Xaxid
einerseits und dem entsprechenden Stück der östlichen Grenze und der ganzen
nördlichen Grenze andererseits verdient wegen seiner bedeutenden Ausdehnung
und seines besonderen Charakters vorzüglich unsere Aufmerksamkeit. Es zerfällt
dieser Theil der T:chi’scherei in mehrere ganz verschieden angelegte landschaft-
liche Gebiete.
Das nördlichste derselben ist das Kesselgebiet von Grozana und
Vrhpolle. Dasselbe wird gebildet von zwei ziemlich hohen, aus spitzen
Nummulitenkalkkegeln zusamimengesetzten kahlen, fast weissen Bergreihen,
welche gegen NO. conyergiren und sich vereinigen. Die tiefe kesselartige Ein-
senkung zwischen ihnen wird auch gegen SW. durch ein Wiederansteigen des
Kalkbodens begrenzt.
Die Strasse zwischen Cosina und Bassoviza führt beiläufig längs der Grenze
zwischen der Einsenkung und dem stärkeren Ansteigen hin. Ein mittlerer Kalk-
rücken, welcher sich etwa von SW. und NO. gegen die Mitte des nördlichen, der
beiden seitlichen Bergrücken hinzieht, welche von dem Sandsteingupf Velky
Hralistie gekrönt ist, theilt die ganze mittlere Einsenkung in zwei langgrzogene
kesselartige Thäler das von Vrhpolle und das von Grozana. Das Thal von
Vrhpolle ist enger, langgezogen und schluchtartig und reicht bis an die Strasse
bei Nossirz.
Ihm führte ein seitlich aus den Sandstein- und Mergelschichten der Veliky
Hralistie herabkommender Bach das den mittleren tiefen Theil seines Bodens
ausfülleude für den Anbau geeignete Material zu, und versorgt es auch jetzt noch
mit grösserer Feuchtigkeit.
Von diesem getrennt durch den Nurmmulitenkalkrücken mit der Kirche
St. Thomas ist die breitere kesselförmige Einsenkung, in deren nördlichsten
Winkel das Dorf Grozana liegt. Auch der mit Maisfeldern und&Weingärten bebaute
Grund dieses Kessels verdankt sein Erdreich zumeist den in ihm sitzen geblie-
benen Rückständen von Sandstein und Mergelmaterial der oberen Eocengruppe.
Der nordästlichste, zwischen die grossen Gebirgskörper des Triester Karstes
und des Tschitscher Kreidekarstes sich einschiebende Theil des Evcengebietes
der Tschitscherei stellt also eine grössere zwischen einem Kranz von kegelför-
migen Numinulitenkalkbergen gelegene Einsenkung des Kalkbodens dar, deren
[29] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 39
tiefste Stellen wie zwei grüne wolhlbebaute Oasen erscheinen, inmitten der kahlen
weissen Steinlandschaft, aus der nur die graulichbraunen und zerstreut mit
Bäumen und Strauchwerk bedeckten Sandsteingehänge des hohen Veliky Hra-
listie wie etwas Fremdartiges emportauchen.
Die direete Fortsetzung dieses Gebietes bildet der schmale, aber gegen Süd
zu immer grösserer Höhe ansteigende Zug von ähnlichen kahlen, zugespitzten
Nummulitenkalkbergen , welcher mit dem gewaltigen, umfangreichen Kegelberge
des Slaunik gleichsam abschliesst und bereits bei Besprechung der Gebietsgrenzen
erörtert wurde.
Zur Hälfte längs dem Südwestrande desGebietes vom Grozana und Vrbpolle,
zur Hälfte längs des genannten Grenzrückens hinstreichend folgtzunächst ein nicht
unbedeutendes Sandsteingebiet. »
Die Sandsteinmulde von Clanitz, so bezeichnen wir dieses Gebiet
nach dem bedeutendsten an seinem NO.-Rande gelegenen Orte, wiederholt in klei-
nem und unvollkommenem Massstabe, gleichsam das Bild des Recca-Gebietes, ab-
gesehen davon, dass es eben ganz in Nummulitenkalkterrain liegt. Seine Haupt-
längserstreckung ist wie dort eine nur etwas steiler vonNW. nach SO. gerichtete.
Es hat wie jenes im Norden seine grössere Breite und spitzt sich gegen Süd iu
einem tiefen schluchtartigen Sackthal über Bressnitza hinaus zu. Sein Boden
und die Ränder ringsum bestechen aus Nummulitenkalken.
Der das Gebiet in der Hauptlängsrichtung durchziehende Bach theilt dieses
hier wie jenes der Recea-Fluss in zwei ungleiche Theile und bricht durch eine
enge Schlucht von Eocenkalken aus dem Gebiete in der Richtung gegen NW. aus.
Der grössere südwestliche Theil wird von einem in verschiedenen Windungen,
aber doch der Hauptsache nach gleich der ganzen Mulde südöstlich verlaufenden
Hauptbergrücken und seinen seitlichen Abfällen gebildet. Mehrere der auf der
Südwestseite des Hauptrückens entspringende Wässer verschwinden wie dort in
Sauglöchern oder Klüften des südwestlichen Kalkrandes.
Wie in jenem grossen Sandstein- und Mergelgebiet, so sind auch hier nur
einzelne bedeutendere Answeitungen der Thalgebiete und plateauförmige Ausbrei-
tungen des Hauptrückens und des Seitenrückens dem Anbau günstig und daher mit
Wiesen, Feldern oder Gärten bedeckt. Die Thalgehänge sind aber durchweg schrofl,
kabl, mit Schutt uud vereinzeltem Gestrüppe bedeckt. Die Bergrücken vorherr-
schend nackt, ausgebrannt, nur von vereinzelten Baumgruppen gekrönt, selten
mit üppigem frischen Strauchwerk überzogen.
In der Fortseizung gegen Süd von diesem Gebiete eröffnet sich uns wieder
ein anderes Bild. Wir sind aus der an Weingärten und Nussbäumen reichen
Spalte von Bressnitza über Nummulitenkalkfelsen auf den südöstlichen höher
gelegenen Theil derselben muldenförmigen Einsenkung gelangt, deren tieferen
Theil das Sandsteingebiet von Clanitz erfüllt. Wir haben hier das ganz und gar
zwischen Nummulitenkalken eingesenkte und auch auf seinem Boden nur mit
Eocenkalken bedeckte Thal von Pudgorje vor uns.
Im Thal von Podgorje ist die Tiefenlinie der Einsenkung aus der
südöstlichen Richtung fast genau in die Südlinie abgeleukt. Erst an der Süd-
ausspitzung des Thales südlich von dem Dorfe Podgorje selbst, wo die Einsen-
kung wieder schluchtartig wird und im Kreidegebirge sich fortsetzt, nimmt sie
wieder die SO.-Richtung auf. Die steilen hohen Abhänge des Witesch und des
Slaunikberges, welche auf grosse Strecken hin ganz kahl sind, zum Theil aber noch
bedeckterscheinen mit den traurigen Resten eines früheren üppigeren Waldwuchses
von Eichen, Buchen und Nadelholz auf der Ostseite sowie die im Westen in flacheren
welligen Formen ansteigenden kahlen und weissen Berge , auf denen nur kleiue
40 Dr. Guido Stache. [30]
graulichgrüne Flecken von breitkronigen niedrigen Wachholderbüschen und hie
und da noch ein einzelner Baum in scharfem Contrast hervorireten, stechen
merkwürdig ab gegen die besser bebauten Theile der mittleren Einsenkung.
Hier ist noch etwas mehr zusammengeschwemmter Erdboden zurückgeblieben
auf und zwischen den schieferigen Kalkschiehten. Der Boden ist fruchtbar, wenn
auch mühsam zu bearbeiten und zu erweitern und ausser Wein und Mais gerathen
auch andere Fruchtgattungen. Besonders günstig scheint die ganze Lage auch
des Klimas wegen für den Obstbau. Wenigstens zog der sehr verständige, und
den Bauern in nützlichen Neuerungen für die Benützung ihres Bodens mit bestem
Beispiel, wenn auch noch ohne Nachahmung vorangehende Pfarrherr von Pod-
gorje zur Zeit meiner Anwesenheit 1858 allein 15—20 verschiedene edlere
Sorten von Birnen in seinem Garte
Das letzte besonders charakterisirte Stück des breiten nördlichen Theiles
der östlichen Rückfläche ist dasjenige, welches auch noch weiterhingegen Süden
eine direete Fortsetzung hat und die Bezeichnung „östliche Rückfläche einer
steilen gegen Südwest gekehrten Gehängstufe* erst in eigentlichem Sinne ver-
dient. Es repräsentirt dieser Gebietstheil, der im Wesentlichen zwischen der
Längslinie Draga-Reeca-Petrigne-Coinikberg und der Steilrandlinie S. Servolo-
Cernotich, U. Potpich-Coinikschlucht am Plasineberg liegt, eines der bedeutendsten
und charakteristischsten Karstgebiete der Eocenkalke. Wir sparen es uns auf,
eme Beschreibung des landschaftlichen Charaklers dieses Gebietes, welches wir
den Karst von S. Servolo nennen wollen, schon hier zu geben, Es wiederholt sich
dasselbe Bild bei allen grösseren Karstgebieten des Nummulitenkalkes der Tschit-
scherei, und wir wollen eine Skizze in Worten bei jenem Stück des Tschitscher-
karstes geben, dem auch die dort beigeg.bene Skizze in Holzschnitt entnommen ist.
Wir bemerken nur, dass dieser nördlichste Theil des wahren Tschitscher-
Karstbodens ausser den sanfteren und regelmässig welligen Einsenkungen und
den oft reihenförmig nebeneinander folgenden kleineren trichlerförmigen Ver-
tiefungen von oft überraschender Regelmässigkeit, auch grössere unregelmässige
Eiustürze, Kessel, Schlünde und Löeber (Jama), und zwar vorzugsweise nur
südlich in der Gegend zwischen Podgorje, Potpich und der Coinikschlueht auf-
zuweisen hat.
Naeh Aussage des Pfarrers von Podgorje sind bei einem der Löcher schon
wiederholt Feuersäulen von entzündlichen Gasen beobachtet worden.
Wahrscheinlich hängt die Entwiekelung derartiger Gase mit dem Bitumen-
reichthum der Cosinaschiehten zusammen.
Der mittlere Theil der Rückläche der oberen Hauptstufe unseres
Gebietes erstreckt sich von der Querschlucht des Coinikberges bis zu der aus
dem Kreidegebirge von Danne her bis an die Frontseite dieser eocenen Kalkstufe
eingreifenden schluchtartigen Einsenkung. Das zwischen diesen Grenzen lie-
gende Karstplateau ist nur eine verschmälerte aber weit höher gelegene Fort-
setzung des vorgenannten.
Seine bedeutendste Breite hat das Plateau gegen N. und O. vom Kout-
schizeberg.
Gegen Süden von da, gegen Shevniza zu verschmälert sich der obere pla-
teauartige Theil des Gebietes, weil die direete östliche Abdachungsfläche breiter
und flacher wird. Gegen Norden theilt sich der breite Rücken in zwei Arme,
einen breiteren östlichen, einen schmäleren westlichen, zwischen welchen eine
tiefe und lange Einsenkung gegen die Querschlucht am Coinik hinzieht.
Der südliche Theil des östlichen Striches ist schon auf der Strecke,
welche den Höhenlinien des Randes von Terstonieco bis zum Monte Orliak
[31] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 41
entspricht, stärker gegen Ost in das Kreidegebirge hineingerückt als das oben
beschriebene Karstgebiet. Schon der Charakter dieses Kalkterrains ändert sich
bedeutend. Obwohl noch durchaus eine zusammenhängende Decke von Eocen-
kalken herrscht, geht doch schon der Typus der eocenen Karstlandschaft ver-
loren. Durch die schrofferen und wilderen Formen der eingesenkten Kessel, wie
der emporstehenden Kalkriffe neigt das Ganze schon mehr dem Charakter des
Kreidekarstes zu. Je mehr gegen Süd und Ost, desto mehr nimmt überdies die
Bewaldung zu, und wenn auch noch bedeutende Karstflächen vorherrschen, so
sind doch im Gegensatz dazu bereits östlich vom Orliak auch schon dichtere
und ausgedehntere Waldpartien vorhanden. Südlich vom Orliak theilt sich das
eocene Kalkgebiet in zwei Arme , welche zwischen sich den Kreidekarstboden
zum Durchbruche kommen lassen. Der westliche Arm bildet unmittelbar die
Höhenkante der in Terrassen absteigenden Steilwand. Der östliche setzt den
Grenzzug gegen das grosse Kreidegebiet der Tschitscherei und der Castnauer
Landschaft fort. Was über diesen zum Theil noch stark bewaldeten Theil zu
sagen ist, wurde schon bei Gelegenheit der Besprechung der Gebietsgrenzen
angedeutet.
2. Die Frontseite der östlichen Hauptstufe ist das charakteri-
stische Gebiet der terrassenförmigen Abfälle. In gewisser Beziehung entspricht
dieser Theil der Tschitscherei, aber doch trotz der abweichenden Ausbildung
seiner geographischen und landschaftlichen Formen, dem inneren Theile der
anderen Eocengebiete. Es fällt dies allerdings nicht sofort in die Augen, aber
es ergibt sich doch schon durch das blosse genauere Studium der geologischen
Karte, abgesehen von den Verhältnissen des allgemeinen Gebirgsbaues. Nur die
Art der Vertheilung der kalkigen Randgebirgsschichten und des ausfüllenden
Materials der Innengebiete und die speciellere Tektonik verwischen hier die
Gleichartigkeit und bewirken die Unähnlichkeit der äusseren Erscheinung.
Der lange, mittlere Gebirgsstrich der Tschitscherei ist ganz ebenso wie
das Recca-Gebiet und die Spalte von Buccari das Hauptverbreitungsgebiet des
Mergel- und Sandsteinmaterials der oberen Eocengruppe. Es ist ferner so wie
das Mittelland jener Gebiete von kalkigen Längsrändern begrenzt, die aus den
tieferen Schichten der Eocenzeit gebildet sind. So wie dort ist der Ostrand der
höhere und steilere, wie dort ist die Hauptabdachung des Gebietes, in der die
grösseren Wässer abfliessen, eine nordwestliche, und es lässt sich endlich auch
nachweisen, dass so wie dort gewisse Wasseransammlungen diese Richtung
nicht einhalten, sondern unabhängig davon und mehr der allgemeinen Gebirgs-
abdachung folgend, in Klüften oder Spalten des Südwestrandes verschwinden.
Die Hauptunterschiede liegen hier erstens in der starken Breitenentwicke-
lung der eocenen Kalkränder, welche die Breite des Mittelstriches erreicht oder
dieselbe sogar übertrifft. Zweitens in der grösseren Höhendifferenz von 3000 zu
1500 Fuss zwischen den Rändern des nordöstlichen und südwestlichen Kalk-
gebirges, die nur in manchen Theilen des Spaltengebietes von Buccari ein ähn-
liches Verhältniss zeigt, im Recea-Gebiet jedoch sehr gering ist. Drittens in der
Unterbrechung des ausfüllenden Mergel- und Sandstein-Materials durch die
zahlreichen ‚stufenförmig heryortretenden Unebenheiten des kalkigen Bodens,
und viertens endlich in dem Umstande , dass das Gebiet nieht wie das Recea-
Gebiet allseitig durch Kalkgebirge abgeschlossen ist, sondern ähnlich der Spalte
von Buccari gegen Norden sich mit einem grösseren Innergebiet vereinigt. Das
Material der oberen Gruppe bedeckt demnach nicht gleichförmig den Boden des
Mittelstriches, sondern es ist zum grössten Theile gegen NW. in das offen ver-
bundene grössere Gebiet von Triest weggeführt oder abgerutscht und blieb nur
6
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. I. Heft.
42 Dr. Guido Stache. [32]
in den zahlreichen, durch schmale Kalkstufen getrennten und terrassenförmig
über einander folgenden Secundarthälern, Einsenkungen oder Schluchten
zurück.
Diese secundären Terrassenthäler der mittleren Einsenkung des Tschitscher
Bodens sind nicht in allen T'heilen derselben gleichartig entwickelt. Nach der
Häufigkeit und Art und Weise ihres Auftretens kann man entsprechend der Drei-
theilung des rückseitigen Längsgebietes drei verschiedene Abtheilungen machen,
eine obere südliche, eine mittlere, und eine tiefer gelegene nördliche.
Die nördliche Abtheilung des Terrassengebietes reicht etwa bis zur Linie
Terstonico-Cherbatia, welche den Beginn der bedeutendsten Zusammendrückung des
ganzen Eocengebietes andeutet und zugleich die geringste Breite desselben ergibt.
Das Kreidegebiet der Nordost-Tschitscherei greift hier nämlich am weitesten
südwestlich ein durch die tiefe Einsenkung zwischen Danne und Terstonico und
zugleich ist von der entgegengesetzten Seite der Südwestrand am liefsten ge-
gen Nordost eingebrochen, durch die Einbrüche von Ober-Nugla und Cherbatia.
Man kann das ganze Gebiet gegen Süden vielleicht am besten mit dem
breiten kesselförmig aussackenden Thal von Lanischie sich abschliessen lassen.
Von hier ab gegen Süden lassen sich auf der höher liegenden Thalstufe von
Bergodatz zwar die Sandstein- und Mergelschichten desselben in schmälerer
Zone noch weiter verfolgen , längs der mannigfach gewundenen Ränder des
Kalkgebirges zum Monte Kupizo und unter dem Sinoschele hin bis zur mittleren
Strassenhöhe von Monte Maggiore, aber sie sind hier schon ganz mit hinein-
bezogen in das complieirte System von verschobenen und gedrehten Faltungen,
welches den südlichen Theil des breiteren westlichen Karstgebietes der Tschit-
scher Eocenlandschaft charakterisirt.
Das weite Kesselthal von Lanischie ist nicht nur gegen SO. bis an die
unterste Kalkstufe der Orlava Steya eingesenkt, es greift auch gegen W. in
einer Bucht in das südwestliche vorliegende niedrigere Karstland ein. Nur in
dieser Bucht und weiter gegen S. längs dem südwestlichen Kalkrande bildet
dasselbe einen ebeneren Thalboden, welcher mit grösseren gut bebauten Feldern
nedeckt und von zwei Bächen durchströmt ist, welche von den steilen Ge-
hängen des Orliak an der Grenze zwischen den Nummulitenkalken und den
Mergeln der oberen Gruppe entspringen. Von diesen beiden Bächen zieht der
eine nördlich vom Dorfe in die westliche Ausbuchtung, der andere südlich ganz
gegen S. bis SSO. in den äussersten Gipfel der südlichen Aussackung. Beide
verschwinden also in Spalten des südwestlichen Kalkrandes.
Die breiten, steilen Sandsteingehänge der Ostseite erstrecken sich hoch
hinauf und sind stellenweise noch mit vereinzelnten kleineren Gärten, mit Strauch-
werk und Baumgruppen, weiter südlich auch mit grösseren gelichteten Partien
eines früheren Waldbestandes versehen. Der grösste Theil jedoch ist kahl und
mit einer gemischten Schuttdecke von Kalkblöcken, Mergelschiefern und Sand-
steinen überdeckt.
Von Lanischie gegen NO. jenseits des nördlichen Bachufers, ehe man das
Dorf Podgachie erreicht, taucht bereits mitten aus dem mergelig sandigen
Boden ein Kalkriff hervor. Von bier an theilt sich das Thal in zwei Arme, denn
das Kalkriff zieht ohne Unterbrechung fort und nimmt an Höhe und Breite zu.
Es wird dadurch eine obere engere Thalstufe mit den Dörfern Ravievaez, Raspo
und Terstonieo von einer unteren, weiteren, mit den Dörfern Podgachie und
Paprochie getrennt.
[33] fie Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 43
Die obere setzt die steilen, östlichen Sandsteingehänge, die untere den brei-
teren westlichen Thalboden von Lanischie fort.
Das obere Thal endet nordwestlich von Terstonico in den tiefen im Kreide-
gebirge eingesenkten Kessel, von dem sich jedoch die tiefe Schlucht nach Danne
zieht. Seine Fortsetzung ist in den oberen Gehängstufen des Sbevnitzaberges
zu suchen. Das untere Thal spaltet sich durch das Hervortreten einer neuen
Kalkstufe bei Paprochie zunächst wieder in zwei engere Thäler.
Von diesen beiden Punkten an bis zur Querkluft am Coinik erstreckt sich
der mittlere Gebietstheil, in dem der terrassenförmige Charakter der Front der
östlichen Faltenstufe am meisten in die Augen fällt.
Fig. 8.
Terrassen-Landschaft des Nummuliien-Kalkes zwischen Rachitovie und Brest in der südwestlichen Tschitseherei.
b Mergelige und eonglomeratische c Nummuliten-Kalk.
Schichten.
Diese Ansicht ist dem mittleren Theile dieser Abtheilung entnommen, und
zwar aus der Gegend der terrassenförmigen Abfälle des Kautschizeberges gegen
das Thal von Rachitovich. Sie ist von der Höhe des gewölbten Nummulitenkalk-
karstes südwestlich von dem Orte aufgenommen und zeigt daher ein Stück dieses
Karstes im Vordergrund und die obere Stufenreihe. Die tiefste Stufenreihe
und das tief eingesenkte enge Hauptthal mit der Ortschaft ist natürlich durch
den Vordergrund gedeckt.
Wir bemerkten oben, dass sich bei Paprochie das untere der beiden
Thäler, in welehe sich das Kesselgebiet von Lanischie verzweigt, von Neuen
gabelt. Das untere der beiden engen Thäler, die auf diese Weise entstehen,
lässt sich nun ohne wesentliche Unterbrechung über Cropignacco und unterhalb
Brest sich fortziehend, bis Rachitovich verfolgen. Das obere dieser beiden Thä-
ler gabelt sich aber sehon vor Cienoschiak von Neuem in eine obere Thalstufe
auf der bereits der genannte Ort liegt, und eine untere Thalstufe, in welcheı
die kleine Häusergruppe Cserneka liegt. Auf der Fortsetzung der Kalkstufen,
welche die beiden Thalstufen trennt, liegt der grössere Theil des Dorfes Brest.
Die bedeutendste Kalkstufe, welche sich zwischen der Stufe von Brest und
dem Rande des Shevniza gegen den Kautschizeberg zu verfolgen lässt, lässt sich
noch als directe Fortsetzung der ersten grossen Kalkstufe nachweisen, welche
bei Lanischie anhebt. Im Übrigen ist aber das Terrassengebiet schon zwischen
Csernka und dem Sbevniza, noch mehr aber in dem Winkel zwischen Rachito-
vich, dem Spitz des Kautschizeberges und Brest zu einer Reihe compli-
6*
44 Dr. Guido Stache. [34]
eirterer und gegen einander geschobener Zwischenstufen gespreizt und ver-
drückt worden.
Es scheint hier eine auf das nordwestlich streichende Felsen- und Terrassen-
system schief einbreehende Knickung und Aufstülpung des Schichtensystems
gegen Nord stattgefunden zu haben. Wie der oberste Gebirgsrand , so sind
auch die darunter hervortretenden Kalkstufen in spitze, gegen N. einsprin-
gende Winkel am Kautschizeberg geknickt. Ober Rachitovich jedoch haben die
Kalkstufen bereits wieder die regelmässige Streichungsrichtung gegen NW. an-
genommen. Der landschaftliche Charakter dieser Gegend mit so eigenthümlichen
scharfen Contourformen ist ein ganz merkwürdiger und auffallender.
Oben die hohen Wände der höchsten Kalkstufe mit vielfach ausgebuchtetem
Steilrand und sich in geschwungenen Linien zu hohen, spitzen Kegelbergen
erhebend, zwischen denen auch hie und da noch weiter im Hintergrund liegende
Nummuliten-Kalkkegel heraussehen, — ein kahler, baumloser, bei Sounen-
schein fast blendend weisser, steiniger Hintergrund. Weiter unten die terrassen-
förmigen Thalstufen, durch die dunklere graue oder braune Farbe ihres Mate-
rials, zerstreute Gebüschgruppen, grüne Weideplätze, kleine Gärten und die
Reste eines früheren Waldbestandes, trotz der eigenen armseligen Wildheit noch
freundlich abstechend gegen die weisse Steinwüste im Hintergrund und die kahlen
Felsstufen, mit welchen sie abwechseln.
Die am tiefsten eingesenkte unterste Stufe der Mergel und Sandsteine des
Thales von Rachitovich, ist auch die breiteste. Dasselbe theilt sich jedoch sehr
bald in zwei engere Thäler, durch das Hervortreten einer Kalkstufe, die an
Breite zunimmt und zur Folge hat, dass die beiden Thaleinschnitte, die sie
trennt, stark divergiren, ehe sie sich durch das Untertauchen der trennenden
Kalkstufe unter die hier am weitesten aufwärts greifenden Sandsteinschichten
der Triester Mulde zu einem breiteren von Sandsteinbergen eingeschlossenen
Thal vereinigen. Die untere dieser Thalstufen weitert sich am Ende zu dem
Thale von Villadol; die obere trennt sich unterhalb der tiefen Querkluft des
Coinik in zwei Arme, von denen der untere sich durch die Vereinigung der bei-
den trennenden Kalkstufen allmählig verliert, während der obere Arm dieser
Thalstufe bis Xaxid vorbei bis zu ihrer Vereinigung mit dem grösseren Sand-
steingebiet bei Xaxigrad fortsetzt.
Die oberhalb Rachitovich bis zur Schneide des Kautschizeberges ansteigen-
den Kalkstufen, deren man hier wenigstens sechs zählen kann, vereinigen sich
zum Theil gegen die Coinikspalte zu. Sie gehen endlich im nördlichen Theile
in drei breiteren Stufen in das Sandsteinterrain aus, von denen die höheren die
nächst tieferen auch in der Längserstreckung bedeutend überholen. Die unterste
dieser Stufen endet bei Haxigrad, die mittlere bei Lonche, die oberste bei Gab-
broviza; über dieser endlich folgt die Steilwand des Tschitscher Karstes, welche
nur zwischen Opso und S. Servolo noch durch das Einschneiden einer sich bald
verlierenden Stufe unterbrochen ist.
Einige interessante Bemerkungen lassen sich auch über die Quellenverhält-
nisse des mittleren und des tieferen nordöstlichen Theiles des Terrassen-
gebietes sagen.
Quellen entspringen im ganzen Gebiete stets an der Grenze der Kalke und
der untersten mergeligen Sebichte der oberen Eocengruppe , welche ganz oder
nahezu undurchlässig ist. Dieselben sind nieht an eine der Stufen gebunden,
sondern kommen, wie es die Vertheilung der Ortschaften auch andeutet, welche
fast durchaus in der Nähe grösserer Quellen angelegt sind, auf verschiedenen
Stufen zum Vorschein. Jedoch mögen die Quellen der tieferen Stufen zum Theil
[35] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 45
wenigstens von denen der höheren Stufen mit gespeist werden; denn es hat
keine der Quellen im ganzen Terrassengebiete bis Xaxid, einen sichtbaren Abfluss
nach einem aus dem Gebiete herausbrechenden Bach, ja nicht einmal einen läuge-
ren oberflächlichen Lauf. Sie verschwinden immer wieder bald etwas näher,
bald etwas weiter von ihrem Ursprunge, je nach den speciellen Terrainverhält-
nissen in den Klüften der nächst tieferen Kalkstufen. Sie müssen daher endlich
zum grössten Theile ihren weiteren Verlauf unterirdisch durch die Klüfte des
vorliegenden Nummulitenkalkkarstes nehmen und können erst im Sandsteingebiet
von Triest längs der Grenze des Tschitscher Karstes zum Vorschein kommen,
wenn sie nicht in zu tief hinabsetzenden Klüften des unten liegenden Kreidegebir-
ges verschwunden sind.
Erst in dem nordwestlich von Xaxigrad gelegenen Theil des Terrassen-
gebietes zeigen die Wasseransammlungen einen sichtlichen Abfluss gegen NW.
Iın Thale von Villadol, so wie im Thale von Haxid sammeln sich die Wässer am
Ende in Bachbetten, die sich südwestlich vom Popechio vereinigen und den
Risanofluss bilden. Diesem gehen auch fernerhin die Quellen der oberen Stufen
bis Gabrovizza zu. Die zwischen Gabrovizza und S. Servolo aus der Tschit-
schereiaabfliessenden Wässer dagegen vereinigen sich schon mit dem Torrente Recca.
3. Auf die Rückseite der unteren Hauptstufe der Tschitscher
Landschaft, welche in der Hauptsache ein lang gestrecktes, mehrfach durch
tiefe schluchtartige Einsenkungen zerrissenes vorderes Karstland bildet, bleibt uns
übrig, noch einen kurzen Blick zu werfen. Auch dieser vordere Theil zeigt
einige Verschiedenheiten in der Ausbildung seiner nordwestlichen und südöst-
lichen Enden gegenüber der Ausbildung seines mittleren Gebietes.
Der Theil nordwestlich von der Linie Monte Jaschmoviza - Xuxid wird
durch zwei breite, gegen NW. unter das Sandsteingebiet lauchende Kalkstufen
gebildet, zwischen denen ein tiefer und langgestreckter Thalkessel eingesenkt
liegt, der gegen das mittlere Karstgebiet der Vorstufe zu in SO. und NO. von
steilen Kalkwänden abgeschlossen ist und mit dem Triester Sandsteingebiet nur
durch ein schmales schluchtartiges Thal in Verbindung steht.
Dieses schluchtartige Thal ist das Thal von Figarolla, der Thalkessel die
breite Einsenkung von Dovi und Valmovraza, die südlich begrenzende Stufe das
Kalkgebirge des Monte Lukin, welches nur durch eine ganz schmale und über-
dies durch eine Kluft durchbrochene Kalkwand mit dem Karstgebiete des Monte
Jaschmoviza zusammenhängt, Die nördliche Stufe ist die verschmälerte Fort-
setzung dieses Karstgebietes, welches sich erst nordwestlich vom Convedo völlig
ausspitzt.
Das lange mittlere Karstgebiet der Vorstufen erreicht zwischen Rachitovich
und Monte Jaschmovieza seine grösste Breite und zeigt hier den Charakter des
Nummulitenkalkkarstes in besonders ausgezeichneter Weise. Von dem Thale
von Rachitovich wölben sich die Kalkschichten aufwärts zu einem von zahlreichen
flacheren und tieferen Längswellen durchzogenen völlig kahlen, steinigen Pla-
teau. Die besondere Eigenthümlichkeit dieses dureh das Vorherrschen von dünn-
plättigen und schiefrigen Kalkschiehten ausgezeichneten Terrains ist der Reich-
thum und die regelmässige fast reihenförmige Anordnung von kleinen, trichter-
förmigen Vertiefungen von sehr regelmässiger rundlicher Form und geringer
Tiefe. Ein soleher langer weisser, wie mit riesigen Blatternarben besäeter
Kalkrücken, auf dem nur das grauliche Kraut von Salvia und Satureja zwi-
schen den Steinen büschelweise hervorsprosst und auf Stundenweite erst
wieder einmal eine Baumgruppe steht, als willkommener Schatten für die Schaf-
heerden, gewährt ein ganz sonderbares Bild der Oede.
46 Dr. Guido Stache. [36]
Der Vordergrund der beigegebenen Skizze Fig. $ gibt eine ungefähre Vor-
stellung davon.
Weiter südlich ist die Fortsetzung dieses Karstes von tiefen, schluchlarti -
gen Einsenkungen zerrissen. Die bedeutendsten derselben sind das Thal von
Slum und das Valle di Orso. Zwei grössere Einsenkungen finden sieh auch dieht
am Rande östlich von Carboeie. Offen stehend gegen SO. ist die tiefe und breite
Einsenkung von Cherbatia, in welche das Sandsteinmaterial hineinreicht.
Der breite Karstrücken, der sich östlich von diesen tiefen Einsenkungen,
südlich bis über Lanischie hinauszieht, zeigt, wenn auch nicht in gleich ausge-
zeichneter Weise, so doch ähnlich denselben Charakter wie der nördliche Theil,
welcher eben beschrieben wurde. Das südlichste Stück der Vorstufe fällt in
einer Reihe von kleineren Terrassen gegen das südwestliche Sandsteingebiet ab;
jedoch zeigen nur die beiden tiefsten ein ziemlich gleiehmässiges SO.-Streichen.
Die oberen und inneren Kalkstufen sind mit sammt den dazwischen liegenden
Merweln mehrfach und besonders gegen N. in spitzem Winkel gekniekt und
so mannigfach gewunden, dass ein ganz eigenthümlich verworrenes Gebiet, von
gewundenen Schluchten, E'nsenkungen und Kesseln, und hohen steilen Kalkriffen
eulstanden ist.
B. Geologische Verhältnisse der Tschitscher Terrassenlandschaft,
a) Stratigraphie.
Im Wesentlichen finden wir in der Tschitscherei dieselben Hauptschiehten-
Complexe der Eocenperivude vor, die wir in dem vorbebandelten Gebiete nach-
gewiesen haben.
Wenn sich im Vergleiche mit der Ausbildung derselben im Spaltengebiet
von Buccari schon jetzt einige speciellere Besonderheiten ergeben haben, so sind
auf der andern Seite wiederum manche Analogien selbst in der Art und Weise
der Vertheilung der einzelnen Schichteneomplexe nicht zu verkennen; wie das
stellenweise Zurücktreten oder gänzliche Ausgehen der untern Abtheilung der
Kalkgruppe und das Fehlen der eigentlichen koblenführenden Partie der Cosina-
Schichten, das ganz überwiegende Vorherrschen der oberen Alveolinen- und
Nummuliten führenden Abtheilung der Kalkgruppe, endlich die vorherrschende
Vertretung der oberen Eocengruppe dureh ihre tiefere Schichtenreihe und das
Beschränktsein der oberen Schichtenreihe der Sandsteine und Mergel auf die
den zunächst angrenzenden eocenen Hauptgebieten zunächst liegenden Theile
unserer Landschaft.
Freilich sind wiederum für manche dieser Analogien hier andere Ursachen
wirkend gewesen wie dort. So ist z. B. insbesondere das streckenweise Aus-
gehen der Repräsentanten der Cosina-Schichten hier zumeist durch die Beson-
derheit des Gebirgbaues veranlasst, während dasselbe Verhältniss dort in der
That als eine rein geologische Erscheinung, eine wirkliche ursprüngliche Abän-
derung der normalen Schichtenfolge angesehen werden muss.
Wir gehen nun zum Nachweise der Vertretung und der speciellen Art der
Ausbildung der verschiedenen Schichtenglieder der Eocenreihe im Gebiete der
Tsehitscherei über.
a. Die Gruppe der Kalke.
1. Cosina-Schichten. Sichere Repräsentanten dieses Gliedes der
Eocenreihe bilden, wie schon bei Gelegenheit der geographischen Umgrenzung
[37] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 47
des Gebietes angedeutet wurde, zunächst einen verhältnissmässig nur wenig
unterbrochenen schmalen Zug entlang dem kurzen Nordrande und längs des lan-
gen, durch zwei grosse hoch empor gestaute Falten des Kreidegebirges unregel-
mässigen, in zwei stärkeren Ausbuchtungen in das Kreidegebirge übengreifann
den nordöstlichen Randes.
Die die Unterlage der Cosina-Schiehten im Clanenser Gebiet der Spalte von
Buccari bildenden dunklen, sogenannten unteren Foraminiferen- oder Cypri-
dinenkalke scheinen hier gänzlich zu fehlen. Eben so wurden hier wie dort
nirgends die schwarzen, kohlenführenden Kalke mit. weicheren lettigen Zwi-
schenmitteln und den grossen, stark geripplen Melanien nachgewiesen, wie sie
von den Hauptlocalitäten des Schichtengliedes bei Cosina ONO. und bei Brittof
Famle und Vrem erscheinen.
Es liegen hier die rauchgrauen, gelbgrauen bis schwarzbraunen dickeren
Kalkbänke und dünneren splitterigen Kalkschiefer, welche dort über der koh-
lenführenden Abtheilung folgen, sogleich auf den weissen Kalken der obersten
Kreidezone. Spuren von kleinen Süsswasser-Gasteropoden und von Charen sind
darin überall nachweisbar. Bemerkenswerthes zeigte sich in Bezug auf ihren
paläontologischen Charakter in diesen Schichten nur auf dem Durchsehnitte zwi-
sehen Materia und Bresnitza am Seroschitzberg, auf dem Durchschnitt über den
Slaunikberg bei Podgorje, ferner bei Lanischie O. und SO. unter dem Monte
Orliak, endlich innerhalb der dunklen bituminösen Kalke dieser Abtheilung
SW. vom Monte Sia. An dem erstgenannten Orte wurden in unregelmässig und
uneben dünnschiefrigen, gelbgrauen bis bräunlichen Kalkschichten Bivalvenreste
gefunden, welche marinen Ursprungs zu sein scheinen und daher auf eine Bil-
dung der Süsswasserschichten nahe dem Meeresufer schliessen lassen.
Ganz ähnliche jedoch gleichfalls zur genauen Untersuchung und Bestim-
mung zu schlecht erhaltene Reste lieferte eine Schicht dieser Abtheilung von
Lanischie und am Monte Orliak. Bei Podgorje jedoch wurde unter den bräunlich
bis gelblich grauen harten Kalkschiefern der Cosina-Schichten eine Schicht auf-
gefunden, welehe reich war an besser erhaltenen Schnecken , und zwar von
Formen, die wir von anderen Punkten noch nicht kennen gelernt hatten.
Die grössten besterhaltenen Formen gehören der Gattung Bulimus an. Zwei
ziemlich vollständig aus dem Kalke herauspräparirte Exemplare lassen eine grosse
Aehnlichkeit mit Bulimus Rillyensis Desh. nicht verkennen. Weniger gut er-
halten, jedoch gleichfalls zu Bulimus gehörend, sind die in den schwarzen
Kalken am Monte Sia beobachteten Schnecken.
In der mittleren Terrassenlandschaft durchschnitten wir nur an zwei ver-
schiedenen Punkten die Schichten, welche dieser Abtheilung angehören. Die
Tsebitschenstrasse zwischen Petrigne und Cernical durchschneidet einen gegen
SO. streichenden schmalen, zwischen zwei breiten Partien der oberen Gruppe
hervortauchenden Streifen von bituminösen schwarzgrauen und braunen, zum
Theil sandig-dolomitischen Kalkschiefern, in welchen die Durchschnitten von
kleinen Gasteropoden und Charen beobachtet wurden. Ein zweiter Streifen
ähnlicher Schichten zieht sich südwestlich von Slum in nahezu paralleler Rich-
tung mit dem Valle di Orso hin.
An dem südwestlichen, dem Triester Eocengebiet zugekehrten Steilrande der
Tsehitscherei endlich wurden Repräsentanten der Cosina-Schichten nur unter-
halb des Monte Jaschmovizza ober Cernical und in noch mächtigerer Entwickelung
ein längerer Zug derselben zwischen Ober-Nugla und Carbocich nachgewiesen,
der auf dieser Strecke zum Theile bis hoch hinauf die Steilwand bildet, an deren
Fusse diese Ortschaften schon auf Sandstein und Mergelboden liegen. Die
48 Dr. Guido Stache. [38]
Schiehten sind hier repräsentirt durch dunkle, zum Theil ziemlich starke Kalk-
bänke. Dieselben zeichnen sich durch starken Bitumengeruch und schwarz-
braune bis hellere schmutzigbraune Färbung aus. Sie sind jedoch sehr arm an
deutlichen organischen Resten; jedoch lassen sich Charen und Gasteropoden-
durchsehnitte immerhin nachweisen, sowie unter dem Monte Jaschmovizza
auch Spuren von Blattabdrücken. In manchen Partien der oberen Bänke sind
auch nicht selten hellere rundliche Flecken darin zu beobachten, welche Durch-
schnitte von eingeschwemmten Alveolinen zu sein scheinen.
2. Obere Foraminiferenkalke oder Miliolidenkalke. Dieses
Schichtenglied erscheint im Gebiete der Tschitscherei nur in verhältnissmässig
unbedeutender Verbreitung. In deutlicher und etwas mächtigerer Entwickelung
fanden wir es nur in den südlichen Theilen des Gebietes, und zwar insbesondere
in der Gegend von Lanischie. Wir trafen diese Kalke hier zunächst der
Capelle St. Helena auf dem Durchschnitte zwischen Lanischie und Rozzo, und
ferner mehrfach an den Rändern der vom Monte Orliak bei Lanischie her gegen
SO. in das Kreidegebiet des Veprinazwaldes übergreifenden Nummuliten-Kalk-
partien. Besonders südöstlich und nordöstlich von dem östlich vom Orliak (oder
Orgliach) gelegenen Turchuvizza sind sie gut entwickelt. Zwischen dem Tur-
chuvizza und Dollaz sind sie stellenweise zugleich reich an Echinodermenresten.
3. Alveolinenkalke (Boreliskalke) bilden zunächst der folgenden ober-
sten Abtheilung der eocenen Kalkreihe, deu eigentlichen Nummulitenkalken, den
Hauptbestandtheil der ganzen terrassenförmigen Kalklandschaft. Sie erscheinen
wenigstens auf allen Durchschnitten, die man durch das Gebiet macht, in sich
wiederholenden und nach der Steilheit der Schichtenstellung bald schmäleren,
bald breiteren Parallelzügen; denn bis auf ihre Tiefe sind fast alle, selbst die
kleineren Zwischen-Faltenbrüche und Störungen aufgedeckt, während nur wenige
der bedeutendsten bis in die Cosina-Sehichten hinabreichen. In’s Genauere auf
die Verbreitung dieser Züge einzugehen und dieselben strichweise durch das
ganze Gebiet zu verfolgen, ist weder leicht durchführbar, noch auch von beson-
derem Interesse. Wir begnügen uns daher nur über die allgemeine, im ganzen
Terrain ziemlich gleichbleibende Art und Weise ihrer Ausbildung Einiges anzu-
führen und einige Punkte hervorzuheben, wo sie in besonderer charakteristi-
scher und reicher Entwiekelung vertreten sind.
Die Alveolinenkalke sind in dem ganzen Terrain nur selten als stärkere
eompacte Kalkbänke entwickelt, sie erscheinen vielmehr zum bei weitem grössten
Theile in dünnen plattigen oder unregelmässig schiefrigen, in förmlichen Kalk-
scherben zerklüftenden und zerfallenden Schichten. Sie sind oft zu gleicher
Zeit so hart und fest, dass die einzelnen Platten und Scherben beim Darauf-
schlagen oder selbst beim Daraufireten und Aneinanderstossen klingen, so dass
sie stellenweise den Namen von Klingkalkschiefern verdienen. Sie besitzen meist
helle gelbliche oder gelblich graue Farbentöne, seltener sind dunklere, bräun-
liche oder graue Farben. Gegen die Grundfarbe des Gesteines stechen die rund-
lichen oder ovalen Durchschnitte der darin massenhaft eingeschlossenen, bald
regelmässiger zerstreuten, bald dichter gruppirten und in förmliche Knauern
concentrirten Alveolinen ab. Selten ist die Beschaffenheit des Gesteins derartig,
dass sich einzelne Alveolinen vollständig herauslösen lassen. Derartige Kalke
fanden wir vorzüglich nur im nördlichen Theile des Gebietes zwischen dem
Zeroschitzberge und Bresnitza nahe ober der über dem Orte sich erhebenden
Kalkwand, auf der Höhe des Rückens zwischen Jellovitze und Rachitovich
im mittleren Theile und in der Gegend Za Banieza östlich von Monte Orliak
im südlichen Theile des Gebietes entwickelt. In den aufgeführten Gegenden
[39] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 49
ist diese Abtheilung der Kalkgruppe überhaupt stark und in grosser Ausdehnung
verbreitet; überdies aber auch in nicht geringerem Maassstabe auf dem breiten
Karstplateau zwischen Rachitovich und Monte Jaschmovieza und zwischen
Lanischie und dem Sokolichberg bei Semmich.
Die Fauna der Kalke ist sehr einförmig und arm an anderen Formen,
als solchen des Geschlechtes Alveolina. Noch verhältnissmässig am häufigsten
unter den sparsamer erscheinenden Formen sind grosse flache Orbituliten und
in den höheren Schichten auch Nummuliten. Hin und wieder kommen auch
Reste von Echinodermen, noch seltener jedoch Schalstücke oder Kerne von Ein-
und Zweischalern vor. Die Alveolinen-Durehschnitte dürften nach den ausge-
lösten Exemplaren, von dem ersten der oben genannten Punkte zu urtheilen.
vorherrschend den dieken, runden und ovalen Formen von Alveolina ovoidea
d’Orb. (subpyrenaica Leym.) und Alveolina melonoides Mf. angehören.
3. In Bezug auf die oberste Abtheilung der Kalkgruppe gilt das
in noch bei weitem höheren Grade, was eine specielle Erörterung der Ver-
breitung der obigen Abtheilung als überflüssig erscheinen liess. Ihre Verbreitung
ist eben eine so allgemeine und das ganze Gebiet beherrschende, dass es hin-
reichend erscheint, im Allgemeinen anzuführen, dass sie fast durchaus im
ganzen Gebiete die Höhengrate und die Steilwände der vielen terrassenförmig
gruppirten die Landschaft durchziehenden Gebirgsstufen bilden, auf deren flache-
ren Kehrseiten gewöhnlich erst die tieferen Schichten zum Vorschein kommen.
Die Nummulitenkalke zeigen sowohl in Bezug auf ihre petrographische
Beschaffenheit als in Bezug auf ihren paläontologischen Charakter eine etwas
grössere Mannigfaltigkeit als die Alveolinenkalke. Obwohl die plattige bis
schieferige Absonderung auch bei ihuen vorkommt, so ist doch die Ausbildung
in dicken fuss- bis klaftermächtigen Bänken besonders nach oben zu die
vorherrschende.
In Bezug auf die Färbung sind lichtgelbe oder lichtgraue Gesteine die
vorherrschenden, doch kommen auch ganz weisse, sowie auf der andern Seite
dunkelgraue oder braune bis schwärzliche Kalke vor, wie z. B. zwischen La-
nischie und Semich und auf der Tschitschenstrasse zwischen Petrigne und
Cernical, endlich auch röthlich-grau bis rosafarbene auf dem Wege von Danne
nach Brest. Die dunklen Kalke sind meist stark bituminös, nicht selten auch
von sandiger und dolomitischer Beschaffenheit. Unter den selteneren Abände-
rungen kommen auch stark doloimitisirte Lagen von sandigem bis zuckrigkörnigem
Gefüge vor,
Endlich ist zu erwähnen, dass nicht selten Bäuke auftreten, welche aus
einem mit einem Netz von dünnen weissen Kalksspathadern reich durchzo-
genen festen Kalksteine bestehen. Derartige Nummulitenkalke finden sieh z. B.
ober Cernical, am Sbevnizaberge bei Brest, bei $. Elena SW. von Lanischie.
Die von den Kalken beherbergte, an verschiedenen Formen etwas reichere,
in Bezug auf die Masse der Individuen sehr stark entwickelte Fauna wird vor-
herrschend dureh einige Nummuliten-Arten gebildet. Diese so wie alle anderen
Ueberreste von Seethieren, die sich in den Kalken finden, sind fast nur nach
den Auswitterungen auf den blossgelegten Flächen und nach den Durchschnitten
zu beurtheilen, die beim Zerschlagen der Gesteine sichtbar werden. Gesteine
von so günstiger Consistenz, dass sich die verschiedenen Schalreste einiger-
massen vollständig herauslösen lassen, finden sich fast gar nicht vor in dem
ganzen Gebiete.
Von den Nummuliten lassen sich noch am ersten wenigstens einige Arten
nach ihren charakteristischen Durchschnitten bestimmen. Wir führen von den-
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. 1. Hett. 7
50 Dr. Guido Stache. [40]
selben als besonders häufig vorkommende Arten an: Nummulites exponens Sow.,
Num. granulosa Sow., Num. Dufrenoyi Sow., Num. distans Sow., Num. per-
forata d’Orb., Num. laevigata d’Orb., Num. striata d’Orb.
Sehr reich an gut ausgewitterten Nummulitendurchschnitten sind besonders
die Kalke am Fusse des Sbevnizaberges zwischen Brest und Danne, die Kalke
bei Bresnitza und die Kalke am südwestlichen Steilrande ober Carboeie. Ausser
den Nummuliten sind reichlich darin nur noch Orbituliten vertreten. Seltener
schon sind Seeigel. Reste von Vermetus und Dentalien wurden bei Bren-
nitza beobachtet. Bivalven und Univalven finden sich nur meist in sehr schlech-
ter Erhaltung und überdies sehr sparsaın.
«
ß. Die Gruppe der Sandsteine und Mergel.
1. Die untere Abtheilung der Mergel und Conglomerate.
Die tiefsten Mergelschichten, welche unmiltelbar den Nummulitenkalken auf-
liegen und sehr häufig noch als kalkige dünngeschichtete Mergelschiefer aus-
gebildet sind, erscheinen naturgemäss in den engen Thalstufen des mittleren
Theiles der Tschitscherei verhältnissmässig am häufigsten, da die höheren
Schichten in sehr ausgedehntem Massstabe zerstört und weggewaschen wurden.
Die Mergelschieferschichten treten gewöhnlich in schmalen Zonen an dem
unteren Rande der steilen Nummulitenkalkstufen hervor und erscheinen auf der
andern Seite als, den flachgewölbten Flächen der gegen die Stufen nordöstlich
einfallenden Nummulitenkalkschichten aufgelagerte, dieselben meist gleichsam
krustenartig überziehende breitere Partien. Ihr petrographischer Charakter
zeigt verhältnissmässig nur wenig Abänderungen. Sie sind stellenweise fester,
härter und kalkreicher, und sondern sich dann schärfer in Platten ab, oder sie
sind weicher, von mehrsandig mergeligem Charakter, oft etwas glaukonitisch
und zeigen dann nicht selten knollige Absonderungen und Wülste, oder sie sind
endlich thonreichere und unregelmässig klüftige Schichten mit weniger deutli-
cher Schiehtung, und neigen dann häufig zu stengeligsehaliger Absonderung,
zur Bildung von schwefelkieshaltigen Knollen und Septarien.
Die ersteren beiden Ausbildungsformen zeigen meist eine graue oder grau-
lichgelbe hellere, die letztere gewöhnlich blaugraue dunklere Färbung. An orga-
nischen Resten scheinen dieselben arm zu sein. Es wurden nur in der Gegend
von Lonche, von Valmovraza, von Rachitovich und Lanischie Spuren und un-
deutliche Reste von Krabben entdeckt, nirgends besser erhaltene Exemplare wie
an manchen Punkten der südlicheren Gebiete.
Jedoch wird es gewiss auch in diesem Gebiete Punkte geben, wo die
Crancipori, wie sie die Einwohner nennen, häufiger und besser erhalten auftreten.
Da ich in den zwei Sommern, während welchen ich die Eocengebiete in Inner-
Krain und Istrien kennen lernte , die geologische Aufnahme von ganz Istrien und
einem grossen Theile von Inner-Krain, d. i. von mehr als 100 Quadratmeilen durch-
zuführen hatte, so konute ich dem zeitraubenden Aufsuchen von Petrefacten
keine Zeit widmen, sondern musste mich auf das Sammeln an den reichen Punk-
ten beschränken, von denen ich entweder Kunde erhielt oder auf die ich so
glücklich war, zufällig bei meinen Gebirgsdurchschnitten zu stossen.
Ausser an Nummuliten habe ich wohl aus dem gleichen Grunde auch in
den höheren Schichten dieser unteren Abtheilung an keinem Punkte, den ich
berührte, nennenswerthe Ausbeute an anderen Versteinerungen gemacht. Nuin -
mulitenreiche conglomeratische Bänke, theils von fester kalkiger homogener,
[41] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 51
häufiger aber von ungleich sandiger lockerer Beschaffenheit, mit ihren zwischen-
gelagerten Mergelschichten, treten besonders in dem nordwestlichen Theile der
Tschitscherei zwischen den breiter auseinandergespreizten Kalkstufen auf; so wie
im südöstlichen Theile in den breiteren Thälern von Lanischie, Racievacz und
Paprochie. In dem mittleren Theile sind unter dem Sbevniza in der Umgebung
von Prest sehr nummulitenreiche Schiehten dieser Abtheilung vertreten. Von
hier konnte ich mehrere Species von Nummulites lucasana Defr., Numm.
granulosa d’Orb., Numm. exponens Sow. — Numm. spira de Roissy, sowie
Serpula spirulaea Leym. erkennen.
2. Die obere Abtheilung der versteinerungsleeren Mergel
und Sandsteine.
Diese überall sehr gleichartig ausgebildete und wegen des Mangels organi-
scher Reste wenig Interesse bietende Abtheilung der eocenen Schichtenreihe,
tritt nur in dem südlichen Theile und in dem nördlichen Theile des mittleren
eigentlichen Terrassengebietes der Tschitscherei in etwas grösserer Massenent-
wickelung auf. Die im südlichen Theile theils in dem weiten Thalgebiete von La-
nischie, theils in den Thälern von Racievaez und Podgachie auf der unteren Gruppe
sitzengebliebenen Schollen haben wohl früher mit den südwestlich vorliegenden
gleichartigen Schichten in direetem Zusammenhang verstanden, welche den
Sandsteinzug bei Rozzo und gleichsam die südöstliehste Ausspitzung des Triester
Muldengebietes bilden. Im nördlichen Theile stehen diese Schichten in noch
unterbrochenem Zusammenhang mit den gleichen Schichten des Triester Gebietes,
welche vorzugsweise nur in die weiter auseinander gespreizten Thäler von Xaxid,
von Villadol und Valmovraza eingreifen.
In Bezug auf die geologische Beschaffenheit oder etwaige paläontologische
Merkmale, stossen wir auf niehts von dem Vorkommen in den anderen Gebieten
so Abweichendes, dass es uns zu einem specielleren Studium eine Veranlassung
hätte bieten können.
b) Gebirgsbau.
Der geognostische Bau des Nummulitenkalkgebietes der Tschitscherei ist eom-
plieirter und demnach schwieriger zu beurtheilen, als der Bau irgend eines der
untersuchten Eocengebiete. Man kann in der That, wenn man denselben nur an
einzelnen Punkten des Gebietes kennen gelernt hat, niehtleicht schon zur richtigen
und mit dem Bau der übrigen Eocendistriete harmonirenden Auffassung gelangen.
Erst nach vielfachen und eingehenden Beobachtungen in allen Theilen der
Tschitscher Terrassenlandschaft und durch den Vergleich und die Combination
ihrer Verhältnisse mit denen der zunächst anstossenden Eocengebiete gelang es,
ein klareres Bild dieser Verhältnisse zu gewinnen und Erscheinungen zu deuten,
welehe beim ersten Anblick im Widerspruch zu sein scheinen mit den normalen
Verhältnissen des Baues und der Lagerung der Schichten, welche in den ande-
ren Gebieten gelten. |
In jenen Abtheilungen sowohl, die wir bereits kennen lernten, als in denen,
deren Beschreibung noch erübrigt, ist die normale Auflagerung der eonglome-
ratisch-mergeligen und mergelig-sandigen Abtheilung der Eocengesteine auf die
Nummulitenkalke in der ganzen Längserstreekung wenigstens eines oder zum
Theile selbst aller seitlichen Ränder mit Evidenz nachweisbar.
An der allgemeinen Giltigkeit dieses Resultates könnte man bei der Durch-
forschung des vorliegenden Terrains im Anfang fast irre werden. Man glaubt auf
7F
59 Dr. Guido Stache. [42]
lange Strecken hin und in terrassenförmige Stufen sieh wiederholend eine wirk-
liche durchgehende Zwischenlagerung der eonglomeratisch-mergeligen Schichten
zwischen die festen unteren Nummulitenkalkbänke zu sehen. Diese allerdings
nur scheinbare Wechsellagerung anderwärts gut zu trennender Schichten er-
scheint auf den ersten Bliek um so bedenklicher, weil sie in dem grössten Theile
des Gebietes als ein allgemeines, stetig sieh wiederholendes Phänomen auftritt
und gleichsam zur Regel wird, und weil man dadurch versucht werden kann, diese
Erscheinung mit einer ähnlichen aher faetisch verschiedenen Erscheinung, welche
auch in den anderen Gebieten zu beobachten ist, zu identifieiren.
Wir haben nämlich erwähnt und werden es bei den später zu behandelnden
Gebieten kennen zu lernen wiederholt die Gelegenheit haben, dass die untere
versteinerungsreiche Abtheilung der oberen Eocengruppe in langen Strecken so
ausgebildet ist, dass starke eonglomeratische Kalkbänke , welche theilweise
selbst den Charakter von festen diehten Kalken annehmen, in der That mit merge-
ligen Schichten wechsellagern.
Man wird im Anfang sehr leicht zu der Ansieht verleitet, dass man es hier
vorzugsweise mit diesem Schiehtengliede zu thun habe, und dass somit der terras-
senförmige Bau des Gebietes dureh einen Wechsel mächtigerer Kalkbänke und
sehmälerer Mergelsehichten bedingt sei. Jedoch wird man auch im Anfang schon
die abweichende petrographische und selbst paläontologische Ausbildung der
die Lagerungsform jener eonglomeratischen Kalkbänke scheinbar nachahmenden
solideren Kalkmassen nicht leieht übersehen.
Die speeielle Untersuchung des ganzen Terrains muss jedoch bei einiger
Aufmerksamkeit vollends von einer derartigen Auffassung des Phänomens ab-
führen. Sie zeigt, dass zwar an einzelnen Punkten dieses Terrains gleiehwie in
den übrigen Gebieten die untere Abtheilung der oberen Eocengruppe durch
einen Wechsel mergelig-sandiger Sebiehten vertreten sei, dass aber der Jdas
ganze Gebiet in terrassenförmig übereinander folgenden Berg- und Thalstufen
der Länge nach durchziehende Wechsel von thalausfüllenden eonglomeratisch-
mergeligen Schichten und Felsstufen bildenden festen Nummulitenkalken nicht in
ähnlicher Weise gedeutet werden könne.
Trotz der meist täuschenden Ähnlichkeit mit einer Wechsellagerung,
ergibt sich als Resultat der Untersuchung, dass man es durchwegs mit einer
faltenförmigen Einlagerung oder Zwischenklemmung der jüngeren mergeligen
Sehichten zwischen über einander gelegten Falten oder gespreizten Klüften der
terrassenbildenden älteren Nummulitenkalke zu thun hat.
Es weicht mithin das Eocengebiet der Tschitscherei im Grundtypus des
geognostischen Baues eben so wenig von den übrigen Gebieten ab, als in dem
Grundtypus der stratigraphischen Ausbildung. Nur die Ausführung des geogno-
stischen Baustyls der Faltung ist hier eine eomplieirtere und dies bedingt den
abweichenden geographischen und physiognomischen Charakter dieser Land-
sehaft. Ganz abgesehen von den folgenden auf direeter Beobachtung beruhenden
Nachweisen, würde die geltend gemachte Ansicht für sich schon naturgemässer
und wahrscheinlicher erscheinen, als eine, welche sich weder mit der Sehichten-
folge noch mit der Geotektonik der anderen Gebiete in Einklang bringen liesse.
Wir heben von den zahlreichen durch das ganze Gebiet gemachten Paral-
leldurehsehnitten nur einige hervor, welche geeignet sind, zugleich ein Bild
von dem Gebirgsbaue im Allgemeinen nach unserer Auffassung zu geben und
den Grad der localen Abweiehungen von dem allgemeinen Grundrisse anzu-
deuten. Wir wählen aus dem nördlichen Theil der Landschaft einen Durchsehnitt
aus der Gegend zwischen Corgnale und S. Servolo und einen zweiten, welcher
[43] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 83
in der Linie der Ortschaften Claniz und Cernical
liegt. 2
Das Gebirge zwischen den erstgenannten beiden *_ ie
Punkten zeigt folgende Verhältnisse: 3 &
o l
Die Kreidekalke, auf welehen das Dorf Corgnale
steht, streichen in der Gegend westlich von dem Orte
vorherrschend SO.—NW. und fallen unter Winkeln
von 15 — 20 Grad gegen SW. ein. Oestlich von dem
Dorfe jedoch in der Richtung gegen Divazza und Unter-
2:
Lesezhe geht die Streichungsriehtung mehr und mehr N :
in eine westöstliche und das gleichfalls sanfte Verlächen 2_ =
in ein direeter südliches über. Steigt man aus dieser =3 A
Gegend den südlich vorliegenden Höhenzug an, so = h
kommt man sehr bald auf die dunklen Kalke der £
Cosina-Sehichten und endlich auf Nummulitenkalke, E
welehe fortdauernd ein ganz gleichartiges Streichen und ER 1:
Verflächen, wie die unterliegenden Kreidekalke zeigen. s2 &
Hat man die ersten bedeutenden Nummulitenkalkhöhen ° >
hinter sich, so sieht man einen grösseren Gupf vor sich 4
liegen, der auffallend absticht von den kahlen weissen =
Nummulitenkalkbergen im Umkreis, und schon von Wei- =
tem als ein aus dem Material der Sandsteingruppe auf- s
gebauter Berg zu erkennen ist. Südlich von ihm in der zZ
Gegend zwischen Grozana gegen Verchpolle fallen die
Nummulitenkalke mit Beibehaltung desselben Hauptstrei-
chens deutlich mit 15 —25 Grad unter die Sandstein-
schichten dieses Berges (der auf den grossen Aufnahms-
karten als Veliki Hralistie, auf der kleinen General-
stabskarte unter dem Namen-Torgu Slep verzeichnet ist)
ein. Die kleine isolirte Partie von Conglomeraten, Sand-
steinen und Mergeln der oberen Eocengruppe ist dem-
nach in einer sanften Längsmulde der Eocenkalke sitzen
geblieben. Die Wellenhöhe, zu welcher der südliche
Flügel dieser Mulde ansteigt, senkt sieh jedoch gegen
die Strasse zwischen Bassoviza und Cosina zu und die
Schichten fallen bald wieder in entgegengesetzter Rich-
tung flach gegen SW. ab. Sie behalten das flache Fallen
selbst bis dicht zu dem steilen Rand bei, der südlich
von der genannten Strasse die Grenze bildet gegen
eine zweite grössere zwischen die Nummulitenkalke
eingesenkte Partie von Schichten der oberen Gruppe.
Am steilen Abfall des Randes selbst aber zeigen sie
mehrfach plötzlich eine steilere Stellung, so dass es
ersichtlich ist, man habe es hier mit einer faltenför-
migen Knickung zu thun. Die Bruchlinie derselben fällt
allerdings vielfach schon unter das bedeekende mergelig-
sandige Material, welches in zum Theil bedeutenden 4
Hügeln, die nach NW. und SW. sich ausspitzende faltenförmige Einsenkung über
dem Nummnlitenkalk erfüllt, über welehe man nun hinwegpassirt.
Die Sandstein- und Mergelschichten dieses Terrains, welches sich nördlich
von seiner grössten Breitenlinie Nossirz-Reeca ziemlich rasch verschmälert und
Durchschnitt 9,
1439
ab Obere Eocen-Gruppe (Sandstein, Mergel-Conglomerate).
S. Servolo
1389
E
an
54 Dr. Guido Stache, [44]
über Draga hinaus gänzlich zwischen den Nummulitenkalken auskeilt, zeigen hier
ziemlich wechselnde Fallrichtungen.
Es scheinen jedoch in den Theilen längs des
östlichen Randes Fallrichtungen gegen SW. vorherr-
schend zu sein, von den steilen Stellungen bis zu
30 Grad, wie sie an den Wänden der Schlucht des
Rosandrabaches, südlich von Nossirz, beobachtet wurden,
in den Thälern längs des westlichen Randes aber in
der Linie Oceisla-Draga fallen die Schichten steil und je
näher dem Kalkrande, immer steiler gegen NO.
An dem Steilrande des breiten Kalkplateaus, mit
welchem der eigentliche Tschitscherboden beginnt, und
in welchem von Reeca gegen NW. eine steile Seiten-
kluft sich gegen die enge Kalkschlucht des Rosandra-
baches bei Hornakonz öffnet, zeigen die eocenen Kalke
steile, unter 70 Grad gegen NO. bis O. geneigte bis
saigere Stellungen. Auf der Höhe des Plateaus selbst
dagegen beginnen sie sogleich sehr flach und in sanften
welligen Biegungen zu lagern. Diesem Rande entlang
verläuft mithin eine zweite Bruchlinie in den Kalk-
schichten. Diese flache Lagerungsform herrscht über
das ganze Plateau, mit welchem der eigentliche
Tsehitscherboden beginnt, bis zu dem Steilrande,
welchen dasselbe dem grossen Sandsteingebiet der
Triester Mulde zukehrt. Von dem vorspringenden Eck-
punkt desselben mit der Kirche S. Servolo gegen S.
fallen die Schiehten vorherrschend unter 10 Grad oder
noch schwächeren Neigungswinkeln gegen NO. ein. Von
S. Servolo gegen N. dreht sich die Neigungsrichtung
mehr und mehr gegen O. und NO. und endlich gegen
N. und NW. und die Neigung der Schichten nimmt zu
bis sie bei Bobine endlich aus der saigeren Stellung
wieder in die entgegengesetzte Fallrichtung gegen SW.
umspringt. Die Nummulitenkalkschichten haben hier
also eine ganz eigenthümliche Fächerstellung erhalten.
Sie stellen gleichsam ein Fächer dar, dessen Falten
gegen S. Servolo eonvergiren und sich zugleich von
S. nach N. immer steiler aufrichten. In die letzte flach
liegende Falte, welche vielleicht auch nur eine kluft-
artige Auseinanderspreizung innerhalb der eocenen
Kalkschichten, und nicht eine Ueberknickung des ganzen
eocenen Kalkeomplexes ist, wurde ein mit dem Triester
Hauptgebiet noch im Zusammenhang gebliebener Gipfel
der Sandsteingruppe eingeklemmt. Es ist die Sandstein-
partie von Costelz, welche sich zwischen den unter
10 Grad gegen NO. einfallenden Nummulitenkalken des
Randes von S. Servolo und den unter nur 5 Grad
geneigten Schichten des Kalkriffes Monte Carso gegen
S. ausspitzt.
Der Bau der südlicheren Gegend zwischen Klanitz
und Cernical zeigt nicht weniger eomplieirte Verhältnisse. Vgl. Durchsehnitt 10,
NO.
1500
Cosina
Brücke über die Spalte
e Kreidekalke.
Klaniz 1207
d Cosina-Schichten,
Petrigne
1299-84
© Nummuliten-Alveolinen-Kalke,
Durchschnitt 10,
Cernotich
Cernical
Rosandra-Bach
Risano-Fluss
ab Obere Eocen-Gruppe (Sandstein-Mergel und Conglomerate).
Cosianich
SW.
[#5] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 55
Auf dem Wege von Cosina nach Klanitz gelangt man aus dem NW.-Spitz
des Kreidekarstes der östlichen Tschitscherei, wo die Kreideschichten aus der
NO.-SW.-Richtung in ein nordwest- bis südöstliches Streichen umbrechen, über
eine Reihe nordöstlich einfallender Kreidekalke, zunächst an ein schmales Band
von dunkleren, die Cosinaschichten repräsentirenden, schiefrigen Kalken, welche
die gleiche Fallrichtung zeigen, und über diese hinweg über den Sattel zwischen
den kahlen Spitzkegeln des Zerna Grisha ünd des Revaberges ansteigend, auf
eine breite Zone von Nummulitenkalken, welehe dieht bis an das Dorf Klanit«
ohne Unterbrechung anhalten.
Die Nummulitenkalke nehmen gegen die Höhe des Überganges mehr und
mehr an Steilheit der Stellung zu. In der Linie über die Spitze des Revaberges
halten sie so ziemlich das Loth und fallen auf den gegen Klanitz gekehrten
steilen Gehängen desselben unter Winkeln von 80 — 70 Grad gegen SW.
Eine tiefe, enge Spalte zieht von NW. her gegen den Revaberg. Dieselbe ist
erfüllt mit dem Material der oberen Eocengruppe. An dem nahen Ausspitzungs-
punkt desselben zwischen den Kalken entspringt der Hauptquell des Potazki-
baches, welcher aus dieser Spalte in das Sandsteingebiet tritt, das wir bereits
in dem vorigen Durchschnitt einmal durehführten. Auf der andern Seite dieser
Spalte, über welche eine Brücke führt, stehen nun wieder Nummulitenkalke in
fast senkrechten Schichtenstellungen an, jedoch halten sie nur kurze Zeit an
und schon im Orte Klanitz selbst, das nur zum kleineren Theil auf den Kalken
liegt, beginnen mit gleichfalls saigerer Stellung die Sandstein- und Mergel-
schichten der Mulde.
Die Mulde ist hier noch ziemlich breit, jedoch verschmälert sich dieselbe
südlich von dem Wege zwischen Klanitz und Petrigne gegen Bresnitza bedeu-
tend und setzt von diesem Orte ab, schluchtartig verengt, nur noch eine kurze
Strecke gegen S. fort. Die Saudstein- und Mergelschichten sind in der Nähe
von Klanitz noch mehrfach in steilen Falten überknickt. Weiterhin zeigen
sie nur leichtere Wellenbiegungen und gegen den westlichen Kalkrand zu ein
vorherrschendes Verflächen nach NO. und O. mit Winkelu von 15—25 Grad.
Vor Petrigne schneidet der Weg noch den Endspitz einer von 10 Grad gegen
NO. nach 30—40 Grad SW. gebogenen Vorwelle des südwestlichen breiten
Nummulitenkalkterrains. In der Einsenkung dazwischen zieht der westliche
Gipfel des Sandsteingebietes über die Strasse, auf welchem das Dorf Petrigne
liegt.
Die Schichten dieses Theiles zeigen wie die am gegenüber liegenden
Rande des Sandsteingebietes wieder steilere Kniekungen und Falten. Die ver-
hältnissmässig stark geneigten Schichten der Nummulitenkalke , die endlich
weiter westlich unter dieselben einfallen, nehmen auf dem breiten welligen
Rücken des eigentlichen Tschitscherbodens, über den die Strasse weiter gegen
Cernical führt, mehr und mehr flache Neigungswinkel an. Längs des Steilrandes
ober Cernoutiz zeigen sie nur mehr 10 Grad Neigung wie bei S. Servolo, und
am Steilrand ober Cernical nur mehr 5 Grad wie am Monte Carso. Zwischen
der ersten Kalkstufe, welche wir vom Revaberge herabstiegen, und der zweiten,
von weleher man in die Senkung von Cernoutiz absteigt, hatten wir ein mehr-
fach steil gefaltetes und welliges Kalkterrain mit einer breiten Einbettung von
Sandstein und Mergelschichten zu beobachten. Zwischen der zweiten und letz-
ten Stufe, von deren Steilrand man bereits in das Triester Eocengebiet herab-
steigt, fehlt gleichfalls nicht die Einbettung von Schichten der oberen Gruppe.
Es sind vorzugsweise die dicht über die Nummulitenkalke gewöhnlich folgenden
bläulichen Mergelschiefer, welehe am Rande von Cernotich unter die flach gela-
56 Dr. Guido Stache.
gerten Kalke einfallen und beim ersten Anblick
wirklich wie regelmässig zwischengelagert zwischen
ihnen und den Kalken der folgenden unteren Stufe
erscheinen.
Jedoch folgen hier dieselben Kalke wie oben
und der Umstand, dass in der Senkung kurz vor
der Schneide der oberen Kalkstufe die zu den Cosi-
naschichten gehörigen Kalkschiefer zum Vorschein
kommen, spricht für die Erklärung, dass man es
hier mit zwei ziemlich dicht an einander gepressten
und in flache Lage gekommenen Gebirgsfalten zu
thun hat, zwischen denen das Material der oberen
Gruppe eingeklemmt bleiben musste, in der Art
etwa, wie es unser Durchschnitt eben zeigt.
Bei Cernical fällt gleichfalls das Sandstein-
und Mergelmaterial mit etwa 10 Grad unter die
etwa 5 Grad nördlich fallenden Kalke. Jedoch
stellen sich die Sandsteinschichten so schnell steil
und fallen dann wieder entgegengesetzt, dass dies
allein schon mehr für eine Überkniekung mit Über-
sehiebung sprechen dürfte, wie sie der Durch-
schnitt andeutet, und nicht für eine Wiederholung
einer flachgelegten Falte wie die obere war. Es
tritt dies Verhältniss jedoch an anderen Stellen der
Kalkwand, wo die Sandsteinschiehten weniger hoch
aufgestaut wurden oder tiefer zerstört und wegge-
waschen wurden, sogar deutlicher in die Augen.
Die unter dem Sandsteinmaterial steil aufgerich-
tete Kalkwand macht mit dem weiterhin gegen
SW. wieder hervortauchenden Kalkriff von Convedo,
dessen Schichten wieder flacher gegen NO. fallen,
eine ganz ähnliche mehr muldenartige Biegung wie
die ist, in der das Sandsteingebiet von Klanitz und
das Reecagebiet eingebettet liegt.
Auch zur näheren Erläuterung des mittleren
Gebietes der südwestlichen Tschitscherei, in dem
derselbe Bau noch mehr in's Einzelne ausgearbeitet
erscheint und der Charakter der Landschaft noch
auffallender hervortritt, wählen wir zwei Durch-
schnitte. Legen wir den ersten über den Slaunik-
berg und Podgorje nach der Gegend von Socerga,
den zweiten aber aus der Gegend von Danne über
den Sbevnizaberg und Brest nach der Mulde von
Triest. Der erste wird uns zugleich einen Einblick
des Zusammenhanges gestatten zwischen dem Bau-
styl des Reccagebietes und dem der Tschitscher
Terrassenlandschaft. Der zweite aber gibt zugleich
mit dem Bilde des zu den engsten Faltenstufen
zusammengedrückten Karstgebirges der mittleren
Tsehitscherei den allgemeinen im grossen Ganzen
sich längs des ganzen Randes nahezu gleich-
Durchschnitt 11.
NO.
SW.
Villadol
Slivje
Recca-Gebiet
Tschitscher Kreide-Karst
Slaunik-B.
Podgorie
Contestabile
Mareouschina
u
eu ad
ab
e Kreidekalk.
e Cosina-Schichten.
e Nummuliten und Alveolinenkalke.
eb Obere Eocen-Gruppe (Sandstein-Mergel und Conglomerate).
[47] Die Eocıngebiele in Inner=kraın und Istrien. 57
artigen tektonischen Zusammenhang mit der Mulde von Triest. Der Durch-
schuitt über den Slaunik zeigt uns deutlich, dass die Eocenmulde des Recca-
Gebietes hier eigentlich nur durch eine grossartige Hauptfalte des Kreide-
kalk-Complexes von dem eocenen Terrassengebiet der Tschitscherei getrennt
erscheint.
Steigt man aus dem Sandsteingebiet der Recca bei Slivje über die Zone
der Nummulitenkalke und die dunklen Süsswasserkalke der Cosinaschichten
auf die Kreidekalke, so bemerkt man, dass dieselben zunächst dem eocenen
Randgebirge ganz gleichförmig unter dasselbe in der Richtung NO. einfallen,
allmählig aber ein immer sanfteres Verflächen annehmen, bis sie in der Gegend
von Marcouschina fast horizontal liegen.
Weiterhin auf dem Wege gegen den Slaunik steigt man zunächst abwä: ts
bis nahe der Gegend von Scandauschine in eine tiefere Senkung in dem Kreide-
kalkterrain, jedoch nicht ohne immer wieder über ein neues steiles, schrattiges
Felsenriff klettern zu müssen. Die Kalkschichten bilden sanftere wellige Biegun-
gen und Aufbrüche; kommen jedoch immer wieder in die Hauptfallrichtung gegen
NO. zurück. Dies gilt auch ziemlich sicher von den Kreidekalken zwischen Scan-
dauschina und dem Slaunik, welche auf dieser Strecke zwar zum grössten Theil
von eocenen Kalkschichten verdeckt sind, aber nach der Fallrichtung dieser
ebenfalls noch ein Hauptverflächen gegen NO. beibehalten, wiewohl mit mehr-
facheın Übergehen in das entgegengesetzte Fallen durch wellenförmige Bie-
gung der Schichten. Die Nummulitenkzlke des breiteren und flacheren Ostge-
bänges des Slaunik fallen auf dieser Seite natürlich gleichfalls vorherrschend
nordöstlich wie ihre Unterlage, und zwar unter Winkeln von 15—30 Grad.
Am Rande derseiben gegen die hervorstossenden Kreidekalke kommen sichere,
wenn auch nicht selır charakteristische Repräsentanten der Cosinaschichten zum
Vorschein.
Die Spitze des kegelförmigen Berges besteht gleichfalls noch, und zwar
aus ziemlich flach gelagerten Nummulitenkalken, die an der Südseite des Berges
fast genau nach N. fallen, am Westrande aber sich mehr in die Fallrichtung
NO. drehen. Steigt man nun die steilere, dem eocenen Terrassenboden der
Tsehitscherei zugekehrten Abhang des Slaunik abwärts gegen Podgorje, so
kommt man über immer steiler gegen NO. einfallende Schichten.
Zunächst unter den Nummulitenkalken der Spitze erscheinen die dunklen
Kalke der Cosinaschiehten mit etwa 20 Grad NO, dann die oberen Kreidekalke,
dann tiefere dolomitische, bituminöse Kreideschichten mit Radioliten, darauf in
umgekehrter Folge wieder die oberen Kreidekalke. aber schon unter 60 Grad
NO., die Cosinaschich‘en unter 60—80 Grad endlich zum Theil in völlig senk-
recht aufgerichteter Stellung die Nummulitenkalke in der Tiefe der Einsenkurg
von Podgorje und an dem gegenüber vom Slaunik ansteigenden Höhenzug des
Coinik.
Wir haben also hier den steilen Aufbruch der Falte im Kreidegebirge über-
schritten, deren steiler kurzer Westflügel sich als Grenzwand gegen das
Tschitscher Eocenteriain aufgestellt hat, während der langgezogene hier
wenigstens nur in Wellenbiegungen in der Riehtung NO. und unter das Recea-
Gebiet einfsllende Nache Ostflügel einen ganzen Gebirgskörper bildet, welcher
die beiden Eocengebiete trennt.
Der Slaunikberg ist nur ein aus dem Eoeenterrain der Tsehitscherei in das
Kreideterrain übergreifender und auf der Schneide seines Hauptrückens sitzen
gebliebener Zipfel von Eocenkalken, welcher aber in sehr deutlicher Weise
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. I. Heft. ö 8
58 Dr. Guido Stache. [48]
auf den einstigen direeten Zusammenhang der Kalkschichten der beiden Eocen-
gebiete hinweist.
In der eocenen Kalklandschaft zwischen der be-
sehriebenen Haupttülte und dem Gebiete der Triester
Mulde oder speeieller gesagt, zwischen Podgorje und
der Strasse zwischen Convedo und Socerga, wiederholt
sich das Bild von sich immer flacher legenden Falten
des Nummulitenkalkes, mit zwischen geklemmtem sandig
mergeligem Material der oberen Eocengruppe, welches
uns schon der verige Durchschnitt zeigte, in noch aus-
gedehnterem Maassstabe.
Wir können auf dieser Strecke fünf Hauptstufen
unterscheiden, in denen das Terrain gegen die Triester
Mulde abfällt, abgesehen von kleineren Zwischenstufen.
Nur zwischen den vier unteren Stufen sind bedeuten-
dere Partien von den Mergel- und Sandsteinschichten
eingeschlossen. Die drei Faltenthäler, deren frucht-
baren Boden diese Schichten bilden, sind durch die
unserer Durchsehnittslinie zunächst liegenden Ort-
schaften Contestabile und Xaxid, Villadol, Figarolla und
Valmovraza markirt. Unser Durehschnitt 10 reicht nur
bis Villadol.
Zwischen Villadol und Figarolla durchschneidet
derselbe eine breite Stufe mit gegen NO. fallenden
Schiebten, die in zwei Absätzen gegen das enge Thal
von Figarolla abfällt, welches sich weiter gegen SO. zu
dem breiterem Thalboden von Valmovraza ausdehnt. Die
letzte Kalkstufe, welche das Thal von Valmovraza und
Figarolla vom Triester Gebiet trennt, kehrt wenigstens
in dem engeren Theil zwischen Valmovraza und
Graeischeie ihre Steilseite umgekehrt wie die höheren
Stufen gegen NO, und senkt sich mit ihrer flachen
Abdachung demnach in einer sanften Wellenbiegung
gegen SW. unter das Sandstein- und Mergelmaterial der
grossen angrenzenden Mulde.
Der Durchschnitt (12) aus dem Tschitseher
Kreidekarste bei Danne nach dem Plateau bei Mlum zeigt
uns den Gebirgsbau in dem mittleren enger zusammen
gedrückten Theile der Tsehitscher Terrassenlandschaft
und die Verbindung des ganzen Gebietes mit dem west-
lich angrenzenden Muldengebi'et von Triest,
Auf dem Stücke des Durchschnittes zwischen Danue
bis auf den Gipfel des Sbevniza begegnet uns noch
nichts Aussergewöhnliches oder Befremdendes im Bau
der Schichten, Wir kommen von den Kreidekalken
auf immer jüngeren regelrecht unter die älteren ein-
fallenden Schichten von den älteren dolomitischen Krei-
Jeschichten auf die obere Zone von hellen, weissen,
röthlichen oder gelben, sehr reinen Rudistenkalken,
auf die Repräsentanten der Cosina - Schichten , auf
Alveolinenkalke und endlich auf echte Nummulitenkalke, und müssen, um diese
NO.
Sbevniza
31926
1700
cedbe bedbce
e Nummuliten- und Alveolinenkalke. e Kreidekalk.
Durchschnitt 12,
Rumer
ab
Sterpet
ab Obere Eocen-Gruppe (Sandstein-Mergel-Conglomerate).
S. Pietro
Mlum
600-78
SW.
[49] Die Eocengebiele in Inner-Krain und Istrien. 59
Folge zu verstehen und zu erklären, zu einem sehr stark geneigten aber weiten
Luftsattel ausholen über das ganze Gebiet des Tschitscher Kreidekarstes bis zum
Südwestrand des Recca-Gebietes, wo wir dieselben Schichten aber in normaler
Aufeinanderfolge wieder finden. Steigen wir aber nun vom Sbevniza abwärts
gegen Brest, so kommen wir von Kalkstufe zu Kalkstufe immer auf die gleichen
Nummulitenkalke und dazwischen auch bald mehr, bald minder verdrückte Reste
von mergeligen Kalkschiefern, Mergeln und conglomeratischen Schichten und zum
Theil wohl auch von Sandsteinen. Aber noch tief abwärts von Brest muss man
üher eine Reihe von Stufen steigen, ehe man in die Tiefe des langen, engen
Thales von Rachitovich gelangt, welches sich auf der einen Seite in der Rich-
tung NW. bis in das breite gespreizte Thal von Villadol, auf der andern Seite
gegen SO. über Cropignacco in das weite Thal von Paprochie und Podgachie ver-
folgen lässt. Wir haben schon bei Gelegenheit der Besprechung der äusseren
Formenverhältnisse und des landschaftlichen Charakters der Gegend bemerkt, dass
sich drei, höchstens vier constantere Hauptstufen durch die ganze Längserstreckung
dieser Frontseile der östlichen Hauptabstufung ziehen lassen. Die zahlreichen
Zwischenabsätze, die man besonders in der Gegend des Durchschnittes über den
Sbevniza und Brest, ferner zwischen dem Kautschizeberg und Rachitoviez, wovon
die oben beigegebene Ansicht ein Bild vermitteltte, und endlich auch noch in
der Gegend von Contestabile und Xaxid beobachtet, gehen aus oder vereinigen
sich mit einander und mit den Hauptstufen. Gegen NW. verschwinden nur die
kleineren Zwischenstufen und die grösseren eonstanteren setzen demgemäss an
Breite zunehmend und zugleich durch weiter auseinandergespreizte Zwischenthäler
getrennt, fort bis sie unter dem Triester Sandsteingebiet verschwinden; gegen
SO. vereinige sich selbst auch die grösseren Stufen, so dass endlich nur eine
grosse Zwischenstufe zwischen den beiden Hauptabfällen des ganzen Gebietes
übrigbleibt. Es ist dies diejenige, welche die Thalstufe von Racievas von der
Thalstufe von Paprochie und Podgachie trennt. Wir werden bei dem folgenden
Durehsehnitte sehen, dass endlich auch diese Stufe verschwindet.
Wir können die grosse Menge von kleineren Zwischenstufen, die wir alle
gar nicht einmal genau auf dem Durchschnitte zu verzeichnen vermochten, nicht
alle als von Seeundärfaltungen berrührend betrachten, welche das dünner ge-
schiehtete und leiehter kniekbare obere Schichtenglied (Nummulitenkalke und
Mergel) bei seinem gewaltsamen Einschluss in eine faltenförmige Hauptbiegung
oder Knickung tieferer, fester construirter und mächtigerer Schichtenceom-
plexe, wie hier die Kreidekalke, betroffen haben konnten.
Als von Secundärfalten herrührend, lassen sich wohl nur die längeren und
regelmässiger durehstreichenden Zwischenstufen erklären. Die kleineren Abstu-
fungen von Nummulitenkalken mit zwischengeklemmten Mergelschichten dage-
gen dürften richtiger als kluftartige Spreizungen der Nummulitenkalke nach
Schiehtflächen aufzufassen sein, in welche das losere Material der oberen Grupp»
theils hineinrutschte , theils hineingepresst wurde. Dies muss noch zu der Zeit
geschehen sein , wo das Material der oberen Gruppe den ganzen eocenen Kalk-
boden zum grössten Theil bedeckte und wo die gewaltigen Störungen vor sich
gingen, von denen wir uns kaum eine klare Vorstellung machen können, obwohl
wir ihre staunenswerthen Wirkungen in scharfen Linien im Gebirgsbau aufge-
zeichnet finden. Das ganze Faltensystem mag vielleicht früher zu Zeiten auch
hier steiler gestanden haben, so dass Abrutschungen von Mergel- und Sandstein-
schichten in derartige Kalkklüfte wie bei der steilen Kluft von Klanitz leicht statt-
haben konnten.
8 *
60 Dr. Guido Stache.
Unser Durchschnitt führt uns aus diesem merk wür-
digen Gebiete von Faltungen und Spreizungen in Klei-
nem aufwärts auf den breiten, buckligen Karstrücken
der unteren, niedrigeren Faltenstufe der Tschitscherei.
Dieses Terrain ist gleichfalls noch von riffartigen
Kalkstufen und tiefen Einsenkungen durchzogen. Die
letzteren zeigen jedoch mehrfach schon den Charakter
wirklicher Einbrüche und Einstürzungen, wie sie auf
Karstgebieten vorzukommen pflegen. Überdies gehören
sie sicher einer zweiten Hauptfalte an, denn es kommen
in dem mittleren Theile desselben die Repräsentanten
der Cosina-Schichten mit demselben Fallen gegen NO,,
wie die über ihnen und unter ihnen liegenden Nummu-
litenkalkschiehten wieder zum Vorschein.
Die dicke Hauptfalte endlich, über deren abgebro-
chene Schichtenköpfe man schon in das Gebiet der
Triester Mulde hinabsteigt, vermittelt den Übergang
zwischen dem verworrenen Faltensystem der Tschitscher
Terrassenlandschaft und dem nur durch sanftere Wel-
lenbiegungen uneben gemachten Kalkboden der Triester
Mulde.
Hier am Steilrand zwischen Tschitscherei- und
Triester Mulde, den dieser Durchschnitt zeigt, ist deut-
lıch nur die Nummulitenkalkreihe entwickelt. Etwas
weiter südwestlich erscheinen, wie der Durchsehnitt -
(Nr. 7) der beigegebenen Tafel bei Slum zeigt, auch die
Cosina-Schichten wieder mit nordöstlichem Einfallen unter
die Nummulitenkalke des Steilrandes der Tschitscherei.
Ganz in der Nähe dieser randlichen Steilfalte sehen
wir die Kalke der oberen Eocengruppe, wie der vorlie-
gende Durchschnitt zeigt, zwischen Rumer und Sterpet
noch einmal in einem flacheren Umbug aus dem Sand-
steingebiet emportauchen , ehe sie unter der breiteren
Hauptmasse der Sandsteinschichten des Triester Mulden-
flügels verschwinden. Sie erscheinen erst wieder am
HKande des Bujaner Kreidekarstes bei Mlum, welcher den
Triester Muldenflügel von dem von Pisino trennt.
Bedeutend abweichende Verhältnisse des Gebirgs-
baues finden wir wieder im südlichen Theile des Gebie-
tes. Der Durchschnitt (13) über den Monte Orliak
und Lanischie gibt uns dafür die besten Anhaltspunkte.
Die östliche Hauptfalte des Gebietes stellt sich
zwischen dem Monte Orliak und Lanischie ganz steil
und ist bis auf die Kreideschichten aufgebrochen, ganz
ähnlich nur noch steiler wie am Slaunik. Man durch-
schneidet von der Höhe des Orliak nach Lanischie
abwärts zuerst stark nach NO. geneigte Nummulitenkalke
und Cosina-Sehichten, darauf sieh immer steiler bis zur
Senkrechten stellende Kreideschiehten, darauf wiederum
Cosina-Schiehten und Nummulitenkalke, welche die
fast senkrechten Felswände unmittelbar über Lanischie
Durchsehnitt 13,
NO,
SW.
Fiumera
M. Orliak 2600
Lanischie 1618
Tschitscherei
S. Andrä
Muldev. Triest
Draga
Mt. Gradez.
Muldev.Pisino
3438
dcede
€ Kreidekalke.
beabde
e Cosinaschichten,
dba
e Nummuliten- u. Alveolinenkalke.
ab
ab Obere Eocengruppe (Sandstein-Mergel-Conglomeräte).
ab c ab
ab
[51] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 61
bilden. In einer Aufspreizung innerhalb der steilen Eocenkalke findet man
bereits eine abgerutschte und zwischengeklemmte Partie von Mergelschichten
der oberen Eocengruppe.
Die Schichten dieser Gruppe reichen auch weit hinauf an den steilen Num-
mulitenkalkwänden über Lanischie und sind in der grössten Unordung verstürzt,
gefaltet und gebrochen.
Sie erfüllen jedoch den ganzen breiten Thalboden bei Lanischie. Erst ein
wenig nordwestlich von dem Dorfe, dicht bei Podgachie tritt wieder das Kalkriff
einer grösseren Zwischenfalte hervor, die sich erst eine Stunde Nordwest in
mehreren Kalkstufen auseinander zu spreizen beginnt. Bei Lanischie und eine
gute Strecke südostwärts ist demnach die östliche Hauptfalte, von der flacher
liegenden westlichen nicht mehr durch eine Reihe von terrassenförmigen Zwi-
schenslufen, sondern durch ein einziges breiteres, tief eingesenktes Thal getrennt.
Noch weiter gegen SO. im Thale von Bergodatz treten die beiden Hauptstufen des
ganzen Tschitscher Faltengebirges sehr enge aneinander und vereinigen sich
endlich zu einem Gebiet voll der verworrensten und wildesten Verhältnisse im
Bau der Schichten.
Verfolgen wir unseren Durchschnitt weiter nach SW., so steigen wir von
dem 'Thal von Lanischie aus zunächst auf einen Karstrücken mit flachen gewölbten
Schichten des Nummulitenkalkes mit welliger Beschaffenheit, aber durchweg vor-
herrschendem Hauptfallen der Schichten gegen NW. Wir kommen endlich in der
Nähe der Kirche S. Helena zu der Aufbruchsstelle der zweiten oder westlichen
Hauptlängsfalte des Gebietes, wo die Cosina-Schichten wieder zwischen den Num-
mulitenkalken herausstossen.
Das Terrain von da ab bis zum südwestlichen Grenzrande mit dem sich hier
schon ganz ausspitzenden Sandsteingebiete der Triester Mulde, zeigt ähnliche, nur
weniger zahlreiche, stufenförmige Abfälle des Nummulitenkalkes mit zwischenge-
schobenen Mergelschichten der oberen Gruppe, wie wir sie oben aus der Gegend
von Brest und Rachitovich geschildert haben. Der Faltenbruch der Grenzfalte
zwischen der Tschitscherei und dem Triester Gebiet ist hier durch das höher
ansteigende Sandsteingebirge von S. Andrä stärker verdeckt.
Der breite Nummulitenkalkrücken des Monte Gradez zeigt weiterhin , wie
die Trennung der Mulde von Triest und Pisino, conform dem Gebirgsbau der
Tschitscher Landschaft, durch eine grössere flachere Welle, zu der sich das eocene
Kalkgebirge nochmals emporstaut, vermittelt wird.
Auf den wilden, verworrenen Gebirgsbau, welcher den südöstlichsten Zipfel
der Tschitscherei zeigt, der sich bis unter die steilaufgerichteten Kreidekalk-
wände des Monte maggiore hinzieht, können wir nicht näher eingehen, da hier
äusserst specielle Studien nothwendig wären, um das Regellose und Abwei-
chende auf die allgemeinen Gesichtspunkte zurückzuführen.
Wir glauben jedoch, dass schon aus den angeführten Thatsachen deutlich
genug hervorgeht, dass dieses geotektonisch so interessante Terrain richtig
aufgefasst ist, wenn man es als eine Terrassenlandschaft von über
einander geschobenen gegen SW. abgebrochenen Hauptfalten
mit seeundären Zwischenspalten und Spreizungen bezeichnet,
welches in der Richtung der Hauptabdachung in Stufen gegen
SW.abfälltund sich zugleich in der Riehtung der nordwestli-
ehen Landesabdachung mit seinen weiter auseinander klaffen-
den kalkigen Faltenrücken unter das grosse anstossende Sand-
steingebiet senkt.
62 Dr. Guido Stache. [5 2]
Vl. Die grosse Doppelmulde zwischen dem Guarnero und
dem Meerbusen von Triest.
Gegen S. und W., zu Füssen des steilen dem adriatischen Meere zuge-
kehrten Felsrandes der merkwürdigen Gebirgslandschaft der Tschitscherei, breitet
sich das bedeutendste der Eocengebiete aus, welches der küstenländische
Boden trägt.
Wie der Theil seines östlichen kalkigen Randgebirges, den wir seiner
Grösse und seines eigenthümlichen Baues wegen als ein Sondergebiet betrachten
mussten,» in ganz Krain und Istrien weitaus der grösste Verbreitungsdistriet der
unteren kalkigen Abtheilung des Eocenen und des Nummulitenkalkes insbesondere
ist, so ist das auf der niedersten Höhenstufe des Kreidegebirges ruhende Hügel-
land, welches sich vom Fuss jenes Kalkdistrietes gegen das grosse vom adriati-
schen Meere und dem Arsa-Thal begrenzte Kreideland Süd-Istriens ausdehnt,
das Hauptgebiet der oberen conglomeratischen und mergelig-sandigen Schichten
der Eocenperiode.
Wenn man zu einer von dem Höhenpunkt des Strassenübergangs am Monte
maggiore nach dem westlichsten Uferpunkt des Lago de Cepich am Convento
gezogenen Luftlinie, von dem Wendepunkt der Eisenbahnstrecke unterhalb
Nabresina an gegen die Punta di Salvore zu eine Parallele gelegt denkt, und vom
Uferpunkt am Cepich-See auf dieselbe eine Senkrechte fällt, den Punkt bei Na-
bresina aber mit dem Höhenpunkt am Monte maggiore verbindet, so hat man
ein Trapez construirt, dessen Inhalt der Hauptsache nach das in Rede stehende
Eocengebiet repräsentirt, dessen Seiten die rohen Grenzlinien und dessen Basis
und Gipfelwinkelpunkte durch das Verhältniss ihrer Elevation beziehungsweise
die mittleren Höhen und Abdachungsverhältnisse des ganzen Gebietes andeuten.
Mit der längeren der beiden Parallelen, die wir uns als Basislinie der ganzen
Figur vorstellen, ist das Eocengebiet dem Meere zugekehrt und taucht grössten-
theils in dasselbe unter; die kürzere parallele Scheitellinie zieht längs der Süd-
westabfälle des Monte Maggiore-Zuges abwärts.
Die bedeutendere der beiden laugen Seitenlinien streicht der Tschitscherei
und dem Triestiner Karst entlang. Die kürzere geht dem gegen NO. gekehrten
Rande des grossen Kreidelandes der südlichen Halbinsel parallel.
Legt man durch die drei angenommenen Punkte des Festlandes eine Ebene,
so fällt der vierte Eekpunkt unter den Meeresspiegel.
Die Neigung der trapezförmigen Ebene gegen das Meeresniveau oder gegen
die demselben parallele Horizontalebene,, in welche der untermeerische Punkt
des Trapezes fällt, gibt das Abdachungsverhältniss des ganzen eocenen Gebirgs-
gebietes.
Die kürzere Diagonale, durch welehe man sich den höchsten über dem Meeres-
niveau gelegenen Eckpunkt am Monte maggiore mit 3006 Fuss mit dem unter
den Meeresspiegel fallenden Eckpunkt des Trapezes verbunden denken kann,
ist auch in der Natur gekeunzeichnet.
Genau in die Richtung dieser mathematischen Linie fällt in der Natur eine
langgezogene Wellenhöhe, längs welcher das Eocene bis auf die mittleren
Schichten der Kreideperiode aufgebrochen ist.
Die Diagonale erscheint in der Natur als ein schmaler, langgezogener
Kalkrücken, der wie das ganze Terrain eine nordwestliche Hauptabdachung
[53] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 63
zeigt. Das obere Stück desselben vom Monte maggiore bis zum Einbruch des
Quieto-Flusses ist weniger regelmässig und das feste Kalkskelet desselben er-
scheint hiernoch streckenweise durch die inneren Schichten der beiden seitlichen
Gebiete verdeckt. Vom Einbruch des Quieto in das feste kalkige Grundmaterial
des welligen Gebirgsrückens bis zur Punta Salvore, wo er nach 8—Istündigenn
Verlauf unter das Meeresniveau taucht, bildet derselbe einen ununterbrochenen,
gewölbten Kreidekalkrücken mit eocenkalkigen Seitenrändern.
Von einer Höhe von 500— 600 Fuss, in der er gleich beim Einbruche des
Quieto unter Mlum und Sovignaco erscheint, steigt er gegen die Strasse von
Portole nach Capo d’Istria zu und noch darüber hinaus bedeutend an. Er erreicht
hier nahezu die Höhen der seitlichen Höhenpunkte der anstossenden eocenen
Sandsteingebiete.
Von da ab dacht er allmählig in wechselnd auf einander folgenden Einsen-
kungen und Erhöhungen ab, bis er das Meer erreicht. Er verleugnet die Karst-
natur seines Materials weder in seinem Bau noch in seinem landschaftlichen
Charakter, Es ist ein kleiner langgezogener Karstrücken mitten im Sandstein-
gebirge.
Durch den diagonalen Gebirgsrücken des „Bujaner Karstes“ wird
somit das ganze Eocengebiet zwischen dem Monte Maggiore-Rücken und
dem Triestiner Meerbusen in zwei grosse Dreieckgebiete getheilt, von denen uns
geognostisch aufgefasst, jedes gleich dem Recca-Gebiet als eine mit Eocen-
material ausgefüllte muldenförmige Einsenkung im Kreidegebirge erschei-
nen wird.
Durch die Art und Weise, in der durch den trennenden, diagonalen Bujaner
Karstrücken der Bau des ganzen trapezförmigen Eocengebietes modifieirt wird,
ohne eine vollständige Trennung und Scheidung in zwei gänzlich abgesonderte
Gebiete zu erleiden, erscheint, wie wir nach Behandlung der stratigraphischen
Verhältnisse ersehen werden, die Auffassung und Bezeichnung des ganzen Gebie-
tes als „Doppelmulde“ der Natur entsprechend.
Fig. 14.
Felsen-Thor am Eingang in's Quietothal bei Pinguente.
Plateau von Sovignaco Plateau von Mlum
(Muldenflügel von Pisino). (Muldenflügel von Triest).
« Mergel-Sandstein-Gruppe. 5 Conglomerat-Mergel. e Nummulitenkalk. d Cosina-Schichten.
e Kalke der oberen Rudistenzone,
64 Dr. Guido Stache. [54]
Zunächst behandeln wir jedoch, die geographische Anordnung des Stoffes
beibehaltend, jeden der beiden muldenförmigen Haupttheile für sich und kommen
erst in Folge der geognostischen Speeialuntersuchung zu den allgemeinen Ge-
sichtspunkten, unter denen wir das Eocengebiet als Ganzes zusammenfassen.
Wir bezeichnen für die Speeialbetrachtung den nördlich von dertrennenden
Gebirgsdiagonale gelegenen eocenen Dreieckkörper als „Muldenflügel von
Triest“, den südlichen als „Muldenflügel von Pisino“.
Die obige (Fig. 14) landschaftliche Skizze ist einer Gegend entnommen, wo
die beiden Flügel der Doppelinulde sich am nächsten berühren, das ist, wo das
trennende Kalkgebirge schon nahezu ganz bedeckt wird, von den aus beiden Ge-
bieten übergreifenden Schichten der eocenen Sandsteine und nur durch den Ein-
bruch des Quieto frei gewaschen in seinen charakteristischen Felsformen erscheint.
A. Geographische und landschaftliche Verhältnisse.
a) Des Muldenflügels von Triest.
Gegen NW. steht die Eocenmulde zwischen Porto Sistiana bei Duino, in
dessen Nähe die nordwestlichsten Ausläufer eocener Schichten aus dem Meere
auftauchen und der Punta di Salvore in einer Erstreckung von acht Stunden gegen
das Meer zu offen.
Die Grenzlinie gegen den Meeresspiegel, mit welcher die Schichten der
innern Mulde beim Untertauchen unter sein Niveau die Fläche des Meeres schnei-
den, ist eine höchst unregelmässige durch den in mannigfaltigen Combinationen
fulgenden Wechsel grösserer Meerbusen, kleinerer Buchten und langgestreckter
weit in das Meer ausgreifender Landzungen. Regelmässiger erscheinen wenigstens
in dem grösseren Theil ihrer Erstreekung die seitlichen festen kalkigen Grenz-
linien des Gebietes, mit denen sich die Mulde gegen N. und O. an das Karst-
plateau und die Tschitscher Gebirgslandschaft und gegen S. und W. an den
diagonalen Bujaner Kreidegebirgsrücken und seine unterbrochenen und verdeckten
Fortsetzungen längs dem Fiumerabach bis hinauf gegen den Strassensattel des
Monte maggiore anlehnt.
Fast durchaus werden die beiderseitigen festen Grenzen gegen das Kreide-
gebirge in ähnlicher Weise wie am Südwestrand der Reeca-Mulde, durch ein
schmäleres oder breiteres eocenkalkiges Randgebirge gebildet; während die
dritte unregelmässige, eine Uferlinie vorstellende Dreieckseite fast durchaus von
den mergeligsandigen und eonglomeratischen Schichten des Hügelwerkes der
innern Mulde gebildet wird.
Die Schilderung der geographisch-physikalischen und landschaftlichen Ver-
hältnisse der festen kalkigen nordöstlichen und südwestlichen Gebirgsgrenzen
fällt daher zusammen mit der Schilderung des eocenen Kalkgebirges der Mulde
überhaupt, während die genauere Beschreibung der NW. zugekehrten Grenz-
linie gegen das Meer zusammenhängt mit der Ausbildung der Formenverhältnisse
des die Dreieckmulde erfüllenden mergeligsandigen Gebirges.
Die Längen der Seiten des Triester Flügelgebietes sind bereits bekannt als
Seiten und Diagonale des trapezlförmigen Körpers, der die ganze Doppelmulde
darstellt. Sein Flächeninhalt nimmt etwas mehr als die Hälfte des trapezförmigen
Körpers, etwa 15 Quadratmeilen ein.
Was die Abdachungsverhältnisse anbelangt, so überwiegt hier die gegenNW.
gerichtete Gebirgs- oder Nebenabdachung, während in dem südlichen Dreieck-
[55] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 65
gebiete die gegen SW. gerichtete allgemeine Landesabdachung oder Hauptab-
dachung prädominirt. Die Richtung der Thäler und Bachbetten, sowie die Haupt-
streiehungsriehtung der Bergrücken und dieHöhenstufen und der Abfall derselben
kennzeichnen trotz der oft durch die Besonderheiten des geognostischen Baues
hervorgebrachten Störungen mit hinreichender Deutlichkeit dieses Verhältniss.
Der 18 Stunden lange Nordostrand des Gebietes und das denselben be-
gleitende eocenkalkige Randgebirge steigt von seinem Nordwestpunkt dem in das
Meer tauchenden NW.-Ahfall des Potekherges südwestlich vom Porto di Sistiana
bis zum seinem Südostpunkt, der zugleich der spitze Scheitelwinkel des Dreieck-
gebietes ist, das ist im Strassensattel des Monte Maggiore zu einer
Höhe von nahezu 3000 Fuss an.
Auf dieser Strecke erleidet das Randgebirge jedoch Unterbrechungen und
Veränderungen im Schichtenbau, welche auch die äusseren Formenverhältnisse
modifieiren. Dasselbe zerfällt in vier von einander durch eine etwas abweichende
Ausbildung des geographischen und landschaftlichen Charakters getrennte Abthei-
lungen.
Wir betrachten demnach gesondert das eocene Randgebirge auf der Strecke:
1. zwischen dem Potekberg im SO. von Porto Sistiana und
dem Rosandrabach;
2. zwischen dem Rosandrabach und LE:
3. zwischen Socerga und Rozzo;
4. zwischen Rozzo und dem Strassenhöhenpunkte am Monte
maggiore.
Die nordwestlichste Strecke zwischen dem Potekberg und Rosandrabach
allein vermittelt eine Grenze zwischen dem Eocengebirge und Kreidegebirge.
Sie zieht sich nämlich durchaus am Rande des Triestiner Karstes hin.
Die drei übrigen Abtheilungen des eocenen Randgebirges gehören zugleich
als SW.-Grenze dem schon betrachteten Eocengebiet der Tschitscherei an,
welches, wie wir sahen, selbst ein breites, vorzugsweise kalkiges eocenes Grenz-
land zwischen dem Kreidegebirge der Tschitscherei und dem grossen Sandstein-
gebiete der Doppelmulde bildet. Wir haben demnach hier nur die steilen der
Mulde zugekehrten und vom Innern der Mulde aus sichtbaren äussersten Kalk-
wände des südwestlichen eocenen Tschitscher Terrassengebirges zu berück-
sichtigen.
1. Das eocene Randgebirge zwischen dem Potekberg und
dem Rosandrabach oder das Grenzgebirge gegen den Triestiner Karst
bildet ein langes aber schmales und ununterbrochenes Band, welches in seiner
ganzen, etwa sechsstündigen Erstreckung die schrattigen , kluft- und dollinen-
reichen Rudistenschichten des Karstes vom Meer und den unter dasselbe tan-
chenden Mergel- und Sandsteinschichten des nordwestlichsten Muldenflügels voll-
ständig trennt. Die verhältnissmässig geringe Breite dieses Bandes ist ziemlich
gleichbleibend; sie nimmt jedoch im Allgemeinen von NW. gegen SO., also zugleich
mit dem Ansteigen des Karstplateaus, mit welchem das Ansteigen des Rand-
gebirges gleichen Schritt hält, zu. Jedoch auch in seinen breitesten Partien
übersteigt dasselbe nicht viel die Breite von 500 Klafter, ja es bleibt gewöhnlich
darunter zurück. — Am NW.-Ende steigt dasselbe sogleich in steilen Wänden
zunächst direct aus dem Meere auf und erreicht in seinem nordwestlichsten
Höhenpunkt, dem Potekberg, etwa 500 Fuss. Weiterhin überragen die nackten,
weissen, steil und schroff abfallenden Kalkfelsen des Randgebirges die sehr balıl
aus dem Meere auftauchenden Sandstein- und Mergelschichten, und treten, jemehr
diese zum Vorschein kommen, desto weiter landwärts vom Meere zurück. In dem
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. I. Heft. 9
66 Dr. Guido Stache. [56]
kaum 1/, Stunde von jenem äussersten Höhenpunkt gelegenen Monte Babizza
erreicht das Randgebirge bereits 623 Fuss Seehöhe und steigt mit der Ruine
St. Primus auf 870 Fuss.
Einer leichten Einsenkung bei Prosecco zufolge hat dasselbe weiter gegen
SO. eine geringere Höhe als das schon auf dem tieferen Sandsteingebiet lie-
gende Contovello mit 791 Fuss. Sehr bald steigt der Gebirgsrand jedoch bedeu-
tender und erlangt im Monte Opehina nördlich über Triest 1247 Fuss, in Monte
Spaccato östlich über Triest 1422 Fuss.
Von einer kleinen südlich von diesem letzteren Berg folgenden Einsenkung,
durch welche die Strasse von Triest nach Bassoviza gelegt ist, endlich ziehtsich
das Randgebirge wieder noch weiter aufwärts gegen die hohen 2000 Fuss über-
schreitenden Berge bei Grozana. Es streicht jedoch hier sehr bald gegen NO. und
geht ohne Untrebrechung in das nördliche eocene Grenzgebirge der Tschit-
scherei über. In der Richtung gegen SO, fällt es jedoch in zwei steilen Gebirgs-
stufen gegen den schluchtartigen oberen Theil des Rosandrabaches ab, durch
den es von dem Hauptkörper des Tschitscher Terrassengebirges, und somit auch
vom dem gegen SO. die Grenze der Mulde fortsetzenden äussersten Randgebirge
dieser Landschaft abgeschnitten wird.
Auf jener ganzen erörterten Strecke repräsentirt das Randgebirge eine
kahle, weisse, nur hie und da mit einer Baumgruppe oder mitsparsamem Strauch-
werk besetzte Felswand, welche steil und zum Theil völlig senkrecht, in grossen,
klotzig zerklüfteten Schichten gegen das Meer und direct unter das zu Füssen
des Randes liegende Sandsteinterrain einfällt, Diese Gebirgswand zieht sich
sammt dem längs der Küste über Triest hinaus streichenden eocenen Ilügelwerk
in der Richtung von NW. gegen SO. continuirlich aufwärts und ragt mit ihrem
oberen scharfen und felsigen Rande bald in kleineren, bald in grösseren Abstän-
den über das tiefere, völlig ansteigende eocene Sandsteingebirge empor.
Oberhalb des dem Meere zugekehrten und von der Meeresseite aus sicht-
baren Randes steigt es mehrfach zu kuppenförmigen grösseren Höhen an, welche
die mittlere Höhe des Randes um einige hundert Fuss überragen.
Gegen das Kreidegebirge des Karstes zu senken sich jedoch die Schichten
des eocenen Randgebirges gegen eine flache, wellige Einsenkung, von der die
Rudistenschichten des Karstes nordwärts in unregelmässigen Wellen bald wieder
höher ansteigen, bald sich tiefer senken.
Die kahle, weisse Felsenwand des eocenen Randgebirges contrastirt in
gleichem Grade mit den terrassenförmig über einander ansteigenden, mit üppigen
Weingärten bedeckten Partien des angrenzenden Sandsteingebirges, als mit
den durch Abrutschung der vegetabilischen Decke, durch Felsstürze und Schutt-
massen hervorgebrachten eulturlosen, sterilen wie ausgedörrten Flächen des
mergelig-sandigen Bodens. Mit ihren gelblich grauen, wie gebrannten Farben-
nuancen und mit dem sparsamen dürren Strauchwerk, das auf ihnen noch Halt
findet, gewähren dieselben ein noch öderes und traurigeres Bild der Uneultur und
Sterilität, als die wildesten darüber ansteigenden Kalkfelspartien.
2. Das Stück des die innere Mulde begrenzenden eocenen, kalki-
gen Randes, welches zwischen dem Rosandrabache und Socerga liegt,
ist das bei weitem unregelmässigste. Der kalkige Rand ist hier wiederholt
durch die Schichten des inneren Gebietes unterbrochen, welche in das Felsen-
gebiet der Tschitscherei hinaufziehen und mit den mergeligen Ausfüllungen der
Faltenthäler dieser Landschaft in directestem Zusammenhange stehen. Man kann
für diese Strecke in der That sagen, dass hier die beiden Landschaftsgebiete
der Triestiner Mulde und der Tschitscherei in einander greifen.
[57] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 67
Zunächst setzt das Randgebirge aus der Schlucht des Rosandrabaches wie-
der zu einer mittleren Randhöhe von 1200 Fuss und im höchsten Punkt zu
1439 Fuss ansteigend bis zur Kirche $. Servolo ohne Unterbrechung fort.
Zwischen S. Servolo und dem äussersten Nordwestausläufer der tieferen Höhen-
stufe der Tschitscher Terrassenlandschaft, welehen der Höhenrücken des Monte
Latschna bildet, unterbricht das Sandsteingebirge in einer Breite von etwa
11/, Stunden den festen Gebirgsrand der Tschitscherei. Es greift in dieser Er-
streckung gleichsam fingerförmig zwischen die auf einander folgenden Kalk-
erg der Tschitscherei ein, wie es bereits in dem Beitrag Nr. V geschildert
wurte®e,
Das Sandsteingebirge des inneren Gebietes zieht sich schon zu beiden
Seiten des Rosandrabaches zuerst in die Kluft des Randgebirges bei Borst, und
dann in die Schlucht des Nummulitenkalkgebirges gegen Hornakonz hinein,
in welcher der Rosandrabach seinen mittleren Lauf hat. Weiterhin greift
der Hügelzug, der zwischen dem Rosandrabache und dem Torrente Reeca hin-
zieht, von S. Servolo über Castelz hinauf und von Ospo und Gabrovisza auf
Cernotisch zu in die Spalten des Nummulitenkalkes der Tschitscherei. In der
bedeutenderen Breite von nahezu einer Stunde steht ferner das Sandsteingebiet
zu beiden Seiten des Risanoflusses zwischen Convedo und Cernieal, mit den
zwischen den faltenförmigen, durch das mergelig eonglomeratische Material
erfüllten, gegen das Meer sich abwärts ziehenden Spaltenthälern der Nummu-
litenkalklandschaft der Tschitscherei in Verbindung. Es greift hier bei Lonche,
Popechio, Xaxigrad, Cristoglia und dieht unter Convedo gegen SO. zwischen
die zungenförmigen Felsrücken des Nummulitenkalkes ein. Endlich zieht ein
schmaler Zug der conglomeratisch mergeligen Schiehten von Graeischie durch
die Schlucht von Figarolla und stellt die Verbindung her zwischen dem noch
zur Tschitscher Landschaft gehörigen Thalgebiet von Valmovraza und dem
grossen Sandsteingebiet von Triest.
Nicht weit von Graeischie beginnt gerade östlich vom Vereinigungspunkt der
von Portole und Pinguente herkommenden Strassen der gegen SW. gekehrte
Gebirgsrand der Tschitscherei, dessen steile Kalkwände auf eine weite Strecke
die unmittelbare, ununterbrochene Grenze der Triestiner Eocenmulde bilden.
Dieser Rand steigt von Gracischie an ununterbrochen gegen den Monte
maggiore zu an und repräsentirt so bis oberhalb Rozzo wenigstens eine scharf
markirte, ununterbrochene, feste und hohe Kalkwand, in welcher sowohl die
Richtung des Ansteigens der Gebiete, die sie trennt, als die quer auf diese Richtung
wellige Beschaffenheit derselben, ihren Ausdruck findet.
Von einer Meereshöhe von etwa 600 Fuss, welche dieselbe in ihrem
äussersten NW.-Vorsprung gegen Gracischie hat, steigtdie selbe allmählich an, bis
sie in dem höchsten Theile des Randes zwischen Czernizza und Rozzo durch-
schnittlich auf 1600 Fuss hält. Auf der ganzen Strecke jedoch sind mehrfach
höhere, die nächstliegenden unmittelbaren Randhöhen überragende Kuppen auf-
gesetzt und andererseits tiefe, unter dem mittleren Niveau der Umgebung liegende
Sättel eingesenkt. Solche Höhenpunkte sind vorzüglich der Monte Lukin, der
Monte Jaschmovizza ober Czernizza, der Kerkuschberg bei Nugla. Tiefere Ein-
senkungen finden sich zwischen Monte Lukin und St. Quirino, zwischen
St. Quirino und Monte Jaschmovizza, endlich oberhalb Nugla. Die Kalkwand
repräsentirt übrigens in Bezug auf ihre dem Sandsteingebiet zugekehrte Front
eben so wenig eine regelmässige Fläche als in Bezug auf die Contour ihres
oberen Randes eine einfache Linie. Eines hängt mit dem Andern meist genau
zusammen. Wo der obere Rand derselben tiefer eingesenkt erscheint, tritt die
9*#
68 . Dr. Guido Stache, [58]
Wand meist buchtförmig gegen NO. zurück, wo er sich zu höheren Bergspitzen
erhebt, springt die Wand felsriffartig gegen SW. vor. Dadurch und durch die
höhere Erhebung erscheint diese Wand noch wilder und überdies reicher an
landschaftlicher Abwechslung als die regelmässigere längs des Karstes ober
Triest hinziehende Kalkmauer. Der physiognomische Grundtypus aber ist der-
selbe. Er ist hier wie dort bedingt durch den Contrast nackter, steiler, weiss-
blendender Kalkfelsen mit sparsamen, vereinzelten Strauch- und Baumgruppen,
gegen sterile graugelbe, ausgebrannte, wie Schutthaufen aussehende Mergel
und Sandsteingehänge und wenigstens zeitweise auch gegen üppig grüne Wein-
gärlten, untermischt mit Maisfeldern, Olivengärten und Maulbeerbaum-Culturen.
Um Triest hat jedoch die Cultur schon vielfach die Sterilität der öden Sandstein-
hügel verdrängt, während an den unteren Gehängen der steilen Wand der
Tsehitscher Kalklandschaft die traurig graue Farbe und dürre durstige Kahlheit
der oft riesigen Schutthalden gleichenden Hügelreihen, das Grün der sparsamen
Cultur- Oasen überstimmt. Zu dieser Beschaffenheit trägt übrigens der jähe
Ablall auch hier besonders viel bei. Die Höhe der Kalkwand ober Pinguente
beträgt nahe 1700 Fuss, die obersten Sandsteinhügel reichen etwa bis
1500 Fuss hinauf. Von dieser Höhe fallen sie in der Strecke von einer
Stunde Weges in das Quietothal ab, dessen Niveau kaum 100 Fuss über dem
Meer liegt.
Die Strecke des Randgebirges zwischen Rozzo und dem
Gebirgssattel am Monte maggiore zeigt im Allgemeinen ähnliche Ver-
hältnisse. Nur sind dieselben variirt durch das nahe Zusammentreten von drei
Gebieten. Die randlichen Kalkgebirge der Tschitscherei, des Gebietes von
Pisino und der Triestiner Mulde eonvergiren hier und fallen endlich so gut wie
zusammen, in dem eocenen Kalkterrain des Monte Gradez und seinen Fort-
setzungen. Dieses Kalkterrain ist aber einerseits nichts Anderes als der erste
Ansatz zu dem zwischen der grossen Sandstein- und Mergelmisse der beiden
Dreieckgebiete emportauchenden und sie trennenden diagonalen Kalkrücken
von Buje; und andererseits eine tiefere und stärker divergirende Faltenstufe
der Tschitscher Terrassenlandschaft.
Wir wenden uns nun zur Betrachtung der Eigenthümlichkeit des süd-
westlichen Randgebirges zwischen der Punta di Salvore und dem Durch-
bruch des Quietoflusses durch die diagonale Gebirgswelle von Buje. Der gegen
NO. gekehrte Rand des Bujaner Karstes, welcher die convergirend gegen den
Verlauf des Randes der Tschitscherei verlaufende südsüdwestliche feste Kalk-
grenze des Gebietes bildet, stellt eine ziemlich regelmässige, nur in der Mitte
schwach gegen SW. eingebauchte Gebirgslinie dar.
Die Schichten der unteren kalkigen Abtheilung der Eocenzeit sind hier
grösstentheils sehr tief in die zwischen dem Kälkrücken und dem inneren
sandig-mergeligen Hügelgebiet hinziehende grabenartige Längsvertiefung hinab-
gerückt. Ja streckenweise scheinen sie völlig unter die Schichten des
inneren Gebietes hinabgerutscht oder verschoben, so dass die unteren conglo-
meratisch-mergeligen Schichten direct an die Kreidekalke des Bujaner
Karstrückens grenzen. Trotz dieser Abweichungen zeigt der ganze Rand
Jie auffallendsten Analogien mit dem Südwestrand der Recca-Mulde in der
Ausbildung seiner geographischen Formenverhältnisse. Ausser etwa in der
kleinen Strecke zwischen Sterna und Cepich, wo die randlichen Eocenkalke in
grösserer Massenentwickelung auf die Höhe des Karstrandes übergreifen, tritt
allerdings das eocene Randgebirge hier nirgends in der Art den landschaftlichen
Charakter beeinflussend und in die Augen fallend hervor, wie an so vielen
[59] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 69
Stellen des entsprechenden Randes der Reeca-Mulde; aber es zeigt dafür in
desto auffallenderer Weise dieselbe geographische Form von kesselförmigen
Sackthälern, welche wir dort zuerst kennen lernten.
Wie im Reeca-Gebiet so trennt auch im Triester Sandsteingebiet ein mitt-
lerer Höhenrücken zwei Quellengebiete. Die an den gegen S. gekehrten
Abhängen desselben entspringenden Quellen nehmen ihren Verlauf gegen SW.
und S. durch das Sandsteingebiet und reissen in dasselbe, je näher den
quer auf die Richtung ihres Laufes streichenden, gegen sie einfallenden Kalk-
schichten des kalkigen Randgebirges, um so tiefer ihr Bett ein. Zugleich
erweitert sich auch der Graben thalartig und endet endlich an der Grenze
zwischen Kalk und Sandsteingebiet in einem bald mehr, bald minder ausgewei-
teten tiefer oder seichter in das Kreidegebirge eingebrochenen Kessel. In den
Klüften oder Sauglöchern dieser Kessel verschwinden die Bachwässer entweder
sichtbar oder verrinnen allmählich unbemerkt, wenn der Kesselboden durch den
aus dem Sandsteingebiet herbei geführten Bachschotter verdeckt ist. Gerade
wie im Recea-Gebiet reicht der Einbruch entweder nur in das eocene Kalk-
gebirge, oder wo dieses verschmälert zu Tage tritt oder ganz fehlt, auch bis
tief in das Kreidegebirge.
Durch den geognostischen Bau in Verbindung mit den Verhältnissen der Ab»
dachung des Bujaner Karstkörperst tritt jedoch für diegrösseren äussersten Rausch-
bäche ein anderes Verhältniss ein, und zwar ein verschiedenes im äussersten
Westen und äussersten Osten des Kreidekalkrückens.
Der bedeutendste Bach des Gebietes in W. der Torrente Dragogna
strömt nämlich allerdings, nachdem er noch einen bedeutenden Seitenbach, den
Torrente Pigniovaz aufgenommen hat, in der Richtung SW. direct gegen den Bu-
janer Karstrücken, jedoch nicht bis an seinen kalkigen Rand. Er findet hier aber
keine Klüfte und Sauglöcher, sondern einen weiten, sanft gegen das Meer ver-
flächenden Alluvialboden, der sich zwischen dem Rande des Kalkrückens und den
sichimmer weiter von denselben entfernenden Sandsteinhügeln des Innengebietes
ausdehnt und in den Salinenboden von Sicciole und endlich in die Rada di Pirano
übergeht. Den Thalboden und den Strandhoden der Salinen hat der Bach
mit Hilfe des diehtam Sandsteingebiete umschwenkenden, nicht bis zum Kalkrande
herantretenden Torrente Grivino aufgeschüttet und sich darin sein Bett gemacht.
Er fliesst demnach von der Stelle an, wo er zuerst das kalkige Grenzgebirge
der Triester Mulde berührt, ununterbrochen in dem Schuttbett, welches er sich
selbst gebildet hat, bald dicht an das Kalkgebirge herantretend, bald sich etwas
davon entfernend, läugs dem Rande hin, bis er sich in der Rada di Pirano in’s
Meer ergiesst.
Am westlichen Ende des Kalkrückens gestaltet sich der Lauf der demselben
zuströmenden Wässer noch anders.
Hier durchbrieht nämlich der Torrente Brazzana und der Quieto nicht
nur die eocenkalkigen Schichten des Randes, sondern den ganzen Karstrücken
vollständig in engen, felsigen Schluchtenthälern. Indem der Brazzanabach in
den Quietofluss, welcher auf der Südseite des Gebirgsrückens heraus bricht
und nun in Valle di Montona auch die Mulde von Pisino durchströmt, etwa im
zweiten Dritttheil der Erstreekung der Quietoschlucht, also mitten im Kalkgebirge
mündet, werden am östlichen Ende des Bujaner Gebirgsrückens gleichsam zwei
kleinere isolirte Felsplateaus abgeschnitten.
Nach allem diesem gestalten sich daher die landschaftlichen Verhältnisse
dieses Randes sehr wechselnd und mannigfaltig.
70 Dr. Guido Stache. [60]
Zwischen der Einmündung des Torrente Dragogna in's Meer und der Punta
di Salvore bildet er das südliche, niedrige aber steile Ufer eines tiefen Hafens der
Rada di Pirano. Weiterhin erscheint er in der Erstreekung von 2 Stunden als
die höher ansteigende und noch schroffere südliche Thalwand des breiten Dra-
gognathales.
Von der Schwenkung der Dragogna gegen N. ab istder bedeutendste mittlere
Theil dieses Karstrandes durch die kesselförmigen und sackförmig geschlossenen
Einbrüche seiner obersten Schichten ein Aufnahmsgebiet geworden für alle
aus dem Sandsteingebiet von NO. her gegen das Randgebirge zuströmenden
Wässer.
Ausser dem von W. her gezählten ersten, in einen derartigen Thalkessel
mündenden Bach, dem Torrente Argilla, welcher sich, ohne in diesem Kessel zu
verschwinden, gegen NW. wendet, und nach kurzem längs dem Streichen
des Randgebirges haltenden Laufe sich in den Torrente Dragogna ergiesst, kann
man bis zum Torrente Brazzana noch fünf grössere und drei kleinere, derartig in
den etwa 4 Stunden langen Theil des Randgebirges einbrechende Rauschbäche
zählen. Die mit grünem Wiesenwuchs und theilweise auch mit Mais- und Wein-
eulturen bedeckten Bachgebiete besonders der grösseren Kesselthäler stechen gleich
lebendig und frisch ab von den nackten, steilen Kalkfelsen des begrenzenden
Randgebirges, wie von den oft gleichfalls ganz kahlen und dürren Gehängen der sie
begleitenden Hügel des inneren Sandsteinterrains.
Endlich erscheint das südöstliche Ende des Bujaner Karstrückens besonders
ausgezeichnet durch die wild-grotesken Felsenthore des Brazzanabaches an seinem
Eintritt in die dieses Gebirge durehziehende Thalschlucht bei der alten Ruine
Petra pelosa und des Quietoflusses bei seinem Eintritte in das enge Felsenthal
zwischen Pinguente und S. Stefano bei Montona (Fig. 14).
Die beigebene Ansicht gibt ein Bild von dem landschaftlichen Charakter des
Südwestrandes der Triester Mulde am Einbruch des Brazzanabaches aus dem
Sandsteingebiete der Mitte in den Kreidekörper des Bujaner Karstes.
Fig. 15.
Ruine Petra pelosa im Brazzana-Thal zwischen Portole und Pinguente.
a4 Mergel-Sandstein-Gruppe, 5b Conglomerat-Mergel-Gruppe. ce Nummulitenkalk. d Cosinasehichten.
e Kalke der oberen Rudistenzone,
[61] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 71
Die geographischen Formenverhältnisse und der landschaftliche
Charakter des inneren Gebietes der Triestiner Eocenmulde zeigen
die grössten Analogien mit dem schon aus dem Recea-Webiet bekannten Charakter
der grossen Sandsteingebiete Istriens überhaupt.
In dem breiteren Hauptgebiete zwischen dem Brazzanabach und dem Meere
kommt in der Vertheilung und Gruppirung der geographischen Formen sowohl
das allgemeine Abdachungsverhältniss des Landes gegen SW., als die specielle
Gebirgsabdachung des Gebietes gegen NW. zum Ausdruck.
Der nordwestlichen Speeialabdachung des Gebietes folgt natürlich ganz
ebenso wie das seitliche Kalkgebirge, nur mit mehr Unregelmässigkeit und Unter-
breehung, das mittlere Hügelland.
Wir sahen das südliche Randgebirge von Buje von 1400 Fuss und darüber
von der Gegend zwischen Sdregna, Sterna und Portole an allmählig abwärts,
und endlich bei der Punta di Salvore unter das Meeresniveau sinken.
Das nördliche Randgebirge der Tschitscherei sinkt vom Monte Jaschno-
vitza mit nahe 1800 Fuss bis Convedo auf 600 und weiterhin das des Triestiner
Karstes von dem 1422 Fuss hohen Monte Spaccato bis zum Monte Babizza auf
759 und endlich gegen den Porto Sistiana zu unter das Meer.
Der mittlere höchste Gebirgsrücken des inneren Hügelgebietes ist eben so
wenig regelmässig in seinem Längsstreichen, als in seinen Höhenverhältnissen:
dennoch zieht er im Allgemeinen gleich den Seiltenrändern in der Richtung von
SO. nach NW. gegen das Meer und nimmt auch durchschnittlich in dieser Richtung
an Höhe ab. Er steigt von Flegi am linken Ufer desBrazzanabaches sogleich über
Salise hinaus auf nahe 1400 Fuss an und streicht zuerst in einem bald etwas tiefer
eingesenkten, bald zu höheren Kuppen erhobenen Rücken, bis zur Strassenhöhe
bei Gradigne östlich von dem 14948 Fuss hohen Monte Semi.
Von da schwenkt er gegen N. ein und hält diese Riehtung bei, iudem er
bis zum Vereinigungspunkt der auf ihn hinziehenden Strasse von Portole mit der
von Pinguente herkommenden auf nahezu 1000 Fuss herabsinkt.
Von da an hält er eine Strecke weit steil gegen NW. und dreht erst wieder
gegenüber von Convedo, wo er beiläufig auf 600 Fuss herabgesunken sein mag,
in eine andere Richtung, nämlich in die gegen WSW.um, die sich allmählig in eine
direet westliche verwandelt. In dieser Richtung steigt er wieder fortdauernd an
und erreicht endlich in Monte Paugnano wieder die Höhe von 1278 Fuss. Nach-
dem er noch ein gutes Stück gegen W. gerichtet geblieben und sich in dem
Strassensattel unter Monte bedeutend gesenkt hat, richtet er sich wieder gegen
NW., erreicht über Gason den 1112 Fuss hohen Punkt S. Donato, und endlich
nachdem er noch einen Bogen von der Richtung SW. nach NW. gemacht, in dem
36072 Fuss hohen Vorsprung der Punta Ronco das Meer.
Dieser lange gewundene Höhenrücken bildet für die der Hauptabdachung des
ganzen Landes gegen SW. folgenden Quellen- und Bachrichtungen die Wasser-
scheide gegen die der Nebenabdachung des Gebietes selbst nach NW. folgenden
Wasserläufe.
Überdies aber ist er zugleich der Ausgangspunkt für die in derRichtung gegen
NW. sich abzweigenden Nebenrücken, zwischen welche die Bachgräben einge-
rissen sind. Direet von ihm gegen NW. zweigt sich nur der einzige von Cossian-
zich über Pobbego nach Capo d’Istria streichende Nebenrücken ab und es ent-
springen von ihm nur die Zuflüsse und Quellen des bei derselben Stadt mündenden
Torrente Cornalunga.
Die übrigen Nebenrücken des nördlichen Gebietes und die zwischen ihnen
eingeschnittenen Bäche und Thäler, welche gegen NW. oder W. verlaufen, ziehen
72 Dr. Guido Stache, [62]
aus dem faltig terrassenförmigen Randgebiet der Tschitscherei als die nörd-
lichsten von den unteren Gehängen der Karstränder dem Meere zu. Der bei
Villadol entspringende Risanofluss, der von Ospo herkommende Reccabach und
der Rosandrabach, welcher mitten im Gebiet der Tschitscherei entspringend, die
Spalte von Hornakonz durchbricht, sind die bedeutendsten Wässer dieser
Fallriehtung. Es schliessen sich daran noch die beiden kleineren bei Longera
und Cattinara dem Sandsteingebirge entquellenden Bäche, welche sich in Triest
vereinigen und in’s Meer ergiessen, der Torrente di setie fontane und der
Torrente Farneda. Von den übrigen kleineren Bächen dieses Terrains richten
sich natürlich die meisten nach den in verschiedenen Richtungen sich verzwei-
genden Nebenrücken des Hügellandes, zwischen denen sie ihr Bett gefunden
haben.
Direct in der Richtung der Specialabdachung des Gebietes gegen NW. ist
aber auch, gleichsam einen Übergang zwischen den beiden Abdachungsrichtungen
vermittelnd, der untere Lauf und die Ausmündung in's Meer der beiden bedeu-
tendsten westlichen Bäche des südlichen Quellengebietes des mittleren Haupt-
rückens gewendet. Der obere Lauf des Torrente Dragogna und des ihm zuflies-
senden Torrente Argilla, sowie der obere Lauf des Torrente Grivino sind direet
gegen SW., also der allgemeinen Gebirgsabdachung folgend gerichtet. Beide
wenden sich jedoch nach NW. in die Richtung, welche die beiden nördlicheren
kleineren Bäche derselben Quellgebietsseite der Torrente Puja und der Torrente
Aquaria bei Pirano während ihres ganzen Laufes einhalten.
Die acht versiegenden Rauschbäche der Sackthäler des nördlichen Bujaner
Karstrandes zwischen dem Torrente Argilla und dem Torrente Brazzana, so wie
der Torrente Brazzana selbst sind in ihrem Lauf vollständig von der südwestlich
stufenförmig oder wellig absteigenden Landesabdachung abhängig.
Der Lauf aller dieserBäche zeigt zugleich auch die Hauptstreichungsrichtung
der vom mittleren Hauptrücken sich abzweigenden Nebenrücken an, zwischen
welchen die Bäche von ihren Quellgebieten an, ihre Gräben und Thalbetten ein-
gerissen haben. Die durchaus in der Hauptanlage mit der Richtung der beglei-
tenden Bäche harmonirende Längsrichtung dieser Hügelzüge wird nur bald mehr,
bald weniger modifieirt durch die von ihnen selbst wieder sich verästelnden
Nebenrücken dritter und vierter Ordnung.
Nach allem diesem ist es natürlich, dass die Unregelmässigkeit der nord-
westlichen Grenzlinien dieses Gebietes mit dem Meere abhängig ist von den
geographischen Erscheinungen, welche von der nordwestlichen Gebietsabdachung
abhängig sind. Mit anderen Worten, die drei grossen Buchten der Rada di Pirano
mit Porto Rose, die Bucht des Valle di Stagnon und Valle in Campi bei Capo
d’Istria und das Valle di Muggia greifen in der Richtung der Thalgebiete der
bedeutendsten Bäche mit) südöstlichem bis nordwestlichem Laufe ein und die die
Buchten begrenzenden Vorgebirge und in’s Meer vorspringenden Punkte sind die
direeten Fortsetzungen der die Bäche begleitenden Nebenrücken.
Diese Richtung aber und die Zahl der Bäche ist in überwiegendem Mass
schon in den gegen NW. in das Sandsteingebirge vorgreifenden, auseinander ge-
spreizten Kalkfelsstufen der Tschitscherei angedeutet, welche unter dem Sand-
steinboden fortsetzen.
In diesem ganzen Hügelgebiete, dessen geographische Anordnung wir in
seinen Grundzügen erörtert haben, bleibt der landschaftliche Charakter fast durch-
aus der gleiche. Er wird eben nur an den Grenzen modifieirt.
An der NW.-Grenze ist es dasMeer, an der SW.- und NO.-Seite sind es die
kalkigen Randgebirge, die in der oben ausgeführten Weise den physiognomischen
[63] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 73
Charakter der Landschaft beeinflussen. Ein Wechsel von wohl bebauten breiteren
Hügelrücken, terrassenförmig ausgearbeiteten oder durch die Natur schon stufen-
föormig angelegten Thal- und Grabengehängen oder erweiterten Thalbetten mit
öden, grauen, ausgebrannten Berggehängen wiederholt sich fast mit jeder Stunde
Weges, die man in dem zwischen inneliegenden Terrain zurücklegt.
In dem Gebiete zwischen dem Felsenthor des Quieto bei Pinguente und der
Strassenhöhe am Monte maggiore ist die scharfe Trennung der beiden Sandstein-
gebiete, welche bis dahin durch den Bujaner Karstrücken gegeben war, auf-
gehoben.
Dennoch deutet auch hier ein unter dem Sandsteingebiet wieder hervor-
tretendes Kalkgebirge , welches den grösseren Theil der bez&ichneten Strecke
einnimmt, die Fortsetzung jenes Diagonalrückens an.
Nur zwischen dem Felsenthor und dem Orte Grotta im Fiumera-Thal ist das
Sandsteinmaterial der beiden Gebiete ganz nahe aneinander gerückt und nur
dureh den Quietofluss und sein Bett getrennt. Schon vor Grotta kammen die
Nummulitenkalke im Thale wieder zum Vorschein und bald auch die tieferen
Eocenkalke und endlich auch die Kreidekalke der oberen Rudistenzone. Letztere
bilden zwischen Grotta und Cottle das steil und hoch aufsteigende östliche Ufer
des Torrente Fiumera.
Fast rings um diesen isolirt emportauchenden Kreidestock legen sich die
Eocenkalke an und bilden, indem sie bei Cottle die Bachufer verlassen, allein die
Fortsetzung des trennenden Kalkgebirges, welches sich ununterbrochen bis Go-
regnavas fortzieht und sich derartig erweitert, dass es den grössten Theil der
äussersten Südostspitze des Triester Muldenbodens bildet. Es ist dies das schrattige
Kalkgebirge des Monte Gradez, welches zugleich auch eine nähere Verbindung
der Tschitscher Terrassenlandschaft mit diesen grossen Sandsteingebirgen ver-
mittelt, indem es gewissermassen wie eine unterste in diese Gebiete hineinragende
Kalkstufe jener terrassenförmigen Kalklandschaft erscheint.
Darum hat auch der zwischen dem Gradezgebirge und der steilen südwest-
lichen Gebirgskante der Tschitscherei sich hinziehende Mergel-Sandsteinzug,
weleher von dem Monte Maggiore-Sattel her über Dolegnavas und Lupoglavo bis
Rozzo zu verfolgen ist, und dort mit der Hauptsandsteinmasse des Gebietes
zusammenhängt, schon ganz den Charakter der schmalen Längsthäler der Tschit-
scherei, obwohl er wegen der directen Verbindung zugleich auch als der
äusserste verschmälerte Südost-Ausläufer des Triester Dreieckgebietes betrachtet
werden kann.
b) Des Muldenflügels von Pisino.
Nachdem das zwischen dem Strassensattel des Monte maggiore und dem
Felsenthor des Quietothales bei Pinguente gelegene Stück des nördlichen
Randgebirges, welches den beiden Muldengebieten gewissermassen gemein-
sam ist, noch im Anschluss an das vorige Gebiet so eben behandelt wurde, erübrigt
es, zunächst die Verhältnisse der Fortsetzung dieses Muldenrandes, welche
durch die Südseite des bis zum Meere verlaufenden Bujaner Karstrückens gebildet
wird, zu erörtern.
Das kleine südliche vom Quieto abgeschnittene Gebirgsplateau von Sovignaco
mit 600— 700 Fuss Höhe bildet den untersten Theil dieser Grenze. Die Kalk-
schichten fallen in diesem Theile des Randgebirges noch ziemlich flach und das
Material des inneren Gebietes greift in der Art über denselben hinauf, dass der
zu der Höhe von 906 Fuss sich erhebende Sandsteinrücken mit dem Orte Sovignaco
jene fast völlig verdeckt.
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 186%. I. Heft, 10
74 Dr. Guido Stache. [64]
Nur zu beiden Seiten des zwischen diesem abgesonderten Gebirgsstock
und dem Hauptrücken des Bujaner Karstes herausbreehenden Quietoflusses treten
die hellen Kreidekalke der oberen Rudistenzone in grotesken Felspartien hervor
und beherrschen den Charakter der Landschaft. Auf ihren oft zu abenteuer-
lichen Felsformen zerklüfteten Bänken, ruhen in regelmässigen Bänken die
Schiehten der Eocenkalke. Jedoch nur auf die kurze Strecke zwischen Sirotichi
bei Sovignaco und Gradigne westlich von dem unter dem äussersten überhän-
venden Eckfelsen des Quietoausgaugs liegenden Schwefelbade la Grotta di
S. Stefano treten die südgekehrten Wände dieses Randgebirges über das vorlie-
gende Sandsteingebiet hervor. Gegen Portole zu steigen die dicht am Kalkrande
hinziehenden Sandsteinhügel zu solchen Höhen an, dass sie die steilen durch
einen tiefen, zwischen eingerissenen kluftartigen Längsgraben davon getrennten
Kalkgehänge des Randgebirges verdecken. Dieses Verhältniss herrscht bis über
Buje hinaus vor. Nur stellenweise sieht man die weisse Kalkmauer des Bujaner
Karstes auf dieser Strecke zwischen oder über den graugelben Sandsteinhügeln
und den dieselben bedeekenden Weingarten durcehglänzen. Die eocenen Kalk-
schichten des Randgebirges selbst aber fehlen hier entweder ganz oder kommen
nur ganz in der Tiefe des trennenden Längsgrabens zwischen den Kreidekalken
und den eonglomeratischen Schichten des Sandsteingebietes zum Vorschein, und
nehmen somit gar keinen Antheil an der Gestaltung der landschaftlichen Ver-
hältnisse.
Erst nordwestlich von Buje tritt das eocene Randgebirge wieder deutlich
unter dem Conglomerat und Sandsteinmaterial des äussersten NW.-Winkels des
inneren Gebietes hervor. Es zieht sich hier an die sanften gegen SW. ver-
flächenden Gehänge des Bujaner Karstes anlehnend am Torrento Patocco hin
und dessen Bett bildend gegen Petrovia und schliesst hier, indem es sich mit
dem eocenen Kalkgebirge des längeren Südwestrandes vereinigt, das Innergebiet
der Mulde von Pisino ab. Von Petrovia streicht es weiterhin dem Karstrücken
entlang gegen das Meer, und trennt auf diese Weise vollständig die höhere Wel-
lenstufe des Bujaner Karstes von dem niedrigeren und in flacheren Wellen
gegen das Meer sich senkenden grossen südwestlichen Istrianer Kreidelande.
Die eocenen Randgebirgsschichten des äussersten Nordgipfels des Pisinenser
Muldengebietes liegen also in der flach ausgezogenen äussersten Einsenkung zwi-
schen jenen beiden Kreidekarstgebieten. Sie stimmen hier sowohl dureh ihre
sanft wellige Lagerungsform, als auch durch ihre selır ähnliche petrographische
Beschaffenheit, mit dem karstartigen Charakter der seitlichen Gebiete derart
überein, dass sie landschaftlich nicht hervortreten, sondern nur bei genauer
Untersuchung zu unterscheiden sind.
Der südwestliche Muldenrand, welcher vom Meere bis zum Lago
di Cepich reicht, zeigt eine grössere Mannigfaltigkeit der geographischen
Formenverhältnisse und ein ausgedehnteres Auftreten der eocenkalkigen Grenz-
schichten. Wegen der flacheren Lagerungsverhältnisse zeigt das eocene Rand-
gebirge hier jedoch fast nirgends die charakteristischen Bergformen, welche am
Südwest- und Nordrand des Recca-Gebietes und im Bereich der Tschitscher
Terrassenlandschaft in so hervorstehender Weise die Physiognomik der Gegend
beherrschen. Es nimmt jedoch wenigstens zu beiden Seiten des Quietothales in
der nordwestlichen Partie des Gebietes grössere Flächen ein und in dem
weitausgedehnten eocenen Kalkgebiete der Gegend um Verteneglio erinnern
die höheren Hügel wohl zuweilen an die Bergformen jener charakteristischen
Nummulitenkalk-Landschaften. In der Breite von drei Stunden tritt die Fort-
setzung dieser Schichten zu beiden Seiten des Quieto zwischen den Sandstein-
[651 Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien, 75
und Mergelchichten des Innern und den bis zur Mündung des Chervas- und
des Portolebaches in den Quieto zu beiden Seiten noch als Uferwände heryor-
tretenden weissen Kreidekalken, als ein die so mannigfaltig aus- und einsprin-
genden Kalkwände ununterbrochen bedeckender oberer randlicher Gebirgssaum
zu Tage.
Auf dem linken Quieto-Ufer verschmälert sich das eocene Kalkgebirge,
welches zwischen Montona, Legovich und Caroiba noch eine bedeutende Aus-
dehnung hatte, beträchtlich. Auf der Strasse zwischen Caroiba und Terviso greift
es mehrfach gegen SW. in kleinen Zipfeln über das sanft ansteigende Kreidege-
birge der südwestlichen Halbinsel hinauf. Nirgends jedoch hat es auf dieser ganzen
Strecke einen bemerkbaren Einfluss auf die Gestaltung und das Aussehen
der Gegend. Nur das breite, karstartige, mit rother Erde fleckweise bedeckte, sanft
gewölbte niedrige Kreideland des Südens und die dieht von seiner Grenze
hoch ansteigenden grauen Sandsteinhügel der oberen Eocengruppe, bestimmen den
Charakter der Landschaft. Noch mehr in Hintergrund tritt das eocene Randgebirge
zwischen Terviso und Pisino, wo es nur in sehr schmalem Streifen längs der gra-
benartigen Grenzlinie zwischen dem Sandsteine und dem Kreidegebiete zu Tage tritt.
Von Pisino zieht es sich wieder mehr gegen die Höhe des Kreidegebirges
hinauf und begleitet dann ununterbroehen von Ragoviehi an, über Kuhari, Baxi,
Toueich, Madalensich, Lanza, Benich, als eine tiefer gelegene schmale Grenzzone,
die hoch ansteigenden Conglomerate und Mergelschichten der inneren Mulde bis
zum Arsathale. Hier tritt es auf der Höhe des rechten Arsa-Ufers in ziemlicher
Breitenausdehnung unter dem Sandsteingebirge hervor und begleitet dasselbe
von Belusieh bis Orsanich am Zabodbach. Auch auf dieser ganzen Strecke
erlangen die Schiehten der randlichen Eocenkalke nirgends bedeutenden Ein-
fluss auf die Formenverhältnisse der Gegend. Sie treten zurück gegen die vor-
liegenden hohen Sandsteinrücken des Innern und das weitausgedehnte plateau-
artige Kreideland im Rücken.
Das Stick des SW.-Randes zwischen dem Durchbruche des Arsathales und
der an Tiefe zunehmenden Kluft, welche sieh vom Cepichsee über Vosilla in den
langgezogenen Porto di Fianona verlängert, gehört zu gleicher Zeit auch als
Nordrand dem südlichsten eocenen Hauptgebiete der istrischen Halbinsel an,
welehes wir zu behandeln haben, der Alboneser Landschaft. Im Süden des Lago
di Cepieh vereinigt sich das Randgebirge der südwestlichen Längsseite des Drei-
eekgebietes mit dem Randgebirge der kurzen Ostseite und man kann den eocenen
Kalkberg Monte Versag am steilen Nordgehänge der Porto di Fianona als SO.-
Spitz auffassen gegenüber dem NW.-Spitz der Laterna von Salvore.
Auf der kurzen Strecke zwischen dem Arsathal und dem Cepichsee senkt
sich der niedrige aber felsige, theils kahle, theils mit diehtem Gestrüpp über-
wachsene Kalkrand unter eine weite theils morastige, theils eanalisirte und mit
Maisfeldern und Weingärten bedeckte Ebene, welche einst Seeboden war. Der
Rand wird zum grösseren Theil aus Felsen des hervorbrechenden Kreidegebirges
gebildet, ober welchem unmittelbar die Schiehten des eocenen Randgebirges
liegen, die sich gegen $. zu dem grossen Kalkgebiet des Albonenser Karstes
ausdehnen.
Aber auch nördlich gegen die Alluvialebene von Tupliaco zu stossen am
unteren Rande des Kreidestriches noch die tieferen Schichten des eocenen
Randgebirges hervor. Ganz augenscheinlich ist es demnach , dass die ziemlich
sanft nördlich verflächenden Schichten der Eocenkalke wenigstens auf eine gute
Strecke hin noch die direete Unterlage dieses Alluvialbodens bilden.
10 *
JI
e7)
Dr. Guido Stache. [66]
Der unmittelbare Südrand des Lago di Cepich selbst wird nur vom eocenen
Randgebirge umfasst.
In diesem ist auch die Spalte eingesenkt, welche den östlichen Rand des
Gebietes abgrenzt, und welche für den Wasserstand des Sees als Regulator dient.
Die Eocenkalke nehmen schon hier dicht an den Ufern des Sees den Charakter
eines niedrigen, aber nichts destoweniger steilen und wilden Karstlandes an, zu
dem sie sich in dem südlich gelegenen Plateau ausbreiten.
An dem langen Südwestrande der Mulde von Pisino knüpfen sich von selbst
Vergleichungen mit dem Bau der entsprechenden Ränder des Triester und des
hecca-Gebietes.
Die Analogien wie die Abweichungen fallen dem , der aus der geologischen
Karte zu lesen versteht, sogleich in die Augen.
Es wiederholt sich nämlich hier die Erscheinung, dass eine Reihe von aus
dem innern Gebiet gegen den Südwestrand strömenden Wässern in denselben
einbrechen hier in noch grossartigererem Massstabe als dort. Es sind hier nämlich
nicht nur kleinere Bäche, sondern die bedeutendsten Bäche und Flüsse des ganzen
Gebietes sind es, welche hier ein ganz ähnliches Verhalten zeigen.
Aber nur verhältnissmässig eine geringe Anzahl dieser Wasser brechen
in kesselförmigen oder schluchtartigen, sackförmig abgeschlossenen Einsenkungen
des Randgebirges ein und verschwinden in den Sauglöchern und Klüften seines
Kalkbodens wie mehrere kleine Bäche zwischen Caroiba und Terviso, unter
welchen der von Caschierga kommende Marganizabach der bedeutendste ist und
vor allen der berühmte Foibabach mit dem grossartigen Saugloch des engen
schluchtartigen Kessels unter Pisino.
Die meisten und bedeutendsten Wasser des Gebietes brechen nicht nur in
das eocene Randgebirge ein, sondern durchqueren das ganze diesseits liegende
Kreidegebirge bis zum Meere.
Sie fliesssen in langen, offenen Querspalten durch das breite, wellige Karst-
land des südlichen Istriens, in aus dem Material des Innergebietes selbst auf-
geschütteten Betten.
Diese Art der Ausbildung haben besonders der Quietofluss im NW. und der
Arsafluss im SO. des Gebiets. Etwas abweichend davon sind wiederum der
nördlichste, der südlichste und der in der Mitte zwischen beiden in das Kalk-
gebirge eindringende Bach.
Der nördliehste der Torrente Patocco, der ganz in der Nähe des Endes der
äussersten NW.-Spitze des Eocengebietes im Hafen von Umago ausmündet, durch-
bricht natürlich auch nur noch auf kurze Strecke das Kreidegebirge und hat
einen längeren Mittellauf in einer nicht sehr tiefen Kluft des eocenen Kalkgebirges.
Der mittlere, der Torrente Draga zeigt die merkwürdigste Abweichung, Sein
Lauf und Aufnahmsgebiet im Innergebiete ist zu kurz und klein, als dass er sich
in der ganzen langen Kluft, welche zwischen Orsera und Rovigno in dem Canale
di Lemme an’s Meer ausgeht, einen undurchlassenden Boden von aufgelöstem
Sandstein- und Mergelmaterial hätte aufschütten und so die Spalten- und Quer-
klüfte des Bodens der Hauptspalte hätte verstopfen können.
Der Bach, welcher auf dem seiner Einbruchsstelle in's Kreidegebirge zunächst
liegenden Wegsstück innerhalb der Spalte nach den Einzeichnungen der General-
stabskarte zeitweise sechs Mühlen getrieben haben muss, verschwindet nördlich
von Autiquana, kommt aber südlich wieder zum Vorschein und verschwindet
in der Nähe von Kreuzerbregh wieder, um nicht mehr über Tags zu treten.
[67] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 17
Der südlichste der drei in Rede stehenden Bäche ist der Torrente Bogli-
unsiza. Dieser ergiesst sich in einen grossen, zwischen dem südwestlichen und
östlichen Kalkrand eingesenkten Kessel und bildet den Cepichsee. Von diesem
aus weiter zieht sich jedoch eine Kluft durch das eocene Randgebirge, welche
später auch in das hohe östlich vorliegende Kreidegebirge bis unter das Meeres-
niveau einschneidet und so das Valle di Fianona bildet. Der dem See zunächst-
liegende Theil dieser Kluft liegt jedoch höher, als der jetzige normale Stand des
Wasserspiegels des See’s ist.
Der östliche Rand des Gebietes zwischen demValle di Fianona und dem
Strassensattel am Monte maggiore ist verhältnissmässig einförmig.
Derselbe wird gebildet durch die steile Westfront des höchsten Berges im
Lande, des 4410 Fuss hohen Monte maggiore und seiner südlichen Fortsetzung,
die noch auf dem Sissol, dem Höhepunkt des scharfen Kammes, der mit dem Monte
Versag nach W., S. und ©. steil abstürzt bis zum Meeresniveau, 2851 Fuss
misst.
Längs dieser Front, aber nur im S. des Sissol die Höhe der Kammschneide
erreichend, zieht in steilen nackten Wänden das eocene Randgebirge hin.
Gegen N. von Cepichsee beginnen die fast völlig senkrechten Wände der
Eocenkalke sich ein wenig gegen W. zu neigen und das Randgebirge baucht
zu gleicher Zeit auf der Strecke zwischen Villanova und Vragna , dem sich in
dieser Richtung mehr und mehr ausdehnenden aber steil gewölbten Westgehänge
des Moute maggiore folgend, gegen W. aus.
Auf der Strecke zwischen Yalle di Fianona und Villanova verdeckt ein nicht
unbedeutender Strich von Schichten der oberen Gruppe die Nummulitenkalk-
wände stellenweise bis nahe hinauf zum höchsten Grad, so dass stellenweise nur
die höchsten Steilwände und der frei gewaschene Fuss des Randgebirges zum
Vorschein kommt.
So hoch hinauf steigt das wüst verbrochene, über einander gestürzte und
starke Abschüttungen bildende Material der oberen Gruppe nur bis in die Gegend
des Cepichsee's.
Von Mallacrasca an hält es sich schon fast ganz am Fusse der Kalkwand und
sitzt nur in kleineren Partien auch noch höher oben auf. Von Carlovich an lässt
es bis über Susgnevizza hinaus selbst am untersten Grenzrand mit der weiten
Ebene des Bogliunsizabaches mehrfach und selbst auf grössere Strecken gänzlich
aus. Erst zwischen Maurovichi und Pikulich greift es noch einmal etwas bedeuten-
der an der hier stark gewölbten Kalkwand hinauf.
Die ganze Kalkwand zwischen Susgnevizza und Vragna hat einen durchaus
wilden und steilen Karsteharakter, dessen Wildheit noch vermehrt wird durch eine
Reihe tief in dasselbe eingerissener Schluchten, welche dem Bogliunsizzabach zu-
gehen. Die nördlichsten dieser Schluchten gehen schon von der Grenze mit dem
äussersten SO.-Zipfel des Tschitscherbodens aus und vereinigen sich mitten im
eocenen Kalkgebirge zu der tiefen grösseren Kalkschlucht, aus welcher der Bach
in das Sandsteingebiet tritt.
Das Innergebiet der Mulde von Pisino Nu bei Weitem mehr Man-
nigfaltigkeit und Abwechslung in der Gestaltung der geographischen Formen und
der Landschaft als das seiner Schwestermulde, obgleich ihm die nahe Berührung
mit dem Meere abgeht. Dies hängt zum grössten Theil zusammen mit der beson-
deren Art seiner Abdachungsverhältnisse, zum Theil mit der Beschaffenheit
seiner kalkigen Unterlage und zum Theil endlich auch von der Verschiedenheit
der umgebenden Kalkgebirge.
78 Dr. Guido Stache. [68]
Die Verhältnisse der Abdachung des Gebietes sind vorzugsweise maassgebend
für die Hauptgestaltung seines Wassernetzes, für die Richtung seiner Haupt-
wasserläufe insbesondere. Während sich in der Richtung der Wasserläufe der
Mulde von Triest nur zwei Abdachungsrichtungen erkennen liessen , sind hier
drei ganz deutlich nachweisbar, eine westliche bis nordwestliche, eine südwestliche
und eine südöstliche. Die südwestliche ist die Hauptgebirgsabdachung des
alpinen Systems, zu dem das Küstenland gehört.
Ihr folgen alle direct und in mehr oder minder senkrechter Richtung auf
den mittleren Theil des Südwestrandes zuströmenden Bäche, also insbesondere
der Marganizabach, der Dragabach und der Foibabach. Der Quietofluss selbst
nimmt, indem er dem Innengebiete angehört, d. i. im Valle die Montona eine
mittlere Stellung ein; gleichsam die Diagonale zwischen beiden Abdachungs-
richtungen,
Sein Hauptzufluss aus dem Innergebiet der Torrente Bottonega hat schon
ganz und gar die Nordwestriehtung, welche wir bei Behandlung der Triester
Mulde bereits kennen lernten und als die Richtung der specielleren Landesab-
dachung bezeichneten. Dieser Richtung entspricht vollkommen der nördlichste
grössere Bach des Gebietes der Torrente Patocco.
Einen südöstlichen Lauf endlich zeigen zunächst die Hauptquellflüsse des
Arsaflusses, der Zabodbach und der Velky Potok, der Posertskybach, welcher sich
in den Sümpfen der Ebene von Tupliaco verliert, und der Torrente Bogliunsiza,
welcher den Lago di Cepich bildet und sammt diesem für den gewöhnlichen
Wasserstand, wohl unterirdische Abflüsse nach dem Meere haben mag.
Die landschaftlichen Verhältnisse dieses Gebietes sind im Vergleich zu den
Verhältnissen, welche die Mulde von Triest in ihrem Innern zeigt, im Allgemeinen
übereinstimmend und gleichbleibend. Sie ändern sich nur dort, wodurch breitere
Ebenen wie die, welche der Quieto, der Bogliunsizabach, der Foibabach und die
Arsa bildet, breitere Flächen gewonnen sind für Feldeultur, und dort wo in den
Thälern die unteren Wände durch die zum Vorschein kommenden Kalkschichten
einen wilderen, felsigen Charakter annehmen, wie im Thal vom Mofferini, von
Visinada, von Martiantschak und Gherdosella.
Den grössten Contrast in landschaftlicher Beziehung zeigt wohl der süd-
östlichste Theil des Gebietes, wo sich die steilen, kahlen Kalkwände des 4400
Fuss hohen Monte maggiore über die tiefe Einsenkung des Lago di Cepich
erheben.
B. Geologische Verhältnisse.
a) Stratigraphie.
Bei der Betrachtung dieser Verhältnisse müssen wir uns in der gleichen
Weise wie im Reeca-Gebiete vorzugsweise an die Ränder der Mulde halten, da
gewöhnlich nur hier die ganze Reihenfolge der Schichten zu Tage tritt und die
Verbreitung der einzelnen Glieder sich nur entlang den Rändern veriolgen lässt.
Unter den Randgebieten des Triester Muldenflügels sind von speciellerem Inter-
esse besonders der südwestliche Rand zwischen Punta di Salvore und dem Fel-
senthor des Quietothales bei Pinguente und die kleine Partie von Torrente
Fiumera zwischen Praszna und Cottle. Nur wenige günstige Punkte für die
Beurtheilung der charakteristischen Ausbildung einzelner Schichten bieten im
Ganzen der nordöstliche Rand zwischen Monte Babizza und Borst und die Grenz-
wände gegen das Tschitscher Terrassengebirge.
[69] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 79
Im Muldenflügel von Pisino bat der südwestliche Rand ein höheres Interesse
durch die reichere Vertretung von Petrefactenfundorten; jedoch auch der nörd-
liche und östlicheRand zeigen wenigstens stellenweise jede der Hauptschichten in
deutlicher Ausbildung.
Überdies tritt hier an einem Punkte inmitten des Sandsteingebietes die
ganze Schichtenreihe in deutlicher Ausbildung zu Tage.
Wenn auch stellenweise einzelne Schichtenglieder undeutlich ausgebildet
sind oder gänzlich auslassen, so ist doch an jedem der genannten Ränder an
mehreren Punkten die normale Schichtenreihe der Eocenperiode, wie wir sie
bisher im Reeca-Gebiet am vollständigsten kennen lernten, jedoch auch im Spal-
tengebiet von Buceari und im Tschitscher Boden nachweisen konnten, deutlich
vertreten, ja an vielen, in Bezug auf manche Schicht, in noch bei weitem reicherer
und charakteristischer Ausbildung als an irgend einem der früher bekannt
gegebenen Orte.
Als normale Schichtenfolge müssen wir daher auch für dieses Terrain die
gleiche wie in den früheren Gebieten voranstellen.
Unterschiede ergeben sich erst in der Art und Weise der specielleren Aus-
bildung der einzelnen Glieder.
Wir haben demnach auch hier:
a) in der Gruppe der Kalksteine
1. Cosina-Schichten ;
2. Milioliden-oder Foraminiferenkalke;
3. Borelis- oder Alveolinenkalke ;
4. Nummulitenkalke;
b) in der sandigmergeligen Gruppe:
5. Petrefaetenreiche Mergel und Conglomerate ;
6. Petrefactenarme Sandsteine und Mergel;
also in jeder der beiden Gruppen wieder eine untere und eine obere Abtheilung
zu unterscheiden.
&. Untere Schichtengruppe oder Gruppe des Randgebirges.
Die Verbreitung der Gruppe im Ganzen zu erörteren, wäre überflüssig, da
dieselbe der Hauptsache nach mit der im geographischen Theile gegebenen Ver-
breitung der Muldenränder zusammenfällt, Einzelne etwa noch nicht erwähnte,
aus dem mittleren Theile der Mulde emportauchende Felspartien der Eocenkalke
“ aber werden aın geeignetsten erst bei Gelegenheit der folgenden Erörterung der
speciellen Glieder der Gruppe berücksichtigt werden.
1. Cosinaschichten.
Im Muldenflügel von Triest sind Repräsentanten der tiefsten Abthei-
lung der Kalkgruppe in mehreren langgezogenen schmalen, mehr oder minder
weit von einander getrennten Strichen an jedem der beiden Längsränder
vertreten.
Nirgends jedoch tauchen sie an dem vielbuchtigen, nordwestlichen Grenz-
rande mit dem Meere über das Meeresniveau, noch auch kommen sie in einem
der tief eingeschnittenen Thäler des mittleren Sandsteingebietes aus dem Material
der oberen Gruppe zu Tage.
Am nordöstlichen Rande begleiten sie zunächst die ganze südwest-
liche Längsfront des Triestiner Karstes fast vollständig aus der Gegend des
Babizzaberges bis in die Gegend zwischenRizmane und Bassoviza, wo sie aus der
80 \ Dr. Guido Stache. [70]
südöstlichen in die östliche und endlich nordöstliche Streichungsrichtung über-
gehen und so gegen Congnale zu die nördliche Umrandung des geologisch zum
Tschitscher Gebirgskörper gehörigen breiten Nummulitenkalk-Terrains bilden,
welches wir im vorigen Capitel behandelten.
Sie scheinen nur auf eine nielıt unbedeutende Strecke zwischen St. Primus
bis über Proseceo und Contovello hinaıs gegen Opchina gänzlich auszulassen, in
der ganzen übrigen Erstreekung aber ein eonstantes Zwischenglied zwischen
den Kreidekalken und den Nummulitenkilken zu bilden. In dem Strieh am Ba-
bizzaberg sind sie wenig mächtig. In der Fortsetzung desselben über Obchina
gegen Rizmanne erlangen sie wohl eine Mächtigkeit von 50-100 Klafter.
Es sind durchweg jedoch nur die oberen über der kohlenführenden Abthei-
lung der Cosina-Schichten folgenden festen Kalkbänke, welche hier vertreten
sind. Dieselben haben eine ganz ähnliche Ausbildungsweise wie am SW.-Rande
des Recca-Gebietes.
Es sind wie dort vorherrschend rauchgraue oder gelblichgraue bis bräun-
liche Kalke von etwas kieseliger Beschaffenheit und scharfkantigem, unregel-
mässig schaligem bis splittrigem Bruch. Neben den diekeren, 1—2 Fuss mächtigen
Bänken kommen dünner geschichtete Kalkschiefer vor. Die Kalke sind nicht arm
an organischen Resten; jedoch treten dieselben meist nur in dunkleren wenig aus-
gewitterten Durchschnitten hervor. Die Durchschnitte gehören vorzugsweise
einer starkgerippten und quergestreiften Melania und einer Chara an, wohl ganz
denselben Arten, die auch im Recea-Gebiet in diesem Horizont auftreten.
Gut erhaltene ausgewitterte und ausdem Gestein heraus lösbare Exemplare
wurden hier weniger leicht gefunden. Die deutlichsten Stücke wurden noch auf
dem Durchschnitte von Triest nach Opchina am ©.- und NO.-Gehänge des Obchina-
berges nächst der Strasse angetroffen.
Auch auf dem Eisenbahn-Durchschnitte südlich von Nabresina wurden die
Schichten mit Melanien- und Charen-Durchsehnitten deutlich beobachtet.
Längs des ganzen Steilrandes, welchen die Tschitscher Terrassenlandschaft
der Triester Mulde zukehrt, treten diese Schichten deutlich nur an zwei Punkten
zu Tage, nämlich unter dem Monte Jaschmovizza bei Czernizza und weiterhin
an der steilen Wand ober Pinguente zwischen Carboeieh und Ober-Nugla. An
beiden Punkten liegen die dunklen, bräunlichen, stark bituminösen Kalke mit
sparsamen Durchschnitten von Melanien anscheinend zwischen den Mergel-
und Sandsteinschichten der Triester Mulde und der Nummulitenkalkreihe der
Tschitscherei.
Am südwestlichen Rande erscheinen die Cosina-Schichten in weit
mächtigerer und charakteristischerer Weise durch das Hinzutreten der tieferen
kohlenführenden Schichten wenigstens im südöstlichen Theile desselben ausge-
bildet. Es liegen aus der Gegend des Randgebirges am MonteKuk Stücke mit der
grossen, besonders in den kohligen Zwischenmitteln , spurenweise auch in den
Kohlen selbst auftretenden grossen Melania von Cosina (Melania Cosinensis
n. sp.) vor. Überdies ist aber auch das durch die früheren Versuchbaue schon
länger bekannte Vorkommen von Kohlen selbst schon hinreichend für den Nach-
weis des tieferen Complexes. Bemerkenswertli ist der Umstand, dass mitten
in den kohligen Schichten Partien vorkommen, in welchen sich grosse Mengen
von Alveolinen eingeschwemmt finden. Dies spricht dafür, dass die Bildung dieser
Schichten in grosser Nähe von der einstigen Küste vor sich ging.
In bedeutender Entwickelung sind hier jedoch auch die höheren Kalkschichten
mit der kleineren gerippten Melanienform und den Charendurchsehnitten ver-
treten. Dieselben erlangen eine noch grössere Verbreitung, denn sie begleiten
[71] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien, 81
die ganze Ostseite des Kreiderückens des Kuk ohne Unterbrechung. Sicher
nachweisbar sind diese Schichten weiter gegen N. und W. vom Felsenthor bei
Pinguente an längs dem Nordufer des Quietothales und dem Ostufer des Brazzana-
thales auf der Höhe der diese Thäler unmittelbar begrenzenden Kreidekalke.
Hier scheinen jedoch vorherrschend nur die oberen rauchgrauen Kalke, nicht
aber auch die kohlenführenden Schichten vertreten zu sein. Wenigstens wurden
an beiden Punkten, wo ich den Steilrand dieser Schichten durchschnitt, nur die
rauchgrauen Kalke mit den kleineren Melanienformen und den Charenresten
angetroffen.
Gegenüber von Mlum, ober dem Brazzanathal setzen diese Schichten im
Graben hinter Petra pelosa fort, und zwar theilen sie sich von hier ab in einen
gegen WNW. über Gabrignaza und Sdregna bis Sauletty fortsetzenden Strich,
weleher nur aus den Kalken und Kalkschiefern der oberen Abtheilung besteht
und in einen gegen S. abzweigenden und auf der Höhe der Kreidekalke des
westlichen Brazzana-Ufers haltenden mächtigeren Zug, in dem an einzelnen
Punkten auch die kohlenführende untere Abtheilung der Cosina-Schichten ganz
deutlich entwickelt ist. Dieser Strich vermittelt jedoch schon die Verbindung mit
den Cosina-Schichten der Mulde von Pisino, in der die kohlenführende Abthei-
lung häufiger und in interessanterer Ausbildung auftritt.
Auch im weiteren Verlauf des südlichen Randgebirges der Mulde von Triest
sowohl im eocenen Kalkzug von Sterna als in dem langen schmalen Eocenstreifen
zwischen Castelvenere und der Punta di Salvore sind es nur die oberen Kalk-
schiehten mit ihren kleinen Süsswassergasteropo den und Charen, welche die
ganze Abtheilung vertreten. Der letzgenannte Zug ist nur desshalb bemerkens-
werth, weil er stellenweise, und zwar insbesondere auf der Strecke von Seudulino
nach den Salinen von Sieiole Kalkschichten zeigt, welche ausser den gewöhn-
licheren Resten auch grössere Formen von Gasteropoden , besonders der Ge-
schlechter Paludina, Melania, Cerithium und Natica oder Ampullaria in
Auswitterungen enthalten.
Einige dieser Formen, so wie das Auftreten von Foraminiferen in diesen
Kalken deutet auf eine Mischung der Süsswasser-Fauna mit einer brakischen
Fauna hin.
Im ganzen Innergebiete von Triest wurden bisher nirgends Auf-
brüche beobachtet, welche bis auf diese tiefste Schichtengruppe der Eocenzeit
reichen.
Im Gebiete der Mulde von Pisino sind zwar gleichfalls die oberen
« Kalke und Kalkschiefer in Bezug auf Verbreitung die vorherrschenden Reprä-
sentanten der Cosina-Schichten, aber die untere kohlenführende Abtheilung der-
selben tritt doch schon häufiger und zum Theil mit interessanten Besonderheiten
ihrer paläontologischen Ausbildung auf.
Am nördlichen Rande zwischen dem Leuchtthurme von Salvore und
der Kreidegebirgsinsel des Kukberges sind es vorzugsweise nur die Randgebirgs-
partien am Brazzanabach und am Quieto, wo die untere Gruppe durch das Vor-
kommen von Kohlenausbissen nachgewiesen ist. Dieselben beschränken sich hier
auf die Gegend zwischen S. Stefano und Petra pelosa, wo in einzelnen vom Karst
abwärtsgegen den Quieto und den Brazzanabach eingerissenen, steilen Gräben zwi-
schen den unmittelbar auf den Kreidekalken liegenden, bituminösen, rauchgrauen
bis schwärzlichen Kalkbänken, Kohlenspuren oder zum Theil auch einige Zoll
breite, aber nicht lange anhaltende Kohlenlagen zu beobachten sind und auf
einen Graben unmittelbar bei Rebar östlich von der alten Alaunfabrik im Quieto-
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. T. Heft. 11
82 Dr. Guido Stache. [72]
ui
thal. Hier sind auch überall die höheren an Charen und kleineren Süsswasser-
schnecken reichen Kalke in charakteristischer Ausbildung entwickelt.
In dem kleinen Randgebirgsstrich im Graben von Portole sowie am südlichsten
Theil der Westseite des Kreidekalkrückens des Monte Kuk sind nur die
letzteren Schichten vertreten, und zwar bei Portole vorherrschend als dünn-
schieferige Kalke.
In den Kalken des Randgebirgsstriches zwischen dem Monte Searlania
bei Buje und dem Meere, welche hier als Repräsentanten der Cosina - Schichten
angenommen wurden, ‚sind die leitenden Charen und Melanienreste selbst
in Durchschnitten selten aber doch immerhin noch an den meisten Punkten
nachweisbar.
Am Ostrande der Mulde emtlang dem hohen, dieselbe vom Quarnero tren-
nenden Kreidekalkrücken des Monte maggiore kommen die Cosina-Schichten , so
weit die gemachten Erfahrungen reichen , als dunkle bituminöse Kalke vorzugs-
weise nur in der Tiefe der Schluchten dem des Monte maggiore entspringenden
Bogliunsizabaches und seiner Nebenbäche zum Vorschein. Nach Aussage
eines Kohlenarbeiters in der Grube von Carpano sollen auch hier Kohlenausbisse
verkommen, die ich jedoch nicht zu Gesicht bekam. Uebrigens ist es nach allen
übrigen Verhältnissen, unter denen die Schichten hier erscheinen, nicht unwahr-
scheinlich. Weiterhin , wie z. B. auf dem Durchschnitte von Susgnevizza nach
Mala Utzka fehlen dieselben und es liegen sowohl unten bei Susgnevizza
als auf der Höhe bei Mala Utzka die Nummulitenkalke unmittelbar auf den
Kreidekalken. Erst wieder auf dem Durchschnitte zwischen Moschienizze und
dem Lago di Cepich trifft man dicht unter der Schneide des Sissolkammes eine
schmale Zone von durch Melanien und Charen charakterisirte Kalkschichten an.
Am Südrande treten die tieferen kohlenführenden Schichten in bedeu-
tenderer Entwickelung nur in dem östlichen Theile desselben zu beiden Seiten
der Arsathales auf. Besonders in dem Graben südlich unter Sigante bei Pedena
sind dieselben gut entwickelt. Hier hat man auch Versuchsarbeiten auf Kohlen
unternommen.
Auch die obere Abtheilung der an Charen und Süsswasserschnecken reichen
bituminösen Kalke ist hier wieder ziemlich mächtig.
Diese Mächtigkeit verliert sich aber mehr und mehr in dem weiteren Ver-
lauf. Die wenig unterbrochene, aber nur in schmalem Saum hervortauchende
Zone der Cosina-Schichten zwischen Belusich nächst der Arsa und Pisino zeigt
nur die obersten Schichten des Complexes und diese nur in geringer Mächtigkeit
und mit abweichendem, petrographischem Charakter entwickelt. Statt der dunklen
bituminösen, festen, diekplattigen oder selbst bankartigen Kalke, erscheinen hier
hellgelbe, scherbig oder splittrig springende dünnere und nur schwach bituminös
riechende Kalkschiefer, aber mit derselben einförmigen Süsswasserfauna; so
dass ihre Zugehörigkeit zu den Cosina-Schichten auch abgesehen von der immer
deutlichen Zwischenlagerung zwischen den Kreidekalken und den Alveolinen-
kalken der Nummulitenkalkgruppe evident ist.
Ganz denselben Charakter, nur an einzelnen Punkten wie bei Novaco, Caroiba
und Visinada variirt durch das Hinzutreten einiger grösserer Gasteropodenformen
der Gattungen Melania oder Cerithium, bewahren die die Cosina-Schichten ver-
tretenden Kalkschichten auch weiterhin von Terviso an, in dem ganzen fast
ununterbrochenen Saume bis zum Quietothal.
Dieser Ausbildungsart stehen auch die jenseits des Quietothales von Gastagna
an ohne grosse Unterbrechung bis in die Gegend von Radini westlich von Ver-
teneglio zwischen den Kreidekalken und dem grossen Nummulitenkalkterrain von
[ 73] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 83
Verteneglio und Villanuova hervorstossenden Repräsentanten der Cosina-Schichten
weit näher als dem in allen nördlicheren Randgebieten herrschenden Typus dieses
Horizontes.
Im Innergebiete der Mulde von Pisino bildet der Dugertbach bei
Gherdosella einen Aufbruch bis in das Kreidegebirge. Es wird hierdurch zu-
gleich auch die ganze Reihe der der Kreide aufliegenden Eocenschichten bloss-
gelegt. Besonders gut sind vorzüglich die Cosina-Schichten in einer kleinen
Seitenschlucht des Hauptthales blossgelegt, ‘in der Nähe der Ruinen einiger alter
Werksgebäude, der sogenannten alten Miniera. Die Lagerungsverhältnisse in jener
Schlucht veranschaulicht die Ansicht (Fig. 15). Es sind hier sowohl die unteren
kohlenführenden als die oberen kalkigen bituminösen Kalkschichten gut und deut-
lich, aber nicht in bedeutender Mächtigkeit entwickelt.
2 Iy
er
= et Rs », Ga 7
I CNFIT TE
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Ueberlagerung der oberen Kreidekalke durch die eocenen Kalkschichten in der Schlucht unter Bottonega bei Pisino.
5 untere conglomeratische und mergelige Schichten der Sandsteingruppe. ce Nummulitenkalke, d kohlenführende Cosina-
Schichten. e obere Kreideschiehten. x Schutt.
Die ganze Mächtigkeit der Cosina-Schichten wird hier kaum viel mehr als
3 Klafter betragen. f
Sie sind durch folgende Schichtenfolge von unten nach oben repräsentirt.
Auf die Kreidekalke folgt:
1. Ein Kohlenlager von 1—3Fuss Mächtigkeit, durch kleinere oder grössere
Buckel der unterliegenden weissen Kreidekalke linsenförmig zusammengeschnürt
aber nicht ganz ausser Zusammenhang gebracht. Die grösste Mächtigkeit der
linsenförmigen Anschwellungen, welche nicht nur durch die Ausfüllung der Mulden
im Kreidekalke, sondern auch durch die stark eonvexen Wölbungen der Kohlen-
schicht nach oben gerade über diesen Tiefen entsteht, misst, soweit der Aufbruch
zu beobachten war, nicht viel mehr als 3 Fuss. An den Zusammenschnürungen
misst das Flötz dagegen meist nur wenige Zoll. Dasselbe ist überdies durch
unreinere,, mergeligschieferige Zwischenmittel mit verdrückten Schalresten in
2—4 unregelmässig durchsetzende Lager getrennt. Die Kohle ist eine gute
Glanzkohle.
11%
34 Dr. Guido Stache. [74]
2. Eine braune, stark bituminöse Schicht von mürben bis mergeligsandigen
Kalken von 1—31/, Fuss Mächtigkeit. Dieselbe folgt mit ihrer unteren Fläche
noch den starken Wellenbiegungen der Kohlenschicht,, gleicht dieselbe aber mit
der oberen Grenzfläche schon bis auf einige sanfte Biegungen aus. Dieselbe ist
ziemlich gleichartig und ohne deutliche Zwischenschichtung. Ihr bemerkens-
werthester Charakter ist ihr Reichthum an kleinen gerippten Melanien und zwar
wie es scheint ganz vorherrschend von einer einzigen Art. Stellenweise erscheint
die Schicht dadurch streifig, dass dieselben in einzelnen Lagen ganz dicht gedrängt
erscheinen.
3. Ein ziemlich regelmässiges Kohlenflötzchen von 1—3 Fuss Dicke trennt
von dieser Schicht bituminöse, rauchgraue bis schwarzgraue, dünner plattige
Kalkschichten , zwischen welchen noch ein bis zwei dünne Kohlenschnürchen
sichtbar sind. Diese etwas mergeligschiefrigen Kalkschichten sind ausgezeichnet
durch das nicht gerade seltene Vorkommen von schwarzen, kohligen Blatt-
abdrücken.
Dieselben gehören sicher dikotyledonen baumartigen Pflanzen an; jedoch
liessen sie wegen des Mangels deutlicher Nervatur selbst eine sichere generische
Bestimmung nicht zu. Die Mächtigkeit dieser Schichten ist auf etwa 2 Fuss
zu schätzen.
4. Eine Folge von rauchgrauen , noch bituminösen Kalkbänken mit Gastro-
poden und Charendurchschnitten ungefähr von 1—2 Klafter Mächtigkeit, welche
die obere Abtheilung der Cosina-Schichten repräsentiren.
Darüber liegt endlich die marine eocene Kalkreihe mit Alveolinen und
Nummuliten.
2. Miliolidenkalke. Unmittelbar auf die Cosina-Schichten folgt auch in
dem Gebiete der Doppelmulde von Triest-Pisino in den meisten Theilen des Rand-
gebirges eine Reihe von meist in dichten, hellgrauen oder gelblichen, dickeren
Bänken, seltener in dünneren Schiefern oder Platten ausgebildeten Kalken, welche
durch einen grossen Reichthum von in kleinen weissen Punkten erscheinenden Fora-
miniferen charakterisirt sind. Dieselben geben den Kalken in der Farbe ein fein
melirtes Aussehen und scheinen das wesentlichste Bildungsmaterial für dieselben
abgegeben zu haben. Sie zeigen an den meisten Stellen, wo sie hier auftreten, eine
ganz ähnliche Ausbildungsweise wie in den früher geschilderten Gebieten der
Spalte von Buccari und der Tschitscherei. In der Hauptsache scheinen es auch
hier vorzugsweise Formen aus der Familie der Miliolideen zu sein, welche an
ihrer Zusammensetzung den wesentlichsten Antheil haben.
Wir würden uns auf diese allgemeinen Andeutungen beschränken können,
wenn nicht in mehreren Gegenden der hier inRede stehenden Randgebirgsstriche
zu den genannten sich wiederholenden Charakteren noch einige Besonderheiten
in der paläontologischen Ausbildung dieser Niveaus hinzukämen.
Unter diesen Eigenthümlichkeiten sind vorzugsweise nur drei hervor-
zuheben.
Die eine derselben ist das noch zerstreute Auftreten einzelner Süsswasser-
‚formen der nächst tieferen Schichten insbesonders kleiner Melanien und Charen
in diesen Foraminiferenkalken. Dasselbe ist in dem nördlichen Randgebirge der
Triester Mulde längs der Tschitscherei und dem Triestiner Karst, und besonders
in dem Eisenbahndurehschnitte zwischen Nabresina und Grignano zu beobachten.
Die zweite ist das mit diesen Schichten in nächster Verbindung stehende
Auftreten von Kalkschiefern mit zahlreichen Resten von dünnschaligen Bivalven,
die oft noch den Perlmutterglanz der Schalen bewahrt haben, aber wegen der
splitterigen Beschaffenheit des Gesteines nur in zur Artbestimmung ungeeigneten
[75] Die Eocengediete in Inner-Krain und Istrien. 85
Bruchstücken erhaften werden konnten. Es erscheinen darunter vorzugsweise die
Gattungen Anomia, Pinna, Avicula vertreten; seltener erscheinen ‚auch kleine
Gasteropoden. Diese Schicht findet sich besonders nur in dem Strich von
Sauleky über Sobregna nach Petra pelosa am Südrande der Triester Mulde
vertreten.
Die dritte Eigenthümlichkeit endlich gelangt vorzugsweise am Südrande
der Mulde von Pisino zu deutlicherer und ausgedehnterer Entwiekelung. Sie
besteht in dem Auftreten von gewöhnlich zwei, drei oder noch öfter sich
wiederholenden bankförmig ausgebreiteten, dicht erfüllten und gedrängten
Lagen einer dickschaligen Bivalve.
Die Schalen sind meist so fest untereinander und mit dem umhüllenden
festen Kalkmaterial verwachsen , dass sie nicht vollständig herausgelöst werden
können.
Dieselben wurden an zahlreichen Punkten des Südrandes, und zwar beson-
ders bei Covra und Pedrola südwestlich von Vertenseglio, längs des Kalkrandes
des Quieto-Thales zwischen Valle Visinada und der Strasse nach Montona, beson-
ders in dem Graben nördlich unter Bercaz, in der Gegend Racotole und Caroiba,
bei Sella di Novaco, bei Pisino, endlich zwischen Bursich und Madalensich, süd-
lich von Lindaro beobachtet.
Alle die genannten Schichten sind wie die Hauptschicht, mit der wir sie
zusammenstellen, sehr reich an kleinen Foraminiferenformen. Von grösseren
Foraminiferenformen erscheinen etwas häufiger nur Orbituliten, seltener auch
schon Alveolinen, dagegen scheinen Nummuliten entweder ganz zu fehlen, oder
sie treten doch nur ganz vereinzelt auf.
3. Alveolinenkalke treten zwar auch so ziemlich an allen Rändern des
Gebietes der Doppelmulde auf und lassen selten auf grösseren Strecken ganz
und gar aus, aber die bedeutende Mächtigkeit und Breitenentwickelung, welche
sie in den früher beschriebenen Gebieten erlangen, weisen sie hier nur noch in
den nördlichen und östlichen Randgebirgsstrichen also längs des Triester Karstes
der Tschitscher Terrassenlandschaft und des Monte Maggiore-Zuges auf. Hier
behalten sie auch im Wesentlichen dieselbe petrographische Ausbildungsform
und denselben paläontologischen Charakter bei, welchen sie in dem nördlich und
östlich von der Doppelmulde. gelegenen Formengebieten in so constanter Weise
zeigen.
Längs der drei südlicher gelegenen Randgebirgsstriche, und besonders längs
dem südlicheren eocenen Kalksaum der Mulde von Pisino zwischen dem Quieto-
und Arsathal ist ihre Mächtigkeit meist eine sehr geringe.
Die ganze Schicht besteht hier oft nur aus einigen wenigen schiefrigen,
harten, dünnen Kalkschichten. Die Hauptcharakterform der-Fauna, die Gattung
Alveolina , ist hier überdies neben den in den nördlichen Gebieten herrschenden
kurzen, runden und ovalen Arten häufiger durch die langgestreckte Form (Alveo-
lina longa Cz.) vertreten, welche stellenweise sogar die anderen Formen beinahe
verdrängt. Nummuliten, Orbituliten und andere kleine Foraminiferen ergänzen
in gleicher Weise wie in den. anderen Gebieten die Fauna dieser Kalke.
A. Eigentliche Nummulitenkalke bilden fast überall im ganzen
Gebiete die mächtigste und durch die Dicke ihrer Bänke am meisten in die
Augen fallende Abtheilung der oberen marinen Stufe des eocenen Randgebirges,
Dieselben fehlen eigentlich fast nirgends im ganzen Bereich der bezeichneten
kalkigen Randstriche der Doppelmulde. Verhältnissmässig am schwächsten sind
sie in dem NW.-Spitz der Mulde von Pisino zwischen Torrento Patoeco und
dem Meere bei Zambrattia ausgebildet. Ganz zu fehlen scheinen sie nur in dem
86 Dr. Guido Stache. [76]
Striche des Südrandes der Triester Mulde längs der Valle delle Rose und der
Salinen von Sieciole.
Die petrographischen Charaktere, wie die paläontologischen wiederholen sich
hier überall, und wir können in Bezug darauf auf das in den früheren Capiteln
Gesagte hinweisen.
Die mittelgrossen Formen Numm. perforata d’Orb., Numm. exponens
Sow. und Numm. distans, wie sie in so zahlreichen Durchscehnitten in
den Nummulitenkalken der Gegend von Pisino gefunden wurden, so wie die
kleineren Formen Numm. granulosa d’Arch., Numm. striata d’Orb., Numm.
Lucasana Defr., welche so massenhaft in den dichten hellgelben Kalken am Rande
des Valle di Montona erscheinen, sind überall die Hauptrepräsentanten der Fauna.
Die grossen Formen der glatten Nummuliten wie Numm. complanata Lk.
und seine Verwandten scheinen selten zu sein in diesem Niveau, ebenso wie Numm.
spira de Roissy , der in den Kalken des Valle di Montona nur ganz vereinzelt
neben den anderen Formen beobachtet wurde.
ß. Die obere Schichtengruppe (oder Gruppe der Innergebiete).
1. Petrefactenreiche Mergel und conglomeratische Schichten.
Diese für die Beurtheilung der Alterstellung der ganzen darunterliegenden
Reihe von Eocenschichten höchst wichtige Abtheilung hat gleichfalls überall an
den Rändern der Doppelmulde ihre bedeutendste Verbreitung. Aber sie tritt auch
naturgemäss noch so vielfach in den tief eingerissenen Thälern und Schluchten
des mittleren Berglandes auf, dass eine genaue Ausscheidung und Aufsuchung
aller Vorkommen bei weitem über die gebotene Zeit gereicht hätte.
Die ganze Reihe der hierher zu rechnenden Schichten beginnt sehr allge-
mein im Bereich der ganzen Doppelmulde mit jener nieht sehr mächtigen, aber
durch ihren petrographischen und paläontologischen Charakter gut gekennzeich-
neten Ablagerung von kalkigen Mergelschiefern, welche wir schon in den frühe-
ren Gebieten als Grenzschieht der Gruppe gegen die obersten Nummulitenkalke
erwähnen mussten. Wo die Terrainverhältnisse, der geologische Bau des Gebir-
ges eine Abrutschung oder Verwaschung der ganzen oberen Schichtengruppe am
Rande oder auf der Höhe der Nummulitenkalkgebirge. begünstigten, da ist doch
gewöhnlich diese unterste Schicht entweder vollständig oder in deutlichen Resten
erhalten geblieben.
Der bläulichgraue Farbenton ihres Materials, welches sich an manchen
Orten zu hydraulischem Cement zu eignen scheint, wie wenigstens mehrfache
Versuchsarbeiten zeigten, so wie die besondere unvollkommen schieferige Abson-
derung, die theilweise auch noch mit knollig wulstartigen Absonderungsformen vor-
kommt, lassen die Schicht immer gut wieder erkennen, auch wo ihre sparsamen
aber constant auftretenden paläontologischen Charaktere nicht sobald ausfindig
zu machen sind. Ihr paläontologischer Haupteharakter besteht nämlich in dem
constanten Auftreten von Krustern aus der Reihe der Kurzschwänzen oder Krabben
und der Seltenheit, von irgend welchen anderen Thierformen.
An einzelnen Punkten nur wurden auch Fucoiden darin beobachtet. Man
könnte diese Schichten demnach auch als Krabbenschiefer bezeichnen.
Unter den Krabben die häufigste Form dürfte Cancer punctulatus
Desm. sein.
In guten Exemplaren nachgewiesen sind Krabben bisher von Nugla am
nordöstlichen und von Sterna am südwestlichen Rande der Triester Mulde, so wie
von Monte Canus bei Pisino, von Pedena, von Caecusini und von den Ufern des
[77] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 87
Cepich-Sees am SW.-Rande der Mulde von Pisino, endlich von Gherdosella aus
dem Innergebiet derselben Mulde.
Zwischen Benasichi und Cacusini wurde ausser Krabben in denselben Schich-
ten auch ein gutes Exemplar von Pleurotomaria Deshayesi aufgefunden.
Zwischen Triest und Opchina wurden in diesen Schichten Reste von grossen
Fucoiden aufgefunden.
In guter Entwiekelung und bedeutender Ausdehnung tritt diese Schiehte
überhaupt im ganzen Gebiete , vorzugsweise in folgenden Gegenden auf: in dem
in die Tschitscherei vorspringendem Winkel zwischen S. Servolo und Convedo, zu
Seiten der Nummulitenkalkhügel nördlich, östlich und südlich von Pinguente un-
terhalb des Steilrandes der Tschitscherei, auf dem Plateau von Mlum, am SW.-
Rande der Triester Mulde, zwischen Petrapelosa und Sterna — im Gebiete der
Mulde von Pisino auf dem Plateau von Sovignaco, an dem tiefen Westgehänge
des Monte maggiore zwischen Vragna und Susgnevizza, an den Östufern des
Cepich-See zwischen Cosliaco und Mullaerasca , in der Umgebung von Pedena
und Cacusini, am Rande zwischen Pedena undPisino, in der Umgebung von Pisino,
in der Gegend von Gherdosella.
Auf diese Schicht folgt unmittelbar eine Reihe von loseren, mehr sandigen
Mergeln, zum Theil mit Glaukonitkörnchen, welchen meist zunächst schmälere,
bald aber auch zum Theil mehrere Klafter mächtige feste Bänke von kalkigen
conglomeratischen Schichten zwischengelagert sind. Diese Bänke bestehen theils
nur aus durch ein festes kalkiges oder loseres sandmergeliges Bindemittel ver-
kitteten Nummuliten, theils auch ausNummulitenkalkbrocken und Kreidekalkbrocken
gemischt mit freien Nummuliten.Im ersteren Falle sind sie gleichmässiger, dichter
und sehen zum Theil wie etwas grobkrystallinische Kalksteine aus. Im zweiten
‘Falle ist der conglomeratische Charakter direet ersichtlich.
Die Grenzen der zwischenliegenden kalkigsandigen Mergel gegen die
unterliegende Conglomeratbank und zwar vorzugsweise nur die der tiefsten den
vorbeschriebenen zunächstliegenden Schichten sind vorherrschend die Fund-
stellen der reicheren, die Gruppe charakterisirenden Fauna. Wo eine solche con-
glomeratische Nummulitenbank durch die Lagerung und die Terrainverhältnisse
auf eine grössere Strecke frei gelegt ist, da ist von den unmittelbar sie über-
lagernden mergeligen Schichten meist noch eine ziemlich starke Kruste sitzen
geblieben und daraus nun stehen die grösseren Reste wenigstens, welche dieses
Niveau charakterisiren, wie die Conoclypus, Echinolampus u. s. w. oft zur Hälfte
frei gewaschen hervor. Kleinere Sachen liegen zum Theil völlig losgelöst auf der
Oberfläche herum. Vieles jedoch muss mühsam herauspräparirt werden.
So sind die Verhältnisse mit geringen unwesentlichen Abweichungen wohl an
allen den Punkten, von denen wir bisher eine reichere Fauna kennen lernten.
Diese Punkte sind zahlreicher in der Mulde von Pisino als in der von Triest.
Aus letzterer führen wir nur den schon länger bekannten Fundort Nugla auf.
Aus ersterer dagegen sind die Fundorte Cepich-See, Benasichi, Pedena, Galignana,
Monte Canus bei Pisino zu nennen.
Aus der Fauna von Nugla können wir von bestimmbaren Resten aufführen.
Ausser dem schon genannten Cancer:
Nautilus lingulatus Buch. Spondylus cisalpinus Broynt.
Serpula spirulaea Leym. Lima.
Conus. Corbula.
Capulus. Conoclypus conoideus Goldf.
Cassidaria. Pygorhynchus.
Scalaria. Hemiaster.
88 Dr. Guido Stache. [78]
Vom Cepich-See besitzen wir ausser den aus den Krabbenschiefern
stammenden Resten von Cancer nur
Macropneustes n. sp.
Prenaster alpinus.
Bei Cacusini fanden wir ausser Cancer punctulatus Desm. und Pleuroto-
maria Deshayesi Lmk.:
Micraster. Linthia.
Echinolampas affinis Ag. Eschara.
Reichhaltiger ist die Fauna von Pedena, von wo wir von bestimmten
Resten folgende besitzen:
Conoclypus conoideus Goldf.
Macropneustes sp. n.
Brissus sp. n.
Micraster sp. n.
Echinanthus sp. n.
Pygorhynchus sp. n
Cidaris nummulitica Sism.
Echinolampas hemisphaericus Ag.
Ganz ähnlich durch Reichthum an Echinodermenformen ausgezeichnet ist
die Fauna bei dem nahen Galignana entwickelt.
Wir kennen von hier:
Echinanthus n. sp.
Pygorhynchus n. sp.
Echinolampas n. sp.
Schizaster sp.
Recht interessant und reichhaltig ist auch die Fauna von Monte Canus bei
Pisino, welche Herr A. Covaz in Pisino ausbeutete und das gesammte Material
freundlichst zu unserer Disposition stellte. Es konnte davon bestimmt werden
ausser Cancer punctulatus Desm. der Krabbenschichte.
Echinolampas.
Bchinolampas affinis Ag.
Pecten subtripartitus d’ Arch.
Ostrea Archiaci d’Orb.
Xenophora cumulans.
Strombus giganteus Münst.
Nerita conoidea Lmck.
Nummulites complanata Lmk.
Echinolampas sphaeroidalis d’ Arch.
Serpula spirulaea Leym.
Ostrea Archiaci d’Orb.
Corbula exarata Desh.
Neaera Pisinensis n. sp.
Teredo cincta Desh.
Trochocyathus sp.
Micraster sp.
Nummulites Dufrenoyi.
Carchariaszähne.
Oxyrrhinazähne.
Nautilus lingulatus Buch.
4 umbilicarıs Desh.
Voluta erenulata Lmk.
Scalaria erispa Lmk.
Cassidaria carinata Lmk.
Pleurotomaria Deshayesü Lmk.
x sp.
Trochus agglutinans Lmk.
Cardium rhachytis Desh.
Von dem Fundorte Gherdosella endlich konnten wir bestimmen:
Conoclypus conoideus Ag.
Echinolampas hemisphaericus Ag.
Teredo Tournali Leym.
Cassis Archiaci Bell.
Cassidaria sp.
Tozxaster sp. n.
Micraster sp. n.
Serpula spirulaea Leym.
Cypraea inflata Lmk.
Die Conglomeratbänke und die mit denselben zusammenhängenden mergelig-
sandigen Schichten sind nun zwar nicht überall ausgezeichnet durch die reichere
Mollusken- und Echinodermenfauna, welche sie an den genannten Punkten zeigen;
aber sie sind immer charakterisirt durch einen grossen Reichthum von Nummu-
[79] Die Bocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 89
liten. Die häufigsten und gewöhnlichsten Formen darunter sind Nummulites
granulosa d’Arch., Numm.Lucasana Defr. stellenweise auch noch Numm. expo-
nens Sow. und Numm. striata d’Orb.,, überdies fehlt auch Serpula spirulaea
Leym. selten.
Weniger häufig treten neben diesen Formen, wie z. B. in den eonglomera-
tischen Schichten in dem Graben unter Sovignaco Numm. spira de Roissy und
Operculina canalifera d’Arch. auf.
2. Die petrefactenarmen Mergelschiefer und Sandstein-
bänke (Macigno und Tassello im engeren Sinne), welche im Innern der
beiden Muldengebiete eine sehr bedeutende Mächtigkeit erreichen , bieten nur
an wenigen Punkten des Gebietes nennenswerthe Eigenthümlichkeiten.
“Wir heben darunter nur zwei hervor, welche sich beide auf die Gegend
nächst Pisino beziehen.
Die oberen Gehänge der Sandsteinberge nördlich gegenüber der Stadt
Pisino zeigen in einzelnen Schiehten einen so grossen Reichthum an aus dem
eocenen Flysch der Alpen bekannten Fueoidenresten , wie es sonst an keinem
Punkte innerhalb der krainischen Flyschgebiete angetroffen wurde.
Die zweite Beobachtung bezieht sich auf eine in den Sandsteinschichten
nächst der Stadt gegen SSO. am Wege nach Lindaro aufgefundene Ablagerung mit
Pflanzenresten , meist Blätter von Dikotyledonen und mit Süsswasserschnecken
vorherrschend grosse Paludinen. Die schlechte Erhaltung liess jedoch eine
nähere Bestimmung nicht zu. Überdies sind die Verhältnisse der ,agerung dieser
Schicht nicht so klar, dass man daraus ihre Zugehörigkeit zu den Eocenschichten
als unzweifelhaft annehmen muss.
Möglicherweise ist es auch eine Ablagerung aus jüngerer Zeit, wie die
Tannenzapfen und Nüsse führenden Ablagerungen von Sarezhie und Semon im
Recca-Gebiet, welche ihrer Flora nach den Schichten von Leffe entsprechen und
sehr jung tertiär oder selbst schon diluvial sein können.
b) Tektonik.
a. In den Randgebirgen der Mulde von Triest.
Der nordöstliche Randgebirgsstrich der Triester Mulde zeigt sehr
interessante Verhältnisse des Schiehtenbaues. Das Bemerkenswertheste dabei
ist der Uebergangaus der ganzen südwestlich gerichteten steilen Hauptfallrichtung,
welche die eocenen Kalkschichten in concordantem Anlehnen an die Hauptffall-
richtung der Kreidekalke des Triester Karstes einhalten, in die entgegen-
gesetzteäusserst flache Neigung gegen NO., mit welcher dieselben dem Systeme
des Kreidekarstes der Tschilscherei folgen. Durch dieses Verhältniss einer
seheinbaren Drehung der Randgebirgsschichten zerfällt der ganze nordöstliche
Gebirgsrand in drei Abschnitte.
Der erste Abschnitt reicht vom Potekberg westlich von Nabresina bis zur
Spalte zwischen Rizmane und Borst. Derselbe zeigt nur steile südwestliche Fall-
richtung der eocenen Kalke oder abwechselnd damit, eine ganz steile Auf-
richtung derselben.
Der zweite Absehnitt umfasst die Streeke zwischen der Spalte von Borst
bis zur Spalte bei S. Servolo und ist durch höchst unregelmässige Verhältnisse
des Streichens und Fallens der Schichten charakterisirt. Er repräsentirt den
Uebergang aus dem ersten tektonischen Haupttypus des Randgebirges in den
zweiten Haupttypus, welcher von dem faltenförmigen Bau der Tschitscher
Terrassenlandschaft abhängig ist, der er angehört.
K. k. geologische Reichsanstalt. 186%. 14. Band. I. Heft. 12
90 Dr. Guido Stache. [80]
In dem ersten Abschnitt wechselt sowohl die Streichungsrichtung, als auch
die Fallrichtung nur in verhältnissmässig engen Grenzen, Die Hauptstreichungs-
richtung SW.— SO. wird nur in schwachen welligen Schwankungen um wenige
Grade und nur auf kurze Strecken verlassen, um immer wieder die herrschende
zu werden. Steilere NNW.—SSO.-Richtungen, wie zwischen dem Babizza- und
Babzaberg, wie bei Contovello oder endlich zwischen Longera und Ritzmane sind
wohl die stärksten Abweichungen, welche vorkommen. . Die Stärke der Neigung
schwankt zwischen 45 Grad und der Senkrechten, und zwar zeigen durch-
gehends die den im Mittel etwa unter 35—40 Grad geneigten Schichten
zunächst aufliegenden naturgemäss die schwächere Neigung. Sie stellen sich
jedoch gegen das Innergebiet zu immer steiler. Völlig senkrechte Stellung der
Schichten zeigen vorzugsweise die eocenen Kalkwände unter dem Babizzaberg,
unter S. Croce, zwischen Contovello und Starz und bei Ritzmane. Im Uebrigen
zeigen die gegen das Innergebiet grenzenden Schichten zwischen dem Babizza-
berg und S. Croce eine Neigung gegen das Meer von 60—70 Grad, zwischen
S. Primus und Prosecco von 70—80 Grad, von Starz bis Concanelo oberhalb
Triest von 70—50 Grad, von Longera bis Ritzmane wieder von 70 Grad.
Der Durchschnitt 17, welcher durch die Gegend von Barcole bei Triest
nach dem Karst gelegt ist, zeigt das Randgebirge in seinem verhältnissmässig
schwächsten Grad der Neigung.
Der zweite Abschnitt des Randgebirges zwischen Ritzmane und Graeischie
zeigt bei weitem weniger klare und einfache Verhältnisse der Tektonik. Nach-
dem bei Ritzmane noch der Nummulitenkalk völlig steil aufgerichtet war und im
Streichen sich noch an die HauptriehtungSW.— SO. gehalten, erscheint schon in
einer Entfernung von nur 1!/, Stunde gegen S. bei Opso und Costelz der
ganze Gebirgsrand wie umgewendet. Statt der Fallrichtung gegen SW. mit
steiler oder senkrechter Aufrichtung beginnt ein nordöstliches Verflächen unter
5—10 Grad das herrschende zu werden. In der zwischen diesen beiden ent-
gegengesetzten Hauptnormen zwischenliegenden Strecke herrscht nun ein grosser
Wechsel in der Lagerung der Schichten. Man sieht hier beide Verhältnisse
combinirt in der Weise, dass die steilen gegen SW. fallenden Schichten aller-
dings nicht ohne einige Zwischenfaltungen in die entgegengesetzte flache Rich-
tung überbogen oder überbrochen sind und in dieser Lage den vorderen Theil
des Tschitscher Nummulitenkalk-Karstes überdecken. Dieses Verhältuiss ist
allerdings durch die tiefen quer und dann wieder parallel der Streichungs-
richtung der Schichten gesonderten Graben und Klüfte, in welche das eocene
Kalkgebirge hier geborsten ist und weiterhin durch die tiefere Einsenkung des
Kalkrandes über Dollina undeutlich gemacht.
Der Umstand jedoch, dass an der äussersten Grenze des Kalkrandes bei
Boliunz die Schichten noch theils mit 40 Grad gegen SW.unter das Sandsteinge- .
birge der Mulde einfallen, theils senkrecht stehen, wie das Durchschnitts-Profil 18,
am Rosandrabach gegenüber von Boliunz zeigt, dass ferner die Schichten jenseits
der grossen Schluchten auf der Höhe des Kalkplateaus direct nordöstlich von
dieser Gegend auf der Strecke von S. Lorenzo nach Draga schon verhältniss-
mässig flach gegen NO. einfallen, und dass endlich in der zwischenliegenden Gegend
bei Sabresez eine wirkliche Faltung der Schichten zu beobachten ist, begründet
vollkommen diese Erklärung. Die Schichten NO. von Sabresez fallen nämlich
unter 60 Grad gegen WSW., die Schichten südlich von der Schlucht unter
Sabresez mit etwa 50 Grad gegen NO.
In dem Kalkrande ober Borst setzen, nur getrennt durch Sandstein und
Mergel, die gegen SW. fallenden Schichten in das Randgebirge des Triester
[81] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 91
Karstes fort. Der Durchschnitt 19, von diesem Kalkrande gegen die Spalte
bei Sabresez zeigt uns diese Faltung.
Durehschnitt 17.
Bareole Steinbrüche
a .a [4 de
@ Sandstein und Meıgelschiefer (Macigno und Tassello). e Nummuliten- und Alveolinenkalk. d Cosinaschichten.
e Kreidekalk.
Durchschnitt 18.
Profil am Ufer des Rosandra-Baches gegenüber von Boliunz.
ab r &
ab Schichten der oberen Gruppe. Conglomerate, Sandstein- und Mergelschiefer. ce Nummülitenkalke.
Durchschnitt 19.
Strasse bei Sabresez Borst Kalkrand NO.von Borst.
e Nummulitenkalk. 5 conglomeratische Nummulitenkalk-Bank. a Sandstein
und Mergel. = Schutt,
Weiterhin in den zungenförmig in das Sandsteingebiet der Triester Mulde
eingreifenden Rücken des Nummulitenkalkes der Tschitscherei zwischen S. Ser-
volo und Graeischie kommen die westlich unter das Sandsteingebiet einfallenden
Schiehten des Randgebirges, welche den Stellungen des eocenen Gebirgs-
randes des Triester Karstes entsprechen, gar nicht mehr zum Vorschein,
sondern nur die gegen NO. überbrochenen flachen Schichten, welehe den oberen
Flügel der Kalke schon bei S. Lorenzo und Draga repräsentiren.
Die Erklärung der weiteren Fortsetzung des Randgebirges oder des dritten
Abschnittes ist schon durch die Erklärung der geotektonischen Verhältnisse der
Tschitscherei gegeben. Es genügt daher auf die dem über dieses Gebiet han-
34.8
92 Dr. Guido Stache. [8 2]
delnden Abschnitt beigefügten Durchschnitte und auf die nordöstlichen Enden
der Durchschnitte 4—9 der beigegebenen Tafel aufmerksam zu machen.
Die Durchschnitte 8 und 9 zeigen das nahe Zusammentreten und die end-
liche Vereinigung des nordöstlichen und südwestlichen Randes der Mulde von
Triest und erklären das Uebergehen derselben in den NO.-Rand der Mulde von
Pisino. Derselbe gibt sich als weitere Fortsetzung jener Ränder und zugleich
des südlich längs dem Bujaner Karst hinziehenden nördlichen Randes des
Gebietes von Pisino in den Durchschnitten 10—13 der Tafel zu erkennen.
Der Bau des südwestlichen Randes des Triester Muldenflügels
zeigt in einer Hinsicht mehr, in anderer Beziehung aber weniger Unregel-
mässigkeit als der gegenüberliegende 'steile Nordostrand, den wir soeben
behandelten.
Die Regelmässigkeit liegt darin, dass die Richtung und der Grad des
Einfallens der Schichten hier ein verhältnissmässig gleichbleibender ist, oder
wenigstens nur zwischen engeren Grenzen als dort schwankt.
Eine grössere Unregelmässigkeit aber findet Statt in Bezug auf die Ver-
breitung der eocenen Randgebirgsschichten. Während am Nordostrand keinerlei
Unterbreehuug der randbildenden Eocenkalke durch das Hervortreten der
Kreidekalke zu beobachten ist, finden wir hier grössere Strecken, wo sowohl
die marinen als die Süsswasserkalke (Nummuliten-Kalkeomplex und Cosina-
Schichten) auslassen, und die tiefere Abtheilung der oberen Gruppe unmittelbar
an die Kalke des nächstliegenden Kreidekarstes grenzen.
Wir gehen von dem im Wesentlichen von Nummulitenkalken gebildeten
eingesenkten 'Thalboden, westlich unter dem Kalkriff des Gradezberges aus,
wo die beiden Randgebirgszonen zusammentreten und die Triester Mulde sich
gegen SO. ausspitzt.
Von diesem kleinen karstartigen Boden spalten sich die Nummuliten-Kalk-
schichten gleichsam in zwei Aeste. Der nördliche geht in die unteren Stufen
der Tschitscherei über, welche das Karstriff des Gradez repräsentirt, der
südliche wird nochmals gespalten durch das Hervortreten der Kreide -Kalk-
insel des Monte Kuk, welcher als der südlichste aus dem Eocenen hervor-
stossende Zipfel der langen Grundgebirgswelle des Bujaner Karstes zu be-
trachten ist.
Mit der nördlichen Abzweigung, welche sich über Blatnavas, Bensichi und
Selsa an den Nordostabhang der genannten Kreide-Kalkinsel anlehnt, beginnt
der Südwestrand der Triester Mulde, während die südliche Abzweigung in das
Bereich des nordöstlichen Grenzstriches der Mulde von Pisino fällt.
Auf der genannten Strecke wird das Randgebirge nicht nur durch Nummu-
litenkalke, sondern auch durch die in sehr vollkommener Ausbildung mit ihrer
kohlenführenden Abtheilung erscheinenden Cosinaschichten vertreten. Das
Haupteinfallen dieser Schichten ist ein durchaus gegen NO. gerichtetes und im
Mittel unter 25— 30 Grad geneigtes. Gegen die Kreide zu ist es etwas stärker,
gegen die Schichten des Innergebietes nimmt es allmählig ab, so dass die
Neigung der angrenzenden nummulitenreichen Conglomerat- und Breccienbänke
gegen den Thalkessel unter Rozzo zu allmählig bis auf 15 und 10 Grad sinkt.
Innerhalb dieses allgemeinen Verhältnisses kommen locale Störungen und Ab-
weichungen vor, welche die technische Bedeutung der kohlenführenden Abthei-
lung der Cosinaschichten hier wie an den meisten anderen Punkten in sehr
ungünstiger Weise beeinflussen.
Zwischen Selsa und La Corte deutet der Nummulitenkalk allein das Randge-
birge an. Zwischen La Corte und dem Felsenthore des Quietothales bei Pinguente,
[83] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 93
wird das Randgebirge entlang dem ganzen südlichen und nördlichen Ufer des
Quieto durch die an kalkigen, conglomeratischen Bänken reiche untere Ab-
theilung der oberen Eocengruppe verdeckt. Es ist hier zugleich der Südwest-
rand des Gebietes von Triest und der Nordostrand des Gebietes von Pisino
unterbrochen.
Mit dem Wiederemportauchen der Kreidekalke in dem grotesken Fel-
senthore des (uietothales westlich von Pinguente, welches die Ansicht
(Fig. 14) wiedergibt, erscheint auch das eocene Raudgebirg von Neuem. Es
bildet von hier über die beiden Mum bis zum Einschnitte des Brazzanabaches
in das Kreidegebirge ununterbrochen den oberen Theil der steilen kahlen
Kalkwände des engen schiuchlartigen Quieto und Brazzanathales und ist auf
der Höhe in einem breiten, sich gegen W. verschmälernden Streifen von zum
Theile plateauartiger Ausbildung von den Schichten der oberen Gruppe
entblösst.
Die Schichten des Randgebirges liegen hier sehr flach mit sanfter welliger
Biegung; jedoch ist das Hauptfallen gegen NO. bis N. selbst bei den schwachen
Neigungswinkeln von 5—15 Grad nicht zu verkennen.
Jenseits des Brazzanabaches setzt das Randgebirge sogleich an der west-
lichen Thalseite fort, denn es steht die auf einem Felsenvorsprunge dicht ober dem
Bette des Brazzanabaches sich erhebende Burg Petra pelosa (Ansicht Fig. 15)
südlich von Oppatia auf Nummulitenkalk, der die Spitze des Felsens bildet, wäh-
rend den breiteren Fuss schon der Kreidekalk zusammensetzt. Von Petra pelosa
erweitert sich das hier nur in schmaler Zunge hervortretende evcene Kalk-
gebirge gegen aufwärts und theilt sich in einen südlichen Zweig, der sich mit dem
nordöstlichen Randgebirge der Mulde von Pisino vereinigt und einen gegen W.
bis WNW. streiehenden Zweig, der den südlichen Rand der Triester Mulde
über Gabrignaeza und Sdregna hin bis in die Gegend von Sauletty markirt.
Die Fallrichtung der Schichten bleibt auch hier ziemlich gleichmässig
eine nordöstliche bis nördliche, aber. die Neigung nimmt an Steilheit zu bis
über 25 Grad und erreicht stellenweise nahezu die Senkrechte.
Auf der ganzen Strecke zwischen Sauletty und dem Kesselthale unter
Cepich verschwindet das eocene Randgebirge entweder gänzlich unter dem
Materiale des Innergebietes, oder tritt höchstens in ganz unbedeutender Weise
hervor. Wenigstens wurde an mehreren Punkten dieser Strecke und zwar selbst
in der Tiefe der beiden auf derselben in den Bujaner Karst einbrechenden
Kesselthäler die direete Auflagerung des unteren Schichtencomplexes der oberen
Eocengruppe auf die flach unter 10—20 Grad gegen NNO. einfallenden kalkigen
Kreideschiehten beobachtet. Erst auf der westlichen Seite des Kesselthales
unter Cepieh kommen die Schichten des Randgebirges wieder in gröserer
Mächtigkeit zum Vorschein. Sie bilden von hier einen ziemlich breiten Strich,
in dessen breitester Mittelgegend etwa Sterna liegt und dessen südliche Grenz-
linien durch die Punkte „Kirche Madonna bei Racar, Stanzia, Valentina, Possuk,
Filaria und Gomilla superiore“ bezeichnet wird. Sowohl die obere Abtheilung
der Cosinaschiehten, als die nummulitenführende Kalkreihe ist hier ziemlich
mächtig entwickelt. Das Einfallen der Schichten ist ein vorwiegend nördliches
im Mittel unter etwa 30 Grad. Von Gomilla superiore an, über Marusich und
Cluni bis zur kesselartigen Ausweitung des Argillathales südwestlich von Mo-
miano scheint sich das Randgebirge wieder fast gänzlich unter dem Materiale
des Iunergebietes zu verlieren.
Wenigstens vermisste ich es an den wenigen Punkten dieser Strecke, die
ich berührte.
94 Dr. Guido Stache. [84]
Von dem Thalkessel des Torrente Argilla an ist es jedoch wieder, wenn gleich
nur in schmalem Zuge, ohne bedeutende Unterbrechung entlang dem ganzen
Nordostabhang, den der Bujaner Karst zuerst dem Torrente Dragogna und
dann der Rada di Pirano zukehrt, bis nahe zur Punta di Salvore zu verfolgen.
Der ganze Strich besteht jedoch vorwiegend aus der oberen Abtheilung der
Cosinaschiehten. Die Kalke der eigentlichen marinen Abtheilung, Alveolinen-
kalke und Nummulitenkalke, tauchen mit Unterbrechungen nur auf der Strecke
zwischen dem Kessel der Torrente Argilla und dem Ostrande der Salinen von
Sieeiole auf, weiterhin verschwinden sie ganz. Sie wurden besonders an den
Ufern des Torrente Argilla, bei Seudulino und bei St. Odorico beobachtet.
Weiterhin treten dicht an der Grenze gegen die Salinen und weiterhin längs
des Merbusens Valle delle Rose die Kreidekalke in schmalem Strich nochmals
hervor, so dass die weiter fortsetzenden Eocenkalke des Randes hier gleichsam
im steilen Abhang des Kreidekarstes hängen. Das Einfallen der Schichten ist an
dem ganzen Rande ein ziemlich steiles, welches im Mittel etwa 46 Grad hält
und an einzelnen Stellen, wie z. B. bei Castelvenere nordwestlich bis 70 Grad
und darüber steigt. Die Fallrichtung, welche aus der nördlichen auf der Strecke
von Cluni gegen Castelvenere ganz in die nordöstliche Hauptriehtung über-
gegangen ist, dreht zwischen da und Monte Carso wieder etwas mehr gegen
N., um endlich doch wieder in die Hauptrichtung zurückzukehren.
ß. In dem Innergebiete der Mulde von Triest.
Über die Verhältnisse des Schiehtenbaues in dem Innergebiete des Triester
Muldenflügels können wir uns kurz fassen.
Im Allgemeinen ist der Bau der dasselbe erfüllenden Schichten von dem
Baue der nächstgelegenen Kalkränder und des zwischenliegenden kalkigen
Bodens abhängig und zugleich von des Entfernung des das Eocengebiet südlich
begrenzenden Gebirgskörpers der Kreideformation.
Die unregelmässigere und complieirtere Art des Baues gehört dem Striche
parallel dem Nordostrande an, und dem südlicheren engeren Theile des Gebietes,
nach dem zu der Bujaner Karst und der T'schitscher Karst eonvergiren; die
regelmässige Forın dagegen entfällt auf den Südwestrand und den breiten
gegen das Meer zu geöffneten Theil der Mulde.
Über das Verhalten der Schichten längs des südwestlichen Randes ist
daher nichts besonderes zu bemerken. Ihre Schichtenstellungen richten sich
zunächst immer nach den Schichtenstellungen der kalkigen Ränder, an die
sie unmittelbar grenzen. Sie erheben sich erst weiterhin gegen das Innere
zu mehr oder weniger gewölbten Wellen, welche flacher und gedehnter sind in
der Breite gegen das Meer und enger gedrängt, unregelmässiger und in steile
ungebrochene Falten übergehend in dem engeren SO.-Zipfel des Gebietes. Die-
selben sind höchst wahrscheinlich abhängig von entsprechenden Wellenbie-
gungen des unterliegenden kalkigen Grundes, welcher jedoch selten selbst
innerhalb der Aufbrüche des Sandsteingebirges zum Vorschein kommt. Wir
kennen ein solches Hervortauchen in der Mitte des Gebietes nur bei Isola.
Noch deutlicher abhängig von dem welligfaltigen Charakter des Untergrun-
des ist der Schichtenbau des Sandsteingebirges in der Nähe des nordöstlichen
Randgebirges. Hier macht sich jedoch auch ein Unterschied geltend zwischen
dem Verhalten der Tasselloschiehten längs dem Randgebirgs- Abschnitt des
Triester Karstes und längs der Tschitscher Terrassenlandschaft.
[85] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 95
In dem ersteren fallen im Allgemeinen die zunächst den Nummulitenkalken
des Randgebirges auf- oder anliegenden Schichten der oberen eocenen Schichten-
reihe noch normal in gleicher Richtung und unter gleichen Winkeln mit der festen
Unterlage gegen das Meer zu ein, und zeigen erst in einiger Entfernung davon
in den vielfältigen Faltungen, welche für den Bau des zunächstliegenden Theiles
des inneren Gebietes charakteristisch sind, widersinnige Stellungen. An einzelnen
Punkten erscheinen diese Schichten jedoch sehon unmittelbar mit gegen innigem
Einfallen gegen den Karst und speciell gegen die Schichten des eocenen Kalk-
gebirges. Dies ist vorzüglich auf der Strecke zwischen dem Babza-Berg und
St. Georg und zwischen St. Primus und Proseeco mehrfach zu beobachten.
Es is dieses jedoch hier nicht das allgemeine Verhältniss, sondern mehr
eine vereinzelte Erscheinung. Am besten dürfte das widersinnige Einfallen dieser
weicheren Schichten gegen die festen, steil aufgerichteten Kalkwände durch eine
Aufstauung der Schichten zu erklären sein, mit welcher später dureh besondere
Umstände noch eine Ab- und Gegenrutschung der Schichten an das steile Kalk-
gebirge heran in Verbindung trat.
Es lässt sich nämlich sehr wohl denken, dass die weicheren Mergel
und Sandsteinschichten bei der steilen Aufriehtung ihrer Unterlage allmählig her-
abglitten, bis sie sich an der nächsten welligen Erhebung der festeren Unterlage,
die hier fast der ganzen Länge nach unter das Meeresniveau zu liegen kommen,
stauten und zu dem faltigen Hügelwerk zusammen scehoben, welches sie jetzt
darstellen. Ganz in derselben Weise wie sie fast im Bereich des ganzen Rand-
gebirges in weiterer Entfernung zu gegensinnigen Stellungen gegen das Randge-
birge umgebogen sind, konnten sie dabei an bestimmten Strecken selbst in grösster
Nähe in Lagen mit einem starken widersinnigen Einfallen gebracht werden. Traf
es sich überdies, dass derartig gelagerte Sehiehtenmassen auf Höhen zu liegen
kamen, welche die unmittelbaren Grenzen der Mergel-Sandsteingruppe mit dem
Kalkrand bedeutend überragten, so musste natürlich, sobald die atmosphärischen
Niederschläge, die gerade an jener Schichtengrenze am stärksten wirken und
das weichere Material am ersten und leichtesten zerstören können, hinlänglich
durch Unterwühlung und Erweichung der Schichten vorgearbeitet hatten, die
stark gegen die Kalkwand geneigte Schichtenmasse endlich gegen dieselbe
abrutschen und die in der Tiefe liegenden normal gelagerten, unmittelbar mit
den Kalken grenzenden Mergel- und Sandsteinschichten verdecken.
Dass der faltenförmige Bau des breiten eocenen Kalklandes der Tschitsche-
rei sich in sehr ausgeprägter Weise noch durch den Muldenboden von Triest fort-
pflanzt, ist trotz der an manchen Punkten sehr bedeutenden Schichtenstörungen,
Faltungen und Knickungen im Kleinen, dennoch aus der muldenförmigen Haupt-
anlage der Schichtenstellungen auch schon in dem Tassello-Gebiete längs des
Triestiner Karstes hinreichend deutlich nachweisbar.
Ganz besonders klar ausgesprochen erscheint dieses Verhältniss dort, wo
das eocene Randgebirge selbst an der Küste und aus dem Meere noch einmal
emportaucht und durch seine dem südwestlichen Fallen der Schichten des Karst-
randes entgegengesetzte Schichtenstellung das Vorhandensein einer steil einge-
senkten Falte oder Mulde des eocenen Kalkbodens markirt.
Die Punta Grignana mit dem erzherzoglichen Sehlosse Miramare zeigt dieses
nochmalige Hervortauchen der Kalke des Randgebirges. Der unten folgende
Durchsehnitt 20, von Miramare nach der Karststrasse bei Prosecco gibt von
dem ganzen Verhältniss ein deutliches Bild.
Der oben gegebene Durchschnitt 17, so wie der Durchschnitt 22, aus der
Gegend des Karstrandes bei Concanelo nach Triest zeigen, dass die Anord-
96 Dr. Guido Stache. [86]
nung der Schichtengruppe des Tassello im Grossen noch abhängig ist von
diesem faltigen Bau des Grundes, auch wo die Kalkwellen nicht zu Tage treten,
sondern von den Schichtenmassen des Innergebietes oder vom Meere verdeckt
sind. Jener erste Durchschnitt zeigt das einfachere und regelmässigere Ver-
halten, der zweite zeigt es mit zwischenfolgenden starken Faltungen, Knickun-
gen und Uebersehiebungen, wie es für das Sandsteingebirge der Gegend von
Triest charakteristisch ist.
Durchschnitt 20.
Miramare 200 Klafter = 1 Zoll Strasse nach
Prosecco
e Kreidekalk. ec Nummulitenkalk. « (Macigno und Tassello) Sandstein und Mergelschiefer.
Hz —4z1
Durchschnitt 21.
Castel Risano-Bach Fara Cernikal
e Nummulitenkalke. a Sandstein und Mergelschiefer (Macigno und Tassello).
Bei solchen Verhältnissen des Untergrundes sind die Anhaltspunkte für
Stauung und Zusammendrückung von mit einer harten Kalkunterlage steil aufge-
richteten weicheren, unter sich nieht homogenen, sondern in den Elastieitätsver-
hältnissen wechselnden Schichten, wie die des Tasello und Maeigno sind und
damit auch die nächstliegenden Ursachen für alle die complieirten Erscheinungen
von Faltung, Kniekung und Zusammenrollung gegeben, welche selbst die Auf-
merksamkeit des Laien auf sich ziehen.
Bei weitem mannigfaltiger und eomplieirter noch gestalten sich alle diese
Verhältnisse in mehrfacher Wiederholung und in vielfältigen Combinationen
in dem südlicheren Abschnitte längs der Tschitscher Terrassenlandschaft. Man
müsste eine besondere Abhandlung darüber schreiben, wollte man dieses
Thema erschöpfen.
Wir geben zur Illustration dieser eomplicirten und schärfer angelegten Art
der Schiehtenfaltung und Knickung, wie sie auf dieser Strecke sich so häufig
wiederholt, den folgenden Durchschnitt uas der Gegend zwischen Cernical und
Convedo, welcher die Breitenlinie repräsentirt, in der die unteren auseinander-
gespreizten Falten der Tschitscherei gegen das Innergebiet von Triest offen
stehen.
Dieser Durchschnitt, so wie die oben gegebenen Durchschnitte sind theils
von Herrn Bergrath Lipold selbst in Natur entworfen, theils nach seinen
Beobachtungen gezeichnet, da das Gebiet von Triest noch von ihm selbst auf-
genommen wurde.
[87] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 97
Durchschnitt 22.
Triest
Concanelo
Bin nn ann mann
\
Sandstein und Mergelschiefer (Macigno und Tassello). c Nummulitenkalk.
Im südlichsten Theile des Gebietes treten mitten aus dem Sandsteinterrain
Kalkwellen des Untergrundes heraus, welche auch hier den deutlichen Zusam-
menhang der faltenförmigen Struetur der Tschitscherei mit der Beschaffenheit
des Bodens der Sandsteinmulde erkennen lassen. Es sind dies besonders die
Kalkrücken von Rumer nördlich von Pinguente und von Nugla östlich von
Piguente.
y. In den Randgebirgen der Mulde von Pisino.
Die Mulde von Pisino spitzt umgekehrt wie die Mulde von Triest
gegen NW. aus und kehrt ihre grösste Breite dem Quarnero zu, also gegen
SO. Jedoch steht sie nicht gegen das Meer offen, sondern ist durch einen hohen
Kreidegebirgszug von demselben abgeschlossen. Wir haben bei derselben daher
nicht nur an zwei, sondern an allen drei Seiten auf den Bau des bezeichneten
Randgebirges unsere Aufmerksamkeit zu lenken.
Wir beginnen mit Betrachtung der nordwestlichen Ausspitzung, in der
sich die eocenen Randgebirgsschichten des nordöstlichen und südwestlichen
Grenzsaumes vereinigen und einen ähnlichen kleinen Karststrich bilden, wie
die beiden Kalkränder der Triester Mulde in ihrer Ausspitzung unter dem
Monte Gradez (Durchschnitt Nr. 9 der Tafel). Erst ein wenig östlich von
Petrovia an den Sandsteinbergen von Pisuda spaltet sich der breite eocene
Kalkstrich, der von Zambrattia her bis dahin den SW.-Abhang der welligen
Erhebung des Bujaner Karstes bildet, um das Innergebiet der Mulde von Pisino
beiderseits zu umsäumen.
Die Lagerungsverhältnisse dieses Bocenstriches sind aus den Durchschnit-
ten 1 und 2 der beigegebenen Tafel ersichtlich.
Sie sind sehr einfach, denn sie bilden durchwegs eine sehr flach gebogene,
bis horizontale Einlagerung in dem sanften Wellenthal zwischen dem Bujaner
Karst und den flachen Erhebungen, zu denen das südöstliche Karstland hier
noch ansteigt ehe es sich ganz unter das Meeresniveau senkt. Sehr schwache,
von 5 bis höchstens 150 steigende südwestliche Fallriehtungen sind hier das
normale Lagerungsverhältniss der eocenen Kalkschichten.
Verfolgen wir die Verhältnisse des nördlichen Randes entlang dem
Bujaner Karste, so fällt uns zunächst der Umstand auf, dass das eocene Rand-
gebirge schon, ehe wir Buje erreichen, unter den Sandsteinschichten ver-
schwindet.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1862. I. Heft. 13
98 Dr, Guido Stache. [88]
Es ist dies da die Schichtenstellungen sowohl der nächstliegenden Kreide-
schichten als der conglomeratischen Bänke und mergeligen Schichten der Um-
gebung des Ortes selbst sehr flach liegen und auch auf der ganzen bei4 Stunden
langen Streeke bis Portole, soweit man aus zwei auf diese Strecke entfallenden
Durehsehnitten schliessen kann, die eoeenen Kalksehichten zu fehlen scheinen,
obgleich hier wieder steilere Schichtenstellungen herrschen, wohl nur durch
ein wirkliches allmähliges Ausgehen der Randgebirgsschichten unterhalb des
Sandsteingebirges zu erklären und nieht durch Uebersehiebungen oder Ab-
rutschungen wie an anderen Punkten. Der Umstand, dass die zunächst wieder bei
Portole zu beobachtenden Randgebirgsschichten sowie die zunächstauftauehenden
des jenseitigen südlichen Randes eine sehr geringe Mächtigkeit haben, spricht
gleichfalls dafür. In dem tiefen Graben, der vor der Kirche nördlich von Portole
gegen OSO. nach Gradigne zu eingerissen ist, sind die Schichten des eocenen
Randgebirges wieder nachweisbar und zwar in nahe zu oder völlig senkrechter
Stellung, wie sie schon die das kalkige Randgebirge gleichsam vertretenden
unteren eonglomeratischen Bänke der oberen Ahtheilung längs dem ganzen Rande
des Kreidekarstes von Dubzi her über Janeich und St. Giovanni zeigten. Dev
Durchschnitt Nr. 3 der beigegebenen Tafel weist das Verhältniss des Randes der
Mulde bei Buje nach, der Durchschnitt Nr. 4 zeigt die steile Stellung der dicken
eonglomeratischen Bänke bei Janeich , der Durchschnitt Nr. 5 endlich schneidet
den obenerwähnten Graben, in dem die eocenen Kalkschiehten wieder sichtbar
werden, in der Nähe von Portole.
Weiterhin spaltet sich das eocene Randgebirge in der Schlucht von Portole.
Der kleinere sehmälere Zweig setzt noch ein kurzes Stück in der Sehlueht mit
steiler Schichtenstellung fort und verschwindet sehr bald unter den Sandstein-
hügeln des Innergebietes. Der grössere Zweig zieht sich aufwärts gegen die
Höhe des Bujaner Karstes und breitet sich über den ganzen vom Quieto und vom
Brazzanabach durchsehnittenen Theil desselben aus. Diese Ausbreitung ist derart,
dass er mit dem südlichen Randgebirge der Triester Mulde bei der Ruine Petra
pelosa zusammenstösst (vergl. Ansicht Fig. 15) und von dort fast in der ganzen
Breite der Bujaner Kreidekarstwelle, welehe der nordsüdliche Einschnitt des
Brazzanabaches und das Quieto bis St. Stefano andeutet, die Fortsetzung dieses
Grundgebirgsrückens gegen O. in flachwelliger Lagerung überdeckt.
Eine Trennung der eocenen Kalkdecke, welche sich als oberster Theil der
steilen Kalkwände von St. Stefano im Quietothal einerseits bis Petra pelosa im
Brazzanathal und andererseits bis zum Felsenthor (Ansicht Fig. 14) des Quieto-
thales bei Piguente ununterbrochen auf beiden Thalseiten nachweisen lässt,
findet eben nur durch diese engen schluchtartigen Thäler Statt. Nur das Bett
und der untere Theil der Steilwände sind von Kreidekalkfelsen gebildet.
Der westlich über der Einschnittlinie Petra pelosa — St. Stefano gelegene
Theil der eocenen Kalkdecke liegt ganz frei zu Tage. Der östliche Theil ist je
mehr gegen O. desto mehr von den übergreifenden Sandsteinschichten der an-
grenzenden Innergebiete verdeckt. Von diesem Theil kommt hier nur der Ab-
schnitt südlich von dem Einschnitt des Quieto zwischen dem Felsenthor und der
Einmündung des Brazzanabaches in Betracht.
Dieser allein setzt als ein ziemlich ununterbrochener Zug direct die rand-
liche Begrenzung der Mulde von Pisino gegen N. fort und untertäuft ihre con-
glomeratischen Bänke und mergeligsandigen Schichten entsprechend dem allge-
meinen Bau mit vorherrschend südwestlicher Fallriehtung seiner Kalkschichten.
Zu nächst gegenüber von der westlichen, die Eocenkalke von Portole mit
den Eocenkalken von Petra pelosa verbindenden breiten Partien der Randgebirgs-
[89] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien, 99
schichten oberhalb S. Stefano treten auch sowohl die Cosina-Schichten wie die
Nummulitenkalke dieses Zuges in grösserer Breite zu Tage. Sie bilden hier
sowohl südlich als nördlich von dem gegen Braziano ausgehenden Bergrücken von
Sovignaco, welcher schon aus den tieferen Schichten der oberen Gruppe besteht,
ein breiteres flachwelliges Kalkplateau. Das nördliche Plateau wird gegen Rebar
zu mehr und mehr von dem Material der oberen Gruppe verdeckt und verschwin-
det östlich von den Kreidekalkfelsen des Felsenthores, dessen Verhältnisse die
Ansicht! Fig. 14 illustrirt, endlich ganz und gar unter demselben.
Die Veranschaulichung der Verhältnisse dieser ganzen Strecke des Randge-
birges geben theils die beiden mehrfach eingeführten geologischen Ansichten
von Petra pelosa und vom Eingang in das Quietothal bei Pinguente, theils die
Durchschnitte 6 und 7 der Tafel.
Der Durchschnitt 6 schneidet das Randgebirge in seiner Breite zwischen
Petra pelosa und S. Stefauo; der Durchschnitt 7 schneidet es in der Gegend, wo
es schon durch die conglomeratischen Bänke und Mergelschichten von Sovignaco
zum Theil verdeckt ist.
Gleich wie am südlichen Rande der Triester Mulde verschwindet nun die
untere Abtheilung der Eocenschichten auf der Strecke von Felsenthor bei Pin-
guente bis zum Ausbruch der Fiumera oder des oberen Quietolaufes aus dem
Kalkgebirge des Monte Kuk zwischen Nessich und Mutini.
Die Grenze der Mulde von Triest und der Mulde von Pisino bilden hier die
Conglomeratbänke der oberen Gruppe und das Thalbett der Fiumera.
Am westlichen Ufer der Fiumera zwischen Nessich und Grotta und weiter
hin längs der Kreidegebirgsinsel des Kukberges stehen wieder Eocenkalke an.
Dieselben stehen zunächst den Conglomeratschichten des Innergebietes steil, fallen
aber stellenweise auch gegen das Kreidegebirge unter Winkeln bis 30 Grad ein,
wie zwischen Nessich und Grotta.
Weiter südlich jedoch gegen Cottle fallen sie von demselben ab und unter
die Schichten der Sandsteingruppe gegen SW. ein, wie der Durchschnitt Nr. 8
ersichtlich macht.
Der folgende Durehschnitt Nr. 9 zeigt den Übergang der untersten Stufen
der Tschitscherei in den vereinigten Südwestrand der Triester Mulde mit dem
Ende dieses nördlichen Randes, welchen weiterhin bis zur Strasse am Monte
maggiore direct die Steilwände der untersten Stufen der Tschitscher Terrassen-
landschaft fortsetzen.
Der Ostrand des Gebietes, der sich unmittelbar an den Monte Maggiore-Rücken
und seine Fortsetzung über den Monte Berggut und Sissolberg anlehnt, wird in
Bezug auf seine Tektonik auf den drei Durchschnitten Nr. 10—13 illustrirt.
Der erstere dieser Durchschniite zeigt noch die Entwickelung dieses Randes
als Fortsetzung des eocenen Kalkgebirges der Tschitscherei.
Der nördliehste Durchschnitt (Nr. 10) zeigt den engen Zusammenhang und
die Entwickelung der breiten eocenen Kalkzone des Ostrandes aus dem Falten-
system der Tschitscherei.
Auf dem zweiten Durchsehnitt Nr. 11 ist die breite Nummulitenkalkzone aus
einandergerissen durch die breite Wölbung, mit der die Kreidekalke des Monte
Maggiore-Stockes gegen West abdachen. Der obere schmälere Arm zieht sich
in der Einsenkung fort und an dem mittleren Hochgipfel des Monte maggiore
herum über Mala Utzka bis auf die Ostseite in das dem (uarnero zugehende
Thal von Lovrana.
Dieser Verbreitungsstrich markirt deutlich die faltenförmige Biegung, mit der
die steilen gegen O. geneigten’Schichten des höchsten Kammes aus der senk-
13 *
{00 Dr. Guido Stache. [90]
rechten Stellung in die horizontale oder nur flache Lage übergehen, die der Ge-
birgsabsatz zwischen dem Kaiser-Brunnen und Villa Monte zeigt, um aus dieser
als gewölbtes und vielfach geborstenes Karstgehänge mit der Fallrichtung gegen
NW., W. und SW. unter das Sandsteingebiet von Pisino zu sinken. Derselbe
repräsentirt zugleich gewissermassen die äusserste südlichste Ausspitzung des
Eocengebietes der Tschitscherei. Das breitere Band von Eocenkalken, welches
von der Bogliunsiza-Schlucht bis Susgnevizza sich als ein paralleler, unterer
eocener Kalkarm an den unteren Theil des breitgewölbten Abhanges anlehnt,
bildet hier und in weiterer Fortsetzung gegen S. das eigentliche östliche Rand-
gebirge der Mulde. Die Steilheit der Kallrichtung nimmt von N. nach S. von
der Strasse bei Vragna bis Susgnevizza fortdauernd zu. Die Neigung der Nummu-
litenkalke hat längs der Strasse bei Vragna bei nordwestlicher Richtung nicht
mehr als 5—10 Grad. Sie steigt bei allmähligem Übergang aus NW. in die
Richtung W. — WSW. schon nördlich von Susgnevizza bei Maurovichi auf
70 Grad.
Südlich von Susgnevizza verschmälert sich das Randgebirge allmählig und
behält längs dem Sissolrücken bis zum Monte Versag eine gleich steile Fallrich-
tung gegen W. bei oder ist selbst ganz senkrecht aufgerichtet.
Dieses Verhältniss so wie den tektonischen Zusammenhang dieses Steilrandes
mit dem breiten, in flacher Lagerung sich ausbreitenden Nummulitenkalkplateau
von Albona wird durch den Durchschnitt Nr. 12 der Tafel illustrirt.
Die südliche Randgebirgszone des Gebietes zeigt im Allge-
meinen sehr einfache und wenig wechselnde Verhältnisse des Baues. Die Haupt-
fallrichtung hält durchgehends, abgesehen von einigen wenigen ganz localen
Abänderungen, zwischen N.—O. Die Neigungswinkel sind verhältnissmässig
schwache. Im Mittel halten sie zwischen 10—20 Grad. Die Ausnahmsfälle, wo
sie dem einen Extrem der Horizontale nahe kommen oder dieselbe erreichen, sind
häufiger als die Fälle, wo eine Überschreitung von 30—4A0O Grad vorkommt.
Extreme der normalen Fallrichtung oder völlige Abweichungen davon
kommen vorzugsweise nur in der Nähe grösserer Einsenkungen vor, wie an der
Einsenkung der Spalte am Cepich-See, wo die Schichten aus der directen Ost-
richtung in die nordöstliche übergehen, am Arsathal, wo durch die Senkungen,
die das Gebirge auch hier erfährt, die Schichten der Ostseite unter Lizzu! mit
15 Grad gegen NW., die der gegenüberliegenden Seite bei Cacusini gegen SO.
fallen, am Quietothal, wo grössere Seitenthäler, wie z. B. das Thal von Visinada
verschiedene Abänderungen veranlasst.
Ganz horizontale Lagerung kommt beispielweise bei Mantuani und Visinada
vor. Ausnahmsweise steile Stellungen kenne ich nur aus der Nähe der Foiba-
schlucht bei Pisino. Das verhältnissmässig gleichartige Verhalten der eocenen
Kalkschicbten an diesem Rande und die Seltenheit erheblicher Abweichungen
geht aus den südwestlichen Enden der Durchsehnitte 3—12 der Tafel hinreichend
deutlich hervor.
8. Im Innern der Mulde von Pisino treten die Schichten des kalkigen
Untergrundes mehrfach zu Tage und sind in einzelnen tiefen Thalschluchten
sogar bis auf die Kreidekalke aufgebrochen. Sie geben Zeugniss, dass auch hier
die Schichten des eocenen kalkigen Randgebirges den ganzen Boden des Gebietes
bilden und dass sie in Wellenbiegungen den Unebenheiten des unterliegenden
Kreidegebirges folgen, jedoch mit saufteren Linien als im Bereich der nördlichen
Grenze der Triester Mulde. Die bedeutendsten dieser Aufbrüche sind die des
Dugertbaches zwischen Gherdosella und Grimalda, des Martiantschekbaches
weiter abwärts gegen das breite Thal des Torrente Bottonega und des Torrente
[91] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 101
Mofferini bei Montona. Von diesen deutet besonders das Auftauchen der Kalk-
schichten bis zur Kreide bei Gherdosella eine das Gebiet durchziehende mittlere,
in der Strecke des Bachbettes aufgebrochene Längswelle mit gegen NO. und SW.
abfallenden Schichten an. Die Ansicht Fig. 16 und der Durchschnitt Nr. 8
geben ein Bild von diesem Verhältniss. Dem Verhalten des südwestlichen Sande
steingebirges entsprechend, sind auch die Schichten des Innergebietes, welch-
demselben zunächst aufliegen, nur verhältnissmässig geringen Störungen und
Abweichungen von der flachen gegen NO. geneigten Lagerung unterworfen.
Bedeutendere Störungen sind in dem Gebiete zwischen der mittleren Erhe-
bungslinie des Bodens von Gherdosella und dem SW.-Rand nur von ganz localer
Natur. Dagegen zeigen die Schichten des Innergebietes sowohl in der Nähe des
nördlichen, wie des östlichen Randes eine grössere Unregelmässigkeit. Auf grosse
Strecken hin, wie von Crassize über Portole hinaus, zwischen dem Felsenthor von
Pinguente und Dolegnavas und zwischen Pass und Fianona sind steile bis senkrechte
Stellungen zunächst des Randgebirges und steilere Falten und Wellen gegen das
Innere zu die Regel. Eine sehr flache bis völlig horizontale Lage der Schichten
kommt in bedeutender Ausdehnung nur in dem Winkel von Vragna und in der
Gegend von Buje vor. Seltener bei weitem als in der Mulde von Triest, sind
gegen dasRandgebirge geneigte Schiehtenstellungen des unmittelbar angrenzenden
Materials des Innergebietes.
Fassen wir Alles bisher über die Tektonik Erörterte zusammen, und suchen
wir uns den Bau des ganzen Gebietes aus den beigegebenen 13 Paralleldurch-
schnitten zu construiren, so werden wir finden, dass das ganze zwischen
den zwei grossen unteren Kreidegebirgsstufen des istrischen
Küstenlandes liegende gegen NW. mit seiner grössten Breite
gegen das Meer offen stehende, gegen SO. durch das Uferge-
birge des Monte maggiore abgeschlossene Eocengebiet von
Triest-Pisino zwar eine einzige grosse muldenförmige Ein-
senkung im Kreidegebirge bildet, mit steil aufgerichtetem,
höher ansteigendem und vielfach gestörtem nordöstlichem
Flügel und mit flacher gegen denselben geneigtem, regel-
mässiger gebautem, südwestlichem Flügel; dass dasselbe jedoch
dureh das Hervortauchen einer das Gebiet diagonal durch-
setzenden Gebirgswelle des kalkigen Untergrundes, nämlich
des Kreidekarstes von Buje derart in zwei muldenförmige
Segmente getheilt wurde, dass es jetzt dadurch dem Begriff
einer Doppelmulde entsprechend gestaltet erscheint.
VM. Die Eocenterrains des Albonenser Karstes ').
A. Geographische Verhältnisse.
Wir haben es in dem Haupttheile dieses Beitrages in der gleichen Weise,
wie bei der Behandlung der Nummuliten-Kalklandschaft der Tschitscherei mit
zwei zusammengehörigen Terrains zu thun, welche eigentlich im engsten Zusam-
1) Von der der ersten Folge dieser Spezialbeschreibungen vorausgeschickten Uebersicht
(Jahrbuch X, 272) weichen wir nur in Bezug auf die Veränderung der Reihenfolge der
unter VIl und VIIl behandelten Gebiete und in Bezug auf den Titel des dort unter
Nr. VIII aufgeführten aber hier unter .VIl zu behandelnden Materials ab. Das Capitel VII.
die Eocenablagerungen der quarnerischen Inseln umfassend, folgt in einem der nächsten
Hefte.
102 Dr. Guido Stache. [92]
menhange stehen mit dem, eben behandelten eocenen Hauptgebiete, ja geradezu
als seine Fortsetzung erscheinen und demnach nur aus ähnlichen Gründen, wie
die Terrassenlandschaft der Tschitscherei gesondert betrachtet werden können.
Geologisch sind beide nämlich gleich der Tschitscherei vorherrschend auf Kreide-
kalken gelagerte Nummulitenkalkgebirge; geographisch ist das Ganze aber ein
plateauförmiges durch die Arsa, den Lago di Cepich und seine Ebene, und durch
den vom Cepich-See gegen das Meer zielienden und im Valle und Porto di
Fianona mündenden Graben abgeschnittenes Gebirgsglied.
Beide Eocenpartien unterscheiden sich jedoch von der Nummulitenkalkland-
schaft der Tschitscherei wesentlich erstens dadurch, dass das Kreidegebirge,
auf dem sie ruhen, sie sowohl beinahe ringsum und zum grossen Theile in ziem-
licher Breite umschliesst, also auch zwischen beiden in bedeutender Erstreekung
zu Tage tritt, und zweitens dadurch, dass sie einen einfacheren und regelmässi-
geren Bau zeigen. Geologisch müssen uns beide Partien zusammen allerdings
als der äusserste, in eine von der Längsrichtung der Doppelmulde von Triest-
Pisino abweichende Südrichtung gekehrte, südliche Zipfel dieses grossen Eocen-
gebietes erscheinen; aber das Verhältniss der Masse und Anordnung des kalkigen
und mergelig-sandigen Materials einerseits und die geographische Isolirung
andererseits lassen eine Sonderbetrachtung dieses Gebietes vortheilhafter
erscheinen , als eine Unterordnung desselben unter die Gesichtspunkte, unter
welchen wir die Beobachtungen in jenem Terrain zusammenfassen konnten.
Gegen West wird das abgesonderte Gebirgsglied, von dem nahezu die
Hälfte dem Eocengebirge angehört, vollständig durch das tief eingeschnittene
Thal der Arsa und endlich durch das im Canale dell’ Arsa weit in's Land ein-
greifende Meer vollständig von dem grossen Dreieckkörper Südistriens getrennt.
Das Kreidegebirge klafft hier in einer engen aber tiefen Spalte auseinander.
Dadurch sind nicht nur die zu beiden Seiten dieser Spalte anstehenden Kreide-
schichten auseinander gerissen, sondern auch die daraufliegenden Eocenschichten
des südwestlichen Randes der Mulde von Pisino und der Albonenser Landschaft
(so wollen wir das zu betrachtende Gebiet nennen) getrennt.
Im Siden und im Osten bis zum Valle di Fianona umschliesst das Meer das
Gebiet. Im Norden wird es durch die tiefe Alluvialebene des Lago di Cepich und
diesen See selbst von dem Sandsteingebiet der Mulde von Pisino getrennt. Nur
in der Strecke zwischen dem Valle di Fianona und dem Lago di Cepich, also in
seinem oberen östlichen Theile hängt es enger mit dem Festlandsgebirge des
Sissolberges zusammen. Jedoch auch hier deutet die tiefe grabenartige Einsen-
kung, die sich vom Cepich-See gegen Süd bis in das Valle di Fianona zieht, eige
frühere vollständigere geographische Isolirung dieses Gebirgsgliedes an. Es ist
in der That kaum eine Seukung der östlichen Küste Istriens um 100 Fuss dazu
nothwendig, um es als Insel erscheinen zu lassen. Das Niveau des Cepich-See's
liegt kaum 40 Fuss, das des mittleren Arsathales nicht viel über 50 Fuss über
Meeresniveau.
Ist schon der ganze Gebirgskörper von Albona ein isolirter, so gilt dies noch
mehr von dem ihn bedeckenden Eocentergain. Dasselbe hängt eben nur in der
genannten Strecke zwischen dem Cepich-See und dem Porto Fianona mit dem
eocenen Material des verlängerten östlichen Randgebirges des Eocengebietes von
Pisino zusammen. Im Übrigen ist es nahe zu vollständig: vom Kreidegebirge
umgeben. Nur im Porto di Fianona und im Porto Lungo tritt es unmittelbar mit
dem Meere und an seiner nordwestlichsten Eeke mit dem Alluvialboden der Arsa
in Berührung. Gegen Ost grenzf dasselbe zwischen Porto Fianona und Porto Rabaz
in der Linie Veselieza, Bembichi, Brogogna, Rabaz an den breiten, steil gegen
[93] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 103
das Meer abfallenden Kreidekalkrücken des 1498 Fuss hohen Monte Sopra
cossi. Zwischen Porto Rabaz und Porto Lungo schneiden es die flachen, gegen das
Meer abfallenden Kreidefelsen von S. Gallo, Gerbzi, Vlachi und Porto Lungo ab.
Endlich bildet das Gebirge des 1697 Fuss hohen Monte Golly und des
1411 Fuss erreichenden Monte Babrini in zwei gewaltigen, gegen das Meer steil
abfallenden Terrassen, zwischen Porto Lungo und dem Valle Cromaz eine fast eine
tunde breite Felsenlandschaft, welche das in diesem südlichen Theil sich bedeu-
tend verschmälernde Eocengebirge vom Quarnero trennt, und in der Punta
Negra gegen Süd in das Meer vorspringt. Durch eine nahe zu eben so breite, der
Kreide angehörige Kalkterrasse, wird der verschmälerte Eocenzug, der sich längs
der oberen Ostgehänge der Bergrücken des Monte Golly und Monte Babrini bis in
den Porto Gradaz herabzieht, zwischen diesem Hafen und Porto Carpano von dem
Canale dell’ Arsa abgeschlossen. Das begrenzende Kreidegebirge wird nun hier
so wie weiter gegen das Innere des Terrains auch das Eocene von der weit-
eingreifenden Spalte des Carpanothales unterbrochen. Es setzt jedoch mit zuneh-
mender Breite gegen Nord längs der Arsa fort bis zu dem Quergraben Kor Draga.
Auf dieser Strecke trennt es durch den breiten plateauförmigen Rücken von
Cerre, der durch das Eocengebit bricht, die kleinere östliche, dieht an die Arsa
herantretende Eocenpartie von dem westlichen Hlauptgebiete. Dieses Terrain
erstreckt sich, die oberen weiter zurücktretenden Thalgehänge bildend, von dem
Thale selbst jedoch durch dieunterliegenden, weiter vorspringenden Kalkschichten
der Kreide in schmalem Streifen getrennt, von Turini über St. Martin bis Rusichi.
Es nimmt von dem gegen die Arsa gekehrten Rande landeinwärts nirgends
mehr als höchstens '/, Stunde Breite ein, Durch den Graben Kor Draga, der
beiderseitig nur Kreideschichten zeigt, wird es abgeschnitten von dem im
oberen Laufe der Arsa ganz dicht bis in’s Thalbett herab sich senkenden
Schichten des grossen Albonenser Eocenplateaus.
Auch im oberen Laufe der Arsa, zwischen Kor Draga und der Strasse nach
Pisino treten die Kreidekalke, das Thal unmittelbar begrenzend, unter den Eocen-
kalken hervor. Nur auf die kurze Strecke von kaum !/, Stunde treten die
untersten Eocenkalke unmittelbar an die Alluvien und die Ufer des der Arsa
zufliessenden Zabodbaches herar. Von der äussersten NW.-Ecke des Gebietes
an jedoch bis an das westliche Ufer des Cepieh-See’s tauchen die Kalke der ober-
sten Rudistenzone wieder unter der eocenen Kalkdecke hervor, und trennen sie
von dem Alluvialboden im Westen des See’s.
Dieses so von den oberen weissen Kalken der Kreide rings umgebene
Eocengebiet ist vorzugsweise eine Kalklandschaft, deren Charakter von dem des
umgebenden Kreidegebirges im Allgemeinen nur wenig abweicht. Es ist ein
flach gewölbtes Kalkplateau, dem nur an zwei Stellen eine fremdartige Hügel-
gruppe aufsitzt. Die Hauptabdachung ist gegen Nord gerichtet, doch wölbt
es sich zugleich in der Richtung von W. nach ©. und senkt sich daher zu
beiden Seiten des Kreidegebietes von Cerre, welche das Eocene in zwei Partien
abgesondert hat, gegen W. und ©. Bedeutender sinkt es gegen O. gegen
den Graben zwischen dem Cepichsee und dem Valle di Fianona und gegen die
denselben gegen SW. fortsetzende Einsenkung, welche durch die beiden
einander abgewendeten Thalschluchten des Valle Carpano und der Schlucht
bei Clavar angedeutet ist. Weiter östlich von dieser Einsenkung, die sich also
vom Ufer des Cepich-See's unter Cosliaco über Vosilla, Chersavanich, Clavar,
Gnisin, Ladin und St, Nicolo hinab gegen die Carpanoschlucht zieht, steigt das
Eocengebirge an den westlichen Wänden des Sissolrückens und der Fortsetzung
desselben in dem Gebirgsstock Sopra cossi zu einer steilen Wand empor. Das
104 Dr. Guido Stache. [94]
schon zwischen dem Carpanothale und dem Porto Rabaz stark verschmälerte
Eocengebiet zieht sich nun von da ab, mehr und mehr verengend, an den
Westgehängen des Golly- und Babrini Gebirgszuges entlang, bis es in der Nähe
der Punta Ubaz in dem Valle Gromaz in einen schmalen Winkel verlaufend
endet. Die mittlere Höhe des plateauartigen Theiles beträgt etwa 800 Fuss.
Die bedeutendsten dieses Niveau überragenden Höhenpunkte in der Mitte des-
selben sind der Sumberg mit 967°8 und der Pfarrort S.Domenica mit 9552 Fuss
Seehöhe. Das östlich gegen das begrenzende Kreidegebirge ansteigende
Eocengebirge übersteigt in dem isolirten Sandsteinzuge der Stadt Albona
1000 Fuss. Es erreicht dicht an der Grenze mit dem hohen, östlich an-
schliessenden Kreiderücken unter dem Sissol 2000 Fuss, im Monte sopra
cossi 1200 Fuss, dieht unter dem Monte Golly und im Monte Babrini 1300-1400
Fuss. Das mittlere Hauptterrain ist bach- und quellenlos. Sehr gute Quellen
finden sich dagegen an seinen Grenzen in der Nähe der conglomeratisch-san-
digen Partien. So gibt es kleine Quellen in der Sumberger Sandsteinpartie,
viele gute Quellen in der Sandsteinpartie, zwischen Cosliaco und Fianona,
unter denen vorzüglich die gute und starke Quelle von Fianona nennenswerth
ist, ebenso zeigt sich in gleicher Weise der langgezogene Albonenser Sandstein-
rücken quellenreich. Unter den Quellen des letzteren verdient besonders die
starke und mit ausgezeichnetem Wasser begabte Quelle im Carpanothal genannt
zu werden, welche ihr Wasseraufnahmsgebiet in den conglomeratisch-mergeligen
und sandigen Schichten der Mulde von Albona hat, jedoch aus den kohlen-
führenden Schichten des Carpanothales hervorbricht.
Wirkliche Bäche sind nur drei oder vier zu nennen, die alle auf die Ostseite
beschränkt sind und direct dem Meere zufliessen. Es sind dies der Carpanobach,
der in den Arsa-Canal mündet, die Bäche des Porto Rabaz und des Valle di
Fianona.
Bebaut mit Weingärten und Maiseulturen sind nur die mergelig-sandigen
Gebiete zum Theil und die Stellen des Kalkterrains, auf welchen das Diluvium
eine hinreichende Decke der sogenannten Terra rossa zurückgelassen hat. Im
Uebrigen ist das Plateau felsiger schrattiger Karst.
Besonders grosse Karstpartien treten gegen die sparsamen und kleineren
eingemauerten Feldparzellen in der Umgebung von Chersano, überhaupt in dem
Gebiete gegen NO. von der Linie Sumberg, S. Domenica, Bembichi in den
Vordergrund.
B. Geologische Verhältnisse.
a) Stratigraphie.
Für die Besprechung der einzelnen vertretenen Schichtenglieder und ihre
Entwiekelung, ihren Charakter und ihre Verbreitung legen wir die Schichtenfolge
im Carpanothale zu Grunde. Dieselbe ist am vollständigsten entwickelt und am
besten zu beobachten, und es lassen sich die Verhältnisse aller Gegenden des
Eocengebietes von Albona sehr gut auf dieselbe basiren.
Das vorliegende Terrain ist von besonderer Wichtigkeit in stratigraphischer
Beziehung, weil fast alle die einzelnen Schichtenglieder der eocenen kalkigen
Abtheilung, welche wir bisher kennen lernten und welche an anderen Orten meist
nur zum Theil oder in unvollständiger Entwickelung sich vertreten fanden oder
der gestörteren Lagerungsverhältnisse halber sich nieht mit wünschenswerther
[95] Die Eocengebiete in Innır-Krain und Istrien. 105
Sicherheit und Genauigkeit beobachten liessen, hier in besonders ausgezeichneter
und vollkommener Entwicklung und ungestörter klarer Aufeinanderfolge abge-
lagert sind und sich in mehreren Gegenden durch gute Aufschlusspunkte beob-
achten lassen.
Im Besonderen gelangt von der eocenen Kalkgruppe aber die untere Abthei-
lung, für die auch die Bezeichnung „Nummulitenleere Abtheilung“ oder auch
„Abtheilung der eocenen Zwischenschichten* (nämlich der Zwischenschichten
zwischen den rudistenführenden Kalken der Kreide und den durch Nummuliten-
führung ausgezeichneten Schichten der Eocenzeit) stattderbeschränkteren Loealbe-
zeichnung „Cosina-Schichten“ mehrfach gebraucht wurde zu einer detaillirten Aus-
bildung. In Bezug auf Flächenausdehnung sind jedoch in Folge der einfacheren Lage-
rungsverhältnisse die oberen nummulitenführenden Kalke die vorherrschenden Ver-
treter dieser Gruppe und des Eocenen überhaupt. Die unteren Kalke der kohlenfüh-
renden Abtheilung und der Foraminiferenkalke haben eine mehr randliche Ver-
breitung an den Grenzen mit der Kreide und freten vorzüglich an den Thalge-
hängen , in Gräben und Schluchten zwischen der oberen Nummulitenkalkdecke
und dem kreidekalkigen Untergrunde zum Vorschein. Nur in dem südlichsten ver-
schmälerten, lang ausgezogenen Theile, der sich längs der Westgehänge des
Höhenzuges des Monte Golly aus dem Carpanothal her bis hinab in den Porto
Gradaz des Canale dell’ Arsa zieht, kommt auch die untere Abtheilung der eoce-
nen Kalkschichten zu einer vorherrschenden, und endlich zur alleinigen Flächen-
ausdehnung.
Die obere Eocengruppe der conglomeratischen und mergelig-sandigen Schich-
ten tritt nur in zwei vereinzelten, dem Nummulitenkalkplateau aufsitzenden Hügel-
eomplexen auf. Der kleinere nördliche liegt nordöstlich von Sumberg in dem äusser-
sten NW.- Winkel des Terrains. Wir nennen ihn die Hügelgruppe von Sumberg im
Gegensatze zu dem bedeutenderen südlichen, langgestreckten Zuge dieser Schichten,
auf dessen Höhe Albona liegt. Dieser längere Zug eonglomeratischer und sandig-
mergeliger Schichten, den wir unter dem Namen „Sandsteinzug von Albona“
anführen wollen, zieht sich in der Längsstreekung von etwa 21/, Stunde, nördlich
von Kasparinchich beginnend, zuerst in der Richtung von NO. nach SW. über
Albona dem Verlauf des Valle Carpano entlang, und dann wie dieses und der Canale
dell’Arsa sich drehend, von N. nach S., bis er sich wieder verschmälernd,
zwischen Cheryatina und Boskovichi gegen den Gollyberg zu auskeilt.
a. Untere Schichtengruppe.
1. Cosinaschichten. Dieselben erreichen im Gebiete von Albona über-
haupt und speciell im Thal von Carpano die grösste Mächtigkeit und ausgezeich-
netste Entwickelung in Bezug auf ihre petrographischen und paläontologischen
Eigenschaften.
Der Durehsehnitt aus der Tiefe des Carpanothales gegen SO. oder auch die
gegen O. nach Albona führende Strasse zeigt uns zunächst über den Kreide-
kalken, welche den Boden und den Fuss der Gehängseiten bilden , die untere
koblenführende Abtheilung der Cosinaschichten. Nur auf der südlichen Gehäng-
seite sind diese Schichten deutlich zu verfolgen, nach den über den Kreidekalken
hervortretenden Ausbissen. Genauer lernt man sie jedoch durch den grossartig
angelangten Rothschild’schen Kohlenbergbau kennen, der sie in grösstem Mass-
stabe aufgeschlossen hat. Diese Schichten wiederholen hier im Grossen, was uns
der Aufbruch in Graben von Gherdosella bei Pisino im Kleinen wahrnehmen liess.
Das wirklich abbauwürdige Kohlenlager liegt auch hier fast unmittelbar auf
den obersten weissen Kreidekalkschiehten, und zerfällt wie dort durch die wellige
K. k. geelogische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. 1. Heft. 14
106 Ir. Gurdo Stache. [96]
Form der unterliegenden Kreideschichten in einzelne Kohlenkörper von linsen-
förmiger, nach unten und oben stark ausgebauchter Gestalt, welche durch die
Wellenrücken oder Buckel des Kreidegebirges zwar gegen einander abgeschnürt,
aber selten ganz getrennt werden.
DerKohlenbau von Carpano zeigt unter allen Kohlenvorkommen der Cosina-
sebiehten allein den günstigen Fall, dass einzelne Linsen zugleich ausgedehnt
und mächtig sind, und dass der wellige Bau des Kreidegebirges verhältnissmässig
so regelmässig und sanft ist, dass er das Weiterverfolgen des Lagers über die
Wellenberge nicht hindert oder zu stark erschwert. Die einzige Schwierigkeit
beim Abbau dieser bis auf etwas Schwefelgehalt vortrefflichen und besonders
gut coksenden Glanzkohle liegt in der zeitweisen Arbeit im festen Gestein der
trennenden Kreidekalkwellen für den Fall, dass man vom Abbau einer Linse zum
Angriff auf eine zweite schreiten will. In den mergeligen, und zum Theil auch
kalkig schieferigen Zwischenmitteln und in den Grenzschichten des Kohlenlagers
und in dem Complex seiner Liegendkalke fehlen auch hier nicht die grossen charak-
teristischen Melaänien von Cosina nebst anderen Melanien, Charen und zum Theil
auch Paludinen.
Die tieferen kohlenführenden Schichten sind ausser am Südrande des Carpa-
nothales auch noch am ganzen Ostrande des Arsathales und besonders bei Para-
. diss, so wie südlich von Carpano in dem langen Strich der Cosinaschichten des
Monte Gadina vertreten. In dem letzteren Bereich wurden Versuchsbaue auf die
Kohlen des Thales von Prodoll unternommen. In dem erst genannten Strich
wurde das Kohlenlager bei Paradies mehrfach ohne besonderen Erfolg in Angriff
genommen. Die obere Abtheilung der Cosinaschichten oder die Liegendkalke der
eigentlichen kohlenführenden Schichten sind im Carpanothal selbst, sowie auch
in den anderen Verbreitungsbezirken der unteren Abtheilung des Randgebirges
in paläontologischer Beziehung besonders weit reichhaltiger und mannigfaltiger
ausgebildet , als in den meisten anderen Gebieten. Ausser den rauchgrauen oder
leberbraunen Kalkbänken, welche mit einer besonders individuenreichen Fauna
derselben Melania und derselben Charen-Art auftreten , die auch in den anderen
Gebieten die Hauptcharakterformen bilden, kommen hier Kalke und Kalkschiefer
von meist etwas helleren, bräunlichen oder gelblichgrauen Farben vor, in welchen
neben den gewöhnlichen Formen oder auch theilweise allein herrschend andere
Formen von Süsswasser- und Landschnecken, sowie auch hin und wieder
eine andere Charen-Art auftritt. Es ist vor allen eine der von Gherdosella völlig
gleiche kleine gerippte Melania, sowie eine Paludina kleine und die auch in
den Cosinaschichten des Lissatzberges auftretende Chara globulifera Ung.,
welche gewisse Kalke dieses Niveaus erfüllt und in deutlicherer Erhaltung auf
den Auswitterungsflächen derselben erscheint. Diese Schichten wurden sowohl
im Thale von Carpano auf beiden Seiten desselben, als auch an mehreren Punkten
in dem grossen südlichen Hauptzug des Gadina- und Babriniberges, besonders
in der Gegend von Prodoll und Poglie beobachtet. Sie kommen endlich auch
unter den Kalken im Bereiche der Gemeinde Ripenda, und zwar am Westgehänge
des Kreidegebirges des Monte supra Cossi vor. Jedoch wurden sie hier nicht an
Ort und Stelle beobachtet. Es liegen nur von dem früheren Controlor auf Albona,
HerrnSchmidt, eingesendete Stücke vor. In einzelnen der genannten Kalkschichten
kommen neben den genannten häufigeren Formen, seltener auch Schalreste von
kleinen Clausilien vor, wie besonders zwischen Vlaska und Viscoviza bei Poglie.
AlleReste zeigen meist hell- bis dunkelbraune Schalen und sind wegen ihrer Fein-
heit und Kleinheit und der Härte des Kalkschiefers, der sie einschliesst, nur mit
grosser Mühe und selten in vollkommener Erhaltung zu präpariren, besonders
[97] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 107
erwähnenswerth ist aus dieser Schichtenreihe, das local noch mehr beschränkte
Vorkommen einer Kalkschieferschicht bei Poglie, südlich von Carpano, welche
dieht erfüllt ist mit kleinen, mit weisser Schale erhaltenen Paludinen, aber ausser
diesen fast gar keine anderen Reste beherbergt.
2. Die Foraminiferen- oder Miliolidenkalke, welche unmittelbar
auf diese Schichten folgen und in noch sehr enger Verbindung mit denselben
stehen, zeichnen sich hier durch besondere Mächtigkeit und Mannigfaltigkeit in
der Ausbildung einzelner Schichten aus. Ausser den drei besonders charakteri-
sirten Schichten, die wir schon aus den südlichen Randgebieten der Doppelmulde
von Pisino kennen, nämlich den Foraminiferenkalken mit vereinzelten Südwas-
serschnecken dertieferen Schicht, den Bivalvenbänken und den Muschelschiefern
von Sdregna kommen hier noch mehrere durch besondere Faunencharaktere sehr
interessante Schichten zur Entwicklung, nämlich dunkle bituminöse Kalkschiefer
mit Naticen und Cerithien, hellgelbe oder graue Kalkbänke mit riesigen Ceri-
thien und meist gleichfalls bituminös riechende Kalkschiefer mit Korallen.
Hellere foraminifernreiche Kalke mit vereinzelten Melaniendurchschnitten
nnd Charen folgen im Durchschnitt durch das Carpanothal unmittelbar über den
eigentlichen Cosinaschichten. Sie sind auch im Westrande des Monte sopra Cossi
und überhaupt in der Gemeinde Ripenda stark verbreitet. Südlich von Carpano
erscheinen sie bei Poglie, und zwar sind sie hier durch das Vorkommen einzelner
sehr grosser , anderwärts nirgends gefundener Melanien ausgezeichnet. Mit diesen
Kalken in nächster Verbindung stehen wohl die durch riesige Cerithien ausge-
zeichneten Foraminiferenkalke, welehe sowohl im Thale von Carpıano, als in dem
eocenen Kalkgebiete von Paradies, längs der Arsa, sowie im Gebiete des Gadina
und Babrini, und endlich im Gebiete von Ripenda an mehreren Punkten nachge-
wiesen sind. Ausser den grossen Cerithien, die meist nur als Steinkerne erhalten
sind und an Grösse dem Cerithium giganteum des Pariser Beckens nichts nach-
geben, treten häufig auch grosse Orbitulitenformen in diesen Kalken auf.
Diese grossen Cerithienformen fanden sich bisher vorzugsweise an folgenden
Orten: im Carpanothal auf dem nördlichen Abhang oberhalb Carpano selbst gegen
St. Bartholomäo, zwischen Carpano und St. Margaretha bei Golaez, im Graben
bei Paradiss, bei Calini, bei Starigrad, bei Cipparoviza, bei Vlacova.
Die bituminösen dunkleren Kalke mit zahlreichen Natica und Cerithium
dürften ebenfalls zu diesen tieferen Sehiehten , der foraminiferenreiehen Kalke
oder selbst nock nahezu in das Niveau der oberen Cosinaschichten gehören. In
diesen Schiehten kommen vereinzelt, wie z. B. bei St. Martin in dem kleineren
durch den Karst von Cerre getrennten eocenen Kalkstrieh auch Helices vor.
Ausserdem wurde diese Schicht bekannt bei Sieul, Jurieich, Boskovichi,
Raggozana und am Monte Babrini.
Ebenso häufig sind auch die schon aus der Gegend von Pisino bekannten
Bänke mit dicken austernartigen Bivalven vertreten. Dieselben scheinen jedoch
sehon ein etwas höheres Niveau einzunehmen , als die bisher aufgeführten
Sehiehten. Sie folgen im Durchschnitt von Carpano gegen Albona deutlich über
den oben angeführten Foraminiferenkalken. Sie erscheinen überdies bei Chervatina
und Petek, bei Cermenizza, bei St. Bartholomäo und bei Seni.
Die Muschelkalkschiefer , wie sie bei Sdregna vorkommen, erscheinen in
ähnlicher Ausbildung wie dort, besonders bei Prodoll. Der Umstand, dass ganz
die ähnlichen Formen, und zum Theil mit ähnlicher Erhaltungsweise der Schalen
auch in den dureh Korallen eharakterisirten Kalkschiefern oder Plattenkalken,
welche in dem ganzen Gebiete viel häufiger vorkommen, beobachtet wurden,
spricht dafür, dass dies wohl ganz nahe zusammengehörige oder sich vertre-
14°
108 Dr. Guido Stache, [98]
tende Schichten sind. Die korallenreichen Kalkschiefer der Gegend sind ausser
durch zwei dünnverzweigte Korallenarten, welche ihr auffallendstes paläontolo-
gisches Merkmal bilden, überdies reich an verschiedenen Bivalven, kleinen
Gasteropoden, Orbituliten und langen Alveolinenformen zum grössten Theile
Alveolina longa Oz. Dieser letzte Charakter deutet schon auf ihre etwas höhere,
den eigentlichen Alveolinenkalken sich zunächst nach unten anschliessende Stel-
lung in der Schichtenfolge. Wir lernten diese Schichten von sehr vielen Punkten
des Gebietes kennen, insbesondere von Prodoll, von Viseovichi, von Seni, von
Monte Babrini, von Duchizza, von Chervatina, von Ripenda, von den NW. und
SO.-Gehängen des Carpanothales.
Ein specielleres Studium aller dieser einzelnen Schichten wäre ebenso inter-
essant als wünschenswerth. Jedoch war es mir bei der Grösse des in einem
Sommer und unter den ungünstigen Verhältnissen der Kriegszeit zu bearbeiten-
den Terrains nicht möglich, noch weiter in das Speecialisiren einzugehen.
Ich musste mich begnügen, die Grenzen der gewonnenen Hauptgruppen fest-
zustellen und mit Hilfe dieses die Tektonik desLandes etwas in’s Klare zu bringen.
3. Alveolinenkalke. Mit den eigentlichen Alveolinenkalken beginnt die
Schiehtenreihe wieder ihren normalen, in allen Gebieten ziemlich gleichblei-
benden Charakter anzunehmen. Sie sind wie überall meist hellgelblich oder
weisslichgrau und vorherrschend als dünne, harte, spröde Schiefer ausge-
bildet, seltener als diekere Kalkbänke. Neben den in weissen Flecken erschei-
nenden Durchschnitten der zahlreichen Alveolinen treten sparsam und nach oben
immer häufiger Nummuliten auf. Da die breiten plateauartigen eocenen Kalk-
flächen der beiden Hauptgebiete der Albonenser Landschaft, das kleinere west-
lichere Gebiet an der Arsa und das grössere östliche von S. Domeniea zwischen
dem Cepichsee und der Sandsteinmulde von Albona, vorherrschend von den
eigentlichen Nummulitenkalken gebildet werden, so haben die Alveolinenkalke
gleich den Cosinaschichten eine vorherrschend nördliche Verbreitung am Saume-
der grossen Nummulitenkalkgebiete.
4. Nummulitenkalke. Auf die alveolinenreichen Kalke folgen in dem
Durehsehnitt der Strasse von Carpano nach Albona zunächst mehrere Bänke von
hellgelbem Nummulitenkalk, der aus feingeriebenen Resten von Echinodermen und
Molluskenschalen besteht und auf den weichen Verwitterungsflächen voll ist von
kleinen Nummuliten, dagegen nur sparsame Durchschnitte von Alveolinen und
grösseren Foraminiferenformen zeigt. Darauf folgen graugelbe, zum Theil etwas
bräunliche Kalke. von unvollkommen krystallinischer Beschaffenheit mit zahl-
reichen kleinen und grossen Nummulitendurchschnitten. Unter letzteren sind be-
sonders häufig Durchschnitte von Numm. perforata d’Orb., Numm. granulosa
d’Orb. und seltener auch von Numm. spira de Roissy zu erkennen. Endlich fol-
gen hellgelbe Bänke von schon etwas breceienartigem Charakter mit zerstreutem
Vorkommen von Numm. granulosa d’ Arch.
Die Nummulitenkalke sind mit dieser ziemlich gleichbleibenden Fauna fast
überall ausgebildet. Dazu treten nur an manchen Punkten verhälltnissmässig wenig
und selten gut erhaltene Reste vor Zweischalern meist „Austern“ und von Echini-
den meist nur Stacheln und einzelne Täfelchen, seltener ganze erkennbare Faunen.
Aus der Gegend von Urbanzi bei Albona ist ein deutlicher Echinolampas,
ferner aus der Gegend von S. Martin und Domenica Reste von Conoclypus in
diesen Kalken aufgefunden worden. In eben diesen nummulitenreichen Kalken bei
Sumberg konnte ich beiausser den häufigeren Formen von Nummulites perforata
d’Orb., auch noch Num. Biaritzensis d’Orb. und Num. laevigata Lam. erkennen.
[99] Die Eoeengebiete in Inner-Krain und Istrien. 109
ß. Obere Schichtengruppe.
1. Die untere Abtheilung der Gruppe, welche durch die Einlage-
rung breccienartiger oder conglomeratischer Nummulitenkalkbänke ausgezeichnet
ist, ist hier die bei weitem verbreitetste und mächtigste sowohl in dem grösse-
ren Muldengebiet von Albona, als auch in dem kleineren flach aufgelagerten
Gebiete zwischen Sumberg und Chersano.
Da ich im ganzen Bereich dieser Gebiete nirgends se glücklich war, beson-
dere Fundstellen von Petrefacten aufzufinlen, so ist ohne Wiederholung der-
selben allgemeinen petrographischen und paläontologischen Eigenschaften, die
wirausanderen Gebieten kennen, nicht vielNeues zu sagen. Um in noch speciellere
Unterscheidungen und Gliederungen der Schichten einzugehen, dazu gebrach
es natürlich an Zeit.
Es ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass auch in diesem Gebiete noch gute.
Petrefactenfundorte in diesen Schiehten aufgefunden werden können, immerhin
gross genug. Andeutungen dafür habe ich nur aus der Gegend südlich von Albona,
wo ich vereinzelte Reste von Seeigeln, besonders einen gut erhaltenen Echino-
lampas auffand. Ausserdem sind die gewöhnlichen Nummulitenformen Numm.
Lucasana Defr., Numm. striata d’Orb., Numm. ewponens Sow., Numm. granulosa
d’Arch. Ferner Serpula spirulaea Leym. und seltener auch Operculina cana-
lıfera, das einzige, was manin den kalkigen Bänken oder in den denselben anhaf-
tenden sandigen Mergeln von bestimmbaren Resten findet.
Von bemerkenswerthen Eigenthümlichkeiten in der Ausbildung dieser Ab-
theilung im Gebiete von Albona können wir nur zwei auflühren. Die eine besteht
in der Häufigkeit von einer besonderen Form von Pentacrinus- Stielgliedern in
der an die eigentlichen Nummulitenkalke zunächst angrenzenden Kalkbank. Die
zweite in dem Vorkommen von zur Bereitung von hydraulischem Material
geeigneten kalkigen Mergeln in der Gegend zwischen Albona und Porto Rabaz und
in Porto lungo.
2. Die obere Abtheilung der Sandsteine und Mergelschiefer
gibt uns wegen der verhältnissmässig untergeordneten Verbreitung und dem
Mangel besonders ausgezeichneter Charaktere hier noch weniger als in den an-
deren Gebieten Veranlassung zu specielleren Erörterungen.
Der beifolgende Durchschnitt durch das Carpanothal verdeutlicht die Art
der Lagerung der hier gegebenen Schichtenfelge.
Durehschnitt 23,
ar =— = = - ax Tut en ’
= u N. een ae nu ne ee
Schie htenfolge im Carpano-Thale.
d Kreidekalke. d Cosinaschichten, untere kohlenführende Abtheilung. d, Cosinaschichten, Liegendkalke mit Charen-
e, Foraminiferenkalke mit vereinzelten Süsswasserschneeken und grossen Cerithien. d, Foraminiferenkalke mit Bivalven-
bänken, Korallen ete,. ce Alveolinenkalke. c, Nummulitenkalke, 5 Conglomeratbänke mit Mergelschiefern, « Sandsteine
und Mergelschiefer,
110 Dr. Gnido Stache.
b) Tektonik.
Der Bau der zerrissenen Eocengebiete, weiche auf
dem durch das Arsathal, die Einsenkung des Cepichsee,
das Valle di Fianona und den Quarnero fast halbinselartig
abgesonderten Kreidegebirge von Albona zurückgeblieben
sind, zeigt trotz des nachweisbaren Zusammenhanges
mit dem nächstangrenzenden Eocengebiete der Mulde
von Pisino einen von dem aller übrigen Eocenterrains
abweichenden Charakter. Während in allen übrigen Ter-
rains mit Ausnahme der Tschitscher Terrassenlandschaft
die untere kalkige Abtheilung des Eocengebirges zurück-
tritt und nur randliche Zonen bildet, gelangt sie hier zu
überwiegender Flächenentwickelung. Von der gleichfalls
durch die vorherrschende Zusammensetzung aus Eocen-
kalken charakterisirten Tsehitscher Landschaft unter-
scheidet sich das Eocenterrain von Albona durch seinen
einfacheren Bau.
Dasselbe stellt in seinen ausgedehntesten heilen
breite, fast horizontal oder flachweilig gelagerte Karst-
plateaus oder sanft eingesenkte Mulden dar und ver-
leugnet dadurch seine Abhängigkeit von der regelmäs-
sigeren flacheren Schichtenstellung des südwestlichen
Randes derDoppelmulde und dem welligen Baue des gan-
zen südlichen Istriens ebensowenig, als das faltenreiche
Gebiet der Tschitscherei seine nahe Zusammengehörig-
keit mit dem stärker gestörten und eomplieirter gebauten
Nordostrande jenes grossen Eocengebietes. Die drei
Durchschnitte, welche wir hier folgen lassen, so wie der
Durchschnitt Nr. 12, der zum vorangehenden Beitrag VI
gehörenden Tafel, dürften uns diese allgemeinen Bemer-
kungen etwas näher zur Anschauung bringen.
Der beigegebene Durchschnitt 24 zeigt uns den
nördlichsten Vorsprung des nordsüdlich gestreckten Ge-
bietes und seinen Zusammenhang mit dem südlichen
engen Theil der Mulde von Pisino.
In dieser Gegend füllt das Eocengebiet von Albona eine
flache muldenförmige Einsenkung des unterliegenden Krei-
degebirges aus, welche eine vorherrschende aber schwache
Neigung gegen NO. zeigt. Auf den unteren eocenen Kaik-
schichten, welche dieser Senkung mit ihrer Schichtenstel-
lung folgen und dieselbe zunächst auskleiden, ist noch eine
kleine Gruppe von Hügeln der oberen eonglomeratisch mer-
geligen und sandsteinartigen Abtheilung sitzen geblieben.
Die gegen NO. unter etwa 10° einfallenden Nummuliten-
kalkeder Linie Sumberg-Radovichi erscheinen demnach in
gewissem Sinne noch als der südliche Flügel des Rand-
gebirges der Mulde von Pisino, dem der steilere nörd-
liche Flügel bei Surian correspondirt, welcher, wie der
Durchschnitt zeigt, sich an das Kreidegebirge des Monte
Maggiore-Zuges anlehnt und unter die Ebenen des Tor-
rente Bogliunsiza einfällt.
Durchschnitt 24,
NO.
Torr. Begliunsiza
Ebene von Pogle
Sumberg
SW.
Arsathal
Surian
Cepich
€ Kreidekalke,
He
d Cosinasctichten.
b Conglomeratische Schichten der oberen Gruppe. € Nummuliten- und Alveolinenkalke.
a Mergel und Sandsteine der oberen Gruppe.
a
[101] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien.
Jedoch wird eben dieser Theil der südlichen Rand-
gebirgsschichten durch die vom Cepichsee her gegen
WNW. längs dem Südrande der Ebene von Pogle und
Tupliaco bis zum Arsathal streichende kleine Aufbruchs-
welle der Kreidekalke von den unmittelbar unter die
Sehichten des Innergebietes von Pisino einfallenden
Randgebirgsschichten abgesondert.
Diese letzteren fallen direct gegen NO. von der
Kreidekalkwelle ab und sind zum grössten Theil von
den Alluvien der Ebene von Tupliaco und Pogle ver-
deckt; jene ersteren Schichten fallen zunächst längs des
Hervortauchens der Kreidekalke etwas gegen SW., ehe
sie sich wieder allmählig zur nordöstlichen Fallrichtung
aufbiegen.
In der südlichen Fortsetzung dieser seichten, noch
theilweise mit dem Sandsteinmaterial der oberen Gruppe
verdeckten Einsenkung , mit welcher das Albonenser
Eocenterrain gegen N. abdacht , steigt es von der Linie
Radovich- Bolesko-Chersano, zu einem etwas höheren
plateauförmigen Karstlande mit stellenweise völlig hori-
zontaler Lage der Schichten an.
Besonders in der Umgebung von Chersano sind die
groben Nummulitenkalkbänke, die die rauhe, grob-
felsige und von Klüften zerrissene Oberfläche dieses
Thales bilden, meist ganz horizontal gelagert.
Nur wenig östlich, jedoch entlang der Tiefenlinie
der vom Cepichsee über Vosilla zum Valle di Fianona
eingerissenen Spalte, wölben sich die kalkigen Eocen-
schiehten allmählig abwärts zu einer nordöstlichen bis
östlichen Fallrichtung unter 10—15 Grad.
Die Lagerungsverhältnisse dieses Nummulitenkalk-
Karstgebietes, ‚als dessen höchste Punkte der Sumberg
mit 967°8 Fuss und S. Domenica mit 9552 Fuss gelten
können, werden durch den Durschschnitt Nr. 12 der
zum Capitel VI gehörigen Tafel, welcher aus dem Arsa-
thal über S. Domenica nach dem Quarnero gelegt ist,
bereits hinreichend illustrirt.
Der nächstfolgende Durchschnitt 25 zeigt uns
die Tektonik des südlicheren Theiles des Eocengebietes,
in dem die Stadt Albona, nach welcher wir das Gebiet be-
nennen und der Bergort Carpano, durch welchen dasselbe
einige Bedeutung erlangt hat, gelegen ist.
Die Hauptmomente der Tektonik liegen in deın
veränderten Hauptstreichen der Schichten, zweitens in
der Trennung des eocenen Materials in zwei Verbreitungs-
gebiete durch das Hervorbrechen einer breiten Welle
des Kreidegebirges und drittens endlich in der mulden-
artigen Anlage der beiden getrennten Eocenpartien.
Wegen der veränderten Streichungsrichtung, welche
sich hier von der direet nordsüdlichen, zu der schon die
Schichten des vorbeschriebenen Theiles neigen, sogar iu
Durchschnitt 25.
0SO.
Punta Cossi
WNW.
Meer
Beinbich 1200 F.
St. Nieolo
Duhrova
Cerre 900 F.
Paradıss
|
e Kreilekalke uud Dolomite.
d Cosinasch'ehten
e Nummulitenkalke uad Alvaolinankaike.
b Merzel und conglomeratische Bänke der oberen Gruppe.
Mergel und Sandsteine der obersa Giuppe.
ill
“
112 Dr. Guido Stache. [102]
. die Riehtung SSW. nach NNO. weiter dreht, musste auch der beigegebene Durch-
schnitt in der entsprechend abweichenden Richtung gelegt werden. Derselbe zeigt
uns, dass das Grundgebirge der Kreide zwischen der Punta Cossi des Canale di
Farasina und der Schlucht des Arsathales in drei grösseren Wellenerhebungen
gegen das südistrianer Karstgebiet zu abdacht und dass in den beiden zwischen-
liegenden Wellenthälern das eocene Material eingebettet liegt.
Der höchste im Monte supra cossi auf 1418 Fuss ansteigende Wellenberg
bildet das steile Ufer gegen den Quarnero. Zwischen ihm und dem das Eocen-
terrain unterbrechenden Kreidekarstplateau von Cerre mit beiläufig 900 Fuss See-
höhe ist die breiteste und tiefste Mulde eingesenkt, welche die Eocenschiehten
des Gebietes von Albona im engeren Sinne ausfüllen. Zwischen dem etwa eine
Stunde breiten Plateau von Cerre und der durch die Arsa durchschnittenen Wellen-
höhe, die sich am andern Ufer derselben wieder zur höchsten nordöstlichen Wel-
lenbiegung des Istrianer Karstes mit 1000-1200 Fuss erhebt, liegt die kleinere
und flache Eocenmulde von Paradiss.
Die eigentliche Eocenmulde von Albona, das ist der tiefste Theil der Ein-
senkung im Kreidegebirge, welcher nicht nur mit den Schichten der unteren
kalkigen Abtheilung der Eocenschiehten ausgekleidet ist, sondern in welchem
auch noch ein ziemlich mächtiger Schichteneomplex der oberen Abtheilung
sitzen geblieben ist, spitzt sich gegen Nord und Süd aus und erreicht
ungefähr in der Mitte seiner Längserstreckung südlich von Albona die grösste
Breite.
Wir haben es hier also mit einem kleinen ringsum von den kalkigen Schich-
ten des Randgebirges umgebenen Sandsteingebiet zu thun, welches einige
Analogie zeigt mit der im Nummulitenkalkgebiet des nördlichsten Theiles der Tschi-
tscherei eingesenkten Mulde von Clanitz. Auch hier ist im Allgemeinen der östliche
kalkige Grenzsaum der steilere und höhere und hat auch die steileren , unregel-
mässigeren Schichtenstellungen, aber mit einer Hauptneigung unter 30--50 Grad
gegen W.—WSW., während die westlichen Kalkränder eine flächere regel-
mässigere Neigung der Schichten nach ©. — ONO. unter 20 — 30 Grad
einhalten. Die Hauptstörungen in der Schichtenstellung des östlichen Randes der
Mulde von Albona finden sich dort, wo das vorliegende Kreidegebirge durch
quere, bis unter Meeresniveau gehende, schluchtartige Einsenkungen zer-
schnitten ıst. Zwischen diese ist auch das eocene Randgebirge tiefer hinein-
geklemmt und erscheint dann im Bereiche derselben durch sehr steile und
unregelmässige Schichtenstellungen ausgezeichnet. Derlei tiefgehende Ein-
schnitle kennen wir zwei. Der eine bildet den Hafen von Rabaz, der andere
den Hafen Porto Lungo. Die eocenen Kalkschichten der westlichen Seite bilden
natürlich nur im südlichen Theile vom obersten Einschnitte des Carpanothales an
einen schmäleren randlichen Saum. Im Norden hängen sie in der Breite von
mehr als einer Stunde zwischen dem obersten Einriss des Carpanothales und der
auf das Valle di Fianona quer ausgerissenen Schlucht Clavar mit dem nördlichen
eocenen Karstgebiet von S. Domenico zusammen; welches auf dieser Linie in ein
ostsüdöstliches Fallen unter im Mittel 25 Grad übergeht, wie man esan der
Strasse bei S. Nieolo sehr gut beobachten kann. Die Stellung der eonglomera-
tischen und ınergelig-sandigen Schichten der Mulde schmiegt sich wohl zumeist
längs der Ränder den Verhältnissen des unterliegenden Kalkgrundes an und ist
ausserdem im Innern stellenweise sehr wechselnd ; jedoch herrscht in dem höch-
sten mittleren Längszuge, bis zu dem Hügel von Albona, wo derselbe in eine
andere Streichungsrichtung steiler gegen S. biegt, hauptsächlich das vom
steileren Ostrande abhängige westliche Einfallen unter etwa 30 Grad vor.
[103] Die Focengebiete in Inner-Krain und Istrien. 113
Das muldenförmig aufgelagerte, von N. gegen S.
gestreckte Eocenterrain von Paradiss zeigt im Wesent-
lichen eine Hauptneigung gegen W. bis WNW. Es er-
scheint jedoch entlang seiner westlichen Grenze gegen
die Arsa gleich dem unterliegenden Kreidegebirge schwach
unter 10—15 Grad zu der entgegengesetzten Fallriehtung
aufgebogen.
Der Durchschnitt zwischen Porto Dragon und Porto
Remaz zeigt uns endlich die Verhältnisse des Schiehtenbaues
im südiichsten schmalen langgestreckten Theile des grös-
seren der beiden Eocenterrains,.
Die Hauptstreichungsrichtung der Schichten hat sich
wieder geändert; sie ist wieder mehr in die frühere nord-
west-südöstliche übergegangen. Der Durchschnitt ist daher
von SW. gegen NO. gelegt. Der wellige Charakter im Bau
der Schichten des Grundgebirges ist auch hier massgebend
für die Tektonik. Die Höhenverhältnisse sowie die Stärke
der Biegung der Kreidegebirgsschichten sind aber etwas
abweichend von denen, die der obige Durchschnitt erkennen
liess.
Hiererhebt sich nämlich die mittlere Gebirgswelle am
höchsten und ist überdies steiler und tiefer aufgebrochen
als die des Karstplateaus von Cerre. Der höchste Punkt
desselben, der Monte Golly, von dem der Durchschnitt etwas
nördlicher hält, erreicht 1697 Fuss. In die tiefe und steile
schluchtartige Einsenkung zwischen diesem Höhenzuge und
der kleineren Welle der Landzunge von Porto Lungo, welche
beide zusammen als die sich erweiternde und in ein verän-
dertes Streichen ablenkende Fortsetzung des steilen, östli-
chen Küstengebirges zu betrachten sind, ist ein Theil der
Eocenschichten der östlichen Randseite des Gebietes von
Albona wie eingeklemmt sitzen geblieben. Wir sehen den
schmalen langen Hafen von Porto Lungo und seine schlucht-
artige Fortsetzung landeinwärts bis Majel am Ostrande des
Hauptgebietes zu beiden Seiten mit Nummulitenkalken und
zum Theil auch noch mit Mergelschiehten der oberen Gruppe
ausgekleidet. Die Lagerungsform dieser Schichten ist
eine unregelmässig wechselnde, aber durchwegs sehr steile,
wiewohl verhältnissmässig noch gleichbleibender als in der ähnlichen weiter
nördlich gelegenen Schlucht, die von Albona gegen den Hafen von Rabaz ein-
gerissen ist.
Die muldenartige Einsenkung im Kreidegebirge, welche weiterhin direet
die Mulde von Albona fortsetzt, verschmälert sich gegen S. und ist von Luisi
an auf der ganzen über eine Meilelangen Strecke bis zu seiner Ausspitzung im
Valle Gromaz nur noch mit den Kalkschichten der unteren Gruppe und zwar
vorherrschend mit den aus dem Carpanothal ununterbrochen in bedeutender
Mächtigkeit fortsetzenden Cosinaschichten erfüllt. Der Durchschnitt schneidet
den gleich der Hauptmulde von Albona eine westliche Hauptneigung beibehaltenden,
muldenartig im Kreidegebirge eingebetteten Längsstrich der Cosinaschichten
zwischen S. Gierolamo bei Poglie und Calioni bei Prodoll, bis wohin der letzte
Zipfel der Nummulitenkalke reicht, die in schmaler Zone das Sandsteingebirge
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. 1. Heft. 15
NO.
Porto Remaz
e Kreidekalke und Dolomite.
LH: = 1:1
Porto lungo
e.e ue e
Durchschnitt 26.
d Casinaschichten.
ce Nummuliten und Alveolinenkalke.
S. Gierolamo 1500 Fuss
b Mergel und Conglomeratbänke der oberen Gruppe.
sw.
Porto Dragon
114 Dr. Guido Stache, [194]
südlich von Albona umsäumen. Man ersieht zugleich aus dem Durchschnitt das
allgemein giltige Verhältniss dieser Längsmulde, dass der Schichteneomplex
am westlichen Rande eine bedeutendere Mächtigkeit hat und sanfter unter
5—10 Grad gegen 0.—ONO. verflächt, während derselbe längs des höher
ansteigenden Ostrandes bei geringerer Mächtigkeit westliche bis westsüdwest-
liche Neigungswinkel von 20—30 und weiter südlich in der Nähe des Monte
Babrini sogar bis 45 Grad zeigt.
Der tektonische Charakter des Gebietes von Albona im Ganzen ist schwer in
einer kurzen Bezeichnung zusammenzufassen. Dasselbeist eigentlich zum
grössten Theil ein Stück noch einmalin die Höhe gehobener und
vondem bedeckenden Sandsteinmaterial befreiter Muldenboden
der Doppelmuldevon Triest-Pisinoundzwardas südlichste Stück,
welches mit den kalkigen Randgebirgen zusammenstösst und
sammt ihnen allmählig das ganze Eocenterrain zwischen der
mittleren und unteren Kreidekalkstufe des istrischen Küstenlan-
desabschliesst.
Malie von Triest
Silimen mynSioeiede
“
nn
lerteneglio
Ri Aıdenne us!
fi 2
Nr. %
Vom
Rande des Süd-Istrianer
Karstes bei Legovich
or °
‚das Quieto-Thal un. den
Bujaner bel Sterns
mac
Auteto
Fluss u. Phual
'opechio u. dem Zeroschits-
Boig der Tschitscherel.
Ar. 5.
Von
Visinada
am Süd-Istrianer Karst
‚Quieto-Thal, Portole und
Ravniz-Terg
nach
dem Ooinik-Berg dar Tachılt-)
Zwölf Durchschnille ru
Raccotole
m Süd-Istrianer Karstrand|
Von
dureh das Gebiet Ar. VI.
über
ns Quieto-Tlınl bei Monton;
ind Petra pelosa
nach
dem Jaschmovizza und
„Die eocene Doppelmulde von Triest-Pisino“ "u."
Nr. 7.
zwisehen ,, Vom
2 ur.Karet
| den Bujaner Karstrücken
dom Sb, He
om Sbevnizza-Ierg dei
Tachftscherol.
Nr. S.
Süd-Tet Tantra Pin
€ 5 über
Bezeichnung der Formationsglieder. eh
Nugla una Yalıe di Orsa
der Tschitscherei.
x E L Alluvien der Thalgebiete. ——.-
Sr. 9.
Vom
Süd-Tatrlaner Karst
Versteinerungsarme oder leere Mergel und Sandsteine \ bei Lindaro
üb
” N (Macigno und Tassello, Flysch) Monte hal Rozzo
? obere Gruppe ‚dem Monte Oalefatto der
Tsehitscherct.
Nummulitenreiche Mergel, Conglomerate und Brecoeien \
+ (Krabben-Mergel und früher sogen. oberer Nummuliten-Kalk 2. Th.) der EN
Eocen-
Nr. 10.
Marine Kalke und Kalkschiefer Borundioz: Fnschite vol Gimino
D = ibe
(Haupt-Nummuliten-Kalk und Alvcolinen-Kalk) es u Be
üntere Gruppe GaUEenz
nach
dem Kupizo-Berg der Tschi-
Brackische- und Süsswasser-Kalke (Cosina-Schichten) tscherel,
ä der Kreide- Nr.1
Obere und mittlere Rudistenzone (Kalke und Dolomite) t r. 11.
Formation.
Vom
Gromaza-Borg bei St. Ivann;
über
Susgnevizza
nach
dem Monte Maggiore.
© baromotrlsch-bostimmte Höhen. "\ Zeichen für einen nahe nördlich von der Durchschnitislinfe
5 fallenden Ort.
3 trigonometrisch gemessene Punkto. Zeichen für einen mehr südlich von der Durchschnittsilni
fallenden Ort.
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Jahrbuch der KK. geologischen Reichsanstalt_XIV.Band, 1.Heft.1864. Gegenüber Seite 114.
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[105] Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. 115
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VII. Die Eocenterrains des Karstes von Albona . » » 2 2 22.2.0.
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15 *
116 [1]
II. Ein Bliek auf die Halbinseln Kertsech und Taman.
Von Hermann Abich,
kaiserlich russischem Staatsrath und Akademiker.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsans talt am 1. Februar 1864.
Etwa 14 Tage nach meiner Entfernung von Wien erreichte ich Kertsch,
den Centralpunkt beabsichtigter Wanderungen. Ich hatte für dieselben etwa
drei Wochen in Anschlag gebracht, und war beim endlichen Abschluss der
Reehnung nicht wenig erstaunt, volle sechs Wochen eonsumirt zu finden; ein
Ergebniss, wobei indessen nicht allein das grosse Interesse für den Gegenstand,
sondern auch mancherlei gebieterische Umstände mitwirkten. Unter diesen sind
klimatische Schwierigkeiten von Seiten der besonders in diesem Jahre früh ein-
getretenen, hyperboreische Kälte bringenden Winde mit zu nennen. Indessen,
war die Durchführung meiner Absichten für mieh damit nieht gehindert, da
ich auf jenem Gebiete kein Neuling bin, welches Herodot schon um allen guten
Ruf gebracht hat, wenn er sagt, dass acht Monate daselbst unerträglicher Frost
herrsche, und in den übrigen vier es auch eigentlich immerfort kalt sei. Der
verwöhnte lonier würde übrigens wohl anders geurtheilt haben, wenn er
Gelegenheit gehabt hätte, die excessive Sommerhitze kennen zu lernen, welche
die kimmerischen Halbinseln alljährlich heimzusuehen pflegt. Indem es mir
somit möglich war, der Wiederaufnahme früherer Beobachtungen im Jahre 1851
speecieller eingehende Aufmerksamkeit zu widmen, gewann ich auch eine bedeu-
tend vollständigere Sammlung von Belegstücken und Fossilien zurück, als die-
jenige, die mir 1859 verloren ging.
Mein erneuerter Besuch hat die frühere Auffassung der geotektonischen
Grundzüge beider Halbinseln bestätigt. Unverkennbar ist in denselben das Vor-
herrschen eines Systems .von. Parallelen derselben latitudinalen Dislocations-
richtung, die von O. nach W. aus- Central- Asien fortwirkend, sich wesentlich
gestaltend im Baue des Kaukasus zeigt. Ein zweites System von parallelen
Bruch- und Aufrichtungslinien aus SW. nach NO. scheint die Hauptdirections-
richtung der Schichtenstellung der krimmschen Gebirge noch weiter nach Osten
zu führen, und durchschneidet das latitudinale System. Die Resultate dieser
Einwirkung sind auf beiden Seiten des Bosporus, längs der Küstenregion am
deutlichsten zu erkennen. Einem flachen Einsenkungsthale vergleichbar, welches
dem Laufe einer grossen Verwerfungsspalte zu folgen scheint, trennt der bos-
[2] Ein Blick auf die Halbinseln Kertsch und Taman, 117
poranische Meeresarm, ein ursprünglich im Zusammenhang gestandenes Ganzes
in zwei Theile von sehr verschiedener Oberflächengestaltung. Auf der west-
lichen oder krimmschen Seite ist die Grundanlage der Halbinsel Kertsch nach
Aufrichtungslinien in ostwestlicher Richtung in der öfteren Wiederkehr von
flachen Erhebungsthälern zu erkennen, die sich meistens tief landeinwärts
erstrecken, entweder ganz geschlossen, oder gegen Osten geöffnet sind, und
synklinale Thalweitungen von verschiedener Breite zwischen sich lassen. Auf
der östlichen oder kaukasischen Seite ist die Fortsetzung dieser ostwestlichen
Erhebungsthäler nicht bemerkbar, dagegen ist die latitudinale Grundanlage der
Terraingestaltung hier auf das schärfste in einer fünffachen Anzahl von Parallelen,
500 Fuss engl. nur ausnahmsweise erreichenden Höhenzügen ausgeprägt.
Ein jeder dieser Züge wird von nahe aneinander gerückten flachen kegelförmigen
Wölbungen von umfangreicher elliptischer Basis zusammengesetzt, deren
Scheitelflächen in der gemeinsamen geradlinigen Axe des ganzen Zuges liegen.
Zwischen diesen, gewissermassen ersten Anfängen paralleler Gebirgsketten-
bildungen dehnen sich äusserst flache Thalebenen aus. Grösserentheils haben
sie die Naturbeschaffenheit der Limane angeno.nmen, deren manchem Wechsel
unterworfenen physikalischen Zustände, vorzugsweise unter dem Einflusse des
complieirten Mündungsverhältnisses des Kuban stehen. Den so eben angedeuteten
geotektonischen Grundzügen zu Folge, bietet die Reliefgestaltung der Halbinsel
Kertsch im Vergleich zu der gegenüberliegenden vor Taman eine bei Weitem
grössere Mannigfaltigkeit und reichere Entwickelung der orographischen Formen
dar, die aus dem Beieinandersein von Erhebungsthälern im Laufe der Zeit hervor-
gingen. Erhöht wird diese Mannigfaltigkeit noch durch den Einfluss derselben
eruptiven Reactionen der Vulcanität, die in den jüngeren Perioden der physika-
lischen En:wiekelungsgeschichte beider Halbinseln unverkennbare Spuren ihres
Wirkens zurückgelassen haben, welches sich in modifieirter und viel schwächerer
Weise periodisch noch in der Gegenwart kund gibt.
Dieser Einfluss, der in der Natur und Wirkungsweise der Schlammyulcane
aufzufassen ist, stellt sich bemerkenswerth genug auf Kertsch immer nur auf
dem Boden der Erhebungsthäler ein, und fehlt auf den synklinalen Thalweitungen.
Auf Taman dagegen sind die Manifestationen einer in früherer Zeit um Vieles
mächtiger gewesenen Schlammvulcan-Thätigkeit nur auf die Axenlinien der vor-
erwähnten latitudinalen Höhenzüge, wie desjenigen Zuges beschränkt geblieben,
der auf dem östlichen Ende der Halbinsel in der Schlammvuleanreihe von
Temriuk den einzigen Fall des Auftretens dieser Bildungen in der kaukasischen
Axenrichtung von SO. — NW. darstellt. Die geognostische Untersuchung des
innern Raumes der Erhebungsthäler auf Kertsch zeigt im Allgemeinen, und ganz
besonders da, wo Schlammvuleangruppen entwickelt sind, oder schwefelhaltige
Mineralquellen austreten, derartige Zerrüttungen eines ursprünglich regel-
mässiger entwickelten Schiehtenbaues, die in ihrer Deutung als Einsenkungs-
phänomene der theoretischen Vorstellung von der Entstehung der Erhebungs-
thäler überhaupt allein befriedigend entsprechen.
In bedeutsamer Weise stehen diese Phänomene des Zurückgesunkenseins
anggedehnter Terrainanschwellungen auf Kertsch den geschlossenen Bergformen
auf Taman gegenüber, In ihrer engen linearen Aneinanderreihung nehmen diesel-
ben mitunter auch sehr regelmässig geformte, völlig isolirt sich erhebende Kegel
auf, in deren geotektonischem Verhalten der stattgehabte Verlauf zweier Bildungs-
phasen erstens cenutrale, oder mehr lineare Aufrichtung eines regelmässig
geschichteten, älteren Terrains, zweitens Volumsvermehrung und weitere
Formausbildung durch eruptive Thätigkeit — nach meiner Auffassung die
118 Hermann Abich. [3]
Grundbedingungen für den Begriff des wahren Schlammyuleans — sich kund
gibt.
Wenn es darauf ankäme, in der grossen Reihe von Abstufungen , welche die
so unendlich häufig vorkommende orographische Form des Erhebungsthales über-
haupt darbietet, irgendwo ein vollendet typisches Beispiel derjenigen Stufe zu
fixiren, wodurch der theoretischen Vorstellung eines aus nicht vuleanischem sedi-
mentären Grundterrain hervorgegangenen Erhebungskraters in wesentlichster
Instanz entsprochen erscheint, so würde ein solches Erhebungssystem in der als
Seleonnaja gora bezeichneten Bergform auf der Südküste von laman zu erken-
nen sein.
Das System ist als geschlossener, länglich elliptischer Ringwall entwickelt,
der sich um eine flache, domartige Wölbung mit grosser Regelmässigkeit legt,
die sich isolirt aus der Mitte eines schwach eingesenkten Kraterplateaus erhebt.
Die von SW. nach NO. gerichtete Längenaxe des Systems zeigt in demselben
das hervorragendste Beispiel des Uebergreifens der krimmischen Erhebungs-
richtung auf der Halbinsel Taman. Da die von OÖ. nach W. gerichtete südliche
Küstenlinie der Halbinsel den Seleonnaja gora quer durchschneidet, so wird in
dem senkrechten und ununterbrochenen Absturze, der die gesammte Küste be-
gleitet, und am genannten System mit einer Höhe von 150 Fuss vorüberzieht,
ein natürliches Profil entblösst, welches in der seltensten Weise einen voll-
ständigen Einblick in die inneren Structurverhältnisse des Erhebungskraters ge-
stattet. Es kann hier nicht meine Absicht sein, auf eine nähere Analyse dieses
überraschenden Doeumentes von der Wahrheit und tiefen Bedeutung eines geolo-
gischen Theorems einzugehen, das wohl nur desshalb von vielen angefeindet
und bezweifelt wird, weil einseitiges und s‘arres Festhalten an Worte von fle-
xiblem Begriff die stereotyp gewordene Auffassung des Erhebungskraters in einem
ganz andern Sinne begünstigt hat, als er dem scharf blickenden Geiste seines
Begründers vorgeschwebt haben kann.
Die Schilderung des in Rede stehenden Profils kann ohne Bezugnahme auf
eine getreue Abbildung keinen Anspruch auf Verständniss machen; ich hoffe sie
bald ausführlich dem Drucke übergeben zu können.
In Bezug auf Natur, Umfang und den paläontologischen Habitus der Schich-
ten, welche das Terrain beider Halbinseln bilden, erkenne ich jetzt mit erhöhter
Bestimmtheit den Synehronismusin der Entwickelungsgeschichte der kimmerischen
Halbinseln und des Wiener Beckens, und bemerke in dem Gesammtbestande
der bildenden Massen auf Kertsch und Taman das Durehgehen dreier Haupt-
schiehtengruppen, welche eine gute Parallele mit denen des Wiener Beckens
zulassen. Immer klarer reflectirt sieh in der grössen Verschiedenheit der Facien
innerhalb der Schichtengruppen die Unähnlichkeit der physikalischen Hergänge,
unter deren Einfluss dieselben Bildungszeiträume in den räumlich so weit von
einander abstehenden Regionen vorübergingen. Ueberall nöthigt die Natur der
Erscheinung die Deutung dieser Hergänge auf Kertsch mit den theoretischen
Vorstellungen in Verbindung zu bringen, die sieh an Entstehung und Ausbildung
von (Erhebungstbälern) orographischen Formen knüpfen, bei denen die Mitwir-
kung der Vuleanität durch hydrochemische, metamorphosirende Actionen unver-
kennbar war. Die Wirkung, welche diese letzteren auf die vorkommenden Ab-
änderungen der mineralogischen Natur gewisser Schichten ausübten, ist so be-
deutend und verschieden nuaneirt , dass es ohne das glücklicher Weise noch
immer erkennbare paläontologische Moment kaum gelingen würde, bestimmte
Horizonte in einem, durch, locale stratigraphische Störungen so ausgezeichneten
Ge biete durchzuführen. Sehr befriedigt haben mich die Resultate genauerer
[4] Ein Blick auf die Halbinseln Kertsch und Taman. 119
Forschung über diejenigen Gebilde, die der Uebergangs- und Grenzperiode
zwischen den Ablagerungen mariner und brackischer Natur angehörend, durch
die Thätigkeit riffbauender Bryozoen hervorgebracht worden sind. Sie begannen
ihre Ansiedlungen zueiner Zeit, als die orographische Formenentwickelung beider
Halbinseln bereits sehr vorgebildet, und die Erhebungsthäler entwickelt, sub-
marin vorhanden waren. Indem die Bryozoen vorzugsweise auf den Rändern
der letzteren ihre sehr eigenthümlichen konischen und gewölbten, linear mehr
oder minder dicht aneinander gereihten Bauten aufführten, wurden für die
Halbinsel Kertsch Erscheinungen bedingt, wie sie die Archipele der Korallen-
inseln charakterisiren, so dass eine Niveauerhöhung des heutigen Meeres um
einige hundert Fuss die genannte Region in eine Gruppe von eng aneinander
grenzenden elliptischen Stollen und einfachen Riffen verwandeln würde, die
grösstentheils eine gemeinsame Längenausdehnung von Ost nach West besitzen.
Die Art, wie mitunter umfangreiche, horizontale, wirkliche Korallen-
bänke mit jenen Riffbildungen in Verbindungen treten, und wie die jüngste
durch Cerithien und flache Cardien charakterisirte marine Kalkbildung, sowohl
diesen wie jenen in wechselnder, meist schwacher Neigung anlagert, zeigt deut-
lich, dass eine langsame und allmählige Hebung des Meeresbodens das Ein-
treten eines neuen Zustandes der Dinge begleitete. In Folge desselben tauchte
die obere Hälfte des submarinen Landes aus der Wasserbedeckung hervor.
Die Bildung und Isolirung grosser Binnenseen trat hiemit in Verbindung.
In solche verwandelten sich die synklinalen Thalweitungen zwischeu den Erhe-
bungsthälern, nicht aber die inneren Räume der letzteren; denn während die
Ablagerungen mit ausschliesslich brackischen Fossilien über den jüngsten Ceri-
thienschichten sich mit bedeutender Mächtigkeit und speciellen Localfaunen in den
synklinalen oder Zwischenmulden ausbildeten, drangen Spuren davon nur ausnahms-
weise in das Innere der Erhebungsthäler. In diese brackische Abtheilung gehören
nun die bekannten Eisenerze von Kertsch, deren fast allseitige Verbreitung über
beide Halbinseln ich jetzt erkannt, und selbst bis in die Nähe von Anapa ver-
folgt habe. Den sprechendsten Beleg dafür, wie allmählig und wahrscheinlich
nur local der Uebergang aus der brackischen in die obere Süsswassergruppe
stattgefunden hat, lieferte mir die Entdeckung einer eisenschüssigen Muschel-
schicht von ansehnlicher Mächtigkeit im Liegenden eines ganz reinen Bohnen-
erzlagers unter den Strassen der Slobodka der Stadt Kertsch. Diese, in ihrer
untern Hälfte nur aus den Schalen grosser und kleiner Cardien und Congerien
gleicher und ähnlicher Arten, wie die von Kamyschburun zusammengesetzt,
geht nach oben in ein thoniges Muscheltrümmerlager über, welches nunmehr
mit den wohlerhaltenen Schalen von Unionen und Anodonten von aussergewöhn-
lichen Dimensionen und entsprechender Schalendicke erfüllt ist. Das Eisenerz-
lager folgt unmittelbar darüber. In der Unioform von 3—4 Zoll Länge erkenne
ich die gleiche Art, wie diejenige, welche vor längerer Zeit einmal in einem
bläulichen Thonlager in Menge gefunden worden ist, welches durch einen Ab-
sturz an der steilen Meeresküste bei Odessa fast im Niveau der See für kurze
Zeit blossgelegt war, nachher aber nicht wieder aufgesucht worden ist. In Be-
zug auf die so überaus wichtigen Ablagerungen der Diluvialperiode hat eine
ziemlich vollständige Küstenuntersuebung längs des Bosporus wie auf der Nord-
und Südseite der Halbinsel Kertsch mir noch den Beweis der interessanten
Thatsache verschafft, dass die Zone einer subfossilen Muschelablagerung,
sämmtlich durch Arten repräsentirt, die noch heute im schwarzen Meereleben,
in einer, wenn auch nicht immer gleich constanten, zwischen 12 und 18 Russ
etwa das heutige Meeresniveau übersteigenden Höhe die ganze Halbinsel umgibt.
Auch auf die Südküste von Taman geht dieselbe ältere Stromlinie über.
120 Hermann Abich. Ein Blick auf die Halbinseln Kertsch und Taman. [5]
Die von mir gemachten Funde von Wirbelthierresten gehören theils
Fischen, theils Cetaceen, und im Diluvium wahrscheinlich Elephas oder Rhino-
ceros an. Die bathrologische Stellung der diese Reste einschliessenden Schichten
kann ich als genau beobachtet angeben.
Ich bin in dem Vorstehenden bei Weitem ausführlicher geworden, als es
meine Absicht war und muss ernstlich fürchten , von schwer wiegenden Dingen
für briefliche Mittheilung zu viel nur berührt zu haben, und desshalb unbefrie-
digend gewesen zu sein. Indessen gerade jetzt mit der Abfassung eines raison-
nirenden Kataloges meiner Kertscher Sammlungen beschäftigt, war ich derge-
stalt in dem Gegenstande befangen, dass ich mir es nieht versagen konnte,
gerade Ihnen Einiges mitzutheilen,, mit dessen Arbeiten ich für eine zeitlang
täglich beschäftigt sein werde. Beiläufig noch, dass wieder eine ganze Anzahl
neuer Cardium, Mytilus und Congeria-Arten aus den brackischen Schichten mit
an den Tag gekommen sind.
[11] | | 121
IV. Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbiseh-banater
Militärgrenze.
Von M. V. Lipold,
k. k. Bergrath.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geol. Reichsanstalt am 19. Jänner 1864.
In Folge einer Einladung des k. k. priv. Grosshändlers und kaiserlichen
Rathes, Herrn Karl von Klein in Wien, habe ich im November des vergangenen
Jahres dessen Steinkohlenbergbaue in der serbisch-banater Militärgrenze, u. z.
in Begleitung des Herrn Seetionsgeologen D. Stur, besucht. Die nachfolgende
Mittheilung ist das Resultat unserer Beobachtungen bei diesen Bergbauobjecten,
welches wir um so mehr bekannt zu geben uns veranlasst sehen, als bisher über
diese Bergbaue noch keine Details veröffentlicht worden sind. Sowohl Herr
Johann Kudernatsch in seiner Abhandlung „Geologie des Banater
Gebirgszuges“'), als auch Herr Bergrath Franz Foetterle in seinen
Berichten über die geologischen Übersichtsaufnahmen im Banate und in der
serbisch-banater Militärgrenze?) erwähnen zwar der Kohlenvorkommnisse bei
Berszaszka, geben aber über die dortigen Kohlenbergbaue und deren Ver-
hältnisse keine Mittheilung. Um so mehr dürften daher nachfolgende Daten er-
wünscht sein, da sie, gleichsam an die Abhandlung des Herrn Kudernatsch
sich anschliessend, Anhaltspunkte zur Vergleichung der Steierdorfer Kohlenab-
lagerung im Banate mit jener bei Berszaszka liefern.
Lage. Die Steinkohlenbergwerke des Herrn K. Klein befinden sich in dem
Bezirke der Berszaszkaer Compagnie der serbisch-banater Militär-
grenze. Der Hauptort der Compagnie, Berszaszka, liegt am Einflusse des Ber-
szaszka-Baches in den Donaustrom, welcher hier die Grenze zwischen Oesterreich
und dem Fürstenthume Serbien bildet, und bekanntlich zwischen Basiasch und
Orsowa in einer theilweise engen Thalschlucht, umgeben von Gebirgen, dahin-
tliesst. Indem der Donaustrom zwischen Basiasch und Turn-Severin an mehreren
Stellen die Gebirgsschiehten in ihrem Streichen in’s Kreuz oder schief durch-
brochen hat, bildet er an solchen Durchbruchspunkten, wo feste Gebirgs-
1) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften 1857, Band XXIII, S. 39.
2) Verhandlungen in den Jahrbüchern der k. k. geologischen Reichsanstalt Jahrgang
1860, 1861 und 1862.
K. k, geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. I. Heft. 16
122 M. V. Lipold. [2]
schichten mit sandigen oder schiefrigen wechsellagern, die bekannten bei
kleinem Wasserstande die Schifffahrt behindernden Stromschnellen. Der Stations-
platz der k. k. priv. Donaudampfschifffahrts-Gesellschaft, Drenkowa, ist eine
Viertelstunde unterhalb Berszaszka gelegen, und die Mittelstation zwischen
Basiasch und Orsowa. Das Terrain der Berszaszkaer Compagnie ist gebirgig, —
die Berge sind grösstentheils mit Waldungen bestockt. Von Weisskirchen aus
führt längs der Donau an deren linkem (österreichischen) Ufer über Berszaszka
(Drenkowa) bis Orsowa eine ausgezeichnet gute Strasse, die sogenannte
„Szechenyistrasse*.
Zu dem Bergwerkscomplexe des Herrn K. Klein gehören die Kohlen-
bergbaueinKozla, inKamenitza und in Sirinia, und die Kohleaschürfe
in Okasu Reu und Reczka. ’
Kozlaer Kohlenbergbau. Der Kohlenbergbau in der „Kozla“ wurde vor un-
gefähr 18 Jahren eröffnet, jedoch längere Zeit wenig schwunghaft betrieben.
Sein Aufschwung und regelmässiger Betrieb datirt erst aus den letzten —5
Jahren. Er befindet sich in dem Kozlagraben, welcher 1/, Stunde unterhalb
Drenkowa in östlicher Richtung unmittelbar vom Donauthale ansteigt. Der Berg-
bau ist nur 3/, Stunden von Drenkowa entfernt, und mittelst einer Fahrstrasse
durch den Kozlagraben mit der oben genannten „Szechenyistrasse“* verbunden.
Steigt man von dem Donauthale in dem Kozlagraben aufwärts, so findet man
zu unterst krystallinische Schiefer anstehend, u. z. grauen glimmerarmen Gneiss,
welcher das Grundgebirge der kohlenführenden Schichten bildet. Höher oben
im Graben folgen Conglomerate, Sandsteine, Mergel- und Kalkschiefer, in welch’
letzteren nächst des Werkstädterstollens petrefactenführende Schichten zu Tag
anstehen, und zugleich Ausbisse von Kohlenflötzen.
Diese petrefactenführenden Schichten sind für den Kozlaer Bergbau von
besonderer Wichtigkett, da sie den Leitfaden zur weiteren Aufschürfung ‘der
Kohlenflötze bilden und gebildet haben.
Die gegenwärtig offenen Einbaue beim Kozlaer Bergbaue sind:
1. Der Coronini-Unterbau-Stollen, welcher im Kozlagraben
60 Klafter hoch über dem’Donauthale angeschlagen ist und bisher die Länge von
290 Klafter erreicht hat. Er ist 170 Klafter weit nach Stunde 6 (von W. in O.
und von da an in Stunde 8 in gerader Richtung fortgetrieben, und hat in der
215. Klafter das erste abbauwürdige Kohlenflötz erreicht. Er steht nur stellen-
weise in Zimmerung, da er grösstentheils feste Gebirgsschichten durchfahren hat.
2. Der Coronini-Wetterschacht, welcher bis an die Sohle des
Coroninistollens die Teufe von 23 Klaftern erreichte, und nach seiner halben
Teufe die Köhlenflötze durchfuhr. Er ist gezimmert und besitzt eine Fahrt,
und zwei Förderabtheilungen von je 6 dee. Fuss innerer Lichte.
Ferner am südlichen Thalgehänge:
3. Der Barbarastollen, dessen Mundloch 191/, Klafter ober dem
Kreuzgestänge des Coroninistollens liegt, und welcher 40 Klafter kreuz-
schlägig nach Stunde 8—9 (NO.) und dann nach einem Umbug streichend gegen
S. getrieben ist. Nur die südliche, streichende Strecke wird als Mittelstrecke
benützt.
4. Der Mittellaufstollen, 28 Klafter oberhalb des Coronini-Kreuzge-
stänges, verfolgte ebenfalls das südliche Kohlenstreichen.
Der am selben Thalgehänge 24 Klafter vber Coronini angeschlagene
Werkstädterstollen, der das Liegendflötz gegen $. verfolgte, ist
des zu grossen Druckes wegen aufgelassen worden.
Endlich sind am nördlichen Thalgehänge offen:
[3] Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbisch-banater Militärgrenze. 123
5. Der Nikolausstollen, jedoch nur einige Klafter bis zur ersten Rolle,
bis zu welcher dieser alte Stollen der Wetterführung wegen neuerlich gewäl-
tiget wurde. Er befindet sich 238/,, Klafter ober dem Coronini-Kreuzgestänge.
6. Der „Nr. 4* Stollen, 311/, Klafter ober dem Coronini-Kreuzgestänge.
Dieser alte verbrochene Stollen steht gegenwärtig in Gewältigung, um durch
denselben die nördlicheren noch nicht abgebauten Flötztheile in Abbau zu
bringen.
Den schönsten Aufschluss über die Kozlaer Kohlenablagerung gab der
Coronini-Unterbaustollen, welcher vom Hangenden zum Liegenden getrie-
ben, das Hangend- und Liegendgebirge verquerte. Vom Mundloch an durchfuhr
der Stollen einen mehrfachen Wechsel von Sandsteinen, Conglomeraten und
Schieferthonen, in Zwischenlagerung mit Kohlenschiefern, Kohlenschmitzen und
nicht abbauwürdig befundenen Kohlenflötzehen. Sämmtliche Schichten streichen
zwischen Stunde 24 (N. ) und Stunde 3 (NO.), und verflächen durchgehends in W est
oder Nordwest. Ehe der Stollen seine Richtung von Stunde 6 in Stunde 8 ändert,
erscheint eine saiger stehende nach Stunde 1 streichende Kluft mit Schieferthon- und
Kohlentrümmerausfüllung und hinter derselben treten dunkle, theils geschichtete,
theils ungeschichtete glimmerige und kalkige Schiefer und Sandsteine auf,
welche, je näher dem Kreuzgestänge, desto kalkiger werden, und endlich in
Kalkstein übergehen, der vor dem Kreuzgestänge Versteinerungen führt. Auch
diese petrefactenführenden Schichten zeigen ein Streichen Stunde I—3, und fallen
in West-Nordwest ein. Unmittelbar unter den versteinerungführenden Kalk-
steinschichten wurde das erste (Hangend-) Kohlenflötz angefahren und nach
einer Zwischenlagerung mürber, feinkörniger und schiefriger Sandsteine von
3 Klafter Mächtigkeit das zweite (Liegend-) Kohlenflötz, beide mit dem
Streichen in Stunde 2 und mit westnordwestlichem Verflächen. Unter dem
zweiten Kohlenflötze folgen mit demselben Streichen und Verflächen Sandstein-
sehiefer im Wechsel mit Schieferthonen, denen ein drittes nicht bauwürdiges
Kohlenflötzehen und Kohlenschiefer zwischengelagert sind. Ungefähr 10
Klafter vom Liegendilötze entfernt erscheinen sodann zwei Verwerfungsklüfte,
die erste Stunde 1 die zweite Stunde 6 streichend, beide schr steil (80—85 Grade)
einfallend, und zwar die erstere in West; die letztere in Süd. Diese beiden
Klüfte schneiden das Liegendgebirge der bezeichneten Kohlenflötze ab, und es
treten hinter denselben abermals dunkle, sandige, kalkige Schiefer, und theil-
weise sandige Kalksteine auf mit dem ganz gleichen petrographischen
Charakter, wie die kalkigen Schiefer und Sandsteine vor dem petrefactenfüh-
renden Kalksteine im Hangenden der Kohlenflötze. Diese sandig-kalkigen Schiefer
stehen auch jetzt noch am östlichen Feldorte des Coronini-Stollens an, zeigen
jedoch im Durchschnitte ein St’eichen in Stunde 4 (NO. 15 Grad 0.) und ein
nordwestliches Einfallen von 30—40 Grad. — Es unterliegt keinem Zweifel,
dass an den obigen Verwerfungsklüften eine Hebung, respective Senkung der
Gebirgsschichten stattgefunden hat, in Folge welcher nach den Liegend-
sehichten der Kohlenflötze abermals deren Hangendschichten vor den
Feldort gelangt sind. In der begründeten Erwartung, die Kohlenflötze neuer-
dings anzufahren und dadurch ein ganz neues Abbaurevier zu gewinnen, wird
desshalb der Coronini-Unterbau-Stollen in östlicher Richtung fortbetrieben.
Wie oben bemerkt, stehen in Kozla zwei Kohlenflötze in Ausrichtiung, —
einHangend- und ein Liegendflötz. Die Flötze erleiden im Streichen
einzelne Biegungen, kleine Vewerfungen und theilweise Verdrückungen, zwischen
welchen sich die regelmässig streichenden Flötztheile auf kürzeren oder längeren
Erstreckungen vorfinden, wie z.B in den südlichen Strecken des zweiten Laufes
16 *
124 M. V. Lipold. [41
das Hangendflötz durch 36 Klafter anhaltend und ohne der geringsten Störung
im Streichen ausgerichtet worden ist. Der feste petrefactenführende Hangend-
Kalkstein, an welchen sich das Hangendflötz grösstentheils unmittelbar anlagert,
zeigt nach dem Verflächen wellenförmige Biegungen und treppenartige
Absätze. Bei dieser Art des Auftretens der Kohlenflötze ist es erklärlich, dass
die Mächtigkeit derselben variabel ist. Sie beträgt im Durchschnitte
3 _—-3 Fuss, erweitert sich bis zu 1 Klafter und darüber, und wurde z. B. das
Hangendflötz in den nördlichen Ausrichtungsstrecken zwischen dem ersten und
zweiten Lauf in der Mächtigkeit von 31/, Klaftern ungefähr 8 Klafter weit über-
fahren. Das mittlere Streichen der Kohlenflötze ergibt sich aus den bisherigen
Aufschlüssen mit Stunde 1 — 7 Grad, das Verflächen mit 45—50 Grad in
West.
Die Ausrichtung der Kohlenflötze im Streichen erfolgte an den Sohlen der
obbezeichneten Einbaustollen, zugleich aber auch durch zwei Mittelläufe, —
den ersten und den zweiten Lauf, — welche vom Coronini- Wetterschachte aus
nach dem Streichen ausgelenkt wurden. Der zweite Lauf befindet sich 7®/,, Klafter,
der erste Lauf 135/,, Klafter ober dem Kreuzgestänge des Coronini-Zubau-
Stollens. Man hat durch diese Ausriehtungen der Flötze in dem südlich vom
Schachte gelegenen Reviere vier Abbauhorizonte gewonnen, und zwar:
Coronini-Stollen-, zweiter Lauf-, erster Lauf- und Barbara-Stollen - Horizont
bis zum Mittellauf-Stollen, — nördlich vom Schachte vorläufig drei Abbau-
horizoute, und zwar: Coronini - Stollen-, zweiter Lanf- und erster Lauf-
Horizont bis zum „Nr. 4“ Stollen. Durch die bisherigen Ausrichtungsbaue ist
die Kohlenflötzablagerung nach dem Streichen über 380 Klafter weit, und
nach dem Verflächen ungefähr 50 Klafter saiger aufgeschlossen worden.
Die Kohlen stehen jedoch nicht nur noch durchaus an der Sohle der Ausrich-
tungsstreeken des Coronini-Horizontes, welche bisher südlich vom Schachte
130 Klafter, und nördlich vom Sehachte 180 Klafter weit vorgeschritten sind,
sondern auch an den südlichen und nördlichen Feldörtern der Ausrichtungs-
strecken aller Abbauhorizonte an, so dass eine weitere Aufschliessung und
Ausrichtung der Kohlenflöütze sowohl nach dem Verflächen als auch nach dem
Streichen in sichererer Aussicht steht.
Von den durch die Ausrichtungsstrecken aufgeschlossenen Kohlenfeldern
sind die höher befindlichen in früheren Jahren abgebaut worden, und zwar theils
bis an die Sohle des ersten Laufes, jedoch im Streichen nur 80 Klafter südlich
und 140 Klafter nördlich vom Schachte, so dass die südlicher und nördlicher
befindlichen noch nicht verbauten Kohlenflötztheile auch in diesen höheren
Horizonten erst in der Folge zum Aufschluss und Abbau gelangen werden. Im
Jahre 1861—1862 (vom Juli 1861 — inel. Juni 1862) kamen die zunächst
dem Coronini- Wetterschachte aufgeschlossenen Koblenfelder, und zwar im
Ganzen eine Flötzfläche von 2110 Quadratklaftern zum Abbau.
Im Jahre 1862—1863 dagegen, in welchem der Abbau nördlich und südlich
vom Schachte an allen Horizonten fortgesetzt wurde, ist im Ganzen ein Kohlen-
feld von 3500 Quadratklaftern abgebaut, und hiebei ein Quantum von
175.000 Metzen !) guter sortirter Kohle erzeugt und zum Verkaufe abge-
liefert worden. Hieraus ergibt sich, dass eine Quadrat-Klafter Kohlenfeld
(175.000 : 3500) 50 Metzen Kohle geliefert hat.
Da 1 Metzen —= 1:7 Kubikfuss, so lieferte 1 Quadratklafter Kohlenfeld
17x50 = 85 Kubibfuss, oder 1 Quadratfuss Kohlenfeld (85: 36) =
1) 1 Metzen =1:7 Kubikfuss fasst 115 Wiener Pfund Kohle.
[5] {Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbisch-banater Militärgrenze, 125
2-36 Kubikfuss Kohle, d. h. die Kozlaer Kohlenfelder zeigen Im grossen
Durehschnitte laut der Erfahrung eines ganzen Jahres eine gewinnbare
Mächtigkeit von 2:36 Fuss guter und reiner Kohle, welehe aus den Flötzen
zum Verkaufe gebracht werden kann.
Nach einer annähernden Berechnung ist durch die vorhandenen Ausriehtungs-
strecken und Vorbaue gegenwärtig in Kozla ein Kohlenfeld von eireca 3500
Quadratklafter zum Abbau vorgerichtet. Diese Berechnung bezieht sich
jedoch nur auf das Hangendflötz. In Kozla zeigt sich aber auch das
Liegendflötz bei einer gleichen durchschnittlichen Mächtigkeit von 2—3 Fuss,
wie das Hangendilötz, als abbauwürdig. Dieses Liegendflötz wurde nämlich nicht
nur am Coronini-Zubaustollen und nördiich vom Schachte, insbesondere südlich
vom Schachte an mehreren Punkten und an allen Bauhorizonten durch Quer-
sehläge sichergestellt und abbauwürdig befunden, sondern es wurde das
Liegendflötz südlich vom Schachte zwischen dem zweiten und ersten Laufe auch
bereits in der Streichungslänge von 50 Klaftern eben so vortheilhaft, wie das
Hangendflötz, abgebaut, wobei an der bezeichneten Strecke zugleich das
Hangendflötz zum Abbau gelangte. Ausser in dem eben erwähnten kleinen abge-
bauten Kohlenfelde ist hingegen das Liegendflötz noch nirgends in Abbau
eenommen worden, und ist demnach in dem ganzen bisher aufgeschlossenen
Kohlenrevier noch unverritzt und zur Disposition vorhanden. Da der Aufschluss
des Kozlaer Kohlenreviers nach dem Streichen 380 Klafter, und nach dem
Verflächen (tonnlägig) mehr als 60 Klafter beträgt, so istindem Liegend-
flötze ein noch unverritztes Kohlenfeld von (80x 60) mindestens 22.800 Qua-
dratklaftern vorhanden. Mit diesem Kohlenfeld am Liegendflötze, das nach
der Erfahrung aus dem gleich mächtigen und gleichgestaltigen Hangendflötze,
ebenfalls pr. Quadrat-Klafter 50 Metzen Verschleisskohle zu liefern in Aussicht
stellt, und mit dem oben erwähnten zum Abbau vorgerichteten Kohlenfelde am
Hangendflötze ist demnach gegenwärtig in dem Kozlaer Grubenbaue erfah-
rungsgemäss ein sicher gestelltes Quantum von weit über eine Million Metzen
verschleissbarer Kohlen aufgeschlossen. Hiebei darf nicht übersehen werden,
dass sich dieses Kohlenquantum nur auf das bisher ausgerichtete Kohlen-
revier bezieht, dass aber eine weitere Ausdehnung des Kohlenreviers sowohl
nach dem Streichen als nach dem Verflächen — zufolge der beiderseits an-
stehenden Kohlen — mit voller Sicherheit zu gewärtigen ist.
In dem Kozlaer Grubenbaue wurden in der letzten Zeit durchschnittlich
150 Mann beschäftigt. Die Verproviantirung der Arbeiter geschieht von Seite
der Unternehmung, welche die erforderlichen Vietualien im Grossen einkauft,
und sie im Kleinen nur um den Gestehungspreis an die Arbeiter absetzt. Die
Häuer, Zimmerer und Förderer arbeiten im Gedinge, und wird der Grundlohn
für erstere mit 8O kr. — 1 fl. ö. W., für die Zimmerer mit 80 kr. ö. W.,
und für die Förderer mit 50 kr. ö. W. angenommen. Auf den Vorbauen
(streichenden Strecken) wird ein Klafter- und Kohlengeding gegeben, u. z. pr.
Klafter 6—15 fl. ö. W. und pr. Metzen Kohle 5 kr. ö. W. Bei dem Abbaue
besteht ein reines Kohlengeding mit 6—10 kr. ö. W. pr. Metzen Kohle, wobei
die Häuer die Förderung ebenfalls zu besorgen haben.
Der Abbau der Kohlenflötze geschieht auf die auch bei anderen Kohlen-
werken gewöhnliche Art. Es werden nämlich im Streichen der Flötze in Ver-
tiealabständen von 7—8Klaftern sogenannte „streichende Strecken“ ausgefahren,
diese in Abständen von 10—15 Klaftern durch Rollen (Schutte) in Verbindung
gebracht, und sodann die derart vorbereiteten Abbaufelder firstmässig abge-
baut, wobei eine Bergfeste von 1 Klafter Breite zurückgelassen wird. Die Ver-
126 M. V. Lipold. [6]
“
haue werden von oben nach abwärts mit den tauben Bergen versetzt, die bei
den Vorbauen abfallen. Eine Sprengung mit Pulver ist selten nöthig und findet
nur in den Vorbauen und Querschlägen Statt. Dagegen muss bei dem Abhaue
durchaus eine Zimmerung angewendet werden, da das Liegende des Kohlen-
flötzes brüchig ist, und sich gerne aufbläht. Zur Zimmerung wird fast aus-
schliesslich Eichenholz verwendet, und erfahrungsgemäss benöthigte man bisher
pr. Metzen erzeugter Kohle !/,, Currentklafter Zimmerholz. Ein Kubikfuss
Zimmerholz kommt loco Grube auf 41/,—5 kr. 6. W. zu steücn. Die Förde-
rung der gewonnenen Kohlen erfolgt von den höheren Abbauhorizonten durch-
gehends durch einzelne Rollen auf den Horizont des Coronini-Unterbau-Stollens
und durch diesen zu Tag. Zu diesem Behufe ist auf dem Coronini - Unterbau-
Stollen bis zu dem Kreuzgestänge und von da nordwärts und südwärts auf der
streichenden Strecke dieses Horizontes eine Eisenbahn gelegt, auf welcher
mit Riesenhunden von 7 Metzen Fassung, u. z. von dem Kreuzgestänge an bis
zum Tage mittelst Pferden gefördert wird.
Ein Pferd fördert gleichzeitig 5 Riesenhunde bei einem durchschnittlichen
Gefälle des Stollens von 4 Linien pr. Klafter. Die zu Tag geförderte Kohle wird
bei der Verladung von allfälligen tauben Kohlenschiefern durch Sortiren befreit,
wozu Knaben mit einem Taglohn von 30 kr. ö. W. verwendet werden. Die
weitere Verfrachtung der Kohle von der Grube zum Lagerplatze in Drenkowa
geschieht dureh die Grenzbauern, welche 15 Metzen anf einen Wagen verladen,
des Tages 2—3mal fahren, und hiefür einen Frachtlohn von 6 kr. ö. W. pr.
Metzen Kohle beziehen.
Die Kozlaer Grube besitzt eine gute Wetterführung, und sind in der-
selben bisher keine schlagenden Wetter beobachtet worden. Grubenwässer
sitzen nur unbedeutend zu, und finden durch den Coronini - Unterbau - Stollen
ihren Abfluss.
Der Bergbau in der Kozla ist mit drei Doppelfeldmassen belehnt, welche
derart mit den Breitenseiten aneinander stossen, dass deren gemeinschaftliche
Längenseite, welehe nach Stunde 1 gelagert ist, eine Länge von 580 Klafter
besitzt. Diese Massenlänge ist in der Art vertheilt, dass 230 Klafter derselben
nördlich, und 350 Klafter südlich von dem Kreuzgestänge des Coronini-Zubau-
Stollens fallen.
Kamenitzaer Kohlenbergbau. Der Kamenitzaer Bergbau wurde ebenfalls vor
ungefähr 18 Jahren aufgenommen, aber erst in neuerer Zeit schwunghafter
betrieben. Er befindet sich an dem westlichen und sü westlichen Gehänge des
Glau&ina- und Spegului-Grabens, die sieh in das Kamenitza-Thal einmünden,
welches wieder ein nach Norden verlaufendes Seitenthal des „Val di mare* —
des Thales der Berszaszka — ist. Der Bergbau ist ungefähr 3 Stunden von
der Donau (Berszaszka) entfernt, und es führt von demselben durch das Kame-
nitza- und Berszaszka-Thal abwärts eine vor 10 Jahren erbaute gute Fahrstrasse.
Eine Begehung des Terrains in der Umgebung des Kamenitzaer Bergbaues
lehrt, dass das Grundgebirge der dortigen Kohlenformation ebenfalls aus
krystallinischen Schiefern, und zwar aus Gneiss bestehe, der jedoch in zwei
wesentlich verschiedenen Varietäten vorkommt. Während nämlich die west-
liehe Begrenzung der Kohlenformation ein grauer glimmerarmer Gneiss
bildet, erseheint am östliehen Rande der Kohlenformation ein theils körniger
rother Gneiss, — ein erupliver Granitgneiss — der, analog den „rothen
Gneissen“ in Böhmen u. a. O., jünger als der „graue“ Gneiss ist. Die Kohlen-
formation selbst besteht auch in „Kamenitza* aus Conglomeraten, Sandsteinen,
Mergel- und Kalkschiefern mit Schieferthonen und Kohleuflötzen. Ein tiefer Ein-
[7] Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbisch-banater Militärgrenze. 127
schnitt, welchen der aus dem Kamenitza-Thal von W. nach O. ansteigende
Spegului-Graben in dem Gebirge bildet, entblösst sehr schön die Schichten der
Kohlenformation, als deren Hangendstes Kalksteine und dunkelgraue sandige
Kalkschiefer, und als deren Liegendstes — nach einem mannigfachen Wechsel
von Sandsteinen und Schieferthonen — unmittelbar über dem „rothen“ Gneisse
ausserordentlich grobe Conglomerate mit Geröllstücken von einen bis zu mehreren
Fuss im Durchmesser erscheinen. Das Streichen der Sandsteine u. s. f. wech-
selt zwischen Stunde 24 (N.) und Stunde 2 (N. 30° O.), das Verflächen ist
30 — 40 Grad in W. An dem Rudina-Bergrücken, östlich vom Kamenitzaer
Grubenbaue findet man in den dunklen Kalkschiefern der Koblenformation die-
selbe petrefactenführende Kalksteinschichte wie in Kozla zu Tage ausgehend,
und es sind an der östlichen Abdachung des Bergrückens, d. i. im Liegenden
der Petrefactenschichte Ausbisse von Kohlenflötzen bekannt.
Die derzeit offenen Einbaue des Kamenitzaer Bergbaues sind:
Der Magdalena-Stollen, welcher vom Magdalena-Graben in nordöst-
licher Richtung theils querschlägig, theils im Streichen getrieben, nun den ober-
sten offenen Horizont bildet.
Der Magdalena- Wetterschacht, im Hangenden der Kohlenflötze von
der Magdalena-Stollensohle 30 Klafter tief abgeteuft , verbindet letztere mit der
Sohle des Karl-Zubau-Stollens; — und
Der Karl-Zubau-Stollen, 65 Klafter oberhalb der Sohle des Kame-
nitzaer Thales angeschlagen, querschlägig von W. in O. eingetrieben, erreichte
vom Mundloche bis zum Magdalenua-Schachte die Länge von 165 Klaftern und
von da an bis zum Feldorte die Länge von 65 Klaftern, im Ganzen die Länge
von 230 Klaftern.
Ausser diesen offenen Einbauen sind noch einige höher gelegene Stollen,
— Nikolaus-Stollen, Franz-Stollen, Fridolin-Stollen, u. m. a. — vorhanden, die
aber bereits im Verbruche stehen. Auf der Halde des Nikolaus-Stollens findet
man Stücke der Petrefactenschichte.
Der Karl-Zubau-Stollen, gegenwärtig der tiefste und Hauptförderstollen,
verquerte die Schichten der Kohlenformation vom Hangenden zum Liegenden,
erreichte die Kohlenflötzablagerung in der 180. Klafter und durchfuhr drei Koh-
lenflötze, von denen zwei — das Hangend- und das Liegendflötz — als
abbauwürdig erscheinen. Von dem Kreuzgestänge des Liegendilötzes an bis zu
dem 50 Klafter entfernten Feldorte des Stollens ist derselbe nun nicht befahrbar.
Beinerkeuswerth ist es, dass ınan bisher aus dein Karl-Stollen die petrefacten-
führende Kalksteinschichte nicht kennt.
Das Auftreten der Kohleuflötze in Kamenitza ist ein ähnliches, wie in
Kozla, daher die Mächtigxkeit derselben zwischen !/, Fuss bis zu 1 Klafter
varlirt, durelischnittlich aber 2—3 Fuss beträgt. Ihr durchschnittliches Streichen
ist in Stunde 24 (S. in N.) bis Stunde 1 (N. 15° 0.), und das Verflächen mit
30—835 Grad in W. Dasselbe durchsehnitiliche Streichen und Verflächen
zeigen auch die Hangend- und Liegeudschiefer und Sandsteine am Karls-Stollen,
nur bilden daselbst die aufänglich auftretenden grauen, zum Theil kaikhältigen
Schiefer mehrere wellenförmige Biegungen.
Theils das Haugeud-, theils das Liegend-Kohlenflötz sind bisher am Hori-
zonte des Karl-Zubau-Stollens vom Kreuzgestänge aus in südlicher Richtung
bei 30 Klafıer und in nördlicherRichtung bei 70 Klafter weit ausgerichtet worden.
Mit Einsehluss der Ausrichtungen durch den Magdalena-Stollen ist bisher die
Kohlenflötz-Ablagerung — laut der vorliegenden Grubenkarten — nach dem
Streichen in der Länge von 130 Klafter aufgeschlossen worden. Zwischen
128 M. V. Lipold. [8]
dem Magdalena - Stollner und dem Karl-Stollner Horizonte, welche saiger eirca
30 Klafter von einander entfernt sind, sind noch zweiBauhorizonte eröffnet, näm-
lich der erste und der zweite Lauf, in gleichen Abständen von einander.
Beide Läufe sind durch Querschläge mit dem weiter im Hangenden befindlichen
Magdalena-Wetterschachte in Verbindung gesetzt. Durch diese Vorbaue hat man
nun drei Abbauhorizonte gewonnen, den ersten Lauf-, den zweiten Lauf-,
und den Karlstollen-Horizont. Die zwischen diesen Horizonten bisher abgebaute
Kohlenflötzfläche beträgt nur ungefähr 1000 Quadratklafter, diein den letzten zwei
Jahren abgebaut wurden. Ungefähr eine gleiche Fläche ist zum Abbau vorge-
richtet. Der Kamenitzaer Bau war in den letzten paar Jahren nur schwach belegt,
hauptsächlich wegen der bisherigen verhältnissmässig theueren Zimmerholz-
bedeckung, die sich aber in Zukunft günstiger, mit eirca 5 kr. 6. W.pr. Kubikfuss
bei der Grube, stellen wird.
Bringt man die höheren nun nicht offenen Horizonte (Nikolaus-Stollen,
Franz-Stollen u. s. w.) mit in Anschlag, so hat man bisher die Kohlenflötz-Ab-
lagerung nach dem Verflächen ungefähr 60 Klafter tief aufgeschlossen.
Diese höheren Bauhorizonte sind in früheren Jahren, jedoch im Streichen
nur 130 Klafter weit, bereits abgebaut worden, und es wurden innerhalb 5 Jahren
von dem Magdalena- und Nikolaus-Horizonte allein 300.000 Metzen Kohlen ge-
fördert. In dem weiteren Streichen stehen auch an diesen Horizonten die Koh-
lenflötze noch unverritzt an.
Da in letzterer Zeit in der Kamenitzaer Grube die Belegungen hauptsäch-
lich den Zweck verfolgten, die Kohlenflötze im Streichen weiter aufzuschliessen
und zum Abbau vorzurichten, so war auch der Kohlenabbau ein geringerer. Die
Art des Abbaues, die Gedinge, die Zimmerung u. s. f.sind dieselben, wie
bei dem Kozlaer Bergbaue. Die Förderung ist auf dem Karl-Zubaustollen
eoncentrirt, und geschieht von dem ersten und zweiten Laufe zum Magdalena-
Weiterschachte, durch diesen auf die Sohle des Karl-Zubaustollens, und auf
diesem zu Tag. Sie erfolgt auf Letzterem noch in gewöhnlichen ungarischen
Hunden von 2 Metzen Fassung. — Von der Grube wird die Kohle auf Wägen
zum Lagerplatze an der Donau in Drenkowa durch die Grenzbauern verfrachtet,
welche meist 15 Metzen auf einen Wagen verladen und täglich eine Fahrt
machen. Der Frachtlohn beträgt gegenwärtig 12 kr. ö. W. pr. Metzen Koble.
Die Kamenitzaer Grube hat weder mit Grubenwässern zu kämpfen, noch
haben sich in derselben bisher böse oder schlagende Wetter gezeigt. — Das
Arbeitspersonale bestand in letzter Zeit aus 40 Mann.
Siriniaer Kohlenbergbau. Der Bergbau in „Sirinia“ befindet sich am Ausgange
des Siriniathales in das Donauthal an dem südlichen Ausläufer des „Wreniska*-
Bergrückens, welcher das Siriniathal von dem Kozlagraben scheidet, nur unge-
fähr 50 Klafter von der „Szechenyi*-Strasse und 200 Klafter vom Donaustrome
entfernt. Er ist erst im Jänner 1863 eröffnet worden, u. z. auf Veranlassung des
seither verstorbenen Bergverwalters Herrn Franz Hawel auf Grundlage
der petrefactenführenden Kalksteine, die in Kozla das Hangende
der Kohlenflötze bilden, und die vom Kozla-Graben an ununterbro-
chen nach dem „Wreniska“-Bergrücken bis zu dessen südli-
chem Auslaufe in das Donauthal, d. i. bis zu dem jetzigen Bergbaue
„Sirinia“, über Tags verfolgt wurden, und anstehend vorgefunden wer-
den. Dadurch ist der Zusammenhang der Kozlaer Kohlenablagerung
und jener in Sirinia ausser Zweifel gestellt.
Die bisherigen Einbaue in „Sirinia“ bestehen aus einem unteren und aus
einem oberen Stollen.
[9] Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbissh-banater Militärgrenze. 129
Der untere Stollen ist 14 Klafter ob der „Ssechenyi“-Strasse in Schutt
angefahr en, durchfährt in nördlicher Riehtung den mürben Liegendsandstein,
ud verquerte dreiKohlenflötze, die nur durch Zwischenmittel von Sand-
stein und Schiefertbon in der Mächtigkeit von einigen Fussen von einander ge-
sebieden sind. Das Liegend- und das Hangendflötz zeigen eine Mächtigkeit
von 1—3 Fuss; das Mittelflötz ist nur ein paar Zoll ınächtig und absätzig. Das
Streichen ist Fn der Verquerung Stunde 3—4 (NO.-NO.15°0.), das Einfallen ein
nordwestliches mit 30—45 Grad.
Das Hangendflötz wurde nach dem Streiehen verfolgt, anfänglich in
Stunde 4—5, dann in Stunde 2 und in verschiedenen Biegungen, welche das
Flötz machte. Bis nun ist diese streichende Strecke 60 Klafter lang, und hat
sebliesslich eine Verwerfung der Gebirgsschichten angefahren. Ein Quersehlag von
der streichenden Strecke in das Liegende hat in der 3. Klafter wieder das Lie-
gendflötz, — ein Querschlag von derselben Strecke in das Hangende durch
weissen kaolinhältigen Quarzsandstein in der 7. Klafter die petrefacten-
führende Kalksteinsehichte angefahren.
Der obere Stollen ist an demselben Berggehäuge, u. z. 15 Klafter
saiger über dem unteren, angeschlagen, und durch 15 Klafter von S. nach N.
theils durch feste, theils durch feinkörnige mürbe Sandsteine getrieben, bis
er ein Kohlenflötz verquerte, und nach weiteren durch Sandstein getriebenen
2 Klaftern bereits die petrefactenführende Kalksteinschichte erreichte, mit dem
Streichen Stunde 4 (NO.15°0.) und 55 Grad nordwestlichem Einfallen,
Das Kohlenflötz wurde im Streichen nach Nordosten — bisher ungefähr
60 Klafter weit — verfolgt, jedoch, indem es daselbst sehr nahe am Ausbeissen
sich befindet, grösstentheils im gestörten Zustande vorgefunden,
In Sirinia ist bisher ein Abbau der Kohlenflötze nicht eivgeleitet, und nur
dureh die Aufschlüsse sind ungefähr 300 Metzen Kohlen gewonnen worden.
Der Siriniaer Bergbau ist mit 4 Doppelfeldmassen belehnt, welche nach
Stunde 3—45 Min. derart gelagert sind, dass die längere Seite der Massen eine
Länge von nahe 500 Klaftern besitzt. Diese Feldmassen stossen an jene des
Kozlaer Bergbaues an, so dass das Terrain zwischen Sirinia und Kozla durch
bergämtliche Verleihung gesichert ist. Die gerade Entfernung des Siriniaer unte-
ren Stollens von dem Kreuzgestänge des Kozlaer Coronini - Stollens beträgt
übrigens bei 780 Klafter, und die Längenerstreekung der Siriniaer und Kozlaer
Grubenfeldmassen, welche nach dem Streichen der Kohlenflötze gelagert sind
vom Siriniaer Stollen an 1020 Klafter.
Bei dem Siriniaer Baue wird demnächst noch ein 3. Stollen unmittelbar aus
der Thalsohle angeschlagen werden, welcher als 3. tiefster Horizont und als
Hauptförderstollen dienen wird. Von diesem Stollen kann eine Pferdebahn bis an
die Donau gelegt werden, und man wird in der Lage sein, die erzeugten Kohlen
aus der Grube unmittelbar an die Donau zu fördern und dort in die Schiffe zu
verladen.
Freischürfe. An den Kamenitzaer Bergbau schliessen sich gegen S. die
Hoffmann’schen Kohlenbergbaue am „Rudina“, die aber gegenwärtig nicht
im Abbaue stehen, unmittelbar an, und die Kohlenformation zieht südwärts über
den Rudina-Bergrücken in das Val di mare (Thal der Berszaszka) hinab.
Vom Val di mare aber lässt sich die Kohlenformation gegen S. ununter-
brochen noch weiter über Tags verfolgen nach den „Okasu-Reu*-Graben
auf den Rücken des Drenetina-Berges, von da in den Reczka-Graben,
und von diesem endlich über einen Bergsattel in die Kozla — zu den
dortigen Bergbauen. Die Kohlenformation von „Kamenitza* steht
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. I. Het. 17
130 M. V. Lipold. [10]
daher mit jener von „Kozla* respective von „Sirinia“, welche von
der ersteren in gerader Richtung nach dem Streichen ungefähr Eine Meile
weit entfernt ist, in unmittelbarem Zusammenhange.
Das Terrain der eben bezeichneten Kohlenformation, welches sieh nördlich
an die Kozlaer Grubenmassen anschliesst, ist von da an bis zum Val di mare
von Seite der Kozlaer Bergbauunternehmung dureh Freiscehürfe gedeckt, und es
wurden Schurfarbeiten auf Kohlenflötze sowohl im „Okasu-Reu“-Graben, als auch
im „Reezka-Graben“ begonnen.
Im Okasu-Reu-Graben wurden ungefähr 20 Klafter ob der Thalsohle des
Val di mare ein paar Ausbisse von Kohlenschiefern, welehe zwischen Kohlen-
sandsteinen lagern, nur oberflächlich durch Röschen untersucht.
Im Recezka-Graben hatte man am nördlichen und südlichen Thalgehänge ein
Kohlenausbeissen durch Stollen, aber, wie es aus den Halden zu entnehmen ist,
nicht tief in das Gebirge verfolgt. Diese Schürfungen hatten bisher kein positi-
ves Resultat geliefert, und konnten es wegen der geringen Ausdehnung auch
nicht liefern. Die Gesteinsschichten der Kohlenformation zeigen übrigens im
Okasu-Reu und in Reczka ein Streichen Stunde 1—2 (N.15—30°0.) und ein
westliches Einfallen — entsprechend dem in Kozla und Kamenitza herr-
schenden Streichen und Verflächen.
Die Schurfstollen im Reczka-Graben befinden sich ungefähr 40 Klftr.
unterhalb des Sattels zwischen dem Reezka- und Koszla-Graben; dieser
Sattel selbst liegt 89 Klftr. über dem Kreuzgestänge des Coronini-Zubau-
stollens in Kozla; die Schurfstollen in Reczka sind demnach ungefähr 50 Klftr.
höher angeschlagen, als das gedachte Kreuzgestänge und beiläufig 18 Klftr.
über dem Mundloche des Nr. 4 Stollens in Kozla. Die nach Norden fortschreiten-
den streichenden Strecken in Kozla, namentlich am Horizonte des Nr. 4 Stollens,
werden daher auch einen Aufschluss geben über die Teufe der Kohlenablagerung
im Reczka-Graben.
Alter und Beschaffenheit der Kohlen. Über das Alter der Berszasz-
kaer Kohlenablagerung geben die in den Hangendkalksteinen der Bergbaue in
Sirinia, Kozla und Kamenitza vorfindigen Thierreste sicheren Aufschluss. Die
Bestimmung der letzteren hatte gefälligst Herr k. k. Professor Dr. Karl Peters
vorgenommen, und dadurch den Nachweis geliefert, dass die Berszaszkaer
Kohlenflötze der untersten Abtheilung der Juraformation, dem Lias, angehören —
derselben Formation, in welcher auch die Kohlenflötze von Steierdorf im Banate,
von Fünfkirchen in Ungarn, von Gresten, Grossau u. m. O. in Niederösterreich
vorkommen.
„Diebestimmten Petrefacte sind: Aus dem HangendkalksteininKozla:
Ceromya sp.
Cardinia concinna Sow. sp. (C.gigantea Quenst.?) Ein vortrefflich erhal-
tenes riesiges Exemplar, ident mitExemplaren aus Schwaben und von Luxemburg.
Mytilus Morrisi Oppel: „Die Juraformation“. S. 99 (Mytilus scalprum
Goldf. Tab. 130, Fig. 3), ungemein häufig in durchaus schlanken, von Modiola
scalprum Sow. aus dem mittleren Lias völlig verschiedenen Formen, die hier eine
viel bedeutendere Grösse erlangen, als bei Fünfkirchen und Vassas (Peters,
Sitzungsb. der kais. Akademie. XLVI. 256 u. f.).
Mytilus decoratus Münster. Nicht häufig, aber mit vollkommen erhaltener
Sculptur.
Pecten liasinus Nyst. (P. corneus Goldf. Tab. 98, Fig. 11), sehr häufig
in allen Grössen; die bestentwickelten Exemplare übertreffen sogar die von
Goldfuss abgebildete Schale, und bei weitem die Vorkommnisse von Bayreuth
[1 1] Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbisch-banater Militärgrenze. 131
und aus dem Pechgraben (v. Hauer, „Gliederung u. s. f.“ Jahrbuch der k. k.
geologischen Reichsanstalt. 1853. 742).
Pecten aequivalvis Sow. Ein sehr zahlreich vorkommender Pecten, der
allerdings die volle Entwickelung dieser Species nicht erreicht, wie an einer
anderen Stelle (bei Muntjana), jedoch weder mit einer anderen bekannten Art
vereinigt werden kann, noch zur Aufstellung einer neuen Species berechtigt.
Terebratula (Waldheimia) grossulus Suess: „Brachiopoden der Kössener
Schichten“ Taf. II, Fig. 9 (Ter. Engelhardti Oppel. Zeitschr. der deutschen
geologischen Gesellschaft. 1861. S. 537, Taf. X, Fig. 5). Die hier nicht zahl-
reich vorkommenden Exemplare lassen eine Trennung der alpinen Form (vom
Hierlatz) von der in den „Grestener Schichten“ heimischen Art (vgl. v. Hauer,
l. e.) noch weniger statthaft erscheinen, als die mehrfachen Abänderungen der
Wölbung der kleineren Klappe und der hiedurch bedingten mehr oder weniger
stumpfen Form des Randes, welche an dem Materiale von Gresten und Grossau
zu sehen sind. Vielmehr stellen sie völlig den Übergang zwischen den von
Suess und von Oppel abgebildeten Typen her.
Rhynchonella Moorei Dev., ident mit Exemplaren von Pliensbsch Ilminster
Landes und anderen Orten des westeuropäischen Lias; im alpinen Lias des
Hierlatzberges bei Halstatt und von Freiland bei Lilienfeld.
„Alle diese Arten erfüllen untermischt das Gestein, sie wurden sogar
sämmtlich aus einem 6—7 Zoll mächtigen Blocke ausgebracht, der allent-
halben von Mytilus Morrisi durchschwärmt war. Von Cephalopoden zeigt diese
Bank keine Spur, ebensowenig wurden Gryphäen darin bemerkt. Von einer der Car-
dinia Listeri Sow. sp. (Agassiz) ähnlichen Muschel und von einer Lima (L. gi-
gantea?) sind einzelne undeutliche Fragmente zu sehen. Es waren also von nor-
malen unterliassischen Seethieren entweder nur einige seichte lebende Cardinien
und Limen und die litoralen Mytilus-Arten in grösserer Anzahl vorhanden, oder
es sind die Ueberreste anderer in den unterliegenden Schichten verborgen, was
auch in dem oberen Kohleneomplexe von Fünfkirchen der Fall ist.“
Von dem Wreniska-Bergrücken zwischen Kozla und Sirinia: „Pholadomya
ambigua Sow. mit wohlerhaltener Seulptur, identisch mit Exemplaren von Chel-
tenham, die das k. k. Hof-Mineraliencabinet vom Herrn Dr. Wright selbst
erhielt“.
Von Kamenitza: „Terebratula grestensis Suess, und Terebratula grossulus
Suess, setzen fast ganz eine kalkige Brachiopodenbank zusammen mit völlig
untergeordneter Beimengung einer feingerippten Rhynchonella-Art. Eine Lima,
ähnlich Z. gigantea, zeigt sich hie und da als Abdruck.
Pecten aequivalvis Sow. (die kleine Varietät von Kozla) in der nächst-
anstehenden sandigen Kalksteinbank sehr zahlreich, begleitet von Ter. @re-
stensis 1).“
1) Eine andere petrefaetenführende Loealität lernte ich und Herr D. Stur eine halbe Stunde
unterhalb (südöstlich) des Kohlenbergbaues Sirinia an der Donau, nächst des Grenzwach-
hauses „Muntjana“ kennen. Dortselbst lagern die petrefaetenführenden Lias-Schichten
‚auf einer mächtigen Zone geschiehteter rothbrauner und grünlicher Tuffe, in deren
obersten Lagen sich bereits Thierreste vorfinden, eben so wie in der darauf folgenden
dunklen Kalksteinschichte. Sandsteine treten nur sehr untergeordnet auf, und eben so
sind auch keine Ausbisse von Kohlenschiefer oder Kohlenflötzen zu beobachten. An dieser
Loealität werden die liassisehen Schichten unmittelbar und eonform von Kalksteinen
der oberen Juraformation, und letztere von Kalksteinen der Kreideformation (Neoeomien)
überlagert, Das Streichen der Schichten ist Stunde 1—3 (N.1500.—NO.), das Ein-
Fu“
132 M. V. Tipold, [12]
Bekanntlich nimmt im Kaiserthume Oesterreich die „Lias-Kohl e“ rück-
sichtlich der Reinheit und Brennnkraft den ersten Platz ein, indem sie im
grossen Durchschnitte diesbezüglich selbst besser ist, als die in Oesterreich
vorkommende ältere Steinkohle der „Steinkohlenformation“. Die in den
obbeschriebenen Kohlenbergbauen nächst Berszaszka erzeugte Kohle, die, wie
bemerkt, der „Lias-Formation“ angehört, ist nun in der That von ausge-
zeichneter Güte. Dies haben auch Analysen dargethan, welche zu wieder-
holten Malen in dem Laboratorium der k. k. geologischen Reichsanstalt mit den
Berszaszkaer Kohlen aus den Gruben „Kozla“ und „Kamenitza“ vorgenommen
wurden, denn diese Analysen ergeben von 14 verschiedenen Proben fol-
genden Mittelwerth:
In 100 Theilen 0-6 Theile Wasser,
or. EN RERRE E 0 > IA GESBREER
ie „70977 5 Cokes’und
8:6 Wiener Centner Kohle sind äqnivalent einer Klafter 30zölligen weichen
et
fallen der Tuffe 30 Grad nach WNW., der Jurakalke 45—60 Grad, der Kreidekalke
endlich ein noch steileres. Dieser Zug von Liasschiehten hängt jedoch mit dem kohlen-
führenden Zuge von Sirinia, Kozla u. s. f. nieht zusammen, sondern befindet sich östlieh
von dem letzteren.
Aus den Schichten von Muntjana bestimmte Herr Dr. Karl Peters: „Belemnites
pazxillosus Schloth. Häufig in der gewöhnlichen Länge und Endausbildung, wie er auch
im Pechgraben und in der Gegend von Fünfkirchen (Peters, I. e. Seite 279 u. f.),
hier stellenweise mit @ryphaea ceymbium Lam. und Terebratula numismalis Lam.,
stellenweise mit Rhynchonella variabilis Schloth. sp. vorkommt.
Gryphaea cymbium Lam., ausgezeichnet sehöne und grosse Exemplare, theils mit
Schalen, theils als Steinkerne erhalten.
Gryphaca obliqua @oldf. (Gr. Maceulochii bei Zieten und Goldfuss). Die höchst
auffallender Weise mit den vorgenannten Arten im selben Gesteinsbloek vorkom-
menden Schalen stimmen genau mit dem Typus Gr. Maculochü (Goldf. Tab. 85,
Fig. 5 a, b) überein. In den österreichischen Voralpen (Grestener Schichten) ist wohl
Gryphaea cymbium, aber keine zu Gr. obligua gehörige Form gefunden worden; auch aus
der Gegend von Fünfkirchen, wo sich überhaupt der mittlere Lias vom unteren
(Peters, |. e, Seite 267) ziemlich scharf abscheidet, findet sich nur die echte @r. eym-
bium in Gesellschaft von mittelliassischen Arten.
Pecten aequivalvis Sow. gelangt hier zu seiner vollen Entwicklung in überaus zahl-
reichen Exemplaren und in einer Grösse, die wohl das Maximum aller bekannten Vor-
kommnisse dieser Species ist. — Von P. liasinus keine Spur.
Terebratula grestensis Suess, überaus häufig, genau so, wie in den „Grestener
Schiehten“ der österreichischen Randzone.
Spiriferina rostrata Schloth. sp., grosse, aber meist schlecht erhaltene verdrückte
Exemplare, übereinstimmend mit dem Spirifer rostratus aus dem Pechgraben (Suess,
Brachiopoden der Kössener Sehiehten, Taf. II, Fig. 8) und völlig ident mit dem Typus
von Ilminster, von Rautenberg in Braunschweig u. a. O. Dieselbe Speeies, die hier ganz
in derselben Ausdehnung genommen wird, dieihr Suess in Uebereinstimmmung mit Da -
vidson gegeben hat, wurde „von Kozla“ schon früher nach Hrn. Professors Suess
eigener Bestimmung eitirt (Peters, Sitzungsber. d. kais. Akademie, XLIII, Seite 413).
Von Rhynchonella austriaca Suess seheint das Gestein nichts zu enthalten, wohl aber
kommt merkwürdiger Weise
Rhynchonella quinqueplicata Zieten sp. darin vor in einzelnen bis wallnussgrossen
Exemplaren. In Anbetracht des Umstandes, dass diese Ahynchonella bisher nuraus Schwa-
ben bekannt war, verdient ihr Auftreten hier im fernen Südosten volle Beachtung.
Von nicht genau bestimmbaren Arten sind vorhanden eine Cardinia von der Seulptur
der Cardinia unioides oder Ü. cyprina Agass.; Steinkerne derselben Muschel, welche in
dem Verzeichnisse der Grestener Petrefaeten (v. Hauer.e; Suess.e., Seite 8)
als Pleuromya unioides Goldf. sp. angefügt wird; und ein Mytilus (?) der mit Myt. Mor-
risi Aehnlichkeit hat, aber länger und dicker ist, als dieser.“ „An derselben Stelle fand
Herr Stur Bruchstücke von einem Ammoniten aus der Gruppe des A. radians.“
E 3] Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbisch-binater Militirgrenze. 133
Holzes. Einzelne Partien ergaben natürlich bessere Resultate, so die Ana-
Iyse einer Kohle vom Kozlaer Hangendflötze
in 100 'Theilen 0-5 Theile Wasser,
BAUS n 50 „Asche,
2 „ 770 5, Cokes 'und
nur 77 Centner dieser Kohle erscheinen äquivalent einer Klafter 30zölligen
Holzes.
Die Berszaszkaer Kohle ist überdies völlig frei von Schwefel; Analysen
mit dieser Kohle ergeben nur 0-3— 0 4 Procent Schwefel. Besonders geeignet
ist die Berszaszkaer Kohle zur Gaserzeugung, indem sie verhältnissmässig
weniger Cokes liefert, und, wie die Erfahrung lehrt, die Gaserzeugung und die
Cokeslieferung einer Kohle in umgekehrten Verhältnisse stehen.
Schlussbemerkungen. Die Grubenanlagen bei den oben bezeichneten Ber-
szaszkaer Kohlenbergwerken entsprechen den localen Verhältnissen, und der
Abbau wird mit sorgfältiger Berücksichtigung (ler letzteren und mit Beachtung
aller bergtechnischen Erfahrungen geführt. Ehen so gewahrt man in dem gan-
zen Betriebe und in der ganzen Leitung des Unternehmens eine seltene ökono-
mische Gebarung. Diesen Umständen ist es zuzuschreiben, dass ungeachtet
mancher Schwierigkeiten die bisherigen Gestehungskosten der Berszasz-
kaer Kohlen im Durchschnitte aller Grubenbaue sich loco Drenkowa auf
nur 23—24 kr. ö. W. per Wiener Centner (27 kr. ö. W. per Metzen) stellten.
In diesen Gestehungskosten sind nicht nur alle Betriebs- und Regie-
kosten, sondern auch die Frachtkosten von den Bauen zum Lagerplatze
in Drenkova, so wie der Pachtsehilling enthalten, welchen bisher die Unter-
nehmung mit 3 kr. ö. W. per Metzen Kohle an das Grenz-Militär-Aerar zu
entrichten hatte. Mittelst eines im October 1863 mit dem serbisch-banater
Grenzregiments-Commando abgeschlossenen Vertrages ist Herr Karl Klein in
das volle Eigenthum auch jener Gruben, die er bisher pachtweise besessen,
getreten, wurden demselben vortheilhait gelegene Aeraialwaldungen behufs Be-
deekung des Gruben-, Brenn- und Bauholzes auf 20 Jahre zur Abstoekung über-
tragen, und erhielt Herr Klein die Bewilligung zur Aequirirung von Grund und
Boden und zum Aufbaue von Arbeiterwohnungen auf demselben. In Folge dieses
Vertrages wird der bisherige Pachtschilling mit 3 kr. per Metzen Kohlen in
Zukunft entfallen, die Kosten des Grubenholzes werden sich verringern (auf
eirca 5 kr. ö. W. per Kubikfuss Eichenholz loeo Grube), und es wird mög-
lich sein, ein stabiles und daher besseres Arbeitspersonale zu erhalten. Da über-
dies die Frachtkosten der Kohle von der Kozla-Grube zur Donau sieh hinfüro
billiger stellen, bei der Siriniaer Grube sogar nieht nöthig sein werden; so ist
die sichere Aussicht vorhanden, dass in Zukunft noch niedrigere Gestehungs-
kosten der Kohle werden erzielt werden können.
Die Erzeugung von Kohlen in den Berszaszkaer Gruben war in den
letzten Jahren im steten Steigen. Sie betrug im Jahre 1862/63 (vom Juli 1862
bis ine!. Juni 1863) 210.000 Metzen — 221.500 Wiener Centner — 248.080
Zolleentner, wovon auf die Kozlaer Grube 175.000 Metzen entfielen. Durch
die im Zuge befindlichen und projeetirten Vorbaue wird die Erzeugungsfähigkeit
der bezeichneten Gruben noch mehr erhöht werden, und man wird in dem
Masse, als diese vorschreiten, auch mit der Production zu steigen in der Lage
‚sein. Sobald die Kamenitzaer Grube mehrere Bauhorizonte eröffnet haben und
der Aufschluss in Sirinia so weit gediehen sein wird, dass man zum regel-
mässigen Abbaue der Kohlen wird schreiten können, wird es bei den übrigen
gegenwärtig günstigeren Verhältnissen keinen Schwierigkeiten unterliegen, die
134 M. V. Lipold. [14]
Erzeugung auf jährlich eine halbe Million Metzen Kohlen zu steigern. Dass das
Berszaszkaer Kohlenrevier genügende (Quantitäten von Kohlen beherberge, um
eine solehe Erzeugung von Kohlen noch auf Jahrzehende zu sichern, lässt sich
aus der vorhergegangenen Beschreibung der betreffenden Kohlenbergbaue mit
Beruhigung folgern. Denn, abgesehen von den oben angedeuteten, vollkommen
aufgeschlossenen Kohlenmengen in Kozla, Kamenitza und Sirinia, stehen
an den Feldörtern der offenen streichenden Strecken, so wie an den Sohlen
aller tiefsten Horizonte die Kohlenflötze an, und es ist ke'n Grund vorhanden,
die Fortsetzung der Flötze im Streichen und deren Niedersetzen in eine noch
grössere Teufe zu bezweifeln. Vielmehr hat man vollen Grund zur Annahme, dass
die Kohlenflötze von Sirinia und Kozla, — wie es zweifellos bei den über Tags
anstehenden petrefactenführenden Kalksteinen des Hangenden der Fall ist, — in
einem, wenn auch stellenweise gestörten Zusammenhange stehen, somit in diesem
Reviere die Kohlenflötze bei einer Saigerteufe von 80 Klaftern über 1200 Klafter
weit streichen, dass ferner die Kozlaer Flötze in nördlicher Richtung sich bis in
den Reezka-Gruben werden ausriebten lassen, — und dass endlich man in dem
nunmehrigen Freischurfterrain in „Reezka“* und in „Okasu Reu“ seiner Zeit
ebenfalls abbauwürdige Kohlenflötze aufschliessen werde. Überdies ist bereits
oben bemerkt worden, dass durch den Fortbetrieb des Coronini-östlichen Haupt-
feldortes in Kozla die Aufschliessung ganz neuer noch unverritzter
Kohlenfelder in Aussicht steht.
Ausser der ausgezeichneten Qualität der Kohle ist noch ein Umstand, der
für die Berszaszkaer Kohlenwerke von ganz besonderem Werthe ist, nämlich ihre
vorzüglich günstige Lage, — so nahe, ja fast unmittelbar an dem Donau-
strome und hei der Donau-Dampfschifffahrts- Station Drenkowa, — und der
dadurelı erleichterte Absatz der Kohlen. Die dargebotene billige Wasser-
fracht macht es dem Kohlenwerke möglich, jede Coneurrenz anderer Kohlenwerke
un der Donau bis Semlin und Belgrad, insbesondere an der unteren Donau, in
die Moldau und Walachei, aus dem Felde zu schlagen. Diese günstige Lage der
Berszaszkaer Kohlenwerke macht es erklärlich, dass die Donau-Dampfschifffahrts-
Gesellschaft, ungeachtet sie ihre eigenen ausgedehnten Kohlenbaue zu Fünf-
kirchen besitzt, es dennoch eonvenabel findet, die Berszaszkaer Kohlen zu ihrem
eigenen Gebrauche abzunehmen. An diese Gesellschaft wurde bisher auch fast
die ganze Erzeugung der Berszaszkaer Bergbaue, und zwar um den Preis von
50 Kreuzer österr. Währung per Metzen (43!/, Kreuzer österr. Währ,
pro Wiener Centner) Kohle loco Drenkowa, abgesetzt. Es ist aber nicht
zu bezweifeln, dass bei der Güte der Kohlen und bei diesem Preise derselben
für eine vermehrte Production aueh noch ein anderweitiger Absatz, — wie nach
Pancsowa, Semlin und Belgrad und insbesonders an der untern Donau nach
Turn-Serverin, Kalafat, Oltenizza, Turn Magorello und Giurgevo — möglich
sein wird, wie in der That auch in letzterer Zeit diesbezügliche Kohlenlieferungen
im Zuge waren.
Zum Schlusse lassen wir einige kurze Bemerkungen folgen, welche Herr
Dr. Karl Peters rücksichtlich der Petrefaetenführung bei den Berszasz-
kaer Kohlenwerken zu machen und an das oben mitgetheilte Verzeichniss der
Petrefacte anzuknüpfen sich veranlasst sah.
„Wie man die mitgetheilten Thatsachen auch deuten möge, ob man die
Kalksteinbank von Kozla als unteren Lias auflasse, welchem mittel-
liassische Species beigemengt sind — etwa im Sinne der „Colonien*, — oder
ob man umgekehrt aus dem Fehlen der Gryphea arcuata, der westeuropäischen
Myaceen, von denen die Fünfkirchner Kohlenschiefer eine so reiche, wenngleich
[15] Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbisch-banater Militärgrenze. 1.35
nieht gut erhaltene Ausbeute geliefert haben, und der Arieten folgern möge, dass
die Fauna des unteren Lias hier überhaupt nicht entwickelt und nur durch einige
local auftretende Spätlinge angedeutet sei; — in jedem dieser Fälle wird man
als feststehend betrachten müssen, dass hier im Osten eine derartige Mengung
von Arten bestehe, die in Süddeutschland und in Westeuropa nicht nur zweien
verschiedenen Stufen angehören, sondern auch innerhalb derselben eine nur
geringe Verticalausdehnung besitzen“.
„Die eigenthümlichen physischen Verhältnisse der Ablagerungen in der
Fünfkirchner-Banater Liaszone, die ihres Gleichen überhaupt nur am Nordrande
unserer Alpen und in der Gegend von Bayreuth hat, obwohl es ihr auch in West-
europa an Analogien nicht mangelt (Luxemburg u. s. w.), dürften Manches erklä-
ren, was vom Standpunkte der westeuropäischen Stufensonderung betrachtet,
räthselhaft erscheinen mag. In der That mögen die sandig-Ihonigen von beträcht-
lichen Pflanzenablagerungen erfüllten Gründe der genannten Zone, namentlich
hier an der unteren Donau, für den bei weitem grössten Theil der unterliassischen
Fauna unzugänglich gewesen sein. Einige Arten aber, wie der wichtige Mytilus
Morrisi und sein Begleiter, der (nach Oppel) in Süddeutschland seltene Myti-
lus decoratus mögen sich im Litoralstriche derselben sandigen Buchten sehr
lange und im ausgezeichneten Wachsthum erhalten haben, in welchen neben
Cardinia concinna, welche bekanntlich im Sandstein von Luxemburg u. a. O.
von mehreren Litorinaarten begleitet ist, der plattschalige und flache Pecten
liasinus üppig gedieh und Pecten aequivalvis sich in grosser Individuenzahl zu
entwickeln anfing, längst bevor sie auf einem weiten Umwege über die nord-
ungarische Region entlang dem österreichisch-böhmischen Rande bis in das
schwäbische Liasmeer gelangen und dort in Gesellschaft des Ammonites spinatus
abgelagert werden konnten. Die erstere tiefere Senkung des Bodens, welche der
Kalksteinbank von Kozla eine in der alpinen Tiefregion heimische Ahynchonella
zuführte, und sie überhaupt zu einer nicht geringen Mächtigkeit anwachsen
liess, muss der Fortdauer der litoralen oder seichtlebenden unterliassischen
Arten ein Ende gemacht haben, — ein Fall, der sich in anderen Regionen viel
früher ereignet zu haben scheint“.
„Was die Langlebigkeit der @ryphaea Macullochüt, richtiger @r. obliqua,
anbelangt, so scheint sie durch dieselben plıysischen Zustände in den küsten-
nahen Regionen unseres östlichen Lias-Meeres bedingt gewesen zu sein, welche
ihrer Nachfolgerin im westlichen Europa (hier Zeitgenossin), der Gryphaea
cymbium, eine so beträchtliche Verbreitung im ausseralpinen Lias unserer Ost-
länder gesichert haben. Der Umstand, dass beide hier in scharf geschiedenen
Formen mit einander gelebt haben, ist wohl geeignet, jeden Gedanken an eine
Hervorbildung der Gryphaea cymbium aus der Gr, obligqua ferne zu halten, oder
doch dieselbe, wenn sie theoretisch etwa unentbehrlich erscheint, in eine andere
Meeresregion zu verweisen.“
„Der ganze mittlere Lias (bei Muntjana; vgl. obige Anmerkung) ist hier
bei grossem Individuenreichthum eben so artenarm, wie ich ihn bei Fünfkirchen
gefunden habe, und wie wir ihn als Bestandtheil der „Grestener Schichten“ von
Ober- und Niederösterreich kennen“.
— „Dass die Lagerstätte von Muntjana mit den Grestener Schichten von
Oberösterreich mehr übereinstimmt, als mit der mächtigen Kalkstein-, Kalk-
schiefer- und Sandsteinbank von Fünfkirchen, kann uns nieht überraschen, da ja
das krystallinische Randgebirge des Banates als ein Ausläufer des transsilva-
nischen Hochgebirges mit dem böhmischen Gneiss- und Granitmassiv viel näher
verwandt ist, als die mit Triaskalksteinen reichlich ausgestattete Grundlage des
136 M. V. Lipold. [16]
Fünfkirchener (Keupers) und Lias. (Vgl. Peters, Särben, der kais. Akademie,
Bd. XLVIII., November 1863.)
„Von oberemLias, der in dem so interessanten Gebirge von P&eesvarad
(Fünfkirehen, l. e. Seite 285) durch die gewöhnliche, da überdies sehr mäch-
tige Bank von Flecekenmergeln vertreten und durch zwei an deren Basis vorkom-
mende höchst bezeichnende Ammoniten-Arten charakterisirt ist, habe ich hier
kaum Veranlassung zu sprechen. Allerdings mag man in dem bei Muntjana gefun-
denen auf Ammonites radians hinweisenden Bruchstücke einige Berechtigung zu
der Annahme finden, dass auch diese Stufe zwischen den kohlenführenden
Schichten von Kozla und dem bekannten ammonitenreichen Eisenoolith von
Swinitza nicht ganz fehle; doch wird deren genauere Begründung wohl künfti-
gen Untersuchungen aufbehalten bleiben.“
137
V. Arbeiten, ausgeführt im chemischen Laboratorium der k. k.
geologischen Reiehsanstalt.
Von Karl Ritter v Hauer.
1) Lias- und Triaskohlen aus den österreichischen Alpen. Aufgesammelt
von der I. Aufnahmssection der k. k. geologischen Reichsanstalt während der
Feldarbeiten im vergangenen Sommer.
Fe) = 5 es | 5 |332
Loealität: | EEE er
SHEHFAaR Er
I. Kohlen aus dem Keuper.
Kleinzell im Bezirk Hainfeld.......... 0:5.) 5:2 [61-3 | 25-50 | 5763.) 9-1
09| — — 1224-30 | 5492 | 9-5
— 1200| — [20-60 | 4655 | 11-2
vom Freisehurfunterbau...... 1:1 | 141 | 72:0 | 25:80 | 5830 | 9-0
Mittelwerth..| 0:8 | 13:4 1666| — [5835| 96
Lilienfeld vom Annabergbau......... 0:9 | 7:8 | 74-0 | 27-00 | 6102 | 8-6
1'2 78 | 65.0 | 29-40 | 6644 79
— | 13°7 | 63:2 | 26-00 | 5876 8-9
1:8 | 6:1 | 68-5 | 28:75 | 6497| 8-0
Mittelwerth..| 1:3 | 8:8 | 67°6 = 6279| 8-3
Tradigist am Krandlstein............ 0:6 | 15:8 | 67:0 | 23-85 | 5390 | 9-7
0:7 | 19-9 | 61-0,| 22-80 | 5152 | 10-1
1-8 | 16-3 | 64-3 | 25-20 | 5695 9-2
—_ _ — [24-00 | 5424| 9-6
:0 | 20-2 | 64-0 | 22-45 | 5074 | 10-3
Mittelwerth..| 1:0 | 18 64-0| — (5347| 9-8
Hollenstein vom Schneibber Bau..... 3-7 |11-5 | — |22-40 | 5062 | 10-3
2-5 | 15-7 | 70-0 | 23-80 | 5379 | 9-7
Mittelwerth..| 3-1 | 13:6 | 70:0 _ 5220 | 10-0
Gössling Feigel’scherBau am Allersberg | 1:7 | 3:6| — |27:45 | 6203 | 84
Schurfbau auf der Eiswies...| 1:7 |30-8| — |18:20 | 4113 | 12-7
Mittelwerth..| 1-7 | 172 | — — 15158 | 10-1
K. k. geologische Reichsaustalt. 1864. 14. Band. I. Heft. 18
138 Karl Ritter von Hauer.
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Loealität: go. ©: me 3= > le 2.08
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= en a) = Ks "soo
See. sprerlar. .| 2-5 l12-9 25-90 13853 | 8-9
— — — | 25:60 | 5755 9:0
2:,2..| 12.05] —— 1 25:05 15661 9.2
Mittelwerth..| 2:3 | 12-4 n — )5766| 94
Opponitz am Ofenberg Narzbauerstollen | 2:9 | 3:2) — [24:35 15503 | 9-5
Schurfbau am Hochseeberg ..| 2°7 | 12-3| — |22-85 | 5164 | 10-1
Mittelwerth..| 2°8 7I — — |5333| 9-8
Lunz vom Theresiastollen ........:... 3°8.1.,8.4 - 125°80 | 5831 9:0
21 110.6) — |24:55 15548 | 9-4
Grossholzapflerbergbau ........- 27| 9A] — |24-85 |5616 | 9-3
Alt-Barbarastolleu...........:.. 2:9 |10:2]| — |23-45 |5299| 9-8
46 | 35| — 123:32 |5210 | 10-0
Ammoniseher Schurfbau......... 49 | 6:0) — |23-85 [5390 | 9-7
Mittelwerth..| 3°3 83 — —_ 5182| 98
Gaming am Zürner ».ceeceereenerennn — /12:0) — | 22-60 | 5107 | 10-2
1.0 | 4#8| — 12420 |5469| 9-6
23 42) — |27:05 | 6113 8:5
Mittelwerth..| 1°6 | 701 — _ 5563 | 9-4
Ybbsitz Gottfriedstollen b. Krumpmühl. | 1:8 | 5°8| 72:5 | 28:50 16441 | 81
3-1 |14-1| — | 22:07 | 4987| 10:5
42 | 80| — |23-80 | 5378| 9-7
Mittelwerth..| 3:0 | 9-3, 72:5| — 15602| 9-3
Lindau bei Weyer, Steinbachgraben ...| 3°2 | 16-4 — |20'20 | 4565 | 11-5
I 0 2.7) — | 23-30 |5265 | 99
Mittelwerth..| 21 | 95) — — 4915| 10:6
ll. Kohlen aus dem Lias.
Gresten im Bezirk Gaming .......... 1:0 | 2-3 | 67-1 | 29-65 | 6701 78
_ _ — 12985 | 6746| 77
2-0 | 6:1 | 65-2 | 28-75 | 6497 | 8:0
_ _ — 28:25 | 6384| 8-2
04 | 3:3!) -- |29-10 | 6576 | 7-9
zum — — 128.50 | 6a 7 84
Mittelwerth..| 1:1 | 3-9 | 66-1 — 1657| 80
Pechgraben bei Gross-Raming Fl. !...| 1:5 | 13-4 59-5 | 24:20 | 5469 | 9-6
| al. 2:7 25-1 | 61-5 | 21:00 | 4746 | 11-0
„4 1-8 | 22-1) 60-5 | 20:90 | 4723 | 11-1
„IV 1-3 | 19-4 | 60:9 | 23:55 | 5322 | 9-8
„ War.ı 44 | 23-7 | 61°0 | 22:55 | 5096 | 10-3
aus dem Barbarastollen | 1:3 | 6-4 . 82:5 | 26:80 | 6056 | 8-6
Hi „—Franzstelleng:] 2:1.1,10»3 58:0 | 24:75 | 5593 | 9-3
Mittelwerth..| 1°7 5286 | 9-9
[o:
[I
ww
e2
=
[= 7}
|
Arbeiten im chemischen Laboratorium. 139
100
Loealität:
Theilen
Theilen
Theilen
wichtstheile Blei
Wasser in
Asche in 100
Cokes in 100
Redueirte Ge-
Wärme-Einheiten
Acquivalent einer
Kla.ter 30’’ wei-
chen Holzes sind
Centner
5597
59359
3337
5868
5575
Grossau aus dem Johannistollen
„ Olgastollen
Hermannschacht
» Aloisi I. Stollen
onen
PS
6463
6486
6656
5989
5650
6757
Mittelwerth.. Ö 5 166° 6333
Hinterholz Liegendflötz
Hauptflötz
20
9.0
0
5
8
2)
5
cr
0
RD 1200 0 0 SS @ovoeoco
[.Jvı‘0o»
ww
2) Thone und Thonmergel aus der böhmischen Kreide bei Böhmisch-Kamnitz
im Leitmeritzer Kreise, analysirt von Herrn Dr. Gustav Laube.
1. Thon von gelbgrauer Farbe, deutlichem Thiongeruch,.haftet etwas an
der Zunge, sehr wenig plastisch.
a) Qualitative Untersuchung. Unlöslich in Salzsäure ; von Schwefelsäure wenig
angegriffen; molybdänsaures Ammoniak gibt eine deutliche Reaction auf Phosphorsäure. Eine
trockene wie nasse Probe wies eine Spur von Mangan nach. In der Glasröhre erhitzt, gibt
der Thon viel Wasser ab.
b) Quantitative Bestimmung. 100 Theile enthielten :
Mieselerde „oc. een eh er
DENE ee N Ch |
RREHlEN Een ae 5
RN A at re 3,5 PER ee AR 12
Phospherslure.-: .. > »EÜUb. 2.0 04 0 Bla Ta
EI ee a a Ba 5} RE I EEE
1009
8:9 Theile Kieselsäure geben mit 10°1 Theilen Thonerde: Al,0;SiO; und es bleiben mithin
noch 64 Percent freie Kieselsäure.
2. Mergelthon von blaugrauer Farbe, Thongeruch sehr schwach, haftet
nieht an der Zunge.
a) Qualitative Untersuchung. Es löst sich in Salzsäure nur der enthaltene kohlen-
saure Kalk und eine Spur von Magnesia. Sonst im Verhalten wie 1. Die Reaetion auf Phos-
phersäure war etwas deutlicher.
b) Quantitative Analyse. 100 Theile enthielten:
Kohlensauren Kalk 18:0
Kieselerde . . = EEE ER AKEBARE NORD cl #50
iso. TIERES VO en Hlaleiae + wa
er N Re NE OB:
Wasser nee. SR, Sg a a a PETE
Mancaa la. 6 ARENA a per
Phosphorsäure . . . . - ER EEE er er n
MapBesin nu ae ANETTE
100-5
140 Karl Ritter von Hauer.
Es verbinden sieh 16°7 Theile Kieselerde mit 18-8 Thonerde und es bleiben sonach 33°4
freie Kieselsäure.
3) Holzasche von der Saline Ebensee. Analysirt von Herrn Ludwig Ku-
schel jun.
100 Theile gaben:
DPScIone en Luna si leieaigehe, vo Ka NO LEOEN ME 243
ANETTE Ar Be Enge ie est ee 5
ENBERDKYE.inemie: len open Be’ ne: ge he, en a u DS EEE. ge .
Kohlansänten Balk . a: 1 ra h 29-4
Ball lo. „ll 2 ee er 19-8 RN
Magnesia |. LOL 1. uber. Nenlıl = aa Per
Natron«Kalr Nasen I EI re 37
Ehloo rat. Dr N er 0:06
Schweielsaure 1.76. 1sbabil. u.a nn we Spur
98-56
4) Lignit von Gäcs im Neograder Comitate. Zur Untersuchung eingesendet
von Herrn Eugen Grafen Forgäch.
Wasser m 100 Theilen 172.1. HR. re 8:3
Aschewstzuses a N EA 4-1
Redueirte Gewichtstheile Blei . . . . 2. 2 2 2 2... 2 4,906,94048-00
Wärme-Einheiten® ch valaın a I alt ar. Iran Saar 4068
Aequivalent einer 30" Klafter weichen Holzes sind Centner.. ... . -. 149
5) Eisensteine aus der serbisch-banater Militärgrenze aus den Gruben
der Herrn Karl von Klein.
1., 2., 3. und 4. von Kraku Planinitza N. von Swiniza zwischen dem Stari-
stie- und Tissowitza-Thale; aus dem südwestlichen Schurfstollen. 5. und 6.
vom selben Terrain aus den Schurfschächten am Plateau.
Gehalt in 100 Theilen :
1 2% 3. 4 5. 6.
Unioseher „a DENE Br 5 42-7 60:5 Ab 64:0 58:6 26°3
Discount 29:4 29:5 38:8 26:0 32:3 60°2
Kohlensaurer Kalk. .. . . ..107 0 — — Spur in. —
Koblensaures Magnesia . . . ..108 14° 40 Re 15 1-0
WESSEN ni = some „en ri 86, eh
Metallisches Eisen. . . ..... 20:5 20:6 271 182 22:6 42-1
6) Braunkohle von Aspang in Oesterreich. Die Kohle ist schwarz und
glänzend mit fast muschligem Bruche. Zur Untersuchung eingesendet von Herrn
Bergmeister Simettinger.
Wasser AODTheilen 0. 0.43 le ze er, Dr ae
ASCHPANSIDO TREUEN... „2: 0. zuge u ale Re RR en
Redueirte Gewichtstheile Bi . . . . . Samy. ca A 21-00
Wärme-Einheiten . ee . A7A6
Aequivalent einer 30’ Klafter weichen Holzes sind Centner . ... . 11-0
7) Liaskohlen aus den Bauen des Herrn Karl von Klein nächst Berszaszka
und Drenkowa an der Donau in der serbisch-banater Militärgrenze.
1. Siriniegrube I, Horizont Hangendflötz bei Drenkowa.
2. rn Ben 2 Liegendflötz , "
3 3 U.» +5 bei Drenkowa.
4 Carbinaritialbei-Eihenthals
5.
” ” ”
Arbeiten im chemischen Laboratorium. 141
6. Koslagrube bei Berszaszka.
7. Von Kamenitza bei Berszaszka I. Flötz.
8. ” ” ” ” ll. ”
9. ” ” ” ” 1. £))
. Aequivalent einer
Wasser Asche Reducirte Wärme- 30’ Klafter wei-
in 100 in 100 sewichts- „ f 5
Theilen Theilen heile Blei Bayrener re Sg kr
m — nut en — ment
1. 134 18°1 12-35 2791 18-8
2. 122 10°6 17-35 3921 13:3
3. 0:3 52 25.40 5740 9.4
A. zo 67 28-00 6328 8:2
5. 0-6 9-3 2700 6102 8:6
6. 1-2 116 26 40 5966 8-7
% 0-2 13:7 24 '85 5616 9-3
8. 0-3 18:9 2345 5299 9-9
9: 0:9 82 2733 6176 8-5
"Diese sämmtlichen Kohlen mit Ausnahme von 1. und 2. sind baekend und
liefern 80—87 Procent Cokes.
8) Eisensteine aus den österreichischen Alpen. Zur Untersuchung über-
geben von Herrn Ludwig Hertle.
1. Vom Carolistollen im Jägerbachgiaben dem Kohlenschiefer eingelagert.
2. Kluftausfüllung in den Hierlatzkalken N. von Freiland.
3. Dieselbe Ausfüllung im Schindelthal am Felde.
4. In der Sulz, östlich von Lackenhof im Werfener Schiefer.
Gehalt in 100 Theilen :
1. 2. 3. 4.
Unlastieh em me a: 3:7 8.9 91
Kohlensaures Eisenoxydul . . 71:7 42:6 20:8 30:6
Kohlensaurer Kalk... . . 81 507 646 0.2
Kohlensaure Magnesia . . . . 5'2 3:0 9,501
Metallisches Eisen. ..... 346 205 10.0 147
9) Kupfererze aus den Gruben des Herrn Ludwig Kuschel in Kärnten und
Krain. Analysirt von Herrn Ludwig Kuschel jun.
1. Von Weissenbach, 2. von St. Leonhard, 3. von Adlatzen, 4. von Brunn-
graben, 5. von Feistritz.
Gehalt in 100 Theilen :
v dl. 2% 3% 4. 5.
Unloslich WI II. 0... N 271650, 72351 9-8 22:5 30:3
Schwefelkupfew:s. „1. la ndıa „4 276 35 °8 84 351 242 31
Schwekeleisen 4. wel 3... ces 22-9 42:3. 21-8 27:0 39-4
ERSTE RN ER RE 22.1 7252273023723: 71932
le ed: NER 1:0 40 24 —
10) Kupferhammerschlag; von der Kupferhammer- und Walzwerksleitung
in Paulenstein eingesendet. Untersucht von Herrn Horinek.
Gehalt in 100 Theilen :
66:0
71:0
79°’4
334
metallisches Kupfer.
a
142 Karl Ritter von Hauer. Arbeiten im chemischen Laboratorium.
11) Eisenstein und Eisenarten von St. Stephan in Steiermark zur Unter-
suchung , namentlich auf einen Gehalt von Chrom, eingesendet von der
k. k. Werksverwaltung. Analysirt von Herrn Benjamin Winkler. Das Kisenerz,
Brauneisenstein, enthielt in 100 Theilen:
Unlöslicehen Rückstand . ». ». 2.2... en % 10:94
Kimenpagd anna - - Te a RE e. 20-09
Pod 2 2 1%, EN Re Kane OC RIOBNELLEN 1A SEN
CO ÄRA ER EEE A Na on 17
Das daraus erblasene Roheisen enthielt:
Biesel und Graphit. IMeeR !). mo 2. 4:99
Ehtom... 2 TPR%. 2... & e 2:37
Und das aus Letzterem dargestellte Schmiedeisen enthielt:
Rresel und Graphit... > BBLBE . ZEN 2 2 „al, 2-11
Ehrom . . 5°. er DR... RD
12) Kesselstein aus den Dampfkesseln der priv. Donau-Dampfschifftahrts -
gesellschaft, eingesendet von der Direction derselben. Analysirt von Herrn Ben-
jamin Winkler.
Gehalt in 100 Theilen:
Unlöshicher Rückstand . - . x . . ahlzaH ar . 10-66
Thonerde und Eisenoxyd . . . 22.22.02... 1649
Schwefelsauner Kal. dis wuama ls, u in. 4:23
Konlensaurar. Kalb fe werdinchwsntnerkesemla, vol: anreimil 54:01
Kohlensaure Magnesia . ... - » ee ri]
143
VI. Verzeiehniss der an die k. k. geologische Reiehsanstalt
gelangten Einsendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petre-
facten u. Ss. w.
Vom 16. December 1863 bis 15. März 1864.
1) 17. December. 2 Kisten, 90 Pfund. Geschenk von Herrn k. k. Contro-
lor Karl Kaezvinsky. Tertiär-Petrefacten von Radoboj in Croatien. (Verhand-
lungen, Sitzung am 1. Februar.
2) 1 Packet, 22 Loth. Von Herrn A. Heinz in Kaschau. Graphit zur che-
mischen Untersuchung.
8) 80. December. 1 Kiste, 50 Pfund. Von dem k.k. Statthalter Freiherrn
v. Kellersperg in Triest. Bausteinmuster. (Verhandlungen, Sitzung am
1. Februar.)
4) 30. December. 1 Kiste, 15 Pfund. Geschenk von Herrn Consul E.
Bauer in Triest, Bausteinmuster. (Verhandlungen, Sitzung am 1. Februar.)
5) 4. Jänner. 1 Kiste, 100 Pfund. Geschenk von Herrn J. Schwarz.
Mühlsteinmuster von Königsberg in Ungarn. (Verhandlungen, Sitzung am
1. Februar.)
6) 10. Jänner. 1 Stück, 20 Pfund. Geschenk von Herrn Tobisch. Zelli-
ger Mühlsteinquarz von Merzenstein bei Zwettl. (Verhandlungen, Sitzung am
1. Februar.)
7) 10. Jänner. 2 Kisten, 250 Pfund. Geschenk von Herrn Justin Robert.
Marmorwürfel aus den Brüchen von Adneth und vom Untersberg. (Verhandlun-
gen, Sitzung vom 1. Februar.)
8) 15. Jänner. 1 Kiste, 143 Pfund. Von der Werksverwaltung der Ge-
werkschaft in Szapar, nächst Bodaik in Ungarn. Braunkohlen zur Untersuehung.
9) 20. Jänner, 1 Schachtel. 10 Loth. Geschenk von Herrn M. Simettin-
ger. Braunkohlen von Aspang. Zur Untersuchung.
10) 21. Jänner. 1 Packet, 5 Pfund. Geschenk von Herrn R. Ludwig in
Darmstadt. Modell des Braunkohlenflötzes von Dorheim und Petrefacten. (Ver-
handlungen, Sitzung am 1. Februar. )
11) 23. Jänner. 1 Kiste, 22 Pfund. Geschenk von Herrn k. k. Schicht-
meister E. Windakiewiez. Gangstufen vom Grüner-Gang in Schemnitz. (Ver-
handlungen, Sitzung am 1. Februar )
12) 30. Jänner. 1 Kiste, 135 Pfund. Geschenk von Herrn k. k. Bergge-
schwornen J. Wala in Pribram. Gangstücke vom Adalberti- Gang hinter der
Lettenkluft. (Verhandlungen, Sitzung vom 15. März.)
13) 8. Februar. 1 Kiste, 62 Pfund. Von Herrn k. k. Bergrath F. Foet-
terle. Kohlenmuster aus der Umgegend von Wies in Steiermark.
14) 12. Februar. 1 Packet. Geschenk von Herrn Simettinger in As-
pang. Ein Murmelthier - Schädel von Parschlug in Steiermark. (Verhandlungen,
Sitzung am 1. März.)
144 Verzeichniss der Einsendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefacten u. s. w.
15) 20. Februar. 1 Kiste, 361/, Pfund. Geschenk von Herrn F. Posepny.
Gesteinsarten aus der Umgegend von Starkenbach in Böhmen.
16) 28. Februar. 1 Kiste, 15:/, Pfund. Geschenk von Herrn Simettin-
gerin Aspang. Gesteinsarten und Kohlenmuster vom Königsberg bei Aspang.
17) A. März. 1 Kis'e, 28 Pfund. Geschenk von dem Smithsonian-Institute
in Washington. Kreide- und Tertiärpetrefacten aus den östlichen Theilen von
Nord-Amerika.: (Verhandlungen, Sitzung am 15. März.)
18) 4. März. 1 Schachtel, 4 Pfund. Geschenk von Herrn k. k. Regiments-
arzt H. Rischanek in Vicenza. Petrefacten. (Verhandlungen, Sitzung am
15. März.)
19) 6. März. EineKiste, 25 Pfund. Geschenk von Herrn Gius. Seguenza
in Messina. Tertiärpetrefacten aus Sizilien. (Verhandlungen, Sitzung am
15. April.)
145
VII. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt
eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Vom 16. December 1863 bis 15. März 1864.
Agram. K.k. Ackerbau-Gesellschaft. Gospodarski List. 1863.
Bädeker’s Verlagsbuchhandlung in Essen. Berg- und Hüttenkalender für das
Schaltjahr 1864. IX. Jahrgang.
Berlin. K. preuss. Handels-Ministerium. Karte über die Production, Consumtion
und die Cireulation der mineralischen Brennstoffe in Preussen während des Jahres 1862,
sammt Erläuterungen. — Zeitschrift für das Berg-, Hütten- u. Salinenwesen in dem
preuss. Staate. XI. 3, 4. 1863. — Die baulichen Anlagen auf den Berg-, Hütten- u. Sa-
linenwerken in Preussen. 3. Jahrg. 1. Lief. 1863.
» Deutsche geologische Gesellschaft. Zeitschrift. XV. 3. 1863.
» Physikalische Gesellschaft. Die Fortschritte der Physik im Jahre 1861. XVll.
1. 2. 1863.
» Geographische Gesellschaft. Zeitschrift für allgem. Erdkunde. XV. 5, 6. 1863.
Bern. Schweizer. Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften.
Verhandlungen. Luzern. 1862.
Bologna. Akademie der Wissensehaften. Memorie. Ser. II, T. II, £. 4; Tom. Ill,
f. 1. 1863.
Breslau. Schles. Gesellschaft für vaterländisehe Cultur. Sitzungsberichte
vom 17. Oet., 4. u. 12. Nov. 1863. (Breslauer Ztg. Decemb. 1863.)
Brody. Handelskammer. Bericht für die Jahre 1860 —63.
Brünn. K. k. mähr. schl. Gesellsehaft für Aekerbau, Natur- und Landes-
kunde. Mittheilungen 1863, Nr. 51—52; 1864, Nr. 1—9.
Carlsruhe. Grossherzogl. Handelsministerium. Beiträge zur Statistik der in-
neren Verwaltung u. s. w. XVI. 1863.
Chevreul, Mich. Eug., Direetor des Museum d’histoire naturelle in Paris. Observations
en reponse au rapport de la eommission spe&eiale institu&e par le Ministre de l’instruc-
tion publique (en Juin 1849) pour etudier les questions qui se rattachent, soit A l’admi-
nistration, soit a l’enseignement du Museum d’histoire naturelle. Par les Professeurs-
administrateurs du Museum d’histoire naturelle. Paris 1851. — Memoire des Profes-
seurs administrateurs du Museum d’hist. nat. en reponse au rapport fait en 1858 par
une commission ehargee d’etudier l’organisation de cet &tablissement. Paris 1863. —
Refutation par M. E. Chevreul etc. Paris 1863.
Christiania. K. Universität. Det kong. Norske Frederiks Universitets Aarsberetning
for Aaret 1861. — Det kong. Frederiks Universitets Halvhundredaars Fest Sept. 1861
Beretning og Actstykker, 1863.
» Physiographiske Forening. Nyt magazin for Naturvidenskaberne XII. 1—3. 1863.
Dresden. Kais. Leopold. Carol. Akademie der Naturforscher. Verhandlun-
gen XXX. 1864.
Dunkerque. Societe dunk. pour l’eneouragement des seiences ete. M&moi-
res. 1861— 1862.
Erdmann, 0. L., Professor in Leipzig. Journal für praktische Chemie. Bd. 90, Hft. 4—6,
Nr. 20—22 von 1863; — Bd. 91, H£t. 1, Nr. 1 von 1864.
Erlau. K. k. kath. Gymnasium. Tudösitvänya az 1862/63-ki Tanevre. — Schematis-
mus s. et ex. ord. Cistereiensis Abb. B. M. V. ete. 1864.
St. Evreux. Societe de l’industrie minerale. Bulletin T. VI, Livr. 4. 1863.
Frankfurt a/M. Senekenbergische Naturforscehende Gesellschaft. Ab-
handlungen. V. Bd., 1. Hft. 1864.
Gotha. J. Perthes geographische Anstalt. Mittheilungen über wichtige neue Erfor-
schungen u.s.w.von Dr. A. Petermann. 1863. XI. — XII. Ergänzungsheft Nr. 11. 1864, 1.
Göttingen. K. Gesellschaft der Wissenschaften. Abhandlungen XI. von den
Jahren 1862 und 1863. — Nachrichten von dem Jahre 1863.
Gratz. K. k. steierm. Landwirthsehafts-Gesellschaft. Wochenblatt 1863/64.
Nr. 4—9,
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. I. Helft. 1$
146 Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Halle. Naturforsehende Gesellschaft. Abhandlungen VII. I. 1864.
Hannover. Architekten- u. Ingenieur-Verein. Zeitschrift. Bd. IX, Hft. 2, 3. 1863.
„ Gewerbe-Verein. Mittheilungen. 1863. Hft. 6. — Monatblatt. 1863. Nr. 9—12.
Heidelberg. Universität. Jahrbücher der Literatur. 1863, Hft. 12; 1864, Hft. 1.
Jägermayer, G., in Wien. Vortrag des Herrn Friedr. v. Hellwald in der Versammlung
des Alpen-Vereines am 18. Nov. 1863 über die photographische Gletscher-Expedition
des Herrn G. Jägermayer.
Klagenfurt. Landesmuseum. „Carinthia*, Zeitschrift für Vaterlandskunde, Belehrung
und Unterhaltung. Herausg. vomKärnthn. Geschichtsverein und vom Naturhist. Landes-
Museum. 1864. Hft. 1, 2.
Köln. Redaetion des „Berggeist“, Zeitung für Berg-, Hüttenwesen und Industrie. 1863,
Nr. 102 —104. 1864, Nr. 1—3, 5, 6, 8-11, 13—21.
Königsberg. K. Universität. Verzeichniss der Vorlesungen 1863/64. — Amtliches
Verzeichniss des Personals u. der Studirenden 1863/64. Nr. 68, 69. — Sim. Sehardii
Epistolae VII. ex eod. ms. Rehdigirano nune primum editae Diss. auct. J. Sehirmer.
1864. — De fissura abdominali congenita. Diss. auet. R. Kuhn. 1863. — De hy-
pertrophia, quae ex lentis applanatione, diphtheriecam accomodationis paralysin sequenti
oritur. Diss. auet. Fr. Leitner. 1863. — Dissertationes de metaphora et de metonyınia
nune primum editae. Auet. Lobeck. 1864. — De chronieis Lubecensibus antiquissi-
mis. Commentatio auet. K. W. Nitzsch. 1863. — De amphitheatris. Dissert. auet. L.
Friedländer. 1863. Part. I-IV. — Congesta et eomposita, quae ad argenti nitriei
usum pertinent. Dissert. auct. R. Kossak. 1864. — De Neureetomia nervi infraorbi-
talis et de nova operationis methodo. Diss. auet. A. Schuenemann. 1863. — De
novo schemate fluminis nervorum et museulorum galvaniei. Diss. auet. A. Gruenha-
gen. 1863. — De elephantiasi Arabum. Diss. auet. E. Lucks. 1863. — De forma-
tione osteomatis exorti ex fragmento osseo, quod disrutum erat a tubere ossis ischii.
Diss. auet. H. Schenk. 1863. — De plaeenta praevia. Diss. auct. E. Springer.
1863. — Quid eireumvolutio funieuli umbiliealis in partu valeat. Diss. auet. G. Step-
puhn. 1863. — De cerebri affeetionibus e syphilide seeundaria ortis. Diss. auet.
0. Bosse. 1863. — Acida et vegetabilia et mineralia qualem vim atque effeetum
habeant in motum eordis, experimentis demonstratur. Diss. auet. B. Bobrik. 1863.
— Porphyrii scholia Homeriea emendatiora praefatione de scholiis Porphyrianis
praemissa. Diss. auet. E. Kammer. 1863. — De patelae fracturis nune Malgaigniano
traetandis. Diss. auet. A. Tollkuehn. 1863. — De usu syntactieo infinitivi latini, maxi-
me poetico. Diss. auet. H. Morguet. 1863. — Nonnullae de peptorum natura physiea
observationes. Diss. auet. M. Cohn. 1863. — Quid valeat temperatura ad variandos
constantes optieos lartari natronati. Diss. auet, T. A. Muettrich. 1863. — De plantis
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„»„ Akademischer Leseverein. Zweiter Jahresbericht über das Vereinsjahr 1862/63,
148 _Verzeichniss der an die k. k. geolog. Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Wien. K. k. zoolog.-botanische Gesellschaft. Verhandlungen XII, 1863. — Mono-
graphie der Oestriden, von Fr. Brauer. 1863.
K. k. Landwirthschafts-Gesellschaft. Allgemeine land- und forstwirthschaft-
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‚(In österreichiseher Währung.)
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- Sämmtliche Karten dureh das k. k. militärisch-zeographische Institut herausgegeben, und in dem
Verlage desselben, und in der Kunsthandlung bei A. Artaria, Kohlmarkt Nr. 1151, zu haben. Die
Karte XI. Banat, bei Artaria erschienen.
Die geologisch eolorirten Karten werden von der k. k. geologischen Reiehsanstalt und der Kunst-
handlung von A. Artaria auf Bestellung geliefert; auch werden schwarze Karten geologisch eolorirt
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I. Die Metamorphosen von Basalt und Chrysolith von Hotzendarf in “
‚Mähren. Von Dr. A: Maßelung.. „un. ra Ar
II. Die Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien. Von Dr. Guido Stache... 4
Il. Ein Blick auf die Halbinseln Kertsch und Taman. Von Hermann Abich 116
IV. Die Kohlenbaue bei Berszaszka in der serbisch-banater Ey Eu ur
Von M. V.Lipold........ Se Re NE p
V. Arbeiten ausgeführt im ‚chemischen Trbarakorium der k. k. geologischen EN
Reichsanstalt. Von Karl Ritter v. Hauer ...ceeececcseeneeneseeenn 130
VI. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt gelangten Ein
ie sendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefaeten u. s. w. ...2...-».
VII. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt eingelangten F
Bücher, Karten u. BeWeosuneenureerenesnemnsensenernhrepenneen D
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Verhandlungen der k.'k. geologischen Reichsanstalt 1864.
Sitzungsbericht vom 19. Jänner. N a
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Sitzungsbericht vom 46. Februar ....... Eererenereeneen nennen
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Sitzungsbericht vom 15. März = ee Keereerdeenneernnnen ...
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Unter der. Presse:
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JAHRBUCH DER K. K. GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT, rn
1804. x. Band,
Nr. m Aprit. Mai Juni.
Ausgegeben am 30. Juni 1861.
JAHRBUCH
DER
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@EOLOGISCHEN REICHSANSTALT.
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Bei der Direetion der k, k. gelinchh Reichsanstalt, Wien, Landstrasse, im fürstlich
Liechtenstein’schen Palaste, dann bei W. Braumüller, Buchhändler des k. k. Hofes, Wien,
Graben Nr. 572, sind zu haben:
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsaustalt. Bd. ı. Mit 48 lithographirten Tafeln. . 2»...
23 fl. 12 Nkr.
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Der "dritte Band der Abhandlungen enthält ausschliesslich das folgende W erk:
Hörnes, Dr. M. Die fossilen "Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Unter der Mitwirkung von
P,Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10.
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt, Bd. 4, Nr. 11—14. Mit 31 lithographirten Tafeln. ’
Enthält: Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tirviärbehkeiibl von Wien, Nr. 11 und 12 N
ET el."
Andrae, (. ]J. Dr. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora Siebenbürgens und des Banates. Mit
12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . .» . . 5,84 „
(Cijäek, J. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen Wiens... . A e 1,89,
Ettingshausen, Dr. Const. v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandl. "der k. k. geo- :
logischen Reichsanstalt, Mies lithographirten TEE EHEN TI ei. „6 m
„ Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pllauzengeschlecht. Aus den Abhandlungen deck. k. Hi T.
‚geologischen Reichsanstalt. ‘Mit 2 lithographirten Tafeln... . un co. nun. 1 6% ”„
»n Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und Öolithflora. Mit X
3 lithographirten Tafeln, Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. ...„. 1,60 „
» Die Steinkohlenflora von Stradonitz. Mit 6 lith. Taf. Aus den Abh. der k.k. geolog. Reichsanstalt 2 „64 „
„ Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel von Heiligenkreuz bei Kremnitz. Mit 2 litho-
graphirten Tafeln, Aus den Abhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. . . . » 1 6,
» Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 lithographirten Tafeln. Aus: den Abhandl. der
k.’k. geologischen Reichsanstalt , ... 2222 cn nenn ern An 72 m
»n Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29 lithogr. Tafeln. Aus den Abhandl. der
©
k. k. geologischen Reichsanstalt ... . ... I. 8 22.2.2. B RE et Rain .13 „12 „
Haidinger, W. Naturwissenschaftliche Abhandlungen. Euikäheie und duch, Subscription herausgegeben:
I. Band 1847, mit 22 lith. Tal X vergriffen. II. Band 4850, in 2 Abth, m. 33lith. Taf. 21 nn
II. Band 1848, in 2 Abth. mit 80lith. Taf. iSfl. 92 Nkr. iV. Band 18531, in$ Abth. m. 30 lith. Taf. 24,16 „
„ Berichte über die Mittheilungenvon Freunden RR senschaften in Wien, Gesammelt und durch
Subscription herausgegeben: fg pP 5 =r
I. Band 1847... . Re
U. Band 1847... . . 2%
II. Band 1848... ...
1% NV. Bandisieı. . BRENNEN
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IV. Band 1848. . LEE. >
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bis Nr. 10 von 1859 des Jahrbuches der k. k. geologi- T
| . schen Reichsanstalt. Von A. F Grafen Marschall. . 1,50 „
Kenngott, Dr. &. A. Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1844 — 1849. y v2
Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . ... 0. N TE
» Uebersicht der Resultate wineralogischer Forschungen in, den Jahren 1850 und i851. Beilage R RAN
zum Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsänstalt , SIURAKHIN. a 2 „64 „
» Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem Jahre 1852. Beilage zum Jahr- * r
buche der.k. k. geologischen Reichsanstalt ». |. “ie... 0. 0 wlan dee ne ee Ried
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten v. Swinitza. Mit 4lith. Taf. Aus denAbh.derk. k. geolog. Reichsanst. 2 „’12 »
Morlot, A. v. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg, . ne... 2... 2 » 1a
Partsch, P. Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Herausgegeben von der k.k. Re
geologischen Reichsanstalt. . . . 20.00 n more en ae nenne 2.12,
Peters, Dr. K. Beitrag zur Kenntaiss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an einigen
Localitäten der östlichen Alpen. Mit 1 lith. Tafel. Aus den Abhandl. der k. k. geol. Reichsafltalt— „92 „
Peitko, Joh. v. Die geolog. Karte der Gegend von Schemuitz. Mit 1 lithographirten Tafel. Aus den
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt . 2... 2. 2. me se rem
Reuss, Dr.A.E. Diegeognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes in Böhmen.
Aus den Abhandlungender k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 1 lithographirten Karte, . .
Zekeli, Dr. F. Die Gasteropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Abhand-
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1,60 Pr
lungen der k. k, geologischen Heichenubtalk,, 3%: 1.2.1 Mina URL EL el Ne) 8. 1° 48; (eirtp lie 12, 60 Be
Uebersicht , allgemeine, der Wirksamkeit der ke k. re Reichsanstalt. Bericht über die
Jahre a ph a cr ee i
Im Verlage von Wilhelm Beten ‚r’
schienen, und durch alle Buchhandlungen zu eziehen:
. Haidinger, W., k: k. Hofrath und Director der k. k. geologischen Reichsanstalt, Handbuch der var
stimmenden Mineralogie, enthaltend: die ner Systematik , Nomenclatur und
. Charakteristik der Naturgeschichte des . ME, it 560 Holzschnitten.- 2. SE
a gar ne, an Fels
„ Krystallographisch - mineralogfsche en en-Tafeln zu dem Handhuche” der
bestimmenden Mineralogie. gr. 8. 1846. cart. 2 2 2 2 2 nr DL Ser ren
Hauer, Franz Ritter v., und Fr. Foetterle, Geologische Uebersicht der ‚Bergbaue der österreichischen
Monarchie. Im Auftrage der k. k, geologischen Reichsanstalt zusammengestellt. Mit*einem
Vorworte von Wilhelm Haidinger. Herausgegeben von dem k. k. Central-Comite für die
allgemeine Agrieultur- und Industrie-Ausstellung in Paris. Folio. 1855... 2. ... 23%.
Hauer, Franz Ritter v., und Dr. 6. Stache, Geologie Siehenbürgens. Nach den Aufnahmen der k, k. geolo-
gischen Reichsanstalt und literarischen Hülfsmitteln zusammengestellt. Herausgegebea von dem
Vereine für Siebenbürgische Landeskunde. U „I. U IHR MEISTER
In A. Artaria’s Kunsthandlung, Kohlmarkt Nr. 1151, ist zu haben:
„ Hauer, Franz Ritter v. Geologische Uebersichtskarte von Siebenbürgen, mit Benützung der neuesten
von Franz Fischer topographisch richtig gestellten Karte des Landes, für die k. k. geolo-
gische Reichsanstalt aufgenommen unter Mitwirkung der Herren Albert Bielz, Ferd. Freih.
v. Richthofen, Dr. Guido Stache und mouse Stur. 1 Blatt 80000 = =’1 Zoll jur.
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GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT.
JAHRGANG 1864. XIV. BAND.
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AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES.
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14. Band. 1864. J AHRBUCH Il. Heft.
DER
KAIS. KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTAUT.
I. Ueber einige Krinoidenkalksteine am Nordrande der öster-
reichisehen Kalkalpen.
Von Dr. K. F. Peters.
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Vorgelegt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 14. März 1864.
Unter den merkwürdigen Ergebnissen, zu welchen die Aufnahmsarbeiten
der Herren Lipold und Stur im Sommer 1863 geführt haben, scheint mir die
stratigraphische Bestimmung der Krinoidenkalksteine am Nordrande der Kalk-
alpen von Niederösterreich und jenseits der Enns eines der wichtigsten. Nächst
der Trennung der „Grestener Schichten”, wie dieselben in den Jahren 1850 bis
1853 aufgefasst und von Herrn Fr. v. Hauer, zumeist nach den Angaben
Czjzek’s, abgegrenzt wurden (Jahrb. IV, 715, 739), in zwei Stufen, wovon
die eine, als Keuper erwiesen, von Herrn Lipold mit dem Namen „Lunzer Schich-
ten’ bezeichnet wird, die andere als unterer, zum Theil mittlerer Lias den Namen
„Grestener Schichten” beibehält, und nächst der genaueren Abscheidung der
versteinerungsführenden Horizonte in Letzteren war die Feststellung jener Kri-
noidenkalksteine in der verwickelten und von Lagerungsstörungen nur allzu stark
heimgesuchten Stufenreihe der äussersten Zone unserer Kalkalpen eines der
dringendsten Bedürfnisse der österreichischen Alpengeologie.
Von Czjzek wurden sie insgesammt als oberer oder mittlerer Jura aufge-
fasst, wohl aus dem Grunde, weil einzelne Bänke wirklich mit den Schichten
von Vils und Windischgarsten übereinstimmten, aus anderen petrographisch
ähnlichen aber Versteinerungen entweder gar nicht oder nur in einzelnen unge-
nügend erhaltenen und vieldeutigen Exemplaren bekannt waren und die Annahme
eines geringeren Alters dieser Schichten den damaligen Anschauungen über die
Gliederung und Symmeirie der nördlichen Kalkalpen entsprach. Auch war das
Materiale aus den Krinoidenkalksteinen der inneren Zonen, namentlich aus den
„Bierlatz-Schiehten“, weder so reieh noch so genau gesichtet und bearbeitet, wie
es uns gegenwärtig vorliegt.
Dureh die Werke und Abhandlungen von Gümbel, v. Hauer, Oppel,
Stoliezka, Suess und Anderen sind wir nicht nur in den Stand gesetzt, uns
mit diesen und ähnlichen Schichten mehr eingehend zu beschäftigen, wir sind
dureh die Wichtigkeit, die ihre Fauna für die richtige Auffassung der gesammten
östlichen Alpen erlangen wird, geradezu genöthigt, denselben die grösste Auf-
merksamkeit zu widmen.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Hett. 20
150 Dr. K. F, Peters. [2]
Ich halte es desshalb für angemessen, die zum grössten Theil aus Brachio-
poden bestehenden Thierreste zweier solcher Kalksteine, so weit sie mir aus den
von Herrn Lipold und seinen Arbeitsgenossen gesammelten Materialien bekannt
wurden, in einer besonderen Notiz zu besprechen, um dadurch den Stoff zu
künftigen Arbeiten vorzurichten.
Die Kalksteinpartien, deren Petrefacten in nachstehenden Listen aufgezählt
werden sollen, sind folgende:
I. Das rothe Krinoidengestein von Freiland bei Lilienfeld, das
zwischen dem Kohlenbergbau „am Steg’ und der Ortschaft Freiland am rechten
Gehänge des Traisenthales ansteht und von da in einer Mächtigkeit von meh-
reren hundert Fuss am Gehänge des Muckenkogels hin durch das Wiesenbach-
thal und so weiter nach Osten fortstreicht (vergl. Jahrb. 1863, III. Verh. 75).
Der Reichthum dieses Kalksteins an Brachiopoden scheint auf eine einzige nicht
mächtige Bank oder doch auf einzelne Bänke beschränkt zu sein. Das von mir
untersuchte Materiale, von dem mir der bei weitem grösste Theil von Herrn
Bergrath Lipold, freundlich mitgetheilt wurde, stammt ausschliesslich von einem
Punkte am Gehänge des Traisenthales, der sich, obgleich ziemlich versteckt im
Gehölze, durch eine starke Schutt- und Blockhalde kenntlich macht. Jeder Block
von 1—2 Kubikfuss Grösse enthält so ziemlich alle hier unten aufgezählten
Arten.
II. Ein weisser Kalkstein, nur zum Theil reich an Krinoiden, der zunächst
der Mühle im Imbachgraben an der Enns zu vorderst in der Sohle ansteht
und weiter thalaufwärts von ähnlichen, aber versteinerungslosen Kalksteinen
unterteuft wird. Da ich die Localität nicht aus eigener Anschauung kenne,
verweise ich betreff der ausführlicheren Darstellung der Schichtenverhältnisse
auf die Schriften Lipold's, die in einem der nächsten Hefte dieses Jahrbuches
erscheinen werden.
Ad I. Waldheimia Engelhardti Oppel (Zeitschrift d. deutsch. geolog. G.,
1861, Seite 537). Wenige Exemplare, die im Allgemeinen mit der genannten
Art aus dem Hierlatzkalkstein übereinstimmen, aber doch viel weniger gewölbt
sind, so dass die Schwierigkeit, sie von W. grossulus Suess (Kössener Schichten,
Seite 12, Taf.II, 9) zu unterscheiden, hier beinahe im selben Grade eintritt, wie
bei den Exemplaren von Muntjana bei Drenkowa im Banat (vergl. I. Heft, S. 11),
durch welche ich mich veranlasst fand, die Oppel’sche Art einzuziehen. An einem
der vorliegenden Stücke ist die Wölbung der undurchbohrten Klappe weit über
der Mitte, wodurch es sich sowohl von W. Engelhardti als auch von W. gros-
sulus unterscheidet. Eben so unstäte Formen kommen am Schafberg bei Ischl,
ja am Hierlatz selbst vor.
Waldheimia mutabilis Oppel. Obgleich nicht so genau fünfeckig wie die
von Oppel (l. e. Taf. X, Fig. 7) abgebildete Art, stimmt sie doch in der Profil-
ansicht mit ihr völlig überein und entzieht sich durch eine meisselförmige
Zuschärfung des Stirnrandes dem Formenkreise der Terebratula cornuta Sow.
Waldheimia Lycetti Dav. Junge Exemplare, ident mit dergleichen von
Ilminster, Im kaiserlichen Hof-Mineraliencabinet befinden sich Exemplare von
Amberg (Terebratula plana Münster), die nicht zu W. numismalis, sondern
zu der Davidson ’'schen Art gehören.
Terebratula (Waldheimia) Ewaldi Oppel. Genau der Typus der Hier-
latzart; die undurehbohrte Klappe in der Regel noch mehr bauchig wie in Oppel’s
Abbildung (I. e. Taf. XI, Fig. 1).
Terebratula subovoides Römer (T. subpunctata Dav.). Ich muss hier
bemerken, dass es mir in manchen Fällen, namentlich an den wenigen Exem-
[3] Ueber einige Krinoidenkalksteine am Nordrande der österr. Kalkalpen. 151
plaren, die wir von Freiland besitzen, und an Materialien aus dem Lias von
Portugal sehr schwer fiel, Oppel’s neue Art T. sinemuriensis (l.e. Taf.X, Fig.2)
von der 7. subovoides zu unterscheiden.
Spiriferina anguläta (obtusa) Oppel (l. e. Taf. XI, Fig. 8). Nicht selten,
aber schwer auszubringen.
Spiriferina rostrata Schloth sp. Eine nicht ganz wohlerhaltene Spiriferina
von 35 Millim. im Querdurchmesser nähert sich der Sp. brevirostris Oppel (]. ce.
Seite 541) durch ihr sehr kleines Schlossfeld, hat aber einen weit weniger
gebogenen Schnabel. Da Exemplare aus dem norddeutschen Lias nicht selten
den gleichen Habitus zeigen, wage ich es nicht, obige von S. rostrata zu trennen.
Der Typus Spiriferina alpina, Oppel, mit kaum merklichem oder ganz
verstrichenem Mediansinus kommt in durchwegs sehr kleinen Exemplaren
häufig vor t).
Rhynchonella Fraasi Oppel. Diese nicht nur für den alpinen Lias, sondern,
wie mir scheint, auch für beide unteren Stufen des westeuropäischen Lias
höchst wichtige Art, von der Oppel nur einen hervorragenden Typus abgebildet
hat (l. c. Fig. 3), erscheint hier verhältnissmässig noch häufiger und mehr ver-
änderlich als im Kalkstein des Hierlatzberges. Gleichwohl glaube ich bei Be-
sprechung dieser einen Localität nicht auf die Beziehungen dieser Rhynchonella
zu den Arten zwischen Ah. tetraedra und Rh. serrata, zu Ah. subrimosa
Schfhtl. bei Suess, Kössener Schichten, Seite 26, zu Rh. obtusifrons Suess,
Seite 28, und Anderen eingehen zu sollen. Hier handelt es sich nur darum, fest-
1) Ich bin weit davon entfernt zu verkennen, dass die Unterscheidung der Typen, die
Davidson unter dem Namen Spiriferina rostrata zusammengefasst hat, dem Bedürfniss
des Geologen in sehr vielen Fällen entspricht. Auch im ausseralpinen Lias von Österreich
und in der nördlichen Randzone der Alpen haben wir es in der Regel nur mit einem
dieser Typen zu thun, so in dem „Hangendkalkstein“ von Vassas bei Fünfkirchen aus-
schliesslich mit Spirifer pinguis Zieten, in den „Grestener Schichten“ des Pechgrabens
und der Grossau nur mit der Form, die Suess (Brachiopoden der Kössener Schichten,
II, 8) abbildete und von der sich sein Spirifer Haueri (l. e. Fig. 6) aus denselben
Schiehten scharf genug lostrennt, u. s. w. — Im alpinen Lias herrscht in der Regel
keine solehe Einförmigkeit und treten an einzelnen Localitäten gewisse Formen recht deut-
lich aus einander. So finde ich keine Schwierigkeit darin, unter dem reichen Materiale,
welches unsere Museen vom Hierlatzberge bei Hallstatt besitzen, die von Oppel be-
schriebenen und trefllich abgebildeten Arten (Sp. brevirostris, Sp. alpına, Sp. angulata
und obtusa, Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft 1861, Seite 541) zu sondern.
Anders gestaltet sich die Sache, wenn wir die Spiriferinen aus den brachiopodenreichen
Kalksteinbänken (Hierlatz-Sehiehten) von anderen Gegenden unserer Alpen mit in Betracht
ziehen. Trotz mehrfacher Annäherung an eine oder die andere der Oppel’schen Arten
sehen wir einzelne Formen durch das Ausbleiben eines ihrer Charaktere in den west-
europäischen Formenkreis übergehen. Spiriferina alpina Oppel, Spirifer rostratus
(Quenstedt, der Jura Tab. 22, Fig. 25), Spirifer rostratus eanaliceulatus Quenst. (ebenda,
Fig. 24), Sp. pinguis Zieten und andere Localformen schwanken durcheinander und
nähern sich mehr oder weniger den grossen Spiriferinen aus dem Lias von Iminster,
Landes u. a. 0. Da wird denn die Unterscheidung beinahe zur Unmöglichkeit und ich
glaube, wir schliessen uns dem gegenwärtigen Stande der Kenntnisse von unserem
alpinen Lias am besten dadurch an, dass wir, verziehtend auf die allgemeine Brauch-
barkeit einzelner Typen, den ganzen Formenumfang im Sinne von Davidson, noch
erweitert durch manche extreme Formen aus den Alpen, durch einen einzigen Namen
bezeichnen. Freilich werden wir unter so bewandten Umständen auch die Formen aus der
rhätischen Stufe (Spiriferina Suessi Winkler; Die Schiehten der Avicula contorta,
pag. 23) nicht als eine besondere Art erklären dürfen, sondern vielmehr ausdrücklich
anerkennen müssen, dass die Brachiopodenbänke dieser Stufe (Starhemberger Schiehten
und einzelne Bänke der Kössener Schichten) unter ähnlichen physischen Verhältnis-
sen abgelagert wurden wie die viel späteren „Hierlatz-Schichten“ und dass hiedurch die
ungemein lange Ausdauer unserer umfangreichen Spiriferinenart ermöglicht war.
20 *
152 Dr. K. F, Peters. [#]
zustellen, dass die fraglichen Rhynchonellen von Freiland wirklich zu Ah. Fraasi
gehören, aber noch um ein merkliches stärker variiren, als an andern mehr im
Innern der Alpen gelegenen Orten.
An den mir vorliegenden Exemplaren sehe ich keinerlei Spaltung oder Ver-
einigung der Falten; diese laufen vielmehr sämmtlich, insbesondere scharf an
der nicht durchbohrten Klappe, bis in den Wirbel.
Rhynchonella polyptycha Oppel, selten.
ERhynchonella Albertii Oppel, häufig und ganz ident mit den Hierlatz-
formen,
Rhynchonella Greppini Oppel, nicht häufig, auch nicht ganz genau mit den
Typen (I. ec. Taf. XIII, Fig 1, 2) übereinstimmend.
Ih. retusifrons Oppel, selten.
Rh. Moorei Davids. ident mit Exemplaren von Pliensbach, Ilminster, Fon-
taine-Etoupfour, Vieux-Pont, Avallon, Landes, mehreren Orten in Portugal und
Kozla bei Drenkowa im Banat (vergl. Heft I, Seite 11), selten.
Rh. furcillata Theod. Diese hier nicht häufig vorkommende Rhynchonella
stimmt genau mit Exemplaren von Menzingen, Pliensbach, Amberg und anderen
Orten unserer ausseralpinen Nachbarschaft überein, weniger genau mit den
Formen von Fontaine-Etoupfour, die sich durch eine grössere Anzahl von
Stirnfalten auszeichnen. Dagegen kenne ich vom Hierlatzberg eine Varietät, die
mit dem Typus von dem reichen Fundort in der Normandie völlig ident ist und
nur von den grössten Exemplaren an Faltenzahl übertroffen wird.
Wie mir scheint, kann Rh. Emmrichi Oppel (Taf. XII, Fig. 1 a, b, e) von
manchen Exemplaren der Rh. furcillata von Pliensbach, Ilminster u. a. O. nicht
scharf genug getrennt werden. Von der Rh. furcillata von Fontaine-Etoupfour
und vom Hierlatz, die ohne Zweifel in einem anderen Horizonte, wenigstens nicht
in demselben Gesteinsbrocken mit Ah. Emmrichi vorkommt, unterscheidet sie
sich viel schärfer und mag so lange als Species gelten, bis sie durch verglei-
chende Studien von grossem Umfange (gleich mehreren anderen alpinen For-
men) zu obiger weitverbreiteter Art in eine nähere Beziehung gebracht wird.
Darin beruht eben die grosse Bedeutung der Lias-Krinoidenkalksteine am
Nordrande der Alpen, dass sie die Verwandtschaft der alpinen Formen mit den
ausseralpinen Arten darzuthun geeignet sind und dass sich an ihnen geradezu
die Abstammung der Ersteren von Letztern, richtiger vielleicht umgekehrt, wird
nachweisen lassen 1).
Von Ammoniten wurde imKrinoidenkalkstein von Freiland nur ein Exemplar
eines winzigen Heterophyllen gefunden, welches eine nähere Bestimmung nicht
zulässt.
Der herrschende Pentacrinit zeigt den Typus des P. basaltiformis Miller,
ist aber nicht günstig genug ausgewittert. Am besten stimmt er mit dem P. ba-
saltiformis aus dem Mitteldelta Quenstedt's, doch lässt er sieh von dünnen
Stielen des P. fuberculatus nicht mit Sicherheit unterscheiden.
Ad 1]. Ich beginne die Reihe der Versteinerungen aus dem Imbachgraben
mit den wichtigeren Brachiopoden, denen — soviel sich aus einzelnen Gesteins-
brocken entnehmen lässt — alle übrigen Schalenreste beigemengt sind.
1) Es dürfte sich mit den Brachiopoden, namentlich mit den Rhynehonellen und Spiriferinen
des Lias ähnlich so verhalten, wie mit manchen Pflanzenarten der alpinoborealen und der
germanischen Flora. Alpine sind durch Zueht in der Niederung in längst bekannte Species
der mitteleuropäischen Flora übergeführt worden. Da nun das höhere geologische Alter
der Ersteren in Europa jetzt ausser Zweifel steht, so werden sie, nieht aber die germani-
schen, die Bedeutung von Stammarten haben.
[5] Ueber einige Krinoidenkalksteine am Nordrande der österr. Kalkalpen. 153
RBhynchonella furcillataTheod.') ilent mit Iiminster und Fontaine-Etonpfour,
wie mir scheint, nieht selten.
Rh. Emmrichi Oppel, mit wohlerhaltenem Schnabel, völlig übereinstim-
mend mit den Charakteren der Hierlatzform (vgl. vorige Seite).
Rh. tetraedra Sow. sp. Der Typus von Fontaine-Efoupfour mit weniger
stark eingerolltem Schnabel, als ihn die Exemplare von Ilminster zeigen und mit
viel geringerem Stirneindrucke. Auch die Faltenzahl ist geringer. Nicht die min-
deste Annäherung an Ah. Fraasi Oppel.
Rh. Albertii Oppel, vollkommen treffend, häufig.
Rh. plicatissima (Quenstedt (?). Eine seltene Art, deren Bestimmung
oder, im Falle als sie sich als neu herausstellen sollte, genauere Beschreibung
wegen Mangels an gutem Materiale zur Zeit nicht möglich ist. Sie kommt
auch am Hierlatz vor (vgl. Oppel I. c. Seite 544).
Rh. calcicosta Quenstedt. Der Schnabel charakteristisch, aber doch weni-
ger vospringend; die Faltung minder gleichmässig; selten.
Spiriferina rostrata Schloth. sp. Zum Theil riesige Exemplare, in der
Breite nur von den grössten aus dem Lias von Cheltenham (Battle-Down) und
von Ilminster übertroffen, mit äusserst seichtem Mediansinus (wohl Schaf-
häutl’s Spirifer rotundatus, neues Jahrbuch 1854, Seite545), zum Theil klei-
nere, die stärkere Variationen zeigen. Manche nähern sich der Hierlatzform, Sp.
alpina Oppel, unterscheiden sich jedoch von ihr durch den niemals ganz feh-
lenden Mediansinus; andere haben mit Spirifer pinguis Zieten (vgl. David-
son Nonogr. Il, pl. I, 7— 9) viel Ähnlichkeit. Einzelne zeigen an der un-
durchbohrten Klappe nebst einer seichten Faltenbildung die ungemein starke
Ausbucht, wie wir sie an Exemplaren von Evrecey (Calvados) sehen (vgl. oben
Seite 151, Anmerkung). Spiriferina angulata (obtusa) Oppel (l. e. Taf. Xl,Fig.8)
trennt sich ziemlich scharf von obigen. Der Grösse nach mit Sp. obtusa über-
einstimmend, haben die mir vorliegenden Stücke einen scharf gelurchten Sinus,
der an der durchbohrten Klappe 4—6 Millim. ober dem Stirnrande einen ein-
springenden Winkel von ungefähr 120° bildet.
Terebratula (Waldheimia) Engelhardti Oppel (als Loealtypus). Nur
wenige junge Schalen halten genau die von Oppel abgebildeten Formen ein
und sind sicher Waldheimien. In der Mehrzahl schwanken sie der Art, dass sich
einzelne Exemplare auf Terebratula sinemuriensis Oppel (Il. e. pag. 534),
andere auf 7. sphaeroidalis Quenst. (Jura, Taf. 12, Fig. 10) beziehen lassen, wie-
der andere — ganzabgesehen von Waldheimia grossulus Suess, den flachen For-
men der Waldheimia numismalis Lam. sp. gleichen. Obwohl dergleicheu Tere-
brateln zu den häufigsten Versteinerungen dieser Localität gehören, so sind
doch gut erhaltene Exemplare nicht reichlich genug vorhanden, um Urtheile von
grösserer Tragweile zu gestatten.
Waldheimia Lycetti Dav. Es liegen mir, wohlder Kleinheit wegen, nur zwei
vollkommen erhaltene Exeniplare vor. Sie sind in jeder Beziehung ident mit der
britischen Art.
Pecten subreticulatus Stoliezka (Silzungsber. d. kaiserl. Akad. XLII,
157, 196).
P. verticillus Stol. Beide Arten gehören zu den häufigsten Zweischalern des
Hierlatzkalksteins; auch hier sind sie durch einzelne ganze Schalen und zahl-
reiche Trümmer sehr stark vertreten.
1) Nach Trautsehold (Zeitschr. d. deutschen ‘geol. Gesell. 1861, 361 u. f.) kommt
khynchonella furcillata Th. in der unteren Stufe des Jura von Moskau (Galiowa)
sehr häufig vor.
154 Dr. K. F. Peters. / [6]
Lima sp. sp. — Lima Haueri Stol., an Bruchstücken kenntlich.
Arca aviculina Schfhtl. (bei Stoliezkal. c. Seite 195). Diese am Hier-
latz seltene Art ist hier auffallend häufig.
Avicula inaequivalis Sow. (?), Bruchstücke.
Trochus epulus Orb.
Pleurotomaria sp. sp.
Discohelix sp. Alle Schnecken selten und zumeist unkenntlich.
Von Ammoniten kommen mindestens drei Arten vor, wovon nur eine häufig
und sicher bestimmbar ist.
A. brevispina Sow. (bei d’Orb. terr. jur.. Tab. 79, vgl. v. Hauerll.e.
Seite 754). Herr Professor Oppel hat diesen Ammoniten A. Heberti genannt
(vgl. die Juraformation, Seite 158) ?).
An diese Listen, die durch künftige Sammelarbeiten ansehnlich bereichert
werden können, erlaube ich mir folgende Betrachtungen zu knüpfen:
1. Brachiopodenreiche Krinoidenkalksteine am nördlichen Rande der öster-
reichischen Kalkalpenzone stimmen mehr oder weniger genau mit den „Hier-
latz-Schichten’ überein. Liasgebilde dieser Art sind also nicht, wie wir
bisher meinten, auf die inneren Zonen unserer Kalkalpen und auf die Unterlage
von mächtigen Dachsteinkalkmassen beschränkt, sondern erreichen an einzelnen
Stellen der äussersten Randzone, im Gebiete des Keupersandsteins und
der Grestener Schichten, eine so bedeutende Mächtigkeit, dass sie sich vor der
1) Im Sitzungsberichte vom 15. März (siehe Verhandlungen) wurde noch einer dritten
Oertlichkeit gedacht, eines Punktes in der berühmten Grossau oder Gras-Au west-
lich von Waidhofen an der Ybbs (vergl. v. Hauer]. ce. Seite 739, 742; H. Wolf, Jahr-
buch XIII. Verh. 37), wo sich zwischen den Gehöften Groiss und Kindslehen mitten im
Mergelschieferterrain des Lias eine schroffe Felsmasse erhebt. Herr Bergrath Lipold
hatte von da einen Pentakrinitenkalkstein ınit Brachiopoden und einige Blöcke von
einem beinahe ganz aus Rhynchonellen bestehenden Kalkstein mitgebracht und bezüglich
der Lagerungsverhältnisse beobachtet, dass nördlich von der Felsmasse die (kohlen-
führenden) Grestener Schichten, südlich Fleckenmergel mit Lias-Ammoniten anstehen.
Da der Pentakrinit alle Kennzeichen des P. basaltiformis Miller an sieh trägt und
unter den am Orte gesammelten Brachiopoden Waldheimia numismalis Lam. sp. und die
echte Terebratula cornuta Sow., überdies in den älteren Sammlungen aus der Grossau
Ihynchonella Moorei Dav. bemerkt wurden, nahm ich vorschnell alle von dieser Localität
vorliegenden Materialien für Lias, glaubte auch nach langem Bedenken zwei in jenen
Blöcken enthaltene Rhynchonellen für Varietäten von Hierlatz-Species erklären zu
dürfen. Doch hat Herr Stur nach völliger Aufarbeitung des Materials nieht nur die
charakteristische Terebratula Vilsensis Oppel darin aufgefunden, sondern auch durch
Vergleichung älterer Acquisitionen nachgewiesen, dass die Ahynchonella trigona Quenst.,
mit der ich eine hier nicht seltene aber stets verdrückte Art nach der Abbildung (Hand-
buch der Petrefaetenkunde Seite 458, Tab. 36, Fig. 34) nicht vereinigen kornte, gerade
von dieser Kalksteinbank herstammt. Wir gewannen nun leicht die Ueberzeugung, dass
eine der vermeintlichen Hierlatz-Rhynchonellen auf Rh. Vilsensis Oppel. (Württemberg.
Jahreshefte XVII, Tafel III, Fig. 3) bezogen werden müsse und dass eine sie begleitende
Terebratel 7. perovalis Scw. sei.
Die Rhynchonellenreiche Kalksteinbank zwischen den oben genannten Bauernhöfen
gehört demnach dem (weissen) Vilser Kalkstein an und liegt isolirt auf dem Lias,
der zufälliger Weise an dieser sehr wenig entblössten Stelle selbst brachiopodenführende
Kalksteine enthält. |
Bei der beständigen Diseordanz der Lias- und der Jura-Schichten in den öster-
reichischen Alpen- und Ost-Ländern und bei der völligen Unabhängigkeit beider in ihrer
Verbreitung kann uns ein Lagerungsverhältniss wie das hier erwähnte nicht im min-
desten überraschen und ich bin meinem geehrten Freunde für die rechtzeitige Auf-
klärung meines Irrthums zu grossem Dank verpflichtet.
[7] Ueber einige Krinoidenkalksteine am Nordrande der österr. Kalkalpen. 155
Ablagerung des Wiener Sandsteins ziemlich weit gegen das österreichisch-
böhmische Gebirgsmassiv hin erstreckt haben mögen.
2. Gleichwohl gibt es zwischen ihnen und den typischen Hierlatz-Schichten
beachtenswerthe Unterschiede. Mehrere Brachiopodenspecies, die in letz-
teren sehr häufig vorkommen, treten hier zurück oder fehlen ganz. Andere,
deren Habitus sich am Hierlatz von den ausseralpinen Typen so weit entfernt,
dass sie von Herrn Professor Oppel durchwegs als selbstständige Arten ange-
sprochen wurden, nähern sich hier (manche bis zur völligen Identität) guten
Species des deutschen und westeuropäischen Lias, namentlich einzelnen im Lias
von Fontaine-Etoupfour und in Portugal hervorragenden Formen, wodurch die
von HerrnDr. Stoliezka ans seinen Untersuchungen über die Lamellibranchiaten
und Gasteropoden der Hierlatz-Schichten gezogenen Folgerungen wesentlich
unterstützt werden.
3. Die ausschliessliche Einreihung der Hierlatz-Schiehten als einer Stufe
des alpinen Lias in eine ‚der beiden unteren Abtheilungen des ausseralpinen Lias
ist unzulässig. Sie sind, als ein Ganzes genommen, eben so wenig unterer
Lias, wie Herr Oppel, gestützt auf 8 Cephalopodenspecies und auf den Habitus
mehrerer neuer Brachiopodenarten, anzunehmen geneigt war (vergl. neues
Jahrhuch 1862, Seite 59), als sie ausschliesslich dem mittleren Lias angehören.
Die von Herrn Fr. v. Hauer schon vor mehreren Jahren ausgesprochene An-
sicht, dass diese Schichten den ganzen Lias oder doch den unteren sammt dem
mittleren repräsentiren, gilt demnach für die Kalksteine der inneren Zonen
(Hierlatz, Gratzalpe u. s. w.) noch heutzutage.
Dagegen scheinen die versteinerungsreichen Kalksteinbänke der äusseren
Zone, wenigstens von den zwei hier besprochenen Localitäten, beinahe aus-
schliesslich dem mittleren Lias anzugehören, dem gewiss auch an Ersteren der
bei weitem grösste Antheil gebührt. Dergleichen Ablagerungen sind eben als
Localgebilde aufzufassen, deren stratigraphiseher Umfang für jeden einzelnen
Punkt genau bestimmt werden muss. Wenn manche Ammonitenkalksteine, wie
z. B. die „Adnether Schiehten” von der Kammerkar bei Lofer nach Gümbel’s
trefflicher Untersuchung eine Zonengliederung (im Sinne von Quenstedt und
Oppel) bis in's Einzelne zulassen, so ist das Gleiche doch am allerwenigsten von
den Brachiopodenbänken zu erwarten, die uns trotz aller localen Verschieden-
heiten als das Ergebniss einer stätigen Ablagerung erscheinen, welche von den
Wechselfällen im Gebiete des schwäbisch-fränkischen und des nordwesteuro-
päischen Lias völlig unabhängig war, dagegen mit den Gebilden der rhätischen
Stufe im innigsten Zusammenhange stand. Wann sie im einzelnen Falle begann
und in welchem Zeitabschnitte ganze Striche des tiefgelegenen Meeresgrundes
durch Partialhebungen mit ihrer nördlichen oder westlichen Nachbarschaft in
Verbindung gesetzt wurden und dadurch einen Theil von deren Lamellibran-
chiaten- und Gasteropoden-Fauna erhielten, das wird sich nur durch eine höchst
detaillirte Untersuchung vieler einzelner Localitäten feststellen lassen und vor-
erst nur für diese Einzelnen Geltung haben.
Über die Bedeutung der unterliassischen Cephalopoden in der einför-
migen Ablagerung am Hierlatzberge können wir uns jetzt noch kein Urtheil
bilden. Die Gegend von Lilienfeld, wo die Randzone des Lias (Grestener
Schichten) zu fehlen scheint und zwischen dem Keuper einerseits, dem Kri-
noidenkalkstein andererseits eine mächtige, wahrscheinlich der rhätischen Stufe
angehörige Kalk- und Dolomitbank liegt, zeigt äusserst geringe Spuren von
Cephalopoden und Gasteropoden; Lamellibranchiaten sind von da noch gar nicht
bekannt. Bei weitem reicher an diesen Weichthiergruppen ist der äusserste
156 Dr. K. F. Peters. [8]
Strich an der Enns. Beide Örtlichkeiten scheinen den Ablagerungen des unteren
Lias, sei es durch Hebung über den Meeresspiegel oder durch eine beträchtliche
Senkung, welche die Verbreitung der benachbarten Fauna der „Grestener
Schichten” unmöglich machte, völlig entrückt gewesen zu sein. Sie wurden nur
von den oben aufgezählten Arten bevölkert, von denen keine einzige im unte-
ren Lias von Deutschland und der nordwestlichen Provinz vorkommt 1).
Was die Schwierigkeiten einer genaueren Parallelisirung der alpinen und
östlichen Regionen mit den wohlgegliederten ausseralpinen Provinzen betrifft, so
hat mir eine im vorigen Hefte, Seite 10, 14, besprochene Örtlichkeit im Banat
(Kozla bei Drenkowa) den Beweis geliefert, dass auch in Ablagerungen hart an
der Küste eine Mischung von mittel- und unterliasischen Arten stattfinden konnte.
Zugleich wurde es mir wahrscheinlich, dass die hier beobachteten Reprä-
sentanten des mittleren Lias (von Deutschland und Westeuropa) als Vorläufer —
als eine Colonie? — aufzufassen seien. Bedeutsarn ist ihre Verbindung mit der
am Hierlatzberge und bei Freiland vorkommenden westeuropäischen Rhyncho-
nellenart (Rh. Moorei), die anzudeuten scheint, dass die unterliasische Rand-
ablagerung hier durch eine Senkung unterbrochen wurde, welche vielleicht die
Auswanderung einiger Zweischaler und ihre Verbreitung nach Westen bedingte,
wo sie erst im mittleren Lias (in der „Zone des Ammonites spinatus')
erschienen.
" Durch fortgesetzte Untersuchungen der Liasterrains in den Alpen und in
den östlichen Ländern, wobei man nicht die Trennung aller Typen als selbst-
ständige Arten, sondern vielmehr deren möglichst innige Verbindung mit
ausseralpinen Species als Hauptaufgabe wird betrachten müssen, dürfte es
gelingen, die bisher vorliegenden Andeutungen wesentlich zu verinehren und die
Beziehungen weit entlegener Regionen zu einander aufzuklären.
Auf die Wanderung der Arten und auf den Umstand, dass dazu sehr
lauge Zeiträume erforderlich waren, werden wir vorzüglich Bedacht nehmen
müssen. Der Schluss, dass selır weit von einander entfernte Ablagerungen dess-
halb gleichzeitig seien, weil sie mehrere Seethierarten mit einander gemein
haben, ist desshalb nur unter Bedingungen zulässig. die in Beziehung auf den
westeuropäischen und österreichischen Lias um so weniger genau zutreffen können,
als wir in letzterem selbst zwei total verschiedene Facies vor uns haben;
erstens die Randablagerungen in der äussersten Zone der nördlichen Kalk-
alpen („Grestener Schichten“), den Lias im nordwestlichen und im südöstlichen
Ungarn, im Banat, in Serbien und so rückläufig gegen Westen bei Fünfkirchen
und wahrscheinlich an mehreren Punkten des Karstgebietes, zweitens
die Brachiopoden- und die Ammoniten-Kalksteine („Hierlatz- und Aduether-
Schichten“) der nördlichen und der südlichen Kalkalpen und des Bakonyer Wald-
gebirges.
In jeder dieser Facies treffen wir eine sehr auffallende, beinahe noch inni-
gere Verwandtschaft der Seelhiere, wie sie zwischen den einzelnen Flügeln der
nordwesteuropäischen Provinz herrscht. Nicht viel geringer ist die Überein-
stimmung der österreichischen Randablagerungen mit dem schwäbisch-fränki-
schen Lias, freilich mit der wesentlichen Beschränkung, dass die sandigen oder
moorigen Gründe des kohlenreichen unteren Lias in Österreich für die grosse
1) Nach Oppel (die Juraformation Seite 218, 263, 265) sollen Rhynchonella Moorei Dav.
und Waldheimia Lycetti dem oberen Lias, dem Leptänabett von IIminster und Landes
angehören.
[9] Ueber einige Krinoidenkalksteine am Nordrande der österr. Kalkalpen. 157
Mehrzahl der Arten, welche die süddeutsche Fauna bilden, unzugänglich waren
und dass einige für die Ostländer charakteristische Arten in Letzterer fehlen t).
Was die mittlere Stufe der österreichischen Randablagerunger. betrifft,
so erlauben uns die geringe Anzahl genau untersuchter Punkte und die Armuth
ihrer Fauna kaum einigermassen begründete Vermuthungen über die Verbreitung
der Arten. Wenn z. B. der Lias von Drenkova (Muntjana) im Banat mit der
„Zone des Ammonites spinatus” in Schwaben 5—6 von 8 Arten gemein hat,
darunter Ahynchonella quinqueplicata Zieten, die in Schwaben ihre westliche
Verbreitungsgrenze erreichte, so ist das eine Uebereinstimmung, die grösser
kaum erwartet werden kann 2).
Doch gerade an dieser Localität zeigen die älteren Schichten, in welchen
die oben erwähnte Mengung von unter- und mittelliasischen Arten beobachtet
wurde, wie verwickelt die Wanderungsverhältnisse überhaupt gewesen sein
müssen, und dass wir nicht im mindesten berechtigt sind, aus der Uebereinstim-
mung der Mehrzahl von Arten einer so armen Fauna die Gleichzeitigkeit ein-
zelner Ablagerungen zu folgern. Im Ganzen scheint in den Eigenthümlichkeiten
des österreichischen Lias nur die Annahme einige Stützen zu finden, dass
innerhalb der Randablagerungen eine Wanderung von Ost nach West statt-
gefunden habe, die zeitweilig in den schwäbischen Lias eingriff, umgekehrt in
der alpinen Zone (während der Ablagerung des westeuropäischen Mittel-Lias)
eine Wanderung von West nach Ost.
Eine oberflächliche Meeresströmung in der ersteren Richtung mag vielleicht
die Einförmigkeit der Fauna unserer „Grestener Schichten”, eine Gegen-
strömung in der Tiefe die Verbreitung,westlicher Localfaunen über den inneren
alpinen Gürtel erklären, der im ersten Zeitraume der Liasperiode von der
Randzone wahrscheinlich zum grossen Theile losgelöst war, vom Mittellias an
sich über dieselbe auszudehnen begann, um endlich in der letzten Periode der
Jurazeit mit den nordwestlichen und den osteuropäischen Regionen völlig zu
verschmelzen,
Ueberdies kommt der Umstand in Betracht, dass es in den östlichen Ländern
mesolithische Eruptivmassen gibt, von denen einzelne in den unteren und mitt-
leren Lias eingriffen. Ich erinnere nur an die versteinerungsführenden Tuffe von
Muntjana bei Drenkova (l. ce. Seite 11, Anmerkung). Starke örtliche Boden-
schwankungen und plötzliche Unterbrechungen des normalen Randlias mit Auf-
lagerung von (alpinen) Tiefengebilden an einzelnen Stellen, an anderen dagegen
die Fortdauer von sandigen und thonigen Sedimenten bis zum Beginne der
überaus weit verbreiteten Fleckenmergel (des oberen Lias), eine Mächtigkeit
des mittleren Lias von 40—50 in der einen Gegend, von 700—800 Fuss
in einer benachbarten Randpartie, diese und ähnliche Erscheinungen dürften uns
bei einer genauen Untersuchung der südöstlichen Länder nur allzuoft begegnen.
Eine neuerliche Bearbeitung der Fossilreste aller Randablagerungen des
österreichischen Lias zwischen den Thälern des Traun- und Ennsgebietes und
dem eisernen Thore, wie sie mein verehrter Freund Herr Stur so eben unter-
1) Als ein untergeordnetes Hinderniss mag wohl auch der Vorsprung des krystallinischen
Gebirges (der „hereynische Gneiss“) bei Passau und Sehärding mitgewirkt haben. -
?) Rh. quinqueplicata wird von Abich (Prodrom einer Geologie der kaukasischen Län-
der) in einer freilich reeht bunten Liste von Versteinerungen aus dem Kalkstein von
Chod (Alagir) aufgeführt, der auf Sandstein mit kohlenführenden Schieferbänken (!)
ruht. Der oolithische Kalkstein von Nari-Don mit Ammonites tatrieus, A. Zignodianus
‚u. A. ist wohl nichts anderes als die Schichte von Swinitza.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 2
158 Dr K.F. Peters. Ueber einige Krinoidenkalksteine am Nordrande der österr. Kalkalpen. [10]
nommen hat, und die dritte Lieferung der „Wohnsitze der Brachiopoden”, die
wir von Herrn Professor E, Suess erwarten dürfen, werden die Lösung der hier
berührten Fragen mächtig fördern. Inzwischen scheint es mir wünschenswerth,
dass jede einzelne Gruppe von Thatsachen so zusammengefasst werde, dass sie
zu wiederholter Prüfung und zur Einfügung in weitumfassende Untersuchungen
bereit liege.
Die Brachiopodenspeeies, die manche Liaskalksteine der Alpen- und der
Ostländer mit den wohlgegliederten Terrains in Deutschland, in England und im
nördlichen Frankreich gemein haben, namentlich Rhynchonella Moorei Dav.,
Rh. furcillata Theod. (vergl. oben Seite 153, Anmerkung), die mit Rh. Fraasi
Oppel und mit Ah. tetraedra Sow. sp. verwandten Formen und Andere, die in
den vorstehenden Listen hervorgehoben wurden, glaube ich der Aufmerksamkeit
der Liasforscher nicht dringlich genug empfehlen zu können.
1] 159
I. Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in
Böhmen,
Von Dr, Gustav €. Laube.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geol. Reichsanstall am 19. Jinuer 1864.
Die Erzlagersfätten von Graupen sind zwar keineswegs bis jetzt unbekannt
geblieben, und wir finden ihrer schon mannigfach erwähnt, so 1840 von Prof. Dr.
A.E. Reuss im I. Bande seiner geognostischen Skizzen aus Böhmen, 1849 von
Prof. Breithaupt in der Paragenesis der Mineralien p. 144, 1858 bespricht sie
Jokely im IX. Bde. des Jahrbuches der k. k. geologischen Reichsanstalt
S. 562 ff. etwas weitläufiger und nach ilhm 1861, B. v. Cotta im II. Bande sei-
ner Lehre von den Erzlagerstätten p. 257; es sind dies aber eben nur Notizen
und es dürfte daher nieht müssig sein, in einer etwas eingehenderen Weise die
dortigen Lagerungsverbältnisse zu besprechen, zumal sich nieht uninteressante
Erscheinungen dort beobachten lassen. Stoff und Gelegenheit für diese Arbeit hot
mir mein Aufenthalt während der Monate August und September 1863 zu Grau-
pen, wo ich in Gesellschaft des dortigen Bergdirectors Herrn Anton Arlt die
sämmtlichen Baue befuhr, so wie seiner Freundlichkeit manche schätzbare Notiz
verdanke. In den nachfolgenden Blättern habe ich meine dort gesammelten An-
sichten und Erfahrungen niedergelegt, und übergebe sie hiemit der Veffentlichkeit.
Geognostische Skizze von Graupen.
Fig. 1.
Mückenberg Graupen Mariaschein Turn.
1. Grauer feinkörniger Gneiss. 2. Grobkörniger Gneiss. 3. Exogyrensandstein. 4 Plänerschichten. 5. Braunkohlen-
i Terrain. 6. Porphyr bei Teplitz.
Ideales Profil des Terrains von Graupen von Nord nach Süd.
Das Terrain der Graupener Bergrevier wird geographisch gegen O. durch
die Geiersberger Schlucht, im W. durch die „Molst“, den Graupener Wasser-
v 21*
160 Dr. G. ©. Laube. [2]
graben, begrenzt. Der Theil des Erzgebirges, welchen wir hier in Betrachtung
nehmen, gehört den zwei Systemen des Gneisses und des Porphyrs an.
Der Gneiss selbst nimmt die grösste Hälfte des Terrains ein, er steigt im Nor-
den der Stadt Graupen auf und bildet dort einen der höchsten Punkte des Erzgebir-
ges „das Mückentliürmehen“, so wie gegen O. den Knötel und fällt dann gegen
die Geiersberger Schlucht ziemlich steil ab, von wo sieh dann der Ebersdorf-
Nollendorfer Zug anschliesst, der in nordöstlicher Richtung fortstreichend endlich
bei Tyssa unter dem Unterquadersandstein verschwindet. Bei Graupen selbst
schiebt sich der Gneiss ziemlich weit in die Ebene hinein und bildet eine enge
Thalschlucht, in welcher die alte Bergstadt Graupen erbaut ist, die durch die
beiden prächtigen Felsen der Wilhelmshöhe einerseits und des Todtenstein an-
derseits ein pittoreskes, gewaltiges Riesenthor erhält.
Der Gneiss unterscheidet sich deutlich in zwei Varietäten des grauen
Gneisses. Die eine ist sehr feinkörnig und homogen, so dass ein Prävaliren eines
Mischungsfactors nicht zu bemerken ist; das Gestein erscheint dunkel, der Feld-
spath weiss, der Glimmer grau, tombackbraun. Dieser Gneiss bildet den Höhen-
zug des Gebirges und ist das erzführende Gestein. Quarzgänge durchsetzen die
Gesteinsmasse oft bis zu einer Mächtigkeit von 2—3 Zoll, nie aber konnte ich
mächtigere Feldspathausscheidungen beobachten.
Die zweite Varietät — man könnte sie füglich gelben Gneiss nennen —
tritt uns an den Gehängen des Gebirges entgegen, ist weniger compact als die
oben erwähnte Art, gröber gemischt, mit wechselnder Homogeneität. Der Feldspath
ist weiss, gelblich, der Glimmer ist ebenfalls sehr licht, Feldspathmassen finden
sich öfter in grösseren Partien abgeschieden. Es scheint dieses Gestein an Erz-
vrokommnissen vollkommen steril zu sein, und sind in ihm noch keine Erzgänge
nachgewiesen.
Das zweite System ist das des Porphyrs, an dessen unmittelbarer Grenze
die Zinnerzlagerstätten auftreten, und der selbst zinnsteinführend ist. Der Por-
phyr zieht sich auf dem Kamme des Gebirges in nordöstlicher Richtung von
Altenberg über Vorder- und Hinterzinnwald und Voitsdorf herauf bis zur Set.
Wolfgangscapelle auf der Graupener Seite, dort wendet sich die Grenze etwas
gegen Westen, und zieht sich in einer schrägen Linie bis zum südlichen Fusse
des Erzgebirges, wo er den Rumpumberg zwisehen Jüdendorf und Graupen bildet; _
dies wäre die östliche Grenzlinie des Porphyrs, die westliche zieht sich über
Klostergrab und Niklasberg, so dass sich also der Porphyr in einem breiten Bande
zwischen den beiden Bergen dem Mückenthürmehen und dem Stürmer durch-
drängt, am Fusse des Erzgebirges unter sedimentären Bildungen bald verschwin-
det und in seinen südlichsten JAusläufern in der Ebene in den vielbekannten
Porphyrkuppen der Gegend von Teplitz wieder hervortritt.
Den Fuss des Gebirges bei Graupen bedecken Glieder der Kreideformation.
Ein feinkörniger, durch Eisenoxyd braungelb gefärbter, weicher Sandstein lehnt
sich in einem Hügelzuge von Jüdendorf resp. dem Rumpumberge bis zu einer
Höhe von 500 Fuss oberhalb Rosenthal, wo er in einem grossen Steinbruche auf-
geschlossen ist, bis an den Lettendamm bei Graupen, wo sich dann der Gneiss
vorschiebt. Ein zweiter, jedoch kleinerer Hügel ist unmittelbar in der Stadt
Graupen selbst, weleher hinter dem Todtenstein ansteigend den Gottesacker und
den Stadttheil die „Blösse“ trägt und dann rasch gegen Osten abfällt und ver-
schwindet. Es ist dieses eines der kleinen Quadersandstein-Depöts, welche auch
Reuss |. ec. erwähnt, die am Fusse des Erzgebirges von Ossegg bis Tyssa
auftreten. Zahlreiche Steinkerne von Exogyra Columba Lam., Neithea aequi-
costata Sw. so wie von Gasteropoden charakterisiren denselben sehr deutlich.
*
[3] Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 161
Am Fusse dieser Hügel, zum Theil auf den Gneiss selbst aufgelagert, treten
die ziemlich steil (350) einfallenden Sehichten des Pläner Kalkes auf, die in ihrem
Zuge von Jüdendorf bis Mariaschein überall aufgeschlossen sind. Dieselben schei-
nen jedoch sehr arm an Petrefacten zu sein, eigenthümlich sind die in den Ro-
senthaler Steinbrüchen vorkommenden Fucoidenreste. Sie erscheinen theils als
graue Zeichnungen auf dem Steine, theils als Abdrücke mit sehr ovalem Durch-
sehnitt, ausgefüllt mit einem dunklen Thon. Die Schichten in einer Mächtigkeit
von 1—2 Fuss folgen einander ohne besondere Zwischenlage und liefern das
Material für die Mariascheiner Cementfabrik.
Nicht weit vom Fusse des Gebirges verschwinden die Kreideglieder unter
dem Braunkohlenterrain der Teplitz-Aussiger Mulde. Das steile Einfallen der
Kreideschichten, so wie die Tiefe der Braunkohlen-Flötze lässt annehmen, dass
diese beiden Terrains hier am Fusse des Erzgebirges ihren tiefsten Punkt er-
reichen und dann in der Richtung gegen S. wieder ansteigen, so dass sie bei
Teplitz wieder zu Tage ausstreichen.
Dies ist in wenigen Linien die geognostische Skizze des Terrains, in wel-
chem wir uns bei der Betrachtung der Erzlagerstätten von Graupen zu bewegen
haben.
Allgemeines über die Erzlagerstätten.
Sämmtliche bis jetzt gemachte Beobachtungen beziehen sich auf das Auf-
treten der Zinnerze in den verschiedenen Bergrevieren, und es ist dieses auch das
bei weitem wichtigste Capitel über die hiesigen Vorkommnisse. Die Zinnerzlager-
stätten erscheinen in beiden Systemen, sowohl im Gneiss als im Porphyr und so
werden wir sie auch von einander halten, allein es sind dem Gneiss noch andere
Gänge eigen mehr problematischer Natur, der Sage nach silberhaltige Gänge,
und ich will zuerst das mittheilen, was ich über dieselben zu erfahren im Stande
war; so dass sich der Inbalt meiner Mittheilungen in drei Abschnitte theilt:
Ueber bleiische oder kiesige Gänge, über Zinngänge und über das Auftreten der
Zinnerze im Porphyr.
1. Muthmassliche bleiische oder kiesige Gänge.
Es hat unter den Bergleuten von Graupen sich von jeher die Sage erhalten,
dass von Alters in dem Rayon von Graupen auch auf Silber gebaut wurde. Auch
Jokely erwähnt dieser Angabe, so wie auch, dass der Name „Silberleithe“ wohl
auf einen bestandenen Silberbau hindeuten möge. Ich hatte nun die Gelegenheit,
mir von dem wirklichen Bestand solcher Baue Gewissheit zu verschaffen, wel-
ches natürlich die Annahme von Gängen, die nicht der Z’nnformation angehören,
voraussetzt.
Jokelyl.c.S. 563 bemerkt in einer Anmerkung: „In der Stadt Graupen
und in deren nächster Umgebung waren niemals Baue; hier bestand blos das
Bergamt.“ Diese Angabe obwohl ohne alle weitere Bedeutung wird nun eben
durch die Thatsache widerlegt, welche dies Vorhandensein von Bauen auf Sil-
bererze beweist. In Wahrheit scheinen aber die wirklich in der nächsten Nähe
der Stadt bestandenen Baue nach und nach ziemlich in Vergessenheit gerathen
zu sein, und es mögen wohl beinahe hundert Jahre sein, seit dieser Bau auf-
gelassen worden ist. Auf einer vom Jahre 1793 datirten Grubenkarte, welche
sich im dortigen gewerkschaftlichen Bergamte befindet, finden sich gleich ober-
halb der Stadt Stollenmundlöcher verzeichnet, ohne einer näheren Angabe des
Zuges der betreffenden Baue. Die allgemeine Dürre des Sommers 1863, die
auch in der Bergstadt Graupen einen sehr empfindlichen Wassermangel hervorrief,
162 Dr. 6. €. Laube. [4]
machte nun die Nothwendigkeit neuer Wasserzuleitungen geltend, und man be-
schloss die der Stadt zunächst liegenden alten Stollen zu öffnen, um durch den
in ihnen aufgestauten Wasservorrath der allgemeinen Noth Abhilfe zu verschaffen.
Es wurden demnach zwei dieser alten Baue zur Wasserröschung aufgenommen,
von denen der eine eben desshalb von Interesse ist, als seine ursprüngliche Ver-
anlassung die Gewinnung von Silbererzen — wie es heisst — war. Nach der An-
gabe der oben bemerkten Karte beschloss man nun, die beiden der Stadt zu-
nächst gelegenen Stollen, den Jesukindlein-Silberstollen und den Muttergottes-
stollen zu öffnen. Letzterer, dessen Verbrechen noch nicht so lange her ist, hatte
die Wasserhaltung der vorderen Knötler Gruben zum Zwecke, und ward von
seinem Mundloche aus sehr leicht aufgenommen.
Schwieriger war es bei dem ersteren der Fall, da man von dessen früherer
Existenz durchaus keine sicheren Daten hatte, und die örtlichen Verhältnisse sich
im Laufe der Zeit durch Strassenanlagen und Landwirthschaft bedeutend veräu-
dert hatten. Ein in dem muthmasslichen Streichen des alten Stollens abgeteufter
Schacht führte jedoch zu einem günstigen Resultate, indem man wirklich in nicht
bedeutender Tiefe den Stollen ersank, und man nahm nun dessen sofortige Auf-
schliessung durch einen Querschlag in Angriff.
Der Jesukindlein-Silberstollen befindet sich oberhalb der letzten Häuser
Graupens links der Strasse nach Voitsdorf-Lauenstein, und ist nun von da beim
sogenannten rothen Kreuze angefahren. Der Bau hatte bei mir lebhaftes Interesse
erregt, da er mich auf das Vorhandensein noch unbekannter Erzgänge schliessen
liess, und ich verfolgte die hier stattfindenden Ausrichtungsarbeiten mit allem
Eifer, leider aber wurden meine gehegten Hoffnungen nicht erfüllt, wenigstens
für den Augenbliek nicht, indem ich zwar das Anbrechen des Stollens, nicht
aber seine Fahrbarmachung erwarten konnte, da die Durchschlägigkeit vom
Querschlage aus in halber Stollenhöhe erfolgte, und ein Nachbrechen von 3 — 4
Fuss erforderte, was abzuwarten meine Zeit nicht erlaubte. Allein wenn es mir
auch versagt war, durch eigene Anschauung an Ort und Stelle mich über die Be-
schaffenheit der Gänge dort zu unterrichten, was ich jedoch noch im Laufe der
Zeit zu können hoffe, so hatte ich doch Gelegenheit, einige Skizzen über die
muthmassliche Art derselben zu sammeln. Die mir von anderen gemachten Mit-
theilungen würden die Annahme einer bleiischen Natur dieser Gäuge bedingen.
Von einem bejahrten, in Graupen selbst ansässigen Berginanne erfuhr ich
Folgendes: Es sei gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts von einer Gewerk-
schaft, zu welcher des Erzählers Vater selbst gehörte, der Bau des Kindlein-Jesu-
Silberstollens aufgenommen worden und habe nach einigen Jahren wirklich eine
Ausbeute versprochen. Das lirz sei silberhaltiger Bleiglanz gewesen, die an das
k, k. Probiramt zu Prag (Joachimsthal?) eingesandte Probe sei jedoch für zu
geringhaltig erkannt worden, und babe man desshalb den Bau auflassen müssen.
Der Erzähler bemerkte, es sei dies wohl nicht ganz so gewesen, man habe das
Erträgniss des angeführten Ganges vorsätzlich heruntergesetzt, um die Auflassung
desselben zu bewirken, was auch der Fall war, da die Gewerken bis auf Einen
ihre Kuxe alle heimsagten und dieser nicht im Stande war, die Baukosten allein
zu erschwingen. So sei denn der Bau verbrochen.
Dies nun konnte ich über den Zweck des Jesukindlein-Stollens in Erfah-
rung bringen. Ferner theilte mir der dortige Obersteiger mit, dass man bei dem
Baue der Graupen-Voitsdorf-Lauensteiner Strasse beim Abtragen des Felsens im
Streichen und in der unmittelbaren Nähe des alten Stullens eine Bleiglanzstufe
gefunden habe, welche in den Besitz des damaligen Bergamtsactuars übergegan-
gen sei. In Folge dessen ward damals an der Fundstelle ein mehrere Klafter tiefer
[3] Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 163
Hoffuungsschacht niedergetrieben, der aber zu keinem Resultate führte, und des-
sen Fortsetzung der Weiterbau der Strasse verbot.
Trotz meines eifrigen Forschens und Suchens konnte ich für diese Angaben
keinen Anhaltspunkt durch irgend einen Fund erlangen, Im Gegentheil, die von mir
gefundenen Gangstücke waren alle kiesiger Natur.
Das erste von mir aufgefundene Handstück zeigt Kupferschwärze und Ma-
lachit. Letzteres Mineral pflegt bei erdiger Beschaffenheit hier häufig als secun-
däre Bildung aus Chalkopyrit aufzutreten, doch fand ich später ein zweites Hand-
stück, das von einem schmalen Gange erdigen Malachits durchsetzt wird, und
dürfte für die Annahme, dass auch dieses Mineral in primärer Form dort auftritt,
sprechen. Ein dritter Fund endlich ergab sich bei näherer Untersuchung als ein
Gemisch von Pyrit und Chalkopyrit.
Diese drei von mir selbst gemachten Funde von den Haldenzügen ‚des alten
Stollens, also offenbar von ihm herrührend, sprechen nun für die Annahme einer
kiesigen Natur dieser Gänge, und ein mir hierher nachgeschickter Schlich zweier
derzeit im alten Silberstollen angefahrenen Gänge ergibt ebenfalls weder Blei noch
Silber, nicht einmal Kupfer, wohl aber Pyrit zu erkennen. Dies ist nun sicher
gestellt, was aber bleiische Gänge anbelangt, so muss erst die Folge lehren, ob
dieselben wirklich vorhanden sind.
Zu der Annahme aber glaube ich mich berechtigt, dass in dem Gneiss von
Graupen diese kiesigen Gänge ein eigenes System, entsprechend denen von Klo-
stergrab und Töllnitz mit einem tieferen Horizonte als die Zinngänge bilden;
auch an anderen Orten treten solche Gänge auf, so im Knötler Reviere auf dem
Vitistollen in demselben Niveau des Kindlein-Jesu-Stollens ein Gang Quarz mit
einem speisgrauen Erze, welches sich bei der näheren Untersuchung als Arseno-
pyrit ergab. Auch dieser Gang liegt tiefer als alle Zinnsteingänge der dortigen
Reviere, und bestätigt die oben ausgesprochene Ansicht,
2. Die Zinnerzgänge im Gneiss.
Die Zinnsteingänge dieses Systems setzen alle im grauen Gneiss auf. Sie
sind äusserst zahlreich, und trotzdem die mächtigen Halden, die durch sämmt-
liche Reviere aufgeworfen sind, nur zu deutlich Kunde geben, wie viel seit dem
ersten Funde, der in das zwölfte Jahrhundert fällt, gebaut worden ist, sind sie
noch keineswegs erschöpft; ja es gehört gar nicht zu den Seltenheiten, neue zu
Tage ausstreichende Gänge zu finden. Bis jetzt sind mehr denn 40 verschiedene
Gänge bekannt und abgebaut, welche auf drei Grubenreviere mit einer Ge-
sammtarea von 200.709 Quadratklaftern vertheilt sind, und zwar auf das Knötler
. (NO.), Mückenberger (N.) und Steinknochener Revier (NW.).
Die Gänge lassen sich in drei, resp. vier Gruppen zerfällen, und zwar:
1. Hauptgänge. Sie haben eine durchschnittliche Mächtigkeit von
2—5 Zoll und einen sehr geringen Fall. Hinsichtlich ihrer Ausfüllung sind sie
sehr einförmig. Sie führen entweder reinen Zinnstein oder derselbe tritt in
Begleitung von Glimmer und Steinmark, Quarz, Flussspath und Eisenglanz und
sehr wenig Kiesen auf. Dabei ist das Liegendgestein — der Muttergneiss —
auf eine Mächtigkeit von 2—3 Zoll von feinem Zinnstein imprägnirt. Das
Hangendgestein dagegen zeigt sich von dieser Imprägnirung überall frei. Hierher
gehören die Hauptgänge des Mückenberger und Abendsterner Reviers.
Die Hauptgänge des Steinknochens unterscheiden sich sowohl
durch ihren grösseren Fallwinkel, als auch durch die grössere Mächtigkeit und
Quarzausfüllung.
164 Dr. 6. C. Laube. [6]
2. Gefährtel. Gänge mit einor Mächtigkeit von 1/,—1 Zoll von den
Hauptgängen durch einen stärkeren Fall verschieden. Sie zeigen noch mehr
Einförmigkeit in der Ausfüllung als die früheren, da sie fast gar nicht von
anderen Mineralien begleitet sind. Auch sie imprägniren das Liegende bis auf
2—3 Zoll.
3. Stehende Gänge. 1—3 Zoll mächtige Gänge mit einem bedeutend
steilen Fallen. Eigenthümlich ist aber die Ausfüllung dieser Gänge. Sie besteht
nämlich aus Quarz, der jedoch keine feste homogene Masse bildet, sondern es
zeigt sich, dass die Ausfüllungsmasse aus lauter scharfkantigen Brocken und
Trümmern besteht, welche von verschiedener Grösse sind, und an einander
gekittet erscheinen. Das Bindemittel ist theils Kieselerde, theils eine steinmark-
ähnliche Masse, ein wahrscheinliches Zersetzungsproduet des Feldspathes. Der
Zinnstein ist in einzelnen kleinen Nestern eingewachsen. Daneben ceharakterisirt
sie das häufige Vorkommen von Kiesen.
Unter diess Gruppen lassen sich sämmtliche Graupener Zinnerzgänge ver-
theilen. Herr Bergdirector Art hatte die Güte, mir das Streichen und Fallen
der vorzüglichsten Gänge mitzutheilen; sie finden sich in nachstehender Tabelle
eingetragen:
Ver-
Streichen
Name der Gänge Revier
Stunde flächen
a) Hauptgänge.
1 Kepiner , Haupieang . . » „u null ao one, 5 25°
2 Siebenschläferr „ ... .. 5 BEN LTE % 23°
3 Budiner EN er ee 3 25°
A Abendstern = re nn ee ni a 7 15°
5 Nieolaier EN hr CH 5: 6 25°
6 Hörlgang > “2. 0» % Mückenböre, 2.7. ve 3 15°
7 Windfänger : v5, 1). wi.40% TEE 2 16°
8 ‚Kronzgänger „on ara a N een 4 16°
9 Osarzflacher u. basis. Aula a Salbei: Zoe A 18°
10 Luxer er rer Steinknochen . ... . 12 35°
11 Sterner BEN WINTER, a AR ah. 12 34°
12 Fimmler a 7 BIETE a rg 12 29°
b) Gefährtel.
1 Buchner Gefährtel . .... Kuötel; ii. ns er 5 39°
2 Kupferzecher m; 4. 484 %Jatenn 4 A 4 41°
3 Morgenstern 12... iin ee ae Er rn an ee 5 40°
4 Panthner Be Ne EHER Mückenberg . . . .. . 5 29°
5 Wassergesenke „ ..... BR IE ELF RER A 33°
6 Siobwechötif\rnr 1 He Steinknochen . . . . . 6 38°
7 Königer 247 ul A KRESER: PR EEEER 5 35°
8 | Philipper en en er 6 | 39
9 BaneGultes , TE IRNENERE 5 Bar DER 7 40°
ec) Stehende Gänge.
1 Reginer stehender. .. . . Basteln, juni „Tune 6 13°
2 Wendelin ä a Ba ee 5 76°
3 Georgenzecher „ ....,» ei sts. va he 6 79°
4 Weisser 4 ans seeheenuckenhere . ... „0. > — 5 Te
5 Saiger BT FEN ER Steinknochen . . . . . 4 73°
6 Allerheiligen u Hu RR Rule a en 5 Bu
7 Fimmler ERTL Mr U TRET TERN 4 69°
[7] Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 165
Vergleichen wir nach der vorstehenden Tabelle das Streichen und Einfallen
der Gänge unter einander, so kommen wir zu folgenden Resultaten:
Sämmtliche Gänge sind mit Ausnahme der Steinknochner Hauptgänge
Morgengänge. Von den übrigen Hauptgängen zeigt die kleinste Abweichung von
der NS.-Linie der Windfänger mit hora 2, die grösste der Abendsterner mit
hora 7. Von den Gefährteln das Kupferzecher und Wassergesenke mit hora 4
die kleinste, das Gnadegottesgefährtel mit hora 7 die grösste, von den Stehenden
der Saiger und Fimmler Stehende mit hora 4 die kleinste, der Reginer und
Georgenzecher Stehende mit hora 6 die grösste Abweichung. Die Steinknochner
Hauptgänge, welche alle unter hora 12 streichen, sind sonach Mittagsgänge.
In Anbetracht der Fallwinkel zeigt sich, dass dieser bei den Hauptgängen
zwischen 15° (Abendsterner und Hörlgang) und 25° (Regina, Budina und
Nieolai) schwankt. Die Hauptgänge des Steinknochens sind auch hier verschie-
den, da sie einen Winkel von 29°—35° zeigen, ähnlich den Gefährteln, welche
ihren kleinsten Einfallswinkel mit 29° (Panthner Gefährtel), ihren grössten mit
41° (Kupferzecher) zeigen. Die stehenden Gänge fallen, wie ersichtlich, zwi-
schen 69°—79°.
Die Haup'gänge und Gefährtel zeigen häufig Verwerfungen, die durch
Klüfte herbeigeführt werden, und zwar beträgt dieselbe oft mehrere Klafter.
Die Klüfte selbst, deren Mächtigkeit zwischen 2—3 Zoll, auch bis zu einem Fuss
und darüber wechselt, erscheinen mit einer bröckeligen, Kaolin oder Steinmark
ähnlichen Masse ausgefüllt, die Glimmerschuppen und eine geringe Menge Zinn-
erz enthält, aber nieht abbauwürdig erscheint. Es ist dies jedenfalls ein Zer-
setzungsproduct des Gneisses und zum Theile wohl auch zerstörter Zinngänge.
Ausser diesen durchziehen noch eine Menge andere das Revier nach allen Seiten,
und wurden von den Alten viel für die Anlegung ihrer Baue benützt, so die
9stündige und die 14stündige im Mückenberger und Knötler Revier.
Trotzdem, dass nun so viele und im Durchschnitte sehr reichhaltige Gänge
hier auftreten, ist der Betrieb doch ganz schwach. Während meiner Anwesen-
heit ward im Knötler Reviere nur der Abendstern, im Mückenberger Reviere der
Hörlgang, der Kreuzgang, der Quarzflache und das Pauthner Gefährtel abgebaut.
Alle anderen Baue in diesen, wie im Steinknochner Reviere, alle mit Ausnahme
des Hoffnungsbaues „Neuhoffnung” und des Stockwerkes „Preisselberg” waren
gefristet. Die ganze Belegung bestand in 45 Mann.
Diese zuletzt genannten Gänge hatte ich nun die Gelegenheit, durch eigene
Anschauung kennen zu lernen, und sie geben ein ziemlich genaues Bild des all-
gemeinen Charakters der Graupener Gänge. Es möge hier nun eine nähere
Schilderung derselben Platz finden.
Der Abendsterner Hauptgang.
Die Grube Abendstern liegt im NO. der Bergstadt Graupen in gerader nörd-
lieher Riehtung vom Orte Mariaschein. Sie nimmt von sämmtlichen Gruben den
tiefsten Horizont ein. Der hier abgebaute Hauptgang Abendstern ist durch einen
Schacht und einen Stollen angefahren. Der Gang selbst ist einer der mächtig-
sten und hinsichtlich seiner mineralischen Vorkommnisse der reichhaltigste.
Fast alle Mineralien, die auf einzelnen Graupener Gängen gefunden werden,
finden sich auf ihm.
Der Gang erscheint durch eine 1—1!/, Fuss mächtige Kluft, deren Aus-
füllung, wie oben erwähnt, aus einer weichen, bröckelichen, verwitterten Masse
besteht, auf 4—5 Fuss im Einfallen verworfen, ohne jedoch unterhalb der Ver-
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 22
166 Dr. 6. C. Laube. [8]
werfung seinen Fallwinkel zu ändern. Oberhalb der Kluft zeigt nun der Gang alle
Eigenschaften eines sogenannten edlen Ganges. Seine Beschaffenheit ist fol-
gende: Das Liegende ist auf 2—3 Zoll mit Zinnstein imprägnirt, der eigentliche
Gang ist zuweilen ganz mit Zinnstein ausgefüllt oder es folgt ihm eine Lage
Steinmark, welchem wieder Zinustein eingelagert ist, dem wieder Steinmark
folgt, welches gegen das Hangende abschliesst. Glimmer pflegt kein ausgespro-
chener Begleiter des Ganges zu sein, auch der Eisenglanz nieht. Ich habe nun
an einigen Stellen folgende Gang-Anordnung bemerkt:
Hangendes, Hangendes,
1”’—6”’ Steinmark, BIOB HAN?
6" 1" Zinnstein, 1 —6 Steinmark,
1”’—2'' Steinmark, 6”—1’ Zinnstein,
2" 6” Zinnstein,
2" —3” imprägnirtes Liegendes. 2" 7-8”, imprägnirtes ‚Liegenden,
Unterhalb der verwerfenden Kluft aber ändert der Gang seinen Charakter
und wird quarzführend. Die Mächtigkeit des Ganges nimmt zu und dem Liegen-
den erscheint nun ein milchweisser, dann und wann wasserhelle Krystalldrusen
zeigender Quarz aufgelagert, auf welehem der Zinnstein aufliegt, den auch hier
Steinmark zu begleiten pflegt, zuweilen auch ausbleibt und dann folgt Quarz und
der Gneiss des Hangenden. Das Steinmark hat eine gelbgrüne Farbe und ist eine
körnige Masse, die in linsenförmigen Nestern und Putzen dem Gange eingelagert
ist. Auch der Zinnstein hat mehr dieses Ansehen bezüglich seiner Lagerung, so
dass die Linsen durch Schnüre mit einander verbunden erscheinen. Noch anders
konnte ich an einer Stelle bemerken, dass mehrere Quarz-, Zinnstein- und
Steinmarkbänder einander folgen, und hier zeigt der Gang eine Mächtigkeit von
8 Zoll. Die Zinnsteinschnüre, welche in dieser Weise vorkommen, müssen
erst auf der Scheidebank ausgeschieden werden, da sie sehr. gering sind. Gegen
die Sohle der Erzstrasse erschien der Gang wieder in einer Mächtigkeit von
3 Zoll, mit Quarz ausgefüllt und hin und wieder Nester von Zinnstein. Es ist
jedoch zu erwarten, dass der Gang in grösserer Tiefe seinen edlen Charakter
wieder annelımen werde, da diese quarzige Ausfüllung jedenfalls nar durch die
Verwerfung herbeigeführt wurde, indem die Kluft Gelegenheit zur Infiltra-
tion bot.
Wie wir sehen, hat mit dem Auftreten des Quarzes auch das Edle des
Ganges abgenommen und neben dem Zinnstein treten nun auch verschiedene
Kiese, Pyrit, Arsenopyrit und Chalkopyrit auf. Hier wird der Gang an Mineral-
vorkommnissen ziemlich mannigfach. In den Drusenräumen des Quarzes finden
sich sehr schöne Coneretionen von Nakrit, Braunspath, Flussspath und auch
Apatit. Dieses ist namentlich an der Verwerfungslinie gegen die Kluft sehr
schön zu beobachten, und die einzelnen Stufen erinnern hier sehr lebhaft an die
ähnlichen Bildungen von Schlackenwald, und es ist in der Art der Abendsterner
Gang die einzige reichhaltige Fundstätte für Graupener Vorkommnisse, deren
ich unten im Zusammenhange gedenken will.
Ein Vorkommen, das auf keinem anderen Gange der Graupener Reviere
bemerkt worden ist, ist das von hier wenn auch nur in einzelnen Fällen bemerkte
Auftreten des Galenits. Bei dem tiefen Horizonte des Ganges dürfte das meine
oben geäusserte Annahme hinsichtlich des Auftretens bleiischer und kiesiger
Gänge in einem tieferen Niveau als das der Zinngänge bestätigen, indem der
bier vorkommende Galenit gewissermassen der Vorbote davon wäre. Wahr-
scheinlich wird der uuter dem Abendstern getriebene Vitusstollen neue Auf-
sehiüsse dafür oder dagegen bringen.
[9] Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 167
Der Abendsterner Hauptgarg hat sich seit seiner Aufnahme immer als einer
der edelsten und reiehsten Gänge bewiesen. Weniger erträglich zeigten sich die
andern in demselben Revier befindliehen Gruben, und so ist das ganze grosse
Knötler Revier in seinen übrigen Bauen gefristet. Von den übrigen Gängen
hatte ich nur Gelegenheit, einzelne Handstücke zu sehen, welche jedoch den-
selben Charakter zeigen wie die vom Abendstern herrührenden mit geringer
Ausnahme.
Der Hörlgang im Mückenberger Revier.
Dieser Gang, angefahren durch die drei Hörlschächte mit einer gemein-
samen Seigerteufe von 75°, im N. der Bergstadt Graupen, ist eigentlich der Typus
der Hauptgänge im Graupener Reviere und der edelste und reichste von allen.
Die Mächtigkeit des Hörlganges wechselt von 2—3 Zoll bis 6—8 Zull, die‘ Aus-
füllungsmasse ist wenig mannigfach, sie besteht zumeist aus Steinmark und
Glimmer, zu welchen sich noch Hämatit, der in schuppiger Varietät als Bisen-
glimmer und in einzelnen Nestern als Eisenglanz auftritt, gesellt. Flussspath ist
wie auf allen Zinngängen auch hier Begleiter, doch in sehr geringen Massen. Die
Anerdnung der Gangmasse vom Liegenden zum Hangenden ist ähnlich der vom
Abendstern angegebenen oberhalb der Verwerfung. Das Liegendgestein ist auf
2—3 Zoll mit fein zertheilterm Zinnstein imprägnirter Gneiss von sehr feinkör-
niger homogesser Mischung, darauf liegt Zinnstein in zusammenhängender Masse
oder in Schnüren, welchem tombakbrauner Glimmer mit Steinmark folgt, das
von Eisenoxydhydrat mehr oder weniger braunroth gefärbt ist, welehem wieder
Zinnerz aufgelagert ist. Darauf Glimmer oder Steinmärk und das Hangend-
gestein ein dichter Gneiss ohne Zinngehalt.
Diese Beschaffenheit des Ganges ist von mir am häufigsten beobachtet wor-
den, ausserdem wechselt der Gang auch in seiner Ausfüllung so, dass der Glim-
mer ganz ausbleibt und der Gang in seiner ganzen Mächtigkeit mit derbem, com-
pactenZinnstein ausgefüllt erscheint. Zuweilen lässt sich auch folgende Anord-
nung des Ganges bemerken. Auf das Liegende folgt eine dünne Lage Steinmark,
welcher Zinnsteinkrystalle bis zur Grösse von 1—2 Zoll eingelägert sind, die den
schönen Vorkommen dieser Art von Schlackenwald durchaus nicht nachstehen.
Ihnen folgen wieder Zinnstein und Steinmark gegen das Hangende. Auffällig aber
war mir an solchen grossen Krystalien, die in der eben bezeichneten Weise vor-
kommen, dass sie immer von lichterer Farbe erschienen, als es bei dem anderen
Auftreten zu sein pflegt. Während die kleineren Krystalle, wie die mir von
Schlackenwald bekannt gewordenen grossen eine dunkelbraune, fast schwarze
Farbe, haben, erscheinen diese hier gelbbraun bis rothbraun gefärbt.
Auch dieser Gang ist durch eine Kluft gestört, jedoch nieht bedeutend, und
es ist nichts auffälliges davon weiter zu erwähnen.
Der Kreuzgang und der Quarzflache.
Die beiden Gänge werden auf der Grube gleichen Namens abgebaut, an-
gefahren wird dieselbe durch den 32 Klafter Teufe habenden „drei Michler“
Sehacht, südlich der Grube Hörl im Dorfe Obergraupen. Sie sind dem eben er-
wähnten Hörlgange ganz ähnlich, man könnte sagen gleich. Auch hier tritt Glim-
mer von brauner Farbe. Hämatit, Steinmark bald röthlich, bald gelb, bald grün
gefärbt und manchmal etwas Flussspath als die den Zinnstein begleitenden
Gangausfüllungsmassen auf. Die Mächtigkeit erscheint jedoch durchgehends
22°
168 Dr. 6. 6. Laube. [10]
geringer, etwa2—3 Zoll, und dieReichhaltigkeit an Zinnstein ist beiweitem nicht
so bedeutend, wie bei oben erwähntem Gange. Auch die Anordnung des Ganges
blieb überall dem normalen Typus gleich. Neuerlich erscheint jedoch der Quarz-
fache-Hauptgang durch eine Querkluft bedeutend gestört, in dem die Verwer-
fung 2—3 Klafter betragen dürfte. Der Gang hat auch hier bis an die Verwer-
fung einen constanten Adel behalten, wie dies bei ähnlichen Fällen auch auf an-
deren Gängen zu bemerken ist, ja neuere Anbrüche zeigten eine seltene Schön-
heit, wie sie nur von edlen Stellen desHörlganges bekannt ist. Es steht zu erwar-
ten, dass nach erfolgter Ausrichtung desselben der Adel nicht gemindert sein
dürfte.
Das Panthner Gefährtel.
Der einzige in Abbau befindliche Gang dieser Art, das Panthner Gefährtel
im Mückenberger Reviere auf der Grube Kreuzgang, hat sich bisher immer sehr
ergiebig gezeigt. Es ist dies ein unter einem Winkel von 29 Klaftern einfallen-
der Gang mit einer von 1/,—1 Zoll wechselnden Mächtigkeit. Die Ausfüllung
besteht aus langen flachen Linsen, von dichtem Zinnstein, die durch Schnüre
zusammenhängen, .. welche letztere in Steinmark eingelagert sind. Auch hier
lässt das Liegende eine Imprägnation mit Zinnstein bis zu 2 Zoll wahrnehmen.
Gerade vor Ort, wie man sagte gegen eine Kluft hin, trümmerte sich der Gang in
zahlreiche feine Adern aus, welche mit Steinmärk von rother Färbung (durch
Eisenoxyd gefärbt) gefüllt waren, und den Zinnstein in sehr feinen Schnürchen
eingebettet enthielten. Ausser ein wenig Glimmer habe ich von dort keine ande-
ren Mineralien als Begleiter des Erzes kennen gelernt.
Die sämmtlichen Gruben des Mückenberger Reviers werden durch die bei-
den Stollen den oberen Antoni-, sowie den tiefen Antonistollen entwässert. Leiz-
terer dient zugleich als Förderstollen, und steht durch den 32 Klafter Teufe hai-
tenden Sturzschacht mit den Mückenberger Gruben in Verbindung. Bei einem zu
hoffenden stärkeren Betrieb des Bergbaues beabsichtigt man jedoch, den Stollen
mit dem 164 Klafter habenden Göppelschacht am Mückenberge durchschlägig
zu machen, ünd die Hauptförderung auf diese beiden Objeete zu verlegen. Die
Baue sind, so weit sie von den älteren herrühren, alle sehr eng, niedrigund unbe-
quem. Die Schächte zum grössten Theile etwas geschleppt und bei ihrer Enge
an einzelnen Stellen ziemlich beschwerlich zum Fahren. Sämmtliche Baue stehen
zumeist im Ganzen und machen keine bedeutende Zimmerung nothwendig. Eben so
sind die Gruben sehr trocken, und die beiden Stollen reichen zur Wasserhaltung
ausreichend hin.
Der Luxer Gang im Steinknochen- Revier.
Ganz andere Verhältnisse, als die eben von den Knötler und Mückenberger
Gängen geschilderten sind, zeigen sich im Steinknochen-Reviere NW. von Grau-
pen. |Wie schon früher bemerkt und wie aus der Tabelle ersichtlich, unterschei-
den sich die hier vorkommenden Gänge sowohl durch ihr Streichen (H. 12) als
auch durch ihren Einfallswinkel (29—35 Grad), so dass sie sich in dieser Be-
ziehung sehr den Gefährteln nahe stellen würden, und man sie, wollte man den
Fallwinkel als Charakter der letzteren annehmen, unbedingt zu diesen stellen
müsste. Allein ihre besondere Mächtigkeit zeichnet sie vor diesen aus, und sie
werden so als Hauptgänge bezeichnet, zumal sie ja auch nach dem Strei-
chen ein ganz eigenes System von Gängen bilden. Eine mangelhafte Wasserhal-
[11] Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 169
tung, so wie ein sehr festes Ganggestein erschweren die Arbeit bedeutend und
es besteht derzeit im ganzen Reviere nur ein Hofinungsbau auf der Grube „Neu-
hoffnung“. Es war mir so nicht möglich, einen Gang an Ort und Stelle kennen zu
lernen, doch hatte ich Gelegenheit theils aus aufgefundenen Gangstücken auf
den Halden, so wie durch Mittheilungen dort beschäftigt gewesener Bergleute
eine klare Anschauung von der Beschaffenheit, der dortigen Gänge, speciell des
Luxer Hauptganges zu erhalten.
Dieser erscheint nun verschieden von den bisher beschriebenen als ein sehr
mächtiger Quarzgang und erinnert lebhaft an die ähnlichen Gänge im benach-
barten Zinnwald. Die Mächtigkeit scheint bis 1, ja bis 2 Fuss zu steigen. Der
Zinnstein erscheint hier in Schnüren und Nestern dem Quarz aufgelagert. Als
Nebenvorkommnisse fand ich hier Flussspath, Nakrit, Hämatit, Pyrit und Chalko-
pyrit. Auch grossbläitriger, weisser Glimmer, den Zinnwalder Vorkommen ähn-
lich, findet sich hier. Das in den anderen beiden Revieren so allgemein als Be-
gleiter der Gänge auftretende Steinmark fand ich jedoch weder aufHandstücken
von diesem noch von anderen Gängen des Steinknochens und scheint dies so
fast gänzlich zu fehlen.
Einzelne Halden, deren Züge besonders in diesem Reviere bekunden, wie
viel hier schon seit Jahrhunderten abgebaut wurde, da stellenweise Schacht an
Schacht abgeteuft erscheint, zeigen in den da vorfindlichen Handstücken den
Charakter der Ausfüllungsmasse recht deutlich. Weisse eckige Quarzbrocken
sind durch ein quarziges oder steinmarkähnliches Bindemittel verkittet. Sie ha-
ben das Zinnerz in einzelnen kleinen Partien aufgewachsen und zeigen in den
unregelmässigen Höhlungen viel Kies und Flussspath.
Ueberhaupt seheint in diesem Reviere ein mächtiger Kiesgang aufzusetzen,
der seiner Zeit durch den tiefen Königskerzner oder alten Derbholzstollen auf-
geschlossen war, und auch abgebaut wurde. Im sogenannten Grunde oberhalb
Graupen (NNW.) zeugen noch ziemlich bedeutende Haldenreste, wie die Be-
nennung des Ortes selbst für das einstige Bestehen einer Alaun- oder Vitriol-
hütte, wo die vom oben erwähnten Gange gewonnenen Kiese verhüttet wurden.
Eine Untersuchung dieses ausgebrannten Haldenschuttes, ob er vielleicht zum
Zupochen verwendbar sei, ergab zwar einen geringen Zinngehalt, der aber kei-
neswegs die Arbeit lohnen würde.
Auf einer dieser Halden fand ich ein mächtiges Gangstück, das offenbar von
dem erwähnten Gange herrührt. Es bestand aus dichtem weissen Quarz und hat
Pyrit in ziemlich bedeutenden Nestern eingelagert. An diesen Stellen zeigte der
Quarz eine eigenthümliche Corrosion; den Pyrit umgaben und bedeckten zum
Theil dünne Quarzlamellen, die auf ihren schmalen Kanten aufrecht standen und
ein unregelmässiges zelliges Netzwerk bildeten, in dem sich Spuren eines gel-
ben, erdigen Minerals erhalten hatten. Diese Erscheinung rührt jedenfalls von
einer Zersetzung des Schwefelmetalls und Flussspathes her, dessen Auftreten
mit dem des Quarzes sehr innig zusammenhängt, da er nur auf Letzterem in
grösseren Partien um Graupen vorkommt.
Reste alter Baue.
Ich habe in dem Vorhergehenden die Anschauungen mitgetheilt, welche ich
von der Beschaffenheit der Graupener Erzgänge im Gneiss erhalten habe. Er-
wähnung muss ich hier noch thun von einigen Resten alter Baue, dienun gänz-
lich aufgelassen sind, allein immerhin einiges Interesse haben.
170 Dr. 6. C. Laube. [127
Schlägt man, um auf die Grube Abendstern zu gelangen, von Graupen aus
den Weg W. am Fusse des Gebirges ein, so gelangt man oberhalb des Ortes
Mariaschein in ein Terrain, das hoch mit Gneissschutt bedeckt ist, und sich von
den letzten Häusern des obengenannten Ortes zwischen dem „Weinberge“ und
dem „Calvarienberge“ in der Richtung des Abendsternstollens hinzieht, dann aber
plötzlich aufhört. Man kann in diesem Schuttlande, das nur in der Mitte von
einem Bach durchschnitten ist, der sein Wasser den Abendsterner Stollenwässern
verdankt, ein System von Hügeln beobachten die von Mariaschein gegen das
Gebirge vorschreiten, einer dem anderen folgen, ganz in der Weise wie man das
bei Seifenwerken findet. Es scheint nun auch, dass diese Hügelreihen Über-
reste eines hier bestandenen Seifenwerkes seien, denn in der That finden sich
Jetzt noch unter dem Schutte Stücke, welche Zinnstein führen. Die in den Hü-
geln bemerkbaren Aufschüttungslinien lassen sie als ein künstliches Gebilde er-
kennen, so dass die Annahme, als sei dies eine Abrutschung vom Gebirge, nicht
statthaben kann. Eine andere Erklärung, als stammten sie von den Grundgrabun-
gen, die der Mariascheiner Kirchenbau nöthig machte, widerlegt sich dadurch,
dass die Kirche schon auf dem Terrain steht, welehes in den Bereich des Plä-
ners gehört. Es ist also obige Annahme am geeignetsten, und in der That wür-
den auch historische Daten dafür sprechen 1), dass der Beginn des Graupener
Bergbaues ein Seifenwerk war, dessen Ueberbleibsel wohl das beschriebene
Schuttland ist.
Ein weiteres Ueberbleibsel eines sehr alten Baues ist der Malerpingenzug der
„Grossgeschreistehende“. Wenn man vom Abendsternstollen in westlicher Rich-
tung gegen die oberen Gruben des Knötler Reviers „Wendelin“ unda Johannes“
geht, kömmt man zu einem gewaltigen, 300 Klafter langen Pingenzuge eines
stehenden, vom Tage abgebauten Ganges, der in einer Mächtigkeit von
1—1/, Fuss in hora 6 ungefähr streicht. Dies ist der sogenannte Malerpingenzug
oder Grossgeschreistehende. Einzelne Firstentrümmer haben sich noch erhal-
ten, und es konnte von einem derselben eine Probe der abgebauten Gangmasse
genommen werden. Es zeigte sich diese als eine weiche steinmarkähnliche Masse
mit feinen Glimmerblättehen, die den Zinnstein in sehr feinen Partien führte.
Die Masse hatte, wahrscheinlich durch dir Einflüsse der Atmosphärilien, eine
gelbbraune Färbung. Eine mechanische Prüfung auf den Zinngehalt (eine Siche-.
rung im Troge) zeigte diesen ziemlich bedeutend, so dass der Abbau, der bei
den weichen Gangmassen keine grossen Schwierigkeiten geboten haben kann,
an dieser Stelle ziemlich ergiebig gewesen zu sein scheint. Es ist jedoch der
Grossgeschreistehende nach seiner Ausfüllung wie nach seinen anderen Eigen-
schaften wohl keineswegs ein Gang, sondern wohl eine Kluft, deren Ausfüllungs-
masse reich genug an Erz war, um den Abbau zu lohnen; und ist in der Art die
einzige in den Graupener Bergrevieren.
Im Mückenberger Reviere zeigt die grosse Pinge in der unmittelbaren
Nähe der Restauration auf dem Mückenthürmcehen von einem einst hier betrie-
benen Stockwerksbau im Gneiss. Chalkopyrit zum Theil in erdigen Malachit
verwandelt erscheint ziemlich häufig als Begleiter des im feinkörnigen Gneiss
eingelagerten Zinnsteins. Der Bau ist schon sehr lange ganz verlassen, bei einem
stärkeren Betriebe des Graupener Bergbaues dürfte auch dieser Bau die Auf-
1} Ich verweise hier auf Dr. H. Hallwieh’s Schrift: „Die Herrsehaft Türmitz, Prag 1863,
sowie auf die zu erwartende „Geschichte der Bergstadt Graupen,“ zu welcher der
geehrte Autor während meiner Anwesenheit äusserst interessante Doten sammelte, die
namentlich auf die Entstehung des dortigen Bergbaues weisen.
[13] Miıtheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 171
nahme wieder lohnen, und zwar, wenn dierim benachbarten Altenberg angewen-
dete Abbauart, das sogenannte „Nachsichbrechen“ gehandhabt wird, befriedi-
gende Ausbeute liefern.
Alle Baue, die jenseits des Mückenthürmehens sonst bestanden haben, wie
zu Voitsdorf und Müglitz, sind läugst schon verbrochen und aufgelassen, und die
bis in den letzten Sommer betriebene Aufbereitungsstätte „das Schützener Poch-
werk“ zu Müglitz, welches die auf der Graupener Seite gewonnenen Erze mit
verarbeitete, ist nun auch seinem Zwecke nicht mehr entsprechend aufgelassen
worden, Auf sächsischer Seite ist zu Fürstenau NW. Graupen ein Zinnbau in
neuester Zeit aufgenommen worden; wahrscheinlich ist, dass die Gänge, die
dort angefahren wurden, mit den Graupenern im Zusammenhange stehen, es
war mir jedoch nicht möglich, etwas Näheres darüber zu erfahren.
Mineralvorkommnisse von Graupen.
Wie aus dem Vorstehenden erhellt, sind die Erzgänge von Graupen in
ihren Vorkommnissen wenig mannigfaltig. Ich lasse nun hier die mir von den
Graupener Gängen bekannt gewordenen Mineralien folgen.
.. 4. Caleit. Ein auf den Graupener Gängen wahrhaft seltenes, fast noch nie
beobachtetes Vorkommen. Ich fand ein Handstück auf der Halde der Grube Neu-
hoffnung im 'Steinknochener Reviere. Kleine flache, dieht aneinander gescho-
bene Rhomboäder von weisser Farbe.
2. Braunspath. Ein ziemlich häufiger Begleiter von quarzigen Gängen, recht
schön auf dem Abendstern.
3. Flussspath. Von allen Gängen bekannt, grün, lavendelblau, licht- bis dun-
kelblau. Auf dem Hörlgang kommen schöne farblose Krystalle mit dunkelblauem
Kerne vor.
4. Apatit. Lauchgrüne Varietät, selten vom Abendstern. Die Krystallform
die gewöhnliche: P,OPud©P,P,OP.
5. Nakrit tritt in schuppigen weissen, perlmutterglänzenden, oft blumen-
kohlähnlichen Aggregaten, oder auch in zerstreuten Partien auf den Quarzen des
Abendsterner und Luxer Ganges auf.
6. Glimmer (Muscovit) tombakbraun und licht sehr häufig.
T. Quarz, gewöhnlich in langen Prismen mit sehr kurzer Pyramide auskry-
stallisirt, weiss oder wasserhell.
8. Malachit, erdige Form vom alten Silberstollen und Zinnsteingängen,
eine secundäre Bildung aus Chalkopyrit. Im Mückenberger und Steinknochener
Reviere, auch als Ausfüllung von Spalten im Ganggestein.
9. Zinnstein. In den bekannten Zwillingsformen, von den Bergleuten
„Zwitter“ genannt. Die Krystalle sind gewöhnlich klein, Durchmesser gewöhn-
lich 3—5 Linien, zuweilen auch derb.
10. Wolfram. Dieses sonst die Zinngänge überall begleitende Mineral fehlt
beinahe gänzlich. Ich fand es nur auf einer Halde im Steinknochener Reviere in
einer kleinen eingesprengten Partie, und ebenso in der Mückenberger Stock-
werkspinge.
11. Rotheisenstein, sowohl als Eisenglimmer als auch als Eisenglanz auf
den Mückenberger Gängen gewöhnlich.
12. Wismuth, hie und da auf stehenden Gängen, namentlich nahe der
Porphyrgrenze, auch auf dem Georgenzecher Stehenden und vom Panthner
Gefährtel. Das geringe Vorkommen macht es nieht abbauwürdig.
13. Bleiglanz vom Abendstern-Hauptgang. Auch auf dem Georgenzecher
Stehenden soll er vorkommen,
[;
192 Dr. 6. C. Laube. 1 4]
14. Molybdänglanz. Nicht so selten auf Knötler Gefährteln. Auch der
Abendstern zeigt zuweilen einzelne Vorkommen, aber immerhin selten.
15. Kupferschwärze. Eine schwarze, derbe Masse mit Chalkopyrit vom
alten Silberstollen.
16. Pyrit. Ein steter Begleiter der stehenden Gänge, nicht häufig auf an-
deren Gängen, dann aber den Adel des Erzes sehr beeinträchtigend. Bildet öfter
eigene Gänge.
17. Chalkopyrit. Von den Halden am alten Silberstollen, von der Stock-
werkspinge und dem Porphyr bei St. Wolfgang, wo er früher abgebaut wurde.
Wenig sonst auf Knötler und Mückenberger Gängen.
18. Arsenopyrit. Häufig auf den Gängen. Bildet wie der Pyrit zuweilen
eigene Gänge.
3. Zinnerzlagerstätten im Porphyr am Preisselsberg.
Wenn man von Graupen aus die nach Voitsdorf führende Strasse verfolgt, ge-
wahrt man, sobald man die St. Wolfgangscapelle erreicht hat, links der Strasse
eine Reihe Haldenzüge, deren Gestein nicht wie bei den unteren des Stein-
knochens aus Gneiss, sondern aus Porphyr besteht. Es ist dieses hier an den
östlichsten Grenzen der beiden Gebirgsarten und der Porphyr erscheint hier in
folgender Form: Aus der homogenen dunkelgrünen bis hellgrünen Grundmasse
tritt der Quarz nur wenig hervor und nur hie und da lassen sich rauchgraue
Körner dieses Gemengtheils wahrnehmen. Feldspath scheint gar nicht ausge-
schieden. Der Zinnstein ist diesem Porphyr in kleinen Partien eingelagert und
die zahlreichen Klüfte, die das Gestein durchziehen, zeigen Rotheisenstein,
Kupferkies und erdigen Malachit. Die von hier stammenden Porpbyre werden als
ein geeignetes Material zum Zupochen verwendet 1), doch lassen sich hier wei-
ter keine Beobachtungen machen.
Das Einzige, was bis jetzt festgestellt ist, ist, dass nur stehende Gänge in
den Porphyr übersetzen, allein diese sind wenig gekannt. Unter viel interessan-
teren Verhältnissen lässt sich das Auftreten des Zinnsteins im Por phyrstock am
Preisselsberg beobachten.
Folgt man von der St. Wolfgangscapelle aus dem Wege, welcher links der
Strasse auf dem Kamm des Gebirges hinläuft, bis zum Mückenberger Förster-
hause und wendet sich dann südöstlich gegen den Wald herab, so kommt man
auf einen alten, verfallenen Stockwerksbau, eine gewaltige Pinge, die seit länger
als hundert Jahren nicht mehr befahren wird. Es ist dies das besagte Preissel-
berger Stockwerk.
Der Umstand, dass im verflussenen Sommer die Wasserkraft für die Auf-
bereitung nicht ausreichte, und die Benützung des Dampfes nöthig machte, hatte
auch zur Folge, dass man, um reichliches Material zur Speisung des Dampfpoch-
werkes zu haben, da die Zinnerze von den Gruben allein nieht ausreichten, den
zinnsteinführenden Porphyren eine grössere Aufmerksamkeit schenkte, und so
ward das Preisselberger Stockwerk im Tagebau wieder aufgenommen,
Der Porphyrstock ist nun an einer 20—25 Fuss hohen Wand aufgeschlos-
sen und zeigt folgende Anordnung: Ä
1. Unter dem Abraum ein Porphyr mit blassröthlicher Grundmasse, sehr
feinen, milchweissen Qnarzkörnern, vielem fleischrothen Orthoklas, der jedoch
keine geschlossenen Krystalle bildet, und wenig dunklen Glimmer,
1) 15 Fuhren Stein a 11 Kub. Fuss geben etwa 1—11/, Centner Zinnsteinschlieh,
[15] Mittheilangen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 173
2. Darunter eine graue Masse vorn greisenähnlichem Aussehen, sehr fein-
körnigen, dunklen Glimmer und Quarz zeigend, und von der ersten Varietät
öfter gangartig durchsetzt,
Diese beiden überlagern nur den eigentlichen zinnsteinführenden Porphyr,
den sie in Gängen durchsetzen und sich so mit dem darunter liegenden Syenit-
porphyr zusammengehörig zeigen. Es folgt nämlich:
3. Felsitporphyr von dunkelgrüner Grundmasse, rauchgrauen, öfter ziemlich
grossen (Juarzkörnern und wenig Feldspath. Dabei lässt sich ausgeschiedener
Glimmer bemerken, wie auch Gneissbrocken, ganz analog mit dem zinnfüh -
renden Gestein der Gänge des benachbarten Terrains, sich vorfinden.
4. Endlich darunter deutlich ausgesprochener Syenitporphyr. Die graue
Grundmasse führt wenige Quarzkörner und grosse fleischrothe Orthoklas-
krystalle, so dass das Gestein als Syenitporphyr des Altenberger Zuges nicht
zu verkennen ist.
Die Orthoklaskrystalle von hier lassen häufig eine Metamorphosirung beob-
achten. Dieselbe beginnt nicht in der Mitte des Krystalls, wie sonst häufig beob-
achtet wird, sondern lateral. Einzelne Kıystalle ganz, andere zum Theil erschei-
nen in eine grüne, talkartige Masse umgewandelt, welche sich bei näherer Un-
tersuchung als ein Steinmark ergab, dessen chemische Zusammensetzung fol-
gende ist:
Kieselsäure. ..,,an 3 dussnaın u A076
Thonerde mit etwas Eisenoxyd —= 35'36
Wasser su... 25. nee u 1
100-33
Es würde demnach der chemischen Formel: 2 Al?0s, 3 SiOs + HO ent-
sprechen, welche auch Naumann 1!) für das Steinmark angibt, und der nach
Klaproth dort angegebenen Zusammensetzung sehr nahe stehen. Die grüne Fär-
bung rührt unbedingt von demselben Eisengehalte her, welcher die Orthoklas-
krystalle so schön fleischroth färbt. Eine analoge Erscheinung erwähnt Bischof
in seinem „Handbuch der chemischen und physikalischen Geologie“ II. Band,
2. Abtheil., p. 304 ff., von Johanngeorgenstadt und Altenberg. Seinem äusseren
Habitus nach ist das hier bemerkte Steinmark auch manchem von den Gängen
ganz ähnlich oder eigentlich gleich, doch hatte ich nicht Zeit, letzteres wie
jenes auf chemischem Wege zu prüfen,
Weder der dichte fleischrothe, noch der untere grosskrystallinische Syenit-
porphyr zeigt eine Spur von Zinnstein. Sein Auftreten ist lediglich auf den
Felsitporphyr beschränkt und erst ein weiteres Fortschreiten gegen die Tiefe
wird Aufschluss geben, ob sich die oben wahrnehmbaren Lagen von zinnstein-
führendem Porphyr wiederholen, woran ich jedoch nach allem, was ich gesehen
habe, zweifle, und wesshalb auch wohl der Bau seiner Zeit mag liegen geblieben
sein.
Was nun das Auftreten des Zinnsteins hier anbelangt, so ist es ein sehr
eigenthümliches. Das Erz erscheint keineswegs dem Porphyr als accessorischer
Gemengtheil beigemischt, sondern es tritt, begleitet von denselben Mineralien,
1) Vergleiehe Naumann’s Elemente der Mineralogie, 5. Aufl., 1859, pag. 284. Nach
Klaproth wäre dort die Zusammensetzung des Steinmarkes: 14 Wasser, 4525 Kie-
selsäure, 365 Thonerde, 2:5 Eisenoxyd.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 23
174 Dr. 6, C. Laube. [16]
die es äuf den Hauptgängen begleiten, in kleinen Nestern, Schnüren und Putzen
auf, ja sogar in gangartigen, jedoch höchstens eine Linie starken Ausscheidun-
gen. Keineswegs aber ist die Einlagerung eine regelmässige und es wirft auf die
Entstebung der Vorkommnisse ein scharfes Licht, wenn man diese chaotisch
durch einander geworfenen Massen sieht, die nicht weit davon auf regelmässigen
Gängen erscheinen.
Die Nester sind gewöhnlich mit einem feinkörnigen, weissen (Juarz ausge-
füllt, dem die Zinnsteinkrystalle eingelagert sind, und zwar ziemlich häufig von
Flussspath, Steinmark und Glimmer, nie aber von Kiesen begleitet. Dabei aber
sondern sich oft solehe Quarzmassen ab, ohne Zinnstein zu führen, und in ihnen
erscheint dann ein Nest von dunklem, kleinblättrigem Glimmer. Aber auch für
sich allein bildet derselbe ganze Partien, und ist der dunklen Varietät, welche
ein Gemengtheil des grauen Gneisses bildet, ungemein ähnlich.
Ausser diesen Nestern erscheint nun auch der Zinnstein auf Klüften, und
zwar hier wie auf den Gneissgängen von Steinmark begleitet. Es ist dieses
jedoch keineswegs grün gefärbt, wie die oben erwähnte Erscheinung, sondern
weiss oder gelblich, aber jedenfalls auch nichts anders als das Zersetzungsproduet
der feldspathigen Masse. Auch das Eisen begleitet den Zinnstein, hier jedoch in
ein braunes Hydrat umgewandelt; andere Mineralien als die angeführten wurden
nicht bemerkt.
Der Zinnstein selbst erscheint gewöhnlich in nicht besonders grossen Kry-
stallen, sie sind den Vorkommnissen der quarzigen Gänge, sowohl der Stein-
knochener als der stehenden sehr analog, die grössten mir von da bekannt
gewordenen hatten etwa einen Durchmesser von sechs Linien, sie stammen aus
einem Porpbyrblock, der sich unterhalb der Preisselberger Stockwerkspinge
gefunden hatte, gewissermassen der Fund, in Folge dessen das Stockwerk wie-
der aufgenommen wurde, das aber den gemachten Hoffnungen nicht wohl ent-
sprach, da die Aufbereitung viele Schwierigkeiten machte und dann eine geringe
Ausbeute gab !).
Ueber die &enesis und die Altersfolge der Zinnerzlager von &raupen.
Jokely Il. ec. 562 meint, eine relative Altersbestimmung der Gänge liesse
sich nicht gut geben, eben so enthält er sich eines Urtheils über ihre Genesis.
Nach allem, was ich dort gesehen habe und in den vorliegenden Blättern mit-
theilte, glaube ich nun mit einiger Bestimmtheit Folgendes für die Altersfolgen
der Gänge annehmen zu dürfen.
1. Aelteste Gänge — die Hauptgänge und Gefährtel in dem Mückenberger
und Knötler Reviere.
2. Jüngere Gänge — die Gänge des Steinknochener Reviers.
3. Die Porphyrstockwerksbildung,.
4. Jüngste Bildung — die stehenden Gänge.
1) Nach einer briefliehen Mittheilung des Herrn Bergdireetors Arlt geben 11—12 Centner
geschiedene Stockwerksmasse 2%, Centner Zinnsteinschlieh gleieh 1Y, Centner feines
Zinn; ungeschiedene Masse aber nur 11, Centner. Bergdireetor Arlt jedoch bemerkt,
dass diese Pochprobe nicht massgebend sei wegen der mangelhaften Einriehtung des
Pochwerkes , dass das Ausbringen vielmehr bei einer ordentlichen Aufbereitung
3—31, Centner betragen müsse.
[17] Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 175
a) Bildung der Hauptgänge und Gefährtel.
Rufen wir uns noch einmal das früher von diesen Gängen Gesagte in’s Ge-
dächtniss zurück: Ihr flacher Fall, ihre Einförmigkeit, der Mangel an Kiesen,
die Verwerfungen, die sie so oft stören, dabei ihr Reichthum an Zinnerz; so
haben wir darin lauter Momente, die für die Annahme einerseits sprechen, dass
sie die ältesten Gänge sind, anderseits aber ihre nicht neptunische, sondern
plutonische Genesis deutlich darlegen.
Ich setze die Bildung dieser Gänge gleich nach dem Auftreten des Gneisses,
und sie erscheinen mir durch Sublimation gebildet,
Es ist eine bekannte Thatsache in der Chemie, dass Zinn in der Weissglüh-
hitze verdampft und in der Rothglühhitze den Wasserdampf zersetzt und sich in
Zinnoxyd umwandelt. Diese Erfahrung muss nun auch hier Geltung finden. Die
in der Tiefe weissglühende Materie, das Metall ward verdampft, emporgerissen
und hatte auf dem Wege Zeit, sich in Oxyd umzuwandeln, als welches es in den
Gängen sublimirte, ja auch bis zu einer gewissen Tiefe in das noch heisse Ge-
stein der Gangwände eindrang, wo es noch im Liegenden erhalten ist. Gleich-
zeitig mit den Zinndämpfen wurden auch die Massen von Glimmer und Eisen-
glanz, welche die Gänge mit ausfüllen, mit emporgerissen, und die der Gang-
bildung Raum gebende Spalte ward nun von diesen Materialien mehr oder
weniger dicht vollgestopft. Die andere dichte Gangmasse, das Steinmark nament-
lich, müssen wir auch hier als eine Umsetzung des Hangendgesteins ansehen.
Dieses erscheint nun in die noch vorhandenen hohlen Räume des Ganges auf
nassem Wege eingeführt und füllt dieselben gänzlich an, indem es nur wenige
Lücken lässt, um Infiltrationen von Quarz und Flussspath ete. Raum zu geben.
Zugleich mit der Zersetzung des Hangenden und mit der Infiltration des Stein-
markes ist auch das Hangende um seinen Zinngehalt gekommen, der in Lateral-
Secretion auf den Gang zurückgeführt wurde t).
Für diese Annahme scheint nun auch zu sprechen, dass die dem Stein-
mark der Gänge sehr ähnliche Ausfüllungsmasse der Klüfte auch gewöhnlich
etwas Zinnstein führt, und zwar diesen in sehr feiner Zertheilung, so dass er sich
nur auf chemische oder aber auf mechanische Weise, durch Sicherung im Troge,
nachweisen lässt.
In wie ferne der Eisenglanz und Glimmer für plutonische Bildung spricht,
brauche ich kaum zu erwähnen, da es ja allbekannt ist, dass die beiden Mine-
ralien — namentlich das erstere — ein häufiges Vorkommen auf noch thätigen Vul-
canen ist, ja einzelne Vorkommen von Graupen zeigen mit dem sublimirten
Eisenglanz des Monte Somma eine merkwürdige Aehnlichkeit.
Ziehen wir nun ferner in Betracht, dass diese Gänge häufig mit Verwer-
fungen zu thun haben, die mit dem Auftreten des naheliegenden Porphyr in
Verbindung gebracht werden müssen, und weiter, dass eine grössere Quarz-
masse nur da anzutreffen ist, wo ihm durch eine Kluft, eine Verwerfung, Möglich-
keit zur Infiltration gegeben wurde: so wird dies alles für die von mir ausge-
sprochene Ansicht Argument sein, dass die Bildung des Zinnerzes auf pluto-
nischem Wege vor sich gegangen ist, dass aber auch die Hauptgänge und Ge-
fährtel es sind, auf welchen allein das Zinnerz in seiner ältesten und primitiven
Lagerung vorkommt. |
Diese Behauptung jedoch kann nur für die berührten Gänge des Mücken-
berger und Knötler Revieres aufrecht erhalten werden. Etwas anderes ist es mit
1) Vergleiche Breithaupt Paragenesis, pag. 144.
23 *+
176 Dr. 6. €. Laube. E 8]
den quarzigen Gängen, und zwar mit den Hauptgängen des Steinkno-
chener Revieres. Sind sie in ihrem System des Streichens und Fallens
schon verschieden, so sind sie es auch in ihrer Gangart, und machen auch eine
andere Erklärung ihrer Bildung nöthig. Sie sind quarziger Natur, zeigen Kiese
und Fluorcaleium in weit grösseren Mengen, während die feldspathige Gangaus-
füllung ganz zurück tritt.
Für die ursprüngliche Einführung des Zinnsteines gilt dasselbe, wie oben
erwähnt, es scheint aber, dass die weiten, unter einem grösseren Winkel ein-
fallenden Gänge eine weniger günstige Oertlichkeit für den Absatz der Zinn-
dämpfe waren, so dass sie die Hohlräume nicht in der Weise ausfüllten, wie es
auf den flachen und engen Gängen der Fall war, daher hier eine spätere Infil-
tration des Quarzes statihatte, bei welcher Gelegenheit stellenweise das Erz
von den Gangwänden abgelöst, und mit in die neue Ausfüllung gebracht wurde.
Daher erklärt sich dieses wechselnde schnüren- und putzenhafte des Zinnsteines
auf diesen Gängen, daher auch kommt es, dass derReichthum dieser Gänge dem
oben bemerkten bedeutend nachsteht.
Dem nahen Porphyr müssen wir auch hier Einwirkungen zuschreiben, die
sich an einzelnen Orten bemerken lassen, doch dürfte dieses für die hier bespro-
chenen Gänge noch weniger zu erwähnen sein, als für die stehenden Gänge. Ich
meine auch dort ein Argument zu finden für die Annahme, dass auch die quar-
zigen Hauptzüge des Steinknochener Revieres vor der Eruption des Porphyres
vorhanden gewesen sein mögen.
b) Das Porphyrstockwerk des Preisselberges.
Die Bildung des Preisselberger Stockwerkes hängt innig mit der Eruption
zusammen, welche den Felsitporphyr zu Tage brachte. Wenn wir die den Zinn-
stein im Porphyr begleitenden Mineralien, die ich eben nannte, bemerken und
in Betracht ziehen, dass dort der Zinnstein in unregelmässigen Nestern von
denselben Vorkommnissen wie auf den Hauptgängen begleitet ist, zugleich aber
wie diese oft ‘ganz eigenthümliche Secretionen bilden, gewissermassen wie
Ausscheidungen von Uebergemengtheilen; ferner dass Gneissbrocken, deren Iden-
tität mit dem zinnführenden Gestein der Gänge nicht zu bezweifeln ist, in dem
Porphyr eingeschlossen sind, dass auch Glimmer, der dem als Gemengtheil des
Gneiss auftretenden ganz gleich ist, auch hier in einzelnen Ausscheidungen vor-
kommt: so berechtiget dieses alles zu dem Schlusse, dass das Zinnerz hier auf
secundärer Lagerstätte sei, indem durch den erumpirenden Porphyr der Gneiss,
in welchem das Zinnerz vorher gangförmig auftrat, metamorphosirt und die Zinn-
erzgänge zerstört wurden, dann aber Gelegenheit halten sich in einzelnen-
Nestern aus der Porphyrmasse auszuscheiden und so das Stockwerk zu bilden.
Diese Erklärung ist nun auch für die anderen zinnsteinführenden Porphyre
der Graupener Gegend anzunehmen, nur dass dort die Ausscheidung (vielleicht
wegen der Contact-Grenze mit dem Gneisse) weniger deutlich zu Tage tritt.
Allein wir haben es am Preisselberge noch mit einem Factor zu thun, es
ist dies der Syenitporphyr, welcher dort auftritt.
Jokelyl.e. p. 555 spricht ganz entschieden aus, dass der Syenitporphyr
des dortigen Erzgebirges, also des Altenberger Zuges, eine jüngere Bildung sei,
als der Felsitporphyr. Das bestätiget sich auch am Preisselberge.
Nach Angabe Jok&ly’s verläuft die Eruptionsspalte des Syenitporphyrs von
Voitsdorf (etwas westlicher) in einer südlichen Richtung bis an den Fuss des
Erzgebirges bei Jüdendorf. In dieser Richtung ist nun auch das Stockwerk am
[19] Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. 177
Preisselberge gelegen. Wie eben nachgewiesen, ist die zinnsteinführende Masse
dort deutlich ausgesprochener Felsitporphyr, während das darüber und darunter
liegende jener durchsetzende Syenit des Altenberger Zuges ist, der durch-
aus keinen Zinnstein führt oder höchstens an Contactstellen des Felsitporphyrs.
Demnach aber erscheint das Zinnerz im Porphyr des Preisselberges zum dritten
Male in seiner Lagerung verändert, indem durch den Altenberger Syenitporphyr
der Felsitporphyr gehoben, durchsetzt und überflossen wurde. Der nun die Decke
bildende Syenitporphyr kühlt sehr rasch ab und desshalb erscheint die Masse sehr
homogen, indem die Theile des Orthoklases nicht Zeit hatten, sich zu assimiliren,
und in grossen Krystallen auszuscheiden. Dabei aber ward das schon im Felsit-
porphyr ausgeschiedene Zinnerz nicht mehr in seiner örtlichen Lagerung gestört,
indem in dem Syenitporphyr nirgends Zinnerz wahrzunehmen ist.
Dass nun diese wiederholte Eruption des Porphyrs auf die naheliegenden
Erzgäuge gewaltig störend einwirken musste, unterliegt keinem Zweifel; und wir
finden eben diese Störungen in den zahlreichen Klüften und Spalten ausgedrückt,
welche die schon zu der Zeit vorhandenen Gänge so häufig verwerfen, oder sogar
Gelegenheit zu neuer Gangbildung geben.
Die Klüfte, wie oben dargethan, erscheinen alle mit einer mehr oder weni-
ger kaolinartigen Masse ausgefüllt, Zersetzungsproducte des Gneisses, und führen
Zinnstein in sehr geringen Quantitäten, sind also sicher Ausfüllungen späterer
Zeit. Aber so wie diese erscheinen nun die sogenannten stehenden Gänge auch als
nichts anderes, denn nur Klüfte, welche durch Trümmer der durch die Porphyr-
Eruption zerstörten Zinngänge, u. z. quarzigen Zinngänge sich ausfüllten, und
durch die im Wasser gelöste und wieder abgesetzte Kieselsäure, wie auch durch
Steinmark wieder fest verkittet wurden. Dieses setzt nun eben das Vorhandensein
solcher quarziger Gänge schon voraus. Da aber die stehenden Gänge auch in den
Porphyr übersetzen, so dürfte diese Bildung wohl mit dem Auftreten des Syenit-
porphyrs zusammenhängen, und somit die jüngste Gangbildung der Graupener
Zinnerzlagerstätte sein.
Zum Schlusse füge ich noch eine Notiz bei über die dortigen Aufbereitungs-
stätten und das Ausbringen von Feinzinn.
Die gewonnenen Erze werden auf dem Heinrich’s- und Nivenheimer Poch-
werke zu Graupen aufbereitet und monatliche Schmelzungen auf der Nivenhei-
mer Hütte vorgenommen. Die Verhüttung geschieht ohne vorhergegangener Rö-
stung in einem kleinen, 6 Fuss hohen Schachtofen mit Balggebläse. Das
Heinrich's-Pochwerk enthält ausser einem Turbinengezeuge noch eine Dampf-
maschine von vierzig Pferdekräften, welche vier Pochsätze und zwei Stossherde
treibt. Das Nivenheimer mit einer Wasserkraft hat nur einen Puchsatz und einen
Stossherd.
Die Ausbringungsquote ist sehr relativ. Bei einer Belegung der Grube mit
80—90 Mann ist das jährliche Erzeugniss 320 — 400 Centner Feinzinn. Vom
Pochschlich der Grubenzwitter theile ich hier eine Analyse von Dr. Bromeis
in Aachen mit, welche ich der Güte des Herrn Bergdirectors Arlt verdanke.
Bromeis analysirte zwei verschiedene Schliche und zwar a) von der Grube
Kreuzgang und Hörl, 6) von der Grube Abendstern. Das Ergebniss war fol-
gendes:
178 Dr. 6. €. Laube.
a)
Zinnoxyd. . . x... 4893481
Eisen an ARD
Molybasn Bahn. u 200018
una or iR EEE ji.
BERWAN.. (Vo nur
Sehwefel. . . . . „161
Arsenik ‚b. DAtUb MR —
Bergmittel . . . . . 40:098
10107581
[?0]
b) ')
60-145
1.677
0:007
Spur
Spur
1'966
37 352
101-152
"Es entfallen auf den Centner Schlich zwischen 30—63°/, Feinzinn. Die
Fuhre gewöhnlicher Grubenzwitter zu eilf Kubikfuss liefert 60—150 Pfund
reinen Schlich.
1) Abweichend von diesem Resultate führte die Analyse eines von mir untersuchten Poch-
schlicehes vom Hörlgang zu folgendem Ergebniss:
Zinpoayd ri .uanalsisen ai 40:25
Bisenpıvd, & Sue llere Mal 10:0
Molvbaun, Sn re on.
ABER EN Me en ce
Bleiiedrt Aodul.aala lH %
Schwefel suyiardust X.“ 2
Arsen stechen Fanlanalte
Beremtitel'“ 40... 2 : 90:06
1] 179
Il. Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in
Ober-Ungarn.
Von Dr. Cornel Chyzer, |
eorrespondirendem Mitgliede der ungarischen Akademie der Wissenschaften ete. Stadtphysieus zu Bartfeld.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 15. März 1864.
Der Besuch einiger mir nahe liegenden, weniger bekannten Mineralquellen,
die ich in manchen Fällen ganz anders fand, als sie laut ihrer, aus einer
Abhandlung in die andere sich fortpflanzenden Beschreibung hätten sein sollen,
war für mich die Veranlassung, auch die übrigen Quellen dieses Comitates behufs
Vornahme einer Controle zu:besuchen.
In den folgenden Zeilen, die das Resultat meiner an Ort und Stelle vor
genommenen Besichtigung sind, werde ich, da dieser Gegenstand zu wiederhol-
ten Malen bearbeitet, respective beschrieben und abgeschrieben wurde, mich
nur auf die Berichtigung und Ergänzung des bereits Vorhandenen beschränken.
Um öftere Wiederholungen der Citate zu vermeiden, lasse ich hier die ein-
schlägige Literatur folgen:
Kitaibel Paulus. Hydrographia Hungariae. Pestini, 1829.
Tognio Lajos. Nehäny szö Magyarhon äsväny vizeiröl. Pesten, 1843.
(Topographie des Säroscher Comitates.)
Bartsch Eduard. Säros Megye helyirata. Eperjes, 1846.
LengyelD. Fürddi zsebkönyv. Pest, 1853.
Torök Jösef. A ket Magyarhaza elsö rangu gy6 gyvizei &s fürdointezetei.
XII täjkeppel. Debreezenben. 1859.
Jäcz Alois. Die Mineralquellen des Säroser Comitates. In Wachtel’s
„Zeitschrift für die Natur und Heilkunde in Uugarn“ 1858. Oedenburg.
WachtelDavid. Ungarns Kurorte und Mineralquellen. Oedenburg, 1859.
Linzbauer Franz. Statistik des Medieinalstandes, der Kranken- und
Humanitäts-Anstalten, der Mineralwässer, Bäder, Trink- und Gesundbrunnen von
Ungarn. Wien, 1859.
Härdt! August Freiherr v. Die Heilquellen und Kurorte des österreichi-
schen Kaiserstaates und Oberitaliens. Wien, 1862.
Potemkin Ödön. Saros värmegye leiräsa. Pest, 1863.
Das durchgehends gebirgige, an Waldungen und Mineralquellen reiche
Säroser Comitat, hat eine Ausdehnung von 651 (oder 62-7) Quadratmeilen
und weist die mannigfaltigsten Formationen auf.
Geognostisch kann man es in zwei ziemlich gleich grosse aber verschiedene
Hälften theilen.
Die obere nordöstliche ist beinahe gleichartig, besteht aus dem Wiener oder
Karpathensandsteine, in dem Franz Ritter v. Hauer 1. den gewöhnlichen Sand-
180 Dr. Cornel Chyzer. [2]
stein und Mergelschiefer — 2. die groben Conglomerate — und 3. den schwar-
zen Smilno-Schiefer unterscheidet ?).
In der untern südwestlichen Hälfte begegnen wir dem: Neocommergel,
Jura-, Trias- und Dachsteinkalke, dem eoeenen und miocenen Sande und Sand-
steine, Verrucano, ferner dem Granite, Gneiss, Glimmerschiefer und zwei Gebirgs-
ketten aus Trachyt.
Bezüglich des Jurakalkes muss ich bemerken, dass er laut neuester Unter-
suchungen des Prof. Hazslinszky :) nicht nur an jenen Punkten vorkomme, die
an der von der k. k. geolog. Reichsanstalt herausgegebenen Karte notirt sind,
sondern auch noch bei Zeben, wo er den Berg „mala hura“ und die sogenannte
„Cservenavoda“ bildet, ferner an einer kleinen Stelle am Wege zwischen Zeben
und Takalfalu.
Auch der Triaskalk ist auf dieser Karte nicht ganz richtig verzeichnet. An
der untern Hernäd geht er nämlich auf einer Stelle auch über den Fluss hinüber,
und zwar so, dass Terebö und Kisfalu noch auf denselben zu liegen kom-
men, und die Heruäd hier ganz im Triaskalke ihr Bett hat. — Im Nordwesten
zwischen Szinye-Lipöez und Singl@r, wo auf der Karte Verrucano steht,
kommt auch Triaskalk vor. Dieser Streifen beginnt bei Singler und endigt mit
dem Berge Magura, dessen Fuss aus Triaskalk, die Spitze aber aus eocenem
Sandsteine besteht. Die Lipoczer Höhle ist im Kalke, und das dortige Bad ver-
dankt sowohl seine romantische durch groteske Kalkfelsen bedingte Schönheit
als auch seine vielen an Hydrothion reichen Quellen dieser Formation. — Da-
gegen fehlt der Triaskalk an der Grenze von Säros und der Zips zu beiden Seiten
der Branyiszkoer Strasse, wo ihn obgenannte Karte zeigt. Das dortige Gestein
ist laut Prof. Hazslins zky Gneiss.
Die grössere Hälfte unserer Quellen kommt aus dem Gebiete des Karpathen-
sandsteines hervor. In der oben erwähnten oberen Hälfte findet man in 24 Ort-
schaften 74 — in der unteren in 36 Ortschaften 69; zusammen in 60 Ortschaf-
ten 143 Quellen. — Sämmtliche Quellen sind kalt. Die wärmste ist der Sprudel
in Szinye-Lipöez mit einer Temperatur von + 12: SR.
Meine Eintheilung unserer Quellen ist sehr primitiv. Da wir nämlich aus-
führlichere, wenngleieh auch nur qualitative Analysen von den wenigsten dieser
Quellen besitzen, so will ich lieber zur Vermeidung von Fehlern, mich nur an
das Bekannte haltend, sie fast möchte ich sagen, volksthümlich eintheilen. Das
Specielle werde ich ohnedies bei den einzelnen, die ich dann alphabetisch vor-
nehme, besprechen.
Wir haben demnach:
“I. Säuerlinge ohne Schwefelwasserstoff, die in den meisten
Fällen noch kohlensaure Salze, Erden, Eisen und andere Bestandtheile enthal-
ten. Solche sind:
Adämfölde, Alsö-Asgüth, Bajor, Bartfeld, Berki, Tapoly-Bisztra, Bujäk, Clau-
sura, Czemethe, 8 Czigelkaör Quellen, Dubora, 2 Eperieser Quellen, Frieska,
Gäbolfö, Gerlachö, Hazstin, Tapli-Hermäny, Hoszszüret, Hrabszke, Izsep, Kakas-
falu, Kvaesäny, Lachnö, Kapi-Pälvagäs, Keezer-Pälvägäs, Pitrova, 1 Magyar-
Raszlaviezer Quelle, Kis-Säros, Singler, Somos-Ujfalu, 1 Sznaköder Quelle, Szu-
lin, Tanye, Töltszek, Alsö-Tvaroszeza, Felsö-Tvaroszeza, Nagy-Vitez.
II. Säuerlinge mit Schwefelwasserstoff: Czigla, Szinye-Lipoez,
Radoma, Seravnyik, 1 Sznaköer Quelle.
1) Hauer, Franz Ritter v. und Ferd. Freiherr v. Riehthofen. Bericht über die geolo-
gische Übersichtsaufnahme im nordöstlichen Ungarn im Sommer 1858. Jahrb. der k. k.
geol. Reichsanstalt X. 3. pag. 399 —465.
2) Mündliche Mittheilung-
[3] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 181
II. Jodwässer, respective alkalisch-muriatische jodhältige Säuerlinge:
4 Czigelkaer Quellen.
IV. Süsse schwefelwasserstoffhältige Quellen: Bajorväcäs, Da-
röoez, Decsö, 1 Eperjeser Quelle, Feketeküt, Gromos, Gyurkö, Hertnek, Hra-
diszkö, Kaproneza, Kozseleez, Olysö, Felsö-Orlik, Plavnieza, Felsö-Polyänka,
2 Magyar-Raszlaviezer Quellen, Kis-Szeben, Vapenyik, Zabawa.
V. Kochsalzsoolen: Soövär.
VI. Kochsalzwässer mitSchwefelwasserstoff: Alsö-Sebes, Sebes-
Kellemeser Wiese (?).
Adamfölde (slavisch Moschurow). Die hiesige kleine Wiesenquelle, die
laut Mittheilung des Comitatsphysieus Dr. Bartsch ein angenehmer Eisen-
Säuerling ohne Schwefelwasserstoff ist, fand ich im Herbste des Jahres 1862
wegen der grossen Dürre ausgetrocknet.
Von Härdtl gibt irrthümlich zwei Quellen an (Eisen oder Schwefel ?)
Säuerlinge.
Alsö-Asguth (Unter Haschgut). Asgüth hat nur eine Quelle, die von der
Ortschaft südwestlich, von der Landstrasse zwischen Kapi und Töltszek eine
halbe Meile entfernt, im Felde „za kadlubkem“ genannt, aus dem rechten
Ufer eines mit hohen Wänden versehenen Baches aus eocenem Sandsteine ent-
springt. Die Quelle ist unbedeutend, beim Abflusse setzt sie viel ocherartigen
Niederschlag ab. Das Wasser ist opalisirend, geruchlos, von angenehm prickeln-
dem saueren Gesei:macke, von + 71° R. Temperatur bei einer Lufttemperatur
von + 12°” R.
Jäcz, der sie nur namentlich erwähnt, zählt sie zu den alkalischen Eisen-
säuerlingen; Wachtel, Linzbauer übergehen sie ganz.
Bajor (sl. Bajerov oder Bajorowce). Diese Quelle wird vom Volke das
Filyover Sauerwasser genannt. Sie entspringt im Felde gleichen Namens von der
Landstrasse rechts etwa eine halbe Meile, am linken Ufer eines Baches aus
Löss (?). Die Umfassung ist aus Holz, 13/, Fuss tief. Das Wasser opalisirt,
schmeckt erfrischend säuerlich, ist geruchlos, setzt Eisenocher ab, reagirt alka-
lisch. Temperatur + 6° R. bei einer Lufttemperatur von + 67° R.
Bartsch, Wachtel und v. Härdtl geben irriger Weise auch Schwefel-
wasserstoff darin an. Bei Jäcz wird sie gar nicht erwähnt, doch glaube ich, dass
sein Bajorvägäser Eisensäuerling — pag. 53 — aus Druckfehler Bajor bedeu-
ten müsse,
Bajorvägas (slav. Bajorowee, Bajer-Vägäs). In Bajorväagäs gibt es zwei
Quellen. Leider wusste man mir gerade von der interessanteren, die angeblich
naphtahältig sein soll, an Ort und Stelle keine Auskunft geben. Sie befindet
sich nach mündlieber Mittheilung des Dr. Bartsch unweit der Kirche. —
Die zweite ist an dem West-, vulgo oberen Ende des Dorfes, in dem Felde
„Zsedlyarki.“ Das Wasser derselben ist klar, farblos, geschmacklos, nach Schwe-
felwasserstoff riechend, reagirt neutral. T.+ 6° R. bei einer Luftt. von + 6° R.
Jäcz behauptet, dass es ganz analog sei dem Gromoscher, von ihm quali-
tativ analysirten Wasser. Siehe jenes.
Von der angeblich naphtahältigen Quelle lesen wir in v. Härdtl, dass sie
„neuerlich versiegt“ sei. — Linzbauer gibt irrthümliech Bajor als Synonym von
Bajorvägäs an, und spricht auch nur von einer naphtahaltigen Sch wefelquelle.
Bärtfa (Bartfeld, sl. Bardyow). Die Bartfelder Quellen, welche in einer
halbstündigen Entfernung von der Stadt am Fusse der Mittagslehne des 471°
hohen Steinberges — Kamena hura — in einem nur gegen Südosten offenen, von
anmuthigem Tannenwalde bekränzten Thale inmitten der schönen Badeanstalt
entspringen, sind zu bekannt, als dass ich Vieles darüber zu sagen hätte.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. Il. Heft. 24
182 Dr. Cornel Chyzer. [4]
Die Anzahl der Quellen gibt beinahe jeder Autor, der seine Abhandlung
nicht eopirt hat, verschieden an; was ich daraus erkläre, dass man hier aus
dem quellenreichen Boden durch jedes tiefere Graben neue Quellen an’s Tages-
licht fördern kann. Kitaibelt) beschreibt ganz umständlich eilf Quellen, die un-
bedeutenderen gar nicht mitgerechnet, und bemerkt, dass bei seinem ersten
Besuche vor 18 Jahren, d. h. im Jahre 1795, nur sieben vorhanden waren.
Gegenwärtig besitzen wir zehn Quellen, und zwar drei Quelleneomplexe,
aus deren hölzernen Reservoiren das Wasser zu Bädern benützt wird, an dem
Nordende des Thales, oberhalb des Sprudels (der nicht die Haupt- oder Trink-
quelle ist, wie es Linzbauer irrig angibt); die vierte gegen Süden ist der
Sprudel, Bene’s Quelle, so getauft im Jahre 1846 durch die anwesenden un-
garischen Naturforscher und Aerzte, dem Gründer dieser Versammlungen, Prof.
Dr. Bene zu Ehren. 5. Die Hauptquelle (Erzherzog Stefansquelle) (1846).
6. Die Andrässyquelle unmittelbar an der Hauptquelle. 7. Einige Klaftern süd-
wärts die Kleine Quelle. 8. Die Doctorsquelle. 9. Der südliche, früher zu
Bädern gebrauchte, jetzt vernachlässigte Quellencomplex in einem hölzernen Re-
servoir. 10. Die Füllungs- oder K&lersquelle, von allen die südlichste.
Sämmtliche Quellen entspringen aus dem Karpathensandsteine, der das ein-
zige hiesige Gestein ist. Von Porphyr, weissem Lehm und Kalkabsätzen, die meh-
rere Autoren angeben, ist hier keine Spur vorhanden, und eben so wenig vou Torf-
lagen, die sich aus einem Buche in’s andere fortpflanzen.
Das Wasser aller Quellen ist frisch geschöpft krystallhell, farb- und geruch-
los von angenehmem saueren Geschmacke, das der Doctorsquelle etwas salzig.
Schon 1806 wurde das Wasser von Schultes, und später, 1829, von
Kitaibel quantitativ analysirt: aber die ganz genaue, dem heutigen Stand-
punkte der Wissenschaft entsprechende Kenntniss derselben verdanken wir der
ausgezeichneten Arbeit des Herrn Karl Ritter v. Hauer, der dasselbe im Jahre
1858 einer abermaligen Analyse unterwarf. Er untersuchte quantifativ nur vier
Quellen. Die übersichtliche Darstellung der Gesammtresultate zeigt seine
folgende Tabelle: .
AND
quelle en .—
T.:LOMDAFAUBE „10134 dur .oug® ne. Me +8:080R. | + 7:60 R.| +8°320R.| +84 R.
II. Speciisches Gewicht... . ..... 1:004140 | 1'004681 | 1:003060 |1:005268
II. Gehalt in einem Pfunde Wasser = 7680
Gran Grane Grane Grane Grane
II.
Doctor-
TI.
Hauptquelle
Schwefelsaures Kali. . .. 2.2 202 0% 0:0699| 00545
Chlorkalum . .. lauaue, ha ac he are 04001 07687
CHIocHatton ee I ER En 59090 88827
Jounatmumnmmare rem SA Ari ae 0:0123 0:0161
Kohlensaures Natron . . . . 2 2 2 2 2 0. 16°0842| 243563
Kohlensauger,Kalkı I.As 1.4... «HAB E 29307 35627
EN 0:0161 0:0207
Kohlensaure WMapnema - . . . 0. u „0% 0:9032| 10237
Kohlensaures Eisenoxydul. . . . 22.2... 0:6743) 02903
Kieselsäure TauhH 1.08 u ER ERER 01882 0:1689
Thonende;, 4:4 daensiefl linden ee 0:0967 01221
Halbfreie Kohlensäure . » . ». 2 2 2... 2:0229 22195
Freie Kohlensäure. . . : . 22... . . | 246674| 238932
Summe aller Bestandtheile . . e) 53:9750| 65.3794] 36.4888] 57-3232
1) L. e. Bd. II. pag. 117, 118 und 130—132.
[5] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 183
IV. In unwägbarer Menge vorhandene Stoffe:
Phosphorsäure;
Manganoxydul ;
Lithion ;
organische Substanzen.
V. Betrag de: freien Kohlensäure in Wiener Kubikzollen, bei normalem
Druck und der Temperatur der Quellen:
L. I. IT. IV.
Hauptquelle Doctorquelle Sprudel Füllungsquelle
51:5 49-8 40-3 533
„Aus der obigen übersichtlichen Gesammtdarstellung ergibt sich, dass die
Bartfelder Quellen in die Reihe der an Kohlensäure reichsten Säuerlinge ge-
hören, die es überhaupt gibt.“ Ferner:
„Die prägnanten Eigenschaften, welche durch diese Bestandtheile den
Quellen verliehen werden, begründen ihre Species: als alkalisch-muriati-
sche Eisersäuerlinge, deren Vorkommen, wie bekannt, nicht allzuhäufig ist.
Eine bemerkenswerthe Eigenthümlichkeit dieser Quellen ist der so sehr ge-
ringe Gehalt an Schwefelsäure. Es ist dies ein sehr seltener Ausnahmsfall, und
lässt das Wasser als eine interessante chemische Speeialität erscheinen“
v. Hauer.
Im Uebrigen verweise ich auf die nicht nur chemisch sondern auch geschicht-
lieh interessante Arbeit von Hauer’s die im Jahrbuche der k. k. geolog. Reichs-
anstalt 1859, so wie auchseparat abgedruckt unter dem Titel: Ueber die Mineral-
quellen von Bartfeld im Säroser Comitate Ungarns erschienen ist.
Durch die neuester Zeit vorgenommenen Bauten ist die sehr schöne Bade-
anstalt so weit gediehen, dass sie nahezu an 300 disponible Wohnzimmer, mit
81 Badekammern und eine elegant eingerichtete Süsswasser-Douche besitzt. Die
Zahl der Badegäste in den letzten zwei Saisons (1862 und 1863) überstieg
jedesmal die 700.
Berki (sl. Rokican). Zu der Quelle von Berki gelangt man, wenn man
von der Mitte der, aus Berki nach Bajor führenden Landstrasse rechts, in eine
tiefe von sehr hohen schrotfen Felswänden umschlossene Schlucht am Bache
heraufgeht. Im Dorfe wird dieser Ort „do roszochach“ genannt. Die Quelle
eutspringt aus einer Spalte des eocenen Sandsteines. Ihr Wasser ist krystallhell,
farblos, geruchlos, von ausgezeichnetem sauerem Geschmacke, reagirt alkalisch.
Bei spärlichem Abflusse setzt es sehr viel ocherigen Niederschlag ab. Die T. +
7° R. bei einer Lufttemperatur + 6°9° R. Bartsch, Wachtel und v. Härdtl
halten es irrthümlich für hydrothionbältig.
Tapoly-Bisztra. Von den Bisztraer Quellen können wir nur eine hieher
rechnen, indem die Uebrigen, deren Wasser angeblich ausgezeichnet sauer und
zum Versenden geeignet sein soll, jenseits der Tapoly, also schon im Zempliner
Comitate entspringen. — Die fragliche Säroser Quelle entspringt mitten in einem
Moraste auf der Wiese links von der Strasse zwischen Hanusfalu und Bisztra.
(Nach manchen mündlichen Angaben soll das Terrain noch zu Hanusfalu gehören.)
Wegen der sumpfigen Beschaffenheit des Bodens kann man kaum zur Quelle
gelangen, woran jedoch nur die mangelhafte Ableitung des Quellwassers schuld
ist. Einstens war die Quelle umzäunt und in Ordnung gehalten, jetzt ist sie
ganz verwahrlost. Die der Onelle fortwährend in grösserer Anzahl entsteigenden
kohlensauren Blasen verrathen sie schon auf eine grössere Entfernung. Ihre
Tiefe scheint bedeutend zu sein. Das Wasser ist schmutzig, opalisirend, von
208
184 Dr. Cornel Chyzer. [6]
schwach sauerem unangenehmen Geselimacke, reagiıt alkalisch. T. + 8:2°
R. bei einer Lufttemperatur von + 10°8° R.
Es ist wohl wahrscheinlich, dass nach Ausputzen der Quelle die Eigen-
schaften des Wassers sich zu seinem Vortheile verändern dürften.
Wenn die meisten Autoren den Bisztraer Quellen Schwefelwasserstoff attri-
buiren, und aueh diese darunter meinen, so glaube ich, dass dasselbe höchstens
ein abnormer Bestandtheil desselben sei, dessen Ursprung in der Verwesung des
organischen Inhaltes der Quelle zu suchen ist.
Boroszl6ö (sl. Bresztov). Ueber die Quelle in Boroszlö finde ich nur eine
einzige Notiz bei Potemkimt), wo sie auch nur erwähnt wird. Meine Nach-
forschungen waren von negativem Resultate.
Bujak (sl. Bujakow). Cultivirt wird in Bujäk nur eine Quelle, mitten im
Dorfe, übrigens soll man auch hier nach Aussage des Volkes bei jedem tieferen
Graben Sauerwasser-Quellen an’s Tageslicht fördern. Die Dorfquelle ist brunnen-
artig eingefasst. Das Gemurmel der fortwährend der Quelle entsteigenden faust-
grossen kohlensauren Blasen verräth sie schon auf mehrere Schritte. Der Brun-
nen ist 11/, Klafter tief, ziemlich wasserreich. Das Wasser ist gelblich, hat
einen Naphtageruch, aber bei alledeın einen angenehm sauren Geschmack,
reagirt alkalisch. T. + 78° R. bei einer Lufttemperatur von + TR.
Bartsch, Wachtel, v. Härdtl und Andere halten sie für hydrothion-
hältig, was nicht der Fall ist. Jäcz erwähnt sie gar nicht.
Clausura (Zärgät, Klausenthal, Aranybäuya — Härdtl, sl. Klauzse, sztavi).
Auf dem Wege zu den weltberühmten Opalgruben von Vörösvägäs-Oser-
venyicza, gelangt man zu demDorfe Clausur (von der Sperre des zum Holztrans-
porte nach Söovär dienenden Wassers so genannt) das am Fusse der Südseite der
Trachytkuppe Kujava liegt. Ausser der Arbeit v. Härdtl's, der die Zahl der
Quellen ganz richtig auf zwei angibt, werden sie nirgends erwähnt. Die eine
wird von Bartsch in seiner Abhandlung zu den Kakasfalver Quellen gezählt
aber unrichtig.
Die Quellen entspringen mitten im Dorfe, an den Ufern des „od Josefki*
genannten kleinen Gebirgsbaches, 15 Schritte von einander entfernt. Die obere
in Holz gefasste ist am rechten Ufer; ihr Wasser opalisirt, ist geruchlos, von
angenehm saurem Geschmacke, reagirt neutral. T. + 6° 5° R. bei einer Luft-
temperatur von + AR.
Die untere, in ein hübsches steinernes Bassin gefasst , ist 2 Fuss tief; ihr
Wasser ist uoch mehr opalisirend, hat einen ar Naphtageruch und
schmeckt angenehm sauer; reagirt neutral. T. + 6°
Früher wurde vom Volke beinahe are a MR die obere gebraucht, jetzt
trinkt man wieder nur aus der unteren. Mit Wein brausen ihre Wässer nicht.
Cselfalu. Laut Volkssage soll einstens zwischen Cselfalu und Pösfalu
auch ein Säuerling gewesen sein, der jedoch versiegte (?).
Czemethe (sl. Czemjata). Eine Stunde von Eperies entfernt, in einem
valdigen anmuthigen Thale liegt der Badeort Csemethe, dessen Hauptquelle
nach Jäcz stündlich 18 Kubikfuss Wasser liefert, welches + 8° R. hat bei
einer Lufttemperatur von + 20° R. und dessen speeifisches Gewicht 1.008 ist.
Seiner qualitativen Analyse zufolge soll es: doppelt kohlensauren Kalk, doppelt
kohlensaures Eisenoxydul, schwefelsaures Natron, Kieselsäure, freie Kohlensäure,
und Hydrothion enthalten.
1) L. e. pag. 10. Hier muss ich bemerken, dass die Angaben dieses Autors ganz unzuver-
lässig sind.
[7J Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 185
Kitaibel, der dieses Wasser schon 1801 analysirte 1), fand weder Hydro-
thion, noch irgend Schwefelverbindungen darin, eben so wenig war auch
ich im Stande Schwefelwasserstoff darin nachzuweisen. Und ich glaube, dass
v. Härdt] mit Recht das Fragezeichen hinter das Hydrotbion gestellt hat.
Eben so hat sich Jäecz bezüglich der hiesigen Bodenbeschaffenheit geirrt,
denn von Thonporpbyr, Hornstein etc. ist hier keine Spur vorhanden. Das hie-
sige Terrain ist eocener Sandstein.
Nach meiner Messung war die Temperatur der Hauptquelle + 6°6° R. bei
einer Lufttemperatur von + 7° R.
Die zweite Quelle, die man zu Bädern braucht, übersah ich ganz. Die
Badeanstalt wurde 1862 restaurirt, und besitzt jetzt 14 hübsche Wohnzimmer
und 12 neue zweckmässig eingerichtete Badekammern.
(zigelka. Von Gäboltö eine halbe Meile entfernt, zwischen dem 521
Klafter hohen Busz6, und 553 Klafter hohen Laczkova, aus Karpathensand-
stein bestehenden Bergen, in einem engen Thale an der Grenze Galiziens, 200
Fuss über der Meeresfläche liegt das kleine Dorf Czigelka, dessen Quellen bei
gehöriger Würdigung einen Weltruf geniessen könnten.
Hier finden wir mehrere Quellen, dass sie aber über 30 an der Zahl wären,
was die meisten Abhandlungen, die nebenbei gesagt, von Fehlern strozzen, be-
haupten, das ist unrichtig.
Saärossy ?) unterscheidet in Czigelka dreierlei Quellen, schweigt aber
über die verschiedenen Arten. Sie sind sämmtlich Kohlensäuerlinge, und zwar
ohne vorwiegendem Natron-, Kochsalz- und (wahrscheinlich) Jodgehalt 8, mit
einem solchen 4.
In die Gruppe der ersteren gehören folgende:
1. Pod Buszorem (unter dem Busz6). Diese entspringt aus einem geschich-
teten mergeligen Sandsteinabhange an der nordöstlichen Seite des Dorfes, wird
sehr oft bei Platzregen verschlemmt, bricht sich jedoch in Kürze ihre Bahn wie-
der. Ist 1 Fuss tief, wasserarm. Ihr Wasser ist farb- und geruchlos, ange-
nehm sauer, + 5° R. waren bei einer Lufttemperatur von + 12° R. Sie ist die
kälteste Quelle des Buszögebirgsgebietes. Das Volk geniesst gegenwärtig mei-
stentheils von dieser.
2. Die zweite entspringt auf der dluhe polyo (langes Feld) genannten Czi-
gelkaer Hochebene eine Viertelstunde vom Dorfe und führt den Namen Visny-
anszka sesava, oberer Säuerling. Ihr Wasser, das nach dem Austritte aus der
Quelle sich wieder in der umgebenden Ebene verliert, setzt reichlichen Ocher-
niederschlag ab, ist etwas opalisirend, geruchlos, wenig sauer, hat+ 8-2” R.
Die3.und 4., wasserarme sauere, (Quellen entspringen an der Nordseite des
Laezkova-Berges. Angeblich soll mit ihnen viel Kohlensäure entweichen, Diese
sowie die
5. angeblich aus dem steilen Ufer des Pod prehibu genannten Baches aus
Felsen entspringende reiche und angenehm schmeckende Quelle konnte ich bei
dieser Gelegenheit nicht besuchen. Sie liegt westlich vom Dorfe etwa Dreivier-
telstunden.
Die 6. gegenwärtig halb verschüttete Quelle entspringt na rivnyi nyizsy
valala, auf der Ebene unterhalb des Dorfes.
7. Südwestlich von der eultivirten, später zu nennenden Ludwigsquelle
60 Schritte entfernt finden wir die Jalinska sesava genannte Quelle, welche in
ein hölzernes Parallelogramm gefasst ist. Ihr reich fliessendes Wasser ist farb-
1) L. e. Bd. II. pag 1—2. .
2) Czigelka äsvänyos vize termeszettani es orvozi tekintetben. (Cz. Mineralwasser in na -
turw. und medic. Hinsicht.) Eperies 1846.
186 Dr. Cornel Chyzer. [8]
und geruchlos, angenehm sauer schmeckend. Um den Abfluss setzt es viel weis-
sen Sodaniederschlag ab. Ihre Temperatur ist + 7°5° R.
8. Längs des hore olysinani genannten Baches sehen wir aus dem rechten
2 Klafter hohen Ufer an mehreren Stellen intensiv rothgefärbten ocherigen
Niederschlag hinterlassende Gewässer hervorsiekern; den Namen einer Quelle
verdient aber nur die sogenannte mlinarszka sesava, Müllner’s Säuerling.
Die Czigelkaer jetzt genannten Säuerlinge kommen speeiell erwähnt nir-
gends vor. Alle Abhandlungen drehen sich nur um die
Ludwigsquelle. (Dem ersten Forscher dieser Quelle, dem um die Bal-
neologie Ungarns hoch verdienten Prof. Ludwig Tognio zu Ehren so benannt
von Comitatsphysieus Dr. Saärossy erstem Beschreiber dieses Wassers.) Diese
Quelle ist es, die zum Gegenstande oben eitirter Monographie diente, und die
berufen ist unter den alkalisch-muriatischen jodhältigen Kohlensäuerlingen eine
wichtige Rolle zu spielen.
Ihre erste Analyse lieferte Tognio 1). Er hatte nach Abdampfung von 4 Un-
zen Wasser 31°5 GranRückstand erhalten (also in einem Civilpfunde 154 Gran)
wovon nach ihm in 16 Unzen 140 Gran auf kohlensaures Natron entfällt. Ausser
diesen fand er noch darin:
kohlensauren Kalk,
kohlensaure Magnesia,
kohlensaures Eisenoxydul (sehr wenig),
Chlornatrium,
Jodnatrium,
Bromnatrium,
schwefelsaures Natron (wenig),
Kieselsäure und
freie Kohlensäure in grosser Menge.
Jäez, l. e. p. 34, hat nach Abdampfung eines Pfundes = 24 Loth Was-
sers 225 Gran fixe Bestandtheile enthalten (also in 16 Unzen 300 Gran!).
Durch seine sonst nur qualitative Analyse hat er die von Tognio bereits
längst nachgewiesenen Bestandtheile von neuem entdeckt, mit dem Unterschiede,
dass er ihnen noch die Thonerde zufügte und die von Tognio gefundene SO,
nicht wiederfand.
Die neueste Analyse lieferte Dr. S. A. Koväts?). Nach der von ihm publi-
eirten Analyse beträgt die Menge der fixen Bestandtheile in 16 Unzen Wasser
120 Grane, wenn man nämlich die kohlensauren Salze als doppelt kohlensaure
nimmt.
Nun haben wir drei verschiedene Angaben, Nach Tognio 154, nach Jäcz
300 und nach Koväts 120 Gran fixe Theile in 16 Unzen Wasser.
Nach der Analyse bei Koväts kommt vor in 16 Unzen = 7680 Gran ver-
sendeten Wassers:
schwefelsauresNatron . . » 2» 2.2.22 0.2.2..2.. 00967 Gran 3),
korgauresNatron nry IrVlegm Ba meinen Yan Beigakuan)
Chlornatnlums ».: 00 ee nat RT
1) In Saärossy’s Monographie.
2) A viz elettani tekintetben s különösen a ezigelkai gyogyviz, in Magyar Akademiai
Ertesito. 1859. I. pag. 251 —263.
3) In die Abhandlung von Koväts hat sich ein sinnstörender Druckfehler eingeschliehen.
Pag. 258 s‘eht nämlich bei der Angabe der Quantität der fixen Theile Gramme anstatt
Gran. Dies bemerke ich aus dem Grunde, weil dieser offenbare Druckfehier bereits
mehrmals bei Citirung dieser Analyse weiter geführt, und mehr als: nöthig wiederholt
wurde. -
[9] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 187
dodnatpnin ge weine Ad Hrn 1098 Ir
kohlensanzes:Natron 7... o2 ea SIaE SL iele neri ur
koahlensaurer Kalk „0: 1.2 sh. hu et
kohlengaure „Magnesia ea 11.) 2 andnienetenie » 12849
phosphorsaure Thonerde . . 2 2 2 2 2.2.2.2.° . 0:0238
kohlensaures Eisenoxydull » © 2 = 2 2 2.2 00.0 + 02787
Fiese lsämran 0 ae nu... 0°8525° „
Summa der fixen Bestandtheile . 95-3158 Gran.
Ereie-Kahlensäure u nn... sup Rehnk eh. u. 287 K. Zoll.
Wenn man aber die kohlensauren Salze als doppelt kohlensaure berechnet,
so kommen in 16 Unzen vor:
doppelt kohlensaures Natron . . » 2 2.2.2... 830254 Gran,
sin koblensaurer Kalk = ) Senn EHRE a 30,
„utsikohlensaure| Magnesia u Ju MUS 9ei-8731:7. ı,
» kohlensaures Eisenoxydll . . » 2 2... 0.3855 ,
und die Summe der fixen Bestandtlieile ist dann 1207654 „
Es ist höchst wahrscheinlich, dass die Menge der freien Kohlensäure an
der Quelle das hier angegebene Quantum um Vieles überteifft.
Der jetzige Zustand der Ludwigsquelie ist nicht der beste. Ihre hölzerne
Umfassung ist über eine Kubikklafter gross und braucht mehrere Tage, um ge-
füllt zu werden. Dies stimmt freilich nicht mit der Angabe des Dr. Jäez, der
behauptet, dass die Quelle in jeder Minute sechs Kubikfuss, und in einem Tage
demnach 4873 Eimer Wasser gebe. Auch da wäre es angezeigt gewesen, die
alte Saärossy’'sche Monographie zu Rathe zu ziehen, in welcher er, der die
Quelle graben liess, sagt: dass die Quantität des binnen 24 Stunden an’s Tages-
licht gekommenen Wassers 60—80 Kubikfuss betrage, daher also um 8560 Ku-
bikfuss weniger als es Jäez angibt.
Dass das in seinem grossen Reservoir allmählig angesammelte Wasser, wo
es mit einer grossen Oberfläche mit der atmosphärischen Luft in Berührung ist,
sich bald ändere, ist evident. Dafür sprieht auch der Verlust seiner Klarheit. Das
Wasser ist nämlich, wie wir es aus Saärossy’s Angaben wissen, im frischen
Zustande ganz farblos krystallhell; opalisirend, wie es die meisten Autoren be-
schreiben, wird es nur nach und nach; schmeckt salzig sauer,
Auch bezüglich der Temperatur sind die Angaben sehr verschieden. Nach
Saärossy hates + 5°R. bei einer Lufttemperatur von +15°R. Nach Jäcz
SS 33 3
Uebrigens noch manche andere falsche Angaben findet man in den Schriften über
Czigelka aus einem Buche in’s andere wandern. So z. B. behauptet Jäez (I. e. pag. 34)
als Augenzeuge wunderbarer Weise folgendes: „Die Gebirgsformation besteht aus ver-
wittertem Trachyt und Porphyr, die mit eingesetzten Kalkablagerungen und weissen
Lettenzügen verwebt sind. Auch scheint es nieht unwahrscheinlich, dass Torf- und Salz-
lager im südlichen breiten Thale Platz finden dürfen.“
Dies übersetzt Koväts beinahe wörtlich, und Wachtel gibt es wieder ohne etwas
daran zu ändern. Ja sogar mein seliger Freund Dr. Alexander Töth, der die Exeursion
dahin in meiner Gesellschaft unternahm, hat unverzeihlicher Weise dieselben Zeilen
übersetzt, ohne von alldem an Ort und Stelle eine Spur gesehen zu haben. Dies alles
haben wirHerrn Dr. Jäez zu verdanken, der es doch nicht hätte unterlassen sollen, wenn
er schonCzigelka beschreiben wollte, in das kleineBüchlein von Saärossyhineinzublicken,
wo es schon pag. 3 ungarisch steht: „Die Berge gehören der neuen Sandst:information
an und sind mit Buchenwäldern dicht besetzt“. Mehr und Besseres können wir auch heut
zu Tage darüber nicht sagen.
Uebrigens scheint Herr Dr. Jäez, der die älteren Leistungen mit einer eisernen
Consequenz ignorirt, für den verwitterten Porphyr und Traehyt besondere Vorliebe zu
haben. Proben davon werden wir im Laufe dieser Abhandlung noch öfters bekommen.
188 Dr. Coınel Chyzer. 1 0]
+ 9R. bei einer Lufttemperatur von + 16° R. Nach meiner Meinung + 750 R
bei einer Lufttemperatur von + 12° R.
Das specifische Gewicht beträgt nach Jäez 1'025, nach Koväts 1:0133.
Als besonderes Phänomen ist an dieser in einer hölzernen Bude ver schlos-
senen Quelle das fortwährende Zischen und Knistern zu bemerken, bedingt
durch das Entweichen einer enormen Menge von Kohlensäure.
Einige Schritte von der Ludwigsquelle nordwärts, na rivny? — auf der
Ebene, auf beiden Ufern des vom Berge Lackova kommenden Baches Szuro-
viecsna, einander vis-A-vis entspringen zwei andere, der Ludwigsquelle in
Bezug auf Bestandtheile scheinbar ähnliche, auch vom Volke salzig genannte
Quellen. Urm ihre Abflüsse sieht man grosse Quantitäten von effloreseirtem koh-
lensaurem Natron. Diese Erscheinung ist übrigens auch weiter unten längs des
ganzen grösseren von Czigelka gegen Pitrova fliessenden Baches, auch dort
wahrzunehmen, wo neuere Salzablagerungen nicht denkbar sind. Hier muss
offenbar die Erde an kohlensaurem Natron reicher sein, welehen Reiehthum, da
er an den benachbarten hohen Ufern nicht sichtbar ist, sie uur dem einstigen
grösseren Reichthume der Quellen respective der stärkeren Ablagerung während
ihres Abfliessens oder Stagnirens zu verdanken hätte; denn als Product eines
fortwährenden chemischen Processes, wie ihn Professor Szab 6 ) für die un-
garische Ebene wo Natron efflorescirt, nachgewiesen, dürften wir dieses kaum
betrachten.
Die Quelle am linken Ufer, die durch enorme (uantitäten eutweichender
Kehlensäure-Blasen fortwährend zu kochen scheint, ist jetzt von dem immer auf-
gewühlten bläulichen Bodenschlamme schmutzig. Sie schien mir ergiebiger als die
Ludwigsquelle. Ihre hölzerne Einfassung beträgt bei 18 Kubikfuss. Die Tem-
peratur des bezüglich seiner übrigen physikalishen Eigenschaften dem der Lud-
wigsquelle ähnlichen Wassers war + 9°R. bei einer Lufttemperatur von + 129,
Die Quelle des rechten Ufers ist im Jahre 1825 bei Gelegenheit der Nach-
grabungen nach Kochsalz zum Vorschein gekommen. Auch diese ist von dem
fortwährend bewegten Bodenschlamme gegenwärtig schmutzig und nicht so
ergiebig wie die des andern Ufers.
In dem za hirkom, hinter dem Berglein, genannten Felde, unweit der bei-
den frühern, auf dem Grunde des Bauers Peter Haluschka, entspringt auch eine
salzige Quelle, die jedoch gegenwärtig verschüttet ist, damit das hier weidende
Vieh dazu nicht komme, indem es nach dem Genusse dieses Wassers ganz
abmagert und abgeschwächt wird. Die Leute sagen, dass die Quelle sonst sehr
ergiebig sei.
So lange ich in Czigelka nur die Ludwigsquelle kannte, war auch ich
selbst der Meinung, die man mehrfach lesen kann, dass hier an die Errich-
tung einer Badeanstalt wegen Mangel an Wasser nicht gedacht werden kann.
Jetzt hege ich die entgegengesetzte Ueberzeugung, und glaube, dass hier auf die
leiehtesteArt mehr Mineralwasser zusammenzubringen ist, als es das grossartigste
Bade-Etablissement braucht. Und was diesen Ort besonders interessant macht,
1) Egy Continentalis emelkedes &s sülyedesröl Europa delkeleti reszen. (Ueber eine eon-
tinentale Hebung und Senkung in Europas südöstlichem Theile.) In Magyar T. Akademia
Evkönyvei X. 6. pag. 30—31.
[11] Ueber die Mineralquellen des Saroser Comitates in Ober-Ungarn. 189
das ist die Verschiedenheit seiner Quellen, deren genaue Analysen noch gar
Manches uns aufklären dürften; ferner die grosse Quantität der hier dem Boden
stellenweise entströmenden Kohlensäure, die auch zu therapeutischen Zwecken
verwerthet werden könnte.
Zur Versendung wird nur das Wasser der Ludwigsquelle benützt, Diese
so wie der grösste Theil der hiesigen Quellen gehört zum Besitze dieser Ort-
schaft der gräflichen Familie Erdödy, und wird seit mehreren Jahren von den
Herren Koch und S. Pap inEperies gepachtet, die zwar verhältnissmässig Vieles
für diese Quelle gethan haben, aber Vieles bleibt noch zu thun übrig, wenn man
auch nur auf die Versendung dieses Wassers sich beschränken will und wird,
geschweige denn, wenn man eine Badeanstalt errichten wollte. Und dass eine
solche bei der grossen erwiesenen Heilkräftigkeit der hiesigen Wässer bei einer
regelrechten Manipulation nicht nur gedeihen, sondern auch diese arme Gegend in
ökonomischer Hinsicht heben würde, davon überzeugt ein Blick auf die Analyse.
Czigla. Die meisten Autoren nennen diesen Ort Csigla oder Cziglo.
Die Bewohner des Ortes wissen gar nichts von ihrer Quelle, die in dem
Grenzbache zwischen Niklova und Czigla, etwa 20 Schritte von der verschüt-
teten Niklovaer Quelle, in unmittelbarer Nachbarschaft des schwarzen Smilno-
Schiefers entspringt. Sie ist wasserarm, setzt beim Abflusse wenig ocheri-
gen Niederschläg ab. Das Wasser vollkommen klar, stark nach Schwefelwasser-
stoff riechend, von gutem saueren Geschmacke — einigermassen dem Paräder
ähnlich; — reagirt neutral. T. + 72° R. bei einer Lufttemperatur von + 5°8° R.
Sämmtliche Autoren zählen sie zu den Eisen-Säuerlingen ohne Schwefel-
wasser stoff.
Daröez (sl. Drawec, Drawce). Die an Kalktuff- Ablagerungen reiche,
in eocenem Sandsteine 237 Klafter über der Meeresfläche liegende Ortschaft,
besitzt zwei alkalisch erdige Schwefelquellen. Die eine entspringt im Felde
„Kosztzelne“ aus dem rechten Ufer des dortigen Baches, ist reich an Schwefel-
wasserstoff, ihr Wasser ist klar, farblos, von süssem faden Geschmacke.
T.+75° R. bei einer Lufttemperatur von + 2° R. Die audere im Felde
„Potucski“ unweit des Dorfes „Polom“, sonst von denselben physikalischen Eigen-
schaften, hatte + 6°50R.
Bartsch erwähntbeiDaröcz nur eine an Hydrothion sehr reiche Quelle, die
in der Meierei Hariski sein soll, worunter wahrscheinlich die erste der unsrigen
zu verstehen ist, indem diese nahe an der genannten Meierei liegt. Nachv. Härdt|
sollen die Quellen versiegt sein — dies ist nicht der Fall.
Deesö (sl. Dzsazsow). Die einzige erdig-alkalische Quelle dieses Durfes
entspringt aus dem rechten Ufer des Dorfbaches an dessen oberstem Ende. Sie
ist unbedeutend, ihr Wasser klar, farblos, schwach nach Hydrothion riechend,
süss schmeckend, reagirt neutral, und hat+ 4° R. bei einer Lufttemperatur von
+ 9-50R., ist also die kälteste Quelle des Comitats.
Dubova. Die Quelle von Dubova wird schon von Kitaibel erwähnt t).
- Er sagt „scaturigines adsunt tres“, heute existirt nur eine, die im Westen eine
Viertelstunde vom Dorfe im offenen Felde entspringt. Sie ist in Holz gefasst,
wasserreich; ihr Wasser ausserordentlich klar, farblos, perlend, geruchlos, von
sehr angenehmem, etwas salzigemGeschmacke (doch mit der Czigelkaer Ludwigs-
quelle nicht zu vergleichen), reagirt neutral; beim Abflusse setzt sie viel oche-
rigen Niederschlag ab. T. + 88° R. bei einer Lufttemperatur von + 5°5° R.
!)L. ce. pag 3.
B. k. geologische Reichsanstalt. 1%. Band. 1864. I]. Heft. 25
190 Dr. Cornel Chyzer. [12]
Jäcz führt unter dem Namen „die Dubovaer und Niklovaer Mineralquellen“
die Analyse nur eines Wassers an und überlässt es dem Leser zu errathen,
welche er darunter meint.
Das von Tognio t) in beiden Quellen gefundene Jod suchen wir ver-
gebens unter den Resultaten der Jäcz’schen Analyse, Dieses Wasser wird in
Fässern oft verführt besonders nach Galizien.
Enyiczke (sl. Haniszka). Das auch von Härdtl angeführte Enyiezke besitzt
gar keine Quelle, um so weniger eine Badeanstalt, höchst wahrscheinlich
ist der an Enyiezke sehr nahe liegender Eperieser borkdt darunter zu ver-
stehen.
Eperies. Drei Quellen rechne ich hieher:
1. Die h. Ladislausquelle, auf dem Berge gleichen Namens — vulgo
Vileezhurka. — Diese entspringt im Keller des dortigen Badehauses. Dies führe
ich nur nach Angabe des Herrn Dr. Bartsch an, da ich leider zu einer solchen
Zeit dorthin exeursirte, wo alles versperrt war. Sie soll süss, nach Schwefel-
wasserstoff riechend sein; also kein eisenhaltiger Schwefelsäuerling, wie es bei
v. Härdtl heisst. Auffallend ist es, dass Jäez sie gar nicht erwähnt.
2. Der grosse Borküt (Weinbrunn) entspringt in einem anmuthigen waldi- -
gen Thale hinter dem St. Ladislausberge. Zu Wagen muss man über Enyiezke
dahin fahren, von wo man noch bis zur Quelle eine Viertelstunde nordwestlich
zu gehen hat. Die Quelle wird in einer sehr hübschen Ordnung gehalten, ist in
Stein gefasst, über 1 Klafter tief. Ihr Wasser farb- und geruchlos von angenehm
saurem Geschmacke. Die Temperatur desselben -+7°R. bei einer Luftiempera-
tur von +10°R
3. Der kleine Borküt. Ausser v. Härdt] erwähnt kein Autor dieser (uelle,
trotzdem, dass dieg ein Excursionsort der Eperieser ist. Dieser ist vom ersteren
etwa eine halbe Stunde gegen Südosten entfernt.
Es ist höchst wahrscheinlich, dass die meisten Autoren, die ihre Quellen nur
namentlich erwähnen, diese unter dem Namen der Radäcser, Kendeer oder
Enyiezker,, in welchen drei Orten keine Quellen vorhanden sind, anführen.
Der auch in Stein gefasste kleine Borküt ist jetzt vernachlässigt, 21/,° tief,
sein Wasser etwas opalisirend, geruchlos, von noch angenehmerem sauren Ge-
schmacke als das des grossen, schwach sauer reagirend. Temperatur + 7°R.
bei einer Lufttemperatur von + 100 R.
Schwefelwasserstoff ist weder im Grossen noch Kleinen zu finden.
Feketeküt (sl. Sambron, Schönbrunn). Diese Quelle kenne ich aus eigener
Anschauung nicht; sie ist laut mündlicher Mittheilung des Dr. Bartsch
so wasserarm, dass man kaum mit einem Löffel das aus einem Felsen heraus-
siekernde Wasser auffangen kann. Das Wasser ist süss, riecht nach Schwefel-
wasserstoff.
Wachtel führt sie unter seinen Schwefelquellen zweimal an, einmal unter
dem ungarischen, das zweitemal unter dem deutschen Namen; und v. Härdtl
sagt, dass Schönbrunn das Dorf Schönviz heisse, zum Unterschiede von
Schambron, und ebenfalls eine Schwefelqurlle besitze, jedoch bemerkt er
„vielleicht durch Verwechslung mit Schambron “.
Finta. Trotz der vielen literarischen Angaben besitzt Finta keine Quelle.
Fricska (nicht Friesoveze). Da gibt es zwei Quellen. Die erste ist nahe am
Dorfe am Bache „Furmanecz“ an dessen rechtem Ufer, immerwährenden
1) L. e. pag. 35.
[13] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 191
Verschlemmungen ausgesetzt. Gegenwärtig ist sie in Holz gefasst, 1 Fuss tief,
wasserarm. Das Wasser opalisirend, unangenehm sauer, wahrscheinlich durch
Vermischung mit dem Bachwasser, Vom Gründe sieht man viele Kohlensäure-
blasen aufsteigen. Temperatur +7’ R. bei einer Lufttemperatur von-+ 115° R.
— Die zweite entspringt im Walde „do potoka kuscsave“* zum Sauerwasser
genannt, am Fusse des Berges Prehiba, an demselben oder besser gesagt in
demselben Bache wie die erstere. Sie ist unbedeutend, das Wasser klar, farb-
und geruchlos, von ausgezeichnetem saueren Geschmacke. Temperatur + 7° R.
Das Wasser des Baches eben so warm.
Bartsch zählt die Frieskaer Quelle zu den alkalisch-muriatisch-erdigen
Jod- und Eisensäuerlingen.
Gäbolto. Im Felde „pod Iyipi“ unter den Linden, auf der Wiese des Bauers
J. Pokrusko, am südseitigen Abhange des Berges Buszö, entspringt die Gäbol-
töer alkalische eisenhältige Quelle. Sie ist in Holz gefasst; das 2 Fuss tiefe und
13/, Fuss breite Reservoir füllt sie in einer Viertelstunde, beim Abflusse setzt
sich viel ocheriger Niederschlag ab. Das Wasser ist klar, farb- und geruchlos,
angenehm sauer schmeckend. Temperatur +8°R. bei einer Lufttemperatur von
—2”R. Dem Boden der Quelle entsteigen zeitweise grosse Kohlensäureblasen.
Ausser dieser Quelle wird bei "Gäbolts noch eine Wunderquelle
erwähnt, und zu den süssen Schwefelquellen gerechnet. Sie hat das reinste
süsse Wasser, ohne Spuren von Schwefelwasserstoff.
@erlachö; hat zwei Quellen, die 11/, Stunde von der Ortschaft nördlich,
am südlichen Abhange des Berges „Czarna hora“ entspringen. Die erste im
Felde „za sczop“genannt, soll schon eigentlich am Hrabsker Terrain liegen, wird
aber überall nur die Gerlachöer genannt. Aus ihrer hölzernen Umfassung ent-
quillt sehr viel freie Kohlensäure. Sie besitzt recht viel Wasser, das sich aber an
dem Hügel beim Abflusse verliert, indem es zuerst einen ocherigen, später einen
weissen kalkigen Niederschlag hinterlässt. Das Wasser ist farb- und geruchlos,
sauer, reagirt neutral. Temperatur + 8° R. bei einer Lufitemperatur von
+ 155° R.
Die zweite, von der oberen eirca 120 Schritteentf ernte, entspringt unten an
einem Bache, dessen Ufer in einer Peripherie von 30—40 Quadratklaftern einen
Sumpf bilden, aus dem an unendlich vielen Stellen unzählige Kohleusäureblasen
dem Boden entsteigen. Dieser Morast ist durchgängig ocherig. Die untere ist
auch in Holz gefasst, ihr Wasser opalisirt, ist geruchlos, nicht so gut schme-
ekend, wie das der oberen reagirt neutral, und ist + 7°8° R. warm.
Woher v. Härdt! die Angabe besitzt, dass die Umgebung reich an Grana-
ten sei, das weiss ich nicht; factisch kommen da keine vor.
6romos. Auch bezüglich der Gromoser Quelle herrscht eine grosse Verwir-
rung. Die Gromoser Quelle entspringt nicht, wie es v. Härdtl und Andere
angeben, eine Viertelstunde von der Ortschaft, sondern im Dorfe im Garten des
Bauers Petrus Janko. Sie leidet sehr oft durch das Austreten des den Garten
bespühlenden, aus dem Felde „sarki“ kommenden Baches. Laut Angabe der
meisten aus dem Dorfe, die mich umgaben, war sie einstens so reich, dass unter
ihrem Verdecke, das jetzt fehlt, ein förmliches Bächlein hervorfloss; dazumal
wurde sie auch zu Bädern gebraucht, was jetzt wegen der geringen Menge des
Wassers kaum möglich wäre. Jäez sagt, dass sie stündlich 4 Kubikfuss Wasser
gebe, was ich bezweifle. Ich liess die 2 Fuss hohe und 2 Fuss breite Wassersäule
ganz ausschöpfen, blieb dann noch eine Weile bei der Quelle, sah aber kaum
etwas Wasser zukommen; nur kleine Luftblasen entstiegen dem Schlamme
reichlich. Der Eigenthümer sagte mir, dass es zwei Tage bedürfe, bis das Re-
servoir gefüllt wird.
25 ®
199 Dr, Cornel Chyzer, [14]
Das Wasser ist klar, farblos, stark nach Schwefelwasserstoff rieehend, von
unangenehmem faden Geschmacke, angeblich wirkt es abführend. Die Tempe-
ratur +7°8° R. bei einer Lufttemperatur von + 10-3° R. Im Winter soll sie
manchmal zufrieren.
Nach Jäcz soll es + 9° R. haben bei einer Lufttemperatur von + 18° R.
und das speeifische Gewicht desselben ist 1:004. Nach seiner qualitativen Ana-
Iyse enthält es: doppelt kohlensauren Kalk, schwefelsaures Natron, schwefel-
saure Magnesia, Thonerde, und viel Hydrothıon. Nach Abdampfung von einem
Civilpfunde Wasser bekam er 21 Gran fixe Bestandtheile.
Bei Bartsch wird diese Quelle unter diesem Namen gar nicht erwähnt;
aber ich bin überzeugt, dass es dieselbe ist, die er unter dem Namen der Ko zse-
leezaer beschreibt.
Auch v. Härdtl versetzt sie nach Kozseleez. Dieses Prädium besitzt zwar
auch seine Schwefelquellen, diese sind aber mit den Gromosern nicht zu
verwechseln.
Die zweite Gromoser liegt eine halbe Stunde vom Dorfe entfernt, diese
wird bei keinem Autor erwähnt. Sie entspringt am Rande des Waldes: „zlana
mlaka“ salzige Pfütze, ist aber gegenwärtig verschüttet.
Gyurk6. Mit Recht sagt v. Härdtl, dass Gyurkö „vielleicht nur durch
Verwechslung“ zu einer Quelle kam; aber darin irrt er auch, wenn er sagt, dass
mit Palocsa. Ich war bei einer Quelle, die man auch die Gyurköer nennt, die
gehört aber zu Kozseleez, wovon weiter unten. Palocsa besitzt auch keine
Schwefelquellen
Hanustalu (St. Hanuschovce, d. Hansdorf). In Hanusfalu werden drei Quel-
len angegeben, wo, wenn wir die Tapoly-Bisztraer Quelle nicht hieher zählen,
keine vorhanden ist. Wenigstens konnte ich an Ort und Stelle keiner auf die
Spur kommen.
Hazslin. Die einzige Hazsliner Quelle entspringt im Felde „za mlyinami“,
oder „pod dzilyom“, oder „ku kvarnej vodze“ genannt, eine Viertelstunde
vom Dorfe, am Fusse eines mehrere Klafter hohen Löss-Hügels. Sie wird sehr
oft bei Platzregen verschlemmt, ist wasserarm,. Das Wasser ist krystallhell,
trübt sich nach einigen Tagen in Flaschen und wird wieder rein nach Absatz
eines Niederschlages; schmeckt angenelım sauer, ist geruchlos, reagirt
alkalisch und hat + 8°5° R., bei einer Lufttemperatur von + 5°R. Sie hat keine
Spur von Hydrothivn; es sind somit Wachtel und v. Härdtl im Irrthume,
wenn sie sagen, dass sie eine süsse Schwefelquelle sei. Bartsch und Jäcz
erwähnen sie gar nicht.
Tapli-Hermäny. Die Hermänyer Quelle gehört zu den sehr wenigen Säroser
Quellen, die ich aus eigener Anschauung nicht kenne, und die in der gesammten
Literatur nur einmal erwähnt wird 1). Nach meinen sorgfältigen Erkundigungen
kann das keine andere sein, als jene, die Bartsch und nach ihm Andere bei
Petervägäs anführen, wo eine solche laut Aussage des Volkes nicht existirt.
Der Irrthum verhält sich folgendermassen: Bei Kapi-Pälvagas führt
Bartsch einen Berg, die „kura hura“ an, wo eine (uelle sein sollte. Nun
dieser Berg ist von dort weit entfernt; er scheidet die Petervägäscher Grenze
von der Hermänyer, und an dieser Seite dieses Berges soll eine kleine Sauer-
wasser-Quelle entspringen.
1) A m. orvosok &s termöszetvizsgälök kassa-Eperjesen tartott nagy gyülesenek munkä-
latai. pag 196.
[15] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 193
Herinek. Diese Quelle, die bisher nur einmal von Herrn Franz Ritter
v. Hauer erwähnt wird !), entspringt an der Wiese „pod Sztavenyecz* 1960
über der Meeresfläche. Sie bildet einen Sumpf, aus dem sehr viele Kohlen-
säure-Blasen aufsteigen. Beim Abflusse des Wassers wird viel ocheriger Nie-
derschlag gebildet. Das Wasser ist klar, farblos, süss, riecht sehr en. 4 nach
Schwefelwasserstoff, im Sommer angeblich stärker. Die Temperatur + 7’R
bei einer Lufttemperatur von 0-10 R.
Hoszszuret (Langenau, Dluhaluka). Von den Bartfelder Quellen durch den
Berg „osztra hurka“ getrennt, eine Viertelstunde vom Fusse des Zboröer
Schlossberges entfernt, entspringt die Langenauer Quelle vor dem dortigen
herrschaftlichen Gebäude. Einstens war auch eine Badeanstalt da, dies beweisen
die noch stehenden Gebäude; da sie aber die Coneurrenz mit dem immer mehr
in Schwung kommenden Bartfeld nicht halten konnte, ging sie ein.
Auf das goldene Zeitalter von Hoszszüret eriunert auch der Umstand, dass
Kitaibel bei Gelegenheit der Analyse der Bartfelder Quellen auch die Hosz-
szüreter quantitativ analysirte. Die Resultate seiner Arbeit stellte er in tabella-
rischer Uebersicht zusammen ?). Er hatte die Menge der Bestandtheile in 100
Kubikzollen Wassers bestimmt. Da dieses Maass ein heutzutage ungewohntes
ist, so habe ich es auf ein Civilpfund umgerechnet, da ferner Kitaibel dieses
Wasser zweimal analysirte, und zwar mit verschiedenen Resultaten, so habe ich
auch das Mittel der Ergebnisse dieser zwei Analysen berechnet.
Nach Kitaibel sind im Hoszszüreter Wasser :
Analyse Analyse ns? | mitteizanı
er zwei fi Civil-
vom Jahre 1795/vom Jahre 1796| vorgehenden =
R > A pfund = 7680
in 100K.Z. | in 100K. Z. Analysen Erähe
in 100 K, Z.
Wasser Wasser Wapker berechnet
Koblensaures Eisenoxydul ; 0-3 0:0930
= Kohlensaurer Kalk . ..... 12:30 11:9 12-100 37065
= / Kohlensaure Magnesia . . .. . 1:82 1:8 1'810 0.5540
Bemerde oe. 0:30 03 0:300 0:0920
Es jaktieselsäure wi... 2. 1:20 11 1'150 03525
Summe der Erden . ..... 15°93 15°4 15°665 47980
& ( Kohlensaures Natron . .... 56:20 54.90 55°550 17.0145
E Balsam. 6. ikea 24.40 23:32 23'860 73080
- ) Schwefelsaures Natron R 001? 0:02? 0°015? 0.0045 ?
= Summe der Salze . . . 2 2... 80.61 78:24 79-425 24-3270
II. Extraetiv-Stoffe -. -. . 2... H 094 0-90 0:92 0'281
Se 1: Pe K. Zoll K. Zoll K. Zoll K. Zoll
An Erden gebunden . . . 2.2...» 9:2 8:9 9:05 2771
An Salze gebunden . . .. 2... 485 AT-A 4795 14-687
Zusammen sammt der Freien. . .. .» 177-4 1748 17595 53893
Aus dieser Analyse ist ersichtlich, dass das Langenauer Wasser in die
Classe der alkalisch-muriatischen Eisensäuerlinge gehört, worin es unter den
Wässern ersten Ranges Platz habeu kaun. Und die Resultate dieser Analyse sind
wir um so mehr berechtigt, für beinahe ganz richtig zu halten, da uns die
1) Höhenmessungen im nordöstlichen Ungarn, Mittheilungen der k. k. geograph. Gesell-
schaft. 1859. III. 2. pag. 71.
2) L. c. pag. 89 des II. Bds.
194 Dr. Cornel Chyzer. [16]
neuester Zeit durch Karl Ritter v. Hauer vorgenommene Analyse des Bart-
felder Wassers zur Genüge gezeigt hat, dass die Arbeiten Kitaibel's unge-
achtet ihres Alters nicht gering zu schätzen sind.
Prof. Tognio fand auch Jod darin.
Die gegenwärtige, 2'/, Fuss im Durchmesser haltende Umfassung der
Quelle ist aus morschen Brettern; das Wasser darin bis zum Ausflusse 3 Fuss
tief. Die Quelle gibt stündlich ungefähr 180 Halbe Wasser. An manchen Tagen
werden auch 14—15 Fässer davon nach Galizien verführt. Das hiesige Volk
trinkt beinahe kein anderes Wasser als dieses.
Das durch das fortwährende Entweichen von Kohlensäure-Blasen ewig
bewegte Wasser ist nie ganz rein, immer etwas opalisirend, von angenehmem
sauren Geschmacke. Manchmal, auch beim schönsten Wetter, verändert es den
Geschmack ohne aller bekannten Ursache, was nach Regen jedesmal der Fall ist.
Im Winter friert es nie ein. Das Wasser reagirt neutral. Temperatur des-
selben, nach viermaligen, an verschiedenen Tagen vorgenommenen Messungen,
im Mittel + 8:5 °R
Um die Quelle herum sind noch die Spuren des einstigen sie bedeckenden
Pavillons in Form von aus der Erde herausstehenden Stümpfen, an welchen,
sowie auch im benachbarten Garten, wo das Wasser abfliesst, das Natron fort-
während efilorescirt.
Hrabszke. Hier fand ich mehrere Quellen:
1. Die erste am Wege von Gerlachö nach Hrabszke, am linken Ufer des
aus dem Berge „Csarna hora“ kommenden Baches „Dvoriszko“ im Felde glei-
chen Namens, eine halbe Stunde vom Dorfe. Sie entspringt aus einem Sand-
steinfelsen; über ihr unmittelbar folgt eine Schichte Schotter von der Höhe von
1 Fuss. Sie ist sehr seicht, bringt aber viel Kohlensäure mit sich heraus.
Das Wasser ist farb- und geruchlos, von angenehmem sauren Geschmacke,
reagirt neutral. Temperatur + 8°3° R., bei einer Lufttemperatur von + 125° R.
2., 5. und 4. Drei andere Quellen finden wir im Dorfe am rechten Ufer
des Baches „schilszke* 2 Klafter hoch über demselben. Alle drei sind in
Holz gefasst. Die grösste ist die unterste; sie ist 1 Fuss tief und bezüg-
lich der Kohlensäure intermittirend; es entströmt ihr nämlich alle
5—10 Secunden eine grosse Menge Kohlensäure auf einmal mit einem sehr
starken Gemurmel. Das Wasser ist opalisirend, geruchlos, schwach sauer, rea-
girt neutral, hat + 7-5oR
Die zwei anderen höheren sind geringer, noch weniger sauer, und bieten das
Phänomen mit der Kohlensäure nicht dar.
5. Die fünfte Quelle ist am Wege nach Sznak6d, eine halbe Stunde von
Hrabszke oberhalb der Mühle; sie ist bezüglich der physikalischen Eigenschaften
den jetzt besprochenen dreien ähnlich.
Alle diese Quellen werden von den Autoren, die überall nur eine mit Namen
erwähnen, zu den Eisensäuerlingen gerechnet; v. Härdtl gibt auch Jod darin
an. Nach wem?
Hradiszko. Am Grenzpunkte des Neocom-Mergels mit dem Karpathen-
Sandsteine, nördlich von Ternye, im Thale unter dem Dorfe Hradiszko , etwa
50 Klafter oberhalb der Wohnung des Försters, in einem engen waldigen Thale
entspringt diese Quelle.
Die hiesige Badeanstalt, wenn man sie so nennen darf, besteht aus sechs
hölzernen Badekammern, die sehr vernachlässigt sind. Die in ein viereckiges
eig 5 Bassin gefasste Quelle gibt in 24 Stunden höchstens für 15 Bäder
asser.
117] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 195
Das Wasser ist nach Jäcz klar, farblos. Ich aber habe es so milchig trübe
gefunden, dass ich es das am wenigsten durchsichtige Säroser Mineralwasser
nennen muss. Uebrigens mag das frisch hervorgequollene Wasser farblos und
die milchige Trübung dem ausgeschiedenen Schwefel des länger stehenden
Wassers zuzuschreiben sein. Dafür spricht auch der bedeutende Unterschied
zwischen den Resultaten unserer Temperatur-Messungen. Nach Jäacz hat es
+ 10° R. bei einer Lufttemperatur von + 20°R.; ich fand es nur + 5°30R.
warm bei einer Lufttemperatur von + 4° R.
Nach Jäcz ist sein spec. Gewicht 1'004. Er fand darin in einem Pfunde
Wassers:
Grane
Doppelt kohlensauren Kalk . . 2.2.2... 40
Doppelt kohlensaures Natron . . .....195
Schwefebanren Kalkısaeil» ;% sauna Aslakkı ya
ie selsauge a a un a
Summe . 80
Ausserdem freie Kohlensäure und Schwefelwasserstoff. Ich habe es stark
alkalisch reagirend gefunden.
Jernye (sl. Jarownyieze). Als Quellen-Fundort nur bei v. Härdtl erwähnt.
Er hat ganz Recht, wenn er hinzufügt, dass die Angabe der Quelle wohl nur
auf einer Namensverwechslung mit Ternye beruht, denn hier gibt es wirklich
keine Mineralquelle.
Jesztreb. Zum ersten Male finde ich es bei v. Härdtl und Linzbauer t)
und auch da heisst es: angeblich eine Quelle und unbekannt. .
Izsep (sl. Zsipov). Eine Viertelstunde nordöstlich vom Dorfe, im Felde
„na Pongraczovej“, entspringt die Izseper Quelle. Sie ist wasserarm, das
Wasser klar, farb- und geruchlos, angenehm sauer schmeekend, reagirt alkalisch.
Temperatur + 7:60 R. bei einer Lufttemperatur von + 5° R.
Bei Wachtel und Anderen steht sie irrthümlieh unter den Hydrothion-
Säuerlingen.
Kakasfalu (Kakasowee). Das Dorf Kakasfalu liegt zwar noch im miocenen
Sandsteine, aber seine Quellen entspringen schon aus dem Trachytgesteine
der Soövärer Gebirgsgruppe. — Von Szigord (Venatori) nordwestlich im Walde
Sezawieza, eine halbe Stunde von der Wohnung des Canalaufsehers, findet man
sie beide.
Die Hauptquelle selber wird auch die Sezawieza genannt, sie ist in Stein
gefasst, ihr Wasser etwas opalisirend, von erfrischendem, angenehm sauerem Ge-
schmacke, geruchlos, in denFlaschen, worin es gehalten und öfters getragen
wird, setzt es eine rothbraune Kruste ab. Reagirt neutral. Temperatur + 6°8 R.
bei einer Lufttemperatur von + 2° R.
Die zweite etwas westlich liegende Quelle ist vernachlässigt, und gegen-
wärtig nur eine Pfütze.
Die dritte, die Bartsch anführt, gehört zu Clausura.. Wachtel zählt irr-
thümlich die Kakasfaluer Quellen zu den Hydrothionsäuerlingen.
Kapi. Die hiesige angebliche Mineralquelle ist eine gewöhnliche süsse
Quelle, die, aus einer grösseren Tiefe kommend, nie zufriert.
1) L. e. pag, 118.
196 Dr. Cornel Chyzer. [18]
Kaproneza (Koprionieza). Aus dieser haben die meisten Autoren zwei
Quellen gemacht, und zwar eine süsse Schwefelquelle und einen Hydro-
thionsäuerling; und führen die erstere als Varjufaluer, letztere als Kapronezaer
an. Diesen Irrthum hat der Umstand erzeugt, dass die Quelle unmittelbar an
der Grenze von Varjufalu entspringt.
Sie liegt in der unmittelbaren Nähe der ausserhalb des Dorfes liegenden
herrschaftlichen Gebäude des Herrn v. Kösa, am linken Ufer eines kleinen
Baches. Das Wasser ist opalisirend, stark nach Schwefelwasserstoff riechend, von
süssem Geschmacke, reich an Kalk. T. + 6°5° R. bei einer Lufttemperatur
von — 12° R. Unter den Gebäuden ist auch ein kleines Badehaus da, da aber
die Quelle täglich für höchstens sechs Bäder Wasser liefert, so kann an eine
Cultivirung derselben nicht gedacht werden.
Merkwürdiger Weise wird, besonders im Winter, der ganze Hausbedarf
an Wasser aus dieser Quelle gedeckt; nur zum Begiessen des Sauerkrautes in
Fässern kann man es nicht brauchen, da dieses angeblich davon ganz weich wird.
Durch die Anwesenheit der Schwefelquelle angeregt, frug ich nach Kalk
und fand ihn richtig im nachbarlichen Dorfe Abrahamfalu im Hause des Herrn
v. Winkler, der mir sehr viele Kalktuffstücke vorzeigte, die an den Feldern
sehr häufig sein sollen. Somit wäre auch hier der Ursprung einer Schwefel-
quelle nachgewiesen.
Kelemes. Siehe Sebes-Kelemeser Wiese.
Kende. Es ist ein Irrthum, der sich au’s einem Buche in’s andere fort-
pflanzt, dass in Kende eine Quelle sei; dort ist positiv keine vorhanden.
Kozseleez. Manche Autoren versetzen die Gromoscher Quelle hieher;
sowohl jenes Dorf, als auch dieses Prädium haben aber ihre eigenen Schwefel-
quellen. — Am Terrain von Kozseleez kommen folgende Quellen vor:
1. In Walde „za rovni vrh“, hinter dem geraden Berg, an einem kleinen
Bache, an dem „ku smerczacsej* genannten Orte, entspringt eine zwar sehr
seichte aber ergiebige Quelle. Sie fällt beim Bache lediglich durch den weissen
silberglänzenden Niederschlag ihres Abflusses auf. Das Wasser ist sehr klar, süss,
bezüglich des Schwefelwasserstofigeruches der Gromoscher ähnlich. T. + 6’R.
bei einer Lufttemperatur von + 12° R.
2. In dem von der Puszta südwestlich liegenden Walde „male kati“ soll
angeblich eine ähnliche aber nicht so wasserreiche sein. Diese konnte ich nicht
besuchen.
3. Vom Wege gegen Bajorvägäs, über den Berg „prez harcsareny“, ober
Pusztamezö an der Grenze zwischen Kozseleez und Gyurkö entspringt die dritte
Kozseleezer Quelle, mitten in einem Sumpfe, in der unmittelbaren Nachbarschaft
einer gewöhnlichen süssen Quelle. Auch sie ist sehr seicht. Das Wasser klar
farblos, reagirt neutral, süss sehmeckend, undnach Schwefelwasserstoff ziemlich
stark rieehend. T. + 7° R. — Wahrscheinlich diese ist es, die bei manchen
Autoren unter dem Namen Gyurköer Quelle figurirt.
Kraszne. Ist nur bei v. Härdtl angeführt. Hätte es auch eine Quelle,
so gehört sie nicht hieher, denn Kraszne==Haraszti ist im Abaujer Comitate.
Kvacsäny. Kenne ich nicht. Angeblichsoll es ein wenig ergiebiger alkalisch-
muriatischer Eisensäuerling sein.
Laesnö. Die Angabe muss auf einem Irrthume beruhen, denn hier ist keine
Quelle.
Laghnö (Legnyava). Von Laghnö sagt schon Bartsch: „mit zwei halbver-
schütteten Quellen“. Als ich dort war, im Jahre 1862, waren keine Säuerlinge
vorhanden, denn die eine, auf dem dem Herrschaftshause gegenüber liegenden
[19] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 197
Berge, war angeblich ausgetroecknet, die andere, die unweit von dem nach Szta-
rina führenden Wege linkerseits liegt, und in ein hölzernes Reservoir gefasst
ist, fand ich süss. Ueber andere Sauerwässer konnte mir das Volk keine Aus-
kunft geben.
Aber in Lipnik erfuhr ich, dass noch vor kurzer Zeit in Laghnö ein ausge-
zeichnetes Sauerwasser gewesen sein soll, welches wegen seines grossen Eisen-
gehaltes die Flaschen, in welchen es gehalten und getragen wurde, bald bräunte.
Diese mitunter mit einer ganz dieken rothbraunen Kruste überzogenen Flaschen
klärten sich aber bald, und wurden ganz rein, wenn man das Szuliner Wasser,
das an freier Kohlensäure ausserordentlich reich ist, eine Zeit lang in ihnen
getragen hatte.
Liesert. Nach meinen Erkundigungen gibt es da keine Quelle.
Lipnik. Nur bei v. Härdtl angeführt, und da heisst es noch, dass die Zip-
ser Lipniker Quelle wahrscheinlich nur durch Verwechslung mit dieser schon
1478 angeführten — aber wo? — angegeben wird. Ich hörte inLipnik von kei-
ner Quelle. Ob dann nicht die Szuliner damit gemeint war?
Keczer-Lipöez. Höchst wahrscheinlich nur eine Verwechslung mit Szinye-
Lipöez, wie dies auch v,. Härdt| angibt. Meinen Erkundigungen nach ist keine
Quelle da.
Szinye-Lipöez. In der schönsten romantischesten Gegend des Comitates,
in der Berührungslinie des Eocen-Sandsteines mit dem Triaskalke, drei Meilen
von Eperies, und eine halbe Meile von der auf das Branyiszko Gebirge führen-
den Landstrasse entfernt, liegt das Bad Szinye-Lipdez 1), eine wahre Wiege
eines ungarischen Lubien oder Eilsen.
Quellen gibt es hier sehr viele; ihre Zahl zu bestimmen ıst beinahe unmög-
lich, da an einzelnen Stellen, wie Jözsa sagt „imo baeulus humi defixus, aci-
dulares aquas prolieiat“. Ferner finden wir in Jözsa’'s Arbeit 2) (die sonst der
Geschichte zu übergeben ist) ausser der Angabe der einzelnen wichtigsten Quel-
len auch das noch erwähnt, dass hier ein kleiner Bach ist, bei der weissen
Quelle, der heutige Sprudel, und der Spiegel, „e eujus fundo et lateribus sex-
centae et amplius scaturigines aquas suas minerales exonerant, quas inter
binae, erassitie brachii humani alte subsilientes considerationeın merentur prae-
eipuam etc.“
Von alledem existirt nunheute gar nichts. Ich bin aber weit entfernt, darum
die Wahrheit der J6zsa’schen Angabe zu bezweifeln, da ich es weiss, dass das
hiesige Terrain durch äusserst häufige Ueberschwemmungen sein Bild fortwäh-
rend verändert.
Bartsch und so ziemlich nach ihm v.Härdtl erwähnen folgende Quellen:
1. Haupt-, 2. Nathalien-, 3. Kessel-, 4. Feszt’s Holzstammquelle, 5. ein Brun-
nen neben dieser letzten, 6. Spiegelbad. Da aber die Lage derselben nicht an-
gegeben wird, so kann man es nicht wissen, von welcher es sich handelt, um so
mehr, da man hier von Benennungen gar nichts weiss.
Jäez gibt die Zahl der Quellen auf über 20 an, und unterscheidet sie in
obere und untere.
1) Jäez gibt die Höhe von Szinye-Lipöez (l. e. pag. 41) auf 2000 Fuss an. Was nicht
wahrscheinlich ist. Der nächste authentisch gemessene Ort ist Szinye, der nach Kreil
10254 Fuss über der Meeresfläche liegt. Und ich weiss es nicht, ob das Bad nicht n'e-
driger liegt als Szinye ? ee
2) Serutinium aquarum mineralium in possessionibus Sindler et Lipöez, J. Com, Särosiensi
ingremiatis existentium. Cassoviae 1799, pag. 1 —43.
K.k. geologische Reichsanstalt, 14. Band, 1864. II. Heft. 26
198 Dr. Cornel Chyzer. [20]
Ich unterscheide folgende nennenswerthe Quellen:
1. Die Haupt- oder Trinkquelle, beinahe in der Mitte der Badeanstalt , mit
einem auf Säulen mehr wankenden als ruhenden Pavillon gedeckt.
2. Die von der ersten nordöstlich liegende, mit einer hölzernen Bude be-
deckte, zu Bädern benutzte obere,
3. und die zwischen der sub 2 und dem Kessel liegende untere Badequelle.
4. An der Westseite des Badewohnhauses, mitten im rechtsseitigen Gärt-
chen, eine im Jahre 1862 erbohrte, mit milchigtrübem Wasser gefüllte Quelle.
5. Im Westen von dieser ein vernachlässigter Quellencomplex, gegenwärtig
ein Sumpf durch eine Unzahl aufsteigender Gasblasen vom weiten kenntlich.
Hier könnte man leicht einen zweiten Spiegel errichten.
6. Am rechten Ufer des von Norden nach Süden fliessenden Baches, einige
bundert Schritte von der Hauptquelle der unverkennbare Sprudel; und endlich
7. das vom Sprudel einige Schritte entfernte Spiegelbad.
Die von Bartsch erwähnte Natalienquelle ist weggeschwemmt worden,
und Feszt’s Holzstammbrünnchen ist verschüttet.
I. Die Hauptquelle, deren Wasser fortwährend knisternd schäumt, ist sehr
wasserreich; ihr Wasser krystallhell, schwach nach Schwefelwasserstoff riechend
(dieser Geruch soll bei nassem Wetter angeblich bedeutend stärker sein, so dass man
die Quelle hier oft für einen Wetterpropheten hält) schmeckt angenehm sauer,
reagirt schwach alkalisch. T. + 9'6° R. bei einer Lufttemperatur von + 7° R.
Hier wird dieses Wasser ausschliesslich zum Trinken und Versenden ge-
braucht. In Flaschen gefüllt, verliert es seinen Schwefelwasserstoffgeruch, ohne
dass es einen sichtbaren Niederschlag bilden würde.
Der grösste Theil des Wassers fliesst hier unbenützt in den Bach ab.
Il. Die Quelle sub 2 ist bezüglich ihrer physikalischen Eigenschaften der
ersteren ähnlich, nur setzt sie an ihren Wänden keinen weissen Niederschlag ab,
wiejene, bei ihrem Abflusse ist alles mit rostbraunem Eisenocher überzogen.
T.. + 91°R,
Aus dieser wird das Wasser in auf der Erde liegenden, gar nicht zugedeck-
ten Holzeanälen in den Kessel geführt. Der Bau des Abzugscanales erlaubte mir
die Quantität ihres Wassers zu bestimmen. Sie gibt in jeder Minute 15, folglich
stündlich 900, und täglich 21.600 Halbe — 270 Eimer (der Eimer mit 80 Halben
gerechnet).
II. Da diese Quelle bei meinem Besuche der Sammelplatz alles Pfützenwas-
sers war, kann ich von ihr nichts sagen.
IV. Ist gegenwärtig ein tiefer Sumpf.
V. Ist gegenwärtig 1/, Fuss tief, wasserarm. Ihr fortwährend knisterndes
Wasser milchig trübe, sauer, schwach nach Schwefelwasserstoff riechend.
T..-+ 92° R-
Die bis jetzt genannten Quellen sind es, die Jäcz ohne Unterschied unter
dem Collectivnamen der oberen zusammenfasst.
VI. Die auffallendste bezüglich des Wasserquantums im ganzen Comitate
reichste und zugleich wärmste Mineralquelle ist der Sprudel; dessen krystallhelles,
alkalisch reagirendes, stark nach Schwefelwasserstoff riechendes 425
warmes Wasser aus seinem Bassin mit grossem Gemurmel scheinbar siedend in den
in unmittelbarer Nähe fliessenden Bach sich stürzt. Die Wände ihres Bassins,
sowieauch die des Abflusscanales sind mit weissem silberglänzenden Niederschlag
bedeckt.
VH. Endlich die in eine hölzerne Bude eingeschlossene, vom Sprudel einige
Schritte entfernte Spiegelquelle verdankt ihr Dasein höchst wahrscheinlich einem
[21] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 199
Quelleneomplexe. Ihr Wasser ist wahrscheinlich zufolge atmosphärischen Ein-
tlusses milchig trübe. Temperatur die des Sprudels.
Die letzteren zwei sind Jäcz's untere Quellen.
Nach Jäcz’s quantitativen Analysen enthalten die Lipöezer Quellen in einem
Civilpfunde Wasser:
Die Hauptquelle Der Sprudel
als Repräsentant der oberen Quellen: als Repräsentant der unteren Quellen:
Grane. Grane.
KohlensauresNatron . . . . . 8375 Doppelt kohlensaures Natron . 8'236
Kohlensaurer Kalk . . . . .16-454 » kohlensaurer Kalk . . 12-324
Kohlensaure Magnesia . . . . 1325 » kohlensaure Magnesia 1337
Kohlensaures Eisenoxydul . . 0'534 » kohlensaures Eisen-
ON dla Ei re na OR)
u ee ee in. WDR ee 780
mn; raue 29523 ars Jeil tan «ale ler arlalaneuenı 2847
BabwefelsäunesiNattion...i. 11.531502 Biis-dlreiisenin- glei omraulen ne nunıeie mn ST
ueielsairen Kalk nal. ara 85827 ui hu staalana ir manama int ATBET
SBehweielsanse Maenesia, .-.,-.1.17230,4. 25 anenlerd» sehe im heine ad 2524
Bisselsäure . 12.2... 0. 0:67 WR 2 a a EN ee en
51.694 51-372
Kubik-Zoll Kubik-Zoll
Bits rein: 4956) eek dA
Schwefelwasserstff . . . . 625 Ian. Brawl
Stickstoff in unbestimmbarer Quantität
Temperatur : bei der Bene n von + 16° R.
9’ R. aus ua Bu EL LIDSOR:
Speeifisches Gewicht:
on © rer
Gegen diese Analyse kann und muss zweierlei eingewendet werden:
Erstens ist die Quantität des Schwefelwasserstotfes unerhört gross. Ich
glaube dass, wenn Herr Dr. Jäcz die Resultate seiner Analysen mit denjenigen
anderer weltberühmter Schwefelquellen verglichen hätte, er denn doch auf das
Uebertriebene seiner Angaben aufmerksam geworden wäre, So z. B. ist in einem
Pfunde Eilsener Schwefelwassers nur 2096 K. Z. Schwefelwasserstoff, und
sogar dies wird noch für übertrieben gehalten, im Nenndorfer 01669 K.Z.; im
Lubiener, das man schon auf eine grosse Entfernung riecht, 2'401 K. Z. im
Pöstyener 0-47 K. Z. — im Schinznacher 1'725; im Paräder 0:32828 K. Z
u. Ss. w.1).
en Wie kann das kohlensaure Natron neben dem schwefelsauren
Kalke bestehen, ohne dass sie einander zersetzen? Das Nebeneinandersein sul-
cher Verbindungen pflegt als Kriterium der Fehlerhaftigkeit einer Analyse be-
trachtet zu werden.
1) Uebrigens diesen Fehler, nämlich die Uebertreibung des Schwefelwasserstoff-Quantums
finden wir bei den meisten ungarischen Schwefelquellen, die früherer Zeit analysirt
wurden. Mein Freund Felletär, der die Menge des Schwefelwasserstofles im Parader
Wasser nach Meissner auf eine 33mal geringere Quantität redueirte, hatte als Curio-
sum die Riesengehalte der ungarischen Schwefelwässer an Schwefelwasserstoff zusam-
mengestellt. (A parädi kenes gyögyvizek legujabb vegybontäsa. Poors Gyogyäszat.
1861, pag. 546.)
26°
900 Dr. Cornel Chyzer. [22]
Auch glaube ich, dass die Quantität des Eisens etwas geringer ausfiele bei
einer Analyse durch geübtere Hände.
Aus dem Gesagten folgt, dass auch dieses Wasser einer neueren und
genaueren Analyse bedürfe.
Dieser Badeort, dessen Einrichtungen am besten mit Stillschweigen über-
gangen werden, ist wahrlich nur durch die Natur schön; die Kunst hat sehr
wenig dazu beigetragen, während es doch nur eines mässigen aber zweckent-
sprechend angelegten Capitals bedürfte, um einen Badeort, der in Ungarn ersten
Ranges sein könnte, hervorzuzaubern!
Luk6 und Malyezö beide als Quellenfundorte mehrfach angeführt, haben
keine Mineralquellen.
Nyklyova, Die hier gewesene Quelle war am Felde „na esverti“ unter
zwei Pyramidenpappeln. Einstens musste sie in guter Ordnung gewesen sein,
dies zeigen auch die Steinbauten um die Quelle. Tognio, der sie analysirte, fand
auch Jod darin ?).
Gegenwärtig ist sie mit Mist und Steinen vollgeworfen. Wenn ich mich .
gut entsinne, so bekam ich neulich die Nachricht, dass der Herr Ortsp farrer
durch mich angeregt, sie suchen und in brauchbaren Stand setzen liess.
Sie wird bei den Autoren als ein alkalisch-muriatischer Säuerling an-
geführt.
Die von der ersteren etwa 20 Schritte entfernte Quelle führte ich bei
Czigla an.
Olysö. Diese seichte Schwefelquelle entspringt im Felde „na Lan“ eine
Viertelstunde vom Dorfe an dem linken Ufer eines kleinen Baches, aus eocenem
Sandsteine. (Diese Berglehne ist reich an Kalktuff.) Das Wasser ist klar farb-
los, süss, nach Schwefelwasserstofl riechend, reagirt neutral. T. + 5° 5° R. bei
einer Lufttemperatur von + 72° R.
Felsö-Orlik (Ober-Orlik). Wird nur von Linzbauer und v. Härdt|
erwähnt. Ersterer zählt sie zu den unbekannten; letzterer unter die angeblichen
und versetzt sie nach Unter-Orlik, wobei er noch bemerkt, dass sie falsch
Obeı-Orliker heisse.
Sie ist in Ober-Orlik, im herrschaftlichen Hofe, wo sie im Jahre 1857
statt eines gewöhnlichen Brunnens geöffnet wurde. Wasser fand man erst in
der Tiefe von 5 Klaftern, das aber seit der Zeit reichlich fliesst und seinen
schwachen Schwefelwasserstoffgeruch unverändert beibehält. Das Wasser ist
klar, vom gewöhnlichen harten Wassergeschmacke, hat beinahe keine Spuren
von Kohlensäure, reagirt neutral. Temperatur des mit Holz und Mist gedeckten
Brunnenwassers + > R. bei einer Lufttemperatur von — 5°5 R.
In Ermangluug eines anderen Wassers trinken die Leute, obwohl der Bach
unweit des Hofes fliesst, nur dieses Wasser. Bezüglich des Ursprunges glaube
ich, dass diese Quelle ihren Schwefelwasserstoff denselben kalkigen Bildungen
verdaukt, wie die Vapenyiker Quellen. Siehe diese.
Palocsa. Die Palocsaer „pod zam Kom“ Quelle ist keine Schwefelquelle,
sie soll angeblich viel Kalk und Magnesia enthalten und Kropf verursachen. Münd-
liche Mittheilung von Dr. Bar tsch.
Kapi-Pälvägäs (Pawloweze). Ueber die Quellen von Kapi-Pälvägäs sind
wir bis zum heutigen Tage nieht im Reinen. Die von Bartsch angeführten
Fundorte „na radlinkoch i kurej huri* kommen da nicht vor.
#) L. ec. pag. 35.
[?3] Ueber die Mineralquellen des Säıoser Comitates in Ober-Ungarn. 2091
Im Folgenden notire ich nur dasjenige, was ich nach vielseitigem Befragen
eruiren konnte.
1. Jene angeblichen Quellen, die nahe beim Dorfe sein sollen, gehören zu
Keczer-Pälvdgds, das nur durch einen Bach von Kapi-Palvdgds getrennt ist.
2. Am eigentlichen Kapi-Pälvagäser Terrain sollen angeblich zwei unbe-
deutende schwache Säuerlinge entspringen, der eine im Walde „do banyıi“,
der andere im Walde „Zeich“ genannt, dort wo das K. Pälvägäser Terrain
dem Körösföer angrenzt.
3. Endlich hörte ich von den hiesigen Einwohnern, dass in diesem Hotter
auch Salzquellen vorhanden sein sollen; und zwar die eine an d»m „pod
lazami na pivovarnyikovim kutze“ genannten Orte, welche der Eigenthüner
des Feldes immer verschütten lässt, da ihm das zur (Quelle wandernde Vieh
alles zertritt. Die andere „na szoliszku“ an dem salzigen Orte, an der Wiese des
Bauers Namens Andrej. — Uebrigens halte ich diese Angabeu selber für
wenig authentisch, indem der hiesige Bauer jedes Wasser, das das Vieh einem
andern vorzieht, für salzig hält.
Keczer-Pälvägäs. Die folgenden Quellen werden überall die Kapi-Pälvägäser
genannt:
1. „Brunka“-Quelle. Diese ist 10 Minuten vom Dorfe westlich, in einem
gegen Osten laufenden Graben, 11/z Fuss tief. Ihr Wasser opalisirt etwas, ist
schwach sauer, geruchlos, + 72° R. bei der Lufttemperatur von + 8° R.
Die Bewoliner vom unteren Theile des Dorfes trinken von dieser Quelle.
2. „Pod hurkami'”, unter den Hügeln, ist die zweite auf einer kesselför-
migen Wiese westlich vom Dorfe eine halbe Stunde entfernt. Das Wasser der-
selben etwas opalisirend, stark nach Naphta riechend, und demzufolge
etwas unangenehm sauer schmeckend. Reagirt neutral. Temperatur + 7° R.
Ein origineller Glaube herrscht hier im Volke bezüglich dieser Quelle. Sie mei-
nen, dass, wenn das Wasser dieser Quelle in was für immer Gefässen weiter
höher in’s Gebirge getragen wird, es sich noch bessert, und umgekehrt seine
saure Kraft gleich verliert, wie es herunter in’s Dorf gebracht wird.
3. „Pod sztavencsikom”, unter dem Sztavencsik-Berge. Diese liegt mitten
zwischen den zwei früheren. Die Bewohner vom oberen Ende des Dorfes trin-
ken von dieser. Bei meiner Anwesenheit war sie beinahe ganz ausgeschöpft.
Auch ihr Wasser opalisirt etwas, ist aber geruchlos, reagirt neutral, schmeckt
sauer. Temperatur + 8°R.
Ausser diesen drei sollen hier noch angeblich einige unbedeutende saure
Quellen sein; diese konnte ich aber bei dieser Gelegenheit nicht sehen.
Jäcz schweigt sowohl über die Kapi- als auch die Keezer-Pälvägäser
Quellen. Wachtel, der die letzteren bei Kapi-Pälvägäs anführt, rechnet sie
irrthümlich zu den Hydrothion-Säuerlingen, eben so v. Härdtl, der Keezer-
Pälvagäs gar nicht erwähnt.
Pechy-Ujfalu (Pechy-Neudorf). Die Augaben über eine Mineralquelle in
diesem Dorfe beruhen auf einem Irrtlıume.
Petervägäs (Petroveze). Wahrscheinlich nur eine Verwechslung mit -
Tapli-Hermäny. Siehe jenes.
Pitrova. In Pitrova sind folgende Quellen nennenswerth:
1. Die Hauptquelle, vulgo sesavka. Diese entspringt am ‚südlichen Abhange
des Berges Szlavne, nördlich vom Dorfe, um Felde „na csvert* unter einem
Pappelbaume. Sie ist wasserreich, in einen kolussalen Holzstamm eingefasst.
Das Wasser klar, farb- und geruchlos, angenehm sauer schmeckend. Beim Ab-
flusse setzt es viel ocherigen Niederschlag ab. An freier Kohlensäure ist es so
202 Dr. Cornel Chyzer. [24]
reich, dass jeder hineingesteckte Gegenstand augenblicklich mit einer Unzahl
Perlen besetzt wird. Temperatur + 7'3°R. bei einer Lufttemperatur von
+ 13:50 R.
Das Wasser dieser Quelle wird nicht nur im Dorfe allgemein getrunken,
sondern auch in die nachbarlichen Orte verführt.
Mehr als wahrscheinlich ist es, dass Jäez unter dem Namen der Pitro-
vaer Quelle diese analysirte, obwohl man aus seinen Angaben glauben sollte,
Jass ihn die später zu nennende Murmelquelle „Bulkotka“ beschäftigte, was um
so weniger möglich ist, da diese letztere beinahe kein Wasser hat und eigent-
lieh mehr eine Kohlensäurequelle als Wasserquelle ist.
Nach ihm hat das Wasser + 8° R. bei einer Lufttemperatur von + 17 R.;
sein specifisches Gewicht 1'015. Gehalt: doppelt kohlensaures Natron, doppelt
kohlensaurer Kalk, doppelt kohlensaure Magnesia, doppelt kuhlensaures Eisen-
oxydul, Chlornatrium, Chlorcaleium, Thonerde, Spuren von Jod und freie Kohlen-
säure sehr viel.
2. und 3. Westlich etwa 160 Schritte von der Hauptiquelle, in demselben
Felde, entspringen andere zwei, bezüglich ihrer physikalischen Eigenschaften
der ersteren ähnliche, aber nicht so wasserreiche und nicht so in Ordnung
gehaltene Quellen.
4. Oestlich von der Hauptqueile auf 80 Schritte findet man wieder eine,
„scsavka“, Sauerwässerlein genannte Quelle. Um diese herum entströmt der
Erde in einer Peripherie von etwa 1/, Quadratklafter eine enorme Menge von
Kohlensäure. Diese ist auch vernachlässigt, scheinbar der Hauptquelle ähnlich.
5. Ueberraschend ist die auf eine weitere Entfernung hörbare Murmelquelle
Bulkotka, die im Felde „na scsavi“, nahe 10 Minuten östlich von den früheren,
dori wo das Pitrovaer Thal sich mit dem Czigelkaer kreuzt und verschmilzt,
entspringt. Diese ist weniger eine Wasser- als Kohlensäure-Quelle, ja das wenige
Wasser derselben ist sogar kauın eiwas sauer. Temperatur + 7°80R.
6. Die letzte Pitrovaer Quelle, weit vom Dorfe entfernt, entspringt an der
von Gäboltö nach Czigelka führenden Strasse, am Abhange des Pitrovaer Thei-
les vom Berge Buszö, aus dem rechten Ufer des Baches. Ihr Wasser ist sehr
rein, farb- und geruchlos, angenehın sauer schmeckend, ohne Spuren von
Schwefelwasserstoff. Bei alledem hält sie das Volk für eine Schwefelquelle,
vielleicht darum, weil einstens in ihrer Nähe im Bache eine andere, jetzt weg-
geschlemmte angebliche Schwefelquelle vorhanden war, um die herum die
Gäboltöer herrschaftlichen Wirthschaftsbeamten ein kleines Badehaus errichten
liessen, welches sammt der Quelle vom Wasser fortgerissen wurde,
Temperatur dieser Quelle + 7°4°R. bei einer Lufttemperatur von + 10° RR.
Plavnieza. Die Plavuiezaer Quelle entspringt eine Viertelstunde westlich von
der Ortschaft, an der Südseite des Thales, am Abhange eines kleinen Hügels,
zwischen Gestrüpp, im Felde „hrubi’. Sie ist in einen 11/, Fuss tiefen Holz-
stamm gefasst, wasserarm; beim Abflusse setzt sich viel weisser Niederschlag
ab. Das Wasser ist farblos, süss, nach Schwefelwasserstoff riechend, reagirt
neutral. Temperatur + 740 R. bei einer Lufttemperatur von + 8-40 R.
Ausser dieser soll hier noch im Walde „Komarik“ eine zweite, aber schwä-
chere, zur Zeit meines Besuches ausgetrocknete Schwefelquelle sein.
v. Härdtl gibt in Plavnieza fünf Quellen an. Nach wem?
Felsö-Polyanka (Ober-Polyänka). Die Polyänkaer Schwefelquellen werden
von ınir zuerst erwähnt; und mich wundert es, dass dies der Fall ist, da mir diese
Quellen bezüglich des Schwefelwasserstoffgehaltes im ganzen Comitate die reich-
sten scheinen, und sie seit Menschengedenken in Polyänka Jedermann kennt.
[25] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. 203
Die Quellen entspringen eine Viertelstunde im Norden desDorfes an den Ufern
eines kleinen Gebirgsbaches im Walde Vonacse, der stinkende Ort. Trotzdem dass
die grössere ganz mit dürrem Laub gedeckt war, roch ich sie schon auf mehr
als 40 Schritt Entfernung, welcher Geruch nach Reinigung der Quelle noch
penetranter wurde. (Möglich ist es, dass der Geruch desshalb so ausserordent-
lich fühlbar war, weil es regnete.) Leider konnte ich wegen Mangel an Zeit diese
Quellen nur bei Laternenlicht in tiefer Finsterniss besuchen und sehen, und so
weiss ich, mit Ausnahme der Temperaturmessung, nichts Näheres über sie anzu-
geben. Besonders hätte mich die umgebende Formation interessirt.
Die obere scheint reich zu sein, ihr Wasser ist klar, farblos, von süssem,
faden Geschmacke, reagirt neutral, hat + 6°5°R. bei einer Lufttemperatur von
+70R.
Meine Führer versicherten mich, dass Leute von grosser Entfernung (sogar
hinter Kaschau) hieher kommen, um dieses Wasser wegen seiner besonderen
Heilkraft in Krügen zu nehmen, was ich aus der Missdentung einzelner Fälle,
ferner dem Aberglauben dieses Volkes erkläre. Wie wäre es möglich, dass das
Wasser weiter bekannt wäre, wenn seine unmittelbaren Nachbarn kaum etwas
davon wissen?
Die untere, am anderen — rechten — Ufer des Baches, nahezu im Bache
von der ersten drei Schritte entfernte Quelle, ist der ersteren ganz ähnlich.
Posfalu. Siehe Csesfalu.
Radäcs. Der kleine Borküt, den ich bei Eperies beschrieben, ist es höchst
wahrscheinlich, den die Autoren Radäcser Quelle nennen. Radäcs selbst hat
keine.
Radoma. Ich konnte hier nur zwei Quellen ausfindig machen. Jäez und
v. Härdtl! geben drei an.
Die eine liegt unmittelbar am Wege, der vom Sesavnyiker Bade nach
Radoma führt. Ihre aus einem Holzstamme bestehende Umfassung ist inwendig
beinahe silberweiss, das Wasser krystallhell, perlend, stark nach Schwefel-
wasserstoff riechend, von gutem saueren Geschmacke, reagirt schwach alkalisch.
Die Temperatur habe ich nicht gemessen, weil das Thermometer unterwegs
vergessen wurde.
Die zweite, unweit der ersteren, in der Mitte der Wiese, ist brunnenartig
umzäumt, aber schmutzig, weil vernachlässigt, und ohne Abzug. Im reinen
Zustande dürfte sie kaum Schwefelwasserstoff enthalten.
Bartsch zählt diese Quellen zu Sesavnyik, und Wachtel hat mit
Radoma gerade einen der stärksten unter seinen Hydrothion-Säuerlingen aus-
gelassen. Tognio hatte auch Jod in diesen Wässern gefunden !).
Magyar-Raszlaviez (Ungarisch-Raszlaviez). Raszlaviez besitzt, oder besser
gesagt, besass drei Quellen:
1. Mitten im Dorfe, unweit des Pfarrhauses, zwei süsse, nach Schwefel-
wasserstoff riechende, bei meinem Besuche versiegte Quellen, die wahrschein-
lich mit Kaproneza identischen Ursprunges sind, und
2. eine dritte sauere Quelle, die, im Bette des Szekesöflusses entspringend,
sehr oft verschlemmt wird, und öfters schon längere Zeit nicht da war. Um sie
herum soll viel kohlensaures Natron effloreseiren, und ihr Wasser soll keinen
Schwefelwasserstoff enthalten.
Salg6. Hat keine Quelle.
ı)L. e. pag. 35.
204 Dr. Cornel Chyzer. [26]
Sambron. Auch selbstständig angeführt, ist mit Schönnbrun identisch. Siehe
Feketeküt.
Kis-Säros (Klein-Schärosch). Inmitten eines hübschen Thales und einer
kleinen, aber niedlichen Badeanstalt, eine Stunde von Eperies, entspringen die in
der Umgebung „kvasna voda’” genannten zwei (uellen.
Das Wasser der Hauptquelle ist klar, farb- und geruchlos, von angenehmem
saueren Geschmacke. Hydrothion enthält es nicht. Temperatur + 7°20R. bei
einer Lufttemperatur von + 5°R.Die Temperatur der zweiten, mit einer Pumpe
versehenen, zu Bädern benutzten, aber bei meinem Besuche mit Laub und Un-
rath vollen Quelle war + 6°6°R.
Nach Jäcz gibt die Hauptquelle in 24 Stunden 99 Eimer Wasser, dessen
Temperatur + 75° R. ist bei einer Lufttemperatur von + 20° R. von 1010
speeifischen Gewichte. Die Bestandtheile desselben sind: doppelt kohlensaures
Natron, doppelt kohlensaurer Kalk, doppelt kohlensaure Magnesia, doppelt
kohlensaures Eisenoxydul, Chlornatrium, Kieselerde und freie Kohlensäure. Die
zu Bädern benutzte Quelle soll dieselben Bestandtheile, aber weniger Eisen, nur
Spuren, enthalten.
Das Gestein der Umgebung, das aus eocenem Sandsteine, der stellenweise
von Kalktuff bedeckt ist, besteht, gibt Jäez sehr irrthümlich auch wieder als
verwitterten Trachyt an.
Scesavnyik. Beim Anblicke dieses sogenannten Badeortes muss man
wehmiithig gestimmt werden, wenn man sieht, was da ist, und bedenkt, was da
sein könnte!
Dasjenige, was alle Autoren Badehaus nennen, und das von aussen auch
einem solchen ähnlich sieht, könnte jedem anderen Zwecke entsprechen, nur
dem seinigen nicht.
Von Baumgruppen und Alleen ist hier keine Spur. Mit einem Worte, man
glaubt sich hier mitten im ödesten Karstgebirge.
Die drei Quellen, die 112 Klafter über der Meeresfläche liegen, entsprin-
gen in der Nähe des Badhauses.
Die Haupt- oder Trinkquelle, nach dem Lipsezer Sprudel die reichste und
wärmste Quelle des Comitates, ist in einem hübschen, grossen, steinernen Bassin
eingefasst; ihr Wasser so gefärbt wie das des Meeres, vom Grunde steigen sehr
viele Kohlensäure-Blasen auf, an den Wänden setzt es weisslichen Niederschlag
ab (der nach Jäez kohlensaures Natron ist). In Glas geschöpft ist es krystall-
hell, von schwachem Schwefel wasserstoffgeruche, schmeckt säuerlich. Die Tempe-
ratur habe ich nicht gemessen, jedoch schon durch das Gefühl meiner Hand
Grund gehabt, in Jäez’s Angabe, nach dem es nur + 10 °R. haben sollte, zu
zweifeln, und wirklich gibt F. v. Hauer, der die Temperatur der Quelle im
Jahre 1858, 28. Juni, untersuchte, dieselbe mit + 12°R. an t).
Das speeifische Gewicht des Wassers ist nach Jäcz 1:005.
Nach Tognio enthält das Wasser Schwefelwasserstoff, freie Kohlen säure,
kohlensaures Natron, Kalk- und Eisenoxydul und Jod.
Nach Jäcz enthält es: doppelt kohlensaures Natron, doppelt kohlensauren
Kalk, doppelt kohlensaure Magnesia, doppelt kohlensaures Eisenoxydul, Chlorna-
trium, Chlorealeium, schwefelsaures Natron, schwefelsaures Kali, Kieselerde,
viel freie Kohlensäure und Schwefelwasserstoff.
Die zweite zu Bädern gebrauchte Quelle ist der ersteren ähnlich.
1) Geologische Uebersichtsaufnahme, pag. 420.
[?7) Ueber die Mineralquellen des Saroser Gomitates in Über-Ungarn. 205
Die dritte, an der rechten Seite des Badehauses, ist an Wasser reich, ihr
Wasser aber nicht so rein, mehr nach Schwefelwasserstoff riechend und nach
Jäcz auch an kohlensauren Verbindungen reicher.
Alsö-Sebes (Unter-Schebesch), auch Ungariseh-Ischl genannt. Die fünf
Sebeser Quellen entspringen nahe aneinander in dem parkartigen Badeorte
gleichen Namens, der in der Nähe von Eperies liegt. Die Quellen heissen
Amalien-, Franzens-, Lelesz-, Ferdinands- und Schwefelquelle.
Trotzdem dass ihr Wasser öfters analysirt, noch öfters beschrieben wurde,
und es verdienen möchte, ausgedehnt gebraucht zu werden, hebt sich die vom
Grafen Haller mit grosser Mühe gegründete Badeanstalt nicht nur nicht, son-
dern sinkt von Tag zu Tag.
Aus der Literatur von Alsö-Sebes gelang mir nicht die Abhandlung von
Päntocsek t) aufzutreiben. Seine Angaben habe ich den Werken von
Wachtel und Török entnommen.
Jäcz (der mit Ausnahme der Jözsa’schen Abhandlung über Szinye-
Lipöez alle einschlägigen Arbeiten, die vor seinem, bezüglich der Fehlermenge
Epoche machenden Berichte erschienen sind, mit einer unverzeihlichen Conse-
quenz ignorirte), hatte die quantitativen Analysen dieses Wassers von Daniel
Wägner und Päntocsek auch nur erwähnt, ohne sie mitzutheilen, und gibt
an ihrer Stelle seine eigene qualitative Analyse, nach welcher in vier
Quellen mit geringem Unterschiede (??) folgende Verbindungen vorkommen:
Chlornatrium, Chlorcaleium, schwefelsaures Natron, kohlensaurer Kalk,
kohlensaure Magnesia, kohlensaures Eisenoxydul, Thonerde und Schwefel-
wasserstofl.
Temperatur bei der Luft von + 19°R. + 8°R. und specifisches Gewicht
1:004 (aber von welcher Quelle? Denn das kann man doch nicht voraussetzen,
dass die Temperatur und das speeifische Gewicht als das Mittel von Messungen
verschiedener Queiien genommen wurde!).
Wagner hatte nur das Wasser der Ferdinandsquelle analysirt. Nach
ihm enthält es in einem Civilpfunde:
Gran Gran
Kieselsäure . . . . . . 02803 Manganchlorid . . . . 0:0537
Kohlensauren Kalk . . . 19968 Chlorcaleium . . . . 04531
Kohlensaure Magnesia . . 0-8102 Chlormagnesium . . . 14438
Schwefelsauren Kalk . . 49920 Chlorkalium . . . . . 3:3754
Schwefelsaure Thonerde . 0-6528 Chlornatrium . . . . 90-4351
Schwefelsaure Magnesia . 11750 Phosphorsaures Natron 00937
Schwefelsaures Natron . 78106 —
Eisenchlorid. . « . . . 0:1766 Summe. 1137491
Päntocsek analysirte vier Quellen. Nach ihm enthält in einem Civil-
pfunde Wasser, die
Amalien- Franzens- Lelesz- Ferdinands-
quelle quelle quelle quelle
Gran Gran Gran Gran
Schwefelsaures Natron . . 1200 34:56 79-70 24:00
Chlornatrium . . . .» . . 16:00 34:56 24-00 79-20
Kohlensaure Magnesia . . 2:24 6:24 432 4-16
1) Aquae Minerales Also-Sebesienses. Pestini 1843,
K. k, geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 27
206 Dr. Cornel Chyzer. [28]
Amalien- Franzens- Lelesz- Ferdinands-
quelle quelle quelle quelle
Gran Gran Gran Gran
Kohlensauren Kalk. . . . 2-12 0:88 1:66 1:14
Kohlensaures Eisenoxydul . 080 0:09 0:04 0:02
Schwefel ya? et‘... Spüren Spuren Spuren 0:03
Jod. Te TEE Su. u a s = Spuren
Summe
der fixen Bestandtheille . 3316 71633 109-72 108.55
Kohlensäure inK.Z.. . . 24 _— _ —
Schwefelwasserstoff in K.Z. — 0-05 0-11 0-40
Diese Angaben und Analysen zeigen so wenig Uebereinstimmung, dass es
wohl wünschenswerth erscheint, es möchten auch diese Quellen, die in Ungarn
sehr wenige Rivalen haben dürften, einer abermaligen, durch geübte Hände
ausgeführten Analyse unterworfen werden; wonach dann auch die medieinischen
Indieationen mit grösserer Sicherheit gestellt werden könnten !
Die fünfte, von meinen Vorgängern gar nieht erwähnte Quelle ist die
sogenannte Schwefelquelle, die man bei Gelegenheit der grossen Dürre wegen
Wassermangel der übrigen Quellen graben musste. Diese soll angeblich den
stärksten Schwefelwasserstoffgeruch haben.
Bei den Sebeser Quellen musste ich mich leider nur auf die Recension
der vorhandenen Literatur beschränken, da ich wegen Zeitmangel Sebes erst zu
einer solchen Zeit besuchte, wo ich alle Quellen versperrt und mit sehr grossem
Schnee bedeckt fand.
Sebes-Kellemescher Wiese. Von Eperies eine Viertelstunde entfernt, im
Gasthause zur Königin von England, inmitten eines von Eperiesern gebrauchten
Reinigungsbades, entspringen zwei Quellen, die Wachtel und v. Härdtl
nach Jäez zu den Kochsalzquellen zählen.
Nach der Analyse von Jäcz (auch hier sagt er nicht, welche Quelle er
untersuchte) ist das Wasser, in's Glas geschöpft, trübe, opalisirend, nach
Schwefelwasserstoff riechend, schmeckt salzig und nach Eisen. Gekocht setzt
es einen rostbraunen Niederschlag nieder und färbt die Wäsche gelb. Tempe-
ratur + 9°R. bei der Lufttemperatur von + 20°R. Speeifisches Gewicht
1:004. Die Bestandtheile sind: Chlornatrium, Chlorcaleium, schwefelsaures
Natron, schwefelsaure Magnesia, kohlensaures Eisenoxydul und eine kleine Menge
von Schwefelwasserstoff.
Mir ist es nicht gelungen, diese Quellen zu sehen, denn bei meinen Besu-
chen am 17. und 18. December 1862 fand ich die eine beidesmal versperrt
und die andere trotz ihres Obdaches zugefroren; ich kann aber dennoch nicht
unbemerkt lassen, dass es mich wundert, wenn Wachtel diese Quellen — über
welche in Eperies verschiedene Gerüchte ceirculiren — so leicht mit Sebes und
Czigelka parallelisirt, und sagt, „dass sie in denselben Affeetionen angewendet
werden können, gegen welche Czigelka und Als6ö-Sebes empfohlen wurden“.
Nun, dass ihr Wasser angewendet werden kann, das ist möglich; aber mit
welehem Effecte? Das ist eine andere Frage!
Auch bin ich überzeugt, dass, wenn dieses Wasser nur die entfernteste
Aehnlichkeit mit Czigelka hätte, es bereits längst im Handel wäre.
Singler. Die Singlerer Quelle entspringt mitten im Dorfe, am rechten
Ufer des aus Szinye-Lipoez kommenden Baches. Sie ist in einem Holzstamm
eingefasst, 1:/, Klafter tief, gibt sehr viel Kohlensäureblasen. Das Wasser
[29] Ueber die Mineralquellen des Saroser Gomilates in Ober-Ungarn. 207
etwas opalisirend, geruchlos, von angenehmem sauren Geschmacke, reagirt
alkalisch, hat + 67 °R. bei einer Lufttemperatur von + 7° R.
Jözsa erwähnt sie schon im Jahre 1799.
Nach Bartsch soll sie viel Erden enthalten und darum das Wasser schwer
verdaulich sein.
Nach Jäez soll diese Quelle den Lipöezer Quellen ähnlich sein (!), ist ein
alkalisch eisenhältiger Hydrothion-Säuerling, von + 7°R., bei der Luft von
+ 17° R. von 1:020 specifischem Gewichte, und enthält: doppelt kohlensaures
Natron, doppelt kohlensauren Kalk, doppelt kohlensaures Eisenoxydul, Chlor-
natrium, schwefelsaure Magnesia, Kieselsäure, freie Kohlensäure und Schwefel-
wasserstoff.
Von der Gegenwart des letzteren war ich nicht im Stande, mich zu über-
zeugen.
Nach Jäcz rechnen es alle Autoren zu den Hydrothion-Säuerlingen.
Somos-Ujfalu (Drinowska-Nowawes). Hier finden wir drei Quellen:
1. Die erste an der Wiese am östlichen Ende des Dorfes; sie ist brunnen-
förmig. Die Wassersäule (nach, denselben Tag vorgenommener, Reinigung)
3 Klafter tief. Das Wasser zufolge der Reinigung noch sehr trübe, in einer
fortwährenden kochenden Bewegung durch die ungeheuere Quantität des mit
Lärm abgehenden Kohlensäuregases. So viel Kohlensäure führt keine andere
Säroser Quelle. Diese ist aus dem Grunde auch gefährlich, und erst einige
Tage vor meinem Besuche nahm sie ihr Opfer an Menschenleben. Es erstickte
nämlich ein herabsteigender Zigeuner, der etwas Hineingefallenes herausholen
wollte.
Das Wasser hat keinen Geruch, schmeckt sauer, reagirt sauer. Tempe-
ratur + 8°5° R. bei einer Lufttemperatur von + 7 R.
Wachtel rechnet es irrthümlich zu den Hydrothion-Säuerlingen.
Die zweite und dritte Quelle entspringen in gerader Richtung östlich aus
dem rechten Ufer des Tärczaflusses, 1 Fuss über der Wasserfläche, 4 Schritte
von einander entfernt. Sie sind bezüglich der physikalischen Eigenschaften
ganz gleich. Ihr Wasser sehr klar, farb- und geruchlos, angenehm sauer
schmeckend von + 8'2° R. Sowohl um sie herum als auch am Rande des Fluss-
wassers entweichen viele Kohlensäureblasen.
Soövär (Salzburg). Nach dem im Jahre 1752 am 21. Februar vorge-
fallenen Einbruche des Wassers in die damaligen Salzwerke, wobei Alles auf
einmal vom Wasser verschlungen wurde, wird das Salz hier durch Verdampfung
der nunmehr concentrirten Soole gewonnen.
Die Qualität und Quantität der Soole ist unverändert seit einem Jahr-
hunderte.
Die Tiefe des Leopold-Schachtes war im Jahre 1846:
bis zur Wasserfläcke . . » . . 4105 6"
die. Wassersäule .. - "2... un m,aloa 6”
Summe. . . 73030"
und am 20. October 1862:
bis zur Wassefläcke . . . . . 460 3 0"
die Wassersäule . . . 2» ...2700 4’
Summe . . . 730 3’ 4"
Aus diesen Zahlen ist ersichtlich, dass das Wasser immer tiefer sinkt.
Das Salzwasser wird in Säcken aus Büffelhäuten hervorgeholt, deren einer
10, der andere 9 Pressburger Eimer, respective 11 und 10 Centner Wasser
27%
208 Dr. Gornel Chyzer. [30]
in sich fasst. und die durchschnittlich alle 5 Minnten einmal herausbefördert
werden.
Jährlich wird hier 150.000 Centner Kochsalz gewonnen.
Die Soole ist krystallhell, geruchlos, wegen des brennend salzigen Ge-
schmackes nicht trinkbar. Temperatur nach meiner Messung in der Mitte des
hervorgezogenen Wassersackes + 11° R. Nach anderen Messungen im Jahre
1846 + 10:5° R.
Sein specifisches Gewicht 1:20. Salzgehalt bei der Temperatur von + 14° R,
26°4°/,. Seine Bestandtheile sind: Chlornatrium, Chlorcaleium, Chlormagnesium,
schwefelsaures Natron, schwefelsaurer Kalk, kohlensaures Eisenoxydul, Kiesel-
säure und in der Mutterlauge nachweisbare Spuren von Jod und Brom !).
Sos -Ujfalu (Ruszka - Nowawes). Die Sös - Ujfaluer Kochsalzquellen, die
Jäcz und andere erwähnen, könnten wohl existiren, wenn sie des Salzmonopo-
les wegen nicht verschüttet würden, so oft sie sich zeigen.
Svabsez. Gehört in das Zipser Comitat. Mit Recht bemerkt dasselbe
v. Härdtl, der diesen Quellenfundert anführt.
Svidnieska. Hat keine Quellen. Dafür aber das nachbarliche noch nirgends
erwähnte Vapenjik.
Kis-Szeben (Zeben, sl. Szobinow). Die hiesige Quelle entspringt in einer durch
eine kleine Badeanstalt verdeckten Grotte des, aus eoucenem Sandstein (nach Jäcz
auch wieder verwittertem Trachyt) bestehenden schroffen Svablyuvka Berges, eine
Viertelstunde von der Stadt. Sie ist so wasserarm, dass ausgeschöpft sie beinahe
einen ganzen Winter brauckt, um einige Eimer zu liefern. Damit aber diesem Uebel-
stande abgeholfen werde, so leitet man süsses Wasser in Holzeanälen in die
Grotte. Vielleicht aus diesem Grunde nenut Jäecz die Quelle sehr ergiebig. Als
ich in die Grotte trat spürte ich gar keinen Schwefelwasserstoflgeruch. Das
Wasser vom Rande geschöpft war klar opalisirend, wie es Jäcz angibt, ohne
auffallendem Geschmacke, reagirte neutral, und hatte dort + SR bei der Luft
von + 62° R. (Jäcz gibt + 9° R. an bei der Luft von + 19° R.) Von
Schwefelwasserstoff waren kaum Spuren da.
Als ich aber später das Wasser in der Tiefe der Grotte umrühren liess, da
fing es an zu stinken und sein Geschmack wurde der eines faulenden Wassers,
Die Erklärung dieses Phänomens dürfte aus dem oben Gesagten zu entneh-
men sein.
Jäcz hat auch dieses Wasser analysirt, und fand darin kohlensauren Kalk,
kohlensaures Natron, schwefelsaures Natron, schwefelsaure Magnesia, Kiesel-
säure und Schw efelw asserstoff.
Es frägt sich, ob das aus dem Felsen sieckernde natürliche Quellwasser auch
diese Bestandtheile hätte?
Nagy-Szilva (Schlivnyik). Diesen Ort fand ich auch an einer Stelle als
Quellenfundort— da dürfte aber kaum eine Quelle sein; ich konnte keine eruiren.
Sznak6 hat zweierlei Quellen:
1. Iın Felde „ku sesave“ zum Sauerwasser, eine Viertelstunde nördlich vom
Dorfe, am rechten Ufer eines Baches entspringt die eine, deren Wasser klar,
farb- und geruchlos ist, angenehm sauer schmeckt, neutral reagirt '+ 88° R.,
hat bei der Lufttemperatur von + 7° R. Beim Abflusse setzt es ocherigen Nie-
derschlag ab.
1) Kimutatäs a soöväri kir. forchuta solozesi eredmenye felül az 1346ik ev. 1.2. €. 3
&vnegyed befejezese szerint. A m, ory. &s termöszetvizsgälök kassa-Eperjesi gyülesenek
munkalatai, pag. 282 und 283.
[31] Ueber die Mineralquellen des Saroser Comitates in Ober-Ungarn. 269
2. Im Felde „do brani“ im Westen des Dorfes an der Lehne des Berges
Ferklyov, an der nach Lenärtö führenden Gebirgsstrasse entspringt die zweite,
ein ausgezeichneter Hydrothionsäuerling. An der einen Hälfte des sie einfassen-
den Holzstammes setzt sie weissen, an der anderen rostbraunen Niederschlag
ab. Die Temperatur des nz neutral reagirenden Wassers ist + 77’ R.
bei einer Luft von + 6°
Alle Autoren zählen ve, zu den Säuerlingen olıne Hydrothion, dahin
gehört aber nur die erste, die zweite ist reich an demselben.
Szulin. Die von Galizien nur durch die Pöpräd getrennten Szuliner Quel-
len entspringen aus zwei Spalten eines grossen Sandsteinfelsens (Jäecz, Wach-
tel, und noch andere geben ihn als Porphyr an). Sie sind zwei Schritte von
einander entfernt, mit einem auf Säulen ruhenden Pavillon gedeckt und ver-
sperrt. Einstens waren sie ganz am Rande des Fusses, jetzt aber, da sie ein
bedeutender Handelsartikel wurden, ist das Terrain gehoben, wodurch sie
etwas weniger den öfteren Verschlemmungen ausgesetzt sind. Der gehobene,
theils dem steilen Berge durch Schleifung, theils dem Flusse abgewonnene Bo-
den ist aber noch immer so klein, dass mit Ausnahme des: Füllungsgebäudes und
des sehr zweckmässig eingerichteten heizbaren Magazins dort kein anderes Haus
Platz hätte. Was übrigens auch nicht noth thut, da alles hervorgequollene Was-
ser kaum den Füllungsbedarf deckt, und somit von der Errichtung einer Bade-
anstalt auch keine Rede sein kann.
Das Mineralwasser steht in Verbindung mit dem Flusse; bei grösserem Was-
serstande hebt cs sich höher in der Einfassung und umgekehrt; und eben aus
dem Grunde wäre es vielleicht auch nicht rathısam dem Rathe des Herrn Dr.
Jäcz zu folgen; dass man nämlich durch Verdrängung des Popradflusses mit
15 Klaftern nach Norden Raum gewinnen sollte. Dies ist einerseits überflüssig,
andererseits gefährlich. Uebrigens hat das auch der Director der Wassermanipu-
lation Herr Karl v. Hertelendy, dem wir den grossen Ruf und Absatz dieses
Wassers grösstentheils zu verdanken haben, wohl eingesehen, und hütet sich
vor allen unnöthigen Bodeneroberungen.
Die Quellen überraschen den Besucher auf eine besondere Art. Wenn näm-
lich 1—2 Tage kein Wasser aus denselben geschöpft wurde, wie dies bei mei-
ner Anwesenheit zufällig geschah, so ist das in ihren nicht gar grossen Reser-
voirs (Capacität von höchstens zwei Eimern) enthaltene Wasser, das, nachdem
es in eine gewisse Höhe gestiegen, stehen bleibt ohne abzufliessen, wegen Ver-
flüchtigung seiner Kohlensäure beinahe gar nicht sauer. Nachdem aber das
abgestandene Wasser bis auf den Felsen ausgeschöpft wurde, wird die steinerne
Einfassung in einer Viertelstunde vollgefüllt mit einem Sauerwasser, das als Lu-
xusgetränk vielleicht von keinem anderen übertroffen wird.
Die mitdem Wa: ser aus der Quelle in grossen Quantitäten hervorströmende
Kohlensäure sieht man auch längs des Randes im Flusse aus kleinen trichter-
artigen Sandhöhlen hervorsprudeln. Diese Veffnungen wandern auch mit dem
Flusse, je nachdem er schwillt oder fällt, sie bleiben immer am Rande.
Das Quellwasser, in’sGlas geschöpft, perlt ausserordentlich, ist kıystallhell,
farb- und geruchlos, von ausgezeichneten prickelnd sauerem Geschmacke.
Temperatur derselben nach: Bartsch auch in der grössten Sommerhitze
eu” Rn, Jäez bei der Luft von + 16° R. + 65° R,, Lengyel (aber nach
wem?) + 8° R. Meiner Messung nach in der einen seit zwei Tagen nicht aus-
geschöpften Quelle bei der Luft von + 10° R. + 7’ R., in der anderen mit
frischen Wasger gefüllten + 6°9° R. |
210 Di. Cornel Chyzer. [32]
Sein specifisches Gewicht nach: Bartsch 1'019, Jäcz 1'024, Meiss-
ner 1'030, Lengyel (?) 1:009.
Analysirt wurde es zweimal.
Nach der von Bartsch vorgenommenen quantitativen Analyse enthält es in
einem Medieinal-Pfunde:
(von mir auf 1 Civil-
pfund umgerechnet
Gran Gran
Koblensäures Natron . "VI MIUR WR RR
Kohlensauren Kalk . Wr er Be a
Koblensaures Eisenoxydul . . » » 2.2.05... ..2.0%66
Kohlensaure Magnesia . . I UBER VER
Kohlensaures Manganoxydul . . . » 2.05... .2. 2.066
Chlornatrium 2. a WAR Eee
Kıeselsäure , 7 ER RET EENEIETEN RENET
Jod RN PER R RL ERRNG RBD BT TE TE De
Summe der fixen Theile . 680. . . » 2.90.66
Freie Kohlensäure in Kubik-Zollen . 385. . . . . . 51:30
Diese Uebersicht der Gesammtresultate habe ich bei mehreren Autoren,
aber überall fehlerhaft, gefunden t).
So gibt Török:) in 24 Loth Wasser an:
Gran Gran
Koblensaures Natron . . . . 2400 Kieselsäure .. . . ..‘ OKT
Chlornatrium . . » » 2. . 1800 Fixe Bestandtheile .”. . . . 51:00
Bei Lengyels) finden wir denselben Fehler.
Wachtel berechnete die Bartsch’schen Angaben, so wie ich auf ein
Civilpfund. Aber auch er nalım als Basis die falschen Zahlen von Török; und so
kommt es, dass bei ihm die Summe der fixen Theile in einem Civilpfunde nur so
viel ausmacht, wie sie Bartsch in einem Medieinal-Pfund gefunden.
In den Bartsch’schen Angaben dürfte die Quantität des Eisensund Mangans
etwas zu hoch gegriffen sein. Gegen das Uebrige kann man a priori nichts ein-
wenden).
Jäcz hat auch hier die sämmtliche Literatur ignorirt, und gibt eine eigene
qualitative Analyse an. Nach Verdampfung von 32 Loth Wasser erhielt er einen
Rückstand von 38 Gran (?).
Das Szuliner Wasser findet einen jedes Jahr wachsenden Absatz. Im Jahre
1860 wurden versendet 280.000, — 1861 440.000, — 1862 600.000 Flaschen.
Ternye. Im Hofe des Bauers Johann Geezik vis-a-vis dem Wirthshause
entspringt eine brunnenförmige Quelle, deren Wasser als ein gewöhnliches zu
1) Ich habe Grund zu glauben, dass ich die Angaben des Dr. Bartsch aus guter Quelle
schöpfte, denn beim Verfassen dieser Zeilen liegt mir nicht nur seine gedruckte Ab-
handlung, sondern auch das Manuseript derselben vor.
2) L. c. pag. 224 der Il. Auflage.
3) L. e. pag. 239.
%) Dessen ungeachtet möchte dieses berühmte, und weit verbreitete Wasser eine neuere
Analyse verdienen. Wenn dadurch auch dasselbe nicht mehr Nutzen brächte, denn als
Luxusartikel geht es auch ohne Analyse, so könnte man von dem Ertrage von 60.000 Gul-
den, den es abwirft, doch einige Hundert Gylden im Interess: der Wissenschaft des Landes
und vielleicht auch der leidenden Menschheit opfern.
[33] Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Über-Ungarn. 1
allem Hausbedarfe gebraucht wird. Die Tiefe derselben ist 4 Klafter. Das Was-
ser klar, farb- und geruchlos, reagirt neutral, schmeckt unter allen Säroser
Sauerquellen am wenigsten sauer. T. + 6° R.
Nach Bartsch soll noch eine zweite sanere Quelle da sein. Nach Jäcz
sind diese Quellen den Dubovaern verwandt (?). Wachtel nennt sie hydrothion-
hältig. Die von mir gekannte ist es nicht.
Töltszek (Tulsik). Hier fand ich fünf Quellen.
1. Die von Jedermann gekannte brunnenförmige am Nordende des Dorfes.
Sie ist gedeckt, 31/, Fuss tief. Ihr Wasser opalisirend, geruchlos, sauer schme-
ckend, reagirt alkalisch. T. + 8'2° R. bei der Luft von + 15° R.
2. Zehn Schritte südlich von der ersteren ist die zweite sehr seichte, be-
züglich der physiealischen Eigenschaften der ersten ähnliche.
3., 4., 5. Westlich von den zwei ersten, hinter dem „za potok“ genann-
ten Berge an dem rechten Ufer eines kleinen Baches entspringen drei Quellen.
Die unterste, unfer der Brücke der nach Szedikert führenden Strasse, und die
oberste haben die Temperatur von + 8° R. und ähnliche Eigenschaften, wie die
ersteren zwei, die mittlere ist vernachlässigt. Schwefelwasserstoff enthält keine
dieser Quellen.
Jäcz bezeichnet sie als der Dubovaer ähnlich, und Wachtel rechnet sie
zu den Hydrothionsäuerlingen.
Alsö-Tvaroszez. Das 211°5 Klafter über der Meeresfläche liegende A. Tvaroszez
kann füglich ein Quellenterrain genannt werden.
Erwähnt zu werden verdienen folgende:
1. In dem eine Viertelstunde vom Dorfe westlich liegenden Graben „Sesa-
viszko“ am Fusse eines kleinen Hügels entspringt die Hauptquelle dieser Gruppe.
Sie ist in einen Holzstamm eingefasst, aber jetzt vernachlässigt, schmeckt
schwach sauer. T. + 8° R. bei der Luft von + 6° R.
2., 3. Westlich von der obigen etwa 180 Schritte entfernt, entspringen
zwei kleinere aber angenehmer schmeckende Quellen. Bei ihrem Abflusse setzen
sie sehr viel ocherigen Niederschlag ab. Aus dieser entströmt sehr viel Kohlen-
säure aus förmlichen Erdlöchern.
4., 5. Oestlich von der Hauptquelle, 30 Schritt weit, am Felde des
Bauers Johann Habzsänski finden wir wieder zwei seichte Quellen, die auch viel
mehr Kobleasäure als Wasser liefern. Ihr Wasser ist klar, farb- und geruchlos,
schmeckt angenehm sauer. Der Eigenthümer will sie vernichten, sie kommen
aber immer wieder von neuem zum Vorschein.
6. Die letzte unweit der Kirche und des Friedhofes zwei Fuss tief. Ihr
Wasseristetwas opalisirend, geruchlos schwach sauer schmeekend. T. + 8° R.
Gegenwärtig trinkt das Volk aus dieser dem Dorfe am nächsten liegenden.
v. Härdt] glaubt, dass Unter-Tvaroszez nur durch Verwechslung mit Ober-
Tvaroszez als Quellenfundort angegeben sei, was nicht der Fall ist.
Bartsch, Jäez und Wachtel zählen diese Quellen zu den alkalisch-mu-
riatischen Eisen- und Jodsäuerlingen.
Felsö-Tvaroszez (Ober-Tvaroszez). F. Tvaroszez hat zwei Quellen. Die Haupt-
quelle entspringt eine Viertelstunde vom Dorfe im Felde „pod Buszorem“ unter
dem Buszö-Berge. Ist wasserreich, in Holzstamm gefasst. Ihr Wasser ist krystall-
hell, farb- und geruchlos, wegen der vielen kleinen aufsteigenden Kohlensäurebla-
sen knisternd, von ausgezeichnetem saueren Geschmacke. Sie kommt mir unter
allen Sauerwässern des Buszögebietes, als den von Czigelka, Pitrova, Friceska
und Tvaroszez, am angenehmsten vor. Sie ist ähnlich im Geschmacke den Bart-
felder Quellen, nur fehlt ihr der Eisengeschmack T. + 7 bei der Luft von + 13.
212 Dr. Cornel Ohyzer. Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. [34]
Das Volk, das beinahe kein anderes Wasser trinkt, schätzt sie so hoch, dass
es im Winter trotz ihrer Entfernung und eines Schnees, der sie oft in der Höhe
von zwei Klaftern bedeckt, sie hervorsucht.
Angeblich hat Ober-Tvaroszez noch eine zweite ähnliche, aber wasserärmere
Quelle, die ich bei dieser Gelegenheit nicht sehen konnte. Die Autoren zählen
die Ober-Tvaroszezer Quelle in dieselbe Gruppe, wie die Unter-Tvaroszezer.
Vapenyik. Die Vapenyiker Schwefelquellen sind bisher noch nirgends
erwähnt worden. Das Terrain, besonders gegen Svidnieska zu, ist reich an
Kalktuff, aus welchem ehemals viel Kalk gebrannt wurde, daher der Name des
Dorfes. Uebrigens ist auch der Sandstein, der die Grundmasse der hiesigen For-
mation bildet, ausserordentlich reich an kohlensaurem Kalke, braust mit Säuren
wie Kreide. Sonst ist er bläulich grau von sehr feinem Gefüge.
Bis jetzt weiss ich von vier Quellen. Drei entspringen im Felde „Pa-
mirki“ 20 Minuten westlich vom Dorfe, an der Vapenyiker Seite des zwischen
diesem und Keesköez liegenden Satlels. Zwei davon wurden vier Wochen vor
meinem Besuche geöffnet. Diese sind wasserarm, ihr Wasser farblos, stark nach
Schwefelwasserstoff riechend, süss. T + 7’ R. bei der Luft von -+ 11° R.
Die dritte von den zwei ersten 25 Schritte, so wie die vierte in derselben
Richtung mehrere hundert Schritte entfernte, sind gegenwärtig verschüttet.
Ausser diesen soll angeblich an der galizischen Grenze oberhalb Vapenyik
im Felde „pidlya luciki“, an der Wiese auch noch eine salzige Quelle sein (?).
Varadka. Hier hält das Volk eine gewöhnliche süsse für eine Schwefelquelle.
Varjufalu. Die von den Antoren bei Varjufalu angegebene Quelle gehört zu
Kaproneza.
Nagy-Vitez (Viezes). Das unweit Siroka liegende Dorf Nagy-Vitez soll laut
Aussage eines mir sehr glaubwürdigen Herrn seit undenklichen Zeiten in dem
Walde „Csarne“ einen reinen geruchlosen Säuerling haben. Der Ort zur Quelle
heisst auch slavisch „Ku Kvasnej wodze“ zum Sauerwasser. Vitez wird bei
keinem Autor erwähnt. Das Dasein dieser Quelle erfuhr ich erst vor einigen
Tagen.
Zabava. Eine halbe Stunde von Bartfeld, in dem Zabava genannten Prädium
derselben Stadt, entspringt an dem „na mihalyov“ genannten Orte (nicht zu ver-
wechseln mit dem oberhalb Zabava liegenden Prädium Mihalyov) eine Schwefel-
quelle, die nicht besonders eultivirt wird. Ihr Wasser ist klar, farblos, süss,
riecht nach Schwefelwasserstoff, und hat + 78° R. bei der Luft von + 3:50.
Von Härdtl glaubt, dass Zabava eine Verwechslung mit Zawada oder
Zawadka sei. Diesmal hat aber sein Zweifel keinen Grund.
Larvölgy. Zuerst bei v. Härdtl| angeführt, Eine Ortschaft dieses Namens
gibt es nicht im Säroser Comitate. Soll das :nicht Szärazvölgy - Szuhadolina
sein? wo keine Quelle ist, oder aber Zärgät-Clausura ?
Zawada und Zawadka. Beidebei v.Härdtl durch VerwechslungmitZabawa
angeführt. Siehe Zabawa.
[1] 213
IV. Mittheilungen über einige Untersuehungen auf Kohle im
Zalaer Comitate.
Von Bergingenieur M. Simettinger,
Correspondenten der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 1. März 1864.
Den grössten Theil des Terrains der Umgebung von Zalaber, Gr.-Kapornak
und Keszthely, bedecken Diluvial- und Tertiärgebilde, welehe ein Hügelland
bilden, das nordöstlich immer mehr ansteigt, südlich und südwestlich in den
grossen Ebenen verflächt, welche die Mur-Insel und die südliche Umgebung des
Plattensees bilden. s
Das oberste Glied der Diluvialgebilde ist ein gelblichgrauer, glimmerreicher,
nicht sehr thoniger Sand, der nirgends zu festem Gesteine erhärtet, sondern
allerorts ganz locker auftritt und durch abfliessende Wässer fortwährend Einrisse
erhält, die seine ganze Mächtigkeit durchbrechen und an vielen Orten bis zum
Tegel oder zu einer Kohlenlage reichen, die unmittelbar auf dem Tegel liegt und
deren Mächtigkeit 6—12 Zoll nirgends übersteigt.
Diese obertägig auftretenden Lignitflötze haben zu jenen Untersuchungen
Anlass gegeben, deren Leitung ich über Ansuchen der Herren Ritter v. Pittoni,
Gutsbesitzer in Koppany, und Graf Batthyänyi in Szt. Grötli, am 1. Mai v. J.
übernahm.
Natürlich waren diese mehr oder weniger tiefen Einrisse zuerst Gegenstand
detaillirterer Beobachtung und wurden eine Reihe derselben bei Istvänd, Dötk,
P. Dobron, Aranyod, Czaford, Koppany, Baräl-Sziget, Kehida, Csäny, Nemes-Bück,
Kustän, Szöllös, untersucht.
In der Mehrzahl derselben hatten die Wässer den Tertiärsand noch nicht
erreicht, sondern nur einen Theil des Lösses durchrissen, der keine Schichtung
zeigt und in dem sehr zahlreich Süsswasserschnecken vorkommen.
In einigen jedoch, u. z. bei P. Dobron, Koppany, Csäny, Nemes-Bück, Kustän
und östlich von Zala Szt. Läszlö reichten die Durchrisse bis zum obersten Kohlen-
Nlötze, ja hatten dasselbe theilweise zerstört und drangen bereits in den unter
der Kohle liegenden Tegel oder tertiären Sand ein, wie bei Dobron, Csäny und
Zala Szt. Läszlö, besonders aber bei Koppany. Die Kohle erscheint in all’ den
tieferen Durchrissen in gleichem Niveau, was auf eine vollkommen ungestörte,
horizontale Ablagerung schliessen lässt, in gleicher Qualität, als schwefelkies-
und alaunreiche lignitische Blätterkohle, deren obere Partien sehr thonig, deren
untere sehr sandig sind und nahezu in gleicher, durchaus unabbauwürdiger
Mächtigkeit von 6—12 Zoll, wovon nur zwei Dritttheile reiner, von Glanz-
kohlenadern durchzogener Lignit.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 28
214 N. Simettinger. [2]
Alle Schichtenprofile in diesen tieferen Einschnitten haben, was die Aufein-
anderfolge der einzelnen Gebirgsschichten betrifft, eine völlige Uebereinstimmung
und nur um diese zu zeigen, führe ich zwei derselben an, u. z. bei Koppany und
in den Waldungen des Grafen Festeties bei Zala Szt. Läszlö in der Richtung
nach Kövesküt.
Schiehtenprofil bei Koppany:
Tagerde . REN NEBEN E50
Löss . . . Fa a A ra ri = ho.
brauner Sand init Böhnenetzeh ' . .8—5 Fuss,
gelber, sehr lehmiger Sand und Schotter; mit kochkläns Bi-
grossen Quarzgeschieben . 4 ur. euemunatenkl- - 3 Fuss,
blauer Letten . . . NTARER. CHE ORG) LED PER TR ORG: ANSERRE 10 Zoll,
dunkler, fast schwnrzet Dee a ash al u ya ae a Anne 6%
Kohle sn DREH ET TE ERROR DRRENPIREST PART SEHR NEE an 82,
Letten, wie oben . . ee 5. 2 Tos 10Z0 Ds
blaulichgrauer, (hönieer Sand,
Schichtenprofil bei Szt. Läszlo:
Baserdar . Inu dns oe tmiaksnn Arlkım serie ass
Löss Be bie Fozel-anld aihsarkniear— BG, Klaiter,
gelbhrauner Sand een ee. 2— 5 Püss, ae onen
sehr plastischer Thon . . iain TOR
gelber Sand mit Belvedere- Schotter, in- nah
bloner Beitem „8 as nanmarılı Ile 6 Zoll Br: 1 Fuss,
Koller, aalair a Be ie u RN
blauer thoniger Sand, den, die Wässer nur schwer durchdringen.
Sehr verschieden von diesen beiden Profilen war, der Mächtigkeit der
einzelnen Schichten nach, jener beim Kohlenausbisse im Walde der Puszta
Dobron des Grafen Batthyänyi.
Hier drängten sich alle vorhergenannten Glieder ober der Kohle auf eine
Klafter Mächtigkeit zusammen und unter der Kohle, die nur 6—8 Zoll Mächtig-
keit hatte, folgte nicht, wie im jenseitigen Zala-Thale überall, blauer, thoniger
Sand, sondern ein grünlich oder gelblichbrauner, wenig thoniger, schwimmender
Sand mit Schnecken, von denen der Bohrer leider kein bestimmbares Stück zu
Tage brachte. Etwas nordöstlich von diesem Ausbisse steht der Tertiärsand in
Form von horizontalen, sehr dünn geschichteten Bänken als festes Gestein an,
das zu Bauzwecken gebrochen wird, grobkörnige Textur hat, sehr glimmerig ist
und wenig deutliche Muschelreste enthält.
Merkwürdiger Weise sind es überall nur die höheren Punkte, wo der Tertiär-
sand als festes Gestein auftritt, wie bei Kehida, Zala Apati und am Kemend-
Berge, während in den tieferen Schiehten nirgends eine festere Beschaffenheit
desselben die Arbeiten erschwerte, wohl aber deren Wasserreichthum und durch
ihn erzeugte leichte Beweglichkeit, namentlich. bei Abnahme des Thongehaltes
und gröberem Sande.
Man könnte die Ursache dieser Erscheinung wohl in dem Umstande finden,
dass diese höher gelegenen Sandbänke zuerst von dem auflösenden Einflusse
der die ganze Bildung ursprünglich bedeckenden und allmählig sinkenden
Wässer befreit wurden, daher zuersi troekneten und erhärteten, wozu das thonig-
kalkige Bindemittel wesentlich beitrug.
[3] Nittheilungen über einige Untersuchungen auf Kohle im Zalaer Comitate. 215
Nachdem also die obertägigen Beobachtungen nirgends zu. einem abbau-
würdigen Kohlenlager führten, die unter dem allerorts auftretenden Kohlen-
lager einbreehenden Sand- und Tegelschichten jedoch erst dem eigentlichen
kohlenführenden Tertiärgebi rge angehören, war die Untersuchung dieser tieferen
Schiehten durch eine oder mehrere Bohrungen geboten und wurde mit den-
selben sofort begonnen , so zahlreich auch die Schwierigkeiten waren, welche
die Localverhältnisse und zumeist die Acquirirung halbwegs tauglicher Arbeits-
kräfte zu einer Zeit boten, wo die Oekonomie selbst mit Mangel derselben zu
kämpfen hatte.
Es wurden zu dem Behufe drei Punkte bestimmt, die wesentlich verschieden
durch ihre Niveauverhältnisse, durch Bohrungen aufgeschlossen werden sollten.
Der erste war bei Czaford südöstlich von Zalaber, etwa 15 Klafter westlich
von der Szt. Gröt und Koppany verbindenden Strasse, 4 Klafter über dem
Spiegel des Szala-Flusses, in der Nähe der gräflich Batthyänyi’schen Ziegelei.
Der zweite befand sich bei Koppany (Zalaber SSO.) NW. vom Dorfe,
etwa 30 Klafter über dem Niveau der Szala, am Fusse der 40 Klafter hohen
Hügelkette, welche das westliche vom östlichen Szala-Thale trennt, in der
Nähe der von Czaford nach Bezered führenden Strasse.
Der dritte Punkt befand sich 20 Klafter tiefer, in einem Kessel, der von
obigem Hügelzuge und dessen östlichen Ausläufern, dann von jenem niederen
Rücken gebildet wird, dessen sanfte, östliche Abdachung das westliche Gehänge
längs der Strasse von Szt. Gröt nach Koppany u. s. w. bildet.
Der zweite Punkt befand sich im Koppanyer Weingartreviere und hatte den
Nebenzweck, für die Gutsinhabung so wie für die zahlreichen kleineren Wein-
gartbesitzer, Wasser zu erschürfen, an dem empfindlicher Mangel war.
Das erste Bohrloch ward auf Kosten des Herrn Grafen Batthyänyi, die
beiden anderen durch Herrn Max Ritter v. Pittoni, Besitzer der Herrschaft
Koppany und Sohn des um den geognostischen Verein von Steiermark hochver-
dienten, nunmehrigen Präsidenten desselben, Herrn Joseph Cl. Ritter v. Pittoni
in Gratz, unternommen.
Als zukünftiger Consument der allfällig aufzuschliessenden Kohle galt die
von Kanisa nach Oedenburg im Baue begriffene, das beschürfte Gebiet nahe berüh-
rende Bahn und eine von Herrn Grafen Batthyänyi auf dessen Gute Szt. Gröt
projeetirte Zuckerfabrik, deren Errichtung vom Erfolge der Bohrungen abhängig
gemacht wurde.
Schon das Ergebniss der ersten, durch die erreichte Teufe minder bedeu-
tenden Bohruug, war höchst interessant und zu ferneren Arbeiten ermuthigend;
in geringerem Masse das der zweiten Bohrung, entsprechend der hohen Lage
derselben über den Kohle führenden Schichten, aber von bestem Erfolge bezüg-
lich des zu erschürfenden Wassers; die bisherigen Resultate der dritten Bohrun
entnehme ich einem so eben eingelangten Briefe des Herrn Ritter v. Pittoni,
dessen mannhaftes Ausharren, allem Anscheine nach, zum erwünschten Ziele
führen wird. Indem ich nachstehend die, mit den drei Bohrungen durchfahrenen
Schichten anführe, kann ich nicht umhin, dankend der k. k. geologischen Reichs-
anstalt zu erwähnen, deren treffliche und genaue Vorarbeiten meine Schürfungeu
wesentlich erleichterten und unterstützten und mir von der Direction derselben
über mein Ersuchen bereitwilligst zur Verfügung gestellt wurden.
Bohrloeh Nr. 1 bei Czafford.
— Klftr. 4 Fuss — Zoll Tagerde, sehr lehmiger, glimmeriger
Sand.
Ihuusult — » gelber fetter Lehm.
25°
216 N. Simettinger. i4]
Eintritt des Wassers. — Klftr. — Fuss 4 Zoll dunkelgelber Sand mit verwittertem
Schwefelkies.
1. u 6 „ zäher, plastischer, gelblichgrauer Thon.
rn 6%, 0 » blauliehgrauer Mergel.
— ,„ 6 „ Kohle, sehr lignitisch und schiefrig.
a Ah 6 „ sehwarzer sandiger Thon.
Lisoyaıvrd 3 » blauer Sand (an der Luft getrocknet,
verschwindet die blaue Färbung
ganz und wird weiss).
Kuno — „ sehr dunkler Sand mit Conchylien-
Schalen.
—ı, 6 „ Kohlenschiefer.
RE 3 „ Kohle schwarz und glänzend.
Be 3 „ blauer Sand, wie oben.
ar 6 „ Kohlenschiefer.
—_— , 3 „»„ Kohle
Sehr wasserreich. I m » blauer Sand mit gröberem Korne.
— ,„ A » Kohlenschiefer.
— 4 » Kohle.
2 6 „ blauer Sand, wie oben.
100, 45/0 » Kohlenschiefer und Kohle.
di, 6 „ sehr thoniger, blauer Sand mit Kohle.
Wegen starkem Nach-
falle, Schluss der 2 u. — » blauliehgrauer, thoniger, feiner Sand
Bohrung. mit Muscheln.
Summe $ „ — ,„ 5 3
Bohrloch Nr. 2 bei Koppany.
— Klftr. 3 Fuss — Zoll Tagerde, gelblichgrauer, lehmiger San Il,
— ,„ sehr muschelreicher, kalkiger Sand.
3 » % „ 10 „sehr trockener, muschelleerer, geli,-
licher Sand.
„ 3 „ grobkörniger, dunkelgelber Sand.
»„ 10 „ Sehotter.
ie 8 „ thoniger, gelber Sand, sehr dicht.
Eintritt des Wassers. —
2». 2% „..— „sehr thoniger, gelblichgrauer Sand
Das zufliessende Was-
ser wird durch die
Bohrung eonsumirt. — ,„ 6 .„ Sehotter.
2 3» HB ml r—il „1, Sand, wie, oben,
a 6 ,„ Sehotter.
2 „ .— „ blauliehgrauer Thon mit Kohlenpartien.
De 6 „ plastischer, gelber Thon.
3 4 „ röthliehgelber, wasserreicher Sand mit
blaulichem, dann gelbem Thone, wech-
sellagernd.
De IE 2 „gelber, thoniger Sand.
(pe $ „ blaulichgrauer, zäher Thon.
— ,„ 7 „Kohle.
_— 0, 3. „. Kohlensechiefer.
— ,„ 8 „Kohle.
DasWasser steigtüber
den Bohrständer. —_— ,„ %2 „ Kohlenschiefer.
4 ug 6 ,„ gelber, sehr thoniger Sand, wie oben.
Um das erbohrte Wasser nicht etwa zu
verlieren, wurde zu bohren aufgehört.
Summe 13 „— „ Be
Bohrloch Nr. 3 bei Koppany.
4 Klftr. 1 Fuss & Zoll Bohrschacht in Tagerde. Löss.
Bun 5 „ gelber Thon.
Eintritt des Wassers. 6. „ 4 „» grauer Sand.
1 „= 5 „ Mergel, graulichblau.
[5] Nittheilungen über einige Untersuchungen auf Kohle im Zalaer Comitate, 217
3Klftr. 3 Fuss — Zoll Mergel mit Kohlensehnürchen.
4 ,„ reine Kohle.
8 „ Mergel, wie oben.
— „sehr sandiger Mergel.
— ,. » thoniger %
— „grauer thoniger Mergel.
5 6 , feste Kohle.
6 „ grauer Mergel, wie oben.
— ,„ thoniger Mergel.
— „ sandiger »
— , brauner Thon mit Muscheln.
pr
S
www | w| |
Wahrscheinlich mit
Kohlenschnürchen. 8 „ gestreifter Mergel (?).
4 ,„ Kohle.
— ,„ brauner Thon, wie oben.
— , Mergel, thonig, graulichblau.
4 „Kohle.
ei 8 ,„ brauner Thon, wie oben.
1 5 » - » Mergel, wie oben.
Starker Nachfall. Wurde bis zur Ausbüchsung sistirt.
Summe 21 Pr Re r* Laws
ie
Uebereinstimmend in allen drei Bohrlöchern und durch sie festgestellt ist:
a) Ein System von parallelen Flötzen.
b) Zunahme, deren Mächtigkeit und Reinheit in der Teufe.
c) Als Hangendes derselben, mehr oder weniger muschelreicher, gelber
oder blaulichgrauer, thoniger Sand; wechsellagernd mit thonigem Mergel
und dünnen Schotterlagen.
d) Als unmittelbar kohlenführende Schichte graulichblauer, pl astischer
Thon (Mergel).
Fasst man die Teufe in’s Auge, in der in den drei Bohrlöchern das eıste
Koblenflötz erbohrt wurde; so geschah dies:
bei Nr. i mit 3° 0’ 4” Schichtenneigung 6 bis 10 Grad nach 0.
a A r = eher „ 080.
0 „1 ei LCAWEER. I | TONRER sh OD
Mit Rücksicht auf das Gefälle der Szala von Czafford nach Koppany wurde
also das erste Kohlenflötz im Bohrloch 1 und 3 in nahezu gleichem Niveau
angetroffen, was auf die Regelmässigkeit des nicht gehobenen Theiles der
Ablagerung schliessen lässt.
218 8
V. Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz
und Mur in Obersteiermark.
Von Dionys Stur.
Von der Direction des geognostisch-montanistischen Vereines für Steiermark zur Veröffentlichung
mitgetheilt und vorgelegt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 14. März 1864.
Herr Prof. E. Suess hat in seiner neuesten Schrift: „Ueber die Verschie-
denheit und die Aufeinanderfolge der tertiären Landfaunen in der Niederung von
Wien“) die Ergebnisse seiner Studien über das Wiener Becken mitgetheilt.
Ausser einer Menge von neuen Daten, Berichtigungen, Vergleichungen und sehr
werthvollen Schlussfolgerungen, die diese Abhandlung enthält, sind darin die
ersten sicheren Schritte gethan, um die Meeresablagerungen des Wiener
Beckens mit dessen Randgebilden und mit jenen Ablagerungen insbesondere zu
parallelisiren, die als Süsswasserbildungen die Thäler und Thalmulden im Innern
der östlichen Alpen erfüllen.
In dieser Abhandlung parallelisirt Herr Prof. Suess, gestützt auf die
Untersuchung insbesondere der im Joanneum zu Gratz befindlichen Stücke von
fossilen Säugethierresten: Parschlug?) und Turnaus), beide Braunkohlen ent-
haltende Ablagerungen im Gebiete des Mürzthales, mit Wies, Eibiswald, Steier-
egg in Steiermark, mit Jauling, Hart bei Gloggnitz, Leiding und Schauerleiten,
die alle die zweite miocene Säugethierfauna Lartet's („miocen moyen“) ent-
halten, die durch Mastodon angustidens und M. tapiroides, Dinotherium bava-
ricum, Anchitherium Aurelianense, Hyotherium Sömmeringi, Zn
Aurelianensis ete. charakterisirt wird.
Es ist natürlich, dass man nach diesem ersten Faden greift, der zum
erwünschten Resultate führen muss, und dass man sich Mühe gibt, die erlangten
Ergebnisse zu sichern, zu befestigen und zu erweitern.
Diese Angaben und Bestimmungen des Herrn Prof. Suess weiter zu ver-
folgen, und die den im Wiener Becken so wohl unterschiedenen drei Stufen
angehörigen oder entsprechenden Ablagerungen im Gebiete der Steiermark
nachzuweisen und nach Möglichkeit zu trennen, habe ich als eine der Haupt-
aufgaben betrachtet, die bei der im Auftrage des geognostiseh-montanistischen
Vereins für Steiermark vorzunehmenden Revision der geologischen Karte der
1) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften. XLVII. 15. Mai 1863.
2) 1847. Haid. Berichte II. p. 77. — 1847. v. Leonh. und Bronn. Jahrbuch p. 161. —
Steiermärk. Zeitschrift IX. 1. — 1848. v.Leonh. und Bronn. Jahrbuch p. 505—510.
— 1850. Sitzungsberichte der kais. Akademie. Juli. p. 200 — 201. — Ibidem p. 157—160.
5) 1847. v. Leonh. undBronn, p. 190. — 1856. Palaeontographiea VI. p. 50—55. Tab, III,
[2] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 219
Steiermark zu lösen ist. Ich gebe hier vorerst die Ergebnisse meiner Unter-
suchungen im Gebiete der Mur und Mürz. Auf den betreffenden,
bisher veröffentlichten Karten dieser beiden Thäler war im tertiären Gebiete
entweder blos mit einer Farbe das „Miocen“ oder der „tertiäre Schotter“
angedeutet oder wohl ein grosser Theil der hierher gehörigen Ablagerungen
nebst dem Diluvinm und Alluvium weiss gelassen. Es war somit auf diesen
Karten eine Scheidung der Stufen von verschiedenem Alter ohne einer durch-
greifenden Begehung der Gegend nicht thunlich , trotzdem in der reichen Lite-
ratur, die über die Ablagerungen dieser Gegenden vorliegt, eine grosse Menge
sehr werthvoller Angaben vorhanden ist,
Zur besseren Verständigung muss ich voraus bemerken, dass in beiden
genannten Thälern gleichzeitige Ablagerungen zweier Altersstufen vor-
handen seien, die so vertheilt sind, dass in der Mürz und in dem nordöstlicheren
Theile der Mur, somit von Mürzzuschlag über Bruck bis Leoben und Trofajach
die Ablagerungen der tieferen Stufe vorherrschen, während die Mur aufwärts
von St. Michael über Judenburg und Murau, neben den sehr zurücktretenden
älteren Schichten, die Ablagerungen der jüngeren Stufe eine vollkommenere
Entwickelung erlangt haben.
Ich werde im Nachfolgenden zuerst die, der älteren Stufe angehörigen Ab-
lagerungen einer genaueren Betrachtung unterziehen und die Besprechung der
jüngeren Ablagerungen folgen lassen.
Die Ablagerungen der älteren Stufe.
Ich beginne mit den beiden schon erwähnten Ablagerungen von Turnau
und Parschlug, den Fundorten von Säugethierresten, die’als Ausgangspunkte
folgender Betrachtungen dienen müssen.
Das Becken von Turnau und Aflenz wird von einem parallel mit dem
Mürzthal von SW. nach NO. laufenden Rücken aus krystallinischen Gebirgsarten
von den Ablagerungen des eigentlichen Mürzthales geschieden und erscheint als
ein für sich abgeschlossenes Becken. Es ist viel länger als breit und nimmt den
Raum einer längsthalförmigen, von SW. nach NO. gestreckten, dem Mürzthale
parallelen Einsenkung ein, in welcher die Orte: Fölz, Aflenz, Göriach und Tur-
nau liegen. Aus dem Becken vun Turnau und Aflenz werden nur die Gesteins-
arten der älteren Stufe nachgewiesen; und zwar sind es Schieferthone, sandige
Mergel und Sandsteine, in welchen sich die Kohle eingelagert befindet, und die
sich wie an allen übrigen Punkten als die tieferen, den Grund der Becken aus-
füllenden Gesteine darstellen. Ueber diesen folgen grobe Conglomerate, deren
genauere Beschreibung weiter unten folgen wird. Zu Tage beobachtet man am
nordwestlichen Rande, insbesondere auf dem Wege vom Fölzgraben nach Aflenz,
dann bei Göriach die tieferen Gebilde; während am Südrande, insbesondere von
Turnau südlich 1) eine sanft geneigte Fläche von Conglomerat von v. Morlot
beobachtet wurde.
In den Schieferthonen finden sich Spuren von Pflanzenabdrücken an einigen
Stellen 2); eine Stelle, bei der man vorübergeht, wenn man den Fusssteig vom
Fölzgraben nach Aflenz verfolgt, kurz vor Aflenz, verspricht ein lohnenderes
Resultat einer Ausbeute. An drei Punkten blos scheint das in den Schiefer-
thonen eingelagerte Braunkohlenflötz gesucht und gefunden worden zu sein, und
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1850. I. p. 107.
2) Unger, Foss. Flora von Parschlug in Steiermark. Zeitsehritt, neue Folge, IX. Heft I. p. 22.
320 Dionys Stur. [3]
zwar ist das Flötz am ausgiebigsten 1) gleich hinter Göriach. Im obersten
Stollen fällt das Flötz nach W. unter einem Winkel von 2 Graden, Im Schachte
aber, unter dem Dorfe Göriach, wo man das Flötz in einer Tiefe von 20 Klaf-
tern erreichte, fällt es nach SO. Noch hat man ausserdem bei Grassnitz und im
Südwesten von Aflenz, nordwestlich von Thörl, Schurfversuche angestellt. An
keinem Punkte ist man zu einem namhafteren Resultate gelangt. 2) Die Kohle wird
als unrein bezeichnet. In ihr wurden die von Herrn Herm. v. Meyer)
bestimmten Fossilreste gefunden:
Emys Turnauensis,
Chalicomys Jägeri,
Dorcatherium Naui*).
Im Liegenden des Braunkohlenflötzes von Turnau bei 30 Klaftern Tiefe
wurde ein Plattenfragment einer „grösseren Schildkröte“ gefunden.
In der Fortsetzung der Längenaxe des Beckens von Turnau und Aflenz
nach NO. findet man über Veitsch bis Neuberg keine Spur von tertiären Ablage-
rungen angegeben. Erst nördlich vom Dörfl im Altenberger Graben, Kapel-
len N., ist nach Mittheilungen von v. Morlot 5) 600 Fuss über der Thalsohle von
Altenberg an einer geschützten Stelle eine kleine Mulde von tertiärem Conglo-
merat durch den Benedictstollen aufgeschlossen worden.
In der SW. Richtung, zwischen dem Becken von Aflenz und dem weiter
unten folgenden Becken von Trofajach, gibt ebenfalls v. Morlot #) bei Püchel
im Tragössthal Conglomerat-Schichten an, die gute Mühlsteine liefern, und
daher ohne Zweifel hieher gehören.
Von Aflenz in südlicher Richtung, am südlichen Fusse des erwähnten kry-
stallinischen Rückens, befindet sich im Mürzthale der zweite für uns wichtige
Fundort: Parschlug ?), mit Mastodon angustidens.
Die Braunkohlen führende Ablagerung von Parschlug 8) füllt eine Seiten-
bucht des Mürzthales aus, die sich aus der Gegend von Marein nach W. über
Pogier und Parschlug bis an den tief eingeschnittenen Ponneggraben hinzieht.
Im Norden wird diese Bucht von krystallinischen Gesteinen, im Süden von kör-
nigem Kalk so begrenzt, dass der letztere aus dem Thörlthale östlich bis nach
Gager bei Pogier reicht und somit die eigentliche Bucht von Parschlug nur
durch die Enge zwischen Gager und Goritz mit dem Mürzthale in unmittelbarer
Verbindung steht. In der eigentlichen Bucht von Parschlug stehen nur die tie-
feren Schichten der älteren Stufe an, die Schieferthone. Das höhere Glied
der älteren Stufe: das Conglomerat füllt den Raum von der Enge zwischen
Gager und Goritz bis an das Diluvium der Mürz. Man sieht dieses Conglo-
merat anstehend an dem untersten Stollen zu Parschlug, dessen Mundloch
in dem sehr groben Conglomerate eingeschlagen ist. Weiter aufwärts heim
zweiten Stollen, westlich von Gager, folgen die Schieferthone mit Pflanzen,
1) Unger, |. e. — Tunner’s Jahrbuch 1847. II. — VI. p. 26.
2) Alb. Miller Ritter v. Hauenfels: die steiermärkischen Bergbaue, des Separatabdr. p. 57.
3) Palaeontographiea VI. p. 50. Tab. VII.
*) Dürfte wohl nach Prof. Suess Hyaemoschus Aurelianensis sein, ]. e. p. &.
5) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1850. I. p. 104.
6) L. c. p. 107.
?) Haidinger’s Berichte 1847, II. p. 77’ — Unger, Foss. Flora von Parschlug, |. e. p. 29. a
v. Leonh. und Bronn 1847. p. 161. — Sitzungsb. der kais. Akademie 1850, Juli,
p. 200—201. — Ibidem 1851, p. 157—160.
8) Unger, Foss. Flora von Parschlug, I. e. — Tunner’s Jahrbuch I. 1841. p. 44-46. —
Haid. Berichte I. 1846. p. 152. — Haid. Berichte II. 1847. p.77. — Jahrbuch der k. k.
geologischen Reichsanstalt IV. 1853. p. 171.
[4] Ueber die neogenen Ablagerungen ım Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 221
unter dem Conglomerate fast horizontal lagernd. Die eigentliche Bucht von
Parschlug zeigt ein flach nach Ost geneigtes Gehänge ohne alle Entblössungen.
Erst in Parschlug, in dessen Nähe gegenwärtig der Abbau eoncentrirt ist, findet
man theils an Stellen ehemaliger Tagbaue, theils an Bergmühlen das Hangende
der Kohle aufgeschlossen. An jener merkwürdigen Stelle, auf welcher die mei-
sten Pflanzenreste, das Materiale zur höchst wichtigen Flora von Parschlug des
Herrn Prof. Unger, gefunden wurden, sieht man über dem hangendsten Theile
der Kohle, die hier kaum etwas über 1 Fuss bloss liegt, einen dunkelgrauen bis
schwarzen Schieferthon mit Pflanzenresten, der bisher nicht ausgebeutet wurde.
Ueber dieser kaum 4 Zoll mächtigen Lage folgt bräunlich grauer, leicht zerfal-
lender, dünnblättriger Schieferthon, hier die tiefste Partie, der die Kohle
bedeekenden Schieferthone, etwa 1 Klafter mächtig, aufgeschlossen t). In
dieser entblössten Schieferthonpartie bemerkt man in Abständen von 21/, bis
3 Fuss von einander, drei 1—3 Zoll dieke, von Brauneisenstein gefärbte Kalk-
mergel-Schichten.- Dieses braune, feste, klingende Gestein ist es, in welchem
die fossile Flora von Parschlug sich so wunderbar erhalten vorfindet.
An einigen mehr nach Südosten liegenden Stellen, wo die Decke aus Schie-
ferthonen in einer Mächtigkeit über 10 Klafter sichtbar ist, sieht man mehrere
solche braune pflanzenführende Schichten eingelagert. Herr Verwalter Unter-
berger hat an einer Stelle acht solehe pflanzenführende Schichten beobachtet.
Unter den Schieferthonen folgt nun das Braunkohlenflötz. Die Beschaffen-
heit dieses Flötzes muss an verschiedenen Stellen sehr ungleich sein ?), da die
Angaben von Prof. Unger ®), Sprung), Würth) und v. Lidl 6) so sehr
differiren. An einzelnen Stellen nehmen die vielen Zwischenlagen von Alaun-
schiefer den grössten Theil der Flötzmächtigkeit für sich in Anspruch und wird
daher der grösste Theil der erzeugten Kohle zur Alaunerzeugung verwendet.
Am nördlichen Rande zeigt das Flötz nach Sprung eine Mächtigkeit von
4 Klafter. Dasselbe ist nach v. Lid| in zwei Theile getrennt, wovon der am
Abharge höher gelegene Theil von 4—5 Fuss Mächtigkeit zum grossen Theile abge-
baut ist. Der tiefere Theil ist der ausgedehntere von 5—15 Fuss Mächtigkeit. Das
Flötz zeigt am Nordrande ein steileres, bis 30 Grad Neigung betragendes Ein-
“allen nach Ost, und nimmt gegen die T'halsohle eine beinahe horizontale Lage
ein. Prof. Unger gibt im Liegendflötze eine Schiehte mit Muscheln an. Auch
Sprung führt das Vorkommen von Planorbis in einer das Flötz fast mitten
in der Mächtigkeit durchziehenden Lage an. Gegenwärtig ist das Vorkommen
derselben nicht bekannt. Es gelang mir jedoch, auf den alten Halden südlich
von Parschlug Stücke von einem Kohlenschiefer aufzufinden, in welchem wohl
erhaltene Exemplare des Planorbis applanatus Thom.”) nebst einigen anderen
bis heute nicht bestimmten Schnecken vorhanden sind.
Der für uns wichtige Mahlzahn des Mastodon angustidens wurde in dem
mittleren Theile des Flötzes in der reinsten Braunkohle von muschligem Bruche
1) In diesem Durchschnitte fehlt die an andern Punkten unmittelbar über dem Alaunschie-
fer folgende Walkererde, die nur stellenweise vorhanden zu sein scheint.
2) Analyse dieser Braunkohle, Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt III. 1. p. 158.
3) Unger, Flora v. Parschlug, p. 6.
#) Tunner’s Jahrbuch 1841. 1. p. 44—46.
5) Haidinger’s Berichte I. p. 152. '
6) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1853. IV. p. 171. — Alb. Miller Ritter
v. Hauenfels, die steiermärkischen Bergbaue, des Separatabdruckes p. 55.
?) J. Gobanz, die foss. Land- und Süssw.-Mollusken von Rein. Sitzungsb. der kais. Akade-
mie m. n. Cl. 1854. XHI. des Separatahdruckes p. 22.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 29
222 Dionys Stur. [5]
in einer Tiefe von 15 Klaftern unter der Oberfläche aufgefunden 1). Herm, v.
Meyer bestimmte denselben als den in der Reihe des Auftretens jüngsten
Backenzahn der rechten Oberkieferhälfte ?).
Im Liegenden der Kohle wurden in einem Bohrloche zu Parschlug noch
eine Lage von schieferthonähnlichem Sandstein, dann Kalkgeschiebe von einigen
Fussen Mächtigkeit, fester Schieferthon und abermals Kalkgeschiebe durch-
sunken. Ich fand Gelegenheit, im Nordwesten von Pogier am Rande des kry-
stallinischen Gebirges eine Breccie aus eckigen: Stücken krystallinischer Gestein-
arten zu beobachten, die sich hier unmittelbar auf dem Randgebirge auflagernd
in die Tiefe des Beckens steil niedersenkt und das Liegende der ganzen For-
mation darstellt. Das Liegende der Kohle von Parschlug ist somit in seiner Zu-
sammensetzung verschieden, je nachdem man es am Nordrande, wo nur krysta!-
linische Gesteinsarten anstehen, oder am Südrande untersucht, welc'er letztere
aus körnigem Kalk besteht.
Von Parschlug und Marein " Mürzthal aufwärts in nordöstlicher Riehtung
trifft man bei Mürzhofen, im Osten von Kindberg, dann bei Wartberg und
Mitterndorf und endlich zwischen Krieglach und Langenwang im Gebiete der
kurzen Illa, der älteren Stufe angehörige Schiehten anstehend. Bei Mittern-
dorf) bestand früher ein Alaunwerk. Die dortige Kohle scheint unter ganz
ähnlichen Verhältnissen vorzukommen wie in Parschlug.
Auf dem Wege von Langenwang zum Kohlenbau in der kurzenlIlla
geht man bis in die Gegend westlich von der Ruine Hohenwang über niedrigeres,
wenig entblösstes Hügelland. Erst bei dem Bauer in der kurzen Illa sieht man
die ersten herbeigetragenen Blöcke von Conglomerat. Von diesem Bauernhause
in südöstlicher Riehtung trifft man das Conglomerat auf mehreren Anhöhen, die
sich an den Schlossberg Hohenwang anlehnen, anstehen. Die Schichten des-
selben fallen nach West unter 15—20 Graden. Im Liegenden des Conglomerats
in einer kesselförmigen, nicht sehr geräumigen Vertiefung findet man die tie-
feren Schichten unserer älteren Stufe anstehend, die eine etwas abweichende
Beschaffenheit von jenen zu Parschlug und Turnau zeigen. Sie sind durchaus
sandiger Natur und zerfallen leicht zu einem sehr feinen, an Glimmerblättchen
reichen Sande. Die Halde des Schachtes zeigt einen sandig-glimmerigen, licht-
grauen Thon, fast ohne aller Schichtung, mit nicht seltenen Pflanzenresten. Das
Flötz einer braunschwarzen, zerklüftenden Kohle #) ist5 Fuss bis 2 Klafter mächtig,
durch ein 1—11/, Fuss mächtiges Zwischenmittel in zwei Theile Ge Das-
selbe fällt unter 35° nach West.
Von Parschlug in südwestlicher Richtung findet man gleich am Südfusse
desselben Kalkrückens, der die Bucht von Parschlug gegen Süden abschliesst,
bei Winkel die Gesteine der älteren Stufe anstehend. Von Gager angefangen
nach West stehen die Conglomerate am Fusse des erwähnten Kalkrückens an,
erheben sich nördlich von Kapfenberg sehr bedeutend hoch auf den südlichen
Gehängen desselben, übersetzen bei Winkel auf das rechte Ufer des Thörl-
Baches und erfüllen von hier westlich bis nach Schörgendorf im Lamingthale
(Bruck NW.) eine ähnliche Bucht wie die von Parschlug, die sowohl im Norden
1) Haid. Ber. I. p. 77.
?) Unger, ]. e. p. 29.
®) A. Miller Ritter v. Hauenfels, die steierm. Bergbaue, des Separatabdruckes p. 55.
*) A. Miller Ritter v. Hauenfels, die steiermärkischen Bergbaue, des Separatabdruckes
p:54. — Analyse dieser, Kohle inK. Ritter v. Hauer, Untersuchung über den Brennwerth
der Stein- und Braunkohlen Oesterreiehs. Wien 1862, p- 109.
[6] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 223
als auch theilweise im Süden östlich von Schörgendorf vom körnigen Kalk, west-
lich von Kapfenberg aber von krystallinischen Schiefern eingefasst ist, und nur
nördlich bei Kapfenberg in westlicher Richtung mit den Ablagerungen im Mürz-
thale eine offene Verbindung besitzt. Die Schichten des Conglomerates, das
weiter unten genauer beschrieben werden soll, fallen nach Süd. Im Liegenden
des Conglomera'‘s, zwischen dem körnigen Kalk des Nordrandes der Bucht, der
das linke Ufer des Gamsgrabens westlich bei Winkel bildet, und dem Conglo-
merat treten’am rechten Ufer des Gamsgrabens die tieferen Braunkehlen füh-
renden Schichten der älteren Stufe auf. Sie sind hier wieder eigenthümlich
entwiekelt. An den Häusern von Winkel ist ein grober Sand zu sehr leicht zer-
fallendem Sandsteine stellenweise verbunden, anstehend. . Seine Mächtigkeit
beträgt an 4 Klaftern. In der ganzen Mächtigkeit sind grosse Kugeln und Mug-
geln von fester erhärtetem Sandstein vertheilt. Im Liegenden folgen gegen den
Gamsgraben mit dem Sande wechsellagernde grobe Letten voll von Pflanzen-
abdrücken, die ich jedoch schlecht erhalten fand. Aus diesen Schichten mag
der von Sprung 1) angegebene Diplacites emarginatus herrühren, der später
von Prof. Unger 2) als Polypodites (Lastraea) stiriacus bestimmt wurde,
Die nun folgenden Liegendschichten enthalten die Braunkohle von Winkel,
im Gamsgraben 3). Bisher sind 14 (nach Sprung I. e. p. 42:13) einzelne
Flötze von 8—20 Zoll Mächtigkeit überfahren, die alle mit Ausnahme der ersten
2 oder 3, die westlich einfallen, regelmässig nach Süden einfallen und mit dem
Sandsteine wechsellagern, der zwischen den Flötzen feinkörniger ist als im Han-
genden. Nur zwei von diesen Flötzen haben die Mächtigkeit von etwa 1—2 Fuss.
So wie man in der südwestlichen Fortsetzung des Aflenz-Turnauer Beckens
Reste einer ehemal'gen Verbindung mit dem Trofajacher Becken angibt, glaubt
man auch, auf dem Sattel zwischen Winkel und Schörgendorf stehend eine solche
Verbindung zwischen Winkl und Trofajach vermuthen zu können, indem von
Schörgendorf auf den Sattel hinauf in’s Unterthal und von da nach Kletschach,
abgerundete Gehänge aufeinander folgen, wie sie sonst dem neogenen Gebiete
eigen sind. Ich konnte in dieser Richtung meine Untersuchungen nicht ausdeh-
nen. Nach brieflichen Mittheilungen des Herrn Professors Albert Miller
Ritter v. Hauenfels sind in Kletschach bisher keine neogenen Ablagerungen
bekannt. In Mohap westlich von Trofajach sind auf unseren Aufnahmskarten
neogene Ablagerungen angeführt, die später als Diluvium gegolten haben, über
die leider keinerlei Mittheilungen veröffentlicht sind.
An die Ablagerungen im Winkl schliesst sich zunächst, von Kaptchberiit in
südwestlicher Richtung, parallel mit Winkl, ein Streifen hieher gehöriger Con-
glomerate, der bis an den Lamingbach fortsetzt. Am rechten Ufer des Laming-
baches beginnt abermals das Conglomerat, übersetzt, westlich von Bruck den
zwischen dem Lamingbache und der Mur sich erhebenden Rücken, an dessen
südöstlichem Ende die Ruine von Bruck sich erhebt, und zieht in einem schmalen
Zuge bis an die Mur bei Oberdorf. In diesem Conglomeratzuge, zwischen Bruck
und Oberdorf beiläufig in der Mitte, liegt das Urgenthal mit seinem erst 1847
durch den damaligen Schürfungseommissär F. Engl aufgeschürften Braun kohlen-
flötz *). Am Eingange in das Thal, namentlich am rechten Gehänge steht überall
1) Tunner’s Jahrbuch I. 1842. p. 43.
2) Chloris protog. p. 120—121. Tab. XXXVI. F.4. — Haid. Bericht VI. p.2.— Unger,
Foss. Flora von Parschlug, 1. e. p. 22. F
3) K.v. Hauer, Braun-und Steinkohlen, p. 108.
#) Haidirger, Berichte IV. p. 417. — v. Hauer und Foetterle: Uebersicht der Berg-
baue 1855. p. 138. — K. v. Hauer, Braun- und Steinkohlen, p. 108 und 109.
29
294 Dionys Stur. [7]
das Conglomerat an mit südliehem Einfallen. Die tieferen Schichten fand ich zu
Tag nicht anstehend. Sie sind nur in den vier übereinander folgenden Stollen
erreicht worden und bestehen aus einem sandig glimmerigen grauen Thon mit
Pflanzenresten ähnlich jenem der kurzen Illa. Das darin eingelagerte Kohlenflö tz
ist 6 Fuss mächtig, mit in die Tiefe zunehmender Mächtigkeit. Die oberen Hori-
zonte sind bereits abgebaut. Die Kohle ist insbesondere der Leobner Kohle
ganz ähnlich, glänzend schwarz, von grossmuscheligem Bruche, mit Spuren von
Holztextur. r
Das Liegende bildet ein grober grauer Letten aus Gneiss und Glimmer-
schiefer, Zerriebenes mit gröberen Bruchstücken gemengt.
Bis hieher zeigen alle Vorkommnisse der Gesteine der älteren Stufe, mit
der wir uns hier beschäftigen, 'eine Aufeinanderfolge von NW. nach SO. Von
Bruck und Urgenthal an, ist diese Riehtung eine rein westliche zu den Ablage-
rungen bei Leoben und Trofajach.
Zwischen Urgenthal und Leoben hat Herr Seeland an zwei Stellen Ge-
steine der älteren Stufe untersucht 1) und auf der von ihm gezeichneten Karte
(Manuseript) angegeben. Das eine, zu Urgenthal zunächst liegende Vorkommen
und nur durch das Diluvium der Mur getrennt, befindet sich bei Streitgarn
an der Utsch und bei Foirach, wo diese Gebilde den zwischen den genannten
Orten liegenden Sattel ausfüllen. Es sind eben auch Conglomerate, in deren
Gebiete ein Versuchsbau auf Braunkohle angegeben ist. Das zweite Vorkommen
ebenfalls am rechten Ufer der Mur auf einer Anhöhe westlich von der Aus-
mündung. des Brandgrabens, südwestlich von Nikolsdorf besteht auch aus
Conglomerat (auf der Manuseriptkarte), dessen Ausdehnung als unbedeutend
erwähnt wird.
Diesem letzterwähnten Vorkommen gegenüber liegt Proleb am linken Ufer
der Mur, am Fusse des östlichen Endes des höchst interessanten Braunkoh-
lenlagers im Seegraben nördlich bei Leoben ?).
Zwei ausgezeichnete Kenner des Leobner Braunkohlenreviers : Professor
Albert Miller Ritter von Hauenfels 3) und Ferdinand Seeland *) haben
höchst werthvolle Mittheilungen über den inaern Bau und die Eigenthümlich-
keiten dieser Braunkohlenablagerung veröffentlicht. Ich konnte mich daher
beschränken, die oberflächliche Beschaffenheit in’s Auge zu fassen und dieselbe
auf der zur Veröffentlichung vorzubereitenden Karte richtig darzustellen.
Wie ich es bei den Kohlenablagerungen von Parschlug und Winkl
erwähnt habe, dass sie im Süden theilweise wenigstens, durch eine Erhöhung
älterer Gesteine vom eigentlichen Hauptthale der Mürz getrennt sind, so wie
auch das Urgenthal im Südwesten, im Schlossberge von Bruck, einen ähnlichen
es vom Mürzthale scheidenden altkrystallinischen Vorsprung besitzt, und dies
auch zwischen Streitgarn und Foirach in Bezug auf die Mur stattfindet (ver-
gleiche den Durchschnitt v. Morlot's über Altenberg 5) — so findet man auch
1) Fünfter Bericht des geogn. mont. Vereins für Steiermark 1856, p. 80.
?2) Tunner’s Jahrbuch I. 1841. p. 87—96. — Verhandl. des n. ö. Gewerbe-Vereines 10. Heft,
1843. p. 26—33. — Kraus, Jahrbuch 1849. p. 22. — Haid. Berichte VII. p. 204. —
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1850. 1. p. 735. — Ibidem p. 739. — Tunner’s
Jahrbuch IV. (VII.) 1854. p. 155—182. — Ibidem p. 203. — Fünfter Bericht des geogn.
mont. Vereines für Steiermark 1856. p. 78. — Sitzungsb. der niederrh. Gesellschaft in Bonn
1857. p. XXVI. — Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1857. VIII. p. 152. — Ibidem
1858. IX. p. 295. — Ibidem 1859. X.p. 139.— K. v. Hauer, Braun- und Steinkohlen p. 110.
5) Tunner’s Jahrbuch IV. (VII.) 1854. p. 155. — Al. Miller: Die steierm. Bergbaue, p.49.
*) Fünfter Bericht des geogn. mont. Vereines für Steiermark 1855. p. 78. — Haidinger
Berichte VII. p. 204.
5) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1850. I. p. 104.
[8] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 225
bei Leoben die Braunkohlengebilde unserer älteren Stufe nicht im eigentlichen
jetzigen Murthale abgelagert. Ein nicht unbedeutender Bergrücken, am Berger
oder Erzbach, vor dessen Einmündung in die Mur beginnend, zieht über Ju-
dendorf bisin die Melm nahe an den Ausgang des Prentgrabens, bestehend aus Thon-
glimmerschbiefer und körnigem Kalk, und scheidet die in Rede stehende Braun-
kohlenablagerung von der Mur. Hinter diesem Vorsprunge erst stehen die Ge-
steinsarten unserer älteren neogenen Stufe an und verlaufen im Allgemeinen
dem erwähnten Vorsprunge parallel, so dass sie im Westen nach Stunde 8, melhır
in der Mitte nach Stunde 9—10 und im Osten nach Stunde 13—14 einfallen.
Zunächst an dem Vorsprunge trifft man durchgehends das Conglomerat anste-
hend. Dasselbe bildet einen hogenförmigen Zug von wenigstens 400 Klaftern
mittlerer Breite. Die Mächtigkeit dieses Conglomerats, das sehr diekschichtig
ist, schätzt Seeland auf 50 Klafter. Am Nordrande des Zuges schliesst sich
das Conglomerat nicht an das Grundgebirge an, sondern steht, zumeist eine
steile, hohe Wand bildend, hoch empor mit den entblössten Köpfen der steil
nach Süd fallenden Schichten, dem Grundgebirge zugekehrt. Der Anblick dieser
Schichtenköpfe überrascht den von rückwärts aus dem Dollingraben kommenden
Wanderer, der, an der Mur wandelnd, kaum ahnen kann, dass ihn hinter den
grünen Gehängen des Südabfalles dieses Conglomerates so grossartige Entblös-
sungen erwarten. Zwischen den Schichtenköpfen des Conglomerats und dem
Grundgebirge treten, längs dem ganzen Nordrande des Beckens, die tieferen
Gesteine der älteren Stufe mehr oder minder blossgelegt zu Tag, so nament-
lich aus dem Prentgraben über den Sattel in den Seegraben, von da über den
westlich folgenden Sattel in den Moskenberg- und Münzenberggraben bis auf den
Sattel, der zum Erzbach führt. Die erwähnten Gräben schneiden auch die
mächtige Conglomeratmasse in eben so viele, durch steile Wände zum Theil
begrenzte Partien. Die östlichen Gräben haben das Conglomerat nur näher zum
Grundgebirge bis auf die tieferen Schiehten durchsunken und abgewaschen ;
westlich vom Seegraben ist in den Vertiefungen der Gräben das Conglomerät
ganz weggeführt, und es sind nur vereinzelte, rund herum durch tiefere Schich-
ten begrenzte isolirte Massen des Congiomerats zurückgeblieben.
Um die Aufeinanderfolge der einzelnen Schichten der mächtigen Conglo-
meratmasse der Leobner Braunkohlenreviere anzudeuten, will ich hier einen
mir im Manuseripte vorliegenden sehr interessanten „geologischen Durchschnitt
des Anna-Unterbaustollens vom F. R. v. Fridau’schen Braunkohlenbaue bei
Leoben“ von Joseph Rachoy, gegenwärtig bei der k. k. geologischen Reichs-
anstalt in Verwendung weilenden Berg-Ingenieur, Sohn des Ritter v. Fridau-
schen Bergverwalters Herrn Franz Rachoy zu Judendorf bei Leoben, benützen.
Die in diesem Durchschnitte angegebene Reihenfolge der Schichten unter der
Dammerde von oben nach unten ist :
Conglomerat . . . 2 ee a u Klaktent),
Sandstein mit ae ERREGER ER ae 9 here
2 2 apfe 8 32,) 2 En eo 5,
ee 0 000 0 ee. a. 7 De u En.
N nen ar En
Sandstein . . . a
Sandstein von geringmächtigen Conglomer atschichten durchsetzt, GB ,
folgen die tieferen Schichten.
1) Die hier angegebenen Müchtigkeiten geben nicht den senkıechten Abstand der oberen
von der unteren Schichtfläche an, sie deuten nur die scheinbare Mächtigkeit im Stollen an,
der die Schichten schief verquert.
296 Dionys Stur. [9]
Die Sandsteinschichten habe ich auch an der Eisenstrasse westlich von
Leoben beobachtet, wo sie sehr gut entblösst sind und mit Conglomeratschie hten
wechseln. Diese Sandsteine brausen mit Säuren und eind genau dieselben, wie
wir sie später bei der Walpurga-Kirche, unweit St. Michael, kennen lernen
werden.
Aus dem Durchsehnitte ist zu entnehmen, dass die Ablagerung der oberen
Schichten der älteren Stufe mit einer Sandsteinbildung begann , über welche
-päter die Conglomeratbildung immer mehr und mehr vorherrschend wurde.
Diese Hangendglieder führen, wie aus den mannigfächen Schurfarbeiten hervor-
xcht, nur unbedeutende Kohlenspuren !). Höchst wichtig ist der mitgetheilte
Durchsehnitt insbesondere darum, weil er mit grösster Genauigkeit die Stelle
jener Schichten angibt, in welcher Herr Rachoy ?) „bei Gelegenheit einer Erd-
abgrabung östlich vom v. Frid au’schen Ritter wäldstofleh i im Hängendsandstein*
Reste des Dinotherium bavaricum v. Mey. entdeckt hat; und zwar einen wohl-
erhaltenen mit Email versehenen Backenzahn vom linken Unterkiefer, dann
mehrere Bruchstücke von Stosszähnen, Mittelzähnen, kleineren Backenzähnen
und die Wurzel eines Backenzahnes, — nach den Bestimmungen und Angaben
des Herrn Professor Suess. Ich hatte schon, gegen Ende des Monats October
1863 ohne von diesem Funde irgend eine Nachricht erhalten zu haben, aus
anderen weiter unten folgenden Gründen geschlossen, dass diese Conglomerate
derselben älteren neogenen Stufe mit den Bratinkohlen angehören müssen und
den Leithakalkconglomeraten des Wiener Beckeus parallel sind und ich freue
mich, dass von Herrn Rachoy eine so schöne Bestätigung meiner Ansichten,
durch den interessanten Fund geliefert wurde.
Unter dem Conglomerate folgen die tieferen Schichten unserer älteren
Stufe. Zuoberst sind es feinkörnige glimmerreiche, thonige, Sandsteine, deren
Mächtigkeit Seeland bis auf 16 Klafter schätzt. Dann folgen Schieferthone,
die oben lichtbraungrau in den tiefsten Lagen unmittelbar über dem Flötz
dunkelgrau und bituminös, auch kiesig sind, und eine Mächtigkeit von 5—6
Klaftern zeigen. Im erwähnten Durchschnitte des Herrn R achoy ist die .Rei-
henfolge der unteren Schichten angegeben, wie folgt:
feiner grüner Sandstein 32 Klafter ;
brauner feinblätteriger Schieferthon 4 Klafter;
grauer fester Schieferthon 11 Klafter;
bituminöser Hangendschiefer mit Pflanzenresten und Fis.hen 5 Klafter,,
Braunkohlenflötz mit 6 Klafter söhliger Mächtigkeit, durch drei. taube
thonige Zwischenmittel in vier ungleiche Flötze abgetheilt.
Seelandgibt vier Punkte in dem Leobner Braunkohlenrevier an, wo Pflanzen-
reste in sehr guter Erhaltung in den Schieferthonen zu sammeln sind 3). Der erste
und zweite Punkt ist da, wo die von Fridau’schen und Miesbach’schen Maas-
sen aneinander grenzen. Auf der Seite von Frida u wurde man durch Anschla-
gung eines Wetterstollens darauf aufmerksam; bei Miesbach findet man das
Ausbeissen der nämlichen Schichte in der linken Wand des aufgelassenen Tag-
baues. Ein dritter Puukt ist der Mayr’sche Tagban, wo sich die Blätter grössten-
theils im gebranntem Schiefer zeigen. Der vierte Fuudort ist auf der Halde des
!) Tunner’s Jahrbuch 1854. IV. (VII) p. 157.
2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1863. Bd. XIII. Heft 4. Sitrungabartglt
am 1. December 1863.
®) Unger, Foss. Flora von Parschlug, ]. e. p. 23. — Jahrbuch derk.k. geologischen Reichs-
anstalt 1850. I. p. 735.
[10] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 227
St. Johannstollens im Mayr’schen Unterbaue, wo man auch viele Pinusfrüchte
gefunden hat. Es ist dies durchgehends dieselbe wenig mächtige Schichte in
den oberen Schieferthonlagen, da wo sie an den Sandstein grenzt und alaunige
Auswitterung zeigt !).
Die Kohle 2) ist eine sehr gute reine Braunkohle von muscheligem Bruch und
oft erkennbarer Holzstructur. Sie liefert gute Cokes ?). Ihre Mächtigkeit wird
im-Westen auf 1—3 Klafter, bei Miesbach auf 6—8 Klafter (die grösste
Mächtigkeit), bei Mayr im Tagbaue auf 5 Klafter, weiter östlich im ärarischen
Bohrloch in einer Tiefe von 130 Klafter auf 31/, Klafter angegeben. Am nörd-
liehen Rande der Mulde ist das Kohlenflöütz steil aufgerichtet, sogar bis zu
70 und 80 Grad Neigung, nach Süden hin verflacht es und zeigt im Mayr'schen
Unterbau nur 15 Grad Fallen.
Das Liegende *) der Kohle bildet ein feuerfester Ton, welcher aus dem
Thonschiefer des Grundgebirges d.rch Einwirkung der. vitriolischen Wässer
entstand, er hat eine Mächtigkeit von 1—3 Klafter und wurde zur Bereitung
feuerfester Ziegel benutzt.
Die grösste Gesammtmächtigkeit der Hangendschichten beläuft sich nahe
gegen 180 Klafter, somit die Gesammfmächtigkeit der älteren Stufe auf nah»
200 Klafter.
Wenn man aus dem Seegraben den Fussweg in den obersten Theil des
Dollinggrabens 5) (auf der Karte Tollingraben) zu den dortigen Kohlenwerken
verfolgt, so sieht man, dass von dem höchsten Punkte des hoch aufgerichteten
Conglomerats, im Westen des Seegrabens, dicht hintereinander folgende Blöcke
und Trümmer desselben Conglomerats, das theilweise blossliegende steile
Grundgebirge in einer nordwestlichen Richtung, bedecken. Man gelangt bald
zu einem untergeordneten Vorkommen der Kohle unter Conglomerat, noch höher
folgt eine beckenförmige, sehr flach geneigte Stelle im Gehänge, die ganz be-
deckt ist von grossartigen Halden: die kleine Mulde, die von JandI abgebaut
wurde. Nach längerem, weiteren Aufwärtssteigen gelangt man endlich auf den
Sattel, der in den Dollingraben führt. Im Dollingraben sieht man am Tage zu-
meist nur Conglomerat anstehen, an einzelnen Stellen erscheint auch der gelbe
Sandstein wechsellagernd mit Conglomerat. Die tieferen Schichten sind hier viel
weniger entwickelt, die Kuhle liegt beinahe unmittelbar auf dem Grundgebirge.
Seeland erklärt die Vorkommnisse von Conglomerat und Braunkohle zwischen
dem Seegraben und dem Dollingraben,, als die in Trümmer gegangene ehemu-
lige ununterbrochene Verbindung zwischen den genannten beiden Mulden, Es ist
nur der oberste Theil des Dollingrabens von den Gesteinen der hier betrachteten
Stufe erfüllt, im tieferen Theile bis in's Hauptthal herab stehen die Gesteine des
Grundgebirges an.
Zum Leobner Kohlenrevier rechnet Seeland das Vorkommen der hieher
gehörigen Gesteine bei Donawitz, am Fusse des Galgenberges, das am rechten
Ufer des Erzbaches zu fi:den ist. Von hier den Erzbach aufwärts, und ebenso
vom Dollingraben westwärts bis St. Peter ist keine Spur von tertiären Ablage-
rungen bekannt. Es ist somit das von St. Peter und Trofajach nach West lie-
gende und bis nach Kammern und an die südöstlichen Gehänge des Gösseck
1) Haidinger, Berichte VII. p. 206.
2) K. v. Hauer, Braun- und Steinkohlen, p. 110.
°) Haidinger, Berichte VII. p. 208,
*) Fünfter Bericht des geoen. mont. Vereins für Steiermark. 1856 n. 80..
) Haidinger, Ber chte VII. 204—205
228 Dionys Stur. [11]
ausgedehnte Becken von Trofajach !) in keinem nachweisbaren Zusam-
menhange mit dem eben abgeliandelten Leobner Becken. Das was überhaupt
über die Lagerungsverhältnisse dieses Beckens bekannt wurde, verdankt man
dem um die Geologie von Steiermark so wohlverdienten Seeland. Ich fand in
der Gegend südwestlich von Trofajach, dort wo die Strasse in’s Feitscher Thal
den zwischenliegenden Rücken ersteigt, das Conglomerat, wie ich es auch bei
der. Kirche Walpurga, nächst St. Michael untersucht habe, und welches ohne
Zweife! dem von Leoben gleich kommt. Die Schichten liegen nicht horizontal,
sondern fallen flach nach Südwest oder Süd und streichen über Scharsdorf west-
lich bis an den Fuss des Gössecks. Unter dem .Conglomerate kommt am Nord-
rande des Beckens, genau so wie bei Leoben der nach Beobachtungen von
Seeland mit Schieferthon wechsellagernde, pflanzenführende Tegel, in dessen
obersten Lagen bei Gimplach ein 1—3 Fuss mächtiges Braunkohlenflötz sich
eingelagert befindet. Man sieht dort gegenwärtig nur verfallene und verlassene
Baue mit ganz verwitterten Halden. Aus der Verbreitung der Schürfe geht
hervor, dass der Tegel mit Schieferthon, von Gimplach bis gegen Scharsdorf,
und von da nördlich zu Tage tritt und südlich von Sternegger von einer isolirten
Partie von Conglomerat bedeckt ist. In dem übrigen Becken kommt der tiefere
Theil dieser Stufe unter dem Conglomerat nicht mehr zum Vorscheine.
Bei Kurzheim in der Ecke zwischen dem Vordernberger Thal und dem
Gössbach befindet sich eine Partie von grellroth gefärbtem Conglomerat, das
mit einem ebenso gefärbten Lehme wechsellagert, der als Zuschlag beim Hoch-
ofenprocesse zu Vordernberg verwendet wird. Auch auf dieses Vorkommen
komme ich bei der Beschreibung des Conglomerates noch einmal zu sprechen.
Von Kammern das Liesingthal aufwärts bis auf die Wasserscheide in’s
Paltenthal sind keine Vorkommnisse von neogener Ablagerung auf unsern Karten
angegeben oder bekannt. Es ist aber kaum anzunehmen, dass sie hier ganz fehlen
sollten, wenn auch die gebliebenen Ueberreste derselben schwer aufzufinden
sein mögen.
Wenn auch nicht mehr zum Wassergebiete der Mur und Mürz gehörig
sollen doch noch hier Erwähnung finden zwei Vorkommnisse der Neogenforma-
tion, die A. v. Morlot angibt; da sie im Süden der eigentlichen Kalkalpen im
Gebiete der Grauwackenformation gelegen sind, Das eine befindet sich im
Gebiete des Finstergrabens südöstlich von Radmer ?) am südwestlichen Gehänge
des Hochkogels. Nach der Angabe v. Morlot's enthält das Conglomerat hohle
Geschiebe und dürfte ohne weiters der hier in Rede stehenden tieferen Stufe
des Neogen angehören.
Weniger wird dieses der Fall sein mit dem zweiten Vorkommen, das ich
vielmehr geneigt bin in die obere Stufe zu stellen. Es ist das Vorkommen der
Schotter und Conglomeratbänke zu Golrad (Knappendorf). Die Kirche zu
Golrad steht auf einem Hügel aus diesem Conglomerat. Entblössungen sind nur
an der Strasse zu sehen. Doch dürfte die ganze sanfter gewölbte Gegend nörd-
lich bei Gollrad, westlich vom Bache aus diesem Gebilde bestehen. Auf einer
anderen Stelle hoffe ich nachzuweisen, dass auch der in den Grubenbauten zu
Gulrad aufgeschlossene und daselbst unter dem Namen „Gelbes“ bekannte Lehm,
der fälschlich für Haselgebirge erklärt wurde, nur eine locale Modification des
Conglomerates sei.
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1853. IV. p. 424 -- 425.
?) L. e. p. 425.
%) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1850. I, p. 107.
[12] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 229
Beide ebenerwähnten Vorkommnisse gehören dem Wassergebiete der
Salza an.
Hiermit wären alle mir bekannt gewordenen Vorkommnisse der älteren
Stufe des Neogen iin Gebiete der Mürz, und Mur von Leoben abwärts bis Bruck
besprochen.
Von Leoben und Kammern nach Süd folgt bis nach St. Michael ein an neo-
gener Ablagerung nahezu ganz bares Gebiet, da in demselben nur bei Madstein
nördlich ein kleines Vorkommen dieser Ablagerung von A. v. Morlot t) ver-
zeichnet und von Herrn Prof. Miller 2) erwähnt wird.
Die Umgegend von St. Michael bietet aber schon ein äusserst interessantes
Vorkommen von neogenen Gesteinen, deren Beschaffenheit eine so auffallende
Identität mit all’ dem was sich in dem früher besprochenen Gebiet über die
Zusammensetzung der älteren Stufe beobachten lässt, verräth, dass ich es vor-
theilhaft finde, hier an der Grenze zwischen dem oberen Murbecken und dem
bereits Abgehandelten, das zusammenzufassen, was ich über die Gesteine der
höheren Abtheilung unserer unteren Neogen-Stufe zu sagen habe.
Nachdem Herr Hofrath Haidinger schon 1841 in dem Steinbruche nächst
der Edelmühle unweit Lauretta am Leithagebirge in einer Conglomeratbank des
Leithakalkes die „hohlen Geschiebe“ beobachtet und 1843 beschrieben hatte 5),
gelang es zunächst im Jahre 1847 A. v. Morlot, innerhalb der Alpen, Con-
elomeratbänke zu entdecken, die ebenfalls „hohle Geschiebe* enthielten.
Dieser Fundort ist eben das Conglomerat bei der Kirche Walpurga im Westen
bei St. Michael, mit dem wir uns hier beschäftigen wollen*). Später entdeckte
A. v. Morlot „hohle Geschiebe* enthaltende Conglomerate an mehreren
Punkten des eben hier abgehandelten Gebietes 5). Im Jahre 1851 hatten
Czizek und ich das Vorkommen der „hohlen Geschiebe“ in einem Steinbruche
bei Lauretta unter einer Bedeekung von 30 Fuss Nulliporenkalk in einer 4 Zoll
mächtigen Conglomeratbank wieder beobachtet®). Ebenso sind sie bei Leiding
von Czizek ?) gefunden worden. Sie wurden schon früher von Slanipotok bei
Agram von Herrn Hofrath Haidinger 8) angegeben. Ich selbst fand in der
Gegend von Daruvar in Slavonien in einer Leithakalkbank „hohle Geschiebe*
in der Nulliporenmasse vereinzelt eingeschlossen °).
Eine ausführliche Beschreibung dieser „hohlen Geschiebe“ und der Ver-
hältnisse, unter welchen sie in einem bedeutenden Theile des Leithagebirges
vorkommen, hat Herr Hofrath Haidinger in der Sitzung der kais. Akademie der
Wissenschaften am 17. Juli 1856 vorgelegt 1°). Herr v. Morlot beschreibt !')
1) Morlot A. v.Erläut. zur geol.Bearb. VIII. Seetion (Leoben und Judenburg). Wien 1848.
2) Fünfter Berieht des geogn. mont. Verein für Steiermark 1856, p. 73.
3) Berieht über die Mineralien-Samınlung der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen
in Wien 1843, p. 146. — Uebersicht der mineral. Forschungen im Jahre 1843, p. 118. —
Handbuch der bestimmenden Mineralogie. Wien 1845, p. 326.
*) Haid. Berichte III. p. 101 und p. 475. — A. v. Morlot, Erläuter. zur VIll. Section
(Leoben und Judenburg). Wien 1848, p. 27—31.
5) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1850. I. p. 104—110.
6) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1852. III. p. 49.
7) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1854. V. p. 524.
8) W. Haidinger. Bericht über die Mineralien-Sammlung der k. k. Hofkammer im Münz -
und Bergwesen in Wien 1843, p. 146.
9) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1861— 1862. XII. p. 290.
10) Sitzungsberichte der kais. Akademie 1856. XXI. p. 480 mit einer Tafel. — Jahrbuch der
k. k. geologischen Reichsanstalt 1856. VII. p. 157.
11) Erläuterungen zur VIII. Section (Leoben und Judenburg). Wien 1848, p. 27.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 30
230 Dionys Stur. [13]
die „hohlen Geschiebe* bei der Walpurga-Kirche eben auch sehr ausführlich,
so dass mir nur Weniges erübrigt, der Vollständigkeit wegen beizufügen.
Nach mündlichen Mittheilungen des Herrn Professors Miller Ritter v.
Hauenfels ist durch Versuche, die er selbst leitete, mit Bestimmtheit ein, wenn
auch nur unbedeutendes, Braunkohlenvorkommen unter dem Conglomerate der
Walpurga-Kirche nachgewiesen. Die die Kohle wahrscheinlich einschliessenden
Sande und Schieferthone sind in dem Hohlwege bei der Walpurga-Kirche an-
stehend zu sehen. Doch ist es schwer dies mit Bestimmtheit anzugeben, da die
hier mächtig entwickelte Diluvialterrasse des Liesingthales nur wenige genaue
Beobachtungen im tertiären Gebirge zulässt. Oberhalb der schon vielfach er-
wähnten Ziegelei der dortigen Gegend, bedeutend höher am Gehänge, befindet
sich der Steinbruch, in welchem die von A. v. Morlot beschriebenen Stücke des
Conglomerats mit hohlen Geschieben gefunden wurden. Im Liegenden fand ich
einen sehr vorherrschend kalkigen Sandstein, dessen Schichten flach nach Süd
fallen. Professor Miller?) erwähnt von da einen Kalkmergel. Ueber diesen
Schichten lagert das Conglomerat mit „hohlen Geschieben“. Die Stelle ist an
einem abgerundeten, in’s Mur- und Liesingthal vorspringenden Gehänge eines
Ausläufers des Fresenberges befindlich. Weiter in West folgt die Bucht des
Dullinggrabens, in deren Gebiete der grösste Theil des bei der Walpurga-Kirche
angegebenen Conglomerats liegt. Am rechten Flügel dieser Bucht rechts vom Aus-
gange des Dullingrabens, wo an der Strasse unweit eines Hauses eine Entblös-
sung des Gehänges vorhanden ist, findet man das Conglomerat anders beschaffen,
als es aus den Beschreibungen v. Morlot’s bekannt geworden ist.
Hier wechseln mit Kalk cementirte Conglomeratschichten mit losem, in
gelbem Sande eingebettetem Gerölle; bald sieht man ein roheres Materiale zum
Theil in eckigen Stücken mit Schichten wechseln, die vollständig abgerollte
Stücke enthalten, bald nimmt eine und dieselbe Schichte in ihrem Verlaufe ein
verschiedenes Ansehen an, je nach den herrschenden Verhältnissen, unter wel-
chen der in diese Bucht mündende Dullingbach zur neogenen Zeit, das Materiale
zur Ablagerung lieferte. So fand ich nun an einer Stelle daselbst im Liegenden
einer Schichte, die petrographisch keinen namhaften Unterschied von der, aus
welcher v. Morlot die beschriebenen Stücke sammelte, darbietet, ein weniger
festes Conglomerat, aus wohlgerundeten Kalk- und Schieferstücken, das weniger
dicht ist und viele Zwischenräume zwischen den einzelnen Geröllen zeigt. In
dieser Lage finden sich nicht nur die Gerölle aus krystallinischen Schiefern ganz
wohl erhalten, sondern sind auch die Kalkgerölle (mit nur wenigen Ausnahmen
von kleinen halbverwitterten Geröllen) ganz frisch und die frischen Kalkgerölle
zeigen die auch schon oft besprochenen 2) Eindrücke, die sie von den kleineren
oft noch daran hängenden Geröllen erhalten haben. Auf dem mitgebrachten Con-
glomeratstücke klebt ein Gerölle von liehtgrauem Kalk, in dessen Masse ein dun-
kelgraues kleines Kalkstück so fest eingedrückt ist, dass es in der Masse der
grösseren wie eingekittet erscheint, Beim Herausbrechen des kleineren Gerölles
würden gewiss Stücke der Masse vom grösseren daran haften bleiben. An einem
andern ganz gleichen Gerölle sieht man in einem älteren, früher vorhanden
gewesenen grösseren hohlen Eindrucke, zwei kleinere scharf ausgeprägte
Eindrücke von kleineren Geröllen, die auf den Beschauer den Eindruck
1) Fünfter Bericht des geogn. mont. Verein für Steiermark 1856. p. 72.
2) Nöggerath, Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1853. IV. p. 667. —
1854. V. p. 897.
1 4] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 231
machen ;: als hätten die beiden kleineren Gerölle jedes für sich einen entgegen-
gesetzten Druck auf die Masse des grossen Gerölles ausgeübt, so dass zwischen
beiden Eindrücken ein erhöhter Rand der hervorgequetschten Gesteinsmasse des
grossen Gerölles besteht, genau so wie man beim Eindrücken eines Nagels in
Wachs einen solchen erhöhten Rand zu erzeugen im Stande ist. Wärend, wie
gesagt, in der oberen Schichte die Kalkgerölle mehr oder minder hohl, die
Gerölle aus krystallinischen Gesteinsarten aber wohlerhalten sind, bemerkt man
in der tieferen Schichte an keinerlei Geröllen eine beträchtliche Veränderung.
Ganz anders ist es aber kaum 10 Klafter südwestlicher von dieser Stelle in
einer Schichte von losem, in gelben Sande eingebettetem Schotter. Hier sind
die vorhandenen Kalkgerölle durchaus, namentlich im Innern ganz frisch erhalten,
und es fällt höchstens auf, dass ihre Oberfläche matt und zerfressen aussieht; da-
gegen sind dieGerölle aus dem gleich in der Nähe anstehenden Gneiss, dann von
Granit, Glimmerschiefer und Thonschiefer ganz verwittert und wie aufgeweicht,
so dass man die grössten derselben leicht zwischen den Fingern zu feinstem
Gruss zerdrücken und zermalmen kann. Selbst Quarzgerölle dieser Schichte zer-
fallen bei einem Hammerschlage in feinen scharfeckigen Grus.
Man findet hier somit auf einem sehr kleinen Raume drei Modifieationen
der Gesteine der oberen Lage unserer tieferen Stufe, die man an anderen Punkten
mitunter nur für sich allein beobachten kann.
Die Umgebung der Walpurga-Kirche bietet in noch einer Richtung Gelegen-
heit zur Beobachtung. Schon v. Morlot gibt ein langes Verzeichniss der ver-
schiedenen Gesteinsarten, aus welchen man Gerölle im Conglomerat der Walpurga-
Kirche bemerken kann. Nebst den localen Gesteinsarten der Umgegend spielen
in diesem Verzeichnisse die aus den Kalkalpen stammenden Gesteine eine her-
vorragende Rolle. Vertolgt man nun bei der Bucht des Dullinggrabens die Ver-
theilung der fremden Gerölle, so überzeugt man sich, dass im östlichen Flügel
der kleinen Mulde, dort wo v. Morlot gesammelt und beobachtet hatte, die
alpinen Gerölle sehr häufig sind, während sie im westlichen Theile selten vor-
kommen oder stellenweise auch ganz fehlen. Die alpinen Gerölle sind somit dort
am häufigsten, wo sie aus dem Liesingthale am leichtesten herbeigeführt werden
konnten; im Gebiete des Dullinggrabens herrschen die Gerölle der Umgegend vor.
Gehen wir von diesem interessanten Punkte noch einmal zurück in das
Becken der unteren Mur und der Mürz, so finden wir zunächst zu Leoben die
Braunkohlen führenden Schichten bedeckt von Gesteinen ganz denen ähnlich, die
wir bei der Walpurga-Kirche kennen gelernt haben. In dem Leobner Revier
herrschen Conglomeratschichten vor, deren Gerölle alle wohl erhalten sind.
Doch fehlen auch Schichten mit „hohlen Geschieben* nicht. Ich beobachtete
solehe Sehichten westlich von Leoben an der Erzstrasse, in der Waasen vor
dem dort anstehenden körnigen Kalk, dort wo die Strasse eine vorspringende
Ecke dieses Conglomerats umgeht. An derselben Stelle findet man in Schichten
von lockerer zusammengefügtem Conglomerat auch Gerölle mit Eindrücken. Weiter
Thal aufwärts bei dem schon erwähnten körnigen Kalk vorüber, kommt man an
eine Stelle des Gehänges, wo man einen gelblichen, grosse Quarzgerölle ent-
haltenden Sandstein mit Couglomerat wechseln sieht. Man glaubt sich hier in
dem Steinbruche bei der Walpurga-Kirche zu befinden, so gross ist die Aehn-
lichkeit der dortigen Gesteine mit denen bei St. Michael.
Ich bin überzeugt, dass man alle diese Gesteine auch an vielen anderen
Punkten des Leobner Reviers beobachten könnte; doch muss ich mich begnügen,
sie auf einer Stelle beobachtet zu haben.
30 *
339 Dionys Stur. [15]
Im Becken von Trofajach ist das Conglomerat südwestlich von dem ge-
nannten Orte ganz ident jenem im westlichen Flügel des Dullinggrabens bei der
Walpurga-Kirche: locker, mit meist wohlerhaltenen Geröllen. Hohle Geschiebe
ehlen aber auch nicht.
Ganz anders beschaffen sind die Schichten desselben Niveaus im Nord-
westen von Trofajach bei Kurzheim in der Ecke zwischen dem Vordernberger-
und dem Gössbach. Als ich diesen Punkt besuchte, glaubte ieh mich plötzlich
nach Siebenbürgen an den rothen Rechberg bei Mühlenbach versetzt !). Alle
durch die vielen Abgrabungen blossgelegten Schichten zu Kurzheim sind grell-
roth gefärbt. Die obersten Schichten bestehen aus Conzlomeraten, die mit gelb-
lichen Sandsteinschichten wechseln. In dem Conglomerate bemerkt man nur sehr
wenige Kalkgerölle, dagegen sehr häufige schwarze Kieselgerölle nebst Geröllen
anderer krystallinischer und schieferiger Gesteine, In den tieferen Schichten
feblt der gelbliehe Sandstein, dafür wird aber ein grober sandiger rother Thon ,
nach unten allein herrschend, in dem man nur nochLagen von Geröllen und Sand
beobachtet. Der Lehm wird gegraben und nach Vordernberg verführt. — Das
Vorkommen dieses eigenthümlichen Gebildes bildet bei Kurzheim eine an das
Grauwackengebirge sich anschmiegende Anhöhe , die über das bei Trofajach
mächtig entwickelte Diluvium hoch hinaufragt. Iclı bemerke gleichzeitig, dass in
den diluvialen, Terrassen bildenden Schiehten sieh keine Spur der rothen Färbung
wiederfindet.
Während bei Foirach am Utschgraben und im Urgenthal Gesteine jenen
von Leoben ganz ähnlich vorkommen, findet man den Sattel zwischen Winkl und
Schörgendorf mit Conglomeraten erfüllt, die genau jenen bei Kurzheim gleich-
konımen. Am Wege von Schörgendorf nach Winkl bemerkt man gleich im Thale
die gewöhnlichen Conglomerate mit hohlen Geschieben östlich bei Schörgendorf;
weiter aufwärts noch, auf dem südwestlichen dem Lamingbache angehörigen
Gehänge erreicht man einen Schurf auf Braunkohle. Die Halde ist mit Blöcken
von rothgefärbtem, vorherrschend aus krystallinischen Schiefern bestehendem
Conglomerate und einem grobkörnigen rotben Sandsteine, der in vieler Bezie-
hung manchem Werfner Sandstein ähnelt, bedeckt. Von da auf den Sattel trifft
ınan nur unvollständige Entblössungen, meist nur rothgefärbte lehmige Stellen.
Vom Sattel abwärts geht der Fusssteig an der Grenze des körnigen Kalkes gegen
das tertiäre Land, und man sieht die Felsen des ersteren überall bedeckt mit
daran haftenden Pärtien von nicht rothgefärbtem Conglomerat. Tiefer im Thale
nahe an Winkl, geht man eine längere Strecke hindurch über rotlıgefärbtes Con-
glomerat, dann überschreitet man Werfener Sandsteinen ähnliche grobe, grellroth
gefärbte Sandsteine, endlich folgen in Winkl selbst die tieferen oben beschrie-
benen Schichten, in denen keine Spur der rothen Färbung wahrzunehmen ist und
die gelbliche gewöhnliche Farbe des Neogen herrscht,
Diese oder ganz ähnliche Bildungen bedecken aueh in dem übrigen Theile
der Mürz und der Umgegend die tieferen braunkohlenführenden |Schichten. Es
genüge zu erwähnen, das insbesonders das Conglumerat an der kurzen Illa mit
„hohlen Geschieben“, den gleichen Gesteinen aus dem Leithakalke, zum verwech-
seln ähnlich ist.
Es erübrigt uns noch von St. Michael die Mur aufwärts die Gesteine der
tieferen neogenen Stufe zu verfolgen. Sie sind hier selten gut entwickelt, und
erscheinen meist nur als vereinzelte Vorkommnisse.
Ta
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt X11l. 1863. p. 90.
[16] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mü'z und Mur in Obersteiermark. 233
Am rechten Ufer der Mur, der Walpurga-Kirche gegenüber, untersuchte Herr
Professor Miller) am östlichen Abhange des Einganges in die Lainsach ein
Conglomerat mit kalkigem Cement, das wohl hieher zu zählen ist.
Hieher gehört ferner die Conglomeratablagerung im Liegenden der Fohus-
dorfer Kohlen. Im ganzen Gehänge, an welches dieses Conglomerat sich ange-
lehnt befindet, ist Kalk nur sehr selten und verbältnissmässig in sehr geringen
Massen dem krystallinischen Gebirge eingelagert. Es ist somit auch in dem Con-
glomerate von Fohnsdorf ein Kalkgerölle eine seltene Erscheinung. Das dortige
Conglomerat besteht vorherrschend aus Geröllen krystallinischer Schiefer :
Gneiss und Glimmerscliefer, die durch ein in Säuren brausendes, aber grobes
sandiges und vorberrschendes Bindemittel zu einem sehr diehten Gestein ver-
bunden sind. Das Bindemittel ist stellenweise roth gefärbt, die einzelnen grös-
seren Gneiss und Glimmerschiefergerölle sind stark verwittert, weich und zer-
fallen viel leichter als das Bindemittel. Im Dünsendorfer Einriss ist das Conglo-
merat grobkörniger als an den anderen Punkten in der Nähe von Fohnsdorf.
Dagegen erscheint es an der Holzbrücke als grobkörniger Sandstein.
Von Fohnsdorf die Pöls aufwärts ist nach den bisherigen Untersuchungen,
kein Vorkommen von Gesteinen der unteren neogenen Stufe bekannt. -
Auch im Gebiete der Mur von Judenburg aufwärts, liegen Angaben nur von
zerstreuten Vorkommnissen dieser Gesteine vor. Sie sind von Dr. Rolle 2) unter-
sucht und vortrefllicn beschrieben, so dass man über ihre Einreibung in die
untere Stufe nicht in Zweifel bleiben kaun. Sehr werthvoll sind in dieser Rich-
tung seine Einzeichnungen in die Special-Aufnahmskarten der k. k. geologischen
Reichsanstalt, wovon der grösste Theil, auf die über dieses Gebiet publieirte
Generalstabskarte, vonDr. Rolle selbst nieht aufgenommen worden war. Das zu
Fohusdorf zunächst liegende Vorkommen dieser Gesteine istaus dem Wölzer Thale,
südlich und westlich beiOber-Wölz angegeben 3). Die hier vorhandenen Conglo-
meraimassen sind von Rothenfels an westlich bis an die Einmündung des Esels-
berger Grabens in die Wölz in grösseren oder kleineren Massen anstehend und
scheinen ein kleinesBecken ehemals hier ausgefüllt zu haben. Wenigstens spricht
ihr Beisammen-Vorkommen auf einem kleinen Raume und ihr Fehlen thalauf- und
abwärts für diese Auflassung.
Hoch über dem tiefen Einrisse des Eselsberger Baches bedeckt das Conglo-
merat die Gehänge des aus körnigem Kalk bestehenden Ofner Berges in plumpen
dieken Bänken. Es besteht aus vollkommen gerundeten Geröllen von Kalk, Do-
lomit und krystallinischen Schiefern, die durch einreichliches kalkiges, mit Sand-
köinern gemengtes Bindemittel fest verbunden sind. Von da abwärts herrscht
das Conglomerat am rechten Gehänge des Wölzthales auf der ganzen Strecke
von Winklern bis Rothenfels. Es lehnt sich als zusammenhängender Streifen an
die jäh ansteigenden und auf eine grosse Strecke hin fast unzugänglichen Kalk-
steingehänge dieser südlichen Thalseite an.
Am linken Gehänge gibt Dr. Rolle |. e. nur drei kleinere Vorkommnisse
dieses Conglomerats an; erst das Vorkommen des Conglomeratfelsens, der den
Mainhardsdorfer Calvarienberg bildet; dann östlich von Ober-Wölz das Vorkom-
men gleich vor dem Stadtthore, wo dieses Conglomerat einen kleinen, aus der
Wiesenebene hervorragenden Hügel bildet; endlich den mächtigen Conglomerat-
felsen, den das Rothenfelser Schloss krönt. Dieser prachtvolle Schlossfelsen
1) Fünfter Bericht des geognostisch-montanistischen Vereins für Steiermark 1856. p. 72.
2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1856. VII. p. 39.
5) L. ec. p. 54.
234 Dionys Stur. [17]
besteht aus einem rothgefärbten, in dieke Bänke gesonderten Conglomerat, das
stellenweise zu einem lockeren Schotter zerfällt, dessen sämmtliche Gerölle eine
tief eisenrothe Färbung auszeichnet. Das Conglomerat steht im Schlosshof noch
deutlich an und lehnt an den dahinter sich erhebenden, aus körnigem Kalke
bestehenden Höhen.
Nicht nur befinden sich die Felsen, die das Rothenfelser Schloss tragen,
deutlich in gestörter Lagerung, sondern es beobachtete Dr. Rolle wiederholt ein
ziemlich starkes Einfallen der Conglomeratbänke unter 15, 20—30 Grad nach
W. oder NW. Nach Dr. Rolle fehlen diesem Conglomerate die „hohlen Ge-
schiebe* ; dies beweist aber durchaus nicht, dass sie demselben auch in der That
überhaupt fehlen, um so mehr als ein grosser Theil der Conglomeratfelsen wegen
ihrer steilen Lage der Beobachtungen des Herrn Dr. Rolle entrückt war.
Waren doch auch in dem Leobner Revier die „hohlen Geschiebe* nicht bekannt
und ich fand sie, trotz meinem nur sehr kurzen Aufenthalte daselbst.
An die Conglomerate von Ober-Wölz schliesst sich zunächst das Vorkommen
bei St. Peter an, wo „an der rothen Erde“ Dr. Rolle eine dunkelziegelrothe
eisenschüssige lehmige Masse, die zum Anstreichen benützt wird, an der Mün-
dung einer kleinen Schlucht beobachtet hat. Dr. Rolle erwähnt selbst 1), dass
eine eben solche rothe eisenschüssige Schichte auch in dem Liegendeonglome-
rate zu Fohnsdorf sich finde und neigt sich zu der Meinung: dass die gleich zu
erwähnende braunkohlenführende Ablagerung von Rottenmann, bis nach St. Peter
in das Katschthal gereicht haben möge. Für uns ist dieses Vorkommen genau
jenes von Kurzheim im Becken von Trofajach und ein Bindeglied zwischen Rot-
tenımann und dem schon abgehandelten Rothenfels bei Ober-Wölz, dessen Con-
glomeratschichten nach der Beschreibung Dr. Rolle's so ganz jenen von Kurz-
heim und zwischen Sehörgendorf und Winkl im Mürzthale gleichen.
Von St. Peter in südwestlicher Richtung folgt in einem tiefen Sattel zwi-
schen dem Katseh- und Rantenthale das ebenfalls von Dr. Rolle untersuchte
Vorkommen von Conglomerat bei Rottenmann in der Gemeinde Rinnegg ?)
Dr. Rolle nennt die Einsenkung, die sich bei Rottenmann zwischen Schöder
im Katschtbale und der Ranten im Rantenthale befindet, ein Querthal. Die Einsen-
kung bildet aber in der That einen tiefen Sattel, von dessen Mitte beiläufig die
Gewässer beider gegen den Sattel zufallender Gehänge nach entgegengesetzten
Riehtungen in N. und S. abfliessen (vergleiche Dr. Rolle’s Skizze dieser Ge-
gend ]. e. p. 40). Dr. Rolle hält es für unmöglich, dass dieser Sattel dureh
Auswaschung entstanden sein könne, trotz dem die Gewässer besonders des
östliehen Gehänges auch gegenwärtig noch den Sattel immer niederer und nie-
derer machen, und bringt ein auf seiner Karte angegebenes, aber in der Natur
nicht vorhandenes Abschneiden 3) der älteren Gesteine südlich von Rottenmaun
mit der Bildung dieses Quertbales in Zusammenhang. Solche tiefe Sättel zwi-
schen zwei verschiedenen Wassergebieten sind in der Gegend von Murau und
Ober-Wölz noch ausser dem zwischen St. Lambrecht und Lassnitz auch an an-
deren Stellen zu finden; ich will vur den hervorgehoben haben, der die nächste
Verbindung zwischen Ober-Zeyring und Ober-Wölz herstellt durch das Gföllen-
Thal westlich über den Schönberger Bach. In diesem Sattel nimmt der zweite
nach S. fliessende Graben von Schönberg auch noch seinen Ursprung. Die Gegend
von Neumarkt ist namentlich reich an solchen Erscheinungen.
1) L. e. p- 42.
2 Eye der k. k. geologischen Reichsanstalt 1854. V. p. 202. — Ibidem VII. 1856. p. 40.
5) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1855. IV. p. 327.
„
[18] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 235
Das im Gebiete des Sattels bei Rottenmann auftretende Conglomerat sieht
man am besten aufgeschlossen an dem Fahrwege von Rottenmann nach Schöder,
dort wo das Gehänge in das Katschthal steil abzufalleu beginnt. Die Schichten
desselben fallen steil nach N. Das Conglomerat ist hier sehr grob, aus zum Theil
sehr grossen, bis 3 Fuss im Durchmesser haltenden Geröllen von Gneiss und
Glimmerschiefer nebst Hornblendegesteinen zusammengesetzt; die Gerölle liegen
"auffallend der steilen Schichtenstellung mit ihrer längeren Axe parallel. Das
Bindemittel ist grob, sandig, aber ohne beträchtliche leere Zwischenräume. Auch
hier sind die Gerölle meist stärker verwittert als der Kitt, der sie zusammenge-
halten — genau so, wie dies bei Fohnsdorf angegeben wurde.
Dieses Conglomerat wird an einigen Stellen, nachDr. Rolle t), von unregel-
mässigen Trümmern und Schnüren von Kohle mehrfach durehzogen. Die Kohle
ist eine dichte, flachmuschelige, schwarze, glänzende Braunkohle. Sie bildet
kleinere und grössere Putzen und Trümmer, bald nur zollstark, bald auch
stellenweise gegen 1 Fuss diek anschwellend und plötzlich wie.er sich ver-
schmälernd, immer ohne festes Anhalten. Dr. Rolle erwähnt ausdrücklich das
Fehlen von geschichtetem Schieferthon. Die hier vorkommende Kohle müsste
dann nothwendig als dem Conglomerat eigenthümlich betrachtet und als Aequi-
valent jener geringen Vorkommnisse der Kohle im Conglomerate des Leobner
Reviers genommen werden.
Noch ist ein Vorkommen von neogenen Gesteinschichten zu erwähnen, das
der von Schöder zum Moti-Bauer führende Weg südwestlich bei Schöder in
der Gemeinde Freiberg entblösst. Dr. Rolle gibt einen groben, rauhen, eon-
glomerirten Schutt, und später folgenden thonigen Sandschiefer von geringer
Mächtigkeit daselbst als terliäre Massen an.
Die Vorkommnisse der tieferen neogenen Stufe bei Ober-Wölz, St. Peter
und bei Rottenmann lagern nicht im Murthale selbst, sie verfolgen ein Streichen
von Ost nach West, genau in derselben Richtung, wie der mehr zusammen-
hängende Streifen des Conglomerats in der Gegend von Fohnsdorf. Es ist keine
allen diesen Vorkommnissen eigene Einsenkung hier gegenwärtig nachzuweisen.
Sie sind ebenso wie die Vorkommnisse in Trofajach, Leoben, Urgenthal, Winkl,
Parschlug, von dem jetzigen Hauptthale durch einen Vorsprung oder Wall des
Grundgebirges getrennt, nur mit dem Unterschiede, dass dieser Wall an der
oberen Mur so gewaltige Dimensionen annimmt, wie dies nur zwischen dem
Becken von Aflenz und Turnau und dem Mürzthale bereits angedeutet wurde.
Auch das nächst westlichere und im Gebiete der Mur westlichste Vor-
kommen von Gesteinen der tieferen neogenen Stufe, das ausserhalb Steiermark,
im Lungau durch meine eigenen Untersuchungen nachgewiesen wurde, liegt
nicht im heutigen Hauptthale der Mur. Die Mur berührt bei Tamsweg nur den
südlichen Rand des Beckens, in welchem die Gesteine der tieferen neogen en
Stufe nördlich von Tamsweg sich abgelagert haben. Hier kommen aber nicht
nur die Conglomerate dieser Stufe in ausgedehnten Vorkommnissen aufge-
schlossen vor, sondern auch die tieferen braunkohlenführenden- Schichten
trifft man im tiefsten dieser Mulde abgelagert — ausser dem Vorkommen der-
selben beiSt. Michael an der Walpurga-Kirche das zweite Vorkommen im ganzen
Gebiete der oberen Mur.
Im Norden von Wölfing, nördlich von Tamsweg habe ich in der Tiefe des
Lessachthales ein geringmächtiges Flötz von schwarzer Braunkohle beob-
achtet). Auf dem Flötz lagern grobe Schieferthone mit vielen nicht gut erhal-
1) L cp. 4.
2) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften XVI p. 499.
236 Dionys Stur. [19]
tenen Pflanzenresten. Diese Schichten liegen auf Glimmerschiefer und werden
von einer sehr mächtigen Ablagerung von Conglomeraten bedeckt. Alle Schichten
sind nach N. oder NO. unter 10 — 30 Grad geneigt. Die pflanzenführenden
Schichten habe ich nur in der Tiefe des Lessach- und des Göriachthales, dort
wo sie in die Mulde von Tamsweg einmünden, aufgeschlossen gefunden; während
das über 20 Klafter mächtige Conglomerat nicht nur in den genannten Thälern,
sondern auch im Lignitzthal und insbesondere im Seebach, von Tamsweg bis
zum Schlossberg steile Wände bildend , auftritt und in den zuletzt genannten
Thälern unmittelbar und ohne zwischen gelagerten Schieferthonen, auf dem
Glimmerschiefer aufliegt.
Die übrigen Vorkommnisse von neogenen Ablagerungen im Murthale glaube
ich mit Bestimmtheit in die obere Stufe versetzen zu müssen, zwei Fälle aus-
genommen. Die Ablagerung von Obdaeh vorerst wird sieh wohl erst dann mit
Sicherheit einer oder der anderen Stufe einreihen lassen, wenn man bei der
Untersuchung vom Lavantthal ausgehen wird. Dass Obdach in die obere Stufe
gehöre, bezweifle ich übrigens nur aus dem Grunde: weil von da die Physa-
genia Parlatori Heer !) vorliegt: ein Pflanzenrest die auch von Parschlug und
in der Schweiz von Monod und Schrotzburg bekannt ist.
Der zweite fragliche Punkt ist von Prof. Miller?) genau beschrieben:
auf dem Plateau zwischen dem Tanzmeister- und Liesinggraben, dem soge-
nannten Liechtensteiner Berg befindlich, aus ‚einer lehmigen, zum Theil mit
Geröllen bedeckten Ablagerung bestehend, in welcher das Gusswerk St. Stephan
einen nur wenig überdeckten, eisenschüssigen Thonzuschlag von 8 Percent
Eisengehalt unter dem Namen: Holzererz gewinnt. Es ist dies eine gelbe bis
tiefrothe Lehmmasse mit einzelnen eingestreuten Bohnerzen. Das Vorkommen
von Bohnerz ist bisher aus der tieferen neogenen Stufe mir nicht bekannt
geworden, aber die Farbe des Lehmes erinnert andererseits an die Vorkomm-
nisse von St. Peter, Winkl, Kurzheim, so dass ich nicht ganz entschieden diese
Ablagerung der höheren Stufe einreihe.
Nachdem nun die mir bekannt gewordenen Vorkommnisse der Gesteine
der tieferen neogenen Stufe im Mürz- und Mur-Thale besprochen, und die
zweifelhaften Fälle ebenfalls angedeutet sind; übergehe ich zur Betrachtung
der Ablagerungen der nächstfolgenden Stufe der Neogenen in den genannten
Thälern. Ich habe Anfangs gleich auf die mangelhafte Entwicklung der tieferen
Stufe in der oberen Mur hingewiesen. Während in der Mürz und unteren Mur
die höchst bedeutungsvollen Braunkohlenlager alle sammt in den Schieferthonen
der unteren Stufe eingelagert sich befinden, hat man in der oberen Mur nur an
einer Stelle bei der Walpurga-Kirche und an einer zweiten ausserhalb Steier-
mark, im benachbarten Lungau, die Schieferthone dieser Stufe mit einer unbe-
deutenden Spur von Braunkohlen nachgewiesen und auch die Conglomerate
meist nur in zerstrenten geringen Vorkommnissen oder mangelhaft aufge-
schlossen gefunden. Umgekehrt ist dies der Fall mit der oberen in diesen
beiden Thälern entwickelten Stufe des Neogen, wie wir eben weiter unter-
suchen wollen. ’
1) Das Original des Carpinus norica Ung. leon. p. 39. Tab. XX. Fig. 1 — habe ich sorg-
fältig präparirt und es gelang den Zusammenhang zwischen dem als Nussfrucht aufge-
fassten Knollen und dem nebenan abgebildeten gestreiften Stengel (Rhizom) zu ent-
blössen. Jener Theil des Knollens, der als eine Spur des Restes vom Perigonium sich
darstellte, ist somit als ein Theil des leider nicht erhaltenen zweiten Knollens zu
betrachten.
®) Fünfter Bericht des geognostisch-montanistischen Vereins für Steiermark 1856. p. 72.
[20] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark., 237
Die Ablagerungen der jüngeren Neogenstufe.
Wir wollen die hierher gehörigen Ablagerungen vor Allem an einem
Punkte in der Mur kennen lernen , wo sie am vollständigsten entwickelt und am
besten charakterisirt sind: bei Fohnsdorf!) und der Umgegend.
Von Dietersdorf westlich, also von der Einmündung der Pöls in die Ebene
von Judenburg angefangen über Fohnsdorf, Dünsendorf, Sillweg, dann Schön -
berg, bis an den Ingeringbach und noch etwas östlicher zieht sich, an das
krystallinische Gebirge nördlich von Judenburg und nordwestlich von Knittelfeld
angelehnt, ein schmaler Streifen von neogenen Ablagerungen von West nach
Ost. Im Süden wird dieser Streifen von den Diluvialgebilden begrenzt und ist
je weiter nach Ost immer breiter. Nördlich von Knittelfeld bis Kobenz am linken
Ufer der Mur wird diese neogene Ablagerung vom Diluvium und Alluvium so
abgeschnitten, dass am entgegengesetzten rechten Mur-Ufer auf dem krystal-
linischen Gebirge keine Spur mehr davon zu finden ist.
Die liegendste bekannte Schichte dieser Ablagerung ist das schon erwähn te
Conglomerat von Fohnsdorf, das in einem mehr oder minder deutlich entbl össten
und sichtbaren Streifen an das Grundgebirge sich anlelınt, und der tieferen
bereits abgehandelten Stufe des Neogen angehört.
Auf diesem Conglomerate aufgelagert beobachtet man am Tage an Stellen,
wo Entblössungen vorhanden sind, unmittelbar das Kohlenflötz von Fohnsdorf,
welches auf der ganzen angegebenen Erstreckung der Formation mit grösseren
oder geringeren Unterbrechungen bekannt ist. So beobachtet man die Lagerung
insbesondere in den Tagbauen bei Dietersdorf, Fohnsdorf, Dünsendorf und
Sillweg, und ebenso in dem Kohlenbau „an der Holzbrücke* am Ingeringbach,
nordöstlich von Schönberg. So findet man die Lagerungsverhältnisse auch in
den älteren Mittheilungen von Sprung?) und v. Morlot:) angegeben und
gezeichnet: die Kohle dem viel älteren Conglomerat unmittelbar aufgelagert.
Nach den neuesten Mittheilungen des Herrn Berg-Ingenieurs Ludwig
Hertle*), die sich auf die, durch tiefere Kohlenbauten zu Fohnsdorf erlangten
Aufschlüsse basiren, stellt sich zwischen das Conglom erat und das Kohlenflötz
in tieferen Horizonten eine nach der Tiefe wie es scheint immer mächtiger
werdendeLage von einem grobkörnigen Sandsteine ein, mit quarzigen Zwischen-
lagen einerseits, aber auch mit Einlagerungen von Sandsteinschiefer mit Kohlen-
schnüren, oder wie in dem Joseph-Revier mit einem Kohlenflötzchen von 05 Klafter
Mächtigkeit.
Das Kohlenflötz zu Fohnsd orf liegt daher nur am Ausgehenden auf oder
am Conglomerat, entfernt sich aber in der Tiefe von demselben und ist somit
nicht coneordant mit dem Conglomerat gelagert. Nach den gemachten Erfah -
rungen, dass die Conglomeratbank sowohl dem Streichen nach, als auch nach
dem Verflächen, im Korn der Gerölle wechselt und in grobkörnigen Sandstein
übergeht; ferner nach der bekannten Thatsache, das auf Conglomeratbänke
Sandsteinbänke und umgekehrt folgen (Leoben); endlich nach dem Vor-
komm.nisse von Kohle im Conglomerat selbst (Leoben, Rottenman); — ist kaum
1) Tunner’s Jahrbueh 1. 1841, p. 46—56. — Haid. Berichte I. p. 85. — Haid. Berichte
VI. p.2. — v. Morlot: Erläuterung. zur VIII. Seetion 1848, p. 31. — Jahrbuch der
k. k. geol. Reichsanstalt IV. 1853, p. 109. — Ibidem |, e. p. 172 und 176. — Al. Miller,
die steierm. Bergbaue, p. #7.
®2) Tunner’s Jahrbuch I. p. 48.
3
L. e. p. 31.
#) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1863. XII. Sitzung am 15. Decemb. 1863.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 3
238 Dionys Stur. [21]
zu zweifeln, dass die, zwischen dem Kohlenflötz zu Fohnsdorf und dem Liegend-
conglomerat auftretende Sandsteinlage noch zu dem Conglomerate gehöre.
Die Mächtigkeit des Kohlenflötzes nimmt nach den Angaben Rossiwal’s t),
von W. nach O. regelmässig ab. Im westlichen Felde bei Dietersdorf beträgt
die Gesammtmächtigkeit der Kohle 5 — 5t/, Klafter. Sie ist hier durch eine
8 Fuss mächtige Schiehte von taubem Schieferthon in ein Liegendkohl von
6 Fuss Mächtigkeit und ein Hangendkohl, getrennt. Weiter nach O. fehlt
das Liegendkohl gänzlich. Am Josephi-Unterbau beträgt die Gesammtmächtig-
keit nur mehr 21/, Klafter und im östlichen Bohrloche östlich von Sillweg nur
mehr 5 Fuss. Gegen das Thal, somit im Verflächen, bleibt die Mächtigkeit
unverändert.
An der Holzbrücke am Ingeringbache in dem dortigen Kohlenbau findet
man in den obersten schiefrigen Lagen der beiläufig 4 Fuss mächtigen Braun -
kohle schmale Schichten mit vereinzelten zerdrückten Congerien und Paludinen-
Schalen.
Aber erst über der Kohle in dem hangenden Mergelschiefer trifft man die
Congerien massenweise beisammen, und zwar hier in linsenförmigen Anhäufungen,
deren grösste Mächtigkeit 2 Fuss übersteigt. Diese Anhäufungen keilen sich
nach allen Richtungen bald aus, folgen öfters mehrere übereinander und bestehen
fast einzig und allein aus Schalen der von Dr. Hörnes wiederholt von da unter -
suchten Congeria triangularis Partsch. Dort, wo die Anhäufungen dieser Art
über 1 Fuss mächtig gefunden wurden, sah ich, in demselben Baue an der Holz-
brücke, im Liegenden derselben eine schmale Schichte, die nebst der Cougeria
vorzüglich auch eine rechts gewundene Paludina enthält, von welcher leider nur
Steinkerne oder unvollkommen erhaltene Schalen vorliegen und die vorläufig unbe-
stimmt bleiben muss. Die schmalen, höchstens zollmächtigen Paludinen-Schichten
enthalten nur vereinzelte Exemplare derselben Congeria. v. Morlot?), dem
das Vorkommen an der Holzbrücke bekannt geworden war, erwähnt von da noch
Bulimus und Cypris, die ich leider nicht gesehen habe. Auch er wähnt derselbe
Beobachter, dass die Muschelschichte weiter im Westen zunächst bei Schönberg
an den Tag tritt. Über der Muschelschichte folgt in der Gegend von Schönberg,
namentlich auf dem Sattel zwischen Schönberg und Holzbrücke in einem Hohl-
wege gut aufgeschlossen ein glimmerreicher gelblicher Letten mit Sandleisten,
an diesem Punkte unter 23—30° nach Süd fallend. (Au der Holzbrücke beträgt
die Neigung des Flötzes kaum mehr als 10° mit südlichem Einfallen.) Die Sand-
leisten des Lettens zeigen sich von Eisenoxydhydrat gefärbt. Von Schönberg
nach Süd werden die Schichten des Lettens in einiger Entfernung vom Grund-
gebirge schon ganz flach lagernd. Es folgt über dem Letten eine nicht mächtige
Schichte von grobem, von Eisenoxydhydrat gefärbtem Sande, der eine wellige
Biegung der Schichten zeigt, auf welcher als oberste Schichte ein grober
Schotter aus Granit und Gneissgeröllen bei Spielberg gut entblösst lagert, grosse
Rollstücke mit gelbem Sand gemischt enthaltend. Stellenweise beobachtet man
in der Geröllmasse Streifen, die vom Manganoxyd braun gefärbt sind, wie diese
Erscheinungen alle im Belvedere-Schotter ausser den Alpen häufig vorkommen.
Den Schotter bedeckt eine bis klaftermächtige Schichte von Lehm, der aussen
gelblichbraun, innen bläulich und voll von Sumpfpflanzenstengeln ist. Ueber deın
Lehm sieht man in der Ziegelei bei Spielberg noch einmal dieselbe Schotter-
lage, über 1 Fuss mächtig, überlagernd folgen.
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1853. IV. p. 172.
2) Erläuterungen, ]. c. p. 32.
[22] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 239
Nur am rechten Gehänge des Ingeringbaches von der Holzbrücke nach ab-
wärts bis Spielberg fand ich die Ablagerungen der oberen Stufe vollständig ent-
wickelt; von oben nach unten in folgender Reihe:
Belvedere-Schotter 2 Klafter.
Belvedere-Sand 3-—4 Fuss.
Glimmerreicher Letten mit Sandleisten, sehr mächtig.
Mergelschiefer mit Linsen von Congeria triangularis Partsch und Palu-
dina sp.
Kohle 4—5 Fuss.
Grober Sandstein in Conglomerat übergehend als Liegendes, der unteren
Stufe angehörig.
Von da nach West wird der Streifen von neogenem Sand immer schmäler
und schmäler. Schon vor Flatschach hört der Belvedereschotter und Sand auf,
so dass bei Fohnsdorf nur noch die Mergelschiefer zu Tage treten und die jün-
geren Glieder bereits unter die Thalsohle gesunken und vom Diluvium über-
deckt sind.
Bei Fohnsdorf und Dünsendorf scheint die Muchelschichte ihre grösste
Mächtigkeit erlangt zu haben. Man kann sie im Einrisse ober dem Dorfe über
1—11/, Fuss mächtig beobachten und noch einige 2—3 Zoll mächtige Schichten
mit Muscheln darüber gelagert finden. Die Muschelschichte ist in einer nie sehr
bedeutenden Entfernung von 1—3 Fuss vom Kohlenflötze sowohl am Tage als
auch in den Gruben bekannt. Merkwürdig ist ein Punkt, der noch Erwähnung finden
soll, am rechten Gehänge des Fohnsdorfer Grabens, der ebenfalls auf die discordante
Lagerung der oberen Stufe über dem Conglomerate hinweist. Man findet daselbst
neben dem dortigen Lusthause die Muchelschichte unmittelbar auf dem Liegend-
Conglomerate gelagert ohne Zwischenlagerung von Koble.
Bei Fohnsdorf beginnt die Führung an Versteinerungen erst über dem Koh-
lenflötze. In dem darauf folgenden Mergelschiefer steht erst die Muschelschichte
an, dann findet man in verschiedenen Schichten des Mergelschiefers zerstreut
viele sehr interessante Pflanzeureste 1), besonders sehr gut erhaltene grosse
Zapfen 2) von Pinus pinastroides Unger, und Reste von Nymphaeen. Auch
eine Schildkröte wurde zu Fohnsdorf gefunden, nach Prof. Peters eine Che-
. Iydra sp. „Der grösste Theil eines Rückenschildes von der ersten bis zur sechsten
Neuralplatte von der inneren Seite blossgelegt, derart, dass die Ueberreste der
zugehörigen Costalplatten mit den vorragenden Rippenenden und der recht-
seitigen Marginalplattenreihe sichtbar sind. Die Einfügung der Rippenenden
in die Marginalplatten, deren äusserer Rand stellenweise erhalten ist, liegt
vollkommen deutlich vor. Die Knochensubstanz der Costalplatten ist zum Theil
abgetragen, so dass der Abdruck einzelner Hornschildstücke zur Ansicht gelangt.
In der Grösse und Anordnung der einzelnen Rückenschildtheile ist das vorlie-
gende Petrefact der Chelydra Decheni v. Meyer. Palaeontographica II. 1852.
p- 242. Tab. 28 ähnlich. Zu der Chelydra sp. von Wies in Steiermark (Peter’s
Denkschr. der k. Akad. IX. 1855, 2. Abth. p. 15, Tab. 5) steht sie nur in generischer
Uebereinstimmung. Doch ist der ganze Rest viel zu unvollkommen, als dass sich
über die Species genauere Bestimmungen geben liessen. Wie die grossen Lücken
zwischen der fünften und sechsten Costalplatte und den zugehörigen Randplatten
zeigen, hat das Individuum kein hohes Alter erreicht.“
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1853. IV. p. 176.
2) Unger, Syllogae I. Akademie-Denkschriften XIX. p. 10. Tab. Ill. Fig. 1—3.
31 *
349 Dionys Stur. [? 3]
In den Tagbauen bei Dietersdorf, westlich bei Fohnsdorf findet man merk-
würdigerweise die noch in Fohnsdorf so mächtige Muschelschichte nicht mehr.
Nur an der Grenze der Kohle gegen den Mergelschiefer bemerkt man eine torf-
artige weiche, nach Angaben leicht entzündliche Schiehte, auf deren unterer
Fläche man Hohldrücke bemerkt, die von der Congeria triangularis herrühren
dürften, ohne aber eine Spur von der Schale, die den Hohldruck veranlasst
haben mag, zu entdecken. Die in den Tagbauen aufgehäuften Mergelschiefer
sind von den da stattgehabten Bränden, meist ziegelroth oder schwarz gebrannt.
Man findet an ihnen nur die Abdrücke der Pflanzen. Die aus den tieferen Bauen
geförderten Hangendmergelschiefer sind grau und die Pflanzenreste verkohlt.
Am westlichen Ende des abgehandelten Tertiärstreifens von Fohnsdorf,
westlich bei Dietersdorf, scheint nach Angaben von Spung !) ein vorgeschobener
Glimmerschieferrücken, das bisher westliche Streichen der Formation in ein
südliches abgelenkt zu haben und die Kohlenablagerung so abzusehneiden, dass
weiter aufwärts im Pölsthale nur Glimmerschiefer ansteht.
Am östlichen Ende ist, wie sehon erwähnt, diese Formation auf der Linie
Knittelfeld-Kobenz von Diluvium und Alluvium so abgeschnitten , dass nur ein
schmaler Streifen derselben am östlichen Fusse der Hirschkuppe, von Kobenz
westlich, in unmittelbarer Verbindung steht mit den neogenen Gebilden des Sek-
kauer Beckens. Leider sind die Ablagerungen dieses Beckens nach den Mit-
theilungen v. Morlot’s 2) nur wenig aufgeschlossen; v. Morlot zweifelt aber
nicht daran, dass sie aus denselben Gebilden bestehen, wie wir sie bei Fohns-
dorf kennen gelernt haben.
An der Strasse von Kobenz thalabwärts am linken Murufer sieht man meist
steile, aus Schotter und Lehm bestehende Gehänge genau dem oben beschrie-
benen Vorkommen bei Spielberg ähnlich. In tieferen Bacheinrissen erscheint
auch der Belvedere-Sand.
Unter diesen obersten Schichten folgen die braunkohlenführenden Sehichten.
A. v. Morlot hat das Vorkommen derselben bei Kobenz untersucht. Ich fand
da die kaum mehr kennbaren Halden der ehemals hier bestandenen Versuche
auf Braunkohle: am rechten Gehänge des Kobenzbaches oberhalb der daselbst
angegebenen Mühle. In den Halden gelang es mir, die Muschelsehiehte mit
Congeria triangularis und andern kaum mehr erkennbaren Molluskenresten auf-
zufinden, und es ist kein Zweifel vorhanden, dass auch die braunkohlenführenden
Schichten des Sekkauer Beckens im Kuhbergergraben, im Schweizergraben
und zu St. Marein in die obere Stufe des Neogen einzureihen sind. Auch ist
bisher keine Spur von Gesteinen der älteren Stufe aus diesem Becken bekannt.
Prof. Miller erwähnt aus dem Gebiete westlich von Kraubath nur Sand
und Lehm.
Dies sind die bekannt gewordenen Vorkommnisse der Ablagerungen der
jüngeren neogenen Stufe am linken Ufer der Mur, im Judenburger Becken.
Am rechten Ufer der Mur sind als die nordöstlichsten Punkte, wo diese Ablage-
rungen vorhanden sind, die Vorkommnisse bei St. Stephan südlich von St. Michael
zu erwähnen. Herr Prof. Miller :) gibt da einen schmalen Streifen von quarzig
glimmerigem, lose zusammenhängendem Sandstein an und bildet zugleich in
einem Holzschnitte die Art und Weise der Schichtung dieses Sandsteines ab. Es
1) Turner’s Jahrbuch I. 1841, p. 46.
2) Erläuf. zur VII. Section (T.eoben und Judenburg) 1848, p. 32.
3) Fünfter Bericht des geogn. mont. Vereins für Steiermark 1856, p. 71, f. 9.
[24] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 241
ist gewiss derselbe Belvedere-Sand, wie jener beim Schlosse Spielberg, mit
welliger Schichtung.
Von St. Stephan in südlicher Riehtung findet man im Lobmingthale eine hierher
gehörige Ablagerung, dann etwas westlicher das schon als zweifelhaft erwähnte,
aber doch in die obere Stufe eingereihte Vorkommen am Liechtensteinerberg.
Endlich die im Preggraben angegebene Lehmablagerung.
Von da in südwestlicher Richtung über Knittelfeld bis Gross-Lobming ist
das krystallinische Gebirge durchaus anstehend und unbedeckt.
Erst bei Gross-Lobming beginnen im Gehänge neogene Ablagerungen sicht-
bar zu werden, erfüllen den hügeligen Theil der Bucht zwischen Weisskirchen
und:Judenburg und ziehen sich längs dem Granitzer Thal bis über Eppenstein
nach Süd. Es ist meist Belvedere-Schotter von der Beschaffenheit wie bei Spiel-
berg. Nur in dem obersten Theile des bei Judenburg in die Mur einmündenden
Feeberggrabens, südlich von M. Buch und südöstlich von Judenburg, in einem
kleinen Becken, das sich hinter dem in’s Judenburger Becken abfallenden Fee-
berg vertieft, sind auch braunkohlenführende Schichten bekannt 1). Nach der
vorhandenen Mittheilung ist die Lagerung dieser Mulde sehr gestört. Die Kohle
liegt nach Angaben auf einem Sandstein und wird von Schieferthon überlagert:
somit unter Verhältnissen, die jenen von Fohnsdorf ident sein dürften.
Weiter westlich im Wassergebiete der Mur glaube ich das von
Dr. Rolle?) beschriebene Vorkommen von Braunkohle bei St. Oswald, norıl-
östlich von Ober-Zeyring hierher zählen zu müssen. Zugleich ist es eine Stelle,
auf welcher grössere Kohlenmengen durch Versuche nachzuweisen, Dr. Rolle
unter allen noch zu erwähnenden Vorkommnissen, die grösste Hoffnung hegt.
Zwischen St. Oswald und der Probstei Zeyring an der Pöls ist diese Tertiär-
bildung auf Glimmerschiefer aufgelagert, bestehend aus Schichten von lockereır.
grauem Schieferthon, bedeckt vom gröblichen Sand. Durch Versuche ist vor-
läufig ein ganz unregelmässiges nichtanhaltendes Vorkommen von Braunkohle
hier nachgewiesen.
Noch gibt Dr. Rolle in der Umgebung von Neumarkt, und zwar bei Neu-
markt südöstlich, bei Judendorf, und östlich bei Kulm, ferner nach Mittheilun-
gen des Herrn Panfilli auch unweit der Paischg, Ablagerungen von Tegel an,
die hierher gezählt werden müssen. Braunkohle, eigentlich Lignit wurde
vorläufig nur bei Judendorf3) durch einen Bohrversuch, den Herr Panfilli
(auf dem Schlosse Valden zwischen Neumarkt und Mühlen) niedersenken liess,
wenn auch nur in geringer Menge nachgewiesen. Zu bemerken ist jedoch, dass
das Bohrloch das unterliegende Grundgebirge nicht erreicht hatte. Die erbohr-
ten Schichten sind: Lehm, Schotter, darunter in 4 Fuss Tiefe die Kohle 7—8
Zoll mächtig, dann ein bildsamer Thon und als tiefstes ein bläulicher Sand von
10—12 Fuss Mächtigkeit, der nicht durchsunken wurde.
Das Vorkommen eines ähnlichen bildsamen Thones, nach Angabe
Dr. Rolle’'s, im Waltersbachgraben westlich bei Unzmarkt, habe ich besucht
und daselbst einen dem Wiener Congerientegel ganz ähnlichen Tegel gefunden.
Es werden ganz ausgezeichnete Ziegel aus demselben erzeugt und man sieht
ibn hier in einer 4 Klafter betragenden Wand entblösst. Die ganze Mächtigkeit
1) Tunner’s Jahrbuch 1841. I. p. 56. — A. v. Morlot, Erläuterungen zur VIII. Seetion
(Leoben und Judenburg) 1848. p. 34. — v. Hauer und Foetterle, Uebersicht der
Bergbaue 1855. p. 140. — Alb. Miller, die steierm. Bergbaue p. 49.
2) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1856. VII. p. 43.
2) Le. p. 42.
249 Dionys Stur. [25]
desselben ist aber hier bei weitem nicht aufgeschlossen. Ueber dem Tegel folgt
Schotter.
Die tieferen Schichten der oberen neogenen Stufe sind daher ausser dem
Judenburger und Sekkauer Becken, wo sie in zusammenhängenden Massen
vorkommen, nur vereinzelt und von nur geringer Ausdehnung im Gebiete der
oberen Mur anzutreffen. Dagegen ist der Schotter und Sand an vielen Punkten,
wo die tieferen Schichten nicht vorkommen, in grösseren oder geringeren, zu-
sammenhängenden oder zerstreuten Massen oder in vereinzelten Geröllen, als
letzte Spur der ehemals mächtiger vorhandenen Ablagerungen in diesem Gebiete
insbesondere von v. Morlot und Dr. Rolle nachgewiesen. Die grössten Massen
dieses Schotters sind nach Einzeichnungen des Dr. Rolle in der Umgebung
von Neumarkt vorhanden, welche Gegend als eine Wasserscheide zwischen der
Mur und der Gurk in Kärnten hervorzuheben ist.
Ebenso fand ich auf der Wasserscheide zwischen der oberen Mur und dem
Eunsthale am Hohentauern !) die Schotterablagerungen ausgedehnt. Nicht min-
der ist dies der Fall längs der Wasserscheide in das Lavanthal nach den Un-
tersuchungen v. Morlot’s.
Im Mürzthale sind die tieferen Schichten der oberen neogenen Stufe mit
Braunkohlen nirgends nachgewiesen. Dagegen sind Schotterablagerungen die-
ser Stufe ganz gewiss vorhanden. Das Mürzthal ist für die Unterscheidung
dieser neogenen Schottermassen von den Diluvialen in soferne als ungünstig zu
nennen, als es zu eng ist, und die diluvialen Fluthen vielfach auch neogene
Schottermassen abgewaschen und geebnet haben — und nun geebnete, terras-
sirte Schottermassen in petrographischer Beziehung, weil sie ursprünglich neo-
gen waren, von dem in Hügellandform erscheinenden neogenen Schottermassen
nieht zu unterscheiden sind und dadurch die Trennung der wirklich neogenen
und scheinbar diluvialen, von den wirklich diluvialen Schottermassen fast un-
möglich wird, Ich bin aber überzeugt, dass ein eingehendes Studium des Mürz-
thales in dieser Richtung zu sehr interessanten und lohnenden Resultaten führen
würde. Denn, nachdem die tieferen braunkohlenführenden Schichten der oberen
Stufe im Mürzthale fehlen, hat zur Zeit der Schotterablagerung des Judenburger
Beckens in einem die Wasserscheiden übersteigenden Süsswasser-See, wahr-
scheinlich im Mürzthale die Ablagerung von Schotter durch den neogenen Mürz-
Nuss stattgefunden. Da kann auch natürlicherweise der neogene Flussschotter dem
diluvialen Flussschotter auffallend gleichen und doch verschieden alt sein.
Im Becken von Trofajuch überdeckt das tiefere Conglomerat ein gelber im
frischen Zustande bläulicher Lehm, den ich jenem bei Spielberg gleich stelle.
Nachdem die Art und Weise des Vorkommens dieser zwei Stufen des Neo-
gen in der Mürz und Mur genauer auseinandergesetzt und besprochen ist, will
ich versuchen, das Alter dieser Stufen genauer zu bestimmen.
| Aus den Nachweisen des Herrn Prof. E. Suess über Parschlug und Tur-
nau kann nur der Schluss gefolgert werden, dass unsere tiefere neogene Stufe der
Mur und Mürz, während der langen Zeit, in der die Fauna des miocene moyen
Lartet’s gelebt hat, zur Ablagerung gelangt sei. Und da nach den Resultaten
desselben Forschers dieselbe Fauna jene Veränderung des rein marinen Wie-
ner Beckens in eine brackische See überlebt hat, würde es unbestimmt bleiben,
ob die Ablagerung unserer tieferen neogenen Stufe der genannten Thäler mit
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1853. IV. p. 480.
[26] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 243
den Ablagerungen der marinen Stufe oder der brackischen Stufe des Wiener
Beckens zusammenfalle; was doch genauer zu bestimmen von einiger Wich-
tigkeit ist.
Diese genauere Bestimmung würde kaum gelingen, wenn man nur die in
dem engen Raume der beiden oft genannten Tbäler der Ostalpen gesammelten
Daten hierzu benützen dürfte. Andererseits erlangen die hieraus gezogenen
Schlüsse eine um so grössere Giltigkeit, wenn sie mit solehen Schlüssen als über-
einstimmend gefunden werden, zu denen man im Wiener Becken selbst bei der
Vergleichung von dessen Randbildungen mit den rein marinen Ablagerungen des
uffenen Meeres gelangt.
Schon im Jahre 1860 hatte ich bei der Begehung des Wiener Beckens, die
der Veröffentlichung meiner geologischen Karte der Umgebungen Wiens voran-
ging, manche interessante Beobachtung gemacht, die ich bis heute zu veröffent-
lichen nicht Gelegenheit fand. Eine bierher einschlägige und auch schon von
Prof. E. Suesst) berührte Beobachtung glaube ich hier mittheilen zu sollen,
da sie sowie die folgenden für die genauere Bestimmung des Alters der Ablage-
rungen in der Mürz und Mur von Bedeutung ist.
Hinter dem Aninger im Wassergebiete des Mödlingbaches findet man ein
neogenes Becken, eine muldige Erweiterung mitten im Gebirgszuge der Kalk-
alpen, an deren tiefster Stelle der Ort Gaaden liegt und deren Ränder durch die
Orte Siegenfeld, Sittendorf und Sparbach bezeichnet werden.
In allen tieferen Einschnitten in diesem Becken kommt der den Grund des
Beckens als tiefste Schichte ausfüllende blaue oder gelbliche Tegel zum
Vorschein. Darüber lagert unmittelbar eine vorzüglich aus Wiener Sandstein-
geröllen bestehende Ablagerung, mehr in der Mitte des Beckens als Schotter,
an den Rändern desselben als Conglomerat entwickelt. Es fehlen nicht Geröll»
aus den anliegenden Gosaugebilden und den verschiedenen Alpenkalken. Die Ver-
breitung dieser oberen Schotter- und Conglomeratschichten ist vermöge ihrer
Lagerung eine Allgemeine, während der tiefer liegende Tegel nur an unterge-
ordneten, geeigneten Stellen unter der allgemeinen Decke zu Tage tritt.
In der oberen, an vielen Orten aufgeschlossenen Lage fand ich im Becken
von Gaaden an mehreren Stellen charakteristische Petrefaeten. Die erste Stelle
liegt rechts von der Strasse nach Heiligenkreuz westlich bei Gauden. Es ist
dies eine kleine Anhöhe, an welcher damals die Schotterbank aufgegraben
wurde. Ich fand hier mehrere Gerölle, namentlich aber die grösseren voll be-
wachsen mit ganz wohl erhaltenen Balanen und Austern.
Nicht weit entfernt von dieser Stelle fand ich auf dem Fusswege von Gaaden
nach Sittendorf links im Gehänge gerade an der Grenze zwischen dem Tegel
und dem daselbst mehr zusammengebackenen Schotter, Conglomeratstücke, d’e
ebenfalls einige mit Balanen und Austern besetzte Gerölle enthielten. An selber
Stelle wurde früher ein Stück des Conglomerats zu irgend einem Zwecke zer-
schlagen und unter den Gesteinstrümmern fand ich zerbrochene, aber nicht abge-
riebene Stücke von Pecten solarium Lam., Pectunculus und Ostrea. An dem
Peetenstücke sieht man deutlich Spuren von anklebendem Gestein des Conglo-
merates, so dass ich nicht zweifeln kann, dass alle hier gefundenen Fossilien
dem Conglomerat entnommen sind.
Die dritte Stelle endlich fand ich links vom Wege von Sittendorf nach
Sparbach in einer neben dem Wege betriebenen kleinen Schottergrube.
1) Ueber die Verschiedenheit und die Aufeinanderfolge der tertiären Landfaunen u. s. w.
Sitzungsberichte der k. Akademie. XLVII. p. 4.
>44 Dionys Stur. [27]
Ich sah daselbst in einer stellenweise als Schotter, stellenweise als Conglo-
merat sich darstellenden Schichte mehrere grosse Geröllstücke voll von Balanen.
Ein mitgenommenes sehr schönes, 8 Zoll langes, 4—5 Zoll breites und 3 Zoll
hohes Stück dieses Conglomerates ist mit mehr als fünfzig Individuen eines
Balanus so besetzt, das vorzüglich die oberen Theile der Seitenränder des
grössten Gerölles rundherum besetzt sind und förmlich strotzen von der dicht-
gehäuften Balanenbrut.
Man sieht es ganz deutlich, dass das grosse Geröllstück eine zeitlang unbe-
deckt am Strande des Beckens gelegen war, während welcher Zeit es, wie
gegenwärtig an der Seeküste die Klippen, Piloten u. s. w. von Balanen bewohnt
wurde.
Erst nach einer Generation von Balanen kamen andere kleinere
Geröllstücke auf das grosse bewohnte Gerölle zu liegen. Einige dieser kleineren
Gerölle fielen auch auf die Balanen, sie wurden aber von anderen nachfolgenden
Balanen-Generationen wiederholt überwuchert und so eine Lage eines
eigenthümlichen Conglomerats gebildet, welches aus herbeigebrachten, vollkom-
menen Geröllen und an Ort und Stelle gewachsenen und zu Grunde gegangenen,
nicht abgerollten und auch nicht zerbrochenen, sondern ganz wohl erhaltenen
Balanen besteht. An selbem Stücke sieht man überdies noch den tieferen, von
den Balanen freien Rand des Gerölles, von zwei Austern eingenommen. Das
kleine mitgebrachte Stück des Conglomerats beansprucht eine sehr lange Zeit
der Bildung, nach Allem was darüber vorliegt.
Dieses so sehr interessante Stück Conglomerat ist aber auch noch in petro-
graphischer Hinsicht für uns von höchster Wichtigkeit. Es ist nämlich ein Con-
glomerat mit „hohlen Geschieben“ von ausgezeichneter Art. Die zwischen den
Balanenschalen eingewachsenen kleinen Gerölle sind nämlich zum Theil mehr
oder minder stark verändert, zum Theil halb verwittert, oder es sind nur mehr
die Hohlräume der Gerölle zurückgeblieben. Ueberhaupt sind genau dieselben
Erscheinungen an dem Conglomerate mit Balanen wahrnehmbar, die man im
Leithagebirge oder an der Mur und Mürz in dem Conglomerate mit hohlen
Geschieben beobachtet hat.
Nach den hier vorliegenden Daten ist kaum zu zweifeln, dass das Becken
von Gaaden zur Zeit der Ablagerung des besprochenen Schotters und Conglome-
rats mit Meerwasser erfüllt war. Es ist offenbar die Conglomerat- und Schotter-
schichte von Gaaden als eine ausgezeichnete Strandbildung, parallel den Strand-
bildungen von Eisenstadt und Meissau, die als gleichzeitig mit den Nulliporen-Kalk-
ablagerungen zu betrachten sind, gleichzeitig mit den sogenannten Leitha-Conglo-
meraten. Zur selben Zeit musste nothwendiger Weise das Becken von Gaaden in
offener Verbindung mit dem Meere des Wiener Beckens stehen. Es setzt auch in
der That das Conglomerat von Sittendorf über Sparbach in nordöstlicher Rich-
tung in einer schmalen Zunge bis in die Gegend von Weissenbach fort und
deutet dieses schmale Stück ganz entschieden die Richtung an, in welcher die
Verbindung durch die Brühl im Süden von Giesshübel mit dem offenen Meere
stattfand. Man findet auch gegenwärtig noch auf der Wasserscheide zwischen
der Brühl und Brunn in der Gegend von Liechtenstein die Leitha-Conglomerate
auf dem in dieBrühl abfallenden Gebirge aufgeschlossen als Reste der ehemaligen
Verbindung zwischen dem Becken von Gaaden und der offenen See des Wiener
Beckens.
Somit war das Becken von Gaaden zur Zeit seiner Schotterablagerung
marin und der Schotter nebst dem Conglomerate mit hohlen Geschieben ist gleich-
zeitig mit dem Leithakalk.
.
[28] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 345
Aber auch der unter dem Schotter und Conglomerat gelagerte Tegel des
Beckens von Gaaden führt Versteinerungen. Kurz vor meinen Begehungen dieses
Beckens wurde die Strasse von Gaaden nach Heiligenkreuz, dort wo sie von
der Anhöhe westlich von Gaaden sich in den Kessel von Heiligenkreuz vertieft
und daselbst stark zu fallen beginnt, etwas umgelegt und erweitert. Ich sah noch
die frisch aufgegrabenen Gehänge gut entblösst; eine 3—4 Fuss mächtige Lage
von demselben Schotter, dem man von Gaaden bis hieher ununterbrochen ver-
folgt und darunter 5—6 Fuss abgegrabenen Tegel. Aus diesem Tegel gelang es mir
mehrere Exemplare einer Clausilia zu sammeln, die ohne Zweifel Clausilia
grandis Klein ist. Viele Stücke dieser Schnecke lagen herausgewaschen auf der
Oberfläche des Gehänges, sie zerfielen leider bei der leisesten Berührung.
Ausser dieser Clausilia sah ich nur noch Trümmer einer Helix, die weiter keine
Bestimmung hoffen liessen.
Der Tegel von Gaaden dürfte nach diesen Funden ein Süsswasser-Tegel
sein.
. Ohne weiter zu verweilen, will ich dem freundlichen Leser einen rascheren
Überblick über die übrigen noch zu erwähnenden Punkte ermöglichen. :
In einer südwestlichen Richtung von Gaaden trifft man westlich von
Leobersdorf und südwestlich von St. Veit eine zweite kleine Mulde, die genau
die Verhältnisse darbietet wie Gaaden.
Es ist dies die lignitführende Mulde der Jaulingwiese. Sie liegt weniger
abgeschlossen vom offenen Meere und ist nur im Westen und Norden vom Dolo-
mit der Kalkalpen eingefasst. Von Osten her reicht das um Enzesfeld und Lin-
Jabrunn weit ausgebreitete Leithaconglomerat, dessen einzelne Gerölle bei
Enzesfeld und Umgegend ganz durchlöchert sind von Bohrmuscheln, bis unmit-
telbar in die kleine Mulde, und überdeckt den die Lignitlager enthaltenden
Tegel der Jaulingwiese. Nach den von Vietor Ritter v. Zepharovich 1) über
die Lagerungsverhältnisse gegebenen Mittheilungen folgen unter dem Conglo-
merate im Tegel drei geringmächtige Lignitflötze. Sowohl im Hangenden als
auch im Liegenden des obersten Lignitflötzes führt der Tegel nebst einer Menge
anderer Süsswasser- und Landeonchylien wie Melanopsis und Unio-Arten auch
dieselbe Clausilia grandis von Gaaden. Ferner wurden im Liegenden des dritten
Lignitflötzes nahe vom Grundgebirge im lichtgrauen Tegel Mastodon tapiroi-
des ?) gefunden. An der Identität dieser Ablagerung mit jener von Gaaden ist
nicht zu zweifeln.
Es verdient die Thatsache hervorgehoben zu werden, dass an beiden er-
wähnten Localitäten ‚: so wie bei Grillenberg, bei Pernitz , wo die Fauna des
Beckens von Rein bei Gratz wenigstens theilweise bekannt ist, die erste Ausfül-
lung dieser Becken eine Süsswasserablagerung war, die von einer marinen Ab-
lagerung bedeckt wird. Es muss somit das Terrain von Gaaden und der Jauling-
wiese überhaupt der Rand der Kalkalpen im Wiener Becken vor der Ablagerung
des Leithaconglomerats aus dem neogenen Meere hervorgeragt haben, und erst
durch eine bedeutende Senkung unter das Niveau des Meeres soweit gebracht
worden sein, dass die nachfolgenden Ablagerungen desselben bis nach Gaaden
und zur Jaulingwiese und weiter in das Innere der Alpen reichen konnten. Noch
muss ich hier aufmerksam machen, dass die Süsswasserablagerungen von Gaaden
nd der Jaulingwiese einer viel jüngeren Zeit angehören, als insbesondere die
Ablagerung bei Molt unweit Horn 3) mit Melanopsiden und Braunkohlenspuren.
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1853. IV. p. 711.
2) Suessl. c.p. 4.
®) Suess l.c.p.3.
R. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 32
346 Dionys Stur. [29]
Ich werde Gelegenheit finden nachzuweisen, dass diese Ablagerung bei Molt
unter dem Nivea der marinen Stufe ihr Aequivalent in Steiermark besitzt.
Die Ablagerungen von Gaaden und der Jaulingwiese sind jenen marinen Ablage-
rungen gleich, die unmittelbar unter dem Leithaconglomerate und Leithakalk im
Wiener Becken folgen. Sicher ist aus diesen Untersuehungen der Schluss: dass
vor der Ablagerung des Leithaconglomeratsim Wiener Becken
eine bedeutende Senkung stattgehabt hat.
Im Becken von Rein !) bei Gradwein, nordwestlich von Gratz, trifft man
wieder die Ablagerungen von der Jaulingwiese und von Gaaden. Hinter dem
Bergzuge des Plawutsch, der am rechten Mur-Ufer, sowohl nach Nordwesten bis
über Gradwein zu verfolgen ist, als auch nach Süden bis über Strassgang als
schmaler Rücken aus der oberen Thalsohle sich erhebt — hinter diesem Rücken,
im Westen ist eine Reihe von Vorkommnissen ausgezeichneter Süsswasser-
ablagerungen insbesondere durch die Untersuchungen des Herrn Dr. Rolle
bekannt geworden 2). Nur als ein kleines Stück dieser ausgedehnten Ablagerungen,
die durch das Vorkommen von Süsswasserkalk charakterisirt sind, ist das soge-
nannte Becken von Rein, und zwar als das scheinbar nordöstliche Ende, der
weiter nach Süd und Südwest bis Stiwol, Köflach und das Dobibad sich ausdeh-
nenden Süsswasserbucht zu betrachten. Auch bei Rein ist ein unteres lignit-
führendes Glied, und ein oberes aus Schotter und Conglomerat bestehendes
Glied der dortigen Neogenformation zu unterscheiden. In dem tieferen Gliede
ist vorzüglich der an Land- und Süsswasser-Mollusken so reiche Süsswasserkalk,
als die oberste Lage der tieferen Schichten über dem obersten Flötz (wie auf
der Jaulingwiese) lagernd, für uns von besonderer Wichtigkeit. In demselben
Süsswasserkalke findet sich neben einer zahlreichen, bisher kaum vollständig
bekannten Fauna 3) auch unsere Clausilia grandis Klein wieder.
Das obere Glied der neogenen Ausfüllung bei Rein besteht unmittelbar am
Randgebirge insbesondere im Norden vom Kloster Rein aus Conglomeraten mit
„hohlen Geschieben“; an anderen Stellen entfernter vom Randgebirge, aber aus
Schotter.
Ueber das Conglomerat ist die Meinung des Herrn Prof. Peters),
dass es ein Gosauconglomerat sei, jener von A.v. Morlot 5), dass es neogen sei,
gegenüber, schon von Dr. Rolle als zweifelhaft erklärt #). Ich beobachtete in
Gesellschaft des Herrn Professors Dr. Gobanz in Gratz die Auflagerung
des Conglomerats auf dem Süsswasserkalke in folgender Weise.
Die Gegend, in welcher wir die Beobachtung anstellen konnten, ist eine
Einbuchtung des Randgebirges im Hörgas, zwischen dem Hörgas und dem Mühl-
bach, im Norden vom Kloster Rein. Nördlich vom Kloster befindet man sich auf
der Anhöhe von Süsswasserkalk. Verfolgt man von da westlich einen der vielen
Einrisse, so sieht man zuerst auf dem Süsswasserkalke eine bis 3 Fuss dicke
Schiehte von einem Conglomerat, dessen Bindemitt el ein ausgezeichneter Süss-
wasserkalk ist, lagern.
1) Unger in Scehreiner’s „topographisches Gemälde“. Gratz 1843. p. 69— 82. — A. v.
Morlot. Erläuterung zur VIII. Seetion p. 35—36. — Peters. Jahrbuch der k.k.
geologischen Reichsanstalt 1853. IV. p. 453. — Gobanz. Sitzungsberichte der kais,
Akademie XII. p. 180. — Rolle. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1856.
VII. p. 537, 543, 550.
2) Jahrbuch der k. k. ‚gonlouierhhn Reichsanstalt 1856. p. 535.
3) Gobanz. e. p. 12.
#) Gobanzl.c.p. 10.
5) Rolle. e. p. 550.
6) Morlotl.e. p. 36.
[30] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 347
Ueber dieser Conglomeratschichte folgt zuerst eine grünliche, dann eine
gelbliche Tegelschichte je zu 2—3 Fuss Mächtigkeit. In der gelblichen Tegel-
lage fanden wir noch zerbrochene Reste von Planorbis und Bruchstücke von
Helix-Schalen, die weiter keine Bestimmung zuliessen. Ueber diesem Tegel folgt
wieder Conglomerat, wechselnd mit Lagen von gelbrothem Lehm, sehr lebhaft
an das Vorkommen bei Kurzheim erinnernd. Das Conglomerat zeigt hohle Ge-
schiebe und besteht vorherrschend aus Kalk und Dolomit, nebst selteneren
Geröllen krystallinischer Schiefer, Es ist hiermit nicht nur das Alter des Conglo-
merats, sondern auch dessen Lagerung auf dem Süsswasserkalk 1) und seine
Zusammengehörigkeit mit der übrigen Ablagerung bei Rein festgesteilt.
Südlich vom Kloster Rein findet man über dem in einem Hohlwege anste-
henden Süsswasserkalke eine Schotterablagerung. Vollkommen abgerundete
Gerölle von Alpenkalk, von Granit und Gneiss, und schwarze Kieselschiefergerölle
setzen diese Schottermasse zusammen. Von den genannten Gesteinen ist keines
in der nächsten Nähe anstehend, somit sind die Gerölle aus entfernteren Gegenden
auf unbekannten Wegen hierher gebracht. Alle Gerölle von Kalk sind im Innern
ganz gut erhalten, höchstens an ihrer Oberfläche etwas angegriffen oder zerfres-
sen, während die Granit- und Gneissgerölle, besonders vor ihrem Austrocknen,
frisch mit der Gebirgsfeuchtigkeit aus der Grube genommen, ganz mürbe und
zwischen den Fingern zu Grus zerdrückbar, also ganz verwittert sind. Eine
Eigenthümlichkeit, die sie mit dem Conglomerate der Walpurga gemein haben.
Wenn man das Conglomerat als eine Strandbildung, den Schotter b ei Rein
als eine Flussablagerung hinstellt, so muss man gleichzeitig hinzufügen, dass
beide aus süssem Wasser abgelagert wurden, wenigstens kennt man aus ihnen
bis heute, insbesondere aus dem Tegel im Conglomerate, nur Süsswasser- und
Landmollusken. Wenn somit auch hier auf eine Störung der Niveauver-
häitnisse zwischen der Ablagerung des Schotters und des Conglomerats einer-
seits und jener des Süsswasserkalkes aus der tumultuarischen Ablage-
rung, die auf die ruhige des Süsswasserkalkes gefolgt ist, geschlossen werden
kann, so ist diese Störung in der Gegend von Gratz nicht von denselben Folgen
begleitet gewesen wie im Wiener Becken. Die untere Süsswasserablagerung
im Becken von Rein war nicht wie bei Gaaden und auf der Jaulingwiese von
marinen Ablagerungen überdeckt worden, sondern von Süsswasserbildungen.
Das neogene Meer, wenn es überhaupt je die Randgebirge der Ostalpen zwischen
Neckenmarkt in der Gegend von Oedenburg, Pinkafeld, Hartberg, Weiz und
Gratz und die isolirten Höhen bei Güns bespült hat (man kennt aus diesem
Küstenstrich nun Süsswasserablagerungen, die der marinen Stufe parallel sind,
und zwar in Steiermark aus der Gegend von Weiz, zwischen Kainberg und
Kuimberg und am Nieder-Schöckl), ist in Folge dieser Störung (die im Wiener
Becken eine Senkung war) weit von diesem steierischen Küstenstriche zurück-
getreten, womit das Fehlen der Leithakalke längs dieser ganzen Linie überein-
stimmt. Man findet die Leithakalke bei Oedenburg, dann aber erst im Bakonyer-
wald, und im Süden auf der Linie Varasdin, Friedau, Spielfeld bis Wildon 2).
In dem Dreieck Oedenburg, Bakonyerwald, Wildon, fehlt nicht nur jede
Spur einer marinen Ablagerung, sondern es sind auch die Süsswasser-
gebilde dieser Stufe nur halb vorhanden. Denn man findet bei Weiz
die untere Abtheilung dieser Stufe: die Lignit führenden Schieferthone unb e-
4) Vergleiche Dr. Peters in Gobanz ]. e. p. 10.
2) Die südlich von der Kainach, insbesondere in der Umgegend von St. Florian bekannten
marinen Ablagerungen reichen bis an den östlichen Fuss der Koralpe, während die zuge-
hörigen Leithakalke nur bis Wildon reichen.
32 +
248 [31]
deekt von den Schottern und Conglomeraten, die wir an allen bis jetzt erwähn-
ten und an vielen anderen Punkten als obere Abtheilung dieser Stufe kennen gelernt
haben. Nur abgeschlossene Becken, deren Wässer entweder nicht entleert
wurden oder in die grösseren Flüsse einmündeten, zeigen auch hier über den
lignitführenden Schieferthonen die Conglomerat- oder Schotterdecke: so dass
Becken von Ratten, von Vorau, von Passail und Fladnitz, Becken von Rein. An
offenen Stellen überde cken nur Flussschotter-Ablagerungen die untere Abthei-
lung der tieferen marin genannten Stufe; so insbesondere in der Süsswasser-
bucht Rein-Köflach-Doblbad bis nach Wildon herab.
Alle diese kurz skizzirten Erscheinungen längs dem Randgebirge der Ost-
alpen in Steiermark stimmen dahin überein: dass auch hier zwischen
der Ablagerung der oberen und der tieferen Schichten der
marinen Stufe eine Störung der Niveauverhältnisse stattfand,
die aber in diesem Küstenstriche eine Hebung war.
In folgender Tabelle habe ich die Resultate der letzten Seiten zusammen-
gefasst, um die Uebersicht zu erleichtern. Die gegebenen, sonst zerstreuten, zum
Theil unvollständigen Daten ergänzen sich auf dieser Tabelle gegenseitig zu
einem einzigen Resultate, welches dıe Gleichzeitigkeit aller dieser Ablagerun-
gen mit den Ablagerungen der marinen Stufe im Wiener Becken als unzweifel-
haft hinstellt. Noch vollständiger liesse sich die Reihe herstellen, wenn man
zwischen Gaaden und Jauling einerseits und den Ablagerungen der Mur und
Mürz andererseits als Mittelglieder, die Braunkohblen-Mulden von Leiding und
Schauerleiten t), ferner von Hart bei Gloggnitz und die Leithaconglomerate bei
Schottwien einschalten würde, wobei auch die räumliche Entfernung dieser
Ablagerungen im Wiener Becken, von den in der Mürz befindlichen, bei Alten-
berg und an der kurzen Illa sehr gering wird.
Dionys Stur.
Becken von Rein Turnau und Parschlug Leoben
Gaaden | Jauling
Conglomera:
Marines Conglo-
merat mit Dala-
nen, Pecten so-
larium Lam.
Pectunculus und
mit „hohlen Ge-
schieben“,
Senkung
Leithaconglo-
merat: die Ge-
rölle stellenwei-
se von Bohrmu-
scheln dureh-
löchert.
Conglomerat mit
„hohlen Geschie-
ben“ und Schot-
ter mit verwit-
terten Geröllen;
in den untersten
Tegelzwischen-
lagen Planorbis.
Conglomerat mit
„hohlen Ge-
schieben“.
mit „hohlen
Gesehieben“ und
mit Geröllen.
die Eindrücke
von andern Ge-
röllen zeigen.
Darin Dinothe-
rium bavarieum.
Eine Störung der Niveau - Verhältnisse, und zwar:
Senkung
Hebung
wahrscheinlich eine Hebung
Tegel mit Clau-
sülia grandis
Klein.
Tegel mit Braun-
kohlenflötzen; im
Hangenden des
obersten Flötzes:
Clausilia grandis
Klein,Melanopsis,
Unio; in der
untersten Schicht
Mastodon tapi-
roides v. Meyer.
Süsswasserkalk |Schieferthone mit
mit Clausilia
grandis und der
übrigen hier am
ausführliehsten
bekannten Land-
und Süsswasser-
Fauna, darunter
Lignitflötze.
Sehi eferthone
Braunkohlen, mit Braunkoh-
darin Planorbis len.
applanatus, Masto-
don anqustidens,
Emys Turnauen-
sis ete.
1) Czizek: Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1854. V. p. 519 u.f. — E.
Suess, Sitzungsb. der kais. Akademie XLVII. p. 4.
[32] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 249
Wenn man noch einmal die Ablagerungen der tieferen Stufe im Mürz- und
Murthale überblickt, so wird man sich erinnern können, dass die oberen Schichten,
somit die Conglomerate und Sandsteine der meisten Localitäten viel mehr Aehn-
lichkeit untereinander verrathen als die tieferen brauukohlenführenden Schichten.
Ich erinnere nur an die sandig glimmerigen liehtgrauen Thone und Sande an
der Ila, an die grauen Schieferthone mit brauneisensteinhältigen pflanzen-
führenden Kalkmergeln von Parschlug, an die groben Sande und S.ndsteine im
Winkl, an die braunen Schieferthone und die Sandsteine in dem Leobner Revier,
an die groben Scehieferthone im Becken von Tamsweg, die jenen von Schauer-
leiten ganz ähnlich sind. Ferner ist die ungleiehmächtige Entwicklung der die
Braunkohlen begleitenden Schichten zu erwähnen, die an manchen Punkten wie
im Urgenthal und im Dullinggraben so zu sagen fehlen und die Kohle fast allein
entwickelt ist. Nieht minder ist hervorzuheben, dass die Verbreitung der tie-
feren Schichten eine viel geringere und abweichend ist von der der Con-
glomerate. Alle diese Erscheinungen scheinen nieht nur auf eine Störung der
Niveauverhältnisse vor der Ablagerung der Conglomerate hinzudeuten, son-
dern sie wollen auch dahin gedeutet werden, dass die unteren Braunkohlen
führenden Schichten in mehr isolirten und selbständigen kleinen Becken, unab-
hängig von einander zur Ablagerung gelangt sind. Dagegen die grosse petru-
graphische Aehnlichkeit der Conglomerate und Sandsteine der oberen Stufe
ferner die Thatsache, dass ein auch jetzt noch vollkommen zusammenhängende
Streifen von Conglomerat mehrere abgesonderte Becken der Braunkohle
führenden Schichten gemeinschaftlich überdeckt, wie dies mit Parschlug und
Winkl, Ila und Mitterndorf der Fall ist, und da überhaupt die Verbreitung der
Conglomerate, wenigstens aus der Gegend von Trofajach über Leoben, Foirach,
Urgenthal, Winkl bis nach Langenwang eine nur wenig unterbrochene und
von der Art ist, dass man diese Unterbrechungen als nachträglich geschehen
betrachten kann, scheinen darauf hinzudeuten, dass wenigstens auf der Strecke
Trofajach, Urgenthal, Langenwang ihre Ablagerung eine gemeinschaftliche
war. Es ist kaum anzunehmen, dass die, durch alle diese Erscheinungen ange-
deutete Niveauveränderung im Mürz- und Murthale eine Hebung sein konnte;
eine Senkung dürfte aber um so mehr Wahrscheinlichkeit finden, als im Wiener
Becken aus den Verhältnissen bei Gaaden und der Jaulingwiese ebenfalls eine
Senkung zu folgern ist und die Mürz und Mur eigentlich nur die eingeengte
Fortsetzung jener grossen Einsenkung ist, in welcher zwischen den Kalkalpen
und dem Leithagebirge ein grosser Theil des Wiener Beckens gelegen ist.
Auf den Ablagerungen unserer tieferen Stufe, die mit den Ablagerungen
der marinen Stufe im Wiener Becken gleichzeitig sind, folgen bei Fohnsdorf in
discordanter Lagerung die Ablagerungen der oberen Stufe.
In diesen Ablagerungen fanden wir dort, wo sie eine vollständige Ent-
wicklung erlangt haben, die Congeria triangularis Partsch in mächtigen
Muschelbänken in ungeheuerer Anzahl. Diese Stufe gehört daher unzweifelhaft
der Süsswasserstufe des Wiener Beckens an.
Die Güte der Braunkohle von Fohnsdorf ist jener von Leoben ganz gleich 1).
Diese Thatsache einerseits und eine Notiz von Herrn K. Mayer enthalten in:
Heer’s Fl. tertiaria Helvetiae III. p. 202, die die Dreissena Basteroti Desh.
(Mytilus) von Saucats und M&rignae bei Bordeaux, der Congeria spathulata
Partsch aus unseren Congerienschichten als synonym hinstellt, könnten Zweifel
erregen über die richtige Bestimmung des Alters der Fohnsdorfer Ablagerung.
1) R. v. Hauer, Braun- und Steinkohlen p. 110 und 113,
950 Dionys Stur. [33]
Um diesen Zweifeln zu begegnen, habe ich durch meine Bitten Herrn
Direetor Dr. Hörnes veranlasst, die schon wiederholt untersuchte Congeria
von Fohnsdorf noch einmal gründlich zu untersuchen. Das Resultat dieser Unter-
suchung bestätigte die früheren Angaben: dass die Fohusdorfer Muschel die
Congeria triangularis Partsch sei. Hiermit wäre der Zweifel, dass die Fohns-
dorfer Ablagerung eine Süsswassermuschel aus einer älteren tertiären Stufe
enthalte, behoben. Doch hat die Untersuchung zugleich festgestellt, dass auch
die Congeria spathulata Partsch nicht ident sei mit Dreissena Basteroti Desh.,
worüber Originalexemplare der letzteren vollständigen Aufschluss gewähren.
Nun habe ieh nur noch die Anomalie betreffend die vorzügliche Güte der Fohns-
dorfer Kohle zu beleuchten. Es ist gegenwärtig keinem Zweifel unterworfen,
dass es in der marinen Stufe sogar verhältnissmässig schlechte Lignite gibt,
die von den Ligniten der Congerienstufe, z. B. bei Zillingsdorf, oder den
eroatischen Ligniten nicht zu unterscheiden sind. Bei Klein - Semmering in der
Gegend von Weiz z. B. findet man sogar die Stücke von Holzkohlen in dem
Lignite der marinen Stufe genau so, wie ich sie in den eroatischen Ligniten
beobachtet habe, so dass Handstücke beider Lignite zum verwechseln ähnlich
sind. Umgekehrt muss daher die Möglichkeit von guten Braunkohlen in der
Congerienstufe nicht befremden.
Aus der Thatsache, dass über der tieferen neogenen Stufe in dem behan-
delten Gebrete unmittelbar Ablagerungen der Süsswasserstufe des Wiener
Beckens, die Congerienschichten, und zwar in discordanter Lagerung folgen,
ergibt sich als ein weiteres Resultat dieser Untersuchungen die fernere That-
sache , dass in dem Wassergebiete der Mur und Mürz jede Spur einer
Ablagerung fehlt, die man der mittleren oder brackischen Stufe,
den GCerithienschichten des Wiener Beckens parallelisiren
könnte.
Es ist von Iuteresse für das Verständniss der Zustände innerhalb der Alpen
die westliche Grenze der Ceritbienschichten zu verfolgen. Aus den Vorträgen
des Herrn Professors Suess ist es bekannt, dass mın von einer Linie, die bei-
läufig von Baden über Neustadt an das Rosaliengebirge gezogen wird, westlich,
in der Bucht von Gloggnitz keine Cerithienschiehten mehr findet. Sie reichen von
der Donau bei Nussdorf bis an den Eichkogel bei Mödling, an die Gehänge der
daselbst entwickelten marinen Stufe hoch hinauf; sie sind in der Gegend zwi-
sehen Neustadt, Oedenburg und Eisenstadt vielfach bekannt, greifen aber in das
Innere der Gloggnitzer Bucht nicht ein. Kurz ihre Verbreitung im Wiener Becken
ist eine viel beschränktere als die der marinen Stufe und ihre westliche Grenze
daselbst entfernt sich vom Fusse der Alpen bei Gloggnitz.
Ganz anders verhält sich diese Grenze in jenem Gebiete, in welchem zwi-
schen Oedenburg, dem Bakonyerwald und Wildon bisher; kein Vorkommen der
marinen Stufe, auch nicht durch die so fleissigen Aufnahmen des Herrn Dr.
Stoliezka !) nachgewiesen ist. Hier reichen merkwürdiger Weise die Abla-
gerungen der Cerithienschichten auf einer Stelle bei Hartberg bis unmittelbar
an das Randgebirge der Ostalpen, sind bei Gleisdorf und Umgegend bekannt,
bilden den grössten Theil der Hügel von Gleichenberg, und Dr. Andrae hat
sichere Vorkommnisse dieser Schiehten in den Windischen Bücheln nach-
gewiesen ?).
Die Cerithienschichten verbreiten sich zwar auch nur längs derselben
Linie, längs welcher wir die marinen Leithakalke bis Wildon reichen sahen,
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reiehsanstalt 1863. XII. p. 1.
2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1855. VI. p. 265.
[34] Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Obersteiermark. 251
gegen den Rand der Ostalpen. Sie reichen aber viel weiter nordwestlich bis
nach Hartberg, als es den marinen Ablagerungen gestattet war. Dies konnte
jedenfalls nur durch eine Senkung des betreffenden Gebietes ermöglicht worden
sein, während das Fehlen der Cerithienschiehten in der Bucht von Gloggnitz
auf eine Hebung der dortigen Gegend hindeutet.
Diese Hebung in der Gloggnitzer Bucht hat auch höchst wahrscheinlich
die Gegenden der Mur und Mürz betroffen und eine Bildung von Ablagerungen,
die der brackisch Stufe parallel wären, in diesen Thälern unmöglich gemacht.
Die genauere Untersuchung der Grenzen der Ablagerungen der marinen
und brackischen Stufe des Wiener Beckens führt uns zur Erkenntniss von Osecil-
lationen des Bodens in den Ostalpen, und zwar sind diese Bewegungen auf der
Linie: Gloggnitz, Mürz- und Murthal, jenen Bewegungen auf der Linie: Oedeu-
burg, Pinkafeld, Hartberg, Weiz und Gratz jedesmal von entgegengesetzter
Richtung. Vor der Ablagerung des Leithaconglomerats des Leithakalkes und des
Conglomerats mit hohlen Geschieben sinkt das Niveau auf der ersten und
steigt aufder zweiten Linie, während nach der Ablagerung der marinen
Stufe aufder ersten Linie eine Hebung, aufder zweiten eine Sen-
kung erfolgt.
Das durch diese Untersuchung erlangte Resultat: nämlich dass in den
Ostalpen jede Spur einer Ablagerung fehlt, die man mit den Cerithienschichten
als gleichzeitig hinstellen könute, veranlasst mich auf jene Frage zu kommen, die
Herr Professor Suess in der Eingangs und später wiederholt eitirten Schrift
stellt: ob es nicht sehr wahrscheinlich ist, dass die obere Süsswasser - Moulasse
der Schweiz das chronologische Aequivalent unserer Cerithienschichten sei ?
Die Resultate der Untersuchungen des Herrn Professor Suess sowohl
als auch die oft ausgesprochene grosse Aehnlichkeit zwischen Oeningen und
Parschlug, ferner die petrographische Aehnlichkeit unserer Conglomerate mit
hohlen Geschieben, mit jenen der Nagelfluhe der Schweiz, die steilen Aufrich-
tungen der Schichten derselben hier (Leoben, Dullinggraben) undin der Schweiz,
alles deutet auf eine sehr ähnliche Entwiekelung der Ablagerungen in der Mur
und Mürz mit jenen in der Schweiz. Nicht minder findet man Aehnlichkeiten für
unser Gaaden, Jaulingwiese, für das Becken von Rein, mit seiner ausgezeichneten
Fauna, in demBereiche der Schweizer Molasse. Bei dieser grossen Aehnlichkeit
der betreffenden Ablagerungen liesse sich die gestellte Frage dahin beantworten,
dass die obere Süsswasser-Molasse der Schweiz noch als ober-
stes Glied zu jenem Schichtencomplexe gehöre, der früher oder
später als gleichzeitig mit der marinen Molasse des Wiener
Beckenserklärt werden wird.
Die Fauna der tieferen Stufe in der Mur und Mürz kann leicht als dahin
eingewandert gedacht werden, ohne dass man genöthigt wäre, die Gewässer, aus
welchen sie abgelagert wurde, in irgend einen Zusammenhang mit den gleichzei-
tigen Gewässern ausserhalb der Alpen zu bringen. Uebrigens habe ich ange-
deutet, dass wenn ein solcher Zusammenhang wirklich stattfand, derselbe über
den Semmering noch am wahrscheinlichsten gedacht werden kann.
Anders ist es mit der Fauna der höheren Stufe, die kaum auf einem andern
Wege in dasBecken von Judenburg gelangt war, als der ihr im ununterbrochenen
Zusammenhange der dortigen Gewässer mit denen im Wiener Becken geboten
war. Eine Verbindung über die zwischen der Mürz und dem Wiener Becken
liegenden Höhen könnte man angedeutet betrachten durch die Vorkommnisse von
Schotter am Schöckl, die schon seit langer Zeit durch dieUntersuchungen von
Professor Unger bekannt sind. Doch diese stammen aus der Zeit des Belvedere-
252 Dionys Stur. Über die neogenen Ablag. im Geb. d. Mürz und Mur. [35]
schotters der über jenen Schichten lagert, die die Congeria triangularis Partsch
enthalten, Eine Verbindung durch die Mürz nach Gloggnitz und so in’s Wiener
Becken hat wenig Wahrscheinlichkeit, weil die Congerienschichten ebenfalls
der Bucht von Gloggnitz fehlen, und im Mürzthale auch an geeigneten Stellen
ebenfalls keine Spur von den unter den Belvedereschotter folgenden Schichten
vorliegt. Die Verbindung durch das Lavantthal oder die über Neumarkt nach
Kärnten, wovon insbesondere die erstere die grösste Wahrscheinlichkeit für sich
hat, ist in dieser Beziehung bisher noch nieht hinreichend studirt, so dass diese
l'rage vorläufig unbeantwortet bleiben muss.
Die kohlenführenden Ablagerungen der oberen Stufe stehen genau in dem-
selben Verhältniss zu den sie bedeckenden Belvederesand- und Schotter-Abla-
gerungen, in welchem die Ablagerungen mit Braunkohlen zu den Conglomeraten
der unteren Stufe. Die Tegel füllen nicht zusammenhängende Mulden aus, die von
einer gemeinschaftlichen Decke von Schotter bedeckt sind, der eine viel grös-
sere Verbreitung besitzt. Hier will ich nur bemerken, dass schon in dem
untersuchten Gebiete die Verbreitung des Belvedereschotters eine ungleiche ist.
So fehlt er wenigstens nach den bisherigen Untersuchungen auf den Anhöhen
der rechten Mürzufer bis an die Kalkalpen, während er im Thale der Mürz
selbst, vom Semmering-Pass abwärts, überall vorhanden ist. Anders ist es an
der oberen Mur, wo er im Thale ganz fehlt, um so reichlicher aber die Anhöhen
und Wasserscheiden im Süden und im Norden der Mur bedeckt. Vorläufig mag
die Zusammengehörigkeit des Schotters mit den unteren Schichten der oberen
Stufe in dem hier betrachteten Gebiete, als ebenso sicher wie die im Wiener
Becken und jene in Croatien und dem daran stossenden Karstlande gelten. Ich
hoffe Gelegenheit zu finden, bei weiter vorgeschrittener Untersuchung noch
einmal ausführlicher auf diesen Punkt zurückzukommen. Die vereinzelten
Punkte, an welchen im Belvedereschotter Versteinerungen gefunden wurden, so
um Wien und erst wieder bei Baltavär, dann bei Ajnacskö 1), und abermals in
grosser Entfernung erst an der Petrovagora in Croatien ?2), geben freilich wenig
Hoffnung zur bedeutenden Vermehrung dieser Fundorte in Folge der Zeit, und
nöthigen diejenigen Anhaltspunkte auszunützen, die gegeben sind.
1) Suess.e.p. 7.
2) Jahrbuch der k. k. geologischen Reiehsanstalt 1863. XIII. p. 521.
[1] 253
VI. Zur Erinnerung an Johann Karl Hocheder.
Von W. Haidinger.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 5. April 1864.
Immer neue Verluste, von Sitzung, zu Sitzung wird es meine Pflicht, hier
wenn auch nur durch wenige Worte zu bezeichnen, die unserem Kreise ange-
hören, und welchen wohl ein dankbares Gemüth das Wort der Anerkennung
für treu geleistete Arbeit darbringen muss. Diesmal gilt es meinem am 15. März,
dem Tage unserer letzten Sitzung selbst, um 7 Uhr Morgens verewigten Freunde
und Vetter Johann Karl Hocheder.
Bald nachdem ich selbst im April 1840 in den Staatsdienst getreten war,
kam auch Hocheder nach Wien, und schloss sich in dem darauffolgenden
Jahre, nach einem durch eine Reihe von Jahren viel bewegten Leben, an unser
Oesterreichisches Montanisticum wieder an, dem er in seiner frühesten Lebens-
periode angehört hatte.
Johann Karl Hocheder’s Vater war Pochwerks-Hutmann in Zell am Ziller
in Tirol, eben wie sein Grossvater. Hocheder selbst war dort im Jahre 1800
geboren. Schon der Vater Martin Hocheder hatte sich dort durch Verbesse-
rungen in der Einführung neuer Einrichtungen in der Aufbereitung und Amal-
gamirung der goldhaltigen Gesteine verdient gemacht, wie ihm dies auch amt-
lich anerkannt wurde. Hier blieb dem Sohne, der bis zum Jänner 1820 Gold-
wäscher war, diese Beschäftigung selbst eine reiche Quelle der Erfahrung, die
er später so erfolgreich anwenden sollte. Seine Erziehung, nebst diesen Oblie-
genheiten war in jenem abgelegenen Theile der Erde doch durch seinen
Vater so sorgsam geleitet worden, dass er bei einer vor der k. k. Hof- und Lan-
desbaudirection in Junsbruck abgelegten Prüfung ausgezeichnet bestand, als
sehr geschickt im Zeichnen, Rechnen, Modelliren von Maschinen und Bauwerken,
im Entwerfen von praktischen Bauprojeeten und Ueberschlägen, auch in prak-
tisch-geometrischen Aufnahmen, und mit den nöthigen theoretischen Kenntnissen
versehen, anerkannt und zur Anstellung im Baufache geeignet erklärt wurde.
Bei der klaren verständigen Auffassung, die ihm eigen war, gaben ihm
seine Stellungen als wirklicher k. k. Berg- und Salinendirections-Praktikant in
Hall, seit 4. August 1821 und sein Aufenthalt für Anhörung der Bergeollegien in
Schemnitz seit 17. October 1821 Veranlassung zu den erfolgreichsten Studien,
welchen sich noch praktische Verwendung in Böckstein, Brixlegg, Sterzing,
Fügen anreihte.
Ein weiteres Feld von Thnätigkeit wurde ihm im Jahre 1830 durch eine
Einladung nach Brasilien, für eine Bergwerksgesellschaft geboten, deren Director
Mornay selbst zur Anwerbung nach Innsbruck und Hall gekommen war. Im
K. k. geologische Reichsanstalt, 14. Band. 1864. II. Heft. 33
954 W. Haidinger. [2]
April verliess Hocheder Tirol, schloss in England die erforderlichen Verträge
ab, und verliess Falmouth am 23. Juni. Während eines Aufenthaltes in Brasilien,
in Rio de Janeiro und in den Bergwerken in der Provinz von Minas Geraes von
zwei Jahren, und der Einleitung der erforderlichen Betriebsplane sah er die
Aussichten so günstig sich gestalten, dass er mit Beruhigung seinen eigenen
Familienherd zu gründen wagen durfte. Er kam nach Europa zurück und führte
am 28. November in Hall seine jugendliche Braut Leocadia, Tochter des k. k.
Bergrathes Franz Alberti zum Altare. Dadurch war auch unser gegenseitiges
verwandtschaftliches Verhältniss gebildet. Wenige Tage darauf verliess er Hall,
schiffte sieh am 16. Februar 1833 in Falmouth ein und erreichte Gongo Soco in
Minas Geraes, dem nunmehrigen Centralsitze der Minas Geraes Mining Company,
deren Ober-Bergdireetor (Chief Mining Manager) er war am 18. Mai nach einer
dreiwöchentlichen Reise zu Lande von Rio de Janeiro. Aber der Fortschritt der
Arbeiten erheischte bald wieder seine Gegenwart in London. Auf der Reise
(Abfahrt von Rio de Janeiro am 10. August 1835) begleitete ihn seine Gattin
und sein Töchterchen Christine, die sich, allein in Brasilien zurückgeblieben,
doch nicht in den fremden Umgebungen heimisch gefühlt haben würden. Auch
in Hall wurde ein Besuch gemacht. Am 9. Juni 1836 schiffte er sich mit seiner
Familie wieder in Falmouth ein, dieses Mal begleitet auch von dem verewigten
Virgil v. Helmreichen, welchen er für die Dienste der Bergwerksgesellschaft
geworben hatte. Diesesmal war Morro das Almas ebenfalls in Minas Geraes sein
Sitz als „Superintendent“ der englischen Bergwerksgesellschaft.
Hocheder hatte stets klar die Verhältnisse des Landes im Auge, in wel-
chem er mit Geist und Geschick unter günstigen Verhältnissen sich einige Er-
sparungen erwerben konnte, und stand nicht an, als sich die Veranlassung durch
Veränderungen in der unternehmenden Bergwerksgesellschaft darbot, nach einem
neuen Aufenthalte von vier Jahren, sich wieder in sein Vaterland zurückzu-
ziehen. Er war stets in seinem Herzen, wenn auch abwesend, ein treuer Oester-
reicher geblieben, der alles, was er selbst erwarb, als für sein Vaterland erwor-
ben betrachtete. Die Zukunft seiner Familie, in den dort ihn wenig anmuthenden
gesellschaftlichen Verhältnissen, liessen ihn, in wenn auch nicht glänzenden,
doch beruhigenden Verhältnissen die heimischen altehrwürdigen Beziehungen
wieder eröffnen. Er verliess Brasilien am 1. Juli 1840 für immer.
Auch später boten sich ihm Veranlassungen dar, für Ostindien, oder für
die englischen aussereuropäischen Bergwerke in London Dienst zu nehmen,
aber sein Entschluss war gefasst, in mässiger Unabhängigkeit sein Leben dem
Vaterland zu weihen, in dem grossen Gedanken des Montanisticums des Kaiser-
reiches, dem er durch Geburt und frühere Verbindungen angehörte.
Er erhielt, noch unter dem Fürsten v.Lobkowitz durch Allerhöchsten
Gnadenact vorläufig die Stelle eines unentgeltlichen Honorär-Bergamtsassessors.
Auch Russegger, dessen Bestimmung während des Aufenthaltes Hocheder's
in Europa im Jahre 1835, auch von diesem durch Empfehlungen bei den türki-
schen und egyptischen Agenten mächtige Förderung fand, war im Jahre 1841
von seinen Reisen zurückgekehrt. Vielfach waren damals, auch mit meinem
hochgeehrten Freund A. Löwe und den vorhergehenden die Anregungen zur
Herausgabe einer naturwissenschaftlich-montanistischen periodischen Schrift,
für welche das vonHocheder bezogene Mining Journalihm selbst stets die wün-
schenswerthe Richtung darstellte. Aber Russegger wurde nach Hall bestimmt,
Hocheder selbst immer mebr amtlich beschäftigt,‘ Fürst Lobkowitz war
zu früh aus dem Leben geschieden, Freiherr v. Kübeck gab der montanisti-
schen Abtheilung die Form einer Central-Bergbaudirection unter dem verewigten
[3] Zur Erinnerung an Johann Karl Hocheder. 255
Hofrath, später Unterstaatssecretär M. Layer, in welcher nun auch Hoch-
eder als Seeretär am 5. August 1843 eingereiht wurde. Auch bei unseren spä-
teren Bestrebungen mit Löwe und dem gegenwärtigen k. k. Sectionsrathe
Wilhelm Ritter v. Schwarz blieb Hocheder stets als wichtige Grundlage
betrachtet.
In diese Zeit fallen Hocheder's zuletzt erfolgreiche Bestrebungen, für
Helmreichen eine Staatsunterstützung zu einer Reise in das Innere von
Brasilien und Süd-Amerika überhaupt zu erwirken, die am 1. April 1843 mit der
Summe von 6000 fl. C.M. Allergnädigst bewilligt wurde. Ich darf wohl in dieser
Beziehung auf die Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften vom Jahre 1850 (Band IV, Seite 412) verweisen, wo die Reihe von
Helmreichen's Briefen an Hocheder von Herrn Grafen Marschall im
Auszuge .mitgetheilt ist, nebst den Auszügen aus den k. k. Hofkammer-Präsidial-
acten, aus Veranlassung eines an die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften
am 25. April von mir gestellten Antrages, im Wege des hohen k. k. Ministeriums
des Aeussern durch die k. k. Gesandtschaft in Rio de Janeiro, Nachrichten über
die Schicksale, v. Helmreichen’s zu erhalten.
Diesen Antrag hatte ich in steter Verbindung und Verabredung mit Hoch-
eder gestellt, welcher inzwischen seit dem 17. Februar 1849 als k. k. Mini-
sterialseeretär, dem Ministerium für Landeseultur und Bergwesen unter dem
gegenwärtigen Freiherrn v. Thinnfeld angehörte.
Aber in der Zwischenzeit hatte mein verewigter Freund Hocheder auch
an den Arbeiten der „Freunde der Naturwissenschaften“ Theil genommen, so wie
er auch dem Verbande der Subseription für die „Naturwissenschaftlichen Ab-
handlungen“ angehörte. Schon in der vierten der Sitzungen, von welchen Berichte
veröffentlicht wurden, am 18. Mai 1846 (Berichte über die Mittheilungen von
Freunden der Naturwissenschaften in Wien, I. Band, Seite 18), gab er uns einen
Abriss der Schrift: Ueber das Vorkommen der Diamanten und ihre Gewinnungs-
methode auf der Serra do Grao Mogör in der Provinz Minas Geraes, welche der
„mit Staatsunterstützung“ in Brasilien reisende k. k. Bergeontrolor Virgil
v. Helmreichen an ihn eingeschickt hatte, und das er sodann, 1846 bei
Braumüller als selbstständige Schrift erscheinen liess. Später am 5. Februar
1847 (Berichte II. Band, Seite 119) theilte Hocheder wieder Mehreres über
v. Helmreichen’s fernere Reisen mit.
Da Hocheder's Berufsthätigkeit sich vielfach auf fossilen Brennstoff bezog,
dessen geologische Verhältnisse auch den Gegenstand unserer Forschungen
bilden, so konnte es nicht fehlen, dass wir auch in späterer Zeit mit ihm in mehr
oder weniger lebhaft fortgeführten Austausch von Erfahrungen blieben.
Stets war es sein eifrigstes Bestreben, in dem grossen Körper, dem er an-
gehörte, dem Vertrauen möglichst zu entsprechen, das in ihn gesetzt wurde.
Die frühere Lage, als Bevollmächtigter von Gesellschafts-Unternehmungen bot
der Natur der Sache nach reichere Vortheile in kurzer Zeit zu erwerben, wo es
gewissermaassen auf ein „Theilen“ während der Arbeitsfortschritte ankommt,
und so viel von raschem Entschluss und kräftigster Ausführung abhängt. In dem
vielfach gegliederten Körper, dem er später angehörte, in dem gleichmässigeren
Fortgange der Ereignisse fielen auch die vortheilhaftesten Ergebnisse dem All-
gemeinen zu. Doch war es einem klaren Geiste, wie Hocheder, ein wahres
Bedürfniss, auch die Ergebnisse seiner eigenen Wirksamkeit, so wenig im Ganzen
der Ereignisse hervortretend, doch auch ziffermässig darzustellen, besonders in
den letzten Jahren, wo die Erinnerung einer mehr als zwanzigjährigen Theil-
nahme, unter verschiedenen Verhältnissen, nachdem mancher Freund und Zeit-
33 ®
956 W. Haidinger. Zur Erinnerung an Johann Karl Hocheder. [#4]
genosse bereits von dem Schauplatze des Lebens geschieden war, ein reiches
Bild von Ergebnissen der günstigsten Art darstellte, das er aus den Acten ent-
nommen, zusammenzusetzen vermochte. So entstand noch kurz vor dem Schlusse
der Zeit, die ihm zur Arbeit gegeben war, ein Verzeichniss von Ergebnissen in
Ziffern ausgedrückt, das ich gerne hier wiedergebe, so wie es mir bekannt ge-
worden ist, als einen Beleg zur Beurtheilung des Geistes der Hingebung, der
ihn stets belebte.
Unter seinem Einflusse verliessen 6 Bergbeamte und 35 Bergarbeiter die
österreichischen Staaten, und brachten aus ihrem Verdienste nahe an 300.000 fl.
an Ersparnissen wieder zurück.
Namentlich waren es aber die Bergbaue anf Braunkohlen und Steinkohlen,
welche bei der bedeutenderen Summe, um welche es sich handelte, Veranlas-
sung zu wichtigen Ersparungen gaben, welche um so verdienstvoller genannt
werden dürfen, als Hocheder erst seinen eigenen Ansichten durch Ueber-
zeugung einflussreichster Persönlichkeiten von ihrer Vorzüglielikeit Erfolg ge-
winnen musste. So kamen 1. auf Brennberg durch günstigere Pachtverträge
und Verhinderung unzweckmässiger beantragter Arbeiten 432.166 fl. ; 2. auf
Vasas, dessen Koblen- und Eisensteinablagerungen zur rechten Zeit acquirirt und
später veiäussert wurden 200.000. ; 3. die Veräusserung des Bohrlochrechtes in
Leoben anstatt eines vorgeschlagenen Schachteneinbaues 1,040.000 fl.; 4. Reali-
sirung eines zweckdienlichen Betriebsplanes in Fohnsdorf 80.000 fl.; 5. Ver-
besserten Betriebsplan in Brandeisl; 6. für Steierdorf 1,983.000 fl, ohne Berech-
nung des Zinsenverlustes, und mit denselben 3,600.000 fl., was freilich später
mehr dem Privatbesitz, in welchen die Werke kamen, zu Gutem ausschlägt,
während Hocheder’s Dienste rein dem Staate gewidmet waren.
In unserem in neuester Zeit auch in der Richtung der hier genannten Ver-
hältnisse so viel bewegten Lebens, gehört wohl Manches, was eben genannt
wurde, früheren Zeiten an, jedoch schien es mir werthvoll für die Bezeichnung
der Stellung des Dahingeschiedenen und seiner ernsten Arbeitsthätigkeit gerade
das noch hier zu erwähnen, was ihn in der letzten Zeit seines Lebens beschäf-
tigte, und worüber er gewiss alle Ursache hatte, wahre Befriedigung zu fühlen.
So ist denn wieder ein trefflicher Mann, ein treuer Freund aus unserem
Kreise geschieden, der trauernden Witwe und zahlreichen Familie entrissen.
Waren auch, durch meine eigenen hindernden Verhältnisse in der letzten Zeit
persönliche Begegnungen seltener, so war doch das beruhigende Gefühl 'gleich-
zeitigen Bestehens lebendig, das nun eine Lücke lässt, an der Stelle derselben
der Ernst der Erinnerung an eine treue redliche Seele.
[1] 257
VII. Der Salinenbetrieb im österreichischen und steiermär-
kischen Salzkammergute in chemischer Beziehung.
Von Karl Ritter von Hauer,
Vorstand des chemischen Laboratoriums der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Iın verflossenen Sommer erhielt ich den Auftrag den Betrieb an den
k. k. Salinen in Ebensee, Ischl und Aussee in seinen chemischen Verhältnissen
zu erforschen. Von Seite des hohen k. k. Finanzministeriums wurden mir gleich-
zeitig die Mittel bewilligt, um die Fabrication des Sudsalzes an Ort und Stelle
besichtigen und die für die Analysen erforderlichen Proben aufsammeln zu
können.
Wiewohl nun die Instruction für die auszuführende Untersuchung sich
speciell nur auf die drei genannten Salinen bezog, so glaubte ich doch meine
Arbeit auch auf die Saline in Hallstatt ausdehnen zu sollen, welche mit den
früher genannten, sowohl in administrativer, als auch in anderen Beziehungen,
ein zusammengehöriges Ganzes bildet, um in der zu entwerfenden Gesammtdar-
stellung der chemischen Verhältnisse, keine Lücke zu lassen.
In Anbetracht dessen, wie wenig noch bisher die Fabriceation des Sudsalzes
an unseren Werken mittelst der analytischen Sonde geprüft wurde, schien es
geboten, um eine klare Einsicht des Processes zu gewiinen, die wieder ihrer-
seits für den Betrieb selbst brauchbare Winke liefern könnte, eine möglichst
ins Detail gehende Untersuchung durchzuführen.
Die in den verschiedenen Phasen des Sudbetriebes auftretenden Producte
und Abfälle, in welche sich die Soole spaltet, wurden daher in möglichster Aus-
dehuung verfolgt und einzeln ihrem Gehalte nach geprüft. Das Prineip, nach
welchem bei dieser Untersuchung vorgegangen wurde, war ein doppeltes, ent-
sprechend zwei verschiedenen Interessen, welche sich an die zu erzielenden
Resultate knüpften. Die Soolen mit ihrem Gehalte an fixen Bestandtheilen reprä-
sentiren, ähnlich den natürlichen Mineralquellen, die Zusammensetzung der im
Innern des Salzgebirges vorhandenen auflöslichen Schichten, und das relative
Verhältniss ihrer Menge; sie liefern Aufschlüsse über Verhältnisse, die auch in
wissenschaftlicher Beziehung interessant sind. Auf die detaillirte analytische
Untersuchung der Soolen wurde daher ein besonderes Augenmerk verwendet.
Sie bilden zu dem die Basis der ganzen Fabrication und eine genaue Kenntniss
ihrer Zusammensetzung hat daher auch für die letztere einen Werth. Die Unter-
suchung der aus den Soolen gewonnenen Produete und Nebenproducte hingegen
erstreckte sich nur so weit, um der Beantwortung aller Fragen der Fabrication,
von ihrem, an engere Grenzen gebundenen Standpunkte aus, zu genügen.
Die nunmehr in dicsem Sinne beendigte Arbeit wurde in ihrer Vollendung
sehr wesentlich gefördert durch die rege Theilnahme daran von Seite eines der
258 Karl Ritter von Hauer. [2]
Herren Montaningenieure, welche das hohe k. k. Finanzministerium im ver-
gangenen Jahre an die k. k. geologische Reichsanstalt einberief. Herr Anton
Horinek, k.k. Bergexpectant, welcher fast eine volle Hälfte der ganzen,
sehr viele Zeit in Anspruch nehmenden analytischen Untersuchung übernahm,
hat dieselbe mit anerkennenswerther Präeision durchgeführt, was die Möglich-
keit bot zu einem früheren Abschlusse zu gelangen.
Bei dieser Gelegenheit möge es auch gestattet sein, in dankender Erin-
nerung der Herren k. k. Verwalter und Hüttenmeister dieser vier Salinen zu
gedenken, welche bei der Aufsammlung der erforderlichen Proben mir freund-
lichst an die Hand gingen und durch passende Auswahl derselben die Basis für
die analytische Arbeit im Laboratorium lieferten. Es sind dies die Herren Salinen-
verwalter Adolph Schindler und der verewigte Sudhüttenmeister Pasqual
Ritter von Ferro in Ebensee; Bergrath Ludwig Freiherr von Ransonnet und
Hüttenmeister Ignaz Steiner in Ischl; Salinenverwalter Gustav Schuber
und Hüttenmeister Vincenz von Posch in Hallstatt; Bergrath Kornel Hafner
und Hüttenmeister Gustav Ritter in Aussee.
Vor. der Darlegung der Verhältnisse an jeder einzelnen der vier Salinen
dürfte es am Platze sein, in Kürze den Siedprocess und einige allgemeine Ver-
hältnisse zu schildern, was sowohl zur Vermeidung unnützer Wiederholungen
im Späteren führt, als auch eine Einsicht in die Rolle gibt, welche die Producte
in der Fabrication spielen, deren Analysen dann angeführt werden sollen. Aber
auch nur auf dieses Maass beschränken wir uns in der Beschreibung der Fabri-
cation.
Die eigenen Beobachtungen, welche ich während der kurzen Zeit meines
Aufenthaltes in Oberösterreich zu machen Gelegenheit hatte, sind hier ergänzt
durch Benützung von zwei trefflichen Abhandlungen über diesen Gegenstand,
deren eine der Bergingenieur M. 0. Keller in den Annales des mines Jahr-
gang 1862, A. Lieferung, S. 1—95 veröffentlichte. Die zweite ist die schon
länger bekannte Abhandlung, welche der preussische Oberbergrath August
Huyssen im 2. Bande der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen
im preussischen Staate mittheilte. In neuester Zeit ist ferner unter dem Titel „zur
Salinenfrage“ eine Abhandlung erschienen, die von Seite der k.k. Salinendirection
in Gmunden an die österreichische berg- und hüttenmännische Zeitung zur Ver-
öffentliehung eingesendet wurde. (Jahrgang 1863, Nummer 49.) Dem Charakter
der „Quelle“ nach, aus welcher diese Mittheilung stammt, wäre zu erwarten
gewesen, dass sie am meisten hier benützt werden könnte, leider ist aber das
ihrem „Inhalte“ nach, der im Wesentlichen nur negativer Natur ist, nicht mög-
lich. Genau mit demselben Aufwand von Zeit und Raum, die gewidmet wur-
den, um eine Controverse zu führen gegen einige Aufsätze in demselben Blatte
über den Salinenbetrieb, hätte eine direete Schilderung desselben geliefert
werden können. Mit solchen positiven Daten aus authentischer Quelle, namentlich
belegt mit den eben hier für Uneingeweihte so schwierig zugänglichen Zahlen,
die endlich allein nur Zeugniss geben von dem Standpunkte der technischen
Perfection dieser Fabrieation, wäre die in manchen Punkten noch sehr mangelhafte
Literatur über das Salzwesen unvergleichlich mehr bereichert worden.
Die von der Natur gegebenen Bedingungen, von welchen die Sudsalz-Fa-
brication im österreichischen und steiermärkischen ISalzkammergute abhängig
ist, sind im Ganzen sehr günstig und tragen wesentlich dazu bei, die letztere zu
einer der einfachsten unter allen hüttenmännischen Manipulationen zu gestalten.
Noch klarer wird sich dies ergeben bei Darlegung der analytischen Resultate.
Hieher sind zu rechnen der Reichthum und die Reinheit des salzführenden
[3] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 259
Gebirges, was gestattet durch einfache Auslaugung „gesättigte“ Soolen zu
erzeugen, die nur wenig von fremden Salzen verunreinigt sind. Jede andere
Manipulation, um die Soolen siedwürdig zu machen, entfällt gänzlich; als solche
werden sie unmittelbar zu den Salinen geleitet; ferner die bei den Salzberg-
bauen allenthalben reichlich disponible Menge eines sehr reinen Wassers, das
überall hin, wo es gebraucht wird, durch natürliches Gefälle zugeleitet werden
kann; endlich die ausgedehnten Wälder in der unmittelbaren Umgebung, deren
Ertrag an Brennholz auf einer natürlichen Wasserstrasse fast bis zu den Her-
den der Salinen gelangt. Zu dem ist angeblich der Preis des von dort bezogenen
Brennmaterials noch immer so niedrig, dass nicht einmal die sehr billige Braun-
kohle von Traunthal in Ebensee damit soll coneurriren können, wohin sie doch
von den Gruben aus mittelst einer Schienenbahn und mittelst Schiffsfracht über
den Traunsee transportirt werden könnte. Ausser der kolossalen Menge von
Holz, welche der Verdampfungsprocess des Soolenwassers verschlingt, liefern
aber auch die Wälder der nächsten Umgebung den beträchtlichen Bedarf an
Bauholz, so wie jenen für die Regulirung der Traun, auf welcher das Brenn-
holz zugeschwemmt und das producirte Salz verfrachtet wird, und endlich das
Materiale für die sich mehrere Meilen weit erstreckenden Röhrenleitungen, in
denen die erzeugte Soole zu den Sudhäusern abläuft.
Die Saline in Aussee bezieht die Soolen aus den eine Stunde nordwest-
lich vom Orte gelegenen Bauen. Bezüglich des Weitertransportes der produ-
eirten Waare ist diese Saline von den hier in Rede stehenden, am ungünstigsten
gelegen. Weder eine Wasser- noch eine Schienenstrasse steht zur Verfügung,
sondern das Salz muss über zwei steile Bergrücken hinweg auf der Achse, aus
dem isolirten Thale weiter transportirt werden. Die Vorspannsauslagen für die
Verfrachtung über diese beiden Höhen (den Gasteig- und Radlingberg) sollen
jährlich 30.000— 40.000 fl. betragen '). Ein schon seit längerer Zeit vorlie-
gendes Project zielt dahin, eine neue Verkehrsstrasse vom neuen Sudhaus weg
dem Bach entlang zu führen bis zur äusseren Kainisch hinter dem Radling,
wodurch die beiden genannten Bergrücken vermieden werden könnten.
Die Saline in Hallstatt bezieht die Soole aus den Bauen, welche in einem
Hochthale unmittelbar hinter dem Orte betrieben werden. Die Saline in Ischl
bezieht die Soolen, welche zur Verarbeitung kommen, aus einem eigenen Berg-
bau, der 2000—3000 Klafter von jenem in Aussee und eine Stunde südwestlich
von Ischl am oberen Ende einer Thaleinsenkung liegt, die über Bernegg an-
steigt. Endlich die grösste der vier Salinen in Ebensee verarbeitet aus Hall-
statt und Ischl zugeleitete Soolen. Diese drei Werke stehen mittelst Wasserfracht
mit der Westbahn in unmittelbarer Verbindung.
Einen imposanten Anblick gewähren die Sudhäuser dieser vier Salinen.
Die Gebäude zeichnen sich durch Solidität, Zierlichkeit und Geräumigkeit aus.
In Ebensee sind zwei palastartige Sudgebäude, in welchen sechs Pfannen im
Betriebe stehen. Den bescheidensten Eindruck macht jenes in Hallstatt, welches
nur eine Pfanne, aber von beträchtlicher Dimension besitzt. In Ischl bestehen
ebenfalls zwei schöne Sudgebäude mit drei Pfannen. Dem Umstande, dass diese
Manipulationswerkstätte in Mitte eines der elegantesten Badeorte liegt, und daher
oft von Fremden besichtigt wird, ist sichtlich Rechnung getragen. Was Nettig-
keit, Reinlichkeit und Präeision in der ganzen Fabrieation anbelangt, so kann
diese Saline als eine Musteranstalt bezeichnet werden. In Aussee stehen fünf
Pfannen im Betriebe. Ein neues grossartiges Sudgebäude wurde eben aufgebaut.
1) Berg- und hüttenmännische Zeitung 1863, S. 204.
260 Karl Ritter von Hauer, [#]
Die aus den Bergbauen zugeleiteten Soolen werden je in einer Reihe grosser
Reservoirs, den „Soolenstuben“ aufbewahrt. Es sind dies aus starken hölzernen
Bohlen gezimmerte Kasten die einen Fassungsraum vou 3300—5000 Kubikfuss
haben.
Die Messung der Soolen ihrer Quantität nach („Cimentirung“) geschieht
theils durch Auslaufenlassen derselben aus Röhren von bekanntem Querschnitt,
theils durch selbstregistrirende Messapparate. Die Gehaltsbestimmung der Soo-
len wird mittelst des Aräometers oder durch directe Wägung des fixen Rück-
standes nach Verdampfung des Wassers bewerkstelligt, und der Gehalt nach der
Anzahl Pfunde fester Bestandtheile, die in einem Kubikfuss Soole enthalten sind
(nach Pfündigkeit) angegeben. Dass diese Bestimmungen nicht mit grosser
Schärfe ausgeführt werden, wie Oberbergrath Huyssen rügt !), scheint nicht
von so wesentlicher Bedeutung. Eine Unterschätzung des Gehaltes der Soolen
ist natürlich ohne nachtheilige Folgen für die Oekonomie der Fabrication, wäh-
rend eine Uebersehätzung desselben verursachen könnte, dass eine noch nicht
ganz gesättigte Soole zum Versieden käme. Allein dann müsste der Fehler wirk-
lich schon ein grober sein, um den höheren Brennstoffaufwand für die zu ver-
dampfende relativ grössere Menge Wasser als sie in gesättigten Soolen enthalten
ist, fühlbar zu machen. Es wäre dies der einzig denkbare Nachtheil einer zu ge-
ringen Gehaltsbestimmung, da ja diese Staatswerke die Soolen nicht käuflich an
sich bringen, sondern in eigener Regie erzeugen. Da der Fassungsraum der „Soo-
lenstuben “ bekannt ist, so kann die jeweilig darin vorhandene Menge stets eontrolirt
werden. Es geschieht dies durch Einsenken eines langen gralirten Stabes, oder
mittelst einer von Aussen angebrachten Glasröhre, die mit dem Innern commu-
nieirt und daher durch ihren Flüssigkeitsstand das Niveau im Innern ersichtlich
macht.
Aus diesen Reservoirs wird nun die Soole in die Pfannen geleitet und der
Zufluss in der Art regulirt, dass das Flüssigkeitsniveau in dem letzteren wäh-
rend der ganzen Dauer der Sudcampagne constant bleibt. Die Sudpfannen sind
sehr flache viereckige Kasten aus genieteten Eisenblechen, die ungefähr 60 Fuss
lang, 30 Fuss breit und 11/, Fuss tief sind. Dieses Ausmass ist natürlich nicht bei
allen Pfannen dasselbe, sondern beträgt theils etwas mehr oder weniger. Der
Fassungsraum sämmtlicher Sudpfannen beträgt bei regelmässiger Füllung, das
ist bis durchschnittlich 12 Zoll Höhe, 28.500 Kubikfuss.
In früherer Zeit waren die Pfannen aus einfachen und ober dem Feuer aus
doppelten Eisenblechen, welche an den Ecken und Stössen drei- und vierfach
übereinander lagen, schindelartig zusammengesetzt und mussten mit Kalkbrei
verschmiert werden, um bei den Fugen wasserdicht zu sein. Seit etwa zehn Jahren
aber bedient man sich der nach Art der Dampfkessel vernieteten, aus einfachen
Blechen bestehenden Pfannen. Der dünne Boden dieser, der ohne Kitt schon
wasserhaltig ist, dient natürlich nun als besserer Wärmeleiter, und es soll sich
durch diese Construction der Pfannen die Gewinnung an auskrystallisirttem Salz
bei gleichem Brennstoflaufwand um 1/,. gesteigert haben. Um indessen beur-
theilen zu können, was dieses 1/,., Mehrertrag bedeuten will, welches durch die
einplattigen Pfannen ohne Kalkverdichtung erzielt wird, so muss man erwägen,
dass die jährliche Salzproduction 1 Million Centner überschreitet. Bei gleichem
Brennmaterialverbrauch werden also jetzt über 100.000 Centner Salz mehr
‚gewonnen, welcher wahrhafte Gewinnst der Thätigkeit des früheren Salinen-
direetors v. Plentzner verdankt wird, der die nach ihm benannten neuartigen
1) In der oben eitirten Abhandlung.
[5] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkamınergute in chemischer Beziehung. 261
Pfannen einführte. Die Sudpfannen ruhen auf der Umfassungmauer des Herdes,
werden aber auch ausserdem durch Säulen unterstützt, die aus feuerfesten Zie-
geln aufgemauert sind. Das Feuer bespült den Boden nicht direet, sondern er
wird mehr von den heissen Gasen erhitzt, da die Pfannen so hoch angebracht
sind, um nicht in unmittelbare Berührung mit den Flammen zu kommen, wodurch
dem allzu rapiden Eisenverbrande vorgebeugt wird.
Die Feuerungseinrichtung ist bei allen vier Salinen die gleiche, nämlich
Pultfeuerung 1), deren Einführung ebenfalls eine dankenswerthe Hinterlassenschaft
aus der Zeit des Regimes Plentzuer ist. Diese Heizmethode ist schon so lange
bekannt und vielfach beschrieben worden, dass sie füglich hier nicht weiter
auseinander gesetzt zu werden braucht. Die vollständige Rauchverzehrung, welche
damit verbunden ist, gewährt hier einen weiteren ökonomischen Vortheil, das ist,
dass die Hitze der abziehenden Verbrennungsgase, zum Trocknen des erzeugten
Salzes verwendet werden kann, ohne eine Verunreinigung desselben zu bewirken.
Der Aschenfang bleibt während der ganzen Dauer einer Sud-Campagne
geschlossen, und die resultirende Asche wird erst nach Beendigung dieser her-
ausgezogen.
Das verwendete Brennmaterial ist gegenwärtig wieder ausschliesslich Holz,
nachdem bereits im Jahre 1851 und auch später in Ebensee Versuche in grös-
1) In der früher berührten Defensiv - Abhandlung des Salinendireetors in Gmunden (Berg-
und hüttenmännische Zeitung 1863, S. 339) wird ein Beweis dafür, dass die Pultfeuerung
eine zweckmässige Heizvorrichtung sei, in dem Kaligehalt der Asche gesucht. Es heisst
dort wörtlich: „Zur Bestätigung dessen möge die Thatsache dienen, dass die von dieser
Feuerung abfallende Asche früher von den Seifensiedern in der Umgebung sehr gesucht
und gut bezahlt, jetzt wegen ihrem unbedeutenden Kaligehalte höchstens noch zur Dün-
gung verwendbar ist.“ Dieser Calorimeter ist jedenfalls für die Pyrotechnik ebenso neu
als unbrauchbar, und die Wahl dieses Beweismittels gründet sich auf Anschauungen, die
eine Berichtigung erheischen. Die pflanzensauren Alkalien des Holzes verwandeln sich
beim Verbrennen des letzteren in Kohlensäure, und wenn die Temperatur sehr hoch dabei
war, zum Theil in kieselsaure Salze, indem die Kieselerde der Asche wieder die gebil-
dete Kohlensaure austreibt. Die kohlensauren Alkalien verflüchtigen sich aber erst in
der Weissglut, und dass diese Temperatur in den Feuerungsräumen der Salinen nicht
hervorgebracht wird, bedarf kaum der Bestätigung. Aber auch kieselsaures Kali ver-
dampft nicht allzuleicht. Die bei der Pultfeuerung resultirende relativ höhere Temperatur
vermag zu bewirken, dass eine mehr ealeinirte Asche entsteht, aber dem quantitativen
Kaligehalte wird sie nieht viel anzuhaben vermögen. Das Missgeschick der an den Salinen
abfallenden Holzaschen von den Seifensiedern weniger begehrt zu werden, wird auch
anderweitig gefühlt, aber die Ursache liegt nicht in einer kaliverzehrenden Wirkung der
Feuerungseinrichtungen, sondern darin, dass seit der Fabrieation der Natronseifen aus
Natronlaugen die Nachfrage um Pottasche sich gemindert hat. Aber auch vorausgesetzt,
die Asche sei „höchstens“ nur als Düngmittel zu verwenden, so ist auch das, insbeson-
dere bei einer Mischung mit anderen Abfällen von den Salinen, eine sehr erspriessliche
Verwendung. Die vier Salinen verschlingen alljährlich 40.000 36zöllige Klafter des aller-
vortrefllichsten Stammholzes, die in runder Summe, da auch hartes Holz verwendet wird,
ungefähr im Gewichte auf 900.000 Centner veranschlagt werden können. Bei einem
durehschnittlichen Aschengehalte von 05 Procent resultiren daher jährlich 4500 Centner
Asche. Herr Hofrath Wilhelm Pabst gibt über den Düngwerth der Holzasche folgendes
an: „Die Asche der gewöhnlich zum Brennen benützten Holzarten enthält Kali, Kalk,
Gyps, Talk, Natron, Eisen- und Manganoxyd, nebst anderen Erdarten, und da ein grosser
Theil dieser Stoffe schnell löslich in Wasser und ungemein wirksam auf die Vegetation
der Gewächse, namentlich der Leguminosen ist, so erklärt sieh der grosse Effect der
dureh scheinbar kleine Quantitäten von Asche hervorgebracht wird. Man streut 3—10 Metzen
per Joch. Die Wirkung davon grenzt zuweilen an’s Wunderbare, indem die schönsten
Klee-, Lotus- und Wickenarten u. s. w. im üppigen Wuchs ersch einen,wo vorher nichts
davon zu sehen war.“ Und selbst der ausgelaugten Asche schreibt Pabst noch einen
hohen Düngwerth bei, die also nur mehr Spuren von Alkali enthält, nur muss sie dann
in etwas grösserer Menge angewendet werden. (Sein Lehrbuch der Landwirthschaft,
Wien 1860, 5. Auflage, S.223.)
K. k, geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 34
262 Karl Ritter von Hauer. [6]
serem Massstabe unternommen wurden, statt dessen Braunkohle zu verwenden.
Es mag Wunder nehmen dass mehr wie ein volles Deeennium verstrichen ist ohne
diese nationalökonomische Fundamentalfrage auch nur um etwas ihrer Lösung
näher zu bringen, dass vielmehr der lange Zeitraum, innerhalb welchem der
Kohlenconsum in allen Zweigen der Industrie wesentliche Fortschritte gemacht
bat, hier nur dahin führte, die fossile Kohle aus den Herden der Salinen gänzlich
zu verbannen. Die Frage ist wohl vielfach seither ventilirt worden, aber von zwei
Standpunkten aus, die sehr schroff einander gegenüber zu stehen schienen,
nämlich vom fiscalischen Standpunkte aus und von jenem der Nationalöko-
nomie. Wir halten eine Fusion dieser beiden berechtigten Factoren nicht für so
ganz unerreichbar.
Im Jahre 1851 wurden zu Ebensee gegen 200.000 Centner Traunthaler
Braunkohlen verwendet und dieser Versuch im Grossen lehrte, dass die damit
produeirte Salzmenge nach den damaligen Preisen der Kohle und des Holzes,
mit letzterem um 20 Procent billiger erzeugt werden könne 1), und es ist begreif-
lich, dass ein solches Opfer auf die Dauer nieht gebracht werden könnte. Ein
Centner Braunkohle kam nämlich der Saline Ebensee, bis an den Verbrauchsort
gestellt, auf 19 kr. C. M. zu stehen, und 23 Centner derselben wurden als Aequi-
valent einer Klafter (zu 108 Kubikfuss) Holz verbraucht, deren Preis damals 6 fl.
5 kr. C. M. betrug. Seit dieser Zeit ist eine Schienenbahn entstanden, welche
eine ununterbrochene Verbindung von den Traunthalergruben bis an das Gestade des
Traunsees 5/, Meilen vermittelt. Der Betrieb der rührigen Traunthaler Gewerk-
schaft ist ferner während dieses Termins in ein Stadium gelangt, der gestattet,
zu billigeren Preisen und in grossem Maassstabe Kohlen zu fördern. Endlich haben
sich die Erfahrungen in der Anwendung fossiler Kohlen wesentlich erweitert.
Heute ist es geradezu undenkbar, dass bei der Manipulation des einfachen Was-
serverdampfens in eisernen Pfannen, und zudem bei einem grossen continuirlichen
Betriebe, 23 Centner von einer Braunkohle in der Qualität jener von der Traun-
thaler Ablagerung verbrauchtwerden könnten, um eine 36 zöllige Kiafter weichen
Holzes, zu ersetzen, und zwar eines geschwemmten Holzes, dessen Brennwerth
erfahrungsmässig niedrieger als der von ungeschwemmten ist. Es wäre darnach
1 Centner Holz etwas mehr als 1 Centner Kohle ägnivalent. Da aus dem natür-
lichen Verkohlungsprocess, welcher die Pflanzen und Bäume in fossile Kohle
verwandelte, gleich wie aus dem künstlichen, ausnahmslos Producte hervorgehen,
deren Brennwerth höher ist, wie der der ursprünglichen vegetabilischen Sub-
stanz, so könnte nur ein ausserordentlich hoher Wasser- oder Aschengehalt den
Brennwerth dieser Kohlen so deprimiren, um ihn gegenüber einer gleichen
Gewichtsmenge unveränderten Holzes niedrigerer erscheinen zu lassen. Das
ist aber keineswegs der Fall. Wenn daher bei der praktischen Verwendung der
Traunthaler Kohlen ihre Wärmeleistung unter jener einer gleichen Gewichtsmenge
Holz zurückbleibt, so müsste der Grund hiefür in einer nicht erspriesslichen
Feuerungseinrichtung oder in jenem Verhältnisse gesucht werden, welches eben
gegenwärtig der Gegenstand reiflicher Erhebungen in industriellen Kreisen ist,
nämlich in der beträchtlichen Differenz des Effeetes, welchen gute oder
schlechte Heizer, unter sonst ganz gleichen Umständen mit ein und demselben
Brennmateriale zu erzielen vermögen ?). Zur genaueren Beurtheilung des Brenn-
1) In der Abhandlung vom Ober-Bergrath Huyssen, S. 63, wo es heisst: „Es ist dies
ein Opfer, welches bei dem für Oesterreich in Aussicht stehenden Holzmangel aus national-
ökonomischen Gründen gebracht wird.
2) Bei mehreren Bahnverwaltungen besteht die Einrichtung, Prämien für die Heizer der
Locomotiven auszusetzen, und es ist interessant, wie sehr dadurch der Heizwerth so
mancher Kohlen sieh seither gesteigert hat.
[7 Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salakammergute in chemischer Beziehung. 263
werthes der gedachten Braunkohlen gegenüber von Holz mögen die folgenden
Daten dienen:
I. Zusammensetzung des luft- II. Dureh'sehnittliehe Zusammen-
trockenen Tannenholzes in setzung der Kohlen von Traun-
100 Theilen ?): thal in 100 Theilen:
Wasser 17,920 Wasser Hin zn
NScher.c rt 3 Asche . -. 439
Kohlenstoff. . . . 39-18 )78*9 Pet. ver- Kohlenstoff . . 46-7 )73:9 Pet. ver-
Wasserstoff . . . 5°05 brennlieher Wasserstofi . eye) brennlicher
Sauerstoff . . . . 34:76 | Theil. Sauerstoff... . . . 255 | Theil.
Hieraus berechnet sich, nach der Erfahrung, dass ein Gewichtstheil Kohlen-
stoff 8000, und ein Gewichtstheil Wasserstoff 36.000 Wärmeeinheiten gibt,
für beide obigen Heizmaterialien der folgende absolute Wärmeeffeet :
I. N.
3389 Calorien. | 3840 Calorien.
und nach Abzug des Wärmequantums, welches zur Verdampfung der in beiden
Brennmaterialien enthaltenen, und beim Verbrennen gebildeten Wassermenge
erforderlich, und unter allen Umständen als verloren zu betrachten ist, für:
Tannenholz Traunthaler Kohle
3005 Calorien. 3555 Calorien.
Es geht daraus hervor, dass die Kohle bei einem Wassergehalte von 15 Pro-
cent, welchen sie auch nach deın Abliegen beibehält, in ihrem Heizwerthe ein
gleiches Gewicht von weichem Holz noch übertrifft.
Nimmt man nun selbst an, es trete wirklich bei den Salinen immer luft-
trokenes Holz in Verwendung, die Braunkohle müssehinge gen mit einem Wasser-
gehalte von 25 Percent, den sie frisch aus der Grube gefördert, allerdings aus-
weist, angewendet werden, so möchte die früher angegebene Anzahl von Calorien
sich auf 3007 herab mindern, das heisst diese Kohle wäre dann in ihrem Heiz-
effeete vollkommen gleichwerthig mit einer gleichen Gewichtsmenge lufttrokenen
Holzes; 1 Centner Kohle wäre äquivalent 1 Centner Hölz. Die dokimastische
Untersuchung nach der Berthier’schen Methode hatte im Durchschnitt einer
grossen Anzahl vonProben, welche neuerlichst angestellt wurden, für die in Rede
stehenden Kohlen ergeben, dass 20 Centner derselben äquivalent einer 36 zöl-
ligen Klafter weichen Holzes seien; sie führte daher nahe zu demselben Resultate,
wie die obige theoretisch genaue Rechnung, denn eine 36 zöllige Klafter weichen
Holzes dürfte ungefähr 20—21 Üentner ?) wiegen.
1) Nach den Analysen von Schödler und Petersen.
2) Diese Uebereinstimmung darf nicht so sehr Wunder nehmen, wenn man an den geringen
Einfluss denkt, welchen die Unrichtigkeit des Welter’schen Gesetzes auf Proben von
Braunkohlen nach Berthier’s Methode ausübt, ein Umstand, der aber so vielseitig ver-
kannt wird, dass es wohl am Platze ist, ihn näher auseinander zu setzen. Die jüngeren
Braunkohlen enthalten nämlıch so wenig „nutzbaren“ Wasserstofi, dass der Fehler in der
Berechnung, weleher dadurch entsteht, dass dieses Wasserstoffquantum statt 41, Theilen
nur 3 Theilen Kohlenstoff äquivalent erscheint, sehr klein und namentlich für die Praxis
geradezu verschwindend wird. Die Menge des nutzbaren Wasserstoffes in der Traunthaler
Kohle beträgt nach der obigen Analyse 0°3 Pet. Nach der Berthier’schen Probe kommt
dieses Quantum Wasserstoff als 0-9 Pet. Kohlenstoff inBerechnung, während es theoretisch
genau als 135 Pet. Kohlenstoff in Bereehnung kommen sollte.
3 4+
964 Karl Ritter von Hauer. [8]
Dass auch diese Wärmemenge von beiden Brennmaterialien in der Praxis
nicht gewonnen wird, ist selbstverständlich, weder 1 Centner Holz, noch 1 Centner
der Kohle würde genügen, um 30 Centner Wasser von 0° auf 100° C. zu
erhitzen, weil da noch gar mancherlei Wärmeverluste stattfinden. Dies ändert
aber nichts an der Gleichwerthigkeit beider Brennmaterialien, denn die in der
Praxis stattfindenden Wärmeverluste müssen bei gleicher Anwendung beider
eben auch dieselben sein.
Wenn nach Allem hier angeführten sich dennoch der Standpunkt der Frage,
ob es ökonomisch möglich sei, in Ebensee das Holz durch Traunthaler Kohle zu
ersetzen, bisher nicht geändert hat, wenn eine solche Substitution heute noch so
wenig möglich ist wie vor 10 Jahren, so muss schliesslich die Ursache davon in
einem successiven Herabgehen der Holzpreise im Salzkammergute liegen, weil
wir endlich das Scheitern der Substitution von Holz durch Koble, nicht alleinig
in einer unvollständigen Ausnützung des Heitzeflectes der letzteren begründet
denken wollen. Und eine Bestätigung dessen ergibt sich aus einer Mittheilung
von eompetenter Seite. In der mehrfach erwähnten Abhandlung der Salinen-
direction in Gmunden wurde über diesen Punkt folgendes angegeben: „Selbst
wenn das von der geologischen Reichsanstalt ermittelte Aequivalent der Traun -
thaler Kohlen für eine 36 zöllige Klafter in Berechnung genommen werden sollte,
so würde sich noch immer beim Vergleich der beiderseitigen Preise eine Einbusse
von 1 fl. 68 kr. (24 Pet.) für jede Sudholzklafter beim Betrieb der Kohlen-
feuerung herausstellen.“ Es wird ferner erwähnt, dass die Direetion die volks-
wirthschaftliche Seite der Frage nur mit Scheu berühre u. s. w. Die zehnjährige
Periode, während welcher über diesen Gegenstand verhandelt wird 1), hat also
nichts an dem früheren Verhältnisse geändert. Vom rein fiscalischen Standpunkte
aus, wird vielmehr die Verwendung von fossiler Kohle als mehr denn je in die
Ferne gerückt, geschildert. Andererseitshaben aber die400.000 Klafter Stammbholz,
um welche zum Theil die Wälder in dieser Zeit mehr gelichtet wurden, wohl
auch nicht dazu beigetragen, jene zu beschwichtigen, welche im nicht minder
berechtigten Interesse der Volkswirthschaft für eine Schonung der ersteren ihre
Stimme erhoben.
Wir wollen die Fragen unerörtert lassen, ob die pecuniären Opfer, welche
momentan dafür gebracht werden müssten, nicht vielleicht schon binnen Kurzem
reiche Zinsen tragen möchten, ob der Zustand nicht ein unnatürlicher und von
eigenthümlichen Conjuneturen bedingter ist, der bewirkte, dass angeblich im
Salzkammergute der Holzwerth seit zehn Jahren eher ab- als zunahm, während
die vorhandene Gesammtmenge sich notorisch minderte. Wir wollen abschen
davon, dass der rein fisealische Standpunkt durchaus nicht in allen Verhältnis-
sen der Regie bei den Salinen so absolut maassgebend ist, wie es bezüglich des
Brennmaterials als geboten dargestellt wird, denn wie würden sonst die prachtvollen
Fabriksanlagen und die vielfach gegliederte Central-Verwaltung sich erklären
lassen. Alle diese Beziehungen, die weniger hieher gehören, mögen übergangen
und die Frage des Brennstoffes von einem anderen Gesichtspunkte aus erfasst
werden. !
Unter allen auf Anwendung von Wärme basirten hüttenmännischen Pro-
cessen ist die Sudsalzerzeugung, das ist die Verdampfung von Wasser in unge-
schlossenen Räumen, diejenige, für welche jedes Heizmateriale ausreicht, es
1) Es darf hier insbesonders auf einige Abhandlungen vom Freiherrn v. Hingenau hin-
gewiesen werden, die über diesen Gegenstand in der von ihm redigirten Berg- und hütten-
männischen Zeitung veröflentlicht wurden. Jahrgang 1863, S. 105; 121; 137; 365 u. 401,
[9] Der Salinenbetrieb im ösıerr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 265
genügt dafür, ;wenn Platz vorhanden ist, schon die Sonnenwärme. Andererseits
ist die geringste Ausnützung des Holzes die, wenn es als Brennstoff verwendet
wird. Es ist ein unabweisbares Gebot, dass sich im Allgemeinen die Brennstoff
eonsumirende Industrie möglichst die fossile Kohle zu Nutzen mache, es ist
dies eine Bedingung für den industriellen Fortschritt, die längst anerkannt und
jeder Discussion entrückt ist. Derlei Fundamentalgrundsätze können auf die
Dauer so wenig von der Staatsindustrie, wie von der privaten ohne Nachtheil
umgangen werden, wenn auch die ertere damit eine Monopolswaare produeirt.
Die rein technische Seite der Salzerzeugung berührt dieser letztere Umstand
nicht. Betrachtet man nun die natürlich gegebenen Verhältnisse, so zeigt sich
eine sehr prägnante Ausnahme von der sonst im Ganzen nicht glücklichen
Situirung unserer Kohlenlager. Denn nur 51/, Meilen entfernt von dem Punkte,
wohin die Soolen aus den Ischler und Hallstätter Salzbergbauen durch natür-
liches Gefälle ablaufen, befindet sich ein solehes Kohlenbeeken in dem etwa
6000 Millionen Kubikfuss aufgespeichert liegen. Es ist kaum zu verkennen,
dass dieses reiche Magazin die einzige rationelle Bezugsquelle des Brennstoffes
für die am meisten davon eonsumirende Saline in Ebensee sein kann. Sind nun
aber die künstlichen Verhältnisse dagegen noch immer in der Art wenig
günstig entwickelt, dass die Traunthaler Kohle diesen kurzen Transport nicht
verträgt, um gegenüber von Holz coneurrenzfähig zu erscheinen, dann liegt es
nahe zu denken, dass umgekehrt die Salzfabrieation in den Rayon der Kohlen-
gruben verlegt werden könnte. Durch die Leitung der Soole bis Ottnang wäre
die-Bedingung gegeben, um sie unter allen Umständen am billigsten zu ver-
dampfen, und hierin läge die Fusion der fisealischen mit den volkswirthschaft-
lichen Interessen. Sollte es bei uns nicht dahin kommen wie in Preussen, wo
die Sudsalzdarstellung successive aufgelassen wird, so zweifeln wir kaum, dass
die hier entwickelten Ansichten über «ie Brenustofffrage, die übrigens schon
vielfach geäussert wurden, sich dennoch Bahn brechen werden, da zu
gezwungen und unnatürlich der Zustand ist, der ihnen scheinbar die Stich-
hältigkeit benimmt. Sehr lehrreich ist in dieser Dauicllaug die Geschichte der
Saline von Hall, wo eine ähnliche Metamorphose bereits wirklich zu Stande kam.
Nach dieser längeren Auseinandersetzung des Heizwesens an den Salinen keh-
ren wir zum Siedeprocesse zurück. Die Dauer einer Sudeampagne beträgt 12 bis
14 Tage; in dieser Zeit wird alle zwei Stunden Salz ausgeschöpft, und während
der letzteren Manipulation frische Soole nachgelassen; der Process ist also ein
eontinuirlicher und wird nicht im Sinne einer fractionirten Krystallisation aus
einem begrenzten Flüssigkeitsquantum ausgeführt. Die merkwürdige Reinheit
der Soolen bedingt, dass trotz des je nach zwei Stunden (also so viel wie con-
tinuirlich) erfolgenden Zulaufes von frischer Soole, dennoch ein verhältniss-
mässig reines Salz erhalten wird, was wenn die Soolen nicht schon ursprüng-
lich so wenig Nebensalze enthielten, unmöglich wäre. Im Anfange und zu Ende
der Sudeampagne scheidet sich ein grobkrystallinisches Salz (Vor- und Nach-
gangsalz) aus, welches sich nicht zu festen Stücken vereinigen lässt und daher
als Fabriks- oder Viehsalz verwendet wird. Da bei uns nicht so wie in anderen
Läudern pulverförmiges (Blanksalz), sondern zu festen Stöcken vereinigtes Salz
erzeugt wird, so ist ein gewisser Gehalt an Nebensalzen, die das Bindemittel
beim Dörren des Salzes bilden, eine Bedingung. Chemisch reines Chlornatrium
würde hier als unbrauchbar („nieht gutartig*) angesehen werden, weil dieses
nicht feste Stücke bildet, sondern nach dem Trocknen locker bleibt. In der
That sind die Vor- und Nachgangsalze fast chemisch reiner als das in der Zeit
zwischen ihrer Ausscheidung herauskrystallisirende feinkörnige Salz, und hier-
266 Karl Ritter von Hauer. [10]
dureh erklärkt sieh die Anomalie; warum dieses an Chlornatrium jedenfalls nicht
minder reiche Produet nur als Vieh- und Fabrikssalz verwendet wird. Die von
dem ausgeschöpften Salze abtropfende Lauge, so wie die zu Ende der Sud-
campagne resultirende Mutterlauge werden in die Pfanne geschöpft und bei der
nächsten Campagne mit frischer Soole weiter versotten. Erst nach langer Zeit,
wenn die Mutterlauge schon sehr unrein geworden ist, wird sie unbenützt weg-
geschüttet. Ausser dem Vor- und Nachgangsalz wird nichts ausgeschieden, son-
deine alles auskrystallisirende Salz, welches sich zu haltbaren Stöcken (Füderl)
formiren lässt, als Waare von einer Qualität in den Handel gebracht. Die Salz-
stöcke, welche nach dem Dörren sich als locker erweisen, werden zerschlagen
und anderweitig verwerthet. Da das fertige Stöckelsalz nämlich ohne jede
Emballage weiter verfrachtet wird, so verlangt es einen ziemlich hohen Grad
von Consistenz, um durch das Rütteln während des Transportes nieht zerbröckelt
zu werden.
Auf einigen französischen und preussischen Salinen ist man wegen der
grossen Unreinheit der zur Verarbeitung kommenden Soolen gezwungen, die in
verschiedenen Zeiten des Siedeprocesses herauskrystallisirenden Produete zu
sortiren, da sie einen sehr verschiedenen Werth vermöge der quantitativ und
qualitativ stark differirenden Beimengung von Nebensalzen haben. In unserem
Salzkammergute ist hingegen der Betrieb, durch die günstigen natürlichen Ver-
hältnisse (der hohen Reinheit der Soolen) dieser ecomplieirten Manipulation gänz-
lieh enthoben.
Die Differenz in der Zusammensetzung des fixen Rückstandes der Soolen
und dem fertigen Salze beruht fast lediglich auf der Ausscheidung jenes Quan-
tums schwer löslicher Salze, welche sich als Pfannstein in festen Krusten
ablagern, da auch durch die aus dem eontinuirlichen Betriebe endlich ent-
(ernten Mutterlaugen, eine im Verhältniss zur Soolenmenge aus der sie resul-
tiren, nur geringe Menge von Nebensalzen entfernt wird.
Eine für die Fabrieation nicht unwichtige Erscheinung ist die erwähnte
Bildung der grobkrystallinischen Vor- und Nachgangsalze. Die Entstehung
derselben wird im Hinblicke auf die Form, in welche das Salz nach dem einmal
seit langer Zeit bestehenden Gebrauche übergeführt werden muss, natürlich
nicht gerne gesehen, da damit ein Ausfall im Quantum des produeirbaren Stöckel-
salzes entsteht. Es lasten aber mit Ausnahme der Formirung zu compacten
Stücken derselbe Arbeitsaufwand und dieselben Gestehungskosten darauf. Die
Ursache der Bildung dieser grobkörnigen Krystallisationsproduete ist nicht
schwierig zu deuten; sie besteht offenbar in der minder turbulenten Krystal-
lisation, welche zu Anfang und am Ende jeder Sudeampagne stattfinden muss,
sie liegt aber keineswegs ın einer verschiedenen Mischung bezüglich der Quan-
tität oder Qualität mit den adhärirenden Nebensalzen. Im Anfang der Sud-
campagne ist es das Zeitintervall vom Anwärmen der Soole bis zur Erreichung
der vollen Temperatur, welche während des Verdampfungsprocesses dann
ununterbrochen erhalten wird, und zu Ende der Campagne ist es der Ueber-
gang bis zur vollständigen Abkühlung der Lauge, binnen welchem die Bildung
grösserer Krystalle nothwendig bedingt ist. Das Chlornatrium theilt nämlich
mit allen krystallisirbaren Substanzen die Eigenschaft bei minder rapider Ver-
dampfung des Lösungsmittels sich in grösseren Individuen auszuscheiden.
Während der Dauer des Sudprocesses in höherer Temperatur findet hingegen
fortwährend eine rasche Verdampfung Statt und in dieser Zeit bildet sich vor-
zugsweise feinkörniges Salz.
[11] Der Salinenbetrieb im österr. und steierin. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 267
Erfahrungsmässig lässt sich das grobkörnige Vor- und Nachgangsalz nicht
zu compacten haltbaren Stöcken beim Dörren zusammenbacken. Es beruht dies
darauf, dass aus einer grobkrystallinischen Masse die anbängende Mutterlauge
leichter abfliesst, als von einem feinkörnigen Krystallbrei. Aber eben eine
gewisse Quantität dieser anhängenden Mutterlauge ist es, welche gestattet beim
Dörren zusammengeschweisste Salzkuchen zu erhalten. Die grobkörnigen, wie
die feinkrystallinischen Produete sind an sich von gleicher Zusammensetzung,
wenn man beide möglichst von der anhängenden Mutterlauge befreit, da die —
zudem wasserfreien — Krystalle vou Chlornatrium nur sehr wenig von frem-
den Nebensalzen in sich einschliessen. Werden sie hingegen in dem Zustande
vergleichend untersucht, in welchen sie gelangen, nachdeın die Mutterlauge
nur freiwillig abtropfen gelassen wird, oder allenfalls nachdem sie in Formen
eingestampft wurden, so erweist sich stets das feinkrystallinische Salz ent-
schieden unreiner wie das grobkörnige. Es bleibt nämlich dem ersteren mehr
von dem fixen Rückstand der Mutterlaugen mechanisch beigemengt. Es lässt
sich aus Allem dem folgern, dass für die Fabrieution die Möglichkeit gegeben
ist, die grobkrystallinischen Vor- und Naehgangsalze entweder in feinkrystal-
linisehes Salz umzuwandeln oder wohl gar unmittelbar daraus dennoch haltbare
Stöcke zu bilden. Ob eine solche Manipulation ökonomisch rentabel wäre, lässt
sich schwer bei einer Fabrieation ealeuliren, bei der der Monopolspreis der
produeirten Waare nicht in Reehnung gebracht werden kann, die darauf lasten-
den Gestehungskosten aber andererseits der Kenntnissnahme ebenfalls unzu-
gänglich sind. Es ist daher mehr ein theoretisches Interesse, welches zu dieser
Betrachtung Anlass gibt.
Die Vor- und Nachgangsalze in Wasser bis zu dessen Sättigung gelöst,
und während des Siedprocesses statt neuer Soole zugesetzt, würden sich
unmittelbar in feinkrystallinisches Salz umwandeln. Wenn man andererseits
dieselben in Formen bringt und etwas stärker zerstampft, dann mit Mutterlauge
befeuehtet und dörrt, so liefern sie ebenfalls Stöcke von haltbarer Consistenz.
Das Ausheben („ausbeeren“) des auskrystallisirten Salzes wird in Intervallen
von je zwei Stunden bewerkstelligt, da binnen einer solchen Zeit sich erfah-
rungsmässig eine hinlängliche Menge davon ansammelt, andererseits aber ein
zu langes Verweilenlassen des ausgeschiedenen Salzes in der Pfanne ver-
ursachen würde, dass sich viel davon fest an den Boden setzt und mit dem
Pfannsteine aufbrennt. Mittelst langer Krücken wird es zu diesem Behufe an
den Rand der Pfannen gezogen, dann ınit eisernen Sehaufeln ausgeschöpft und
auf eine sehiefe hölzerne T'enne geworfen, von welcher die Mutterlauge in ein
Reservoir ablauft. Das noch heisse Salz wird in hölzerne Formen gebracht und
dort successive wie es in dieselben gelangt, gleichzeitig festgestampft. Die
Formen haben einen durchlöcherten Boden, um die Mutterlauge abtropfen zu
lassen. Diese Flüssigkeit, so wie jene, welche von selbst vom Salz abfliesst,
werden wieder in die Pfanne gepumpt. Ist das Salz in die Formen gut ein-
gestampft und schliesslich mit der sogenannten Zuschlagschaufel an der bloss-
liegenden Oberfläche platt geschlagen wurden, so lässt man die Salzstöcke in
diesen Kübeln so lange stehen, bis keine Flüssigkeit mehr abtropft. Sie werden
danach herausgestürzt und in die Dörrkammer gebracht, welche zumeist von
den abziehenden Verbrennungsgasen der Pultfeuerung erhitzt werden. In den
Trocknungsräumen (Dörrpfieseln) werden die Salzstöcke auf einer Art eisernen
Rost nebeneinander aufgestellt. Die Dörrkammern, deren jede Saline mehrere
hat, sind ihrer Zahl und Grösse naclı der Produetion entsprechend vorhanden,
so dass dureh die Manipulation des Trocknens der eurrente Betrieb nieht auf-
268 Karl Ritter von Hauer. [12]
gehalten ist. 1600 und auch mehr Salzstöcke haben in einer Dörrkammer Platz.
Sie verweilen darin 6 — 7 Tage. Da aber die, mittelst der abziehenden Feuer-
gase von der Beheizung der Pfannen, erwärmbaren Trockenräume nicht aus-
reichen, um das ganze produeirte Salzquantum rasch zu dörren, so bestehen
auch Dörrkammern, welche dureh direete (ebenfalls Pult-) Feuerung geheizt
werden. In diesen ist’ der Entwässerungsprocess binnen 30 — 36 Stunden
bewerkstelligt. Inelusive des Beschiekens und Herausräumens der getrock-
neten Salzstöcke sind aber ungefähr von einer Dörrung bis zur anderen durch-
schnittlich fünf Tage erforderlich. Durch den Dörrprocess wird das ziemlich
hartnäckig zurückgehaltene Wasser nahezu vollständig ausgetrieben. Das
zedörrte Salz enthält nur mehr 0-5 — 1 Pet. Feuchtigkeit. Der Aufwand an
Brennmaterial beim Trocknen mit speecieller Heizung beträgt ungefähr ‘/,, von
dem zu seiner Versiedung erforderlichen Quantum.
Der Dörrprocess bewirkt ausser der Entwässerung des Salzes und der
Ueberführung der Stöcke in einen compaeten Zustand, eine, wenn auch relativ
nicht bedeutende Reinigung desselben. In der Hitze schmelzen nämlich die von
der noch anhaftenden Mutterlauge herrührenden Nebensalze (namentlich Chlor-
magnesium und schwefelsaures Natron) in ihrem Krystallwasser und dringen
theilweise durch die Poren der Salzstöcke als sogenannte „Dörrauswüchse“
hervor. Sie bilden theils röhrenförmige mehrere Zoll lauge Zapfen, theils
traubenförmige Krusten, die an der Oberfläche der Salzstöcke herausschwellen.
Bevor die Salzstöcke abgewogen und in den Handel gebracht werden, säubert
man sie von diesen Ansätzen. Ausser Chlornatrium enthalten sie von den
genannten Salzen, welehe sich in ihnen concentriren, auch relativ etwas mehr
Gyps wie das Sudsalz vor der Dörrung.
Die Stöckel- oder Füderlbildung des Salzes, die nur eine specielle
Manipulation der Salinen im Salzkammergute ist, erfordert viel Arbeit und
zwingt zur Ausscheidung von beträchtlichen Salzquantitäten als minder gut
verwerthbar, die ihrem Gehalte nach aber dem Stöckelsalze nicht nachstehen.
Und doch bezweckt diese Manipulation, die fast die einzig complieirte in der
sonst überaus einfachen Fabrieation ist, nichts anderes als der produeirten
Waare eine äussere Form zu geben, welehe an dem inneren Werth derselben
nichts ändert. Sie kommt hauptsächlich nur den Salzzwischenhändlern allenfalls
zu Gute, indem sie für den Transport bequemer erscheint, für die Anwendung
der Consumenten ist sie hingegen völlig werthlos, da endlich das Salz immer
nur wieder in zerriebenen Zustand in Verwendung kommt.
Dennoch lässt sich im Ganzen einiges dafür, nebst dem was dagegen
spricht, anführen.
Der Gewohnheit des consumirenden Publieums gegenüber, erscheint die
sogenannte Adjustirung der Waare (hier ihre Form) in der That häufig für den
Absatz wichtiger als ihr Gehalt. Es ist kein Zweifel, dass in allen Gegenden,
wo das Landvolk an den Bezug von Stöckelsalz gewohnt ist, man mit scheelem
Auge es aufnehmen würde, wenn dasselbe plötzlich nur in Pulverform geboten
werden möchte. Da indessen das ärarialische Salz als Monopolsartikel keine
Coneurrenz zu fürchten hat und unter allen Umständen vermöge des Erhal-
tungstriebes der Consumenten eine gleich stark gesuchte Waare bliebe, so
können in dieser Beziehung nur allenfalls Rüeksiehten, die nicht durch eine
Besorgniss vor vermindertem Absatz hervorgerufen werden, bestimmend wirken.
Wichtiger ist der Umstand, dass das in feste Stöckel übergeführte Kochsalz
ohne jedweder Emballage trausportfähig wird. In dieser Beziehung fragt es
sich nun, würden sich die Kosten für die Verpackung von pulverförmigem Salz
[13] Der Salinenbetrieb im österr, und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 269
(Blank:salz) zum Transporte höher stellen als jene, welche mit der Herstellung
der gegenwärtigen Form desselben verbunden sind? Die Frage überhaupt ist
nieht ganz untergeordnet, wenn man den bedeutenden Arbeitsaufwand, den diese
Stöckelbildung erfordert, die desshalb nothwendige Ausscheidung von tausenden
Centnern lockerer Nebensalze (der Vor- und Nachgangsalze), endlich die
dadurch bedingte sorgfältige Abdörrung des Salzes bedenkt. Die letztere kommt
übrigens beim Ankauf des Salzes nicht einınal zu Statten, wenigstens beim Bezug
von weniger als einem Stock nicht, weil das Salz trotz dieser sorgfältigen
Trocknung feucht in den Handel kommt. Die Dörrung benimimt ihm seine
Hygroskopieität nicht und es zieht, während es mit nur 0°5 Percent Feuchtig-
keit die Dörrkammern verlässt, bald wieder einige Percent Wasser an, was um
so leichter erfolgt, weil es während des Transportes ohne Einballage bleibt.
Leider lässt sich über alle derlei Beziehungen auch nicht annähernd eine
Berechnung anstellen, da alles was sich auf ökonomische Verhältnisse im Salz-
wesen bezieht, mit einem dichten Schleier verhüllt ist. Während in den Ver-
waltungsberichten der Berghauptmannschaften, alle Zweige der montanistischen
Production in musterhaft detaillirter Weise nach jeder Richtung hin dargelegt
sind, beschränkt sich die Angabe über den Salinenbetrieb lediglich auf die
Menge des producirten Salzes und seinen Geldwerth als Steuer.
Abgesehen von allem Angeführten bleibt es jedenfalls eine bemerkenswerthe
Anomalie, dass das Kochsalz, welches ausnahmslos pulverförmig in der Consum-
tion verwendet wird, mit vielem Aufwande in compacte Stöcke übergeführt, das
Viehleeksalz hingegen, dessen einzig rationelle Form nach dem Urtheile aller
Landwirthe die stückförmige ist, als Pulver in den Handel gesetzt wird. Bekannt-
lich wird selbst das in Stücken gebrochene Steinsalz zum Zwecke der Landwirth-
schaft mit Geld- und Arbeitsaufwand zerkleinert, um mit verunreinigenden Sub-
stanzen vermengt (denaturalisirt) werden zu können. Diese verunreinigenden
Beimengungen, die früher aus Kohlenstaub und Enzian, jetzt aus Eisenoxyd
bestehen, bezwecken im Interesse des Monopols den Gebrauch desselben als
Kochsalz zu verhindern. Mit dem neueren Verunreinigungsmittel, Eisenoxyd, wird
indessen dieser Zweck sicher nieht erreicht, denn erstlich geht die Kenntniss,
dass Eisenoxyd ein unschädlicher Körper ist in sehr tiefe Schiehten der Bevöl-
kerung hinab, und ferner ist ein speeifisch schwerer Körper wie Eisenoxyd, der
sich sogleich nach dem Auflösen des Salzes zu Boden setzt, durchaus nicht dazu
angethan einen Missbrauch mit diesem Product zu verhüten.
Die Produete und Nebenproducte, die beim Siedprocess im Ganzen abfallen,
sind nun das eigentliche Kochsalz, das grobkrystallinische Vor- und Nachgangsalz,
welche als Fabriks- oder Viehsalz verwerthet werden; Dungsalz, wozu das Kehr-
salz von den Arbeitsräumen und die Dörrauswüchse verwendet werden , und dem
man noch etwa 25 Percent von der abfallenden Holzasche beimengt; die Mutter-
laugen, welehe man nach langem Sudbetrieb in die Traun fliessen lässt, endlich
der Pfannstein, welcher sich in einer Stärke von 1/, bis etwa 21/, Zoll ansetzt.
Auch dieser letztere wird als Viehlecksalz verwendet, jedoch nur wenn er
eine gewisse Dicke erlangt hat, was an den heissesten Stellen der Pfanne statt-
findet, weil er dann reicher an Chlornatrium ist. Die dünneren Pfannsteinkrusten
enthalten mehr schwefelsaure Salze und werden ebenfalls unbenützt beseitigt.
Vermöge der grossen Reinheit der Soolen ist indessen der ganze] Abfall von
Pfannstein kein sehr beträchtlicher. Das Herausschlagen desselben aus den
Pfannen findet mit Ende jeder Siedeampagne Statt 1).
1) Man betrachtet es als ein Verdienst der Arbeiter beim Sudbetriebe, wenn die sich
ablagernden Pfannsteinkrusten nicht zu stark werden. Selbstverständlich hängt es beim
E. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. Il. Heft. 35
970 Karl Ritter von Hauer. [14]
Nach dieser gedrängtenSchilderung, die hauptsächlich nur berweckte alsErläu-
terung und für die Interpretirung der nachstehenden Änalysen zu dienen, möge
zur Anführung dieser übergegangen werden. Eine genaue Beschreibung aller
loealen Einrichtungen mit ihren Ausmaassen an den in Rede stehenden Salinen
konnte hier um so mehr übergangen werden, als es mehr die noch am wenigsten
studirte chemische Seite des Betriebes ist, die in's Auge gefasst wurde, und
dann weil eine Reihe äusserst detaillirter Beschreibungen in dieser Richtung
schon seit längerer Zeit in der Literatur vorliegt.
Die Soolen.
Das bei den Bergbauen im Jahre 1862 erzeugte Soolenquantum betrug:
Ischler Salzbergbau. . . . . . 1,778.710 Kubikfuss,
Ausseer = A ll) 5
Hallstätterr , ME erh OL, n
Summe . 8,105.010 Kubikfuss.
Wie viel davon versotten, und wie viel daraus Salz gewonnen wurde, und mit
welchem Brennstoffaufwande, sind Fragen, die nahe liegen. Allein es fehlen
hinlänglieh authentische Daten sie zu beantworten.
Der Gehalt an Chlornatrium in den Lagern, welche zur Zeit bei den drei
Bergbauen in der Bearbeitung stehen, schätzt man folgendermassen, und zwar für
Ischl auf 50 — 55 Pet. für den Ausseer Bergbau auf 80 — 90 Pet. und endlich
für den bei Hallstatt auf 70 — 75 Pet. wenn man einerseits die isolirten
Massen von Steinsalz und anderseits jene von Gyps nicht berücksichtigt.
Die Erzeugung der Soolen wird nach zwei verschiedenen Methoden bewerk-
stelligt, und zwar entweder durch continuirliche, oder nicht continuirliche (per-
manente) Verwässerung. Die eontinuirliche Verwässerung ist erst seit kürzerer
Zeit und eigentlich nur noch mehr versuchsweise eingeführt. Die Methode rührt
Verkochen einer Flüssigkeit in offenen Pfannen, aus der sich schwer lösliehe Salze ab-
scheiden, theilweise in der Hand der Arbeiter, die starke Pfannsteinbildung durch emsiges
Aufrühren zu vermeiden. Da alle zwei Stunden vor dem Ausschöpfen des Salzes dasselbe
an den Rand der Pfanne mittelst einer Krücke gezogen werden muss, so ist es insbeson-
ders diese Arbeit, mit weleher der Pfannkernbildung entgegengearbeitet werden kann.
Wird dieses seharfkantige eiserne Instrument, welehes einen hinlänglieh langen Stiel hat,
um die ausgedehnte Pfanne nach ihrer ganzen Dimension durehfahren zu können, im
obigen Sinne gehandhabt, bleibt keine Stelle des Pfannenbodens davon beim Salzzuziehen
unberührt, und wird die Arbeit mit Kraft und Geschicklichkeit ausgeübt, so werden die
halbaufgebrannten Massen mit dem Salze an den Rand gebracht und mit diesem ausge-
schöpft. Diese Manipulation wiederholt sieh aber alle zwei Stunden während der ganzen
Sudeampagne, was sie sehr wirksam macht; sie ist aber in ihrem Effeete auch be-
greillieh sehr verschieden nach der Präeision, mit welcher sie bewerkstelligt wird. Beson-
ders kommt es hiebei auf eine nachdrückliehe Bearbeitung jener Stellen des Pfannen-
bodens an, die am meisten der Hitze ausgesetzt sind, weil dort das Aufbrennen des
Pfannenkerns am leichtesten stattfindet. — Der Pfannstein beeinträchtigt als schleehter
Wärmeleiter das Ausbringen von Salz, und bedingt auch häufigere Reparaturen der
Pfanne, das unterliegt keinem Zweifel, eben so unwiderleglich ist es aber auch, dass
alles, was seiner Bildung entzogen ist, dafür dem erzeugten Kochsalze beigemischt wird.
Nun ist die Erzeugung von Kochsalz (von Chlornatrium), nieht aber die Schonung der
Pfannen die eigentliche Aufgabe der Salinen. Das letztere in den Vordergrund stellen,
nimmt sich etwa so aus, als wenn die Bahnverwaltungen ihre Züge im langsamen Tempo
fahren liessen, damit die Achsen der Waggons nicht leiden. Dem unparteiischen Beur-
theiler wird sicher das erstere als das wichtigere erscheinen. (Siehe Hingenau'’s berg-
männische Zeitung 1863, S. 393.)
[15] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 271
vom Oberbergschaffer Roithberg her; die ersten Versuche wurden im Jahre
1839 in Aussee gemacht.
In einem wie in dem anderen Fall ist der Beginn der Arbeit die Herstellung
eines Hohlraumes oder sogenannten Werkes in dem Salzthon (Haselgebirge), in
welches Wasser eingeleitet wird, um sich mit Salz zu sättigen. Es wird dies
nicht blos mit dem Eisen ausgeführt, sondern man bedient sich auch schon zu
dieser ersten vorbereitenden Arbeit zum Theil der lösenden Kraft des Wassers.
Die beiden Methoden der Auslaugung oder Verwässerung bestehen nun darin, dass
nach der älteren und auch jetzt noch gebräuchlicheren, ein begrenztes Wasser-
quantum in die eröffnete Kammer eingeleitet und nach seiner vollständigen Sät-
tigung ablaufen gelassen wird, Bei der continuirlichen Verwässerung ist dagegen
der Zulauf des Wassers und der Ablauf der Soole ein continuirlicher. Sie sind
dermassen geregelt, dass eben die ablaufende Flüssigkeit stets vollkommen gesät-
tigt ist. Die theoretischen Verhältnisse dieses interessanten Processes sind neuer-
liehst von dem Berg-Ingenieur M. O. Keller entwickelt worden !). Er meint
der Grund warum diese Art der Soolengewinnung sich noeh nicht durchweg
Bahn gebrochen habe, liege eben darin, weil die theoretische Seite des Verfah-
rens noch nicht beleuchtet wurde. Allerdings liefert diese Darstellung den allei-
nigen Anhaltspunkt, um auf die Ausführbarkeit eines solchen Processes an anderen
Localitäten, aus den dort gegebenen Verhältnissen, schon a priori schliessen zu
können. Ueber die praktischen Erfolge der continuirlichen Verwässerung berich-
tete Lipold>).
Die gewonnenen gesättigten Soolen werden in älteren bereits ausgelaugten
Kammern aufbewahrt, wo sie dann öfter ein oder mehrere Jahre abgelagert blei-
ben, bis sie zur Versiedung gelangen. Diese natürlichen Reservoirs sind Kam-
mern, welche unter dem Horizont jener liegen, die eben in der Ausbeutung
begriffen sind. Während des Verweilens der Soolen in der Ruhe setzt sich der
in ihnen suspendirte Thon und Schlamm ab, und sie gelangen daher vollkommen
wasserklar an die Salinen. Es wird zumeist ein beträchtliches Quantum Soole
in der Art vorräthig gehalten, so zwar, dass der Salinenbetrieh während
ungefähr vier Monaten damit in Gang erhalten werden könnte.
Die Veränderung, welche die Soole während des längeren Verweilens in
den Hohlräumen des ausgelaugten Salzgebirges erleidet, beschränkt sich aber
nicht blos auf eine Ausscheidung der mechanisch beigemengten erdigen Theile,
sondern sie erleidet auch eine deutlich erkennbare chemische Umwandlung.
Gewisse accessorische Bestandtheile werden aus der Auflösung abgesetzt und
andere gehen in erhöhtem Maassstab in Lösung über, während der Gehalt an reinem
Chlornatrium nicht sehr wesentlich, oder mindestens nicht immer scharf nach-
weisbar, seiner Quantität nach eine Aenderung erfährt.
Das Wasser, welches zur Auslaugung benützt wird, so wie die erzeugten
Soolen selbst werden ausschliesslich in hölzernen Röhren an den Ort ihrer
Bestimmung geleitet. Die conservirende Eigenschaft von ehlornatriumhältigen
Lösungen gibt sich hiebei in prägnanter Weise kund. Die Röhren, durch welche
die Soolen ablaufen, erhalten sich ungemein lange unversehrt.
Die Leitung, in welcher die Soole vom Hallstätter Bergbau nach dem Sud-
haus gelangt, fällt ziemlich steil den Berg herab, ihre Länge beträgt etwa eine
Wegstunde. Vier Röhrenleitungen (Soolenstränge) erstrecken sich aber vom
Hallstätter Bergbau bis Ischl, und von da bis Ebensee. Die Länge der Leitung
1) Annales des mines 1862, II. tom., S. 48.
®) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt, Jahrgang 1850, S. 411.
35%
272 Karl Ritter von Hauer. [16]
bis Ischl beträgt 23/, , bis Ebensee weitere 2, also im Ganzen ungefähr 41/, Mei-
len. In Ischl wird die von Hallstatt anlangende Soole in grossen Reservoirs auf-
gefangen, mit 1/, von den Soolen des Ischler Bergbaues gemischt und dann
weiter bis an die Saline in Ebensee geleitet. In Aussee wird die Soole aus dem
eigenen Bergbau versotten. Die Soolenleitung, welehe denselben mit dem Sud-
haus verbindet, liegt tief genug im Boden, um vom Froste im Winter unberührt
zu bleiben. Nicht so die anderen Leitungen. Man beugt dem Einfrieren der Soole
dort durch Erhitzen derselben vor.
Während des langen Laufes der Soolen in den Röhren von durchbohrten
Baumstämmen setzt sich eine nicht unbeträchtliche Menge auskıystallisirender
Salze an den Wandungen der Röhren ab. Die Art der Abscheidung dieser Massen
ist eine zweifache, sie findet sowohl am Boden Stalt, als auch durch Effloreseenz
am oberen Theile im Inneren der Röhren, wohin die Soole selbst nicht reicht !).
Beide Ausscheidungen sind in ihrer Zusammensetzung wesentlich verschieden.
Am Boden der Röhre sind es schwer lösliche, im oberen Theile vorwiegend leich-
ter lösliche Salze, die sich ansetzen. Das Ausscheiden von Salzen durch Efflores-
cenz aus einer selbst nicht vollständig gesättigten Auflösung hat nichts Auffälliges.
Die dünne Flüssigkeitsschichte, welche sich durch Adhäsion an den Rändern über
dem Niveau der laufenden Soole erhebt, gibt ihr Wasserquantum durch Ver-
dunstung ab, was die unmittelbare Ausscheidung der aufgelösten Salze zur Folge
hat. Die im oberen Theile der Röhren sich ansammelnden Salzmengen entstehen
also genau auf dieselbe Weise wie es auch bei einer Salzlösung in einem offenen
Gefässe der Fall ist, wo oft lange bevor noch Kıystalle am Boden entstehen, an
den Räudern Ausscheidungen stattfinden. Schwieriger ist hingegen das Auskry-
stallisiren von Salzen unter dem Niveau der fliessenden Soole zu deuten. Die
Salzrinden, die hier angetroffen werden, bestehen vorwiegend aus Gyps. Nun ent-
hält aber keine von den Soolen ursprünglich eine solche Menge vou Gyps, um
sie damit als gesättigt betrachten zu können. Der Gehalt an schwefelsaurem Kalk
beträgt ausnahmslos beträchtlich weniger, als eine Kochsalzlösung (die bekannt-
lich eine höhere Löslichkeitseapaeität dafür hat, als reines Wasser) aufzunehmen
vermag. Es scheint fast als ob die Bewegung der Soole hierauf von Einfluss wäre,
es spricht biefür insbesonders der Umstand, dass gerade an jenen Punkten sich
Salzausscheidungen in erhöhtem Maasse zeigen, wo die Soolenleitung ein steiles
Gefälle hat, wo also eine vehementere Bewegung stattfindet. Der Gradirprocess,
der an unseren Salinen als gänzlich überflüssig hinwegfällt, ist scheinbar von
einem ganz ähnlichen Phänomen begleitet. An den Dornenwänden setzt sich nebst
anderen Salzen eine beträchtliche Menge Gyps ab, ohne dass indessen dabei so
viel Wasser wäre verdunstet worden, um die absolute Löslichkeit des erübri-
genden Wassers in der Weise zu vermindern, dass das abgesetzte ganze Salz-
quantum nothwendig sich ausscheiden musste. Doch ist es im Allgemeinen nur
die Wasserverdunstung, welche als die einzige Ursache der Ausscheidung der
accessorischen Gemengtheile in der Soole betrachtet wird.
Mit der Entfernung des Abflusses der Soolen nehmen die Ausscheidungen
in beträchtlichem Maasse ab, was wohl begreiflich ist. Die Erscheinung selbst ist
übrigens für den Betrieb sehr störend, denn an manchen Stellen nimmt die Abla-
gerung der krystallisirten Massen dermassen zu, dass die Röhrenleitungen völlig
davon verstopft werden. Wegen dieses Umstandes musste zu den drei Leitungen,
welche schon seit längerer Zeit bestanden, eine vierte hinzugefügt werden.
1) Die Soole erfüllt nur etwas über die Hälfte des inneren Raumes der Röhrenleitungen.
%
[17] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salakammergute in chemischer Beziehung. 273
Indessen so gross dieses Quantum von auskrystallisirenden Salzen auch für
das Auge erscheint, so ist es doch relativ sehr klein gegen das Vulum von Soole,
welches während seiner Ansammlung durch die Röhren abfloss und das Materiale
zur Bildung der Incerustation lieferte. Es ist daher auch durch die Analyse von
Quantitäten, welche an verschiedenen Punkten der Leitung geschöpft wurden,
die Veränderung im Gehalte fixer Bestandtheile, die die Soole während ihres
Laufes erlitt, nicht genau zu ermitteln. Betrachten wir das Verhältniss etwas
näher.
Bei der Saline Ebensee sollen im Jahre 1862 über 3,600.000 Kubikfuss
Soole versotten worden sein, wovun 2/, der Hallstätter Salzbergbau lieferte. Auf
der Strecke zwischen Ischl und Hallstatt durchliefe also jährlich ein Soolen-
quantum von 2,400.000 Kubikfuss die Röhrenleitungen. Der Gehalt an fixen
Bestandtheilen beträgt in runder Summe mindestens 17 Pfund per Kubikfuss, oder
26°5 Theile in 100 Theilen Soole. Nimmt man nun an, es ginge nur 0:001 Pet.
vom Gehalte an fixen Bestandtheilen während des Laufes der Soolen vom
Stollenmundloch in Hallstatt bis zur Saline in Ischl durch Ansatz in den Röhren
verloren, so beträgt dies für das augegebene Soolenquantum innerhalb etwa
10 Jahren 40-8 Ceutner. In der That dauert es aber eine Reihe von Jahren bis
halbwegs starke Ansammlungen von Röhreninerustalionen (und das nur an
gewissen Punkten der Leitung) bemerkbar werden. Ein Verlust vun 0'001 Pet.
des Soolengehaltes reicht also vollkommen aus, um die Erscheinung zu bewirken,
so wie sie sich dem Auge darbietet, während hingegen auf analylischem Wege
nicht einmal Differenzen im relativen Mengenverhältnisse der einzelnen Salze
mit Schärfe nachgewiesen werden könnten, die innerhalb 0-01 Pet. der Gesammt-
menge des fixen Rückstandes begrenzt sind.
Die Soole erleidet endlich auch noch ihrer Gesammtmenge nach Verluste
während des Laufes. Genaue Bestimmungen liegen hierüber nicht vor. Für die
Strecke zwischen Ischl und Ebensee schätzt man diesen Verlust auf 12 Pet.
Die durchbohrten Baumstämme, welche als Röhren für die Leitung dienen, haben
bei 10 Fuss Länge, es liegen also auf der Strecke zwischen Ischl und Ebensee
in jeder einzelnen der drei benützten Leitungen mindestens 5000 solcher Röhren
und esgibt eine gleiche Anzahl von Verbindungsstellen, die endlich nie absolut
dıcht hergestellt werden können. Endlich läuft die Soole nieht durchwegs
mittelst natürlichem Gefälle ab, sondern es gibt Stellen in der Leitung, die durch
Druck überwunden werden müssen, und wo die geringste Undichtigkeit der
Leitung mit entsprechend grösseren Verlusten an Soole verbunden sein muss.
Das Deficit an Soole, welches entsteht, darf daher nieht Wunder nehmen und muss
im Ganzen nicht unbeträchtlich sein, wenn man die bedeutende Erstreckung der
Gesammtlänge aller Leitungen berücksichtigt.
Im Folgenden stelle ich nunmehr die Analysen verschiedener Soolen aus den
drei Salzbergbauen zu Hallstatt, Ischl und Aussee zusammen. Es wurden
abgelegene und frisch erzeugte, dann solche von continuirlicher und von
gewöhnlicher Wässerung abstammende Soolen untersucht, daher die Zusammen-
stellung ein vollständiges Bild der Zusammensetzung aller Arten von Soolen, die
überhaupt hier gewonnen werden, geben dürfte.
a) Soolen vom Hallstätter Bergbau.
1. Soole vom Salzberg zu Hallstatt an der Mündung des Stollens geschöpft
(frisch erzeugt, nicht abgelegen).
2. Dieselbe Soole, nachdem sie eine Strecke von 2400 Klafter mit grössten-
theils sehr starkem Gefälle und durchaus ohne Druck abgelaufen ist (geschöpft
beim Gosauzwang).
274 Karl Ritter von Hauer. [18]
3. Ebenfalls dieselbe Soole nach ihrem weiteren, sehr flachen und häufig
durch Ueberwindung von Druck erfolgten Laufe (geschöpft in der Hinlaufstube
bei Goisern; die Flusslänge bis hieher beträgt vom Gosıuzwang 3100 Klafter,
daher vom Salzberg ab 5500 Klafter).
4. Soole an der Pfanne des Hallstätter Sudhauses geschöpft. Es ist dies
eine ältere, und zwar durch 1'/, Jahre abgelegene Soole.
5. Hallstätter Soole aus den Soolenstuben in Ischl entnommen.
1 | 2 | 3 % | 5
Speeifisches Gewicht. . . . . . 12059 | 12065 1:2061 | 1:2077 | 12052
Gewicht von einem Kubikfuss Soole
in Pfundens 194] al &% . . 168-013 | 68-046 | 68:024 | 68-114 | 67'973
Gehalt an fixen Bestandtheilen in
100 Theilen der Soolen . . . . | 26-56 26-43 26:36 26:57 26:26
Ein Kubikfuss Soole enthält danach
8
fixe Bestandtheile in Pfunden . . [18-064 | 17'984 | 17-931 |18-098 |17'849
Die empirischen Resultate der Analysen waren für 100 Theile der Soolen
folgende:
Bestandtheile 1 | 2 | 3 | A 5
Sehwerföisanis. ab. Darin! 0-54 0-54 0-53 | 0-57 0-46
übern) ash 139. HrB Ale 15-40 15-53 15-46 | 15-32 15:52
at ga nd al a a in 0-13 0-13 0-12 0-10 0-15
Markasialı, lc“, a 0-20 0-19 0-28 0-16
kulpı „aan DA EEE 57 0-09 0-08 0-16 0-10
Nadhdn . a Alain yaddan; 13-76 13:39 13-45 13-66 | 13-30
Eisenoxyd, Kieselerde, Thonerde und organische Substanzen sind nur in
unwägbaren Spuren zugegen. Beim Kochen einer sehr beträchtlichen Quantität der
Soolen unter Ersatz des verdampfenden Wassers durch destillirtes Wasser bleibt
die Lösung vollkommen klar, es scheidet sich keine sichtbare Spur von kohlen-
saurem Kalk oder Magnesia ab.
Ein Gehalt an Brom lässt sich mittelst Chlor u::d Aether in sämmtlichen
Soolen nachweisen, Aus der Intensität der Färbung geschätzt, welche dem ange-
wandten Aether von dem ausgeschiedenen Brom aus einem bestimmten Volum der
Soolen ertheilt wird, dürfte aber die Menge des Broms nicht mehr wie allenfalls
ein Hundertel Percent betragen !). Eine Reaction auf Lithion ist ebenfalls und
zwar durch Flammenreaction deutlich wahrnehmbar.
1) Bekanntlich besitzt die analytische Chemie kein Mittel, um Brom von Chlor abseheiden
und ersteres in irgend einer Form direete wägen zu können. Der einzige Weg der quan-
titativen Bestimmung beruht auf der Ermittelung der Gewichtsdifferenz zwischen dem
Gemenge von Chlor-Bromsilber und dem reinen Chlorsilber, welches nach Austreibung
des Broms durch Chiorgas erhalten wird. Bei einem geringen Gehalte von Brom aber
neben einer grossen Menge Chlor ist die Gewichtsdifferenz natürlich äusserst gering; es
müsste für eine halbweg sichere Bestimmung der Gewichtsdifferenz ein solches Quantum
des Geienges von Chlor und Browsilber genommen werden, dass wegen dieser Menge
wieder die Genauigkeit der Manipulation aufhört. Wo daher in Soolen ein Bromgehalt
von nicht mehr als 0:010 — 0020 Pet. angeführt wird, sind die betreffenden Daten in
der Regel mit Vorsicht aufzunehmen. Der Bestimmungsfehler kann so gross sein, dass
der Gehalt in Wirklichkeit mindestens noch einmal so viel, oder nur die Hälfte der nume-
risch angegebenen Menge beträgt. Solche quantitative Angaben haben aber natürlich
keinen Werth.
[ 19] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm, Salzkammergute in chemischer Beziehung. 275
Diese Bemerkungen bezüglich der in unwägbarer Menge vorhandenen
Stoffe gelten in gleicher Weise für die in den Salzbergbauen zu Ischl und
Aussee erzeugten Soolen, was hier, um Wiederholungen zu vermeiden, erwähnt
wird.
Was nun die nähere Gruppirung anbelangt, in welcher sich die einzelnen
Bestandtheile der Soolen befinden, so fehlt es an sicheren Anhaltspunkten zur
Beurtheilung der Wechselzersetzung, welche bei dem Auflösen der verschiedenen
Salze stattfindet. Wie die Halogene und Säuren mit den Basen etwa vereinigt
sind, hängt zu dem von der jeweilig verschiedenen Temperatur ab. Die Erfahrung
reicht indessen so weit, dass sich vorwiegend schwer lösliche Combinationen
bilden, wenigstens sind es solche, die sieh ausscheiden, sobald sich das auflösende
Mittel mindert. Die bedeutende Unlöslichkeit des Gypses lässt daher mit einiger
Sicherheit schliessen, dass aller vorhandene Kalk an Schwefelsäure gebunden
sei. Im Uebrigen wurden, um die gesammten Berechnungen nach einem gleichen
Prineipe durchzuführen, die stärksten Säuren als verbunden mit den stärksten
Basen angenommen.
Das relative Verhältniss der einzelnen Salze ist darnach in 100 Theilen der
Soolen von Hallstatt folgendes:
Scehwefelsaurer Kalk. . . . 2 2...
Schwefelsaures Kali. . . .. . en
Schwefelsaures Natron. . . 2... s
Chlormagnessum . . 2... 0.
enlomnatrıum . : » 22...“
Summe. | 2624 | 26.47 | 26:14 | 26-15 | 2632
Gefundener Abdampfrückstand . | 26°56 26-43 | 26:36 | 26:57 | 2626
und 100 Theile des fixen Rückstandes der Soolen enthalten somit:
1 2 | 3 4 5
Schwefelsauren Kalk. . . . . 2.» 1:17 1-17 1-11 0:92 1:36
Schwefelsaures Kali. » . ». 2. 2.2.0. 0-57 0-64 0:57 1:10 0-68
Schwefelsaures Natron. . . . 2... 1:94 1:93 1:95 2-02 114
Chiprmagnesium 7# 5%. . » » sms» 1:79 1:78 1-64 2-56 1'48
Pemnatrıum.. 2. .: 0.0... 94-51 | 94-47 | 94-72 | 93-38 | 95-32
Summe der Nebensalze . 5-47 5:52 | 5-27 | 6:60 | 4-66
Aus der vorstehenden Tabelle ergibt sich, wie schon im Vorhergehenden
angeführt wurde, dass die Veränderungen, welche die Soole während ihres
Laufes erleidet, wenigstens für die angegebenen Streeken, nicht deutlich genug
hervortreten, um genau erkannt zu werden. Die kleinen Differenzen, welche in
der Tabelle (Nr. 1 — 3) bemerkbar werden, sind mehr auf Rechnung der noth-
wendig differirenden analytischen Ergebnisse zu setzen.
Die grösste Menge an Nebensalzen enthält die 11/, Jahre alte Soole.
4
5) Soolen vom Ischler Salzbergbau.
1. Soole aus dem Lebenau-Werk, erzeugt mit continuirlieher Wässerung.
2. Drei Jahre alte Soole, erzeugt mit gewöhnlicher Wässerung.
976 Karl Ritter von Hauer. [20]
3. Gemischte Soole aus dem Ischler und Hallstätter Bergbau, wie sie
in Ebensee versotten wird. Aus den Soolenstuben bei der Saline in Ebensee
geschöpft.
Speeifisches Gewicht . . . 1:2 1:2154 12027
Gewicht von einem Küubikrlae Soöle in
Pfunden 5 68-548 67-832
Gehalt an fixen Destindikeilen in 100
Theilen der Soolen £ 27:08 2594
Ein Kubikfuss Soole enthält danach fixe
Theile in Pfunden . is 18562 17-595
Die empirischen Resultate der Analysen waren für 100 Theile der Soolen
folgende:
Bestandtheile 1 2 *) 3
Sehwefelsäure . . 5.» - We 2.4 0:51 1-11 0:53
(BT ET nn een! s 15:23 1537 15:36
EN A RS 0-13 0:06 0-11
NETTER it Dip re Sr ee an 0:16 0:23 0:19
1 1 Pig Aber Eee ae Se > 4 Je 0-11 0-27 0:09
IN AU ER RE TERN, 13:00 1353 13:02
Das relative Verhältniss der einzelnen Salze ist darnach in 100 Theilen der
Soolen von Ischl folgendes:
Schwefelsaurer Kalk . . :..:..
Sehwefelsaures Kali. . . . . . 2...
Scehwefelsaures Natron . . .» 2...
Chlormägnesium 2. NE
Chlormatrium 1a Hl I
24:67 2470
Summe . 25:95 | 27°27
Gefundener Abdampfrückstand . 27:08 | 25:94
und 100 Theile des fixen Rückstandes der Soolen enthalten somit:
Scehwefelsauren Kalk . . . . . 2. .%
Scehwefelsaures Kali. . . .. .
Schwefelsaures Natron .
Chlormagnesium . . .
Chlor nat rim... Maar cn
Summe der Nebensalze .
1) Diese Soole enthielt etwas Eisenoxydhydrat suspendirt, ungefähr 0:02 Pet.
[21] Der Salınenbetrieb im österr. und steierm. Salakammergute in chemischer Beziehung. 277
Auch hier zeigt sich in sehr auffälliger Weise der höhere Gehalt an Neben-
salzen in der abgelegenen Soole. Indessen muss man sich erinnern, dass das
Ablagern der Soolen eben in Kammern des Berges stattfindet, daher mancherlei
Wechselzersetzungen, Ausscheidungen ete. während der langen Zeit des
Abliegens Platz greifen können.
c) Soolen vom Ausseer Salzbergbau.
1. Soole, 4 Jahre alt, von der permanenten Verwässerung aus dem Eustach
Herrisch-Werk.
2. Soole, 4 Jahre.alt, aus dem Mannsberg-Werk.
3. Ganz junge Soole von der permanenten Verwässerung aus dem Plentzner
Werk.
Speeifisches Gewicht 1'2203 1:2124 12169
Gewicht von einem Kubikfuss Soole in
Pfunden 68825 68379 68-633
Gehalt an fixen Bestandtheilen in 100
Theilen der Soolen 27.83 26:70 27.52
Ein Kubikfuss Soole enthält darnach fixe
Bestandtheile in Pfunden 19-154 18°257 18888
Die empirischen Resultate der Analysen waren für 100 Theile der Soolen
folgende:
Bestandtheile
a er ae 0:37 0.27 0:32
a nientsunemugnin. anime en 0:61 0°35 0:50
ER rauhen ag: ans verlange 13:00 13:60 13:69
Das relative Verhältniss der einzelnen Salze ist darnach in 100 Theilen der
Soolen von Aussee folgendes:
Schwefelsaurer Kalk . : . 2 2 2.2.
Schwefelsaures Kali . : » 2 2 2...
Schwefelsaures Natron . . . 2...
Enermagmesium ... , . . . .12409
ulornatrtum.ıe MB:
Summe .
und 100 Theile des fixen Rückstandes der Soolen enthalten somit:
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. Il. Heft. 36
278 Karl Ritter von Hauer. [22]
Schwefelsauren Kalk
Schwefelsaures Kali
Scehwefelsaures Natron
Chlormagnesium
Chlornatrium
Summe der Nebensalze .
Die chemische Beschaffenheit der Soolen von Aussee ist dieser Unter-
suchung zufolge, bezüglich des relativen Quantums beigemischter fremder Salze,
sehr wesentlich von jener der Soolen aus den Bergbauen in Ischl und Hallstatt
verschieden, und deutet auf einen entschieden anderen chemischen Charakter des
Ausseer Salzgebirges. Die Gleichartigkeit in der Zusammensetzung der zu Ischl
und Hallstatt ‘gewonnenen Soolen spricht andererseits für die Analogie der
Zusammensetzung dieser beiden Ablagerungen von Salzthon.
Analysen bedürfen steis einer Interpretation, wir wollen daher versuchen,
was sich aus den dargelegten analytischen Resultaten entnehmen lässt, und ziehen
zunächst das Verhältniss des Chlornatriums zu den Nebensalzen in Betracht.
Eine vollkommen gesättigte reine Kochsalzlösung enthält bei einem
specifischen Gewichte von 1.200 in 100 Theilen 26.478 Theile Chlornatrium.
Die meisten der untersuchten Soolen besitzen aber ein höheres speecifisches
Gewicht, und dies bewirkt der Gehalt an accessorischen Salzen, inelusive deren
die Soolen ein Gesammtquantum fixer Bestandtheile enthalten, welches dem einer
Maximallösung von reinem Chlornatrium gleichkommt oder es auch häufig über-
schreitet. Zum Vergleiche dieser Verhältnisse dient die folgende Tabelle, in
welcher die Soolen in aufsteigender Reihe nach ihrem Gehalte an fixen Bestand-
theilen aufgeführt sind. (Die Menge des Chlornatriums und der Nebensalze ist
auf den direct gefundenen fixen Rückstand redueirt.)
N In 100 Theilen der $oolen
pecifisches
Soole von FE Fixer Chlor- | Neben-
Rückstand natrium salze
Ischl, aus dem Lebenau-Werk; erzeugt mit con-
tinuirliceher Wässerung 12019
Ischl und Hallstatt, gemischte Soole; nachdem sie die
Röhrenleitungen bis Ebensee durchlaufen hat. "2027
Hallstatt, nachdem sie die Röhrenleitung bis Ischl
durchlaufen hat "2052
Hallstatt, frisch erzeugt und an der Stollenmündung
geschöpft 2059
Wallstatt, 11, Jahre alt 2077
Aussee, 4 Jahre alt; aus dem Mannsberg-Werk . . "2124
Ischl, 3 Jahre alt; erzeugt mit permanenter Wäs-
serung "2154
Aussee, nicht lange abgelegen vom Plentzner Werk;
von nicht eontinuirlicher Wässerung "2169
Aussee, 4 Jahre alt; aus Eustach Herrisch-Werk,
erzeugt mit permanenter Wässerung . . » » » "2203
Aus dieser Zahlengruppirung lassen sich mehrere nieht unwichtige Schluss-
folgerungen ableiten.
[23] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 279
Die Soolen besitzen erstlich mit wenigen Ausnahmen einen hohen Grad der
Reinheit, namentlich die bei den Bergbauen zu Ischl und Hallstatt gewonnenen,
der bei Aussee abgelagerte Salzthon muss hingegen mehr mit accessorischen
Bestandtheilen in seiner Masse durchzogen sein, und liefert durch Auslaugung
unreinere Soolen. Die Salinen Ebensee, Ischl und Hallstatt operiren daher mit
einem Rohmateriale, welches schon von Natur aus so raffinirt ist, dass sich die
Salzfabrieation fast lediglich nur auf eine einfache Wasserverdampfung redueirt.
Der gesammte fixe Rückstand besitzt ohne jedweder Ausscheidung schon
nahezu die Reinheit des gewöhnlichen im Handel vorkommenden Salzes, denn die
Summe der Nebensalze ist ursprünglich so gering, dass sie in keinem Stadium
des Sudprocesses (der zudem ein eontinuirlicher ist) sich in beträchtlichen
Mengen ausscheiden und das auskrystallisirende Salz viel mehr verunreinigen
können, als es schon von vorneherein der Fall ist. Die Saline in Aussee hat hin-
gegen mit grösseren Schwierigkeiten zu kämpfen, um ein gleich reines Product
zu gewinnen.
Nimmt man das Mittel von der je an Chlornatrium reichsten und der daran
ärmsten Soole aus den drei Bergbauen, so stellt sich das Verhältniss des Chlor-
natriums zu den Nebensalzen für 100 Theile des Gehaltes an fixem Rückstand
folgendermassen heraus:
Soolen von | Hallstatt | Ischl | Aussee
(1. und &.) (1. und 2.) (1. und 2.)
Ehlopnatriumsn:. 4.40%: ltd une ar> 93-9 92-8 864
Nehemsalzpi,.. .. 2.4. .0.7.0 4.0.0 week 6°0 1 13:5
Den geringsten Gehalt an fixen Rückstand besitzt die aus continuirlicher
Verwässerung resultirende Soole, während die mit permanenter Verwässerung
gewonnenen, sämmtlich daran reicher sind. Es ist dies eine Thatsache, die wohl
schon a priori sich vermuthen liess. Aber der Gehalt an Chlornatrium in ersterer
ist desshalb nicht, oder nicht fühlbar geringer. Der Process der continuirlichen
Verwässerung bedingt also die Gewinnung von reineren Soolen, und es liegt
dies auch sehr nahe, weil während der kürzeren Dauer, innerhalb welcher das
Wasser bei der continuirliehen Verwässerung mit dem Salzthon in Berührung
bleibt, vorwiegend nur die leicht löslichen Salze, wozu eben das Chlornatrium
gehört, aufgenommen werden. Die gesteigerte Aufnahme von accessorischen
Bestandtheilen beruht dagegen mehr auf einer Zerlegung und Wechsel-
zersetzung der Soole mit anderen zum Theil schwer löslichen Salzen, wie im
folgenden gezeigt werden wird, und bei diesen Metamorphosen spielt eben der
Factor Zeit eine Rolle.. Die continuirliche Verwässerung wäre nach allem dem,
am meisten beim Bergbau zu Aussee am Platze, wo wirklich die ersten Versuche
damit gemacht wurden, weil der dort vorkommende Salzthon der unreinste ist.
Leider stand mir keine mittelst continuirlicher Verwässerung bei diesem Bergbau
erhaltene Soole zu Gebote, um einen thatsächlichen Beleg für diese Supposition
zu erhalten. Es bedarf jedenfalls dieses Versuches, da erst die Zerlegung des
fixen Rückstandes einer Soole, die nur eine möglichst kurze Zeit in Berührung
mit den Bergmitteln stand, darüber Aufschluss geben kann, ob die accessorischen
Bestandtheile in Form leicht löslicher Salze darin präexistiren oder nicht.
Zunächst ergaben jene Soolen die geringste Menge fixen Rückstandes,
welche bereits lange Strecken der Röhrenleitungen durchlaufen haben. Während,
wie im Früheren gezeigt wurde, die Minderung der Quantität einzelner Bestand-
theile während des Laufes der Soole analytisch nicht nachgewiesen werden kann
36*
280 Karl Ritter von Hauer. [24]
(namentlich nicht für kürzere Strecken), macht sich doch der Unterschied im
speeifischen Gewichte, welches eine sehr genaue Bestimmung zulässt, so wie in
der Gesammtmenge der fixen Bestandtheile fühlbar. Aber auch diese Soolen
enthalten desshalb nicht weniger Chlornatrium, denn die Minderung des Gesammt-
rückstandes besteht vorwiegend nur in einem Absatze der accessorischen
Bestandtheile an die Röhrenwandungen.
Mit der Dauer der Ablagerung der Soolen in den Bergkammern wächst
andererseits unverkennbar der Gehalt an fixem Rückstande; sämmtliche lange
abgelegenen Soolen haben ein höheres speeifisches Gewicht und einen höheren
Gehalt an fremden Salzen. Während der langen Zeit, in welcher die Soole in
Berührung mit den Gebirgsschichten bleibt, nimmt sie nämlich nur von den
Nebensalzen eontinuirlich (bis zur Grenze ihrer Löslichkeitscapacität) auf, sie
enthält darnach weniger Chlornatrium, wie die frisch erzeugten Soolen, aber
nicht um so viel weniger, als die Zunahme von fremden Salzen betrug, sonst
müsste das Gesammtgewicht des fixen Rückstandes das gleiche bleiben. Das
letztere ist nun eben nicht der Fall. Mit einem Worte, die Nebensalze ver-
drängen das Chlornatrium aus der Lösung nicht in einem ihrer Quantität pro-
portionalem Maasse, sondern in einem quantitativ geringeren Verhältnisse. Es
stimmt dies auch mit der im Allgemeinen gemachten Wahrnehmung überein,
vermöge welcher besonders nur isomorphe Salze sich in Lösungen als Aequi-
valente ersetzen können, während umgekehrt bei nicht isomorphen Salzen oft
die Anwesenheit des einen die Löslichkeitscapacität des Wassers für das andere
sogar steigert. Jedenfalls ist das Verhältniss der Quantitäten, in welchen alle
diese Soolenbestandtheile nebeneinander in Lösung bestehen können, das Resultat
sehr mannigfaltig einwirkender Factoren.
Einen Beleg dafür, dass in den gesättigten Soolen das Verhältniss des
Chlornatriums zu den Nebensalzen nicht ein dem absoluten Gewichte nach pro-
portionales ist, wie von mehreren Salinisten angenommen wird, gibt eine Ver-
gleichung von an Nebensalzen armen Soolen, mit solchen, die stark damit
geschwängert sind, wie die folgende Zusammenstellung zeigt:
Fixer
Rückstand
Soole von Chlornatrium | Nebensalze
nieht abgelegen- .. -\.. nd nut a»
Aussee | A dakep nl .'N „a ern Rn
Differenz .
von continuirlicher Wässerung . ;
Ischl { Slahre al, ..) 21. 5.1
ia Ischl peschöpft . . „2% .
Hallstatt | 19% Sahte alt 12 21,0, 247 ul .#%
FE ER
KIEcH
5
|
In allen diesen Fällen erscheint durch den höheren Gehalt an Nebensalzen
gewissermassen weniger Chlornatrium deplaeirt, als dem Mehrbetrag der ersteren
in den alten Soolen entsprechen würde. Zieht man die an Nebensalzen reichste
[25] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 281
Soole mit der daran ärmsten in Vergleich, so ergibt sich, dass durch 5°95 Theile
der ersteren 2-01 Chlornatrium verdrängt erscheinen.
Dieses Verhältniss ist natürlich ein sehr wechselndes und hängt von dem
complieirten Verhalten der Löslichkeit, mehrerer in der Quantität und Qualität
verschiedenen Salze ab, welche gleichzeitig der Einwirkung eines Lösungsmittels
exponirt sind. Diese relativen Löslichkeitsverhältnisse sind aber zur Zeit noch
viel zu wenig studirt, um irgend welche gesetzliche Relationen ableiten zu
können. Die Deutung des Vorganges wird noch um so schwieriger, als man
selbst über die nähere Gruppirung mehrerer Säuren und Basen, die gleichzeitig
in einer Auflösung enthalten sind, nicht im Stande ist sichere Aufschlüsse zu
gewinnen. Und eben die wechselnde Gruppirung der Säuren und Basen bedingt
ebenfalls wieder ein geändertes Verhalten ihrer Auflöslichkeit.
Die Differenz im Chlornatriumgehalte der Soolen von jenem einer voll-
ständig gesättigten reinen Kochsalzlösung (26'478 Pet.) ist in Folge der eben
entwickelten Thatsachen nieht sehr erlieblich. Wie die vorstehenden Analysen
ergeben, beträgt der Gehalt an Chlornatrium in sämmtlichen untersuchten Soolen
23:10 — 25-11 Pet., sie enthalten daher nur um 1-3 — 3°3 Theile Chlor-
natrium weniger als das Maximum der Löslichkeit dieses Haloidsalzes in reinem
Wasser beträgt.
Der Umstand, dass die Anwesenheit von Nebensalzen dei Gehalt an Chlor-
natrium nur untergeordnet beeinträchtigt, gestattet in der Praxis aus der blossen
Bestimmung des speecifischen Gewichtes, auf die Siedewürdigkeit der Soolen
schliessen zu können.
Bis hieher wurde nur das Verhältniss des Chlornatriums zu den Neben-
salzen in ihrer Gesammtheit in’s Auge gefasst, es erübrigt somit auch die letz-
teren ihrer Qualität nach in Betracht zu ziehen.
Eine Rolle unter den Nebensalzen spielt zunächst der Gyps. Erfahrungs-
mässig löst sich ein Theil Gyps in ungefähr 408 Theilen Wasser. Das Wasser
kann daher bei gewöhnlicher Temperatur nur 0:24 Pet. Gyps aufnehmen. In
den untersuchten Soolen beträgt der Gypsgehalt in jenen von
Ischl . . . . 0-14 bis 0-31 Pet.
Hallstatt. . . 0:24 „ 0:36 „
AUSSER... 4... in. ES.
In vielen Fällen enthalten somit die Soolen mehr Gyps, als reines Wasser
aufzulösen vermag, was durch die Gegenwart des Chlornatriums ermöglicht
wird. Nach den Untersuchungen von Anthon kann mit Chlornatrium gesättigtes
Wasser Gyps in dem Verhältnisse wie 122: 1 auflösen, wonach eine gesättigte
Kochsalzlösung 082 Pet. Gyps im Maximum enthalten kann (0-64 Pet. wasser-
freien schwefelsauren Kalk). In Wirklichkeit ist daher das Lösungsvermögen
dieser Soolen, die nahezu als gesättigte en ie zu betrachten sind, für
Gyps kaum zur Hälfte erschöpft.
Die durch längere Zeit abgelegenen Soolen enthalten ohne Ausnahme
weniger Gyps, als die frisch erzeugten.
Die Soolen setzen somit während der Ablagerung schwefelsauren Kalk ab.
Dieser Vorgang wäre ein ganz einfach zu erklärender, wenn die Soolen ursprüng-
lich mit Gyps gesättigt wären. Während des jahrelangen Verweilens derselben
in den ausgelaugten Räumen des Gebirges, die endlich nicht so hermetisch abge-
schlossen sind, um jede Verdunstung des Lösungsmittels auszuschliessen, müsste
nämlich mit jedem Quantum durch Verdunstung entzogenen Wassers eine ent-
sprechende Menge des schwer löslichen schwefelsauren Kalkes ausgeschieden
282 Karl Ritter von Hauer. [26]
werden. Nun sind aber diese Bedingungen nicht gegeben, die Soolen sind nicht
mit Gyps auch nur annähernd gesättigt, die Ausscheidung desselben muss daher
die Folge einer andern Ursache sein, als der einer blossen Verminderung des
Lösungsmediums. Andererseits ist das Ablagern der Soolen im Contact mit den
Gebirgssehichten mit einer Vermehrung von schwefelsaurem Kali, schwefelsau-
rem Natron und Chlormagnesium verbunden, da die älteren Soolen an diesen
Bestandtheilen reicher sind. Von diesen drei Salzen sind aber die beiden letz-
teren leichter löslich wie Chlornatrium, und es liegt daher kein Grund vor, dass
sie erst suceessive mit der Zeit aufgenommen werden, wenn sie als solche dem
Salzthon beigemengt sind. Zur deutlicheren Veranschaulichung des quantitativen
Verhältnisses dieser Nebensalze dient die folgende Tabelle, in welcher die
genannten accessorischen Soolenbestandtheile für 100 Gewichtstheile der in
Vergleich gebrachten älteren und jüngeren Soolen zusammengestellt sind:
Soolen von Schwefelsaurer rasen Schwefelsaures VuRZ
Kalk Natron magnesium
Bun) aEe a 0-31 0-15 0-51 0-47
une Abgelegen Pb nah he a | 0-29 0-53 0-67
TRRRLT. Ya CD) VORNE 0-31 0:20 0-42 0:35
abgelegen Sl idee 0-44 0:49 1:43 0-31
TR Blake 0-17 0:92 0:97 0:75
Bi ebenen Dre 0-19 1-13 2:66 0-87
Da nun die Soolen in frisch erzeugtem Zustande mit schwefelsaurem Kalk
nicht gesättigt sind, da ferner mit Ausnahme des schwefelsauren Kali die
anderen accessorischen Salze (schwefelsaures Natron und Chlormagnesium)
leichter löslich, als Chlornatrium sind, so wäre einerseits die Ausscheidung des
ersteren, und andererseits die spätere Mehraufnahme der letzteren durch das
längere Abliegen der Soolen unerklärlich, wenn man sich diese Bestandtheile
sowohl im Salzgebirge isolirt vorkommend, als auch ebenso in der Lösung ent-
halten denkt. Ganz anders gestalten sich aber die Verhältnisse, wenn diese Ver-
bindungen theilweise zu verschiedenen Doppelsalzen gruppirt, sowohl im Salz-
thon, als in der Lösung gedacht werden. Durch Zerlegung, Wechselzersetzung
und Neubildung dieser kann dann das Löslichkeitsverhältniss ihrer Bestanidtheile
und daher auch der Gehalt der Soolen mannigfaltig modifieirtwerden. Temperatur-
unterschiede und die Dauer der Einwirkung der Soolen auf die Schichten des
Salzgebirges sind aber dann wesentliche Factoren für das Zustandekommen solcher
Metamorphosen. Sie dürften sehr mannigfaltige chemische Umsetzungen im Gefolge
haben, in denen alleinig nur der Grund für die Veränderungen des quantitativen
Gehaltes der Soolen während der Ablagerung gesucht werden kann. Von diesen
Prämissen ausgehend, lassen sich mehrfältige Salzeombinationen mit einiger
Wahrscheinlichkeit als schon vorhanden und theils neu sich bildend, annehmen,
deren Wechselzersetzung die Veränderungen der Soolen in dem gedachten Sinne
bedingen müsste. So könnte dureh successive Bildung von schwefelsaurem Kalk-
natron (Glauberit), welches noch schwerer löslich als Gyps ist, eine Ausschei-
dung von schwefelsaurem Kalk aus Soolen stattfinden, deren Löslichkeitscapacität
für Gyps allein nicht erschöpft ist. Es lässt sich ferner denken, dass nicht blos
Chlormagnesium, sondern wohl auch schwefelsaure Magnesia und ein Doppel-
salz der letzteren mit schwefelsaurem Kali (KaO. SO, + MgO. SG, + 6HO)
im Salzthon vorhanden sei. Durch längere Einwirkung der Chlornatriumlösung
[27] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 283
auf dieses Doppelsalz bei niederer Temperatur ist eine Wechselzersetzung nicht
unwahrscheinlich. Das Resultat dieser würde die Bildung von schwefelsaurem
Natron und Chlormagnesium und die Isolirung von schwefelsaurem Kali sein.
Erstere beide sind sehr leicht löslich, aber auch das isolirte schwefelsaure Kali
ist löslicher als seine Verbindung mit schwefelsaurer Magnesia. Schon diese eine
Wechselzersetzung würde also eine Abnahme im Chlornatriumgehalte und eine
Zunahme von schwefelsanrem Kali, schwefelsaurem Natron und Chlormagnesium
bewirken, wie sie eben während des mehrjährigen Abliegens der Soolen statt-
findet. Derlei natürliche chemische Processe sind aber noch mehrere möglich.
Die lange Zeit im Gebirge abgelagerten Soolen sind also, mit Ausnahme ihres
Chlornatriumgehaltes strenge genommen, nicht mehr als Educte der Auslaugung
des Salzthones, sondern vielmehr als Produete späterer chemischer Umwand-
lungsprocesse zu betrachten, bei denen die Zeit, Temperaturunterschiede und wohl
auch die Massenwirkung als influeneirend angenommen werden müssen.
Für den praktischen Salinenbetrieb ergibt sich aus allem dem übrigens die
nicht unwichtige Thatsache, dass das Ablagern der Soolen im Berge wohl mit
einer Klärung, das ist mit einem zu Boden setzen der in ihnen suspendirten
Verunreinigungen, nicht aber mit einer Ausscheidung der in ihnen aufgelösten
Nebensalze verbunden ist, sondern dass sie umgekehrt in chemischer Beziehung
hiebei unreiner werden. Das Ablagern der Soolen hingegen in anderen Räumen,
so wie ihr Lauf durch die Röhrenleitungen bewirkt eine thatsächliche chemische
Reinigung (vorzüglich eine Ausscheidung von Gyps und schwefelsaurem Kalk-
natron).
B es bei den praktischen Manipulationen an den Salinen gebräuchlich ist,
die Soolen nach ihrer Pfündigkeit in Rechnung zu bringen, so sind im Folgenden
die Bestandtheile sämmtlicher untersuchten Soolen, für je 1 Kubikfuss derselben
in Pfunden berechnet, tabellarisch zusammengestellt.
1 Kubikfuss Soole enthält Pfunde
Svo l e von Schwefelsaure Salze Chlor-
Direete
Kalk | Kali | Natron Magnesium| Natrium lie gefunden
= ( (1) Frisch erzeugt . . . [0'211 | 0102| 0°347 |0:319 | 16'867 | 17'846 | 18-064
.&)(4) 1% Jahre alt. . . . |0:163 10197 | 0:361 | 0456 | 16-633 | 17'810 | 18:098
=) (5) aus den Soolenstuben
= in Ischl entlehnt . . . [0'245 | 0:122 | 0204 | 0265 | 17054 | 17890 | 17849
- ( (1) aus dem Lebenau-Werk | 0210 | 0135 | 0'285 | 0237 | 16723 | 17'590 | 17'482
=)(2) 3 Jahre alt..... . 0096 | 0336 | 0:980 | 0349 | 16931 | 18692 | 18562
„2 ) (3) aus den Soolenstuben
von Ebensee . . . . |0:183|0:108 | 0359 10291 | 16809 ] 17750 | 17'595
(1) 4 Jahre alt aus Eustach
8 Herriscb-Werk . . . [0°130 |0:778 | 1'831 |0:599 | 16:270 | 19:608 | 19 154
2 { (2) 4 Jahre alt aus Manns-
= berg-Werk.. . . 0:116 | 0:437 | 0'861 | 0:402 | 16527 | 18343 | 18257
\ (3) aus Plentzner Werk . [0116 |0-631 | 0-665 [0'514 | 16-780 | 18-706 | 18-888
284 Karl Ritter von Hauer. [28]
Die Salinen - Producte.
a) Ebensee.
Untersucht wurden die von einer zwölftägigen Sudeampagne herrührenden
Producte un! Abfälle, und zwar erstlich das in den verschiedenen Stadien des
Sudprocesses auskrystallisirende Salz, welches ausgeschöpft wird.
12tägige Sied- Campagne 100 Theile enthielten
Schwe-
felsäure
Chlor | -Kalk PIREDB: Kali | Natron [Wasser
Gattung der Salze
1. Grobkörniges Vorgangsalz, vom ersten
Ausschöpfen im Beginn der Campagne | 0:98 | 58:81 | 0:44 10:12 | 0:04 51 °21|1:39
2. Salz von der Mitte der Campagne, in
losem Zustand, ungedörrt feinkörnig . |1'35 | 56:59 |0°31 |0°33 | 0-12 | 49:00 | 4:64
3. Salz vom Ende der Sied-Campagne, in
losem Zustand, feinkörnig 1:00 59:24 10:10 10-28 | 0:22 | 5148 | 0-68
4. Gedörrtes, feinkörniges, zu Stöcken
formirtes Salz, aus der Mitte der Camp. | 134 | 58:97 |0°33 0:30 10:15 | 51:62 | 0-54
5. Grobkörniges Nachgangsalz v. Schluss
der Campagne, letzter Aushub . . . [048 57:65 10:09 | 0:27 |0:09|50:41 |4-35
Berechnet man daraus nach demselben Principe, wie bei den Soolen binäre
Combinationen, so ergeben sich folgende relative Mengen für 100 Theile der
Krystallisationsproducte:
Bestandtheile
Schwefelsaurer Kalk . . . ... . 1:07 071 0:24 0:80 0:22
Schwefelsaures Kali . . . 2... 0:07 0:22 0:40 0:27 0:16
Schwefelsaures Natron . . .... 0:57 143 1:'20 1'33 0:49
Chlormagnesiuim . .... A 0'27 0:75 0:63 071 0:63
Chlornatriem? ud 24a. Hl 96:58 92-33 | 96°58 | 96:30 | 94-22
Wasser... are 1:39 4:64 0:68 0:54 4:35
Sunnie". 1:09-98 | 100:08 | 99-73 | 99:95 [100.07
Die Analysen Nr. 1 und 5 beziehen sich auf jene grobkörnigen Vor- und
Nachgangsalze, die sich nicht zu Stöcken formiren lassen und daher als Vieh-
oder Fabrikssalz verwendet werden. Nr. 2, 3 und 4 bezieht sich auf feinkörniges
Salz, welches zu Stöcken formirt wird, und die Analyse Nr. 4 repräsentirt die
Zusammensetzung des bereits im Stock gaar gedörrten Salzes, also des eigent-
lichen Hauptproductes der Saline.
Da nun aber die übrigen Salze, wie die Analysen zeigen, sich in einem sehr
verschiedenen Zustande der Trockenheit befanden, so erscheint es erforderlich,
um einen genaueren Vergleich der Mengen aller beigemengten Nebensalze
anstellen zu können, die Zusammensetzung für den wasserfreien Zustand aus den
gegebenen Daten zu berechnen.
100 Theile der wasserfreien Producte enthalten:
[29] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salakammergute in chemischer Bezichung., 285
3. Vom Ende der
Campagne, fein-
körnig
4. Gaar gedörrt,|5. Grobkörniges
aus der Mitte der| Nachgangsalz,
Campagne‚feink.| letzter Aushub
2. Von der Mitte
der Campagne,
feinkörnig
1. Grobkörniges
Vorgangsalz,
erster Aushub
Bestandtheile
Schwefelsauren Kalk . 1:08 0:73 0.24 0:80 0-23
Scehwefelsaures Kali . 0:07 0:23 0.4 0:27 0-17
Schwefelsaures Natron 0:58 1:50 1:21 1’34 0-51
Chlormagnesium. . . 027 0:79 0:63 0:71 0:66
Chlornatrium. .. 97:99 96:74 97:50 96-87 98-43
Summe der Nebensalze . | 3.12
Diese Tabelle veranschaulicht in sehr klarer Weise den Vorgang während
des Sudprocesses. Das erste Vor- und letzte Nachgangsalz sind grobkrystallinisch
und enthalten auffällig weniger Nebensalze wie die in der Mittelzeit oder
während der eigentlichen Dauer des Sudprocesses heraus krystallisirenden
Producte. Die theoretische Begründung dieser Thatsache bietet, da die ursprüng-
liche Zusammensetzung der Soole, aus welcher diese Salze gewonnen werden,
bekannt ist, keine Schwierigkeiten. Die gemischte Soole (t/, von Ischl ?/, von
Hallstatt), wie sie in Ebensee versotten wird, enthält in 100 Theilen ihres fixen
Antheiles nur 5:30 Theile fremder Nebensalze und 94:58 Theile Chlornatrium,
sie istalso so wenig mitersteren geschwängert, dass weder im Beginne derVerdam-
pfung noch zu Ende und überhaupt inkeinem Stadium der Campagne eine vehemente
Ausscheidung derselben stattfinden kann. Im Beginne ist es vorwiegend das am
schwersten lösliche Nebensalz, der Gyps, der sich dem auskrystallisirenden
Vorgangsalze beimengt, in geringerer Menge ist er noch in den Mittelproducten,
endlich aber in den Nachgangsalzen schon nur mehr in sehr untergeordneter
Quantität vorhanden. Alle leicht löslichen Salze sind natürlich im Vorgangsalze
sehr wenig vertreten, fallen in etwas reichlicher Menge mit den feinkörnigen
Mittelsalzen heraus und fast in gleicher Menge mit dem Nachgangsalz; da aber
gegen Ende der Sudcampagne der Gypsgehalt in der Lauge schon sehr
abgenommen hat, leicht lösliche Salze hingegen schon vom Anfang her so wenige
vorhanden waren, dass in der ganzen Siedezeit sich keine grössere Menge
ansammeln konnte, so tritt der Fall ein, dass das letzte Nachgangsalz das aller-
reichste an Chlornatrium, das heisst das reinste ist. Zunächst steht im Punkte der
Reinheit das Vorgangsalz, und dienach Ausscheidung des letzteren auskrystallisiren-
den Producte besitzen den relativ mindesten Grad der Reinheit. Es ist dies, wie man
sieht, ein Ergebniss, welches den an anderen Salinen gemachten Erfahrungen
diametral entgegen steht, und ist zum Theil bedingt durch den hohen Grad der
Reinheit der ursprünglichen Soole. Aber noch ein anderer Umstand, auf den
schon im Eingang dieses Aufsatzes hingewiesen wurde, trägt dazu bei, dass die
Vorgang- und Nachgangsalze die reichsten an Chlornatrium: sind und das ist
ihre Grobkörnigkeit. Die niedrigere Temperatur zu Anfang und am Ende der
Sudeampagne gestatten die Bildung grösserer Krystallindividuen, und das Chlor-
natrium als wasserfreies Haloidsalz schliesst keine oder nur wenig Mutterlauge
mechanisch ein. Sicher rührt aber die grössere Menge von Nebensalzen in den
feinkörnigen Mittelprodueten, wie schon hervorgehoben wurde, nur von der
anhaftenden Mutterlauge her, die von dem feinen Krystallbrei sich schwieriger
trennt, als von dem grobkrystallisirten Salz. In Wirklichkeit sind daher ohne
Zweifel alle während der Sudcampagne aus so reinen Soolen auskrystallisirenden
Producte gleich zusammengesetzt, wenn sie gleich vollständig von der Mutter-
lauge befreit würden. Dem was im Anfange mehr an Gyps sich beimischt ist, das
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 37
286 Karl Ritter von Hauer. [30]
sich später an leicht löslichen Salzen mehr abscheidende, quantitativ äqui-
valent ?).
Vergleicht man den fixen Rückstand der Soole mit dem feinkörnigen Salz
aus der Mitte der Sudcampagne:
Soole Kochsalz
Chlornatrium . . . . 9468 . . . . 9674
Nebensalze . . .. . 1 Kar 1 BONN 11,
so ergibt sich, dass in dem ersteren durch den Siedprocess der Gehalt an
Chlornatrium um 2-06 indirecte erhöht und die Nebensalze um ebenso viel ver-
mindert, oder dass 38-7 Pet. derselben abgeschieden werden. Ein Vergleich
des wasserfreien gedörrten und ungedörrten feinkörnigen Salzes:
Mittelsalz, ungedörrt Mittelsalz, gedörrt
Chlornatrium . . . 96:74 96:87
Nebensalze. . . . 3:25 3:12
ergibt, dass durch den Dörrprocess weitere 0:13 Theile oder 4 Pet. der noch
vorhandenen Nebensalze ausgeschieden werden. Die ganze Manipulation der
Saline bewirkt also eine Abscheidung von 41:13 Pet. der ursprünglich im fixen
Rückstand der Soole enthalten gewesenen Nebensalze. Nach allem dem haben
wir bezüglich der Einfachheit der Manipulation im früheren wohl nicht zu viel
gesagt; wenigstens die Saline in Ebensee, die mit einem so ausgezeichneten
Rohproduct zu arbeiten in der Lage ist, hat absolut mit gar keinen Schwierig-
keiten in chemischer Beziehung zu kämpfen.
Die Dörrauswüchse, welche beim Trocknen des Salzes aus den Poren
der Stöcke hbervordringen und theils röhrenförmige Ansätze an den Salzstöcken,
oder an den Tragstangen in den Trockenkammern Krusten bilden, ergaben für
100 Theile in der Analyse folgende Resultate:
Dörrauswüchse Chlor Kalk | Magnesia Wasser
Schwefel-
säure
Kali | Natron
1. Von den Tragstangen
2. Röhrenförmige . ». . . .
2.19
1:00
4320
43:40
4-00
4*
2 8:00
50
80
Hieraus berechnen sich für 100 Theile folgende binäre Verbindungen:
Nummer ae ea A N sh en Chlornatrium | Wasser Summe
le: 0:73 404 553 8:18 76-79 4-00 99-27
2.19, 0:48 1'84 3:81” 664 79:29 8:00 | 10006
Das Verhältniss des Chlornatriums zu den Nebensalzen ist daher für 100
Theile der wasserfreien Substanz folgendes:
1) Das Vor- und Nachgangsalz, welches, wiedie Analysen ergeben, in wasserfreiem Zustande
97:99 bis 98-43 Pet. Chlornatrium enthält, wird nach Angabe der Gmundner Salinen-
Direetion nur als Vieh- oder Fabrikssalz verwendet.
[31] Der Salinenbetrieb ım österr. und steierm. Salakammergute in chemischer Beziehung, 287
Nr. 1 Nr. 2
Chlornatrium . . . 80:60 86:12,
Nebensalze . . . . 19:39 13-87.
Die Zusammensetzung dieser Dörrtropfsalze ist natürlich eine ziemlich
variable, je nachdem sie von Salzstöcken sich abscheiden, die aus mehr im
Anfang oder gegen das Ende der Campagne ausgehobenen Salz formirt wurden.
Das Dörrtropfsalz der mehr im Anfang der Sudeampagne erzeugten Salzstöcke
ist reicher an schwefelsaurem Kalk, jenes von dem später erzeugten enthält
dagegen mehr schwefelsaures Natron und Chlormagnesium.
Der Pfannstein. Die Zerlegung des nach einer zwölftägigen Siedcam-
pagne abgeschiedenen Pfannsteines, ergab folgende Resultate für 100 Theile:
Schwefelsäure. . ... . 27-91
Chlor, . 2.00 AuScee 30-02
Kalk. rel. 1solds hun 11:83
Magnesia s Ai0isa yrafkuubtir 0-55
Baltic. ana er: 0-89
Nairon : nee 33-41
Thom. EA 0:13 (unlöslich)
Eisenoxyd . . ... oj.le 0:16
Wasser. ........- 9 2
Es berechnen sich hieraus folgende Salzeombinationen:
Schwefelsaurer Kalk . . 2. 2.2.2... 28:73
Schwefelsaure Magnesia » » 2» 2... 1:65
Sehwefelsaures-Rali .. . rer 0 cr. 0.» 1:81
Schwefelsaures Natron . . . 2»... . 16-11
Chlornatriume® EEE BIRTITEN 49.58
ThonieseeeaaeNe re 0-13
Eisenoxyd . cne,n - = = oe. aaymua 0-16
Wasser ..4.. u 2 9 na n 2-09
Summe . 100-286.
Da nieht gut vorausgesetzt werden kann, dass in dem Pfannsteine das
überaus leicht lösliche Chlarmagnesium vorhanden sei, während aber Magnesia
doch wirklich gefunden wurde, so ist es sehr wahrscheinlich, das sie als schwe-
felsaures Salz und zwar grösstentheils als eine Doppelverbindung mit schwefel-
saurem Kali zugegen sei. Die Salzberechnung wurde daher auch in diesem
Sinne durchgeführt. Und es sind hiefür zwei Fälle denkbar, dass nämlich schwe-
felsaure Magnesia schon in den Soolen enthalten ist (denn die Annahme, dass
nur Chlormagnesium in den Soolen vorhanden sei, ist eine rein hypothetische)
oder dass solche während des Siedprocesses durch Umsetzung mit schwefelsaurem
Natron gebildet wird. Auch der Gyps möchte im Pfannsteine theilweise als
Doppelsalz mit wasserfreien schwefelsaurem Natron enthalten sein.
Die Zusammensetzung der Pfannsteine wechselt nicht unbeträchtlich je nach
der Dauer der Siedeampagne, insbesonders bezüglich der Menge des Chlornatriums,
welches in bald grösseren bald kleineren Quantitäten mit aufbrennt und den Werth
des Pfannsteines zur Verwendung für Viehsalz entsprechend erhöht oder ver-
mindert.
In 100 Theilen des wasserfreien Pfannsteines sind enthalten:
Chlornatrium. -» » » 2. . 50:5
Nebensalze. -. . » : 2»... 49-5.
37°
288 Karl Ritter von Hauer. [32]
Jedes Pfund des abgesetzten Pfannsteines entzieht somit den Soolen nahezu
ein halbes Pfund ihrer Verunreinigungen. Der Pfannstein wie die Dörrauswüchse
repräsentiren ferner jenes Hauptquantum von Verunreinigungen (41:13 Pet.),
welches durch den Siedeprocess aus dem fixen Antheile der Soolen abgeschieden
wird, da dielockeren Vor- und Nachgangsalze, wie gezeigt wurde, eher noch etwas
ärmer an Nebensalzen, als das zu Stöcken formirte Salz sind. Durch die Mutter-
laugen wird wohl auch ein gewisses Quantum von Verunreinigungen abgeführt,
doch beträgt dies im Ganzen nicht viel, da die Mutterlaugen wieder bei der
darauf folgenden Campagne in die Pfanne gebracht, und erst nach sehr langem
Sudbetriebe gänzlich beseitigt werden.
Die Mutterlauge. Die nach Beendigung einer zwölftägigen Campagne
resultirende Mutterlauge gab folgende Resultate bei der Untersuchung:
Speeifisches Gewicht — 1'2194, wonach ein Kubikfuss 68-774 Pfunde
wiegt.
Der Gehalt an fixen Bestandtheilen betrug 27-72 Pet., daher in einem
Kubikfuss 19-064 Pfund Salze enthalten sind.
100 Theile derselben enthielten:
Schwefelsäure. . . .. . 1:22
CET. on.w. rn rar. un 15-68
Brom 0 ea ee get 0-03
ak dr se a aid 0-08
BIRPROBIA Te aan a 1:02
Klier & 1:00
Natron. a. .seues ee - Aa 12-15
Die Rechnung nach demselben Prineipe, wie bei den Soolen durchgeführt,
ergibt folgende Salze:
Schwefelsaurer Kalk. . . . . 0:19
Schwefelsaures Kalı . ... . 1-84 Summe
Schwefelsaures Natron . . . . 048 der Nebensalze:
Chlormagnesium ı 2.2... 2-40 4944.
Brommagnesiuim. .% .... 0:034
Chlornatun mn mm) mal 2288
Summe . 27'824.
Ein Vergleich der Zusammensetzung des wasserfreien fixen Rückstandes
der Soole mit dem der Mutterlauge ergibt für je 100 Theile folgendes Ver-
hältniss:
Soole Mutterlauge
Chlornatrium . ... » 94-68 82:22
Nebensalze.. “#1 auaur 5.30 17:78.
Die Menge der Nebensalze hat somit binnen einer zwölftägigen Siedcam-
pagne in der erübrigenden Lauge um 2354 Procent derselben zugenommen.
5) Ischl.
Von den beim hiesigen: Betriebe auskrystallisirendem Salze wurden fol-
gende Proben der Analyse unterworfen:
[33] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung.
Gattung des Salzes Schwefel-
säure
1. Vorgangsalz vom Kolowrat
Sudwerk ; vom Anfang der
Sud-Campagne . . . .
2. Vorgangsalz vom Tiroler
Sudwerk; vom Anfang der
Sud-Campagne . .. .
3. Nachgangsalz vom Kolo-
wratSudwerk ; nach zwei-
wöchentlicher Siedezeit;
Ende der Campagne . .
4. Nachgangsalz vom Tiro-
ler Sudwerk nach vier-
wöchentlicher Siedezeit;
Ende der Campagne . .
5. Kochsalz vom Kolowrat
Sudwerk nach einwöchent-
lieher Siedezeit; Mitte der
Campagne
6. Kochsalz vom Tiroler Sud-
werk nach zweiwöchent-
licher Siedezeit; Mitte der
0:83
1:48
Die Vor- und Nachgangsalze
289
100 Theile enthielten
Magnesia Kali | Natron | Wasser
Chlor | Kalk
57:60 | 0:36 0:01 | 50:02 | 3:02
55:93 | 0:70 0:04 | 48:69
sind grobkrystallinisch, die Salze aus der
mittleren Zeit der Siedeampagne hingegen feinkörnig. Diese letzteren Proben
beziehen sich auf abgedörrtes Kochsalz.
Aus den angeführten Daten berechnen sich nun die folgenden Salze für je
- 100 Theile dieser Krystallisationsproducte:
Bestandtheile
Schwefelsaurer Kalk . . . . 0:87
Schwefelsaures Kalı . . . . 0:02
Schwefelsaures Natron . . . 0:86
Chlormagnesium. . . »» -» 0:43
Ghleraatrium- rn nn 94:39
ERST I. er ge 3:02
Summe . | 99:59
yet free or
1:70 0-43 0-36 1:16 1:33
0:07 0:04 0:04 0-16 0-14
0:80 0:79 0:30 0:95 0:76
0-44 0:47 0:39 0-15 0-35
91-62 | 93:05 | 95-09 | 95-93 96-61
5.45 4:77 344 1-15 0:90
| 10008 | 99-55 | 99-62 | 99-50 | 10009
Die mittlere Zusammensetzung des an dieser Saline erzeugten (bereits
abgedörrten) Kochsalzes ist demnach in 100 Theilen:
Schwefelsaurer Kalk. . . . 1'24
Schwefelsaures Kali . . . . 0-15 Nebensalze:
Schwefelsaures Natron . 0-85 2-49.
Chlormagnesium. .... . 0:25
Chloraatrum® ..........- 96:27
Wasser ae. 5. 1:02
Summe . 99-78.
Das relative quantitative Verhältniss dieser Krystallisationsproduete in
wasserfreiem Zustande ist in 100 Theilen folgendes:
290 Karl Ritter von Hauer. [34]
1. Vorgang- | 2. Vorgang- | 3. Nachgang- | 4. Nachgang- | 5.u.6. Ge-
Bestandtheile salz, Kolo- salz. Tiroler | salz, Kolo- | salz, Tiroler dörrtes
wrat=-Werk Werk wrat-Werk Werk Kochsalz
Schwefelsaurer Kalk. . .
Schwefelsaures Kali . . . -
Schwefelsaures Natron . . .
Chlormagnesium ee
Chlornatrium . ....
Summe der Nebensalze . 2-35 | 317 | 181
Die Verhältnisse bezüglich der Reinheit der in den verschiedenen Stadien
des Siedprocesses auskrysiallisirenden Producte sind dieselben, wie bei der
Saline in Ebensee, was durch den gleichen Charakter der Soolen bedingt ist.
Auch hier sind die lockeren Nebensalze, insbesonders die grobkrystallinischen
Nachgangsalze, in denen schon nur mehr sehr wenig schwefelsaurer Kalk auf-
tritt, etwas reiner, wie das eigentliche gewonnene Kochsalz. Auch hier bietet
die Hüttenmanipulation wenige Schwierigkeiten in der Gewinnung eines guten
Productes, da die zur Verarbeitung kommenden Soolen an sich schon arm an
Nebensalzen sind.
Ein Vergleich des fixen Rückstandes der im Ischler Salzbergbau gewon-
nenen Soolen mit dem daraus producirten (schon abgedörrten) Kochsalze
ergibt folgendes:
Frisch erzeugte Soole 3 Jahr alte Soole Kochsalz
Chlornatrium . . . . 2... 95:06 90-57 97-47
Nebensalze. = „+ 2. = 4-93 9-4 2-52.
Die Hüttenmanipulation (Sied- und Dörrprocess) bewirkt also eine Aus-
scheidung von 48:-8—73'2 Procent von den im fixem Rückstande der Soolen
enthalten gewesenen Nebensalzen.
Die Dörrauswüchse, welche hier abfallen, gaben in 100 Theilen fol-
gende relative Mengen der verschiedenen Bestandtheile:
Schwefelsäure Chlor | Kalk | Magnesia Kali | Natron | Wasser
Hieraus berechnen sich im Mittel folgende Salze:
Sehwefelsaurer Kalk . . . 0:36
Schwefelseures Kali . . . 404
Schwefelsaures Natron . . 1:42
Chlormagnesium . . . » » 4-99
Chlornatrium ... .».. 80-94
Wasser. ea. 4... ..... 787
Sunme . 99-62.
Das Verhältniss des Chlornatriums zu den Nebensalzen ist daher in
100 Theilen der wasserfreien Substanz folgendes:
[35] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 291
Chlornätrum: mau, 83-21
Nebensalzeie: zuaın. : % 11:78
und das Darrtropfsalz enthält somit um 9:16 Pet. mehr an verunreinigenden
Nebensalzen, wie das produeirte abgedörrte Kochsalz, woraus wieder der nicht
unbeträchtliche Reinigungsprocess, den das Abdörren des Kochsalzes bewirkt,
ersichtlich wird.
Der Pfannenstein. 100 Theile dieses Nebenproductes oder vielmehr
Abfalles enthielten:
Schwefelsäure . . . .. . 37:27
Chlor. BR SER 18-53
Kalk," Be Br 1142
Mapnasia,..... 0 fe era 0-14
| a en 0-45
Natronda A: 32-00
EIaDIR 1. a nn 0-04 (unlöslich)
Eigenaxyde. 2. tu 200, 0-13
Wassert. m..r Humor, mE 4-49
Schwefelsaurer Kalk. . . 2773
Schwefelsaure Magnesia . 042
Sebwefelsaures Kali . . . 0:83
Schwefelsaures Natron . . 36-03
Chlornatrium. . 2... 30.55
Thon» ar > ss 0:04
Eisenoxyd: . u... 0-13
Wasser I: 0. shares 4-49
Summe . 100°22.
100 Theile des wasserfreien Pfannkernes enthalten:
Chlornatrium .. .ı. ..... 31:9
Nebensalze . 2 u. 0. 68.09.
Dieser Pfanustein war von geringer Dieke, und solche enthalten wenig
Chlornatrium, dagegen sehr vorwiegend schwefelsaures Natron und Gyps. Diese
Pfannkerne werden daher weggeworfen. Wenn der Pfannkern eine beträchtlichere
Dicke erlangt, was wohl auch von der während der Siedeampagne herrschenden
Temperatur abhängt, steigt der Gehalt an Chlornatrium darin auf 70, 75 Pet.
und selbst noch etwas mehr. Solehe dicke Pfannsteine, von denen es erfahrungs-
mässig bekannt ist, dass sie reicher an Chlornatrium sind, werden daher als
Viehlecksalz veräussert. Dasselbe findet auch an den anderen Salinen Statt.
Der Pfannstein setzt sich in diekeren Lagen vorzüglich an jenen Stellen
des Pfannenbodens an, wo die stärkste Hitze herrscht, dort brennt aber auch
viel mehr Chlornatrium auf; der in dünnen Lagen sich absetzende Pfannstein,
ist daher als derjenige zu betrachten, dessen Bildung bezüglich der Reinigung
der Soole, die günstigste ist.
Die Mutterlaugen. Von jedem der beiden in Ischl befindlichen Sudwerke
wurde eine der Mutterlaugen untersucht, und zwar:
1. Mutterlauge vom Kolowrat-Sudwerk nach zweiwöchentlicher Siedezeit.
2. Mutterlauge vom Tiroler Sudwerke nach vierwöchentlicher Siedezeit.
292 Karl Ritter von Hauer. [36]
f | 2
Speeifisches Gewicht . - © 2» 2 2 2 2 20.» 1:2241 1:2204
Gewicht von einem Kubikfuss Mutterlauge in Pfunden. Si 69-039 68-830
Gehalt an fixen Bestandtheilen in 100 Theilen der Laugen . | 28-23 27:52
Ein Kubikfuss Lauge enthält darnach fixe BestandtheileinPfd. | 19-489 18'942
gefunden wurden in 100 Theilen dieser Mutterlaugen:
Bestaudtheile
Schwefelsaurer Kalk . . 20:05 ... .unmlol asunartetor
Schwefelsaures Kali. . E08 =... ...:.02:. suersbare
Sehwefelsaures Natron . HI. -..... ....0........»
Chlorisgsesiams . kb. BER ie
Beommnapnesnm. dr
EN RT We er
Summe .
Gefundener Abdampfrückstand .
Ein Vergleich des wasserfreien fixen Rückstandes der Ischler Soolen mit
dem der daraus resultirenden Mutterlaugen ergibt:
Junge Soole 3 Jahr alte Soole Mutterlaugen
u NND mn
1 2
Chlornatrium . . . 95°06 90-57 80:35 84:76
Nebensalze. . . . 4:93 9.41 19:65 15-24.
Die beträchtliche Verschiedenheit in dem Mischungsverhältnisse des Chlor-
natriums zu den Nebensalzen in den Soolen macht es erklärlich, dass auch die
resultirenden Mutterlaugen in dieser Beziehung sehr variiren müssen. Die Mutter-
lauge Nr, 2 stammt von einer vierwöchentlichen Campagne, gleiehwohl enthielt
sie weniger Nebensalze als die Mutterlauge Nr. 1, welche von einer nur zwei-
wöchentlichen Siede herrührt. Es ist daher anzunehmen, dass letztere, das abfal-
lende Nebenproduet, vorwiegend älterer Soolen war.
c) Hallstatt.
Das auf der Saline in Hallstatt produeirte Kochsalz gab in 100 Theilen
folgende Resultate:
[37] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm, Salzkammergute in chemischer Beziehung, 293
Schwefelsäure Chlor Kalk Magnesia Kali Natron Wasser
1:10 58:46 0:24 0-44 0:06 50:67 1:41
Die nähere Zusammensetzung desselben in 100 Theilen ist daher folgende:
Gedörrtes Salz Ganz wasserfrei
Schwefelsaurer Kalk . . . 0:58 0:59
Schwefelsaures Kali . . . 0-11 Nebensalze: 0:11 Nebensalze:
Schwefelsaures Natron . . 1'26 2:98 1'283 3:03
Chlormagnesium. . .. - 1:03 1:05
Chlornatrium . . . . .. 9'06 96:95
Wassers HP 193 1,8 Tall 141 _'—
Summe . 99-45 99-98
Stellen wir wieder den fixen Rückstand der Hallstätter Soolen dem produ-
eirten Salz gegenüber:
Junge Soole 1%, Jahre alte Soole Kochsalz
Chlornatrium . . . 94-51 93:38 96:65
Nebensalze. . . . 5'47 6:60 3:03
so ergibt sich, dass in dem letzteren der Gehalt an Chlornatrium durch den
Siedeprocess um 2:44 — 3:57 Theile, das ist um 2:3—3°6 Pet. desselben indi-
recte erhöht wird, während 44:6—54 Pet. der Nebensalze sich abscheiden.
Die Analyse des in den hiesigen Trockenkammern aus den Salzstöc ken
ausschmelzenden Darrtropfsalzes ergab in 100 Theilen:
Säuren und Basen: Salze:
Schwefelsäure - . . : . 2 2.2. 1:54 Schwefelsaurer Kalk . . : ».. 0:32
or TE rennt 55:23 Schwefelsaures Kali . . . ... 2-49
Kl EEE 0-09 Schwefelsaures Natron . . .. . 0-48
BE EROBIa 0, Keniibe IE Wade. 2-15 Chlormagnesium. . . ».... 5:10
Kanmekısliuie SNNSLR, 18,910, YUB5 Ehloraatrium .'. „29. 84-73
Nalroniin dla undiudns? 4 . 2.4480 WasserkbiallA. Anıiusd aaR2sılı6r07
ih ar och ah 6:07 Summe .” 99:09
Das Verhältniss des Chlornatriums zu den Nebensalzen ist in 100 Theilen
der wasserfreien Substanz:
Chlornatrium: 91.08. Nebensalze: 8-91.
Das Darrtropfsalz enthält somit um 5°88 Pet. mehr Nebensalze wie das
gedörrte Kochsalz.
Die Untersuchung einer hier nach 10 monatlichem Betrieb endlich gänzlich
beseitigten Mutterlauge !) gab folgende Resultate:
Speeifisches Gewicht = . . 2...» 2 ne... 0. 12543
Gewicht von einem Kubikfuss in Pfunden . . ». : 2.2... 69-742
Eixer Ruckstand ın 100 Theilen . . v.. . er, 30:24
Gehalt an fixem Rückstand in einem Kubikfuss in Pfunden . . . 21-090
In 100 Theilen derselben wurden gefunden:
Schwefelsäure... . . . 3:58 Magnesia ...... ua 2rb6Q
2 I N MRSCHERENER 14:81 RE RE 2:05
A Sk ee 0:05 Nalran me: U 272 00B, 10-08
Ba MO Aal . 0.20
1) Wie erwähnt wurde, werden die Mutterlaugen, die von so langem Sudbetriebe herrühren,
endlich dem eontinuirliehen Betriebe entzogen und in die sogenannte „wilde Fluth ge-
stürzt“, das ist weggeschüttet. Eine Einrichtung zur Verarbeitung soleher Soolen auf
Nebenproduete besteht nicht.
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft. 38
294 Karl Ritter von Hauer. [38]
woraus sich die folgende nähere Gruppirung der Bestandtheile berechnen lässt:
Schwefelsaurer Kalk . . . .... 0-49
Schwefelsaures Kali -.. . : : 3:78 Summe
Schwefelsaures Natron . . .» . . . 23-717 der Nebensalze
Chlormagnesium . . 2: 2 22. . 5:91 13007
Brommagnesium . . .». : 2 2.2.0. 0-057
CGhlornatium % : . 0... 0 Aal 17:12
Summe . 30-127.
Gefundener Abdampfrückstand . . . 30240.
Ein Vergleich des wasserfreien Rückstandes dieser Mutterlauge mit jenem
der Soolen ergibt für je 100 Theile folgendes Verhältniss:
Hallstätter Soolen
> T— ————\ Mutterlauge von
jung 14/ Jahre alt 10monatl. Campagne
Chlornatrium . . . 94-51 93-38 56:83
Nebensalze. . . „547 6:60 43-17
Die vollständige Beseitigung solcher Mutterlaugen aus dem Betriebe ist
daher wohl gerechtfertigt, ja es würde sogar angezeigt sein, im Interesse der
Reinheit des Handelsproductes die Mutterlaugen schon früher zu beseitigen, denn
das in den letzteren Wochen aus dieser Lauge auskıystallisirte Salz muss jeden-
falls schon sehr unrein gewesen sein.
Herr Hüttenmeister von Posch hat speciell an der Hallstätter Saline die
Beobachtung gemacht, dass verschiedene Soulen, wenn auch von gleicher
Gradigkeit (vermöge des specifischen Gewichtes), sich dennoch beim Abdam-
pfungsbetriebe sehr verschieden verhalten. Ganz junge Sovlen geben, wenn sie
unmittelbar in die Pfanne geleitet werden, grobkörniges Salz, welches zur
Formirung in Stöcke nicht geeignet ist. Es wird ferner in den Dörrkammern
porös, weil bei einer Temperatur von eirca 100° C. die anhaftende Mutterlauge
auszufliessen beginnt. Alle diese Eigenthümlichkeiten im Verhalten rühren nun,
wie schon im Vorhergehenden auseinandergesetzt wurde, daher, dass die jungen
Soolen ärmer an Nebensalzen sind. Die Bildung grösserer Krystalle von Chlor-
natrium wird jedenfalls auch durch die Reinheit der Lauge befördert (ausserdem,
dass im Anfange und Ende der Campagne wegen der niedrigeren Temperatur
vorwiegend solche entstehen). Die Form, welche der Waare auf diesen Salinen
gegeben wird bedingt, dass dem Salze eine gewisse (Juantität bindender Elemente
(Nebensalze) beigemischt sei, und das führt zu der eigenthümlichen Anomalie,
dass sehr reine Soolen für den Fabriksbetrieb in seiner gegenwärtigen Tendenz
weniger brauchbar erscheinen.
Die Aufnahme von Nebensalzen in jenem Grade, bei welchem dieSoolen ein
gut bindendes Kochsalz abwerfen, wird, wie ebenfalls schon gezeigt wurde, durch
das Abliegenlassen derselben im Berge erreicht. Es liegt nahe, dass wenn man
einmal durchaus darauf angewiesen ist compacte Salzstöcke in den Handel zu brin-
gen, es leicht zu bewerkstelligen wäre, die jungen Soolen unmittelbar für diesen
Betrieb umzugestalten; es wäre nur nöthig ihnen jenes Quantum erforderlicher
Nebensalze beizumengen, wozu die Beimischung einer kleinen Quantität solcher
von einem langen Sudbetrieb herrührenden Mutterlaugen genügen möchte.
Nach Angabe des Herrn von Posch sollen aber junge Soolen, welche eine
längere Strecke der Leitungen durchlaufen haben, wie z. B. die frisch erzeugten
Soolen an den Salinen Ischl und Ebensee jenes eigenthümliche Verhalten nicht
mehr zeigen. Dieser Umstand findet vielleicht darin seinen Grund, dass die Ver-
luste, welche die Soole während des langen Laufes erleidet und die, so weit die
[39] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 295
Beobachtungen gehen, nicht unbeträchtlich sind, im Sinne einer Concentration
der Nebensalze wirken, trotz der Quantitäten, die sich von den letzteren an den
Röhrenwandungen absetzen. Es ist nämlich denkbar, dass der Verlust der Soole
mit einem grösseren Verluste an Chlornatrium, als dem der Zusammensetzung
entsprechenden verbunden ist.
Eine Untersuchung der in den Röhrenleitungen sich absetzenden A us-
seheidungen von den Soolen gab folgende Resultate:
1. Die unter der Flüssigkeit entstehenden Absätze.
2. Die ober dem Niveau der Flüssigkeit durch Efflorescenz sich bildenden
Ansätze.
1 2
Schwefelsaurer Kalk . .. . . 77-59 1:16
Schwefelsaures Kali . . . . . 0:29 0:33
Schwefelsaures Natron. . . . 1:00
Chlormagnesium. . - . . st ODER 0:10
Ghlornaimum yasni. ma " 92-42
Unloslichnz. „2°. 2.0 „SER 0-10 —e —
VASSOHAE BASE ER BANEN 20-00 5-76
Summe . 98-98 99-77.
Nr. 1 ist daher vorwiegend wasserhaltiger schwefelsaurer Kalk (Gyps)»
Nr. 2 hauptsächlich Chlornatrium.
Die Untersuchung eines Pfannsteines von ansehnlicher Stärke, der
bedeutend chlornatriumhältig war, gab folgende Resultate:
Scehwefelsauren Kalk .. . 7:70 Upläslich Si. ya :4 0.2.0.0. 0-08
Schwefelsaures Kali . ... 1:10 REIT ee 0:09
Schwefelsaures Natron . . 8°00 Wasser AUS ERREIG, . ALR DE 4-00
Schwefelsaure Magnesia . 2:00 Te amt
Chlornatrium . . * . . . 77-40 Summe . 96:37
100 Theile des wasserfreien Pfannkernes enthalten darnach:
Chlornatrium . . . . . . 80:31
Nebensalze . . 2.2... 19:68.
d) Aussee.
Von dem an der hiesigen Saline erzeugten Salz wurde untersucht:
100 Theile enthielten
Gattung des Salzes Schwefel-
Bere Chlor Kalk |Magnesia Kali Natron Wasser
1. Grobkörn. Vorgangsalz . | 1:20 | 58:84 | 0 0:21 | 0:20 | 51-75 | 1:02
2. Grobkörn. Naehgangsalz. | 0:72 | 58:84 | 0 0:34 | 0:29 | 51:00 | 1-77
3. Feinkörniges Salz . . . | 2:66 | 56:00 | 0- 0:85 | 0:80 | 49:20 | 2-95
4. Gaar gedörrtes Salz . . | 1:81 | 58:73 | 0:04 | 0:27 | 0-33 | 51:90 | 0:50
Es ergeben sich daraus für 100 Theile folgende Combinationen:
Bestandtheile 1 | 2 | 3 | 4
Schwefelsaurer Kalk. . . . . .» . 0:34 0:02 0-12 0-10
Schwefelsaures Kali . . . x » » » 023% 0-53 1°47 0-61
Schwefelsaures Natron. . . . . .» 1:47 0-83 3:40 261
Chlormagnesium. . 2... 2... 0:48 0:79 2-01 0:63
Ghleraathium d-3 analsı made. 96-36 95-94 89-81 95-74
NEEKOEr AR A A RER u 1:02 1:77 2:95 0:50
Sunmeick 100-@8 | 99-88 | 99-76 | 100-19
38 +
296 Karl Ritter von Hauer. [40]
Nr. 4 repräsentirt die Zusammensetzung und den Zustand der Trocken-
heit des von der Saline produeirten und in den Handel gesetzten Salzes.
100 Theile dieser Produete in wasserfreiem Zustande enthalten:
Bestandtheile | * "are Tansern [n za Danger
Sehwefelsauren Kalk . . . : 2 2... 0:34 0-02 0:12 0-10
Schwefelsaures Kali . . -» » 2.2... 0-37 0:54 1:51 0-61
Schwefelsaures Natron . - . - Leni 1:48 0:84 3-51 2:62
Chlormagnesium. . . - 2.0... 0-48 0-80 2:07 0:63
Chiornatrium 7.079 ERRSEENRIE 97:32 97-79 92-78 96-03
Summe der Nebensalze . 2-67 2.20 | 7:21 | 3:96
Die Soolen vom Bergbau in Aussee sind die unreinsten, es darf daher nicht
Wunder nehmen, dass hier dem beim Siedprocesse auskrystallisirenden Koch-
salze sich mehr von den Nebensalzen beimengt. Indess ist das von der Saline
erzeugte Endproduet nicht wesentlich von dem der anderen Salinen verschieden,
Eine sehr ausgiebige Reinigung bewirkt hier der Dörrprocess. Schon für den
Blick ist es auffällig, dass das aus den Dörrkammern gelangende Salz ganz
besonders stark mit den Krusten der herausgeschmolzenen Darrtropfsalze über-
kleidet ist, die dann beseitigt werden. Das Dörren wird aber hier bei hoher
Temperatur und mit grosser Sorgfalt bewerkstelligt, wodurch erreicht wird,
dass die erzeugten Salzstöcke nicht nur ganz besonders compact und zu dem
Transporte auf der Achse geeignet, sondern auch nahezu so rein wie das Pro-
duet der anderen Salinen ausfallen.
Der Vergleich des fixen Rückstandes der Soolen mit dem wasserfreien fein-
körnigen Salze ergibt folgende Verhältnisse:
Salz
m N —
1.4 Jahr alte Soole 2.4 Jahr alte Soole 3. Junge Soole ungedörrt gedörrt
Chlornatrium . . . 82:98 89:95 89:69 92:78 96-03
Nebensalze . . . . 17°01 10:04 10-30 7.21 3:96
Durch den Siedeprocess werden sonach 28:1 — 57:6 Pet. der Nebensalze
von dem fixen Soolenrückstande ausgeschieden, durch den Dörrprocess 45 Pet.
von den im feinkörnigen Salze enthaltenen Nebensalzen. Die ganze Manipulation
der Saline bewirkt somit eine Abscheidung von 60:5 — 76°7 Pet. der Neben-
salze im fixen Rückstande der Soolen, je nachdem daran ärmere oder reichere
zur Verarbeitung kommen. Eine Untersuchung der Darrtropfsalze, deren
Abfall hier so wesentlich dazu beiträgt das erhaltene Siedeproduet zu reinigen,
ergab für 100 Theile:
Säuren und Basen: Salze:
hwefelsäure. «co... 6:05 Schwefelsauren Kak . .... . Spur
rn ; 7 POSE- RER 50:66 Sehwefelsaures Kali . . .. . . 6°'28
Kolksiriäh pieumpauhuithn „ou 7 Spur Sehwefelsaures Natron . . ... 5:62
Mabnösiaisuchen Iomisanziehee en» 212 Chlormagnesium. . . 2.2... 5:02
a 1 E 3:40 Chlornatrium . - JiuH wwinnelains 77:30
Natedn., „. el. Me. a. am 43:30 Wasser. . . . „ UeH wrimals . 5:55
u ee re 5.58 Summe . 99-77.
Das Verhältniss des Chlornatriums zu den Nebensalzen ist in der wasser”
freien Substanz:
Chlornatrium: 820%. Nebensalze: 1795.
[41] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salakammergute in chemischer Beziehung. 297
Dieses Darrtropfsalz enthielt somit um beinahe 14 Pet. mehr Nebensalze
wie das abgedörrte Kochsalz. Alle diese Verhältnisse sind natürlich ziemlich
variabel, da ja schon das feinkörnige Salz, welches in verschiedenen Zeiten der
Campagne auskrystallisirt, bald mehr, bald weniger beigemengte Nebensalze
enthält. Das abgedörrte Salz, das eigentliche Produet der Salinen, hat hingegen
eine ziemlich constante Zusammensetzung, da aus unreinerem Salze, welches
aus den Pfannen in die Dörrkammern gelangt, dort mehr, aus reineren ent-
sprechend weniger sieh in Form von Dörrauswüchsen abscheidet.
Pfannstein. Eine Untersuchung des hier abfallenden Pfannkernes gab
für 100 Theile:
Säuren und Basen: Salze:
Schwefelsäure... . . . 20:46 SchwefelsaurenKalkk . . . . . . 6:77
Ber ce. . 37:00 Schwefelsaure Magnesia . .» . . 708
Kalk . auelının or Schwefelsaures Kali . . . . . 13:85
Mapnesia. 0... 922236 Schwefelsaures Natron . .. . » 9:60
Kalle ®.. . „ale Az Chlötnattium Eur na. 7009
Natren..y: a8-UE. . . &1 36-55 Unlöslich . BEER... „‚aalydasıohl0 20
Unlösliev.. .\*-.). . . .. 020 (Thon) Eisenoxyd’. ir dis. .a,.c andasırıı 0:15
Bisauexyd -. 2... 0-15 Wassan. 7 0. 26 0 u 8235 ade ni 1:17
1 RE A A Summe 99-79
100 Theile des wasserfreien Pfannkernes enthalten:
Chlornatrium: 61:72. Nebensalze: 38:27.
Mutterlaugen wurden von dieser Saline folgeude untersucht:
1. Von kurzem Sudbetrieb, genominen von einem Ytägigen Sud.
2. Nach langem Sudbetrieb, genommen von einem 13tägigen Sud.
Speeifisches Gewicht . . . : 1:2605 1:2662
Gewicht von einem Kubikfuss Mutterlauge i in Pfunden . 71'292 71'413
Gehalt an fixen Bestandtheilen in 100 Theilen der
Mutterlaugen 30:44 31.42
Ein Kubikfuss der Laugen enthält darnach fixe Theile
in Pfunden . . . 21.701 22438
Gefunden wurden in 100 Theilen dieser Mutterlaugen:
Bestandtheile
Schwefelsäure
Chlor
woraus sich folgende relative Salzmengen ergeben:
298 Karl Ritter von Hauer. [42]
Salze 1 | 2
Schtrefelskurer Rue are, IE ET SINE, SR Spur Spur
Sehwefelsaures Kaliy ad. orwinaw bisd. ‚as I 4:19 5.54
Schwefekaares;Natsan.ah 141, lila. 3:28 3.21
Chlormagnesium . .... a PER 6:89 5:78
RER Ve 0057 0:08
Chlörnatriem U cm, Kan, ARE RER 15:80 16°63
Summe . 30-217 31:24
Gefundener Abdampfrückstand . 30-440 3142
Ein Vergleich des wasserfreien fixen Rückstandes der Ausseer Soolen
mit jenem dieser daraus resultirenden Mutterlaugen ergibt:
Mutterlauge
——
1. 4jäbrige Soole 2. 4jährige Soole 3. junge Soole. 1 2
Chlornatrium . . 8298 89:95 89:69 52:28 53-23
Nebensalze. . . 17:01 10:04 10-30 47:71 46-76
Aus allen diesen Verhältnissen ergibt sich, dass die Saline in Aussee mit
den grössten Schwierigkeiten zu kämpfen hat, um ein reines Salz darzustellen,
es sind nämlich die zur Verarbeitung kommenden Soolen kaum viel reiner wie
die Mutterlaugen von einem längeren Sudbetriebe an den anderen Salinen.
Um einen vergleichenden Ueberbliek über die Leistung der Fabrieation in
chemischer Beziehung an den vier hier abgehandelten Salinen zu gewinnen,
dient die folgende Zusammenstellung über die Qualität des produeirten Koch-
salzes.
Abgedörrtes Kochsalz.
Ebensee Hallstatt Aussee
Chlornatrium . . . . . 96:30 96:27 95:06 95:74
Nebensalze. . . : . . 3-11 2:49 2-98 3:95
Wasser -.: 4 ur: 0.54 1:02 1:41 0-50
Das auf sämmtliehen vier Salinen erzeugte Kochsalz ist mithin als Handels-
product geradezu als gleichwerthig zu betrachten. Die hier angegebene Wasser-
menge entspricht dem Grade von Trockenheit, in welchem das Salz von den
Salinen abgegeben wird. Vermöge der Hygroskopieität der Nebensalze zieht es
wohl später wieder mehr Wasser an, allein das Gewicht der Stöcke wird unmit-
telbar nach dem Trocknen des Salzes bestimmt und verzeichnet. Um was das
Salz später mehr Wasser enthält, ist nur ein Verlust für alle Käufer im
Kleinen. Diese Wassermenge beträgt 3, 4 und auch mehr Percent, woraus den
Zwischenhändlern ein nicht unerheblicher Gewinn erwächst.
Das reinste Salz wird nach den angeführten Analysen bei der Salihei in Ischl
dargestellt, aber die Leistung ist in dieser Beziehung bei der Saline in Aussee
die höchste, wenn man das Rohmateriale berücksichtigt, welches dort zur Ver-
arbeitung kommt.
Dass die Vor- und Nachgangsalze an Werth, vermöge ihres Gehaltes an
Chlornatrium, dem als Kochsalz in den Handel gesetzten Producte nicht nach-
stehen, wurde am betreffenden Orte bereits nachgewiesen.
[43] Der Salinenbetrieb im österr. und steierm. Salzkammergute in chemischer Beziehung. 299
Durch den Fabrieationsprocess (Sieden und Dörren) werden von 100 Thei-
len der in den Soolen enthaltenen Nebensalze abgeschieden :
In: Ebensee Ischl Hallstatt Aussee
41-1 Pet. 48-8 — 73:2 Pet. 44-6 — 54°0 Pet. 60'5 — 76°7 Pet.
Für die Beurtheilung der ökonomischen Seite der Fabrication mögen fol-
gende Daten als Anhaltspunkte dienen:
Ein Pfund Wasserdampf (von 100° €.) erfordert zu seiner Bildung 650
Calorien.
Nimmt man den absoluten Wärmeeffect des Holzes zu 3000 Calorien, so
können durch 1 Pfund Holz 4°6 Pfund Wasser verdampft werden.
Im Durebschnitt sämmtlicher Untersuchungen wiegt 1 Kubikfuss Soole 68°2
Pfunde, und enthält:
18°2 Pfund fixen Rückstand,
50:0 „Wasser.
Mit einer Klafter Holz, wenn man diese zu 20 Centner annimmt, können
demnach 92 Centner Wasser oder 184 Kubikfuss Suole verdampft und 334
Centner fixer Soolenrückstand erhalten werden.
Der durchsehnittliche jährliche Holzverbrauch der vier Salinen betrug in
den letzten Jahren eirca 40.000 Klafter, theoretisch können mit diesen daher
7,360.000 Kubikfuss Soole verdampft und 1,340.000 Centner fixer Soolenrück-
stand erhalten werden. Nach den in den Jahren 1858 und 1859 gemachten Erhe-
bungen an der Saline in Ebensee) wurden durch 1 Centner Holz 373 Pfunde
Wasser verdampft, was 81 Pet. von der theoretisch eben entwickelten Leistung
entspricht. Bei der nahezu gleichen Einrichtung, wie sie an den vier Salinen
herrscht, lassen sich auch die gleichen praktischen Erfolge voraussetzen. Die
mit 40.000 Klafter Holz erzielte Leistung würde sich darnach auf die Verdampfung
von 5,961.600 Kubikfuss Soole und die Gewinnung von 1,085.400 Centner fixen
Soolenrückstand beschränken.
Die wirkliche Ausbeute an Sudsalz beträgt nach den Beobachtungen in Hall-
statt per Kubikfuss Suole 17°5 Pfund, indem der Rest des fixen Rückstandes als
Pfannkern, Darrtropfsalz u. s. w. in Abfallkommt. Die Soolen, welche an den anderen
Salinen zur Verarbeitung kommen, sind nicht ärmer wie die im Hallstätter Berg-
bau gewonnenen, es darf also die gleiche Ausbeute vorausgesetzt werden. Die
aus der berechneten Soolenmenge resultirende Quantität von Sudsalz würde
darnach bei einem Aufwande von 40.000 Klafter Holz 1,043.280 Centner Sud-
salz und 42.120 Centner an verschiedenen Abfällen betragen.
Zur Beurtheilung in wie ferne die thatsächliche Leistung der Salinen diesen
Angaben sich nähert oder sie überschreitet, mangeln mir die erforderlichen Daten,
und ich musste mich daher auf eine mehr theoretische Entwickelung dieser Ver-
hältnisse beschränken.
Schliesslich möge noch die Frage über den Werth der Nebenproducte
berührt werden.
Schon die Zerlegung der Soolen liess erkennen, dass vermöge ihres unbe-
deutenden Gehaltes an fremden Salzen in allen daraus abfallenden Nebenproducten
es nur vorwiegend das Chlornatrium sein könne, welches ihnen hauptsächlich
einen Werth verleiht. Aber auch das Gesammtquantuın der Nebenproducte ist
1) Nach Mittheilungen des früheren Salinendireetors v. Plentzner.
300 Karl Ritter von Hauer. [44]
aus demselben Grunde nicht bedeutend. Für eine chemische Verarbeitung kämen
hier in Betracht die lockeren Vor- und Nachgangsalze, die nicht genug bindende
Bestandtheile (Nebensalze) besitzen, um sich zur Stöckelbildung zu eignen, ferner
die Darrtropfsalze, der Pfannstein und die Mutterlaugen. Was die grobkörnigen
Vor- und Nachgangsalze anbelangt, so hatte die Untersuchung ergeben, dass sie
im wasserfreien Zustande folgendermassen zusammengesetzt seien:
n Vorgangsalze Nachgangsalze
Saline S an
Chlornatrium | Nebensalze Chlornatrium | Nebensalze
Diese Producte sind fast reicher an Chlornatrium, wie das produeirte Koch-
salz, es kommt also hier nur das erstere in Betracht. Für die chemische Verar-
beitung zu Natronsalzen sind sie daher hochwerthig.
Auch in den Darrtropfsalzen überwiegt quantitativ, wie die folgende Zusam-
menstellung zeigt, noch weitaus das Chlornatrium.
Saline Ebensee Ischl Hallstatt Aussee
Chlornatrium . | . 88-21 91:08 82-04
Nebensalze . . 11:78 891 17:95
Eine andere Verarbeitung dieser Nebenproducte ausser auf Natronsalze
erschiene somit nicht lohnend. |
In grösserer Menge treten die Nebensalze hingegen in den Pfannsteinen
auf. Die Untersuchungsresultate dieses Sudabfalles sind in der folgenden Tabelle
zusammengestellt:
Gehalt von einem Centner in Pfunden
BAR REINEN. Ebensee Ischl | Hallstatt Aussee
Schwefelsaurer Kalk . . . . 2.2... 28-73 27:73 7:70 6:77
Schwefelsaure Magnesia . .... . 1:65 0:42 2-00 7:08
Schwefelsaures Kalı. . . 2... 1:81 0:83 1:10 13-85
Scehwefelsaures Natron . . . . ... 16-11 36:03 8.00 9:60
Chlornatrium ou un... Sueza 49.58 30:55 7740 60:97
Diese Tabelle zeigt zugleich wie sehr variabel die Zusammensetzung der
Pfannsteine je nach der Dauer der Campagne und der Temperatur während des
Verdampfungsprocesses ist. Die Kalisalze, deren Gewinnung jetzt an mehreren
ausländischen Salinen eine grosse Rolle spielt, sind mit Ausnahme des Pfannkernes
von der Saline in Aussee, nur in sehr geringer Menge vorhanden, da schon die
Soolen selbst daran sehr arm sind. In den Soolen vom Salzbergbau in Aussee
sind Kalisalze etwas reichlicher vertreten, und concentriren sich daher auch in
grösserer Menge in den Abfällen. Der Gyps ist geradezu als werthlos zu betrachten
mit Rücksicht auf eine chemische Verarbeitung, und käme nur in Betracht bei
Verwendung der daran reichen Pfannsteine als Düngmittel, wozu sie namentlich
gemischt mit der abfallenden Holzasche benützbar erscheinen. Natronsalze sind
[4 5] Der Salinenhetrieb im Österr. und steierm Salzkammergufe in chemischer Beziehung. 301
endlich ziemlich reichlich vorhanden, wenigstens in soleher Menge, um ihre
Isolirung zu ermöglichen. Es scheint indessen, dass der Gesammtabfall an Pfann-
kern, mit Ausnahme der Saline in Aussee, welche unreinere Soolen verarbeitet,
nicht sehr hoch sein dürfte. Es liegen keine Angaben vor, wie hoch der Abfall an
Pfannstein’ sich bei den einzelnen Salinen belauft, was natürlich entscheidend
für die Frage ist, ob sie das Materiale für eine chemische Fabrieation von
nennenswerther Erzeugung liefern könnten.
In der folgenden Tabelle ist endlich noch die Zusammensetzung der unter-
suchten Mutterlaugen übersichtlich dargestellt, und zwar ist der Gehalt in Pfunden
für je 1 Kubikfuss Soole angegeben:
Schwefelsaure Salze % Chlor-
Mutterlauge von der Saline rm
Kalk | Kali | Natron | Magnesium Magnesium | Natrium
Ebensee, von einer zwölftägi-
gen Campagne 0:131 | 1'265 | 0:330 | 0023
Ischl, nach zweiwöchentlicher
Biedezeit . . . . . [| 0°131 | 1:090 | 0:621 | 0016
Ischl, von einer Heranchene!
liehen Siedezeit 0:151 | 1:080 | 0.289 | 0023
Hallstatt, von einem zehnmo-
natlichen Sudbetrieb . . . | 0:342 | 2:636 | 1932 | 0040
Aussee, von kürzerem Sudbe-
Spur | 2:987 | 2:338 | 0-040
3:956 | 2292 | 0:057
Wie aus dieser Zusammenstellung hervorgeht, ist es wohl gerechtfertigt,
dass die von einem nur wenige Wochen dauernden Sudbetriebe herstammenden
Mutterlaugen, nicht allsogleich entfernt sondern weiter versotten werden, nament-
lieh gilt dies für die in Ebensee und Ischl aus kurzem Sudbetriebe abfal-
lenden Laugen. Wie zur Entscheidung der Siedewürdigkeit der Soolen würde
auch zur raschen Beurtheilung des Grades von Unreinheit der Mutterlaugen die
Bestimmung des speecifischen Gewichtes den besten Maassstab zur Hand geben.
Aus den vorliegenden Untersuchungen ergibt sich folgendes relative Verhältniss
bei den Mutterlaugen zwischen ihrem specifischen Gewichte, dem Gehalte an
Chlornatrium und den Nebensalzen:
Fixer Rückstand in In 100 Theilen fixen Rückstandes
Dee
U A einem Kubikfuss. ForE
Gewicht Pfunde Chlornatrium Nebensalze
Saline
19064
18:942
19:489
21'090
21701
22-438
Man kann darnach annehmen, dass die Mutterlaugen mit einem speecifischen
Gewichte von 1'23 angefangen, schon so unrein werden (etwa 25—80 Pet.
Nebensalze vom gesammten fixen Rückstande enthalten), dass ihre Entfernung
aus dem Sudbetriebe geboten erscheint. In den älteren Mutterlaugen ist der
Gehalt an Magnesia, Kali- und Natronsalzen nicht unerheblich, und hier igesellen
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864 IT. Heft. 39
302 _ K. Ritter v. Iauer, Der Salinenbet. im österr. u. steierm. Salzkamm, in chem, Bezieh, [46]
sich noch Bromsalze hinzu, daher eine chemische Verarbeitung derselben einige
Rücksicht verdient. Indessen tritt auch hier der Fall ein, dass es vor Allem nöthig
wäre zu wissen, wie hoch sich der Abfall an Mutterlaugen (mit einem speecifischen
Gewichte von mindestens 1:23) alljährig bei den in Rede stehenden Salinen
beläuft.
Oekonomische Folgerungen irgend einer Art können nur auf Basis detail-
lirter Betriebsrelationen entworfen werden, die aus neuerer Zeit in der heimi-
schen Literatur gänzlich mangeln. Die analytischen Resultate, wie sie hier vor-
liegen und die Würdigung der localen Verhältnisse sind der eine Factor dazu;
der andere, der im Vereine damit am einfachsten und unwiderleglichsten den
Beweis herstellt, auf welcher Höhe der Perfection sich der Salinenbetrieb
befindet, ceonucentrirt sich streng genommen in einer einzigen Frage, und die
lautet: was kostet thatsächlich, inelusive aller darauf lastenden Regie- und
Gestehungsauslagen, die Erzeugung von einem Centner Sudsalz ?
Indessen die Beantwortung dieser Frage, wozu mir ohnedies auch die
Behelfe fehlen, lag nicht in dem Kreis der mir übertragenen Aufgabe, die sich
wesentlich nur auf die chemische Seite des Salinenbetriebes bezog. Nach Allem
was in der letzteren Richtung erprobt wurde, ist die Leistung der Salinen (die Er-
zeugung eines möglichst reinen Salzes) eine vorzügliche. Nach allen empfangenen
Eindrücken scheint auch der Betrieb in anderen rein technischen Beziehungen,
wie z. B. in Hinsicht des aus den Soolen ausgebrachten Quantums von Salz, der
nutzbar gemachten Wärmemenge des Brennstoffes u. s. w. auf einer aner-
kennenswerthen Höhe zu stehen. Sicher ist es mindestens, dass bei der localen
Leitung und Verwaltung an den einzelnen Salinen ein unverkennbares Streben
herrscht die technische Seite des Betriebes zu heben, und dieses Bestreben hat
eine Reihe localer Einrichtungen, Verbesserungen, Manipulationsänderungen u. s. w.
an jeder einzelnen der vier Salinen im Gefolge gehabt, deren Auseinandersetzung
hier zu weit führen würde, die aber wenigstens des Prineipes wegen das ihrer
Anbahnung zu Grunde lag, angedeutet werden müssen. Um wie viel günstiger
würden sich erst aber unter diesen Prämissen manche Verhältnisse gestalten
können, wenn der Wirkungskreis der Leitung jeder einzelnen Saline ein erwei-
terter würde, wenn sie im Sinne isolirter Staatsfabriken bestünden.
303
VII. Arbeiten, ausgeführt im ehemischen Laboratorium der
k. k. geologischen Reichsanstalt.
Von Karl Ritter v Hauer.
1) Paterait von Joachimsthal in Böhmen. Untersucht von Herrn Dr. Gustav
Laube. Gibt im Kolben Wasser, ein Sublimat von Molybdänsäure und Dämpfe
von schwefeliger Säure. Auf Kohle schmilzt das Mineral leicht zu einer schwar-
zen Kugel und bildet einen grossen weissen Beschlag. Die Boraxperle färbt es
heiss grün (Eisen), kalt blau (Kobalt), leicht löslich in Säuren.
100 Theile enthalten:
Unisslichen HRückstand . 2 Sen. 2. a
Sehweleh AH Amalie. ee eier 1
EEK 1 a hat DER le ah ee N ale en
BoBalloxyual. 0 DE a een oa wer 2
ERSERORYON ap he ee he AR ARTEN ae
IMOIVDdANSAUTSr TIL IHRN Fr NN 3
ER WEN N ER ONE ee re
Bemerkung. Das schwarze amorphe Mineral erscheint mit Pyrit innig
gemengt und lässt sich mit der grössten Vorsicht nicht vollständig ausscheiden.
Die gefundenen Mengen Schwefel, Wismuth und Eisen als Wismuthglanz und
Pyrit abgerechnet, dürfte der Paterait im reinsten Zustande als molybdänsaures
Kobaltoxydul betrachtet werden.
2) Turmalin im Glimmer von Prevali in Kärnthen. Eingesendet von Herrn
Ant. v. Webern, zur Untersuchung mitgetheilt von Herrn Bergrath M. V.
Lipold, analysirt von Herrn Dr. Gustav Laube.
a) Magnesia-Turmalin von braungelber Farbe. Speeifisches Gewicht 3°04.
Kieselsäures sy en ans talenna
Phonerdes Hain Ma ZU 01 SON MON 3. hr
Kalk, ar a et 1 Bed 29 3:6
Magnenayı 3 se ae er sea 11°5
Eisen . .. . „0 2 Bil aa es Spur
Borsäure
Kalıa, ads an. ein ae Va En SEE EST, 10-0
Natron
Glühverlustu. ..,3 2.00. 2 A ER 0:5
100-0
b) Kaliglimmer von grünlicher Farbe, ziemlich spröde.
Kieselsäure.: . 0er. Se SIE 48-0
INhonerdouc:. en A heneraa, ee Saere 36:0
Tr RE re RE. eis, SEE 4-3
Da ee te ee EL An 1'2
Borsäure
reall 2 We RE .c . 10°5
Natron
SIR Re De A ee 10
100:0
3) Grüne Hornblendeschiefer von Reichenau. Zur Untersuchung mitgetheilt
von Herrn Sectionsgeologen H. Wolf, analysirt von Herrn Dr. Gustav Laube.
39°
304 Karl Ritter von Hauer,
Speeifisches Gewicht 2:78.
Glühverlusts ame en N A SO
Kiöselsäure tn UA IE I, Dash
Dhonerdewiäur N a0 nk 14-8
Eisenosyiul, oa n. 0 2 0 40h, 0 de NE 13.2
Kalkar. ae Br ER: >; 9-6
Magnesia . ... . EUR IN Neu .; 1108B
100 °4
4) Phyllit von Neustadt an der Mettau. Zur Untersuchung mitgetheilt von
Herrn Sectionsgeologen H. Wolf, analysirt von Herrn Dr. Gustav Laube.
Speecifisches Gewicht 2:67.
Gluhverlustiy 3 a Mr as 00m a re ul THE RE |
Kielselsaunens Kumaae Lt STEIN SR N a . . 640
Thonerde und Eisenoxyd . .» .. 2. 22202 0e. 28-5
Kalk aitl sk earte speist rosa Ense 1,1
Magnesia..n) ur arlalil adnzeh = Lelanle ia mundi ee 28
EIER a DB Ban 1 a AL ET Br a}; 1-5
1000
5) Lithographischer Schiefer von Ravnje, Valjevaer Kreise in Serbien. Zur
Untersuchung eivgesendet von Herrn Professor Pancid in Belgrad, analysirt
von Herrn Dr. Gustav Laube.
Unlöslich Thonerde
Kieselerdes u rd, aner N eees 53
Eisenoxyd
Löslieher kohlensaurer Kalk . . . . . WERE EN
Ns lee ee 1:0
Merlot, Wüsseriht Day NER RI RENTNER 343
100-0
6) Kupferkies von Feistritz in Steiermark, neuer Anbruch, untersucht von
Herrn Ludwig Kuschel.
Die Probe enthielt 32'8 Pet. Kupfermetall.
Zur Aufarbeitung dieser Kiese werden soeben Kupferschmelzöfen gebaut.
7) Hydraulischer Kalk von Woergel in Tirol. Zur Untersuchung eingesen-
det von Herrn Karl Zach.
100 Theile enthielten :
Böbselsauren Thon. aan A er 248
ispRoxyd !,. 2 Er EEE 1°5
Kohlensauren Kalk . ..: ns S.m% 5 -
Kohlensaure Magnesia . . ». oc. a 0... % 31°5
8) Kaolin von Boretic im Bezirke Mühlhausen, zur Untersuchung einge-
sendet von Herrn Nobak.
100 Theile enthielten :
Buepelende...i... Sn Sue 742
Thonende . . ».u. 0% 0... 9-7 (mit wenig Eisenoxyd)
Maeussa .. = 2....% Me
Alkallen .®. . 0... „Ar. Spur
Maas ae ee. 12.6
99-3
9) Kohlensorten, zur Untersuchung eingesendet vom k. k. Verpflegsmagazin
in Wien.
Arbeiten im chemischen Laboraturium.
305
a) Lankowitzer Kohle, Grube von Pendel,
„ Piehlinger,
„ Satter,
„ Hochegger,
„ Obergmeiner,
b)
Steiermark F)
f)
9)
‚h)
k)
Wasser
ın 100
Theilen
ea
a) 16:9
b) 11°5
c) 16°4
d) 15.1
e) 4:5
f) 14'2
„). 12:9
h) 10:9
i) ER
k) 1A
”
”
»
ec) ”
d) Rosenthaler Kohle,
”
i) Kohle vom Radnitzer
n
”
„
„
” ”„
Becken
Fiseher,
Perisutti,
Joseph Otto,
in Böhmen,
von Gloggnitz in Oesterreich.
Asche Redueirte
in 100 Gewichts-
Theilen theile Blei
—_ u — u
42 15:10
3.0 17:00
9.0 13:10
30 16:40
3:6 15:25
2:2 16:60
3.0 17:20
2-1 19:50
24 23:60
80 15°60
Aequivalent eıner
Wärme- 30’ Klafter wei-
Einheiten chen Holzes in
Centner
——
3412 15:3
3842 13°6
2960 17%
3706 14-1
3446 152
3751 13-9
3887 13-5
4407 11°9
5333 9-8
3525 14°8
10) Kohlen aus der Militärgrenze. Zur Untersuchung übergeben von Herrn
Professor Peters,
1. Schurf des Herrn Delia in Eibenthal (Steinkohlenformation), Orsowa
SW. Bersaska SO., roman-banater Militärgrenze.
Eibenthal, Bau von Popovics und Marianovies.
2,
3. Bıaunkohle von Mehadia.
4.
5. Bau von Popovies im Eibenthal.
6.
T.
8.
Wasser
in 100
Theilen
en u
1% 0-7
2: 0-5
3: 12-9
4. 0-4
5. 0-5
6. 4-9
ik 11
8. 05
Asche Reducirte
in 100 Gewichts-
Theilen theile Blei
u u
20°5 25°20
34 29:30
a 19-10
19-4 25 10
69 2815
9:6 15:20
20.4 23:80
3:8 30:00
Sehurfbau des Herrn Delia im Eibenthal.
Braunkohle von Bakna im Thale von Vecerova Orsowa O.
Schurfbau von Popovies im Eibenthal.
Alter Bau von Popovics im Eibenthal Orsowa SW.
Aequivalent einer
Wärme- 30’’ Klafter wei-
Einheiten chen Holzes in
Centner
—— m
5695 9.2
6621 7-9
4316 12 1
5672 9-2
6362 8-2
3435 15°2
5378 9-7
6780 007
11. Braunkohle aus der Umgebung von Agram zu St. Helena, neuer An-
bruch des Freiherrn von Hellenbach, die Kohle liegt nur einen Fuss unter der
Dammerde.
Wasser in 100 Theilen
Asche „ 100
eye, dar ae
Bedheirie Gewichtstheile:Bleil! . 20-00
11-4 Wärme-Einheiten . . . .... 45:20
2:6 Aequivalent einer 30” Klafter
weichen Holzes in Centner .11°6
306
IX. Verzeiehniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt
gelangten Einsendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petre-
facten u. s. w.
Vom 16. März bis 15. Juni 1864.
1) 16. März. 1 Packet, 8 Pfund. Von der k. k. Eisenwerksverwaltung in
Kudsir. Feuerfester Thon zur chemischen Untersuchung.
2) 28. März. 1 Kiste, 120 Pfund. Geschenk von Herrn Bergmeister M.
Simettinger in Aspang. Pflanzenabdrücke von Königsberg bei Aspang. (Ver-
handlungen, Sitzung am 19. April.)
3) 10. April. 1 Kiste, 40 Pfund. Geschenk von Herrn k. k. Verwalter
Fr. Binna in Hall. Mineralien und Gebirgsarten vom Salzberge zu Hall. (Ver-
handlungen, Sitzung am 19. April.)
4) 13. April. 1 Schachtel, 6 Pfund. Von Herrn k. k. Ober-Bergeommissär
Franz Weinek in Klagenfurt. Wölchit und andere Mineralien von Olsa bei
Friesach. (Verhandlungen, Sitzung am 19. April.)
5) 14. April. 1 Kiste, 60 Pfund. Geschenk von Herrn Kammerrath Herm.
_ Grotrian in Braunschweig. Petrefacten. (Verhandlungen, Sitzung am 19. April.)
6) 15, April. 1 Kiste, 143 Pfund. Von Herrn Verpflegsverwalter Strnad
in Ofen. Braunkohlen von Szapar nächst Bodaik zur Untersuchung.
7) 21. April. 1 Kiste, 96 Pfund. Von Herrn Noback in Prag. Brunnen-
wasser aus Prag zur chemischen Untersuchung.
8) 10. Mai. 1 Packet, 8 Loth. Von Herrn Noback in Prag. Kaolin-Muster
von Boretie bei Mühlhausen zur chemischen Untersuchung.
9) 14. Mai. 1 Kiste, 59 Pfund. Geschenk von dem k. k. Statthalterei-
Präsidium in Triest. Bausteinmuster.
10) 17. Mai, 1 Kiste, 40 Pfund. Geschenk von Herrn Apotheker Al.
Storch in Rokitzan. Petrefacten aus der silurischen Formation. (Verhandlungen,
Sitzung am 19. April.)
11) 24. Mai. 1 Kiste, 63 Pfund. Geschenk von Herrn Karl Kaezvinszky
in Radoboj. Pflanzenabdrücke. (Verhandlungen, Sitzung vom 21. Juni.)
12) 24. Mai. 1 Kiste, 28 Pfund. Geschenk von Herrn Director L. Hohen-
egger in Teschen, Gebirgsarten aus den schlesischen Karpathen. (Verhand-
lungen, Sitzung am 21, Juni.
13) 4. Juni. 5 Kisten, 182 Pfund. Von Herrn D. Stur (Section I.
der k. k. geologischen Reichsanstalt). Petrefacten aus der Umgegend von
Enzesfeld.
14) 13. Juni 1 Kiste, 81/, Pfund. Durch freundliche Vermittlung des
Herrn Liebener in Innsbruck. Petrefacten von St. Cassian. Angekauft.
15) 13. Juni. 2 Kistchen, 25 Pfund. Geschenk von Herrn k. k. Berg-
verwalter Andreas Jurenak in Herrngrund. Petrefacten aus der Umgegend
von Herrengrund.
16) 14. Juni. 2 Kisten, 79 Pfund. Von Herrn D. Stur (Section 1.
der k. k. geologischen Reichsanstalt). Petrefacten aus der 'Umgegend von
Piesting.
307
X. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt
eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Vom 16. März bis 15. Juni 1864.
De Beaumont, Klie L., Paris. Tableau des donnees numeriques, qui fixent les 362 pointes
prineipaux du reseau pentagonal. Paris 1864.
Berlin. K. Handels-Ministerium. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen-
wesen in dem preussischen Staate. XI, 1. 1864.
»„ Gesellschaft für Erdkunde. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. XVI. 1,2. 1864.
Bianconi, Joseph, Professor an der k. Universität in Bologna. On Meteorites. (Proe. Brit.
Meteor. Soc. 1863.)
Bologna. Accademia delle seienze. Memorie. S. I. T. II. f. 2. 1864.
Bonn. Naturhistorischer Verein. Verhandlungen XX, 1863.
Brody. Handelskammer. Bericht über die am 10. Februar 1864 stattgehabte Ver-
handlung.
Brünn. K. k. m. schles. Gesellschaft für Ackerbau u. s. w. Mittheilungen. 1864.
Nr. 11—24.
Caen. Soeiete Linneenne de Normandie. Bulletin. Vol. Il, II, V, VI, VII. An.
1856/63. — Memoires XI— XIII. 1860 —64.
Delesse, Professor in Paris. Exposition universelle de 1862. Materiaux de construction.
Paris 1863. — Revue de Geologie pour l’annee 1861, par M. Delesse et M. Laugel.
II. Paris 1862.
Dresden. Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis“. Sitzungsberichte. Jahr-
gang 1863.
Dublin. RoyalSoeiety. Journal Nr. XXX. Juli 1863.
v. Eichwald, E., Excell. Kais. russ. w. Staatsrath, St. Petersburg. Beitrag zur näheren
Kenntniss der in meiner „Lethaea rossica“ beschriebenen lllaenen und über einige
Isopoden aus anderen Formationen Russlands. Moscau 1864. (Bull. soc. des natur.)
Eisleben. Bergschule. Jahresbericht den Cursus von 1862—1863 umfassend.
Erdmann, 0. L., Professor in Leipzig. Journal für praktische Chemie 1863. 90. Bd. 7.—8.
Hft. 1864. 91. Bd. 1.—8. Hft.
St. Etienne. Societe del’industrie min&rale. Bulletin. T. IX. 1. Livr. 1863/64.
Feldkirch. K. k. Gymnasium. Programm für das Schuljahr 1857. 1861, 1862,
1862/1863.
Florenz. Accademia dei Georgofili. Rendieonti. Trien. V. Anno I. disp. 2—7.
Frankfurt a/M. Physikalischer Verein. Jahresbericht für 1862/1863.
Freiberg. K.Berghauptmannschaft. Jahrbuch für den Berg- und Hüttenmann auf
1864.
» Bergmännischer Verein. Verhandlungen. (1. Dec. 1863 bis 2. Febr. 1864.)
(Berg- und Hüttenm. Ztg. 1. Apr.)
St. Gallen. Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Bericht 1862/1863.
Gotha. J. Perthes’ Geographische Anstalt. Mittheilungen über wichtige neue Erfor-
schungen u. s. w. Von Dr. A. Petermann. 1864, Hft. 2—5. Ergänzgshft. Nr. 12,
Gratz. Ständ. landsch. Joanneum. 62. Jahresbericht über das Jahr 1863.
» Geognostisch-montan. Verein. Hypsometrische Karte der Steiermark, bear-
beitet von Th. v. Zollikofer und Dr. J.Gobanz.— Höhenbestimmungen in Steiermark
u. 8. w. zusammengestellt von Th. v. Zollikofer und Dr.J. Gobanz. Gratz 1864.
» K. k. steiermärk. Landwirthschafts- Gesellschaft. Wochenblatt 1864.
Nr. 10—16,
308 Verzeichniss der an die k. k. geolog. Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Haag. K. Niederl. Regierung. Geologische Karte der Niederlande. — Section Rie-
bosch. Twenthe. Bargerveen.
Halle. Naturforschende Gesellschaft. Abhandlungen VII. 3. 1863.
Hannover. Naturhistorische Gesellschaft. 13. Jahresbericht. 186%/63.
Arehitekten- und Ingenieur-Verein. Zeitschrift. Bd. IX, H£ft. 4. 1863.
Gewerbe-Verein. Mittheilungen. 1864. Hft. 1, 2. — Monatsblatt 1864, Hft. 1—2.
— Verhandlungen Jahrg. 1863.
Heidelberg. Universität. Jahrbücher der Literatur. Hft. 2—4. 1864.
Klagenfurt. Landesmuseum. „Carinthia“, Zeitschrift für Vaterlandskunde u. s. w.
1864. März bis Juni.
K.k.Landwirthschafts-Gesellschaft. Mittheilungen. 1863. Nr. 1—4. 6—12;
1864. Nr. 1—3.
Kinge. Dr. Emil, Professor in Chemnitz. Ueber Synchronismus und Antagonismus von vul-
eanischen Eruptionen u. s. w. Leipzig 1863.
Köln. Redaetion des „Berggeist“, Zeitung für Berg-, Hüttenwesen und Industrie. 1864,
Hft. 22-49.
Königsberg. K. Universität. Index lecetionum ..,. per aestatem anni 1864 a.D.
11. Apr. — Verzeichniss .... imSommer-Halbjahre vom 11. April 1864 an zu haltenden
Vorlesungen. — Amtliches Verzeichniss des Personales und der Studirenden für das
Sommer-Semester 1864.
»„ K. phys. ökon. Gesellschaft. Schriften, IV. Jahrg. 1863. 2. Abth.
Krejci. Joh., Professor in Prag. Bericht über die bisherige Wirksamkeit des vereinigten
Comite’s für die naturwissenschaftliehe Durchforsehung von Böhmen.
Lemberg. Sparcasse. Rechnungs-Abschluss mit 31. Dee. 1863.
Leonhard, G., Professor in Heidelberg. Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w. Jahrg.
1864. Hft. 1—3.
Lissabon. K. Akademie der Wissenschaften. Historia e Memorias. Classe de
seieneias moraes ete. N. S. T. II. P. I. 1861.
Ludwig. Rudolf, in Darmstadt. Unio pachyodor, Un. Kirnensis. Anodonta eompressa. An.
fabaeformis. (Palaeontograph. Bd. XI.) — Germanische Alterthümer und römische
Münzen in den Stahlquellen von Pyrmont. (Pyrmont. Wochenbl. 1863. Nr 93.) — Modell
des bei Dorheim in der Wetterau seit 1812 abgebauten Braunkohlenflötzes. Nach den
Grubenrissen construirt. (Notiz darüber.)
Lüneburg. Naturwissenschaftlicher Verein. 13. Jahresbericht. 1863/4. — Zur
wissenschaftlichen Bodenkunde des Fürstenthums Lüneburg. Von H. Steinvorth.
Lüneburg 1864.
Lüttich. K. Gesellschaft der Wissenschaften. Memoires XVII. 1863.
Madrid. K. Akademie der Wissenschaften. Libros del saber de Astronomia del
Rey D. Alfonso X de Castilla copiltados, anotados y comentados por Don Manuel
Rico ySinabas ete. Madrid 1862. 2 Bde.
Mailand. R. Istituto lomb. di seienze e lettere. Atti. Vol. III, f. 19, 20. 1864. —
Rendieonti, elasse di seienze matematiche e naturali. Vol. I, f. 1,2. 1864.
» Soeietä italiana di seienze naturali. Atti. Vol. V, fasc. 5, 6. 1863/64.
Manz. Friedrich, Buchhändler in Wien. Oesterr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.
Red. von O.Freih. v. Hingenau. 1864, Hft. 12—25.
Middelburg. Gesellschaft der Wissenschaften. Verslag van het Verhandelde in
de algemeene Vergadering. 4. Nov. 1863.
Montreal. Natural History Society. The Canadian Naturalist and Geologist
Vol. I—-VI (1—6), VII, VI. (Hft. 6.) 1857—1863.
Moskau. Kais. Gesellschaft der Naturforscher. Bulletin, 1863, Nr. 4; 1864, Nr. 1.
München. K. Sternwarte. Annalen. IV. Suppl.-Band. 1863.
Neapel. R. Societä. Rendieonto dell’ Accademia delle seienze fisiche e matematiche.
Anno II, f. 4—10. Aprile—Ottobre, 1863. i h
Oberschützen. Oeffentl. evang. Schulanstalt. Programm 1856—1858. 1860. —
Schulnachrichten, 1863.
Oppel, Dr. Albert, Professor in München. Paläontologische Mittheilungen. (Fortsetzung.)
München 1863.
Palermo. Societä d’acelimazione. Atti. T. IV. No. 1, 2. 1864.
Paris. Ecole imp. des mines. Carte geologique du Dep. de la Haute-Marne par M. A.
Duhamel publiee par MM. E. de Beaumont et de Chancourtois. — Etudes
stratigraphiques sur le Dep. de la Haute-Marne fait par MM. E. de Beaumont et de
Chaneourtois pendant la publieation de la carte geologique de M. Duhamel.
Paris 1862.
Soeiete g&ologique. Bullet. in XXI, f. 1—5. (Nov.1863—Decembre 1863.) — Notice
sur Paul Dalimi er, Viee-Seeretair, par M. Hebert.
”
”
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Verzeichniss der an die k. k. geolog. Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u. s. w. 309
St. Petersburg. Societe imperiale g&ographique. Proees-verbal. 5 feyrier,
4. Mars 1864.
Philadelphia. Franklin-Institute. Journal, Bd. 46, Nr. 4—6; Bd. 47, Nr. 1—3.
Prag. K. anne Magnetische und meteorologische Beobachtungen. 24. Jahr-
gang 3.
K. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Sitzungsberichte, Jahrg. 1863.
K. k. patr. ökon. Gesellschaft. Centralblatt für die gesammte Landeseultur und
Wochenblatt für Land-, Forst- und Hauswirthsehaft 1864. Nr. 10—24.
BKegensburg. Zoologiseh-mineralogisceher Verein. Correspondenz-Blatt
XVII. 1863.
» K. botanische Gesellschaft. Flora, 1861, 1862, 1863.
Richter, R., in Saalfeld. Der Kulm in Thüringen. (Zeitschr. der deutsch. geolog. Ges.
Berlin 1864.)
Rom. Accademia pontifieia de’ nuoviLineei. Atti. Anno XVI, sess. III—VIII. 1863.
Rostock. Meklenb. patriot. Verein. Landwirthschaftliche Annalen. 1864. Nr. 1—19.
Saalfeld. Realschule. Progamm 1864. — Zu einer Weihnachtsgabe u. s. w. Saalfeld
1863. (Saalfeld’s Feld- und Gartenbau in alter Zeit.)
Scarpellini, F., in Rom. Correspondenza seientifica. 1864. Vol. VII, Nr. 4—7. — Bulletino
nautico e geografieo, Vol. III. I. 1864.
Schwartz v. Mohrenstern, Gustav, in Wien. Ueber die Familie der Rissoiden, II. Rissoa.
(Denkschr. d. k. Akad. d. Wiss. XIX.) Wien 1864.
Seguenza, Joseph, Professor in Messina. Intorno alla fluorina sieiliana. Nota. (Atti soc.
ital. di seienze d. st. nat. Milano 1864.) j
Silliman, B., Professor in New-Haven. American Journal of seience and arts. No. 109
bis 111. 1864.
Simettinger, M., Bergmeister in Aspang. Geognostische Karte der Catastral-Gemeinde
Königsberg bei Aspang in N. Oesterreich, mit Detail Skizzen und Profilen des dortigen
Kohlen-Bergbaues u. s. w. 1864. (Man.)
Skofitz. Dr. Alex., Wien. Oesterreichische botanische Zeitschrift. 1864. Nr. 1—6.
Streffleur, Valentin, k. k. General-Kriegseommissär, Wien. Oesterr. militärische Zeit-
schrift. V. Jahrg., I. Bd., 5.—6. Lief.; II. Bd., 1.—5. Lief. 1864.
Trautschold, H., in Moskau. Ueber jurassische Fossilien von Indersk. Moskau 1864.
(Bull. soe. des Nat.)
Triest. Civico Museo Ferdinando Massimiliano. Continuazione dei eenni storiei
pubblicati nell’anno 1856. Trieste 1863.
Venedig. I.R. Istituto ven. di seienze, lettere et arti. Atti. T. IX, S. II, Disp.
2—5. 1864.
„ Ateneo veneto. Atti. Ser. II, Vol. I, Punt. 1. 1864.
Weber, H.C., Forst-Inspeetor in Brünn. Verhandlungen der Forstsecetion für Mähren und
Schlesien. 1862. Hft. 1—2.
Woldrich, Dr. J. N., Professor in Salzburg. Beiträge zur Meteorologie Salzburgs.
(Sehr. d. Ges. f. Salzburg. Landeskunde.) 1863.
Wien. K.k. Staatsministerium. Die allgemeine Industrie-Ausstellung zu London im
Jahre 1862. Kurze Mittheilungen über die Berg- und Hüttenwesens-Maschinen und Berg-
baugegenstände. Von P. Rittinger. Wien 1862. Reichsgesetzblatt für das Kaiserthum
Oesterreich. Jahrg. 1864, Stück 13—22.
K. k. Handelsministerium. Der Bergwerksbetrieb im Kaiserthume Oesterreich.
Nach den Verwaltungsberichten u. s. w. Für das Verw.-Jahr 1862. Herausg. von der
k. k. statist. Central-Commission. Wien 1864.
K.k. statistische Central-Commission. Mittheilungen aus dem Gebiete der
Statistik. X. Jahrg., Hft. 3 und 4. 1864. — Uebersicht der Waaren -Ein- und Aus-
fuhr des allgemeinen österr. Zollgebietes u. Dalmatiens u. s. w. im Sonnen-Jahre 1863.
K. k. österr. Museum für Kunst und Industrie. Mittheilungen, I. Jahrg.
1864. 1. Hft.
K.k. Polyteehnieum. Entwurf eines Organisations-Statutes für das k. k. polytech-
nische Institut in Wien sammt Motiven u. s. w. Wien 1864.
Kais. Akademie der Wissenschaften. Denkschriften. Mathem.-naturw. Cl. XXI.
1864. — Sitzungsberiehte. Mathem.-naturw. Cl. 48. Bd., 4. Hft., Jahrg. 1863. 1. und.
2. Abth.; 49. Bd., 1. Hft., 1. u. 2. Abth., Jahrg. 1864. — Philos.-histor. Cl. 44. Bde
2. u. 3. Hft. 1863; 45. Bd., 1. Hft. 1864.
Doctoren-Collegium der medieinischen Faeultä t. Zeitschrift für praktisch
Heilkunde. 1864, Nr. 12—25.
» K.k. geographische Gesellschaft. Mittheilungen. Jahrgang 1862.
40
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K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. II. Heft.
310 Verzeichniss der an die k. k. geolog. Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u. s. w,
Wien, Alpen-Verein. Verhandlungen. 1. Hft. 1864.
Oesterr. Ingenieur-Verein. Zeitschrift 1864. Hft. 3 und 4.
K.k. Landwirthsehafts-Gesellscehaft. Allgemeine land- und forstwirthschaft-
liche Zeitung. 1864, Nr. 9—18.
»„ N. Oe. Gewerbe-Verein. Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrg. 1864. Hft. 2—4.
Würzburg. Physik. mediein. Gesellsehaft. Würzburger medieinische Zeitschrift.
IV, 5—6. 1863; V, 1. 1864.
„ Landwirthsehaftlicher Verein. Gemeinnützige Wochenschrift. 1864. Nr. 1—13.
Zuittel, Dr. Karl A., Professor in Karlsruhe. Fossile Mollusken und Ecehinodermen aus Neu-
Seeland. Nebst Beiträgen von den Herren Bergrath Fr. R. v. Hauer und Professor
E. Suess. (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien 1864.)
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‚Preisverzeichniss der von der k.k. geolog. Reichsanstalt geologisch colorirten Karten,
(In österreichischer Währung.)
A. Specialkarten im Maasse von 1: 144.000 der Natur, 2000 Klafter = 1 Zoll.
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B. Generalkarten im Maasse von 1:288.000 der Natur. 4000 Klafter = 1 Zoll.
N Umgebung von \ XI. Banat in ABlättern | 4]20] 8].
1 | V. Administrativ-Karte 16 Lugos bis zur Grenze . | 125] 3|25 All. Galizien, Lodome-
ne von Ungarn. — über die Grenze bis rien und Bukowina;
Ver FAN AR | Karlsburg . . .271125] 4150 Strassenkarte in 3
SEatlrin 3, 1 412571 1175077 Halb.d. { "65 zn Bl., 60000 — 1 Zoll
[ Neusohl !.... 25] 5[75 ei kp a — bis zur Landes-
. Schmölnitz und Epe- grenze .'...11150| 9|.
ries. 2.0... |[1j25| 5125 ‘ ‘ — über die Landes-
Unghyar. ... . . [1j25| 175 VI. Salzburg; 1Blatt. | 3]. | 30]. grenze. . . .|1|50] 12].
A Neusiedler See . . | 1/25] 5|75 VII. Kärnten, Krain und XII. Steiermark in 4Bl. |4|. | 36].
AGran ... „4125| 5125 Istrien in 4 Blättern] 4| . | 60). XIV, Slavonien u. Militär-
‚Miskolez und Erlau [4125| 5125 VII. Lombardie und Ve- grenze; 1 Bl. 60000
i Szathmar - Nemethy 1125| 3|25 nedig in 4 Blättern 2 — U ZoUN Wer u 150 2150
"Szigeth,. . . . .|1|25| 2|25 — bis zur Landes- ‘| XV. Croatien und Mili- s
‚ Steinamanger . . ..|1|25| 6|. grenze.» ..[8|.[ 20]. tärgrenze; 1 Blatt
Stuhlweissenburg . 11125] 6|. — über die Landes- 60000 — 1 Zoll,| :
1 Szolnok E25 1150 f grenze » „....181.134|. bis zur Grenze. . |» |50| 3/50)
Groswardein bis zur IX. Tirol u. Vorarlberg — über die Grenze|. 50] 6|.
\ Grenze EENUHETI2E 312515 in 2 Blättern. 6|.1 30 XVI. Dalmatien in 2 Bl. |
— über die Grenze X. Siebenbürg.; Stras- co —izol . F1l.| A.
bis Klausenburg | 1|25| 3|75 senkarte in 2 Blät- !
Warasdin EHRE Da Kr 91-1 1 ade 3 0 tern 60000 = 1 Zoll, ,
‚ Fünfkirchen . . . 1125| 3]50 bis z. Landesgrenze | 1 9
1175 — über die Grenze] 1|,| 10|.
a und Arad | 1/25
[
Be Sämtliche Karten durch das k. k. militärisch-geographische Institut herausgegeben, und in dem
'erlage desselben, und in der Kunsthandlung bei A Artaria, Kohlmärkt Nr. 1151, zu haben. Die
R te XI, Banat, bei Artaria erschienen.
Die geologisch eolorirten Karten werden von dur k.k. geologischen Reichsanstalt und der Kunst-
andlung von A. Artaria auf Bestellung geliefert; auch werden schwarze Karten geologisch eolorirt.
Bei der Direetion der k. k. geologischen Reichsanstalt, Wien, Landstrasse, im fürstlich
Liechtenstein’schen Palaste, dann bei W. PRanDl eh Buchhändler des k. k. Hofes, Wien,
Graben Nr. 572, sind zu haben:
? Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. 41. Mit 1slithogrkpkirken Tafeln. ...% &. 234. 12.0
» »n ” W ” Ba.2. „ 78 » ir ale 2a en al 80 „
Bd. 3. „ 52 De
Der. dritte Band abe Abhandlungen enthält ausschliesslich das folgende Werks /
Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeekens von Wien, Unter der Mitwirkung von
P. Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10.
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd.&4, Nr. 11—14. Mit 31 lithographirten Tafeln.
Enthält: Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Nr. 11 und 12 ... 6,—
Da BETEN
Andrae, (. J. Dr. Beiträge zur Keantuiss' der fossilen Flora Siebenbürgens und des Banates. Mit 5
12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt .... 5,84 „
Cijzek, J. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen Wiens. . v2 22 2 200% 1.2805
Eitingshausen, Dr. Oonst, v. Beitrag zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandl. der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt; Mit 5 lithographirten Tafeln ... 2.2.0000. Re
” Ueber Palaeobromelia; „ein. neues fossiles Pflanzengeschlecht.' Aus ‚den Abhandlungen der k. k. BA hr
geologischen Reichsanstalt. Mit 2 lithographirten Tafeln... 2.2 2.2 ed. r see ne. 1, om
» Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der Lias- und Oolithfllora. Mit mn?
3 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt..... 1,60 „
»n Die’Steinkohlenflora von Stradonitz. Mit 6lith. Taf. Aus den Abh. der k.k. geolog. Reichsanstalt 2 „64 „
» Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel von Heiligenkreuz bei Kremnitz. Mit 2 litho-
graphirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. .. . » Varna j
» Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandl. der Kr 2
k. k. geologischen Reichsanstalt . 2... 18, 102:5 ie
» Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29" Hihogr. Tafeln. kus den Abhandl. der s
k. k. geologischen Reichsanstalt .. . 2...» ae ee Mena # Menlal Aral" es. Teure.) e I ARE
Haidinger, W. Naturwissenschaftliche Abhandlungen. Gesammelt und durch Subseription herausgegeben: ee
I. Band 1847, mit 22 lith. Taf. „ . .. vergriffen. II. Band 1850, in 2Abth. m. 33lith. Taf. 21 „ — „
II. Band 1848, in 2Abth. mit 301lith. Taf. 18 fl. 92 Nkr. ° IV. Band1851, in 3 Abth. m. 30 lith. Taf. 24 „ 16
”
.„ Berichte über die Mittheilungenvon Freunden der Naturwissenschaften in Wien, Gesammelt und durch
Subscription herausgegeben: Se HN
1. Band 1847... 30,.7.0., Do man 5a, vergriffen. ER EI RE
1. Band 1847. 4.2.0 3 ie FED NBENK ET EV Band A BDDMIES EUR eye je nee. OO
II. Band 1848... ... 2 Wa eheue.e. 2,8452 „VI. Band 18517. Sl RAW
IV... Bapd 1888 551.) as a RE DZ ODE x / n
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1 bis 3, 1850— 1832 . A, N RE A
5 ’ 4 und 5, 1853 —1854. ... . El, Veh Wale vergriffen.
BEA .6—12, ABBS- IgG u ;N a .
a Haren ee A 7
” General-Register der ersten zehn Bände Nr. 1 von 1850
bis Nr. 10 von 1859 des Jahrbuches der k. k. geologi-
schen Reichsanstalt. Von A. F Grafen Marschall, . 1,50
Kenngott, Dr. 6. A. Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1844 — 1849,
ss 333
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Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt . . . 2.2.2... a N Ws
„ Uebersicht der Resultate mineralogischer Forsehungen in den Jahren 1850 und 1851. Beilage
zum Jahrbuche der k. k. geologischen Reichsanstalt N RA ZB hi
„» Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem Jahre: 1852. Beilnge zum Jahr- }
buche derk, k. geologischen Reichsanstalt. . . 2... 2 yo 2 nenne nennen 2 „12
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten y. Swinitza. Mit 4lith. Taf. Aus den Abh. derk. k. geolog. Reichsanst. 2 „ 12
Morlot, A. v. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg . „2.2... 2,12
Partsch, P. Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Herausgegeben von.der k. k. EN:
geologischen Reichsanstalt. .. "N menu re lu ne FUN SRNS 12 ,
Peters, Dr. K. Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an einigen ‚
Localitäten der "östlichen Alpen. Mit 1 lith. Tafel. Aus den Abhandl. der k. k. geol. Reichsanstalt — PINS Ts
Pettko, Joh. v. Die geolog. Karte der Gegend von Schemnitz. Mit 1.lithographirten Tafel. Aus den a Ai
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. . . . 22. 2 2 ce er ann my, r%
Reuss, Dr.A.E. Diegeognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes i in Böhmen. 0
Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 1 lithographirten Karte... 1,60 „ ;
Zekeli, Dr. F. Die Gasteropoden der Gosaugebilde, Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Abhand- KB {
x langen der.k.+k,tpenlogischenReichsangtale .. u. 170, We nein U le Fe neie ere Melde ME Y
Uebersicht, allgemeine, der Wirksamkeit der k.k. geologischen Reichsanstalt. Bericht über die en
Jahre 1850 — 1852... 20 een vn nee
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‘ Hauer, Franz Ritter v., und Fr, Foetterle, Geologische Uebersicht der Bergbaue der österreichischen
Monarchie. Im Auftrage der k. k. ‚geologischen ‚Reichsanstalt zusammengestellt, Mit einem
Vorworte von Wilhelm Haidinger. Herausgegeben von dem k. k. Central-Comite für die
allgemeine Agrieultur- und Industrie-Ausstellung in Paris. Folio. 1855... 2.2.2...
Hauer, Franz Ritter v., und Dr. G. Stache. Geologie Siebenbürgens. Nach den Aufnahmen der k. k. geolo-
. gischen Reichsanstalt und literarischen Hülfsmitteln zusammengestellt. Herausgegeben yon dem
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Hauer, Franz Ritter v. Geologische Uebersichtskarte von Siebenbürgen, mit Benützung der neuesten
von Franz Fischer topographisch richtig gestellten Karte des Landes, für die k. k. geolo- ERALR
gische Reichsanstalt aufgenommen unter Mitwirkung der Herren Albert Bielz, Ferd: Freih. N > 3,
v. Richthofen, Dr. Guido Stache und Dionys Stur. 1 Blatt 8000 = 1 Zoll ..... 2N.50Nkr
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JAHRBUCH
DER
KAISERLICH - KÖNIGLICHEN
GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT.
ZIERT
JAHRGANG 1864. XIV. BAND.
N®O 3. JULI AUGUST. SEPTEMBER.
ZZ — 7
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. EOFES.
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14. Band. 1864. JAHRBUCH II. Heft,
DER
KAIS. KÖN. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT.
I. Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens_ bei
Schlaggenwald.
Von Anton Rücker,
k. k. Bergexspeetanten.
Vorgelegt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 16. Februar 1864.
Ich war in den Jahren 1859 bis Anfang 1863 bei dem k. k. Zinnbergbau
in Schlaggenwald bedienstet, wo ich Gelegenheit hatte, mehrere Beobachtungen
über das dortige Erzvorkommen, namentlich auf den, zu der Zeit in Abbau
begriffenen Gängen zu machen. Ich erlaube mir dieselben nebst einem gedrängten
Ueberblicke über das Gesammtauftreten der dortigen Zinnformation zu veröffent-
lichen, um wo möglich Einiges zur Klärung der geognostischen Verhältnisse
daselbst beizutragen, was mir gegenwärtig um so nothwendiger und wichtiger
erscheint, als der Schlaggenwalder k. k. Bergbau einer von denjenigen ist, die
zur Ueberlassung an die Privatindustrie bestimmt sind, der Gangbergbau wenig,
ja man kann sagen, keine Hoffnung bietet, zur Wiederaufnahme des Stockwerks-
baues aber namhafte Anlagecapitalien erforderlich sind, welche ohne möglichst
vollkommene Klarheit des geognostischen Verhältnisses wohl von Niemandem
riskirt werden. Das Wiederbeleben dieses einst so namhaften und berühmten
Bergbaues ist aber von Wichtigkeit. Das Zinnerzvorkommen auf dem europäischen
Continente ist ein äusserst beschränktes; in Oesterreich ist nur ein Theil des böh-
mischen und in Sachsen ein Theil des sächsischen Erzgebirges damit gesegnet,
und liefert dieser Distriet nur eine verhältnissmässig geringe Quote des Bedarfes
der einheimischen Industrie. Schlaggenwald war unstreitig in früheren Zeiten
die Hauptfundgrube des Zinnerzes vom ganzen Revier, und birgt vielleicht
noch heutzutage unberechenbare Quantitäten hievon, welche bei dem Eingehen
des dortigen Bergbaues für den Nationalreichthum gänzlich verloren gehen.
Ausserdem ist die Armuth der Bevölkerung dieses Distrietes zu berücksichtigen.
Es hat sich zwar in neuerer Zeit in Schlaggenwald und seiner Umgebung eine
namhafte anderweitige Industrie entwickelt; es ist aber trotzdem noch immer ein
sehr bedeutender Theil der Bevölkerung auf den Bergbau angewiesen, die durch
das gänzliche Eingehen desselben nothwendig in’s Elend gerathen würde. Die
Arbeitskraft ist daselbst eine billige, der Absatz ein gesicherter, es fragt sich
daher nur: „Sind die geognostischen Verhältnisse derart, dass gewissenhaft zu
einer bedeutenderen Capitalsanlage gerathen werden kann, sind sie günstig,
oder nicht ?“.
Viele hochachtbare Männer haben über Schlaggenwald sehr sehätzenswerthe
Daten geliefert, und ich habe Mehreres hievon bei dieser kleinen Arbeit benützt.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. III. Heft, 4A
3l>2 Anton Rücker. [2]
Wesentliche Anhaltspunkte findet man namentlich in folgenden Werken und
Schriften:
Kurze Uebersicht der geognostischen Verhältnisse von Böhmen von Prof. Dr.
A. E. Reuss.
Geognostische Schilderung der einzelnen Kreise in Sommers Topographie
von Böhmen, von F. X. M. Zippe.
Umrisse einer Geschichte der böhmischen Bergwerke, von Gf. Sternberg.
Gumprecht, Beiträge zur geognostischen Kenntniss von Sachsen und
Böhmen.
Gangstudien von Cotta.
Vorkommen des Zinnsteins in Schlaggenwald, von Novicki, in der Zeit-
schrift „Lotos* 1857, S. 106.
Tamnau, violeter Flussspath von Schlaggenwald; in den Abhandlungen der
deutschen geologischen Gesellschaft. Bd. 10, 1858, S. 227.
K. Sternberger in v. Hingenau’s Zeitschrift für Berg- und Hütten-
wesen vom Jahre 1857. Abhandlungen über Kuffberg, Schlaggenwald u. s. w.
Hornberg, Desmin von Schlaggenwald, Correspondenzblatt des zoologisch-
mineralogischen Vereins zu Regensburg, XIV. S. 153.
Dr. Glückselig, monographische Skizze von Schlaggenwald, in der
Halle’schen Zeitschrift für die gesammten Naturwissenschaften 1854, III. Bd,
S. 257.
Breithaupt, „Paragenesis der Mineralien“.
Czjzek und Jantsch, im Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt
1853, 4. Bd. S. 190.
Kenngott, Karpholith von Schlaggenwald, Haidinger's Berichte.
Bd. VI. S. 190.
Lindacker, Topase vom Schlaggenwalder Ziunstock; Abhandlungen der
k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften. Bd. I, S. 105.
Jantsch, über den Schlaggenwalder Bergbau, in der Zeitschrift des monta-
nistischen ‚Vereins des Erzgebirges, Nr. 9, 10, 11. a
Franz Ritter v. Hauer und F. Foetterle, geologische Übersicht der
Bergbaue der österreichischen Monarchie, Seite 27.
‘ Walach, über eine Gangverwerfung in Schlaggenwald, Jahrbuch der k.k.
geologischen Reichsanstalt. Bd. VII, S. 172.
Hochstetter, Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. VII. S. 316.
Jokely, Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. VI, S. 8,
Bd. VII.
Auch habe ich mehrere mir gütigst gemachte mündliche Mittheilungen von
den Herren Ministerialeoneipisten Walach und Bergmeister Vogl in Schlaggen-
wald, hier aufgenommen.
Die Zinnformation des Karlsbader Gebirges tritt in dem mächtigen Granit-
zuge, welcher von Buclhan über Karlsbad bis Königswarth und Sandau sich hin-
zieht, in einer ziemlich geraden Linie von SW. nach NO. auf, und kann als ihr
äusserster südwestlicher Ausgangspunkt der Zinngranit auf dem sogenannten
Glatzberge bei .Königswarth, als nordöstlichster der des Dreikreuzberges
bei Karlsbad bezeichnet werden. Zwischen diesen beiden Endpunkten tritt
bei Schlaggenwald, Schönfeld und Lauterbach ihre Centralmasse auf, und
zwar mitten in dem ausgedehnten Gneissgebiete, welches Dr. Hochstetter
in seinem Berichte über die geologischen Aufnahmen des nordwestlichen Böhmens
als eine, mit senkrechter Schichtenstellung mitten im Granit gebettete riesige
Gneissscholle bezeiehnet, und diese Centralmasse ist es, welche nach Graf
[3] Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald. 313
Sternberg’s Geschichte der böhmischen Bergwerke seit dem zwölften bis zum
gegenwärtigen Jahrhunderte, und zwar mitunter mit glänzendem Erfolge Gegen-
stand bergmännischer Ausbeute war. Beispielsweise sei hier nur kurz erwähnt,
dass in den Jahren 1557, 1558 und 1559 die Zinnerzeugung von Schlaggen-
wald, Schönfeld und Lauterbach 22.307 Ctr. betrug; dass ferner in den Jahren
1602—1608 Schlaggenwald 14.220 Ctr., Schönfeld 6.707 Ctr. und Lauterbach
330 Ctr. Zinn lieferten.
Von keiner besonderen Bedeutung war der Bergbau auf dem Glatzberge
bei Königswarth und bei Karlsbad bestand meines Wissens gar keiner.
Das Zinnerz findet sich in der zuvor angedeuteten Richtung nur im Bereiche
der Zinngranite auf Stockwerken und auf Gängen, nie aber in dem Gebirgs-
oder Massengranit vor, und unterscheiden sich auch beide Varietäten sehr
wesentlich von einander. In seinem vortrefflichen Werke über Karlsbad beschreibt
Dr. Hochstetter den Gebirgsgranit wie folgt: „Gelblich weisser Orthoklas,
grauer Quarz und schwarzer Glimmer (Magnesiaglimmer) bilden ein mehr oder
weniger gleichmässig grobkörniges Gemenge, in welchem einzelne grössere Ortho-
klaszwillinge (sogen, Karlsbader Zwillinge), oft sehr reichlich eingebettet
liegen. Orthoklas wiegt an Menge vor. Oligoklas und weisser Glimmer
(Kaliglimmer) sind nur selten und sehr sparsam eingesprengt, fehlen gewöhnlich
ganz. Charakteristisch ist der Mangel an accessorischen Bestand-
theilen“. — „Er ist der Verwitterung im hohen Grade unterworfen, wird
mürbe, und zerfällt zu grobem Grus. Die Orthoklaskrystalle wiederstehen aber
der Zersetzung, so dass man sie unversehrt und lose im Grus findet.“
Der Zinngranit hingegen besteht vorwiegend aus grauem Quarz, lichtem,
weissem, oft grünlichem Glimmer, röthlichem Feldspath, der leicht verwittert
und häufig zersetzt angetroffen -wird. Als accessorische Bestandtheile treten vor-
züglich Schörl, Zinnerz, Flussspath, Eisen- und Kupferkiese u. a. auf, Er ist
ausserordentlich feinkörnig, kıystallinisch, so, dass seine Bestandtheile oft
schwer von einander zu unterscheiden sind. Nicht selten zeigen sich auch Eisen-
oxydfärbungen. Er constituirt die sogenannten „Zinnstöcke“ oder „Zinn-
stockwerke“, deren wichtigste bei Schlaggenwald und Schönfeld auftreten,
und die ich hier kurz erwähnen will.
Zinnstöcke: Der wichtigste war und ist wohl noch heutzutage der soge-
nannteHuberstock oder Huberhauptwerkstock. Er ist ringsum vom Gneiss
umgeben, besitzt in der Tiefe von 60 Klafter einen Umfang von 300 Klafter,
also einen Durchmesser von 95°55 Klafter. Die auf demselben gebildete Riesen-
pinge, dieses imposante Denkmal bergmännischer Thätigkeit, umfasst einen
Flächenraum von nahezu 12 Joch, und hat eine durchschnittliche Tiefe von
15 Klafter. Aus ihren mächtigen Halden werden seit Jahren enorme Mengen
Quarz für die umliegenden Porcellanfabriken gewonnen. Die Baue reichen auf
demselben bis auf eine Tiefe von eirca 118 Klafter, welche verhältnissmässig
gering genannt werden muss. Er besteht der Hauptsache nach aus dem vorbe-
schriebenen Zinngranit, welcher meist sehr mächtige Greisenputzen (kleine
Stöcke im Hauptstock) einschliesst, welcher Greisen sich von dem Zinngranit
durch seinen gänzlichen Mangel an Feldspath, und durch das vorwaltende Auf-
treten von Quarz, und einer grossen Anzahl von Mineralien unterscheidet !);
1) Bis jetzt sind von Schlaggenwald folgende Mineralien bekannt: Nach R. v. Zepharo-
vieh: Albit, Apatit, Azurit (Kupferlasur), Beryll, Blende (Zinkblende), Bornit (Bunt-
kupfererz), Chalkopyrit (Kupferkies), Chrysokolla (Kupfergrün), Cuprit (Rothkupfererz),
Desmin, Dolomit (sehr selten), Erythrin (nach Breithaupt), Fluorit, Gulbertit, Granat,
41*
314 Anton Rücker. [4]
oft tritt auch der Glimmer nahezu gänzlich zurück, und der Greisen bildet dann
eine dichte feinkörnige krystallinische Masse aus Quarz (meist grau), Zinnstein,
Wolfram, Flussspath u. a. m., ferner durchschwärmen den ganzen Stock eine
grosse Anzahl von Quarzgängen, welche in Bezug auf Erzführung jedoch nicht
besonders „artig“ in den abgebauten Horizonten gewesen zu sein scheinen, indem
die Alten enorme Massen hievon auf die Halde stürzten, aus denen wohl gegen-
wärtig alljährig einige Centner Zinn bei der Quarzkuttung gewonnen werden.
Abbauwürdig waren und sind wohl noch heutzutage nur die vorerwähnten
Greisenpartien (ohne Zweifel nebst einigen Gängen), nicht aber der eigentliche
Zinngranit. Wie der Aufschluss derselben bewerkstelligt wurde, darüber fehlen
alle Anhaltspunkte; doch dürfte er eben so vollführt worden sein, wie es bei der
am Schnödenstock noch heute bauenden Gewerkschaft der Fall ist, welche die
Strecke auf einem Gang bis zu einer Greisenpartie treibt, welche dann stein-
bruchmässig herausgenommen wird. Die Gewinnung war und ist daher eine
verhältnissmässig billige.
Das Zinnerz (so wie auch die übrigen auftretenden Mineralien) ist in den
Massen in der Regel fein eingesprengt, so dass es mit freiem Auge oft gar nicht
wahrgenommen werden kann; doch eoncentrirt es sich oft in Schnüren, Nestern
und Putzen (local Drusen genannt), von denen einige ausserordentlich reich
waren. So wurde in der letzten Zeit des Betriebes des k. Huberhauptwerkes eine
aufgeschlossen, die nahezu an 100 Ctr. Zinn lieferte. Der durchschnittliche
Halt der Erzmassen (Zinnzwitter) ist 0:2—0'4 Percent, oder in einem soge-
nannten Rost = 1000 Ctr. Zwitter 2—4 Ctr. Zinn. Nach einem Aufsatze in der
Zeitschrift des montanistischen Vereins des Erzgebirges von Herrn A. Jantsch,
ehemals k. k. Bergmeister in Schlaggenwald, betrug der Halt in früheren Zeiten
bis 1:0 Percent, ja er soll in den Jahren 1525—1530, 3:0— 6:0 Percent betragen
haben, welehe abnorme Höhe wohl nur durch die Auffindung einiger reichen
Drusen erreicht worden sein mag.
Südwestlich vom Huberstock liegt in etwa 45 Klafter Entfernung der
nächstwichtigste, der sogenannte Schnödenstock. Derselbe hat die gleiche
Zusammensetzung mit Ersterem, ist aber beiläufig um die Hälfte kleiner. Auch er
besitzt eine bedeutende Pinge, und wird noch gegenwärtig von einer Gewerk-
schaft mit ziemlich günstigen Resultaten abgebaut, er ist wie der frühere ringsum
von Gneiss umgeben.
Der dritte endlich, der sogenannte Klingenstock liegt in der weiteren
südwestlichen Riehtung unmittelbar an der Contaetgrenze vom Gneiss und Gebirgs-
granit. Über den ehemaligen, hier bestandenen Bau meint Herr Jantsch, dass
er eben nur an der Gneissscheidung, nicht lothrecht, sondern verflächend wie sie
selbst in die Teufe niedergegangen sein dürfte; indem ein gegen den Senkel-
Gyps, Kaolin (Steinmark), Karpholith, Kassiterit, Kupfer (gediegen), Kupfermanganerz
(Seltenheit in früheren Zeiten), Malachit, Millerit (selten), Mispickel (Arsenkies),
Molybdänit, Muskowit (Kaliglimmer), Nakrit, Olivenit, Opal (Halbopal), Ortho-
klas, Pyrit, Quarz (Bergkrystall und Kappenquarz), Redruthit (Kupferglanz), Rutil
(selten), Scheelit, Sıderit (Eisenspath), Skorodit, Smaltit, Steatit, Topas, Triplit,
Uranit (Uranglimmer), Wismuth (gediegenes), Wittichenit (Kupferwismuthglanz), Wolf-
ramit. Ferner nach Dr. Glückselig: Adular, Biotit, Digenit, Molybdänocher,
Wolframocher. Ausser diesen kommen vor Uranocher (Wolfshofzeche), Schwerspath.
Endlich theilte mir Herr G. Walach gütigst mit, dass zu seiner Zeit auf einer über-
setzenden Kluft Uranpecherz in ausgezeichneten Exemplaren, dann Kobalt und Niekelerz
eingebrochen sind.
[5] Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald. .. 815
punkt der Klinge gerichteter Feldort durch 91 Klafter im Granitmittel betrie-
ben, sich vollständig taub erwies; erst nach Ueberlegung an die verfahrene,
unwichtig gehaltene Stelle der Scheidung wurde selbes wieder fündig, und lie-
ferte, wenn auch arme, doch abbauwürdige Zwitter. Es ist mit ziemlicher Sicher-
heit anzunehmen, dass dieser Stock die geringsten Erzmassen lieferte, während
der Huberstock unstreitig der wichtigste und ergiebigste war. Er bildet gleichsam
den Mittelpunkt der ganzen Formation, in ihm war, und ist vielleicht noch die
Hauptmasse des Erzreichthums eoncentrirt, welcher nach beiden Richtungen der
Fortsetzung der Formation allmälig abnimmt. Ich werde auf diese Erscheinung
bei Betrachtung der Gänge nochmals zurückkommen.
Zinngänge. Sjidöstlich von dem früher beschriebenen Stockwerkszuge
treten im Gneiss eine Anzahl Quarzgänge auf, von denen die wichtigsten sind:
der Gellnauergang, Mariengang, Kluftgang und Antonigang. Von diesen ist der
Gellnauer in drei mächtige, von einander in den oberen Horizonten mehrere
Klafter abstehende Trümmer getheilt, das sogenannte Liegendmittel und Hangend-
trum, welche sich unter der sogenannten Pflugenstollensohle wieder vereinigen.
Die drei erst genannten Gänge streichen parallel unter sich, und parallel zu dem
Stockwerkszuge von SW. nach NO. Stunde 3—15, nur der Antonigang schaart
ihnen in SW. in einem spitzen Winkel zu, Sie fallen sämmtlich nach NW. gegen
den Granit, unter ziemlich, namentlich in den tieferen Horizonten variirender
Neigung von 25—55 Grad. Der Gellnauer und der Mariengang sind die Haupt-
gänge, sie sind diejenigen, welche die meisten Mittel des Gangbergbaues lieferten,
die auch noch jetzt abgebaut werden, und von denen meine wenigen Erfahrungen
über die Erzführung herrühren. Der Kluftgang und der Antonigang wurden zwar
streckenweise aufgeschlossen, auch ihr Abbau versucht, jedoch wegen zu armer
Mittel wieder aufgegeben. Im Hangenden vom Antonigang wurden noch mehrere
Gänge bei Abteufung des Neuschachtes angefahren, aber weiter nicht aufge-
schlossen. Ausser diesem Gangsysteme tritt ein anderes in der unmittelbaren
Nähe des Huberstockes auf, dessen Gänge sich von den früheren durch ein sehr
flaches Einfallen, 10—20 Grad, dann durch eine geringere Mächtigkeit
(2—3 Zoll) wesentlich unterscheiden. Es sind dies die sogenannten Fälle. In
ihnen ist das Zinnerz mehr als in den anderen Gängen eoncentrirt, und häufig
bildet es mit Wolfram, Eisen und Kupferkiesen im innigen Gemenge die ganze
Ausfüllung. Es baut sie eine Gewerkschaft mit ziemlich günstigem Erfolge ab.
Ein drittes Gangsystem endlich tritt nordwestlich vom Huberstockwerke in
dem sogenannten Hahnengebirge auf, auf dessen ehemalige bergmännische Wich-
tigkeit sein ausgedehnter Pingen- und Haldenzug schliessen lässt. Der Bau auf
diesen Gängen ist schon seit langen Zeiten verlassen; er hat keine grosse Tiefe
erreicht, ohne Zweifel wegen zu beschwerlicher Bewältigung der zusitzenden
Wässer, welcher Umstand in früheren Zeiten sehr häufig wohl die Hauptursache
des Unterganges von oft ergiebigen Bergbauen war.
Nach dieser kurzen allgemeinen Schilderung des Auftretens der Schlag-
genwalder Gänge gehe ich nun zur ausführlicheren Beschreibung der schon früher
genannten Hauptgänge, des Gellnauer und Marienganges über. Ihr
Streichen und Verflächen wurde bereits früher angegeben. Ihre Ausfüllung
ist eine grobkrystallinische, oder vielleicht besser bezeichnet, eine krystallinisch-
massige, und besteht vorwaltend aus Quarz, der manchmal durch Steatit (Speck-
stein), seltener durch Steinmark mehr weniger verdrängt wird. Ausser diesen
drei Hauptbestandtheilen treten die meisten der Mineralien untergeordnet auf,
welche früher bei den Stockwerken genannt wurden; namentlich Flussspath,
Wolframit, Kupfer, Eisen- und Arsenkiese, Zinnstein, Molybdän, Apatit, Topas u. s. w.
316 Anton Rücker. [6]
Von diesen letztgenannten ist es nur der Zinnstein und der Flussspath,
welche stellenweise in der Gangmasse prävaliren; die übrigen sind immer zer-
streut. In Bezug auf ihr Zusammenvorkommen hat Breithaupt in seiner
„Paragenesis der Mineralien“ pag. 143 vorzügliche Daten geliefert; obschon die
Zusammenstellung für die Stockwerksgänge zu gelten scheint, indem als Neben-
gestein „Granit“ angeführt ist, während die hier angeführten Gänge sämmtlich
im Gneiss aufsitzen. Ich erlaube mir, diesen Daten einige aus meinen Beob-
achtungen hinzuzufügen. Häufig und zumeist treten zusammen auf:
1 Quarz, 2 Zinnstein,
2 3 Ferro-W olframit,
Mae 2 £ 3 Topas, .
Yj»g 2 Y 3 Eisen und Kupferkiese,
d: a 2 Wismuthglanz, 3 gediegen Wismuth,
lan. 2 Beryll 3 Zinnstein,
4,16 $ 2 Apatit 3 $
PR 2 Desmin 3 A
1 Steatit 2 Zinnstein,
I Quarz 2 Scheelit,
1.3 2 Flussspath 3 Zinnstein,
Kong 2 Zinkblende,
nie 2 Ferro-W olframit,
lit 2 Malachit, 3 gediegen Kupfer, 4 Zinnstein,
1 Fiussspath 2 Zinnstein, Eisen- und Kupferkiese.
1 Quarz 2 Molybdän.
1 Steinmark 2 Zinnstein.
Die Mächtigkeit dieser Gänge ist ziemlichen Schwankungen unterworfen;
sie beträgt beim Mariengang 2—5 Zoll, während sie beim Gellnauer Gang
namentlich am sogenannten gemeinschaftlichen Ort bis 15 Zoll W. M, erreicht.
Erzführung. Das Zinnerz (Zinnstein, Kassiterit, pyramidales Zinnerz)
kommt theils krystallisirt, theils derb in Drusen, kleinen Putzen und Nestern im
Gang selbst, ferner als Saalband (local „Borden“ genannt), und im Nebengestein
vor. Der Adel tritt immer mit bestimmten Charakteren des Nebengesteines und
der Gangmasse auf, und geben diese allein einen sicheren Fingerzeig für die
Abbauwürdigkeit der einzelnen Gangpartien nach erfolgtem Streckenaufschlusse,
was bei dem geringen Halte der Zinnzwitter (0'3—0'5 Pere. in der neuern
Zeit) und den verhältnissmässig hohen Gewinnungskosten sorgfältig beachtet
werden muss.
Das Nebengestein zeigt sich für die Erzführung immer dann ungünstig,
wenn es frisch, d. h. vollkommen unzersetzt ist, wenn der Feldspath (Orthoklas)
in deutlich wahrnehmbaren Individuen auftritt; dabei ist es immer fest, lässt sich
demnach auch schwer bearbeiten, und seine sonst sehr deutliche Schiehtung
verschwindet beinahe gänzlich. Die dortigen Bergleute nennen diesen Gneiss
sehr passend „Rauber“, weil in ihm immer das Erz verschwindet. In dem Maasse
als der Feldspath entweder nahezu gänzlich verschwindet oder für ihn ein
Zersetzungsproduet des Gesteins, nämlich Talk oder Steinmark auftritt,
die Schichtung deutlich wird, seine Festigkeit nachlässt, und nebstdem häufig
sogenannte Ablösungsflächen, d. h. feine, die Schichtung in verschiedener Rich-
tung kreuzende Spalten sich zeigen, in dem Maasse tritt auch der Zinnstein
wieder auf.
Bemerkenswerth ist, dass in dem südwesilichen Revier (gegen den Klingen-
stock zu) der frische Feldspath am häufigsten, ja man kann sagen, stetig vor-
[7] Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald. 317
kommt, und dass auch da die Gänge immer ärmer werden, je weiter man vor-
dringt. Es wurden hier bedeutende Strecken aufgeschlossen, ohne dass eine
abbauwürdige Partie angefahren worden wäre. Es ist auf diesen Umstand haupt-
sächlich desshalb Gewicht zu legen, weil sich eine Analogie mit dem Auftreten
der Zinnerze in den Stockwerken herausstellt. Ich habe bei der kurzen Schilde-
rung des Klingenstockes erwähnt, dass er unter den drei Zinnstöcken als süd-
westlichster die geringsten Erzquantitäten geliefert zu haben scheint, dass vom
Huberstockwerke aus nach beiden Richtungen der Fortsetzung der Formation
die Erzführung allmälig abnehme. Dies bestätigt sich auffällig bei den Gängen ;
während sie in südwestlicher Richtung allmählig vertauben, waren sie in der
nordöstlichen gegen den Huberstock zu nicht nur abbauwürdig, sondern mitunter
sehr reich; sie sind auch hier von den Alten zumeist bis auf die Pflugenstollens-
sohle pressgehauen; nordöstlich vom Huberstocke wurden die früher erwähnten
Hahnengänge in früheren Zeiten abgebaut, und waren auch diese gewiss
edel; während weiter nach NO. das Auftreten der Zinnerze wieder ver-
schwindet.
Bei der Gangmasse ist zunächst das Auftreten von Mineralien, dann der
Aggregationszustand des Quarzes zu berücksichtigen. Erstere erscheinen immer,
wenn man einer edlen Partie nahe kommt, sie bilden gleichsam die Vorposten
des Adels und lassen sich nur vom Zinnstein selbst verdrängen, welcher nament-
lich in Partien, wo der Gang nicht mächtig ist (2—3 Zoll), manchmal selbst den
Quarz verdrängt und ihn nur in dünnen Lagen einschliesst. Der Zinnstein tritt
in diesen Fällen selbstverständlich als Saalband auf. Zumeist findet er sich aber
in Putzen und Drusen von verschiedener Ausdehnung, und zwar in letzteren in
aufsitzenden oder auch losen Krystallen, manchmal in sandiger Form, und begleitet
von anderen Mineralien. In der letzten Zeit meines Dortseins wurden einige Drusen
angefahren, in denen Quarz- und Zinnsteinkrystalle zunächst von einem Feldspath
(Albit) überzogen waren, auf welchem wieder Flussspath, Apatit und Quarz in
prachtvollen Individuen ausgebildet erschienen. Der Quarz ist in diesen Zonen
immer vom Nebengestein gut getrennt, feinkörnig, von splittrigem Bruch, und
bildet häufig Drusen, während er in unedlen Gangpartien immer dieht und fest,
und mit dem Nebengestein meist innig verwachsen ist; bildet er in letzterem
hie und da Drusen, so sind sie sehr klein, und enthalten nur Quarzkrystalle und
manchmal Wasser ; selten finden sich einige wenige Exemplare anderer Mine-
ralien vor.
Das Auftreten des Zinnsteines in vorerwähnter Weise, nämlich in Putzen,
Drusen im Gang und als Saalband findet wohl zumeist, aber nieht immer Statt.
Es kommt vor, dass in einer edlen Erzzone das Nebengestein durchaus keine Ver-
änderung in seinem Charakter zeigt, und der Zinnstein sich dennoch im Gang
gänzlich verliert. In diesen Fällen erscheinen dann meist im Hangenden oder
Liegenden desGanges Greisenputzen von verschiedener Ausdehnung, die oft
sehr reich sind. Der Greisen ist die analoge Bildung wie der Stockwerksgreisen ;
er besitzt immer eine ausgezeichnet krystallinisch-körnige Zusammensetzung von
meist grauem (Juarz und Glimmer (häufig licht oder grünlich), und führt viele der
früher genannten Mineralien; namentlich nebst fein eingesprengtem Zinnstein, Wolf-
ram, Flussspath, Topas, Eisen- und Kupferkiese u.s. w. Im Hangenden des Marien-
ganges kam ein Greisenputzen vor, welcher mit freiem Auge nur Topas und Zinn-
stein (letzterer als vorherrschender Bestandtheil) erkennen liess. Manchmal zeigt
sich jedoch bei gleichem Gesteinscharakter weder der Gang hältig, noch erscheint
der Adel in den erwähnten Greisenpartien concentrirt. Untersucht man in solchen
Fällen das, sorgfältig vom Grubenschmand gesäuberte Hangende und Liegende,
318 Anton Rücker, [8]
so findet man mit geübtem Auge ganz dünne Sehnürchen von Zinnstein, welche,
wenn sie aufgeschossen und verfolgt werden, meist den Adel im Nebengesteine
eoneentrirt finden lassen. Oft 4 — 5 Fuss im Hangenden oder Liegenden
wurden auf diese Art ganz schöne Nester von Zinnstein gefunden. Oft findet man
jedoch trotz aller sorgfältigen Untersuchung auch diesen letzten Fingerzeig zum
Aufschluss des Adels, die Erzschnürchen, nicht mehr, theils wegen ihrer Feinheit,
theils wegen der dunklen Farbe des Zinnsteines, dann wird ohne weiters in's
Nebengestein eingebrochen und, wenige Fälle ausgenommen, wurde zu meiner
Zeit auch immer der Adel erreicht. Diese Beobachtungen führen nothwendiger-
weise vor Allem zu dem Schlusse, dass in den, durch Nebengestein- und Gang-
ausfüllung als edel charakterisirten Erzzonen der Adel auch immer vorhanden
ist, wenn sich in demselben der Gang manchmal auch nahezu ganz taub zeigt.
Der Umstand, dass er einigemal nicht erreicht wurde, beweist keinesfalls, dass
ihn nicht der nächste Schuss aufgeschlossen hätte, welcher jedoch der schwie-
rigen Betriebsverhältnisse wegen nicht abgethan werden konnte.
Vielseitigen Beobachtungen zufolge dehnt sich der Adel auf den Gängen
dem Verflächen nach aus. Man kann dies sowohl im Grossen mit Zuhilfenahme der
Grubenkarte, nach dem Erzvorkommen auf den einzelnen Horizonten, und auch
im Kleinen beim Abbau ziemlich sicher verfolgen.
Ich gehe nun zu jenem Theile der Erscheinungen über, welche beim Gang-
bergbau so häufig einen Einfluss auf die Erzführung üben. Es sind dies die Ver-
werfungen, Schaarungen, das steilere oder flachere Einfallen und die Mäch-
tigkeit. Ich muss gleich im Vorhinein erwähnen, dass alle diese Erscheinungen
keinen sicheren Anhaltspunkt bei den Schlaggenwalder Gängen geben, dass ihnen
sonach bei Beurtheilung der Abbauwürdigkeit einzelner Partien kein Gewicht
beizulegen ist.
Verwerfungen: Auf dem Mariengange sollte im südwestlichen Felde
ein Abteufen vom Pflugenstollen niedergeschlagen werden. Es durchsetzt in
dieser Gegend den Gang ein sogenannter Fall (ein Gang mit einem sehr gerin-
gen Verflächen) und es wurde, in dergloffnung der Schaarungspunkt könne gute
Erzmittel führen, das Abteufen an demselben angelegt. Beiläufig 3 Klafter setzte
der Gang in seinem regelmässigen Verflächen von ungefähr 45 Grad fort; plötzlich
legte er sich bis 18 Grad flach, hielt so gegen 2 Klafter an, und fiel dann ganz
abnorm steil mit ungefähr 65 Grad ein. Kaum war man von da ungefähr 3 Deeimal-
Fuss niedergekommmen, als ihn eine
Hangendkluft verwarf, er wurde ausge- Fig. 1.
richtet, hielt jedoch nur wieder 3 Dee.-
Fuss an, und wurde von einer zweiten
Hangendkluft abermals verworfen; der-
selbe Fall wiederholte sich ganz ähnlich
noch zweimal, worauf der Gang mit dem
abnormen Verflächen von 18 Grad noch
eine Klafter fortsetzte, dann aber wie-
der sein gewöhnliches Fallen von
45 Grad annahm. Das Abteufen wurde
hierauf, nachdem die Regulirung mit
zu grossen Schwierigkeiten und Kosten
verbunden gewesen wäre, und nachdem
trotz ‚vierfacher Verwerfung und Schaa- Ansicht des rechten Ulms im Abteufen am Mariengang unter
rung sich keine guten Erzmittel zeigten, der Pflugenstollensohle.
ganz eingestellt. Auch bei einer, von 2 Gfte-g;b Fergrertunmekinite,
9]; Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald. 319
Herrn G. Walach der k. k. geologischen Reichsanstalt mitgetheilten, und im
Jahrbuche VII, S. 172 beschriebenen ausgezeichneten Verwerfung des Gellnauer
Ganges blieb die Erzführung unverändert; eben so bei dem grossen Verwurfe
des Marienganges. Ausser diesen bedeutenden Verwerfungen hatte ich Gelegen-
heit, eine Unzahl kleinerer zu beobachten, habe aber nirgends eine merkliche
Veränderung in der Erzführung wahrgenommen. 3
So wenig als Verwerfungen, zeigen sich Schaarungen günstig. Ausser dem
“zuvor erwähnten Fall schaart in demselben Revier weiter mit dem Mariengang
ein anderer bedeutender Gang, der Antonigang. Obschon das Nebengestein zur
Eröffnung des Abbaues an diesem Orte nicht einladend war, wurde dennoch ein
Ueberhöhen im Schaarungspunkte in der Hoffnung angelegt, es könne daselbst
doch eine Veredlung vorhanden sein, da dies bei Erzgängen doch so häufig vor-
kommt; allein das Nebengestein wahrte seinen Charakter, und das Ueberhöhen
wurde wieder eingestellt. Auch an einem dritten ausgezeichneten Schaarungs-
punkte von zwei Haupttrümmern des Gellnauer Ganges auf dem nächst höheren
Horizonte, dem sogenannten Wetterlauf wurde keine Veredlung wahr-
genommen.
Das Verflächen der Gänge bietet auch keinen sicheren Anhaltspunkt,
der dort häufig ausgesprochene Grundsatz: „Je flacher desto besser der Gang“
dürfte sieh nur auf das flache Einfallen der früher erwähnten „Fälle“, in denen
factisch das Zinnerz immer concentrirter auftritt, nicht aber auf die hier
beschriebenen Gänge beziehen, wenigstens sprechen die von mir beobachteten
Thatsachen durchaus nicht dafür. Ich führe nur zwei der hauptsächlichsten an:
Bei dem, bei der früher angeführten Verwerfung des Marienganges im Ab-
teufen in SW. unter dem Pflugenstollen, bereits erwähnten, für die dortigen
Verhältnisse gewiss sehr abnormen Verflächen von 18 Grad, war der Gang kei-
nesfalls edel, sondern mittelgut. Bei einem andern Abteufen auf demselben Gange
in dem nordöstlichen Revier ergab die Vermessung ein Verflächen von 47 Grad
15 Minuten, und der Gang war ebenfalls mittelgut. Die während meiner dortigen
Dienstzeit abgebaute edelste Gangpartie am Gellnauer unter dem Pflugenstollen
hatte ein Verflächen von 51 Grad, wornach man den Adel daselbst gewiss nicht
vermuthet hätte.
Von einiger, wenn auch untergeordneter Bedeutung ist die Mächtigkeit
der Gänge, wobei jedoch immer ein grosser Spielraum gestattet werden muss,
indem nur die abnorm grosse und geringe Mächtigkeit sich als einigermassen
maassgebend anführen lassen. Erreicht der Gang 12 Zoll und darüber, so kann man
ihn beruhigt als höchstens mittelgut taxiren. Der Zinnstein tritt da nie als
Saalband, sondern stets in derben Putzen in der Gangmasse auf, und selbst diese
zeigen sich zumeist in grösseren Absätzen. Die grossen tauben Ausfüllungsmassen
wirken natürlich äusserst drückend auf den Halt der Zwitter, und sind desshalb
so mächtige Gangpartien oft selbst dann nicht abbauwürdig, wenn sich auch
ziemlich häufig Zinnsteinputzen zeigen. Als Beispiel nenne ich den Gellnauer-
gang in der sogenannten gemeinschaftlichen Strecke, welcher bis 15 Zoll
11 Linien mächtig ist, und in gar nicht grossen Absätzen den Zinnstein beleuchten
liess; er erreiehte aber kaum den Halt von 0:3 Procent. Ausgezeichnet wird
eine so mächtige Gangpartie nur dann, wenn sie sich zertrümmert; dann zeigen
sich oft nicht nur die Trümmer selbst edel, sondern sie schliessen häulig Greisen-
partien ein, die bedeutende Mengen von Zinnstein führen. In Bezug auf die zu
geringe Mächtigkeit führe ich nur an, dass ich von 3 Zoll abwärts höchst selten
edle Partien angetroffen habe; am artigsten zeigt sich der Gang bei einer Mäch-
tigkeit von 3—6 Zoll, wie selbe auch der Gellnauer in der angeführten edlen
Zone unter dem Pflugenstollen eonsequent behauptete.
K k. geologische Reichsanstalt, 14. Band, 1864. III. Heft, 10)
320 Anton Rücker. [10]
Bildung der Zinnstöcke. Um das mir bei dieser kleinen Arbeit vor-
gesteckte Ziel zu erreichen, welches hauptsächlich darin besteht, möglichst viel
Anhaltspunkte zu sammeln, die eine Beurtheilung der Möglichkeit für die Wie-
deraufnahme des Schlaggenwalder Stockwerksbaues zulassen, will ich noch ver-
suchen, das schwierige Gebiet der Bildung der Schlaggenwalder Zinnerzstöcke
und Zinnerzgänge zu betreten, und erlaube mir vor Allem, die hierüber im All-
gemeinen bekannten hauptsächlichen Ansichten anzuführen.
Elie de Beaumont hat in seiner vortrefflichen Arbeit über vuleanische
und metallische Ausströmungen (Cotta’s Gangstudien Bd. T) eine Tabelle über
die Vertheilung der einfachen Körper in der Natur zusammengestellt, und con-
statirt, dass die Granite 42, die zinnführenden Gänge 48 Grundstoffe oder Ele-
mente enthalten, also bei weitem die grösste Anzahl unter den Gesteinsarten ;
dagegen die vuleanischen Gesteine der Jetztzeit die wenigsten, nämlich nur 14.
Er gibt an, dass sich von diesen jüngsten vuleanischen Gesteinen bis zu den
Graniten eine ununterbrochene Kette von Gesteinen verfolgen lässt, in denen
nach und nach alle Elemente erscheinen, und dass die meisten in den ältesten
krystallinischen Gesteinen sich vorfinden, in welchen sie bei deren Erstarrung
fixirt, und aus der Cireulation gebracht wurden. Nachdem nun die Zinnerzlager-
stätten den verschiedenartigsten Mineralreichthum enthalten, so kann daraus
gefolgert werden, dass der Granit der ursprüngliche Träger des Zinnerzes ist,
welche Annahme sich auch durch vielfache Beobachtungen bei den Zinnbergbauen
des Erzgebirges bestätigt; dass ferner die Bildung der Zinnerzlagerstätten zu
den ältesten Bildungen zu rechnen ist.
Die Erzanhäufung in mehreren, bei der Erstarrung durch verschiedene
Ursachen gebildete Granitgipfeln, schreibt Elie de Beaumont ausser dem
Dampfe, und der grossen Affinität der Grundstoffe, hauptsächlich der Wirkung
‚ elektrischen Strömungen zu, welche sich besonders da sehr stark entwickelten,
wo die Berührungspunkte der Granitmasse mit anderen Felsarten die schnellste
Temperaturveränderung hervorbrachten; dass aber die Elektricität wirklich bei
der Bildung vieler Metalllagerstätten eine grosse Rolle gespielt zu haben scheint,
dafür führt er mehrere T'hatsachen an, und sagt dann wörtlich: „Wenn nun die
auf diese Weise entwickelte Elektrieität auf die Vertheilung der Metalle in der
Dicke der Erdrinde Einfluss gehabt hat, so ist es ganz natürlich, dass dieselben
vorzugsweise nach der erwähnten Berührungsoberfläche geführt werden mussten,
und dass sie dadurch hauptsächlich in den Gipfeln oder Spitzen concentrirt wur-
den, welche diese Oberfläche darbot“. Nach Elie de Beaumont also fällt die
Bildung der Zinngranitstöcke mit jener des Ur-Granits zusammen.
Daubr&e bemerkt nach derselben Abhandlung S. 397, dass alle Zinnstock-
werke, besteht das sie umschliessende Gestein aus Granit, Porphyr, Gneiss oder
Glimmerschiefer, stets in der Nähe der Contactflächen mit einem andern Gesteine
vorkommen, dass sich keines der Stockwerke über 500 Meter von der Grenze
beider Gebirgsarten entferne. Auch er ist der Ansicht, dass die Gebilde der
Zinnformation aus dem heissflüssigen Erdinnern emporgedrungen sind. So
sagt er in seiner vortrefflichen Arbeit über die Zinnerzgebilde in den Annales
des mines, Ill. Serie, Bd. 20, S. 109: „Die Verbindungen, zu denen die Bespre-
chung der (Zinnerz-) Lager uns geführt hat 1), und deren ältestes Dasein
wir zugeben müssen, sind flüchtig und unzerlegbar durch die Hitze, daher
können sie leicht in Tiefen vorkommen, von wo aus die metallischen Depöts
bis in die oberen Partien der Erdrinde auszufliessen scheinen“.
1) Namentlich Metallverbindungen.
[11] - Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald. 221
Jokely erklärt in seinem Berichte über die geologische Beschaffenheit des
Eger Kreises in Böhmen !), die Zinngranite innerhalb des Gebirgs-
granits als coneretionäre Massen, die nur mit dem Gebirgsgranit entstanden
sein können, weil sie durch Uebergänge auf’s Innigste mit einander verknüpft, und
nirgends durch schärfere Grenzen von einander geschieden sind. Dr. Ferd.
v.Hochstetter spricht in seinem Werke über Karlsbad und seine geognostischen
Verhältnisse S. 24 ebenfalls die Ansicht aus, dass die beiden Granitvarietäten,
nämlich der Gebirgs- und Dreikreuzberggranit, welch letzteren er mit den
Zinngraniten bei Schlaggenwald und Schönfeld identisch erklärt, gleichzei-
tige Bildung seien, und stützt diese Ansicht vorzüglich darauf, dass er bei
Karlsbad eine dritte Granitvarietät, den sogenannten Karlsbader Granit auf-
stellt, welcher den unmittelbaren Uehergang zwischen den erstgenannten Varie-
täten bildet.
Betrachten wir nun die Verhältnisse, wie sie sich bei Schlaggenwald und
Schönfeld darbieten. Ich habe bereits angeführt, dass der Huber- und Schnöden-
stock im Gneiss, und der Klingenstock an der Contactgrenze von Gneiss und
Granit auftritt. Die Entfernung des Huberstockes von der Contactgrenze des
Granits mit dem Gneiss beträgt bei 600 Klafter. So viel nach bisherigen Auf-
schlüssen bekannt ist, erweitern sich die zwei erstgenannten in der Tiefe, und
ich habe aus mehreren Aufschlusspunkten ein Profil zusammenzustellen versucht.
Fig. 2.
Profil durch die Zinnstöcke bei Schlaggenwald. Maassstab 1 Zoll = 200 Klafter.
Klingenstock Neuschacht Schnödenstock Huberstock
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Die Abgrenzung des Stockwerksgranits mit dem Gneiss ist zumeist eine deut-
liche, nur an manchen Stellen übergehen beide Gesteine allmählich in einander.
Der Einfluss des Contactes auf die Erzführung ist ein vielfach beobachteter,
jedoch nur beim Zinngranit. Der Gebirgsgranit zeigt sich nirgends an der
sehr ausgedehnten Scheidungsgrenze erzfülrend, wenigstens nicht in der Art,
dass darin Zinnerz mit freiem Auge wahrgenommen werden könnte; selbst an
solehen Stellen, wo seine Apophysen in schmalen Zungen auf bedeuten de
Strecken in den Gneiss reichen, wie südöstlich von Lauterbach, oder wo sie
selbst ganz vom Gneiss umschlossen sind, wie bei Stirn, sind keine Erze in ihm
wahrzunehmen. Diese Thatsachen berechtigen nun zu einigen Folgerungen. Vor
allem können der Huber- und Schnödenstock als keine coneretionären
Massen angesehen werden, denn sie durchbrechen den Gneiss, welcher nebenbei
vollkommen taub ist. Noch nie ist in seiner Masse eine Spur von Erz gefunden
worden, ausser unmittelbar in der Nähe der Gänge in Schnüren und Putzen, wo
es gewiss vom Gange eingeführt worden ist; auch müsste sich an der Scheidung
durchaus ein allmähliger Übergang der beiden Gesteinsarten zeigen, was nicht
der Fall ist. Nach der Lagerung könnte nur der Klingenstock als Coneretion
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1857. VI. p. 8.
Ar *
392 Anton Rücker. a [12]
sich gebildet haben, allein sein Zusammenhang mit den beiden erstgenannten ist
durch das Anfahren des Zinngranits unter dem Pflugenstollen am Mariengange
mehr als wahrscheinlich gemacht, daher auch dieser auf dieselbe Weise wie die
beiden ersten entstanden sein dürfte. Auch muss der Einfluss des Contactes
jedenfalls als ein relativer angesehen werden; er konnte nur da eine grössere
Erzeoncentration bewirken, wo es eben in der Masse in grösserer Menge vor-
handen war; wo es aber in äusserst untergeordneter Menge in der Gesteins-
masse sich vorfand, konnte auch keine besonders bemerkenswerthe Veredlung
erzielt werden. Die Massen der genannten Zinnstöcke mussten bei ihrem Durch-
bruch den Adel schon mit sich führen, er kann nicht erst während der Erstarrung
aus der grossen Gebirgs - Granitmasse eingewandert sein, sonst müssten sich
unter den gleichen Verhältnissen mehrere ähnliche Ablagerungen zeigen.
Ich bin daher der Ansicht, dass die Schlaggenwalder Zinnerz-
stöcke einer, wenn auch geologisch nicht unterscheidbaren,
aber factisch jüngeren eruptiven Bildung angehören, und führe
noch eine Stelle von Cotta aus seinen Gangstudien Bd. I, Seite 89 an, welche
ziemlich vollständig meine Idee über diese Bildung enthält. Er sagt:
„Nehmen wir eine ursprüngliche Vertheilung der Bestandtheile der Erzgänge
in den krystallinischen Massengesteinen, d.h. in dem eruptiv gewordenen feurig-
flüssigen Erdkern an, und sehen wir, wie diese Annahme zu dem Thatsächlichen
passt. Wo die Massengesteine in grossen Massivs zu Tage traten, da erkalteten
sie mit Ausnahme der äussersten Ränder und oberen Krusten nur sehr langsam.
In Folge davon hatten die nicht chemisch verbundenen, in Vergleich zu der
übrigen Masse schwereren, und leichtflüssigeren Metalle Zeit, in die Tiefe zu
sinken, etwa so, wie in unseren Hochöfen und Stichherden, und das mag der
Grund sein, warum die grossen Massivs der Eruptivgesteine höchstens in ihren
schnell erkaltenden Contacträndern und oberen Krusten zuweilen ergiebige
metallische Beimengungen enthalten.“
Man ist in neuester Zeit durch vielfache Beobachtungen zu der Annahme
gelangt, dass unter den, den Granit zusammensetzenden Bestandtheilen, der Quarz
derjenige war, welcher zuletzt erstarrte, welcher also am längsten flüssig blieb,
ferner, dass in der fraglichen Gegend der Gebirgsgranit der ursprüngliche Träger
des Zinnerzes ist, und ist daher erklärlich, dass bei Erstarrung des Granits sich
in den tieferen Regionen eine Masse bildete, die vorzüglich reich an Quarz und
Metallen war, welche vielleicht noch während der Zeit, als die Erstarrungsrinde
des Gebirgsgranits noch eine sehr schwache, so zu sagen primitive war, nach
einer Eruptionsspalte zum Ausbruch gelangte. Dabei scheint der Huberstock der
Centralpunkt der Eruption gewesen zu sein, denn er ist der mächtigste und
reichste, und nimmt, wie schon erwähnt, das Auftreten der Zinnerze von ihm
aus nach SW. und NO. allmählig ab. Das Alter der beiden Granite dürfte daher
geologisch jedenfalls nicht verschieden sein. Die Stockwerke können als ein wäh-
rend der Erstarrung des Gebirgsgranits gebildetes Product von nur relativ jün-
gerem Alter angesehen werden,
Bildung der Gänge. Diese ist jedenfalls eine äusserst eomplieirte und
schwer zu erklärende, wesshalb ich mich auch darauf beschränke, die beobach-
teten Thatsachen in der Art zu gruppiren, dass ich die für die verschiedenen
Bildungsarten sprechenden zusammenstelle. Betrachten wir vor Alleın die Art und
Weise des Erzvorkommens. Der Zinnstein tritt (zumeist mit Wolfram) als Saal-
band im Hangenden und Liegenden des Ganges, ferner in Drusen und Putzen im
Quarz, in Greisenputzen zu beiden Seiten des Ganges, in Schnüren und Nestern,
unmittelbar mit dem Gange zusammenhängend im Nebengesteine derb und kry-
[13] Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald. 323
stallisirt auf. In den Drusen finden sich häufig neben Zinnstein verschiedene
andere Mineralien der eingangs angeführten Species, namentlich Flussspath,
Apatit, Topas, u. s. w. In edlen Zonen ist immer die Gangmasse vom Nebenge-
steine gut getrennt, in unedlen hingegen mit demselben innig verwachsen; ferner
ist letzteres in edlen Partien, ob jetzt der Adel in Saalbändern, oder in einer
andern Form abgelagert ist, immer wesentlich angegriffen und verändert, während
es in unedlen Partien frisch, fest und feldspathführend ist. Der Adel dehnt sich
dem Verflächen nach aus, und finden sich vor und nach demselben stets Mine-
ralien. Das Nebengestein, der graue Gneiss ist absolut taub; die erwähnten Erz-
schnürchen und Erznester sind mit dem Gange zusammenhängend, und der
Zinnstein von demselben eingewandert. Alle diese Thatsachen sprechen vor-
züglich dafür, dass die Schlaggenwalder Gänge ihr Material der Hauptsache
nach aus der Teufe erhalten haben, besonders wenn man berücksichtigt, dass mit
dem Zinnstein sehr häufig Flussspath auftritt, und dass Daubr&e durch Versuche
nachgewiesen hat, dass Zinnfluorür eine, allen Temperaturen widerstehende,
und dabei sehr flüchtige, leicht verdampfende Verbindung ist, die sich bei Hin-
zutritt mit Wasserdämpfen zersetzt, und auf Kosten des Sauerstoffes der letzteren
in Zinnoxyd, also in jene Verbindung umwandelt, in welchen es auf den Gängen
vorkommt. Eben so wie Zinn, verhält sich nach Daubre&e in dieser Beziehung
Wolfram und Molybdän. Er !) hat sogar künstlich Zinnoxydkrystalle er-
zeugt, indem er in eine rothglühende Porcellanröhre Zinn-Chlorür und einen
Wasserdampfstrom eintreten liess, worauf sich die Zinnsäure an den Röhren-
wänden krystallinisch ansetzte. Es ist daher eine Sublimation wohl für die vor-
kommenden Metallverbindungen denkbar, aber gewiss nicht für die Hauptaus-
füllungsmasse, den Quarz, welcher nur durch Injeetion aus der Tiefe in die Gang-
spalten gekommen sein könnte, und dabei die Metallverbindungen in Dampfform
in Blasenräumen eingeschlossen enthielt, welche dann bei der Erstarrung durch
Zutritt von Wasser auskrystallisirten, ein ähnlicher Vorgang, wie er bei den
heutigen Laven beobachtet wird. Wir hätten also schon bei der ersten Annahme
zwei Bildungsarten, die Sublimation und Injection, ge wir nun zu einer
zweiten Gruppe von Erscheinungen.
Fig. 3.
l. Gellnauer Mittelort in SW. am 15. März 1861.
Gang unedel, Gneiss undeutlich geschichtet, fest,
Be: reich an Feldspath von Quarzschnüren durchschwärmt.
I. Gellnauer Mittelort am 29,; März 1861. Gang mit
grauem Quarz und Spuren von Zinnstein; Gneiss glim-
b Lettenklüfte.
aamüre. merreich, weniger Feldspath führend, in der Hangend-
kluft Spur von Zinnstein.
Ich habe bereits angeführt, dass in unedlen Partien der Quarz des Ganges
mit dem Nebengestein innig verwachsen und dass der Feldspath frisch, unzersetzt
ist. In zwei Skizzen von Feldörtern, die ich hier mit anführe, ist der Quarz
in dünnen Schnüren dem Gang zugewendet sichtbar, gleichsam auf der Einwan-
derung begriffen. Es scheint daher auch die Lateralsecretion thätig gewesen
zu sein, wofür auch der Umstand spricht, dass der Gang in solchen Partien
1) Cotta’s Gangstudien. Band 2, p. 466.
324 Anton Rücker. Beitrag zur Kenntniss des Zinnerzvorkommens bei Schlaggenwald. [14]
immer unedel ist, und dass in manchen edleren Zonen Zersetzungsproduete des
Feldspathes und Glimmers, des Gneiss angetroffen werden.
Endlich tritt eine dritte Gruppe von Erscheinungen auf, die für die Infil-
tration sprechen. Es sind dies namentlich die Kappenquarze und die Nieder-
schläge, welche die einzelnen Kappen trennen. Dieser ist zumeist der Nakrit;
nach gütigen Mittheilungen von Herrn Walach fand derselbe aber auch Kap-
penquarze, wo statt des Nakrits Zinnstein und Kiese auftraten, ferner sprechen
hierfür die Ueberzüge von Mineralien mit anderen Species, endlich- die Fluss-
späthe mit den dunklen blauen Kernen, was Alles auf eine Wiederholung der Kry-
stallisation schliessen lässt.
Obschon alle diese letzteren Gebilde secundärer Natur sind, so muss ihrem
Auftreten doch Rechnung getragen werden, und wir haben daher Erscheinungen
für eine ganze Reihe von Bildungsarten, Sublimation , Injection, Lateralseeretion
und Infiltration. Schliesslich muss ich noch erwähnen, dass mehrere, die Zinn-
gänge durchsetzende nach h. 10 streichende Klüfte vorkommen, welche der
Zinnformation vollkommen fremde Mineralien führen, als Uranpecherz, wovon
von Herrn Walach ein ausgezeichnetes Exemplar gefunden wurde, ferner von
Kobalt und Nickelerze; diese gehören jedenfalls einer andern Bildungsperiode an.
Sei übrigens die Bildungsweise, welche immer, so steht der Umstand fest, dass
das Material der Gänge ganz dasselbe ist, welches die Stockwerke constituirt,
denn bis auf einige wenige Species sind alle Mineralien der Letzteren auf den
Gängen gefunden worden. Sie verdanken daher dem Zinngranit ihre Entstehung,
und nachdem sie demselben zufallen, ist auch nicht leicht anzunehmen, das sie
in ihm fortsetzen. Da sie ferner bis an die Pflugenstollenssohle grösstentheils
verhaut sind, wäre dem Schlaggenwalder Gangbergbau auf der Schönfeldzeche
auch dann keine Zukunft zu prognostieiren, wenn die Gänge auch viel edler
wären, als sie es leider sind. Anders ist es mit dem Stockwerksbau. Ich habe
darzuthun versucht, dass die Zinn-Stockwerke bei Schlaggenwald und
Schönfeld eigener Bildung sind, dass sie untereinander zusammenhängen; es
ist daher ein Ausbleiben der Erze in der Teufe nicht leicht zu befürchten,
obschon man sich andererseits durchaus keinen sanguinischen Hoffnungen hin-
geben darf, indem das Volum des Stockwerksgranits in der Teufe zunimmt,
daher derselbe in dem Verhältnisse auch ärmer werden dürfte. Bei einem allfäl-
ligen Voranschlage zur Wiederaufnahme dürfte daher der Halt, meiner Meinung
nach höchstens mit 0:3 Procent bei der Berechnung angesetzt werden; bei diesem
Halte kann man aber nur dann ein halbwegs günstiges Resultat anhoffen, wenn
eine Massenerzeugung eingeleitet wird, wenn die Production an Zinnmetall eine
namhafte Ziffer erreicht, dies aber erfordert ein bedeutendes Anlagscapital,
und ob dieses von irgend einer Gesellschaft bei dem gegenwärtig so theuren
Gelde riskirt wird, ist leider wohl die grosse Frage.
1] 1398
II. Die geologischen Verhältnisse der kleinen Karpathen und
der angrenzenden Landgebiete im nordwestlichen Ungarn.
Von Ferdinand Freiherrn v. Andrian und Karl M. Paul.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 15. März 1864.
Den Verfassern vorliegender Mittheilung war als Sectionsgeologen der
k. k. geologischen Reichsanstalt im Sommer 1863 derjenige Theil des nordwest-
lichen Ungarns zur geologischen Detailaufnahme zugewiesen worden, welcher
im Westen durch die March, im Süden durch die Donau, im Osten durch die
Waag , im Norden durch die von den Ortschaften Holic, Jablonie, Nädas, Kosto-
lany gebildete Linie begrenzt wird, und zwar in der Weise, dass Freiherr
v.Andrian den südlichen Theil des genannten Gebietes bis an die Orte Malaczka,
Kuchel, Dubowa, Tyrnau, K. Paul den nördlichen Theil desselben bearbeitete,
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle leitete als Chefgeologe die Aufnahmen der
ganzen Section (zu der auch noch das nördlich an das in Rede stehende Terrain
sich anschliessende Untersuchungsgebiet gehörte) und nahm als solcher auf
die Entwickelung der im Folgenden mitgetheilten Resultate ebenfalls wesent-
lichen Einfluss.
Das Gebiet wird durch das in der Mitte desselben sich erhebende Gebirge
der kleinen Karpathen in zwei Theile getheilt, so dass die Beschreibung des-
selben in drei Abschnitte zerfallen muss, von denen der erste die kleinen Karpathen,
der zweite das ebene undhügelige Land zwischen dem Marchflusse und den kleinen
Karpathen, der dritte die Ebene zwischen dem genannten Gebirge und der Waag
behandeln wird.
I. Die kleinen Karparthen.
| Literatur und Vorarbeiten:
D. Stur: Geologische Uebersichtsaufnahme des Wassergebietes der Waag und
‚ Neutra, Jahrb. der k. k. geologischen Reichsanstalt, XI. Band, 1. Heft.
F. Foetterle: Aufnahmsbericht, Jahrb. der k. k. geologischen Reichsanstalt,
IV. Band, Seite 850.
— geognostische Verhältnisse von Bösing, Jahrb. der k. k. geologischen
Reichsanstalt, V. Band, Seite 204.
— Bericht über die Aufnahme der II, Section im Jahre 1863, Jahrb. der
k. k. geologischen Reichsanstalt, XIV. Band, 1. Heft. Sitzung am I. März.
— Durehsehnitte durch die kleinen Karpathen. Jahrb. der k.k. geologischen
Reichsanstalt, XII. Band, Verhandlungen S. 50.
326 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [2]
Prof. Dr. G. Kornhuber: Geologische Verhältnisse der Porta Hungariae bei
Theben. Verhandl. des Vereins für Naturkunde zu Pressburg 1856. I. Bd.,S.40.
— Die geologischen Verhältnisse der nächsten Umgebung von Pressburg.
1:.0,8: 3;
— Granit und Diorit bei Pressburg. L. e. 1857, II. Bd. Sitzungsberichte S. 7.
— Das Thonschieferlager von Mariathal bei Pressburg. L, e. 1856, I. Bd., S. 25.
— Naturhistorische Verhältnisse der Umgebung von Bösing. L. ce. 1857,
Il. Bd. Sitzungsberichte S. 61.
— Die geognostischen Verhältnisse der Umgebung von Ballenstein. L. e. 1859,
IV. Bd. Sitzungsberichte S. 71.
V. Streffleur: Donauprofil und Alpendurchbruch bei Theben. Sitzungsberichte
der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. Bd. VII, S. 427.
J. v. Pettko: Bericht über die geologische Aufnahme des westlichen Theiles
von Ungarn an der March, Arbeiten der geologischen Gesellschaft für
Ungarn, Pesth 1856, S. 53.
Dr. A. Kenngott: Ueber die Gemengtheile eines Granites aus der Gegend von
Pressburg. Jahrb. der k. k. geolog. Reichsanstalt, II. Jahrg. III. Heft, S. 42.
Ausser diesem erschienen von den Verfassern selbst vorläufige berichtliche
Mittheilungen über das in Rede stehende Terrain im Jahrbuche der k. k. geologi-
schen Reichsanstalt 1863, XII. Band. Verhandlungen S. 52, 53, 59, 60, 62, 72,
73, 134, 135, und im XIV. Bande in den Sitzungsberichten vom 1. Februar,
1. März und 10. Mai 1864. Als kartographische Vorarbeit lag die geologische
Uebersichtskarte vor, welche von Herrn D. Stur im Jahre 1859 nach älteren
Aufnahmen von F. Foetterle und I. v. Pettko, und nach eigenen Beobach-
tungen zusammengestellt worden war.
Allgemeine Vebersicht.
Mit dem Namen der kleinen Karpathen bezeichnen wir dasjenige Gebirge,
welches sich am nördlichen Ufer der Donau zwischen Theben und Pressburg
erhebt, und von hier in einer Breite von 11/,—2 Meilen, und einer Länge von
61/, Meilen in nordöstlicher Richtung zwischen den Orten Ratzersdorf,
St. Georgen, Bösing, Modern, Schattmansdorf, Ottenthal, Smolenitz und Nädas
östlich, und den Orten Theben, Stampfen, Schandorf, Jablonie westlich fort-
setzt. Den südlichsten Punkt des Gebirges bezeichnen die westlichen höher
gelegenen Theile der Stadt Pressburg, den westlichsten der halbinselförmig in
die Ebene vorgeschobene Thebnerkogl. Im Norden ist das Gebirge zwischen
Sehandorf, Jablonie und Nädas durch eine, mit Miocengebilden angefüllte Niede-
rung abgeschlossen, und von seiner nördlichen Fortsetzung, dem Brezowa-Gebirge
getrennt, welches in seinem geologischen Baue mit den nördlicheren . Partien
der kleinen Karpathen (dem sogenannten weissen Gebirge) sehr nahe überein-
stimmt. Der inselförmig aus den Tertiärschichten der erwähnten Einsenkung hervor-
ragende Dolomitberg Cerowa (nordwestlich von Nahac) stellt auch äusserlich eine
Verbindung zwischen den beiden Gebirgen her. Noch weiter nördlich verhält
sich das Nedze-Gebirge in ähnlicher Weise zum Brezowa-Gebirge, wie dieses
zu den kleinen Karpathen, und bildet somit deren äusserste nordöstliche Fort-
setzung. Diese drei genannten Gebirge und die am südlichen Ufer der Donau
sich erhebenden Berge von Hainburg und Wolfsberg bilden einen geologisch
und geographisch zusammengehörigen Gebirgszug, von denen jedoch nur der
oben abgegrenzte, unter dem Namen der kleinen Karpathen im engern Sinne
bekannte Theil Gegenstand der vorliegenden Mittheilung sein soll, nachdem die
[3] Die Verhältnisse der kleinen Karpathen und der angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 327
Hainburger Berge bereits von Cäjzekt) behandelt wurden, das Brezowa und
Nedze-Gebirge jedoch dem Untersuchungsgebiete des Herrn W olf angehörte
und von diesem näher beschrieben werden wird.
Die kleinen Karpathen zerfallen in zwei geologische Haupttheile, von
denen der eine, den Süden und Osten des Gebirges von Pressburg bis Ober-
Nussdorf einnehmend, aus krystallinischen Massengesteinen und Schiefern, der
zweite, den Westen und Norden des Gebirges zusammensetzend, aus Sedimentär-
gesteinen der paläozoischen, mesozoischen und neozoischen Epoche besteht.
Von den letzteren (den neozoischen Bildungen) rechnen wir nur die eocenen
Gebilde zum Gebirge, die miocenen Randbildungen jedoch, welche namentlich
den Westrand des Gebirges in einer ununterbrochenen Zone umsäumen, ob-
wohl sie stellenweise (z. B. am Thebner Kogel) eine ziemlich bedeutende See-
höhe erreichen, zu den Bildungen der Ebene.
Wie sich aus dem Gesagten bereits ergibt, bildet der krystallinische
Stock der kleinen Karpathen keinen Centralstock, denn nur an der Westseite
erscheinen die Sedimentärgebilde als eigentliche Kalkzone emporgehoben,
während auf der Ostseite die krystallinischen Gesteine und Schiefer in der
ganzen Erstreckung des Stockes von Pressburg bis Ober-Nussdorf ausnahmslos
sich unmittelbar aus den Diluvial- und Neogen-Bildungen der Waag-Ebene
erheben.
Nähere Detaillirungen der einzelnen Höhenzüge des Gebirges sollen bei
der geognostischen Beschreibung der beiden Haupttheile folgen, wir fügen daher
hier nur noch eine Zusammenstellung der bekannten Höhenmessungen des
Gebirges bei. Dieselben sind zum grössten Theile schon von Herrn Stur ?) auf-
geführt, wir scheiden von seiner Aufzählung nur diejenigen aus, welche sich
nach der oben angegebenen Abgrenzung nicht auf das Gebirge, sondern auf
die Ebene und das Hügelland beziehen, und vervollständigen sie durch die-
jenigen Messungen, welche im Sommer 1863 von der II. Section der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt ausgeführt, von Herrn k. k. Bergexspectanten A. Rücker
nach der Vergleichungsstation Pressburg berechnet, und uns von diesem freund -
lichst zur Verfügung gestellt wurden >).
Wiener Klafter.
DEINES eo I I EEE ER 65-1
» Seehöhe der meteorolog. Station im k. k. Telegraphenamte . . . . 76:76
Ener van, PLEsBburp 00. 2 ale ale voran ae. allen ER ERer:\:
ET ERSDUrGE „a le a han 111°45
Bir Tei Prossburgs..e 200 ce mia te, a. a Eh erkranken ae 122.81
Spitze westlich von der Jägermühle nordwestlich von Pressburg ....» . 91:34
Garten am Eisenbründel im Weidritzthale nordwestlich von Pressburg.. . . . 10060
Gamsenberg nördlich von Pressburg. - . » . 2 ee eo nenne 00. 18593
Einsattlung zwischen Dirndl und Gamsenberg . . . . 2 2220200. 15828
Dirndlberg nördlich von Pressburg . .- » 2“. - en en eieleleiene 169: 37
Einsattlung nördlich von Dirndlberg, nördlich von Pressburg, westsüdwestlich
zerslart: Se an sa ebene enge, ve 18049
Spitze nördlich von Dirndlberg, nördlich von Pressburg, westsüdwestlich von
ns N N RER 3: 3 SER EN ERLERNT 193 62
Wasserscheide zwischen Ratzersdorf und Weidritzbach, nördlich von Press-
burg, nordwestlich von Ratzersdorff . .. . 2 2. - um 0 won een 21416
Spitze, westlich vomMeierhofe in Ratzersdorf. . 2... 222... 0. 21306
1) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. III. a. 177. d. 32.
2) Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt. Bd. XI. S. 5.
3) Die Autoren der übrigen Messungen sind schon bei Stur angegeben, daher wir dieselben
nur dort, wo sich bedeutendere Differenzen ergeben, wieder anführen zu müssen glauben,
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. III. Heft. 43
328 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul.
Einsattlung westlich von Ratzersdorf, nördlich von Pressburg
Erdödyberg, nordwestlich von Ratzersdorf . .
Neustift Mariathal bei St. Georgen, Gasthof zum Türkenkopf, Erdgeschoss .
Spitze westlich von St. Georgen, nördlich von Ratzersdorf
Javorina, östlich vonBallenstein, westnordwestlich von St. Georgen
Fruglberg, nordwestlich von St. Georgen .
Limbach, westlich von Bösing, Kirche .
Tri Kameni Kopce
> oa hatten Ks neltıe Fo, Zur An ie
Bösing . .
“, a. 8,00, BL la ine
Einsattlung westnordwestlich von Bösing, nor Drdwestlich von Stampfen . .
Javorina, nordöstlich von Stampfen, westlich von Bösing
Bei der Bachtheilung südlich von Königsberg, westlich von Bösing . . . .
Felsenberg, nordwestlich von Bösing, nordöstlich von Stampfen . . .
Spitze des Guntenberges, nordwestlich von Bösing
Wagenberg, nordwestlich von Bösing .
Einsattlung nordöstlich von Gross-Mitterberg . .
Gross-Mitterberg, nordwestlich von Bösing .
Spitze des Kampberges nordwestlich von Bösing ET EAESDN,
Einsattlung nordöstlich bei Gasparovi, westlich von Modern .
Spitze nordöstlich von Gasparowi, ostsüdöstlich von Apfelsbach .
Spitze des Gasparowi nordwestlich von Bösing
Kleiner Zeilerkogel nordnordwestlich von Bösing .
Grosser Zeilerkogel westnordwestlich von Moder rent
Sohle des Ferdinandstollens westlich von Bad Rein
Anhöhe westlich bei Bad Bösing ee:
Bad Bösing nördlich von Bösing . ......
Spitze des Salzarberges südwestlich von Modern
Spitze des Blaserberges bei Modern . . . d
Spitze des Schröckenberges nordwestlich von Modern i
Spitze des Todtenhauptes nordwestlich von Modern .
Stary Zamek nordnordwestlich von Modern . .
Holzhauerhütten an der Strasse von Modern nach Kuchel .
a ara A ee
ai alles ge
Einsattlung südwestlich von Schmallenberg, westnordwestlich von M Modern Bu
Steinernes Thor nordwestlich von Modern . . » 2 2 2 2 2 22.0.
Spitze des Pfefferberges nordwestlich von Modern . . » . 2» 22.2. .
Spitze des grossen Modereiner Kogels, nordwestlich von Modern
Spitze des kleinen Moder einer Kogels, nordwestlich von Modern
Sehattmansdorf, Gasthof, Erdgeschoss . .
Schloss Biebersburg . . . . .. ... VEN
Kuklaberg, südwestlich vonPila. . . . .
Babubereg,' westlich’ von Pila '« „2 '.".". 5. % guege
Geldeekberg, nordnordwestlich von Pila
Thonschieferspitze, nördlich von Pila
Kalchberg) nördiichizen Pila; ar A nH er RE Se SE
Ottenthal, Gasthof, Erdgeschoss. -. . . . 2 20. .
Glashütten zwischen Ottenthal und Breitenbrunn .
Einsattlung östlich bei Glashütten, nordwestlich von Ottenthal .
Kalkspitze östlich von Glashütten, nordwestlich von Ottenthal . .
Südlicher felsiger Gipfel des Kunsteckberges . .... . .
Nördlicher Gipfel des:Kunsteck °. .„'. 1. 1 SLE.. 7.
Pass über den Kunsteck für Fahrende
Pass über den Kunsteck für Fussgeher. . . ». . 2. 2 22 .2..
Einsattlung nördlich von Kunsteck, westlich von Ottenthal e
Et südwestlich vom Lieszteckberge N sie nn Mo
Lieszteekberg, nordnordwestlich von Ottenthal (nach Wolf) .
= (nach Pettko) .
Schebrakberg, südwestlich von Ober-Nussdorf . . . . . .
a a VE ar) 0 el >
er Se u
Dorf Losonez bei der Kirche . . ..» . 2.2...
Cejtachberg bei Smolenitz . . .. . - -
RE ar Se 2 7 un, RE TER 4; '
Alsihe, ie alien
2, u za im
Se Var a a er a A et Tl
art ee Leit ar 0 te ae
Höhe konskä hlava, nordwestlich ober dem Thale des Goldbergwerkes bei
si fa on Ta Anke
ei mi. 8 (al „Wu a yumu ne Bee Fe
Spitze südwestlich von Gross- -Mitterberg, westnordwestlich von Bösing . . .
Einsattlung südwestlich von Gross-Mitterberg, westnordwestlich von Bösing .
- . . .
“0 a
wre Fa wie
een ie, 8 Dei n,cHe
Bu Te. ae
Einsattlung, nordwestlich vom Schebrakberg, westlich von Ober-Nussdorf er
en ei ker, 'B. 'o _'s/.'n Vai AuWlsHunLaTEn m
[#]
Wiener Klafter.
17357
192-58
136-54
236.51
329.00
27960
86-66
289-9
3244
28888
27344
. 13876
31305
19608
22328
39038
2TA-AT.
273°28
27832
24292
27929
28889
29201
1637002
21968
11502
117:51
87:34
156°49
16959
15856
25512
25671
233°5
25627
26378
24148
36068
32324
116:03
16663
28332
321:28
34804
21879
275.58
120.64
2170
23666
25078
2875
2668
233°8
2180
23273
253 44
28096
272-5
27350
21704
[3] Die Verhältnisse der kleinen Karpathen und der angrenz, Landgeh. im nordw. Ungarn. 329
Sandsteinkuppe, südwestlich von Smolenitz, südlich von der Öernä skala . .
Einsattlung zwischen dem Wetterling und der Malä skala . .
Wetterlingberg, westliehvon Smolenitz.. . . 2.2222... al:
„ westlicher Gipfel, . . Bsinm a. a »
2 ostlicher Gipfel." . 2.) ep. SNAP EENN 7
Einsattlung zwischen Wetterling und Burian (nach Wolf). .......
» Alütseh Belika) 2... ... ...;
Burianberg, südlich von Bixard (nach Wolf) 2 20mm ar zu!
RR (naeh,Pettko))... 2... 0... MORE RE ER
Einsattlung zwischen der Havrana skala und dem Burtanberge, nordöstlich ı von
NETT VO RE U EN 75 VOPREREN u
Berg Havrana skala bei Smolenitz (nach Pettko) .. » .. 22.2.2...
= (nach ed): ET LE ER
Berg Droki bei Bixard. EL NE ee te
Belawerına.ber Bixard..... 0%. u u. Ve a Be:
Bizara oberes Ende .:...2.. ne,uu. a Yarkgarig Stereo NN
Sm (Baelihuekar), vu. u.a, Aalen, KEANE
Berg Hrädek bei Schandorf . ... . EEE EG A A Et amt
a rehihenSchandorf! 1:0. 1. 1 ERDE I
Einsattlung zwischen den Ausläufern des Wetterling- und Hurki-Berges südlich
von Sn. WERE N Re les a
Batuki im Hurkigebirge, hordöstlich v von N Sr. Miklos ER ER
ZRla Skala, östlich von Sz. Miklos 1. Nm, WU IT,
Einsattlung zwischen Mala skala und Öernä skala (nach Wolf) .
E (mie Bettko), U A
Cernä skala, ostsüdöstlich von Sz. Miklos, südlich von Sehandorf (nach Wolf)
» (nach na
Einsattlung En awerileh Fe der * Öernä skala, "östlich von Sz. Miklos
Sattel zwischen Stary plast und Corndl Skala in m REN
Einsattlung bei den Holzhauerhäusern, westlich von Losonz, südlich von Sz.
Miklost au... EN OEL | NO EA ER
Stary blacht, südlieh von Sz. Miklos (nach Wolf) RR Harp a
= » (mach el
Pass zwischen Jankowy und Stary plast
Sattel zwischen Klokocava und Jankowy . .» .. .
„ „ Diary pläst..;. :
Klokodava-Berg EX Sc 3
Melaphyrkuppe des Klokodava
Kalkplateau bei Klokocava . 2.222.220. te ORTEN
N NE EN a Te
Blklos.. a. 24% 0 a neie ce a a at Asse Bi
Einsattlung nordöstlich von PoneRa BUND R) Sie UN SA EERTONT
Beresscheib-Berg . „3... Wen SUN, TIER. SLTRAAR . LE,
Einsattlung zwischen Klokocava und Rachsturn .
. Berg Rachsturn (nach Pettko) . Aa BEE. Ka lee
= (trigon. M.) .
Einsattlung zwischen Holind und Geldeck
Hollindberg (nach Wolf) . .... 2.2... AR BEE TR N
E (nach ara ar VENEN HAM
Obereckberg . . RN ah A EN ae,
Kralowiberg, on Reha en. u as
Visokaberg . . . . » et
(nach Pettko) a UBER EDEN
Banekz, "uhliska Betkuehelt.; 2 was fa se te Sl ehe ’
Besswon Biebersburg nach Kuchel . » 2» 2 2... 0.0.
Kreutz am Bababerg, ostsüdöstlich von Kuchel . . . 2» 22...
Einsattlung südwestlich bei Bababerg, östlich von Kuchel . .
Skalnataberg südöstlich, von Kuchel. . . . . 2. 2.2 ..
Jahodrisko Javorina, südöstlich von Kuchel . . . . » 2 2 2 2 2 2 2 0.
Waikowa Uhots, östlieh von Kuchel . . . . » . re
Mekertabese ostlich von Pernek . un... 2 0%: ie
Bey wrebsostkeh von Pernek - . „=. -. =. 2 0 d.h an
Sattel an der Kostolna Javorina, östlich von Pervek, nordwestlich von Bösing
a, se) Ze Baer He Fe ie I een
Wiener Klafter.
316°49
32999
36729
361-6
2546
34642
3089
393.10
3820
37731
3602
35486
240 4
249-1
153.0
177°2
2160
235.0
177.59
21173
38379
23535
2259
33508
3230
29521
2326
30471
33310
318-0
2375
2943
2543
3310
3444
266 2
3017
12680
18450
248-5
292 -78
385.0
392-0
25290
27220
279°5
31617
13705
381:63
3904
310°5
5026
29902
25978
32699
34631
24968
30018
346'54
29988
330 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [6]
Wiener Klafter.
Die Hutyen' südöstlich von Apfelebach » ©, ‚mm. . nn 2456
Höhe des Strmohy nordnordöstlieh von Stampfen . . ». 2 22 2.0... 18610
Koroneez, nordöstlich von Stampfen „1 mM M.e, Mm nn 320.81
Vrehne '&isto nordnordöstlich von Stampfen . . . . 2a. 2 20020. 24882
Kupferhammer bei Ballenstein, Höhe der Schleuse . . 2... 2.2.2... 1318
Wohnhäus im Thale:bei Kupferhammer‘. . . ». . u ho 2.00. 1812
Höchster Punkt des Steiges von Lozorn nach Limbach . . . . 2.2... 287.0
Ruine Ballenste Kal :, 2, 6. MMelh REHREN Raten 15942
Szekileberg, südöstlich von Bisternitz . ». . 2. 2 2 2222 2er. 0. 204 84
Hruby pless, südlich von Bisterhilz: : : v2 5 2 212 Pr Sp 2 19816
Thebner Rouge am. MIA N ne Vo uno ai 6 70 ER: (6 (07 o 275.17
Burg heben. 3 17. K. 2 Bern EU) PEN Nee re 4e. 36 11752
Theben, Burg, höchstes Plateau des Felsens. . . . .. 2.2222 .. a =.
Calvarıaabare beiSmolenitz,.. 2 ala un Pe ol Monk VAR EN 26 135-5
Kopaniea,tsudlich von Rozbehy, . . . 2 2. a. S2..00. 2 12/52 Deere DR 191-1
Ein Ueberblick über vorstehendes Verzeichniss ergibt für die Berg-
gipfel der kleinen Karpathen eine mittlere Seehöhe von 200—300 Klafter,
während die Höhe von 350 Klafter nur von wenigen Spitzen überschritten wird,
nämlich von einer Spitze westlich vom Gross-Mitterberg, dem grossen Mode-
reiner Kogel, dem Wetterling, dem Burian, der Havrana skala, dem Rachsturn
und der Visoka. Welche der beiden letztgenannten Höhen den höchsten Punkt
des Gebirges darstellt, ist nicht sicher ermittelt.
1. Der südöstliche (krystallinische) Theil der kleinen Kar-
pathen.
Der südöstliche krystallinische Theil der kleinen Karpathen stellt sich als
ein zusammenhängender Höhenzug dar, dessen Streichungsrichtung von SW.
nach NO. geht und dessen Erhebung vom SO.-Ende bei Pressburg gegen
Norden im Ganzen stetig zunimmt. Es beträgt die Seehöhe von Pressburg
76 Klafter, der Schlossberg erhebt sich dagegen schon zu 111, der Gamsen-
berg zu 185 Klafter. Ueber den Dirndiberg (195 Klafter), den Ahorn und
Erdödyberg (192 Klafter) gelangt man nach NO. fortschreitend zur Ja-
vorina (329 Klafter), welche die umliegenden St. Georgener und Limbacher
Berge, deren durchschnittliche Höhe zwischen 280 und 380 Klafter beträgt,
beherrscht. Die höchste Spitze des zur Gegend von Bösing gehörigen Theiles
der krystallinischen Kette bildet der grosse Mitterberg mit 390 Klafter; die
Berge der Umgegend von Modern erreichen eine durchschnittliche Höhe von
280—290 Klafter. Die Niveauverhältnisse unseres Gebirges stellen sich dem-
nach durchaus höher als jene der Hainburgerberge, deren Fortsetzung sie
sind, und deren höchste Spitzen nur 1200 und 1508 Fuss messen 1).
Ein Gleiches gilt von dem Verhältnisse der fraglichen Kette zu der Höhe ihrer
nördlichen Fortsetzung, des Brezowagebirges, dessen höchste Kuppe (Ve!kä pee)
nicht mehr als 255 Klafter erreicht ?). Es steht dagegen der südliche krystal-
linische Theil der kleinen Karpathen dem nördlichen sedimentären an Höhe nach,
welcher überhaupt die höchste Erhebung des ganzen Gebirges bildet.
Eine Vergleichung der Höhenverhältnisse des krystallinischen Gebietes der
kleinen Karpathen unter einander ergibt die Thatsache, dass die grössten Höhen
1) Czjzek: Geologische Verh. der Umgebung von Hainburg. Jahrbuch der k. k. geologischen
Reichsanstalt. 1852. S. 36.
?) Stur,l.e.d.8
[7] Die geolog. Verhältn. d. kl, Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 331
meistens von Granit und Gneiss gebildet werden. Der höchste Thonschiefer-
berg ist der Jahodrisko mit 345 Klafter, dagegen sind die übrigen von dieser
Gesteinsart zusammengesetzten Höhen (Hruby ples, Santo, Kostolna Javorina,
Pita, Kukla, Kalchberg) bedeutend niedriger als die an sie angrenzenden Gra-
nit- und Gneissberge, wenn sie auch an dem allgemeinen Ansteigen der krystal-
linischen Kette gegen Norden Antheil nehmen. Dagegen bilden die Thonschie-
ferhöhen einen deutlich genug erkennbaren Contrast zu denen des Kalkes und
der tertiären Vorhügel, so dass im Allgemeinen ein allmähliges Ansteigen des
Gebirges sich bemerken lässt, so weit man es der Länge als der Breite nach
durchschneidet. Seinem landschaftlichen Charakter nach stellt sich der vor-
liegende Theil der kleinen Karpathen als ein grosser vorwiegend aus Laubholz
gebildeter (an einzelnen Stellen stark gelichteter) Wald dar, dessen Ränder
bewohnt sind, während im Innern des Gebirges nur vereinzelte Holzschläger-
hütten angetroffen werden. Die üppigste Vegetation bedeckt auf grossen Stre-
cken selbst in den meisten Thaleinschnitten das Gestein, dessen Studium dadurch
auf besondere Weise erschwert wird. Doch sind die vorhandenen Aufschlüsse
im Ganzen des krystallinischen Theiles besser als in den anliegenden Kalk- und
Tertiärzonen, in denen die flachere Oberflächengestaltung und die leichtere Ver-
witterbarkeit noch die Schwierigkeit in die Zusammensetzung Einsicht zu
erhalten, erhöhen.
Wie bereits in der Einleitung bemerkt wurde, und auch von Herrn Stur
erkannt worden ist, stellt sich das krystallinische Gebiet als ein stumpfwinke-
liges Dreieck dar, dessen kürzester Schenkel durch die Linie Pressburg-
Theben dargestellt wird, während die beiden anderen von diesen Punkten aus-
laufenden Grenzlinien beim Orte Obernussdorf convergiren. Die ganze dem
stumpfen Winkel gegenüberliegende Seite dieses hauptsächlich aus Granit und
Gneiss gebildeten Dreieckes erscheint durch eine nahezu paralleleZone von Chlo-
ritschiefer, Urthonschiefer, Quarziten und Liaskalken eingefasst, während die
jenem Winkel anliegende Seite (Pressburg-Ratzersdorf-Nussdorf) mit Ausnahme
der Nussdorf-Dubovaer Thonschieferpartie durchaus von solchen Anlagerungen
frei ist. Es trägt somit dieses Gebirge.analog den meisten krystallinischen
Rücken, welche nördlich der Donau auftreten, den Charakter einer einseitigen He-
bung, während der Bau der Alpen als „centraler“ bezeichnet zu werden pflegt.
Die Frage nach der Zeit und der Anzahl der hier stattgefundenen Hebungen
‘ lässt sich aus dem Beobachtungsmateriale des krystallinischen Gebietes nicht
weiter beleuchten, und es fällt die Besprechung der aus der Betrachtung des
sedimentären Theiles der kleinen Karpathen sich ergebenden Schlüsse diesem
Theile zu. Nur so viel lässt eine Vergleichung des Verbreitungsgebietes und der
Schichtenverhältnisse der krystallinischen Gesteine erkennen, dass der Granit,
welcher den grössten Theil des Gebietes bildet, jüngerer Entstehung ist, als
das Schiefergebiet. Schon eine flüchtige Betrachtung der Karte, aus welcher
die vom Hauptstreichen des Gebirges unabhängige Vertheilung der Bösing-Pern-
ecker Thonschieferzone, so wie eine Andeutung einer centralen Struetur (durch
die Nussdorf-Dubovaer Partie) hervorgeht, scheint dies deutlich zu beweisen.
Unsere Belege für diese Thatsache sollen bei der Beschreibung der einzelnen
Gesteine gegeben werden. Ohne nun gerade entscheiden zu wollen, ob es die
Erhebung des Granits war, welche die Struetur des vorliegenden Gebirges
bedingt oder nur parallel seiner Längserstreckung wirkende Kräfte, scheint uns
doch aus der Berücksichtigung der allgemeinen Vertheilungsverhältnisse der
Formation nun der Schluss gerechtfertigt, dass das krystallinische Gebiet mit
seinen dazu gehörigen Quarzit- und Kalkzonen ein geschlossenes, durch dieselben
332 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [8]
verändernden Kräfte hervorgebrachtes Ganze bilde, während die daran angren-
zenden Massen des Rachsturn-Wetterling-Gebirges davon durch die Niederung,
in welcher die rothen Sandsteine mit den Melaphyren auftreten, welche also
einen getrennten Aufbruch den früher erwähnten Massen gegenüber repräsen-
tirt, getrennt ist.
Die Gesteine, aus welchen vorliegendes Gebiet zusammengesetzt ist, sind
Granit, Gneiss, Urthonschiefer in vorwiegender Masse, während Diorit und
Hornblendeschiefer nur untergeordnet auftreten.
Granit und 6ranitgneiss, Chloritschiefer.
Wie erwähnt, bilden diese Gesteine den Kern des Gebirges. Sie treten in
zwei von einander getrennten Partien auf, von denen die südliche die bedeu-
tendere ist. Von dem linken Donauufer angefangen erstreckt sich dieselbe in
fast ununterbrochenem Zusammenhange über den Gamsen, den Dirndl, Erdödi,
Ahorn, Königsberg bis an den grossen Mitterberg, durch welchen sie gegen
Norden abgeschlossen erscheint. Von Pressburg gegen Westen erstreckt sie
sich ungefähr bis zur Mühlhofner Mühle; Kaltenbrunn, Blumenau, der Szekile,
der Heiduk und Javorinaberg sind die Begrenzungspunkte dieses Granitzuges
gegen Westen, gegen Osten fällt die Begrenzungslinie mit der des ganzen Ge-
birges (Pressburg-Ratzersdorf-St. Georgen, Limbach) in dem grössten Theile
ihrer Erstreckung zusammen. An diese Partie schliessen sich die Thonschiefer
und Chloritschiefermassen der Moderner Gebirge an, und erst in deren nordöst-
licher Verlängerung erscheint der Granit am Baba sakosona und Geldeckberge
als die vorwaltende Gesteinsart. Vom Bababerge angefangen gegen Norden
nimmt die Breite des Granitstockes rasch ab, eine Holzschlägershütte im obern
Pilathale steht in der Nähe der Grenze gegen den Thonschiefer, anderseits
bildet der Okruchlistulberg die letzte Ausbauchung dieser Gebirgsart.
Scharfe Begrenzungslinien zwischen Granit und Granitgneiss innerhalb des
bezeichneten Gebietes anzugeben, ist ziemlich schwierig, theils wegen der man-
gelhaften Aufschlussverhältnisse, theils wegen des Umstandes, der auf die mit
den Verhältnissen anderer krystallinischer Gebiete wie z.B. der böhmischen Vertrau-
ten befremdend einwirkt, dass beide Gesteine hier im innigen Zusammenhange
stehen und sich geologisch und petrographisch nicht gut von einander trennen
lassen. Schon die Begehung der unmittelbar um Pressburg gelegenen zahlrei-
chen Aufschlüsse mit dem ausgezeichneten Profil zwischen Pressburg und
Theben liefert dieses Resultat. So ausgezeichnete Granitvarietäten auch innerhalb
der früher angegebenen Grenzen auf der Linie Pressburg, Gamsenberg-Erdödi-
berg angetroffen werden, so kann man doch kaum mehrere hundert Schritte
gehen, ohne auf zahlreiche Bruchstücke von Gesteinen, welche eine ziemlich
deutlich ausgesprochene schiefrige Textur zeigen, zu stossen. Die zahlreichen
zur Beschützung der Weinberge aufgethürmten Steinhaufen zwischen Pressburg
und Bösing zeigen denselben Charakter. In dem nördlichen Theile der grössern
Granitpartie (Kl. Ahorn, Lozorn und Mitterberg u. s. w.) herrscht das körnige
Gefüge entschieden vor, und es lässt sich, wenn man die Erscheinungen im
Ganzen zusammenfasst, der fragliche Gebirgstheil als ein Granitmassiv betrach-
ten, dessen beide Ränder von schiefrigen Bildungen eingefasst werden, in dessen _
Innern jedoch ebenfalls viele kleine schiefrige Partien stecken. Wie erwähnt, sind
es vorzüglich die südlichen Theile des Granitmassivs, welche ganz davon
erfüllt sind, wenn auch die besseren Aufschlüsse in demselben im Vergleiche zum
nördlichen Theile etwas zu dieser Erscheinung beitragen mögen. In den wenigen
[9] Die geolog. Verhältn. d. ki. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 333
Fällen, wo die Grenze zwischen beiden Gesteinen direet sich beobachten lässt,
wie dies am linken Donauufer bei Pressburg der Fall ist, kann man eine scharfe
Gesteinsscheide nicht finden. Eine Ausnahme hievon bildet nur die später zu
beschreibende Gneisszone im Norden des Gebietes, welche durchaus selbststän-
dig auftritt.
Die normale Varietät des Pressburger Granits ist ein feinkörniges Gemenge
von ziemlich weissem Feldspath, schwarzem und weissem Glimmer, und grauem
Quarz. Feldspath und Quarz bilden eine ziemlich homogene gemischte Grund-
masse, in welche der Glimmer eingesprengt ist. Der Feldspath scheint unge-
streift zu sein. Er ist sehr leicht verwitterbar und bildet in diesem Zustande
gelbe Massen, welche in unregelmässiger Anordnung das Gestein durchziehen.
Der grösste Theil des Glimmers ist schwarzer Magnesiaglimmer,, der weisse ist
weit sparsamer eingemengt. Eine gewisse Verknüpfung im Auftreten des weissen
Glimmers mit den verwitterten gelben Feldspathpartien lässt sich öfters beob-
achten. Das Gestein verwittert im Allgemeinen sehr leicht; man beobachtet in
den Steinbrüchen bei Pressburg 6zöllige Vewitterungsränder an den meisten
der zahlreichen Klüfte, welche das Gestein nach allen Richtungen durchkreu-
zen. Die Hauptentwickelungssphäre desselben ist die Umgegend von Pressburg.
Weiter nördlich sind die Gesteine im Ganzen grobkörniger — dies ist schon
am Gamsenberge der Fall. Die Farbe des Feldspathes wechselt zwischen weiss
und röthlich, der Glimmer ist vorherrschend schwarz. In dem langen Thale,
welches in einer der Richtung des Gebirges parallelen Erstreekung bis in die
Nähe des kleinen Ahornberges führt, sind die Aufschlüsse so mangelhaft, dass
man nur approximative Beschreibungen des Gesteins liefern kann.
Beim Eisenbrünndel ist eine bedeutende Einlagerung von schiefrigen Gestei-
nen. Weit homogener erscheint der Granit im N. des Terrains am Haiduk,
Ahorn. Das Gestein besteht aus röthlichem Feldspath und ist noch ziemlich
frisch; dazwischen findet man grosse Blöcke einer Granitvarietät mit weissem
Feldspath, schwarzem Glimmer und wenig Quarz, bei welchem der Feldspath
porphyrartig ausgebildet ist. Der weisse Glimmer fehlt auch hier nicht ganz.
Dazwischen scheinen auch grössere Quarzausscheidungen aufzutreten ; man
trifft auf dein Wege von Ratzersdorf nach St. Georgen auf der südöstlichen
Seite des Gebirges Blöcke von weissem Quarze. Ausser den erwähnten Wech-
seln im Korne ist auch bei den Graniten der Modreiner Berge keine bemerkens-
werthe Abänderung der Gesteine wahrzunehmen, und wir unterlassen daher die
Wiederholung der petrographischen Merkmale, welche durch die ganze Ge-
birgskette identisch sind. Nur der ausgezeichneten Varietäten bei Glashütten
gegen das Ende derselben zu sei noch gedacht, welche ein höchst gleichför-
miges durchaus körniges Gemenge aus gelblich weissem Glimmer, schwarzem
Glimmer und Quarz darstellen.
Aus dem Gesagten erhellt, dass in dem fraglichen Gebiete von einem ver-
schiedenen Alter der eben beobaechtbaren Varietäten keine Rede sein kann. Sie
sind sämmtlich innig verbunden und lassen, so weit man aus den mangelhaften
Aufschlüssen zu folgern berechtigt ist, keine scharfe Abgrenzung zu. Das einzige
Gebilde, welches innerhalb des Granits auftritt, und dem etwa eine der Ent-
stehungszeit des Hauptgranitmassivs verschiedene Bildungsepoche zugeschrie-
ben werden kann, sind die Ganggranite, welche theils in regelmässiger Gang-
bildung, theils in unregelmässigen Massen den fein- und mittelkörnigen Granit
durchschwärmen. Es sind Gesteine von sehr grobkörniger Textur mit weissem
und graublauem Feldspath welche nach den Untersuchungen vonDr. Kenngott,
Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt s. Jahrg. Ill, S. 42, nur Abänderungen
derselben Species repräsentiren, und Quarz , welcher nicht selten mit dem
334 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [10]
Feldspath Schriftgranit ähnliche Varietäten bildet, ferner mit Glimmer, während
der braune nur sehr sparsam vertreten ist. Sie sind, um nur einige Bei-
spiele anzuführen, in grosser Menge am Südostabhange des Gebirges zwischen
Mariathal und Ratzersdorf entwickelt. Sie treten dort im Zusammenhange mit
schieferigen Bildungen und einer feinkörnigen ziemlich quarzreichen weissen
Glimmer enthaltenden Granitvarietät auf. Als charakteristische Eigenschaft die-
ser Gangbildungen, welche auch an anderen Punkten entwickelt ist, bemerkt
man eine strahlenförmige Ausbildung des weissen Glimmers. Sie füllt Spalten
im grobkörnigen Ganggestein aus, welche eine Mächtigkeit von 6—8 Zollen
erreichen. Neben diesen ein blumenartiges Ansehen gewährenden Partien
liegen ziemlich scharf abgesondert derbe Knollen von Feldspath und Quarz mit
einzelnen (weissen) Glimmerblättchen, an welchen keine Spur dieser Anord-
nung zu bemerken ist. Der gegen Ratzersdorf abfallende Rand des Gebirges ist
mit grösseren Blöcken dieses Gesteines bedeckt. Dasselbe findet sich gleichhäufig
mit denselben Eigenschaften in den vielen Steinbrüchen der Umgegend von
Pressburg. Weniger häufig sind die Einlagerungen der Ganggranite in der
Mitte des Gebirges sowie an dessen Nordostabhange, in den nördlichen Theilen
des krystallinischen Theiles der kleinen Karpathen wurden sie gar nicht beob-
achtet, und es scheint somit ihre Verbreitung auf eine bestimmte Region des
Granitgebietes — auf den südöstlichen zwischen Pressburg und St. Georgen
gelegenen Theil — beschränkt zu sein. Von accessorischen Bestandtheilen,
welche in den Ganggraniten auftreten, sind rother gemeiner Granat in wohlaus-
gebildeten Krystallen, ferner jene neue Glimmerspecies zu erwähnen, welche
von Herrn Dr. Kenngott früher als Chlorit (]. e. S. 45) und später als Eukamp-
tit beschrieben, von Herrn Karl Ritter v. Hauer (Wien, Akad. XI, 609)
analysirt worden ist. Er lässt sich als ein Zersetzungsproduet des schwarzen
Glimmers, der hier in grossen strahlenförmigen Aggregaten auftritt, und auf
dessen Oberfläche er in ganz unregelmässigen Partien vorkommt, ansehen.
Rammelsberg betrachtet ihn (Handb. der Mineralchemie S. 671) als einen
wasserhaltigen alkalifreien Magnesiaglimmer, Der weisse Glimmer ist in der
Feldspath-Quarzmasse unregelmässig vertheilt, und auch in scharf abgesonder-
ten Verwachsungen mit dem braunen verbunden. Um ein Bild von dem Auf-
treten dieser Massen im Grossen zu geben, möge hier noch ein Durchschnitt
aus der unmittelbaren Nähe von Pressburg neben der Staatseisenbahn folgen:
Durchschnitt 1.
a ist der gewöhnliche Pressburger Granit, welcher hier in blätteriger mittelkörniger Textur, mit röthlichem Feld-
spath und schwarzem Glimmer auftritt. 5 Der grobkörnige Schriftgranit mit weissem Feldspath, weissem Glimmer
und sehr viel Quarz, theils in Linsen, theils in regelmässigen Kluftausfüllungen ausgebildet. c Eine feinkörnige
weisse Feldspathmasse, welche bunt durch die Masse 5 vertheilt ist.
An fremden Masseneinlagerungen ist, wenn wir die später zu beschreiben-
den Schieferbildungen ausnehmen, das Granitgebirge arm. Es sind nur zwei
Vorkommen von Diorit aus der unmittelbaren Nähe von Pressburg bekannt. Das
wichtigste von ihnen befindet sich westlich von Pressburg, es ist am sogenann-
ten tiefen Wege vortrefflich aufgeschlossen. Der Granit ist hier mittel- bis grob-
körnig, mit röthlichem Feldspatb, schwarzem Glimmer, an den meisten Stellen
ganz zu Grus verwittert. Die Grenze vom Diorit, welcher mit grossen Horn-
[11] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 335
blendekrystallen und zahlreichen schwarzen Glimmerblättehen ausgebildet ist,
lässt sich gut verfolgen. Innerhalb des durch die weissliche Farbe des Feld-
spathes bezeichneten Diorits treten jedoch wieder röthliche Partien von Granit
und zahlreiche grössere und kleinere Gangbildungen von weissen feldspath-
reichen Ganggraniten auf. An manchen Stellen sind beide Gesteine in com-
plieirten Begrenzungslinien durcheinander verschlungen. Gegen das Ende der
Partie zu treten schiefrige Bildungen auf.
Ein allgemeines Bild davon gibt die folgende Figur:
Fig. 2.
a Diorit. 5 Granit. ce Ganggranit. d Granitgneiss.
Noch weniger einfach sind die gegenseitigen Begrenzungslinien beider
Gesteine bei der zweiten, übrigens nur wenig aufgeschlossenen Dioritpartie,
welche sich in der Nähe der sogenannten Batzenhäuseln befindet. Granit und
Diorit erscheinen hier in unregelmässigen Kugeln und Streifen auf das Innigste
mit einander verbunden. Ganggranite wurden hier nicht beobachtet,
Durchschnitt 3.
a Diorit. 5 Granit.
Herr Dr. Kornhuber hat durch Aufschlüsse, aus einer nördlich vom
tiefen Weg ausgeführten Brunnengrabung, die Fortsetzung des Diorits unter
dem Granit des Calvarienberges bis zum Eisenbahntunnel nachgewiesen, und
es wahrscheinlich gemacht, dass die beiden Partien von Diorit, vom neuen
Weg und den Batzenhäuseln, miteinander in Verbindung stehen. (Sitzungsbericht
des Vereines für Naturkunde in Pressburg, II. Jahrgang 1857, 2. Heft, S. 7.)
Es dürfte wohl keinem Zweifel unterliegen, dass in den vorliegenden
Fällen der Diorit als eine gleichzeitige Massenausscheidung von Hornblende-
substanz, wobei die Natur des Feldspathes sich sehr wohl modifieiren konnte,
während des Festwerdens der Hauptmasse des Granits zu deuten ist. Es spricht
hierfür nicht blos die Art der gegenseitigen Begrenzung beider Gesteine, son-
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. III. Heft. Ah
336 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. 12]
dern auch eine gewisse petrographische durch die Häufigkeit des Glimmers her-
vorgerufene Aehnlichkeit derselben.
Wenn auch die angeführten Erscheinungen nicht gerade der Annahme
von einer späteren Eruption des Diorits widersprechen, wobei die Granit-
partien innerhalb der Dioritmasse als Bruchstücke des durchbrochenen
Gesteines sich deuten liessen, so scheint doch die vom chemischen Standpunkt
aus vorgebrachte Theorie der Differenzirung einer ursprünglich homogenen
Masse in verschiedene Gruppen von ungleicher Sättigungsstufe 1) besser auf
dieselben zu passen. Desto schärfer wird aber dadurch auch das spätere Alter
der Ganggranite festgestellt. Sie haben ganz dieselbe petrographische Beschaffen-
heit wie die, welche auf der Strecke Pressburg, Ratzersdorf vorkommen. Der
Glimmergehalt tritt sehr zurück und an mehreren Strecken ist anstatt des
weissen Glimmers ein hellgrüner entwickelt. Ihre Mächtigkeit wechselt zwischen
11/, Fuss und mehreren Zollen. Die in der Zeichnung dargestellte Verwerfung
ist sehr deutlich zu sehen.
Der Typus der Granitgneisse ist schwerer festzustellen, als der des
Granits. Es ist absolut dieselbe Gesteinsmasse wie beim Granit, nur dass durch
eine parallele Anordnung des Glimmers, und zwar stets des braunen Magnesia-
glimmers, eine mehr oder minder deutliche Schieferung eintritt. Am besten
lässt sich das allmählige Uebergehen beider Gesteine in dem oft angeführten
Theben - Pressburger Profile verfolgen. Es ist ein grünliches, mittelkör-
niges Gestein von diekschiefriger Structur und von grauen, talkigen Blättern
durchzogen. Wo die Masse grobkörniger wird, sieht man ein regelmässiges Alter-
niren von fleischrothem Feldspath mit Quarz- und Glimmerlagen. : Sie wird
häufig von schmalen, scharf abgesonderten Gruppirungen mit weissem Glimmer
durchsetzt. Auch Gänge von Pegmatit und Granit sind häufig zu beobachten.
Letztere enthalten oft bedeutende Ausscheidungen von grauem Quarze. Wäh-
rend die Gegend von Pressburg meistens so eine fortwährende Oseillation von
Granit und Gneissgranit aufweist, wobei auch parallele Alternationen beider Ge-
steine (auf dem Wege von den Batzenhäuseln gegen Pressburg) vorkommen,
ist in den Moderner Gebirgen ein Complex von Gesteinen entwickelt, welche
wohl hieher zu rechnen sein dürften, bei denen aber die gneissartige Structur
in der Regel weit schärfer ausgeprägt ist. Der Drei-Reitter-, der Pfefferberg, der
kleine Kogel sind von ihnen gebildet. Sie bestehen aus einer mehr oder weniger
grobkörnigen Grundmasse von weissem Feldspath und Quarz, welche in der Regel
in sehr schiefriger Anordnung entwickelt sind. Bei den frischesten Varietäten
ist der Glimmer , welcher in geringerer Menge als die beiden anderen Bestand-
theile vorhanden ist, in braunen und grünen Blättchen ausgebildet oder er
durchzieht in dünnen, parallelen Lagen die Grundmasse. Der weisse Glimmer
fehlt manchmal ganz und ist, wenn dies nicht der Fall ist, in einzelnen abge-
sonderten Blättchen durch die Masse vertheilt. Abänderungen von diesem Nor-
maltypus werden durch eine Neigung zu porphyrartiger Ausbildung des feld-
spathigen Bestandtheiles hergestellt (Pfefferberg). Am kleinen Kogel (nord-
westlich Modern) hat man eine vorwiegend aus weissem Feldspath bestehende
Grundmasse, in welcher einzelne Quarzkörner unregelmässig vertheilt sind,
nebst sehr wenig dunkelgrauem Glimmer. Gesteine mit granitischem Habitus
kommen in den Moderner Gebirgen an mehreren Stellen am sogenannten Kapuziner
Mainz (nordwestlich Modern), am Radoki- und Vierriegelberg (nördlich Modern)
1) Roth, Gesteinsanalysen, Einleitung S. 21.
[13] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungam. 337
vor, wegen Mangels an entscheidenden Aufschlüssen ist es schwer über ihr Ver-
hältniss zum Granitgneiss ein Bild zu bekommen. Die einzige bekannt gewordene
fremdartige Einlagerung in letzterem Gesteine ist das Vorkommen von krystallini-
schem Kalk am Südabhange des Pfefferberges, welches von der Stadt Modern zu
technischen Zwecken ausgebeutet wird.
Chloritschiefer bilden das dritte Glied der krystallinischen Formation.
Sie sind mit den Granitgneissen und dadurch mit den Graniten eng ver-
bunden. Eine Begehung der Eisenbahndurchschnitte zwischen Pressburg und
Blumenau zeigt dies schon sehr deutlich. Mit dem Tunnel, der sich ganz in
der Nähe von Pressburg befindet, sind, wie die Halden desselben beweisen,
Gesteine durchfahren, welche alle möglichen Zwischenstadien zwischen Gneiss
und Chloritschiefer wahrnehmen lassen. Da an dieser chloritischen Einlage-
rung die Gegend zimlich gut aufgeschlossen ist, lässt sich das lagerförmige Auf-
treten dieses Gesteines innerhalb des Granitgneisses sicher beurtheilen. Grössere
zusammenhängende Zonen desselben sind aus der Gegend von Ballenstein bekannt,
-wo sie unmittelbar den NO.-Rand des Granitgebirges umsäumen, während in
ihrem Hangenden der krystallinische Kalk und die Urthonschiefer von Ballen-
stein folgen. Südlich vom Ballensteiner Thale scheint sich diese Zone auszu-
keilen, denn man gewahrt hier stets Gneisse und Urthonschiefer als die Be-
grenzung des Granitgebirges. Am SO.-Rande des Gebirges sind sie besonders
in dem Moderner Gebirge bekannt geworden. Aus der Art ihrer Verbreitung
lässt sich schliessen, dass diese Gesteine nichtals Aequivalente der Urthonschie-
fer zu betrachten sind, da sie nur auf der angedeuteten kurzen Strecke in einem
Zusammenhange mit ihnen stehen. In den übrigen Fällen erscheinen die Chlorit-
schiefer stets von den Urthonschiefern, welche die ausgezeichnetsten Gruppen
bilden, getrennt, mit den Graniten und Granitgneissen, in welchen sie als Ein-
lagerungen von "zwar kleinen Dimensionen, aber ziemlich häufig auftreten,
eng verbunden. Besonders der nördliche Theil der südlichen Granitpartie
zwischen Limbach und Bösing ist reich an solchen Partien, deren Grenzen
wegen ihrer Kleinheit sich auch auf der Karte nicht bemerkbar machen lassen.
Die Chloritschiefer bilden ein diekschiefriges Gemenge von Quarz, der in
dünnen Streifen ausgebildet ist und von hellgrünem Chlorit, der den Hauptbe-
standtheil der Masse ausmacht. Der Habitus des Chlorits ist ziemlich wechselnd,
seine Farbe schwankt zwischen verschiedenen Nuancen von Grün, so dass man
ihn wohl schwerlich als eine scharf begrenzte Mineralspecies betrachten kann.
Dabei kommen mit den unregelmässig schiefrigen Chloritpartien dunkelgrüne
talkige Linsen vor, welche die letzten Umwandlungsproduete dieser Gesteins-
gruppe darstellen dürften. Weisser Glimmer ist an den Varietäten von Kupfer-
hammer nur höchst sporadisch, in winzig kleinen Blättehen ausgebildet zu beob-
achten. Feldspathbeimengung scheint nicht ganz ausgeschlossen zu sein, man
findet wenigstens an Handstücken vom kleinen Kogel zwischen den hellgrünen
Chloritlagen und den Quarzstreifen eine weisse, ziemlich weiche Masse,
welche sich als zersetzter Feldspath deuten lässt. An Stücken von Limbach,
welche den erwähnten Habitus der Chloritschiefer in jeder Beziehung an sich
tragen, ist die streifige Anordnung der Feldspathmasse neben dem Quarze unter
der Loupe noch ganz gut zu erkennen, während die überaus geringe Härte
deutlich den Zustand von Zersetzung anzeigt, in dem sich dieselbe befindet.
Am prägnantesten aber zeigen dieselbe Erscheinung die Stücke auf der Halde des
Pressburger Eisenbahntunnels; es ist eine grobkörnige Masse. aus weissen und
hellgrünen, ganz weichen Talkpartien mit Quarz bestehend. In Mitte derselben
liegen noch zahlreiche kleine Partien des weissen Feldspathes; weisser Glimmer
44*
338 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [14]
in unregelmässigen Blättchen, an Menge aber ganz untergeordnet, ist der dritte
Bestandtheil, wobei bemerkt werden muss, dass die Structur des Ganzen ent-
schieden für dessen Entstehung aus dem Gneisse spricht. Auch in den Gestei-
nen der Zone von Kupferhammer, welche weit weniger zersetzt sind, sind Bei-
mengungen von Feldspatb, wenn auch nur untergeordnet, nachzuweisen, und
somit scheint auch vom petrographischen Standpunkt der Versuch, die frag-
lichen Gesteine als ein Glied der Granit- und Granitgneissformation zu betrachten,
gerechtfertigt.
Sucht man aus den zahllosen Reihen von Zwischengliedern dieser drei Ge-
steine jeneErscheinungen zusammenzufussen, welche in irgend einer Weise eine
allgemeine Uebersicht zu bieten vermöchten, so liesse sich etwa folgendes Bild
entwerfen, dessen schärfere Bezeichnung freilich noch gar mancher ergänzenden
Beobachtung bedürfen wird. Als Ausgangspunkt bietet sich.der normale, fein-
körnige Pressburger Granit dar, wie er in einigen zur Gewinnung von Pflaster-
steinen angelegten, grossen Steinbrüchen bei Pressburg aufgeschlossen ist. Die
erste Veränderung, welche er erleidet, ist eine unregelmässige Zerklüftung,
wobei die Klüfte durch graue, talkige Ablösungsflächen ausgefüllt sind. Dass
diese grauliche, talkige Masse aus der Zersetzung des Feldspathes hervorgeht,
scheint das häufige Alterniren von zersetzten mit unzersetzten Feldspathlagen
zu beweisen. Die Richtung dieser Klüfte ist verschieden, wenn auch viele unter
steilen Winkeln geneigt sind, so ist an manchen Punkten eine horizontale Lage
und eine Art schalenförmiger Structur in Folgejdavon nicht zu verkennen, wie dies
in einem Steinbruche des Maurermeisters Feigler, westlich von Pressburg, zu
beobachten ist; die sehiefrige Anordnung scheint durch den Glimmer bedingt,
und man sieht körnige und schiefrige Modificationen derselben Masse in scha-
lenförmiger Alternation miteinander vermengt. Die durch talkige Klüfte angezeigte
Veränderung des Gesteines durchzieht dabei nicht gleichförmig dasselbe, son-
dern scheint sich auf bestimmte Niveaus oder Schichten desselben zu beschrän-
ken. Man beobachtet sogar unregelmässige Verzweigungen der verschiedenen
hiedurch sich ergebenden Abänderungen, wie aus dem nachfolgenden, einem
Durchschnitte der Staatseisenbahn, nördlich von Pressburg, entnommenen Auf-
schlusse zu ersehen ist. «) ist dabei die durch die röthliche Farbe des Feld-
spathes als normaler Granit bezeichnete Varietät, während in 5) die Färbung
des Feldspathes graulich ist. Die Form derselben lässt sich wohl nur als unre-
gelmässige Apophysen, aber nicht als Gänge deuten.
Durchschnitt 4.
a Normaler Granit. 5 Granit von Talkklüften durchzogen mit graulichem Feldspath.
‚Das Gestein, in welchem die Goldgänge von Limbach aufsetzen, gehört,
soweit man aus der Beschaffenheit der Halden urtheilen kann, diesem Stadium
der Zersetzung an. Auch die frisch aus dem Theresienstollen geförderten Massen
zeigen dieselbe Beschaffenheit. Ueber dieNatur der Gänge näheres zu erfahren,
war mir trotz aller Bemühnngen nicht möglich. Auf den Halden findet man
1 5] Die geolog. Verhäitn. d. kl. Karpahten u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 339
halbzöllige Gangstücke von Quarz, welche das Gold eingesprengt enthalten
sollen. Die Mächtigkeit soll bis auf zwei Fuss zunehmen und dabei der Gold-
gehalt abnehmen.
In einem noch vorgeschritteneren Stadium der Umwandlung erblickt man
ein häufigeres Auftreten von weissem Glimmer in zerstreuten Blättchen neben
dem schwarzen, der mehr eompaete Massen bildet, so wie selbstständige grüne
chloritische Partien innerhalb des Feldspathes ausgeschieden. Die Häufigkeit
der letzteren ist sehr wechselnd. Man beobachtet Gesteine, in denen nur
schwache Andeutungen in einzelnen Reihen vorhanden sind, neben anderen in
denen die zersetzte und die unzersetzte Masse sich nahezu das Gleichgewicht halten,
wobei der gneissartige Charakter des Gesteines noch ganz deutlich ist. An
diese schliessen sich Gesteine mit ausgesprochenem chloritischem Charakter und
reichlichem weissem Glimmergehalte an, welche aber noch sämmtlich unzer-
setzten Feldspath in jedem Handstück wahrnehmen lassen; das letzte Glied der
ganzen Reihe sind die bereits beschriebenen Chloritschiefer, in denen daher
Chlorit, aber wenig Quarz und noch weniger Feldspath zu finden sind.
Zur Bezeichnung der talkigen Massen, welche hier auftreten, wurde der
Ausdruck Chlorit gewählt, obwohl es durchaus wahrscheinlich ist, dass eine
genauere mineralogisch-chemische Untersuchung mancherlei Verschiedenheit
derselben nachzuweisen im Stande sein wird.
Was nun die Entstehung des Haupttheiles des Pressburger Granitmassivs
betrifft, so scheint man entschieden an der eruptiven Natur desselben festhalten
zu müssen. Die Abhängigkeit des geotektonischen Baues des ganzen Gebirges von
demselben, wie sie besonders deutlich aus dem Verhältnisse des Urthonschiefers
zum Granite zu Tage tritt, eine Vergleichung der in dieser Hinsicht bekannten
Erscheinungen über grosse Gebiete, wie z. B. die vielen einzelnen Granitstöcke
der Karpathen, müssen die Berechtigung dieser auf positive geologische Betrach-
tung gestüzte Ansicht so lange für gegründet erscheinen lassen, als nicht eben so
positive mineralogische oder chemische Einwendungen die Unmöglichkeit derselben
darthun. Dass die so oft angeführte Suecession der Bestandtheile im Granit
kein Argument gegen diesen einst feuerig flüssigen Zustand abgeben könne, hat
Bunsen (Ueber die Bildung des Granits, Zeitschrift der deutschen geologischen
Gesellschaft, 1861, S. 61) gezeigt, indem er die Verhältnisse erörterte, welche
den Erstarrungspunkt der bedeutendsten chemischen Verbindungen sehr grossen
Schwankungen unterwerfen können. Durch die Berücksichtigung dieser Erfah-
rungssätze, welche wohl selten bei der Erörterung über den Ursprung des
Granits angewendet werden und gerade für die geologische Betrachtung äusserst
brauchbar sind, gelangt der grosse Chemiker zu einer leichten und ungezwun-
genen Erklärung der verschiedenen Suecessionsreihen der Mineralien und ihrer
scheinbaren Widersprüche, und er sichert diesen Theil der Geologie von dem
oft erhobenen Vorwurf, als entbehre er einer reellen chemischen Unterlage. Der
Wechsel von körnigen und schiefrigen Gesteinen scheint gleichfalls nicht
geeignet, diese Ansicht zu erschüttern, da sich dieselben eben sowohl durch den
Druck der aufliegenden Formationen, welehe wohl am stärksten in der Nähe der
Ränder wirkte, als durch eine spätere und bei etwaiger Senkung des Granit-
gebirges sehr wohl denkbaren Umkrystallisirung der Granitsubstanz in ein-
zelnen Theilen erklären lassen. Diese Erklärung, auf welche schon früher bei
der Beschreibung des Pressburger Diorits Rücksicht genommen werden musste,
scheint sich noch besser auf das Verhältniss des Granits und Granitgneisses
anwenden zu lassen, wo die Natur der die beiden Gesteine zusammensetzenden
Mineralien so ganz gleich ist, und es sich nur um eine veränderte Anordnung
340 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [16]
der Bestandtheile, besonders des Glimmers handelt. Die vielen Schwankungen,
welche sich zwischen beiden Varietäten beobachten lassen, liessen sich durch
die Annahme deuten, dass dieser in einem tiefen Niveau sich vollführende Process
durch eine spätere Hebung unterbrochen worden ist.
So weit sich aus der angeführten Thatsache schliessen lässt, gehört der Pro-
cess der Chloritschieferbildung einer späteren Epoche an. Er erscheint vorzugs-
weise mit der schiefrigen Modification des Granits verbunden, greift aber auch in
dieRegion des Urthonschiefers hinüber, wie dies aus dem nahen Zusammenhange
von Urthonschiefer und Chloritschiefer im Ballensteiner Thale, so wie aus derBe-
schaffenheit des Kalkes derselben Localität, der von talkigen Blättern durchzogen
ist, zu folgen scheint. Zahlreiche Bruchstücke von unverändertem Urthonschiefer
im Granit, wiesie am Bababerge zubeobachten sind, beweisen jedoch, dass dieser
Process begann, als die Eruption des Granits schon längst geschehen war. Die
‚ Chloritschieferpartien innerhalb des eigentlichen Granitgebietes dürften sich
wohl schwerlich als Bruchstücke einer durchbrochenen Masse ansprechen lassen.
Alles deutet im Gegentheil darauf hin, dass hier im Grossen eine Verdrängung
von Feldspath, Quarz und Glimmer durch Magnesiasilicat-Substanz stattgefunden
habe — ein Process, dessen Endproducte Serpentin und: Specksteinbildungen
sind, wie z. B jene von Greifendorf und Waldheim in Sachsen, von Göpfersgrün
im Fichtelgebirge, welche schon seit langer Zeit der geologischen Discussion
unterworfen sind. Von chemischer Seite lässt sich gegen eine Annäherung der
Chlorit- und Serpentinbildungen wenig einwenden, da die wenigen vorhan-
denen Analysen der Chloritschiefer einen in auffallendem Grade schwankenden
Thonerdegehalt aufweisen, während die Serpentine sehr oft thonerdehältig sind,
Die besprochenen Gesteine der kleinen Karpathen scheinen solche Zwischen-
stufen darzustellen, über deren genauere Genesis sich ohne weit eingehende
mineralogisch-chemische Untersuchungen vorläufig wenig Sicheres sagen lässt.
Nur so viel lässt sich aus der petrographischen Vergleichung erkennen, dass
sowohl der Feldspath als der Glimmer das Material zu diesen Umbildungen
abgeben mussten, und vielleicht liegt die Vermuthung nahe, dass letzterer die
Quelle jener Magnesiaverbindungen war, welche die Chloritbildung voraussetzt
und ersterer nach und nach verdrängt wurde. Dass Feldspath in Chlorit umge-
wandelt werden kann, wird bereits von Bischof (Lehrb. der chemischen und
phys. Geologie. 1. Aufl. II. Bd. S. 252) erwähnt, während Chlorit nach Glimmer
von Herrn Dr. G. Th. Tsehermak (Sitzungsber. der k. Akad. d. Wissensch.
Bd. XLVI, S. 492) beschrieben wird. Mineralogisch scheint hierdurch die An-
nahme eines solchen Vorganges gerechtfertigt zu sein. Eine eigenthümliche
Rolle fällt dabei dem weissen Glimmer zu. Wenn man die Ganggranite ausnimmt,
ist seine grösste Häufigkeit stetsin der Nähe der umgewandelten Gesteine, und
dürfte man den Process der Chloritbildung als eine Ausscheidung der Magnesia
aus dem braunen Glimmer betrachten, so wird schon von theoretischer Seite
die Entstehung von Kaliglimmer zu erwarten, der, wie Bischof gezeigt hat,
durch die Abscheidung von Magnesia aus dem Magnesiaglimmer zurückbleibt.
Uebrigens liefert die Verdrängung des Feldspathes durch Magnesiahydrat (Bischof
ll. Bd., S. 372) kieselsaures Kali, so dass das Mäterial zu dieser Mineralbildung
sich wohl am leichtesten ergibt. So scheint dieses Mineral immer als letztes
beständigstes Glied in den möglichen Umwandlungsreihen des Granits aufzutreten,
mögen sie, wie bei derCordieritreihe auf einer Abnahme der Magnesia und einer
Zunahme der Alkalien, oder wie hier vermuthet wird, auf dem entgegen-
gesetzten Vorgange beruhen. Welcher Deutung aber die hier erwähnte Er-
scheinung unterworfen werden ınöge, immer wird es nothwendig sein, ein
[17] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn, 341
allgemein wirkendes geologisches Agens dabei in Rechnung zu ziehen, wie
dies wohl zuerst von Herrn Hofrath Haidinger in seinen umfassenden Abhand-
lungen geschehen ist. Sein Ausspruch, dass die Bildung der Pseudomorphosen
auf Veränderung in der geognostischen Stellung bezogen werden müsse (As-
pasiolith Naturwissensch. Abh. 1. Bd., S. 79 ff.) scheint uns auch für alle in
grossem Maasstabe wirkende Metamorphosen zu gelten.
Grauer 6neiss und Urthonschiefer.
Gesteine, welche sich mit dem vergleichen lassen, wasin Böhmen u. s. w.
grauer Gneiss genannt worden ist, kommen in den kleinen Karpathen in einer
schmalen Zone vor, die, den Gebirgsstock der Baba zusammensetzend, um die Tri
Kamene Kopece sich herumlegt. Man findet das Ausgehende derselben am Cal-
varienberge und Gunterberge (nordwestlich Bösing) und kann ihren weiteren
Verlauf am Westabhange des Wagnerberges , über den Kamplberg verfolgen.
Ihre grösste Ausdehnung erreicht sie am Bababerge, von wo sie in südwest-
licher Richtung über die Konske slave und die Hengleute abbiegt.
Wie schon aus dieser Grenzbezeichnung hervorgeht, ist die Verbreitung
dieser Zone von den Contouren des Granitstockes abhängig, indem sie sich auf
das Genaueste denselben anschliesst, Das Streichen und Verflächen derselben ist
höchst unregelmässig. An der Ostseite des Granitgebirges ist es, übereinstim-
mend mit der Richtung der krystallinischen Schiefer, Stunde 22, mit theils nord-
östlichem, theils südwestlichem Verflächen. An der Baba, nördlich vom Granit,
ist die Streichungsstunde 19—20, das Einfallen meist gegen den Granit ge-
richtet. An anderen Stellen, besonders gegen die Ränder der Gneisspartie, in
der Nähe der Thonschiefergrenze lässt sich Stunde 24 beobachten.
Ihrer petrographischen Beschaffenheit nach bilden diese Gesteine eine Mittel-
varietät zwischen Urthonschiefer und Gneiss. Sie besitzen eine dünnschiefrige
Structur, eine feinkörnige Grundmasse von innig gemengtem Quarz und Feld-
spath. Den grössten Theil der Massen macht der braune Glimmer aus. Damit
alterniren häufig parallele Lagen von grauem Quarze. Innerhalb ihrer Verbrei-
tungssphäre treten ausserordentlich viele Quarzeinlagerungen auf.
Eine andere Zone gneissartiger Gesteine, welche am Südabhange der
Moderner Gebirge auftritt und von allen Seiten vom Gebirge wegfällt, zeigt in
petrographischer Beziehung noch eine grössere Annäherung an die Urthon-
schiefer. Dasselbe gilt von den Gesteinen, welche am linken Abhange des Bö-
singerthales anstehen, welche sich eben so gut als feldspathhaltiger Thon-
schiefer ansprechen lassen. Dies rechtfertigt wohl die bereits früher ausge-
sprochene Ansicht, dass Urthonschiefer und Gneiss eigentlich ein Ganzes
bilden , so wie die Trennung der letzteren von den Graniten und Granit-
gneissen.
Die Urthonschiefer sind, wie bereits erwähnt, eine der ausgezeichnetsten
Randzonen der kleinen Karpathen. Schon am Ausgange derselben, am
Thebner Kogel, nehmen sie den südöstlichen Theil des Berges ein, vielfach von
Tertiär- und Diluvialgebilden bedeckt. Nach einer kurzen Unterbrechung durch
diese Massen sieht man sie genau in der Streichungsrichtung des Thebner Kogels
als scharf ausgeprägter Rücken hervortreten. Die Verlängerung des letzteren
erscheint hinter dem Franzhof, von da verfolgt man sie in ununterbrochener
Ausdehnung über den Hryby Pless, den Nordabhang des Szekillberges bis an den
Santoberg. Die Breite dieser Zone beträgt im Durchschnitte 400 Klafter.
342 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [18]
Nördlich vom Ballensteiner Thale sind nur mehr einzelne Trümmer dieser
Formation zu beobachten. Das erste derselben setzt unmittelbar im Ballen-
steiner Thale auf und streicht im Hangenden des mächtigen Kalklagers,
welches die Abhänge des Propadlthales zusammensetzt, in nordwest- und süd-
östlicher Richtung fort. Die weiter nördliche Fortsetzung dieser Zone lässt sich
bei dem sehr gedeckten Terrain nicht weiter beobachten. Am Ahornberge im
Liegenden der erwähnten Kalkpartie ist wieder eine, wie es scheint , isolirte
Thonschieferpartie zu beobachten.
Eine zweite in räumlicher Ausdehnung noch bedeutendere Partie von
Urthonschiefern ist an dem Südostabhange des Bösinger Gebirges zwischen die
Gneissabhänge des Gunterberges und die beschriebenen gneiss- und chlorit-
schieferartigen Massen des Moderner Berges eingekeilt, bekannt. Sie streicht
in nordwest-südöstlicher Richtung über den Wagnerberg, die Pfaffenlöcher,
den kleinen Mittersberg, andererseits durch die Quarzitmassen des grossen und
kleinen Zeilerkogels begrenzt, bis an den Reberlin und die Kostelni Javorina,
wo sie das Maximum ihrer Ausdehnung erreicht. Ihre Begrenzung wird hier
ziemlich unregelmässig. Sie zieht sich am Nordabhange des Baba über den
Mezarski Ostrowetz genannten Grund und auf die Grogolsina. Nordöstlich von
Perneck nimmt sie wieder rasch an Breite ab; ober dem Kerecnatoberg und die
Skalnata verfolgt man sie in die Nähe des Okruchli - Stuhles, wo sie sich
auskeilt.
Eine dritte Thonschieferzone als südöstliche Randbegrenzung des Granit-
stockes der kleinen Karpathen. Sie beginnt nördlich von Königsdorf (Kralowa)
und setzt von hier bis Ober-Nussdorf alle gegen die Ebene der Waag zu gerich-
teten Bergabhänge zusammen. Der Abhang des (aus Quarziten gebildeten)
Kukla- oder Kalkberges, die Ostabhänge des Zelezni wrch und des Schebrak-
berges fallen in ihr Bereich.
In petrographischer Beziehung unterscheiden sich die fraglichen Gesteine
in nichts von denen, die aus anderen Gegenden bekannt sind. Feinkörnige
Structur, diekschiefrige Absonderung und eine bräunlich grüne Färbung sind die
allgemeinen Charaktere derselben, welche sehr wenig Abänderungen- aufweisen.
Der Feldspathgehalt liess sich bei vielen Handstücken, in denen das Korn gröber
wird, nachweisen. Das Verhältniss der schiefrigen Masse zum Quarze ist wech-
selnd. Ersterer wiegt meistens vor in der Ausdehnung zwischen Theben und Per-
neck; bei Schattmannsdorf ist der Quarzgehalt bedeutend grösser; das
Gestein bildet eine schwarze, unregelmässig schiefrige, ziemlich homogene
Quarzmasse, welche wiederum von weissen Quarzklüften durchsetzt wird.
Am Santoberge beobachtet man als accessorischen Bestandtheil dieser Ge-
steine Streifen von rothem Kalke zwischen den grauen Schieferlagen. Kalk-
breceien, ähnlich manchem alpinischen Vorkommen, finden sich am Ahornberge.
Die Bruchstücke von weissem Kalke sind abgerundet, erreichen 2—3 Zoll Länge
und 1:/, an Breite; sie liegen unregelmässig in der Thonschiefermasse zerstreut.
Es treten übrigens auch regelmässig der Schieferung eingelagerte dunkle Kalk-
linsen in derselben Grundmasse auf, welche sehr starke Spuren einer chloritischen
Zersetzung an sich trägt. Diese Zersetzung ist mehr oder minder stark bei den
Gesteinen der isolirt zwischen Kalkmassen auftretenden Ahorner Thonschiefer-
partie zu beobachten. Dieselbe Erscheinung zeigen die krystallinischen Schiefer,
welche am linken Abhange des Ballensteiner Thales (südöstlich Ballenstein) auf-
treten. Die ursprünglich förmlich homogene Grundmasse der Thonschiefer zerfällt
dabei inunregelmässige Partien von sehr verschiedener, in allen Nuancen von Grau
spielender Färbung, welche wie Bruchstücke in der übrigen Masse verbreitet
[19] Die geolog. Verhältn. d, kl. Karpathen u. d, angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 343
erscheinen. Dabei finden sich Linsen und Körner von weissem Quarz im Durch-
messer von einigen Linien bis zu /, Zoll.
Die bedeutendste Abänderung, welche bei den Thonschiefern zu beobachten
ist, wird durch die Ausscheidung von Hornblende bedingt. Die Hornblendeschiefer,
welche dadurch entstehen, sind etwas grobkörniger als die eigentlichen Thon-
schiefer, der weisse Feldspath erscheint in Fasern und Schnüren in der Haupt-
masse, welche aus Hornblende zu bestehen scheint. Das Auftreten dieser Varie-
täten ist auf die mittlere der aufgezählten Thonschieferpartien beschränkt. Hier
finden sie sich an vielen Punkten, am ausgedehntesten im nördlichsten Theile
derselben am Kostelni Ostrovetz nnd Kostelni Javorina.
Das Streichen des Urthonschiefers ist im Zuge vom Thebner Kogel bis zum
Ballensteiner Thale in der Regel Stunde 2—3, das Verflächen wechselt zwischen
NW. und SO. So lässt sich füglich die Abhängigkeit dieser Richtungen von der
Erstreekung der Granitkette behaupten. Das Einfallen der Schichten gegen diese
letztere ist wohl auf Rechnung von localen Störungen zu setzen, wie sie z. B. beim
Mariathaler Steinbruche, wo die Aufschlussverhältnisse so günstig sind, sich direet
beobachten lassen. Das normale vom Gebirge weggerichtete Verflächen herrscht
vor auf der Strecke von Blumenau bis östlich von Marienthal, während die Schichten
des Santoberges und theilweise des Ballensteiner Thales gestört erscheinen. In
der Bösing-Pernecker Schieferpartie ist die Richtung nach Stunde 21—22 vor-
herrschend; es ist dies bei Gelegenheit der vielen Schürfungen in diesem Gebiete
zu wiederholten Malen constatirt worden. Im N. der Granitpartie am Kostelni
Javorina wird die Schiehtung weit verworrener, man liest Stunde 21, Stunde
9-10, Stunde 5—6 mit meistens nördlichem oder nordöstlichem Einfallen ab;
letzteres ist in der Regel nordöstlich. Locale Ausnahmen sind am Wagnerberge
und in der Nähe des Bades Bösing zu beobachten, wo der Schiefer unter die
südliche Granitpartie einfällt. Die Fallwinkel sind in der Regel ziemlich steil —
50—70 Grad betragend.
Der Urthonschiefer enthält Einlagerungen von Erzlagerstätten, welche
schon seit langer Zeit der Gegenstand bergmännischer Gewinnung sind, Eine
umfassendere und geregeltere Ausbeute derselben datirt erst aus der Zeit, wo
die betreffenden Gruben in den Besitz des Herrn Emil Seybel übergegangen
sind 1). Der allgemeine Charakter dieser Lagerstätten ist derselbe wie bei der in
Ober-Ungarn im Zipser und Gömörer Comitate in grösserem Maassstabe entwickel-
ten Erzformation. Es sind hier vorzugsweise Schwefelkiese in den unteren,
Antimonerze in den oberen Teufen entwickelt. Der Charakter von Lagern,
welche dem Schiehtenbaue regelmässig eingefügt sind, tritt sehr klar hervor.
Wiein Ober-Ungarn lässt sich das Zusammenvorkommen von schwarzen graphiti-
schen Schiefern mit den Erzlagerstätten fast bei allen Aufschlüssen beobachten.
Er erscheint auch ohne gerade von abbauwürdigen Erzlagerstätten begleitet zu
sein, in häufiger Wechsellagerung mit zersetztem Thonschiefer und zeigt häufig
die bekannten Rutschflächen.
Die bekanntesten Aufschlüsse der Schwefelkiese sind hinter dem Bösinger
Badhause zu beobachten. Man sieht hier vier parallele Lager in einem feldspath-
haltigen Thonschiefer mit Streichen Stunde 21—22 und einem Verflächen von
67 Grad im Osten aufsetzen. Mit einem darauf getriebenen, gegenwärtig einge -
1) Herr Prof. v. Hochstetter hat die fraglichen Erzlagerstätten vor einigen Jahren
untersucht. Das hierüber im Besitze des Herrn Seybel befindliche Manuseript wurde
uns zur Orientirung freundlichst überlassen.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. III, Heft, 45
344 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [29]
stellten Versuchsstollen hat man in der 12. Klafter ein 5 Klafter mächtiges
Hornblendegestein angefahren, welches stark mit Schwefelkiesen im prägnirt ist.
Nur wenige Klafter hievon entfernt tritt eine schwefelkiesreiche, 1 Fuss
mächtige Graphitlage auf, und noch weiter im Haugenden einige schmale
Schwefelkieszüge. Die Fortsetzung der Bösinger Schwefelkieslager, deren Mäch-
tigkeit 1—2 Klafter betragen mag, ist am Nordabhange des kleinen Zeilerkogels
angefahren worden.
Die Lager, welche durch den Ferdinaads- und Karoli-Stollen abgebaut
wurden, befinden sich im Liegenden der beim Bösinger Badhause bebauten. Am
bedeutendsten ist das Vorkommen der Ferdinandi-Zeche. Das Streichen ist hier
wie oben in der Regel Stunde 23, das Verflächen O0. 60—70 Grad. Locale Bie-
gungen kommen manchmal vor, eben so Zertrümmerungen der Lagerstätte. Die
Mächtigkeit wechselt zwischen 3 Fuss und mehreren Klaftern. Die Karoli-Zeche
befindet sich im Liegenden der Ferdinandi-Zeche, und das mit ersterem abgebaute
Lager ist weniger reich als das der Ferdinandi-Zeche. Seine Mächtigkeit beträgi
höchstens 1 Klafter und verdrückt sich an einer Stelle ganz, wurde jedoch in der
Streichungsrichtung derKluft wieder angefahren. DieFallrichtung des Karoli-Lagers
ist dem des Ferdinandi entgegengesetzt constant gegen Westen gerichtet. Zwi-
schen beiden Zechen streicht ein stark quarziges, feinen Schwefelkies führendes
Graphitlager aufgeschlossen. Da die Streichungsrichtungen der beiden Schwefel -
kieslager einen, wenn auch sehr spitzen Winkel mit einander bilden, ist eine Ver-
einigung derselben in nördlicher Verlängerung nieht unwahrscheinlich, worüber
man sich vom tiefsten Horizonte des Karoli-Stollens Gewissheit verschaffen will.
Westlich vom Karoli-Stollen deuten nach Hochstetter alte Baue auf die Exi-
stenz eines weiteren Schwefelkieslagers.
Im weiteren Verlaufe der Thonschieferzone sind noch viele Aufschlüsse von
Kieslagerstätten bekannt, doch ist bei der bedeutenden Entfernung und dem
Umstande, dass die Mächtigkeit der Lager so bedeutenden Schwankungen unter-
worfen ist, kein sicheres Urtheil darüber möglich, ob es dieselben Einlagerungen
sind, oder ob das Ganze nur eine Reihe parallel der Schieferung auftretender
Linsenbildungen darstellt. Am Wagnerberge sind zwei Stollen angelegt, mittelst
welchenKiese aufgeschlossen sind. Der unterste hat ein Streichen Stunde 22 und
nordöstliches Verflächen mit einer Mächtigkeit von 2 Fuss aufgeschlossen, wel-
ches die mit der Leitung im Bau betrauten Bergmänner für das äusserste Han-
gende von Ferdinandi ansehen. Am oberen dagegen ist ein 2 Fuss mächtiges,
nach SW. fallendes Lager zu beobachten, welches man nach der Analogie der
Fallrichtung als zu dem Caroli-Vorkommen gehörig betrachten kann. Die Entfer-
nung der beiden Stollen beträgt dem Streichen nach ungefähr 100 Klafter, im
Fallen die halbe Höhe des Wagnerberges.
Am Westabhange des Wagnerberges gewahrt man grosse Halden, von alten
auf Antimonerze getriebenen Bauen herrührend. Sie fallen etwas in's Hangende der
letzterwähnten Kiesaufschlüsse. Dass man beim tieferen Verfolgen der Antimon-
erze überall auf Kies gestossen ist, bezeugt sowohl die Tradition unter den Berg-
leuten der Gegend, als die Aufschlüsse im Erb- und Hauptstollen am Westab-
hange des Wagnerberges; diese Verdrängung der Erze, auf deren Gewinnung
der Betrieb gerichtet war, durch die Kiese ist wohl auch der Grund, warum der
am entgegengesetzten Abhange des Wagnerberges getriebene Erbstollen, der
sämmtliche Antimonbaue entwässern sollte, aufgelassen worden ist. Die Halden
enthalten nicht unbedeutende Vorräthe von Antimonglanz. In der Sammlung des
Vereins für Naturkunde von Pressburg sind Stücke von Rothspiessglanzerz, wel-
ches in einem noch 1852 betriebenen Stollen des Wagnerberges vorkam, zu
[21] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 345
sehen. Es ist mit Quarz und Graphit vergesellschaftet. In der Bösinger Kieszeche
scheinen nur ganz vereinzelt Antimonerze zu brechen; ein solehes Vorkommen ist
aus dem Ferdinandi-Stollen bekannt. Das Grauspiessglanzerz wechsellagert dortin
derben Schnüren mitKalkspath und soll auch in kleinen Kalkspathdrusen aufsitzend
vorgekommen sein,
Verfolgt man die Thonschieferzone gegen Nordwest, so gelangt man an die
schmalste Stelle derselben am Ostabhange des Hreberberges, wo Kalke von unbe-
stimmtem Alter und Quarzite dieselbe bis auf wenige Klafter verdrücken. Nicht
weit von den sogenannten Pfaffenlöchern ist der Balatin-Erbstollen angeschlagen,
der in südsüdwestlicher Richtung streichend, die im Graphit aufsitzenden, gold-
führenden Lagerstätten unterteufen soll. Bei der grossen Entfernung derselben
(da eine bedeutende Graphitzone dazwischen liegt) erscheint die Erreichung
dieses Zieles sehr problematisch. Der Stollen ist in quarzigen Schiefern getrieben,
welche nach SW. fallen (unter den Granit). Am Stollenorte ist die ganze First
mit Kiesen anstehend, und es steht zu erwarten, dass noch bedeutendere Auf-
schlüsse von letzteren angetroffen werden. Die Natur des Gesteines und der
starke Hornblendegehalt desselben bleibt auch bei den weiter nordöstlich folgen-
, den in kleinen Tagesröschen bestehenden Aufschlüssen des Herrn Dubrowsky
im Steinbache und einem Seitenthale desselben immer gleich. Sie zeigen Ausbisse
von armen Kiesen, mit einem Fallen von 20 Graden in Nordwest. Zwischen
dem Mitterberge und dem Schwabenberge ist nichts von derartigen Lager-
stätten noch bekannt. Die Gesteine sind mitunter sehr chloritischer Natur. Am
Mezarski Ostrowetz, so wie am Kostelni Ostrowetz treten wieder die schon oft
erwähnten Feldspatheinlagerungen mit sehr graphitischen Producten vermengt (im
Valentin-Stollen) auf. Die Ausbisse sind mehrere Klafter mächtig und die Kiese
reicher als in Bösing. Die nordöstlichsten Vorkommen der ganzen Zone sind im
Havierski Jarek am SO.-Abhange des Jahodrisko-Berges. Man sieht hier verfal-
lene Stollen, in denen auf Antimonglanz gebaut wurde. Die Halden bestehen fast
nur aus Graphitschiefer, der durch und durch mit Kiesen imprägnirt ist.
Die krystallinischen Schiefer enthalten eine bereits öfters erwähnte Kalk-
einlagerung, welche im Ballensteiner Thale aufsetzt und die beiden Abhänge
des Propadlathales bildet. Weiter im Norden überschreitet sie dieselben und
bildet den Javorinaberg, welcher sich nördlich an den Ahornberg anschliesst.
Er ist sehr deutlich geschichtet und fällt vom Granitkerne theils ab, theils dem-
selben zu. Diese localen Störungen lassen sich sehr gut im Ballensteiner Thale
beobachten, wo beide Verflächen, das nordwestliche und südöstliche, nur wenige
Schritte neben einander vorkommen. Er ist von dunkler Farbe und häufig von
talkigen Absonderungsklüften durchzogen.
Eine zweite Partie krystallinischer Kalke und Kalkschiefer ist der Scehatt-
mannsdorf-Ottenthaler Thonschieferpartie regelmässig eingelagert. Sie beginnt
nordwestlich von Pila und lässt sich über die Holzhauerhütten desselben Thales in
paralleler Richtung mit jener des Granits ganz nahe an der Thonschiefer- Granit-
grenze verfolgen. Gegen Norden stösst dieselbe an die jüngeren Kalkmassen des
Ljestek und Zelezni wrch, wo dann die Abgrenzung der verschiedenen Forma-
tionen nach dem petrographischen Charakter der Kalke sehr schwierig wird.
Quarzite.
Die Quarzite bilden eine schmale, aber sehr regelmässig ausgebildete
Zwischenzone zwischen den krystallinischen Schiefern und den Liaskalken,
welche schon am Thebnerkogel, die Spitze desselben bildend, hervortritt, zwi-
45 *
346 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [22]
schen Theben und Ballenstein nur in einzelnen Stücken bekannt ist, während sie
von Ballenstein gegen Norden bis in die Nähe des Goldeckberges fortstreicht;
an letzterem Berge fehlt sie, man sieht den Granit in unmittelbarem Contact mit
den Kalken. Sie erscheinen am Südrande, am grossen und kleinen Zeilerkogel
(nordwestlich Bösing). Von hier zieht sich ein schmaler Streifen dieser Formation
über das steinerne Thor und den Katzenstein. Isolirte Blöcke findet man auch am
Nordabhange des kleinen Kogels und des Pfefferberges. Weiter gegen Norden bei
Pila auf dem Kuklaberge, dem Biebersburger Schlossberge, dem Kalchberge
lassen sich mächtige Partien von Quarziten beobachten. Es ist endlich noch
eine schmale Zone derselben am Nordabhange der Berge Ljestek, Zelezni wreh
und Schebrak zu erwähnen.
Die Lagerungsverhältnisse dieser Gesteine bieten mancher Schwierigkeiten
Am deutlichsten sind sie am Thebnerkogel und im Ballensteine Thale. An erste-
rer Localität hat man folgendes Profil:
Durchschnitt 5.
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a Granit. 5 Granitgneiss. ce Urthonschiefer. d Kalkige Schichten. e Quarzit. f Liaskalk.
Der fragliche Schichteneomplex erscheint hier in regelmässiger Überlage-
rung des Urthonschiefers, und eben so von dem schwarzen Kalke bedeckt. Genau
so sind die Verhältnisse im Ballensteiner Thale, wo indessen die Schichtung
durch spätere Dislocationen gestört erscheint. Der Ballensteiner Kalk fällt nach
Süden ein, die Quarzitschichten, welehe sehr deutlich ausgebildet am besten
am rechten Abhang des Thales entblösst sind, indessen auch auf dem linken
noch anstehen, zeigen sowohl nordnordwestliches als südsüdöstliches Einfallen,
worauf dann weiter thalaufwärts die Thon- und Chloritschiefer mit den erwähn-
ten Kalkpartien folgen.
Durchschnitt 6.
NNO. SSW.
Ballensteiner Thal
1 Granit. 2 Chloritschiefer. 3 Krystallkalk. 4 Quarzit. 5 Weissliche Schiefer. 6 Dunkler Liaskalk.
[23] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 347
In der langen Zwischenstrecke zwischen Ballenstein und Perneck ist diese
Zone nur aus dem Vorkommen mehr oder minder zahlreicher Quarzitblöcke
nachzuweisen. Die näheren Lagerungsverhältnisse bleiben durch die bewaldete
Beschaffenheit des Terrains verhüllt. Das Gleiche gilt von dem Vorkommen der
Bösinger und Moderner Berge. In Letzterem scheinen sie die Grenze zwischen
den Gneiss- und Chloritschieferbildungen und dem Granite zu bilden. Eine sichere
Ansicht ist indessen darüber so lange nicht möglich, bis nicht glückliche Auf-
schlüsse die Frage entscheiden, ob diese Gesteine den sie umgebenden Schiefer-
massen auf oder eingelagert sind. Wahrscheinlichkeitsgründe lassen sich für
beide Fälle angeben.
Der petrographische Charakter dieser Gesteine ist in mancher Beziehung
sehr merkwürdig und mannigfaltig. Im Ballensteiner Thale sieht man dünn-
geschichtete weisse und graublaue Schiefer mit vielen Quarzeinlagerungen
und unregelmässig körnigen Ausscheidungen auf der Oberfläche der Schichten
abwechselnd mit mächtigen Bänken von Quarzit, welcher theils krystallinisch
ist, theils deutlich die Natur eines Conglomerates zeigt. Die erstgenannten
Schiefer scheinen die unmittelbare Grenzzone des Kalkes zu bilden. Stücke da-
von findet man an vielen Stellen zwischen Ballenstein und Perneck, auch am
Thebner Kogel wurden sie beobachtet.
Die eigentlichen Quarzite, wie sie im Ballensteiner Thale, Zeilerkogel
u. s. w. vorzugsweise auftreten, stellensich, wie erwähnt, alseine Masse dar, welche
theils amorpher homogener Quarz, theils Quarzschiefer, theils mehr grobkörniges
Conglomerat ist. Der amorphe Quarz zeigt die gewöhnlichen Eigenschaften,
er ist von rauchgrauer oder weisser Farbe und zeigt einen splitterigen Bruch.
Die Quarzschiefer, welche im Ballensteiner Thale am schönsten entwickelt sind,
bestehen aus einer schieferigen Quarzmasse mit dünnen Anflügen eines glimmeri-
gen oder chloritischen Minerals; in dieser Masse erscheinen unregelmässige
runde Stücke von milchweissem Quarze eingebettet. Die Anzahl dieser Bruch-
stücke wechselt sehr, so wie ihr Korn, so dass man bald sandsteinartige Bildungen,
bald grobe Conglomerate vor sich hat. Am Nordabhange des Zantoberges (linken
Ufer des Ballensteiner Thales) beobachtet man Bildungen, welche man nach den
Lagerungsverhältnissen wohl hieher ziehen muss. Es sind grobe Conglomerate in
einer quarzreichen Grundmasse, in welcher zahlreiche Bruchstücke von dunklem
Kalke, von Thon und Chloritschiefern sehr deutlich erkennbar sind, so dass man
deren Herkunft aus den benachbarten krystallinischen Schiefer- und Kalkbil-
dungen schwer bezweifeln kann. Auch am Thebnerkogel stehen die eigentlichen
schiefrigen Quarzite in einem innigen Zusammenhange mit Gesteinen, welche die
Natur der „Grauwacken“ an sich tragen. Etwas Sicheres über das Alter dieser
Gesteine lässt sich dermalen noch nicht feststellen. Wären bei Entscheidung
dieser Frage nur die Verhältnisse der hiesigen Gegend massgebend, so dürfte
vielleicht die Ansicht, dass man es hier mit Grauwackengebilden zu thun habe,
die meiste Wahrscheinlichkeit für sich haben, da die Werfener Schiefer, mit
denen man den Verrucano (an welchen unsere Quarzite etwa erinnern könnten)
anderwärts in Verbindung gebracht hat, hier durchaus fehlen, und die allgemei-
nen Verhältnisse des fraglichen Gebirges überhaupt gegen die Einführung
eines aus den Alpen geschöpften Typus sprechen. Petrographisch lassen sich
diese Gesteine wohl mit den in Böhmen im Hangenden der Schieferformation
vorkommenden Quarzite südlich von Chrudim so wie mit dem Lathon in Mähren
vergleichen, welche beide der Grauwackenformation zugerechnet werden.
348 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [24]
2. Der westliche und nördliche Theil (die Kalkzone) der
kleinen Karpathen.
Wie bereits erwähnt, schliessen sich an die bis jetzt betrachteten Gesteine
im W. und N. eine Reihe von vorwiegend aus Kalken der mesozoischen Periode
bestehenden Sedimentärgesteinen an, welche als die Kalkzone der kleinen Kar-
pathen bezeichnet werden können. Die Gesteine dieses Theiles des Gebirges
sind in einzelne Höhenzüge gesondert, welche von SW. nach NO. streichen,
und im Allgemeinen (allerdings mit zahlreichen localen Ausnahmen und Un-
regelmässigkeiten) gegen NW. (also von dem krystallinischen Kerne abfallend)
verflächen. Das Kalkgebirge wird nahezu in der Mitte von einem Zuge rother
Sandsteine und Melaphyre verquert, wodurch das in Rede stehende Gebiet in
drei natürliche Abtheilungen zerfällt, wovon die erste den unmittelbar an das
Thonschiefer- und Quarzitgebiet sich anschliessenden Kalkzug, die zweite das
Gebiet des rothen Sandsteines, die dritte die Kalke nördlich vom Rothensand-
steinzuge bis an den Uebergang von Jablonie nach Nädas (das weisse Gebirge)
begreift.
1. Der Kalkzug zwischen dem Thonschiefer- (und Quarzit-)
Gebiete und dem Zuge der rothen Sandsteine.
Dieser Zug beginnt an der West- und Nordseite des Thebner Kogels (nord-
westlich von Pressburg), ist nördlich von diesem durch die tief in das Gebirge
hineinragende Tertiärbucht von Kaltenbrunn und Blumenau unterbrochen, tritt
östlich von Bisternitz wieder auf und setzt von hier über die unter dem Namen
der Mariathaler Schiefer bekannten Schieferthonlager, über Ballenstein, Vrehne
Cisti, den Salenika- und Skalaberg bis an den Türkenberg, östlich von Apfels-
bach fort. Zwischen Apfelsbach und Perneck ist er abermals unterbrochen, tritt
beim letztgenannten Orte wieder auf und setzt von hier in einem ununterbro-
chenen Zuge über die Berge Pristodolek, Visoka, Obereck, Holind, Geldeck
und Gaulkow quer durch das ganze Gebirge bis Losonez fort; nördlich von
Losonez schliesst sich endlich als unmittelbare Fortsetzung der Czytachberg
an, dessen nördlichster Ausläufer der Calvarienberg von Smolenitz, zugleich
den nördlichsten Punkt des ganzen Zuges darstellt, während der Schlossberg
von Smolenitz,, aus einem diesem Zuge fremden Gesteine zusammengesetzt, sich
bereits innig an das weiter unten zu besprechende weisse Gebirge anschliesst.
Die allgemeine Streichungsriehtung des Höhenzuges ist vom Thebner
Kogel bis an den Obereck eine nordnordöstliche, wird von hier zu einer ostnord-
östlichen, und springt mit deın Gaulkovberge wieder in die frühere nordnordöst-
liche Richtung über.
Die Längenausdehnung des ganzen Zuges beträgt etwas über 6 Meilen, die
Breite desselben erreicht nirgends '/, Meile; der höchste Punkt ist die Visoka
mit 390 Wiener Klafter.
In stratigraphischer Beziehung zeigt der in grösserer Ausdehnung zusam-
menhängende Zug zwischen Perneck und Smoleniez reichere Gliederung als die
mehr isolivten Partien von Theben, Bisternitz und Ballenstein. Doch wollen
wir bei Besprechung derselben von Süden gegen Norden fortschreiten. Bei
Theben liegt auf den Quarziten und Quarzconglomeraten, die steilen gegen die
March abfallenden Felswände, welche die Ruinen des Thebner Schlosses tragen,
[25] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 349
zusammensetzend, ein dunkler, stellenweise fast schwarzer, bald dichter, bald
breccienartiger, meistens etwas dolomitischer, mit zahlreichen, von röthlichem
Kalkspath erfüllten Klüften durchzogener Kalkstein. Die Auffindung deutlicher,
wie wohl seltener Belemniten-Durchsehnitte in diesem Kalke deutete bereits
darauf hin, dass derselbe wohl sicher nicht Grauwackenkalk sein könne, als
welcher er auf älteren Karten erscheint; näheres lässt sich an dieser Localität
selbst wohl nicht über derselben eruiren. Derselbe Kalk tritt aber weiter nörd-
lich (bei Ballenstein) mit gleichem Streichen und gleicher petrographischer Be-
schaffenschaft wieder auf, und ist hier durch deutliche Petrefacte als Lias cha-
rakterisirt. Es kann hier schon bemerkt werden, dass dieser schwarze Liaskalk
die Hauptmasse des ganzen in Rede stehenden Zuges zusammensetzt, ohne dass
irgendwo Liasschichten von eigentlich alpiner Facies (rothe Adnether Schich-
ten) nachgewiesen werden konnten.
| Nach der erwähnten Unterbrechung des Zuges durch die Blumenauer Ter-
tiärbucht finden wir zunächst östlich von Bisternitz (beim Meierhofe), durch einen
Steinbruch deutlich aufgeschlossen, den schwarzen dolomitischen Kalk mit
Schieferthonen von sehr homogener Struetur und ebenflächiger Spaltbarkeit
wechsellagern. Noch etwas weiter gegen Norden (bei Mariathal) verschwinden
die Kalke fast gänzlich, die Schieferthone erreichen eine bedeutende Mächtig-
keit und bilden das bekannte und häufig besprochene Mariathaler Dach-
schieferlager, auf dessen nähere Beschreibung wir hier nicht weiter ein-
zugehen brauchen, da Herr k. k. Bergexpectant F. Babanek, welcher an den
Exeursionen in dieser Gegend theilnahm, eine detaillirte Besprechung desselben
zu veröffentlichen gedenkt. Nur so viel glauben wir über das geologische Alter
dieser Dachschiefer bemerken zu müssen, dass ihre Wechseilagerung mit dem
dunkeln Kalke bei Bisternitz, welcher doch aller Wahrseheinlichkeit nach
mit den Kalken vom T'hebner Kogel und von Ballenstein identisch ist, so wir der
Umständ, dass die fraglichen Schiefer genau in der Streichungslinie des ganzen
Liaszuges liegen, — es wohl wahrscheinlich macht, dass auch die Mariathaler
Schiefer dem Lias angehören, nicht aber, wie früher vermuthet wurde, der
Grauwacke oder dem Rothliegenden t). Auch dıe Ammoniten, die darin gefunden
wurden, darunter nach Prof. Suess A. bifrons ?) sprechen für diese Ansicht.
Ueber einen derselben im k. k. Hof-Mineralieneabinete bemerkte schon Leopold
v. Buch auf der dazu gehörigen Etiquette, er habe „Ähnlichkeit mit Am.
Bucklandi aus dem Lias und ist gewiss kein Goniatit, jenen gleich, die im
Uebergangsgebirge vorkommen“.
Die Mariathaler Schiefer reichen nicht über das Ballensteiner Thal hinü ber,
sondern es treten am Nordgehänge desselben mit dem Berge, der die Ruine
Ballenstein trägt, die dunklen Kalke wieder auf, um von hier bis an den Tür-
kenberg (östlich von Apfelsbach) fortzusetzen. Im Palffy’schen Thiergarten bei
Ballenstein fanden sich in demselben die erwähnten Petrefacte, welche die
ganze Liaszone charakterisiren, es sind (nach der freundlichen Bestimmung des
Herrn Professors Dr. Peters):
Terebratula Sinemuriensis Opp.
Terebratula ( Waldheimia) numismalis Lam.
1) Die Bezeichnung der Mariathaler Schiefer als „Glimmerschiefer“ mit „Quarzadern“, im
Maiheft 1864 der Berichte des niederösterr. Gewerbevereines kann wohl nur Heiterkeit
erregen, indem die angeblichen Quarzadern aus Kalkspath bestehen, Glimmer aber
höchstens in kleinen Schüppehen vorkommt.
2) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt, XI. Verhandlungen, Seite 46,
350 Ferdinand Freiherr von Andrian und C. M. Paul. [26]
Rhynchonella austriaca Sss.
Spiriferina rostrata Schloth. sp.
Rhynehonella sp. ähnlich Ah. Moorei Davids. sp.
ausserdem Crinoiden- und Belemnitenspuren.
Die Anzahl dieser Arten ist allerdings klein, doch dürfte sie hinreichen,
um die vorliegende Liasfacies als weit mehr verwandt erscheinen zu lassen mit
der, von Festländern abhängigen subpelagischen Facies von Fünfkirchen u. s. w.,
als mit der pelagischen, alpinen Liasfacies, den Adnether- und Hierlatz-
Schichten.
Im Westen schliessen sich an die Ballensteiner Kalkpartie schiefrige Ge-
steine an, die jedoch bei den geringen Aufschlüssen, die das bewaldete Terrain
darbot, nicht näher untersucht werden konnten; es ist nicht unwahrscheinlich,
dass wir in ihnen ein Analogon der Mariathaler Schiefer zu suchen haben.
Nach einer abermaligen Unterbrechung des Zuges tritt der dunkle Lias-
kalk bei Perneck wieder auf, um von hier, wie bereits erwähnt, ununterbrochen
bis an den Ostrand des Gebirges hinüberzustreichen. Hier ist er jedoch im Lie-
genden und im Hangenden von anderen Gesteinen begleitet, von denen an den bis
jetzt berührten Kalkpartien nichts nachgewiesen werden konnte, wenn auch
vielleicht eines oder das andere davon, wegen der ungünstigen Terrainverhält-
nisse nicht ausscheidbar, auch schon am Ballensteiner Kalkzug angedeutet sein
sollte. Die Gliederung des Zuges zwischen Perneck und Losonez ist (von unten
nach oben) folgende:
a) Unmittelbar auf den Quarziten liegen, vom Südgehänge des Moderei-
ner Thales (südöstlich von Kuchel) über den südlichen Abhang der Visoka bis an
den Südfuss des Geldeckberges streichend, Kalke, welche auffallend heller ge-
färbt als der Liaskalk und stellenweise Hornstein führend sind. Oestlich vom
Geldeckberge sind sie unterbrochen, indem bei Glashütten der dunkle Liaskalk
unmittelbar auf dem Granit und weiterhin auf den Thonschiefern zu liegen
scheint. Dagegen scheinen die verschieden gefärbten, meistens lichten Kalke,
welche weiter gegen O0. den Liestekberg, Celesny Vreh und Schebrakberg
zusammensetzen, und in den dünngeschichteten schwarzen. dolomitischen Kalken
und Kalkschiefern, welche zwischen Losonez und Ober-Nussdorf weit in die
Ebene hinausragen, ihre Fortsetzung finden, dasselbe Niveau zu bezeichnen.
Diese Kalke sind namentlich dort, wo der Quarzit fehlt, und sie somit unmittel-
bar auf den bläulichen, dem Thonschiefer zugehörigen Kalkschiefer aufliegen,
von letzterem nicht mit der wünschenswerthen Sicherheit zu trennen. Das allge-
meine Fallen der Schichten ist gegen NW.; die erwähnte, zwischen Losonez
und Ober-Nussdorf in die Ebene vorgeschobenen Partie, welche durch den
die beiden genannten Orte verbindenden Strassendurehschnitt aufgesch!ossen
ist, zeigt, wenn man von Ober-Nussdorf kommt, zuerst dünngeschichtete dunkle
Kalkschiefer, die theils senkrecht stehen, theils unter 70 Grad gegen SSO.
fallen, weiter gegen NW. fortschreitend, sieht man die senkrechten Schichten
allmählig eine Neigung gegen NNW. annehmen, während sie zugleich immer
dicksehichtiger werden, und bevor man in das Thal von Losonez hinabkommt,
fallen sie schon unter 20 Grad regelmässig nach NNW. Von allen hiehergehöri-
gen Kalken lässt sich nur so viel bemerken, dass sie über den Quarziten und
unter dem Lias liegen, petrographisch gesprochen, sicher nicht Dachsteinkalk sind
und vielleicht die Trias, welche Herr Dr. Stache im Inoweegebirge nachge-
wiesen hat, repräsentiren dürften; allerdings zeigt sich auch mit der Trias,
wie wir sie in den nordöstlichen Alpen zu sehen gewöhnt sind, wenig petrogra-
phische Aehnlichkeit.
[27] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 351
b) Ueber den erwähnten Gesteinen liegt der dunkle Liaskalk, von Perneck
bis Losonez zu verfolgen. Seine oberen Lagen sind im Modereiner Thale, am
Pristodolek, im Rohrbachthale Dolomit, weiter gegen O. stellenweise rauch-
wackenartig. ImRohrbachthale fanden sich in einem Bachgeschiebe von ebenfalls
dunklem Kalke Reste von Avicula contorta, allerdings nicht sehr wohl erhalten.
Dies scheint darauf hinzudeuten, dass an der Basis der Liaskalke eine Zone
petrographisch nicht unterscheidbarer Kössener Schichten hervortritt, was auch
durch den Umstand wahrscheinlich wird, dass die Kössener Schichten in der
nördlichsten Fortsetzung unseres Zuges bei Smolenitz deutlicher entwickelt,
wenn auch in geringer Mächtigkeit auftreten, wie später gezeigt werden
wird.
c) Auf dem Liasdolomite liegt ein fester, dem alten ofterwähnten Quarzite .
petrographisch ausserordentlich ähnlicher, feldspathhaltiger Quarzitsandstein,
welcher den Liasdolomit, oder wo dieser weniger ausgesprochen entwickelt ist,
den dunkeln Liaskalk von darüber folgenden Juraschichten trennt, und in einer
zwar schmalen und wenig mächtigen, aber beinahe ununterbrochenen Zone von
Perneck, durch das Modreiner Thal, über den Pristodolek, durch das Rohr-
bachthal bis gegen den Kunsteckberg zu verfolgen ist. Da ähnliche Sand-
steinbildungen in den mittleren und höheren Abtheilungen der Juraformation
nicht bekannt sind, dagegen im subpelagischen Lias (den Liasbildungen von
Fünfkirchen, Gresten u. s. w.) häufig vorkommen, so glauben wir dieselben mit
ziemlicher Sicherheit als Liassandstein bezeichnen zu können. Punkte, welche
die Lagerung desselben zwischen dem Liaskalk (oder Dolomite) und Jurakalk
zeigen, sind am nördlichen Abhange des Pristodolek und der Visoka, im Thale
OSO. vom Jägerhause Vivrat, und im Thale östlich bei Perneck zu beobachten,
wovon wir beispielsweise einen Durchschnitt des letzteren beifügen.
Durchschnitt 6,
Winohradka-Berg Samzisko Hochstuhl-Berg
1 Ebenflächige Schiefer (Mariathaler ?). 2. Dunkler Liaskalk. 3. Liassandstein. 4. Rother Kalk (Jura).
5. Miocenschichten.
d) Ueber dem letztgenannten Sandsteine, und wo dieser fehlt (im O. des
Zuges) auf dem dunklen Liaskalke und den dazu gehörigen rauchwackenarligen
Bildungen folgt eine zusammenhängende Zone von theils rothen Crinoidenkalken,
theils weissen oder rothen, meistens hornsteinführenden, stellenweise knolligen
Kalken, welche sowohl wegen ihres petrographischen Habitus, als auch wegen
ihrer Lagerung wohl nur als Jura gedeutet werden können. Sie stellen von Perneck
bis Losonez die nordwestliche jüngste Zone des Kalkzuges dar; auf sie folgt
unmittelbar die Bruchlinie, in der die rothen Sandsteine emporgehoben sind. Nur
an einer Stelle, nordöstlich von der Glashütte zwischen Ottenthal und Breitenbrunn,
beobachteten wir eine kleine Partie des dunklen Kalkes auch im N. der Jurakalke,
K, k. geologische Reichsan stalt. 14. Band. 1864. III. Heft, 46
352 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [28]
dieselben auf eine kurze Strecke von den rothen Sandsteinen, an die sie sonst
überall unmittelbar angrenzen, trennend.
An Petrefacten lieferten dieselben nur sehr unbedeutendes. Imrothen Crinoi-
denkalke des Pristodolek (bei Vivrat) kommen unbestimmbare Brachiopodenreste
vor; nördlich von Vivrat fand sich im lichten knolligen Kalke ein Ammonit, der
zwar nach Species nicht bestimmt, aber mit ziemlicher Sicherheit als der juras-
sischen Familie der Fimbriaten angehörig, erkannt werden konnte. Die petro-
graphisch so charakteristischen weissen und rothen, dünngeschichteten, horn-
steinführenden Kalke des Gaulkowberges (südwestlich von Losoncz) lieferten
keine organischen Reste.
Wir kommen nun zur Betrachtung der nördlichsten Partie des in Rede
stehenden Kalkzuges, nämlich des Czytachberges und der dazu gehörigen klei-
neren Berge zwischen Losonez und Smolenitz. Die Gliederung ist hier nahezu
übereinstimmend mit derjenigen im Perneck-Losonezer Theile. Als unterstes
Glied finden wir Kössener Schichten. Herr Stur gibt dieselben bereits am Fusse
des Calvarienberges von Smolenitz an, und eitirt daraus:
Plicatula intusstriata Emmr.
Avicula contorta Portl.
Avtcula Escheri Merian, und
Terebratula gregaria Suess.
Wir fanden sie ausserdem am Berggehänge nördlich von Losonez in der
bekannten charakteristischen Form als bläulichgraue, mergelige Kalkschiefer mit
zahlreichen Schalenauswitterungen, von denen jedoch nur Ostrea Haidingeriana
und Pecten Valoniensis erkannt werden konnten. Als in denKössener Schichten
nicht gewöhnliches Vorkommen verdient auch der Fund eines wohlerhaltenen,
kegelförmigen Fischzahnes erwähnt zu werden. Auf den Kössener Schichten liegt
namentlich am Czytachberge und am Calvarienberge ein meistens dunkler, Quarz
in kleineren Körnern oder grössern Knollen führender Crinoidenkalk, welcher
als ein Analogon des ebenfalls überall einzelne Crinoiden enthaltenden Lias-
kalkes des Thebner Kogels, der Ballensteiner und der Perneck-Losonezer
Kalkpartie betrachtet werden muss. Die von Stur darin gefundenen Versteine-
rungen (Terebratula grossulus Suess und Rhynchonella austriaca Suess) bestä-
tigen diese Auffassung. Auf ihnen liegt am Nordgehänge des Thales „auf der
Stiege“ (östlich von Smolenitz) ein sandig-kalkiges Gestein, stellenweise
beinahe Sandstein, welches ziemlich genau’ dasselbe Niveau bezeichnet, wie der
quarzitähnliche Liassandstein des Perneck-Losonezer Zuges, denn auch hier
folgen unmittelbar Juraschichten darüber. Wir finden somit in ziemlich genauer
Uebereinstimmung den Lias in eine tiefere kalkige und eine höhere sandige
Abtheilung zerfallen. Auf den Lias liegen nun, namentlich am Höhenzuge nörd-
lich vom Thal „auf der Stiege“ und am Calvarienberge, röthliche oder weiss-
liche hornsteinführende, mehr oder weniger mergeliche Kalkschiefer (Flecken-
mergel bei Stur), in welchen Aptychen- und Belemnitenspuren und (nach Stur)
Ammonites tatricus gefunden wurden. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen,
dass sie dem Jura angehören und eine Fortsetzung der oben erwähnten Schich-
ten vom Gaulkowberge u. s. w. darstellen. Der .an den Calvarienberg sich an-
schliessende Schlossberg von Smolenitz gehört, wie bereits oben bemerkt
wurde, seiner Zusammensetzung nach dem Zuge des Wetterling an, und wird
weiter unten besprochen werden. Die Schichten sind hier durch Brüche und
Verwerfungen häufig gestört, wie der beifolgende Durchschnitt von der Ruine
[29] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungam. 8353
Smolenitz in südwestlicher Richtung über den Calvarienberg und durch das
Thal „auf der Stiege“ bis an das Nordgehänge des Czytachberges zeigt.
(Fig. 7.) Würde man denselben noch weiter gegen S. fortführen, so würde er
bei Losonez abermals die unter den Crinoidenkalken hervortretenden Kössener
Schichten treffen.
Durchschnitt 7.
Thal auf _ Czytach-
Ruine Smolenltz Calvarienberg der Stiege berg
N
N
N
Sn 2
IS
S
NN
1. Grauer Mergelkalk (Kössener Schichten). 2. Dunkler Crinoidenkalk mit Quarzkörnern (Lias.) 3. Kalkig-
sandige Schicht. 4. Rothe und weissliche, hornsteinführende mergelige Kalkschiefer (Jura). 5. Lichter dolomi-
tischer Kalk (Kalk des Wetterling). 6. Leithaconglomerat.
Fassen wir nun das über die stratigraphischen Verhältnisse des ganzen Kalk-
zuges Gesagte zusammen, so ergibt sich für denselben die folgende Gliederung:
‚1. Zweifelhafte Kalke (hornsteinführender Kalk am Südfuss der Visoka,
Sebrakberg, Celesny Vreh, Kalk zwischen Nussdorf und Losonez).
2. Kössener Schichten (nördlich von Losonez und am Fusse des Calvarien-
berges von Smolenitz).
3. Liaskalk und Dolomit (Thebner Kogel, Ballenstein, dunkler Kalk des
Perneck-Losonezer Zuges, Crinoidenkalk des Czytachberges).
4. Liassandstein (quarzitähnlicher Sandstein zwischen Perneck und Kun-
stockberg, kalkigsandige Schicht bei Smolenitz).
5. Jura (Pristodolek, Gaulkowberg, Kalkschiefer [und Fleckenmergel] von
Smolenitz).
2. Der Zug der rothen Sandsteine und Melaphyre.
Dieser beginnt am Westrande des Gebirges bei Vivrat (nordöstlich von
Kuchel) und setzt in nordöstlicher Richtung und in einer Breite von 1/,— Y/, Meile
über den Kuchelberg, Peterklin, Mecasna, Klokocawa nördlich bis an den S üdfuss
der Cerna Skala fort. Im S. und SO. wird er durch den Perneck-Losonezer Kalk-
zug, im O. durch den Czytachberg und die dazu gehörigen Kalkberge, im N,
durch die Kalke des weissen Gebirges begrenzt. Nur im W. tritt er zwischen
Vivrat und dem Berge Vajarska (südöstlich vonRohrbach) bis an die Ebene hinaus,
und wird hier unmittelbar von Tertiärschichten überlagert. Die Sandsteine sind
meistens roth, manchmal auch grau gefärbt, bald feinkörnig, bald grob und
conglomeratartig und erinnern stellenweise auch an Quarzite. Westlich von Losonez
(auf dem Wege zu den Holzhackerhütten, beobachteten wir echte Arkosen, Es
lässt sich übrigens dem von Stur!) bereits darüber Gesagten wenig Neues
hinzufügen,
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reiehsanstalt. Band XI. „Uebersichtsaufnahme des
Wassergebietes der Waag und Neutra“ S. 43.
46*
354 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [30]
Der Melaphyr ragt kuppenförmig aus den, meistens nur geringe Höhe
erreichenden Sandsteinhügeln hervor; er bildet (von W. gegen 0.) eine kleine
Kuppe am linken Gehänge des Rohrbachthales, den Peterklin, eine ziemlich
ausgedehnte Partie südlich vom Rachsturn, den Klokocawa und noch etwa
6 bis 7 kleine Kuppen zwischen Losonez, dem Czytach und der Cerna Skala.
Ihrer petrographischen Beschaffenheit nach lassen sieh die Melaphyre, wie
schon früher von Pettko geschehen ist, hauptsächlich in drei Gruppen trennen,
von denen die eine dichte Varietät, in einer fast kryptokrystallinischen, braun-
grauen Grundmasse einzelne bis 1/, Zoll lange Krystalle eines Feldspathes enthält,
welcher zuweilen deutlich Zwillingsstreifung erkennen lässt, und somit wahr«
scheinlich Oligoklas oder Labrador sein dürfte. Uebrigens ist es unmöglich an
dem vorhandenen Material in der Grundmasse die einzelnen Bestandtheile zu
unterscheiden. Die zweite porphyrartige Varietät lässt viel deutlicher zuwei-
len bis fast zollgrosse Feldspathkrystalle porphyrartig in der dichten grau-
grünen Grundmasse eingesprengt wahrnehmen und stellt sich fast als ein Por-
phyr dar, doch oft sind sie durch alle möglichen Zwischenglieder mit der ersten,
der dichten Varietät verbunden. In einzelnen der Handstücke, welche sich sonst
durch nichts von den anderen unterscheiden, bemerkt man einzelne, meist hohle
Blasenräume in der Grundmasse, welche an den Wänden mit Brauneisenocher
oder Manganschaum überzogen sind, seltener aber auch. andere Mineralien wie
Chaleedon, Kalkspath u. s. w. enthalten. Hierdurch ist der Uebergang zu der
dritten Varietät, welche als wahrer Mandelstein entwickelt ist, gebildet, wel-
cher am Klokocawaberge auftritt, und hierdurch ein gangförmiges Vorkommen
von Buntkupfererz, mit seinem Zersetzungsproduet, namentlich Malachit und
Kieselkupfer, ein besonderes Interesse erlangt. Wie fast überall, wo solche
auftreten, ist auch in diesem Mandelstein die ganze Masse mehr oder minder
zersetzt, feinkörnig, ohne erkennbare Bestandtheile, durch Eisenoxyd roth ge-
färbt und ziemlich leicht zerbröckelbar. Die Mandelräume sind grösstentheils
mit Quarz, Chalcedon, zum Theil mit Prehnit, Kalkspath und Grünerde ange-
füllt, denen sich dann in der Nähe jener Kupferlagerstätte noch die Bestand-
theile dieser letzteren zugesellen. Eine speeiellere, mikroskopische und che-
mische Untersuchung der Melaphyr steht von Herrn Dr. A. Madelung zu
erwarten, welchem wir auch die vorstehenden flüchtigen Mittheilungen verdan-
ken, wesshalb wir auf dessen später zu veröffentlichende Resultate seiner
Arbeiten zu verweisen uns erlauben.
Was sich über das Alter dieses rothen Sandsteinzuges sagen lässt, redu-
eirt sich auf die schon von Stur ausgesprochene Vermuthung, dass er dem
Rothliegenden angehören dürfte. Sowohl die (allerdings allein wenig bedeu-
tende) Petrographie des Sandsteines, als auch das Vorkommen der Melaphyre
stellen einige Analogie mit dem Rothliegenden Böhmens her, während keine
Beobachtung bekannt ist, welche mit dieser Auffassung im Widerspruche stehen
würde, daher wir uns, so lange nicht widersprechende Thatsachen aus anderen
günstiger aufgeschlossenen Gegenden bekannt werden, derselben anschliessen
zu müssen glauben.
3. Die Kalke nördlich vom Rothensandstein-Zug (das weisse
Gebirge).
Wir bezeichnen mit dem Namen des weissen Gebirges (der Biela hora)
den nördlich vom Rothensandsteinzug bis an den Uebergang von Jablonie nach
Nädas gelegenen, vorwiegend aus lichtem Kalk und Dolomit zusammen-
[31] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u, d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 355
gesetzten, nördlichsten Theil der kleinen Karpathen, während auf manchen -
geographischen Karten dieser Name im weiteren Sinne gebraucht und auch auf
das, aus gleichen Gesteinen bestehende Brezowa- und Nedzegebirge ausge-
dehnt, auf anderen wieder nur auf eine kleine Partie weisser Dolomitberge
östlich von Bixard beschränkt wird.
Das weisse Gebirge beginnt mit dem Berge Vajarska (südöstlich von Rohr-
bach) und theilt sich nach einer kurzen Unterbrechung bei Breitenbrunn in
zwei Arme, von denen der eine mit ziemlich bedeutenden Höhen (Rachsturn,
Wetterling) gegen NO. sich fortzieht, und bei Nädas an die Waag-Ebene her-
austritt, während der andere westlichere, in nordnordöstlicher Richtung fortzieht
und den Rand der Marchebene bildet. Diesem Zuge gehört der Peterscheibberg,
die Ruine Blassenstein, der Holy Vreh und der Hradek bei Sandorf an. Zwischen
diesen zwei Höhenzügen befindet sich eine Einsenkung, die nur beim Hurki-
berge, wo die zwei Züge sich nahe treten, etwas unterbrochen ist und in der
die Orte Podhrad (Varallja) und Bixard liegen. Mehrere Theile dieses Gebirges,
welche zusammengehörige Berggruppen darstellen, werden noch speciell mit
dem Namen eigener Gebirge belegt, so das Wetterling-Gebirge (nordwestlich
von Smolenitz), das Burian-Gebirge (südlich von Bixard), das weisse Gebirge
im engern Sinne (östlich von Bixard), des Hurkigebirge (nordöstlich von Sz.
Mikloös) u. s. w.
Die stratigraphische Gliederung des weissen Gebirges ist folgende:
a) Als unterstes Glied finden wir auch hier einen grauen, hornsteinfüh-
renden Kalk, welcher aber nur auf sehr kurze Erstreckung am Südabhange des
Rachsturn (östlich von Breitenbrunn) auftritt, und wohl ein Analogon der horn-
steinführenden Kalke des südlichen Zuges sein dürfte, denn auf ihn folgen
b) dieselben dunklen Kalke die wir als Lias, (vielleicht mit Einschluss von
Kössener Schichten) im Perneck-Losonezer Zuge kennen gelernt haben. Sie
beginnen mit dem Rachsturn und streichen über die Cerna Skala bis gegen Smo-
lenitz, und liegen mit Ausnahme der kurzen Strecke, wo der horusteinführende
Kalk auftritt, unmittelbar auf dem rothen Sandsteine. Die Liassandsteine und
Jurabildungen des südlichen Zuges fehlen im weissen Gebirge, und es liegt auf
dem dunklen Kalke unmittelbar
c) der lichte Korallenkalk des Wetterling. Es ist dieses ein splitterig bre-
chender, meistens licht bläulichgrauer, an seiner gelblich verwitiernden Ober-
fläche stets zahlreiche Auswitterungen eines nicht näher bestimmbaren röhren-
förmigen Fossils (höchst wahrscheinlich einer Koralle) zeigender Kalk. Ausser
den Korallen findet sich nur noch ein änsserst seltener und undeutlicher Gaste-
ropode (wahrscheinlich eine Chemnitzia), welche Herr Stur beim Jägerhause
von Nädas, wir am Gehänge östlich von Podhrad auffanden. Dieser petro-
graphisch sehr charakteristische, im weissen Gebirge weit verbreitete Kalk, den
wir vorläufig am besten kurz als Wetterling-Kalk bezeichnen wollen, beginnt mit
dem Berge Vajarska bei Rohrbach, verschwindet bei Breitenbrunn unter Tertiär-
schichten, tritt am Nordabhange des Rachsturn (s. v. Podhrad) wieder auf und
setzt von hier über den Wetterling bis an den Schlossberg von Smolenitz fort,.
wo, wie bereits erwähnt, der südliche Kalkzug mit dem weissen Gebirge zusam-
menstösst. Weiter nördlich bestehen noch einzelne, zum Theile ganz von Dolomit
umgebene Kuppen aus diesem Kalk (z. B. der Javorowe Vrch, nordöstlich von
Bixard) und stellen so die Verhindung mit dem früher erwähnten westlichen Zuge
des weissen Gebirges (Blassenstein-Hradek) her. Was nun das geologische Alter
des Wetterling-Kalkes betrifft, so ist die Ermittlung desselben im weissen Gebirge
selbst nicht ohne Schwierigkeiten. Ziemlich deutlich ist die Auflagerung dessel-
356 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [32]
ben auf dem dunklen Kalke des Rachsturn auf dem Wege von Podhrad nach dem
Klokocawa-Berge; weit weniger deutlich diejenige auf den jurassischen Kalk-
mergeln des südlichen Zuges nordwestlich von Smolenitz. Eine deutlichere Auf-
lagerung auf jurassischen Schichten beobachtete jedoch Herr Bergrath
Foetterle am Drienowitzaberge nördlich von Werbowe). Ueberlagert wird
der Wetterlingkalk (sammt den gleich zu besprechenden, im weissen Gebirge
sein Hangendes darstellenden braunen Kalken und weissen Dolomiten) imBrezowa-
Gebirge durch actaeonellenführende Schichten der mittleren Kreideformation,
daher er, als der unteren Kreide angehörig aufgefasst werden muss, wie schon
von Stur?) vermuthet wurde.
d) Auf dem Wetterling-Kalke liegt vornehmlich auf der Havrana Skala, im
Burian-Gebirge und östlich von Sandorf entwickelt, ein mehr oder weniger
dunkelbrauner, dünngeschichteter, mit einem Netze weisser Adern durchzogener
Kalk, stellenweise petrographisch dem Liaskalke nicht unähnlich. Derselbe wird
häufig dolomitisch, und steht in engem Zusammenhange mit
e) dem Dolomite des weissen Gebirges. Wo der braune Kalk nicht ent-
wickelt ist, sieht man den Dolomit unmittelbar auf dem Wetterlingkalke auf-
liegen, dessen isolirte Partien im Norden des Gebirges (Jaworowe Vrch, Kuppe
östlich von der Sevzig-Mühle, Kuppe beim Jägerhause von Nädas) er mantel-
förmig umgibt. Sonst liegt er auf dem braunen Kalke und geht mannigfach in
denselben über, während er vom Wetterling-Kalke stets scharf zu trennen
ist. Der Dolomit ist meistens weiss gefärbt, theils sandig, theils bröcklig, theils
zuckerkörnig, namentlich in den tieferen Partien die zerreiblichen sandigen
Varietäten vorherrschend. Da der braune Kalk und der Dolomit ebenfalls im
Brezowa-Gebirge von den Ataeonella-Schichten überlagert werden, so müssen
sie wohl mitdem Wetterling-Kalk der unteren Kreidezugezählt werden. Petrefacte
fanden sich in diesen Bildungen nicht; nur an einer einziger Stelle, in dem Thale,
welches das Burian-Gebirge vom Wetterling-Gebirge trennt, fand sich zwischen
dem Wetterling-Kalke und dem braunen Kalke des Burian-Gebirges eine kleine
Partie sandiger Schiefer eingelagert, weiche Spuren von Pflanzenresten zeigte.
Es ist bereits früher erwähnt worden, dass das weisse Gebirge sich in zwei
Haupthöhenzüge theile, welche durch eine Einsenkung von einander getrennt
werden. Diese Einsenkung ist nur durch zwei muldenförmige Ablagerungen von
f) Eocengesteinen ausgefüllt. Die südlichere dieser Mulden reicht von
Breitenbrunn über Podhrad bis Szent Miklös; sie ist im Süden und Osten durch
den Rachsturn-Wetterling-Zug, im Norden durch das Hurki-Gebirge, im Westen
durch die Blassensteiner Berge begrenzt. Die nördliche Mulde, in der der Ort
Bixard liegt, ist vom Burian-Gebirge, Weiss-Gebirge, Javorove Vrch, Hradek
und Holy Vreh begrenzt. Ausser diesen zwei Hauptmulden finden sich noch kleine
Partien hiehergehöriger Gesteine am Westabhange der Vajarska hora bei Rohr-
bach, und gewissermassen die Verbindung zwischen den beiden Mulden herstel-
lend, bei denKalköfen östlich von SzentMiklös. Die Eocenschichten lassen sich in
zwei Etagen theilen, von denen die tiefere, an den Rändern der Mulden ent-
wickelte, aus Nummulitenkalk und Dolomitbreceie, die höhere die Mitte der
Mulden erfüllend, aus Sandstein besteht. Die Dolomitbreceie, wird häufig con-
glomeratartig, indem die Bruchstücke die Gestalt vollkommen gerundeter
Geschiebe annehmen. Darin aufgefundene Nummuliten stellen ihre Zugehörigkeit
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. Band XIV. 1, Heft. Verh. S. 42.
?) Wassergebiete der Waag und Neutra, Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Band XI, S. 46.
[33]} Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 357
zum Eocenen ausser Zweifel, wenn sie auch stellenweise dem Leitha-Conglomerat
ähnlich, an anderen Punkten wieder von darunter liegenden Kreidekalken, aus
denen ihr Material entlehnt ist, schwer zu trennen sind. Im Sandsteine fanden
sich keine deutlichen Nummuliten, doch lässt seine Lage in der Mitte der Eocen-
mulden, so wie seine an Wiener Sandsteine erinnernde Gesteinsheschaffenheit
wohl keine andere Deutung desselben zu.
Die Eocenschichten sind am Bababerge (südlich vom Holy Vrch, Nordöstiich
von St. Peter) bei sehr gestörten Schichten auf ziemlich beträchtliche Höhe
emporgehoben, daher eine Veränderung des Gebirgsniveaus nach der Eocenzeit
angenommen werden muss, und ihre Zuziehung zu den eigentlichen gebirgs-
bildenden Gesteinen im Gegensatze zu den nicht mehr gestörten Miocen-
schichten des Hügellandes gerechtfertigt erscheinen dürfte.
Fassen wir nun das über die Gesteine der Biela hora Gesagte zusammen,
so ergibt sich für dieselbe folgende Gliederung.
1. Hornsteinführenden Kalk am Südabhang des Rachsturn.
2. Dunkler Kalk des Rachsturn und der Cerna skala (Lias und Kössener
Schichten ?). !
3. Lichter Korallenkalk des Wetterlings . . ». » ....... . Kreide.
a Keen a
33&:Dalomil, \<hiaesinsloan.uns a Di ee rat Pr
6. Nummulitenkalk, Dolomit und Conglomerat ... . .:. + . Eocen.
Sandstein.si.suleuer . alaeahlalssenauls ER
Der beifolgende Durchschnitt aus s der Bixarder Eocenmulde über die Ruine
Ostry Kamen (Scharfenstein) auf den Wetterling, mag das Gesagte erläutern
(Fig. 8.) h
Durchschnitt 8.
NW. so.
Baba-Berg Ruine Scharfenstein Wetterling-Berg
{
ı
{l
ı
'
t
"
\Y
—T I MI
1. Rother Sandstein. 2. Melaphyr. 3. Dunkler Liaskalk. 4. Lichter Korallenkalk (Wetterlingkalk). 5. San-
dige Schieferlage mit Pflanzenresten. 6. Brauner Kalk. 7. Dolomit und dolomitischer Kalk. 8. Eocenes Con-
glomerat. 9. Eocener Sandstein. 10. Löss.
Der Durchschnitt (Fig. 9) von Sandorf über Bixard in das Thal des
Trnawka-Baches gibt ein gutes Beispiel von der Auflagerung des braunen
Kalkes und des Dolomites auf den Wetterling-Kalk.
Durchschnitt 9.
W. 0.
Sandorf Holy Vrch Bixard Wittek-Mühle Tranwka-Bach
I
1. Wetterlingkalk. 2. Brauner Kalk. 3. Dolomit. 4, Eocen-Sandstein. 5. Cerithienschichten. 6. Löss.
*
358 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [34]
Vervollständigen wir diese Reihenfolge mit der des südlichen Kalkzuges,
so erhalten wir für die gesammte Kalkzone der kleinen Karpathen folgende
Schichtenreihe:
Eocensandstein.
Bocen Nummulitenkalk, Dolomit und Conglomerat.
Dolomit des Weissgebirges.
Kreide Brauner Kalk der Havrana Skala.
Wetterlingkalk.
Jura Crinoidenkalk, rother und weisser hornsteinführender Kalk
Mergelkalk.
Liassandstein.
Lias Liasdolomit.
Liaskalk und Mariathaler Schiefer.
Grauer Mergelkalk von Smolenitz und Losonez.
Kössener Schichten
Hornsteinführende Kalke, Kalke vom Schebrakberg und Celesny
? Vreh, Kalk von Nussdorf.
% Rothliegendes. Rother Sandstein und Melaphyr. *
Der beifolgende Durchschnitt (in dem Massstabe von 1 Zoll = A400 Klftr.)
von der Marchebene bei Blassenstein quer durch das ganze Gebirge bis an die
Waagebene bei Schattmannsdorf trifft die meisten dieser Schichten, und, mag als
Beispiel für die Lagerungsverhältnisse derselben genügen. (Fig. 10, Seite 359.)
Wir können wohl die Betrachtung der in den kleinen Karpathen gewonne-
nen Resultate nicht schliessen, ohne auch der geologischen Bedeutung dieses
Gebirges als Ganzes einige Worte zu widmen. Eine nicht selten ausgesprochene
Ansicht bezeichnet dasselbe als eine Fortsetzung der nordöstlichen Alpen, die
Kalke der kleinen Karpathen noch specieller als das Wiederauftauchen der
an der Wiener-Neustädter Linie untergesunkenen nordöstlichen Alpenkalkzone.
Ein Gebirge scheint uns nur dann als die geologische Fortsetzung eines anderen
bezeichnet werden zu können, wenn sich solche Analogien im Baue derselben
nachweisen lassen, dass eine [ebereinstimmung der Hebungs- und Senkungs-
perioden in Beiden nicht bezweifelt werden kann; ein Beispiel hiefür liefert in
eclatanter Weise des Bakonyer-Gebirge im südwestlichen Ungarn in seiner
Beziehung zu den südlichen Alpen.
Die kleinen Karpathen müssten daher wenigstens mit den nördlichsten,
ihnen zunächst zugekehrten Partien der nordöstlichen Kalkalpen, mit den Ber-
gen vonMauer, Kalksburg, Rodaun, Mödling, Baden u. s. w. einen analogen geolo-
gischen Bau besitzen, zeigen jedoch statt desselben sehr überraschende
Differenzen.
Die erwähnten nordöstlichsten Kalkalpen-Partien zeigen noch ganz rein
den echt alpinen Bau, wie er durch die ganze nordöstliche Kalkzone herr-
schend ist. Wir haben hier ein Aufbruchsthal (die Brühl-Windischgarstener
Bruchlinie), welches das Liegende der Alpenkalke, die Werfener Schiefer,
[35] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 359
und deren unmittelbare Decke &
die Guttensteiner Kalke noch Ka nz an
an seinem nordöstlichsten Fun)
Punkte (in der Brühl) mäch-
tig und typisch entwickelt,
blosslegt. Die Kalke zu bei-
den Seiten dieses Aufbruch-
thales bestehen bei weitem
vorwiegendausDachstein-
kalk und Hauptdolomit,
neben denen in geringerer
Entwickelung, die beinahe
vollständige Reihe der alpi-
nen Formationsglieder von
den Hallstätter Schichten bis
zu den oberjurassischen Ap-
tychen - Kalken auftreten.
Aufbruchsthäler von gleichem
geologischen Baue finden wir
im Innern der nordöstlichen
Kalkalpen häufig wieder, in
Entfernungen, welche die-
jenige von den kleinen Kar-
pathen um beträchtliches
übersteigen.
Blicken wir nun hin-
über auf die kleinen Kar-
pathen, so sehen wir mit
Ueberraschung gerade die |
erwähnten, denalpinen Typus
zum grossen Theile bedin-
genden Gesteine, den Wer-
fener Schiefer, Gutten-
steiner Kalk, Dach-
steinkalk und Haupt-
dolomit gänzlich feh-
len, dagegen ein, den Alpen
vollkommen fremdes Gestein, \
den rothen Sandstein und N
Melaphyr in mächtiger Ent-
wickelung auftreten, und end-
lich auch die stratigraphisch
parallelisirbaren Schichten
in von der alpinen meistens
abweichender petrographi-
scher Beschaffenheit erschei-
nen. Berücksichtigt man
noch den schon von Stur
hervorgehobenen Umstand,
dass auch der allgemeine
Bau der kleinen Karpathen ways
im Gegensatze zu dem cen- er
tralen der Alpen, den Charak- quogg
Dunkler Kalk (Lia
und Kössener
Schichten.
Melaphyr
Krystallinischer Stock
Hornsteinführen-
der Kalk (Jura)
44stt tt t
Granit
+trr,++ ++ RR
42
+ttt++’+
„+++
ae +
F
4
Te + +7
GE ++. +
ER EZ TEN
Lichter Korallen-
kalk) (Kreide)
kalk (Wetterling-
Glashütten
Südlicher Kalkzug
lagerungen im
Thonschiefer
Kalkschiefer-Ein-
Kunstock B.
scher Kalk
(Kreide)
Lichter dolomiti-
Durchschnitt 10.
410
m
Thonschiefer
Klokocawa B.
7x
und Dolomit
Zug des rothen Sandsteins
Nummuliten-Kalk
Quarzit und Quarz-
conglomerat
Eocen-Sandstein
Weisses Gebirge
Rother Sandstein
(Rothliegendes)
NNW
4
Miocensand
K. k. geologische Reichsanstalt. 1864 14. Band. III. Heft. 47
360 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [36]
ter einer einseitigen Erhebung zeigt (wie schon in der Einleitung gezeigt
wurde), so sehen wir uns zu der Ansicht gedrängt, dass die kleinen Karpathen
in geologischer Beziehung mit den Alpen wohl nicht so enge zusammenhängen,
als es der geographischen Lage nach scheinen sollte. Eine Uebereinstimmung
der Hebungs- und Senkungsperioden erscheint wohl schon durch das erwähnte
gänzliche Fehlen von Ablagerungen, die in den zugekehrten Partien der Alpen
so mächtig entwickelt sind, ausgeschlossen.
Der Ausdruck: „Fortsetzung der Alpen“ dürfte daher wohl mehr im
geographischen, als im geologischen Sinne Geltung haben.
Wir glauben hinzufügen zu müssen, dass die ausgesprochenen Ansichten
sich eben nur auf unser eng begrenztes Gebiet beziehen, ohne dass dadurch
späteren Erfahrungen in weiter nördlich und östlich gelegenen Gegenden, wo
sich möglicherweise mehr Analogien mit den Alpen herausstellen können, prä-
judieirt werden soll.
II. Das ebene und hügelige Land zwischen der March
und den kleinen Karpathen.
Die im W. an die kleinen Karpathen sieh anschliessende Ebene stellt ein
in der Mitte und gegen die March zu flaches, an den Rändern des Gebirges
sanft ansteigendes, daher topographisch gesprochen becekenförmiges Terrain
dar, dessen Seehöhe im Flachlande 60-100 Wienerklafter beträgt, während
die tertiären Randbildungen bis auf eine Seehöhe von über 170 Klafter
ansteigen.
Der grösste Theil des Beckens wird von Diluvialbildungen bedeckt, unter
denen am Gebirgsrande und in den Tiefen der Thäler Miocenschiehten vom
Typus des Wiener Beckens zu Tage treten, welche sich in marine, brakische
und Süsswasserbildungen gliedern.
1. Miocenschichten der marinen Stufe.
Die marinen Bildungen beginnen an der W.-Seite des Thebner Kogels bei
Theben - Neudorf, und setzen von hier ununterbrochen über Blumenau, Bister-
nitz, Stampfen, Apfelsbach, Kuchel bis Rohrbach fort; hier verschwinden sie
und treten bei Sandorf wieder auf, von wo aus dieselben in östlicher Richtung,
das Gebirge abschliessend, sich gegen Nädas ziehen und so eine Verbindung
der March- und Waagebene herstellen.
Wir wollen die einzelnen, petrographisch sehr verschiedenen Loealitäten
von S. gegen N. fortschreitend, betrachten.
a) Am Thebner Kogel sieht man den, wegen seines Reiehthums an
Wirbelthierresten längst bekannten marinen Sand in den höheren Lagen mit
Leithakaikbänken, in den tieferen mit einzelnen festen Sandsteinschichten wech-
seln; wenn man den gegen den Ort Neudorf gerichteten Abhang herabsteigt,
so findet man zu oberst Sand mit festeren Coneretionen und Petrefacten (überall
vorwiegend Ostreen, Pecten, Turritellen und Fischzähne); darunter eine Bank
festen Leithakalkes von wechselnder Mächtigkeit; darunfer einen bis hinab
fortdauernden Wechsel von mehr oder weniger feinkörnigen Sanden, festen
Sandsteinschiehten und Conglomeratlagen. Weiter hinauf gegen die Spitze des
Thebner Kogels sieht man unmittelbar am Ufergebirge keinen marinen Sand
[37] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb, im nordw. Ungarn. 361
mehr, sondern echten Leithakalk und Leithaconglomerat anlagern. Ueber die
Petrefactenführung der unter dem Namen Neudorfer Schichten bekannten mari-
nen Sande des Thebner Kogels liegen zahlreiche Mittheilungen ) vor, daher
wir, um unnöthige Wiederholungen zu vermeiden, dieselben hier übergehen
können,
b) Oestlich vom Thebnerkogel treten die Tertiärschichten zwischen Kal-
tenbrunn und Blumenau tief in das Granitgebiet hinein; in dieser Bucht ist
jedoch nichts zu beobachten, als mehr oder weniger grobkörniger Schotter,
welcher mit den festen grobkörnigen Sandsteinen und Conglomeraten, die süd-
östlich von Bisternitz Steinkerne von Conus, Trochus, Pecten u. s. w. enthalten,
im Zusammenhange stehen, und vielleicht nur als ein Zersetzungsproduct der-
selben anzusehen sein dürften. Diese Conglomerate und groben Sandsteine sind
in einer zusammenhängenden, unmittelbar am Uferrande fortlaufenden Zone bis
Vivrat (bei Kuchel) zu verfolgen, während im W. derselben bei Bisternitz und
Apfelsbach marine, den Neudorfer Schichten ähnliche Sande, bei Stampfen
marine Tegel vorkommen.
c) Die marinen Sande von Apfelsbach und Bisternitz enthal-
ten zahlreiche, aber selten wohlerhaltene Conchylienreste, und zwar an Ga-
steropoden:
Pleurotoma pustulata Brocchi.
Cancellaria contorta Bast.
Conus Dujardini Desh.
Natica millepunctata Lam.
Turritella Vindobonensis Partsch.
5 Archimedis Broccht.
" Vermicularis Brocchti.
Cassis texta Bronn.
Trochus patulus Broccht.
„ cumulans brogn.
Aneillaria glandiformis Lam. ;
an Bivalven:
Lutraria oblonga Chemn.
Mactra Bucklandi Defr.
Psammobia Labordei Bast.
Tapes vetula Bast.
Venus Dujardini Hörn.
» plicata Gmel.
» Basteroti Desh.
Cytherea Pedemontana Ag.
Isocardia cor Linn.
Cardium discrepans Bast.
Eh fragile Broce.
> hians Broce.
Lucina columbella Lam.
„ multilamella Desh.
„ incrassata Dubois.
Pectunculus Fichteli Desh.
n Glycimeris Linn.
1) Dr. M.Hörnes „Tertiärmollusken des Wiener Beckens“, Prof. E. Suess „Der Boden
der Stadt Wien“, J.v. Hauer. v. Leonhard und Bronn’s Jahrbuch 1837. H. v. Meyer
ebendaselbst 1847 u. s. w.
47 ®
362 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl N. Paul. [38]
Arca diluvii Linn.
Pecten Solarium Lam.
»’ı Br
Ostrea cymbularis Bronn.
Herr Director Dr. M. Hörnes, welchem wir die vorstehende Liste der
Bivalven verdanken, knüpfte an die gütige Mittheilung derselben folgende Be-
merkung: „Sämmtliche Species kommen in ähnlicher Weise bei Neudorf an der
March östlich von der Eisenbahn, bei Gauderndorf, Eggenvurg und Meissau
vor. Sie entsprechen dem Horizont von Leognan bei Bordeaux“.
An Foraminiferen fanden sieh im Sande von Apfelsbach nach gütiger Be-
stimmung von Herrn F. Karrer:
Orbulina universa Orb.
Norionina communis Orb.
Globigerina triloba Reuss.
Rotalia Dutemplei Orb.
» . Schreibersü Orb.
Rosalina Viennensis Orb.
Heterostegina costata Orb.
d) Der Tegel westlich von Stampfen enthält Bruchstücke von Pecten,
Steinkerne von Cordula, Cidaritenstacheln, Echinodermentafeln und zahlreiche
zum Theil sehr schön erhaltene Foraminiferen.
Herr Karrer theilte uns über dieselben freundlichst folgende Notiz mitt),
„es fanden sich:
Clavulina communis Orb. h. B. N.
Quinqueloculina foeda Reuss. s. B.
. Akneriana Orb. s. B. N,
Dentalina elegans Orb. s. B. N.
R% Bouecana Orb. s. B.
Robulina cultrata Orb. s. B. N.
> inornata Orb. s. B.
»„ intermedia Orb. s. B.N.
Sphaeroidina austriaca Orb. h. B.N.
Bulimina Buchiana Orb. s. B,
= aculeata Ozj2. s. B.
Guttulina austriaca Orb. s. B.
Uvigerina pygmaea Orb. h. B.
Textularia carinata Orb.
Rotalia Schreibersiü Orb. h. B.
» Dutemplei Orb. h. B.N.
Globigerina triloba Reuss. h. B. N.
n biloba Orb. s. B.N.
5 bulloides Orb. h. B. N.
Nonionina communis Orb. s. N.
N.
N.
N.
N.
„Es sind somit nur Clavulina communis, Sphaeroidino austriaca, Uvige-
rina pygmaea, Textularia carinata, Rotalia Dutemplei und die Globigerinen
häufig, ja zum Theile sehr häufig; also die Formen, welche, wenngleich auch
1) B= Baden, N — Nussdorf als typische Loealität s = selten, % —= häufig.
[39] Die geolog. Verhältn. d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 363
® in Baden vorkommend, zumeist aus Nussdorf bekannt sind. Wir sehen nun, dass
die langen Formen der Nodosarien und Dentalinen, Marginulinen u. s. w.
fehlen, welche uns den Badner Tegel scharf charakterisiren, und andererseits
auch die Amphisteginen mangeln, die uns die höheren Zonen des Leithakalkes,
den Nulliporenmergel bezeichnen. — Ich glaube daher mit einigem Rechte, die
untersuchte Tegelprobe dem Niveau der tieferen Leithakalkschichten,
der sogenannten Bryozoenzone, zuweisen zu sollen, soweit nämlich die Fora-
miniferen sprechen. — Es entspricht dies den Resultaten, welche die Bryozoen-
zonen von Mödling, Ober-Dürnbach, Meissau, Burgschleinitz u. s. w. geliefert
haben, die zum grossen Theil eine ähnliche Foraminiferen-Fauna aufzuweisen
haben“.
Ueber einen in diesem Tegel gefundenen Fischrest theilte uns Herr
Dr. Steindachner folgende Notiz mit:
„Meletta grandisquama nov. spec. Steind. Diese Art ist leider nur mehr
in den Schuppenresten gut erhalten, und unterscheidet sich von Meletta erenata
Heck., welcher sie meines Erachtens zunächst steht, durch die bedeutendere
Grösse und viel stärkere Zerklüftung der rundlichen Schuppen. Die Höhe einer
Schuppe aus der Mitte des Körpers kommt der Länge 3—3'/, vorderer Caudal-
wirbel gleich. Die Zahl der vertical gestellten Schuppenradien beträgt minde-
stens 6—7 Paare. Die einzelnen Radien sind stark und unregelmässig wellen-
förmig gebogen, und treffen nur höchst selten in der Mitte der Schuppen
zusammen, V.om vorderen Schuppenrande laufen 7—9 nach hinten stark conver-
girende Radien fast bis zur Schuppenmitte, und sind ziekzackförmig gekrümmt;
am hinteren freien Schuppenrande finden sich bis gegen 24 kurze und minder
stark entwickelte Radien vor. Ausser den zahllosen, äusserst feinen, kaum be-
merkbaren eoncentrischen Ringen, welche der Aussenseite der Schuppen ange-
hören, bemerkt man zunächst dem Schuppenrande deutlich die spärlichen, aber
viel stärker entwickelten eoncentrischen Ringe der Innenseite der Schuppen.“
e) Oestlich von Rohrbach, am Westabhange des Vajarskaberges tritt noch
einmal echter Leithakalk mit Amphisteginen, Steinkernen von Pectunculus
polyodonta, Venus, Lucina u. s. w. auf, während hier weder die randbildenden
Conglomerate, noch marine Sande oder Tegel mehr zu beobachten sind. Von
hier an sind am Westrande des Gebirges bis Sandorf keine marinen Uferbil-
dungen mehr zu beobachten; erst nördlich von dem letztgenannten Orte beginnt.
f) die mächtige, vorwiegend aus Geschieben von Kalken der kleinen Kar-
pathen bestehende Conglomerat-Ablagerung, welche gegen 0. sich fortsetzend,
das Brezowagebirge von den kleinen Karpathen trennt, und so die Miocen-
schichten der Marchebene mit denen der Waagebene verbindet.
Endlich muss noch ein sehr eigenthümliches isolirtes Vorkommen eines gelb-
lich braunen Kalkes bei Bur Sz. Miklös (südöstlich von Sassin) erwähnt werden.
Dasselbe tritt unmittelbar unter dem Diluvialsande hervor, während hier, nahezu
in der Mitte des Beckens, Congerien- oder Cerithienschiehten als unmittelbare
Unterlage desselben vermuthet werden sollten, und auch an allen übrigen nahe-
gelegenen Einrissen und Abstürzen beobachtet werden können. Nichtsdesto-
weniger scheint der Kalk, welcher keine Petrefacte lieferte, petrographisch
dem Leithakalke am nächsten zu stehen.
2. Miocenschichten der brakischen Stufe.
Wo bei Breitenbrunn die marinen Schichten verschwinden, treten an ihrer
Stelle am Rande des Gebirges brakische (Cerithien-) Schichten auf, und ziehen
364 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. [407
sich bis Sandorf, wo sie wieder von dem erwähnten marinen Conglomerate ”
ersetzt werden. Bei Jabloniez treten sie wieder auf, und ziehen in einem nach
Nordosten econvexen Bogen bis Holie, wo sie das March-Alluvium erreichen. Von
Holic zieht sich eine Partie hierhergehörigen Schichten gegen S. bis Radi-
mow, und endlich finden sie sich noch in einigen der tieferen Wasserrisse des
Lössgebietes mehr gegen das Centrum der Ebene. Letzteres findet jedoch
nur nördlich vom Miawaflusse, im Lössgebiete Statt; im Gebiete des Diluvialsan -
des (südlich von der Miawa) sind die Thäler niemals so tief ausgewaschen. Die
Cerithienschichten treten, soweit sie den Umgebungen der kleinen Karpathen
angehören (bei Breitenbrunn, Sandorf, Holi@, in den Thaleinrissen von Unin,
Smrdäk u. s. w.) genau mit gleichen petrographischen und paläontologischen
Eigenschaften auf, wie wir dieselben aus der nächsten Umgebung Wiens kennen.
Zwischen Breitenbrunn und Blassenstein (östlich vom Wege) tritt ein mit
demjenigen von Atzgersdorf bei Wien vollkommen identischer gelbliehbrauner
sandiger Kalk mit massenhaften Steinkernen von Cerithium pietum, Cardium
plicatum und Ervilia podolica auf; der Ort Sandorf liegt auf grauem mittelkör-
nigem Sandsteine mit denselben Petrefacten.
Besonders schön sind die hieher gehörigen Schichten bei Holi@ entwickelt.
Im Orte selbst steht ein gelbbrauner weicher Sandstein an, in dem Ervilia
podolica, Cardium plicatum und Cardium obsoletum in grosser Menge und
schöner Erhaltung vorkommen; die Reste dieser Bivalven sind stellenweise so
häufig, dass das sandige Bindemittel gänzlich verschwindet, und sie eine nur aus
Muscheltrümmern bestehende weisse Breceie darstellen.
Oestlich von Holi€ (etwas südlich von der Strasse nach Truovee) beob-
achteten wir folgende Schichtenfolge:
. Humusdecke,
. 6 Zoll sandiger Tegel,
. 4—5 Fuss grauer Sand,
. 6 Zoll sandiger Tegel,
. 1 Fuss gelber Sand,
1 ,„ gelber Sand, ganz angefüllt mit Bivalvenresten,
2 „ gelber Sand,
. 11/, Fuss feste Bank von kalkigem Sandstein,
. 3 Fuss gelber Sand mit Bivalvenresten (wie 6.) an der Basis mit Kno-
chen von Phoca vitulina,
10. Feste Sandsteinbank (wie 8).
Dieser Fund von Phoca vitulina ist be-
merkenswerth, da es hiedurch zweifellos wird,
dass dieses Thier der Cerithienstufe ange-
höre, was bisher nicht sicher nachgewiesen 4
war.
Der ‚Thaleinriss, westlich vom Wege —_.. I
zwischen Stepanow und Unin zeigte beifolgen- 2
der Durchschnitt (Fig. 11). = ==
Eine der tiefsten der zahlreichen Schluch- == =
ten, welche von Kovalow gegen die Wiener
Sandstein-Insel des Paulowberges hinaufführen, — a
zeigte die auf Fig. 12 dargestellte Schichten- VERLIEEER
folge; der Schotter (2) nimmt höher hinauf | 1,0 1s« ERDE _
so er Mächtigkeit Le Aa in dem höhern RER IRRE Ar KR fa er
gerien-Sch. 4. Weisse feste Muschelbreccie
Theile der Schlucht schon nichts mehr als dieser (Cerithien-Sch.)
HD 0 00
Fig. 11.
[41] Die geolog. Verhält, d. kl. Karpathen u. d. angrenz. Landgeb. im nordw. Ungarn. 365
Schotter unter dem Löss zu sehen ist,
wie auch die übrigen parallel laufenden Fig. 12.
Sehluchten selten bis auf die Tertiär-
schichten eingerissen sind. Ob dieser
Schotter, der die Wiener Sandsteinkuppe
des Paulowberges und Schlossberges
(vordöstlich von Unin) umlagert zum
Tertiären oder noch zum Diluvium zu
ziehen ist, konnte nicht mit Sicherheit
ermittelt werden.
3. Miocene Süsswasserschichten.
Während wir die marinen und
brakischen Bildungen als Randzonen
1. Löss,
nächst den Ufern des Beckens auftreten E Ener aus Wiener Sandstein-Geschieben (Diluvial).
B x h3 E . egel,
sehen, finden wir die Süsswasserbildungen 4. Schotterlage, Da
\ I i Ei: Congerienschichten.
ausschliesslich im Centrum der Ebene, 5. wegeı,
‘
wo sie unter den Diluvialsehiehten lie- 7- Weisse feste Muschelbreeeie (Cerithienschichten).
gend, in den Auswaschungsthälern der Flüsse und bedeutenderen Bäche bloss-
-gelegt sind, so längs des Malinabaches, am unteren Laufe der Rudawa, der
Miawa u. s. w. Eine Randzone derselben ist zwar nicht nachweisbar, doch ist
eine solehe unter den Alluvionen und Sumpfbildungen, die sich von Rohrbach
bis Sandorf ziehen und die Cerithienschichten von dem Diluvialsande der Ebene
trennen, zu vermuthen.
Die Süsswasserschichten der Marchebene bestehen namentlich aus Tegel,
weleher stellenweise mit gelblichem, stets einzelne Tegellagen enthaltendem
Sande, stellenweise auch mit Schotterlagen in Verbindung steht.
Diesem Tegel gehört ein nicht unbedeutendes Braunkohlenflötz an, dessen
Abbau früher bei Hausbrunn betrieben, jedoch wegen äusserer Verhältnisse
aufgelassen wurde. Die Ausbisse desselben sind bei der Ziegelhütte (südlich von
Hausbrunn) am Ufer der Rudawa zu beobachten. Hier fanden wir Melanopsis
Bouei, eine kleine Congeria und eine Paludina in dem zwischen den Kohlen-
flötzen liegenden Tegel; es ist dies (mit Ausnahme des Fundes einer Planorbis
bei der Sägemühle östlich von Malaczka) der einzige Punkt, welcher charak-
teristische Süsswasserversteinerungen lieferte (Fig. 13).
Fig. 13.
Rudawa - Ziegel-
Bach hütte
'
I
)
I
j
r
l
|
l
I
|
I
|
I
I
l
N
1. Diluvialsand von sehr wechselnder Mächtigkeit. 2. Sandiger Tegel, 4—6’ oben mit Spur von einem Kohlenflötz.
3. Braunkohlenllötz 1/. 4, Tegel 2—3’. 5. Tegel mit Congeria, Melanopsis ete. 2—3'. 6. Braunkohlenfötz 1’.
7. Tegel.
366 Ferdinand Freiherr von Andrian und Karl M. Paul. Geol. Verh. d. kl. Karpathen u. s. w. [42]
Diese drei am Ufer der Rudawa ausbeissenden Kohlenflötzchen fand man
500 Schritt gegen NNW., wo man dieselben abbaute, zu einem Flötze von
1 Klafter Mächtigkeit vereinigt. Dieselben kohlenführenden Schichten treten an
der Strasse südlich von Egbel auf (Fig. 14).
Durchschnitt 14.
1. Gelblicher sandiger Tegel. 2. Sand. 3. Blauer Tegel mit Kohlenflötzchen. 4. Löss.
4. Diluvialbildungen.
Bei weitem der grösste Theil der Ebene, der beinahe ganz mit Föhren-
wald bewachsene Landstrich, welcher im W. durch die March, im N. durch
die Miawa und im O. durch die eben geschilderten marinen und brakischen
Randhügel begrenzt wird, ist von feinkörnigem, an der Oberfläche weissem, in
der Tiefe mehr bräunlichem Sande bedeckt, dessen Mächtigkeit von wenigen
Fuss bis zu 4—5 Klaftern wechselt. Er liegt überall auf den miocenen Süss-
wasserschichten und enthält an seiner Basis stellenweise (z. B. bei Bur Sz.
György, St. Johann, Malaczka ete.) Lager von ausschliesslich aus Quarzge-
schieben bestehendem Schotter.
In dem so abgegrenzten Gebiete findet sich keine Spur von Löss. Dagegen
sieht man den Sand am rechten Ufer der Miawa allmählig in Löss übergehen,
und von demselben ersetzt werden.
Der Löss bedeckt den Theil der Ebene nördlich von der Miawa, und ist in
theils zusammenhängenden, theils isolirten, grösseren oder kleineren Partien
längs des ganzen Westrandes des Gebirges von Jabloni€ bis Theben auf den
tertiären Vorhügeln anzutreffen.
Diese geographische Verbreitung von Löss und Sand ergibt mit ziemlicher
Deutlichkeit das Verhältniss derselben zu einander: Die Diluvialbildungen der
Marchebene sind im Centrum derselben als Sand, an den Rändern derselben
als Löss entwickelt; wo dieselben zusammenstossen liegt der Löss über dem
Sande, geht jedoch ohne Grenze langsam in denselben über.
Die Besprechung der Neogen- und Diluvialbildungen der Waagebene,
welche dem ursprünglichen Plane dieser Arbeit gemäss den dritten Theil der-
selben bilden sollte, wird später der Gegenstand einer selbstständigen Mitthei-
lung sein.
[1] 367
III. Beiträge zur Kenntniss der Kohlenablagerung bei
Mährisch-Trübau.
Von M. Simettinger,
Berg-Ingenieure und Correspondenten der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 1. Februar 1864.
Wenn ich es unternehme zur vortrefflichen und erschöpfenden Detailbear-
beitung der Umgebung von Mährisch-Trübau durch den hochgeehrten Herrn
Dr. Reuss einen Commentar zu liefern, so veranlassen mich hiezu die seit dem Jahre
1853 und namentlich im letztabgelaufenen Jahre gemachten zahlreichen neuen
Beobachtungen und bergmännischen Untersuchungen des Terrains, die, wenn sie
auch wenig Neues, doch Bestätigung älterer Ansichten bieten und mindestens
das Verdienst für sich in Anspruch nehmen können, eine genaue Aufschreibung
und Verzeichnung von Ergebnissen zu sein, die ich, als mit der Leitung der
Mehrzahl obiger Arbeiten betraut, selbst zu machen Gelegenheit hatte.
Als ich die Leitung der dortigen fürstlich Liechtenstein’schen Kohlenbaue
übernahm, sah ich es als meine erste Aufgabe an, das Terrain einer genauen
geognostischen Untersuchung zu unterziehen, was um so gebotener war, als in
Folge eingetretenen Kohlenmangels, zahlreiche Schurfbaue hatten angelegt
werden sollen.
Die Verhältnisse waren mir vollkommen neu, die trefflichen Vorarbeiten,
die ich Eingangs anführte, nicht bekannt, und die Lagerung an einzelnen Punkten
so differirend, dass es mir erst nach längerer Zeit gelang, ein Bild zu entwerfen,
dessen Grundzüge ich später in erfreulicher Weise in dem geognostischen Gemälde
des Herrn Dr. Reuss wieder fand.
Hierdurch ermuthigt, begann ich im Gefühle auf sicherer Basis zu stehen,
den Plan der Schürfungen zu entwerfen und durchzuführen. Ich beschränkte mich
bei diesen Versuchen natürlicher Weise nur auf das kohlenführende Gebirge, die
Kreide, und zwar auf ein Terrain, das im Norden vom Reichenauer und Blos-
dorfer Berge, im Süden von dem Höhenzuge begrenzt erscheint, auf welchem
der Markt Krönau steht.
Die westliche Grenze bildeten die Höhen des Schönhengstes und Hornberges,
die östliche, der Burgstadtl - Hammer- und Steinberg bei Mährisch-Trübau; im
Ganzen eine Fläche, die, so weit sie Kohlengebirge bedeckt, durch 12 Frei-
schurfkreise oceupirt werden konnte.
Wie schon Herr Dr. Reuss bemerkt, ist die Thalbildung eine eigenthüm-
liche. Während das östliche Thalgehänge eine sanft ansteigende, wenig’ zerrissene
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864, III. Heft, 48
368 N. Simettinger. [2]
Fläche bildet, ist das westliche Gehänge steil und mit zahlreichen Einbuchtun-
gen und Durchrissen.
Die Thalsohle selbst bildet das, durch die in einem nach der Kreidezeit
erfolgten Durchriss, abfliessenden Gewässer blossgelegte, Rothliegende, dessen
Niveau in der Thalmitte am höchsten ist, gegen die beiden Gehänge zu abnimmt,
jedenfalls aber am östlichen Rande höher ist als am westlichen.
Das Verflächen aller Gesteinsefichten in dem genannten Terrain ist
nach Westen oder schwach Süd-Westen unter verschiedenen Neigungswinkeln.
Dort, wo die devonischen (eisenerzführenden) Schiefer, das Rothliegende
und die Kreide durchbrechen, sind die Schichten aufgerichtet, und an einigen
Punkten (Tuschitz, Calvarienberg) nahezu seiger. In geringer Entfernung
jedoch schwindet jede Spur einer Störung der im Ganzen höchst regelmässi-
gen und ruhigen Ablagerung, woraus wohl der Schluss gezogen werden könnte,
dass diese steilere Schichtenstellung späteren Abrutschungen ihre Entstehung
verdankt.
Eine Eruption in devonischer Zeit ist wohl nicht anzunehmen, da die
Schiehtung sonst, an allen von mir beobachteten Punkten, wenig Störungen
zeigt und so wie die übrigen ungestörten Schichtencomplexe schwebend
genannt werden kann.
Sollte jedoch eine solche stattgehabt haben, so müsste sie wohl in die
Bildungsperiode der devonischen Schiefer selbst fallen, oder doch älter sein als
das Rothliegende und die Kreide.
Die hier auftretenden Glieder der letzteren sind: der Pläner-Sandstein,
der untere Grünsand, der kohlenführende blaugraue Schiefertlion, und als
unterstes Glied der untere Quadersandstein; der allerorts im untersuchten Ter-
rain dem Rothliegenden aufgelagert erscheint.
Auf eine Beschreibung der einzelnen Gesteinsarten glaube ich nicht ein-
gehen zu sollen; wohl aber mag aus den nachfolgenden Daten ihre Mächtigkeit
und ihre mehr oder. weniger regelmässige Aufeinanderfolge entnommen wer-
den, so wie der unzweifelhafte Zusammenhang der Schichteneomplexe am öst-
lichen und westlichen Thalgehänge, die ich durch eine markscheiderische Auf-
nahme zu verbinden bemüht war.
Ich beginne mit den am nördlichsten Punkte des Terrains bei Blosdorf
angelegten Aufschlussbauten.
Dieselben befanden sich am westlichen steil ansteigenden Thalgehänge
65 Fuss ober dem Dorfe Blosdorf, von demselben 180 Klafter nach Stunde 18
entfernt.
Es beisst dort der schwarze Kohlen-
Fig« 1. sandstein, der häufig die Stelle eines abbau-
er 0. würdigen Kohlenflötzes vertritt, mit 30 Zoll
RR ED Ba Mächtigkeit zu Tage aus, und da in den be-
erg und Bach
nachbarten, nur etwa 1600 Klafter entfernten
Kohlenbauten von Steinbrecher beiNeu-
dorf, südlich von Blosdorf, dieser bituminöse
Sandstein das Liegende des abbauwürdigen
Flötzes bildet, so lag die Annahme des
Vorhandenseins einer brauchbaren Kohle,
auch hier nahe.
Das Hangende dieses Sandsteins sind
dünn geschichtete Plänermergel, die
auch die Kuppe des Blosdorfer Berges bilden; das Liegende der weisse
Rother Sandstein
Bachrichtung SW. nach NO.
[3] Beiträge zur Kenntniss der Kohlenablagerungen bei Mährisch-Trübau. 369
untere Quadersandstein, dessen dem Kohlenesandstein nächst gelegene Partien
von zahlreichen, 6 Linien starken Schnürch n, einer glänzenden pechschwarzen
Kohle durchzogen sind, die im schwarzen Sandstein selbst bis zu 2 Zoll Dicke
zunahmen.
Der Bau wurde dem Verflächen der unter 6 Grad geneigten Schichten
nach, stollenmässig nach Stunde 18 getrieben. Der sehr feste schwarze Sand-
stein blieb in seiner Mächtigkeit bis in die 18. Klafter vollkommen gleich. Kohle
trat jedoch nur bis zu 16 Zoll Mächtigkeit in den Hangendpartien auf. Sie war
von blättriger Beschaffenheit, sehr schwefelkiesreich und zeigte zahlreiche Partien
mineralischer Holzkohle, deren Vorkommen alle Kohlen des Trübauer Kohlen-
beckens auszeichnet, und sie von den südlichen Kohlenflötzen bei Johnsdorf-Letto-
witz etc. entschieden trennt, wovon noch später die Rede sein wird.
Die Kohle war von 1 — 3 Linien starken Adern schwarzer, reiner Glanz-
kohle durchzogen. Anden Trennungsflächen dieser Kohlenschichten von der übri-
gen, sandigen Blätterkohle, waren ablösbare Anflüge von stark glänzenden
verschwindend kleinen Schwefelkies-Krystallen, die sich in der Blätterkohle
selbst, in zahlreichen, abgerundeten, den Kernen kleiner Gasteropoden nicht
unähnlichen Stücken vorfanden, die sich leicht auslösten und nach allen Seiten
hellglänzende Krystallecken zeigten.
Hierauf wurden zwei streichende Strecken nach Norden und Süden getrieben,
deren letzte eine mächtigere Kohlenlage von20 — 24 Zoll aufschloss. Dabei nahm
gleichzeitig auch der Kohlengehalt des Sandsteines unter der Kohle selbst und
von ihr durch ein 6 Zoll starkes, sehr thoniges Zwischenmittel getrennt, derart zu,
dass man diesenschwarzen Kohlensandstein als sehr sandige Kohle ansehen konnte.
Derselbe verbrannte mit einem Schlacken-Rückstande von 50 — 60 Pet., wo-
bei die Masse an Volumen zunahm.
Die nördlicher streichende Strecke liess eine Abnahme der Mächtigkeit des
schwarzen Sandsteines und der Kohle beobachten, die eine weitere Verfolgung
in dieser Richtung nicht weiter räthlich erscheinen liess.
Nachdem sich hier also ein oberes, dem im etwa 600 Klafter entfernten
südlichen Baue ähnliches, vom unteren sandigen Flötze streng und durch ein 2—3
Fuss mächtiges Zwischenmittel getrenntes, reines Kohlenflötz nicht vorfand, wohl
aber an der südlichen Seite eine Annäherung an dieses Vorkommen gegenüber
der nördlichen constatirt wurde, so erscheint die Annahme des nebenskizzirten
Lagerungsverhältnisses in der Streichungsriehtung des Kohlen- und Gebirgs-
zuges gerechtfertigt.
Aus diesem Verhalten und der wei-
teren Thatsache, dass im vormals im Fig. 2.
Betrieb gestandenen, noch nördlicher _ Le: er Er
D ee Saukopf " Neudorfer osdorier berg,
gelegenen Schurfbaue bei KönigsfeldNW. "zer, 300 Klatter 265 Klafter
von Reichenau, gar keine abbauwürdige
Kohle gefunden wurde, ja auch der
bituminöse Sandstein in viel geringerer
Mächtigkeit auftritt und nur der blaue Tegel =
noch dem unteren Quadersandstein auf- FE
gelagert erscheint; kann geschlossen wer- [7-7 PR AS SEE EEE
den, dass man hier den nördlichsten Punkt
des Auftretens brauchbarer Kohle in der
Kreide des Trübauer Beckens vor sich hat.
Petrefacten sind mir hier keine vorgekommen, ausser einem kleinen,
platt gedrückten Exemplare eines Clypeaster, von dem ein vollständiges Exemplar
.. PO u SL ..
Eee a REINE TREE
Werten N golherSandstein'. 22:22 5
48 *
370 N. F. Simettinger. [#]
aus den analogen Schichten des Pläner bei Uttigsdorf vorgelegt werden
kann.
Alle von dem oben angeführten Schurfbaue südlich gelegenen Ausbisse der
Kohlenablagerung am westlichen Thalgehänge sind von Steinbrecher und
Wagner oceupirt und haben dermalen nur bei Neudorf und am Fusse des
Hornberges bei Porstendorf zu namhafteren Aufschlüssen geführt. Von dem
letzteren Baue gab Prof. Reuss bereits eine ganz richtige Skizze.
Im Kohlenbaue von SteinbrecherbeiNeudorfam Fusse desSaukopf-Berges,
über der Thalsohle ziemlich gleich hoch gelegen, sind die Lagerungsverhält-
nisse ganzanalog, nur istdieKohlenbildung selbst viel mächtiger und vollkommener.
Es treten hier zwei Flötze auf, wie allerwärts im Trübauer Gebiete, deren
oberes, eine reinere, glänzendere, sehr leicht in cuboidische Stückchen zer-
bröckelnde und zahlreiche Bernsteintropfen enthaltende Kohle gibt, während
das untere durch ein schwarzes Lettenmittel von 10—12 Zoll getrennte Flötz
aus sehr sandiger, keine Spur von Bernstein enthaltender, mit einem Rückstande
von 40—50 Pet. verbrennender Kohle gebildet wird.
Das obere Flötz hat eine Mächtigkeit von20 Zoll, das untere von2—3Fuss,
so dass mit einer Streckenhöhe von 6 Fuss beide Flötze genommen werden
können, wobei das taube Zwischenmittel gleichzeitig Versatzberge liefert,
und durch seine leichte Ausschrämmung die Gewinnung sehr erleichtert
Unter und ober den beiden Flötzen ist 6 — 10 Zoll schwarzer Letten,
weiter unten Quadersandstein und oben dünn geschichteter Plänermergel.
Nachdem ich hiermit die Besprechung der Lagerungsverhältnisse im nord-
westlichen Theile des Gebietes schliesse, gehe ich auf die zahlreichen
Schurfbaue am südöstlichen Theile, am Fusse des Stein- und Klimmer-Berges
über. Hier weisen die Mehrzahl der Baue eine Vermehrung des kohlenführenden
Gebirges um zwei Glieder nach, und zwar:
1. Den unteren Grünsand als stetes Hangendes der oberen Kohle, und
2. Brauneisenstein führende Sandsteinschichten, local „Branden“ genannt,
zum Quadersandstein gehörend.
Die Zahl der durch eine Markscheid-Aufnahme verbundenen Baue ist
im Ganzen 6, deren 2 als Hilfsbaue zur weiteren Ausrichtung und Gewinnung
der erzielten Aufschlüsse nöthig waren.
Der höchste dieser Schurfbaue war «) am Fusse des Steinberges; dann
b) zunächst dem Uttigsdorfer Glockenthurm; c) südöstlich von Uttigsdorf,
36 Klafter ober dem dortigen Hauptbaue am Klimmerbach und d) südlich von
Uttigsdorf am westlichen Gehänge des Klimmerberges, 25 Klafter ober dem
Uttigsdorfer Hauptbaue, und ober Uttigsdorf selbst.
Bei « wurden mit einem kleinen Schurfschachte folgende Schichten
durchfahren. er
Tagerde und Gerölle von Pläner - Sandstein 1 Klafter O0 Fuss 0 Zoll.
Pläner-Sandstein, gelblichgrau sehr fest,
in Schichten von 6—10 Zoll Mächtigkeit .1 „ 3
Grünsand, sehr locker, wasserlässig . . . Ei N Eu) 9 A
Dunkler schwärzlichgrauer Thonschiefer (Leiten)
mit zahlreichen Schwefelkiesnieren und
Kohlenlagen von 1—3 Zoll Stärke . . . 1 HN,
Weisser Quadersandstein . . . . RR 1 Bin.‘ 0
Rother Sandstein weich . . . .0 0 0
Es wurde also hier die ganze Mächtigkeit der Kreide durchteuft und da dieser
Punkt dem Baue am Fusse der Hornwand nahezu gegenüber liegt, ergibt sich
1)
”
[5] Beiträge zur Kenntniss der Kohlenablagerungen bei Mährisch-Trübau* a
mit Zuhilfnahme noch weiterer, später zu erwähnender Verhältnisse, das neben
skizzirte Profil des Trübauer Beckens an seinem breitesten Theile.
Fig. 3.
0 W.
SuS dndss 2
Steinber Klimmer-Ber ES: 58 88% Postendorf Wagners % Horn
g 5 2 ea
306 Klafter 238-48 SET ® Berg
199-37 Bau
IC >
2000 Klafter Letten, Kohle, Quader
Ich muss wohl noch nachträglich erklären, warum am östlichen Thal-
gehänge, respective dem westlichen Gehänge des Steinberges und dem nordwest-
lichen des Klimmerberges, dessen Ausläufer über Krönau das Trübauer Becken
im Süden abschliesst, nur Schächte und kleine Stollen als Versuchbaue angelegt
wurden.
Es lag diese jedenfalls kostspielige Nothwendigkeit in der Terrainbil-
dung und den Lagerungsverhältnissen.
Während bei dem, zum Gebirgsgehänge widersinnigen Einfallen der
Schichten, am westlichen steilen Thalrande, das Unterfahren des Flötzes
dessen Ausbiss überall sichtbar ist, oder dessen Verfolgen nach dem sehr
geringen Neigungswinkel möglich war, konnte man dem östlichen Theile der
Ablagerung nur am tiefsten Punkte vom Klimmerbache aus, durch einen langen
Stollen im Hangenden der Kohle beikommen. Die oberen Teufen waren,
durch diesen Stollen nicht mehr erreichbar, da seine Länge dem Ansteigen
des Flötzes nach über 500 Klafter erreicht hätte, und konnten nur durch ein
System von Bohrlöchern oder Schächten aufgeschlossen werden.
Es war zwischen dem Steinberge und Uttigsdorf, durch einen von SO.
nach NW. abästenden tiefen Einschnitt, der im vorgezeichneten Profile
theilweise angegeben ist, an einer Stelle, wo der Ausbiss des Flötzes am östli-
chen Thalgehänge des vordern Bergrückens ganz entblöst ist, schon vor
mehreren Jahren ein Einbau nach der Tonnlage (hier durchschnittlich überall
10 Klafter) versucht, und die Kohle auf etwa 10 Klafter Erstreckung raubbau-
mässig genommen worden. Weiter jedoch hinderten die heftig zusitzenden
Wässer vorzuschreiten und ein sie lösender Tiefbau durch das Liegende der
Kohle würde, um eine erkleckliche Abbauhöhe zu gewinnen, viel zu kostspielig
gewesen sein.
Von diesem Punkte aus aber, dem Verflächen des Flötzes nach, den östli-
chen Flügel zu verfolgen, woran damals Niemand dachte, schien gegenwärtig
aus dem Grunde nicht räthlich, weil der nächstgelegene Aufschluss « am oberen
Schichtenkopfe dieses östlichen Flügels, an dieser durch spätere Auswaschung
zerrissenen Stelle keine abbauwürdige Ablagerung versprach, die weiter
südlich gelegene aber sich ungestörter und mächtiger entwickelt.
Ich kehre zu den weiteren Untersuchungsbauten zurück.
Der nächste Schacht ward beim Glockenthurm nächst Uttigsdorf, 6 Klafter
über dem Niveau des, das Dorf durchziehenden Klimmerbaches abgeteuft.
372 M. F. Simettinger. [6]
Hier war die Schichtenfolge nachstehend:
Tagerde mit Gerölle . 1 Klafter 3 Fuss 0 Zoll,
gelblichgrauer fester Pläner De. 7 =.
Grünsand schwimmend . N NEN Ye NE) us
grauer Sand mit Kohlentheilen . .O „ Be
grauer Thonschiefer weich 02T: er u | a =
A sandig I RE N
Be a; Thonschiefer mit viel
Schwefelkies und Kohlenadern,
auch etwas Moorkohle . . . .1 „ Dan. 0)...
weisser, fester Quadersandstein.
Also auch hier keine abbauwürdige Kohle, woraus sich der Schluss ziehen
liess, dass die von NO. nach SW. gehende Verbindungslinie der Baue a und 5b
die nördliche Grenzlinie der abbauwürdigen Kohleneinlagerung im südöstlichen
Gebiete des Trübauer Kohlenbeckens bildet, was auch mit dem Vortreten der
devonischen Schiefer und der Abnahme der Mächtigkeit der Kreideschiehten am
Fusse des Steinberges bei Porstendorf, östlich an der Commercialstrasse ganz
übereinstimmt.
Es hätten sich vielleicht alle diese Aufschlüsse schneller und billiger durch
Bohrungen erzielen lassen. Wo es sich jedoch um eine genaue Kenntniss der
Lagerungsverhältnisse handelt, habe ich kleine Schächte mit 3 zu 4 Fuss im
Geviert schon desshalb stets vorgezogen, da sie keine absichtlichen oder zufälligen
Täuschungen gestatten, die bei Bohrlöchern schon häufig vorgekommen sind,
selbst wenn sie ununterbrochen und verlässlich bewacht werden konnten, was mir
nicht möglich war auszuführen.
Die Klafter Abteufen wurde bei allen diesen Versuchen mit dem Vorarbeiter
accordirt, und kam ohne Zimmerung, jedoch inclusive deren Einbringung, mit
Geleucht- und Schmiedekosten auf 4—5 fl. österr. Währ. bis zur Kohle.
War der Versuch ohne Erfolg, so erfolgte mit dem Zustürzen des Schachtes
die vollständige Wiedergewinnung der Schachtkränze und theilweise auch der
Verschallung, die aus gespaltenem Gipfelholz hergestellt wurde, gegen Ver-
gütung von 30— 40 kr. per Kranz. — Die Entfernung eines Kranzes vom andern
betrug in der Regel 3 Fuss von Mitte zu Mitte und nur bei schwimmendem
Gebirge 2 Fuss.
Der Schacht e wurde ober dem Niveau des mehrerwähnten Klimmerbaches,
etwas südöstlich vom alten Uttigsdorfer Baue, im Walde des Bauers Conrad,
an dem von Uttigsdorf nach Moligsdorf führenden Verbindungswege ab-
eteuft.
F Er hatte zum Zwecke, die obere Teufe des im Utligsdorfer Baue in Abbau
stehenden Kohlenlagers aufzuschliessen und gab unstreitig den vollständigsten
Erfolg:
Tagerdes! 1. « oe . 0. „1 Klafter O Fuss 0 Zoll,
fester Plinbs-Sandakın ae ae Alar
Grünsand . . . HM Silit ra
sehwarzer Schiäferiken (Leiten) DI 3 von
reine Kohle oberes Flötz Dundda alla alla:
schwarzer sandiger Letten . . .1 „ 3,0,
sehr sandige Kohle, untere 0 re
grauer fester Sand AD
weisser unterer Quadersandstein.
[7] Beiträge zur Kenntniss der Kohlenabla gerungen bei Mährisch-Trübau. 373
Dieses Kohlenlager, und zwar nur das obere, wurde nun mit ansteigen-
den und streichenden Strecken nach S., N. und O. ausgerichtet, und zwar:
nach N. bis über 60 Klafter, nach S. 35 Klafter und nach dem Ansteigen bis
auf 24 Klafter und die dabei gemachten Erfahrungen sind interessant genug,
um hier etwas näher Erwähnung zu finden.
Der Bau begann also in der 6. Klafter vom Tagkranze, dessen innere
- Liehte 6 zu 3 Fuss war, mit einem sogenannten Aufbruche dem Verflächen des
Flötzes nach.
Die Kohle war am Anfahrungspunkte sehr weich, sehr schwefelkiesreich
und gab daher nur sehr wenig brauchbare Stüekkohle, die in Trübau leider
nur allein verwerthet werden kann.
Mit dem Ansteigen des Flötzes jedoch nahm dessen Festigkeit etwas zu,
gleichzeitig jedoch die Mächtigkeit ab, so dass am höchsten Punkte des, regel-
mässig mit 10 Grad ansteigenden, 24 Klafter tonnlägig, langen Aufbruches,
das Flötz nur mehr 10 Zoll stark war, wesshalb der Weiterbetrieb unterblieb.
Jedoch noch eine andere Aenderung in den Lagerungsverhältnissen
machte sich unliebsam genug, bemerkenswerth.
Während nämlich im Schachte das Hangende der Kohle ziemlich fester
schwarzer Thonschiefer bildete, trat in der 20. Klafter der schwimmende
Grünsand an dessen Stelle und gestattete nieht ınehr die Wegnahme der ohne-
hin gering mächtigen Kohle, die die First des Aufbruches bilden musste.
Dieser Grünsand istim hohen Grade wasserlässig und beweglich, so dass die
Oefinung einer Faustgrösse genügt, um die augenblickliche Verschlämmung einer
bedeutenden Strecke zu bewirken.
Im nördlichen streichenden Auslängen, das mit einer Steigung von nur
1 Linie pr. Klafter dem Schachtsumpfe zu nach Stunde 24 getrieben wurde, bes-
serte sich die Qualität der Kohle mit jeder Klafter so, dass von der 30. Klafter
an bis gegenwärtig ein 20 Zoll mächtiges, reines und festes Kohlenflötz vor Ort
ansteht.
Die von 10 zu 10 Klafter nach O. getriebenen Aufbrüche zeigten eine
stufenweise Abnahme der Erstreckung in abbauwürdiger Mächtigkeit; was ganz
mit dem obertägig durchrissenen Terrain, aus dem das Anschwellungsdelta des
Herrnberges, zwischen Uttigsdorf und der Commereialstrasse, sein Materiale
bekommen hat, übereinstimmt.
Ob das Kohlenflötz jedoch auch im Niveau der nördlichen Grundstrecke
abgerissen wurde, kann bisher nicht gesagt werden und vielmehr zu bezweifeln,
da man sich mit dem Feldorte bereits unter dem tiefsten Punkte der Einsattlung
befindet.
In südlicher Richtung konnte eine Besserung der Qualität der Kohle nicht
wahrgenommen werden und ein in dieser Richtung nothwendig gewordener
30 Klafter vom Hauptschachte entfernter kleinerer Luftschacht fuhr nur eine
gering mächtige, schiefrige und weiche Kohle an, und zwar:
Tagerde . . . . „1 Klafter 0 Fuss 0 Zoll,
fester gelblicher Sondstein rent Ang
Grünsand . . BRNO
sehr eisenschüssiger rother Sand- :
stein (Branden) . 0
schwarzer Thonschiefer } bi
weiche Moorkolle . . . . ..0
Letten . . . 0
sehr sandige untere Kohle j 0
vw.»
$]
SOSO0O0
s
wie
374 M. Simettinger. [8]
Sand, grauundfest. . . . . . 0 Klafter O Fuss 6 Zoll,
schwarzer Letten) uw #-.4:1u0 msn Ub alla
weisser Sandstein.
Man ersieht hieraus eine Zunahme der Mächtigkeit der untern und eine
Abnahme der obern Kohle, brauchbar ist aber an dieser Stelle vorläufig keine
von beiden.
Hier tritt zuerst jener sandige Brauneisenstein auf, der seinen Eisengehalt
wohl den zahlreichen in seiner unmittelbaren Nähe vorkomenden Schw efelkie-
sen verdanken dürfte.
Verwendbar ist er nicht, da der Sand vorherrscht und rein quarzig ist.
Hier wurde auch in den oberen Schichten des, einige schwer be-
stimmbare Steinkerne enthaltenden Pläners ein Exemplar aus der Classe der
Radiaten gerettet, dessen nähere Bestimmung ich Sachkundigeren überlassen
muss.
Es ist die einzige, in diesem Theile des beschürften Gebietes mir zu
Gesicht gekommene Versteinerung. |
Eine weitere Untersuchung in südlicher Richtung wurde nicht vorgenom-
men, da auch hier, unweit des letzterwähnten Schachtes eine dritte von SW.
nach NO. gehende tiefe Einsattlung des Tagsterrains eine bedeutende Störung
der Kohlenablagerung annehmen lässt; wobei man auch keine Hoffnung auf
spätere Fortsetzung in südlicher Richtung haben kann, da hier bereits der Klim-
merberg steil ansteigend beginnt und das Kohlenbecken abschneidet.
Ich habe nun nur noch 2 Baue zu erwähnen, die das Bild der südöstlichen
Kohlenbildung bei”Trübau vervollständigen, nämlich den Bau d nördlich von c
oder etwas nordwestlich, und den Schacht e, als Hilfsbau zur Fortsetzung des
Uttigsdorfer alten Hauptstollens, südlich von diesem und südwestlich von ce am
nordwestlichen Gehänge des Klimmerberges.
Der Schacht d, sogenannter Marien-Schacht, wurde abgeteuft, um sich die
Ueberzeugung zu verschaffen, dass die Kohlenbildung in der nördlichen Fort-
setzung der vorbesprochenen Ablagerung vorhanden sei. Darauf liess schon das
sanft geneigte ebene Tagsterrain und der Ausbiss des Grünsandes an den tieferen
Punkten schliessen, an der Gewissheit dieses Umstandes aber hätte wegen des
mangelhaften Resulates bei d gezweifelt werden können.
Hier gab es keinen festen Pläner-Sandstein mehr zu durchbrechen. Der
unter ihm liegende Grünsand trat bereits zu Tage und auf ihn kam der Tag-
kranz zu liegen.
Grünsand -. . . 2. 2... 1 Klafter 3 Fuss 0 Zoll
schwarzer Lettien . .... .1 U 1 ee
Moorkohle schieferig . -. . :.:0 „ Biazilainda
Letten: mit/Kohle lu a ann) 20.19 90899, 210 9%
sandige Kohle’. UI Br miı0n % Big inig dd
Letien :ıcwx.oh 00 u, BY
Man war also hier mit der 3. Klafter in der Kohle, die am Anfahrungs-
punkte zwar sehr weich und moorig war, dem Ansteigen nach aber und nach S.
und N. an Festigkeit zunahm, wobei die Mächtigkeit durchschnittlich mit 20 Zoll
constant blieb.
Legt man durch diesen Bau einen parallelen Schnitt zu a, 5, also
durch den höchsten Schacht, und den tiefsten beim Uttigsdorfer Glockenthurm,
so fällt derselbe gerade durch den Ausbiss der Kohlen, am westlichen Gehänge
(Rande) der ersten, von SO. und NW.gehendengrossen Einsattlung (Durchriss).
Dort befand sich der erwähnte, dem Verflächen der Kohle nach getriebene Bau
[9] Beiträge zur Kenntniss der Kohlenablagerungen bei Mährisch-Trübau. 375
Bis dahin also setzt die Ablagerung regelmässig ansteigend, ohne Unterbre-
chung fort.
Fig. 4.
1. Einschnitt Alter Bau Unteres Ende des 2, Einschnittes
Ein dritter Parallelschnitt dureh den zum Konrad-Schachte (Bau ce) abge-
teuften Luftschacht und den noch zu erwähnenden Bau e durchschneidet die
dritte parallel zur ersten und zweiten ziehende Vertiefung des Tagterrains, die
eben so vielen Ausrissen der höheren Partien der Kohlenlager entsprechen. Ein
Schnitt durch die zweite Einsattlung wird an dessen unterstem, breitestem
Theile schon durch den Durchschnitt d erhalten und trifft in seiner nord-
westlichen Verlängerung nahezu den alten Uttigsdorfer Hauptbau.
Fig. 5.
Steinbruch 3. Einschnitt
Diese drei Profile stellen die Höhenverhältnisse dieses Theiles der Kohlen-
ablagerung ziemlich erschöpfend dar.
Der Schacht e wurde nach vorheriger markscheiderischer Aufnahme zum
Behufe der Wetterlosung des fortzusetzenden alten Uttigsdorfer Hauptstollens in
der streichenden Richtung der Kohle nach S. und zum dadurch ermöglichten
Aufschlusse des am westlichen Abhange des Klimmerberges befindlichen Koh-
lenlagers abgeteuft.
Er befindet sich ober dem Niveau des alten Stollens, und zeigte daher
bei der Durchfahrung:
Taggerölle -. . . .». . 2... ..0 Klafter 3 Fuss 0 Zoll,
eonlaner 3 ne en 0
indem er noch ansteht, da die Arbeit mittlerweile wegen nöthig gewordener
hoher Kohlenerzeugung und Mangel an Arbeitskräften eingestellt werden
musste.
Alle erwähnten Untersuchungen haben also zu nachstehenden Schlüssen
geführt :
a) Die Kohlenvorkommen am westlichen und östlichen Thalgehänge haben
ursprünglich eben so sehr ein Ganzes gebildet, wie die Kreideschicht en
selbst, denen sie angehören.
K. k. geologische Reichsanstalt, 14. Band. 1864. III. Heft. 49
376 M. Simettinger: [10]
b) Den obersten Theil des kohlenführenden Gebirges bildet allerorts:
1. Der Plänersandstein, in den oberen Schichten mehr kalkig, diehter und
weiss oder gelblich, in den tieferen Schichten thoniger graulich gelb und
blätteriger, im Ganzen sehr arm an Petrefacten.
2. Der lockere, sehr wasserlässige untere Grünsand (zum Unterschiede
vom oberen Krebsscheeren-Grünsande der oberen Kreideschichten bei Zwittau
und Greifendorf).
3. Der blaugraue bis schwarze, sehr schwefelkiesreiche, mit zahlreichen
Kohlenpartien gemischte Schieferthon, in den oberen Schichten reiner, in
den tieferen sandiger oder in Kohle übergehend. Ober ihm am südöstlichen und
südwestlichen (Hornboden) Theile der Formationsbildung bei Trübau der sehr
eisenschüssige rothe Sand (Branden) , wegen seines Mangels an Kalkgehalt
bereits zum untern Quader gehörend.
4. Die obere, weichere, reinere, sehr leicht in euboidische Stückchen
zerbröckelnde, an Eisenkies und Bernsteinnestern reiche sammtschwarze, glän-
zende oder mehr moorige (schieferige) oder ganz mattschwarze Kohle.
5. Ein taubes weiches Zwischenmittel.
6. Das untere, meist sandigere, feste, an Bernsteinpartien arme Flötz.
7. Thonschiefer (sandig) oder weisser Sandstein.
c) Die Decke der oberen Kohlenlage bildet in der Regel der schwarze Thon-
schiefer, dem die Kohle eingebettet ist, an einigen Punkten, und zwar an
den höher gelegenen der Grünsand selbst, mit gleichzeitiger Abnahme der
Mächtigkeit der Kohle.
d) Das Streichen des Kohlengebirges ist im ganzen Gebiete constant von N.
nach S., das Verflächen von 0—10 Grad, Einfallen nach W.
e) Am westlichen Thalrande, der tiefer ausgewaschen ist, treten auch die
unteren Quadersandsteine zu Tage und scheinen auch mächtiger entwickelt;
am östlichen Theile bilden den tiefsten Theil des anstehenden Gebirges
die zu Tage tretenden Grünsande, die unter dem Diluvium der Thalbil-
dung verschwinden.
f) Der untere Quadersandstein liegt überall unmittelbar am Rothliegenden,
welches die grössere Fläche des Thalbodens bedeckt, und östlich an der
Commercialstrasse bei Porstendorf auf den steil aufgerichteten, an der
Formationsgrenze mehr oder weniger graphitischen, devonischen Schiefern
liegt, die den grössten Theil der mittleren und nordöstlichen Thalbegren-
zung bilden.
Schliesslich glaube ich noch einen Vergleich der Trübauer Kohle mit den
südlichen bei Johndorf, Albendorf, Boskowitz u. s. w. vorkommenden aus dem
Grunde anstellen zu sollen, da man diese Kohlenbildungen für eine natürliche
Fortsetzung der Kohlen im Trübauer Reviere hält, was nach allen Kriterien
ein Irrthum zu sein scheint.
Die Kreidebildung wird im südlichen Gebiete, das ich bei Krönau begin-
nen lasse, immer mehr von dem Rothliegendenu. s. w. dem sehr chloritischen und
Eisenerz führenden devonischen Schiefer verdrängt, namentlich die oberen
Schichten der Kreide; während der untere Quadersandstein bei Schneckendorf,
Briesen, Johndorf häufig zu Tage tritt, und dessen weisser, reiner und ganz
loser Quarzsand zahlreiche grössere Flächen bedeckt.
Mit dieser Abnahme der Kreide und vorzüglich ihrer oberen Schichten
kann man aber eine Zunahme der im nördlichen Gebiete nur sehr spärlichen
Tertiärd&pöts beobachten und schon die Beschaffenheit der Kohle des südlichen
[11] Beiträge zur Kenntniss der Kohlenablagerungen bei Mährisch-Trübau. 377
Gebietes spricht so wie der sie umschliessende blaue Tegel für ihr tertiäres
Alter.
Die Kohle des südlichen Gebietes ist in ihren reinen Varietäten nicht
sammtschwarz, stark irisirend (eine Eigenschaft der Uttigsdorfer Kohle, die ich
oben nicht erwähnte), nicht sehr glänzend, sie enthält den Schwefelkies nicht
in Knollen, sondern vorwiegend in dünnen Anflügen; sie ist bräunlich schwarz,
bricht in grösseren festen, vierkantigen Stücken, zeigt Holztextur und enthält
meines Wissens weder Bernstein noch ein diesem ähnliches Harz.
Sie tritt in grösserer Mächtigkeit auf, und ist nicht vom Grünsand, sondern
von gelbem Lehm bedeckt, der besonders bei Briesen in mächtigen Lagern auf-
tritt. Die Vorzüglichkeit des letzteren so wie der in unmittelbarer Nähe auftretende
reine Quarzsand hätte bei der schlecht verwerthbaren Brennstoffmenge wohl
schon einen Fingerzeig zur Errichtung eines, alle diese Mineralien mit Nutzen
verwerthenden industriellen Unternehmens geben können.
Bis jetzt verwendet Herr Geschirrfabrikant Schütz in Olomuezan bei Blansko
diesen Thon theilweise zu feuerfesten Ziegeln.
Ich kann den Wunsch nicht unausgesprochen lassen, dass die höchst
interessanten, geognostischen und mineralogischen Vorkommnisse bei Trübau,
ehestens zum Gegenstande einer eingehenden Untersuchung gewählt werden
möchten, wobei ich mit Vergnügen bereit wäre, auf alle, mir auf zahlreichen
Exceursionen bekannt gewordenen, bemerkenswerthen Punkte aufmerksam zu
machen.
49%
378 [1]
IV. Ueber eine Pseudomorphose von Chlorit nach Strahlstein.
Von Dr, Gustav C. Laube.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geol. Reichsanstalt am 5. April 1864.
Herr Oberbaurath Liebener in Innsbruck sandte Ende November 1863
eine Anzahl Mineralien an Herrn Hofrath Haidinger, worunter sich auch eine
Pseudomorphose befindet, bezüglich welcher er schreibt:
„In den am Greiner im Zillerthal vorkommenden und Magnetitkrystalle ein-
schliessenden Chloritschiefern kommen häufig strahlig gewundene Partien vor,
wie jene des vorliegenden Musters, welche eine Pseudomorphose voraussetzen.
Ob ursprünglich Strahlstein oder Turmalin war, der sich später in Chlorit um-
gewandelt hat, konnte ich aus den mir bisher zu Gesicht gekommenen Stücken
nicht ermitteln.
Herr Hofrath Haidinger hatte die Gefälligkeit, mir die eingesendeten
Stücke zu einer Untersuchung zu überlassen, und ich kann nun die Resultate
der angestellten Forschungen mittheilen.
Die Handstücke, drei an der Zahl, zeigen alle ganz entschieden eine Bil-
dung, welche das Vorhandensein einer Pseudomorphose, und zwar einer sehr
weit vorgeschritienen darthut. Es erscheint nämlich der Chloritschiefer zum
Theil in jener stängelig-strahligen Anordnung, in Bündeln, die von einem
gemeinsamen Punkte ausgehen, wie sie die an jenem Fundorte vorkommenden
Mineralien, Turmalin und Strahlstein ebenfalls häufig zeigen. Die Masse der
Pseudomorphose selbst ist dem sie einschliessenden Chloritschiefer ganz gleich,
nur an einem Stücke, und zwar da, wo die Umbildung am weitesten fortgeschrit-
ten ist, erscheint dieselbe als eine glimmerähnliche, feinblätterige, glänzende,
schuppige Masse, und es lassen sich in ihr mit der Loupe einzelne sehr kleine
Partien des ursprünglichen Minerals erkennen, welche in günstigem Lichte
schön smaragdgrün erscheinen. Anallen änderen Stellen und an den übrigen Stücken
ist die Umwandlung eine vollkommene, so dass nur eine Vergleichung von Hand-
stücken von dort, wlche Turmalin oder Strahlstein einschliessen, einige Aufklä-
rung verschaffen konnte, da auch eine versuchte Winkelmessung bei einer
scheinbar wohl erhaltenen Prismenkante zu keinem Resultate führte. Erwähnung
verdient hier noch, dass in der Pseudomorphose Oktaöder von Magnetit auftre-
ten, welche zuweilen drei Linien im Durchmesser haben und die Pseudomor-
phose selbst durchdringen.
2
[?] Ueber eine Pseudomorphose von Chlorit nach Strahlstein. 379
Ich habe nun im k. k. Hof-Mineralien-Cabinet eine Vergleichung mit ande-
ren Vorkommnissen vom Greiner angestellt, und kam zu dem Resultate, dass die
vorgelegten Stücke nicht nach Turmalin, sondern nach Strahlstein umge-
wandelt sind.
Keineswegs ist die von Herrn Liebener gemachte Einsendung bis jetzt
unbekannt geblieben. Im Jahrbuch für Mineralogie von Leonhard und Bronn,
Jahrgang 1840, S. 136, ist sie bereits von Prof. Dr. Reuss von eben dort her
beschrieben, und ich führe die betreffende Stelle hier an.
„Merkwürdig ist das Verhältniss zwischen Hornblende und Chlorit, das
sich hie und da wahrnehmen lässt. Die grösseren Krystalle der ersten, die bei
einer Länge von mehr als zwei Zoll eine verhältnissmässig nicht sehr bedeu-
tende Dicke haben und fast stets senkrecht auf der Absonderungsfläche des
Glimmerschiefers stehen, sind stets mit einer Rinde von grünlichbraunem Chlo-
rit umgeben, dessen Blättchen senkrecht gegen die Prismenfläche des Amphi-
bols gerichtet sind. Gewöhnlich hat diese Rinde blos die Dieke von 1/,—1 Lin.,
aber zuweilen nimmt sie so zu, dass der Chlorit den grössten Theil des Krystalls
zusammensetzt und nur in der Mitte ein kleiner Kern von Hornblende zu sehen
ist, jaman findet Krystalle, wo der Chlorit den Amphibol ganz ver-
drängt hat. Dann nimmt mau auf den Absonderungsflächen des Schiefers
regelmässige Sechsecke von Chlorit wahr.“
Reuss hat demnach viel besseres Material zur Beobachtung gehabt als das
vorliegende, welches nur dem von ihm zuletzt erwähnten entspricht, und es ist
nach diesem der letzte Zweifel behoben, dass es wirklich ein umgewandelter
Amphibol sei, der hier in Frage steht.
Auch das Vorkommen von Magnetit in den Chloritschiefern des Greiners
erwähnt Reuss |. c. etwas weiter unten, nur scheint ihm das Vorkommen mit
der Pseudomorphose zugleich nicht bekannt geworden zu sein.
Nach Reuss ist die Pseudomorphose auch in Blum'’s trefflichem Buche
beschrieben 1). Bischof bespricht sie ebenfalls in seinem Handbuch der che-
misch-physikalischen Geologie :), und fügt bei:
„So lange nicht die Chloritrinde und der Hornblendekern analysirt worden,
ist der Umwandlungsprocess nicht deutlich zu erkennen, Vergleicht man indess
die Analysen der Hornblenden und der Chlorite im Allgemeinen, so ergibt sich,
dass bei dieser Umwandlung stets ein Theil der Kieselsäure und alle Kalkerde,
ausgeschieden werden. In den Hornblenden beträgt die Magnesia meist mehr als
die Thonerde, und das ist auch bei den Chloriten der Fall,“
Die betreffenden Analysen von den vorhandenen Handstücken habe ich im
Laboratorium der k. k. geologischen Reichsanstalt ausgeführt, und zwar wurde
eine Probe von dem einschliessenden Chloritschiefer (a) und der am meisten
entwickelten Pseudomorphose (5) genommen. Da ein Amphibolkern nicht vor-
handen war, so möge eine Analyse Rammelsberg's hier zur Vergleichung
-Platz finden, welcher den Strahlstein vom Greiner untersucht hat, und das Er-
gebniss in seinem Handbuch der Mineralchemie p. 471 mittheilt.
Die chemischen Verhältn isse gestalten sich:
1) 1843. Blum, die Pseudomorphosen des Mineralreichs p. 167.
2) 1855. Bischof, Handbuch der chem. phys. Geologie. 2. Band, 2%. Abtheilung,
p. 865 ff.
380 i Dr. 6. €. Laube. [3]
a b Strahlstein
Kieselsänre.2 2 mu — 27:20 — 29.60 — 55.50
T'honerder nee u — 38:10 — 22:00 —= 00:00
Mäßnesial lt... MDR, — ne) —''5+90 — 22-56
Kalkraı. "Neger: ..—= 398 — 0:00 — 13°46
Eisenoxyd ı eiih wirkmim —Y A — 38:97 Eisenoxydul = 6°25
Wasser ae ns — 441 — 3-40 Glühverlut —= 1'°2$
99-20 99-87 99:06
Auffällig erscheint in beiden von mir angestellten Analysen der geringe
Magnesiagehalt, welchen zu controliren ich die Versuche wiederholte und das-
selbe Resultat erhielt. Andrerseits wieder der beträchtliche Eisengehalt, der wohl in
dem Vorhandensein von Magnetit !) seinen Grund haben dürfte, was mich auch
bestimmte, das Metall als Oxyd ?) zu rechnen. Es dürfte demnach auch in der
allgemeinen Gesteinsbeschaffenheit eine Umwandlung stattgefunden haben.
Die Verhältnisse der Aequivalente zwischen der Pseudomorphose und dem
Strahlstein gestaltete sich, wie folgt:
Pseudomorphose Strahlstein
Aequivalente der Kieselsäure .. . ..... 5 10
N SH Dhomeraen, wow ma ER 3 0
N „» Magnesia. 2 au Krach. 2 9
” des Eisenoxyds . . ». 2.2... 4 1
® deriKalkordar. u; ai Kt: sen se 0 4
n deSÄWASSERSER. m. 0. ver Son uel ken as: Te 3 1
Daraus ist die Möglichkeit in der gegenseitigen Substitution am leichtesten
ersichtlich.
Von den ursprünglichen 20 kieselsauren Magnesia des Strahlsteines bleiben
in der neuen Verbindung zwei vorhanden, die übrigen werden zu je zweien
durch eine kieselsaure Thonerde vicarürt. Die Kalkerde des Strahlsteins ist
aus der Pseudomorphose ganz verschwunden, und erscheint in dem Chlorit-
schiefer wieder, welcher die Bildung einschliesst. Dafür ist der Eisengehalt ein
beträchtlich höherer geworden, und dürfte etwa dieses Oxyd die ausgeschie-
dene Kalkerde und den Rest der Magnesia substituiren.
Es erübrigt noch zu bemerken, dass die Bildung des Magnetites, wenn
nicht am Ende später, so doch wenigstens gleichzeitig mit der Pseudomorphose
vor sich ging. Zu dieser Annahme veranlasst das Vorkommen desselben in der
Pseudomorphose selbst, welche von ihm so durchdrungen wird, dass er auf den
Prismaflächen derselben gewöhnlich senkrecht steht. Trotzdem ist aber in der
Anordnung der umgewandelten Krystalle keine Störung zu beobachten, sie setzen
oberhalb des Magnetitkrystalles ganz gleichmässig fort, was nicht der Fall wäre,
wenn derselbe früher vorhanden gewesen wäre.
Reuss ]. c. bemerkt, dass der Magnetit im Chloritschiefer besonders auf-
trete, wo dieser mehr und mehr Chlorit aufnehme. Er scheint seine Entstehung
dem sehr eisenhaltigen Gesteine zu verdanken, dessen Eisengehalt bei der
Zersetzung frei wird, und da es im Chlorit zunächst als Oxydul vorhanden
1) In dem gepulverten Gestein erkennt man mittelst der Loupe zwischen den grünen einzelne
schwarze Körner, doch gelang es nicht dieselben mittelst eines Magnetes zu trennen,
obwohl einzelne hängen blieben.
2) Nach Karsten (Archiv XV, p. 17) ist die Zusammensetzung des Magneteisens aus dem
Chloritschiefer in Tirol: Eisenoxyd — 6987. Eisenoxydul — 2961. Vergleiche Ram-
melsberg, Handb. d. Min. Chem., p. 157 ff.
[#] Ueber eine Pseudomorphose von Chlorit nach Strahlstein. 381
ist, sich zum Theile höher oxydirt, und in der bekannten Verbindung wieder
erscheint.
Damit stimmt auch Bischot’s Ansicht über die Bildung des Magneteisens
überein ), welche derselbe bezüglich des Vorkommens desselben in Serpentin,
Talk- und Chloritschiefern, in seinem Handbuch der chemisch-physikalischen
Geologie ausspricht, zunächst von Finbo bei Fahlun in Schweden, wo die Magnet-
eisenkrystalle in Talk auftreten.
Nieht ohne Interesse dürfte übrigens die Wahrnehmung sein, dass die hier
in Betracht gezogenen Chloritschiefer in ihrer chemischen Zusammensetzung
von allen anderen Chloriten und Chloritschiefern bedeutend verschieden sind,
und es dürfte somit der Fall sein, dass viele bisher als Chloritschiefer aufge-
führte Mineralien ganz abweichende Zusammensetzungen haben, wesshalb eine
eingehende Untersuchung dieser Gesteinsarten von hohem Interesse wäre.
1) Bischof, Handb. d. chem. physik. Geologie. II. Bd. I. Abtheil. p. 584 ff.
382 [1]
V. Die neuen Gangausrichtungen in Pfibram.
Von Franz Babanek,
k. k. Bergexspectanten.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 15. März 1864.
1. Die Ausrichtung des Adalberti-Hauptganges hinter der
Lettenkluft.
Im Verlaufe der letzten 5 Jahre sind bei dem k. k. und gew. Silber- und
Bleibergbau in Pribram sehr wichtige Gangaufschlüsse gemacht worden und
zwar vorzugsweise in dem Adalbert-Maria-Grubenrevier unter der umsichtsvollen
Leitung des k. k. Berggeschwornen Herrn Joseph Wala. Die daselbst erzielten
Resultate erlaube ich mir als Beitrag zur Kenntniss der Pribramer Erzniederlage
in Kurzem mitzutheilen.
Ich kenne sie grossentheils aus eigener Anschauung, da ich durch längere
Zeit, als eben jene Ausrichtungen begonnen und fortgesetzt wurden, bei der-
selben Grube in dienstlicher Verwendung stand. Die neuesten Erfolge sind mir
freundlichst durch Herrn E. Kaser, jetzigen Leiter der Grube mitgetheilt
worden.
Vor Allem will ich erwähnen, dass bereits der k. k. Ober-Bergrath und
Akademie-Direetor von Pribram Herr Johann Grimm, im Jahrbuche der k. k.
Montan-Lehranstalten, vom Jahre 1862, Band XI, eine Skizze über diese Aus-
richtung gegeben hat; sehr schätzenswerthe Daten über den Pribramer Bergbau
und die geologischen Verhältnisse jener Gegend hat Herr Grimm auch in den
Jahrgängen 1856, 1862 und 1863 veröffentlicht. Nebstdem erlaube ich mir noch
eines Aufsatzes von Herrn Eduard Kleszezynski, gewesenem k. k. Markschei-
der, zu erwähnen, welchen derselbe im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichs-
anstalt vom Jahre 1855, Band VI, veröffentlichte und worin er die geologischen
Verhältnisse der Umgebung von Pribram in ausgezeichneter Weise darstellt.
Die Lagerstätten des Pribramer Erzreviers setzen bekanntlich in versteine-
rungsleeren Schiefern und Sandsteinen auf, welche den untersten silurischen
Schichten Böhmens, den sogenannten „Pribramer Schiefern und Grauwacken*
Barrande’s Etage B angehören. Während meiner dienstlichen Verwendung
bei der Adalbert-Maria-Grube habe ich Gelegenheit gehabt, theils aus ober-
tägigen, theils aus Grubenaufnahmen ein geologisches Profil jener Gegend
zusammenzustellen, wobei ich den ausgezeichneten Gebirgsdurehsehnitt benützte,
der sich in dem fünften Laufs-Querschlag bei dem Maria-Schachte darbietet.
Dieser Querschlag führt vom Maria-Schachte aus einerseits gegen W. in die
Franz-Joseph-Schachter Grubenabtheilung bis fast zur Lettenkluft und verquert
[2] Die neuen -Gangausrichtungen in Pribram. 383
theils die Gänge der Adalberti-, theils die der. Franz-Joseph-Grube, anderer-
seits geht er gegen O. auf den Wenzel-Gang zu und ist, nachdem er denselben
verquert, noch im Hangenden dieses Ganges einige Klafter weit geführt. Bei den
obertägigen Aufnahmen nahm ich als Ausgangspunkt den Granit bei Haje an,
und es stellt sich von da an in westlicher Richtung über das Dorf Hatie, den
Maria-Schacht, Podles und die Tremosna folgendes Profil dar:
Fig. 1.
0. W-
Haje Hatie Flussärna Maria-Schacht Tremosna
An den Granit « legen sich die Grauwackenschiefer 5 an, es sind dies hier
die untersten silurischen Schichten, welche mit den folgenden Grauwacken-
sehiehten c in theilweiser Wechsellagerung zu sein scheinen, da man bei der
Flussärna Einlagerungen von Schiefern sehen kann, welche jedoch keine bedeu-
tende Mächtigkeit zu haben scheinen, indem in der unmittelbaren Nähe, und
zwar bei der Strasse, die von Pribram nach Milin geht zu Tage ausgehende
Grauwackenschichten zu sehen sind. Die Grauwackenschichten des Birken-
berges sind gegen die früheren widersinnig gestellt, verflächen daher morgen-
seits unter einem Winkel zwischen 70—80 Grad, während alle anderen Schich-
ten ein abendseitiges Verflächen, bald steiler bald flacher von 24—86 Grad zeigen.
Die Birkenberger Grauwacken, die Schichten c im Profil, sind von den nachfolgen-
den Schiefern d durch die sogenannte „Lettenkluft“, eine aus thonigen, dunkel-
grauen oder schwarzen, mehrere Zoll bis zu 3 Fuss mächtigen Letten beste-
hende Kluft, welehe nach Stunde 5 streieht und in NW. unter einem Winkel von
60-80 Grad einfällt, getrennt. Der Berg Tremosna wird wieder aus Grauwacken
zusammengesetzt, die ein flacberes Einfallen haben, und an die sich weiter
gegen W. die „Jinecer Schichten“, Barrande’s Etage C anschliessen. Das
Streichen aller dieser Schichten ist zwischen Stunde 4, 10 Grad bis Stunde 5.
Man hat es daher hier vorzugsweise mit vier Zonen des Grauwackenge-
bildes zu thun.
1. Den unteren Grauwackenschiefern, dies sind metamorphische Schiefer-
schiehten von dunkler, grünlichgrauer Farbe und dichter Structur.
2. Der Birkenberger Grauwacke, bestehend aus Sandsteinen und Conglo-
meraten von meist grünlichgrauer lichter Farbe.
3. Den oberen Schiefern, graue oder schwarze, graphitische, zähe Schiefer-
schichten mit theilweise auftretenden Kieselschiefern.
4. Den oberen Grauwackensandsteinen und Conglomeraten, glimmerfüh-
rend und von wechselnder Korngrösse.
In jeder dieser Zone finden sich viele Erz- und Grünsteingänge, die mehr
oder weniger von N. nach S. streichen und von den Erzgängen sind besonders
die des Birkenberges sehr beachtenswerth, da auf denselben der jetzt so
schwunghaft betriebene Bergbau geführt wird, der bereits eine Tiefe von
360 Klaftern erreicht hat.
K. k, geologische Reiehsanstalt. 14. Band. 1864. III. Heft. 50
384 Franz Babanek. [3]
Man hatte in früherer Zeit hier den Grundsatz aufgestellt: „dass jede
Zone ein eigenes Gangnetz besitze, und die Lagerstätten der einen Zone
nicht in die andere hinübersetzen, welcher Ansicht fast allgemein beigestimmt
wurde. Insbesondere galt dies von den Gängen des Birkenberges, wo die Letten-
kluft als eine scharfe Grenze zwischen den Grauwacken und den Grauwacken-
schiefern dastand; in neuerer Zeit ist nun in Folge der neuen Ausrichtungen
dieser Satz gänzlich gefallen.
Zu dieser obigen Annahme war man veranlasst durch die in früherer Zeit
missglückten Ausrichtungsarbeiten, die in den oberen Horizonten bei einigen
Gruben vorgenommen wurden. So hatte man in der Adalberti-Grube die Gänge
in der Nähe der Lettenkluft theils verdrückt angefahren, theils waren sie ganz
taub, in der Anna-Grube fand man, dass sie zwar hinter die Lettenkluft auf eine
kurze Strecke fortsetzen, sich aber dann auskeilen. Hier will ich in Kurzem die
Ausrichtung des Aldalberti-Ganges auf dem fünften Laufe, in einer Tiefe von
76 Klaftern, vom Tagkranze des Adalberti-Schachtes an gerechnet, in der Adal-
bert-Maria-Grube mittheilen.
Als der Mitternachts-Feldort in 12—14 Klaftern vor der Lettenkluft in die
daselbst auftretenden, schwachschichtigen Sandsteinlager kam, hatte sich der
Gang ganz verloren, man gelangte an eine wenig mächtige taube Kluft, die
bis zur eigentlichen Lettenkluft verfolgt wurde. Nun sind nach beiden Seiten,
d. i, gegen O. und W. der Lettenkluft nach Schläge getrieben worden und man
hoffte mittelst diesen den Gang zu erreichen. Es sind auch, wie noch zu sehen
ist, zwei Gangtrümmer überfahren worden, die aus Spatheisenstein, Kalkspath
und etwas Blende bestehen, es scheint aber, dass man keines von diesen Trüm-
mern für den Adalberti-Gang gehalten, da man dieselben weiter nicht ausge-
richtet hat. Von einem Punkte des Morgenschlages wurde nun ein neuer Quer-
schlag eingestemmt und später in verschiedenen Richtungen geführt, wobei man
ein verdrücktes Trum verquerte und auch theilweise verfolgt hat, welches
sich aber gar nicht gestalten wollte, wesshalb man die weitere Ausriehtung
sistirt hatte.
In Folge dieser älteren Ausrichtungsarbeiten bei der Adalbert-Maria-Grube
und einiger anderer bei der Anna-Grube glaubte man zu der Ueberzeugung
gekommen zusein, dass die Gänge hinter die Lettenkluft nicht fortsetzen, und dass
die graphitischen, thonigen Schiefer der Schieferzone auf den Adel der Gänge,
die aus der Grauwackenzone hinüberstreichen, ungünstig gewirkt haben. Fer-
ner wollte man bemerkt haben, dass die Ausfüllung der Gänge vor der Letten-
kluft eine andere ist, als die der Gänge der zweiten Schieferzone. Man hatte
auch in früherer Zeit zahlreiche Bergbauversuche in der Schieferzone in den
sogenannten „schwarzen Gruben“ betrieben, wegen der grossen Wasserlässig-
keit des Gesteins und der Armuth der Erze den weiteren Bergbaubetrieb aber
unterlassen.
Berggeschworner Wala, der im Jahre 1857 die Leitung der Adalbert-
Maria-Grube übernahm und der auf die Ausrichtung der Gänge und ihrer
Trümmer grosses Gewicht legte, und unter dem die meisten und schwierigsten
Ausrichtungsbaue der Adalberti-Grube theils angefangen, theils zu einem glück-
lichen und segensreichen Erfolge gediehen sind, hatte ein vorzügliches Augen-
merk auf die früher fallengelassene Ausrichtung des Adalberti-Ganges hinter
der Lettenkluft geworfen. Er interessirte sich da vorzugsweise um die Tiefbau-
ausrichtung, weil sich in den oberenHorizonten kein geeigneter Punkt fand, den
Adalberti-Gang zu verfolgen, indem daselbst die mitternächtlichen Feldorte
grösstentheils versetzt waren und man daher nirgends vor Ort gelangen konnte.
[4] Die neuen Gangausrichtungen in Pribram. 3855
Im Jahre 1857 war man auf dem20. Laufe, somit in einer Tiefe von 285 Klaf-
tern, mit dem Feldorte des Adalberti-Ganges am weitesten gegen Mitternacht
vorgerückt. Nach den damals von mir vorgenommenen Reducirungen der Letten-
kluft auf die Horizonte der Tiefbaue und der Ergänzungs-Aufnahme der Gruben-
karte konnte man von der Lettenkluft nicht mehr weit sein. Der Gang war
blendig und führte schwach eingesprengten Bleiglanz, bis er endlich nach und
nach ganz taub wurde. Nach einer 8 Klafter anhaltenden Vertaubung hat sich
derselbe auf 1:/, Fuss wieder aufgethan, Bleiglanz, und Blende aufgenommen
und in dieser Beschaffenheit bis an die Lettenkluft angehalten.
Nachdem durch diesen Aufschluss die Gewissheit eingeholt war, dass auch
die Gänge der Adalberti-Grube bis an die Lettenkluft stossen und ein Fortsetzen
derselben hinter die Lettenkluft sehr wahrscheinlich schien, so beschloss Berg-
geschworner Wala nähere Studien in dieser Sache vorzunehmen. Zu dem
Zwecke hatte er die im Schiefergebirge in der Nähe des Thinnfeld-Pochwer-
kes und des Ferdinandi-Schachtes befindlichen alten Halden und Pingen mehr-
fach begangen und die daselbst aufgefundenen Gangstücke mit jenen des Birken-
berges verglichen, ohne eine wesentliche Verschiedenheit in der Ausfüllungs-
masse finden zu können. Ich hatte damals die Ehre diesen ausgezeichneten Berg-
mann und meinen hochgeschätzten Chef öfters zu begleiten, welcher mit gewohn-
ter Liebenswürdigkeit auch mir bei meinen praktischen Studien sehr an die
Hand ging.
Eben so hatte er die alten Ausrichtungsstrecken auf dem 5. Laufe mehrfach
befahren und aus den daselbst gemachten Studien gefolgert, dass man hier den
Adalberti-Gang gehabt und gänzlich verloren habe, dass denselben jedoch eines
von den im Schiefergebirge überfahrenen Trümmern repräsentiren dürfte. Auch
wurden auf dem Adalberti-Gange in der Nähe des Maria-Schachtes Spuren des
die Gänge des Schiefergebirges charakterisirenden Arsen-Antimons gefunden.
Diese hier geschilderten Wahrnehmungen hat Berggeschworner Wala
dem um den Aufschwung des Pribramer Bergbaues hochverdienten k. k.
Ministerialrath Herrn Lillv. Lillienbach mitgetheilt und die Bitte gestellt,
trotz der herrschenden ungünstigen Ansicht auf dem 20. Laufe noch einen
Versuch zur Ausrichtung des Adalberti-Ganges hinter der Lettenkluft unter-
nehmen zu dürfen, welche Bitte auch sogleich gewährt wurde.
Es wurde nun dieser Ort auf dem 20. Laufe, nachdem eine Wetter-Com-
munication mit dem 21. Laufe hergestellt war, mit 4 Mann in Angriff genommen.
Noch bevor es die Lettenkluft erreicht hatte, erschien der bis 2 Fuss mächtige
Gang stark zerbrochen, zeigte viele Rutschflächen in der Ausfüllungsmasse,
während das Streichen immer mehr nordöstlich Stunde 3, Grad 10 wurde, so
dass die Lettenkluft unter einem spitzen Winkel erreicht und der Gang noch
einige Fuss am Liegenden der Kluft sich schleppend gefunden worden ist;
weiterhin erschien er in mehrere Brocken und kleine Putzen zertrümmert,
welche Zertrümmerung mit dem Vorrücken des Feldortes immer mehr zunahm.
Nach einer Klafter Auffahrung in der lettigen Masse wurden die Gang-
bruchstücke noch kleiner und aus dem dieselben umhüllenden Letten wurde
Glanz- und Blendschlich herausgesichert. Nach einer weiteren Ausfahrung
waren die Bruchstücke so klein, dass in der Grube fast nichts mehr zu unter-
scheiden war und auf das Vorhandensein des Ganges nur aus dem herausge-
waschenen Schlich des Reibungsproduetes geschlossen werden konnte. Durch
weitere 3 Klafter hat der Gang diese Beschaffenheit beibehalten, jedoch wurde
die Schlichmenge in dem täglich zum Waschen und Sichern herausgenommenen
Letten geringer und der Blendschlich nahm zu bis sich nach der Gesammt-
50° >
386 Franz Babanek. [5]
auffahrung von 5 Klaftern zwei stellenweise bis 10 Zoll mächtige Blendetrümmer
in das Hangende der schwarzen, blättrigen Schiefer und im normalen Streichen
des Adalberti-Ganges abzogen, welche nach einer Auffahrung von 8 Klaftern
Glanz aufnahmen und sehr gestaltig wurden. Von diesem Punkte an, obwohl
stellenweise verdrückt, hat der Gang seine gestaltige Beschaffenheit auf
eine Länge von beiläufig 50 Klaftern beibehalten, woselbst abermals eine
der Lettenkluft parallel streichende Schieferschicht auftrat, welche vielfach
gebogen ist und sehr viele glänzende Rutschflächen besitzt, an welcher der
Gang abermals häufig verdrückt erscheint.
Diese zweite Kluft hat wesentlich dazu beigetragen, dass sich der Gang
wieder schlechter gestaltete. Sie nahm ihn mit, verdrückte und zertrümmerte ihn
und man hatte 3—6 Gangtrümmer in den schwarzen Schiefern nebst einer
Menge von kleinen Putzen der Gangmasse. Ich habe Gelegenheit gehabt den
Feldort in der ersten Zeit der Ausrichtung in dieser Schleppung aufzunehmen.
Der Gang, in der Mitte des Feldortes gehalten, war verdrückt, mannigfaltig
gewunden, ebenso die ihn umgebenden schwarzen Schiefer, die in seiner unmit-
telbaren Nähe die grössten und mannigfaltigsten Biegungen zeigten. Bei weiterer
Verfolgung dieser Schicht, mit welcher sich der stellenweise bis 5 Fuss mäch-
tige Gang noch fortschleppt, trat Glanz, Blende, Eisenspath bald in grösserer,
bald in geringerer Menge auf und mit Schluss des Jahres 1863 war der Feldort
äusserst gestaltig. Beiläufig in der 52. Klafter, vom Abziehungspunkte des Gan-
ges von der Lettenkluft gerechnet, hat sich ein sehr gestaltiges Hangendtrumm
in mittägiger Richtung abgezogen, welches bis 2 Fuss mächtig, Eisenspath,
Kalkspath, Blende und 3 Zoll derben Glanz führt.
Auf dein 20. Laufe hat der Gang das vor der Lettenkluft angenommene
abendseitige Einfallen beibehalten, was jedoch eine locale Erscheinung ist, da
derselbe auf dem 21. Laufe bereits stellenweise seiger steht und sogar das nor-
male morgenseitige Fallen wieder annimmt.
Während die eben beschriebene Ausrichtung im vollen Gange war, die
für den Adalberti-Grubenbau gegen Mitternacht gewesene Grenze, die Letten-
kluft überschritten und das Fortsetzen des Adalberti-Ganges in der Schiefer-
zone auf diesem Horizonte ausser Zweifel gesetzt wurde, sind auch auf den an-
deren Tiefbauhorizonten die Adalbertigangs-Mitternachtorte in ihrem Betriebe
nach und nach in die Nähe der Lettenkluft gekommen. Von den ausser Betrieb
gewesenen oberen Feldörtern konnte nur das auf dem 17. Laufe wieder in
Belegung genommen werden, nachdem, wie früher schon erwähnt, die meisten
Oberbau-Feldörter versetzt und daher unzugänglich waren. Als man hier die
Gangvertaubung, die mehrere Klafter erhielt, durchörtert hatte und der Gang
sich wieder gestaltiger zeigte, erreichte man im Jahre 1860 die Lettenkluft.
Auch da war es nothwendig eine Wettercommunication herzustellen, was durch
ein Abteufen zum 18. Laufe zu Stande gebracht wurde, so dass es später mög-
lich war, den Gang in der lettigen Kluft weiter verfolgen zu können.
Hier erschien der Adalberti-Gang weniger zertrümmert, liess eine kurze
Schleppung wahrnehmen und bereits nach einer Auffahrung von 2 Klaftern
haben sich drei Kalkspathtrümmerchen in’sHangende der Lettenkluft abgezogen.
Man ist jedoch im Streichen derselben bis auf 11 Klafter weit gegangen, weil
man vermuthete, dass die Schleppung wie am 18. Laufe, wo sie 10 Klafter
beträgt, auch eine grössere sein dürfte und man daher, wegen der Nähe des
Abziehungspunktes jener Kalkspathtrümmer, diese nicht als die Fortsetzung des
Adalberti-Ganges anzusehen geneigt war.
[6] Die neuen Gangausrichtungen in Pribram. 387
Nach einer Auffahrung von 11 Klaftern zog sich ein schwaches, jedoch
ziemlich gestaltiges Trumm im Streichen des Adalberti-Ganges in die Schiefer
ab, welches in Ausrichtung genommen und einige Klafter weit verfolgt wurde.
Da sich dieses nicht aufthun wollte und stellenweise bis auf ein Ablösen ver-
drückt erschien, so wurde dieser Betrieb sistirt und die früher genannten zwei
Trümmer in Ausrichtung genommen, deren eines bald nach Ueberbrechung der
milden Schieferschichten sich mächtiger gestaltete und selbst Bleiglanz aufnahm,
in welcher Beschaffenheit es weiter ausgerichtet wird.
Von einem besonderen Interesse ist das Ausrichten des Adalberti-Ganges auf
dem 18. Laufe. Der Gang war hier im Mitternachtfelde nieht mächtig, im Gegen-
theil sehr häufig verdrückt, oft deutete nur ein schwaches Ablösen auf das Vor-
handensein desselben und auf beiläufig 20 Klafter vor der Kluft theilte er sich
in drei Trümmer, von denen zwei stehen gelassen und nur das gestaltigste ausge-
richtet wurde. Dieses höchstens 4 Zoll mächtige Trumm bestand aus rothbrauner
Blende, Bleiglanz und gegen die Mitte zu aus Kalkspath und Quarz. Aus der von
mir damals gemachten, markscheiderischen Aufnahme ergabsich, dass dieses glan-
zige Trumm nicht der eigentliche Hauptgang, sondern ein Liegendtrumm dessel-
ben ist und die stehen gelassenen zwei Trümmer im Streichen des Hauptganges
die Fortsetzung desselben andeuten und daher auszurichten wären, um mit dem
vom 17. Laufe herunter gehenden Abteufen löchern zu können. Die Ausrichtung
dieser zwei Trümmer wurde auch wirklich vorgenommen und in einigen Klaftern
ergab sich der Durchschlag.
Während dem wurde das früher genannte Liegendtrumm bis zur Letten-
kluft, durch die es ganz abgeschnitten erschien, verfolgt. Ein Schleppen mit
der Kluft, welche hier ganz trocken, aus sehr stark zerriebenen Schiefern
bestand, war gar nicht wahrzunehmen und als der Ort im Streichen der Letten-
kluft weiter getrieben und der Letten gewaschen und geschlemmt wurde, konnte
man keine Spur eines Schliches erhalten.
Nach einer Auffahrung von 10 Klaftern wurde das Gangtrumm am linken
Streekenulm in die schwarzen Schiefer abziehend, die früher beschriebene Aus-
füllung, Mächtigkeit und Streichen beibehaltend, wieder erreicht. Nachdem es
auf beinahe 20 Klafter hinter der Lettenkluft ausgerichtet worden, kam man auch
hier auf eine mächtige Schieferschicht, in der jetzt der Feldort weiter getrieben
wird, und welche das Gangtrumm mitgenommen hat. Es hat den Anschein, dass
diese Schieferschicht dieselbe ist, die man am 20. Laufe hinter der Lettenkluft
angefahren hatte. Sie hat das nämliche Streichen, jedoch ein anderes Verflächen.
Das Ausrichten dieses Trumms bietet grosse Schwierigkeiten dar, weil
es nicht so mächtig ist, wie der Hanptgang, und im Hangenden der schwarzen
Schieferschicht feste grünsteinartige Gesteine auftreten, welche das schwache
Trumm beim etwaigen Fortsetzen in dieselben noch mehr verdrücken dürften.
Der Hauptgang ist auf diesem Horizonte, nachdem sich die beiden ihn
repräsentirenden Trümmer vereinigt haben, gestaltiger geworden, führt Blei-
glanz, Blende, Eisenspath und Kalkspath, und man dürfte sehr bald mit dem Orte
die Lettenkluft erreichen.
Unter ähnlichen Verhältnissen wie auf dem 20. Laufe ist die Ausrichtung des
Adalberti-Ganges auch auf dem 21. Laufe vor sich gegangen, nur war er hier mäch-
tiger und die Schleppung mit der Lettenkluft beträgt blos 31/, Klafter. Vor der
Kluft hatte sich der Gang ebenfalls seiger aufgestellt, wurde sogar abendseits-
fallend, nimmt aber jetzt sein gewöhnliches morgenseitiges Verflächen wieder
an. Auch hier waren sowohl die Gangtrümmer als die sie begleitenden Schiefer-
partien im Hangenden der Lettenkluft unmittelbar hinter der Schleppung, wie
388 Franz Babankk. [7]
jene auf dem 20. Laufe in der schwarzen Schieferschicht, mannigfaltig gewunden
und gekrümmt. ,
In dem Bleiglanz vom 20. und 18. Laufe hinter der Lettenkluft wurden
nach den im k. k. Probirgaden zu Pribram ausgeführten Proben folgende Hälte
nachgewiesen:
Haltzettel vom 18. Juni 1860 Bleiglanz vom 20. Lauf 16°9%4 Loth Silber, 53 Pfund Blei,
* » 8. Jänner 1861 r se204 341,18:93 119, N By, 5
” ” 8. » 1861 ” m) 18. „ 6 63
” ” n ”
welche Hälte mit dem Halte des Bleiglanzes vor der Lettenkluft vollkommen
übereinstimmen.
Nach Erzielung dieser günstigen Erfolge in dem Adalbert-Maria-Gruben-
baue wurde im Jahre 1861 auch in der Anna-Prokopi-Grubenabtheilung die
Ausrichtung des Eusebi-Ganges auf dem 10. und später auf dem 19. Laufe vom
k. k. Berggeschwornen Herrn Koschin in Angriff genommen und auch hier
die erfreuliche Ueberzeugung eingeholt, dass dieser Gang in die schwarzen
Schiefer fortsetze. Er erschien ebenfalls wie der Adalberti-Gang in den zunächst
der Lettenkluft auftretenden Schiefern häufig verdrückt, so dass auch hier die
grösste Aufmerksamkeit und bergmännische Umsicht nothwendig war, um den-
selben nicht zu verlieren.
Auch in der Franz-Joseph-Grube wurde im vorigen Jahre die Ausrichtung
des Mariahilf-Ganges hinter der Lettenkluft versucht und derselbe, obwohl
noch taub, in die Schiefer fortsetzend gefunden.
Im vorigen Jahreist mit dem Feldorte des Adalberti-Ganges auf dem 22. Laufe
die Lettenkluft ebenfalls erreicht worden. Der Gang ist 2 — 3 Fuss mächtig,
schleppt sich anfänglich mit der Kluft, erscheint nach 7 Fuss Auffahrung in
Stücke zertrümmert und endlich ganz abgerissen. In jenem Punkte, wo er die
Lettenkluft erreicht, fand man am westlichen Streckenulme in dem weichen Let-
ten Gangstücke, was eine weitere Ueberbrechung der Kluft gegen Westen er-
heischte. Man fand daselbst nach einer Auffahrung von 3 Fuss ein 11/, Fuss
mächtiges, aus mehreren Schnüren von Bleiglanz, Blende und Spatheisenstein
bestehendes Gangtrumm, in die schwarzen Schiefer abziehend, welches in Angriff
genommen, selbst in den blättrigen Schiefern seine Gestaltigkeit beibehielt. Auf
diesem Trumm bricht auch faseriger, dichter Boulangerit mit Bleiglanz gemengt
und auch schwache Lagen bildend, ein. Derselbe ergab beim Probiren einen Halt
von 2 Mark 8 Loth 1 Quintel Silber und 72 Pfund Blei. Ein von demselben Gang-
trumm abgebrochenes Stück Bleiglanz hat einen Halt von 21 Loth 1 Quintel 3 Gran
Silber und 78 Pfund Blei aufgewiesen.
Durch die hier mitgetheilten glänzenden Resultate hat sich Berggeschwor-
ner Wala das Verdienst erworben, dargethan zu haben, dass wenigstens einige
der Birkenberger Gänge in die Schieferzone hinübersetzten, somit der in
früherer Zeit aufgestellte Grundsatz bezüglich des Verhaltens der Gänge hinter
der Lettenkluft gefallen ist und das Birkenberger Abbaufeld eine bedeutende
Erweiterung erhält.
Wenn man nun z. B. das Streichen des Adalberti-Ganges hinter der
Lettenkluft verfolgt, so findet man, dass er in der Nähe des m der Schieferzone
situirten Lillschachtes zu erschürfen wäre und vielleicht dürfte einer von den
sehr gestaltigen, mächtigen Schwarzgrübner Gängen der Adalberti-Gang selbst
sein. Der Bergbau in der zweiten Schieferzone dürfte einst eine grosse Bedeu-
tung erhalten, obzwar bis jetzt daselbst nur arme Erze angefahren wurden.
Bedenkt man jedoch, dass die Birkenberger Gänge in den oberen Horizonten
[8] Die neuen Gangausrichtungen in Pribram. 389
auch arme Erze führen und der Halt mit der Tiefe zunimmt, so kann man an-
nehmen, dass_etwas Ähnliches auch in der Schieferzone stattfinden dürfte, wie
dies theilweise aus den Proben der Gangstücke des Adalberti-Ganges hinter
der Lettenkluft schon jetzt zu ersehen ist und dass daher auch der Lillschachter
Grube eine blühende Zukunft bevorstehe.
2. Die Ausrichtung des Adalberti-Liegendganges.
Der Tiefbaubetrieb der Adalberti-Grube erschloss mehrere Gangtrümmer,
insbesondere um den Adalberti-Schacht herum, welche man früher gewöhnlich
als Hangend- und Liegendtrümmer des Adalberti-Hauptganges bezeichnete. So ist
am 19. Laufe mitdem Adalberti-Schachte ein mächtiges Trumm durchsunken. wor-
den, welches von da an unter wechselndem bald morgen- bald abendseitigem
Verflächen im Liegenden des Hauptganges auf allen tieferen Horizonten mit den
vom Adalberti-Schachte aus gegen O, zur Verquerung der Gänge getriebenen
Querschlägen stets überfahren wurde. Bei dem Abteufen des Mariaschachtes
bekam man am 22. Laaufe einen schwachen Gang, den man für den Adalberti-
Hauptgang hielt, während der mit dem Morgenschlage daselbst zuerst verquerte
Gang gewöhnlich als Adalberti-Hangendgang angesehen wurde.
Durch die in neuerer Zeit auf mehreren Tiefbau-Horizonten vorgenom-
menen Ausrichtungshaue gelangte man zu der richtigeren Ansicht, dass jenes
gestaltige Liegendtrumm bei dem Adalberti-Schachte und der verineinitliche
Hauptgang beim Maria-Schachte nichts anderes ist als ein und derselbe Gang,
welcher ein dem Hauptgange paralleles Streichen hat, und der nun auf bedeu-
tende Erstreckungen ausgerichtet, derzeit als der Adalberti-Liegendgang bekannt
ist. Der als Hangendgang benannte Gang ist der Adalberti-Hauptgang selbst,
was man sehr gut aus den Abbaufeldern ersehen kann.
Wenn man nun die Grubenkarte betrachtet, so sieht man, dass derLiegend-
Gang in der Nähe des Maria-Schachtes ein ziemlich regelmässiges Streichen
besitzt, bei dem Adalberti-Sehachte jedoch und insbesondere in der mittägigen
Erstreckung ist derselbe mannigfach gestört und bietet ziemliche Hindernisse
und Schwierigkeiten beim Ausrichten dar. Dieser Theil ist es eben, welchen ich
vorzugsweise in Betracht nehmen will. Auch hier hätte man bald der Ausrich-
tung dieses Ganges die Grenze gesetzt, wenn nicht ein so vortrefflicher Gruben-
leiter die Gangverhältnisse riehtig erfasst und zu einem günstigen Resultate
gebracht hätte.
Der Gang streicht hier in einem Gebirgstheile, wo fast durchwegs kleinkör-
nige, quarzige, zähe Grauwackenschichten gelagert sind, deren Mächtigkeit
von einigen Zollen bis mehrere Fuss wechselt. Auf dem 19. Laufe wurde er
vom Adalberti-Schachter Feldorte aus im Jahre 1840 und 1841 sowohl gegen
Mittag als auch gegen Mitternacht in Ausrichtung genommen und in beiden
Richtungen bis zu zwei Schichtungsklüften, mit welchen sich derselbe, wie die
neuesten Ausrichtungen darthun, bald auf eine grössere, bald auf eine geringere
Entfernung schleppt, verfolgt und nach Erreichung dieser Klüfte wurde der
Betrieb sistirt. Auf gleiche Weise erfolgte die Prüfung dieses Ganges auf dem
20. und 21. Laufe von dem Adalberti-Morgenschlag aus bis zu den Schich-
tungsklüften, worauf eine Einstellung des Betriebes folgte.
Als nun beim Austräuken des 22. und 23. Laufes im Jahre -1858 die
Mannschaft auf die höheren Horizonte verlegt wurde, beschloss Berggeschwor-
ner Wala die Ausrichtung dieses Ganges in dem genannten Felde zu versuchen.
390 Franz Babanek. Die neuen Gangausrichtungen in Piibram. [9]
Auf dem 21. Laufe wurde die mittägige Strecke des Liegendgauges an dem
Punkte, wo derselbe an die Schichtungskluft kam, sorgfältig bestuft, wobei man
wahrnehmen konnte, dass hier eine Schleppung des Ganges mit der Kluft
stattgefunden habe. Die Kluft selbst war nur einige Linien mächtig, trocken
und mit einer sehr feinschiefrigen Grauwacke ausgefüllt, in welcher stellen-
weise Spuren von Eisenspath und Kalkspath sich vorfanden. Nun wurden zwei
Mann angewiesen dem Streichen der Kluft nach einem Ort zu treiben und nach einer
Ausfahrung von 2 Klaftern wurde der Gang edel undgegen Mittag fortsetzend
erreicht. In dieser Beschaffenheit hielt er auf weitere drei Klafter an, sodann
wurde er abermals durch eine zweite Kluft von seinem Hauptstreichen abgelenkt
und nachdem man ihn 12 Klafter weit verfolgt hatte, ist er nach einer aber-
maligen Auslenkung von 2 Klaftern wieder in seinem ursprünglichen Streichen
gefunden worden, Das Streichen dieser Schichtungsklüfte, welehe den Gang mit-
schleppen, ist bei allen so ziemlich dasselbe, Stunde 16, 5 Grad, das Verflächen
ist südöstlich zwischen 70 und 75 Grad.
Ganzähnlich gestaltensich die Verhältnisse auf dem 20. Laufe. Hier konnte
man noch speciell beim Verfolgen der dritten Ausrichtung beobachten, wie der
Gang successive durch die wenige Zoll mächtigen Gesteinsschichten hinüber-
setzt und nach 2 Klafter Ablenkung von seinem ursprünglichen Streichen
wieder in dasselbe überging. An dieser Stelle ist nebenbei noch eine Schaarung
des Ganges mit einem damals noch unbekannten sehr gestaltigen Gange wahr-
zunehmen, der mehrere Zoll mächtig ist, derben Glanz führt, nach Stunde 22,
12 Grad streicht und morgenseits verflächt.
Bemerkenswerth ist es, dass der Liegendgang an dem Punkte, wo er die
erste Gesteinsschicht, mit welcher er sich schleppt, erreicht, sich in zwei
Trümmer gabelt, wovon das eine so ziemlich im früheren Streichen des Ganges
geht. In Folge dessen hatte man es auch früher als den Liegendgang auf eine
kurze Erstrecekung ausgerichtet, bis es endlich ganz verdrückt erschien und
der Ort eingestellt wurde.
Jedoch kann man bemerken, dass von der ersten Schichtungskluft an, sich
die Gangfüllung etwas verändert und dieser Punkt war es auch, welcher einer
genaueren Prüfung unterzogen, zur Folge hatte, dass’man die Kluft überbrach
und derselben nachging bis man wieder den mächtigeren Liegendgang erhielt.
Diese Wahrnehmung diente förmlich als Grundlage bei den übrigen Schleppun-
gen und auch beim Ausrichten auf den anderen Horizonten,
Von grossem Interesse sind die Ausrichtungen dieses Ganges auf dem 12.,
17. und 19. Laufe. Da dieselben aber jetzt eben im vollen Gange sind und man
nur kurze Strecken ausgefahren hat, so will ich blos erwähnen, dass man es hier
mit mannigfaltigen Störungen zu thun hat, der Gang bald verschwunden ist, bald
wieder in den Klüften verdrückt erscheint und die grösste Vorsicht nöthig ist,
um denselben nicht zu verlieren.
Dass die eben beschriebenen Gangausrichtungen für die Gefällsablieferung
der Adalberti-Grube von grosser Bedeutung sind, lässt sich aus dem Umstande
entnehmen, dass bis zum Jahre 1859 diese Grube. mit Ausnahme des Jahres
1855, jährlieh 29 — 30 Tausend Mark Silber in Ablieferung brachte, während
im Jahre : 1860: 35063 - |
1862: 37'551 Mark an die Hütte abgeliefert wurden.
[1] 391
VI. Ein Beitrag zur Kenntniss der tertiären Randbildungen
des Wiener Beckens.
Von K. M. Paul.
Vorgelegt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 5. April 1864.
Wenn man den Markt Mödling bei Wien in südlicher Richtung durch das
sogenannte Neusiedlerthor verlässt, und den unmittelbar ausserhalb des genannten
Thores sich rechts abzweigenden Fahrweg einschlägt, so gelangt man nach
wenigen Minuten zu einem Steinbruche, der so schön aufgeschlossene Lagerungs-
verhältnisse zeigt, dass es mir nicht überflüssig scheint, durch einige Worte auf
denselben aufmerksam zu machen.
PD »ulomit. 3 Gelblicher sandiger Tegel mt Dolomitstückchen. 2 Leithakalk mir dünnen Tegel-
Zwischenlagen. 3 Bläulicher Tegel.
Der Steinbruch ist genau an der Grenze zwischen den Tertiärablagerungen
des Wiener Beckens, und dem hier das Ufer des Beckens bildendem Dolomite
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Baud. 1364. Ill. Heft. 51
3923 K. M. Paul. [2]
angelegt, und zwar schneidet er die Uferlinie in solcher Weise, dass die süd-
westlichen Partien des Bruches den Dolomit, die nordöstlichen die Tertiär-
schichten blosslegen, und man die Berührungslinie dieser beiden Bildungen deut-
lich beobachten kann.
Der Dolomit (auf vorstehender Skizze mit D bezeichnet) unter 50 Grad
nach S. fallend, ist derselbe, den ich bereits in meiner Notiz über das Rand-
gebirge des Wiener Beckens !) berührte, er ruht nördlich (am Kalenderberge)
auf schwarzem Guttensteinerkalke, und wird südlich (am Nordabhange des grossen
Anninger) von Kössener Schichten überlagert, repräsentirt somit den rhätischen
oder Hauptdolomit und wahrscheinlich auch die obere Trias.
Die Tertiärschichten fallen gegen OSO., und zwar unter einem Winkel von
25—30 Grad, eine bei den wenig gestörten Miocenschichten des Wiener Beckens
beträchtliche und selten zu beobachtende Neigung, die jedoch, wie man hier
deutlich wahrnimmt, von der unter einem gleichen Winkel begrenzten Dolomit-
Unterlage bedingt ist.
Unmittelbar auf den Schichtenköpfen des Dolomits liegt eine 6—10 Zoll
mächtige Lage eines sandigen, gelblichen, mit Dolomitstückchen durchsetzten
Tegels (1.), in welchem Cidaritenstacheln, Spuren von Cypridinen, Cerithium
spina und die nachstehenden, von Herrn F. Karrer freundlichst bestimmten
Foraminiferen gefunden wurden:
Biloculina inornata O. Globigerina bulloides O.
Triloculina consobrina. : be bilobata O.
Quinqueloculinasp.? (Steinkern.) Orbulina universa 0.
Uvigerina pygmaea 0. Polystomella crispa Lam.
Textularia sp.? (Steinkern). Nonionina Boudana O.
Rotalia Akneriana O. en communis O.
Rosalina viennensis O. 5 granosa O.
Sämmtliche Arten sind in dieser Schichte nur in sehr geringer Individuen-
anzahl vertreten, es sind durchgehends Formen, welche den, unterhalb des
„grünen Kreutzes“ bei Nussdorf anstehenden, dem Leithakalke parallelen
Mergeln eigenthümlich sind, die jedoch vereinzelter (mit Ausnahme der Nonio-
ninen) auch im Badner Tegel vorkommen.
Ueber dieser Tegelschichte liegt (2.) Leithakalk, 3—4 Fuss mächtig, und
zwar in seinen unteren Lagen in feste Bänke gesondert, höher hinauf mehr ver-
wittert und aufgelöst. Er enthält Bryozoen, und die bekaunten Bruchstücke und
Steinkerne von Echinodermen, Pecten, Conusu. s. w. Zwischen seinen festen Bänken
liegen 4— 6 Zoll mächtige Tegellagen. Herr Karrer fand in der zwischen der
ersten und zweiten Leithakalkbank liegenden Tegellage zahlreiche, aber meist
schlecht erhaltene Bryozoen, so Calcaria rhombifera Goldf., Idmonaea, Cerio-
pora u. s. w. einen Brachiopoden, Argiope cistellula Forb., Cidaritenstacheln,
und die folgenden Foraminiferen ?):
Clavulina communis O. ns. Glandulina laevigata O. ss.
Lagena Isabella O. ss. | a ovula O. ss.
Dentalina elegans O. s. | Marginulina similis O. ss.
” consobrina O. ss. Cristellaria simplex 0. ss.
” Adolphina 0. ss. 5 crassa 0. ss.
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1863. XIII. Bd. I. Heft.
2) ss — sehr selten, s — selten, ns — nicht selten, h = häufig, Ah = sehr häufig.
Eın Beitrag zur Kenntniss der tertiären Randbildungen des Wiener Beckens. 393
Robulina cultrata O. ss.
Sphaeroidina austriaca O. ss.
Alveolina Haueri O. ss.
Asterigerina planorbis O. ss.
Uvigerina pygmaea O. ns.
Globulina gibba O. ss.
» ur regularis 0. ss.
Guttulina communis O. ss.
Bulimina Buchiana O. hh.
Rotalia Schreibersi O. ns.
„ Soldani O. ss.
R Scaphoidea R. ss.
» nova sp.
Siphonina fimbriata R. s.
Rosalina simplex O. ns.
Truncatulina lobatula O. s.
Planorbulina sp.?
Globigerina bulloides O. ns.
» pupoides O. ns. > triloba R. hh.
Textularia subangulata O. ss. Orbulina universa O. ns.
= carinata O. hh. Polystomella Fichteliana O. s.
abbreviata O. ss. “ crispa Lam. ns.
» Haueri 0. ss. Nonionina bulloides O. ns.
sp.? 5 Soldanit O. hh.
communis 0. ss.
Amphistegina Haueri O. ss.
nova Sp. NS.
Rolalic Haidingeri O. ss.
» Partschi O. ss.
» Akneriana O. ns. „
» Dutemplei O. hh. '
Der allgemeine Charakter dieser Fauna ist ziemlich analog demjenigen, den
die unmittelbar auf den Dolomit aufliegende Tegelschichte zeigte. Die aufge-
zählten 47 Arten kommen alle (mit Ausnahme von etwa 5—6 Arten, die bisher
nur aus dem Badner Tegel angeführt sind), in den oberwähnten Leithakalk-
Mergeln von Nussdorf vor; die meisten von ihnen sind auch im Badner Tegel
gefunden worden. 12—14 Arten dürften auf Nussdorf beschränkt sein. Während
wir aber in der ersten Schichte alle Arten nur sehr vereinzelt und in geringer
Individuenanzahl auftreten sehen, zeigt sich hier bereits ein auffallendes Präva-
liren einzelner Formen und gerade die häufigeren und häufigsten Arten sind die-
jenigen, welche für die Nussdorfer Facies charakteristisch sind, so Clavulina
communis, Bulimina Buchiana, Bulimina pupoides, Polystomella erispa, No-
nionina bulloides, Nonionina Soldanit u. s. w.
Ueber dem Leithakalke liegt endlich (3.) eine etwa 3 Fuss mächtige Lage
eines bläulichen Tegels, dessen Hangendes nicht mehr deutlich aufgeschlossen ist.
Dieser Tegel enthält Cypridinen, Cidaritenstacheln, Tafeln von Echinodermen
Bryozoen (darunter namentlich Cellepora rosula sehr schön erhalten), Bruch-
stücke von @ryphaea, Ostrea, Pectenu.s.w. und einen bedeutendenReichthum an
Foraminiferen. Herr Karrer, der die mikroskopische Untersuchung auch dieser
Schichte freundlichst übernommen hatte, fand den Schlemmrückstand eines etwa
faustgrossen Stückes von diesem Tegel fast ausschliesslich aus Foraminiferen
bestehend, und bestimmte daraus die folgenden 58 Arten:
Clavulina communis O. h.
Verneuilina spinulosa R. ss.
Quingueloculina Bronniana O.ss.
» longirostraO. ss.
> triangularisO.ss.
foeda R. s.
Wadısari ia baceillum O. ss.
Dentalina inornata O. ss.
5 elegans O. ss.
Dentalina aucta O. ss.
* Adolphina O. ss.
Lingulina costata O. ss.
Glandulina laevigata O. s.
„ ovula O. ss.
Marginulina hirsuta O. h.
Oristellaria simplex O0. ss.
4 cassis 0. ss.
Robulina ariminensis O. ss.
51 *
394 K. M. Paul. [4]
Robulina eultrata O. h. Textularia abbreviata O. ss.
” calcar ©. h. N artieulata O. ss.
® simplex O. ns. Rotalia Bouedana O. ss.
" austriaca O. ns. „ Haidingeri O. hh.
5 intermedia O. ns. =» Dutemplei O. hh.
k imperatosa 0. s. L Soldani O. ss.
„ arcuata Karr. ss. » Akneriana O. ss.
Asterigerina planorbis O. s. »„ Ungeriana O. ss.
Sphaeroidina austriaca O. s. Rosalina simplex 0. s.
Bulimina Buchiana ©. ss. Anomalina notula O. ss.
Üvigerina aculeata O. ss. Truncatulina lobatula O. ss.
» Pygmaea O. hh. Siphonina fimbriata R. ss.
Guttulina austriaca O. ss. Orbulina universa O. h.
n problema 0. ss. Globigerina bulloides O. h.
5 communis O. ns. . triloba R. hh.
Globulina gibba O. ss. Nonionina Soldani O. hh.
Ehrenbergina serrata R. ss. Polystomella Fichteliana O. ss.
Textularia Mayeriana O. ss. u crispa Lam. hh.
5 Mariae O. ss. Amphistegina Haueri O. s.
5 carinata O. ss. Heterostegina costata O. ss.
Von diesen Arten sind 21 bisher nur aus Baden beschrieben; sie treten hier
jedoch sämmtlich als Seltenheiten auf; 14—16 Arten sind beinahe ausschliesslich
auf Nussdorf beschränkt, und zwar wieder die häufigsten Formen, wie Clavulina
communis, Uvigerina pygmaea, Rotalia Haidingeri, Nonionina Soldani,
Polystomella crispa. Die übrigen Arten sind Baden und Nussdorf gemeinsam.
Betrachten wir nun die offenbar einen gleichen Charakter zeigenden Faunen
der Tegelschichten 2 und 3 als Ganzes (die Schichte 1 eignet sich weniger zur
Vergleichung mit anderen Loealitäten, da hier alles selten auftritt, und es sich
bei Feststellung der Foraminiferen-Faunen und Facien stets um das Vorwiegen
gewisser Formen handelt), so zeigt sich, dass die für die Badner Tegel cha-
rakteristischen langen Formen der Nodosarien, Marginulinen, Frondieularien,
Lingulinen ete. theils gänzlich fehlen, theils nur als Seltenheiten angetroffen
‚werden, dass aber auch die für die höher am Ufer gebildeten Leithakalkschichten
bezeichnenden Formen, die Heterosteginen, Asterigerinen, Polymorphinen
(namentlich die in diesem Niveau so massenhaft und weit verbreitet auftretende
Amphistegina Haueri) hier in auffallender Weise zurücktreten. Wir haben es
somit mit einer Fauna zu thun, welche nieht nur von der des Badner Tegels,
sondern auch von der des höheren Leithakalkes (Amphisteginenkalkes) verschie-
den ist, nämlich mit der des tieferen Leithakalkes (der Bryozoen-Zone nach
“Prof. Suess 1), welche sich von dem höheren Leithakalke namentlich dadurch
unterscheidet, dass hier die den höheren Leithakalk beinahe ausschliesslich
zusammenselzenden Nulliporen grösstentheils durch Bryozoen ersetzt werden,
dass die Amphistegina Haueri fehlt oder nur als Seltenheit auftritt, und dass
überhaupt die ganze Foraminiferen-Fauna einen vermittelnden Uebergang zwi-
chen den scharf getrennten Faunen des höheren Leithakalkes und des Badner
Tegels darstellt.
1) E. Suess, „Der Boden der Stadt Wien“, Wien 1862, $. 119,
[5] Ein Beitrag zur Kenntniss der tertiären Randbildungen des Wiener Beckens. 395
Diese Fauna tritt jedoch nicht nur in der in Rede stehenden Localität bei
Mödling als vereinzelte locale Abänderung auf, sondern es zeigten die Bryozoen-
Zonen von Ober-Dürnbach, Meissau, Burgschleinitz u. s. w. ähnliche Verhältnisse,
und auch die von Baron Andrian mitgebrachten und von Herrn Karrer unter-
suchten Tegelproben aus Stampfen in Ungarn (Pressburger Comitat) lieferten
eine den erwähnten Charakter an sich tragenden Foraminiferen-Fauna t).
Es ist gewiss erfreulich, dass die Trennung in einen höher und einen tiefer
gebildeten Leithakalk, welche Herr Prof. Suess auf die Niveaux der Nulliporen
und Celleporen basirte, auch durch die Foraminiferen in genau übereinstimmender
Weise gegeben ist, und es scheint niehtunwahrscheinlich, dasssich in der Folge
auch betreff anderer Thierclassen übereinstimmende Resultate ergeben dürften.
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt Bd. XIV. I. Heft. Sitzung am 1. März 1864.
396 [1]
VI. Einige Bemerk ungen über die an der Grenze des Keupers
gegen den Lias vorkommenden Ablagerungen.
Von Dionys Stur.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 19. April 1864.
Am %. April 1864 erhielt die Direction der k. k. geologischen Reichsan-
stalt, nebst einer Abhandlung unter dem Titel: Ueber den oberen Keu-
per und oberen Jura in Franken vonHerrn Dr. Phil. Th. Schrüfer, auch
ein Schreiben vom 6. April 1864 von Sattelsdorf bei Bamberg, in welchem der
Genannte den Wunsch ausdrückt: seine in der beigelegten Abhandlung enthal-
tene Ansicht über den Palissyen-Sandstein des Herrn Prof. Braun in Bayreuth ?),
gleichfalls in einer Sitzung der k.k. geologischen Reichsanstalt zum Vortrage ge-
langen zu lassen, und nennt zugleich seine Ansicht als die „gegentheilige Ansicht“.
Bevor ich dem Auftrage, über diesen’Gegenstand zu berichten, genug thue,
muss ich mit wenigen Worten andeuten wie es gekommen ist, dass die Mitthei-
lungen über die Arbeiten und Untersuchungen des Herrn Prof. Braun wieder-
holt in unserem Jahrbuche Platz gefunden haben. Schon in früheren Jahren,
während der ausgezeichneten Thätigkeit der Herren Dr. Const. v. Ettings-
hausen und Dr. Andrae ?) an unserer k. k. geologischen Reichsanstalt hatten
die Arbeiten des Herrn Prof. Braun dazu gedient, eine auffallende Aehnlich-
keit zwischen den Floren von Steierdorf und der Umgegend von Bayreuth con-
statiren zu können, Später erfolgten reiche und höchst werthvolle Einsendun-
gen von Pflanzen, von der Theta, Veitlahn, aus dem Palissyensandstein vom
Saserberg, dann die von der Jägersburg bei Forchheim, die wir alle der
freundlichsten Freigebigkeit und dem lebhaftesten Interesse für den Fortschritt
der Wissenschaft des Herrn Prof. Braun zu verdanken haben — ein bedeuten-
des Materiale zur Vergleichung und Feststellung unserer eigenen geologischen
Verhältnisse. Herr Prof, Braun hatte es, wie wir, mit einer Ablagerung, die
nur Pflanzenreste enthält, zu thun, und so hat uns ein gleiches Geschick zum
Austausch und zur Aufnahme unserer Resultate, Meinungen und Ahnungen
gegenseitig verbunden. Dies zur Aufklärung, warum aus der grossen Reihe der
werthvollsten Abhandlungen über die an der Grenze des Keupers
gegen denLias vorkommenden Ablagerungen ausser den Alpen,
von welchen das Jahrbuch von Leonhard und Bronn, und die Zeit-
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt XII. 1861—1862. Verh. p. 143—145.
®) Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1855. II. Band. II. Abtheilung.
Nr. 4.
[2] Einige Bemerkungen über d. an d. Grenze d, Keupers gegen d. Lias vorkomm. Ablage 397
schrift der deutschen geologischen Gesellschaft seit 1856 eine so reichliche
Zahl enthalten, fast nur die wenigen Mittheilungen von Herrn Prof. Braun in
‚unserem Jahrbuche Aufnahme gefunden haben.
Der eigentliche Gegenstand der Abhandlung des Herrn Dr. Schrüfer ist
die Schilderung des sogenannten Oberkeupers des Hassgebir-
ges, am untern Laufe der Steinach, und von ihrer Mündung an vom Maine bis
Zeil — und von da an Königsberg, Hofheim, Lauringen, Königshofen und den
Gleichbergen vorüber nach Coburg.
Im Gegensatze zu der von Quenstedt durchgeführten Dreitheilung im
schwäbischen Oberkeuper (Epochen der Natur p. 510—513) lässt sich der
Oberkeuper Frankens nach Dr. Schrüfer nur in zwei Etagen zerfällen:
1. In eine untere, sehr mächtige petrefaetenarme, vorherrschend aus weis-
sen Sandsteinen bestehende: ıweisser Keupersandstein, den man auch,
um mehr Gleichförmigkeit in die Schichtenbenennung zu bringen, nach seinen
Fischen, Semionotus-Sandstein nennen kann und
2. in eine obere, viel weniger mächtige Sandsteinbildung mit einer reichen
Flora, nach der verbreitetsten Conifere Palissyen-Sandstein genannt.
Diese zweite obere Etage stellt Herr Dr. Schrüfer als ner des
Bonebed-Sandsteines hin.
In der unteren Etage fand Herr Dr. Schrüfer bei Rattelsdorf grosse
Stämme urweltlicher Coniferen in Quarz versteinert, das sogenannte Cobur-
gerholz, welches nach Unger der Pinites keuperianus ist. Berger führt
an: Calamites arenaceus Jäg. und Equisetites columnaris Sternb. von Seid-
mannsdorf und Hubertsdorf. Andere organische Reste sind eine grosse
Seltenheit.
Die obere Etage, jetzt Palissyen-Sandstein, ist paläontologisch durch ihre
Flora charakterisirt. Man kennt die Einlagerungen des sie enthaltenden Schiefer-
thones von Veitlahn bis Erlangen. Thiere fehlen.
Aus den in der Abhandlung gegebenen Details zieht Dr. Schrüfer fol-
gende Folgerungen:
1. Dass der mittlere und obere Lias dem Palissyen-Sandstein aufge-
lagert ist.
2. Dass diese Auflagerungen keine vereinzelten oder nur auf kleine Oert-
lichkeiten beschränkte Erscheinungen sind, sondern dass es Regel ist den Lias,
beziehungsweise dessen unterste Zone — die Angulaten-Schicht (mit ihren
Cardinienplatten) dem Palissyen-Sandstein aufgelagert zu sehen, und dass
diese Ueberlagerung meilenweit vom Westrande des Jura aus
zu verfolgen ist. In unzähligen Steinbrüchen auf der Grenze von Keuper und
Lias kann man die Hand auf die Berührungsstelle des Palissyen-Sandsteines und
der Angulaten-Schichten legen: so 'bei Reut, Jägersburg u. s. w.
Es ist dem fernstehenden, auf dem Kampfplatze nur nach Mittheilungen
einigermassen orientirten Dritten schwer, wenn nicht unmöglich, ungetheil-
ten Beifall der einen oder der andern Partei zu spenden, da der Kampf noch
nicht ausgekämpft zu sein scheint, und es der Fortschritt in der Wissenschaft
ist der uns interessirt. Manche Angabe der einen Seite: so z. B. die des Herrn
Bergrath Gümbel über das Vorkommen des Bonebed bei Strullendorf süd-
östlich bei Bamberg t) wird (in diesem Falle vom Herrn Dr. Schrüfer selbst)
von der andern Partei geleugnet. Es scheint namentlich aus der Abhandlung des
1) Neues Jahrbuch 1858, p. 551.
398 | Dionys Stur. [3]
Herrn Dr. Rolle t) hervorzugehen, dass es ausser den Alpen mehrere „Bone-
beds“ gibt: das eine begleitet von rein liassischen Petrefacten (Liasbonebed
von Degerloh, Fischzähne fand Dunker auch in Halberstadt), ein anderes das
echte Bonebed der sogenannten Avicula contorta-Schichten, ferner das Vor-
kommen von Knochenresten im Keuper (im Semionotus-Sandstein). Und da in
einzelnen Fällen die Arten zumeist nie bestimmt angegeben werden, und wahr-
scheinlich auch nicht bestimmbar sind, so erregt jede Angabe von „Bonebed“
und die darauf basirte Parallelisirung der betreffenden Schichten ein Misstrauen,
welches, so bald die Thatsachen mit den unsrigen nicht übereinstimmen, nur
schwer zu bewältigen ist.
Herr Dr. Schrüfer spendet Beifall dem Namen „Palissyen-Sandstein des
Herrn Prof. Braun, und doch fühlt sich Herr Dr. Otto Popp, in seiner, der
genauen Auseinandersetzung über die fossile Flora von Jägersburg bei Forch-
heim wegen, gewiss recht werthvollen. Abhandlung 2), I. ce. p. 416, sehr beengt,
in dem „Palissyen-Sandstein“ der Jägersburg keine Palissya bisher angeben
zu können und eine Auffindung dieser Pflanze, nach der der Sandstein benannt
wird, erst hoffen zu müssen.
Die Herren Braun und Popp fühlen es am besten, wenigstens glaube ich
dies aus ihren Abhandlungen deutlich entnehmen zu können, wie misslich es ist,
bei nicht gut entwickelten Lagerungsverhältnissen, bei Mangel an fossilen Thier-
resten: sichere Schlüsse ziehen zu sollen. Sie haben nach ihrer besten
Ueberzeugung zu handeln geglaubt, wenn sie die gegebenen Daten in ihrer
Weise benützt haben. Herr Dr. Schrüfer hat ebenfalls keinen Durchschnitt
geliefert, der über die Jägersburg vollen Aufschluss geben würde. Dr. Schrü-
fer hat die petrographische Beschaffenheit des „Schweichel* eben auch nur
zu seinen Zwecken ausgebeutet und darin die petrographisch gleichen Angulaten-
schichten zu erblicken für das Beste gehalten. Doch verführt die petrographische
Beschaffenheit der Gesteine den Geologen dort am leichtesten, wo sie ihn zur
Erkenntniss der Wahrheit führen sollte.
Unstreitig haben die von Braun und Popp gelieferten Arbeiten den Vor-
theil, dass sie die Vorkommnisse der vorhandenen Versteinerungen beziehungs-
weise der fossilen Pflanzen möglichst genau angeben, so dass man aus diesen An-
gaben ein möglichst vollständiges Bild des Vorkommenssich entwerfen kann. Viele
der hoehverdienten Autoren über die Literatur der Liaskeuper-Grenzschichten
konnten nur höchst selten das Genus der gefundenen Pflanzen bestimmen; die
meisten begnügen sich mit den Ausdrücken „unbestimmbare Pflanzenreste“
„Pflanzentrümmer“, „Spuren von Pflanzenresten“ — un doch parallelisiren sie
ohne Weiteres ihre Vorkommnisse mit den bekannten Localitäten Veitlahn, Theta
u. s. w. Wie viel Unrichtiges hiebei mit einlaufen musste, lässt sich aus Anga-
ben, wie z. B.von Sehlönbach 3) entnehmen, der Sındsteine mit Calamites
arenaceus, Cluthopteris meniscoides und Pecopteris Stuttgardensis, wofür ich
die l. e. Tab. IV abgebildete Pilanze zu halten geneigt bin, also Sandsteine mit
einer echten Keuperflora, deren Arten weder von der Theta noch aus den
kohlenführenden Schiefern im Pechgraben der Grossau u. s. w. in den östlichen
Alpen bekannt sind, noch zu den Grenzschichten zu rechnen scheint.
Aus den Mittheilungen von Prof. Braun, insbesondere aber aus dessen
Einsendungen an fossilen Pflanzen an die k. k. geologische Reichsanstalt, ferner
1) Sitzungsberichte der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien, Bd. XXVI, p. 13.
2) Neues Jahrbuch 1863, p. 399.
3) Neues Jahrbuch 1860, p. 525.
[#] Einige Bemerkungen über d. an d. Grenze d. Keupers gegen d. Lias vorkomm. Ablag. 399
aus den Bestimmungen von Prof. Dr. Const. v. Ettingshausen 1) scheint mir
die Thatsache unzweifelhaft, dass die Flora der Veitlahn verschieden sei von
der Flora an der Theta und der Jägersburg. Von der Ersteren — mit Kurr's Flora
von Ohuden zu parallelisiren — mag Herr Prof. Braun wohl dasreichlichste Mate-
rial besitzen. Da in Steierdorf über der Flora die mit jener von Fünfkirchen,
vom Pechgraben und der Theta die grösste Analogie zeigt, in den höheren
Schichten eine zweite Flora aufzutreten scheint, mit Analogien an die Flora der
Veitlahn, über welcher die Liasfauna nicht bekannt ist, glaubte ich dieser
Parallelisirung der Flora von Veitlahn mit Ohmden keine Hindernisse entgegen
treten zu sehen. Die Gleichzeitigkeit der Flora von Veitlahn mit
der von der Theta ist bis heute noch nicht erwiesen.
Als höchst verdienstlich glaube ich hervorheben zu müssen, den Nachweis,
geliefert von Herrn Dr. Schrüfer in seiner vorliegenden Abhandlung, dass in
der von ihm begangenen Gegend der echte Palissyen-Sandstein über
einer Schichtengruppe mit: Pinites keuperianus Ung., Calamites arenaceus
Jäg. und Equisetites columnaris Strnbg. einer entschiedenen Keuperflora,
lagert.
In Schwaben folgt nach der wahrhaft meisterhaften Darstellung Q uen-
stedt’s über rothem Keupermergel der Schichtencomplex der Vorläufer. Hieraus
scheint der Schluss zu folgen; der Palissyen-Sandstein ist ein Aequivalent des
Bonebed-Sandsteines, der Schichten der Avicula contorta.
Beide Fälle kommen auch in den Alpen vor. Aus vielen unzweifelhaften
Durehschnitten geht deutlich hervor, dass über einem Schichteneomplexe mit
den fossilen Resten von: Culamites arenaceus, Equisetites columnaris und
Pecopteris Stuttgardensis die Kössener Schichten folgen. Eben so, wenn auch
nicht ausser Zweifel gestellt, folgt: in Hinterholz über einer Schichtengruppe
von grauen und röthlichen Sandsteinen und Mergeln mit Gyps (Keuper?) die
kohlenführende Ablagerung dieser Gegend, mit einer Flora, die jener vom
Pechgraben, in der Grossau, von Fünfkirchen und von der Theta und Jäger-
burg, wenn nicht völlig gleich, doch ganz analog ist 2), ohne dass wenigstens bis
heute die Kössener Schichten als zwischen gelagert nachgewiesen worden wären.
Hieraus sollte man ebenfalls den Schluss ziehen, die sogenannte Liaskohle der
östlichen Alpen sei einem Schichteneomplexe eingelagert, welcher den Kössener-
schichten äquivalent ist. Doch sind mir zwei Fälle bei der Begehung im
Sommer 1863 bekannt geworden, die dieser Auffassung entschieden wider-
sprechen. Im S. von den Vorkommnissen der Liaskohle in der Grossau findet
man den Schichteneomplex der Grestener Schichten, freilich nieht mehr so
mächtig entwickelt und auch ohne Kohle insbesondere am Schnabelberge süd-
westlich bei Waidhofen unter Fleckenmergeln mit Arieten gelagert; im Liegen-
den folgen deutlich entwickelte Kössener Schichten in grosser Mächtigkeit. Sie
bilden daselbst den Bucha-Berg und die Gehänge an der Strasse von Waidhofen
nach Weyer. An der Ois weiter östlich findet man in der Gegend von Peistenau
am linken Gehänge des Thales (Waidhofen SO.) unter Fleckenmergeln mit
Arieten einen Schiehteneomplex von dunkeln Mergeln der Grestener Schichten
folgen, in dessen obersten Lagen die echteste Form der Gryphaea arcuata
Lam. in zahlreichen Exemplaren gefunden wurde. Kaum 50—70 Schritte im S.
von dieser Stelle fand ich in einem wenig aufgeschlossenen Ter rain reichliche
1) Abhandlungen der k. k. geolog. Reichsanstalt 1852. I. Bd. Abtheilung 3. Nr. 3.
2) Unger, Leonh. et Br. 1848, p. 291.
K. k. geologische Reichsanstalt, 13. Band. 1864. III. Heft. 53
400 Dionys Stur. [5]
herabgerollte Blöcke von Kalken der Kössener Schichten, gleich darauf dieselben
Gesteine anstehend und unterlagert von Kalken und Dolomiten der oberen
Trias.
Der kohlenführende Schiehtencomplex mit der Flora -des Palissyen-Sand-
steines (Theta, Jägersburg) lagert in den Alpen auf Kössener Schichten. Der
Palissyen-Sandstein ist somit jünger als die Schichten mit der Avicula contorta.
In Schwaben folgt über dem Tübinger Pflasterstein und der Kloake nach
demselben Forscher Quenstedt: die Psilonoten-Bank und die Angulaten-Schich-
ten. In den Alpen haben wir, um nur einen Fall zu nennen, bei Enzesfeld, über
den Kössener Schichten, nach den zum Theil noch nicht veröffentlichten, mir
aber freundlichst im Manuscripte mitgetheilten Untersuchungen des Herrn Prof.
E. Suess, unmittelbar Schichten mit dem echten Am. angulatus aufzuweisen.
Hier sowohl als in Schwaben fehlt jener Schichtencomplex mit den Liaskohlen
der östlichen Alpen.
In jenen Gegenden, in welchen die Grestener Schichten sich entwickelt
finden, folgen über dem kohlen- und pflanzenführendem Complexe theils
Mergel, theils Kalkgebilde mit einer reichen fossilen Fauna, die nach meinen
leider noch nicht geschlossenen Untersuchungen die Thalassitenbänke Schwa-
bens zu verrathen scheinen. Ammonites angulatus selbst ist aus diesen die
Kohle deekenden Schichten nur zweifelhaft und gewiss sehr selten. Von
Ammonites psilonofus keine Spur.
Nach den Angaben des Herrn Dr. Schrüfer lagern über den Palissyen-
Sandsteinen, dort wo sie nachweisbar sind, ebenfalls die Angulaten-Schichten mit
ihren Cardinienplatten.
Es scheint aus allen dem vorläufig hervorzugehen, dass es Stellen gibt in
den Alpen und wahrscheinlich auch ausserhalb derse!'ben, an welchen die
Schichten mit Ammonites psilonotus entweder fehlen (Enzesfeld) oder durch
einen pflanzen- und kohlenführenden Schichtencomplex von mehr littoraler
Facies oder eine Süsswasserablagerung vertreten werden (Schichten mit der
Liaskohle in den Ostalpen, Palissyen-Sandstein).
Trotzdem dürfte es auch ferner an Vertheidigern der Ansicht nicht fehlen,
dass man denn doch diesen an der Grenze der rhätischen Formation gegen den
Lias auftretenden Schichtencomplex noch den Schichten mit der Avicula con-
torta zurechnen sollte. Die Thatsache, dass über dem die Liaskohle führenden
Schichtencomplexe bis jetzt nirgends die echte Psilonotenbank nachgewiesen
werden konnte, sondern über demselben mit Sicherheit erst die Fauna der
Thalassitenbänke entwickelt ist, sprechen für die entschiedene Zuweisung in den
Lias. Mit dm, wie es scheint, nur local entwickelten Palissyen-Sandstein und
der Ablagerung der Liaskohle scheint in einigen Gegenden der Beginn der
Liasformation eingeleitet worden zu sein, wie Aehnliches insbesondere in der
Neogenformation bei uns genügend bekannt ist. An anderen Stellen scheint die
Süsswasser- oderLittoral-Ablagerung des Lias viel höher hinauf in der Reilie der
Entwickelung dieser Formation (mit oder ohne Unterbrechung?) fortgedauert
zu haben. Für diese Annahme scheint besonders Steierdorf zu sprechen. So
gibt auch Pfaff!) bei Reuth über versteinerungsleeren Schichten erst die
Fauna von Lias y Quenstedt’s mit Terebratula numismalis und Pentacrinus
basaltiformis an. Credner?) führt über der pflanzenführenden Schichte von
Veitlahn den Ammonites costatus an, der bezeichnend ist fürLias öQuenstedt’s.
1) Neues Jahrbuch 1857, p. 5. 2
2) Neues Jahrbuch 1860, p. 313—314.
[6] Einiga Bemerkungen über d. an d. Grenze d. Keupers geyen d. Lias vorkomm Ablag, 401
Alle diese Thatsachen sprechen dafür, diese Littoral- oder Süsswasser-
gebilde, deren Ablagerung stellenweise gleich mit dem Anfange der Liasfor-
mation begonnen, und an verschiedenen Stellen durch verschiedene Zeiträume
derselben Periode, vielleicht bis zur Zeit der Ablagerung des oberen Lias
gedauert haben mag, gleich von ihren tiefsten Schichten an aufwärts, dem Lias
zuzuweisen. Die gleiche Verbreitung des Palissyen-Sandsteines und der Angu-
laten-Schichten, welche beide nach Dr. Schrüf er einander überlagernd,
mei'enweit vom Westrande des Jura zu verfolgen sind, deutet ebenfalls auf die
innige Zusammengehörigkeit dieser beiden Schichten.
Unsere eigenen Arbeiten über diesen Gegenstand in den öst!ichen Alpen
sind im Fortgange begriffen; der diesjährige Sommer wird uns Gelegenheit
geben, unsere Beobachtungen vom vorigen Jahre zu prüfen und fortzusetzen.
Eine sorgfältigere Trennung der verschiedenen Bonebeds ausserhalb der
Alpen und insbesondere genaue Untersuchung der mitvorkommenden anderen
Fossilien, eine bessere Würdigung der an verschiedenen Punkten angegebe-
nen Pflanzenreste, der Nachweis oder Widerlegung der Gleichzeitigkeit der
Flora von der Theta mit jener von der Veitlahn : — sind eben so viele lohnende
Aufgaben, durch deren Beantwortung allein man der Wahrheit näher treten
wird.
52 °
402 [1]
VII. Bemerkungen über die Münster’schen Arten von St.
Cassian in der Münchener paläontologischen Sammlung.
Von Dr, Gustav €. Laube.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 12. Juli 1864.
In nachfolgenden Zeilen erlaube ich mir das Resultat einer Arbeit mitzu-
theilen, welche mich während der letztverflossenen Wochen in München beschäf-
tigte, wo es mir behufs einer spätern umfangreicheren Bearbeitung der Fauna
der St. Cassianer Schichten, um die genaue Kenntniss der Mün ster’schen
Originale zu thun war. Herr Prof. Dr. Oppel hat mir mit grösster Bereitwil-
ligkeit die Münster ‚sche Sammlung zur Verfügung gestellt, doch musste ich zu
meinem grossen Leidwesen wahrnehmen, dass eine grosse Reihe von Originalen,
und zwar fast von allen jenen abgeht, welche im Besitze Dr. Braun’s und Dr.
Wissmann’s sich befanden. Die Antwort auf mein Schreiben an Dr. Braun
bezüglich der fehlenden Stücke brachte mir leider die Nachricht von dessen
schnellem und unerwartetem Hinscheiden. Und so muss eg bezüglich der unten
namhaft gemachten Arten dem günstigen Zufall überlassen bleiben, dieselben
irgend wie wieder an's Licht zu bringen.
ie in der vorliegenden Arbeit vorgenommene Revision beschränkt sich
demnach lediglich auf die in weiland Grafen Münster’s Sammlung vorfindlichen
Arten, dessen Katalog mit einigen Arten aus den Wengener Schichten 400 Arten
zählt, eingerechnet vieler Varietäten, wie sie Münster zu machen beliebte. Von
diesen sind nun 279 aufrecht erhalten. Und wenn weiters noch die Klip-
stein’schen Typen in Betracht gezogen würden, von denen ganze Reihen mit
den Münster’schen zusammenfallen, dann würde wohl die oftmals angestaunte
und mit Recht bezweifelte Anzahl von 750 Arten um ein Beträchtliches herab -
sinken.
Leider hat meine Arbeit mir auch gezeigt, wie wenig man sich auf die von
Münster gegebenen Abbildungen verlassen könne, indem ich sagen muss, dass
er oft etwas ganz anderes abbildet als er gesehen hat oder gesehen haben
konnte. So bildeter, nur ein Beispiel anzuführen (Taf. 13, Fig. 47) Murchisonia
Blumii ab. Gleich daneben Fig. 49 ist Fusus tripunctatus abgebildet, und es
wird Jedermann glauben, dass die beiden abgebildeten Arten vollkommen von ein-
ander verschieden seien. Vergleicht man aber die Originalexemplare, so reichte
wohl eine ganz oberflächliche Betrachtung hin, die Identität der beiden Species
einzusehen, noch mehr aber eine gründliche Untersuchung, bei welcher man
sich vergebens anstrengt, heterogene Eigenschaften der Arten zu entdecken.
Sie sind ganz und gar gleich, und es ist unbegreiflich, wie Münster dazu
[2] Bemerk, über d. Münster'schen Arten v. St. Cassian in d. Münchener paläontol. Samml. 403
kommen konnte, dieselbe Species unter verschiedener Gattung in verschiedenen
Abbildungen wieder zu geben, ja ich zweifle nicht, dass die von ihm abgebildete
(Taf. 12, Fig. 17) Pleurotomaria Nerei, ein ganz schlechtes undeutliches Ding,
nichts weiter als eben auch Murchisonia Blumii ist. Es mag dies eine Beispiel
genügen, obwohl aus dem Nachfolgenden leicht ersichtlich ist, dass analoge
Fälle nicht selten sind.
Ein Anderes ist es auch noch mit solchen Exemplaren die Münster
abbildet, an denen man aber ausser dem äusseren Umriss, was die Abbildung
gibt, nichts wieder erkennt. Münster hat da seiner Phantasie oft zu viel Raum
gelassen und bildet Punkt- und Knotenreihen an Schnecken ab, wo wirklich keine
sind, und gründet auf ganz schlecht erhaltene Exemplare Arten, die man umsonst
sucht, weil sie eben nur Graf Münster kannte.
Leicht verzeihlich ist es jedenfalls wohl, dass Münster es mit der
Stellung in den einzelnen Geschlechtern nieht sehr genau nahm, aber auffällig
bleibt eins und das ist, dass er z. B. Solarium venustum Münst. sp. als Cepha-
lopoden, als Ceratites venustus abbildet. Man muss sich aber auch wundern,
wie Klipstein, der dieselbe Species als Delphinula Verneuilii abbildet, auf diesen
Irrthum nicht gekommen ist.
Obwohl nun in der flüchtigen Skizze, die ich hier vorlege, hin und wieder
eine kleine Umstellung nöthig sein dürfte, so ist doch damit der Zweck erreicht,
dass darin eine grosse Reihe bedenklicher Irrthümer bereinigt sind, und ich
hoffe bald in einer grösseren Arbeit auch das Kleinste sichergestellt zu haben.
Liste der in München fehlenden Originalexemplare zu Münster’s
Beiträgen zur Petrefactenkunde, Bd. IV.
Manon dubium Taf. 1, Fig. 4.
Cnemidium turbinatum Taf. 1, Fig. 19.
Agaricia ramosa Münst. Tab. 2, Fig. 2.
Montlivaltia rugosa Münst. Tab. 2, Fig. 12.
Astraea venusta Münst. |. c. Tab. 2, Fig. 17.
Lithodendron verticillatum Münst. |. e. Tab. 2, Fig. 22.
Cidaris admeto Münst. \. e. Tab. 3, Fig. 3.
Spirifer rostratus Münst. Tab. 6, Fig. 20.
Orthis concentrica Münst. Tab. 6, Fig. 19.
Orbicula lata Münst. Tab. 6, Fig. 73.
Lima angulata Münst. Tab. 6, Fig. 30.
Ostrea venusta Münst. Tab. 7, Fig. 1.
Gryphaea arcta Münst. Tab. 7, Fig. 2.
Avicula bifrons Münst. Tab. 7, Fig. 17.
Avicula aequivalvis Münst. Tab. 7, Fig. 19.
Arca lata Münst. |. e. Tab. 7, Fig. 6.
Arca nuda Münst. l. e. Tab. 8, Fig. 7.
Cardium dubium Münst.\. e. Tab. 8, Fig. 27.
Spirifer rariplectus Münst. Tab. 9, Fig. 1.
Terebratula contraplecta Münst. Tab. 9, Fig. 2.
Spirifer spurius Münst. Tab. 9, Fig. 3.
Spirifer dichotomus Münst. Tab. 9, Fig. 4.
Terebratula quadricostata Münst. Tab. 9, Fig. 5.
Patella capulina Münst. Tab. 9, Fig. 11.
Fusus Orbignyanus Tab. 9, Fig. 38.
Turritella subcarinata Tab. 9, Fig. 45.
Melania concentrata Münst. Tab. 9, Fig. 47.
Melania texata Münst. Tab. 9, Fig. 48.
Natica neritacea Münst. Tab. 10, Fig. 2.
Cochlearia carinata Braun Münst. Tab. 20, Fig. 27.
404 Dr. 6. C. Laube. [3]
Trochus bistriatus Münst. |. e. Tab. 11, Fig. 16.
Trochus laticostatus Münst. ). e. Tab. 11, Fig. 24.
Pleurotomaria concava Münst. ]. e. Tab. 12, Fig. 7.
Pleurotomaria Protei Münst. ]. e. Tab. 12, Fig. 12.
Turbo reflexus Tab. 12, Fig. 30.
Turbo geranna Tab. 12, Fig: 31.
Turbo cochlearis Tab. 12, Fig. 36.
Turbo elegans Münst. Tab. 12, Fig. 39.
Turritella margine nodosa Münst. Tab. 13, Fig. 18.
Turritella undulosa Münst. Tab. 13, Fig. 19.
Turritella trieineta Münst. Tab. 13, Fig. 21.
Turritella compressa Münst. Tab. 13, Fig. 22.
Turritella tricostata Münst. Tab. 13, Fig. 24.
Cerithium subeancellatum Münst. Tab. 13, Fig. 46.
Orthoceras inducens Münst. Tab. 14, Fig. 4.
Ammonites striatulus Münst. Tab. 14, 33.
Avicula depressa Wissm. Münst. ]. e. Tab. 16, Fig. 3.
Avicula glaberrima Wissm. Münst. |. e. Tab. 16, Fig. 4.
Revision der Münster’schen Species von St. Cassian in der Münchener
Sammlung.
l. Spongitariae.
Epeudea Manon Münst. sp.
Scyphia Manon Münst. Beitr. IV, Tab. 1, Fig. 15.
Eudea gracilis Münst. sp.
Myrmecium gracile Münst. Beitr. 18, Tab. 1, Fig. 26, 27.
Scyphia subcariosa Münst. |. e. Tab. 2, Fig. 25.
Polycoelia subcaespitosa Münst. sp.
Scyphia subcaespitosa Münst. }. e. Tab. 1, Fig. 14.
Limnoretheles milleporatus Münst. sp.
Tragos milleporatum Münst. ]. e. Tab. 1, Fig. 17.
Epithelesrotularis M. sp.
Cnemidium rotulare Münst. ]. e. Tab. 1, Fig. 25.
Epitheles capitatus Münst. sp.
Scyphia capitata Münst l. e. Tab. 1, Fig. 12.
Stellispongiavariabilis Münst. sp. r
Cnemidium variabile Münst. ]. e. Tab. 1, Fig. 2?1—23.
Verrucospongiasubmarginata M. sp.
Manon submarginatum Münst. ]. e. Tab. 1, Fig. 9.
Manon pisiforme Münst. l. e. Tab. 1, Fig. 10.
Cupulochonia patellaris Münst. sp.
Achilleum patellare Münst. 1. e. Tab. 1, Fig. 6.
Actinofungia astroites Münst. sp.
Tragos astroites Münst. ]. e. Tab. I, Fig. 18.
Leiofungia milleporata Münst. sp.
Achilleum milleporatum Münst. \. e. Tab. 1, Fig. 5.
Leiofungiaradiciformis Münst. sp.
Achilleum radiciforme Münst. 1. e, Tab. 2, Fig. 20.
Leiofungiarugosa Münst. sp.
Achilleum rugosum Münst. Tab. 1, Fig. 3.
Leiofungia hybrida Münst. sp.
Tragos hybridum Münst. sp.
Leiofungiareticularis M. sp.
Achilleum retieulare M. Tab. 4, Fig. 4.
Amorphofungia WaltheriM. sp.
Achilleum Waltheri Münst. Tab. 1, Fig. "7.
Amorphofungiavoluta Wissm. sp.
Achilleum voluta Wissm. Bei Münst. |. e. Tab. 1, Fig. 27.
Achilleum Faundelii Münst. Tab. 1, Fig. 8.
Achilleum obscurum Münst. ]. e. p. 27.
|4] Bemerk, über d. Münster’schen Arten v. St. Cassian in d. Münchener paläontol, Samml. 405
Amorphofungia granulata Münst. sp.
Achilleum granulatum Münst. ]. e. Tab. 1, Fig. 4.
Amorphofungia subcariosa Münst. sp.
Achilleum subeariosum Münst. Tab. 1, Fig. 2.
Polyparienm
Montlivaltia gracilis Münst. |. e. Tab. 2, Fig. 5.
Montlivaltia granulosa Münst. ]. e. Tab. 2, Fig. 10.
Montlivaltia boletiformis Münst. Tab. 2, Fig. 9.
Montlivaltiacrenata Münst. Tab. 2, Fig. 11.
Montlivaltia capitata Münst.]. e. Tab. 2, Fig. 6.
Montlivaltia acaulis Münst. |. e. Tab. 2, Fig. 7.
Montlivaltia radiciformis Münst. sp.
Cyathophyllium radieiforme Münst. 1. e. Tab. 2, Fig. 23.
Montlivaltia granulata Münst. sp.
Oyathophyllium granulatum Münst. |. e. Tab. 2, Fig. 24.
Montlivaltia pygmaea Münst. ]. e. Tab. 2, Fig. 14.
Thecosmilia obligua Münst. sp.
Montlivaltia obliqua Münst ]. e. Tab. 2, Fig. 8.
Anthophyllium venustum Münst. Tab. 6, Tig. 5.
Thecosmilia confluens Münst. sp.
Cyathophyllium confluens Münst. Tab. 2, Fig. 16.
Montlivaltia caespitosa Münst. Tab. 2, Fig. 13.
‚Cladophyllia sublaevis Münst. sp.
Lithodendron sublaeve Münst. ]. e. Tab. 2, Fig. 4.
Cyathophyllium gracile Münst. Tab. 2, Fig. 15.
Cladophyllia subdichotoma Münst. sp.
Lithodendron subdichotomum Münst. 1. e. Tab. 2, Fig 3.
Chaetetes subspongites sp. Ed. & Haim.
Calamopora spongites Münst. 1. e. Tab. 2, Fig. 18.
Chaetetes Münsteri Ed. & Haim.
Calamopora fibrosa Münst. 1. e. Tab. 2, Fig. 9.
Cellepora granulata Münst. ).e. Tab. 1. Fig. 28.
Flustraelegans Münster I. e. Tab. 2, Fig. 1.
Radiarier.
Enerinus Cassianus Laube.
Enerinus lilüformis Münst. non Schlthm. 1. e. Tab. 5, Fig. 1—6.
Enerinus granulosus Münst. ]. e. Tab. 5, Fig. 11—19.
Enerinus varians Münst. |. e. Tab. 5, Fig. 7, 9, 10.
Pentacrinus propinquus Münst. Tab. 4, Fig. 9.
Pentacrinus Braunii Münst. Tab. 4, Fig. 8.
Pentacrinus laevigatus Münst. |. e. Tab. 4, Fig. 7.
Pentacrinus subcrenatus Münst. Tab. 4, Fig. 6.
Cidaris subsimilis Münst. |. e. Tab. 3, Fig. 3.
Cidarisvenusta Münst.]. e. Tab. 3, Fig. 4.
Cidaris pentagona Münst. ]. ec. Tab. 3, Fig. 8.
Cidaris Liagora Münst.]. e. Tab. 3, Fig. 5.
Cidaris subnobilis Münst. Tab. 3, Fig. 10.
Cidaris subeoronata Münst. Tab. 3, Fig. 1. (Die grosse Fig.)
Cidaris Klipsteini Desor.
Cidaris subcoronata Münst. pars Tab. 3, Fig. 1. (Die kleine Fig.)
Cidaris dorsata Braun Münst.]. e. Tab. 4, Fig. 1.
Cidaris Hausmanni Wissm. Münst. 1. e. Tab. 3 Fig.14. R
Cidaris trigona Münst. Tab. 3, Fig. 15.
Cidaris scerobiculata Braun Münst. Tab. 3, Fig. 21.
Cidaris alata Agass. Münst. Tab. 4, Fig. 2.
Cidaris Römeri Wissm, Münst. Tab. 4, Fig. 3.
Cidaris Buchii Münst. |. e. Tab. 3, Fig. 11.
Cidaris remifera Münst. |. e. Tab. 3, Fig. 12.
406 Dr, 6. 6. Laube. [5]
Cidarissemico tata Münst. Tab. 3, Fig. 20.
Cidarislinearis Münst. |. e. Tab. 3, Fig. 19.
Cidaris biformis Münst. Tab. 3, Fig. 13.
Cidaris Braunii Desor.
Cidaris catenifera Münst. non Agass. Tab, 3, Fig. 23.
Cidaris baculifera Münst. ]. e. Tab. 3, Fig. 24.
Cidaris Wächter! Wissm. Münst.l. ec. Tab. 5, Fig. 22.
Cidaris decorata Münst. Tab. 3, Fig. 22.
Cidaris Wissmanni Desor.
Cidaris spinosa Münst. non Agass. |. ce. Tab. 3, Fig. 16.
Cidaris flexuosa Münst. ]. e. Tab. 3, Fig. 18.
Cidaris eingulata Münst. ]. e. Tab. 3, Fig. 17.
Hypodiademaregularis Münst. sp.
Cidaris regularis Münst. 1. e. Tab. 3, Fig. 6.
Anneliden.
Serpula carinata Münst. |. e. Tab. 5, Fig. 23.
Serpula Gerannae Münst.]. e. Tab. 5, Fig. 24.
Serpula pygmaea Münst. |. e. Tab. 5, Fig. 25.
Brachiopoden.
Terebrafula subangusta Münst.]. e- p. 6, Fig. 16 ab.
Terebratula subsufflata d’ Orb.
Terebratula sufflata Münst. non Sehlthm. |. e. Tab. 6, Fig. 15.
Terebratulaindistineta Beyrich.
Terebratula vulgaris minor Münst. |. e. Tab. 6, Fig. 13.
Terebratula Münsterii d’ Orb.
Terebratula vulgaris Münst. non Sehlthm. |. e. Tab. 6, Fig. 12.
Terebratula suborbicularis Münst. Tab. 6, Fig. 4.
Terebratula bipartita Münst. Tab. 6, Fig. 11.
Terebratula flexuosa Münst. Tab. 6, Fig. 8.
Retzia lyrata Münst. sp.
Terebratula lyrata Münst.\. e. Tab. 6, Fig. 5.
Spirigeraquingquecostata Münst. spec.
Terebratula quinquecostata Münst. 1. e. Tab. 6, Fig. ab.
Spirigera Wissmanni Münst. sp.
Terebratula Wissmanni Münst. Tab. 6, Fig. 18.
Spirigerahemisphaeroidica Klipst. sp.
Terebratula elongata var-: minor Münster’s Sammlung.
Rhynchonella semiplecta Münst. sp.
Terebratula semiplecta Münst. |. e. Tab. 6, Fig. 2.
Rhynchonella subacuta Münst. sp.
Terebratula subacuta Münst. |. e. Tab. 6. Fig. 1
Rhynchonella semicostata Münst. spec.
Terebratula semicostata Münst. |. e. Tab. 6, Fig. 3.
Rhynchonella quadriplecta Münst. sp.
Terebratula quadripleceta Münst. ]. e. Tab. 6, Fig. 9.
Terebratula tricostata Münst. ]. e. Tab. 6, Fig. 7.
Koninckia Leonhardi Wissm. sp.
Producta Leonhardi Wissm. Münst. Tab. 6, Fig. 21 & 24.
Bivalven.
Hemicardium decussatum Münst. spec.
Cardita decussata Münster \. e. Tab. 8, Fig. 20.
Isocardiarimosa Münst. ]. e. Tab. 8, Fig. 22.
Isocardia plana Münst. |. e. Tab. 8, Fig. 23.
Isocardialaticostata Münst. |. c. Tab. 8, Fig. 25.
Isocardia duplicata Münst. sp.
[6] Bemerk, über d. Münster'schen Arten v. St Cassian in d. Münchene. paläontol. Samml, 407
Luceina duplicata Münst. |. e. Tab. 8, Fig. 28.
Cyprina astartiformis Münst. sp.
Isocardia astartiformis Münst. ]. e. Tab. 8, Fig. 24.
Opis lineata Münst. sp.
Myophoria lineata Münsrt. . e. Tab. 7, Fig. 29.
Cardinia Münsteri Wissm. spec.
Unionites Münster! Wissm. bei Münst. ]. e. Tab. 16, Fig. 5.
Cardita crenata Gldfs. Münst.].e. Tab. 8, Fig. 19.
Mytilus similis Münst. sp.
Modiola similis Münst. ]. e. Tab. 7, Fig. 27.
Mytilus pygmaeus Münst. ]. e. Tab. 7, Fig. 26.
Modiola dimidiata Münst. ). e. Tab. 7, Fig. 28.
Aviculagryphaeata Münst. |. e. Tab. 7, Fie. 7.
Aviculatenuistria Münst.
Avieula tenuistria Münst. \. e. Tab. 7, Fig. 8.
Avicula bidorsata Münst.]. e. Tab. 7, Fig. 9 ab.
Aviculaplanidorsata Münst.
Avicula decussata Münst. 1. e. Tab. 7, Fig. 10.
Avicula planidorsata ]. e. Tab. 7, Fig. 11.
Avicula impressa Münst. Tab. 7, Fig. 12.
Avicula arcuata Münst. ]. e. Tab. 7, Fig. 13 ab.
Avicula Gea d’ Orb.
Avicula ceratophaga Münst. non Schlthm. ]. e. Tab. 7, Fig. 14.
Avicula antiqua Münst. (non Münst. bei Gldfss.) Tab. 7, Fig. 15.
Avicula cardiiformis Münst. |. e. Tab. 7, Fig. 18.
Aviculapygmaea Münst. |. e. Tab. 7, Fig. 21.
Avicula Zeuschneri Wissm.
Monotis striata Münster.
Gervillia angusta Münst. ). e. Tab. 7, Fig. 23.
Gervillia angulata Miünst. |]. e. Tab. 7, Fig. 24.
Gervillia intermedia ]. e. Tab. 7, Fie. 25.
Trigoniaharpa Münst.]. e. Tab. 7, Fig. 30.
Trigoniaornata Münst. sp.
Myophoria ornata Münst.]. e. Tab. 8, Fig. 21.
Posidonomya Wengensis Wissm. bei Münst. Tab. 16, Fig. 12.
Sanguinolaria alpina Münst.]. e. Taf. 8, Fig. 29.
Posidonomya dubia Münst. sp.
Avicula dubia Müns#8l. e. Tab. 7, Fig. 22.
Halobia Lommelii Wissm. bei Münst. |. e. Tab. 16, Fig. 11.
Halobia Wissmann: Münst. sp.
Avicula Wissmanni Münst. |. e. Tab. 8, Fig. 1.
Arcaimpressa Münst.]. e. Tab. 8, Fig. 4.
Arcastrigilata Münst.]. e. Tab. 8, Fir. 2.
Arca aspasiad' Orb.
Arca eoncentrica Münst.. e. Tab. 8, Fig. 5.
Nuculalineata Gldfs. Münst.]. ce. Tab. 8, Fig. 9.
Nucula Faba Wissm. Münst. ]. e. Tab. 8, Fig. 16.
Nucula strigilata Gldfs. Münst. |. e. Tab. 8, Fig. 10.
Nueulasubobliguad'Orb.
Nucula obligua Münst. (non Blainville) ]. ce. Tab. 8, Fig. 15.
Nucula expansa Wissm.
Nucula cordata Münst. non Gldfs.]. e. Tab. 8, Fie. 11.
Nuculasubcuneatad'Orb. £
Nucula eumeata Münst. ). e. Tab. 8, Fig. 13.
Nuculasubtrigona Münst. |. e. Tab. 8, Fig. 14.
Ledaelliptica Gldfs spec.
Nueula elliptica Gldfs. Münst. |. e. Tab. 8, Fig. 8.
Ledasulcellata Wissm. sp.
'Nucula suleellata Wissm. bei Münst. 1. e. Tab. 8, Fig. 15.
Leda Zelima d Orb.
Nucula subovalis Münst. |. e. Tab. 8, Fig. 12.
Nucula intermedia Wissm.
Peeten alternans Münst. Tab. 6. Fig. 25.
Pecten moniliferus Braun bei Münst. Tab. 7, Fig. &.
K. k. geologische Reichsanstalt, 14, Band. 1864. III, Heft, 53
408 Dr. 6. C. Laube [7]
Avicula alternans Münst. Tab. 7, Fig. 16.
Pecten subdemissus Münst. Tab. 7, Fig. 6.
Pecten Protei Münst.] e. Tab. 7, Fig. 5.
Pecten octoplectus Münst. ]. e. Tab. 6, Fig. 26.
Pecten Nerei Münst. |. e. Tab. 6, Fig. 32.
Pecten interstriatus Münst.. e. Tab. 7, Fig. 5.
Lima pseudo-punctata Laube.
Lima punetata Münst. non Sowb. Tab. 6, Fig. 29.
Plicatula obliqua Münst. sp.
Spondylus obliquus Münst. 1. e. Tab. 6, Fig. 34.
Gryphaea avicularis Münst. ]. e. Tab. 7, Fig. 3.
Gasteropoden.
Chemnitzialongissima Münst. sp.
Melania longissima Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 24.
Melania angusta Münst. ]. e. Tab. 9, Fig. 30.
Melania subeylindrica Münst. ]. e. Tab. 9, Fig. 25.
Chemnitzia subcolumnaris Münst. sp.
Melania subcolumnaris Münst. Tab. 9, Fig. 31.
Chemnitzia Lommelii Wissm.
Turritella Lommelii Wissm. Münst. l. e. Tab. 15, Fig. 43.
? Turritella similis Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 42.
Melania tenuis Münst. ]. e. Tab. 9, Fig. 37.
Turritella cochleata Münst. Tab. 13, Fig. 41.
Chemnitzia perversa Münst. sp.
Turritella perversa Münst. ]. e. Tab. 9, Fig. 41.
Chemnitzia supraplecta Münst. sp.
Melanıa supraplecta Münst. 1. e. Tab. 9, Fig. 40.
Chemnitzia pupaeformis Münst. sp.
Melania pupaeformis Münst. Tab. 9, Fig. 34.
Chemnitzia punctata Münst. sp.
Turritella punetata Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 7.
Turritella armata Münst. Tab. 13, Fig. 36.
Chemnitzia cochlea Münst. sp.
Melania cochlea Münst. I. e. Tab. 9, Fig. 23.
Turbo Melania Münst. 1. e, Tab. 12, Fig. 42.
Chemnitzia vixcarinata Münst. spec.
Turbo vixcarinatus Münst.). e. Tab. 12, Fig. 34.
Chemnitziapyramidalis Münst. sp.
Trochus pyramidalis Münst. ]. e. Tab. 11, Fig. 17.
Chemnitzia multitorguata Münst. sp.
Melania multitorguata Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 35.
Chemnitzia turritellaris Münst. sp.
Melania turritellaris Münst. 1. e. Tab. 9, Fig 43.
Chemnitzia Nympha Münst. sp.
Melania Nympha ]. e. Tab. 9, Fig. 18.
? Melania crassa Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 17.
Chemnitzia gracilis Münst. sp.
Melania gracilis Münst. ]. e. Tab. 9, Fig. 28.
Chemnitzia oblique — costata Braun sp.
Melania oblique-costata Bronn Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 43.
Macrocheilus obovatus Münst. sp.
Melania obovata Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 33.
Macrocheilus inaequistriatus Münst. sp.
Melania inaequistriata Münst.]. e. Tab. 9, Fig. 49.
Macrocheilustenuistriatus Münst. sp.
Melania tenuistriata Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 44.
Macrocheilus subtortilis Münst. sp.
Melania subtortilis Münst. Tab. 9. Fig. 29.
Macrocheilus conicus Münst. sp.
Melania conica Münst. ]. e. Tab. 9, Fig. 21, 52.
Macrocheilus canaliferus Münst. sp.
[8] Bemerk. über d. Münster'schen Arten v. St. Cassian in d. Münchener paläontol. Samml, 409
Melania canalifera Münst.1. e. Tab. 9, Fig. 39.
Macrocheilusnodosus Münst. sp.
Melania nodosa Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 42.
Eulima subscalaris Münst. sp.
Melania subscalaris Münst. \. e. Tab. 9, Fig. 22.
Eulimasimilis Münst. sp.
Melania similis Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 20.
Eulima fusiformis Münst. sp.
Melania fusimormis Münst. \. e. Tab. 9, Fig. 27.
Eulima columnaris Münst. sp.
Melania columnaris Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 26.
Melania bicarinata Münst. \. e. Tab. 9, Fig. 45.
Eulima subovata Münst. sp.
Melania subovata Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 19.
Acteonina paludinaris Münst. sp.
Melania paludinaris M. 1. e. Tab. 9, Fig. 50.
Turbo similis Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 4.
Turbo intermedius Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 2.
Acteonina scalaris Münst. spec.
Tornatella scalaris Münst. \. e. Tab. 10, Fig. 26.
Acteoninasanctaecrucis Wissm. sp.
Natica sanctae erucis Wissm. Mün st.
Natica sublineata Münst. I. e. Tab. 10, Fig. 5.
Acteonina pleurotomoides Wissm. sp.
Natica pleurotomoides Wissm.
Natica subovata Münst. |. e. Tab. 10, Fig. 11.
Natica substriata Münst. l. e. Tab. 10, Fig. 6.
Natica angusta Münst. ]. e. Tab. 10, Fig. 12.
Natica cassiana Wissm. b. Münst.]. e. Tab. 10, Fig.3.
Rotella Goldfussii Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 6.
Natica pseudospirata d’Orb.
Natica subspirata Münst. non Röm.l. e. Tab.10, Fig. 10.
Natica Neritina Münst. |. e. Tab. 10, Fig. 13.
Natica decorata Münst. sp.
Nerita decorata Münst. 1. e. Tab. 10, Fig. 1.
Natica costata Münst. sp.
Naticella costata Münst. \. e. Tab. 10, Fig. 24.
Natica elongata Münst.]. ec. Tab. 10, Fig. 4.
Natica Münsterid’ Orb.
Naticella Iyrata Münst. non Phill. I. e. Tab. 10, Fig. 25.
Naticaimpressa Münst.. e. Tab. 10, Fig. 9.
Naticaturbilina Münst. ]. c. Tab. 10, Fig. 7.
Natica subplieistria d’Orb.
Natica plieistria Münst. non Phill. 1. e. Tab. 10, Fig. 8.
Neritopsis concentrica Münst. sp.
Naticella concentrica Münst. |. e. Tab. 10, Fig. 23.
Neritopsis striato costata Braun sp.
Natica striato costata Braun bei Münst. |. e. Tab. 10, Fig. 15.
Neritopsis decussata Münst. sp.
Naticella decussata Münst. |. e. Tab. 10, Fig. 21.
Neritopsis subornata Münst.
Naticella subornata Münst. ]. e. Tab. 10, Fig. 19.
Neritopsisornata Münst. sp. z
Naticella ornata Münst. ]. e. Tab. 10, Fig. 14.
Naticella subornata Münst. l. e. Tab. 10, Fig. 17.
Naticella elliptica Münst. |. e. Tab. 10, Fig. 16.
Neritopsisnodulosa Münst. sp. —
Naticella nodulosa Münst. I. e. Tab. 10, Fig. 20.
Monodonta cassiana Wissm. bei Münst. |]. c. Tab. 12, Fig. 18.
Monodonta nodosa Münst. l. e. Tab. 12, Fig. 19. f
Monodonta elegans Münst. |. ec. Tab. 12, Fig. 20. .
Trochus subbisertus d’Orb.
Trochus bisertus Münst. non Phil ]. e. Tab. 12, Fig. 11.
Trochus subeoncavus Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 31,
33 *
410 Dr. 6. ©. Laube. [9]
Trochus semipunetatus Braun bei Münst 1. ce. Tab. 11, Fig. 15.
Trochus subcostatus Münst. |. e. Tab. 11, Fig. 18.
Trochus subdecussatus Münst. |. e. Tab. 11, Fig. 20.
Trochus subglaber Münst. |. e. Tab. 11, Fig. 22.
Trochusnudus Münst.. e. Tab. 9, Fig. 21.
Trochusverrucosus Münst. ]. e. Tab. 9, Fig. 23.
Trochus tristriatus Münst. 1. e. Tab. 11, Fig. 19.
Trochus bipuncetatus Münst. |. e. Tab. 11, Fig. 14.
Turbo subearinatus Münst. 1. e. Tab. 12, Fig. 23.
Turbo bicingulatus Münst.l. e. Tab. 12, Fig. 32.
Turbo tricarinatus Münst. \. e. Tab. 12, Fig. 22.
Turbo cinetus Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 28.
Turbo fasciolatus Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 21.
Turbo striato punctatus Münst. 1. e. Tab. 12, Fig. 27.
Turbo pleurotomarius Münst. \. e. Tab. 12, Fig. 23.
Turbo bisertus Münst. |. e. Tab. 12, Fir. 38.
Turbohaudcarinatus Münst 1. e. Tab. 12, Fig. 35.
Turbo subpleurotomarius Münst. |. e. Tab.12, Fig. 24.
Turbo decoratus Münst. sp.
Pleurotomaria decorata Münst.]. e. Tab. 12, Fig. 11.
Turbo hybridus Münst. |. ec. Tab. 12, Fig. #1.
Scalaria binodosa Münst. sp.
Trochus binodosus Münst. Tab. 11, Fig. 12.
Scalariavenusta Münst..l. e. Tab. 10, Fig. 28.
Phasianella Münsteri Wissm. Münst. Tab. 13, Fig. 7.
Phasianella cassiana Wissm. sp
Turbo cassianus Wıssm. bei Münst. ]. e. Tab. 13, Fig. 1.
Phasianella Bronnii Wissm. sp.
Turbo Bronnü Wissm. bei Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 29.
Phasianella striatula Münst. sp.
Turbo striatulus Münst. \. e. Tab. 13, Fig. 3.
Cirrhus calcar Münst. sp.
Pleurotomaria calcar Münst.]. e. Tab. 11, Fig. 28.
Cirrhusnodosus Münst. sp.
Pleurotomaria nodosa Münst.\. e. Tab. 12, Fig. 14.
? Pleurotomaria angulata Münst. \. e. Tab. 12, Fig. 10.
Cirrhus subcostatus Münst. sp.
Pleurotomaria subcostata Münst. l. e. Tab. 12, Fig. 2.
Cirrhus crenatus Münst. sp.
Pleurotomaria erenata Münst. ). e. Tab. 12, Fig. 15.
? Pleurotomaria cochlea Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 9.
Pleurotomaria spuria Münst.. e. Tab. 11, Fig. 29.
Pleurotomariatexturata Münst.l. e. Tab. 11, Fig. 1.
Pleurotomaria coronata Münst. ). e. Tab. 11, Fig. 26.
Pleurotomaria subcoronata Münst. ]. e. Tab. 11, Fig. 25.
Pleurotomaria subeancellata d’ Orb.
Pleurotomaria cancellata Münst. non Phill.1. e. Tab. 12, Fig. 16.
Pleurotomaria venusta Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 13.
Pleurotomaria canalifera Münst. Tab. 12, Fig. A.
Pleurotomariaradians Wissm. Münst. 1. e. Tab. 12, Fig. 8.
Pleurotomaria subgranulata Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 2.
Delphinulalaevigata Münst. |. e. Tab. 10, Fig. 29.
Delphinula sealaris Münst. sp.
n Pleurotomaria scalaris Münst. \. e. Tab. 11, Fig. 27.
Delphinula subdentata Münst. sp.
Pleurotomaria subdentata Münst. ). e. Tab. 12, Fig. 5.
Deiphinula binodosa Münst. sp.
Pleurotomaria binodosa Münst. \. e. Tab. 12, Fig. 6.
Delphinula spiralis Münst. sp.
Euomphalus spiralis Münst. \. e. Tab. 11, Fig. 2.
Delphinula contraria Münst. sp.
Euomphalus contrarius Münst. |. e. Tab. 11, Fig. 3.
Euomphalus helicoides Münst. sp.
Rotella helicoides Münst. \. e. Tab. 13, Fig. 5.
[10] Bemerk. über d. Münster'schen Arten v. St. Cassıan in d. Müncher er paläontol, Samml.
Euomphalus pygmaeus Münst. |. e. Tab. 11, Fig. 1.
Solarium serratum Münst. sp.
Pleurotomaria serrata Münst. 1. e. Tab. 11, Fig. 7.
Solarium dentatum Münst. sp.
Schizostoma dentata Münst. |. e. Tab. 11, Fig. 9.
Schizostoma nodosa Münst. ]. e. Tab. 11, Fig. 8.
Solarium venustum Münst. sp.
Ceratites venustus Münst. 1. e. Tab. 15, Fig. 20.
Porcellia cingulata Münst. 1. e. Tab. 11, Fig. A.
Porcellia costata Münst. sp.
Schizostoma costata Münst. \. e. Tab. 11, Fig. 6.
Porcellia Buchii Münst. sp.
Schizostoma Buchii Münst. \. e. Tab. 11, Fig. 5.
Murchisonia Blumii Münst. sp.
Pleurotoma Blumit Münst. l. e. Tab. 13, Fig. 47.
Fusus tripunctatus Münst. |. ec. Tab. 13, Fig. 49.
? Pleurotomaria Nerei Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 17.
Murchisonia acuta Münst. sp.
Cerithium acutum Münst. 1. e. Tab. 12, Fig. 37.
Murchisonia scalarıs Münst. sp.
Turbo scalaris Münst. ]. e. Tab. 12, Fig. 40.
Turritellareflexa Münst.]. e. Tab. 13, Fig. 8.
Turritella carinata Münst.]. e. Tab. 13, Fig. 9.
Turritella canalifera Münst. l. e. Tab. 13, Fig. 15.
Turritella supraplecta Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 13.
Turritella subpunctata Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 10.
Turritella Bolina Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 11.
? Turritella trochleata Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 12.
? Turbo trochleatus Münst. |. e. Tab. 12, Fig. 25.
Turritellanodoso-plicata Münst. ].e. Tab. 13, Fig. 31,
Turritella tenuis Münst. I. e. Tab. 13, Fig. 39.
Turritella subornata Münst.]. e. Tab. 13, Fig. 34.
Turritella fleeuosa Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 29.
? Turritella eylindrica Münst. Tab. 13, Fig. 33.
Turritellapygmaea Münst. Tab. 13, Fig. 33.
Turritella arcte costata Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 55.
Turritella semiglabra Münst. I. e. Tab. 13, Fig. 40.
Turritella Koninckiana Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 30.
Turritella bipunctata Münst. |. e. Tab. 13, Fig. IR.
Turritella colon Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 20.
Turritella deecussata Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 14.
Turritella hybrida Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 32.
Turritella bipunctata Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 26.
Turritellaornata Münst.]. e. Tab. 13, Fig. 38.
Cerithium sublineatum Münst. sp.
Pleurotoma sublineata Münst. l. e. Tab. 13, Fig. 48.
Cerithium margaritiferum Münst. sp.
Turritella margaritifera Münst. ]. e. Tab. 13, Fig. 25.
Cirithium punctatum Münst. sp.
Turritella punetata Münst. 1. e. Tab. 13, Fig. 16.
Cerithium subnodosum Münst. sp.
Fusus subnodosus Münst. Tab. 13, Fig. 51.
Turbo crenatus Münst.l. e. Tab. 12, Fig. 26.
Cerithium Albertii Wissm. bei Münst. l. c. Tab. 13, Fig. 45.
Turritella punetata Münst. \. e. Tab. 13, Fig. 28.
Cerithium bisertum Münst 1. e. Tab. 13, Fig. 45.
Fusus nodoso-carinatus Münst. |. e. Tab. 13, Fig. 50.
Stomatia carinata Münst. sp.
Sigaretus carinatus Münst.. e. Tab. 9, ‚Bi 16.
Stomatianeritoides Münst. sp.
Lapulus neritoites Münst. non Phill. ® e. Tab. 9, Fig. 13.
Stomatia pustulosa Münst. sp.
€ :pulus pustulosus Münst. 1. e. Tab. 9, Fig. 12.
Emarginula Münsteri Pictet.
41
412
Dr. 6. C. Laube. Münster'sche Arten von St. Cassian u. 8. w.
Emarginula Goldfussi Münst. non Römer]. ce. Tab. 9, Fig. 15.
Patellagranulata Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 16.
Patella costulata Münst. ]. e. Tab. 9, Fig. 9.
Dentalium undulatum Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 6.
Dentalium simile Münst.l. e, Tab. 9, Fig. 8.
Dentalium decoratum Münst. |. e. Tab. 9, Fig. 7.
GCephalopoden.
Orthoceras elegans Münst. |. ec. Tab. 14, Fig. 2.
Orthoceras undatum Münst. ]. e. Tab. 14, Fig. 3.
Cyrtocera linearis Münst. ]l. e. Tab. 14, Fig. 5.
Ammonitesnautilinus Münst. sp.
Bellerophon nautilinus Münst. 1. e. Tab. 14, Fig. 1.
Goniatites pisum Münst. |. e. Tab. 14, Fig. 6.
Ammonites bicarinatus Münst. l. ce. Tab. 15, Fig. 30.
Ammonites Aon Münst.]. e. Tab. 15, Fig. 27.
Ammonites Brotheus M. Tab. 15, Fig. 28.
Ammonites furcatus Münst. Tab. 15, Fig. 29.
Ceratites Münster! Wissm. |. e. Tab. 15, Fig. 21.
? Ammonites dichotomus Tab. 14, Fig. 18.
Ammonites Busiris Münst. sp.
Ceratites Busiris Münst. 1. e. Tab. 14, Fig. 15.
Ceratites Basileus Münst. |. e. Tab. 14, Fig. 16.
Goniatites furcatus Münst. |. e. Tab. 14, Fig. 11.
Ammonites Boeotus Münst. sp.
Ceratites Boeotus Münst. |. e. Tab. 14, Fig. 14.
Ammonites Acis Münst. |. e. Tab. 15, Fig. 32.
Ammonites Eryx Münst. sp.
Goniatites Ery& Münst. l. e. Tab. 14, Fig. 9.
Ammonites Jarbas Münst. sp.
Ceratites Jarbas Münst. 1. e. Tab. 15, Fig. 25.
Ceratites Agenor Münst. 1. e. Tab. 15, Fig. 24.
Ammonites Achelous Münst. sp.
Ceratites Achelous Münst. |. e. Tab. 15, Fig. 23.
Goniatites Wissmanni Münst. ). e. Tab. 14, Fig. 12.
Ammonites suleifer Münst. sp.
Ceratites suleifer Münst. |. e. Tab. 15, Fig. 23.
? Ammonites rimosus Münst. |. e. Tab. 15, Fig. 31.
Ammonites hoplophorus Giebel.
Goniatites armatus Münst. non Sow ]. e. Tab. 14, Fig. 8.
Ammonitesirregularis Münst. sp.
Ceratites irregularis Münst. l. e. Tab. 15, Fig. 26.
Ammonites bipunctatus Münst. sp.
Ceratites bipunctatus Münst. l. e. Tab. 14, Fig. 17.
? Ceratites Okeani Münst. Tab. 15, Fig. 19.
Ammonites glaucus Münst. sp.
Goniatites glaucus Münst. 1. e. Tab. 14, Fig. 10.
Ammonites Friesei Münst. sp.
Goniatites Friesei Münst. l. e. Tab. 14, Fig. 13.
Ammonitesspurius Münst. sp.
Goniatites spurius Münst. l. e. Tab. 14, Fig. 7.
nn nn nn
[11]
[1] ER 413
IX. Barometrische Höhenmessungen in den kleinen Karpathen
im Pressburger, Neutraer und Trenesiner Comitat.
Ausgeführt im Sommer 1863.
Von den Herren k. k. Bergrath F. Foetterle, k. k. Sectionsgeologen H. Wolf
und k. k. BETECKEB Ca jankon A, Rücker:
Zusammengestellt und berechnet von Anton Rücker,
k. k. Bergexspectanten.
Vorgelegt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 1. März 1864
Im Nachfolgenden gebe ich die Resultate der im Sommer des Jahres 18 63
von Mitgliedern der II. Section unter Leitung des k. k. Bergrathes Herrn F.
Foetterle in den kleinen Karpathen ausgeführten barometrischen Höhenmes-
sungen als Beitrag zur Vervollständigung der Tabelle, welche Herr D. Stur
in seiner Abhandlung über die geologische Uebersichtsaufnahme des Wasser-
gebietes der Waag und Neutra (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt
XI, p. 21) nach den Messungen der HerrenKornhuber, Koristka, v. Pettko,
Pauling, Sadebeck, Schmidt, Senoner, Tobias und Wolf zusammen-
gestellt hat. Als Vergleichungs-Station musste für alle Punkte das k. k. Tele-
graphenamt Pressburg genommen werden, da von den Stationen Tyrnau und
Sassin, welche für die Berechnung der nördlichen Punkte ungleich günstiger
gewesen wären, keine Beobachtungen zu haben waren.
Die Seehöhe von.Pressburg ist mit 747 Toisen = 767 Wiener Klafter in
Rechnung gebracht, wie sie Herr H. Wolf schon im Jahre 1858 in seiner
Publication der Höhenmessungen in Ungarn und Kärnten (Jahrbuch der k. k.
geologischen Reichsanstalt IX, p. 160) auf Grund der, von Herrn Director
Kreil gemachten vierjährigen Beobachtungen ansetzte. Die früheren Messungen
namentlich die vor dem Jahre 1856 ausgeführten, sind noch auf die Seehöhe
Pressburgs von 65°1 Klafter bezogen, und erklären sich daraus mehrere nam-
haftere Differenzen, die sich bei der Vergleichung der jetzigen Resultate mit den
früheren ergeben. So ist in der oben bezeichneten Tabelle von D. Stur pag. 22,
12. Post von unten, die Seehöhe des Smolenitzer Gasthauses mit 109-8 Klafter
angesetzt, während dieselbe nach meiner Messung 1232 Klafter beträgt.
Schlägt man zu ersterer die Differenz der früher und jetzt in Rechnung ge-
brachten Seehöhe Pressburgs von 11-6 Klafter hinzu, so resultirt 121-4 Klafter,
also ein für barometrische Messungen sehr befriedigendes Resultat.
Die Messungen sind, wie in allen von Herrn H. Wolf gemachten Publica-
tionen chronologisch geordnet, und auch die reducirten Beobachtungsresultate
mit angeführt.
414 Anton Rücker. [2]
a — — ee ss
Di Temp. der Luftdruck bei Hieraus gefunden in
ar Luft inR. 0 [00 Temp. in Par. L.| Wiener Klaftern
. 5 1
Loealität: N der
ol 22128 am an der | Höhen- die
Ye =|13|2 5 5 Ana Station | unter- | Seehöhe
2 z2lsl: = punkte schied
Juni |
1| Höchster Punkt des Steiges von
Lozorno nach Limbach
2] Ballensteiner Kupferhammer
Wohnhaus im Thal 1. Stock
62330 55]210 3 |287*
.| 6130111 ° 325:821331-32| 7452151: 2*
3] Jägerhaus Vyvrat ..... 6115112. 2325 :03/320-90| 71 |147:7*
Am Fusse des Prjstodolek öst-
lieh von Kuchel . ... . 9. 771332. 01| 71°7811485*
Mittel aus 2 Messungen . i N 71:39]148-1*
A| Panske uhlisko, Sattel zwischen
Rohrbachgraben u. Klausen 10130]14 E -69|330 601223
51
5l Schloss Blassenstein 1. Stock 9. -801330:80| 36°4 11131 |
detto detto 1030115 °5 -7 1330-201 47:8 |124°5
detto detto g|, 49-4 11261
:5
-10|329 -62
Mittel aus 3 Messungen . N ß
6| Sassin, Gasthaus zu 3 Haasen
SE 2 329-4 | 19-4 | 96-1
detto detto 7: 50133154] 27°8 |104°5
detto detto 6 33% -05| 27:8 1104-5
Mittel aus 3 Messungen . i 25 104
7| Sattel zw. Schlossberg u. Paw-
lowberg nordöstlieh von Unin .12[3 661333641142 12187 **
8/ Bad Smrdak.. . . 3. -591333-39| 53:3 [130 **
9] Szenitz Gasthaus amPlatz1. St. 9 54133279] 453 |122 **
10| Bixard Wirthshaus . . Ir 4 5213325811005 |177°2**
Juli
11| Kopanica, südlich von Rozbehy Al; 3352211144 1191 °1**
121 Smolenitz Gasthaus { 530113 ° . -951335 98] 54 130-7
detto detto 6 -811333-69] 39-1 |115°8
Mittel aus 2 Messungen . ae i j 465 1123 °2**
13] Kalvarienberg bei Smolenitz . 6. -951332-15| 58°8 |135°5**
14] Obernussdorf ee tee 7 -111333-02| 24-3 |101**
15] Prjtrzka-Capelle östlich von
Holie. er 10 23/332 -40| 16-6 | 93°3
16 Propsstherg westlich bei Mokry
| haj - .12 04133249] 92-3 |169
‚175 Quelle bei der Propasiny
Mühle, am Fusssteig zwi- |
schen Skalie und Holic 8
darüber ds RN . 68133253] 25 °4 [103 1
18| Mokryhaj . . ; 31% "841332 53] 67 1437
19| Windmühle bei Skalie . 5 87133252] 37 113°7
20] Steinernes Kreuz an der
Strasse bei Trnowetz . .| 9 -67|334-60| 13:2 | 899
21] Rasochaez-Mühle westlieh von
Skalie 2/4 : :961334 371 622 |138°9
22] Quelle na Salasi östlich von
MoßrvBa] u 700 Cam 7: -981334.25| 88:1 [1648
23] Hegerhaus am Tureeky Stuhl . ah. 373319611541 |230°8
4| Czupjberg nordöstlich von Ra-
ÄasspWweiz. .,. se. De 3145125 ; :23 331701226 7013034
Anmerkung: Die von Herrn k. k. Bergrath F. Foetterle ausgeführten Messungen
sind mit *, die von A. Rücker mit ** bezeichnet, die von H. Wolf sind ohne Zeichen.
[3] DBaromet. liöhenm. in den kl. Karpathen im Pressburger, Neutraer u. Trenesiner Comitat. 415
Temp. der Luftdruck bei Hieraus gefunden in
Datum Luftin R.0 [00 Temp. in Par. L.| Wiener Klaftern
P ı
ıtä =) 3 der
Loealität: So|S x
\ 5: |?= am an der | Höhen- die
un - Fi ..
a2|:;3 Stand- | Station | unter- Seehöhe
a) 3 punkte schied
3 Ss
Badossowetzi . . .!,.. .1 rel al 82/331-50] 37-3 114
Oberstes Ende der marinen
Bucht bei Chropow . . . 12115122 -5]22 401331 254 1202-1
Oresko, östliehes Ende . . . 6| . 123-322: 41326-831331 61:6 [138°3
Sobotistje aumBlatzuahe, 2 suh« 1 19 125:61317-68331 54:6 11351°3
RameBranes . ... .. 4.17 124 -84531 169-2 12459
Miavabach, östlich v. Sobatitje ae, 11982 861333 50:7 1274
Boabraner di. a sie 12) . 121-7120- 451333 281125 2017
Zalenka-Mühle bei Podbrand . 845120 119 42/330 62-1 1138-8
Vrboez, untere Kirche ,.. 330124 |25 18329 95-5 1162-6
Hiava-Wirthshaus . .... 8 30116:213 92328 87:2 1163-9
Turaluka, südliches Ende . . 12 11115113 [13 02112 82-2 1158-9
| Benkowiei-vreh, südlieh von
Muraluka 2 ©... I2 114 751332-101141-°6 |215°3
Smetänka-Berg, westsüdwest-
lieh von Heratuka ee 17 116 99332-101125 :2 12019
Tesaneberg, nördlich von Bas-
EP ee 16-718 501332 -721169:9 |246 4
Sattel beim steinernen Thor
westlich vom Tesaneberg . 24. 44117 118° 061332 1339 1210-6
Sludeekova im Thal, östlich
Kar ayalıs uses ). 4145119-319- 81332-641105 4 1182-1
Rapantj, nordöstlich von Mijava - 20. 118- 501331281130 206°7
Starä Tura-Kirche .,.. .. . 15/22 56\330°77] 75-5 11522
Austernbank am Cabratee,
südlieh von Lubina . .. . 1'421 951330 3:9 1275-6
September
Waag-Neustadtl am Platz . . 15 112-81331°451333 23-1 | 99:8
detto ° detto 14 111 :71330-90/333 30-1 1106-8
detto detto sub 14 11j331 66,333 22-6 | 9-3
Mittel aus 3 Messungen . £ E 232 101 "9
Lubina, nördliches Ende. . . 13-8111 13/332 59-1 11358
Miskech, nordwestlich von
Eubmaze sn uk,
Fuss des Kosinerberges nord-
westlich Lubina südlich von
Enbracka/’n c.. Bu. nn,
Hlusaei unter demLipowi Berg,
nördlieh von Luhina, südöst-
lich von Zabracka . ,. . 2 15111-5|14-31317-55|3°2
Teresover Maierhof beiHrehusi,
nördlieh von Lublna . . . \ 15111-3114
Morawski Ljeskowe. . . . .
Resauei nördlieh von Bzinee - |29. 45113 -1113-
Ostry vreh,nördlich von Lubina,
südwestlich bei Hrehusi . .
Bzinee-Kirche . . ... .
Czachtice an der Brücke .
October
Hrachovistje, Jabloni dolina
unter der Kirehe. . . . . | 5. V.|11120[17 [16° 1]:
1049
je »}
[4
751333
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 186%. III. Heft. 45
R
Dez
[=7)
Anton Rücker. [4]
Temp. der Luftdruck bei Hieraus gefunden in
Datum „| buft in R. 9 [0° Temp. in Par. L.| Wiener Klaftern
Localität: Par ı der
3 = u 8 SER: an der Höhen- die
a5 |23 Station | unter- Seehöhe
FE Sms schied
| Hrastni Vreh, nordwestlich von
Kostolna südlieh von Na
Hodolurglias Sprepaeent DAN. . -31326 40133317] 93-9 1170-6
57] Krajina, Notarswohnung . . 6. 1 8132951133240] 38-9 11156
58|1 Kamenee , Mertnnrimsstlich
vonRrajiaarz nn horn) 6. N.1% E 1913321611661 |243°8
59] Boraei, nordwestlich bei Pras-
nikamiBhalerstsne Ar dErte 6. > 21 -721332°07| 32°041109-1
60] Dolomitkuppe, südlich von
Brackousters ars »r „urhh 7. vV.110/20j14- -451331°461143-8 1220
61| Velky Plesivee. . 2.1.1. . | 1) -51319-281331 4411675 [244 |
62] Tlustahora, südlieh beiPrasnik | 7.
63] Prasnik an der Mühle. . . Us
64] Drjenowitzer Berg, südlich bei
Krajiaas I ef T.
65] Dobravoda bei der Schmiede
in gleicher Höhe mit der
8
5
4| . 1145115 °1/320 89/331 281143 -8
4145115 . -861331°30] 19-8
5145112314 -5/321-31|331 341438
Paelle:.Byr0>. sure 10. V.| 815[12 . -491331°13] 49-6 |126°3
detto detto 14. 811519 56133396] 45 11217
„ Mittel aus 2 Messungen. . 3 ale . 47-3 1124
66] Cerviekaberg am Wege zwi-
sehen Brezowa und Dobra
volas EI es 10.
671 Brezowa-Kirche . . .... 10. N
68| Wjtekquelle, nordöstlich von
Dobravod>,östlieh von Skalki
Vechaersesaıcle . ch 12.
69] Sattel zwischen Visokä hora
und Kycernikberg bei Horni
Kosatıska Au} Sue. Keie 12.
70 Orlova skala, nördlich von
Koein, südwestlich von Pras-
IT Re A a le 5 13. V
71 ERBEN nördlich bei
Lancar . » . 13.
72] Kreuz südlichvon Öerveny vreb,
nordwestlich von Chtelnice }13.
73] Ruine St. Katharina bei Naha& |14.
74] Kopeeberg, südwestlich von
Dobravoda, westlich bei Pjesd,-
Se ee N > 14.
75} Beim Kreuz zwischen Kieor
und Lesiberg, westlich von
Dobravalan. Ferm. 1b. V. -8112-41324-90/333 261113
76| Nadas, nördliches Ende . . „. [15.N. ; 611741330 6533292] 31°
77| Höchster Puukt der Strasse
14-3]318°251331°131178°8
1671326 34,331 24] 67°8 |:
13-7]326 78/330 92] 78-1
1581320 951330 °59]134
14-1319: 91330561146 1
13 2]325 90/230 921145 3
12-41324-30/331°19] 92-6
1521526 °17/332-90| 919
14-3|321-161332-98]161-6
1
2
16 71324451332 °861116 4
3
”
=
[e .]
0]
von Jablonie gegen Nadas . 15. 193-1
28] Jablonie 2! ... - Be, . 116° 21162330 1433282] 37°3 [114
79| Lesiberg bei Dobravoda . . . 116. V.| 9] . [10-3)11-71321-52)332-411148 [2247
80] Hradistje am Bach . . . . . 16 N.| 1] . 115°4116-9[329 4333209] 36-1 |112°8
S1| Brezova am Bache . . .. » 16. 1691328111332 05] 54:2 |130°9
[1] 417
X. Referat der Wasserversorgungs - Commission in der
Sitzung des Gemeinderathes der Stadt Wien vom 10. Juni
1864.
Vorgetragen vom Herrn Gemeinderathe k. k. Prof. Eduard Suess.
(Auch heute darf ich unserem hochverehrten Freunde Herrn Professor
Suess meinen anerkennendsten Dank darbringen für die freundliche Ge-
stattung, den gegenwärtigen Bericht in unserem Jahrbuche durch Wiederabdruck
für die Theilnehmer an unseren Arbeiten zu bewahren, eben so wie dies mit dem
in der Gemeinderaths-Sitzung am 31. Juli 1863 [Jahrbuch 1863, Seite 524]
abgehaltenen Berichte über die ersten Erhebungen der Fall war. Schon in unse-
rer Sitzung am 21. Juni 1864 hatte ich bei der ersten Anzeige der Herausgabe
des Werkes „Bericht über die Erhebungen der Wasserversorgungs - Commission
des Gemeinderathes der Stadt Wien“ eine ausführlichere Darstellung in unse-
rem Jahrbuche in Aussicht stellen können [Jahrbuch 1864, Verhandlungen
Seite 95]. Ich hatte damals schon den Abdruck des Berichtes selbst im Wun-
sche, aber durfte noch nicht dıe Zusage geben, da ich die zustimmende Antwort
des Herrn Professors Suess noch nicht erhalten hatte.
Der Bericht ist hier ohne Abkürzung vollständig gegeben, nebst dem
Schlusse der Sitzung, um die Lebhaftigkeit des Eindruckes in dieser grossen
und für immer einflussreichen Verhandlung zu bewahren.)
Gemeinderath Suess referirt: Meine Herren! Ihre Wasserversorgungs-
Commission hat für gut befunden, zur leichteren Bewältigung ihrer grossen Auf-
gabe dieselbe in zwei Theile zu theilen, zuerst nämlich in ein möglichst genaues,
objeetives Studium des in der Natur thatsächlich vorhandenen Bestandes der
Dinge und dann in die Berathung der Schlussanträge, welche sich auf den vor-
gefundenen Thatbestand gründen sollen.
Ich habe die Ehre mitzutheilen, dass die Commission mit ihren objectiven
Erhebungen zu Ende ist und dass auch bereits der Bericht über diese Aufnahmen
in der Natur heute gedruckt vorliegt, begleitet von den nöthigen Karten und
Profilen.
Dieser Bericht kommt heute und in den nächsten Tagen unter Ihnen,
meine Herren, zur Vertheilung, und ich erlaube mir Ihnen heute in gedrängter
Kürze den wesentlichen Inhalt desselben mitzutheilen.
Die Vorrede zeigt, wie schon vor Jahrtausenden die Römer bei der An-
lage ihrer Colonie in Wien Wasserleitungen hier gebaut haben; sie erwähnt
der Wasserleitungen, welche damals einerseits von Gumpoldskirchen und Percht-
54 *
41s Eduard Suess. [2]
tholdsdorf, anderseits aus der Gegend von Hernals her nach Wien geführt
worden sind, und deren Spuren man hie und da noch findet; wie man später, im
Mittelalter, nach Verfall der römischen Bauten, begonnen hat, in grösserer
Nähe Quellen aufzusuchen und herbeizuführen, von welchen älteren Quellen-
leitungen Ihnen die auf der Siebenbrünnerwiese bekannt ist; wie man später
weiter gegrillen hat, ist Ihnen bekannt, wie vor nicht langer Zeit die Albertinische
Quellwasserleitung eröffnet wurde, wie man dann die Kaiser Ferdinands-Wasser-
leitung gebaut hat, wie dann in den fünfziger Jahren, trotzdem der Wassermangel
schon so fühlbar war, dass mehrfach die Idee angeregt wurde, eine Actien-
Gesellschaft zur Bewässerung der Stadt Wien zu bilden, und wie endlich diese
Wasserversorgungs-Commission der Stadt entstanden ist, dieselbe, in deren
Namen ich die Ehre habe, heute zu referiren.
Es geht dann die Vorrede über zu den Danksagungen gegenüber allen
Fachmännern, die an der Ausarbeitung des Berichtes sich betheiligt haben,
unter welchen ich dieHerren Schneider und Wedl und dieHerren Ingenieure
Junker und Gabriel speciell bier zu nennen habe.
Was den Bericht selbst betrifft, so zerfällt er in mehrere Theile.
Derl. Abschnitt beschäftigt sich lediglich mit der genauen Präeisirung
der Aufgabe der Commission. Er ist überschrieben: „Bedarf der Stadt Wien
an Wasser“. — Der Bedarf muss nach drei Richtungen fixirt werden, nach
seiner Menge, seiner Beschaffenheit und der Höhenlage.
In Bezug auf die Beschaffenheit des Wassers für eine Grossstadt 2 es
allgemein giltige Regeln, die überall Anwendung finden.
In Bezug auf die Höhenlage gelten die Niveauverhältnisse des Ortes, welche
sich durch ein Nivellement ermitteln lassen. Viel schwieriger jedoch und von
localen Umständen viel abhängiger ist die Ermittlung der nötbigen Menge.
Es ist ganz unstatthaft, dass man die vorhandene Wassermenge etwa
dividire durch die Kopfzahl und, um den Bedarf einer Stadt festzustellen, sagt,
per Kopf seien so viele Eimer nöthig.
Um Ihnen zu zeigen, wie falsch das sei, brauche ich nur aufmerksam zu
machen, dass z. B. Paris in diesem Augenblicke im Verhältnisse 131/,;mal so viel
Wasser zur Besprilzung der Strassen verwendet als London. Es musste also
hier in das Einzelne gegangen werden, es musste ausgeschieden werden aus den
Leistungen der bestehenden Wasserleitungen, was geliefert und was in einer
Stadt wirklich verbraucht wird.
Es musste namentlich untersucht werden, wie viel von der nach dem in-
termittirenden Systeme in einer einzelnen Stadt gelieferten Menge zum thät-
sächlichen Verbrauche kommt, was oft nicht mehr als der fünfte Theil der
gelieferten Mengeist, und sokam man endlich zu dem Resultate, dass durchschnitt-
lieb für den Menschen in die Haushaltung nicht mehr nöthig ist, als eine Menge
von 5/,0 oder !/, Eimer per Tag, und es wurde die Menge von /,o Eimer oder
24 Maass per Tag und Kopf in der Haushaltung als hinreichend anerkannt.
Hiebei sind alle ölfentlichen Ansprüche ausgeschlossen. Es wurde ange-
nommen, dass die Wasserleitung zu sorgen babe für eine Bevölkerung von
1 Million Menschen, so dass mit 600.000 Eimern die Bedürfnisse der Haus-
wirthschaft gedeckt sind.
In Bezug auf die anderen Posten wurde ermittelt, dass für die Industrie
und für grössere Abnehmer nothwendig seien: 250.000 Eimer ; hierunter sind
auch die Privatgärten begriffen. Um zu beweisen, dass diese Ziffer hoch genug
sei, füge ich hinzu, dass London im Jahre 1850 für Industrie und Privatgärten
auch nur 274.000 Eimer gebraucht hat; — für die viermalige Bespritzung aller
[3] Referat der Wasservers.-Comm, in der Sitzung des Gemeinder. d. Stadt Wienu.s,w. 419
Strassen innerhalb der Linien 220.000 Eimer, für die Bespritzung der Strassen
ausserhalb der Linien 80.000 Eimer, für Gärten und Wiesen 30.000 Eimer,
für Springbrunnen und Bäder 200.000 Eimer, für Schwellreservoirs an den
Kloaken 20.000 Eimer, so dass in Summa der Bedarf von Wien sich belaufen
würde auf: 1,400.000 Eier im Tage.
Hierzu sind gerechnet 200.000 Eimer als Reserve, und stellt sich somit
der Bedarf von Wien im Sommer auf 1,600.000 Eimer. Die Commissions
hat daher geglaubt, annehmen zu dürfen, dass ein Quantum von 1,600.000 bis
höchstens 2 Millionen Eimer täglich allen Bedürfnissen der Stadt Wien auf eine
lange Reihe von Jahren hinaus genügen werde.
Was die Beschaffenheit des Wassers betrifft, so musste Rücksicht darauf
genommen werden, ob es als Nutzwasser oder als Trinkwasser dienen soll.
Es wurde hervorgehoben, dass die Verbindungen, welche man im Wasser
findet, zum Theile solche sind, welche im Körper aufgelöst werden und durch das
Blut eireuliren, bevor sie wieder zum Abgange kommen; das sind die salzsauren,
salpetersauren und schwefelsauren Verbindungen.
Nun stellte sich die Commission die Aufgabe, Wasser zu finden, welches von
allen diesen Verbindungen möglichst frei sei, während ihr dagegen erschien,
dass die kohlensauren Verbindungen weniger zu fürchten seien; namentlich glaubt
sie aber darauf halten zu müssen, dass das zu liefernde Wasser keinen Zusatz von
Ammoniak enthalte und nicht die geringste Spur von faulenden oder der Fäulniss
fähigen organischen Substanzen, denn in diesen Substanzen sieht sie, und wohl mit
Recht, den Keim einer grossen Anzahl von Krankheiten.
In Bezug auf das Nutzwasser stellen sich dieselben Bedürfnisse heraus, es
wird gezeigt, dass gewisse Industriezweige, wie Färbereien u. s. w., eben so sehr
reines Wasser voraussetzen, um gedeihen zu können.
Was den dritten Punkt des Petitums der Stadt Wien betrifft, nämlich die
Höhenlage, so glaubt die Commission auf diesen einen besonderen Werth legen
zu müssen, ja sie war überzeugt, dass die neue Wasserleitung überhaupt nur
dann wirklich bis in die Sıtte, bis in das Innerste des Hauswesens der Wiener
ihren wohlthätigen Einfluss üben werde, wen:a das Wasser den hinreichenden
Druck besitzt, um in allen Vorstädten bis in die höchsten Stockwerke hinaufgeleitet
werden zu könuen; denn nur dort, wo das Wasser in die Stockwerke selbst
getrieben wird, erzeugt es Reinlichkeit, und Reinlichkeit ist einer der grössten
Segen, die eine neue Wasserleitung der Stadt bringen kann. Dazu kommt, dass,
wie bekannt, die hochstöckigen Häuser in Wien Regel sind, dass gerade in den
höheren Stockwerken die weniger bemittelten Personen wohnen, welchen die
Bezahlung der Menschenkraft zum Hinaufschleppen des Wassers verhältnissmässig
am schwersten fällt.
Es musste der Commission wünschenswerth sein, dass ihre Leitung, wo nur
möglich frei sei von jedem künstlichen Pummpwerk, denn die Einschaltung einer
Maschinenkraft, sei es auch nur für einen kleinen Theil des Werkes, nimmt ihm
jenen Charakter der Vollständigkeit, welchen es sonst besitzt, und es ist nicht
zu läugnen, dass das Wasser, welches durch ein Pumpwerk geht, Manches
an seinen erfrischenden Eigenschaften verliert, so dass gerade in diesem Falle
die industriellen Bezirke, in welchen die Bevölkerung am dichtesten ist, und für
deren Versorgung vor Allem zu sorgen ist, nicht das ungeschädigte Quellwasser
erhalten würden.
Die Commission hat gefunden, dass, um die vorhandenen Bedingungen zu
erfüllen, Quellen aufgefunden werden müssten, die im Stande wären, ein Bassin
420 kduard Suess. [4]
von 250 Fuss über dem Nullpunkte, mit natürlichem Drucke über den höheren
Vorstädten von Wien zu erreichen.
Die Commission hat also im ersten Abschnitt ihre Aufgabe dahin präeisirt,
dass sie nach einem Quellengebiete zu suchen habe, welches im Stande sei, täg-
lich, auch zur heissesten Jahreszeit, 1,600.000 bis 2,000.000 Eimer von einem
Wasser zu liefern, das keiner Trübung unterworfen, das wo möglich ganz frei
sein soll von faulenden oder der Fäulniss fähigen organischen Substanzen, mög-
lichst frei von löslichen schwefelsauren und anderen Verbindungen, und das auch
nur eine geringe Menge von kohlensauren Verbindungen enthalten darf, dessen
Temperatur constant ist und jener der mittleren Jahrestemperatur von Wien
nahe steht, dessen natürliches Gefälle endlich hinreicht, um ein Sammelbecken
zu füllen, dessen Sohle 250 Fuss über dem Nullpunkt an der Ferdinandsbrücke
liegt. Nachdem so die Aufgabe der Commission scharf abgegrenzt war, ging sie
an die Untersuchungen. Der nächste II. Abschnitt des Berichtes führt die
Ueberschrift: „Allgemeine Bedingungen der Quellenbildung in dem unter-
suchten Gebiete“.
Sie müssen mir verzeihen, meine Herren, wenn ich hier mit einigen gene-
rellen Beobachtungen beginne.
Jede aus dem Boden hervorkommende Quelle verdankt ihre Entstehung den
feuchten Niederschlägen, welche aus der Atmosphäre herabkommen; sie ist daher
von drei Momenten abhängig: von der Menge des Niederschlages, von der
Struetur des Bodens und von seiner Beschaffenheit; denn davon, ob der Boden
im Stande ist, Wasser aufzunehmen, hängt natürlich seine Fähigkeit ab, Wasser
in Gestalt von Quellen abzugeben. So zerfällt der zweite Abschnitt in drei Theile,
nämlich: zuerst in die Betrachtung des Niederschlages in der Umgebung von
Wien, dann in die Betrachtung der Structur und der Beschaffenheit des Bodens,
woraus sich eine Classification sämmtlicher in diesem Gebiete vorhandener
Gewässer ergibt.
Ich muss aber zuvor bemerken, dass das von der Commission zu unter-
suchende Gebiet von vorneherein sich auf eine ziemlich enge Fläche begrenzen
liess. Hier (auf den Plan weisend) liegt Wien, hier die Donau; hier rückt das
Kahlengebirge gegen die Donau vor. Es ist klar, dass, wenn auch etwa in den
kleinen Karpathen, in den isolirten Bergen in der Mitte Mährens oder im mäh-
rischen Centralgebirge grössere Quellen vorhanden wären, doch die zwischen lie-
genden Ebenen immer ihrer Herbeileitung im richtigen Niveau ein geradezu
unübersteigliches Hinderniss bieten würde.
Es kann also von vorneherein für die Bewässerung Wiens nur die Gegend
im Westen, Südwesten und Süden der Stadt in Betracht kommen, nämlich jener
Theil der Ostalpen, der sich hier so sehr der Stadt nähert, und das steinige Gebiet
von Wiener-Neustadt.
So beschränkt sich von vorneherein das Gebiet der Uutersuchung auf die
Gegend zwischen dem Traisen- und Leithaflusse und fällt in dieses Terrain der
Traisenfluss mit seinem ganzen Quellengebiete einerseits, und noch das ganze
Quellengebiet der Schwarza andererseits hinein.
Was nun zunächst den atmosphärischen Niederschlag, welcher dieses weite
Quellgebiet speist, betrifft, so wurde die Commission von Seite der kaiserlichen
meteorologischen Centralaustalt in den Besitz einer langjährigen Reihe von
Beobachtungen gesetzt. Es zeigte sich aus derselben die sehr auffällige That-
sache, dass zwar allenthalben der Niederschlag mit der Höhe bis zu einer
gewissen Grenze zunimmt, dass aber auf dem Gebiete von Wiener-Neustadt der
Niederschlag um ein Bedeutendes geringer ist, als in irgend einem anderen
[5] Referat der Wasservers,-Comm. in der Sitzung des Gemeinder. der Stadt Wien u. s.w. 421
Theile dieser Gegend, sogar als in Wien, obwohl die Seehöhe eine bedeu-
tendere ist.
Was zweitens die Structur des Bodens betrifft, so reicht ein Blick auf
diese Karte hin, um zu zeigen, dass es drei Elemente sind, welche in die Bil-
dung dieses Stückes der Erde eingreifen, nämlich ein Stück des Alpengebirges;
die langgestı eckte Ebene, die bis Wiener-Neustadt hereinragt, und jenes Stück
Ebene, welches zwischen der Donau und dem nördlichen Abhange der Alpen liegt.
Die Alpen bestehen aus einer Reihe neben einander parallel hinziehender
Zonen von Gesteinen; der ganze sogenannfe Wiener- Wald sammt dem Kahlen-
gebirge besteht aus Sandstein, das übrige Gebirge von Rodaun bis Reichenau
aus Kalkstein, während das noch südlichere Gebirge, der Wechsel, aus krystalli-
nischen Schiefern zusammengesetzt ist.
Der lichte F.eck, als welchen Sie die. Ebene von Wiener-Neustadt vor sich
sehen, ist, wie Ihnen Allen bekannt ist, mit Gerölle bedeckt.
Die verschiedenen Gesteine besitzen in verschiedenen Graden die Fähigkeit,
den atmosphärischen Niederschlag aufzunehmen, daher sind auch die Quellen in
ihnen auf sehr verschiedene Weise vertheilt.
Das ganze Sandsteingebirge besteht aus einem Gesteine, welches sich mit
einem schlammigen Zersetzungsproducte bedeckt, das so gut wie wasserdicht ist.
Der Sandstein lässt daher kein Wasser in den Boden eindringen oder viel-
mehr das sch'ammige Zersetzungsproduct bildet eine wasserdichte Rinde über
demselben; daher kommt es, dass der Regen oder Schnee, welcher hier nieder-
fällt, auf der Oberfläche abrinnt, ohne in die Erde einzudringen. Das ist auch die
Ursache, warum der Wienfluss, dessen ganzes Gebiet der Sandsteinzone ange-
hört, ein so reissendes Wasser ist.
Jeder Regen, welcher auf den Sandstein niederfällt, schiesst sofort durch
den Wienfluss ab und dringt nicht in den Boden ein; aus dieser Ursache sind
in diesem ganzen Gebiete keine Quellen zu finden. Die Commission konnte von
vorneherein aus dem einzigen Grunde, weil eine Eisenverbindung in dem Sand-
steine vorhanden ist, welche diese Zersetzung herbeiführt, mit Gewissheit sagen,
dass im ganzen Gebiete des Sandsteingebirges und des Wiener-Waldes nach
brauchbaren Quellen nicht mit Erfolg zu suchen sei; sie konnte, um der Form
nach auch da ihrer Aufgabe zu genügen, ihre Untersuchungen auf denHochsommer
verlegen, im voraus überzeugt, dass im Hochsommer selbst bedeutendere Quellen
in diesem Gebiete versiegt sein werden.
Einem späteren Theile des Berichtes vorgreifend, kann ich sagen, dass man
im August v. J. die höchsten Theile des Wiener-Waldes besucht hat, und einen
so ausserordentlichen Wassermangel fand, dass die Leute ihr Vieh zu tränken
kaum im Stande waren.
Ganz anders verhält es sich mit dem Kalkstein. Das Kalksteingebirge ist
von Millionen kleiner und grösserer Risse durchzogen, und jeder von Ihnen,
meine Herren, der das Hochplateau des Schneeberges besucht hat, wird darüber
gestaunt haben, dass dieses gewaltige Plateau, das im Frühjahre Klafter hoch mit
Schnee bedeckt ist, gegen den Herbst frei ist, ohne dass an irgend einer Stelle
ein Bach herabtliesst; gar kein offener Abfluss ist sichtbar und der Schnee ist
verschwunden, eine Erscheinung, die sich auf allen Hochplateaux in unseren
Kalkgebirgen zeigt.
Diese Erscheinung hat ihren Grund darin, dass der allmälig aufthauende
Schnee von dem zerklüfteten Kalkstein seiner ganzen Masse nach aufgenommen
wird und am Fusse des Berges in der Gestalt von Quellen hervortritt.
Das ist die Gegend, in welcher in den Alpen nach Quellen zu suchen war.
422 Eduard Suess. [6]
Die südliche Zone, der Wechsel, besteht wieder aus wasserdichtem Gestein.
Auch diese konnte von der Untersuchung ausgeschlossen werden.
Was die Ebenen betrifft, so findet sich in ihnen wie im Gebirge ein gleich
grosser Contrast zwischen einer wasserdichten und einer wasserdurchlässigen Lage.
Der sogenannte Tegel, welcher in so grosser Ausdehnung in unseren Ebenen
angetroffen wird, ist wasserdicht; alles Wasser, das niederfällt, fliesst ab.
Dort dagegen, wo wie bei Neustadt gewaltige Geröllmassen den Tegel
bedecken, dringt aller Niederschlag in den Boden ein, sammelt sich erst am
Grunde auf der Oberfläche des Tegels und kommt tiefer am Fusse der Sehutt-
massen in der Gestalt grosser Quellen zum Vorschein.
Sie sehen, dass auf diese Weise von Vornherein alle in diesem Gebirge vor-
handenen kalten Quellen sich in zwei Gruppen theilen, nämlich in die Hoch-
quellen und in die Tiefquellen, wobei wir nnter Hochquellen die verstehen,
welche im Hochgebirge selbst von dem Schnee und dem Niederschlage der Hoch-
plateaux gespeist werden, unter Tiefquellen aber jene, welche theils durch den
Niederschlag auf dieEbenen, theils dureh den Verlust, welchen die Flüsse erleiden,
gespeist werden und am Fusse dieser Schuttlagen zum Vorschein kommen.
Als Beispiel einer Hochquelle nenne ich Ihnen den Kaiserbrunnen im
Höllenthal, als Beispiel einer Tiefquelle die Fischa-Dagnitz.
Es gibt hier noch eine dritte Gruppe von Quellen und das sind die warmen
Quellen oder Thermen.
Es ist bekannt, dass bei Baden und Vöslau heisse Wässer hervortreten,
eben so Spuren bei Mödling und bei Gumpoldskirchen. Etwas weiter im Süden ist
eine bedeutende Gruppe heisser Quellen bei Fischa vorhanden. Eine weitere
Gruppe heisser Quellen ist bei Brunn.
Nun ist es eine auffallende T'hatsache, auf welehe die Commission gestossen
ist, dass die grosse Masse der Alpen in einer Reihe von parallelen Gesteinzügen
bis nach Wien tritt und hier plötzlich abgeschnitten ist, und dass auf dieser
Abschnittslinie alle diese heissen Quellen zum Vorschein kominen.
Die Abschnittslinie repräsentirt eine grosse Kluft, die tief ‚genug in das
Erdinnere reicht, um die Quellen, ‘welche auf dieser Linie liegen, zu heissen
Quellen zu machen, und so hat es sich gezeigt, dass die Quellen, welche von
der Commission mit dem Thermometer beobachtet wurden und welche in die
Fortsetzung dieser Linie fallen, etwas wärmer sind als die übrigen. Diese Linie
wird in dem Berichte die Thermallinie oder die Linie der heissen Quellen
genannt, und sie bildet die Grenze zwischen den Tief- und Hochquellen.
Ich gehe nun zu dem II. Abschnitte des Berichtes über, welcher von der
Untersuchung der Hochquellen handelt. Ohne Sie hier behelligen zu wollen
mit den ausführlichen Auseinandersetzungen über die näheren Modalitäten, unter
welchen man Quellen am Fusse dieser Hochgebirge findet, will ich Ihnen nun die
bedeutenden Hochquelien nennen, auf welche die Commission gestossen ist. Von
diesen ist die bei weitem bedeutendste, ihrer Qualität, Höhenlage und der Quan-
tität nach der Kaiserbrunnen im Höllenthal. Sein Minimum ist niemals unter
650.000 Eimer im Tage herabgegangen.
Die Temperatur. dieser Quelle schwankt zwischen 4 und 5 Grad R,, die
Härte beträgt nur 73/, Grad. Sie ist absolut frei von Ammoniak und jeder Spur
von organischen Substanzen und gehört zu den reinsten Gebirgswässern, die auf
der Erde bekannt sind.
Eine zweite Quelle, nur um ein Geringes weniger reich als der Kaiser-
brunnen ist auf der anderen Seite des Schneeberges bei Stixenstein; auch ihr
Minimum sinkt nicht unter 500.000 Eimer. Ia diesem Augenblicke speit sie
[7] Referat der Wasservers.-Comm. in der Sitzung des Gemeinder. der Stadt Wienn.s.w. 493
über eine Million Eimer aus, weil diese Quellen im Frühjahre das Maximum
haben.
Diese Quelle hat einen Härtegrad von 12—13 Grad, sie enthält ein klein
wenig mehr mineralische Substanzen, ist aber frei von der Beimengung orga-
nischer Substanzen oder von Ammoniak.
Viele kleinere Quellen, etwa mit dem Betrage von je 100.000—150.000
Eimern im Tage, die also anderwärts als ziemlich beträchtlich gelten würden, sind
in dieser Gegend bekannt; jedoch sind diese Quellen, insbesondere jene bei
Kirchbüchl, der sogenannte Frauenbrunnen und der Leichtenbrunnen, alle zu
reich an schwefelsauren Verbindungen, um mit in Betracht zu kommen bei der
Bewässerung der Stadt Wien.
Viele ähnliche Quellen wurden im Norden beobachtet, so an der Schwechat
oberhalb Baden, bei Meierling, bei Alland; diejenige aber, welche nach den
eben erwähnten bedeutenden (Quellen am Kaiserbrunnen und bei Stixenstein am
meisten Beachtung verdient, ist die St. Antonioquelle bei Pottenstein, welche
160.000—200.000 Eimer abgibt, und die eine Härte von 17 Grad hat, also
bedeutend reicher ist an mineralischen Bestandtheilen als die beiden früheren.
Dieses sind die wichtigsten unter den Hochquellen. Die Quellen des Anninger
haben eine viel zu geringe Wassermenge gezeigt, als dass sie in Betracht kom-
men könnten.
Es sind ferner im Süden des Gebietes einige sehr grosse Thermen vorhan-
den, von diesen ist die aus fünf einzelnen Quellen bestehende bei Fischau die
bedeutendste; ihre Lieferung beträgt im Tage 600.000 Eimer. Aber das Wasser
hat eine constante Temperatur von 15—16 Grad und ist daher aus der weiteren
Betrachtung ausgeschlossen worden.
Ohne mich weiter in die Details einzulassen, berühre ich nun den IV. Ab-
sehnitt, nämlich die Tiefquellen, insbesondere die Tiefquellen des Gebie-
tes von Wiener-Neustadt. Das Capitel, welches ich jetzt zu besprechen gedenke,
ist ein ziemlich eomplieirtes; es handelt sich darum, jene Queilen zu schildern,
welche nicht, wie die genannten, alles Wasser von der Höhe der Gebirge, son-
dern welche einen Theil aus zweiter Hand erhalten, indem viele von den Flüssen,
die aus dem Hochgebirge kommen, in der Ebene versiegen und zur Speisung der
Tiefquellen beitragen. Ich werde mich beschränken auf die vielbesprochene
Ebene von Wiener-Neustadt; ich glaube, dass es einiges Interesse gewähren
wird, zu hören, in welcher Weise die unterirdische Speisung der vielgenannten
Quelle der Fischa-Dagnitz erfolgt.
Ich muss zuerst bemerken, dass das Steinfeld bei Neustadt. nicht, wie man
gewöhnlich zu sagen pflegt und wie ich selbst heute bereits mehrmals gesagt
habe, eine Ebene ist. Das Steinfeld erscheint nur als eine Ebene, es ist im
Gegentheil eine Fläche, die nach verschiedenen Seiten sehr beträchtliche Ter-
rainverschiedenheiten besitzt. Sie sehen den Saum des Gebirges und die Ebene
selbst, welche keilförmig bis Neunkirchen einschneidet ; diese scheinbare Ebene
von Wiener-Neustadt besteht aus zwei grossen aus dem Gebirge vorgeschobenen
Schuttkegeln; der eine davon hat den Scheitel in Wöllersdorf am Ausgange des
Piestingthales und fällt steil nach allen Seiten ab, so dass das Gefälle his 270 Fuss
beträgt; der zweite Schuttkegel kommt aus dem Schwarzathale und fällt gegen
Neustadt so stark ab, dass Neustadt 350 Fuss tiefer liegt als Neunkirchen. Sie
haben also zwei Kegelstücke vor sich. Ringsherum da und dort am Rande des
Gebirges taucht Tegel hervor, also wasserdichtes Gestein, welches unter dem
Steinfelde hinziehend eine Wanne macht, in der sich die Wassermenge fortbe-
wegt; weiter im Norden bei Moosbrunn und Laxenburg hebt sich aus der Mitte
K, k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. III, Heft, 55
971 Eduard Suess. [8]
ein Tegelrücken hervor; nun strömt unterirdisch die bedeutende Wassermenge
hin, staut sich bei Moosbrunn an dem Tegel, versumpft die Ebene und geht rechts
und links bei Fischamend und Schwechat in die Donau.
Die Wässer, welche sich an der Oberfläche des Steinfeldes zeigen, sind
verschiedener Art; man kann sie eintheilen in solehe, die Wasser verlieren, und
solehe, die Wasser aufnehmen. Der Haupftfluss ist die Schwarza, er kommt bei
Neunkirchen herab, wird zum Theil dureh ein Wehr in den Kehrbach geleitet,
zum Theil fliesst er am Gebirge hin und veriiert dort fast sein ganzes Wasser,
nur bei Hochwasser füllt er sich und fliesst weiter. Die Schwarza verliert Was-
ser, die Pitten auch; sie würde ganz verloren gehen wie die Schwarza, wenn
sie nicht zum Theile in den Neustädter Schiffahrts-Canal geschafft würde, das
Leithabett aber ist im vorigen Jahre fast den ganzen Sommer über trocken
gewesen.
Einen merkwürdigen Gegensatz zu diesen wasserverlierenden Gerinnen, zu
welchen auch der Kalte Gang gehört, der mit einer grösseren Wassermenge
herauskommt, als er tiefer unten führt, — den Gegensatz zu diesen aus dem
Gebirge hervorkommenden und wasserverlierenden Gerinnen bilden die Wässer,
die auf der Ebene selbst entspringen und während des Laufes Wasser auf-
nehmen. Dahin gehört die Fischa, der beträchtlichste Entwässerungscanal der
ganzen Gegend. An ihrem Ursprunge münden warme Quellen hinein; auf der
kurzen Strecke zwischen Fischau und Neustadt nimmt die Fischa durchsehnittlich
nicht weniger als 5—6 Millionen Eimer aus dem Boden auf, und die Wasser-
menge nimmt zu, bis sie unten 7—9 Millionen Eimer erreicht hat und sich in
das Leithabett ergiesst; das Wasser des Leithabettes an dieser Stelle ist im
Sommer nicht durch das Leithabett hinabgekommen, denn eine Streeke darüber
ist das Bett trocken, sondern es ist nur das Wasser da, welches die Fischa
hineinführt.
Aehnlich ist es mit der Fischa-Dagnitz; sie entspringt in einem künstlich
aufgegrabenen Tümpel mit einer Menge von 3—400.000 Eimern; eine Strecke
weiter unten führt sie 1'/, Millionen Eimer im Tage; tiefer unten hat sie die
Gestalt eines ziemlich mächtigen Flusses.
Die Wassermenge, welche vom Boden an die Fischa-Dagnitz abgegeben
wird, muss irgendwo aufgenommen werden; sie wird dem Steinfelde auf dreier-
lei Weise zugeführt, ein Theil dieser Wassermenge sickert aus dem Fusse
des Gebirges, ein Theil kommt demselben durch den Verlust der offenen Gerinne
der Schwarza, Pitten und des Kalten Ganges zu, ein anderer Theil dureh die
Niederschläge durch Regen und Schnee.
Es war die Aufgabe der Commission, zu untersuchen, welche Rolle die
einzelnen offenen Gewässer auf die Speisung der Fischa-Dagnitz ausüben, und
es hat sich gezeigt, dass im Frühjahre z. B. die Leitha, auf der Strecke zwischen
Lanzenkirchen und Neudörfl in manchen Tagen bis 20 Millionen Eimer verloren
hat, so dass hier das Flussbett schon ganz trocken war, und dass zur Zeit dieses
kolossalen Wasserverlustes von Seite der Leitha, die Fischa-Dagnitz nicht die
geringste Schwankung zeigte. Diese Massenverluste bleiben daher ohne Einfluss
auf die Fischa-Dagnitz; dagegen hat z. B. die Absperrung der kleinen Be-
rieselungs-Anstalten, welche in Theresienfeld vorhanden sind, zu Michaeli vorigen
Jahres, wie es scheint, einen Einfluss auf die Fischa-Dagnitz ausgeübt ; wenig-
stens fiel die Absperrung derselben mit einer gewissen Störung im Stande der
Quelle.
Es zeigt sich also, dass von Seite der Leitha die Fischa-Dagnitz eine
Speisung nicht erhält, und dass die grossen Verluste, welche dieses Hauptgerinne
[9] Referat der Wasservers.-Comm. in der Sitzung des Gemeinder. der Stadt Wien u. s. w. 425
erleidet, obne Einfluss bleibt, und dass dieser Verlust wahrscheinlich unter-
irdisch fortfliesst, während Alles, was oberhalb der Fischa-Dagnitz gegen Wöl-
lersdorf hin statifindet, Einfluss hat auf diese Quelle. Diese Quelle ist sehr
empfindlich gegen atmosphärisehe Niederschläge, ein heftiger Regen bringt eine
Vermehrung der Quelle hervor. Wir haben im vorigen Jahre nur einmal zu Ende
September einen heftigen Regen gehabt, er ist auch zu Michaeli gefallen, und
störte dadurch die Beobachtung in Bezug auf den Einfluss der Berieselungs-
Anstalten zu Theresienfeld.
Mit diesem stärkeren Regen ist die Wassermenge in der Fischa-Dagnitz
gestiegen, und zwar war das überhaupt die erste Schwankung, die man an
der Quelle wahrnehmen konnte, denn bis dahin war sie vollkommen constant
geblieben,
Es ist aber auch noch ein anderer Einfluss, welcher zeigt, wie wesentlich
die Vorgänge an der Oberfläche auf die Fischa-Dagnitz reagiren.
Im Frühjahre, bei jeder Zunahme der Lufttemperatur, nahm die Temperatur
der Fischa-Dagnitz ab und der Reichthum vermehrte sich aus einem sehr
begreiflichen Grunde.
So oft die Lufttemperatur stieg, vermehrte sich das in den Boden ein-
dringende Thauwasser.
Dieses Thauwasser hatte die Temperatur von nicht viel mehr als 0 Grad,
es vermehrte daher das Quantum und verminderte die Temperatur der Quelle;
so kam es, dass sich auch aus diesen Schwankungen der Temperatur der innige
Zusammenhang des Steiufeldes und der Quelle der Fischa-Dagnitz nachweisen
liess. Die Beschaffenheit der Fischa-Dagnitz ist zwar eine vorzügliche, aber sie
steht doch den schon erwähnten Hochquellen und namentlich dem Kaiserbrunnen
nach. Während die Temperatur des Kaiserbrunnens 4—b5 Grad beträgt, beträgt
die Temperatur dieser Quelle 81/, Grad; die Härte ist wie in Stixenstein
12—13 Grade. Dagegen unterscheidet sie sich zu ihrem Nachtheile von allen
höher gelegenen Quellen dadurch, dass sie Spuren von Ammoniak enthält, und
diese Spuren von Ammoniak rühren ohne Zweifel von den Düngstoffen her, welche
auf die umliegenden Aeker geführt werden. Es ist sogar zu befürchten, dass in
späteren Jahren bei einer Zunahme der Cultur bei Theresienfeld und wenn einmal
mehr Dünger auf diese Felder geführt wird, auch die Menge des Ammoniak
zunehmen werde.
Es ist das um so mehr zu befürchten da man sieht, wie empfindlich diese
Quelle für Regenfälle und Thauwasser ist.
Ihre Commission hat sich vor einiger Zeit die Bitte erlaubt, ihr zu gestatten,
eine Grabung zum Behufe der Aufsuchung unterirdischer Quellen in der Gegend
von Urschendorf vorzunehmen. Die Commission hatte früher schon, um sich einen
richtigen Begriff von der Speisung dieser Entwässerungscanäle zu machen, fol-
gende Methode eingeschlagen. Sie hatte, nachdem ein ganzes Netz von Nivelle-
ments über die Oberfläche gezogen war, eine grosse Anzahl von Brunnen binnen
3—4 Tagen messen lassen, und durch Subtraction der Brunnentiefen von den
Nivellementseoten die Gestalt der unterirdischen Oberfläche des Grundwassers
festgestellt.
Man hatte hieraus gefunden, dass die Gestalt desselben die einer Mulde
sei und dass ihre Oberfläche ein so bedeutendes Gefälle habe, dass während
hier bei dem Orte St. Aegidi der Brunnen kaum eine grössere Tiefe als
2—3 Fuss hat, hier im Bahnhofe das Wasser schon mehr als 100 Fuss unter
der Oberfläche liegt. Es war der Commission hieraus klar geworden, dass längs
des Randes das Grundwasser in einer geringeren Tiefe vorhanden sei, und sie
wollte versuchen, ob es möglich sei, dasselbe aufzufinden.
55°»
426 Eduard Suess. [10]
Die Grabung wurde vorgenommen und ist seit Kurzem beendet; es sollte
nur ein Experiment sein, und siehe da, wo früher eine fast trockene Hutweide
war, rinnen in diesem Augenblicke täglich 72.000 Eimer Wasser ab. Nichts
desto weniger scheint es nicht, dass die Grabung den ganzen Erwartungen ent-
sprechen werde, und zwar aus einem Grunde, dk sich gar nicht voraussehen
liess. Es hat sich nämlich gezeigt, dass an diesem Orte Tegel fast unmittelbar
unter dem Schotter liegt, so dass man stellenweise mit der Grabung den Tegel
erreicht hat, welcher dem Wasser eine zu grosse Beimengung von Mineral-
substanzen und zu grosse Härte geben muss, um zur Bewässerung Wiens so
gut brauchbar zu sein als das Wasser anderer Quellengebiete.
Ich habe jetzt von einer der überraschendsten Erscheinungen zu sprechen,
welche die Commission im Laufe ihrer Beobachtungen getroffen hat. Sie sehen
hier das Pittenthal; hier schiebt sich ein Hügelzug vor und theilt den Lauf der
Pitten von dem Laufe der Schwarza. Der vordere Theil dieses Zuges besteht
aus Kalkstein und zwar aus sehr rissigem Kalkstein; hier auf dem südlichen
Abhange desselben beim Orte Brunn, befindet sich eine geräumige Höhle und
in derselben ein Teich. Als man im Frühjahre diesen Punkt zuerst besuchte,
floss der Teich über, und es stürzten aus dieser Höhle täglich 400.000 bis
500.000 Eimer Wasser, die sogenannte Altaquelle bildend, hervor. Dieses
Wasser hatte eine Temperatur von 8 Grad, ferner die hier gewöhnliche Härte
von 12 — 13 Grad, war vollkommen frei von organischen Substanzen und sehr
vorzüglicher Qualität. Die Umwohner sagten aber, dass diese Quelle nicht
beständig fliesse. Gegen den Sommer liess sie nıch, im August versiegt sie
gänzlich. Später, um die Mitte des Septembers, fing sie wieder an 2000 bis
3000 Eimer auszuspeien, dann versiegte sie wieder ; im Winter fing sie wieder
an zu fliessen, und jetzt fliessen über 600.000 Eimer im Tage ab. Mit einem
Worte, wir hatien hier eine intermittirende Quelle vor uns, und es handelte
sich darum, zu finden, was die Ursache dieses Intermittirens sei.
Es wurde nun, um das festzustellen, jenseits des Hügelzuges, in Schwarzau,
ein Brunnen gewählt, und täglich wurde der Wasserstand in dem Brunnen und
die Lieferung der Höhe gemessen, und es zeigte sich, dass in dem Maasse als
gegenüber im Schotter des Steinfeldes Grundwasser stieg, auf der anderen
Seite des Berges die Wassermenge zunahm, dass, so wie in dem Brunnen in
Schwarza das Wasser sank, auf der anderen Seite weniger Wasser ausfloss,
und so wie der Wasserstand in dem Brunnen unter ein gewisses Minimum
herabgesunken war, hörte die Höhle gänzlich auf, abzufliessen; es war also
ausser Zweifel, dass diese intermittirende Quelle nichts anderes sei, als natür-
licher Ueberfall jener gewaltigen Quantität von Grundwasser, welche unter
dem Steinfeld vorhanden ist, dass diese Höhle unterirdisch durch den ganzen
Berg gehe und dass von jens®its fortwährend Wasser durch den Berg herbei-
kömmt; dass aber, wie dann das durchgeführte Nivellement auf das genaueste
nachwies, die Schwelle der Höhle zu hoch liege, um einen fortwährenden
Abfluss zu gestatten. Sobald die Commission in den Besitz dieser Thatsache
gekommen war, erlaubte sie sich den Ankauf dieser Quelle vorzuschlagen.
Die Quelle ist nun, da Sie dieselbe sammt dem dazu gehörigen Grundstücke
um den Preis von 10.000 fl. gekauft haben, in dem Besitze der Commune Wien.
Es geht aun aus dieser einfachen Thatsache hervor, dass man durch die
Tieferlegung der Mündung der Höhle im Stande ist, auf natürliche Weise das
gesammte Steinfeld anzuzapfen und hierdurch demselben eine Wassermenge
abzugewinnen, welche vielleicht nur durch den Durchmesser der Höhle begrenzt
ist; dass dem also sei, geht mit unwiderlegbarster Sicherheit noch aus folgenden
1 1] Referat der Wasservers.-Comm. in der Sitzung des Gemeinder. der Stadt Wien u.s. w. 427
Umständenhervor. Der kleine Bach, der hier abfliesst, wird erfüllt von dem Abflusse
der Höhle, hört dieser auf, so ist die Schwelle trocken, aber 20 Fuss tiefer
quillt das Wasser fortwährend aus dem Bachbette hervor; es macht sich in
diesem tieferen Niveau fortwährend Bahn, und selbst zu einer Zeit, wo der
Abfluss der Höhle vollkommen trocken war, führte der Altabaeh mindestens
200.000 Eimer im Tag.
Hier lässt sich durch eine Tieferlegung der Schwelle der Höhle eine
bedeutende Wassermenge erzielen und wahrscheinlich auch ein constanter
Abfluss, der um so wünschenswerther ist, weil wegen des intermittirenden
Abflusses sich bis zu diesem Augenblicke bedeutende industrielle Etablissements
an diesem Gerinne noch nieht angesiedelt haben.
Erlauben Sie mir, per parenthesin eine Bemerkung anzuführen, Es wurde
die Befürchtung laut, ob es nicht möglich sei, dass durch irgend einen Einsturz
oder durch ein anderes unvorhergesehenes Naturereigniss diese Kluft ver-
schlossen und dadurch die ganze Speisung der Quelle gestört werde.
Es handelt sich darum, ob es nicht möglich sei, nachzuweisen, dass diese
Quelle schon ein gewisses Alter besitzt; denn das würde einen Anhaltspunkt
geben für ihre Beständigkeit.
Die urkundlichen Nachrichten geben nur bis in das 17. Jahrhundert. Aber
ein anderer Umstand erlaubt mit Gewissheit zu sagen, dass diese Quelle viel
älter ist, und bis in das 13. oder 14. Jahrhundert zurückreicht. Es ist dies
fulgender Umstand:
Bis um diese Zeit war es gebräuchlich, die Quellen und die offenen Wässer
mit dem Worte 4 oder Aha zu bezeichnen, und so tragen alle bedeutenden
Gewässer dieser Gegend die Endsylbe Ah; so heisst die Leitha das Wasser,
welches an der Leitlen fliesst; Schwarza das schwarze Wasser; Fischa das
fischreiche Wasser und Alta eben das alte Wasser.
Nun, Sie sehen in der letzten Quelle eine Quelle, die, obwohl aus einem
Felsen hervorbrechend, von den Wässern der Ebene gespeist wird und welche
in ihrem Reichthume abhängig ist von den Schwankungen des Wassers in der
Ebene. Mit diesen Schwankungen hat es nun ein eigenes Bewandtniss. Wenn
dasSchwarzawasser nach Neunkirchen herabgelangt, muss es den Tag über Räder
gehen, und dann fliesst es im Schwarzabett weiter. Bei Nacht wird die Schwarza
abgesperrt, und das Wasser auf die Wiesen geleitet; dort versickert es und das
Schwarzabett ist trocken. Bei der Nacht wird das Grundwasser hier im Vortheil
sein, bei Tag das offene Gerinne.
Nun kommt das Wasser hinab an die Schleuse des Kehrbaches; gesetzt der
Schleusenaufseher macht sein Wehr auf und lässt das Wasser in den Kehrbach,
so kommt es in ein geschlossenes Gerinne und fliesst weiter. Lässt er das Wasser
im Schwarzabett weiter gehen, so versickert es vollständig und geht dem Grund-
wasser zu, so dass an diesen beiden Stellen es in Menschenhand liegt, eine
bedeutende Menge dem Grundwasser zuzuführen oder zu entziehen. Weiter unten
am Kehrbache sind die grossen Bewässerungsanstalten angebracht, welche eine
bedeutende Wassermenge hinausführen auf das Steinfeld, wo es mit geringem
Nutzen für die Vegetation versickert.
Der Verlust des Kehrbaches von seinem Wehr bis Neustadt beträgt
6,600.000 Eimer an manchen Tagen, so dass er mit 11,000.000 in sein Bett
eintritt, und mit weniger als der Hälfte nach Neustadt kömmt.
Im Ganzen genommen hat der Commission nach ihren Arbeiten auf dem
Steinfelde das Gebiet gleichsam das Bild eines Stückes eines organischen Körpers
gegeben, wobei durch die grossen Flüsse, die aus dem Gebirge hervorkommen,
428 Eduard Suess, [12]
die zuführenden Arterien, durch die vielen Zwischenräume in dem Gestein das
Capillarsystem, und durch die abfliessenden Entwässerungscanäle die abführenden
Venen repräsentirt sind.
Ich komme nun zu dem fünften und letzten Abschnitte des Be-
richtes. Er führt die Aufschrift: Flüsse und Brunnen, und ist in drei Para-
graphen abgetheilt: die Donau, die Traisen und artesische Brunnen.
Obwohl es nicht die Aufgabe der Commission war, in die Untersuchung von
Flüssen einzugehen, halte ich es für meine Pflicht, hier wenn auch nur kurze
Andeutungen zu geben, zu welchen Resultaten die Commission in Bezug auf die
Donau gekommen ist. Die Thatsache, dass diejenigen Brunnen, welche selbst
zunächst an der Donau stehen, doch ein höheres Niveau des Wasserspiegels
besitzen als die Donau selbst, zeigt, dass in der Regel nicht die Donau Wasser
abgibt an den Boden, sondern dass sie im Gegentheil Wasser aufnimmt aus dem
Boden und dass ihr aus der Region von Wien eine bedeutende Menge von
Grundwasser zusitzt, welches in der That nichts ist, als eine im höchsten Grade
verunreinigte Lauge der Stadt.
Die Commission hat nicht etwa von den Aerzten als bedenklich bezeichnete
Brunnen, nein sie hat auf’s Gerathewohl einige Brunnen in Wien untersuchen
lassen, und z. B. gefunden, dass der Brunnen vor der Josephstadt gegen den
Paradeplatz (der Gemeindebrunnen) im 10.000 Theilen nicht weniger als 8 Theile
reiner Salpetersäure enthält. Die Brunnen in der Alserkaserne enthalten in
10.000 Theilen 4 und 5 Theile Salpetersäure. Mit einem Worte: es ist gewiss,
dass in diesem Augenblicke schon die Verunreinigung des Grundwassers,. wel-
ches unsere Brunnen speist, einen höchst bedenklichen Grad erreicht hat.
Weniger bekannt als diese schon vielfach ausgesprochene Verunreinigung
der Brunnen dürfte der sonderbare Umstand sein, dass es durch die Zersetzung
organischer Substanzen in unserem Boden bereits so weit gekommen ist, dass
unter einem grossen Theile von Wien über dem Spiegel des Grundwa:ssers eine
constante Schichte von giftigen Gasen lagert, welche schon manchem Brunnen-
arbeiter den Tod gebracht haben; erst vor zwei Jahren ist der letzte Fall vor-
gekommen, indem ein Brunnenarbeiter bei der Elisabethbrücke in dieser soge-
nannten Stickluft zu Grunde gegangen ist.'
Man hat, um sich über die Beschaffenheit der Gase nähere Auskunft zu
verschaffen, grosse Glasballons mit Wasser gefüllt, in einem Brunnen in Erdberg
in verschiedenen Tiefen ausgeleert und die Stickluft zur Analyse gebracht; es
hat sich gezeigt, dass Kohlensäure und Stickstoff es sind, welche durch ihr
Uebermass in diesen Brunnengasen dieselben giftig machen.
Das Vorhandensein einer so grossen Menge von Grundwasser unter der
Stadt Wien übt einen sehr wesentlichen Einfluss auf jedes Wasserwerk, welches
man mit sogenannter Filtration längs der Donau anlegen wollte.
Indem ich mir erlaube, rücksichtlich des Details auf den betreffenden Theil
des Berichtes hinzuweisen, erwähne ich nur, dass das Wasser der Kaiser
Ferdinands- Wasserleitung keineswegs reines Donauwasser ist, dass dieses
Wasser im Gegentheile eine andere Teınperatur und eine andere chemische Zu-
sammensetzung hat, als Wasser der Donau.
Es ist eine bekannte Sache, dass bei Anlage der Saugeanäle armdick das
Wasser von der Landseite herbeiströmte, und man noch immer von der Land-
seite Wasser herbeiströmen sieht; dieses Wasser ist viel kalkreicher als jenes
der Donau, daher kommt es auch, dass das Wasser der Kaiser Ferdinands-
Wasserleitung härter ist als das Donauwasser und im Sommer eine gemässigtere
Temperatur besitzt, dass man aber, wenn man in der Brigittenau einen ähnlichen
[13] Referat der Wasservers.-Coumm. in der Sitzung des Gemeinder. der Stadt Wien u. s. w. 429
Saugeanal anlegen wollte, keine Zusickerung von Grundwasser zu erwarten hätte,
folglich auch jene wohlthätige Temperirung des Wassers in diesem Saugeanale
nicht eintreten würde, welche jetzt in den Saugeanälen der Kaiser Ferdinands-
Wasserleitung eintritt.
Die Commission hat die bedeutende Menge von 150 Litres Wasser mitten
in der grossen Donau schöpfen und einer Analyse unterziehen !assen, aber selbst
da mitten iin Strome hat sich eine beträchtliche Menge von kohlensaurem und
salpetersaurem Ammoniak vorgefunden, wie das auch nicht anders zu erwarten
ist bei einem Strome, der so grosse und fruchtbare Länder durchzogen hat, der
so viele Städte von Krems und Linz an über Regensburg, Ingolstadt und München
hinauf bespült hat, und den grössten Theil der Exeremente dieser Städte auf-
nehmen musste.
Ich komme nun zum Traisenfluss. Der Traisenfluss bietet in seiner
Qualität nicht den Charakter von Quellwasser; es ist Flusswasser und hat
alle Nachtheile eines Flusswassers sowohl rücksichtlich der heftigen Schwan-
kungen in der Temperatur, als auch der mannigfachen Trübungen und bedeu-
tenden organischen Verunreinigungen.
Was die Trübungen betrifft, so sind sie von zweierlei Art; die einen
werden durch den Regen hervorgebracht, die andern durch das Holzschwem-
ınen in den höheren Waldbezirken.
Da bekanntlich diese Wälder sehr ausgedehnt sind und ihre Verwerthung
nur durch das Holzschwemmen finden, wäre es kaum möglich, auf irgend eine
Weise diese Schwemmvorriehtungen zu entfernen.
Noch viel sehädlieher für unsere Zwecke aber wäre der folgende Um-
stand: Da das obere Traisenthal sehr eng ist, gibt es dort keinen Ackerbau ;
die Exeremente haben daher keinen Werth und kommen sofort in den Fluss.
So war Herr Professor W ed| mit dem Mikroskope im Stande, die Reste
menschlicher Fäcalmassen im Traisenwasser nachzuweisen. Nach dem Gesag-
ten scheint es überflüssig, auf die weitere Beobachtung des Tıaisenwassers
einzugehen. |
Ich komme nun zu den artesischen Brunnen. »
(Unterbrechung der Sitzung zur Erholung des Herrn Referenten.)
Referent. leh habe nun, meine Herren, von den artesischen Bruunen zu
sprechen. Die günstigen Erfolge, welche im Laufe der letzten Jahre bei den
Bohrungen von Grenelle und Passy erreicht worden sind, haben von neuem
an vielen Orten die Idee rege gemacht, ob es nicht möglich sei, mittelst der
Bohrung tiefer Springbrunnen zur Versorgung grosser Städte eine bedeutende
Wassermenge zu erhalten. Es ist aber nöthig, dass man zur Beurtheilung
einer solchen Frage nicht leichthin beiläufigen Nachrichten traut, sondern jenes
ausführliche Elaborat studirt, welches auf Veranlassung der französischen
Regierung von einem Kreise der ausgezeichnetsten Fachmänner in Paris in
Bezug auf diese beiden Brunnen ausgearbeitet worden ist. Die beiden Brun-
nen von Grenelle und Passy liegen 1850 Klafter aus einander. Der Brunnen
von Passy hat seinen Ausfluss beiläufig 20 Meter, also 10 Klafter tiefer als
jener in Grenelle. Kaum war der Brunnen von Passy fertig, so gab der in .
Grenelle um ein .Drittel weniger. Man liess nun das hydrostatische Gleichge-
wicht herstellen und liess auf den Brunnen von Passy ein 10 Klafter hohes
Rohr aufsetzen; siehe da, der Brunnen von Passy verlor die Hälfte seiner
Lieferung und es dauerte mehrere Wochen, bevor der von Grenelle etwas
mehr bekam; mit einem Worte, die beiden Brunnen sind von einander abhän-
gig. Daraus geht hervor, dass man nicht in einem wasserführenden Stratum
430 Eduard Suess. [14]
artesische Brunnen nach Belieben bohren kann, sondern wenn man einen mit
einem tieferen Abflusse aufstellt, dieser einen Theil des von den höher lie-
genden Brunnen gelieferten Wassers wegnimmt.
Es wird nun in diesem Berichte zuerst gezeigt, dass die geologischen
Verhältnisse des Untergrundes von Wien wesentlich verschieden seien von
jenen von Paris, dass Wien nicht in einem grossen, normal gebauten Becken
liegt, das wie jenes von Paris die Hälfte eines grossen Kaiserthums einnimmt,
sondern dass Wien auf einem eingesunkenen Stück Hochgebirge liege, dass
überhaupt nicht zu viel Hoffuung vorhanden sei, dass man Wasser treffe,
und selbst wenn Wasser getroffen wird, es wahrscheinlich die Beschaffenheit
der Badnerquellen haben würde. Nun steht aber die Sache für die Commune
leider so, dass, wenn sich auch ein Unternehmer finden würde, welcher alle
Preise für seine Mühe erst nach der glücklichen Vollendung verlangen würde,
wenn er glücklich alle die grossen Hindernisse des mächtigen, anschwellenden
blauen Tegels überwinden würde, wenn er in einer bedeutenden Tiefe wirk-
lich auf aufsteigendes Wasser in grosser Menge stossen würde, wenn der
Erfolg wirklich so weit ginge, dass das Wasser gut und brauchbar wäre,
wenn dann die Commune in bewundernder Anerkennung von so viel Kühnheit
und Glück ihm seine schwer erworbene Prämie auszahlen würde, sie am Ende
doch nichts gethan hätte, als ein kostspieliges Experiment ausgeführt zu Gun-
sten irgend einer industriellen Unternehmung. Denn soll das Wasser für die
Stadt Wien irgend einen Werth haben, so muss es in einer gewissen Höhe
über der Donau, z. B. in der Höhe des Getreidemarktes liegen. Warm würde _
es jedenfalls sein, was auch kein Vortheil für den Communalzweck, wohl aber
ein grosser Vortheil für gewisse industrielle Unternehmungen ist. Es könnte
sich leieht fügen, dass, wenn die Commune das Experiment durchgeführt
hatte, eine industrielle Gesellschaft sieh finden würde, die tiefer unten, z. B.
in der Leopoldstadt, einen zweiten Brunnen bohren würde, welcher natürlich
wegen des tieferen Ausflusses das Wasser aus unseren Communalbrunnen
abziehen würde. Die Niveaudifferenzen sind so bedeutend, dass das Wasser
vielleicht gar nicht mehr am Getreidemarkt ausfliessen, sondern Alles beim
Leopoldstädter Bohrloch herausgehen würde.
Das war eine der wesentlichsten Bemerkungen, welche die Commission
ihrem Capitel über artesische Brunnen einverleibt hat, und ich schliesse mit
derselben die Besprechung des letzten Abschnittes dieses Berichtes, an wel-
chen noch ein Schlusswort angehängt ist. Das Schlusswort ist eine Zusam-
menfassung der bereits angeführten Angaben über die Hochquellen und über
die Fischa-Dagnitz; es wird namentlich gezeigt, dass die drei Quellen Kaiser-
brunnen, Stixenstein und die Altaquelle vereinigt im Stande sind, eine Wassermenge
zu liefern, welche jedenfalls dem Bedarfe von Wien vollkommen entsprechen
würde, und dass sie in Bezug auf Qualität vorzuziehen sind der Fischa-Dagnitz,
obwohl das Wasser der Fischa-Dagnitz auch ein sehr vorzügliches ist.
Es zeigt sich, dass die drei früher genannten Quellen in Bezug auf das
Niveau entschieden im Vortheile sind, indem sie im Stande sind, 250 Fuss
über Null hier anzulangen, was bei der Fischa-Dagnitz nicht der Fall ist,
welche um ein Beträchtliches tiefer und selbst nur 231 Fuss über der Donau
liegt, also schon unter der Reservoir-Höhe, die in Wien erreicht werden soll,
dagegen ist die Fischa-Dagnitz insoferne im Vortheile, als sie näher an Wien
liegt und nur einer kürzeren Zuleitung bedarf.
Es folgen nun dem Schlussworte eine Anzahl Beilagen, von welchen die
meisten wohl nur der Nennung bedürfen.
[15] Referat der Wasservers.-Comm. in der Sitzung des Gemeinder. der Stadt Wienu.s. w. 431
Die erste ist überschrieben: „Kurzer Abriss der Entstehung und Entwicklung
der k. k. Ferdinands-Wasserleitung“, und hat zum Verfasser den Oberbuchhalter
der Stadt Wien Herrn Leopold Brodhuber. Es geht daraus hervor, dass das
bis jetzt auf die Anlage dieser Wasserleitung verwendete Capital summirt auf nicht
weniger als 2,181.000 fl. sich beläuft.
Die zweite Beilage ist überschrieben: „Lieferung der bestehenden städtischen
Quellwasserleitungen im Jahre 1863“, und ist verfasst vom Stadtbauamte. Sie
zeigt, dass diese Quellleitungen alle sehr im Verfalle sind, indem die Wasser-
mengen aus vielen Gründen nachlassen, dass manche von ihnen ganz trocken sind.
Die dritte Beilage ist: „Erläuterung der Methoden, nach welchen bei der
Analyse der Quell- und Flusswässer vorgegangen wurde“, und hat zum Verfasser
den Herrn Professor Schneider. Sie umfasst eine Reihe der mühsamsten und
sorgfältigsten Untersuchungen; ein allgemein interessantes Resultat, welches
daraus hervorgegangen ist, besteht darin, dass die sogenannte Clarke’sche
Härtemethode, welche in London und Paris Anwendung findet, ein unriehtiges
Resultat gibt. Es wurde eine grosse Anzahl specieller Untersuehungen gemacht,
aus welchen hervorgeht, dass diese Methode nur dann ein richtiges Resultat
gibt, wenn nur geringe Mengen von Magnesia vorhanden sind.
Die vierte Beilage lautet: „Mikroskopische Untersuehungen mehrerer
Wässer in Betreff der Wasserversorgung der Stadt Wien“, und hat zum Verfasser
Herrn Professor Wedl.
Die fünfte Beilage heisst: „Ueber das Vorkommen von Kropf, Kretinismus
oder Wasserkopf in einzelnen der untersuchten Quellgebiete“. Es liegen durch
die gütige Veranlassung der hohen Statthalterei sehr ausführliche Referate von
dem Kreisarzte Dr. Eberstaller in Neustadt, Dr. Eggerth in Ebenfurt,
Dr. Kraitschek in Pottendorf und von vielen anderen Aerzten aus jener
Gegend vor. Gerade jene Herren Aerzte, welche in der Nähe der Quelle der
Fischa-Dagnitz wohnen, läugnen auf das Entschiedenste jeden Einfluss des
Wassers der Fischa-Dagnitz auf die Kropfbildung. Von besonderem Gewichte
erscheint das ausführliche Votum des Herrn Dr. Kraitschek, der bereits seit
34 Jahren Arzt und Bürgermeister von Pottendorf, und folglich ein Mann ist,
der am besten sich in der Lage befindet, die Sache zu beurtheilen. Dieser Mann
hat sich die Mühe genommen, die Todtenregister, die Assentirungslisten und die
Schuljugend durebzusehen, und er gibt ausführliche Daten an, aus welchen auf
das Unwiderleglichste hervorgeht, dass die hier vorgebrachten Meinungen unhalt-
bar sind.
Einer besonderen Aufmerksamkeit, meine Herren, möchte ich die Beilage VI
empfehlen. Für eine sehr grosse Anzahl der anderen Projecte liegen bereits
Voranschläge und Beweise ihrer technischen Ausführbarkeit vor; nicht so für
das Projeet, welches ich eben angedeutet habe und welches wenigstens eben
so grosse Beachtung verdient, nämlich für die Zuleitung der Altaquelle, des
Kaiserbrunnens und der Quellen von Stixenstein.
Es wurde daher von Seite der Commission ihrem Ingenieur Herrn Junker
der Auftrag gegeben, eine Studie und einen Voranschlag für die Herbeileitung
dieser Quellen auszuarbeiten, und zugleich dem städtischen Ingenieur Gabriel
den Auftrag gegeben, für das betreffende Röhrennetz und die Reservvirs eben-
falls ein Elaborat zu liefern.
Ich muss darauf aufmerksam machen, meine Herren, dass unter den vielen
Projecten, die eingelaufen sind, und namentlich unter den vielen Voranschlägen,
die genannt wurden, fast in keinem Rücksicht genommen ist auf alle nothwendi-
gen Auslagen, und dass namentlich das Röhrennetz fast in allen bei Seite gesetzt
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. III. Heft. 56
432 Eduard Suess. [16]
ist, als eine Sache, welehe mit dem Aquäduet nichts zu thun hat, welches aber
doch allerdings bei dem Kostenaufschlag in Betracht kommen muss und welches
sogar ein höchst bedeutendes Objeet ist.
Ingenieur Junker hat nun eine Höhenschichtenkarte ausgeführt vom Stein-
felde bis nach Wien, und es wurde ihm die Aufgabe gegeben, auf dem Rosen-
hügel mit einer Cote von 278 Fuss über Null mit der Trace seines Aquäductes
anzulangen. Es zeigt sich nun Folgendes:
Die Herausleitung des Kaiserbrunnes aus dem Höllenthale bis Paierbach ist
mittelst dreischuhiger eiserner Röhren bei viermaliger Ueberbrückung der
Schwarza möglich, von dort geht die Leitung weiter und nimmt die Quelle von
Stixenstein und die Altaquelle auf.
Ohne besondere Terrainschwierigkeiten würde das Object bis nach Vöslau
gelangen; bei Baden beginnen die ersten Terrainschwierigkeiten, wo nämlich
das Aquäduet bei der Thalmündung anlangt, und es ist einer weiteren Entschei-
dung überlassen, ob hier Röhren eingeschaltet werden sollen, in welchen das
Wasser sinkt und jenseits des Thales wieder steigt, oder ob eine Überbrückung
eintreten soll.
Dieselbe Alternative tritt wieder bei der Brühl ein, während vor Mauer und
Atzgersdorf Bogenstellungen projectirt sind.
Der Voranschlag für eine solehe Leitung bis auf den Rosenhügel bei
Speising beläuft sich nach der Berechnung des Ingenieurs Junker auf
10,600.000 Gulden.
Zur Vertheilung der Röhren und Bestimmung derRöhrendurchmesser an den
einzelnen Orten wurden dem Ingenieur Gabriel mehrere Vorarbeiten nöthig;
er musste wissen, an welchen Stellen beiläufig wasserverzehrende Objecte,
grosse öffentliche Fontainen und Vollbäder herzustellen beabsichtigt wird.
Es wurde eine kleine Commission gewählt, und aus der zweiten Section, der
Bade- und der Stadterweiterungs-Commission verstärkt, um einen Vorschlag
in dieser Richtung auszuarbeiten.
Dieser Vorschlag, den Sie hier eingeschaltet finden, ist nicht ein definitiver
Antrag, es ist nichts als ein Substrat für die Arbeiten des Ingenieurs Gabriel
und mag in der Folge etwa als Substrat bei einer Discussion über diesen Gegen-
stand dienen. Ich will nur dabei erwähnen, dass die grössten projectirten Objeete
folgende wären:
Am Praterstern eine Fontaine mit 4000 Eimer per Stunde, im Teiche des
Stadtparkes mit 2000 Eimer, und auf dem Burgplatze zwei Fontainen, beide mit
2000 Eimer.
In Bezug auf die Badeanstalten wurden 7 Punkte gewählt, welche am Saume
der Vorstädte liegen, so dass das Wasser aus den Bädern auch dazu benutzt
werden kann, um die Kloaken auszuspülen.
Mit diesen Anhaltspunkten hat nun Ingenieur Gabriel ein Röhrennetz
entworfen, und dieses Elaborat erlaube ich mir der Aufmerksamkeit der Ver-
sammlung zu empfehlen. Gabriel legt auf den Rosenhügel ein kleines Reservoir
an, aus welchem die Hauptarterien ausgehen. Diese Hauptarterien, welche das
Wasser nach Wien hereinführen sollen, haben einen Durchmesser von 3 Fuss, es
sind also kolossale Röhrenstränge. Dort schon theilt sich die Wassermasse in
zwei Theile, indem der Eine den rechten Theil des Wienufers, der andere das
versorgt, was auf der linken Seite der Wien liegt.
Das eine Rohr kreuzt die Wien, geht über die Mariahilferstrasse her-
unter rings um die Ringstrasse und steigt durch die Rofranogasse wieder herauf
zur Schmelz.
[17] Referat der Wasservers.-Comm. in der Sitzung des Gemeinder. der Stadt Wien u.s.w. 433
Auf der Schmelz ist ein grosses Entlastungs-Reservoir angelegt, wobei man
alle verbesserten Maximen der Bewässerung einer Stadt anwenden kann, welche
man neuerdings in Paris einzuführen gesonnen ist.
Man muss bedenken, dass das Wasser, welches die Quellen binnen 24 Stun-
den liefern, hier binnen etwa 14 Stunden gebraucht wird, denn in der Nacht
sinkt der Bedarf auf ein Minimum. Was in der Nacht zufliesst in den Röhren,
geht durch die Rofranogasse hinauf in das Reservoir auf der Schmelz, und
sowie ein Mehrbedarf am Tage eintritt, tritt dieses Entlastungs-Reservoir
in Wirksamkeit und gibt durch die Rofranogasse das Wasser wieder ab,
so dass der Lauf des Wassers bald durch die Rofranogasse auf- und bald
abwärts geht.
Dasselbe Prineip gilt am rechten Ufer für das Reservoir bei der Spinnerin
am Kreuz am Wienerberg.
Es sind also drei Reservoirs, ein Sammelreservoir am Rosenhügel und die
beiden Entlastungs-Reservoirs, eines auf der Schmelz und das andere bei der
Spinnerin am Kreuz nöthig.
Die Gesammtlänge der Röhren ohne Zuleitung in die Häuser beträgt 347
geographische Meilen. Die Gesammtkosten für die Reservoirs und die Röhren-
leitung belaufen sich auf nicht weniger als 5,434.000 fl.; es wird jedoch dabei
Folgendes bemerkt:
Diese grossen Entlastungs-Reservoirs kosten sehr viel Geld; sie werden
in Gallerien gebaut, von welchen eine neben der andern steht; indem nun vor-
läufig nicht die ganze Masse zum Verbrauch kommt, ist es auch nicht nothwendig
die Reservoirs mit so vielen Gallerien zu versehen, und kann man da die Hälfte
oder irgend einen Bruchtheil einem späteren Ausbau überlassen; dadurch wür-
den für jetzt von dem Anlagecapitale etwas über 400.000 fl. erspart, wobei die
ganzen Anlagekosten für die Stadt sich jedoch noch immer in runder Summe auf
5,000.000 fl. belaufen.
Ich habe nur noch zu bemerken, dass bei jeder anderen Art der Wasser-
leitung sich die Kosten für das Röhrennetz noch höher stellen müssten, weil bei
einer jeden anderen Art der Wasserleitung, welche das Wasser nicht mit natür-
lichem Drucke hereinführt, noch andere Hochreservoirs nothwendig sind, ferner
in einem Theile der Stadt ein doppeltes Röhrennetz gelegt werden müsste,
und noch ein Hebeapparat mit den zu verzinsenden Betriebskosten in Anschlag
gebracht werden müsste. In diesem Falle stellt sich also der Voranschlag für
das Röhrennetz am wohlfeilsten und sinkt doch nicht unter 5 Millionen Gulden herab.
Es ist allerdings zu bemerken, dass bei diesem Voranschlage Einheitspreise
angenommen wurden, welche sich durch die Offertverhandlungen bedeutend
ermässigen dürften; es ist namentlich bei dem jetzigen Zustande unserer Eisen-
Industrie zu erwarten, dass man die Röhren um einen bedeutend wohlfeileren
Preis wird herstellen können.
Dasselbe gilt auch für jene hohen Einheitspreise, welche für den Bau des
Aquäductes angegeben sind.
Demnach ergibt die summarische Kostenübersieht des ganzen Objectes bei
vollständiger Herstellung sämmtlicher Reservoirs, der Röhrenleitung und der
Zuleitung aller Quellen die Summe von 16,034.000 fl., bei unvollständiger Her-
stellung der Reservoirs 15,600.000 fl.
Beilage 7 lautet: Bericht der Sub.-Comm. für die Erhebung der anf den
Wr,-Neustädter Schiflfahrts-Canal bezüglichen Daten. Referent Dr. Eduard Kopp.
Die 8. Beilage lautet: Bericht über einen Besuch der Wasserleitungen von Turin,
Genua, Marseille, Lyon und Dijon im Frühjahre 1864. Verfasser: Ingenieur
56 *
A3A | Eduard Suess. [18]
Karl Junker, weleber die kurze Zeit im Monat April, während welcher in
den Arbeiten eine Pause gemacht wurde, dazu benutzt hat, diese Wasserleitungen
zu besuchen und recht interessante Berichte darüber zu verfassen.
Das, meine Herren, ist der wesentliche Inhalt des Berichtes über die
Erhebungen Ihrer Wasserversorgungs-Commission. Er kommt heute und in den
nächsten Tagen sammt einem Atlasse von 21 Blättern zur Vertheilung. Unter
diesen 21 Blättern werden sie namentlich auf Blatt III eine vergleichende Dar-
stellung der oberen Theile der Tracen der Fischa-Dagnitz-Aquäductes und des
Aquäductes für die Hochquellen sehen.
Ich erlaube mir im Namen der Commission diese Schrift Ihrer freundlichen
Aufmerksamkeit und Ihrem Studium zu empfehlen. Es wird uns eine grosse
Befriedigung sein, zu vernehmen, dass auch Sie nach Durchlesung dieses Be-
richtes das auf dessen Ausarbeitung verwendete Jahr nicht als ein verlorenes
ansehen, und zugestehen wollen, dass man jetzt mit viel grösserer Beruhigung
an die Entscheidung dieser hochwichtigen Frage gehen kann. Ich hoffe, dass
binnen Kurzem die Geschichte der Stadt Wien einen Beschluss zu verzeichnen
haben wird, welcher ihr selbst gar sehr zum Wohle und ihrer Vertretung vor
der ganzen Welt zur Ehre gereicht.
Ich habe im Namen der Commission noch einen Wunsch auszusprechen: Es
hat der Commission geschienen, dass es denn doch im höchsten Grad wünschens-
werth wäre, wenn vor der endgiltigen Entscheidung dieser Frage eine möglichst
grosse Anzahl ihrer Collegen beide wichtigeren Quellgebiete, sowohl das der
Fischa-Dagnitz als das der Hochquellen, persönlich besichtigen würde.
Sie hat sich dabei gedacht, dass etwa die Kosten der Hin- und Rückfahrt
aus dem Communal-Säckel bestritten werden sollten und bittet nun, das Plenum
des Gemeinderathes möge sie nur im Allgemeinen damit beauftragen, über die
näheren Modalitäten nachzudenken, unter welchen etwa ein Besuch dieser Hoch-
quellen von Seite einer grösseren Anzahl von Gemeinderäthen vor der definitiven
Entscheidung stattfinden könnte.
Präsident: Wünscht Jemand über diesen Vorschlag das Wort?
Stubenrauch: Meine Herren! Ich glaube wirklich nur den Gefühlen
der ganzen Versammlung Ausdruck zu geben, wenn ich Sie bitte, der geehrten
Commission unsere vollständigste Anerkennung für den Eifer, die tiefe Einsicht,
ich möchte sagen, Ingenuosität, mit welcher sie diese für Wien so hochwichtige
Frage in Angriff genommen hat, auszusprechen. Sie hat dadurch ein Werk
vorbereitet, welches nach Jahrhunderten, ja vielleicht nach Jahrtausenden
bestehen wird.
Die klare, lichtvolle Darstellung, welche der Herr Referent gegeben hat,
gibt uns Zeugniss von der Art und Weise, in welcher diese Commission
gearbeitet hat.
Ich glaube, meinen Antrag nur wiederholen zu dürfen, dass die Versamm-
lung dieser Commission ihren Dank aussprechen möge.
(Die Versammlung erhebt sich.)
Präsident: Stimmt die Versammlung dem Vorschlage bei, welchen er
Referent gemacht hat?
Einverstanden.
Präsident: Die Commission ist also beauftragt, über die Modalitäten wei-
tere Vorschläge zu machen.
(Aus dem Protokolle der 303. Sitzung des Gemeinderathes der k. k. Reichs-
Haupt- und Residenzstadt Wien, am 12. Juli 1864, um 5 Uhr Nachmittags, unter
[19] Referate der Wasservers.-Comm. in der Sitzung des Gemeinder. der Stadt Wien u. s. w. A435
dem Vorsitze des Ilerrn Bürgermeister-Stellvertreters Dr. Cajetan Felder,
welches ich gleichfalls dem Wohlwollen unseres hochverehrten Freundes Suess
verdanke, darf ich noch den Schluss der Verhandlungen mit einigen Worten
zusammenstellen, bis zu dem Augenblicke, wo die That, die Ausführung beginnt.
Die Anträge der Commission wurden vorgelegt, lebhafte und erschöpfende
Discussionen folgten, folgende Beschlüsse wurden gefasst:
1. Antrag der Commission. Es ist eine erspriessliche Versorgung der Stadt
mit Wasser nur durch eine Vereinigung der Quellen vom Kaiserbrunnen, von
Stixenstein und der Alta bei Brunn zu erzielen.
2. Antrag der Commission. Die Vereinigung und Herbeileitung dieser
Quellen ist mit aller Kraft anzustreben und bald möglichst durchzuführen.
3. Antrag des Herrn Gemeinderathes Hütter. Die Wasserversorgungs-
Commission soll sogleich die Verfügbarkeit der beiden Hochquellen des Kaiser-
brunnens und der von Stixenstein zu Communalzwecken auf's Eifrigste anstreben,
ferner die genaue Traeirung und Terrainaufnahme zur künftigen Wasserleitung
vornehmen lassen, die genauesten und detaillirtesten Baupläne und Kosten-
überschläge verfassen lassen, während dieser Zeit sich aber in's innigste Ein-
vernehmen mit der Finanz-Programm-Commission setzen, um mit derselben hin-
sichtlich der erforderlichen Geldmittel und deren Beschaffungsart zu berathen,
und wenn alle oben aufgezählten Aufgaben beendet sind, über diese dem Ge-
meinderathe neuerdings Bericht erstatten.
Das Mandat der Wasserversorgungs- Commission war im Wesentlichen
erloschen.
A. Antrag des Gemeinderathes Khunn. Der Gemeinderath wolle die be-
stehende Wasserversorgungs- Commission auffordern, ihr Mandat fortzuführen
und so lange zu behalten, bis die ganzen Arbeiten durchgeführt sind.
Abwechselnd hatten Herr Dr. Cajetan Felder und Herr Dr. Karl Mayr-
hofer den Vorsitz geführt. Ich darf nicht fehlen als Ergänzung des Vorganges,
das Schlusswort den Vorsitzenden Herrn Dr. Karl Mayrhofer noch hier mit
einzubeziehen:
„So schliesse ich denn die heutige Sitzung, die eine der wichtigsten im
Communalleben Wiens ist.
Möchten die Anträge, die wir mit so viel Einmüthigkeit und Kraft gefasst
haben, auch in derselben Weise zur Durchführung kommen, und sie werden
zum Heile der gegenwärtigen und künftigen Generation Wiens gedeihen; es
ist erfreulich, dass es die autonome Gemeinde Wiens ist, welche zur Lösung
der grossen Frage schreitet und Sie werden sich dieser erhabenen Stellung
würdig erweisen.
Ich fordere Sie auf, nicht blos den internen Kräften (denn diesen haben
wir den besten Dank durch die Wiederberufung und dureh die Annahme ihrer
Anträge ausgedrückt), sondern auch den externen Kräften und den Beamten
des Magistrats, die sich in hervorragender Weise an den Vorarbeiten zur
Wasserversorgung betheiligt haben, den Dank der Versammlung auszusprechen.“
Die Versammlung erhebt sich unter anhaltendem Beifall von den Sitzen.
Hierauf folgt Schluss der Sitzung um 3/,11 Uhr Nachts.
Gezeichnet: Der Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Karl Mayrhofer; der
Gemeinderath Achilles Melingo; der Schriftführer Eduard Uhl.)
XI. Der Oetzthaler Stock in Tirol.
Von Adolph Pichler.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 13. September 1864.
Die geologische Aufgabe, welehe ich mir heuer gestellt, bezog sich auf
die Untersuehung des Pitz-, Kauner-, Matscher-, Schlandernaun-, Schnalser-
und Passeyerthales: Seitenzweige des Oberinn- und Etschthales, und damit
gelang es mir, eine Uebersicht der ganzen Oetzthalermasse in ihrer Zusammen-
setzung und der Begrenzung der Gebirgsarten zu gewinnen. Sehr Anerken-
nenswerthes hat in Bezug auf die Schiefer und Gneisse die ältere geognostische
Karte Tirols geleistet, und wenn ich hier Joseph Trinker nenne, erfülle ich
eine angenehme Pflicht. Mein Augenmerk hatte sich vorzüglich auf die Thon-
glimmerschiefer und die Triasgebilde gerichtet; ob da oder dort ein kleiner
Streifen Hornblende oder Gneiss mehr entdeckt wird, ist wohl für die Kennt-
niss des Aufbaues jener gewaltigen Berge vorläufig von sehr geringer Be-
deutung, die Hypothesen über den Gneiss würden uns hier sehr wenig fördern.
Was den Thonglimmerschiefer betrifft, so nimmt er in der Wirklichkeit mehr
Raum ein, als auf jener alten Karte. Wir treffen ihn z. B. ziemlich mächtig
auf der linken Seite des Matscherthales im Hintergrunde desselben, eben so
erstreckt er sich breit von Sterzing über den Schneeberg in das hinterste
Oetzthal bei Gurgl und berührt das nördliche Gehänge von Pfelders und
Ratschinges. Es ist jene Gruppe dieser Gesteine, die in zahlreichen Arten
und Varietäten besonders schön im Pfitsch anstehen und gewissermaassen eine
höhere Stufe zwischen Thonschiefer und Glimmerschiefer bilden als der Thon-
glimmerschbiefer, wie er typisch südöstlich von Innsbruck ansteht. Ich habe
diese Gesteine bereits in meinen „Beiträgen zur Geognvsie Tirols“, Innsbruck
1859, geschildert.
Bezüglich der Triasgebilde zeigt es sich, dass dieselben über die ganzen
Centralalpen von Tirol in einzelnen Inseln, und dann stets mächtig und viel-
gliederig entwickelt vorkommen. Den Stock der Saile, der Serlos, des Tel-
ferwiesberges, welche nur durch enge Thäler getrennt, einst ganz gewiss in
unmittelbarer Verbindung, — bis jeuseits des Brenners reichen und dem Glim-
merschiefer aufgelagert sind, habe ich schon längst in verschiedenen Auf-
sätzen erwähnt, einzelne Inseln triassischer Kalke trifft man auch mehr
östlich. Die grösste derselben, am westlichen Mittelrande der Oetzthalermasse
steht bei Graun, wo sich die Flussgebiete der Etsch und des Inn scheiden.
Es ist vor Allem die pralle Wand des Jackels, die links am-Eingange des
[2] Der Oetzthaler Stock in Tirol. 437
Langtaufernerthales die Aufmerksamkeit herausfordert. Der Berg zeigt von unten
nach oben folgendes Profil:
1. Glimmerschiefer.
2. Bunter Sandstein zum Theil metamorph als grünlichgrauer Quarzit-
fels, dann Schieferthone, Gyps, Rauchwacke.
3. Schwarzer splitteriger, weissaderiger Kalk, wohl Muschelkalk.
4. Die Kalke und Dolomite des eigentlichen St. Cassian, für welche ich
bereits früher Cardita erenata nachwies, und die ich unter der Colleetiv-
benennung des mittleren Alpenkalkes zusammengefasst. Gümbel’s Partnach-
Schiefer bilden einen Theil dieses Complexes.
5. Oberer Alpenkalk oder Hallstätterkalk, lichtere, fast marmorartige
Gesteine mit Glimmerblättehen wie Cipollin. Doch lassen sieh trotz der Meta-
morphose einige dem oberen Alpenkalke eigenthümliehe Korallen nicht verkennen,
so wie ich bei vier die bekannten Stielglieder von Enerinus fand.
Im hohen Grade interessant ist die Beschaffenheit dieser triassischen Gesteine,
welche den Schiefern der Centralalpen an- und auflagern, im Gegen-
satze zu den Gesteinen jenseits des Inn, welche die nördliche Zone der Kalk-
alpen bilden. Jene sind weit krystallinischer, so dass man über ihre Stellung, wäre
es mir nicht gelungen charakteristische Petrefacten zu finden, wohl schwerlich
sobald in’s Reine gekommen wäre.
Die Trias in der nämlichen Folge ist auch am Nordrande der Oetzthaler
Masse von Zams bis fast zum Ausflusse der Oetz entwickelt. Glimmerschiefer;
Thonglimmerschiefer; bunte Schiefer, rothviolet, gelblich weiss, oft geflammt;
bunter Sandstein; Muschelkalk; mittlerer Alpenkalk, in diesem die Schlucht des
Inn eingerissen, oberer Alpenkalk bereits den Gipfel des Tschirgant zusammen-
setzend u. s. f. Das ist das Profil von Süd nach Nord; die Schichten dieser For-
mation streichen so ziemlich ostwestlich und fallen südlich.
Von den triassischen Stöcken östlich der Oetzthalermasse erwähnte ich
bereits der Tarnthalerköpfe bei Navis; diesmal bestieg ich westlich von jener
Masse den Spitzlat bei Nauders, über dessen Grat die Schweizer Grenze zieht. Es
ist ein mächtiger Gebirgsstock, der sich lang zwischen Engadin und Tirol
nach S. dehnt; eine Unterlage von Glimmerschiefer mit Kronen triassischer
Gesteine; bunte Schiefer, Quarzite, Rauchwacken, dunkle, weissaderige Kalke
u. s. w. Auch am Spitzlat fand ich dürftige Reste von Versteinerungen, gerade
ausreichend, um die Gesteine zu elassifieiren.
Darüber hinaus die prachtvolle Pyramide des Orteles! Vielleicht gehört auch
diese zur Trias. |
Dieses in flüchtigen Umrissen die wesentlichen Ergebnisse meines heurigen
Ausfluges; vielleicht kann ich das hier Gesagte später durch ein kleines Ueber-
sichtskärtehen der Oetzthalermasse erläutern.
Curat Adolph Trientl, der mir schon manchmal im Oetzthal vorgearbeitet,
schrieb mir, er habe bei Gries, östlich von Lengenfeld, einen Kalkstock entdeckt.
Ich wusste, dass dort nur echter Glimmerschiefer anstehe, da ich jedoch in
diesen nördlich von der Wasserscheide auf dem Gebiete der Oetzthalermasse
bisher keinen Kalk gefunden, schien mir die Sache wichtig genug, noch einmal
den Hammer zu ergreifen. Ich stieg mit Trient! am Alpenbache, der vom süd-
lichen Gehänge in den Fischbach ober Lengenfeld mündet, zum Gamskar empor.
Auf einer Höhe von etwa 6000 Fuss erreichten wir die Felsen. Sie bestanden
aus Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer etwa Stunde 9 steil nordöstlich fallend.
Hier begannen Zwischenlagen von grobkörnigem weissem oder graugebändertem
Kalke conform dem Streichen der Schichten. Hie und da fand ich auch Kupfer-
438 A. Pichler. Der Oetzthaler Stock in Tirol. [3]
kies eingesprengt. Der Fund von Kalk scheint mir ausser dem technischen
Werthe auch noch insofern beachtungswürdig, als der Glimmerschiefer der
Oetzthalermasse eben nicht häufig Kalk enthält. Was die geognostisch-montani-
stische Karte von Tirol anführt, gehört grösstentheils in das Gebiet des Thon-
glimmerschiefers, und zwar jener Gruppe desselben, die ich bereits in Pfitsch
beschrieb. Sie steht zwischen dem typischen Thonglimmerschiefer, wie er in
den Brüchen bei Innsbruck vorkommt und dem eigentlichen Glimmerschiefer in
der Mitte, ist jedoch von Letzterem gut zu unterscheiden. Den Zug dieser
Schiefer durehquerte ich unlängst von Schönau unter Timmels bis Moos in
Passeyr, sie streichen nach Pfelders fort ohne das Schnalserthal zu erreichen.
Auch wo man von Walten zum Jaufen steigt, begegnet man diesen Gesteinen,
jedoch nur in geringer Mächtigkeit. Am nördlichen Abhang des Jaufens gegen
Jaufenthal steht ein wohlgeschichteter Kalk an. Er lagert über den Glimmer-
schiefer, ich möchte ihn den Fetzen von Trias beizählen, welchen man vielfach
umgestaltet in den Centralalpen hie und da begegnet.
1] | 439
XI. Bemerkungen über die Geologie von Unter-Steiermark.
Von Dionys Stur.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 13. September 1864-
Die Frage, ob im Bacher-Gebirge der Centralgneiss mit seinen Neben-
gesteinen vorhanden sei, kann ich mit Nein beantworten. Was ich dort und im
Possruck sah, ist ident mit der Zusammensetzung des altkrystallinischen Gebirges
des Ennsthales. Alle drei im Ennsthale hervorgehobenen Abtheilungen des alt-
krystallinischen Gebirges sind im Bacher- und Possruck-Gebirge vorhanden.
Die von von v. Zollikofer beobachtete Fächerstruetur hat dieses Gebirge mit
jenen altkrystallinischen Gebirgen südlich vom Centralgneiss, z. B. um Lienz
gemein.
Zunächst handelte es sich darum, die durch die Untersuchungen von
Dr. Rolle und vv. Zollikofer bekannt gewordene sogenannte Weitensteiner
Eisensteinformation ihres räthselhaften Aeussern zu entkleiden. Die interes-
santeste Stelle, wo diese Eisensteinformation ansteht, ist die bei Steinberg,
Gonobitz südwestlich, wo sie zuerst von v. Morlot, später von v. Zollikofer
untersucht wurde.
Ich konnte in Steinberg einen über eine Viertelstunde langen, gut aufge-
schlossenen, die Formation nahezu senkrecht durchquerenden Durchschnitt unter-
suchen. Beiläufig in der Mitte desselben befinden sich die tiefsten Schichten
dieser Formation, schwarze Thonschiefer und glänzende Thonglimmerschiefer
mit Einlagerungen von Kalk in Schichten (Sehnürlkalk), und von Kalk (Schnürl-
kalk) und Rohwand (z. Th. Skripoutz) in linsenförmigen grösseren und kleineren
Stöcken. Die letzteren sind rund herum von Schiefern umschlossen, und sind an
ihrer Oberfläche theilweise mit glänzenden Rutschflächen versehen, theilweise
aber rauh und grubig und die Vertiefungen alle von Schiefer ausgefüllt.
Nördlich von Steinberg fallen diese Schichten alle deutlich nach Nord und
man findet die Schiefer weiter nördlich überlagert erst von gelbliehen, grünlichen
und röthlichen Sandsteinen und Mergelschiefern, auf die noch weiter nördlich
das Quarzeonglomerat (Brecka) folgt. Südlich von Steinberg wiederholt sich
dieselbe Reihenfolge der Schichten mit südlichem Fallen, so dass die Gehänge
oberhalb Kloster Seitz aus demselben Quarzeonglomerate bestehen. In den die
Schiefer überdeckenden Sandsteinen und Mergelschiefern bemerkt man auf drei
über einander folgenden Stellen Kohlenflötzchen; die tieferen zwei kaum zwei
Zoll mächtig, das oberste etwa zwei Fuss mächtig.
In den diese Kohle begleitenden Schichten fand ich keine Spur von Pflan-
zen, die bei den tertiären Kohlen nie fehlen. Auch ist die petrographische
Beschaffenheit dieser Sandsteine eine von den die tertiäre Kohle begleitenden
- >
K. k. geologische Reichsanstalt. 13. Band. 1864. III. Heft. Dt
440 Dionys Stur. [2]
ganz verschiedene, so dass nur die Annahme, man habe hier eine echte Stein-
kohle vor sich, den gegebenen Verhältnissen entspricht. In keinem Falle lagert
die Kohle bei Steinberg unter der Eisensteinformation, und die bisher gegebenen
Durchsehnitte über dieses Verhältniss basiren auf eine kleine Unregelmässigkeit
in der Stellung der Schichten, die entschieden ohne Bedentung ist.
Eine zweite Stelle, wo die Weitensteiner Eisensteinformation ansteht und
die von Dr. Rolle untersucht wurde, befindet sich südlich von Weitenstein,
unterhalb des zweiten Weitensteiner Hammers, in einem Längsthale das daselbst
von SW. nach SO. streichend, vom Hudina-Querthale gekreuzt wird. Dieses
Längsthal war ursprünglich viel weiter als es gegenwärtig erscheint, eingeengt
durch die grossen Riesenblöcke, die von den hohen, das Längsthal im N. und S.
einsäumenden Triaskalkrücken herabgerutscht sind und die ehemals weitere
Thalsohle verschiedenartig gruppirt bedecken.
In dieser Thalsohle nun bietet die Weitensteiner Eisensteinformation nahezu
denselben Durchschnitt wie bei Steinberg. Ein grosser Schnürlkalkstock nimmt
die Mitte derselben ein; im S. und N. davon stehen die Thonschiefer an, und in
ihnen bestanden ehemals die Weitensteiner Eisensteinbaue. Aus der Gegend von
Sotzka nun reichen auch die tertiären Ablagerungen in dasselbe Längsthal, und
in Folge der nachträglichen Schichtenstörungen gelangten sie in die eigen-
thümliche Lage, dass sie nämlich die Weitensteiner Eisensteinformation bei
steiler Schichtenstellung überdeeken. Ein nachträglich herabgerutschter Trias-
kalk-Riesenblock lagert zufällig auf den Sotzkaschichten. Dieses Verhältniss in
einem nicht genauen Durchschnitte grell dargestellt, sieht freilich räthselhaft
aus, ist aber an Ort und Stelle leicht erklärlich.
Dr. Rolle verlegt den westlichen Endpunkt des Zuges der Weitensteiner
Eisensteinformation zu der Kirche St. Briz an der Paak, Wöllan NO. Ich
fand diese Formation noch etwas westlicher, nämlich unmittelbar an dem soge-
nannten Glanzkohlengebilde von Schönstein nördlich von Thurn und Wöllan, wo
sie zufällig unter dem tertiären Gebirge zum Vorschein kommt. Weiter westlich
ist auf dem steierischen Gebiete kein weiterer Aufschluss davon bekannt; nach
den geologischen Karten zu schliessen, würde man den Zug der Gailthaler
Schiefer am Wistrabach und bei heil. Geist in Kärnten als die Fortsetzung der
Weitensteiner Eisensteinformation betrachten.
Die sogenannte Weitensteiner Eisensteinformation in Steiermark ist somit
ein langer und schmaler, von Schönstein bis an die östlichen Gehänge des
Wotschberges bei Studenitz reichender Zug von Gailthalerschiefern, dessen
Gesteine sowohl nach den gefundenen Petrefacten, als auch petrographisch
unserer alpinen Steinkohlenformation angehören, und deren Anordnung zu unterst
Schiefer, darauf Sandsteine und Conglomerate ebenfalls der Entwickelung dieser
Formation an anderen Orten Steiermarks vollkommen entspricht. Stellenweise
für sich allein zwischen zwei triassischen Kalkzügen auftretend, wird dieser Zug
von Gailthaler Schiefern, häufig von tertiären kohlenführenden Gesteinen be-
gleitet und in diesem Falle tritt derselbe als Grundgebirge in mannigfache
Berührung mit den darauf gelagerten jüngeren Gebilden. Die nachträglichen
Schichtenstörungen, die beide erlitten, vermehrten noch die vielfache Berührung.
Der Streit über das Alter der in Untersteier im Wassergebiete der Sann
auftretenden bedeutenden Kalkmassen ist dahin beizulegen, dass sie alle der
oberen Trias angehören und nicht als Gailthaler Kalke zu gelten haben. An
mehreren Punkten gelang es mir Gesteine der unteren Trias zu finden, nament-
lich im Lubellina-Graben bei Wöllan, dann unweit nördlich von Sotzka, und in
allen Fällen lagern die fraglichen Kalkmassen hoch über den Werfener Schiefern
[3] Bemerkungen über die Geologie von Unter-Steiermark. A4l
und Guttensteiner Kalken. Im Uebrigen ist das Auftreten der Triaskalke hier bei
Weitem weniger klar aufgeschlossen als in den Alpen Ober-Steiermarks. Sie
erscheinen meist nur als schmale, lange, vielfach unterbrochene Rücken kaum
emportretend aus der allgemeinen tertiären Bedeckung.
Interessant ist die eigenthümliche Entwickelung der Trias in der südlichsten
Spitze Steiermarks, wo ausser den ungeschichteten, dunkeln und lichtgrauen
Dolomiten noch die dünnschichtigen Plattenkalke von Gurkfeld und die Gross-
dorner Schiefergesteine mit Fucoiden, namentlich zwisehen Lichtenwald, Reichen-
burg und Drachenburg weit verbreitet sind. Die ersteren erinnern so ganz voll-
kommen an die Ichthyosauruskalke von Reifling. Die Grossdorner Schiefer,
namentlich die dunkelgrauen bis schwarzen Thonschiefer und die grauen Mer-
gelschiefer, mit ihrer vielfach gewundenen Schichtung gleichen petrographisch
unseren Keupersandsteinen, und dürften ein marines Aequivalent derselben
darstellen.
Der Dachsteinkalk fehlt in Unter-Steiermark. Die von v. Zollikofer
dafür genommenen Dolomite sind porös und stark drusig, ohne Spur einer
Schichtung und können nach diesen Merkmalen nicht als Dachsteindolomite gel-
ten trotz der Durchschnitte einer Dachsteinbivalve, die auch in unseren echten
Hallstätter Kalken der Nordalpen vorkommt.
Die Rudistenkalke auf der Linie Windischgratz-Gonobitz sind den.obersten
Rudistenkalken des Karstes petrographisch gleich, die paläontologischen Charak-
tere lassen leider bis jetzt keine genauere Parallelisirung zu.
Es erübrigt mir noeh ein Wort über die tertiären Ablagerungen von Unter-
steier zu sagen.
Zwei tertiären Schichtengruppen wurde in Untersteier seit v. Morlot’s
Begehungen in Steiermark eine besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Es sind
dies die korallenreichen marinen Schichten von Oberburg, und die pflanzen-
führenden Süsswasserschichten von Sotzka.
Nach ‘den Bestimmungen der Petrefacte aus den ersteren durch Herrn
k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer, wurden die an Versteinerungen so
reichen Schichten von Oberburg entschieden für eocen betrachtet. Zur Bestim-
mung des Alters der Sotzkaschichten konnte man sich nur der Pflanzen, als der
einzigen darin bekannt gewordenen Petrefacten bedienen, die jedoch, da sie aus
anderen sichergestellten Schichten in genügender Anzahl nicht vorlagen, zu kei-
ner Vergleichung dienen konnten.
Eine dritte Schichtengruppe aus Untersteier, die eben in hohem Grade
geeignet ist, für die Bestimmung des Horizonts, in welchem die Sotzka-Flora
auftritt, sichere Anhaltspunkte zu geben: Der Leithakalk wurde verkannt und
missachtet. Man zog es vor, alle in Untersteiermark vorkommenden tertiären
Sehiehten zu den Schichten von Sotzka und Oderburg zu ziehen und sie alle
zusammen, gegen viele, theilweise ganz richtig erkannte paläontologische und
stratigraphische Gründe eocen zu machen.
Ich war bemüht, den Horizont jeder Schichtengruppe möglichst genau zu
bestimmen. Und hiezu dienten einerseits vorzüglich die sicher eocenen Schich-
ten von Oberburg und andererseits die sicher neogenen Leithakalke und die
darunter lagernden tieferen Schichten der marinen Gruppe.
So fand ich im N. des Possrucks bei Eibiswald und von da östlich bis Mar-
burg, unter den Leithakalken von Ehrenhausen und im Platschgebirge erst die
tiefere marine Stufe, bestehend je nach der Gegend: bald aus Mergeln mit Fora-
miniferen und Ecbiniden (Marburg, Spielfeld), bald aus Sandmergeln, Sanden
und Conglomeraten mit neogenen Petrefacten (Gegend von Gamlitz, Gross-
7 ®
FED) Dionys Stur. [4]
Florian), und erst unter dieser tieferen Abtheilung der marinen Stufe, die
Sisswassermergel und Conglomerate mit den Eibiswalder Kohlen, die ausser
neogenen Säugethierresten, Unionen, die Melania Escheri und Sotzka-Pflanzen
erithalten. Zwischen dem Possruck und dem Bacher-Gebirge, in der Einsenkung,
die die Drave begleitet, fand ich unter den marinen Mergeln mit Echiniden bei
Fall, dieselben Eibiswalder Mergelschiefer und Conglomerate gelagert. Am
Südfuss des Bachers bei Windischgratz unter Schichten mit marinen Petre-
facten bei Gallenhofen, die Kohlen von Altenmarkt mit Melania Escheri, Mer-
gelschiefer und Conglomerate die von da bis nach St. Nikolai, St. Veit, Weiten-
stein und Gonobitz zu verfolgen sind und die letzteren bei Rötschach und Stra-
nitzen noch Gerölle von Nummulitenkalk in Menge führen,
Schwieriger schien anfänglich in dieser Beziehung jener Zug von Bergen
(Drau-Save-Zug), der da von Gutenegg und Sotzka östlich zwischen Pöltschach
und Rohitsch sich bis nach Sauritsch erstreckt. Doch war auch hier bei Sau-
ritsch, und was von hoher Wichtigkeit war, am Donatiberg der Leithakalk
und seine Aequivalente durch v. Zollikofer erkannt worden. Hier galt es die
Form zu studiren, in welcher die tiefere Abtheilung der marinen neogenen Stufe
auftrete. Und so fing ich bei Sauritsch unmittelbar im Liegenden des echten
Leithakalkes an, die nächst tieferen Schichten zu untersuchen und fand dass auch
hier wie bei Marburg, unter dem Leithakalke Mergel mit Foraminiferen und
Echiniden auftreten. Zwischen den Leithakalk und die Foraminiterenmergel
schaltete sich ein Sandstein ein, in dessen unmittelbarem Liegenden ich an
vielen Punkten auch noch südlich vom Watschberg die Foraminiferenmergel mit
Echiniden auffand. Ich konnte nicht zweifeln, dass der sonst als eocen bestimmle
Sandstein dieser Gegend einem verhältnissmässig hohen Niveau des Neogen ent-
spricht, etwa Pötzleinsdorf, Gross-Florian, Gamlitz. Und.so ward es mir leicht
auch hier die unter den Foraminiferenmergeln liegende Süsswassergruppe von
Mergelschiefer und Conglomerat mit Kohlen (Hrastowetz) auszuscheiden. Die-
selbe Schichtenreihe Leithakalk, gelber Sand, Foraminiferenmergel, Mergelschiefer
von Sotzka und Doberna, — fand ich in Neuhaus. Wie gross war aber meine
Freude, als ich in der schon fast ganz verwitterten Kohlenschiefermasse auf der
obersten Halde des Kohlenbaues Sotzka, eine Schnecke entdeckt habe, die wohl
nur Melania Escheri sein kann; ein Petrefact das inbesondere Dr. Rolle als
sehr charakteristisch für die Neogenformation hoch hält. Im Hangenden dieser
Schiefermasse lagert der Schiefer mit der Sotzka-Flora — und auf diese Weise
war zugleich die Parallele zwischen dem Eibiswald (mioc&ne moyen Lartet’s)
und Sotzka hergestellt.
In Oberburg hat schon Dr. Rolle nachgewiesen, dass daselbst die Sotzka-
Schichten auf den Korallenschichten lagern. Auf denselben Schichten mit Pec-
ten und vielen Nummuliten sah ich die Sotzka-Schiefer bei Preseka, Prassberg
östlich, und noch an anderen Punkten aufliegen. Aber an allen diesen Orten:
bei Oberburg, Neustift, Prassberg, dann am Watschberge verhalten sich die
Oberburger zu den Sotzka-Schichten, etwa so wie die Werfener Schiefer
zur oberen Trias. Sie sind nur an den tiefsten Punkten des Terrains entblösst,
und hoch darüber erheben sich die Sotzka- und die sie überlagernden Schichten.
Kurz gefasst, haben wir zwischen den Korallenschiehten von Oberburg,
ferner den Nummuliten - Sandsteinen von Prassburg als Liegendes und der
tieferen Abtheilung der neogenen marinen Stufe als Hangendes, um den Poss-
ruck und den Bacher, und von da südlich bis Oberburg und östlich über Sau-
ritsch bis über die Grenze von Steiermark, eine Süsswasserablagerung mit
Kohlen vor uns, deren Horizont durch die neogenen Säugethierreste und durch
[5] Bemerkungen über die Geologie von Unter-Steiermark. 443
Melania Escheri, noch als neogen bezeichnet wird, eine untere neo-
gene Süsswasserstufe mit der Flora von Sotzka.
Im S. von der Linie Cilli-Rohitsch, stellt sich scheinbar abermals ein
anderes Verhältniss ein. Auch hier erscheint Kohle, doch ist ihr Hangendes
das Aequivalent der tieferen Abtheilung des marinen Neogen, von Ort zu Ort
anders entwickelt. Bald wird die Kohle von Süsswasserschichten überlagert
“ (Hrastnig-Gouze-St. Michael bei Tüffer), bald von Schiefera mit Austern und
Cerithium margaritaceum. Das Liegende der Kohle ist in den meisten Fällen
entweder gar nicht oder schlecht aufgeschlossen ohne sichere Kennzeichen.
So führt dasHangende der Kohle bei St. Michael Melania Escheri, Unionen
und andere Süsswasserschneken nebst der Flora von Sagor. Bei Tüffer enthält
das Hangende Cerithium margaritaceum und Austern. Auf der Halde von Troben-
thal, Tüffer östlich, findet man Schichten mit Melania Escheri, und solche mit
Cerithium margaritaceum und C. plicatum. Die Aehnliehkeit dieses Han-
genden mit jener Schiehte, die über der Braunkohle im Horner Becken bei Drei-
Eichen bekannt ist, wird im Reiehenburger Becken dadureh noch auffallender,
dass bei Reichenstein das Cerithium margaritaceum auch noch von der Melan-
opsis Aquensis begleitet wird. Ueberhaupt ist die Zusammensetzung der marinen
Stufe in dieser Gegend eine etwas mehr gegliederte, deren Beschaffenheit ich
hier nicht weiter auseinandersetzen kann, die aber in der Art ihrer Ablagerung
begründet ist, die in langen engen Buchten, die aus dem croatischen neogenen
Meere tief nach Steiermark und Krain hineinreichten, stattfand.
Die mir in Untersteier bekannt gewordenen Eruptivgesteine sind alle ter-
tiär, zwei oder drei Punkte ausgenommen, die vorläufig als der Trias angehörig
gelten müssen. Das eine Endglied der Reihe dieser Eruptivgesteine bildet das
unter dem Namen Hornsteinporphyr bekannte Gestein und der Diorit Dr.
Rolle’s, das andere Endglied der quarzlose Feldsteinporphyr Dr.
Rolle’s und der Dolerit v. Zollikofer's. Die ersten Spuren der Eruptionen
derselben findet man in den Korallenscehichten von Oberburg, in welchen man
hie und da einzelne Grünerdekörner beobachtet. Die Hauptepoche der Eruption
fällt entschieden zwischen die untere Süsswasserstufe und den Leithakalk. Die
untersten Leithakalkschichten enthalten schon grosse Trümmer, sowohl der
Eruptivgesteine selbst als auch der 'Tuffe.
Die massenhafteste Entwickelung der Tuffe trifft man unstreitig im oberen
Sanngebiete um Leutsch und um St. Nicolai, Laufen nördlich. Vom Smrekoutz,
der nahe an 5000 Fuss über dem Mcere liegt, an der steirisch - kärntnerischen
Grenze (Laufen nördlich) herab bis St. Nicolai, in einer Meereshöhe von beiläufig
2500 Fuss steigt man beständig über nahezu horizontal liegende Tuffschichten
herab, und man kann die Mächtigkeit der Tuffablagerung hier auf wenigstens
2500 Fuss schätzen. Weniger, aber noch immer 400—500 Fuss mächtig sah ich
die Tuffe bei Oberburg. Und so nimmt über Prassberg, Sehönstein gegen Osten
nach Trennenberg, Tüchern und Store die Mächtigkeit der Tuffe allmälig ab,
bis sie am letzten Orte kaum mehr als eine Klafter mächtig sind. Im Westen
wechseln grobe eonglomeratische und sandsteinartige Tuffschichten mit feineren
ab, im Osten war das Materiale der Tuffe schon ganz fein, an die siebenbürgische
trachytische Palla erinnernd.
Von den Tuffen lassen sich die Contactgesteine in den meisten Fällen
unterscheiden.
Die neogen brakische Stufe reicht aus Croatien, zwischen W. Landsberg
und Peilenstein bis Maria Dobie, kommt an den südlichen Rändern des Reichen-
burger Beckens über dem Leithakalke zum Vorschein und säumt das Becken von
AAA Dionys Stur. [6]
Rann gegen Norden ebenfalls über dem Leithakalke lagernd, ein. Aus dem
ungarischen Becken reicht die Cerithienstufe aus der Gegend von Radkersburg
bis Mureck.
Die obere Süsswasserstufe, die Congerienschichten erscheinen als Haupt-
gestein im Ranner und Reichenburger Becken, fehlen von da nördlich bis an den
sogenannten Drave-Save-Gebirgszug, und erscheinen am Fusse des Bachers bei
Windisch-Feistritz, dann bei Schönstein, von wo sie durch das Lavantthal auf- °
wärts mit Fohnsdorf zusammenhängen.
[1] EWAR
XIH. Die geologischen Uebersichtskarten von Dalmatien,
Croatien und Slavonien auf der Ausstellung fon Gegenständen
der Landwirthschaft und Industrie zu Agram, am 18. August
1864.
Bericht von W. Haidinger.
Sitzung am 16. August 1864.
Zur übersichtlichen Darstellung der geologischen Verhältnisse liegen uns
bis jetzt nur die Strassenkarten der drei Königreiche in dem Maasse von
1:432.000 der Natur oder von 6000 Klaftern gleich Einem Wiener Zoll vor.
Die Specialkarten des k. k. General-Quartiermeisterstabes zu 1: 144.000 der
Natur oder 2000 Klaftern auf einen Zoll sind zwar veröffentlicht, aber die ent-
sprechenden geologischen Detail-Aufnahmen noch nicht durchgeführt.
Die Königreiche Croatien und Slavonien sammt begleitender Militärgrenze
waren Gegenstand unserer Uebersichtsaufrahme im Sommer 1861, namentlich
der ganze Landstrich zwischen den Flüssen Drau und Save. Herr k. k. Berg-
rath Franz Foetterle als Chefgeologe leitete die Arbeiten der ganzen Section
und besorgte selbst die Aufnahme von Civil-Croatien, zum Theil begleitet von
Herrn Sectionsgeologen Heinrich Wolf. Herr Sectionsgeologe Dionys Stur
nahm die Gegenden östlich von den beiden Warasdiner, dem St. Georger und
dem Kreuzer Grenzregimente, bis zu dem Gebirgsabfalle gegen Diakovar
und Essek hin, Herr Wolf eben jene beiden Warasdiner Regimenter, so wie
das östlich abgetrennt aus der Alluvialebene sich erhebende Peterwardeiner
Gebirge vor. Herr Stur war theilweise von Herrn Museumsassistenten Eduard
Wormustiny von Agram begleitet.
Die Aufnahme der südlichen Abtheilung der eroatischen Militärgrenze folgte
im Jahre 1862 durch die Herren Sectionsgeologen Stur für die zwei Banal-
Grenzregimenter und den nördlichen Theil des Szluiner Regiments, und Dr.
Ferdinand Stoliezka für die südliche Abtheilung des Szluiner, das Oguliner
und Ottocaner Regiment. Ein Theil des Letztern und das Liecaner Regiment
wurde von Herrn Chefgeologen k. k. Bergrath Fr. Foetterle gewonnen. Der-
selbe war noch von Herrn Michael Lepkowski aus Kurland begleitet.
Die Uebersichtsaufnahme von Dalmatien ist das Ergebniss der Arbeiten der
Herren k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer als Chefgeologen und Dr. Guido
Stache als Sectionsgeologen aus dem Jahre 1862, welchen sich noch Herr
Dr. Karl Zittel, später Professor in Karlsruhe, angeschlossen hatte.
A46 Wilhelm llaidinger. [2]
Die nachstehenden Mittheilungen in dem Jahrbuche der k. k. geologischen
Reichsanstalt, theils von wissenschaftlichen Fachgenossen freundlichst mitge-
theilt, theils von den Mitgliedern der Anstalt verfasst, welche sich auf die geolo-
gisch-colorirten Karten der drei Königreiche Dalmatien, Croatien und Slavonien
auf der Ausstellung zu Agram im August 1864 beziehen, sind:
Ill. Jahrgang 1852.
Namen der Herren Verfasser: Mittheilungen:
Ludwig v. Farkas-Vuco- Das Moslawiner Gebirge in Croatien. Il. Heft,
tinovid. “ pag. 92.*
Geognostische Skizze von Warasdin-Teplitz in
Croatien. IV. Heft, pag. 13.*
IV. Jahrgang 1853.
Dr. Karl Zerrenner. Geognostisch-bergmännische Notizen über einen
Theil Süd-Slavoniens. II. Heft, pag. 493. *
Ludwig v. Farkas-Vuco- Einige Mittheilungen über das Kalnikergebirge in
tinovie. Croatien. III. Heft, pag. 550. *
VI. Jahrgang 1856.
V. Ritter v. Zepharovich. Bericht über die Schürfungen auf Braunkohle
zwischen Priszlin und Krapina und ein Vor-
kommen von Bergtheer zu Peklenieza an der
Mur in Croatien. IV. Heft, pag. 738. *
IX. Jahrgang 1858.
Karl Ritter v. Hauer. Chemische Analyse der Schwefeltherme Warasdin-
Teplitz in Croatien. I. Heft, p. 165.*
2 Die Mineralquellen von Krapina-Teplitz in Croa-
tien. II. Heft, p. 229.*
X. Jahrgang 1861—62.
Franz Foetterle. Aufnahmen im nordöstlichen Theile Croatiens.
Sitzungsberichte vom 31. Juli 1861, Ver-
handlungen pag. 78—119.
Dionys Stur. Aufnahmen im Gradiskaner Grenzregimente,
Sitzungsberichte, 31. Juli 1862, Verhandlungen
pag. 79.
Heinrich Wolf. Aufnahmen von der Drau her bis Belovar. Sitzungs-
berichte, 31. Juli 1862, Verhandlungen pag. 79.
Franz Foetterle. Aufnahmen von der steierischen Grenze bis zur
Agram- Warasdiner Strasse. Sitzungsberichte,
31. August 1861, Verhandlungen pag. 82.
[3] Die geolog. Uebersichtsk. v. Dalmatien, Croatien u. Slavonien auf d. Ausstellung u.s.w. 447
Namen der Herren Verfasser:
Dionys Stur.
Heinrich W olf.
Dionys Stur.
Franz Foetterle.
Heinrich Wolf.
Dionys Stur.
Heinrich W olf.
Dionys Stur.
Heinrich W olf.
Dr. Guido Stache.
Dr. F. Stoliezka.
Dionys Stur.
Franz Ritter v. Hauer.
Franz Foetterle.
Dionys Stur.
Franz Ritter v. Hauer und
| Dr. Guido Stache.
Dr. Ferdinand Stoliezka.
Mittheilungen:
De m 7
Aufnahmen in der Gegend von Pozeg. Sitzungs-
berichte, 31. August 1861, Verhandlungen
pag. 82.
Untersuchung der Warasdin - Kreutzer und St.
Georger Grenzregimenter. Sitzungsberichte,
31. August 1861, Verhandlungen pag. 83.
Vorlage der geologischen Karte West-Slavoniens.
Sitzungsberichte, 3. December 1861, Verhand-
lungen pag. 115—118.*
Vorlage der geologischen Karte Croatiens zwischen
der Drave und Save. Sitzungsberichte, 17. De-
cember 1861, Verhandlungen pag. 123— 124.
Vodnik-Gebirge. Sitzungsberichte, 21. Jänner
1862, Verhandlungen pag. 158— 160.
Krystallinische und Triasgesteine in West-Slavo-
nien. Sitzungsberichte, 18. März 1862, Ver-
handlungen pag. 200— 205.
Geologie der Warasdin - Kreutzer und Waras-
din - Georger Grenzregimenter. Sitzungs-
berichte, 1. April 1852, Verhandlungen pag.
215—217.*
Die neogen-tertiären Ablagerungen von West-
Slavonien. Sitzungsberichte, 1. April 1862,
Verhandlungen pag. 285.*
Geologische Verhältnisse des Kalnik-Gebirges und
der Umgebung von Warasdin-Teplitz. Sitzungs-
berichte, 24. April 1862, Verhandlungen
pag. 229—230.*
Aufnahmen der Umgegend von Zara. Bericht vom
31. Mai 1862, Verhandlungen pag. 235.
Aufnahmen von Ogulin. Bericht, 30. Juni 1862,
Verhandlungen pag. 239.
Umgebungen von Samobor. Bericht, 30. Juni
1862, Verhandlungen pag. 240.
Aufnahmen von Sebenico, Dernis, Knin bis Spa-
lato. Bericht, 30. Juni 1862, Verhandlungen
pag. 240— 241.
Aufnahmen von Ottocae. Bericht vom 31. Juli 1862,
Verhandlungen pag. 254— 256.
Umgegend von Petrinja und Glina. Bericht vom
31. Juli 1862, Verhandlungen p. 256.
Bericht aus dem südlichen Theile von Dalmatien.
Bericht, 31. Juli 1862, Verhandlungen pag. 257.
Die geologischen Verhältnisse der Bezirke des
Oguliner und der südlichen Compagnien des
Szluiner Regimentes in der Karlstädter k. k.
Militärgrenze. Sitzungsberichte, 4. November
1862, Verhandlungen pag. 526. *
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 1864. III, Heft, 58
A448 W. Haidinger. Die geolog. Uebers. v. Dalmatien, Croatien u. Slavonien a. d. Ausst. u. 8. w. [#]
Namen der Herren Verfasser: Mittheilungen:
ee en I E— ee ee
Franz Foetterle. Uebersichtskarte des Liecaner Grenz-Regimentes.
Sitzungsberichte, 2. December 1862, Verhand-
lungen pag. 298.
XIII. Jahrgang 1863.
Franz Ritter v. Hauer. Vorlage der geologischen Karte von Dalmatien.
Sitzungsbericht, 3. März 1863. Verhandlungen
pag. 14.
Dr. Guido Stache. Bau der Gebirge in Dalmatien. Sitzungsbericht,
17. März 1863, Verhandlungen pag. 18.
Franz Foetterle. Geologische Beschaffenheit des Ottodaner Grenz-
regimentes. Sitzungsbericht vom 21. April 1863,
Verhandlungen pag. 35.*
Dionys Stur. Bericht über die geologische Uebersichtsaufnahme
im mittleren Theile Croatiens, pag. 485. *
Ludwig v. Farkas-Vuco- Vorkommen der Kohle in Croatien. Sitzungsbe-
tinovid. richt, 19. Mai 1863, Verhandlungen pag. 530.
Die Separatabdrücke der mit einem * bezeichneten Mittheilungen wurden
den Karten der drei Königreiche für die Ausstellung beigelegt.
Angelegentlichst ergreife ich die Veranlassung der Vorlage der Karten der
drei vereinigten Königreiche, nebstdem Verzeichnisse der bisher in unserem Jahr-
buche erschienenen Berichte in Bezug auf die Uebersichtsreisen sowohl als auch
anderer Mittheilungen, um im Namen der k. k. geologischen Reichsanstalt den
innigsten Dank darzubringen, den zahlreichen hochverehrten Gönnern und
Freunden in Croatien und Slavonien und der begleitenden k. k. Militärgrenze und
eben so in Dalmatien, von welchen unsere reisenden Herren Geologen während
der Zeit ihrer Aufnahmsarbeiten auf das Wohlwollendste aufgenommen und auf das
Erfolgreichste unterstützt worden waren.
11] 449
XIV. Ludwig Hohenegger.
Von Otto Freiherrn v. Hingenau.
Während neue Jünger unserer geologischen Landeserforschung sich
anschliessen, lichtet der Tod die Reihen der älteren Freunde, Vorgänger und
Genossen unserer Arbeiten. Früher als im natürlichen Laufe der Dinge erwartet
werden konnte, raffte vor kaum zwei Wochen ein langsam sich entwickelndes
Uebel den rastlos thätigen Director der erzherzoglichen Eisenwerke in Teschen,
Ludwig Hohenegger dahin, dessen wohlverdiente Auszeichnung durch den
Franz Josephs-Orden in der letzten Sitzung der geologischen Reichsanstalt in freu-
diger Theilnahme erwähnt worden. Eine Lebensskizze des Dahingegangenen bildet
einen traurigen Epilog zu jener erhebenden Mittheilung.
Geboren zu Memmingen in Bayern im Jahre 1807 widmete sich Ludwig
Hohenegger den Studien, die er am Gymnasium zu Kempten begann und an der
Universität München fortsetzte, wo er Rechts- und Cameral-Wissenschaften trieb,
und zuletzt an der alten deutschen Bergakademie zu Freiberg seine Ausbildung
vollendete.
Solchergestalt mit tüchtigen und umfassenden theoretischen Kenntnissen
ausgerüstet, betrat er die praktische Laufbahn zuerst im Jahre 1831 auf den
fürstl. Salm’schen Eisenwerken zu Blansko in Mähren, wo er bald als selbststän+
diger Leiter eines Hochofens verwendet wurde. Allein es drängte ihn nach wei-
terer Ausbildung und der damals rege gewordene Fortschritt der Eisenindustrie
in Westphalen, namentlich der Puddlings- und Walzwerke zog ihn mächtig dahin.
Er trat desshalb aus seiner Dienstesstellung, um neue Lehrjahre praktischer
Richtung zu beginnen. Und fürwahr! sie wurden ihm nicht leicht! denn mittellos
wie er war, musste er sich erst auf dem Wege der Arbeit seinem Ziele nahen.
Bei der Harkort’schen ersten westphälischen Pferdeeisenbahn mit anfangs
kargem Lohne sich begnügend, schwang er sich im ersten Jahre zum Bau- und
Betriebsleiter auf und suchte die Mittel zu weiteren Studien sich zu erwerben.
Diesen Zweck unausgesetzt verfolgend, trat er 1834 bei dem Puddel- und Walz-
werke zu Welten an der Ruhr in Dienste, wurde 1835 Betriebsleiter der Eisen-
und Messingwerke zu Nachrodt in Westphalen, von wo er 1837 als Gewerks-
director für Wolfsberg in Kärnthen berufen wurde, nach Oesterreich zurück-
kehrte, um von nun an ausschliesslich dem österreichischen Eisenwesen sein
Leben zu widmen.
Ein weiterer, aber auch schwieriger Wirkungskreis zur Anwendung seiner
theoretischen und praktischen Kenntnisse eröffnete sich bald, indem er im Jahre
1839 zur Leitung der erzherzoglichen Eisenwerke nach Teschen berufen wurde,
wo er bis an sein Hinscheiden (25. August 1864) eine umfassende und erfolg-
reiche Thätigkeit entwickelte. i
58 *
459 Otto Freih. v. Hingenau. [2]
Um dieselbe gehörig würdigen zu können, muss man die Bedingungen in’s
Auge fassen, unter welchen auf den erzherzoglichen Gütern in Teschen sich die
Eisenindustrie entwickeln musste. Arme, oft bis zu einem Gehalt von kaum 18 Pet.
Eisen enthaltende Erze, in kleinen, schwachen und scheinbar ganz regellosen
Ablagerungen über einem ausgedehnten, theilweise spärlich eultivirten Land-
striche zerstreut, von den Bahnlinien abseits liegend und doch allzu nahe der
coneurrirenden , hochentwickelten Eisenindustrie von Preussisch -Schlesien,
konnte der Gedanke an die Begründung einer Eisenindustrie in jener Gegend
zunächst nur in dem Streben begründet angesehen werden, den ausgedehnten
Forsten der Teschner Karpathen eine Verwerthung zu geben.
Aus solchen Elementen eine Productionsfähigkeit zu schaffen, wie sie
heute bei den erzherzoglichen Eisenwerken in mustergiltiger Weise erreicht ist,
mussten sich gründliche Wissenschaft und gediegene praktische Erfahrung ver-
einigen; aber auch administrative Begabung war erforderlich, um einen grossen
und ausgedehnten Industriekörper solcher Art mit zahlreichen Beamten und
Arbeitern zu leiten und unausgesetzt in harmonischem Fortschritte weiter zu ent-
wickeln.
Diese Erfordernisse vereinigten sich inHohenegger und glücklicher Weise
wusste sein erhabener Dienstherr und dessen oberste Verwaltung die Intentionen
des tüchtigen Werkleiters zu würdigen und zu fördern, wie es vielleicht an
anderen Orten nicht in gleichem Masse der Fall gewesen wäre.
Die grossen Eisengiessereien in Görka und Trzynietz, die an letzterem Orte
in's Leben gerufene Emailhütte, das nach dem neuesten Fortschritte umgestaltete
Walzwerk in Ustron, die Durchführung der neuen Frischmethoden in Ustron,
Baschka, Görka und Obszar, die gelungene Darstellung von Spiegeleisen in
Hradek und die grossartige Eisen- und Stahlhütte in Lipina (Karlshütte), sind
sichtbare Zeugnisse des schöpferischen und erfolgreichen Wirkens Ludwig
Hoheneggers und haben den erzherzoglichen Eisenwerken in Teschen einen
wohlverdienten ehrenvollen Ruf verschafft.
Ein dem verewigten ganz eigenthümliches Verdienst bleibt aber für immer-
dar die fruchtbare Nutzanwendung, die er von seinem geologischen Wissen
für die Praxis des Berg- und Hüttenwesens zu machen verstand und nirgends
vielleicht tritt die lebendige Wechselwirkung zwischen streng wissenschaftlicher
Forschung und nutzbringender Praxis so anschaulich hervor, als es bei diesem
Theile von Hohenegger' s Wirken der Fall ist, welches ihm selbst einen ehren-
vollen Namen in der Gelehrtenwelt und gleichzeitig den von ihm geleiteten
Werken eine hoffnungsvolle Zukunft sicherte.
Die erzherzoglichen Eisenwerke erforderten etwa 600.000 Centner Erze
jährlich; die alten Gruben waren ziemlich erschöpft, die Auffindung neuer war
ungemein schwierig, weil sichere Anhaltspunkte zur Unterscheidung der erz-
haltenden Gebirgstheile von den weniger oder gar nicht hältigen Gesteinsschiehten
fehlten. Nur auf rationeller, wissenschaftlicher Grundlage konnte diese Schwierig-
keit gelöst werden, die um so grösser war, als nicht blos die Erze, sondern das
ganze Karpathengebirge der mährisch-schlesischen Ostgrenze undeutlich und
geologisch, trotz — oder wegen der so weit auseinandergehenden Ansichten
der bisherigen Forscher — fast unbekannt geblieben war.
Was Leopold v. Buch noch im Jahre 1840 bemerkte, dass nämlich die
Karpathen noch vielfach so unbekannt seien, wie die Berge, welche der Gallas-
Neger bewohne, das galt (wie Hohenegger selbst in deu Erläuterungen zu
seiner geognostischen Karte sagt) insbesondere von der Gegend um Teschen
und überhaupt von den Nordkarpathen.
[3] Ludwig Hohenegger. 451
„Mangel an Versteinerungen in den wichtigsten Schichten und vielleicht
noch mehr die geringe Entwickelung, Verbreitung und zu geringe Schätzung der
Paläontologie, die grosse Aehnlichkeit und Wiederholung von im Alter sehr ent-
fernten Schichten, namentlich der Schiefer und Sandsteine, in welchen fast
immer kohlensaures Eisenoxydul das Bindemittel bildet. und welche sämmtlich
Sphärosiderite, Fucoiden und bituminöse Schiefer führen, waren die natürliche
Ursache obiger Verschiedenheit in der Ansicht“, so fährt Hohenegger in
seinem Berichte fort. Und das ist in so hohem Grade richtig, dass selbst
erfahrene Bergmärner, welche zum ersten Male solche karpathische Eisenerze
zu Gesichte bekommen, Anstand nehmen würden — dieselben überhaupt für Erze
zu halten, da sie äusserlich dem Sandsteine zum Verwechseln ähnlich, wegen
ihres ‚schwachen Haltes und bandförmigen, ein Handstück oft nur zum Theil
erfüllenden Vorkommens — auch durch speeifisches Gewicht nieht allzusehr
auffallen.
Hohenegger unternahm daher die geognostische Durchforscehung der
Teschner Karpathen und Anfertigung einer Karte. Um dies nun in kürzester
Zeit und im engeren Verbande mit den Anforderungen seiner Praxis thun zu
können, begründete er eine Werksschule, in welche er seit 1846 junge Leute
in den Abendstunden selbst in dem Wichtigsten aus der Mineralogie, Geognosie
und Bergbaukunde unterrichtete, welehe im Sommer als Hilfsarbeiter bei der
geognostischen Erforschung gebraucht werden konnten, die zuerst eine neue
petrographische Karte und eine Sammlung von Gesteinsstücken als deren Belege
— zum Resultate hatte. Aus dieser entstand nun unter Hohenegger's jahre-
langem Fleisse, die im Jahre 1861 publieirte und als elassisches Werk anerkannte
„geognostische Karte der Nord-Karpathen in Schlesien und der angrenzenden Theile
Mährens und Galiziens“. Schon im Jahre 1849 waren diese Untersuchungen so weit
gediehen, dassDr.Hörnes und Franz Ritter v. Hauer in ihrem Berichte über ihre
im Auftrage der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften damals unternommene
Reise (Febr. Hft. Sitzber. 1850) den von Hohenegger geologisch erforschten
Teschner Kreis, als den in dieser Beziehung bestuntersuchten erklären konnten.
In ununterbrochener Reihenfolge kommen nun Mittheilungen seiner Beobach-
tungen an die geologische Reichsanstalt, an die Akademie, an den mährisch-
schlesischen Werner-Verein, bis sie zum Theileim Einvernehmen mitletzterem einen
Abschluss in der erwähnten geologischen Karte fanden.
Aus jener Werksschule erwuchsen aber den erzherzoglichen Werken auch
tüchtige Männer zur Aufsichtpflege und zu den Beamtenposten gründlich vorge-
bildet und mit den Bodenverhältnissen des Reviers vertraut. WasHohenegger
auf jenen Werken ausgeführt und in’s Leben gerufen, würde vielleicht nur unvoll-
kommen und mit Hindernissen durchgeführt gewesen sein, hätten ihn nicht die
von ihm herangebildeten und mit wahrer Verehrung an ilım hängenden Beamten
umgeben, in deren Händen er bei seinem verfrühten Scheiden die Eisenwerke
der Teschner Herrschaften zurücklässt.
Den Nutzen, welchen diese grossartige geognostische Arbeit gebracht hat,
schildern folgende Zeilen aus den erwähnten Erläuterungen zur geologischen
‚Karte. „Während früher der Bergbau meistens planlos in allen Feldern und
Bergen herumgewühlt hat, und unsägliche Kosten aufgehäuft und den Bauern die
Aecker zerstört wurden, um einige nicht lange andauernde Sphärosideritlager
herauszufinden, wird jetzt mit der grössten Sicherbeit geschürft und nur in solchen
Schiefern und Sandsteinen eingeschlagen, wo das Gelingen sicher ist, mit mög-
liehster Schonung des Land- und Waldbodens. Auch ist es durch die geologi-
sehen Aufnahmen gelungen, ganz neue Erzzüge zu entdecken und die Besorgniss
452 Otto Freih. v, Hingenau. [#]
einer baldigen Erschöpfung der Gruben in eine weite Ferne zu rücken. Ein
anderer grosser Nutzen wurde für das Hüttenwesen erstrebt. Da sich die Erze
von allen Formationen ähnlich sehen, so wurden sie bei den Hüttenwerken nach
Localitäten (Gemeinden) geordnet und verschmolzen; und weil eine Hütte oft
von Hunderten (solchen kleineren) Gruben Erze verschmilzt, geschah meist
eine planlose Vermischung, welche eine rationelle chemische Behandlung nicht
aufkommen liess, weil man fortwährend die Erze jeder einzelnen Grube hätte
analysiren müssen. Jetzt hat sich herausgestellt, dass die chemischen und
mechanischen Bestandtheile der Erze in der Hauptsache je nach den verschie-
denen geologischen Formationen sich verschieden verhalten und gleiche Forma-
tionen ziemlich constant bleiben. Dadurch wird es nun möglich, durch Ermitt-
lung der Durchschnittsgehalte der Formationen mit wenig Umständen und Opfera
bei den Hochöfen rationelle metallurgische Beschickungsproben herzustellen.
So hat sich z. B. ergeben, dass die Erze der Neocomien im Durchschnitte
20 Pet. Kalk mit etwas Thon und Sand haben, während die Erze des Aptien
keine Spur von Kalk besitzen und in der Hauptsache Quarzsand als Beimengung,
die Erze der Eocenen dagegen wenig Kalk und Quarz, sondern meistens Thon
als Beimengung führen, Diese Ermöglichung eines rationellen Hüttenbetriebes
auf Grundlage der geologischen Erzformation ist ein neuer grosser Fort-
schritt.
"Wir haben bei diesem Theile von Hohenegger's Wirken länger verweilt,
weil er gerade dadurch, dass er die Geologie und Paläontologie in ihrer wissen-
schaftliehsten Form, unmittelbar auf den Bergbau und selbst auf das Hütten-
wesen anwandte und wahrhafte Erfolge damit erzielte, sich ein besonderes
Verdienst erworben hat. Denn die Verbindung von Theorie und Praxis — ein
an sich oft schwieriges Problem, war in diesem Falle um so höher zu schätzen,
als man bisher gewohnt war, ‚die Bedeutung der Geologie und Paläontologie für
praktische Zwecke zu unterschätzen und sie lediglich als gelehrte Arbeiten
achten zu sollen glaubte.
In den letzten Jahren beschäftigte er sich mit einer Ausdehnung seiner
geologischen,Untersuchungen über das Krakauer Gebiet in Galizien, bis wohin sich
die Bergbau-Unternehmungen der erzherzoglichen Eisenwerke erweitert hatten,
und legteeineKarte bei der Berg-und Hüttenmänner-Versammlung in Ostrau im Sep-
tember 1863 vor. Die Ausarbeitung des Textes und der Karte, welche beide im
Berichte über die Versammlung erscheinen sollten, verzögerte sich durch seine
gestörte Gesundheit. Zwölf Tage vor seinem Tode schrieb er dem Verfasser
dieses Nachrufs noch über diesen Gegenstand und gab ein kurzes Resume der
Resultate seiner geologischen Arbeiten im Gebiete von Krakau. Es war ihm
gelungen die dortige Kreideformation in Uebereinstimmung mit den neuesten
Forschungen genau zu gliedern, den Muschelkalk mit den ihm zugehörigen Dolo-
miten, Galmei-, Eisen- und Bleierzen zu revidiren und in seinen Unterabtheilungen
festzustellen, so wie aus diesen Untersuchungen zeit- und geldsparende Anhalts-
punkte für bergmännische Schürfungen zu gewinnen. |
Die vorjährige Versammlung von Berg- und Hüttenmännern erfreute sich
noch Hohenegger’s thätiger Theilnahme. Er leitete die Verhandlungen der
hüttenmännischen Section und brachte theils selbst, theils durch seine unter-
gebenen Hüttenbeamten die neuesten Erfahrungen auf den Hütten seines Bezirkes
zur Kenntniss der Versammlung. Ein Theil der Anwesenden überzeugte sich bei
einem Besuche der Karlshütte selbst von dem musterhaften Zustande des Werkes;
einige T'heilnehmer, worunter wir selbst — besuchten auch seine Sammlungen
in Teschen und die Hütte von Trzinietz und kehrten mit wahrer Bewunderung
[5] Ludwig lohenegger. 453
der Leistungen dieses Mannes und seiner von ihm herangebildeten Umgebung
zurück, nicht ahnend, dass schon 11 Monate darnach den Anreger und Ausführer
solcher Werke das dunkle Grab verschlingen sollte!
Ein Hauptstreben seines letzten Lebensjahres war die Zustandebringung
eines Schienenweges, der die nordkarpathischen Erzdistriete untereinander und
mit den übrigen Theilen Oesterreichs und Deutschlands verbinden sollte. Sein
letztes Lieblingskind, die Kaschau-Oderberger Bahn scheint sich zu
lebensfähiger Existenz zu entwickeln, und wenn sie einst fruchtbar eingreifend
in der Verwerthung der Hilfsquellen der Karpathenländer fertig dastehen wird,
gebührt dem trefflichen Hohenegger, der die ersten Projecte ausgearbeitet,
ein wesentliches Mitverdienst an ihrem Zustandekommen!
Wir dürfen aber über dem Geologen, Berg- und Hüttenmann und Werks-
director den Menschen — Hohenegger nicht vergessen! Unermüdet für das
Beste seines Dienstes, für das geistige und materielle Wohl seiner Untergebenen
bedacht, dem er in uneigennützigster Weise selbst seine eigenen Interessen
nachsetzte, hat er sich die Achtung und Liebe eines weiten Kreises von Fach-
genossen erworben. Die Pflege der Schulen, die Begründung eines fruchtbaren
und wohlthätig wirkenden Knappschaftswesens sind bleibende Denkmale seines
humanitären Wirkens. Die Bedeutung der auf den Werken durch ihn angeregten
und ausgeführten Fortschritte lassen sich in sprechenden Ziffern nachweisen,
Der Ertrag der Teschner Eisenwerke betrug bei seinem Dienstesantritte 1839
etwa 40.000 fl., während er im Jahre 1862 schon 400.000 fl. weit über-
schritten hatte.
Eine zahlreiche Familie betrauert in ihm einen gütigen Vater — seine
Untergebenen einen edlen und tüchtigen Vorgesetzten. Die uns bereits von ver-
schiedenen Seiten mündlich und schriftlich zugekommenen Aeusserungen der-
selben, — welche vor wenigen Wochen in einer herzlichen Adresse zur Feier
seines 25jährigen Dienstjahres ihn noch auf dem Krankenbette erfreuten,
gereichen dem Verewigten so wie den dankbaren Ueberlebenden zu hoher Ehre.
Die Gnade des Monarchen verlieh ihm in Anerkennung seiner Verdienste um
Oesterreichs Eisenwesen den Franz-Joseph-Orden und seine letzten Zeilen an uns
(vom 19. August) athmen noch den freudigen Dank für diese Auszeichnung; sie
kam eben noch zurecht um den Sarg zu zieren, welcher den trefflichen Mann
‘am 27. August aufnahm!
Schlicht und anspruchslos, beschieden und doch energisch, gelehrt und dabei
praktisch, edel und gediegen durch und durch, so war der Mann von dem wir
hier mit trauerndem Herzen ein Lebensbild zu entwerfen versuchten. Wir
schliessen diese Skizze mit den Worten eines französischen Autors:
„Die Bedeutung eines Mannes wird erst recht klar, durch die Lücke, die
sein Scheiden hinterlässt.“
XV. Arbeiten, ausgeführt im chemischen Laboratorium der
k. k. geologischen Reichsanstalt.
Von Karl Ritter v Hauer.
1) Steinkohlenmuster von der Emanuel Segen - Grube in Preussisch-
Schlesien. Zur Untersuchung eingesendet von dem hiesigen k. k. Militär-Ver-
pflegsmagazin.
1: 2. 3
Wasser.ın 100'.Thellen ... re a ur 2a. Mer 0-9 1°9 Ra
Asche ll," TEA ER OHREN |, DR NOLH SUAEREE NG 8-41 45 6°6
Redueirte Gewiehtstheile Blei . . -. 2 2 2 2 2... 23:39 23:92 2365
Wärme-Einheiten.. Harkpeeft: lee nA 5286 5406 5345
Aequiv. einer 30’ Klafter weichen Holzes sind Centner 9:9 9-7 9-8
2) Braunkohlen von Homberg in Unterkärnthen aus den Gruben des Grafen
Thurn. Zur Untersuchung eingesendet von der dortigen Bergverwaltung.
1. Homberger Flötz, 2. und 3. Mieserflötz.
1. 2. 3
Wasser“n 400 .Thellena®r „em ur an 19-2 148 14-3
Asche „ ,„ IT AR 10-5 33 6°8
Redueirte Gewichtstheile Blei... - . . 2... .15°20 19:30 10-20
Wärme-Binheiten sr .0. me a. u ee dein Ua 3435 4361 4339
Aequiv. einer 30’ Klafter weichen Holzes sind Centner 152 12:0 122
3) Braunstein aus dem Bezirke Gewitsch in Mähren. Zur Untersuchung
eingesendet von Herrn Peter Grubits.
Die eingesendete Probe enthält 87—89 Pet. Mangansuperoxyd, je nach
den reineren und unreineren Stücken,
4) Graphit von Mährisch-Trübau und eine zweite Probe von Kunstadt. Zur
Untersuchung eingesendet von Herrn Robert Mankofski.
Der Graphit von Mährisch-Trübau hinterliess bei der Verbrennung 9-2,
jener von Kunstadt 12 Pet. Asche.
5) Steinkohlenmuster aus der Oskar-Grube in Preussisch-Schlesien. Zur
Untersuchung eingesendet vom hiesigen k. k. Militär-Verpflegsmagazin.
Wasser 415:100 Theileny zufek 21) are re ee 4:6
Asche „ ,„ SUN rn et 2, N, 3.2
Warme-Emhellen. an > 0 ne 0 on ehee ee u 2 . 5729
Aequivalent einer 30” Klafter weichen Holzes sind Centner. .... . 9-1
6) Braunkohlenmuster von Lankowitz (Köflach-Voitsberger Braunkohlen-
Ablagerung). Zur Untersuchung eingesendet von Herrn Krohn.
Zwei Proben ergaben:
1. 2
Wasser.in100, Theilen. oo see... EEE 21-5 18-1
ASChe® SL OOR FM een 0 00 ne 49 1°5
Redueirte Gewichtstheile Blei. . -. x» » 2.2... a ci 16:95
Wärme-Einheifen As: 2. Norte un ander 3650 3830
Aequivalent einer 30” Klafter weichen Holzes in Centner . .14'3 13:7
7) Braunkohlen von St. Martin bei Ried in Oberösterreich. Zur Unter-
suchung eingesendet von der gräflich Ar co’schen Grubenverwaltung.
Arbeiten im chemischen Laboratorium. 455
1. Charlotten-Grube bei Hausrucket (Ottnang).
2. Freischurf bei Engelfing.
3. Marien-Grube bei Gittmayern (Eberschwang).
4. Max- und Anna-Stollen bei Windischhub (Schildern).
1% 2. 3. 4.
Wasser. in 400 Teilen. u... . 2) sr 19:9 16:6 172 15°3
Aachranes li Ber N 8-6 4-0 4-7 0-8
Redueirte Gewichtstheile Blei. . . . 2. 22 .. 15.40 15-50 14-05 15:65
arnme-Einheiten., ©... . u... u me 3480 3503 3175 3536
Aequivalent einer 30” Klafter weichen Holzes sind
STE ee N EN. 15-0 149 16°5 14-8
8) Kalkstein aus dem Steinbruch von Parenzo in Istrien, von der soge-
nannten Muschelinsel. Zur Untersuchung übergeben von Herrn Bildhauer
Melnitzky.
Dieser ausgezeichnet weisse Stein besteht fast aus reinem kohlensaurem
Kalk mit nur 0-2 Pet. Magnesia. Kiesel, Thon und Eisen sind nur in unwägbarer
Menge zugegen. Das Gestein ist sehr weich.
9) Braunkohle von St. Filippen im Bezirke Eberndorf in Kärnten. Zur
Untersuchung eingesendet von dem Grubenbesitzer Herrn Simon Samnitz.
Wasser in 100) Theilen AHBREHNEF UWE AR 18-0
Asche „ 100 a EN RS EN 53
Redueirte Gewichtstheile Blei - . . 2 2 2 2 2 2 2.0. 1620
Wärme-Binheitenpas na dar N N En 3661
Aequivalent einer 30” Klafter weichen Holzes sind Centner 14:3
10) Holzkohlen aus den, Köhlereien Sr. Durchlaucht des Fürsten Johann
v. Liechtenstein.
Die folgenden Proben mit Holzkohlen wurden nach dem Berthier’schen
Verfahren durchgeführt. Es erschien nämlich wünschenswerth, die verschiedenen
Holzkohlengattungen auf ihren Brennwerth auf gleiche Weise, wie es bisher mit
den fossilen Kohlen geschah, zu prüfen, um das relative Verhältniss der ersteren
zu den letzteren bezüglich der Heizkraft zu ermitteln.
je) 3
ra = 2 R
= 88 © Aequivalent einer
3 8 .S Klafter 30’’ wei-
- 5 in i
Kohle von: a ae © chen Holzes sind
23 g3 = .
ee ee ‚5 Centner
5 IS
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Eichtenholz’b. 1 ze ll. TEUER 0:7 | 27-800 | 6283 8:3
Neonmmenholz ...,. ad. sion nen 0-2 | 28-950 | 6543 81
N ee rg 1-1 | 29-905 | 6758 lot
Schwarz-Föhrenholz . . . . 0 0. 2.0% 0:9 | 29-525 | 6672 7-8
rsfailndiz + Ol er 10| 25°950 | 5864 8.9
nr N. .. 2.0 Moe 1:0 | 29-575 | 6684 18
iraenlalzisarsite \ WM DEN 0:9 | 27.550 | 6226 8.4
K. k, geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. III. Heft. 59
XVI. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt
gelangten Einsendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petre-
facten u. s. w.
Vom 15. Juni bis 15. September 1864,
1) 4. Juli. 1 Kistchen, 30 Pfund. Geschenk von Herrn Prof. F. Zekely in
Oberschützen. Petrefacten aus den Neogenschichten der dortigen Gegend. (Ver-
handlungen, Sitzung am 13. Juli.
2) 18. Juli. 1 Kistchen, 4 Pfund. Geschenk von Herrn L. H. Jeitteles
in Olmütz. Knochen und Reste von Industrieerzeugnissen aus anthropozoischen
Schichten der Gegend von Olmütz. (Verhandlungen, Sitzung am 16. August.)
3) 19. Juli. 1 Kiste, 116 Pfund. Geschenk vonHerrn L. Kube, k. k. Kreis-
vorsteher in Zaleszezyk in Galizien. Reste von Elephas primigenius u. s. w.
(Verhandlungen, Sitzung am 16. August.)
4) 20. Juli. 1 Kiste, 7 Pfund. Geschenk von Herrn M. Simettinger
in Gratz. Fossilien aus dem Braunkohlenbergbaue von Posega in Slavonien.
(Verhandlungen, Sitzung am 16. August.)
5) 30. Juli. 1 Kiste, 290 Pfund. Geschenk von Herrn M. Sidoroff in
St. Petersburg. Ein Graphitblock aus dem Gouvernement Jenisseisk in Sibirien.
(Verhandlungen, Sitzung am 16. August.)
6) 8. August. 1 Kiste, 40 Pfund. Geschenk von Herrn k. k. Controlor
J. Mayrhofer in Werfen. Gebirgsarten und Petrefacten aus der dortigen
Gegend. (Verhandlungen, Sitzung am 16. August.)
7) 9. August und 22. August. 2 Kistchen, 20 und 16 Pfund. Von Herrn J.
Sapetza in Neutitschein. Petrefacten angekauft für die k. k. geologische
Reichsanstalt. (Verhandlungen, Sitzung am 16. August.)
8) 25. August. Von Herrn Franz Lang in Ofen. Kohlenmuster zur chemi-
schen Untersuchung.
9) 1. September. 1 Packet, 21/, Pfund. Von der gräflich Thurn’schen Bau-
verwaltung in Klagenfurt. Kohlenmuster zur chemischen Untersuchung.
10) Einsendungen von den Aufnahmssectionen der k. k. geologischen
Reichsanstalt, und zwar:
24 Kisten und Packete, 651 Pfund aus Section 1.
14 Yan 5 AS AMT,
SB}: = x Br, are a ML
18.1); - ö 1735 „ von Herrn Heinrich Wolf.
XVII. Verzeiehniss der an die k. k. geologische Reiehsanstalt
eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Vom 16. Juni bis 15. September 1864.
gram. Realschule. Programm für 1864.
Altenburg. Naturforschende Gesellschaft. Mittheilungen aus dem Osterlande.
XVI, 4. 1864.
Amsterdam. K. Akademie der Wissenschaften, Jaarboek 1862. — Verslagen en
Mededeelingen. Afd. Natuurkunde. XVI, 1864; Afd. Letterkunde VII, 1863.
Augsburg. Naturhistorischer Verein. XVIl. Bericht 1864.
Batavia. Kon. Natuurkundige Vereeniging. Natuurkundig Tijdschrift voor Neder-
landsch. Indie XXIV, 5, 6. XXV, XXVI 1, 2, 1862—63.
Berlin. Deutsche geologische Gesellschaft. Zeitschrift XV, 4. 1863. XVI, 1.
1864.
Geographische Gesellschaft. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. XVI. 3, 4,
5. 1864.
Bern. Schweiz. Naturforschende Gesellschaft. Neue Denkschriften. XX, 1864.
— Verhandlungen bei ihrer Versammlung zu Samaden 1863.
„ Naturforsehende Gesellschaft. Mittheilungen 1863. Nr. 531—552.
Blankenburg. Naturwissenschaftlicher Verein des Harzes. Berichte für
die Jahre 1861—62.
Böhm.-Leipa. K. k. Ober-Gymnasium. Programm für 1864.
* „u O©Ober-Realschule. Jahresbericht für 1864.
Bologna. Accademia delle seienze. Memorie. S. II. T. III. f. 3. 1864. — Rendieonto
1863 — 1864.
Breslau. Schles. Gesellschaft für vaterländische Cultur. 41. Jahresbericht.
— Abhandlungen, phil.-histor. Abth. 1864. Hft. I. — Abth. für Naturw. und Medicin.
1862. Hft. III
Brockhaus, F. A., Buchhändler in Leipzig. Geologieal Survey of Canada. Report of
progress from its eommencement to 1863, illustrated by 498 wood euts in the text
, and aceompanied by an Atlas of Maps and seetions. Montreal 1863 (ohne Atlas).
Brünn. K. k. m. schles. Gesellschaft für Ackerbau u. s. w. Mittheilungen. 1864.
Nr. 26—38.
» Naturforscehender Verein. Verhandlungen, Il. Bd. 1863.
Calcutta. Geologieal Survey. Memoirs. Palaeontologia indiea, II, 6. IH, 1. — Report
for the year 1862-63.
„ Asiatie Society of Bengal. Journal Nr. 1, 3, 4. 1863.
Chemnitz. Höhere Gewerbsschule. Programm für 1864.
Chur. Naturforschende Gesellschaft. Jahresberieht. N. F. IX. Jahrg. 1862 —63.
Cilli. K.k. Gymnasium. Programm für 1864.
Cocchi, Cav. Igino. Professor in Florenz. Sulla geologia dell’Italia centrale. Estratto di al-
eune lezioni orali date nel Maggio 1864 dal Cav. Ig. Coechi ete. Raceolte e pubblicate
per eura di C. Puini e di A. Mariani. Firenze 1864. — Monografia dei Pharyngo-
dopilida Nuova famiglia di pesei labroidi. Studi paleontologiei del Cav. I. Coechi.
Firenze 1864.
v. Dittmar, Dr. Alphons. Die Contorta-Zone (Zone der Avieula eontorta Portl.), ihre
Verbreitung und ihre organischen Einschlüsse. München 1864.
Edinburgh. Royal Society, Proceedings. Session 1862—63. — Transaetions XXIII, 2,
1862—63.
Erdmann, 0. L., Professor in Leipzig. Journal für praktische Chemie. Bd. 92. Hft. 1—6.
Nr. 9—14. 1864.
Essegg. K. Gymnasium. Programm für 1864.
&]
59*
458 Verzeichniss der an die k. k. geolog. Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Evreux. Soeiete libre d’agrieulture, seiences etc. Recueil des travaux VII,
1860—61.
Keltre. I. R. Ginnasio Liceale. Programma per l’anno 1864.
Frankfurt a/M. Senckenbergische naturforscehende Gesellschaft. Ab-
handlungen V. 2. 1864.
„ Zoologisehe Gesellschaft. Der zoologische Garten 1864. Nr. 2—6.
Görz. K.k. Ober-Realsehule. IV. Jahresbericht. 1864.
Gotha. J. Perthes’ Geographische Anstalt. Mittheilungen über wichtige neue
Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. 1864,
V— VI. Erg. Hft. 15.
Gratz. K. k. Oberrealschule. XIN. Jahresberieht 1864.
» K. k. steiermärk. Landwirthschafts - Gesellschaft. Wochenblatt. XII.
Jahrgang. Nr. 17—23. 1864.
Haidinger W.. k. k. Hofrath u. s. w. Widmung der Martius-Medaille zur Feier am
30. März 1864. Wien 1862. 2 Hefte.
Hamburg. Naturwissenschaftlicher Verein. Abhandlungen II, 2. Ill, IV. 1.
1852 — 1858.
Hannover. Polytechnische Schule. Programm für das Jahr 1864—1865.
» Gewerbe-Verein. Mittheilungen N. F. 1864, Hft. 3.
Heidelberg. Universität. Heidelberger Jahrbücher der Literatur. 1864. Mai bis Juli.
Hermannstadt. K. k. Staats-Gymnasium. Programm für 1864. r
Hoffinger, Dr. J. P. Ritter v., k. k. Ministerial-Seeretär in Wien. Österreichische
Ehrenhalle. (Volks- und Wirthsehafts-Kalender für 1865. Wien.)
»„ Kreil Karl. (Abendstunden IV. 1864.) k
Hohenegger, L. Erzherzogi. Bergbau-Direetor in Teschen. Über die Stahlproduetion von
Oesterreich mit besonderer Rücksicht auf die Einführung des Bessemer Processes. Bericht
an das k. k. Ministerium für Handel und Volkswirthsehaft. (Austria 1864. Nr. 31, 32, )
Iglau. K.k.Ober-Gymnasium. XIV. Programm für 1864.
Annshbruck. K. k. Staats- Gymnasium. XV. Programm für 1864.
Jenkins H. M., London. On some tertiary Mollusea from Mount Sela in the Island of Java,
with a description of a new coral from the same locality and a Note on the Seindian
fossil Corals. (Geol. Soc. Quart. Journ. 1863.)
Keezkemet. Evang. Gymnasium. Programm für 1864.
Meszthely, K.k. kath. Gymnasium. Programm für 1864.
Klagenfurt. K. k. Gymnasium. XIV. Programm für 1864.
» K.k. Ober-Realschule. XII. Jahresbericht 1864.
Naturhistorisches Landesmuseum, „Carinthia“, Zeitschrift für Vaterlands-
kunde ete. 1864. Hft. 7—9. — Jahrbuch VI. 1863,
» K.k.Landwirthschafts-Gesellschaft. Mittheilungen. 1863. Nr. 6—8.
Kiletzinsky \V., Professor in Wien. Jahresbericht (1864) des chemischen Laboratoriums
der Communal-Wiedner Ober-Realsehule. Wien.
Köln. Der „Berggeist“, Zeitung für Berg-, Hüttenwesen und Industrie. 1864. Nr. 54 —76.
Königsberg. K. Universität. Verzeichniss der im Winter-Halbjahre vom 15. Oct. 1864
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Meran. K. k. Gymnasium. Programm für 1864.
Mohn, H. Professor. Christiania. Den magnetiske Deelination i Christiania udledet af obser-
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pares A ceux du versant francais. (Bull. soe. geolog. de Franee XIX. 1862.) — Coupe
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Mortillet. Sur la theorie de l’affouillement glaeiaire. Milan 1863 (Atti. Soe. ital. di
sc. nat.). ß
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Pest. K.k. Universität. Beszedek melyek a magyar kirslyi tudomäny-egyetem 1863/64
taneyi reetora-&s tanaesänak beiktatäsakor ete. Budan 1863.—A mag. kir. tudomäny-egye-
tem tanrendj az 1863/64 tanulmänyi ev teli szakära. Budan 1864. — A mag. kir. tudom.
egyetem tanrendje, az 1863/64, tanulmänyi Ev teli szakära, Budan 1863. — A mag. kir.
tudomany-egyetem szemelyzete. 1863/64. Budan 1864.
Beszed a termöszettudomänyok fontossägäröl az emberi nem anyagi jöl&tere nezve, tekin-
‘tettel hazänkra. Mondotta Dr. Jedlik Anyos. Budän 1864. — Visszapillantästudomänyos
„ Allapotainkra kapesolatvan a vegi s az uj tanrendszerveg. Beszed....Dr. Toldy Fer.
Budän 1363.
Tetelek az összes jog-es ällamtudomänyokböl, melyeket a Pesti mag. kir. tudomänyos
egyetemnel ete. Boesät Komovistei Despinits Peter; — Kisz Istvan; — Hajnik Imre; —
Bene Kälmän; — Artner Kälmän; — Demenyfalvi Moys Sändor; — Horväth
Dezsö; — Milassin Vilmös; — Pauler Gyula.
Pilsen. K.k. Gymnasium. Jahresbericht für 1864.
Prag.K.k.Kleinseitner Gymnasium. Programm für 1864.
» Verein zur Ermunterung des Gewerbsgeistes in Böhmen. Protokoll.
Februar bis Deeember 1863, Januar 1864. — Instruetion für die Agenten des Vereins
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und 13. October 1863 abgehaltenen Sitzungen des Speeial-Comite’s des böhm. Ge-
werbe-Vereins für Eisenhüttenwesen und Steinkohlenbergbau in Böhmen. Prag 1864.
» K. k. patriot.-ökonom. Gesellschaft. Centralblatt und Wochenblatt 1864.
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St. Quentin. Societ&e acad&mique des sciences ete. Travaux Ser. II. T. 1.
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BRegensburg. K. botanische Gesellschaft. Denkschriften V. 1, 1864.
Bkeuss. Dr. A. E. Professor in Wien. Die fossilen Foraminiferen, Anthozoen und Bryozoen
von Oberburg in Steiermark. Ein Beitrag zur Fauna der oberen Nummulitenschichten.
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460 Verzeichniss der an die k. k. geolog. Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Bostock. Meklenb. patriotischer Verein. Landwirthschaftliche Annalen 1864.
Nr. 20— 27.
Salzburg. K. k. Staats-Gymnasium. XIV. Programm für 1864.
Sapetza, Joseph in Neutitschein. Die Flora von Neutitschein. (Abh. Nat. Ges. Görlitz XII.)
Scarabelli, Gommi Flamin) Senator, Imola. Sui gessi di una parte del versante
N. E. dell’ Appennino. Lettera al Prof. D. Santagata. Imola 1864.
Scarpellini, Caterina. Rom, Sulle stelle eadenti. (Uranatmi) osservate in Roma sul
Campidoglio il 5, 6,7, 8, 9 e 10 Agosti 1864. Roma 1864. (Corr. seient. XVI. 1864.)
Scarpellini, E. F. Rom Corrispondenza seientifiea Vol. VII. Nr. 8-10.
Scharff, Dr. Friedrich in Frankfurt. Ueber den Zwillingsbau des Quarzes. (N. Jahrb. für Min.
1864.)
Schässburg. Evang. Gymnasium. Programm für 1864.
Schmidt, Dr. Karl, Professor in Dorpat. Lebensbild von Professor Dr. Karl Claus, geb. am
11/23. Jänner 1796, gest. am 12/24. März 1864. Zur Bestattungsfeier entworfen. Rede.
Dorpat 1864.
Streffleur, Valentin, k. k. General-Kriegseommissär, Wien. Oesterr. militärische Zeit-
sehrift. V. Jahrg., II. Bd., 6. Lief. 12. Heft; III. Bd., 1—5. Lief. 13.—17. Heft 1864.
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Sziget. Ev. Lyeeum. Programm für 1864.
de Szontagh, Nikolaus, in Wien. Enumeratio plantarum phanerogamiearum et erypto-
gamicarum vascularium Comitatus Arvensis in Hungaria. Vindobona 1863. (Verh. zool.-
botan. Gesellschaft.)
Tabor. Realgymnasium. Programm für 1863, 1864.
"eschen. K.k. Kath. Gymnasium. Programm für das Sehuljahr 1864.
» K.k. Evang. Gymnasium. Programm für 1864.
Trient. I.R. Ginnasio superiore. Programma per l’anno 1864.
Triest. K.k. Gymnasium. Programm für 1864. .
„ Civiea seuola reale autonoma. Programma alla fine dell’ anno Stolastieo
1864.
Tübingen. K. Universität. Tübinger Universitätsschriften aus dem Jahre 1863. —
X. Zuwachsverzeichniss der k. Universitätsbibliothek 1862/63. — Beitrag zur Kenntniss
der Kamphene, Notizen über das Rosenöl, Diss. von B. Baur 1862. — Untersuchungen
über Pimarsäure, Pininsäure und Pininsäure-Aethyläther. Diss. von Ad. Eiserh ardt
1863. — Ueber eine neue Verwandlung des Leueins. Diss. von A. Kohler 1863.
— Ueber die Nitrobenzoösauren Salze nebst Bemerkungen über die Binilrobenzo&säure.
Diss. von E. Königs 1863. — Die Irrenpflegeanstalt Zwiefalten und ihre Leistungen.
Diss. von A. Landenberger 1863. — Beiträge zur Kenntniss des Cholesterin’s Diss.
vonO.Lindenmeyer.— Ueber eine neue Amputationsmethode.Diss.vonM. Neukomm
1863. — Ueber Kopfverletzungen und die Trepanation. Diss. von C. Riehter 1863. —
Beiträge zur Pathologie der Masern mit besonderer Berücksichtigung der statistischen
Verhältnisse. Diss. von A. Pfeilstieker 1863. — Die Amputationen und Exartieula-
tionen der chirurgischen Klinik in Tübingen von 1843—1862. Diss. von H. Schmidt
1862. — Ueber die Schalt- und Nahtknochen des menschlichen Sehädels. Diss.
von B. Zeller 1862. — Ueber Woodöl und einige Aethylenverbindungen. Diss. von K.
A.H. Werner 1862. — Quaestiones de consummatione homieidii inprimis quod attinet
ad interpretationem legum Il. 15. 51 D. ad legem Aquiliam 9. 2. Diss. auet. E.
Rommel, 1862.
Udine. Assoeiazione agraria. Compendio delle eostruzioni rurali piu usitate per
A. Scala. Udine 1364.
Utrecht. Kön. meteorologisches Institut. Meteorologische Waarnemingen in
Nederland en zijne Bezittingen en afwijkingen van temperatur en Barometerstand of
vele Plaatsen in Europa 1862. Utrecht 1863.
Venedig. I.R. Istituto veneto discienze, lettereetarti. Atti. T. IX, Disp. 6—8
1864.
„ Ateneo veneto. Atti. Ser. II, Vol. I, Punt. 2. 1864.
Verona. Accademia d’agrieoltura, diecommercio ed arti. Memorie. XLII, 1863.
Winkovce. K.k. Staats-Obergymnasium. Programm für das Schuljahr 1864.
Wien. K.k. Staatsministerium. Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k. k. Berg-
akademie zu’Leoben und Schemnitz und der k. k. Montan-Lehranstalt zu Pribram XIII.
Wien 1864. — Reichsgesetzblatt für das Kaiserthum Oesterreich. Jahrg. 1864. Stück
23—28, 30— 34.
Verzeichniss der an die k. k. geolog. Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u.s.w. 461
Wien, K.k. Hof-Mineralieneabinet. Katalog der Bibliothek. 2. vermehrte und umge-
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änderte Aufl. auf Grundlage der von weil. Custos Partsch verfassten 1. Auflage, von
Dr. Alb. Schrauf. Wien 1864.
K. k. statistische Central-Commission. Mittheilungen XI. Jahrg. 1864,
Heft 1, 2.
Kais. Akademie der Wissenschaften. Denkschriften : Mathem.-naturw. Cl. XXII.
1864; Philos.- hist. Classe XIII. 1864. — Sitzungsberichte: mathem. - naturw. Cl. 48.
Bd., 5. Hft., Jahrg. 1863. 2 Abth.; 49. Bd., 2. und 3. Hft., 1. und 2. Abth., Jahrg. 1864;
Philos.-hist. Classe, 45 Bd., 2. Hft. 1864. — Almanach XIV. 1864.
Doctoren-Collegium der medieinischen Faeultät. Oesterr. Zeitschrift für
praktische Heilkunde. 1864, Nr. 26—39.
K.k. Landwirthschafts-Gesellschaft. Allgemeine land- und forstwirthschaft-
liche Zeitung. 1864, Nr. 19—27.
K. k. Oesterr. Museum für Kunst und Industrie. Verzeichniss der heraus-
gegebenen Photographien. I. Heft 1—136. 1864.
Gemeinderath. Bericht über die Erhebungen der Wasserversorgungsfrage des
Gemeinderathes der Stadt Wien. Wien 1864, mit Karten. — Referat der Wasserversor -
gungs-Commission ete. Wien 1864.
K.k. Ober-Gymnasium bei den Schotten. für 1864.
K.k. Ober-Realsehule in der Vorstadt Landstrasse. XIII. Jahresbericht für
das Schuljahr 1864.
Oeffentliehe Ober-Realschule (am Bauernmarkt). VI. Jahresbericht 1864.
Oesterr. Ingenieur-Verein. Zeitschrift. Jahrg. 1864, Heft 5, 6.
Alpen-Verein. Mittheilungen. 2. Band 1864.
N. 6. Gewerbe-Verein. Verhandlungen und Mittheilungen. Jahrg. 1864. Hft. 5—8.
Comiteder Versammlung von Berg- und Hüttenmännern. Bericht über die
dritte allgemeine Versammlung zu Mähriseh-Ostrau (14.—18. Sept. 1863). Wien 1864.
Direetion der Kaiser Ferdinands-Nordbahn. Protokoll über die Verhand-
lungen der am 1. Juli 186% abgehaltenen 38. General-Versammlung der Actionäre.
Wiener-Neustadt. K. k. Gymnasium. Jahresbericht für 1864.
Würzburg. Landwirthschaftlieher Verein. Gemeinnützige Wochenschrift.
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Diengg. K. k. Staats-Obergymnasium. Programm für 1864.
Zunaim. K.k. Gymnasium. Programm für 1864.
Zürich. Naturforschende Gesellschaft. Vierteljahresschrift VI. — VII. Jahr gang
1861 — 1863.
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V. Administrativ-Karte 16 Lugos bis zur Greize.. | 1125] 3]25 XI. Galizien , lodome-
von Ungarn. — über die Grenze bis rien und Bukowina;
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N 1125| 5125 — über die Landes-
Unghyar .. ... . | 4125| 175 VI. Salzburg; 1Blatt. | 3] . | 30] . grenze... - 1150 12 .
Neusiedler See . . | 125] 5[75 VI. Kärnten, Krain und |' XIII. Steiermark in4Bl. | 4]. 36| -
ET I a ..1 4125| 5125 Istrien in4 Blättern] 4| . | 60|. XIV. Slavonien u. Militär- j
s Miskolez-und Erlau | 1/25] 5/25 VIII. Lombardie und Ve- grenze ; 1 Bl. 60009
o/ Szathmar-Nemethy | 125] 3|25 nedig in 4 Blättern =1Zoll. » . - |- 50| 2150
5/ Szigeth .. . . .. . | 1|25 2|25 — bis zur Landes- XV. Croatien und Mili-
Z\ Steinamanger. . „| 1125] 6|. grenze... ».18.|20|. tärgrenze; 1 Blatt
&% \ Stuhlweissenburg . | 125] 6]. . — über die Landes- 60000 — 1 Zoll,
a Szolnok 7%. 0: «1 41251 71150 grenze »...1|8|.| 3%. bis zur Grenze . . 1. 1501| 313
j Grosswardein bis zur| t IX. Tirol u. Vorarlberg — über die Grenze |. 150| 6| -
Grenze .. +» »| 1125] 3125 in 2 Blättern. - . [6]. | 30|.. XVI. Dalmatien in 2 Bl.
" — über die Grenze . X. Siebenbürg- ; Stras- 60000 —1 Zoll . |1
bis Klausenburg | 1/25] 5175 senkarte in 2 Blät- °
' Warasdin . . - . [1/25]. 4. tern 6000° = 1 Zoll;
en! Fünfkirchen . . . | 1/25) 3/50 bis z. Landesgrenze | 1 9.
E | 15 | \ Szegedin und Arad | 1/25) 1175 — über die Grenze | 1]. | 10).
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E Sämmtliche Karten durch das k. k. militärisch-geographische Institut herausgegeben, und in dem
Verlage desselben, und in der Kunsthandlung bei A. Artaria, Kohlmarkt Nr. 1151, zu haben. Die
Karte XI, Banat, bei Artaria erschienen. £
Die geologisch eolorirten Karten werden von der k. k. geologischen Reichsanstalt und der Kunst-
handlung von A. Artaria auf Bestellung geliefert; auch werden schwarze Karten geologisch eolorirt.
Inhalt.
Seite
I. Bericht über die geologische Aufnahme im östlichen Böhmen. Von
Heinrich: Wo kb u 28 2 IE Eee 463
II. Skizze der Jura-Insel am Vlära-Passe bei Trenesin. Von Joseph
N ER 495
III. Die Quarzite von, Drjtoma bei Trenesin. Von Franz Posepny....... 499
IV. Die Gangverhältnisse .des Grünerganges in Schemnitz und seine Erz-
führung. Von Eduard Windakiewiez...e.cscserserenenenn a
V. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Band Il, Liefe-
rung Nr. 15 und 16. Von Dr. Moriz Hörnes.........sccc 200. e'2,05, 2) AADEEEE
VI. Arbeiten, ausgeführt im chemischen Laboratorium der k.k. geologischen
Reichsanstalt. Von Karl Ritter v. Hauer ......cceeesenoesenennene 515 |
VII. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt gelangten Ein- ee 3
sendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefacten u. 8. w. ......... 517°
VII. Verzeichniss der an die k.'k. geologische Reichsanstalt eingelangten
Bücher , Karten m ag ae ee Er 518 2
4
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt 1864. ET
Sitzungsberieht vom 8. November ......:...unueecnneneanenn A 1: ae
Ansprache des Direetors W. Haidinger in der Sitzung am 8. No- ;
vormher 14...) 9a Anl gl ve Ba PER NEN en. 16:0, 0.19
Sitzungsberieht vom 29. November „u... ner soon neenonsnnennen 20T | a
Sitzungsberieht vom 6. December .........r.uu scene onuneenes 222
Sitzungsbericht vom 20. December .. ........-recesenenerosaenne 230
Register. Von August Fr. Grafen Marschall. ei ’
Personen-Register ........ sad BR Kr ee a7 vor
Dris-Regisfor 1.402 2%. Verse ame le De BER RR
Sach-Begister ES 2.0 a re re VRR 253 14
Unter der Presse: . a
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JAHRBUCH DER K. K. GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT.
1865. XV. Band. |
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Nr. 1» Jänner, Februar. März 1865.
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Ausgegeben zum 31. December 1864.
JAHRBUCH
KAISERLICH - KÖNIGLICHEN
| IGEOLOGISCHEN REICHSANSTALT.
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1864. XIV. BAND.
N®o. 4, OCTOBER. NOVEMBER. DECEMBER.
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WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI.
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. HOFES.
"Bei der Direetion der k, k. geologischen Reichsanstalt, Wien, Landstrasse, -im \ fürstlich
Lieehtenstein’schen Palaste, dann bei W. Braumüller, Buchhändler des k. k. Hofes, Wien,
Graben Nr. 572, sind zu haben:
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsaustalt. Ba. 4. Mit 48 lithographirten Tafeln, . ... . 231. 12 Nkr.
2 aß Ri in BE 2. HE x a a
= BANNER 5 u a ı BA,
Der "Aritte Band. der Abhändlungen enthält ausschliesslich das folgende W erk:
. Hörnes, Dr. M. Die fossilen "Mollusken des Tertiärbeekens von Wien, Unter der Mitwirkung von
P.Partsch, Vorsteher des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Nr. 1—10.
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Bd. 4, Nr. 11—14. Mit 31 lithographirten Tafeln.
Enthält: Hörnes, Dr. M. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. Nr. 11 und 12... 6,— „
n ” 13 ” 14 10 Biesel 2,‘
Andrae, (. J. Dr. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora Siebenbürgens und des Banates. Mit
12 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt .... 5,84 „
Cijäek, J. Erläuterungen zur geologischen Karte der Umgebungen Wiens. . . a ee 19578DZE,
Etiingshausen, Dr. Const. Y Beitrag. zur Flora der Wealdenperiode. Aus den Abhandl. der k. k. geo- \
ogischen Reichsanstalt. Mit 5 lithographirten MARONLNı SD 6.0: ka ter een ir afre Mena. sl are RER
» Ueber Palaeobromelia; ein neues fossiles Pflanzengeschlecht. Aus den. Abhandlungen der k. k.. ur
geologischen Reichsanstalt. Mit 2 Jithographirten Tafeln... ..... Site nal
5 Begründung einiger neuen oder nicht genau bekannten Arten der bias- und Oolithflora. ‚Mit
3 lithographirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt..... 1,60
» Die Steinkohlenflora von Stradonitz, Mit 6 lith. Taf. Aus den Abh. der k.k. geolog. Reichsanstalt 2 „64 „
„ Pflanzenreste aus dem trachytischen Mergel von Heiligenkreuz bei Kremnitz. Mi£ß 2 litho-
graphirten Tafeln. Aus den Abhandlungen der k.k. geologischen Reichsanstalt. ... 1,4 O5
» Die tertiäre Flora von Häring in Tirol. Mit 31 lithographirten Tafeln Aus den Abhandl. der
k. k. geologischen Reichsanstalt Lin er Be srlalt RETTET el are rer: OR ee
» Die Steinkohlenflora von Radnitz in Böhmen. Mit 29 jühoge) Tafeln.. Aus den Abhandl. der
k. k. geologischen Reichsanstalt . . BURN S. 0 £ RE Fe
Haidinger, W. Naturwissenschaftliche Abhandlungen. Gesammelt und dorah. Subscription herausgegeben: Mr
I. Band 1847, mit 22 lith. Taf. . . . vergriffen. III. Band 1850, in 2Abth. m.33lith. Taf. 21, — „u
II. Band 1848, in 2Abth. mit 30 lith. Taf. 18 fl. 92 Nkr. IV. Band 1851, in 3 Abth. m. 30 lith. Taf. 24, 16 „
„» Berichte über die Mittheilungenvon Freunden der Naturwissenschaften in Wien. Gesammelt und durch Fe
Subseription herausgegeben: - :
L4Band 1847.00, e 2 0.0. vergriffen. N. Band ABAD I. ee u LE
U. Band 1887 2. We ER AS RAD2NEr ENT, Bandal850, Mr 2 ER
AN HnudllB TS 2:3 RS an ie 52, VI. Band 1851... .... ne: 122,5 2
IV. Band:1848 I ee nr BD }
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1 bis 3, 1850—1852. . EEE EEE ı
5 rs ri & 4 bis 6, 1855—1855 . . ev vun nnd. vergriffen. Br.
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” ae ” > General-Register der ersten zehn Bände ; 1.von 1850 ;
bis Nr. 10 von 1859 des Jahrbuches der k. k. geologi- =
schen Reichsanstalt. Von A. F. Grafen Marschall, 4.30
Kenngott, Dr. €. A. Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1844 — 1849, : x
Herausgegeben von der k. k. geologischen Reichsanstalt . .... . Be RE Er
„» Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1850 und 1851. Beilage j
zum Jahrbuche der kı k. geologischen Rerchsanstalt is Sl RN er 2.5 6AEE
» Uebersicht der Resultate mineralogischer Forschungen in dem Jahre 1852. Beilage zum Jahr-
:buche der k. k. geologischen Reichsanstalt. . . oo 2. 2 0 ne en een ee ne
Kudernatsch, Joh. Die Ammoniten v. Swinitza. Mit 4lith. Taf. Aus den Abh.derk, k. geolog. Reichsanst.
Morlot, A. v. Geologische Karte der Umgebung von Leoben und Judenburg . „2. er...
Partsch, P. Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinetes. Herausgegeben von der k. k.
geologischen Reichsanstalt.. De he hend in et Tem el eide Mesa.de m BAR: Aw die AeRe Mey Ne
Peters, Dr. HK. Beitrag zur Kenntniss der Lagerungsverhältnisse der oberen Kreideschichten an einigen
Localitäten der östlichen Alpen. Mit 1 lith. Tafel. Aus den Abhandl. der k. k. geol. Reichsanstalt — „ 92 „
Pettko, Joh. v. Die geolog. Karte der Gegend von Schemnitz. Mit 1 lithographirten Tafel. Aus den
Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. 2. 2 0 0 2 m or ee nern.
Reuss, Dr. A. BE. Die geognostischen Verhältnisse des Egerer Bezirkes und des Aschergebietes in Böhmen.
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Aus den Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Mit 1 lithographirten Karte, . ..1,60 „
Zekeli, Dr. F. Die Gasteropoden der Gosaugebilde. Mit 24 lithographirten Tafeln. Aus den Abhand-
lungen’derk. k./geologischenHeichsanstalt! Mr... on ee le lee sehe e
Uebersicht, allgemeine, der Wirksamkeit der k.k. Ahle Reichsanstalt. Bericht über die
Jahre ASBDI ARE ee .
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Im Verlage von Wilhelm Braumüller’s k. k. Hofbuchhandlung in Wien ind
schienen, und “durch alle Buchhandlungen zu beziehen:
Haidinger, W., k. k. Hofrath und Director der k. k. geologischen Reichsanstalt, Handbuch der be-
“ stimmenden Mineralogie, enthaltend: die Terminologie, Systematik , Nomenclatur und
Charakteristik der Naturgeschichte des -Mineralreiches. Mit 560 Holzsehnitten. 2. Auflage.
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» Krystallographisch - mineralogische Figuren-Tafeln zu dem Handbuche der
bestimmenden Mineralogie. gr. 8. 1846. cart. .. 2... ... 3 Anı 2E ee use re Ee
Hauer, Franz Ritter v., und Fr. Foetterle. Geologische Uebersicht der Bergbaue der österreichischen
e Monarchie. Im Auftrage der k. k. geologischen Reichsanstalt zusammengestellt. Mit einem
Vorworte von Wilhelm Haidinger. Herausgegeben von dem k. k. Central-Comite für die
allgemeine Agrieultur- und Industrie-Ausstellung i in Paris. Folio. 1855. . .
“ Hauer, Franz Ritter v., und Dr. 6. Stache. Geologie Siebenbürgens. Nach den Aufnahmen de k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt und literarischen Hülfsmitteln zusammengestellt. Herausgegeben von dem
AERAIRE für Siehenbärgluzhe Landeskunde. 8
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“ A. Artaria’s Kunsthandlung, Kohlmarkt Nr. 1134, ist zu haben:
Hauer, Franz Ritter v. Geologische Uebersichtskarte von Siebenbürgen, mit Benützung der neuesten ö
von Franz Fischer. topographisch richtig gestellten Karte des Landes, für die k. k. geolo-
gische Reichsanstalt aufgenommen unter Mitwirkung der. Herren Albert Bielz, Ferd. ‚Freih.
v. Richthofen, Dr. Guido Stache und Dionys- Stur. 1 Blatt 80000 = 1 Zoll
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JAHRGANG 1864. XIV. BAND.
N®RO. 4, OCTOBER. NOVEMBER. DECEMBER.
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUCKEREI,
BEI WILHELM BRAUMÜLLER, BUCHHÄNDLER DES K. K. KOFES.
14. Band. 1864. J AHRBÜCH IV. Heft.
DER
KAIS. KON. GEOLOGISCHEN REICHS-ANSTALT
I. Berieht über die geologische Aufnahme im östlichenBöhmen.
Von Heinrich Wolf,
I. Theil.
Vorgelegt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 16. December 1862.
In der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 29. April 1862 !)
entwickelte Herr k. k. Hofrath Haidinger den Plan der Aufnahmsarbeiten der
k. k. geologischen Reichsanstalt für dieses Jahr, und bezeichnete die Blätter der
Generalstabskarte von Böhmen, welche von der I. Section unter der Führung des
Herrn Bergrathes M. V. Lipold anzufertigen waren. Mir überwies der Herr
Chefgeologe auf mein Ansuchen den nördlichen und nordöstlichen Theil des
Königgrätzer, und den nordöstlichen Theil des Chrudimerkreises im östlichen
Böhmen, zur speciellen Begehung; sie sind auf den Blättern Nr. 10 Umgebung von
Braunau, Nr. 16 Umgebung von Reichenau und Nr. 22. Umgebung von
Landskron dargestellt.
Mein ganzes Aufnahmsgebiet liegt in der Erhebungslinie des Riesengebirges
und der Sudeten, welche von NW. gegen SO. streicht.
Eine neun Meilen lange Zone des durchforschten Terrains fällt innerhalb
derselben. Zwei wichtige Strassenzüge begrenzen dasselbe, und zwar im NW.,
die von Josephstadt über Nachod und Lewin nach Glatz führende Strasse;
im SO., die von Olmütz kommende über Grulich und Mittelwalde ziehende
Strasse, die ebenfalls endlich in ihrer weiteren Fortsetzung nach Glatz führt.
Gegen Osten bildet die Landesgrenze gegen Preussen die Grenzen meines
Aufnahmsgebietes. Im Süden an der mährischen Grenze, bildet die Linie Budigs-
dorf-Sternteich, westlich bilden Sternteich-Senftenberg, Slatina-Daby, Daby-
Dobrey, endlich Dobrey-Skrschütz und Skrschütz-Liebenthal, die Linien der
Begrenzung, welche endlich im Norden mit der Linie Liebenthal-Karlsberg ab-
schliesst. Von dem Distriete Liebenthal, Kosteletz, Nachod liegen schon einige
Beobachtungen des Herrn Jok&lyaus dem Jahre 1861 vor, diese konnten hier mit
benützt werden. Alles übrige so abgegrenzte Terrain war Gegenstand der Aufnahme.
Orographisch geologischer Charakter.
Eingangs wurde erwähnt, dass das in Rede stehende Gebiet in der Erhe-
bungslinie des Riesengebirges, und der Sudeten liege, denn es hat wie diese
Gebirgszüge dasselbe südöstliche und nordwestliche Streichen.
An dieser Linie treten durchaus krystallinische Gesteine auf, und zwar
als innerster Kern: Rothe Gneisse, an den sich gegen Westen Zonen von
1) Man sehe das Literatur-Verzeichniss am Schlusse dieser Mittheilung.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. IV. Heft. 60
464 Heinrich Wolf. [2]
Glimmerschiefern und Urthonschiefern (Phyllite) anlegen, welche die Basis für
die sich anschliessenden Ablagerungen des Rothliegenden und der Kreideformation
bilden. Jedoch sind diese krystallinischen Gesteine nicht in dem ganzen Ver-
laufe der Hebungslinie sichtbar, sondern man sieht dieselben in NW. gegen
die Levinerbucht allmählig von den Gesteinen desRothliegenden der Kreide und
weiter gegen Schwadowitz und Schatzlar hin, auch sehon von der Kohlenfor-
mation bedeckt. Erst an letzterem Orte sehen wir die krystallinischen Gesteine,
wieder an die Oberfläche treten und den Kern des Riesengebirges bilden.
Obgleich diese jüngeren deekenden Gesteine in einer gewissen Mächtigkeit,
den Vorigen aufliegen und im Radowenzer Gebirgszuge die Wasserscheide
bilden, so bleibt doch diese in der Erhebung gegen die Wasserscheiden, der
krystallinischen Gesteine im Riesengebirge (Schneekoppe 851 Klafter) und der
Hohen-Mense (Deschnayerkoppe 586 Klafter) noch bedeutend zurück; denn
der höchste Punkt innerhalb des aus sedimentären Gesteinen bestehenden
Radowenzerzuges ist der Hexenstein bei Schwadowitz mit nur 380 Klafter
Seehöhe.
Es ist daraus zu entnehmen, dass die Unterbrechung der krystallinischen
Gebiete in der Hebuugslinie, in welche die Hohen-Mense sowohl als der Rado-
wenzerzug und das Riesengebirge liegen, schon zur Zeit der Steinkohlenperiode
bestand, die Kohlenreviere Schwadowitz, Schatzlar und Waldenburg füllen nun
diesen Zwischenraum aus. An dieser Ausfüllung haben aber auch die Sedimente
des Rothliegenden einen bedeutenden Antheil. Beide Formationen in der Tiefe einer
Mulde abgelagert, sehen wir nun in der angegebenen Erhebungslinie, zu dem
zwar niederen und schmalen aber doch wasserscheidenden Radowenzer Gebirgszug
mit dem Hexenstein erhoben. Die Ablagerungen der Kreideformation, im Glatzer-
becken und jene im grösseren böhmischen Becken sind dadurch geschieden wor-
den. Die Quaderformation von Qualisch, Adersbach, Wekelsdorf und des Heu-
scheuer oder Faltengebirges, gehören vollständig dem Glatzerbecken an. Die
Gesteine derselben treten an keinem Punkte in der angedeuteten Erhebungslinie
zwischen der Hohen-Mense und dem Riesengebirge in das böhmische Becken
über.
Man kann also sagen, dass der Radowenzerzug schon zur Zeit der (uader-
ablagerung, wenn auch nur um ein Geringes über das Niveau des Kreidemeeres
gehoben war, obgleich schon dureh Erosion bedeutend gelitten, überragt er doch
mit seinem Hexenstein noch die in ihrer vollen Mächtigkeit vorhandenen Abla-
gerungen des (Quaders bei Adersbach und des Heuscheuergebirges.
Längs der ganzen Axe fliessen mit geringen Ausnahmen im Süden des
Gebietes, an der Grenze gegen Mähren sämmtliche Wässer der Elbe zu. Aber
nur ein einziger selbstständiger grösserer Zufluss der Elbe, der Eipel- oder
Aupafluss, hat sein Quellgebiet ausschliesslich an der Westseite dieser Axe, im
Gebiete des Radowenzerzuges. Die übrigen Zuflüsse der Elbe, wie der Mettau-
fluss der wilde Adler- und der stille Adlerfluss haben ihre obersten Quellen an
der Ostseite dieser Erhebungslinie, und durchbrechen die Schichtreihen dieses
Gebirgszuges, um längs dem Westgehänge desselben in das tiefere Elbegebiet
zu gelangen. Diese letzteren drei Zuflüsse der Elbe entspringen sämmtlich im
Kreidegebiete des Glatzerbeckens. Der Erste der Mettaufluss an der Westseite
des Radowenzerzuges bei Adersbach, in der beiläufigen Höhe von 1800 Fuss.
Er durchreisst unsere Erhebungslinie zwischen Hronow und Nachod, und scheidet
den Radowenzerzug von dem des böhmischen Kammes. Der zweite, der wilde
Adler entspringt an der Westseite der Hohen-Mense oder dem böhmischen Kamm
in den Seefeldern in 2400 Fuss Seehöhe, er durchreisst die Schichtreihen an
[3] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 465
der Hebungsaxe zwischen Bärnwald und Klösterle, und scheidet das Gebirge der
Hohen-Mense von den eigentlichen Sudeten, den südwestlichen Ausläufern, des
Spieglitzer- oder auch Glatzer Schneeberges. Der stille Adler entspringt in dem
Kreideterrain bei Grulich in der Seehöhe von 1800 Fuss, uud grenzt mit seinen
obersten Quellen an das Wassergebiet des Marchflusses, respective auch der Donau.
Er durchreisst die Schichtreihen der Hebungsaxe zwischen Wichstadl und Gaabl.
Die Schiehtenreihen, welche von den Flüssen Eipel, Mettau, wilder und
stiller Adler durchrissen werden, sind die Rothen- oder Augengneisse inner-
halb der Hebungsaxe, die krystallinischen Schiefer (Hornblende, Glimmerschiefer
und körniger Kalk), dann eine Zone von Urthonschiefer, Phylliten, grünen
Schiefern, die Kohlenformation und das Rothliegende, endlich die verschiedenen
Gesteine der Quadergruppe bis zum Pläner und den jüngeren fluviatilen, tertiären
und diluvialen Ablagerungen. Letztere sind in der Plänermulde bei Königgrätz,
wo sich diese Flüsse in die Elbe ergiessen, sehr verbreitet.
Obgleich alle diese Gesteine bis zum Pläner längs der Hebungsaxe des
rothen Gneisses in der gleichen Richtung von NW. gegen SO. in einer auf diese
Axe senkrechten Richtung gegen SW., von der Schaubühne (Hohen-Mense) bis
gegenDobruselika, in ungefähr 6000 Klafter Distanz zonenförmig gelagert zu finden
sind und dann die Pläner und jüngeren Ablagerungen weiter gegen W., als eine
übergreifende Decke auf diesem Gesteine erscheinen, so ändern sich diese Ver-
hältnisse weiter gegen SW. doch sehr; denn die Plänermulde und die grosse
Verbreitung der jüngeren Sedimente treten am Ende meines Aufnahmsgebietes
auf die dreifache Distanz, 16.000—20.000 Klafter in SW. von der Hebungsaxe
gegenLeitomischl zurück.
Diese Erscheinung ist bedingt durch die Configuration des Landes, welche
zur Zeit der Plänerablagerungen bestand. Im Allgemeinen ist zu erkennen, dass
diese das Niveau von 200 Klafter nicht viel überschreiten, meistens aber unter
demselben bleiben, während die Quaderablagerungen häufig das Niveau von
300 Klafter übersteigen.
Es muss also angenommen werden, dass die Gewässer, aus denen sich die
Plänersedimente niederschlugen, schon einen Theil der Quaderablagerungen
als Uferränder gehoben vorfanden. Solche Uferränder sind: Die ansteigenden
Quadermergel-Plateaux bei Skalie, Neustadt an der Mettau, Dobruschka, Opo&no,
Tinist, Brandeis, Leitomischl und weiter gegen Zwittau hin.
Dieser weite Abstand der eigentlichen Plänermulde von der Hebungsaxe
der Hohen-Mense und der Sudeten, im südöstlichen Theil des Aufnahmsgebietes
gegen Mähren herein, findet seine Erklärung in der mehr localen Hebung,
welche die Quaderablagerungen noch vor jener des Pläners erlitten haben. Wir
finden gegenwärtig in dem Gebiete von Reichenau gegen SO. ausser den
dem Mensegebirge normal anliegenden Gesteinszonen, noch zwei Aufbruchs-
zonen, welche den ersteren fast parallel verlaufen, an welchen ausser den
sämmtlichen Quadergliedern, noch das Rothliegende, etwas von krystallinischen
Schiefern und die von Herrn Paul beobachteten Granite von Lititz und Kerha-
titz zu Tage gelangen. Diesen beiden Aufbruchszonen laufen parallel zwei
Längsspalten (Verwerfungsspalten), in welchen die letzten Muldenwinkel des
marin-miocenen Fjord’s des Wiener-Beckens von Brünn herein, zu finden sind.
Die bekannten Fundorte marin-miocenen Petrefacte sind in der ersten oder
östlichen Aufbruchzone Landskron und Rudelsdorf, in der zweiten oder west-
licheren, Abtsdorf, Triebitz und Böhmisch-Trübau. Diese Zonen folgen von NO.
gegen SW. nach der beifolgenden Tabelle in den Punkten, welche von NW.
gegen SO. geordnet sind, in folgender Weise aufeinander.
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Heinrich Wolf.
466 [4
EHE 1. 3358 S=88
j 38 „2| Zone der krystallini- |. 5 „= IH. =: 8
Er mtr Axe: s® Es er He = 232 [Zone der Urthonschiefer| = EFE
other oder Augen- [= = 23] merschiefer Hornblen- |= 3 2” u sEetT
gneiss == ||deschiefer Kalk schwar- ERR und grünen Bchlefer FEER
25” | zer oder grauer Gneiss |? 572 RAZER
NOW, ROWEREEN LINSERS EROBERN 2) ON ESEL ENDE A EL REIHE SW.
"11. Grosse Desch- > 1. Schaubühne,süd- > 1. Uskaliberg, süd-
&| nayerkoppe ...| 586 |&| lich von Giess- z| östlich bei
"2. Reiterkoppe ...| 513 hübell ki. 1 570 | *| Nachod....... 328
13. St. Annacapelle "|2. Spitzberg, west- 2. Skutina,westlich
bei Bärnwald ..| 529 | »| liehbeiDeschnay| 442 | *| von Poloni..... 388
14. Oberschlag bei 3. St. Johannberg, 3, Galgenberg bei
Wüsteney..... 417 südwestlich bei *| Neu-Hradek ...| 354
*|— Durehriss d. Katscher...... 350 4. Krahuletzkoppe,
wilden Adler -|/4. Rampusch bei *) nördlich bei Bi-
-|5. Adamsberg bei Pl. HiasEn.. "Be..5 336.1 =) 7 Siröy, sn.n 0 337
Böhmisch - Pe- 5. Rinek bei Rokit- -|5. Paulukoppee
tersdorf ...... 401 BIER SERIE AN 339 | °| südlich von Do-
- 16. Studneyer- -|— Durchriss d. uhren sh ee 345
Oberwald ..... 378 | -| wilden Adler "1/6. Dobrey, ostsüd-
-|— Durchriss d. - 6. Faltusberg bei *| östlich von Do-
stillen Adler Gaaplv. Bun. 334 | »| bruschka...... 252
-|7. Schwarzerberg -|— Durehriss d.
südwestlich bei stillen Adler
Grulich........ 522 | -|7. Planinaberg,
: :| nordnordöstlich :
2 = von Landskron.| 325 >
Mittlere Höhe..| 480 | Mittlere Höhe..| 387 | Mittlere Höhe..| 335
sS| IE 3 = |
IV. EFF I: ERF En er
Bisieuoden östliche hi „a. Erste Längsspalte mit 22° Aufbruchslinie des 3 es=
3223| der Landskroner 33 | Lititzer Granites und |® s53
Quaderzone 858 Tegelmulde 222 | rothen Sandsteines |23 5”
?5< 33 a =
= 1. Wenzelberg, - 1. Kribabei Rowen, > 1. Chlumberg bei
z| südwestlich bei ”a| südöstlich von 2) : Dit! . .LURIRR 315
«| Nachod....... 211 Reichenau..... 223 | °,— Durehriss d.
-|2. Kodiska, östlich *|2. Zachlumberg bei wildenAdler, .
. von Dobruschka) 227 Deutsch-Rybna.|) 234 | * 2, Schambach....| 288
- |3. Hrastitzberg bei *|—Durchriss d. *— Durehriss d.
. Skurow....... 238 wilden Adler stillen Adler
-|4. Jahodowerberg, 13. Lukawitz bei -/3. Herklice, südlich
-| östlich von Rei- Senftenberg...| 215 von Geyersberg| 252
chenan'; s. Je rja 268 | *|— Durchriss d. 4. Betlach bei Böh-
-|5. Horka, nördlich stillen Adler misch Roth-
-| von Senftenberg] 265 | "|4. Klekersberg bei Wasser '.h cunian 276
-|— Durechriss d. Böhmisch Roth- 5. Kesselberg bei
wilden Adler . Wasser ver...» 263 Landskron ....| 240
-|6. Hajek, südöst- - 5. Landskron..... 222 | °|6. Lukauer Roth-
2 lieh von Senf- :[6. Siehelsdorfer :| hübl, südich von
Z| tenberg....... 254 |2| Meierhof...... 226 |Z| Landskron ....| 203
Mittlere Höhe.. | 244 | Mittlere Höhe. | 226 | Mittlere Höhe...
467
Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen.
[5]
IX.
Dritte Quaderzone oder
zweite Aufbruchzone |:
(westlich der Aufbruch-
spalte des Granites bei |-
Kerhatitz)
Yin.
Zweite Längsspalte mit!
der Abtsdorfer und B.
Trübauer, Tegelmulde. |.
(Aufbruchspalte des |-
Kerhatitzer Granites)
vn.
Zweite Quaderzone
oder erste Anfbruchzone)'
(westlich der Aufbruch-
spalte des Lititzer
Granites)
Seehöheu in der
Entfernung von der
Hebungsaxe, von
Seehöhen in Fr
Fntfernung von der
Hebungzaxe, von
16.000—20.000Klftr.
Hebungsaxe, von
12.000— 14.000 Klftr.
in der
ntfernung von der
14.000— 16.000 Klf£tr.
ee A e ... Aa Ba A ke SW
-[— Durehriss > |— Durehriss >=|—Durchriss
z| des wilden - des wilden = des wilden
Adlerflusses i Miller. Adlerflusses
„11. NaKostella,süd- .1. Homol, süd- .11. Turnow, nörd-
lich Kostelletz .| 238 westlich von lichvonBrandeis]| 214
2. Hnatnitzer Höhe] 235 | .| Pottenstein....| 204 | .|—Durehriss
.1— Durehriss .|— Spalte zwi- des stillen
des stillen + schen Darlek ; Adlerflusses
Bu Adler ...o.s. ‘ıı. wSkronnitz.| |. . |2. Chlumberg, süd-
. 3. Kopaninyberg .!2. SattelvonLichwel 220 | .| westlich bei
bei Landsberg .| 246 | .|3. Durchriss d.) .| Wildensehwert | 29
.|4 Steinberg bei stillen Adler .|3. Zhorsky kuppe
Rathsdorf..... 312 bei Wilden- bei Böhm.-Trü-
.|3. Hochkoppe bei ir .schwert.a.. ‘ EEE + + C 284
Rudelsdorf....| 319 | .|4. Parnik bei Böh- . |4. Kozlowberg bei
.|— Miocene .| miseh-Trübau.. a Sehirmdorf....| 315
Spalte von .|5. Mühlrand bei .[5. Triesch, nörd-
Triebitz.... F Entebitzu Mas £ lich bei Niekel.
- 16. Hermingsdorfer 6. Viehweg bei . 16. Leitenberg bei
Ei Tehe......... 315 |Z | Abtsdorf...... 239 I2| Mohren.......
215 | Mittlere Höhe. 1
Mittlere Höhe. .| 279 | Mittlere Höhe. Ä
Aus diesen Tabellen ergibt sich für die aufeinanderfolgenden Zonen, deren
mittlere Höhe wie folgt:
Wiener-Klftr.
1. Die krystallinische Axe oder die Hebungsaxe des rothen
Gneisses. . . . 480
2. Zone der krystallinischen Schiefer 387
3. Zone der Urthonschiefer - ale 335
4. Erste, normale oder östliche Quaderzone i .. 244
5. Erste Längsspalte mit der Landskroner Tegelmulde in
dem Fjorde von Brünn . . . Be 226
6. Aufbruchslinie des Lititzer Granites mit dem rothem Sand-
stein von Schammbach . . . RR
7. Zweiter Quader oder Aufbruchzone, westlich des Lititzer
Granites. . . 279
8. Zweite Längsspalte, mit dem "Abtsdorfer und Triebitzertege
im Fjorde von Brünn . 215
9. Dritte Quader, oder Aufßrnehzone, westlich des Granites von
281
ee De 0.0 ee at
Erst nach dieser dritten Quaderzone im SO. des Aufnahmsgebietes folgt
in derselben Richtung SW. die Plänermulde bei Leitomischl , unter welcher an
‘der Westseite ganz normal die Quaderzone längs dem böhmisch-mährischen
krystallinischen Gebirge bei Skuc, Richenburg, Prose@ und Policka wieder
[6]
Heinrich Wolf.
468
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[7] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 469
emporsteigt, gerade so, wie sie an der Ostseite im nördwestlichen Theile des
Aufnahmsgebietes nördlich von Reiehenau und Solnitz, an den älteren Gesteins-
zonen des Mensegebirges emporstieg, wo gleich nach der ersten normal gela-
gerten Quaderzone (Sandstein und Mergel) die Plänergesteine von Tinist, Opocno
u. s. w. folgen, und keine weiteren Aufbrüche und Störungen in der Quader-
formation vorhanden sind. Diese Verhältnisse in der Geotektonik des Aufnahms-
gebietes im nordwestlichen Theile und am südöstlichen Ende desselben mögen
die beiden vorhergehenden Durchschnitte erläutern.
Nachdem so in grossen Zügen der allgemeine orographisch geologische
Charakter unseres Gebietes geschildert ist, und in der Vertheilung der Gesteine
eine räumliche Ordnung, wie die Tabellen zeigen, zu erkennen ist so kann auch
diese Ordnung bei Beschreibung und Mittheilung der Einzelheiten in den Lage-
rungsverhältnissen der Petrefactenführung und der nutzbaren Mineralstoffe,
als zweckmässig beibehalten werden.
I. Der rothe Gmeiss in der Hebungsaxe des Mense und Sudetenzuges.
Diese Gesteinsart von der Varietät, welche Scheerer von den Gneissen
des sächsischen Erzgebirges unter obigem Namen als erzleere oder wenigstens
erzarme abscheidet und für welehe Cotta den Namen Gneissit vorschlägt,
ist mit der gleichen charakteristischen Beschaffenheit wie im Erzgebirge an
vielen Punkten Böhmens verbreitet, wie uns die Aufnahmsberichte Jokely’'s
und Andrian’s bezeugen. Sein vorherrschender Bestandtheil ist weisser, in’s
Röthliche spielender, häufig auch rothbrauner Orthoklas im feinkörnigem , fast
porös scheinenden Aggregationszustande. Der Orthoklas ist von weissen bis rauch-
grauem (Quarz, meist in unregelmässige Gruppen, gleichsam in einzelne Indi-
viduen getheilt. Der dritte Gemengtheil ist weisser Glimmer, welcher in geringer
Quantität auftritt. Da der Glimmer stets den Quarz begleitet und ihn gleichsam,
wie ein Saalband einhüllt, so erscheint letzterer häufig in allseitig sich ausschei-
denden gestreckten, linsenförmigen Platten, über welche hinaus der Glimmer im
Orthoklas sich fortsetzt, dann wieder aufmacht und andere Quarzpartien einhüllt,
so dass dadurch immer die Parallelstructur noch erkennbar bleibt, mag der
Quarz auch noch so unregelmässig im Gesteine vertheilt erscheinen. Folgende
fig. 3.
a Silberweisser Glimmer, schuppig gelagert. 5 Rauchgrauer Quarz, vom Glimmer umhüllt. ce Weisse bis
fleischrothe und rothbraune körnige Orthoklasmasse durch Glimmer und Quarz, in einzelnen Kno!len, oder Augen
getheilt.
Figur : ein Querschnitt auf die Lagerflächen des rothen Gneisses an einem Hand-
stücke von Liebenthal, nordöstlich von Rokitnie im Königgrätzer Kreise
470 Heinrich Wolf. [8]
gibt ein Bild von den Mengenverhältnissen und der Vertheilungsart der einzelnen
Gemengtheile des Gesteines.
Diess ist die als Augen oder Knollengneiss charakterisirte Varietät des rothen
Gneisses. Die Volumverhältnisse der einzelnen Gemengtheile, zu jenem des
ganzen Gesteines dürften sich hier so ausdrücken lassen: Glimmer fast ver-
schwindend 1/,.0 etwa, Quarz 3/0, Feldspath /io-
Eine zweite Varietät entsteht, wenn der Quarz nicht so in einzelne Linsen
häufig durch Glimmerlagen abgeschnitten ist, sondern über grössere Flächen
sich ausdehnte. Die Unregelmässigkeit der Quarzlagen, wie die Figur 3 solche
zeigt, mindert sich, indem ein grösserer Parallelismus derselben eintritt, wenn
auch das Wulst- und Knotenförmige der einzelnen Lagen noch deutlich genug
hervortritt. Die einzelnen Gemengtheile erscheinen dann mehr wellen- oder band-
förmig übereinander gelagert. Diese Varietät repräsentirt den sogenannten
Flaser und Bändergneiss. In meinem Aufnahmsgebiete ist solcher Gneiss bei
Wichstadtl, am Buchberg bei Cenkowitz, und am Spieglitzer Schneeberge zu
finden.
Eine dritte Varietät des rothen Gneisses entsteht, wenn der (Quarz seiner
Quantität nach sich dem Mengungsverhältnisse des Glimmers mehr nähert, und
dieser sich mehrt. Der Parallelismus der einzelnen Gemengtheile wird vollstän-
diger, und das Gestein erhält dann die mehr schiefrige, normale Gneissstruktur.
Solehen Gneiss fand ich bei Herrnfeld, nordöstlich von Rokitnitz gegen
Hannchen hin.
Dies sind die drei Hauptvarietäten des rothen Gneisses, welche aber durch
zahlreiche Übergänge mit einander verbunden sind. Die erste Varietät (Fig. 3)
bildet gewöhnlich dicke Bänke, und die Klüftungsrichtungen stehen nie recht-
winkelig aufeinander, so dass dadurch die einzelnen „abgelösten Blöcke mehr eine
rhomboödrische Gestalt bekommen, wie z. B. bei’ Hannchen nordöstlich von
Rokitnitz, am Adamsberg bei Böhmisch-Petersdorf, am Hohenstein westlich, am
Schanzenberg östlich von Grulich, und m. a. ©.
Die Verbreitung des rothen Gneisses in meinem Aufnahmsgebiete ist
in der Längenausdehnung bereits in der Tabelle I angedeutet, da er etwa
2000 Klafter nordnordwestwärts von der Deschnayer-Kuppe, dann im Süden
des Gebietes bei Neudorf, nordöstlich von Landskron, unter den anlie-
genden krystallinischen Schiefer verschwindet. Die Verbreitung in der andern
Dimension ist eine wechselnde und kann nicht vollständig gegeben werden,
weil ein grosser Theil des Verbreitungsgebietes des rothen Gneisses in das
angrenzende preussische Territorium fällt. Es fällt daher die östliche Grenze des’
untersuchten Gneissterrains mit der Landesgrenze zusammen, nur im südöst-
lichsten Theile bei Grulich im obersten Quellengebiete des stillen Adler, fällt
noch ein beschränkter Theil der Ostgrenze des rothen Gneisses in das Unter-
suchungsgebiet, nämlich zwischen Grulich und Niederheidisch. Die Fortsetzung
derselben liegt dann in Mähren in der Richtung gegen Grumberg. Ferner
nördlich von Ober-Mohrau gegen den Spieglitzer Schneeberg, welche Partie
aber nur zum geringsten Theil Böhmen angehört, da die Hauptmasse des
Schneebergstockes theils im mährischen, theils im preussischen Gebiete liegt.
Genauer kann die Begrenzung westlich der Axe angegeben werden. Von
der Schirlingsmühle bei Sattel, im Süden von Giesshübl beginnend, verläuft
dieselbe über Hinterwinkel, Luisenthal, Klein-Stiebnitz, Kolhau, Mitteldorf,
Jedlina, Wöllsdorf, Boritow, Gaabl, Ober-Waltersdorf und Neudorf, wo dieselbe
nach Mähren übertritt und dann eine mehr östliche Richtung einhält.
[9] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 471
Die Lagerungsverhältnisse des rothen Gneisses sind derartige, dass
man an allen Orten inner der oben angedeuteten Ausdehnung, denselben unter
die anderen krystallinischen Schiefer einfallen sieht. Man mag hiebei die noch
immer nicht entschiedene Frage unberührt lassen, ob diese Fallrichtung sich
auf eine blosse durch Contraetion erzielte Plattung eines erstarrten eruptiven
Gneisses, oder ob sie sich auf eine durch den Metamorphismus nicht zerstörte
Schichtenscheidung bezieht.
So weit in meinem Terrain die Beobachtungen reichen, ist diese Fallrich-
tung des rothen Gneisses constant senkrecht auf die Gebirgsaxe, genau so, wie
bei den übrigen krystallinischen Schiefern, und wenn man auch nach der anti-
klinen Stellung dieser Richtungen in den Aufbruchspalten der oberen Thal-
gebiete des wilden und des stillen Adlerflusses, und nach den Einkeilungen der
übrigen krystallinischen Schiefer am Kreiselberg und bei Trekadorf (Durchschnitt
Fig. 1), die Zerreissung einer Decke grauen Gneisses und Glimmerschiefers,
durch ein Empordrängen des rothen Gneisses erklären muss, so ist die eruptive
Natur desselben nicht allerorts ausser Zweifel gestellt. Namentlich ist an der
oben bezeichneten Begrenzungslinie der eruptive Charakter des rothen Gneisses
nicht unmittelbar zu erkennen, sondern derselbe kann nur aus dem Verhalten und
der Gruppirung seiner ganzen Masse zu den ihn umgebenden Gesteinen so
gedeutet werden, denn er bildet einzelne Centren, welche immer von krystal-
linischen Schiefern eingehüllt sind, analog dem Verhältnisse zwischen dem Cen-
tralgneisse der Alpen und den ihn begleitenden Schieferzonen.
Hieraus lässt sich erkennen, dass die Periode der Action des rothen Gneisses
wodurch eine Zerreissung der Schiefer und Einkeilungen und Aufrichtung der-
selben erfolgte, einejüngere sein müsse, und sie sich nicht auf die Bildungs-
periode eines sogenannten Urgneisses zurückführen lasse.
So wie im sächsischen und böhmischen Erzgebirge, und an den übrigen
Punkten Böhmens, wo rother Gneiss von Herrn Jok&ly und vom Freiherrn von
Andrian nachgewiesen, und an Erzführung sehr steril gefunden
wurden, finden diese Angaben, auch in meinem Untersuchungsgebiete ihre
volle Bestätigung.
Die Verwendung, welche der rothe Gneiss bisher findet, be-
schränkt sich auf ganz locale Bauzwecke, Mauersteine, Pflasterplatten, Barriere-
stöcke oder Radabweiser. Die feinkörnigen Varietäten wären auch durch Stein-
metzarbeit, einer ausgedehnteren Verwendung zuzuführen, aber das wenig
- bewohnte und hochgelegene Gebiet seiner Verbreitung, gegenüber der viel
zugänglicheren des Quaders, lässt eine Concurrenz in der Verwendung dieser
Gesteinsart in der angedeuteten Richtung nicht zu.
1. Die Zone der krystallinischen Schiefer,
ist zusammengesetzt aus grauem Gneiss, Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer,
krystallinischem Kalk und Kalkglimmerschiefer ; ausserdem treten innerhalb der-
selben noch Massengesteine auf, wie Granite, Syenite und Gabbro.
Diese Zone begleitet oder umhüllt, wie oben in der Tabelle I schon ange-
deutet wurde, den rothen Gneiss in der Entfernung von 2000—6000 Klafter von
der sudetischen Hebungsaxe. Die innere Begrenzung, zunächst der Hebungs-
axe gelegen, fällt mit jener früher gegebenen Begrenzung des rothen Gneisses .
zusammen, nur die entferntere Grenze ist noch festzustellen.
Wie schon die Durchsehnitte 1 und 2 anzeigen, zerfällt diese Zone in
mehrere einzelne Partien; die grösste derselben liegt aber dem rothen Gneisse
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. IV. Heft. 61
%.
472 Heinrich Wolf. [10]
südwestlich vor, und von dieser gilt die oben angedeutete innere Grenzlinie.
Die äussere fällt mit der innern Grenze der nächsten Zone, „des Urthon-
schiefers“ zusammen und beginnt im N. an der preussischen Grenze im S. von
Levin bei Unter Giesshübel, und geht durch die Orte Dobrau, Chmelist östlich
von Dobruska, Neuhof am Albabach, Benatek, Rampusch östlich von Solnitz,
Topalow und Pecin.
Hier beginnt eine grosse Depression innerhalb der krystallinischen Gesteine, .
wodurch eine Bucht entstand, in welcher die im W. ausgebreiteten Kreideablage-
rungen auch hier gegen O. über die Zonen des Rothliegenden, des Urthonschiefers
und der krystallinischen Schiefer bis auf die Hebungsaxe des rothen Gneisses
übergreifend, sich ausdehnen konnten. Erst in der Hebuugslinie des Littitzer und
Pottensteiner Granites treten in senkrechter Stellung die Schiefer wieder
empor. An einzeln»n Punkten sind sie bei Zachlum, westlich von Senftenberg,
bei Schreibersdorf westlich von Geiersberg, dann Petersdorf bei Rothwasser beob-
achtet. Sie schliessen so mit der in ©. liegenden Grenze eine Mulde von Kreide-
ablagerungen ein, die durch ihre Verlängerung nach Mähren herein , über Lands-
kron, und Trübau, bis nach Blansko herunter, ein Meeresarm oder Canal des
bestandenen Kreidemeeres erfüllte.
Die östlich des rothen Gneisses liegende krystallinische Schieferpartie,
wie im Durchschnitt 2 bei Rothfloss angedeutet ist, fällt nur zum
Theil auf österreichisches Gebiet. Die innere Grenze derselben ist schon durch
die Begrenzung des rothen Gneisses gegeben worden. Die andere im ©. lie-
gende, befindet sich zum grösstem Theil im preussischem Gebiete, so weit eine
Exeursion in der nach NW. gestreckten schmale Zunge böhmischen Landes bis
zum Spieglitzer Schneeberg Aufschluss gab.
Die krystallinischen Schiefergesteine, welche hier in dem umgrenzten
böhmischen Gebietsantheil zu betrachten sind, zerfallen also in einzelne an der
Oberfläche nicht zusammenhängende Partien, und zwar:
1. Nordöstlich der Hebungsaxe, « die Partie zwischen Grulich und Gross-
Mohrau.
2. In die im rothen Gneiss eingekeilten Partien, 5 zwischen Trekadorf,
Kronstadt und Bärnwald im Quellgebiet des wilden Adlerflusses, und ce zwischen
dem Kreiselberg, Randorf, Geyersgraben und Ricka.
3. In die südwestlich dem rothem Gneisse vorliegenden Partien, welche
durch die übergreifenden Kreideablagerungen geschieden sind; in jene d, zwi-
schen Giesshübel, Deschnay, Gross-Aurim und Rokitnitz, e zwischen Bubenetz,
Klösterle und Ober-Nekor, fin jene zwischen Gaabl, Weipersdorf und Herma-
nitz, und g in jene, durch den Lititzer-Granit emporgehobenen Theile der
Schieferzone an der Basis des Rothliegenden, bei Schreibersdorf (Pisecna),
westlich nächst Geyersberg, bei Kuveie südöstlich von Geyersberg, dann bei
Wetzdorf und Petersdorf nächst Rothwasser im N. von Landskron.
Der petrographische Bestand, dieser Gesteine der Schieferzone
ist in keiner Abtheilung derselben durch das ganze Verbreitungsgebiet so
constant, wie etwa jener des rothen Gneisses, sondern vielmehr ein sehr ver-
änderlicher.
Der graue Gneiss. Durch die grössere Menge an Glimmer, und zwar an
schwarzem oder tombakbraunem Glimmer unterschieden vom rothem Gneiss,
welcher nur sparsamweissen Glimmer führt, kennzeichnet er sich ausserdem noch
durch die geringere Menge an Feldspath (Orthoklas) von grauweisser Farbe,
gegenüber dem rothem Gneiss, welcher in überwiegender Menge fleischrothen
Orthoklas enthält. Es ist dadurch eine viel deutlichere Schieferstructur und
[11] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 473
eine viel dünnplätterige Lagerung dieser Varietät des Gneisses bedingt, als wie
beim rothem Gneiss.
Diese Structursverbältnisse bedingen unter Mitwirkung des, der Verwitte-
rung wegen des grösseren Eisengehaltes des dunklen Glimmers 1) mehr unter-
worfenen grauen Gneisses, das leichtere Zerfallen des Gesteines, die Erzeugung
eines lehmigeren Bodens, welcher der Agricultur dienstbarer ist, als jener des
rothen Gneisses. Diese Verhältnisse sprechen sich sogleich in der Terrainbeschaf-
fenheit, und im landschaftlichem Bilde aus, in dem der graue Gneiss nur flache
oder sanftgerundete Hügel oder Lehnen bildet. die fast ausschliesslich zum Feld-
bau benützt werden, und die Forsteultur auf das Verbreitungsgebiet des rothen
Gneisses beschränkt bleibt, wenn die Eigenthumsverhältnisse diese Wahl
ermöglichen.
Als normalen grauen Gneiss, kann man denjenigen annehmen,
welcher Quarz und Orthoklas in gleichem und innigem Gemenge, dann Glimmer
im Verhältnisse von 3:10 aller Bestandtheile enthält, denn eine Anhäufung des
Glimmers im grösserem Verhältnisse im Gesteine bedingt immer eine Abnahme
der Menge Orthoklases, und den Uebergang in eine Gesteinsvarietät des grauen
Gneisses welche am besten durch die Bezeichnung quarziger Glimmergneiss,
charakterisirt werden kann, wobei das Wort Gneiss nur noch durch die Anwe-
senheit des Feldspathes, und die dadurch bedingte unvollkommene Schieferung
gerechtfertigt erscheint.
Gesteine der letzteren Varietät, finden sich:
a) Granatenführend im Drei-Graben, südlich der Spitze des Spieglitzer
Schneeberges, dann
b) unter dem Jägerhaus bei Prim zwischen Rokitnitz und Reichenau, dann
c) bei Pustin zwischen Geyersberg und Schreibersdorf.
Dureh völliges Zurücktreten des Feldspathes entsteht ein dünnplattiger
Quarz-Glimmerschiefer wie bei der Meierei im preussischen Antheile
vom Spieglitzer Schneeberg. Dieser Varietät ist manchmal noch Graphit parallel
mit dem Glimmer beigemengt, und es bildet sich dann ein Uebergang in
quarzigen Graphitschiefer, wie am Ostgehänge der kleinen Deschnayerkoppe am
Wege von Trekadorf nach Schirlingsgraben, und im Geyersgraben, westlich
unter der Johnskuppe. Häufig wird der Graphit so vorherrschend, dass er Anlass
zu Versuchsbauen gab, wie beim Kronstädter Jägerhaus.
Da der Graphitschiefer wegen seiner geringen Mächtigkeit als solcher auf
der Karte bei der Aufnahme nicht besonders getrennt werden konnte von dem
Glimmerschiefer, so lasse ich die näheren Details aus einem Berichte des Herrn
v. Novicki (Liter. Verzeichniss Nr. 11), der diese Baue im Jahre 1855 leitete,
hier folgen:
„In der östlichen Glimmerschieferzone am Ostfusse des Erlitzgebirges ?),
befindet sich ein Lager von Graphitschiefer, dessen Mächtigkeit nur an einer
Stelle aufgeschlossen wurde. Der südlichste Punkt wo der Graphitschiefer mir
bekannt wurde, ist Bärnwald, von hier zieht er sich nur durch den Schweif, und
einzelne Geschiebe an der Oberfläche kennbar, oberhalb Schönwalde, durch
die Waldstrecke Kittelfalken, oberhalb Neudorf im Forstrevier Schwarzwasser
vorbei, unterhalb dem Forsthause von Kronstadt durch die Waldstrecke, Juden-
winkel im Kronstädter Revier vorüber und verschwindet weiter gegen N. unter
1) Die Verhältnisse des chemischen Bestandes zwischen dunklem und lichtem Glimmer sind
von Sceheerer näher erörtert, auf Seite 40—50, seiner unten eitirten Abhandlung,
2) Siehe Durchschnitt Fig. 1, bei Trekadorf,
61 *
ANA Heinrich Wolf. [12]
Quaderbildungen‘ bis er erst auf preussischem Gebiete östlich von Reinerz bei
Neu-Bibersdorf wieder zu Tage tritt. Bergmännische Versuchsarbeiten erfolgten
bei Bärnwald, in der Kittelfalken, und bei dem Kronstädter Forsthause, Die
Letzteren waren die umfassendsten“.
„Der Graphitschiefer bildet ein körnig schieferiges Gemenge von Graphit
und Quarz, welches mitunter sehr innig bis dieht wird. Andererseits ist
er auch sehr deutlich geschiefert, mit deutlicher Trennung des Quarzes
vom Graphit, welch Ersterer oft in grösseren oder kleineren Linsen ausge-
schieden ist, während der Letztere bald in schuppiger, bald in blättriger, bald
in pulvriger Form sich befindet, und mitunter auch Nester bildet; diese waren
selten, und sie enthielten dann auch meist einen erdigen, stark mit Letten
gemengten Graphit. Accessorisch ist Schwefelkies sehr häufig. Er war in den
'Kittelfalken Veranlassung zu einem Versuch auf Gold im Graphitschiefer. Die
Schieferung ist in demselben stark gewunden, während sie im Nebengestein
mehr ebenflächig ist.“
„Das Hauptstreichen ist der Gebirgsaxe parallel in Stunde 9—21 mit süd-
westlichem Fall unter 40—45 Grad. In dem Kronstädter Versuch sind bei
den scharfen Windungen viele Abweichungen hievon bemerkbar. Die Mächtig-
keit des Schiefers wurde hier mit 2 Klafter durchfahren, Das Liegende bildet
ein schwärzlicher Talkglimmerschiefer, sein Hangendes, ein prismatisch zer-
klüfteter chloritischer Talkschiefer. Nester von fast reinem Talk wurden öfters
im Ortsbetriebe angetroffen. Der Graphitschiefer erschien am Liegenden viel
quarziger, so dass er hier nur als ein vom Graphit gefärbter Quarzschiefer
erscheint, welcher durch einen 21/, Zoll starken Schmitz krystallinischen
Quarzes, von dem lettigglimmerigen Graphitschiefer am Hangenden geschie-
den ist. In dieser Beschaffenheit hatte der Graphitschiefer keine technische
Verwendbarkeit, es wurden desshalb die Untersuchungsarbeiten hierauf ein-
gestellt.“
Eine weitere Modification in dem petrographischem Bestande der Glimmer-
gesfeine tritt durch das theilweise oder vollständige Zurückweichen des Quarzes
in demselben und dessen Vertretung durch kohlensauren Kalk ein. Wir haben
sodann Kalkglimmerschiefer abgegrenzt, von den quarzigen Glimmerge-
steinen durch reinen Glimmerschiefer, wie bei:
1. Schnappe, südsüdwestlich von Reinerz.
2. Zwischen Hinterwinkel und Deschnay.
3. Bei Klein Stiebnitz, nördlich von Katscher.
Alle drei in der westlichen Schieferzone.
In der eingekeilten Glimmerschieferzone :
4. Am Kreiselberg, südöstlich von Luisenthal im W. von Kronstadt.
Im Forstrevier Ricka:
5. In der Waldstrecke Hirschbäder !) (im Liegenden granatenführender
Glimmerschiefer.)
6. Im Tieffenbachthale am Fusse der Reiterkuppe.
7. Bei Geyersgraben.
8. Endlich beim Kronstädter Forsthause.
In der östlichen Schieferzone:
9. Bei Ober-Lipka.
10. und am Hofstollenberg, nördlich von Grulich.
1) Nach Mittheilungen des Herrn v. Novicki.
[13] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 475
An jedem dieser genannten Punkte sind grössere Partien reinerer Kalk-
ausscheidungen zu treffen, die Gegenstand des Steinbruchbaues sind. Sie sind
als linsenförmige Massen innerhalb der Schieferzonen zu betrachten.
So wie im Kalkglimmerschiefer die Linsen reineren Kalkes erschei-
nen, kommen auch im Quarzglimmerschiefer reinere Ausscheidungen von
Linsen, Stock- und Gangmassen weissen Quarzes vor, der als Rohproduct in der
Glasfabieation seine Verwendung findet. Als Gangmasse tritt er auf bei Sattel,
als stockförmige Masse im Herrngarten im Forstrevier Scheithaus, als linsen-
förmige Masse kommt er an der kleinen Desehnayer Koppe vor.
Das letzte Glied der Schieferzone bilden dann die Horn-
blendegesteine, die mit dem Glimmerschiefer wechselnd, constant längs
der ganzen Verbreitung desselben in ihm erscheinen.
Der petrographische Bestand der Hornblendegesteine ist ebenfalls ein sehr
wechselnder.
Zwischen Polom und Sattel ist er schwarz, mikrokrystallinisch,
von der beigemengten Granatmasse besitzt er einen Schimmer in das Röthliche,
und auf den Kluftflächen erscheint zuweilen Schwefelkies in dendritischer
Form. Der Bruch ist ebenflächig.
Am Wege von Deschnay nach Michowa erscheint die Hornblende in
grösseren Nadeln, zwischen denselben liegen hier statt Granatmasse deutliche
Körner von Orthoklas, welche dem Gesteine ein graues auf den Verwitterungs-
flächen weiss punktirtes Aeussere verleihen. Dieses Gestein kann als Hornblende-
gneiss bezeichnet werden. Der Bruch ist splittrig.
Bei Pe£in, westlich von Rokitnitz ist der Hornblendeschiefer
ebenfalls mikrokrystallinisch, schwärzlich grün, da die accessorischen Bestand-
theile wie Granat und Schwefelkies nur in wenigen Körnern erscheinend, die
natürliche Farbe der Hornblende nicht beeinträchtigen, der Bruch ist. splittrig.
Zwischen Waltersdorf und Weipersdorf nördlich von Landskron,
erscheint die Hornblende ganz rein, lauchgrün, grosskrystallinisch, strahlig ohne
accessorische Bestandtheile. Der Bruch ist ebenflächig.
Die Massengesteine, welche vorhin angeführt wurden, durchbrechen nicht
nur diese Schieferzone, sondern auch die, sich derselben anschliessende Zone
der Urthonschiefer, es ist daher angezeigter, die Erläuterung derselben jener
der Urthonschiefer folgen zu lassen.
Die Lagerungsfolge innerhalb der krystallinischen Schiefer ist im
Allgemeinen so, wie die Gesteinsfolge im petrographischen Theil dieser Arbeit
eingehalten wurde. Zunächst dem rothem Gneiss folgen die glimmerreichen
grauen Gneisse, mit welchen der Glimmerschiefer durch Uebergänge ver-
bunden ist. Innerhalb des Glimmerschiefers, finden sich untergeordnet ausge-
schieden, die Kalkglimmerschiefer mit den Kalklinsen und die quarzigen und
graphitischen Glimmerschiefer.
Der Hornblendeschiefer ist seiner Hauptmasse nach zumeist an der äusse-
ren Zonengrenze mächtiger entwickelt, doch fehlt es nicht an Beispielen
seiner Anwesenheit an der innern Zonengrenze zunächst dem rothem Gneisse.
Zur nähern Erläuterung der Lagerungsverhältnisse innerhalb der vorhin
angegebenen einzelnen Partien krystallinischer Schiefergesteine, sollen die hier
folgenden Durchschnitte beitragen.
476 Heinrich Wolf. [14]
Fig. 4.
N. 8.
7470 Spieglitzer SO. bei der Ostgehänge der Hofstollen- Mitter Brück-
Schneeberg Schweizerei Klappersteine Hofkuppe berg Lipka nerberg Haselberg
1. Rother Gneiss. 2. Grauer Gneiss. 3. Glimmerschiefer. 4. Kalkglimmerschiefer und krystallinischer Kalk.
5. Quadermergel. 6. Diluvium
Der Durchschnitt beginnt im N., an der Kuppe des Spieglitzer Schnee-
berges in der schmalen Zunge böhmischen Landes, welches zwischen Mähren,
und der schlesischen Grafschaft-Glatz bis Grulich hinunter eingekeilt liegt.
Derselbe kreuzt am Brücknerberg,die Durchschnittslinie, welche in der Fig. 2
dargestellt ist, und endet im S. am Haselberg, noch nördlich der Hebungslinie
des Mensegebirges. Man ersieht aus Fig. 4, dass der rothe Gneiss des
Spieglitzer Schneeberges einer anderen Hebungslinie oder Welle angehört,
welche der des Mensegebirges zwar parallel, aber 2 Meilen nordöstlicher,
vorliegt.
Zwischen diesen beiden Wellen liegt unsere Schieferzone (Nr. 2, 3, 4)
eingekeilt, und zwar so, dass man wohl schliessen muss, dass die vereinzelten
Partien Glimmerschiefers und körnigen Kalkes, welche an drei verschiedenen
Punkten zwischen Grulich und Ober-Rohrau im grauen Gneisse auftreten, nicht
eingelagert, so zu sagen in Wechsellagerung mit ihm stehen, sondern dass
sie entschieden ein höheres Niveau bezeichnen; der Gneisszone aufgelagert, und
nun mit derselben zusammengefäaltet in den rothen Gneiss eingekeilt sind.
Ueber die Lagerungsverhältnisse der Schieferpartien 5) bei Trekadorf,
Kronstadt und Bärnwald, c) am Kreiselberg, Rassdorf und Geyersgraben, d) von
Giesshübl, Desehnay, Klein-Stiebnitz und Rokitniz gibt der Durelischnitt Fig. 1.
und jener Fig. 5, welcher hier folgt, ein Bild:
Fig. 5.
NO. SW,
Johnskuppe Geyers- St. Johann
Kronstadt 5000 graben KI. Stiebnitz Kapelle Galgenberg Lukawiz
%. Rother Gneiss. 2. Grauer Gneiss. 3. Glimmerschiefer. 4. Körniger Kalk. 5. Hornblendeschiefer. 6. Urthonschiefer und
grüne Schiefer. 7. Syenit. 8. Rothliegendes. 9. Melaphyr. 10. Quadermergel.
[15] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. ART
Dieser Durchschnitt ist 1 Meile südlich von jenem in Fig. 1 und 4 Meilen
nordwestlich von jenem in Fig. 2 geführt.
Auch in diesen Strecken erweisen sich die Schiefer im Bereiche des
rothen Gneisses als eingekeilt in ihn, wie bei Grulich und Ober-Mohrau. Die
Kalkpartien sind ebenfalls an den Glimmerschiefer gebunden. Auch die nord-
westlich vorliegende Hauptzone der Schiefer erweist sich vielfach als gefaltet,
wobei der bei Lukawitz nördlich von Reichenau den Urthonschiefer durch-
brechende Syenit mitgewirkt haben mag.
Nur in dieser Hauptzone treten die Hornblendegesteine auf, welche sich
hier im N. des Aufnahmsgebietes enger der Grenze der Urthonschieferzone
anschliessen wie im S., wo durch den Granit von Lititz eine Verwerfung der
Schiefer und Depression des Terrains in der Umgegend von Senftenberg
erfolgte, und die Hornblendegesteine dem rothen Gneisse näher liegen.
Diese Verhältnisse finden sich in der Partie e der Schieferzone zwischen
Klösterle und OberNekor ausgedrückt, wo die Depression in derselben durch
die Kreideablagerungen ausgefüllt ist.
Der Durchschnitt Fig. 6 drei Meilen südöstlich von jenem der in Fig. 5
gegeben ist, soll dieselben erläutern,
Fig. 6.
NO, SW.
Geyersberg Schreibers-
Adamsberg Studeney Pastwin Lisnitz Hajek Lukawitz St. Johann dorf Hnatnitz
De =>
IE E
je) RS
SEEN 72:
1. Rother Gneiss. 2. Grauer Gneiss. 3. Hornblendeschiefer. 4. Glimmerschiefer. 5. Gneiss Granit. 6. Lititzer
Granit. 7. Urthonschiefer. 8. Rothliegendes. 9. Quadersandstein. 10. Quadermergel. 11. Neogener Schotter.
xx' Verwerfungsspalte.
Man beobachtet in der Richtung: Adamsberg, Geyersberg, Hnattnitz, auf den
rothen Gneiss folgend, bis Studeny und Pastwin, Hornblendeschiefer und Gneiss ein-
fallend gegen SW. Mit entgegengesetztem Einfallen folgen dann Glimmerschiefer
und Hornblendeschiefer, welchen dann Gneiss-Granit (5), und grauer Gneiss
folgt. Weitere Schichtenfolgen in krystallinischen Gesteinen werden nun durch
Quadersandsteine und Mergel verdeckt, die in ungestörter Lagerung über Lisnitz
und Hajek, dann über Lukawitz bis Geyersberg zu beobachten sind. In dieser
Strecke wird die vom Lititzer Granit (6) erzeugte Mulde geschnitten, und aus
der Tiefe treten durch Verwerfung die krystallinischen Schiefer und Urthon-
schiefer (7) wieder empor, und begrenzen so gegen O. das Rothliegende (8)
welchem dann bei Hnatnitz in normaler Lagerung Quadersandstein und Quader-
mergel (9, 10) folgen.
Ganz analoge Verhältnisse in der Lagerung zeigen sich in dem 1'/, Meile
sädlicher geführtem Durchschnitt Nr. 2, in der Strecke Kopaninyberg-Jamney,
und dem noch eine Meile weiter im S. vom Buchberg bei Hof-Lenz über Johns-
478 Heinrich Wolf, [16]
dorf gegen die Hochkoppe zwischen Landskron und Böhmisch -Trübau geführ-
ten Durchschnitt:
Fig. 7.
NO. SW.
Buchberg Weipersdorf Planina Nepomuck Johnsdorf Kesselberg Michelsdorf Hochkop.
4
‘
’
r
r
Eimer
Me . 0002000
Weeresrziveau. e 00
EEE _° 0.000 .00°90% BEIHE
1, Rother Gneiss. 2. Graner Gneiss. 3. Glimmerschiefer. 4. Hornblendeschiefer. 4 Syenit. 5. Rothliegendes.
6. Quadersandstein. 7. Quadermergel. 8. Neogener Tegel. 9, Neogener Schotter. 10. Diluvinm. xx’ Verwerfungsspalte.
In dem Gebiete dieser Durchschnitte zeigt sich längs der Westgrenze des
Rothliegenden die Verwerfungszone der krystallinischen Schiefer, bis an den
Betlachberg bei Rothwasser, von wo angefangen weiter gegen S. neogene und
diluviale Ablagerungen der Umgebung von Landskron, sie überdecken. Erst
bei Mährisch-Trübau treten in derselben Verwerfungslinie, wieder die älteren
Gesteine unter dem Rothliegenden hervor.
An Lagerstätten nutzbarer Mineralien ist diese Schieferzone
reicher als jene des’rothen Gneisses. Ausser den früher schon erwähnten Kalk-,
Graphit- und Quarzlagern, sind durch die Schürfungen des Herrn v. Novicki
innerhalb derselben noch nachgewiesen:
Eisenerze, und zwar Rotheisenstein im grauen Gneisse von Tallawalde,
Forstrevier Scheithau; in der Waldstrecke Gross-Boden, Forstrevier Kronstadt;
dann der Eisenglimmerschiefer bei Rieka, welchen Reuss auf Seite 30,
Zeile 9 von unten, in seiner Uebersicht der geologischen Verhältnisse Böhmens
erwähnt; in der Waldstrecke „Alme“ und an dem Gehänge, welches sich
von da, gegen Ricka hinzieht, wurden zahlreiche Fundstuffen schuppigen
Eisenglanzes gefunden; darunter angeblich auch eine, von 10—12 Centner im
Gewicht. Die Versuchsarbeiten wiesen nach, dass Uebergänge von dem reinen
Eisenglimmerschiefer bis zum Quarzschiefer mit wenigen Eisenglimmer einer-
seits, und zum Granaten-Glimmerschiefer andererseits bestehen. Diese letztere
Varietät des Glimmerschiefers, welche in der Alme auftritt, und nördlich in das
Tieffenbachthal zieht, ist das eigentliche Muttergestein für den Eisenglimmer,
welcher darin in mehr oder minder grossen Nestern, mehr oder minder mit
Quarz verunreinigt, erscheint.
II. Die Zone der Urthonschiefer und grüner Schiefer,
scheidet sich von der, der älteren Schiefer nicht so scharf, als die Karte es
angibt. Es bleibt immer der subjeetiven Auffassung überlassen, zwischen zwei
versteinerungslosen Formationen, welche. durch zahlreiche Uebergänge ver-
bunden, keine petrographische Grenze erkennen lassen, die richtigste zu finden.
Sie ist daher eine mehr oder minder willkürliche. Zwei von einander unabhän-
gige Beobachter, werden in solchen Fällen bei ihren Unterscheidungen, meist
differiren. Ein Blick auf die von mir aufgenommene Seetion Reichenau, und
auf die von den Herren Prof. Beyrich und Roth aufgenommene Seefion
[17] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 429
Reinerz, welche die hier zu besprechende Urthonschieferzone ebenfalls umfasst,
gibt vergleichend, hievon Zeugniss. Während ich den älteren krystallinischen
Schiefern gegen W. mehr Terrain gewährte, legten die Herren Prof. Beyrich
und Roth die Grenze der Urthonschieferzone viel östlicher, viel näher an den
rothen Gneiss heran.
Die Möglichkeit solch’ verschiedener Auffassungsweisen in der Sonderung
halbkrystallinischer, von als vollkommen krystallinisch anerkannten Gesteinen vor-
ausgeschickt, will ich nun in die Detaillirung der petrographischen Zustände der
Gesteine.dieser Zone übergehen.
Die Urthonschieferzone umfasst zwei Hauptvarietäten von Gesteinen, die
ich mit den Namen grüne Schiefer und Phyllite näher bezeichne, von
welcher die erstere Varietät durch Uebergänge mit Hornblendeschiefer, letztere
aber durch Uebergänge mit Glimmerschiefer verbunden ist. Beide Varietäten,
stehen aber eben so in Wechsellagerung mit einander, wie dies zwischen Horn-
blende- und Glimmerschiefern der Fall ist. Letztere stellen nur eine vorge-
schrittenere Metamorphose der ersteren vor.
Dieser Umstand macht es eben schwierig, scharfe Grenzen zwischen den
Gesteinen festzustellen.
Im Allgemeinen ist aber zu bemerken. dass die grünen Schiefer näher an
die älteren krystallinischen Schiefer sich anschliessen.
Herrn Dr. Laube danke ich die Durchführung zweier Analysen: a grü-
ner Schiefer aus dem Wcelnywald östlich von Reichenau, und 5 Phyllit von
Neustadt an der Mettau, welche die nähere chemische Verwandtschaft mit den
Hornblendeschiefern einerseits, und den Glimmerschiefern andererseits nach-
weisen:
Grüner Schiefer Phyllis
m ———
a b
Kieselsäure . .. 2...» 53:7 Kieselsäure. . - » +... 64:0
Ehonerde .|. 30. eur „uch. 148 Thonerde und Eisenoxydul . 285
Eisenoxydul. ..».....». 13:2 SE a Te To TEN ER ne 1-1
a a ee ts, 9-6 Mapnesiarn.. „nal AILKIN IE
Degbsar Di . tn) al, 1r5 6:5 Alkalıı „UEEHRITEDRISNITOR 1-5
Glühverlut . . .. 2... 2:6 77 00:8
100°4 Speeifisches Gewicht = 2:67
Speeifisches Gewicht = 279
Die Verbreitung der Urthonschieferzone ist auf ein weniger
ausgedehntes Terrain beschränkt, wie jene der älteren Schiefer.
Von Nachod im N. beginnend, begleitet sie das Mensegebirge an der
Westseite bis an jene grosse Einsenkung des Terrains, südlich der Linie
zwischen Rokitnitz und Reichenau, welehe im Durchschnitt 6 bei Pastwin, in der
Umgegend von Senftenberg und jener von Lukawitz bei Reichenau mit Kreide-
gesteinen erfüllt ist.
Weiter im S. sind diese Schiefer innerhalb der Grenzen meines Aufnahms-
gebietes nicht mehr beobachtet. Sie sind entweder vollständig von der Kreide-
formation verdeckt oder vollständig abgetragen. Innerhalb der kurzen Strecke
zwischen Nachod und Reichenau ist die Grenze ihrer westlichen Verbreitung
durch die hochansteigenden Ablagerungen der Kreide gegeben, deren Basis sie
grösstentheils bilden; da die Kreide das Rothliegende, welches von Nachod bis
Pribislaw sichtbar ist weiter gegen S. über Neustadt an der Mettau hinaus,
übergreifend bedeckt.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 186%. IV. Heft. 62
480 Heinrich Wolf. [18]
Denn so weit man auch in den tiefen Einrissen des Mettauflusses und
dessen Zuflüssen bei Neustadt, des Goldbaches bei Dobruska, des Albabaches
bei Solnitz abwärts geht, so trifft man zwischen Urthonschiefer und Kreide keine
anderen Gesteine. Erst im Gebiete des Reichenauerbaches östlich von Reichenau
treten wieder in sehr untergeordnetem Verhältnisse, Gesteine des Rothliegen-
den zwischen diesen Formationen auf.
Die Westgrenze der Urthonschiefer, bis diese auch vollständig in den
Thalsohlen der genannten Wassergebiete, unter der Kreidedecke verschwindet,
ist bestimmt durch die Orte: Schloss Riesenburg am Eipelfluss nördlich von
Scalitz, Pribislaw südlich von Nachod, Krein, Zakrawy, Domasin, Podbieczi,
Roudney, Beranetz, Hrastitz, Habrowa, Reichenau und Prim.
Die Linie aber, bis an welche die Kreideablagerungen gegen O. auf die
Urthonschiefer innerhalb deren Verbreitungsgebiet eingreifen, oder als verein-
zelte, von späterer Abtragung geschützte Schollen erscheinen, ist durch die
Punkte: Pribislaw, Lipchin, Wohnisow, Spahlist, Hline, Skuhrow, Pohrub,
Bilay und Prim gegeben.
Ausser den Kreidegesteinen sind innerhalb des Verbreitungsgebietes der
Urthonschiefer noch vereinzelte unzusammenhängende Partien des Rothliegenden
und verschiedene Durchbruchgesteine zu finden, die später besprochen werden
sollen.
Die petrographische Verschiedenheit der Gesteine dieser
Zone an einzelnen Localitäten ist folgende:
a) &rüne Schiefer von der Art, wie sie J. Jokely in dem Gebiete von
Mirotitz und Chlumetz in Böhmen gefunden (Jahrbuch der k. k. geolog. Reichs-
anstalt 1855, pag. 693), und wie sie 1) in der geologischen Karte von Schlesien,
Sectionen Waldenburg und Glatz, als solche bezeichnet und mit dem Urthon-
schiefer vereinigt, oder wie in der Section Reinerz vereinzelt, unzusammenhän-
gend, theils als grüne Schiefer und Gabbroschiefer ausgeschieden sind, trifft man
zunächst östlich und südöstlich von Nachod bei Borowa am Wege gegen Böhmisch-
Cerma. Sie sind von schmutzig lauchgrüner Farbe, erdiger Beschaffenheit,
von theils splittrigem Bruche und theilweisen Ablösungsflächen, welche deut-
lich als Begrenzungsflächen einzelner Sedimentlagen sich zu erkennen geben.
Einzelne Mineralgemengtheile der Gesteinsmasse sind selbst unter der Loupe
ausser sporadisch auftretendem Quarze nicht zu unterscheiden.
Eine ähnliche Varietät des grünen Schiefers findet sich zwischen Wochos
und Lukawitz nördlich bei Reichenau, nur sind. hier die Ablösungs-
flächen mehr ebenflächig, der Quarz vollständig zurücktretend, ist eben so
sporadisch durch braunen Glimmer ersetzt, in der ganzen Gesteinsmasse glaubt
man die deutlichere Herausbildung einzelner sehr feiner Hornblendenadeln an
frischeren Bruchstellen erkennen zu können.
Eine andere Varietät des grünen Schiefers von mehr abweichender Be-
schaffenheit findet sich im W&elnywald östlich bei Reichenau (Analyse
von hier mitgetheilt).
Mechanisch beigemengter Glimmer in grösserer Menge an den Ablösungs-
flächen verbreitet, zeigt den deutlich sedimentären Ursprung dieses Gesteines.
Wenn man auch bei den oben angeführten Varietäten noch im Zweifel bleiben
könnte, ob bei denselben der einstige sedimentäre Charakter noch nachzuweisen
1) Man vergleiche die Gesteinsanalysen in Tabellen von J. Roth, in der Partie Urthon-
schiefer die Nr. 18, 24, 25, 26.
[1 9] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 481
sei, so wird an dieser Stelle durch eine blos untergeordnete Beimengung von
Conglomeraten dieser Zweifel vollständig gelöst.
An dem Jawornitzerbacheim Weellnywald in der Nähe der Häuser
Drbalow, fanden sich am rechtseitigen Gehänge des Thales Trümmer eines
solchen Conglomerates, bestehend aus grüner körniger Grundmasse, in welcher
einzelne deutlich abgerollte Quarzkörner bis zur Erbsengrösse eingeschlossen
sind.
b) Die eigentlichen Thonschiefer oder Phyllite, feinhlätterig, röthlich, grün-
lich, bis grau, sind meist fein gefältelt und treten häufig in gewundenen
Schichten auf. Ausgezeichnete Beispiele hievon finden sich bei Neustadt an der
Mettau am Wege nach Blaskow. (Analyse vorhin mitgetheilt.)
Eine andere Varietät von mehr flaseriger Structur, findet sich bei Bistrey
nördlich gegen Neu-Hradek. Die Thonschieferhäutchen umschliessen einzelne
langgestreckte Quarzlinsen, ähnlich wie der Glimmer den Quarz im rothen
Gneiss. (Fig. 3.)
Durch Hinzutreten einzelner Feldspathkörner wird eine gneissartige Struetur
bedingt, und ein Uebergang in das als Phyllitgneiss bezeichnete Gestein ein-
eleitet.
; Gesteine dieser dritten Varietät finden sich an dem Eipel (Aupa)fluss,
nördlich von Skalitz unter der Riesenburg.
Diese sind hier von feinkörniger Beschaffenheit und nur einzelne grössere
Quarzanhäufungen, in der Form von Linsen oder Schnürchen, geben dem
Gesteine mehr wulstige unebene Bruchflächen.
Eine vierte Varietät bilden endlich die eingelagerten Alaunschiefer mit
Pyritausscheidungen, welche an einzelnen Punkten, wenn gleich nur in unter-
geordneter Mächtigkeit bekannt geworden sind, durch die Schürfungsarbeiten
des Herrn v. Novicki, und durch frühere Untersuchungen des Herrn Prof.
Reuss (Literatur 10).
Ueber die Lagerungsverhältnisse dieser Gesteinsabtheilung geben
die früher mitgetheilten Durchschnitte 1, 2 und 5 hinreichend Aufschluss.
Die Hauptstreichungsrichtung fällt mit jener der Hebungsaxe von NW.
gegen SO. nach Stunde 21—9 zusammen. Die Schichten dieser Zone fallen von
dieser Hebungsaxe normal, gegen SW. nach Stunde 15, aber mit sehr wech-
selnden Winkeln ab. Als mittlerer Fallwinkel können 55—60 Grade ange-
nommen werden. Ausnahmen von diesen Regeln finden häufig nur in der Nähe
von den Durchbruchgesteinen Granit, Syenit, Gabbro statt, welche locale Stö-
rungen in dem angedeuteten Lagerungsverhältnisse hervorbrachten und dess-
halb jüngeren Alters sind.
Die Altersperiode, welche dieser Schieferzone zukömmt, kann,
da der ursprünglich sedimentäre Charakter derselben noch hinreichend zu er-
kennen ist, und welcher durch ununterbrochenen regionalen Metamorphismus sein
gegenwärtiges petrographisches Gepräge erhielt, dann wegen der vollständigen
Leere an Versteinerungen, nur mit jener der Etage B der azoischen Gruppe
Barrande’s verglichen werden.
An nutzbaren Minerallagerstätten ist diese Zone arm. Es erwähnt
schon Reuss, dieLager von diehtem Rotheisensteine im Thonschiefer
bei Dobrey, Roudney und Hlinai. Alte verlassene Schmelzhütten bei Neu-Hradek,
bei Dobrey und bei Skurow geben noch Zeugniss von der einstigen Verwerthung
dieser Erze.
Herr v. Novicky, der auch diese Gegend wegen Auffindung nutzbarer
Mineralien bereiste, theilt mit, dass im Jahre 1855 noch, Schürfungen hier vor-
62 *
A82 Heinrich Wolf. [20]
genommen wurden, deren Pingen man gegenwärtig (1862) an mehreren Orten
findet.
In Dobrey sah Herr v. Novicky in einem 41/, Klafter tiefen Schacht eine
ein Fuss mächtige Lagerstätte von Rotheisenstein, die sich jedoch gegen SW.
bald auskeilte, gegen NO. zogsie in die Teufe und schien desshalb eine lentieulare
Form zu besitzen. In demselben Schachte war früher schon in 31/, Klafter Tiefe,
eine 14zöllige Lagerstätte angefahren. Das Streichen und Fallen schien conform
mit dem Nebengesteine zu sein.
In einem andern 91/, Klafter tiefem Schachte war das Erzlager mit 4 Fuss
Mächtigkeit angefahren worden, Es war fast reiner Rotheisenstein, welcher im
Hangenden von einem schwärzlichen im Liegenden aber von einem grünlichem
Schiefer begrenzt wurde.
Novicky glaubt sich zu der Annahme berechtigt, dass sich die Erze nicht
allein in conformer Lagerung mit dem Schiefer befinden, sondern auch Klüfte
desselben erfüllen.
Soleh combinirtes Vorkommen findet sich bei Hluky östlich von Do-
bruska.
Das Erz erscheint da als Ausfüllung von Thonschieferklüften, theils auch
als eine Umwandlungsform desselben, gleichsam in ihm eingelagert. Das Strei-
chen und Fallen der Erzlagerstätte ist daher bald eonform mit der des Thon-
schiefers bald zweigen sich Seitentrümmer von demselben aus.
Die Rotheisensteinlager bei Hlinai, Woschetitz zeigen denselben Charakter;
eben so jene bei Benatek, Snieznay und Dobrzan.
Brauneisenstein findet sich bei Roudney nördlich von Solnitz, in einem
graulich, röthlichgeflecktem, auch röthlieh grünem Schiefer, welcher sich im
hohen Verwitterungszustande befindet.
Es sind in diesen Schiefern, von welchen Herr Paul Lit. 15, Seite 459
sagt, dass sie ihrem petrographischen Charakter nach, zwischen Thonschiefer und
Chloritschiefer stehen, und in Hornblendegesteine übergehen, mehrere Eisenerz-
stöcke bekannt, die in conformer Richtung des Hauptstreichens des Schiefers zu
liegen scheinen.
Im Jahre 1855 war nur mehr ein einziger Bau fahrbar. Es betrug die Mäch-
tigkeit des Stockes im offenen Bruche, im Maximum 4 Klafter, dem Streichen
nach 30 Klafter zeigend, ist derselbe in der Teufe noch über 12 Klafter bekannt.
Das Erz ist der Hauptmasse nach fasriger Gelbeisenstein, worin derbe Massen
von Brauneisenstein sich befinden.
Eben so finden sich bei Lukawitz, nördlich von Reichenau häufig Pingen,
von alten Gruben. Ueberhaupt wären im Thonschiefergebiete, noch viele solche
Erzlagerstätten zu finden, wenn die allgemeinen ökonomischen Bedingungen,
gestatten würden, eine Aufsuchung derselben lohnend zu finden.
IV. Die Massengesteine in der Thonschieferzone.
Gesteine dieser Abtheilung treten in einzelnen unzusammenhängenden
Partien innerhalb der krystallinischen und metamorphischen Schieferzone auf,
und theilen sich ihrem petrographischen Habitus nach in zwei Hauptvarietäten,
und zwar in Granit und Syenit und eine Zwischenvarietät, die am besten mit
Gneissgranit bezeichnet wird, und welche die meiste Verbreitung besitzt.
Granit, Gesteine dieser Varietät sind mir bekannt geworden,
1. in den Steinbrüchen bei Bilowes, östlich von Nachod; 2. östlich bei Cerma,
483
‚ Aufnahme im östlichen Böhmen.
Bericht über die geolog
[21]
\
3. zwischen Polom und Giesshübl,
4. beim Neuhof nächst Rokitnitz.
In der ersteren Localität am linken Ufer des Mettauflusses bei Bilowes,
durehbricht ein sehr feinkörniger Granit mit chloritischem Glimmer, vorherr-
.
9
.
3
gegen Lewin hin, südöstlich von Nachod
südlich von Levin
schend rothem Feldspath (Orthoklas) und einer sehr geringen Menge an Quarz
den Thonschiefer. Seine Ausdehnung ist sichtbar
weit der zur Gewinnung von Strassenschotter an
nur eine sehr geringe, und so
gelegte Steinbruch Aufschluss
zeigen eine
g abfallende
gibt, eine von West gegen Ost gestreckte. Denn die Thonschiefer
an den Begrenzungsstellen, südlich und nördlich von ihm regelmässi
Im Steinbruche selbst
sieht man einzelne Thonschiefer-
partien (Schollen) von der Haupt-
Stellung.
zeigen gegen-
über den oben erwähnten normal
masse abgelöst im Granit einge-
abfallenden Schiefern eine andere
schlossen; und die Schiehtenflächen
dieser Schollen
chen Masse des Granites Zeugniss
gibt. Das folgende, auf eine inner-
halb des Steinbruches gelegene
verticale Ebene projicirteBild, gibt
über diese Verhältnisse Aufschlüsse.
Richtlage, welche von der Drehung
dieser Schollen, in der einst wei-
2, Die zweite Partie östlich
bei Cerma, ragt deutlicher aus dem
v
°yzuyosuppfey PPP yusın 90
Thonschiefer, fast riffartig hervor
Si
P
"19J21yosuoyz wı 9dejzıenl) q
NN aa‘ SETer
TR RR RT
IN
der
Die
Die Mineralbestandtheile sind
artie und erstreckt sich eirca
dieselben ,
400 Klafter von SW. gegen NO.
parallel dem Hauptstreichen
ächtigkeit beträgt bei 40—50
ie ist ausgedehnter als die erste
lafter.
Hebungsaxe des Mensegebirges.
M
K
ei wi
N
\
IRIN
SS x
RING
SER a
N
der ersten
wie bei
\
N
Der chloritische Glimmer in
einzelnen grösseren Flasern tritt
Varietät, nur inanderem Mengungs-
gegenüber den beiden
verhältnisse.
Fr
Y
R,
al
ui
Q
N
-aojaıyosuoyL 99
durchdringt
8, und gibt
anderen Be-
dem Gesteine einen dem Schrift-
nern, in fast gleicher Menge wie
der röthliche Orthoklas,
rauchgrauer Quarz in groben Kör-
denselben gleichförmi
standtheilen bedeutend zurück. Ein
Habitus. Dieses
Gestein findet keine Verwendun
rösserer Ausdehnung liegt bei Ober-Giesshübl voll-
granit ähnlichen
g.
blende und Glimmerschiefer).
evong
allinischen Schieferzone (Horn
3. Die dritte Parti
kommen in der kryst
484 Heinrich Wolf. [22]
Die mineralische Zusammensetzung ist eine ähnliche wie die der beiden
vorhergehenden Partien, nur tritt hier noch der gewöhnliche braune Glimmer
hinzu, und die Grösse der ausgeschiedenen Mineraltheile Quarz und Feldspath,
liegt zwischen jener der beiden erwähnten Varietäten in der Mitte. Ist erstere
eine sehr feinkörnige, die zweite eine sehr grobkörnige Varietät, so kann man
die letztere als eine normal granitische bezeichnen.
Verwendung fand dieses Gestein bei dem Wiederaufbau des im Jahre
1861 gänzlich abgebrannten Dorfes Giesshübel.
4. Die vierte Partie in der Umgebung des Neuhofes bei Rokitnitz,
liegt ebenfalls in der krystallinischen Schieferzone.
Der petrographische Bestand ist von jenem der drei ersteren Partien in sofern
abweichend, indem er ein gleichmässiges Gemenge von weissem und röthlichem
Feldspath, Albit und Orthoklas darstellt. Die einzelnen Feldspath Individuen sind
stets von braunem Glimmer umhüllt, so dass dadurch in dem Gesteine der Feld-
spath in gleich grossen Körnern deutlich ersichtlich ist.
Die Verbreitung dieses Granites an diesem Orte ist eine geringe. Doch
tritt er nach den Mittheilungen von Prof. Reuss (Lit. 7) im Klausbache unter
‚Ribney ebenfalls auf. Von seiner Verwendung ist nichts bekannt. Solche ver-
einzelte Partien von geringer Ausdehnung mag es noch an mehreren Orten
geben, die mir unbekannt blieben.
Gneissgranit. Jene Zwischenvarietät zwischen Granit und Syenit,
tritt in ausgebreiteteren Massen auf, und zwar 1. zwischen Neu-Hradek und Do-
brosow im Dubskywald. 2. Bei Unter-Giesshübel gegen Vorder-Polom. 3. Bei
Slatina, zwischen Reichenau und Senftenberg, im Thale des Zdobritzbaches.
4. Bei Niederhof südlich von Rokitnitz. 5. Bei Kunwald nördlich von Senftenberg.
6. Bei Herrmanitz nordöstlich von Landskron.
Nur die erste Partie tritt innerhalb der Urthonschiefer auf, die übrigen
Punkte des Vorkommens dieses Granites liegen sämmtlich in der krystallinischen
Schieferzone:
Der petrographische Bestand dieser Gesteine ist theils schon
durch den gewählten Namen bezeichnet. Vorherrschend weisser Feldspath
(Orthoklas), geringe Mengen von Quarz umsäumt von unregelmässig verlau-
fenden Lamellen braunen Glimmers, geben dem Gesteine an allen Punkten seines
Vorkommens einen gleichmässigen Typus, so dass es nicht nöthig erscheint
jede Localität besonders zu betrachten. Häufig tritt zu diesen Gemengtheilen
noch Hornblende hinzu, welche mit der zunehmenden Menge derselben eine
gleichmässige Verdrängung des Glimmers bedingt, so dass man eine vollstän-
dige Reihe von Zwischengesteinen aufstellen könnte, die den Uebergang von
hornblendeleerem Gneissgranit zum glimmerleeren , Syenit vermitteln. Die
eigene subjective Auffassung muss auch hier die Grenzen bestimmen.
Andererseits besteht in Bezug auf die Struetursverhältnisse ein vollstän-
diger Uebergang in die Varietäten des grauen Gneisses. Auch hier muss die
subjective Auffassung die Gesteinsscheide bestimmen ?).
Syenit erscheint in weniger ausgedehnten Massen als der Gneiss-
granit, und zwar: 1. bei Bistrey westlich, 2. nächst dem Jägerhause von
Rowney östlich von Dobruschka, 3. bei Chmelist südlich von Rowney, 4. ober
t) Herr Professor Reuss setzt diese Verhältnisse schon in v. Leonhard undBronn’s,
Jahrbuch 1844 pag. 21—27 ausführlich auseinander, wesshalb ich auf näheres Detail
hier nicht eingehe. N
[23] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 483
der Kirche von Lukawitz im Thale. 5. im Cihadlo südlich von Jawornitz, östlich
von Reichenau , 6. an der Mündung des Pecinbaches nördlich von Slatina,
7. am Nordende von Klösterle westlich von Jedlina, 8. nördlich bei Pastwin,
9. dann in den Gräben von Bredow, Mistrowitz und Labnik, in der Umge-
bung von Gaabl.
Der petrographische Bestand dieser Massengesteine ist nicht
sehr constant.
Die Varietät: 1. bei Bistrey zeigt weissen Feldspath, spargelgrüne Horn-
blende, keine Quarzbeimengung und Gneissstruetur. Im Ganzen ist sie
zersetzt und tritt in der Urthonschieferzone auf, dies ist auch mit dem Vor-
kommen an den Localitäten 2, 3, 4, 5 und 6 der Fall.
Nr. 2 nächst dem Jägerhaus von Rowney enthält röthlichen Feldspath
in kleinen Körnern, neben der Hornblende noch sehr vielen grünlichen chlo-
ritischen Glimmer.
Dieses Gestein hat die normal syenitische Struetur. Aehnlich ist das
Gestein aus der Localität Nr. 3 bei Chmelist.
Das Gestein der Localität Nr. 4 bei Lukawitz ist sehr zersetzt, und hier-
durch so weich, dass die Einwohner von Lukawitz ihre Keller wie in Löss-
hügel hineingraben. ’
So viel noch an dem herausgeschlagenem frischestem Stücke zu beob-
achten ist, hat dieses Gestein mehr Gneissstructur, und neben den anderen
Bestandtheilen, so wie die vorigen Varietäten sehr vielen chloritischen Glimmer
beigemengt. Das Gestein der nächsten Localität Nr. 5 bei Cihadlo nächst
Jawornitz, befindet sich im ähnlichen zersetzten Zustande. Ein grösserer
Eisengehalt der Hornblende bedingt bei der Zersetzung dieses Minerals eine
sehr intensiv rothbraune Färbung des Gesteines. Es hat ebenfalls Schiefer-
structur.
Das Gestein an der Mündung des Pe&inbaches, nördlicb von Slatina
(Localität 6), hat die dem Gneissgranit am meisten entsprechende Structur,
auch tritt häufig in demselben der schwarzbraune Glimmer hervor, der aber
bei Bestimmung des Gesteines wegen der doch herrschenderen Hornblende
nicht berücksichtigt werden konnte.
Localität Nr. 7 und 8 bei Jedlina und Pastwin nördlich und südlich von
Klösterle, enthalten ein sehr feinkörniges Gestein, welches in Hornblende-
schiefer übergeht. Geringe Beimengungen von Quarz und schwarzbraunem
Glimmer sind allenthalben zu treffen. Die feinkörnige, fast dichte Mengung
der einzelnen Mineralien, verleiht dem Gesteine ein gleichmässiges schwarz-
graues Aeussere.
Die verbreitetste Partie von Syenit ist jene der Localität Nr. 9 bei
Bredow, Mistrowitz und Labnick nächst Gaabl. Fleischrother und graulich-
weisser Orthoklas neben dunkelgrüner Hornblende, geben dem Gesteine ein
hübsches Aeussere. Quarz und Glimmer ist im Gesteine in dem Graben bei
® Bredow nicht zu beobachten. Es ist also diese Varietät als ein Normalgestein zu
betrachten.
Bevor ich zur Besprechung der übrigen Verhältnisse der Massengesteine
übergehe, will ich noch des Gabbro erwähnen, welcher als ganz ver-
einzeltes Vorkommen an dem Spitzberge bei Deschnay erscheint. Schon Prof.
Reuss gibt hiervon Mittheilung in seiner kurzen Uebersicht der geogno-
stiseben Verhältnisse Böhmens (Seite 30). Auch Herr Dr. Roth verzeichnete
denselben in der Section Reinerz, Reuss beschränkt ihn auf die höchsten
Punkte des Spitzberges; Roth gibt ihm aber eine bei weitem grössere Aus-
486 Heinrich Wolf. [24]
dehnung. Ich muss gestehen, mir war dieses Vorkommen bei dem Besuche dieser
segend noch nicht bekannt, und ich übersah dasselbe. Nach den geologischen
Verhältnissen, tritt dasselbe innerhalb eines Syenites in dem dort sehr mächtig
entwickelten Hornblendeschiefer auf.
Altersbestimmung. Ueber die Altersfolge der verschiedenen Massen-
gesteine lässt sich nur kurz bemerken, dass die eigentlichen Granite von Prof.
Beyrich, Lititzer Granit genannt, die so genannten Gneissgranite (Potten-
steiner Granit nach Beyrich) durchsetzen. Der Gabbro des Spitzberges ver-
hält sich zum Syenit in derselben Weise wie der Granit zum Gmneissgranit.
Wir haben also die Lititzer Granite und den Gabbro als jüngere Massen-
gesteine zu betrachten, wie die Gneissgranite und Syenite. In derselben Weise
sind die Letzteren, da sie sich in ihrer Verbreitung auch bis auf die Urthon-
schieferzone ausdehnen, jünger als diese, also jünger als die Etage B
Barrandes.
Wie weit aber die Bildungsperiode dieser älteren Massengesteine über
die Bildungsperiode der Etage B heraufreiche, kann innerhalb des hier be-
sprochenen Aufnahmsgebietes nicht bestimmt werden. Tritt man aber über die
Grenze Böhmens nach Mähren herein, so beobachtet man, dass die einzelnen
Syenitdurchbrüche innerhalb einer gewissen Linie erscheinen, welche mit der
Hauptaxe des grossen mährischen Syenitstockes zwischen Brünn und Boskowitz
zusammenfällt; so dass man sagen kann: sämmtliche Syenite liegen auf ein und‘
derselben Spalte, und dass sie desshalb alle wesentlich gleichzeitig sein müssen.
So wie man in Böhmen zahlreiche Uebergänge des Syenites in Gneissgranit
findet, ist dasselbe auch im grossen mährischen Stocke der Fall, dessen Haupt-
masse allerdings Syenit ist. Da der ganze Stock doch nur ein und derselben
Durchbruchsperiode angehört, so muss man den Gneissgranit und Syenit in
gleichzeitige Bildungsepochen stellen. In Mähren beobachtet man aber an der
Ostseite dieser Gesteine, dass sie im Contaet mit devonischen Schichten stehen,
und diese auch theilweise durehbrochen haben, wie dieses in einem Seitengraben
des oberen Punkwathales zu beobachten ist. Andererseits beobachtet man, dass
das Rothliegende Mährens und die vereinzelten Vorkommen desselben in Böhmen
nur an der Westseite der Aufbruchspalte des Syenites verbreitet sind ; so dass
man schliessen muss: mit dem Durchbruch des Syenites, fanden solche Verän-
derungen des Terrains statt, dass die Ablagerung des Rothliegenden nur an
der Westseite des Syenites erfolgen konnte.
In soleher Weise lässt sich der Schluss ziehen, dass die Durchbruchsperiode
der Syenite und Gneissgranite jünger sei als die tieferen Devonschiehten Mährens,
und älter als das Rothliegende derselben Gegend. Der Zusammenhang der gleich-
artigen Erscheinungen bei dem Vorkommen dieser Gesteine in Böhmen und
Mähren bedingt auch dassim ersteren Gebiete die Bildungsperiode derselben, eben
so hoch in die paläozoische Reihe heraufzurücken sei.
Was nun die jüngeren Granite (Lititz) betrifft, so hat schon Herr Paul in
seinem Berichte (Literatur 15) erwähnt, dass er das Rothliegende empor*
gehoben, also entschieden jünger ist als dieses. Reuss glaubt sogar (Literatur 1,
pag. 27) wegen der Störungen der Kreideschiehten und der Niveauverschieden-
heiten innerhalb derselben, in der Nähe dieser Granite, dass diese noch jünger
sein müssten.
Ich begnüge mich damit, die in den letzten Blättern beschriebenen Massen-
gesteine so weit geschieden zu haben, dass die Bildungszeiten des Rothliegenden
als Grenze zwischen den jüngeren und älteren Gesteinen dieser Kategorie zu
betrachten sind.
[25] Bericht über die geolog. Aufnahme im Östlichen Böhmen. 48%
Voneiner industriellen Verwendung dieser Gesteine oder von einer
Erzführung derselben ist mir nichts bekannt geworden.
V. Das Bothliegende.
Bevor ich in die Beschreibung dieser Formation eingehe, drängt es mich,
Einiges über den orographischen Zustand des zu besprechenden Landestheiles
vorauszusenden, wie es sich aus den geologischen Erscheinungen am Schlusse
der paläozoischen Periode für diese Gegend ableiten lässt.
Schon im Beginne dieser Schrift wurde bei Erläuterung der orographischen
Verhältnisse erwähnt, dass das Mensegebirge oder der böhmische Kamm in der
Hebungslinie der Sudeten und des Riesengebirges liege, in der Leviner Bucht
aber scheinbar eine Unterbrechung erleide, da die weitere Fortsetzung dieser
krystallinischen und metamorphischen Gesteine in derselben Linie bis in die Nähe
von Schatzlar nicht mehr zu Tage tritt. ’
Wohl sehen wir ein Gebirge von Rothliegend- und Steinkohlenschichten
zusammengesetzt, in derselben Hebungslinie diese Lücke ausfüllen. Es ist dies
das Schwadowitzer Gebirge mit seinem stehenden und Hangendflötzzug, welche
gleichsam durch ihr gegenseitiges Abfallen einen noch in grösserer Tiefe
dazwischen liegenden älteren Gebirgskern anzeigen. Die mittlere Kammhöhe
dieses Zuges sehen wir gegenwärtig um mehr als 200 Klafier gegen jene des
Mensegebirges und mehr als 400 Klafter gegen jene des Riesengebirges zurück-
stehen, Nur um weniges mehr mag die Erhebung dieser Gebirgsglieder über
das, den Nordfuss oder die nördlichen Ausläufer derselben umspülende Meer
betragen haben, in welchem sich der Zechstein Sachsens, der Lausitz und Schle-
siens ablagerte. Wir sehen so eine ungefähr 5 Meilen breite Niederung vor uns,
in welche sich die Wässer des Rothliegenden aus NW., W., SW. und S.
drängten, und dem weiter im N. liegendem Meere zuströmten.
Auf dieser Strecke wurde aber das Land zum Theil in sumpfige oder
Iymnische Gebiete zerlegt, als welche wir gegenwärtig die Umgebung von Trau-
tenau und Hohenelbe, die Umgebung von Braunau und des Glätzischen, aus den
dortigen Ablagerungen erkennen. Diese Ablagerungen erweisen sich durch ihre
Einschlüsse von:
. Palaeoniscus Vratislaviensis,
. Acanthodes gracilis,
. Xenacanthus Decheni,
Cyatheites arborescens sp. Schloth.,
Cyatheites confertus sp. Sternb.,
. Walchia piniformis sp. Schloth.,
Sumovm
als identisch, im paläontologischen Sinne gleichzeitig, wenn gleich ihr petrographi-
scher Charakter durch die Einschwemmung des Materials von verschiedenen Seiten
her ein verschiedener ist. Die Species 2 und 3 als rein marine bezeugen deren
Aufsteigen im Thalbette dieser Gewässer über die erwähnten Fundorte hinweg
aus dem nord- und nordostwärts gelegenem Meere. Wir sehen vorzüglich die Mate-
rialien von zwei grossen Flussgebieten in dem Iymnischen Becken von Trautenau,
Hronow und Braunau vereinigt.
Das eine Fluss- oder Stromgebiet lag im Westen und Nordwesten. Das
andere im Südosten und Süden. Dies letztere ist es vorzüglich, welches das von
mir zu behandelnde Gebiet durchzog.
K. k. geologische Reichsanstalt. 13. Band. 1564. IV. Hett, 63
488 Heinrich Wolf. [26]
Bei Besprechung der Syenite wurde hervorgehoben, dass die Durchbrüche
derselben eine solche Niveauänderung des Terrains hervorbrachten, dass die Abla-
gerungen des Rothliegenden in diesem Theile in Böhmen, und südlicher auch in
Mähren nur an der Westseite des Syenites erfolgen konnten.
Im südliehem Mähren auf ein Terrain von nur wenigen hundert Klaftern
Breite beschränkt, verbreitet sich diese Ablagerung gegen Norden allmälig auf
600, 800, 1000 und 1200 Klaftern, und in der Gegend von Geyersberg und
Wildenschwert, so weit die Einrisse der Flüsse durch die Quaderablagerungen
bis auf dessen Grundgebirge gediehen sind und Einblick gewähren, verbreiten
sich die Ablagerungen des Rothliegenden bis auf 21/, Meilen, wie es der natürliche
Verlauf der Flussgebiete mit sich bringt.
Nördlicher sind diese Ablagerungen durch die Kreide entweder vollkommen
verdeckt, und dort, wo diese später selbst vollkommen abgetragen, besonders an
deren Ostgrenze, zeigen sich nur mehr übrig gebliebene, einzelne Lappen
von den unteren Schichten des Rothliegenden, welche die ehemalige Flusslinie
gegen die Mündung hin andeuten. Von Mähren herein über Reichenau und Lands-
kron, Dittersbach und Hnattnitz bis in die Nähe von Lititz über Tage ununter-
brochen sichtbar, sieht man erst 11/, Meilen nördlicher in einer Schlucht nördlich
beim Jahodower Jägerhause eine kleine Partie sandigthoniger Gesteine des
Rothliegenden, unter den Kreidemergeln hervortreten.
Von dieser Stelle weiter nördlich eine Meile, bei Lukawitz, finden sich an
mehreren Punkten theils am Urthonschiefer, theils auch noch unter der Kreide-
decke die nächsten Partien. Von hier wieder 1'/, Meilen nördlicher bei Rowney,
Roskosch, Kounow, liegt eine grössere Partie grober Conglomerate. Endlich noch
3/, Meilen nördlicher bei Sattel beginnt dann die ununterbrochene Verbindung
mit dem Iymnischen Becken von Braunau über Giesshübel und Leviu.
Wenngleich die Süsswasserablagerungen einer Formation an verschiedenen
Loealitäten durch die paläontologischen Einschlüsse gegliedert und einzelne
Glieder an den verschiedenen Punkten mit einander identifieirt werden können,
so ist dies sicher nicht mit den petrographischen Gliederungen möglich; denn
jede Thalbett- oder Beckenausfüllung hat ihre eigene Individualität, welche von
dem geologischen Untergrunde des Flusssystems, und von, in demselben herr-
schenden meteorologischen Verhältnissen abhängig ist.
Selbstverständlich sind die Ablagerungen jener erwähnten Flussgebiete,
welche sich im Becken Braunau, Hronow, Trautenau vereinigen, 'petrographisch
mit einander nicht zu parallelisiren, eben so wenig, wie die aus diesen Fluss-
gebieten vereinigten Zuschwemmungen im Becken selbst mit jenen in jedem
einzelnen Flussgebiete. Dasselbe gilt von anderen Rothliegend-Loealitäten Böh-
mens, welche mit den erwähnten Gebieten nieht‘in Verbindung stehen.
Herr Johann Jokely stellte im Jieiner Kreise, in dem oberen Theile jenes
westlichen Zuflusses des Iymnischen Beckens, drei Etagen des Rothliegenden auf,
die ausser den demselben angehörigen Melaphyrdurchbrüchen noch durch acht
verschiedene Farben auf den von J. Jokely aufgenommenen Karten dargestellt
wurden. Diese acht Farben stellen vor:
.. Schieferthone und Sandsteine mit Kupfererzen.
. Kalkmergel und Brandschiefer.
Mittlere Is Arkosensandsteine.
U 1. Conglomerate und Sandsteine.
ntere
Etage 3
5. Schieferthon und Sandstein.
ch 6. Kalkmergel und Brandschiefer mit Fisch- und Pflanzenresten.
[27] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 489
7. Grauer Schieferthon und Mergelschiefer mit Hornstein und
Obere :
Brandschiefer.
Etage 8. Braunrother Schieferthon.
Diese Gliederung für die Gegend von Hohenelbe im Jidinerkreise, voll-
kommen richtig (wofür eine Bestätigung Murchisons vorliegt, Verhandlungen
pag. 270 im 12. Bande des Jahrbuches der geologischen Reichsanstalt), so liegt
aus dem vorhin dargelegten Gründen dieser Eintheilung dennoch keine. all-
gemeine Giltigkeit inne; denn sie wird unrichtiger mit der Entfernung von dem
Orte, wo sie zuerst angewendet wurde.
Herr Jok&ly hatte diese einmal angenommene Eintheilung bis in die
Umgebung von Braunau und Nachod im nördlichen Theile des Königgrätzer
Kreises festgehalten. Ich hatte unmittelbar an seine Aufnahme anzuschliessen,
und desshalb die moralische Verpflichtung und auch den besten Willen in sei-
nem Sinne diese Eintheilung in meinem Aufnahmsgebiete weiter gegen S. fort-
zuführen. Ich suchte zunächst die verschiedenen Glieder der Etagen in den von
Jok&ly schon bearbeiteten Gebiete zwischen Nachod und Kosteletz, dann Koste-
letz-Hronow-Braunau und Braunau-Nachod zu studiren, und fand namentlich,
dass die Arkosensandsteine in diesem Gebiete nicht denselben fixen Horizont wie
im W. einnehmen, um die verschiedenen Brandschiefer, Schieferthon und Kalk-
mergelschichten in drei Etagen abzutheilen.
Eine weitere Bestätigung meiner Auffassung fand ich an den Aufnahmen
der preussischen Geologen in den Seetionen Waldenburg und Reinerz.
Die Eintheilung des Rothliegenden auf diesen Blättern wurde im O. auf-
gestellt, wo die westlichen und südlichen Zuflüsse schon vereinigt waren.
Man unterschied zwei Etagen, und zwar mit der Bezeichnung:
. (1. % Untere Conglomerate.
Untere )2. Z, Untere thonigsandige Gesteine des Rothliegenden mit
Etage )3. Zy Brandschiefern, und dem
4. 1ßRuppersdorferkalk, welche beide Fische und Pflanzen führen,
5. 2, Oberes Conglomerat.
Obere )g, 74Kalk und Dolomit im oberen Rothliegend.
Etage (7. 7. Obere thonigsandige Gesteine des Rothliegenden.
Hiebei muss ich erwähnen, dass das obere Conglomerat dieser Eintheilung
wesentlich dieselben Gesteine umfassen soll, wie Jokely’s Arkosensandsteine,
und dass desshalb dasselbe eben so ungeeignet zur Abtheilung von Horizonten
ist wie diese. Aus denselben Gründen, wie die Genauigkeit der Eintheilung
Jokely’s, mit der Entfernung von W. gegen O. abnimmt, nimmt die Genauig-
keit, jener in den preussischen Seetionen festgehaltenen Eintheilung, welche sich
über dieselben Gebiete verbreitet, von 0. gegen W. ab. Diese Anschauung
findet ihre weitere Bestätigung, wenn man, von einem den subjectiven’ Auf-
fassungen entrückten paläontologischen Horizonte ausgeht, wie ihn die Kalkmergel
und Brandschiefer, mit den Fisch- und Pflanzenresten darstellen, und nach diesen
die übrigen Glieder in ihrer relativen Stellung nach der Auffassung Joke&ly’s
und jener der preussischen Geologen für dieselben Punkte anreiht.
Von der österreichischen Section Braunau und der preussischen Section
Waldenburg, heben wir so weit sie den Königgrätzer-Kreis Böhmens noch ent-
halten, drei Localitäten heraus. Saugwitz, westlich von Schwadowitz; Jibka
östlich von Schwadowitz, und Braunau (Ruppersdorf, Ottendorf).
63°
490 Heinrich Wolf. [28]
Saugwita Braunau
österreichische preussische österreichische preussische österreichische preussische
Eintheilung Eintheilung Eintheilung Eintheilung Eintheilung Eintheilung
Quadersand- | Quadersand- | Quadersand- | Quadersand- | Quadersand- | Quadersand-
stein stein stein stein stein stein
5. Mittlerer _ —_ 7. Obere tho- — 7. Obere tho-
Sandstein und nigsandige Ge- nigsandige
Schiefer steine des Gesteine des
Rothliegenden | Rothliegenden
4. Arkosen- A. Arkosen- |5. Oberes Con- 5. Oberes Con-
sandstein sandstein glomerat glomerat
4. Kalk 6. Kalkmergel
und Brand-
schiefer mit
3. Kalkmergel| 6. Kalk mit |3. Kalkmergel
und Brand- Fisch- und und Brand-
schiefer mit |Pflanzenresten| schiefer mit
4. Kalk und
3. Brandschie-
Fisch- und | und Kupfer- | Kupfererzen
Pflanzenresten erzen Pflanzenresteniund Pflanzen-
und Kupfer- \ resten
erzen
eingelagertjeingelagertjeingelagertjeingelagertjeingelagerteingelagert
im in den im in den in den in den
2. Unteren |7. Oberen tho-|UnteremSand-| 2. Unteren 5. Mittleren | 2. Unteren
Sandstein und] nigsandigen stein und |thonig sandi-|Sandstein und! thonig sandi-
Schiefer |Gesteinen des Schiefer gen Gesteinen!Schiefern des gen Gesteinen
Rothliegenden des Rothlie- jRothliegenden | des Rothlie-
genden genden
1. UnteresCon-| 4. Arkosen- |
glomerat mit sandstein
Kupfererzen
Liegend Liegend Liegend Liegend Liegend Liegend
unbekannt unbekannt unbekannt. unbekannt unbekannt | unbekannt
Hier übersieht man es mit einem Blick, dass die Eintheilung Jok&ly’s im
0. am wenigsten genau, eben so wie jene der preussischen Geologen im W.,
und dass die Arkosensaudsteine oder oberen Conglomerate keinen feststehenden
Horizont zur Vergleichung und Abtheilung in Etagen im Königgrätzer Kreise
bieten; dass ferner die in der vorstehenden Tabelle aufgezählten Glieder,
eigentlich nur einer Gruppe von Sandsteinen und Schiefern angehören, in wel-
chen -Kalkmergel und Brandschiefer mit den Fisch- und Pflanzenresten einge-
lagert sind.
Diese Gruppe von Sandsteinen und Schiefern ruht bei Nachod und in der
Levinerbucht auf groben Conglomeraten aus krystallinischen Gesteinen, die
ihrerseits wieder Urthonschiefern oder Glimmerschiefern aufliegen.
Die petrographische Abtheilung in zwei Gruppen in diesem nördlichen
Theile des Königgrätzer Kreises hielt ich für durchführbar, und wendete sie
auch in dem südlichem Flussstrange des Rothliegenden an, nämlich: a) Die
unteren Conglomerate; 5) die Sandsteine und Schiefer mit ihren Einlagerungen
von Brandschiefern und Kalkmergeln.
[29] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 491
Innerhalb dieses südlichen Flussstranges wurden bisher zwar keine Fische
gefunden, aber die Funde in Mähren von
Oyatheites arborescens sp. Schloth.,
Cyatheites confertus sp. Sternberg,
Walchia piniformis sp. Schloth.
Odontopteris obtusiloba N.,
geben Zeugniss von dem gleichen paläontologischen Niveau des Rothliegenden
hier, wie im Jidinerkreise.
So viel der allgemeinen Betrachtungen musste ich als Nachfolger Joke&ly’s
in den Aufnahmen Böhmens voraussenden, um einer allfälligen Beschuldigung
von Unaufmerksamkeit mich zu erwehren, wenn ich die Aufnahmen nicht im glei-
chem Sinne wie er gegen Ö., nun auch gegen Süden fortführte.
Nun erst will ich in kurzen Zügen die Specialverhältnisse des Rothliegenden
in meinem Aufnahmsgebiete näher erörtern,
Nur in ein kleines Gebiet meines Aufnahmsterrains fällt ein Theil des west-
lichen Rothliegendflügels, welches von Jok&ly noch nicht aufgenommen war,
nämlich die Schiefer und Sandsteine im Eipelthale von der Riesenburg nördlich
bei Skalitz angefangen, bis an die Mündung des Liebenthalgrabens.
In dieser ganze Strecke bewegt sich der Eipelfluss in einer fast unzugäng-
lichen Schlucht, in welche man nur an einzelnen Stellen von dem bei 300 Fuss
höher liegenden Kreideplateaux niedersteigen kann.
Nur eine einzige Querschlucht nördlich bei Mstetin ist geeignet, die Roth-
liegendschichten in ihrer Folge gut zu beobachten. Es zeigt sich hier ein sehr
häufiger Wechsel von Arkosensandsteinen und rothem Thonschiefer mit dünnen
Kalkmergelflötzen, welche letztere häufig auch nur unzusammenhängende
Schrullen in diesen Flötzen bilden. Der ganze Aufschluss mag 160 Fuss von der
Gesammtmächtigkeit des Rothliegenden zeigen.
Von der Riesenburg, südlich dem Thale abwärts, sieht man unter den
‘ Kreideschichten nur mehr Phyllite oder Phyllitgneisse hervortreten, wodurch
somit die Verbreitungsgrenze des westlichen Rothliegendflügels gegen S. hin
gegeben ist.
Diese Grenze zieht sich von der Riesenburg über Studnitz gegen Nachod,
wo nun der südliche Rothliegendflügel hinzutritt.
Im Wolesnitzerbache, im Thalbette bei Studnitz kommt das Rothliegende in
einem schmalen Streifen nochmals zu Tage.
Bei Nachod reichen die Conglomeratschichten bis hoch hinauf zum Schloss-
berge und erfüllen das Thal der Mettau bis in die Nähe von Schlanei. Südlich
bei Nachod aber beginnt gleich die Mettau sich in die Phyllite einzugraben,
während die Rothliegendpartien zu beiden Seiten des Thales scheinbar immer
höher ansteigen, bis sie dann südlieh bei Pribislaw von den Kreideschichten
übergreifend bedeckt werden.
Die Conglomerate bestehen hier fast ausschliesslich aus Bruchstücken und
Trümmern des Phyllites nebst einzelnen Quarzgeschieben; nur hie und da liegen
einzelne thonige oder sandige Schichten, die sich alsbald auskeilen, dazwischen.
Am linken Ufer des Mettaubaches gegenüber yon Nachod, am Wege zu dem
Bauerngute U Widu, liegen den Conglomeraten auch einzelne gelb bis rothbraune
Kalkknollen inne, und die Conglomerate selbst sind durch Kalkeement gebunden.
Das Terrain des Rothliegenden ist hier leicht zu erkennen, denn es
hebt sich von den Abhängen des Phyllites am Uskaliberge terrassenartig ab;
es besäumt vom Mettanflusse südlich bei Lippy gegen N. die Bauerngüter
Roskos U Widu und U Kaceruch bis es in die Levinerbucht einmündet, dann
492 Heinrich Wolf. [30]
über Brzesowice, Krzischnei, Tassau die flache Thalböschung bei Giesshübl
übersteigt, und ist so weiter im südlichem Strange bis Sattel zu verfolgen.
Freilich ist diese Terrassenform nur dann zu erkennen, wenn man sich zu den
noch vorhandenen Resten das Material hinzudenkt, welches durch die zahlreichen
Quergräben, und durch die spätere Abschwemmung und erfolgte Abrundung der
zerschnittenen Partien hinweggeführt wurde.
Von Sattel angefangen, gegen S. ist die Absehwemmung eine vollständige,
und erst in 1:/, Meilen trifft man bei Kounow, Roskosch und Rowney wieder
eine grössere Partie Conglomerate in mächtigen Bänken anstehen, welche von
den Quergräben des bei Dobruschka mündenden Goldbaches, bis auf den grünen
Schiefer und Phyllit durchsehnitten werden.
Das Conglomerat besteht fast durchgehends aus Urthonschieferstücken im
thonig kiesligen Bindemittel.
Die nächste Rothliegendpartie im S. ist dann jene von Lukawitz im Thale
aufwärts gegen Skurow.
Hier ist es eine thonigsandige Ablagerung, die sich in den Ackerfeldern
durch deren rothe Färbung zu erkennen gibt, aber auch ausserdem am rechten
Thalgehänge in Lukawitz eine kurze Strecke sichtbar ist.
Ausserdem findet sich aber auch an der unteren Kreidegrenze» am rechten
Thalgehänge in der Mitte von Lukawitz bis hinter das Slavienker Wirthshaus,
ein sehr zersetzter Melaphyrmandelstein, aussen rothbraun, im Innern grünlich-
grau, vollständig auch in Varietäten übergehend, die rothem Thoneisenstein
gleichen. Das Eisenoxydhydrat ist dann so herrschend, dass man diese Mandel-
steine bisher vollkommen als Eisensteine betrachtete.
Die Zersetzung ist so weit vorgeschritten, dass die Hohlräume der Mandeln,
welche früher was immer für Zeolithe erfüllt haben mögen, nun mit Brauneisen-
stein erfüllt sind. Die Behandlung mit Säuren weist keine Spur eines kohlen-
sauren Kalkes mehr nach. Der vorherrschende Thongeruch und der matte erdige
Bruch, bezeugen das höchste Stadium der Zersetzung, in welchem dieses Gestein
sich befindet, auf dessen ursprünglichen Typus ausser der Form der Hohlräume
kaum irgend ein Merkmal mehr hinweist.
Die nächste Partie des Rothliegenden befindet sich wie schon früher
erwähnt wurde, im Jahodower Walde, ungefähr in der Mitte der Strasse, die
Slatina mit Reichenau verbindet; an der Stelle, wo in der Nähe der Häuser
Cihadlo, die Strasse nach Jahodow sich abzweigt, und der Jahodowergraben
gegen SW. sich in die Kreide südlich von der Strasse einzureissen beginnt. Es
findet sich hier ausgeschwemmt ein mehr grobkörniger Sandstein, der sich dem
Conglomerate nähert.
Nördlich der Strasse, bei Cihadlo selber, liegt auf Syenit eine kleinere
thonige Partie des Rothliegenden. Von diesen Vorkommnissen gibt uns schon
Prof. Reuss auf Seite 61 seiner kurzen Uebersicht der geologischen Verhält-
nisse Böhmens Nachricht.
Dies ist das letzte der vereinzelten Vorkommen, und in geringer Entfer-
nung etwa 1000 Klafter südlich, treffen wir mit dem Pekelec und weiter oben im
Zdebnitzbach, unsere die im Eingange dieser Schrift aufgezählten Gesteinszonen
querschneidende - Verwerfungsspalte, welehe die Urthonschiefer vollständig,
und die Glimmerschieferzone zum grossen Theil abschneidet; der südlich abge-
trennte Theil wurde gegen W. verschoben, und in Bergreihen wieder aufge-
richtet, welche nach zweien mit der krystallinischen Hauptaxe parallel verlau-
enden Längsspalten geordnet sind.
[31] Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. 493
Die Tabellen im orographischen Theil dieser Arbeit geben hierüber Auf-
schluss.
Innerhalb dieser beiden Längsspalten können wir gleich südlich des die
Spalten querschneidenden wilden Adlers bei Lititz, uuser Rothliegend hoch
aufgerichtet, in mächtiger Verbreitung, in ununterbroclienem Verlaufe gegen
SO. und S. nur stellenweise von jüngeren Gebilden bedeckt, bis nach Mähren
hinein verfolgen.
Der Hauptmasse nach sind es thonig sandige Gesteine, die an dem Ostrande,
bei Dlauhonowitz, Schreibersdorf, Geyersberg, Rothwasser, Landskron, Lukau,
sehr steil gehoben sind, oft senkrecht stehen, gegen W. aber flacher liegen, und
meist westlich oder südwestlich einfallen. Nur im Durchriss des stillen Adlers
zwischen Geyersberg und Liebenthal finden sich gröbere Conglomerate, die dem
Zuge parallel auf ungefähr 1 Meile zu treffen sind. Sie müssen auch, als unmit-
telbar auf Krystallinischem ruhend, als der untern Abtheilung des Rothliegenden
angehörend, gelten.
Ausserdem von Schambach bekannten Kalkvorkommen im Rothliegenden,
ist noch eines durch einen Kohlenschurf bekannt geworden, welchen der
Bauer Hrdina von Rothwasser in seinem Waldgrunde am Betlachberge machte.
Hart an dem hier vorkommenden krystallinischem Schiefer sind in schwarzen
Schiefern, mit, mehreren Linien bis zu 1 Zoll dieken Kohlenschnürchen,
graue kieselreiche Kalklinsen ausgeschieden, deren Kluft und Aussenflächen,
von Kohlenletten erfüllt und umhüllt sind. Die Schichten fallen hier unter
80 Grad gegen NW.
Im Allgemeinen ist das Rothliegende von der oben angegebenen Ostgrenze
bis an die Höhen der zweiten Quaderzone, welche in der Tabelle 7, des orogra-
pbischen Theils angeführt sind, von jeder Decke frei; nur südlich von Landskrou
und Rudelsdorf gegen Reichenau in Mähren ist es meist von Löss oder miocenem
Tegel verdeckt, und seine Anwesenheit gibt sich nur durch zerstreute und iso-
lirte Punkte, von denen die Decke wieder abgeschwemmt wurde zu erkennen.
Die Grenze gegen den Quader im Westen ist sehr scharf und deutlich zu
beobachten, denn ausser dem bewaldeten Steilrande, der diese kennzeichnet,
wird das Rothliegende sogleich als Ackerfeld benützt, und gibt sich durch seine
Färbung sofort zu erkennen, dann treten an diesem Steilrande, an der Grenze
der beiden Formationen noch zahlreiche Quellen aus, die als Leitfaden dienen
können.
Weiter im Westen keilt sich aber das Rothliegende endlich unter der Krei-
dedecke aus, denn in der zweiten Aufbruchspalte oder imRayon der dritten Qua-
derzone, wo sich der stille Adler bis auf die krystallinischen Gesteine ein-
schneidet, wie längs der Eisenbahn zwischen Wildensehwert und Brandeis,
wird dasselbe nur mehr in sehr geringer Mächtigkeit bei Kerhartitz unter dem
Quader sichtbar.
Eine weitere Gliederung des gegen Mähren immer mehr sich verschmä-
lernden, südlichen Stranges des Rothliegenden, ist wie schon früher angeführt
wurde nicht durchführbar.
Seine paläontologische Gleichzeitigkeit mit jenem am Westfuss des Riesen-
gebirges, ist wenn gleich Funde in diesem Theile Böhmens nichts hierzu
beigetragen haben, durch jene in Mähren schon erwiesen worden.
494 Heinrich Wolf. Bericht über die geolog. Aufnahme im östlichen Böhmen. [32]
WV m
Pe)
19.
Literatur.
. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt. 12. Band, 1862. Verhandlungen. pag. 221.
. Dr. Th. Seheerer. Die Gneisse des sächsischen Erzgebirges. In der Zeitschrift der
deutschen geologischen Gesellschaft 14, Band, 1862, pag. 23.
. Bernhard v. Cotta. Die Gesteinslehre 2. Auflage, Freiberg 1862, pag. 170.
. Dr. Justus Roth. Die Gesteinsanalysen in tabellarischer Uebersieht mit kritischen Erläu-
terungen. Berlin, 1861.
. Johann Jokely. Die Geologische Beschaffenheit des Erzgebirges im Saazerkreis in
Böhmen; Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 8. Band, 1857, pag. 516.
. Ferdinand Freiherr v. Andrian. Beiträge zur Geologie des Kaurdimer und Taborer
Kreises in Böhmen. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 13. Band, pag. 155.
Dr. A. Reuss. Ueber die geologischen Verhältnisse der südlichen Hälfte des Königgrät-
zerkreises; v. Leonhard und Bronn’s Jahrbuch 1844.
. Sommer’s Topographie. Königgrätzer Kreis 4. Band, Prag 1836.
. Johann Jokely. Das Erzgebirge des Leitmeritzer Kreises. Jahrbuch der k. k. geolog.
Reichsanstalt 1858, pag. 549.
. Professor Dr. August Em. Reuss. Kurze Uebersicht der geognostisehen Verhältnisse
Böhmens. Prag, 1854
. Constantin v. Novieki. Die nutzbaren Lagerstätten auf den Herrschaften, Reichenau,
Czernikowitz und Solnitz im Königgrätzer Kreis. Manuscript.
. Johann Jokely. Die geognotischen Verhältnisse der Gegend von Mirotitz, Chlumetz und
Strepsko in Böhmen. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt 1855, pag. 693— 708.
. Johann Jokely. Das nordwestliche Riesengebirge. Jahrbuch der k. k. geologischen
Reichsanstalt, 1859, pag. 365 und Verhandlungen (pag. 116).
. Johann Jo k&ly. Das Riesengebirg. (a. a. 0. 12. Band, 1861—1862 pag. 396.)
. Karl M. Paul. Die geologischen Verhältnisse des nördlichen Chrudimer und südlichen
Königgrätzer Kreises im östlichen Böhmen. Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt
13. Band, 3. Heft, pag. 451.
. Johann Jokely. Zur Kenntniss der geologischen Beschaffenheit des Egerer- „Kreises,
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, 1856, pag. 479.
. Johann Jokely. Das Rothliegende im Jieiner Kreise. a. a. O. 12, Band, 381.
Johann Jokely. Quader und Pläner des Bunzlauerkreises. a. a. O. 12. Band, 367.
Johann Jokely. Das Rothliegende und die Kreide im Königgrätzer Kreis. a. a. 0. 12. Bd.
Verhandlungen 169.
Inhalt.
Seite Seite
1. Einleitende Worte . . . . . . [1] 463 | 3. Höhen-Tabellen der Gesteins-
2. Orographisch geologischer Cha- ZDRER . „Nele Wer sus EEE [4] 466
rakter des Terrains. . . . . - [1] 463 | #. Durchschnitte der Gesteinszonen [6] 468
Geologischer Theil.
I. Der rothe Gneiss in der Deren Verbreitung . . . . [17] 479.
Hebungsaxe des Mense und Deren petrogr. Bestand. . [18] 480
Sudetenzuges . . .. [7] 469 Deren Lagerungsverhältnisse [19] 481
II. Die Zone der krystal li- Die nutzbaren Minerallager-
nischen Schiefer (grauer Btätten .. Luna TR [19] 481
Gneiss, Gneiss, Glimmerschie- Vl. Die Massengesteine in
fer, Hornblendeschiefer) Kalk der Thonschieferzone. [20] 482
und Kalkglimmerschiefer . . [9] 471 Deren Verbreitung . . . . [21] 483
Deren Verbreitung. . . - - [10] 472 Deren petrogr. Bestand. . [22] 484
Die petrographische Beschaf- Ihre Altersbestimmung . . . [24] 486
fenheit derselben . .. . . [10] 472 V. Das Rothliegende . . . [25] 487
Die Lagerungsfolge derselben [13] 475 Die Gliederung Jokely’s. . [26] 488
Die nutzbaren Lagerstätten in Die Gliederung Beyrich’s . |27] 489
denselben‘ 7238 Puh. [16] 478 Die Differenz zwischen beiden
II. Die Zone der Urthon- Gliederungen . »..... [?8] 490
sehiefer und grünen Dessen Verbreitung im südli-
DERIBIEN- Sn anne [16] #78 ehen Flussstrange . . . . . [29] 491
Eu 495
I. Skizze der Jurainsel am Vlärapasse bei Trenesin.
Von Joseph Cermak.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 19. April 1864.
Die nordöstliche Grenze des vorjährigen Gebietes der dritten Aufnahms-
section der k. k. geologischen Reichsanstalt bildete das Vlära-Thal, ein ausge-
sprochenes, von NW. nach SO. streichendes Querthal, das eine Meile oberhalb
Trenesin in das Hauptthal der Waag mündet.
An jedem Ufer der Vlära erhebt sich eine Partie von Juragebilden, angehörig
dem grossen Zuge von Klippenkalken, der von Bran€ über Suda, Pruske, Puchov
und Brodno in die Arva und weiter östlich fortsetzt, also demjenigen Zuge,
welcher, wie Herr D. Stur in seiner Abhandlung über das Wassergebiet der
Waag und Neutra auseinander gesetzt hat, der damaligen Küstenlinie des ungari-
schen Insellandes entspricht und von den mährischen Inselbergen, so wie denen
südlich von der Waag, am Manin und Rohatin, durch den Mangel der Ausbildung
von Stramberger Schichten verschieden ist.
Verfolgt man das Thal der Vlära aufwärts, so gelangt man beim Dorfe Srnje,
am halben Wege zur Landesgrenze, zu der ersten sich am linken Ufer nach Osten
ausdehnenden Partie von Klippenkalken, die im Süden von Löss begrenzt wird.
Von da bewegt man sichschonim Gebiete des Karpathen-Sandsteins, bis man etwa
500 Klafter vor der Grenze den breiten Alluvialstreifen überschreitend, den die
bei Regenzeit stark anschwellende Vlära zurückgelassen hat, einen Felsen von
grauem Crinoidenkalk erreicht, dessen Fuss die Vlära bespült. Von dieser tiefsten
Stelle zieht sich der Complex jurassischer Gebilde nach NW., biegt, sich immer
höher erhebend, nach S. und kehrt in isolirten Riffen, sich allmälig wieder sen-
kend, gegen den Ausgangspunkt zurück. Es entsteht auf diese Art ein Kranz um
die innere Mulde, welche oberhalb des oberwähnten Felsens mit dem äussern
Gehänge in Verbindung steht.
Herr Bergrath v. Hauer hat bereits in der letzten Sitzung am 5. April d. J.
bemerkt, dass es bei genauem Nachsuchen wohl stets gelingen werde, in der
Nähe der so regellos aus dem Wiener Sandsteine auftauchenden Kalkklippen
ältere Gebilde nachzuweiseh, und dies hat sich auch hier bestätigt:
Wo die innere Mulde mit dem äusseren Gehänge in Verbindung erscheint,
schneidet eine Schlucht in der Verlängerung der Richtung des Klippenkalkzuges
ein, in welcher Fleekenmergel anstehen; verfolgt man den Weg, der sich durch
die Mulde bis zur Höhe des Aufbruches hinaufzieht, so durschneidet man eine
Folge von älteren Gebilden, die bis zum höchsten Punkte des Ueberganges fortsetzen.
Dieselben haben sich durch Versteinerungen als liassische erwiesen und da sie
abgesondert von den jurassischen Bildungen, welche die Höhen zusammensetzen,
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 1864. IV. Heft. 64
496 Jos. Cermak. [2]
nur längs des Weges aufgeschlossen sind, so ergibt sieh von selbst die gesonderte
Betrachtung beider Formationen.
I. Lias.
Als ältestes Gebilde des Lias muss ein Quarzsandstein von lichter Farbe
betrachtet werden, welcher westlich vom Uebergange des Gebirges in das Hoch-
plateau fortsetzt, das sich hier ausdehnt. Am Uebergangspunkte selbst folgt
diesem Quarzsandstein ein dunkelbrauner, fast schwarzer, sehr fester Kalk
mit steil aufgerichteten Schichten in einer Mächtigkeit von nur 3 Fuss. Diesem
folgt mit anfangs eben so steil fallenden Schichten ein rothes schieferiges
Mergelgestein, das im N. bis unmittelbar unter den Grat des Zuges von
grauem Crinoidenkalk reicht, der sich hier anschliesst. Im Wege abwärts,
freilich grösstentheils nur durch intensiv rothe Färbung des Bodens kenntlich,
lagern diese rothen Mergel concordant auf Fleckenmergeln, die hier mit
50 Grad nach Stunde 18 fallen, und durch Ammonites Jamesoni Sow., Ammo-
nites Partschi Stur und Ammonites radians Rein. charakterisirt sind. Die
Fleckenmergel sind ein graugelbes, sehr festes, muschelig brechendes Gestein,
das sich in diekeren Bänken oder unregelmässigen Stücken absondert und die
bezeichnenden Fucusflecken in Menge aufzuweisen hat.
Weiter nach unten folgen wieder die rothen Mergel, die abermals von
Fleckenmergeln unterteuft werden, welche mit derselben Richtung Stunde 18
unter 35 Grad einfallen. An der untern Grenze dieser Partie schiebt sich ein
kaum 2 Zoll dicker Streifen der rothen Mergel ein, worauf sich dieselben noch
einmal in einer breiteren Partie wiederholen und als Schluss der Liasbildungen
erscheinen dieselben oben anstehenden dunkelbraunen Kalke, die hier Lima
gigantea Desh. und Pecten liasinus Nyst, erstere in einer Grösse, wie sie nach
Herrn D. Sturs gütiger Bestimmung den Kössener Schichten nicht mehr eigen
ist, geliefert haben. Dieselben fallen hier jedoch vollkommen discordant mit
35 Grad nach Stunde 3 ein.
Weiterhin folgt, Alles verdeckend, der Karpathensandstein bis zum untersten
Felsen von grauem Crinoidenkalk, dessen Schichten nach Stunde 21 mit
35 Grad unter die sichÜnördlich anschliessenden Juragebilde einfallen.
||
Fig. 1.5
1
W
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{i
i
n
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1
j
N
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Karpaen
Sandst. \
IN
Dunkle
alk.
no
Obiger Durschschnitt längs des Weges macht die Aufeinanderfolge in der
obbeschriebenen Art so wie die Mächtigkeit der einzelnen Schichten ersichtlich.
[3] Skizze der Jurainsel am Vlärapasse bei Trencsin. 497
Die beschriebenen Gebilde zerfallen nach dem Obigen in zwei durch ihre
Fauna bestimmte Abtheilungen:
Zur unteren Lias-Etage gehören die Quarzsandsteine — manchen
Grestener Schichten petrographisch ganz gleich — und die dunklen Kalke mit
Lima gigantea.
Zur oberen Liasetage die Fleckenmergel und die rothen Mergel, welch
letztere keine Versteinerungen geliefert haben und bei ihrer innigen Verbindung
und Wechsellagerung mit den ersteren wohl kaum als eine besondere Abthei-
lung zu betrachten sind.
Für sich selbstständig treten nun in dem, die Mulde einschliessenden
Gebirge, die nächst jüngeren Gebilde auf.
Il. Jura.
Gewährt schon diese ganze Partie einen von dem gewöhnlichen der Klip-
penkalkinseln verschiedenen Anblick, da die Höhenzüge nicht kahl sind sondern
nur einzelne isolirte Riffe über die Baumwipfel hervorragen, so wird dieselbe
noch interessanter durch eine Abweichung in der Zusammensetzung der Gebirge
selbst. Die hervorragendste Stelle in der Reihe der hieher gehörigen Gebilde
nehmen graue Crinoidenkalke ein, die in ihrem petrographischen Habitus
sehr stark wechseln; von einer Enerinitenbreceie, aus der einzelne Bänke beste-
hen, gehen sie mit den mannigfachsten Nuancen bis in ein feinkörniges sandiges
Gestein mit Glimmerblättehen über. Hornsteineinschlüsse in bis zu 3—4 Zoll
dicken Bänken sind häufig. Die grünen chloritischen Körner, die besonders in
den crinoidenreichen Varietäten überhand nehmen, scheinen hier nur eine zufäl-
lige locale Beimengung zu sein, die als kein Merkmal für die Alterbestimmung
angesehen werden kann, da sie sich auch in den rothen Crinoidenkalken
wiederfindet, mit denen die grauen so innig verbunden sind, dass man an
mancheın Gesteinsstücke noch beide Farben wahrnehmen kann.
Auch die rothen Crinoidenkalke gehen von einer fast reinen Encriniten-
breceie in einen dichten rothenKalk über. Sowohl die grauen, als auch die rothen
Crinoidenkalke ergaben ausser unbestimmbaren Crinoidenstielgliedern und
Belemniten keine Petrefacten.
Den rothen Crinoidenkalken folgen:
Echte Klippenkalke, und zwar zu unterst der typische PN EA
bei dem einzelne Bänke aus lauter Ammoniten zusammengesetzt zu sein
scheinen; doch sind auch die wirklichen Ammoniten, wie gewöhnlich, so
schlecht erhalten, dass sogar Herr Bergrath v. Hauer, dem ich die Bestimmung
der gesammelten Cephalopoden verdanke nur bei einigen dieser Exemplare im
Stande war, die Gattung als Heterophyllen festzustellen. Dafür lieferten diese
Knollenkalke mehrere gut erhaltene Exemplare von Apfychus lamellosus. In den
darüber folgenden dünnbankigen, dichten rothen Klippenkalken fand sich
die Terebratula diphya nebst einzelnen Eneriniten-Stielgliedern, welch letztere
überhaupt in keinem der hierher gehörigen Gebilde fehlen; sogar im Lias, und
zwar in den dunklen Kalken erscheinen einzelne davon. Die rothen Kalke gehen
nach oben sehr allmälig in licehtgraue Kalke über, die von Kalkspathadern
durchzogen sind und sehrleichtzerbröckeln. Auch hier findet man an vielen Stücken
noch beide Farben vertreten und meist sind die unteren Partien noch rosaroth
gefärbt. Nebst einigen unbestimmbaren Ammoniten-Bruchstücken fand sich auch
hier die Terebratula diphya, und in dem Uebergangsgestein Apt. lamellosus
64 *
498 Jos. Cermak. Skizze der Jnrainsel am Vlärapasse bei Trencsin. [4]
Was nun die Zusammensetzung des Gebirges und die Verbrei-
tung der einzelnen Gesteine anbelangt, so zeichnet sich der graue Crinoi-
denkalk durch die Bildung langer, gerader, schmaler Züge und scharfer
Rücken aus, in denen die Schichten, unter einem steilen Winkel oder ganz saiger,
in der Richtung des Zuges selbst streichen. Besonders in dem, mit seinem südli-
chen Ende mit dem rothen Mergel in unmittelbarer Verbindung stehenden Zuge
erscheinen schmale Platten desselben längs dem ganzen Rücken senkrecht auf-
gerichtet.
Der rothe Crinoidenkalk kommt nur an zwei Punkten unmittelbar zum
Vorschein, einmal unten an der Vlära und das andere Mal im südlichsten Theile
der Insel, wo er in Verbindung mit grauem Crinoidenkalk einen kleinen Zug
bildet. Die Knollenkalke erreichen keine bedeutende Mächtigkeit und ihre
Grenze gegen die dichten rothen Kalke ist bei den an jedem Punkte wech-
selnden Verhältnissen nicht zu bestimmen. Beide zusammen erreichen eine bedeu-
tende Verbreitung, doch bilden sie keine langen Züge, sondern erheben sich in
einzelnen Kuppen um den grauen Crinoidenkalk. Nur in dem am weitesten nach
Süden vorgeschobenen Ausläufer des grauen Crinoidenkalkes begleiten sie den-
selben in einem langen Streifen.
Der lichtgraue Kalk bildet die Gipfel mancher Kuppen des rothen
Klippenkalkes, nur an einer Stelle, am Uebergangspunkte des Gebirges, ist seine
Unterlagerung nicht ersichtlich. Seine Verbreitung ist in Folge dieses Verhält-
nisses auf einzelne isolirte Punkte beschränkt. Ausserhalb des betrachteten
Gebietes desKlippenkalkes tritt derselbe mitten aus dem Karpathensandstein noch
einmal in einer ganz kleinen Partie hervor und wird daselbst zum Kalkbrennen
benützt.
Alle die beschriebenen Bildungen werden, bis auf einen kleinen, vom Allu-
vium der Vlära begrenzten Streifen, vom Karpathensandstein eingeschlossen
und nur in der tiefen Schlucht am NW.-Rande des Jurazuges werden, auf der
Südseite dieser Schlucht, noch Bänke von grauem Crinoidenkalke und weiter
hinauf von rothem Kalke sichtbar, die jedoch bald unter dem Karpathensandstein,
der auf der andern Seite der Schlucht schon ansteht, verschwinden. Derselbe
bildet auch eine Zunge, die im SO. tief in die Mulde der älteren Gebilde eingreift,
und überlagert hier, wie erwähnt, unmittelbar die Liasgebilde.
Man sieht schon bei einem oberflächlichen Ueberblicke der ganzen
Kette, dass sich hier in einer, fast einem Atoll zu vergleichenden Form im
Kleinen der allgemeine Charakter aller Klippenkalkinseln mit ihrer ganzen
Unregelmässigkeit, dem geringen Zusammenhange der einzelnen Partien und der
wechselnden Mächtigkeit der Schichten wiederholt, welcher, wie Herr D. Stur
in der schon einmal eitirten Abhandlung hervorhebt, seine natürlichste Erklärung
in der Annahme findet, dass der Klippenkalk Korallenriffen seinen Ursprung ver-
danke. Für die in dieser Beziehung sowohl, als auch für den Karpathen-Sandstein
selbst so wichtige Bestimmung des Verhaltens des letzteren zu den Juragebilden
konnte trotz der fast totalen Umschliessung kein Anhaltspunkt gewonnen werden,
da die Grenzen in Folge der leichten Verwitterbarkeit des Sandsteines verwischt
sind. Nicht einmal die Schichtung desselben konnte in einiger Nähe abgenommen
werden, die sanft gerundeten bewachsenen Höhen des Karpathensandsteines
breiten sich in ihrer ganzen Einförmigkeit um die Jurainsel ohne irgend eine Ent-
blössung nach allen Seiten aus.
[1] 499
Il. Die Quarzite von Drietoma bei Trenesin.
Von Franz PoSepny.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geol. Reichsanstalt am i9. April 1864.
Im vorigen Sommer der dritten Aufnahmssection zugetheilt, erhielt ich von
dem Chefgeologen Herrn Bergrathe Franz v. Hauer die Aufgabe der speciellen
Untersuchung der Quarzite der Umgegend von Drietoma. Dieser Untersuchung
widmete ich die Zeit vom 25. September bis 3. October, uud stellte die Resul-
tate auf einer Karte zusammen, die eine zweifache Vergrösserung der Original-
blätter der Generalstabskarte ist, mithin 1 Zoll = 200 Klafter.
Es ist mir zwar gelungen viele einzelne Quarzitkörper, gegen 30, auszu-
scheiden und die Stellung der sie begleitenden Gesteine einigermassen fest-
zustellen, doch ein sicherer Anhaltspunkt zur Altersbestimmung liess sich
nicht gewinnen.
Diese Quarzitmassen gruppiren sich in einzelne Züge, deren oft bis
vier hinter einander liegen, und bilden also eben so viele Aufbruchzonen, und
lassen sich auf eine Länge von 5600 Klafter von Sereni vreh nördlich von
Drietoma bis zum Staryhaj nördlich von Velsice in einer den Karpathen parallel
laufenden Richtung verfolgen.
Der längste zusammenhängende Zug erstreckt sich vom Skalieky- bis zum
Straziskoberge auf eine Länge von 2000 Klaftern.
Die Gesteine dieser Massen sind folgende:
1. Quarzite, mit Sandsteinen und rothen Schiefern wechsellagernd, und
zwar sind es grösstentheils die Quarzite, welche vermöge ihrer härteren
Beschaffenheit über die Lössflächen hervorragen; wogegen sich die beiden
letzteren Gesteine blos auf steilen Gehängen und in ausgewaschenen tiefen
Röschen finden. Oft kann man hier, aber in nicht so auffallender Weise wie in
den unmittelbar auf die krystallinischen Schiefer auflagernden Quarziten von
Kryvosud, die eigenthümliche Erscheinung beobachten, dass zwischen steil-
fallenden Bänken von Quarziten und Sandsteinen in derselben Richtung flach-
fallende Partien von rothen Schiefern liegen, da aber die rothen Schiefer diese
ihre Lage selbst bei wiedersinnisch fallenden Quarziten beibehalten, so scheint
man nicht eine falsche Schieferung, wie sie bei Dachschiefern gewöhnlich ist,
vor sich zu haben, sondern es scheint dieser Zustand mehr Folge der
erhebenden Bewegungen zu sein, wobei sich beide Gesteinsgruppen von ver-
schiedener Festigkeit auch verschieden verhielten.
Die Quarzite zeigen sich aus groben weissen Quarzfragmenten mit grössten-
theils weissem, mitunter auch rothgefärbtem quarzigem, porösem Cement gebunden
300 Fr. PoSepny. : [2]
bestehend: Die Sandsteine zeigen feinere Quarzkörner, die auch wie der
mehr thonige Cement dunkelroth gefärbt sind, sind noch poröser wie die Quar-
zite und haben einen geringern Grad von Zusammenhang und Festigkeit. Die
rothen Schiefer sind weich bröcklig, oft sehr dünnblättrig und haben oft
viel Aehnlichkeit mit den rothen Schieferthonen des Rothliegenden Böhmens.
2. Kössener Schichten. Zu diesen werden zweierlei Gesteine gezählt.
Schwarze, bituminöse, versteinerungsreiche Mergel und Kalke und schwarze
unebenflächige Schiefer mit Spuren von Versteinerungen. Durchschnitte sind
hier sehr häufig, bestimmbare Muscheln aber sehr selten. Mit einiger Wahr-
scheinlichkeit liessen sich Pecten Valoniensis Defr., Gervillia inflata Schafh.,
Mytilus minutus Goldf. bestimmen. Gewöhnlich findet man die Kössener Schichten
blos als herumliegende zahlreiche Bruchstücke vor, blos auf zwei Orten an der
Osträ horka- und aın Skalieckyberge stehen sie an und wechsellagern mit gelben
und grauen weichen Mergeln.
3. Liasgesteine, hauptsächlich als Fleekenmergel mit den bezeichnenden
Ammoniten, Inoceramus Falgeri Merian u. s. w. Mit ihnen sind oft schwarze
Schiefer in Verbindung, die stark den zu den Kössener Schichten gezählten
schwarzen Schiefern ähnlich sehen, doch dünnschiefrig sind und keine Ver-
steinerungen halten. Ueberdies sind in ihnen öfters graue und schwarze
Schieferthone eingelagert, in welchen auch Kohlenspuren aufgefunden wurden,
so an der vom Straziskoberge gegen die Adamockä dolina führenden Schlucht.
Diese Kohlenspuren finden sich auch ausserhalb dieses Gebietes in einer
vom Gogolaberge gegen Zemanske podhradi führenden Schlucht und am Lagin-
berge, wo sie auch eine Sehürfung verursacht haben.
Die Gesteine, die zwar nicht so enge an die Quarzite gebunden sind, doch
aber auch in den Complex mannigfach eingreifen, sind:
4. Jurabildungen, von welchen die südlichste Spitze des eine Meile
langen Jurazuges vom Kucharsky vreh bis zum Krasinecberge in das Karten-
gebiet reicht, ferner sind hier nach den Aufnahmen Herrn Bergrathes Franz
v. Hauer noch zwei Juramassen eingezeichnet, eine am Sokoli kämen, die
zweite an der Gabelung des Thales der Chocholnica.
5. Neocombildungen, vorwaltend weisse und graue Aptychenkalke, die
hauptsächlich nördlich von dem Quarzitzuge in einer breiten Zone entwickelt
sind, doch auch auf der Südseite desselben in vereinzelten Partien erscheinen.
Hierher werden auch einige Sandsteine gehören, vorläufig sind alle Sandsteine
auf der Karte noch mit Einer Farbe bezeichnet.
6. Karpathen-Sandstein ist hier in der Ausbreitung gegeben, wie es
die gemeinschaftlichen Aufnahmen ergaben.
7. Löss bedeckt nicht nur die ganze Niederung des Waagthales, sondern
steigt auch auf den Bergen ziemlich hoch hinauf, so dass die aus älteren
Gesteinen bestehenden Bergkuppen nur wie Inseln aus dem Löss hervorragen.
Je mehr wir in dem der dritten Aufnahmssection zufallenden Theile der
Karpathen gegen NO. fortschritten, desto grösser und desto tiefer eingreifend
zeigte sich die Lössbedeckung.
Aus dem Löss kommen auch zwei Säuerlinge hervor, welche aber, wie
beinahe alie Quellen dieser Gegend, in diesem trockenen Sommer ausgetrocknet
vorgefunden wurden. Einer bei Malä chocholna inmitten einer Gartenanlage,
der zweite bei Zabläti, welcher im Winter vor fünf Jahren, also 1858, plötz-
lich entstanden sein soll. Früher soll das Wasser süss wie das der umlie-
genden Quellen gewesen sein.
[3] Die Quarzite von Drietoma bei Trencsin. 501
Es wäre dann diese Erscheinung leicht mit dem Erdbeben von Sillein am
15. Jänner 1858 in Verbindung zu bringen.
Von den grösseren Quarzitkörpern sammt den sie begleitenden Gesteinen
verdienen folgende genauer betrachtet zu werden, und zwar von NO. gegen SW.
fortschreitend.
Serenivrch. Der Quarzit hat hier eine verhältnissmässig grosse Breite von
400 bis 500 Klaftern und zeigt ein südliches Einfallen. Am West- und Südrande
ist er von dunklen Liaskalken und Liasfleckenmergeln umgeben, welche also am
Südrande denselben conform überlagern. Am Ostrande kömmt an der Quarzit-
grenze eine Partie Kössener Schichten zum Vorscheine, noch weiter im O.
taucht an einer kleinen Quarzitpartie aber wieder Liasfleckenmergel auf.
Blos durch einen kleinen Bach ist der Complex der Ostrahorka getrennt;
die südliche Hälfte des Berges besteht aus Quarziten mit Südfallen und einer
Breite von 250 Klaftern, dieser wird aber in seinem Hangenden an der Mühle
unterhalb der letzten Häuser von Drietoma von einem schwarzen Schiefer über-
lagert, der wahrscheinlich zu den Kössener Schichten gehört. Eben so finden sich
in seinem Liegenden Kössener Schichten, ihn unterteufend, und endlich auch
auf der Kuppe solche, die ihn überlagern. Den nördlichsten Theil des Berges
bilden Liasfleckenmergel, welehe ihn eben so wie die Kössener Schichten
im Liegenden unterteufen.
An dem SO.-Abhange des Berges findet sich eine eingeschlossene, ganz
fremde Gesteinspartie mit nordöstlichem Einfallen vor. Sie besteht aus gelben
thonigen Sphärosideriten und Kalksteinen, die petrographisch sehr jenen der
Liasfleckenmergel gleichen. Weiter im SW. findet man eine isolirte Partie von
Aptychenkalk, dessen Schichten fast saiger stehen und die von vielen kleinen
Quarzitkörpern umgeben ist. Sodann folgt der lange Zug von Skalicky bis
zum Velcicky haj. Bei Skalicky zwischen den Thälern der Chocholnica und
Drietomica finden sich zwei Züge vor, von welchen der nördlichere, 150 Klafter
breit, mit dem Vel&icky haj zusammenhängt, der südliche 250 Klafter breit ist. Beide
haben ein Einfallen nach S. und sind auf 200 Klafter durch Kössener Schichten,
Liasfleckenmergel und Sandstein getrennt, wobei an den, den südlichen Quarzit
begränzenden Kössener Schichten ausnahmsweise ein nördliches Fallen zu beob-
achten ist. Wenn man tiefer gegen das Thal der Chocholnieca hinuntersteigt,
findet man am Südrande schwarze Schiefer, wahrscheinlich dem Lias angehörig,
diese zeigen aber wieder ein Südfallen.
Am Vel&icky haj ist der Quarzit 300 Klafter breit, verflächt südlich; in
seinem Liegenden finden sich Kössener Schichten, in seinem Hangenden Sand-
steine und Fleckenmergel, und etwas weiter südlich in einer tiefen Schlucht
schwarze, Schiefer, wahrscheinlich liassisch, sämmtlich nach S. fallend. Gegen
den Struziskoberg heilt sich dieser Quarzitzug allmälig aus, sein Liegendes
bildet Neocomkalk. sein Hangendes Kössener Schichten, schwarzer Schiefer
und Fleckenmergel.
Beim Szontagh-Meierhofe bemerkt man einen Quarzit, an seinem SW.-
Rande von Sandsteinen umgeben, welche weiter von der bis hierher reichenden
zusammenhängenden Zone von Liasgesteinen überlagert werden.
Am Stary haj zeigt sich der Nord- und Ostrand von schwarzen Schiefern
umgeben, welche den Quarzit wenigstens an der N. Seite zu unterteufen schei-
nen. An dem (Quarzite selbst konnte nicht das Einfallen erhoben werden, weil
nur einzelne herumliegende Blöcke seine Anwesenheit verrathen.
Es ergeben sich nun im Ganzen folgende Regeln. Die (Quarzitauf-
brüche wiederholen sich in der Richtung ihres Verflächens, welches stets,
502 Fr. Posepny. [#]
wo es zu beobachten war, ein südliches ist. Dasselbe gilt von den sie
begleitenden Kössener- und Liasschiehten, mit einer einzigen Ausnahme am
SkaliCkiberge. Zunächst au diesen einzelnen grösseren Quarzitkörpern erscheinen
im Hangenden und Liegenden Kössener Schichten, sodann folgen eben so auf
beiden Seiten Liasgesteine.
Diese Lagerungsverhältnisse lassen sich blos durch die Annahme von Fal-
tungen erklären, so dass stets ein Aufbruch eine Faltung repräsentirt, deren
Achse von der Karpathenachse abfällt.
Diese Annahme gewinnt an Wahrscheinlichkeit, denn man kann an deın
Profile, welches den Strasseneinschnitt und die darüber liegenden Schotter-
brüche am Fusse der Osträ horka entblösst ist, wirkliche Faltungen der Quarzit-
bänke beobachten, ferner sind an dieser Stelle die Kössener Schichten nicht
nur im Hangenden und Liegenden vorhanden, sondern eine Partie davon findet
sich auf der nördlichen Kuppe des Berges, die Quarzitbänke anscheinend flach
überlagernd. |
Fig. 1.
Profil durch das Westgehänge des Drietomaer Thales.
Kucharsky vrch Sereni vreh Osträhorka Drietema Hradiste Zareei
AANER 7, N A te N 7 Ä
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1. Quarzit 2. Kössener Sch. 3. Lias. 4. Jura. 5. Neocom. 6. Sandstein. 7. Löss.
Das Profil durch die West-Gehänge des Thales der Drietomiea zeigt diese
Verhältnisse am deutlichsten. Quarzitaufbrüche sind hier drei: bei der Kirche
von Drietoma, hier ist das unmittelbare Hangendgestein mit Löss verdeckt,
im Thale kommt aber ein Kegel von weissen Kalken zum Vorschein, der mit
einer kleinen Kapelle geziert ist, und der wahrscheinlich dem Neoeom angehört.
Im Liegenden finden sich längs des Hohlweges Kössener Schichten und weiter
auch Liasfleckenmergel. — An der Osträ horka mitKössener Schichten im Han-
genden bei der Mühle von Drietoma, an der Kuppe des Berges selbst und im
Liegenden, worauf weiter im Liegenden dunkleLiaskalke und Fleckenmergel folgen,
— und am Sereni vrch, wo durch die Profilschnitte blos Liasgesteine getroffen
werden. Im Liegenden folgen südlich fallende neocome Aptychenkalke mit einigen.
Sandsteinstraten wechselnd, bis an die scharfe Grenze mit dem hier ebenfalls
flach nach S. fallenden Karpathensandstein, welcher mit Juraaufbrüchen be-
zeichnet wird, und von welchen gerade die Südspitze des eine Meile langen
Zuges vom Kucharsky vreh bis zum Krasineeberge durchschnitten wird. Es
ist also jedenfalls gerechtfertigt an diese Stelle eine grössere Verwerfungsspalte
zu setzen.
[5] Die Quarzite von Drietoma bei Trencsin. 503
Um das Alter dieser Quarzite festzustellen, mangelt jeder Anhaltspunkt;
doch glaube ich in Hinblick auf die in den übrigen Aufnahmsterrains des vorigen
Sommers aufgestellte Unterscheidung älterer und jüngerer Quarzite, diese als
den jüngern näher stehend bezeichnen zu müssen.
Diese Quarzitaufbrüche mit ihren begleitenden Gesteinen sind eine östliche
Fortsetzung der von Herrn Bergrath Franz v. Hauer in der letzten Sitzung
am 5. April d. J. erwähnten zusammenhängenden. Zone von Liasgesteinen, die
sich vom Orte Moravsk@ Lieskove bis zum Laginberge bei Kochanovce, also bis
zum Beginne der Quarzite ziehen, und repräsentiren eine der Karpathenkette
parallel laufende Hebungsachse. Es müssten sich also auch in dieser zusammen-
hängenden Zone die Faltungen finden, die wegen der Gleichförmigkeit des Ge-
steins nicht so auffallen, doch glaube ich, zwischen dem Drietoma- und dem
Mlacoverberge etwas Aehnliches beobachtet zu haben.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Bande 1864. IV. Heft. 65
304 [1]
IV. Die Gangverhältnisse des Grünerganges in Schemnitz
| und seine Erzführung.
Von Eduard Windakiewicz,
k. k. Schichtmeister.
Mitgetheilt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 1. Februar 1864.
Das reiche Erzvorkommen am Grünergange, welches in der letzten Zeit
am sechsten Lauf im Mariahimmelfahrtschacht auftrat, hat in einem grösseren
bergmännischen Kreise einiges Interesse erregt.
Bei meinem letzten Aufenthalte in Windschacht bei Schemnitz im Monate
December 1863 hatte ich Gelegenheit den Grünergang näher kennen zu lernen
und ich erlaube mir darüber eine kurze Skizze zu entwerfen.
A. Nebengestein und Ausfüllungsmasse.
Der Grünergang ist in einem Grünsteintrachyt eingeschlossen und bildet
im Schemnitzer Bergbaubezirk die östliche Grenze zwischen den Grünstein-
Trachyten und den grauen Trachyten, über welche Gebirgsarten Beudant,
von Pettko, von Richthofen u: s. w. ausgezeichnete geologische Arbeiten
geliefert haben.
Fig. 1.
Querprofil des Grünerganges.
@ HangendGrünstein Trachyt, 5 erdiger Grauer Trachyt mit Kies, c Erzparthie, d aufgelöste Feldspathmasse
mit Quarzadern, e Grünstein Trachyt, f aufgelöster Grauer Trachyt mit Quarzadern und Bruchstücken desselben,
9 erdiger Grauer Trachyt mit Kies, A Liegender Grauer Trachyt.
Während das Hangende des Grünerganges durch das Hervortreten deut-
licher Hornblendekrystalle eine porphyrartige Structur annimmt und bei grösse-
rer Festigkeit mehr einen splitterigen Bruch zeigt, erscheinen am liegenden
[2] Die Gangverhältnisse des Grünerganges in Schemnitz und seine Erzführung. 505
Nebengestein grüngefärbte Parthien von aufgelöstem Feldspath, die ihm ein
fleckiges Ansehen geben,
In der Nähe des Ganges weicht gewöhnlich die Hornblende zurück und
statt ihrer treten Schwefelkiese hervor, wobei noch die Grundmasse zuerst
verwittert, erdig wird und dann insbesondere in der Nähe der Erze in eine
plastische dem Kaolin ähnliche Masse übergeht und von durch Mangan roth ge-
färbten Quarzadern, dann Quarzdrusen, nach allen Richtungen durchzogen wird.
Bruchstücke von noch unzersetzten Grünsteintrachyten, ja ganze oft über
eine Klafter mächtige Zwischenkeile durchziehen, vorzüglich bei grösserer
Mächtigkeit des Ganges, die oft bis sechs Klafter steigt, die Gangmasse.
Ein interessantes Vorkommen darin sind die von Herrn Professor Faller in
Schemnitz beschriebenen Quarzgeschiebe mit solchen Erzspuren wie 2. B. Blende,
die dem Grünergange fremd sind.
In der Erzparthie zeigt der Gang keine Salbänder, sondern ist mit dem
Nebengestein verwachsen, während in den erzlosen Parthien deutliche, ausge-
dehnte Rutschflächen, die stellenweise sehr hervortretend gefurcht und gerippt
sind, erscheinen, wie in 130 Klafter Tiefe am sechsten Lauf 116 Klafter nörd-
lich vom Mariahimmelfahrtschachte zu sehen ist.
Die gefurchte und gerippte Stelle daselbst am Hangenden ist 1/, Klafter
breit und ihre Furchen fallen unter 32 Grad nördlich also in der Richtung des
Erzeinschubes. — Auch findet man oft in der Gangmasse besonders am Hangen-
den, wo keine Salbänder sichtbar sind, deutliche kugelige Absonderungen,
wie ich sie mit dem k. k. Bergingenieur Herrn Andreas Furdzik in 136 Klafter
Tiefe des Mariahimmelfahrts-Schachtes und davon 20 Klafter südlich aus dem
unedlen Gange herausgeschlagen habe.
Diese Absonderung war in einem etwas aufge-
lösten Grünsteintrachyt eingewachsen und hatte
eine elliptische Form mit 9 Zoll längerer und
5 Zoll kürzerer Axe. Sie bestand aus dem nämli-
chen Grünsteintrachyt, zeigte eingesprengten Schwe-
felkies, der mit freiem Auge sichtbar war und fein
eingesprengtes Silbererz, das erst bei Zuhilfenahme -
der Lupe hervortrat.
Auch Trachyttuffschiehten mit ausgeschiedenen ]
Feldspathparthien, die den Gang schief durch die 5) hwarzer Trachyion nt
Mächtigkeit durchschneiden sind am fünften Lauf im © weisser BEREIT
Feldorte zu beobachten. (Fig. 2.)
Fig. 2.
B. Das Erzvorkommen am 6rünergange.
Wenn man die muthmasslichen alten Baue auf den Grubenkarten, so wie
die jetzt noch offenen von dem obersten bis auf den gegenwärtigen tiefsten
Horizont verfolgt, also durch einen Raum von über 100 Klaftern, wenn man die
südliche Abtheilung von Mariahimmelfahrtschachte mit ihren Erzbauen und
Strecken sammt den erzielten Erfolgen mit jenen der nördlichen vergleicht, so
muss man unwillkürlich zu dem Schlusse gelangen, dass die namhafteren Erz-
parthien von Oben nach Unten sehr schief gegen N. in der Gangmasse sich am
Hangenden herabsenken: (Fig. 3) es zeigen sich wohl auch sonst noch kleine
sehr unbedeutende Erzparthien, so wie überhaupt sowohl die Gangmasse als der
taube Grünsteintrachyt stellenweise fein eingesprengtes Erz enthält, aber diese
Erscheinung hat keine grosse praktische Bedeutung.
65 ®
506 Eduard Windakiewiez. [3]
Figur 3.
MS. Mariahimmelfahrtschacht, 7. Franzschacht, a, 5b muthmassliche, c, d abgebaute und in Abbau befindliche
Erzparthien, F, E KaisersFranz-Erbstollen,
Dieser Erzeinschub nach dem sich das System der einzelnen so zu sagen
Erzoasen senkt, dürfte zwischen 15 und 20 Grade zu liegen kommen.
Was nun das Erzvorkommen in den einzelnen Erzparthien betrifft, so con-
eentrirt sich dieses, abgesehen von den vielen auslaufenden Nebenästen, zu einer
im Querschnitt sehr plattgedrückten elliptischen Erzsäule, die sich oft bis
30 Klafter dem Verflächen und bis 15 Klafter dem Streichen nach bei etwa
2—3 Fuss grösster Mächtigkeit ausdehnt und sich in der aufgelösten mit
Quarzadern durchzogenen Gangmasse immer nur knapp am Hangenden des
Ganges hält.
Ihr Erscheinen charakterisirt eine unter den anderen sich regelmässig
ausbildende Quarzschnur, Schwefelkies an den Rändern führend, zu dem nach
undnach etwas Kupferkies, dann immer mehr fein eingesprengtes Silbererz mit
etwas Bleiglanz sich gesellen, während der derbe Quarz zum Theil zurücktritt,
worauf sich die Erzsäule oft durchzogen von Drusen und gefleckt von der
Gangmasse öffnet um, nachdem sie: einige Klafter angehalten hat, durch das Zu-
rückweichen der Mineralien in umgekehrter Ordnung ihren Adel zu verlieren,
bis die Quarzader wieder die Verbindung mit einer zweiten Erzsäule in der
beschriebenen Art hergestellt hat.
Mit der Tiefe scheinen die Erzsäulen häufiger aufzutreten, wie der gegen-
wärtig am sechsten Lauf, aufgeschlossene Erzbau zeigt, wo bereits drei
solche Säulen vorkamen.
Die nördlichste endigte als ich im December 1863 die Gruben mit Herrn
Furdzik und: dem k. k. Schichtmeister Herrn Lollok befahren hatte in ein
lettiges Klüftchen, weiches kleine ausgeschiedene Parthien von einer grünlichen
fettartig glänzenden Masse wahrscheinlich Kollyrit führt, wiewohl zu beiden
Seiten. dieser Kluft die Nebenäste noch schön im Feldorte anstanden.
Je mächtiger die Erzsäulen werden desto mehr werfen sie Nebenäste ab,
die sich manchmal auch in kleine Erzlinsen ausbilden sollen.
Ob die oberwähnte Erscheinung im Feldorte das Aufhören der Erzsäulen
in diesem Horizonte andeutet oder darauf keinen Einfluss hat, wird der weitere
Aufschluss zeigen.
Die Tiefe gegen N. bleibt immer erzreich.
[4] Die Gangverhältnisse des Grünerganges in Schemnitz und seine Erzführung. 50%
Als Erze treten auf: Silberglanz (Argentit) meist derb, aber auch hie und
da krystallisirt. Würfeln in ©0000 und seltener in undeutlichen Granatoiden,
oo0 ferner Sprödglaserz (Stephanit) eingesprengt, drusenartig und zerfressen
in Begleitung von Quarzkrystallen die aus einem hexagonalen Prisma mit einer
hexagonalen Pyramide combinirt sind; auch kommen vor: Gediegen-Silber und
Polybasit; beigemengt sind Bleiglanz und Kupferkies.
Die begleitenden sonstigen Mineralien sind noch: Quarz, dann Kalkspath
in Rhomboödern und in sechsseitigen Prismen mit basischem Pinakoid. — Der
Goldgehalt der Erze, der in den oberen Horizonten 1/10000 Münzpfund Silber
betragen hat, soll am sechsten Horizont oder in 139 Klafter Tiefe 10/10000
betragen,
Im Jahre 1863 lieferte der Grünergang 3885 Münzpfund göldisches
Silber mit einer reinen Ausbeute von 160.000 Gulden. Der grösste Theil der
Erzeugung fällt in das zweite Semester mit 3060 Münzpfund , in welcher
Periode der reiche Anbruch aufgeschlossen worden ist. Auf Grundlage der
bisherigen Erfahrungen schätzt man den Rohwerth dieser Erzparthie auf
1 Million Gulden. |
C. Ausdehnung des aufgeschlossenen Grünerganges.
In ungefähr 400 Klaftern vom Mariahimmelfahrtschachte gegen N. gabelt
sieh der Gang in zwei divergirende Trümmer aus, wie die Ausriehtung am
Kaiser Franz-Erbstollen zeigt.
Diese Gangtrümmer wurden 90 Klafter weiter erfolglos verfolgt.
Gegen 800 Klafter von dem Gabelungspunkte weiter gegen N. liegt fast in
der Mitte zwischen den Trümmern der Schemnitzer Calvarienberg, den ein Basalt-
kegel bildet, und hinter diesem scheinen wieder diese zwei Gangtrümmer zu
eonvergiren und in dem Dillner Georg- und Baumgartnergange ihre Fortsetzung
zu finden. (Fig. A.
In 300 Klafter nördlich von der Kirche am Calvarienberge in der Ganges-
richtung und vorzüglich in der Fortsetzung des Liegendtrummes sind sehr viele
Pingen zu sehen und nach der Aussage des k. k. Bergingenieurs P. Balas soll
man nach vorliegenden Berichten vom vorigen Jahrhunderte in einem 20 Klafter
tiefen Schachte wirklich Erze gefunden haben.
Diese Erscheinung und ihre weitere Verfolgung wäre in sofern interessant,
als sie einen zweiten Einschub im Liegendtrumme andeutet.
Fig. 4.
MS Mariahimmelfahrtschacht, 99 Grünergang, 5b Baumgartnergang, ce Georggang, dd Grenze zwischen Grün-
stein Trachyt und grauem Trachyt, B Basaltkegel.
508 Eduard Windakiewiez. Gangverhältnisse des Grünerganges in Schemnitz u. 8. w. [5]
Die Zerspaltung des Ganges führte wahrscheinlich der schon bei der
Gangspaltenbildung bestehende oder damit gleichzeitig entstehende Basaltkegel
herbei, weil eine spätere Basalteruption keine so vollständige Spaltung, sondern
vielmehr nur eine gänzliche Zertrümmerung herbeiführen konnte. — Es konnte
das Ausgabeln , während der Gangspaltenbildung in Folge eines dazwischen
liegenden Hindernisses oder gleichzeitig damit geschehen.
Gegen Süden wurde der Gang in verschiedenen Horizonten besonders aber
in den tieferen bis 500 Klaftern verfolgt, doch wurde ausser den in die Erzparthie-
Einschubrichtung fallenden Veredlungen der oberen Theile sonst gar kein
Erfolg erzielt.
Zum Schlusse dieser Mittheilung fühlte ich mich verpflichtet, für die freund-
liche Unterstützung bei der Grubenbefahrung und bei der Orientirung nach den
Grubenkarten den Herren Lollok, Balas und insbesondere aber dem Herrn
Andreas Furdzik meinen herzlichsten Dank auszudrücken.
1] 509
V. Die fossilen Mollusken des Tertiärbeekens von Wien.
Band II, Lieferung Nr. 15 und 16.
Von Dr. Moriz Hörnes.
Vorgelegt in der Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt am 8. November 1864.
Dieses Heft, welches die dritte Doppellieferung des zweiten Bandes, zugleich
vierten Bandes der Abhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt bildet,
enthält die Beschreibung und naturgetreue Abbildung von 85 Bivalvenarten, die
8 Familien und 16 Gattungen angehören, und zwar aus der Familie der Zucinidae
die Gattungen Diplodonta mit 2 und Lucina mit 19 Arten; aus der Familie der
Eryeinidae die Gattung Lepton mit 2, Erycina mit 5 Arten; aus der Familie der
Solenomyadae, die Gattung Solenomya mit Einer Art; aus der Familie der Cras-
satellidae, Crassatella mit 3 Arten; aus der Familie der Carditae, Cardita mit
14 und Astarte mit Einer Art; aus der Familie der Najades die Gattung Unio
mit 9 Arten; aus der Familie der Nuculidae die Gattungen Nucula mit 2, Nueci-
nella mit Einer und Zeda mit 7 Arten; endlich aus der Familie der Arcacea die
Gattungen Limopsis mit Einer, Pectunculus mit 3, und Arca mit 15 Arten.
Die der Familie der Lucinidae angehörigen Thiere leben gegenwärtig meist
hart am Ufer im Sande in geringer Tiefe, daher finden wir sie auch im Wiener
Becken, mit Ausnahme einiger weniger Arten, nur in den Sandablagerungen, vor-
züglich zu Pötzleinsdorf, Niederkreuzstätten, Gauderndorf, Grund u. s. w. Die
beiden im Wiener Becken aufgefundenen Arten von Diplodonta: D. rotundata
Mont. und D. trigonula leben gegenwärtig noch im mittelländischen Meere und
an den Küsten von Madeira und den kanarischen Inseln.
Die beiden Arten: Lucina leonina Bast. und L. Haidingeri Hörn. wurden
früher wegen ihrer merkwürdigen Zahnbildung (sie haben nämlich einen Sublu-
narzahn wie Cytherea), zur Gattung Codakia Scopoli gezählt; allein die neuesten
anatomischen Untersuehungen der Thiere durch Deshayes haben gezeigt, dass
keine Unterschiede zwischen denselben bestehen und dass daher die Gattung
Codakia eingezogen werden müsse. Von den übrigen Lucinen-Arten sind insbe-
sondere Lucina columbella Lam. und L. ornata Ag. wegen der ungemeinen
Häufigkeit ihres Vorkommens bemerkenswerth.
Die Zucina columbella hat einen festen Horizont; sie kömmt in grosser
Anzahl nur in den Miocen- oder unteren Neogenschichten Europas vor. Desto
auffallender sind drei Exemplare aus den Subappeninenschichten von Modena,
welche die kaiserliche Sammlung Herrn Prof. Doderlein verdankt, und die aus
den tieferen Schichten bei Modena stammen und, im Vereine mit mehreren ande-
ren Arten beweisen, dass die unteren Schichten der Subappeninen-Formation
Italiens miocen sind und in so innigem Zusammenhange mit den oberen Pliocen-
510 Dr. Moriz Hörnes. [2]
schichten stehen, dass eine Trennung nur schwer durchzuführen wäre. Dies ist
abermals ein neuer schlagender Beweis der Zusammengehörigkeit dieser Schich-
ten, obgleich jede derselben eine besondere Etage für sich bildet. Es handelt sich
hier nicht darum die Unterscheidung von Mio- und Pliocen ganz aufzugeben, son-
dern es war bei Aufstellung des Neogens meine Absicht, lediglich die Zusam-
mengehörigkeit der Faunen der einzelnen Etagen besser zu präeisiren.
Wir sehen nämlich im Eocenen vor Allem tropische Formen auftreten,
welche nach der Oligocenperiode verschwinden. — Eben so treten in den unteren
Schichten des Neogenen subtropische (Senegal-) Formen auf, die nach
und nach gegen oben hin sich mit Mediterranformen mengen, bis sie endlich in
den obersten Schichten ganz den Charakter der Mediterranfauna annehmen. Wie
das Eocene die Wiege der tropischen Fauna ist, so ist das Neogene die
Wiege der subtropischen Fauna, die stätig, ohne scharfe Grenzen, zur
Mediterranfauna umgewandelt wurde.
Der Zweck bei Aufstellung der eumulativen Bezeichnung „Neogen“ ging
daher nur allein dahin, auf die scharfen Grenzen hinzuweisen, die zwischen
Eocen und Miocen (wenigstens in der Osthälfte von Europa) bestehen, ohne die
Möglichkeit der Unterabtheilung dieser beiden Hauptetagen der Tertiärablage-
rungen bestreiten zu wollen. Unstreitig haben zwischen der Eocen- und Neogen-
zeit gewaltige Schichtenstörungen in Europa stattgefunden, denn wir sehen die
Eocenschichten stets in disecordanter Lage mit den Neogenen; erstere meist
gehoben in schiefer Stellung, während die neogenen Ablageruugen stets horizon-
tal auftreten. Zu demselben Resultate, nämlich dass die alte Dreitheilung der
Tertiärformation aufgegeben werden müsse und dass man dieselbe naturgemässer
in zwei Abtheilungen bringt, ist auch in neuester Zeit Herr Dr. Keferstein bei
Bearbeitung und Fortsetzung von: „Bronn’s Classen und Ordnungen des Thier-
reiches“ auf geologischem Wege gelangt, wie denn auch Bronn selbst einer der
Ersten war, die sich mit meiner Ansicht einveıstanden erklärten.
Von den kleinen Schalen aus der Familie der Eryeinidae kommen nur
wenige Arten im Wiener Becken vor, die sich meist in den Sandablagerungen
bei Pötzleinsdorf finden. Ich verdanke eine Suite dieser ungemein kleinen, nur
mit Mühe aus dem feinen gelben Sande abzulösenden, bisher unbekannten Schalen
dem Herrn A. Letocha, welcher mit unermüdetem Eifer die Ausbeutung des
Pötzleinsdorfer Fundortes verfolgte.
Die Gattung Solenomya ist in unserem Boden nur mit Einer Art vertreten,
die eine grosse Aehnlichkeit mit der noch gegenwärtig im mittelländischen Meere
lebenden S. mediterranea Lam. zeigt, allein durch die bedeutendere Stärke der
Schale, das kräftige Auftreten der Radialstreifen und den Mangel derselben an
der vorderen Seite hinlänglich getrennt erscheint. Diese, von Herrn Karl Mayer
S. Doderleini benannte Art, kömmt im Wiener Becken höchst selten und nur in
den Tegelablagerungen bei Vöslau vor. In den Schliergruben bei Ottmang in
Oberösterreich ist sie jedoch nieht selten und es haben sich daselbst die hornigen
und kalkigen Theile der Schale so gut erhalten, dass man selbst die fingerförmige
Ausbreitung der Epidermis wahrnehmen kann. -
Die bisher aus dem Wiener Becken unbekannte Gattung Crassatella ist ein
vein tropisches Geschlecht, denn sämmtliche bekannten Arten, 34 an der Zahl,
leben gegenwärtig nur in den Meeren der heissesten Zone. Dieselbe tritt zuerst
in der Kreideepoche mit wenigen Arten auf, kömmt dann mit der grössten Anzahl
von Arten (Deshayes beschreibt aus dem Pariser Becken allein 24 Arten), und
als charakteristische Gattung wieder in den Eocenschichten vor und erlischt in
[3] Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. 511
der Miocenperiode fast gänzlich. — Gegenwärtig lebt keine Crassatella mehr,
weder in den ev"opäischen noch in den übrigen gemässigten Meeren.
Im Wiener Beeken kommen 3 Arten vor: ©. Hardeggeri Hörn., ©. Moravica
Hörn. und C. concentrica Duj., die ich sämmtlich der Güte der Herren von
Hardegger, Besitzer der Herrschaft Grussbach in Mähren, verdanke, die auf
meine Veranlassung nicht nur selbst eifrigst die dortigen Vorkommnisse sammel-
ten, sondern auch in der unmittelbaren Nähe des Schlosses darnach graben
liessen. Die Localität Grussbach hat in Betreff ihrer Vorkommnisse die grösste
Aehnlichkeit mit den Sandablagerungen von Grund, sowohl in Betreff der Arten
als auch in Hinsicht des Erhaltungszustandes. Hier wie dort ist ein grober, locke-
rer Sand das Medium, in welchen sie gefunden werden.
Die Gattung Cardita ist eine im Aussterben begriffene Gruppe von Bivalven,
denn man kennt gegenwärtig über 100 fossile Arten, während nur 50 lebende
bekannt sind. Die Gattung soll schon im Zechstein beginnen, sich in der Jura-
und Kreideperiode immer mehr entwickeln und endlich in der Eucenperiode ihren
Höhenpunkt erreichen, Deshayes beschreibt aus dem Pariser Becken 40 Arten.
Die lebenden Arten haben eine weite geographische Verbreitung und
gehören meist den tropischen Meeren an, da nur Eine Art an der Küste von
Norwegen vorkömmt. Alle sind Meeresbewohner und leben, wie sich aus ihren
dieken Schalen schliessen lässt, in nicht sehr grosser Tiefe. Von den 14 im
Wiener Becken gefundenen Arten leben gegenwärtig noch 3, nämlich die C. tra-
pexia, C. calyculata und C. elongata an den Küsten des adriatischen Meeres und
im Mittelmeere; die übrigen sind entweder Analoga von Senegalformen,
oder leben zum Theile noch gegenwärtig daselbst, wie ©. erassicosta Lam. Die
Mehrzahl der Arten wird im Wiener Becken in den mergeligen Zwischenschichten
des Leithakalkes gefunden.
Die Gattung Astarte ist im Wiener Becken nur durch eine einzige kleine
Art A. triangularis Mont. vertreten, welche hlos in Steinabrunn, aber daselbst
ziemlich häufig, vorkömmt. Astarte gehört zu den ältesten Bivalven-Gattungen.
Unzweifelhafte Arten derselben sind aus dem Bergkalke, Zechsteine und dem
Muschelkalke bekannt, jedoch immerhin Seltenheiten. Im Jura findet sich schon
eine grosse Zahl von Arten und in den obersten Abtheilungen desselben (Kimme-
ridge-Gruppe) auch von Individuen; so dass die Benennung „Astartien“ für
diese Schichten völlig gerechtfertigt erscheint. Auch in der Kreidegruppe kommen
Astarten vor. Auffallender Weise fehlen sie aber im Eocenen, mit Ausnahme des
nordamerikanischen, nahezu gänzlich. In den belgischen, mittel- und nord-
deutschen Oligocenbildungen sind Astarte-Arten häufig; eben so in den nord-
deutschen Neogenablagerungen zu Lüneburg, Sylt und in Nord-Schleswig u. s. w.
Am häufigsten finden sie sich jedoch in den Cragbildungen von England und
Belgien.
E Das Vorkommen von Astarten im südlichen Neogen ist dagegen ganz unter-
geordnet; auch kennt man gegenwärtig nur 15 bis 20 lebende Arten, von denen
die bei weitem meisten und grössten im nördlichen atlantischen Ocean leben.
Das massenhafte Vorkommen theils lebender, theils den lebenden analogen Arten
dieser Gattung im Crag gehört mit zu den Thatsachen, welche eine Verbindung
kälterer Gewässer mit dem Crag-Meere ausser Zweifel setzen,
Die nächste Gattung ist Unio. Die Unionen kommen bekanntlich in den süssen
Gewässern fast aller Theile der Erde vor; sie leben in Flüssen und Teichen im
Schlamme versteckt, bis auf das hintere Ende der Schale, welehes oben nur aus
dem Versteeke heraussieht. Man kennt gegenwärtig wenigstens 500 lebende Arten
und etwa 60 fossile. Sie erscheinen zuerst in den grossen Süsswassersee-Absätzen
K. k. geol ogische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. IV. Heft. 66
512 Dr. Moriz Hörnes. [#]
zwischen Jura und Kreide, später durch das ganze Tertiäre verbreitet. Im Wiener
und dem angrenzenden grossen ungarischen Becken haben sich in den sogenannten
Congerien- Schichten 9 Arten gefunden. Unstreitig hat die Mehrzahl derselben
einen nordamerikanischen Habitus und es ist die Uebereinstimmung der
Faunen der jüngsten Tertiärschiehten Europas mit den in Nordamerika noch
lebenden Arten immerhin höchst bemerkenswerth; umsomehr, als die älteren
Tertiärschichten beider Länder so gänzlich von einander verschieden sind. Ich
kann hier nicht unerwähnt lassen, dass die meisten neuen Arten aus Westslavo-
nien von dem Sectionsgeologen, Herrn Stur, aufgefunden und mir freundlichst
mitgetheilt wurden.
Von der Gattung Nucula haben sich irn Wiener Becken bisher nur 2 Arten:
Nucula Mayeri Hörn. und N..nucleus Linn. meist im Sande bei Grund, Grussbach
u. s. w. vorgefunden, deren erstere neu ist, die andere hingegen häufig in allen
europäischen Meeren lebt. — Die Nuculae sind alle Meeresbewohner von geringer
Grösse. Man kennt gegenwärtig 46 lebende Arten aus fast allen Meeren, selbst
aus den Polargegenden. Fossile Arten sind über 300 verzeichnet, von denen aber
nach Deshayes nicht alle haltbar sind; sie beginnen im unter Silurischen und
setzen bis in die neuesten Gebilde in ununterbrochener Reihe fort.
Die Gattung Nucinella ist im Wiener Becken durch die Art N. ovalis Wood.
vertreten, die, wie ich mich durch Autopsie überzeugen konnte, vollkommen mit
der zuerst bekannt gewordenen Cragform übereinstimmt.
Aus der Gattung Leda wurden bis jetzt im Wiener Becken sieben Arten auf-
gefunden, die meist im Tegel oder den mergeligen Zwischenschichten des Leytha-
kalkes vorkommen. Die Arten der Gattung Leda sind sämmtlich Meeresbewohner ;
man kennt bis jetzt über 80 lebende Arten, aus allen Meeren, besonders der
kälteren Zone. Das Vorkommen der fossilen Arten ist ähnlich wie bei Nucula.
Die kleine Gattung Zimopsis ist im Wiener Becken nur mit Einer Art:
L. anomala Eichwald vertreten, die aber nicht nur in den mergeligen Zwischen-
schichten des Leythakalkes bei Steinabrunn, Niederleis-u. s. f., sondern auch in
dem eigentlicheu sogenannten „Unteren Tegel“ bei Baden, Vöslau, Möllers-
dorf u. s. f. häufig vorkömmt.
Zu den schwierigsten Bivalven-Gattungen in Betreff der Fixirung der Arten
gehört Peetunculus; da fast sämmtliche Formen mehr oder weniger durch Ueber-
gänge miteinander verbunden sind. Diese Verhältnisse veranlassten Wood im
englischen Cray nur eine einzige Art anzunehmen, doch scheint derselbe hierin
zu weit gegangen zu sein. Es ist mir gelungen, 3 auf gute Merkmale gegründete
Arten im Wiener Becken zu unterscheiden. Eine davon ist bereits vom Fichtel
in seinem Werke: „Ueber die Versteinerungen von Siebenbürgen“ beschrieben
und von Deshayes „Pectunculus Fiehteli“ genannt worden, und kömmt ebenso
wie zn Korod in Siebenbürgen, auch zu Loibersdorf bei Horn in einem groben
Sande in ungemeiner Häufigkeit vor. Die zweite Art stimmt mit den im adriati-
schen und mittelländischen Meere in grosser Menge lebenden Pectunculus pilosus
Linne überein. Diese Art kömmt im Wiener Becken ungemein häufig vor, meist
in den mergeligen Zwischenlager des Leythakalkes bei Steinabrunn, Nikolsburg
u. s. f., während sie im eigentlichen Tegel bei Baden und Vöslau eine grosse
Seltenheit ist; ein neuer Beweis der Ungleichzeitigkeit dieser Bildungen. — Die
dritte Art endlich, P. obtusatus Partsch, scheint eine dem Wiener Becken eigen-
thümliche, nur wenig verbreitete, Art zu sein.
Die Gattung Arca ist im Wiener Becken mit 18 Arten vertreten. Die Herren
Henry und Arthur Adams haben in ihren neuesten Werke: „The Genera of
Recent Mollusca“ dieselbe in 11 weitere Gattungen abgetheilt, die sie mit ganz
[5] Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien. 513
unhaltbaren Namen bezeichnet haben. Nach Deshayes sind diese Trennungen
nicht gerechtfertiget, denn die Thiere zeigen in ihrem Bau keine wahrnehmbaren
Gattungsunterschiede. Ganz verwerflich ist es aber, unter dem Vorwande der
Priorität, Namen ganz veralteter Gattungen Klein’s, wieder hervorzuziehen,
nachdem sie von allen bedeutenden Zoologen nach Linne's trefflichen Lehren
längst der Vergessenheit Preis gegeben worden; so z. B. mussten sich die Herren
Adams, bevor sie sieh entschieden, die Klein’sche Gattung Anomalocardia
aufzunehmen, doch erinnern, dass Klein sie nicht nach dem Schloss kennzeich-
nete, sondern Arten von Arca, viele Cardien, mehrere Venus- und Cythereaarten,
ja sogar eine Donax, eine Cardita und eine Galathea darin zusammengeworfen
hatte.
Im Ganzen mögen gegenwärtig ungefähr 460 Arten bekannt sein, von denen
300 fossil und 160 lebende gefunden wurden. Sie sind in allen Meeren verbreitet;
von den lebenden Arten gehören 27 dem Borealocean an, 93 den Aequinoetial-
‚meeren und 7 dem australischen Ocean. Die Verbreitung in der Tiefe ist eben-
falls ausgedehnt; einige leben unter Steinen im Horizont der Ebbe; andere hat
man in einer Tiefe von 80 Faden auf Felsen angeheftet gefunden.
Von den 15 im Wiener Becken vorkommenden Arten finden wir 5 in den
‚ ältesten Sandablagerungen bei Loibersdorf, Gauderndorf, Grund u. s. w., nämlich:
A. umbonata Lam., A. Breislaki Bast., A. Fichteli Desh., A. cardüformis Bast.
und A. Turonica Duj. Vier Arten: A. Noae Linn., A. barbata Linn., A. clathrata
Defr. und A. lacteaLinn. leben noch gegenwärtig im adriatischen und mittel-
ländischen Meere und vier andere: Arca Hungarica, A. Rollei, A. dichotoma und
A. pisum sind neu.
Schliesslich kann ich nicht umhin, Herrn Carl Mayer, Conservator der
paläontologischen Sammlungen in Zürich, für die freundliche Ueberlassung jenes
Theiles der Züricher Sammlung, welche die in diesem Hefte beschriebenen
Gattungen enthält, meinen wärmsten Dank abzustatten. Die Züricher Sammlung
gehört unstreitig unter allen bekannten Sammlungen von Tertiärversteinerungen
mit zu den reichsten und verdankt ihre Reichhaltigkeit lediglich der unermüdeten
Thätigkeit ihres verdienstvollen Conservators. Herr Carl Mayer hat mir die
ganze Sammlung mit genauen Bestimmungen mit grösster Liberalität zur Ver-
fügung gestellt, so dass ich den wesentlichen Vortheil genoss, über so manche
ungewisse Art durch unmittelbare Vergleichung ins Reine zu kommen, wodurch
meine Arbeit sehr an Sicherheit gewann.
Durch das sorgfältige Studium der Bivalven haben sich auch neue Ansichten
über die Altersfolge der einzelnen Schichten im Wiener Becken herausgestellt.
Man hat ursprünglich die tiefsten Schichten als die ältesten im Wiener Becken
betrachtet; dies ist jedoch, wie schon Herr Dr. Rolle nachgewiesen hat, unrichtig.
Als die ältesten Ablagerungen im Wiener Becken müssen unstreitig die Sand-
ablagerungen der Umgebungen von Horn bei Loibersdorf, Möddersdorf, Molt,
Eggenburg und Gauderndorf betrachtet werden, denn sie enthalten schon Conchy-
lien, die sich von den Oligocenen nicht trennen lassen, wie Cardium cingula-
tum Goldfuss. An diese schliessen sich die Sandablagerungen bei Grund, Grussbach,
Ebersdorf, Weinsteig, Niederkreuzstätten, Neudorf, Pötzleinsdorf u. s.w. an. Die
Fauna dieser Sandablagerungen ist vollkommen identisch mit der der Schweizer
Molasse, der Touraine, der Umgebungen von Bordeaux und Dax und des südöst-
lichen Frankreichs bei Perpignan.
Gleichzeitig mit diesen Sandablagerungen sind die kalkigen Riffbildungen
(Nulliporenkalk, Leithakalk), welche sich häufig an den Küsten des tertiären
Meeres gebildet haben und deren mergelige Zwischenschichten reich an fossilen
66 *
514 Dr. Moriz Hörnes, Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens in Wien. [6]
Conchylien sind, wie bei Steinabrunn, Nikolsburg, Raussnitz, Gainfahren, Nuss-
dorf, Grinzing u. s. w. In ihrer Fauna zeigen diese Mergel eine merkwürdige
Uebereinstimmung mit den Ablagerungen bei Turin.
Als jüngstes Glied der marinen Ablagerungen muss in zhölokehe Bezie-
hung der sogenannte untere oder Badner Tegel, der früler wegen seiner
bedeutenden Tiefe als älteste Schichte betrachtet wurde, angesehen werden,
indem dessen Fauna vollkommen mit der von Tortona und Saubrigues bei Dax
übereinstimmt, sich sonach bereits der Subapeninnenformation und mithin der
Mediterranfauna annähert. Ich erlaube mir, hier nur vorläufig diese kurzen Andeu-
tungen zu geben. Am Schlusse meines Werkes sollen diese Verhältnisse ausführ-
lich besprochen und thatsächlich nachgewiesen werden.
515
VI. Arbeiten, ausgeführt im chemischen Laboratorium der
k.k. geologischen Reichsanstalt.
Von Karl Ritter v Hauer.
1) Sphärosiderite aus den unteren, Kohlenflötze führenden Liasschichten
im Pechgraben in Oesterreich. Zur Untersuchung eingesendet von Herrn
Wikoff.
Gehalt in 100 Theilen:
Eisenoxyd und koh-
Unlöslich lens. Eisenoxydul Kalk Magnesia
— an m mt nm m — u
1. 247 708 Spur 45
2. 174 74:3 e 8:3
3. 17'2 82:8 5 Spur
4, 14-1 67.0 10-1 8:8
3. 21:8 65°6 51 75
6. 416 49-4 2.4 6-1
1: 13-1 83:2 Spur 3:7
8. 15:9 640 78 12-3
Das Ausbringen an Roheisen betrug nach directen Schmelzversuchen (bei
der Sefström’schen Probe):
4, 2. 3. 4. 5. 6. 0. 8.
32:6 31:0 37.9 32-0 27:6 202 342 22-3
Als Zuschlag bedürften diese Erze beim Verschmelzen, da sie kalkarm und
thonig sind, lediglich nur Kalk.
2) Bausteine, zur Untersuchung übergeben von Herrn Anton Sartory,
‚bezüglich ihrer Verwendbarkeit zu Bauzwecken.
Untersucht von Herrn Anton Horinek.
1. vom Unter-Alvinzer Bruch
2. „ Ober- A .
3. ” » » »
4. ” „ „ ”
In Säuren unlösliche Bestandtheile enthielten diese Gesteinsarten.
1. 746
5: 2 u Percent.
4. 86°5
Die Proben Nr. 1 und 2 bestehen vorwaltend aus Quarz und Kalkkörnern,
die durch ein Kalkbindemittel eonglomeratartig zusammengehalten werden,
516 Arbeiten im chemischen Laboratorium.
Nr. 4 ist ein mehr grobkörniger, vorwaltend aus Quarzkörnern bestehender mit
kalkig-thonigem Bindemittel versehener leicht zerbröckelnder Sandstein.
Eine weitere Untersuchung der drei ersten Sorten ergab, dass sie neben
kohlensaurem Kalk auch 3—6 Perc. Eisenoxyd enthalten. Bezüglich der Ver-
wendung als Baumaterial dürfte Nr. 2 wegen der viel innigeren Verbindung der
Conglomeratkörner und des Bindemittels, den Vorzug verdienen.
3) Braunkohlen vom Bergbau am Homberg in Unter-Kärnten. Zur Untersu-
chung eingesendet von Herrn A. Pichler Gewerken zu Hom.
1. Homberger Flötz, 2. und 3. Miesenflötz.
1. 2 3.
Wasserın 100 Theilen „22.2. ram nen 19-2 14-8 14-5
Asche „ ,„ SS URESN 2) 1oR FONCRERRE Re es; oo 10-5 3:3 6°8
Redueirte Gewichtstheile Blei . . ». . : 2 2.2... 15:20 19-30 19-20
Wärme-Einheiten.. ur ce Se ee ee 3434 4361 4339
Aequiv. einer 30’ Klafter weichen Holzes sind Centner 15:2 12-0 12-1
4) Braunkohle von St. Philippen, Bezirk Eberndorf in Kärnten. Zur Unter-
suchung eingesendet von Herrn Simon Samitz, k. k. Bezirkswundarzt.
1. 2.
Wasser ın 100 Theilen. . = 2 Weakuniirekeite on een 18-0 77
Anche 0) „Wal, „ lahrmeimeläieusts dallsllal ee 5:3 9-2
Redueirte Gewichtstheile Blei... . . - ee 15:90
Wöärme-Enpheiten.. --..0 us anti Sub ent Eu 3661 3593
Aequivalent einer 30” Klafter weichen Holzes in Centner . . 143 146
5) Braunkohle von St. Martin bei Ried in Ober-Oesterreich. Zur Unter-
suchung eingesendet von der gräflich Ar co’schen Bergverwaltung.
1. Charlotten-Grube bei Hausrucke (Pfarre Ottnang).
2. Freischurf bei Engelfing.
3. Marien-Grube bei Gittmayern (Pfarre Eberschwang).
4. Max- und Anna-Stollen bei Windischhub (Pfarre Schildern).
1 2 3. A.
Wasser in 100 Theilen . . 2 2» 2.2.2... 19-9 16-6 17°% 15-3
NER 217 0: ran Ss 8-6 4-0 4-7 0-8
Asche „100 „
Redueirte Gewichtstheile Blei... . - » » . . .15'40 15:50 14:05 15.65
Wärme-Einheiten. . .- ce. 0..
Aequivalent einer 30” Klafter weichen Holzes sind
Centner'. Im. OR FRRENTREN. ene
517
VII. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt
gelangten Einsendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petre-
faeten u. s. w.
Vom 16. September bis 15. December 1864,
1) 15. September. 1 Packet 8 Pfund von Frau Fanni v. Lanner in Klagen-
furt. Kohlenmuster zur chemischen Untersuchung.
2) 15. September. 1 Kistehen, 13 Pfund. Von der k. k. Salinenverwal-
tung zu Kaczyka in Galizien. Salzproben zur chemischen Untersuchung.
3) 26. September. 2 Kistehen, 25 Pfund. Von Herrn J. Sapetza in
Neutitschein. Petrefacten, angekauft für die k. k. geologische Reichsanstalt.
4) 26. November. 1 Kiste, 77 Pfund. Von der gräfl. A. Nostitz'schen
Bergbau-Direction zu Aussig in Böhmen. Kohlen zur chemischen Untersuchung,
5) 9. December. Geschenk von Herrn Benedikt Roha, Oberverwalter der
k. k. priv. Staatseisenbahn-Gesellschaft in Steierdorf, Gebirgsarten und Petre-
facten aus dem Banat.
6) Malachit-Tropfstein. Geschenk von Herrn Ferdinand Schliwa, k.k.,
Oberverweser in Reichenau, Oesterreich unter der Enns.
7) Periklinstufe aus Tirol. 5 Pfund, und Faserkohle von Häring. Geschenk
von Herrn k. k. Sectionsrath Franz Ritter v. Schwind.
8) Kalktropfstein, von Pola, 8 Pfund. Geschenk von Herrn Ernst Lürzer
v. Zechenthal, k. k. Exspeetanten. Hallein. (Für Nr. 5—8 siehe Verhand-
lungen, Sitzung am 20. December.)
9) Einsendungen von den Aufnahmsseetionen der k. k. geologischen
Reichsanstalt, und zwar:
36 Kisten und Packete, 1016 Pfund aus Section 1.
3 5 * „ BSR ARMS A
Bun x 5 1600 „ von Herrn Heinrich Wolf.
518
VII. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt
eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Vom 16. September bis 15. December 1864.
Albany. New York State Library. Catalogue General Library 1855; first suppl. 1861;
Law Library 1855; Maps, Manuseripts ete. 1856. — Catalogue of the Cabinet of
Natural History ete. 1853. — Results of a Series of Meteorologieal observations ete.
from 1826 to 1850 inel. by Franklin R. Hough. Albany 1855. — Forty fifth annual
Report ofthe Trustees of the New York State Library. Albany 1863. — Annual Report
of the Regents of the University ete. 13—16. 18601863.
oe D., Professor. Super-Intendent U. S. Coast-Survey Report 1861. Washington
Belluno. Ginnasio Liceale veseovile. Programma per l’anno seolastico 1864.
Berlin. Kön. Handels-Ministerium. Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinen-
wesen XII, 2. 1864.
» Deutsche geologische Gesellschaft. Zeitschrift XVI, 2. 1864.
= Range Gesellschaft. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. 1864. XVI,
RW. 12,
Boston. American Academy of arts and seiences. Proceedings. Jan. — Nov. 1863.
» Museum of eomparative Zoology. Annual Report of the Trustees. 1863. —
Bulletin. March 1863. — Address of His Exe. John A. Andrew, to the Legislature of
Massachusetts. 1864.
Society of natural History. Journal of natural History vol. VII. N. 4. 1863. —
Proceedings vol IX. April 1863 — March 1864.
Brünn. K. k. m. schles. Gesellschaft für Ackerbau u. s. w. Mittheilungen. 1864.
Nr. 39—50.
Cambridge. Harvard College. Annual Report 1862—1863. — Catalogue of the
Officers and Students 1863—1864. — Catalogus Senatus Academici 1863. — Addres-
ses at the Inauguration of Th. Hill as President, 1863. — Address delivered before
the Alumni. 1863, by J. Walker. — Orders and Regulations. 1863. — Order of Exer-
eises, of Performances ete. 1863.
Clark, H. J., Professor, Cambridge. A Claim for Seientifie property. (1863).
v. Cotta, Bernh., Professor in Freiberg Erzlagerstätten im Banat und in Serbien. Wien
1863. — Ueber die Kieslagerstätte am Rammelsberg bei Goslar. (Berg- und Hüttenm.
Zeitung vonR. Kerl u. F. Wimmer. Nr. 45. de 1864). — Ueber den sog. Gangthon-
schiefer von Clausthal (l. e. Nr. 48).
Demidoff, Fürst Anatol. Observations meteorologiques faites A Nijne - Taguilsk.
(Monats Ourals, Gouv. d. Perm). Annee 1863, Paris 1864.
Dresden, Kais. Leopold. Carolin. Akademie der Naturforscher. Verhandlungen
XXXI, 1864.
» K.polytechnische Sehule. Jahresbericht. 1863—1864.
Emden, Naturforschende Gesellschaft. 49. Jahresbericht 1863. — Kleine Schriften
XI. 1864.
Erdmann, 0. L., Professor in Leipzig. Journal für praktische Chemie. 1864. Nr. 15, 16.
Bd. 92. Hft. 7, 8.
St. Etienne. Societe de l’industrie min&rale. Bulletin T. IX. Livr. 2, 3. 1863/64.
Jena. Kais. Leopold. Carol. Akademie der Naturforscher. Verhandlungen.
Bd. XXIX, 1861. >
Fischer, Dr. Leop. Heinrich, Professor in Freiburg. Clavis der Silieate. Diehotomische
Tabellen zum Bestimmen aller kieselsauren Verbindungen im Mineralreiche u. s. w.
Leipzig 1864. A
San. Franeisco. California Academy of natural seiences. Proceedings. Vol. II.
1858— 1862. m
Gotha. J. Perthes’ geographische Anstalt. Mittheilungen über wichtige neue
Erforschungen u. s. w. vonDr. A. Petermann. 1864, Nr. 8—9.
”
Verzeichniss der an die k. k. geolog. Reichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u.s.w. 519
Gratz. Johanneum. Personalstand und Vorleseordnung im Studienjahre 1865.
»„ Oberrealschule. Personalstand und Vorleseordaung. 1864—1865.
»„ Naturwissenschaftlicher Verein. Mittheilungen. I—1II. 1863 — 1864.
K. k. steiermärk. Landwirthschafts - Gesellschaft. Wocheublatt. XII.
. 1863 — 1864. Nr. 24—26; XIV. 1864—1865. Nr. 1—3.
Gümbel, C. W., k. Bergrath, in München. Ueber das Knochenbett (Bonebed) und die
Pflanzenschiehten in der rhätischen Stufe Frankens (Sitzungsb. der kön. Akademie
der Wissenschaften, München, Mai 1864). — Die geognostischen Verhältnisse der
fränkischen Alb (Franken-Jura). München 1864. (Bavaria II. 9).
Halle. Naturforschende Gesellschaft. Abhandlungen VII. 2. 1864.
Hannover. Gewerbe-Verein. Mittheilungen 1864, Hft. 4—5. — NMonatsblatt 1864,
Nr. 7—10.
» Architeeten und Ingenieur-Verein. X. 2. 3. 1864. Alphabetisches Sachregister
zu der Zeitschrift. n. f. Bd. I. Nr. VII. (1855 — 1862).
Heidelberg. Universität. Heidelberger Jahrbücher der Literatur. September 186%.
Hermannstadt.K. k. Kath. Staats-Gymnasium. Jahresbericht 1855.
Verein für Beförderung der nationalen Literatur und Cultur der
romanischen Völker. Actele privilore la Urdirea si infiintiarea asociatiunei ete.
1862
Hitchcock, C. H. Staatsgeologe des Maine-Staates in Nordamerika. Second annual.
Report upon the natural History and Geology of the State of Mayne. 1863.
Kiel. Universität. Schriften aus dem Jahre 1863, Bd. X.
Klagenfurt. K.k. Landwirthschafts-Gesellschaft. Mittheilungen 1864. Nr. 9—11,
» Naturhistorisches Landesmuseum. „Carinthia“, Zeitschrift für Vaterlands-
kunde u. s. w. 1864. X—XI.
E- Redaction des „Berggeist“, Zeitung für Berg-, Hültenwesen und Industrie. 1864.
r. 77 —100.
Königsberg. K. Universität. Amtliches Verzeiehniss des Personals und der Studiren-
den für das Wintersemester 1864—1865. Nr. 71.
Kopenhagen. Kön. Gesellschaft der Wissenschaften. Oversigt. 1862, 1863.
Lea, Isaac, Präsident der Akademie für Naturwissenschaften in Philadelphia. Observations
on the genus Unio ete. Vol. X. Philadelphia.
Leipzig. K. sächsische Gesellschaft der Wissenschaften. Bericht über die
Verhandlungen. Math.-phys. Classe 1863. 1, I. — P. A. Hansen. Darlegung der
theoretischen Berechnung der in den Mondtafeln angewandten Störungen. II. Abtheil.
1864. — W. Weber. Eleetrodynamische Maassbestimmung insbesondere über
eleetrische Schwingungen. 1864.
Leonhard, Dr. Gustav, Professor in Heidelberg. Neues Jahrbuch für Mineralogie u. s. w.
1864. Hft. VI.
Leutschau. K.k.kathol. Gymnasium. Programm für 1864.
» Evang. Gymnasium. Programm für 1863— 1864.
Linz. Museum Franeiseo Carolinum. XIV. Jahresbericht 1864.
Lipold, M. V., K. k. Bergrath, Wien. Die Ersteigung der Löffelspitze im Zillerthale
(10652 W. F. []) (Mitth. des österr. Alp. Ver. Wien 1864). — Die Sulzbacher und
Steiner Alpen an der Grenze Steiermarks, Krains und Kärntens (1. e. 1862).
London. R. Geographical Society. Proceedings. VII. 4, 5. 1864.
Madrid. Kön. Akademie der Wissenschaften. Memorias. T, I. 1. Ser. Ciene.
exactas T. I. P. 2. 1863.
Mailand. Kön.Istitut der Wissenschaften. Rendieonti, Classe di seienze matema-
tiche e naturali. I, 6. — Classe di lettere e seienze morali e politiehe I. 5. 1864.
Mans. Societe d’agrieulture, sciences et arts de la Sarthe. Bulletin II.
Ser. T. IX., XVII. d. la coll. 1863; 1863—-64. I. Trim. de 1864.
Manz, Friedrich, Buchhändler in Wien. Oesterr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.
1864. Nr. 39—51. — Erfahrungen im berg- und hüttenmännischen Maschinen, Bau
und Aufbereitungswesen zusammengestellt aus den Berichten u. s. w. von P. R.
v. Rittinger. Jahrgang, 1863.
Marenzi, Graf Franz, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, Triest. Der Karst. Ein geologisches
Fragment im Geiste der Einsturztheorie. Triest 1864.
Montreal. Natural History Society. The Canadian Naturalist Vol. I. Nr. 1-4.
1864.
Moscau. Kais. Naturforscher Gesellschaft. Bulletin. Nr. 3. 1864.
München. Kön. Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberichte. 1864, 1, 4—5.
1.1.
K. k, geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. IV. Heft. 67
”
520 Verzeichniss der an die k. k. geolog. Keichsanstalt eingelangten Bücher, Karten u. s. w.
Neuchatel. Societe dessceiences naturelles. Bulletin VI. 3. 1864.
Pecchioli, V., in Florenz. Deserizione di aleuni nuovi fossili nelle argille subappenine
toseane (Atti. Soc. ital. di se. nat. Milano VI. 1864).
Pest. Ober-Realschule. Programm für 1864.
»„ Kön. Ung. Naturwissenschaftliche Gesellsehaft. Közlönye 1861. II. 2. —
Evi jelentese tagjairol es müködeseröl. 1860/61.
@hiladelphia. Academy of natural seiences. Journal N. Ser. Vol. V. Part. IV.
1863. — Proccedings Nr. 1—7, 1863.
„ American Philosophical Soeiety. Proceedigs. Vol XI. Nr. 70. 1863.
» Franklin Institute, Journal. Vol. XLVH. Nr. 4—6. 1864.
Prag.K. k. patriot.-ökonom. Gesellschaft. Centralblatt für die gesammte Lan-
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Böhmens. Tafeln zur Statistik der Land- und Forstwirthschaft des Königreiches
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Kais. Akademie der Wissenschaften. Sitzungsberiehte: mathem.-naturw. Classe
1864, Bd. 49, Hft. 4—5. Abth. 1. 2, Bd. 50. I. Abth., Hft.,, 1. II. Abth., Heft 1—2.
— Philos.-histor. Classe‘, 45 Bd., 3. Heft, 46. Bd., 1—3. Heft 1864.
Docetoren-Collegium der medieinischen Faecultät. Oesterr. Zeitschrift für
praktische Heilkunde. 1864, Nr. 40—48, 50, 51.
K.k. Polytechnisches Institut. Programm für die ordentlichen und ausserordent-
liche Vorlesungen im Studien Jahre 1864/53.
K.k. Landwirthsehafts-Gesellsehaft. Allgemeine land- und forstwirthschaft-
liche Zeitung. 1864, Nr. 283—34.
Oesterr. Ingenieur-Verein. Zeitschrift 1864. Hft. 9.
N. Ö. Gewerbe-Verein. Verhandlungen Jahrg. 1864. Heft 9.
Communal-Realschule Rossau. 1—3. Jahresbericht 1861— 1864.
Würzburg. Landwirthschaftlieher Verein. Gemeinnützige Wochenschrift. 1864,
Nr. 27—20.
Zittel, Dr. Karl A., Professor in Karlsruhe. Die Bivalven der Gosaugebilde in den nord-
östlichen Alpen. I. Theil. Wien 1864. (Denkschr. d. kais. Akad. d. Wiss. XXIV.)
n
‚reisverzeichniss den von der k.k. geolog. Reichsanstalt geologisch SnIprirken Karten.
(In österreichischer Währung.)
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8 1 \ Saalfelden » 2... “Ossero. » 20. ‚d | 24 Malaczka 0. ce lien] 4|50
ss N N 121|501 35 | Pressburg. ... . . . 5) :
2 B. Genealkrten im Maasse von 1:288, 000 der Natur. 4000 gehe 1 Zoll.
Umgebung von FL: Banat i in 4 Blättern 420] 8].
a" ante are |16| "Lugos bis zur Grenze . | 1|25 Al. Galizien, Lodome-
£ Ur Ungarn. y — über die Grenze bis ö rien und Bukowina;
al helfe ARE Karlsburg ... 74/25 edge
N i Be 251; 77 f vr —1Zo
2|° Bent 2 1125] 5175 a rt — bis zur Landes-
3 ita ündEpe- a grenze. ...14150| 9|.
Dies. 2... 1125] 5|25 ; — über dieLandes-
Alk üngkvar 2. 2... | 1251.1178 VI. Salzburg; 1Blatt. | 3]. grenze. . . „1150| 12].
5 Neusiedler See . . | 1123| 51751 VI. Kärnten, Krain und XI. Steiermark in4Bl. !A4|. | 36].
6 Grade lin. 1125] 3125 + Istrien inA Blättern 4| . XIV. Siavonienu.Militär-
7 5 Miskolez und Erlaw'| 1125| 328 VII. Lombardie und Ve- grenze ; 1 Bl. 60000
8 Szathmar-Nemethy | 1/25] 3251 nedig in 4 Blättern =1Zoll..'...1.]|801 ‚2/50
ia) Szigeh ... . . . 1125| 2125 — bis zur Landes- XV. Croatien und Mili-) |
9 ‚ Steinamanger.. .ı. | 1/25) 6|. \ grenze. . 2. |8]. tärgrenze ; 1 Blatt
10 a 1125] 6|.|| ..— über die Landes- 60000 —= 1 Zoll,
11 |8 |Szolmok . ...... |1125| 150) | 0° grenze, . 00.8]. bis zur Grenze. . |. 50] 3150
12 |” | Grosswardein bis zur k 1 IX. Tirol u. Vorarlberg — über die Grenze. |50] 6.
"Grenze . . . . | 11351 "8128 in 2Blättern. . . |6|. XVI. Dalmatien in 2 Bl.
12 "über die Grenze , n X. Siebenbürg- ; Stras- sooo —iZoll . |1l.| 4.
f bis Klausenburg | 1125) 5175 senkarte in 2 Blät-
13| | Warasdin . ...[|125] 4. tern 60000 = 1 Zoll,
14 | ı Fünfkirchen . . . [1125| ‚3/50 bisz. Landesgrenze) 1
1%
15 ea und Arad | 1j25| 14[75 — über die Grenze
" Sämmtliche Karten durch das k. k. militärisch-geographische Institut herausgegeben, und in dem
rlage desselben, und in der Kunsthandlung bei A. Artaria, Kohlmarkt Nr. 1151, zu haben. Die
arte XI, Banat, bei Artaria erschienen.
‚Die geologiseh eolorirten Karten werden von der k.k. geologischen Reichsanstalt und der Kunst-
ndlung von A. Artaria auf Bestellung geliefert; auch werden schwarze Karten geologisch colorirt.
1:19.41 %
Seite
I. Ueber einige Krinoidenkalksteine am Nordrande der österreichischen
Kalkalpen. VonDy. BE. Poters ne a een se agiaye 149
II. Mittheilungen über die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen. Von ar
Dr. Gustav C. Laube...... RN A A re Per De 159
III. Ueber die Mineralquellen des Säroser Comitates in Ober-Ungarn. Von
Dr. Cru hy Lore a EI 179
IV. Mittheilungen über einige Untersuchungen auf Kohle im Zalaer er PL
tate. Von Berg-Ingenieur M. Simettinger RENTE TE NR 213
V. Ueber die neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz Und Mur in e
Obersteiermark.' Von DionysiStur 4... nn Be
VI. Zur Erinnerung an Johann Karl Hocheder. Von W. Haidinger ar 253
VII. Der Salinenbetrieb im österreichischen und steiermärkischen Salzkam- >
mergute in chemischer Beziehung. Von Karl Ritter v. Hauer ........ 257
VIN. Arbeiten ausge führt im chemischen Laboratorium der k.k. geologischen
Reichsanstalt. Von Karl Ritter v. Hauer ..crocaaceseceeseseeenenn 303
IX. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt gelangten Ein-
sendungen von Mineralien, Gebirgsarten, Petrefaeten UNS. UWE 2 306
X. Verzeichniss der an die k. k. geologische Reichsanstalt eingelangten BEN
Bücher, Karten ET N N RN a N Do “307:
Verhandlungen der k. k. BE RREHEN Reichsanstalt 1864.
Sitzungsberieht vom 3. April ....-..--.---ereneeonenennen u:
Sitzungsbericht vom 19. April »ueceeneeeseceeceeseceenn a
Sitzungsbericht vom 10. Mai....... a Ba
Sitzungsbericht vom 21. Juni A Ki i
Unter der Presse:
JAHRBUCH DER K. k GEOLOGISCHEN REIC NSANSTALT. |
1804. a. Band.
Nr. 3. Suli, August, September. IR
Jahrbuch 14. Band.
der K.k. geologischen Jahrgang 1864.
Reiehsanstalt. Heft I.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 19. Jänner 1864.
Herr k. k. Hofrath und Director W. Haidinger im Vorsitz.
Mit inniger Theilnahme gedenkt der Vorsitzende des am 5. Jänner erst in dem
Alter von nur 42 Jahren dahingeschiedenen Freundes Pasqual Ritter v. Ferro, zu-
letzt als k. k. Salinen-Sudhüttenmeister in Ebensee, und als soleher noch in nahen
Beziehungen mit uns,. namentlich Herrn Karl Ritter v. Hauer in den neuen Ar-
beiten zur Erzielung der genauesten Kenntnisse der Zustände der Salzgewinnung.
„Aber auch in früherer Zeit, in der Entwickelung unserer geologischen Arbeiten
bleibt er uns unvergesslich. Im Jahre von 1843 auf 1844 war er zu dem Lehr-
curse am k. k. Montanistischen Museum einberufen worden. Schon im Laufe des
ersteren Jahres hatte die Zusammenstellung der „Geognostischen Uebersichts-
karte der österreichischen Monarchie“ begonnen, und der östlichste Theil war
durch die Herren Karl Foith, Franz v. Kolosväry, Gustav Faller, Adolph
Hrobony, Franz Weineck, Theodor Karafiat besorgt und bereits im
Herbste durchgeführt. Manche Verbesserungen wurden von den Herren Franz
Ritter v. Hauer, Joseph Trinker, Pasqual Ritter v. Ferro eingetragen, und
namentlich von dem letzteren ein neues Exemplar der Strassenkarte eolorirt, und
dieses Exemplar war es, welches ich am 6. März 1844 dem damaligen Präsiden-
ten der k. k. allgemeinen Hofkammer und Hofkammer im Münz- und Berg-
wesen Freiherrn v. Kübeck vorlegen konnte, zur Erwirkung der Aller-
höchsten Bewilligung zur Veröffentlichung auf Staatskosten, welche später
erfolgten. Meinem hochverehrten Freunde, dem späteren Assistenten und gegen-
wärtigen k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer fiel noch die sorgsamste Re-
vision zu, bis die neun Blätter im November an das k. k. militärisch-geogra-
phische Institut übergeben wurden. Die Karte selbst wurde in einer Sitzung von
Freunden der Naturwissenschaften am 27. November 1846 (Berichte u. s. w.
Band Il, Seite 29) vorgelegt. Wohl ist seitdem unsere Entwickelung weit vor-
geschritten. Zablreiche Erfolge kennzeichnen die zwanzig Jahre. Aber »s ist
dies auch ein langer Zeitraum, und wenn wir Theilnehmer an unseren früheren
Arbeiten in männlichster Kraft vor der Zeit dahin scheiden sehen; so ist dies
wohl dazu gemacht, den Ernst des Lebens, das zu Thaten bestimmt ist, uns recht
eindringlich darzustellen.
Wie im vertilossenen Jahre am 20. Jänner, so in den gegenwärtigen am
heutigen Tage, dem 19., kann angezeigt werden, dass die im abgelaufenen Jahre
gewonnenen geologisceh-eolorirten Karten und Druckschriften der k. k. geologi-
sehen Reichsanstalt, und zwar dieses Mal am 16. Jänner durch Seine Excellenz
den Herrn k. k. Staatsminister Ritter v. Schmerling an Seine k. k. Aposto-
lische Majestät in tiefster Ehrfurcht geleitet wurden.
Es waren folgende Gegenstände: 1. Karten. Sechs Blätter der k. k. Ge-
neralquartiermeisterstabs - Specialkarfen des Königreiches Ungarn in dem Maasse
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 186%. Verhandlungen. a
D) Verhandlungen. [2]
von 1:144.000 oder 2000 Klaftern gleich 1 Zoll, und zwar Nr. 14 Umgebungen
von Skalitz, Nr. 15 Umgebungen von Waag-Neustadtl und Trenesin, Nr. 24 Um-
gebungen von Malaczka, Nr. 25 Umgebungen von Tyrnau, Nr. 35 Umgebungen
von Pressburg, Nr. 36 Umgebungen von Dioszeg und Neutra.
Von diesen lässt sich in Kürze, da die Aufoahmsbezirke der Theilnehmer
an den Arbeiten vielfach in einander griffen, nur im Allgemeinen sagen, dass der
westliche etwas umfassendere Theil durch die Section unter Herrn k. k. Berg-
rath Foetterle gewonnen wurde, der östliche durch die Section unter Herrn
k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer. Mit ersterem wirkten die Herren Sections-
geologen H. Wolf, F. Freiherr v. Andrian, K. Paul, und waren diese
begleitet von den Herren k.k. Exspeetanten F. Babanek, A.Horinek.
A. Rücker. Der östlichen Section Theilnehmer war Herr Sectionsgeologe Dr. G,
Stache, mit den begleitenden Herren k. k. ExspectantenB. Winkler, J. Cer-
mak, Fr. Posepny, welchen sich noch die Herren Dr. A. Madelung aus
Gotha und Dr. K. Hofmann aus Kronstadt angeschlossen hatten. Die zwei
Kartenseetionen Nr. 24 Malaczka und Nr. 25 Pressburg sind vollständig, auch für
unseren Preiscourant gewonnen, an den übrigen Blättern fehlt noch die Vervoll-
ständigung in einer späteren Aufnahme durch die angrenzenden Theile von
Mähren im Norden, so wie im Osten die sich an die Niederungen anschliessenden
neu aufsteigenden abgesonderten Gebirgsgruppen.
2. Druckscehriften. Der dreizehnte Band des Jahrbuches der k. k.
geologischen Reichsanstalt für 1863, ferner das von Herrn A. Fr. Grafen
Marschall zusammengestellte General-Register der ersten zehn Bände des
Jahrbuches von Nr. 1 (1850) bis Nr. 10 (1859).
Das General-Register war bereits in der Jahressitzung am 3. November
1863 vorgelegt und der Sorgsamkeit der Bearbeitung in den vier Abtheilungen,
der Personen, Orte, Sachen und der paläontologischen Namen in anerkennendster
Weise gedacht worden.
Auch das vierte und Schlussheft des Bandes für 1863 wird vorgelegt. Herr
Director Haidinger bringt neuerdings, wie in dem Vorworte seinen innigsten
Dank allen hochgeehrten Beschützern , Gönnern und Freunden in der Gewinnung
des Heftes und des Bandes dar.
Namentlich war in der Zwischenzeit seit unserer letzten Sitzung ein höchst
anregendes Ereigniss die Thatsache gewesen, dass es dem Director der k. k.
geologischen Reichsanstalt, in Gemeinschaft mit dem Reichsrathsabgeordneten Hrn,
k. k. Professor Fr. Schuler v.Libloy in Vertretung des Vereines für sieben-
bürgische Landeskunde in Hermannstadt beschieden war, ein Exemplar des von
den Herren k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer und Dr. Guido Stache ver-
fassten Werkes: „Geologie Siebenbürgens“* an Seine k. k, Apostolische
Majestät überreichen zu dürfen. Das Werk selbst war in unserer Jahressitzung
am 3. November vorgelegt worden. Aber eine ehrfurchtsvollste Vorlage, wie die
oben erwähnte , musste immer der Wunsch aller Theilnehmer bleiben. Der hoch-
verehrliche Verein in Hermannstadt, welcher als Herausgeber des Werkes einge-
treten war, während unsere beiden hochgeehrten Freunde die Zusammenstellung
übernahmen, lud die beiden obengenannten Herren zur Ausführung des Vor-
habens ein, welches auch in erfreulichster Weise am verflossenen 21. December
stattgefunden hat, an welchem Tage Seine k. k. Apostolische Majestät
das Werk huldreichst entgegen zu nehmen geruhten. Gewiss ist die Gewinnung
dieses Werkes ein werthvolles Ergebniss des freundlichen Zusammenwirkens der
beiden in Rede stehenden Theilnehmer, der Reichsanstalt hier und des Kronlands-
vereins dort.
[3] Verhandlungen. 3
„In dem Vorworte des 13. Bandes erwähnt, aber gewiss auch voll
Anspruch darauf, in unserer heutigen Sitzung genannt zu werden, und
meinen innigsten Dank entgegen zu nehmen“, sagt Haidinger, „ist der
so freundliche Artikel unseres hochgeehrten Freundes Dr. A. Madelung in
Petermann'’s so wichtigen Mittheilungen (1863, XI. Bd., S. 428) „die k. k.
geologische Reichsanstalt in Wien und ihre bisherigen ! mit einer
verkleinerten geologischen Übersichtskarte des er ches in des Maasse von
1:525.000. Vieles liegt wohl in derLiteratur, inunseren eigenen Schriften vor, aber
gerade das Wohlwollen in der Zusammenstellung ist es, das unseren innigsten
Dank erheischt. Auch der Gerold’schen OR nhischen Revue“ sind wir zu
wahrem Danke, für ihre freundlichen Notizen, Seite 255, des zweiten Jahrganges
ersten Bandes 1864, verpflichtet, welche sich auf die Einberufung der jüngeren
Herren Berg-Ingenieure in ärarialischem Dienste an die k. k. geologische
Reichsanstalt, und die Art ihrer Beschäftigung an derselben beziehen.
Auch von unserer nun recht ernstlich vorbereiteten geologischen General-
karte des Kaiserreiches ist dort vorläufig Nachrieht gegeben. Sie wird allerdings
noch etwa zwei Jahre der Arbeit von mancherlei Art bedürfen, doch liegt die
Manuseriptkarte in dem Maasse von 1:432.000 oder 6000 Klafter gleich 1 Zoll
unserer Strassenkarten der einzelnen Königreiche und Länder mit den beab-
sichtigten Formationsgliedern unter der Leitung des hocherfahrenen Forschers
Franz Ritter v. Hauer bereits vor, so dass die Ausführung vorzüglich in drei
Abtheilungen zerfällt, die Gewinnung der geographischen Grundlage, eine Karte
von 1:576.000 oder von 8000 Klafter gleich 1 Zoll, dem Maasse der schönen
Scheda’schen Karte, der Reduction der geologischen Grenzen auf dieses Maass
und den Farbendruck der neun Sectionen, die ganze Karte eine grosse Tafel von
5 Fuss 3 Zoll Höhe und 6 Fuss 11 Zoll Breite.
Während wir selbst die geologische Übersichtskarte des Kaiserreiches vor-
bereiten, ist es gewiss anregend, auch der Fortschritte zu gedenken, welche sich
auf die geologische Übersichtskarte von Deutschland beziehen, wie sie in der
ersten allgemeinen Versammlung der deutschen geologischen Gesellschaft in
Regensburg am 25. September 1849 von dem Vorsitzenden Herrn Rudolph
v. Carnall (Zeitschrift der D. G. G. I. Band, S. 395) vorgeschlagen worden
war. In unserem Jahrbuche für 1851 (Heft 2, S. 89) waren die näheren Bezie-
hungen mit Hinweisung auf die Einladung des Herrn v. Carnall vom 28. No-
vember 1850 gegeben. Mir war die Ehre zugedacht, dabei Oesterreich zu ver-
treten, das heisst die Arbeiten meiner hochgeehrten Arbeitsgenossen an der k. k.
geologischen Reichsanstalt. Die beabsichtige Grösse im Ganzen, in zwei Blättern,
ist ein Bild zusamınen 341/, Zoll hoch, 29:/, Zoll breit. Das Maass 1: 1,400.000
der Natur oder 21.111 Klaftern auf einen Zoll, während die v. Dechen’sche
Übersichtskarte von Deutschland in dem Maasse von 1 :2,300.000 oder von
42.222 Klaftern auf den Zoll, unsere eigene frühere Übersichtskarte des Kai-
serreiches in dem Maasse von 1: 864.000 oder von 12.000 Klaftern auf den
Zoll ausgeführt sind,
Unsere Aufnahmen hatten noch, namentlich in südlicher Richtung, erst im ver-
flossenen Herbste an unserem hochgeehrten Gönner und Freund, Herrn wirklichen
Geheimrath v. Dechen, den wir uns freuen nun mit dem Ehrenworte Excellenz
zu begrüssen, abgesandt werden können , welcher freundlichst die Sorge der
Schlussarbeit von der deutschen geologischen Gesellschaft übernommen hatte. In
einem bezüglichen wohlwollenden Schreiben vom 7. December an mich, bemerkt
er über die Ausführung: „Die Schwierigkeit der Herstellung der Karte“ „beruht
wesentlich in der Auswahl der zusammenzulegenden Formationen. Auf der einen
a*
4 Verhandlungen. [4]
Seite soll diese Karte nicht zu viele Trennungen enthalten, auf der andern Seite
wird doch wieder ein genügendes Detail verlangt. Was für eine Gegend
recht gut passt, stellt sich für die andere als zu viel oder zu wenig dar. So
muss denn zwischen Seylla und Charybdis hindurch gesteuert werden. Die Aus-
führung wird nur Wenige befriedigen und Vielen anstössig sein. Ich hoffe im
nächsten Jahre die Arbeit zu Stande zu bringen und will mir alle Mühe geben,
aber Sie wissen wohl wie es oft mit den besten Vorsätzen geht“. Ich darf wohl
diese so beherzigenswerthen Worte des grossen Meisters gleichzeitig als den
Ausdruck des innigsten Gefühles bezeichnen, welches auch unser eigenes ist in
Bezug auf unsere eigene Karte, wenn wir auch gegenüber von jener noch den
Vortheil eines etwas grösseren Maassstabes haben.
Auch die grosse v. Dechen’sche Karte der Rheinprovinz und Westphalen
ist der Vollendung nahe, 30 Sectionen sind gestochen, auch der Stich der übrigen
A Sectionen sehr weit vorgeschritten, doch könnte das Erscheinen einiger See-
tionen bis in das Jahr 1865 hineinreichen.
Eine Stelle in des hochgeehrten Freundes Schreiben ist doch gar zu wohl-
wollend und anregend, als dass ich sie hier übergehen dürfte. Es ist die Rede
von meiner Ansprache am 3. November 1863. „Es ist erstaunenswerth, was
Sie in und mit dieser Anstalt seither geleistet haben, mehr, viel mehr als
sonst irgendwo. Das Viribus unitis haben Sie auf das Herrlichste angewendet.“
Nur mit wahrer Rührung vernehmen wir, solidarisch in unserem Streben, das
Wort des Meisters.
Mit einem Worte darf ich heute auch der Einbeziehung in unser Personale,
der von Seiner Excellenz Herrn k. k. Finanzminister Edlen v. Plener einberu-
fenen jüngeren Freunden und zeitweiligen Arbeitsgenossen erwähnen. Wenn
auch verschiedenen Ministerien angehörig, vereinigt uns der Gegenstand unserer
Forschungen und wird auch die vorübergehende Verbindung in dem späteren
Laufe der Zeiten gelöst, so bleibt uns die Erinnerung gemeinsamer Arbeit für
alle späteren Zeiten praktischer Thätigkeit lebhaft und anregend übrig.
Zahlreiche wohlwollende Gönner, Freunde und Correspondenten sind uns
neuerdings gewonnen.
Der eigentliche Inhalt, Gewinn für immer, spricht für sich selbst, in dem
langsamen aber sicheren Fortschritte der Lösung unserer geologischen Aufgaben.
Am 15. December 1863 hatte unsere letzte Sitzung stattgefunden, wenige
Tage nach derselben erhielt ich das vorliegende Heft der „Memoirs of the Geo-
logical Survey of Iudia“, enthaltend Palaeontologia Indica, herausgegeben
unter der Leitung unseres hochverehrten Freundes Dr. Thomas Oldham. Die-
ses Heft (3, 1) gibt uns „The Fossil Cephalopoda of the Cretaceons Rocks of
Southern India (Ammonitidae) by Ferdinand Stoliczka, Ph. D., Geological
Survey of India. Sechs Tafeln (26—31), Lithographie und Tondruck der
Species Ammonites Blanfordianus Stoliezka, A. inflatus Sow.. A. Candollianus
Pict., A. propinquus Stol., A. subtricarinatus d’Orb. und noch ein unbestimm-
ter, alle von der Nähe von Trichinopoly. Aus dem Vorwort zu der Abhandlung
erhellt, wie unser trefflicher Freund Stoliczka sorgsam gefördert durch
Dr. Oldham selbst sich nun mitten in die Arbeit, mit den Ammoniten der
Kreide von Süd-Indien beginnend, geworfen hat. Die Abhandlung war im Mai
zum Druck gegeben, Beweis für den raschesten Beginn. Zahlreiche Aufsammlun-
gen lagen vor, so dass wir reichen Beiträgen entgegen sehen. Wir freuen uns
herzlichst dieser Fortschritte, aber es wird uns doch auch gestattet sein, wenig-
stens zu wünschen , dass auch unser längst begonnenes grosses Werk der fos-
silen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien von unserem hochverehrten
[5] Verhandlungen. 5
Freunde Hörnes wieder einigen Fortschritt gewinnen möchte. Das letzte
Heft war am 4. November 1862 vorgelegt worden, in der Sitzung, in welcher
unser hochverehrter Freund Stoliezka von uns Abschied nahm. Es war uns
seitdem nicht möglich gewesen, ein weiteres Heft zu liefern, ja es ist auch noch
nicht der Druck eines solehen begonnen, wenn auch die Tafeln längst gezeich-
net vorliegen. Betrachtungen dieser Art bereiten uns wohl einige Beschämung,
aber die Hindernisse sind so oft mächtiger, als die innigsten Wünsche.
Herr Dr. Gustav Laube von Teplitz berichtet über die Erzlagerstätten von
Graupen in Böhmen.
Dieselben gehören zwei Systemen des Erzgebirges an, dem grauen Gneiss als
Gänge, dem Felsitporphyr als Stockwerksmassen. Dies sind Zinnsteingänge. Es
scheinen jedoch in einer tieferen Lage auch andere Gänge aufzutreten, und zwar
wie sich bis jetzt ergeben hat, kiesiger Natur, entsprechend dem Systeme von
Klostergrub und Töllnitz.
Die Zinnsteingänge, deren sehr viele bekannt sind, und deren man
40 näher kennt, sind auf drei Grubenrevieren von 200.709 Quadratklaftern ver-
theilt. Sie zerfallen in drei Gruppen: Hauptgänge mit flachem Fall und
2—5 Zoll Mächtigkeit führen entweder reinen Zinnstein, oder sind von
Glimmer, Steinmark, Flussspath, Eisenglanz, sehr wenig von Kiesen begleitet.
Dabei erscheint das Liegende des Ganges auf 2 -—— 3 Zoll mit Zinnstein
imprägnirt, das Hangendgestein jedoch niemals.
Von ihnen verschieden sind die steinknochener Hauptgänge, welche einem
anderen. Systeme angehören, steiler einfallen und quarzig sind.
Gefährtel weniger mächtig als die Hauptgänge und steiler fallend, zeigen
noch grössere Einförmigkeit, indem sie fast nur Zinnstein führen. Sie imprä-
gniren ebenfails das Liegende. Stehende Gänge, 1—3 Zoll mächtig , fallen
steil ein. Die Gangausfüllung besteht aus Quarzbrocken, die wieder verkittet
sind; sie haben vielen Kies. Mit Ausnahme der steinknochenen Hauptgänge sind
sämmtliche anderen Morgengänge zwischen Stunde 2—7 streichend. Die Stein-
knochener streichen alle Stunde 12.
Die Verwerfungen sind häufig zu beobachten , und sind die verwerfenden
Klüfte oft ziemlich bedeutend. Sie sind gewöhnlich mit einer kaolinartigen
glimmerigen Masse ausgefüllt und führen geringe Quantitäten von Zinnstein.
Die gewöhnliche Wanganfüllung erscheint so, dass auf das imprägnirte
Liegende Zinnstein folgt, hierauf Steinmark und Glimmer, dann wieder Zinnstein
und Steinmark schliesst. Quarzinfiltrationen zeigen sich zumeist nur in der
Nähe der Klüfte, ihnen ist der Zinnstein in Nestern und Schnüren eingelagert,
und zeigen sich dann auch Kiese und Flussspath in grösseren Massen.
Die Hauptgänge des Steinknochens sind durchaus mächtige Quarzgänge,
welche den Zinnstein in Schnüren und Nestern in unregelmässiger Lagerung
führen und sehr mächtig sind, ähnlich den Zinnwalder Quarzgängen, jedoch ist
ihr Adel bedeutend geringer als der der Gänge von anderen Revieren.
Die Mineralvorkommnisse von Graupen sind sehr wenig manniglach, in allen
treten etwa sechzehn verschiedene Species, die gewöhnlichen Begleiter von
Zinnlagerstätten auf, jedoch auch diese in nicht bedeutenden Massen. Es sind
zumeist Braunspath, Fiussspath, Apatit, Nickel, Glimmer, Steinmark, Malachit,
Wolfram, Rotheisenstein, Eisenglanz, Wismuth, Bleiglanz, Molybdänit, Kupfer-
schwärze Pyrit, Chalkopyrit und Arsenopyrit; letztere drei namentlich von
stehenden Zügen, so wie von eigenen Lagerstätten.
Die Zinnerzlagerstätten und Porphyre erscheinen als Stöcke unmittelbar
an den Gneissgrenzen gegen den Felsitporphyr, und zwar ist dieser das zinnerz-
6 Verhandlungen. [6]
führende Gestein. Am Preisselberger Stockwerk NW. Graupen, zeigt jedoch in
der Sohle und Decke Syenitporphyr des Altenberger Zuges, der keinen Zinn-
stein führt, wohl aber den Felsitporphyr durchsetzt, so dass dieser in ihm zinn-
steinführende Bänke bildet, welehe abgebaut werden. An den Orthoklaskrystallen
des Syenitporphyrs lässt sich häufig eine Metamorphose in Steinmark beobachten,
welches der Zusammensetzung 4676 Kieselsäure, 35:36 Thonerde, mit etwas
Eisenoxydund 18:21 Wasser und so der Formel2 Al, O,;, 3 Si O, + HO entspricht
Das Erz erscheint dem Porphyr in Nestern eingelagert und ist von (Quarz,
Steinmark und Fiussspath begleitet, Kiese fehlen.
Was das Alter der Gänge anbelangt, so scheinen die Hauptgänge und
Gefährtel des Knötler und Mückenberger Reviers die ältesten Gänge durch
Sublimation und spätere Lateralseceretion ausgefüllt zu sein. Jünger erscheinen die
Hauptgänge des Steinknochens, und zwar durch Infiltration gebildet, worauf die
Bildung des Preisselberger Stockwerks folgen dürfte, da die im Porphyr auf-
tretenden Zinnerze als Reste von Zinnsteingängen im Gneiss erscheinen, wie
sich aus den im Prophyr eingeschlossenen Gneissbrocken annehmen lässt. Die
stehenden Gänge erscheinen als die jüngsten Bildungen. Das Zinnerzlager im
Porphyr erscheint jedoch nochmals durch den jüngeren Syenitporphyr gehoben,
in dessen Eruptionsspalte das Stockwerk liegt.
Herr k.k.Bergrath M. V. Lipold theilte einen Auszug mit aus einer für das
Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt bestimmten Abhandlung „über
dieKohlenbaue bei Berszaszka in der serbisch-banater Militär-
grenze“. Herr Lipold hatte diese Bergbaue in Begleitung des Herrn D. Stur
im November des vergangenen Jahres besucht, und zwar über Ersuchen des
Besitzers derselben, des kaiserlichen Rathes Herrn Karl Klein, k. k. priv. Gross-
händlers in Wien.
Herr K. Klein hat dortselbst drei Kohlengruben, und zwar in „Kozla“ in
„Kamenitza* und in „Sirinia“ nebstdem Schurfbaue in Okasu Reu und Reezka
im Betriebe. Der Siriniaer Bau befindet sich unmittelbar an der Donau,
1/, Stunde von der Dampfschifffahrtsstation Drenkowa, der Kozlaer Bau
800 Klafter und der Kamenitzaer Bau ungefähr 1 Meile in der nördlichen Fort-
setzung des Streichens der Kohlenformation. Zwischen Kozla und Kamenitza
bestehen die Schurfbaue. Das Streichen der Kohlenformation ist ein nördliches
(Stunde 1—2), das Verflächen ein westliches. Das Grundgebirge ist Gneiss.
Die Baue in Kozla und Kamenitza sind vor 18 Jahren eröffnet, aber erst
seit ungefähr 5 Jahren schwunghafter und regelmässig betrieben worden unter
der Leitung des nunmehr verstorbenen Bergverwalters Franz Hawel. Der Bau
in Siriniawurde erst im Jänner 1863, und zwar aufGrund geologischer Anhalts-
punkte in Betrieb genommen. Der bisherige Aufschluss beträgt in’ Kozla
380 Klafter im Streichen und 50 Klafter Saigerteufe, in Kamenitza 130 Klafter
im Streichen und 60 Klafter Saigerteufe, und in Sirinia 60 Klafter im Strei-
chen mit 15 Klafter Saigerteufe. Der weitere Aufschluss ist bei allen Bauen
im Zuge, indem bei allen die Ausrichtung der Kohlenflötze sowohl nach dem
Streichen als auch nach dem Verflächen nach sichere nene Aufschlüsse in Aus-
sicht stellt.
In allen drei Koblengruben sind je drei Kohlenflötze durchfahren
worden, deren zwei in der durchschnittlichen Mächtigkeit von 2—3 Fuss
abbauwürdig sind. Im Hangenden der Flötze tritt eine petrefactenführende
Kalksteinschichte auf, sowohl in der Grube als über Tags an vielen Punkten
vorlindig. Die durch Herrn Professor Dr. Karl Peters bestimmten Petrefacte,
— Cardinia coneinna, Mytilus decoratus, M. Morrisi, Pholadomya ambigua,
[7] Verhandlungen. 7
Pecten liasinus, P. aequivalvis, Terebratula grossulus, T. grestensis —
verweisen die Berszaszkaer Kohlenablagerung in die Liasformation , welche
bekanntlich in Oesterreich die besten und reinsten Steinkohlen enthält. Ausser
der ausgezeichneten Qualität der Kohle kommt den Berszaszkaer Kohlengruben
die ausserordentlich günstige Lage am Donaustrome besonders zu Statten.
Die Erzeugung ist seit den letzten 5 Jahren im steten Steigen; sie betrug im
Jahre 1863 222.000 Wiener Centner, Der Verkaufspreis ist loco Drenkowa
45 kr. ö. W. pro Wiener Centner.
Herr D. Stur entwickelt seine Ansichten über die neogen-tertiären
Ablagerungen im Mürz- und Murthale in Steiermark. In beiden Thälern
lassen sich Gesteine von zwei neogenen Altersstufen unterscheiden. Die tiefere
Stufe besteht aus Conglomeraten, die durch „hohle Geschiebe“ ausgezeichnet
sind und Sandsteinen, beide ein höheres Glied derselben Stufe bildend — und
aus Schieferthonen, in welchen mitunter sehr mächtige Kohlenflötze sich ein-
gelagert befinden und die zugleich die tiefsten Lagen dieser Stufe darstellen.
In beiden Gliedern dieser Stufe werden Reste von Säugethieren gefunden,
namentlich Mastodon angustidens und Dinotherium bavaricum. Herr Stur
parallelisirt diese ältere Stufe des Mur- und Mürzthales mit der marinen Stufe
im Wiener Becken, wozu insbesondere die Fundorte Gaaden, Jauling, im
Wiener Becken und Rein bei Gratz als verbindende und vermittelnde Zwischen-
glieder gedient haben. Hierher gehören: Turnau und Aflenz, Parschlug,
wie dies auch schon Prof. Suess nachgewiesen, ferner die Kohlenlager des
Illa, Winkl, Urgenthal, Leoben, Trofaiach und mehrere Vorkommnisse
von Conglomeraten im oberen Murthale; namentlich das Vorkommen an der
Kirche Walpurga bei St. Michael, das Liegendeonglomerat von Fohn s-
dorf und Rottenmann in der Gegend von Murau.
Auf dieser älteren Stufe aufgelagert, folgen die Tegel, mit zum Theil sehr
mächtigen Kohlenflötzen, und über diesen die Ablagerungen von Schotter. Im
Tegel sowohl als in der Kohle selbst finden sich Schichten, die stellenweise
nur aus Congeria triangularis Partsch bestehen. Diese höhere Stufe des Neo-
gen im Mur- und Mürzthale gehört daher unzweifelhaft der obersten Süsswasser-
stufe im Wiener Becken, den bekannten Congerienschichten an. Hierher gehören
die Kohlenablagerungen an der oberen Mur.
Jede Spur einer Ablagerung, die man der mittleren,
brakischen Stufe den Cerithienschichten des Wiener Beckens
parallelisiren könnte, fehlt in den nordöstlichen Alpen. In der
That berühren die Cerithienschichten die nordöstlichen Alpen in Steiermark nur
bei Hartberg. Von da nach NO, zieht die äussere westliche Grenzlinie der
Cerithienschichten weit entfernt von den Alpen zur äussersten Spitze des Rosa-
liengebirges , wie sie auch nach Süd von Hartberg über Gleisdorf nach Glei-
ehenberg, sich von den nordöstlichen Alpen weit nach Ost entfernend fortläuft.
Jahrbuch 14. Band.
der k.k. geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. Heft I.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 1. Februar 1864.
Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer im Vorsitz.
Herr Direetor W. Haidinger zeigt den Tod des Professors Heinrich
Rose an.
„Einen neuen, grossen Verlust unter den Vätern der Wissenschaft, erlitten
wir durch das am 27. Jänner stattgefundene Hinscheiden unseres treuen
Freundes Heinrich Rose. Unseren Studien durch zahlreiche Analysen der wich-
tigsten gesteinbildenden Mineralspecies in früher Zeit nahe stehend, darf die
Erinnerung an dieses Ereigniss in unserer Sitzung, in unserem Jahrbuche nicht
fehlen, um die Gefühle der Trauer, der Verehrung auszusprechen, auf welche
er so hohen Anspruch hat. In unserer Jahresansprache am 3. November 1863
war des Hinscheidens unseres Freundes Mitscherlich am 28. August gedacht,
hier ein neuer Verlust aus dem Kreise der Männer, in welchem es mir beschie-
den war, mit den Freunden Gustav Rose, Wöhler, Poggend.orff, Magnus,
Tamnau und Andern in Gesellschaft meines nun ebenfalls dahingeschiedenen
jüngeren Freundes Robert Allan den Winter von 1825 auf 1826 zu durch-
leben, mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt, gehoben durch die Gegen-
wart und das Wohlwollen der hohen Geister Leopold v. Buch, Alexander v.
Humboldt. Ein wahres Heimatsgefühl ist es, das mich mit Berlin verbindet,
in der Erinnerung an diese längstvergangene, anregende Zeit, in wahrhaft brü-
derlichen Gefühlen mit dem verewigten Heinrich, wie mit meinem noch lebenden
edlen Freunde Gustav Rose. Sie ist es die auch in den späteren Verhältnissen,
in den Arbeiten an dem k. k. montanistischen Museum, der k. k. geologischen
Reichsanstalt in den werthvollsten ermunterndsten Verbindungen fortlebte, von
dem vortheilhaftesten Einflusse auf unsere eigenen Arbeiten.
Die Friedenselasse Pour le Merite, erledigt nach Mitscherlich, ist durch
neue Wahl und Verleihung an unsern hochverdienten Wöhler übergegan-
gen. Auch unser Heinrich Rose war in gleicher Weise durch frühere Wahl
und Verleihung geehrt. Billig denken wir, bei der so nahen Übereinstimmung
des Tages, noch einmal des gerade um diese Zeit stattgefundenen Hinscheidens
in hohem Alter des Vaters Joseph Ritter v. Hauer, am 2. Februar 1863.
Einer jüngern Generation gehörte Heinrich Rose an, aber auch diese ist nun
schon weit hinaufgerückt, so dass jeder neue Verlust eindringliehst die Zeitge-
nossen erinnert, dass auch ihnen nur mehr kurze Frist zu Entschlüssen, zu
Thaten geblieben ist.“
Ein Mehreres an Wahrscheinliebkeit ist noch von Zeit den Männern in
voller, in aufblühender Manneskraft beschieden. Möchten sie dieselbe wie
Heinrich Rose reich benützen, zum Besten der Wissenschaft, des wahren
Fortschrittes.
[2] Sitzung am 1. Februar. W. Naidinger. N)
Herr Direetor W. HaidingergibtdenInhalteines Schreibens aus Tiflis, von
Herrn kais. russischen Staatsrath und Akademiker H. Abich an Herrn Director
Hörnes gerichtet und von diesem ihm freundlichst zur Vorlage mitgetheilt. Seit
der Vorlage seiner Werke über die im Jahre 1861 neu im Caspıschen Meere
erschienene Insel Kumani, und über die geologische Structur des Daghestan,
hatte uns dieser hochverdiente Forscher in der Mitte des Monats September
durch einen mehrtägigen Besuch erfreut. Er begab sich von hier nach Kertsch,
in der Absicht, die Umgegend dieser Halbinsel, und die gegenüberliegende
Halbinsel Taman in Bezug auf ihre geologischen Verhältnisse namentlich die
Einflüsse der Schlammvuleane zu untersuchen, über welche jene oben genannte
Abhandlung über Kumaui so viele Aufschlüsse für seinen elassischen Bericht
geboten hatte. Hier fand Herr Staatsrath Abich besonders an der von Ost
nach West gerichteten Südküstenlinie von Taman einen Durchschnitt durch die
Seleonnaja gara, in einem senkrechten ununterbrochenen Absturze von einer
Höhe von 150 Fuss, als ein natürliches Profil entblösst, welches in der seltensten
Weise einen vollständigen Einblick in die inneren Structursverhältnisse des
Erhebungskraters gestattet“. Wir dürfen gewiss mit hoher Theilnahme den
Ergebnissen der Untersuchung entgegen sehen. Wichtig namentlich für unsere
eigenen Forschungen ist die Hinweisung auf drei Hauptformationen, welche eine
gute Parallele mit denen des Wiener Beckens zulassen. Abich erkennt jetzt mit
erhöhter Bestimmtheit den Synehronismus in der Entwickelungsgeschichte der
kimmerischen Halbinseln und des Wiener Beckens“, marine Schichten, riffbil-
dende Korallen und Bryozo&n, brakische Ablagerungen, bedeckt endlich vou
Süsswasserbildungen. Viel Neues ist auch im Einzelnen aufgefunden worden.
Wir freuen uns von dem hochgeehrten Freunde diese vorläufigen Mitthei-
lungen so rasch erhalten zu haben, welche sich so vielversprechend für die Ver-
gleichung ınit unsern eigenen Tertiär-Ablagerungen herausstellen.
Durch freundliche Vermittlung des Herrn k. k. Oberbaudireetors L.
Liebener war uns das Ergebniss der Sommer-Aufsammlungen eines Bewoh-
ners der Gegend der sogenannten St. Cassianer Petrefacten zum Ankaufe zuge-
kommen, die bekannten kleinen Formen, elassisch durch die Arbeiten von
Wissmann, demGrafen v. Münster, v. Klipstein und anderen, Ammoniten,
Radiarier, Brachiopoden, Korallen, Bivalven, Gasteropoden. Wir besassen
auch früher einer ansehnliche Menge derselben. Die neue Erwerbung veran-
lasste Herrn Dr. Gustav Laube von Teplitz, der sich in diesem Winter unseren
Arbeiten freundlichst angeschlossen, eine neue Vergleichung und Bearbeitung
des ganzen Vorrathes, in unseren Sammlungen und in dem k. k. Hof-Mineräalien-
Cabinet zu unternehmen, von welcher sich jetzt schon voraussehen lässt, dass sie
nicht ohne anziehende Ergebnisse bleiben werden.
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle machte eine Mittheilung über die mio-
cenen Tertiärbildungen im südliehen Mähren, wohin sie aus dem Wiener Becken
Niederösterreichs in der Breite zwischen Znaim und Straschnitz treten, und auf
diese Art hier eine weite Bucht des Tertiärmeeres ausfüllen, welches durch einen
schmalen Canal zwischen Brünn und Selowitz mit dem Becken von Olmütz in
Verbindung stand, und von Brünn aus einen sehr schmalen Meeresarm gegen
Mährisch-Trübau abzweigte. Einige zu Ende des vergangenen Jahres ausgeführte
Untersuchungen gaben Herrn Foetterle Gelegenheit, einen Theil dieser Ter-
tiärbildungen kennen zu lernen. Die Ausläufer des Marsgebirges ziehen sich, in der
Breite zwischen Austerlitz und Gaya, in südwestlicher Richtung bis an die Pol-
lauer Berge bei Nikolsburg, wo sie unter demLöss zwischen Milowitz und Pulgraın
fast gänzlich verschwinden. Sie bestehen aus Karpathen-Sandsteinschichten mit
K. k, geologische Reichsanstalt. 14. Band. 186%, Verhandlungen, b
10 Verhandlungen. [3]
eingelagertem Thoneisenstein, aus Mergelschiefer und Nummuliten und Korallen
führendem, sandigem Kalk; die oberste Abtheilung derselben bilden die mit Sand-
steinlagen wechselnden Menilitschiefer, die namentlich zwischen Schittboritz und
Mönitz mächtig entwickelt sind. Diese Ausläufer stellen ein mächtiges, in das
ehemalige Tertiärmeer tief hineinragendes Vorgebirge dar, welches westlich
davon eine grosse seichte Bucht umschloss, die nördlich bis nahe zu nach Unga-
risch-Hradisch reichte, und theils von dem Marsgebirge in der Linie von Nikols-
burg, Saitz, Wrbitz, Straziowitz, Kosteletz, Zerawitz und Poleschowitz, theils
von Ausläufern der Karpathen in der Linie Kunowitz bei Ungarisch-Hradisch,
Östralhota, Gross-Blatnitz, Hroznalhota, Knezdub und Skalitz begrenzt wird.
Während in dem westlich von Nikolsburg, Selowitz und Austerlitz gelegenen
Theile des Tertiärbeckens nur Ablagerungen aus dem Salzmeere gefunden wer-
den, treten in der vorbeschriebenen Bucht neue Gebilde im brakischen Wasser
abgesetzt, auf. An die eocenen Sandsteine von Saitz und Wrbitz im Westen
dehnen sich in einer breiten bis Kostel und Bilowitz reichenden Zone Sand an,
die reich sind an Cerithium pictum Bast., rubiginosum Eichw. und disjunctum
Sow.; ferner an Buccinum baccatum Bast. und Pleurotoma Doderleini Hörn., an
Tapes gregaria Partsch und Mactra podolica Eichw., und an Cardium plicatum
und obsoletum Eichw., durchgehends Arten, die die Cerithienschichten charak-
terisiren; diese Schichten lassen sich in nördlicher Richtung über Tscheitsch
bis gegen Gaya verfolgen, und treten am Ostrande der Bucht in der Fortsetzung
von Holitsch und Skalitz bei Straschnitz abermals auf, sie sind hier mehr kalk-
reich und liegen auf Tegel, der dem Hernalser Tegel entspricht. Den ganzen
anderen Theil der Bucht fülfen Sand und Tegel der Congerien oder Inzersdorfer
Schichten aus; auf den Anhöhen bedeckt meist Sand die Cerithienschichten, er
ist überall reich an Melanopsis Martiniana und Bouei Fer., Melanopsis impressa
Krauss und an Congeria triangularıs Partsch, wie namentlich auf den Anhöhen
zwischen Bilowitz, Czeikowitz, Tscheitsch, Gaya, Zerawitz und Bisenz. Die
tieferen Theile der Bucht hingegen nimmt der Tegel ein; er tritt nur an wenigen
Punkten, wie im Eisenbahndurchschnitte bei Kostel, ferner bei Göding und
Wessely u. s. w. zu Tage, und enthält das bekannte ausgedehnte Lignitlager,
das bei Göding, Ratischkowitz, Milotitz, Tscheitsch, Gaya und Zerawitz abge-
baut wird. In den Weinbergen von Bilowitz findet sich zwischen den Cerithien-
und Congerienschichten eine sehr schmale an Rissoa und Bulla reiche Kalkbank.
‘Die Anhöhen dieser Bucht werden fast überall mit oft sehr mächtigem Löss
bedeckt, während der mehr ebene Theil des Gebietes, namentlich der ganze
Landstrich zwischen Landshut, Rampersdorf, Pruschanek, Unter-Bojanowitz,
Mutenitz, Milotitz, Wrazow, Bisenz und Pisek, von losem Diluvialsande bedeckt
wird.
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle legte ferner eine Suite von 11 Marmor-
mustern in Würfelform, Länge, Höhe und Breite 6 Zoll und eine Seite polirt,
die anderen glatt zugehauen, vor, welche die k. k. geologische Reichsanstalt als
Geschenk zur Vermehrung ihrer Bausteinmuster-Sammlung von Herrn Justin
Robert aus seiner hiesigen Marmorniederlage erhalten hat, und wofür demselben
der besondere Dank der Anstalt ausgesprochen wurde. Es sind durchgehends
Muster aus den Steinbrüchen des Herrn Robert bei Adneth in den Adnether
Schichten und denLithodendron-Kalken, die durch ihre mannigfaltige Farbe sich
zu den verschiedensten Marmorarbeiten eignen, und aus den Brüchen am Unters-
berge bei Salzburg. Diese Muster liefern neuerdings den Beweis einer äusserst
grossen Mannigfaltigkeit von Marmorarten, deren sich Österreich in den ver-
schiedenen Punkten der Monarchie erfreut.
[#] Sitzung am 1. Februar. E. Windakiewiez. 11
Einen anderen Beitrag zur Vermehrung dieser Bausteinmuster-Sammlung ver-
dankt die Anstalt der gütigen Vermittlung des Herrn k. k. Statthalters von Istrien
und Triest, Freiherrn v. Kellersperg, durch Zusendung von 19 Stück Bau-
steinmustern des Triester Gebietes. Es sind theils Marmor-, theils Sandstein-
muster, erstere aus den Rudistenkalken der Kreideforination von St. Croce nächst
Triest, von Reppen, Reppengrande und Reppentabor. Sie gestatten eine ausge-
dehnte Verwendung, durch ihre leichte und gute Bearbeitbarkeit, durch
die Annahme einer schönen Politur, und werden auch nicht blos zu den
gewöhnlichen Steinmetzarbeiten, sondern auch zu architektonischen Zwecken
und selbst zu Monumenten mit grossem Erfolge in Triest verwendet. Ihre
geringen Gestehungskosten am Orte der Gewinnung würden ihre Verwendung
selbst in grösserer Entfernung, sogar in Wien, gestatten, wenn die bisher zu
bedeutende Eisenbahnfracht dieser nicht ein Hinderniss entgegensetzen würde.
Die Sandsteine aus den Eocenschichten des Macigno, in der unmittelbaren Nähe
der Stadt Triest gebrochen, finden hier zu den gewöhnlichen Bauten, zu den
Uferversicherungsbauten, zur Pflasterung der Stadt u. s. w. eine ausgedehnte
Verwendung. Auch ihrem vieljährigen Correspondenten und Gönner, Herrn
Consul Edmund Bauer in Triest, verdankt die Anstalt die freundliche Zusendung
mehrerer ähnlicher Bausteinmuster durch die gütige Vermittlung des Herrn
Gemeinderathes Dr. J. Righetti in Triest; unter diesen zeichnen sich ins-
besondere die Varietäten des schwarzen Marmors aus den Steinbrüchen von
Scopa aus, die sich vor Allem zu ornamentalen Zwecken vortrefflich eignen
würden.
Herrn Jos. Schwarz, Miteigenthümer und Repräsentanten der Königsberger
Mühlstein-Fabriks-Gesellschaft, verdankt die Anstalt Musterwürfeln des in Königs-
berg zu Mühlsteinen gebrochenen Trachytes. Der Quarzreichthum, die hiedurch
bedingte bedeutende Härte und die Porosität dieses Gesteines, eignen dasselbe
vorzüglich zu dem gedachten Zwecke, und die leichte Gewinnbarkeit an Ort
und Stelle gestatten eine wohlfeile Herstellung derselben, und machen die Con-
ceurrenzfähigkeit dieser Mühlsteine mit denen anderer Localitäten ungemein
leicht möglich. Das Vorkommen von porösem Quarz bei Königsberg gestattet
auch die Anfertigung von nach französischer Art zusammengesetzter Mühlsteine,
die dann durch ihre Härte und geringe Abnützung sich auszeichnen.
Herr Foetterle legte auch einen Musterwürfel des zelligen Quarzes von
Merzenstein bei Zwettl vor, den die Anstalt Herrn Pobisch verdankt; derselbe
ist in seiner Structur dem zeiligen Quarze sehr ähnlich, wie er in Frankreich
zur Mühlsteinerzeugung verwendet wird, und es gelang Herrn Joseph Oser, mit
grossem Erfolge denselben zu gleichen Zwecken zu verwenden.
Durch gütige Vermittlung der k. k. Schwefelwerksverwaltung zu Radoboj
in Croatien verdankt die Anstalt Herrn k. k. Controlor Karl Kaezvinsky die
Zusendung von Tertiärfossilien von Radoboj, die durch ihre vortreffliche Er-
haltung sich auszeichnen. Unter. denselben ist insbesondere Mytilus Haidingeri
Hörnes, Arca diluvii Lam., eine Venus- und eine Cardium-Art, so wie die Reste
eines Krebses erwähnenswerth.
Herr k. k. Schichtmeister Eduard Windakiewiecz gab eine Darstellung
der Verhältnisse des Erzvorkommens am Grünerzgang in Schemnitz, welcher in
jüngster Zeit durch die Aufschliessung reicher Erzmittel ein bedeutendes Inter-
esse erregt hat. Der Gang setzt im Grünsteintrachyt auf, in welchem näher
gegen den Ersteren zu die Hornblende mehr zurücktritt, dagegen Kiese über-
hand nehmen. Seine Mächtigkeit beträgt bis zu 6 Klafter; wo er erzführend ist,
ist seine Ausfüllungsmasse, ebenfalls aufgelöster Grünsteintrachyt mit dem Neben-
b*
12 Eeybenilunaun. [5]
gesteine verwachsen; in den erzlosen Partien dagegen sind häufig deutliche und
ausgedehnte Rutschflächen zwischen beiden vorhanden. Das Erzvorkommen ist
in dem nordsüdlich streichenden Gange auf einzelne Linsen vertheilt, welche
sich entlang einer unter etwa 20 Grad von Süden gegen Norden nach abwärts
geneigten Linie an einander reihen. Drei derartige Linsen wurden nun am
6. Laufe des Mariahimmelfahrtschachtes, 250 Klafter vom Schachte entfernt,
aufgeschlossen.
Herr K. Paul besprach die Kalkgebilde der kleinen Karpathen oder des-
jenigen Gebirges, welches am Ufer der Donau bei Pressburg beginnend, in
nordöstlicher Richtung fortsetzt, zwischen Jablonitz und Nädas unter dem Ter-
tiärlande verschwindet, und so ein geologisch und geographisch wohl abgeschlos-
senes Ganzes darstellt.
Der südöstliche Theil dieses Gebirges wird von krystallinischen Gesteinen
zusammengesetzt, welche in der Mitte des Stockes aus Granit und Protogyn,
gegen die Ränder desselben vorwiegend aus Thonschiefern bestehen, welche
jedoch zum grössten Theile in das Untersuchungsterrain des Herrn Baron v.
Andrian fallen, daher hier betreff dieser Gesteine nur bemerkt werden soll,
dass die Granite und granitartigen Gesteine bei der Glashütte (zwischen Bree
brunn und Ottenthal), die Thonschiefer bei Obernussdorf dem nördlichsten
Punkte ihres Vorkommens erreichen.
Auf den Thonschiefern liegen, sowohl eine vielfach unterbrochene Rand-
zone gegen dies überlagernde Kalkgebirge bildend, als auch in isolirten Partien
als Reste einer einst zusammenhängenden Decke, in der Mitte des Thonschiefer-
gebietes (namentlich beiBibersburg) jene Quarzite und Quarzconglomerate, welche
im nordwestlichen Ungarn weit verbreitet, nach neueren Mittheilungen des Herrn
Prof. Peters auch in der Dobrudscha vorkommen, über deren genaue geolo-
gische Stellung aber leider noch immer keine genügende Sicherheit erlangt wer-
den konnte.
Im Westen und Norden schliesst sich an die erwähnten Gesteine eine Reihe
von Kalken an, welche in zusammenhängende, von SW. nach NO. streichende
Züge gesondert, die eigentliche Kalkzone der kleinen Karpathen darstellen, und
ungezwungen in folgende Abtheilungen zerfallen:
1. Den Kalkzug zwischen dem Thonschiefer- (und Quarzit-) Gebiete und
dem Zuge der rothen Sandsteine. Dieser Zug, zu welchem als südliche Fort-
setzungen auch die isolirten Kalkpartien von Ballenstein und Theben (im Terrain
des Herrn Baron Andrian) gerechnet werden müssen, beginnt als zusammen-
hängende Zone bei Pernek und setzt von bier in vorwiegend nordöstlicher Rich-
tung über die Berge Pristodolek, Visoka, Obereck u. s. w. bis an den Calvarien-
berg bei Smolenit” fort, welcher als der nördlichste Punkt dieses Zuges betrach-
tet werden muss, während der Schlossberg von Smolenitz, aus einem diesem
Zuge fremden Gesteine zusammengesetzt, sich bereits innig an das weiter unten
zu berührende weisse Gebirge anschliesst. Die Zusammensetzung dieses Zuges
ist von unten nach oben folgende: Unmittelbar auf den Quarziten, oder wo diese
fehlen, auf bläulichen Kalkschiefern, welehe mit den Thonschiefern wechsel-
larern, und daher diesen zugezählt werden müssen, liegen lichte Kalke, stellen-
weise (z. B. am Südabhange der Visoka) mit Hornsteinen, welche den Czelesni
vrch (W. von Unter-Neudorf) und den Schebrak-Berg (NN. von Unter-Nuss-
dorf) bilden, und in den dunklen Dolomiten, welche zwischen Ober-Nussdorf
und Losonez weit in die Ebene hinausragen, ihre Fortsetzung finden. Der ein-
zive organische Rest der darin beobachtet wurde, ist ein höchst undeutlicher
Belemniten-Durehsehnitt vom Schebrak-Berge, daher die geologische Stellung
[6] Sitzung am 1. Februar. K. Paul. 13
der Scehichte vorläufig unsicher bleiben muss. Auf diesen Gebilden liegt, die
Hauptmasse des ganzen Zuges zusammensetzend, 2. dunkler Kalk, in dem Herr
Baron Andrian Terebr. sinemuriensis, Ter. numismalis, Rh. Austriaca u.s. w.
also entschiedene Liaspetrefacte auffand. Der Kalk enthält überall einzelne
Krinoiden, welche im Czytach-Berg bei Smolenitz so zahlreich werden, dass
das Gestein hier einen eigentlichen Krinoidenkalk darstellt; nach oben wird der
Kalk zu Dolomit (namentlich östlich von Kuchel) oder rauchwackenartig. Unter
dem Krinoidenkalke von Smolenitz treten auch eigentliche Kössener Schichten
mit Ostrea Haidingeriana, Pecten Valoniensis u. s. w. auf, aber nur in sehr be-
sehränkter Ausdehnung am äussersten Osten des Zuges, nämlich unterhalb des
Calvarienberges bei Smolenitz und bei Losonez. Ueber dem Liaskalke und Do-
lomite liegt 3. Liassandstein, der in einem schmalen, aber beinahe ununter-
brochenen Zuge von Pernek bis zum Kunstok-Berge die Liaskalke von den darauf
folgenden Jurabildungen trennt; er ist hier fest, quarzitartig, und den oben-
erwähnten alten Quarziten petrographisch sehr ähnlich. Die kalkig sandigen Schich-
ten im Thale „auf der Stiege* bei Smolenitz scheinen dasselbe Niveau zu be-
zeichnen. 4. Jurabildungen, in einem ununterbrochenen Zuge von Pernek über
den Pristodolek und Gaulkovberg bis Smolenitz streichend. Es sind im Westen
des Zuges rothe Krinoidenkalke (am Pristodolek) weiter gegen Osten rothe und
weisse, zuweilen hornsteinführende Kalke, bei Smolenitz mergelige röthliche
Kalkschiefer. An Petrefacten fand sich bei Vivrat ein Ammonit (wahrscheinlich
ein Fimbriat), bei Smolenitz Aptychen- und Belemnitenspuren. Liassische Flecken-
mergel, wie sie weiter im Norden vorkommen, konnten in den kleinen Kar-
pathen nicht nachgewiesen werden.
ll. Den Zug der rothen Sandsteine und Melaphyre. Dieser beginnt am
Westrande des Gebirges bei Vivrat (NO. von Kuchel) und setzt, unmittelbar an
die obenerwähnten Jurabildungen sich anschliessend, in nordöstlicher Richtung
bis Losonez, nördlich bis in den Südfuss der Cernä skäla und des Rachsturn
fort. Die östliche (Waag-) Ebene erreicht er nicht. Er besteht aus rothen
Sandsteinen, die mehr oder weniger fest, stellenweise quarzit- oder arkosen-
artig sind, und aus denen die Melaphyre kuppenförmig hervortreten. Die letz-
teren bilden den Peterklin (S. v. Breitenbrunn), eine grosse zusammenhängende
Partie südlich vom Rachsturn, den Klokacava-Berg und mehrere kleinere isolirte
Kuppen zwischen der Cernä skäla und Losonez. Das Vorkommen dieser Mela-
phyre, sowie die petrographische Beschaffenheit der Sandsteine, in denen leider
kein Petrefact gefunden wurde, machen es sehr wahrscheinlich, dass der ganze
Complex dem Rothliegenden angehört, wie derselbe auch schon von Stur auf-
gefasst wurde.
Ill. Die Kalke nördlich vom Rothensandsteinzuge bis zum Uebergange von
Jablonie nach Nädas oder das weisse Gebirge. Auch in diesem Zuge zeigt sich
als unterstes Glied 1. der früher erwähnte lichte hornsteinführende Kalk, doch
nur in sehr beschränkter Ausdehnung am Südabhange des Rachsturn. ,
Darüber folgt 2. der dunkle Liaskalk von Rachsturn über die Cernä skäla
bis gegen Smolenitz streichend. Die Liassandsteine und Juraschichten fehlen
hier, es folgt darüber unmittelbar 3. der lichte Korallenkalk des Wetterling.
Derselbe beginnt mit dem Berge Vajarska bei Rohrbach, verschwindet bei Brei-
tenbrunn unter Tertiärschichten, tritt am Nordabhange des Rachsturn wieder
auf und setzt von hier über den Wetterling bis an den Schlossberg von Smole-
nitz fort; über demselben liegt 4. dunkler Kalk, vorzüglich im Burian-Gebirge
und auf der Havranä skäla entwickelt, und über diesem, vielfach in denselben
übergehend, 5. der theils sandige, theils zuckerkörnige Dolomit des weissen
14 Verhandlungen. 7]
Gebirges im engern Sinne. Die drei letztgenannten Bildungen können trotz des
Mangels charakteristischer Versteinerungen nur der untern Kreide zugetheilt
werden.
Zwei grosse, durch diese Kreidebildungen eingeschlossene Senkungen,
eine südliche zwischen Breitenbrunn und St. Miklos, und eine nördlichere bei
Bixard werden muldenförmig durch 6. Eocenschichten ausgefüllt, in denen wie-
der zwei Etagen unterschieden werden können, von denen die untere, aus
Nummulitenkalk, Dolomitbreceie und Conglomerat bestehend, an den Rändern
der Mulden, die obere aus eocenem Sandstein bestehend, in der Mitte der
Mulden auftritt.
An diese Mittheilung schloss Herr Paul eine kurze Uebersicht derjenigen
Bildungen der bei Wien plötzlich abbrechenden nordöstlichen Alpenkalkzone,
welche den geschilderten Gebilden der kleinen Karpathen am nächsten liegen,
und als deren Fortsetzung dieselben nicht selten aufgefasst werden. Die grossen,
bei einer Vergleichung dieser Bildungen sich zeigenden Contraste, namentlich das
gänzliche Fehlen der bei Wien so mächtig und charakteristisch entwickelten
Unteren Trias und des*Hauptdolomites in den kleinen Karpathen drängen zu der
Ansicht, dass dieses Gebirge wohl anderen Hebungs- und Senkungsperioden
unterworfen gewesen sei, als die demselben zugekehrten Theile der nordöst-
lichen Kalkalpen, und dass dasselbe wohl nur im geographischen Sinne als eine
Fortsetzung der Alpen bezeichnet werden kann.
Herr Heinrich W ol f gab Nachricht über die miocenen Ablagerungen im Ober-
Neutraer Comitate, welches er im verflossenen Sommer zu bereisen hatte.
Diese Ablagerungen haben zur Basis zwei Gebirgszüge älterer Gesteine,
welche aus dem Westen und Südwesten in eonvergirender Richtung in dieses
Gebiet eintreten, und nördlich bei Neustadt an der Waag sich vereinigen.
Der westlicher liegende Zug ist die Fortsetzung der Sandsteinzone der
Nordalpen, die nach theilweiser Unterbrechung in Niederösterreich, nördlich der
Donau bei Holi@ und Skalitz, wieder in selbstständiger Masse aufzutreten beginnt,
und gegen NO. fortsetzt. Der östlicher liegende Gebirgszug: Das Brezowa-
und das Nedzegebirge, sind Fortsetzungen des weissen Gebirges und der kleinen
Karpathen bei Pressburg. Einen zwischen diesen beiden liegenden Gebirgszug
bildet der Klippenkalkzug mit seiner Basis von liassischen Gesteinen vom Schlosse
Bran& bei Sobotistje angefangen. Er verflächt sich aber weiter im Norden all-
mählig und vereinigt sich vollständig mit dem Karpathenzug. Dieser Zug ist
desshalb orographisch nicht als ein selbstständiges Gebirge zu betrachten.
Zwischen diesen Zügen liegt ein niederes, sanfter welliges Terrain, erfüllt mıt
Conglomeraten, Sandsteinen und Mergeln in stark geneigten Lagen.
Dieses Gebiet wurde von Herrn Stur: Za Horje genannt (Jahrbuch der
geologischen Reichsanstalt XI. Band, pag. 25), wegen der allgemeinen Überein-
stimmung der Lagerungsverhältnisse dieser Schichten gegen den Karpathenzug,
mit jenen, welche in Niederösterreich der Wiener Sandsteinzone vorliegen und
von Bergrath v. Hauer, wegen den inneliegenden Melettaschichten und der
im Wiener Becken sonst nicht gewöhnlichen starken Neigung der Schichten, als
oberes Glied der Eocenformation beschrieben wurde (Jahrbuch der k.k. geologi-
schen Reichsanstalt 1858, pag. 129), sah sich Herr Stur veranlasst, da er aus-
serdem noch am Skalkaberg bei Lubina einen Nummuliten führenden Sandstein und
in dem Kohlenlager von Hrusowe, den auch in Ronca vorkommenden Fusus poly-
gonus fand, das ganze Gebiet Za Horje, zur Eocenformation zu stellen. Jedoch
machte er mit dem Punkte Czabratec, einem hochgelegenen Acker, in der Fort-
setzung des Bergrückens Vajdovski vreh gegen Lubina hin eine Ausnahme, weil
[8] Sitzung am 1. Februar. H. Wolf. 13
dort (XI. Bd. d. J. pag. 56) das Cerithium plicatum Lam. und Cer. Zelebori
Hörnes neben Ostrea longirostris gefunden wurde.
Diesem einen Fundorte miocener Petrefacte schliessen sich unmittelbar im
Südwesten im höheren Niveau der Hrastni vreh, mit Venus multilamella Lam.
und Pectunculus glycimeris Lam. in derselben Richtung weiterhin, der Zi-
dowsky vrch, mit denselben Versteinerungen an. Von Prasnik kennt man Pho-
ladomya alpina Matheron.
Von Chropow: Pecten Josslynii Sow. und mehrere andere unbestimmbare
Arten. Diese wenigen gut erkennbaren Versteinerungen genügen, um daraus
den Charakter der Leithakalkfauna zu erkennen. Es sind zunächst Conglomerate,
in denen dieselben auftreten. Diese bestehen aus Kalk, Melaphyr und Quarzit
in Geröllen der verschiedensten Grösse, desshalb beobachtet man an ihnen alle
Uebergänge von groben Conglomeraten bis zu dem feinkörnigsten Sandsteine.
Sie bilden eine Randzone, vom Psikiberg bei Holi@ angefangen über Chropow
und Kovalovce bei Radossovee gegen Lopasow, Caskovec, Sobotistje, Branc,
von wo sie sich mächtig zum Tesanegebirge erhebt, bis zum Bauernhof Kolariei
hier sich dann südlich wendet, an der Ostseite von Bukowetz, Priterst, weiter,
gegen Jablonie zieht, und von da gegen Nädas die weite Bucht erfüllt, welche
das weisse Gebirge vom Brezowagebirge trennt. Es erstreckt sich dieses Con-
glomerat von hier an gegen NO. über Dobrawoda bis Prasnik und Cachtice,
wo es ein altes Thal im Dolomit des Brezowagebirges erfüllt. Zwischen Kostolna
und Stara tura erscheinen noch an mehreren Punkten parallel dem Klippenkalk-
zug dieselben Conglomerate. Diesen Randzonen folgen, der Mulde nach ein-
wärts, also im tieferen Niveau, Mergel und Sandsteine im beständigen Wechsel.
In den Mergeln finden sich Meletta crenata Heckel, bei Rohow und bei Cachtie
und mit denselben einige andere unbestimmbare Gasteropoden und Bivalven. Bei
Rohow fand sich ausserdem noch Nautilus Morrisi Michelotti, der auch in den
Mergeln von Ottnang vorkommt. (Früher Nautilus diluvii Sismonda im Verzeich-
niss der Versteinerungen von Ottnang, Jahrbuch IV, pag. 190 jetzt, von Herrn
Dr. Hörnes berichtigt.) In denselben Mergeln fanden sich bei Chropow, nach
der gütigen Mittheilung des Herrn Professors Reuss, an Foraminiferen :
1. Lingulina costata d’Orb. 2. Robulina crenata d’Orb. 3. Robulina cultrata
d’Orb. eine kleine vielkammerige Form und noch Rotalia Dutemplei d’ Orb.
nebst einigen nicht näher bestimmbaren Fragmenten.
Alle Formen setzen es ganz ausser Zweifel, dass diese Schichten von
Chropov miocen sind und namentlich Lingulina costata deutet auf das Niveau
des 'Tegels von Baden hin. Wir sehen also zwei Zonen der marinen Stufe des
Wiener Beckens den Raum zwischen dem Karpathen-, Nedze- und Brezowagebirge
erfüllen oder umschliessen, in der Gegend von Lubina und Hrusowa, gegen das
Klanesnicathal, bei Moravsk& Ljeskove nächst Neustadt, aber grösstentheils
wieder abgetragen.
Herr k. k. Bergexspectaut Jos.Rachoy berichtet über den Steinkohlenberg-
bau bei Lunz SW von Gaming.
Er ist vom Orte Lunz etwa eine halbe Stunde in südöstlicher Richtung
entfernt, am nördlichen Ufer des Lunzer Sees. Dieses Vorkommen gehört dem
östlich von Lunz, von NO gegen SW streichenden einem lichten dolomitischen
Kalk mit wechselndem nördlichen Einfallen eingelagerten Sandsteinzug an. Der
Bergbau wurde mit dem hart am Ufer des Sees in nördlicher Richtung einge-
triebenen Theresiastollen durch Herrn v. Amon im Jahre 1839 eröffnet, und bis
1841 betrieben. Sodann wurde er an Miesbach und später an die Stadteommune
Waidhofen an der.Ybbs verkauft, welche den Bergbau bis jetzt noch betreibt.
16 Verhandlungen. [9]
Der Sandsteinzug ist hier durch eine Hauptverwerfung und eine Umkippung
gestört worden. Die Verwerfung ging vor sich nach der Kluft, welche in der
nördlichen Verquerung vom östlichen Auslängen des Theresiastollens zu beleuch-
ten ist. Dass auch eine Umkippung vor sich gegangen sein muss, ist aus der
Art und Weise des Vorkommens der pflanzenführenden Schicht ersichtlich. Die-
selbe kommt nämlich in dem Theresia- und Neu-Barbarastollen, welche die
tiefer eingetriebenen sind, im Hangenden des Flötzes vor, was auch bei den
Bergbauen zu Gösling, Gaming, Hollenstein u. s. w. der Fall ist. Im Josephinen-
Schurfstellen, welcher die Schichten auf eine Länge von 210 Klafter verquert,
kommt die pflanzenführende Schicht im Liegenden des Flötzes vor, weil durch
die Umkippung das Flötz ein südliches Einfallen angenommen hat. Dieser letztere
Stollen ist am höchsten Punkte eingetrieben. Die in der Schieferschicht vorkom-
menden Pflanzen sind Pterophyllum longifolium, Pterophyllum sp., Pecopteris
stuttgardiensis , Taeniopteris, Equisetites columnaris. Im 'Theresiastollen
kommt ferners im Hangenden dieser Pflanzenschicht eine 8—10 Zoll mächtige
Muschelschicht vor. Durch diese Fossilreste ist nun dargethan, dass das ganze
Vorkommen der Triasformation angehört. Der Schiefer, in welchem die Pflanzen
vorkommen, ist von dunkelgrauer Farbe und ziemlich grobblättrig. Aufgeschlossen
ist das 3—4 Fuss mächtige Flötz im Theresiastollen dem Streichen nach bei
280 Klafter und wird firstweise abgebaut.
Der um 30 Klafter höher eingetriebene Neu-Barbarastollen hat das Flötz in
der 17. Klafter angefahren, und ist am selben nach W bei 30 Klafter und nach
Ost bei 18 Klafter ausgelängt. Dieser Horizont ist bereits abgebaut. Der
Josephinen-Schurfstollen ist im selben am Flötze nach W bei 25 Klafter und
nach Ost bei 2 Klafter ausgelängt. Das zwischen 3 und 6 Fuss mächtige Flötz
wurde mit diesem Stollen in der 180. Klafter angefahren. Die ersteren beiden
Stollen sind in Communication durch Aufbrüche, welche dem Verflächen des
Flötzes nach getrieben sind. Die Wetterführung in diesen beiden Stollen ist
daher eine natürliche. Im Josephinenstollen ist in der 32. Klafter vom Tage
ein Luftschacht abgeteuft, von wo aus die guten Wetter durch Lutten geleitet
werden. Auch Ventilatoren sind in Anwendung. Die Kohle ist von vorzüglicher
Qualität, backt ausgezeichnet, und liefert nach der Probe, welche im Labora-
torium derk. k. geologischen Reichsanstalt ausgeführt wurde: 5548 Wärme-
einheiten; es sind daher 9-4 Centner dieser Kohle äquivalent einer 30zölligen
Klafter weichen Holzes und enthält 2:1 Percent Wasser und 10:6 Percent Asche.
Die Gestehungskosten loco Grube betragen 47 kr. ö. W. Verwendung findet die
Kohle beim eigenen Eisenwerke zu Klein-Hollenstein, bis wohin die Fracht
per 1 Centner Kohle 30 kr. beträgt, Personale 24 Mann, 11 bei der Kohlen-
gewinnung und 18 bei den Hoffaungsbauten. Die Erzeugung in einem Monate auf
1500 Centner.
Herr Rachoy spricht dem Leiter dieses Kohlenbaues Herrn Bergverwalter
Johann Rieger, für die freundliche Unterstützung bei seinen Aufnahmen, seinen
wärmsten Dank aus.
Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer legte eine Reihe werthveller
Gegenstände vor, welche die k. k. geologische Reichsanstalt Herrn Rudolph
Lud wig in Darmstadt verdankt.
Vor Allem ist unter denselben zu erwähnen das Modell des bei Dorheim
in der Wetterau seit 1812 in Abbau stehenden Braunkohlentlötzes. Dasselbe ist
nach den Grubenrissen der eilf Etagen, in welchen der Abbau erfolgt, angefertigt.
Das Flötz hat eine Längenausdehnung von 450 und eine Breite von 225 Meter.
Das Liegende bildet stark zersetzter Basalt, das Hangende basaltischen Lehm.
[10] Sitzung am 1. Februar. Fr. v. Hauer 17
Die Unterseite des Flötzes bildet eine nur wenig gewellte Fläche, deren Ränder
vielfach ausgebogen, etwa 5 Meter hoch emporstehen. — Die obere Fläche des
Flötzes ist durch eigenthümliche Rücken, oder schmale hohe, langgestreckte,
verzweigte und oft runde, brunnenartige Vertiefungen umschliessende Erhöhun-
gen bedeckt, welche vorzugsweise an den Rändern auftreten. Sie bestehen
ganz aus erdiger Torfkohle und erinnern nach Ludwig an die Anschwellungen,
welche auf Hochmooren von Sphagnum gebildet werden, und als wasserdichte
Umwallungen kleiner Wassertümpel bestehen.
Weiter sandte Herr Ludwig Exemplare des von ihm im 11. Bande der
Palaeontagraphica beschriebenen Unio pachyodon L. aus den Oligocänschichten
von Oppenheim am Rhein im Mainzer Becken und einige Exemplare des merk-
würdigen Tentaculites maximus, einer neuen Art, die ebenfalls der Oligoeän-
formation des Mainzer Beckens, aber den marinen Mergelthonen derselben von
Nierstein am Rhein angehört.
Von Herrn M. F. Simettinger, fürstlich Liechtenstein’schem Berg-
Ingenieur in Mährisch-Trübau, erbielten wir eine für das Jahrbuch der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt bestimmte wichtige Abhandlung: „Beiträge zur Kenntniss
der Kohlenablagerung bei Mährisch-Trübau“. Dieselbe gehört der Kreide-
formation an, welche östlich und westlich den bekannten nordsüdlich streichen-
den Rothliegendzug, der aus dem westlichen Mähren nach Böhmen hinein fort-
setzt, überlagert. Die Kreideschichten im Osten und Westen dieses Zuges cor-
respondiren vollständig, ihre theilweise Zerstörung hat das Rothliegende bloss-
gelegt. Beiderseits finden sich dem entsprechend auch die Kohlenflötze, die in
Schieferthon über dem Quadersandstein und unter dem Plänersandstein ein-
gebettet sind. Detailprofile der einzelnen Baue erläutern näher die Art des
Vorkommens.
Noch theilt Herr v. Hauer aus einem Schreiben, welches er von Herrn
Albert Bielz in Hermannstadt erhielt, die folgenden Stellen mit:
„Ich habe den Granitstock, dessen Geröllen im Zibin, Zoodt, Lotro und
Mühlbachfluss Ackner und alle anderen unserer Geognosten begegnet, diesen
Sommer glücklich gefunden, und zwar in beträchtlicher Ausdehnung, aber
keineswegs eben so beträchtlicher absoluter Höhe, in welcher Beziehung er
von den ihn umgebenden Glimmerschieferkuppen Frumosza, Vurfu Tarni (in
der neuen Generalstabskarte Piatra alba) u. s. w. bedeutend überragt wird.
Obwohl ich seine südwestliche Grenze nicht kenne, so würde ich nach der
Physiognomie des Gebirges die Begrenzung wie auf der mitfolgenden Karten-
skizze einzeichnen. Es ist das Gestein, welches Sie in ihrer „Geologie Sieben-
bürgens“ S. 193 als Granitit bezeichnen und auf diesen, nicht auf den Pegmatit
(S. 189) sind wohl die Angaben Ackner's u. s. w. zu beziehen. — Die höch-
sten Spitzen des Paringulgebirges bestehen aber wohl kaum aus diesem Gestein,
wie Herr Stur (Geologie, S. 235) angibt, da ich auf der Spitze des Sklövoi
Glimmerschiefer, nördlich davon (Spitze Sevoile) Hornblende und zwischen
dieser und der eigentlichen Paringspitze schönen grünen Strahlstein fand. Auch
den Fundort des Serpentines von Zsijetz, der sehr schön, ähnlich dem aus
Sachsen, in grosser Menge vorkommt, kann ich etwas genauer angeben; er
steht oberhalb des Ortes Zsijetz im Thale an, ob aber in beiden sich spaltenden
Schluchten, kann ich nicht mit Sicherheit sagen; eben so ist mir dessen Vor-
kommen am Vurfu Mundri nicht bekannt, aber wahrscheinlich ebenfalls am
Flusse westlich vom Gebirge.“
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. Verhandlungen. e
Jahrbuch 14. Band.
derk.k. geologischen Jahrgang 1864.
Heft 1.
Reiehsanstalt.
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Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 16. Februar 1864.
Herr k.k. Bergrath Franz Ritter von Hauer im Vorsitz.
Mittheilungen von Herrn k. k. Hofrath und Director W. Haidinger werden
vorgelegt.
1. „Seine k.k. Apostolische Majestät haben laut Allerhöchster Ent-
schliessung vom 6. 1. M. die mit dem Berichte der k. k. Direetion vom 15. v. M.
anher vorgelegten Druckschriften und Karten als weitere Ergebnisse der ver-
dienstlichen Wirksamkeit der geologischen Reichsanstalt mit Wohlgefallen
Allergnädigst entgegen zu nehmen geruht.“
„Es gereicht mir zum Vergnügen die k. k. Direetion von diesem schmei-
chelhaften Erfolge der Leistungen während des Jahres 1863 in Kenntniss zu
setzen.“ ’
„Wien am 12. Februar 1864.
Schmerling m. p.“
Mit diesem so wohlwollenden Erlasse ist nun der Abschnitt der Arbeit des
verflossenen Jahres gewiss in rühmliehster Weise für uns gewonnen. Innigst
trenes Dankgefühl erhebt uns, in unsern fernern Bestrebungen den Erwartungen
möglichst zu entsprechen, wie sie in Bezug auf die uns in der Gründung
beschiedenen Arbeiten, und die immer neu sich darbietenden Veranlassungen
vorliegen mögen. Erfolg ist die reichste Anregung.
2. Herr Director W. Haidinger gedenkt seiner Wahl zum auswärtigen cor-
respondirenden Mitgliede der Ungarischen Akademie der Wissenschaften —
Magyar Tudomänyos Akademia — in der Section der Naturwissenschaften,
welche am 20. Jänner stattgefunden.
„Obwohl in erster Linie persönlicher Natur, ist dies ein Ereigniss, das
mich auch in meiner Stellung als Direetor der k. k. geologischen Reichsanstalt
zu dem innigsten Danke verpflichtet. Wissenschaftliches Streben ist Vereinigung,
in der Verfolgung geologischer Aufgaben vielleicht mehr noch als in irgend
welchen andern. Das Gefühl, der Zweck verbindet, weit über das trennende
Element der Verschiedenheit von Sprachen hinaus. Nur zu eindringlich fühlen
wir, wie schwierig die Studien selbst sind, in den verschiedenen Theilen unseres
Oesterreichischen Kaiserstaates, selbst bei der langjährigen Erfahrung, welche
die hochverdienten Feld-Geologen der k. k. geologischen Reichsanstalt in den
vierzehn Sommerfeldzügen erworben haben. Nur durch Vergleichung der nähern
und entferntern Theile gelangen wir endlich zum Ziele.
Vielfach wurde mein Dankgefühl in diesem Ereignisse dadurch erhöht,
dass ich das Ergebniss der Wahl durch ein freundliches Telegramm, gezeichnet
von den hochgeehrten Freunden Franz v. Kubinyi und Florian Romer noch
an demselben Abende des 20. Jänner erhielt. Ich darf hier den frefflichen
[?] Sitzung aın 16. Februar. W. Hailinger. 19
Männern und langjährigen Gönnern unserer Arbeiten,aus vollem Herzen meinen
innigsten Dank darbringen.
3. Wir verdanken Herrn k. k. Sectionsrath L. Ritter v. Heufler Nachricht
über eine stark eisenhaltige Quelle, welche im verflossenen Sommer 1863 im
Flitzerthale, einem Seitenthale bei Villnös unweit Klausen, entdeckt wurde, und
seitdem „Flitzerwasser“ genannt wird. Es ist aber dies nicht etwa eine kohlen-
säurehaltige Quelle, sondern das Eisen, überhaupt alle Basen sind an Schwefel-
säure gebunden. Es ist eigentlich eine Eisenvitriolquelle. Sie entspringt aus
einer Erdabrutschung, welche erst vor etwa sechs Jahren entstand, nach einem
gewaltirren Regengusse, und ein etwa 500 Fuss langes Geröllam Ende des Thales,
nahe der Holzgrenze bildete. Aus diesem Gerölle von verwitterndem Thonschiefer
und Quarz entspringen nun drei Quellen, weniger als armdick, die mittlere oran-
gegelb, diebeiden übrigen hellgelb, doeh klar und von höchst widerlichem tinten-
artig zusammenziehendem und säuerlichem Geschmack. Sie überziehen die Steine
im Bächlein mit rostfarbigem Niederschlag. Der Geschmack ist noch bei der
Einmündungsstelle in den Villnöserbach tintenartig zusammenziehend. Herr
Magister Pharmaciae Peer fand in dem Wasser die schwefelsauren Salze von
Kupfer (sehr wenig), Eisenoxydul (sehr bedeutend), Eisenoxyd (wenig), Thon-
erde (sehr bedeutend), Kalkerde (nicht sehr viel), Bittererde (bedeutend).
Dann ist noch freie Sehwefelsäure und eine Spur von Salzsäure angegeben,
vielleicht an Natron gebunden und bei 14 Grad ein speeifisches Gewicht von
1264, offenbar. zu gross, da 6 Unzen Medieinalgewicht nur 151/, Gran
schwefelsaures Eisenoxydul und 18—20 Gran schwefelsaurer Magnesia, respec-
tive 1°5 und 0-87 Percent enthalten.
Herr Operateur Dr. Joseph Liebl in Brixen gab obige Nachricht in Nr. 99
des Botzener Südtiroler Volksblattes vom Samstag den 30. Jänner 1864, nebst
Berichten über medicinische Anwendung.
In gevlogischer Beziehung ist die Entstehung des Gehaltes der Quellen in
dem Verwitterungsvorgange innerhalb eines neuen Erdsturzes ganz augenfällig.
4.So eben war die „Karte über die Production, Consumtion und die Cireulation
der mineralischen Brennstoffe in Preussen während des Jahres 1862 , heraus-
gegeben im königl. preussischen Ministerium für Handel, Gewerbe und öffent-
liche Arbeiten von dem letzten freundlichst an die k. k. geologische Reichsan-
stalt eingesandt worden. Sie ist nach dem nämlichen Grundsatze wie die frü-
here von 1860 ausgeführt, die Production quantitativ durch Quadratflächen,
die Consumtion durch Kreisflächen dargestellt, deren Seiten, beziehungsweise
Durchmesser, sich wie die Quadratwurzeln aus den betreffenden Quantitäten
verhalten. Die Grösse ist dabei so gewählt, dass für 10.000 metrische Tonnen
= 200.000 Zoll-Centner der Kreis 3 Millimeter Durchmesser und das Quadrat
1; Vz X 3 = 0886 x 3 — 2-664 Millimeter Seite, bekommt.
Dureh verschiedene Farbentöne sind die Ergebnisse der verschiedenen
Ursprungsgegenden deutlich von einander zu unterscheiden. Farbenbänder geben
die Richtung der Verkehrswege nach Schifffahrt und Eisenbahn.
Die Karte selbst in dem Maasse von 1: 1,200.000, in zwei Blättern ausge-
führt, gibt ein Bild von 27 Zoll Höhe und 40 Zoll Breite.
Eine Masse statistischer Daten ist auf derselben gegeben, da nebst den
das Auge fesselnden Farbenflächen auch Ziffern eingeschrieben sind. Es möge
hier nur im Allgemeinen erwähnt werden, dass die Gesammtproduetion im
Jahre 1862 16 Millionen metrische Tonnen betrug, 131 Mill. Steinkohlen und
38 Mill. Braunkohlen, gegen 13-37 Mill. im Jahre 1860; Zunahme 26-4
Pereent.
e*
90 Verhandlungen. [3]
Die Darstellung ist gewiss eben so übersichtlich im Ganzen als lehrreich
im Einzelnen.
5. Ichlege hier einen älteren Separatabdruck vor, aus den Schriften unserer
kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, einen Vortrag von mir in der Sitzung
am 15. Juli 1858 über die Eisverhältnisse der Donau, namentlich nach Mitthei-
lungen des Herrn k. k. Landesbau-Direetors und Ritter Florian Menapace
in Ofen.
Es ist, glaube ich, iınmer anregend, auf frühere Bestrebungen zurückzu-
blicken, wenn die gleichen Lagen sich erneuern. Nicht ohne Besorgniss blickt
man immer auf die bevorstehenden Ereignisse in dem Aufbruche des Eises
unserer Donau. Ich hatte in einer Versammlung von Freunden der Naturwissen-
schaften am 19. März 1847 „Betrachtungen über den Eisgang der Flüsse“ vor-
gelegt, welche von praktischer Seite betrachtet, darauf hinzielten, dass man
oft durch zeitgemässe Arbeiten, absiehtlichen Aufbruch des Eises unterhalb der
gefährdeten Gegenden, grossen Schaden verhindern könnte. Wenn der Frost
eintritt, überfriert jederzeit unser Donaucanal zuerst, später folgt die grosse
Donau. Ueberfriert diese, so bildet sich eine Art von Wehre, von welcher abge-
wiesen ein grosser Theil des Wassers in den Canal eintritt, und bei einer Teem-
peratur oft von 10° unter 0 die Eisdecke desselben hebt und hinabführt. Findet
Th auwetter Statt und strömen die Hochgewässer heran, ohne dass von unten die
Decke der grossen Donau schon gebrochen und abgeführt ist, so ergiesst sich
eine so grosse Wassermenge mit Eistafeln in den Donaucanal, dass die grösste
Gefahr für die Anwohner entstehen kann. Ist selbst der Ausfluss des Canals in
die grosse Donau von Eistafeln verlegt, so staut sich eine grosse Wassermasse,
wie im Eisbruche des Winters im Beginne des Jahres 1849.
Dieser Verhältnisse gedachte ich in meiner oben erwähnten Mittheilung,
und berichtete auch wie damals der verewigte Leopoldstädter Hausbesitzer
Michael Negerle in Gesellschaft eines zweiten Leopoldstädter Hausbesitzers
Herrn Konrad Ley von dem Freiherrn v. Welden sich eine Compagnie Pion-
niere erwirkten, um die an dem Ausflusse des Donaucanals hoch aufgethürmten
Eistafeln von unten beginnend, hinwegzuräumen, worauf bald der Ablauf der
Gewässer erfolgte.
Bei den umfassenden, sorgsamen Vorbereitungen, welche in dem gegen-
wärtigen Jahre getroffen worden sind, darf es wohl ebenfalls als nicht unwichtig
angesehen werden, dass gerade Herr Konrad Ley Bezirksvorstand der Leo-
poldstadt ist, und dass er gerade in dieser Richtung werthvolle Erfahrungen
besitzt, welehe mir stets als zu den wichtigsten zu gehören schienen, welche man
zu beachten Veranlassung findet.
Die zwei grossen Aufgaben bestehen darin, dass man suche, den Abfluss
durch den Hauptstrom der Donau durch frühere Zerstörung der Eisdecke im
Hauptstrome selbst einzuleiten, und eben so den Abfluss aus dem Donaucanale
durch Hinwegräumung der Hindernisse zu fördern.
Herr Prof. Dr. Reuss theilt die Resultate seiner Untersuchungen über die
Foraminiferen des Schliers von Ottnang mit: Derselbe lässt sich nur sehr
schwer schlämmen und ist im Allgemeinen arm an Foraminiferen, welehe schon
bei flüchtigem Anblieke durch ihre ungemeine Kleinheit auffallen. Nur wenige
Miliolideen und Robulinen erreichen bedeutendere Dimensionen. Im Ganzen
wurden in den untersuehten Proben 21 Species gefunden, von denen jedoch 3
(1 Triloculina, 1 Quinqueloculina und 1 Robulina) wegen ihres schlechten
Krhaltungszustandes keine genauere Bestimmung gestatteten. Es sind: Plecanium
abbreviatum d’Orb. sp., Quinqueloculina Ungeriana d’Orb., Q. feeda Rss.,
[4] Sitzung am 16. Februar. Dr. Reuss. Px|
Q. obtecta nov. sp., Nodosaria venusta Rss., Dentalina acuta d’O., Marginulina
hirsuta d’O., Cristellaria Josephina d’O., Cr. variabilis Rss., Robulina
cultrata d’O. var., R. similis dO., R. intermedia d’O., R. inornata d’O.,
R. simplex d’O., Rotalia eryptomphala Rss , R. Haidingeri d’O., Cassidulina
oblonga Rss. und Textilaria pectinata Rss. Am reichlichsten sind daher die
Cristellarideen, insbesondere die Galtung Robulina vertreten; zunächst kommen
die Miliolideen und Nodosarideen, dagegen erscheinen die Rotalideen, Cassidu-
linideen, Textilarideen und Ucellideen nur durch einzelne Arten, die übrigen
Familien gar nieht repräsentirt. Die grösste Individuenzahl bietet Robulina
inornata d’Orb.; häufiger sind ausserdem noch Quinqueloculina foeda Rss.,
Teztilaria pectinata Rss. und Nodosaria venusta Rss., durchgehends Arten von
sehr kleinen Dimensionen; alle übrigen sind selten oder selbst sehr selten.
Sämmtliche Arten des Schliers von Ottnang gehören dem marinen Tegel an
und mit Ausnahme von Nodosaria venusta, Rotalia eryptomphala und Cassidu-
lina oblonga sind alle schon im Tegel von Baden selbst nachgewiesen worden.
An der Übereinstimmung des Schliers mit demselben kann daher nicht gezwei-
felt werden, und die anscheinende Fremdartigkeit seiner Foraminiferenfauna wird
nur dadurch hervorgebracht, dass in ihnen Formen vorwalten, die bei Baden
meistens nur spärlich entwickelt sind. Auffallend ist das gänzliche Fehlen aller
Globigerinen und Polystomiden. Eben so mangeln die Bryozoen und von den
Anthozoen ist nur eine neue interessante Species (Placotrochus elegans nov.
gen. et sp.) gefunden worden, die der Schlier mit Baden gemeinschaftlich hat.
Alles deutet auf eine Ablagerung in bedeutenderer Tiefe und auf die Einwirkung
localer Differenzen hin, deren Einfluss man auch an dem Schlier der Umgebung
von Linz nicht verkennen kann, wie dessen abweichende, schon früher unter-
suchte Fauna darthut.
Herr Prof. Reuss machte ferner einige Beinerkungen über die Bryozoen-
gattung Cumulipora v. M., eine Gattung, die schon lange aufgestellt, das Schick -
sal hatte, entweder verkannt oder ganz mit Stillschweigen übergangen zu
werden.
Sie wurde zuerst 1835 vom Grafen Münster in seinen Bemerkungen über
einige tertiäre Meerwassergebilde des nordwestlichen Deutschland (in Leon-
hard’s und Bronn’s Jahrbuch. 1835, p. 434) namhaft gemacht, aber ohne
Diagnose und Beschreibung. Bronn erwähnt sie in der Lethaea und rechnet sie
zu den Anthozoen und zwar zu den Nulliporiden, ohne Zweifel verführt durch
die in senkrechten Reihen über einander gelagerten Zellen, wodurch eine freilich
nur oberflächliche Ähnlichkeit entsteht mit Zellenröhr-n, die durch Querscheide-
wände in Etagen abgetheilt werden, wie es bei den tabulaten Korallen der Fall ist.
Auch Geinitz stellt Cumulipora in seiner Petrefaetenkunde zu den Anthozoen und
zwar in die Nähe von Alveolites. Philippi übersieht zwar die Analogie mit
den Celleporen nicht, trägt aber zur weiteren Aufhellung des Dunkels nicht bei.
d’Orbigny, Gray, Busk übergehen das Genus völlig mit Stillschweigen.
Römer endlich beschreibt in seiner neuesten Arbeit über die Polyparien der
norddeutschen Tertiärgebilde flüchtig drei Arten, deren eine aber gewiss nicht
hieher gehört, ohne aber auch eine Diagnose der Gattung zu geben, als ob kein
Zweifel mehr darüber obwalten könnte. Und doch stellt er sie selbst in die
Nachbarschaft von Stichopora und Lunulites.
Dass Oumulipora unter die Bryozoen und zwar in die Nähe von Lepralia und
Cellepara aulzunehmen sei, kann keinem Zweifel unterliegen. Sie bildet ziem-
lich grosse knollige Massen, welche aus übereinanderliegenden Zellenschichlen
bestehen, deren Zellen aber nicht regellos gehäuft sindj, wie bei Cellepora, son-
PD) Verhandlungen. [5]
dern eine mehr weniger regelmässige Anordnung erkennen lassen. Es sind auch
nicht die stehenden Zellen der Celleporen, sondern bei regelmässiger Ausbildung
die liegenden der Lepralien, und nur durch die Bildung der Zellen im dichten
Gedränge neben und über einander herbeigeführte Hemmnisse bedingen mannig-
fache Anomalien i in der Entwickelung und eine grössere oder geringere Annähe-
rung an die Zellenform der Celleporen. Jede Zelle spriesst nicht nur seitlich aus,
sondern auch nach oben, so dass sich über ihr eine neue bildet und im Laufe der
Zeit grössere verticale Zellenreihen entstehen, die dieht an einander liegen.
Diese haben nun grosse Ähnlichkeit mit Röhrenzellen,, welche durch Quer-
scheidewände in Etagen abgetheilt sind, und daraus ist bei flüchtiger Betrach-
tung die Ver wechslung mit dem Baue der Milleporiden und Alveoliten erklärlieh.
Die Ausbildung der Zellen unterliegt übrigens manniglachen Anomalien in der
Form und sehr oft, besonders bei Cumulipora angulata, verschliessen sieh die
Zellenmündungen , was die Erkennung des Celleporentypus erschwert. Jede
Zelle steht mit den Nebenzelien durch die gewöhnlichen Sprossencanäle der
ehilostomen Bryozoen in Verbindung. Bei ©. transilvanica Rss. trennen sich die
verticalen Zellensäulen nach Art der Biflustren stellenweise leicht von einander
und man beobachtet dann bei stärkerer Vergrösserung an den vertical gestreiften
Seitenwänden der Zellen leicht die in queren Reihen stehenden Verbindungs-
poren, Die scheinbaren Querscheidewände sind nichts als die Decken der über
einander gelagerten Zellen, welche mit einander durch ihre Mündungen com-
munieiren oder wenn diese, gleich wie an den älteren Stammtheilen der
Eseharen und verwandten Formen geschlossen sind, dureh die regellosen Poren
der Zellendecken.
Nach den hier auseinandergesetzten Merkmalen ist demnach Cumulipora
eine Lepralia mit reihenweise über einander gelagerten Zellen, oder eine Celle-
pora mit regelmässiger Anordnung der Zellen, und da diesen Charakteren ohne
Zweifel gewisse organische und funetionelle Differenzen zu Grunde liegen,
dürfte die Beibehaltung dieser Gattung auch gerechifertigt erscheinen.
Den Typus derselben bildet die in dem Oberoligocän von Astrupp, Luithorst
und Bünde vorkommende Cumulipora angulata v.M. mit polygonalen, von einem
erhabenen Rande umgebenen Zellen. Sehr ausgezeichnet beobachtet man die
Gattungscharaktere auch an der ©. transilvanica Rss.; einer neuen Species
aus dem imivcänen Tegel von Lapugy in Siebenbürgen, mit gewölbten, von
einer Furche umgebenen und mit einer Avicularpore versehenen Zellen. Drei
Species werden von Römer namhaft gemacht. C. pumicosa Röm. aus dem
Mitteloligoeän von Söllingen, nähert sich der ©. transilvanica, O. favosa dagegen
aus dem Unteroligocän von Latdorf, der von Römer nicht erwähnten ©. angu-
lata. Beide sind jedoch zu unvoliständig charakterisirt, um sich über ihre näheren
Verhältnisse zu denselben aussprechen zu können. Die dritte Species, €. fabacea
Röm., dürfte wohl zu Cellepora zu versetzen sein.
Eine ausführlichere Darstellung wird an einem anderen Orte gegeben
werden.
Herr Dr. G.C. Laube machte eine Mittheilung über die Baeulitenschichten
von Böhmisch-Kamnitz,
Im nördlichen Böhmen und zwar im Norden des Leitmerilzer Kreises treten
neben den Quadersandstein-Gebilden der sächsisch-böhmisehen Schweiz auch
noch diese Schichten, die jüngsten Bildungen der böhmischen Kreide, auf.
Jokely !), welcher im Jahre 1858 die geologische Aufnahme des dortigen
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 1859. Verhandlungen S. 61 u. fl.
[6] Sitzung am 16. Februar. Dr. Laube. 23
Terrains besorgte, fand dieselben in ziemlicher Verbreitung von der Elbe östlich
bis über Böhmisch-Leippa und Reichstadt hinaus verbreitet und fast allerwärts
dem Quadersandsteine aufgelagert, so dass die Schichten des Pläners dazwischen
felılen, mit Ausnahme dreier Punkte, an welchen sie jedoch nur in sehr geringer
Mächtigkeit entwickelt, fast nur angedeutet sind, und der genannte Geologe kömmt
zu der Ansicht, dass hier vor dem Absatz der Baeulitenschichten schon eine
Störung im Niveau des Kreidemeeres stattgehabt haben dürfte.
Im Allgemeinen ist ihre Mächtigkeit eine sehr wechselnde, die zwischen
einigen Fuss bis zu zehn Klaftern schwankt. Es sind mehr oder minder schieferige
Thone und Thonmergel, die in der Regel petrefaetenarm sind, und Joke&ly
erwähnt aus den dortigen Schiehten nur Nucula striatula Römer (Nucula
pectinata Sw. bei Jok&ly), Leda semilunaris v. Buch (Nucula bei Jokely)
und Ostrea Proteus Rss. (vielleicht identisch mit O. minuta Römer).
Am schönsten aber und am petrefactenreichsten sind die Schichten in ‘der
Nähe von Böhmisch - Kamnitz bei der Jochmühle und Kamnitz-Neudörfel ent-
wickelt, wo sie am Kamnitzbache aufgeschlossen sind,
Geinitz erwähnt der Localität in seiner „Charakteristik des sächsisch-
böhmischen Kreidegebirges* p. 107. Etwas näher besprieht er sie in seinem
„Quadergebirge in Deutschland“ p. 60, und bemerkt die ihm von dort bekannt
gewordenen Petrefaeten in dem folgenden Kataloge, doch gehören die meisten
von Böhmisch-Kamnitz bezeichneten nicht den Baeulitenschichten, sondern dem
ebenfalls dort in der Nähe auftretenden Calianassensandsteine an. Auch Reuss
erwähut der Localität in seinen „Versteinerungen der böhmischen Kreide“,
I. Bd. S. 120.
Die Baculitenschichten bei Böhmisch-Kamnitz bestehen zum Theile aus
reinen Thonen, zum Theile sind es Thonmergel, welche beide Gesteinsarten sich
schon im Ausseren von einander unterscheiden, indem die Thone gelbgrau von
Farbe, schieferig brüchig, wenig plastisch, weich sind, und dabei nicht an
der Zunge kleben, die Thonmergel dagegen graublau gefärbt, fein anzufühlen,
schieferig und weich, jedoch etwas an der Zunge kleben. Ihrer chemischen
Beschaffenheit nach unterscheiden sie sich, wie folgt:
Thone Mergel Thone Mergel
Kohlensaurer Kalk. . . 0:00 18-0 Maenesa, vr . u" 0 Spur
Bmeselsäure... . .. . 73:5 50-0 Manen «... 0. Spur ”
mod... 6 81 17 Phosphorsäure. . . . = 5
ee. |. 2.020.140 18-1 anna 3
2 920059 ee
Sie lagern auch hier dem Quadersandsteine unmitlelbar auf, ohne dass eine
Zwischenlage von Pläner zu bemerken ist.
Ihrem Äusseren nach erinnern sie schon sehr an die analogen Schichten
von Priesen und Postelberg im Saazer Kreise im nordwestlichen Böhmen, nur
sind die Priesener Mergel heller und weniger schiefrig. Am auffallendsten glei-
chen sie den Gaultmergeln von Folkestone in England, so wie auch die Erhal-
tungsweise der Petrefacten ihnen ganz gleich ist, dass es für den ersten Augen -
blick wohl möglich ist zu glauben, man habe diesen analoge Gebilde vor sich,
welche Annahme jedoch durch die eiugeschlossenen Petrefacten vollkommen
widerlegt wird.
Unter dem reichen Material der k.k. geologischen Reichsanstalt fand sich nun
eine bedeutende Suite von Petrefacten, welche aus den genannten Schichten von
Böhmisch-Kamnitz stammen.
24
D 00-1 wi 0 I
Verhandlungen.
[7]
Vergleichende
der aus den Baculitenschichten von Böhmisch-
? Oxyrrbina2 2.
Osmeroides Lewesiensis Ag. a >:
Serpula Spee. 5 Bir
Serpula umbonata Sow. &
Ammonites Spe.
51 RE EINER. 10
Scaphites aequalis Sow. 7.
5; obliquus Sow. 8 .
Baeulites baculoides Mant. ®°.
Dentalium Geinitzianum de Ryckh. 10
1 bieostale de Ryckholt 1 .
Fissurella patelloides Rss. 1? .
Mitra Römeri Rss. 3
Rostellaria mucronata @ Orb. % .
” subulata Rss. . .
» coarctata Geinitz 16 .
Pleurolomaria Speec. . er St
Turbo subsculptus da’ Orb. Banane.
fi Bohemus d’Orb, 9 .
bs amatus d’Orb. 2 .
Natica vulgaris Rss. 2 5
Turritella multistriata Rss.”2 .
Cardium semipapillatum Rss. 3,
Astarte similis Münster ... .
= acuta Rss.2 ...
Nucula striatula Römer 5 . .
Leda siliqua Gldfs. 7 .
2 porrecta Rss. 8. H
” semilunaris Buch.” .
- producta Nilss. 30 .
Pectunculus Lens Nilss.31, ...»
” insculptus Rss.# .. .
» arceaceaus® . ...» .
3y retieulatus #3 . 2...
Cueullaea nına Leym.®. ....
Arca striatula Rss. 6. ..». .
> undulata Rss.” . ..
Tellina concentrica Rss. »® .
5 plana 33. -
Solen lamellosus Rss.% . . .
Mytilus tefragonus Rss. #1. .
Corbula caudata Nüss. # .
=. BDERSRE U ger
Venus laminosa Rss. # .....
Gervillia solenoides Defr. ® . . .
Avicula spec. - En:
Inoceramus striatus Mantell "7 6115
N Lamarcki Park. #8 .
= Cripsi Mant. ® .
Pecten membranaceus Nilss. ®. .
Ei Nilssoni Goldfs. 51 ,
Ostrea minuta>? . . 8
Anomia truncata Geinitz 23 .
5 subradiata®# .
Ostrea spec.®. .
Plicatula spec... . .
Terebratula spee. >?
Terebratulina spec... ....
Cidaris exiqua Rss.9. .....
? Anthophyllium spec. . . »
*) Siche Citate, Seite 26.
Deutschland
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33 | 36 | 21 | 16 | 19 4 9 7 8 5 L' 2 | 12 4
25
Sitzung am 16. Februar. Dr. Laube.
Kamnitz bekannt gewordenen Petrefacten.
Tabelle
[8]
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TITrÜTrTPrPmrum aaa TRRTLATTERTRTTZTZZEESTRES
36 Verhandlungen. [9]
Citate und Synonyma etc.
. Mantell Geol. Sussex. p. 236, t. NXXIV, £. 1, 3, t. XXXII, £. 12. Rss. böhm. Krde. I, p. 12, t. V, £. 10, 11.
. Sowerby (Vermieularia umbonata) M. €. 57, f. 6, 7. Geinitz Quadergeb. p. 136.
Serpula umbonala Römer. Nord. Kreide. p. 102.
. SowerbyM. C. t. 18, f. 1—2. d’Orb. Paleontolog. frang. I, p. 518, t. 129, £. 1, 27, (S. Geinitzü d’Orb.)
im Prodrome Paront., S. aequalis Reuss böhm. Kreide. I, p. 27 (partim).
. Sowerb. M. ©. t. 18, f. 4—7. S$. aequalis Reuss böhm, Kreide. I, p. 27 (partim).
. Mantell (Hamites Lerniaideb Geol. Suss. t. XXIII, £. 67, p. 123., B. anceps Reuss. böhm. Kr. I, p. 24, t. VII, f. 2.
. De Rycekholt Bier eg I, p. 70. Reuss (D. medium) böbm. Kreid. I, p. 40, t. x, f. A.
. De Rycekholt |. e. I, p. 71, t. II, £. 43, 44.
. Reuss böhm. Kreide I, p. MM, tIXL 89
. D’Orbigny Prodrome Il, p. 226. Reuss (Faseiolaria Römeri) böhm. Kreide II, p. 111, t. XLIV, £. 17.
. d’Orbigny Prodrome II, p. 155. Reuss (Rost. calcarata) 1. e. I, p- 45, t. IX, £. 5
. Reuss böhm. Kreide I. p. ie t. IX, f. 8 a—d.
. Reuss. ce. I, p. 45, t. IX, f. 1.
. D’Orb. Prodrome II, p. 224. ned (Litorina sculpla Rss. non Sow.) 1. ec. I, p. 49, t.X, £. 16.
. d’Orbigny Prodrome Il, p. 224. Reuss (T. obtusus Rss. non d’Orb.)
. @Orbigny Prodrome Il, p. 224. Reuss (T. Basteroti Gldfs. non Brngn.) 1. e. I, p. 48, Goldfuss. t. 181, f. 7.
. Reuss böhm. Kreide I, p. 50, t. X, f. 22. Litorina rotundata Reuss non Sow. ibid. p. 49, t. X, £. 15.
. Reuss böhm. Kreide I, p. 5l, t. X, f. 17. XI, £. 16.
Reuss I. ce. II, p. 1, t. XL, f. 12.
. Gold fuss Deutschl. Petref. II, p. 198, t. 154, f. 22,
.Reussl. ce. II, p. 3, t. 33, £. 17, t. 57, £.14.
. Römer norddeutsche Kreide p. 68, t. VIII, f. 26. Reuss (N. peclinata Rss. non Sow.) 1. c. II, p. 5, t. XXXIV,
f. 6—8.
. Goldfuss I. e. II, p. 156, t. 125, £. 13. (Nucula), Reuss I. e. (Nueula) U, p. 7, t. 34, f. 11.
. Reuss I. e. II, p. 7, t. XXXIV, £. 12, 13 (aus dem Quader von Zlosceyn und Tyssa) (Nucula).
. Buch, Karsten’s Archiv XI, p. 15. Reuss |. ce. II, p. 7, t. XXXIV, f. 14—16 (Nucula).
. Nilsson (Nucula) Petrifie. Suee. p. 16, t. X, f. 5. Rss. (Nucula) 1 ec. U, p. 7, t. 34, £. 17—20.
. Nilsson I. ce. p. 15, t.V, f.4. Rss. 1. e. Il, p. 9, t.XXXV, £. 13.
. Reuss Il. e. II, p. 8, t.XXNV, £. 18.
Reussl. e. II, p. 8, t. XXXV, £. 4. Arca arcacea d’Orb. Prod. II, p. 224.
.„Reussl. ce. II, p. 8, t. XXXV, f.7, 8.
. Leymerie Mem. soe. g£ol. d. France. V, p. 7, t. IX, f. 1 a—d. Rss. (Arca pymaea)l. e. U, p. 11, t. XXXIV, £. 8.
. Reussl. ce. II, p. 12, t. XXXIV, f. 28. D’Orb. (A. Hugardiana) Pal. fran. II.
.Reussl.c. I, p. 12, t. XXXIV, £. 32, 39.
. Reussl. ce. II, p. 19, t. XXXVI, £. 19, 20.
. Römer. e. p. 71, t. IX, £. 19. Reussl. ce. II, p. 19, t. XXXVI, £. 22.
. Reuss böhm. Kreide II, p. 16 t. XXXVI, f. V (aus dem Quader von Tyssa).
. Reussl. ec. Il, p. 15, t. XXXII, £. 6.
. Nilsson Petr. suee. p. 18, t. II, £. 18. Rss, 1, ce. II, p. 20, t. XXXVI, f. 23.
Von Alth. Beschreibung der Umgebung von Lemberg. p. 69, t. 12, f. 22 als Varietät v. €. caudata ahgebildet.
. Reuss I. ce. Il, p. 21, t. XLI, £. 6,15. D’Orbigny Prodrome V. Sublaminosa Il, p. 237.
.Sow. M. C. t. 510, f. 14, 6. Fürbesiann d’Orbigny Pal. frane. III, p. 486, t. 396, f. 56. G. solenoides Reuss
l. e. I, p. 23 (partim) t. XXXU, f. 14.
. Mantell Geol. Sussex. p. 135, t. XXVIL, f. 2, 3. Goldfussl.c. Il, p. 115, t. III, £.3. Reussl.c. I,
p- #5.
. Brongniart (Catillus Lamarckü) Envir. d. Paris. p. 4, t. X, f£. 16. D. Brongniarli Rss. 1. ec. II, p. 2 a,
S$. Brongniarti Gldfss. . e. 1, p. 115, t. 112, £. 1,3.
. Mantell Geol. Sussex p. 135, t. XXVIL, f. 11. Rss. 1. c. II, p. 25, t. XXXVII, f. 10, 12.
. Nilss. Petrif. suec. ». 23, t. 1X, f. 16. Rss. 1. c. Il, p. 26, t. 39, £.9. Römer. c. (P. spathulatus) p. 50,
t. VIIL, £. 5.
- Gold£uss]. e. II, p. 76, t. IC, f. 8. Niss. (P. orbieularis) I. c. p. 23, t. X, f. 12. Rss. 1. c. II, p. 26,
4. 39) KUER
. Römer. ec. p. 46, t. VIII, £.2. Reussl.c. I, p. 41, t. XXVIL, £. 29—35. 0. Proteus 1. ce. dürfte mit dieser
Species identisch sein.
. Geinitz Charakteristik d. sächs.-böhm. Kreidegeb. p- 87, t. XIX, £. 4, 5. Reussl. ce. Il, p. 45, t. XXXI,
f. 12—14.
. Reussl. ce. I, p. 45, t. XXXI, £. 18, 19.
. Eine Form, welche zur Gruppe der Plicaten gehört, vielleicht 0. larva Lmek. im Jugendzustande.
Eine kleine runde Form, wohl zu T. carnea Sow. gehörig.
Vielleieht T. yracilis v. Buch.
Reuss |. c. II, p. 57, t. XLII, £. 1, 2.
Im Ganzen sind es sechzig Species, die sich ganz oder zum Theile bestim-
men liessen, von denen zwei den Fischen, zwei den Annulaten, fünf den Cepha-
lopoden, dreizehn den Gasteropoden, neununddreissig den Bivalven, zwei den
Brachiopoden, eine den Polypen angehören.
Wenn schon, wie erwähnt, eine bedeutende petrographische Aehnlichkeit
zwischen Priesen und Böhmisch-Kamnitz vorhanden ist, so stellen sich die Schich-
[10] Sitzung am 16. Februar. Dr. Laube, 6. Fr. v. Sternbach, A. Rücker. 27
ten hinsichtlich ihrer Fauna mit jenen als vollkommen identisch dar. Dem paläon-
tologisehen Charakter nach stehen ihnen am nächsten: Pirna (Walkmühle bei
Geinitz) und Strehlen, dann die Lemberger obere Kreide, und etwa Aachen.
Alle anderen Loealitäten, welehe mit verglichen wurden, haben nur wenige Spe-
eies mit den hier vorgefundenen gemein, und es stellt sich die Zahl der über-
einstimmenden Petrefacten für einzelne verglichene Localitäten, wie folgt:
a Luschütz 33, Priesen 36, Postelberg 21, Pirna 16, Strehlen 19,
Koschütz 4, Kieslingswalda 9, Quedlinburg 7, Coesfeld 7,
Haldem 5, Goslar 4, Gosau 2, Aachen 12, Rügen 4.
Frankreich: Uchaux 5, Ervy 2, Rouen 5, Tournay 2.
England: Lewes 8, Folkestone 2, Sussex 7, Wight 2.
Schweiz: Perte du Rhöne 4, Sainte Croix 4, Geneve 1.
Niederlande: Mastricht 4, Limburg 8.
Galizien: Nagorzany 15, Lemberg 13.
Schweden: Köppinga 9, Ignaberga 5.
Trotzdem das Versteinerungsmedium ein so feines ist, sind die von dorther
stammenden Petrefacten doch im Allgemeinen schlecht erhalten, was namentlich
von den Gasteropoden gilt; besser erhalten sind die Bivalven, doch auch ihre
Erhaltung lässt viel zu wünschen übrig.
Herr k. k. Schichtmeister G. Freiherr von Sternbach gab eine Schil-
derung des dem Herrn F. Wiekhoff in Steyr gehörigen Steinkohlenbaues
nächst Gross-Raming in Ober -Österreieh, in dem durch das Buch-Denkmal
bekannten Pechgraben. In den mit grauem glimmerreichen Sandsteine wech-
selnden festen und aufgelösten Schieferthonen des unteren Lias treten mehrere
Steinkohlenflötze auf, welehe durch den in östlicher und südöstlicher Richtung
eingetriebenen Franzstollen aufgeschlossen wurden. Das erste und zweite Flötz
erwiesen sich jedoch als nieht abbauwürdig. In dem Liegendschiefer des zwei-
ten Flötzes treten häufig Thoneisensteinmergel mit Pflanzenabdrücken, meist
Camptopteris Nilssoni auf; während im Hangenden häufig Pecopteris Whitbyensis
zu finden ist. Das dritte Flötz, bei 3 Fuss mächtig, ist abbauwürdig, es ist zwi-
schen Sandstein und Sandsteinschiefer eingelagert. In einer Entfernung von
5 Klaftern wurde ein viertes Flötz angefahren, und 6 Klafter von diesem soll
man auf ein fünftes Flötz gestossen sein. Die beiden letzteren werden jedoch
nieht abgebaut, und das letzte ist nieht einmal zugänglieh. Auf dem dritten
Flötze wurde in westlicher und östlicher Richtung ausgelängt; das letztere
Auslängen ist jedoch versetzt, und das westliche bildet gegenwärtig den Haupt-
bau. In der 36. Klafter hat sieh das Flötz ausgekeilt, worauf die Schichten ver-
quert, und abermals mehrere Kohlenflötzehen erreicht wurden. Bei der Ver-
querung wurden petrefaetenreiche Schichten vorzüglich mit Pleuromya unioides,
Pecten infraliasinus, Goniomya rhombifera, Panopaea liasica u. s. w., ferner
Sandsteinschiefer mit Pflanzenabdrücken Camptopteris Nilssoni, Taeniopteris
vittata und Pecopteris Whitbyensis angefahren. Nach wiederholter Auskeilung
der Kohle und Verquerung der Schiehten wurde endlich ein schiefriges Kohlen-
flötz von etwa 9 Fuss Mächtigkeit erreicht, in dem die Kohle bei 5—6 Fuss,
das taube Zwischenmittel hingegen bei 3—4 Fuss mächtig ist. Die Ver-
querung wurde an mehreren Punkten bis an den Liasfleckenmergel getrieben.
Die Kohle selbst ist von guter Beschaffenheit; sie gibt bei 20 Percent Asche,
bei 60 Percent Cokes, und liefert bei 5071 Wärme-Einheiten.
Herr Anton Rücker berichtet über das Zinnerzvorkommen von Schlaggen-
wald.
d*
98 Verhandlungen. [11]
Der Zinnstein kommt bei Schlaggenwald auf Stockwerken und auf Gängen
vor. Der Stockwerke treten drei auf, nämlich der Huber-, Schnöden- und Klingen-
stock. Sie bestehen sämmtlich aus dem sogenannten Zinngranit, welcher sich
von dem Gebirgsgranit durch seinen geringen Halt an Feldspath, dureh lichten
Glimmer, vorwiegendes Auftreten von Quarz, und durch die Führung von acces-
sorischen Bestandtheilen unterscheidet. Der wichtigste ist der Huberstock. Das
Zinnerz kommt in den Massen fein eingesprengt, dann in Schnüren, Nestern und
Putzen, derb und krystallisirt vor. Der Huber- und Schnödenstock sind ringsum
von Gneiss umgeben, der Klingenstock liegt an der Contaetgrenze vom Gneiss
und Granit.
Von Gängen treten drei Systeme auf und zwar:
1. Südöstlich von den Stockwerken die Gänge der k. k. Mariaschönfeld-
zeche im (grauen) Gneiss mit einem Streichen von SW. nach NO. und einem
Einfallen nach NW, gegen den Granit mit 25—55°. Es sind Quarzgänge,
welche den Zinnstein als Saalband, dann in kleinen Putzen und Drusen führen ;
nebstdem tritt er in Greisenpartien und in einzelnen Schnüren und Nestern im
Nebengestein auf.
Ein zweites Gangsystem liegt zunächst dem Huber- und Schnödenstocke,
und umfasst die sogenannten Fälle, d. i. Gänge mit sehr geringem Einfallen
und geringer Mächtigkeit. In diesen ist der Zinnstein mehr als in den ersteren
concentrirt.
Das dritte System bilden die Gänge des sogenannten Hahnengebirges, die
aber schon seit langer Zeit ausser Betrieb sind.
Die Stockwerke haben sich aus dem Gebirgsgranit gebildet, und sind
relativ jünger als dieser. Sie scheinen in der Teufe untereinander zusammen
zu hängen.
Die Gangbildung ist eine sehr eomplieirte ; und ist nur so viel als sicher
anzunehmen, dass die Gänge dem Zinngranit ihr Material verdanken, daher sie
nicht leicht in diesem fortsetzend gedacht werden können. Der Schlaggen-
walder Gangbergbau hat daher keine Hoffnung auf ein Wiederaufblühen ;
wenn ein solches für die dortige Gegend je zu erwarten ist, kann es nur durch
den Stockwerksbau geschehen.
Herr Karl Ritter v. Hauer machte eine Mittheilung über die Beschaffen-
heit der Kohlenvorkommen in den österreichischen Alpen.
Durch die Untersuchungen der geologischen Aufnahmsseetion I ist im ver-
gangenen Sommer die interessante Thatsache nachgewiesen worden, dass die
Kohlenvorkommen des genannten Terrains, welche bis dahin sämmtlich als dem
Lias (Grestener Schichten) angehörig betrachtet werden, in Wirklichkeit in
zwei verschiedenen Formationen, nämlich im Keuper und Lias auftreten. Es er-
schien nun wünschenswerth zu untersuchen, in wieferne diese Gliederung, auch
in dem Brennwerthe, beziehungsweise in der chemischen Constitution, der ge-
dachten Kohlen ihren Ausdruck finde. Mehrere Untersuchungsresultate lagen
schon aus früherer Zeit vor, und eine grössere Reihe neuer konnte mit den
Proben gewonnen werden, welche von der I. Section gesammelt worden waren.
Doch verlangte die vergleichungsweise Darstellung eine gewisse Wahl unter
den Untersuchungsresultaten, um verlässliche Anhaltspunkte zur Beurtheilung
des relativen Brennwerthes, beziehungsweise der Constitution dieser Kohlen zu
erhalten.
Localitäten, von denen nur eine Probe zur Untersuchung vorlag, wurden
in die Zusammenstellung nicht aufgenommen. Es gehören hieher von Keuper-
kohlen die Vorkommen von Loich, Rehgraben, Reitgraben, Schrambach und
12] Sitzung am 16. Februar. K. Ritter v. Hauer. 29
Kirchberg, von Liaskohlen jene von Pernreith. Bei der schwankenden Beschaf-
fenheit der Steinkohlen von ein und derselben Localität hat eine einzelne Unter-
suchung wenig Werth.
Von Hollenstein wurde ferner das Resultat der Untersuchung eines Stückes
aus dem Kleinkother Bau ausgeschieden, welches speeifisch 597 pCt. Asche ent-
hielt, ebenso von Scheibbs aus dem Heiser’schen Bau das Ergebniss einer Probe,
die einen Aschengehalt von 42:3 pCt. Asche nachwies. Bei solchen Schiefer-
kohlen ist die Brennwerthsbestimmung eine wenig verlässliche.
Aus den Ergebnissen aller Detailuntersuchungen, die in einer Tabelle zu-
sammengestellt unter den „Arbeiten im Laboratorium“ in diesem Hefte des Jahr-
buches erscheinen werden, hat sich nun für die eigentliche Kohlensubstanz
(Aschen- und wasserfreie Kohle) das folgende Verhältniss des Brennwerthes
herausgestellt:
Liaskohlen Keuperkohlen
Für 100 Theile Für 100 Theile
Fundort er NEE ARE Fundort ts brennbarerSubstanz
Substanz i R Substanz .
%, Calorien u a %o Calorien a
Gresten........... 95-0 | 6902 | 7:6 | Kleinzell.......... 86-1 | 6312 | 8-3
Pechgraben .......| 81°1 | 6517 | 8°0 | Lilienfeld......... 89-9 | 6984 | 7-5
EROBSaUl. 3.30. ... 88-6 | 6292 | 8:3 | Tradigist......... 81:0 | 6601 | 7-9
ES NER: 5 6853 | 7°6 | Hollenstein........| 83:3 | 626 | 8-3
GoBsline. . ... .u:0. 81:1 | 6360 | 82
Scheibbs ......... 85.3 | 6759 | 7-7
Mittel. .| 89-2 Opponitz 22......% 89.5 | 5958 | 8-8
Bunzı Anm. 88:2 | 6215 | 8-4
Gaming...“ an. 91:4 | 6087 | 8-6
IHDSItz 0.4 24 87°7 | 6387 | 8°2
nifiseseseärhlee 88-4 | 5559 | 9-A
Mittel..| 86-5 | 6262 | 8-38
Wie diese Tabelle zeigt, besitzt die specifische Kohlensubstanz der Lias-
kohlen einen höheren Brennwerth und somit ein günstigeres Verhältniss der
elementaren Bestandtheile für Wärmeleistung als die Triaskohlen, eine Beob-
achtung, die sich vollkommen den früheren Ergebnissen anschliesst , welche
sich beim Vergleiche des Brennwerthes sämmtlicher Kohlen im Bereiche der
österreichischen Monarchie herausstellten.
Vergleicht man die Mittel aus dem Maximum und Minimum des Brennwer-
thes der Kohlen beider Localitäten, so ergibt sich ein dem voranstehenden sehr
nahe liegendes Resuitat :
Liaskohlen Keuperkohlen
Calorien Aequivalent Calorien Aequivalent
—_ u m——_—_ m u u
Gresten . . . 6902 76 Lilienfeld . . . 6984 7-5
Grossau . . . 6292 8-3 Lindau . . . . 5559 9-4
Sn Mittel 6597 7-93 ’ yi, _ Mittel 6271 8-37
Ein Vergleich der Durchschnittswerthe beider Vorkommen in ihrem natür-
lichen Zustande ergibt endlich das folgende relative Verhältniss :
30 Verhandlungen. [13]
Liaskohlen Keuperkohlen
Wasser :Proeenti +10, Era kenenlsh a 2:4
Asche ER REN ARE EEE 8 9-4 11:3
Cokes na ee ag, Du G2-7 68-1
Brennbare Substanz Procentt . . 2.2... 89-3 86°6
Galorien "Hi, ds RUHR DEREN 5937 5554
Keogeiralank kochen Br rear 8-8 9-4
Das Ergebniss aller dieser Untersuchungen zeigt schliesslich , dass die
alpinen Liaskohlen des Erzherzogthums Oesterreich, gegenüber den anderen
Vorkommen in derselben Formation (Fünfkirchen, Steyerdorf u. s. w.) den
untersten Rang bezüglich ihres Brennwerthes einnehmen.
Herr Karl Ritter von Hauer berichtete ferner auch noch über die Mineral-
quellen von Apatovee in Croatien.
Der Commandant des k. k. Warasdin-Kreuzer Grenzregiments Nr. 5, Herr
Oberst von Dervent in Belovar, hat vor wenigen Tagen an die Direction der
k. k. geologischen Reichsanstalt eine Reihe von Aetenstücken, die sich auf die
Entdeckung und Untersuchungen der gedachten Quellen beziehen, zur Benützung
übersendet. Die Zusendung dieser Actenstücke ist um so werthvoller, als die
Quellen von Apatovec bisher in weiteren Kreisen noch wenig bekannt sind,
namentlich ist in der neueren Mineralquellenliteratur nichts darüber enthalten.
In den Zusammenstellungen über die Mineralquellen des Kaiserstaates von Dr.
Koch, so wie in jener von Dr. Freiherrn v. Haerdtl sind die Apatovecer
Sauerbrunnen nicht angeführt.
Die Entdeckung dieser Quellen fällt in die neuere Zeit, und zwar in das
Jahr 1842. Auf die Anzeige von ihrer Existenz durch den Waldbereiter Frembt
verfügte das Regimentseommando allsogleich eine nähere Besichtigung der
Localität, die Aufnahme eines Planes der Gegend und eine Untersuchung des
Wassers. |
Es sind zwei Quellen im Gebiete der Woyakowazer Compagnie vorhanden,
deren eine in einer Thalschlucht am östlichen Rande des Aerarialwaldes Kalniza
in der nordwestlichen Richtung vom Dorfe Apatovec, und zwar 1/, Stunde davon
entfernt liegt. Die zweite entspringt ®/, Stunden in westlicher Richtung von der
ersteren entfernt, bei Ossegg.
Eine erste Analyse des Wassers, welche der k. k. Lieutenant Taubner
in einer Apotheke ausführte, ergab als wesentliche Bestandtheile des Wassers
kohlensaures Natron, dann Chlorverbindungen von Kalium, Magnesium und Na-
trium, so wie freie Kohlensäure.
Der Bau eines Brunnenhauses wurde im Jahre 1844 genehmigt und seit
dieser Zeit wurde der Gebrauch des Wassers von Seite der Aerzte in vielen
Fällen probeweise verordnet. N
Anfänglieh hatten vermöge der Lage der Quellen die Tagwässer Zutritt,
nunmehr ist aber die eine gehörig isolirt.
Eine zweite Analyse des Wassers wurde in Folge eines Befehles des Hof-
kriegsrathes von dem Apotheker Bratzky in Wien ausgeführt, der im Wesent-
lichen zu denselben Resultaten gelangte, wie die erste Analyse. Beim Verdampfen
von 12 Unzen des Wassers erhielt er einen fixen Rückstand im Gewichte von
42-9 Gran. Nebst den kohlensauren und Chlorsalzen wies er auch die Gegenwart
schwefelsaurer Salze nach.
Endlich wurde noch im Jahre 1847 eine chemische Untersuchung des Apa-
tovecer Wassers an der k. k. Josephinischen Akademie in Wien ausgeführt, und
zwar durch Herrn Dr. Ragsky, der zu dieser Zeit supplirender Professor an
dem gedachten Institute war.
[14] Sitzung am 16. Febiuar. K. Ritter v. Hauer. 31
Nach dem bisher unveröffentlicht gebliebenen Berichte von Dr. Ragsky
ist das Wasser der Apatovecer Quelle klar, schmeckt salzig-alkalisch, perlt
schwach von entweichender Kohlensäure beim Kochen und trübt sich danach.
Das specifische Gewicht fand er = 1'0057. Der nach dem Abdampfen
erübrigende fixe Rückstand reagirt stark alkalisch und enthielt in 16 Unzen:
Kohlenssures Naasın ;.. . >... «4 asia 28469 Gran,
GIIRSRAEFENEN! ara Seas ae ed nne en ai, 15-0667 ,
Eohlensauren Kalk... 2... 2.20 ae kun aie.ciaie 13899 „
Kohlensaure Magnesia .... ......2220.. 2.365 ,
LES REN SR a che 0.819, „
Kohlensaures Eisenoxydul ............... 0.046 „
Spuren von Extractivstoff, Thonerde, Verlust. 0:610 „
Summe 49059
Ausserdem fand er in 16 Unzen 6-24 Gran oder 12-72 Kubikzoll freie
Kohlensäure, und bemerkt, dass der wirkliche Gehalt an diesem Gase unmittel-
bar an der Quelle etwas höher sein dürfte.
Die Quelle ist sonach ein stark alkalischer Säuerling,
Für diese werthvollen Mittheilungen , aus denen vorläufig nur einiges
Wenige in Kürze angeführt werden konnte , ist die k. k. geologische Reichs-
anstalt dem Herrn Obersten v. Dervent zu besonderem Danke verpflichtet,
was der Vortragende glaubte im Namen der Direelion derselben aussprechen
zu dürfen.
Jahrbuch 14. Band.
derk.k. geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. I. Heft.
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ZONE FETT RENT >
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 1. März 1864.
Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer im Vorsitz.
Mittheilungen von Herrn k. k. Hofrath und Director W. Haidinger
werden vorgelegt: -
„Unmerklich wie die Zeit uns, die wir von den Ereignissen des Tages
ergriffen in raschem Drange vorwärts uns geschoben sehen, dennoch mit Macht
enteilt, so erhalten wir plötzlich Mahnungen, ernste, von dem Schlusse mensch-
licher Bestrebungen auf dieser Erde. Einer der wahren Urväter unserer natur-
wissenschaftlichen, namentlich mineralegisch-geologischen Arbeiten in Oester-
reich, in Ungarn, ist kürzlich dahingeschieden, unser alter Freund und Corre-
spondent der k. k. geologischen Reichsanstalt Professor Dr. Christian Andreas
Zipser in Neusohl, am 20. Februar, in seinem 81. Jahre, er war am 25. Novem-
ber 1783 zu Raab geboren. Noch in später Zeit war auch unsere k. k. genlo-
gische Reichsanstalt ihm für werthvolle Geschenke zu Danke verpflichtet, am
5. November 1853 mancherlei Gebirgsarten, darunter den Granit von Veleneze
bei Stuhlweissenburg, der später gewissermaassen als neu entdeckt vorgelegt
wurde, nochs päter im August 1858 eine Sammlung fossiler Knochen, über welche
wir in unserem Jahrbuche einen werthvollen Bericht Herrn k. k. Professor
E. Suess, aus der Sitzung am 30. November verdanken, Ursus spelaeus, Canis
lupus und vulpes, Martes und Hyaena spelaea, auch hier noch eine Vermeh-
rung unserer Kenntniss. Grosse Theilnahme widmete Zipser den Versamm-
lungen der ungarischen Naturforscher, durch Vorträge und Berichterstattungen
über dieselben. Er war noch in den allerletzten Jahren mit Ausarbeitungen über
dieselben beschäftigt. Auch an der Versammlung deutscher Naturforscher und
Aerzte zu Gratz hatte er im Jahre 1843 theilgenommen und dann uns noch im
k. k. montanistischen Museum mit seinem Besuche erfreut. Ausserhalb irgend
welcher ämtlicher Beziehung zu den Studien von Mineralogie und Geologie, als
Vorsteher und Lehrer an der evangelischen Mädchen-Lehr- und Erziehungs-
anstalt zu Neusohl, war es ein innerer Drang zur Wissenschaft, der ihn dureh
sein ganzes Leben begleitete. Von 1803—1808 war er als Lehrer in Brünn
in naher Beziehung mit dem hochverdienten Christian Karl Andre, und auch
durch ihn für seine Studien angeregt. Ein vollgiltiges Denkmal seines Fleisses
ist wohl sein „Versuch eines topographisch-mineralogischen Handbuches von
Ungarn, Oedenburg 1817“. Unzählige Sendungen von ihm selbst aufgesam-
melter Mineralien und Gebirgsarten hat er in jenen alten viel schwierigeren Ver -
hältnissen, als wir ihnen jetzt begegnen wohl nach allen Richtungen über ganz
Europa, und nach Amerika hin versendet, und es sind ihm darauf vielfach auch
Anerkennungen von mancherlei Art dargebracht worden. Ich verdanke seinem
Wohlwollen, als einem Theilnehmer an der mir von meinen hochgeehrten Freunden
[2] Sitzung am 1. März, W. Haidinger, 33
ara 29.;Apeil, 1856 gewidmeten, Ehren- Medaille, ‚ein -Blatt des Albums, in
welchem er seine damaligen Trophäen an gesellschaftlichen Ehren und Ritter-
Titeln verzeichnet hatte, unter den ersteren die kaiserliche Akademie der Wissen-
schaften; diepharmaceutische und die mine: alogische Gesellschaft, nebst dem eines
Ehrenuitgliedes, der Universität sämmtlieh in St. Petersburg, die königlichen
Akademien der Wissenschaften in München, Neapel, Turin, die k. k. Akademie in
Padua, Gesellschaften in Kopenhagen, Altenburg, Brünn, Halle, Görlitz, Regens-
burg, Moskau, Athen u.a. Wenn er den königlich-preussischen rothen Adler-Orden
Il. Classe,: den königlich-sächsischen. Civil-Verdieustorden, das Nordstern-
Ordenskreuz, den grossherzoglich- -hessischen Ludwigs-Orden. ‚I. Classe, den
herzoglich sachsen-ernestinischen Hausorden verzeichnen konnte, zu welchen
später, voch die badensche goldene ‚Civil-Verdienst-Medaille und der württem-
bergisehe ‚Ciyil-Verdienst-Orden, kamen, so gibt dies gerade in seiner beschei-
denen gesellschaftlichen Stellung rühmliches Zeugniss für seine zuvorkommende
‚Betriebsamkeit, aber ‚auch. gewiss für, die Theilnahme, welche man in dieser
Reihe von Jahren ausserhalb Oesterreich für, die Regungen in unseren Ländern
hatte, welche;den Fortsehritten der Wissenschaft geweiht sind.
, ‚Zipser, besass;auch seit 1857 das k, k. goldene Verdienstkreuz mit. der
Krone „ war Correspondent der k..k. Ceniraleommission zur Erforschung, und
Erhaltung der Baudenkmale und Gemeinderath. Wenn der Verewigte in letzter
Zeit, in seinem; hohen Alter der Natur der Sache entsprechend nicht mehr
eigentlich in,den innern wissenschaltlichen Fortsehritt, eingriff, so blieb er doch
stets „ein ‚wohlwollender. Freund desselben, sein Leben in Neusohl ein wahres
Denkmal an jene alte Zeit wissensehaftlicher Zustände in unserem Oesterreich,
durch welche er sich ‚mülısam, aber ehrenvoll, hindurch gearbeitet, und.in
Bezug, auf welche wir wohl uns glücklich preisen dürfen, dass wir sie hinter
uns haben, wenn auch jetzt weniger Zeit ist, als jemals, um blos demjenigen
Rechnung; zu ‚tragen, was vorüber ist. ‚Nur dem der arbeitet, gehört, der Tag“.
„Herr Bergmeister M. Simettinger in Aspang hatte an die,k. k. geolo-
gische Reichsanstalt zur Bestimmung, einen Schädeltheil eines Nagers einge-
sandt, ‚der. hier vorgelegt. wird., Man ‚wünscht bei,,etwas Ungewöhnlichem, doch
den Ausspruch ‚einer. gefeierten Autorität zu haben. Hier war. es unser hochge-
ehrter Gönner und Freund: Herr k. k. Hofrath Hyrtl, ‚der ihn für den Rest
eines wahren Murmelthieres (Ar ctomys Marmota. Gmel., night wie man es häufig
geschrieben findet Marmotta) erklärte, Aber. mit dem Beisatze,. dass sich;aus
dem Zustande der „Knochen deren Veränderungen durch langen (und bekann-
ten) Aufenthalt in der Erde von Schlachtfeldern mir ‚durch sorgfältiges
Sammeln suleher, menschlicher Ueberreste ziemlich klar und ubsehätzbar
geworden sind“, entnehmen Jässt, dass derselbe zwar nicht fossil sei, aber doch
„Jahrhunderte laug in der Felsschlucht gelegen haben mag“., „Gegenwärtig
ist, mir wenigstens, von Vorkommen;des Murmelthieres im Thale der Mürz nichts
hekannt,. ‚und ‚darum „hat das Object zoologischen Cabinetswertl*, Wer zuerst
solehen ‚Werth erkennt, der hat wohl gewiss auch den gegründetsten Anspruch
auf den ‚Gegenstand. Dieser Sclädelvest ist demnach entsprechend für Herrn
Hofrath Hyr. tl und) sein, elassisches Museuin, der vergleichenden Anatomie, von
ihm. alsı Zierde ı unseres Wien, gebildet, von uns in Üeheieinakomuns mit Herrin
Simettinger bestimmt.
Ueber..das Vorkommen ‚hatte leizterer, berichtet, dass, der Eh nebs!
noch unbestimmbaren ;Kuochentrümmern ‚sieh bei, Gelegenheit ‚bergmännische:;
Arbeiten,im December 1863 bei Parschlug, und. zwar am. untern. Ende de.
Parschluger Thhales. hei, Gugga gefunden habe, in einem Hügel, der aus über -
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 156%. Verhaudlungen, ©
34 Verhandlungen. [3]
einander geworfenen Kalksteintrümmern besteht, und voll Klüfte ist. „In einer
solchen Kluft fand sich der anliegende Kiefer.“
Hyrtl’s Bemerkung hatte indessen in unserem Kreise der Frage der Ver-
breitung des Murmelthieres einige fernere Anregung gebracht. Wohl waren
Personen, die ich fragte, einstimmig darin, dass es in der dortigen Umgegend
auf weite Entfernungen unbekannt ist.
„Ein Blick in Friedrich v. Tschudi’s treffliches „Thierleben in der Alpen-
welt“ gibt nebst ansprechendsten Abbildungen, Seite 490 „die Heimat der Mur-
melthiere, besonders im bündnerschen, urnerschen, glarnerschen Gebirge. Doch
auch in Tessin, Wallis, im Berner Oberlande sind sie nicht selten; aus den Gebirgen
von Appenzell und Toggenburg, wo sie früher gemein waren, hat die Verfolgung
sie gänzlich verdrängl“. Es ist zwar dort keine Berichterstattung über die Ver-
breitung der Murmelthiere beansprucht, aber da Seite 502 von anderen Species
der Murmelthiere und ihrer Verbreitung die Rede ist, so liegt auch die Frage
der Verbreitung der Alpen-Murmelthiere sehr nahe. So wenig hört man von
denselben, dass man annehmen durfte, sie seien östlich von jenen Gegenden durch
Verfolgung gänzlich ausgerottet oder doch sehr vereinzelt. In Tirol sah Herr
Professor Simony im Oetzthal, und zwar im Matschthal auf einer Höhe von
6000 Fuss ein frisch geschossenes Exemplar im Jahre 1855. Auch in Salzburg
hatte er im Jahre 1852 auf dem Steinernen Meer zunächst der Fundensee-
Alpe auf einer Höhe von 4800 Fuss ganz unverkennbare Ueberreste seiner
Höhlen getroffen , aber längst war die Erinnerung an dasselbe verschwunden.
Zahme Murmelthiere waren wohl an der Waldlehne unseres verewigten
Erzherzogs Johann in Wildbad Gastein gepflegt, wo ich selbe im Jahre 1851
sah. Von östlicheren Standorten in den Alpen war nichts zu hören.
Dagegen ist das Murmelthier in den Karpathen auf den höchsten Gipfeln
zu Hause, „und zwar sowohl in der grossen Tatra und deren westlichen Verlän-
gerungen, den Liptauer Alpen, z. B. auf dem Kriwan, Kackowa, Rohäcs, als in
der kleinen (nizne) Tatra oder den Sohler Alpen, wo es von der Kralowa hola bis
zum Djumbier und der Alpe Prassiva angetroffen wird“. Ich entnehme diese um-
fassenden Angaben dem trefflichen Vortrage unseres hochgeehrten Freundes
Herrn Professor G. A. Kornhuber in der Sitzung am 4. Mai 1857, in dem von
ihm in Gesellschaft theilnehmender Freunde am 7. Jänner 1854 gegründeten
„Vereine für Naturkunde zu Pressburg“. Verhandlungen des V. für N. zu Pr.
II. Jahrgang 1857, Sitzungsberichte Seite 54, damals gehalten unter dem Vor-
sitze unseres hochgeehrten Gönners, des gegenwärtigen Herrn k. k. Finanz-
ministers Edlen v. Plener.
Veranlassung war ein von Herrn Eduard Blasy, von Felka an Korn-
huber eingesandtes, lebendes Exemplar, noch im Winterschlafe und in Bezug
auf dasselbe vielerlei anziehende Nachweisungen.
Ueber eine dem eigentlichen Alpen-Mu:ımelthiere nahe verwandte Species,
Arctomys Bobac Schreb., den Tarbagan seltener S’urock des Mongolen Tarba-
gung der Burjäten, aus den mongolo-daurischen Steppen finden sich ausführliche
Berichterstattungen in Bild und Schrift in dem grossen Werke von Gustav
Radde, „Reisen im Süden von Ost-Sibirien in den Jahren 1855—1859 inel.“
im Auftrage der kaiserlichen geographischen Gesellschaft ausgeführt, St. Peters-
burg 1862, I. Band, Säugethier-Fauna, Seite 158. Ich verdanke selbst ein Exem-
plar dieses Werkes dem hochgeehrten Herrn Verfasser, aber da die Aufschrift
gleichzeitig an den Präsidenten der k. k. geographischen Gesellschaft lautete, so
glaubte ich dasselbe an diese Gesellschaft überreichen zu müssen. Hier wollte
ich nur Veranlassung nehmen, demselben auch öffentlich meinen Dank aus-
[4] Sitzung am 1. März. W. Haidinger. F. v. Hochstetter. 35
zusprechen. Merkwürdig ist, was v. Tschudi in einem einzelnen beglaubigten
Falle berichtet, Kornhuber durch Section abweichend gefunden, aber Radde
bei den Mongolen, Steppentungusen und Burjäten als eine vollkommen, allge-
mein anerkannte Thatsache angenommen findet, dass die Murmelthiere beim
Erwachen aus dem Winterschlafe noch vollkommen fett sind, und erst in
den ersten wenigen Tagen und Wochen ihres Sommerlebens abmagern.
Diese wenigen Betrachtungen reihten sich unmittelbar an die Thatsache der
Auffindung eines uralten Murmelthierrestes hier an, und ich glaubte, sie sogleich
in frischer Anregung geben zu sollen, ohne erst abzuwarten, was Anfragen bei
mehreren unserer hochverdienten Herren Zoologen für Ergebnisse herausstellen
würden. Die Veränderungen in der Ausdehnung der lebenden, oder wenn ich sie
so nennen darf, anthropozoischen Fauna sind aber auch gewiss für den Geologen
von höchster Wichtigkeit in der Beurtheilung der fossilen“.
„Herr Bergmeister Simettinger sandte ferner eine Berichterstattung
über Schurfarbeiten, zum Theile in Bohrungen bestehend, welche er im verflos-
senen Sommer im Zalaer Comitate in Ungarn ausgeführt, für Rechnung der
Herren Graf Batthyänyi in Sz. Gröth und Max Ritter v. Pittoni in Kop-
pany, letzterer Sohn unseres hochgeehrten Freundes Herrn Joseph Claudius
Ritter v. Pittoni in Graz. Drei Bohrlöcher, eines bei Czafford westlich von
Sz. Gröth, die beiden andern bei Koppany, bis zu Tiefen von 8, 13 und 22
Klaftern, wobei schmale Kohlenflötzchen, grösstentheils lignitartig nachgewiesen
wurden, bei dem letzten im Ganzen 41/, Fuss, doch die stärkste Lage nur
2 Fuss 4 Zoll. Die Bohrungen werden fortgesetzt. Die Lage der Kohlen ergibt
sich in nahe gleichem Horizont. Die Schichtenprofile, auch einige über Tage bei
Koppany und bei Zala Szt. Laszlo sind genau verzeichnet, durch den gelben
Sand und Belvedere-Schotter vom Humusund Löss nieder, bis in die thonigen
Schichten mit schwachen Kohlenausbissen, Es wurden auch fossile Mollusken-
reste angetroffen, und sind solche zur Untersuchung und näheren Bestimmung
freundlichst zugesagt.“
Mit der Auflösung des Novara-Museums ist der Zeitpunkt eingetreten, wo die
von den Naturforschern der Novaraexpedition mitgebrachten Gegenstände und
Sammlungen nach und nach zur Vertheilung und Einreihung in die kaiserlichen
Museen und die öffentlichen Staatssammlungen gelangen. So konnte Herr Prof.
Dr. F. v.Hochstetter in der heutigen Sitzung die von demselben während der
Novarareise für die k. k. geologische Reichsanstalt acquirirten fossilen Knochen-
reste und Gypsabgüsse aus Australien und Neu-Seeland, welche bisher im Novara-
Museum aufbewahrt waren, an die Anstalt übergeben und knüpfte daran die fol-
genden Bemerkungen:
Das Skelet von Palapteryx ingens Owen, — zu den von den Eingeborenen
Moa genannten und erst in der jüngsten Quartärperiode ausgestorbenen Riesen-
vögeln Neu-Seelands gehörig — stammt aus der Moahöhle im Aorere-Thale der
Provinz Nelson (Südinsel). Hier wurde es 1859 von Golddiggern aufgefunden.
Es lag in einer vor dem Ansatz von Kalksinter geschützten Seitennische der
Höhle nur von wenigen Zoll weichen Lehmes bedeckt.
Der Kopf lag an der Höhlenwand, die Wirbelsäule noch zusammenhängend
daneben, und nach der Lage des Skeletes war anzunehmen, dass der Vogel in
der Nische hockend gestorben. Es ist dem glücklichen Umstand der geschützten
trockenen Lage zuzuschreiben, dass das Skelet so gut erhalten blieb. Allein
leider sind die Finder nicht mit gehöriger Vorsicht zu Werke gegangen, und
so kam es, dass das Skelet, obwohl dasselbe in der Höhle bis auf den kleinsten
Knochen vollständig beisammen lag, so wie es hier vorliegt, doch nicht ganz
e*
96 Verhandlungen. [5]
ünd unbeschädigt erhalten ist. Die Pelvis' ging" beim Herausnehmen'in Stücke
und die starken Femora 'waren von einem Goldgräber , der seine Kraft'daran
„eigen wöllte, aus Muthwillen zerbrochen worden. Kleinere Theile entgingen
der Aufmerksamkeit der Finder. Die Finder übergaben 'das Skelet ‘dem Museum
in Nelson; die Trustees dieses Museums aber, den Grundstein zu dessen Neubau
ich zu legen die Ehre hatte , die Herren O. Curtis, 'J. D.' Green wood und
W. Wells hatten die Freundlichkeit, das Skelet zu einen Geschenke für die
k. k. geologische Reichsanstalt in Wien zu bestimmen. Weitere Naehgrabungen,
welche ich im August 1859 durch meinen Freund Dr. J. Haast und Mr! Maling
in der Moahöhle hatte ausführen lassen, hatten zur Entdeckung weiterer sehr
zahlreicher Knochenreste geführt , zur Auffindung mehr oder weniger vollständis
erhaltener Skelete von Dinornis didiformis (6 Individuer),, namentlich aber
eines Riesenexemplares von Dinornis elephantopus Owen. Auch einzelne von den
Golddiggern zurückgelassenen Theile des ersten Skeletes wurden noch aufge-
funden.
Die Restauration und Zusammenstellung des Skeletes von Palaptery& ingens,
wie es hier vorliegt, ist die Arbeit meines Freundes Dr. G. Jäger, der es .
gleichzeitig unternommen hat, dasselbe in Gypsabgüssen zu vervielfältigen. ‘Das
k. k. Marine-Obercommando hatte zu diesen Arbeiten die nöthigen Geldmittel
hewilligt, und so sind die schönen Gypsabgüsse dieses Skeletes zu Stande ge-
kommen, welche in den letzten Jahren von vielen Museen des In- und Auslandes
aequirirt wurden. (Vgl. Bericht über ein fast vollständiges Skelet von Palapteryx
ingens, über dessen Restauration und die davon angefertigten Gypsabgüsse von
Dr. Gustav Jäger, mit zwei photographischen Abbildungen. Wien 1863, bei
W, Braumüller.)
Ueber die höchst merkwürdigen Schädel fossiler Beuteltliiere aus Australien:
Diprotodon australis Owen und Nototherium Mitchellii Owen (= Zygo-
maturus trilobus W. Macleay), deren Gypsabgüsse ein Geschenk der
Trustees des Museums in Sidney an die k. k. geologische Reichsanstalt sind,
hat Professor v. Hochstetter schon früher in einem Berichte an die kaiserl.
Akademie der Wissenschaften (vgl. Sitzungsberichte der mathem.-naturw. Classe
XXXV. Bd., S. 349) Mittheilungen gemacht, welchen wir Folgendes entnehmen.
Man kennt fossile Säugethierreste aus Australien schon seit geraumer Zeit,
Sir T.L. Mitchell, der um die Erforschung von Australien so hochverdiente
verstorbene Surveyor-Generäl, hatte in den merkwürdigen Kvochenhöhlen von
Wellington Valley und am Mount Macedon sehr zahlreiche fossile Knochenreste
gesammelt, von welchen Owen im Jahre 1838 nachwies, dass sie sämmtlich
Säugethieren aus der Ordnung der Marsupialia, d. h. Beutelthieren angehören.
Überraschend war das Resultat, dass sich neben grossen Pflanzenfressern
auch die Reste von grossen Fleischfressern fanden, neben gigantischen Känguruh’s
auch grosse Dasyurus- Arten, viel grösser als der noch jetzt in Australien lebende
kleine Räuber (Thylarinus, der Beutelwolf) desselben Geschlechtes, Thiere wie
Dasyurus laniarius und andere, welche die einstigen Herren der Höhlen in
Australien waren, wie in Europa Ursus spelaeus und Hyaena spelaea, so dass
diese ausgestorbenen grossen Raub-Beutel-Thiere in geologisch’m Sinne in der
That als die australischen Äquivalente der europäischen Höhlenbären und el pr
hyänen betrachtet werden können.
Allein noch merkwürdigere, noch überraschendere Analogien ergaben sich:
Im Jahre 1847 br achte Herr Turner, ein Ansiedler in den Darling Downs
am Condamine River westlich von Moretonbay, eine grosse Sammlung von fos-
silen Knochen nach Sydney, welche er aus Alluvialbänken i in Kings Creek zu-
[6] Sitzung am 1. März. DER." Hochstetter. 97
sammen mit Species von Süsswassermuscheln, welehe noch heute in der Gegend
leben, ausgegraben hatte. en |
Es gelang, den gemeinschaftlichen Bemühungen der Herren Rev. W. B.
Clarke, Wall’am australischen Museum, und unseres ung'ücklichen Lands-
mannes Dr. Leichhardt, aus diesen Resten einen bis auf einige hintere Theile
vollständigen kolossalen Schädel von 3 Fuss Länge zusammenzusetzen, den
berühmten Schädel von Diprotodon australis Owen. Damit war ein ausgestor-
bener Thierkoloss nachgewiesen, dessen Backenzähne an Dinotherium erinnern,
dessen Nasenbein Ähnlichkeit mit Rhinoceros tichorhinus zeigt und das 10 bis
16 Fuss hoch, die Grösse von Elephas primigenius erreicht haben muss, aber
auch dieses paläontologische Äquivalent unserer diluvialen Diekhäuter in Europa,
ist ein Beutelthier, ein marsupialer Pflanzenfresser, am nächsten verwandt mit
den noch jetzt in Australien lebenden Geschlechtern Macropus (Känguruh)
Phascolomys (der sogenannte Wombat), damit stimmen namentlich die meisse!-
förmig angek.uten Schneidezähne im Unterkiefer (nagerthierartig) und Phas-
colarctus (der sogenannte „Native Bear“ oder „Koala“). So bestätigen auch
die vorweltlichen Thiere Australiens den in Vergleich mit der alten Welt durch-
greifend verschiedenen Organisationscharakter, den seine lebende Fauna zeigt.
Später wurde in derselben Localität der Schädel eines zweiten ausgestor-
benen gigantischen Beutelthieres von Rhinocerosgrösse gefunden, das von dem
australischen Naturforscher W. Macleay, den Namen Zygomaturus trilobus
erhielt 1). Neuerdings hat indess Owen nachgewiesen 2), dass dieser Zygoma-
turus zu dem von ihm schon früher aufgestellten Genus Nototherium gehöre,
und dass die beiden fossilen australischen Species Nototh. Mitchelli, die grös-
sere Form und das kleinere Nofoth. inerme nicht unwahrscheinlich nur Männ-
chen und Weibchen einer Art seien.
Die kolossalen Schädel dieser vorweltlichen Thiere erregten, in Sydney
ausgestellt, die grösste Verwunderung des Publieums. Herr Turner bot seine
Sammlung zum Verkaufe aus und die Original-Colleetion wurde von einem Herrn
Boyd angekauft, der sie, nachdem für das australische Museum unter der Lei-
tung des Curators Wall Gypsabgüsse genommen waren, nach England ver-
schiffte. Aber die Sendung kam nicht an. Das Schiff, mit welchem sie ging, soll
an der englischen Küste gescheitert sein. Man gab die Sammlung für verloren
und für das britische Museum in London wurden nun nach den Modellen im
australischen Museum Gypsabgüsse angefertigt, dieselben, die ich so glücklich
war, auch für die geologische Reichsanstalt zu acquiriren. Da kaın während
unserer Anwesenheit in Sydney das Schreiben von Owen an Dr. Bennett in
Sydney (Oet«ber 1858), dass sich die Sendung des Herrn Boyd ganz uner-
warteter Weise bei einer Auction in Covent Garden wieder gefunden habe.
Das ist im Kurzen die Geschichte der merkwürdigen Überreste, deren
Modelle glücklicherweise nicht das Schicksal der Originale theilten, sondern
jetzt eine der interessantesten Zierden des grössten geologischen Museums
unseres Vaterlandes sind.
Der Vorsitzende dankt im Namen der Anstalt den hochverehrten Gebern,
welehe unser Museum mit diesen seltenen Zierden bereicherten, so wie Herrn
4) Ueber diesen Schädel hat bereits Herr Bergrath Foetterle in der Sitzung vom
22. November 1859, vergl. Jahrbuch X, Verhandlung 177, Einiges mitgetheilt.
®) On some Outline-Drawings and Photograph of the Skull of the Zygomaturus trilobus hy
Prof. Owen. Quart, Journ. of the Geolog. Soc. for February 1859,
38 Verhandlungen. Fr
Prof. v. Hochstetter, der uns diese Geschenke vermittelte und heute in einem
so auregenden Vortrage erläuterte.
Herr F. Babanek gab eine kurze Schilderung der veuen Gangaufschlüsse
von Eule in Böhinen, welche er während seiner Dienstleistung in Pribram kennen
zu lernen Gelegenheit hatte.
Fast in der Mitte Böhmens von Zvirotic an der Moldau angefangen, einer-
seits gegen Osten über Neveklau, anderseits gegen Norden über Eule bis Sulie
erstrecken sich Ablagerungen von krystallinischen Schiefern, eine grosse Bucht
des von Klattau nach Auval streichenden Granitzuges ausfüllend, von welchen
die westliche Partie von der Moldau in mannigfachen Krümmungen von Süd nach
Nord, die nördliche von der Sazava, die bei Davle in die Moldau mündet, von
Ost nach West durchströmt wird. Diese Schiefer sind nach den neueren Auf-
nahmen als „Urthonschiefer* ausgeschieden worden zum Unterschiede von den
westlich von ihnen liegenden „Pribramer Schiefern und Grauwacken“, sie bilden
Barrande's untersilurische Etage A, während letztere die Etage B zusam-
menselzen. Das Verflächen derselben ist ein ziemlich steiles, 70—80 Grad
südöstlich, somit geg"n den Granit, mit welchem sie südlich von Eule im Thale
Zambach wechsellagern, ihr Streichen geht von Südwest nach Nordost nach
Stunde 1—2. Sie bestehen aus einer feinkörnigen diehten Grundmasse von
Jdiekschiefriger Struetur, hell- oder dunkelgrauer Farbe, mit häufig ausgeschie-
denen Quarzkörnern, oft werden sie auch von Kalkspathschnüren durchsetzt und
gehen stellenweise in chlorit-talkartige Schiefer über.
In der Nähe der Mündung der Sazava in die Moldau ist ein mächtiger Fel-
sitporphyrstock entwickelt, der imSüden an den Granit grenzt, und gegen Norden
sich in drei Arme theilt, welche in den Urthonschiefern eingelagert erscheinen.
Dieser Porphyr besteht aus einer dichten Feldspathmasse mit ausgeschiedenen
Feldspathkrystallen und Quarzköruern, ist oft dunkelgrün gefärbt und geht durch
Aufnahme von Amphibol und Augit in Grünsteinporphyr über.
Der Granit ist in der Gegend von Eule grobkörnig, von weisser oder röth-
licher Farbe, je nach der Färbung des Orthoklases, der oft in grösseren Kry-
stallen ausgesehieden erscheint, überall ist demselben in grösserer oder geringer
Menge schwarzer Amphibol beigemengt. Südlich von Eule an den steilen Abhän-
gen des Sazavathales ist eine horizontale Zerklüftung des Granits sichtbar, wo-
durch mächtige Bänke gebildet werden , an manchen Stellen ist nebstdem auch
eine vertieale Zerklüftung wahrzunehmen.
Die Goldgänge finden sich theils in den Urthonschiefern, theils in den por-
phyrartigen Gesteinen. Ältere ‚Studien über das Goldvorkommen von Eule findet
man in einer. kleinen Abhandlung von Hofrath Maier in Graf Sternberg’s
Geschichte der böhmischen Bergwerke vom Jahre 1837, wo er darüber Fol-
gendes sagt:
„Die Goldlagerstätten sind Gänge, denn wenn auch die meisten im Strei-
chen wenig von jenem des Schiefers abweichen, so fallen sie doch im Verflä-
chen denselben regelmässig durch. Ihre Ausfüllungsmasse bildet gewöhnlich
Quarz, seltener Kalkspath, worin das 23karatige Gold mit mehr oder weniger
Eisenglanz, Arsenik- und Eisenkies eingesprengt ist. Die Quarzmasse erscheint
meist derb, manchmal aber auch drusig und erdiger Chlorit in den Drusenräu-
men, manchmal auch zerfressen, und dann findet sich ocheriges, braunes Eisen-
oxydhydrat meist mit Gold darin ein. Die Brauneisensteinpseudomorphosen in
der hexaödrischen Gestalt des Eisenkieses in den Quarzgängen, öfters mit ästigen
Stücken von Gold verwachsen, sind aus dem Euler Revier bekannt. Höchst sel-
ten mischt sieh in die Gangmasse etwas Laumonit, der öfters für sielı schmale
[8] Sitzung am 1. März. F. Babanek. 39
Gänge im Thonschiefer ausfüllt, welche letztere auch goldleere Quarzgänge ge-
nannt werden, oft findet sich darin Pistacit und Idokras vor. Die Mächtigkeit
der Goldgänge kennt man bisher von Messerrückenstärke bis zu zwei Schuhen,
letztere an alten Bergfesten des Schleierganges auf dem Rudolfistollen. *
„Eine kleine Erörterung verdient das Vorkommen des Goldes bei Bohulib,
11/, Stunde nordwestlich von Eule. Es steht daselbst in einem natürlichen Zu-
sammenhange mit den dort mächtigen Feldsteinporphyrgängen. An den Sahl-
bändern derselben legen sich theils zerbröckelter, eisenocheriger Schiefer , theils
Quarzfasern an, theils ziehen sich von diesen horizontale Quarztrümmer in den
Porphyr hinein und führen das Gold eingesprengt und in siehtbaren Körnern. “
Seit jener Zeit ist über den Euler Bergbau wenig oder fast gar nichts ver-
öffentlicht worden, erst im vorigen Jahre unternahm der Herr Oberbergratli un!
Akademie-Vireetor Grimm von Pfibram eine genaue Untersuchung des dortigen
Bergbaues und er wird nächstens seine Arbeiten darüber veröffentlichen. Ich
erlaube mir in einer gedrängten Übersicht die daselbst seit dem Jahre 1840 ge-
machten Aufschlüsse mitzutheilen.
Zu Anfang dieses Jahrhunderts hatte das Montan-Aerar den dortigen Berg-
bau in Angriff genommen und es wurde im Dorfe Studene, westlich von Eule, im
Hangenden des Schleierganges ein Hauptschacht abgeteuft bis auf eine Tiefe
von 90 Klaftern. Da nun in dieser Tiefe viele Wässer zusassen und die dortige
Rosskunst dieselben zu gewältigen nicht im Stande war, so wurde am rechten
Ufer der Sazava im Zampacher Thale ein Wasserrad projeetirt,, welehes mit-
telst eines Feldgestänges die Pumpen im Schachte in Bewegung setzen sollte.
Zu gleicher Zeit wurde der Betrieb eines tieferen Stollens angeordnet, welcher
dem Wenzelgange nachgehen, später jedoch denselben verlassen und quer-
schlägig gegen den Hauptschacht zu treiben war. Der Stollen sollte den Zweck
haben, den unbekannten Tiefvyau aufzuschliessen, und als mit der Zeit der Bau
der Wasserhebkunst sistirt wurde, auch den nach und nach bis auf die Sohle
des oberen Rudolfistollen ausgetränkten Hauptschacht zu entwässern. Um den-
selben mit einem einzigen Einbau bis zum Schachte zu bringen und dabei stets
gute Wetter zu haben, ist an der Stelle, wo er den Wenzelgang verlässt und der
Querschlag beginnt , eine Löcherung mit einem alten oberen Stollen veranstaltet
worden und es wurden mittelst Wetterlutten,, die man vom oberen Stollen
gegen den tieferen und an den First des letzteren angebracht hatte, stets frische
Wetter von Ort zugeführt.
Dieser neue Stollen hat bis jetzt eine Länge von 745 Klaftern erreicht
und es sind mit demselben von dem Punkte an, wo er den Wenzelgang verlässt
‘und querschlägig gegen den Schacht geht, mehrere Gänge überfahren worden.
Die meisten haben eine Mächtigkeit von wenigen Linien bis zu einigen Zollen,
streichen mehr oder weniger nordöstlich, ihr Verflächen ist theils gegen Nord-
west, theils gegen Südost unter einem Winkel von 12 — 40 Grad, ja manche
sind fast söhlig. Ihre Ausfüllungsmasse besteht aus derbem Quarz, selten Kalk-
spath, und eingesprengtem Schwefelkies, sie besitzen meist schr deutliche Sahl-
bänder, die oft ein serpentinartiges Aussehen haben, und es wurden die gestal-
tigsten derselben auf einige Klafter Erstreckung ausgerichtet. Proben, die aus
gezogenem Kiesschliceh im k. k. Probirgaden zu Pribram abgeführt wurden,
ergaben entweder nur Spuren oder höchstens 0:02 — 04 Denair Go!d. Im
vorigen Jahre ist auch der in alter Zeit wegen seines Goldreichthums berühmte
Schleiergang verquert worden, welcher ziemlich drusig und wasserführend sich
zeigte, was von den in seinen oberen Horizonten befindlichen Verhauen her-
rührt. Seine Ausfüllungsmasse ist grösstentheils derber Kalkspath, mit grossen,
40 Verhandlungen. [9]
schönen, Krystallen in den Drusenräumen,, nebstdem: derber Quarz; und, einge-
sprengter Schwefelkies. Er verflächt gegen Südost unter ‚einem ziemlich flachen
Winkel, streichtnach Nordost und hat eine Mächtigkelt von: beiläufig, 11/,, Fuss:,
Der in den Goldgängen vorkommende Schwefelkies ist .von zweierlei Art;
Der. eine hat. eine röthlichgelbe oder 'goldgelbe Farbe ‚undıes.;scheiat; dass
dieser vorzugsweise goldhältig ist, während Untersuchungen des anderen; blass+
gelben Kieses keine Spur von Gold ergaben. Gediegen Gold ist in den his jetzt
verquerten, Gängen nirgends gefunden worden. ‚Auch im. Nebenzestein findet
sich Schwefelkies vor und zwar sowohl im Hangenden als Liegenden der Gänge,
ob dieser goldführend ist, weiss man bis jetzt noch nicht, da er noch keiner
Analyse unterzogen worden ist.
Sämmtliche mit dem Wenzel-Stollen überfahrenen Gäuge. befinden sich in
einem festen Felsitporpliyr, der stellenweise durch Aufoahme von schwärzlicher
Hornblende ‚eine dunkle Farbe zeigt und in ein Hornblendegestein übergeht,
welches ımehr ' oder, weniger die Magnetnadel ablenkt. Es wären, demnach, bei
dem Euler Goldbergbau zweierlei Gänge zu unterscheiden, wovon die einen, im
Thon», Chlorit- oder Talkschiefer, die anderen in Porphyren aufsitzen, jedenfalls
deuten die bis jetzt daselbst gemachten Aufschlüsse ‚anf, ein solches; Vorkommen
hin. Es scheint dass erstere edler sind, indem sie vorzugsweise gediegen Gold
führen, welehes in letzteren an den Eisenkies.gebunden erscheint., ‚Die wach dem
Durchschlag, weleher täglich erwartet wird, vorgenommenen’ Ausrichtungen der
Gänge werden über das Verhalten und den Adel derselben nähere Aufsehlüsse
geben.. Man hat im Sinne die Gänge nach dem Entwässern .der Grube auch in
den oberen Horizonten zu prüfen, und später einen regelmässigen, Ausrichtungs-
bau ‚einzuleiten.
Im Jahre 1857 bestanden neben dem ärarisechen Bergbau noch zwei gewerk-
schaftliche, von denen sich der eine nur eines kurzen Daseins erfreute. Es hatte
nämlich ein Bürger von Eule in der Nähe der Stadt einen: Steinbruch. eröffnet
und kam dabei «uf den Ausbiss ‚eines Quarzganges; von’ einigen Zollen Mäch-
tigkeit, in welchem gediegen Go!d in grösseren Körnern ..eingesprengt, ‚war.
Seinen Bemühungen gelang es eine Gewerkschaft. zusammenzubringen, ‚die
daselbst einen Schurfbau unternahm. Es wurde in, der Lagerstätte jein saigerer
Schacht abgeteuft, aus welchem man schöne ıGolds!ufen ‚erhielt. Doch., hatte
dieses Unternelimen keine lange Dauer, indem sich Geldmangel einstellte und
der angelegte Schacht in's Liegende des Ganges kam, daher. keine Goldstulen
mehr ‚zu bekommen waren. ‚Die Gewerken haben abdanfı eine, Vertheilung der
gewonnenen Erze unter einander veranstaltet und den Schacht im Jahre 1858
wieder verstürzt.| Eine zweite ältere Gewerkschaft, betrieb. im..Dorfe Studeue -
einen Stollenbau, der schon um .das Jahr 1770 angefangen wurde.| Er hatte sich
früher sehr, ergiebig gezeigt, die! gewonnenen Poechzeuge wurden ‚in. einem
Pochwerk verarbeitet und der Goldschlich eingelöst. Es sind im Prager National-
Museum schöne Goldstufen aus dieser Grube, zu sehen.; Später Jatte ‚sieh‘, der
Gang zertrümmert und; theilweise ausgeschnitten, der Bergbau kam, an ‚einen
anderen Besitzer und da er nichts abwarf, ist er aufgegeben worden; so. blieb
das Aerar der einzige Bergbautreibende in! jener Gegend.
Schliesslich will ich inoch erwähnen der grossen Anzahl. alter Hulden ang
Pingen, die sich in der Gegend von Eule vorfinden „welche grösstentheils, von
früheren Goldwäschen herrübren dürften, obwohl man 3 — 4 Hauptpingenzüge
unterscheiden und: in einer Streichungsriehtung von 11/; Stunden Länge, ver-
folgen: kann, ‚auf, denen höchst wahrscheinlich. ‚der alt- Bergbau umging, ‚über
dessen. Tiefe jedoch keine sicheren Nachrichten vorhauden sind.
[10] Sitzung am 1. März. L. Hertie. 41
Herr Ludwig Hertle erläutert die geologischen Verhältnisse entlang einem
Durehsehnitte von „am Steg“ südwestlich von Lilienfeld in die Tradigistgegend
südöstlich von Kirchberg an der Pielach.
Der „am Steg“ südwestlich von Lilienfeld mächtig entwickelte und als
reicher Fundort für Keuperpflanzen bekannte Sandstein wird conform von dünn-
geschichteten braunen dolomitischen Kalken überlagert, welche längs des nörd-
liehen Gehänges des Zögersbachgrabens entblösst, ein Einfallen nach Süd unter
AO Graden zeigen. Der nach Westen stark ansteigende Graben führt in immer
höhere Schichten, und es werden die vorhin erwähnten Kalke von mergeligen
Kalken (mit undeutlichen Petrefacten) überlagert, petrographisch den Kössener
Schichten ähnlich. Ueber ihnen folgen Fleckenmergel und jurassische Schiefer,
welche die Höhe des den Prinzbach- und Zögersbachgraben trennenden Gebirgs-
sattels einnehmen. Dieser Sattel bildet zugleich den Uebergang zwischen Hohen-
stein und Gschettberg, und verfolgt man den nach Nordnordwest laufenden
Rücken des letzteren, so durchquert man in umgekehrter Reihe die früher er-
wähnten Schiehten. Unter dem Juraschiefer wieder Fleckenmergel, Kalke mit
Petrefacten, den Kössener Schichten entsprechend, unter welchen wieder Dolo-
mite folgen. Das Einfallen der Schichten immer in der Richtung nach Süd oder
Südsüdwest unter 30—40 Graden. Die Dolomite werden von Sandsteinen unter-
lagert, welche Kohlenflötze eingelagert enthalten und den Lagerungsverhält-
nissen nach entsprechen diese Sandsteine der Fortsetzung des Sandsteines am
Steg. Nördlich von diesem Sandsteinzuge, im Reitgraben tritt ein zweiter Sand-
steinzug auf, getrennt vom ersteren durch graue und braune Kalke. An einigen
Stellen ist der Kalk oberflächlich durch umgekippte Sandsteinmassen verdeckt,
tritt aber im Soissgraben deutlich entwickelt zu Tage. Beide Sandsteinzüge
lassen sich in ihrer Fortsetzung nach West und Ost verfolgen. Der nördlichere
Zug geht längs des Reitgrabens nach West durch den Soissbachgraben in den
Rehgraben. Hier sind die Bergbaue des Herrn Neuber. Im Reitgraben selbst ist
der Neuber’sche Bernhardstollen und nach Osten setzt dieser kohlenflötzführende
Sandsteinzug in den Steinbachgraben nach Wenigsthof, wo die Fisch er’scheu
Kohlenbaue sich befinden. In allen diesen Bauen, welche in der Hauptriehtung
von West nach Ost liegen, hat man d — 4 Flötze, in einem 6—10 Klafter
mächtigen Schiefermittel eingebettet, aufgeschlossen. ‚Das flötzführende Schiefer-
mittel erscheint als Einlagerung in einem grauen feinkörnigen Sandstein, und zwar
als eine Einlagerung in den Liegendschichten des Sandsteines, da Liegendschläge
auf den verschiedenen Bauen immer nach 6—10 Klafter Länge den Liegendkalk
erreichten. Dagegen wurden Hangendschläge 70—90 Klafter lang getrieben,
ohne weder eine Flötzspur zu durchqueren, noch den Hangendkalk anzufahren.
Das Liegendflötz erweist sich in allen diesen Bauen als das mächtigste 2—4 Fuss,
die Hangendflötze minder mächtig, oft nur als wenige Zoll mächtige Kohlenschnüre
entwickelt. Die flötzführende Schieferzone führt Pflanzenreste, von denen Egui-
setites columnaris, Pterophyllum iongifolium und Pecopteris stuttgardiensis zu
erwähnen sind.
Auch der südlichere Zug setzt in westlicher Richtung fort und begleitet
den nördlichen, mehr weniger parallel bis in die Loich, südwestlich von Kirch-
berg, woselbst der Neuber’sche Carolusstollen besteht. In östlicher Riehtung
verfolgend, durchsetzt er bei Riegelmühl den Soissgraben und zieht weiter längs
des Nordabhanges des Gschettberges. Noch weiter in Osten findet man ihn am
Lindenberg zu Tage gehend, wo er sich seinem Verflächen nach mit dem Sand-
steine von Zögersbachgraben und Steg verbindet. Auch dieser Zug führt Kohlen-
flötze und auf letztere bestehen mehrere Bergbaue, so die Oesterlein'schen
K. k, geologische Reichanstalt. 14, Band, 1864. Verhandlungen. f
42 Verhandlungen. [11]
Schürfungen am Gschettberg, die Schürfungen des Herrn Fischer am Krandl-
stein und Umgebung, und endlich die grösseren Baue (des Herrn Oeste rlein)
am Steg und Umgebung.
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle legte die im verflossenen Sominer von
der zweiten Section der k. k. geologischen Reichsanstalt, deren Leitung ihm
anvertraut war, ausgeführten geologischen Speeialkarten vor. Sie umfassen
denjenigen Theil des nordwestlichen Ungarn, der zwischen die österreichisch-
mährische Grenze im Westen und den Waagfluss im Osten, dann zwischen die
Linie Pressburg-Sellye im Süden und das Klaneschnitzathal im Norden fällt. An
den speciellen Aufnahmen waren die Herren Sectionsgeologen H. Wolf, F. Frei-
herr von Andrian undK. Paul unter Mitwirkung der Herren Montaningenieure
F. Babanek, A. Horinek und A. Rücker betheiligt.
Das ganze Terrain zerfällt in zwei geologisch wie geographisch von ein-
ander getrennte verschiedene Hauptgebiete. Das eine mit der Haupthebungslinie
von Südwest nach Nordost umfasst die kleinen Karpathen und als Fortsetzung
derselben das weisse Gebirge, das Brezowaer und das Nedzegebirge. Das
andere schliesst die Höhenkuppen ein, die von Sobotist beginnend in einer fast
östlichen Richtung bis nach Bzinze nächst Waag-Neustadtl reichen, von hier
aus aber, an das erst erwähnte Hauptgebiet Euch anschliessend, ebenfalls in
nordöstlicher Richtung sich verfolgen lassen. Über die geologische Beschaffen-
heit der kleinen Karpathen und des weissen Gebirges hat bereits Herr K. Paul
in der Sitzung am 1. Februar |. J. eine Mittheilung gemacht. Die der Kreide
zugezählten lich ten splittrigen Kalke und Dolomite des weissen Gebirges setzen
auch die Hauptmasse des Brezowaer und Nedzegebirges zusammen; nur am
Drienowitzaber ge nördlielı von Werbove werden sie von Jurakalken unterteuft.
Hingegen sind in dem vorerwähnten Höhenzuge zwischen Sobotist, Miawa und
Bzinze als tiefstes Glied die Kössener Schichten bei Brane, Turaluka und Miawa,
ferner Sandsteine und Fleckenmergel des Lias, Crinoidenkalk, rother und grauer
hornsteinreieher Jurakalk und Fleckenmergel, Aptychenkalk und Sandstein des
Neocom sehr entwickelt; diesen Gebilden schliesst sieh im Norden der Kar-
pathensandstein an, während gleichsam eine weite tiefgehende Bucht zwischen
diesen beiden Hauptabtheilungen , von jüngerer Kreide und von eocenen und
mniocenen Gebilden ausgefüllt ist.
Herr Dr. G. Stache berichtet über die im verflossenen Sommer von ihm
unter Mitwirkung der Herren Dr. C. Hofmann und B. Winkler durchgeführten
geologischen Aufnahmen des Inovec-Gebirges zwischen dem Waagfluss und
Neutraflu ss in Ungarn.
Das ganze Gebiet besteht geologisch im Wesentlichen aus drei grösseren
Gesteinsgruppen:
1. Aus alten krystallinischen Schicht- und Massengesteinen.
2. Aus Sedimentär-Gesteinen der paläozoischen und mesozoischen Zeit.
3. Endlich aus Ablagerungen der känozoischen und anthropozoischen Periode.
Die krystallinischen Gesteine hilden den eigentlichen Kern des Inovec-Gebir-
ges, welcher inselförmig abgeschlossen erscheint, durch die umgebenden Sedi-
mentärgebilde und die höchsten Erhebungen des ganzen Gebietes darstellt. Die
Gruppe der älteren Sedimentär-Gesteine zieht auf der Westseite der centralen
Erhebungslinien längs der Waag vom Lipovaberg bei Freistadt bis zum Stari
Haj ONO. von Beckov. Sie erscheint hier als eine ziemlich zusammenhängende,
wenn gleich in ihrem specielleren Bau höchst unregelmässige Zone von im
Norden zum Theil sehr hohen Vorbergen und bildet zugleich die Steilabfälle des
ganzen kleinen isolirten Gebirgskörpers gegen das Waagthal.
[12] Sitzung am 1. März. Dr. Stache. A3
Auf der Ostseite des krystallinischen Mittelgebietes erscheint die Gruppe
dagegen nur in einzelnen durch das Hervortreten kryatallinischer Massenge-
steine zerrissenen Partien.
Diese Reste einer östlichen Zone sind überdies vorzugsweise nur auf den
südlichen Theil beschränkt. Hier allein treten sie wenigstens in grösserer
Massenentwicklung auf in dem Bergzug des Beleni bei Radosjna und in dem
Cernahorski- und Uhrad- -Gebirge bei Podhrad).
Im Norden treten nur zwei kleine isolirte Felspartien nahe dem Saume des
krystallinischen Gebirges aus dem ziemlich hoch an die krystallinischen Gehänge
hinaufreichenden Löss zu Tage.
Die Gruppe der jüngeren Ablagerungen besteht vorherrschend aus Löss,
aus welchem zerstreut und in schmalen ununterbrochenen Strichen Schichten
der älteren und jüngeren Tertiärzeit hervortauchen. Dieselbe umhüllt das ganze
Gebirge von allen Seiten, und greift stellenweise ziemlich hoch in dasselbe
hinauf. Entlang dem steileren Westgehänge erscheint sie in einer schmalen
durch das Hevortauchen älterer Gesteinspartien mehrfach zerrissenen Zone ent-
lang deın steileren Westgehänge. Auf der Ostseite jedoch breitet sich der Löss
zu einem breiten, gegen das Bett des Neutraflusses abdachenden Hügelland
aus, welches die flacheren SO.-Abfälle des Inovec-Gebirgsstockes verdeckt.
Diese Abdachungsriehtung gegen OSO. ist markirt durch eine grosse Zahl von
in dieser Riehtung in den Löss eingerissenen Auswaschungsthälern, welche von
Nord gegen Süd immer wasserärmer werden, entsprechend der Abnahmen ihrer
Quellgebiete an Flächenausdehnung, Höhe und Vegetationsreichthum. ‚
Dr. Stache behandelte nun als ersten Theil seines Berichtes über das ihm
bei den Sonnenaufnahmen 1863 zugefallene Terrain etwas eingehender das alte
kıystallinische Grundgebirge.
Der zweite Theil seines Berichtes, welcher die sowohl durch die Mannig-
faltigkeit der vertretenen Schichten als besonders durch das Fehlen oder die
Sparsamkeit paläontologischer Merkmale und durch ausserordentlich gestörte
und unklare Lagerungsverhältnisse zum Theile sehr schwierig zu enträthselnde
Gruppe der älteren Sedimente umfassen soll und die dritte Abtheilung, welcher
die Verhältnisse der sparsamen Ablagerungen der Tertiärzeit und des weit ver-
breiteten Löss der Diluvialzeit behandeln soll, werden den Gegenstand eines
zweiten Vortrages in einer der nächsten Sitzungen bilden.
Der aus krystallinischen Gesteinen zusammengesetzte Theil des Terrains
wiegt vor sowohl in Hinsicht auf Flächenausdehnung, als auf Höhe in dem eigent-
lichen Gebirgsland längs dem Waagfluss zwischen Freistadt und der Trent-
sehin-Neutraer Strasse zwischen Fastratj und Barat Lehota. Es nimmt mehr als
die Hälfte des ganzen von Lösshügeln umschlossenen und unbedeckt gebliebenen
waldigen Gebirgszuges ein. Seine grösste Längserstreckung und seine bedeu-
tendste Breitenausdehnung fällt zusammen mit der des ganzen Gebirges.
Das krystallinische Grundgebirge ist zugleich von vorherrschendem Einfluss
auf die wichtigsten geographischen Verhältnisse, insbesondere aber auf die
Thalrichtungen und das Wassernetz des ganzen Gebietes.
Verbindet man den südlichsten Punkt, wo das krystallinische Gebirge aus
der Lössbedeckung hervortaucht, die kleine Granitpartie südlich vom Lipina-
Berge bei Freistadt mit der Strassenhöhe der Trentschin-Neutraer Strasse
zwischen dem Baira-Berg und Mackova-Berg, wo das Krystallinische des Inovee
gegen den Dolomit des Trentschiner Gebirges abschneidet, so erhält man eine
Linie, welche zugleich die Längsrichtung und Ausdehnung des ganzen Gebirgs-
gebietes, seines Hauptlängsrückens und seiner Hauptwasserscheide andeutet.
f*
44 Verhandlungen. [13]
Diese Längsaxe des Gebirges beträgt nahezu sechs Meilen, die grösste Breite
“ ist auf 21/; Meile zu schätzen. In dem südlich von der grössten Breitenaus-
dehnung der kryslallinischen Gesteine und des ganzen Gebirges zwischen Huorka
und dem alten Bräuhaus von Bojna gelegenen Theile tritt dieses Verhältniss
weniger deutlich hervor, als in dem nördlich davon sich ausbreitenden Gebirge.
In dem südlichen Theil, der sich mehr gegen Süd verschmälert und senkt,
ist das krystallinische Gebirge nämlich auf grösseren Strecken hin theils vom
Löss, theils von den festen, gebirgsbildenden Sedimentärgesteinen älterer For-
mationen ganz verdeckt.
Auf der ganzen Strecke von den Graniten bei Freistadt bis in die Nähe
des Plesivec-Berges wird die Höhe des Längsrückens von Sedimentärgesteinen
gebildet und das Krystallinische ist selbst an den seitlichen Gehängen nirgends
aufgedeckt. Von dem letztgenannten Punkte über den Kamene Wrata zwischen
dem Moravaner Thal und dem Kradna-Thal bis zum Berg Sadeni Buk zwischen
dem Hradeker Thal und dem Zeleznicathal wird die Wasserscheide und der
Höhenkamm des Längsrückens zwar auch noch nicht vom krystallinischen Grund-
gebirge eingenommen, aber es tritt wenigstens schon in grösserer Ausdehnung
an beiden Seiten desselben zu Tage und reicht zuerst auf der Westseite in der
zweiten Strecke, auf der Ostseite fortdauernd ganz dieht an den Kamm hinauf.
Erst in dem nördlichen breiten und hohen Theil des Gebirges vom Sadeni
Buk an herrscht das Krystallinische fortdauernd und ununterbrochen allein auf
dem ganzen Kamm und der östlichen Gehängseite und grenzt hier unmittelbar
an das, breite Lössland des Neutrathales. Auch auf der westlichen Gehängseite
nimmt es noch in ziemlicher Breite den ganzen oberen Theile der Seitenrücken
und Thäler ein. Weiterhin abwärts ist es hier jedoch verdeckt durch alte
Schichtgesteine,, Schiefer , Sandsteine und Kalke und in der untersten Gehäng-
stufe vielfach auch durch Löss. Das Krystallinische tritt hier nur noch in zwei
schmalen, nahezu parallelen Zonen aus diesen Schichten zu Tage. Die obere
dieser Zonen erstreckt sich ununterbrochen von der Papiermühle im Hradeker
Thal bis in das Thal bei Selev, die tiefere Zone lässt sich zwar aus dem Visnova-
Thal durch das Ribniki-Thal bis in die Berge östlich bei Beckov verfolgen, aber
sie ist nur im südlichen Theile zusammenhängend; im nördlichen Theile erscheint
sie nur in einzelnen kleineren Grabenaufrissen unter dem verdeekenden Löss.
Der mittlere Hauptrücken des nördlichen Gebietstheiles oder des krystalli-
nischen Hauptgebietes des ganzen Inovec-Gebirges hat zwischen der tiefen Ein-
sattlung dem Sadeni Buk im Süden und dem Bairaberg im Norden eine mittlere
Höhe von 2500 Fuss Diese Höhe übersteigen die zahlreichen Kuppen, welche
der verhältnissmässige schmale Rücken trägt, um mehrere hundert Fuss. Viele
dieser Kuppen kommen der ziemlich nahe an das Nordende des Zuges gerückten
höchsten Erhebung dem 3324 Fuss erreichenden Inoveeberg selbst, nach weleher
wir das ganze Gebirge benennen, sehr nahe. Die bedeutendsten derselben sind
im Norden vom Inovee der Javoriberg, im Süden der Korelnica, die Jakubova,
der Ivanovi Kop, der Turniea-Berg. Von dem schmalen Hauptrücken zweigen
sich sowohl auf der Westseite als auf der Ostseite eine sehr grosse Anzahl
schmaler und hoher Seitenrücken ab, zwischen denen sehr tiefe enge Thäler ein-
geschnitten sind, deren Bäche die Niederschläge des dicht bewaldeten Gebirges
aufsammeln und nach Nord bis West dem Waagfluss, in der Richtung gegen SO.
aber dem Neutrafluss zuführen.
Auch in dem südlichen Theile des Gebietes, wo die Höhenlinien der Wasser-
scheide durch das Uebergreifen verschiedenartiger Sedimentärgesteine über das
krystallinische Grundgebirge sowohl in ihrer Richtung grössere Abweichungen
14] Sitzung am 1. März. Dr. @. Stache. 48
nach Ost und West und grössere Abstände zwischen Einsenkungen und Erhe-
bungen erleiden, kommt dennoch dieselbe Erscheinung der Wasservertheilung
zum Ausdruck. Die Bäche der Ostseite gehen in südöstlicher Richtung dein
Neutrafluss zu, wenn gleich in weniger deutlich paralleler Richtung wie in dem
nördlichen Theil. Die Bäche der Westseite, die auch im nördlichen Gebiete schon
einen kürzeren Lauf haben, werden natürlich je mehr gegen Süd kürzer und
kürzer mit der Annäherung der mittleren Erhebungslinie an das Waagufer und all-
mähliges Sinken unter das weite Lössland im Süden.
Ungeachtet dieses Verhältnisses ist die ganze Westseite des Gebietes wae-
serreicher*als die Ostseite.
Die Quellen der westlichen Seite sind stärker, ausdauernder und zahlrei-
cher, die Bäche daher wasserreicher gegen die Waagseite; besonders bei
langdauernder Hitze und Regenlosigkeit im Sommer ist die Ostseite dagegen,
besonders in dem südlichen Theile aber auch selbst im nördlichen Theil durch
Trockenheit und Wassermangel ausgezeichnet. Der Grund davon liegt nicht
in der verschiedenen Ve srtheilung der Vegetationsdecke. Im nördlichen Theile
sind beide Seiten, sowie der miltlere Rücken mit dichten Buchenwaldungen
bedeckt. Im südlichen Theile ist die Bewaldung der Ostseite sogar auf grosse
Strecken dichter und zusammenhängender als auf der Westseite. Der Grund
wird daher weit mehr im Bau des Gebirges und in der Vertheilung der Schichten
zu suchen sein.
Die geologische Zusammensetzung des krystallinischen Grund-
gebirges ist sehr einförmig und einfach.
Gneiss und Granit sind vorwiegend, ja fast allein die Gesteine, welche
gebirgs bildend auftreten, wie auch Stur in seiner, an guten Beobachtungen so
reichen, Abhandlung über das grosse Gebiet der Waag und Neutra schon
erkannte. Der Verbreitungsbezirk von Gneiss und Granit ist ziemlich scharf
getrennt. Man kann ein grosses, breites nordwestliches Gneissgebiet und ein
schmäleres südöstliches Verbreitungsgebiet des Granites unterscheiden.
1. Der Gneiss setzt den ganzen Hauptzug des eigentlichen Inovee-
Gebirges zwischen der Spalte Jesträbi und Barat Lhota und die grösste Breiten-
linie des Gebietes, welche durch das Hradeker T'hal und das Thal von Podhradi
und die dazwischen liegende tiefe Einsattlung am Sadeni Buk ziemlich genau
bezeichnet ist, fast ausschliesslich zusammen. Nur im Westen wird das mittlere
Gehänge des Gneissgebirges durch zwei parallele Zonen von älterem Schiefer-
gebirge und das untere Gehänge ausser durch Löss auch noch durch grössere
Kalkpartien verdeckt. Es taucht zwischen diesen Schichten, wie oben bereits
angedeutet wurde, in zwei Parallelzonen auf.
Die östliche Gehängseite besteht bis zu der ziemlich einfach verlaufenden
Lössgrenze ganz und gar aus Gneiss bis auf den südlichsten Theil des Grenz-
striches gegen den Löss zwischen dem Velkä Chorina-Thal und dem Thal von
Podhradi, wo bereits der Granit hervorstösst.
Südlich vom oberen Hradeker Thal und dem Sadeni Buk folet der Gneiss
noch sich bedeutend verschmälernd durch das obere Lhota-That und die Sirokä
Dolina und spitzt sich zwischen dem grossen mittleren Granitterrain des Lhota-
thales und dem Quarzit des Beleni Marhatrückens gegen Süd aus. Weiter südlich
erscheint der Gneiss nur noch in einem sehmalen Zuge auf der andern Gehäng-
seite zwischen dem Granitgebiet der Krahulei-Thäler und dem Quarzitzug des
Hlody Wreh, etwas stärker nur am PleSiwecherg entwickelt.
In geologischer Beziehung zeigt der Gneiss drei Ron de
rungen, deren jede ein bestimmtes Hauptverbreitungsgebiet hat,
46 Verhandlungen. [15]
Die verbreitetste der drei verschiedenen Arten von Gneiss ist die,
welehe den ganzen hohen Längsrücken des Gebirges mit demInovee zusammen-
setzt. Dieser Gneiss ist ausgezeichnet durch röthlichen Feldspath und einen
grossen Reichthum an grossblätterigem silberweissen oder hellgelblichen Glimmer.
Dunkler Glimmer fehlt oder ist nur in sparsameren feinen Schüppchen mit ein-
gestreut. Der Quarz und der meist überwiegende Feldspath bildet ein feinkör-
niges Gemenge, welches mit dicken Flasern des Glimmers oder zum Theil selbst
mit breiten Parallellagen desselben wechselt. Der Gneiss zeigt also meist eine
dickflaserige bis schiefeiige Structur.
Die zweite Ausbildungsart des Gneisses ist die der westlichen Ge-
hängseite, welche besonders in den Partien der beiden Parallelzüge zwischen
dem Hradeker Thal und der Gegend von Beckow vertreten ist.
Dieser Gneiss hat meist einen weissen bis grünliehgrauen Feldspatb, welcher
mit dem zurücktretenden Quarz ein feinkörniges bis fast diehtes Gemenge bildet.
Feine Häute oder Lamellen von weissem oder grünlichem Glimmer in Verbindung
mit Talk oder zum Theil auch mit Chlorit geben dem Gestein eine feinflaserige
bis unregelmässig schiefrige Structur. Im Bereiche dieses Gneisses tritt im Be-
streda-Thal ein ausgezeichnet stängliger Augengneiss auf. Auch bei diesem Gneiss
ist ein deutlich grünlicher Kalkspath vorwiegend. Der Glimmer aber ist dunkel-
grün oder bräunlich und windet sich in seinen Häuten um die stängelig abgeson-
derten Feldspathpartien. Aus diesem grünlichen Gemenge treten bald sparsamer,
bald ziemlich reich grössere krystallisirte weisslich gelbe Feldspathkörner mit
glänzenden Spaltungsflächen und sparsame auch grosse weisse Quarzkörner heraus
und geben dem Ganzen den Charakter eines Augengneisses. Ausserdem findet
sich im Bereiche dieses westlichen Gneissgebietes besonders im vordersten der
Waag zunächst gelegenen Gneissstriche besonders in den Bergen bei Huorka
ein schiefriger Gneiss mit grünem Glimmer meist vermischt mit Chlorit und Horn-
blende, dessen vorwiegender gelblicher Feldspath gemischt mit feinen Quarz-
körnchen in sehr regelmässigen rundlichen Körnern abgesondert ist, so dass das
ganze Gestein ein variolithisches Aussehen erhält. Man könnte das Gestein als
schiefrigen Variolithgneiss bezeichnen.
Die dritte Ausbildungsart findet sich endlich vorwaltend längs der
südöstlichen Grenze des ganzen Gneissgebietes, also vorherrschend an der Grenze
gegen die Granitgebiete vertreten. In den schmalen Gneisspartien im Süden, in
welche sich das ganze Gneissgebiet ausspitzt, findet sie sich fast ganz allein ver-
treten. Der IHauptcharakter der hier vertretenen Gesteine besteht in dem bedeu-
tenden Vorwalten oder Alleinherrschen von dunklem, schwarzem bis dunkelbraunem
Glimmer, in dem feinkörnigen gleichmässigen Gemenge desselben mit dem grau-
lichweissen oder graulichgelben Feldspath und Quarz und in der feinschuppigen
bis striemig flasrigen Anordnung des Glimmers.
Es sind diese Gesteine zum Theil den böhmischen Phylliten und Phyllit-
gneissen analog ausgebildet. In manchen Strecken, besonders an dem Ostgehänge
des Bellenyberges, wechseln sie mehrfach mit Hornblendeschiefern und gehen in
dieselben über.
Längs der Grenze mit den grossen Granitgebieten sind dieselben vielfach
von Granitgängen durchschwärmt, wie besonders im Lehotathal gegen Bojna zu
sowie östlich von Podhradj und am Nordostabhang des Merhat gegen Siroka
Dolina beobachtet worden.
Das ganze Gneissgebiet ist durchaus arın an accessorischen Bestandmassen.
Das einzige wasbeobachtet wurde, ist ein dem Hauptgneiss des Mittelstockes ein-
gelagerter Amphibolschieferzug, welcher aus dem hinteren Hradekthale gegen das
[16] Sitzung am 1. März FR, Freiherr v. Andrian. 47
obere Wisnowathal zieht und das Hauptstreichen des: Gebirges von SW. nach
NO. durchsetzt.
2. Der Granit tritt in drei grösseren Gebieten auf, welche durch ältere
Sedimentgesteine von einander mehr oder weniger getrenut sind und in einzelnen
kleineren Aufbrüchen zwischen diesen Gebieten und ganz im Süden am Ende der
Gebirge unter dem Lipinaberge bei Freistadt. Von den drei grösseren Gebieten
fallen zwei, nämlich das Gebiet zwischen Velia Chorina Dolkia und dem Podhradjer
Thal und das Gebiet der Lehota Dolina auf die östliche Seite der Wasserscheide,
das dritte aber das Gebiet der Westgehänge des Krahutie-Berges auf die west-
liche Seite.
Der Granit der Gebiete zeigt durchaus ein fein- bis kleinkörniges Gemenge
von hellgelblichem Feldspath, Quarz und weissem und schwarzem Gliminer. Gross-
körnige Pegmatite mit grossblättrigem weissem Glimmer sitzen im Granitgebiete
selbst wie im nahen Gneissgebiet auf.
Herr F. Freiherr v. Andrian legte die geologische Detailkarte des von
ihm im vorigen Sommer aufgenommenen Terrains (Pressburg-Marchegg-Pernek-
Wartberg) vor, und knüpfte daran einige Bemerkungen über die am nordwest-
lichen Abhange der kleinen Karpathen vertretenen jüngeren Formationen.
Die Tertiärbildungen, welche eine zusammenhängende von Südwest nach
Nordost sich erweiternde Reihe von niedrigen Vorbergen zusammensetzen, gehö-
ren in ihrer ganzen Längenerstreckung von Theben bis Pernek dem Horizonte
der marinen Stufe des Wiener Beckens an. Cerithienschichten fehlen in dem
bezeichneten Terrain gänzlich. Auf Congerienschichten deuten einige Kohlen-
vorkommnisse westlich von Lozorn.
Die petrographische Beschaffenheit dieser Bildungen zeigt einen wechseln-
den Charakter. Es sind im Allgemeinen Sande, Sandsteine und Schotterlagen,
welche am Thebner Kogel und bei Stampfen mit echten Leithakalken in Verbin-
dung stehen. Am Thebner Kogel gewahrt man ein regelmässiges Alterniren von
Sanden und Sandsteinen, wobei ersteres Glied quantitativ bedeutend überwiegt.
Die Bucht, welche sich zwischen Kaltenbrunn und Blumenau ziemlich tief in's
krystallinische Gebiet hineinzieht , ist grösstentheils von Schottern verschiedenen
Kornes ausgefüllt, während südöstlich von Bisternitz feste Sandsteine anstehen,
mit deutlich erkennbaren Steinkernen von Conus, Trochus, Pecten u. s. w.
Zwischen Bisternitz und Stampfen hat man grobe, sehr glimmerreiche Sande mit
Schottern, während bei Stampfen, Lozorn und Apfelsbach Tegel das unterste
Glied bilden, welche von versteinerungsreichen Sanden bedeckt werden. In den
tiefen Einschnitten bei Pernek hat man unregelmässige Abwechselungen von
Sanden, Schottern und einem ziemlich festen grobkörnigen Conglomerate. Letz-
teres setzt einen Hügelzug zusammen, welcher SO. von Pernek bis an den Lipi-
berg SO. Apfelsbach reicht. Die Abhängigkeit der Conglomerat-Einschlüsse von
ihrer Unterlage lässt sich in den meisten Fällen nicht verkennen. So hat man in
Bisternitz und Mariathal überall die Liasschiefer als den vorwiegenden Bestand-
theil, bei Ballenstein den Kalk. Ausserdem kommen viele zum Theile sehr grosse
Einschlüsse von Granit in denselben vor. Fast überall erscheinen die Terliärabla-
gerungen von Löss bedeckt, der theilweise rein, theilweise mit Sandlagern alter-
nirend auftritt, und endlich nach Westen zu in den Sand der Malaczkaer Ebene
übergeht. Der Zusammenbang der mannigfachen petrographischen Abänderungen
dieser Stufe lässt sich durch das Vorkommen von sicher marinen mit der Fauna
des schon lange bekannten Thebner Kogels identischen Versteinerungen nach-
weisen. Die Hauptfundorte sind Bisternitz, Stampfen, Apfelsbach. Herr Director
Dr, Hörnes hat die Güte gehabt, die aufgesammelten Bivalven zu bestimmen.
48 Verhandlungen. [17]
Herr Felix Karrer hat die mikroskopische Untersuchung der Stampfner Tegel
und eines Bisternitzer Sandes übernommen, während die Bestimmung der Gaste-
ropoden von Herrn Paul und dem Vortragenden gemeinschaftlich vorgenommen
wurde.
Einer gütigst mitgetheilten Notiz zufolge hat Herr Direetor Hörnes folgende
20 Species von Apfelsbach und Bisternitz erkannt:
Lutraria oblonga Chemn., Mactra Bucklandi Defr., Psammobia Labordei
Bast., Tapes vetula Bust., Venus Dujardini Hörn., Venus plicata Gmelin,
Venus Basteroti Desh., Cytherea Pedemontana Ag., Isocardia cor Linn., Car-
dium discrepans Bast., Cardium fragile Broce., Cardium hians Broce., Lucina
multilamella Desh., Lucina incrassata Dubois, Pectunculus Fichteli Desh.,
Pectunculus Glycimeris Linn., Arca diluvii Linn., Pecten Solarium Lam.,
Pecten Spec.? Ostrea cymbularis Bronn.
Herr Direetor Hörnes knüpft daran folgende Bemerkung: „Säinmtliche
Species kommen in ähnlicher Weise bei Neudo:f an der Marelı östlich von der
Eisenbahn, bei Gauderndorf, Eggenburg und Meissau vor. Sie entsprechen dem
Horizout von Leognan bei Bordeaux“.
Von Gasteropoden sind bestimmt worden:
Pleurotoma pustulata Brocchi, Cancellaria contorta Bast., Conus Dujar-
dini Desh., Natica millepunctata Lam., Turritella Vindobonensis Partsch,
Turritella Archimedis Broccht, Turritella vermicularis Brocchi, Cassis texta
Bronn., Trochus patulus Brocchi, Trochus cumulans Brongn.
Über den Tegel von Stampfen, welcher Bruchstücke von Peeten, Steinkerne
von Corbula aber nichts näher Bestimmbares an grösseren Mollusken enthielt,
erhielt der Vortragende folgende giltige Mittheilung von Herrn Felix Karrer:
Der Tegel von Stampfen enthält etwas von Cidaritenstacheln, Tafeln von
Eehinoderinen nnd zahlreiche, zum Theile sehr schön erhaltene Foraiminiferen, u. z.
Clavulina communis Orb. h. B.N. !) Bulimina aculeata Czjx. ss. B.
Quinqueloculina foeda Reuss. ss. B. Guttulina austriaca Orb. ss. B. N.
» Ackneriana Orb. ss. B. N. Üvigerina pygmaea Orb. hh. B.N.
Dentalina elegans Orb. ss. B. N. Textilaria carinata Orb. hh. B. N.
„ Boucana Orb. ss. B. Rotalia Schreibersit Orb. ss. B. N.
Robulina cultrata Orb. ss. B. N. “ Dutemplei Orb. hh. B.N.
„ .inornata Orb. ss. B. Globigerina triloba BReuss. h. B. N
„ intermedia Orb. ss. B. N. „ biloba Orb. s. B.N.
Sphaeroidina austriaca Orb. hh.B.N. „» bulloides Orb. h. B. N.
Bulimina Buchiana Orb. B. N. Nonionina communis Orb. ss. N.
Es sind somit nur Clavulina communis, Sphaeroidina austriaca, Uvigerina
pygmaea, Tewtilaria carinata, Rotalia Dutemplei und die Globigerinen häufig
ja zum Theile sehr häufig; also die Formen, welehe, wenngleich in Baden vor-
kommend, zumeist aus Nussdorf bekannt sind.
Wir sehen nun, dass die langen Formen der Nodosarien und Dentalinen,
Marginulinen u. s. w. fehlen, welche uns die Badner Tegel scharf ckarakterisiren,
und anderseits auch die Amphisteginen mangeln, die uns die höheren Zonen des
Leithakalkes, den Nulliporen-Mergel, bezeichnen.
Ich glaube daher mit einigem Rechte, die untersuchte Tegelprobe dem
Niveau der tieferen Leithakalksehichten, der sogenannten Bryozoenzone zuweisen
zu sollen — so weit nämlich die Foraminiferen sprechen. — Es entspricht dies
B bedeutet Baden, N Nussdorf als typische Localität, Ah, A, 5, 58 das mehr weniger
ee: Vorkommen.
[18] Sizung am 1. März. Dr. G..Stache. 49
den Resultaten, welche die Bryozoenzonen von Mödling, Ober-Dürnbach, Meissau,
Burgschleinitz u. s. w. geliefert haben, die zum grossen Theile eine ähnliche
Foraminiferen-Fauna aufzuweisen haben. -
In der Sandprobe von Marienthal war ich jedoch nicht im Stande irgend
eine organische Spur zu entdecken; die Massen von Glimmer, die darin vor-
kommen sowie die Loecalität, dürften vielleicht diesen Sand mit Neudorf, respec-
tive Pötzleinsdorf identifieiren lassen.
Die Verhältnisse des Südost-Abhanges der kleinen Karpathen sind bereits
von den Herren Koruhuber und Stur beschrieben worden. Es sind die ma-
rinen Tegel zwischen Bösing und Modern an mehreren Stellen bekannt, die Ceri-
thienschichten stehen beim Orte Zuckersdorf an, woselbst auch H. Stur eine
dünne Congerienlage erwähnt. Mächtiger tritt die letzte Abtheilung aus der Dilu-
vial-Schotterbedeckung zwischen Bösing und Schweinsbach, durch eine grosse
Lehmgrube aufgeschlossen, auf. Einen Fuss mächtige Lettenschichten wechseln
dort mit Sanden von einer Klafter Mächtiekeit; an der Grenze beider Gesteine
ist eine schwache Kohlenlage zu bemerken. Congerien und Melanopsis Mar-
finiana kommen sowohl in den Sanden als in den Tegeln vor.
Die nächst ältere Formation des Terrains ist, wenn man von einer kleinen
Partie Jurakalk absieht, welche sich von Kuchel nach Pernek erstreckt, die
Liasformation. Sie besteht aus quarzitarfigen Sandsteinen, Kalk und den bekann-
ten Mariathaler Schiefern. Bei Pernek sieht man deutlich die Liaskalke, den
Quarzitsandstein unterteufend, während die Jurakalke darüber lagern. Weniger
deutlich ist das Verhältniss der Kalke zu den Mariathaler Schiefern, da eine Con-
tactstelle beider Gesteine nicht beobachtet werden konnte. Aus den bei Ballenstein
im Palffy’schen Thiergarten gesammelten Versteinerungen hat Herr Dr. Peters
Terebratula Sinemuriensis Opp., Terebratula ( Waldheimia) numismalis Lamck.
Rhynchonella austriaca Sss., Spiriferina rostrata Schloth sp., Rhynchonella
sp. ähnlich Ph. Moorei Davids. sp. bestimmt, woraus nach ihm schon eine Ana-
logie mit der subpelagischen Facies der Liasformation, wie sie bei Fünfkirchen
und in den Grestener Schichten entwickelt ist, und eine Verschiedenheit von
der geologischen alpinen Facies (Adnether und Hierlatzschichten) erschlossen
werden kann.
& Der Vortragende spricht den Herren Director Hörnes, Dr. Peters, Felix
Karrer und Paul für ihre freundliche Beihilfe bei Bestimmung der gesam-
melten Versteinerungen seinen ergebensten Dank aus.
Herr Anton Rücker bringt die von ihm zusammengestellten und berech-
neten barometrischen Höhenmessungen, welche im Sommer 1863 von einigen der
Mitglieder der II, Section unter Leitung des Herrn k. k. Bergrathes Foetterle
in den kleinen Karpathen ausgeführt wurden, zur Vorlage.
Im Ganzen wurden mit drei Barometern der k. k. geologischen Reichsan-
stalt im Gebiete des Pressburger, Neutraer und Trentschiner Comitates einund-
achtzig verschiedene Punkte gemessen und diese sämmtlich bei der Berechnung
auf die meteorologische Station Pressburg mit der Seehöhe von 747 Toisen
— 767 Wr. Klafter bezogen.
Die Berechnung geschah mit Hilfe der hypsometrischen Tafeln von Herrn
Professor Karl Koristka und sind die einzelnen Punkte in chronologiseher
Reihenfolge geordnet.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 186%. Verhandlungen. g
Jahrbuch 14. Band.
der k.k. geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. T. Heft.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 15. März 1864.
Herr k. k. Hofrath und Director W. Haidinger im Vorsitz.
Die Sitzung wird mit einem Rückblick auf ein vor Kurzem stattgefundenes
erschütterndes Ereigniss eröffnet.
„Es ist wohl eine Pflicht inniger Dankbarkeit und Verehrung, wenn wir
ein Wort gerechter Trauer in einer unserer Sitzungen aussprechen über den
Verlust eines gekrönten Gönners der Wissenschaften und der geologischen
Forschung insbesondere, Seiner Majetät des verewigten Königes von
Bayern Maximilian Joseph Il. Wir gedenken der allergnädigsten Gabe,
die wir ihm in Herrn Bergrath K. W. Gümbel’s schönem Werke verdanken,
das mit unseren eigenen Forschungen gleichzeitig und sie stets ergänzend und
erläuternd, unseren Arbeiten einen werthvollen Charakter der Uebereinstim-
mung ertheilt. Gewiss wir Alle, welchen der Fortschritt der Wissenschaften als
etwas Werthvolles erscheint, blickten auf Ihn als einen der sehönsten Leit-
sterne. Beachtung an hoher Stätte, in Wissenschaft und Gesellschaft zu finden,
ist gewiss hoch anregend — Principibus placuisse viris non ultima laus est. —
Auch ich zähle zu den Vielen, die dem hohen Verewigten treue Dankbarkeit zu
weihen für immer verpflichtet sind, in Seinem Orden für Wissenschaft und
Kunst. Aber auch jüngeren, nahe stehenden Freunden brachte königliche Liebe
zur Wissenschaft lebhafte Anregung, wie ich dies unter andern in Bezug auf
unsern hochgeehrten Freund Herrn Professor Dr. Constantin Ritter v. Ettings-
hausen in unserer Sitzung vom 19. November 1861, in meiner Jahresan-
sprache (Jahrbuch XII. V.S. 101) mittheilte. Unsterblich lebt König Maximi-
lian in der Geschichte der Pflege der Wissenschaft durch seinen Schutz, voll
von bereits erzielten Erfolgen und eine reiche Aussaat für fernere Entwicke-
lung.
Unter den mancherlei werthvollen Gesehenken, welche uns fortwährend zu-
kommen , ist es mir ein wahrer Genuss , Einen Augenblick auf dem neuen, dem
XXX. Bande der Verhandlungen der kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deut-
schen Akademie der Naturforscher !) zu verweilen.
Ein starker Band mit anziehendsten Mittheilungen von einzelnen Abhand-
lungen sowohl, als von den Nummern des amtlichen Organes der Gesellschaft, der
Leopoldina.
Die ersteren Nummern der letzten noch von dem verewigten Präsidenten
D. G. v. Kieser, die späteren und die Herausgabe des ganzen Bandes selbst von
1) Auch unter dem lateinischen Titel: Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae Ger-
manicae Naturae Curiosorum. Tomus Tricesimus seu Decadis Quartae Tomus Primus
Cum Tabulis XIX. Dresdae MDCCCLAIV. Ex Typographia E. Blochmann et Fü. Pre
Academia in Commissione Fr. Fromanni in Jena.
[2] Sitzung am 15. März. W. Haidinger. 51
dem neuen Präsidenten GeheimenRath Dr. Karl Gustav Carus besorgt. Mit neuem
Leben erhob sich in den letzten Jahren unsere uralte deutsche Akademie der
Naturforscher. Hochverdient namentlich wirkt auch jetzt der zuletzt gewählte
Präsident.
Eines der grössten Verdienste, welches man sich um eine Körperschaft
dieser Art erwerben kann, ist die, ihm eine Heimath zu gründen. Das ist
unseres Carus Verdienst. Die werthvolle Bibliothek war bisher in Bonn,
zwar auch dankenswerth durch die Gnade der Könige von Preussen im
Universitätsgebäude untergebracht , aber doch widerruflich, und so war es in
neuester Zeit durch die dortigen Erfordernisse geboten , einen neuen Ort der
Aufstellung ausfindig zu machen. Unter des Herrn Präsidenten Carus Vermitt-
lung, aber unter namhaftester Unterstützung Seiner Majestät des Köni-
ges Johann von Sachsen erwarb die kaiserlich Leopoldinisch - Carolinische
Akademie den Besitz eines Hauses in Dresden, wohin nun die Bibliothek über-
führt werden wird, dort aufgestellt und zu allgemeiner Benützung eröffnet.
Eines zweiten Ereignisses von höchstem Werthe muss ich hier noch ge-
denken, der neuesten Zeit und ihrer Entwickelung würdig, die Zuerkennung und
Betheilung durch den Präsidenten Carus mit einer Cothenius’schen Goldme-
daille des Herrn Professors Dr. Ernst Haeckel in Jena für sein wichtiges Werk:
„Die Radiolarien (Ahizopoda radiolaria) , eine Monographie mit einem Atlas
von 35 Kupfertafeln. Berlin 1862. Folio“. Carus bricht hier auf die erfreu-
liehste Weise mit dem veralteten Gebrauche des Ausschreibens von Preisfragen
und den darauf folgenden oft so wenig gemüthlichen Zetteleröffnungen und setzt das
männliche Aussprechen des Werthes unabhängig geleisteter guter Arbeit in Kraft.
Das Letzte ist es, was den hohen Werth des Verfahrens bedingt, gegenüber der
Preisfragen, welche gewissermassen Alles was unabhängig geleistet ist, bei Seite
setzen, um erst Unbestimmtes zu veranlassen !
Ich freue mich, hier über eine Betheilung mit einer Anerkennungsmedaille
berichten zu können, die uns in so ferne nahe berührt, als wir in unseren
früheren Sitzungen ähnliche Empfänger sorgfällig verzeichneten, die der Wollaston-
Goldmedaille durch die geologische Gesellschaft in London in ihrer Jahressitzung
am 19. Februar an den wahrhaft hochverdienten Forscher in unserem Fache Sir
Roderick Impey Murchison, K.C.B. u. s. w. Seine Siluria, das Werk
über Russland, die Forschungen in den schottischen Hochlanden wurden genannt,
Wir dürfen aus innigstem Gefühle ihm unsern Dank, unsere Anerkennung dafür
darbringen, dass er auch unseren Arbeiten stets alle Aufmerksamkeit geschenkt,
und stets wohlwollend ihren Werth anerkannt und uns in denselben aufgemuntert
und angeregt hat. Die Interessen des Wollaston-Fonds wurden diesmal Herrn
Deshayes zur Unterstützung seiner wichtigen paläontologischen Arbeiten zuer-
kannt. Es war die Jahreswahl für die Funetionäre. Wir sehen unsern hoch-
geehrten Freund W. J. Hamilton als Präsidenten, viele mit uns durch Corre-
spondenz in näherer Beziehung stehende im Ausschusse, ein neuer Abschluss
mit Anwachsen der Mitglieder in Anzahl und Zustand der Finanzen, wie niemals
zuvor. Ueberall freiwillige Arbeit, freiwillige Anerkennung.
Es sind dies grosse Vorbilder, welchen wir billig nachzueifern uns
bestreben.
So rechtin das eigentliche Leben dringt aber Alles einigermassen schwierigein.
Ich gebe hier ein paar Beispiele.
Ich lese in Nr. 9, 1864 in dem Centralblatte, für die gesammteLandeseultur
herausgegeben von der k. k. patriotisch- ökonomischen Gesellschaft im König-
reiche Böhmen, Seite 71, einen Artikel über „das Comite für die naturwissen-
*
g
52 Verhandlungen. [3]
schaftliehe Durchforschung Böhmens“ und in demselbeu als wünschenswerth:
„Die geologisch-agronomische Aufnahme“, und zwar sowohl in geolo-
gischer wie in paläontologischer Hinsicht. «) Eine genaue Detailaufnahme der
bisher wenig berücksichtigten Diluvial- und Alluvialbildungen, so wie eine geo-
logisch-physikalische Untersuchung der Ackerkrume; endlich 5) eine genauere
Aufnahme der technisch wichtigen Mineralien und Gesteine in zweckmässig
geeigneter Weise bekannt zu machen. Die Ausführung dieser Aufnahme würden
die Herren Prof. Krej@i und Museumseustos Frid übernehmen und glauben
dieselben, dass ein jährlicher Betrag von 600 fl. ausreiehen würde, um durch
Begeluung einzelner Landestheile das angeführte Ziel zu erreichen.“
Gewiss freue ich mich innigst, wenn ein dem vorgelegten Wunsehe
entsprechender Beschluss gefasst wird. Die hochgeehrten Freunde Krejci
und Fri@ werden dadurch Gelegenheit erhalten, manches werthvolle Ergeb-
niss für den Fortschritt der Wissenschaft zu erzielen. Wir begrüssen sie im
Voraus als erfolgreiche Arbeitsgenossen in der grossen Aufgabe der genauen
Kenntniss unseres Vaterlandes. Doch eine Bemerkung scheint mir dabei geboten.
Unserer eigenen grossen erfolgreichen geologischen Aufnahmen über das ganze
Königreieh Böhmen wird nicht mit einer Sylbe gedacht, an welchen Herr
Prof. Krejei als freiwilliger Theilnehmer selbst, für die Umgegend von Prag
so erfolgreich mitgewirkt, dem auch wir stets unsere Anerkennung darge-
bracht haben. Gewiss will ich durch meine Bemerkung niebt andeuten, dass,
wo wir gewesen, man nun nicht mehr zu untersuchen Veranlassung habe. Im
Gegentheile, das Leben in der Kenntniss des Landes, das uns zu eigen gegeben
ist, erfordert fortwährende Theilnahme, fortwährende Studien. Nichts wäre in der
That schmachvoller für eine Bevölkerung, als ein Entschluss auf ihren Lorbeeren
zuruhen, weil sie einmal ihr Land habe untersuchen lassen. Nur fortwäh-
rende Arbeit ist derBewohner würdig, aber auch Anerkennung des Werthes der-
jenigen, welche bereits geleistet worden ist.
Für eine zweite Bemerkung liegt mir das Blatt Nr. 65 der „Wiener Zeitung“
vom 13. März 1864 vor, namentlich Seite 859 der Bericht über die Sitzung
des niederösterreichischen Gewerbevereins am 8. März, und in demselben die
Stelle: |
„Schliesslich wurde ein Antrag des Herrn Präsidenten Ritter v. Burg, auf
Abführung einer gründlichen Untersuchung über den Brennwerth sämmtlicher
im österreichischen Kaiserthume vorkommenden fossilen Brennstoffe mit allge-
meinem Beifalle zum Beschlusse erhoben.“
Ein Bericht dieser Art ist doch für die Öffentlichkeit geschrieben, ich darf
mich also wohl als einen Theil des Publieums betrachten, namentlich hier, wo
die k. k. geologische Reichsanstalt so sehr bei Seite gesetzt erscheint.
War denn aber gar Niemand in jener Sitzung gegenwärtig, der von Arbeiten
in der gleichen Richtung, in Österreich längst unternommen und durebgeführt
irgend etwas wusste, und es mittheilen konnte? Und hatte Herr Hofrath Ritter
v. Burg nieht mehr gegenwärtig, dass er selbstMitglied jener im Jahre 1849, von
der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften eingesetzten Commission war,
welche gerade diesem Zwecke nachstrebte. Aber damals lagen allerdings keine
Arbeiten vor, und die Versuche in England von den Kohlen für den Gebrauch
der Admiralität hatten bei derLeichtigkeit der Wahl von Steinkohlen aus verschie-
denen Fundstellen, Wales, Newcastle, Schottland, ihre gute Grundlage. Die glei-
chenVersuche durehzuführen, war schon von allem Anfang beiuns von untergeordneter
Wichtigkeit. Man hat in der Regel so wenig die Auswahl unter Vielem.. Von. der
Akademie-Commission, welche zwar längere Zeit im Almanach fortgeführt wurde,
[#] Sitzung am 15. März. Dr. K. Peters. 53
ohne eine Sitzung zu halten, war übrigens kein Ergebniss veröffentlicht worden, als
die Elementar-Analyse von vier Kohlensorten, und die Übersetzung aus dem Eng-
lisehen eines Berichtes von Sir Henry De la Beche und Lyon Playfair, über die zur
Dampfsehiflfahrt geeigneten Steinkohlen Englands, diese letztere Uebersetzung
von einem Mitgliede der k. k. geologischen Reichsanstalt, unserem hochverehrten
Herrn k. k. Bergrathe Franz Ritter v. Hauer. Andere von der Kaiserlichen
Akademie der Miisselnschafien unternommene Arbeiten, zum Theil von dem dama-
ligen k. k. Handelsministerium besonders subventionirt, endeten eigentlich ohne
nennenswerthen Erfolg. Hier darf ich wohl einiger Artikel gedenken, welelie der
„Wanderer“ vom 4., 14. und 22. Juli 1863 enthielt. In der zweiten dieser Num-
mern bemerkt Herr Professor Sehrötter, Generalseeretär der Kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften, in Bezug auf Kohlenuntersuchungen : „es wurde
ein grossartig eingerichtetes Institut, die k. k. geologische Reichsanstalt in's
Leben gerufen, in dessen Bereich eben Untersuchungen wie die in Rede stehen-
den gehören, und auch wirklich von derselben verfolgt werden“.
Wir sind mit diesem Zeugnisse vollkommen zufrieden gestellt. An der k. k.
geologischen Reichsanstalt, erst unter Herrn Dr. Franz Ragsky, dann unter
Herrn Karl Ritter v. Hauer, dem wahren Bedürfnisse entsprechend,
wurden die zahlreichsten Proben über österreichische fossile Brennstoffe durch-
geführt, wie sie der Tag erheischte. Die Frage desBrennwerthes derim
österreichischen Kaiserstaate vorkommenden fossilen Brenn-
stoffe ist allerdings im Allgemeinen und für eine höchst
ansehnliche Anzahl besonderer Fälle vollständig gelöst. Ich
darf hier nieht versäumen, eine ganz unabhängige Sehrift von dem Vor-
stande des Laboratoriums der k. k. geologischen Reichsanstalt, Herrn Ritter
v. Hauer zu nennen, welche ein umfassendes Bild derselben gibt, unter
dem Titel: „Untersuchungen über den Brennwerth der Braun- und Steinkohlen
von den wichtigeren Fundorten im Bereiche der österreiehischen Monarchie,
nebst einigen statistischen Notizen und Angaben über ihre Lagerungsverhält-
nisse“, Wien, Braumüller 1862. Den Inhalt gaben die Erfahrungen im Labora-
torium der k. k. geologischen Reichsanstalt. Der Fachmann wird den Reiehthum
anerkennen, wenn er, wie ich es im Xll. Bande unseres Jahrbuches 1862,
Seite 423 erwähnte, folgende Zahlen von Fundstätten verzeichnet findet:
„26 für Österreieh und Salzburg, 24 für Mähren und Schlesien, 39 für Steier-
mark, 6 für Kärnter, 7 für Krain, 80 für Böhmen, 58 für Ungarn, 11 für Croa-
tien, 10 für das Banat und die Banater Militärgrenze, 6 für Slavonien, 11 für
Galizien und Krakau, 2 für Tirol und Vorarlberg, 5 für Venetien, 3 für Sieben-
bürgen, 4 für Istrien und Dalmatien, zusammen 287 Nummern, wo indessen bei
der bei weitem grösseren Anzahl derselben nicht nur eine, sondern mehrere,
selbst in ansehnlieher Menge Proben durchgeführt worden sind“.
Dass man jetzt noch Anträge macht, gerade als ob das Feld der gründlichen
Untersuchungen noch brach läge, muss wohl Bemerkungen, wie die vorliegenden,
zur Folge haben. Wir verfolgen sie übrigens nieht weiter.
Hätte der Herr: Präsident in jener Sitzung am 8. März den Antrag gestellt,
der k. k. geologischen Reichsanstalt einen Ausdruck der Anerkennung darzu-
bringen, so würde es unsere Pflicht gewesen sein, mit dem wärmsten Danke es
noch auszusprechen, dass auch die Arbeit in dem Kreise der uns zukommenden
Obliegenheiten enthalten sei. Er hätte auch den Antrag stellen können, dem
Verfasser jenes oben genannten wichtigen Werkes die grösste der dem nieder-
österreichischen Gewerbevereine zur Verfügung stehenden Gold-Ehrenmedaillen
als Anerkennung des Werthes denselben zu verleihen. Ich zweifle nicht einen
54 Verhandlungen. [5]
Augenblick an einem günstigen Erfolge, welcher auch bei dem grossen Einflusse
der Kenntniss, bei der langjährigen Hingebung der Arbeit, auch ein gerechter
gewesen wäre, dessen sich näher und entfernter Stehende hätten erfreuen können.
Mag man immerhin noch manche wissenschaftliche Arbeit für sich und in
ihrer technischen Anwendung mit unseren österreichischen fossilen Brennstoffen
unternehmen, für die Beurtheilung des Brennwerthes wird man niemals die Ar-
beiten bei Seite setzen dürfen, welche in unserer k. k. geologischen Reichsau-
stalt in den langen Jahren ihres Bestehens ausgeführt worden sind“.
Herr Prof. K. Peters besprach die Versteinerungen der Krinoidenkalk-
steine von Freiland bei Lilienfeld, aus dem Imbachgraben an der Enns
und von einem Punkte in der Grossau westlich von Waidhofen a. d. Ybbs.
Die Fauna derselben , so weit sie von Herrn Bergrath Lip old blossgelegt
und Herrn Peters mitgetheilt wurde, besteht zum grössten Theil aus Brachio-
poden und gibt nicht nur Aufschluss über die Stellung dieser zum Theil sehr
mächtigen Kalksteinbänuke in der verwickelten Schichtenreihe des Nordsaumes
unserer Kalkalpen und beweist zugleich, dass die sogenannten „Hierlatz-Schich-
ten“ in diesem Theil des Gebirges bis hart an die Sandstein- oder Flyschzone
reichen, sondern zeigt auch mancherlei Abänderungen in den bezeichnenden
Arten dieser Schichten und mehrere Species, die aus den Alpen bisher nicht
bekannt waren.
So enthalten die Krinoidenkalksteine von Freiland und aus demImbachgraben,
die den Hierlatz-Schiehten am nächsten stehen, Rhynchonella furcillata Theod.
und Waldheimia Lycetti Dav., an der erst genannten Localität auch Terebratula
subovoides Röm. und Aihynchonella Moorei Dav. eine im westeuropäischen Lias
heimische Art, die kürzlich im Banat gefunden wurde und auch im Hierlatzkalk-
stein vorkommt — an der Lagerstätte des Imbachgrabens Aihynchonella tetrae-
dra Sow. sp., R. caleicosta Quenst. und vielgestaltige, zum Theil riesige Spiri-
ferinen vom Typus der Sp. rostrata Schloth sp., sämmtlich untermischt mit den
für den Hierlatzkalkstein bezeichnenden Arten , die Herr Prof. Oppelin Mün-
chen beschrieben hat.
Die Kalksteinbank aus der Grossau, zumeist aus Pentacrinus basaltifor-
mis gebildet und durch ihre Lagerung zwischen den bekannten kohlentlötz-
führenden „Grestener Schichten“ und einem mächtigen Complex von (Lias-)
Fleckenmergeln besonders wichtig, enthält unter sieben Brachiopoden-Arten drei,
die dem Hierlatz entsprechen (wovon zwei allerdings nicht unwesentlich von
den Oppel’schen Typen abweichen) und zwei bis drei ausseralpine Arten, die
zu den verbreitetsten im mittleren Lias Deutschlands und des nordwestlichen
Europas gehören.
Diese drei Lagerstätten zeigen demnach die innigsten Beziehungen zum
mittleren Lias der ausseralpinen Regionen und gestatten, zusammengehalten
mit dem Ergebniss der Untersuchungen von Herrn Dr. Stoliezka und Herrn
Prof. Oppel, den Schluss, dass auch der Kalkstein des Hierlatzberges keines-
wegs ausschliesslich dem unteren Lias gleichgestellt werden darf. Vielmehr
spricht alles, was wir von diesen und ähnlichen Ablagerungen im Bereiche der
Alpen wissen, im Gegensatz zu den Folgerungen des letztgenannten, hochver-
dienten Paläontologen, für die von Herrn Franz v. Hauer stets festgehal-
tene Ansicht, dass wohl einzelne Bänke in einzelnen Regionen, wie z. B. der
Pentacrinitenkalkstein der Grossau einer bestimmten Stufe des ausseralpinen
Lias angehören, dass jedoch andere und gerade die typischen Lagerstätten (wie
der Hierlatz selbst) dergleichen engere Parallelen nieht zulassen. Die Ursache
dieser scheinbaren Anomalie liegt, wie Herr Prof. Peters sich ausdrückt, wohl
[6] Sitzung am 15. März. G. Freiherr v. Sternbach. 55
darin, dass die Oertlichkeiten, wo wir sie beobachten, von den geologischen
Ereignissen unberührt blieben, denen der Lias in Süddeutschland und in der
nordwestlichen Provinz unterworfen war und die daselbst einen verhältniss-
mässig raschen Wechsel der Faunen bedingten. Ueberdies mag die durch
wechselnde Strömungen (bei veränderter Ausdehnung und Gestalt der Küsten)
begünstigte und nur in bestimmten Strichen erfolgte Einwanderung zahl-
reicher Weichthiergruppen von W. her (Fauna von Fontaine Etoupefour) und
einzelner, andere Meerestiefen und Striche einhaltender Arten von O. her
(mehrere Acephalen und Brachiopoden der Grestener Schichten) sehr wesentlich
zur Eigenthümlichkeit des alpinen Lias beigetragen haben. Die Einzelheiten
dieses Vortrages sind in einem ausführlicheren Berichte für das Jahrbuch vor-
bereitet.
Herr k. k. Schichtmeister G. Freiherr v. Sternbach erläuterte einen
geologischen Durchschnitt von Grossraming an der Enns in nördlicher Richtung
durch den Pechgraben. Als tiefstes Glied treten in dem nördlichen Theile des
Pechgrabens Sandsteine und Schiefer der kohlenführenden dem Lias angehö-
renden Grestener Schichten zu Tage; sie werden von Sandsteinen des mittleren
Lias mit Ammonites admaltheus und Posidonia Bronniü überlagert; an einer
andern Bruchlinie bei der Ascha-Alpe treten noch die petrefactenreichen Hier-
latzsehichten auf, während die Jura- und Kreidegebilde, namentlich dem Neocom
angehörig, in dem ganzen Gebiete unregelmässig, mit vielfach gestörten Lage-
rungsverhältnissen verbreitet sind.
Herr F. Babanek legt mehrere Gangstücke vor, die der k. k. Berg-
geschworene Herr Joseph Wala von Pribram an die k. k. geologische Reichs-
anstalt eingesendet hat. Sie sind aus einem Grubenrevier der sogenannten zweiten
Schieferzone, in welcher derzeit einige Birkenberger Gänge ausgerichtet wer-
den, von der früher angenommen worden ist, dass sie ein eigenes System von
Gängen beherbergt und dass in derselben die Birkenberger Gänge nicht fortsetzen.
Durch die neueren Ausrichtungsarbeiten, die Herr,Joseph Wala bei der
Adalbert-Mariagrube vorgenommen hatte, ist das Fortsetzen der Birkenberger
Gänge hinter die Lettenkluft, welche die erste Grauwackenzone von der zweiten
Schieferzone trennt, ausser Zweifel gesetzt worden. Die erste Ausrichtung
geschah auf dem zwanzigsten Laufe, in einer Tiefe von 285 Klaftern auf dem Adal-
bertigange, welche einen sehr günstigen Erfolg hatte und in Folge dessen dann
auch auf den anderen Horizonten dieser Gang verfolgt und ausgerichtet wurde;
später hat man auch bei der Auna-Grube die Ausrichtung des Eusebiganges
hinter der Lettenkluft vorgenommen und denselben in mehrzölliger, sehr gestal-
tiger Füllung fortsetzen gefunden.
Die Gänge behalten in der Schieferzone denselben Charakter wie in der
Granuwackenzone, ebenso bleibt der Silberhalt constant, wie sich dies aus den
probirten Erzen ergeben hat. Durch diese neuen Aufsehlüsse ist das Pribramer
Grubenfeld bedeutend erweitert und dem Werke eine noch sehr lange Dauer
und Ertragsfähigkeit gesichert worden.
Ferners legt Herr Babanek ein Mineral vor, welches im vorigen Jahre
auf dem Mariagange in der Adalbert- Maria - Grubenabtheilung zum ersten Male
gefunden wurde, nämlich den Greenockit, eine Verbindung von Cadmium mit
Schwefel.
Herr Professor Reuss bemerkt, dass er dieselbe Species von einem der
Pribramer Gänge bereits vor mehreren Jahren beschrieben.
Herr Dr. Cornel Chyzer, Stadtphysieus in Bartfeld hatte eine für das
Jahrbuch bestimmte sehr werthvolle Abhandlung über die Mineralquellen des
56 Verhandlungen. [7]
Saroser Comitates in Ungarn eingesendet, die Herr v. Hauer zur Vorlage
brachte. Als Ergebniss seiner eigenen durchaus an Ort und Stelle vorgenommenen
Beobachtungen gibt Herr Chyzer darin Berichtigungen und Ergänzungen dessen,
was in dieser Beziehung bisher veröffentlicht wurde in Betreff beinahe jedes
einzelnen der zahlreichen Quellenorte in dem gedachten Gebiete. Im Ganzen
zählt Herr Chyzer 60 verschiedene Ortschaften auf, in deren Umgebung sich
143 Mineralquellen befinden. Mehr als die Hälfte derselben entspringen im
Karpathensandstein im nordöstlichen Theil des Comitates, die anderen in ver-
schiedenen Formationen der südwestlich“n Hälfte desselben. Alle Quellen sind
als kalte zu bezeichnen; die höchste beobachtete Temperatur besitzt der soge-
nannte Sprudel iu Szinnye Lipoez mit 12°5 R.
Bei weitem die meisten der Quellen sind Säuerlinge ohne Schwefelwasser-
stoff, ihnen zunächst an Zahl folgen süsse schwefelwasserstoffhältige Quellen,
dann weiter Säuerlinge mit Schwefelwasserstoffgehalt, — Kochsalzwässer mit
Schwefelwasserstoff, — Jodquellen (Czigelka) und Koehsalz-Soole (Soovar).
Die analoge Arbeit von Herrn J. N. Woldrich über die Mineralquellen des
Saroser Comitates in dem eben im Drucke befindlichen VI. Band der Mitthei-
lungen der k. k. geographischen Gesellschaft, bat Herr Chyzer bei der Zu-
sammenstellung seiner Abhandlung noch nicht gekannt. Jedenfalls aber enthält
die letztere zahlreiche aus unmittelbarer Anschauung geschöpfte Angaben, die
wesentlich zur Ergänzung auch der ersteren Arbeit dienen.
Weiter legte Herr v. Hauer eine Reihe von Einsendungen vor, welche der
k. k. geologischen Reichsanstalt in der letzten Zeit zugegangen waren.
Die erste derselben, Petrefacten aus Nord- Amerika , verdanken wir dem
Smithsonian Institute in Washington, als Gegengabe für eine Sammlung öster-
reichischer Fossilien, die von uns dahin abgesendet worden war. — Die Sen-
dung umfasst 11 Arten aus der Kreideformation von New - Jersey, 5 Arten aus
der Eocenformation, und 27 Arten aus der Miocenformation grösstentheils von
Maryland. k
Eine zweite sehr werthvolle Sammlung von jüngeren Tertiärpetrefaeten
aus Sicilien verdanken wir Herrn G. Seguenza, Professor der Naturgeschichte
in Messina. Dieselbe enthält 37 Arten aus den Pleistocen - Sanden der Gegend
von Messina, 49 Arten aus den Miocen-Mergeln und 26 Arten aus den tieferen
Miocen-’Thonen ebenfalls von Messina, die letzteren besonders willkommen,
weil sich viele der von Herrn Seguenza (Abhandl. der k. Akademie von Turin
Ser. Il, Bd. XXI) neu beschriebenen Korallen darunter befinden, endlich 52 Arten
aus den Miocenschichten der Gegend von Palermo.
Noch endlich erhielten wir von Herrn k. k. Regimentsarzt H. Rischanek
in Vieenza eine Suite wohl erhaltener Petrefacten, grösstentheils der Eocen-
formation, zum Theil aber auch der Trias der Venetianer Alpen angehörig.
Besonders sind darin vertreten die Localitäten Monteechio, Ronea, Monteviale
u.s. w. Allen genannten sind wir für diese Bereicherungen unserer Sammlungen
zum besten Danke verpflichtet.
Herr Bergrath M. V. Lipold erläuterte mehrere geologische Profile aus
dem Traisenthale in den Umgebungen von Annaberg, Türnitz, Lilienfeld und
Traisen. Aus diesen Profilen ergibt sich für das Traisenthal nachstehende Rei-
henfolge der Formationen und Gesteinsschichten:
1.„Werfener Schichten“ mit Myacites Fassaenis u. s. f. (Wiener-
brückel, Annaberg, Rempelgraben) und Gypslagern.
2.Rauchwacken.
3. Dunkle, zum Theil bituminöse Dolomite.
[8] Sitzung am 15. März. 31. V. Lipold. H. Wolf, 57
4. „Guttensteiner Schichten“, schwarze späthige Kalke mit Ceratites
Cassianus.
5. Theils schwarze, theils lichtgraue, knollige Kalksteine mit Hornstein-
nieren, wechsellagernd mit dünnschieferigen, schwarzen Kalken und Mergeln
mit Ammonites Aon und Halobia Lomelli (Gösslinger Schichten).
6. Sandsteine und Schieferthone mit Kohlenflötzen, zwischen denselben
Schiefer mit Pflanzenresten, u.2. Pterophyllum longifolium, Equisetites colum-
naris, Pecopteris Stuttgardensis u. s.f., und über denselben Schiefer mit Posi-
donomya Wengensis und einer dünnen Kalkalanlags mit Ammonites floridus
(Lunzer Schichten).
7. Schwarze oder bräunliche, zum Theil dolomitische, und über denselben
verschiedene gefärbte lichte, dünngeschichtete Kalke, erstere mit Pecten filo-
sus, Corbis Mellingi, Perna (Bouei?) Myoconcha u. m. a., letztere mit Myo-
phoria Whatleyae, Cardita crenata u. m. a., überlagert von Dolomiten
(Opponitzer Schichten).
8. Kössener Schichten, welche bei Freiland von
9. Hierlatz-Schiehten (besprochen heute von Herrn Dr. Peters),
und bei Marktl (Lilienfeld) und Traisen von Lias-Flecekenmergeln mit
Ammonites stellaris überlagert werden.
10. Rothe jurassische Kalke (Klausschiehten) mit Ammonites triplicatus.
11. Oberjurassische Aptychenschiefer und Kalke, endlich
12. Neocomien.
Herr Bergrath Lipold bemerkte, dass demnach im Traisenthale die
untere (alpine) Triasformation (1.—4.), die obere (alpine) Triasforma-
tion (5., 6. und 7.), der alpine Lias (8. und 9.), die Jura- und die Kreide-
formation vertreten sind, und wies darauf hin, dass sämmtliche im Innern der
n ordöstlichen Kalkalpen vorkommende Kohlenablagerungen, wie im Traisenthale
den von ihm sogenannten „Lunzer Schichten“, d. i. der oberen Trias, und
nur die am südlichenRande der „Wierer Sandsteinzone* vorkommenden Kohlen-
ablagerungen den „Grestener Schichten“, d.i, dem mittleren Lias ange-
hören. (Siehe die heutige Mittheilung des Herrn Baron Sternbach.)
Herr Heinrich W olf legte Bohrproben vor aus dem artesischen Brunnen an
der Eisenbahnstation in Vöslau. Eine bei Herrn Generalmajor v. Fligely
freundlichst erhaltene Notiz und eine auf diese Notiz hin durchgeführte Recogno-
seirung durch Herrn Kriegscommissär Letocha, gab Herrn W olf Veranlassung,
nähere Erhebungen zu pflegen und die Bohrproben für die k. k. geologische
Reichsanstalt zu acquiriren, für deren Mittheilung wir Herrn Johann Salzmann,
Inspector, und Herrn Franz Grünwald, Inrgenieur-Assistent der k. k. priv.
Südbahngesellschaft, zum besten Danke verpflichtet sind.
Die Bohrung wurde am 2. October 1863 begonnen und am 3. Febıuar 1864
war in einer Tiefe von 505 Fuss unter den Schienenschwellen eine Springquelle
erbohrt, die sich 10:8 Fuss über die Sohle des Brunnenhauses erhob, später
aber constant in der Höhe von 8:8 Fuss ausfloss.
Die Quelle zeigie eine Temperatur von STR. am Ausfluss, und 30 Fuss
tiefer von 9° R. bei einer Tagestemperatur von — 46° R. und einer mittleren
von — 5:13° R. des vorausgegangenen Monates. Das Wasser hatte Schwefel-
wasserstoffgeschmack,, ist also nicht trinkbar, eine chemische Analyse liegt noch
nicht vor.
Diese Bohrung sollte nur ein Versuch sein, und wurde daher nur mit
6zölligem Röhrendurchmesser begonnen, um bei einem allfällig günstigen Resultate
die Quelle erst mittelst eines weiteren Rohrcanales ergiebiger zu erschliessen.
K. ik. geologische Reichsanstalt, 14, Band. 1864. Verhandlungen. h
58 Verhandlungen. [9]
Die von Herrn Grünwald geführten Aufzeichnungen geben von den
Schienenschwellen (758 Fuss Seehöhe), im Stationshofe Vöslau gerechnet :
Reinen Tegel . . 354 Fuss, bis zur Seehöhe von 404 Fuss,
Sandigen Tegel . 91 . ee: = „ 519
Mergeligen Sandstein 18 „ ,„ ,» > Pe}
SCHDLIER 9 N men ee = ui, 5 . au
Mergeligen Sandstein 14 „ Alngll Ri HLLOlER 8
3 25 ee ce 5 »„. 8056 „
Mergeligen Sandstein 2 ee 2 rn ae
Tegelbiszur Quelle 491 Ba Sg > aa
Vorläufiges Ende bei 505°5 Fuss
Von dieser Bohrung liegen gegenwärtig 56 Proben vor, welche die
Beschaffenheit des Tegels und seine Petrefactenführung fast von Klafter zu
Klafter erkennen lassen.
Eine vorläufige Untersuchung der tiefsten Probe ergab (aus 1/, Pfund
Material) nebst vielen Bruchstücken von Bivalven 60 — 80 Exemplare Fora-
miniferen, welche nach der gütigen Bestimmung des Herrn Professor Reuss
25 verschiedene Arten repräsentiren. Diese sind:
Quing ueloculina Ackneriana d’Orb. Robulina austriaca d’Orb.
4 Ungeriana d’Orb. 5 similis d’Orb.
” longirostris d' Orb. Bulimina elongata d’Orb.
“4 foeda Reuss. Globigerina bulloides d’ Orb.
Nodosaria longiscata d’Orb. Nonionina Soldanü d’Orb.
Dentalina elegans d’Orb. Textilaria carinata d’Orb.
B Boueana d’Orb. a Mariue d’Orb.
R inornata d’Orb. n articulata d’Orb.
»„ scripta d’Orb. | EiBEnente Rotalia Soldanit d’Orb.
a scabra Reuss. »„ Dutemplei d’ Orb.
» elegantissima d’Orb. Bruchstücke. » Haidingeri d’Orb.
Robulina intermedia d’ Orb. » . Schreibersi d’Orb.
5 inornata d’Orb.
Sämmtliche Formen mit Ausnahme von Bulimina sind schon aus dem
Tegel der Ziegeleien bei Baden bekannt. Diese Bohrung steht also vollständig
in der marinen Stufe des neogenen Tegels, welche noch nicht durehsunken ist,
und demnach hier eine Mächtigkeit zeigt, welche die der beiden oberen Stufen,
des brakischen oder Hernalser Tegels, und des Congerientegels zusammen
genommen übertrifft.
Die weitere, anzuhoflende Vertiefung des Bohrloches und die von Herrn
Inspeetor Salzmann freundlichst gegebene Zusicherung, das hiebei gewonnene
Material zur Untersuchung mitzutheilen, lassen, wenn diese vollständig durch-
geführt ist, noch interessante Ergebnisse erwarten.
Der Vorsitzende spricht seinen verbindlichsten Dank sämmtlichen vor-
tragenden Herren aus, die Sitzung wird geschlossen, eine noch vorliegende
Mittheilung für die nächste Sitzung bestimmt.
Jahrbuch 14. Band.
derk.k. geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. II. Heft.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 5. April 1864.
Herr k. k. Bergrath Ritter v. Hauer im Vorsitze.
Herr k. k. Hofrath und Direetor W. Haidinger gedenkt in wenigen Worten
der Ereignisse von so Vielen in gerechter Trauer tief empfunden, die sich von
Sitzung zu Sitzung reihen. In den höchsten Kreisen, nach dem verewigten Könige
Maximilian Il. nun des Verlustes der hohen Frau, dessen erhabener Schwester,
in unserem eigenen Allerhöchsten Kaiserhause, der durcehlaucehtig-
sten Frau Erzherzogin Hildegarde, durch ihre huldreiche Wirksamkeit
in Wohlwollen verklärt und unvergesslich !
Aber auch in unserem näheren Kreise neuer Verlust. Diesmal Johann Karl
Hocheder, Secretär im k. k. Finanz-Ministerium, verewigt am 15. März Mor-
gens um 7 Uhr im 64. Lebensjahre. Haidinger gibt einen Abriss seiner Lebens-
verhältnisse, von seiner Geburt im Jahre 1&00 zu Zell im Zillerthale in Tirol, wo
sein Vater k. k. Pochwerkshutmann war, seinen frühesten praktischen Beschäfti-
gungen, seinen Studien für das Baufach, für Bergwesen in Schemnitz im Jahre
1821, seinen späteren Verwendungen in Tirol, die Einladung für eine englische
Bergwerksgesellschaft unter Direetor Mornay, nach Brasilien zu gehen. Seine
Reise dahin 1830, Rückkehr im Jahre 1832 und abermalige Reise mit seiner neu
angetrauten Gattin dahin, Rückkehr mit seiner Familie im Jahre 1835, um im Jahre
1836 mit derselben wieder und nun zum letzten Male — dieses Mal auch von
Virgil v. Helmreichen begleitet — nach Brasilien zurückzukehren, welches er
endlich für immer am 1. Juli 1840 verliess; dann im Vaterlande wieder angekommen,
seine Theilnahme an der Förderung der Reisen Helmreichen’s in Brasilien, sein
Eintritt in den Staatsdienst unter dem Fürsten von Lobkowitz als Honorär-
Bergamts-Assessor, später Secretär der Bergbau-Direetion, endlich seit 1849 als
Ministerial-Secretär. Seine Theilnahme in den Arbeiten der „Freunde der Natur-
wissenschaften“, endlich von ihm selbst noch kurze Zeit vor seinem Tode ent-
worfen, ein anziehendes Bild seiner Arbeiten und deren Ergebnisse für den
Vortheil des Allgemeinen.
„Aber doch auch, während so Vieles an Vergänglichkeit irdischer Verhält-
nisse mahnt, ist es uns beschieden, unsere Freude darüber auszudrücken, dass
uns Werthvolles noch erhalten blieb. So war es uns Mitgliedern der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt unter dem Anschlusse hochgeehrter Freunde gegönnt,
dem hochverdienten Forscher in unserem Vaterlande Herrn Dr. Ami Boue
unsern Dank und unsere Anerkennung am 16. März, dem Tage nach unserer
letzten Sitzung, dem 70. Erinnerungstage seit seiner Geburt im Jahre 1794
darzubringen, wie wir es wohl billig in der nachstehenden Schrift in unserem
Jahrbuche aufbewahren.
R. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. Verhandlungen. i
60 Verhandlungen. [2]
d
„Hochgeehrter Herr Doctor!
Vielfach haben wir, Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt und
unsere geologischen Freunde seit dem Beginne unserer Arbeiten, Veranlassung
gefunden, Ihrer Forschungen zu gedenken, welche sich aus früher Zeit über alle
Königreiche und Länder unseres grossen Kaiserstaates, vielleicht mit Ausnahme
von Dalmatien und der Bukowina, verbreiteten, und Ihnen im Einzelnen innig-
stes Dankgefühl und hohe Anerkennung gewidmet,
Gestatten Sie, dass wir diesen treuen Gefühlen heute in unserer Gesammt-
heit Worte geben, aufgerufen durch den Eintritt eines feierlichen Tages in Ihrer
Lebensgeschichte.
Ausserhalb Oesterreich geboren, ist es uns heute beschieden, Sie in Wien
in unserer kaiserlichen Reichshaupt- und Hesidenzstadt mit Stolz unsern Mit-
bürger nennen zu dürfen. Selten ist es einem Manne vergönnt, so hohes Ver-
dienst um die Erforschung seines Vaterlandes sich zu erwerben, als Sie selbst
das Ihrige in der langen Reihe der Jahre Ihrer Reisen um uns sich aufgesammelt
haben.
- Erfolgreich die Wissenschaft erweiternd, auch in den Ländern ausserhalb
Oesterreich, seiner Zeit in Paris der thatkräftigste Mitbegründer der Societe geo-
logique de France, lebt in Ihnen selbst, im Herzen des Kaiserstaates die bestän-
dige Erinnerung, das wahre Leben der neuesten Zustände auf der Höhe der
Wissenschaft.
Was Sie in alter Zeit aus eigener Kraft in unabhängiger Stellung begannen,
woran so mancher unserer dahingeschiedenen Freunde später Theil genommen,
für die geologische Durchforschung des Kaiserstaates, das ist jetzt von der
Staats- Verwaltung uns anvertraut, unsere Aufgabe, unsere Pflicht.
Wir in erster Linie sind in der Lage, von Ihren früheren Arbeiten Kennt-
niss zu nehmen, uns erwächst daher auch gewiss die Verpflichtung, einen Tag
wie den heutigen, nicht vorübergehen zu lassen, ohne Ihnen den Ausdruck
wahrer Verehrung, innigsten Dankes, höchster Anerkennung darzubringen.
Möge Ihre frische Lebenskraft noch lange uns vorleuchten in dem regen
Geiste eines wahren Naturforschers, fruchtbar in sich und anregend für uns,
Ihre Freunde und Bewunderer.
K. k. geologische Reichsanstalt.
Wien, am 16. März 1864.
Marcus Vincenz Lipold m. p. Carl Ritter v. Hauer m. p. W. Haidinger m. p.
Dionys Stur m. p. Dr. Guido Stache m. p. Franz v. Hauer m. p.
lleinrich Wolf m. p. Aug. Friedr. Graf Marschall m. p. Fz. Foetterle ın. p.
F. Baron Andrian m. p. Senoner m. p. C. M. Paul m. p.
J. Posepny m. p. Otto Freih. v. Hıngenau m. p. J. Rachoy m. p.
Ed. Windakiewiez ı. p: Gottfr. Freih. v. Sternbach m. p. Babanek m. p.
Anton Rücker m. p. Czermak m. p. Letocha ın. p.,
Benjamin v. Winkler m. p. Ludwig Hertle m. p. k. k. Kriegs-Commissär.
Prof. Dr. Reuss m. p. Dr. Moriz Hörnes m. p. Gustav C, Laube m. p.
Felix Karrer m. p. Joseph Rossiwall m. p. Carl Peters ın. p.
Prof. Dr. F. Hochstetter m. p. Fr. Simony m. p. Ed. Suess ı. p.
Prof. Dr. A. Kornhuber m. p. Prof. Const. v. Eitingshausen nm. p. Hauslab m. p.,
Rudolph Ritter v. Hauer m. p. Aug. Graf Breunner Enke- FZM.
Dr. Fr. Ragsky m. p. voirth ın. p. fleinrich Prinzinger ın. p.
F. M. Friese m. p. Max v. Lill ın. p. Dr. A. Madelung ın. p.
(. Walach m. p. Dr. Carl Jaeger m. p.,
D.M., Facultäts-Senior.
Ein vorübergehendes Unwohlsein von seiner Seite verhinderte, dass wir
die Schrift persönlich überbracht hätten. Aber gewiss gibt sie Zeugniss von
[3] Sitzung am 5. April. W. Haidinger. 61
dem Geiste der Anerkennung und Dankbarkeit, die wir ihm in dem Kreise
der Fachgenossen weihen, innerhalb dessen wir uns bewegen und gemeinsames
Gefühl zu einem wenn auch in sich anspruchslosen Ausdrucke zu vereinigen
vermögen. t
An demselben Tage war Herr Dr. Bou& von dem gegenwärtigen hochver-
dienten Präsidenten der kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen deutschen
Akademie der Naturforscher, geheimen Rath Dr. C. G. Carus, in die Zahl der
Mitglieder derselben unter dem so bezeichnenden Beinamen „Hutton“ einge-
reiht worden.
Nahe gleichzeitig mit dieser bescheidenen Ovation war ein glänzenderer
Ehrentag in München einem hochgeehrten Gönner und Freunde vorbereitet, dem
Geheimen Rathe Carl Friedrich Philipp v. Martius, als Feier seines fünfzig-
jährigen Doctor-Jubiläums, und auch unsere gegenwärtigen Freunde hatten an
Vorbereitungen zu demselben in der Gewinnung einer Gold-Ehrenmedaille Theil
genommen. Die königlich-bayerischen Professoren Dr. Ludwig Radlkofer,
Dr. August Schenk, Dr. Adalbert Schnizlein hatten die Bewegung be-
gonnen, für Oesterreich waren meine hochgeehrten Freunde, Director
E. Fenzl, G. Ritter v. Frauenfeld, und ich zur Förderung eingeladen
worden. Aber im Verlaufe der Correspondenz stellte es sich als wünschens-
werth heraus, dass die Medaille in Wien gefertigt werden sollte. Herr Professor
Radnitzky hat die Aufgabe auf die anerkennenswertheste Art gelöst. Die
Medaille wurde auf das Gelungenste in dem k. k. Haupt-Münzamte gefertigt.
Die Subseription im Ganzen überstieg die Zahl von 360. Wohl ist es meine
Pflieht den innigsten Dank Drei Durchlauchtigsten Herren Erzherzogen darzu-
bringen, Seiner kaiserlichen Hoheit dem Durchlauchtigsten Herrn Erzherzog
Ludwig Joseph, dessen grossmüthiger Beitrag von 100 fl., gleich am aller-
ersten Tage gewährt, reiche Anregung für Fortsetzung der Arbeiten gab, dann
später die Durchlauchtigsten Herren Erzherzoge Ferdinand Maximilian
mit 50 fl. und Stephan mit 60 fl. Auch von anderen Seiten erfreute uns viele
freundliche Theilnahme. Nebst den Medaillen in Gold, Silber und Bronze wurde
ein Album mit Widmung und den Namen der Theilnehmer überreicht. Auch
diess war von Herrn Professor Radnitzky besorgt, der ornamentale Druck
selbst aber ganz vorzüglich in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei ausgeführt.
Zur Ueberreichung des Medaillen-Kästchens und des Albııms hatte sich Herr
Director Fenzl selbst nach München verfügt. — Er hatte auch von der kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften in Wien eine Adresse zu überreichen.
Eine Gold-Ehrenmedaille wurde ihm auch von Seite der königlich-bayerischen
Akademie der Wissenschaften überreicht. Noch viele andere Zeichen der Theil-
nahme waren dem hochgefeierten Jubilar verehrt worden. Unter den auszeich-
nendsten Gaben darf ich hier wohl des österreichisch-kaiserlichen Leopold-
Ordens-Ritterkreuzesgedenken. Es wareinschöner Festtag, dessen Einzelnheiten
uns wohl ausführlichere Berichte bıingen werden. Möchte Martius noch lange
die Erinnerung an denselben geniessen.
Recht sehr erfreulich ist es uns aus einem Schreiben unseres hochgeehrten
Freundes Herrn Professors J. Krejei an Herrn k. k. Bergrath Lipold zu ent-
nehmen, dass esnun durch die vereinigten Anstrengungen von ihm selbst und von
Herrn Professor Koristka gelungen ist, die erforderlichen Geldmittel von dem
k. böhm. National-Museum und der k. k. patriotisch-ökonomischen Gesellschaft
zu den speciellen naturwissenschaftlichen Forschungen in Böhmen sicher ge-
stellt zu sehen, von welchen in unserer letzien Sitzung, am 15. März, die Rede
war. Auch der ausführlichere Bericht des Comit@ war dem Briefe beigelegt,
jr
62 Verhandlungen. [4]
der allerdings sehr treffend die Beziehungen unserer Arbeiten, und der von den
Forschern in Böhmen vorzunehmenden erörterte. Wir freuen uns demnächst
Herrn Prof. Krejci noch im Laufe des Monates April zu ferneren Verabredungen
willkommen zu heissen.
Vier Jahre sind verflossen, seit 27. März 1860, an welchem Tage in einer
Sitzung der k. k. geologischen Reichsanstalt der Separat-Abdruck aus den Denk-
schriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften (19. Band) der Ab-
handlung „über die Rissoiden und insbesondere die Gattung Rissoina, mit eilf
Tafeln, von einem hochgeehrten Gönner unserer Arbeiten Herrn Gustav
Schwartz vonMohrenstern von dem Director der k. k. geologischen Reichs-
anstalt vorgelegt wurde. Derselbe bringt heute die Folge oder zweite Abtheilung
derselben, die sich auf Aissoa bezieht, mit vier Tafeln aus dem23. Bande der Aka-
demie-Denkschriften zur Vorlage. Sie sind in den Separat-Abdrücken auf Kosten
des Verfassers trefflich colorirt. Wohl darf hier der Bericht jener früheren
Sitzung in Erinnerung gebracht werden, die hobe Anerkennung für den Werth
der unabhängigen sorgsamen Forschung selbst und der Dank dem beharrlichen
Festhalten an der Aufgabe; Arbeiten, wie diese, sind die wahren Beweise des
wissenschaftlichen Fortschrittes in einem Lande. Es ist wenig anmuthend, zu
sehen, wenn irgendwo der strebsame Forscher hilflos verkommt. Höher steht
ein Land, wo beruhigende Stellungen für Männer der Wissenschaft auf freie
Anerkennung des Werthes der Wissenschaft gegründet sind. Das Höchste aber
ist es, und dann erst ist eigentlich wissenschaftliches Streben so recht in das
Blut des Volkes gedrungen, wenn freiwillige Arbeit an sich unabhängig gestellter
Männer sich in wissenschaftlichen Kreisen bewegt, und wie wir sie hier in dem
gegenwärtigen Falle freudig anerkennen.
Neuerdings sind wir Herrn k. k. Kriegscommissär A. Letocha zu aner-
kennendstem Danke verpflichtet. Ähnlich wie im vorjährigen Winter die Tertiär-
Fossilien von Grund, Steinabrunn und Pötzleinsdorf (siehe Jahrbuch 1863.
V. 8.39, Sitzung der k. k. G.R. A. am 19. Mai 1864), hatte er in dem eben ver-
flossenen die Fossilien aus dem oberösterreichischen Schlier oder Tegel vorge-
nommen. Achtzehn Schubladen enthalten Univalven, Bivalven und andere Petre-
facten, als Krebsscheeren, Fisechzähne u. s. w. Aber die Bestimmung ist nament-
‚lich der grossen Zartheit der Gegenstände wegen mit vielen Schwierigkeiten
verbunden. Mehr und weniger vollständig liessen sich 47 Species Gasteropoden
bestimmen, dazu aber auch noch Manches, was umfassende Bearbeitung erfor-
dert, fünf Geschlechter von Bivalven nachgewiesen, aber auch mehrere zurück-
gestellt. Sechs Schubladen mit gemengten Mollusken im Schlier, aus dem durch
Aufweichen zwar Gasteropoden und Foraminiferen gewonnen werden können,
aber die zarten Bivalven sogleich zu Grunde gehen.
Wie in der ersten Jännersitzung das vierte und Schlussheft unseres Jahr-
buches für 1863, lege ich in der heutigen ersten Aprilsitzung das erste Heft
des Jahrbuches für 1864 vor, fortwährend zum Danke verpflichtet meinem hoch-
verehrten Freunde Herrn k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer in der Ueber-
wachung des Druckes, sowie der vollkommensten Aufmerksamkeit des Herrn
Factors A. Knoblich in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Es gelingt uns
nun immer die Sitzungsberichte am vierten Tage zur Vorlage bei dem Herrn
k.k. Staatsminister und k. k. Finanzminister, und sonst zur Versendung an
theilnehmende Freunde zu bringen. Nebst diesen Sitzungsberichten enthält das
Heft namentlich die Darstellung der Eocengebiete in Inner-Krain und Istrien
mit vielen in den Text eingedruckten Durchschnitten und überdiess noch mit
zwei Tafeln Durchschnitten von Herrn Dr. Guido Stache, sowie einzelne kür-
[5] Sitzung am 5. April. Dr. K. Peters. 63
zere Beiträge der Herren Dr. A. Madelung, Staatsrath Hermann Abich und
Bergrath M. V. Lipold nebst den Arbeiten im chemischen Laboratorium von
Karl Ritter v. Hauer, theils von ihm selbst, theils von den Herren Dr. Laube,
Ludwig Kuschel jun., A. Horinek, B.v. Winkler ausgeführt, und den Ver-
zeichnissen der eingesendeten Gegenstände. Auch hier wieder Werthvolles in
dem Fortschritt unserer Kenntnisse der Theilnahme des Allgemeinen geboten.“
Herr Dr. K. Peters erstattete Bericht über das Ergebniss der Präparation
eines Stückes von der anthropozoischen Feuersteinbreccie aus der
Grotte von Eyzies (Dordogne) im südwestlichen Frankreich.
Schon im vorigen October waren zwei umfangreiche Platten von diesem
interessanten Gebilde als ein Geschenk des ausgezeichneten Forschers Herrn
Lartet an die k. k. geologische Reichsanstalt gelangt. Als sich kurz nach der An-
kunft und vorläufigen Präparation der Exemplare herausstellte, sie seien für
Herrn Professor E. Suess bestimmt gewesen, wurde das grössere Stück sammt
den bereits ausgebrachten Zahn- und Knochenresten in das neugegründete geolo-
gische Cabinet der Wiener Universität übertragen, das andere verblieb auf den
Wunsch des Herrn Professors in der k. k. geologischen Reichsanstalt, für die
als Theilhaberin an dem freundlichen Geschenke, Herr Hofrath Haidinger an
Herrn Lartet seinen verbindlichen Dank ausspricht.
Da es wünschenswerth schien einen Block von nicht geringer Grösse als
Ganzes für das Museum zu erhalten, so wurde nur ein Theil der Platte, etwa
35 Cent. im Gevierte und 4—6 Cent. in der Dicke, völlig zerlegt.
Die Verspätung dieses Berichtes über eine der wichtigsten und reichsten
Fundstätten von Produeten menschlicher Thätigkeit in der älteren Steinzeit er-
klärt sich daraus, dass man eine Publieation darüber für unpassend hielt, bevor
Herr Lartet selbst das Ergebniss seiner umfassenden Forschungen veröffent-
licht haben würde.
Dies ist nun theilweise geschehen und wir haben den Auszug eines Vor-
trages in Händen, den Herr H. Milne-Edwards in der Academie des sciences
(Institut, seance du 29 fevrier 1864) über die neuen Beobachtungen der Her-
ren Lartet und Christy hielt. Wir erfahren zugleich aus diesem Sitzungs-
berichte, dass die genannten Herren ähnliche Sendungen wie nach Wien an die
vorzüglichsten Museen Frankreichs und des Auslandes gemacht haben, „damit
man“, wie sie sich ausdrücken, „die Genauigkeit ilırer Beobachtungen zu beur-
theilen vermöge“t). Demnach darf wohl das Museum der k. k. geologischen
Reichsanstalt, der es obliegt, anregend und fördernd auf die geologischen Un-
tersuchungen im ganzen Umfange von Österreich zu wirken, als ein sehr passen-
der Platz für ein ansehnliches Stück jener Breccie betrachtet werden.
Der erste Bliek auf die braune, im feuchten Zustande beinahe schwarze
Gesteinsmasse belehrt den Beschauer, dass er es hier mit einer Ablagerung zu
thun habe, in der überaus zahlreiche Splitter, grössere Scherben und zu allerlei
Verrichtung geeignetes Werkzeug aus Feuerstein mit den Trümmern von ab-
siehtlich zerschmetterten Röhrenknochen und einzelnen unverletzten Gelenks-
stücken von Wiederkäuern wirr zusammengehäuft und durch eine erdige dun-
kel abfärbende, von vielen feinen Kalkspathkrusten durchzogene Masse verkit-
tet sind.
Greifbare Holzkohlenstückchen gibt es nicht darin, wohl aber zeigt die
erdige aschenartige Masse nach der Behandlung mit verdünnten Mineralsäuren
unter dem Mikroskope eine grosse Menge von unverbrannten, leicht zerreiblichen,
1)... „Que lon puisse verifier Ü exactitude des observations que nous consignons tei“.
64 Verhandlungen. [6]
kohlschwarzen Bröckchen. Die Kalkspatlıkrusten selbst, welche die grosse Mehr-
zahl der Knochenreste überkleiden, enthalten viel von dieser Asche und haben
desshalb eine schmutziggraue oder bräunliche Farbe. Dergleichen Krusten be-
finden sich obne Ausnahme an jenen Stellen der Apophysen und Epiphysen, die
von der Gelenkskapsel umschlossen waren, namentlich da, wo ein ganzes Gelenk,
wie z. B. das Tibio-Tarsale oder eine ganze Fuss- oder Handwurzel nach Ab-
trennung der zugehörigen Röhrenknochen erhalten blieben. Auch die Enden der
Markröhren und einzelne Stellen der Bruchränder sind überkrustet und über-
zeugen den Beschauer vor und nach der Präparation, bei der Dr. Peters ein
schwach mit Salzsäure versetztes Wasser benützte, von der Ursprünglichkeit
der Fracturen und dem gar nicht seltenen Falle der Ablagerung uneröffneter
Gelenksverbindungen. '
Die Feuersteingegenstände sind zu mehr als 95 Percent Abfälle bei der
Zurichtung von Messern und Pfeilspitzen, zumeist Splitter von 1—30 Millim.
Länge und mitunter gleichgrosser Breite. Von wirklichem Werkzeuge ergab
das zerlegte Stück (es wurde schon oben beinerkt, dass es keine beträchtliche
Grösse hatte) nur 2 Messerchen, 1 Exemplar von einer Art Knochenschaber
und 2—3 Pfeilspitzen mit abgebrochenen (spitzen) Enden, welche letztere
offenbar bei der Zerlegung der Beute gefunden und als unbrauchbar wieder weg-
geworfen worden. Eine etwas grössere Anzahl von solchen Werkzeugen besitzt
das Cabinet der Universität, darunter ein kolbenförmig zugeschlagenes Stück,
welches zum Zerreiben dienen konnte, wenn es nicht etwa ein zufälliger Über-
rest von der Pfeilspitzenfabrication ist.
Nicht gering ist die Menge von fremden Gesteinseinschlüssen. Zahl-
reiche eckige und scharfkantige Quarzkörner von Hanfkorn- bis Haselnuss-
grösse, einzelne abgerollte Brocken von einem grauen, ziemlich festen Sandstein
und von einem röthlichen Krinoidenkalkstein und Scherben von einem
gneissartigen krystallinischen Schiefer.
Die Platte im Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt enthält ein
mehr als faustgrosses Stück von dem Kalkstein, die in der Universität befind-
liche dagegen mehrere Schieferstücke. An ersterem wurde keine Spur einer be-
stimmten Vorrichtung bemerkt; es hat das Ansehen eines grossen Flussgeschie-
bes, welches durch die Einwirkung der Höhlengewässer etwas zerfressen
wurde. Was den Schiefer betrifft, so ist Herr Prof. Suess, welcher sich in
einer seiner Universitätsvorlesungen (im Jänner d. J.) über die Lagerstätte von
Eyzies auszusprechen Gelegenheit fand, der Ansicht, dass wahrscheinlich grosse
Tafeln davon als Unterlagen und Schutzplatten für die Feuerstellen gedient
haben.
Aus dem Pariser Sitzungsbericht entnehmen wir, dass gerade auf solchen
Schieferplatten jene so interessanten Thierzeiechnungen (gravures) beobachtet
wurden, dergleichen Herr Lartet schon bei seinen früheren Forschungen (bei
Aurignac, Chaflaut u. a. O.) auf Knochen- und Geweihstücken gefunden hat.
Ebenda lesen wir auch von abge: undeten Granitmassen, die mit einer mehr
oder weniger tiefen Höhlung versehen, augenscheinlich als Reibschalen ge-
dient haben und Herrn Professors Suess Deutung obigen Feuersteinwerkzeuges
wesentlich unterstützen.
Da sich die Grotte von Eyzies im Kreidekalkstein „35 Metres über der
Thalsohle der Beune“, einem kleinen Nebenflusse der Dordogne befindet, und
wie wir aus der geologischen Karte von Frankreich entnehmen, mitten im
Kreideterrain und mehrere Stunden weit von dem Gürtel der Jurakalksteine des
Centralgebirges, dem Ursprungsgebiete der Dordogne, entfernt liegi, so können
[7] Sitzung am 5. April. Dr. K. Peters. 65
die erwähnten Krinoidenkalksteine nieht aus der nächsten Nachbarschaft genom-
men sein. Vielleicht wurden sie an den Ufern der Dordogne aufgelesen, Was
die übrigen Felsmassen betrifft, so können wir uns kein Urtheil darüber bilden,
und müssen die Abhandlung von den Herren Lartet und Christy abwarten,
worin wohl eine Angabe über den wahrscheinlichen Ursprungsort jener gemacht
werden dürfte.
Nieht uninteressant ist der Fund einer wohlerhaltenen Oberschale von
Rhynchonella vespertilio brocchi sp. (alata Lam. mancher Autoren) mitten
unter Knochen- und Feuersteinsplittern an der Oberfläche unseres Exemplars.
Diese so charakteristische Aihynchonella, eine der häufigsten Versteinerungen
der norddeutschen, namentlich der sächsischen Kreide, ist aus der Nachbar-
schaft von Eyzies, von Bezenac in der Dordogne, seit längerer Zeit bekannt.
Offenbar stammt der Rest aus dem Gesteine, worin sich die Grotte befindet und
ist wohl mit den sinterbildenden Tropfwässern vom Dache der Grotte auf deren
Boden herabgelangt, den die besprochene Breccie bedeckte.
Die vorliegenden Reste von Wiederkäuern, insoferne sie eine genauere Be-
stimmung zuliessen, gehören in der grossen Mehrzahl dem Hirschgeschlecht
an, vielleicht mit einer einzigen Ausnahme, die auf Cervus elaphus hinweist,
sämmtlich dem Rennthier, welches als Charakterspecies jener Periode der
älteren Steinzeit nach Lartet in allen Höhlen- und Spaltenbreccien der Dor-
dogne, so wie des mittleren Frankreichs überhaupt, reichlich verbreitet war.
Ein schöner Oberkieferrest mit dem vierten und fünften Mahlzahn eines
starken jungen Individuums, ein stark abgekauter vierter Oberkiefermahlzahn, ein
bis auf 1:/, Millim. abgekauter zweiter Oberkiefermahlzahn (sämmtlich jetzt im
Besitze des Universitäts-Cabinets), mehrere sehr junge Oberkieferzahn-Frag-
mente und ein Milchzähnchen (ob letzteres vom Rennthier, liess sich nicht ent-
scheiden), lehren uns, dass Reste von Individuen aller Alterselassen hier zur
Ablagerung gelangten.
Auch die Gelenksreste zeigen ein ungleiches Alter der Individuen, doch
zumeist den erwachsenen Zustand mit grösstinöglichen Dimensionen der Species.
So liegt uns eine wegen der Beschaffenheit des Bruchendes und wegen gewalt-
samer Entfernung des Gelenksbandes vom äusseren Cordylus interessante Apo-
physe eines linksseitigen Oberarmknochens von einem kräftigen Individuum vor.
Eine vortrefflich erhaltene und sehr glücklich präparirte Handwurzel mit
sämmtlichen vier Knochen der ersten und beiden Knochen der zweiten Reihe
(nur das Scaphoideum ist ein wenig aus der natürlichen Lage gerückt) und mit
einem 4 Centimeter langen Ueberrest vom Vorderarmknochen deutet auf ein
beinahe riesiges Thier hin, ohne jedoch die Dimensionen des Elenns oder gar
des ©. megaceros zu erreichen, deren Charaktere wir auch völlig vermissen.
Ein Sprungbein mit dem Fersenbein, von welchem letzteren der Haken
vor der Ablagerung tief abgebrochen war, vermuthlich um bei der Verarbeitung
der Achillessehne als Handhabe zu dienen, und der Knochenstumpf einer Mittel-
handepiphyse zeigte unter sonst gleichen Umständen die kleine Statur jugend-
licher Individuen. Andere Knochen von Rennthieren oder wenigstens von Hirsch-
arten, ein Schulterblatt, Wirbel, Brustbeinfragmente u. dgl. übergehen wir.
Nach Geweihresten und Knochenwerkzeugen wurde vergeblich gesucht.
Aus der Sippe Capra besitzt das Museum ein Unterkieferstück mit dem
letzten Mahlzahn der rechten Seite, unzweifelhaft von einer starken Gemse
herrührend, deren Vorkommen in Gesellschaft des Steinboeks Herr Lartet in
den kluftausfüllenden Breccien der Dordogne (Perigord) mehrfach beobachtet
hat. Eine neben dem Kiefer (nicht im Knochen selbst) steckende (abgebrochene)
Pfeilspitze ist durch ihre regelmässig dreikantige Form bemerkenswerth.
66 Verhandlungen. [8]
Einer der Knochenreste im Universitäts-Cabinet scheint einem Pferde
anzugehören.
Ob Raubthiere in den Breceien von Eyzies und Umgebung vorkommen,
das lässt der Pariser Sitzungsbericht unberührt, so wie er denn überhaupt nur
von den Producten menschlicher Thätigkeit, namentlich von den oben erwähnten
Gravuren ausführlicher handelt. Unser Stück hat ein Klauenglied von einem
sehr grossen Ursus spelaeus geliefert. Die Beschaffenheit des Knochens fordert
zur sorgfältigsten Prüfung auf. Der Knochenwulst dieses Phalanx ist auf der
einen Seite durch Bruch zum grössten Theile entfernt und der Ueberrest von
dick überkrusteten Hohlräumen durchzogen. Die andere Seite war unter der
Kalkspatlıkruste völlig abgerieben und an einer etwas hervorragenden Stelle
auffallend geglättet, ohne dass eine Spur von Bohrung oder sonst ein An-
zeichen von Benützung der Klaue als Schmuck oder Amulet zu entdecken wäre.
Es ist demnach nicht unwahrscheinlich, dass sich dieser Bärenüberrest bereits
auf dem Boden der Grotte befand, als die Menschen von derselben Besitz nahmen,
um sie durch geraume Zeit als ihren Lager- und Feuerplatz zu benützen.
Das Vorkommen von Dachs ist durch ein Klauenglied und ein Stück vom
Fersenbein angedeutet, aber wegen unvollkommener Erhaltung dieser Fragmente
nicht sicher erwiesen (Universitäts-Cabinet).
Von Nagern ist Arvicola durch ein Unterkieferstück und einige Zähn-
chen vertreten.
Einiger Vogelknochen, darunter eines Phalanx von einem Hühnervogel
(Tetrao?), nicht zu gedenken, scheint uns die grosse Zahl von grossen Fisch-
wirbeln erwähnenswerth. Sie gehören sämmtlich einer Species an, doch lässt
sich in Ermanglung jedes Knochenfortsatzes nicht einmal bestimmen, ob sie von
einem Stachelflosser oder einem Weichflosser herrühren.
Auffallender ist das Vorkommen von unzubereiteten Bruchstücken einer
diekschaligen Auster (Universitäts-Cabinet).
Wie gering auch die Ausbeute ist, die wir in Wien durch Zerlegung eines
Theiles von zwei Blöcken dieser Breeeie gewannen, so zeigt sie doch genügend
den Reichthum der Fundstätte, und wir sehen mit eben so grossem Verlangen
den Abhandlungen entgegen, durch welche die scharfsinnigen Forscher der
älteren Steinzeit im mittleren und südwestlichen Frankreich die Wissenschaft
bereichern werden, als wir ihnen für ihr freundliches Geschenk dankbar ver-
pflichtet sind.
Herr Dr. G. Laube legte einige Mineralien vor, welche von dem k. k. Ober-
baudireetor L. Liebener in Innsbruck an Herrn Hofrath Haidinger ein-
gesendet, und von diesem Herrn Dr. Laube zur näheren Untersuchung über-
geben wurden. Dieselben rühren vom Greiner im Zillerthale in Tirol her, und
wurden schon von Herrn Liebener als Pseudomorphosen von Chlorit nach
Strahlstein oder Turmalin bezeichnet. Auf den eingesendeten Stücken erscheint
nämlich der Chloritschiefer zum Theil in jener stänglich-strahligen Anordnung,
in Bündeln, die von einem gemeinsamen Punkte ausgehen, wie sie die an jenem
Fundorte vorkommenden Turmaline und Strahlsteine ebenfalls zeigen. Die
Masse der Pseudomorphose ist dem sie einschliessenden Chloritschiefer ganz
gleich, und nur an einzelnen Stellen erscheint sie glimmerähnlich, feinblättrig
glänzend und schuppig. Zuweilen treten in der Pseudomorphose Oktaöder von
Magnetit auf, die dieselben auch durchdringen.
Eine nähere mineralogische und chemische Untersuchung ergab, dass der
Chlorit den Amphibol ganz _ verdrängt hat, und hier daher eine Pseudomorphose
von Chlorit nach Strahlstein vorliegt, wie dies bereits auch schon früher Herr
Professor Dr. A. E. Reuss erkannt hat.
[9] Sitzung am 5. April. F. v. Hauer. 67
Herr k. k. Bergrath Franz v. Hauer legt die auf die k. k. Generalquartier-
meisterstabs-Speeialkarte im Maasse von 2000 Klafter auf den Zoll redueirte
geologische Aufnahme der Umgebungen von Trentschin, Pistyan und Neutra, das
Ergebniss der Arbeiten der III. Section der k. k. geologischen Reichsanstalt im
vorjährigen Sommer zur Ansicht vor. Das Aufnahmsgebiet umfasste den Abschnitt
der ungarischen Karpathen zwischen dem Klanceniea-Bach und weiter von Waag-
Neustadt! abwärts entlang dem Waagfluss im Westen, dem Vlarafluss, der Strasse
von Tepla nach Zambokreth und weiter dem Neutrafluss im Osten, nördlich bis
an die ungarisch-mährische Grenze, südlich bis zur Ebene des Donauthales.
In orographischer sowohl als geologiseher Beziehung zerfällt das Gebiet
in mehrere ziemlich scharf getrennte Abschnitte, und zwar:
1. Der nordwestlich vom Waagflusse gelegene Abschnitt zwischen dem
Klancenica-Bach und dem Vlarafluss. 2. Das Gebirge östlich von Trentschin im
Süden durch die merkwürdige Einsenkung zwischen Jestrabj und Mnjehoväa Lhota
getrennt von 3. dem Inovec-Gebirge, endlich 4. das südlich und östlich vom
Inovec-Gebirge gelegene niedere Hügelland.
Die geologische Aufnahme des Inovec-Gebirges und des östlich daran stos-
senden Hügellandes wurde von Herrn Dr. Stache in Gesellschaft mit den Herren
Bergingenieur B. Winkler und Dr. K. Hofmann als Volontär, die der übrigen
Gebiete von Herrn v. Hauer selbst in Gesellschaft der Herren Bergingenieure
Fr. Posepny und J. Cermak, und des Herrn Dr. A. Madelung als Volontär
besorgt. _
Die Übersichtsaufnahme derselben Gegenden hatte im Sommer 1859 Herr
D. Stur besorgt und die Ergebnisse seiner Studien in seiner überaus werthvollen
Abhandlung über das Wassergebiet der Waag und Neutra 1) zusammengestellt.
Das erste der erwähnten Gebiete, ein Abschnitt des mährischen Grenz-
gebirges folgt in allen seinen Streichungsriehtungen dem Hauptzuge der Karpa-
then von Südwest nach Nordost. In seiner nordwestlichen Hälfte besteht es
durchaus aus Karparthensandsteinen, welche überall mit dichtem Waldboden
bedeckt, nur sehr unvollkommene Aufschlüsse darbieten und in dieser Gegend
keine weiteren Anhaltspunkte zu einer näheren Altersbestimmung, oder zur Un-
terscheidung verschiedener Etagen liefern. Die südöstliche Hälfte gehört dem
sogenannten Klippenkalkzuge an, der hier der Hauptsache nach aus wechselnden
Zonen von Neocomfleckenmergel und Sandsteinen besteht; die zahlreichen isolir-
ten Hervorragungen und kürzeren Züge von jurassischen Kalksteinen (weisse
und rothe Krinoidenkalke, Ammonitenkalke u. s. w.) sind an ihrer Basis meist
auch von liassischen Gesteinen begleitet, und ein zusammenhängender Zug von
Liasgesteinen, meist Liasfleckenmergeln streicht im Norden und im Süden von
sicheren Neocomgesteinen begrenzt, von Moravske Lieskowe, über Zemanske
Podhradj bis zum Meierhof Jerusalem nordwestlich von Kochanovce.
Ein besonderes Interesse endlich bieten die Aufbrüche von Quarziten,
rothen Sandsteinen und Schiefern, die schon Herr Stur bei Drjtoma entdeckte,
von welchen aber zahlreiche neue Fundstellen verzeichnet werden konnten.
Über die Gliederung des Gebirges östlich von Trentschin gibt der von Herrn
v. Hauer schon früher geschilderte Durchschnitt von Trentschin-Teplitz nach
Dobrassow 1) näheren Aufschluss, hier mag nur noch beigefügt werden, dass
die liassischen Kalke und Fleckenmergel im Norden, dagegen die Neocomdolo-
mite im Süden gegen alle übrigen Gesteine weitaus vorwalten , dass auf dem
1) Jahrbuch der k. k. geologischen Reiehsanstalt. Bd. XIIL Verh. S. 146.
K k. geologische Reichsanstalt, 14. Band. 1864. Verhandlungen. k
68 Verhandlungen. 110]
Plateau östlich vom Trentschiner Schlossberge marine Miocen-Kalksteine, mit
Pecten, Ostreen u. s. w. in ziemlicher Verbreitung auftreten, endlich dass inner-
halb der Schlossruine von Trentschin eine ganz kleine anstehende Masse von
Melaphyr ? - Tuff isolirt zwischen den Kalksteinen angetroffen wurde.
Die Beschaffenheit des Inovee-Gebirges hat bereits Herr Dr. Stache des
Näheren geschildert; das Hügelland südlich von diesem Gebirge besteht beinahe
durehaus aus Löss, unter welchem nur entlang dem östlichen Ufer der Waag
jungtertiäre Sandsteine in schmalen Streifen bis gegen Sopornya südöstlich von
Szered fortsetzend hervortauchen.
Herr Dr. G. Stache gab im Anschlusse an den ersten Theil seines Berichtes
über die geologischen Verhältnisse des Inovec-Gebirges inUngarn in dem Gebiete
zwischen Waag und Neutra, in welchem er den aus krystallinischen Gesteinen
bestehenden Kern des Gebirges behandelte, eine Uebersicht der verschiedenen
Sedimentärschichten, welehen das mittlere Gneiss- und Granitgebiet umlagern.
Ein Theil dieser Schichten, und zwar insbesondere einige der paläozoischen
und mesozoischen Periode angehörende Formationsglieder sind wegen des gänz-
lichen Mangels von organischen Resten und der überdies hinzutretenden Unre-
gelmässigkeit ihrer Lagerungsverhältnisse nicht mit völliger Sicherheit und Ge-
nauigkeit in der Reihenfolge der Schichten zu fixiren und es muss die Bestäti-
gung für die denselben zugewiesene Stellung von dem weiteren Fortgange der
geologischen Aufnahmen in den zunächst anschliessenden Gebieten gehofft werden.
Dagegen ist die Vertretung einer nicht unbedeutenden Anzahl von Gliedern
verschiedener Formationen durch die Auffindung charakteristischerVersteinerun-
gen ausser Frage gestellt. Theils wurden verschiedene schon von Stur richtig
erkannte Schiehteneomplexe in ihrer weiteren Verbreitung noch an neuen Punkten
nachgewiesen, theils wurde auch die Reihenfolge durch die Entdeckung ein-
zelner neuer Vorkommen erweitert.
Sowohl die vertretenen Schichten der älteren Perioden bis zur Eocenzeit
als auch die älteren und jüngeren Tertiärgebilde sind in grösseren, wiewohl
auch vielfach verdeckten und zerrissenen Zügen vorzugsweise längs der West-
seite des Gebirges verbreitet. Auf der östlichen, dem Neutrathal zugekehrten
Seite des Gebirges dagegen, sind dieselben jemehr gegen Nord in desto ver-
einzelteren und kleineren Partien vertreten. Sie sind hier tiefer eingesunken
und wurden daher in ausgedehnterer Weise von der mächtigen und hoch in das
Gebirge aufgreifenden Lössdecke verhüllt.
Es müssen daher bei der Aufführung der Schichtenfolge vorzugsweise die
Verhältnisse der westlichen Gebirgsseite zu Grunde gelegt werden.
A. Schiehteneomplexe der paläozoischen Zeit. — Die älte-
sten Sedimentärschichten des Gebietes sind ohne Zweifel die ziemlich mächtigen
Complexe von schwarzgrauen, röthlichen und zum Theil auch grünlichen Thon-
schiefern mit zwischengelagerten Arkosensandsteinen und grauwackenartigen
Sandsteinen und Conglomeraten, welche im nördlichen Theile der westlichen
Gehängseite in einem bedeutenden und breiten, durch das Hervorstossen des
Gneisses zweigetheilten Zuges vom Hradeker Thal an bis nahe zur Strasse bei
Mnjchovä Lhota zu verfolgen sind. Südlich vom Hradeker Thal fehlen diese Schich-
ten ganz. Das älteste Schichtenglied, welches hier unmittelbar dem Gneiss oder
dem denselben durchbrechenden Granit aufliegt, ist ein Quarzitsandstein, der
streckenweise dicht und fest wird, wie reiner Quarzitfels. Dieser Quarzitsand-
stein bildet vom Stari Vrh bei Ardänovce bis zum Quellgebiete des Hradeker
Baches westlich vom Sadeni Buk einen langen und schmalen, aber ununterbro-
chenen Zug, mit meist steil bis senkrecht gestellten Schichten und mehrfach in
[11] Sitzung am 5. April, Dr, 6. Stache. 69
scharfen Winkeln von der Hauptrichtung abspringendem Streichen. Vom Stari
Vrh bei Ardänovce bis in das Moravaner Thal streicht derselbe fast genau SN.
und von da über den Ostri Vrh zum Kamene Wrata zuerst NO. — 0. und
wieder NO., endlich bricht er von da ab nach einer Wendung gegen SO. wieder
in die Hauptrichtung gegen Norden um, jedoch mit mehrmaligem fast ziekzack-
förmigen Umspringen aus der Richtung NO. in die Riehtuag NW., bis er mit Ein-
halten dieser letzteren Richtung gegen die krystallinischen Gesteine des Skutlova-
berges abstösst. Der Quarzitsandstein bildet auf dieser ganzen Strecke sehr
seharf markirte schneidige Rücken oder spitz ausgezackte Bergformen, deren
Charakter selbst bei dichter Bewaldung nicht ganz verdeckt wird. Auf der
ganzen Strecke vom Hradeker Thal bis in die Nähe von Beckov fehlt die Fort-
setzung dieses Zuges. Wie er durch kleinere Verwerfungen und Verschiebun-
gen in seinem südlichen Theile mehrfache Veränderungen in der Streichungs-
riehtung erleidet, so ist er durch eine grössere Verwerfung ausser Zusammen-
hang gebracht mit seiner nördlichen nur in einzelnen Bergkuppen aus dem Löss
hervortauehenden Fortsetzung, deren Auflagerung auf den Gneiss in den tieferen
Gräben von Beckov noch mehrfach zu beobachten ist. Dieser nördliche 'Fheil des
Quarzitzuges wird durch das Waagthal abgeschnitten, taucht aber in den
Quarzitpartien von Drjtoma wieder zu Tage. Von D. Stur wurden sowohl diese
Quarzitsandsteine wie der breite Thonschieferzug mit grauwackenartigen Sand-
steinen und Conglomeraten als Rothliegendes aufgefasst. In Bezug auf erstere
liegt durchaus kein Grund vor, an Stelle dieser Auffassung eine andere Ansicht zu
setzen; im Gegentheil hat sie die meiste Wahrscheinlichkeit für sich. In Bezug
jedoch auf den Thonschiefercomplex lässt die ganze petrographische Ausbildung
der verschiedenen denselben zusammensetzenden Gesteine, die Vermuthung
nicht unterdrücken, dass man es hier mit Schichten zu thun habe, die einer noch
älteren Zeit angehören.
B. Schichten der mesozoischen Zeit. — Unter den Formationen
von der Trias aufwärts bis zur Kreide eingeschlossen , wurden mehrere
Schichtenglieder durch sicher bestimmbare, wenn gleich sparsame Petrefacten-
funde mit Sicherheit constatirt.
a) Triasschichten. Die Auffindung von Muschelkalkpetrefacten, welche
für den obern Muschelkalk der Südalpen (Virglorialkalk v. Riehthofen's)
und des Bakonyer Systems in Ungarn, so wie den echten Muschelkalk Oberschle-
siens und Polens als die bezeichnendsten Formen angesehen werden, in den
schwarzgrauen, kieselreichen Kalken bei Beckoy lieferte den ersten Nachweis
von der Vertretung der Trias im System des Inovec-Gebirges überhaupt. Unter
den aus der steilen Wand unter der Schlossruine von Beckov herausgemeisselten
Exemplaren von verschiedenen Brachiopodenformen liessen sich einige der cha-
rakteristischesten Formen Spirifer fragilis Schloth. und Retzia trigonella Schloth.
sp. mit Sicherheit identifieiren. Die häufigste Form scheint Spiriferina Mentzeli
Dunk. zu sein; jedoch war dieselbe nur in ausgewitterten Durchschnitten und
unvollständig erhaltenen freien Exemplaren zu erhalten.
Die rothen, vielfach auch abwechselnd bunten, bald braunen, bald
schwärzlichen, bald grünen, bald roth und grau gefleekten Schiefer und Mergel
von Banka, welche nach unten zu in engem Zusammenhange stehen mit Dolomit-
bänken und auf grössere Strecken mit denselben durch Wechsellagerung ver-
bunden sind, gehören höchst wahrscheinlich der oberen Trias an. Ihre grosse
petrographische Analogie einerseits mit den bunten Schichten des norddeutschen
Keupers andererseits mit der Ausbildung der Raibler Schichten in mehrereu
Gegenden der Südalpen besonders in Krain und Dalmatien, spricht verbunden
Na
20 Verhandlungen. [1 2]
mit ihrer mehrfachen Ueberlagerung durch sicher gestellte Schichten der rhäti-
schen Formation und mit dem einmal geführten Nachweis des wirklichen Vor-
kommens von Triasschichten in demselben Gebirgssystem noch am meisten für
diese Stellung in der Reihe der Schichten.
Diese Schichten bilden einen ziemlich mächtigen Complex, der sich trotz
der mannigfachen Verdeckung durch den Löss und überlagernde Kalke, beson-
ders der rhätischen Formation, in einem Zuge von Ratnovce durch die Thäler
von Banka, Moravan und Hubina über den Rücken von Gonove Lazy bis in die
Gegend zwischen Stara und Nova Lhota nachweisen lässt. Sie tauchen bei
Beckov wieder auf und erscheinen auch in der Gegend vonRadosjna auf der andern
Gehängseite des Gebirges in der Tiefe der Gräben mehrfach unter dem Löss.
b) Rhätische Formation. Dieselbe ist durch eine Reihe von sehr
zerstreuten und ausser Zusammenhang gerissenen, grösseren und kleineren Par-
tien von meist dunklen, schwarzen oder bräunlichen Kalkschichten mit Kös-
sener Petrefacten vertreten, die selten eine bedeutendere Mächtigkeit besitzen
und sich in ihrer Verbreitung in der Hauptsache an die Verbreitungslinie der
bunten Schiefer anschliessen. Die zerstreute Verbreitung in einzelnen Partien
erschwert ihre genaue Begrenzung. Von der kleinen, durch ziemlich zahlreiche
Petrefacten charakterisirten Partie von Banka, auf welche schon Stur aufmerk-
sam machte, lassen sich zahlreiche grössere Partien bis zu der kleinen nörd-
lichsten Partie dicht bei Beckov anführen.
Besonders bedeutend und an manchen Punkten reich an Versteinerungen
sind die Kalke östlich von Banka unter dem Quarzitzug des Zlodi Vrh. Ausser
in dieser Partie treten höhere Kössener Schichten noch gegenüber der Pod-
hradki Mühle im Moravan-Thal, nordöstlich von Hubina, am Krnieä-Berg und bei
Gonove Lazy, bei Dominech in längerem Zuge und in kleineren Schollen
zwischen Stara und Nova Lhota auf. Sie liegen fast überall in diseordanter
Lagerung den bunten Schiefern auf oder sind bei den häufig ausserordentlich
verwirrten und zerstörten Lagerungsverhältuissen selbst zwischen dieselben
abgerutscht oder eingeklemmt worden.
Die häufigste in diesen Schichten auftretende Versteinerung, die an meh-
reren Punkten wieder gefunden wurde, ist Terebratula gregaria Suess. Bei
Banka selbst fanden wir ausser derselben noch Avicula contorta Portl. und
Plicatula intusstriata. Reicher an verschiedenen Formen ist die Localität weiter
östlich, etwa eine halbe Stunde von Banka gegenüber der Schäferei im Strasni-
Thal. Ausser der ausserordentlich häufigen Terebratula gregaria und der
sparsamen Plicatula intusstriata liegen von diesem Punkte noch vor Lima
gigantea, Neoschizodus posterus Quenst. und Turbo sp. aus etwas höher gele-
genen schwärzeren Kalkschiefern Peeten Valoniensis Defr.
c) Der Lias tritt in dem ganzen Terrain, abgesehen von den einzelnen
schon durch Stur nachgewiesenen Punkten von Fleckenmergeln bei Podhradj
mit Liasammoniten, mit Sicherheit nur noch in dem schmalen unter dem Löss
hervortretenden Striche von Mergeln, Sandsteinen und zum Theil auch von
Kalken zwischen Sokolovce und Ratnovce und zwischen Ratnovce und Pistyan
am untersten Gebirgsrande hervor.
Einen Ammoniten aus den Mergeln von Sokolovee konnte Bergrath
v. Hauer mit Sicherheit als Amm. Nodotianus bestimmen. Ähnliehe Schichten
wie diese, jedoch nirgends durch sicher bestimmbare Petrefacte charakterisirt,
wurden noch mehrfach, besonders in den Thälern zwischen Banka und Mora-
van, unter dem Plesinaberg, zwischen Gonove Lazy und Stara Lhota und
nördlich von Lehota gegen den Besovee und Sokoli Skali beobachtet.
[13] Sitzung am 5. April. Dr. 6, Stache. 71
d) Als der Juraformation angehörend lassen sich vielleicht die sand-
steinführenden Kalke und Kalkschiefer deuten, welche in dem Gebirge zwischen
dem Hubina-Thal und dem Visnova-Thal eine nicht unbedeutende Verbreitung
erlangen und mehrfach durch das Vorkommen von Belemniten ausgezeichnet
sind.
Da jedoch ausser diesen wenig maassgebenden Formen, welche eine ‚sichere
Bestimmung kaum zulassen, bisher andere Petrefacten nieht aufgefunde n wur-
den, so können diese Schichten ebenso leicht zu der nächst tieferen Gruppe
dem Lias als zu der nächst höheren Stufe, nämlich zu den unteren Kreide-
schichten oder dem Neocomien gehören. Es bleibt als sicherer Vertreter für
den Jura demnach nur die von Stur nach dem Funde eines kenntlichen Jura-
ammoniten als jurassisch bestimmte Kalkpartie bei Podhradj übrig.
e) Über das Vorhandensein sicherer Neocomschichten in dem Ge-
biete des Inovec, waren wir so glücklich die von Stur darüber angegebenen
Anhaltspunkte durch die Auffindung von zwei Localitäten mit sicheren und
bestimmbaren Aptychen zu vermehren.
In den meist harten und splitterigen, selten weichen und mehr mergeligen
Kalkschiefern am Anfang des Hradeker Thales, gegenüber von dem Hradistoberg
nämlich fanden sich nicht gerade sehr selten verschiedene Reste von Aptychen,
unter denen sich einige besser erhaltene Stücke als Aptychus striatopunetatus
Emmr., Aptychus rectecostatus Peters und Aptychus pusillus Peters bestim-
men liessen. Von einzelnen andern Punkten des Gebietes wurden in denselben
Schichten sparsame Spuren von Aptychen aufgefunden, unter denen sich nur
ein aus der Nähe des Bezovec-Berges stammender Rest als dem Aptychus
aplanatus Peters zugehörig bestimmen liess.
f) Eine höhere Abtheilung der Kreideformation wird durch die
Dolomite und Kalke repräsentirt, welche das kahle Gebirge zusammensetzen,
welches sich vom Skalka- und Krnieä-Berg bei Hubina nordwärts ausbreitet,
die Ruine Temety&ny trägt und über Hradek hinaus gegen Huorkä ausspitzt.
Diese Schichten zeigen keine Spur von organischen Resten. Der Umstand
jedoch, dass sie sicher über dem aptychenführenden Kalkschiefer liegen und
andererseits von höheren Eocenschichten überlagert werden, sichert ihre Stel-
lung in der Reihenfolge der Schichten als ein oberes Glied der Kreideformation.
C. Schichten der känozoischen oder der Tertiärzeit. Sowohl
die ältere Tertiärzeit als die jüngere Abtheilung dieser Periode ist verhältniss-
mässig nur in geringen Partien der Untersuchung aufgeschlossen und wegen der
Armuth an organischen Resten ohne hervorragendes Interesse.
a) Die Eocenperiode ist durch an Nummuliten stellenweise reielıe
Kalke, durch Dolomitbreeeien mit rundlichen oder wenigstens abgerunde-
ten Gesteinsbrocken, welche schon sparsamere Nummulitenreste führen und
endlich durch Sandsteine repräsentirt, in denen deutliche Reste von Nummuliten
schon sehr selten sind. Kalke und Dolomitbreceien, in denen von bestimmbaren
Nummulitenresten Nummulites striata d’Orb. und Nummulites granulosa d’ Arch.
noch am häufigsten zu erkennen sind, bilden gegenüber den Sandsteinen eine
tiefere Abtheilung. Die bedeutendste Verbreitung haben diese Schichten
zwischen Lüka und Hradek, wo sie den ganzen längs der Strasse streichenden
vordern Bergzug zusammensetzen. In geringerer Verbreitung erscheinen diese
Schichten auf der östlichen Gehängseite des Gebirges zwischen der Novi-Mühle
nördlich von Bojna und Zavodä und bei Jestrabj. Sie treten jedoch überall nur in
vereinzelten Partien und Aufschlüssen aus der Lössdecke zu Tage und bilden nur
unter derselben wahrscheinlich einen grösseren zusammenhängenden Zug.
72 Verhandlungen. Sitzung am 5. April. Dr. G@. Stache. K. Paul. [14]
b) Die jüngere Tertiärzeit ist nur durch Conglomerate, Sandsteine,
Sande und Süsswasserkalke repräsentirt, welche mit der jüngsten Abtheilung
dieser Periode oder den Congerienschichten gleichaltrig sein dürften. Weder
ältere marine Tegel, noch Leithakalke, noch endlich Cerithienschichten lassen
sich von irgend einem Punkte mit Sicherheit nachweisen. Die Conglomerate
sind vorzugsweise an der (srenze der Waagthal-Ebene mit dem festen Kalk- und
Dolomitgebirge zwischen dem Hubina-Thal und Luka verbreitet. Die zum Theil
an Blattresten, besonders von Carpinus grandis reichen feinkörnigen Sand-
steine, in denen sich aber auch Reste von verschiedenen anderen Pflauzenarten
erkennen lassen, sind an den Ufern der Waag gegenüber von Pistyan durch
die dort angelegten Steinbrüche am besten aufgeschlossen. Sie treten aber auch
gegen Süd nahe dem Waagufer bei Ratnovce, zwischen Sokolovce und
Jalsovce, zwischen Jalsovce und Koplotovce, und endlich dicht an der Waag
noch südlich von Freistadtl bei Posatka hervor. Die Sande haben ihre Haupt-
verbreitung am Ufer der Waag südlich von Freistadt! und in dem niedrigen
Zuge des Gabor-Vrh nordöstlich von Freistadtl, sowie bei Hornj Vasardise.
Kalktuffe mit Landschneckenresten, Blättern von Acer und Fraxinus und
Pisolithbildung sind besonders in der Gegend von Ratnovce verbreitet, erscheinen
jedoch auch in einer Lössschlucht bei Banka.
Die jungtertiären Sandsteine und Conglomerate, welche auf der andern
Seite des Gebirges zwischen Bän, Svinna und Male Hradno verbreitet sind und
besonders im Svinuiea-Thal deutlich anstehend zu beobachten sind, sind von tufl-
artiger Beschaffenheit und bestehen zum grossen Theil aus trachytischem Material.
D. Von Diluvialbildungen nimmt nur der Löss durch seine grosse
Ausdehnung eine hervorragende Rolle ein. Er ist an vielen Punkten reich an
den charakteristischen Lössschnecken, an einzelnen Punkten, wie in den Gräben
der Ziegelei von Morayan und in einem Graben nächst Pistyan wurden Knochen-
reste verschiedener diluvialer Säugethiere, besonders von Elephas primi-
genius und von einem Cervus aufgefunden.
Von recenten Bildungen sind nur die ansehnlichen Kalktuffbildungen in den
oberen Seitenthälern von Lhota, von Hradek und von Moravan zu erwähnen.
Vou Eruptivgesteinen ist in dem ganzen Gebiet nur ein einzelner Melaphyr-
durcehbruch im Gebiete der bunten Schiefer, nahe der Schäferei Gonove Lazy
bei Moravan bekannt geworden, welcher mit den von Paul untersuchteu
Melaphyrvorkommen der kleinen Karpathen ganz übereinstimmt.
Herr K. Paul schilderte die Lagerungsverhältnisse, welche ein südlich
vom Markte Mödling bei Wien, unmittelbar an der Grenze zwischen den mioce-
nen Ablagerungen des Wiener Beckens und den hier aus Hauptdolomit beste-
henden Uterbildungen eröffneter Steinbruch zeigt, und theilte die Resultate mit,
weiche Herr F. Karrer aus der Foraminiferen-Fauna einiger dieser Localität
entnommenen Tegelproben gezogen hatte. Herr Karrer war durch Unter-
suchung der Foraminiferen der Leithakalkbildungen zu derselben Ansicht ge-
langt, welche schon Herr Prof. Suess in seinem „Boden von Wien* ausgespro-
chen hatte, dass man nämlich innerhalb der Leithakalkbildungen zwei verschie-
dene Faunen zu unterscheiden habe, von denen die tiefer gebildete durch das
Vorwiegen der Bryozoen, die höhere durch das massenhafte Auftreten der
Amphistegineu charakterisirt ist. Das Vorkommen bei Mödling bildet ein typi-
sches Beispiel für die erste (untere) Leithakalkfauna, welche durch das Vor-
wiegen einiger Foraminiferengenera nicht nur vom oberen Leithakalke (Amphiste-
ginenkalke), sondern auch vou dem Badner Tegel deutlich unterschieden ist.
Jahrbuch 14. Band.
der k. k. geologischen Jahrgang 1864.
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Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 19. April 1864.
Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer im Vorsitz.
Mittheilungen von Herrn k. k. Hofrath und Direetor W. Haidinger werden
vorgelegt.
„Ein wahrer Verlust im Leben, in Anregung, die uns so oft erhob, nament-
lich in dem Verlaufe der Novara-Erdumsegelung, seit unserer letzten Sitzung, ist
die Abreise am 13. April nach dem neuen Kaiserreiche Mexico, eines huldreichen
wohlwollenden Gönners und Förderers der Wissenschaften, Seiner Majestät
des Kaisers Maximilian I. Wir weihen Ihm in treuester Dankbarkeit
unsere wärmsten Wünsche zum Erfolge Seiner grossen That. Ich durfte Ihm
noch, vor der Abreise, die Reihe unserer Druckschriften darbringen, zur
Eröffnung späterer wissenschaftlicher Beziehungen mit Landesinstituten daselbst.
welche sich in zweekmässiger Weise anreihen werden. Ist doch Mexico auch
gerade durch seine geologische Eigenthümlichkeit einer der Haupt-Vergleichungs-
punkte mit unseren eigenen ungarischen und siebenbürgischen Trachyt-Ländern.
Aber auch wirklicher Todesfälle muss ich auch heute wieder gedenken,
nahe und entfernt, deren gleichzeitige Wirksamkeit uns so gewohnt erschien,
Albin Heinrich in Brünn, nach vollendetem 80. Lebensjahre, zuletzt Director
des Werner-Vereins zur geologischen Durchforschung von Mähren und k. k.
Schlesien, in welcher Beziehung er mit uns in fortwährender lebhafter Ver-
bindung stand, wo so manche der Aufnahmen für den Werner-Verein in Mähren
durch Mitglieder unserer k. k. geologischen Reichsanstalt ausgeführt wurde, und
die geologische Karte selbst eben jetzt in dem Maasse von 1 : 288.000 unter
Herrn k. k. Bergrath Foetterle’s Oberaufsicht der Veröffentlichung entgegen
geht. Heinrich entschlief am 5. April, dem Tage unserer letzten Sitzung. Er
war jubilirter Professor am k. k. akademischen Gymnasium, und Custos am
Franzens-Museum, und durch sein ganzes langes Leben in emsigster Thätigkeit
wissenschaftlicher Bestrebungen, ein wahrer, aber auch von allen theilnehmenden
Freunden verehrungsvoll anerkannter Mittelpunkt für wissenschaftlichen Fort-
schritt in Brünn. Einen theilnehmenden Nachruf widmete ihm Herr Moriz
Trapp in der Brünner Zeitung Nr. 161.
In den ersten Tagen des März verlor die geologische Gesellschaft in
London ihr ältestes Mitglied, den hochverdienten frühern Präsidenten derselben,
Leonard Horner, zugleich wie sich in der Sitzung am 9. der gegenwärtige
Präsident Herr J. W. Hamilton ausdrückt, vielleicht das thätigste Mitglied
derselben. Auch Horner hatte das achtzigste Lebensjahr erreicht. Noch wenige
Wochen vor seinem Tode war er eifrigst und fleissigst mit dem Ordnen der
Sammlungen in dem Gesellschaftsmuseum beschäftigt, einer Arbeit, welcher er
in der letzten Zeit täglich mehrere Stunden widmete. Seinen hochverdienten
7A Verhandlungen. [2]
Schwiegersohn Sir Charles Lyell und Lady Lyell war es uns gegönnt, im
Jahre 1856 unmittelbar vor der Naturforscher-Versammlung, auch in unserer
k. k. geologischen Reichsanstalt willkommen zu heissen. Horner selbst war
mir aus der Zeit meines Aufenthaltes in Edinburg, vor vierzig Jahren durch
seine wohlwollende gastfreie Aufnahme, unvergesslich geblieben. Er war es, der
mir die Veranlassung bot, für die gegen das Ende meines Aufenthaltes in
Schottland, im Jahre 1827 in London erschienene Penny Cyclopedia einen
Artikel Mineralogy zu schreiben, welchen ich 1829 in’s Deutsche übersetzt als
„Anfangsgründe der Mineralogie“ herausgab, welches auch in Wien von meinem
verewigten Freunde Franz Riepl am k. k. polytechnischen Institute, eine Zeit
lang benützt wurde.
Auch später standen wir noch in Briefwechsel, und ich hatte manchem
Freunde durch einige Zeilen bei ihm freundliche Aufnahme bereitet. Von ihm
haben wir viele wichtige Arbeiten über das Alter von Absätzen der anthropo-
zoischen Periode, namentlich in Egypten und im Rheinthale. Ein klarer, wohl-
wollender, redlicher Geist, werth der Bruder eines Joseph Horner zu sein, zu
heissen, jenes berühmten Parlamentsredners, Anwaltes für Recht und Mannes-
freiheit, welchem, als er in kräftigster Jugendblüthe zu früh dem Leben entrissen
wurde, Nationaldank ein Monument in der Westminster-Abtei weihte.
Hier der Eingang zur Ruhe. Noch bleibt uns, während wir redlich unsere
Arbeit zu fördern uns bestreben, mancher Kampf zu bestehen, manche Fehde
zu schlichten übrig.
Die „Bemerkungen über die Vergleiche zur Ermittlung des Brennwerthes
der inländischen fossilen Kohlen vom Herrn k. k. Hofrathe Ritter v. Burg“ aus
den „Verhandlungen des niederösterreichischen Gewerbe - Vereines vom
1. April 1864“ in dem Hauptblatte der „Wiener Zeitung“ vom 17. April erhei-
schen wohl von mir eine Empfangsbestätigung.
Sind dieselben auch nicht gerade zu diesem Zwecke vorgelegt worden, so
darf ich doch mich in dem Kerne meiner früheren Bemerkung in der Sitzung der
k. k. geologischen Reichsanstalt am 15. März vollkommen befriedigt erklären.
Ich sebloss mit dem Satze: „Mag man immerhin noch manche wissenschaftliche
Arbeit für sich und in ihrer teehnischen Anwendung mit unseren österreichischen
fossilen Brennstoffen unternehmen, für die Beurtheilung des Brennwerthes wird
man niemals die Arbeiten bei Seite setzen dürfen, welche in unserer k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt in den langen Jahren ihres Bestehens ausgeführt worden
sind.“ Heute weiht Herr k. k. Hofrath Ritter v. Burg fünf Spalten des Haupt-
blattes der „Wiener Zeitung“ der k. k. geologischen Reichsanstalt, während
ich mich gerne in dem Berichte der Sitzung des niederösterreichischen Gewerbe-
Vereins vom 8. März mit einer blossen Erwähnung von wenigen Zeilen begnügt
hätte, und auch alle Ursache dazu gehabt haben würde. Selbst eine blosse
Höflichkeitsformel, wie sie überall in der Gesellschaft gebräuchlich ist, war
genug, aber ein vollständiges Stillsehweigen, wie es in der That vorlag, doch
gar zu auffallend. Welchen Gang bei dieser Widmung seiner fünf Spalten Herr
v. Burg eingehalten hat, das ist eine andere Frage. Ich beabsiehtige nicht
sie in irgend welcher Vollständigkeit zu erörtern. Herr v. Burg hat sich doch
gar zu wenig an den eigentlichen Thatbestand gehalten. Er sagt vor Allem, sein
Antrag am 8. März „hat in der k. k. geologischen Reichsanstalt eine Aufre-
gung und Missstimmung hervorgebracht, welche mir, so wie allen Industriellen,
für welche die Kohlenfrage eine Lebensfrage geworden, ganz unerklärlich und
unbegreiflich ist.* Ich kann Herrn k. k. Hofrath Ritter v. Burg der Wahrheit
gemäss versichern, dass ich erst am 17. April in der „Wiener Zeitung“ den An-
[3] Sitzung am 19. April. W. Haidinger. 75
trag gelesen habe, und dass ich also am 15. März gar nichts über denselben
sagen konnte. Ich las nur den Bericht in der „Wiener Zeitung“ vom 13. März und
Herr k. k. Hofrath Ritter v. Burg wird nicht anstehen zu erklären, dass dieser
ganz anders lautet. Uebrigens liegen doch allen hochgeehrten Lesern, auch den
unparteiischen im Gewerbe-Verein und ausserhalb desselben, in jenen Spalten
nebst den Bemerkungen des Herrn Ritters v. Burg gleichzeitig meine Aeusse-
rungen vor, wofür ich ihm recht sehr zu Danke verbunden bin. Man kann
nun doch vergleichen.
Nur den in mancher Beziehung etwas unklaren Schlusssatz muss ich mit
einem Worte erwähnen. Herr Hofrath Ritter v. Burg möchte — nebst anderem
— „dem niederösterreichischen Gewerbe-Verein sein Recht wahren, alle in
seinen Wirkungskreis gehörenden, die österreichische Industrie fördernden
Mittel anwenden zu können, ohne dass er darum mit Fug und Recht vor irgend
einer andern Gesellschaft getadelt oder angefeindet werden darf!“ Es kommt
dies gerade so heraus, als ob er für den niederösterreichischen Gewerbe-Verein
eine gewisse Unautastbarkeit in Anspruch nehmen wollte. Aber darf man denn
nieht einmal eine Bemerkung machen ? Ich, für meine Person, nicht eine Ge-
sellschaft, sondern als ein Individuum, hatte wohl Veranlassung in einer Sitzung
der k. k. geologischen Reichsanstalt anschaulich zu machen, mit welcher
'Geringschälzung unsere zahlreichen und gewiss wichtigen Arbeiten in der
genannten Richtung in einem Sitzungsberichte des niederösterreichischen Ge-
werbevereins ignorirt erscheinen. Ich glaube allerdings dabei „mit Fug und
Recht“ vorgegangen zu sein und glaube auch dass gleiches Recht Jedermann
unverkümmert bleiben wird, wenn sich auch hier und dort ein Streben nach
Unantastbarkeit kund geben sollte. Zu dem strengen Ausdrucke „angefeindet“
ist wohl nirgend Veranlassung gegeben worden. Als Director der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt durfte ich aber bei dieser höchst auffallenden Handlungs-
weise nicht einfach stillschweigend den Ausdruck der Geringschätzung hin-
nehmen.
Dies meine kurzeu Bemerkungen. Ich hoffe, dass sie doch in der Natur
einer Erwiderung auch in dem Hauptblatte der „Wiener Zeitung“
Aufnalıme finden werden, wenn auch seit langer Zeit dieselbe die Spalten ihres
Hauptblattes zwar wohlwollend den Sitzungsberichten des niederösterreichischen
Gewerbe-Vereines öffnet, aber dieselben den Sitzungsberichten der k. k.
geologischen Reichsanstalt verschliesst, gerade als ob sie in der Praxis örtliche
Interessen, gegenüber den Bestrebungen und Leistungen der Reichsanstalt, zu
fördern bestimmt wäre.
Im verflossenen Jahre war es der 21. April, in dem gegenwärtigen ist es
der 19., an welchem die Tagesordnung einen raschen Ueberblick über die für
den künftigen Sommer beantragten Aufgaben in der Durchforschung des Kaiser-
reiches erheischt, für Aufbewahrung in unserem Jahrbuche, zur Kenntnissnahme
eines freundlich-theilnehmenden Publieums, so wie es seit Jahren gehalten
worden ist, in dem Gefühle der Verpflichtung, über dasjenige stets öffentlich
Rechenschaft zu geben, was uns für das Allgemeine anzustreben und zu gewin-
nen anvertraut ist.
Die Darlegung in dem gegenwärtigen Jahre ist übrigens ganz einfach,
indem sie Fortsetzungen der Arbeiten im Felde im Anschlusse an die im verflos-
senen darbietet, wenn auch mit zwei verschiedenen der Natur der Sache ent-
sprechenden Richtungen, ergänzend in den localisirten Aufnahmen in den nord-
östlichen Alpen, südwestlich von Wien bis an die Enns und Steyr; fortschrei-
tend in den Detail-Aufnahmen in Nordwest-Ungarn.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 1864, Verhandlungen. 1
76 Verhandlungen. [#]
Auch die Austheilung der Herren Geologen, so wie die Begleitung derselben
durch die Herren Montan-Ingenieure ist eine solche annähernde, mit Beziehung
auf die Austheilung des verflossenen Jahres. Namentlich ganz gleich bleibt die
erste — die Alpensection, in den steinkohlenführenden Ablagerungen der
Alpen — unter dem Chefgeologen Herrn k. k. Bergrath Lipold, mit Herrn
D. Stur als Sectionsgeologen und den drei begleitenden Herren Gottfried
Freiherr v. Sternbach, Joseph Rachoy und Ludwig Hertle. Während
des verflossenen Sommers war dem Plane entsprechend von vielen aneinander-
gereihten Mittelpunkten aus genaueste Erhebung gepflogen worden. Mancherlei
einzelne Studien und Vergleielungen während des Winters reihten sich an,
welehe Licht über die speciellen Reihungen der Schichten dieser höchst schwie-
rigen Gegenden zu verbreiten geeignet sind, aber nothwendig die Wieder-
vornahme mehrerer eben so dringend erheischen, als die Querverbindungen
mehrere jener reihenförmigen Aufnahmen, welehe mehr Zeit erheischen, als es
bei der Ausdehnung der Aufgabe im verflossenen Jahre durchzuführen gelang.
Eine besondere Richtung genauester Erhebungen reiht sich im Westen in
dem gegenwärtigen Jahre an, in Verbindung mit einer von dem hohen k. k.
Ministerium für Handel und Volkswirthschaft gestellten Anfrage. Es wäre so
wünschenswerth, wenn die Eisen- und Stahlindustrie des gewerbfleissigen Steyr
durch naheliegende Ablagerungen von fossilem Brennstoffe unterstützt würde.
Es bildet eine unserer Aufgaben, noch mit der letzten Revision verbunden, genau
die, uns freilich in den wichtigsten Zügen bereits bekannten Verhältnisse
darzulegen. Für nachhaltige Versorgung wird man wohl stets die entfernteren
Ablagerungen von @berösterreich und Böhmen, je nach ihrer Anwendbarkeit
berücksichtigen müssen.
Die Aufnahmen in Ungarn sind in zwei Sectionen getheilt, eine südliche
unter Herrnk. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer, mit den Sectionsgeologen Herrn
Dr. G. Stache und Freiherrn F. von Andrian, und eine nördliche unter
Herrn k. k. Bergrath F. Foetterle und Herrn Seetionsgeologen K. Paul. Die
südliche schliesst unmittelbar an die Aufnahme des verflossenen Jahres in den
k. k. Generalquartiermeisterstabs - Specialkartenblättern Nr. 15 Trentschin,
25 Tyrnau und 36 Neutra an, und erstreckt sich über die Blätter 16 Kremnitz,
welches vollständig zur Aufnahme gelangt, und die westlichen Theile der Blätter 26
Schemnitz und 37Levenz. Die östlichen mit den Trachyten der Umgebungen von
Schemnitz in ununterbrochenem Zusammenhang sind für das künftige Jahr vorbe-
halten. Herrn k. k. Bergrath v. Hauer werden, die Herren k. k. Schichtmeister
Windakiewicz, und k. k. Exspectanten J. Cermak und B. v. Winkler
begleiten.
Die nördliche Section unter Herrn k. k. Bergrath Foetterle umfasst die
Blätter 1 Csaeza, 6 Pruszka und 7 Sillein und schliesst an die diesjährige und
die vorjährige Aufnahme an. Die ersten beiden sind Grenzblätter. Herr Berg-
rath Foetterle wird von den Herren k. k. Expeetanten F. Babanek,
A. Horinek und A. Rücker begleitet sein.
Herr Sectionsgeologe Wolf erhält eine durch unseren Fortschritt und die
vielen Anfragen, welche uns fortwährend zukommen, begründeten Auftrag,
bestehend in der Aufsammlung typischer Gesteine aus den ungarischen Trachyt-
gebirgen. Freiherr v. Richthofen hatte bekanntlich den ungarischen und
siebenbürgischen Trachyten eingehende Studien geweiht, deren Ergebnisse in
unserem Jahrbuche für 1860 (XI) vorliegen. Aber während er der Mannigfal-
tigkeit, bei der raschen Uebersichtsreise vorzüglich Rechnung tragen musste,
konnte die Anzahl der mitzunehmenden Exemplare nicht gleichen Schritt halten.
[5] Sitzung am 19. April. W, Haidinger. Fr. Ritter v. Hauer. um
Nun mehren sieh die Anfragen nach den Richthofen' schen Typen, neuerlich
auch in dem Hauer-Stache’schen Werke über Siebenbürgen von dem letz-
teren ausführlich gewürdigt. Here Wolf wird nun mit der Aufsammlung einer
grösseren Menge gerade der als typisch zu betrachtenden Gesteine betraut, um
selbe dann in Mehrzahl auswärts als Vergleichungsgegenstände vertheilen zu
können. Namentlich aber sind zu diesem Zweck zwei Gegenden zum Beginn
ausersehen, die Umgegend von Bereghszäsz und der Eperies-Tokayer Trachyt-
zug, und hier besonders die Umgebung von Telkibanya mit ihren so eigenthüm-
lichen von Richthofen trefllich beschriebenen Lithophysen. Sie sollten
reichlich in allen Sammlungen vertheilt werden.
&& Einer unserer jüngeren Freunde und Arbeitsgenossen Herr k.k. Exspectant
Fr. Posepny hat vonjdem hohen k. k. Eifapzwinisienum die Mission erhalten,
eine von ihm bereits begonnene geologische Aufnahme in der Nähe von Rodna
in Siebenbürgen zum Schlusse zu führen.
Unsere Arbeiten im Museum gehen den gewöhnlichen Gang fort. Ueber ein
gewonnenes grosses Ergebniss, die in dem Maasse von 1: 432.000 oder von
6000 Klafter gleich Einem Zoll unserer Strassenkarten, zur Veröffentlichung
vorbereitete geologische Uebersichtskarte von Oesterreich wird heute Herr
k. k, Bergrathi Franz Ritter v. Hauer berichten.
In Bezug auf unsere Vereinigungen im Sommer folgen wir ebenfalls wieder
dem Vorgange des verflossenen Jahres, in jedem Monate eine Berichterstat-
tungs-Sitzung fortzuführen, die nächste am 10. Mai. Die Wiedereröffnung nach
der Sommer-Aufnahme wird am 8. November stattfinden.
Gerne gebe ich heute schon, wenn auch nur vorläufig, Nachricht über eine
Anzahl sehr anregender Exemplare von Mineralien, welche Herr k. k. Ober-
Bergeommissär Franz Weinek in Klagenfurt uns vor der Hand zur näheren
Bestimmung und Würdigung eingesandt hatte. Wir sind dem hochgeehrten
Freunde für dieselben zu wahrem Danke verpflichtet, eingedenk unserer
früheren Begegnung mit ihm in Weyer im Jahre 1842, und seines darauffol-
genden Aufenthaltes in Wien als Theilnehmer an den Arbeiten in dem ersten
meiner Lehreurse am k. k. montanistischen Museum im Jahre 1843.
Es ist vorzüglich ein neuer Fundort für den „Wölchit“, ebenfalls wie der
frühere nur einige wenige Stücke, aber in der Gegend Olsa bei Friesach.
Von dem früheren von St. Gertrud in der Wölch in Kärnten ist das Wichtigste
in der Sammlung des Joanneums in Gratz. Die neuen Stücke sind aber auch
von aussen gegen innen zu verwittert, doch gestatten sie bessere annähernde
Messungen als jene, auch ist ihr Hauptformenhabitus mehr dem des eigentlichen
Bournonits genähert. Es sind einseitige gerade Prismengruppen bis 11/, Zoll
lang, °/, Zoll diek, ferner noch metallische Reste, aber doch bei ‚weitem das Meiste
schon zu einem Gemenge von Cerussit, Malachit, etwa Antimonocher u. s. w.
verwandelt. Ausserdem noch Exemplare von Malachit und Weissbleierz. End-
lieh ein noch näherer Untersuchung werthes metallisches Mineral, am nächsten
dem Arsenikkies, indem es in speeifischem Gewicht 5759 und in seiner silber-
weissen Farbe übereinstimmt, auch die charakteristischen Erscheinungen von
Schwefelarsenik in der Glasröhre und von Eisen mit Phosphorsalz vor dem
Löthrohe gibt, aber doch durch eine gewisse schalige Zusammensetzung bei
sehr ungewöhnlichen nachahmenden, nierförmigen und nahe kolbenförmigen
Gestalten und das starke schwarze Anlaufen der Oberfläche einen ganz fremd-
artigen Eindruck macht, Es ist in Spatheisenstein eingewachsen. Nähere Uxter-
suchung wird vorbereitet. Ebenfalls von Friesach in Kärnten.
Mit Bezugnahme auf seine Mittheilung am 18. Nov. 1862 (Jahrb. Bd. XII,
Seite 287) und eine weitere Mittheilung von Herrn Hofrath Haidinger in
1*
78 Verhandlungen. [6]
seiner Ansprache am 3. November 1863 (Jahrb. Bd. XI, Verh. S. 100) gab
Herr k.k. Bergrath Franz v. Hauer Nachricht von dem weiteren Fortgange der
vorbereitenden Arbeiten zur Herausgabe einer geologischen Uebersichtskarte der
österreichischen Monarchie, und legte den Entwurf einer solehen Karte, die mit
Zugrundelegung des am angeführten Orte erwähnten Schemas zur Parallelstel-
lung der in den versehiedenen Kronländern beobachteten Formationsglieder
zusammengestellt worden war, zur Ansicht vor. Als Grundlage für diesen Ent-
wurf dienten die vom k. k. Generalquartiermeisterstabe herausgegebenen Stras-
senkarten der einzelnen Kronländer in dem Maasse von 6000 Klafter = 1 Zoll
oder 1 zu 433.000 der Natur, die, nachdem sie colorirt waren, bis an die Gren-
zen ausgeschnitten, dann an einander geklebt wurden. Auf diese Art entstand
eine Tafel von 101/, Fuss Länge und 71/, Fuss Höhe, auf welcher nun zum ersten
Male die sämmtlichen Ergebnisse der Aufnahmsarbeiten der geologischen Reichs-
anstalt in ein Gesammtbild vereinigt, zur Darstellung gebracht sind. Die sehr
mühevolle technische Ausführung der ganzen Arbeit besorgte mit gewohnter
Aufmerksamkeit der Zeichner der Anstalt, Herr Ed. Jahn.
Bezüglich der Farbenbezeichnung wurde Sorge getragen, zur Erzielung
einer besseren Uebersicht für jede der Hauptformationen der Sedimentärgebilde
eine bestimmte Farbe zu wählen, die Formationsabtheilungen in der Regel
durch hellere und dunklere Nuancen, petrographische Unterschiede dagegen,
so weit es anging, durch Schraffirungen anzuzeigen; so sind beispielsweise alle
Tertiärgebilde grün, alle Kreidegebilde gelb, alle Jura- und Liasglieder blau,
alle Triasgesteine violet u. s. w. eolorirt, während Kalksteine in der Regel durch
verticale, Schiefer durch horizontale Scehraffirung u. s. w. bezeichnet erscheinen.
Die Herausgabe der Karte in Farbendruck soll, wie schon Herr k. k. Hof-
rath W. Haidinger (a. a. 0.) erwähnte, aufeiner neu zu entwerfenden Grund-
lage in dem Maasse von 8000 Klafter auf einen Zoll oder 1 zu 576.000 der
Natur erfolgen. Noch aber ist um die Arbeit ihrer mögliehsten Vollendung zu-
zuführen, eine sorgfältige Revision des vorliegenden ersten Entwurfes und eine
Detailvergleichung desselben mit den grossen Originalaufnahmskarten der
sämmtliehen im Felde thätig gewesenen Geologen, so wie mit allen literarischen
Arbeiten, die sie grösstentheils in unseren Jahrbüchern niedergelegt haben,
erforderlich.
Zur Erleichterung des Nachsuchens bei diesen Vergleiehungen wurde eine
von Herrn v. Hauer ebenfalls zur Vorlage gebrachte Karte entworfen, auf wel-
cher mit besonderen Farbentönen die von jedem einzelnen der Herren Geologen
untersuchten Landesstriche, mit eingesetzter Jahreszahl der Aufaahme, bezeich-
net sind. Es ergibt sich aus dieser Karte, dass mit Einschlass der für den Wer-
ner-Verein in Brünn und für den Steiermärkischen Verein in Graz thätig ge-
wesenen Herren Geologen bei der neuen Aufnahme der gesammten Monarchie
dreissig Geologen betheiligt waren, und zwar die Herren: Dr. C. Andrae,
'. Freih. v. Andrian, J. Cäjzek, K. Ehrlich, Fr. Foetterle, Fr. Ritter
v. Hauer, Dr. F. v. Hochstetter, L. Hohenegger, J. Jokely,
J. Krejei, J. Kudernatseh, F.v. Lidl, M. V. Lipold, R. Mannlicher,
A. v. Morlot, K. M. Paul, Dr. K. Peters, J. v. Pettko, A. Pichler,
H. Prinzinger, F. PoSepny, F. Freih. v. Riehthofen, Dr. Fr. Rolle,
Dr. G. Stache, F. Stoliezka, D. Stur, J. Szabö, H. Wolf, V. v. Ze-
pharovich und Th. v. Zollikofer. Es wurden die Aufuahmen in zwölf
Jahren von 1851 —1862 zu Stande gebracht.
Herr k. k. Bergrath Franz v. Hauer legt ferner die neu erschienene Fort-
setzung der „Paläontologischen Mittheilungen“ von Herrn Prof. Dr. Albert Oppel
[7] Sıtzung am 19. April. Fr. Rtter v. Ilauer. Dr. A. Madelung. 79
in München vor, welehe wir der Güte des Herrn Verfassers verdanken. Dieses
überaus werthvolle Werk, ein Octavband mit 130 Seiten Text und 32 Tafeln
Abbildungen, bringt zwei Abhandlungen, die erste „über jurassische Cephalopoden“
enthält die Beschreibungen und Abbildungen von 100 beinahe durchgehends
neuen Ammoniten-Arten, zum Theil mit den zugehörigen Aptychen, aus den oberen
Stufen des Jura, meist aus der Schweiz und in Deutschland, als eine Fortsetzung
einer schon im ersten Bande dieser paläontologischen Mittheilungen (vgl. Jahrb.
Bd. XIII, Verh. S. 15) begonnenen Arbeit. — Die zweite Abhandlung „über
ostindische Fossilreste“ beschäftigt sich mit einer Reihe von Ammoniten-Arten
aus den secundären Ablagerungen von Spiti und Gnari-Khorsum in Tibet, welche
von den Herren Adolf, Hermann und Robert Schlagintweit gesammelt worden
waren. 24 Arten werden unterschieden, keine derselben stimmt völlig mit einer
europäischen Art, der allgemeine Habitus der meisten sprieht entschieden für
jurassische Schichten, nur eine Art, der Amm. Balfouri Opp. aus der Familie der
Globosen, und einigen Arten aus den Hallstätter Kalken unserer österreichischen
Alpen zum Verwechseln ähnlieb, dürfte aus den oberen Triasschichten stammen,
deren Vorhandensein im Himalaya bekanntlich schon vor längerer Zeit Herr Prot.
Suess nach Petrefacten, die er in London sah, nachgewiesen hat !).
Ein nicht minder dankenswerthes Geschenk , welehes Herr v. Hauer eben-
falls zur Vorlage brachte, erhielten wir vom Herrn Kammerrath Hermann Gro-
trian in Braunschweig, eine Sammlung, wahrhaft prachtvoll erhaltener Petre-
facten aus dem Braunschweigischen. Dieselbe enthält 70 Arten aus den ver-
schiedenen Stufen des Jura, der Kreide und aus der Oligocenformation. Die vor-
treffliche Erhaltung und Präparirung der Stücke verräth den fleissigen, kenntniss-
reiehen Sammler, dem wir für diese werthvolle Gabe zum innigsten Danke
verpflichtet sind,
Schliesslich legte Herr v. Hauer eine Sammlung geognostischer und minera-
logischer Stücke vor, welehe der Anstalt von dem k. k. Verwalter zu Hall in
Tirol Herrn Fr. Binna, von dem dortigen Salzbergbaue zugesendet wurde, und
wofür sie diesem zu besonderem Danke verpflichtet ist. Ausser den reichen
Gyps-, Anhydrit-, Breunnerit-Vorkommen, den Pseudomorphosen von Gyps nach
Steinsalz u. s. w. wurden auch einige Stücke mit schönen kleinen violetgefärbten
Fıu sspath-Krystallen besonders hervorgehoben.
Herr Dr. A. Madelung theilte einige Beobachtungen über Pseudomorphosen
nach Eisenkies mit, welche er als Volontär der dritten Section der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt im Sommer 1863, in dem der letzteren zugetheilten Ter-
rain zu machen Gelegenheit hatte.
Die beiden in Rede stehenden Vorkommnisse betreffen zwar schon länger
bekannte Umwandlungs-Pseudomorphosen des Eisenkieses, doch bieten dieselben
theils durch damit gleichzeitig auftretende seeundäre Umwandlungs-Erscheinungen,
theils durch ihre Seltenheit genug Interesse dar, um eine Erwähnung zu ver-
dienen.
Der erste Fall ist der einer Umwandlungs-Pseudomorphose von Brauneisen-
stein nach Eisenkies.
In den Lias- und Neoeom-Flecekenmergeln, so wie in den mergeligen Kalken
der Kössener Schichten, welehe an beiden Ufern der Waag in dem Trentschiner
Comitate eine mehr weniger grosse Verbreitung besitzen, sind massenhaft bis
erbsengrosse Krystalle oder Krystallgruppen von Eisenkies eingesprengt ent-
halten, welcher letztere aber mit Ausnahme seltener Fälle in Brauneisenstein
1) Jahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt. Bd. XII. Verh. 258.
80 Verhandlungen. [8]
umgewandelt ist. Diese Art des Vorkommens ist keineswegs eine seltene, sondern
längst, man kann fast sagen, in allen ähnlichen Schichten aller Formationen
beobachtet worden. Nur zweimal aber finden sich ähnliche Nebenerscheinungen
verzeichnet, wie wir sie an den fraglichen Vorkommen vorfinden.
Da nämlich, wo der Eisenkies noch unverändert erhalten ist, lässt sich auch
durchaus keine Veränderung der umgebenden Mergel wahrnehmen, während
ausnahmslos um jeden pseudomorphen Krystall der licht- oder dunkelgefärbte
Mergel fast ganz weıss und erdig geworden ist. Eine Prüfung vor dem Löth-
rohre ergab, dass in dieser erdigen Substanz ein Gehalt an Gyps also schwefel-
saurer Kalk vorhanden ist, während in unverändertem Mergel nichts von diesem,
wohl aber etwas kohlensaurer Kalk enthalten ist.
Eine Vergegenwärtigung des chemischen Processes, welcher bei der Um-
wandlung von Eisenkies in Brauneisenstein sialtfindet, erklärt uns mit Leichtig-
keit die gefundene Erscheinung. Das Doppelt-Schwefeleisen des Eisenkies
oxydirt sich durch Zutritt von Wasser und atmosphärischer Luft zu Eisenvitriol,
aus welchem das Eisenoxydul durch die letzteren höher oxydirt und als Eisen-
oxydhydrat ausgefällt wird, während die freiwerdende Schwefelsäure sich mit
dem Kalke im umgebenden Mergel zu Gyps verbindet.
Der Vortragende erwähnt im Anschlusse hieran noch zwei schon länger
bekannter ähnlicher Vorkommnisse, das eine aus dem Grauwackenkalke von
Cumpe bei Caxoeira do Campo in Brasilien, dessen Blum in seinem Werke
„die Pseudomorphosen des Mineralreiches“ Erwähnung thut, das andere von
Herrn Dr. A. Bou& schon vor langer Zeit beschrieben, von Ells in Mähren,
welches sich indessen noch durch das Vorhandensein von erdigem Schwefel,
der bei der Zersetzung des Eisenkieses abgeschieden wurde, so wie durch die
grossartigeren Dimensionen, von dem vorher besprochenen Vorkommen unter-
scheidet. Dieses Letztere ist zwar ziemlich in der ganzen Verbreitung der
oben genannten Schichten zu finden, vorzüglich schön und deutlich aber in den
Neocom -Fleckenmergeln zu Velka-Kubra NO. von Trentschin, und in den Kös-
senerkalken in der Strasni Dolina bei Banka O. beobachtet worden.
Der zweite Fall betrifft die Pseudomorphose von Rotheisenstein nach Eisen-
kies. Die vom Vortragenden vorgezeigten Stücke derselben stammen aus einem
tertiären Sandsteine, welcher dem Badeort Pistyan gegenüber am linken Waag-
ufer die Gehänge des Sarbalberges bildet. Sie finden sich daselbst als ausge-
witterte concretionäre Knollen, von äusserlich erdiger oder ocheriger Beschaffen-
heit und blutrother Farbe, und zeigen im Innern beim Zerschlagen oder an
solchen Stellen, wo die erdige Rinde abgewaschen ist, theils die noch erhal-
tenen äusseren Krystallformen (meist Würfel) des Eisenkieses, theils die Zu-
sammensetzungs- und Bruchllächen der Krystallaggregate des letzteren, welcher
aber jetzt vollständig zu dichtem Rotheisenstein umgewandelt ist. Herr Dr.
Madelung erwähnt noch, dass dies seines Wissens der erste Fund dieser
Pseudomorphose im österreichischen Kaiserstaate sei.
Herr J. Cermäk machte eine Mittheilung über eine Klippenkalk-Insel
am Vlarapasse, nördlich von Trentschin, entsprechend dem grossen Zuge
von Jurariffen am südöstlichen Fusse des mährischen Grenzgebirges. Auch hier
ist nächst dem Jura der Lias entwickelt, und zwar die unteren Etagen desselben
als lichte Quarzsandsteine und dunkelbraune feste Kalke mit Lima
gigantea und Pecten liasinus (Grestener Schichten), die oberen als ein Wech-
sel von rothen schiefrigen Mergeln und echten Fleckenmergeln mit
Ammonites Jamesoni, Partschi und radians.
Unter den nächst jüngeren Gebilden, welche selbstständig auftretend die,
die obige Liasmulde umschliessenden Höhen zusammensetzen, ist besonders‘
[9] Sitzung’am 19. April. J. Öermak, F. PoSepny. K. Ritter v. Hauer. 81
interessant die grosse Verbreitung grauer Krinoidenkalke in langgestreckten
Zügen mit meist steil aufgerichteten Schichten. Mit ihnen in Verbindung s'nd
rothe Krinoidenkalke.
Beide führen grüne chloritische Körner. Sie werden umgeben von den
mehr gerundeten Kuppen der eigentlichen Klippenkalke, bestehend aus der
gewöhnlichen Folge von Knollenkalk mit Aptychus lamellosus und vielen
schlecht erhaltenen Ammoniten und von diehtem rothen Kalk übergehend in
liehtgrauen Kalk, beide mit Terebratula diphya.
Die grösste Erstreekung dieser schon volkommen im Gebiete des Karpa-
then-Sandsteins gelegenen Insel beträgt von NO. nach SW. 700 Klafter, von
SO. nach NW. 250 Klafter.
Herr F. PoSepny berichtete über die ihm vom Chef der dritten Auf-
nahmsseetion Herrn Bergrath Franz v. Hauer zugewiesenen Specialaufnahme
der Quarzite von Drjtoma, westlich von Trentschin in Ungarn, und legte eine
geognostisch eolorirte Karte des Gebietes vor.
Darin erscheinen gegen 30 Quarzitmassen ausgeschieden, die sich, mehrere
Züge bildend, vom Sereni vreh bei Drjtoma bis zum Stary haj, nördlich von
Meleice auf eine Entfernung von 5600 Klafter verfolgen lassen und derenBreite
sehr variabel ist.
Die grösseren dieser Quarzitkörper werden im Hangenden und Liegenden
zunächst von Kössener Schichten, dann von Liasschichten begleitet, und diese
ganzen Schichtensysteme zeigen ein Einfallen vorwaltend nach Süden, so
dass die Lagerungsverhältnisse sich blos durch eine Annahme von Faltungen
erklären lassen, die je nach der Zahl der Quarzitaufbrüche bis vier betragen
und gegen die Karparthen-Axe antiklinal abfallen.
Diese Annahme gewinnt an Wahrscheinlichkeit, da sich an der Ostra horka
wirkliche Falten des Quarzites, so wie auch aufgeworfene Lagen von Kössener
Schichten beobachten lassen.
Diese Quarzitaufbrüche mit ihren sie begleitenden Gesteinen sind eine
östliche Fortsetzung der von Herrn v. Hauer in der vorigen Sitzung berührten
zusammenhängenden Zone von Liasgesteinen, die sich vom Orte Moravsky Lies-
kove bis zum Laginberge bei Kochanovce zieht, und repräsentiren eine der
Karpathenkette parallellaufende Hebungsaxe.
Um das Alter dieser Quarzite festzustellen, fehlt jeder sichere Anhalts-
punkt, doch glaubtHerr Posepny in Hinblick auf die in den übrigen Aufnahms-
terrains des vorigen Sommers aufgestellte Unterscheidung älterer und jüngerer
Quarzite, sie als den jüngeren näher stehend bezeichnen zu müssen.
Herr Karl Ritter v. Hauer besprach die verschiedenen Methoden zur Be-
stimmung des Brennwerthes fossiler Kohlen.
Eine specielle Veranlassung über diesen Gegenstand Betrachtungen anzu-
stellen, über den sich eigentlich wenig Neues sagen lässt, da die üblichen
Methoden zur Ermittlung des Brennwerthes ihrem relativen Wertbe nach längst
bekannt sind und etwa neue Verfahren nicht ersonnen wurden, fand der Vortra-
gende in einer Mittheilung, welche Herr Hofrath v. Burg in der Sitzung des
niederösterreichischen Gewerbevereins vom 1. d. M. machte. Herr v. Burg
sagte, „er wolle gerne das Verdienstliche unserer Arbeiten in der gedachten Rich-
tung in wissenschaftlicher Beziehung anerkennen, erklärte dieselben jedoch für
den industriellen, praktischen Gebrauch von mehr untergeordnetem Werthe, indem
ja aus einem Versuche im Schmelztiegel unmöglich ermittelt werden kann, ob
diese oder jene Kohlengattung beim Verbrennen auf einem Roste unter einem
Darmpfkessel, bei einer grösseren oder geringeren Luftzuführung, bei einem stär_
892 Verhandlungen. [10]
keren oder schwächeren Lufizuge, bei einer höheren oder tieferen Lage des
Rostes u. s. w. mit Beziehung auf die grössere oder geringere backende Eigen-
schaft der Kohle und auf die grössere oder geringere Höhe der Kohlenschicht,
eine raschere oder langsamere Verbrennung erfordere, um eben den grössten
Nutzeffeet zu geben, d. h. um zu ermitteln, mit welcher Kohle und unter welchen
Umständen sich der betreffende Industrielle -— und dieses wird für ibn immer
die Hauptsache bleiben — den wohlfeilsten Dampf erzeugen kann.“
„Es bedürfe nicht vieler Erörterungen, um nachzuweisen, wie gewagt es sei,
aus Versuchen im Kleinen auf Vorgänge im Grossen zu schliessen, und es dürfe
niebt Wunder nehmen, wennn die nach der Berthier’schen Methode über
den Brennwerth der Kohle gefundenen relativen Zahlen grössere oder geringere
Abweichungen zeigen. So habe man auf der Westbahn bei der Locomotivhei-
zung, wo man in der Lage ist, den Brennwerth des angewandten Heizmateriales
genau zu ermitteln, gefunden, dass das Äquivalent der Traunthaler Kohle für eine
30zöllige Klafter weichen Holzes 20-53— 2331 Ctr. betrage, was einer Differenz
von 46— 37 Pet. von unseren Bestimmungen gleich kommt.“
Hiemit wäre ein Verdiet über Arbeiten ausgesprochen worden, die in der
Ueberzeugung ausgeführt wurden, dass sie nicht ohne Nutzen sein dürften. Diese
Ueberzeugung ist aber auch keineswegs durch die angeführte Verlautbarung
erschüttert worden, die letztere lässt sich vielmehr Puakt für Punkt ohne Schwie-
rigkeit widerlegen.
Alle Methoden zu Bestimmung, des absoluten Wärmeeffectes, vereinigen
sich in dem einen Prineipe, zu ermitteln, wie viel Wasser durch ein begrenztes
Quantum des Brennstoffes auf einen bestimmten Grad der Temperatur gebracht
oder wie viel davon verdampft werden kann. Nur der Grad der Genauigkeit, mit
welchem sich dies ermitteln lässt, ist bei verschiedenen Methoden ein anderer.
Es gibt nun drei Methoden, um zu diesem Ziele zu gelangen. Die erste,
welche relativ die genauesten Resultate gibt, ist die Analyse des Brennstoffes.
» Da aus den mit grosser Schärfe angesteliten Experimenten von Favre, Silber-
mann und Andrews ein für alle Mal genau bekannt ist, wie viel Wasser durch
Verbrennung eines bestimmten Quantums Kohlenstoff oder Wasserstoff verdampft
werden kann, so genügt es die quantitative Zusammensetzung eines Brennstoffes
zu ermitteln, um daraus seine Leistungsfähigkeit für Wasserverdampfung ableiten
zu können. In der That schliesst die Analyse aus dem Kleinen auf das Grosse,
und in der Berechtigung dazu liegt der wissenschaftliche Werth der Chemie.
Wenn dieser Satz keine Giltigkeit hätte, wäre den experimentellen Wissen-
schaften der Boden entzogen. Umgekehrt büsst vielmehr fast jedes Experiment
an Genauigkeit des Resultates ein, wenn es in grösseren Dimensionen unter-
nommen wird.
Indessen die fossilen Kohlen sind keine chemischen Individuen, die wech-
selnde Zusammensetzung, selbst innerhalb ein und desselben Lagers, macht
Reihen von Analysen nöthig, um die Grenzwerthe ihrer Zusammensetzung und
secundär ihres Heizvermögens kennen zu lernen. Dieser Umstand führte dahin,
ein Mittel zu suchen, welches gestattet, in kürzerer Zeit die Quantität des ver-
brennlichen Antheiles der fossilen Kohlen zu bestimmen, weil es eben für jede
Localität vieler Einzelversuche bedarf. Diese Aufgabe hat Berthier mit Auf-
findung der nach ihm benannten Methode gelöst.
Die Berthier’sche Methode hat nieht mehr jenen Grad von wissenschaft-
lichem Werth, wie die Elementar-Analyse, weil der in der Kohle enthaltene
nutzbare Wasserstoff darnach statt 41/, Gewichtstheilen, nur drei Gewichtstheilen
Kohlenstoff äquivalent erscheint. Die Brennwerthsbestimmungen sind daher nach
11] Sitzung am 19, Apri). K. Ritter v. Hauer, 83
dieser Methode etwas zu gering. Der Fehler ist etwas grösser, bei älteren nament-
lich gut backenden Kohlen, aber verschwindend klein bei allen jüngeren Braun-
kohlen, in welchen die Menge des sogenannten nutzbaren Wasserstoffes sehr
gering ist. In allen Fällen ist aber für die Praxis die Differenz von dem durch die
Analyse zu erhaltenden genaueren Ergebniss völlig unfühlbar. Aber nicht in
diesem Sinne hält ja Here v. Burg diese Versuche für nutzlos, sondern im
umgekehrten; nach der Berthier’schen Methode erfährt man noch immer viel
zu viel über den wahren Brennwerth der Kohlen, als dass sich das Resultat jenem
genau anpassen könnte, welches die Locomotivfeuerung ergibt, bei der bekannt-
lich von dem Wärmeeffecte des Brennmateriales ganz besonders viel verloren geht.
Es gibt endlich noch eine dritte Methode, den Brennwerth zu ermitteln, das
ist wenn man einen Kessel heizt, wo sich das verdampfte Wasserquantum unmit-
telbar ergibt. Diese Methode ist die primitivste, da sie durchaus keinen allgemein
giltigen Werth angibt; das Resultat bezieht sich vielmehr nur auf einen sehr
speciellen Fall. Und wie wenige Anhaltspunkte eine solehe Probe für geänderte
Verhältnisse der Feuerungseinrichtung und des Zweekes der Beheizung bietet,
ergibt sich erst vollends aus dem was Herr v. Burg über diese Proben anführt.
Eine solche Brennwerthbestimmung die ermittelt ist bei einer bestimmten Con-
struction des Feuerungsraumes, einer bestimmten Roststellung, Luftzuführung,
Form des Kessels, einer gewissen Höhe der Kohlenschicht u. s. w. bezieht
sich nur auf diesen in seiner Complieirtheit wohl sehr speeiellen Fall.
In der Praxis aber ändern sich diese Verhältnisse tausendfältig. Verbren-
nungsproben im Grossen geben daher mehr Zeugniss von der grösseren oder
minderen Zweckmässigkeit einer Feuerungseinrichtung, als von der Qualität der
Kohle. In der That hatten jene im Kohlenwesen wohl vertrauten Techniker,
welche Verbrennungsproben im Grossen in England, Preussen, Sachsen u. s. w.
ausführten, nichts weniger im Sinne als die auf mehr wissenschaftlichem Wege
erzielten Resultate corrigiren zu wollen; ihr Bestreben ging vielmehr dahin, in
Erfahrung zu bringen, wie viel in einem speciellen Falle der Praxis von dem
präcise ermittelten Heizeffecte der Kohlen nutzbar gemacht werden könne.
Uuter diesen Prämissen liegt Verbrennungsversuchen im Grossen, ein Gedanke
zu Grunde, und in diesem Sinne können sie Fortschritte in der Pyrotechnik für
jenen speciellen Fall anbahnen. Das Gewagte von den Schlüssen aus Versuchen
im Kleinen auf Vorgänge im Grossen mindert sich im gegebenen Falle mit jeder
neuen Vervollkommnung der Feuerungseinrichtung, und nur die letzteren sind
häufig das Unzureichende.
Unsere Brennwerthbestimmungen wurden in der Absicht unternommen,
allgemeiner giltige Anhaltspunkte für die Praxis zu liefern und namentlich das
relative Werthverhältniss unserer in ihrer Qualität so ausserordentlich wech-
selnden Kohlen zu ermitteln, und das lässt sieh mit ausreichender Correctheit
in der Weise ermitteln als es geschah.
Die Unterscheidungen nach Formationen, wie nach dem Brennwerthe, wie
sie an der k. k. geologischen Reichsanstalt bewerkstelligt werden, geben im
Ganzen eine Summe von für die Industrie werthvollen Daten. Wer sich die Mühe
nimmt, die scharfe Logik chemischer Schlüsse zu studiren, wird, in der That-
sache, dass sich aus einem Versuche im Schmelztiegel der Brennwerth von
Kohlen mit einer Genauigkeit ermitteln lässt, die alle Leistungen in der Praxis
noch etwas übertrifft, sogar eines der aller unbedeutendsten chemischen Wunder
erblicken. Weil nun unsere Proben sich nicht auf specielle Fälle beziehen, und
ihnen noch eine hinreichende wissenschaftliche Schärfe inne wohnt, so haben
sie eben dadurch einen fundamentalen Werth, einen Werth für die Industrie und
K, k. geologische Reichsanstalt, 14. Band. 1864. Verhandlungen, m
84 Verhandlungen. [12]
für alle jene, die sie zu interpretiren und benützen verstehen. Hiefür mangelt es
nicht an zahlreichen Belegen.
Die Mehrzahl unserer Proben wurden auf specielles Verlangen von k.k.
Ministerien, Montanbehörden und Industriellen ausgeführt, und was die Ueberein-
stimmung mit den Erfolgen in der Praxis anbelangt, so lässt sich den Fällen, wo
eine solche nicht sta'tfindet, je eine hinlängliche Anzahl solcher entgegen halten,
wo dies vollkommen der Fall ist. Bei dem Locomotivbetrieb auf der Südbahn
ist man mit den steiermärkischen Kohlen zu Resultaten gelangt, die von unseren
Bestimmungen nicht nennenswerth differiren,
Sie wurden mit demselben Maasse gemessen wie die Traunthaler Kohlen,
allein nicht der angewendete Maassstab ist unrichtig, sondern die Voraussetzung
war es, dass man aus der Leistung junger, stark wasserhaltiger Braunkohlen beim
Locomotivbetriebe denselben Rückschluss auf ihren wahren Brennwerth machen
könne, wie unter gleichen Umständen aus der Leistung älterer Glanzkohlen. Wie
gewagt umgekehrt die Schlüsse aus der reinen Empirie in derlei Fällen häufig
sind, hiefür sprechen beispielsweise zwei Thatsachen, die jedes weiteren Com-
mentars entheben: Einige Bahnen haben bekanntlich Preise für die Heizer beim
Locomotivbetrieb festgesetzt, und damit hat sich das Aequivalent mancher Kohlen
in überraschender Weise gesteigert. Thatsache ist es ferner, dass eine Unterneh-
mung bestand, die aus den Rostabfällen von den Locomotivherden Briqnetts
fabricirte.
Mit Allem dem soll der Werth von Verbrennungsproben, namentlich wenn
man vollkommen darüber klar ist, was man mit denselben bezweckt, nicht bestritten
werden, wenn auch die localen Verhältnisse unserer Vorkomnen derart sind,
dass der Endzweck damit nie in der Weise erreicht werden wird, wie in Ame-
rika, England und Preussen, wo wirkliche, sehr homogene Kohlenfelder vor-
liegen. Eine einzige Localität bei uns bietet mitunter mehr Verschiedenheiten in der
Qualität der Kohle, wie fast sämmtliche Ablagerungen dieser Länder unterein-
ander. Mit den Resultaten von ein paar Verbrennungsproben, und diese sind end-
lich wegen der Grös;e in der Zahl beschränkt, wird wenig Erschöpfendes über
das Vorkommen in seiner Gesammtheit gegeben sein. Und die österreichischen
Localitäten sind sehr zahlreich. Diese für hier sehr entscheidenden Verhältnisse
hat Herr v. Burg geradezu übersehen. Unter allen Umständen wird es aber
bei Proben im Grossen immer die nähere oder entferntere Uebereinstimmung mit
den bereits erzielten Ergebnissen im Kleinen sein, die Zeugniss von der Verläss-
lichkeit der ersteren gibt. Die reiflich durchdachten ähnlichen Arbeiten im Aus-
lande wurden Hand in Hand mit den Proben im Kleinen ausgeführt. Das wissen-
schaftliche Resultat wird auch hier wie imner den Leitfaden bilden müssen, und
keineswegs bei Seite geschoben werden dürfen.
Es muss übrigens sowohl der k. k. ärarialischen, wie der gesammten Pri-
vatindustrie das Zeugniss gegeben werden, dass sie längst in diesem Sinne
vorgegangen sind. Zahlreiche auf Kohle basirte Unternehmungen haben sich in
ihren Leistungen den mehr theoretisch riehtigeren Resultaten zu nähern ge-
sucht, und sie als ihre Richtschnur benützt. Die Daten der Differenz oder
Annäherung wurden sorgfältig verzeichnet und damit ist ein reicher Schatz von
Erfahrungen eine Summe der Resultate von wahrhaft im Grossen ausgeführten
Verbrennungsproben gesammelt worden, wie sie keine wie immer geartete iso-
lirte Unternehmung mannigfaltiger und benützbarer je wird zu Stande bringen
können. Die Compilation dieser Daten, die keiner Subventionirung von Seite
der Regierung bedarf, würde Zeugniss geben, wie weit gehend die Kenntniss
über den Brennwerth unserer Kohlen auch im Grossen bei den verschiedensten
[13] Sitzung am 19. April. D. Stur, M. V. Lipold. 85
Fällen der Praxis durch die Thätigkeit der Industrie selbst bereits gefördert
worden ist.
Der Vortragende endigte mit der Bemerkung, dass wenn seine Mittheilung
elementar gehalten war, die Directive dazu in der Veranlassung zu derselben lag.
Herr D. Stur legt eine am 7. April an die Direction der k. k. geologi-
schen Reichsanstalt angelangte Abhandlung des Herrn Dr. Philipp Theodor
Schrüfer „über den oberen Keuper und oberen Jura in Franken“ vor. Der
Oberkeuper in Franken besteht nach Dr. Schrüfer aus zwei Etagen, einer
unter dem weissen Keupersandsteine mit einer echten Keuperflora und einer
oberen Etage, dem Palyssiensandstein. Der Palyssiensandstein wird vom mittleren
und oberen Lias überlagert, an einzelnen Stellen wird die Ueberlagerung durch
die Angulaten-Schichten des unteren Lias angegeben. Hieraus wird der Schluss
gefolgert, dass der Palyssiensandstein nicht als Aequivalent des ganzen Lias,
wie dieses von Herrn Professor Braun inBayreuth geschehen, betrachtet werden
könne. Herr Dr. Schrüfer glaubt vielmehr denselben als ein Aequivalent der
Schichten mit Avicula contorta herstellen zu müssen. Eine ausführlichere Ab-
handlung über diesen Gegenstand übergab Herr D. Stur für das Jahrbuch der
k. k. geologischen Reichsanstalt.
Herr D. Stur legt ferner einige Tegelstücke mit Pflanzenabdrücken von
Königsberg bei Aspang, eingesendet von Herra Bergmeister M. Simettinger
vor. Die Blätter gehören theils einer Plumeria an, die von Schauerleiten bekannt
geworden ist. Die braunkohlenführende Ablagerung vom Königsberge bei Aspang
dürfte mit Schauerleiten als eine Süsswasserbildung der neogenen Marinenstufe
des Wiener Beckens sich erweisen.
Herr k. k. Bergrath M. V. Lipold sprach über das Alter der Kohlenablage-
rungen am nördlichen Rande der Kalkalpen, an der südlichen Grenze der
„Wiener Sandsteinzone* in Ober- und Niederösterreich. Er knüpfte hiebei
an seinen in der Sitzung am 15. März 1. J. gehaltenen Vortrag an, in welchem er
nachwies, dass die im Innern der nördlichen Kalkalpen vorkommenden
Kohlenablagerungen, — vermöge der dem Keuper eigenthümlichen Pflanzenreste,
welche sie führen und vermöge der unter und über ihnen vorfindigen Versteine-
rungen, — der oberen Triasformation angehören. Er bemerkte, dass zu
diesen Kohlenablagerungen die Vorkommen bei Baden, Kleinzell, Lilienfeld,
Türnitz, Kirchberg, Gaming, Lunz, Gössling, Ho!lenstein u. s. f. gehören, und
dass dieselben neuestens mit dem Namen „Lunzer Schichten“ belegt
wurden. Die am Rande der nordöstlichen Kalkalpen vorfindigen Kohlenablage-
rungen, zu welchen jene von Bernreuth bei Hainfeld, Gresten, Hinterbolz bei
Ipsitz, Grossau bei Waidhofen an der Ybbs und Pechgraben bei Grossraming
gehören, wurden zwar bisher mit den Kohlenablagerungen der „Lunzer
Schichten“ als identisch, und zu einer und derselben Formation gehörig
betrachtet, und beide zusammen bald als „Lias* (Unger), bald als „Keuper“
(Kudernatsch) in Anspruch genommen, und später mit dem gemeinsamen
Namen der „Grestener Schichten“ bezeichnet. Die Aufnahmen der Mit-
glieder der I. Section der k. k. geologischen Reichsanstalt im letzten Sommer
haben jedoch gezeigt, dass die Kohlenablagerungen am Rande der nordöst-
lichen Kalkalpen (Bernreuth, Gresten ete.) wesentliche Unterschiede wahr-
nehmen lassen, im Vergleiche mit den Kohlenablagerungen der „Lunzer Schichten“
im Innern der Kalkalpen (Baden, Kleinzell u. s. w.). Bei den Bergbauen der
ersteren wurden nämlich von den Geologen der I. Section nirgends die für die
„Lunzer Schichten“ (Keuper) charakteristischen und bei allen Bergbauen der-
selben gesammelten Pflanzenreste ( Pterophyllum longifolium Brongn., Pecopteris
m *
86 Verhandlungen. [14]
Stuttgardiensis Brongn., Equisetites columnaris Sternb. u. s. f.), eben so wenig
aber auch triassische Versteinerungen vorgefunden. Hingegeu treten bei
den Kohlenablagerungen am Rande der Kalkalpen andere Schichten mit zalıl-
reichen Petrefaeten im Hangenden der Kohlenflötze (nach Czjzek auch zwischen
denselben) auf, welche Petrefacten aber (wie Pholadomya ambigua Sow.,
Pleuromya unioides Goldf., Pecten liasinus Nyst, Terebratula ( Waldheimia)
cornuta Sow. u. m. a.) für den unteren „Lias“ charakteristisch sind. Aus
diesen Gründen werden die Kohlenablagerungen am Rande der Kalkalpen, —
ungeachtet ihre Liegendschichtent) bisher nirgends beobachtet werden
konnten — als dem „untersten Lias“ angehörig angesehen, und für diese
allein der Name der „Grestener Schichten“ beibehalten. Die Lagerungs-
verbältnisse der „Grestener Schichten“ bei Gresten selbst erläuterte Herr
Lipold durchProfile. Sie werden daselbst von liassischen „Fleekenmergeln“
überlagert, und stossen sich sammt diesen an dem Nordabhange des Gogau-
berges ab, welcher aus Dolomiten (der rhätischen Stufe) besteht. Diese Dolomite
werden von „Kössener Schiehten“ mit Gervillia inflata, und letztere am Buch-
berge gleichfalls von liassischen Fleckenmergeln, diese endlich in vereinzelten
Kuppen von Jurakalksteinen überlagert.
Herr Bergrath Lipold wies ferner eine Suite von silurischen Versteine-
rungen aus Böhmen vor, welche Herr Al. Storch von dem bereits in der
Sitzung am 17. November 1863 ?) erwähnten neuen Fundorte bei Rokycan ein-
resendet hatte. Unter den Versteinerungen befinden sich @raptolithus avus
Barr., Graptolithus Suessi Barr., Nucula bohemica Barr., Orthis socialis
barr., Bellerophon nitidus? Barr., Orthoceras primum Barr., Dalmanites ata-
vus Barr., Illaenus Katzeri Barr. u. ın. a., die den,„Rokyeaner Schiehten“
(Barr. Etage D-d) entsprechen. Herr Lipold sprach Herrn Storch für
diese neuerliche Sendung den Dank der Reichsanstalt aus.
1) In dem Sitzungsberichte vom 15. März (Verhandlungen) ist bei dem Vortrage des
Herrn Lipold statt: „Grestener Sehichten, d. i. dem mittleren Lias“ zu lesen:
„Grestener Schichten, d. ı. dem unteren Lias.“
?) Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt, XII. Jahrg. 1863. Verhandl., Seite126.
Jahrbuch 14. Band.
der k. k. geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. II. Heft.
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Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 10. Mai 1864,
Herr k. k. Bergrath M. V. Lipold im Vorsitz.
Mittheilungen von Herrn k. k. Hofrath und Direetor W, Haidinger werden
vorgelegt.
Vor wenigen Tagen verliess uns ein treuer Freund und Arbeitsgenosse
Herr Professor Dr. Karl Peters zu seiner geologischen Forschungsreise im
Nordabhang des Balkan und in die Dobrudscha, unternommen mit einer Sub-
vention der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften und durch dieselbe ver-
mittelt freier Fahrt auf der Donau durch die Erste k. k. priv. Donau-Dampf-
schifffahrtsgesellschaft, so wie auf den Schiffen des österreichischen Lloyd,
ferner versehen mit dem Grossherrlichen Ferman, nebst vier gleichlautenden
Empfehlungsschreihen des Gross-Veziers an die Statthalter von Rustschuk,
Tultscha, Varna und Widdin, im Original und Uebersetzung, endlich einem offenen
Vorschreiben des k. k. Ministeriums des kaiserlichen Hauses und des Aeussern
an die k. k. Consulats-Aemter in Bulgarien. Wir wünschen gewiss innigst dem
thatkräftigen Forscher die anregendsten Erfolge auf seiner schwierigen und
ehrenvollen Unternehmung.
Seit der letzten Sitzung , wo unser diesjähriger Plan der Sommer-Auf-
nahmen in seiner beantragten Form mitgetheilt wurde, ist auch die hohe k. k.
Ministerial Bewilligung erfolgt, und unsere ersten Sectionen rücken wenige Tage
nach den Pfingstfeiertagen in das Feld. Möchte uns günstigerer Himmel beschie-
den sein, als er uns bisher umfing.
Als einen hochgeehrten freiwilligen Theilnehmer an unseren diesjährigen
Aufnahmsarbeiten darf ich einen jungen Freund begrüssen, Herrn Alfred Stelz-
ner von Freiberg, welchen uns die hochverdienten Freunde Bernhard v. Cotta,
der ihn seinen besten Schüler nennt, Breithaupt, Theodor Scheerer auf
das Allerangelegentlichste empfehlen. Aber wenn er uns schon durch diese
Empfehlungen willkommen ist, so wirkt auch seine eigene bereits vielfach
bewährte Erfahrung und jener dem Gegenstande für sich geweihte wissen-
schaftliche Eifer, der stets des Erfolges gewiss ist. Er begleitet namentlich die
Section des Herrn k. k. Bergrathes Lipold in die localisirten Studien der
Schichtgesteine westlich von Wieu bis an die Enns, und später die Section des
Herrn k. k. Bergrathes Franz Ritter v. Hauer in die Karpathen. Möchte auch
ihm Gelegenheit sich bieten, durch wirkliche Entdeekungen unsere Landes-
kenntniss zu bereichern, wie im verilossenen Sommer die Herren Dr. A. Made-
lung und Dr. K. Hofmann sie fanden und erfolgreich benützten.
Begleitet von einem höchst verbindlichen Schreiben der Herren Heraus-
geber erhält die k. k. geologische Reichsanstalt so eben, am heutigen Tage,
die „Geologische Karte des Departements der Haute-Marae von M. A. Duha-
88 Verhandlungen. [2]
mel, Ober-Bergingenieur. Herausgegeben von den Herren Elie de Be&au-
mont und de Chancourtois, Professoren an der kaiserlichen Bergschule
in Paris. Durch Ueberdruck auf Stein der topographischen sogenannten Gene-
val-tabs Karte in der Kaiserlichen Druckerei ausgeführt in den Jahren 1857
sis 1860* 1). Bekanntlich ist das Maass der genannten Generalstabskarte das von
1 :80.000 der Natur, oder 1-111 Klaftern auf den Wiener Zoll, was uns die
Verzleiehung mit den unsern erleichtert. Vier Blätter umfassen dieses im östli-
un Frankreich, auf dem Parallel von Freiburg in Baden gelegene Departement
jedes 2 Fuss breit 21/, Fuss hoch, zusammen eine Tafel von 4 Fuss Breite
5 Fuss Höhe. Die Karte war in London im Jahre 1862 ausgestellt, und lässt
sich als eine Abtheilung jener Elie de Beaumont-Dufrenoy’schen betrachten,
von welcher ein Theil sich auf der Pariser Ausstellung von 1855 fand und sich
auf die nördliche Zone von Frankreich bezog. Die geologische Aufnahme zu der
Karte waren von dem verewigten A. Duhamel 1838 begonnen und 1847 been-
det. Sie waren theils in die Cassini’sche Karte theils in die Generalstabs-Karte
eingetragen, deren Sectionen während der geologischen Aufnahme erschienen.
Die Herren E. de Beaumont und de Chancourtois wurden im Jahre 1852
mit der Herausgabe der Arbtit des Herrn Duhamel betraut, was die Revision
mancher Gegenden unerlässlich machte, theils bei der Uebertragung von der
Cassinischen Karte auf die noch übrigen Generalstabs-Kartenblätter, theils durch
die in späterer Zeit erreichten Fortschritte in der theoretischen und praktischen
Geologie. Nur mit einem Wort in der Eile kann hier angemerkt werden, dass
von den neuesten Schichten beginnend zwei Abtheilungen den gegenwärtigen
Alluvionen und dem obern Diluvium gewidmet sind; das Obertertiär enthält
Löss und unteres Diluvium; fünf Abtheilungen hat die untere Kreide: obern
Grünsand, Gault, untern Grürsand, obern und untern Neocom; zwölf die Jura-
schichten, und zwar 7 Oolith — Portland, Kimmeridge, Astartenkalk, Coralrag,
Grossoolith und untern Oolith — und 5 Lias — Posidonienmergel, Kalknieren-
mergel, braunen Mergel, blauen Lias und unteren Liassandstein — ferner drei
die Triasschiehten — Keuper, Muschelkalk, bunten Sandstein. — Unter diesen noch
drei Abtheilungen, — ältere Schiefer, Gneiss und Granit, zusammen 26 Farben-
töne, dazu noch in Zeichen: Die Farbengrenzen, Fallen, Faltungen, Verwerfun-
gen, Steinbrüche und andere Fundgruben, Eisenwerke und -Gruben, Richtung
der Eisenerze und Gypse, dann die Angaben der nutzbaren Gegenstände: Sand-
stein, Thon, Mergel, Pflastersteine, Kiesel- oder Kalksand, Kalkstein, Mergel-
kalk, Dolomit, hydraulischer Kalk, Gyps, Kalkphosphat in Nieren, Eisenstein,
Mineralwasser, Kalktuff, Torf, Lignit. Bei dem ansehnlichen Maassstabe lässt sich
dies bereits gut durchführen, was bei unsern in dem Maassstabe von1 : 144-000
(2000 Klaftern = 1 Zoll) schon sehr schwierig ist, aber vollends unmög-
lich, wenn es mit der Hand geschehen soll. Wohl sind wir vorbereitet, durch
langjährige Bestrebungen in gleicher Richtung, den Werth der vorliegenden
Arbeit zu würdigen. Sie erfordert ein Zusammenwirken von vielen Seiten. Ein
so'ches ist nur dort möglich, wo kräftige Vereinigung der Arbeit wirklich in’s
Leben tritt, nicht wo es ein blosser leerer Schall ist! Es ist wohl ein grosser
Gedanke, in dieser Ausdehnung die Ergebnisse geologischer Forschung durch
wirkliche Publication, Auflagen von Karten zu veröffentlichen, während uns stets
1) Carte Geologique du Departement de la Haute-Marne par M. A. Duhamel, Ingenieur
en Chef des Mines. Publiee par MM. Elie de Beaumont et de Chancourtois professeurs
a l’ecole imperiale des mines, executee par report sur pierre de la carte topogra-
phique, dite Carte d’Etat-major a l’imprimerie imperiale, 1857—1860.
[3] Sitzung am 10. Mai. W. Haidinger. 89
die Schwierigkeit drückt, dass für jedes neue Exemplar auch die Gesteins-
grenzen mit freier Hand eingetragen werden müssen! Leider war der Verkaufs-
preis nirgend bemerkt. Die Karte war nach der freundlichen Mittheilung der
Herren Elie de Beaumont und Chancourtois auf Kosten der Bergwesens-
Administration herausgegeben worden. Mehrere Exemplare waren den Ver-
fassern für Unterhaltung und Erweiterung der Tauschbeziehungen der Eeole
Imperiale des Mines von Paris zur Verfügung gestellt worden, welchen wir nun
die freundliche Zusendung verdanken. Die Karte ist von einem Hefte „Stratigra-
phische Studien über das Departement der Haute-Marne“ von den Herausgebern
der Karte begleitet. Nebst der Nachweisung über die Karten selbst zur 1862er
Ausstellung , enthalten diese 1. die Erläuterung der Farbentafel von de Chan-
courtois; 2. denBericht über die Karte, welcher von Herrn Elie de Be&eaumont
an die Academie des Seiences erstattet worden; 3. Elie de Beaumont über die
stratigeaphischen Eigenthümlichkeiten des Departements der Haute - Marne;
4. Schreiben des Herrn de Chancourtois an Elie de Beaumont über die
Austheilung der Eisenerzlagerstätten der Haute-Marne ; 5. über die Ablage-
rungen nach Streichungslinie von Eisenerzen und anderen Erzen nach den Rich-
tungen der Gebirgssysteme in dem nordöstlichen Drittel von Frankreich von
Herrn v. Chancourtois. Ein ausführlicher Bericht über die Karte wird für
spätere Zeit in Aussicht gestellt. Noch hatte Herr Elie de B&eaumont die
Tafeln der numerischen Daten für 159 Kreise des Pentagonalnetzes, und für die
362 Hauptpunkte desselben beigelegt, wofür alles wir gewiss den wohlwollenden
Gebern zu dem besten Danke verpflichtet sind.
Von unserem hochgeehrten Freunde Herrn Prof. Axel Erdmann in Stock-
holm erhalten wir Bericht über den Fortgang der Aufnahmsarbeiten und Heraus-
gabe der geologischen Karten von Schweden. Wir hatten bereits im verflosse-
nen Jahre fünf Sectionen erhalten. Noch drei weitere sind fertig und fünf wer-
den im Laufe des Sommers fertig gedruckt, so dass wir im Herbst acht Seetio-
nen zugesandt erhalten werden. Herr Axel Erdmann rühmt die grösstmög-
lichen Sympathien, mit welchen seine Arbeiten von Seite der Regierung und des
Reichstages beurtheilt wurden. Seine nächste Aufgabe ist die Ausarbeitung
eines ausführlichen Berichtes über die bisher gewonnenen Resultate, von meh-
reren Uebersichtskarten in kleinem Maassstabe begleitet. Es war dies freundliche
Schreiben eine Entgegnung auf meine Mittheilung wahrhaft wohlverdienter An-
erkennung von unserer Seite, und Freude über den Fortschritt in dem jedem
Enkel und Urenkel der wissenschaftlichen Schüler der Linne, Bergmann,
Berzelius hochgeehrten und befreundeten Schweden, an den treffiichen Axel
Erdmann und seine jungen Arbeitsgenossen.
Aus einem freundlichen Schreiben unseres hochgeehrten Freundes Herrn
Prof. J. N. Woldrich, das ich heute aus Salzburg erhielt, darf ich nicht ver-
säumen, des Gefühles hoher Befriedigung zu gedenken, mit welchem er über
einen Cyklus von vier Vorträgen über Geologie, die er zum Besten des „Gab-
lenzfondes“ in loyalster Weise in Scene gesetzt, mich durch einen freund-
lichen Bericht erfreute. Man wollte ihn, wie dies nun so oft sich findet, ab-
halten, es sei in der Bevölkerung keine Theilnahme für solche Dinge, indessen
der Erfolg zeigte das Gegentheil. Der Saal war gefüllt, noch mehr als in der
ersten und zweiten Vorlesung in den späteren, wo Freund Woldrich über die
Arbeiten der k. k. geologischen Reichsanstalt und über unsere Untersuchungen
der Salzburger Alpen sprach. Auf vielseitiges Verlangen musste Woldrich
noch eine fünfte Vorlesung anschliessen. Der reine Ertrag für den Gablenz-
Fond wurde von Woldrich an das Salzburger Comite mit 147 fl. abgeliefert.
90 Verhandlungen. [4]
Herr Bergrath M. V. Lipold machte eine Mittheilung über das Vorkommen
der „Lunzer Schiehten“ (obere Trias, Keuper) im Wienergraben, einem kleinen
Seiteneraben des Thales zwischen Rodaun und Kaltenleutgeben, somit in der
Nähe von Wien. Bei einer Exeursion, welche Herr Lipold kürzlich in Beglei-
tung der Herren Baron Sternbach, Rachoy und Hertle und des Herrn
Alfred Stelzner von Freiberg in das Kaltenleutgebener Thal machte, fanden
dieselben nämlich auf der Halde eines Schurfstollens, der an der Mündung des
Wienergrabensin das Thal getrieben wurde, aber bereits verbrochen ist, Schiefer
und Sandsteine vor, und zwar letztere mit maassgebenden Fossilien der oberen
alpinen Trias — der „Raibler“ oder „Opponitzer Schichten* — (Corbis Mellingi
Hau. u. m. a.), welche stets im Hangenden der kohlenführenden „Lunzer
Schichten“ auftreten.
Herr F. Freiherr von Andrian besprach die allgemeinen Verhältnisse des
krystallinischen Theils der kleinen Karpathen und legte einige dieselben erläu-
ternden Belegstücke vor.
Der Charakter dieses krystallinischen Gebirges unterscheidet sich in man-
cher Beziehung von andern gleichalterigen Gebieten, wie z. B. vom böhmischen.
Während die letzteren eine scharfe Sonderung der einzelnen Glieder desselben,
von Granit, Gneiss u. s. w. in der Regel zeigen, und gewisse petrographische
Charaktere für die einzelnen Gesteine äusserst regelmässig feststehen , ist in
den kleinen Karpathen der Typus der einzelnen Gesteine sehr wechselnd und
eine nahe Vergesellschaftung von Granit, Granitgneiss und Chloritschiefer ähn-
lichen Bildungen nicht zu verkennen. Die guten Durehschnitte am linken Donau-
ufer zwischen Pressburg und Theben, an derEisenbahn zwischen Pressburg und
Blumenau, so wie jeder beliebige durch die Mitte des Gebirges zeigen Jiese Er-
scheinung. Im Grossen lässt sich das Gesetz aufstellen, dass die körnigen Ge-
steine die Hauptmasse des Centrums der Gebirgskette, die schieferigen deren
seitliche Begrenzungen bilden. So gut sich diese nach den Ansichten über den
Metamorphismus der Gebirgsarten, wie sie in neuester Zeit von Simmler (Ueber
die Petrogenese u. s. w. Bern 1862) und von Dr. Peters (Ueber die Central-
kette der östliehen Alpen. Wien 1864) entwickelt worden sind, von der mecha-
nischen Seite her erklären lässt, so ist die Deutung der chemischen Vorgänge,
welche dabei wirksam sein mussten, noch eine der grössten Schwierigkeiten
dieses Theiles der Geologie. Die Aufmerksamkeit der meisten Forscher richtet
sich dabei auf den Glimmer, und in dieser Beziehung erscheint das Vorkommen
von Eukamptit, welches Kenngott im Jahrbuche der k.k. geologischen Reichs-
anstalt II. 3, S. 42 und später in seiner Uebersicht der mineralog. Forschungen
im Jahre 1850—1851, S. 67, beschrieben hat, von Interesse für eine Theorie
der fraglichen Gesteine. Der Eukamptit bildet ziemlich bedeutende Massen in
grobkörnigem Granit, welcher putzenförmig in dem feinkörnigen Pressburger
Granite eingeschlossen ist. Seine Zusammensetzung ist von Herrn Karl Ritter
v. Hauer (Wien. Akad. XI. 609) untersucht worden, und es lässt sich dieses
Mineral als ein echtes Zwischenproduet zwischen Glimmer und Chlorit auf-
lassen, während aus der Art seines Zusammenvorkommens mit dem weissen
Kaliglimmer ziemlich sieher die Entstehung des Eukamptits aus dem weissen
Glimmer hervorgeht. So scheint hier ein Process angedeutet, dessen Endresultat
die Chloritbildung wird, wie sie in einzelnen Partien vorliegt.
Gesteine, welche sich mit dem dichten grauen Gneisse Böhmens verglei-
chen liessen, kommen in den kleinen Karpathen nur in einer schmalen Zone
vor, welche den Granitstock des grossen Mitterberges mantelförmig umlagert.
Sie verhalten sich in dieser Beziehung ganz gleiehförmig mit den krystallinischen
[5] Sitzung am 10. Mai. Freih. v. Andrian, H. Wolf, K. Ritter v. Hauer. 91
Schiefern, deren jetzige Schichtenstruetur entschieden von dem Granite abhän-
gig ist, während ihre Verbreitung auf den Umstand hinweist, dass sie älter als
der Granit, von diesem durchbrochen worden sind. Rothe Gneisse sind nicht
vertreten.
Die Urthonschiefer enthalten eine mächtige Einlagerung von krystallinischem
Kalke, welche von Kupferhammer bei Ballenstein bis an den Felsenberg zieht.
An letzterem Orte kommen Breecienbildungen zwischen Thonschiefer und Kalk
vor, welche eine gewisse Analogie mit ähnlichen Gebilden aus den Alpen zeigen.
Im Allgemeinen liess sich eine grössere Uebereinstimmung mit alpinischen Ge-
steinen nicht nachweisen. Häufig sind Uebergänge der Urthonschiefer in Horn-
blende- und Graphitschiefer. Letzteres besonders in der Nähe der an vielen
Punkten, obwohl nicht sehr mächtig, entwickelten Eisenkies-Lagerstätten. Es
ist dieselbe Erzformation hier entwickelt, wie sie in Ober-Ungarn unter weit
grösseren Verhältnissen auftritt, und zwar mit denselben Verbreitungsgesetzen.
In den oberen Teufen (am Wagnerberg) sind Antimonerze, während tiefer überall
nur Schwefelkies angetroffen wird. Kupferkies scheint in den kleinen Karpathen
nicht vorzukommen.
Herr Emil Seybel hatte die Arbeiten des Vortragenden in jeder Weise auf
das Freundlichste unterstützt, wofür ihm hier der wärmste Dank dargebracht wird.
Herr H. Wolf besprach die bisher übliche Gliederun& der in Böhmen auf-
tretenden Kreideformation in Quader und Pläner und die verschiedenen Unter-
abtheilungen derselben, welche sich mit dem von den Herren Dr. Beyrich und
Dr. Strombeck aufgestellten Gliedern dieser Formation nicht vergleichen
liessen, und gab eine tabellarische Übersicht dieser Gebilde nach der von diesen
letzteren Herren aufgestellten Gliederung der deutschen Kreide mit dem Unter-
schiede, dass er für die Bezeichnung des „subherzynischen Quadergebirges“
Beyrich’s die Unterscheidung in „untere, mittlere und obere Hercynia® sub-
stituirt.
Herr Karl Ritter von Hauer sprach über die Sauerquellen von Jamnica
in Croatien. Eine erste Untersuchung des Wassers dieser Quellen wurde von
demselben schon früher auf Veranlassung der königl. eroatisch-slavonischen
Statthalterei ausgeführt, und im Jahrbuche der k. k. geologischen Reichs-
anstalt (XII. Bd. S. 534) veröffentlicht. Im vergangenen Sommer hatte sich
Herr von Hauer über Einladung Seiner Excellenz des Herrn Bischofes von
Diakovar, Georg Strossmayer, nach Jamnica begeben, um die localen Ver-
hältnisse aus persönlicher Anschauung kennen zu lernen, und namentlich auch
um eine Bestimmung des Kohlensäuregehaltes an der Quelle selbst vor-
zunehmen.
Der Curort Jamnica liegt am linken Ufer der Kulpä bei Gradeez in einer
Entfernung von ungefähr fünf Meilen von Agram. Die zu Tage tretenden zwei
Hauptquellen eutspringen in der aus Schotterablagerungen bestehenden Diluvial-
ebene, die von den aus der obersten Abtheilung des Tertiären, den Congerien-
schichten bestehenden Hügeln zwischen der Kulpa und der Odra begrenzt ist.
Fasst man das Auftreten dieser und vieler anderer in dem Rayon der Alpen ent-
springenden Mineralquellen in einem Gesammtbilde auf, so ergibt sich folgendes:
Die Ausläufer der südlichen Kalkalpen sind auf der croatischen Seite durch
einen Saum von Miocengesteinen umgeben, aus denen zahlreiche, theils warme,
theils kalte Mineralquellen zu Tage treten. Zu den ersteren gehören von den
bekannteren die Thermen von Krapina, Stubieza, Warasdin-Töplitz, dann von
kalten Quellen die zwei balneologisch insbesonders wichtigen Säuerlinge von
Rohitsch und Jamnica.
K, k. geologische Reichsaustalt: 14. Band, 1864, Verhandlungen. n
99 Verhandlungen. [6]
Das Entspringen von Mineralquellen in dem Saume miocener Gesteine ist
ein Verhältniss, das sich im Allgemeinen längs des ganzen Randes der Alpen
erkennen lässt, und zwar in der Weise, dass die sämmtlichen Quellen (Ther-
men wie kalte Säuerlinge) zunächst der Alpenkette dichter zusammengedrängt,
weiter von derselben entfernt aber, sparsamer erscheinen. Es scheinen dieselben
von den den Kalkalpen angehörigen Eruptivgesteinen, namentlich den Mela-
phyren und Trachyten abhängig zu sein.
Die beiden sehr wasserreichen Sauerbrunnen von Jamnica liegen in
nächster Nähe der Kulpa, indessen dürfte selbst bei hohem Wasserstande der
letzteren eine Communication mit den Quellen nicht bestehen, da eine Unter-
suchung des Quellwassers, geschöpft bei niedrigem und höherem Stande der
Kulpa, keine erkennbaren Unterschiede erwies. Die Temperatur der Quellen
liegt zwischen 11 und 12° R. Eine genaue Messung ist nicht ausführbar, da die
Quellen nicht vollends zu Tage treten, sondern diese nur im frisch geschöpften
Wasser ermittelt werden konnte.
Eine neuere Untersuchung des Wassers vom Hauptbrunnen, welches
namentlich an Ort und Stelle zu Cur-Zwecken benützt und für die Versendung
verwendet wird, gab für 1 Pfund = 7680 Gran folgende Bestandtheile:
Schwefelsaures Natron - . . .» 2. . 10'300 Gran.
Schwefelsauren Kalk . . . . 2 2 .2..3062 „
Schwefelsaure Magnesia . . . . . . . 0'059 „
Ieohlensaures: Natron’ ., ! 1... 002280160, ,
Kohlensaumen, Kalk '.. 8. Sr ZT: n
Kohlensaures Eisenoxydull . » 2.» . . 0'643
N
=
Ehlorpasam ct, ne si Te Ss
Kreselsaume . aan ae. u a en: ENDE
Orranische Substanzen: .." . 2.0.0. 0085
Ereie Kohlensäure: 3, 2:5 N 158677
Summe aller Bestandtheile . . 52-455 Gran.
In unbestimmbarer Menge fanden sich Kali, Mangan, Lithion, Jod, Fluor
und Baryt, endlich als zweifelhafte Spur Phosphorsäure vor. Diese letzteren
Bestandtheile konnten sämmtlich nicht im Wasser selbst, sondern nur in dem
Kesselsteine desselben aufgefunden werden. Im Wesentlichen stimmt diese Ana-
Iyse mit den Resultaten, welche bei Zerlegung des früher hieher gesendeten
Wassers erzielt wurden, überein. Nur die Quantität an freier Kohlensäure ergab
sich entspreeliend höher. Die Resultate, zusammengehalten mit jenen, welche
früher erzielt wurden, geben aber zugleich einen Anhaltspunkt, inwiefern der
Originalwerth der Quellen durch die Versendung affieirt wird. Es beträgt
nämlich die freie Kohlensäure nach der Untersuchung an Ort und Stelle 1:586
Gran per Pfund, im versendeten Wasser 0-668— 0'729 Gran für die gleiche
Quantität, wornach ungefähr die Hälfte der ganz freien Kohlensäure entwichen
war. Durch sorgsame Füllung und Schliessung der Flaschen wird sich hingegen
der Verlust an freier Kohlensäure leicht auf höchstens ein Drittel von der vor-
handenen Gesammtmenge ermässigen lassen, was sich bei Untersuchung des
Kohlensäuregehaltes in einer von. Herrn von Hauer selbst mitgebrachten
Flasche ergab. Es fand sich nahe 1 Gran freier Kohlensäure. Aber auch noch
bei einem Gehalte von 0:-5—0'7 Gran freier Kohlensäure per Pfund besitzt
‚das Wasser einen äusserst erfrischenden und prickelnden Geschmack. Alle fixen
übrigen Bestandtheile mindern sich natürlich nicht.
[7] Sitzung am 10. Mai. K. v. Hauer. F. Foetterle. 93
Was weiter den therapeutischen Werth der Quelle anbelangt, so
wird er insbesonders durch den beträchtlichen Gehalt an kohlensaurem Natron,
kohlensaurem Eisenoxydul, schwefelsaurem Natron, Kochsalz und die freie
Kohlensäure charakterisirt. Sie ist im Wesentlichen ein alkalisch-muriatischer
Säuerling, verbindet indessen auch die hochgeschätzte Eigenschaft der Stahl-
quellen, ein Umstand, der von ärztlicher Seite besondere Würdigung verdient.
Das schwefelsaure Natron (Glaubersalz) ist in einem eigenthümlich glücklichen
quantitativen Verhältnisse gegenüber den anderen Bestandtheilen zugegen.
10 Gran per Pfund sind eben genug, um eine entschiedene Reaction auszuüben,
doch aber nicht so viel, um den nicht angenehmen Geschmack des Glaubersalzes
zur Geltung zu bringen.
Die Sauerquellen von Jamnica sind im Ganzen bisher nicht in dem Grade
gewürdigt worden, als sie es vermöge ihres Gehaltes und der Lage verdienen.
Abgesehen von der localen Bedeutung, die sie für Agram haben, ist ihr Wasser
insbesondere geeignet, einen Exportartikel nach den südlicher gelegenen warmen
Landstrichen zu bilden. Dort wird ein mit fixen Bestandtheilen nicht allzu über-
ladener Säuerling sicher ein beliebter Artikel werden, sowie er daselbst bekannt
gemacht wird. Der Export des Wassers in diese Landstriche ist daher im
Interesse der dortigen Bevölkerung, sowie eine ausgedehntere locale Benützung
in jenem der nächsten Umgebung von Jamnica anzuempfehlen. Für eine Benützung
der Quellen in diesen beiden Richtungen sind indessen eben in neuester Zeit,
namentlich durch Seine Excellenz den Herrn Bischof Strossmayer umfas-
sende Einleitungen getroffen worden, deren fruchtbringende Rückwirkung für
das Land nicht ausbleiben wird.
Am Schlusse seines Vortrages erwähnte Herr von Hauer, dass er sich
gedrungen fühle, hier öffentlich Seiner Excellenz dem Herrn Bischof Stross-
mayer seinen innigsten Dank auszusprechen für die wahrhaft liebevolle Auf-
nahme und die rege Unterstützung, die derselbe ihm während seiner Anwe-
senheit in Croatien angedeihen liess. Auch in dankbarer Erinnerung müsse
er des Herrn Doctors und Stadtphysicus von Mraovic, der beiden Herren
Advocaten Dr. Mrasovies und Dutkovies, sowie des Herrn Professors
Tkalac und Medieinalrathes Mlinaries gedenken, die den freundlichsten
Antheil bei seinen Untersuchungen nahmen.
Herr k.k. Bergrath F. Foetterle machte eine Mittheilung über die Braun-
kohlenablagerungen bei Wies, westlich von Leibnitz, in Steiermark. In den
Tertiärgebilden, welche sich an die aus krystallinischen Schiefern bestehenden
Abhänge der Koralpe bei Schwamberg, Arnfels und Marburg anlehnen, treten
auf mehreren von einander getrennten Punkten Braunkohlenablagerungen in
nicht unbedeutender Ausdehnung auf, wie bei Eibiswald, Vordersdorf und Brunn
bei Wies. Die ausgedehnteste und wichtigste ist die letztgenannte. Sie zieht
sich von Schloss Limberg. bei Schwamberg in ostsüdöstlicher Richtung in
einer Länge von über 5000 Klafter bis St. Ulrich (Kopreinig), auf welcher Er-
streckung ein zwischen 3 bis über 8 Fuss mächtiges Braunkohlenflötz zu Tage
tritt, und durch eine grössere Anzahl von Bergbauen, worunter die von Steier-
egg, Brunn und Schönegg die bedeutendsten, aufgeschlossen ist. Das Flötz
verflacht mit durchschnittlich 5 Grad nach Nordost, und ist bis auf eine Tiefe
von-50 Klaftern bekannt. Es sind auf demselben bereits 163 Feldmaassen und
12 Ueberschaaren verliehen, welche ein noch abzubauendes Kohlenquantum von
114 Millionen Centnern bergen, wovon bei 21 Millionen zum Abbau vorgerich-
tet sind. Der gegenwärtige Abbau ist fast gleich Null, da die Communication
n*®
94 Verhandlungen. Sitzung am 10. Mai. Fr. Foetterle. [8]
mit der bei drei Meilen entfernten Eisenbahn sehr mangelhaft ist, und die
nächste Umgebung keine Industrieanlagen besitzt.
Schieferthone bilden das unmittelbare Liegend- und Hangendgestein; die
Festigkeit und Zähigkeit derselben kommt dem Bergbaue sehr zu Statten, sie
enthalten eine grosse Anzahl von Paludinen, Cyrenen, sowie Abdrücke von
schilfartigen Planzen, und kennzeichnen die ganze Ablagerung als eine Süss-
wasser- und Sumpfbildung, Sie wird von Mergelschiefern und Sandsteinen über-
lagert, welche durch ihre Fossilienführung, wie Gerithium lignitarum Eichw.,
Turritella gradata Menke, Conus Aldrovundi Brocc., Pyrula cornuta Ag. u. Ss. w.
von Gamlitz, als der marinen Abtheilung der miocenen Tertiärgebilde ange-
hörig sichergestellt sind.
Die kleine Kohlenablagerung von Vordersdorf, welche ein Flötz von 8-11
Fuss birgt, führt in ihren Schieferthonen eine grosse Anzahl von Pflanzenab-
drücken, welche mit den von Parschlug bekannten identisch sind.
Jahrbuch 14. Band.
derk.k.geologischen Jahrgang 1864.
_ Reichsanstalt. II. Heft.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 21. Juni 1864.
Herr k. k. Bergrath Franz Ritter von Hauer im Vorsitz.
Mittheilungen von Herrn Hofrath und Director W. Haidinger werden
vorgelegt.
„Unter den mancherlei bewegenden und anregenden Ereignissen seit
unserer letzten Sitzung ist gewiss meine erste Pflicht, ein Wort des Dankes und
der Anerkennung auszusprechen meinem hochverehrten Gönner und Freunde,
dem nun in den bleibenden Ruhestand getretenen k. k. Sectionschef und Geheimen
Rath Freiherrn Karl v. Scheuchenstuel. Er lebt durch seinen wohlwollenden
Einfluss unvergänglich in der Geschiehte unserer k. k. geologischen Reichs-
anstalt fort, er war es, dem unter dem Ministerium Thinnfeld die Obliegenheit
erwachsen war, die Grundzüge der Organisation derselben zu entwerfen. Stets
nahm er den innigsten Antheil an unseren Fortschritten, nach der Gründung der-
selben eben so, wie in dem früheren Abschnitte der Entwickelung der Arbeiten
der „Freunde der Naturwissenschaften“. Auch nachdem wir von den Verhält-
nissen unserer ersten Anfänge getrennt waren, und freundlich von dem Freiherrn
v. Bach in dem k. k. Ministerium des Innern aufgenommen wurden, und bis in
die neueste Zeit blieben wir stets seines Wohlwollens gewiss. Möge er noch lange
unserer dankbarsten Gefühle in treuester Erinnerung versichert bleiben.
Das wichtigste Ereigniss über das ich heute ein Wort vorzulegen habe, in
Bezug auf Fortschritt und Erfolg, ist aber der „Bericht über die Erhebungen
der Wasserversorgungs-Commission des Gemeinderathes der Stadt Wien“,
4° Text IX und 295 und Atlas von 21 Tafeln, dem Gegenstande entsprechend in
grösserem oder kleinerem Format. Gleichzeitig das Referat des Herrn k. k. Pro-
fessors Gemeinderathes E. Suess im Namen der Wasserversorgungs-Commis-
sion in der Sitzung am 10. Juni. Wir verdanken dieses wichtige Werk so rasch
unmittelbar nach seinem Erscheinen dem freundlichen Wohlwollen von Seite des
Herrn Bürgermeisters Dr. Andreas Zelinka aus dem Gemeinderaths-Präsidium.
Gewiss sind wir innigst dafür dankbar. Bei dem umfassenden Inhalte aller Arbei-
ten, welche es darstellt, kann ich nicht beabsichtigen eine auch nur einiger-
massen angemessene Darstellung hier zu geben. Für unser Jahrbuch wird aller-
dings eine entsprechende Skizze vorbereitet. Doch darf ich erinnern, dass von
den ersten Arbeiten in unserem Jahrbuche der in der Sitzung des Gemeinderathes
am 31. Juli 1863 von Herrn Professor Suess vorgelegte Bericht erschien.
(Band XIII, Seite 524); ferner die Erwähnung in meiner Jahresansprache am
3. November (V. S. 115), wo aus der Gemeinderathssitzung am 23. October die
Veröffentlichung der Ergebnisse der Forschungen in Aussicht gestellt werden
konnte, für welche ich schon damals in Vorhinein die Bezeichnung wählen
durfte, es werde dieses Werk „ein bleibendes Denkmal einer verdienstlichen,
96 Verhandlungen. [2]
grossen durchgeführte Arbeit“ sein. So bewährt sich dies heute. Nach der, im
strengsten Sinne des Wortes „geologischen“ Untersuchung des ganzen Landes-
theiles, aus welchem Versorgung mit gutem Wasser sich erwarten lässt, ist der
Bezug desselben in vollem Maasse sicher gestellt. Alles liegt nun klar vor, die
Bewegung des Wassers an der Oberfläche wie im Innern der Gebirge, die Auf-
sammlung des meteorischen Wassers im Innern und der Austritt von man-
cherlei Hochquellen und Tiefquellen wieder an die Oberfläche. Vieles höchst
wichtig nach mancherlei Richtungen zum genauesten Verständniss ist mit streng-
ster Sicherheit ermittelt. Es ist ein Werk, gewonnen für alle Zeiten, für immer
die Erinnerung an die gegenwärtige Periode, welcher niemals die höchste Aner-
kennung fehlen wird. Es ist ein erhebendes Gefühl in einem so wichtigen Zeit-
abschnitte zu leben.
Die geologische Karte in dem Maasse von 1 Zoll = 700 Klaftern für die
Wasserleitung der drei bezeichneten Quellen vom Kaiserbrunn im Höllenthal am
Schneeberg, von Stixenstein und von der Altaquelle bei Pitten; das Nivellement
von der Stixensteinquelle bis Wien in dem Maasse von 350 Klaftern auf den Zoll,
endlich die Grundrisse der Stadt selbst in dem Maasse von 200 Klaftern — 1 Zoll,
also von 1:50.400, 1:25.200 und 1:14.400 der Natur, eröffnen die spre-
chendste Uebersicht.
Aus dem eben ausgegebenen Hefte: „Die feierliche Sitzung der Kaiser-
lichen Akademie der Wissenschaften am 30. Mai 1864, Seite 86“ entnehme
ich, dass die kaiserliche Akademie der Wissenschaften „über Antrag ihrer
mathematisch-naturwissenschaftlichen Classe“ „folgende Preisfrage aus dem Ge-
biete der Geologie auszuschreiben“ beschlossen hat:
„Eine genaue, mineralogische und so weit erforderlich chemische Unter-
suchung möglichst vieler der in Oesterreich vorkommenden Eruptivgesteine mitt-
leren Alters, von der Dyasformation angefangen bis hinauf zur Eocenformation,
und ihre Vergleichung mit den genauer bekannten älteren und jüngeren Eruptiv-
gesteinen Oesterreichs und anderer Länder wird gewünschst.“
Ich glaube aus meinem Gesichtspunkte als Director der k. k. geologischen
Reichsanstalt einige Bemerkungen über diese Frage heute in unserer ersten
Sitzung nach der Veröffentlichung derselben vorlegen zu sollen. Es erscheint
mir dies um so wünschenswerther, als man in derselben geradezu ein Miss-
trauensvotum, einen Tadel gegen die k. k. geologische Reichsanstalt erblicken
könnte, wenn die Akademie gerade eine Frage aussinnt, welche in ihrer Beant-
wortung streng in die Aufgaben der k. k. geologischen Reichsanstalt gehört.
Aber wir dürfen dies nicht so nehmen. Es gibt der Aufgaben, die uns obliegen,
so viele und so mannigfaltige, dass wir uns in der That freuen müssen, eine ver-
mehrte Kraft ihrer Lösung gewidmet zu sehen. Ich wüsste recht viele zu nennen,
welche allerdin gs nach und nach an die Reihe kommen werden, aber je rascher
Forschungser gebnisse an das Licht der Oeffentlichkeit treten, um so wünschens-
werther und dankenswerther wirken sie auf den Fortschritt.
An der Stellung der Frage habe ich keinen Antheil gehabt, weil ich grund-
sätzlich diese Art von Preisausschreibung unserer Akademie nicht für empfeh-
lenswerth halte, auch bereits, doch ohne Erfolg, den Antrag stellte, Preise als
Anerkennung für bereits in freiwilliger Forschung geleistete gute Arbeit zu
ertheilen, und nicht wieder blos Neues zu verlangen, wobei man gewissermassen
erklärt, alles bisher Geleistete stehe im Werthe unter dem, was noch gefragt wird.
Keine Beantwortungsschrift eingelaufen, kein Preis zuerkannt, . dafür haben wir
genug wenig anmuthende Erfahrungen.
[3] Sitzung am 21. Juni. W. Haidinger. 97
Sollte in der gegenwärtigen Frage irgend ein kenntnissvoller, unterneh-
mender Forscher nun mit Ernst an ihre Lösung Hand anlegen, in einer Weise,
dass man wirklich bei der Entsiegelung des „Motto“ erst den Namen des Preis-
werbers entdecken wird, so müsste dies im Geheimen geschehen, Niemand
erführe etwas von den Ergebnissen bis zur Vollendung des Druckes, der doch
erst vom 30. Mai 1867 ab, also von jetzt in drei Jahren beginnen könnte, nach-
dem die Schriften am 31. December 1866 eingereicht waren! Dies wäre aller-
dings keine besonders rasche Förderung der Kenntniss, und es ist zu hoffen, dass
man seiner Zeit nicht verlangen wird, dass die einzelnen Forschungen, wie sie
gewonnen wurden, nicht vorher schon veröffentlicht worden sein sollten. Rasche
Mittheilung ist es, welche anregend und nützlich wirkt, und Zweck ist doch in
erster Linie Förderung der Kenntniss. Es ist unmöglich, dass man nicht wissen
. sollte, wer etwa sich mit in die gegenwärtige Frage einschlagenden Arbeiten
beschäftigt. Gerne werden auch wir, wie es die Pflicht unserer Stellung er-
heischt, durch Mittheilung von Material und andere Erleichterungen in der Aus-
führung behilflich sein für wahren Fortschritt. Prunk ist etwas Untergeordnetes.
Mit wahrer Befriedigung sehen wir den geologischen Arbeiten entgegen,
welche durch eine Bewilligung von 6000 fl. jährlich für Landesdurchforschung
im Königreiche Böhmen von dem dortigen Landtage zur Hälfte und für das
Uebrige von dem k. böhmischen Nationalmuseum und der k. k. patriotisch-öko-
nomischen Gesellschaft in Prag sicher gestellt ist. Wir erfreuten uns seit der
letzten Sitzung des freundlichen Besuches des Herrn Prof. Krejei und Dr.
A. Fritsch, welche uns freundlichst auf das Unternehmen bezügliche Blätter
übergaben. Es schien, wie ich dies früher in unserer Sitzung am 15. März (Jahrb.
1864, V. S. 51) bemerklich machte, ein Mangel an Zusammenhang in den Vor-
gängen statt zu finden. Allein dies war in den wirklichen Ereignissen nicht der
Fall. Unser hochgeehrter Freund Herr Professor Krejei, selbst freiwilliger
Theilnehmer in dem früheren Laufe unserer Arbeiten, und zwar in erfolgreich-
ster Weise, so dass wir ihm recht sehr zu Danke verpflichtet sind, setzte sehr
gut die eigentliche Lage der Verhältnisse in seiner Landtagsrede am 12. Mai
1864 auseinander, als Beantwortung auf den Einwurf gegen die Bewilligung der
von dem Museumspräsidenten, Herrn Grafen von Clam-Martinitz beantrag-
ten Subvention von 3000 fl., in welchem gesagt wurde, „dass eigentlich Alles,
was die naturwissenschaftliche Durchforschung Böhmens anbelangt, entweder
von der geologischen Reichsanstalt oder von einzelnen Forschern ausgeführt
worden ist.“ So sehr wir für die Anerkennung dankbar sind, wenn man uns als
Quell von Kenntniss nennt, so widerstreitet es andererseits gänzlich Allem, was
wir je gedacht, gethan, geleistet, wenn man uns als Schild gegen Arbeit betrach-
ten wollte. Unsere Aufgabe, aber auch unser Wort, unsere That war stets Anre-
gung. Immer bleibt noch Manches an Arbeit zurück, was der Zukunft zu leisten
übrig ist. Leben in fortwährender Erwerbung, Erweiterung der Kenntniss ist
unsere Pflicht. Ich darf hier wiederholen, und mit vermehrtem Nachdrucke:
„Nichts wäre schmachvoller für eine Bevölkerung, als ein Entschluss, auf ihren
Lorbeeren zu ruhen, weil sie einmal ihr Land haben untersuchen lassen. Nur
fortwährende Arbeit ist der Bewohner würdig, aber auch Anerkennung des
Werthes derjenigen, welche bereits geleistet worden ist.“ So freuen wir uns
des Fortschrittes.
Von Seite der Direction des geognostisch-montanistischen Vereines für
Steiermark kam uns die hier vorliegende „Hypsometrische Karte von Steiermark “
zu, nebst dem begleitenden Hefte der bezüglichen Höhenbestimmungen. Beides
noch begonnen von unserem verewigten, hochverdienten Freunde Theobald
9 8 Verhandlungen. [#]
v. Zollikofer, zum Schlusse geführt von Herrn Dr. Joseph Gobanz, uns
ebenfalls aus früher Zeit unserer Arbeiten freundlichst verbündet, er hatte Herrn
Professor J. Simony im Sommer 1850 in unseren auf das Salzkammergut bezüg-
lichen Aufnahmen begleitet. Die Karte ist in dem Maasse von nahe 1:411.400 der
Natur, oder 5700 Klaftern auf einen Zoll ausgeführt, die iso-hypsometrischen
Curven, von tausend zu tausend Fuss, gleiche braune Farbentöne, in verschie-
dener Schraffirung, in der Stärke mit der Höhe steigend, über 6000 Fuss
weiss. Im Ganzen 1719 Höhen in 24 Gebirgsgruppen, und die eine Flussspiegel
und Thalböden der Enns, Mur, Drau und Save. Das Ganze gewiss ein höchst ver-
dienstliches Werk, gewonnen für die klare Uebersicht der Bodenverhältnisse des
Landes. Wie viel ist nicht vorgeschritten in dieser Beziehung, seit ich zum
ersten Male im Jahre 1812 in Gratz unter der Anleitung meines unvergesslichen
Lehrers Mohs in den damaligen Zustand der Landeskenntniss eingeführt zu
werden begann!
Höchst werthvoll sind stets Musterstücke, Typen, der Gebirgsarten in
Bezug auf Normalwerke, wie die, welche wir vor Kurzem von unserem hoch-
geehrten Freunde, Herrn Direetor L. Hohenegger aus Teschen, erhielten,
und welche sich auf die „geognostische Karte der Nord-Karpathen in Schlesien
und den angrenzenden Theilen von Mähren und Galizien“ beziehen, und auf
den begleitenden Bericht über „die geognostischen Verhältnisse der Nord-Kar-
pathen“. Ich hatte diese als ein werthvolles Geschenk des Herrn Directors in
unserer Sitzung am 17. December 1861 unmittelbar nach ihrem Erscheinen
vorgelegt. Wir sind ihm zu dem verbindlichsten Danke für dieses neue werth-
volle Geschenk der Gebirgsarten-Typen verpflichtet. Sie bezeichnen alle Stufen
vom Diluvium nieder bis zum oberen weissen Jura, wie sie in der beifolgenden
Tafel (Seite 99) in 58 Nummern verzeichnet sind, dazu 5 Nummern der pluto-
nischen Teschinite. Die Tafel selbst gibt die anschaulichste Uebersicht der
Gesteine und ihrer Orientirung in den aufeinanderfolgenden Schichtensystemen.
Aus Veranlassung der Vorlage des XXX. Bandes der Verhandlungen der
kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher
in unserer Sitzung am 15. März hatte ich erwähnt, dass es dem gegenwärtigen
hochverdienten Präsidenten Herrn geheimen Rath Dr. C. G. Carus gelungen
war, mit besonderer Subvention und namhaftester Unterstützung überhaupt
Seiner Majestät des Königs von Sachsen, ein Haus in Dresden anzu-
kaufen, um dort die bisher in Poppelsdorf bei Bonn untergebrachte Bibliothek
der Akademie im eigenen Besitze aufzustellen. Wie uns das Maiheft der Leo-
poldina, Seite 99 mittheilt, hatte eine Allerhöchste Entschliessung
Seiner k. k. Apostolischen Majestät eine Subvention von 500 Thalern
als Beitrag zu den Uebersiedlungskosten gewidmet, was ich wohl hier mit
wahrer Freude als Ergänzung zu den früheren Nachrichten erwähnen darf.
Recht sehr vielen Dank bin ich Herrn Astronomen J. F. Julius Schmidt in
Athen darzubringen verpflichtet für einen vorläufigen Bericht über einen Aus-
flug, auf welchem er und der Freiherr v. Sina’sche Architekt in Athen, Herr
Ziller, den k. k. Consul Herrn Dr. v. Hahn nach der Troas begleiteten, wel-
chen letzterer kürzlich auf eigene Kosten unternommen hatte. Herr Schmidt
schreibt ::
„Wir sind alle sehr befriedigt zurückgekehrt.
Am 23. April ging ich in See nach Syra. April 27 reisten wir nach dem
Hellespont,April 28 ward dem Pascha der Dardanellen in Sultanieh Kalessi die
obligate Visite gemacht, und der Ferman ins Werk gerichtet. Von hier ging
es zu Pferd nach Ophrynia und Reny Kiöi nach Atschi Kiöi am Kimer-See, wo
[5]
Sitzung am 21. Juni. W. Haidinger.
Gesteins-Sammlung
als Ergänzung zur geognostischen Karte derNord-Karpathen in Sehlesien und den angrenzenden
Theilen von Mähren und Galizien. Von Ludwig Hohenegger.
99
Formation
Diluvium
Neogene Schichten
Parisien ?
Eocene
Schichten
Suessonien
Senonien und Friedeker
Turonien Schichten
Cenomanien |Istebner Sandslein
Albien Godula Sandstein
Urgonien und Wernsdorfer
Aptien Schichten
Grodischter
Sandstein
Oberer
Neocom
Oberer
Teschner Schiefer
e Obere
© Kalkbank
a
=
Mittlerer | S
-
un = Untere
B) Kalkbank
»
[=
Unterer Unterer
Neocom Teschner Schiefer
Oberer weisser Jura
Plutonisches Gestein
24
Gesteinsgattung
Erratische Blöcke
Wiener Tegel .
Sandstein . a el une 6
In a) kreideweiss.Verwitter.
Menilite 1D Fischschiefer
e) Bandartige
Exotische Blöcke EN
Mergelschiefer, bräunlich .
Nummuliten .
Sandstein ,
Conglomerat shtehRe
Sandstein, weiss gefleckt .
» ” „
Mergelschiefer, fleckig .
Sandstein. a
= röthlich
Mergelschiefer, roth . 5
er sehwarzbraun .
Sandiger Schiefer
Thoneisenstein
Sandstein .
5 de 4
Baculitenmergel .
Sandstein . u OR OR
Schiefer mit charakterist. Abdriicken
Thoneisenstein
Sandstein .
»
„
Er Nu;
Thoneisenstein. .
Schiefer
Thoneisenstein Er
Schiefer mit Ammoniten .
Sandstein, Aptychus Didayi
Sandstein .
5 Ammonites Rouyanus .
Brecciengestein .
Schiefer
Thoneisenstein a nahe
Strzolka, charak. ziekzackförm. Abdr.
Strzolka, gewöhnliche de
Brecciengestein mit Belemniten
Kalkstein .
»
Schiefer
Kalkstein .
Hydraulischer Kalkstein .
Kalkstein .
Schiefer
alu; 2
2 "| NeI-IVonach |
1 * "| Hochstetter, S. 44.
> “, .
Kalkstet ERII REINE ERSTER
Teschinit, hypersthenartig, Nr. I.*)..
er mit Augit, Nr. Il.
y metamorph., m.Glim.,Nr.Ill
cr diabasartig, Nr. IV. .
r porphyrartig .
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864, Verhandlungen,
Fundort
Zamarsk.
Otrembau.
”
Grudek. Komparzowkabach.
Zarzecze bei Saybusch.
Niebory.
Bystrzytz. Olsafluss.
Grudek. Komparzowkabach.
” »
Grudek. Olsafluss.
Bystrzytz. Olsafluss.
» ”
” »
Trzynietz. Tyrabach.
» ”
” »
m ”
Bystrzytz. Olsafluss.
Wendrin. Olsafluss.
Karpentna. Olsafluss.
Baschka.
Friedek.
Althammer.
Berg Godula.
„ Praszywa.
Ellgot.
»
Lippowetz.
»
„
„
Grodischt.
„
Stanislowitz.
Grodischt,
Lischna.
Lipnik.
Wendrin.
Kozlowitz,
Berg Korzynietz, Lischna.
Golleschau.
Berg Korzynietz, Lischna.
Zamarsk.
Wendrin.
Golleschau,
Konskau.
Zaıarsk.
Golleschau.
Konskau.
Schloss Teschen.
Liszbitz. Olsafluss.
E) »
” „
Stramberg.
Boguschowitz.
Ellgot bei Teschen.
Kotzobenz.
Niedek, Suchibach,
0
100 Verhandlungen. [6]
wir übernachteten. Von April 29 bis Mai 21 blieben wir in Bunarbaschi, dem
muthmassliehen Orte des Stadtgebietes von Troja. Nach vorläufigen Untersu-
chungen wurden erst mit 21, dann mit 36 Arbeitern die Ausgrabungen auf der
Höhe des Bali Dagh unternommen, woselbst man die Akropolis von Troja zu
suchen hat. Nur sehr geringe Mauerspuren waren seither bekannt. Der Consul
hat fast den ganzen Umfang der Burg und Theile der Oberfläche
zu Tage gefördert. Uraltes kyklopisches Gemäuer, dann ähnliches von
besserer Arbeit ist sichtbar geworden, nachdem die drei bis dreizehn Fuss
hohe Decke von Humus entfernt wurde. Keine Sceulptur ward entdeckt, doch
fand man hellenische Münzen, Lampen und Reste von Thonfiguren. Die Resul-
tate sind sehr ansehnlich und werden zu anderer Zeit weiter erforscht werden.
Auch dem Bali Dagh gegenüber, auf der rechten Seite des Mendere (Skaman-
dros) sind die Reste einer uralten Akropolis von uns untersucht worden, Durch
Herrn Ziller und mich geschah die Aufnahme und Verzeichnung der Mauern
auf der Burg von Troja.
Inzwischen besuchten wir einige der alten Heroengräber und durcheilten
die Ebene und die Nebenthäler. Am 21. Mai reisten wir an den Hellespont zu-
rück, kamen Mai 22 Abends nach Syra und Mai 25 Früh wieder nach Athen.
Meine Beschäftigung in dieser Zeit ist so aufzufassen:
1. Herbarium von 500 Pflanzen, etwa 200 Species angelegt, deren Be-
stimmung Herr v. Heldreich übernimmt.
2. Untersuchung der Fauna.
3. Ungefähre Bestimmung der Grenzen des Basaltes, des Trachytes und
der Kalkformation.
4. Vollständige meteorologische Beobachtungen, um für jede Stunde die
Barometer- und Thermometerwerthe aus Curven entwickeln zu können.
5. Viele hundert Barometermessungen zum Behufe hypsometrischer Be-
stimmungen.
6. Untersuchung der berühmten Quellen von Bunar Baschi, deren Tempe-
ratur ich genau an 62 Punkten beobachtet habe.
7. Arbeiten für die definitive Feststellung der Seehöhe der Hauptpunkte
von Troja.“
Gewiss dürfen wir in der Bearbeitung seiner Zeit eine reiche Ernte erwar-
ten. Herr Julius Schmidt wird selbst die Bearbeitung des physikalisch -geo-
graphischen Theiles der Reise übernehmen.
Neues auch von unseren hochgeehrten Freunden Direetor Thomas Oldham
und Dr. Stoliezka von Caleutta. Ersterer gab Nachricht, dass er ein Stück
eines neuen erst am 22. December 1863 bei Manbhoom in Indien gefallenen
Meteoriten an unseren trefflichen, nach seiner gefahrvollen Krankheit glücklich
wieder hergestellten Freund Director Hörnes für das k. k. Hof-Mineralien-
Cabinet abgesandt hatte.
Die Publication der Werke über Fossilreste geht rüstig vorwärts. Auch
die Tafeln gelingen gut, und Oldham drückt seine Freude darüber aus, dass
es in dieser Weise gelingt, den Bestrebungen unseres Freundes Stoliezka
gerecht zu werden. Letzterer ist wieder nach dem Himalaya. Einige Anstren-
gung im Felde wird ihn wieder kräftigen nach angestrengtester Arbeit während
der Winterjahreszeit. Der ganze Abschnitt über die Ammoniten, dessen erstes
Heft wir bereits erhielten — ich hatte es in der Sitzung am 19. Jänner vorge-
legt — ist nun vollendet und druckfertig. Er enthält 94 Species. Mit den
Scaphiten, Hamiten u. s. w. gibt dies nicht weniger als 70 Tafeln Grossquart,
40 derselben sind gezeichnet, davon 30 durchgedruckt, der Rest wird rasch
[?] Sıtzung am 21. Juni. W. Haidinger. 101
folgen um den Tag zu gewinnen. Freund Oldham spricht in anerkennendster
Weise von dem Ernste der Arbeit, den unser Stoliezka bei dem Werke
bewährte.
In der Zwischenzeit hatte Stoliezka übrigens auch die Neuseeland-
Bryozoen bearbeitet. Für das Novara-Werk unseres hochgeehrten Freundes
Hochstetter bestimmt, ist dieser Abschnitt auch bereits in Wien angelangt.
Den hochgeehrten Freunden, Herrn Prof. Dr. Karl Zittel in Karlsruhe,
und Herr Prof. Dr. Ferdinand Zirkel in Lemberg, bin ich zu innigstem Danke
verpflichtet für die beiden wichtigen Separatabdrücke aus Herrn Prof. v. Hoch-
stetter's neuem, imDrucke befindlichen Novara-Werke über Neuseeland, dessen
nahe Vollendung in der diesjährigen feierlichen Sitzung der kaiserlichen Aka-
demie der Wissenschaften am 30. Mai bereits angezeigt worden ist. (Die feier-
liche Sitzung u. s. w. S. 33). Unser trefflicher Dr. Zittel war damals noch
Assistent am k. k. Hof-Mineraliencabinet. Er selbst bearbeitete die Mollusken
und Echinodermen, Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer nahm die
Cephalopoden vor, Herr Prof. E. Suess die Brachiopoden. Zehn Tafeln auf das
beste von den bewährtenLithographen J.Strohmayer, H.Becker, R.Schönn
unter den Augen unseres vortrefllichen Hörnes, dessen Wiederherstellung
von gefahrvoller Krankheit wir Alle mit Freude begrüssen, geben das Neue.
Viele vorbereitende Studien zur Orientirung des wenn auch höchst anregenden
und neuen, doch immer nieht nach allen Richtungen hinlänglich umfassenden
Materials, wenn es auch das bedeutendste war, welches bisher nach Europa
gekommen ist, erschwerten zwar die Arbeit, geben dafür derselben aber. auch
einen um so höheren Werth. Höchst anregend blieben stets von allem Anfange
die Monotis salinaria var. Richmondiana Zitt. und Halobia Lommeli Wissm.
mit Rücksicht auf das von Suess nachgewiesene Auftreten zahlreicher alpiner
Petrefacte wahrer Trias im Himalaya (Jahrb. 1862, V.S. 258), darunter eben
auch Halobia Lommeli in grosser Menge, vom Rajhoti Passe zwischen Indien
und Tibet, vom General Strachey gesammelt, nun in dem Museum in Jermyn
Street in London.
Höchst anziehend ist Herrn Prof. Zirkel's Schilderung der so zahlreichen
Rhyolith-Varietäten, welche vielleicht Ungarn noch an Mannigfaltigkeit über-
treffen, in seinen „Petrographischen Untersuchungen überrhyolithisehe Gesteine der
Taupo-Zone.“ Für die krystallinisch-körnigen (quarzführende Trachytlava),
felsitischen, lithoidischen (Lithoidit v. Richthofen, steinige Feldpathlava von
Fr. Hofmann, Zaminated trachytie lava englischer Geologen), perlitähnlichen,
sphärulitischen (Sphärulit-Obsidian), pechsteinartigen (Obsidian-Porphyr), glas-
artigen (Obsidian), schaumig aufgeblähten (Bimsstein) Rhyolithe, endlich für Rhyo-
lithsand werden mancherlei Nachweisungen nach Untersuchungen und Fundorten
gegeben.
Beide diese Bruchstücke des Ganzen erhöhen die Spannung auf das Erscheinen
des vollständigen Werkes.
Ankündigung und Einladung zur Bestellung auf eine neue monatliche perio-
dische Schrift für Geologie wird vorgelegt, die erste Nummer (Preis 1 sh. 6 d.)
für 30. Juni zugesagt. Es ist dies The Geological Magazine, or Monthly Journal
of Geology, edited by T. Rupert Jones, F. @. S., Professor of Geology etc.
in the Royal Military College, Sandhurst ; assisted by Henry Woodward, F. @.S.
F.Z.S., British Museum. Published by Longman, Green and Co. Paternoster
Row. Es tritt an die Stelle des nun bereits sechs Jahre zählenden „Geologist“,
und wird ungefähr die Stellung einnehmen, wie unser ‚hochverdienstliches
deutsches „Neues Jahrbuch“, früher v. Leonhard und Bronn, aun G. Leon-
o*
102 Verhandlungen. [8]
hard und H. B. Geinitz. Es tritt dieses neue Unternehmen, wünschenswerth
selbst neben den Quarterly Journal of the Geological Society, unter den gün-
stigsten Aussichten in die Welt, selbst ein Beweis grosser allgemeiner Theil-
nahme für geologische Wissenschaft jenseits des Canales , und namentlich
gestützt auch von unseren Gönnern und Freunden Sir Ph. Egerton, Sir. R.
Murehison, Sir. Ch.Lyell,G.PoulettScrope, den Professoren Sedgwick,
Phillips, Owen, Ramsay, Morris, Huxley, D. Faleoner und anderen.
Unter 73 Subseribenten haben bereits 50 Freunde ihre literarische Mitwirkung
zugesagt, unter denselben diesseits des Rheins die Herren Dr. A. Fritsch in
Prag, Dr. A. Oppel in München, Dr. Victor v. Lang in Gratz. Gewiss wünschen
auch wir dem Unternehmen den besten Fortgang.
Herr Karl Ritter v. Hauer berichtete über eine analytische Untersuchung
des Wassers der Stahlquelle zu Pyrawarth nächst Wien , welche er auf Ver-
anlassung des Besitzers der Curanstalt Herrn Moriz Strass und des Bade-
arztes Herrn Dr. Hirschfeld ausgeführt hatte.
Die sehr ergiebige Quelle entspringt aus den Cerithienschiehten, die hier
in ziemlich ausgedehnten Parthien zu Tage treten, im Uebrigen aber vielfach von Löss
bedeckt sind. Für die Reinhaltung der Quelle ist trefflich Sorge getragen, denn sie
ist in Stein gefasst und dann befindet sich der Auslauf derselben, aus welchem
das Wasser in ein Marmorbecken sich ergiesst im Cursalon selbst. Bezüglich der
physikalischen Eigenschaften des Wassers ist hervorzuheben, dass dasselbe
beim Ursprunge eine constante Temperatur von 9° R. und ein specifisches
Gewicht von 1:00598 besitzt. Der Geschmack des Wassers ist durch seinen
Gehalt an Eisen und Kohlensäure charakterisirt, und das zusammenziehende
des ersteren durch die letztere nahezu verdeckt. Es ist sehr eigenthümlich, dass
das geringe Vorwalten im Geschmacke nach Eisenoxydul auf viele den Eindruck
macht, das Wasser enthalte Hydrothion, und daher stammt wohl die früher all-
gemein gehegte Meinung, die Quelle sei eine Schwefelquelle. Dies ist aber
keineswegs der Fall, ja Hydrothion ist auch nicht einmal spurenweise vorhanden
und ebensowenig kann sich in seeundärer Weise dieses Reductionsproduet der
schwefelsauren Salze des Wassers bilden, da die Quelle nahezu absolut frei von
organischen Substanzen ist. Als nicht unwichtig für Heilzwecke darf der
Umstand betrachtet werden, dass der Genuss des Wassers zumeist schon nach
wenigen Tagen des Gebrauches durch den erfrischenden und eigenthümlich
substantiösen Charakter, der ihm innewohnt, zu einem wahren Bedürfnisse wird.
In 1000 Grm. enthält das Wasser 1'808 Grm. fixen Rückstand, der
ziemlich eomplicirt zusammengesetzt ist, und zwar in folgender Weise:
0:039 Grm. Chlornatrium,
0:005 ,„ schwefelsaures Kalı,
0126 „ = Natron,
0413 ,„ schwefelsaurer Kalk,
0240 „ schwefelsaure Magnesia,
0:-331 ,„ kohlensaures Natron,
0105 ,„ kohlensaurer Kalk,
0-143 ,„ kohlensaure Magnesia,
0.008 „ ei Manganoxydul,
0.088 „ » Eisenoxydul,
0:009,,, „ Kieaglenin,
0:002 ,„ Thonerde,
0'004 „ organische Substanzen.
Das zweite Aequivalent der kohlensauren Salze beträgt 0157 Grm. Kohlen-
säure und die freie Kohlensäure 0'235 Grm.
[9] Sitzung am 21. Juni. K, Ritter v. Hauer. Dr. Fr. Löw. 103
Ein Blick auf diese Tabelle zeigt, dass der therapeutische Schwerpunkt des
Wassers im Gehalte an Eisen liegt, der in der assimilirbarsten Form als koh-
lensaures Oxydul enthalten ist. Die übrigen Salze treten quantitativ vermöge
ihrer geringen Reactionsfähigkeit völlig in den Hintergrund, so dass mit Aus-
schluss des Eisens die Quelle der Classe der indifferenten Quellen beigezählt
werden müsste. Dieses Verhältniss lässt den geschätzten Typus als Stahlsäuer-
ling um so schärfer hervortreten und trägt entschieden dazu bei, den specifi-
schen Werth der Quelle als Mineralwasser zu erhöhen.
Eine sehr zweckmässige Einriehtung besteht an der Curanstalt, um auch
für den Badegebrauch den werthvollen Gehalt des Wassers an Eisencarbonat zu
erhalten, der grösstentheils präecipitirt werden würde, wenn das Wasser durch
direeies Erhitzen auf die erforderliche Temperatur gebracht werden möchte.
Statt dessen wird nun ein schon berechnetes Quantum von heissem Wasser mit
einem Male den Bädern zugesetzt, wodurch erzielt wird, dass erst eine geraume
Zeit hinterher sich das Eisen als Oxydhydrat ausscheidet.
Ueber die Wichtigkeit eines Wassers das, mindestens therapeutisch, nahe-
zu als ein reines natürliches Eisenpräparat erscheint, sich eines weiteren zu
ergehen, erscheint fast überflüssig. Sowohl die Situation in der Nähe der Gross-
stadt Wien, wie die bekannte Thatsache, dass die Erzeugung solcher Lösungen
ein Problem ist, welches die Pharmakopöe nicht erreicht hat, sprechen satt-
sam dafür.
Was die Geschichte des Curortes in Pyrawarth anbelangt, so datirt der
bedeutende Aufschwung, dessen er sich erfreut, aus ganz neuester Zeit. Es ist
ein ausschliessliches Verdienst des gegenwärtigen Besitzers, die Benützung der
Quelle zugänglicher gemacht zu haben, und zwar sowohl durch den Aufbau des
grossartigen Curhauses, so wie durch die Gründung einer Reihe neuer Einrich-
tungen, die mit bedeutenden Opfern geschaffen wurden. Ebenso muss hervor-
gehoben werden, dass die erspriessliche Organisation der Anstalt bezüglich
aller die Heilzwecke betreffenden Vorkehrungen der Unermüdlichkeit des Bade-
arztes. Dr. Hirschfeld zu danken ist, der auch durch wiederholte Publieationen
die Kenntniss von der Quelle in weiteren Kreisen verbreitet hat.
Der höhere Gehalt der Quelle an Eisen ist bereits seit dem Jahre 1844
aus der Analyse von Dr. Pleischl bestimmt, aber erst die beiden genannten
Herren haben der Curanstalt ihre höhere Bedeutung verliehen.
Für eine Versendung des Wassers, um die Benützung auch anderwärts zu
ermöglichen, werden so eben Anstalten getroffen.
Herr Dr. Franz Löw übersendete uns freundlichst die nachstehende Notiz :
„Auf einer geologischen Exeursion, welche Herr Professor E. Suess am
7. December 1862 mit seinen Schülern in die Ziegelgruben von Ottakring,
Hernals, Heiligenstadt und Nussdorf unternahm, und an welcher theilzunehmen
auch mir vergönnt war, fand ich in der zweiten Ziegelgrube von Nussdorf in
den Cerithiensandschichten, welche daselbst dem brackischen Tegel eingela-
‘gert sind, ausser einer Anzahl bereits bekannter tertiärer Conchylien auch noch
folgende neue Fossilien:
1. Zwei noch jetzt im Brackwasser lebende Paludinen,, welche Herr
Ritter v. Frauenfeld als Paludina ventrosa Montague und P. baltica Nilson
zu bestimmen die Güte hatte, und von denen die erste heutzutage an den
Küsten des Canals, die letzteren hingegen an denen der Ostsee lebt.
2. Eine Pupa sp. ?, die ich dem k. k. Hof-Mineraliencabinete überliess,
und welche als der erste Repräsentant dieser bisher in tertiären Ablagerungen
noch nicht aufgefundenen Gasteropoden-Gattung zu betrachten ist.
104 Verhandlungen. [10]
3. Mehrere Samenkörner einer Celtis-Art. Sie sind ziemlich stark abgerie-
ben, so dass das retieulirte Aussehen der Oberfläche bei ihnen weniger deutlich
hervortrittalsan recenten Celtis-Samen, sie haben ganz dieselbe rostgelbe Farbe,
wie alle übrigen in dem eisenschüssigen Cerithiensande vorkommenden Fossi-
lien, sind ziemlich leicht zerbrechlieh, im Innern hohl und auffallend kleiner als
die Samen von Celtis australis Lin. und Celtis occident alis Lin., mit denen
sie verglichen wurden. Ob die von mir augfundenen Samen dieser oder jener
Art ähnlicher sind, ist nicht möglich zu sagen, daselbst die recenten Samen
dieser beiden Arten nicht von einander zu unterscheiden sind. Ich füge nur noch
hinzu, dass von den beiden erwähnten Arten heutzutage die Celtis australis
Lin. die europäischen und afrikanischen Küsten länder des Mittelmeeres bewohnt
und nach Maly’s Enumeratio plant. phanerog. imp. austr. auch noch auf den
Bergen Tirels, Krains, Steiermarks und Ungarns vorkommt; während die Celtis
occidentalis in dem südlichen Nord-Amerika zu Hause ist“.
Herr k. k. Bergrath Franz v. Hauer berichtet über einige antiquarische
Funde, die in der letzten Zeit in einer Ziegelgrube zu Morovan am linken Waag-
ufer, nordöstlich von Bad Pistyän in Ungarn gemacht wurden. Die Hügelketten,
welche daselbst als Ausläufer des Inovec-Gebirges bis an die Waagebene
hervortreten, bestehen aus Löss. Gerade östlich von Sehlosse Morovan ist in
diesem Gebilde die Ziegelgrube eröffnet, welche eine 5— 6 Klafter hohe Löss-
wand entblösst hat. Im östlichen Theile der Grube tritt unter dem Löss dessen
Unterlage, ein dolomitischer Kalkstein wahrscheinlich triassischen Alters hervor.
Der Löss selbst ist ziemlich sandig, enthält grosse Glimmerblättchen eingestreut,
so wie auch einzelne grössere Geschiebe von Kalkstein und Granit; er enthält
zahlreiche organische Reste, und zwar Knochenstücke von Elephas primigenius,
die sowohl in der Ziegelei selbst als auch weiter südlich bei Banka vorkommen,
von wo Herr v. Hauer einige Stücke durch die Güte des Herrn k. k. Ritt-
meisters in der Armee v. Merveldt erhielt; ferner Fragmente von Hirsch-
geweihen, endlich sehr häufig die gewöhnlichen Lössschnecken Sueccinea
oblonga, Helix hispida, Pupa, Clausilia u. s. w.
Auf dem Löss liegt eine 11/, bis 2 Fuss dieke Humusschichte; am westlichen
Theile der Wand füllt dieselbe Dammerde eine bis 5 Fuss tiefe unregelmässige
grubenförmige Vertiefung im Löss aus, und unmittelbar daneben befindet sich
eine zweite, ebenfalls mit Dammerde ausgefüllte eiförmige Grube von 21/, Klafter
Tiefe und 4 Fuss grösster Breite, deren Gestalt sie unverkennbar als eine
Getreidegrube erkennen lässt, wie solche noch heutzutage vielfach in der Gegend
in Anwendung stehen.
DieseDammerde nun, besonders in den zwei erwähnten Gruben ist voll von
Topfscherben, und im vorigen Frühjahre wurden darin, angeblich drei Fuss unter
der Oberfläche, zwei vollständige bauchig-vasenförmige Gefässe gefunden,
welche uns die Besitzerin von Morovan, Frau Rosine v. Motesiczky, freundlichst
übermittelte. Beide Gefässe haben nahezu gleiche Form. Das grössere ist
8 Zoll hoch, die Oefinung misst 5'/,, der grösste Durchmesser 7 Zoll. Das
kleinere ist 23/, Zoll hoch, bei einer Oeffnung von 2°/, Zoll und einem grösstem
Durchmesser von 3 Zoll. Beide zeigen an der Stelle des grössten Durchmessers
vier buckelförmige Hervorragungen. Sie, sind roh, wie es scheint aus- freier
Hand gearbeitet; in dem, gebrannten Thon, aus dem sie bestehen, sind über
Linien grosse Quarzkörner eingebacken. Spuren eines Graphitanstriehes sind
namentlich an dem grösseren Gefässe deutlich. Nach der Ansicht des Herrn Dr.
Friedrich Kenner, dem Herr v. Hauer diese Gefässe zeigte, dürften sie aus
der späteren Zeit der Bronzeperiode stammen. Ein viel höheres Alter dagegen
[11] Sitzung am 21. Juni. Fr. Ritter v. Hauer. 105
muss wahrscheinlich einigen anderen Resten zugeschrieben werden, welche
jüngst als Herr v. Hauer die Localität besuchte, aufgefunden wurden. Nebst
zahlreichen Scherben, welche zum Theil auf Gefässe von noch viel grösserem
Umfange hinweisen, wurde nämlich ein Fragment eines Steingeräthes aus
Feuerstein entdeckt, ganz übereinstimmend in seiner Form mit den dreikantigen
Feuersteinmessern, wie sie nun schon aus so vielen Gegenden aus der eigentlichen
Steinzeit bekannt geworden sind, dann eine Pfeilspitze aus Hirschhorn. Es ist
alle Aussicht vorhanden, dass bei fortgesetzter Aufmerksamkeit aus der bezeich-
neten Grube noch manche weitere interessante Funde zu Tage gefördert werden
dürften.
Herr v. Hauer legt ferner die so eben erschienene Kohlenrevier-Karte
des Kaiserstaates Oesterreich, „herausgegeben von Johann Pechar, Inspector
bei der k. k. priv. Südbahngesellschaft“ zur Ansicht vor. In dem Maassstabe von
nahe 7 Meilen auf einen Zoll gibt dieselbe eine übersichtliche Darstellung
sämmtlicher Kohlenbecken der Monarchie, in welchen Bergbaue im Betriebe
stehen, und zwar gesondert nach dem Vorkommen der Braunkohlen und Stein-
kohlen, welch’ letzteren aber nicht nur die Flötze der eigentlichen älteren Stein-
kohlenformation, sondern auch jene der Trias-, Lias- und Kreideschichten
der Alpen, ja selbst die Tertiärkohlen des Schielthales in Siebenbürgen zuge-
zählt sind. — Einige der wichtigsten Kohlenbecken (Pilsen, Köflach, Cilli,
Schlan, Elbogen, Teplitz) sind überdies in grösserem Maassstabe (ungefähr eine
Meile zu einem Zoll) rings um am Rande der Karte noch einmal mehr im Detail
dargestellt. — Gewiss dürfen wir diese Karte als eine sehr nützliche Gabe für
alle jene betrachten, die an der Kohlenindustrie in unserem Staate betheiligt
sind; ihr praktischer Werth wird noch wesentlich erhöht durch die Einzeich-
nung aller im Betriebe stehenden und aller projeetirten Eisenbahnen, so wie
durch die Beigabe sämmtlicher Tarife, nach welchen auf diesen Bahnen die
Kohlen verfrachtet werden.
Noch legt Herr v. Hauer eine Sendung von Fossilresten aus Radoboj in
Croatien vor, welche wir Herrn Karl Kaczvinszky, k. k. Werkseontrolor in
Radoboj, verdanken. Schon eine flüchtige Durchsicht lehrte, dass diese Sendung,
obgleich wir schon so bedeutende Aufsammlungen von der genannten Localität
besassen, doch als eine ungemein werthvolle Bereicherung unserer Sammlungen
bezeichnet werden darf. Von thierischen Resten enthält sie unter Anderem eine
Vogelfeder, eine Schwanzflosse eines grossen Fisches, ein ungewöhnlich gut
erhaltenes Exemplar einer Heuschrecke Oedipoda melanostieta Charp., von
Pflanzen nach der Bestimmung von Her'n D. Stur, Kätzchen einer Betula,
Callitrites Brongniarti Endl., Libocedrites salicornioides Endl., Zosterites
marina Ung., Cystoscirites communis Ung., Zizyphus paradisiaca Ung. u. s. w.
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Jahrbuch 14. Band.
derk.k. geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. III. Heft.
Verhandlungen der k. k. geologisehen Reiechsanstalt.
Sitzung am 12. Juli 1864,
Herr k. k. Bergrath Franz Ritter von Hauer im Vorsitz.
Mittheilungen von Herrn Hofrath und Director W. Haidinger werden
vorgelegt:
„Wir weihen ein Wort der Erinnerung dem am 6. Juli in seinem 44. Lebens-
jahre zu früh verblichenen Dr. Theodor Wertheim, zuletzt Professor der
Chemie an der k. k. Karl-Franzens-Universität zu Gratz. Er war, wenn auch nur
durch wenige Monate einer der Unsern. Es war dies im Jahre 1850, nach dem
Abgange von Herrn Dr. Ignaz Moser als Professor an die k. k. höhere landwirth-
schaftliche Lehranstalt in Ungarisch-Altenburg, noch in dem chemischen Labo-
ratorium, welches die k. k. geologische Reichsanstalt neu in den Gartenhäusern
am Rennweg eingerichtet hatte, an dem Platze, der später zum Baue der neuen
Heumarkts-Kaserne verwendet worden ist. Aber noch bevor wir unser neues
Local bezogen, an welchem dann Herr Dr. Franz Ragsky, gegenwärtig Director
der Communal-Realschule in Gumpendorf, die Einrichtungen besorgte, war Dr.
- Wertheim als Professor der Chemie an die k. k. Universität nach Pesth
bestimmt worden. Gemeinsame Arbeit lässt stets nach Jahren noch einen tiefen,
vereinigenden Eindruck zurück. Von Dr. Wertheim hätten wir im Verlaufe
seiner Arbeiten noch viele Erfolge gewärtigen können, der zahlreichen Familie,
die er hinterlässt, Schutz und Vorbild, deren sie nıın so vor der Zeit beraubt ist,
Gegenstand innigster Theilnahme A!len, die den verewigten Gatten und Vater
hoch geehrt.“
„Mit inniger Freude und Theilnahme begrüssen wir Herrn k. k. Bergrath
Adolph Patera, unsern langjährigen Freund und Arbeitsgenossen, aus Veran-
lassung seiner Berufung nach Wien durch Seine Excellenz den Herrn k. k. Finanz-
minister Edlen v. Plener zu hüttenmänniseh-chemischen Arbeiten, Einrichtung
und Prüfung verbesserter Vorgänge, um sie sodann im Grossen auf den Werken
selbst in’s Leben zu bringen. Es ist dies eine Fortsetzung früherer Arbeiten in
dem hüttenmännisch-chemischen Laboratorium der k.k. geologischen Reichsanstalt,
noch während des Bestandes des k. k. Ministeriums für Laudeseultur und Berg-
wesen unter Freiherrn v. Thinnfeld im Jahre 1850 und 1851 (Jahrbuch I, 573,
ll, 156, und 2. 52). Patera, damals Assistent an der k. k. Montan-Lehranstalt
zu Pribram, war zu diesen Arbeiten nach Wien einberufen worden. Sie bezogen
sich, nachdem die Darstellung des Uraugelb bereits 1850 gewonnen war, vorzüglich
auf die Silber-Extraetion im nassen Wege. Man weiss, mit welchem glänzenden
Erfolge beides späterhin durch Patera in Joachimsthal im Grossen durchgeführt
worden ist, wo beide Reihen von Verfahrungsarten die Rentabilität der Werke
bedingen. Wir hoffen ihn nun demnächst seine Arbeiten bei uns wieder eröffnen
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 1864, Verhandlungen. pP
*
408 Verhandlungen, | [2]
zu sehen. Wohl dürfte es mir gestattet sein, hier in Erinnerung zu bringen, wie
ich am 18. Juli 1850 in einer Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften meine Freude über die ersten Versuche unseres hochgeehrten Freundes
aussprach, welche seitdem sich so nutzbringend gestaltet haben. “
„In der ersten April-Sitzung am 5. hatte ich das erste Heft des Jahrbuches für
1864 vorgelegt, heute folgt das zweite und ich darf neuerdings meinem hochge-
ehrten Freunde, Herrn k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer, den innigsten
Dauk für sorgsame Förderung und Ueberwachung des Druckes darbringen, so
wie die Anerkennung lobenswerthesten Entgegenkommens in der Ausführung
Herrn Factor A. Knoblich in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Auch die
Separatabdrücke werden wie bisher rasch zum vierten Tage zur Vorlage gebracht.
An werthvollen Beiträgen hochgeehrter Freunde darf ich dankend der Abhand-
lungen gedenken: „Ueber die Mineralquellen des Saröser Comitates in Ober-
Ungarn“ von Dr. Cornel Chyzer, „über die Erzlagerstätten von Graupen in
Böhmen“, von Dr. GustavC. Laube, „über einige Krinoidenkalksteine am Nord-
rande der Kalkalpen“, von Dr. K. F. Peters, so wie einer kleinen Mittheilung
von Herrn M. Simettinger „über Braunkohlenschürfungen im Zalaer Comitat“.
Ferner von unseren eigenen Mitgliedern die wichtigen Mittheilungen „über den
Salinenbetrieb im österreichischen und steiermärkischen Salzk ammergute in
chemischer Beziehung“, von Karl Ritter v. Hauer, eine wahre Grundlage zur
Beurtheilung der dortigen natürlichen Verhältnisse, um auf ihre Kenntniss eine
Vergleiehung mit den Ergebnissen anderer Salinen anzustellen, und „über die
neogenen Ablagerungen im Gebiete der Mürz und Mur in Ober-Steiermark“ von
Dionys Stur, endlich ein Wort der Erinnerung von mir an meinen verewigten
Freund J.K. Hocheder. Dazu die Arbeiten im chemischen Laboratorium, unter
denselben von Herrn Dr. G. C. Laube, die erste bisher noch vollständig dureh-
geführte Analyse des Pateraits von Joachimsthal, nach seiner Ansicht wesentlich
ein molybdänsaures Kobaltoxydul. Wohl dürfen wir dasHeft neuerdings als einen
reichen Beitrag zur Erweiterung unserer Kenntnisse betrachten.
Herr Prof. Dr. F. v. Hochstetter legt eine Sammlung von Petrefacten
aus Südafrika vor, welehe Herr Dr. R. N. Rubidge zu Port Elisabeth (Algoa-
Bay) an Herrn Dr. Karl Ritter v. Scherzer für die Novara-Sammlungen ein-
geschickt hat. Die Petrefacten stammen sämmtlich aus der Umgegend der
St. Franeis-Bay und Algoa-Bay, östlich vom Cap der guten Hoffnung, und gehö-
ren “theils paläozoischen, theils mesozoischen Formationen an. Die paläo-
zoischen Formationen sind vertreten durch die von Dr. Sharpe und Mr. Sal-
ter in den Transactions of the Geological Society of London II. Sec., Vol. VII,
p. 203 ete. beschriebenen Arten von Brachiopoden und Trilobiten:
Orthis palmata Morris & Sharpe,
Spirifer Antarcticus Morris,
Strophomena Bainii Sharpe,
Phacops Africanus Salter,
Homalonotus Herschelii Murchison u. s. w.
A. G. Bain (On the Geology of Southern Africa in den Trans. Geol. Soc.
II. Ser., Vol. VII, p. 182) hält die Thonschiefer-Schiehten mit diesen Fossilien
für silurisch; wahrscheinlich repräsentiren sie jedoeh, wie auch Sharpe und
Dr. F.S andberger zu beweisen suchten, die obere Abtheilung der devoni-
schen Formation in Südafrika, deren untere Abtheilung der Tafelbergsandstein
bildet. Mit europäischen Arten lässt sich keine der südafrikanischen Arten
ıdentifieiren.
| aus der Umgegend der
\ St. Franeis-Bay.
[3] Sitzung am 12. Juli. Dr. F. v. Hochstetter. K. v. Hauer. 109
Sehr anziehend sind die schönen und wohlerhaltenen Fossilien aus den
mesozoischen Schichten an der Algoa-Bay (vom Zwartkopfluss bei Uitenhagen,
Zondag- oder Sundayfluss und Koegafluss), über welehe wir die ersten ausführ-
licheren Nachrichten durch Herrn Prof. Dr. F. Krauss in Stuttgart (Ueber
einige Petrefaeten der unteren Kreide des Caplandes in den Nova Acta Acad.
caes. Leop. Carol. Vol. XXII. 1850, mit 4 Tafeln) erhalten haben.
Von den schönen Vorkommnissen der genannten Gegenden sind in der
Sammlung enthalten:
Ammonites Atherstoni Sharpe,
Hamites sp.,
Gryghaea imbricata Krauss,
Gervillia dentata Krauss.
Modiola Bainü Sharpe,
Arca Atherstoni Sharpe,
Trigonia Vau Sharpe,
Trigonia Herzogit Hausmann,
Trigonia conocardüformis Krauss,
Trigonia n. sp.,
Myaeites Bainti,
Pholadomya Domicinalis Sharpe,
Astarte Herzogiüi Hausm.,
Astarte Bronnit Krauss u. s. w.
Keine einzige dieser Species kann identifiecirt werden mit irgend einer
europäischen Art; aber die Formen, welchen sie aın nächsten stehen, sind die
des mittleren und unteren Ooliths.
Wir sind Herrn Dr. Rubidge für die freundliche Zusendung dieser Samm-
lung um so mehr zu Dank verpflichtet, als der Besuch der Algoa-Bay, den ich
während des Aufenthaltes Sr. Maj. Fregatte Novara am Cap zum Zweck der Auf-
sammlungen von Petrefacten beabsichtigt hatte, damals leider nicht ausgeführt
werden konnte.
Herr Karl Ritter von Hauer theilte einige Analysen von Steinsalz-Sorten
aus der Marmaros in Ungarn mit. Dieselben wurden auf Ansuchen des Herra
Ant. Sartori ausgeführt, der ein Verfahren ersann, um sowohl das Viehlecksalz
sowie das sogenannte Minutiensalz (pulverförmiges Steinsalz) für den Speise-
gebrauch in grosse feste Formatstücke überzuführen, was den Transport des-
selben ohne die bisher dazu nöthige kostspielige Einballage, ermöglicht.
Bekanntlich wird in der Marmaros das Minutiensalz direet in den Handel
gesetzt und dasselbe in Fässern verpackt versendet, was durch die vielen klei-
neren Abfälle bei der Gewinnung bedingt ist. Ferner lässt sich aber das Viehleck -
salz ebenfalls nicht in anderer Weise transportiren, weil es künstlich gepulvert
werden muss, um mit den in Anbetracht des Monopols gebotenen Beimengungen
versetzt (denaturalisirt) werden zu können.
Nun ist aber gerade beim Viehleeksalz nach dem Ausspruche aller Land-
wirthe, die compaete Form die geeignete, und es lässt sich mit vieler Wahr-
seheinlichkeit annehmen, dass wenn diese Salzsorte für die Landwirihe in
Stücken geliefert werden möchte, es einen weit beträchtlicheren Absatz finden
würde. Wie wichtig es aber für die Viehzucht im Allgemeinen ist, dass sich der
Verbrauch von Lecksalz vermehre, ist hinlänglich bekannt, und namentlich muss
darauf hingewiesen werden, dass in allen landwirthschaftlich fortgeschrittenen
Ländern der Salzeonsum unvergleichlich höher ist wie in Oesterreich.
p’
110 Verhandlungen. [4]
In der Marmaros werden jährlich 120.000 Ctr. Viehsalz und 400.000 Ctr.
Minutiensalz erzeugt; das Minutiensalz erfordert ungefähr 90.000 Fässer zur
Verpackung, das Viehsalz so viele Säcke wie Centner. Die Frage, diese Embal-
lage ersparen zu können, ist darnach keine kleine. Herrn Sartori's Verfahren
besteht nun darin, die kleinkörnigen Salzsorten mit Wasser zu befeuchten, in
Ziegel von ungefähr 25 Pfund Schwere zu formen und diese scharf zu trocknen.
Sie erlangen darnach eine bedeutende Festigkeit und sind zu jedem Transp orte
ohne Gefässe fähig. Der Vortragende zeigte solche Salzziegel vor. Die Kosten
dieser Manipulation betragen kaum die Hälfte jener, welche die Emballage
erfordert.
Es handelte sich nun darum, auf analytischem Wege darzuthun, dass das
auf diese Weise formatisirte Salz keine Einbusse an Chlornatrium erlitt, was
indessen nach der Art des Verfahrens dabei natürlich nicht der Fall sein kann.
Die Analyse ergab in 100 Theilen:
Viehlecksalz Viehlecksalz in Ziegel
gepulvert geformt
Chlornatriam. #'., „e su ee 96:87 96:85
Chlormapaıuım „an wm. 0:07 0:08
Schwefelsaurer Kak . . . . . 0:20 0-21
Sehwefelsaures Natron . . . . » 0-10 0:09
Eisenoxyd, Kohle... 2... 1:56 1-52
MNASSER >, =... nase am al Ans 1:20 1-35
Eisenoxyd und Kohle sind jene Bestandtheile, welche künstlich beigemengt
werden, um das Salz für den menschlichen Genuss unbrauchbar zu machen,
Im Interesse der Landwirth schaft erscheint es wünschenswerth, dass diese
Formatisirung des Viehsalzes Eingang fände.
Die Zusammensetzung des Minutiensalzes ergibt sich nach Abzug der künst-
lichen Beimengungen des Viehsalzes (Eisenoxyd und Kohle).
Anträge zur Einführung des Formatisirens der Salzsorten wurden dem
k. k. Finanzministerium von Seite Herrn Sartori’s unterbreitet.
Herr k. k. Bergrath Adolph Patera machte folgende Mittheilung. „Es
wollte lange Zeit nicht gelingen, göldisch silberhaltige Erze so zu extrahiren,
dass der Halt der Rückstände bei einem entsprechenden Silber- und Goldaus-
bringen, ein befriedigend geringer gewesen wäre.
Die meisten diesbezüglichen Versuche hatten den Zweck, das Gold und das
Silber jedes für sich in verschiedenen Lösungsmitteln aufzulösen. Es wurde z. B.
versucht das Gold mit Chlorwasser zu entfernen und dann das Silber mit Koch-
salzlösung zu extrahiren, oder man laugte aus dem vorsichtig gerösteten Erze
das gebildete schwetelsaure Silberoxyd mit heissem Wasser aus, und entgoldete
die Rückstände mit Chlorwasser. Alle diese Methoden hätten zu dem gewünschten
Ziele führen müssen, wenn Gold und Silber in den Erzen getrennt vorhanden
wären, doch ist dies nur selten der Fall, denn wohl in den meisten Fällen treten
dieselben in den Erzen als Legirung auf. Löst man nun in einer solehen Legi-
rung das Gold durch Chlorwasser, so setzt das sich bildende Chlorsilber der
weiteren Einwirkung eine Schranke und der vom Chlorsilber eingeschlossene
Kern besteht wieder aus der Goldsilber-Legirung. Arbeitet man hingegen auf
die Chlorsilberbildung hin, so hindert wieder das das Silber einhüllende Gold
die vollkommene Bildung desselben.
Es hatten daher alle diese Versuche nur sehr mittelmässigen Erfolg, es blieb
immer eine namhafte Menge von den zu extrahirenden Metallen in den Erzrück-
ständen. Eben so gaben die Versuche, beide Metalle durch untersehwefligsaure
[5] Sitzung am 12. Juli. A. Patera. 111
Salze aufzulösen, wenig Hoffnung auf Gelingen, denn auch hier blieben die Rück-
stände noch viel zu reich. Ich beschäftigte mich sehon seit längerer Zeit mit Ver-
suchen in dieser Richtung und fand endlich in der mit Chlor imprägnirten Koch-
salzlösung das gewünschte gemeinschaftliche Lösemittel für Gold und Silber. Ein
Blech von göldischem Silber wird vollständig von diesem energisch wirkenden
Lösemittel aufgelöst. Ich machte verschiedene Versuche mit Erzen von Nagyag
und mit aus diesen Erzen verschmolzenen Steinen; dieselben waren theils für
sich, theils mit Kochsalzzuschlag geröstet und immer war das Ausbringen ein sehr
befriedigendes. Verspricht diese Methode bei reichen Erzen grossen Vortheil, so
ist dieser bei armen Erzen noch bedeutend grösser. Arme Erze können nicht
abwechselnd einmal auf Gold, dann wieder auf Silber verarbeitet werden, um so
weniger weil jede dieser Operationen aus den Eingangs erwähnten Gründen mehr-
mals wiederholt werden müsste, dies würde den Process viel zu kostspielig
machen. Namentlich bei armen Erzen kann nur die gemeinschaftliche Extraction
des Goldes und Silbers rentabel sein.
Da es sich bei Aufarbeitung armer Erze, wenn dieselbe mit Gewinn betrie-
ben werden soll, um rasche Verarbeitung grosser Erzmassen handelt, so kann
man hierbei mit dem gewöhnlichen Extractionsbottich nicht ausreichen. Ich wen-
dete bei meinen Versuchen in Joachimsthal den von mir bei der Versammlung
der Berg- und Hüttenmänner in Wien 1862 beschriebenen Quirl-Apparat mit
einigen Abänderungen an. Derselbe besteht aus einem Bottich, in welchem ein
Quirl um seine Axe beweglich ist. In diesen Bottich wird die concentrirte
Kochsalzlösung gebracht, worauf das Erzmehl unter beständigem Umdrehen des
Quirls eingetragen wird, es entsteht dadurch eine gleichförmig gemengte,
breiartige Trübe, in dieselbe wird Chlorgas eingeleitet. Die Einwirkung
geht rasch vor sich und in kurzer Zeit hat man ein Gemenge von gold- und
silberhaltiger Kochsalzlösung und von Erzrückstand. Um diese zu trennen,
wird die Trübe durch einen am Boden des Bottichs angebrachten Hahn in
die Filtrirvorrichtung abgelassen und nach der Verdrängungsmethode von
der gold- und silberhaltenden Lauge getrennt. Um die Arbeiter vor der schäd-
lichen Einwirkung des Chlorgases zu schützen, ist der Quirlbottich mit einem
Deckel gut verschlossen. Im Deckel ist ein Abzugsrohr angebracht, welches in
die Esse führt. Da die Trübe viel freies Chlor enthält, welehes beim Ablassen
in die Filtrirvorriehtung die Räume des Extractionslocales erfüllen, und
den Arbeitern beschwerlieh fallen würde, so wird, sobald die Auflösung
beendet ist, durch kurze Zeit Wasserdampf in die Trübe geleitet, wodurch das
freie Chlor vollständig verjagt wird.
Die Vortheile des Apparates sind, das schnelle Auflösen und Filtriren, wo-
durch die Möglichkeit geboten wird, grössere Erzmengen schnell zu verar-
beiten. Mit einem Apparate, mit einem Fassungsraum von 10 Centnern Erz
und der entsprechenden Kochsalzlauge wird man täglich 50 und mehr Centner
Erz verarbeiten können.
Ein weiterer Vortheil ist der, dass man auch bei armen Erzen concentrirte
Gold- und Silberlaugen bekommt, die dann leichter und bequemer zu verar-
beiten sind.
Der ganze Process hat bei der Ausführung kaum mehr Schwierigkeiten von
Belang zu besiegen. Die einzige ist noch die Bestimmung des zweckmässigsten
Materiales, aus welchem der Quirlbottich anzufertigen ist. Metalle sind hier
natürlicherweise vollkommen ausgeschlossen. Holz wird vom freien Chlor zu
stark angegriffen und bei den Harzüberzügen ist die Einwirkung derselben auf
das Chlorgold und die Einwirkung des Wasserdampfes auf die Harze zu berück-
112 Verhandlungen. [6]
sichtigen. Gefässe von Steinzeug können kaum von der gewünschten Grösse
angefertigt werden. Gemauerte oder steinerne Reservoirs blieben in Ermanglung
der übrigen das letzte Mittel.
Herr k. k. Bergratli Franz v. Hauer legte eine für das Jahrbuch der k. k.
geologischen Reichsanstalt bestimmte Abhandlung von Herrn Dr. Gustav Laube:
„Bemerkungen über die Münster’schen Arten von St. Cassian in der Münchner
paläontologischen Sammlung“ vor. Herr Laube, der sich schon seit längerer
Zeit mit den Vorbereitungen zur Veröffentlichung einer neuen Bearbeitung der
. wichtigen und seit Münster und Klipstein nicht wieder revidirten Fauna von
St. Cassian beschäftigt, wurde bei seinem Besuche in München durch die Güte
des Herrn Professor Oppel in den Stand gesetzt, die daselbst befindlichen
Münster’schen Originalexemplare zu studiren. Das Ergebniss ist die uns mit-
getheilte Liste der Arten mit ihren Synonymen, durch welche die Zahl der in der
gedachten Sammlung befindlichen Arten von 400 auf 279 redueirt wird. Längst
schon war eine neue Bearbeitung der Cassianer Fossilien ein wahres Bedürfniss
für unsere Alpengeologie: wir freuen uns dieselbe nunmehr von einem eben so
eifrigen als kenntnissreichen Forscher unternommen zu sehen, und sind dem-
selben für die Mittheilung der ersten Resultate seiner Studien für unser Jahr-
buch zu dem lebhaftesten Danke verpflichtet.
Weiter theilt Herr v. Hauer den Inhalt der Berichte mit, welche die bei
der Aufnahme im Felde beschäftigten Herren Geologen bis jetzt eingesendet
haben.
Der Chefgeologe der ersten Section Herr k. k. Bergrath M. V. Lipold
begann seine Untersuchungen, begleitet von Freiherrn v. Sternbach und
Herrn Dr. Stelzner ın den Umgebungen von Molln. Im Denkgraben östlich von
Molln brechen die durch Schurfbau aufgedeckten Steinkohlen in den Lunzer
Schichten (obere Trias) ein, wie dies durch vorgefundene Fossilreste Posido-
nomya Wengensis, Pterophyllum longifolium, sowie durch das Auftreten von
Raibler Schichten mit Corbis Mellingi unmittelbar im Hangenden der kohle-
führenden Schichten eonstatirt ist. Durch einen Stollenbau sind drei Flötze ver-
quert, von denen jedoch nur das Hangendste eine Mächtigkeit von 1 Fuss besitzt.
Ueber den Raibler Schichten folgt in grosser Mächtigkeit der Hauptdolomit,
welehem am Rücken des Anasberges die Kössener Schichten auflagern.
Bei den Exeursionen südlich von Molln, die bis zum Hochsengsen -Gebirge
und namentlich biszur Faistenauer Alpe ausgedehnt wurden, fand sich von unten
nach oben die folgende Reihenfolge der Schichten: Lunzer Schichten; —
Raibler Schichten mitRauchwacken ; — Hauptdolomit; —Kössener Schichten; —
Dachsteinschiehten, welch’ letztere nach oben in inniger Verbindung stehen mit
Hierlatz- und Adnether Schichten, an die sich dann wieder im Bodinggraben
Klausschichten anschliessen. Noch wurden „in der Boding“, und zwar im Esels-
graben hornsteinführende Jurakalke, rothe Aptychenschiefer des Jura, endlich
Neocomienmergel und Kaikschiehten vorgefunden. Einen Schurfbau auf der
Faistenauer Alpe bezeichnet Herr Lipold als gänzlieh verfehlt, denn er war
in den Kössener Schichten angelegt.
Das wichtigste Resultat dieser Exeursionen besteht in der gewonnenen
Ueberzeugung, dass die Dachsteinschichten nieht auf das Hochsengsen-Gebirge
allein beschränkt sind, sondern sich auch noch weiter im Norden am Gaisberg
bei Molln u. s. w. vorfinden, unterlagert von Kössener Schichten und bedeckt
von Hierlatz-Schichten.
Am Wege von Molln naeh Losenstein wurde insbesondere im Rohrbach-
graben eine grosse prachtvolle Enthlössung untersucht, in welcher die ganze
[7] Sitzung am 12, Juli. Fr. Ritter v. Hauer, 113
Reihenfolge der Hallstätter, Lunzer, Raibler Schichten und des Hauptdolomites
siehtbar ist, und mit Sicherheit festgestellt werden konnte, dass die unter den
Lunzer Schichten auftretenden Hallstätter Schichten noch so weit im Nor-
den auf einer Hebungsspalte zu Tage treten.
Eben dieselben Schichtengruppen wurden von Herrn k. k. Berg-Ingenieur
J. Rachoy in der Umgegend von Hollenstein und Weyer beobachtet, nament-
lieh waren es auch hier häuptsächlich die Hallstätter Kalke, Raibler Schichten,
häufig petrefaetenführend und Hauptdolomite , welche seine Aufmerksamkeit in
Anspruch nahmen, und deren genaue Abgrenzung vorgenommen wurde.
Herr k. k. Bergrath Fr. Foetterle hatte vor dem Beginne seiner eigent-
lieheu Sommerauftahmen mit den von dem hohen k. k. Finanzministerium ein-
berufenen Herren Montan-Ingenieuren, um dieselben mit den Lagerungs- und
Bergbauverhältnissen in einigen der wichtigsten Kohlenreviere der Monarchie
bekannt zu machen, Ausflüge nach den Braunkohlenwerken im nördlichen Steier-
mark, den Lignitablagerungen im südlichen Mähren, dann nach den Steinkohlen-
distrieten von Oesterreichisch-Schlesien und des Krakauer Gebietes unternommen,
und dieselben auch über den in montanistischer Beziehung so hochwichtigen
westlichen Theil von Preussisch- Schlesien ausgedehnt. Die zuvorkommende
Unterstützung, welche den Reisenden aller Orts zu Theil wurde, erleichterte
wesentlich die Erreichung des Zweckes. Die Direction der k. k. Südbahngesell-
schaft unter gütiger Vermittlung des Generalsecretärs Herrn Dr. J. Grimm
hatte wesentliche Erleichterung in der Benützung der Bahn, jene der Nordbahn
durch Herrn Generalseeretär Siehrovsky und Herrn Generalsecretär - Stell-
vertreter Fellmann ganz freie Fahrt zugestanden. Auf den Werken
leiteten meist die Herren Vorsteher selbst die Besichtigung und gaben mit
grösster Liberalität alle gewünschten Aufschlüsse. Zu besonderem Danke
fühlten sich in dieser Beziehung die Reisenden verpflichtet den Herren
J. Schmued, H. Drasche’schen Bergverwalter in Seegraben, F. Rachoy,
R. v. Fridau’schen Bergverwalter am Münzenberge bei Leoben, Th. Hipp-
mann, k. k. Bergverwaltungsadjuncten in Fohnsdorf, Tunner, Grafv. Meran'-
schen Verweser in Köflach, Fr. Sprung, Verweser und Mitgewerkern in Voits-
berg, E. Wozniakowsky, Fürst Salm’schen Bergverwalter in Gaya, Central-
direetor F. Bunk in Wittkowitz, k. k. Bergrath Leop. Fiedler, Bergverwalter
Fr. Loos und Schichtmeister K. Stanger in Mähr,-Ostrau, Fabriksbesitzer
K. Hochstetter, Bergmeister Franz Ott und Schichtmeister W. Drastich
in Hruschau, Schiehtmeister Adalb. Schmalz in Michalkowitz, Director L.
Hohenegger in Teschen, k. k. Bergverwalter Fr. Rath und k. k. Schicht-
meister Ferd. Schott in Jaworzno, Berginspector der Louisen-Glücksgrube
bei Kattowitz Krenzky, k. Oberhütten-Direetor Paul und k. Bergreferendar
Otto Taeglichsbeck in Königshütte, endlich k. Bergreferendar Schneider
in Beuthen.
Die geologische Aufnahme selbstbegann Herr BergrathFoetterle, begleitet
von den Herren Bergingenieuren A. Horinek und A. Rücker mit der Unter-
suchung des Gebietes zwischen dem Waagthale und dem Teeplabach in der Umge-
bung der Orte Dubnitz, Tepla, MSenne, Dolna-Poruba und Dubnitz. Die unterste
in diesem Gebiete auftretende Felsart bilden verschieden gefärbte Kalksteine, in
Dolomite übergehend und mit Sandsteinen in Verbindung, ein sehr mannig-
faltiger Schichtencomplex, der dem unteren Lias, den Grestener Schichten
angehören dürfte. Weiter nach aufwärts folgen:
Arietenreicher Liasfleckenmergel.
114 Verhandlungen. Sitzung am 12. Juli. F. Ritter v. Hauer. [8]
Jurakalkstein in drei Glieder zerfallend, und zwar von unten nach oben,
rother knolliger Kalkstein, — rother Hornsteinkalk, — und grünlichgrauer,
meist dünn geschichteter Kalkstein.
Neocommergel durch zahlreiche Fossilien charakterisirt und oben von
Quarz-Sandsteinen bedeckt, von welchen er durch eine schmale Einlagerung
von sandigem lichtgrauen Schiefer getrennt ist. |
Das oberste Glied endlich bildet Dolomit, an dessen Basis bisweilen noch
dünn geschichtete schwarze Kalksteine, ähnlich jenen von Comen in Istrien,
entwickelt sind.
Herr Sectionsgeologe K. Paul, begleitet von Herrn Berg-Ingenieur Fr.
Babanek, begann die Untersuchung des linken Waagufers zwischen Bistritz
und Predmir. Zunächst über der Alluvialebene erscheint hier eine Terrasse,
bestehend aus Diluvialschotter und Löss, und hinter derselben folgt eine Zone
von der Kreide angehörigen Sandsteinen und Kalksandsteinen. Besonders gut
entblösst beobachtet man die Gesteine bei Vrtizer, wo gröbere und feinere
Sandsteine vom Typus der Wiener Sandsteine mit grauen Kalksandsteinen
wechsellagern, welche letztere zahlreiche Exemplare der Exogyra columba
enthalten. Im Osten lehnen sich die Gesteine dieser Kreidezone an den Jurakalk
des grossen und kleinen Manin-Berges. Bei Predmir selbst tritt unter den Sand-
stein einfallend ein reicher dünn geschichteter Mergelschiefer auf, der Sehichten
von Sphärosiderit eingelagert enthält und, wenn auch selten, Petrefaeten, darunter
einen Belemniten führt. — Zwischen Predmir und Hrabowe ragt ein isolirter
Kalksteinblock aus dem Sandsteine empor. Ein darin aufgefundenes Fragment
eines Radiolithen beweist, dass auch dieser Kalkstein der Kreideformation
angehört.
Von eingesendeten Gegenständen legt Herr v. Hauer schliesslich eine
Sammlung von Tertiärpetrefaeten aus der Umgegend von Oberschützen im
Eisenburger Comitat vor, die wir Herrn Dr. Fr. Zekely, Professor an der
öffentlichen evangelischen Schulanstalt daselbst, verdanken. Die grosse Mehrzahl
derselben stammt aus Stegersbach und besteht aus vortrefflich erhaltenen Formen
der Congerienschichten, als: Melanopsis Martiniana Fer, Mel. Bouei Fer., Mel.
pygmaea Partsch,, Cardium conjungens Partsch, Unio.atavus Partsch und einer *
eigenthümlichen Congeria, zunächst verwandt mit C. subglobosa Partsch, aber
von den gewöhnlichen Formen dieser Species durch geringere Breite und einen
sehr scharfen Rückenkiel unterschieden. Ebenfalls den Congerienschichten
gehören an die Fundstellen bei Litzelsdorf mit Mel. Martiniana und Mel. Bouei,
dann bei Oberndorf mit Cong. spathulata. — Mergelige Sehichten mit Kernen
und Abdrücken vom Bivalven von Drumling, südöstlich von Schlaning, dagegen
dürften eher mit den Cerithienschichten in Parallele zu stellen sein.
Jahrbuch 14. Band.
derkk.k. geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. III. Heft.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 16. August 1864.
Herr k. k. Bergrath Franz Foetterle im Vorsitz.
Mittheilungen von Herrn k. k. Hofrath und Director W. Haidinger werden
vorgelegt:
„Seine k, k. Apostolische Majestät haben mit der Allerhöchsten Entschlies-
sung vom 30. Juli d. J. Euer Wohlgeboren in neuerlicher Anerkennung Ihrer
ausgezeichneten wissenschaftlichen Leistungen und der Verdienste, welche Sie
sich bei der Leitung der geologischen Reichsanstalt erworben haben, taxfrei das
Ritterkreuz des Leopoldordens Allergnädigst zu verleihen geruht.
Es gereicht mir zur aufrichtigen Freude, Euer Wohlgeboren von dieser
Allerhöchsten Auszeichnung in Kenntniss zu setzen und diese Mittheilung mit
meinen herzlichsten Glückswünschen zu begleiten.
Wien, am 1. August 1864.
Schmerling m. p.“
„An den Herrn Director der geologischen Reichsanstalt k. k. Hofrath Dr.
Wilhelm Haidinger.“
Die unmittelbare Ausfertigung aus der Kanzlei des österreichisch-kaiserlichen
Leopoldordens, nebst Ordensdecaration und Statutenbuch war mir gleichfalls am
1. August zugekommen, von dem Herrn k. k. Ordensschatzmeister Dr. Joseph
Ritter v. Wessely ausgefertigt, in Abwesenheit des Herrn k. k. Ordenskanzlers
und Feldmarschalls Heinrich Freiherrn v. Hess.
Am 8. August war es mir beschieden, Seiner k. k. Apostolischen Maje-
stät, unserem Allergnädigsten Kaiser und Herrn auch persönlich meinen
ehrfurchtsvollsten Dank in Allergnädigst bewilligter Audienz neuerdings huld-
reichst entgegengenommen darbringen zu dürfen,
Gewiss ist es meine Pflicht als Direetor der k. k. geologischen Reichsan-
stalt den vollen Wortlaut in unserem Jahrbuche zu bewahren, denn wenn auch
der Natur der Sache nach eine Allergnädigste Verleihung dieser Art nur
eine einzelne Person in glänzendster Weise auszeichnet, so ist die Geschichte
meines Strebens so innig seit Jahren mit den Erfolgen der Thatkraft, der Kennt-
niss, der Hingebung und Beharrlichkeit meiner jüngeren Freunde in der k. k.
geologischen Reichsanstalt, und deren welche sich uns freiwillig anschlossen, in
fortwährendem Zusammenhange, dass der Glanz des Ereignisses auch die
Freunde und Arbeitsgenossen sämmtlich umfasst, und gewissermaassen der ganzen
Reihe der Bestrebungen und Arbeiten einen höheren gesellschaftlichen Bun
eine höhere Weihe verleiht.
Wohl darf ieh daher hier meine innigen treuen Dankgefühle aussprechen,
für das glänzende Ereigniss selbst, für das Wohlwollen dessen wir uns stets von
Seite unseres hohen Chefs und Obersten Leiters und Beschützers Seiner Excellenz
K. k. geologische Reichsanstalt, 14. Band. 1864, Verhandlungen, q
116 Verhandlungen. [2]
des Herrn k. k. Staatsministers Ritter v. Schmerling erfreuen, aber auch für
die lebhafte Theilnahme, welche mir in zahlreichen Zuschriften aus dieser Veran-
lassung zukam, und für welche es mir bisher in vielen Fällen nicht gelang,
einzeln meinen innigsten Dank wieder darzubringen. Ich muss dies bier öffentlich
ergänzen, wo der Fortschritt der Zeit eine wirkliche Antwort nicht mehr zulässt.
Auf unserem ferneren Pfade der Arbeit ist uns gewiss dieser neue Gewinn
mit allen seinen Folgen von höchster Wichtigkeit, wahrhaft unschätzbar.
In unserer Sitzung am 5. April hatte ich von zwei feierlichen Tagen Nach-
richt gegeben, einem Sendschreiben der k. k. geologischen Reichsanstalt von
vierundvierzig Mitgliedern und Freunden und Arbeitsgenossen derselben gezeich-
net an unsern hochverdienten Forscher und Mitbürger Dr. Ami Bou& zu seiner
Feier des siebenzigsten Lebensjahres am 16. März, und einem wahrhaft glanz-
vollen Ehrentage am 30. März, des hochverdienten Forschers, königl. Bayerischen
Geheimen Rathes in München, Karl Friedrich Philipp von Martius, eben vor
wenigen Tagen: vorüber gegangen, und von welchem noch die ausführlicheren
Nachrichten fehlten. Viele hoch erhebende Zeichen wahrer Verehrung aus allen
Schichten der Gesellschaft hatten sich auf dem gefeierten Jubilar vereinigt. Eine
Gold-Ehrenmedaille war durch eine über die ganze Erde verbreitete Subseription
vorbereitet worden; die Einladungen durch die königlich-bayerischen Professoren
Dr. Ludwig Radlkofer, Dr. August Schenk und Dr. Adalbert Schnizlein,
in München, Würzburg und Erlangen eröffnet.
Die Gewinnung der Medaille wurde in Wien zum Schluss geführt durch
Dr. E. Fenzl, G. Ritter v. Frauenfeld und W. Haidinger, die Medaille
selbst gravirt von Herrn k. k. Professor Karl Radnitzky, und geprägt im k. k.
Haupt-Münzamte in Wien. Ueberreicht war dieselbe worden durch unsern
hochgeehrten Freund Herrn Professor Dr. Fenz! und Herrn Professor Dr.
Radlkofer. Gleichzeitig war ein Subscriptions-Album überreicht worden.
Mir selbst, dem der letzte Abschnitt der Veranstaltungen anvertraut worden war,
blieb die Verpflichtung in einem Schluss-Berichte nicht nur eine summarische
Uebersicht der Rechnungsbeziehungen zu geben, sondern auch jedem der hoch-
verehrten Herren Theilnehmer an der Subscription das Historische des Vor-
ganges zur Kenntniss zu bringen, nebst dem innigsten Danke allen huldreichen
und wohlwollenden Gönnern und Förderern des Unternehmens. In dem Gesammt-
verzeichnisse sind 386 Nummern aufgezählt, eigentlich waren es 389, da eine
derselben für vier Einlagen gilt, von 115 verschiedenen Städten und Orten. Das
Ganze was mir zur Verfügung einging, betrug 2444 fl. 67 kr. ö. W. Bankvaluta,
deren Verwendung in meiner Schrift nachgewiesen ist. Ein Exemplar der
Widmung der Martius-Medaille sowohl als auch ein Exemplar meines Schluss-
berichtes überreiche ich zur Aufbewahrung in unserer Bibliothek. Jeder der
hochgeehrten Herren Theilnehmer erhielt beides. Es waren 500 Exemplare von
denselben gedruckt worden, so dass noch eine kleine Anzahl für Herrn Geheimen
Rath v. Martius selbst, so wie uns den Theilnehmern an den Vorgängen der
Gewinnung noch einige wenige Exemplare zur Verfügung blieben. Die Exemplare -
der Medaillen sowohl als die Druckgegenstände waren in dem k. k. Hauptmünz-
amte und der k. k. Hof- und Staatsdruckerei unter wohlwollender Gewährung
Seiner Excellenz des Herrn k. k. Finanzministers Edlen v. Plener ausgefertigt
worden. Diesem vieljährigen Gönner, eben so wie Seiner Excellenz unserem
eigenen hohen Chef, Herrn k. k. Staatsminister Ritter v. Schmerling war
ich durch ihren eigenen freundlichen Beitritt zu innigstem Danke tief verpflichtet.
„Was uns in Wien in den Vorgängen in München hoch erhob, war das
Gefühl, dass Seine k. k. Apostolische Majestät der Kaiser Franz
[3] Sitzung am 16. August. W. Haidinger. 117
Joseph I. Selbst aus unserem Oesterreich“ „an der Spitze der Verehrer
unseres Martius stand“, indem Allerhöchstderselbe ihm das Ritterkreuz
Seines Leopoldordens Allergnädigst verliehen hatte.
„Höchst anregend und glänzend wirkte die Thatsache der wohlwollenden
Theilnahme der drei durchlauchtigstenk. k. Erzherzoge, huldreicher
vieljähriger Beschützer und Förderer unserer wissenschaftlichen Bestrebungen,
Seiner Majestät des gegenwärtigen Kaisers Maximilian I. von Mexico,
damals noch Erzherzog Ferdinand Maximilian in Miramare, Seiner
Kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Stephan
auf dem Schlosse Schaumburg an der Lahn, und Seiner kaiserlichen
Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Ludwig Joseph in
Wien, in Seinem achtzigsten Lebensjahre frisch zur Beihilfe wie immer“.
Es ist mir wohl gestattet, in dankbarster Rührung diese letzten Abschnitte
aus meinem Schlussberichte „Die Martius-Medaille“ zu entlehnen.
Das Martius-Fest ist vorüber. „Unvergänglich bleibt uns die erhebende
Erinnerung, gewiss auch für künftige Zeiten.“ Wohl darf ich auch hier mein
Schlusswort wiederholen: „Als Schluss des gegenwärtigen Berichtes darf ich
wohl noch mit wenigen Worten das erhebende Gefühl aussprechen, die reine
Freude, welche den Fortgang des Unternehmens begleitete. Es galt den Grund-
satz in der Wirklichkeit durchgeführt zu sehen, den ich so oft anzurufen mich
veranlasst gefunden habe, auch wo er nicht immer zur Geltung kam, der aber
hier in München siegreich hervortrat.“
„Achtung der Wissenschaft und den Männern der Wissenschaft!“
Viele freundliche Empfangsbestätigungen für die Versendung der Medaillen
und Berichte sind mir zugekommen, ich darf sie hier nur im Allgemeinen erwähnen.
In Bezug auf eine einzige derselben glaube ich doch eine Ausnahme machen zu
müssen, eine Antwort aus Rom, von einer hochgeehrten Frau, der ausgezeichneten
Forseherin Caterina Searpellini, welcher wahren Meisterin ihrer schönen elas-
sischen italienischen Sprache in kalligraphischen Zügen ich folgende erhebende
Worte verdanke 1):
„leh habe kürzlich mit meinem grössten Wohlgefallen die köstliche Martius-
Medaille und Ihr Werkchen, welches deutlich zeigt — und Euer Wohlgeboren
werden mit mir übereinstimmen — im Angesichte der wissenschaftlichen Welt,
dass in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts die Meister der Wissen-
schaft mehr als je Verehrung geniessen, weil sie uns geführt haben und noch
führen zu dem Tempel der Wahrheit, von welchem jene Morgenröthe einer Jicht-
volleren Menschlichkeit ausstrahlt, und wo die Schritte des Verstandes in tiefere
Spuren sich eingraben. Die verschiedenen Repräsentanten, sage ich, beginnen
in der That sich die Sorge für die Wissenschaften angelegen sein zu lassen.“ +
Aber während die Martius-Bewegung zum Schlusse gekommen war, nahm
eine andere Jubelfeier unsere Aufmerksamkeit in Anspruch, das fünfzigste Jahr
des Eintrittes in den Staatsdienst unseres hochverehrten und. hochgefeierten
Freundes Geheimen Bergrathes Dr. Jakob Noeggerath in Bonn am 10. August.
Ein Comite zur Feier des Tages hatte sich gebildet. Von Herrn Dr. Hermann
1) Ho ricevuto ultimamente con mio sommo compiacimento la preziosa Medaglia-Martius
e suo Opuscolo, la quale mostra chiaramente — e la S«. V«. converra meco — al cospetto
del Magistero Scientifico, che nella 2 meta de Secolo XIX si venerano maggiormente che
mai i Maestri della Scienza, perche hanno condotto, e conducono, al Tempio del Vero, ove
sorge quell’ Aurora di una civilt® piü luminosa, ed i passi della intelligenza vi stampano
con un’ orma profonda. — I rispettivi rappresentanti, dirö, incomminciano davvero a pren-
dere cura delle scienze.
q*
118 Verhandlungen. [4]
Vogelsang erhielt ich freundliehst nähere Nachrichten. Aber die Theilnahme
von unserer Seite musste sehr vereinzelt bleiben, weil weitaus die Mehrzahl
unserer Mitglieder von Wien entfernt war. So entwarf ich im Namen der
k. k. geologischen Reichsanstalt ein Theilnahme-Sendschreiben zur Ueberreichung
zu geeignetem Augenblicke.
Nach einer freundlichst von Herrn Prof. H. Vogelsang erhaltenen Mitthei-
lung waren für das Fest 1240 Thaler gezeichnet worden. Eine grosse silberne
Bowle für 800 Thaler war als Ehrengeschenk bestellt worden, dazu eine künst-
lerisch ausgeführte Adresse, der Rest für Ausstattung des Festes. Folgendes Pro-
gramm sollte gelten: Am Vorabende um 5 Uhr Ueberreichung des Ehrengeschenkes
von Seiten der bergmännischen Schüler des Jubilars. Um 6 Uhr Ueberreichung des
Ehrengeschenkes von Seiten der Genossen, Schüler und Freunde des Jubilars.
Am 10. August, Morgens Begrüssung des Jubilars durch die verschiedenen
Deputationen, Nachmittags 2 Uhr Festessen im grossen Saale der Lese- und
Erholungsgesellschaft. Bei diesem Toaste 1 auf Seine Majestät den König, dann
2 auf den Jubilar, von Seite des Oberbergamtes, von der Universität, von der
Stadt Bonn, von den Bergwerksbesitzern, von den Schülern des Jubilars, von der
Lese- und Erholungsgesellschaft, endlich auf die Familie des Jubilars.
Das Sendschreiben der k. k. geologischen Reichsanstalt war folgenden
Inhalts:
„Herr Geheimer Bergrath!“
„Gleiche Lagen, gleiche Gefühle, gleiches Streben vereinigen in Neigung,
Hochachtung, Verehrung je länger eine gnädig waltende Vorsehung ihre Ent-
wiekelung gewährt.
Als deutscher Stammgenosse, in Bundes-Landsmannschaft, stehen Sie uns
Oesterreichern noch näher durch Ihre Geburt selbst in einer Zeitperiode, in
welche rein Oesterreicbischer Erzherzog Maximilian Franz Xaver Hoch-
und Deutschmeister und Churfürst von Köln war, mit seinem Sitze in Bonn, dem
Sehauplatze Ihrer späteren langjährigen, erfolgreichen Thätigkeit, begonnen noch
in Zeiten, wo Fremdherrschaft das Scepter führte!
Wir zählen nicht die mannigfaltigen, umfassenden, anregenden und die
Wissenschaft fördernden Arbeiten auf, in welchen Sie allen Freunden mineralogi-
scher und geologischer Forschung, mit den Anwendungen derselben im Leben,
eine reiche Quelle von Belehrung bildeten. Selbstständige Werke und Berichte
über einzelne Wahrnehmungen in zahlreichen Sammelschriften geben reichliches
Zeugniss. Auch berühren wir nicht die eigentliche Thätigkeit im Lehrfache aus-
führlicher, durch welche Sie so zahlreiche, ihrerseits wieder hochverdiente Schüler
ausbildeten und sie als Freunde festhielten. Noch weniger wäre hier der Ort
Ihrer vielen übrigen Lebensbeziehungen zu gedenken.
“ Aber über die näheren Berührungen mit unseren geologischen Forschungen
in Oesterreich, mit unserer k. k. geologischen Reichsanstalt, gestatten Sie uns Ein
Wort, es ist ein Wort des innigsten Dankes und freudiger Anerkennung. Nichts
ist anregender als wohlwollendes, günstiges Urtheil des hocherfahrenen Fachge-
nossen. Wir haben das Gefühl dieser Anregung reich genossen durch Ihren freund-
lichen Bericht über die k. k. geologische Reichsanstalt in der Zeitschrift der
deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin, aber auch noch in vielen anderen
Lagen und Zeitabschnitten, wo Sie unserer neuern Entwicklungen freundlich
gedachten, wo Sie selbst in wissenschaftlichem Anschlusse den Beweis Ihres
freundlichen Beifalls gaben. Stets in leitender Stellung in den im österreichischen
Kaiserstaate tagenden Versammlungen deutscher Naturforscher und Aerzte, ver-
liehen Sie auch unserer Section eine höhere Weihe; aus der vorletzten in Wien
[5] Sitzung am 16. August. W. Haidinger. 119
”
folgte die Versammlung Ihrer Stimme in dem nächsten Jahre nach Bonn; in der
letzten in Karlsbad vermittelten Sie als Vorsitzender das freundliche Telegramm
an den Director der k. k. geologischen Reichsanstalt nach Wien.
So nehmen Sie denn, hochgeehrter Herr Geheimer Bergrath, für unsere
. k.k. geologische Reichsanstalt und unsere Freunde und Arbeitsgenossen in
Wissenschaft und Anwendung, den Ausdruck unserer innigsten Theilnahme und
dankbarster Anerkennung an dem heutigen festlichen Tage des 10. August 1864
wohlwollend auf, mit dem Wunsche der Fortdauer der frischen Kraft, die Sie
so oft bewährten.
K. k. geologische Reichsanstalt,
Wien, am 12. Juli 1864, für Bonn am 10. August 1864.
W. Haidinger.“
Das Fest verfloss nach dem Programme. Aber manches Ereigniss trat ein,
das demselben den höchsten Glanz verlieh. Schon um 10 Uhr Vormittags des
10. August sandte mir unser hochgeehrter Freund und Gönner Noeggerath
folgendes Telegramm:
„K. k. geologische Reichsanstalt!
Im Drange der vielseitigen an meinem heutigen Jubeltage dargebrachten
ehrenvollen Manifestationen kann ich nieht umhin, vorläufig der k. k. geologischen
Reichsanstalt meinen innigsten Dank auszusprechen für ihre ausgezeichnete
Begrüssung, z zugleich hoch gehoben durch die von der Gnade Seiner Majestät des
Kaisers mir gewordene Ordensverleihung. Noeggerath“.
Hoch gehoben, wie Noeggerath das Wort spricht, muss ich heute die
vielfach anregende Allerhöchste Gnade Seiner Majestät unseres Aller-
gnädigsten Kaisers und Herrn in tiefster Rührung empfinden, welche mir
den hohen Genuss gewährt, in der heutigen Sitzung als von eben in der
Geschichte verzeichneten Ereignissen von der Verleihung von Ritterkreuzen
Seines Leopold-Ordens an die treffliehen Männer Martius in München und
Noeggerath in Bonn und an mich selbst in Ihrer Mitte Nachricht zu geben.
Mit wahrer Theilnahme gebe ich hier noch Nachrieht über ein höchst
erfreuliches Ereigniss, das uns so eben aus dem uns in geologischer Beziehung so
wohlwollend verbündeten England zukommt. Ihre Majestät die Königin hat
dem grossen Geologen Sir Charles Lyell die Würde eines Baronet des vereinigten
Königreiches unter dem Titel eines Baronet von Kinordy in der Grafschaft Forfar
verliehen. „Alle Geologen“, sagt der Berichterstatter in der zweiten Nummer
des Geological Magazine, von T. R. Jones und H. Woodward, 1. August
1864, „wir sind dessen gewiss, werden sich über diesen wohlverdienten Beweis
der Auszeichnung erfreuen, welchen die Königin einem der gediegensten unserer
leitenden Männer verlieh, der sein Leben dem Fortschritt ihrer Wissenschaft
weihte, und dem wir so viele werthvolle Werke verdanken. Diese ihm gewor-
dene Ehre ist die höchste Anerkennung des Verdienstes, welche je in diesem
Lande durch den Souverain einem Geologen zu Theil geworden ist, während er
unter den Männern der Wissenschaft längst den eben so hohen als ehrenvollen
Titel eines „Geschiehtschreibers der Geologie“ führte“
Wenn auch nach den Gewohnheiten der Länder ver schieden, sehen wir
mit hohem Genusse überall diesen Zweig unserer Wissenschaft hochgeehrt.
Aber während ich mit dem Berichte über diese Ereignisse beschäftigt war,
erhielt ich eine neue Einladung mit Beziehung auf ein ferneres Jubelfest, das
am 2. November 1864 in Dresden stattfinden wird. Der hochverdiente Präsident
der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen deutschen Akademie der Natur-
forscher, Geheimer Rath und Leibarzt Dr, Karl Gustav Carus ist dort Jubilar
120 Verhandlungen. [6]
für das 50. Jahr seines Eintrittes als Professor. Eine Aufsammlung von baren
Beträgen soll zu einer „Carus-Stiftung“ verwendet werden. Ein Capital wird
gebildet, dessen „Zinsen“ „in einer die Wissenschaft fördernden Weise, entweder
als Prämien oder als Reisestipendien u. s. w. nach späterer Bestimmung. des
Jubilars im Vereine mit den Herren Adjuncten vertheilt werden“ „sollen“. Es
hatte sich unter Zustimmung der Adjuneten in Dresden zu dem Zwecke der
Gründung der Stiftung ein Comit& gebildet, bestehend aus den Herren Hofrath
Prof. Dr. L. Reichenbach, Adj., Geh. Medieinalrath und Leibarzt Dr. Wal-
ther, Prof. Dr. H. B. Geinitz, Prof. Dr. A. Drechsler, Secretär G.
Müller. Von diesem Comite sind die Einladungen ausgefertigt, und mir für
Wien das Ehrenamt übertragen, dem ich sehr gerne entspreche, die mir nach
und nach anzuvertrauenden Beträge getreulich nach Dresden zu übersenden, und
ich darf hier wohl den Wunsch aussprechen, sie möchten recht reichlich schon
für den Tag der Erinnerung beginnen. Sie unterscheidet sich von mehreren
Stiftungen dieser Art, der Humboldt-, Ritter-, Savigny-Stiftung dadurch, dass
sie noch während des Lebens zu einem Festtage gegründet wurde. Bei dem
kurzen und doch namentlich der Ferienzeit wegen weniger günstigen Zeit-
abschnitte lässt sich wohl voraussetzen, dass der in der Einladung benannte Tag
des 2. November nicht den Schluss der Bildung ausdrücken wird.
„Se. k.k. apost. Majestät haben mit allerhöchster Entschliessung vom 6. Au-
gust d. J. dem erzherzoglichen Gewerksdireetor Ludwig Hohenegger in
Teschen in Anerkennung seiner Verdienste um die Förderung der Montan-Indu-
strie das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens allergnädigst zu verleihen geruht.“
Mit hoher Freude bewahre ich diesen Act Allerhöchster Gnade auch hier
für unser Jahrbuch. Gerne verweile ich aus dieser Veranlassung auf der langen
Reihe vonJahren gleicher Gefühle, gleicher Bedürfnisse, gleicher Entwickelungen,
welche uns vereinigte, noch aus den Zeiten des k. k. montanistischen Museums,
und später in jenen der k. k. geologischen Reichsanstalt. Seine sorgsamen geolo-
gischen Forschungen werden für k. k. Schlesien und die angrenzenden Theile
von Galizien und Ungarn für immer unschätzbar und maassgebend bleiben. Sein
Schmuck ist wahrhaft hoch verdient.
Sir Charles Lyell ist zum Präsidenten der 34. Versammlung der British
Association for the Advancement of Science gewählt, welche am 14. September
in Bath sich vereinigen wird, mit den Herren William Hopkins und Franeis
Galton als Generalsecretären, und Georg Griffith deren Assistenten. Sowohl
von diesen als von den Honorar-Localsecretären Herren Charles Moore, Charles
E. Davis und H. H. Winwood waren uns freundliche besondere Einladungen
zugekommen.
Die uns obliegenden Arbeiten gestatten es nicht, dass irgend einer der
Theilnehmer an denselben der werthvollen Einladung entsprechen könnte,
doch beabsichtige ieh an unsern hochgeehrten Gönner und Freund Sir Charles
Lyell einen raschen Bericht über die Hauptaufgaben zu richten, welche uns in
dem letzten Zeitabschnitte beschäftigten, und dessen Aufsatz ich meinem hoch-
verehrten Freunde Herrn Franz Ritter v. Hauer verdanke.
In gleicher Weise wie für Bath müssen wir uns auch für unsere eigene
diesjährige 39. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Giessen
bescheiden, welche vom 17.—23. September stattfinden wird, mehr unsere
Theilnahme aus der Entfernung auszusprechen. Doch wird aus unsern nähern Kreisen
Herr Dr. Albrecht Schrauf vom k.k.Hof-Mineraliencabinete dort anwesend sein.
Ein hoher wissenschaftlieher Genuss steht den dort versammelten Naturforschern
bevor am 18. September, der Empfang in dem Schlosse Schaumburg bei Seiner
[7] Sitzung am 16. August. W. Haidinger. 121
Kaiserlichen Hoheit unserem höchsten Gönner, dem Durchlauchtigsten Herrn
Erzherzog Stephan in Seinem reichen mineralogischen Museum. Die Einladung
kam uns zu, unmittelbar von den Herren Prof. Dr. A.Wernher und Prof. Dr. Rud.
Leuckart und Bürgermeister B. Vogt, und ausserdem noch angelegentlichst
befürwortet von unserem vieljährigen trefflichen Freunde Dr. v. Klipstein,
welchem wir hier unsern innigsten Dank für diese freundliche Aufmerksamkeit
darbringen.
Für die in Oesterreich selbst uns gleichfalls in freundlicher Einladung mit-
getheilte Eröffnung der 10. Versammlung ungarischer Naturforscher und Aerzte
in Maros-Väsärhely in Siebenbürgen, durch den Vicepräsidenten Grafen Dominik
Teleki und Secretär Dr. Wilhelm Knöpfler ist schon der 24. August be-
stimmt, während die Schlusssitzung am 2. September stattfindet.
Von unserem hochgeehrten Freunde, dem Herrn Präsidenten Quintino
Sella der ausserordentlichen Versammlung der Societa italiana di scienze
naturali in Biella in Piemont liegen uns gleichfalls freundliche Einladungen
vor für den 2. — 4. September, die wir mit Dank anerkennen und auch nicht
fehlen werden, das Ergebniss der Versammlungen zu verfolgen.
Auch die Versammlung schweizerischer Naturforscher in Zürich erheischt
unsere Aufmerksamkeit in treuer Erinnerung so hochgeehrter dort versammelter
Freunde und Arbeitsgenossen Studer, Escher v. d. Linth, Merian,
Wiser, Heer, Kenngott und Anderer, von welchen ich hier noch meines
hochgeehrten Freundes Bergrathes Theodor Scheerer in Freiberg gedenken
möchte, der mich so freundlich aufforderte, dort Mitte August ja nicht zu
fehlen. — Doch auch hier nur innige Theilnahme aus der Entfernung möglieh. |
Auch wir selbst in Wien sehen einer Versammlung entgegen, der 14. Ver-
sammlung deutscher Architekten und Ingenieure, welche am 30. und 31. August
und 1. und 2. September stattfinden wird, und von welchen wir theilnehmende
Freunde herzlichst willkommen zu heissen vorbereitet sind.
Unmittelbar steht uns eine Theilnahme an der dalmatinisch-eroatisch-slavo-
nischen Ausstellung in Agram bevor, welche sich indessen auf die Uebersendung
der drei nach unseren Uebersichts-Aufnahmen geologisch eolorirten Strassen-
karten in dem Maasse von 6000 Klaftern = 1 Wiener Zoll oder 1: 432.000 der
Natur beschränkt, von unserer Seite keine Schwierigkeit darbietend, und doch
zur Uebersicht aller Naturproducte und Industrialgegenstände in Bezug auf die
betreffenden Ländertheile von anregendem Einflusse.
Unter dem Datum des 10. Juni in Narkanda bei Simla im Himalaya
geschrieben, erhielt ich ein höchst anregendes Schreiben von unserem hoch-
verehrten Freunde und früheren Arbeitsgenossen, Dr. Ferdinand Stoliezka,
und zwar als ich wieder nach Hause zurückkehrte, aus der letzten dies-
jährigen Akademiesitzung vom 21. Juli, in welcher ich von dem Meteorstein
Nachricht gegeben hatte, der bei Manbum, 130 englische Meilen nordwest-
lich von Caleutta, gefallen war, und von welchem unser hochgeehrter Freund
Th. Oldham Stücke an das k. k. Hof-Mineraliencabinet eingesendet hat. —
Obwohl ich die Nachricht auch sonst mittheilte, ist sie doch von höchstem
Interesse für die Studien, welehe sie in Aussicht stellt. „Heute bin ich etwa-
1500 englische Meilen von Caleutta fort und kaum etwa 100 Meilen von
der schneebedeckten Centralkette des Himalayagebirges entfernt. Mehrere der
interessantesten geologischen Fragen haben in mir das Verlangen erweckt,
das Himalayagebirge zu überschreiten und den fossilienreichen Kalksteinen
des Spiti-Thales einige Zeit der Untersuchung zu widmen. Oldham, wie
gewöhnlich, kam meinem Verlangen freundlichst entgegen und übernahm die
129 Verhandlungen, 18]
Ueberwachung des paläontologischen Theiles für die sechs Monate meiner
Abwesenheit. Ich verliess Caleutta am 30. April, langte an in Simla, OSO.
von Lahore, am 13. Mai, nach einigem Aufenthalte in den heissen indischen
Ebenen. Mein Mitreisender, ein Assistent von dem Survey Mr. F. R. Mallet,
langte erst am 24. Mai in Simla an, und bis Alles fertig war, vergingen
zwölf Tage, so dass wir nur am $. Juni Simla verliessen. Wir haben uns
mit Vorrath für vier Monate versorgt. Sechsunddreissig Coolies (Alles muss
auf Mannesrücken hier getragen werden), und zehn Diener zur Ueberwachung
begleiteten uns. Wir gehen bis zur Wangtu-Brücke, über den Sutlej, etwa
40 Meilen westlich von Chini, und von hier gerade nach Norden über den
Taree oder Kabeh-Pass und von da in das Spiti-Thal. Etwa einen Monat
glauben wir der Untersuchung des Spiti-Thales zu widmen. Von Spiti wollen
wir den Parang-Pass nach Ladak überschreiten zu dem grossen See Tsho-
mariri, dann den 18.000 Fuss hohen Topko-Pass und hinunter den Indus
erreichen, längs des Indus bis an den Hanle-Fluss und zur Stadt Hanle auf-
wärts gelangen. Hier ist eine grosse Frage zu lösen, ob uns nämlich die
Tibetaner gestatten, von Hanle nach Shalkar, gegen Chini zurück, zu gehen,
was bisher keinem reisenden Europäer gelang. Da mir sehr viel daran gele-
gen ist, wenigstens einen leidlichen Durchschnitt über das Himalayagebirge
zu erlangen, sind wir, mein Begleiter und ich, gesonnen, nicht vor leichten
Hindernissen zurückzuschreeken. Wenn nicht grosse Gewalt von tibetanischer
Seite angewendet wird, hoffen wir unsern Plan auszuführen. Auf diese Art
ist es berechnet, dass wir etwa Anfangs October nach Simla zurückkehren,
wenn nicht besondere Hindernisse eintreten. Das Land ist ruhig, so dass sich
wohl Schlagintweit's Schicksal nicht wiederholen mag, aber sehr leicht
kann man irgendwo durch Schnee abgeschnitten sein, wenn die Pässe ver-
schneit werden. Wo wir den Winter dann zubringen, ist unsicher. Ich suche
Mineralien und Gebirgsarten zu sammeln so viel ich kann und mehr als
gewöhnlich, um einen kleinen Durchschnitt des Himalaya in meiner Sammlung
vertreten zu haben. Für Pflanzen und Thiere habe ich je zwei Leute zum
Sammeln gewidmet. Ich hoffe doch einige Ausbeute zu machen. — Sie
erwähnen in Ihrer letzten Vertheilung der geologischen Aufnahmen , dass
Herr Wolf eigens Gesteinarten sammelt, und dass Sie einiges Material zur
Vertheilung oder zum Austausch widmen wollen. Ich würde recht sehr umeinige
Repräsentanten der Riehthofen’schen: Trachyte ersuchen, wenn Sie etwas
erübrigen. Es ist stets nebenbei auch mein innigster Wunsch, dass ein geo-
logischer Durchschnitt des Himalaya neben denen der Alpen in unseren öster-
reichischen Museen durch Belegstücke repräsentirt würde.“
Ein höchst werthvolles Geschenk verdanken wir dem Eigenthümer des
reichsten und wichtigsten gegenwärtig bekannten Fundortes von Graphit,
Herrn M. Sidoroff in St. Petersburg, welcher erst vor wenigen Jahren in
dem Turuhanskischen Kreise des Gouvernements Jenisseisk in Sibirien ent-
deckt wurde. Ein gewaltiger Block desselben war auf der International-Aus-
stellung in London zur Schau gehracht !). Das grössere Exemplar, welches wir
Herrn Sidoroff, und zwar frei von Fracht nach Wien gestellt verdanken,
wiegt nieht weniger als 260 Pfund und ist ganz reiner, weicher, schreiben-
der Graphit mit einer Structur, welche ganz analog ist der lagenartigen
Struetur der Kohlensorten, von den Schwarzkohlen hinauf bis zu den Braun-
kohlen und den Torfablagerungen, wahre Torfstructur bewahrt bis in jene tiefen
1) Official Catalogue, Seite 374.
[9] Sitzung am 16. August. Ritter Adolph v. Morlot. 123
metamorphischen Regionen, welchen der Graphit jetzt angehört. Ein kleineres
Stück von 25 Pfund zeigt eine Art von säulenförmiger Structur, die Säulen
etwa einen Zoll stark, wenig geneigt gegen die Schichtungsflächen.
Anschliessend an Herrn Ritter Adolph v. Morlot’s höchst anziehenden,
mit grosser Theilnahme aufgenommenen Vortrag über die Pfahlbauten der
Schweizer Seen vorzüglich aus der Steinzeit am 21. Juli 1863 in dem gros-
sen Saale unserer k. k. geologischen Reichsanstalt, darf ich hier wohl einige
Worte über neuere Ergebnisse aus unserer eigenen anthropozoischen Periode
anschliessen.
Die wichtigsten Werke sind seitdem erschienen, wie Sir Charles Lyell’s
History of Man, oder vorbereitet wie Gabriel de Mortillet’s Histoire de
Uhomme avant les temps historiques. Aber auch von einzelnen Ereignissen
wurde mir durch hochgeehrte Gönner und Freunde Kunde, wie von Herrn
Boucher de Perthes zwei Blätter des Abbevillois vom 19. Juli und vom
6. August, über die neuen unbezweifelbar sicheren Funde vor mehreren Augen-
zeugen von Resten menschlicher Skelettheile in der Schicht von Moulin Quignon
an den beiden Tagen des 9. und des 16. Juli. Von Herrn Ed. Lartet erhielt
ich den Bericht über den Fund eines Ovibos moschatus Blainv. aus dem Dilu-
vium von Precy (Oise, nördl. von Paris), gegenwärtig nieht mehr südlich vom
60. Breitengrade lebend. Von Herrn J. Beete Jukes einen Bericht über gewisse
Vertiefungen in Knochen des Cervus Megaceros gefunden im Juni 1863 unter
einem Torfmoor bei Legan in der Grafschaft Longford in Irland (On some Inden-
tutions in Bones of « Cervus Megaceros ete. Geol. Soe. Dublin, Dec. 9. 1863).
Hier wird nachgewiesen, dass diese Vertiefungen in einer Tibia nicht von Men-
schenhand herrühren , sondern von dem Drucke eines andern harten Knochen-
theiles, der Schärfe einer Schaufel, während der Zeit, in welcher sie in der
Sedimentärschichte auf einander gelagert waren.
Während mit grösstem Eifer die Verhältnisse in den Pfahlbauten in den
westlichen Alpen nördlichen und südlichen Abhanges verfolgt wurden, mangelten
gleichzeitige Forschungen noch sehr in unseren östlichen Gegenden. Bei einem
freundlichen Besuche des Herrn k. k. Gymnasiallehrers L. H. Jeitteles von
Olmütz, dessen ich mich am 2. Juli in Dornbach erfreute, theilte mir derselbe
eine Anzahl schön erhaltener Knochen aus der Gegend von Olmütz in der
charakteristischen Beschäffenheit zur Ansicht mit, wie sie von Menschen aus jener
früheren Pfahlbautenzeit zur Gewinnung desInhaltes aufgebrochen waren, wie dies
so schön für die schweizerischen bereits nachgewiesen war. Die Zeit gestattete
es damals nicht, dass er sie selbst in einer unserer Sitzungen vorgelegt hätte.
Auch eine Sammlung von Knochen und anderen Gegenständen, die für die
k.k. geologische Reichsanstalt bestimmt war, kam erst am 15. Juli an. Sie ist
es, welche ich heute mich freue vorzulegen, nebst dem folgenden von Herrn
Jeitteles entworfenen, dieselbe begleitenden Verzeichnisse:
„1—5 und 9a. Verschiedene Knochen, aus denen das Mark ausgesogen ist.
6. Stück des Unterkiefers von Bos sp.? mit aufgebrochener Alveolar-Höhle;
7. dessgleichen, grösseres Stück mit fünf Backenzähnen.
8 und 9. Unterkiefer-Fragmente von Sus sp.? (sieher nicht Wild- oder
Torfschwein).
9a. Vom Torfschwein ?
10 und 11. Hornkerne von Bos spec.?
12. Bearbeiteter Mittelfussknochen eines Wiederkäuers.
13 und 14c. Backenzähne von Equus spec.?
15 und 16. Fragmente von Graphit-Tiegeln aus dem Torf.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 1864. Verhandlungen. E
124 Verhandlungen. [10]
17. Schlacke eben daher.
18. Stück Torf.
19. Stückchen Leder aus dem Torf.
20. Verkohltes Holz, ebendaher.
21. Hornzapfen, von ?
22. Backenzahn von Bos primigenius ?
23. Stück geschmolzene Brouze (eine Analyse wünschenswerth).
24. Ein Gebinde von Bastfasern von ?. Offenbar zu Geweben bestimmt.
Von einem meiner Schüler am 13. Juli bei der Dominicanerkirche, wie er sagt,
in der schwarzen Humus-Thonschicht, die dort angestochen wurde, gefunden.
Untersuchung sehr wünschenswerth (in der Schweiz fand man bekanntlich
auch Flachs und Hanf).“
Eine zweite Sammlung, am 28. Juli erhalten, bestand aus folgenden
Nummern:
„1. Verkoliltes Getreide aus der Torfschicht.
2. Ein Schleifstein von daher.
3. Topffragment.
4. und 5. Torf mit Kohlenstückehen.“
Endlich am 11. August sandte Herr Jeitteles die Photographie von einem
Menschen-Skeletschädel, der nebst den anderen zugehörigen Skelettheilen im
Torf gefunden worden war.
Während der Zeit hatte Herr Jeitteles in der „Ostdeutschen Post“ am
8. Juli, und in der „Presse“ am 19. Juli und 2. August sehr anziehende
Nachrichten über seine Funde gegeben.
Durch ein eigenthümliches Zusammentreffen von Daten hatte in der Sitzung
der mathematisch - naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften gerade am 7. Juli der Herr Präsident Freiherr v. Baumgart-
ner den Antrag gestellt, eine Akademie-Commission bezüglich von Pfahlbauten-
Untersuchungen in österreichischen Seen zu ernennen, was auch angenommen
wurde. In dem Sitzungsberichte vom 21. Juli findet sich erwähnt: „Die Classe
beschliesst, eine Untersuchung der österreichischen Seen hinsichtlich des
etwaigen Vorkommens von Pfahlbauten in denselben vorzunehmen. Diese Unter-
suchung soll vorläufig nach Maassgabe der zu Gebote stehenden Kräfte und Geld-
mittel auf die Seen von Oberösterreich, Kärnten und Krain, auf den Gardasee
und die ungarischen Seen ausgedehnt und schon in diesem Jahre in Angriff
genommen werden.
Aus Veranlassung der Bildung der Commission. hatte ich in derselben
Sitzung am 21. Juli die ersten von Herrn Professor Jeitteles aufgefundenen
und an mich eingesandten Knochenreste und Gegenstände menschlicher Industrie
aus dem Torflager der Gegend von Olmütz zur Ansicht vorgelegt.
Einige Gegenstände hatte Herr Jeitteles in dem k. k. Museum für Kunst
und Industrie öffentlich ausgestellt.
Von Seite der akademischen Commission dürfen wir wohl bis zur Wieder-
eröffnung im October einigen Berichten entgegen sehen. Gewiss verdient auclı
von dieser Seite mein hochverehrter strebsamer Freund Herr Professor Jeitteles
alle Anerkennung und Aufmunterung für seine früheren Arbeiten, die er schon
im Jahre 1858 in das Auge fasste, und vor Allem einige Beihilfe der freiwilligen
Arbeit, die doch selbst nieht ohne Auslagen, nicht ohne Anwendung von Zeit
und materiellen Mitteln in's Werk gesetzt werden kann.
Man wird nicht fehlen, aus den noch so sehr unvollständigen Bestimmungen,
welche Herr Prof. Jeitteles in seinem Verzeichnisse gibt, richtig zu folgern,
[11] Sitzung am 16, August. W. Haidinger. 125
dass die Forschungen selbst noch keineswegs zu irgend einem Abschlusse
gediehen sind. Sie sind darum nicht minder anregend und folgereich.
Nur für ein paar der obigen Nummern möchte ich die Bemerkung machen,
dass „Torf mit Kohlenstückehen* keineswegs ausschliessend für die anthropo-
zoische Periode charakteristisch ist. Lange vor dem Bestehen des Menschenge-
schlechtes hat es Torfmoore gegeben, in welchen Kohlenstückehen von ver-
brannten Pflanzenorganismen aufgenommen wurden. Bekannt ist ja das Abbrennen
der Oberflächen der Torfmoore, welchem wieder Neubildung von Torfmasse nach-
folgt, so dass Schichten von Kohle als Faserkohle angetroffen werden, und nicht
nur in neueren Gebilden, sondern auch in älteren, in Braunkohlen, ja regelmässig
geschichtet in älteren Sedimenten bis nieder in die wahre alte Steinkohle,
Hr. k. k. Controlor Johann Mayrhofer in Werfen sendet einen Nachtrag
zu der Sammlung von Gebirgsarten und Petrefacten, welche er uns freundlichst
im November 1863 mitgetheilt hatte, und die von Herrn k. k. Bergrath Franz
Ritter v. Hauer in unserer Sitzung am 1. December vorgelegt wurde. — Auch
diesesmal Ahynchonella pedata Bronn und anderes, ferner einige Stücke
vom Mitterberger Bergbaue, freundlichst von Herrn Verwalter Johann Pirchl
mitgetheilt, mit Abdrücken der Halobia Lommelii Wissm. in Schiefer von einem
neuen Fundorte in der Mitterberger Alpe nördlich von den Bergbauen hart unter
der Mandelwand, an der Stelle, wo die dunkeln Schiefer von den Kalken bedeckt
werden.
Von Herrn Alfred R. C. Selwyn in Melbourne, Director der geolo-
gischen Landesaufnahme der Colonie Vietoria in Australien, erhielten wir
werthvolle geologisch-colorirte Karten-Sectionen, Fortsetzung früherer freund-
licher Geschenke. Sie sind von zweierlei Maassstab. Der eine, acht engli-
sche Meilen auf einen Zoll, 1:516.880 der Natur, gibt in acht Blättern, zusam-
men 5 Fuss 6 Zoll breit und 3 Fuss 7 Zoll hoch die Uebersichtskarte der ganzen
Colonie. Einige Theile, noch nicht vollständig aufgenommen, namentlich östlich
die Spitze gegen Cape Howe zu. Ferner vierzehn Sectionen der Detailaufnahme
in dem Maasse von 2 Zoll gleich einer englischen Meile 1:31.680 der Natur,
und zwar die Blätter Nr. 8 SO. und SW., Nr. 12 SO., Nr. 19 NO. und SO.,
Nr. 29 SW., NO., NW. und SO,, Nr. 21 NW., Nr. 23 NW., Nr. 28 SO. und NO.
und Nr. 29 SW. Der rasche Vorgang sowohl als die treffliche Ausführung in
Farbendruck sprechen wahrhaft vortheilhaft für den Eifer und die Thatkraft
unserer hochverehrten australischen Freunde, welchen wir zu grossem Danke
verpflichtet sind.
Eines schönen Geschenkes, welches mir persönlich von dem hochgeehrten
Verfasser zukam, muss ich hier gewiss ebenfalls mit innigstem Danke gedenken,
Franz von Kobell’s Geschichte der Mineralogie vom Jahre 1650 — 1860.
Es ist dies ein Theil eines wahren Ehrendenkmales für den so kürzlich
erst und unerwartet dahbingeschiedenen König Maximilian Il. Es bildet
nämlich eine Abtheilung der „Geschichte der Wissenschaften in Deutschland,
neuere Zeit“. Auf Veranlassung und mit Unterstützung Seiner Majestät des
Königs von Bayern Maximilian Il., herausgegeben durch die historische
Commission bei der k. Akademie der Wissenschaften. Aus der grossen Auzahl
der zu erwartenden Abtheilungen ist bis jetzt erst Bluntschli’s Geschichte
des Staatsrechtes und diese gegenwärtige Geschichte der Mineralogie von
Franz von Kobell erschienen. Was die letztere betrifft, so darf gewiss ich
auf das Höchste erfreut sein, dass die Abfassung derselben durch einen
wahren Zeitgenossen und treuen Arbeitsgenossen erfolgte, einen Mann,
hochgebildet nach allen Richtungen, zwischen welchen sich unsere Wissenschaft
r*
126 Verhandlungen. [12]
bewegt und selbstthätig eingreifend, zugleich voll Aufmerksamkeit für das,
was ihn umgibt, treu beriehtend über Fremdes und wohlwollend anerkennend.
Besonders babe ich alle Ursache, ihm für freundliche Erinnerung zu Danke
verpflichtet zu sein. In der langen Reihe der Jahre habe ich so oft Veran-
lassung gefunden, für Bereicherung der Wissenschalt mich strebsam zu
erweisen, aber es konnte nur „nach Kräften“ geschehen. Vieles erscheint
klein bei dem gegenwärtigen vorgeschrittenen Zustande aller Zweige der
Naturwissenschaften, aber die freundliche Hand des Geschichtschreibers rettet
aus dem Meere der Bewegung den bescheidenen Beitrag des Zeitgenossen,
dessen Erinnerung ihm lebhaft blieb, während ein späterer Nachfolger sich
nur an bereits vorliegende Urtheile halten würde. So ist eine Geschichte der
Wissenschaft durch einen Zeitgenossen für Alle von der höchsten Wichtigkeit.
Herr k. k. Oberbergrath O. Freiherr v. Hingenau berichtete in der
Kürze über die Feier der Vollendung des Ernst August-Erbstollens zu Klausthal
am Harz in Hannover, von wo er vor Kurzem zurückgekehrt ist. Dieser für den
Harzer Bergbau höchst wichtige Bau, auf 30 Jahre projectirt, wurde in Folge
energischer Arbeiten und vielfacher Anstrengungen, so wie einer bei Bestimmung
des Zusammentreffens der Durchschläge von dem k. Markscheider Herrn Bor-
chers angewendeten sinnreichen Methode mittelst sehr starker Magnete, in dem
verhältnissmässig kurzen Zeitraume von 12 Jahren vollendet. Die Feier ver-
sammelte in diesem berühmten Bergorte eine grosse Anzahl von Gästen, sowohl
aus Hannover, wie aus den benachbarten Staaten. Oesterreich war ausserdem
in Folge der Anordnung Seiner Excellenz des Herrn Finanzministers I. Edlen von
Plener noch vertreten durch die Herrenk. k. Ministerialräthe P. Ritter v. Rittin-
gerund A. v. Lill, den k. k. Berghauptmann F. Friese und den k. k. Berg-
geschwornen Fr. Koschin. Es wurde von den Gästen nicht blos der Stollen
befahren, in welchem die Anwendung von Schlackensteinen aus den Bleihütten
bei der Mauerung, so wie nach Rziha’s Methode von Eisenbahnschienen als
Lehrbögen die besondere Aufmerksamkeit derselben auf sich lenkten, sondern
es wurden ausserdem auch die ausgezeichneten Sammlungen der dortigen Berg-
schule, welche unter der trefflichen Leitung F. A. Römer's steht, so wie die
Hüttenwerke besucht, wo namentlich auf der Altenauer Hütte ein Rachette-Ofen
zum Bleischmelzen mit Erfolg in Verwendung steht. Die Verdienste um die Aus-
führung des Erbstollens des Bergrathes Koch und des Markscheiders Borehers
wurden durch Auszeichnungen belohnt, welche auch den bei dem Stollenbaue
betheiligten Unterbeamten und Arbeitern zu Theil wurden.
Herr Karl Ritter v. Hauer gab einige neuere Nachrichten über den
berühmten Natronsäuerling, der auf der Puszta Suliguli nächst Vissö in der Mar-
maros entspringt. Das Wasser dieser (Juelle wurde bereits im Jahre 1861 auf
Veranlassung der k. k. Berg-, Salinen-, Forst- und Güterdireetion in Marmaros-
Szigeth von Herrn v. Hauer untersucht. Es hatte sich ergeben, dass in einem
Pfunde desselben .37°8 Gran fixe Bestandtheile und 25704 Gran halb- und ganz-
freie Kohlensäure enthalten seien. Das Resultat der ausführlichen Analyse ist im
Jahrgange 1861—1862 des Jahrbuches der k. k. geologischen Reichsanstalt,
Seite 422 angeführt. Bemerkenswerth ist insbesondere der hohe Reichthum an
freier Kohlensäure, der nahe 40 Kubikzoll in einem Pfunde des bereits versen-
deten Wassers noch beträgt. Eine speeifische Eigenschailt des Wassers ist der
fast gänzliche Abgang an schwefelsauren Salzen. Der Haupttypus wird der Quelle
nebst der überaus reichen Menge an Kohlensäure, durch ihren Gehalt an Soda,
Kochsalz und Eisenoxydul verliehen; diese Bestandtheile sind es, welche den
therapeutischen Werth der Quelle begründen. In dem Monatsberichte vom
[13] Sitzung am 16. August. Fr. Ritter v. Hauer. 197
31. August 1861 sagte Herr Hofrath Haidinger: „Gewiss würde das Wasser
dieser reichen Quelle mit dem grössten Vortheile in den Handel gebracht werden,
wo so viele weit minder ausgezeichnete den ausgebreitetsten Absatz finden“.
Ein solcher Wendepunkt in der Geschichte dieser Quelle ist auch in der
That eingetreten. Herr Sartory, der in der Marmaros einen bedeutenden Grund-
besitz hat, nahm neuerlichst die Quelle von Seite des k. k. Aerars, welchem sie
gehört, in Pacht, und es sind umfassende Vorbereitungen getroffen worden,
mittelst Wasserfracht eine Versendung dieses vorzüglichen Säuerlings in grossem
Maassstabe zu ermöglichen. Eine Glashütte wird errichtet werden, die ausschliess-
lich das Materiale für die Versendung des Wassers liefern soll. Nach den vorläu-
figen Berechnungen hat sich herausgestellt, dass das Wasser nach allen Punkten
in Ungarn und selbst bis Wien zu einem Preise wird gestellt werden können, der
jenen nicht übersteigt, um welchen Säuerlinge von weit geringerem innern
Werthe dort im Handel vorkommen. Nach Mittheilungen des Herrn Sartory
beträgt die eonstante Temperatur der Quelle an ihrem Ursprunge nicht über
6° R. Die Wassermenge, welche sie liefert, beträgt nahe 100 Eimer per Tag.
Diese sehr niedrige Temperatur macht es zum Theile erklärlich, dass das Wasser
eine so bedeutende Menge von Kohlensäure absorbiren kann. Durch den genannten
neuen Pächter wurde jüngst eine Partie dieses Wassers hieher gesendet, und
einige von Herrn v. Hauer damit angestellte Controlproben ergaben im Wesent-
lichen dieselben Resultate, wie die im früheren durchgeführte Analyse.
Vermöge der Situation des Ursprunges der Quelle — in einer ziemlich unwirth-
baren und abgelegenen Gegend der Marmaros — ist an eine Benützung derselben
an Ort und Stelle in nächster Zukunft nicht zu denken; doch eher erscheint es in
Anbetracht ihres hervorragenden Werthes gewiss wünschenswerth, sie eben nicht
vollends als ein todtes Capital zu belassen. Das einzige Mittel, welches dafür er-
übrigt, ist die Versendung, und es darf daher sicher mit Befriedigung hervorgehoben
werden, dass Herr Sartory die mit manchen Schwierigkeiten verbundene Auf-
gabe unternahm, das Wasser der Quelle durch Massenversendung, welche ermög-
lichen wird, dasselbe zu niedrigen Preisen zu liefern, der Benützung in grösseren
Kreisen zugänglich zu machen. Eine der wesentlichsten Schwierigkeiten in dieser
Richtung verursacht eben der ausserordentlich hohe Gehalt an Kohlensäure. So
wie das Wasser nach dem Schöpfen nur eine etwas höhere Temperatur erlangt,
entwickelt sich das absorbirte kohlensaure Gas mit Vehemenz, und es bedarf sehr
starker Flaschen, um das Wasser mit seinem vollen Originalwerthe zur Versendung
zu bringen. Herr Sartory hat diese Schwierigkeit für den Transport durch eine
zweckmässige Form der Füllungsflaschen überwunden. Sie werden nämlich eylin-
derförmig mit einem kleinen Querschnitte gemacht und erhalten dadurch die
Gestalt von länglichen Röhren. Es ist aber bekannt, dass mit dem Abnehmen der
inneren Lichte einer Glasröhre ihre Widerstandsfähigkeit gegen die Expansion
eines darin enthaltenen Gases in einem potenzirten Grade zunimmt. Für eine gute
Verkorkung und Verpichung der Flaschen ist ebenfalls Vorsorge getroffen, und
es ist daher zu erwarten, dass die Unternehmung des Herrn Sartory den ver-
dienten Aufschwung nehmen werde.
Eine zweite Mittheilung Herrn v. Hauer’s betraf ein Schreiben des Herrn
v. Heldreich in Athen an Herrn A. Senoner, worin dieser über ein neues
grossartiges Montanunternehmen in Griechenland berichtet. ImLaufe der Jahrhun-
derte hatten sich an den Gruben im Distriete von Laurion, die aber jetzt nicht
mehr im Betriebe stehen, grosse Massen von Bleischlacken gesammelt. Man schätzt
die vorhandene Masse auf nicht weniger als 40 Millionen Centner. Nach Proben,
die in Marseille vorgenommen wurden, enthalten diese Schlacken in 100 Kilo-
128 Verhandlungen. 14]
grammen 6—10 Kilogramme Blei und im Durchschnitt 3 Gramme Silber. Eine
französische Gesellschaft hat sich nun gebildet, um diese Schlacken aufzuarbeiten.
Gegen eine Ablösungssumme von 50.000 Drachmen an die Regierung, und die Ent-
richtung eines jährlichen Betrages von 2000 Drachmen an die Grundbesitzer,
hat die Gesellsehaft die Concession erhalten. Mit einem Aufwande von mehr als
ı/, Million Frances wurden die Etablissemeuts für die hüttenmäunische Aufarbei-
tung errichtet. Das neue Werk untersteht der Leitung des Ingenieurs Andreas
Cordella.
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle gab Nachricht über den Fortschritt
der Arbeiten der im Felde beschäftigten Herren Geologen naclı den von diesem
eingesendeten Berichten.
Der Chefgeologe der ersten Section Herr k. k. Bergrath Lipold hat
seine Untersuchungen in Begleitung der Herren G. Freiherrn v. Sternbach,
J. Rachoy und Alfred Stelzner im Gebiete des Ennsthales von Losenstein und
Weyer aus fortgesetzt. Als tiefstes Gebirgsglied konnten die Hallstätter Schich-
ten in einem ununterbrochenen Zuge von Molln bis Arzberg bei Reichramming
verfolgt werden; die Lunzer Schichten sind ihnen deutlich aufgelagert, und
wurde bei Arzberg die Posidonomya Wengensis Wissm. in den letzteren
gefunden; diesen gehört auch das Kohlenvorkommen in Lindau bei ‚Weyer an.
Nächst dem Weyrer Kasten am Ennsflusse sind die Liasfleckenmergel mit den
Hierlatzschiehten in Verbindung, und in den Jurakalken beim Klausriegler am
Schoberstein südlieh von Ternberg fand Herr Alfred Stelzner auch die Tere-
bratula diphya. Weiters dehnte Herr Lipold die Untersuchungen über
Ybbsitz, Gresten und St. Anton bis Kirchberg und hier namentlich auf den
Marbachgraben aus, wo an der neuerbauten nach Mank führenden Strasse an
den schön entblössten Gebirgsschichten die Ueberlagerung der Kössener
Schichten durch die bei 5—6 Klafter mächtige Schiefer- und Sandsteinablage-
rung der Grestener Schichten sehr deutlich zu sehen ist.
Herr A. Stelzner hat die Detailuntersuchung der nächsten Umgebung
von Scheibbs übernommen. Herr k. k. Berg-Ingenieur J. Rachoy hat ferner die
Umgebung von Ternberg, Losenstein und Grossramming näher untersucht, und
die bereits vorerwähnten Schichten in dieser Gegend genauer begrenzt.
Der k. k. Berg-Ingenieur Herr L. Hertle fand bei seinen Untersuchungen
in der Umgegend von Kaunberg und Hainfeld, so wie zwischen dem Ramsau-
und Hallbachthale nahezu analoge Verhältnisse. An mehreren Punkten der
Umgegend von Kaunberg treten als tiefstes Glied die Werfener Schiefer auf,
welchen Guttensteiner Dolomit, Kössener Schichten, die Liasfleckenmergel,
Jura, Neocom und Gosauschichten folgen, Im Ramsauthale und Schnaidgraben
treten ausserdem die Hallstätter, Lunzer, Raibler und Opponitzer Schichten
(Hauptdolomit) hinzu.
Im nordwestlichen Theile von Ungarn, im Gebiete der diesjährigen
zweiten Section hat der Chefgeologe Herr k. k. Bergrath F. Foetterle, zum
Theile begleitet von den Herren k. k. Montan-Iogenieuren A. Horinek und
A. Rücker die Aufnahmen in der Umgebung der Orte Zliechow, Illawa,
Prusina, Bellus und Waag-Bistritz ausgeführt. In dem südöstlichsten Theile
dieses Gebietes überlagern die krystallinischen Schiefer der Mala Magura bei
der Zliechower Glashütte Quarzite in ziemlicher Ausdehnung, welchen in nord-
westlicher Riehtung Triasdolomit, Sandstein mit rothem Schiefer und Dolomit-
einlagerungen, wahrscheinlich den oberen Triasschichten entsprechend, dann
petrefactenführende Kössener Schichten, Liasfleckenmergel, Jurakalke, Neoeom-
mergel, endlich Mergelschiefer und Sandstein der Kreide folgen. Im Rohatin-
[15] Sitzung am 16. August. F. Foetterle, 129
und Strazow-Gebirge werden die Jurakalke von einem ganz weissen Kalke
überlagert, der mitKreidedolomit zusammenhängt und von neogenem nummuliten-
führenden Conglomerate und Sandsteine bei Mojtie und Prusina bedeckt wird.
Die Lias- und Juraglieder treten in dem nordwestlicheren Theile dieses Ge-
bietes in mehreren Parallelzügen auf. Zwischen Bistritz, Bellus und Puckow
folgt auf die vorerwähnten Schiefer und ‚Sandsteine ein höheres Glied der
Kreide, mehr kalkhaltige Sandsteine, welchen die Lagen mit Exogyra columba
bei Orlowe angehören, und die in ihrer höheren Abtheilung mit aus Porphyr,
Melaphyr und krystallinischen Gesteinen bestehenden Conglomeraten wechsel-
lagern, die nördlich von Bellus am Rassow-Berge mit Hippuriten und Actaeonellen
enthalten. Zwischen Bellus und Bistritz endlich treten Kalkeonglomerate mit
miocenen marinen Petrefacten auf.
Herr Sectionsgeologe K. Paul untersuchte das an das vorhergehende, im
N. und NO. stossende Gebiet zwischen den Orten Domanis, Rajec, Predmir
und Sillein. Es besteht aus den Kreidebildungen zwischen Waag-Bistritz und
Hricow-Padhragy; hier sind vorzüglich vertreten: Radiolithen, Kalk und Kalk-
mergel des Neocom, wohin auch die sphärosideritführenden Mergelschiefer
gehören dürften, ferner Sandsteine und Quarzconglomerate, auf welche eine
Wechsellagerung von blaugrauem Sandstein und Schiefer folgt; in den Sand-
steinen findet man bei Vrtizer und Jablonowe die Exogyra columba; endlich
die obere Kreide in einer kleinen Kalkpartie bei Podhragy mit Echinodermen.
Ferner besteht das untersuchte Gebiet aus den beiden Eocenbecken von Doma-
nis und Rajec, wo eocene Kalkconglomerate eine grosse Rolle spielen, und durch
die Verwitterbarkeit ihres Bindemittels ihre oft höchst pittoresken Formen wie
im Sulower Gebirge hervorgebracht werden, und aus dem diese beiden Becken
tretenden Gebirgszuge, der aus Jurakalken besteht, und nur auf der Westseite
zwischen Sadecne und Lednicz einen weissen Breccienkalk zeigt, der noch dem
eocenen Conglomerate zugehören könnte.
Herr k. k. Montan-Ingenieur F. Babanek beging das Gebiet zwischen
Bittse und Sillein am linken Waagufer, wo zwischen Klein-Bittse, Hlinik und
Marezek bläuliche und lichtgraue Mergel der oberen Kreide (Puchower Mergel)
eine grosse Verbreitung besitzen. Bei Petrowitz treten nummulitenführende Sand-
steine auf, die in einem gleichbleibenden Zuge weiter östlich fortsetzen. Nörd-
lieh von Sillein treten abermals die exogyrenführenden Sandsteine , Mergelschiefer
und Neocommergel auf, und der Jurakalkzug bei Mala Budinka besteht aus
weissem und rothem Knollenkalke.
Nach den Untersuchungen des k. k. Montan-Ingenieurs Herrn A. Horinek
in der Umgegend von Puchow haben rothe und graue Mergel der oberen Kreide,
so wie die darunter liegenden conglomeraten und exogyrenführenden Sandsteine
hier eine grosse Verbreitung; mit den conglomeratartigen Sandsteinen tritt nörd-
lich von Nimnitz auch orbitulitenführender Kalkstein auf. Die Jura- und Neocom-
kalke treten hier nur in einzelnen kleinen Inseln auf.
Von bedeutender Ausdehnung sind diese letzteren beiden Formationen in
dem von dem k. k. Montan -Ingenieur Herrn A. Rücker begangenen Gebiete
zwischen Pruskau, Rovne und Lednitz, wo sie in mehreren Parallelzügen auftreten
und von Liasfleckenmergeln und Schiefern mit Posidonia Bronnü mit Einlage-
rungen von Encrinitenkalk, so wie nördlich von Pruskan von Quarzsandstein, rothem
Schiefer und Kössener Schichten unterlagert werden.
Der Chefgeologe der dritten Section Herr k.k. Bergrath Fr. Ritter v. Hauer
hat, begleitet von dem k. k. Montan-Ingenieur Herrn B. v. Winkler, die geolo-
gische Detailuntersuchung des Neutraer Gebirgszuges zwischen Neutra, Ghymes
130 Verhandlungen. Sıtzung am 16. August. F. Babanek. [16]
und Szalakusz in Angriff genommen, welches der Hauptsache nach aus Granit,
Quarzit und Kalksteinen besteht. Der Granit geht an seinem Nordrande in Gneiss
über; der Quarzit setzt den Kiraly hegy, Zobormezö und die Nordhälfte des
Söbrösberges zusammen. Von den Kalksteinen, welche die Hauptmasse der Nord-
hälfte des ganzen Gebirgsstockes bilden, liessen sich drei petrographisch ver-
schiedene Hauptgruppen unterscheiden, welche dem Lias und der Juraformation
angehören dürften.
Die beiden Sectionsgeologen Herr Dr. G. Stache und Ferdinand Freiherr
v..Andrian haben in Begleitung des k. k. Montan-Ingenieurs Herrn J. Cermak
gemeinschaftlich die Grenze ihrer an einander stossenden Aufnahmsgebiete von
Kremnitz aus längs dem Flachowa-Gebirge gegen Ober-Stuben über Töth, Prona
und Gajdel bis Faczkov im Rajeczthale begangen. Im Bereiche des Trachytgebirges
zwischen Kremnitz und dem Flachowa-Gebirge wurden ausserdem Grünstein-
trachyt und dem andesitischen Trachyt auch noch die echten grauen Trachyte
und Rhyolithe mit den pallaartigen Tuffen nachgewiesen. Bei dem Durchschnitte
zwischen Gajdel und Facskov wurde folgende Gesteinsreihe festgestellt. Granit
des Maguragebirges, auf welchem Quarzit folgt; dieser wird überlagert von Dolo-
mit und rothem Schiefer, die den im Inovec-Gebirge auftretenden gleichen Gebil-
den der Trias entsprechen und von Neocommergel, so wie von dunklen und weissen
Kalken,, die bei Fäcskov und Rajecz auftreten, und deren Alter bisher noch nicht
festgesetzt werden konnte.
Der k. k. Montan-IngenieurEd. Windakiewiez ist mit der Aufsammlung und
Zusammenstellung von Daten über den Kremnitzer Bergbau in Kremnitz beschäftigt.
Der Sectionsgeologe Herr H. Wolf, mit der Aufsammlung und Zusammen-
stellung von typischen Sammlungen aus den Trachytgebieten im nördlichen und
nordöstlichen Ungarn beschäftiget, hat zu diesem Zwecke bereits die Localitäten
Eperies, Bank und Telkibanya, so wie deren Umgebungen besucht, und eine grösser:
Anzahl von Sammlungen eingesendet.
Schliesslich legte Herr Bergrath F. Foetterle mehrere in der letzten Zeii
eingesendete Gegenstände vor:
Herrn Ludwig Kube, k. k. Kreisvorsteher des Czortkower Kreises in Zale-
szezyk in Galizien verdankt die k. k. geologische Reichsanstalt neuerdings die
Sendung einer Suite von Stoss- und Mahlzahnresten von Elephas primigenius,
welche aus Lehm in der Gegend von Kasperovce bei Zaleszezyk ausgegraben
wurden , nebst einer Anzahl von Fossilien aus dem devonischen Kalke, der in der
genannten Gegend an zahlreichen Punkten zu Tage tritt, so wie aus den Cerithien-
schichten der dortigen Tertiärablagerung nebst Gyps und Kalktuffbildungen. Eine
beigefügte ausführliche Beschreibung gab näheren Aufschluss über die Auffindung
der Mammuthreste.
Herr Bergverwalter M. Simettinger, der den Braunkohlenbergbau des
Herrn Popovicd in Posega bei Reksez in Slavonien besuchte, sandte an die Anstalt
einige Fossilreste zur näheren Bestimmung. Sie sind aus dem Bozidar-Stollen
aus dem Liegenden des bei 7 Fuss mächtigen Braunkohlenflötzes entuommen,
in einem sehr glimmerreichen , bläulichen Tegel eingeschlossen und bestehen aus
Arten der Geschlechter Unio, Planorbis, Neritina, Melanopsis und Mytilus.
Herr J. Sapetza aus Neutitschein sandte abermals eine kleine Suite von
Versteinerungen aus dem oberen Jurakalke von Stramberg, darunter manche
gut erhaltene Exemplare von Nerineen, Pleurotomarien, Rhynchonellen, Eugeniacri-
niten u. S. W.
Jahrbuch
14. Band.
derk.k.gevlogischen
Se © Jahrgang 1864.
Reichsanstalt.
III. Heft.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reiehsanstalt.
Sitzung am 13. September 1864.
Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer im Vorsitz.
Mittheilungen von Herrn k. k. Hofrath und Direetor W. Haidinger
werden vorgelegt.
„B. v. Cotta: Studien in den anthropozoischen Schichten in
Oesterreich. Eben in den letzten Tagen erhielt ich von unserem hochgeehrten
Freunde B. v. Cotta in Freiberg ein höchst anregendes Schreiben, das ich hier
seinem ganzen Umfange nach vorlege, um demselben sodann einige Bemerkungen
in Bezug auf unsere eigene Stellung anzureihen.
„Hochverehrtester Herr und Freund!
Die letzten Jahre haben so zahlreiche Beobachtungen über das Vorkommen
fossiler Menschenreste und Kunstproducte, zum Theil unter gleichen Lagerungs-
verhältnissen mit den Knochen ausgestorbener Thierspecies zu Tage gefördert,
dass an ein Hineinragen der Menschenspecies i in die Zeit, welche man bis dahin
als eine präadamitische zu bezeichnen pflegte, oder umgekehrt, an dem Fort-
leben einiger sogenannter vorweltlicher Thierspeeies bis in die Menschenperiode
füglich nicht mehr gezweifelt werden kann.
Die meisten Beispiele der Art sind bis jetzt im Westen Europas, besonders
in Frankreich aufgefunden worden, erst wenige in Deutschland oder noch
östlicher.
Bei dem sehr allgemeinen Interesse, welches dieser Gegenstand erregt hat,
und bei den vielen anderen Fragen, welche sich daran knüpfen, scheint es mir
sehr an der Zeit, dass auch der Osten unseres Welttheiles in dieser Beziehung
genauer untersucht werde, als bis jetzt geschehen ist. Wie wäre es, wenn die
geologische Reichsanstalt, die unter Ihrer Leitung so schnell und kräftig erblüht
ist, diese Untersuchungen im Donaureiche, und ganz besonders in dem grossen
von den Karpathen umschlossenen Donaubecken zur besonderen Aufgabe einer
Commission machte? Ich weiss wohl, dass die Reichsanstalt auch diesen Gegen-
stand nie aus den Augen verloren und erst in neuester Zeit wieder einige sehr
wichtige Resultate darüber zu Tage gefördert hat, aber es fehlt noch der Zu-
sammenhang und ich erlaube mir desshalb, Sie namentlich auf eine Stelle auf-
merksam zu machen, die in dieser Beziehung als Ausgangspunkt zu weiteren
Untersuchungen recht geeignet und wichtig erscheint. Es ist das die südliche
hohe Uferwand der Donau bei Semlin.
Im Sommer 1856 hatte ich zufällig Gelegenheit, diese Stellen flüchtig zu
untersuchen, und die Resultate dieser Untersuchung in der sechsten geologischen
Sectionssitzung der Naturforscherversammlung zu Wien mitzutheilen. Etwas
ausführlicher besprach ich denselben Gegenstand am 11. November desselben
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. Verhandlungen, Ss
132 Verhandlungen. [2]
Jahres in unserem bergmännischen Verein, worüber das Protokoll in Nr. 18 der
Berg- und Hültenmännischen Zeitung für 1852 enthalten ist.
Die in diesen Mittheilungen erwähnte obere Lehmschicht mit Thierknochen
und Topfscherben ist später von den eifrigen Geologen Wiens auch anderwärts
gefunden, und so viel ich weiss: Haferlschieht genannt worden. Kerner hat
denselben Gegenstand in seinem schönen Buch über dasPflanzenleben der Donau-
länder (1863, S. 22, Berg- und Hüttenmännische Zeitung 1863, S. 237) be-
sprochen und ich selbst fand vergangenes Jahr wieder Topfscherben, Fisch-
wirbel und zahlreiche Schalen von Süsswassermuscheln im Lehm der Weinberge
bei Paulis unweit Arad, einige hundert Fuss über der Maros (Erzlagerstätten im
Banat und in Serbien 1864, S. 7). Die sehr grosse Ausdehnung dieser recenten
Süsswasserbildung im Donau-Theissbeeken ist somit ganz unzweifelhaft, ihr
geologisches Alter ist aber noch gar nicht festgestellt, obwohl es gewiss höchst
interessant wäre zu ermitteln, bis zu welcher Zeit ungefähr dieses Becken ein
See war, und durch welche geologische Vorgänge dasselbe entleert wurde.
Eine möglichst genaue Untersuchung dieser Lehmschicht und alles dessen,
was damit in Beziehung steht, würde aber wahrscheinlich noch zu ganz anderen,
Ergebnissen führen. Die erwähnte Lehmschicht ruht bei Semlin auf einer ältern
welche Mammuthreste enthält, die man bei Grabung des Rıdetzkykellers auffand.
Ihre Auflagerung beobachtete ich deutlich, aber nicht bestimmt die Grenze der
verschiedenartigen Reste nach oben und unten.
Es wäre nun wohl leicht möglich, dass man hier und an ähnlichen Stellen
des Donausteilufers auch noch Menschenknochen oder Steingeräthe in der
unteren Lehmschicht mit ausgestorbenen Thierresten zusammen auffände; jeden-
falls aber lässt sich bei Semlin durch ganz leichte Abgrabungen ermitteln, wie
tief die so ungemein häufigen alten Topfscherben hinabreiehen, und welche Auf-
einanderfolge rücksichtlich der Häufigkeit der besonderen Form oder der Verbin-
dung mit ungleichen thierischen Resten stattfindet.
Daran würden sich denn Untersuchungen über die Niveauunterschiede der
bei Semlin und in anderen Gegenden beobachteten gleichen Schichten, über den
Durchbruch der Donau durch die Klyssura und über die Ausfüllung der Höhlen
in den Abhängen dieses Durchbruches anreihen lassen. Eben so über die Kuma-
nierhügel, welche nach Kerner den Pfahlbauten zu entsprechen scheinen, und
über die Beziehungen dieser östlichen Culturreste zu den westlichen, was gewiss
sehr wichtig wäre, da man vermuthet hat, dass jene alten Volksstämme aus Asien
eingewandert seien, also nothwendig durch das Donauthal. Wird man dann keine
Pfahlbauten im Plattensee, im Neusiedlersee und in denen Salzburgs auffinden ?
Nehmen Sie es, verehrtester Freund, nicht für eine Anmassung, dass ich
mich auf diese Weise in die Aufgaben der geologischen Reichsanstalt einmenge,
deren Mitglied zu sein ich die Ehre habe. Ihre Schöpfung hat durch Entwirrung
des scheinbaren Chaos im Gebiete der Alpen und der Karpathen eine so enorme
Aufgabe zu lösen gehabt und grösstentheils gelöst, dass sie unmöglich alle ande-
ren geologischen Probleme des grossen Donaureiches gleichzeitig und mit glei-
eher Energie in Angriff nehmen konnte, wenn daher der Zufall ein auswärtiges
Mitglied auf eines derselben, welches ihm besondere Beachtung zu verdienen
scheint, aufmerksam werden liess, so gestatten Sie ihm wohl gern, dass es sich
desshalb an Sie wendet.
In grösster Verehrung Ihr ganz ergebenster B. Cotta.“
Ich darf wohl den Bericht über unsere letzte Sitzung in Erinnerung bringen,
zur Bekräftigung des Ausspruches unseres hochverehrten Freundes, dass wir
diesen Gegenstand nicht aus den Augen verloren haben. Die Forschungen des
[3] Sitzung am 13. September. W. Haidinger. 135
Herrn Professors L. H. Jeitteles in Olmütz gaben Veranlassung zur Erinnerung
an mehrere Thatsachen, namentlich auch konnte ich Nachricht geben über die
Bildung einer Commission in unserer Kaiserlichen Akademie zur Untersuchung
unserer österreichischen Seen auf Pfahlbauten, welche auf Anregung des Herrn
Präsidenten Freiherrn v. Baumgartner gebildet wurde. Mehrere Herren haben
bereits Untersuchungen gepflogen und namentlich Herr Prof. Kner nach den
uns zugekommenen Nachrichtenim Mondsee in Oesterreich ob der Enns ein grosses
Feld für Forschung aufgedeckt. Wir dürfen auch wohl von den Herren Prof.
v. Hochstetter aus Kärnten, Prof. Unger aus Ungarn, Prof. J. R. Lorenz
vom Gardasee in Bezug auf manche Ergebnisse ihre Forschungsberichte für den
bevorstehenden Herbst und Winter erwarten. Während jetzt erst die Kaiserliche
Akademie der Wissenschaften auf diese Weise die Seen auf Pfahlbauten unter-
suchen lässt, waren längst freiwillig unteraommene Arbeiten in den westlicheren
Ländern von dem reichsten Erfolge gekrönt gewesen. Diesen hatte sich in aner-
kennenswerthester Weise mit manchem Opfer Herr Prof. Jeitteles in Olmütz
angeschlossen. Auch aus Venetien lesen wir, wie Herr Dr. Paul Lioy in dem ehe-
maligen Becken des Fimon-Sees, vier Miglien von Vicenza, auf eigene Kosten mit
glücklichem Erfolge Nachgrabungen nach Pfahlbauten unternahm. Die „Oester-
reichische Wochenschrift u. s. w., Beilage der Wiener Zeitung“ brachte noch
am 10. September in Nr. 37 die Nachricht, dass Herr Dr. Lioy in der nächsten
Naturforscherversammlung in Biella über seine Entdeckungen sprechen würde.
Diese ausserordentliche Versammlung der Societä italiana di seienze naturali war
für die Tage vom 2. — 4. September geladen, wie ich dies in unserer letzten
Sitzung am 16. August mitgetheilt hatte.
Was die Bildung einer Commission betrifft, so kommt, also der Schritt des
Freiherrn v. Baumgartner dem Wunsche unseres hochgeehrten Freundes
v. Cotta gleichzeitig entgegen, indessen werden auch wir in der k. k. geologi-
schen Reichsanstalt nicht säumen, wo uns immer freiwillige Nachrichten zugehen,
dieselben mit wärmster Theilnahme und wohlverdienter Anerkennung aufzuneh-
men, fördert ja doch nur freundliches Zusammenwirken auf allen Seiten günstig
den Fortschritt. Freilich wäre dabei wünschenswerth, dass die Organe unserer
Tagespresse mit einiger mehr wohlwollender Theilnahme in jenen Repräsen-
tanten, welche noch den wissenschaftlichen Forschungen einige Aufmerksamkeit
widmen, sich bewogen fühlten, als zu einigen schlechten Witzen, die auf Geist
Anspruch machen wollen! Aber was soll man erwarten, wenn die Gleichgiltigkeit
noch weiter reicht. Eines unserer Tagesblätter, wohl das einzige, erhält allerdings
noch dazu ohne dessen Zuthun rasche Berichte über wissenschaftliche Sitzungen,
aber es verweist dieselben, als ob unsere k. k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt
Wien ein kleines Landstädtehen wäre, in ein beiliegendes Wochenblatt. Die
Berichte der Sitzungen der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften selbst
erscheinen wohl erst 37 Tage, ja 44 Tage, nachdem diese abgehalten worden, und
mancher uns selbst ganz nahe angehende Bericht ad usum delphini noch ganz eigen-
thümlich abgekürzt! Wo die vaterländische Presse so nachtheiligeinwirkt, erheischt
freiwilliger Entschluss zu wissenschaftlicher Arbeit wohl noch mehr inneren Trieb,
als da, wo der Kinzelne der freundlichen Aufnahme seines Beitrages zum Fort-
schritte gewiss sein kann. Möge daher wenigstens von unserer Seite unser hoch-
geehrter Freund B. v. Cotta den innigsten Dank für sein reich anregendes
Schreiben wohlwollend aufnehmen, es soll uns gewiss unverloren sein. Mehr als
je dürfen wir uns beruhigt finden, wenn auch manche Kreise wenig Verständniss
zeigen, dass wissenschaftliches Streben und wis senschaftlicher Erfolg in den ein-
flussreichsten Kreisen unseres grossen Vaterlandes hoch geehrt und anerkannt
s*
134 Verhandlungen. [4]
werden. Freiwilliger Entschluss, freiwillig geleistete gute Arbeit gewinnt am
Ende immer das Feld.
Dr. Albrecht Schrauf. Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-
Mineraliencabinets in Wien u. s. w. Den reinsten Genuss muss es wohl
gewähren, wahren Fortschritt, von Zeit zu Zeit abgeschlossen und in einzelnen
Werken dargestellt, zu würdigen. Es ist dies ein inniges Gefühl, das mir zu
Theil wird, indem ich den gegenwärtigen Band, von Seite des hochgeehrten Herrn
Directors des k. k. Hof-Mineraliencabinets, Dr. M. Hörnes der k. k. geologischen
Reichsanstalt und mehreren Mitgliedern derselben verehrt, heute vorlege. Uns
insbesonders muss die Thatsache dieses netten Octavbandes, 340 Seiten (Druck und
Verlag von Karl Gerold's Sohn, Wien 1864) mit seinem umfassenden Inhalte
besonders ansprechen, wenn wir die Verhältnisse der ersten und der gegenwär-
tigen zweiten Auflage vergleichen. Ich darf hier wohl des Vorwortes zur ersten
Auflage gedenken, geschrieben von unserm verewigten Freunde Partsch und
von mir, da die Herausgabe dieser ersten Auflage auf Rechnung der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt geschah. Ich hatte mich bestrebt, den innigen Zusammen-
hang der Beziehungen der k. k. geologischen Reichsanstalt und des k. k. Hof-
Mineraliencabinets auf das Anschaulichste darzustellen. Jener erste Katalog war
ein erster Versuch, der gegenwärtige zweite Katalog ist in vielen Hinsichten
erweitert und vermehrt. Schon die Zahl der Nummern ist von 2869 auf 6661
gestiegen, um 8792 vermehrt, mehr als verdoppelt. Die Register, rasch gezählt,
enthalten im Jahre 1851 1294, im Jahre 1864 2424 Autorennamen. Hier der
Zuwachs 1130 nicht ganz verdoppelt, begreiflich, weil von manchem alten und
neuen Autor mehr als Ein Werk oder mehr als Eine Nummer vorliegt. Schon
Partsch hatte in der ersten Auflage auf seinen Erfolg in Aufsammlung von
Separat-Abdrücken einzelner Abhandlungen hingewiesen. Unser hochverehrter
Freund Hörnes ist in seinen Bestrebungen nicht zurückgeblieben. Vielleicht ist
es Eitelkeit von mir, wenn ich erwähne, dass auf meinen Namen 138 Nummern
kommen, die meisten, welche vorliegen, die zwölf nächst zahlreichen liegen
zwischen 60 und 30, nämlich für die Herren Prof. A. E. Reuss mit 54, Bou&
und Leopold v. Buch mit je 45, Franz Ritter v. Hauer mit 44, Gustav Rose
und C. C. von Leonhard mit je 36, Richard Owen mit 35, Hausmann mit 34,
Kenngott mit 35, Haüy und Constantin Ritter v. Ettingshausen mit je 32,
Ferdinand Römer mit 31. Viele hochverehrte Freunde schliessen sich unmittelbar
‚an, ich verfolge sie hier nicht weiter, doch darf ich nicht fehlen, zu bemerken,
wie die Mannigfaltigkeit in der Anzahl so oft durch den Inhalt einzelner Nummern
aufgewogen werden kann, wenn auch den ersten billig die grösste Aufmerksam-
keit nicht entzogen wird. Möge daher unser trefflicher Freund Hörnes hier
unsere angelegentlichsten Glückwünsche zu dem schönen Ergebnisse seiner unab-
lässigen Sorgfalt freundlich aufnehmen. Auch dem Bearbeiter Herrn Dr. Albrecht
Scehrauf, Custos-Adjuneten am k. k. Hof-Mineralieneabinet gereicht das Werk
in seinem Antheile zur wahren Empfehlung. Gerne schliesse ich diese rasche
Erwähnung mit den Ausdrücken meines Vorwortes zu der ersten Auflage im
Jahre 1851: „Möge dies Gefühl freundlicher Verständigung und gemein-
samen Wirkens, von welchem die nachfolgenden Bogen dass Zeugniss für alle
Zukunft bewahren, überall in unserem schönen Vaterlande die reichsten Früchte
bringen.
Nur dieses einen Werkes wünschte ich in der heutigen Sıtzung besonders
zu erwähnen, da es doch auf das Innigste mit unseren eigenen Arbeiten und
Strebungen zusammenhängt, aus den zahlreichen, so werthvollen Geschenken,
welche uns in letzter Zeit zukamen, unter denselben auch die classischen Trans-
[5] Sitzung am 13. September. Fıeih. v. Hingenau. 135
actions ofthe Royal Society für 1863 in zwei grossen Quartbänden, in denselben
jene wichtige Abhandlung von Herrn Prof. Richard O wen über den Archeopteryx
macrura Ow. Gewiss liegt mir die Pflicht der Dankbarkeit ob für die Betheilung
mit diesem schönen Werke, das auch mir als auswärtigem Mitgliede der Gesell-
schaft von Jahr zu Jahr zu Theil wird. Aehnlich wie diese, den reichen Band
der königlichen geographischen Gesellschaft, die Hefte der geologischen
Gesellschaft, und andere, wie sie in dem Verzeichnisse am Schlusse des dritten
Heftes unseres Jahrbuches aufgeführt werden.“
0. Freiherr v. Hingenau. Zur Erinnerung an L. Hohenegger.
Herr O. Freiherr v. Hingenau sprach einige Worte zur Erinnerung an den
vor Kurzem (25. August) verstorbenen erzherzoglichen Gewerks - Director
L. Hohenegger in Teschen, welcher, zu Memmingen in Bayern 1807 geboren,
seine bergmännische Laufbahn zu Blansko in Mähren begann, nach mehreren
zu seiner Ausbildung praktisch in den Rheinlanden zugebrachten Jahren 1837
wieder nach Oesterreich zurückkehrte, Anfangs als Eisenwerks-Director in
Wolfsberg in Kärnten, dann seit 1839 im erzherzoglichen Dienste in Teschen
in Schlesien. Dort hat er durch hervorragende Arbeiten sowohl auf dem Gebiete
der Geologie als des Eisenhüttenwesens die armen Eisenerzlagerstätten des
Teschner Gebietes rationell aufgeschlossen und die Verarbeitung derselben auf
den erzherzoglichen Eisenwerken zu einer hohen Stufe der Entwicklung
gehoben, und zwar eben durch eine innige Verbindung wissenschaftlicher For-
schungen mit den Fortschritten der berg- und hüttenmännischen Technik.
Freiherr v. Hingenau erinnerte an Hohenegger’s ausgezeichnete geogno-
stische Karte der Nord-Karpathen, an seine neuesten Arbeiten über die Geologie
des Krakauer Gebietes und seine hüttenmännischen Erfolge jüngster Zeit in
Teschen und Hradek, wo es ihm gelang, mit ungarischen Erzen echtes Spiegel-
Roheisen zu erzeugen. In einem warmen Nachruf, die persönlichen trefflichen
Eigenschaften des Dahingegangenen berührend, schioss er mit dem Bedauern
des schwer zu ersetzenden Verlustes, den die Wissenschaft und die Praxis durch
den Tod Hohenegger’s erlitten.
Dr. A. Madelung. Melaphyre des Riesengebirges und der
Karpathen. Herr Dr. A. Madelung theilte eine Reihe von Erfahrungen mit,
welche er auf einer im verflossenen Sommer in den südlichen Theil des Riesen-
gebirges in Böhmen unternommenen Reise in Betreff der unter dem Namen
Melaphyr angeführten Eruptivgesteine der Formation des Rothliegenden gemacht
hatte, und suchte gleichzeitig deren theilweise Verschiedenheit und Ueberein-
stimmung mit den ebenfalls als Melaphyr betrachteten Gesteinen, welche in
Ober-Ungarn mit rothen Quarziten, Schiefern und Sandsteinen, den einzigen
Repräsentanten der paläozoischen Ablagerungen in diesen Gegenden, in Ver-
bindung auftreten, darzuthun. Diese Ablagerungen waren nach ihrer geologi-
schen Stellung zwischen dem Urgebirge und dem durch Petrefacten sicher-
gestellten Werfener Schiefer, bei dem gänzlichen Mangel an organischen Resten
in ihnen, hauptsächlich diesen Melaphyren zu Liebe, deren häufige Association
mit dem Rothliegenden in anderen Gegenden bekannt genug ist, bei den geo-
logischen Aufnahmen als Rothliegend angesprochen worden, und es bot daher
ein nicht gewöhnliches Interesse dar, zu erfahren, ob eine petrographische
Aehnlichkeit zwischen den Gesteinen des Riesengebirges und diesen Mela-
. pPhyren des Karpathengebietes stattfände.
Obgleich Herr Dr. Madelung erst ganz kürzlich von seiner Reise zurück-
gekehrt, noch nicht zu einem genaueren Studium der Gesteine gekommen ist,
glaubte derselbe doch im Interesse der eben jetzt noch im Gange befindlichen
136 Verhandlungen. [6]
geologischen Detailaufnahmen in Ober-Ungarn, mit den von ihm gewonnenen
vorläufigen Resultaten nieht zurückhalten zu dürfen, wenn er auch die defi-
nitive Feststellung derselben einer späteren Zeit vorbehalten möchte.
Im Riesengebirge sind, wie bekannt, von Porth und Jokely fünf ver-
schiedene Durchbrüche von Eruptivgesteinen im Rothliegenden unterschieden
worden, von welchen die drei ersten während der Ablagerung der unteren
Etage des Rothliegenden, die zwei jüngeren während der Ablagerung der
oberen Schichten der mittleren Etage dieser Formation erfolgten. So weit nun
ohne die genauere petrographische Untersuchung bis jetzt geurtheilt werden
kann, glaubt der Vortragende, dass die Gesteine der ersten drei Eruptionen
von denen der letzteren zwei getrennt werden müssen, Da nämlich, wo die
älteren Gesteine, wie an manchen Stellen, noch frisch, unverändert und nicht
als Mandelsteine ausgebildet auftreten, sind sie grösstentheils mikrokrystallinisch,
fast basaltartig, schwarz mit einem Stich in's Grüne und vollkommen homogen
ohne irgend welche porphyrartig ausgeschiedene oder accessorisch einge-
sprengte Gemengtheile entwickelt. Zum kleineren Theile gehen sie allmählig
in deutliche, freilich immer noch klein krystallinische Gemenge aus einem
triklinen Feldspath und einem Minerale aus der Augitfamilie, welches wohl
grösstentheils Hypersthen ist, neben welchem aber auch deutlich Hornblende
erkennbar ist, über. Diese Varietät, welche namentlich am Hrabadow bei
Starkenbach schön auftritt, ähnelt ungemein manchen Hyperstheniten, was
namentlich auch bei der Verwitterung, welcher diese im frischen Zustande sehr
festen und zähen Gesteine ziemlich stark unterliegen, hervortritt. Eine bei
Hyperstheniten allerdings etwas ungewöhnliche Erscheinung sind die mit
unseren Gesteinen in grosser Menge auftretenden Mandelsteine, welche theils
selbstständig ganze grosse Züge und Kuppen zusammensetzen, theils in merk-
würdig unregelmässiger Vertheilung die Partien des frischen massigen
Gesteines durchschwärmen.
Die beiden jüngeren Gesteinsdurchbrüche treten in zahlreichen zerstreuter,
kleineren und grösseren Massen auf und bestehen zum beiweitem grössten Theile
aus Mandelsteinen, nur an wenigen Punkten aus einem festeren, dichten Gesteine
von röthlichbrauner Farbe und meist mikrokrystallinischer Struetur, selten nur
mit deutlich porphyrartig eingesprengten kleinen Feldspathkrystallen. Diese letz-
teren wurden nur in einigen ziemlich verwitterten Stücken beobachtet, welche die
Erkennung der Speeies bis jetzt nicht ermöglichten. Da in der diehten Grundmasse
auch die anderen Bestandtheile des Gemenges nicht erkannt werden konnten, so
kann nach dem äusseren Habitus des Gesteines vorläufig nur festgestellt werden,
dass dasselbe zur Gruppe der Porphyre zu gehören und das basische Glied der-
selben zu repräsentiren scheine. Jedenfalls aber lassen sich die beiden eben
besprochenen Gesteinsgruppen aus dem Riesengebirge von einander abtrennen,
und zwar eben sowohl durch ihre petrographische Beschaffenbeit ‚als durch ihr
geologisches Auftreten, indem die älteren Hypersthenite in grossen, weit ausge-
dehnten Strömen plattenförmig zwischen den Schichten des Rothliegenden liegen,
während die jüngeren Melaphyre mehr die Form einzelner Eruptionskegel haben
oder gangförmıg die Schichten durchbrechen. Diese letzteren Gesteine,
welche jedenfalls allein einige Berechtigung auf den Namen Melaphyr haben,
sind es, mit denen man eine Parallele mit den oben erwähnten karpathischen
Gesteinen ziehen kann.
Aus dem Karpathengebiete standen Herrn Dr. Madelung hauptsächlich
Stücke von drei Localitäten zur Verfügung: aus den kleinen Karpathen die
Melaphyre von Vivrat, Smolenitz und Umgebung, dann die aus der Lazi Dolina im
17] Sitzung am 13. September. Dr. Madelung. 137
Inovecgebirge und endlich noch Stücke von Chlumetz bei Sillein, welche allerdings
auf seeundärer Lagerstätte in Form von Geröllen von bedeutender Grösse gefun-
den wurden, aber unzweifelhaft aus dem Gebiete der Karpathen und wahrschein-
lich aus dem grossen Melaphyrzuge südlich von der hohen Tatra stammen.
Die Gesteine dieser drei Localitäten stimmen in ihren petrographischen
Charakteren vollkommen mit einander überein und stehen wie überall, wo Mela-
phyre im Karpathengebiete auftreten, in Zusammenhang mit jenen rolhen Quarz-
gesteinen und Schiefern, von welchen oben die Rede war, so dass es keinem
Zweifel unterliegt, dass sie gleichzeitige und einer und derselben Eruptions-
periode angehörige Gesteine sind.
Im Ganzen lassen sich etwa drei verschiedene Ausbildungsweisen an den
vorhandenen Handstücken unterscheiden: man findet theils ganz gleichmässige,
braungraue, verworrene, krystallinische Gemenge, in welchen hier und da etwas
grössere Krystalle eines triklinen Feldspathes, welcher auch den Haupttheil der
Grundmasse ausmacht, porphyrartig hervortreten, theils durch Uebergänge mit
dem vorigen verbundene echte Melaphyrporphyre, mit röthliehgrauer bis roth-
brauner Grundmasse und sehr zahlreichen bis fast zollgrossen Krystallen von
Feldspath, theils endlich Mandelsteine. In keiner dieser Abänderungen finden
sich irgend welche sichtbar ausgeschiedenen Krystalle von Hornblende, Augit,
und es ist daher vorläufig nicht möglich, das fragliche Gestein mit einem andern
bekannten zu identifieiren, wohl aber können wir über dasselbe das gleiche
Urtheil wie über jene jüngeren Gesteine des Riesengebirges fällen, dass es zu den
basischen Gesteinen der Porphyrgruppe, mit dem Typus der Melaphyre gehöre.
Die Ausbildung der krystallinischen Gesteine ist, wie Jedermann weiss, durch
die mannigfachsten Modalitäten und Einflüsse grossen Schwankungen ausgesetzt,
und ein und dasselbe Gestein kann schon in engen räumlichen Grenzen ein sehr
verschiedenes Aussehen haben, ohne doch petrographisch seinen Charakter
wesentlich zu ändern. Selten nur findet man Gesteine von gleichem relativen
Alter aus verschiedenen Eruptionsgebieten, welche einander frappant ähnlich
sind, meist treten grössere oder geringere Unterschiede hervor, und wir begnü-
gen uns mit einer allgemeinen Uebereinstimmung, um scheinbar Verschiedenes zu
vereinigen.
Aus diesem Grunde glaubtHerr Dr. Madelung, dass man, ohne zu irren, die
im Vorigen besprochenen Gesteine der Karpathen und die den beiden jüngeren
Durehbrüchen im Rothliegenden des Riesengebirges angehörigen Gesteine, wenn
auch nicht geradezu als identisch, so doch als einander sehr nahe stehend
bezeichnen könne.
Hiermit ist nun freilich noch kein Kriterium für die Gleichheit ihres rela-
tiven Alters gegeben und eben so wenig festgestellt, ob die Schichten, in
welchen der Melaphyr in Ungarn auftritt, ebenfalls dem Rothliegenden zuzu-
zählen sind, aber es ist wenigstens von dieser Seite kein Hinderniss vorhanden.
R. Schaller, Petrefacten aus dem Rothliegenden. Herr Dr. Made-
lung übergibt ferner noch eine kleine Suite von Pflanzenresten aus dem Arko-
sensandsteine von Neu-Paka im Riesengebirge, welche ihm zu diesem Behufe
von Herrn Apotheker Rudolph Schaller in Starkenbach als Geschenk für die
k. k. geologische Reichsanstalt übergeben worden waren.
Es befinden sich darunter, ausser einigen Stammstücken von Psaroniusarten,
namentlich einige sehr wohl erhaltene Exemplare von Calamitea striata Cotta,
und Calamitea concentrica Cotta.
Dr. Madelung spricht bei dieser GelegenheitHerrn Schaller, sowie auch
Sr. Hochwürden dem Herrn Pfarrer Maryska in Liebstadtl seinen herzlichsten
438 Verhandlungen. [8]
Dank für die freundlichste Aufnahme und Unterstützung aus, welche diese Herren
seinen Arbeiten widmeten.
K. Zittel. Versteinerungen aus Spanien, gesendet von Don
Juan Vilanova y Piera. Herr Professor Karl Zittel berichtet über eine
Sammlung spanischer Versteinerungen, welche von Herrn Professor Don Juan
Vilanova y Piera der k. k. geologischen Reichsanstalt zum Geschenk
gemacht wurde und durch die gütige Vermittelung des Herrn Conte de
Trevino nach Wien gelangte. Diese äusserst werthvolle Sendung enthält
vorzugsweise Belegstücke aus den Jura- und Kreideschichten der Provinzen
Teruel und Castellon und gibt namentlich ein höchst interessantes Bild von dem
Reichthum an wohlerhaltenen Versteinerungen aus den tieferen Kreideablage-
rungen jenes Theiles von Spanien, über den bis jetzt nur höchst spärliche
paläontologische Berichte vorhanden sind. Wie aus der sorgfältigen geologisch
agronomischen Beschreibung der Provinz Castellon von Professor Vilanova 1)
hervorgeht, ist der Boden jenes Theiles von Valencia ziemlich mannigfaltig zu-
sammengesetzt und namentlich spielen die versteinerungsreichen Sedimentär-
gebilde eine hervorragende Rolle. Unter diesen besitzt die Trias die geringste
Enntwickelung, doch finden sich in der vorliegenden Sammlung einige unzweifel-
hafte Trias-Versteinerungen, worunter ein wohl erhaltener Neoschizodus aus
Carlet in der Provinz Valencia.
Die Lias- und Juraformation scheint, wie aus den eingesendeten Versteine-
rungen hervorgeht, ziemlich vollständig in der Provinz Teruel entwickelt zu sein.
Der Lias von Obon in Teruel wird durch Spirifer rostratus Schloth., Lima
gigantea Sow. sp., Nautilus latidorsatus d’Orb., Ammonites Walcotti Sow.
nachgewiesen, und vom gleichen Fundorte stammen eine Anzahl sehr charakte-
ristischer Juraversteinerungen, wie Lima proboscidea Sow., Ceromya inflata Ag.
Rhynchonella Lycetti Dav., Ihynchonella concinna.u. s. w.
Die rothen Eisenerze von Sarrion in Teruel sind von Vilanova in seinem
Memoria de Castellon genauer beschrieben und eine Anzahl Versteinerungen aus
denselben aufgezählt und abgebildet; aus der vorliegenden Sammlung sollen
hier nur Ammonites macrocephalus Schloth., Am. lunula Ziet. und Am.
anceps Rein., erwähnt werden, wodurch das Vorhandensein des Kelloway-
rock’s zur Genüge nachgewiesen ist.
Besonders reichhaltig ist die Sammlung an Kreideversteinerungen, die fast
ausschliesslich den untersten Schichten diese Formation angehören. Der treffliche
Erhaltungszustand derselben, so wie das Interesse, das sich an einzelne Arten
knüpft, veranlassten Herrn Dr. Zittel zu einer genaueren Betrachtung dieser
Ueberreste, deren Veröffentlichung um so angezeigter sein dürfte, als bis zum heu-
tigen Tage noch keine detaillirteBeschreibung derselben vorliegt. Indem glänzen-
den Werke von Ezquerra del Bayo ist zwar eine Liste sämmtlicher bis zum
Jahre 1853 in Spanien gefundener Versteinerungen veröffentlicht, allein es
mangeln dort die nöthigen genaueren Angaben, um dieselbe allgemein nutzbar zu
machen; Herr Professor Vilanov.a hat in seiner bereits mehrfach erwähnten
Beschreibung der Provinz Castellon eine Anzahl Versteinerungen aufgezählt und
denselben 2 Tafeln Abbildungen gewidmet, die eingesendete Sammlung liefert
indess manchen namhaften Beitrag zu jener Liste.
Der ganze nordwestliche Theil der Provinz Castellon und ein ausgedehnter
Strich des benachbarten Teruel werden von sandigen, kalkigen, thonigen und
mergeligen Gesteinen bedeckt, die, wie es scheint, ausschliesslich die untere,
1) Memoria geognostica - agricola sobre la Provincia de Castellon.
[9] Sitzung am 13. September. K. Zittel. 139
vielleicht auch noch an einzelnen Orten noch die mittlere Kreide repräsentiren.
Zu unterst befinden sich in der Regel versteinerungsreiche Grünsande, mehr
oder weniger glaukonitisch und leicht zersetzbar, diese werden überlagert von
festen marmorartigen Caprotinenkalken, von plastischen Thonen und Mergeln,
zwischen denen sich zuweilen auch schwache Lignitflötze einschieben. Eine
scharfe Trennung nach den paläontologischen Ueberresten vermissen wir leider
sowohl in der geologischen Beschreibung Spaniens von Ezquerra del Bayo,
als auch in den Publieationen des Herrn Professor Vilanova, obwohl unzwei-
felhaft mehrere verschiedene Horizonte der unteren Kreideformation entwickelt
sind. Die Umgebung von Morella im nördlichen Theile der Provinz Castellon
liefert eine reiche Ausbeute an Versteinerungen, die fast alle mehr oder weniger
mit bekannten Neocomspecies übereinstimmen. Die vorliegende Sammlung ent-
hält folgende Arten t):
Nautilus lacerda Vilanova.
*Natica Sueurüi Pictet et Ren. Neoc.
Fusus sp. nov.
Cerithium Favrinum Vil.
— Hoernesi Vil.
Omphalia Pizcuetana Zitt.
(Pleurotomaria Pizcuetana Vilan. Mem. Cast. f. 2, Fig. 12.)
*Rostellaria simplex d’Orb. Gault.
*Pholadomya elongata. Münst. Neoe.
Panopaea cefr. Ligeriensis d’Orb.
*Fimbria cordiformis Desh sp. Neoc.
*[.ucina vendoperana Leym. Neoe.
Circe efr. discus Math. (als Astarte Buchi Piet. et Ren bestimmt).
(Arcopagia d’Orb.)
Trigonia nsp. efr. carinata Sow.
— nsp. efr. Trig. erenulata Lam.
*Hinnites Favrinus, Pictet et Roux. Gault.
*Lima Cottaldina d’Orb. Aptien.
*Janira atava Roem. Neoe.
*Terebratula pruelonga Sow. Neoe.
*— sella Sow. Neoc.
*Rhynchonella Gibbsiana Sow. Neoc.
*Galerites gurgites Pictet et hen. Gault.
Pygaulus ovatus Ag. Gault.
"Diplopodia (Tetragramma) variolare. Desor.
*Holectypus similis Desor. Neoc.
*— Neocomiensis Grat. Neoe.
* Heteraster (Holaster) oblongus. d’Orb. Neoe.
Besonderes Interesse verdient unter diesen Versteinerungen die pracht-
volle Omphalia Pizcuetana, die der Omphalia Giebeli Zek. aus der Gams an
Grösse und Schönheit nahe kommt, so wie die vortrefflich erhaltenen Trigonien,
Fimbria cordiformis und die zahlreichen Echinodermen.
Eine zweite Localität, offenbar von gleichem Alter, ist ebenfalls in der
Sammlung durch eine grössere Anzahl von Exemplaren vertreten; es ist dies
1) Beinahe sämmtliche Bestimmungen rühren von Herrn Professor Vilanoya y Piera
her und nur bei einigen wenigen Arten sind Aenderungen eingeschaltet.
2) Die mit * bezeichneten Arten sind ausserhalb Spanien bekannt und zwar in den bestehen-
. den Ablagerungen.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band, 1864, Verhandlungen. t
140 Verhandlungen. [10]
Aliaga in der Provinz Teruel, woher folgende Arten namhaft zu machen
sind: .
*Omphalia (Cerithium) Luxani Vern.
Panopaea irregularis d’Orb. Neoe.
*Oyprina cordiformis d’Orb. Gault.
Protocardia (Cardium Josephinum Vilanov.) (sehr ähnlich Cardium sphae-
roideum Forbes).
*Trigonia ornata d’Orb. Neoc.
— Verneuilli Vilanova.
— nsp. efr. crenulata Lam.
*Oucullaea Moutoniana d’Orb. Turonien.
Avicula nsp. sehr ähnlich Av. anomala Sow.
*Plicatula placunea. Aptien.
*Ostrea aquila brongnt. Aptien.
*Caprotina Lonsdalei. Sow sp. Neoe.
Eine Reihe anderer Species von verschiedenen Fundorten der beiden
genannten Provinzen stimmen ebenfalls grossentheils mit bekannten Formen der
unteren Kreide überein, und so findet sich 7. B. Ammonites consobrinus d’Orb.
bei Camarillos, Am. subfascicularis d’Orb. bei Teruel, Natica Coguandiana d’Orb.
bei La Canada (Teruel) und bei Benasıl (Castellon); Protocardia hillana Sow.
sp. und Artacon Studeri Vilanova bei Aleala de Chivert (Castellon); zwei sehr
schöne neue Trigonien Tr. Baylei und Deshayesi Vilan. stammen nach dem bei-
liegenden Zettel aus dem Aptien von Josa.
Auf ein etwas Jüngeres Alter scheinen Cyprina Ligeriensis d’Orb. und eine
der Omphalia Kefersteini verwandte neue Omphalia-Art aus Benasal in Castel-
lon hinzudeuten, doch lässt sich aus so vereinzelten Vorkommnissen noch keine
sichere Folgerung ziehen.
Die Proben, welche durch die Güte des Herrn Professor Vilanova einge-
sendet sind, geben eiüe, wenn auch unvollständige, Idee von dem Reichthume der
unteren Kreidebildungen im mittiern Spanien und lassen uns mit Spannung den
bevorstehenden Publicationen über dieselben entgegen sehen.
Die ganze Fauna trägt das typische Gepräge der Neocom-, Aptien- und Gault-
bildungen, wie man dieselben im nördlichen Frankreich und England und der
südwestlichen Schweiz und in Südfrankreich findet. Die gleichaltrigen Bil-
dungen in den österreichischen Alpen zeigen freilich eine durchaus verschiedene
Facies. Die, Gosauschichten, die Rudistenkalke und die oberen Kreidegebilde,
die vorzugsweise vom südwestlichen Rande der Pyrenäen, sowie in den Provinzen
Guadalajara und Zaragoza verbreitet sind, fehlen, wie es scheint, gänzlich in den
Provinzen Castellon und Teruel, und auch mit jenen eigenthümlichen Formen, die
Dr. Sharpe unter der Bezeichnung „Suberetaceous* aus Portugal beschrieben
hat, haben die vorliegenden Versteinerungen durchaus keine Aehnlichkeit.
Die von Herrn Dr. Zittel der Versammlung vorgelegte Sendung spani-
scher Fossilien bildet jedenfalls eine höchst schätzbare Bereicherung der Sammlung
der k. k. geologischen Reichsanstalt, wofür man dem hochverehrten Gönner
Herrn Professor Don Juan Vilanova y Piera nur zu höchstem Danke ver-
pflichtet sein kann.
Geologische Aufnahme der Il. Seetion in Ungarn. Herr K.
Paul berichtet, dass die genannte Section im letzten Monate ihre sämmtlichen
Aufnahmsarbeiten beendete. Die von den Herren BergexspectantenA.Rücker und
A. Horinek in den Gegenden von Pruskau, Wlara-Pass und Orlowe gewonnenen
Resultate stimmer im Wesentlichen mit den schon in der letzten Sitzung gege-
[11] Sitzung am 13. September. K. Paul. A. Pichler. 141
benen Mittheilungen überein: Cenomane Sandsteine und Conglomerat, Puchomer
Mergel und Wiener Sandstein, Klippenkalke (stellenweise in Verbindung mit
Lias und Kössener Schichten), als isolirte Kuppen unregelmässig aus denselben
hervorragend. Herr Bergrath Foetterle, Herr Bergexspeetant Babanek und
Herr Paul waren im letzten Monate namentlich mit der Untersuchung der
Wiener Sandsteingebilde der Beskidenkette in den Gegenden von Tarzovka,
Caeza und Jablunkau beschäftigt, und gelangten übereinstimmend zu dem Resul-
tate, dass die Sandsteine, welche bei Alt-Bistritz, Sjeskowe, Dehepole u. s. w.
an die Puchower Schichten grenzen und die unter dem Namen Kisuez bekannte
Landschaft, sowie die Gegend von Caeza zusammensetzen, eocen sind; sie wer-
den am Südfusse der Polomberge (westlich von der Jablunkauer Schanze) von
Sandsteinen und Schiefern unterlagert, welche Hohenegger’s Istebna-Sand-
steine (Cenomasien) entsprechen, und weiter nördlich (an der schlesischen Lan-
desgrenze) von Godula-Sandstein (Aptien) unterteuft werden,
Die Bezeichnung „Wiener oder Karpathensandstein“ dürfte daher für diese
Gegend entbehrlich geworden sein.
A. Pichler. Der Oetzthaler Stock in Tirol. In einer Notiz, welche in
diesem Hefte des Jahrbuches abgedruckt wird, und deren Inhalt Herr k. k. Berg-
rath Fr. v. Hauer mittheilte, gibt Herr Professor Adolph Pichler Nachricht über
seine neuesten Untersuchungen im Oetzthaler Stock, als deren wichtigstes Ergeb-
niss unzweitelhaft die Nachweisung der weiten Verbreitung von theilweise meta-
morphosirten Triasgesteinen mitten im Gebiete der Tiroler Centralalpen zu
betrachten ist. Mächtig und vielgliedrig entwiekelt kommen sie in zahlreichen
isolirten Inseln den krystallinischen Sehiefergesteinen aufgelagert vor. Den schon
früher bekannten derartigen Inseln der Seile, des Serlos, des Telferins-Berges,
schliessen sich andere weiter im Osten an, die grösste bei Graun an der Wasser-
scheide zwisehen Etsch und Inn. Noch erwähnt Herr Pichler in einem Nach-
trage der Entdeckung von Lagern krystallinischen Kalkes bei Gries östlich von
Lengenfeld, auf welche er zuerst durch Herrn Curaten Adolph Trientl aufmerk-
sam gemacht wurde.
Dionys Stur. Geologie von Untersteiermark. Die Untersuchungen
die Herr Sectionsgeologe D. Stur fur den geognostisch -montanistischen Verein
von Steiermark im Laufe des Sommers durebführte, haben zu sehr wichtigen
Ergebnissen geführt. Aus seinem Berichte, dessen Inhalt Herr Bergrath v. Hauer
mittheilt, und der ebenfalls im dritten Hefte des Jahrbuches für 1864 abgedruckt
wird, ergibt sich unter Anderem, dass im Bachergebirge nur die sogenannten
altkrystallinischen Gesteine, aber kein Centralgneiss vorkommen — dass die
Weitensteiner Eisensteinformation der alpinen Steinkohlenformation angehört,
dass die bedeutenden Kalkmassen im Wassergebiete der Sann nicht Gailthaler,
sondern Triaskalke sind, dass die Schichten von Sotzka mit ihren Koblenabla-
gerungen eine untere neogene Süsswasserstufe darstellen, endlich dass bei-
nahe alle Eruptivgesteine Untersteiermarks, die als Hornsteinporphyre, als
Diorite, als quarzlose Feldsteinporphyre, endlich als Dolerite bezeichnet wurden,
tertiären Alters sind.
Geologische Aufnahmen der I. Seetion in den Alpen. Herr
k. k. Bergrath Fr. v. Hauer theilt den Inhalt der Berichte mit, welehe von den
Herren Geologen der ersten, mit den Localuntersuchungen in den nordöstlichen
Alpen beschäftigten Aufnahmsseetion eingegangen waren.
Obgleich vielfach behindert durch die derartigen Arbeiten namentlich in den
Alpen so ungünstiger Witterungsverhältnisse, wurde doch wieder eine Reihe
für die genauere Kenntniss unserer Alpen hochwichtiger Thatsachen gewonnen.
1.»
149 Verhandlungen. [12]
Der Chefgeologe Herr k. k. Bergrath M. V. Lipold untersuchte erst den
Oetscher-Gebirgsstock und dessen Umgebungen.
„Bekanntlich kommen an der Ostseite des hohen Oetscher die Werfener
Schichten im Erlafboden zu Tage und über demselben Guttensteiner und Hall-
stätter Schichten, letztere in sehr grosser Verbreitung im Oetscherthale. Die
Lunzer Schiehten wurden zwar an der Nordseite und an der Südseite des
Oetscher eonstatirt, allein theils ungeheuere Dolomit-Grushalden, theils die Un-
zugänglichkeit des Terrains verhinderten uns, über das Auftreten der Lunzer
Schichten im Oetschergraben (Südseite des Oetscher) Studien zu machen, so
wie das Vorhandensein der Raibler Schichten festzustellen. Eben so wenig
gelang es, zwischen den Opponitzer Schiehten (Haupt-Dolomit) am südlichen
Gehänge des hohen Oetscher, und den Dachsteinkalken der Spitze desselben die
Kössener Schichten aufzufinden; letztere erscheinen erst zweifellos in dem süd-
licheren Gebirgszuge der Gemeindealpe. Hingegen lagern am Oetscher über den
Dachsteinschichten mit Megalodus trigueter nach Hierlatzschichten“. — Weiter
vollendete Herr Lipold die Speeialaufnahme des Terrains nördlich von der
Pielach und von Kirchberg und nördlich vom Tradigistthale bis zur Wiener Sand-
steinzone. In diesem Terrain erscheinen zwei einander parallele ostwestlich ver-
laufende Hebungsspalten, durch welche beide, Rauchwacken der Raibler Schich-
ten zu Tage gelangen, über denen sodann Opponitzer Dolomite, Kössener und
Grestener Schichten, ferner Liasfleckenmergel, jurassische Kalke und Neocom-
schichten im südlicheren Zuge folgen. Erst südlich vom Tradigistgraben reichen
die Aufbrüche bis zu den Lunzer Schichten.
Herr Dr. Alfred Stelzner, der sich als Volontär bei den Arbeiten der
I. Section betheiligt, berichtet aus Scheibbs über seine Untersuchungen in der
Umgegend dieses Ortes und von St. Anton. Aus zwei Profilen, die derselbe über-
sendet und im Detail beschreibt, beide von Süd nach Nord, das erste entlang
dem linken Erlafufer vom Buchberg über den Günzelsberg nach dem Lampels-
berg das zweite entlang dem rechten Erlafufer vom Trefflinfall über den Klaus-
wald, den Kiausgraben, den Wohlfartsschlag und Forstkegel bis zum Himmelbauer
amSchlagenboden ergibt sich, dass die geologische Architeetur des Gebietes viel
complicirter ist, und dass an derselben viel ältere Formationsglieder theilnehmen,
als bisher bekannt war; insbesondere ergibt sich als nen in dieser Beziehung:
1. Die weite Verbreitung der Hallstätter Schichten in dem untersuchten Gebiete.
2. Die nicht minder beträchtliche Ausdehnung der früher nicht überall
besonders ausgeschiedenen Kössener Schichten.
3. Die Erweiterung des Verbreitungsgebietes des Dachsteinkalkes gegen
Norden zu, welche mit den zu Anfang des Sommers schon in der Mollner Gegend
gewonnenen Resultaten sehr gut übereinstimmt.
Herr k. k. Bergingenieur L. Hertle war mit der Untersuchung des Traisen-
thales von Lehenrott bis Traisen und der zunächst anschliessenden Gebirgs-
theile, Herr G. Freiherr v. Sternbach mit solehen im Ennsthale in der Um-
gegend von Weyer, Klein-Reifling und Altenmarkt, Herr k. k. Bergingenieur
J. Rachoy endlich mit solchen im Pechgraben, Neustiftgraben, und in der
Umgebung von Waidhofen beschäftigt. Überall wurden so genau wie möglich die
Verbreitungsbezirke der einzelnen Formationsglieder auf den Karten abgegrenzt.
Geologische Aufnahmen der IIl. Section in Ungarn. Bezüglich
derselben berichtete Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer, dass er selbst
als Chefgeologe, begleitet von Herrn k. k. Bergingenieur B. v. Winkler, die
Umgegenden von Kis-Tapoluesan, Fenyö-Kosztolan und Hochwiesen untersuchte.
Ueberdies hatte sich auflängere Zeit Herr Bergbau-Director J. Choczensky
[13] Sitzung am 13. September. Fr. Ritter v. Hauer. 143
angeschlossen, dessen genaue Localkenntniss der zu untersuchenden Gegend bei
der Aufnahme von grösstem Nutzen war und dem wir uns daher für seine thätige
Mitwirkung zum grössten Danke verpflichtet fühlen. — Die verbreitetsten Gesteine
in der untersuchten Gegend, die gegen Osten durch die mächtigen Traehyt-
massen der Schemnitzer Gebirge begrenzt wird, sind Granite, krystallinische
Schiefer (vorwaltend Gneiss), Quarzite und Kalksteine.
Granit bildet die höheren Berge zwischen dem Zsikavathale und der von
Kis-Tapolesan nach Ugroez führenden Strasse, so namentlich den Kling-Wrch,
den Pieski-Wrch, den Prostredni-Wrch, die Harmanova u. s. w. Es bilden diese
Berge den östlichsten Theil des Granitmassifs des Tribeezgebirges. Im Süden
aber auch im Osten, quer durch das ganze Gebirge hindurchsetzend, legt sich
zunächst an den Granit (ohne rothe Schiefer) eine nicht sehr breite Zone von
festem Quarzit an, und östlich von dieser folgen in grosser Ausdehnung die kry-
stallinischen Schiefergebirge. Dieselben herrschen östlich bis über das Hosztje
(Kereszturer) Thal hinaus, während noch weiteröstlich wieder Quarzite, oft sand-
stein- oder conglomeratartig, in Verbindung mit rothen Schiefern, in mächtigen
Massen auftreten, Die Kalksteine, meist petrefaetenleer und daher bezüglich ihres
Alters meist nur unsicher zu bestimmen, in Verbindung mit braunen Sandsteinen
bilden eine Anzahl isolirter Massen von grösserer und geringerer Ausdehnung.
Herr Dr. Stache und Herr Joseph Cermak hatten die Aufnahmen vor-
zugsweise in den Blättern von Privitz, Bajmocz, Ciemany-Vricko und Prona-
Cachy durchgeführt.
In diesem Gebiete wurden die folgenden Schicht-: und Massengesteine
beobachtet und nach ihren specielleren Grenzen auf den Karten ausgeschieden.
Granit bildet den krystallinischen Kern des kleinen Magura-Gebirges.
Gneiss umhüllt den Gebirgsstock in einem zwar mehrfach unterbroche-
nen, aber doch deutlich nachweisbaren Mantel. In ihm sind auch die alten
Goläbergbaue von Fundstollen und Cavoj umgegangen, die noch im 17. Jahr-
hundert in Betrieb gewesen sein sollen, jedoch nach den unbedeutenden Hal-
den zu urtheilen, an keinem Punkte von besonderer Ausdehnung gewesen sein
können. Bei weitem grossartiger waren die alten zwischen Deutsch-Proben
und Zach bestandenen Goldwäschen.
Quarzite treten in längeren Streifen längs einer von der kleinen Ma-
gura gegen NO. über Schmitshaj gegen Gajdel gezogenen Linie auf, welche
sich unmittelbar an einen in dieser Richtung ausstreichenden schmalen Zug
krystallinischer Gesteine lehnen. Ihnen folgen unmittelbar in grösserer Aus-
dehnung und besonders mächtig an der Temeskä skäla und am Cicere-Berg
(bei Cavoj) anstehend.
Schwarze Kalke, zum Theil kieselig und schiefrig, zum Theil dolomi-
tisch. Mit diesen in engerm Zusammenhange scheinen die darauf folgenden
Bunten mergeligen Schiefer zu sein, welche ganz und gar den
bereits im vorjährigen Terrain in die obere Trias gestellten bunten Mer-
gelschiefer von Banka entsprechen. Hierher gehören auch die Kohlen-
schiefer, die sich an der Grenze des Krystallinischen in der Einsenkung
zwischen Ösieina und Wisky Vreh bei Sutovce in schmale Streifen bis zu
den Kalkmassen des Zahrady Vreh ziehen.
Liassische Gesteine treten in wenig charakteristischer Entwieklung
nur am Dluchy Vreh an der Nordgrenze der Zone der rothen Schiefer auf.
Neocome Mergel, zum Theil Fleckenmergel, treten in bedeutender
Entwieklung nördlich von den Linien Dluhy Vreh, Javorinka, Javorina und
Skobanikopf auf, jedoch äusserst selten mit Versteinerungen. Dieselben fallen
144 Sitzung am 13. September. Dr. Stache. [14]
überall unter braune und graue Kalke ein, welche einer höheren Etage der
Kreideformation entsprechen.
Eocen-Schichten, Sandsteine und Conglomerate, seltener auch Kalke
reichen nördlich von Bajmoez bis Dubnice, wo sie im O0. vom Löss der
Neutraer Ebene, im N. aber von dem Granitstock der Mala Magura begrenzt
werden. Längs des Belankathales bedeckt der Löss die älteren Bildungen fast
gänzlich, doch treten an mehreren Punkten wie bei Lestin und in der Schlucht
N. von Kostolnejsa ganz deutlich eocene Sandsteine und Mergelschiefer zu
Tage, zum Theil mit deutlichen Nummuliten.
Neogen-Schichten treten in grosser Verbreitung in Thälern und
Bacheinschnitten, so wie an den unteren Gebirgsabhängen auf der Südseite
des Neutrathales zwischen Kostolany und Deutsch-Proben auf. Es sind zum
grössten Theil Conglomerate, Breecien, Sandsteine und Mergel und sedimentäre
Tuffe, die den grossen Trachytgebieten, welche das Thal im S. begrenzen,
ihr Bildungsmaterial entlehnt haben. Unmittelbar bei Privitz ferner bei Lehota
und Hradek finden sich in den oberen Schichten bedeutende Ausbisse von
Lignitlagern. Alle diese Schichten sind ziemlich jungen Alters und führen
keine anderen Versteinerungen als sparsame Pflanzenreste. Aeltere marine ter-
tiäre Sande, Sandsteine und Tegel mit Cerithium lignitarum wurden nur in
geringer Ausdehnung in der Gegend von Lipnik und Csausza aufgefunden,
wo auch Stur sie bereits angibt. Zu den Bildungen der jüngsten Tertiärzeit
gehören dagegen noch die ziemlich mächtigen Bänke von Süsswasserkalk,
auf welchen das Schloss Bajmocez steht und welche im Bereich des begange-
nen Terrains überdies noch bei Unter-Lelöcz gegenüber von Neu-Kostolany
auftreten.
Von Eruptivgesteinen wurden ausser dem schon bekannten kleinen Mela-
phyrdurchbruch bei U. Lelöcz und den schon im vorigen Berichte erwähnten
grossen Trachytzug im S. des Gebietes zwei kleinere isolirte Trachytdurch-
brüche mitten iin Gebiete der tertiären Sedimente aufgefunden, nämlich zwi-
schen N. Kostolany und Kamenee im W. und zwischen Privitz und Klein-
Csausza im O. des untersuchten Gebietes.
Die Aufnahmen von Herrn F. Freiherrn von Andrian erstreckten sich
namentlich auf die Umgebungen von Ober-Stuben, dann auf das Thuroczer
Becken.
„Die Ausläufer des Trachytgebirges“ schreibt derselbe, „welche sich bis
in die Nähe von Ober-Stuben hinziehen, sind überall von mächtigen Tuffbil-
dungen bedeckt, deren Material durchwegs dem grauen Trachyte entnommen
ist. Rhyolithe wurden ausser in der kleinen Partie bei Ober-Stuben nieht mehr
beobachtet. Die Kalktrachytgrenze zieht sich in ziemlich unregelmässigem
Verlaufe von Haj über Czeremosne, Glaset und die Andrassowa. Längs der-
selben treten an manchen Stellen die rothen Schiefer mit Quarziten hervor,
so bei Cseremosne am Eierberg und bei der Bartoska. Auf den rothen Schie-
fern liegen mergelige Schichten mit häufigen Einlagerungen von schwarzen
Kalken, wohl der Liasformation angehörig. Auf ihnen liegend folgen Neoeommergel
und Dolomite, welche letztere den Hauptbestandtheil des östlich mein Gebiet
begrenzenden Gebirgsstockes bilden. Einzelne Jurakalkpartien tauchen aus der
Dolomitbedeckung an Suchi Wreh und im Macethal hervor.
Die Tertiärbildungen des Thuroczer Beckens bilden eine zusammenhän-
gende Reihe von Terrassen; sie bestehen aus Sanden, Sandsteinen, Schotter
und Conglomeraten, welche charakteristische Petrefacten der Congerienstufe
bei Bistrieza führen.“
[15] Sitzung am 13. September. F. v. Andrian. 145
Noch wird das Vorkommen von Kalktuff und Kalkeonglomeraten, und das
Auftreten einer Zone von gelben Sandsteinen, die wahrscheinlich der Eocen-
formation angehören, auf der Linie Suezan, Draskoez-Zsambokret erwähnt.
Der Sectionsgeologe Herr H. Wolf setzte die Aufsammlung von typischen
Gesteinsstücken aus dem Trachytgebiete der Umgegend von Telkibanya fort.
Namentlich war es ihm gelungen, eine reiche Anzahl von Exemplaren der von
Riehthofen’schen „Lithophysen“ zu gewinnen.
F. Mialowich. Viehsalz in compaeten Stücken. Herr Friedrich
Mialowich, k. k. Salinenverwalter in Kaczyka, sendete das nachfolgende
Schreiben ein, welches Herr von Hauer sammt den daran erwähnten Muster-
stücken zur Vorlage brachte.
„In der diesjährigen Nummer 33 der „Oesterreichischen Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen“ kömmt zu dem Artikel „Über den gegenwärtigen
Bestand des Salzmonopols“ anmerkungsweise vor, dass es einem Privatmanne
gelungen sei, das denaturalisirte Viehsalz in compacte Form von grossen Stücken
zu bringen, welche beim Transporte keiner Verpackung bedürfen, und dass er
diese Erfindung dem Staate angeboten habe.
Diese Anmerkung veranlasst mich, zwei aus gemahlenen Steinsalzabfällen
und zwei auf gleiche Weise aus dem im Verschleiss stehenden Viehsalze erzeugte
Hurmanen zur Vergleichung mit dem bereits vorliegenden Probestück einzusenden.
Die Erzeugung solcher eompacter Stücke, oder auch nach Belieben grösse-
rer und in anderer Form, wird ganz einfach durch Benetzung des vermahlenen
Steinsalzes mit Soole, Formung in gleicher Weise wie beim Sudsalze, und
Dörrung bewerkstelligt.
Je kleiner das Korn der gemahlenen Minutien, desto glatter ist auch das
äussere Ansehen der eompacten Stücke. Es dürfte übrigens auch bei gröberem
Korn die Festigkeit genügen, und abgekratzt, abgeschliffen, oder vom Viehe
abgeleckt, bieten diese Stücke im Innern eine ganz glatte Fläche dar.
Zu diesfälligen Versuchen wurde ich bereits vor einigen Jahren durch den
Umstand veranlasst, dass die bei der hiesigen Steinsalzerzeugung abfallenden
Minutien keinen Absatz finden. Um die mechanisch beigemengten Thone zu
beseitigen, habe ich die gemahlenen Minutien mit Salzwasser ausgewaschen, und
dadurch ein reineres Steinsalz dargestellt, als es in den gewöhnlichen commer-
ciellen Formaten vorkömmt.
Mit dem hohen Finanz-Ministerialerlasse vom 12. November 1861, Zahl
31522-1322, wurde die Ermächtigung ertheilt, eine bereits vorhandene Partie
von 10.300 Stücken probeweise in Verschleiss zu setzen; allein dieses Salz fand
bei den hiesigen Abnehmern keinen besondern Anklang, wesshalb auch weitere
Versuche aufgelassen worden sind.
Der Unbeliebtheit der Minutien-Hurmanen kann wohl nur das una
graue Aussehen der Formate zu Grunde liegen, denn das von denselben abge-
kratzte oder gestossene Salz hat dieselbe Färbung wie das hiesige gestossene
commereielle Steinsalz. Die probeweise in Verschleiss gesetzten Stücke waren
überdies auch zum Theil angeräuchert, weil die Dörrung in Ermangelung von
Dörrapparaten in offenen Kränzen stattfinden musste.
In wie fern die Umformung des Viehsalzes in compaete Stücke mit Rücksicht
auf den geringen Verschleisspreis angedeutet sei, müsste durch Berechnung
der dadurch zu erreiehenden Vortheile anderer Art erhoben werden.
Bei dem aus Sudsalz erzeugten Viehsalze ist die Erzeugung fester Stücke
jedenfalls schwieriger, weil hier zur Erzielung der nöthigen Festigkeit Pressen
in Anwendung kommen müssten.“
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Jahrbuch 14. Band.
der k.k.geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. IV. Heft.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 8. November 1864.
Ansprache des Directors W. Haidinger.
Meine hbochverehrten Herren!
1. Vorwort. Ein neuer wichtiger Abschnitt schliesst in der Geschichte
unserer Entwickelungen in dem Bestehen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Durfte ich in dankbarsten Gefühlen am Schlusse der ersten zehnjährigen
Periode am 22. November 1859 in einem Rückblicke der Erinnerung vergangene
Zeiten vorführen, ungewiss wie mir in bereits vorgerückten Jahren lebhafter
Antheilyan ferneren entfernten Jahresabschlüssen gewährt sein würde, so ist
dies um so mehr jetzt, bei dem Schlusse einer neuen fünfjährigen Periode der
Fall, wo mir selbst der Schluss meines siebenzigsten Lebensjahres ganz nahe
herangerückt ist!
Wenn im Leben eines auf guter Grundlage wahren Bedürfnisses und ent-
sprechender Kraft gegründeten Institutes dieses mit den Jahren an Kraft der
Wirksamkeit eben so zunimmt wie an Erfolgen, so findet ein ganz andervs
Verhältniss in den Individuen statt, deren Lebenskraft eben aufgewendet worden
ist, um jene Erfolge zu erzielen.
Ich darf wohl auf die Entschuldigung hochgeehrter Gönner und Freunde
zählen, wenn ich einen neuen raschen Ueberblick nicht auf den Schluss des
zweiten Jahrzehents verschiebe, sondern ihn heute Ihrer freundlichen Aufmerk-
samkeit darbringe, wo die Hälfte der Zeit abschliesst.
Ernste Mahnungen sind im Laufe des letzten Jahres über Vergänglichkeit
menschlicher Bestrebungen, menschlicher Verhältnisse in unseren Sitzungen an
uns ergangen, rasch aufeinander folgten sich fast in jeder derselben Nachrichten
von dem Hinscheiden mächtiger, wohlwollender Gönner, erfolgreicher Freunde
und Arbeitsgenossen, wie Adolph Schmidl, Pasqual Ritter v. Ferro, Heinrich
Rose, Christian Andreas Zipser, Seine Majestät König Maximilian
Joseph Il. vonBayern, Ihre Kaiserliche Hoheit die durchlauch-
tigste Frau Erzherzogin Hildegarde, Johann Karl Hocheder,
Albin Heinrich, Leonard Horner, Theodor Wertheim, zuletzt noch
Ludwig Hohenegger, dessen hoher Anerkennung durch Seine k. k. Apo-
stolische Majestät, ich noch mit Freude in der Sitzung am 10. August
gedacht hatte. Noch muss ich einen durch wissenschaftlichen Austausch uns
nahe stehenden Freund nennen, den Dr. Karl Friedrich Wilhelm Braun in
Bayreuth, geboren am 1. December 1800, am 20. Juni vollendet, dessen For-
schungen in der fossilen Flora der Umgegend, und seine zahlreichen werth-
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. Verhandlungen, u
148 „ Verhandlungen. [2]
vollen Geschenke an uns so anregend für unsere eigenen Studien waren. Ferner
eedenken wir in treuer Erinnerung des hoeliverdienten Forsehers Dr. Edward
Hiteheoek in Amherst, Massachusetts, der, geboren am 24. Mai 1793, am
9%, März aus seiner irdischen Laufbahn abberufen worden war, uns namentlich
dureh seine grossen Arbeiten über die fossilen Fährten, die wir ihm verdanken,
seit langer Zeit freundlich verbündet. Mit inniger Theilnahme erhalten wir vor
wenigen Tagen die Rede am Grabe des Verblichenen von seinem Amtscollegen,
Professor William S. Tyler gehalten, in hoher Anerkennung des wahren Werthes
seines irdischen Wirkens. Eine der letzten Nummern des Blattes „Der Berg-
geist“ bringt uns die Nachricht von dem am 27. September erfolgten Scheiden
des grossherzoglich Hessen’schen Salinen- und Berg-Inspectors zu Salzhausen,
Hans Tasche, im besten Mannesalter (geboren 11. Jänner 1820), uns unver-
gesslich durch werthvolle von ihm erhaltene Mittheilungen in den Jahren 1857
und 1859 (Jahrbuch VII und X).
Aber nebst den wirklichen Verlusten, wie sehr hat uns nicht die Sorge
um Freunde bewegt, welche wir in dem abgelaufenen Jahre in grösster Gefahr
schweben sahen, Ende April unsern langjährigen Freund und Arbeitsgenossen
Moriz Hörnes; im August, eben von seinen Aufsahmsarbeiten zurückgehehrt, im
Herzen der k.-k. geologischen Reichsanstalt selbst Franz Foetterle. Glejch-
zeitig mit ihm meinen hochverehrten Freund und Gönner Dr. Cajetan Felder!
Mit Recht wiederholt unser hochgeehrter Freund Freiherr v. Hingenau
am Schlusse seiner anregenden Lebensskizze unseres dahingeschiedenen
Freundes Hohenegger den Ausspruch: „Die Bedeutung eines Mannes wird
erst recht klar durch die Lücke, die sein Scheiden hinterlässt“. Aber eben so wahr
“ist es, dass man diese Lücke auch dann schon fühlt, wenn die Gefahr des Ver-
lustes so nahe bevorsteht. Welcher‘ Schmerz, aber auch welche neue Aufgaben
standen mir bevor, wenn sich die Sorge erfüllt. Kaun man ein solehes Gefühl
vielleicht egoistisch nennen, so ist es gewiss ein um sn lebhafteres Zeugniss für
den Wertliı der Männer selbst, um so ianiger, lebhafter aber unser Dank einer
gnädig waltenden Vorsehung, dass sie uns zu fernerem, gemeinsamem Streben,
zu ferneren Erfolgen erhalten blieben.
Aber so sehr abwechselnd Schmerz und Sorge sich fühlbar machten, so ist
andererseits wieder in meinem eigenen Leben, innigst verbunden mit dem Bestande
unserer k. k. geologischen Reichsanstalt, so manche freudig anregende Thatsache
zu verzeichnen gewesen, der Fortschritt in vielen Richtungen, die Allerhöchste
Anerkennung durch Allergnädigste Verleihung des Ritterkreuzes des österrei-
chisch-kaiserlichen Leopold- Ordens, ein nicht nur mich persönlich, sondern auch
alle meine hochverehrten Freunde und Tbeilnehmer an den Arbeiten der k. k.
geologischen Reichsanstalt hoch erhebendes Ereigniss, glänzend selbst und
ermuthigend und fördernd in seiner Einwirkung für diese ganze Abtheilung
wissenschafllicher Beschäftigungen.
Auch dafür muss ich mir in der nachstehenden Darlegung der Vorgänge
früherer Zeiten freundliche Nachsicht erbitten, dass ich manches was in früheren
Ansprachen, und bei anderer Veranlassung mitgetheilt worden ist, hier selbst in
längeren Abschnitten wörtlich wiedergebe. Aber es ist dies, um ein um so gerun-
deteres Ganze hervorzubringen, geradezu unerlässlich gewesen. Mir persönlich
aber ist es ein wahres, tief liegendes Bedürfniss, meinen innigsten Dank und
wärmsie Anerkennung den wohlwollenden Gönnern und allen hochgeehrten
Freunden auszusprechen, von deren freundlichem Wohlwollen, von deren kräftiger
Hilfe alle die Erfulge ihren Ursprung nehmen, welche ich hier zu verzeichnen
so glücklich bin.
[>] Ansprache des Directors W. lailinger. 49
Namentlich den Miteliedern der k. k. geologischen Reichsanstalt gegenüher
bin ich dies zu thun verpfliehtet, denn es liegt in der Natur der Sache, dass im
Ganzen Vieles der k. k. geologischen Reichsanstalt als Erfolg zugeschrieben wird,
was doch nur das Ergehniss der Arbeiten des Einzelnen ist. Man muss es aner-
kennen, dass das Bestehen von Instituten, Akademien, Gesellschaften durch die Ver-
anlassung, welche sie darbieten, dureh die Mittel, welehe durch sie zur Verfügung
- gestellt werden, mächtig einwirken, und dass sie daher ihrerseits auf den Dank
ihren Gründern, Förderern und Theilnehmern den gegründetsten Anspruch haben,
aber stets sollte von ihnen selbst die Anerkennung des Werthes der Individuen,
der eigentlichen Arbeiter hoch gehalten werden. In den Berichten werde ich
freilich. auch meiner eigenen Theilnahme gedenken müssen, in der innigen Ver-
bindung mit der k. k. geologischen Reiehsanstalt sowohl, als in den zahlreichen
Beziehungen, in welchen ich selbst und meine hochverehrten Arbeitsgenossen auch
ausserhalb derselben, in der Periode naturwissenschaitlicher Entwickelung in
unserem Wien und Oesterreich uns befunden haben.
Der Tag, an welchem unsere Geschichte als k. k. geologische Reichsanstalt
beginnt, ist der 15. November 1849, dureh die Allerhöchste Entschliessung
Seiner k. k. Apo stolisehen Majestät unseres gegenwärtigen glorreich
regierenden Kaisers und Herrn Franz Joseph. Aber zur Gründung einer
solehen Anstalt ınusste nieht nur das Bedürfniss vorhanden sein, dandlng auch
die vorbereiteten Mittel, um dasselbe zu befriedigen. Nicht die bewilligten
Baarbeträge allein, sondern vielmehr auch die geeigneten Personen und die
ihnen zu Gebote stehenden Hilfsmittel, als Rüstzeug zu dem neuen Baue.
2. Aeltere Geologie in Oesterreich. Hier stehen wir an der Frage des damaligen
Standes der geologischen Arbeiten in Oesterreich. Hier ist es meine Aufgabe,
die allmälige Entwickelung derselben wenigstens in grossen Zügen anzudeuten,
um das Ergebniss der neuen Unternehmung ungezwungen anzureihen. Nicht eine
umfassende Darstellung ist hier erforderlich, wie sie uns so lehrreich mein hoch-
verehrter Freund Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer in seiner glänzen-
den Antrittsrede am 31. Mai 1861 in der feierlichen Sitzung der Kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften „die Geologie und ihre Pllege in Oesterreich“ gege-
ben hat, namentlich ist es hier überflüssig der ersten Entwiekelungen zu geden-
ken, welche mehr gleichzeitig mit anderen Ländern stattgefunden hatten. Wohl
hat Herr v. Hauer sehr genau den traurigen Stillstand bezeichnet, der am An-
fange des gegenwärtigen Jahrhunderts nach dem vorübergegangenen Aul-
schwunge der Born’schen Periode eingetreten war, durch den Mangel wissen-
schaftlich-gesellschaftlicher Beziehungen und den Druck des kriegerischen Zeit-
alters, das uns die herbsten Prüfungen brachte. Für Mineralogie blieb allerdings
in dem k. k. Hof-Mineraliencabinete, in den Sammlungen einer Anzahl von wohl-
habenden Dilettanten noch eine Erinnerung übrig, aber geologische Studien gab
es nicht. Man denkt unwillkürlich an Walter Scott’s „Tis sixty years since“,
wenn man die Beschwerlichkeit der damaligen Reisen erwägt, welchen noch so
manche in den ungesicherten Beziehungen gegründete künstliche Beschrän-
kungen hinzugefügt wurden. Wohl erhielten sich, wie in dem Hause des Grafen
v. Fries, des Freiherrn.v. Jaeguin, gastfreie Mittelpunkte für Freunde und
Pfleger der Wissenschaften, aber ein eigentliches gesellschaftliches, wissen-
schaftliches Leben war zerstört, So gross war die damalige Scheu vor gesell-
schaftlichen Verbindungen, dass als die erste der neueren Gesellschaften, die
gegenwärtige k.k. Landwirthschafts-Gesellschaft, im Jahre 1807 gegründet wor-
den war, doch die Bewilligung ihrer Statuten erst im Jahre 1812 erfolgte. Und
u*®
150 Verhandlungen. [4
doch hatte ein kaiserlieher Prinz, unser unvergesslicher Erzherzog Johann, damals
in seinem 26. Lebensjahre an der Spitze der Bewegung für dieselbe gewirkt.
Die reiehen berühmten Mineralien-Sammlungen waren es, welche im Jahre
1802 unsern unvergesslichen Lehrer Friedrich Mohs von Freiberg nach
Wien gezogen hatten. Für ein in Dublin zu gründendes bergmännisch-wissen-
sehaftliches Institut bestimmt, sollte er noch die Kenntniss dieser Sammlungen
erwerben. Zu dem gleichen Zwecke hatte er seine „Beschreibung des Gruben-
gebäudes Himmelsfürst“ verfasst.
3. Mohs in 6ratz. Aber dieser Plan scheiterte durch den Tod des Haupt-
unternehmers Dr. Mitchell, und Mohs blieb in Wien, erst mit der Beschrei-
bung des van der Nüll’schen Mineralieneabinets beschäftigt, dann in ver-
schiedenen Verwendungen. Im Jahre 1811 berief ihn Erzherzog Johann an das
in Gratz neu gegründete Joanneum. Der grossmüthige Prinz hatte unter
andern an dasselbe auch die reiche Mineralien-Sammlung geschenkt, die er
selbst gebildet und deren Kern er von dem Freiherrn Nikolaus Joseph von
Jaequin erkauft hatte. Auf Kosten des Erzherzogs bereiste Mohs durch die
zwei Sommer 1811 und 1812 Steiermark und Kärnthen, der Winter des ersten
Jahres war der Aufstellung der Sammlung gewidmet. Aber die geologischen,
oder wie man damals gerne mit Werner sagte, die geognostischen Arbeiten
wurden durch die höhere Theilnahme für die Mineralogie und Krystallograp hie
in den Sehatten gedrängt. Die Worte Geologie und Geognosie haben lange als
Parteiworte gedient. Die Geognosten wollten in der Geologie nur mehr Träu-
mereienund Hypothesen, selbst gefährliche, erkennen, die Geologen dagegen, die
sich in der Zwischenzeit zu Herren von grossen Massen von Beobachtungen
gemacht hatten, begannen ihrerseits wieder ein Stehenbleiben bei den Wer-
ner’schen Dogmen so mancher Geognosten als minder wissenschaftlich zu be-
zeichnen. Der Name „Geognosie“ hat sich nie das gleiche Bürgerrecht in jenen
Sprachen erwerben können, in welchen uns so viele der wichtigsten Wahrheiten
zuerst bekannt geworden sind. So gewann denn auch bei uns „Geologie“ die
Oberhand im Gebrauche, gerade wie es in der Praxis, ungeachtet des etymo-
logischen Unterschiedes, gleichbedeutend genommen wird.
Eine geologische Karte von Steiermark hat Mohs selbst niemals zu ent-
werfen versucht. Indessen war die Eröffnung der Lehrcurse am Joanneum am
14. December 1812 vor sich gegangen und hatte allerdings den Charakter eines
„Ereignisses“ angenommen. Der erste Curs versammelte eine Anzahl hoffnungs-
voller junger Männer, darunter Ferdinand v. Thinnfeld, Franz Riepl und
Andere. Späteren Cursen gehörten mehrere Schemnitzer Bergakademiker an. Im
Jahre 1817 kam Herr Graf August Breunner nach einem Aufenthalte in
Sehemnitz zu Mohs nach Gratz, und lud ihn sodann ein, mit ihm eine Reise
nach England zu unternehmen, die Erfüllung eines lange gehegten Wunsches, zu
welcher durch seine Empfehlung der damalige Director des k. k. Hof-Mineralien-
cabinets, v. Schreibers fördernd beitrug.
4. Mohs in Freiberg. Mohs kehrte nicht mehr nach Gratz zurück, sondern
erhielt, während seines Aufenthaltes in Edinburg, einen Ruf nach Freiberg als
Nachfolger seines kurz vorher verewigten Lehrers des berühmten W erner
selbst. An jenem ersten Mohs’schen Lehreurse in Gratz hatte auch ich Theil
genommen, ich wohnte bei ihm im Joanneo, er war meiner Familie stets seit sei--
nem ersten Eintritte nach Oesterreich freundschaftlich verbunden gewesen. Bald
war es mir gegönnt an wirklichen wissenschaftlichen Forschungen Antheil zu
nehmen. Auch ich begleitete ihn, als er dieReise nach England antrat, bis nach
Freiberg, wo er mit Graf Breunner zusammenutraf, Ein Jahr früher hatte Mohs-
[5] Ansprache des Directors W. Haidinger. 151
mit Ferdinand v. Thinnfeld, Adolph Lill und mir einen Ausflug nach Freiberg
unternommen, als Führer in der dortigen bergmännisch-wissenschaftlichen Welt.
Werner lebte noch und nahm uns wohlwollend auf, eben so der hochbejahrte
würdige Oberberghauptmann v. Trebra, Freiesleben, v. Herder, Becker
und Andere. Breithaupthatte schon damals seine genaueren Studien der
Mineral-Individuen begonnen. Die Mineraliensammlungen, die Grubengebäude
wurden eifrigst während eines dreiwöchentlichen Aufenthaltes besichtigt.
Ich habe hier bis in ganz frühe Zeiten zurückgegriffen, um die ersten
Anfänge unserer neuen Entwickelungen zu bezeichnen. Gewiss dürfen wir
Oesterreicher dem dahingeschiedenen grossen Erzherzog Johann die Gefühle
innigster Dankbarkeit weihen für jene erfolgreiche That der Gründung des
Joanneums, welcher noch so viele andere folgten, von dem umfassendsten
Einflusse auf die Förderung des geistigen und materiellen Wohles unserer
Alpenländer in erster Linie, die sich indessen in vielen Richtungen auch
über das ganze Kaiserreich verbreitete. Auch andere Männer aus jener
Zeit nahmen später mächtigen Antheil an den Fortschritten. Graf Breunner
verfolgte seine Reise, bildete eine schöne Mineralien- und Petrefacten-Samm-
lung, widmete viele Aufmerksamkeit den geologischen Arbeiten in England
mit Greenough und Buckland, den paläontologischen in Paris, wohlwollend
aufgenommen namentlich von dem grossen Meister Cuvier. Nach Wien zurück-
gekehrt, trat er in die k. k. Bergwesens-Centralbehörde ein.
Mittlerweile hatte Franz Riepl, früher praktischer Eisenhütten-Beamter,
eine Stelle als Professor der Naturgeschiehte und Waarenkunde an dem k. k.
polytechnischen Institute übernommen, und vielfach anregend gewirkt. Er war es,
der zuerst in jenem Institute eine Gebirgsarten-Sammlung aufstellte, welche
sich, wenn auch als erstes Unternehmen dieser Art weniger vollständig, über
das ganze grosse Kaiserreich erstreckte. Die einzelnen Repräsentanten hatte er
selbst, mit seltener Thatkraft und Ausdauer, auf zahlreichen Reiseausflügen
nach den wichtigsten Bergwerksgegenden des Kaiserreiches herbeigeschafft.
Von ihm lag in grossen Zügen eine geologisch-colorirte Karte von Böh-
men vor. Meinem. verewigten Freunde Franz Riepl wird es für alle Zeiten
als ein grosses Verdienst um unser Vaterland anerkannt bleiben, dass von
ihm der erste Gedanke der Anlage der Kaiser Ferdinands-Nordbahn vorge-
legt und mit Erfolg durchgeführt wurde.
Während dieser Zeit entwickelte sich in Paul Partsch ein hochverdien-
ter Pfleger der mineralogischen, geologischen, paläontologischen Fächer, frei-
lich, wie dies wohl sehr die damaligen Verhältnisse bezeichnend, von dem
Generalseeretär der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in seinem
Berichte in der feierlichen Sitzung am 30. Mai 1857 hervorgehoben wurde,
unter so manchen ungünstigen Einflüssen. Doch hatte er es durchgesetzt,
dass er im Jahre 1823 von den niederösterreichischen Ständen den Auftrag
zu einer Durchforschung des Erzherzogthums unter der Enns erhielt, welcher
er mehrere Sommerausflüge widmete. Im Jahre 1824 hatten Partsch und
Riepl im Auftrage der k. k. vereinigten Hofkanzlei eine Reise nach Dalma-
tien unternommen, namentlich um über die Detonations-Erscheinungen auf
der Insel Meleda Bericht zu erstatten. Im Jahre 1826 erhielt Partsch von
Seite der k. k. allgemeinen Hofkammer den Auftrag zur Bereisung von Sieben-
'bürgen. Letzteres namentlich mit dem besondern Schutze des Freiherrn
v. Pillersdorf. Der Vicepräsident der k. k. allgemeinen Hofkammer Joseph
Ritter v. Hauer beschäftigte sich erfolgreich mit den Tertiärfossilien des
Wiener Beckens, namentlich der Foraminiferen.
152 Verhandlungen. [6]
Nach einer zweiten Reise nach England hatte Graf Breunner einige
Zeit bei Mohs in Freiberg zugebracht und dort eine Reihe von ihm erwor-
bener Mineralien mit mir gemeinschaftlich durehgenommen, welche von dort
nach Wien gesandt wurden. Den höchsten gesellschaftliehen und wissen-
schaftlichen Genuss verdanke ich einer sechsmonatlichen Reise, auf welcher
ich ihn im Sommer 1822 begleiten durfte, von Linz über München, Basel,
Paris, London, Edinburg und dann auf der Rückreise von London in Gesell-
schaft des verewigten grossen Geologen Buckland, später Dean of West-
minster, durch Holland und Norddeutschland. Diese Reise war Veranlassung
gewesen, dass ich von dem Banquier Thomas Allan in Edinburg eingeladen
wurde, während meiner Herausgabe der Uebersetzung von Mohs’ Grundriss
der Mineralogie im Englischen (Treatise on Mineralogy, 3 Vols, 1825. Con-
stable and Co.) vom Herbste 1823 den Aufenthalt in seinem Hause zu neh-
men. Manche nicht unwichtige mineralogische Ergebnisse wurden von mir
auf Grundlage seiner reichen Sammlung erzielt. Ein Ausflug »ach Cornwall
und Westmoreland wurde während der Zeit unternommen, im Sommer 1825
begleitete ich den Sohn Robert Allan auf einer Reise nach Norwegen,
Schweden, Dänemark , Norddeutschland, dort von Berzelius, Oersted,
Forchhammer auf das Wohlwollendste aufgenommen. Vier Monate der
Winterjahreszeit 1825 auf 1826 brachten wir in höchster Benützung wissen-
schaftlicher und gesellschaftlicher Genüsse in Berlin zu, mit chemischen Ar-
beiten in Mitscherlich’s Laboratorium, gleichzeitig mit Magnus beschäf-
tigt, in täglich wechselndem freundschaftliehem Austausche mit den hoch-
verehrten Männern, den Brüdern Heinrich und Gustav Rose, Poggendortff,
Wöhler, Tamnau, angeregt durch den Einfluss eines Leopold v. Buch,
und wenn auch entfernter stehend Alexander’s v. Humboldt. Im Frübjahre,
1826 besuchten wir Mohs in Freiberg, Hausmann und Strohmeyer in
Göttingen, Hermann v, Meyer in Frankfurt, v. Leonhard und Leopold
Gmelin in Heidelberg, Christian Gmelin in Tübingen, Franz v. Kobell in
München, Franz Riepl, damals Professor am polytechnischen Institute in
Wien, in Steiermark Ferdinand v. Thinnfeld, bereits seit einigen Jahren
mit meiner einzigen nunmehr verewigten Schwester vermält, Erzherzog
Johann, in Vordernberg und später wieder in Gastein. Wir kehrten im Herbste
über Triest, Venedig, Mailand, Turin, Paris nach London und Edinburg zurück,
von wo ich im Herbste 1827 nach Oesterreich zurückkehrte.
5. Mohs in Wien. Mittlerweile war Mohs nach Wien berufen worden,
Nach seinem Abgange von Graiz nach Freiberg hatte man eine empfindliche
Lücke wahrgenommen, Namentlich war es Franz Riepl, der in der damaligen
einflussreichen Gesellschaft in Wien diesem Gefühle Worte geben durfte. Die
Erinnerung an die glänzenden Vorträge, an die Anregung, welche von ihm
ausging, lebte in seinen Schülern fort. So gelang denu die Berufung und nach
ihr eine Periode lebhaften Aufschwunges durch das Ungewöhnliche selbst.
Mohs war von seinem alten Freunde Director v. Schreibers wohlwollend
aufgenommen. Unterstützt von Partsch, von freiwilligen Mitarbeitern Franz
v. Rosthorn, Joseph Claudius v. Pittoni und Anderen, begann er eine neue
Aufstellung des k. k. Hof- Mineraliencabinets. Damals schon trat Moriz Hörnes
in den Verband desselben, das nun unter seiner Leitung steht. Mehrere Jahre
hindurch folgten sich die Curse von Vorträgen über Mineralogie, zuerst von
Personen aus den höchsten Schichten der Gesellschaft zahlreich besucht, später
mehr von der jüngern Generation. Der Mehrzahl nach schien nun der Kern
mehr den Interessen eines k. k. Hof-Mineraliencabinets “entfremdet. Auch hatte
[7] Ansprache des Directors W. Haidinger. 153
man keine eigentliche zum Unterrichte bestimmte Sammlung ausgeschieden. So
war denn hier wieder eine Trennung vorbereitet, welche auch später in der
That erfolgte. Unter dem verewigten Fürsten August Longin v. Lobkowitz,
Präsidenten der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen, welche damals
gerade für diese Durchführung vortheilhaft von der k. k. allgemeinen Hofkammer
getrennt war, wurde Mohs in den Verband des Montanistieums aufgenommen und
der Grund zu einer eigenen Sammlung gelegt für das Studium in dem eigent-
lichen bergmännisehen Bereiche. \
6. Die Hineraliensammlung der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen.
Ein Cireular vom 19. November 1835 erdnete bei sämmtlichen der k. k. Hof-
kammer im Münz- und Bergwesen unterstehenden Aemtern an, dass Alles nach
Wien eingesendet werden solle, was eben Interessantes im Anbruche war, nebst
den Gebirgsarten zur Bildung einer grossen mineralogisch - geognostischen
Centralsammlung in der Metropole des Kaiserreiches. So sollte eine mine-
ralogische und geognostische Grundlage für das Wirken unsers unvergesslichen
Lehrers Mohs gerade in dem Mittelpunkte unsers Montanistieums gewonnen
werden. Diese Grundlage ist es, diese Schöpfung des Fürsten v. Lobkowitz,
auf welcher der Beginn unserer neuen Entwickelung beruht. die k. k. geo-
logische Reichsanstalt selbst, und so manche andere Ergebnisse aus der Be-
nützung der Zeit und günstigen Verhältnisse, ursprünglich durch die Indi-
vidualität unsers Mohs bedingt.
Indessen die eigentliche Wirksamkeit des unvergleichlichen Lehrers war
hier beendigt. Die spätere Zeit begreift unter gestörten Gesundheitsverhältnissen
nur mehr eine Anzahl geognostisch - bergmännischer Reisen in Begleitung
jüngerer Bergbeamten nach Ungarn, Böhmen, Tirol, so wie die Vorbereitungen
zur Aufstellung der Sammlungen in den eigens dazu gewidmeten vier Sälen
in dem neuen k. k. Münzgebäude auf dem Glacis der Landstrasse, die Ueber-
nahme von Einsendungen und Geschenken, unter den letzteren der werthvollen
von Herrn Grafen Breunner auf seinen Reisen gebildeten Mineraliensammlung,
Aber seine Tage waren gezählt. Von seiner sorgsamen Gattin begleitet,
umgaben ihn noch bei der Vollendung seiner irdischen Laufbahn in Agordo am
29. September 1839 die jungen Freunde Fuchs, Rösler und Haltmeyer.
Einem andern Freunde, Dr. Franz Leydolt, der uns nun wie früher schon die
beiden erstgenannten, gleichfalls im kräftigsten Mannesalter entrissen wurde,
hatte er noch vor seiner letzten Abreise sein letztes Werk zur Herausgabe
zurückgelassen. Es war meinem verewigten Lehrer nieht mehr beschieden
gewesen, die Aufstellung der neu zu bildenden Sammlung selbst durch-
zuführen.
7. W. Haidinger in Wien. Ferne von dem Schauplatze dieser neuen wissen-
schaftlichen Bewegung, an welche sich so Grosses anschliessen konnte, ereilte
mich die Trauerkunde in Elbogen, in technischer Thätigkeit der Porzellan-
fabrieation. Ich fühlte die Pflicht, meine Vorbereitungsstudien dem Vaterlande
und der Wissenschaft nützlich zu machen, eilf Jahre mit Mohs in Gratz und
Freiberg, vier Jahre später in Edinburg, Briefe verehrter Freunde mahnten
mich in gleieher Richtung. Eine eigentliche Einladung oder Berufung konnte
unter den damaligen Verhältnissen nicht stattfinden, ich musste selbst die
Lösung durch ein Majestätsgesuch vorbereiten. Huldreichst aufgenommen, durfte
ich durch Seiner k. k. Apostolischen Majestät, Kaiser Ferdinand's 1.
Allerhöchste Gnade vom 14. April 1840 an die Aufgabe nach allen Richtungen
als die meinige betrachten, welche zu erfüllen meinem unvergesslichen Lehrer
und Vorgänger nicht mehr beschieden gewesen war.
154 Verhandlungen. [8]
Die einzelnen Aufgaben lagen klar vor, aber der Zusammenhang mit den
grossen Verhältnissen des Lebens im Kaiserreiche begann erst sich nach und
nach deutlicher herauszustellen, Zuerst kam begreiflich die „Sammlung der k.k.
Hofkammer im Münz- und Bergwesen“, wie sie damals hiess, an die Tagesord-
nung. Wenige Schränke waren vorräthig, für eine eigentliche Aufstellung
nicht von ferne genügend Vorbereitung getroffen. Erst wurden alle Einsen-
dungen ausgepackt, sodann die terminologische Sammlung für die zu eröffnenden
Vorträge über Mineralogie ausgeschieden, für die grosse geographisch-geo-
logische Sammlung die Wandschränke nach neuer Form gewonnen und die Auf-
stellung der Gebirgsarten in 89 derselben zusammen von 178 Fuss Länge durch-
geführt. Die letzteren nach den Hauptgebirgszügen des Kaiserreiches möglichst
in natürlichen Durchschnitten geordnet, nördlieb und südlich unseres Haupt-
stromes der Donau, und dann wieder den Nordabhang und den Südabhang des her-
eynisch - karpathischen Gebirgszuges, den Nordabhang und den Südabhang der
Alpen und den grossen gegen O. geöffneten Alpenbusen zwischen den norischen
und den julischen und dinarischen Alpen und ihren Forstsetzungen. Auf 22
Doppeltischen wurden die Bergwerksreviersuiten ausgelegt. Die Schaustufen
für sich in Aufsatzwandschränken von 48 Fuss Länge, eine systematische, mine-
ralogische und eine Petrefaetensammlung wie die terminologische in Schubkasten-
schränken. In den Aufstellungsarbeiten war mir der thätige Cabinetsdiener Joseph
Richter, seit dem 4. Juni 1861 von seinem Kaiser durch das k. k. silberne Ver-
dienstkreuz mit der Krone beehrt, nun in Pension, erfolgreich zur Hand gewesen.
Ich gab die Beschreibung derselben in dem „Berichte über die Mineraliensamm-
lung der k. k. Hofkammer im Münz- und Bergwesen“. Sie erschien 1843 bei
Gerold in 4°. Mein wohlwollender Gönner Fürst v. Lobkowitz, der Begründer
unserer Anstalt, war uns im März 1842 im blühendsten Mannesalter durch den
Tod entrissen worden. Freiherr v. Kübeck führte die k. k. Hofkammer im Münz-
und Bergwesen gleichzeitig mit der k, k. allgemeinen Hofkammer fort.
8. Das k. k. montanistische Museum. Unter seiner Waltung wurden bereits,
wie es meine Obliegenheiten erheischten, eine Anzahl Schemnitzer Bergaka-
demiker und jüngere Bergbeamte für einen Wintereurs einberufen. In neun
Individuen repräsentirten sie die Kronländer Ungarn und das Banat, Sieben-
bürgen, Böhmen, Oesterreich, Tirol. Meine Vorträge begannen am 11. Jäuner
1843. Hochgeehrte Gönner und Freunde vermehrten die Theilnahme und ver-
grösserten den Zuhörerkreis. Durch das lebendige Wort ergab sich das Bild
eines wahren Aufschwunges. Die Anstalt durfte recht wohl als ein „Monta-
nistisches Museum“ bezeichnet werden durch die Ausdehnung und den Reich-
thum der Samlungen und die stets steigende Theilnahme der Freunde für unsere
Arbeiten.
Vielfach war mit dem verewigten Fürsten v. Lobkowitz die so wichtige
centrale Stellung unserer Anstalt besprochen worden. Sie war in der That die
erste in unserm Montanisticum. Dieses letztere hatte so viele Berührungen im
ganzen Kaiserreiche, dass die mannigfaltigsten wissenschaftlichen Fragen bereit-
willige Träger in den entferntesten Gegenden finden konnten. Eine derselben war
die einer zusammenstellenden geologische Karte des Kaiserreiches. Fürst Lob-
kowitz selbst noch hatte die Anordnungen zur Einsendung von vorhandenen
Detailkarten aus den verschiedenen bergmännischen Amtsbezirken erlassen.
9. Die geologische Vebersichtskarte. Die geologische Karte des Kaiser-
reiches war eine erste Folge unserer eentralen Stellung. Was immer bisher auch
in dieser Richtung unternommen war, trug stets eine provincielle Färbung, selbst
wo wirklich wissenschaftliche gute Arbeit geleistet wurde. So die Karte von
[9] Ansprache des Directors W, Haidinger. 158
Niederösterreich von unserem verewigten Partsch, die Karte von Böhmen von
Riepl, die Karte von Steiermark, welche Anker, v. Rosthorn und Partsch
auf den besondern Wunsch des Erzherzogs Johann zusammengestellt hatten,
die Karte von Siebenbürgen, ebenfalls von Partsch.
Böhmen war gegenüber ven uns in Wien in sehr vortheilhafter Stellung für
Entwiekelung geologischer Kenntnisse. Des Grafen Kaspar v. Sternberg
werden wir immer in Ehren und Dankbarkeit für seine Flora der Vorwelt geden-
ken müssen; für Steiermark gilt uns in ähnlieher Weise Unger’s auf Kosten der
Stände herausgegebenen Chloris protogaea. Aber auch unser hochverdienter
nun verewigter Freund Zippe verlangt die unbedingteste Anerkennung, ihm,
der unter den Hindernissen höchst unzulänglicher Mittel nach und nach die
geologische Zusammensetzung aller Kreise des Königreiches erforschte und sie
auf den Kreybich’schen Karten niederlegte, auch eine Generalkarte zusammen-
stellte, welehe er bei der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in
Gratz vorzeigte. Vielleicht hätten sich die Stände zu einer Herausgabe bewegen
lassen, aber es stellten sich zu viele Schwierigkeiten entgegen. Auch der treff-
liehe August Emanuel Reuss, würdiger Sohn seines hochverdienten Vaters
Ambros Reuss, hatte höchst Verdienstliches in den Studien des nördlichen
Böhmen zu Tage gefördert. Böhmen war uns überhaupt in wissenschaftlicher
Entwickelung voraus durch das Bestehen der königlich-böhmischen Gesellschaft
der Wissenschaften, welehe fortwährend anregend wirkte.
Für unser Wien hatte, obne gesellschaftliche Formen höchst wohlthätig als
Mittelpunkt, auch für geologische Forschungen eines Russegger und Anderer,
die Reihe der Zeitschriften von Baumgartner und v. Ettingshausen, dann
von Baumgartner allein, endlich von Baumgartner und v. Holger ge-
wirkt. Die „Annalen des Wiener Museums“ brachten paläontologische Arbeiten
von Partsch.
Als allgemeiner Mittelpunkt des Austausches für Männer der Wissenschaft,
doch allerdings nur in der Form des „Salons“, waren die Vereinigungen beim
Professor Endlicher, dem Nachfolger Jaequin’s, und bei dem Freiherrn
v. Reichenbach höchst schätzbar.
In Wien hatte, nach vielen geologischen Reisen ein grosser Forscher, Herr
Dr. Ami Boue seinen festen Wohnsitz genommen. In Hamburg geboren, Doctor
der Mediein der Universität zu Edinburg, einer der Gründer der geologischen
Gesellschaft in Frankreich, hatte er bereits wesentlich zur.Kenntniss mehrerer
Provinzen Oesterreichs beigetragen, eine Karte von Siebenpürgen gegeben,
unter andern auch die östlichen galizischen Ablagerungen nach den Beobach-
tungen von Lill v. Lilienbach bekannt gemacht.
Für Ungarn überhaupt hatten wir noch immer Beudant's ältere Karte als
Hauptwerk, für den nördlichen Theil und Galizien später die Karte von Zeu-
sehner. Noch lag manches Einzelne vor, worüber ich, wie ausführlicher über
alles vorhergehende in dem „Bericht über die geognostische Uebersichtskarte
der österreichischen Monarchie“ (Berichte über die Mittheilungen von Freunden
der Naturwissenschaften in Wien, 1848. Bd. IV, S. 25). Nachricht gegeben,
unter welchen ich nur noch der genauen Aufnahme Czjzek’s in den westlich an
Wien anschliessenden Ausläufern der Alpenkette gedenken möchte.
Viele Kenntniss war bereits auch von ausländischen Reisenden entwickelt
und mitgetheilt, nebst einigen oben Genannten von L. v. Buch, de Collegno,
B. v. Cotta, v. Dechen, Murchison, Naumann, Studer und Anderen,
aber Alles trug doch stets das Gepräge vorläufiger Ergebnisse.
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 186%. Verhandlungen. v
156 | Verhandlungen. [10]
Anderwärts freilich, in England, Frankreich, verschiedenen deutschen
Ländern, der Schweiz, in Nordamerika fand die Geologie und Paläontologie
viele Theilnahme, mit welcher wir unsere kleinen Ergebnisse nicht vergleichen
durften.
In provincieller Entwiekelung hatte sich unter dem Einflusse des
Erzherzogs Johann in Jansbruck ein geognostisch-montanistischer Verein
gebildet, der dazu bestimmt war, die geologische Beschaffenheit von Tirol und
Vorarlberg zu erkunden. Der Wunsch nach geologischer Kenntniss war
immer lauter geworden, aber man glaubte, um Theilnehmer zu gewinnen, doch
noch einen nicht wissenschaftlichen Zweck, die mögliche Auffindung werthvoller
Mineralien mit dem rein wissenschaftlichen vereinigen zu müssen. Die Gründung
des Vereins fand am 11. März 1857 Statt. Aber es war nicht ein Verein, um
freiwilliger Arbeit als Mittelpunkt der Anerkennung zu dienen, sondern vielmehr
um „arbeiten zu lassen“. Bei dem Umstande, dass für geologische Studien in
unserem Oesterreich nirgends vorgesorgt war, musste man sich, um einen
arbeitenden Commissär zu gewinnen, ausserhalb Oesterreichs Grenzen zur
Befriedigung des Bedürfnisses wenden, und die Stellung eines solchen in der
Person des Herrn K. Sander wurde auch in der That gütigst durch Herrn
v. Decehen übernommen. Später nahmen mehrere Professoren und Bergbeamte
an der Arbeit Theil. Für die Aufstellung der Mineraliensammlung waren von
dort bereits Karten und Gebirgsarten von dem Naphligen k. k. Markscheider
R. A. Schmidt eingesandt worden.
So viel ist wohl aus der ganzen Eorchanen Schilderung der Lage
unwidersprechlich dargethan, Wien bildete für Geologie keinen anregenden und
verbindenden Mittelpunkt im Kaiserreiche, aber auch ausserhalb war den viel
beschränkteren Stellungen der Provinzen entsprechend kein Trieb zum Fort-
schritte wahrzunehmen, welcher der hohen Stellung des Grossstaates Oesterreich
angemessen gewesen war. Für die allerdings mehr vorgeschrittene Entwickelung
in den italienischen Provinzen, Venedig, Mailand, fehlte vollends die wünschens-
werthe Verbindung, und diese hatten sich überhaupt mehr durch den Mittelpunkt
Paris angezogen gefühlt, wo man ihre Fortschritte besser verstand und würdigte.
Aber wie konnte auch Anregung und Anerkennung von Wien aus nach auswärts
wirken, wenn für eigene Arbeiten hier nur ungünstige Verhältnisse stattfanden
und die Wissenschaft nur mühsam um das Dasein kämpfte.
Die Zusammenstellung der neuen Karte in dem Maasse von 1,864.000,
12.000 Klaftern gleich einem Wiener Zoll unserer Strassenkarte wurde in den
einzelnen Theilen eben durch die einberufenen Zuhörer meines Curses aus-
geführt. Es sollte dies zugleich ein praktisches Studium für sie sein.
Folgende Herren nahmen daran Antheil: Karl Foith von Deesakna Sieben-
bürgen, Franz v. Kolosväry von Steierdorf Südost-Ungarn und das Banat,
Gustav Faller von Schemnitz Croatien und Slavonien mit der Militärgrenze,
Adolph Hrobony von Borsa Ober- und Nieder-Ungarn, Franz Weinek von
Weyer die Alpen, Theodor Karafiat von Schemnitz Mähren, Böhmen und
Inner-Oesterreich, Joseph Trinker für Tirol, Pasqual Ritter v. Ferro verschie-
dene Vergleichungen, so wie endlich Franz Ritter v. Hauer eine vollständige
Revision der ganzen Karte durchführte.
Als die Karte vollendet war, legte ich selbe am 6. März 1844 dem Herrn
Präsidenten Freiherrnv. Kübeek vor, und darf jetztnoch nach nahe zwanzig Jahren
meinen anerkennendsten Dank dafür aussprechen, dass auf seine Empfehlung
Seine Majestät Kaiser Ferdinand die Herausgabe der Karte auf Staats-
kosten anordnete.
1 1] Ansprache des Direetors W. Haidinger. 157
Im November 1844 wurde die Karte an das k. k. militärisch-geographische
Institut übergeben, mit der Jahrzahl 1845 wurde sie im Jahre 1847 im Druck
in 500 Exemplaren vollendet und ich konnte am 10. December 1846 das erste
vollständige Exemplar der Karte an Freiherrn v. Kübeck vorlegen. Die Karte
wurde an k. k. montanistische Aemter, an Gesellschaften und Personen vertheilt,
wenn auch nicht in der grössern von mir gewünschten und in Antrag gebrachten
Ausdehnung.
Zu den neunzehn Farbentönen waren sechsundneunzig Tonplatten erfor-
derlich. Ich hatte alle Ursache, mich der trefflichen Ausführung unter der
Leitung der Herren Scheda und Prokop zu freuen, hatten wir doch nun eine
gute Grundlage zu fernerer Arbeit gewonnen, eine Verbindung für das ganze
Kaiserreich, mit der Stellung für unser Wien, wie sie der k. k. Reichs- Haupt-
und Residenzstadt gebührt. Ein Antrag, welchen ich bei Vollendung der Karte
am 5. März an den damaligen k. k. Central-Bergbaudireetor M. Layer gestellt
hatte, bezweckte fernere Arbeiten genauerer Aufnahmen anzuknüpfen, für welche
ich die Bildung einer Commission vorschlug, bestehend aus den Herren Graf
Breunner, Layer, Ritter v. Hauslab, Dr. Boue, Custos Partsch,
welchen auch ich etwa zugesellt wurde. Aber dieser Antrag wurde von dem
Freiherrn v. Kübeck unter dem 7. August abgelehnt, es werde „die genauere
Durchfoschung eine Aufgabe für Privatvereine bleiben müssen, wobei die Staats-
verwaltung und namentlich das Montanistiecum nur unterstützend und fördernd
einzuwirken berufen ist“.
10. Die Freunde der Naturwissenschaften. Aber während der Arbeiten zur
Veröffentlichung der Karte hatte überhaupt unsere ganze Stellung sich ver-
ändert, und es wird gewiss Niemand vermögen, den wichtigen Einfluss der
Arbeiten in dem k. k. montanistischen Museum dabei zu verkennen. Schon in
meinem ersten Curse hatte ich zur Belebung unserer gegenseitigen Beziehungen
in ‚wöchentlich wiederkehrenden Sitzungen der Berichterstattung die Formen
einer wissenschaftlichen Gesellschaft gewählt. In dem Verlaufe derselben
mehrte sich die Theilnahme auch ausserhalb dem Kreise der Zuhörer liegender
Freunde. Auch der Inhalt der Mittheilungen wurde mannigfältiger. Mein hoch-
verehrter Freund Herr k. k. General-Landes- und Haupt-Münzprobirer Alexander
Löwe schenkte uns reiche Theilnahme und eröffnete uns sein Laboratorium
unter seiner freundlichen Anleitung zu mancherlei zeitgemässen Arbeiten. Unter
den zum zweiten Curse von 1843—1844 einberufenen Herren befand sich auch
Franz Ritter v. Hauer, Sohn des um die Erforschung der österreichischen
Tertiärpetrefacten, namentlich auch der Foraminiferen hochverdienten Herrn
k. k. geheimen Rathes Joseph Ritter v. Hauer, dem es beschieden war, der
grossen Erfolge des Sohnes und unserer Entwickelungen überhaupt theilaeh-
mender Zeuge zu sein, bis er am 1. Februar 1863 hochbetagt aus diesem Leben
schied. Franz v. Hauer begann im Winter 1844 — 1845 eine lehrreiche Reihe
von Vorträgen über Paläontologie, damals die einzigen in Wien und fortwährend
von einem sehr ansehnlichen theilnehmenden Publieum besucht. Wäre es mög-
lich gewesen, sie bis jetzt fest zu halten, sie würden bei ihrer Gediegenheit und
ihrem Glanze eine reiche Schule für Paläontologie in Wien gegründet haben.
Franz v. Hauer verfasste in dieser Zeit sein erstes Werk: „Die Cephalopoden
des Salzkammergutes aus der Sammlung Seiner Durchlaucht des Fürsten v. Met-
ternich“ 4° mit 11 Tafeln. Es wurde auf Kosten dieses unseres nun ver-
ewigten Gönners in Druck gelegt, wobei wir Erfahrung und Anregung für
Grösseres gewannen.
v*
158 Verhandlungen. 12]
Die Gegenstände selbst hatte unser talentvoller Friedrich Simony
gesammelt. Eine kleine Staatsunterstützung für eine naturwiss enschaftliche
Exeursion, die für Simony beansprucht werden sollte, veranlasste den Fürsten
v. Metternich am 7. Juli 1845, einen Bericht in dieser Beziehung von mir zu
verlangen. In meinem Berichte vom 11., so wie mündlich gelegentlich der Ueber-
gabe desselben, war mehrseitig der Mangel einer wirklichen naturwissenschaft-
lichen Gesellschaft in Wien erörtert worden. Auch sonst war dies mehrfach
der Gegenstand von Gesprächen, unter anderen von mir mit Herrn Professor
Schrötter, doch kam es nicht zu erfolgreieken Verabredungen. Im November
eröffnete mir Franz v. Hauer den Wunsch mehrerer junger Freunde, den für
unsere Sitzungen bestimmten Saal auch für Vereinigung jüngerer Freunde der
Naturwissenschaften überhaupt zu benützen. Die erste fand am 8. November
— heute vor neunzehn Jahren — Statt. Vierzehn Tage später war auch- ich
gegenwärtig und übernahm es, die Schritte zur Bildung einer wirklichen
Gesellschaft einzuleiten. Am nächsten Tage Vorfrage bei meinem Chef Frei-
herrn v. Kübeck, am darauf folgenden bei Freiherrn v. Talatzko, dem
damaligen niederösterreichischen Regierungs-Präsidenten, sodann Verabre-
dungen mit den hochgeehrten Freunden Andreas v. Ettingshausen und
Schrötter. Am 27. hielten wir drei in des ersteren Wohnung eine Erste
‚Sitzung zur Beprechung der wichtigsten Grundlagen. Wir drei luden nun die
damaligen leitenden Persönlichkeiten in den Naturwissenschaften ein zu
gemeinschaftlichen Sitzungen, von etwa dreissig Theilnehmern. In dem Sitzungs-
saale des k. k. montanistischen Museums fanden diese am 11. und am 18. De-
cember 1845 unter v. Ettingshausen’s Vorsitze Statt. Dieser war es auch
insbesondere gewesen, der den Wunsch aussprach, es möchten die Sitzungen
in unserem Saale gehalten werden, um die Quelle zu bezeichnen, aus welcher
die Bewegung ausging. Ein Ergebniss wurde nicht erzielt, weil Professor End-
licher, die bereits hervorgebrachte Bewegung verlassend, für eine allgemeine
k. k. Gesellschaft der Wissenschaften Unterschriften warb. Aber während dieser
Zeit hatte Fürst Metternich den Freiherrn v. Kübeck aufgefordert, ihm seine
Ansichten über die Errichtung einer Akademie der Wissenschaften in Oester-
reich vorzulegen, und die Antwort des letztern trägt das Datum vom 30. Decem-
ber 1845 (vergl. Berichte des Generalseeretärs in den feierlichen Sitzungen der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 1856 und 1860). Seit dem Jahre
1837 lagen allerdings Bitten wegen Gründung einer Akademie der Wissen-
schaften der k. k. Staats-Conferenz vor, aber diese ältere Eingabe schien gänz-
lich der Vergessenheit überantwortet gewesen zu sein.
Die Sitzungen der jüngeren „Freunde der Naturwissenschaften“ wurden durch
diese grösseren Bestrebungen nicht berührt. Sie dauerten den Winter über mit
steigender Theilnahme fort. Als die Sommerperiode herannahte, machte sich das
Bedürfniss eines neuen Entschlusses geltend. Simony hatte aus der Dachstein-
gruppe vom verflossenen Sommer eine Anzahl geistvoller Skizzen zurückgebracht,
und am 27. April „einer Anzahl von Freunden der Naturwissenschaften“ vorgelegt.
Unter diesem unverfänglichen Titel erschien am 6. Mai 1846 unser erster Sitzungs-
bericht, von jmir unterschrieben, in der damaligen Wiener Zeitung der Edlen
v.Ghelen’schen Erben, welchem sodann mehrere ähnliche folgten, In der Sitzung
vom 25. Mai, über welche der Bericht am 30. Mai in der Wiener Zeitung erschien,
hatte ich von der Subseription von jährlichen 20 fl. ©. M. zur Herausgabe von
„Naturwissenschaftlichen Arbeiten“ Nachricht gegeben, welche ich begonnen
hatte. Es war nun de facto Alles durchgeführt, was den eigentlichen Kern einer
wissenschaftlichen Gesellschaft macht, nur die Formen hatte man noch nicht
erwirken können.
[13] Ansprache des Directors W. Haidinger. 159
Il. Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Gerade von jenem 30. Mai
1846 ist die Allerhöchste Entschliessung zur Gründung einer Akademie der
Wissenschaften auf den Antrag des Fürsten v. Metternich datirt, welche der
1. Juni der Wiener Zeitung brachte.
Gewiss ist diese gleichzeitige Entwickelung der Verhältnisse sehr bemer-
kenswerth. Von den Verhandlungen in.den höheren Regionen war damals nichts
bekannt geworden, während allen unseren Schritten volle Oeffentlichkeit zukam.
Auch unsere gesellschaftlichen Arbeiten gingen ungestört fort, Woche für Woche
mit ihrem Berichte, während das erste, was man über die Akademie nach jenem
Tage hörte, die Bekanntmachung der Statuten und Mitglieder vom 14. Mai 1847
war. Eine Eingabe um Bewilligung zur Gründung einer „Gesellsehaft der Freunde
der Naturwissenschaften“ hatte ich zwar am 31. October 1846 eiugereicht,
diese aber erst am 11. August 1848 erledigt erhalten, in einer Periode
unserer Geschichte, in welcher jede Möglichkeit einer entsprechenden fort-
schreitenden ruhigen Entwickelung fehlte. Indessen auch ohne die gesellschaft-
lichen Formen war es gelungen, die Subscription für die Herausgabe naturwissen-
schaftlicher Schriften lebhaft im Gange zu erhalten, bis die „Berichte über Mit-
“ theilungen von Freunden der Naturwissenschaften“ in 80 und die „Naturwissen-
schaftlichen Abhandlungen“ in 4°, beide „gesammelt und durch Subseription
herausgegeben von W. Haidinger“, die ersten mit dem siebenten Bande am
25. October 1851, die zweiten mit dem vierten Bande am 2. November 1851
schlossen.
So viel ist gewiss, in der Zeit dieser wenigen Jahre unserer Thätigkeit an
dem k. k. montanistischen Museum war ein neuer Abschnitt des Zustandes unserer
gesellschaftlich-wissenschaftlichen Beziehungen eingetreten, an welchem man uns
einen lebhaften und erfolgreichen Antheil genommen zu haben nicht versagen
kann und auf welchem fortbauend auch die geologischen Forschungen gute
Unterstützung fanden. Wohl darf ich hier der wichtigen Karte des verewigten
Czjzek der Umgebungen Wiens in dem Maassstabe von 1 : 95.976 oder
1.333 Klafter = 1 Wiener Zoll gedenken, welche durch unsere Subscription
in der Abnahme von 200 Exemplaren erleichtert wurde, und welche zum Theile
Veranlassung zu unserer Subscription war.
Als die mathematisch - naturwissenschaftliche Classe der Kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften ihre Sitzungen eröffnete, kam in der ersten
derselben, welche überhaupt wissenschaftliche Gegenstände betraf am 2. De-
cember 1847 die oben erwähnte, von dem k. k. Hofkammer-Präsidium über-
sandte „Geognostische Uebersichtskarte der österreichischen Monarchie“ zur
Vorlage 1). Nur sieben Mitglieder waren bei derselben gegenwärtig, die Herren
Prechtl, Partsch, Stampfer, v. Ettingshausen, Schrötter, Hyrtl,
und ich. Wir beide, Partsch und ich, vertraten die Interessen der Geologie,
die Classe schloss sich unseren Ansichten an, und „forderte die Herren Partsch
und Haidinger zu einem gemeinschaftlichen Vorschlage auf, wie die Akademie
zur Förderung des angegebenen Zweckes“ (Arbeiten vorzubereiten, wie sie in
allen eivilisirten Ländern theils vollendet, theils noch im Gange sind Seite 9)
„thätig werden könne“. Wir legten schon am 9. December den von mir verfassten
Bericht (Seite 11) vor, mit Anträgen, je 100 fl. jährlich zur Aufmunterung
für die zwei bestehenden geognostisch-montanistischen Vereine in Innsbruck und
Gratz, den damals eben in Bildung begriffenen in Pesth und einen anzuhoffenden
1) Vergleiche Sitzungsberiehte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathem.-
naturw. Classe, Band I, zweite unveränderte Ausgabe. Seite 5 und ff,
160 Verhandlungen. [14]
in Böhmen, und zur Vorbereitung für fernere Arbeiten 2000 fl. (je 1000 A.
für jeden), für die Herren Franz Ritter v. Hauer und Dr. Moriz Hörnes zu
einer Reise nach Deutschland, Frankreich, England, für Studien geologischer
Landesaufnahmen.
Man darf es wohl als bezeichnend hervorheben, dass in der Rede des
Generalsecretärs der Kaiserlichen Akademje der Wisssenschaften am 2. Februar
1848 es von diesen Vorbereitungen einfach heisst: „Eine grosse Unternehmung
zur genauen Erforschung der geographischen Verhältnisse der österreichischen
Monarchie ist vorbereitet und wird demnächst in Angriff genommen“ 1). Es hätte
heissen sollen „geologischen“, aber auch die Namen „Partsch“ und „Hai-
dinger“ waren nicht genannt. Schon hier verschwanden die Individuen in der
Gesammtheit. Die Geldmittel waren allerdings von der Akademie bewilligt.
Mit grösstem Erfolge benützten die beiden Herren jenen Sommer des Jahres
1848, der uns in Wien in einer die Wissenschaft wenig fördernden Weise vor-
überging. Einen zweiten Bericht erstatteten wir, Partsch undich, am 26. April
1849. Wir beantragten wieder 2000 1. (je1000 fl.) für jeden der beiden Herren
zu einer den damaligen Verhältnissen entsprechenden, vorläufigen Rundreise im
Kaiserreiche. Nur je 500 fl. wurden bewilligt, für CZjzek 250 fl., wir hatten -
auch für ihn 500 fl. beantragt. Auch war nur der innerösterreichische Verein
betheilt worden und ferner keine solche Betheilung mehr fortgesetzt. Wir hatten
die erwähnten höheren Summen für Ausbeutung von Loealitäten, von Fossilresten
und dergleichen genannt, aber man machte geltend, dass die Akademie keine
Sammlungen anlege und dass sie nicht berufen sein könne, für das k. k. mon-
tanistische Museum Aufsammlungen einzuleiten. Damals war aber bereits die Anzahl
der Mitglieder der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften bedeutend an-
gewachsen, und die Mitglieder, welche die Geologie vertraten, zu einer kleinen
Minorität geschwunden. Alles stellte sich für die geologischen Interessen trüber,
so dass es augenscheinlich war, und dies hatten wir bereits in unseren Berichten
angedeutet, dass bei einem nächsten Berichte im Winter 1849 —50 wir würden
erklären müssen, die Aufgabe übersteige den Antheil von Wirksamkeit, welchen
die Akademie in dieser einen wissenschaftlichen Riehtung aus dem Umfange ihrer
vielen Aufgaben würde zu befriedigen im Stande sein, und es müssten Anfragen
um hinlänglich ausgiebige Unterstützung an jene Ministerien gerichtet werden,
welche der Lösung der Aufgabe am nächsten standen, hier im Jahre 1849 dem
k. k. Ministerium für Landeseultur und Bergwesen.
12. Ferdinand Edler Herr v. Thinnfeld, Minister. Damals war aber gerade
Ferdinand v. Thinnfeld Minister, der mit mir dem ersten Lehreurse von
Mohs am Joanneum im Jahre 1812 als Zuhörer angehört, der in dem ganzen
Laufe seines Lebens stets die Fragen der Wissenschaft und Landeskenntuiss im
Auge behalten, dem auch in unseren verwandtschaftlichen Beziehungen alle
meine Arbeiten und Bestrebungen vollständig bekannt waren.
Doch muss ich hier noch die Lage des k. k. montanischen Museums nach
dem 13. März 1848 näher bezeiehnen. Mit dem Tage schloss unser Curs. Franz
v. Hauer und Hörnes traten ihre Reise an, von der sie gegen den Herbst
zurückkehrten. Wir fanden uns wieder, nachdem am 28. October Ruhe und
Sicherheit für uns zurückgekehrt war. Man weiss, wie die öffentlichen Vor-
lesungen an der Universität, am Polytechnieum durch drei Monate unterbrochen
waren. Wir sahen uns dadurch nicht gehindert, weder für unsere Versammlun-
1) Sitzungsberiehte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, l.Band. Wien 1848. Die
feierliche Eröffnungs-Sitzung u. s. w. S. 34.
[15] Ansprache des Directors W. Haidinger. 161
gen von Freunden der Naturwissenschaften, die ja noch keine Gesellschaft
bildeten, noch für die Vorlesungen, für welche mehr der Charakter von Privat-
lehre geltend gemacht wurde. Ja noch mehr, durch die Vorgänge in Ungarn
war die Schemnitzer Bergakademie in die traurigsten Umstände versetzt worden.
Viele der Bergakademiker suchten in Wien ihre Studien möglichst zu ergänzen,
aber überall waren die Lehrsäle geschlossen. Das k. k. montanistische Museum
brachte wenigstens diesen jungen Männern Hilfe. Rasch entschlossen sich frei-
willig unter dem freundlichen Schutze und späterer ehrenvolier Anerkennung des
Ministeriums die Herren Dr. M. Hörnes zu Vorträgen über Geologie, Dr. Franz
Köller über Chemie , Eduard Pöschl über beschreibende Geometrie und
Civilbaukunst, so dass mehreren der strebsamen Männer ein ganzes Jahr in ihrer
Studienlaufbahn gerettet wurde. Nicht weniger als 48 derselben, darunter 19 k.k.
Bergakademiker, hatten bei uns Belehrung gefunden.
Zwei Richtungen waren es vorzüglich, in welchen bisher das k. k. mon-
tanistische Museum gewirkt hatte, und nun bei den neuen Organisirungen
benützt werden konnte, Lehren in den wichtigsten mineralogisch-, geologisch-,
paläontologisch-, chemisch-montanistischen Beziehungen, und die Arbeit selbst
in der geologischen Durchforschung und Bekanntmachung der natürlichen Be-
schaffenheit des Landes, eine Richtung, deren Pflege durch die anderwärts, in
vielen Ländern der Erde weit vorgeschrittenen Arbeiten immer dringender her-
vorgerufen wurde. Ist es ja doch unläugbar die Pflicht der Bewohner eines
Landes, den ihnen von der Vorsehung gnädigst zu eigen gegebenen Theil der
Erde vollständig bis in das Einzelne zu kennen. In beiden Richtungen hatte
sich das k. k. montanistische Museum, als aus kräftigem Kern sorgsam geflegt, zu
reicher Entwickelung gebrachtes aufblühendes Institut bewährt. Im Frühjahre 1849
sehon wurde die fernere Entfaltung in der ersten Richtung gänzlich durch die
systematisirenden Aussprüche abgeschnitten, dass das k. k. Ministerium für
Landesenltur und Bergwesen nicht länger für andere, als nur für Fachstudien
sorgen sollte, während sich das k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht
das Uebrige vorbehielt. Bei der schönen Entwickelung unserer Arbeiten war dies
allerdings für uns selbst sehr nachtheilig, denn nur durch Lehre, das lebendige
Wort hatten wir die bis dahin errungene Kenntniss und Ausbildung vortreff-
licher junger Männer erlangt, eine Richtung, für welche auch später üherhaupt
nicht in einer für unsere speciellen geologischen Bedürfnisse befriedigende
Weise anderweitig gesorgt wurde.
Der Wendepunkt aber, um den Schritt zur Begründung einer „Reichs-
anstalt“ zur Befriedigung der Aufgaben in der zweiten Richtung herbei-
zuführen, lag in der natürlichen Eutwickelung der Zeit- und der Personenver-
hältnisse in dem k. k. montanistischen Museum.
13. Die k. k. geologische Reichsanstalt. Franz v. Hauer war bereits drei
Jahre „Assistent“ am k. k. montanistischen Museum gewesen. Durch die
Verordnung aus der Zeit des Freiherrn v. Kübek war ich verpflichtet, Bericht
zu erstatten und neue Anträge zu stellen. Ich schlug vor, am 29. Juli 1849
eine Professur der Paläontologie für ihn an unserer Anstalt zu gründen, um ihn
für uns und für Wien zu erhalten. Der von Seite des Herrn k. k. Ministers Edlen
Herrn v. Thinnfeld am 24. August ausgefertigte Erlass ist zu wichtig, als das
ich nicht wünschen sollte, hier die Stelle, welche er—nebst der Anerkennung für die
Kenntnisse und die Würdigkeit des Herrn v. Hau er— über die Sache selbst ent-
hält, dem vollen Wortlaute nach wiederzugeben: „Da mir für das montanisti-
sche Museum eine andere, höhere, für das’ öffentliche Interesse viel wichtigere
und für den österreichischen Kaiserstaat würdigere Aufgabe vorschwebt, als es
162 Verhandlungen. [16]
jene einer Jireeten, wenn gleich sublimeren Lehranstalt ist, so fordere ich Sie
auf, diese in das Auge zu fassen und mir darüber Ihren vollständig ausgearbei-
teten Organisationsplan vorzulegen. Weltberühmt sind nämlich die Institute,
welche England und zum Theil aueh Frankreich gegründet haben und auf
Staatskosten erhalten, um die geognostischen Verhältnisse des ganzen Reiches
fortwährend auf das Genaueste zu durchforschen, darüber die vollkommensten
geognostischen Karten mit naturgetreuen Durchschnitten, Sammlungen und
Repertorien anzulegen, mit deren Hilfe Jedermann im Reiche das Innere der
Oberfläche, welche er bewohnt, kennen lernen, oder jene Materialien aufsuchen
und finden kann, die Industrie, seine Kunst, sein Gewerbe benöthigen. Welcher
Gewinn hieraus für die Volkswirthschaft erwächst und welehe ungeheuere Aus-
beute die Wissenschaft auf diesem Felde machen muss, kann keinem Denken-
den zweifelhaft sein. Ein solches permanentes Institut auch in Oesterreich
hervorzurufen, liegt in meiner Absicht, und da dasselbe mit dem Bergbau auf
das Innigste verbunden wäre, in den Aufschlüssen des Bergbaues, den vielen
Grubenkarten und Sammlungen bei den montanistischen Unternehm ungen aber
die reichste Fundgrube ihres Wirkens vor sich hat, da das montanistische Museum
diesfallsschon so viele höchst schätzenswerthe Arbeiten geliefert hat, und bereits
im Besitze so vieler Behelfe für diesen Zweck steht, so kann das beabsichtigte
grossartige Reichsinstitut für Geognosie und Geologie in keine andere Hände
als in jene des k. k. montanistischen Museums gelegt werden.“
Rasch war nun eine Vorlage von ınir in diesem Sinne ausgearbeitet, meh-
rere Besprechungen folgten, sodann die Verhandlungen im k. k. Ministerrathe,
der allerunterthänigste Vortrag des Ministers, bis zur Allerhöchsten Ent-
schliessung vom 15. November 1849 für die Gründung der k. k. geologischen
Reichsanstalt selbst, so wie zu meiner Berufung als Direetor derselben durch
Allerhöchste Entschliessung vom 29. November. Meine Eidesleistung folgte
am 1. December.
So war denn ein wahrhaft grossartiges Institut gegründet in derselben
Richtung, für die geologische Durchforschung des Kaiserreiches, „wofür meine
wissenschaftlichen Freunde und ich seit langen Jahren unausgesetzt mehr und
mehr Grund zu gewinnen strebten“. So durfte ich im Hochgenusse des Gelin-
gens in der Sitzung am 6. December t) in einer Mittheilung an die Kaiserliche
Akademie der Wissenschaften die Lage der gewonnenen Verhältnisse bezeich-
nen. Ich darf diesen Abschnitt unserer Entwiekelung nicht übergehen, ohne den
leitenden Männern der damaligen Zeit, dem kenntnissvollen, unternehmenden
Minister den innigsten Dank, so wie dem verewigten k. k. Unterstaatsseeretär _
Michael Layer und dem so hochverdienten späteren k. k. Seetionschef Frei-
herrn Karl v. Scheuchenstuel, nun hochgeehrt in den bleibenden Ruhestand
getreten, die wärmste Anerkennung für ihre lebhafte Theilnahme an den Arbeiten
derselben darzubringen.
Es lagen uns nun sowohl die Aufgaben näher umschrieben vor, als auch
die Mittel, über welche wir, unter der Oberleitung des k. k. Ministeriums, ver-
fügen konnten. Die ersteren nach folgenden Hauptrichtungen: der geologischen
Durebforschung des Kaiserreiches, der Einriehtung von Museen, und Labora-
torien für die mineralogische, paläontologische, chemische Untersuchung der
Mineral- und Fossilspecies, der Erze und Hüttenproducte, die Gewinnung und
Herausgabe geologischer Karten und Durchschnitte, in den Maassstäben der
k. k. General-Quartiermeisterstabs-Karten, die Herausgabe aller Wahrnehmun-
1) Sitzungsberichte 1849, Band III, Seite 323.
[17] Ansprache des Directors W. Haidinger. 163
gen und wissenschaftlichen Forschungen in ausführlichen Abhandlungen, die
Bildung der bezüglichen Bibliotheken und Archive. Für die Ausführung dieser
Arbeiten wurden, nebst dem Director in der Stellung eines k. k. Sectionsrathes,
zwei k. k. Bergräthe in fester Stellung bestimmt, zuerst die Herren Franz Ritter
v. Hauer und Johann CzZjzek, Herr Marcus Vincenz Lipold wurde als Geologe
berufen, dazu noch mehrere Geologen in wechselnder Verwendung, als Archivar
Herr Graf August Friedrich v. Marschall auf Burgholzhausen, als Assistent
Herr Franz Foetterle, dazu das erforderliche Dienstpersonale, so wie andere
Personen nach wechselndem Bedürfnisse. Die jährlich an festen und wechselnden
Besoldungen, an Unkosten für Museum, Laboratorium, Reisen u. s. w. bewilligte
Summe betrug 31-000 fl. Conv. Münze, nebst 10-000 fl. für erste Einrichtung.
Dazu hatten wir noch zu freier Benützung die vier grossen Säle des k. k. monta-
nistischen Museums im k. k. Haupt-Münzgebäude auf dem Glaeis der Landstrasse.
14. Die Aufgabe. Es galt nun, mit den vorhandenen Kräften möglichst
zweckentsprechend zu wirken. Wie uns dies in der Zeit unserer Wirksamkeit
gelungen ist, darüber geben in ziemlichem Umfange die Druckschriften Zeug-
niss, welche in der Reihe von Jahren an die Oeffentlichkeit treten, die dreizehn
Bände des Jahrbuches der k. k. geologischenReichsanstalt, in Lexiecon-Octav und
die drei Bände unserer Abhandlungen in Gross-Quart, deren dritter zugleich den
ersten Band der „Fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien“ bildet. Auch
Theile des vierten Bandes derselben, so wie des vierzehnten des Jahrbuches sind
bereits erschienen.
Der Plan unserer Arbeiten musste nun entworfen und alle Einleitungen
getroffen werden, um so viel wie möglich praktische Nützlichkeit zu erreichen.
Man musste sehr Vieles berücksichtigen, wie es in dem hohen Ministerial-Erlasse
uns vorgezeichnet war. Namentlich drei Zweige waren es, in welche sich unsere
Thätigkeit theilen musste: 1. die geologische Aufnahme des Landes durch die
reisenden Geologen in den Sommermonaten; 2. die Redaction der gemachten
Erfahrungen, die Untersuchung der aufgesammelten Gegenstände, mineralogisch,
paläontologisch, chemisch, ihre Sichtung zur Aufbewahrung und Aufstellung, die
Arbeiten des Museums, welchen sich allmälig die wachsenden Arbeiten der
Bibliothek anschlossen; 3. die Arbeiten der Publieationen, in öffentlichen, Bericht-
erstattungs-Sitzungen, sowohl um die lebendige mündliche Mittheilung rege zu
erhalten, und in dem oben erwähnten Jahrbuche, so wie in der Vorbereitung
grösserer, namentlich der Paläontologie gewidmeter Arbeiten, ferner die auf die
Reduction und Ausfertigung geologisch-eolorirter Karten bezüglichen Unterneh-
mungen, endlich die Auskünfte auf Anfragen, die in fortwährender Zunahme an
uns gestellt wurden, so dass wir veranlasst wurden, Geologen und Chemiker zu
mancherlei Untersuchungen zu entsenden. Dass bei einer reichen Vertheilung
unserer Druckschriften unsere Correspondenz rasch nach vielen Richtungen sich
mehren musste, liegt in der Natur unserer Arbeiten.
15. Die Geschichte der Aufnahmen. Die Geschichte der geologischen Lan-
desaufnahme im Ganzen bildet eigentlich den Kern unseres Lebens als k. k. geo-
logische Reichsanstalt. Sie muss daher hier in den einzelnen Schritten verfolgt
werden. Doch darf ich nicht versäumen, derjenigen Ereignisse zu gedenken,
welche einen wesentlichen Einfluss auf unsern Bestand und unsere Verhältnisse
nehmen.
Ein zusammenhängender Plan für die geologische Aufnahme des Kaiser-
reiches lag, als der wünschenswertheste eigentliche, an und für sich schon deut-
lich vor. Wir mussten mit der nächsten Umgegend von Wien aus beginnen, das
erste Land zur wirklichen Detailaufnahme musste das Erzherzogthum Oester-
K. k. geologische Reichsanstalt. 1%. Band. 1864. Verhandlungen. w
164 Verhandlungen. 3 [18]
reich unter der Enns (341 österreichische Quadratmeilen) sein. Doch bevor dies
möglich sein konnte, mussten alle Mitglieder der Anstalt praktisch Erfahrung
gewinnen, indem sie rasch eine Uebersicht der ganzen östlichen Alpenkette bis
Salzburg vornahmen. An Nieder-Oesterreich sollte sich als zweite Detailaufgabe
Ober-Oesterreich (208 QM.) und Salzburg (124 QM.) anschliessen. Sodann
sollten sich unsere Aufnahmssectionen theilen, die eine Hälfte sich südlich , die
andere nördlich wenden, die erste von Tirol (500 QM.) aus durch die Lombardie
(375 QM.), Venedig (415 QM.), Kärnten (180 QM.), Steiermark (319 QM.),
Krain (174 QM.), Görz und Gradiska (51 QM.), Triest (16 QM.), Istrien
(86 QM.), Dalmatien (222 QM.), die zweite über Böhmen (903 QM.), Mähren
(377 QM.), Schlesien (89 QM.). Weiter östlich würden Galizien (1344 QM.)
und die Bukowina (181 QM.) folgen. Von der Südseite wieder östlich Croatien
und Slavonien (294 QM.), die Militärgrenze, um mit Nord- und Süd-Ungarn
(3314 QM.), der Wojwodina (354 QM.) und Siebenbürgen (955 QM.) abzu-
schliessen.
Nicht ohne Bestimmung einer Schlussperiode für die erste Reihe dieser
Detailaufnahme sollte das Unternehmen begonnen werden, wenn man auch von
den Ereignissen der Zeit abbängig blieb. Diese Zeit wurde auf 30 Jahre bemes-
sen, doch innerhalb Eines Menschenalters. Es kamen da, bei der Ausdehnung
der Oberfläche des Kaiserreiches zwischen 11.000 und 12.000 Quadratmeilen, in
runder Summe 400 Quadratmeilen auf ein Jahr, doch blieb es wünschenswerth
wenigstens mit diesem Maassstabe rascher Aufnahme unsere Arbeiten zu be-
ginnen.
Als Grundlage zu unseren Aufnahmsarbeiten im Felde erhielten wir von dem
k. k. militärisch-geographischen Institute die Sectionen der Militäraufnahmen in
dem Maassstabe von 400 Klaftern auf einen Zoll oder 1 : 28:800 der Natur, für
die Ausfertigungen lagen uns, wenigstens in den westlichen Ländern, die k. k.
General-Quartiermeisterstabs-Specialkarten in dem Maasse von 1 : 144-000 oder
von 2000 Klaftern gleich einem Zoll vor. Auch dieser Umstand sprach dafür,
zuerst die westlichen Länder vorzunehmen.
16. 1850. Die Ost-Alpen. Uebersichtsreisen. Der erste Sommer wurde dem
vorhergehenden Plane entsprechend einer Gesammtübersichtsaufnahme der
westlich von Wien vorliegenden Alpenkette bis nach Salzburg gewidmet. Man
konnte Aufnahmen im Einzelnen nicht beginnen, so lange noch so viele Fragen
ungelöst vorlagen, und in unserem Kreise sich nicht doch Jemand gefunden
hätte, der persönlich Auskunft zu geben vermochte. Auch mussten zahlreiche
Einsammlungen veranstaltet werden. Wir erlangten so eine gute Orientirung in
den früheren Arbeiten eines Leopold v. Buch, Karsten, Keferstein,
Bou&, Lill v. Lilienbach, Partsceh, Sedgwiek und Murchison,
Anker, Unger, Schafhäutl, v. Russegger und Anderer. Die Literatur
selbst für den Stand unserer damaligen Kenntniss war in unserm Jahrbuche von
Franz Ritter v. Hauer zusammengestellt worden; für die Studien mehrerer
Querdurchschnitte durch die Alpen wurden vorübergehend mehrere Freunde und
jüngere k. k. Bergbeamte eingeladen und vertheilt. Ich selbst, in Gesellschaft
meines hochverehrten Freundes Herrn Dr. Hörnes, besuchte in rascher Folge
die in den Studien ihrer Sectionen begriffenen Herren Geologen. So zuerst
Bergrath Czjzek, und mit ihm die Herren Dionys Stur und Robert Mann-
licher auf dem Durchschnitt von Wiener-Neustadt nach Grünbach und Lilien-
feld, sodann die Herren Johann Kudernatsch und Franz Friese, zwischen
Lilienfeld, Mariazell, Waidhofen ; Herrn Bergrath Franz Ritter v. Hauer und
Custos Karl Ehrlich von Linz in Weyer, Kremsmünster und Linz. Mit ihm wirk-
[19] Ansprache des Directors W. Haidinger. 165
ten die Herren Joseph Rossiwall, Rudolph und Julius Ritter v. Hauer, auch
war damals Heinrich W of als Hilfsarbeiter eingetreten. Herr Friedrich Simony,
damals noch Custos in Klagenfurt, traf uns in Kremsmünster für die Fahrt in das
Salzkammergut. In Ischl war es mir beschieden, Seiner k.k. Aposto-
lischen Majestät in einer Allergnädigst gewährten Audienz den Be-
giun unserer Arbeiten in den einzelnen, huldreichst aufgenommenen Nachrichten
ehrfurchtsvollst zu erläutern. Mit Simony bis Hallstatt begleitet von Herrn
Joseph Gobanz, dort mit Herrn Direetor Arneth und Professor Gaisber-
ger zusammengetroffen, geschahen von uns gemeinschaftlich die Eröffnungen
zum Ankaufe der so wichtigen Sammlungen des Herrn k. k. Bergmeisters Rams-
auer, der Petrefacten für die k. k. geologische Reichsanstalt, der von ihm aus-
gegrabenen Antiken aus dem keltischen Gräberfelde für das k. k. Antikeneabinet.
Mit Herrn Lipold, demHerr H.Prinzinger zugetheilt war, in Salzburg entlang
der Salza bis Pass Lueg. Weiter westlich noch hatte Herr Prof. Emmrich von
Meiningen den Durchschnitt Weidrich-Lofer-Unken vorgenommen. Noch andere
einzelne Arbeiten waren veranlasst oder unterstützt von der k.k. geologischen
Reichsanstalt, Herr Dr. Constantin v. Ettingshausen sammelte in reichster
Fülle Pflanzenfossilien in Radoboj, Sotzka, Häring, Bilin, Sagor; Herr Dr. A. A.
Schmidl untersuchte mehrere Höhlen in Krain, manche Erfolge für die k. k.
geologische Reichsanstalt gewannen die Herren Dr. Hörnes in Oesterreich,
Prof. Dr. A. E. Reuss in Nordwest-Böhmen, Custos Heckel in Seefeld
und am Monte Bolca. Herr Dr. Ignaz Moser untersuchte auf Veranlas-
sung der k. k. General-Artilleriedireetion die Salpetergegenden von Un-
garn. Schon im Frühjahre batten wir Herrn Bergrath vv. Hauer zur
Eröffnung gemeinschaftlicher freundlicher Beziehungen, zu Besprechungen mit
den Südalpenforschern De Zigno, Catullo, Massalongo, Pasini,
Curioni, Balsamo-Crivelli, Cornalia nach Venedig, Padua, Mailand
entsendet. Die schon in der Gründungsurkunde ausgesprochene chemische
Richtung und mancherlei bereits in der ersten Zeit sich praktisch darstellenden
Bedürfnisse veranlassten die Einrichtung eines eigenen chemischen Labora-
toriums, wofür Herr Dr. Ignaz Moser gewonnen wurde. Doch mussten wir
dasselbe kaum eingerichtet wieder räumen, da der Platz zu dem später am Heu-
markte ausgeführten Kasernenbau in Anspruch genommen wurde.
Am 11. Juni erschien das erste Heft unseres Jahrbuches. Es war uns
zur Herausgabe die Benützung der k. k. Hof- und Staatsdruckerei gestattet
worden, unter der glänzenden Leitung des gegenwärtigen k. k. Hofrathes Alois
Auer Ritter von Welsbach, und zwar nicht ohne einige Aussicht, dass es
uns gelingen würde, ähnlich vortheilhaft und unentgeltlich wie die Kaiserliche
Akademie der Wissenschaften gestellt zu werden.
Die in diesem Jahre am 25. September an so vielen Orten, auch in unserer
k. k. geologischen Reichsanstalt vorbereitete Werner-Feier gab mir Veranlassung,
vor einem ausgezeichneten Kreise, dem Herrn Minister selbst und den höheren
Beamten des Ministeriums, so wie zahlreichen Gönnern und Freunden der
Wissenschaft unsere Entwickelungsgeschichte und die eigentliche Grundlage
derselben darzulegen — „Förderung der geologischen Kenntniss des Landes,
gegründet auf genaue Kenntniss der Gesteine in allen Beziehungen, im Einklang
mit dem Fortschritte sämmtlicher Naturwissenschaften“ 1),
Allmälig kehrten unsere Geologen von ihren Ausflügen wieder zurück,
reich ausgestattet mit neuer Kenntniss, und Massen von Gegenständen ihrer
1) Jahrbuch 1851, Heft IV, S. 1.
166 Verhandlungen. [20]
Aufsammlungen mit sich führend, als Belege zu ihren Erfahrungen. Aber bier
zeigte sich eine grosse Schwierigkeit, es stellte sich eine wahre Lebensfrage für
unsere k. k. geologische Reichsanstalt heraus. Die uns bisher zugewiesenen
Räume waren zu klein, es musste für Grösseres vorgesorgt werden. Aber einst-
weilen wurden doch die Aufsammlungen nach den Sectionen der Geologen
vertheilt in verschiedene Räume untergebracht, theils gemiethet, theils von
hochverehrten Gönnern, dem verewigten Fürsten v. Metternich, für die
Simony'schen Aufsammlungen, dem Fürsten v. Esterhazy für die des ver-
ewigten Bergrathes CZjZek freundlichst zur Benützung eröffnet. Nieht weniger
als acht Locale wurden zeitweise benützt.
Durch ein Zusammentreffen glücklichster Umstände gelang es dem Herrn
Minister v. Thinnfeld, im Namen des k. k. Ministeriums für Landescultur und
Bergwesen mit dem verewigten Souveränen Fürsten v. Liechtenstein einen
Miethvertrag für zehn Jahre für dessen Palast auf der Landstrasse abzuschliessen,
der uns nun zur Benützung mit dem Beginnen der Miethzeit am 24. April 1851
angewiesen wurde.
17. 1851. Der fürstlich v. Liechtenstein’sche Palast. In diesem Jahre begannen
unsere eigentlichen geologischen Detailaufnahmen mit dem Erzherzogthum
Oesterreich unter der Enns. Ein Theil unserer Kräfte war durch den Umzug
unserer grossen Massen von Sammlungen in die neuen Räume und die erforder-
lichen Einrichtungen in Wien zurückgehalten, und zwar unter der näheren
Obsorge der Herren k. k. Bergrath v. Hauer und Assistent Foetterle. Alles
wird wieder vereinigt, auch das chemische Laboratorium nun unter Herrn Dr.
Franz Ragsky. Die Aufnahmen von Nieder-Oesterreich werden durch folgende
Sectionen ausgeführt: Südlich von der Donau, östlich von Mariazell, die Blätter
16 St. Pölten, 17 Wien, wo bereits Czjzek’s Karte vorlag, 18 Pressburg,
22 Mariazell, 23 Wiener-Neustadt, 28 Mürzzuschlag, 29 Aspang durch Czjzek
und Stur, und vorübergehend Mannlicher und Clairmont; westlich von
Mariazell durch Kudernatsch die Blätter 15 Amstetten und 21 Waidhofen ;
nördlich von der Donau durch Lipold und Prinzinger die Blätter 3 Weitra,
4 Göffritz, 5 Znaim, 6 Holitsch, 9 Zwettel Ost, 10 Krems, 11 Stockerau,
12 Malaczka.
18. 1852. Die ersten Kartensectionen an Seine k. k. Apost. Majestät überreicht.
In diesem Jahre Schluss der Aufnahmen von Ober- und Nieder-Oesterreich durch
fünf Sectionen, Franz v. Hauer mit Foetterle und v. Lidl an der Südgrenze
mit dem nördlichen Abschnitt an Steiermark, zeitweilig begleitet von Hörnes
und Suess; CzZjzek und Stur westlich davon bei Linz, Windisch-Garsten
bis Spital amPyrhn; Lipold und Prinzinger an der bayerischen Grenze und im
Salzkammergut; Kudernatsch hatte das flache Land gegen die Donau zu
begonnen, doch wegen Unwohlsein nicht vollendet. Herr Dr. Karl Peters hatte
den Mühlkreis nördlich an der Donau übernommen.
Der 6. September brachte mir als Director der k. k. geologischen Reichs-
anstalt den Hochgenuss, die erste Reihe der neu gewonnenen geologisch-
colorirten Sectionen der k. k. General-Quatiermeisterstabs-Specialkarte in dem
Maasse von 2000 Klaftern — 1 Zoll oder 1: 144.000 der Natur, Seiner k.k.
Apostolischen Majestät persönlich in tiefster Ehrfurcht überreichen zu
dürfen.
Ein höchst erfreuliches Zusammentreffen von Umständen war es, dass
gerade in diesem Jahre die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte
im Westen Deutschlands, in Wiesbaden stattfand, wohin wir aus den nun schon
ziemlich gestaltigen Arbeiten des Ostens Bericht geben konnten. Es gelang uns
[21] Ansprache des Directors W. Haidinger. 167
auch, dies mit lebendigem Worte durehzuführen, indem ich selbst, begleitet von
den Herren Franz v. Hauer und Constantin v. Ettingshausen, mich dahin
verfügen durfte, In wohlwollendster Weise aufgenommen, namentlich noch aus-
gezeichnet durch unsern grossen, dahingeschiedenen Leopold v. Buch, ist
uns jener Aufenthalt, der uns so viele werthvolle Berührungen erschloss, unver-
gesslich, so wie die wohlwollende Aufnahme durch den liebenswürdigsten
Prinzen, Seine kaiserliche Hoheit den durchlauchtigsten Herın Erz-
herzog Stephan auf Höchstdessen Schlosse Schaumburg bei Dietz.
19. 1853. Freiherr v. Bach, k. k. Minister des Innern. Wenig dachten wir,
dass schon der Monat Jänner die k. k. geologische Reichsanstalt in Bezug auf
die oberste Leitung in eine ganz neue Stellung bringen würde.
Das Ministerium für Landescultur und Bergwesen wurde zur Vereinfachung
der Geschäfte aufgelöst. Freiherr v. Thinnfeld, hochgeehrt und anerkannt, trat in
den Privatstand zurück. Die Anstalt stand vorläufig unter dem k. k. Finanzminister,
dem gegenwärtigen Freiherrn v. Baumgartner. Schon in der Sitzung am
11. Februar (Jahrbuch 1853, S. 180) konnte mitgetheilt werden, dass die k. k.
geologische Reichsanstalt, von den übrigen Zweigen des Montanistieums, welche
bei dem k. k Finanziministerium blieben, abgetrennt, unter die Leitung des k. k.
Ministers des Innern, des gegenwärtigen Freiherrn Alexander v. Bach gestellt, und
von demselben wohlwollend aufgenommen worden sei. Es durfte dies damals wohl
von einer Seite als „die höchste Anerkennung für die bisherigen Bestrebungen
der sämmtlichen Mitglieder der Anstalt“ betrachtet werden, sie erschien als
„selbstständiges wissenschaftliches Institut für die geologische Kenntniss des
Landes in unserem grossen Kaiserreiche“, während sie von derjenigen Abtheilung
praktischer Beschäftigungen sieh gesondert fand, in deren Schooss sie ihre
Entstehung gefunden. Manche Beziehungen blieben noch vorläufig in der Schwebe,
namentlich da auch die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften den jeweiligen
k. k. Minister des Innern zum Curator hatte. Selbst in Privatzirkeln wurde damals
die Frage erörtert, ob nicht eine Vereinigung beider Institute, eigentlich ein
Aufgehen der k. k. geologischen Reichsanstalt in der Kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften eine zeitgemässe Vereinfachung wäre.
Es lassen sich allerdings in der Betrachtung der Stellung einer Körperschaft,
wie die Kaiserliche Akademie sie einnimmt, zweierlei Gesichtspunkte festhalten.
Entweder sie wird durch Gliederung unmittelbar einzuwirken sich bestreben,
oder es werden in ihr die Vertreter der verschiedenen Zweige der Wissen-
schaften möglichst gleichberechtigt neben einander stehen. Je mehr die erste
Richtung verfolgt wird, um so weniger wird die wahre Anerkennung des Werthes
wissenschaftlicher, unabhängig geleisteter Arbeit ersichtlich sein, während
dies nothwendig aus der zweiten Ansicht folgen muss, und gewiss ist das erfolg-
reichste Streben dasjenige, diese unabhängige, freiwillige Arbeit durch Indi-
viduen, durch Gesellschaften, durch Institute möglichst vervielfältigt zu
sehen. Es wäre wohl begreiflich und zeitgemäss, wenn eine Akademie einen
Antrag stellte auf Gründung eines Institutes, wie die k. k. geologische Reichs-
anstalt, oder wie das k. k. Centralinstitut für Meteorologie und Erdmagnetismus,
oder eines grossen unabhängigen Reichs-Museums für vergleichende Anatomie
oder einer grossen unabhängigen Reichs-Sternwarte, aber es widerstreitet aller
anerkennenden Würdigung der möglichen Verhältnisse, wenn man den umge-
kehrten Weg einschlagen und solche Institute unter eine abhängige, scheinbar
einheitliche Leitung durch eine Akademie oder durch „Commissionen* bringen
wollte. Es könnte dies nur zerstörend einwirken.
168 Verhandlungen. [22]
Die vorzugsweise praktische Richtung des Institutes gegenüber der rein
theoretischen der Corporation behielt die Oberhand. Günstig für uns wurde nun
auch die Frage der Miethe des fürstlich v. Lieehtenstein’schen Palastes ent-
schieden, indem uns dieser zur Verfügung ohne Schmälerung unserer Dotation
zugewiesen blieb.
Unverändert blieb unser Plan, wurde auch in unserer neuen Stellung wohl-
wollend genehmigt und die Arbeiten nahmen ihren Fortgang. Die Herren Franz
Ritter v. Hauer und Foetterle schlossen die noch auf der Karte von Oester-
reich im Terrain enthaltenen Theile von Ungarn ab. Eine Abtheilung, entsprechend
dem allgemeinen Plane, wendete sich nördlich nach Böhmen, die Herren Bergrath
Czjzek, Ferdinand v. Lidl, Dr. Ferdinand Hochstetter, Vietor Ritter v.
Zepharovich, Johann Jok&ly; westlich an Oesterreich anschliessend, wurde
Salzburg von den Herren Lipold, Stur und Dr. Peters aufgenommen.
20. 1854. Die Correspondenten der k. k. geologischen Reichsanstalt. Die
Herren Czjzek, v. Lidl, Jok&ly, Ritter v. Zepharovich, Dr. Hochstetter
rücken weiter nördlich in Böhmen vor, nach Plan (17), Pilsen (18), Kluntsch (23),
Klattau (24), Mirotitz (25.).
Südwärts rücken in Kärnten die Herren Foetterle, Stur, Lipold,
Peters bis an die Drau vor, mit den Kartensectionen Ober-Drauburg (10),
Gmünd (11), Friesach (12), Wolfsberg (13), Klagenfurt (16), Windisch-
grätz (17).
Für das Jahr 1854, in dem fünften Bande unsers Jahrbuches, liegt ein
erstes Verzeichniss unserer Correspondenten vor, der Thatsache nach, durch
wirkliche Geschäftsberührung. So viele hochverehrte Gönner und Freunde hatten
uns in dem ersten fünfjährigen Zeitraume die reichste Theilnahme bewiesen, durch
Arbeiten und wissenschafliche Mittheilungen, durch Geschenke, als Schriftführer
befreundeter Gesellschaften, durch Förderung unserer Arbeiten. Ein einfaches
Dankschreiben geht doch mehr spurlos vorüber, aber das Eintragen der hochver-
ehrten Namen in ein Verzeichniss, die Uebersendung eines Anzeigeschreibens
drückt den Wunsch eines lebhafteren, verehrungsvollen Dankgefühles aus. Eine
Mitgliedschaft, wie sie durch Wahl begründet wird, entspricht nicht den
Formen eines Institutes wie das unsrige, aber diese Zeichen von Dank und Aner-
kennung, in dem Geiste wie sie dargebracht waren, sind auch eben so freundlich
und wohlwollend allerwärts aufgenommen worden, Die Zahl der Correspondenten
in diesem Bande beträgt 501. Zahlreiche Empfangsbestätigungen werden noch
in späten Zeiten Zeugen unserer freundlichen Beziehungen sein.
21. 1855. Die k, k. geographische 6&esellschaft. Fortschreitende Aufnahme in
Böhmen durch die Herren v. Lidl, Jokely, Dr. Hochstetter, nach Neudeck
(5), Eger und Elbogen (11), Lubenz (12). Unsern hochverdienten Arbeits-
genossen Bergrath CzjZek hatte im Laufe des Sommers der Tod hinweggerafft,
‚ein grosser Verlust für unser Vaterland. In der Personengliederung unserer k. k.
geologischen Reichsanstalt folgte ihm M. V. Lipoldals k. k. Bergrath, der Assi-
stent Franz Foetterle wurde Allergnädigst ebenfalls zum k. k.w. Bergrathe
ernannt. Die Herren Foetterle und Stur, Lipold und Peters beschlossen die
Aufnahme von Kärnten, südlich der Drau mit den Blättern Villach und Tarvis (15),
Klagenfurt (16), Windischgrätz (17), Caporetto und Canale (20), Krainburg (21),
Möttnig und Cilli (22).
Vorbereitend für die im Herbste bevorstehende Versammlung deutscher
Naturforscher und Aerzte hatte Franz v. Hauer eine Anzahl wichtiger Alpen-
loealitäten nach den in dem Laufe dieser Jahre vorgeschrittenen Studien in den
Petrefacten neu vorgenommen, auch einen Durchschnitt von Passau bis Duino
[23] Ansprache des Directors W. Haidinger. 169
durchgeführt, um den neuesten Erfahrungen entsprechend den erwarteten
Freunden ein Bild der Zusammensetzung der Alpenkette vorzulegen. Der Durch-
schnitt erschien in den Sitzungsberichten der Kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften (Band XXV, Seite 258), doch wurde er erst im Jahre 1856 den geolo-
gischen Freunden vorgelegt, da die Versammlung selbst dahin verschoben
worden war.
Auch an der International-Ausstellung in Paris hatten wir mit den bis dahin
gewonnenen geologisch-eolorirten Kartensectionen Theil genommen, und wir
bewahren aus derselben zur Erinnerung eine uns zuerkannte grosse Anerkennungs-
medaille. Franz v. Hauer und Foetterle hatten aus dieser Veranlassung für
das Ausstellungsevmite eine „Geologische Uebersicht der Bergbaue der österrei-
chischen Monarchie“ verfasst. Die Bewegung begann für Bildung einer geogra-
phischen Gesellschaft.
22. 1856. Die Haidinger - Medaille. — Die Naturforscher-Versammlung. Die
Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wurde nun für dieses Jahr
bestimmt. Wir wünschten auf derselben, was auch billig erwartet werden
konnte, auch von unseren südlichen Alpenabhängen einige neuere Nachrichten
geben zu können. Für Detailaufnahmen allerdings war die Ausdehnung des Lan-
des zu gross. Aber die durch fünf Jahre gewonnenen Erfahrungen der Herren
Geologen gestatteten von nun an nach einem den ursprünglichen etwas beschleu-
nigenden Plane, vorerst Uebersichtsaufnahmen einzuleiten, während ein Theil
unserer Aufnahmen die bisherige Natur von Detailforschungen behielt. Franz
v. Hauer übernahm die Lombardie, Foetterle Venedig, ersterer begleitet
von Herrn v. Zepharovich, letzterer von Herrn Heinrich Wolf. Sie wurden
auf das Freundlichste aufgenommen und durch wissenschaftliche Mittheilungen
unterstützt von unseren hochgeehrten Freunden Curioni, Omboni,
Stoppani, Villa, Ragazzoni, Fedreghini, Catullo, Pasini, de
Zigno, Massalongo, Pirona und Anderen. Wir gewannen als Abschluss die
geologisch colorirte k. k. Generalkarte in dem Maasse von 1,288:000 der Natur
. oder 4000 Klafter gleich 1 Zoll.
Mit den Detailaufnahmen im nördlichen Böhmen rückten die Herren
Jokely und Dr. Hochstetter nach Osten vor, nach Komotau (6) und Leit-
meritz (7). Lipold und Stur rückten in Krain und Görz vor auf den Blättern
Caporetto und Canale (20), Krainburg (21), Möttnig (22), Görz (24) und
Laibach (25). Herr Dr. Peters, nun Professor an der k. k. Universität zu
Pesth, erhob ein Blatt von etwa 5 QM. unmittelbar an Ofen anschliessend.
Bereits am 29. April dieses Jahres hatten unter der Vermittlung der Her-
ren Franz v. Hauer, Hörnes, Lipold, Foetterle eine Anzahl von 365
Theilnehmern an einer Subscription in einer Sitzung der k. k. geologischen
Reichsanstalt durch Herrn v. Hauer an den Director der Anstalt eine grosse
Goldmedaille mit seinem Bildnisse überreicht. Unter den wohlwollenden Gebern
glänzten drei k. k. Prinzen, die durchlauchtigsten Herren Erzherzoge Johann,
Stephan, Joseph. Gewiss gehört dieses Ereigniss in die Entwickelungs-
geschichte unseres Institutes, als Beweis gemeinsamen Strebens im Innern und
reicher Verbindung mit der ausserhalb desselben stehenden Gesellschaft von
Gönnern und Freunden unserer Arbeiten. Das Erinnerungszeichen wurde mir
dargebracht, ich bewahre es treu als Ergebniss der gelungenen Werke meiner
hochverehrten jüngeren Freunde und Arbeitsgenossen.
Der Herbst versammelte alle Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt
in Wien, um die so freudig erwarteten hochverehrten Freunde zu empfangen.
Dem Director war die Ehre zu Theil geworden, dieselben in der mineralogisch-
170 Verhandlungen. [ 24]
geologisch-paläontologischen Section zu begrüssen, Franz v. Hauer und
Dr. Hörnes waren Schriftführer. Die Versammlung war glänzend, unter den
Sectionen insbesondere die unsere Interessen berührende ausgezeichnet. Unsere
Arbeiten und das Ganze der Anstalt fanden volle Anerkennung. Die werthvoll-
sten Verbindungen wurden erneuert und neue angeknüpft.
Eine Ergänzung zur Geschichte der Jahre 1850 und 1856 bildet die Grün-
dung der k. k. geographischen Gesellschaft. Sie war aus den wachsen-
den Bedürfnissen und Beziehungen der k. k. geologischen Reichsanstalt her-
vorgegangen. Am 1. December 1855 hatte dieselbe, auf meine Einladung, ihre
thatsächliche Begründung. Nach der Allergnädigsten Genehmigung erhielt sie
ihre erste Form am 4. November 1856, unter dem Beifalle vieler theilnehmen-
den Freunde, namentlich unsers edlen, verewigten Alexander v. Humboldt.
Die erste der Sitzungen, welche ich als Präsident eröffnete, brachte eine neue
Aufregung, für die k. k. geographische Gesellschaft sowohl, als in den ferneren
Fortgang für die k. k. geologische Reichsanstalt. Es war dies die von Seiner
Majestät dem Kaiser von Mexico, damals Erzherzog Ferdinand
Maximilian, so eben organisirte Erdumsegelung der k. k. Fregatte Novara
unter Commodore B. v. Wüllerstorf, mit Dr. Karl Scherzer und zwei auf
die Einladung des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs von der Kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften zu wählenden Naturforschern. Die Wahl fiel auf
den k. k. Custos-Adjuneten Georg Frauenfeld und auf ein Mitglied der
k. k. geologischen Reichsanstalt Dr. Ferdinand Hochstetter.
Noch darf ich aus dieser Zeit ein Urtheil unseres grossen, verewigten
Humboldt hier verzeichnen, wohl das ermuthigendste und anregendste, wel-
ches uns jemals zu Theil werden konnte, namentlich auch in Bezug auf die
Beurtheilung unserer Aufgaben: „Wie glücklich ist nicht die Schöpfung einer
geologischen Reichsanstalt gewesen, das immer genährte Lebensfeuer, die
periodisch mit der Wissenschaft einverstanden, veränderten Richtungen der
fortlaufenden Beobachtung. Wie hoch steht dadurch Ihr Kaiserreich (als gleich-
mässige geognostische, geographische, hypsometrische, magnetische Unter- .
stützung von oben) über dem, was gleichzeitig in den übrigen deutschen Staaten
laudesherrlich geschieht ? Die auf einmalige Herausgabe der geologischen Karte
eines Landes, wie z. B. Frankreich, hat den grossen Nachtheil, dass bei
glücklichem Fortschritte der Wissenschaft die Karte, wenn sie erscheint, schon
veraltet ist. Es ist wie mit langen Reisen in ferne Länder, der Reisende hat die
kinwirkung der Ansichten beobachtet, die herrschend waren als er abreiste,
daher lege ich die grösste Wichtigkeit auf Messung sich nicht verändernder
Oberflächengestaltung, auf das Mitbringen sorgfältig gesammelter, zahlreicher
Gebirgsarten und ihrer Uebergangsreihen.“ (Sitzung der k. k. geologischen
Reichsanstalt am 11. November 1856.)
Damals auch, am 3. November, schrieb Humboldt an den Herrn Bürger-
meister der k. k. Reichs-, Haupt- und Residenzstadt Wien, Dr. Ritter v. Seiller,
der ihm die Naturforscher-Medaille übersandt hatte, die für uns so begeisternden
Worte: „Die geologische Reichsanstalt steht als ein schwer zu
erreiehendes Muster da“.
23. 1857. Die Novara-Erdumsegelung. Die k. k. Fregatte Novara segelte
bekanntlich von Triest am 30. April 1857. Die Vorbereitungen zu derselben
brachten uns vieifache Anregung.
Zur Eröffnung von wissenschaftlichen Verbindungen gaben wir Herrn
Dr. Hochstetter zehn Reihen unserer sämmtlichen Publieationen mit natur-
wissenschaftlichen Abhandlungen (4 Bände) und Berichte (7 Bände) sowohl, als
[25] Ansprache des Directors W. Haidinger. 171
die spätern Schriften der k. k. geologischen Reichsanstalt, Jahrbuch (7 Bände)
und Abhandlungen (3 Bände), dazu zehn Sammlungen von Tertiär-Petrefacten
aus dem Wiener Becken. Der Erfolg entsprach glänzend den mit dieser Mit-
gabe beabsichtigten Erwartungen.
Fortsetzung der Detail-Aufnahmen in Böhmen, durch die Herren D. Stur
(das Blatt Tabor Nr. 26), und Jok&ly (die Blätter Tetschen Nr. 2, und Leit-
meritz Ost Nr. 7). Herr Emil Porth als Volontär gewann Theile der Blätter
Hohenelbe (4) und Jiein (9). Herr Bergrath Lipold und Herr Dr. Guido
Stache, letzterer neu in unsern Verband getreten, schritten in Krain weiter
vor mit den Blättern Weixelburg (26), Landstrass (27), Möttling (30), bis zum
Abschluss an der östlichen Landesgr enze.
Durch Uebersichtsaufnahmen gewannen wir die geologisch-colorirte Ueber-
sichtskarte von Tirol und Vorarlberg in dem Maasse von 4000 Klaftern auf einen
Zoll oder 1:288.000 der Natur. Grundlage waren die von dem dortigen geo-
gnostisch-montanistischen Vereine durchgeführten erfolgreichen Vorarbeiten und
die von demselben herausgegebene Kart . Doch fehlten so manche wichtige
Nachweisungen in Beurtheilung der Schichten. Nun übernahm Franz v. Hauer
Nordtirol, in Gesellschaft von Freiherrn Ferdinand v. Riehthofen, dem der
westliche Theil, Vorarlberg, zufiel. Freiherr v. Riehthofen hatte im verflos-
senen Jahre schon als Volontär in Südtirol für die Interessen der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt gewirkt, in höchst erfolgreicher Weise, wie dies sein
schönes Werk „Ueber die Umgegend von Predazzo“ u. s. w. beweist, für dessen
Widmung ich ihm aus vollem Herzen auch hier meinen innigsten Dank darbringe.
Freiherr Ferdinand v. Andrian schloss sich als Volontär an Herrn v. Hauer
an, Herr Professor A. Piehler nahm Theil, an den Grenzen fand vortheilhafter
Austausch von Ansichten in gemeinschaftlichen Untersuchungen mit Herrn
Escher von der Linth von Zürich und dem gegenwärtigen königl, bayeri-
schen Bergrathe Herrn €. W. Gümbel Statt. In Südtirol war Herr Bergrath
Foetterle von Herrn Wolf, theilweise von Herrn Hrastnigg in Valdagno
begleitet.
24. 1858. Die Versammlung der Berg- und Hüttenmänner. Wichtig die Tage
vom 10. bis 15. Mai durch die erste in unseren schönen Räumen veranstaltete
Versammlung der Berg- und Hüttenmänner in Oesterreich, ein Ereigniss, das
vielfach unsern unmittelbaren Zusammenhang mit den übrigen Theilen des Mon-
tanisticums bewies, wenn wir uns eben auch gerade von demselben abgetrennt
fanden. Die k. k. Minister Freiherr v. Bach, Freiherr v. Bruck, Graf Leo
Thun wohnten der ersten der unter dem Vorsitze des Grafen Georg Andrässy
abgehaltenen Sitzung bei. Die Versammlung selbst war für die k. k. geologische
Reichsanstalt Veranlassung zur Erneuerung alter und Bildung neuer werthvoller
Beziehungen.
In den Detailaufnahmen rückt Jok&ly in Nord-Böhmen ‚vor, mit dem nörd-
lichsten Blatte Schluckenau (1) und dann Böhmisch-Leipa (3), die Herren
Lipold und Stache gewinnen anschliessend an Krain die Blätter Laibach (25),
Laas und Pinguente (29), und Theile von Görz (24) und Triest (28). Die
Uebersichtsaufnahmen wurden auf Nord-Ungarn ausgedehnt. Geographische Grund-
lage war die auf Anordnung Seiner kaiserlichen Hoheit des durchlauch- .
tigsten Herrn Erzherzogs Albrecht neuerlichst herausgekommene Admini-
strativ-Karte in dem Maasse von 4000 Klaftern auf einen Zoll oder 1: 288.000
der Natur. Zwei Sectionen wurden gebildet, westlich vorn Hernad Bergrath
Foetterle, D. Stur, H. Wolf, F. Freiherr v. Andrian, östlich vom Hernad
Bergrath v. Hauer und Freiherr v. Richthofen. Auch die Herren Professor
K. k, geologisehe Reichsanstalt. 14. Baad. 186%. Verhandlungen. x
172 Verhandlungen. [26]
G. A. Kornhuber in Pressburg im Westen, Freiherr 0. B.v. Hingenau und
A.v. Glös im Osten nahmen Theil an den Aufnahmsarbeiten. Im ersten Früh-
jahre hatte Herr Bergrath Foetterle für den österreichischen Lloyd einen
Ausflug an die Küsten von Kleinasien am Schwarzen Meere unternommen.
25. 1859. Graf Goluchowski, k. k. Staatsminister. Das Decennium. Beides
wie bisher, Detail- und Uebersichtsaufnahmen. Von den ersteren hatte Jok&ly
in Nordost-Böhmen das Blatt Jungbunzlau (8) vollendet. Bergrath Lipold
schloss die zwei Blätter Prag (15) und Beraun (19). Mannigfaltige Vorarbeiten
lagen vor, die Karten von Zippe wie für das übrige Böhmen, ausserdem die
Arbeiten des durch den hochverdienten Forscher J. Barrande über die durch
ihn elassisch gewordenen silurischen Ablagerungen, die Unterstützung durch die
vielen Leiter der Bergwerksunternehmungen der an Metallen und fossilem Brenn-
stoff so reichen Gegenden. Herr Prof. Krejei in Prag übernahm freundlichst
als freiwilliger Theilnehmer die östlichen Gegenden der Blätter. Im Süden schloss
Herr Dr. Stache das Blatt Triest (28), so wie die südlich folgenden Blätter
von Istrien und den quarnerischen Inseln, Cittanuova und Pisino (31), Fiume
(32). Dignano (34), Veglia und Cherso (35) und Osero (36).
Die Uebersichtsaufnahmen wurden in grosser Ausdehnung fortgesetzt. Eine
der Sectionen, die Herren Foetterle, Stur, Wolf, Freiherr v. Andrian,
verbreiteten sich über Krakau, Galizien, die Bukowina mit mehr als 1500 Qua-
dratmeilen Flächeninhalt, eine andere Section, Franz v. Hauer und Freiherr
v. Richthofen, im Südosten anschliessend, umfasste Ost-Siebenbürgen mit
etwa 500 Quadratmeilen. Ihnen wurde von der k. k. Statthalterei Herr Albert
Bielz zugesellt, und es schloss sich noch freiwillig für einen Theil der Auf-
nahmen Herr Prof. Mesehendörfer von Kronstadt an. Die Ergebnisse der
Aufnahmen wurden in die Strassenkarten zu 6000 Klaftern gleich einem Zoll
oder 1: 432.000 der Natur für die Vervielfältigung als Vorlagen eingetragen.
Schwere Prüfungen hatten unser Vaterland in jenem Jahre 1859 heim-
gesucht. Auch von den uns beschiedenen Aufgaben wurde die spätere Detail-
untersuchung der Lombardie abgetrennt. Doch dürfen wir die durch unsere
Uebersichtsaufnahme gewonnene Kenntniss als eine wahre unvergängliche Pflicht-
erfüllung, einen hohen Gewinn betrachten.
Erst in diesem Jahre schlossen auch die noch aus dem Uebertritt von 1853
an das k. k. Ministerium des Innern schwebenden Verhandlungen mit der voll-
ständigen Abgrenzung der k. k. geologischen Reichsanstalt in der Stellung,
welche sie bisher eingenommen hatte. Sie sind mir im Einzelnen grösstentheils
unbekannt geblieben, doch war gewiss das Ende, Dank dem uns so wohlwol-
lenden Minister Freiherrn v. Bach, günstig für uns, was wohl unzweifelhaft aus
dem aus dieser Veranlassung mir am 24. Juli Allergnädigst verliehenen Titel
und Charakter eines k. k. wirklichen Hofrathes entnommen werden darf.
Mit hoch gehobenen Gefühlen hatte ich in der Jahresansprache am
22. November, mit welcher das erste Decennium unserer k. k. geologischen
Reichsanstalt schloss, eine Uebersicht unserer Vorgeschichte der Gründung
der Anstalt, der geologischen Aufnahmen, einzelner Untersuchungen, der Arbeiten
im chemischen Laboratorium, des Eintrittes als Minister des Grafen Golu-
chowski, des Museums, der Publicationen, des Gedenkbuches, des Personal-
standes und der Correspondenten, der Anerkennungen und der Stellung der
k. k. geologischen Reichsanstalt in rascher Folge gegeben. Namentlich hatte ich
ihre wichtige verbindende Stellung hervorgehoben:
„Die k. k. geologische Reichsanstalt ist in ihrer Gründung gross gedacht.
Sie hat das Gepräge wohlwollendster Sorgfalt für das ganze grosse Kaiserreich
[27] Ansprache des Directors W. Haidinger. 473
an sich, fern von allen Hindernissen, welche in so manchen anderen Zweigen
aus Nationalitäten der Sprachen oder Nationalitäten von Kronländergrenzen oder
Verwaltungsgebieten, Nationalitäten confessioneller Gegensätze oder anderer
fortdauernder Verhältnisse erwachsen. Sie verschmelzen alle in der Natio-
nalität des Kaiserreiches“. „Sie ist eine Reichsanstalt in wahrem
Sinne des Wortes“. Ich führte weiter aus, wie ein Fortschritt auf der engeren
Grundlage der Interessen der einzelnen Kronländer beruhend, weit zurückbleiben
müsse hinter den Erfolgen, wenn die Reichs-, Haupt- und Residenzstadt die
Bewegung leitet. „Wo unser Wien voransteht, da ist der Erfolg gewiss. Was
wir in Wien gewonnen, wird Gemeingut des Reiches selbst“. Wohl darf man
als Beleg zu dem Gesagten die Geschichte der wissenschaftlichen Entwickelungen
in der neuesten Zeit überhaupt, namentlich seit dem Jahre 1845 in Erinnerung
rufen.
Durften wir in dieser Weise mit Befriedigung auf unsere bisherigen
Arbeiten zurückblicken, so bereitete sich doch einstweilen ein neuer Abschnitt
von Prüfungen vor, welche das fernere Bestehen der k. k. geologischen Reichs-
anstalt selbst ihn Frage stellten und welche im darauf folgenden Jahre 1860 zum
Ausbruche gelangten.
Der Zusammenstellung dieser Verhältnisse mit der Herabführung bis zur
Gegenwart in der neuen, letzten fünfjährigen Periode ist der nun folgende
Abschnitt meiner gegenwärtigen Ansprache gewidmet.
26. 1860. Der k. k. verstärkte Reichsrath. Ritter v. Schmerling, k. k. Staats-
minister. Die Novara-Expedition war im August 1859 zurückgekehrt, am 31. Jän-
ner 1860 wird auch Dr. Hochstetter wieder in unserm Kreise willkommen
geheissen, dem es beschieden war, von der Novara aus in Neuseeland zu einem
längeren Aufenthalte eingeladen zu werden, der die Ausdehnung von nahe einem
Jahre erreichte. Ein Festmal am 9. Februar bewillkommte die hochverehrten
Freunde und Theilnehmer an der ewig denkwürdigen Ersten österreichischen
Erdumsegelung nach ihrer glücklichen Heimkehr in Wien. In zweifacher Rich-
tung waren wir Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt dabei betheiligt,
begrüssend und begrüsst, wo einer der Unsrigen selbst auch in erfolgreichster
Weise an der Novarafahrt Theil genommen hatte.
Dr. v. Hochstetter tritt bald darauf aus dem näheren Verbande der k. k.
geologischen Reichsanstalt. Auch Freiherr v. Riehthofen nimmt in der Sitzung
am 24. April Abschied von den Collegen, um seine grosse Reise nach Japan im
Gefolge der königlich preussischen Gesandtschaft anzutreten.
Die Detailaufnahmen der k. k. geologischen Reichsanstalt schreiten fort.
Im nördlichen Böhmen gegen 0. zu rückt Jokely mit den Blättern Neustadtl
und’ Hochstadt (4), Jiein und Hohenelbe (9) vor; Bergrath Lipold und
Freiherr v. Andrian, neuerdings unter Herrn Professor Krejei's freund-
lichem, freiwilligem Anschlusse, mit den Blättern Brandeis und Neukolin (14)
und Skalitz und Beneschau (20). Die Uebersichtsaufnahmen werden in zwei
Sectionen geleitet. Das westliche Siebenbürgen wird in der Strassenkarte
gewonnen, unter der Leitung von Herrn k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer,
der die mittlere Gegend selbst übernimmt, freundlichst begleitet von Herrn
A. Bielz, im N. von Herrn Dr. G. Stache, im S. von Herrn D. Stur. Von
der Administrativkarte von Ungarn die Blätter Grosswardein (12) und Boros
Sebes (16) durch Herrn H. Wolf. Herr k. k. Bergrath Foetterle und Herr
Wolf brachten noch die zwei östlichen Blätter, an Siebenbürgen anschliessend,
der „Generalkarte der Wojwodschaft Serbien und des Temeser-Banates, dann
der vier Grenzregimenter Peterwardeiner, Deutsch-Banater, Illyrisch-Banater
xy*®
174 Verhandlungen. [28]
und Roman-Banater, endlich des Titler- Grenzbataillons“ in dem Maasse von
4000 Klaftern auf einen Zoll oder 1:288-000 der Natur.
Die Mehrzahl der Geologen hatte sich in ihre Aufnahmsbezirbe begeben, da
erschien am 10. Juni in der Wiener-Zeitung das Allerhöchste Handschreiben
vom 4. Juni an Seine Excellenz den Freiherrn v. Baumgartner, in Folge dessen
die k. k. geologische Reichsanstalt in den bisherigen Verhältnissen nun noch bis
1. November zu bestehen hätte, dann aber bis zur Vollendung der begonnenen
geologischen Durchforschung der kaiserlichen Kronländer eine Abtheilung der
Kaiser!ichen Akademie der Wissenschaften bilden würde. Es war wohl ersichtlich,
dass Graf Gofuchowski in seinen Anträgen die gänzlich unvereinbare Natur der
beiden Anstalten nicht in nähere Betrachtung gezogen, und dass er den Inhalt der
Gründungsurkunde vom 15. November 1849, eben so wenig als die Statuten der
Akademie beachtet hatte, vielleicht auf den früheren Verhandlungen fortbauend,
welche erst kürzlich gänzlich abgeschlossen worden waren. Im strengsten Gegen-
satze aber stand sein Bestreben mit den Ergebnissen, welche ich so kürzlich erst
in der Decenniums-Ansprache am 22. November 1859 dargelegt und in welcher die
siegreiche Wichtigkeit der grossen Reichsanstalten als Leiter des wahren Fort-
schrittes nachgewiesen hatte. Kein Kronland gewinnt, wenn man Wien herabsetzt.
Redlich hatten wir und mit glänzendem Erfolge in der Richtung der Vermehrung
der Landeskenntniss, der Erweiterung der Wissenschaft, der Anregung zur Arbeit
gewirkt. Plötzlich drohte uns Umsturz und Auflösung. Aber hier war es, wo ich
als Director der k. k. geologischen Reichsanstalt, wahrhaft in tiefster, innigster
Rührung, für mich und meine jüngeren Freunde und Arbeitsgenossen, der zahl-
reichen Beweise der Theilnahme gedenken darf, welche sich an vielen Orten
in der Tagespresse kund gab,” und mir hier und dort mündlich und schriftlich
zukamen, bis endlich am 14. September, in jener ewig denkwürdigen Sitzung
des von Seiner k. k. Apostolischen Majestät einberufenen hohen
k. k. verstärkten Reichsrathes die hohen Männer Graf Georg Andrässy,
Edler v. Mayr, Fürst v. Salm, Freiherr v. Zigno, Graf v. Hartig, Graf
Clam-Martinitz, Graf Albert v. Nostitz, Bischof Korizmits, Graf Anton
Szeesen, in Vertretung unseres grossen Vaterlandes, uns das höchste
Zeugniss verliehen, gegenüber der einzigen Stimme, die sich zu unserem
Umsturze erhoben hatte. Diese hohe Fürsprache, für welche wir immer die
treuesten Dankgefühle bewahren werden, führte endlich gegenüber der bean-
tragten Einschränkungen den Wendepunkt vom 29. October herbei. Seine k.k.
Apostolische Majestät geruhten die Dotation für die k. k. geologische Reichs-
anstalt für 1861 in dem bisherigen Ausmaasse Allergnädigst zu bewilligen,
Am 10. December noch erhielten wir diese freudige Nachricht.
Wenige Tage später trat in der Uebernahme des hohen k. k. Staatsmini-
sterium durch Seine Excellenz Herrn Ritter v. Schmerling jener Umschwung
zum Guten ein, durch freundliches Wohlwollen, Theilnahme an unserm Fort-
schritte, an dem Fortschritte von Wissenschaft und Kenntniss überhaupt, welcher
sogleich beruhigend und anregend auf uns wirken musste, und der fortwährend
die reichsten Früchte bringt.
27. 1861. Die Allergnädigste Wiederbegründung. Eine Lebensfrage der k. k.
geologischen Reichsanstalt war die Verlängerung des Miethvertrages für die uns
zugewieseneu Räume. Graf Goluchowski hatte ihn gekündigt, und der Termin
ging mit dem 24. April zu Ende. Auch hier trat der Herr k. k. Staatsminister
Ritter v. Schmerling rettend ein, indem er in gleicher, wohlwollender Erwie-
derung des durchlauchtigsten Besitzers, des Herrn souverainen Fürsten v.
Liechtenstein unter denselben vortheilhaften Bedingungen wie bisher für
[29] Ansprache des Directors W. Haidinger. 175
die nächstanschliessende Zeitperiode uns die Benützung unserer schönen
Räume sicherte.
In gleichem Wohlwollen verkündete unser hoher Chef und Gönner auch
den glänzendsten Schluss der im verflossenen Jahre begonnenen Prüfungszeit in
der von Seiner k. k. Apostolischen Majestät durch Allerhöchste Ent-
schliessung vom 15. Mai neuerdings gewährleisteten Stellung der k.k. geologischen
Reichsaustalt, unabhängig von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften:
„Ich setze von dieser Allerhöchsten Verfügung die k. k. Direction“ „mit dem
. Beifügen in Kenntniss, dass es mir zum wahren Vergnügen gereicht, durch diese
Allerhöchste Bestimmung den ungeschmälerten Fortbestand dieses um die
Wissenschaft in Oesterreich hochverdienten Institutes gesichert, und mir die
Gelegenheit gewahrt zu sehen, auch in Hinkunft zu Gunsten desselben wirken zu
können“.
Wohl mussten uns diese neuen grossen Erfolge in unseren Aufgaben anre-
gend beleben. Hier muss auch mit einem Worte der Fest-Ansprache am 31. Mai
. in der feierlichen Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften „die
Geologie und ihre Pflege in Oesterreich“ gedacht werden, in welcher der erste
Geologe der k. k. geologischen Reichsanstalt, k. k. Bergrath Franz Ritter
v. Hauer, unsere Stellung und unsere Arbeiten dem versammelten glänzenden
Zuhörerkreise vorlegte.
Für die Detail-Aufnahmen in Böhmen war durch Herrn Jok&ly das Blatt
Jiein und Hohenelbe (9) vollständig abgeschlossen und von dem Blatte Braunau
und Nachod (10) die nördliche Hälfte gewonnen. Die Herren Bergrath Lipold
und Freiherr v. Andrian gaben die Blätter Neu-Bidschow und Königgrätz (15)
und Chrudim (21). Für die Uebersichtsaufnahmen waren wieder zwei Sectionen
gebildet, für das südwestliche Ungarn die Section unter Bergrath Franz Ritter
v. Hauer, begleitet von den Sectionsgeologen Dr. G. Stache, und Dr. F.
Stoliezka, welchen sich noch Herr K.M. Paul als freiwilliger Theilnehmer
an den Arbeiten mit angeschlossen hatte. Wir gewannen die Blätter der Admini-
strativkarte in dem Maasse von 1:288.000 Steinamanger (9), Ofen-Pesth (10),
Szolnok (11), Gross-Kanischa (13), Fünfkirchen (14), Szegedin und Arad
(15). Wichtig ist die Theilnahme an den Aufnahmsarbeiten, welche wir nament-
lich für die Umgegend von Fünfkirchen Herrn Prof. Dr. Peters aus dem Jahre
1860 verdanken. Unsere zweite Section für Uebersicht, die Herren Bergrath
Foetterle, Sectionsgeologen Stur und Wolf, grösstentheils unabhängig
von einander auf dem grossen Arbeitsfelde des Landes zwischen Drau und Save
wirkend, gewannen die auf der Administrativkarte von Ungarn enthaltenen
Theile von Croalien und der Militärgrenze, so wie die zwei westlichen Blätter
der Generalkarte der Wojwodschaft Serbien und des Temeser Banates, dazu
noch die Strassenkarte in dem Maasse von 1:432.000 der slavonischen
Militärgrenze.
Vom 23. September an erfreuten wir uns in unseren Museums -Räumen der
Gegenwart der zweiten Versammlung der Berg- und Hüttenmänner, diesmal
unter dem Vorsitze des Herrn Grafen v. Breda und der Geschäftsleitung des
Freiherrn v. Hingenau, ähnlich wie bei jener am 10. Mai 1858. Hier fanden
sich ein zweites Mal die in drei k. k. Ministerien vertheilten Zweige des Montanisti-
cums wieder vereinigt. Auch dieses Mal waren die Herren k. k. Minister Ritter
v. Lasser, Edler v. Plener, Graf v. Wiekenburg bei der Eröffnungssitzung
gegenwärtig und besichtigten sodann unsere Arbeiten und Sammlungen.
Auch die Arbeiten für die Beschickung der für das Jahr 1862 nach Lon-
don ausgeschriebenen International-Ausstellung begannen, die Vorbereitung der
176 Verhandlungen. [3 0]
geologisch-colorirten Karten, vorzüglich aber die Aufsammlung der Muster
fossiler Brennstoffe auf Veranlassung des k. k. Central-Ausstellungseomit&’s selbst.
28. 1862. Seine k. k. Apostolische Majestät in der k. k. geologischen Reichs-
anstalt. Weltausstellung in London. Schluss der Vebersichtsaufnahmen. Den Be-
ginn des Jahres bezeichnen die Arbeiten für eine Vor-Ausstellung der Gegen-
stände des Schul- und Unterrichtswesens im Kaiserstaate für London bestimmt,
unter der Leitung des Herrn k. k. Unter-Staatssecretärs Freiherrn v. Hel-
fert. Auch das k. k. militärisch - geographische Institut für seine Karten,
und wir selbst für unsere eigenen Gegenstände hatten uns aus dieser Veranlas-
sung angeschlossen. Der 15. Februar war der feierlichste Festtag für unsere
k. k. geologische Reichsanstalt durch die Besichtigung, welche Seine k. k.
Apostolische Majestät unser Allergnädigster Kaiser und Herr
nebst den übrigen Zweigen auch unseren eigenen Gegenständen und dem Ganzen
unsers Institutes in huldreichster Theilnahme angedeihen liess. Vielen durch-
lauchtigsten Mitgliedern des Allerhöchsten Kaiserhauses sind wir aus
gleicher Veranlassung zu dem innigsten Danke verpflichtet, Ihren kaiserlichen
Hoheiten,der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Sophie, den durchlauch-
tigsten Herren Erzherzogen KarlLudwig, Karl Ferdinand, Wilhelm,
Leopold, Sigismund und Rainer, so wie dem Grossherzog von
Toscana. In früheren Jahren waren uns schon die auszeichnenden Besuche
Ihrer Kaiserlichen Hoheiten, des durchlauchtigsten verewieten Erz-
herzogs Johann, so wie der Herren Erzherzoge Stephan, Rainer, so
wie der jüngeren k. k. Prinzen von Toscana Johann und Ludwig zu Theil
geworden.
Folgende Artikel bildeten unsere Ausstellung: 1. geologisch-colorirte Karten
in dem Maasse von 1 :144°000 Oesterreich ob- und unter der Enns, Salzburg,
Steiermark und Illyrien, Böhmen; in dem Maasse von 1: 288.000 Tirol und
Voralberg, Lombardie und Venedig, Ungarn und Croatien, Temeswarer Banat;
in dem Maasse von 1:432.000 Siebenbürgen und Galizien; 2. die Druckschrif-
ten der k. k. geologischen Reichsanstalt, 11 Bände Jahrbuch und 3 Bände
Abhandlungen; 3. eine Sammlung von 360 Nummern Salze von Herrn Karl
Ritter v. Hauer dargestellt; 4. eine Sammlung von 237 Mustern von fossilen
Brennstoffen von Herrn k. k. Bergrath Foetterle zusammengestellt. Es wurden
uns durch die internationale Jury nicht weniger als fünf Medaillen, drei in der
ersten, zwei in der neun und zwanzigsten Classe zuerkannt, davon eine besonders
auf den Namen des Directors W. Haidinger, eine auf den Namen des Herrn
Karl Ritter v. Hauer, eine für die Milglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Vier derselben empfing der Director, so wie die ihm zuerkannte Herr v. Hauer
bei der feierlichen Vertheilung am 3. Februar 1863 aus der Hand Seiner Excellenz
des Herrn k. k. Handelsministers Grafen v. Wiekenburg. In der ersten Classe
waren Sir Roderick Murchison Präsident, Warington W. Smyth Seecretär
gewesen, zwei hochgeehrte Gönner und Freunde, welchen längst unsere Arbeiten
wohl bekannt waren und welchen sie hohe Anerkennung schenkten.
Unsere diesjährigen Aufnahmen hatten in zwei Richtungen ‘die Natur
von Abschlüssen. Sie wurden daher mit möglichster Kraftanstrengung in’s Werk
gesetzt. In Böhmen fehlten zur Aufnahme des ganzen Königreiches die östlieben
Blätter, von Krumau und Nachod (10) der südliche Theil, ferner Reichenau (16),
Hohenmauth und Leitomischel (17), Deutschbrod (27) und Bistrau (28).
Sie wurden durch die Herren Lipold, Wolf, Freiherr v. Andrian und
Paul ausgeführt. Es war uns dies eine wichtige Aufgabe, da wir das Ergebniss
der ganzen Karte auf der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in
[31] | Ansprache des Directors W. Haidinger. 377
Karlsbad vorzulegen bestrebt waren, was uns auch in der That gelungen ist.
Sieben Mitglieder unserer k. k. geologischen Reichsanstalt waren bei der Ver-
sammlung gegenwärtig.
In meiner Ansprache am 3. November durfte ich noch der von Seiner
k.k. Apostolischen Majestät mir huldreichst verliehenen Ehre der aller-
gnädigsten Ernennung zum k.k. wirklichen Hofrath in dankbarster Ehrfurcht
gedenken.
Die Uebersichtsaufnahmen sollten für das ganze Kaiserreich zum Schlusse
gebracht werden, und auch dies haben wir erreicht, Wir hatten noch im Süden
einen Theil von Civil-Croatien, die Banal- und die Karlstädter-Grenze. Sie wur-
den durch die Herren D. Stur in den nördlichen und östlichen Theilen des
Szluiner- und der Banal-Regimenter, Dr. F. Stoliezka in den westlichen
Theilen des Szluiner- und im Oguliner-Regimente, und. als Chefgeologen Herrn
k. k. Bergrath Foetterle, dem sich als Volontär Herrn M. Lepkowski aus
Curland angeschlossen hatte, in der einen unserer Sectionen durchgeführt. Die
Herren k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer und Dr. G. Stache, begleitet
noch im freiwilligen Anschlusse von Herrn Dr. Karl Zittel aus Heidelberg,
gewannen endlich noch die Uebersichtsaufnahme des südlichsten Theiles, des
Königreiches Dalmatien.
29. 1863. Die localisirten Aufnahmen. Die einberufenen k. k. Berg-Ingenieure.
Nach dem Schlusse der Uebersichtsaufpahme des Kaiserreiches und der Detail-
aufnahmen von Böhmen lagen uns in dieser Beziehung zwei Aufgaben vor,
deren Lösung unternommen wurde. Zwei Aufnahmssectionen begannen die Detail-
aufnahmen in Nordwesten des Königreiches Ungarn. Wir gewannen die Blätter
der neu von dem k. k. militärisch-geologischen Institute herausgegebenen Speeial-
karte Skalitz (14), Waag-Neustadtl und Trenesin (15), Malaczka (24), Tyrnau
(25), Pressburg (35), Dioszeg und Neutra (36). Die westliche Section unter
Herrn k. k. Bergrath F. Foetterle, die östliche unter Herrn k. k. Bergrath
Franz Ritter v. Hauer. Ersterer von den Herren Sectionsgeologen H. Wolf,
F. Freiherrnv.Andrian, K. Paul, letzterer von Herrn Dr. G. Stache begleitet.
In den östlichen Alpen, zwischen Wien und Steyr, hatten unsere locali-
sirten Aufnahmen begonnen, namentlich in Bezug auf die Natur der die Stein-
kohlenablagerungen in diesen Gegenden begleitenden Schichtgesteine. Von ein-
zelnen Punkten ausgehend, daher die Bezeichnung, die Forschungen noch
eingehender angestellt, als es bei der Detailaufnahme möglich ist, bei welchen
doch auch schon im Durchschnitte 400 Quadratmeilen auf Einen Sommer kom-
men. Diese Arbeiten wurden geleitet von Herrn k. k. Bergrath M. V. Lipold,
unterstützt von Herrn D. Stur.
Aber in diesem Jahre eröffnete sich uns ein neues Feld der Thätigkeit, und
gewiss erfolgreichen Einflusses für die Zukunft. Seine Excellenz der Herr k. k.
Finanzminister Edler v. Plener hatte neun jüngere k. k. Bergbeamte einbe-
rufen, theils in Begleitung unserer Aufnahmsectionen den praktisch-geologischen
Arbeiten zu folgen, theils unter der Theilnahme der ausgezeichneten Professoren
E. Suess und Oberbergrath Freiherr v. Hingenau Vorträge über Geologie
und nationalökonomisch-bergmännische Beziehungen beizuwohnen. Von unserer
Seite schlossen sich Mittheilungen an über die Erfahrungen, welche die Mitglieder
der k. k. geologischen Reichsanstalt selbst in der vorübergegangenen Reihe von
Jahren sich erworben hatten, an die einberufenen Herren,sämmtlich durchihre
Studien vollkommen ausgebildete Berg- Ingenieure, jeder dersel-
ben bereits in praktischer Verwendung gestanden, aber doch in verschiedenen
Stellungen, als k. k. Schichtmeister, Exspectanten und Bergpraktikanten.
178 Verhandlungen. [32]
Aehnliche Einberufungen hatten, unter dem Fürsten v. Lobkowitz vor-
bereitet. durch den Freiherrn v. Kübek im Jahre 1842 stattgefunden. (Siehe
oben 8). Aber ich war damals allein. Gegenwärtig konnten wir den neu
Einlangenden weit Mehreres an Sammlungen und Erfahrungen bieten, als in
jener Zeit. Aber auch andere Verhältnisse in Wien waren weit gegen die dama-
ligen vorgeschritten.
In den Aufnahmsarbeiten nahmen nun unter der Leitung von Herrn k. k.
Bergrath Lipold die drei Herren Gottfried Freiherr v. Sternbach, Joseph
Rachoy und Ludwig Hertle Theil an den localisirten Aufnahmen in den
nordöstlichen Alpen. Der Section Foetterle schlossen sich die Herren Franz
Babanek, Anton Horinek, Anton Rüeceker an, der Section v. Hauer die
Herren Benjamin v. Winkler, Joseph C ermak und Franz Posepny. Noch
im Herbste war auch Herr Eduard Windakiewiez, k. k. Schichtmeister, ein-
berufen worden. Auch zwei hochgebildete jüngere Forscher, Herr Dr. Albert
Madelung aus Gotha und Dr. Karl Hofmann, gegenwärtig k. k. Professor in
Ofen, hatten sich als freiwillige Theilnehmer unseren Arbeiten erfolgreich ange-
schlossen.
Dem Jahre 1863 gehört auch unsere Theilnahme an der von dem Mödlinger
Bezirksverein der k.- k. Landwirthschafts-Gesellschaft unter dessen Vorstande
Herrn Bürgermeister F. X. Grutsch von Mödling, veranstalteten Ausstellung
in der „neuen Welt“ in Hietzing. Unsere ausgestellten Karten, Boden-
durchschnitte, Gebirgs- und Bodenarten vermitteln die Uebersicht der Gegen-
stände, welche die Oberflächenschicht der Erde hervorbringt mit der Beschaffen-
heit des Innern für Landwirthschaft und Industrie. Auch hier wurden uns zwei
Silber-Ehrenmedaillen zuerkannt und in Feierlicher Preisvertheilung aus der
Hand Seiner Excellenz des Herrn k. k. Statthalters in Nieder-Oesterreich Grafen
Gustav v. Chorinsky von dem Director der k. k. geologischen Reichsanstalt in
Empfang genommen.
30. 1864. Aufnahmen. Der Oesterreichisch-kaiserliche Leopold-Orden. Die Vor-
lesungen der Herren Professoren E. Suess und Oberbergrath Freiherr v. Hinge-
nau, Dr. K. F. Peters für die einberufenen Herren Montanisten nahmen ihren
Fortgang, eben so die Mittheilungen der Herren Franz Ritter v. Hauer,
Foetterle, Dr. G. Stache; in der Gestalt einer Vorlage unserer terminologi-
schen Sammlung hatte Herr Dr. Madelung einen kurzen Curs über Mineralogie
eröffnet. Lebhafter Austausch wird durch die anregenden Berichterstattungs-
Sitzungen hervorgebracht, in welchen die einberufenen Herren sich gegenseitig
die Mittheilungen über Gegenstände vorlegen, über welche sie theils neue
Kenntnisse erwarben, theils aus ihren eigenen früheren Erfahrungen die Ergeb-
nisse darbieten.
Auch in dem verflossenen Sommer theilten sich unsere Aufnahmen in drei
Sectionen. Die localisirten Aufnahmen unter Herrn k. k. Bergrath Lipold in den
nordöstlichen Alpen unverändert den Personen nach wie im verflossenen
Jahre. Trefflich vorbereitet hatte sieh Herr Alfred Stelzner von Freiberg als
freiwilliger Theilnehmer dieser Seetion angeschlossen. Wichtige Ergebnisse in
der genauen Kenntniss der Schiehten wurden in den beiden Sommern durch-
geführt und namentlich zwei verschiedene Horizonte von Steinkohlenablagerungen
unterschieden, die älteren „Lunzer Schichten“ mit Keuperpflanzen, über densel-
ben Gesteine der rhätischen Stufe, und dann erst die „Grestener Schichten“
mit echtem Liaspetrefacten.
Die Detailaufnahmen in Ungarn wurden von den vorjährigen östlich fortge-
setzt durch die zwei Sectionen unter den Herren k. k. Bergräthen Foetterle
[33] Ansprache des Directors W. Haidinger. 179
und Franz Ritter v. Hauer in gleicher Zusammensetzung wie im verflossenen
Jahre. Herr H. W olf wurde nach dem Eperies-Tokayer Trachytgebirge entsandt
zur Aufsammlung von Trachytgestein-Typen, nach den Arbeiten des Freiherrn
v. Richthofen, namentlich auch der so eigenthümlichen und merkwürdigen
von demselben beschriebenen und so benannten „Lithophysen“ aus der Umgegend
von Telkibänya.
Vielfach anregend schlossen sich im Winter unsere Sitzungen an den Beginn
vom 3. November an. Nicht nur die Mitglieder der k. k. geologischen Reichs-
anstalt selbst brachten ihre Berichte, auch die sämmtlichen Herren einberufenen
k. k. Berg-Ingenieure nahmen Theil an den Berichterstättungen, so wie wir
hochgeehrten Freunden ausserhalb der k. k. geologischen Reichsanstalt, zum
Theil früher mit uns in näheren Beziehungen, für werthvolle Mittheilungen zu
grossem Danke verpflichtet sind. So den Herren Professor K. F. Peters, Dr. Karl
Gustav Laube, Professor Dr. A. E. Reuss, Professor F. v. Hochstetter,
Dr. A. Madelung, Bergrath A. Patera, Oberbergrath O. Freiherr v. Hin-
genau, Professor Dr. K. Zittel.
Eine eigenthümliche Ansicht erhält das Jahr durch eine Anzahl denkwürdi-
ger Erinnerungstage namhafter Forscher. Zu seinem 70. Geburtstage am 16. März
hatten die Mitglieder und befreundeten Verehrer dem um unser Oesterreich so
hochverdienten Geologen Dr. Ami Bou&e eine anerkennende Erinnerungs-
Denkschrift dargebracht. Der 30. März war der Tag der Jubelfeier der Doctor-
würde des hochverdienten Botanikers Geheimen Rathes Karl Friedrich Philipp
v. Martius. Die durch Subseription über die ganze Erde gewonnene Ehren-
medaille, welche ihm Herr Professor und Ritter Dr. E. Fenzl in München über-
reichte, war zuletzt unter der Obsorge desDirectors der k.k. geologischen Reichs-
anstalt in Wien zur Ausführung gebracht worden. Am 10. August folgte die Jubel-
geier des Eintrittes in den Staatsdienst des hochverdienten Geoiogen und Berg-
mannes, Geheimen Bergrathes Jakob Noeggerath in Bonn, an welcher die
k. k. geologische Reichsanstalt durch ein anerkennendes Festschreiben Theil
nahm. Jedem der beiden hochverdienten Väter der Wissenschaft, beiden Adjunc-
ten der kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen deutschen Akademie der Natur-
forscher, hatte Seine k.k. Apostolische Majestät zur Verherrlichung ihrer
Feste das Ritterkreuz Allerhöchst Ihres Leopold-Ordens Allergnädigst
zu verleihen geruht.
Die ‚gleiche Ehre der Allergnädigsten Verleihung des österreichisch-
kaiserlichen Leopold-Ordens war auch dem Director der k.k. geologischen Reichs-
anstalt durch Allerhöchste Entschliessung vom 30. Juli zu Theil geworden,
ohne dass eine Festveranlassung vorlag. Aber gewiss um so inniger dürfen wir
Alle, ich selbst, dem der Glanz der hohen Auszeichnung durch Allerhöchste
Gnade unmittelbar zukommt, und alle hochgeehrten Freünde und Mitglieder der
k. k. geologischen Reichsanstalt uns erhoben fühlen, indem wir hier die Aller-
höchste Anerkennung unserer Gesammtthätigkeit verehren.
Am 26. September folgte die Ueberreichung einer Subseriptions-Ehren-
medaille in der Bergwesens-Abtheilung des k. k. Finanzministeriums eröffnet,
an einen hochgeehrten Gönner der k. k. geologischen Reichsanstalt, den Frei-
herrn Karl v. Scheuchenstuel bei seinem Uebertritt in den bleibenden Ruhe-
stand. Auch wir waren der Theilnahme nicht fern geblieben.
Am 2. November, vor wenigen Tagen erst, die Jubelfeier der fünfzigjähri-
gen Thätigkeit des Geheimen Rathes Dr. €. G. Carus in Dresden, gegenwärtig
Präsidenten der kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen deutschen Akademie
der Naturforscher. Als Adjunet, nebst den Herren Professoren Fenzl und
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864, Verhandlungen. Ar
180 Verhandlungen. [3 4]
Scehrötter in Wien hatte auch ich an der Uebersendung eines Festgrusses, so
wie auch für Wien für Aufsammlung von Beträgen für eine eröffnete „Carus- _
Stiftung“ als Vermittler Theil genommen.
31. Die Naturforscher-Versammlungen. Nicht ohne Einfluss auf uns blieben
die Naturforscher-Versammlungen, am 24. August in Maros-Väsärhely in Sieben-
bürgen, am 26. August in Zürich, am 2. September in Biella, am 14. September
in Bath, am 17. September in Giessen. Ich gab in allen Riehtungen Nachricht über
unsere letzten laufenden Ergebnisse, die überall freundlichst aufgenommen wurden.
- Besonders nahe durch die zahlreichen näheren dort vereinigten Freunde
war uns die Versammlung in Giessen, vor Allem aber durch den so lebhaften
Antheil unseres eigenen Allerhöchsten Kaiserhausesin der Person Seiner
Kaiserlichen Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Stephan.
Er war nicht nur selbst nach Giessen gekommen, sondern hatte die ganze Ver-
sammlung auf Sein schönes Schloss Schaumburg geladen, und die Herren dort in
fröhlicher Gastfreundschaft herzlich bewirthet, und namentlich auch Sein pracht-
volles mineralogisches Museum eröffnet. Gustav Rose, Noeggerath, Kenngott,
Auerbach und Andere ergötzten sich an den Schätzen. Herr Dr. Albrecht
Schrauf vom k. k. Hof-Mineraliencabinet hatte freundlichst meinen Festgruss
der k. k. geologischen Reichsanstalt an den Vorsitzenden der mineralogischen
Section mitgenommen, welche Würde unserem hochverehrten Freunde Noegge-
rath zukam. Sonst waren von Wien noch die Hrn. Dr. Tsehermak und Ritter
v. Frauenfeld, auch Professor Bilimek von Triest auf Schloss Schaumburg.
Rührend ist das Bild der Befriedigung des durchlauchtigsten Prinzen über
das vollständige Gelingen Seiner Festfreude auf Schloss Schaumburg, wie
Seine Kaiserliche Hoheit Sich in einem gnädigsten Schreiben vom 20. Sep-
tember an mich ausdrückt, über den Besuch von 1500 Naturforschern, die wie
ein kolossaler Ameisenschwarm alle Räume erfüllten. Es herrschte „die heiterste
ungezwungenste Stimmung, die sich in unzähligen Hochs Luft machte und meine
Bemühungen weit höher anschlug, als ich es mir nur irgendwie träumen lassen
konnte“. Hier das Herz, die Hand unseres Allerhöchsten Kaiserhauses von
Oesterreich! „Unvergesslich“ schreibt mir von Giessen, 10. October, mein hoch-
verehrter Freund Dr. Otto Buchner, „wird die liebenswürdige Weise sein, wie
Erzherzog Stephan sich in der ersten Versammlung vorstellte, eben so
unvergesslich für alle Theilnehmer die Fahrt nach und die Aufnahme auf Schloss
Schaumburg. Der hohe Herr hat viele Herzen erobert; der Besuch bei ihm war
der Glanzpunkt des Festes.“ 2
Im Laufe des Monats October langten nach und nach die neu einberufenen
k. k. Berg-Ingenieure an, die Herren k. k. Markscheiders-Adjunet Adolph Ott
von Wieliczka, k. k. Exspectanten Matthäus Raczkiewiez von Leoben und
Camillo Edler v. Neupauer von Hall, k. k. Bergpraktikanten Otto Hinter-
huber von Pribram, Johann Böckh von Reichenau, Alexander Gesell von
Kudsir, Wilhelm Göbl ‚on Pribram, Franz Gröger von Idria.
Auch alle übrigen Herren Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt
und k. k. Berg-Ingenieure sind nun zurückgekehrt, einige derselben wohl wieder in
neuen Aufträgen entsendet, unsere Arbeiten haben neuerdings begonnen, und ich
freue mich innigst, zahlreich die hochgeehrten Herren hier versammelt zu sehen.
32. Die geologisch colorirten Karten. Die Ergebnisse des gegenwärtigen Jah-
res werden nun in die k. k. General-Quartiermeisterstabs-Specialkarten in dem
Maasse von 1: 144.000 oder 2000 Klaftern gleich 1 Zoll übertragen.
Im Ganzen liegen uns aus den beiden Aufnahmen für Uebersicht und für
Detail folgende Ziffern von Quadratmeilen vor:
[35] Ansprache des Directors W. Haidinger. 181
1. Detailaufnahme:
Oesterreich. . . » 2... 552 TEEN PUR 16
Salzburg » 2 wii ein 124 Görzi. DNA MER A 51
Kärnten uses lb. ae 180 Istrien. St aduen dus 86
STORES seicfe hass ee 174 Böhmen on mem ee 903
Zusammen . . 2086
1,1. DOOR 500 Galisien: a0“ A wundllime 1344
Nenedie, all.) si}e:, spdenigaks 415 Bukowina... 01 #11m1#l lerıa 181
Dan, =, 6. 21.0.0000 ae 3314 Militärgrenze ..... 183
Wowodina . .. . 0... 354 Croatien und Slavonien . 294
Siebenbürgen . .... . 955 Dahmatlone se. VRR 222
Zusammen . . 7762
Diese Ziffern beziehen sich auf den Abschluss des Jahres 1862, welcher
vollständig genannt werden kann, während die späteren Arbeiten nur Einzelnes,
theilweise umfassen.
Im grossen Durchschnitte für die 13 Jahre von der Gründung der k. k.
geologischen Reichsanstalt bis zum Schlusse des Jahres 1862 je 160.5 Quadrat-
meilen Detail- und 597 Quadratmeilen Uebersichsaufnahme. Von den oben ge-
nannten 2086 Quadratmeilen waren indessen etwa 1156 in den fünf Jahren 1851
bis mit 1855 gewonnen, sonach jährlich 278, es bleibt daher für die späteren
Jahre 1856 bis mit 1862 eine Gesammtzahl von 930 und ein Durchschnitt von 133.
Nur auf die letzten sieben Jahren vertheilt sich die Uebersichtsaufnahme, für
welche also jährlich 1109 Quadratmeilen entfallen, oder eigentlich 1162, wenn
man die 375 Quadratmeilen der Lombardie hinzurechnet, deren Aufnahme dem
Jahre 1856 angehört.
Wir hatten in dem letzten Jahre 303 S ectionen geliefert, theils Special-,
theils General-, theils Strassenkarten an folgenden Behörden und Herren: Kön.
Preuss. Oberbergamt Breslau (70), k. k. Prof. Krej@i in Prag (68), Fürstl.
Schwarzenberg’scher Bergverwalter Wessely inSchwarzbach (38), A. Artaria
(21), k. k. Landwirthschaft-Gesellschaft (12), k. k. Berghauptmannschaft Ofen,
Fürst J. A. v. Schwarzenberg (je 6), k. k. Handelsministerium (5), k. dalm.-
eroat.-slav. Hofkanzlei, Ausstellung in Agram (4), k. k. Gymnasium Agram,
Buchhandlung Seiler in Stein am Anger, Eisenwerk Horzowitz, Bergverwalter
Schmued in Leoben, Kupferwerk Sz. Domokos (je 2), €. Gerold's Sohn, k. k.
Major Wanka, Sir Charles Fox in Wien (je 1 Blatt). Unser letzter Preiscourant
umfasst nun die Zahl von 155 Sectionen, davon 110 in dem Maasse von
2000 Klaftern gleich Einem Zoll oder 1:144°000 der Natur, und bezieht sich
theils in diesen Specialkarten, theils in General- und Strassenkarten über alle
Königreiche und Länder des Kaiserthums.
Die sämmtlichen geologisch colorirten Kartenseetionen , Speeialkarten in
dem Maasse von 2000 Klaftern gleich einem Zoll, oder von 1 : 144.000 der
Natur, Generalkarten in dem Maasse von 4000 Klaftern gleich einen Zoll und
Strassenkarten in dem Maasse von 6000 Klaftern gleich einem Zoll wurden stets
sogleich nach ihrer Gewinnung jährlich in tiefster Ehrfurcht Seiner k. k.
Apostolischen Majestät unter Vertretung des Herrn k. k. Ministers Ober-
sten Chefs der k. k. geologischen Reichsanstalt unterbreitet, und von Aller-
höchst derselben huldreichst wohlgefällig entgegengenommen.
Die Anzahl der einzelnen Karten-Sectionen oder Blätter, welche in dieser
Weise mit geologiseher Colorirung ausgestattet wurden, ist folgende. Für die
Speecialkarten: Oesterreich 23 (im Preise von 143 fl.), Salzburg 13 (46 fl. Tökr.),
Y.
182 Verhandlungen. [36]
Kärnten, Krain, Görz, Triest, Istrien, auf der Karte von Steiermark und Illyrien
29 (1211.50 kr.), Böhmen 38 (1671.50 kr.), von Ungarn 2 (911.50 kr.), zusammen
110 Sectionen imPreise von 488 il. 25 kr.; für die Generalkarten: Tirol und Vor-
arlberg 2 (30 fl.), Lombardie und Venedig 4 (34 fl.), Ungarn und Croatien 17
(65 fl. 50 kr.), Banat 4 (8 fl.), zusammen 36 Sectionen im Preise von 263 fl.
50 kr.; für die Strassenkarten: Siebenbürgen 2 (9 fl.), Galizien 3 (9 fl.), Croa-
tische Militärgrenze 1 (3 fl. 50 kr.), Slavonien 1 (2 fl. 50 kr.), Dalmatien 2
(4 fl.), zusammen 9 Sectionen im Preise von 28 fl. Im Ganzen 153 Sectionen .
oder Blätter in Gesammtpreise von 770 fl. 25 kr. ö. W. Die Preise sind zusam-
mengesetzt aus den Preisen der schwarzen Kartenabdrücke und den Unkosten
der Colorirung. Die Preise stellen sich einzeln höher als bei vielen anderen
geologisch colorirten Karten, namentlich den englischen des Government Geolo-
gical Survey, früher unter Sir Henry Dela Beche, gegenwärtig unter SirRode-
rick Murchison, oder die Dechen’sche Karte von Rheinland und Westphalen,
aber es ist uns noch nicht gelungen, gleich günstige Verhältnisse, wie es dort
der Fall ist, in der Erzeugung herbeizuführen. Aber selbst bei den gegenwär-
tigen Preisen nimmt die Theilnahme des Publicums an dem Besuche und der
Benützung derselben fortwährend zu.
In einer gesammten grossen Uebersicht hatten wir seit dem Beginne un-
serer Arbeiten 374 Sectionen zur ämtlichen Vorlage, 318 zur Besendung von
Ausstellungen und sonstiger unentgeltlicher Vertheilung gebracht, und 1126
Sectionen gegen Empfang der entsprechenden Baarbeträge an hochgeehrte Be-
steller abgegeben.
Auch in dem Local der k. k. geologischen Reichsanstalt sind sämmtliche
Karten zur Einsicht vorbereitet unter den erläuternden Auskünften der an der An-
stalt zur Zeit der Anfrage gegenwärtigen Herren Geologen. Auf die Einladung
von Privaten sind diese letzteren auch zu einzelnen Untersuchungen bereit,
wie selbe von uns vielfältig in der Reihe von Jahren durchgeführt wurden, für
Untersuchungen, welche längere Zeit in Anspruch nahmen, mit besonderer Bewil-
ligung des hohen k. k. Staatsministeriums.
Ausser den von den Mitgliedern der k. k. geologischen Reichsanstalt in der
eben gegebenen Darstellung verzeichneten Karten darf hier noch erwähnt werden,
dass einige abgesonderte Veröffentlichungen noch ausserdem statfgefunden
haben, so die uns so nahe berührende „Karte der Umgebungen von Wien“
durch Dionys Stur, bei Artaria erschienen, mit Farbendruck des k. k. militärisch-
geographischen Institutes, eine genaue Revision nach dem neuesten wissenschaft-
lieben Standpunkte, der Karte unseres verewigten Freundes CZjzek, ein Blatt
27 Zoll gegen 24, Maassstab 1: 95,976 oder 1333 Klafter gleich 1 Zoll. Ferner
der „geologische Atlas der zum deutschen Bunde gehörigen k. k. Kronländer
von Franz Foetterle“ in 8 Blättern (4 erschienen) bei Perthes in Gotha, vor-
trefflich in Farbendruck, Maass 1: 750.000 oder 10.452 Klafter gleich 1 Zoll,
Blätter 15 Zoll gegen 12:/,. Endlich die Karte von Siebenbürgen von Franz
Ritter v. Hauer, auf Grundlage der neuen Fischer’schen Karte und von die-
sem herausgegeben, in dem Maasse von 1 : 576.000 oder 8000 Klafter gleich
einem Wiener Zoll, ein Blatt 26 Zoll gegen 22, die Gesteingrenzen lithographirt,
die Farbentöne mit der Hand gegeben, wie bei den Karten der geologischen
Landesaufnahme in England.
33. Die in der Vorbereitung begriffene geologische Vebersichtskarte des
Kaiserreiches. Der naturgemässe Schluss einer Uebersichts-Aufnahme ist gewiss
eine Uebersichtskarte zur Darstellung der Ergebnisse auf der Höhe des Stand-
[37] Ansprache des Directors W. Haidinger. 183
punktes in theoretischer Wissenschaft und praktischer Kenntniss, die eben erreicht
wurde. Schon in meiner Jahresansprache am 3. November 1863 hatte ich diesem
Grundsatze entsprechend Bericht erstatten können über die Vorarbeiten, welche
wir zu diesem Zwecke begonnen hatten. Sie sind seitdem möglichst lebhaft fort-
geführt worden und Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer hatte bereits in
unserer Sitzung am 19. April die neue Uebersichtskarte vorgelegt. Sie ist auf der
Strassenkarte durch Handeolorirung nach dem von ihm entsprechend den Ergeb-
nissen der Aufnahmen festgestellten Farbenschema von unserm sehr verdienstvollen
Zeichner Herrn E. Jahn technisch ausgeführt. Die Gewinnung der Karte ist nun in
wirklichen Angriff genommen. Die Herausgabe ist auf Kosten der k,k. geolo-
gischen Reichsanstalt in Antrag gebracht. Gravirung in dem Maasse von
1: 576.000 der Natur oder von 8000 Klaftern gleich einem Zoll, für neun Blät-
ter und den Farbendruck durch die Druckerei des Herrn Köke. Aneinander ge-
schlossen geben die neun Blätter eine Tafel von 5 Fuss Höhe und 8 Fuss
Breite. Die Gewinnung der Karte wird gegen das Ende des Jahres 1866 in
Aussicht gestellt.
Ich darf an dem gegenwärtigen Orte, aus Anlass der Darstellung des Fort-
ganges unserer Aufnahmsarbeiten, nicht versäumen, den innigsten Dank für das
freundliche Wohlwollen auszusprechen, mit welchem unsere reisenden Geologen
allenthalben, selbst in den schwierigen Zeiten, welche wir durchlebt, aufgenom-
men undin ihrem Zwecke gefördert wurden. Von unserem hohen k. k. Ministerium
überall angelegentlichst empfohlen, waren die Landesbehörden auf ihre Ankunft
vorbereitet, und es fehlte auch nicht an der gastfreiesten Aufnahme in gesell-
schaftlicher Beziehung von Seite zahlreicher Gesellschaften und einzelner hoch-
geehrter Gönner und Freunde, von welchen unser Correspondenten-Verzeichniss
die anregendste Erinnerung bewahrt.
34. Das chemische Laboratorium. Die Arbeiten im chemischen Laboratorium
bilden eine wichtige Ergänzung zu den Auskünften, welche es uns aufgetragen
ist, für die Anfragenden bereit zu halten. Schon in der Zeit des k. k. montani-
stischen Museums war uns die Nähe des Laboratoriums des k. k. General-
Landes- und Haupt-Münz-Probieramtes unter dem kenntnissvollen Director des-
selben Herrn Alexander Löwe von der höchsten Wichtigkeit und in unserer
Entwickelung unschätzbar. Das Laboratorium der k. k. geologischen Reichs-
anstalt richtete Herr Dr. Ignaz Moser ein, doch wurde er bald an die höhere
landwirthschaftliche Lehranstalt nach Ungarisch-Altenburg versetzt. Sein Nach-
folger war der verewigte Dr. Theodor Wertheim, später Professor der
Chemie in Pesth und in Gratz. Das gegenwärtige Laboratorium im fürstlich
Liechtenstein’schen Palaste richtete Herr Dr. Ragsky ein, nun Director der
städtischen Realschule in Gumpendorf. Seit dem 27. December 1854 werden
unsere zahlreichen Arbeiten durch den ausgezeichneten Chemiker Herrn Karl
Ritter v. Hauer, k. k. Hauptmann in Pension, geleitet, unter abwechselnder
Theilnahme, sei es von zugetheilten k. k. Bergpraktikanten, sei es von freiwillig
eingetretenen Freunden der Wissenschaft, wie die Herren A. v. Hubert,
O0. Pollak, F.v. Lidl, W. Mrazek, R. Freiherr v. Reichenbach, J. v.
Ferstl, V.Ritterv. Zepharovich, S. Alpern, G. Tsehermak, L. Knaffl.
Einen stehenden Artikel bilden Proben von Erzen und Kohlen auf ihren Werth.
Eine abgesonderte Schrift ist von Herrn v. Hauer in den verflossenen Jahren
über die Braunkohlen und Steinkohlen, eine andere über die Eisenerze des
Kaiserstaates herausgegeben worden. Auch von Mineralwässern wurden zahl-
reiche Analysen ausgeführt, und Herr v. Hauer wurde selbst zur Untersuchung
der natürlichen Verhältnisse der Mineralwasser-Quellen an die Orte ihres Vor-
184 Verhandlungen. [38]
kommens berufen, wie nach Krapina-Teplitz im Jahre 1857,, nach Monfalcone
in Görz, San Stefano in Istrien, Warasdin-Teplitz in Croatien, Trenesin-Teplitz,
Lucsky und Korytniea im Pressburger und Bartfeld im Kaschauer Verwaltungs-
gebiete in Ungarn im Jahre 1858, von Grosswardein im Jahre 1859, über
welche die werthvollsten Berichte vorliegen. Ein höchst anziehendes und glän-
zendes Ergebniss der Sorgsamkeit und tiefen chemischen Kenntnisse des Herrn
Karl Ritter v. Hauer war die Sammlung von 360 Krystallen von Salzen und
anderen krystallisirbaren Verbindungen, welche zur International-Ausstellung
nach London gesandt wurden, und dort, wie früher erwähnt, verdienter Maassen
auch durch eine Preismedaille ausgezeichnet wurden.
Gewiss mit wahrer Befriedigung darf ich hier die durch Herrn Karl Ritter
v. Hauer gewonnenen Ergebnisse in Bezug auf die chemische Kenntniss des
Rohstoffes und der Erzeugung unserer oberösterreichischen und steiermärkischen
Salinen Hallstatt, Ischl, Ebensee, Aussee nennen, welche jetzt erst eine klare
Einsicht in die Natur und den Salinenbetrieb gewähren, über welchen so manches
Vorurtheil sich nun hinweggeräuint findet. Eben jetzt sind neue Arbeiten über
Hallein und Hall, so wie über die See-Salinen unternommen.
In den Räumen der k. k. geologischen Reichsanstalt war es auch, dass
unser hochgeehrter Freund Herr Adolph Patera seine wichtigen hüttenmän-
nisch-chemischen Arbeiten durchführte, zur Darstellung des reinen uransauren
Natrons, und zur Gewinnung des Silbers aus seinen Erzen auf nassem Wege,
Arbeiten, die mit dem grössten Erfolge später von ihm in Joachimstbal in die
Praxis eingeführt worden sind, ebenfalls in London 1862, wie früher 1855 in
Paris, durch Pfeismedaillen ausgezeichnet,
Am 12. Juli durfte ich meinen hochverehrten Freund k. k. Bergrath Adolph
Patera in der k. k. geologischen Reichsanstalt willkommen heissen, von Joachims-
thal nach Wien einberufen von Herrn k. k. Finanzminister Edlen v. Plener,
um hier die von ihm für die ersten Arbeiten über seine Methoden der Uranfarben-
und Silbergewinnung benützten Räume neuerdings als chemisch-hüttenmänni-
sches Laboratorium einzurichten. Gewiss ist es höchst wichtig und entsprechend,
die ersten Vorgänge der Verbesserungen im Hüttenwesen in der Metropole, in
unmittelbarer Nähe aller Hilfsmittel vorgeschrittener Industrie durchzuführen,
und sie sodann in die entfernten Orte zu verpflanzen, wo ihre Anwendung erfor-
derlich ist.
35. Das Museum. Nur im Allgemeinen möchte ich hier eine rasche Ueber-
sicht des Museums der k. k. geologischen Reichsanstalt anreihen. Wohl darf
ich in dieser Beziehung meine Ansprache vom 22. November 1859 in das Ge-
dächtniss rufen, welche auch einen Grundriss beigelegt enthält. In acht Sälen
des fürstlich v. Liechtenstein’schen Palastes in der Rasumoffskygasse der
Vorstadt Landstrasse ist gegenwärtig die grosse geographisch - geologische
Sammlung des Kaiserreiches aufgestellt, die Gebirgsarten in Glas-Aufsatz-
Wandschränken, die Erz- und Mineralienvorkommen auf Tischschränken mit
Glaskasten im Grunde der Säle. Zwei fernere Säle sind den grösseren Aufsatz-
Exemplaren, einer den ‘Mineralspecies, der andere den Petrefacten gewidmet.
Der grosse Prachtsaal von 60 Fuss Länge gegen 40 Fuss Breite enthält gegen-
wärtig nur wenige Aufstellungsgegenstände, fand dagegen vielfältig bei Ver-
sammlungen anderweitige Benützung. Die geographisch-geologische Sammlung
ist nach den Gebirgszügen und Flussgebieten geordnet, welche nördlich und
südlich von dem Hauptflusse unserer Donau, den Höhen des hereynisch-kar-
pathischen Gebirgszuges und den Alpen entlang vielfach auch mit den politischen
Grenzen der Kronländer übereinstimmen. So beginnen von Norden gegen Süden
[39] Ansprache des Directors W. Haidinger. 185
vorschreitend die Aufstellungen mit den Gebirgsarten, Localfloren und Bergrevier-
suiten aus Böhmen in dem Böhmischen Saale und dem Kaisersaale. Dieser letztere
trägt seinen Namen von der Büste in Terracotta Seiner k. k. Apostolischen
Majestät, einem Geschenke des verewigten Bergwerksbesitzers A. Miesbach,
Sodann folgen die Mineralien-Schaustufen, der Hauptsaal, die Petrefacten-
Schaustufen; mit dem Tiroler-Saal beginnen die Gebirgsarten-Aufstellungen
wieder, an der linken östlichen Seite des Museums fortschreitend, für Schlesien,
Galizien, Bukowina; sodann der Südabhang des hereynisch-karpathischen Gebir-
ges in Oesterreich, Mähren, Ungarn; dann zurückkehrend an der westlichen
Seite, Siebenbürgen, Banat, der östliche Alpenbusen zwischen den norischen
und den julischen und dinarischen Alpen in Ungarn, Steiermark, Kärnten,
Krain, Croatien, Slavonien; dann der eigentliche Südabhang der Alpen, Dalma-
tien, Istrien, Triest, Görz, Venedig, Süd-Tirol; endlich der Nordabhang der
Alpen in Oesterreich, Steiermark, Salzburg, Tirol, Vorarlberg. Die Anzahl der
Wandschränke für diese Aufstellung beträgt 122, nebst vier Halbschränken in
zwei Ecken, zusammen mit 8680 Exemplaren. Ausserdem sind 28 Wandschränke
der Aufstellung fossiler Localfloren gewidmet. Zu je 2 Fuss Breite würden
die Schränke aneinander gereiht, eine Länge von 304 Fuss einnehmen. Diese
Schränke stehen auf einem Sockel von 2 Fuss Höhe, der fünf Schubladen
enthält, und reichen dann selbst bis zu 7t/, Fuss Höhe hinan. Die Glaswand
derselben ist nur wenig gegen rückwärts geneigt, was die Aufstellung sehr
erleichtert. Die 22 Doppeltischschränke, von je 4 Fuss Breite und 2 Fuss Tiefe,
würden in einer Reihe aufgestellt eine Länge von 88 Fuss einnehmen.
Auf denselben sind 2161 Exemplare aus den verschiedenen Bergwerksrevieren
zur Schau gestellt. Sie enthalten je sieben Schubladen. Für die Aufstellung von
Petrefaeten wurde in den Sälen eine andere Form von Schränken gewählt, in
der Höhe der Tischschränke, aber mit staffelförmiger Aufstellung in einem Auf-
satz-Glaskasten. Je zwei derselben stossen mit dem Rücken zusammen. Es sind
deren achtzehn, zu 10 Fuss Tiefe, so dass alle aneinander gereiht die Länge
von 180 Fuss erfüllen würden. In diesen sind im Südalpen-Saale 601, im Nord-
alpen-Saale 1357 im Wienerbecken-Saale 1708, im Mohs-Saale 978, zusam-
men 4644 Nummern Petrefacten aufgestellt. Die Schränke für die grossen Auf-
satzstücke sind nicht ganz so hoch wie die Gebirgsarten-Wandschränke. In
denselben sind 875 Nummern Mineralien aufgestellt, 95 aus fossilen Floren,
383 aus fossilen Faunen. Es sind davon sechs in jedem der beiden dieser Abthei-
lung gewidmeten Säle, von je sieben Glastafeln Länge, zusammen eine
Länge von 168 Fuss erheischend. Diese Aufstellungen enthalten ungemein viel
Schönes und Werthvolles, ich darf nicht verfehlen, das Skelet eines Höhlen-
bären Ursus spelaeus aus der Slouper Höhle in Mähren, eines Geschenkes des
Fürsten Hugo zu Salm-Reifferscheid, in dem weissen Saale besonders
zu benennen, ferner auch das Skelet von Palapteryx ingens Owen, Geschenk
des Nelson-Museums, und von Dr. G. Jäger zusammengestellt, so wie die in
Sydney angefertigten und von dem dortigen Museum zum Geschenke erhaltenen
Abgüsse der Schädel von Diprotodon australis Owen und Mitchellii Owen (Zygo-
maturus trilobus Macleay). In dem nach der darin aufgestellten Büste des ver-
ewigten Mohs benannten Mohs-Saale ist auch eine Auswahl der von Russegger
aus Afrika und Asien mitgebrachten Gebirgsgestein-Suiten aufgestellt. Viele sehr
grosse Exemplare sind in einem Vorsaale aufgestellt, an welchen das Eintrittslocale
für Abladen von Kisten und Auspacken der anlangenden Gegenstände anschliesst.
Noch enthält das ebenerdige Geschoss mehrere Arbeitsräume für die Herren
Geologen, so wie einen Theil der Bibliothek nebst Kanzlei und das Magazin für
186 Verhandlungen. [40]
unsere Drucksehriften. Das erste Stockwerk enthält Arbeitsräume für die
Geologen und die Zeichner, so wie auch einen Theil der Bibliothek und
die Kanzlei der k. k. geologischen Reichsanstalt. Hier sind auch in geschlos-
senen Schubladen-Schränken mehrere Sammlungen für Studien aufgestellt:
1. Eine terminologisch-mineralogische Sammlung von 1213 Exemplaren; 2. eine
systematisch-mineralogische Sammlung etwa 4000 Nummern; 3. allgemeine pe-
trographische Sammlung 1600 Nummern; 4. systematische Petrefacten-Samm-
lungen, etwa 10.000.
Begreifiich sind mehrere der genannten Sammlungen nicht in einem Zu-
stande des Abgeschlossenseins, im Gegentheile bringen die reichen jährlichen
Aufsammlungen stete Bewegung und Vermehrung hervor. Zwei hochgeehrten
Freunden verdanken wir in der letzten Zeit eingehende Arbeiten über besondere
Abtheilungen von Fossilresten, Herrn Professor Dr. K. Zittel über die Bivalven
der Gosauschichten, und Herrn Dr. C. G. Laube über die Petrefacten von Sanet
Cassian. Die Ergebnisse, auch in den Aufstellungen bleiben ihnen für immer
eine ehrenvolle Erinnerung.
Wir haben es uns stets angelegen sein lassen, auch manche kleine Samm-
lungen, grösstentheils von Tertiär-Petrefacten des Wiener Beckens an Gesellschaf-
ten und Institute und namentlich auch an Lehranstalten zu vertheilen, welche
bis nun bereits die, Zahl von 588 erreicht haben. Neuerdings waren sieben
Sammlungen und Zusammenstellungen verschiedener Art vertheilt worden,
Wiener Tertiärpetrefaete an die k. k. Universität in Innsbruck, an die Real-
schulen zu Leitmeritz und St. Pölten, an das Hauke’sche Erziehungsinstitut in
Wien, alpine Gesteine an das k. k. Landesmuseum in Prag, Gesteine von Nie-
derösterreich an die k. k. Landwirthschaftsgesellschaft in Wien, eine Suite von
Petrefacten von St. Cassian an das k. k. Hof-Mineraliencabinet.
Aber auch wir sind wieder hochverehrten Gönnern für freundlich mitge-
theilte Geschenke fortwährend zu innigstem Danke verpflichtet, wie sich die
Sendungen in den Heften unseres Jahrbuches verzeichnet finden, und wie sie
in unseren Sitzungen besprochen worden sind.
36. Die Publicationen und die Bibliothek. Das Hauptorgan derselben ist das
„Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt“, jedes Jahr ein Band von 800
Seiten Lexikon-Octav mit Tafeln. Gegenwärtig sind 13 Bände erschienen, der
letzte mit dem Jahre 1863 geschlossen. Auch von dem 14. Bande sind bereits
die drei ersten Quartalhefte ausgegeben. Das Jahrbuch enthält die Berichte der
Geologen über ihre Untersuchungen und andere Abhandlungen, ferner die
Sitzungsberichte während des Jahres, in welchen sich stets eine Anzahl
von Freunden der Geologie und Landeskunde in dem Sitzungssaale der k. k.
geologischen Reichsanstait mit den Mitgliedern derselben vereinigen, um über
die neuesten Erfahrungen Berichte zu hören oder selbst Mittheilungen zu
machen. Mehrfach günstig wirkt Herr Graf v. Marschall für mancherlei lite-
rarische Aufgaben und wissenschaftliche Correspondenz, so wie wir ihm auch
für die Register, namentlich das General-Register für die ersten zehn Bände
des Jahrbuches von 1850 bis mit 1859 zu bestem Danke verpflichtet sind. Viele
Abhandlungen der Mitglieder der k.k. geologischen Reichsanstalt sind übrigens
auch in den Sitzungsberichten und Denkschriften der k. k. Akademie der
Wissenschaften und anderwärts erschienen.
Ausser dem Jahrbuche werden noch „Abhandlungen in Gross- Quart
herausgegeben, bisher drei Bände. Der letzte derselben ist zugleich der Erste
Band von Herrn Dr. Moriz Hörnes celassischem Werke „Die Mollusken des Ter-
tiärbeckens von Wien“. Bereits ist auch eine Fortsetzung des letztern in zwei
[41] Ansprache des Directors W. Haidinger. 187
Theilheften des zweiten Bande, des Vierten der Abhandlungen erschienen. Ein
drittes Theilheft ist im Abschlusse begriffen.
Die Bände des Jahrbuches werden nun in 1000 Exempiaren, die der Abhand-
lungen in 600 Exemplaren gedruckt, worüber noch 50 Exemplare für den Autor
angefertigt werden, Sie werden reichlich nach allen Richtungen vertheilt, zuletzt
in folgender Weise:
Jahrbuch Abhandlungen
Inland Ausland Inland Avsland
Le, ml I,
An Seine k. k. Apostolische Majestät und das
Allerhöchste Kaiserhaus. . . 2 2... 22 — 19 _
Behörden und Institute - 2 2 2 2 2 22.0. 45 11 10 15
erehehörden'‘. ... male ns 140 9 15 22
Beostallen „ . . . 0 .MAlBE.e. Muh, 224 56 42 42
Wissensehaftliche und andere Gesellschaften . 62 205 31 104
schonen‘... „RAN, 3 13 — 11
Gönner und Geschenkgeber. „;..2,.,... »ıx 7 17 19 33
5053 31 136 207
Im Ganzen werden also 814 Exemplare Jahrbuch , 343 Exemplare Abhand-
lungen frei als Geschenke vertheilt, vielfach mit Aussicht auf werthvolle Gegen-
geschenke, die auch nicht zurückgeblieben sind und fortwährend unsere Biblio-
thek bereichern, an Gesellschaftsschriften sowohl als an selbstständigen Werken.
Die Preise der im Laufe der Jahre an das Licht geförderten Werke betra-
gen eine nicht unbeträchtliche Summe:
1. Abhandlungen ä 600 Exemplare. Die Preise der ersten drei
Bände 23 fl. 10 kr., 36 fl. 80 kr., 31 fl. 50 kr., nebst den zwei Heften
Bandes di.) „Ua nal), . 1a el 0.064.440
2. Die früher herausgegebenen Schriften, Partsch Katalog des
k. k. Hof-Mineraliencabinets 2 fl. 10 kr., Kenngott Uebersicht der
Resultate mineralogischer Forschungen in den Jahren 1844—1852,
IR NRREN N. 088 llallanav. IL UNS L ER BN) Hab Haan, 6.300
3. Dreizehn Bände Jahrbuch ä 5 fl. 25 kr. in 1000 Exemplaren 63.250
138.990
Es muss hier mit besonderm Danke von uns anerkannt werden, dass die
Druckkosten für das Werk von Hörnes nicht aus der Dotation der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt, sondern aus den allgemeinen Fonds des hohen k. k.
Staatsministeriums zu verlegen Allergnädigst bewilligt wurde.
Man darf die oben genannte Summe wohl als eine wahre Vermehrung des
Nationalreichthums betrachten. Den Verkauf der Werke besorgt Herrn W.
Braumüller's k. k. Hofbuchhandlung. |
Was ich so oft in fortlaufender Wiederkehr als eine unabweisliche Pflicht
erfüllte, das werde ich auch gegenwärtig nicht versäumen, wo ein fünfzehn-
jähriges Zusammenwirken Veranlassung darbietet, meinen innigsten Dank und
hohe Anerkennung auszudrücken in der Gewinnung der Bände unseres Jahr-
buches, unserer Abhandlungen, den Herren Verfassern der einzelnen Beiträge,
meinem hochverehrten Freunde Herrn k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer in
“ der Sorge für den Fortgang der Druckarbeiten, aber auch der Vollendung der
Gegenstände in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei selbst, Herrn k. k. Hofrath
A. Auer Ritter v. Welsbach, nnd in der einzelnen Ausführung während der
ganzen Zeit dem Herrn Factor A. Knoblieh. Nicht ohne die sorgsamste Auf-
merksamkeit gelingt das Werk. Ein wahres Bedürfniss ist es mir, auch der glän-
zenden Erfolge unseres Hörnes in seinem grossen Werke „die fossilen Mollusken
K. k geologische Reichsanstalt. 14. Baad. 1864. Verhandlungen. Z
188 Verhandlungen. [42]
des Tertiärbeckens von Wien“ zu gedenken, welches unsern „Abhandlungen“
angehört, und den schönen Tafeln aus der Hand der Herren Rudolph Schönn,
Johann Strohmayer, Heinrich Becker, Andreas Obsieger und anderer. Ein
neues Heft ist dem Abschlusse im Drucke nahe, und von seinem ausgezeichneten
Verfasser zur Vorlage am heutigen Tage beantragt.
Die fortlaufenden Bände des Jahrbuches enthalten die chronologischen Ver-
zeichnisse der an unser Museum und an unsere Bibliothek eingegangenen wich-
tigen und werthvollen Geschenke. Bücher, Schriften und Karten stehen unter
der speciellen Obsorge unsers Bibliotheks-Custos Herrn Ritters Adolph
Senoner, und sind mit einem von demselben sorgsam gefertigten und fort-
geführten Katalog für Studien vorbereitet. Der Abschluss am 15. October
1864 gab: 1863 1864 1863 1864
Bücher 3.737 4.075 Nummern 12.764 13.060 Bände und Hefte,
Karten Ab5 556 2 12.099 3.820 Blätter.
Für die Karten mit Einschluss unserer Öriginal-Aufnahmskarten mit den
Original-Colorirungen.
Fortwährend bestreben wir uns, den Austauch befreundeter Gesellschaften
zu befördern nach dem grossen Vorbilde des welthistorischen Institutes zu
Washington, dem Smithsonian Institution. Die Expeditionen besorgt gleichfalls
Herr Senoner. ?
Unsere Bibliothek ist in gewisser Beziehung das Ergebniss unserer eigenen
Betriebsamkeit, nur Weniges wird baar angekauft. Die werthvollsten Geschenke
erhalten wir theils als Gegengaben für unsere Druckschriften, theils in freier
grossmüthiger Widmung, wie diess aus den Einsendungsverzeichnissen in den
Heften unseres Jahrbuches ersichtlich ist. Unter den freundlichen Gaben,
welche uns zukamen, muss ich nicht versäumen, in dankbarer Anerkennung des
schönen Geschenkes aus dem Jahre 1853 zu gedenken, das unser hochverehrter
Freund Herr Rathsherr Peter Merian in Basel als Doubletten aus der dortigen
naturforschenden Gesellschaft vermittelte, eine Anzahl von 11 Folio-,
60 Quart- und 265 Octavbänden, zusammen eine kleine Bibliothek älterer mine-
ralogischer Werke.
Auch die Vereinigung der Ergebnisse der von mir eingeleiteten Subseription
und Herausgabe der „Naturwissenschaftlichen Abhandlungen“ und „Berichte über
die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien“
mit der Bibliothek der k. k. geologischen Reichsanstalt darf nieht mit Still-
schweigen übergangen werden. „Als der Bericht über die erste Versammlung
von Freunden der Naturwissenschaften am 27. April 1846 in der Wiener Zeitung
vom 6. Mai erschien, gab es in Wien keine Kaiserliche Akademie der Wis-
senschaften, keine k. k. geologische Reichsanstalt, keinen zoologisch-botani-
schen Verein. Jeder einzelne „Freund der Naturwissenschaften in Wien“ weiss
nun, wo er sich um Neues zu erforschen oder Neues mitzutheilen anschliessen
kann“. So konnte ich am 25. October 1851 in dem Vorworte zu dem siebenten
Bande der Berichte sagen: An dem darauf folgenden 3. November schloss ich
mit dem vierten Bande auch die Abhandlungen ab. Beides wurde am 4. Novem-
ber an die Bibliothek der k. k. geologischen Reichsanstalt übergeben. Nur indem
ich. sie mit einer öffentlichen Anstalt vereinigte, konnte die auf allgemeines
Vertrauen gegründete Unternehmung einen würdigen Abschluss finden. Während
der Zeit war es mir gelungen, nicht weniger als 22.344 fl. 35 kr. CM. von hochver-»
ehrten Gönnern und Förderern der Naturwissenschaften, darunter Seiner k. k.
Apostolischen Majestät Kaiser Franz Joseph I,, so wie früher Kaiser
Ferdinand, den durchlauchtigsten Herren Erzherzogen Franz Karl,
[43] Ansprache des Directors W. Haidinger. 189
Wilhelm, Stephan, Joseph, Rainer, Johann, Ludwig anvertraut
zu erhalten. Nach Ausgleichung aller Forderungen für die Herausgabe blieb
noch an Vorräthen von Exemplaren der vier Bände Abhandlungen und sieben
Bände Berichte, so wie von Separatabdrücken und Karten ein Rest im Buch-
händler-Ladenpreise von 23.191 fl. übrig. Der ähnlich geschätzte Werth von
Drucksehriften, die ich im Tausche oder Geschenke für die Herausgabe erhalten
hatte, war 2.936 fl. 32 kr., so dass ich in der Summe einen Werth von
26.127 fl. 32 kr. an die Bibliothek der k. k. geologischen Reichsanstalt zu
übergeben-im Stande war. Freilich ist dies nur „Ladenpreis“, also in einer
höheren Summe ausgedrückt als man den Bibliothekswerth annehmen darf, aber
selbst mit einer mindern Ziffer bezeichnet, sind diese Artikel doch seitdem
vielfach zum Besten der Anstalt in neuen Betheilungen und naalhung neuer
Verbindungen entsprechend und vortheilhaft verwendet.
37. Die Gesellschaften für geologische Forschungen. Wohl darf ich bien der
von uns ausgehenden Anerkennung des Werthes und unserer günstigen Einwir-
kungen auf opel für geologische Forschung gedenken.
Wir hatten denselben stets unsere grösste Aufmerksamkeit gewidmet und
uns mit denselben in die genauesten freundschaftlichen Beziehungen gesetzt. Für
den aus dem Jahre 1837 herüberreichenden geognostiseh-montanistischen Ver-
ein für Tirol und Vorarlberg hatten die Herren Prof. Friese, R. A. Schmidt,
K. Sander, J. Trinker, J. Klingler, S. v. Helmreichen, W.v. Sen-
ger, A. v. Walther, A. v. Bischof, Franz Friese und unser eigener
Arbeitsgenosse M. V. Lipold, sowie der zu früh dahingeschiedene Dr. F.
Stotter erfolgreich gewirkt. Herr Dr. v. Widmann hatte den Schlussbericht
verfasst. Der Verein schloss seine Aufsammlungen von Beiträgen so frühzeitig
ab, dass die Unkosten der Karte nicht ganz gedeckt waren, was dann durch
eine Bewilligung des früheren k. k. Ministeriums für Landescultur und Berg-
wesen, theils unmittelbar, theils aus der Dotation der k. k. geologischen Reichs-
anstalt ergänzt wurde. Die Ausführung der Karte fand in München statt, auch
dies ein deutlicher Beweis, dass sich damals Tirol und Innsbruck nicht an Wien,
als ihren Mittelpunkt anschlossen.
Der geognostisch-montanistische Verein, erst für Steiermark und Ober-
Oesterreich, dann für Steiermark allein, blieb mit uns stets in den lebhaftesten
Beziehungen, sei es in Bezug auf die Aufnahmskarten, sei es dadurch, dass ein
Theil ihrer Berichte in unserem Jahrbuche erschien, sei es endlich durch die
Vortheile, welche unsere Institute selbst, erst das k. k. montanistische Museum,
dann die k, k. geologische Reichsanstalt, in dem lebendigen wissenschaftlichen
Austausche der Ansichten geben konnten, von welchem wir selbst wieder reichen
Nutzen zogen. Dankbar muss ich hier namentlich der Anregung gedenken,
welche uns die Anwesenheit des ersten geologischen Commissärs derselben,
Herrn Adolph v. Morlot aus Bern gerade in dem ersten Abschnitte der Ent-
wickelung der „Freunde der Naturwissenschaften“ gewährte, dessen umfassende
Vorbildung und unabhängiger wissenschaftlicher Forschungsgeist mannigfaltige
günstige Ergebnisse herbeiführte, und welche er auch später in seinen archäolo-
gischen Studien so glänzend bewährte. So blieben stets auch seine Nachfolger,
Dr. K. J. Andrae von Halle, Dr. Fr. Rolle von Homburg, der verewigte Th.
v. Zollikofer von St. Gallen mit unseren Mitgliedern in Verbindung. Die
Herausgabe einer geologischen Karte von 319 Quadratmeilen, in dem Maasse
von 400 Klaftern auf einen Zoll oder 1:288.000 der Natur ist vorbereitet. In
der lithographischen Anstalt von Theodor Schneider in Gratz wird bereits
die Zeichnung auf Stein gravirt. Die letzte geologische Revision besorgte Herr
2a*
199 Verhandlungen. [44]
D. Stur von der k.k. geolog. Reichsanstalt, dem neuesten Stande der Wissenschaft
entsprechend. Die Karte soll Ende 1865 oder Anfangs 1866 ausgegeben werden.
In der Zeit der ersten Entwickelung der k. k. geologischen Reichsanstalt
hatten wir selbst an einzelne Freunde geologischer Forschungen in den Kron-
ländern Einladungen verbreitet und persönliche Rücksprache gehalten, um wo
möglich auch in dieser Weise dureh Bildung zahlreicherer Mittelpunkte der
Forschung anregend zu wirken. In diesem Sinne hatte ein hochgeehrter
Freund Herr ©. B. Freiherr v. Hingenau an die Feier des Werner-
Erinnerungsfestes am 25. September 1850 die Bildung des „Werner-Vereins“
zur geologischen Durchforschung von Mähren und k. k. Schlesien unter thätig-
ster Mitwirkung unsers hochverehrten, nun verewigten Freundes Prof. Albin
Heinrich angeschlossen. Freiherr v. Hingenau selbst gab die erste Ueber-
sichtskarte von Mähren heraus. Die geologischen Aufnahmen fanden durch ein-
zelne zu dem Zwecke eingeladene Geologen Statt, unter denselben mehrere
Mitglieder der k. k. geologischen Reichsanstalt. Die Herren Prof. A. E. Reuss,
G. A. Kenngott, K. Koristka, Lipold, Foetterle, v. Hochstetter,
Dr. Stache, H. Wolf übernahmen einzelne Theil-Aufgaben. Auch hier ist nun
die Herausgabe einer Karte von 476 Quadratmeilen (Mähren 387, Schlesien 89)
in dem Maasse von 4000 Klaftern gleich einem Zoll vorbereitet, unter der Leitung
von Herrn k. k. Bergrath Foetterle. Es wird nicht beabsichtigt, nach Heraus-
gabe der Karte den Verein aufzulösen, sondern vielmehr ihn als einen fortwäh-
renden wissenschaftlichen Vereinigungspunkt rege zu erhalten.
Der Verein in Gratz, nach der Herausgabe der Karte, ist zur Auflösung
bestimmt. Fernere Anregung in wissenschaftlicher Beziehung wird nicht fehlen
seit dem Bestehen des unter unseres hochverehrten Freundes Herrn k. k. Prof.
VietorRitter v. Zephärovich Vermittlung neu gegründeten naturwissenschaft-
lichen Vereines. Nebst ihm selbst vertreten noch die Professoren: S.Aichhorn,
J. Gobanz in Gratz, A. Miller v. Hauenfels in Leoben die geologische
Richtung. Unser hochverehrter vieljähriger, trefflicher Arbeitsgenosse, Professor
K. F. Peters ist kürzlich für die k. k. Universität in Gratz gewonnen worden.
In dem ersten Antrage zur Bewilligung von Subventionen durch die Kaiser-
liche Akademie der Wissenschaften am 9. December 1847 hatten wir, mein
verewigter Freund Partsch und ich, je 100 A. als Aufmunterung für vier Ver-
eine beantragt. Nur der in Gratz erhielt sie wirklich, der Tiroler Verein war
eben aufgelöst worden, die beiden damals in der Bildung begriffenen in Pesth
und Prag kamen vorerst nicht zur Ausführung. In Prag wurde allerdings
später der Verein „Lotos“ gegründet, aber mit mehr umfassendem Umfange.
Für Ungarn hatte bereits auf der Versammlung der ungarischen Naturforscher
und Aerzte in Oedenburg der verewigte Professor Zipser Anträge gestellt,
aber sie waren, durch die Zeitverhältnisse unterbrochen, nicht zur Ausführung
gediehen. Erst später, unter besonderer persönlicher Einwirkung unseres hoch-
geehrten Freundes Hörnes fand eine Verbindung Statt unter dem Namen
„der geologische Verein für Ungarn“, in welchem namentlich unsere hochver-
ehrten Freunde Franz v. Kubinyi, Julius v. Kovats, Joseph Szabo6, Karl
M. Nendtvich sich thätig erwiesen.
Der siebenbürgische Verein für Naturwissenschaften in Hermannstadt
dureh Johann Ludwig Nengeboren, Albert Bielz und Karl Fuss war in
stürmischer Zeit gegründet, begann seine Sitzungen in Mai 1849 und erhielt
noch von Innsbruck die Allerhöchste Bestätigung. Er ist namentlich der „Lan-
desdurchforschung“ gewidmet. Bei seiner Gründung lebte noch der hochver-
diente Hammersdorfer Pfarrer M. J. Ackner.
[45] Ansprache des Directors W. Haidinger. 191
Eine unserer Einladungen, zuerst an den Direetor des Museo Civico Herrn
Georg Jan nach Mailand gesandt, und dann wieder mit dem verewigten Ingenieur
Antonio Robiati vereinbart, führte zu der Bildung der Societü geologica
in Milano, welche am 27. Februar 1857 unter lebhafter Theilnahme vorzüglich
der Herren Cornalia, Omboni, Stoppani, A. und G. B. Villa und ande-
rer, eröffnet wurde. „Wir freuen uns innigst“, konnte ich in unserer Sitzung am
14. December 1858 sagen, „in diesem Ausdrucke reichen wissenschaftlichen
Lebens, namentlich für die uns zunächst als Gegenstand des Fachstudiums vor-
liegende Wissenschaft diesen neuen festen Punkt in dem befreundeten Mailand
an der Südseite unserer Alpen hoffuungsvoll aufblühen zu sehen.“ Spätere
Ereignisse traten trennend zwischen uns, die Gesellschaft selbst nahm den
Namen Societäü Italiana di Scienze Naturali an, aber auch jetzt noch ist unsere
frühere Theilnahme dort nicht vergessen, wie ich mich namentlich aus dem
Berichte: Sul Modo di fare la Carta geologica del Regno d' Italia (S. 23) des
hochverdienten Forschers Quintino Sella zu entnehmen freue.
Wenn auch mit anderen Gegenständen der Forschung, darf ich doch hier
auch der gegenwärtigen k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft gedenken, durch
den damaligen Güterrevidenten, nun Ritter Georg v. Frauenfeld, als „zoolo-
gisch-botanischer Verein“ am 9. April 1851 gegründet, er selbst ein thatkräf-
tiges Mitglied aus dem früheren Kreise der „Freunde der Naturwissenschaften“.
Es ist oben die k. k. geographische Gesellschaft und ihre Gründung in der
k. k. geologischen Reichsanstalt benannt worden. Nach dem Ablaufe der Zeit
meines Vorsitzes war sie in ihren Präsidenten durch die Namen des Fürsten
Hugo zu Salm, Freiherren v. Czörnig und v. Hietzinger, Grafen Leo
Thun, Oberst Eduard Peechmann, Bernhard Freiherern v. Wüllerstorf
Dr. Theodor Kotschy geziert. Mit grösster Theilnahme folgen wir ihren
neuesten vielfach werthvollen Mittheilungen auch in ihrem neuen Sitzungssaale
in dem Gebäude der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften unter fortwäh-
render anregender Theilnahme ihres trefflichen ersten Secretärs k. k. Bergrathes
Foetterle, selbst eines Mitgliedes der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Eine grössere Anzahl von Vereinen wächst fortwährend zu, welche mehr
oder weniger an dem Fortschritte auch unserer geologischen Wissenschaft sich
betheiligen, und ınit welchen wir in steten freundlichen Beziehungen bleiben,
wie noch in der letzten Zeit der Verein zur Verbreitung natur wissenschaftlicher
Kenntnisse und der Alpenverein, voll von Anregung für geologische Forschung.
Ein grosser Körper ist es noch, nicht, ein Verein, nicht ein auf einen Ort
‘ sich beziehendes Institut, den ich an dem gegenwärtigen Orte benennen muss,
aber der unsere geologische Wissenschaft auf das Kräftigste zu, fördern vermag
und auch nicht versäumt dies in’s Werk zu setzen. Es ist dies die Gesammtheit,
derjenigen Staats- und Privat-Institutionen, welche der Bergmann so gerne unter
dem Fachnamen des „Montanistieums“ begreift. Die k. k. geologische Reichs-
anstalt hat in demselben ihre Gründung gefunden, sie ist noch immer ein Theil
desselben, während andere Theile unter das k. k. Finanzministerium und das k. k.
Handelsministerium vertheilt sind. Die hohen Männer gegenwärtig an der Spitze
derselben, Edler v. Plener und Freiherr v. Kalehberg haben sich stets als
ihre wohlwollenden Gönner bewiesen und viele Freunde, aus ihrem Kreise in
Wien und auswärts sind uns freundlichst verbündet. Vielfältig anregend wirkt
in dieser Richtung, namentlich auf die „bergmännische“ Abtheilung der öster-
reichische Ingenieur-Verein, mit ihrem vielverdienten Secretär, Herrn k. k.
Berghauptmann Franz Friese, der selbst mit uns das Jahr 1850 in geologi-
schen Aufnahmen lebte.
192 Verhandlungen. [46]
38. Die Geologen in Wien und den Kronländern. Zum Sehlusse der gegen-
wärtigen Betrachtungen über den Stand der geologischen Arbeiten in Oesterreich
sei es mir gestattet, noch einen Augenblick auf den glänzenden Namen einer
Anzahl hochverdienter Forscher zu verweilen, welche in verschiedenen Stel-
lungen des gesellschaftlichen Lebens, unsere geologische Wissenschaft vertreten,
und durch ihr Beispiel, ihre Thatkraft, Lehre und Anregung fördern, in Wien
und in den Kronländern. Ich wiederhole hier nicht diejenigen Namen, welehe
im Laufe der Darstellung der Wirksamkeit der k. k. geologischen Reichsanstalt
als Mitglieder derselben erscheinen, aber auch vielen anderen Forschern, obwohl
sie mit uns in freundlichsten Verbindungen stehen, kommt doch eigentlich die
Stellung unabhängiger wahrer Mittelpunkte wissenschaftlicher Bewegung zu.
Die erste Stellung gewiss nimmt in Wien Herr Dr. Ami Bou& ein, dessen
auch oben gedacht ist, in langjähriger Forschung hochverdient und stets rüstigster
'Theilnehmer, er allein in Wien durch die Wollaston’sche Palladium-Medaille
von der Londoner geologischen Gesellschaft ausgezeichnet. Uns durch lange
Jahre gemeinschaftlicher Forschungen innigst verbündet unser hochverehrter
Freund Professor A. E. Reuss, hochverdient um die stratigraphischen Verhält-
nisse Böhmens und umfassende paläontologische Studien. Ebenfalls, wie beide
vorhergehenden ein Mitglied ınserer Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften,
Herr Professor Franz Unger, hochverdient um die fossile Flora, aus welcher schon
aus der Zeit vor der Gründung der Akademie der auf Kosten der Stände von
Steiermark herausgegebene classische Band der Chloris protogaea vorliegt. Er ist
ein wahrer unmittelbarer Nachfolger des unvergesslichen Grafen Caspar v. Stern-
berg. Er ist uns fortwährend ein glänzender erfolgreicher Führer in diesem
Zweige der Forschung. Noch aus den Zeiten der Freunde der Naturwissenschaften,
damals in Lemberg, nun in Wien, Herr Professor Rudolph Kner, Mitglied der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, namentlich auch in paläontologischer
Richtung. Als Quelle von Arbeit und von Lehre verehren wir unsern trefflichen
Freund Eduard Suess, seit dem Jahre 1862 Professor der Geologie, der erste,
an der k. k. Universität zu Wien. Er „und seine Schule“ muss genannt werden,
denn nicht nur gab er selbst bereits Grosses — ich erwähne hier nur das Werk
„Der Boden von Wien“, das ihm für alle Zeiten einen Ehrenplatz in den Jahr-
büchern der k. k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien sichert — sondern
auch für Anregung und Bildung späterer wissenschaftlicher Freunde war er
bereits fruchtbar, wie uns denn so manche neuere Thatsache durch die Herren
Dr. Steindachner, A. Letocha, F. Karrer, Dr. F. Stoliezka, letzterer
nun aus dem Verbande der k. k. geologischen Reichsanstalt getreten, um.sich an °
der geologischen Aufnahme von Indien, in Caleutta, anzuschliessen, K. M. Paul,
J. Woldrich und andere zugewachsen sind. Welche hohe Anregung verdanken
wir ihm nicht durch die in den letzten Jahren so glänzend durchgeführten Arbei-
ten in Bezug auf die Versorgung unserer k. k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt
Wien mit dem ausgezeichnetsten Trinkwasser. In thätigster Entwickelung reicher
Arbeiten stehen fortwährend die Herren Professoren Dr. K. Fr. Peters, Dr.
F.v. Hochstetter, Dr. Constantin Ritter v. Ettingshausen, Fr. Simony,
G. A. Kornhuber, früher im Verbande der k. k. geologischen Reichsanstalt
oder doch in gemeinsamer Thätigkeit, nun in unabhängiger Stellung als Lehrer
naturhistorischer, geologischer und geographischer Wissenschaften. Langjähriges
Verdienst unablässiger Aufmerksamkeit gebührt dem Herrn k. k. Professor Philipp
Ritter v. Holger. Manche Anregung gab Freiherr Karl v. Reichenbach,
bereits wichtige Arbeiten Herr Dr. Jos. R. Lorenz, auch Dr.'G. Tschermak
und andere manchen schätzbaren Beitrag.
[47] Ansprache des Directors W. Haidinger. 193
Meinem hochgeehrten Freunde Herrn Dr. M. Hörnes, Director des k. k. Hof-
Mineraliencabinets, in unserer Entwickelung schon als Verfasser des elassischen
Werkes „Die fossilen Mollusken des Tertiärbeckens von Wien“ muss hier noch
für das hohe Verdienst des freundlichsten Wohlwollens, mit welchem er streb-
same junge Forscher empfängt und denselben wissenschaftliche Arbeiten erleich-
tert, der anerkennendste Dank dargebracht werden. So in früherer Zeit den
hochverdienten Männern, leider uns zu früh entrissen, Joseph Grailich, Hein-
rich Dauber, später Dr. Rolle, Albert Schrauf, im Verbande des Cabinets,
Dr. A. Madelung, Dr.K. Zittel, Dr. F. Zirkel, Dr. C. G. Laube in frei-
williger Theilnahme an wissenschaftlichen Arbeiten.
Ein Wort des Dankes erheischt auch für vielfache Anregung und thatsäch-
liches Eingreifen unser hochverehrter Freund Freiherr v. Hingenau durch
seine treflliche Zeitschrift für den österreichischen Berg- und Hüttenmann. Nur
die gänzlich unabhängige Stellung derselben konnte sie in ihrer stets fortschrei-
tenden Einwirkung erhalten.
Auch auswärts dauert die Bewegung fort. Sie ist in Linz durch den sorg-
samen Custos des Landesmuseums Karl Ehrlich vertreten. Ir Innsbruck wid-
met ein wahrer Special-Geologe, Professor Adolph Pichler, ernsteste, auf-
merksamste Studium den secundären Schichtgestein - Ablagerungen. Hier auch
die hochgeehrten Freunde Liebener, Vorhauser, Camill Heller. Franz
v. Rosthorn, ein Veteran aus den Zeiten der Partsch, Anker, Mohs,
Zahlbruckner und das Landesmuseum mit seinem Custos L. Canaval, uns
aus den Zeiten der Freunde der Naturwissenschaften in treuer Erinnerung, bilden
einen anregenden Mittelpunkt in Klagenfurt.
Hohe Anerkennung erheischt ein Geist wie derjenige, welcher unsern hoch-
verehrten Gönner, den Freiherrn Achill de Zigno in Padua belebt, der in seiner
langjährigen schwierigen Stellung als Podestä unablässig der Wissenschaft lebte,
und eben jetzt in der Herausgabe der so wichtigen Flora fossilis oolithica
begriffen ist, dem Ergebniss vieler zu dem Zwecke unternommener neuer Auf-
sammlungen und auf dieselben gegründeter Studien. Längst anerkannt der Werth
der Arbeiten der Veteranen T. A. Catullo in Padua und Lodovico Pasini in
Schio, so wie des ausgezeichneten Forschers de Visiani in Padua in der fossi-
len Pflanzenwelt. Durch neuere Arbeiten in fossilen Fischen und Sauriern
emsig nachstrebend Herr Professor"R. Molin von Padua, gegenwärlig angelegent-
lichst in praktischen Arbeiten in national-ökonomischen Beziehungen beschältigt.
In Zara hochverdient in Aufsammlung und Bekanntmachung von Fossilresten und
Studien des Landes Herr Professor Dr. Francesco Lanza. In Triest, in Laibach die
Museen mit den strebsamen Custoden Freyer und Reichsraths-Abgeordneten
Deschmann an der Spitze, in Agram das Museum, der Obergespan Ludwig
v. Farkas-Vukotinovid, dem wir so manche werthvolle Beiträge verdanken.
Gratz, hier noch das unvergleichliche Joanneum mit seinen reichen Sammlungen,
ist im Vorhergehenden bei den Gesellschaften erwähnt, eben so wie Pesth,
Hermannstadt, Brünn.
In Schemnitz unser früherer strebsamer Arbeitsgenosse Johann v. Pettko.
In Ungarn leben uns noch die hochverehrten Fachgenossen Prof. Hazs-
linszky in Eperies, Dr. L. F. Zekeli in Gross-Schützen bei Steinamanger;
in Siebenbürgen, Fr. Herbich in Balan, Dr. W. Knöpfler in Maros-Väsär-
hely, Prof. J. Meschendörfer in Kronstadt; in Mähren -Dr. J. Melion in
Brünn, Director Hruschka in Sternberg, L. H. Jeitteles in Olmütz.
In Krakau wirkt Dr. Alois v. Alth, k. k. Professor, Verfasser trefflicher
Aufnahmen der Umgegend von Lemberg in den von mir herausgegebenen
„Naturwissenschaftlichen Abhandlungen“.
194 Verhandlungen. [48 ]
Wohl bin ich verpflichtet, hier der Arbeiten unsers dahingeschiedenen aus-
gezeichneten Freundes Ludwig Hohenegger zu gedenken, wenn auch er selbst
nieht mehr unter den Lebenden weilt. Schlesien bietet einen grossen, erfolg-
reichen Herd der Entwickelung für sich. In dem Industrialwerke des Herrn
Erzherzogs Albrecht in der Umgebung von Teschen, in Galizien, in Ungarn,
hatte Hohenegger, ganz auf frischem Felde beginnend, grösstentheils
in der so schwierigen Zone des „Karpathen - Sandsteines“ , von den
ersten geologischen Erhebungen an, mit den sorgfältigsten Studien der Fossil-
reste die Altersschiehten vom Neocom an, durch die neueren der Kreidezone
angehörigen Gebilde bis in die eocenen nachgewiesen, jede mit ihren beson-
deren, auch chemisch von einander abweichenden Thoneisensteiner, wichtig
in hüttenmännischer Beziehung. Wir verdanken ihm eine vortreffliche geo-
logische, in. Farbendruck durch Perthes in Gotha ausgeführte Karte in dem
Maasse von 4000 Klaftern gleich einem Zoll, 1:288.000 der Natur, über die
Nord-Karpathen in Schlesien und den angrenzenden Theilen von Mähren und
Galizien von Stramberg und Ostrau bis Saybusch und Andryehau.
In Böhmen, Dr. A. M. Glückselig in Elbogen, J. Miksch in Pilsen, C.
Feistmantel in Bias und andere. In Pribram unser hochverehrter Gönner
A. Lill v.Lilienbach, die Erfahrungen unseres treffiichen Freundes, Ober-
Bergrathes Johann Grimm.
Prag aus alter Zeit hergebracht der Sitz reicher wissenschaftlicher Ent-
wickelung, bietet auch in geologischer Beziehung die günstigsten Lagen. Hier
namentlich seit kurzer unser hochverehrter Freund und früherer Arbeitsgenosse
k. k. Professor Dr. Victor Ritter v. Zepharovich. Hier unser unternehmender
freundlicher Arbeitsgenosse in den Aufnahmen der Jahre 1859 und 1860, Pro-
fessor Johann Krej£i, hier unsere hochverehrten Freunde Dr. Anton Fritsch,
Professor Karl Koristka, ersterer mehr in eigentlich geologischer, dieser mehr
in geographischer Richtung. Wichtige Ergebnisse dürfen wir namentlich von
ihren neuen durch den Landtag des Königreiches unterstützten Landes-Durch-
forschungen erwarten.
Während wir an so vielen Orten die verdienstvollsten Männer in emsigster
Arbeit, zu beruhigendster Aussicht auch für küuftige Erfolge sehen, bietet sich
eine Erscheinung der seltensten Art dar, die allmälige Entwickelung einer der
grössten Reihen von Erfolgen, welche je irgendwo in der Geschichte. der geolo-
gischen Wissenschaft verzeichnet wurden, Joachim Barrande. Franzose von
Geburt, im Gefolge des Grafen v. Chambord erst in vorübergehendem Auf-
enthalte, dann für längere Zeit Bewohner von Prag, den Aufenthalt nur abwech-
selnd mit Paris theilend, lenkte er sein scharfes Auge zeitlich auf die zahlreichen
Petrefacten der ältesten Schichtengebilde, welche damals nur gar unvollkommen
bekannt, noch viel weniger genügend bearbeitet waren. Vieljährige ungestörte
Forschungen und Aufsammlungen, alle zur Verfügung stehende Zeit und nicht
unbedeutende Baarmittel, unter der wohlwollendsten Theilnahme seines hohen
Gönners des Grafen v. Chambord, eröffneten ihm und der geologischen Wissen-
schaft eine Welt von Ergebnissen in stratigraphischer wie in paläontologischer
Richtung. Seinen Forschungen verdanken wir die Kenntniss des Silurischen
Systemes im mittleren Böhmen. Als er seine Studien begann, war eine einzige
Terebratel, T. linguata aus Böhmen 1834 von Leopold v. Buch beschrieben
gewesen, in den von mir herausgegebenen naturwissenschaftlichen Abhandlungen
gibt er bereits am A. Juni 1847 Beschreibung und Abbildung von 175 Arten in
8 Geschlechtern auf 18 Tafeln in 4°. In ähnlicher Ausdehnung hatten sich seine
Erfahrungen in Bezug auf die anderen aufgefundenen Fossilreste erweitert, seitdem
[49] Ansprache des Directors W. Haidinger. i 195
Sir Roderick Murchison’s Silurian System seit 1840 die Grundlage seiner
Forschungen bildete. Unter den Auspicien des Grafen v. Chambord erschien
der erste Band von Barrande’s grossem Werke: Systeme Silurien du Centre
de la Boheme, den Trilobiten gewidmet mit 49 Tafeln, 4°, im Jahre 1852. Mehr
als 400 Tafeln sind seitdem für die weiteren Bände in der Lithographie grössten-
theils vollendet, viele bereits in der Auflage durchgedruckt, so dass ein wahrhaft
wundervolles Ergebniss uns in nicht zu langer Zeit vor Augen liegen wird. Wohl
darf ich meine Freude darüber aussprechen, dass es auch unserer Kaiserlichen
Akademie der Wissenschaften beschieden war, an der Deekung der Kosten
durch zeitgemässe Bewilligungen Theil zu nehmen, wenn auch weitaus das Meiste
von anderer Seite dem grossen Unternehmen zugewendet wurde. Gewiss bin ich
in der Lage, die Schwierigkeiten zu schätzen, wenn ich vergleiche, wie es uns
in der k. k. geologischen Reichsanstalt nur durch namhafte Allergnädigste
Mehrbewilligungen von 1850 bis jetzt gelang, die drei Bände und zwei Hefte
unserer Abhandlungen mit 209 Tafeln an das Licht zu fördern, während so
manche unserer Beiträge ebenfalls in den Schriften der Kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften eine Veröffentliehungsstätte fanden. Die Arbeiten des Herrn
Barrande kommen wohl auch uns in Oesterreich zu Gute, und es ist daher
allerdings hier der Ort gewesen, ihrer zu gedenken, wenn wir auch das Verdienst
derselben rein für Herrn Barrande selbst aussprechen, den Gast in unserem
Lande, der uns belehrt, so wie seine Ergebnisse längst eine kosmopolitisch-wissen-
schaftliche Stellung eingenommen haben. Diese grosse Entwiekelung beruhte nicht
auf unserem eigenen Fortschritte, aber wir heissen sie aus vollem Herzen will-
kommen und bringen ihr auch den lebhaftesten Dank und Anerkennung dar.
39. Erinnerungen. Es war mir am Schlusse der Betrachtungen einer langen vor-
übergegangenen Zeitperiodeein wahres, aber gewiss berechtigtes Bedürfniss meinen
innigen Dank und bohe Anerkennung so vielen befreundeten Forschern auszu-
sprechen. Aber ich musste rasch von einem Abschnitte zum andern eilen. Vieles
musste ich nur allzukurz fassen. Manche einzelne Thatsache, manches nicht un-
wichtige Ereigniss blieb unerörtert. Aus der allerersten Zeit der k. k. geologischen
Reichsanstalt sei es mir gegönnt, einige wenige derselben in Erinnerung zu
bringen, als Belege zu dem ernsten Gefühle der That, welches in den neuen Lagen
sich entwickelte, und das, wenn gewisse Anträge nicht unmittelbar Erfolge
gewannen, sich doch durch Ergebnisse der späteren Zeit als vollkommen berech-
tigt herausstellt. Wichtige Richtungen sind es, welche damals bezeichnet
werden konnten.
Die erste unserer hier zu erwähnenden Eingaben an das k. k. Ministerium
für Landeseultur und Bergwesen am 9. Jänner 1850 (Nr. 23) betraf die wün-
schenswerthe Gründung eines Museums für vergleichende Anatomie.
Eine Anzahl von Skeletten im k. k. Hof-Naturalieneabinet nach und nach gewon-
nen, war in dem Brande der k. k. Hofburg am 28. October 1848 zu Grunde
gegangen, die Sammlung im k. k. Thierarznei - Institute war doch zu wenig
umfassend, was bei der k. k. Universität sich fand, kaum zu nennen. Verhand-
lungen der hohen k. k. Ministerien folgten. Unser grosser Hyrtl schuf in kurzer
Zeit ein glänzendes Museum im Zusammenhange mit der k. k. Wiener Universität.
Vielfach ist durch dasselbe das Studium vorweltlicher Reste in Wien erleichtert
worden.
Eine zweite Eingabe an dasselbe k. k. Ministerium für Landescultur und
Bergwesen am 12. Jänner 1850 (Nr. 29) betraf die wünschenswerthe raschere
Förderung der geographischen Karten zur Gewinnung von Grund-
lagen für die Ausfertigung unserer geologischen Aufnahmen. Auch hier folgten
K. k. geologische Reichsanstalt. 140 Band. 1864. Verhandlungen. aa
196 | Verhandlungen. [50]
unmittelbar Verhandlungen der hohen k. k. Ministerien. In unserer Sitzung am
28. Mai konnte ich Bericht über eine Commission erstatten, welche unter dem
Vorsitze des gegenwärtigen k. k. Feldmarschalls Freiherrn v. Hess die mannig-
faltigen Zweige geographischer Forschung vertrat, für das k. k. Kriegsministerium
die Herren k. k. Feldmarsehall-Lieutenant v. Skribanek, Director des k.k.
Militär-geographischen Institutes; k. k. Oberst v. Marieni, Triangulirungs-
Direetor; k. k. Oberst im General-Quartiermeisterstabe Baron Marenzi; für
das Finanzministerium die Herren k. k. Sections- Chef v. Salzgeber, General-
Director des Grundsteuer-Katasters, k. k. Oberst v. Hawliezek, Triangulirungs-
und Vermessungs-Director; für das Handelsministerium die Herren k. k. Sections-
rath Pasetti, General-Director der Strassen- und Wasserbauten; k. k. Sections-
rath Ghega, General-Direetor der Bisenbahnbauten; ferner Herr kaiserlicher
Ratı Steinhauser, Archivs-Direetor im k. k. Unterrichts - Ministerium ;
endlich für die Interessen der Geologie der verewigte Custos des k. k. Hof-
Mineraliencabinets P. Partsch und der Director der k. k. geologischen Reichs-
anstalt. Eine unmittelbare Folge war mehr nur eine Formveränderung in der von
dem nun verewigten Herrn k. k. FML. v. Skribanek bevorworteten Gründung
eines eigenen Militär-Ingenieur-Geographen-Corps, welches später wieder auf-
gelöst wurde. Die Arbeiten des k. k. Militär-geographischen Iustitutes selbst
gingen in anerkennenswerthester Weise fort. Auch dem Nachfolger in der Direc-
tion, Herrn k. k. General-Major v. Fligely, sind wir für freundliche Förderung
unserer Angelegenheiten zu innigstem Danke verpflichtet. An Specialkarten ist
seitdem Böhmen vollendet, eben so Mähren und Dalmatien, Ungarn ist lebhaft im
Angriffe, und wir folgen mit unseren Detail-Aufnahmen auf dem Fusse, so wie in
diesem Königreiche die vorhergegangenen Uebersichts-Aufnahmen durch die neue
unter seiner Direetion gewonnene Administrativkarte ermöglicht worden war.
Eine dritte Eingabe an das k. k. Ministerium für Landeseultur und Berg-
wesen vom 19. Juni 1850 (Nr. 297) betraf die Gründung eines ethnographi-
sehen Reiehs-Museums. Der Gegenstand war wohl auch damals sehr berech-
tigt die höchste Aufmerksamkeit zu erregen, wenn sich auch nicht unmittelbar Er-
gebnisse anreihten, überhaupt gar keine, als etwa einige Anregung in den uns zu-
nächst stehenden Kreisen. Aber gerade in dieser Richtung bestanden damals noch
gar nicht, und haben seitdem vielfach nützlich gewirkt und weiter angeregt, die
k. k. Central-Commission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, der
Alterthumsverein, das österreichische Museum für Kunst und Industrie, so wie
gerade in jenem Jahre 1850 das k. k. Antikencabinet derjenigen Abtheil ung,
den Ergebnissen des Kunstfleisses untergegangenen Bewohner unseres Fest-
landes vermehrte Aufmerksamkeit weihte, welche in unserer Eingabe zunächst
bezeichnet worden war. Und wie sehr haben nicht seitdem die Entdeckungen
der Pfahlbauten in den Schweizer Seen gerade diesen Schichten ältesten mensch-
lichen Daseins den äussersten Reiz für Forschung verliehen. Hier liegt allerdings
auch heute noch ein wahres Bedürfniss für einen vereinigenden Mittelpunkt vor.
Eine vierte Eingabe ging unter dem 30. December 1850 (Nr. 732) unmittel-
bar an den damaligen k. k. Minister für Cultus und Unterricht Herrn Grafen Leo
von Thun. Der Gegenstand war die wünschenswerthe Gründung einer Lehr-
kanzel für Geologie und Paläontologie an der k. k. Universität in Wien
und Besetzung derselben durch unsern hochverehrten Freund Dr. A. E. Reuss,
damals Professor der Mineralogie an der k. k. Universität zu Prag. Kein Erfolg
reihte sich an. Aber die Zeit schreitet unaufhaltsam vorwärts. Seit dem Jahre 1862
gibt es eine Professur der Geologie an der k. k. Universität zu Wien, glänzend
vertreten durch Herrn Professor E. Suess. Aber auch unser hochverdienter
[3 1] Ansprache des Directors W. Haidinger. 197
Freund Dr. A. E. Reuss ist an die k. k. Wiener Universität berufen worden,
und zwar als Nachfolger meines unvergesslichen Freundes und langjährigen Fach-
genossen Zippe. So sind wenn auch etwas verspätet, unsere damaligen Wünsche
erfüllt.
Nach allen Richtungen aber sahen wir unaufhaltsamen Fortschritt, und auch
unsere eigene Stellung ist weit vorgeschritten von derjenigen an, welche wir
bei der Gründung unserer k. k. geologischen Reichsanstalt eingenommen hatten.
40. Die Gegenwart. Wohl dürfen wir für die nächste Zeit ein rasches Fort-
schreiten in der geologischen Kenntniss unseres Vaterlandes erwarten, überall
Arbeit, überall Anregung, nieht ohne ein verbindendes Organ, von welchem aus
jeder Fortschritt mit höchster Theilnahme betrachtet wird. Höchst lehrreich
hat in seiner mehr erwähnten Antritts-Festrede in der feierlichen Sitzung der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 31. Mai 1861 mein hochverehrter
Freund Franz Ritter v. Hauer in gediegenster Weise dargestellt, wie für die
Geologie in früherer Zeit ein solcher Mittelpunkt in Wien fehlte, und daher
Alles auf dem Standpunkte blos provincieller Entwickelung zurückblieb.
Allerdings verband ein grösserer Gedanke in unserm Oesterreich das vielver-
zweigte Montanisticum im Besitze des Staates und der Privaten, aber durch die
Gründung der k. k. geologischen Reichsanstalt im Schoosse desselben wurden in
Beziehung auf Geologie und auf den rascheren Fortschritt derselben im ganzen
Kaiserreiche, überall auf der gleichen Höhe der Wissenschaft, die Bedingungen
herbeigeführt. Wohl darf ich hier auch auf einem andern Berichte einen
Augenblick verweilen, dem Vortrage des Herrn k. k. Professors E. Suess am
1. December 1862 über den Stand der Thätigkeit im Gebiete der Paläontologie
in Oesterreich, in dem zweiten Bande der „Schriften des Vereines zur Verbrei-
tung naturwissenschaftlicher Kenntnisse in Wien“, Seite XXXI, worin derselbe
ein gleich hoffnungsvolles Bild entwirft.
Vielfach habe ich im Laufe unserer Arbeiten über kürzere oder längere
Abschnitte der Ereignisse, welche hier berührt wurden, Bericht erstattet. Es
war mir dies nun noch Einmal im Zusammenhange und bis zu einem spätern
Abschnitte beschieden, zur Darstellung von einem Zustande der wirklich erreicht
wurde, und von Arbeiten, welche wirklich durchgeführt worden sind. Aber
während in dem Beginne der Arbeit auf der Höhe der That und der Leistung
die Unvollständigkeit der Lage als Anregung wirkt, ist das Erreichte selbst nicht
ohne tief ernste Einwirkung. — Diu — viwimus. — Nach den gewöhnlichen
Verhältnissen des Lebens ist für den Einzelnen Nichts beständig. So vielen
theuren Freunden, Gönnern und Arbeitsgenossen hatte ich Veranlassung Dank
und Anerkennung darzubringen, so manche derselben haben bereits ihre irdische
Laufbahn zurückgelegt, wir selbst schreiten zu dem gleichen Ziele in der Zeit
vorwärts, aber die Bewegung, wie sie jetzt in unserm Oesterreich gewonnen ist,
wird nicht mehr zum Stillstande, die Thatkraft nicht mehr zum Erliegen kommen.
Stets aber ist es die freiwillig geleistete Arbeit, die den schönsten Sieg
erringt. Sie ist es, in Ausübung und Anerkennung, auf welcher aller Fortschritt
beruht.
Es ist dies hier gesprochene Wort der innigste Ausdruck des Wunsches,
auch selbst noch meinen kleinen Antheil an Arbeit auf mich zu nehmen, wenn
auch die Kraft zur Leistung nun allgemach schwindet. Aber dafür erweitert sich,
je länger das Leben währt, die Veranlassung, die Verpflichtung eine dankbare
Erinnerung für zahlreich erhaltene Wohlthaten zu bewahren, den Angehörigen,
Freunden und Arbeitsgenossen, Gönnern, Beschützern und Förderern, bis in die
höchsten Schichten der Gesellschaft, bis zu unserem Allerdurchlauchtigsten
aa*
198
Verhandlungen. Ansprache des Directors W. Haidinger.
[52]
Kaiserhause und zu Seiner k.k. Apostolischen Majestät, unserem
Allergnädigsten Kaiser und Herrn Franz Joseph.
Und in dieser langen Reihe von Jahren, welche seltsamen Fügungen, welehe
oft gefahrvollen Lagen, und doch zum Schluss Alles zu gutem Ende geführt. Hier
der tiefste, innigste Dank einer gnädig waltenden Vorsehung.
Inhalt.
Seite
A VOLWORE Aa ee
2. Aeltere Geologiein Oesterreich [3] 149
s."Mohs in 'Gratzet. HU. I, [#4] 150
4. Mohs in Freiberg . . . [#4] 150
b.; Mohs 19..Wion 12175 2 /eth: > 16] 152
6. Die Mineralien-Sammlung der
k. k. Hofkammer im Münz- und
Bergwesen 7m HET] [7] 153
7. W. Haidinger, Nachfolger von
4Mohss;..5t N Blake: [7] 153
8. Das k.k. montanist. Museum [8] 154
9. Die geolog. Uebersichtskarte. [8] 154
10. Die Freunde der Naturwissen-
schaften in) EM [11] 157
11. Die Kaiserliche Akademie der
Wissenschaften . » » 2. » [13] 159
12. F. Edler Herr v. Thinnfeld,
k. k. Minister für Landeseultur
und Bergwesen ... . . . . [14] 160
. 1854. Die
. Die k. k. geolog. Reichsanstalt [15] 161
. Die Aufgabe
. Die Geschichte der Aufnah-
[17] 163
U IOERT ERS. WER Ch SC HUR D, |
men
[17] 163
. 1850. Die Ost-Alpen. Ueber-
siehtsreisen
[18] 164
. 1851. Der Fürstlich von Liech-
tenstein’sche Palast . . . . [20] 166
. 1852. Die ersten Karten an
Seine k. k. Apostolische Maje-
stät überreicht [20] 166
. 1853. Freiherr v. Bach, k. k.
Minister des Innern . . . . [21] 167
Correspondenten
der k. k. geolog. Reichsanstalt [22] 168
. 1855. Weltausstellung in Paris.
Diek.k.geograph. Gesellschaft [22] 168
. 1856. Die Haidinger-Medaille.
' Die Naturforscher - Versamm-
11 a N EEE [23] 168
Seite
. 1857. Die Novara-Erdumsege-
lung [?4] 107
. 1858. Die Versammlung der
Berg- und Hüttenmänner .
. 25] ı71
. 1859. Graf Goluchowski, k. k.
Staatsminister. DasDecennium [26] 172
. 1860. Der k. k. verstärkte
Reichsrath. Ritter v. Schmer-
ling, k. k. Staatsminister . .
1861. Die Allergnädigste Wie-
derbegründung
[27] 173
[28] 174
ey eog-e Kuren
. 1862. Seine k. k. Apostolische
Majestät in der k. k. geologi-
schen Reichsanstalt. Weltaus-
stellung in London. Schluss
der Uebersichtsaufnahmen . [30] 176
29. 1863. Die localisirten Aufnah-
men. Die einberufenen k. k.
Berg-Ingenieure . .... [31] 177
30. 1864. Aufnahmen. Der öster-
reichisch-kaiserliche Leopold-
Drden... -. 2 „acer . [32] 178
31. Die Naturforscher - Versamm-
Idagen 1091 ER [34] 180
32. Die geologisch eolorirten Kar-
LEN yon. A ach ee [34] 180
33. Die in Vorbereitung begriffene
geologische Uebersichtskarte
des Kaiserreichs . .. . . [36] 182
34. Das chemische Laboratorium [37] 183
35,..Das3 Museum 1.0, 024.0: ge [33] 184
36. Die Publieationen und die Bi-
RN [40] 186
. Erinnerungen
. Die Gegenwart
. Die Gesellschaften für geolo-
gische Forschung [43] 189
. Die Geologen in Wien und
den Kronländern
2, a ee I
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Jahrbuch Be D = m S %° X y
14. Band.
derk.k.geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. IV. Heft.
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pp [RIBYS
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 8. November 1864.
Herr k. k. Hofrath und Director W. Haidinger im Vorsitz.
Die Sitzung wird eröffnet durch die Jahresansprache des Directors am
Schlusse des dritten Quinquenniums des Bestehens der k. k. geologischen
Reichsanstalt, welche in raschen Zügen die Stellung und Entwickelungen der-
selben in dem abgelaufenen Zeitraume darstellt.
Herr k. k. Director Dr. Moriz Hörnes legt die dritte Doppellieferung des
I. Bandes (Nr. 15 und 16) des von ihm verfassten Werkes: Die fossilen
Mollusken des Tertiärbeckens von Wien vor und gibt die in diesem
Hefte des Jahrbuches abgedruckte Inhaltsanzeige derselben.
KarlRitter v. Hauer, Steinkohlenfeuerung beiderk.k.Saline
in Hall. Herr Karl Ritter v. Hauer besprach die bei der k. k. Saline in Hall
in Tirol in neuerer Zeit mit der Steinkohlenfeuerung erzielten Resultate, die wohl
jeden Zweifel darüber beseitigen, dass bei rationell construirten Feuerungseinrich-
tungen Heizeffecete mit den fossilen Kohlen erzielt werden können, die sich den
auf dokimastischem Wege erzielten Resultaten sehr nähern.
Als vor Jahren die ersten Versuche mit den Traunthaler Kohlen bei der
Saline in Ebensee gemacht wurden, hatte sich herausgestellt, dass nahezu
40 Centner dieses Brennstoffes erforderlich seien, um dieselbe Menge Salz zu
erhalten, welche sich mit dem Aufwand einer 36zölligen Klafter Holz produeiren
liessen, Diesem Ergebnisse der praktischen Erfahrung standen die im Labora-
torium der k. k. geologischen Reichsanstalt durchgeführten Proben gegenüber,
welche das Aequivalent der Traunthaler Kohlen zum Holz nahezu doppelt höher
bezifferten. Welches der beiden Resultate, die um 100 Pet. differirten, lag nun
der Wahrheit näher? Die energische Verfolgung dieser Angelegenheit von
Seite des hohen Finanzministeriums hat dahin geführt, dass bald jeder Zweifel
hierüber schwand. Die Versuche wurden nämlich trotz ihres ungünstigen
anfänglichen Ergebnisses fortgesetzt und es zeigte sich bald wie wenig sicher
die in der reinen Empirie gewonnenen Resultate sind und wie sehr die Praxis
ihren eigentlichen Sporn in der Theorie findet. Schon im Jahre 1851 war bei
den fortgesetzten Versuchen das verbrauchte Kohlenquantum um eine Klafter
36zölligen Holzes zu ersetzen auf 23 Centner gesunken. Aber auch dieses
Ergebniss ist in Hall bedeutend übertroffen worden, da nahezu die gleichen
Resultate mit dem allerschlechtesten Kohlenabfall (Lignitklein) erzielt wurden,
während in Ebensee beste Stückkohle zur Anwendung kam. Man kann wohl
sagen, dass der Versuch im kleinen Schmelztiegel mit !/;, Loth Kohle ausge-
führt, einen sehr interessanten Werth erhält, wenn man damit vergleicht, dass
200 Verhandlungen. [2]
die Praxis ungefähr 400.000 Centner dieser Kohle bedurfte, um das gleiche zu
ermitteln, das ist den wahren Heizeffeet derselben kennen zu lernen. Um zu
ermessen, in wie ferne die Frage über die Substitution von Holz durch fossile
Kohle an unseren Salinen in's Gewicht fällt, möchten die folgenden Daten ent-
scheiden: Vermöge der gegebenen Auflöslichkeit von Chlornatrium in Wasser
ist man bei der Sudsalzdarstellung gezwungen 50 Pfunde Wasser zu verdampfen
um 17 Pfund Salz zu gewinnen, im Falle mit hochgradigen Soolen gearbeitet
wird. Theoretisch lassen sich durch 1 Pfund Holz 4:6 Pfund Wasser verdampfen
und es werden daher 21 Centner (eine 36zölliger Klafter) Holz in 327 Centner
Salz umgesetzt, und da z. B. im Jahre 1862 in Oesterreich 2,365.100 Centner
Sudsalz produeirt wurden, so waren hiezu 72.327 Klafter Holz erforderlich. Im
österreichischen und steiermärkischen Salzkammergute werden mit 40.000 Klft.
Holz nahe 1,125.000 Centner Salz erzeugt, was 86 Pet. Nutzeffect entspricht.
Das wirklich erforderliche Quantum von Holz für die obige Salzmenge möchte
daher in runder Rumme 84.000—85.000 Klafter jährlich betragen.
Als an der Saline von Hall noch mit Holz gefeuert wurde, haben die damit
dort erzielten Resultate schon diesen durchschnittlicheu Nutzeffeet überschritten.
Im Durchsehnitt von 11 Sensestern wurden nämlich mit 1 Kubikklafter Holz =
2 Klafter 36zölligen Holzes nicht weniger als 65°64 Centner Salz gewonnen,
was den theoretischen Nutzeffeet des Holzes scheinbar etwas übersteigt, denn
er beträgt 32°8 Centner Salz für 1 Klafter Holz. Berücksichtigt man indessen,
dass das Blanksalz, wie es in Hall erzeugt wird, mehr Feuchtigkeit enthält als das
Stöckelsalz, so erklärt sich diese Anomalie. Die Leistung ist aber um so höher zu
veranschlagen, als die Qualität des Holzes, wie es in Tirol zur Verwendung kam,
wie auch die Ausmaass desselben, durchaus nicht immer jener des im österreichi-
schen und steiermärkischen Salzkammergute verwendeten gleich kam. Der fühl-
bare Holzmangel in Tirol mahnte nun sehr gebieterisch daran auf die Verwendung
von fossilem Brennstoff Bedacht zu nehmen, und es begannen Heizversuche mit
der Kohle von Häring. Bei den hohen pyrotechnischen Leistungen, welche
bereits früher erzielt wurden, war zu erwarten, dass auch der fossile Brennstoff
hier sicher auf die rationellste Weise in Verwendung treten würde. Diesen
Erwartungen ist thatsächlich auf das vollständigste entsprochen worden. Ein
neues für fossile Kohle entsprechendes Beheizungssystem ist eingeführt worden,
und es wird ausschliesslich nur mehr dieser Brennstoff verwendet. Der Betrieb
geht nun nicht minder glatt und coulant ab als bei den Salinen, wo Holz in Ver-
wendung tritt. Zwei Einrichtungen sind es, die getroffen wurden, welche nicht
nur eine bedeutend hohe Ausnützung des Wärmeeffectes der Kohle ermöglichen,
sondern auch die Verwendung des schlechtesten Kohlenkleins gestatten. Es
sind dies Treppenröste und künstliche Luftzuführung mittelst Gebläsen. Auf
Anregung des Herru Hüttenmeisters Anton Vogl wurden Ventilatoren aufge-
stellt, für welche als Motor eine Turbine dient.
Die Luft wird mit einer Pressung, die einer Wassersäule von nur 6—7 Linien
entspricht, hinter den Treppenrösten zugeführt. Die Verbrennung ist eine abso-
lut vollständige, denn die Asche fällt völlig kohlenfrei ab, und, wie praktisch
bereits erprobt wurde, kann bei diesen Feuerungseinrichtungen jedes noch so
untergeordnete Brennmateriale mit dem höchst möglichen Nutzeffeete verwendet
werden. In der That kommen unter 120.000 Centner Kohle, welche die Saline
jährlich verbraucht, über die Hälfte Kleinkohle mindester Qualität aus den alten
Verhauen beim Bergbau zu Häring in Verwendung. Im gegenwärtigen Semester
werden mit 1 Centner Häringer Kleinkoble 190 und mit 1 Centner Stückkoble
210 Pfund Salz erzeugt. Nach unseren Untersuchungen beträgt das Aequivalent
[3] Sitzung am 8. November. K. v, Hauer. F. Foetterle. 301
der besten Stückkohle von Häring 11 Centner für eine 30zöllige, oder 132 Cent-
ner für eine 36zöllige Klafter weichen Holzes, wonach mit diesem Quantum Kohle,
entsprechend der Leistungsfähigkeit des Holzes, 32-7 Centner Salz theoretisch
gewinnbar wären. Nun werden aber in Hall mit 13-2 Centner Stückkoble
277 Centner Salz produeirt, daher 847 Procent vom Effeete der Kohle ver-
werthet werden. Diese Angaben beziehen sich indessen auf Kohlenfeuerung ohne
künstlicher Luftzuführung, daher mit Anwendung der Ventilatoren der Nutzeffect
wohl 90 Procent betragen möchte. Einen genauen Vergleich zwischen den mit
und ohne Gebläse erzielten Resultaten für ein und dasselbe Brennmaterial, wie
sie in Hall erhalten werden, versprach der Vortragende in einer der nächsten
Sitzungen mitzutheilen.
Diese vorzüglichen pyrotechnischen Leistungen haben sonder Zweifel das
hohe Finanzministerium veranlasst, die Salinenverwaltung in Hall zu betrauen,
Versuche mit Traunthaler Kohlen durchzuführen, welche noch gegenwärtig im
Gange sind. Ein vollständiger Abschluss ist noch nieht gemacht, namentlich
nicht mit den Proben unter Anwendung der Ventilatoren.
Allein auch die ohne Gebläse erzielten Resultate sind schon bemerkens-
werth genug, um die Frage über die Anwendung des fossilen Brennstofles beim
Salinenwesen wohl schwerlich mehr je zur gänzlichen Unterdrückung kommen
zu lassen. Ohne Anwendung von Gebläse wurden mit 1 Centner Traunthaler
Kohlenklein bis 137 Pfund Salz erzeugt. Nach unseren Untersuchungen sind
19 Centner der Traunthaler Kohlen äquivalent einer 36zölligen Klafter Holz. Da
nun mit 19 Centner Lignitklein aber 26 Centner Salz erzeugt wurden, so ent-
spricht dies 79.5 Procent Nuizeflect. Dieser Kohlenabfall ist aber nach zahl-
reichen Versuchen, die im Probieramte zu Hall durehgeführt wurden , vermöge
des hohen Aschen- und Wassergehaltes um mindestens 10 Procent dem Heiz-
effeete nach weniger werth als Stückkohle, daher der wirklich erzielte Nutz-
effect 88:3 Procent beträgt. Diese Kohle kommt per Centner auf 9 kr. zu ste-
hen; inclusive der Fracht bis Ebensee möchte er daher etwa 20 kr. betragen.
Da nun in Hall mit 21 Centner Holz (eine 36zöllige Klafier) 32°8 Centner Salz
erzeugt wurden, und mit der gleichen Menge Lignitklein 28-7 Centner Salz mit
dem gleichen Wassergehalte, so ergibt sich, dass, den obigen Preis des Kohlen-
kleins loco Ebensee zu Grunde gelegt, 4 fl. 20 kr., als Preis für Kohle, mit 6 fi.
für Holz (was wohl eine Klafter dort kosten dürfte) in Concurrenz treten. Mag
sich nun in Wirklichkeit das Verhältniss auch noch um ein beträchtliches minder
günstig gestalten, so scheint nichtsdestoweniger diese Frage bereits heute an
der Saline in Hall, die füglielı als eine Musterschule für Pyrotechnik bezeichnet
werden darf, praktisch gelöst worden zu sein.
Am Schlusse sprach der Vortragende den Herrn Seetionsrath v. Schwind,
Verwalter v. Krainag und Hüttenmeister Vogl, unter deren Leitung diese
interessanten Ergebnisse erzielt wurden, seinen Dank für die zuvorkommende
Weise aus, mit welcher sie seine Vorstudien während des Aufenthaltes in Hall
unterstützt hatten.
B. v. Cotta’'s „Erzlagerstätten im Banat und in Serbien.“
Herr k. k. Bergrath F. Foetterle legte das Werk: „Die Erzlagerstätten
im Banat und in Serbien von Bernhard v. Cotta“ vor, welches die k. k. geolo-
gische Reichsanstalt dem freundlichen Wohlwollen des Herrn Verfassers ver-
dankt. Herr Director Haidinger hatte den Herrn Bergrath Foetterle
ersucht, dieses Werk vorzulegen, weil derselbe von Seite der k. k. geologischen
Reichsanstalt im Jahre 1860 mit der Uebersichtsaufnahme des Banates betraut
gewesen war. Herr v. Cotta hatte im Jahre 1863 diese Länder besucht, und
202 Verhandlungen. [4]
so wie bereits früher über die vorzüglichsten Bergwerksreviere der Bukowina,
Ungarns und Siebenbürgens in dem vorliegenden Werke die wichtigsten Resul-
tate seiner Beobachtungen, ergänzt mit den bereits im Drucke vorliegenden
Studien anderer Forscher, niedergelegt. Nach einer allgemein gehaltenen Ein-
leitung über die geologischen Verhältnisse des Banates werden in dem Werke
sehr ausführlich die eruptiven Gesteine, so wie die damit in Verbindung stehen-
den Contactbildungen und Erzlagerstätten geschildert. In einem an Herrn Hof-
rath W. Haidinger gerichteten Briefe schreibt Herr v. Cotta selbst über
dieses Werk Folgendes:
„Aus meinen Untersuchungen ergibt sieh, dass nicht nur die der k. k.
Staatsbahngesellschaft gehörigen Banater Erzgruben in einer geologisch durch-
aus zusammengehörigen geradlinig aus Süd nach Nord gerichteten Zone liegen,
sondern dass sich diese Zone auch noch südlich nach Serbien hinein und nörd-
lich nach Ungarn verfolgen lässt, dergestalt, dass ihre Gesammtlänge 30 — 40
geographische Meilen beträgt. Alle diese Lagerstätten sind Contaetbildungen an
den Grenzen eruptiver Gesteine, welche sicher nach der Juraperiode, vielleicht
sogar erst nach der Kreideperiode aus einer langen Zerspaltung aufdrangen,
aber nicht überall das Niveau der gegenwärtigen Oberfläche erreichten, wäh-
rend sie zur Zeit ihres Aufsteigens vielleicht an keiner Stelle von vulcanischen
Ausbrüchen begleitet waren, sondern nur plutonisch in den Zerspaltungen
erstarrten.
Die Masse dieser Gesteine ist sehr ungleich; man hat sie als Granit, Syenit-
porphyr, Syenit u. s. w. bezeichnet, sie stimmt aber mit keinem dieser Gesteine
nach den üblichen Unterscheidungen ganz überein, nähert sich dagegen nach
ihrer Zusammensetzung oft vielmehr denjenigen dioritischen Grünsteinen,
welche v. Richthofen als trachytische, Breithaupt aber als timazitische
bezeichnete. Da sie sowohl nach ihrer mineralischen Zusammensetzung, als auch
-nach ihrer Textur sehr variiren, während sie doch geologisch entschieden alle
zusammen gehören, so habe ich sie gemeinsam Banatite genannt, womit ich
indessen durchaus nicht einen neuen Gesteinsnamen in die Wissenschaft ein-
führen, sondern nur ein locales Vorkommen bezeichnen will. Sehr merkwürdig
ist auch die grosse Ungleichheit ihres Kieselsäuregehaltes, wodurch sie geradezu
einen Uebergang von den basischen Gesteinen (Basiten) zu den sauren
(Aciditen) darstellen. Es ist möglich, dass diese Ungleichheit durch locale Auf-
nahme von basischen oder sauren Bestandtheilen aus dem Nebengestein (Kalk-
stein und Glimmerschiefer) bedingt ist, aber direet nachweisen lässt sich das
nicht, da die mit Kalkstein in Berührung stehenden nicht constant die basische-
ren sind.
Die Banatite sind von zweierlei Contaetbildungen begleitet, die ich als
directe oder echte, und als indireete oder secundäre unterscheiden möchte. Die
ersteren bestehen aus krystallinisch-körnig gewordenem Kalkstein und aus
Granatfels, die letzteren aus allerlei Schwefelmetallen, Magneteisenerz, Braun-
eisenerz und Galmei. Das sind die unregelmässigen Erzlagerstätten, welche an
den Grenzen zwischen Banatit und Kalkstein oder Granatfels, zwischen Banatit
und Glimmerschiefer, oder selbst zwischen körnigem Kalkstein und Glimmerschie-
fer in der Nähe des Banatites auftreten, aber auch in die Masse dieser Gesteine
eindringen. Sie sind späterer Entstehung als die direeten Contactbildungen,
welche dureh Berührung der heissflüssigen Eruptivmassen mit dem Kalkstein
hervorgebracht wurden, während die Erzstöcke und Imprägnationen offenbar
das Resultat einer sehr langsamen Ablagerung aus wässerigen Solutionen sind.
[5] Sitzung am 8. November. K. v. Hauer. 203
deren Ursprung, deren Wege und deren Ablagerungsräume mit den vorausge-
henden Eruptionen nur in gewissen Beziehungen stehen.
Mit der Banater Hauptzone läuft östlich eine zweite Nebenzone parallel,
welche sich zwischen Maidanpek und dem Ljupkovathal ausdehnt.
Die sehr ungleiche Beschaffenheit der gleichwohl geologisch zusammen-
gehörigen Banatite hat zu manchen allgemeinen Betrachtungen geführt, welche
S. 41—45 zusammengestellt sind.“
Der Vorsitzende schliesst noch andere Vorlagen an.
Freiherr Ferdinand v. Richthofen in Californien. Eine Nach-
richt über unsern hochverehrten Freund und frühern Arbeitsgenossen, Freiherrn
v. Richthofen, glaubte ich aus dem Gesammtbilde der Ereignisse unserer fünf-
zehn Lebensjahre ausscheiden zu sollen, um ihr mehr den Eindruck des eben
Geschehenen zu erhalten.
Ich erhielt freilich auch schon am 26. September, aber doch nach unserer
letzten Sitzung, durch freundliche Vermittlung des Herrn Alexander W. Thayer
einen Brief von Herrn J. D. Whitney, welcher gegenwärtig in Northampton,
Massachusetts, die Herausgabe des „Geologieal Survey“ von Californien besorgt,
dessen erster Band im Drucke vollendet ist und demnächst versandt werden
wird. Auch der paläontologische Theil und die Tafeln werden im Laufe des
Winters nachfolgen.
Herr Whitney verliess San Franeisco im Mai. Freiherr v. Riehthofen
war damals in vollkommener Kraft und Gesundheit, und mit der Aufnahme des
Washoe-Distriets beschäftigt. Eine neuere Nachricht gibt Herr Dr. Peter-
mann in seinem 9. Hefte 1864 (Seite 357) nach einem Briefe Richthofen's
vom 22. Juni von Virginia City im Nevada-Territorium. Whitney und Richt-
hofen entwarfen eine Karte des reichen Washoe-Silber-Erzgebirges, ersterer
das topographische, letzterer das geologische.
Whitney selbst hebt in einem vorläufigen Berichte im Septemberhefte von
Sillliman’s Journal sowohl als in seinem Briefe den Umstand hervor, dass die
„alpine Trias“ ungemein verbreitet ist in Humboldt und Plumas county. Herr
Gabb erkennt vier Species als identisch mit europäischen, und der ganze Cha-
rakter der Fauna stimmt durch die Halobia-, Monotis-, Avicula- und Pecten-
Arten sowohl als durch das Gemenge von Orthoceratiten, Ceratiten, Goniatiten,
Nautilen und Ammoniten, darunter den charakteristischen Globosen, in auffallend-
ster Weise mit den Hallstätter Schichten überein. Drei parallele Triasketten
erstrecken sich unter dem 40. Breitengrade über eine Strecke von gegen vier
Längengraden von W. gegen O. (117.—121. Grad).
Herr Whitney sendet ein Exemplar des geologischen Werkes sogleich bei
seinem Erscheinen auf unsere Veranlassung auch an unsern hochverehrten Freund
Dr. Stoliezka nach Caleutta, von dem wir nun wohl auch bald aus seinem Aus-
fluge nach Ladakh anziehende Mittheilungen erwarten dürfen.
Sir WilliamLogan.Geologieal Survey ofCanada. AufNordamerika,
und zwar auf das östliche, bezieht sich ein anderes Werk, das hier Erwähnung
erheischt. Es ist dies ein werthvolles Geschenk von Herrn F. A. Brockhaus
in Leipzig uns rasch nach seiner Erscheinung zugekommen, der Gesammt-
überblick der bisherigen Ergebnisse der geologischen Aufnahme von Canada 1)
1) Geological Survey of Canada. Report of Progress from its commencement to 1863;
Ülustrated by 498 wood cuts in the text, and accompanied by an Atlas of Maps and
Sections. Officers of the Survey Sir William E. Logan, L. L. D., F. R. S., F. @. S.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. Verhandlungen. bb
204 Verhandlungen. [6]
seit dem Beginne im Jahre 1843 bis zum Jahre 1863. Die Arbeiten wurden
unter der Leitung des hochverdienten Sir William Logan ausgeführt mit Män-
nern wie die Herren Alexander Murray, Sterry Hunt und Billings, welchen
sich noch andere dem Unternehmen angehörige Theilnehmer, wie die Herren
Riehardson und Bell anschlossen, so wie zahlreiche unabhängige Mitarbeiter
in ganz Canada verbreitet, und in lebhaftesten freundlichen Beziehungen zu der
Provineial-Unternehmung selbst, ist in den zwanzig Jahren Vieles geleistet
worden. Hier erscheint ein Ueberblick der gesammten Erfolge in einem starken
Octavbande von 983 Seiten mit 498 neuen vortrefflichen Holzsehnitten im Texte,
der Atlas soll noch im Laufe des Jahres ausgegeben werden. Dank und Aner-
kennung des Directors nebst Uebersicht des Werkes geht im Vorworte voran,
dann folgt eine rasche Skizze der physikalischen Geographie , sodann ein Ab-
schnitt über geologische Nomenelatur, ferner die genaue Beschreibung der
sämmtlichen vierzehn in den älteren sedimentären Schichten unterschiedenen
Formationen und Gruppen, von dem Laurentian bis zum devonischen System.
Die Oberflächen-Geologie wird für sich behandelt. Fossilien in der Folge der
Schichten gegeben. Ein anderer Hauptabschnitt begreift die Beschreibung der
Mineralspecies, die Mineralwasser, die Gebirgsarten, sedimentär und metamor-
phisch und eruptiv, dieser letztere an sich eine höchst werthvolle Gesteinslehre.
Sodann die Aufzählung und Nachweisung nach Localitäten der nutzbaren Mine-
ralien. Die Oberflächen-Geologie ist streng geschieden von der eigentlichen
geologischen Zusammensetzung des Unterbaues, welche kein Gestein neuer als
devonisch darbietet. Unmittelbar darauf folgt nämlich schon der Absatz von
erratischen Blöcken, dem Glacial drift, nach L yell dem neueren Pliocen ange-
hörig. In den benachbarten Theilen der Vereinigten Staaten schon erscheinen
Zwischenglieder, wie etwa westlich der Green Monntains bei Brandon in Ver-
mont, von Mitteltertiärem, mit Braunkohlen und Fossilresten namentlich von
Früchten, aus deren Untersuchung Herr Lesquereux das miocene Alter
nachwies.
Für Canada ist dies ein wahres epochemachendes Werk. Aber gerade in
dem gegenwärtigen Augenblicke ist uns dieser Ueberblick nach zwanzig Jahren
der Arbeit höchst anregend, wo wir selbst so eben eine fünfzehnjährige Arbeits-
zeit schlossen, und wo wir im Begriffe stehen, nebst der in der Zwischenzeit
gewonnenen Uebersichtskarte ebenfalls eine erläuternde Uebersicht zu derselben
vorzubreiten. Wohl dürfen wir uns der Hoffnung hingeben, dass wir, diejenigen
von uns, welche dann noch in den Arbeiten versammelt sind, auf diese Werke
als etwas Erreichtes und Gelungenes zurückblieken werden.
Anthropozoische Alterthümer bei Olmütz von Professor L.
H. Jeitteles. In Bezug auf Forschungen in den anthropozoischen Schichten
darf-ich nicht versäumen eines freundlichen Schreibens des Herrn Professors
L. H. Jeitteles in Olmütz zu gedenken, angereiht an meine Mittheilungen in
unseren Sitzungen am 16. August und 13. September, in welchem er mir Nach-
richt gibt, dass er mehrere von ihm aufgesammelte Gegenstände den erfahrenen
schweizerischen Kennern im Bereiche der Pfahlbauten-Alterthümer zur Ansicht
gesandt. „Hoch erfreut und befriedigt“, schreibt Jeitteles,“ bin ich vor Allem
über den Brief des Herrn Dr. Ferdinand Keller, des Präsidenten der antiqua-
—
Director; Alexander Murray, Esq. Assistant Geologist.; T. Sterry Hunt, M. A., F. R. S.
Chemist and Mineralogist, E. Büllings, Palaeontologist C. Montreal Dawson brothers
London, Paris and New-York Balliere. 1863.
[7] Sitzung am 8. November. L. H. Jeiteles. 205
rischen Gesellschaft in Zürich, des eigentlichen Entdeekers der Schweizer
Pfahlbauten. Die in meiner ersten Sendung an ihn übermittelten Gegenstände
(eine zweite Sendung ging erst kürzlich ab) stimmen fast durchgehends mit
den Funden aus den Schweizer Seen zusammen“. Er erwähnt noch Einiges aus
Dr. Keller’s Briefe:
„Nr. 5, Steinmesser. Dieses Fragment, an dem man auf dem Rücken, am
Ende und an der Seite Schliffe bemerkt, scheint von einem ziemlich grossen
Instrumente herzurühren.
Nr. 10. Der Ohrring wird in Pfahlbauten und in Grabhügeln in ganz glei-
cher Form gefunden.
Nr. 12. ist ein Beil von Knochen, vollkommen ähnlich den in Pfahlbauten
vorkommenden Beilen. Es muss aus dem Knochen eines sehr grossen Thieres,
wohl eines Urochsen verfertigt worden sein,
Nr. 13. Wirte), den in Pfahlbauten gefundenen ganz ähnlich“.
Herr Professor Heer erkannte zwei Varietäten von Weizen und eine von
Roggen. Letzterer fand sich in der Schweiz noch nicht.
„Ein grosser Theil der Knochen ist jetzt in den Händen des Professors
Rütimeyer“ u. s. w.
Auch einen Skeletschädel hatte Herr Jeitteles aufgefunden, und war im
Begriffe, denselben nach Genf zur Ansicht mitzutheilen, doch fehlen mir seitdem
fernere Nachrichten.
Das Montan-Handbuch für 1864 von J. B. Kraus, Eine Vorlage
darf hier nicht unterbleiben, die des Montan-Handbuches des österreichischen
Kaiserthums für 1864. Herausgegeben von Johann Baptist Kraus. 21. Jahrgang
Druck von Anton Schweiger & Comp. Es ist dies wohl ein anerkannt werthvolles
Nachschlagebuch zur Uebersicht der montanistischen Unternehmungen im Aera-
rialischen und im Privatbesitze, mir insbesondere, als Director der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt ist es in etymologischer Bezeichnung ein wahres Handbuch,
denn es ist mir stets von meinem Sitze auf Armslänge zur Verfügung, und wird
vielfach dankbar benützt. Es ist mir die Reihe der Bände eine nie versiegende
Quelle der Belehrung und Uebersicht gewesen, seitdem ich im Jahre 1840 die
Aufstellung damals der Sammlung der k. k. Hofkammer in Münz- und Bergwesen
in dem neuen k. k. Münzgebäude am Glaeis der Landstrasse begann, und daher
stets eine Veranlassung zu dankbarsten Gefühlen von meiner Seite.
Die Bivalven der Gosaugebilde in den nordöstlichen Alpen
vonDr. Karl A. Zittel. Kürzlich erst beendet, freue ich mich einige Worte
der Anerkennung der Arbeit unsers hochverehrten Freundes Herrn Dr. Karl
A. Zittel darzubringen, nun in Karlsruhe, nachdem er eine kurze, aber glän-
zende Laufbahn in; seinen Arbeiten in Wien zurückgelegt, die man in der Wissen-
schaft nicht vergessen wird. Es ist dies eine Abhandlung in den Denkschriften
der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: „Die Bivalven der Gosaugebilde
in den nordöstlichen Alpen. Beitrag zur Charakteristik der Kreideformation in
Oesterreich. Vorgelegt in der Sitzung am 10. December 1863“. Sie bildet den
ersten Theil einer umfangreich eren Arbeit und enthält selbst zehn Tafeln Abbil-
dungen. Nach und nach hatten sich in der k. k. geologischen Reichsanstalt und im
k. k. Hof-Mineraliencabinet durch unsere steten Bestrebungen so viele Exem-
plare wohlerhaltener Fossilreste angesammelt, dass eine Bearbeitung derselben
immer wünschenswerther wurde. Herr Prof. L. F. Zekeli hatte die Gastropo-
den bearbeitet, Herr Prof. A. E. Reuss die Korallen, Herr Bergrath Franz
Ritter v. Hauer die Cephalopoden, Herr Dr. Stoliezka Süsswasser-Mollusken
der Neualpe. Nun unternahm Herr Dr. Zittel die wichtige, aber schwierige
bb *
206 Verhandlungen. Sitzung am 8. November. Dr. K. A. Zittel. [8]
Bearbeitung der Bivalven. Er war aber auch insbesondere durch zahlreiche Vor-
arbeiten zu dieser Aufgabe befähigt. Es ist eine Aufgabe geradezu aus dem
Kreise derjenigen, welche unserer k. k. geologischen Reichsanstalt zukommen,
daher wir ihm um so mehr zu verbindlichstem Danke verpflichtet sind. Nament-
lich aber war es Freund Hörnes, der ihm seine Arbeiten auf das Wesentlichste
erleichterte. Nebst den Vorräthen aus unseren beiderseitigen Sammlungen hatte
Herr Dr. Zittel noch die Exemplare in dem Besitze mehrerer hochgeehrter
Freunde verglichen, und sich Mittheilungen von denselben erfreut, von Herrn
k. k. Vicepräsidenten Ritter v. Schwabenau in Linz, Herrn Hofrath Ritter
v. Fischer in München, den Herrn Professor A. E. Reuss in Wien, Bergrath
Dr.C. W. Gümbel in München, Apotheker Joseph Pauer in Traunstein, Ph.
Mathe&ron, Dr. Reyn&s, A. deRochebrune und P. Deshayes in Frank-
reich. Wir verdanken nun dem hochgeehrten Freunde ein wahres Grundwerk
zur Vergleichung bei ferneren Untersuchungen in unseren Kreideschichten der
nordöstlichen Alpen.
Das vorliegende Heft enthält den ersten Theil der Gosau-Bivalven, und
umfasst die grosse Gruppe der Dimyarier, dem bereits in der Verfassung sehr
vorgeschrittenen zweiten Hefte sind die übrigen asiphoniden Bivalven, Rudisten
und Brachiopoden bestimmt. Folgende neunzehn Familien sind durch Individuen
vertreten:
1. Tubicolae Lam., 2. Solenacea Lam., 3. @lycimeridae Desh., 4. Myacea Lam.,
5. Osteodesmidae Desh., 6. Pholadomyadae Desh., 7. Tellinidae Latr., 8. Psammobidae
Desh., 9. Conchae Lam., 10. Cycladea Fer., 11. Cardiacea Lam., 12. Chamacea Lam.,
13. Lucinidae Desh., 14. Crassatellidae Gray., 15. Carditae Desh., 16. Najades Lam.,
17. Trigonea Lam., 18. Nuculidae d’Orb., 19. Arcacen Lam. Die Genera und Species
sind: 1. Clavagella Lam. exigua Zitt., Fistulana Brug. tubulosa Zitt., 2. Siliqua Meg. v.
Mühlf. Petersi Reuss, Solecurtus sp., 3. Panopaea Men. rustica Zitt., Frequens Zitt.,
4. Corbula Brug. angustata Sow., 5. Anatina Lam. Royana d’Orb., producta Zitt., 6. Pho-
ladomya Sow. rostrata Math., rostrata var. Royana d’Orb., granulosa Zitt.; 7. (Tellina
Linn.) Arcopagia semiradiata Math. sp., biradiata Zitt., fenestrata Zitt., Tellina Stoliczkai
Zitt.; 8. Psammobia Lam. impar Zitt,, Suessi Zitt.; 9. Tapes Meg v. M. fragilis d’ Orb.,
Martiniana Math. sp., eximia Zitt., Rochebruni Zitt.; Venus Linn. Matheroni Zitt.; Cytherea
Lam., Hörnesi Zitt., polymorpha Zitt., Circe Schumacher discus Math. sp., concentrica Zitt.,
dubiosa Zitt., Cyclina Desh. primaeva Zitt., Dosinia Scop. eretacea Zitt.; 10. Cyrena Lam.
(Corbicula) solitaria Zitt., Cyclas Brug. gregaria Zitt., ambigqua Zitt.; 11. Oypricardia
Lam. testacea Zitt., Cyprina Lam. bifida Zitt., crassidentata Zitt., eycladiformis Zitt., Iso-
cardia Lam. planidorsata Zitt., Cardium Linn. productum Sow., Gosaviense Zitt., Reussi
Zitt., Ottoi Gein., (Protocardia) Petersi Zitt., hillanum Sow.; 12. Chama Linn. Brug. Haueri
Zitt., detrita Zitt.; 13. Fimbria Meg. v. M. coarctata Zitt.; 14. Crassatella Lam. macrodonta
Sow., Austriaca Zitt.; Cardita Brug. granigera Gümb. sp., Reynesi Zitt.; Myoconcha Sow.
dilatata Zitt., astarte Sow. laticostata Desh., similis Münst., Gümbeli Zitt.; 16. Unio Retzius
cretaceus Zitt.; 17. Trigonia Brug. limbata d’ Orb., scabra Lam.; 18. Nuculu Lam. conceinna
Zitt., Stachei Zitt., redemta Zitt., Ledu Schumacher discors Gümb.; 19. Limopsis Sassi cal-
vus Sow. sp., Pectunculus Lam. Noricus Zitt., Marrottianus d’ Orb., Cucullaea Chiemensis
Gümb. sp., crassitesta Zitt., semisulcata Math., Austriuca Zitt., bifascieuluta Zitt., Arca
Schwabenaui Zitt., inaequidentatä Zitt., Lommeli Zitt., trigonula Zitt. Man erkennt leicht aus
diesem Verzeichnisse nicht nur den Umfang der Fauna, sondern auch das Verhältniss der
Bereicherung unserer Kenntniss derselben durch die gegenwärtige Arbeit unseres hochge-
ehrten Freundes Zittel.
Jahrbuch 14. Band.
der k.k.geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. IV. Heft.
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Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 29. November 1864.
Herr k. k. Hofrath und Director W. Haidinger im Vorsitz.
Dr. K. G. Laube. — Ueber Encrinus cassianus Lbe. und dessen Ver-
hältnisse zu bekannten Encriniten. „Ich erlaube mir hier eine kurze
Notiz über die für die Geologen gewiss sehr interessante alpine Enerinitenspecies
E. cassianus mitzutheilen, welche so lange mit E. liliiformis Schlth. geführt
wurde und deren gänzliche Verschiedenheit von letzterer Species, wie auch
von allen bekannten Arten dieser Gattung mir nachzuweisen gelang.
Graf Münster bildet im vierten Heft seiner Beiträge zur Petrefacten-
kunde, welches bekanntlich die Paläontologie der St. Cassianer Gebilde behan-
delt, auf Taf. V, Fig. 1, 2, 5 eine Reihe von Bestandtheilen einer Eneriniten-
species ab, welche er mit der aus dem Muschelkalk bekannten Schlotheim’-
schen Species identifieirt, von den abgebildeten Theilen gehören jedoch nur
die Stielstücke und Patinentheile einer Species an, das abgebildete Schulter-
radial gehört zu E. varians Mnstr. Quenstedt kannte eine schlecht erhaltene
Krone und bildet sie in seinem Handbuch der Petrefactenkunde Taf. 54, Fig. 11
als E. liliiformis „von St. Cassian“ ab; gleichwohl diese Abbildung schon
bedeutende Unterschiede von der Schlotheim’schen Species zeigt. Erst
Köchlin-Schlumberger spricht seinen gerechten Zweifel über die Iden-
tifieirung der beiden Arten aus (Bullet. soc. gEol de France IJ. serie, tome
XII, pag. 1052 Note 1) und bemerkt, dass die von ihm gefundenen Patinen-
theile der Cassianer Art mit den durch Goldfuss bekannt gemachten von
klliiformis Schloth. nicht vollständig übereinstimmen. Dasselbe sagt auch
Beyrich in einer Abhandlung über Cassianer Gebilde bei Fuessen (Monats-
berichte der Königl. Berl. Akademie 1862, pag. 31, 33) und fügt hinzu, so
lange man die Krone der fraglichen Speeies nicht vollständig kenne, werde
man mit Sicherheit kaum die Trennung der Species vornehmen können.
In gleicher Weise spricht sich F. v. Alberti aus, dass er die St. Cassia-
ner Art nicht mit der aus dem Muschelkalke identifieiren könnte (1864, Trias,
pag. 57 ff.). Ich selbst kam zum nämlichen Resultate, ich fand Unterschiede,
die mir jedoch nicht hinreichend schienen, auf sie gestützt eine neue Species
zu begründen.
Während meines letzten Aufenthaltes zu München behufs des Studiums der
Münster’schen Originale von St. Cassian hatte mir auch Herr Hofrath Dr. v.
Fischer seine reiche Privatsammlung, worunter eine nicht unbeträchtliche
Suite Cassianer Petrefacten, die er selbst an Ort und Stelle gesammelt hatte, auf
die freundlichste Weise zu Gebote gestellt. Nebst manchen anderen werthvollen
Sachen war ich denn auch so glücklich, darunter eine ringsum freie, wohl erhal-
tene Krone des fraglichen Encrinus zu finden, und auf die Untersuchung der-
208 Verhandlungen. [2]
selben gestützt, festhalten zu können, dass dieselbe eine von allen
bekannten Eneriniten vollkommen verschiedene Art sei.
Die Krone gehört einem Individuum an von der mittleren Grösse eines
ltlüiformis, ist bedeutend abgegliedert und hat zwanzig runde Arme. Dieser
letztere Umstand reicht hin, sie von der Muschelkalkspeeies zu trennen. Ein
feinerer Unterschied würde sehon im Baue der Patinenrandtheile liegen, welche
einen differirenden Durchschnitt zeigen.
Dank der gründlichen Arbeit Beyrich’s über die Crinoiden des Muschel-
kalkes (Abhandlungen der kgl. Berl. Akademie 1857), so wie gestützt auf vorlie-
gende Exemplare der Münchener paläontologischen Sammlung, konnte ich nun
auch nachweisen, dass die Species von sämmlichen anderen bekannten Encriniten
verschieden sei. r
Encrinus Brahlii Overweg unterscheidet sich durch den Bau der Patina,
welche weniger gerundet ist, so wie entschieden durch die Distychie der Arme,
welche bei E. cassianus in einer nur bis an die Hälfte des Armes reichenden
Ziekzacklinie aufsteigt, während sie bei jenen Speeies durehreicht, so dass die
Glieder des Armes keilförmig gestaltet sind.
E. Schlotheimii Quenstedt ist schon durch die Anzahl seiner Arme (25)
geschieden, ausserdem sind die unteren Kronentheile bei der Cassianer Art weit
mehr abgegliedert.
E. aculeatus v. Meyer unterscheidet sich wie von den übrigen durch. seine
dornigen Arme und seine Grösse.
Endlich E. Carnallii Beyrich durch seinen viel flacheren Kelch und die
kantigen Arme, an denen die Distychie erst am neunten Arme beginnt und in.einer
sanften Ziekzacklinie aufsteigt.
Dass man aber auch Encrinus gracilis v. Buch (Dadocrinus v. Meyer)
mit der Cassianer Art nicht leicht verwechseln kann, das geht deutlich aus dem
Bau jenes kleinen Encriniten hervor, der überdies bekanntlich auch ein zehn-
armiger ist.
Es ist demnach klar, dass die Species von St. Cassian eine vollkommen
verschiedene ist, wie ich sie denn auch unter dem Namen E. cassianus als
solche aufgestellt habe.
Die eingehenderen Untersuchungen habe ich in meiner Arbeit über die
Fauna der Schichten von St. Cassian mitgetheilt, weiche die kaiserliche Aka-
demie der Wissenschaften in ihre Denkschriften aufgenommen hat, ich glaubte
jedoch, hier eine kurze Notiz über dieses interessante Petrefact mittheilen
zu dürfen.“
Dr. A. Madelung. Ueber das Alter der Teschenite. — Herr Dr.
Madelung legte eine Abhandlung über das Alter der Teschenite vor, mit wel-
chem Namen bekanntlich von Hohenegger die am Nordrande der Karpatlıen
in Mähren, Schlesien und Galizien auftretenden Eruptivgesteine bezeichnet
worden sind, da sie sich weder von petrographischem, noch geologischem
Gesichtspunkte irgend einer bekannten Gesteinsgruppe unterordnen lassen.
Die Teschenite sind in der ganzen Erstreckung des genannten Gebietes durch
die Schiehten der Kreide und Eocenformation durchgebrochen und haben überall
dieselben gehoben und meist auch metamorphosirt. Trotz dieses letzteren Um-
standes und der vollständigen Uebereinstimmung des petrographischen Charakters
der Teschenite in den älteren wie jüngeren Sedimenten, sind sie von Hohen-
egger immer als die Eruptivgesteine der Kreide- und Eocenperiode. angeführt
und mithin noch zu den mesozoischen Eruptivgesteinen gerechnet worden. Der
Vortragende, welcher im Taufe des letzten Sommers einen grossen Theil des
[3] Sitzung am 29. November. Dr. A. Madelung. 209
Teschenitgebietes bereiste, wies nun in einer Reihe von Beispielen nach, dass
man durchaus keinen Grund habe den Tescheniten ein höheres geologisches
Alter beizumessen, als höchstens das der Ablagerungen der oberen Eocenformation.
Zur Begründung dieser Ansicht wies der Vortragende nach: 1. dass eine
völlige Uebereinstimmung des petrographischen Charakters der durch die Eocen-
schichten gebrochenen Gesteine mit den durch die Kreideschichten gebrochenen
stattfinde; 2. dass die Schichten beider Formationen ausnahmslos und in ganz
gleicher Weise von den Tescheniten aus ihrer ursprünglichen Lage gebracht und
mehr oder weniger stets metamorphosirt worden seien; 3. dass sich an den
Punkten, wo zwei auf einander liegende Schichten der Kreide, z. B. Neocomien
und Aptien (wie dies an mehreren Orten in Eisensteingruben nachgewiesen
ist), durch die Teschenite in verschiedener Weise eine gestörte Lagerung
zeigen, diese letztere auch bei Annahme des jüngeren Alters der Teschenite ein-
fach durch zwei Hebungen zu verschiedenen Zeiten und durch verschiedene
petrographische Beschaffenheit der Sedimentschichten erklären lasse; 3. dass
sich kein einziger Punkt angeben lasse, an welchem man annehmen müsste, dass
die Teschenite älter als irgend eine auch nur der höheren Kreideschichten seien.
Im Anschlusse an die vorigen Bemerkungen über die Teschenite weist Herr
Dr. Madelung auf die von B. v. Cotta kürzlich erst unter dem Namen Banatite
beschriebenen Eruptivgesteine aus dem Banat hin, welche durch mannigfache
Analogien sowohl in petrographischer Hinsicht, als namentlich in Betreff des
geologischen Alters, welches nach Cotta wahrscheinlich Eocen ist, sich den
Tescheniten nähern. Da nun die Banatite in einzelnen Abänderungen manchen
älteren Trachyten Ungarns und Siebenbürgens auffallend gleichen, so spricht der
. Vortragende noch zum Schlusse die Vermuthung aus, dass beide Gesteinsgruppen,
sowohl die Teschenite wie die Banatite, obwohl sie jede für sich scheinbar ziem-
lich scharf abgegrenzt sind, doch wohl nur als locale Ausbildungsformen der
Trachyte zu betrachten seien.
Franz Ritter v. Hauer. Geologische Aufnahmskarte der Ge-
gend nordöstlich von Neutra.
Als einen Theil der Aufgaben der dritten Section der k. k. geologischen
Reichsanstalt hatte Herr k. k. Bergrath Fr. v. Hauer gemeinschaftlich mit dem
Montan-Ingenieur Herrn B. v. Winkler dieAufnahme des Gebirgstockes besorgt,
der von Neutra in nordöstlicher Richtung fortstreieht über den Zobor, den Tri-
becs, bis an die Grenze des grossen Schemnitzer Trachytstockes. Unter Vorlage
der betreffenden Karten weist derselbe darauf hin, dass der gedachte Gebirgs-
stock der Hauptsache nach aus einer von krystallinischen Schiefer- und Massen-
gesteinen gebildeten Centralmasse besteht, die ringsum von Sedimentgesteinen,
und zwar Quarziten und Kalkgesteinen verschiedenen Alters überlagert und ring-
formig umgeben ist. Nur im nordöstlichen Theil des ganzen Gebietes aber, von
Krne über Ugrocz, Hochwiesen, Fenyö-Kosztolan bis Keresztur bei Kis-Tapolesan
bilden diese Sedimentgesteine zusammenhängende Massen, während sie weiter
nach Südwest, namentlich an der Südost- und Nordwestseite des Trachytstockes
durch tief eingeschnittene, mit Löss erfüllte Thäler in einzelne, meist wenig aus-
gedehnte Parthien zerrissen sind. Erst wieder im südwestlichsten Theil im Zobor-
gebirge erscheinen an der Nordseite der krystallinischen Centralmasse ausge-
dehntere Parthien der Sedimentgesteine
Aber auch die eentrale Masse des ganzen Stockes ist an zwei Stellen durch
Züge der Sedimentgesteine, die von Norden nach Süden quer über das ganze
Gebirge herübersetzen, zweimal unterbrochen. Das erste Mal entlang der tiefen
Querspalte von Szalakusz nach Zsere, an deren Grund sogar Löss fort und fort
210 Verhandlungen. [4]
zu beobachten ist, während beiderseits sehr ausgedehnte Parthien von Quarzit und
Kalksteinen die Granitmasse am Südfuss des Zobor von jener des Tribecz tren-
nen; dann das zweite Mal auf der Linie von Kis-Tapolesan, über Skizow und
Klis (Kolon) bis Noweisa. Es wird hiedurch das ganze Gebiet in drei natürliche
Gruppen gesondert, in jene des Zobor, jene des Tribees und jene des Rozdil,
deren jede ihre besonderen Eigenthümlichkeiten darbietet und in späteren Mit-
theilungen ausführlicher besprochen werden soll.
Schliesslich spricht Herr v. Hauer seinen lebhaftesten Dank für die freund-
liche Unterstützung aus, die ihm allenthalben in der untersuchten Gegend zu
Theil ward, namentlich den Herren Dr. Joseph Nagy in Neutra, Graf K. For-
gacs in Ghymes, Dechant L. Loziezky de Baja in Kis-Apathi, Pfarrer
Martin Hrmo in Fenyö-Kosztolan, Forstmeister Joseph Balhauser in Kis-
Tapolesan, Fürst Arthur und Fürst Gyula Odescalchi in Solcan und in Szer-
dahely, Baron Gustav und Gregor Friesenhof in Brogyän, Cameralförster
Eduard Bobat in Kolos, Baron Friedrich Rüdt in Füss, endlich Herrn Director
J. Choczenski aus Wien, der sich bei den Aufnahmen in der Umgebung von
Fenyö-Kosztolan und Hochwiesen den Arbeiten anschloss.
Petrefacten aus der Umgegend von Waag-Neustadtl, ein-
gesendet von Herrn Apotheker Emil Keller. — Herr k. k. Bergrath
Fr. v. Hauer legt eine Suite von Pretrefacten aus den rhätischen Schichten vor,
als: Lithodendronkalke von Tureezka: Omphalia Coquandana Orb. sp., Nerinea
Buchi Kef. sp., dann Actaeonellen u. s. w. aus der Kreide von Batkowetz bei
Verbö, — aus den Posidonomyen-Schichten (Liasfleckenmergel) von Zemanske
Podhrady Ammonites radians Schloth., A. Nodotianus Orb., — endlich einige
Tertiärpetrefaeten aus den Schichten von Cabrate@, dann von Miessice u. s. w.,
sämmtlich aus der Umgegend von Waag-Neustadtl, die ihm sammt einigen Noti-
zen über das Vorkommen von Herrn Apotheker Emil Keller freundlichst über-
sendet worden waren. Wir sind demselben zum besten Danke für diesen Beweis
der Theilnahme an unseren Arbeiten verpflichtet.
M. V. Lipold. Kohlenbergbaue bei Grünbach. — Herr k.k. Berg-
rath M. V. Lipold gibt einen Beitrag zu der bereits im II. Jahrgange des Jahr-
buches der k. k. geologischen Reichsanstalt (1851) von dem verewigten Berg-
rath J. Czjzek erschienenen Abhandlung: „Die Kohle in den Kreideablagerungen
bei Grünbach, westlich von Wiener-Neustadt“, indem er das Vorkommen und
die Lagerungsverhältnisse der Kohlenflötze in den seit ungefähr 30 Jahren in
Betrieb stehenden, dem Grosshandlungshause „Freiherrn von Reyer und
Schlick“ gehörigen Steinkohlenbergbauen auf der „Klaus,“ in der „Lanzing“
und am „Reitzenberge“ bei Grünbach besprieht und durch Profile erläutert.
Auf der „Klaus“ stehen drei von einander getrennte Kohlenfelder
mittelst des Clementin-Stollens und eines 65 Klafter tiefen Haupt-Maschinen-
schachtes in gleichzeitigem Abbaue. Das Haupt- oder eigentliche „Klauser-“
Kohlenfeld führt vier abbauwürdige Kohlenflötze, welche im Durchschnitte nach
Stunde11 (Süd15° Ost) streichen und mit 35—40 Grad nach Osten einfallen,
— das nördlich von diesem befindliche Kohlenfeld „an der Wand“ zwei bau-
würdige Kohlenflötze mit dem Streichen Stunde 3—4 (NO.) und mit wider-
sinnischem Einfallen von 45 Grad gegen Nordwesten, somit gegen die Trias-
kalksteine der „Wand,“ respective des „Glendspitzes“, an dessen Südseite der
Bergbau umgeht, — endlich das westlich von dem letzteren befindliche „Pfenig-
wies“-Kohlenfeld fünf Kohlenflötze mit dem Streichen Stunde 1 (Nord 15° Ost)
und 40 Grad östlichem Einfallen. Diese Kohlenfelder stehen durch Querschläge
in Verbindung und bilden ein vereintes Bergbauobject. Die Mächtigkeit der
[5] Sitzung am 29. November. M. V. Lipold. 511
Kohlenflötze wechselt zwischen 2 und 4 Fuss, wächst einerseits bis zu 7 Fuss
an, verringert sich aber andererseits auch bis zur Verdrückung. Die Ausrichtung
der Flötze in den einzelnen Kohlenfeldern beträgt nach dem Streichen 30—80
Klafter, nach dem Verflächen (in dem Klauser-Felde) bei 80 Klafter. Südlich von
dem Klauser Kohlenfelde gehen Ausbisse von Kohlenflötzen zu Tag, welche von
Ost in West streichen und saiger stehen, deren Ausrichtung aber noch
bevorsteht.
In der „Lanzing“, an der Nordseite des Glendspitzes, des westlichen Aus-
läufers der „Wand“, sind bei 20 Kohlenflötzstreichen verquert worden, darunter
jedoch nur ein bereits abgebautes Kohlenflötz von 4 Fuss und zwei Kohlenflötze
von 11/,—2 Fuss Mächtigkeit. Ihr Streichen ist Stunde 5 (Ost 15° Nord), ihr
Einfallen theils ebenfalls ein widersinnisches südliches, theils ein sehr steiles
nördliches. Die Kohlenablagerung ist stark gestört und beschränkt.
Am „Reitzenberge*, südwestlich von der Klaus, ist durch den Abbau ein
vollkommen isolirtes muldenförmig gelagertes Steinkohlenfeld von 150
Klafter Länge und 60 Klafter Breite mit fünf Kohlenflötzen von 11/,—3 Fuss
Mächtigkeit aufgeschlossen werden. Der grössere Theil der Flötze ist abgebaut.
Zum Schlusse bemerkt Herr Bergrath Lipold, dass sich die Hoffnungen,
welche man anfänglich auf die Kohlenablagerungen der Kreideformation (Gosau-
formation) in der „neuen Welt“ und bei Grünbach setzte, nur in bescheidenem
Masse realisirt haben, indem nur die Bergbaue des Herrn H. Drasche in
Grünbach und jene der Herren Reyer und Schlick auf der Klaus zu einiger
Bedeutung gelangten. (Letztere erzeugten 1849 bis 46.000 Ctr., in den letzten
Jahren bereits über 200.000 Cir.) Insbesondere hat sich die Vermuthung, dass
die an der „Wand“ ausbeissenden Kohlenflötze in der ganzen Mulde der Kreide-
schichten der „neuen Welt“ zu finden sein werden, nicht bewährt, wie dies
mehrere Grubenbaue und Bohrungen dargethan haben.
M. Simettinger. Geognostische Skizze des Stübinggrabens
(Feistritz, Peggau westlich) in Steiermark, vorgelegt von Herrn D. Stur. —
„Herr Simettinger fand im Gebiete der als devunisch geltenden Schiefer
und Kalke dieser Gegend zwischen Gross-Stübing und Uebelbach, in dem Peheim-,
Fuchs- und Brandner-Graben, wie es scheint eine mächtige Ablagerung an Erzen.
Ziemlich nahe der Tihalsohle und in einer Höhe von 80—100 Klaftern über der-
selben, treten in der genannten Gegend Bänke von graulich- weissen , grobblät-
terigen oder feinkörnigen Pflinzen zu Tage, die an diesen Punkten seit Jahren
zu Bauzwecken steinbruchimässig gewonnen werden. Das Lager ist am Tage
von Quarzadern durchzogen. Grosse Mächtigkeit, mässige Reinheit der Erze
und ein Streichen auf 1200 Klafter sind angegeben. Auch in Schutthalden im
thonigen, sehr ocherigen Sande sind Brauneisensteine und verwitterte Spath-
eisensteine mit Rohwand aufgeschlossen. Der Gehalt der grauen Pflinze wird auf
25—30 Perec., der Brauneisensteine 40—50 Perc. Eisen angegeben.
Im Liegenden dieser Lagerstätten bricht mit Spatheisenstein, Zinkblende
und Schwefelkies, Bleiglauz ein und lässt sich wie die Pflinze tagbaumässig
gewinnen.
Endlich wird einer Kalktuffbildung Erwähnung gemacht, deren Fort-
sehreiten von der Ueberkrustung der Moose bis zur Bildung eines mürben Bau-
steines zu verfolgen ist.“ |
D. Stur. Vorkommen des Gneisses nordwestlich von Uebel-
bach. — „Man hat seit kurzer Zeit begonnen, sogenannte Granitwürfelsteine
aus einem neu eröffneten Bruche im Kleinthale nördlich von Uebelbach zu
gewinnen. *
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Baad. 186%, Verhandlungen. ec
312 Verhandlungen. [6]
„Am 29. October dieses Jahres wurde es mir möglich, dieses Vorkommen
zu untersuchen. Schon an den zu Peggau und Feistritz aufgehäuften Massen der
Pflastersteine sah ich wohl, dass das Materiale der Würfel Gneiss und nicht
Granit sei. Dennoch besuchte ich die angegebene Stelle, da sie jenem grossen
von A. v. Morlot auf der geologischen Karte von Judenburg und Knittelfeld
angegebenem Massiv von Hornblendegesteinen angehört, die nach v. Morlot
den ganzen Gebirgsstock der Kleinalpe zusammensetzen.
Längs dem Uebelbache, bis Uebelbach aufwärts, verquert man bei welliger
flacher Lagerung der Schichten devonische Kalk- und Schieferablagerungen.
Der Schiefer bildet die Tiefe der Thäler, die mit Lehm erfüllt ist, und den Fuss
der Berggehänge, während die Bergrücken aus Kalk bestehen. Der Kalk ist
grau bis dunkelgrau, dicht, mit Kalkspathadern, der Schiefer grünlich oder
grünlichgrau mit grünen und rothen Flecken, dünnschiefrig, talkartig glänzend.
Schon im ersten Graben oberhalb’Uebelbach steht Glimmerschiefer an, Schwefel-
kies eingesprengt enthaltend, mit SO.-Einfallen. Man behält dieses Gestein theil-
weise anstehend im Uebelbachthal bis zur Einmündung des Kleinthales und in
dem letztgenannten Thale aufwärts bis zum Wallner Wirth. Einige hundert
Schritte von der Mündung des Kleinthales aufwärts bemerkt man im Glimmer-
schiefer eine 21/, Fuss mächtige Lage eines schön rosenroth gefärbten körnigen
Kalkes mit SO.-Einfallen.
Vom Wallner Wirth setzte ich meinen Weg nördlich fort durch jenes
Seitenthal, welches von der Fenster-Alpe fast rein südlich in's Kleinthal herab-
gelangt. In der gauzen Erstreckung dieses steil ansteigenden verengten Thales
ist Gneiss das vorherrschende Gestein, das mit Glimmersehiefer und Hornblende-
gestein in dünnen untergeordneten Schichten wechsellagert. Erst ii obersten
Theile der Schlucht, ganz am Fusse der Fenster-Alpe, gelangt man nach einem
fünfstündigen Marsche endlich zu den Steinbrüchen. Der eine Steinbruch am
rechten Thalgehänge ist Eigenthum Seiner Excellenz des Herrn Baron v. Thinn-
feld, Gründers unserer k. k. geologischen Reichsanstalt. Der am linken Gehänge
wird Grossauer’s Steinbruch genannt. Der im rechten Gehänge aufgesehlossene
Gneiss in einer Mächtigkeit von 5 — 6 Klaftern ist sehr gleichförmig feinkörnig.
Im linken Gehänge enthalten die 3 — 4 Fuss mächtigen Lagen desselben fein-
körnigen Gneisses glimmerarme und feldspathreiche sehiehtförmige Einlagerun-
gen, in denen Turmalinkrystalle häufig erscheinen.
Das Gestein beider Steinbrüche lässt sich nach zwei Riehtungen ziemlich gut
bearbeiten; die dritte Richtung ist schwierig und kostet den Arbeitern viel Mühe.
In beiden Steinbrüchen sieht man sowohl im Liegenden als Hangenden des
Gneisses Hornblendegesteine folgen. Die Lagerung ist sehr flach, fast hori-
zontal und fallen die Schichten in beiden Steinbrüchen nach 0. In anderen
Theilen der Gegend fand ich die Lagerung immer derartig, dass das Streichen
senkrecht auf die Thalriehtung steht mit dem Fallen thalabwärts.
Die ganze begangene Gegend, von Uebelbach aufwärts, gehört dem Horn-
blendeschiefergebiete v. Morlot's an; und doch findet man Hornblendegesteine
dem Glimmerschiefer sowohl als dem Gneiss nur untergeordnet eingelagert. In
den Alluvionen der Thäler sieht man die Hornblendegesteine kaum den zehnten
Theil der Geröllinassen bilden, und hiervon zeigen die grösseren Gerölle fast alle
an, dass das Hornblendegestein nur in 3 — 4zölligen Schichten dem Gneisse
und dem Glimmerschiefer. eingelagert ist, und somit entschieden untergeordnet
vorkommt.
Eben so fand Herr Bergrath Foetterle, nach einer freundlichen Mitthei-
lung auf dem Wege von Weisskirchen über die Stub-Alpe nach Köflach, der das
[7] Sitzung am 29. November. D. Stur. 213
Hornblendeschiefergebiet v. Morlot’s im SW. durchquert, durchgehenrds nur
Glimmerschiefer und keine Hornblendegesteine. Noch westlicher im Granitzen-
Thale von Weisskirchen nach Obdach fand ich oberhalb Eppenstein wohl einige
dünne Lagen von Hornblendeschiefer dem Glimmerschiefer eingelagert, weiter
aufwärts jedoch keine Spur mehr von diesem Gestein.
Nach diesen B-obachtungen wird es wohl gerathen sein für das ganze
Gebiet der Hornblendeschiefer v. Morlot’s den Glimmerschiefer als herrschen-
des Gestein zu verzeichnen, und in diesem die Gneisse dort auszuscheiden, wo
sie eben bekannt geworden sind und eine Wichtigkeit erlangt haben. Hiermit
wird zugleich dem Uebelstande ausgewichen, ein sonst in den ganzen Alpen
nirgends vorherrschend auftretendes, und hier ebenfalls untergeordnetes Gestein
in einer, jedem Beschauer der Karte auffallenden und nicht erwiesenen grossen
Masse einzeichnen zu müssen.“
D. Stur. Abhandlungen über die „Schichten der Avicula con-
torta“* von den Herren W. Gümbel, J. Martin, Schenk und A. v.
Dittmar. Herr D. Stur legt diese in der letzten Zeit uns freundichst übersen-
deten Arbeiten vor.
Vor allen verdient in erster Reihe unsere Aufmerksamkeit eine schon im
verflossenen Frühjahre angekündigte Abhandlung von Herrn Bergrath Gümbel
„Ueber das Knochenbett (Bonebed) und die Pflanzenschichten in der rhätischen
Stufe Frankens“ (Sitzung der math.-phys. Classe vom 7. Mai 1864 d. königl.
Akademie zu München).
Diese Abhandlung enthält eine lange Reihe von Durchschnitten (A, B,
CC... .Z), die die Lagerungsverhältnisse derjenigen Schichten in einge-
hendster Weise darstellen, die die Flora des Palissyen-Sandsteines enthalten. Es
geht aus allen diesen Durchschnitten hervor, dass der Palissyen-Sandstein zwi-
schen dem Keuper und den untersten Schichten des Lias gelagert sei. Es wer-
den zwei Glieder in diesem Schichteneomplexe hervorgehoben (p. 223): grauer
Thon und Schieferthon, in welchem die Flora des Palissyen-Sandsteins enthalten
ist als oberes, gelber Sandstein als unteres Glied. Aus dem Durchschnitte A in
den Steinbrüchen von Strullendorf ist zu ersehen, dass über dem Horizont des
fränkischen Pflanzenlagers ein Knochenbett vorhanden sei, in welchem Sargo-
don tomicus Plien., Ceratodus cloacinus Qu., Hybodus cloacinus Qu. und Car-
dinia cf. acuminata Mart. gefunden wurden. Herr Bergrath Gümbel erklärt
dieses Knochenbett für das Knochenbett der Avicula contorta und hiernach
müsste auch das fränkische Pflanzenlager in den Complex der Avicula contorta
Schiehten eingereiht werden. Dieses Resultat ist mit jener meiner Darstellung
vom 19. April 1864: „Einige Bemerkungen über die an der Grenze des Keupers
gegen den Lias vorkommenden Ablagerungen“ im Widerspruche, wo ich für
unsere Pflanzen aus den Grestener Schichten und die Flora des Palissyen-Sand-
steines ein liassisches Alter vindieiren zu müssen glaubte. Die Masse der Anga-
ben des Herrn Bergrathes Gümbel ist so überwältigend, dass ich im ersten
Durchlesen seiner Abhandlung nur höchstens noch „in der Flora des Kanonen-
berges bei Halberstadt, deren ganz genauer Horizont immer noch in tiefes Dun-
kel gehüllt bleibt“, ein Aequivalent für unser Gresten ersehen konnte.
Doch gelangte gleichzeitig mit der besprochenen sehr werthvollen Abhand-
lung eine andere an mich: de la Zone & Avicula contorta et du Bone-bed de la
Cöte d’Or par Jules Martin, die ich der Freundlichkeit des geehrten Autors
verdanke. (Extrait des Memoires de l Academie de Sciences, Arts et Belles
Lettres de Dijon, tom. XI, 1863). Ich will.aus dieser reichhaltigen Abhandlung
nur das für die Feststellung des Horizontes der Flora des Palissyen-Sandsteines
ee *
214 Verhandlungen. [8]
sehr wichtige Resultat hervorheben, zu dem Herr Martin nach einer sehr
ausführlichen Analyse des in der Cöte d’Or vorgefundenen Knochenbettes gelangt
ist, dass er einen Theil, der im Horizont der Avicula contorta vorkommenden
Zähne, namentlich Saurichtys acuminatus. Hybodus minor und sublaevis,
Acrodus minimus, Sargodon tomicus in seiner Zone des Am. Burgundiae und
in der noch höheren des Am. angulatus, und zwar gleichzeitig mit Cardinia
sublamellosa, C. Listeri, Astarte Guexü, Pecten Stehli, Spiriferina Waleotti
und Montrivaltia sinemuliensis (p. 19) gefunden habe.
Es sei nur noch erlaubt eines schon längst bekannten Resultates des Herrn
Dr. Rolle (Sitzb, der k. Akademie B. XXVI,p.31—32) zu gedenken, der eben-
falls im Bonebed der Waldhäuser Höhe bei Tübingen ınit Ammonites Hagenowi
und Cardium Philippianum, Hybodus sublaevis und minor, Acrodus minimus,
Saurichthys acuminatus, Sargodon tomicus, Gyrolepis tenuistriatus angibt.
Wenn man nach diesen beiden Autoren die von Herrn Bergrath Gümbel
angegebenen Funde des Knochenbettes über der fränkischen Pflanzenschicht
interpretirt, so steht der Erklärung dieses Knochenbettes für eine liassische
Schichte nichts entgegen, .da überdies auch die Cardinia acuminata, mit
welcher die im Knochenbette von Strullendorf vorkommende Cardinia ef. acu-
minata verglichen wird, nach Herrn Martin’s neuesten Untersuchungen unter
den Petrefaecten der Contorta Zone nicht aufgeführt ist und in die Zone des
Am. planorbis und angulatus eingereiht wird.
Es sei noch einmal erlaubt, auf die Abhandlung des Herrn Bergrath
Gümbel zurück zu gehen. In allen gegebenen Durchschnitten erscheint der
obere Theil der Liaskeuper - Grenzschichten ein wechselvollerer, während der
tiefere Theil, der noch immer eine Mächtigkeit von 20 Fuss (Durchschnitt A,
B) bis 45 Fuss (Durchschnitt D) besitzt, sehr gleiechförmig zusammengesetzt
zu sein scheint und als weisslicher oder gelblicher Bausandstein angeführt
wird. Dieser tiefere Theil ist, wie es scheint, der Horizont der verhängnissvollen
Anodonta protera derGurkenkern-Schiehten (p. 223 und 224). Ueber diesem
Bausandsteine folgen die tiefsten Schichten des Palissyen - Sandsteines bald
putzenartig ausgebildet mit ungleicher Mächtigkeit (Durchschnitt B) oder Mul-
den ausfüllend in linsenförmigen Partien (Durchschnitt X und N) oder selbst
unter abweichender Lagerung (Durchschnitt N), und gerade dieser tiefste Theil,
wie auch Braun es oft hervorgehoben hat, die Ausfüllmasse der Vertiefungen
des Bausandsteines,, führt die Flora der Oasen. Wenn man diese ausserordent-
lich genauen, bis in’s kleinste Detail eingehenden Angaben des Herrn Bergrath
Gümbel aufmerksam durchgeht, kann man sich des Dranges kaum erwähren,
gerade über dem Bausandstein — Bonebed — Sandstein — in jenem Niveau, in
welchem allein Störungen in der Ablagerung dieser Gegenden nachgewiesen sind,
die Grenze zwischen dem Lias und der rhätischen Formation ziehen zu wollen.
Diese Combinationen eines Entferntstehenden, die sich auf die, wie gesagt,
detaillirtesten Angaben eines hochverdienten Geologen basiren, mögen nicht
verkannt werden. Sie würden entschieden nicht veröffentlicht werden, wenn die
einseitige Interpretation der Thatsachen nicht unsere eigenen Arbeiten so nahe
träfe und hieraus Missverständnisse entstehen könnten, die dem Fortgange nach
Vorwärts hemmend in den Weg treten könnten,
Mit diesen Arbeiten stehen in nächster Verbindung zwei andere eben so
wichtige Darstellungen des Herrn Professors Schenk in Würzburg „über die
allgemeinen Verhältnisse der Flora des Keupers und Bonebed“ ferner „über
einige der rhätischen Formation angehörigen Pflanzen“, beide Vorgänger einer
grossen Arbeit, die sehnlichst erwartet wird.
%
[9] Sitzung am 29. November. D. Stur. 215
Kein Tag vergeht fast, ohne dass eine kleinere Abhandlung oder ein
grosses Buch über die Schichten der rhätischen Formation in unsere Hände
gelangte. Eben erhielten wir das Buch „Ueber die Contorta-Zone (Zone der
Avicula contorta Portl.), ihre Verbreitung und ihre organischen Einsehlüsse von
Dr. Alphons v. Dittmar, München 1864“. Dieser Abhandung findet man ange-
hängt eine geologische Karte der rhätischen Formation in Europa, betitelt:
„Uebersicht der Contorta-Schichten *, ein recht werthvolles, die Uebersicht über
die Verbreitung dieser Schichten erleiebtendes Kärtchen. Das Bıch sammelt
die zahlreichen Abhandlungen der verschiedenen Antoren über die Contorta-Zone
und vereinigt mit diesen die eigenen Beobachtungen des Verfassers. Dem öster-
reichischen Geologen fallen in der „kritischen Zusammenstellung der organi-
schen Reste in den Contorta-Sehiehten“ auf die mitaufgezählten echten Gre-
stener Vorkommnisse :
Terebratula grossulus Suess, T. grestenensis Suess, Spirifer Haueri
Suess (von welehem die typische Form Herr Professor E. Suess aus dem
schwäbischen Lias kennt), Ahynchonella austriaca Suess, R. obtusifrons Suess,
die bis heute noch nie im Gebiete unserer Alpen in den Kössener Sehiehten gefun-
den wurden und mit echten Lias-Petrefaeten: Nautilus rugosus Buv., Pecten
liasinus Nyst, Pleuromya unioides Ag., Pl. striatula Ag., Cardinia coneinna-
gigantea Qu., Mytilus Morrissii Oppel, Gryphaea arcuata Lam u.s. w. einzig und
allein vorgekommen sind. Auch kann man der Art und Weise, mit welcher der
Herr Verfasser den Namen: Terebratula Schafhaeutli Stoppani 1857 dem:
Terebratula gregaria Suess 1854 vorzieht, auch in dem Falle, wenn die Ab-
bildungen Suess als misslungen bezeichnet zu werden verdienten, nicht beipflieh-
ten, die gegen alle bisher giltigen Regeln über die Priorität der Namen anstösst.“
Der Vorsitzende schliesst noch eine Reihe von Vorträgen an.
Erinnerung an Heinrich Arnstein. — „Wohl sind wir verpflichtet, ein
Wort der Erinnerung dem vor wenigen Tagen, am 23. November verewigten
k. k. Kriegseommissär in Pension Heinrich Arnstein zu weihen, so wie wir in
der vorigen Sitzung des in seinem 22. Jahre verewigten, so hoffnungsvollen
Dr. Otto v. Littrow, Sohnes des ausgezeichneten Direetors unserer k. k. Wiener
Sternwarte Karl Ludwig v. Littrow gedachten. Seitdem auch der Tod des hoch-
verdienten Forschers k. k. Professor Simon Stampfer, das häusliche Unglück
unseres langjährigen Arbeitsgenossen, Professor K. F. Peters. Arnstein hatte
das 41. Jahr noch nicht erreicht, wir konnten von dem Fleisse, mit welchem er
sich paläontologischen Studien widmete, noch manches Ergebniss erwarten!
Dr. F. Stoliezka nach Caleutta zurückgekehrt. — Von unserm
hochverehrten Freunde Dr. F. Stoliezka kam gestern wieder neue Nachricht.
Seinen Brief vom 3. October aus Simla im Himalaya hatte ich am 17. November
in der Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften vorgelegt. Sto-
liezka hatte seine Untersuchung des Spiti-Thales in Gesellschaft des Herrn
F. Mallet glücklich beendigt und in derselben neun gut unterscheidbare
geologische Formationen erkannt, von dem Silurischen beginnend. Ueber die-
sem nämlich die Steinkohlenformation mit charakteristischen Fossilien. Sodann
mächtig entwickelt die Kalksteine der Trias, mit Halobia Lommeli, globosen
Ammoniten, Orthoceras, Auloceras und vielen Brachiopoden. Ueber diesen bitu-
minösen Kalk mit diekschaligen Bivalven, etwas ähnlich Megalodon triqueter, von
welchen Stoliezka ein Exemplar von Einem Fuss Durchmesser nach Hause
nahm. Dann Kalkstein mit Belemniten, wenigen Ammoniten, aber vielen Brachio-
poden, wahrscheinlich Lias. Den alpinen Hierlatz-Schichten sehr ähnlich ist das
Gestein am Parang-Passe. Ueber diesen liegen die Black shales genannten thonig-
216 Verhandlungen. [10]
schiefrigen Schichten mit Coneretionen, welche die vom Spiti-Thale bekannte
Cephalopoden-Fauna enthalten. Hierauf gelbliebe kalkige Sandsteine mit
Avicula echinata und Opis, dem obern Jura von Nattheim zu vergleichen. So-
dann lichte Kalke mit Nodosaria, Dentalina, Cristellaria und Rudisten-Bruch-
stücken, wohl sicher Kreide, die bisher vom Himalaya nieht bekannt war, wenn
auch aus Persien. Das oberste ist ein Kalkmergel ohne Spur von Petrefacten,
doch wohl von demselben Alter. Die Caravane, die beiden Europäer mit 36 Coo-
lies und 10 Dienern kreuzten die Himalaya-Alpenkette zwischen den Zuflüssen des
Sutlej und des Indus auf einem Passe von 19.000 Fuss Höhe und stiegen dann
gegen Henle hinab, Stoliezka sah durch drei Monate keinen Baum, dagegen
geologische Erscheinungen desto deutlicher. Auch manche andere Gegenstände
wurden möglichst gesammelt. „Draba für Stur, Primeln für Schott.“ Wenige
Landeonchylien für Franz v. Hauer, eine vollständige Himalaya-Fauna von
drei Helix-, einer Pupa- und einer Lymnaeus-Art. Von Henle über die chinesische
Provinz Tshu-Tshu zurückzukehren scheiterte an den Schwierigkeiten der Einge-
bornen, welche nur die Geologen, aber nicht ihre Begleiter durchlassen wollten.
Stoliezka war noch bei Simla gegen die Ebene zu auf dem Landsitze
des Generals Innes. eines Freundes der Geologie, zurückzeblieben, als er die
Nachricht von der furchtbaren Cyklone erhielt, welche am 5. October in Cal-
eutta so grosse Verheerungen anrichteten. Er säumte nieht länger zurückzu-
kehren und seine neuesten Nachrichten sind vom 22. und 23. October. Wie
in Simla unsere Mai-, Juni- und Juliberichte, hatte Stoliezka den Bericht über
die Sitzung am 16. August nun in Caleutta vorgefunden, und wenn ich auch nicht
den ganzen Wortlaut hier wiedergeben kann, mit dem er mir seine Theilnahme
über das mich so hoch erhebende Ereigniss, mit welchem der Bericht beginnt,
darlegt, so bin ich wohl verpflichtet, ihm meinen innigsten Dank dafür auszuspre-
chen für sein freundliches Wort: „Ein innigst gefühlter Wunsch aus dem fernen
Indien, aber, „gleiche Lagen, gleiche Gefühle, gleiches Streben vereinigen“
uns Alle!“ A
Unser hochverehrter Freund gibt auch einiges Nähere über die Cyklone, was
in den Tagesblättern noch nicht bezeichnet war. Unter andern, dass Caleutta
selbst, der europäische Theil nicht so viel gelitten, „einige Häuser sind nieder-
gerissen worden, die meisten aber theilweise beschädigt. Nur etwa 30 Leute
sind zu Grunde gegangen. Der übrige Theil, wo die Eingebornen wohnen, hat
aber furchtbar gelitten. Man sagt, mehrere Tausende von Eingeborenen seien weg-
geweht und erschlagen worden. Und ähnliche Berichte laufen ein von Daeca und
dem östlichen Theile von Bengalen. Der Anblick des Hafens ist herzzerreissend.
Von etwa 300 Schiffen (alle über 1000 Tonnen) sind kaum 10 an den Ankern
geblieben, die anderen sind vom Winde den Fluss hinaufgetrieben worden und
mehr oder weniger beschädigt. Einige sind untergesunken, andere mehrere
hundert Klafter weit weg auf trockenes Land geworfen u. s. w.“ „Im Caleutta-
Hafen allein 600 Seeleute umgekommen“. Im botanischen Garten, dem einzigen
Spaziergang, kaum der hundertste Theil der Pflanzen nieht entwurzelt, von dem
Wenigen kaum der zehnte noch mit Laub zurückgeblieben. Unser hochgeehrter
Freund Oldham war von seinem Somineraufenthalte in Almora noch nicht
zurückgekehrt.“
Ur-Archäologie. 1. A. v. Morlot. „Eine ungemein anregende kleine
Schrift unseres früheren so unermüdlichen Arbeitsgenossen Herrn Ritters Adolph
v.Morlot erhielt ich durch seine freundliche Zusendung vor wenigen Tagen:
„Die ersten Schritte in dem Studium des hohen Alterthums, das ist der vor-
historischen Zeiten“ von A. Morlot. Auszug aus den Acten der Gesellschaft des
»
[11] Sitzung am 29. November. W. Haidinger. 217
Wetteifers im Jura, Jahr 1863 1). Wie hat sich dieses Studium in der neuesten
Zeit herausgebildet. Ich bedaure, sie nicht hier wörtlich wiedergeben zu können,
doch dürfen die Hauptpunkte nicht fehlen. Ein Antiquar und Numismatiker,
Mahudel, gab in der Pariser Akademie im Jahre 1734 eine Abhaudlung über
die sogenannten Donnerkeile, wie man gewisse Steinkeile damals und noch
» lange nachher nannte, Mehr eingehend behandelte den Gegenstand im Jahre 1768
A. Y. Goguet in dem Werke über den Ursprung der Gesetze, Künste und Wis-
senschaften 2). Ein noch späteres Werk, und zwar in meisterlicher Behandlung,
war das des Herrn de Caumont3), von welchem bereits der Ausdruck der
„Chronologischen Horizonte“ herrührt. Bereits bezeichnet er die Folge der
Beerdigungen, erst in sitzender Stellung, die Knie gegen dasKinn herangerückt,
später im Bronzealter grösstentheils Verbrennung, was etwa auf einen Feuer-
eultus deutet, später Beerdigung der ganzen Länge nach.
Es war indessen besonders zwei skandinavischen Forschern vorbehalten,
die Grundzüge einer mehr systematischen Behandlung zu legen. Längst sam-
melte man in dem Museum in Kopenhagen die zahlreichen Steinäxte und Stein-
keile, in ihrer besonders gute Erhaltung. Hier war es, dass Herr Thomsen,
Kaufmann und Numismatiker, im Jahre 1832 eine Notiz) bekannt machte, in
welcher et die Aehnlichkeit dieser Gegenstände mit den Werkzeugen wilder
Völkerstämme der Jetztzeit nachwies. Nun wurde ihm das Old-Nordisk-Museum
anvertraut, und er fand sich veranlasst, einen „Leitfaden zur nordischen Alter-
thumskunde , Kopenhagen 1837 5)“ herauszugeben. Von ihm rührt die Unter-
scheidung des Steinalters, desBronzealters und des Eisenalters nach den grossen
Perioden her. Er verglich bereits die Werkzeuge und andere Reste der Arbei-
ten der untergegangenen Völkerstämme.
Gleichzeitig mit diesem entwickelten sich die Studien des Professors Nils-
son in Lund. Als Zoologe nahm er auch den Menschen mit als Gegenstand in
seine archäologischen Studien auf. Er bildete die jetzt so berühmte archäolo-
gische Sammlung in Lund. Erst als Capitel seiner „Skandinavisk Fauna“ 1835,
dann in einem besonderen (Juartbande: „Die Ureinwohner Skandinaviens“ u. s. w.
mit 280 Figuren, 1838— 1843, machte er seine Erfolge bekannt, seitdem noch
in einer kurzen Abhandlung, 1844, über die Entwiekelungsepochen der vor-
historischen Zeit in Skandinavien.
Morlot vergleicht Nilsson’s „vergleichende Ethnographie* in ihrem
Einflusse mit Cuvier’s Anwendung der „vergleichenden Anatomie“ auf die
Paläontologie der Wirbelthiere, dann auch die Dreitheilung in das Stein-,
Bronze- und Eisenalter mit Werner's und seiner Zeitgenossen Eintheilung der
geologischen Massen in Ur-, Uebergangs- und Flötzgebirge, oder primäre,
secundäre oder tertiäre Massen. „Sie hat ähnliche Dienste geleistet; denn
von dieser Zeit an begann Ordnung zu werden in dem Chaos der Antiquitäten:
aller Zeitalter, welehe durch einander in den Museen aufbewahrt wurden, so
Bad 0
i) Les Premiers Pas dans l Etude de la haute antiquite, soil des temps antehtstoriques, par
A. Morlot. Extrait des Actes de la Societe jurassienne d’emulation, annee 1863.
2) .De l’origine des lois, des arts et des sciences. VIme edition. Parıs 1820.
3) De Caumont, Cours d’antiquites monumentales, professe & Caen. 6 Vol. avec atlas. Tome 1.
Paris 1830.
%) Nordisk Tidsskrift for Oldkyndighed. Vol. I. Kopenhagen-1832, S. 421, 18 S. 8°, mit
3 Tafeln. Anonym.
5) Ledetraad til ak Oldkyndighed. Kjobenhavn 1856. A guide to northern Antiquities.
London 1848.
318 Verhandlungen. [12]
dass diese mehr den Charakter von Curiositätfenkaınmern , als den von wissen-
schaftlichen Anstalten an sich trugen“ 1).
2. Paolo Lioy. Wir verdanken dem genannten hochgeehrten Herrn eine
Mittheilung aus der „GazzettaUffiziale di Venezia“ del giorno 17 ottobre 1864,
Nr. 235, besonders abgedruckt, über die ferneren anregenden Erfolge seiner
Forschungen in den Pfahlbauten des Lago di Fimon, vier Miglien von Vicenza. *
Keine Spur von Metall, von Leder, von Geweben wurde aufgefunden, wohl aber
die zahlreichen Ueberbleibsel aus dem Pflanzen- und Thierreiche,, namentlich
die aufgebrochenen, behackten und benagten Knochenreste, Bruchstücke von
Steinwerkzeugen, Topfbruchstücke, mehr oder weniger vollständig, ohne
Zierrath.
3. Vietor Chatel. Von Valeongrain im Calvados sendet Herr V. Chatel
einen höchst anregeuden Bericht über neue Funde auf seinen Besitzungen selbst
und in der Umgegend bei Monchauvet, auf der Strasse von Annay nach Vire über
Danvou, eine grosse Reihe von in Linien gestellten Steinen und Cromlechs oder
Steinkreisen; dann auf der Höhe der Waldstrecken von Valcongrain und la
Suhardiere zahlreiche Grabstellen-Resten ähnliche Hügelehen (tombelles) 3 bis 7
Meter lang und breit, nieht mehr als 60 bis 90 Centimeter hoch von verschie-
dener Gestalt und Grösse, nebst anderen augenscheinlich von Menschenhand
gebildeten Erhöhungen, zum Theil von bedeutender Grösse. Einer der kleinen
Hügel, aus Veranlassung eines bevorstehenden Besuches der Herren Charma
und Puisieux eröffnet, gab deutliche Spuren von Verbrennung, dazu einen
zugehauenen Kieselstein, sehr scharf an einer Seite, mit zwei Einbuchtungen an
der andern. Im andern eröffneten Hügelraum fand sich die gleiche Folge von
Dammerde, weissem Sand und endlich Asche, ohne Knochen, mit Resten von
Kohlen und Knollen eines sonderbaren erdigen Stoffes, ähnlich Torfmoor. Ver-
schiedene Steinwerkzeuge. Eine Gegend, welche noch viele Nachweisungen
über urälteste Zeiten verspricht.
83. L. H. Jeitteles. Als Fortsetzung früherer freundlicher Mittheilungen,
von welchen ich am 16. August, 13. September und 8. November Nachricht gab,
berichtet Herr Professor L. H. Jeitteles neuerdings, wie folgt: „Herr Dr.
Keller hatte die Gewogenheit mir unterm 5. October 1864 eine zweite ein-
gehende Erklärung der ihm nachträglich übersandten Cultur-Alterthümer zu-
kommen zu lassen. Ich will nur Einiges daraus hervorheben: „1. Stück eines
bronzenen Geräthes; 2. kleiner Bronzering; 3. Stück von einem Ring, woran
die Gussnähte noch zu bemerken sind; 4. Bronzeklumpen; 5. Stück einer Bronze-
nadel; 11. grosser aus freier Hand gearbeiteter, aber gut gebrannfer Topf mit
ungemein festem Rand. Er ist oben 56 Centimeter breit. Nach den Verzierungen
kann er einer sehr frühen Zeit der Bronzeperiode angehören. Für die Steinzeit
erscheinter mir zu gut; 12. Boden einer Urne mit einem Zeichen; 15. Trinkbecher
völlig ähnlich demjenigen, die wir in Grabhügeln aus der helvetischen Zeit
(200 J. vor Ch. bis Ch.) häufig finden. Aus freier Hand verfertigt.. Oberst
Schwab hat solche Becher, die aus der Bronzezeit herrühren; 16. Endstück
einer höchst primitiven Flöte. Bei uns ist noch keine Spur eines Instru-
mentum musieum gefunden worden. Erst in gallo-römischer Zeit kommen die
Pfeifen aus Knochen vor: 17. Hirschhornstück. Mit Steinbeilen vom Haupt-
ES ne BE
1) Elle a aussi rendu les m&mes services; car c’est a dater de son introduetion que l'ordre
a commence a s’etablir dans le chaos des antiquites de tous les äges, accumulees pele
mele dans les musees, de fagon d donner d ceux-ci le caractere de magasins de curiosi-
tes plutöt que celui d’etablissements scientifiques.
[13] Sitzung am 29. November. W. Haidinger. 919
stamme ahgehackt“. Ferner sagt Dr. Keller am Schlusse seines Briefes vom
5. October: „So viel ist gewiss, dass mehrere der in den beiden Sendungen
enthaltenen Gegenstände einer sehr frühen Zeit, die mit der Bronzezeit unserer
Gegend zusammenfällt, angehören und mit Geräthen aus den Pfahlbauten dieser
Periode völlig übereinstimmen. Ich glaube, dass in der ersten Sendung auch
einige Gegenstände aus der Steinzeit sich vorfanden. Es würde sich jedenfalls
der Mühe lohnen, die Punkte, an denen sich die Alterthümer zu häufen scheinen,
genauer zu untersuchen.“
Aus den freundlichen Mittheilungen von Professor Rütimeyer in Basel
geht hervor, dass von wilden Thieren Hirsch und Wildschwein, von zahmen
zwei Racen von Hund, die Brachyceros-Race und vielleicht auch die Primigenius-
Spielart der alten Haus-Kuh, Ziege, Schaf, Pferde, dann Sus scrofa domesti-
cus und palustris Rütim. vorkommen. Ich will auch aus Rütimeyer's Brief
vom 27. October Einiges anführen: „Zquus caballus, Metacarpus, auf der vor-
deren Seite abgeschliffen und hierin vollkommen ähnlieh mehreren Stücken aus
Moosseedorf, welche von unsern Antiquaren als Schlittschuhe taxirt worden
sind.“ „c. Sus scrofa, Schädel vom Torfschwein, nicht verschieden von den-
jenigen der Schweiz und Italien.“ Rütimeyer schrieb mir ferner noch, dass
er den letztgenannten Schädel bei einer ihn jetzt beschäftigenden Arbeit mit-
benützen wolle, als Erwiederung auf das schöne Werk von Nathusius über
die Schweine-Racen. Bezüglich der Schlittschuhe aus Pferdeknochen muss ich
hinzufügen, dass man von Moosseedorf blos Bauten aus der Steinzeit kennt.
4. Reichs-Museum für Ur-Archäologie. Ich darf in der Anregung,
durch so viele neu uns unmittelbar zugekommene Nachrichten hervorgebracht
wohl noch ein Wort der Erinnerung an eine Stelle in meiner letzten Jahres-
ansprache am 8. November anschliessen, die Thatsache, dass ich in der ersten
Zeit des Eintritts der k. k. geologischen Reichsanstalt in die arbeitenden Kräfte
unseres Vaterlandes bereits eine Eingabe an das damalige k. k. Ministerium für
Landescultur und Bergwesen über die Zweckmässigkeit der Gründung eines
ethnographischen Reichs-Museums vorgelegt hatte. Das war im Jahre 1850.
Die Frage der Studien der Gegenstände aus vorhistorischer Zeit hat sich
seitdem in vielen Ländern immer mehr in den Vordergrund gestellt. Die Gegen-
stände wurden für sich gesammelt und bildeten die Ausgangspunkte, die Grundlage
der eindringlichsten Erfolge, wie uns dies unter andern aus der meisterhaften
Zusammenstellung unseres hochverehrten Freundes Morlot sich darstellt.
Manche werthvolle Gegenstände, welche wir in der k. k. geologischen Reichs-
anstalt erhalten hatten, haben wir theils an das k. k. Münz- und Antikencabinet,
theils an das k. k. Museum für vergleichende Anatomie übertragen, doch bewahren
wir auch noch eine Anzahl werthvoller Gaben auf. Herr Professor Suess hat
längst auch diesem Gegenstande seine Aufmerksamkeit zugewandt und Samm-
lungen begonnen. Unsere Kaiserliche Akademie der Wissenschaften hat vorläufig
der Frage der Pfahlbauten in österreichischen Seen sich angenommen und Berichte
über Reiseausflüge erhalten. Gegenstände und Aufsammlungen kamen nicht in
Betrachtung, da doch die Akademie keine Sammlungen bildet. Man sieht, die
Anfänge zu einem wirklichen Museum für die uranfängliche Archäologie sind in
Wien gänzlich zerstreut, nirgend ein Mittelpunkt, denn alle die genannten Rich-
tungen schliessen sich nur an mehr oder weniger Fremdartiges an, was die Ober-
hand in der Behandlung behält.
Sichtbarer als in Wien befinden sich in den Provineial-Museen manche höchst
anziehende Aufsammlungen, nur unsere k. k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt
Wien sieht noch einer geeigneten Fürsorge entgegen. Es wäre vielleicht günstig
K. k. geologische Reichsanstalt, 14. Band. 1864, Verhandlungen. dd
220 Verhandlungen. 1 4]
gewesen, wenn ich, als Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften,
diesen unseren höchsten wissenschaftlichen Gesammtkörper zu bestimmen gesucht
hätte, bei der hohen Staatsverwaltung auf Gründung eines dem Gegenstande
gewidmeten Museums einen Antrag zu stellen. Aber Manches sprach dagegen. Ich
konnte selbst unmittelbar an Seine Excellenz unseren eigenen wohlwollenden
Chef, Herrn k. k. Staatsminister Ritter v. Schmerling eine ehrfurchtsvollste
Eingabe richten. Aber dazu sollten doch uns selbst,’ als Kern eines solchen, eine
grössere Anzahl von wirklichen Gegenständen vorliegen, und ich dachte also
irgend welche ämtliche Schritte doch bis dahin zu verschieben, dass aus frei-
williger Arbeit ein doch ein wenig grösserer Erfolg vorläge. Allerdings ist es
wahr, wo Tauben sind, fliegen Tauben zu, aber der erste Beginn zu irgend etwas
Grossem war gewiss nicht durch Einrichtung von Oben, sondern stets durch
freiwillig angewandte Thatkraft hervorgebracht.
Wir werden daher vorläufig in unserer k. k. geologischen Reichsanstalt fort-
während gerne Gegenstände, die uns in ur-archäologischer Richtung zukommen,
mit grösstem Danke entgegen nehmen, so wie Berichte, welche sich auf dieselben
beziehen, bis die Zeit sich erfüllt, wo wir die gewonnenen Gegenstände einem
grösseren Mittelpunkte, einem wahren Reichs-Museum, ur-archäologisch oder ver-
gleichend ethnographisch anzuschliessen bereit sein werden.“
Wulfenit von Pribram, Geschenk von Herrn k. k. Ministe-
rialrath Alois Lill von Lilienbach. „Die k. k. geologische Reichsanstalt
hat so eben zwei werthvolle Prachtstücke dieses neuen Vorkommens aus unserem
unvergleichlichen Pribram erhalten. Wir verdanken dieses werthvolle Geschenk
Herrn v. Lill, gegenwärtig Reichsraths-Abgeordneten, dem ausgezeichneten Vor-
stande des dortigenk. k. Berg-Oberamtes. Es sind zwei Varietäten, eine derselben
besteht aus nahe freistehenden bis 5 Linien langen, stark glänzenden spitzigen
Pyramiden der Grundgestalt in Combination mit dem halben symmetrisch acht-
seitigen Prisma, die entgegengesetzte Drehung von beiden Spitzen höchst charak-
teristisch zu sehen. Ein rechtwinkliges Prisma würde horizontale Kanten geben,
hier schneiden sie sich etwa unter 60°. Auf stark quarziger Gangmasse eine
Druse von 6 Zoll gegen 4, Fundort der obere Schwarzgrübner-Gang, auf dem
3. Lauf, Abendschlag. Das zweite Exemplar, Druse von 7 Zoll Länge gegen 4,
von demselben Sehwarzgrübner-Gange, auf dem 3. Lauf, beim Lill-Schacht,
besteht grössten Theils aus Bleiglanz. Die Oberfläche war mit Krystallen bedeckt,
Combinationen des Würfels und Oktoeders, mehr als zollgross zwischen zwei
Würfelflächen. Jetzt ist die Bleiglanzmasse nächst der Oberfläche unter einer
feinen grauen glanzlosen Haut, vielleicht von Braunspath, verschwunden, kleine
Schalen sind auch wohl ganz leer, grössere mit schwarzen krystallinischen An-
häufungen pseudomorpher Bildungen erfüllt. Auf der Oberfläche der früheren Blei-
glanzkrystalle sind gegen drei Linien breite, anderthalb Linien dicke quadratische
Tafeln von Wulfenit abgesetzt, mit wenigem Glanze. Beide Varietäten blass
gelblichgrau, wenig lebhaft gefärbt. Beide Stücke wahre Bereieherungen unserer
Sammlung, und eines eindringenderen Studiums werth, als was mir in den weni-
gen Augenblicken seit dem Empfange beschieden war, und doch wünschte ich
dieselben ohne Verzug am heutigen Tage vorzulegen.
Franz Grafv. Marenzi. Der Karst. — „In Mehrzahl für diek.k. geolo-
gische Reichsanstalt und die Mitglieder derselben habe ich dem hochgeehrten
Verfasser, Herrn k. k. Feldmarschalllieutenant Franz Grafen v. Marenzi
meinen Dank auszusprechen für eine neue Schrift, als Manuseript gedruckt:
Der Karst. Ein geologisches Fragment im Geiste der Einsturztheorie geschrieben
von F. Grafen v. Marenzi, Correspondent der k. k. geologischen Reichs-
[15] Sitzung am 29. November. W, Haidinger. 2231
anstalt: Triest, Buchdruckerei des österreichischen Lloyd, 1864. Ich fühle mich
allerdings persö:. ch durch die nähere Bezeichnung geschmeichelt. Doch deutet
dies nicht etwa auf gemeinsame Ansichten, Was Herr Graf v. Marenzi seine
Theorie nennt, ist weit entfernt von der einfach praktischen Richtung unserer
eigenen Untersuchungen und Arbeiten. In der Welt der Fossilien, aus deren
Studium in den Gebirgsschiehten es uns gelungen ist, so manchen werthvollen
Erfolg zu verzeichnen, bezieht sich der Herr Graf auf seine „Zwölf Fragmente
über Geologie“, in welchen er das Zeugniss durch Fossilien gänzlich verwarf,
indem er sagt: „Dass wir diese Frage“, „die Altersbestimmung der Stein-
schichten“ „auf paläontologischem Wege nicht werden beantworten können, haben
wir bereits in dem vorangegangenen ersten unserer „Zwölf Fragmente über
Geologie“ nachgewiesen“. Ich muss hier wiederholen, wie sehr ich unsere
Stellung gegen diese Ansicht aufrecht erhalte, genau wie ich dies vor’ längerer
Zeit dem von seiner eigenen Ansicht so sehr durchdrungenen Herrn Verfasser
auch mündlich bemerkte. Unsere Ansichten sind einander gänzlich entgegen-
gesetzt. Herr Grafv. Marenzi nimmt keine Notiz von den bisher erworbenen
paläontologischen Kenntnissen, aber er erscheint auch in sich selbst fest ent-
schlossen, auch in der Folge ihnen ‚niemals einen Einfluss auf die Beurtheilung
der Verhältnisse gestatten zu wollen.
Theorien als solche sind übrigens überall zu freiem Schauplatze, und zu
freier Mittheilung berechtigt.
Von unserm hochverehrten Freunde Herrn Dr. Albrecht Schrauf liegt
die erste Lieferung eines grossen „Atlas der Krystallformen des Mineralreiches“
vor, von ihm selbst die Revision und Bezeichnung, von Herrn A. Obsieger
die Ausführung der Figuren auf zehn Tafeln lithographischer Gravirung. Das
Ganze ein sehr dankenswerthes Unternehmen des Herrn k. k. Hofbuchhändlers
Ritters W. Braumüller. Bereits unser verewigter Freund Grailich hatte
einen Entwurf bereitet. Dr. Schrauf schloss sich in gleichem Geiste an. Das
Werk ist auf zwanzig Lieferungen berechnet und wird eine recht sehr werth-
volle allgemeine Uebersicht der Krystallformen des Mineralreiches darstellen.
Seine kaiserliche Hoheit unser wohlwollendster Gönner, der durchlauch-
tigste Herr Erzherzog Stephan haben gnädigst die Widmung des Werkes
angenommen.
Dr. Ch. A. Zipser’s Mineralien- und Münzensammlung. — Wir
erhielten kürzlich zugesandt: das „Verzeichniss der zur Dr. Christian Andreas
Zipser’schen Nachlassmassa gehörigen oryktognostischen, geognostischen und
paläontologischen Mineralien und Versteinerungen, dann der zu eben derselben
Nachlassmasse gehörigen numismatischen Sammlung, die ersten 3000 Nummern
geschätzt auf 1600 fl., die zweiten 243 Nummern geschätzt auf 18 fl., die
dritten 5 Nummern zusammen 18 fl., endlich 1157 Nummern Münzen, Medaillen
und Papier-Werthzeichen geschätzt auf 1885 fl. 98 kr. Der Verkauf geschieht
im Offertwege, die Offerte sind bis Ende Jänner 1865 unter Anschluss eines
zehnpercentigen Vadiums bei dem Gerichte der königlichen freien Bergstadt
Neusohl einzubringen. Die drei ersten Sammlungen werden nicht getrennt.
Sowohl die mineralogische Sammlung als auch die numismatische wird an den
Meistbietenden gegen Erlag der Meistbotsumme binnen der Frist von einem
Monate hindangegeben. Das Vadium verfällt bei Nichtzuhalten. Gegeben Neu-
sohl am 20. Juli 1864.
Mit dem Ausdrucke verbindlichsten Dankes den hochgeehrten Herren
Theilnehmern an den Vorträgen schliesst die Sitzung.
dd *
Jahrbuch 14. Band,
der k. k. geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. IV. Heft.
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 6. December 1864.
Herr k. k. Bergrath Franz Ritter v. Hauer im Vorsitz.
Suess. Die rothen Thone des Gebietes von Krakau. Herr
k. k. Professor E. Suess berichtet über die rothen Thone des Gebietes
von Krakau:
„Es gibt in diesem Gebiete eine Anzahl von thonigen Ablagerungen, welche
ein sehr verschiedenes geologisches Alter besitzen, und deren genaue Sonderung
nöthig ist, um zu einer richtigen Erkenntniss der über dem flötzführenden
Kohlensandstein ruhenden Schichten zu gelangen.
Dieser letztere, der Kohlensandstein, ist grau, gelbgrau, an einigen Punkten
sogar lichtroth von Farbe und nimmt häufig durch die Aufnahme zahlreicher
Feldspaththeilchen in sein Gemenge ganz den Charakter einer Arkose an. Er
geht nach oben, wo er nicht von anderen Schichten überlagert ist, unmittelbar
in den Flugsand der Haiden über, der sich, wie es scheint, an Ort und Stelle
aus dem Flugsande bildet. Bei Jaworzno ruht auf demselben ein Complex von
sandigen und thonigen Schichten, welche von Muschelkalk bedeckt und als
die Vertreter des bunten Sandsteines anzusehen sind. Im Orte selbst bemerkt man,
dass unter dem Muschelkalk, welcher die Höhe oberhalb der Kirche bildet, eine
ziemlich mächtige Masse von dunkelrothem Thon einfällt, unter welchem dunkel-
gelb gefärbter, plattenförmiger Sandstein mit kieseligem Bindemittel zum Vor-
scheine kommt, auf dem die Kirche erbaut ist. Dieser ruht, wie es scheint, wieder
auf einer Lage von rothem und lichtgrünem Thon. Es folgt nun eine 4 Fuss
mächtige Bank von sehr grobkörnigem Sandstein, welcher nach unten sich nicht
scharf sondert, von einem feinkörnigen und lockeren, lichtgelben und roth-
geflammten Sandstein, mit Schnüren und ovalen Geschieben von liehtgrüne m
Letten und mit lichten Streifen und runden Flecken, der eine schlagende Ueber-
einstimmung mit typischen Handstücken des norddeutschen bunten Sandsteines
zeigt. Darunter folgen wechselnde Lagen von gelbem und dunkelrothem Sande
und dunkelrothem Letten, noch tiefer aber Knauer von rothgelbem Sandsteine,
wie er an der Kirche zu treffen ist.
Sehr lehrreich ist die Art und Weise, in welcher diese Schichten in den
ausgedehnten Pingen am Hruzik-Berge oberhalb Pechnik bei Jaworzno aufge-
schlossen sind. Durch den flötzführenden Sandstein, die hier überall blossge-
legt ist, läuft nämlich in diesen Pingen eine 1—2 Stunde streichende Hauptver -
werfung, welche einerseits unter 18 Klafter Sandstein und 1 Klafter Schiefer das
Pechniker Flötz, andererseits unter einer geringen Sandsteindecke und 3 Klft.
Schiefer eines der ärarischen, einem viel tieferen Niveau angehörenden Flötze
erreichen liess. Ueber diese durch das Hervortauchen der harten Kluftausfüllung
an der Oberfläche bemerkbare, grosse Störung ziehen nun die Aequivalente des
[2] Sitzung am 6, December.. E. Suess. 993
bunten Sandsteines ohne die geringste Unterbrechung hin. Hier sind es blaue,
schiefrige Mergel mit Calamiten und anderen Pflanzenresten, welche unmittelbar
dem Kohlensandstein aufgelagert sind. Ein dünner Rand von gelbem Schiefer,
vielleicht nur durch Zersetzung der obersten Lage entstanden, trennt sie von
den überlagernden bunten Sandsteinen und Mergeln, auf welchen gelbe Mergel
und Sandsteine, und höher oben die mächtige Masse von rothen Thonen folgen.
Auf der Höhe des Berges folgt dann Muschelkalk.
In ähnlicher Weise sind in dem Eisenbahneinschnitte unmittelbar vor dem
ärarischen Schachte in Njedielisko unter dem rothen Thone zuerst eine Bank
von dunklem, an Verrucano erinnerndem, sehr grobkörnigem Sandstein, darunter
wechselnde Lagen von buntfärbigem Sandstein und rothem Thon, endlich eine
gelbe Schichte wahrnehmbar, während im Schachte selbst als tiefstes Glied der
Triasformation Schichten angefahren sind, welche den pflanzenführenden Schichten
vom Hruzik-Berge entsprechen dürften. Auch bei Njedielisko geht eine Verwerfung
durch das Steinkohlengebirge, welche die Flötze um 12—13 Klafter ın verticaler
Richtung verschiebt, von welcher jedoch ebenfalls die Triasbildungen nicht
berührt werden. Sie liegen ungestört über den verworfenen Flötzen.
Es folgt hieraus, dass diese Verwerfungen ein sehr bedeutendes Alter besitzen
und in keinerlei Zusammenhang gebracht werden dürfen mit den Schichtstörungen
in den Karpathen, welche ganz anderer Art und von jüngerem Datum sind.
An allen diesen Punkten erscheint also der rothe Thon unter dem Muschel-
kalke als ein Glied der Buntsandstein-Gruppe, und zwar hauptsächlich dem obersten
Theile dieser Gruppe entsprechend. Es erinnert derselbe an die sogenannte „Röth“
im Buntsandstein Thüringens und im Vergleiche mit seinen Aequivalenten in den
Alpen dürfte zu der Vermuthung führen, dass sein Auftreten in dieser Schicht-
gruppe als eine Annäherung an den petrographischen Charakter des dunkelrothen
Werfener Schiefers anzusehen sei. Auch weiter im Osten, bei Zacki, soll dieser
rothe Thon durchfahren worden sein.
Herr Bergmeister Schott aus Jaworzno und Herr Nordbahn-Ingenieur
v. Tuezikowski aus Pechnik, mit den durch den Kohlenabbau in dieser Gegend
gewonnenen Erfahrungen auf's Innigste vertraut, begleiteten Herrn Suess nicht
nur zu den bisher genannten Punkten, sondern auch zu dem aufgeblasenen Bohr-
loche unweit Czienskowice, südlich von der Eisenbahn. Von Jaworzno gegen
Czienskowice hin steigt man aus dem Kohlensandstein über die Sandsteine und
rothen Tlıone der Buntsandsteingruppe, erreicht auf der Höhe den Muschelkalk und
dann auf dem sanften gegen N. gewendeten Gehänge über diesem den Dolomit.
In der Tiefe, jenseits des Dolomites, wurde ein Bohrloch angeschlagen. Man
traf durch etwa 60 Fuss bunte geflammte Thone und unter diesen noch etwa
100 Fuss von bläulich grünem Tegel mit Gypskrystallen. Auf der Halde fanden
sich verkieselte Spongiarien und Bruchstücke von Belemniten im Tegel, der
also als die Fortsetzung des jurassischen Belemnitenthones anzusehen ist, wel-
cher zwischen Wodna und Balin die Oolithe des braunen Jura von dem weissen
Kalkstein mit Am. biplex trennt.
Weder in das Niveau des rothen Thones von Jaworzno, noch in jene des
Tegels von Wodna dürfte der feuerfeste Thon gehören, welcher in der Nähe
von Poremba aus Schachten gefördert und vielfach, namentlich auch nach Preus-
sen verfrachtet wird, wie ein bereits vor mehreren Jahren veranstalteter Besuch
dieser Baue lehrte. Im gräflich Potocki’schen Baue durchschlug man zuerst
12 Klafter weissen Jurakalkstein, welcher in dem zweiten, etwas tiefer, am
Abhange der Lissa Gora bei Poremba liegenden gräflich Szembek'sch:u
Schachte nicht berührt wurde. In diesem letzteren erreicht: mın, nach der
394 Verhandlungen. [3]
Angabe des dortigen Schichtmeisters, 5 Klafter thonigen Boden (vielleicht dem
Tegel von Wodna entsprechend), /, Klafter festen Quarzsandstein, 2—3 Klaf-
ter nicht feuerfesten ‘Thon, 6 Klafter weissen dünngeschichteten Kalkstein,
3—4 Klafter festen hochgelben Sandstein mit bunten Quarzgeröllen, stellen-
weise mit losem Sand, !/, Klafter fetten, blaugrauen plastischen Thon, der
abgebaut wird, 2 Klafter losen grauen Sand, 1 Klafter grauen Lehm, dann als
tiefstes den Galmei führenden Dolomit. Auf Halden lagen Stücke der Versteine-
rungen des braunen Jura herum, welcher wohl in das Niveau des hochgelben
Sandsteines wird fallen müssen.
Die entschiedene Angabe, dass unter dem feuerfesten Thon erst der in der
ganzen Gegend sehr wohl bekannte Dolomit folge, deutet darauf hin, dass in
diesem feuerfesten Thone und dem begleitenden Sand ein letztes Rudiment des
von Prof. Römer seither in Preussisch-Scehlesien nachgewiesenen Keupers zu
sehen sei, doch bedarf es zur Bestätigung noch weiterer Untersuchungen an
der Lissa Gora.“
F. Foetterle. Geologische Aufnahmskarte des Trentschiner
Comitates. Herr k. k. Bergrath F. Foetterle legte die geologischen Auf-
nahmskarten vor, welche von der zweiten Section im verflossenen Sommer im
Trentschiner Comitate ausgeführt worden sind. Sie umfassen ein Gebiete von etwa
78 Qm., das von dem Vlara- und Tepla-Bache im S., im O. von der Zilinka, dem
Meridian von Sillein und dem Solaflusse in Galizien, im N. und W. von der
schlesisch-mährischen Grenze eingeschlossen wird. An den Detailaufnahmen
dieses Gebietes betheiligten sich ausser Herrn Foetterle noch Herr Sections-
geologe K. Paul und die Herren k. k. Montan-Ingenieure F. Babanek, A.
Horinek und A. Rücker. Herr Bergrath Foetterle erläuterte die von ihm
selbst ausgeführten Aufnahmen zwischen der Tepla, Dolna Poruba, Zliechower
Glashütte, Prusina, Waag-Bistritz und dem Waagthale, mit der Schilderung
der in diesem Gebiete auftretenden Formationen. Auf den krystallinischen
Schiefern des Kon&ina-Berges bei Caroj tritt als ältestes Sedimentgebilde
Quarzit, übergehend in festen Quarzsandstein in einer schmalen Zone auf, und
wird von lichtgrauem, zuekerartigem Dolomit in einer Breite von etwa 600 Klft.
überlagert, der dem Virgloriakalke der Alpen entsprechen dürfte, nachdem in
diesen Schichten im verflossenen Jahre bei Betzko die Retzia trigonella gefunden
wurde. Diesem folgt von Rusniak beginnend, in nordöstlicher Richtung über
Fackova bis unterhalb den Visoka-Berg bei der Zliechower Glashütte in einer
sehr schmalen Zone ein grobkörniger, meist röthlich gefärbter Sandstein, beglei-
tet von braunrothem thonigem Schiefer, welch’ letzterer in seinen obersten
Schichten mit schmalen Dolomitbänken wechsellagert. Nach der Ueberlagerung
dieses Gebildes durch den Kalk der Kössener Schichten zu schliessen, dürfte
dasselbe ein Glied der oberen Trias, etwa den Sandstein der Raibler Schichten
repräsentiren. Auch die Kössener Schichten, die nur durch einen schwarzen
petrefactenreichen Kalkstein mit Gervillia inflata u. s. w. vertreten sind, haben
eine sehr beschränkte Ausdehnung. Ausser zwischen Rusniak und der Zliechower
Glashütte treten sie bei Kosecke Rovn& mit einer Mächtigkeit von kaum einem
Fuss auf. Ihnen folgen auf dem rechten Ufer der Tepla zwischen dem Badeorte
Trentschin-Teplitz und dem Orte Tepla, Kalk und Sandstein des unteren Lias,
(der Grestener Schichten), der durch die Gryphaea arcuata hinreichend charak-
. terisirt ist. Dieselben Schichten treten weiter nördlich bei Tunjesine am Holis-
tis--Berge, im Hlozathale, in einzelnen Kuppen bei Visolaj und bei Sverepee auf,
und bilden endlich den Westabhang des Velki Manin-Berges. Dieser Liasabthei-
lung sind bei Trentschin- Teplitz die Fleckenmergel des Lias mit zahlreichen
[4] Sitzung am 6. December. Fr. Foetterle. 225
Arieten aufgelagert. Diese Fleckenmergel haben in dem untersuchten Gebiete
sowohl zwischen Tepla und Koseca wie weiter östlich zwischen Dolna, Poruba,
Zliechow und der Zliechower Glashütte eine sehr bedeutende Verbreitung. Von
anderen Liasgebilden treten nur die Hierlatzschichten an einem einzigen Punkten
östlich von Koseca am Nordabhange des Norovica-Berges auf, und führen hier
nebst anderen Petrefacten die Lima Deslongehampsi Stol., die Avicula inaequival-
vis Sow., den Pecten subreticulatus Stol., nebst einer Anzahl von Brachiopoden. Die
Amaltheen-.und Posidonien-Schiefer, welche am rechten Waagufer in ziemlich
bedeutender Ausdehnung auftreten, sind in diesem Gebiete nirgends vertreten. Jura-
kalke begleiten überall die vorerwähnten Fleckenmergel und haben namentlich am
‚ Strasow-Berge, am Gabris, auf der Rohata Skala, am Kolistio- und Butkow-Berge,
so wie in einem Zuge zwischen Podhorje und Visolaj eine grosse Verbreitung. Sie
bestehen in ihren untersten Theilen aus rothem und lichtgrauem Crinoidenkalke,
zum Theile den Vilser Schichten angehörig, und rothem, häufig knolligem Kalke,
demKlippenkalke, dann rothem und grauem, hornsteinreichem, dünngeschiehtetem
Kalke, und aus lichtgrauem bis weissem, dünngeschichtetem Kalke; die Jurakalke
überlagert stets Neocomkalkmergel, mit häufigen Neoecomammoniten, er ist jedoch
von keiner grossen Mächtigkeit und wird stets bedeckt von Mergelschiefern,
die Sphärosiderite eingelagert enthalten und in ihren oberen Schichten mit
Sandstein wechsellagern, und namentlich zwischen dem Teplathale und dem
oberen Theile des Helaskova-Baches eine grosse Verbreitung besitzen. Nach den
weiter im N. von den Herren D. Stur und K. Paul darin gefundenen Petrefacten
dürften diese Schiefer und Sandsteine das unterste Glied des Cenomanien bilden.
Sie bilden in dem untersuchten Gebiete gleichsam die Unterlage des darauf
folgenden grauen Dolomites, der in dem Gebiete zwischen den Orten Tepla, Dolna-
Poruba, Zliechow und Koseca sehr verbreitet ist, und überall die höheren Theile
des Gebirges, so wie die höchsten Kuppen bildet. Die untersten Schichten dieses
Dolomites bildet ein dunkler, braungrauer Kalk mit Hornsteinknollen, der stellen-
weise in ganz schwarzen Kalkschiefer übergeht. Den nordwestlichen Theil
dieses Gebietes nehmen glimmerreiche Karpathensandsteine ein, die mit den
bei Orlowe und Vrtizer die Exogyra columba führenden Schichten in Verbin-
dung stehen und den Cenomanien angehören. Dieselben sind nördlich von Bellus
zwischen Kockovce und Orlove vom Hradisko- und Scaro-Berg grobe Conglo-
meratschichten eingelagert, die zum grössten Theile aus Geröllen von Melaphyr
der kleinen Karpathen und von krystallinischen Gesteinen bestehen; am Rassow-
Berge werden sie von einer Kalkbank begleitet, in welcher zahlreiche Reste von
Hippurites sulcata und Actaeonellen gefunden werden. Es scheinen diese Congio-
merate die vorerwähnten Sandsteine nach obenzu abzuschliessen und ein höheres
Glied derselben zu bilden.
Von Tertiärgebilden ist die Eocenformation in dem östlichen Theile des
Gebietes mächtig entwickelt. Sie besteht aus Kalkeonglomerat, das in seinen
tiefsten Schichten in Nummulitendolomit übergeht und auf einem ganz weissen,
breccienartigem Kalke aufliegt, der vielleicht noch der Kreideformation angehört.
Dieser Kalk tritt zwischen Predhorje und Mlivisea, südlich von Prusina, ziemlich
mächtig auf. Der ihn begleitende Dolomit beginnt bei Mojtin und reicht über
die Rohatin, die Maleniea und Michalowa bis zum Skalka-Berge bei Podskalj.
Das Kalkeonglomerat schliesst sich diesem an und bildet die bedeutenden Höhen
des Babice- und Uroz-Berges, ihre steilen und spitzen Formen und vielfach zer-
rissenen Rücken verleihen dem verhältnissmässig niedrigen Gebirge einen eigen-
thümlichen schönen Hochgebirgscharakter. An das Conglomerat schliessen sieh
Mergelschiefer und Sandsteine mit Nummuliten an, welche bei Prusina beginnen
226 Verhandlungen. [5]
und in nördlicher Richtung fortsetzend, sich mächtig entwickeln. — Von jün-
geren, miocenen Tertiärbildungen sind blos die Kalkeonglomerate und Sand-
steine zu erwähnen, welehe zwischen Bellus, Visolaj-Sverepee und Waag-Bistritz
auftreten und nebst anderen Fossilien auch das Pecten solarium enthalten. Sie
werden zum Theile von Löss bedeckt, der ferner zwischen Pruchov und Bellus,
dann zwischen Kroseea und Tepla mächtig entwickelt ist, und hie und da eine
Dilluvialschotterlage bedeckt.
F. Foetterle. Dr. Alfred Stelzner.. Ueber eine zehn Fusstief
aufgefundene Culturschichte bei Bamberg. Aus einem an Herrn Hof-
rath W. Haidinger gerichteten Schreiben des Herrn Dr. A. Stelzner,
unseres freundlichen Arbeitsgenossen im verflossenen Sommer, machte Herr
Foetterle folgende Mittheilung in Bezug auf einen Ausflug, welchen derselbe
von Dresden aus nach Bamberg und Nürnberg unternommen:
„Sie betrifft eine höchst interessante Entdeckung, die während der letzten
Jahre in unmittelbarer Nähe von Bamberg gemacht und von dem überaus thä-
tigen Custos der Sammlungen des Bamberger Priesterseminars, Herrn Dr. Haupt,
seitdem weiter verfolgt und wesentlich verallgemeinert worden ist. So viel ich
weiss, ist sie bis jetzt nur in bayerischen Localblättern besprochen worden und so
möglicherweise Ihnen noch unbekannt.
Bei den Grundgrabungen einer nahe bei Bamberg gelegenen Spinnerei
stiess man, nachdem eine mehrere Fuss mächtige Schicht Alluvialsandes und
unter dieser ein Torflager durchsunken worden war, auf eine bituminöse schwarze
Erdschicht, in welcher eine Anzahl von Knochen eingebettet waren; solche von
Hirsch und Rind walteten, wenn ich mich recht entsinne, vor. Mitten, unter ihnen
entdeckte man bald Knochen und Schädel von Menschen, Scherben von Thon-
und Glasgefässen, einige Bronzegegenstände, ja sogar zwei grosse, freilich sehr
rohe Götzenbilder, aus Keupersandstein ausgehauen, deren eines besonders
interessant, weil seine beiden Hände nur je vier Finger haben. Weiter hat man
zwei aus einem Stamme gezimmerte Kähne ausgegraben und merkwürdig genug
als Ballast in dem einen derselben noch zahlreiche Fragmente der Monotisschicht,
in dem andern solche der Schicht des Belemnites digitalis vorgefunden. Diese
Kähne machen die Existenz eines alten Seebeckens im jetzigen Mainthale zur
Gewissheit, an seinem Ufer befand sich die alte Niederlassung. Die erwähnten
Gesteinsfragmente können nur von Localitäten stammen, die mehrere Stunden
östlich von Bamberg noch jetzt die betreffenden Schichten anstebend erkennen
lassen und bis in deren Nähe sich der See erstreckt haben mag, da man den
Ballast schwerlich weit zu Lande herbeigeholt haben wird.
Eine weitere eigenthümliche Erscheinung ist es, dass eine grosse Anzahl
der Knochen der Länge nach zersägt ist; endlich möchte ich vor andern Spe-
eialitäten nur noch eines recenten Strombus und eines durchbohrten Cardium
edule gedenken, die sich als Tauschartikel in die alte Colonie verirrt haben
mögen und jetzt mitten in der Knochenschicht gefunden wurden. Unter den
erkennbaren vegetabilischen Resten gibt es namentlich viel Haselnüsse. Der
zuerst aufgeschlossene Fundpunkt hatte die meisten dieser Gegenstände in grosser
Zahl geliefert. Seitdem ist die weit allgemeinere Verbreitung der sogenannten
Knochenschicht nachgewiesen worden, man ist bei Canalbauten an vielen Punkten
innerhalb der Stadt Bamberg auf sie gestossen und hat wohl jederzeit zunächst
über ihr das Torflager und zu oberst die mächtige Alluvialbedeckung von
Mainsand gefunden. Im Durchsehnitt liegt die Knochenschicht etwa 10 bis
14 Fuss tief, Herr Dr. Haupt hat mit bewundernswerthem Fleisse alle zu erlan-
genden Ueberreste und alle auf dieselben bezüglichen Verhältnisse der Lagerung
[6] Sitzung am 6. December. F, Foetterle. K. Paul. 227
und des Vorkommens gesammelt und es steht zu hoffen, dass er auch dem grös-
seren Publikum ha!d darüber Mittheilungen macht.
Noch in den letzten Tagen meines Wiener Aufenthaltes war es mir vergönnt,
einen Vortrag des Herrn Professor v. Hochstetter über Pfahlbauten anzuhören,
in welchem der geehrte Vortragende die Ansicht aussprach und zu begrün-
den suchte, dass die Pfahlbauten nur vorübergehend und zu gewissen Zwecken
bewohnt worden seien, und dass neben ihnen höchst wahrscheinlich ausgedehnte
Niederlassungen auf dem Festlande existirt hatten. Selbst wenn man diese An-
sicht unter Nichtberücksicehtigung der Gründe, welche für sie entwickelt wurden
und welche sie als sehr wahrscheinlich hinstellten — nicht theilt, so scheint es
mir doch unnatürlich zu sein, in der europäischen Geschichte des Menschen eine
Periode anzunehmen, innerhalb welcher derselbe lediglich auf Pfahlbauten
wohnte; jedenfalls wird man annehmen dürfen , dass zu derselben Periode, in
welcher die Pfahlbauten in Gebrauch waren, auch auf dem Festlande und ganz
unabhängig von jenen Niederlassungen existirten. Das hohe Alter der Bamberger
Colonie, welches durch die regelmässige und mächtige Schichtendecke über der-
selben nachgewiesen wird, lässt es mir nicht unwahrscheinlich vorkommen, dass
dieselbe als eine solche an einem Seeufer gelegene Festlandscolonie der Pfahl-
bautenzeit anzusehen ist. Eine noch vorzunehmende Vergleichung der Bamberger
Reste (Gefässe und Metallgeräthe) mit denen der schweizerischen und österrei-
chischen Seen scheint zur sicheren Begründung dieser Ansicht allerdings noch
sehr wünschenswerth zu sein; indessen dieser Punkt liegt allzusehr ausserhalb
des Kreises meiner Erfahrungen. Ueberhaupt treffen ja bei Forschungen dieser
Art Geologie und Geschichte zusammen; ich wollte Ihnen nur meine Ansichten
vom geologischen Standpunkte aus mittheilen, glaubte aber doch, dass Ihnen
diese wenigen Bemerkungen, die sich lediglich auf die zuvorkommenden Mitthei-
lungen des Herrn Dr. Haupt und auf die Besichtigung seiner Sammlung grün-
den, von Interesse sein könnten, aus Rücksicht auf die grossen Bestrebungen,
die gegenwärtig in Oesterreich auf diesem Felde der Wissenschaft gemacht
werden.“
An diese Mittheilung knüpfte Herr Foetterle die Nachricht, dass Herr
Gabriel v. Mortillet in Paris eine Monatszeitschrift gegrün.let habe, unter dem
Titel: „Materiau® pour. Thistoire positive et philosophique de ’homme“, be-
stimmt für Arbeiten und Entdeckungen aus dem Gebiete der Anthropologie, der
vorhistorischen wie der qusternären Epoche u. s. w. Die erste Nummer dieses
Journals erschien im September d. J. Bei dem grossen Interesse, welches diese
Abtheilung der Studien allenthalben erregt haben, ist das Unternehmen des
Herrn v. Mortillet ein höchst dankenswerthes und ist demselben die grösste
Theilnahme zu wünschen. Mit demselben steht auch ein Tausch und Verkaufs-
bureau in Verbindung, um die Verbreitung der für die anthropozoische Periode
wichtigen und interessanten Funde zu vermitteln.
Paul. Geologische Verhältnisse des Gebietes zwischen
Sillein, Fa&kow und Waag-Bistritz. Herr Karl Paul besprach den süd-
lich von der Waag, zwischen den Orten Sillein, Fa&kow und Waag-Bistritz gele-
genen Theil seines diesjährigen Aufnahmsgebietes.
Die Formationsreihe der genannten Gegend ist folgende:
Juraformation:
1. Lias (Gryphaenschicht am Westgehänge des Maninberges bei Waag-
Bistritz),
2. Klippenkalk (rothe und graue hornsteinführende Kalke mit Belemniten-
und Ammonitenspuren am Maninberge).
K.k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 18614. Verhandlun gen. ec
228 Verhandlungen, [7]
3. Stramberger Schichten (lichtgrauer Kalk mit Nerinea vom Ostabhang
des Manin, lichtgrauer Kalk und Dolomit des Fackower Gebirges).
Kreideformation: |
4. Neocomien (Mergel mit Anceyloceras- und Ammonitenfragmenten von
Hrabowe, Kis-Czerna, Rajec-Teplitz u. s. w., Crinoidenkalk und Sandstein von
Podzamek und Svinna). ;
5. Cenomanien (Sphärosideritmergel von Predmir, blaugraue Sandsteine
und Exogyrensandsteine des linken Waagufers zwischen Bistritz und Sillein,
Quarzeonglomerat, Prasnower Schichten. — Kreide — Dolomit und brauner Kalk
des Fackower Gebirges).
6. Senonien (sandige Kalke mit Ananchytes ovata im Hricow Podhragyer
Thale).
Beh der Kreide (vielleicht dem Turonien?) gehören auch die bei Hra-
bowe, Sulow, Hrieow-Podhragy u. s. w. in kleinen und isolirten Kuppen auftre-
tenden lichten Rudistenkalke an.
Eocenformation:
7. Eoceneonglomerate und (sehr untergeordnet) Nummulitenkalk.
8. Eocensandstein und Mergel.
Diluvium:
9. Schotter und Löss.
Dr. G. Stache. Die Wasserverhältnisse von Pirano und Dig-
nanoin Istrien. Herr Dr. G. Stache behandelte die Wasserverhältnisse der
Umgebung von Pirano und Dignano in Istrien, mit deren Untersuchung er von
Seite der Direetion der k. k. geologischen Reichsanstalt über Ansuchen der
k. k. Statthalterei von Triest an das k. k. Staatsministerium betraut worden war.
Die Wasserhältigkeit und der Quellenreichthum einer Gegend sind im
Wesentlichen eine Function aus der jährlichen Regenmenge und der geologischen
Beschaffenheit des Terrains. Bei einem in meteorologischer Beziehung günstig
gelegenen Land wie Istrien kann daher empfindlicher Wassermangel nur durch
die Ungunst der geologischen Verhältnisse bedingt sein. Istrien liegt nach von
Sonklar zwischen den Isohyeten von 35 bis 55 Zoll. Das Volumen des jährlichen
Niederschlages für Krain-Istrien mit 326 Qm. beträgt 785505,504000 K.-Fuss.
Auf den Quadratfuss kommt daher 4:18 K.-Fuss oder 2:33 Eimer im Ganzen. —
Für die Küstengegenden von Istrien immer noch 1°5 bis 2 Eimer. Nach dem vor-
herrschenden Gesteinsmaterial und dem geologischen Bau der Schichten zerfällt
das ganze Land in Karstland, Flyschland und Randgebirge. Das Karstland ist am
schlechtesten daran. Im Grossen verliert es fast das ganze ihm jährlich vom
Himmel gebotene Wasser durch seine Klüfte, Höhlen und Spalten seiner Kalke.
Seine Schichten bilden keine natürlichen Regenfänge, welche das Wasser sam-
meln oder auch nur seinen natürlichen Kreislauf zu Gunsten der Menschen we-
sentlich verzögern. Ueberdies aber sind seine Schichten die ältesten des Landes
und so mächtig, dass selbst in den tiefsten Spalten ältere Wasser sammelnde
Schichten nicht zum Vorschein kommen. Es gibt von dieser allgemeinen Regel
wohl Ausnahmen, diese Ausnahmen aber sind local sehr beschränkt und selten.
Das Flyschland mit seinem Wechsel von Sandstein und Mergeln ist besser
daran. Es fängt angesammelt im Ganzen hinreichend viel von dem gebotenen
Wasser.
Grosse wasserlose Striche kommen hier nicht vor. Ein besonders em-
pfindsamer Wassermangel in diesem Gebiet ist daher local und gehört zu den
Ausnahmen. Die Randgebirgsgegenden mit Kalk, Sandstein und Mergeln sind am
besten daran, doch bilden sie im Verhältniss zu den breiten Flysch- und
[8] Sitzung am 6. December. G. Stache. 2239
Karstlandschaften meist nur schmale Landstriche. Dieses kommt jedoch für die
vorliegenden Fälle nicht in Betracht.
Von .den untersuchten Punkten liegt Pirano an der Grenze eines der
grössten Flyschgebiete der „Triester Mulde“ mit dem Meere. Es gehört zu jenen
localen Ausnahmen, denn es hat in der That sehr grossen Mangel an Wasser in
bequem erreichbarer Nähe. Der Grund davon ist seine unglückliche Lage an
der äussersten, in das Meer vorspringenden Nase des bedeutendsten Wasser-
scheiderückens der Flyschmulde, des vom Convedo her ziehenden hohen Rückens
des Monte Pangnano und Monte Maglio.
Es hat desswegen der Ort ein nur äusserst beschränktes Wasseraufnahms-
gebiet an sich und auch kein entfernteres grösseres, welches im direct zu Gute
kommt. Ueberdies liegen die Schichten des Tassello hier fast ganz flach oder
nur äusserst schwach geneigt, so dass sich selbst die direct dem Terrain zukom-
menden Niederschläge nicht recht sammeln können, sondern sich bei starkem
Regen schnell und jäh in den wenigen, kurzen, steilen Einrissen in’s Meer
ergiessen und sich bei schwächern Niederschlägen langsam auf den breiten, fast
horizontalen Schichtflächen vertheilen. In der nächsten Umgebung des ganzen
Ortes können daher nur äusserst schwache, kaum für den Privatgebrauch einer
Familie hinreichende Quellen erwartet werden und sind andere bisher auch nicht
nachgewiesen.
Mit aus diesem Grunde schon und ganz abgesehen von den technischen
Schwierigkeiten ist von dem Versuche eine angeblich wenige Klafter weit vom
Lande und 2 bis 3 Klafter tief unter dem Meeresspiegel entspringende Quelle
abzufangen, worauf ein Theil der Stadtbewohner eine besondere Hoffnung gesetzt
zu haben scheint, im Interesse des Gemeinedesäckels der Stadt jedenfalls abzu-
rathen.
Anders verhält es sich mit der Idee der Zuführung entfernterer Quellen
durch eine Wasserleitung, Auf diesem Wege allein dürfte die 8486 Einwohner
zählende Stadt hinreichend mit dem nöthigen Wasser versorgt werden können.
In weiterer Entfernung von der Stadt befinden sich nämlich mehrere
Quellen, welche ein gutes Trinkwasser von etwa 10—101/, °R. liefern. Von
den bedeutendsten derselben wurde die Höhe barometrisch gemessen und die
beiläufige Ergiebigkeit per Tag bestimmt.
Es sind folgende:
Die Quelle Fiezzo 1/, Stunde von der Stadt, an dem Nordgehänge des’
Magliorückens gelegen, mit etwa 166 Klafter Seehöhe und 144 bis 200 Eimer
im Tage.
Die Quelle Luzzam 1 Stunde von der Stadt, auf dem Südgehänge, mit
30:83 Klafter Seehöhe und höchstens 200 Eimer im Tage,
Die Quelle Limignano 1t/, Stunde von der Stadt, am Südwestgehänge bis
Maglio nächst der vorigen, mit 46-04 Klafter Seehöhe und höchstens 220 Eimer
im Tage.
Die Quelle Fontana maggiore 11/, Stunde von der Stadt, am Südwest-
Gehänge des Magliorückens, mit nur 21/,—3 Klafter Seehöhe, aber 1440 Eimer
im Tage.
Die Quelle Sezza nächst der vorgenannten, kaum 15 Minuten davon ent-
fernt, mit 4—41/, Klafter Seehöhe und 1200 Eimer im Tage.
Nur die vereinigte Wassermasse der beiden letztgenannten Quellen, ver-
stärkt vielleicht durch die beiden kleineren Quellen des Südgehänges kann
die Basis bilden zu einem Wasserleitungsprojeet für eine Stadt von 8486 Ein-
wohner. Von der Idee, das Nivellement der ganz verunglückten Leitung der
ee”
230 Verhandlungen. Sitzung am 6. December. G. Stache. 19]
Quelle Fontana maggiore aus den dreissiger Jahren stammend zu benützen, muss
man gänzlich abseben. Die niedrige Lage dieser Quelle ist bei der Entfernung
von 8730 Klaftern kein ausreichendes Gefäll zu erzielen, selbst bei geschick-
terer Anlage als überdies noch die aus jener Zeit ist.
Das Wasser dieser Quelle wäre allerdings zur Höhe der Quelle „Sezza“
zu heben um mit dieser in einen Sammelbecken vereinigt zu werden. Die Leitung
müsste dem unteren Berggehänge entlang derart geführt werden, dass die
Quellen Limignano und Luzzam, leicht zugeleitet werden könnten. Die ganze
Länge der Leitung wäre dann auf 4000 Klafter, die Höhe des Bassins über Pirano
mit 26 Fuss und die täglich gelieferte Wassermenge auf 3056 Eimer oder
ungefähr 14 Maass auf den Kopf zu schätzen. Das Gefälle wäre allerdings ein
schwächeres als bei der für Wien projectirten Leitung auf der Strecke vom
Weikersdorfer Sammelbecken bis zum Rosenhügel bei Wien, wo das durch-
schnittliche Gefäll auf 4000 Klafter 36 Fuss beträgt, aber es würde doch noch
hinreichen.
Sollte weder die Stadtgemeinde noch das Land die für eine solehe grössere
Wasserleitung nöthigen Mittel gewähren können, deren Berechnung die Sache
des Ingenieur ist, so ist etwas anderes nicht anzurathen, als die Anlage von
1 oder 2 grossen und zweckmässig gebauten Cisternen und die Vergrösserung
und die reinlichere und bessere Haltung des t/, Stunde weiten Bassins und Brun-
nens, welcher die Quelle Fiezzo speist. Die nach Aussage der Einwohner von
einem berühmten (wahrscheinlich Abb& Riehard) fremden Hydrologen verbreitete
Behauptung, das Gebirge bei Pirano selbst enthalte eine unerschöpfliche Wasser-
menge, welche er der Stadt gegen Entschädigung von 30.000 fl. verschaffen
wolle, beruht entweder auf Unkenntniss der geologischen Verhältnisse oder
auf arger Täuschung.
Das zweite Object der Untersuchung, der auf der Strasse zwischen
Dignano und Fasana liegende unterirdische Wasserbehälter Varno liegt
ganz und gar im Karstterrain. Da Dignano 80-35 Klft. Seehöhe hat, der obere
äussereRand des überdies eine gute halbe Stunde von der Stadt entfernten, näher
bei Fasana gelegenen Wasserloches aber nur 15:00 Klft., so ist schon von
vorne herein an eine einigermassen bequeme oder auch nur mögliche Verwend-
barkeit des noch etwa 11 bis 12 Klft. tiefer liegenden, nur schwer und mit
Gefahr zugänglichen Wasserspiegels für Dignano gar nicht zu denken. Man
müsste das Wasser ebeu doch an Ort und Stelle holen, wenn man auch den Zu-
gang zu den unterirdischen Bassins aushauen und durch eombinirte Pumpen-
werke das Wasser zu Tage heben wollte.
Einfacher, billiger und bequemer ist es jedenfalls für die Gemeinde grosse,
ausreichende und besser plaeirte Cisternen anzulegen als sie bisher besitzt.
Jahrbuch 14. Band.
derk.k.geologischen Jahrgang 1864.
Reichsanstalt. IV. Heft.
——
Verhandlungen der k. k. geologischen Reichsanstalt.
Sitzung am 20. December 1864.
Herr k. k. Hofrath und Direetor W. Haidinger im Vorsitz.
Der Vorsitzende eröffnet die Verhandlungen mit Berichten über Vorgänge
aus dem jüngsten Zeitabschnitte.
„Auch unsere Sitzungen, unser Jahrbuch sollen nicht ohne die Erinnerung
bleiben, an einen erhebenden Vorgang seit unserer letzten Sitzung, die ehr-
furchtsvollste Darlegung treuer dankbarer Gefühle an ein durchlauchtigstes Mit-
glied unseres Allerhöchsten Kaiserhauses, Seine Kaiserliche Hoheit
den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Ludwig Joseph, aus Veranlassung
seiner achtzigsten Geburtstagsfeier, am 13. December. Am 12. December
war es mir buldreichst gestattet gewesen, das von unseren sämmtlichen Mit-
gliedern der k. k. geologischen Reichsanstalt und von hochgeehrten Freunden
unterzeichnete Schriftstück persönlich um 10 Uhr Vormittag in tiefster Ehr-
furcht zu überreichen, mit jenem Wohlwollen entgegen genommen, mit welchem
Seine Kaiserliche Hoheit stets unsere wissenschaftlichen Entwiekelungen be-
trachtet und bei jeder Veranlassung durch reiche Beihilfe gefördert hatte. Ich
durfte als ein in der Geschichte der k. k. geologischen Reichsanstalt wichtiges
Ereigniss hervorheben, dass mein Eintritt in den Allerhöchsten Staatsdienst noch
zur Zeit des Fürsten v. Lobkowitz, als Präsident der k. k. Hofkammer im
Münz- und Bergwesen am 14. April 1840, durch eine Allergnädigst bewil-
ligte Majestäts-Audienz vorbereitet wurde, in welcher ich meine ehrfurchts-
vollste Bitte, als Nachfolger meines unvergesslichen Lehrers Mohs, dessen
Werk fortzusetzen, Seiner Kaiserlichen Hoheit ausführlich erörtern
durfte. Unvergesslich sind uns Höchstdessen fortgesetzte reiche Gaben aus der
Zeit der Entwickelung der „Freunde der Naturwissenschaften“. Und erst noch
in letzter Zeit darf ich in dankbarster Erinnerung Seiner Grossmuth geden-
ken, wo ich als Vermittler berufen war, für die gefeierten Namen v. Martius
und Carus, und wo endlich auch mir persönlich die tiefste Pflicht der Dankbar-
keit obliegt.
Aber unser Ausdruck des Dankes, der Verehrung blieb nicht vereinzelt.
Auch die hochverehrten Freunde Dr. M. Hörnes, Ritter v. Frauenfeld,
L. Ritter v. Köchel fanden sich ein für die k. k. zoologisch-botanische Gesell-
schaft, Director Dr. E. Fenzl, Generalsecretär J. G. Beer, Directions-
Seeretär Jakob Klier für die k. k. Gartenbaugesellschaft, Seine Excellenz
Freiherr v. Baumgartner, Vicepräsident v. Karajan, die beiden Secretäre
Schrötter und Wolf für die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, Prä-
sident Franz Ritter v. Hauer, Dr. A. v. Ruthner und Dr. E. v. Mojsiso-
vies für den Alpenverein, der vorjährige Präsident Dr. Theodor Kotschy,
Vicepräsident Freiherr v. Hingenau, Secretär Foetterle für die k. k,
2323 Verhandlungen. [2]
geographische Gesellschaft. In seiner Gesammtheit erschien die Darlegung
dankbarster Gefühle in Vertretung dieser wissenschaftlichen Körper, der neuesten
Entwickelung unserer Zustände angehörend eine wahre Huldigung dem edlen
Durchlauchtigsten Prinzen dargebracht, der während seines ganzen Lebens
stets wohlwollend in dieser Richtung eingewirkt.
Ueber die Vorgänge der Martius-Feier, der Nöggerath-Feier hatte ich
früher Bericht erstattet, die Berichte über die Carus-Feier, am 2. November in
Dresden, kommen uns nur allmälig und bruchstückweise zu. Ueber die Einladung
zu derselben und die Gründung der Carus-Stiftung hatte ich in unserer Sitzung
am 16. August Nachricht gegeben, und seitdem nebst einer Anzahl von Beiträ-
gen die sich bei mir angesammelt, auch im Namen der drei Wiener Adjuncten
Direetor Fenzl, Generalseeretär Schrötter und mir und mit den Unter-
schriften der sämmtlichen in Wien anwesenden Mitglieder der Kaiserlichen
Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Wissenschaften versehen, einen Fest-
gruss an den Herrn Geheimen Rath und Präsidenten Dr. C. G. Carus nach
Dresden eingesandt. Ein freundliches Dankschreiben vom 7. November enthält die
bezügliche Stelle: „Die erkebende und erfreuliche, mit den Unterschriften aller
unserer besondern Herren Collegen gezierte Zuschrift bei den hier mir bereite-
ten festlichen Tagen wird mir für alle Zeit theils eine schöne Urkunde bleiben,
dass mein Wirken doch hie und da im Stande war, bedeutenden Zeitgenossen
einige Befriedigung zu gewähren, theils wird sie beitragen, für den Rest meiner
Tage meiner Kräfte anzuspornen, damit unser altes „nunquam otiosus“ sich auch
bei mir bis an’s Ende beglaubige.“ Mit diesen Worten entbietet unser so hoch-
verdienter und noch immer unablässig thätiger Präsident auch besten Dank und
Empfehlungen „allen geehrten Herren Collegen“, welchen ich dieselben hier
durch Vorlage verehrungsvoll wieder darbringe, vereint mit meinem eigenen
ergebensten Danke für freundliche Theilnahme an der Ausfertigung des Fest-
grusses. Folgende Unterschriften, nebst den Namen der drei Wiener Adjuncten,
waren aufgesammelt worden, von den Herren: Freiherr v. Baumgartner,
Andreas Ritter v Ettingshausen, Rokitansky, Brücke, Boue&, Reis-
sek, Kotschiy, Ritter v. Seeburger, Diesing, Liharzik, Ritter v. Heuf-
ler, Hörnes, Koch, Skofitz, Jos. Redtenbacher, J. B. Heller, Hyrtl,
Oppolzer, Melicher, Schroff, Felder, Neilreich, Ritter v. Fridau,
Seligmann, Beer, v. Hochstetter, Schott, K. Freiherr v. Reichen-
bach, Constantin Ritter v. Ettingshausen, Skoda; ferner Herr Graf Mar-
schall als Theilnehmer an der Subscription zur Carus-Stiftung.
Die erste bevorstehende Nummer der „Leopoldina“ bringt den vollständigen
Bericht über die Feier, von der ich hier nur noch mit innigstem Dankgefühle
erwähnen möchte, dass auch Carus für sein hohes Verdienst, an seinem Jubel-
feste durch Allergnädigste Verleihung des Ritterkreuzes des österreichisch-
kaiserlichen Leopold-Ordens in glänzender Anerkennung ausgezeichnet wurde, so
wie von seinem eigenen Könige durch das Grosskreuz des Albrecht-Ordens.
Einstweilen waren zahlreiche Exemplare für uns selbst und zur Vertheilung
an die Wiener Adressen der Leopoldino-Carolina des XXIII. (nach der anderen
Zählung XXXI.) Bandes der „Verhandlungen (Novorum Actorum) der kaiser-
lichen Leopoldinisch - Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher.
Mit 15 Tafeln. Dresden 1864“ eingelangt und vertheilt.
Ein neuer werthvoller Beleg zu der unablässigen Sorgfalt des Präsidenten
für die Kaiserliche Akademie, so wie für die wachsende Theilnahme unserer
deutschen Stammgenossen an unserem altehrwürdigen Institute.
[3] Sitzung am 20. December. W. Haidinger. 233
Das Novara-Reisewerk. Dem hohen k. k. Staatsministerium darf ich
wohl hier sowohl für mich persönlich, als für die k. k. geologische Reichsanstalt
den tiefgefühlten treuesten Dank darbringen, für wohlwollende Betheilung mit dem
„Novara-Reisewerke“, von welchem hier die zwei erst veröffentlichten Bände uns
am 2. December zugekommen sind, gerade am achten Jahrestage, seitdem in diesem
Sitzungssaale in einer Sitzung der k. k. geographischen Gesellschaft, der ersten
unter meinem Vorsitze als erster erwählter Präsident der damals mit der
Allerhöchsten Kaiserliehen Bewilligung neu ausgestatteten Gesellschaft
die Einladung an dieselbe erging, von Seiten unseres hochverehrten Freundes
damals Dr. Karl Scherzer, Instruetionen zu entwerfen, aus Veranlassung
der so eben von Seiner Kaiserlichen Hoheit, dem durchlauchtigsten
Herrn Erzherzog Ferdinand Maximilian in das Leben gerufenen Novara-
Erdumseglung unter dem Linienschiffscapitän und Commodore Bernhard Ritter
v. Wüllerstorf! (Mittheilungen der k. k. geographischen Gesellschaft I. Jahr-
gang, 1. Heft, Berichte S. 63.)
Welche Veränderungen haben nicht seitdem stattgefunden! Seiner Maje-
stät dem Kaiser von Mexico weihen wir nun in der Erinnerung unsern innigsten
Dank für diesen glorreichen Tag aus der Geschichte von Gross-Oesterreich, der
Contreadmiral Freiherr v. Wüllerstorf kehrt zurück aus schützender Stellung
in den nördlichen Meeren. Herr Dr. Karl Ritter v. Scherzer ist der Verfasser
des einen der vorliegenden Quartbände: „Reise der österreichischen Fregatte
Novara in den Jahren 1857, 1858, 1859 unter den Befehlen des Commodore
B. v. Wüllerstorf-Urbair. Statistisch-eommereieller Theil. Von Dr. Karl
v. Scherzer. Erster Band. Mit dreizehn in den Text gedruckten Karten und
einer lithographirten Erdkarte. Herausgegeben im Allerhöchsten Auftrage unter
der Leitung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien aus der kai-
serlich-königlichen Hof- und Staatsdruckerei 1864. In Commission bei Karl
Gerold’s Sohn.“ Der zweite Quartband unter dem gleichen Haupttitel ist die
„Geologie von Neu-Seeland. Beiträge zur Geologie der Provinzen Auckland und
Nelson. Von Dr. Ferdinandv. Hochstetter, Ritter u. s. w. Mit 6 geologischen
Karten in Farbendruck, 6 Lithographien, 1 Kupferstich, 1 Photographie und
66 Holzschnitten. Im Ganzen bezeichnet: Geologischer Theil, I. Band, 1. Abthei-
lung“. Aus dem letzteren Werke hatte ich die Karten in ihrer besonderen Ausgabe
in unserer Sitzung am 1. December 1863 (V. S. 140) anerkennendst vorgelegt.
Ich darf es nicht wagen, auf den Inhalt dieser beiden Werke hier selbst nur
annähernd einzugehen, kann es mir aber nieht versagen, mit einigen Worten der
hohen Anregung zu gedenken, welche uns der Fortgang der Erdumsegelung selbst
brachte, nachdem an jenem 2. December die Bewegung uns zugekommen war,
wie nebst Herrn Dr. Scherzer zwei Naturforscher für die Expedition bestimmt
wurden, diese von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften gewählt, die
Herrn G. Frauenfeld und Dr. F. Hochstetter, letzterer ein Mitglied unse-
rer k. k. geologischen Reichsanstalt selbst, die Vorbereitungnn zur Abreise, die
Augenblicke der Trennung in unseren Sitzungen und im freundschaftlichen
Zusammensein; wie wir dann die Freunde in der Entfernung geistig verfolgt,
beglückt durch ihre Berichte, und ihnen wieder unsere besten Wünsche zusen-
dend. Dann die, wenn auch in politisch-trüber Zeit hoch willkommene Rückkehr,
erst des guten Schiffes mit dem grössten Theile der Seefahrer, dann einzeln
unseres trefflichen Hochstetter, ihr festliches „Willkommen in Wien.“ Dann
für die Berichte, denn nur, was für alle Zeiten gewonnen ist, gibt den eigent-
lichen Erfolg der Reise. Hier beginnt erst die elassische Arbeit unseres
Scherzer, der historische Theil der Novara-Reise in drei Bänden, ein Werk,
234 Verhandlungen. [4]
dessen reicher Absatz alle Erwartungen übertraf, dann als Ergänzung unseres
Hochstetter „Neu-Seeland“, mit dem Berichte über seine während eines
dreivierteljährigen Aufenthaltes auf diesen Inseln gewonnenen Erfahrungen.
Aber dies alles nur vorläufig Berichte. Noch fehlte die Feststellung der Verhält-
nisse, unter welchen die eigentlichen wissenschaftlichen Ergebnisse in einer
des grossen Kaiserthums Oesterreich würdigen Gestalt an das Licht gefördert
werden sollten. Auf Veranlassung Seiner Kaiserlichen Hoheit des durch-
lauchtigsten Herrn Erzherzogs war von dem damaligen Handelsminister Herrn
Grafen v. Wiekenburg jenes Comite ernannt worden, aus den Herren Direc-
toren Fenzl, Hörnes, Redtenbacher, Prof. Kner, Dr. C. Felder
und den Novara-Reisenden Ritter v. Frauenfeld, v. Hochstetter und Ritter
v. Scherzer bestehend, letzterer als Schriftführer, dessen Vorsitz ich mir wohl
für immerwährende Zeiten zu höchster Ehre rechnen darf. Die erforderlichen
Mittel zur Herausgabe wurden nun Allergnädigst bewilligt, die Herausgabe
selbst unter die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften und ihren Präsidenten
Freiherrn v. Baumgartner gestellt, und so heissen wir nun die beiden ersten
Bände zu hoher Ehre für die Verfasser,‘ zu hoher Ehre aber auch für unser
Oesterreich herzlich in der Oeffentlichkeit willkommen.
Ein Wort des Beifalls möchte ich wohl noch der naturgemässen Reihung
der Mittheilungen darbringen. Herr Dr. Ritter v. Scherzer reiht seine Erfah-
rungen in kleinen Gruppen, nach den Mittelpunkten von Gibraltar, Madeira, Rio
de Janeiro, der Capstadt, den Inseln St. Paul und Amsterdam, der Insel Ceylon,
Madras, den Nikobaren und Singapore aneinander, während Herr Dr. v. Hoch-
stetter mit der wichtigsten Gruppe seiner Erfahrungen der grossen Monographie
der Inseln von Neuseeland beginnt. In dieser eine Arbeit über die Rhyolithe von
Herrn Dr. Zirkel, Manche neuen Mittheilungen von Herrn Dr. Julius Haast
in Christchurch, Canterbury , benützt.
In einem neuerlich von unserem hochgeehrten Freunde Haast kürzlich
erhaltenen Briefe von Glückauf bei Christehurch schreibt derselbe: „Sie sehen
wir schreiten trotz Maorikrieg und Geldmangel rüstig voran und hoffen der Welt
zu zeigen, das dieser durch einen Geologen der k. k. geologischen
Reichsanstalt gegebenen Impuls seine Früchte getragen hat.“
Dann wieder: „Es ist bereits keinem Zweifel unterworfen, dass trotz der
grossen Finanznoth im Lande die hiesigen Kammern einstimmig die nöthige
Summe votiren werden, um das populäre Werk Hochstetter’s in der Origi-
nalform in einer englischen Uebersetzung erscheinen zu lassen.“
Auch von seinen eigenen Arbeiten und verschiedenen Arbeiten auf den
Inseln gibt Herr Dr. Haast auregendste Nachrichten.
Es ist wohl einigermassen Eitelkeit von mir, aber doch auch Ausdruck
innigsten Dankgefühles, wenn ich auf der schönen Titel-Photographie unseres
hochgeehrten Freundes Freiberrn v.Desgranges, anschliessend an die höchste
Spitze des Mount Cook, den Namen der Haidinger-Kette lese, am entgegenge-
setzten Ende abgeschlossen durch den Mount De la Beche, dann die Berge Elie
de Beaumont, Darwin, Tyndall, an den Abhängen den Murchison-Gletscher, den
grossen Tasman-, den Hochstetter-, den Hooker-, den Müller-Gletscher, in der
Tiefe den Tasman- und Hooker-River. Das Bild selbst aus den Originalskizzen
von Haast durch den tiefen Kenner, den talentvollen und erfahrnen Darsteller
der Gletscherwelt Friedrich Simony als Vorlage gewonnen.
Werke wie diese sind es, welche für immerwährende Zeiten Dank und
Anerkennung an jene unvergessliche österreichiche Erdumsegelung fesseln.“
[5] Sitzung am 20. December. M. V. Lipold. 235
M. V. Lipold. Arbeiten der Section I in Nieder- und Oher-
Oesterreich. Hrr Bergrath M. V. Lipold besprach im Allgemeinen die Resul-
tate der von der I. Section im Sommer 1864 ausgeführten geologischen Speeial-
Aufnahme, an denen sich ausser ihm Herr Seetionsgeologe D. Stur und die Herren
k. k. Montaningenieure G. Freiherr v. Sternbach, J. Rachoy und L. Hertle
betheiligten, und erwähnte dankend der Unterstützung, welche den Geologen
von vielen Seiten, insbesondere durch die Herren M. #. Zach, Bergverwalter in
Lilienfeld, J. Neuber in Kirchberg a. d. Pielach, Andreas Ritter v. Töpper
in Neubruck bei Scheibbs, Eng. Ritter v. Amon in Lunz, Anton und Frie-
drich Fischer in St. Egidy, k. k. Hammerverwalter Ph. Pichl in Weyer,
d. Petter in Kleinreifling und K. Pfraumer in Reichraming, Director K.
Klein in Reichraning, Bürgermeister J. Dorfwirth in Grünburg u. m. a.
zu Theil wurde. Hierauf gab Herr Lipold eine geologische Uebersicht der
Umgebungen von Kirchberg a. d. Pielach, welche er selbst einer Speeialunter-
suchung unterzogen hatte, bezeichnete die dortselbst auftretenden Glieder der
Trias-, der rhätischen-, der Jura-, und der Kreide-Formation und erläuterte
die Lagerungsverhältnisse derselben durch mehrere Profile.
F.Babanek.Vorlage dergeologisehenKarten desdiesjährigen
Aufnahmsgebietes imWaagthale. Derselbe hatte jenen nördlichen Theil des
Treneiner-Comitates während den Sommermonaten d. J. untersucht, der durch
die Waag im Süden, die schlesische Grenze im Norden, die Linie Szillein-Czavza
im Osten und Predmös-Visoka im Westen begrenzt wird. Dieses Gebiet wird
durch die grössere Entwiekelung zweier Formationen, nämlich der Kreide und des
Eocen in drei Partien getheilt. Als ältestes Glied der in diesem Gebiete auftreten-
den Formationen sind Liasschiefer, die Posidonien führen, zu bezeichnen, auf
welche ein schmaler Zug vön rothem und weissem Jurakalke folgt.
Das Neoecom ist durch Fleekenmergel und Kalke charakterisiert, die zahlreiche
Bruchstücke von Petrefaeten führen. Ein grösseres Gebiet nehmen Cenoman -
Sandsteine und Schiefer ein, auf welchen Conglomerate des Turonien aufgela-
gert sind. Das oberste Glied der Kreide, Senonien, wird durch die Puchover
Schichten, nämlich Mergel und Sandsteine repräsentirt, die in grosser Ausdeh-
nung am rechten Ufer der Waag auftreten.
Gegen die schlesische Grenze zu ist der Godula-Sandstein (Albien d’Orb.)
und der Istebuer Sandstein (Cenomanien) vorzüglich enwickelt, welche Forma-
tionsglieder im angrenzenden Schlesien in grosser Mächtigkeit auftreten. Den
mittleren und grössten Theil des Aufnahmsterrains nimmt die oberste Abtheilung
des Karpathen-Sandsteines «in, der durch Funde von Nummuliten als der Eocen-
formation ; angehörig sich erwiesen hat. Diluvialschotter kommt in einzelnen
Terrassen längs der Waag und Kiszucza vor.
A. Rücker, die Diluvial-‚Tertiär- und Kreidegebilde der
Umgebung von Pruzska, dann Brumow und Klobouk. „Von Diluvial-
gebilden treten am rechten Waagufer bei Pruszka in Ungarn Löss und Schotter
auf. Letzterer besteht aus Kalken und Sandsteinen, durchwegs schlecht gerollt,
und nimmt die das Waagthal unmittelbar begrenzenden Terrassen ein. Kleine
Partien von Löss trifft man im Wlarapasse, ferner in der Umgebung von Brumow
und Klobouk in Mähren.
Von tertiären (neogenen) Gebilden ist nur die, schon früher bekannte kleine
Sandsteinpartie bei Horoez mit Pecten solarium zu erwähnen; dagegen nehmen
eocene Sandsteine, in mehreren Varietäten entwickelt, den grössten Theil des
Aufnahmsgebietes ein. Die obere Kreide ist in allen drei Gliedern vertreten,
obschon die beiden unteren, Cenomanien und Turonien, nur in unbedeutenden
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Baad, 1864. Verhandlungen. ff
236 Verhandlungen. [6]
Partien mächtig entwickelt sind; die Senoniengebilde, bestehend aus rothen
und grauen Mergeln (Puchower Mergel) und feinkörnigen, dichten, glimmer-
führenden Sandsteinen. Von diesen sind in dem grauen Mergel Uebergänge zu
beobachten. Die rothen Mergel sind eonstante Begleiter der Klippenkalke und sind
denselben um- und aufgelagert.
Neocom ist untergeordnet entwickelt; es tritt auf als Kalk und Mergel im
Kvassowthal, nordöstlich von Pruszka, ferner nordwestlich von Pruszka, und Pod-
hradj und Kleezenow nördlich von Zubak.
Schliesslich sprach der Vortragende seinen Dank für freundliche Aufnahme
und Förderung der Arbeit aus, den Herren: gräflich Königsegg’schen Beamten
in Pruszka, Herrn k. k. Major Zehetner in Navojna bei Brumow, Herrn
Franz Hromatka, k. k. Landesgerichtsrath in Wzetin, Herrn Pfarrer Stephan
Uenay in Senje bei Trenäin, Herrn Franz Kodsi, Pfarrer in Stitna bei
Brumow, und Franz Herrn Oberförster Steiskal in Neu-Hrozyukau.
Karl Ritter v. Hauer. Werthbestimmung von Graphiten. —
Der Werth des Graphites für seine technische Verwendung ist in erster Linie
proportional der Menge des enthaltenen Kohlenstoffes. Die Werthbestimmungen
der Graphitsorten bezwecken daher, die relative Menge Kohlenstoff, welche die-
selben enthalten, zu ermitteln, und dies geschieht auf indirectem Wege, indem
man den Kohlenstoff verbrennt und den zurückbleibenden unverbrenniichen
Antheil, die sogenannte Asche des Graphites, wiegt. Allein die Verbrennung des
Kohlenstoffes in seiner Modifieation als Graphit ist mit Schwierigkeiten verbun-
den, da sie nur in einer Atmosphäre von Sauerstoff leicht und vollständig vor
sich geht. Im Sauerstoffgase ist dann die Verbrennung des Graphites, wenn
sie nieht künstlich gemässigt wird, eine sehr vehemente und es findet sehr leicht
ein Verstäuben der Aschenbestandtheile Statt. Die herumgestreuten Aschen-
bestandtheile müssen zumeist sorgfältig in der Verbrennungsröhre zusammen-
gelesen werden, denn jeder Verlust an Asche bedingt eine proportional zu hohe
Angabe des Kohlenstoffes. Die Nothwendigkeit der Anwendung dieser Vorsichts-
maassregeln, so wie die ganze Einrichtung eines Apparates für Verbrennungen
im Sauerstoffgase benimmt solchen Bestimmungen den. Charakter der Einfachheit
und das Expeditive, wie es für technische W.erthbestimmungen, die oft in grosser
Zahl und mit Raschheit sollen ausgeführt werden können, verlangt wird.
Auf eine einfache und rasche Weise lässt sich indessen der Kohlenstoffgehalt
in den Graphiten nach dem von Berthier für Brenuwerthsbestimmungen fossiler
Kohlen ersonnenen Verfahren ermitteln, und zudem wird dabei ein sehr genaues
Resultat erzielt, wie sich schon theoretisch’ nachweisen lässt. In fein zerriebenem
Zustande mit Bleioxyd gemengt, verbrennt die graphitische Kohle bei Glühhitze
mit Leichtigkeit auf Kosten des im Bleioxyde enthalten Sauerstoffes und der
redueirte Bleiregulus steht dem Gewichte nach in einem bestimmten Aequivalent-
verhältnisse mit dem verbrannten Kohlenstoff. Nun enthält aber der Graphit
neben seinen erdigen Bestandtheilen nur reinen Kohlenstoff, Alle Ungenauigkei-
ten, welche die Berthier’sche Probe bei Brennwerthsbestimmungen fossiler
Kohlen, wegen des Wasserstoffgehaltes der letzteren, einschliesst, entfallen daher
gänzlich bei Uebertragung dieses Verfahrens auf Kohlenstoffbestimmungen des
Graphites, und in solcher Anwendung erhält diese Methode den Werth präeiser
analytischer Experimente.
Bezüglich der praktisehen Ausführung der Proben in dieser Weise ist es
kaum nöthig, etwas zu erwähnen, nur möge angeführt werden, dass die Anwen-
dung von Bleioxydchlorid statt Bleioxyd, wie sie von Schrötter für Brenn-
werthbestimmungen fossiler Kohlen vorgeschlagen wurde, weder für die Genauig-
[7] Sitzung am 20. Desember. Fr. v. Hauer. 237
keit des zu erzielenden Resultates, noch sonst in irgend einer Beziehung von
nennenswerther Bedeutung ist. |
Franz Ritter v. Hauer. Gebirgsarten und Petrefacten aus Steyer-
dorf. Herrn Benedikt Roha, gegenwärtig Oberverwalter der k. k. priv. Staats-
eisenbahn-Gesellschaft in Steyerdorf, verdankt die k. k. geologische Reichs-
anstalt eine ausgewählte Suite von Gebirgsarten und Petrefaeten aus der Um-
gebung von Steyerdorf im Banate, welche derselbe gelegentlich eines früheren
mehrjährigen Aufenthaltes daselbst gesammelt hatte.
Unter den Gebirgsarten sind insbesondere vertreten; die kohlenführende
Liasformation aus Steyerdorf mit Kohlenmustern von den verschiedenen Flötzen,
darunter auch faserige Holzkolle aus dem Hangendflötze in der Franeiseus-
Grube, und mit zahlreichen Mustern der dieser Formation angehörigen Eisensteine
(Blackband) im natürlichen und gerösteten Zustande.
Unter den Peirefacten sind besonders hervorzuheben zahlreiche Pflanzen-
abdrücke, darunter nach Herrn Stur’s Bestimmung Annularia longifolia Brgn.
A. minuta Brgn. und Cyclopteris orbicularis Brgn. aus der älteren Steinkoh-
lenformation von Szekul, dann Alethopteris Whitbyensis Göpp., Cyatheites
decurrens Andr., Andriania Baruthina Fr. Braun und Pachypteris Thinnfeldi
Andr. aus der Liasformation von Steyerdorf. Noch wichtiger aber erscheinen
die freilich nur fragmentären und zu einer genauen Bestimmung kaum geeigne-
ten Reste von Süsswasser-Schnecken ebenfalls aus der Liasformation von Steyer-
dorf. Die eine derselben, eine Planorbis, schon erwähnt von Kudernatsch
in seinen trefflichen Abhandlungen über das Banat (Jahrbuch der k. k. geolo-
gischen Reichsanstalt VI, Seite 238), steckt mitten in der Kohle des Hauptflötzes
und wurde darin im Stephan-Lauf des Kübeck-Schachtes gefunden. Eine zweite,
wahrscheinlich ebenfalls Planorbis, stammt aus einer tauben Zwischenlage des
Flötzes im Breunner-Schacht. Eine dritte, wahrscheinlich Paludina, steckt im
Blackband und aus dem Franeisei-Förderstollen. Noch liegen der Sendung ein-
zelne Fossilien, Ammoniten, Belemniten, Caprotina, Korallen u. s. w. aus den
Jura- und Kreideschiehten der Umgebung von Steyerdorf bei. Für das sehr
werthvolle Geschenk sind wir Herrn Roha zum verbindlichsten Danke ver-
pflichtet.
Fr. v. Hauer. Marmormuster, geschenkt vonHerrnJ. Robert. —
Niebt minderen Dank schuldet die k. k. geologische Reichsanstalt Herrn Justin
Robert, Fabriksbesitzer zu Oberalm bei Adneth für die abermalige Uebermitte-
lung einer Suite von 31 geschliffenen Marmorarten und anderen Gesteinen, wel-
che in der von demselben eingerichteten Marmorschleiferei Verwendung finden.
Es befinden sich darunter vier lichte Varietäten aus dem Untersberger Kreide-
marmor , eben sdlche aus Reichenhall, neun meist rothe und bunte Varietäten
aus dem Lias von Adneth, sieben ebenfalls meist rothe und bunte aus dem Hall-
stätter Kalk des Dürrenberges bei Hallein, drei schwarze und weissgeaderte aus
dem Guttensteiner Kalk von Werfen, zwei weisse aus dem krystallinischen Kalk
von Kleinarl und Hofgastein, zwei Serpentine von Hofgastein und Lund, ein
Breunnerit von Mühlbach und zwei Marmore von Findlingsblöcken von Vigaun
und Kremsmünster.
E. Suess. Bericht über Mastodon-Reste von Franzensbad,
Geschenk von Herrn Adolph Tachetzi in Eger. Eine Anzahl fossiler
Knochenreste wird vorgelegt. Da Herr Professor E. Suess in der Sitzung
gegenwärtig ist, so ladet ihn der Vorsitzende ein, gewogenst persönlich die Be-
merkungen über dieselben zu günstigerem Eindrucke vortragen zu wollen, für
fi?
238 Verhandlungen. [8]
welche er ihm bereits für nachstehende schriftliche Ergebnisse zu bestem Danke
verpflichtet war. Herr Professor Suess entspricht freundlichst der Einladung.
„Die mir zur Bestimmung übergebenen Säugethier-Reihe von Oberndorf,
östlich von Franzensbad bei Eger, welche angeblich 7 Klafter tief in grünlichem
Letten unter einer Ablagerung von Süsswasserkalk gefunden wurden, gehören
trotz der Uebereinstimmung ihres Erhaltungszustandes offenbar zwei verschie-
denen Altersstufen an.
Zunächst habe ich unter demselben einen nur 21/, Zoll langen und 13/, Zoll
breiten Backenzahn eines tertiären Proboscidiers hevorzuheben, meines Wissens
des ersten, welcher überhaupt in den Tertiärbildungen des nördlichen Böhmens
gefunden wurde. Er ist sehr stark algekaut, dreireihig und lässt an der einen
Seite den Rest eines fortlaufenden Basalsaumes erkennen, welcher zeigt, dass
man es nicht mit einem Dinotherium zu thun habe, wofür derselbe vöon Fritsch
(Geinitz, Neu. Jahrb. 1864, S. 693) gehalten worden ist. Es kann daher dieser
Zahn nur einem Mastodon aus der Familie der Trilophodonten angehören und
seiner geringen Grösse halber muss er wohl für den dritten Backenzahn den
ersten dreireihigen im Gebisse gelten. Da die Stellung der Querdämme gegen
den Umriss der Zahnkrone eine sehr schräge ist, ziehe ieh vor, denselben zu
Mastodon tapiroides zu stellen, obwohl er möglicher Weise zu M. angustidens
gehören mag; der zu sehr herabgekaute Zustand der Krone lässt eben eine
sichere Entscheidung zwischen diesen beiden Arten kaum zu.
Wie dem auch sei, so steht doch so viel fest, dass in Ablagerungen,
welche älter als unsere erste Neogenfauna wären, Proboscidier überhaupt bis
heute unbekannt sind, und beide genannte Arten, nämlich M. fapiroides und M.
angustidens, gehören bei uns eben dieser ersten Neogenfauna an, d. h. sie rei-
chen von dem Niveau der steirischen Kohlen durch die marine bis in unsere
brackische Stufe hinauf ohne jedoch in den Congerienschichten vorzukommen.
Durch dieses Stück ist daher ein neuer Fortschritt in der Parallelisirung der
nordböhmischen und der Wiener Tertiärbildungen vermittelt.
Ein Halswirbel, ein kleines Rippenstück und einige Bruchstücke von Extre-
mitätsknochen, welche ebenfalls beiliegen, gehören wahrscheinlich diesem selben
Thiere an, für welches wir binnen wenigen Monaten die folgenden neuen Fund-
orte zu verzeichnen haben:
1. Mariner Sand vonNeudorfa. d. March, von wo ein schöner Backen-
zahn an das k. k. Hof-Mineralieneabinet kam.
2. Braunkohle von Hart bei Gloggnitz, von wo vor Kurzem Herr
Drasche ein Kieferstück an dieselbe Sammlung einsandte.
3. Alluvien an der Mur-Insel in Croatien. Ein Baekenzahn, von hier
offenbar aus secundärer Lagerstätte stammend, wurde vor wenigen Wochen für
“die geologische Sammlung der hiesigen Universität erworben.
Das Vorkommen bei Oberndorf steht in vollstem Einklange mit den Bemer-
kungen, welche ich im Jahre 1861 über die Säugethierfauna des Süsswasserkal-
kes von Tuchoritz in Böhmen zu machen Gelegenheit hatte (Sitzungsb. k. Akad.,
Bd. XLII, S. 224 — 232), welche ebenfalls unserer ersten Neogenfauna
zufällt.
Neben diesen Mastodonten-Resten befindet sich unter dem Uebersandten
auch ein etwa 6 Zoll langes Fragment eines Hirschgeweihes, an beiden Enden
abgebrochen, ınit dem Anfange einer Schaufelbildung an dem einen Ende. Dieses
Stück ist an der einen Seite der Länge nach so abgeschliffen, dass es flach auf
dem Tische liegt, auf der andern befindet sich eine breite und flache Einker-
bung, durch welche einmal ein Seil oder Riemen gegangen sein wird, wenn
.
[9] Sitzung am 20. December. E. Suess. 239
nicht etwa das Stück gerade an dieser Stelle an einen andern Körper festge-
bunden war. Auf dieser Seite, wahrscheinlich der obern, sind noch weitere
Spuren der Bearbeitung, namentlich ein kurzer Schnitt sichtbar.
Dieses Göweihfragment ist ein Rest alter Cultur und hat mit den eben be-
sprochenen Resten von Mastodon wohl nichts zu schaffen. Es wäre wünschens-
werih zu wissen , ob dasselbe nicht etwa aus dem Franzensbader Moore stammt.“
Der Vorsitzende ergänzt noch den Vortrag durch den Bericht über die Ein-
sendung selbst. „Vor einigen Monaten schon hatte man in dem Letten unter dem
im Egerlande so vielfach benützten Süsswasserkalk von Oberndorf bei Franzens-
bad, eine Anzahl Knochen- und Zahnreste gefunden, welche unter wohlwollend-
ster Vermittlung meines hochverehrten Freundes Herrn k. k. Majors Otto
v. Brandenstein und meines Bruders Rudolph Haidinger in Elbogen, von
Herrn Apotheker Adolph Tachetzi in Eger der k. k. geologischen Reichsanstalt
als freundliches Geschenk zukam, für welches ich hier meinen verbindlichsten
Dank darbringe, eben so wie an unsern hochgeehrten Freund Herrn Professor
E. Suess, für die freundlichst gegebenen Erläuterungen. Bei dem tief abge-
nüfzten und fragmentarischen Zustande, namentlich des Zahnes, erforderte dies
allerdings den Blick des Meisters.
Wir verfehlen nicht, dem letzt ausgesprochenen Wunsche auch unsere
Wünsche und Bitten an die hochgeehrten Freunde anzuschliessen, dieselben
möchten diesem Gegenstande ihre freundliche Aufmerksamkeit auf das Lebhaf-
teste zuwenden.
W. Haidinger Erinnerung an Leopold Laserer. Ein Wort der
Erinnerung gestatten Sie mir an einen eben erst am 15. December dahingeschie-
denen Schul- und Convietsgenossen, aus dem Jahre 1810 hier für unser Jahrbuch
zu bewahren, der uns stets in unseren früheren ämtlichen Beziehungen, und noch
bis zuletzt durch Abnahme eines Ex-mplares unseres Jahrbuches, redlich zuge-
than war. In Goisern bei Ischl im Jahre 1794 geboren, knüpft sich eine anzie-
hende Anekdote an seine ersten Studienjahre. Weiland Seine Majestät der
Kaiser Franz befand sich auf der Ueberfahrt von Ebensee nach Gmunden.
Dasselbe Schiff benützte auch unser Freund Laserer. Ein Regenschauer stellte
sich ein. Mit kindlich wohlwollender Aufmerksamkeit beeilte sich der junge Mann,
Seiner Majestät seinen aufgespannten Regenschirm zum Schutze darzubieten.
Eine Ansprache folgte, welche die Theilnahme des Kaisers so sehr in Anspruch
nahm, dass für den jungen Mann in seinen bescheidenen Verhältnissen, für seine
Studien und sein späteres Fortkommen auf das Erfolgreiebste gesorgt wurde. Ich
verliess ihn 1811 noch im Stadteonviete; später machte er in Schemnitz die
montanistischen Studien, war Hofeoneipist bei der k. k. Hofkammer im Münz- und
Bergwesen als ich im Jahre 1840 meinen neuen Aufenthalt in Wien nahm, sodann
k. k. Sectionsrath, zuletzt in Pension. Ein treuer, redlicher, fleissiger Arbeiter
scheidet mit ihm wieder einer der immer seltener werdenden Arbeitsgenossen aus
dem frühesten Lebensabsehnitte. Wir bewahren ihm die anerkennendste Erinne-
rung.
W.H.Der Verein für Landeskunde von Nieder-Oesterreich.
Aus dem Hauptblatte der Wiener Zeitung vom 18. December entnehme ich den
Bericht über die constituirende Generalversammlung dieses neuen Vereines,
welche am 16. December stattgefunden hatte, rasch mit hesonderem Wohlwollen,
da dieser Bericht sogleich vorgelegt wurde, während für uns und unsere Be-
richte voll der gründlichsten und anregendsten Mittheilungen stets nach langer
Zeit erst ein Plätzchen in der „österreichischen Wochenschrift“ gefunden wird.
Ich habe sogleich an Seine Excellenz den ausgezeichneten Herrn Präsidenten
340 Verhandlungen. [10]
Freiherrn Adolph v. Pratobevera die Reihe der Bände unseres Jahrbuches
gesandt, da sie doch auch, wie dies unseren Herren Geologen wohl bekannt ist,
so manches Werthvolle für „Landeskunde von Niederösterreich“ als Ergebnisse
ihre eigenen Forschungen enthalten, uad es wird uns Mitgliedern der k. k. geo-
logischen Reichsanstalt in der k. k. Reichshaupt-und Residenzstadt Wien die grösste
Befriedigung gewähren, wenn der nun neu in der Hauptstadt von Niederöster-
reich gewonnene Verein von diesen Ergebnissen freundlichst Kenntniss nehmen
will. Ich freue mich, umgehend von Seiner Excellenz in höchst wohlwollender
und anerkeanendster Weise die freundlichste Empfangsbestätigung zu besitzen.
W.H.Malachit-Tropfstein von Reichenau, Oesterreich unter
derEnns. Wir verdanken ein schönes Exemplar eines Tropfsteines von Malachit
Herrn Ferdinand Schliwa, k. k. Oberverweser des Eisenwerkes zu Reichenau
in Nieder-Oesterreich. Das Exemplar ist 2 Fuss lang, am oberen Ende abgebro-
ehen 2 Zoll, am untern Ende, ebenfalls abgebrochen, 3 Zoll stark, in dem grössten
Theile der Länge aber viel stärker, bis zu einem Durchmesser von 5 Zoll. Meh-
rere solche tropfsteinartige Säulen wurden kürzlich in einem längst verlassenen
alten Bergbaue am Altenberge bei Reichenau angetroffen, den man zufällig eröff-
nete. Der Abbau hatte, wie Herr Schliwa noch hinzufügt, in dem in Grauwacken
eingelagerten Spatheisenstein, der Schwefelkies und Kupferkies enthält, statt-
gefunden, und der Malachit selbst ist ein Produet neuester Bildung. Allerdings hat
dieser Malachit-Tropfstein ein wenig ansehnliches Aeussere, er ist grösstentheils
zerfressen und rauh und von schwarzer Farbe, und erinnert wenig an die
schönen sibirischen nierförmigen Malachite, nur hin und wieder tritt eine kleine
Partie mit glatter Oberfläche hervor und der charakteristischen grünen Farbe der
nachahmenden Gestalten, kaum einen halben Zoll breit. Aber doch ist im Gan-
zen hohes Interesse der aufeinanderfolgenden Bildungen und Zerstörungen mit
dem vorliegenden Stücke verbunden, wohl wertlı genauer, selbst im Zusammenhange
mit der Fundstätte studiert zu werden, als es mir jetzt in den wenigen Augenblicken
vorübergehender Betrachtung möglich war. Eines muss wohl als unzweifelhaft vor-
ausgesetzt werden, der Absatz von Malachit kam zuerst in Pulvergestait als Nieder-
schlag aus einer Auflösung, noch in der Feuchtigkeit mit fortbewegt an den Ort,
wo wir den festen Körper jetzt sehen, der nach und nach durch Kıystallisation
aneinander schloss. Aber diese selbst bewegte sich dann weiter fort und neue
Mengen mit Malachitabsatz beladene Theile der Flüssigkeit rückten nach. Es
wäre wichtig, bierbei von der Länge der Zeit und der Menge des Absatzes einige
Zahlendaten zu besitzen. Nur wenige, die letzten Absätze sind noch in dem
frischen, ursprünglichen Zustande. An diesen lässt sich genau die Richtung des
Absatzes erkennen. Merkwürdig sind die tropfsteinartigen Zapfen am unteren
Ende mit einer sehr charakteristischen Höhlung versehen. Manche der tropfstein-
artigen Gestalten und Striemen, für welche man ein längeres Bestehen annehmen
muss, sind auf der Oberfläche grau, pulverig, andere wieder, und zwar die aller-
meisten schwarz, davon einige noch nierförmig, viele aber tief zerfressen, von dem
Malachit nur mehr das Kupferoxyd, erdig, matt zurückgeblieben. Wenige der
eigentlichen Malachithäute sind über eine Linie dick. Sie sind von faseriger Tex-
tur und zunächst der Oberfläche doch wieder etwas mehr krystallinisch, wo sie
im Innern der tropfsteinartigen Säule mehr frisch erhalten ist, manche ganz dicht
im Bruche. .
Einen sonderbaren Eindruck machen, grösstentheils rhombische Tafeln von
1/0 bis '/, Linie, kleine flimmernde Krystalle, scheinbar ohne Regel in den
Räumen abgesetzt. Bei neunzigfacher Vergrösserung gelang es mir, den Winkel
auf eiwa 101 Grad zu schätzen. Manche der Blättchen zeigten auch den Diago-
[11] Sitzung am 20. December. V, Ritter v. Zepharovich. 241
nalen entsprechend Combinationsprismen, so dass sie wohl Baryt sein dürften,
vielleicht als Chlorbarium mit in der Flüssigkeit fortbewegt und dann mit
Schwefelsäure verbunden, welehe doch gewiss auch in der Flüssigkeit vorhanden
war. Recht sehr sind Erscheinungen dieser Art zu eindringliehsten Studien zu
empfehlen.
W.H. Periklindruse, Geschenk von Herrn k.k. Secetionsrath
Franz Ritter v. Sehwind. Ein wahres Prachtstück, die bis 2/, Zoll breiten
und zwischen den breitesten Theilungsflächen etwa 4 Linien dieken Krystalle, eine
8 Zoll lange und 6 Zoll breite Druse bildend, von der bekannten gelblichweissen,
dem Elfenbein ähnlichen Varietät aus Tirol. Der Fundort nur im Allgemeinen .
bezeichnet. Namentlich sind es der rothe Kopf und Greiner im Zillerthal und in
der Pfitsch. Mehrere der Krystalle im Innern hohl, in der dem Periklin eigen-
thümlichen Weise. Mit nur wenig Bergkrystall und Chlorit, ganz ohne Adular.
Das Stück kam uns dureh freundliche Uebersendung von Herrn k. k. Berg- und
Salinendirector in Hall v. Rehorovsky zu, da der freundliche Geber Herr
Ritter v. Schwind, dem wir hier unsern angelegentlichsten Dank darbringen,
seitdem in seiner neuen Stellung im k. k. Finanzministerium seinen Aufenthalt in
Wien genommen hatte.
W.H. Faserkohle von Häring. Von Herrn Fr. Ritter v. Scehwind.
Aus derselben wohlwollenden Quelle, durch Herrn Karl Ritter v. Hauer am
4. November persönlich überbracht, liegt auch ein eharakteristisches Stück „Faser-
kohle“ von Häring vor. Deutlich schon vor seiner Einsehliessung in die Torf-
schieht, aus welcher die Braunkohle entstand, durch Brand verkohltes Holz, wie
ich solehes unter andern in meinem Handbuche der bestimmenden Mineralogie,
1845, S. 310 hervorgehoben. Die Faserkohle geht so allmälig in das anschlies-
sende Stück glänzender Kohle über, dass man es vielleicht nur mit einem Bei-
spiele äusserlicher Verkohlung, einem Holzbrandstücke zu thun hat. Doch ist
auch die Faserkohle selbst von gangartigen Schnüren glänzend schwarzer Kohle
durchzogen, die im Fortgange der Bildung nur in dem dem Gelatinösen analogen
Zustande von Dopplerit eingedrungen sein können.
W. H. Kalkstalaktit von Pola. Geschenk von Herrn Ernst
Lürzer v. Zechenthalin Hallein. Auch dieses Stück wurde am 4. November
von Herrn K. Ritter v. Hauer mitgebracht, und wir sind dem freundlichen Geber
recht sehr zu Danke für dasselbe verpflichtet. Es ist ein 3 Zoll langes Bruch-
stick eines 6 Zoll im Durchmesser haltenden tropfsteinartigen Zapfens, der
nach einer stürmischen Nacht von einem Schiffseapitän am Meeresstrande unweit
Pola aufgelesen wurde. Das Innere zeigt allerdings die gewöhnliche Tropf-
steinstruetur, feine Zuwachsstreifen der Oberfläche entsprechend, während die
Krystallstruetur unabhängig von der Oberfläche eingetreten ist, wie ich dies
unter andern in einem Berichte „über die Galmeihöhle und die Frauenhöhle bei
Neuberg in Steiermark“, in der Sitzung der Kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften am 13. April 1848 darstellte, erst der mehlartige, pulverige Absatz
der Materie des kohlensauren Kalkes, dann Anordnung der kleinsten Theilchen
in Fasern mit Beibehaltung der Weichheit, endlich Eintritt der Krystallstruetur.
So weit stimmte Alles gut. Aber dieser Tropfstein ist noch von einer überaus
grossen Anzahl einzelner bis 3 Linien dieken Zäpfehen überrindet, mit concen-
trischer und divergirend faseriger wahrhafter Tropfsteinstruetur selbst. Ich wage
es heute nicht einen Vorgang zum „Verstehen“ dieser Erscheinung vorzuschla-
gen, möchte aber das Stück selbst zu ferneren Studien angelegentlichst eifrigen
Forschern empfehlen. Diese Zäpfehenrinde ist auf der einen Seite des Tropf-
steines in einzelnen vorragenden Theilen gegen einen Zoll dick, gegenüber nur
342 Verhandlungen. ‘Sitzung am 20. December. V. Ritter v. Zepharovich. [12]
etwa 2 Linien, auch sind hier nur kleinere Stalaktitwarzen vorhanden und diese
fester zusammengeschlossen. Zwischen den einzelnen Zapfen sind Reste pul-
verigen kohlensauren Kalkes zu sehen. Das Ganze erinnert an die staudenförmigen
nachahmenden Gestalten und an das Wachsthum der Nulliporen, wenn man auch
gewiss hier nicht an Einwirkung vegetabilischer Lebenskraft denken kann.“
W.H.Korynit, von V.Rittery. Zepharovich. — Kleine Krystalle, von
Spitze zu Spitze, bis zwei Linien grosse Oktaeder, hatte Herr Professor Ritter
v. Zepharovich an Herrn Direetor Haidinger eingesandt. „Sie gehören
einer neuen Mineralspecies an, über welche bereits Einiges in unserer Sitzung
am 19. April mitgetheilt worden war, nach einer von Herrn k. k. Ober-Berg-
commissär F. Weinek in Klagenfurt, freundlichst zugemittelten Sendung. Die
dort erwähnten ungewöhnlichen, nahe kolbenförmigen Gestalten sind im Spath-
eisenstein eingewachsen, die Oktaäder in Caleit. Von den ersten charak- -
teristischen Gestalten bildet Herr Professor v. Zepharovich den Namen
„Korynit“ von xopö»n, Kolben oder Keule. Die chemische Beschaffenheit durch
Herrn Dr. v. Payer ermittelt, ist 4(NiS,;+NiA)+NiS,+NiSb), der Koryuit
daher als Arsen-Antimon-Nickelkies zu bezeichnen, und er steht in Bezug auf
seine sämmtlichen Eigenschaften zwischen Gersdorffit und -Ullmannit. Eine
umfassende Abhandlung, bereits während seines Aufenthaltes in Gratz einge-
leitet, hat unser hochverehrter Freund und früherer Arbeitsgenosse nun zur
Vorlage an die Kaiserliehe Akademie der Wissenschaften abgeschlossen. Wir
dürfen aus derselben manchen werthvollen Beitrag an Kenntniss erwarten,
da Herr v. Zepharovich nicht nur bereits bevor ich in der Eile einige
wenige Eigenschaften, wie ich nun sehe zum Theil unrichtig vorgelegt, sich
mit dem Gegenstande beschäftigte, sondern auch seitdem den Fundort Olsa
bei Friesach in Kärnthen selbst besucht und Aufsammlungen an Ort und Stelle
durchgeführt hatte. Der Korynit ist in einem Sideritlager in ungemein reich-
licher Menge eingesprengt, das Vorkommen der hochgradig zersetzten Bournonite
oder Wölchite aber an beiden Fundorten, Olsa und Wölch ist gangartig.
Herr Professor v. Zepharovich berichtet noch über ein neues Vor-
kommen von Wavellit in der gewöhnlichen Weise in kleinen Halbkügelchen und
Platten von radial-faseriger Textur, schneeweiss und licht aschgrau, als Kluft-
bildung im Granit von Schönfeld bei Schlaggenwald, von welchem Herr Dr. A.
M. Glückselig in Elbogen einige Exemplare an das Mineraliencabinet der
k. k. Universität in Prag gesandt hatte.
W.H.Schluss. Es war mir Vieles daran gelegen, doch noch einige einzelne
Vorlagen in der heutigen, der letzten Sitzung in diesem Jahre aus dem Verzeich-
nisse der Aufgaben in das der Erledigungen zu bringen. Immer bietet ein Abschluss
ernste Gedanken. Manches ist noch vorbereitet, über das erst in unserer nächsten
Sitzung am 17. Jänner 1865 Bericht erstattet werden kann. So folgt denn bier
allen hochgeehrten Gönnern und Freunden der inuigste Dank für ihr Wohl-
wollen, ihre Arbeiten und Theilnahme, und beste Wünsche für Künftiges.“
[8]
En
(}
Personen-, Orts- und Sach-Register
des
14. Jahrganges des Jahrbuches der k. k. geologischen Reichsanstält.
Von August Fr. Grafen Marschall.
Die Benennungen von Behörden, Anstalten, Aemtern und Vereinen finden sich im Personen-
Register. Den Namen minder bekannter Orte, Gegenden, Flüsse, Berge u. dgl. ist die
Benennung des Landes oder Bezirkes, in welchem sie liegen, in einer Klammer beigefügt. Ortsnamen,
die zugleich zur Bezeichnung von Formationen oder geologischen Gruppen dienen, 7. B.
„Dachstein-Kalk“, „Werfener Schiefer“, „Wiener Sandstein“ und ähnliche, sind im Saeh-Register zu
suchen. Die in den „Verhandlungen“ vorkommenden Gegenstände sind von denen des Texles durch
den vorgesetzten Buchstaben V gesondert.
I. Personen-Register.
Abich (Herm.). Halbinseln Kertsch und Taman. 116. V. 9. Akademie der Wis-
senscehaften. (Wiener kais.). Geologische Preisfrage. V. 96. — Gründung. V. 159.
— Commission zur Aufsuchung von Pfahlbauten. Y. 124, 133. Andrian (Frhr. Ferd.). Geo-
logie der kleinen Karpathen. 325. — Jüngere Gebilde am Nordwest-Abhange der kleinen Kar-
pathen. V. 47. — Kremnitz und Umgebung. V. 130. — Krystallin-Gesteine der kleinen Kar-
pathen. Y. 90. Arnstein (H.). Ehrengedächtniss. V. 215.
Babanek (Frz.). Erzgänge von Eule. V. 38. — — von Pfibram. V. 55. — Gang-
Ausriehtungen (neue) in Pribram. 382. — Geolog. Aufnahme im Thale der Waag. V. 114,
129, 235. Bach (GR. Frhr. v.). Leitung der k. k. geologischen Reichsanstalt. Barrande (J.)
Werk über das Silur. System im Böhmen. V. 195, 167. Bartsch (Ed.). Mineralwasser von
Szulin, Anal. 210. Bauer (Edm.). Geschenk an die k. k. geologische Reichsanstalt. Y. 11.
— Berg-Ingenieure (Einberufung mehrerer k. k.) zur k. k. geolog. Reichsanstalt. V. 177.
— Berg- und Hüttenmänner (Versammlungen der). V. 171. Beyrieh. Granit im östl. Böhmen.
486. Bielz (Alb.). Granitstoek bei Hermannstadt Y. 17. Binna (Frz.). Mineralien für das
Museum der k. k. geologische Reichsanstalt. V. 79. Bou& (Dr. A.). Siebzigjährige Geburts-
tags-Feier. V. 59, 60. 179. — Mitglied der kais. Leopoldino-Carolinischen Akademie der
Naturforscher. V. 61. Braun (Dr. R. F.). Ehrengedächtniss. V. 147. Bromeis (Dr.). Zinn-
erze, Analyse. 177, 178. Burg (R.v.). Untersuchung des Brennwerthes der inländischen
fossilen Kohlen. V. 7A.
Carus (GR.R. G.). Präsident der kais. Leopoldino-Carolinisehen Akademie der Natur-
forseher. V. 51. — Semisäeular-Feier. V. 119, 120, 179, 180, 232. Clermak (J.). Aufoahmen
in Ungarn. V. 143. — Jurassische Insel am Vlara-Pass. 495. — Klippenkalk-Insel am Vlara-
Passe. V.80. Chaneourtois (de). Geologische Karte des Departements der obern Marne.
V. 87, 88. Chatel (V.). Anthropozoische Reste von Valeongrain (Calvados). V. 218.
Chyzer (Dr. Corn.). Mineralquellen des Saroser-Comitates. 179; V. 55, 56. Cotta (Prof.
B. v.). Schreiben über die anthropozoischen Schichten in Oesterreich. V.131. — Werk über
die Erz-Lagerstätten im Banat und in Serbien. V. 201, 202, 209.
Daubree. Zinn-Stockwerke. 321, 323. Deehen (GR. v.). Geologische Karten. V. 3,4.
Desgranges (Frhr.). Photograph. Ansicht der Gletscher von Neu-Seeland. V. 234.
Deshay'es. Wollaston-Fond. (Preisbetheilung aus dem). V. 51. Dittmar (Dr A. v.) Werk
über die Zone der Avicula contorta. V. ?15. Duhamel (M. A.). Geologische Karte des Depar-
tements der obern Marne. V. 87, 88.
K.k. geologische Reichsanstalt, 14. Band, 1864. IV. Heft, gg
x
244 Personen-Register.
KliedeBeaumont. Geologische Karte des Departements der obern Marne. V. 87,88.
—_ En ann 321. Erdmann (Prof. Axel). Geologische Aufnahmen von Scehwe-
den. V. 89.
Berro(P.R.v.). Neerolog. V. 1. Foetterle (Frz.). Aufnahme der Kohien-Reviere.,
V. 113. — im nordwestlichen Ungarn. V. 128, 224. — Braunkohlen- Ablagerungen von
Wies. V. 93, — Cultursehicht bei Bamberg. V. 226. — Glimmerschiefer der Stubalpe. V.
212, 213. — Höhenmessungen in den kleinen Karpathen. 413. — Karten der k. k. geologischen
keichsanstalt. V. 42. — Marmor von Adneth. V. 10.— G. de Mortillet’s Anthropologische
Monatssehrift. V. 227. — — Trentsehiner Comitat. V. 224. — Miocenes im südl. Mähren.
v.9. — Mittheilungen und Vorlagen. V. 130. — Quarz (zelliger) von Merzenstein. V. 11.
BT der Naturwissenschaften (Versammiungen und Schriften der Wiener).
V. 157.
&eographische Gesellschaft (Wiener k. k.). Gründung V. 168, 170. Geologen
in Wien und in den Kronländern. Y. 192. Geologische Aufnahme von Ost-Indien. Publi-
eationen. Y. 4, 100. Geologische Gesellsehaft (Deutsche). Uebersiehts-Karte von
Deutschland. Y. 3. Geologische Reichsanstalt (k.k.). Arbeiten im chemischen Labo -
ratorium. 137, 303, 454, 515; V. 183. — — Aufnahmen seit 1849. V. 163, 164, 177, 178. — —
Baustein-Sammlung. V. 10, 11. — — Besuch Allerh. Sr. Majestät am 15. Februar 1862. Y. 176.
— — Bibliothek. V. 186, 188. — — Correspondenten V. 168. — — Druckschriften. V. 2, 62,
108, 186, 187. — — Einberufung von k. k. Berg-Ingenieuren. V. 477. — — Erwerbungen
für die Bibliothek. 145, 307, 457, 518; V. 4, 19, 50, 79, 87, 88, 97, 98, 122, 134. — — — für
das Museum. 143, 306, 456, 517; Y. 9, 10, 11, 16, 35, 55, 56, 63, 64, 79, 98, 104, 105, 114,
122, 137. — — Fossilreste der Novara-Expedition. V. 35. — — Geschenke. V. 4, 10, 11,
16, 19, 50, 98, 104, 105, 114, 122, 125, 134, 137. —. — Karten. 445; V. 1, 2, A2,
67, 77, 78, 121, 166, 180, 181, 182, 183, 225, 235. — — Londoner Ausstellung. V. 175,
176. — — Museum. V. 62, 184. — — Niederösterreichische landwirthsehaftliche Ausstel-
lung. V. 178. — — Reisen der Geologen. V. 76, 87, 112, 128, 140, 224, 235. — —
Uebersicht der Leistungen in den 15 ersten Jahren ihres Bestehens. V. 147. — — Verhand-
lungen über dieselbe im k. k. verstärkten Reichsrathe. Y. 173. — — Wiederbegründung. V.
174. Gesellschaften für geologische Forschungen. V. 139. Gewerbverein (Nieder-
österr.). Untersuchung des Brennwerthes der einheimischen fossilen Brennstoffe. V. 52, 7A.
Grotrian (Herm.). Geschenk an die k. k. geologische Reichsanstalt. V. 79.
Mackel (Prof. P.) Cothenius’sche Gold-Denkmünze V. 51.— Haidinger (W.)
Acten der Leopold. Carol. Akademie, Band XXX. V. 50, 51. — Ankauf eines Hauses in
Dresden für die kais. Leopold. Carol. Akademie V. 98. — Ansprache am Schlusse des
15. Jahres des Bestehens der k. k. geolog. Rei chsanstalt. V. 147. — Anthropozoische For-
sehungen, V. 204, 216, 217. — Bericht über die Erhebungen der Wasser-Versorgungs-Com-
mission des Gemeinderathes der Stadt Wien. Y. 95. — Dr. Bou&’s 70jährige Geburtstags-
Feier. Y. 59, 60. — Brennstoffe in Preussen (Karte über Production u. s. w. der fossilen).
V. 19. — GR. Carus’ Semisäeular-Feier. Y. 117, 118, 119, 120, 232. — Correspondirendes
M.tglied der k. ungarischen Akademie der Wissenschaften. Y. 18. — Cothenius-Preismünze
an! Dr. Haeckel ertheilt. V. 51. — v. Cotta’s Schreiben über anthropozoische Schichten in
Oesterreich. V. 131. — Denkschriften der geolog. Aufnahme von Ost-Indien. V. 4, 100. —
D eshayes aus der Wollaston-Stiftung betheilt. V. 51. — Ehrengedächtniss H. Arnstein’s.
V. 215. — Eisenquelle von Villnös. V. 19.— Eisgang der Donau. V. 20. — Prof. E. Erd-
mann’s geolog. Karte von Schweden. V. 89. — Faserkohle von Häring. V. 241. — P. Ritter
v. Ferro’s Neerolog. Y. 1. — Geologiseh-agr onomische Aufnahmen in Böhmen. V. 51, 52,
61, 62, 97. — Geologische Preisfrage der kaiserlichen Akademie zu Wien für 1866. V. 96.
— Geologische Uebersichts-Karten von Dalmatien, Croatien und Slavonien. 445. — Graphit
aus Siberien. V. 122, 123. — Haute-Marne (D uhamel’s geolog. Karte des Depart.der). V. 87,88.
A. Heinrich’s Neernlog. V. 73. — Hocheder’s Necrolog. 253; V. 59. — Hohen-
egger’s Karte der Nord-Karpathen. V. 98, 99. — — Betheilung mit dem österr.-kaiserl.
Franz-Josephs-Orden. V. 120. — L. Horner’s Neerolog. V. 73, 74. — Prof. Jeittele’s
anthropozoische Funde zu Olmütz. V. 123, 124, 133, 204, 205, 218. — Prof. T. Rup.
Jones’ „Geologieal Magazine“. V. 101, 102. — Kalk-Stalaktit von Pola. V. 241. — Prof.
v. Kobell’s „Geschichte der Mineralogie“. V. 125. — Korynit von Olsa. V. 242. — Kraus’
Montanistisches Handbuch für 1864. V. 205. — Kumani-Insel und Daghestan (Abich'’s
Schreiben über die). V. 9. — L. Laserer’s Ehrengedächtniss. V. 237. — v. Letocha’s
Arbeiten im Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt. V. 62. — Sir W. Lo gan’s geo-
logische Arbeiten in Canada. V. 203, 204. — Erzherzog Ludwig’s Kais. H. Feier seines
80. Geburtstages. V. 231. — Lyell (Ertheilung der Baronetswürde an Sir Charles). V. 119.
— Malachit- Tropfstein von Reichenau. V. 240. — Graf Marenzi’s geologische Publi-
eationen. V. 220, 221. — Martius-Denkmünze V. 61, 116. — Mastodon -Knochen von
Franzensbad. V. 239. — Maximilian (Nachruf an Se. Kais. Hoheit Erzherzog). V. 73.
Personen-Register. 345
— Maximilian Joseph Il, König von Bayern. V. 50. — Mittheilungen und Vorlagen.
V. 32, 50, 59, 73, 87, 95, 107, 115, 131, 147, 203, 215, 239. — Museum für Ur-Archäologie
(Vorschlag zu einem). V. 219. — Naturforscher-Versammiungen im Herbst 1864. V. 120,
121. — Noeggerath’s Semisäeular-Feier. V. 117, 118. — Novara-Reisewerk. V. 233.
Oldham und Stoliezka (Nachriehten aus Ost-Indien von). V. 100, 101, 121, 122, 215. —
Prof. O wen’s Abhandlung über Archaeopteryx macrura. V.135. — Patera’s Berufung zu berg-
und hüttenmännisch-chemischen Arbeiten. V. 107. —- Periklin-Druse aus Tirol. V. 241. — Prof.
Peters’ Reise nach der Dobrudseha und dem Nordabhange des Balkans. Y. 87. — Pfahlbauten-
Commission (akademische). Y. 132. — Baron Riehthofen, Reisen in Californien. V. 203. —
Ritter des österr. kaiserl. Leopold-Ordens. Y. 115, 179. — Prof. H. Rose’s Neerolog. V. 8.—
Freiherrn v. Scheuehenstuel’s Uebertritt in den bleibenden Ruhestand. Y. 95. — Schluss
der Sitzungen im Jahre 1864. V. 230. — Jul. Sehmidt’s Reise nach d. Troas. V. 99, 100,
— Dr. Sehraufs „Katalog der Bibliothek des k- k. Hof-Mineralieneabinets“, Y. 134. — —
„Atlas der Krystallformen“. V. 221. — Schwarz v. Mohrenstern. Monographie der
Gattung Rissoa. V. 62.— Sommerarbeiten der k, k. geolog. Reichsanstalt für 1864. V. 73,
74. — Dr. Stoliezka. Himalaya-Reise. V. 121, 122, 215. — Verein für Landeskunde von
Nieder-Oesterreich. V. 239, 240. — Verhandlungen des nieder österr. Gewerbvereines über
den Werth fossiler Brennstoffe. V. 52, 74. — Vietoria (geolog. Aufnahme der australischen
Provinz). V. 125. — Prof. Wertheim’s Neerolog. Y. 107. — Wölehit von Olsa. V. 75. —
Woldrich’s geolog. Vorträge in Salzburg. V. 89. — Wollaston-Preismünze an Sir Rod.
-Murchison ertheilt. V. 51. — Wulfenit v. Pribram. V. 220. — Prof. Chr. A. Zipser’s Neero-
log V. 32. — — Sammlungen von Mineralien und Münzen. V. 221. — Prof. Zirkel’s und
Prof. Zittel’s Arbeiten über die Geologie von Neu-Seeland. V. 101. — Prof. Zittel’s Bi-
valven d. Gosaugebilde V. 205. — v. Zollikofer’s und Gobanz’s Hypsometrische Karte
von Steiermark. V. 97, 98. — Hauer (Fr. R, v.). Alpine Geologie. V. 141, 142. — Antiqua-
visehe Funde im Löss von Moravan. V. 104. — Gebirgsarten und Petrefaete von Steyerdorf. V.
237. — Geolog. Aufnahme der Gegend NO. von Neutra. V. 209. — Geolog. Karte von Tren-
tschin, Pistyän und Neutra. V. 77, 78. — — Uebersiehtskarte des Kaiserthumes Oesterreich.
V. 77, 78. — Marmor-Muster aus Salzburg. V. 237. — Neutraör Gebirgszug. V. 129, 130,
142, 143. — Prof. Oppel’s „PaläontologischeMittheilungen“. V.78,79. — Petrefactevon Waag-
Neustadtl. V. 210. — Vorlagen und Mittheilungen. V. 16, 17, 78, 79, 105, 112, 114, 209, 210,
237. — Hauer (K.R.v.). Arbeiten ım chemischen Laboratorium der k. k. geolog. Reichsanstalt.
137, 303, 454, 515. — Bartfelder Mineralwasser, Anal. 182. — Blei-Bergbau - Gesell-
sehaft in Griechenland. V. 127, 123. — Graphite (Werthbestimmung der). Y. 236. — Kohlen
der österreich. Alpen. V. 28. — Methoden zur Bestimmung des Brennwerthes fossiler Kohlen.
V. 81. — Mineralquellen von Apatovee. V. 30. — Mittheilungen und Vorlagen. V. 55, 56. —
Natron-Sauerquelle von Suliguli. V. 126. — Der Salinen-Betrieb im österreichischen und
steiermärkischen Salzkammergut in chemischer Hinsicht. 257. — Sauerquelle von Jamnica
v. 91. — Stahlquelle von Pyrawarth. V. 102. — Steinkohlen-Feuerung bei der k. k. Saline
zu Hall. Y. 199. — Steinsalz-Sorten, Analysen. Y. 109. — Viehsalz in eompaeten Stücken.
V. 145. Heinrich (Albin). Neerolog. V. 73. Hertle (L.) Lilienfeld und Tradigist.
v. 41. — Scheibbs. V. 128, — Traisenthal. V. 142. Heufler (L. R. v.) Eisen-
quelle im Flitzerthal. V. 19. — Hingenau (0. Frhr.). Hohenegger’s Necrolog. 449;
V. 135. Hocheder (J. R.). Neerolog. V.59. Hochstetter (Prof. Ferd. v.) Fossil-
reste der Novara-Expedition. V. 35. — — aus Süd-Afrika. V. 108. — Geologie von
Neu-Seeland. Y. 234. Hörnes (Dr. M.). Tertiäre Petrefaete’der kleinen Karpathen. V. 48.
— Tertiar-Weichthiere des Wiener Beckens. 509. — Hofkammer im Münz- und Berg-
wesen. (k.k.). Mineraliensammlung. V. 152. Hof-Mineralien-Cabinet (k. k.). Bibliotheks-
Katalog. V. 134. Hohenegger (L.). Geognostische Karte der Nord-Karpathen in Schle-
sien u. s. w. V. 98. — Necrolog 449; V. 135. — Petrefacte und Gesteine der
sehleseischen Nord - Karpathen. V. 99. — Verleihung des österr.-kaiserl. Franz-
Josephs-Ordens. YV. 120. Horinek. Kupfer-Hammerschlag, Probe. 141. — Steine zu Bauten
Untersuchung 515. Horner (Leonh.). Neerolog. V. 73, 74. — Humboldt (A. v.). Urtheil
über die k. k. geolog. Reichsanstalt. Y. 170. Hyrtl (Prof. J.). Unterkiefer von Arctomys
Marmota. V. 33. — Wiener Museum der vergleiebenden Anatomie. V. 195.
Jiäcz (Al.). Mineralwasser von Gradisko. 194, 195. — — von Szinye-Lipsez Aal. 199.
Jeitteles (Prof. L. G.). Reste aus der Zeit der Pfahlbauten aus Olmütz. V. 123, 124, 133,
204, 205, 218. Jokely (Jos.). Rothliegendes in Böhmen. 488, 489. — Zinn-Granite. 321,
Jones (Prof. T. Rup.). Neue geologische Zeitschrift („Geologieal Magazine“). V. 101, 102,
Jukes (J. B.). Vertiefungen in den Knochen des Riesenhirsches. V. 123.
Kaczvinsky (R.) Geschenke an die k. k. geologische Reichsanstalt. V. 11, 105. —
Petrefacte von Radoboj. Y. 105. Karrer (F.). Fauna des Leitha-Kalkes. V. 68. Kaser (E.).
Ausriehtung der Pribramer Erzgänge. 382. Keller (E.). Geschenk an die k. k. geologische
Reichsanstalt. V. 210. Kellersperg (Frhr.). Geschenk an die k.k. geologische Reichsanstalt.
gg ®
246 Personen-Register.
v. 11. Kitaibel. Mineralwasser von Hoszszurek. Anal. 193. Klein (R.). Kohlenbau bei
Berszaszka. V. 6. Kobell (Prof. Frz. v.). Geschichte der Mineralogie von 1650—1860. V.
125. Kornhuber (Prof.). Geographische Verbreitung des Murmelthieres. V. 34. Koväts.
Ludwigsquelle. Anal. 186,187. Kraus (J. B.). Montan-Handbuch für 1864. V. 205. Kube (L.).
Reste von Elephas primigenius. V. 130. Kuschel (L.). Kupfererze, Proben. 141, 304.
Wartet (Ed.). Feuerstein-Breceie von Eyzies. V. 63. Laserer (L.). Ehrengedächt-
niss. V. 239. Laube (Dr. G. C.). Analyse von Amphibolschiefer (grünem). 303, 304. — —
srünem Schiefer. 479. — — lithographischem Sehiefer. 304. — — Paterait. 303. — —
Phyllit. 304, 479. — — Turmalin. 303. — Baeuliten-Sehichten von Böhmiseh-Kamnitz. V. 22.
— Enerinus Cassianus. V. 207.— Erz-Lagerstätten von Graupen. 159; V. 5. — Münster'sche
Arten von St. Cassian in der Münchener paläontologischen Sammlung. 402; V. 112. — Pseudo-
morphose von Chlorit nach Strahlstein. 378; V. 66. Leopoldino-Carolinische Akade-
mie der Naturforscher. Neueste Geschichte. V. 51, 98, 117, 232. Letocha (A.). Ord-
nung der Petrefacte des Museums der k. k. geologischen Reichsanstalt. V. 62. Liebener (L.).
Pseudomorphosen aus Tirol. V. 66. Lill v. Lilienbach (A.). Geschenk an die k. k. geologi-
sche Reichsanstalt. V. 220..Lioy (P.). Pfahlbauten bei Vicenza. V. 218. Lipold (M. V.).
Ennsthal. V. 128. — Geologische Arbeiten der ]. Seetion in Nieder-Oesterreieh. YV. 235. —
Geologische Profile des Traisenthales. V. 56, 57. — Kohlen-Ablagerungen am Nordrande der
Kalk-Alpen. V. 85. — Kohlenbaue bei Berszaszka. 121. — — bei Grünbach. Y. 210. — Lunzer
(Keuper-) Schichten in der Nähe von Wien. V. 90. — Molln (Umgebung von). V. 112. —
Öetscher-Gebirge. V. 142. — Silur-Petrefaete aus Böhmen. V. 86. Löw (Dr. Frz.). Petrefacte
des Cerithiensandes bei Wien. V. 105, i04. Logan (Sir W.). Geologische Aufnahme von
Canada. V. 203, 204. Ludwig (Erzherzog Kais. H.). Feier seines 80. Geburtstages. V. 231.
Ludwig (R.). Geschenk an die k. k. geologische Reichsanstalt. Y. 16, 17. Lürzer v.
Zechenthal (E.). Geschenk an die k. k. geologische Reiehsanstalt. Y. 241. Lyell (Sir Ch.).
Ernennung zum Baronet. 119. — Präsident der 34. Versammlung der „British Assoeia-
tion“. V. 120.
MWadelung (Dr. A.). Melaphyre des Riesengebirgs und der Karpathen. V. 135 —
Metamorphosen von Basalt und Chrysolith. 1. — Pseudomorphosen nach Eisenkies. V. 79.
— Teschenite (Alter der). V. 208, 209. Marenzi (FML. Graf). Geologische Schriften.
V. 220, 221. Martin (Jul.). Aviceula-Schiehten und Bonebed. Y. 213, 214. Martius
(K.Fr. Ph. v.). Ritter des österr. kais. Leopold-Ordens. V. 117. — Semisäcular-Denkmünze V.
61,116. Maximiljian (Erzherzog Kais. H.). Nachruf. V. 73. Maximilian Joseph II. (König
von Bayern). Neerolog. V. 50. Mayrhofer (J.). Petrefacte und Gebirgsarten. V. 125.
Mialowich (Fr.) Viehsalz in eompaeten Stücken. V. 145. Mohs (Fr.). Wirken in Gratz,
Freiberg und Wien. V. 150, 152. Morlot (A. v.). Ur-Archäologie. V. 216, 217. Mortillet
(6. de). Anthropologische Monatsschrift. V. 227. Münster (Graf). Arten von St. Cassian
in der Münchener paläontolog. Sammlung. 402; V. 112. Murchison (Sir R. 1.). Wolla-
ston-Denkmünze. V. 51.
Noeggerath (Dr. Jak.). Ritter des Oesterr. Kais. Leopold-Ordens. V. 119, 179.
» — Semisäeular-Feier. V. 117, 118, 179. Novara-Expedition (Geolog. und paläontolog.
Bearbeitung der Ausbeute der). V. 101, 233, 234. Novicki (C. v.) Eisenerz-Lagerstätten
im östliehen Böhmen. 481, 482. — Graphit von Kronstadt (Böhmen). 473.
Oldham (Th.). Nachrichten aus Ost-Indien. V. 100. Oppel (Prof. Alb.) „Paläontolog.
Mittheilungen“. V. 78, 79.
Päntocsek. Mineralwasser von Sesavnjik, Anal. 205, 206. Partsch (Paul). Geolo-
yische Arbeiten. V. 151. Patera (Ad.). Extraetion göldisch-silberhältiger Erze. V. 110.
Paul (K. M.). Geologie der kleinen Karparthen. 325. — Geologische Aufnahmen am linken
Ufer der Waag. V. 114, 129, 141. — zwischen Sillein, Fa&kow und Waag-Bistritz. V. 227,
225. — Kalkgebilde der kleinen Karpathen. V. 12. — Tertiäre Randbildungen des Wiener
Beckens. 391; V. 72. — Wiener Sandstein der Beskiden. Y. 141. Pechar (J.). Kohlenrevier-
Karte des Kaiserthumes Oesterreich. V. 105. Peters (Prof. R.). Anthropozoische Feuer-
stein-Breeeie aus der Grotte von Eyzies. Y. 63. — Krinoiden-Kalkstein am Nordrande der
österreichischen Kalk-Alpen. 148; V. 54. — Geolog. Bereisung der Dobrudscha und des
Nord-Balkans. V. 87. Pichler (Prof. Ad.) Oetzthaler Gebirgsstock. 436; V. 141. Pirchel
(J.). Petrefaete von Mitterberg. V. 125. Pobisch. Geschenk an die k. k. geolog. Reichs-
anstalt. V. 11. Posepny (F.). Quarzite von Drietoma. 499; V. 81. i
HLachoy (Jos.). Schiehtenfolge der Braunkohien-Gebilde bei Leoben. 225, 226. —
Steinkohlen-Bergbau bei Lunz. Y. 15. Reichsrath (verstärkter k. k. Verhandlungen über
die k. k. geolog. Reichsanstalt. Y. 174. Reuss (Prof.). Cumulipora. V. %1. — Foraminiferen
der Schliers von Ottnang. V. 20. Riehthofen (Ferd. Freiherr). Nachrichten aus Califor-
nien. V. 203. Rischanek (Dr. H.) Geschenk an die k. k. geolog. Reichsanstalt. V. 56.
Robert (Justin). Geschenke an die k. k. geolog. Reichsanstalt. V. 10, 237. Rose (Prof. H.).
Neerolog. V. 8. Rubidge (Dr. R. N.). Petrefaete aus Süd-Afrika. V. 108. Rücker (Ant.).
Personen-Register, 247
Barometrische Höhenmessungen in den kleinen Karpathen. 413; Y. 49. — Diluviales, Tertiäres
und Kreide von Brumow, Pruszka und Klobouk. V. 235, 236. — Geologische Aufnahmen am
linken Ufer der Waag. Y. 129, 141. — Zinnerz-Vorkommen von Schlaggenwald. 311; V.
27,28.
Sapetza (J.). Jura-Petrefacte von Stramberg. V. 130. — Metamorphes Gestein von
Hotzendorf 1,2. Sartory. Natron-Sauerquelle von Suliguli. Y. 127. Searpellini (Frau
Cat.). Schreiben an Haidinger. Y. 117. Schaller (R.). Pflanzenreste der Arkose des
Riesengebirges. V. 137. Scherzer (Dr. K. Ritter v.). Statistisch-eommereieller Theil der
Novara-Expedition. V. 232. Scheuchenstuel (K. Freih. v.) Uebertritt in den bleibenden
Ruhestand. V. 95. Sehliwa (Perd.). Geschenk an die k. k. geolog. Reichsanstalt V. 240.
Schmerling (A.R.v.) Einwirkung zu Gunsten der k.k. geolog. Reichsanstalt. V. 173,
174. Schmidt (Jul.). Reise nach der Troas. V. 99, 100. Sehrauf (Dr. Albr.) Katalog der
Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien - Cabinetes zu Wien. V. 134. Schrüfer (Dr. Ph. Th.).
Oberer Keuper und oberer Jura in Franken. 396, 397; V. 85. Sehwarz (Jos.). Geschenk an
die k. k. geolog. Reiehsanstalt. V. 11. Schwarz v. Mohrenstern (Gust.). Monographie
der Gattung Rissoa. V. 62. Schwind (Fr.R. v.). Geschenke an die k. k. geolog. Reichs-
anstalt. Y. 241. Seguenza (Prof. G.). Geschenk an die k. k. geolog. Reichsanstalt. V. 56.
Selwyn (A.R.C.). Geologische Karte der Colonie Vietoria (Australien). V. 125. Sido-
roff (M.). Graphitstufen aus Sibirien. V. 122. Simmettinger (M.). Braunkohlen-
Petrefacte von Reksez. V. 130. — Erdbohrungen im Zaläer-Comitate. V. 35. — Kohlen -
Ablagerungen von Mähriseh-Trübau. 367; V. 17. — Kohlenbohrungen im Zaläer Comitate.
213. — Stübing-Graben. V 211. — Unterkiefer von Arctomys Marmota. V. 33. Smith-
sonian Institution. Sendung an die geolog. Reichsanstält. V. 56. Stache (Dr. G.) Eocen-
Gebiete in Inner-Krain und Istrien. 11. — Geologische Aufnahmen in Ungarn. V. 143. —
Inovee-Gebirg. V. 42. — Kremnitz und Umgebung. V. 130. — Wasserverhältnisse von Pirano
und Dignano. Y. 228. Stelzner (Alfr.). Culturschiehte bei Bamberg. V. 226. — Umgebung
von Scheibbs. V. 142. — Volontär der k. k. geolog. Reiehsanstalt. V. 87. Sternbach
(Freih. G.). Geologie von Gross-Raming und Pechgraben. V. 27, 55. Stoliezka (Dr.).
Expedition über das Himalaya-Gebirg. V. 121, 122, 215, 216. — Paläontologische Arbeiten.
v. 100, 101. Storeh (Al.). Silur-Petrefaete aus Böhmen. V. 86. Stur (D.). Ablagerungen
an der Grenze zwischen Keuper und Lias. 397; V. 85. — Avicula contorta (Arbeiten über
die Schiehten mit). V. 213. — Geologie von Unter-Steiermark. 439; V. 141. — Gneiss
nordwestlich von Uebelbach. V. 211, 212. — Neogene Ablagerungen im Gebiete der Mürz
und Mur. 218; V. 7. — Petrefaete von Steierdorf. V. 237. — Pflanzen-Abdrücke im Tegel.
V. 85. — — (fossile) von Radoboj. V. 105. Suess (Prof. Ed.). Referat der Wasserver-
sorgungs-Commission für Wien. 417. — Rothe Thone im Gebiete von Krakau. V. 222. —
Säugthier-Reste von Franzenbad. V. 237, 238.
TWachetzi (Ad.). Geschenk an die k. k. geologische Reichsanstalt. Y. 237. Thinn-
feld (Ferd. E. H. v.). Minister für Landeseultur und Bergwesen. V. 160. Tognio (L.).
Ludwigsquelle, Anal. 186. Trient] (Ad.). Oetzthaler Gebirgsstock. 437.
Ungarische Akademie der Wissenschaften. Wahl Haidinger’s zum
eorrespondirenden Mitgliede. V. 18.
Verein für Landeskunde von Nieder-Oesterreich. V. 239, 240. Vilanova y
Piera (Prof. Don. J.). Petrefaete aus Spanien. V. 138.
Wägner. Mineralwasser von Sesavnjik. Anal. 205. Wala. Ausriehtung der Pribramer
Erzgänge. 384, 385. Wasserversorgungs-Commission der Stadt Wien. Bericht
über deren Erhebungen. 417; V. 95. Weinek (Frz.). Mineralien aus Kärnthen. V. 77.
Wertheim (Prof. Th.). Neerolog. V. 107. Whitney (J. D.). Geologische Aufnahme von
Californien. V. 203. Windakiewiez (Ed.) Erzvorkommen am Schemnitzer Grüner Gang.
504; V. 11. Winkler (B.v.). Eisensteine und Eisensorten. Anal. 142. — Kesselstein. Anal.
142. Woldrich (Prof. J. N.). Geologische Vorträge in Salzburg. V. 89. Wolf (H.). Baro-
metrische Höhenmessungen in den kleinen Karpathen. 413. — Böhmische Kreide-Formation.
V. 91. — Bohrbrunnen bei Vöslau. V. 57, — Geologische Aufnahme im östliehen Böhmen.
463. — Miocenes im Ober-Neutra-Comitate. V. 14.
Ziekely (Prof. L. F.). Tertiär-Petrefaete von Oberschützen. V. 114. Zepharovich
(Prof. V. R. v.). Korynit. V. 242. Zipser (Prof. Chr. Andr.). Neerolog. V. 32. — — Samm-
lungen von Mineralien und Münzen. V, 221. Zirkel (Prof. Ferd.). Rlıyolithe von Neu-See-
land. V. 101. Zittel (Prof. R.). Mollusken und Echinodermen von Neu-Seeland. V. 101. —
Petrefacte aus Spanien, V. 138. — Zweischaler der Gosaugebilde in den niederöster. Alpen.
V. asnlikniee Gin v.) und Gobanz (Dr. Jos.). Hypsometrische Karte von Steiermark.
V. 97, 98.
248 Orts-Register.
II. Orts-Register.
Adneth (Salzburg). Marmor-Sorten. Y. 10,237. Aflenz (Steierm.). Neogenes Becken.
219. Afrika (südliehes). Petrefaete. V. 108, 109. Agram. Braunkohle von St. Helena. 305.
— Karten der k. k. geologischen Reichsanstalt auf der Ausstellung 1864. 445. Alboneser
Karst (Istrien). Eocenes. 101, 102. Algoa-Bay (Afrika). Petrefacte. V. 108, 109. Aliaga
(Spanien). Neocome Petrefacte. V. 139, 140. Alme (Böhmen). Eisenerze. 478. Alpen (österr.).
Kisensteine, Proben. 141. — — geologisebe Aufnahme. V. 141, 142. — — Kohlenvorkommen
V. 28, 76, 85. — — Krinoidenkalke an deren Nordrande, 149. — — Lias- und Trias-Kohlen.
Proben. 137. — — Schiehten zwischen Keuper und Lias. 399. — (nordöstliche). Bivalven der
Gosau-Gebilde. V. 205. — (östliche). Vebersichts-Aufnahme im Jahre 1850. V. 164. — (west-
liche). Pfahlbauten V, 123. Alsö-Sebes (Ungarn). Mineralquellen. 205. Alta-Quelle im
Pitten-Thale. 426, 435. Annaberg (Nieder-Oesterreich). Geologische Profile. V. 56, 57.
Apatovee (Croatien). Mineralquellen. V.30. Apfelbach (Ungarn). Foraminiferen 362. — —
Marine Tertiärsande. 361. — — Tertiäre Petrefaete. V. 48. Aspang (Nieder-Oesterreich).
Braunkohle. Proben. 140. — — Neogene Pflanzen. 85. Aussee (Steiermark). Salinen-Pro-
duete. 295, 301. — — Salzsoole. Analysen. 277, 280, 282, 283. — — — Bezug. 259.
Australien. Fossile Beutelthiere. V. 36.
Baba-Gebirg (Ungaro). Eocenes. 357. — — Gneiss und Ur-Thonschiefer. 341.
Bajmoes (Ungarn). Eocenes. V. 144. — — Geologische Verhältnisse. V. 143. Balkan
(nördlicher Abhang des). Bereisung durch Prof. Peters. V. 87. Ballenstein (Ungarn).
Dolomitischer Kalk. 349, 350. — Petrefacte des sub-pelagischen Lias. V. 49. — Quarzit.
347. — Urthonschiefer. 342, 343, 345, 346 Durchschnitt. Bamberg. Culturschieht in
10 Fuss Tiefe. V. 226. Banat und Serbien (v. Cotta’s Schrift über Erzlagerstätten in). V.
201, 202. Bareole (Istrien). Eocenes. 91. Bartfeld (Ungarn). Mineralquelle. 181. Bath
(England). 34. Versammlung der „British Assoeiation for the Advancement of Seienee“. V. 120.
Berszaszka (Militärgrenze). Kohlenbaue. 121; Y. 6. — — Kohlen, Proben. 140, 141. Biela
Hora (Ungarn). Kalke und Dolomite. 354, 355, 356, 359 Durchschnitt. — — siehe auch:
„Weisses Gebirg.“ Biella (Piemont). Versammlung der „Soeietä Italiana delle Sceienze natu-
vali“. V. 121. Bisternitz (Ungarn). Dolomitischer Kalk. 349. — — Mariner Tertiärsand.
361. — — Tertiüre Petrefacte. Y. 48. Bixard (Ungarn). Eocene Mulde. 356, 357 Durchschn.
Blassenstein (Ungarn). Kreidekalk. 359 Durchschn. — — Miocener Kalk. 364. Blosdorf
(Mähren). Quader und Pläner. 368 Durchschn.; 369 Durehsehn. Blumenau (Ungarn). Chlo-
ritschiefer. 337. — — Tertiäre Bucht. 361. Böhmen. Kreide-Formation. V. 91. — Speeielle
naturwissenschaftliche Durehforschung. V. 61, 62, 97. — (östliches). Amphibolische Gesteine.
475. — — Geologische Aufnahme. 463, 468. — — Geologische Litteratur. 494. — — Rothlie-
gendes. 4857.Böhmisch-Kamnitz (Böhmen). Baeuliten-Schichten. V. 22, 23. — — Petrefaete.
V. 24. — — Thone uud Thonmergel, Analyse. 139. Bösing (Ungarn), Erz-Lagerstätten im
Ur-Thonschieter. 343, 344. — — Ur-Thonschiefer. 342. Boliunz (Istrien). Eocenes. 91.
Boretie. Kaolin, Analyse.:304. Borst (Istrien). Eocenes. 91. Bottonega (Istrien). Eocener
Kalk auf Kreidekalk. 83. Braunau (Böhmen). Rothliegendes. 490. Braunschweig. Samm-
lung von Petrefaeten. V. 79. Brazzana-Thal (Istrien). Eocenes. 70, 81. Breitenbrunn
(Ungarn). Cerithien-Scehichten. 363, 364. — — Dunkler Liaskalk. 351. — — Eocene Mulde.
356. — — Kalk mit Hornstein. 355.‘Brest (Istrien). Terrassen von Nummuliten-Kalk. 43, 58,
Durehschnitt. Brumow (Mähren). Kreide, Tertiäres und Diluvium. V. 235, 236. Brünn.
Werner-Verein. Y. 190. Brunn-im Pitten-Thale. Höhle mit Teich. 426, 427. Buecari (Istrien).
Spalte im Kreidegebirge. 11, 20, 30, 31. Bur Szt. Miklös (Ungarn). Tertiärer Kalk. 363.
Taleutta. Schreiben der Herren Oldham und Stoliezka. Y. 100, 101, 121, 212.
Californien. Geologische Durchforschung. Y. 203. Canada. Geologische Aufnahme, V.
203, 204. Carpano-Thal (Istrien). Durehschnitt des Eocenen. 109. Castellon (Spanien).
Petrefacte. V. 138,139. Cernikal bei Triest. Maeigno und Tassello. 96. Chl umetz (Ungarn)
Melaphyr in Geröllen. 137. Cilli (Steiermark). Kohlen im marinen Neogenen. 443. Clana
(Istrien). Eocenes Kesselthal. 12, 23. — — Unteres Eocenes. 22. Clanitz (Istrien). Eocene
Sandstein-Mulde. 39, 54 Durchsehnitt. Coneanelo bei Triest. Maeigno und Tasselo. 97.
Croatien. Geologische Uebersichtskarte. 445. — — Litteratur. 446, 448. Ozabratek
(Ungarn). Miocene (Leithakalk-) Petrefacte. V. 14, 15. Czafford (Ungarn). Erdbohrungen.
215, 216. Czigelka (Ungarn). Mineralquelle. 185, Czytack-Berg (Ungarn). Liaskalk.
352, 353.
Dalmatien. Geologische Litteratur. 445, 447, 448. — — Uebersichtskarte. 445.
Deschnay (Böhmen). Gabbro. 485. Deutschland (geologische Uebersichtkarte von). V. 3.
— Kreide-Petrefaete. V. 24 Tabelle; 27. Dignano (Istrien). Wasserverhältnisse. V, 228.
Dobrudseha. Bereisung durch Prof. Peters. V. 87. Dolling-Graben (Steiermark).
Orts-Register. 249
Neogene Braunkohle. 227. Donau. Benützung derselben zum Wasserbedarfe Wiens. 428, 429.
— Eisgänge. V. 20. — (untere), Reste der anthropozoischen Zeit an deren Ufern. V. 131, 132.
Dorheim in der Wetterau. Modell des Baues auf Braunkohle. V. 16, 17. Draga-Thal
(Istrien). Eocenes. 20. Dresden. Bibliothek der kais. L. C. Akademie der Naturforscher. V.
95. Drietoma (Ungarn). Quarzite. 499; V. 81. Dünsendorf (Steiermark). Neogene
Muschelschicht. 239.
Ebensee (Ober-Oesterreich). Mutterlaugen. 301. — — Salinenbetrieb. 259, 260.
— — Salinen-Produete. 284. Ehrenhausen (Steiermark). Leitha-Kalk. 441. Eibis-
wald (Steiermark). Leitha-Kalk. 441. Eisenbründel (Ungarn). Schiefergestein in
Granit. 333. England. Kreide-Petrefacte. V. 25 Tabelle, 27. — Neue geologische Monats-
sehrift. V. 101. 102. Enns-Thal (Nieder-Oesterreich). Seeundäre Gebilde. V. 128.
Eperies (Ungarn). Mineralquellen. 190. Eule (Böhmen). Erzgänge uud deren Aufschluss.
V.38. Eyzies (Frankreich).- Knochen und Artefaeten aus Grotten. V. 63.
Feistritz (Steiermark). Kupferkies, Probe. 304. Fimon-See (Venetien).
Pfahlbauten. YV, 218. Fiseha-Dagnitz-Bach bei Wien. Benützung für den Wasser-
bedarf. 424. Flachowa-Gebirg (Ungarn). Trachyt. V. 130. Flitzer-Thal
(Tirol). Mineralwasser. V. 19. Fohnsdorf (Steiermark). Congerien. 249, 250. — —
Jüngeres Neogenes mit Braunkohlen. 237, 249, 250. — — Neogene Conglomerate 233, 237.
— — Petrefaete. 239. Franken. Ablagerungen zwischen Keuper und Lias. 396. —
(Gümbel’s Schrift über das Knochenbett und den Pflanzenschichten der Rhätischen Stufe
in). V. 213. — (Dr. Sehrüfer’s Schrift über den obern Keuper und den obern Jura in).
V.85. Frankreich. Kreide-Petrefacte. V. 25 Tabelle, 27.Franzensbad (Böhmen).
Reste von Mastodon. V. 237, 238. Freiland (Nieder-Oesterreich). Krinoiden-Gestein.
150; V, 54. Friesach (Kärnthen). Mineralien. V. 77.
Gaaden (Steiermark). Neogenes Meeresbecken. 243, 244, 246, 248. Gä es (Ungarn).
Lignit, Probe. 140. Galignana (Istrien). Eocen-Petrefaete. 8. Galizien. Kreide-
Petrefacte V. 25 Tabelle, 27. — Nord-Karpathen. Y. 99, 98. Gallen-Berg (Ungarn). 346
Durchschnitt. Gewitsch (Mähren). Braunstein, Probe. 454. Gherdozella (Istrien).
Eocen-Petrefacte. 88. Giessen. 39. Versammlung der deutschen Naturforscher und
Aerzte. V. 120, 121. Graupen (Böhmen). Aufgelassene Bergbaue. 169, 170. — — Erz-
Lagerstätten. 159, 174; V. 5. — — Mineralien. 171. — — Zugutebringung der Erze. 177,
178. Greiner-Berg (Tirol). Pseudomorphose von Chlorit nach Strahlstein. 378; V. 66.
Gries (Tirol). Kalk im Glimmerschiefer. 437, 438. Grossau (Nieder-Oesterreich).
Krinoiden-Kalk. V. 54. Grossdorn (Schiefer mit Fucoiden. 441. Gross-Lobming
(Steiermark). Neogener Schotter. 241. Gross-Raming (Öber-Oesterreich). Stein-
kohlen-Bergbau. 27. Grozana (Istrien). Eoeenes Kesselthal. 33. — — Nummuliten-Schich-
ten. 53 Durchschnitt. Grünb.ach (Nieder-Oesterreich). Kohlenbau. V. 210.
Häring (Tirol). Faserkohle. V. 241.H all (Tirol). Mineralien. V. 79. — — Stein-
kohlen-Feuerung bei der Saline. Y. 199. Hallstatt (Ober-Oesterreich). Mutterlaugen.
301. — Salinenbetrieb. 259, 270. — Salinen-Produete. 292, 293. — Salzsoolen. 273, 274,
278, 279, 280, 281, 282, 283. Hass-Gebirg (Franken). Ober-Keuper. 397. Haus-
brunn (Ungarn). Braunkohle des miocenen Tegels. 365. Hainfeld (Steiermark).
Geologische Verhältnisse. V. 128. Himalaya-Gebirg. (Dr. Stoliezka’s Expedition
zur Ueberschreitung der Centralkette des). V. 121, 122, 213, 214. — Trias-Petrefaete. 101.
Hinterholz. Keuper. 399. Hochstuhl-Berg (Ungarn). Lias-Kalk auf Schiefer.
351 Durchschnitt. Höllenthal am Schneeberg. Kaiserbrunnen. 422, 432, 455. Holie
(Ungarn). Cerithien-Schichten mit Resten von Phoca vitulina. 364. Hollenstein (Nieder-
Oesterreich). Hallstätter und Raibler Schichten. 113. Holy Vreh (Ungarn). Wetterling-
Kalk. 457 Durchschnitt. Homberg (Kärnthen). Braunkohle, Proben. 454. Hoszüuret
(Ungarn). Mineralquelle. 193. Hotzendorf (Mähren). Metamorphosen von Basalt und
Chrysolith. 1. Hrabsce (Ungarn). Mineralquellen. 194. Hradiszko (Ungarn). Mine-
ralquelle. 194, 195. Hreben-Berg (Ungarn). Kalk und Quarzit im Ur-Thonschiefer. 345.
Jahodow (Böhmen). Rothliegendes. 492. Jamnica (Croatien). Sauerquellen.
Y. 91. Jaufen (Tirol). Kalk im Thon-Glimmerschiefer. 438. Jauling-Wiese (Steier-
mark). Neogene Mulde mit Flötzen von Lignit. 245, 248. Jeniseisk (Siberien). Sidoroff’
sches Graphitwerk). V. 122, 123. Jibka (Böhmen). Rothliegendes. 490. Ji&iner Kreis.
(Böhmen). Rothliegendes. 488, 489. Imbaeh-Graben (Nieder-Oesterreich). Krinoiden-
Kalk. 150; V. 54. Inovee-Gebirg. (Ungarn). Krystallinisches Gestein, V. 42. — —
Sedimentäre Schichten. V. 68. Joachimsthal (Böhmen). Paterait, Analyse. 303. Ischl.
Mutterlaugen. 301. — Salinen-Producte. 288, 289, 300. — Salzsoole. 270, 275, 276, 278,
280, 281, 282, 283. Istrien. Eocen-Gebiete. 11.
Kaezyka (Galizien). Viehsalz. Y. 145. Kärnthen. Braunkohlen, Proben. 516.
Kaiserbrunn am Schneeberg bei Wien. 422. Kaltenbrunn (Ungarn). Tertiäre Bucht.
361. Kamenitza (Militärgrenze). Kohlenbau. 126. Karpathen. Melaphyre. V. 135.
250 Orts-Register.
— im Neufraör und Trentschiner Comitate. V. 67. — in k. k. Schlesien, Galizien und Mäh-
ren. V. 98, 99. — (kleine). Diluvium. 366. — — Geologische Verhältnisse. 325. — — Hö-
henbestimmungen. 327, 413; V. 49. — — Kalk-Zone. 348; V. 12. — — Krystallinisches
Gebirg. 330; V. 90. — — Litteratur. 325° — — Miocenes. 360. — — Orographie. 326.
— — Tertiäres. V. 47. — (Teschener). Geologische Aufnahme durch Hohenegger. 451.
Karst (Alboneser). Eocenes, 101. — (Bujaner). 63. — (Triestiner). 33, .65. — (Tsehit-
scher). 33. Kasperowcee (Galizien). Elephas primigenius. V. 130. Kaumberg
(Oesterreieh). Geologische Verhältnisse. V. 128. Keezer-Pälväagas (Ungarn). Mineral-
quellen. 201. Kehrbach bei Wien.-Neust. Wassermenge. 427. Kerts ch. (Geologie der
Halbinsel). 116. Klausthal im Harz. Vollendung des Ernst-August-Erbstollens. V. 126.
Klobouk (Mähren). Kreide, Tertiäres und Diluvium. V. 235. 236. Klokodawa-
Berg (Ungarn). Melaphyr. 354, 359. Kobenz (Steiermark). Neogene Braunkohlen-
Schichten. 240. Königgrätzer Kreis (Böhmen). Rothliegendes. 490, 491. Kö nnigs-
berg (Nieder-Oesterreich). Neogene Pflanzen. V. 85. — (Ungarn). Mühlstein-Trachyt.
Vv. 11. Königsdorf (Ungarn). Ur-Thonschiefer. 342. Koppany (Ungarn). Erdboh-
rungen. 214. 216. Koszeleez (Ungarn). Mineralquellen. 196. Kozla (Militärgrenze).
Kohlenbau. 122. Krain (Inner-). Eocen-Gebiete. 11. —- — Kupfererze, Analyse. 141.
Krakau. Geologische Aufnahme durch Hohenegger. 453. — Rothe Thone. V. 222.
Kralowa: siehe „Königsdorf“. Kromstadt (Böhmen). Eisenerze. 478. — Graphit-
Schiefer. 473, 474. Kuchel (Ungarn). Kalk-Zone. 351. Kunstock-Berg (Ungarn).
Jurassischer Hornstein-Kalk. 359. Kurzheim (Steiermark). Neogenes Conglomerat und
Lehm. 229, 232.
Bandskron (Böhmen). Gneiss-Granit. 484. — Rother Gneiss. 470. Lankowitz
(Steiermark) Braunkoblen, Proben 454. Laurion (Attika). Bleischlacken (Gesell-
schaft zur Zugutbringung alter). V. 127, 128. Legan (Irland). Riesenhirsch. V. 123.
Lengenfeld (Tirol). Kalk im krystallin. Schiefer. 437, 458. Leoben (Steiermark).
Neogenes Braunkohlen-Gebiet. 224, 226 248. — — Neogenes Conglomerat. 225. Leutsch
(Steiermark). Neogene Tuffe. 443. Lewin (Böhmen). Granit. 443. Liebenthal (Böhmen).
Rother Gneiss. 469, 470. Liechtensteiner Berg. (Steiermark). Neogene Bobnerze. 236.
Lilienfeld (Nieder-Oesterreich). Geolog. Durchschnitte. V. 41, 56, 57. — Krinoiden-
Kalk. Y. 54. Lissatz (Istrien). Cosina - Schichten mit Charen. 23, 27, 28 Durchsehnitt.
Lititz (Böhmen). Jüngere Granite. 486. London. Neue geologische Monatsschrift.
v. 101, 102. — Welt-Ausstellung von 1862. V. 176. Losenstein (Nieder-Oesterreich).
Geolog. Begehung. Y. 128. Losonez (Ungarn). Kalk-Zone der kleinen Karpathen. 350, 352.
Lozorn (Ungarn). Granit. 332. Lukowitz (Böhmen). Grüne Sehiefer. 480. — Gneiss-
Granit. 485. — Rothliegendes. 492. Lunz (Nieder-Oesterreich). Steinkohlen-Bergbaue.
V. 15, 16.
Mähren (östliches). Karpathen. V. 98. 99. — (südliches). Miocenes. V. 9. Mährisch-
Trübau. Kohlenablagerung. 367, 371 Profil; V.17. Magura-Gebirg (Ungarn). Geo-
logischer Bau. V. 143. Manebach (Thüriagen). Kalkspath pseudomorph nach Ortho-
klas. 9, 10. Marburg (Steiermark). Marines Neogenes. 441, 442. March-Fluss (Ebene
zwischen den kleinen Karpathen und dem). 360. — Tegel. 365. Maria-Dobie
(Steiermark). Brakisches Neogenes. 443, 444. Mariathal (Ungarn). Dachschiefer. 349.
Marmaros (Ungarn). Steinsalz-Sorten, Anal. V. 109. Maros-Väsärhely (Siebenbür-
gen). 10. Versammlung ungarischer Naturforscher. V. 12). Mense (Böhmen). Rother
Gneiss. 465, 469. Merzenstein (Nieder-Oesterreich). Zelliger Quarz. V. 11. Messina
Tertiäre Petrefaete. V. 56. Miawa-Fluss (Ungarn). Löss. 364, 366. Militär-Grenze.
Fossile Kohlen, Proben. 305. — Geolog. Literatur. 446. — (Serbisch - Banater).
Steinkohlen, Proben. 140. Miramare bei Triest. Nummuliten-Kalk. 96. Durchsehnitte.
Mlum (Istrien). Eocenes Piateau. 60 Durchschnitt, 63 Ansieht. Modern (Ungarn). Granit.
336. — Gneiss. 341. — Kalk-Zone. 350. — Sandstein zwischen Lias und Jura-Schichten.
351. Mödling bei Wien. Fauna des Leitha-Kalkes. V. 72. — — Tertiäre Randbildungen des
Wiener Beekens. 391. Molln (Ober-Oesterreich). Geologische Begehung. Y. 112. Monte
Canus (Istrien). Eocene Petrefacte. 88. Monte Gradez (Istrien). Oberes Eocenes. 60 Durch-
sehnitt. Monte Maggiore (Istrien). Eocenes Gebirg. 68. Monte Orliak (Istrien). Faltung
des oberen Eocenen. 60 Durchschnitt. Monella (Spanien). Neocomes. /.139. Morovan
(Ungarn). Artefaete im Löss. V.104. Mstetin (Böhmen). Rothliegendes. 491. München.
Arten von St. Cassian in dem paläontologischen Museum. 402; V. 112. — Martius-Feier. V.
117. Mürz-Gebiet (Steiermark). Neogenes. 218; V. 7. Mur-Gebiet (Steiermark). Neogenes.
218; V.7.
Nachod (Böhmen). Conglomerat des Rothliegenden. 491. — Granit. 482, 483. —
Ur-Thonschiefer. 479. Narkanda (Britiseh-Indien). Schreiben von Dr. Stoliezka. V. 121.
Neudorfer Berg (Mähren). Pläner und Quader. 369. Neuhof (Böhmen). Granit. 483, 484.
Neu-Holland. Ausgestorbene Marsupialien. V. 36. Neu-Paka (Böhmen). Pflanzen des
Orts-Register 51
Arkose. V. 137. Neu-Seeland, Ausgestorbene Vögel. Y. 35, 36. — (Hochstetter’s For-
schungen in). V. 234. — Petrefaete. V. 101. — Rhyolithe. V. 101. Neusohl (Ungarn).
Zipser’sche Sammlungen. V. 221. Neustadt a. d. Mettau. (Böhmen). Phyllit. Anal. 30%.
Neutitschein (Mähren). Petrefacte des oberen Jurakalkes. 130. Neutraär Comitat
(Ungarn). Geologische Aufnahme. Y. 67, 209. — — Höhenbestimmungen. 413. — Gebirg.
(Ungarn). Geologische Aufnahme. Y. 129, 130, 142, 143. — -Thal (Ungarn). Neogenes. V.
144. Niederlande. Kreide-Petrefaete. V. 25 Tabelle. Nierstein am Rhein. Oligocen-Petre-
facte. V. 17. Nord-Amerika. Petrefacte. V. 56. Novi (Istrien). Thalbildung. 21. Nugla
(Istrien). Eocene Petrefaete. 87. Nussdorf bei Wien. Petrefacte des brakischen Tegels.
v. 103, 104.
©berburg (Steiermark). Marines Tertiäres. 441, 442. OberGiesshübel (Bö!:men).
Granit. 483. Ober-Neutraär Comitat (Ungarn). Miocenes. V. 14. Obern-Marne (Geo-
logische Karte des Departements der). Y. 87,88. Oberschützen (Ungarn). Tertiäre Petre-
facte. V. 114. Ober-Stuben (Ungarn). Trachyte. V. 144. Ober-Wölz (Steiermark). Neo-
genes Conglomerat. 233. Oesterreich (Erzherzogthum). Geologische Aufnahmen. V. 235.
— — Kohlenablagerungen am Nordrande der Kalk-Alpen. V. 85. — (Kaiserthum). Akademische
Commission zur Aufsuchung von Pfahlbauten. Y. 124. — — Akademische Preisfrage über die
älteren Eruptiv-Gesteine. V. 96. — — Geologen (lebende). V. 192. — — Geologische Ueber-
siehtskarten. V. 78, 154, 155, 182. — — Geschichte der geologischen Arbeiten. V. 149. — —
Gesellschaften für geologische Forschungen. V. 189. — — Montan-Handbuch für 1864.
V. 205. — — Pechar's Karte der Kohlen-Reviere. V. 105. — — Prüfung des Brennwerthes
der fossilen Kohlen. V. 74. — — Studium der anthropozoischen Schichten. V. 131. — —
Untersuchung der fossilen Brennstoffe. V. 51, 52. — (Nieder-). Verein für Landeskunde. V.
239, 240. — (Ober-). Sammlung der Petrefaete aus dem Schlier. Y. 62. Oetscher-Gebirg
(Nieder-Oesterreich). Geologischer Bau. Y. 142. Oetzthaler Stock ((Tirol). Geologischer
Bau. 456; V. 141. Olmütz. Reste der anthropozoischen Periode. Y. 123, 124, 204, 218. Olsa
(Kärnthen). Korynit. V. 242. — — Wölchit. Y.77. Oppenheim am Rhein. Oligocen-Petre-
faete. V. 17. Ost-Indien. Geologische Aufnahme. V. 4, 100, 101, 121. — Petrefaete. V. 79,
100. Ottenthal (Ungarn). Dunkler Kalk. 351, 352%. — — Kalk in Ur-Thonschiefer. 345.
Ottnang (Ober-Oesterreich). Foraminiferen des Sehliers. Y. 20
Parenzo (Istrien). Kalkstein, Probe. 455. Paringul-Gebirg (Siebenbürgen). Kry-
stallinisches Gestein. V. 17. Paris. De Mortillets Monatsschrift für Anthropologie. V. 227.
Parschlug (Steiermark). Neogenes Braunkohlen-Becken. 220, 221, 222. — — Conglo-
. merat mit hohlen Geschieben. 248. — Reste des Murmelthieres. V. 33, 34. Paulenstein.
Kupfer-Hammerschlag, Proben. 141. Pechgraben (Ober-Oesterreich). Geologischer Durch-
sehnitt. V. 55. — — Sphärosiderit, Proben. 515. Pedena (Istrien). Eocene Petrefacte. 88.
Peilenstein (Steiermark). Brakisches Neogenes. 443, 444. Perneck (Ungarn). Kalk-Zone.
— Liaskalk. 351. — Quarzit in Blöcken. 347. Peterscheib-Berg (Ungarn). Kreide-
kalk. 355, 359 Profil. Pfeffer-Berg (Ungarn). Granit-Gneiss. 336. Pietra pelosa
(Istrien). Eocenes und Rudisten-Zone. 63. Ansicht, 70 Ansicht. Pirano (Istrien). Wasser-
verhältnisse. V. 228. Pisino (Istrien). Eocene Mulde. 63, 64, 73, S1, 83, 97, 100. — — Obere
Kreidekalke von Eocenem übrlagert. 83. Ansicht. Pistyan (Ungarn). Artefacte im Löss.
V. 104. — Geologische Aufnahme. V. 67. — Pseudomorphes Roth - Eisenerz. V. 80.
Pitrova (Ungarn). Mineralquellen. 201, 202. Platsch-Gebirg (Steiermark). Marines
Neogenes. 441. Podgorje (Istrien). Eocenes Thal. 39, 40. — Erdstürze. 49. — Num-
muliten- und Cosina-Schiehten 56 Durchschnitt. Pöltsehach (Steiermark). Marines Neo -
genes. 442. Pola (Istrien). Kalk-Stalaetit. V. 241. Portole (Istrien). Eocenes im Brazzana -
Thale. 70 Ansicht. Porto lungo (Istrien). Eocene Mulde in der Kreide. 113 Durchschnitt.
Posruk-Gebirg (Steiermark). Marines Neogenes. 441,442. Potek-Berg (Istrien). Eoce-
nes Gebirg. 65. Prassberg (Steiermark). Kohlenführende Süsswasser-Sehiehten. 442, 443.
Preey (Fraukreich). Ovibos moschatus im Diluvium, V. 123.Predınir (Ungarn). Kreidekalk. V.
114. Preisselsberg (Böhmen). Zinnerz - Lagerstätten im Porphyr. 172. Pressburg
(Ungarn).Chloritsehiefer. 337. — Diorit. 335. — tzranit. 333, 334, 338, 339. — Höhenbestim-
mungen. 327. — Kıystallinisches Gestein. 330, 331, 332. Pressburger Comitat (Ungarn).
Höhenbestimmungen. 413. Preussen. Statistische Karte der mineralischen Brennstoffe. V. 18.
Prevali (Kärnthen). Turmalin, Analyse. 303. Pribram (Böhmen). Neue Ausrichtung der
Erzgänge. 383; V. 55. — — Wulfenit. V. 220. Prosecco bei Triest. Kreide- und Nummuliten-
Kalk. 96 Durchschn. Pruszka (Ungarn). Kreide, Tertiäres und Diluvium. V. 235, 236.
Puchow (Ungarn). Mergel der oberen Kreide, 129. Pyrawarth bei Wien. Stahlquelle.
102.
@uarnero (Eocene Doppelmulde zwischen Triest und). 62. Quieto- Thal (Istrien).
Geologischer Ban. 63 Ansicht, 93.
Bachitovie (Istrien). Eocene Terrassen. 43 Ansicht. Rachsturn-Berg (Ungarn)
Kalk mit Hornstein. 355. Radnitz (Böhmen). Kohlen, Probe. 305. Radoboj (Croatien)'
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. IV. Heft, hh
252 Orts-Register.
Petrefaete. V. 105. Ravnje (Serbien). Lithographische Schiefer, Anal. 304. Reezina-Thal
(Istrien). Eocenes. 17, 29 Durchschn., 30 Durchschn. Reichenau (Böhmen). Grüne
Schiefer. 303, 304, 480. Reichenau (Nieder-Oesterreich). Malachit-Tropfstein. V. 240. Rein
(Steiermark). Conglomerat mit hohlen Geschieben. 248. — -— Neogenes Becken. 246, 247.
Resez (Slavonien). Tegel-Petrefacte. V. 130. Ri&lka (Böhmen). Eisenglanz. 478. Riesen-
gebirg. Melaphyr. V. 135. — Pflanzen des Arkose. V. 137. Rohitsch (Steiermark). Tertiäres.
44%, 443. Rohrbach (Ungarn). Leitha-Kalk. 363. Rokyean (Böhmen). Silur-Petrefacte. V.
86. Rosandra-Bach (Istrien). Eocenes. 65, 66. Rothfloss (Böhmen). Krystallinische
Schiefer. 472. Rottenmann (Steiermark). Neogenes Conglomerat. 235. Rozzo (Triest).
Eocenes. 68. Rudawa-Bach (Ungarn). Miocener Tegel. 365, 366 Profil.
Salzburg. Prof. W oldrich’s Oyelus geologischer Vorträge. V. 89. Salzkammer-
gut. Salinen-Betrieb in chemischer Beziehung. 257. St. Anton (Nieder-Oesterreich).
Schiehtenbau. V. 142. St. Briz (Steiermark). Eisenerz-Zug. 440. St. Cassian (Tirol).
Petrefacte in dem Münchener paläontologischen Museum. 402. St. Filippen (Kärnthen).
Braunkoblen, Proben. 455. St. Franeis-Bai (Afrika). Petrefaete. V. 108. St. Helena
(Croatien). Braunkohlen, Probe. 305. St. Martin (Ober-Oesterreich). Braunkohlen, Proben.
454, 455, 516. St. Michaöl (Steiermark). Neogenes Conglomerat mit hohlen Geschieben.
229. — Süsswasser-Schichten. 443. St. Nieolai (Steiermark). Neogene Tuffe. 443.
St. Peter (Steiermark). Neogener rother Lehm. 234. St. Stephan (Steiermark). Eisen-
erze und Eisensorten, Anal. 142. Sarona (Spanien). Petrefaete aus den rothen Eisenerzen.
v. 138. Saroser Comitat (Ungarn). Mineralquellen. 179; V. 55, 56. Saugwitz
(Böhmen). Rothliegendes. 490. Saukopf-Berg (Mähren). Pläner und Quader. 369 Profil.
Sauritsch (Steiermark). Tertiäres. 442. Sceharfenstein (Ungarn). Kalkstein. 357
Profl. Schattmannsdorf (Ungarn). Kalk in Ur-Thonschiefer. 345. Scheibbs (Nieder-
Oesterreich). Sehiehtenbau. 142. Sehemnitz. Grüner Gang. 504; V. 11, 12. Sehlag-
genwald (Böhmen). Vorkommen der Zinnerze. 311; V. 27, 28. Schlesien (k.k.).
Erzherzogliche Eisenwerke. 450, 452. — — Karpathen. V.98, 99. — (pr.). Steinkohlen,
Proben. 454. Schweden. Geologische Aufnahme. Y. 89. Sesaivnjik (Ungarn). Mineral-
quellen. 204. Semlin. Reste der anthropozoischen Periode. V. 131, 132. Serbien
(v. Cotta’s Werk über Erz-Lagerstätten im Banat und in). Y. 201. Siberien. Graphit.
v. 122, 123. Sillein (Ungarn). Geologische Aufnahme. V. 227, 228. Sittendorf (Steier-
mark). Neogene Balanen und Austern. 243. Skurow (Böhmen). Rothliegendes. 492.
Siaunik-Berg (Istrien). Eocene Kalke. 57, 58. Slavonien, Geologische Uebersichts-
Karte und Litteratur. 445, 446. Smolenitz (Unzarn). Kössener Schichten. 352. —
Wetterling-Kalk. 353 Profil. Soeerga (Istrien). Eocene Mulde. 66. Somos-Ujfalu
(Ungarn). Mineralquellen. 207. Soöväar (Ungarn). Salzquellen. 207. Sotzka (Steier-
mark). Tertiäre Süsswasser-Schichten. 441. Spanien. Petrefacte. V. 138. Stampfen
(Ungarn). Miocener Tegel. 362; V. 48. Steg, (Nieder - Oesterreich). Geologischer
Durchschnitt. Y. 41. Steiermark, Hypsometrische Karte. V. 97, 98. — Kohlen, Proben.
305.. — (Unter-). Geologische Beschaffenheit. 439; Y. 141. Steinfeld bei Wiener-Neu-
stadt. Schuttkegel. 423. Stepanow (Ungarn). Brakisches Miocenes. 364 Profil. Steyer.
dorf (Banat). Gebirgsarten und Petrefaete. V. 237. Stübing-Graben (Steiermark).
Geognostische Skizze. V. 217. Sudeten. Rother Gneiss. 469. Suliguli (Ungarn). Sauer-
quelle. V. 126. Szt. Läszlo (Ungarn). Erdbohrungen. 214. Szinye-Lipoes (Ungarn).
Mineralquellen. 197. Sznako (Ungarn). Mineralquellen. 208, 209. Szulin (Ungarn).
Mineralquellen. 209. Szuroviesna-Bach (Ungarn). Mineralquellen. 188.
Taman (Halbinsel). Geologische Beschaffenheit. 116. Telkibänya (Ungarn). Tra-
chyte. V. 145. Teruel (Spanien). Petrefacte. V. 138, 140. Thebener Kogel (Ungarn).
Granit. 346 Profil. — — Marines Miocenes. 360, 361. — — Ur-Thonschiefer. 343. Theta
bei Baireuth. Fossile Fiora. 399, 400, 401. Thuröezer Comitat. Trachyte. V. 144. Tirol.
Periklin. V. 241. Töltszek (Ungarn). Mineralquellen. 211. Tradigist (Nieder-Oester-
reich). Geologischer Durcehsehnitt. V. 41. Trentscehiner Comitat (Ungarn). Geolo-
gische Aufnahme. V. 67, 224. — — Höhenmessungen. 413. — — Pseudomorphosen nach
Eisenkies. V. 79, 80. Triest. Bausteine. V. 11. — Eocene Mulde. 60 Durchschnitt 62, 64,
79, 89, 94, 96 Durchschnitt 97 Durehschnitt. Troas. Jul. Schmidt’s, GK. v. Hahn’s,
und Ziller’s wissenschaftliche Bereisung. V. 98, 100. Tschitscherei (Istrien). Eocen-
Terrassen. 32, 43 Ansicht, 46. Tüffer (Steiermark). Congerien-Schichten. 443. Turnau
(Steiermark). Neogenes Becken. 219.
Uebelbach (Steiermark). Gneiss. V.217, 218. Ungarn. Bausteine, Untersuchung. 515,
Geologische Karte V. 1, 2.— Geolog. Aufnahmen. V. 42, 113,114, 128, 129, 140, 142, 224.
— Trachyte. V. 76, 77, 130, 144, 145. — (nordwestl). Geolog. Aufnahmen. V. 76, 113.
114, 128, 129, 140, 141, 224. Unin (Ungarn). Brakischer Tegel. 362, 363 Profile. Urgen-
Thal (Steiermark). Neogenes Conglomerat. 223, 224. Urschendorf (Nieder-Oesterreich).
Unterirdische Quellen. 425. Uttigsdorf (Mähren). Kohlenflötz. 371 Profil.
Orts-Register. 253
Valeongrain (Frankreieh). Anthropozoische Funde. V. 218. Valencia (Spanien).
Petrefaete. V. 138. Vapenyik (Ungarn). Mineralquellen. 212. Varjaska-Berg (Ungarn).
Eocene Mulde. 356. — Kalkzug. 355. — Leitha-Kalk. 363. Veitlahn bei Bai-
reuth. Fossile Flora. 396, 399, 401. Vietoria (Australien). Geolog. Karte Y. 125. Vino-
dol. (Istrien). Eocenes. 20. Vivrat (Ungarn). Krinoiden-Kalk. 352. — Roth-Sandstein
und Melaphyr. 353. Vlara-Pass (Ungarn). Jurassische Insel. 495, 496 Durchschnitt.
— — Klippenkalk. V. 80, 81. Vöslau bei Wien. Erdbohrungen im Tegel. V. 57, 58.
Vrhpolle (Istrien). Eocenes Kesselthal. 38.
Waag-Bistritz (Ungarn). Geolog. Aufnahme. V. 227, 228. Waag-Neustadtl
(Ungarn). Petrefaete. V. 210. Waag-Thal (Ungarn). Geolog. Aufnahme. 113, 114, 129,
227, 228, 235. Wagner-Berg (Ungarn). Antimon-Bergbau. 344. Waidhofen (Nieder-
Oesterreich). Mergel mit Gryphaea arcuata. 399. Walpurga-Kirche (Steiermark).
Conglomerat (neogenes) mit hohlen Geschieben. 229, 231. — — Neogener Sand und
Schieferthon. 230. Walterbach-Graben (Kärnthen). Congerien-Tegel. 241, 242.
Weelny-Wald (Böhmen). Cenglomerat. 481. — — Grüne Schiefer. 480. Weisses
Gebirg: siehe: „Biela hora. Weitenstein (Steiermark). Eisenerz-Formation. 442.
Werfen (Salzburg). Gebirgsarten und Petrefacte. V. 125. Wetterling-Berg (Ungarn).
Korallen-Kalk. 355, 356, 357 Profil. Weyer (Nieder-Oesterreich). Hallstätter und Raibler-
Sehiehten. V. 113, 128. Wien. Kaiserliche Akademie der Wissenschaften. Y. 159. —
Freunde der Naturwissenschaften. V. 157, 1858. — k. k. geograph. Gesellschaft. V. 168, 171.
— Geologen (lebende). V. 192. — Geologische Preisfrage der kaiserl. Akademie. V. 96. —
K. k. geolog. Reichsanstalt. V. 161, 162, 167, 168, 170. 173, 174, 177, 183, 184, 186. 197. —
Katalog der Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets. V. 134. — Mineralien-Sammlung
der k. k. montanistischen Hofkammer. V. 153. — Mohs’ mineralogische Vorträge. Y. 152.
— Montanistisches Museum. V. 154. — Museum für Ethnographie, Vorschlag. V. 196. — —
für Ur-Arehäologie. Vorschlag. V. 219. — — für vergleichende Anatomie. V. 195. — Rand-
bildungen des tertiären Beckens. 391. —- Versammlung der Berg- und Hüttenmänner. V. 171,
175. — Wasserversorgungs-Commission (Bericht der). 417; V. 95. Wiener-Becken.
Tertiäre Mollusken. 509. Wiener-Neustadt, Schuttkegel des Steinfeldes. 423. Wies
(Steiermark). Tertiäre Braunkohlen-Ablagerungen. V. 93. Windisch-Landsberg
(Steiermark). Brakisches Neogenes. 443, 444. Winohradka-Berg (Ungarn). Lias und
Jurassisches. 351 Profil. Wochos (Böhmen). Grüne Schiefer. 480. — Wölch (Kärnthen).
Korynit. V. 242. — Wölfing (Salzburg). Braunkohle. 235, 236. Wörgl (Tirol). Hydrau-
lischer Kalk, Analyse 304.
Zialaör Comitat (Ungarn). Untersuchuugen auf Kohle. 213; V. 35. Zeiler Kogel
(Ungarn). Quarzit. 347; V. 66. Ziller-Thal (Tirol). Pseudomorphose von Chlorit nach
Strahlstein. 378. Zsijetz (Siebenbürgen). Serpentin V. 17. Zürich. Versammlung der
Schweizer Naturforscher. V. 121.
II. Sach- Register.
Acanthodesgracilis. 487. Acer sp. Y. 72. Acrodus minimus. V. 214. Actaeo-
nella sp. V. 210. Akropolis von Troja. V. 100. Alethopteris Whitbyensis. V. 237.
Alpenkalk (oberer) des Oetzthaler Stockes. 437. — zunächst den kleinen Karpathen.
V. 14. Alveolina Haueri, 393. — longa. 85, 108. — melonoides. 49. — ovoidea, 49. —
sub-pyrenaiea. 49. Alveolinen (Nummuliten-) Kalk des Alboneser Karstes. 109, 110, 111,
113. — — in Istrien und Inner-Krain. 22, 24, 48, 54, 56, 58, 60. — — um Triest.
85, 91. Ammonites Amaltheus. V. 58. — anceps. V. 138. — angulatus. 400 ; V. 214. —
— Aon. V. 57. — Atherstoni. V. 109. — Balfouri. V. 79. — bifrons. 349. — Blandfordianus
V. 4. — brevispina. 154. — Bucklandi. 349. — Burgundiae. V. 214. — Candolleanus. Y. 4.
— eonsobrinus. V. 140. — eostatus. 400. — floridus. V. 57, — Hagenowi. V. 214. — Jame-
soni. V. 80. — inflatus. V. 4. — Lunula. V. 138. — macerocephalus. Y. 138. — Nodotianus.
V. 70, 210. — Partschi V. 80. — planorbis. V. 214. — propinquus. V. 4. — psilonotus. 400.
— radians. 13% Anmerkung, 136; V. 80, 210. — Royanus. V. 99. — spinatus. 15, 156, 157.
— stellaris. V. 57. — sub-faseieularis. V. 140. — sub-triearinatus. V. 4. — Tatrieus. 157
Anmerkung, 152. — tri-plieatus V. 57. — Waleotti. V. 133. — Zignodianus. 157 Anmerkung.
— sp. V. 24. Amphibol-Gestein im östlichen Böhmen. 475, 476. 477, 478. — -Schie-
fer, Analyse. 303, 30%. — Verhältniss zu Chlorit. 379. Amphistegina Haueri. 393, 394.
— sp. nova. 393. Ampullaria sp. 81. Ananchytes ovata. V. 228. Anatina producta.
V. 206. — Royana. V. 206. Anehitherium Aurelianense. 218. Aneillaria glandiformis.
361. Andriania Baruthina. V. 237. Annularia longifolia. V. 237. — minuta. V. 237
hh *
254 Sach-Register.
Anodonta protera. V. 214. Anomalina notula. 394. Anomalocardia. 513. Anomia
sub-radiata. V. 24. — truncata. V. 24. Anthophyllium sp. V. 24. Anthropologie (de
Mortillet’s Monatsschrift für). V. 227. Anthropozoisches von Bamberg. V. 226. — in
Frankreich. V. 63, 64, 65, 218. — von Olmütz. V. 1%3, 124, 204, 205, 213. — in Ungarn.
V. 104. — an der untern Donau. V. 131. — aus dem Vieentinisehen. V. 218. Antimon-
Erze (alte Baue auf) bei Bösing. 344. Aptyehus applanafus. V. 71. — Didayi V. 99. —
Jamellosus. 497. — pusillus. V. 71. — reete-punetatus. V. 71. — striato-enstatus. V. 71.
Arca. 512, 513. — arcacea. V. 26. — Atherstoni. V. 109. — avieulina. 154. — barbata.
513. — Breislacki. 513. — eardiiformis. 513. — elathrata. 513. — dichotoma. 513. — Dilu-
vii. 362; V. 11, 48. — Fichteli. 513. — Hugardiana. V. 26. Hungarica. 513. — inacqui-
dentata. V. 206. — laetea. V. 513. — Lommeli. V. 206. — Noae. 513. — Pisum. 513. —
pygmaea. V. 26. — Rollei. 513. — Schwabenaui. V. 206. — striatula. V. 24. — trigonula.
V. 206. — Turoniea. 513. — umbonata. 513. — undulata. V. 24. Arcopagia bi-radiata.
V. 206. — fenestrata, V. 206. — s«mi-radiata. V. 206. — sp. V. 139. Aretomys Bobak.
V. 54. — Marmota. V. 33. Argiope Cistellula. 392. Arkosen -Sandstein, Pflanzenreste.
V. 137. Artacon Studeri. V. 140. Artefaete aus der Grotte von Eyzies. V. 63, 64. —
im Löss von Morovan (Ungarn) V. 104. — aus dem Torf von Olmütz. V. 124, 204, 205. — aus
den Ufern der untern Donau. V. 132. Arvieolasp. V. 66. Astarte acuta. V. 24. — Bronni.
V. 109. — Buchi. V. 139. — Guexi. V. 214. — Herzogi. V, 109. — similis. V. 24. trian-
gularis. 511. Astartien (Etage). 511. Asterigerina planorbis. 393, 394. Aufbruchs-
Linien im östlichen Böhmen. 466, 467. Augen-Gneiss. 466. Avicula anomala. V. 140.
— contorta. 351, 352, 398, 399; V. 70, 85, 213, 21%. — echinata. V. 215. — Escheri. 352.
— RL: 154; V.225. — sp. V. 2%. — sp nova. V. 140. Avieula-Schichten.
V.2
Baceuliten-Scehichten von Böhmisch-Kamnitz. V. 22, 23. Baeulites anceps.
V. 26. — baculoides. V. 24. Balanen-Schiehten im Neogenen. 244. Balanus sp.
244, 248. Banatit. V.202. Basalt (metamorphosirter). 1. Bausteine von Triest. V. 11.
— Untersuchung. 515. Belemnites digitalis. V. 226. — paxillosus. 133 Anmerkung.
Bellerophon nitidus. V. 86. Bergbaue auf Antimon bei Bösing. 344. — von Pribram.
382, 389. — auf Steinkohle bei Mährisch-Trübav. 371. — (aufgelassene) bei Graupen. 169,
170. Betula sp. 105; V. 105. Bibliothek des k. k. Hof-Mineralien-Cabinets (Katalog der).
V. 134. — der kais. Leopoldino-Carolinischen Akademie der Naturforscher. V. 98. Bivalven
(terliäre). des Wiener Beckens. 509.Bleischlaeken. (Gesellschaft zum Zugutebringen der)
von Laurion. V. 127,128. Biloeulina inornata. 392. Boh nerz (neogenes).'236. Borelis.
— (Nummuliten-) Kalk in Krain und Istrien. 22,24, 48. Bos primigenius. V. 124. — Taurus
var. brachycera. V. 219, — — -- primigenia. V. 219. — sp. V. 124. Brachiopoden-
Kalk der österreichischen Alpen. 154. Brakwasser-Scehichten der Halbinsel Kertseh.
120. — — am Rande der kleinen Karpathen. 363, 36%. — — in Unter-Steiermark. 443, 444,
braunkohlen-Ablagerungen. (tertiäre) von Wies. 93. — -Flötzes bei Dorheim
(Modell des Abbaues des‘. V. 16 — -Mulde von Leoben. 224, 225. — — von Mariaschein,
159 Profil, 161. — — von Parschlug. 220. — —- von Turnau. 219. 220. — -Tegels. (Pe-
trefacte des), V. 130. —-Proben. 140, 305, 454, 455, 516. Braunstein Proben. 454.
Brennstoffe. (Karte über Production und Consumtion mineralischer) in Preussen. V. 29.
— (Untersuchung über den Brennwerth sämmtlicher mineralischer) des österreichischen Kai-
sersta tes). V.52, 74,81. Brennwerth(vergleichungsweiser) des Holzes und der Kohlen. 263.
Brissusn. sp. 88. Bryozo&än-Zone des Leitha-Kalkes. 394. Bu eeinum baceatum. V. 10.
Bulimina aculeata. 362; V. 48. — Buchiana. 362, 393, 394; V. 48. — elongata. V. 58.
— pupoides. 393. Bulimus Ritlyensis. 47. — sp. 238. Bunt-Sandstein (metamorpher)
des Oetztbaler Stockes. 437.
Calamitea concentriea. V. 137. — striata. V. 137. Calamites arenaceus. 397, 398,
399. Calearia rhombifera. 392. Callitrites Brongniarti. V.105. Camptopteris Nilssoni.
Fr. 27. Cancellaria eontorta. 361; V. 48. Cancer punetulatus. 88. Capra sp. V. 65.
. Capulussp. 87. Caprotina Lonsdali. Y. 140. Cardinia acuminata. V. 213, 214. — eon-
einna. 130, 135; V. 6. — — -gigantea. V. 215. — eyprina. 132 Anmerk. — gigantea, 130. —
Listeri. 131; Y. 214. — sub-lamellosa. V. 214. — unioides. 132 Anmerk. Cardita calyeulata
311. — crassicosta. 511. — erenata. 437; V. 57. — elongata. 511. — granigera. V. 206. —
Reynesi. V. 206. — trapezia. 511. Cardium eingulatum. 513. — eonjungens. Y. 114. — disere-
pans. 361; V. 48.— edule. V. 226. — fragile.361; V.48.— Gosaviense. V. 206. — hians. 361; V.
48. — Hillianum. V. 206. — Josephinum. V. 140. — obsoletum. 364; V. 10. — Ottoi. V. 206.
— Petersi. V. 206. — Philippianum. Y. 214. — plieatum. 364; V. 10. — produefum. — V. 206.
Reussi. V. 206. Cardium RKhachytis. 88. — semi-papillatum. V: 24. — sphaeroideum. V. 140.
— sp. 120. Carpinus grandis. V. 72. Cassidaria carinata. 88. — sp. 87, 83. Cassidu-
lina oblonga. Y. 21. Cassis Archiaci. 88. — texta. 361; V. 48. Catillus Lamarcki. V. 26.
Cellepora. V. 21, 22. Celtis australis. V. 104. — oceidentalis. V. 104. Ceph alopoden
Sach-Register. 255
aus Ost-Indien (Prof. Oppel’s Schrift über). V. 79. — — (Dr. Stoliezka's Werk über).
V. 100, 101. Ceratites Cassianus. V. 57. Ceratodus eloaeinus. V. 213. Ceriopora sp. 392.
Cerithien- und Cardien-Kalk der Halbinsel Kertsch und Taman. 119. — -Sehichten
am Rande der kleinen Karpathen. 363, 364. — — im Neutraör Comitat. V. 144. — — in
Unter-Sieiermark. 443. — — (Grenzen der) im Wiener und ungarischen Becken. 2530. — —
(Zug der) in Steiermark. V. 7. Cerithium disjunetum. V. 10. — Favriaum. V. 139. — Hör-
nesi. Y. 139. — Lignitarım. V. 94, 144. — Luxani. V. 14%. — margaritaceum. 443. — pietun.
364; V. 10. — plieatum. 443; V. 15. — rubiginosum. Y. 10. — Zelebori. V. 15. — sp. 81, 107.
Ceromya inflata. V. 139. — sp. 130. Cervus Elaphus. Y. 65. — mvgaceros. V. 123. — sp.
V. 72. Chalyeomis Jaegeri. 220 Chama detrita. V. 206. — Haueri. V. 206. Chara
globulifera. 23, 106. — ornata. 23. — Stacheana. 23. — sp. 80. Chelydra Decheni. 239.
Chemnitzia sp. 355. Chlorit im Verhältuiss zu Amphibol. 379. — pseulomorph nach
Strahlstein. 378; V. 66. — -Sehiefer der kleinen Karpathen. 332, 337, 340, 346 Profil. Chry-
solith (metamorphosirter) von Hotzendorf. 1. Cidaris exigua. 24. — nummulitiea. 88.
Ciree concentrica. V. 206. — Diseus. V. 139, 206. — dubiosa. V. 206. Clatropteris
meniscoides. 398. Clausilia grandis. 245, 216, 248. — sp. V. 104. Clavagella exigua. V.
206. Clavulina eommunis. 362, 392, 393, 394. V. 48. Clypeaster sp. 369. Congeria
spathulata. 250; V; 114. — sub-globosa. V. 114. — tria ıgularis. 238. 239, 240, 249, 250; V.
7, 10. — sp. 120; V. 49, 114. Congerien-Petrefacte von Oberschützen. V. 114. —
-Scehichten des Neogenen. 239, 240, 249, 250, 444. — -Tegel. 363 Profil. Conglome-
rate des Rothliegenden. 490, 491. — (neogene) im Mur- und Mür--Gebiete. 222, 223, 225,
229, 230, 231, 232, 233, 235, 237, 244, 246, 247. — (nummulitische) des Alboneser
Karstes. 109, 110, 111, 113. — — in Inner-Krain und Istrien. 2%, 25, 28, 29, 43, 53, 54, 56,
58, 60, 63, 70. — — um Triest. 83, 86, 91. Conoelypeus conoideus. 87, 88. — sp. 108.
Conus Aldrovandi. V. 9%. — Dujardini. 361; V. 48. — sp. 87. Corbieula solitaria. V. 206.
Corbis Mellingi. V. 57, 90, 112. Corbula angustata. V. 206. — caudata. V. 24, 26. — exa-
rata. 88. — sp 87; V. 24. Cosina- (untere Eoeen-) Schichten des Alboneser Karstes. 105,
109, 110, 111, 113. — — — mit Chara. 23, 27, 47, 109. — — — in Istrien und Inner-Kr in.
22, 23, 28, 29, 46, 47, 53, 54, 56, 60, 63, 70. — — — um Triest. 79, 83, 91.— — — (kohlen-
führende). 83. Crassatella Austriaea. V. 206. — coneentriea. 511. — Hardeggeri. 511. —
Josephina. V. 21. — macrodonta. V. 206. — Moraviea. 511. Cristellaria Cassis. 393. —
erassa. 392. — simplex. 392, 393. — variabilis. V. 21. Cueullaea Austriaea. V. 206. — bi-
faseieulata. V. 206. — Chiemensis. V. 206. — erassitesta. V. 206. — Moutonian:. V. 140. —
nana. V. 24. — semi-suleata. V. 206. Cumulipora. Y. 21. — angulata. V. 22. — fabacea.
V. 22. — pumicosa. V. 22. — Transsylvanica. V. 22. Cyatheites arborescens. 487, 491.
— eonfertus. 487, 491. — decurrens. V. 237. Cyelas ambigua. V. 206. — gregaria. V. 206.
Cyelina primaeva. V. 206. Cypraea inflata. 8%. Cypricardia testacea. V. 206. Cyprina
bitida. V. 206. — eordiformis. V. 140. — erassi-dentata V. 206. — eyeladiformis. V. 206.
— Ligeriensis. V. 140. Cypris sp. 233. Cyrena solitaiia. V. 206. Cystoseirites com-
munis. V. 105. Cytheraea Pedemontana. 361; V. 48.
Dachschiefer von Mariathal. 349, 351 Profil. Dachstein-Kalk bei Scheibbs.
V. 142. Dalmanites atavus. V. 86. Delphinula Verneuili. 403. Denkmünze für
K.Fr. Ph. von Martius. V. 61, 116, 117. Dentalina acuta. V. 21. — Adolfina. 392, 343. —
auceta. 393. — Boueana. 362; V. 48, 58. — eonsobrina. 392.— elegans. 362, 392, 393: YV.
48, 58. — elegantissima. V. 58. — inornata. 393. — sceabra. V. 58. — seripta. V. 58. —
sp. V. 216. Dentalium bieostale, V. 24. — Geinitzi. V. 24. — medium. V. 26. Diluviales
des Inovec-Gebirgs. V. 72. —- der March-Misiva-Ebene. 364. — v. Pruszka, Brumow und
Klobauk. V. 235, 236. — Dinornis didiformis, V. 35. — elephantopus. V. 36. Dinothe-
rıum Bavaricum. 218, 226, 248; V. 7. Diorit mit Granit in den kleinen Karpathen. 33%,
355 Durchschnitt. — Diplacites emarzinatus, 223. Diplodonta rotundata. 509. —
trigonula. 509. — variolaris. V. 139. Diprotodon australis. V. 36, 37. Discohelix. sp.
454. Disloeations-Linie der Halbinsein Kertsch und Taman. 116, 117. Dörraus-
wüchse: siehe „Salinen“*. Dolerit in Unter-Steiermark. 443. — Dolomit des Lias. 351,
353, 358. — im nordwest!. Ungarn. V. 114. — der Rudisten-Zone. 14. — am Rande des
Wiener Beckens. 391 Profil; 392. — der St. Cassian-Schiehten 437. — (eocener). 356, 357
Profil, 9, 353, 359 Profil. — (triassischer) im Traisen-Thale. V. 57. — -Bruchstücke im
Tegel. 391 Profil, 392. — -Kalk der Kreide. 359. Profl. — —- des Wetterling. 353, 355,
356, 357 Profil. — Doppelmulde (eocene) zwischen dem Quarnero und dem Golf von
Triest. 62 Doreatherium Naui. 220. Dosinia eretacea. V. 206. Dreissena Basteroti.
249, 250. Durchschnitt (geologischer) des östlichen Böhmens. 468.
EBchinanthus n. sp. 88. Eehinolampas affinis. 83. — hemisphaerica 83. — sphae-
roidalis. 88. -- sp. 88, 108, 109. Ehrenbergina serrata. 394. Eisenerze, Analysen.
140, 141, 142. — im östlichen Böhmen. 478, 481, 482. — pseudomorph nach Eisenkies,
V. 79, 80. Eisenerz-Formation von Weilenstein. 439, 440. Eisenkiese im Ur-Thon-
256 Sach-Register.
schiefer der kleinen Karpathen. 343, 344. Eisensorten, Analysen. 142. Eisenwerke
(Erzherzogliche) in k. k. Schlesien. 450, 453. Eis-Verhältnisse der Donau. Y. 20.
Elephas primigenius. Y. 72, 104, 130. Emys Europaea. 220. — !Turnauensis. 248,
Eocenes des Alboneser Karstes. 101, 102, 10%. Durehschnitte auf 110, 111 und 113, .
114. — von Buceari. 11, 20, 22.— des Clana- und Draga-Thales. 12, 19. — in Inner-Krain
und Istrien, 11. — des Inovec-Gebirgs. V. 71. — der kleinen Karpathen. 356, 357 Profile.
360, 361 Profil. — des kleinen Magura-Gebirgs. V. 144. — über Kreidekalke gelagert. 83.
Ansicht. — des Novi-Thales. 21. — des Podgorje-Thales. 39. — zwischen Potek
und dem Rosandra-Bach. 65. — zwischen Quarnero und Triest. 62, 64, 70 Ansicht, 101. —
des Reezina-Thales. 17. — der Tschitscherei. 32, 43 Ansicht, 46, 60 Profil. — des Vinodol
20. Eocen-Conglomerate in Inner-Krain und Istrien. 22, 25, 28 Durchsehnitt, 29.
Durchschnitt, 43 Ansicht, 63 Ansicht; 70 Ansicht, 83 Ansicht, 86, 91 Durchschnitte, 109
Durchschnitt. — — der kleinen Karpathen. 357 Profil 8. — -Kessei von Grozana und
Vrhzpolle. 38, 53 Durehscehnitt, 64. — -Mergel in Inner-Krain und Istrien. 23, 25, 28 Durch-
sehnitt, 29 Durchsehnitt, 30 Durchschnitt 43: Ansicht, 50, 51, 53 Durchschnitt, 54 Dureh-
sehnitt, 56 Durehsehnitt, 58 Durehsehnitt, 60 Durchschnitt, 63 Ansicht, 70 Ansicht, 83 Ansicht,
86, 89, 91 Durehsehnitte. 96 Durehschnitt, 97 Durehsehnitt, 109 Durehsehnitt. — Mulde von
Clanitz. 39. — — von Pisino. 63 Ansicht, 73, 78, 81, 83 Ansicht, 97. — — von Triest,
60 Durchschnitt, 62, 79, 89, 94, Durehschnitte auf 96 und 97. — -Mulden der kleinen
Karpathen. 356, 357. — -Petrefacte der Triest-Pisino-Mulde. 87, 88. — -Sandstein
in Inner-Krain und Istrien. 22, 26, 28 Durchsehnitt, 29 Durehschnitt, 30 Durchschnitt, 50, 51,
53 Durehsehnitt, 54 Durehschnitt, 56 Durchschnitt, 58 Durchschnitt, 60 Durehschnitt, 63 An
sieht, 83 Ansicht. 89, 91 Durchschnitte, 96 Durchschnitt, 97 Durchschnitt, 109 Durch-
sehnitt. — — der kleinen Karpathen. 259 Profil 8 und 9. -Terrassen der SW. Tschi-
tscherei. 32, 48, 61. Enerinus aculeatus. V. 208. — Brahli. V. 208. — Carnalli. V. 208.
-— Cassianus. V. 207, 208. — liliiformis. V. 207. — Schlotheimi. V. 208. — varians. V. 207.
Equisetites columnaris. 397, 399; V. 16, 41, 57, 86. Equus Caballus. V. 219. — sp.
V.123. Erbstollen (Ernst-August-) zu Klausthal. V. 126. Erdbohrungen auf tertiäre
Kohle im Zalaör Comitate. 213, 215, 216; V. 35. — bei Vöslau. V. 57. Eruptives des
kleinen Magura-Gebirgs. V. 144. — der tertiären Periode in Unter-Steiermark. 443. Ervilia
Podoliea. 364. Erze (Extraetion göldisch-silberhaltiger). V. 110. Erzführung des Grü-
ner-Ganges bei Schemnitz. 504; V. 11, 12. Erz-Lagerstätten im Banat und in Serbien.
V. 201.— — von Eule. V. 38. — — von Graupen. 159, 161, 163; V. 5. — — des Stübing-
Grabens. V. 211. — — im Ur-Thonschiefer der kleinen Karpathen. 343, 344. — — von
Zinnwald. V. 27, 28. Eschara sp. 88. Exogyren-Sandstein. 159 Profil, 160; V. 114,
129. Exogyrja Columba. 160; V. 114, 129, 225. Extraetion göldisch-silberhaltiger Ge-
schicke. V. 110.
Faltung der Eocen-Schichten in Inner-Krain und Istrien. 59. Faseiolaria Roemeri.
V. 26. Faserkohle von Häring. V. 241. Feldspath des Pressburger Granits. 333, 334,
337, 338. Feuerstein-Breeeie (anthropozoische) von Eyzies. V. 63. Fimbria cordi-
formis. V. 139. Fisehwirbel in Knochenhöhlen. V. 66. Fisehzähne im Eocenen. 88.
Fissurella patelloides. V. 24. Fistulana tubulosa. V. 206. Fleekenmergel. 496;
V. 128, 129, 143, 144. Foraminiferen des Schliers von Ottnang. V. 20, 21, — des Tegels
von Vöslau. V. 58. Foraminiferen-Kalk des Carpano-Thales. 109 Durchsehnitt. — —-
in Inner-Krain und Istrien. 22, 23, 24, 49, 79, 107. — -Schiehten am Rande des Wie-
ner Beckens. 392, 393. Fraxinus sp. 71. Fusus polygonus. Y. 14. — tri-punetatus.
402. — sp. nova. V. 139.
Gabbro. 485, 486. Galerites Gurgitis. Y. 13, 139. Gang-Ausrichtungen zu
Pribram. 382, 389. — -Granit der kleinen Karpathen. 333, 334, 335 Profil. — Verwer-
fungen in Schlaggenwald. 318 Profil, 319. Gebirgsspalte im Eocenen von Buceari. 11,
21, 26, 31. Gervillia dentata. V. 109. — Forbesiana. V. 26. — inflata. V. 86, 224. — sole-
noides. V. 24, 26. Geschichte der Mineralogie (Prof. v. Kobell’s). V. 125. Gescehiebe
(hohle) im neogenen Conglomerat. 229. Glandulina laevigata. 392, 393. — Ovula. 392,
393. Glimmer im Pressburger Granit. 334. Globigerina biloba. 362, 392, 394; V. 48. —
bulloides. 362, 392, 393, 394; V. 48, 58. — triloba. 362, 393; V. 48. Globulina gibba.
393, 394. — irregularis. 393. Gneiss von Graupen. 159 Profil, 160. — des Inovee-Gebirgs.
V. 45. — des kleinen Magura-Gebirgs. V. 143. — im östlichen Böhmen. 466. — von Schlag-
genwald. 321 Profil, 323. — von Uebelbach. Y. 211, 212. — (grauer) 341, 472, 473, 476
Profil, 477 Profil, 478. — (rother). 466, 469, 476 Profil, 477 Profil. 478. — (Zinnerz-Gänge
im). 163. — Granit. 484. Gösslinger Schiehten im Traisen-Thal. V. 57. Goldgänge
von Eule V. 38. Goniomya rhombifera. V. 27. Gosau-Bivalven der nördl. Alpen. V. 205.
Granit von Eule. V. 38. — mit Chloritschiefer, 337. — mit Diorit. 334, 335. — des Inovec-
Gebirgs.. V.47. — der kleinen Karpathen. 332, 346 Profil. — im östlichen Böhmen. 466, 467,
482, 483. — (Pressburger). 333, 334, 338, 339. — (zionfuhrender) von Schlaggenwald. P. 27,
Sach-Register. 257
23. — -Gneiss der kleinen Karpathen. 332, 336, 346 Profil. Granitstock in Siebenbür-
gen. V. 17. Graphit Proben. 454. — im Ur-Thonschiefer der kleinen Karpathen. 345. —
Werthbestimmung. V. 236. — (siberischer). V. 122, 123. — -Schiefer im östlichen
Böhmen. 473. Graptolithus Avus. V. 86. — Suessi. V. 86. Grauwacke von Pfibram.
383. Greenockit. V. 55. Greisenputzen von Schlaggenwald. 317. Grestener Schich-
ten im nordw. Ungarn. V. 113, 114. Grünsand von Mährisch- Trübau. 370, 373, 376.
Grünstein-Trach yt (erzführender). 504. Gryphaea areuata. 134, 399; V. 224. —
Cymbium. 132 Anmerk,, 135. — imbrieata. V. 109. — Maec-Cullochi. 132 Anmerk., 135. —
obliqua. 132 Anmerk., 135. — sp. 393. Gryphiten- (Grestener) Schichten. 399. Gutten-
steiner Schichten am Oetscher. Y. 142. — — im Traisen-Thale. V. 57. Guttulina.
Austriaca. 362, 364; V. 48. — communis. 363, 364. — Problema. 364. Gyrolepsis tenui-
striatus. V. 214.
Hallstätter Schichten der österreichischen Alpen. V. 128, 142. Halobia Lommeli.
V. 57, 101, 125, 215. Hami tes baculoides. V.26. — sp. V. 109. Hebungslinien im östlichen
Böhmen. 464, 465, 466, 467. Helix hispida. V. 104. — sp. 245. Hemiaster sp. 87. Hete-
raster oblongus. V. 139. Heterostegina costata. 362, 394. Hierlatz- (Lias-) Schichten
der österreichischen Kalkalpen. 154, 155. — — — am Oetscher. 142. — — — des Traisen-
Thales. V. 54, 57. Hinnites Favrinus. V. 139. Hippurites suleatus. V. 225. Höhenmes-
sungen (barometrische) in den kleinen Karpathen, im Pressburger, Neutra&r und Trenesiner
Comitate. 327, 412. Höhlenbär. V. 66. Holaster oblongus. V. 139. Holeetypus Neoco-
miensis. V. 139. — similis. V. 139. Holzasche der Saline Ebensee, Analyse. 140. Holz-
kohlen, Proben. 455. Homalonotus Herscheli. V.108. Hornstein-Kalk der kleinen
Karpathen. 355, 357, 360, 361 Profil. H yaemosehus Aurelianensis. 218. Hybodus eloaeinus.
V. 213. — minor. V. 214. — sub-laevis. V. 214. Hyotherium Sömmeringi. 218.
Janira atava. V. 139. Idmonea sp. 392. Illaenus Katzeri. V. 86. Inoeeramus
Cripsi. V. 24. — Lamarcki. V. 24. — striatus. V. 24. Isoeardia Cor. 361; V. 48. — plane-
dorsata. V. 206. Jura-Petrefaete aus Spanien. V. 138. Jurassisches in Franken. (Dr.
Schrüfer's Schrift über oberes). V. 85. — des Inovee-Gebirges. V. 71. — der kleinen Kar-
pathen. 351 Profil, 353, 358, 359 Profil. — des Vlära-Passes. 495.
Mali-Glimmer, Anal. 303. Kalk (Hornstein führender). 355 — (hydraulischer),
Analyse. 304. — (kohlensaurer) pseudomorph nach Orthoklas. 9, 10. — (krystallinischer) der
kleinen Karpathen. 345, 346 Profile. --- — des Oetzthaler Stoekes. 437, 438. — -Gebilde der
kleinen Karpathen. 348,350 Profil, 353, 354 357 Profil, 358, 359 Profil ;V. 12. — — im nord-west-
lichen Ungarn. V. 113,114. — -Glimmerschiefer. 474,475. — -Stein, Analyse. 455. — —
(miocen-brakischer). 364. — -Stalaktit von Pola. V. 241. Karpathen-Sandstein. 496,
498. Karte der Kohlenreviere des Kaiserthums Oesterreich. V. 105. — (geologische) der Nord-
Karpathen in Schlesien und den angrenzenden Theilen von Mähren und Galizien. V. 98. — —
des Departements der oberen Marne. V. 87,88. — — der Gegend nordöstlich von Neutra. V. 209.
— — des Trenesiner Comitates. V. 224. — — der Colonie Vietoria. V. 125. — — des Waag-
Thales. V. 227, 228, 235. — — (Speeial-) des nordwestlichen Ungarns. V. 1, 2, 67. — (geol.
Uebersichts-) von Neu-Seeland. V. 3.— — — von Deutschland. V.3. — — — des Kaiserthumes
Oesterreich. V. 77,154, 182,183. — (hypsometrische) von Steiermark. V. 97,98. Karten(geolo-
gische, derk.k. geol. Reichsanstalt. V. 167, 180, 181, 182. — — (Uebersichts-) von Dalmatien,
Croatien und Slavonien.445.Kelloway-Rock.V.138.Kesselstein Analyse. 142.Keuper in
Franken. (Dr.Schrüfer’s Schriftüber den oberen). V. 85. — (Ablagerungen zwischen Liasund).
396. —-Kohlen.V.29. —-Sandsteinvon Lilienfeld. V.41. — — mit Semionotus.397.K] ip-
penkalk. 495,497; V.80, 81,141. Knochenhöhlevon Eyzies. V. 63. Knollenkalk.Y. 129.
Kössener Schichten. 352, 353, 358, 359, Profil 5: V. 142. Kohlen (Methoden zur Bestimmung
des Brennwerthes fossiler). Y. 81. — (Untersuchung über die Brennwerthe der inländischen
fossilen). V. 74, 81. — -Gebiete des Kaiserthums Oesterreich (Untersuchung der). V. 113.
— -Reviere des Kaiserthums Oesterreich (Pechar’s Karte der) V. 104. — -Schiefer des
kleinen Magura-Gebirges. V. 143. Korallenkalk des Wetterling. 353, 357 Profile. —
-Schiehten des Neogenen. 441, 442. Korynit.V. 242. Krabben (fossile) im Eocenen. 50,
86, 87. Kreide (Gliederung der) in Böhmen. V. 91. — -Gebilde im nordwestlichen Ungarn.
V. 129. — — bei Pruszka, Brumow und Klobouk. V. 235, 236. — — am linken Ufer der Waag.
V. 114, 129. — — (Kohlen führende) von |Mähr. Trübau. 368, 369, 371, 375, 376. — -Kalk
des Alboneser Karstes. 103, 104, 109 Durchsehn., 110 Durchsehn., 111 Durchschn., 113
Durehschn., 114. — — in Inner-Krain und Istrien. 28 Durehschn., 29 Durchsehn., 30 Durehschn.,
35, 53 Durchschn., 54 Durchsehn., 56 Durchschn., 58 Durehschn., 60 Durehsehn., 101. — —
der kleinen Karpathen. 358, 359 Profil. — — der Triester Mulde. 91 Durchschn, 93, 101.
— — (oberer) von eocenen Kalksehiehten überlagert. 83 Ansicht. — -Kohle von Mähr.
Ostrau. 17. — -Petrefacte aus Spanien. V. 138, 139, 140. Krinoiden-Kalk am Nord-
rande der österreichischen Kalkalpen. 149, 154; V. 54. — — der kleinen Karpathen. 351, 353,
496, 497, 498. Krystallin-Gestein des Inovee-Gebirges. V. 42, 43, 45. — — der kleinen
58 Sach-Register.
Karpathen. 330; Y. 90. — — des kleinen Magura-Gebirges. V. 143. — — des Neutraer
Gebirges. V. 130, 143. — — im östlichen Böhmen. 466, 467, A471, 476, 477, 478. — —
in Siebenbürgen. F. 17. Kupfererze, Proben. 141, 303. Kupfer-Hammerschlag,
Proben. 141.
andes-Durchforschung (naturwissenschaftliche) von Böhmen. V.97. Lastraea.
Stiriaca. 223. Leda. 512. — discors. V. 206. — porr.cta. V. 24. — produceta. V. 24. —
sem:-lunaris. V. 23, 24. — Siliqua. V. 24. Leitha-Kalk der kleinen Karpathen. V. 48. —
in Unter-Steiermark. 441, 442. — des Wiener Beckens. 391 Profil, 392, 395, 513. — — —
( Faunen im). V. 72. Leopolds-Orden (Oesterr. Kais.). Verleihung an Haidinger.
7.115. — — — — an v. Martius. V. 117. — — — — an Noeggerath. P. 118.
— — — — anCarus. V. 232. Lepralia. V. 21, 22. Lias von Drietoma. 500, 502. — in
Franken. 397. — von Gross-Raming. V. 27. — des Inovec-Gebirges. Y. 70. — der kleinen
Karpathen. 351 Profil, 353, 355, 356 Profil 8, 358, 359 Profil. — in Nieder-Oesterreich. V. 54,
57, 128. — der österreichischen Kalk-Alpen. 154. 155. — des Pechgrabens. V. 55. — am
Vlara-Pass. 496. — (Ablagerungen zwischen Keuper und). 396. — (sub-pelagisch.r). V. 49.
— (unterer) im nord-westlichen Ungarn. Y. 113, 144. — -Fleekenmergel, V. 128, 129. —
-Kohle von Berszaszka. 130, 131, 135, 140, 141. — der österreichischen Alpen, Proben. 137,
138.— -Petrefacte aus Spanien. V. 138. — -Zone von Füufkirchen und Banat. 135.Lib o-
eedrites salieornioides. V. 105. Lignit. Proben. 140. — - Mulde der Jauling-Wiese. 245.
Lima Cottaldina. V. 139. — Deslongehampsi. V. 225. — gigantea. 131; V. 80, 138. —
— Haueri. 154. — proboseidea. V. 138. — sp. 81, 131, 154. Limopsis anomala. 512. —
ealva. V. 206. Lingulina eostata. 393; V. 5. Linthia sp. 88. Literatur der Schlaggen-
walder Zinn-Lagerstätten. 312. — (geologische) von Dalmatien, Croatien, Slavonien und
der Militärgrenze. 446. — — der kleinen Karpathen. 325, 326. — — des östlichen Böhmens
494. Littorina rotundala. V. 26. — seulpta. V. 26. Löss des March-Miawa-Thales. 366. —
mit Thierresten und Artefaeten zu Morovan (Ungarn). V. 104. Lueina Culumbella. 361, 509.
— Haidingeri. 509. — inerassata. 361; V. 48. — multi-lamella. 361; V. 48. — ornata. 509.
Lunulites. % 21. Lunzer Sehichten im Traisen-Thal. Y. 57. Lutraria oblonga.
361; V. 48. — sp. 363.
NMiacignoder Triester Mulde. 96,97 Durchsehniite; V. 11. Maeropneustes n. sp. 88.
Maetra Bucklandi. 361; Y. 48. — Podolica. V.10. Malachit-Tropfstein. V. 240.
Marginulina hirsuta. 394; V. 21. — similis. 392. Marin-Sand am Rande der kleinen
Karpathen. 361. — -Tertiäres des Wiener Beckens. 513, 514. Marmor von Adneth.
V. 10, 237. -- von Triest. V. 11. Marsupialien (fossile) aus Neu-Holland. V. 36. Mar-
tius-Denkmünze. V. 116. Massengesteine im östlichen Böhmen. 482, 485. Masto-
don angustidens. 218, 220, 221, 248; V. 7, 238. — tapiroides. 218, 245, 248; V. 238.
Megalodus triqueter. V. 142, 215. — -Scehiebten am Oectscher. V. 142. Melania
Cosinensis. 80. — Escheri. 442, 443. — sp. 80, 81, 82, 106. Melanopsis Aquensis. 443,
— Bouei. V. 114. — impressa. 10. — Martiniana. V. 10, 49, 114. — pygmaea. V. 114. —
sp. 245, 248; Y. 130. Melaphyr der kleinen Karpathen. 353, 357 Profil 8, 359 Profil.
— des Riesengebirges und der Karpathen. V. 135. — des Roth-Sandsteins der kleinen Kar-
pathen. V. 13. Meletta erenata. V, 15. — grandisquama. 363. Mergel (eocene), siehe
„Eocen-Mergel“. — (neocome). V. 143, 144. — -Kalk der Kössener Schichten. 352, 353
Profil, 358. — -Schiefer (bunte) der obern Trias. V. 143. Mesozoisches des Inovee-
Gebirges. V. 69. Metamorphosen von Basalt und Chrysolith. 1. — von Orthoklas in
Steivmark. 173. Mieraster sp. 88. — n. sp..88. Milioliten-Kalk des Alboneser
Karstes. 107. — im Inner-Krain und Istrien. 22, 24, 48, 84. Mineralien von Graupen. 171.
— von Hall. V. 79. — aus Kärnthen. V. 77,242. — aus Tirol. V. 66. — der Zinnerz-Lagerstätten
von Schlaggenwald. 313 Anmerkung, 316. — -Kabinet (k. k. Hof-). Katalog der Bibliothek.
V. 134. — - und Münz-Sammlungen des Professor Zipser. V. 221. Mineralogie (Profes-
sor v. Kobell’s Geschichte der). V. 125. Mineralquellen von Alsö-Sebes, 205. — von
Apatovee. Y. 30. — von Bartfeld. 181, 182. — von Czigelka. 185. — von Flitz. V. 9. — von
Hoszszuret. 193. — von Jamniea. V, 91. — von Pitrova. 201, 202. — von Pyrawarth V. 102.
— des Saroser Comitates. 179; V. 55, 56. — von Sesavnyik. 204. — von Suliguli. V. 126.
— von Szinie-Lipoez. 197. — von Szulin. 209. Miocenes der kleinen Karpathen. 351 Profil,
360, 363, 364. — im Ober-Neutra-Comitate. V. 14. — im S. Mähren. V. 9, 10. Mitra
Rocmeri. V. 24. Modiola Baini. V, 109. — Sealprum. 130. Molasse des Schweizer und
des Wiener Beckens. 231. Monotis salinaria, var. Riehmondiana. V. 101. Montan-Hand-
buch für 1864. V. 205. Montlivaltia Sinemuriensis. V. 214. Mühlstein-Trachyt
von Königsberg. Y. 11. Murehisonia Blumi. 402, 403. Murmelthieres (sub-fossile
Reste und Verbreitung des). V. 33, 34. Muschel-Breceie (miocen-brakische). 365 Proßil.
— -Kalk des Oetzthaler Stockes. 437. — -Kalkschiefer (eocener). 107, 108. Mutter-
laugen, siehe „Salinen“. Myaeites Baini. V. 109. — Fassaönsis. V. 46. Myoconcha
Astarte. V. 206. — dilatata. V. 206. — Gümbeli. V. 206. — late-eostata. V. 206. — similis
Sach-Register. 259
V.206. Myophoria Whatleyae. V. 57. M ytilus Basteroti. 249. — decoratus. 130, 135.
— Haidingeri. V. 11. — Morrisi. 130, 131, 135; V. 215. — Scalprum. 130. — tetrago-
nus. V. 24. — sp. 120, 132 Anmerkung; V. 130.
Natiea Coquandiana. V. 140. — millepunetata. 361; V. 48. — Suessi. V. 139. —
vulgaris. -V. 24. — sp. 81. Natron-Sauerquelle von Suliguli. V. 126. Nautilus
Diluvi. V. 15. — Lacerda. Y. 139. — late-dorsatus. V. 138. — lingulatus. 87, 88. — Morrisi.
V.15. — rugosus. V. 216. — umbilicaris. 88. Neaera Pisinensis. 88. Neerolog H.
Arnstein’s. V. 215. — P.R.v. Ferro’. V.1. — J. K. Hocheder’s. 253; V. 59.
— L. Hohenegger’s. 449; V, 135. — Leonh. Horner’s. V. 73,75. — L. Lase-
rer’s. V. 239. — S. M. Königs von Bayern Maximilian II. V.73. —H.Rose’s. P.9.
— Th. Wertheim’s Y. 107. — Chr. A. Zipsers’. V.32. Neithea aequi-costata.
160. Neocomes des Inovee-Gebirges. Y. 71. Neocom-Mergel des kleinen Magura-
Gebirges. V. 143, 144. — Petrefacte aus Spanien. V. 139, 140. Neogenes des Inovec-
Gebirges. V. 72. — der Halbinsel Kertsch und Taman. 119, 120. — im Gebiete der Mur un
Mürz. 218, 237, 242, 243, 248; V.7. — des Neutra-Thales. V. 144. — in Unter-Steier-
mark. 441, 442, A43, 444; V. 7. — des Wiener Beckens. 392, 510, 513, 514. Neogenem
(Schichtenstörung zwischen älterem und neuerem). 248. Neogen-Becken von Rein. 246,
247. — von Turnau und Aflenz. 219. — -Braunkohle von Fohnsdorf. 237. — von Leoben.
224. — von Parschlug. 220. — von Turnau. 220. — -Conglomerat. 222, 223, 225, 229,
230, 231, 232, 233. 235, 237, 244, 246, 247, 249. — mit hohlen Geschieben. 229. — (rothes).
228. — -Thon. 230, 232, 241. Neoschizodus posterus. V. 70. Nerinea Buchi. Y. 210.
Nerineen-Kalk. V. 228. Nerita conoidea. 88. Neritina sp. V. 130. Nodosaria
Baeillum. 393. — longiscata. V. 58. — venusta. V. 21. Nonionina communis. 362, 392,
393; V. 48. — Boucana. 392. — granosa. 392. — bulloides. 393. — Soldanii. 393, 394;
V. 458. Nototherium inerme. V. 37. — Mitchelli. V. 36, 37. Nueinella.ovalis. 512.
Nueula Bohemica. V. 86. — eoneinna. V. 206. — diseors. V. 206. — Mayeri. 512. —
Nucleus. 512. — pectinata. V. 26. — porreeta. V. 26. — produeta. V. 26. — redempta. V.
206. — semi-lunaris. Y. 26. — Siliqua. V. 26. — Stachei. V. 206. — striatula. V. 24. Nul-
liporen-Kalk. 513. Nummuliten-Conglomerat in Inner-Krain und Istrien. 22, 24,
25, 59, 51. — -Kalk des Alboneser Karstes. 108, 110 Durchschnitt, 111 Durchschnitt,
113 Durehsebitt. — des Carpano-Thales. 109 Durchschnitt. — in Inner-Krain und Istrien.
22, 28 Durchschnitt, 29 Durchschnitt, 30 Durchschnitt, 43 Ansicht, 49, 53 Durchschnitt,
54 Durchschnitt. 56 Durchschnitt, 58 Durehsehnitt, 60 Durchsehnitt. — der kleinen Kar-
pathen. 356, 357, 359 Profil. — Kreidekalke überlagernd. 83 Ansicht. — in Terrassen.
43 Ansicht, 61. — der Triest-Pisino-Mulde. 63 Ansicht, 70 Ansicht, 83 Ansicht, 85, 86, 91
Durchschnitt, 96 Durchschnitt, 97 Durchschnitt. Nummulites Biarritzensis. 108. — com-
planata. 80, 88. — distans. 25, 50, 80, 89. — Dufrenoyi, 50, 88. — exponens. 25, 50, 51, 80,
89, 109. — granulosa. 25, 26, 50, 51, 80, 89, 108, 109; V. 71. — irregularis. 25. — lae-
vigata. 50, 108. — Lucasana. 25, 51, 80, 89, 109. — Murchisoni. 25. — perforata. 25, 50,
86, 108. — planulata. 25. — Spira. 51, 80,89, 108. — striata. 25, 40, 80, 89, 109; V. 71.
@®dontopteris obtusiloba. 491. Oedipoda melanostieta. V. 105. Omphalia Co-
quandiana.V. 210. — Giebeli. V. 139. -— Kefersteini. V. 140. — Pizeuetana. 139. — sp. nova.
140. Oligocänes des Mainzer Beckens. Y. 17. Opereulina canalifera. 89, 109,
Orbituliten-Kalk in Inner-Krain und Istrien. 22. Orbulina universa. 392, 393,
‘394. Orographie der kleinen Karpathen. 339. — des östlichen Böhmens. 463, 464.
Orthis palmata. V. 108. — socialis. V. 86. Orthoceras primum. V. 86. Ortho-
klas im Schlaggenwalder Zinn-Granit. 313. — in Steinmark verwandelt. 173. — (Pseu-
domorphose von kohlensaurem Kalk nach). 9, 10. Osperoides Lewesiensis. V. 24.
Ostrea Aquila. V. 140. — Archiaei. 88. — eymbularis. 362; V. 48. — Haidingeriana;
352; V.13. — longirostris. V. 15. — minuta. V. 24. — Proteus. V. 26, — sp. 243, 393.
V. 24, 66. Ovibos moschatus. V. 123. Oxyrhina sp. 88; V. 24.
Pachypteris Thinnfeldi. V.237. Palaeozoisches des Inovec-Gebirge V. 68. — des
südlichen Afrika. Y. 108. Palaeoniseus Vratislaviensis. 487. Palapteryx ingens. V. 35,
Palissyen-Sandstein. 397, 398, 399. Paludina Baltiea. V.103. — ventrosa. Y. 103. —
sp. 81, 107, 238, 239. Panopaea frequens. V. 206. — irregularis. V. 140, — liasiea. V. 27.
— Ligeriensis. V. 139. — rustica. V. 206. Paterait Anal. 303. Peeopteris Stuttgartensis.
398, 399; V. 16, 41, 57, 86. — Whitbyensis. V. 27. Peeten aequivalvis. 130, 131, 132 Anm.,
135; V. 7. — corneus. 130. — filosus. V. 57. — intra-liasinus. V. 27. — Josslyni. V. 15. — lia-
sinus. 130, 132 Anm., 135; V. 7, 81, 86, 216. — membranaceus. V. 24. — Nilssoni. V. 24. —
orbieularis. V. 26. — Solarium. 243, 248, 36%; V. 48, 225. — spathulatus. V. 26. — Stehli. V.
206. — sub-retieulatus. 153; V. 225. — sub-tripartitus. 88. — Valoniensis. 352; V. 13, 70. —
Vertieillus. 153; V. 48. — sp. 362, 393; V. 48. Peetuneulus arcaceus. V. 24. — Fichteli.
361, 512; V. 48. — Gilyeimeris. 361; V. 15, 48. — inseulptus. V. 24. — Lens. V. 24. —
Marottianus. V. 206. — Norieus. V. 206. — obtusatus. 512. — pilosus. 512. — polyodonta.
K. k. geologische Reichsanstalt. 14. Band. 1864. IV. Heft. il
960 Sach-Register.
363. — reticeulatus. V. 24. — sp. 243, 248. Pentacrinites basaltiformis. 152, 154 Anm.,
400; V. 54. — tubereulatus. 152. Periklin aus Tirol. V. 241. Perna Bouei. V. 57. Pefre-
faete derBaeulitenschichten von Böhm.-Kamnitz. V. 24, 25,26. — aus dem Braunschweigischen.
Y. 79. — des Braunkohlen-Tegels. V. 130. — des kohlenführenden Lias von Berszaszka. 134,
135. — des Krinoiden-Kalkes am Rande des Wiener Beckens. 392, 293. — der oberen Jura.
V. 130. — aus Ost-Indien. Y. 100, 101. — von St. Cassian im Museum zu München. 404; V.
112. — aus Spanien. Y. 138. — von Steierdorf. V. 237. — aus dem südlichen Afrika. V. 108,
109. — des Tegels von Nussdorf. Y. 103, 10%. — — am Rande des Wiener Beckens. 392, 393,
394. — — von Stampfen. 362. — — von Vöslau. V. 58. — des Traisen-Thales. V. 56, 57.
— von Werfen. V. 125. — (brackisch-miocene). 364. — (eocene) der Triest-Pisino-Mulde.
87, 88. — (liassisch-sub-pelagische) der kleinen Karpathen. V. 49. — (neogene) des marinen
Sandes von Apfelsbach. 361. — im Mur- und Mürz-Thale. 243, 244, 245. — (silurische) aus
Böhmen. V. 86. — (tertiäre) der kleinen Karpathen. V. 45. — — von Oberschützen. V. 114.
— — von Radoboj. Y. 105. Pfahlbauten im Kaiserthume Oesterreich. V. 132. Pfannstein
siehe „Salinen“. Pflanzen des Arkose-Sandsteins des Riesengebirges. V. 137. — — zwischen
Keuper und Lias. 397, 398, 399. — der Leobner Braunkohle. 226, 227. — des Lias von Steyer-
dorf. V. 237. — der Steinkohlenschichten von Gross-Raming. V. 27. Phacops Afrieanus. V.
108. Phoca vitulina. 364. Ph oladomya Alpina. 15. — Ambigua. 131; V. 6, 86. — Domiei-
nalis. 109. — elongata. 139. — granulosa. V. 206. — rostrata. V. 206. — Royana. V. 206.
Phyllit, Anal. 304. im östlichen Böhmen. 479, 481. Physagenia Parlatorii. 236. Pinites
Keupertanus. 397, 399. Pinus pinastroides. 239. Pläner zwischen Graupen und Mariaschein.
159 Profil, 160, 161. — von Mähr.-Trübau. 368, 369 Profil, 371 Profil, 375 Profil, 376. Pla-
norbis applenatus. 221, 248. — sp. V. 130. Planorbulina sp. 393. Plecanium abbre-
viatum. V. 20. Pleuromya striatula. V. 216. — unioides. 132 Anm.; V. 27, 86. 216. Pleu-
rotoına pustulata. 361; V. 48. — Doderleini. V. 10. Pleurotomaria Deshayesi. 87, 88.
— Nerei. 403. — Pizeuetiana. V. 159. — sp. 88, 154; Y. 24. Plieatula intus-striata. 352;
V. 24. — placunea. V. 140. — sp. V. 24. Plumeria sp. V. 85. Polypovdites Stiriaeus. 223.
Polystomella erispa. 392, 393, 394. — Fichteliana. 393, 394. Porphyr von Teplitz. 159
Profil, 160. — (Zinnerze führender). 172, 176; V. 5. Porzellanerde, Analyse. 304. Posi-
donia Bronni. V. 55, 129. Posidonomya Wengensis. V. 57, 112, 123. Preisfrage (geo-
logische) der kais. Akademie der Wissenschaften. V. 96. Prenaster Alpinus. 83. Proto-
eardia Hilliana. V. 140, 206. — Petersi. V. 206. — sp. V. 140. Psammobia impar. V. 206.
— Labordei. 361; V. 48. — Suessi. V. 206. Pseudomorphose von Braun- und Roth-Eisen-
erz nach Eisenkies. V. 79, 80. — von Chlorit nach Strahlstein. 378; V. 66. — von kohlensaurem
Kalk nach Orthoklas. 9, 10. Pterophyllum longifolium. Y. 16, 41, 57, 85, 112. — sp. V. 16.
Pupa sp. V. 103, 104. Pygaulus ovatus. Y. 139. Pygorhynchus sp. 87. — n. sp. 88.
Pyrula cornuta. V. 86.
@uader bei Mährisch-Trübau. 368 Profil, 369 Profil, 370, 376. — im östlichen
Böhmen. 464, 465, A466, 467, 490, Quarz der Zinnerz-Gänge von Schlaggenwald. 317. —
(zelliger) von Merzenstein. V. 11. — -Glimmerschiefer. 473, 475. — -Sandstein
des Lias. 496. Quarzit von Drietoma, 499, 502; V. 81. — der kleinen Karpathen. 345,
346, 359 Profil. — der kleinen Magura. V. 143. Quellen im eocenen Terrassengebiet der
Tschitscherei. 44, 45. — im S. von Wien. 422, 423, 426. Quinqueloculina Akneriana.
362; V. 48, 58. — Bronniana. 393. — foeda. 362, 393; V. 20, 21, 48, 58. — longirostra.
393; V. 58. — obtecta. V. %21. — triangularis. 393. — Ungeriana. V. 20, 58. — sp. 392.
Eßeise desk.k. General-Consuls v. Hahn, des Astronomen Julius Schmidt und
des Architekten Ziller nach der Troas. Y. 98, 100. — des Professors Peters in die Do-
brudscha und an den Nord-Abhang des Balkan. V. 87. Rennthier (Reste vom) in Knochen-
höhlen. V. 65. Retzia trigonella. V. 69. Rhätisches des Inovec-Gehirgs. V. 70. —
Rhizopoda radiolaria (Prof. Haeck el’s Monographie der). V. 51. — Rhynchonella
alata. V. 65. — — Albertii. 152, 153. — Austriaea. 132 Anmerk. 350, 352; V. 49, 216. —
ealeieosta. 153; V. 54. — eoneinna. V. 139. — — Emmrichi 152, 153. — Fraasi. 151, 158.
— fureillata. 152, 153, 158; V. 54. — Gibbsiana. V. 139. — Greppini. 152. — Lyeetti.
V. 139. — Moorei. 131, 152, 154 Anmerkung. 156, 158, 350; V. 49, 54. — — obtusi-
frons. 151; V. 216. — pedata. Y. 125. — plicatissima. 153. — polyptycha. 152. — quinque-
plieata. 132, 157. — retusifrons. 152. — serrata. 151. — sub-rimosa. 151. tetraädra. 151,
153, 158. V. 54. — trigona. 154. Anmerkung. — variabilis. 132 Anmerkung. — Vespertilio.
V. 65. — sp. 131, 350. — Riesenhirsch V. 123. Rissoa (v. Sehwartz’s Monographie
der Gattung). V. 62. Robulina arceuata. 394. — Arminiensis. 393. — Austriaca. 394;
V.58 Robulina Calear. 394. — erenata. V. 15. — ceultrata. 362, 393, 394; V. 15, 21,
48. — imperatoria. 394. — inornata. 362; V. 21, 48, 58. — intermedia. 362, 394; V. 21,
48, 58. — similis. V. 21, 58. — simplex 394; V. 21. Rosalina simplex. 393, 394. — Vien-
nensis. 362, 392. Rostellaria calcarata. V. 26. — coaretata. V. 24. — mucronata. V. 24.
— simplex. V. 139. -- subulata. V. 24. Rotalia Akneriana. 392, 393, 394. — Boueana.
a te
Sach-Register. 261
394. — eryptomphala. V. 29. — Dutemplei. 362, 393, 394; V. 15, 48, 58. — Haidingeri.
393. 394; V. 21, 58. — Partschi. 393. — seaphoidea. 393. — Schreibersi. 362, 393; V. 48,
58. — Soldanii. 393, 394; V. 58. — Ungeriana. 394. Rothliegendes im östlichen Böh-
men. 487, 490. — des Riesengebirges. Fossile Pflanzen. V. 137. Roth-Sandstein der
kleinen Karpathen. 353, 357, Profil 358, 359; 12, 13. Rudisten-Kalk der Triest-Pisino-
Mulde. 63 Ansicht, 70 Ansicht.
Säugthiere (fossile) von Franzensbad und anderen Fundorten. V. 237, 238. — —
aus Neu-Holland. V. 36, 37. — (sub-fossile) aus dem Torf von Olmütz. Y. 123, 124, 205,
218. Salinen (Betrieb der) des Salzkammergutes in chemischer Beziehung. 257. —
(Produete der) des Salzkammergutes. 284, 300. — -Dörrauswüchse. 286, 290, 293,
296. — -Mutterlaugen. 288, 291, 292, 293, 297, 300. — -P fannsteine. 237, 291,
294, 297. Salzsoole von Soövar. 207, 208. Salzsoolen des Salzkammergutes. 270,
273, 275, 277, 279, 280, 281, 282, 283. St. Cassian-Petrefaete im Museum zu
München. 402; V. 112. Sand (mariner) von Apfelsbach. 361. Sandstein mit Keuper-
Pflanzen bei Lilienfeld V. 41. — (eocener): siehe „Eoecen-Sandstein“. — (neogener): siehe
„Neogen-Sandstein“. — (rother): siehe „Roth-Sandstein“. — -Mulde (tertiäre) von
Clanltz. 39. Sargodon tomieus. Y. 215, 216. Sauerquellen von Jamniea. V. 91. Sau-
riehthys acuminatus. V. %16.— Sealaria crispa. 88. — sp. 87. Seaphites aequalis.
V. 24, 36. — Geinitzi. V. 26. — obliquus. V. 24. Schichtenspaltungen im Eocenen
von Inner-Krain und Istrien. 11, 21, 31, 61. Sehiehtenstörungen im Eocenen des Albo-
neser Karstes. 109 Durehschnitt, 114. — — — der Triest-Pisino-Mulde, 83 Ansicht, 96, 97
Durchschnitt, 101. — — — der SW. Tsehitseherei. 61. — — — zwischen älterem und
jüngerem Neogenem. 248. Sehiefer (grüne). 466, 478, 479, 481. — (krystallinische) der
kleinen Karpathen. 327, 340, 341. — — im östliehen Böhmen. 466, 471, 476, 477, 478. —
(lithographischer). Anal. 304. Sehizaster sp. 88. Schlier (tertiürer Thon) von Ott-
nang. V. 20, 21. Sedimentär-Gesteine des Inovec - Gebirgs. V. 68. — — des
kleinen Magura-Gebirgs. V. 143. — — im nordwesilichsn Ungarn. V. 113, 114, 128,
129, 140. 141. — — der österreichischen Alpen. V. 112, 128, 142. — — des Oetschers.
V. 142. Seen‘, des Kaiserthums Oesterreich. (Pfahlbauten an den). Y. 124. Semio-
notus-Sandstein. 397. Semisäeular-Feier von Carus. V. 119, 120, 179, 180.
— — von „Martius. V. 116, 179. — — von Noeggerath. V. 117, 118, 179. Ser-
pentin in Siebenbürgen. V. 17. Serpula spirulaea. 51, 87, 88, 89, 109. — umbonata.
24, 26. — sp. 24. Silbererze (Extraction göldischer). V. 110. Siliqua Petersi. V. 206.
Silur-Petrefaete aus Böhmen. Y. 86. Siphonia fimbriata. 393, 394. Solarium
venustum. 403. Soleeurtus sp. V. 206. Solen lamellosus. V. 24. Solenomya
Doderleini. 510. — mediterranea 510. Sotzka- (neogener Süsswaaser-) Sehichten. 441,
442. Sphaeroldina Austriaca. 362, 393, 394; V. 48. Sphärosiderit (liassischer),
Proben 515. Spirifer antaretieus. V. 108. — fragilis. V. 69. — Haueri. 151 Anmerkung;
V. 216. -- pinguis. 151 Anmerkung, 153. — rostratus. 151 Anmerkung; V. 138. — —
eanalieulatus. 151 Anmerkung. — rotundatus. 153. Spiriferina Alpina. 151. — angu-
lata. 151, 153. — brevirostris. 151. Mentzeli. V. 69. — obtusa. 151, 153. — rostrata. 132
Anmerkung, 151, 153, 350; V. 49, 54. — Suessi. 151 Anmerkung. — Waleotti., V. 215.
Spondylus eis-alpinus. 87. Stahlquelle von Pyrawarth. V. 102. Steinkohlen der
österreiebischen Alpen. V. 28, 29, 85, 112, 128. — Proben. 137, 140, 141, 304, 305, 454.
— -Bergbau von Berszaszka. 121; Y.6. — — von Gross-Raming V. 27. — — von
Grünbach. V. 210. — — von Lunz. V. 15, 16. — — von Mähriseh-Trübau. 370, 372, 373,
375. — -Feuerung bei den Haller Salzwerken. V. 199. — -Formation voa Berszaszka.
130, 134, 135. — — von Mährisch-Trübau. 367; V. 17. — -Reviere des Kaiserthums
Oesterreich. V. 113. Steinmark aus zersetztem Orthoklas, Anal. 173. Steinsalz,
Analysen. V. 109. Stiehopora. V. 21. Strahlstein (Pseudomorphose von Chlorif
nach). 378. Strombus giganteus. 88. — sp. recens. V. 226. Strophomena Baini.
V. 108. Sueeinea oblonga. V. 104. Süsswasser-Schichten (miocene). 365. — —
(neogene) von Sotzka. 441, 442. Sus Serofa, var. domestiea. V. 219. — — — palustris.
Vv. 219. — sp. V. 123. Syenit im östliehen Böhmen. 466, 484, 485.
Taeniopteris vittata. V. 27. — sp. V. 16. Talk in Granit. 338. Tapes exi-
mia. V. 206. — fragilis. V. 206. — gregaria. V. 10. — Martiniana. V. 206. — Rochebruni.
V. 206. -—Vetula. 361; V.48. Tassello bei Triest. 96, 97 Durchschnitte. Tegel von
Baden. 514. — der kleinen Karpathen. V. 48. — bei Vöslau. V. 58. — am Rande des Wiener
Beckens. 392, 393, 394. — (neogener). 241, 242, 245, 362, 364, 365 Profil, 366 Profil, 514.
— -Petrefaete von Nussdorf. Y. 103, 104 Tellina bi radiata. V. 206. — eoncen-
triea. V. 24. — fenestrata. V. 206. — plana. V. 24. — semi-radiata. V. 206. — Stoliezkai
V. 205. Tentaeulites. Maximus. V. 17. Terebratula carnea. V. 26. — cornuta.
V. 86. — diphya. 497; V. 81, 128. — Engelhardti. 131, 153. — Ewaldi. 150. — gregaria.
352; V. 70, 216. — Grestensis. 131, 132 Anmerkung; V. 216. — Grossulus. 131, 352;
a
262 Sach-Register.
V. 216. — numismalis. 132 Anmerkung, 349, 400; V. 49. — plana. 150. — praelonga.
V. 139. — Schafhaeutli. V. 216. — Sella. V. 139. — Sinemurensis. 151, 153, 349; V. 49.
— sphaeroidalis, 153. — sub-ovoides. 150, 151; V. 54. — sub-punetata. 150. — sp. V. 24.
Terebratulina graeilis. V. 26, — sp. V. 24. Teredo einfa. 88. — Tournali. 88,
Terrasseu (eocene) der W. Tschitscherei. 32, 43 Ansicht, 46, 56 Durchschnitt, 60, 62,
Tertiäres des Inovee Gebirgs. VY. 71. — der Halbinseln Kertsch und Taman. 119. —
der kleinen Karpathen. 356, 358, 359 Profil; V. 47. — des kleinen Magura-Gebirges. V. 144.
— zwischen der March und den kleinen Karpathen. 360, 363, 365. — bei Pruszka, Brunow
und Klobouk. V. 235, 236. — in Unter-Steiermark. 441, 442, 443. — am Rande des Wiener
Beckens. 391. — siehe auch „Eocen“, „Miocen“, „Neogen“, „Oligocen“ u. dgl. Tertiär-
Bivalven des Wiener Beckens. 509. — -Conglomerat am Rande der kleinen Kar-
pathen. 363. — -Kalk von Bur Szt. Miklös. 363. Petrefacte der kleinen Karpathen. |
V. 48. — von Messina. V. 56. — von Obersehützen. V. 114. — von Radoboj. Y. 11, 105.
Tesehenite (Alter der). V. 208. Tetragramma variolaris. 139. Textularia
abbreviata. 393, 394. — artieulata. 394; V. 58, — carinata. 362, 393, 394, V. 48, 58. —
— Haueri. 393. — Mariae. 394; V. 53, — Mayeriana. 394. — pectinata. V. 21. — sub-an-
gulata. 393. — sp. 392, 393. Thierknochen aus der Grotte von Eyzies. V: 65, 66. —
im Löss. V. 104. Thon, Analysen. 139. — (neogener). 230, 232, 241. Thone (rothe)
des Gebietes von Krakau. V. 222. Thongefässe im Löss. V. 104, 105, 132. Thon-
sehiefer im südlichen Afrika. V. 108. Topographie des Alboneser Karstes 101,
102. — der SW. Tschitscherei. 32, 33. Topographie der Thalgebiete im Eocenen von
Inner-Krain und Istrien. 12. — der Triest-Pisino-Mulde. 64, 97. Torfscehwein. V. 123,
219. Toxaster sp. 88. Traehyt um Kremnitz. V. 130. — bei Ober-Siuben und in
der Thuroez, V. 144. Transaetionen der Londoner Royal Society. V. 135. Triasin
Californien. V. 203. — im Himalaya. V. 101. — des Inovee-Gebirgs V. 69. — des Oetz-
thaler Stockes. 437. — im Traisen-Thale. V. 57. — (kohlenführende obere) der österrei-
chisehen Kalk-Alpen. V. 85. — (metamorphische) des Oetzthaler Stockes, V. 141. — (obere)
des kleinen Magura-Gebirgs. V. 143. — -Kohlen, Proben. 137. Trigouia Baylei. V.
140. — carinata. V. 139. — eonoeardiiformis. V. 109. — erenulata. V. 139, 140. — Des-
hayesi. Y. 140. — Herzogi. V. 109. — limbata. Y. 206. — ornata. V. 140. — scahra. V. 206.
— Vau. V.109. — Verneuili. V. 140. — sp. nova. V. 109, 139, 140. Triloeulina con-
sobrina. 392. Trochoeyathus sp. 88. Trochus agglutinans. 88. — eumulans, 361357
V. 48. — epulus. 154. — patulus. 361; Y.48. Tropfstein von Maiachit. V. 240,
Truneatulina lobatula. 393, 394. Tu ffe der tertiären Periode. 443. Turbo amatus.
V. 24. — Basteroti. V. 26. — Bohemus. V. %4. — obtusus. V. 26. — sub-sculptus. V. 24.
— sp. V. 70. Turmalin, Anal, 303. Turritella Archimedis. 361; V. 48. — gradata.
V. 94. — multi-striata. V. 24. — vermieularis. 361; V. 48. — Vindobonensis. 361; V. 48.
Vebersiehts-Karten (geologische) von Dalmatien, Oroatien und Siavonien. 445.
Unio atavus. V. 114. — eretaceus V. 206. — pachyodon. Y. 17. — sp. 119, 245, 248,511.
512; V. 130. Uran-Pecherz. 324 Ur-Archaeologie. Museum beantragt. V. 2,
— Notizen. Y. 216. Ursus spelaeus. V. 66. Ur-Thonschiefer Erzführung, 343,
34%. — der kleinen Karpathen. 341, 342, 346 Profil, 349 Profil. — im östlieben Böhmen,
466. 478, 479. Uvigerina aculeata. 394. — pygmaea. 362, 392, 393, 394; V. 48.
Venus Basteroti. V. 48. — Dujardini. V. 48. — laminosa. V. 24. — Matheroui. V, 206.
— plieata. V. 48. — sub-laminosa. V. 26. — sp. 363; V. 11. Vermetus sp. 50. Verneui-
lina spinulosa. 393. Viehsalz in compaeten Stücken. V. 145. Vögel (ausgestorbene) von
Neu-Seeland. V. 35, 36. Voluta erenulata. 88. Vorträge (Prof. Woldrieh’s geologische)
zu Salzburg. V. 89. Vuleanisches der Halbinseln Taman und Kertsch. 117.
Walchia piniformis. 487, 491. Waldheimia cornuta, V. 86. — Engelhardti.
150, 153. — Ewaldi. 150. — Grossulus. 131, 150, 153. — Lyeetti. 150, 153. — mutabilis. 150.
— numismalis. 153, 349; V. 49. Wasserverhältnisse von Pirano und Dignano. V. 228.
Wasserversorgung der Stadt Wien. 417; V. 95. Werfener Schichten des
Oetschers. V. 142. Wetterling- (Kreide-) Kalk. 353 Profil, 355, 356, 357 Profil, 358, 359
Profil. Wölchit. Y. 77. Wollaston-Denkmünze und Preis. Y. 51. Wulfenit. V; 220.
X enacanthus Decheni. 487. XVenophora eumulans. 88.
Zeitschrift (neue anthropologische) zu Paris. Y. 220. — (neue geologische) zu
London. V. 101, 102. Zinnerze (Ausbringen der Graupener). 177. Zinnerz-Gänge im
Gneiss von Graupen. 163, 165, 167, 168. — — — von Schlaggenwald. 315, 318, 323. —
-Lagerstätten von Graupen. V. 5. — — — (Entstehung und Altersfolge der). 174, 175.
— — im Porphyr am Preisselsberg. 172. — — von Schlaggenwald. 311; V. 27, 23. —
-Granit von Schlaggenwald. 313; Y. 28. — Oxyd (künstliches) in Krystallen. 323. —
-Sehliehe, Analysen. 177, 178. — -Stöcke von Schlaggenwald. 313, 321 Profil. Zizi-
phus paradisiaca. V. 105. Zosterites marina. V. 105. Zweischaler (tertiäre) des Wiener \E
Beckens. 509 Zygomaturus trilobus. V. 36, 37.
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